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FOR THE PEOPLE
FOR EDVCATION
FOR SCIENCE
LIBRARY
OF
THE AMERICAN MUSEUM
OF
NATURAL HISTORY
Mitteilungen
aus dem
Zoologishen Museum
ın
Berlin.
9. Band.
Mit Textfiguren und 5 Tafeln.
Berlin
In Kommission bei R. Friedländer & Sohn
| 1918—1919.
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Heft 1:
Heft 2:
Inhalt des neunten Bandes.
E. Vanhöffen, Zur Erinnerung an August Brauer ;
C. Zimmer, Neue und wenig bekannte Mysidaceen des Böciines
Zoologischen Museums .
K. Friederichs, Beobachtungen über einige solttäre en in
Madagaskar :
M. Hering, Neue Heapsiidäh, aus China
Ant. Collin, Wilhelm Weltner. Ein Nachruf
H. Lohmann, Ernst Vanhöffen .
H. Kuntzen, Die Carabidenfauna Deutsch- Südwestafrikas
R. ehjche. Zur Kenntnis der afrikanischen Cladognathinen .
W. Erwe, Holothurien aus dem Roten Meer . 3
H. Kolbe, Über die clavicornen Coleopteren von seien
auf Grundlage des von Herrn Tessmann gesammelten Materials,
nebst Studien über die tiergeographischen Beziehungen der
Nitiduliden Afrikas. — Nebst Besprechungen neuer Arten von
A. Grouvelle. : u .
A. Kühnemann, Bachkabunsen von 7 Tabsniidanlareen aus ern
Alkoholmaterial des Museums für Naturkunde
J. Moser, Beiträge zu einer Revision der Alcyonarien
157
177
191
215
219
Mitteilungen
aus dem
Zoologischen Museum
ın
Berlin.
9. Band. 1. Heft.
1. Zur Erinnerung an August Brauer. Von E. Vanhöffen ..... SR |
2. Neue und wenig bekannte Mysidaceen des Berliner Zoologischen
Ben Vou C. Zimmer la lese nalen meh, ve S. 13
3. Beobachtungen über einige solitäre Wespen in Madagaskar. Von
Beer rioleriehs s Hu8, sta anal oe ln wen ae S. 27
4. Neue Hesperiiden aus China. Von Martin Hering... ..... S. 51
5. Wilhelm Weltner. Ein Nachruf von Ant. Collin..... NS A|
Bebsst Vanhoften. Von H. Lohmann . ... eur and. a en. 8. 71
Ausgegeben im Oktober 1918.
Berlin
In Kommission bei R. Friedländer & Sohn
1918.
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Zur Erinnerung an
August Brauer.
E. Vanhöften.
Mit Bildnis.
(Eingesandt im Dezember 1917.)
en 10. September 1917 verstarb an einem Herzleiden, schmerzlos und ohne
Ahnung von seinem nahen Ende, der Direktor unseres Museums, Geheimer Regierungs-
rat Dr. August Brauer, ÖOrdentlicher Professor der Zoologie an der Universität
und Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Am 1. September kehrte
er nach vier Wochen Urlaub aus dem Teutoburger Walde zurück, wo er sich zu-
sammen mit seinen Schwestern in der schönen Natur gut erholt zu haben schien.
Bald aber stellten sich Brustschmerzen ein, die ihn veranlaßten, schon 6 Tage später,
am Freitag, einen Arzt aufzusuchen. Da dieser uur achttägige Bettruhe verordnete
und die Schmerzen sich verloren, schien die Krankheit nicht bedenklich. Am
Montag aber, etwas nach 2 Uhr mittags, wurde er, aufrecht in seinem Sessel sitzend,
die Hände auf die Seitenlehnen gestützt, als ob er hätte aufstehen wollen, tot vor-
gefunden, nachdem er zehn Minuten vorher noch ganz munter gewesen war. So
endete ein arbeitsreiches Leben mitten in voller Tätigkeit und erfüllt von neuen
Plänen zur Umgestaltung des Museums. Fast wie eine Ahnung vom Versagen seiner
Kräfte klingt es, daß er in seiner Antrittsrede in der Akademie am 1. Juli 1915
schon äußerte: „Ich zögerte nicht, die hiesige Professur für diese Fächer (Systematik
und Tiergeographie) zu übernehmen. Nun hatte ich das Material zum Arbeiten in
Fülle, aber leider kann ich das Glück nicht ausnutzen. Deun ein großes Welt-
museum verwalten, Lehrer und Forscher sein und die Herausgabe der wissenschaft-
lichen Ergebnisse der deutschen Tiefsee-Expedition leiten, das sind Aufgaben, die die
Arbeitskraft eines Menschen übersteigen, zumal das Museum jetzt einen großen
Anbau erhält und mir die Reorganisation der Schau- und Hauptsammlung im großen
Maßstabe zufällt.“ Leider hat er Recht behalten, sein Mut wurde nicht belohnt, und
es war ihm nicht vergönnt, die Frucht seiner Mühen zu ernten.
August Bernhard Brauer wurde am 3. April 1863 zu Oldenburg im GroB-
herzogtum geboren, als jüngstes Kind evangelischer Eltern, des wohlhabenden
Kaufmanns Theodor Brauer und seiner Gattin Marianne geb. von Darteln.
Mit 5 Brüdern und 3 Schwestern verlebte er die erste Jugend im schön gelegenen
Elternhause mit großem Garten, wo im Knaben schon frühzeitig die Liebe zur Natur
und Kunst und das Interesse an Gartenbau und Blumenpflege erwachte. Von
1869—1872 besuchte er die Vorschule der jetzigen Oberrealschule seiner Vaterstadt
und siedelte danı auf das dortige Gymnasium über, welches er im März 1882, ein
Jahr nach dem frühen Tode seines Vaters, mit dem Zeugnis der Reife verließ, um
Naturwissenschaften, besonders Zoologie, zu studieren.
1*
4 E. Vanhöffen:
Im Sommersemester 1882 und Wintersemester 1882/83 studierte er in Bönn,
wo er sich im Medizinisch-Naturwissenschaftlichen Verein Freunde. für sein ganzes
Leben gewann. Er hörte dort Vorlesungen über sämtliche Gebiete der Natur-
wissenschaften, gleichsam um sich zu orientieren, und wandte besonderes Interesse
noch der deutschen Geschichte zu. Die systematische Zoologie wurde ihm dort, wie
er oft klagte, dureh die trockne Lehre Troschels, welcher noch der vordarwinistischen
Schule angehörte, gründlich verleidet, aber im Sommersemester 1883 wußte ihn
Weismann in Freiburg, der damals gerade seine Studien über Vererbung begann,
wieder für Zoologie zu begeistern. Im Wintersemester 1883/84 gab ihm in Berlin
der weitgereiste von Martens neue Anregung in systematischer Zoologie und für
geographische Verbreitung der Tiere, aber im Sommer 1884 kehrte Brauer schon
nach Bonn zurück, wo ihn Richard Hertwig und Leydig in die entwicklungs-
geschichtliche und anatomische Forschung einführten und wo er eigene Arbeiten
begann, auf Grund deren er mit (er Dissertation über „Dursaria truncatella unter
Berücksiehtigung anderer Heterotrichen und der Vorticellinen“ am
30. Oktober 1885 den Doktorgrad erwarb. Gleich darauf bereitete er sich zum
Staatsexamen vor, das er am 21. Mai 1887 bestand und für das er eine umfang-
reiche Arbeit über die Verbreitung der arktischen Landsäugetiere verfaßte, die 1888
unter dem Titel „Die arktische Subregion‘“ im Druck erschien.
Nachdem er so durch ausdauernden Fleiß, dank seiner schnellen Auffassung
und Redegewandtheit seine Studien in normaler Zeit vorläufig abgeschlossen hatte,
genügte er von 1887—1888 seiner Militärpflicht im Feldartillerieregiment 26 zu
Oldenburg und wurde nach der Übung im Jahre 1839 zum Vizefeldwebel mit der
Qualifikation zum Reserveoffizier befördert. Auf solche Äußerlichkeiten legte jedoch
Brauer keinen Wert, obwohl ihn der Dienst bei der Artillerie lebhaft interessiert
hatte, was aus den Erzählungen von seiner Soldatenzeit genügend hervorging.
Um die durch den Militärdienst hervorgerufene Störung in seiner wissenschaft-
lichen Entwicklung besser zu überwinden, ließ er sich im Oktober 1888 trotz seiner
Examina für 2 Semester wieder in Berlin immatrikulieren, wo besondersvon Riehthofen
ihn für Geographie so einnahm, daß er beinahe der Zoologie untreu geworden
wäre. Aber diese Zeit ist für seine Entwicklung als Zoogeograph bestimmend ge-
wesen und im Kolloquium von Richthofens wurde ihm auch ein neuer Freundes-
kreis erschlossen.
Nach dieser Vorbereitung trat Dr. Brauer im Oktober 1889 an der Luisen-
städtischen Oberrealschule, einer Anstalt der Stadt Berlin, als Probekandidat ein,
wo er in Geographie und Chemie zu unterrichten hatte. Die ihn einführenden Lehrer
Professor Brosin und der durch seine Reisen in Alaska bekannte Molluskenforscher
Dr. Arthur Krause rühmten sein gediegenes Wissen und seine Pflichttreue und
erkannten sein Lehrtalent und seine Lust und Liebe zum Unterricht an. So wurde
es sehr bedauert, daß er schon am 1. Januar 1890 vorzeitig seine Lehrtätigkeit ab-
brach, weil ihm Gelegenheit geboten wurde, sich ganz der wissenschaftlichen Forschung
zu widmen, zur Universitätslaufbahn überzugehen.
Zunächst als Praktikant, dann vom 1. April 1890 als Assistent am zoologischen
‘Institut der Universität Berlin begann er eine Reihe entwicklungsgeschichtlicher
Arbeiten über Aydra, von der er dabei eine neue Art in Oldenburg entdeckte, und
Zur Erinnerung an August Brauer. 5
über die neapolitanische Tubularia mesembryanthemum, sowie über die Eier und Ent-
wicklung von Branchipus, Apus und KEstheria, für welche er das Material in den
damals bei Berlin noch häufigen Tümpeln der Jungfernheide, bei Halensee und
Finkenkrug selbst sammelte und konservierte. Trotz des anregenden Verkehrs mit
guten Freunden, besonders im geographischen Kolloquium, gab er kurz entschlossen
am 1. April 1892 die Assistentenstelle auf, da seine Habilitation nicht das Ent-
gegenkommen fand, das er auf Grund seiner Arbeiten erwarten durfte, und ging
nach Capodistria und der zoologischen Station in Triest, um sich Material für
Untersuchungen über die parthenogenetischen Eier von Artemia im Anschluß an
frühere Arbeiten Weismanns zu verschaffen. In demselben Jahre noch, nach
Abschluß der Arbeit, habilitierte sich Brauer in Marburg. Das Sommersemester
1893 benutzte er, um in Triest und am Gardasee Material zu einer Abhandlung
über die Entwicklungsgeschichte des Skorpions zu sammeln, welche 1894 neben
anderen Arbeiten erschien.
April 1895 unternahm dann Brauer auf eigene Kosten eine Reise nach den
Seychellen, da ihm eine Beihilfe von der Akademie der Wissenschaften zu Berlin
nicht bewilligt wurde. Sein Plan war eine eingehende, zoogeographische Untersuchung
über die Stellung der Inseln zu Afrika, Madagaskar und dem Indischen Gebiet und
ferner Entwicklungsstadien der Gymnophionen zu sammeln, deren Entwicklungs-
geschichte interessante Aufschlüsse über diese merkwürdigen, wurmartigen Amphibien
erwarten lieb.
Der Aufenthalt auf den Seychellen, Mai 1895 bis Januar 1896, bildet einen
Glanzpunkt im Leben Brauers und trug wesentlich zu seiner geistigen und körper-
lichen Ausbildung bei. Er fühlte sich dort auf der Plantage Mamelles nahe bei
Port Victoria auf der Insel Mah&@ wie zu Hause bei den Baseler Familien Schultheb
und Merian, mit denen er bis zu seinem Ende in freundschaftlichem Briefwechsel
blieb. Der Reiz der Tropen, das Gedeihen der Plantagen, die Unabhängigkeit der
Besitzer, denen auf den friedlichen, weltentrückten Inseln alles zuwuchs, was sie
brauchten, fesselte ihn so sehr, daß er allen Ernstes eine Zeit lang daran dachte,
sich selbst auf den Seychellen anzukaufen und Plantagenbesitzer zu werden. Allein
die Liebe zur Wissenschaft überwog; der Fauna des Restes eines uralten Erdteils
und dem einstigen Zusammenhang desselben mit anderen Festländern nachzuspüren,
“ war eine zu dankbare Aufgabe. Unermüdlich zog er am frühen Morgen hinaus
auf die Berge und in den taufeuchten Urwald und wochenlang quartierte er sich
dort allein, mit Konserven versorgt, in einsamem Hause ein oder er begab sich bei
tiefer Ebbe auf die Korallenriffe und besuchte mit primitivem Boot die ferner
liegenden Inseln der Gruppe zum Studium der geologischen Verhältnisse, besonders zur
Entscheidung der Frage über Niveauverschiebungen und die Entstehung des Laterits.
Die eigenen Mittel reichten nicht aus, um die geologischen und geographisch-
faunistischen Forschungen durchzuführen, aber die Gymnophionen brachten guten
Erfolg in zusammenhängenden Entwicklungsreihen, wovon vier größere Arbeiten aus
den Jahren 1897—1904 Kunde geben, welehe die Entwicklung der äußeren Form
und einzelner Organsysteme behandeln. Leider konnten diese Untersuchungen nicht
abgeschlossen werden, weil die Teilnahme an der Deutschen Tiefsee-Expedition bald
andere Aufgaben stellte.
6 E. Vanhöffen:
Als Brauer zuerst von der geplanten Tiefsee-Expedition Chuns erfuhr, waren
die Teilnehmer bis auf den Chemiker bereits bestimmt. Sofort arbeitete er sich
auf Wasseranalysen ein, um unbeschadet seiner zoologischen Interessen auch die
chemischen Arbeiten zu übernehmen, als einer der in Aussicht genommenen Teil-
nehmer zurücktrat und ihm Platz machte. Schon vorher hatte er den Plan gefaßt,
die Fauna des Mosambiquestroms zu erforschen, und daher war er nun ganz be-
sonders erfreut. in ähnlicher Weise seinen Neigungen nachgehen und von neuem die
Tropenwelt aufsuchen zu können. Vor der Abreise war er für die Ausrüstung
unablässig tätig, und an Bord übernalım er die Aufsicht beim Dretschen. Nach-
dem er halbe Tage lang die Schnelligkeit des Herablassens und Aufzugs der Dretsche,
den Druck auf den Akkumulator, zuweilen selbst unter Lebensgefahr, wenn das
Netz sich verankerte und die Zugfähigkeit des Drahtseils harte Proben bestehen
mußte, bei Sonnenbrand der Tropen und Hagelschauern der Antarktis verfolgt
hatte, fand er noch Zeit, sich bei der Konservierung der erbeuteten Tiere zu be-
teiligen. Mit vollem Verständnis für Naturschönheit erfreute er sich an dem eigen-
artigen Reiz der antarktischen Eisberge und der eishedeckten Bouvet-Insel, und im
bekannten Gebiet auf den Seychellen übernahm er die Führung zum Urwald auf dem
Mount Harrison und nach der Insel Praslin, der Heimat der berühmten Seychellennuß.
Als Belohnung für seine rastlose Tätigkeit erhielt er die Tiefseefische, das
schönste von der Expedition gesammelte Material zur Bearbeitung, und wenn er
es zunächst auch etwas unwillig übernahm, da die Gymnophionen zurückstehen
mußten, so arbeitete er sich doch in überraschend kurzer Zeit vorzüglich in das
ihm noch fremde Gebiet ein, nachdem er nach Marburg zurückgekehrt war, wo ihn
die Gesellschaft zur Beförderung der gesamten Naturwissenschaften am 17. Mai 1899
durch Aufnahme als ordentliches Mitglied ehrte. Nach einer Tätigkeit von 17
Semestern als Privatdozent in Marburg wurde ihm auch für seine Verdienste um
die Wissenschaft am 27. Dezember 1900 der Titel „Professor“ verliehen und 1904
ernannte ihn die Senkenbergische naturforschende Gesellschaft zu Frankfurt a. M.
zu ihrem korrespondierenden Mitglied.
In dieser Zeit hatte Brauer bereits einige Aufsätze und Vorträge über die
merkwürdigen Augen und Leuchtorgane der Tiefseefische veröffentlicht, welche trotz
mancher Rätsel, die sie aufgaben, sich doch zur systematischen Unterscheidung der
Gattungen und Arten gewisser Familien als vorzüglich geeignet erwiesen. Der erste
Teil des Werkes über die Tiefseefische, die Systematik, welche 1906 erst erschien,
hatte schon vorher Chun, den Herausgeber der Ergebnisse der Deutschen Tiefsee-
Expedition, so begeistert, daß er Brauer für die frei gewordene Stelle eines
Direktors des königlichen zoologischen Museums in Berlin vorschlug, welche ihm
selbst angetragen war. Darin wurden 261 Arten, die 120 Gattungen zugehören,
beschrieben, welche die Existenz einer reichen bathypelagischen Fauna bestätigten
und ferner außerordentlich interessante und für allgemeine Fragen wichtige Formen
enthielten. Die Ausgabe des zweiten, anatomischen Teiles verzögerte sich etwas
durch die Übernahme des Direktorats in Berlin im Januar 1906, so daß derselbe
erst 2 Jahre später erscheinen konnte. Dieser Teil bringt besonders neue Ergebnisse
über den Bau der Augen und Leuchtorgane und Ausblicke über die Abstammung
und Abänderung der Tiefseefische.
Zur Erinnerung an August Brauer. 7
In diesem Werk über die Fische der Tiefsee, das Brauers Befähigung als
Systematiker und vergleichender Anatom zeigte und das die Aufmerksamkeit auf ihn
lenkte, als es galt, einen neuen Direktor für das größte deutsche Museum zu finden,
beschrieb er 63 neue Arten von Fischen aus 16 verschiedenen Gattungen. Seinen
Autornamen tragen außerdem 41 Spezies und Subspezies der Klippschliefer oder
Hyracoiden. Aber nicht allein dadurch und durch seine sonstigen Arbeiten bleibt
sein Name den Zoologen späterer Geschlechter in Erinnerung, sondern auch noch
durch eine Gattung und: eine Reihe von Arten, die zu seinen Ehren benannt sind.
Bei der zerstreuten Literatur ist es schwer, sie alle aufzuzählen, daher werden hier
Beispiele erwähnt, die zeigen sollen, daß sein Name in den verschiedensten Gruppen
des Tierreichs vertreten ist, besonders durch neue auf den Seychellen und bei der
Tiefsee-Expedition entdeckte Arten. Die Gattung Draueriana mit der Art Br. fiorino
Bryk gehört zu den Schmetterlingen. Von den Arten sind zu nennen unter den
Säugetieren eine afrikanische Rennmaus Desmodillus braueri Wettstein, von Reptilien
Acanthosaura braueri Vogt aus Südchina und Glauconia braueri Sternfeld, eine Schlange
aus Deutsch-Ostafrika, und von Amphibien Rhacophorus braueri Vogt von Formosa.
Die Fische sind durch Myetophum (Lampanyetes) braueri Lönnberg vertreten, die
Tunieaten durch Tethyum braueri Michaelsen. Als Mollusken sind die Seychellen-
schnecken Hapalus (Curvella) braueri v. Martens und Streptazis (Imperturbatia) braueri
v. Martens zu erwähnen. Von Insekten schließen sich, außer dem als Gattung genannten
Schmetterling, eine (oldwespe Halopyga braueri Bischoff, dann 4 Käfer von den
Seychellen Camarothelops braueri Kolbe, Mordella braueri Kolbe, Pseudhadrus braueri
Kolbe und Zugnoristus braueri Kolbe an; die Apterygoten erscheinen mit Lepidospora
braueri Escherich, die Spinnen mit Aranea braueri Strand und die Myriopoden mit
Trigoniulus braueri Attems und Siphonophora braueri Attems von den Seychellen. Als
Würmer sind zu nennen Amblyplana braueri v. Graff, eine Landplanarie und Acanthodrilus
(Maheina) braueri Michaelsen, ein Regenwurm von den Seychellen. Endlich sind noch
die Crinoiden durch Ahizoerinus (Bythocrinus) braueri Döderlein und die Coelenteraten
durch Hydra braueri Bedot, die Tiefseemeduse Periphyllopsis braueri Vanhöffen und
die Gorgonide EKuplezaura braueri Kükenthal von den Korallenriffen der Seychellen
vertreten.
Wenn Brauer solche Anerkennung auch zu schätzen wußte, so war er doch
nieht eitel genug, auf Äußerlichkeiten Wert zu legen, was z. B. daraus hervorgeht,
daB er Einladungen von verschiedenen amerikanischen Universitäten, dort Vorträge
zu halten, ablehnte, da er seine ganze Kraft dem Museum widmen wollte. Er hatte
es sich zum Ziel gesetzt, das Berliner Museum an wissenschaftlichem Wert über die
ersten Museen des Auslandes hinaus zu heben, und nachdem er die Aufgabe einmal
übernommen hatte, hielt er trotz glänzender Angebote von den Universitäten Freiburg,
Bonn und Leipzig, die ihm größeres Einkommen und leichtere Arbeit in Aussicht
stellten, daran fest. Er verzichtete auch darauf, diese Rufe zu benutzen, um seine
Stellung zu verbessern, wie es sonst üblich zu sein pflegt, obwohl er im Interesse
des Museums dieselbe Stellung erstrebte, die der frühere Direktor gehabt hatte, welche
ihm aber bei der Übernahme des Amts nicht bewilligt war. Er wurde nämlich zunächst
1906 als außerordentlicher Professor berufen, dann 1909 zum ordentlichen Honorar-
professor, aber erst am 4. Februar 1914 zum ordentlichen Professor der Zoologie
8 E. Vanhöffen:
und am 20. März 1916 zum Geheimen Regierungsrat ernannt, nachdem ihm 1912
bereits als Anerkennung für seine Verdienste um das Museum der Rote Adlerorden
IV. Klasse verliehen und er am 1. Juli 1915 in die Akademie der Wissenschaften
aufgenommen war. Aber nicht allein das Ansehen des Direktors und damit des
Museums hatte er gewahrt, sondern auch wesentlich die Bedeutung des Museums
gehoben durch seine vielfachen Beziehungen und durch sein eigenes Vermögen, die
ihm halfen, wenn es galt, durch private Beihilfe staatliche Mittel zum Ankauf grober
Sammlungen flüssig zu machen oder indem er auf eigene Kosten Sammler unterstützte
und Hifsarbeiter heranzog, für die der Etat des Museums nicht mehr ausreichte und
die doch notwendig waren, um die reichen Bestände exotischer, in Papierdüten auf-
bewahrter Insekten zu präparieren und dadurch zugänglich zu machen. Sein liebens-
würdiger Verkehr und eifriger Briefwechsel, sowie sein großes Interesse für die Kolonien
und koloniale Angelegenheiten, seine stete Hilfsbereitschaft und schnelle Beantwortung
aller Anfragen hatte ihm viele Freunde in den Kolonien gewonnen, die ihm ihre
Sammlungen zum Kauf oder als Geschenk überließen. Dazu kamen noch die Samm-
lungen der großen marinen Expeditionen der „Valdivia“ und des „Gauss“, deren
Ausbeute nach der Bearbeitung hauptsächlich dem Berliner Museum zufiel, und das
Material der Spitzbergenfahrt von Römer und Schaudinn, dessen Bearbeitung in
der „Fauna arctica“ er nach dem Tode der beiden ersten Herausgeber selbst leitete.
So war seine beständige Arbeit im Interesse des Museums von reichem Erfolge gekrönt,
der eine Erweiterung der Räume nun nicht mehr aufschieben ließ. Schon in den
ersten Jahren seines Hierseins zog es ihn an den Sonntagen hinaus ins Freie nach
Dahlem, wo bereits ein Platz für das zoologische Museum vorgesehen war, und schön
dachte er es sich, dort ein modernes Museum nach eigenen Plänen aufzubauen und
einzurichten und fern vom Lärm der Großstadt der intimen Forschung zu leben.
Mit dem Tode Althoffs fiel dieser Plan, ein Anbau am alten Museum sollte dem
Raummangel abhelfen. Brauer war schließlich glücklich und den Behörden dankbar,
als trotz des Krieges der Bau begonnen und durchgeführt wurde. Unermüdlich war
er tätig, seine Wünsche den Baumeistern und Handwerkern klar und mundgerecht zu
machen, Pläne zu entwerfen, Kostenanschläge zu machen, Berechnungen über den für
jede Gruppe nötigen Raumzuwachs aufzustellen und Fürsorge für Anlage und Verteilung
der neuen Schränke zu treffen. Die lebhafte Beschäftigung und manche Verdrießlichkeit
führten vielfach zu schlaflosen Nächten und während der Kriegsjahre verzichtete er
selbst auf seine ihm als Mitglied des deutsch-österreichischen Alpenvereins liebgewordenen
Urlaubsreisen nach Tirol, dessen Bergluft ihm sonst Erholung gebracht hatte, z. T.
weil er sich von seinem Bau nicht trennen wollte. |
Dazu kamen noch andere Arbeiten. Wo zoologische Interessen in Frage kamen,
mußte er Gutachten erstatten und stets trat er bei der Besetzung erledigter oder
neu geschaffener Stellen rein sachlich für den Geeignetsten ein. Dadurch hat er viel
Gutes geschaffen. Seine Vorlesungen umfaßten Tiergeographie, Anatomie und Systematik
der Wirbeltiere, welche in der allgemeinen Zoologie für Naturhistoriker und Mediziner
trotz ihrer großen Bedeutung meist zu kurz kommen, ferner Deszendenztheorie und
Darwinismus, sowie das zoologische Kolloquium, das besonders wertvoll war, weil er
dabei am Objekt die Studenten zu eigenem Beobachten und Nachdenken anregte.
Außer seiner speziellen Arbeit über die Hyracoiden, die als Vorläufer eines großen
Zur Erinnerung an August Brauer. 9
Werkes über Tiergeographie gedacht war, beschäftigte ihn die Herausgabe einer
vollständigen deutschen Süßwasserfauna in handlichem Format, deren einzelne Gruppen
von sachverständigen Forschern bearbeitet wurden, ein Plan, der auf jene Zeit zurück-
griff, wo Brauer in den Süßwasserbecken bei Bonn und Berlin Material für seine
eigenen Arbeiten sammelte und die Schwierigkeit, die gefundenen Arten zu bestimmen,
kennen gelernt hatte. Nach Chuns Tode übernahm er 1914 auch die Herausgabe
der Ergebnisse der Deutschen Tiefsee-Expedition. Regelmäßig besuchte er die Sitzungen
der Gesellschaft naturforschender Freunde, die ihn bereits im Januar 1906 zum
ordentlichen Mitglied gewählt hatte und ihm verdankt, daß ihre Bibliothek endlich
zugänglich und benutzbar gemacht wurde. Freiwillig übernahm er noch das Amt
des Schriftführers der Deutschen Zoologischen Gesellschaft, das auch viele Mühe
machte, besonders bei der Vorbereitung der ‚Jahresversammlung und der Drucklegung
ihrer Verhandlungen. Endlich war ihm noch die Verwaltung des ganzen Hauswesens
im Museum für Naturkunde auferlegt, die manchen Ärger und viele Mühe brachte. Lange
Zeit gehörte er in Verehrung für seinen einstigen Lehrer von Richthofen dem Beirat
und bis zu seinem Ende als Mitglied der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin an, ferner
war er Mitglied der Anthropologischen Gesellschaft, des Kolonialwirtschaftlichen
Komites, der Kolonialgesellschaft, des Deutsch-österreichischen Alpenvereins und nahm
auch noch an verschiedenen anderen gemeinnützigen und bildenden Gesellschaften teil.
Von den geistigen Anstrengungen suchte er gern in Kunstausstellungen und
im Theater Erholung, wofür ihm meist nur noch nach Schluß des Semesters Zeit
übrig blieb, auch glaubte er ihnen durch körperliche Arbeit begegnen zu können,
zu der der Garten seiner Villa in Westend besonders durch fast täglich im Sommer
nötiges Sprengen und öfteres Scheren des Rasens reiche Gelegenheit bot. Dabei
turnte er am Barren und hatte einen Ruderapparat im Hause. Alles betrieb er mit
großem Eifer, und es ist wohl möglich, daß diese Kraftproben bei den schwierigen
Ernährungsverhältnissen während des Krieges ihm eher geschadet als genützt haben.
Sonst war seine Lebensweise einfach und regelmäßig. Morgens 6 Uhr stand er auf
und um !/,8 Uhr begab er sich bereits nach dem Museum, das sich erst in etwa
einer Stunde erreichen ließ. Dort war immer so viel zu tun, daß ihm nur wenig
Zeit für das zweite Frühstück blieb, welches meist nur aus einem Paar Äpfeln bestand.
Gegen 4 Uhr kam er zum Mittagessen nach Hause, wenn er nicht wie an den
Sitzungstagen der Akademie auswärts zu speisen gezwungen war. Nach kurzer Ruhe
wurde die Arbeit bei gutem, hellem Wetter im Garten, sonst am Schreibtisch auf-
genommen, welche ihn mit kurzer Unterbrechung für Abendessen und Zeitung meist
bis 11 Uhr fesselte. Auf seinem Schreibtisch stand Bismarcks Bildnis, für den er
ebenso wie für Goethe besondere Verehrung hatte, und sein Interesse für die deutsche
Geschichte kam auch jetzt noch in der Vorliebe für die Werke von Treitschke zum
Ausdruck, dessen Vorlesungen er einst als Student in Berlin gehört hatte. Natürlich
beschäftigte ihn lebhaft der Krieg, dem er auf Karten in größtem Maßstabe folgte
und von dem er durch persönliche Beziehungen an allen Fronten manche interessanten
Einzelheiten erfuhr. Gern saß er auch gelegentlich am Abend, wenn Besuch kam,
in kleinem Kreise bei gutem Wein und leichter Zigarre in lebhafter Unterhaltung,
doch war er stets so mäßig, daß Alkohol und Nikotin in keiner Weise für sein früh-
zeitiges Ende verantwortlich gemacht werden können.
10 E. Vanhöffen:
Im Garten liebte er mehr architektonische Schönheit als bunien Blumenschmuck,
aber für merkwürdige Pflanzen und fruchttragende Bäume und Sträucher hatte er
besonderes Interesse. Im Sommer sorgte er für Nistkästen und Triuk- und Bade-
gelegenheit der Vögel, die ihn erfreuten, wenu sie ihm beim Sprengen folgten und
die dabei aufgestöberten Insekten fingen; im Winter streute er ihnen Futter, wenn
Schnee lag, und stellte einen Apparat auf, um mit Körnern, Wallnüssen und Speck
die kleinen Meisen zu füttern. Seine liebenswürdige und harmlose Natur zeigte sich
auch im freundlichen Verkehr mit Neffen und Nichten und den Kindern seiner
Freunde, da er auf eigenes Familienleben verzichtet hatte. Er war zufrieden damit;
wie er selbst sagte, hätte sein Amt in Berlin ihm doch keine Zeit gelassen, sich
seiner Familie zu widmen, und vorher mußte er auf Anstellung warten. Gern half
er denen, die ihn um Rat fragten oder von ihm bei ihren Unternehmungen Unter-
stützung erhofften, wo er fand, daß eigene Arbeit ernstliches Streben erkennen ließ,
aber scharf ablehnend verhielt er sich gegen phrasenhaftes Getue und bald durch-
schaute er Leute, die sich mit fremden Federn zu schmücken suchten. Er selbst
erkannte gern olıne Eifersucht fremde Leistungen an. Es kümmerte ihn nicht, daß
er sich dadurch Feinde machte, sondern er sagte stets offen seine Meinung, selbst
auf die Gefahr hin, daß seine Pläne von Anderen ausgenutzt oder gestört werden
könnten. Er war zu vornehm, krumme Wege zu benutzen und verachtete solche, die
das taten, um ihren Einfluß zu mehren. Auch verschmähte er es, mit der Presse zu
arbeiten, die in wissenschaftlichen Dingen kein richtiges Urteil zu haben pfiegt und oft
Pseudogelehrten und Charlatanen, die ihr entgegenkommen müssen, zu billigem Ruhm
bei Laien und im Auslande verhilft. Treu hielt er zu seinen Freunden, und es ist kein
Zufall, daß sich unter seinen Aufzeichnungen die schöne Strophe Simon Dachs fand:
Der Mensch hat nichts so eigen,
Nichts steht so wohl ihm an,
Als daß er Lieb’ erzeigen
Und Freundschaft halten kann.
Er lebte danach.
Unter den Kollegen wie in ferner stehenden Kreisen hatte ihm sein gediegenes
Wissen und weitgehendes Interesse, sowie seine lebhafte Unterhaltungsgabe viele gute
Freunde erworben, die ihn oft genug vor zu großer Änstrengung warnten. Aber im
Vertrauen auf seine Kraft, die im Laufe von mehr als I1 Jahren seines Direktorats
nie versagt hatte, dachte er nicht an sich, sondern nur an die Vollendung seiner
Pläne. Alles hatte er für den Neubau und die Ausgestaltung der Schausammlung
im Kopf fertig, eine neue anatomische Sammlung wurde angelegt, und voll Stolz
hoffte er nach dem Kriege ein schönes, musterhaft durchgebildetes Museum zeigen
zu können, das nicht nur die Konkurrenz mit den anderen großen Museen aufnehmen,
sondern sie in wissenschaftlicher Bedeutung übertreffen sollte. Mitten in diesem
Schaffen wurde er abberufen. Am 15. September fand die Einäscherung in Berlin
im Beisein seiner Geschwister, zahlreicher Freunde und von Vertretern der Behörden
statt, mit denen er zu tun hatte. Seine Aschenurne ist auf dem Friedhof seiner
Vaterstadt Oldenburg beigesetzt.
Aber auch für die Zeit nach seinem Tode hatte er noch für sein Museum
gesorgt. Bei der Teestamentseröffnung zeigte es sich, daB Brauer seine Bibliothek
Zur Erinnerung an August Brauer. ır
und sein ganzes Vermögen dem Zoologischen Museum zu weiterer Ausgestaltung
vermacht hatte, da seine Geschwister alle in guten Verhältnissen leben. Er hatte
als Direktor es sehr bedauert, daB ihm nicht eine Summe zur Verfügung stand, um
schnell zugreifen zu können, wenn größere Sammlungen oder seltene Objekte angeboten
wurden. Diese Möglichkeit wollte er wenigstens seinem Nachfolger verschaffen, indem
er bestimmte, daß die mindestens je 3 Jahre angesammelten Zinsen seines Vermögens
nach freiem Ermessen des Direktors zum Ankauf gut durchgearbeiteter Sammlungen,
teurer Schaustücke und zu Sammelreisen für das Museum verwandt werden sollen.
Durch diese hochherzige Stiftung hat sich Brauer ein schönes Denkmal gesetzt und
noch nach seinem Tode ein Fortwirken im Museum gesichert. Spätere Generationen
werden es ihm danken.
Verzeichnis
der von A. Brauer veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeiten.
1885. Bursaria truncatella unter Berücksiehtigung anderer Heterotrichen und der Vorticellinen.
Dissertation Bonn, und Jenaische Zeitschrift für Naturwissenschaft Bd. XIX. N. F. 12.
1888. Die arktische Subregion, ein Beitrag zur geographischen Verbreitung der Tiere. Zoologische
Jahrbücher Jena. Abteilung für Systematik, Geographie und Biologie der Tiere Bd. III.
1890. Zur Entwicklungsgeschichte der Hydra. Zoologischer Anzeiger XIII. Jahrg., Nr. 342, S. 457.
1891. Über die Entwieklung von Hydra. Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie Bd. LI.
— Über die Entstehung der Geschlechtsprodukte und die Entwicklung von Tubularia mesem-
bryanthemum Allm. Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie Bd. LII, Heft 4.
1892. Über das Ei von Branchipus grubei von Dybowski. Abhandlungen der Preußischen Akademie
der Wissenschaften zu Berlin 1892.
1893. Zur Kenntnis der Herkunft des Centrosomas. Biologisches Centralblatt Bd. XIII, Nr. 9 u. 10.
— Zur Kenntnis der Reifung des parthenogenetisch sich entwickelnden Eies von Artemia.
Zoologischer Anzeiger XVI. Jahrg., Nr. 417.
— Zur Kenntnis der Spermatogenese von Ascaris megalocephala. Archiv für mikroskopische
Anatomie Bd. XLII, Heft 1.
— Zur Kenntnis der Reifung des parthenogenetisch sich entwickelnden Eies von Artemia salina.
Archiv für mikroskopische Anatomie Bd. XLIII, Heft 1.
1894. Beiträge zur Kenntnis der Entwieklungsgeschichte des Skorpions. Zeitschrift für wissen-
schaftliche Zoologie Bd. LVII, Heft 3.
-—— Centrosomen und Dotterkern. Zusammenfassender Bericht, Zoologisches Oentralblatt Jahrg. I,
Nr=10, 02 11.:8.,392°
-- Über die Eneystirung von Actinosphaerium Eichhorni Ehrbg. Zeitschrift für wissenschaftliche
Zoologie Bd. LVIII, Heft 2.
— Knospung bei Hydroiden. Referat über Arbeiten von Braem, Seeliger und Lang. Zoologisches
Centralblatt Jahrg. I, Nr. 19—20, S. 745.
1896. Die Seychellen auf Grund eigener Anschauung. Verhandlungen der Gesellschaft für Erd-
kunde zu Berlin Bd. XXIII.
1897. Beiträge zur Kenntnis der Entwieklungsgeschichte und Anatomie der Gymnophionen I.
Zoologische Jahrbücher Jena, Abteilung für Anatomie und Ontogenie der Tiere Bd. X.
1898. Ein neuer Fall von Brutpflege bei Fröschen, Arthrolepis seychellensis. Zoologische Jahr-
bücher Jena, Abteilung für Systematik, Geographie und Biologie der Tiere Bd. XL.
1899. Beiträge zur Kenntnis der Entwieklungsoeschichte und Anatomie der Gymnophionen Il. Die
Entwicklung der äußeren Form. Zoologische Jahrbücher Jena, Abteilung für Anatomie
und ÖOntogenie Bd. XII.
1900. Zur Kenntnis der Entwicklung der Exkretionsorgane der Gymnophionen. Zoologischer An-
5 zeiger Bd. XXIII.
1901. Über einige von der „Valdivia“ gesammelte Tiefseefische und ihre Augen. Sitzungsberichte
der Gesellschaft zur Beförderung der gesamten Naturwissenschaften Marburg Nr. 8.
12
1902.
E. Vanhöften: Zur Erinnerung an August Brauer.
Beiträge zur Kenntnis der Entwicklung und Anatomie der Gymnophionen. III. Die Entwicklung
der Exkretionsorgane. Zoologische Jahrbücher, Abteilung für Anatomie und Ontogenie
der Tiere Bd. XVI, Heft 1.
Diagnosen von neuen Tiefseefischen, welche von der Valdivia-Expedifion gesammelt sind.
Zoologischer Anzeiger Bd. XXV, Nr. 668.
Über den Bau der Augen einiger Tiefseefische. Verhandlungen der Deutschen Zoologischen
Gesellschaft, Jahresversammlung XII Gießen.
Schnitte durch das Auge von Sternoptyx und von Myctophiden. Verhandlungen der Deutschen
Zoologischen Gesellschaft, Jahresversammlung XIV Tübingen.
Über die Leuchtorgane der Knochenfische. Verhandlungen der Deutschen Zoologischen Ge-
sellschaft, Jahresversammlung XIV Tübingen.
Die Gattung Myetophum. Zoologischer Anzeiger Bd. XXVIII, Nr. 10.
Beiträge zur Kenntnis der Entwicklung und Anatomie der Gymnophionen IV. Die Ent-
wieklung der beiden Trigeminus-Ganglien. Zoologische Jahrbücher Jena Suppl. VII
Festschrift für Weismann.
Über die Leuchtorgane der Tiefseefische. Berichte der Senckenbergischen naturforschenden
Gesellschaft zu Frankfurt a. Main.
Die Tiefseefische 1. Systematischer Teil. Wissenschaftliche Ergebnisse der Deutschen Tiefsee-
Expedition Bd. XV.
Die Tiefseefische II. Anatomischer Teil. Wissenschaftliche Ergebnisse der Deutschen Tiefsee-
Expedition Bd. XV.
Die Benennung und Unterscheidung der Hydra-Arten. Zoologischer Anzeiger Bd. XXXIII,
Nr. 24 und 25.
Hydrozoa. Die Süßwasserfauna Deutschlands Heft 19, VI.
1909/11. Die Süßwasserfauna Deutschlands. Eine Exkursionsfauna bearbeitet von zahlreichen
1910.
1911.
Forschern, herausgegeben von Prof. Dr. Brauer (Berlin) Heft 1—19.
Kurze Mitteilung über einen Embryo des afrikanischen Elephanten. Sitzungsberichte der
Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin Jahrg. 1910, Nr. 6.
Über Embryonen des afrikanischen Rhinoceros. Sitzungsberichte der Gesellschaft natur-
forschender Freunde zu Berlin Jahrg. 1910, Nr. 9.
Über die Notwendigkeit einer Sammel- und Auskunftstelle für medizinisch, forst- und land-
wirtschaftlich wichtige Tiere in unseren Kolonien. V. Kolonialkongreß 1910.
Über die Bedeutung des Musculus ambiens für die Beugung der Zehen des Vogels. Sitzungs-
berichte der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin Jahrg. 1911, Nr. 3.
Tiergeographie und Abstammungslehre in: Die Abstammungslehre. Jena 1911, I.
Zwei neue Baumschlieferarten aus Westafrika. Sitzungsberichte der Gesellschaft natur-
forschender Freunde zu Berlin Jahrg. 1912, Nr. 7.
Zur Kenntnis des Gebisses von Procavia. Sitzungsberichte der Gesellschaft naturforschender
Freunde, Berlin 1913, Nr. 2.
Weitere neue Procavia-Arten aus dem Kgl. Zoologischen Museum in Berlin. Sitzungsberichte
der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin Jahrg. 1913, Nr. 2.
Neue Klipp- und Baumschliefer aus Südwest- und Westafrika. Sitzungsberichte der Gesellschaft
naturforschender Freunde zu Berlin Jahrg. 1914, Nr. 1.
Biogeographie, in Kultur der Gegenwart. III. IV. 4. Berlin u. Leipzig 1914.
Tiergeographie. ebenda.
Die Notwendigkeit der Einschränkung des Prioritätsgesetzes. 1X. Congrös International de
Zoologie & Monaco. Section VIII. Nomenclature 25./30. März 1913. Rennes 1914.
Männchen von Apus (Lepidurus) productus. Sitzungsberichte der Gesellschaft naturforschender
Freunde zu Berlin Jahrg. 1914, Nr. 5.
Antrittsrede. Sitzungsberichte der königlichen Preußischen Akademie der Wissenschaften
AEXIV. 1915.18, 1,
Die Verbreitung der Hyracoiden. Sitzungsberichte der königliehen Preußischen Akademie
der Wissenschaften. XIX, S. 436.
Über Doppelbildungen des Skorpions, Huscorpius carpathicus. Sitzungsberichte der könig-
lichen Preußischen Akademie der Wissenschaften 1917, XII, S. 208.
Neue Procaviiden. Sitzungsberichte der Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin 1917,
Nr. 4.
Neue und wenig bekannte
Mysidaceen des
Berliner Zoologischen Museums.
C. Zimmer
München.
Mit 44 Abbildungen im Text.
(Eingesandt im Mai 1917.)
,
ke
BETT! agb Barth
AN,
Gattung Gastrosaccus Norman.
Gastrosaccus bengalis H. J. Hansen.
1910. Sibogaexp. 37, p. 58, 59.
Fundort: Takao, Formosa, Juni 1907. Sammler: H. Sauter. Einige Stücke.
Ich nehme hier Gelegenheit einen Fehler zu berichtigen, der mir in den
„Mitteil. des Nat. Mus. Hamburg vol. 32 (1915) p. 165“ unterlaufen ist. Statt
„beim verlängerten Pleopodenast“ muß es dort heißen: „beim Innenast des zweiten
männlichen Pleopoden“. Der Satz lautet also: „Die Tiere stimmen gut mit der
Hansenschen Beschreibung überein, nur fand sich beim Innenast des zweiten männ-
lichen Pleopoden am Ende des Basalgliedes ein ebensolcher Dorn, wie ihn Hansen
vom zweiten Gliede erwähnt, so daß also zwei Dornen nebeneinander stehen.“ Dieser
Satz gilt auch für die vorliegenden Stücke.
Gastrosaccus vulgaris Nakazawa. (Fig. 1 —4.)
1910. Annot. Zool. Jap. vol. 7, p. 253, Tab. 8, Fig. 6, 23, 24, 25, 30, 33.
Fundort: Takao, Formosa, Juni 1907. Sammler: H. Sauter. Einige Stücke.
Bisher nur aus Japan bekannt.
Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4.
Telsonende. 1. Pleopod ca. 57 x 2. Pleopod ca. 57 x 5. Pleopod ca. 60 x
Gastrosaccus vulgaris Nakazawa
Die Stücke stimmen gut zur Originalbeschreibung bis auf zwei Punkte: 1. Beim
Weibchen ist der erste Pleopod nur einästig. 2. Am Telson sind die beiden letzten
Seitendornen nicht wesentlich in der Größe unterschieden und größer als der vor-
letzte Dorn (Fig. 1). Ich glaube trotzdem nicht fehl zu gehen, wenn ich die Stücke
als vulgaris anspreche.
16 C. Zimmer:
Ich will noch die Pleopoden des Männchens abbilden und beschreiben, bis auf
den dritten, über den man die Öriginalbeschreibung vergleichen mag: Der erste
Pleopod (Fig. 2) hat ein stark beborstetes Basalglied.. Der Außenast ist sieben-
gliederig, das zweite Glied am längsten. Der eingliederige Innenast reicht nicht
ganz bis zum Ende des zweiten Außenastgliedes. Auch der zweite Pleopod
(Fig. 3) hat einen siebengliederigen Außenast. Das erste Glied ist sehr klein, das
zweite am längsten. Keine der Fiederborsten ist irgendwie auffällig gestaltet. Der
Innenast ist eingliederig und reicht nicht ganz bis zum Ende des zweiten Außen-
astgliedes. Die beiden letzten Pleopoden (Fig. 4) sind einander sehr ähnlich gebaut.
Die beiden Äste sind von annähernd gleicher Länge. Der Außenast ist dreigliederig,
der Innenast eingliederig.
Gastrosaccus kojimaensis Nakazawa.
1910. Annot. Zool. Jap. vol. 7, p. 254, Tab. 8, Fig. 7, 20.
Fundort: Takao, Formosa, Juni 1907. Sammler: H. Sauter. Einige
Exemplare.
Bisher nur aus Japan bekannt.
Gattung Hemisiriella H. J. Hansen.
Hemisiriella parva H. J. Hansen? (Fig. 5—7.)
1910. Hansen, Sibogaexp. 37, p. 47, 48, Tab. 6 fig. 2a—e.
Fundort: Anjer, Java 25. 4. 1884. Sammler: Dr. Sander (Exp. „Prinz
Adalbert“). Ein Männchen.
Gegen die Originalbeschreibung finden sich folgende Unterschiede: Der Vorder-
rand des Oarapax (Fig. 5) ist etwas mehr vorgezogen und das Rostrum mehr zu-
Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7.
Vorderkörper ca. 43 x Antennenschuppe. Telson und Uropod ea. 43 x
Hemisiriella parva Hansen?
gespitzt. Die Augen sind etwas länger und schlanker. An der Antennenschuppe
(Fig. 6) ist der den Endzahn des Außenrandes überragende Lobus etwas länger.
Das Telson (Fig. 7) ist weniger schlank und steht in Gestalt und Bewaffnung der
Neue und wenig bekannte Mysidaceen des Berliner Zoologischen Museums. 17
von Hansen beschriebenen weiblichen Form näher als der männlichen. Am Hinter-
rande stehen in der Mitte drei kleine Dornen, seitlich davon zwei kräftige, von denen
der innere etwas kürzer ist, als der äußere. An der Umbiegung des Hinterrandes
zum Seitenrande steht dann ein Dorn, der wenig schwächer und kürzer ist, als der
innere des Hinterrandes.
Die Unterschiede erscheinen mir nicht schwerwiegend genug, daß ich mich
entschließen könnte, die Form als neue Art aufzufassen, andererseits wage ich sie
auch nicht bedingungslos mit der Hansenschen Form zu identifizieren und schreibe
deshalb ein ? hinzu.
Die Originalexemplare von Hemisiriella parva stammen aus der Bucht von
Bengalen.
Gattung Mysidopsis G. O. Sars.
1912 stellte ich (Jen. Denkschr. 17; Schultze, Forschungsreise 5, p. 4) eine
Gattung Paramysidopsis auf, die sich von der nahe verwandten Mysidopsis neben
einigen kleineren Differenzen dadurch unterschied, daß die Gangfüße am Basipoditen
schlauchförmige Vorstülpungen, Kiemen trugen. Seitdem habe ich gesehen, daß
derartige Bildungen mehr oder weniger gut entwickelt nicht so gar selten bei den
Mysidaceen vorkommen. Ich kann daher jenes Merkmal nicht mehr für so wichtig
halten, bin auch nicht sicher, ob die bisher bekannten Arten von Mysidopsis nicht
die gleiche Bildung zeigen (Material zur Nachprüfung steht mir augenblicklich nicht
zur Verfügung). Ich ziehe daher die Gattung zugunsten von Mysidopsis wieder ein.
Auch die unten beschriebenen beiden Spezies haben Kiemen an den Füßen.
Von den bisher bekannten Arten der Gattung unterscheiden sie sich in einigen
Merkmalen, die nicht so ganz unwichtig sind: Die Mandibeln (Fig. 10, 18, 19) haben
zwar verhältnismäßig kurze Kaufläche, die aber deutlich entwickelten partes molares
besitzen, während sonst bekanntlich dieser Teil der Mandibel beim Genus nur als
stark behaarter Höcker entwickelt ist. Den Maxillae (Fig. 12, 21) fehlt der Exopodit.
Der Tarsus der Füße (Fig. 8, 9, 16, 17) ist zweigliederig anstatt dreigliederig., An
der Antennenschuppe (Fig. 13, 22) ist der abgegliederte Teil auffallend lang, wo-
durch eine gewisse Ähnlichkeit mit LZeptomysis erreicht wird, ohne daß freilich,
wie bei dieser Gattung, mehr als fünf Fiederborsten am abgegliederten Teil
säßen. Die Summe dieser Merkmale fällt vielleicht genug ins Gewicht, um die
Aufstellung einer neuen Gattung zu rechtfertigen, doch kann man vor der Hand
davon absehen, da das Genus Mysidopsis nicht umfangreich und daher leicht zu
überblicken ist. |
Mysidopsis munda n. sp. (Fig. 8—15.)
Fundort: Armacao.. Sammler: W. Müller. Eine Anzahl erwachsener
geschlechtsreifer Männchen und Weibchen.
Beschreibung: Die allgemeine Körperform ist ziemlich schlank. Die Stirn-
platte (Fig. 8) ist etwas vorgezogen, ihr Vorderrand gleichmäßig gerundet, ohne
auch nur eine Andeutung einer Rostralspitze. Die Augen (Fig. 8) sind groß,
zylindrisch bis nagelförmig, der fazettierte Teil wesentlich kleiner als der Stiel.
Eine dorsoventrale Abflachung zeigen sie nicht. Nach der Seite gelegt, ragen sie
Mitt. a. d. Zool. Mus. in Berlin. IX. Bd. ı. H. 2
18 C. Zimmer:
mit viel mehr als ihrem fazettierten Teil über die Körperseiten hinaus. Nach vorn
gelegt überragen sie etwas das Ende des zweiten Stammgliedes der Antennula.
Fig. 10.
2 Mandibeln (ohne Palpen) ca. 57 x
Fig. 8. Fig. 9.
2 Vorderkörper ca. 57 x 2 Antenne ca. 57 x
Fig. 11. Fig. 12. Fig. 13.
2 Maxillula ca. 124 X 2 Maxille ca. 124 x Letzter Gangfuß 2 ca. 57 x
——
Fig. 14. Fig. 15.
2 Telson und Uropod ca. 57 x & 4. Pleopod ca. 57 x
Mysidopsis munda n. sp.
Der Stamm der Antennula (Fig. 8) ist ziemlich lang und schlank, das erste
Glied etwas länger als das dritte.
Neue und wenig bekannte Mysidaceen des Berliner Zoologischen Museums. 19
Die Schuppe der Antenne (Fig. 8, 9) ragt etwas über das Stammende der
Antennula hinaus. Ihr Außenrand ist schwach konkav, ihr Innenrand von der
breitesten Stelle an, die nahe der Basis liegt, ziemlich gerade. Die größte Breite
beträgt etwa !/, der Länge, beim Männchen ist die Schuppe etwas schlanker. Das
abgegliederte Endstück ist reichlich !/, so lang wie die ganze Schuppe. Der Geißel-
stamm ragt etwa bis zur Abgliederungsstelle des Eindstückes vor.
Der Vorderrand der Mandibel (Fig. 10) verläuft etwa senkrecht zur Längs-
achse des Tieres, der Außenrand etwa parallel zu ihr. Vorderrand und Seitenrand
stehen also annähernd aufeinander senkrecht. \Vo sie zusammenstoßen, steht ein
kleines Zähnchen. Am Kaurande ist eine wohlentwickelte pars molaris vorhanden.
Die Maxillula (Fig. 11) gleicht der von M. acuta Hansen und hat wie diese
einen höckerigen Vorsprung am Außenrande und auf dem proximalen Lobus nur
2 Fiederborsten.
Der Maxille (Fig. 12) fehlt der Exopodit. Sonst ist sie der von acuta Ähnlich:
Der proximale Lobus ist auffallend schmal und wenig beborstet, der distale Lobus
nur wenig gespalten.
Die Gangfüße (Fig. 13) sind ziemlich kurz. Ihr Propodit zerfällt in zwei
Glieder. Der Dactylopodit ist klein, die Endklaue lang und dünn. Auf dem
Basipoditen steht eine schlauchförmige Kieme.
Am 4. Pleopoden (Fig. 15) des Männchens sind beide Äste sechsgliederig,
der Innenast ragt aber nur bis zum Ende des vierten Außenastgliedes vor. Die
Endborste am Außenast ist sehr kräftig und etwa so lang, wie die 5 distalen
Glieder zusammen. Im übrigen aber ist die Beborstung des Außenastes auffallend
schwach.
Die Uropoden (Fig. 14) sind etwa so lang, wie das 6. Abdominalsegment.
Der Außenast überragt den Innenast um etwa die Hälfte von dessen Länge. Auf
der Unterseite des Innenastes steht nahe dem Innenrande eine Reihe von unter
sich nicht ganz gleich großer Dornen, die fast bis zum Ende des Astes reicht.
Das Telson (Fig. 14) ist zungenförmig, etwa 11/,—1!/; so lang wie breit.
Es ragt wenig über die Statoeyste hinaus. Während die proximalen 2/3 seines
Seitenrandes nackt sind, tragen die distalen Teile einen Besatz von Dornen, die an
Größe nach dem Ende hin gleichmäßig zunehmen.
Die Länge beträgt etwa 6 mm.
Bemerkung: Mit den bisher bekannten südlichen Vertretern der Gattung hat
die neue Art das zungenförmige hinten weder abgestutzte noch ausgeschnittene Telson
gemein, durch das sie sich von den 3 nordischen Arten unterscheiden. Gegenüber
den anderen erwähnten südlichen Arten ist es leicht kenntlich durch den unbewehrten
proximalen Teil der Seitenränder des Telsons.
Mysidopsis pacifica n. sp. (Fig. 16—24.)
Fundort: Callao 21.1.1885. Sammler: Dr. Sander (Exp. „Prinz Adalbert“).
Eine Anzahl von Exemplaren.
Beschreibung: Der Körperbau ist schlank. Die Stirnplatte (Fig. 16) ist
etwas vorgezogen. Der Vorderrand verläuft in zwei Geraden, die in stark stumpfem
Winkel mit nicht abgerundetem Scheitel aufeinanderstoßen.
98
20 C. Zimmer:
a
\
Fig. 17.
2 Antenne ca. 57 x
Fig. 16. 2 Vorderkörper ca. 57 x
Fig. 18. Fig. 19. Fig. 20.
© Kaurand der rechten 2 Kaurand der linken © Maxillula ca. 124
Mandibel Mandibel Fig. 21.
ca. 222 < @ Maxille ca. 124 <
Fig. 23.
9 Telson und Uropod ca. 57 x
Fig. 24.
g@ 4. Pleopod ca. 57 x
Fig. 22.
2 letzter Gangfuß ca. 67 x Mysidopsis pacifica n. SP.
Neue und wenig bekannte Mysidaceen des Berliner Zoologischen Museums. 21
Die Augen (Fig. 16) sind groß, fast ganz zylindrisch, nach der Basis zu nur
wenig verschmälert. Ihr fazettierter Teil ist wesentlich kleiner als der Stiel. Nach
der Seite gelegt, überragen sie den Körper mit fast dem ganzen distalen Gliede.
Nach vorn gelegt, ragen sie bis zur halben Länge des dritten Stammgliedes der
Antennula vor.
Der Stamm der Antennula (Fig. 16) ist beim Weibchen sehr schlank, kräftiger
beim Männchen. Das erste Glied ist nicht ganz so lang, wie die beiden distalen
Glieder zusammen. Das zweite Glied ist länger, als es sonst die Regel ist, besonders
beim Weibchen, wo es fast die Länge des dritten Gliedes erreicht.
Die Antennenschuppe (Fig. 16, 17) ragt fast bis zum Ende des Antennula-
stammes vor. Ihr Außenrand ist fast gerade, ihr Innenrand konvex. An der
breitesten Stelle nahe der Basis ist sie knapp 1/, so breit wie lang. Das ab-
gegliederte Ende erreicht fast den vierten Teil der Schuppenlänge. Der Geißel-
stamm ragt ziemlich bis zum Ende der Schuppe.
Die Mandibel (Fig. 18, 19) hat eine pars molaris.
Maxillula (Fig. 20) und Maxille (Fig. 21) zeigen annähernd denselben Bau
wie bei der vorigen Art.
Der Tarsus der Füße (Fig. 23) ist zweigliederig, der kurze Dactylopodit
trägt eine lange und dünne Endklaue. Auf dem Basipoditen sitzt eine schlauch-
förmige Kieme.
Der vierte Pleopod (Fig 24) des Männchens hat beide Äste sechsgliederig,
der Innenast ragt annähernd bis zum Ende des vorletzten Außenastgliedes. Die
Endborste des Außenastes ist ganz besonders lang und übertrifft noch beträchtlich
die Länge des ganzen Astes.
Die Uropoden (Fig. 23) sind länger als das letzte Abdominalsegment. Der
Außenast überragt den Innenast um nicht ganz die Hälfte von dessen Länge Am
Innenrande des Innenastes stehen auf der Unterseite eine Reihe ungleich großer
Dornen, die fast bis zum Ende des Astes sich erstrecken.
Das Telson (Fig. 23) ragt etwas über die Statocyste hinaus. Es ist etwa
3/4 so breit, wie lang. Die Seitenränder verlaufen im’proximalen Teil konvex, im
distalen gerade und nahezu parallel zueinander. Derart ist das Telson im proximalen
Teile etwa doppelt so breit wie im distalen. Die Seitenränder enden in starken
Zähnen. Zwischen ihnen ist der Hinterrand des Telsons schwach konvex und trägt
einen Besatz von Dornen, die an Länge der Telsonmitte hin zunehmen.
Die Länge beträgt etwa 6 mm.
Bemerkung: Die Art steht, wie schon oben ausgeführt, der vorigen näher,
als den anderen Species der Gattung. Von allen anderen Arten ist sie leicht an
der Form des Telsons zu unterscheiden, das im Charakter dem von Macropsis
etwas ähnelt.
Gattung Theganomysis Thomson.
(Fig. 25 u. 26.)
Von dieser bisher wenig bekannten Gattung lagen drei stark defekte Exemplare
aus der Plentybai, von Thilenius gesammelt, vor. Sie hatten ein verhältnismäßig
längeres Telson als die einzige bisher bekannte Art Thegnovae seelandiae Thomson.
22 C. Zimmer:
Zu einer Neubeschreibung eigneten sie sich wegen des schlechten Erhaltungszustandes
nicht. Ich nehme aber die Gelegenheit wahr, an der Hand der Exemplare die
Gattungsdiagnose etwas zu vervollständigen, indem ich die beiden ersten Cormopoden
abbilde. Der erste (Fig. 25) ist ziemlich kräftig gebaut, auch recht stark beborstet.
>> N
—= ES
Fig. 25. Fig. 26.
1. Cormopod ca. 62 x 2. Cormopod ca. 62 x
Theganomysis Sp.
Der Endit am Basipoditen ist sehr groß und nicht abgegliedert. Der zweite Cor-
mopod (Fig. 26) ist schwach beborstet und zeigt nichts besonders bemerkenswertes.
An den Gangfüßen war auf den Basipoditen eine schlauchförmige Kieme vorhanden.
Gattung Anisomysis H. J. Hansen.
Anisomysis australis n. sp. (Fig. 27—32.)
Fundort: Port Philipp. Sammler: von Lendenfeld. Zahlreiche Exemplare,
die Weibchen den Männchen gegenüber in ganz überwiegender Zahl.
Beschreibung: Die Stirnplatte (Fig. 27) ist etwas vorgezogen, ihr Vorder-
rand von oben gesehen fast’ gleichmäßig gerundet und die Mittelspitze nur angedeutet.
Die Augen (Fig. 27) sind groß, birnförmig. Nach der Seite gelegt, über-
ragen sie die Körperseiten mit mehr als ihrem fazettierten Teil.
Die Antennula (Fig. 27) ist beim Weibchen etwas schlanker als beim Männchen.
Beim ersteren überragt sie die nach vorn gelegten Augen nicht, beim letzteren ganz
unbedeutend. Bei ersterem ist das erste Glied so lang, wie die beiden anderen
zusammen, beim letzteren etwas kürzer, aber länger als das dritte Glied.
Beim Weibchen ist der Geißelstamm der Antenne etwa halb so lang wie
die Schuppe, beim Männchen (Fig. 29) etwas länger. Die Antennenschuppe ist
etwa 8 mal so lang, wie breit, ihr Außenrand konkav, der Innenrand konvex.
Sie überragt den Stamm der Antennula beim Weibchen etwa mit dem abgegliederten
Endstück, beim Männchen mit einem etwas geringeren Stück.
Der Mandibularpalpus (Fig. 30) trägt keine Zähne am Innenrande.
Der verlängerte 4. Pleopod (Fig. 32) des Männchens reicht annähernd bis
zum Telsonende. Das erste Glied des Außenastes ist etwa 11/,mal so lang wie
die distalen Glieder zusammen. Das zweite Glied ist etwa */, so lang wie das dritte.
Neue und wenig bekannte Mysidaceen des Berliner Zoologischen Museums. 23
Die Uropoden (Fig. 28) sind länger als das letzte Abdominalsegment, aber
nicht so lang wie die beiden letzten Glieder zusammen. Die Äste sind schmal,
der Innenast kürzer als der Aubenast.
Das Telson (Fig. 28) ist zungenförmig, etwa 34 so breit, wie lang. Es
reicht nur wenig über die Statocysten der Uropoden hinaus. Im distalen Teile
Fig. 27. Fig. 28.
2 Vorderkörper ca. 43 x 2 Telson und Uropod
ca. 43 x
//
; KA
>
Fig. 29. Fig. 30. Fig. 31. Fig. 32.
g Antenne ca. 62 x g& Mandibularpalpus ca. 62 X & letzter Gangfuß & 4. Pleopod
ca. 62 X ca. 62 x
Anisomysis australis n. SP.
des Außenrandes trägt es eine bis zum Ende sich erstreckende Reihe von etwa
10--13 kurzen, aber kräftigen Dornen.
Die Länge beträgt etwa 6 mm.
Bemerkung: Die Art steht der Anisomysis mirta Nakazawa am nächsten,
mit der sie allein unter den bisher bekannten Arten das zungenförmige Telson
teilt. Unterschieden ist sie von der japanischen Art durch die geringere Ausbildung
des Rostrums, die geringere Zahl der Seitendornen des Telsons und vor allem durch
die andere relative Länge der Glieder des verlängerten Uropodenaußenastes beim
Männchen.
24 C. Zimmer:
Gattung Mysidia Dana.
1850. Mysidia Dana. Americ. Journal Ser. 5 vol. 9 p. 130.
1852. Macromysis Dana. U. S. Expl. Exp. vol. 13, Crustacea I p. 652, 653.
Beschreibung: Die Gattung gehört zur Tribus Mysınx H. J. Hansen. Die
Oberlippe hat vorn keinen Dornfortsatz. Die Antennenschuppe (Fig. 34) ist
lanzettlich, ringsum mit Borsten besetzt. Die Mandibel gleicht der von Anisomysis.
Die Maxillula (Fig. 35) hat am vorderen Außenrande einen höckerigen Vorsprung.
Die Maxille (Fig. 36) hat einen ziemlich kleinen Exopodiden und einen schmalen
linealischen Palpus. Die beiden ersten Comopoden (Fig. 37 u. 38) haben die volle
Gliederzahl. Sie sind weder auffallend kräftig gebaut, noch besonders stark beborstet.
Am Basipoditen des ersten Comopoden (Fig. 37) ist ein deutlicher, aber nicht
abgegliederter Endit vorhanden. Der Ischiopodit ist innen etwas ladenartig aus-
gezogen. Die vier ersten Gangfußpaare (Fig. 39) haben einen dreigliederigen, die
beiden letzten Paare (Fig. 40) einen zweigliederigen Tarsus. Die Endklaue ist zart
und lang. Der Uropodeninnenast hat auf der Unterseite des Innenrandes keine
Dornen. Das Telson (Fig. 44) ist nach hinten zu nur wenig verschmälert, der
Hinterrand breit und bogig ausgerandet, die hinteren Seitenecken breit abgerundet.
Der Processus masculinus der männlichen Antennula (Fig. 33) ist lang, sein
distaler Teil scharf abgesetzt schmäler als der proximale. Der Pleopod 3 (Fig. 42)
des Männchens ist rudimentär, aber doch deutlich größer als die Pleopoden 1
(Fig. 41), 2 und 5, auch hat er noch die Andeutung einer Gliederung nahe der
Basis. Der Pleopod 4 (Fig. 43) ist stark verlängert. Sein Stamm ist verhältnis-
mäßig lang, undeutlich zweigliederig. Der Innenast ist kurz und mit dem Stamm
verwachsen. Der Außenast ist stark verlängert, mehrgliederig und hat am letzten
und vorletzten Glied je eine lange Borste, von denen die des vorletzten Gliedes die
andere an Länge übertrifft. Typus der Gattung ist die unten beschriebene Art.
Zu ihrer Aufnahme stellte Dana 1850 die Gattung Mysidia auf (1852 in der
Literaturangabe irrtümlich Mysidium geschrieben). Diese identifizierte er dann 1852
mit Macromysis White (pro parte = Praunus Leach). Die Identifizierung läßt
sich nicht halten und der erste Danasche Name besteht zu Recht. Über die
systematische Stellung der Gattung habe ich an anderer Stelle (Z. Anz. vol. 46
1915, p. 215) schon das Nötige gesagt.
Mysidia gracilis (Dana). (Fig. 33—44.)
1852. Macromysis gracilis Dana. U. S. Expl. Exp. vol. 13, Crustacea I
p. 653—655, Tab. 43. Fig. 5a—m.
Fundort: Rio de Janeiro. Sammler. Selenka. Sehr zahlreiche Exemplare,
viel mehr Weibchen als Männchen.
Beschreibung: Die Stirnplatte (Fig. 33) ist wenig vorgezogen. Ihr
Vorderrand ist von oben gesehen nahezu gleichmäßig gerundet, die Mittelspitze
nur wenig ausgebildet.
Die Augen (Fig. 33) sind groß, kugelig bis birnförmig. Nach der Seite
gelegt, überragen sie die Körperseiten mit unbeträchtlich mehr als ihrem
fazettierten Teil.
Neue und wenig bekannte Mysidaceen des Berliner Zoologischen Museums. 25
Fig. 35.
Maxillula ca. 57 x
Fig. 34. Fig. 36.
Antenne ca. 57 x Maxille ca. 657 x
Fig. 33.
& Vorderkörper ca. 43 x
Fig. 37. Fig. 38.
1. Cormopod ca. 57 x 2. Cormopod ca. 57 x
Fig. 39.
1. Gangfuß (3. Cormopod) ca. 57 x
N
a,
ig. 42.
Fig. 40. Fig. 41. | 3 en 2
2 letzter Gangfuß ca. 57 x d ı. Pleopod ca. 57 x ar
Mysidia gracilis Dana.
926 C. Zimmer: Neue und wenig bekannte Mysidaceen des Berliner Zoologischen Museums.
Der Stamm der Antennula (Fig. 33), etwas schlanker beim Weibchen als
beim Männchen, überragt die nach vorn gelegten Augen nur unbeträchtlich. Das
erste Glied ist etwa so lang, wie die beiden anderen zusammen.
Die Antennenschuppe (Fig. 34) überragt den Geißelstamm der Antennula beim
Weibchen etwa mit dem abgegliederten Endteil, beim Männchen noch etwas weiter. Ihr
Außenrand ist fast gerade, der Innenrand konvex. Die größte Breite, die nahe der Basis
liegt, beträgtetwa!/, der Länge. Der Antennenstammreichtnichtbiszur Hälfteder Schuppe.
Der verlängerte 4. Pleopod (Fig. 43) des Männchens reicht mit seinen
Borsten annähernd bis zum Ende des Telsons. Der Außenast ist ohne Borsten
etwa doppelt so wie der Stamm, viergliederig; das erste Glied ist
etwa il/„mal so lang, wie die drei anderen zusammen, das zweite
Glied nicht ganz so lang, wie die beiden folgenden zusammen; das
letzte Glied ist das kürzeste.
Die Uropoden (Fig. 44) erreichen etwa die Länge der beiden
letzten Abdominalsegmente zusammen. Die Äste sind ziemlich
schlank, der Außenast etwa um die Hälfte länger als der Innenast.
Das Telson (Fig. 44) ragt annähernd bis zur halben Länge
des Uropodeninnenastes. Seine
Seitenränder verlaufen nahe der
Basis zunächst eine kurze Strecke
parallel, dann konvergieren sie
etwa bis zur halben Länge, um
dann wieder parallel zueinander
weiter zu verlaufen. In der
hinteren Hälfte ist das Telson
etwa °/s so breit, wie an der
breitesten Stelle. Der Hinter-
rana ist schwach ausgerandet.
Etwas hinter der halben Länge
des Außenrandes beginnt eine
Dornbewegung, die sich um den
Fig. 43. Fig. 44. : ’ Eu
d 4. Pleopod ca. 57 x Teison und Uropod ea. 43 = ganzen hinteren Teil des Tlelsons
Dr fortsetzt. Die Dornen nehmen
nach den hinteren Seitenecken hin an Stärke und Länge zu, um dann nach der
Mitte des Ausschnittes wieder schwächer zu werden.
Die Länge beträgt etwa 61/, mm.
Bemerkung: Die Beschreibung Danas ist etwas zu knapp, um danach die Art
sicher erkennen zu. können. Da aber die außerordentlich zahlreichen Exemplare
von der ÖOriginalfundstelle stammen, an der auch die Danaschen Stücke in großer
Anzahl erbeutet wurden, gehe ich sicher nicht fehl, wenn ich annehme, daß wir es
hier mit der Danaschen Art zu tun haben.
‘ Die zweite Art der Gattung — Mysidia columbiae (C.: Zimmer) — ist von
der vorliegenden Jeicht an der spitz vorgezogenen Stirnplatte und der schlankeren
und längeren Antennenschuppe zu unterscheiden.
Beobachtungen über einige
solitäre Wespen in Madagaskar.
Von
Dr. K. Friederichs
z. Zt. interniert in der Schweiz (Bern).
Hierzu Tafel 2 und 3.
(Eingesandt im Juni 1918.)
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As Gefangener der Franzosen in Madagaskar befand ich mich von Oktober
1914 bis Ende 1915 in dem Fort Duchesne, das auf einem Hügel gegenüber der
Hauptstadt Antananarivo, in dem Hochland Imerina, 1400 m über dem Meeresspiegel,
liegt. Die Sonne sticht hier zu jeder Jahreszeit, wie überall in den Tropen, und
Schwärme von Stechmücken tragen die Malaria von Mensch zu Mensch, sonst
jedoch ist dieses Höhenklima nicht unangenehm; in der Jahreszeit, die in Europa
die warme ist, herrscht hier eine erfrischende Kühle; die Temperatur geht dann zu
Zeiten nachts bis — 2° herab.
Der Hof des Forts, den wir niemals verlassen und von dem wir auch nur
einen Teil, der etwa 920 qm umfaßte, betreten durften, ist mir nebst seiner Tierwelt
natürlich ziemlich genau bekannt geworden. Den beachtenswertesten Teil dieser
Tierwelt nun bildete eine Reihe solitärer Wespen, die ihre Nester an die Mauer
klebten, und andere Wespen, die ab- und zuflogen. Die Beobachtung des Treibens
dieser schönen, fleißigen und harmlosen Tiere hat mir über manche traurige Stunde
hinweggeholfen, und es war sogar ein Vorteil dabei: Nie hätte ich Gelegenheit und
Zeit gefunden zu einer so intimen Bekanntschaft mit ihnen, zu einer so unausgesetzten
Beobachtung, wie sie hier möglich war. Zugleich begeisterte ich mich zu jener Zeit
an den Schilderungen Fabres, dessen Werke ich bei mir hatte, über das Leben der
südfranzösischen Verwandten dieser Tiere. Sollten mir hier und da bei meinen
Aufzeichnungen Spuren von seiner Art zu schreiben in die Feder geflossen sein, so
wird das nicht jeder für einen Nachteil ansehen.
Die Tafeln sind von einem Mitgefangenen aus Ungarn Herrn Stephan Szänthoy,
hergestellt worden, der nach zwanzigjährigem Aufenthalt in Madagaskar zum ersten
Male jetzt wieder Stift und Pinsel zur Hand nahm. Ihm sei auch an dieser Stelle
mein Dank ausgesprochen !),
* *
*
Unter den Wespen des Festungshofes von Fort Duchesne waren zu unterscheiden:
1. Diejenigen, die selbst Nester aus Lehm oder Sand verfertigen, an die Mauern
kleben, und zwar a) solche, die Spinnen als Beute eintragen (Sceliphron hemipterum F.)
und b) solche, die Raupen eintragen (Eumenes maxillosus de Geer und die von
Saussure regina genannte Form der gleichen Art). 2. Diejenigen Arten, welche die
1) Wegen der in der jetzigen Zeit unverhältnismäßig hohen Kosten farbiger Tafeln mußte von
einer farbigen Wiedergabe des Aquarells abgesehen werden.
30 K. Friederichs:
verlassenen Nester besiedeln (Sceliphion violaceum F. und Odynerus hildebrandti Sauss.).
Auch sie tragen teils Spinnen ein (Se. violaceum), teils Raupen (Odynerus). 3. Eine
Art, die große dicke Spinnen für ihre Brut in der Erde verscharit (Sphex torridus
Kohl). 4. Parasiten: Stilbum viride Guer., Chrysis gheudei Guer. und Chr. friederichsi
Schulth. Si. viride wurde aus Nestern von Humenes mazwillosus gezüchtet; Chrysis
gheudei aus denen von Sceliphron hemipterum. Chr. friederichsi parasitiert ebenfalls
bei der einen oder der anderen der verschiedenen vorgenannten Wespen, denn ich
habe sie gezüchtet, aber ich vermag keine genaueren Aufgaben zu machen, wie die
Arten zusammengehören, da meine Notizen hier versagen. 5. Arten, die den Hof
nur besuchten, ohne dort zu nisten: Jcaria grandiieri Sauss., Tachytes argyropis Sauss.,
Philanthus diadema F. var. abdelkader Lucas.
Die häufigste Art war Sceliphron hemipterum. Ihre Nester sind von sehr ver-
schiedener Größe. Meist baut sie nur 3—8 Nestkammern, aber verschiedentlich
habe ich recht große Nester entstehen sehen; eins, in einer Türfüllung befindlich,
hatte eine Länge von 23 cm, eine Dicke von 2,5 cm und enthielt wohl 30-- 40
Kammern. Es versteht sich, daß diese größere Zahl — in jeder Kammer ent-
wickelt sich nur eine junge Wespe — zur Fortpflanzung der Art erforderlich ist,
besonders da wir verschiedene Einflüsse kennen lernen werden, die zerstörend auf
die Brut einwirken. Daher darf man mit Sicherheit annehmen, daß eine Wespe,
die ein kleines Nest baut, in der Folge weitere herstellt. Einmal sah ich eine an
drei Stellen abwechselnd bauen. Zwei befanden sich dicht neben einander, die
dritte in einem gegenüberliegenden Mauerwinkel. Hier entstand nur eine Kammer,
die leer blieb. An der zweiten Stelle verfertigte sie zwei Kammern und belegte
sie mit Beute (toten Spinnen) und je einem Ei. Inzwischen arbeitete sie aber auch
an dem dritten Nest, dem sie eine größere Ausdehnung gab. Schließlich bedeckte
sie das kleine Nest flüchtig mit etwas Erde zur Verstärkung, das andere hingegen
vollendete sie sorgfältig.
Die Längsachse der einzelnen Kammer hat eine horizontale, aber etwas nach
oben oder unten schräge Richtung. Sie werden zumeist in ziemlich regelmäßiger
Reihe unter einander angeordnet; bei größeren Nestern wird die zuerst entstandene
Reihe mit einer zweiten überdeckt; die Anordnung richtet sich im übrigen nach der
Unterlage und ist zuweilen auch ohne darin liesende Ursache ziemlich unregelmäßig.
Die Maße der einzelnen Kammer sind etwa 3><1 (Höhe) >= 1 (Tiefe) cm.
Sie hat, wenn verschlossen, die Form eines runden, länglichen Brotes. Das
Baumaterial ist roter Eisenton, teilweise oft ein gelbliches Material. Die Wespe
holt es an feuchten Stellen des Erdbodens, zuweilen von ziemlich weit her, und
festigt es mit ihrem Speichel. Die Rückwand der Kammern wird gewöhnlich durch
die Fläche gebildet, an der sie angeklebt sind; sie sind also nach hinten offen,
wenn man das Nest abhebt; wird aber eine Rückwand noch extra gebaut, so ist
sie sehr dünn.
Schauen wir einmal einer Wespe bei der Arbeit zu. An der Wand des Unter-
baues des Hauses, wo ein zurücktretender Winkel Schutz gewährt, in dreiviertel
Meter Höhe über dem Erdboden, hat sie zwei Kammern fertiggestellt und baut an
der dritten. Das Material holt sie von verschiedenen Orten her; es ist teils rot,
teils gelb. Sie trägt es in Kugelform herbei, an ihrem Munde festgeklebt und mit
Beobachtungen über einige solitäre Wespen in Madagaskar. sT
den Vorderbeinen gehalten, während die hinteren Beinpaare zur Erhaltung des
Gleichgewichts im Fluge herabhängen. Sie fliegt immer so schnell, daß es schwer
ist, die Haltung der Beine genau zu sehen, man muß sie halb erraten. Beim Nest
angekommen, klebt sie unter lautem Gebrumm sehr hurtig den Lehm mit den Mund-
werkzeugen fest. Dann fliegt sie zum Boden gerade unterhalb des Nestes, wo aus
einer Tonne Wasser heraussickert und holt sich jetzt einmal hier das Material, auch
dabei beständig summend. Ein Mitgefangener kommt neugierig herbei und verhält
sich etwas unruhig; die eben mit einem aus der Entfernung geholten Klumpen
heranfliegende Wespe stutzt und kehrt um. Sie kommt leer wieder, besichtigt und
befühlt das Nest, säubert sich (dies tut sie auch nach jedem Ankleben neuen Stoffes)
und holt dann wieder Lehm direkt unterhalb vom Boden. Kleine Würmer darin
werden mitleidlos in dem durch den Speichel, den die Wespe hinzugibt, schnell
erhärtenden Material lebendig eingemauert. Innerhalb einer halben Stunde schleppt
die Wespe ohne auszuruhen 19 Lasten herbei. Diese Zeit genügt zumeist zur Her-
stellung einer ganzen Kammer, vom Verschluß abgesehen, der jetzt hergestellt wird,
bevor es Abend wird, um die noch leere Kammer vor unbefugten Eindringlingen
zu schützen, z. B. vor Spinnen, die später die verlassenen Kammern gern mit
Gespinnst ausfüllen.
Am nächsten Morgen öffnet die Wespe die dritte Kammer wieder und geht
auf Jagd nach Spinnen. Sie weiß dabei sehr geschickt die Netze zu vermeiden.
Sie nimmt Spinnen jeglicher Art, solche die Netze spinnen und solche die auf die
Pürschjagd gehen; auch junge Exemplare der großen Nephila, der madagassischen
Seidenspinne, sind dabei. Wenn die kalte Jahreszeit eintritt, kann sich übrigens
das Verhältnis umkehren: dann findet man zuweilen eingesponnene Sceliphron in
Spinnennetzen.
Das Ei wird nach Fabre bei dem südfranzösischen Sc. spirifee an die erste
eingetragene Spinne abgelegt. Ich habe dies für meine Art nicht kontrolliert; die
Lage des Eies in der Abb. 5 auf Taf. II ist aus diesem Grunde willkürlich. Es
müßte sich wohl seitlich, am Grunde der Kammer befinden.
Am Nachmittag hat unsere Wespe die Kammer gefüllt und verschlossen. Sie
stellt keine weiteren Kammern her, sondern überdeckt die drei fertigen nun mit
einer dicken Außenschicht. Die Form des nunmehr fertigen Nestes ist etwa wie
die der Teile eines Gänseeies, das einmal quer und dann der Länge nach halbiert
ist. Die Maße sind: 5,5 ><4,5><2. In letzterem Maße sind die Unebenheiten der
Oberfläche in Gestalt kleiner wurstförmig aufgetragener Klumpen eingerechnet. Aber
nicht alle Exemplare dieser Wespen tragen diese Klumpen auf, sondern sie können
ganz fehlen; auch haben sie nicht immer die gleiche Form, sondern sie sind bald
regelmäßig, bald unregelmäßig angeordnet, bald hoch und dünn, bald dick und niedrig.
Dabei spielt es anscheinend keine Rolle, wo das Nest angebracht ist. — Nach
Fertigstellung des Nestes pflegt die Mutterwespe dieses noch oft zu besuchen und
daran herumzubessern.
Etwa eine Woche später öffnete ich vorsichtig eine Nestkammer und fand
darin außer den Resten ausgesogener Spinnen und einigen noch nicht gefressenen
die Wespenlarve vor; sie ist zitronengelb, fußlos, walzenförmig, nach vorn und hinten
verjüngt, sehr zart und weichhäutig, Zur Verpuppung spinnen diese Larven sich
32 K. Friederichs:
einen papierdünnen braunen Kokon (Abb. 1 auf Tafel II, siehe Tafelerklärung),
der am Hinterende sich verschmälert und dann etwa in Form eines Champagner-
pfropfens abgeplattet endigt.
Aber nicht immer, wenn man die Nestkammern öffnet, befindet sich darin die
legitime Bewohnerin, sondern sehr oft die Puppe einer metallisch grünen parasitischen
Wespe, der Chrysis gheudei, die sich an Stelle der Sceliphron-Larve darin entwickelt
hat. Es ist mir nicht bekannt, in welcher Weise sich die Parasitenlarve der Wirts-
larve entledigt, da doch beide aus dem Ei schlüpfen. Die Chrysis-Larve, nachdem
sie den aufgespeicherten Spinnenvorrat aufgefressen hat, fertigt sich einen ziemlich
festen, kurz eiförmigen hellbraunen Kokon, der noch von einer weißlichen Gespinnst-
hülle umgeben ist; dieses Gespinnst überzieht auch die Wände der Nestkammer
silberschimmernd.
Außer dieser Beeinträchtigung ihrer Fortpflanzung — oft ist die Mehrzahl der
Kammern von Chrysis belegt — findet häufig ein Absterben der Sceliphron-Brut
dadurch statt, daß die entwickelte junge Wespe nicht imstande ist, das nur zu feste
Gefüge des Deckels ihrer Kammer zu öffnen und darin verkommt. Auch findet
man zuweilen Nester, in denen die ganze Brut durch Austrocknung zugrunde ge-
gangen zu sein scheint und ein Übermaß von Nässe kann die gleiche verderbliche
Wirkung haben.
Mit Beginn der kalten (zugleich trockenen) Jahreszeit setzt die Bautätigkeit
dieser Wespen aus. Im Jahre 1915 trat die Kälte um Mitte Mai ein. Was sich
um diese Zeit an Puppen in den Kammern befindet, schlüpft noch aus, z. B.
schlüpften mir aus einem Nest, das ich in einer Schachtel hielt, zwei Wespen am
1. und 10. Juni. Die vorhandenen Larven hingegen fertigen zwar ihren Kokon,
aber sie verpuppen sich nicht, sondern überdauern darin als Larve die kalte, trockene
Zeit. Ein oben erwähntes Nest von 30—40 Kammern entstand im März und April;
die Insassen schlüpften erst im Oktober aus. Am 13. Oktober wurden nach der
langen Pause in der Bautätigkeit die ersten Nester, einige Tage vorher begonnen,
an der Decke der Küche bemerkt, während die Wespen im Freien noch nicht bauten,
wenigstens im Fort nicht. Sie hatten also die Wärme des Herdes aufgesucht —
ein Seitenstück zu den südfranzösischen Sceliphron, von denen Fabre berichtet, daß
sie nur am warmen Herd, nur in menschlichen Behausungen bauen, da die natür-
lichen Verhältnisse jener Gegenden ihnen nicht genügende Wärme bieten. Auch
ich habe sie in Südfrankreich (auf der Insel St. Marguörite bei Cannes) nur in
Gebäuden bauen sehen, niemals im Freien. Die madagassischen Sceliphron aber
verhindert außer der niedrigen Temperatur auch die Dürre von Mai bis Oktober
am Bauen, da sie kein feuchtes Baumaterial finden würden.
Die Nester in der Küche wurden nicht fertig gebaut. Dagegen fand ich um
Ende Oktober an einer Mauer mehrere eben fertiggestellte Nester und einige be-
gonnene. Es waren einige heiße Tage vorhergegangen, aber noch sehr wenig Regen.
Die Trockenzeit dauerte vielmehr fort, aber auf dem Festungshof wurde viel Wasser
ausgeschüttet, es gab also Mörtel. Als jetzt kühle Tage eintraten, setzte die Bau-
tätigkeit alsbald wieder aus.
Ich glaube mich zu erinnern, daB an der Nordspitze von Madagaskar, bei
Diego-Suarez, wo es keine kalte Zeit aber eine sieben Monate lange Dürre gibt,
Beobachtungen über einige solitäre Wespen in Madagaskar. 33
die Sceliphron während dieser Zeit — sie deckt sich ungefähr mit der von Imerina —
ebenfalls nicht bauen.
Bei Diego-Suarez war es auch, wo ich im Monat März einen Schlafplatz der
Sceliphron sah. Wochenlang waren stets gegen Abend an dem etwas herabhängenden
Spitzenblatt eines schwankenden Zweiges eines Bäumchens mehr als ein Dutzend
Sc. hemipterum versammelt. Tages sah man sie nicht dort, abends aber waren sie
immer wieder am gleichen Blatt. Im Fort Duchesne fand ich oft in der Morgen-
kühle viele von ihnen unter hohen Eucalyptusbäumen, auf denen sie die Nacht ver-
bracht hatten, halberstarrt an der Erde.
Wenn die jungen Wespen vorgenannter Art den Kammerdeckel geöffnet haben
und der Sonne entgegengeflogen sind, dann bleibt die Wohnung nicht lange verlassen
stehen. Eine kleinere, glänzend blaue Wespe, zur gleichen Gattung gehörig, Sceliphron
violaceum, nimmt davon Besitz. Sie wirft die Spinnenreste hinaus, läßt aber den
leeren Kokon in der Kammer. Alsdann trägt sie Spinnen ein, wie die Verfertigerin
des Nestes, aber durchweg kleinere, legt ein Ei dazu, und alles geht wie bei der
erstgenannten Art vor sich. Ich kann nicht behaupten, daß diese blaue Wespe
niemals ein eigenes Nest baut, aber bauen sehen habe ich sie niemals. Freilich
muß auch sie natürlich ein wenig mauern können, um die Kammern wieder zu
verschließen. Auch wollte es mir scheinen, daß sie Wandverstärkungen auf das
Nest aufträgt, von zierlicherer Art als diejenigen des Sc. hemipterum, aber hierüber
fehlt mir die direkte Beobachtung. Hingegen habe ich oft gesehen, wie sie ver-
lassene Nester reinigte, um sie zu besiedeln, und außerdem waren ein unwiderlegliches
Zeugnis die vielen Fälle, in denen ich den braunen Kokon dieser blauen Wespe in
dem leeren, etwas größeren des Sc. hemipterum steckend fand. Übrigens erkennt
man bei einem Vergleich der beiden Arten (s. farbige Tafel), daß wolaceum ungemein
zierlich, fast schwächlich gebaut ist und wenig geeignet erscheint für die harte Arbeit
der Herstellung eines eigenen Nestes. Beim Spinnentöten habe ich sie einmal be-
obachtet, aber der ganze Akt ging so schnell vor sich, daß ich nur erkennen konnte,
daß die Wespe gewissermaßen auf der Spinne ritt, sie mit den Beinen umklammerte
und den Hinterleib zum Stechen einkrümmte. Durch Fabre wissen wir, daB der
Stich der Sceliphron nicht nur die Lähmung des Opfers, wie bei vielen anderen
Wespen, bedeutet, sondern dessen sofortigen Tod, und es ist unaufgeklärt, wie die
eingetragenen Wespen der sonst in soleher Wärme alsbald eintretenden Fäulnis
entgehen und dadurch ein geeignetes Futter für die Larve bleiben. Auch ich habe
bei den eingetragenen Spinnen 'niemals die geringsten Lebenszeichen bemerkt. —
Die Spinnen suchen sich übrigens oft den Nachstellungen dieser Wespen zu ent-
ziehen, indem sie sich zur Erde herabfallen lassen.
Die blauen Sceliphron beziehen aber nicht nur die Nester ihrer Gattungsgenossin,
sondern auch die der großen, Raupen eintragenden Kumenes mawillosus, stattlicher
blauschwarzer Tiere mit bräunlichen oder zum Teil hellen, nur an der Wurzel
dunklen Flügeln (regina). Vom Nestbau dieser hellflügeligen Form soll besonders
die Rede sein, vorerst von dem typischen maxillosus.
Mitt. a. d. Zool. Mus. in Berlin. IX. Bd. 1. H. i
34 K. Friederichs:
Die Nester dieser groBen Wespe sind naturgemäß noch größer als die größten
von Sceliphron, doch bauen auch die Eumenes bald viele, bald wenige Nestkammern
(7—11 in den beobachteten Fällen). Um Mitte Dezember sah ich eine solche Wespe
aus einer kleinen Pfütze trinken, dann zur Umwallungsmauer fliegen, an deren Fuß
sich trockenes, sandiges Erdreich befand. Davon ballte sie sich einen Klumpen,
wozu ihr offenbar die eben aufgenommene Feuchtigkeit diente (denn das Trinken
wiederholte sich sehr häufig). Sie brauchte natürlich viel längere Zeit als die
Spinnentöterinnen, ehe sie einen Klumpen zusammengeballt hatte. Das so entstandene
Baumaterial ist nach dem Erhärten viel fester als dasjenige der Sceliphron. Indessen
verwenden auch diese großen Wespen zuweilen tonige Erde. Das erwähnte Tier
aber baute mit Sand, den es zu der Mauer trug. Dort, nur einen halben Meter
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AALOEIEO
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Schema des Nestbaues von Eumenes mazillosus, drei verschiedene Typen.
über dem Erdboden, befand sich am 15. Dezember das Nest in den ersten Anfängen.
Dieser Teil des Forts war uns verboten, ich konnte das Nest nur aus der Entfernung
erblicken, und erst am 1’. morgens konnte ich, mit besonderer Erlaubnis und über-
wacht von einem schwarzen Tirailleur, es besichtigen. Eine Kammer war fertig,
in ihren Umrissen unregelmäßig kuchenförmig, im Mittelteil hochgewölbt, etwas über
der Mitte am höchsten; dort befand sich ein ovales Eingangsloch, das einem kleinen
kurzen Trichter ähnlich war. da der Rand etwas aufgebogen war (Abb. 3, der
Trichter ist stärker erhaben, als es in der Abbildung erscheint). Grüngelbe Raupen
waren als Futter eingetragen. Die Kammer wurde über Nacht nicht verschlossen.
Am 19. abends war der Bau fortgeschritten und mehrere Kammern waren
unter der ersten angereiht, geschlossen und überwallt, die jüngste aber oberhalb
angebaut und noch offen. Die Anordnung der Kammern zeigt die erste der Ab-
bildungen im Text. Wir werden aber sehen, daß sie auch anders angeordnet sein
Beobachtungen über einige solitäre Wespen in Madagaskar. 35
können, nämlich ‚wie die beiden anderen Schemas zeigen. ‘Die als Futter einge-
tragenen Raupen waren alle von einer Art, sie waren nicht vollständig paralysiert,
sondern sie führten bei Berührung, aber auch ohne solche, zuckende Bewegungen
aus, konnten sich aber nicht von der Stelle rühren. Die einzelne, noch nicht über-
wallte Kammer ist 2 cm hoch, 4,5 cm breit und etwa l cm tief, aber sie wird später
durch eine sehr dicke äußere Wand überwallt. Die Öffnung pflegt einen Durch-
messer von 7 mm zu haben. Die Hinterwand wird durch die Fläche, daran das
Nest haftet, in diesem Falle also durch die Mauer, gebildet. Am stärksten aber
wird die Wandung am Oberende hergestellt. Am 21. war diese Verstärkung aus-
geführt, am 22. nachmittags Kammer 6 rechts unten angebaut. Am 23. war eine
siebente und letzte darüber hergestellt. Am 24. war nur dieser letzte Brutraum
noch nicht verschlossen, aber durch ringsum aufgetragenes Material mit dem Übrigen
vollständig verbunden. Die Wespe war nun beschäftigt, den Bau an verschiedenen
anderen Stellen zu verstärken. Zu dieser Zeit gelang es mir, für den Maler die
Erlaubnis zu erhalten, daß er das Nest mit Stift und Pinsel festhielt, und so ent-
stand, wiederum unter militärischer Bewachung, dieser Teil der Tafel 1.
Am 25. und 26. Dezember war die letzte Kammer noch immer offen; die
Wespe brachte jetzt auf die Oberfläche des Nestes kleine Steine, so daß sie rauh
und uneben wurde. Am 27. wurde auch die letzte Kammer geschlossen und die
Oberfläche des ganzen Nestes vollständig abgerundet. Es versteht sich, daß die
Wespe in jede Kammer ein Ei hineingelegt hatte, und zwar geschah dies, späterer
Beobachtung zufolge, vor dem Eintragen der Beute; hiervon wird beim Nestbau von
mawillosus regina die Rede sein.
Am 28. Dezember besserte die Wespe noch an dem Nest herum. Von jetzt
ab besuchte sie es täglich mehrmals, bis zum 7. Januar wurde sie daran gesehen,
und inspizierte, besserte auch etwas daran aus, als ich am 50. Dezember es teil-
weise zerstückelte. Ich öffnete nämlich die Kammer 6 und entnahm ihren Inhalt:
eine Larve, drei Raupen und die Überreste einer vierten. Die Raupen waren etwa
2 cm lang, mit gelbrotem Kopf und Körperende, sonst grüngelb, schwarz gestreift,
oberseits weiß behaart. Ganz verzehrt war nur die eine, trotzdem die Larve bereits
von beträchtlicher Größe, etwa 15 cm lang, dick, an beiden Enden zugespitzt, also
etwa spindelförmig, die Enden jedoch etwas eingekrümmt.
Die Mutterwespe, wie ich schon sagte, besserte am nächsten Tage den be-
schädigten Teil etwas aus und verstärkte die ganz Außenwand, wie um auf meinen
Eingriff zu reagieren und das Nest besser zu schützen. Noch am 2. sah ich sie
arbeiten.
Am 18. Januar öffnete ich Kammer 4 und fand eine fast fertig zur Wespe
entwickelte Puppe darin, umhüllt von einem weißen, papierartigen Gespinnst, das
fest an der Kammerwandung haftete. Außerdem befanden sich darin viele grünliche
Exkremente sowie die Köpfe der verzehrten Raupen. Eine solehe Kammer (Abb. 4
auf Tafel II) mutete mich wie die Grabkammer eines Häuptlings an, in der man
die Schädel geschlachteter Sklaven mit beigesetzt hat. — Kammer 5 lieferte am 19.
den gleichen Befund.
Am 23. Januar entschloß ich mich, den ganzen Rest des Nestes von der Mauer
abzunehmen. Bei der sandigen Beschaffenheit des fest an der Mauer haftenden
3*
36 K. Friederichs:
Materials war dies nur unter gänzlicher Zerstörung möglich. Es zeigte sich, daß
Kammer 7 kleiner als die übrigen und gänzlich leer, unbenutzt war. Auch Kammer 3
war leer, aber bewohnt gewesen; die Bewohnerin hatte sie wohl bereits verlassen,
doch können auch Ameisen oder sonstige Feinde in die nach Zerstörung von Kammer 4
wenig geschützte Zelle eingedrungen sein und die Bewohnerin getötet und fortgeschleppt
haben. Kammer 1 und 2 enthielten fast fertige Wespen, die in dem Kokon belassen
wurden. Die eine von ihnen schlüpfte am 28., die andere am 30. aus. Alle ent-
wickelten jungen Tiere waren bedeutend kleiner als die Mutterwespe; es waren
Männchen.
Nimmt man den 17. Dezember als den Tag der Eiablage in Kammer 1 an,
so hat die Wespe darin 42 Tage, also 6 Wochen, bis zum 28. Januar zur Entwicklung
bzw. bis zum Ausschlüpfen gebraucht. Es ist anzunehmen, daß die jungen Wespen
die Zelle nur bei günstiger Witterung verlassen, sonst, wiewohl fertig entwickelt,
noch darin verbleiben.
Dieses zuerst gefundene Nest war, ich sagte es bereits, nieht von typischer
Bauart, ich muß daher weitere beschreiben, besonders auch, da in den späteren
weit kompliziertere Verhältnisse in bezug auf die Bewohnerschaft angetroffen wurden.
Eins befand sich an einer Mauer, die wiederum außerhalb des uns erlaubten Gebietes
lag, so daß die Beobachtung mit vielen Schwierigkeiten verknüpft war. Zwar hatte
ich einen Erlaubnisschein von unserem Wächter, aber die Posten unterstanden seinem
Befehl richt und respektierten den Schein nicht. Im Vertrauen auf denselben jedoch
benutzte ich Momente, da der farbige Soldat den Rücken wendete, um schnell dem
Neste Besuche abzustatten. Dabei wurde ich einmal erwischt, worauf der Schwarze
mit dem Bajonett auf mich losging. Ich machte dem Wachkommandanten Meldung,
und dieser bestätigte die Erlaubnis, stellte aber die Überwachung dem als Wächter
fungierenden Sergeanten anheim. So wurden denn die späteren Beobachtungen
wieder unter militärischer Bewachung ausgeführt, und es ist anzuerkennen, daß der
Sergeant, der sich selbst dem unterzog, geduldig viertel und halbe Stunden lang
dabei ausharrte. Die Bewohner von Antananarivo verlangten übrigens allen Ernstes,
wie er mir erzählte, man solle mir kriegsgerichtlich den Prozeß wegen dieser Sache
machen !
Dieses zweite Nest (siehe Schema II auf S. 34) war einfach länglich und be-
stand aus 8 Kammern, die in einer Reihe unter einander angeordnet waren, und
von denen die oberste die ältest» war. Als ich es bemerkte, waren zwei Kammern
vorhanden, die übrigen entstanden, täglich eine, in den Tagen vom 24. Februar
‚bis 1. März.
Die Wespe verließ nach der Fertigstellung das Nest nicht für immer, sondern
sie wurde noch am 30. März bemerkt, wie sie mehrfach das Nest inspizierte. Zu
dieser Zeit öffnete ich die jüngste Kammer, worüber die Wespe, als sie es wiederum
besuchte, höchst erregt war. Es waren tote, mumienhafte Raupen darin, auch eine
Wespenlarve, doch ist mir der Befund in dieser Kammer im übrigen rätselhaft ge-
blieben. Ich umgab jetzt das Nest mit einem Käfig aus Moskitogaze, um etwa
ausschlüpfende junge Wespen abzufangen. Als am 19. April noch immer keine
einzige geschlüpft war, begann ich die Kammern zu öffnen. Der Befund war merk-
würdig genug: Kammer 7 enthielt einen Kokon mit einer erwachsenen Larve, deren
Beobachtungen über einige solitäre Wespen in Madagaskar. 3/
Oberfläche über und über mit vielen lebenden Lärvchen und Puppen einer winzigen
Schlupfwespenart bedeckt war, die sich offenbar von ihren Geweben genährt hatten
und jetzt, erwachsen, den Körper verlassen hatten. Die Körpersubstanz des Opfers
war nicht völlig aufgezehrt, der Hautsack enthielt eine trübe Flüssigkeit, und das
Tier schien ganz vor kurzem eingegangen zu sein. Auch einige fertige Wespchen
krochen bereits auf dem toten Körper umher, ohne davonzufliegen.
Wie sind diese kleinen Parasiten in die Larve gekommen, da diese doch erst
erwachsen oder doch ziemlich groß sein muß, ehe sie eine solche zahlreiche Parasiten-
schar in sich ernähren kann? Hat die Schlupfwespenmutter sich mit einmauern
lassen, um dann im gegebenen Augenblick ihre Eier in die Eumenes-Larve abzulegen?
Wie hätte dann aber die Schlupfwespenschar die festgeschlossene Kammer mit ihrer
wohl 1 cm dicken Mauer verlassen können, wenn ich diese nicht geöffnet hätte? Es
ist undenkbar, daß die Wespchen sie hätten durchbohren können. Man kann annehmen,
daß Witterungseinflüsse das Nest schließlich zerbröckeln lassen, aber doch erst
nach längerer Zeit. Oder man kann daran denken, daß, wie ich berichtet habe,
diese Nester, wenn verlassen, von kleineren Raubwespen bezogen werden. Vielleicht
öffnen diese die Kammer, aus welchen keine junge Eumenes ausgeflogen ist, und
befreien so die Schlupfwespen. Oder aber — sollten die Parasiten ursprünglich in
den als Futter eingetragenen Raupen gelebt und aus diesen, als sie gefressen wurden,
auf die Eumenes-Larve übergegangen sein, etwa indem sie im Eizustande mitgefressen
wurden? Unmöglich, dies zu entscheiden.
Kammer 6 bot etwas anderes Überraschendes. Sie enthielt zwei vertrocknete
Raupen und die Reste einer dritten, dazu eine große rote Schlupfwespe, die tot
war und sich offenbar aus einer der Raupen entwickelt hatte, die vor dem Eintragen
angestochen sein mußte, außerdem einen festen, eiförmigen, braunen Kokon, aus dem
später die Goldwespe Stilbum viride schlüpfte, die bei Kumenes wie bei Sceliphron
parasitiert. Dieses Exemplar von Stilbum war sehr groß. .
Kammer 5 und 4 enthielten wiederum anderes: Vertroeknete Raupen, die mit
einer schwärzlichen Masse, Hunderten kleiner toter Schlupfwespchen, bedeckt waren.
Diese Raupen waren wohl schon angestochen, mit den Schlupfwespeneiern belegt
gewesen, bevor die große Wespe sie eingetragen hatte. Denkbar ist es freilich auch,
dab die halbgelähmten Parasiten, solange die Kammer offen war, von Schlupfwespen
aufgesucht und angestochen waren. Die Zumenes-Larven hatten sich bei diesem
ungeeigneten Futter nicht entwickeln können.
Kammer 3 enthielt einen &umenes-Kokon, außerdem eine mit toten Schlupf-
wespen bedeckte Raupe; von den übrigen, nicht angestochenen, hatte die Wespen-
larve sich ernährt und war als lebende, etwas zwerghafte Puppe vorhanden.
In Kammer 2 war wie in5 und 4 die Eumenes-Larve zugrunde gegangen, weil
die Raupen von Schlupfwespen angestochen waren, deren tote Nachkommenschaft,
Hunderte kleiner Wespchen, sich in der Kammer nebst den vertrockneten Resten
der Raupen vorfanden.
In Kammer 1 wieder ein anderes Bild: Eine der eingetragenen Raupen war
noch zur Verpuppung gelangt, aber die Puppe sowohl wie die übrigen Raupen und
die Wespenlarve waren demselben Parasiten wie in 6, dem Stlbum viride, erlegen,
‘dessen Kokon sich dabei befand.
38 K. Friederichs;
Die Raupen in diesem Nest waren nicht von der gleichen Art wie die in dem
zuerst beschriebenen, sondern sie waren nackt, grün mit einem weißen Seitenstreif.
Die Mehrzahl von ihnen also war angestochen, mit Schlupfwespeneiern belegt ge-
wesen, denn es ist sehr unwahrscheinlich, daß diese Parasiten erst die in einem
Klumpen im Nest zusammenliegenden, gelähmten Raupen angestochen haben sollten.
Obwohl sie mit diesem ungeeigneten Futter ihre ganze Brut zugrunde richten mußte,
hatte die Zumenes sie eingetragen. Arme Mutterwespe, was die Parasiten von deiner
Nachkommenschaft übrig ließen, mußte ich zerstören. Der Schöpfer, der dich im
übrigen mit so vollkommenen Instinkten begabte, gab dir nicht die Fähigkeit, die
angestochenen Raupen als solche zu erkennen und zurückzuweisen. Oder warst du
so in Verlegenheit um das Futter für deine zukünftigen Jungen, daß du notge-
drungen jenes ihnen verderbliche eintrugst?
Wir müssen annehmen, daß jede solche Wespe mehrere Nester baut, denn wie
könnte die geringe Zahl von Jungen, die aus einem Nest sich entwickeln können,
meist aber großen oder größtenteils den schädigenden Einflüssen erliegen, die Erhaltung
der Art sichern? Es kommt auch bei diesen Fumenes wie bei den Sceliphron gar
häufig vor, daß man fertig entwickelte Wespen tot in den Nestkammern findet, die
entweder die Wandung nicht. durchbrechen konnten oder atmosphärischen Einwir-
kungen erlegen sind.
Ich komme nunmehr zu einem Nest von Eumenes mawillosus regina. Es war
in weniger als Mannshöhe an einer Mauer des Forts angelegt. Es bestand aus ver-
kittetem Sand, nur aus Sand. Drei Kammern waren gebaut, zwei gefüllt und ge-
schlossen, die dritte offen, eine Raupe darin. Ich entdeckte es am 1. Juli, woraus
man ersehen kann, daß diese Wespen, die Kumenes, weder durch die kalten Nächte
noch durch die Dürre sich an ihrem Fortpflanzungsgeschäft verhindern lassen und
in diesem keine Pause eintritt in der Zeit, da die Sceliphron feiern.
Im Laufe des Vormittags erwartete ich die Wespe vergeblich. Als ich um
3 Uhr wieder nachsah, war die dritte Kammer, an der mir die sehr ausgesprochene
Trichterform der Öffnung aufgefallen war, geschlossen. Die Wespe hatte also die
warmen Mittagsstunden zur Fertigstellung benutzt. Die ersten beiden (untersten)
Kammern waren auffällig klein, die erste noch nicht 3 em lang, die dritte hingegen
schon 3 cm in der Länge überschreitend und etwa 2 cm breit, alle drei zusammen
5 em breit. Schema III auf S. 34 zeigt die Anordnung der Kammern.
Der 2. Juli war ein sonniger Tag, die Wespe begann um Mittag die vierte
Kammer zu bauen, und als ich gegen vier Uhr wieder nachsah, war sie nicht nur
fertiggestellt, sondern auch bereits gefüllt und verschlossen.
Am 3. Juli begann die Wespe schon um !0 Uhr früh (es war ein sehr sonniger
Tag), vollendete Kammer 5 und brachte das Ri darin an. Am nächsten Morgen trug
sie eine Raupe ein, hörte dann aber auf zu arbeiten, da der Himmel sich bewölkte.
Kammer 4 war wieder so klein wie 1, diese beiden vor allem viel flacher als 2, 3 und 5.
Am 5. Juli fuhr sie fort, Raupen einzutragen. Ich sah sie mit einer solchen
ankommen. Sie hielt die Beute am Hals umklammert, der übrige Körper hing
schlaff herab. Dann brachte sie sie, mit dem Kopf zuerst, in das Lioch, indem sie
sie mit ihren Vorderbeinen hineinschob und dann noch etwas mit dem Kopf nach-
schob. Das Ganze war das Werk weniger Sekunden.
Beobachtungen über einige solitäre Wespen in Madagaskar. 39
Am 6. Juli wurde die Kammer 5 mit weiteren Raupen angefüllt und geschlossen,
eine weitere Kammer am selben Tage gebaut und mit einem Ei belegt, dazu zwei
Raupen eingetragen. Am 7. kamen weitere hinzu und die Kammer wurde geschlossen.
Kammer 7, am 8. Juli gebaut, wurde am selben Tage (wie es gewöhnlich der
Fall ist) mit einem Ei belegt und auch sogleich mit Raupen beschickt. Die Größe
der Kammern, von außen gemessen, schwankt zwischen 2,5 und 3,5 cm in der
Länge und 8—12 mm in der Tiefe.
9. Juli: Kammer 7 wurde geschlossen und Kammer 8 am selben Tage gebaut,
das Ei gelegt und eine Raupe eingetragen. Dann kamen Tage, an denen der Himmel
bewölkt war und ein scharfer Wind wehte. Erst am 12. wurde die Kammer mit
Raupen gefüllt, blieb aber noch unverschlossen. Es ist erstaunlich, daß die Ameisen,
die sich sonst so gut darauf verstehen, diese Beute nicht wittern und nicht in die
offene Kammer eindringen. Am 13. wurde diese geschlossen, und die Wespe begann,
den Bau zu verstärken.
Am 14. öffnete ich die Kammer 8, um die Lage des Eies festzustellen und
fand darin 5 Raupen von verschiedener Größe, zum Teil nur 1—2 cm lang, zu vier
Arten gehörig! Alle waren nackt. Das Ei (vgl. Abb. 2 auf Tafel II) hing an
einem kurzen, feinen Faden von dem hinteren Teil der Kammerdecke herab, so daß
die zuckenden Bewegungen der Raupen es nicht gefährden können. Es ist weiß,
gelb durchscheinend, länglich, etwas gekrümmt, etwa 4 mm lang und etwas mehr
als 1 mm breit.
Ich stellte nun in der Gefangenschaft die natürlichen Verhältnisse annähernd
wieder her, indem ich die Raupen in eine kleine Petrischale, auf Löschpapier, hinein-
gab und das Stückchen der Nestdecke, an dem das Ei hing, innen am Deckel des
Glases festklebte, so daß das Ei schwebte, wie in der natürlichen Kammer, bewahrte
das Glas dunkel auf und harrte der Dinge, die da kommen sollten. =
Sie ließen auf sich warten, aber ich will vorgreifen und berichten, daß am
24. Juli morgens dem Ei die Larve entschlüpfte. Sie hing wie das Ei an dem
Faden, der sich verlängert hatte. Mit dem Hinterende aufgehängt, baumelte sie
herab und wußte, wenn ich den Deckel, an dem sie hing, gehoben hatte, immer
alsbald wieder die Raupe zu finden, an der sie fraß. Am nächsten Morgen hing
sie nicht mehr am Faden. Sie hatte um ein Vielfaches ihres anfänglichen Umfanges
zugenommen, die aufgenommene Nahrung schimmerte grün durch die halbdurchsichtige
Leibeswandung.
Aber kehren wir zum Nest zurück. Als ich die Kammer 8 öffnete, kam die
Wespe darüber zu und wollte durchaus zum Nest; nur schwer konnte ich sie ver-
scheuchen, indem ich nach ihr schlug. Ich glaube nicht, daß diese so wehrhaft
aussehenden Tiere jemals von ihrem Stachel gegen den Menschen Gebrauch machen. —
Am 15. baute sie an der Stelle der von mir weggenommenen Kammer eine neue
und füllte sie noch am selben Tage mit Raupen an (Kammer 9). Diese Kammer
wurde am 16. geschlossen. Am 17. entstand die Kammer 10. Am 18. morgens
war sie noch offen und leer, und ich gedachte, dies zu benutzen, um die Ablegung
des Eies zu sehen, was mir aber nicht gelungen ist. Ich setzte mich daher in die
Nähe des Nestes und wartete, indem ich die klassische Darstellung Fabres über
das Leben südfranzösischer Eumenes las. Meine Bewunderung seiner Beobachtungen
40 K. Friederichs:
wurde nicht geschmälert dadurch, daß ich ihm in einigen Nebensachen nicht bei-
stimmen konnte. Seine Bumenes bringen den Nesteingang nicht seitlich, sondern
oberseits an. Der trichterförmige Aufsatz, den auch die meinigen bauen, ist bei jenen
mehr ausgebildet und höher, wenn ich Fabre recht verstander habe, so daB das
Nest die Form einer Vase hat. Diesen Aufsatz nun erklärt sich Fabre als eine
Äußerung des Schönheitssinnes der Wespen, deutet in diesem Sinne auch die Be-
vorzugung glitzernder Steinchen und leerer Schneckenhäuschen zur Verstärkung des
Nestes, die er bei seinen Eumenes wahrnahm. Das letztere scheint sich mir ein-
facher daraus zu erklären, daß glänzendes Material naturgemäß die Aufmerksamkeit
des im wesentlichen nur für Licht- und Farbenreize empfänglichen Insektenauges
auf sich zieht. Die Vasenform aber ist andeutungsweise auch bei den madagassischen
Larven vorhanden (ihre Nestkammer könnte einer Dame-Jeanne der Franzosen,
großen Glasgefäßen für Wein, verglichen werden, sie wird hier wie dort dazu dienen,
den Nesteingang zu verstärken und Abbröckeln des Materials zu verhüten, wenn die
voluminösen Raupen hineingestopft werden. Diese Manipulation wird durch eine
trichterförmige Öffnung entschieden erleichtert und die Einrichtung ist somit eine
lediglich nützliche.
Ich werde gestört, aber nicht unliebsam; man macht mich auf eine Wespe
aufmerksam, die soeben eine Honigbiene, Apis mellifica var. umicolor, getötet hat und
sich mit dem auf dem Boden liegenden toten Tier beschäftigt. Die Raubwespe,
einer Blattwespe nicht unähnlich und in der Hauptsache gelb gefärbt, ist Phxlanthus
diadema F. var. abdelkader Lucas.
Wie ich zurückkehre, ist meine Wespe am Nest, aber nur um zu inspizieren.
Es wird Mittagszeit und sie kehrt nicht wieder. Nach dem Mittagessen bin ich
wieder da und finde die Nestkammer bereits mit Raupen belegt. Das Ei aber ist
von außen nicht zu sehen. Um mir Gewißheit zu verschaffen, ob es da ist, zerstöre
ich die Kammer teilweise. Das Ei ist da, aber es befindet sich nicht dem Eingang
gegenüber, wie ich es sonst beobachtete, sondern nahe der rechten Seitenwand,
übrigens noch näher der Hinterwaud.
Ich verlasse das beschädigte Nest. Bei erneuter Visitation finde ich, dab
meine Wespe die eingetragenen Raupen herausgeworfen hat; sie liegen am Boden.
Oder haben sie sich durch heftige Bewegungen selbst herausgeschnellt? Sie sind
ja nur unvollkommen gelähmt und, wie ich hierbei sehe, fähig, sich mit dem Hinter-
ende an einem Holzstückchen festzuklammern. Die Wespe kommt mit einem Erd-
klumpen, arbeitet aber nicht an der beschädigten Kammer, sondern verstärkt andere,
wie wenn sie der Haltbarkeit des Ganzen nicht mehr traute, nachdem die von ihr
so sorgfältig wie die anderen gebaute Kammer 10 aus einer ihr unbekannten Ursache
zerbröckelt ist.
Sie stellt die von mir zerstörte Kammer nicht wieder her. Sie beendigt viel-
mehr jetzt den Bau durch Verstärkung der Nestwände. Die halbzerstörte Kammer
beseitigte ich dann ganz, so daß ein normales Nest entstehen konnte.
In fertiger Form hatte es eine eigenartig gestaltete Oberfläche, Ringsherum
lief fast kontinuierlich, einem Spiegelrahmen ähnlich, eine Verstärkung, die zwischen
sich und der Mauer Raum ließ. Ähnliche leistenartige Verstärkungen waren auf
der übrigen Oberfläche annäherud konzentrisch aufgetragen, dabei auch kleine, aber
Beobachtungen über einige solitäre Wespen in Madagaskar. 41
nur sehr kleine Steine miteingemauert. Diese wie eine Verzierung wirkende Ver-
stärkung der Oberfläche ist der regina eigentümlich'), denn auch später bei Diego-
Suarez sah ich eine solche in dieser Weise ihr Nest bauen, während ich es niemals
bei den typischen mawillosus gesehen habe. Die Form regina ist durch teilweise rote
Unterseite und teilweise helle Flügel von mazwillosus unterschieden, durch plastische
Unterschiede nicht. Dazu kommt nun noch jener kleine Unterschied im Nestbau.
Die jungen Wespen aus jenem regina-Nest schlüpften um den 13. Oktober
aus, als es warm wurde und zu regnen begann. — An anderen Kumenes-Nestern,
die um diese Zeit entstanden, fiel mir eine Instinkt-Abweichung auf: Jede einzelne
Kammer wurde alsbald, nachdem sie fertiggestellt war, überwallt, dann erst die
nächste hinzugebaut.
Es bleibt mir noch übrig, auf die Bedeutung dieser Eumenes für den Pflanzen-
schutz hinzuweisen. Ihre Bedeutung ist in ihrer Häufigkeit und in dem Umstande
begründet, daß sie Raupen verschiedenster Art eintragen, sich offenbar jeweils
an diejenigen haltend, die gerade häufig, daher leicht zu erlangen sind. Sie können
somit zu ihrem Teile einer Massenvermehrung vorbeugen. Ein kleines aber ein-
leuchtendes Beispiel davon habe ich erlebt. Im Gefangenenlager vom Kap Diego
bei Diego-Suarez wurden auf dem Hofe Tomaten gepflanzt. Diese wurden im Mai
von Raupen heimgesucht, die sich in die Früchte einbohrten. Daraufhin fanden sich
alsbald regelmäßig die Kumenes (dabei auch eine sehr große gelbhalsige Art, deren
ich nicht habhaft werden konnte) ein und sammelten die Raupen, die meist nur
halben Leibes in der Tomate steckten, eifrig ab. Die Früchte dürften ohne diese
Hilfe verloren gewesen sein, so aber wurden nur wenige beschädigt. - Ohne ihre
Parasiten auf Südsee-Inseln oder selbst in Südeuropa eingebürgert könnten diese
großen Humenes ein starker Faktor bei der Bekämpfung von Raupenplagen sein.
Der geringfügige Nachteil, der aus ihrem gelegentlichen Bauen in menschlichen
Wohnungen erwachsen könnte, ist bei verständiger Betrachtungsweise ohne Bedeutung,
denn sie sind völlig harmlos. Freilich wäre zu befürchten, daß vorhandene Gold-
wespen sich an sie als neue Wirtsart anpassen und ihre Vermehrung einschränken
würden. Der Transport von Larven oder Puppen müßte der schnellen Entwicklung
wegen bei erniedrigter Temperatur geschehen. Die Volltiere kann man längere Zeit
lebend erhalten; zwei frischgeschlüpfte SS lebten bei Fütterung mit Zucker und
süßen Früchten 18 Tage und hätten wohl länger gelebt, wenn sie sich nicht in dem
engen Käfig aus harter Drahtgaze die Flügel zerstoßen hätten.
Wir wollen ein Nest von Kumenes masillosus betrachten, nachdem die jungen
Wespen sich darin entwickelt und es verlassen haben. Denn jetzt beginnt ein neues
Leben darin: die Einmieter kommen.
In der letzten Januarwoche wurden hoch an den blechernen Regenrohren, von
der Veranda des oberen Stockwerks erreichbar, große längliche Nester entdeckt und
) In Dr. v. Sehultheß-Rechbergs Bearbeitung der von Voeltzkow (Reise in Ostafrika
in den Jahren 1903-1905) in Madagaskar gesammelten Vespiden ist ein Nest abgebildet, das
Eumenes regina zugeschrieben wird und die erwähnten Verzierungen nicht zeigt. Hiernach würden
die E. regina also ihre Nester bald kahl (wie es alle mir bekannt gewordenen maxillosus-Nester
waren), bald mit Verzierungen herstellen.
42 K. Friederichs:
herabgenommen. Eins konnte, wenn auch in drei Bruchstücken, so doch ohne daß
etwas abhanden kam, abgehoben werden, da es aus lehmiger, nicht aus sandiger
Substanz bestand. Abb. 1 auf Tafel II zeigt es von der Seite, wo es an einer geraden
Fläche des Regenrohrs anlag. Es ist zunächst zu konstatieren, daß die Zahl der
Kammern 12 beträgt und daß sie mit Ausnahme der zwei obersten parallel unter-
einander liegen. Wir werden aber sehen, daß die Zumenes-Wespe nur 11 Kammern
gebaut hatte, die somit sämtlich untereinander lagen.
In dem Zustande, wie das Bild das Nest zeigt, hausen zwei Arten von Wespen
darin. Da sind zunächst einmal längliche braune, am Hinterende verschmälerte und
abgeplattete Kokons darin, wie wir sie von den Spinnentöterinnen her bereits kennen,
aus ihnen schlüpfte Sceliphron violaceum. Die übrigen Kammern aber sind teils leer,
teils von einer anderen Wespenart, Odynerus hildebrandti Sauss, (Abb. 5 auf Tafel I)
belegt worden, welche kleine Raupen eingetragen hat, und deren Nachkommenschaft
sich teils im Larven-, teils im Puppenzustand befindet. Die einzige Puppe liegt
frei in der Kammer. Im einzelnen erklärt sich der Inhalt der Zellen folgender-
maßen:
Zelle 1 und 2 (von oben) sind entstanden, indem die Wespe Odynerus eine
Eumenes-Zelle durch Errichtung einer Querwand in zwei geteilt hat. Die papier-
artigen Reste des Eumenes-Kokons (in der Figur am oberen Rande sichtbar) erweisen
dies, denn an der Querwand fehlt diese Tapezierung. In jeder dieser Zellen befindet
sich eine erwachsene Odynerus-Larve, die ihren Raupenvorrat völlig aufgezehrt hat. —
Zelle 3 enthält kleine Raupen als Futter, dabei die noch nicht herangewächsene
Odynerus-Larve. — Zelle 4 enthält einen Kokon von Sec. violaceum, — Der Befund
in Zelle 5 ist rätselhaft, ich vermag ihn nicht zu erklären. — Zelle 6 ist leer, nach
dem Ausschlüpfen der Eumenes noch nicht wieder besiedelt. — Zelle 7 birgt eine
verpuppungsreife Odynerus-Larve, Zelle 5 eine Puppe dieser Art. Die Puppen dieser
Art liegen immer frei, ohne Kokon, in der Zelle. -—- Zelle 9 ist wieder leer, Zelle 10
enthält die vertrockneten Reste der von Kumenes eingetragenen, von Schlupfwespen
angestochen gewesenen Raupen. Die Schlupfwespen liegen, ebenfalls abgestorben, in
Menge daneben. — Kammer 11 und 12 enthalten Kokons von Se. wiolaceum. —
Man beachte die in der Figur erkennbare Tapezierung der meisten Kammern mit
dem (hinten beim Abheben des Nestes zerrissenen) Papierkokon der Humenes, wie
ihn auch Figur 4 zeigt. Aus diesem Anzeichen und aus den großen toten Raupen
in Kammer 10 kann mit Sicherheit darauf geschlossen werden, daß das Nest von
Eumenes verfertigt und ursprünglich von ihr bewohnt war.
Ein anderes Nest, das kleiner als das vorige, ebenfalls an der Dachtraufe saß,
entbielt noch alle drei vorgenannten Arten. Eine fertige Eumenes mawillosus war
in der obersten Kammer als Mumie eingeschlossen, dazu waren in anderen Kammern
Kokons von Sc. violaceum oder drittens je eine Larve oder Puppe von Odynerus
zu erblicken. Auch in diesem Nest gab es nachträglich hergestellte Querwände;
leider kann ich aus meinen Aufzeichnungen nicht ersehen, ob von Sceliphron oder
Odynerus hergestellt. Es scheint mir angezeigt, noch besonders zu betonen, daB die
Substanz der Nester an der Dachtraufe rote Tonerde, nicht, wie gewöhnlich, Sand
war; sonst wäre es nicht möglich gewesen, sie ohne Zerstörung abzunehmen und
aufzubewahren. Ohne Zweifel war die Wespe der glatten metallischen Fläche wegen
Beobachtungen über einige solitäre Wespen in Madagaskar. 43
genötigt gewesen, ein klebrigeres Material zu verwenden. Zugleich ist dies bezeichnend
für die Vollkommenheit des Instinkts!
Ende Januar 1916 wurde das Gefangenenlager nach Kap Diego, an einer der
Buchten des großen Hafens von Diego-Suarez, an der Nordspitze der Insel gelegen,
verlegt. Hier trennte uns nur ein Drahtzaun von der freien Natur; ringsum lagen
bewaldete Höhen, an einer Seite das Meer. Die meisten der Wespen, die im Fort
Duchesne ihr Wesen trieben, waren auch hier vertreten, außerdem andere, darunter
eine, die Ammophila rubiginosa Lep., die Erdraupen nachspürt, sie durch Stiche
lähmt und für ihre Nachkommenschaft in der Erde vergräbt. Ich wurde einmal
gerufen, als eine dieser Wespen sich anschickte, eine Raupe einzuscharren. Sie trug
dieselbe, die zu schwer war, als daß sie mit ihr hätte fliegen können, hochbeinig
schreitend, den Hinterleib mit den darüber gefalteten kurzen Flügeln hochgehoben.
Bei dem vorbereiteten Erdloch angekommen, das offen war, machte sie, ohne die
Raupe loszulassen, kehrt und zog sie, rückwärts hineinsteigend, nach. Sie verweilte
dann kurze Zeit in dem Loch, und man konnte vermuten, daß sie indessen das Ei
an die Raupe legte, was sich später bestätigte. Wieder ans Licht gekommen, begann
sie in großer Geschwindigkeit mit aus der Nähe herbeigeschafften kleinen Steinen
die Eingangsröhre zu verstopfen. Zwischendurch scharrte sie zuweilen mit den Vorder-
beinen Erde in die Röhre, sie nach rückwärts werfend. Sehr schnell ist der Verschluß
der Röhre hergestellt; mittlerweile kommen kleine Ameisen, die die Raupe wittern;
kommt eine von ihnen zu nahe, so ergreift die Wespe sie, fliegt auf und wirft sie
in einiger Entfernung vom Nest nieder. Nachdem die Nestöffnung verstopft ist,
wird ihre Oberfläche der Umgebung gleichgemacht, indem die Wespe nunmehr be-
ginnt, alles was nicht niet- und nagelfest ist, aus der nächsten Umgebung herbei-
zuschaffien. Einige Streichhölzer liegen da; sie werden auf das Nest gebracht.
Steinchen, oft größer als der Kopf der Wespe, werden herbeigeschleppt; sie zupft
an einem Grashalm, läßt aber davon ab, nachdem sie gesehen hat, daß er festge-
wachsen ist. Ich werfe ihr Bruchstücke von Strohhalmen hin; sie nimmt sie an.
Ein Häufehen wird nicht aufgeschichtet, es kommt ihr nur darauf an, daß die Stelle
nicht nackt und bloß daliegt und sich nicht von der Umgebung unterscheidet; denn
in einem anderen Falle, wo der Erdboden nackt und unbewachsen war, nur mit
kleinen Steinen hier und da bedeckt, trug sie auch nur solche herzu.
Am selben Tage, nachmittags, war eine solche Wespe, es war wohl dasselbe
‚ Individuum, im Begriff, eine Raupe durch ihren Stich zu lähmen, als sie dabei
gestört und ich herbeigerufen wurde. Sie kam wieder zurückgeflogen, setzte sich
rittlings auf die Raupe und brachte ihr, den Hinterleib mit dem Stachel rechtsseitig
auf die Bauchseite der Raupe hinüberbiegend, einen Stich in ein Bauchganglion bei,
wobei sie den Stachel lange in der Wunde ließ. Ich weiß nicht, ob schon Stiche
in andere Ganglien vorhergegangen waren. Nach dem Stich, den ich beobachtete,
aber vollendete sie die Unschädliehmachung der Raupe, indem sie ihr den Kopf
mit den Vorderbeinen knetete, so die Bewegung der Freßwerkzeuge der Raupe
durch Lähmung des Kopfganglions ausschaltend. Dann macht sie sich wieder hoch-
beinig ausschreitend mit der Raupe auf den Weg, an einem Stein, der einen fast
senkrechten Abhang darstellt, mit Leichtigkeit samt der Raupe hinaufsteigend.
Diesesmal ist das vorbereitete Nest (jede Raupe wird einzeln eingegraben) nicht
44 K. Friederichs:
offen; sie legt die Raupe hin und beginnt, die Steine, mit denen sie die Öffnung
verstopft hat, herauszuholen. Jedes der Steinchen schleudert sie, ein wenig hoch-
fliegend, fort. Dann geht sie mit der Raupe hinein, verweilt ein wenig, und das
Geschäft des Verschließens des Nestes wiederholt sich in äußerster Geschäftigkeit
und Schnelligkeit, der zudringlichen Ameisen wegen.
Ich grub jetzt die am Morgen vergrabene Larve aus. Die Röhre ging nicht
senkrecht nach unten, sondern stark nach der Seite; der kleine Kessel, in dem die
Raupe lag, hatte keinerlei Architektur und befand sich nur drei Zentimeter tief
unter der Oberfläche. An einer Seite des Bauches der Raupe, die als einzige
Bewegung noch lebhafte Krümmungen ausführen konnte, befand sich das lange weiße
Ei angeheftet. Ich bewahrte Raupe und Ei auf. Zwei Tage später war die junge
Wespenlarve nicht nur bereits aus dem Ei ausgeschlüpft, sondern bereits erheblich
gewachsen; die angefressene Raupe machte noch lebhafte Bewegungen.
Bevorzugt wurde von den Wespen der trockene, etwas sandige Erdboden unter
dem (auf vier oberirdischen Steinfundamenten ruhenden) Hause, doch kabe ich nicht
wieder das Glück gehabt, im rechten Moment hinzuzukommen.
Die Männchen der Ammophila sah ich zuweilen gegen Abend an der Uferlehne
am Meer im Dickicht an hohen Grashalmen, ihren Schlafplätzen, hängen. Die
Gelegenheit dazu bot sich, wenn wir auf kurze Zeit zum Baden das Lager verlassen
durften. —
Eine Pompilide, Agenia sp., wurde im April im Fluge gefangen, als sie eine
große Spinne forttrug. Herr Professor Dahl hat diese Spinne als zur Gattung
Philymna gehörig bestimmt. Die Art war nicht festzustellen, weil dem Stück die
Beine fehlen. Die Spinne befand sich, als ich sie der Agenia abnahm, bereits in
diesem verstümmelten Zustande.
Mitt. Zool. Mus. Berlin Bd.9. Tafel 2%
Tafel 3.
Mitt. Zool. Mus. Berlin Bd.9.
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Erklärung der Tafeln.
Tafel I
stellt ein Stück einer Mauer dar, an welche Nester von zwei Wespenarten angeklebt
sind; außerdem sind diese und andere Wespen dargestellt. Das Nest links oben ist
ein unfertiges, dasjenige rechts davon ein fertiges Nest von Sceliphron hemipterum.
Das Nest unten ist ein fast fertiges von Eumenes mawillosus,
Die Wespen sind (in natürlicher Größe):
l. Chrysis gheudei Guer.
2. Sceliphron hemipterum Q, Baumaterial herantragend.
3. Sceliphron violaceum.
4. Stilbum viride.
5. Odynerus hildebrandti.
6. Eumenes masxillosus an ihrem Nest.
7. Sceliphron hemipterum |.
Tafel II.
Abb. 1. Ein abgehobenes Nest von Zumenes mazwillosus, von der Rückseite dargestellt.
Die jungen FKumenes sind ausgeschlüpft, Odynerus hildebrandti und Sceliphron
violaceum sind nach ihnen eingezogen und haben die verlassenen Zellen mit
ihrer Brut belegt. Näheres im Text.
Abb. 2. Eine einzelne Zelle von Eumenes mawillosus, im Umriß von vorne dargestellt.
Die Zelle ist noch offen, das Ei ist abgelegt und hängt an einem Faden
von der Decke herab.
Abb. 3. Eine einzelne Zelle von E. mawillosus und der obere Teil einer zweiten,
von vorne. Die zum Futter für die Larve bestimmten Raupen sind eingetragen.
Abb. 4. Eine einzelne Zelle von derselben Art, von hinten, die fertig entwickelte
junge Wespe in einem papierartigen Kokon enthaltend, der beim Abheben
des Nestes hinten zerrissen ist. Seitlich Kotballen und die Köpfe der ver-
zehrten Raupen.
Abb. 5. Nest von Sceliphron hemipterum von hinten, nicht ganz ausgeführt. Die
mittlere Kammer ist mit ihrem Inhalt von toten Spinnen und einem Ei
dargestellt.
Alles in natürlicher Größe.
Anhang.
Verzeichnis von Dr. K. Friederichs in Madagaskar erbeuteter
Hymenopieren
bearbeitet von
Dr. A. von Schultheß, Zürich.
Apidae.
Apis L.
1. A. mellifica L. var. unicolor Latr.
Antananarivo 3 ©.
Madagaskar, Nossi-Be.
Die von Saussure angegebene Abweichung im Flügelgeäder findet sich bei den
drei vorliegenden Stücken, während Friese sie bei Tieren von Nossi-Be vermißte.
(Saussure in Grandidier, Madagaskar XX Hym. St.3 Taf. I, 1 und Friese, Abh.
Senckenberg naturf. Ges. 1900, Bd. XXVI S. 260.)
Pachymelus Smith.
2. P. micrelephas Sm.
Antananarivo 1 O0.
Madagaskar.
Xylocopa Latr.
3. X. olivacea Fab.
Antananarivo 1 d, 2 0.
Diego Suarez 1 0.
Verbreitet durchs ganze tropische und südliche Afrika.
Megachile.
4. M, rufiscopa Sauss. (?).
Diego Suarez 1 o.
Nossi-Be; nach Friese weit verbreitete Art.
Nomia Latreille.
5. N. scutellaris Saussure.
Diego Suarez 1 0. i
Madagaskar.
Das bis jetzt unbeschriebene Weibchen gleicht vollkommen der Saussureschen
Beschreibung; beizufügen ist nichts.
6.
Verbreitet durch das ganze tropische und subtropische Afrika.
10.
Beobachtungen über einige solitäre Wespen in Madagaskar.
Vespidae.
Vespinae.
Icaria Saussure.
l. Grandidieri Saussure.
Antananarivo 4 ©.
Madagaskar.
. I. madecassa Saussure.
Diego Suarez 4 9, Ilöt Prune 3 9.
Madagaskar.
Polistes Fab.
. P. incertus Sauss.
Diego Suarez 1 9.
Madagaskar.
Eumenidinae.
Eumenes Fab.
. E, maxillosus De Geer.
forma maxillosus De Geer.
Antananarivo 1 0,50.
forma regina Saussure.
Diego Suarez.
Antananarivo
Ilöt Prune (Ostküste) 1 JO, 4 9.
Spezifisch madagassische Form.
11.
13
Odynerus Latr.
0. Hildebrandti Saussure
Antananarivo 2 d, 3 0.
Madagaskar.
Sphegidae.
Larrinae.
Tachytes Panzer.
. T. argyropis Saussure
Antananarivo 3 0,10.
Madagaskar.
Notogonia Costa
N. antaca Saussure (?).
Diego Suarez 3 GC.
Anosibe.
47
‚48
14.
K. Friederichs:
Philanthinae.
Philanthus Fab.
Ph. Diadema Fab. var. Abdelkader Lucas.
Antananarivo 3 ©.
Verbreitet durch ganz Afrika.
15.
16.
17.
18.
19:
Spheginae.
Sphex Latr.
Sph. torridus Kohl.
Antananarivo 3 JO, 2 Q.
Madagaskar.
Ammophila Kirby.
A. rubiginosa Lep.
Diego Suarez 1 |, 1 Q.
Meridionales Afrika.
A. capensis Lep.
Madagaskar 1 0.
Südafrika.
Sceliphron Klug.
Se. violaceum Fab.
Diego Suarez, Antananarivo 7 0,3 0,
Madagaskar, Maskareneninseln ; verbreitet durch Süd- und Ostafrika.
Sc. hemipterum Fab.
Diego Suarez, Antananarivo 8:0, 10 0.
Madagaskar, Maskareneninseln, verbreitet durch ganz Afrika und Ostindien.
Trypoxylinae.
Trypoxylon Latr.
20. Tr. seutifrons Saussure.
Nöt Prune 1 0.
Madagaskar, Anosibe.
21. Tr. errans Saussure.
Diego Suarez 1 oO.
Nossibe, Maskarenen, Mauritius.
Nyssoninae.
Gorytes Latr.
22. G. (Ammatomus Handl.) madecassus nov. spec.
Diego Suarez 1 0.
Beobachtungen über einige solitäre Wespen in Madagaskar.
Pompilidae.
Salius v. d. Linden.
23. $. Ellioti Sauss.
Antananarivo 1 O0.
Madagaskar, Mozambique.
Agenia Dahlbm.
24. A. taeniata Sauss. (?)
Antananarivo 1 9.
Antananarivo.
95. A. subsessilis Sauss.
Antananarivo 1 9.
Madagaskar.
26. A. spec.
Antananarivo 1 0.
27. A. spec.
Diego Suarez 1 0.
Pompilus Dahlbm.
28. P. cadmius: Sauss. ??
Döt Prune 1 0.
Madagaskar.
29. P. spec.
Diego Suarez 1.
Priocnemis Dahlbm.
30. P. crenatipes Sauss.
Antananarivo 2 0.
Verbreitet durch Madagaskar.
Schistonyx Sauss.
31. $. velutinus Sauss.
Antananarivo 1 0.
Madagaskar.
Chrysididae.
Stilbum Spinola.
32. St. viride Gußrin.
Diego Suarez.
Antananarivo 6 Stück.
Madagassische Form des St. eyanurum Forst.
Mitt. a. d. Zool. Mus. in Berlin. IX. Bd. ı. H.
49
50
K. Friederichs: Beobachtungen über einige solitäre Wespen in Madagaskar.
Von cyanurum, dessen Varietät amethystinum es am nächsten steht, durch viel
dichtere und gröbere Punktierung leicht zu unterscheiden. Überdies ist viride mehr
grün und zeigt an zahlreichen Stellen Goldglanz, während amethystinum rein blau
zu sein pflegt. St. eyanırum kommt meines Wissens auf Madagaskar nicht vor,
wird auch weder von Mocsary noch von v. Saussure erwähnt.
Friese (a. a. O. $. 268) scheint mir irrtümlich zu sein.
33.
34.
35.
36.
37.
Kosmopolit, schmarotzt bei Periplaneta und Panchloraarten.
38.
Chrysis.
Chr. bispilota Gu£rin.
Diego Suarez 4 Stück.
Madagaskar.
Chr. gheudei Gu£rin.
Antananarivo 1 Stück.
Madagaskar, Nossi-Be.
Chr. friederichsi nov. spec.
Diego Suarez, Antananarivo 2 o.
Mutillidae.
Mutilla L.
M. venustula Saussure.
Diego Suarez 2 oO.
Antananarivo.
Evaniidae.
Evania Fab.
E. appendigaster L.
Diego Suarez 3 Stück.
E. albicoxa nov. spec.
Diego Suarez 1 0.
Die Angabe von
Neue Hesperiiden aus Uhina.
Martin Hering
z. Zt. Berlin.
Hierzu Tafel 4.
> 2 2
(Eingesandt im Juli 1918.)
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ker dem reichen Material der von R. Mell in China gesammelten Hesperiiden
finden sich folgende neue Arten:
Pisola pussa') spec. nov. (Tafel 4, Fig. 4 Oberseite, Fig. 4a Unterseite).
Die Art, von der ein © vorhanden ist, steht der Pisola zennara Moore nahe.
Der Kopf ist ockergelblich behaart, nach dem Scheitel zu mehr mit Grau gemischt.
1. und 2. Glied der Palpen sind ockergelb, oben braun behaart. Das 3. Glied ist
bleicher gelb, oben ebenfalls braun. Die Antennen sind braun, Thorax und Abdomen
sind von der Farbe der Vorderflügel.e. Der Hinterrand der Vorderflügel ist
im Verhältnis zum Außenrand kürzer, als es bei zennara der Fall ist.
Der Apex ist infolgedessen auch spitzer als bei zennara.
Die Oberseite der Vorderflügel ist graubraun, mit einem hyalinen Diskalband,
das aus mehreren Flecken zusammengesetzt ist. Die Verschmelzung derselben ist
nahezu vollständig; nur am Verlaufe der Adern ist noch eine Trennung sichtbar;
jene sind an der Stelle, wo sie die Diskalbinde durchschneiden, mit größeren, zum
Teil silberglänzenden Schuppen besetzt. Bei ?/, der Costa liegen zwischen dieser
und dem Aderstamme II zwei kleine Fleckchen, die etwas mehr ins Gelbliche spielen
als die übrigen Teile der Binde. Ein größerer Fleck liegt nahe der Costa, ein kleinerer,
schmalerer liegt, etwas nach dem Saume zu verschoben, am Aderstamm II. Beide
Flecken können wohl auch miteinander verschmelzen. Diese beiden Flecken sind
von dem übrigen Teile der Diskalbinde durch schwarzgraue Beschuppung getrennt.
Die nun folgenden Flecke sind zu einer Binde verschmolzen. Ein größerer Fleck
liegt kurz vor dem Ende der Mittelzelle; er ist annähernd oval, an der der Wurzel
zugekehrten Seite jedoch geradlinig abgeschnitten; an dieser Stelle dringt die Grund-
farbe des Flügels mit einem kleinen zahnartigen Fortsatz in das Innere des Fleckens
ein. Der saumwärts gelegene Rand des Fleckens ist an dem der Costa zugewendeten
Teile am weitesten von der Querader entfernt und nähert sich ihr nach der dorsal-
wärts gelegenen Seite zu. Der zweite Fleck der Binde ist von den Adern III,
und IV, begrenzt; saumwärts ist er schräg abgeschnitten, so daß er hinten breiter
als vorn ist; er erreicht nur etwa °/, der Größe des vorigen. Der nächste Fleck
liegt zwischen Ader IV, und IV,, begrenzt an der wurzelwärts gelegenen Seite vom
Ursprung von Ader IV,, und endigt etwa an der Hälfte von Ader IV,. Er ist
von rhombischer Gestalt und etwa so groß wie der in der Diskoidalzelle gelegene
1) Pussa ist der Name einer chinesischen Gottheit. Le Dieu Poussa, il tient un jeune enfant
entre ses bras. (Nach Grosier, De la Chine IV, Paris 1819, p. 482.)
54 Martin Hering:
Fleck. Der nächste Fleck beginnt an Ader IV, und endigt kurz vor Ader ao;
er ist ungefähr dreieckig, hat aber an den wurzelwärts und saumwärts gelegenen
Seiten an der Stelle, wo er von Ader V geschnitten wird, einen zahnartigen Vor-
sprung der Grundfarbe. Die Hinterflügel sind einfarbig, in der Grundfarbe den
Vorderflügeln gleich.
Die Unterseite ist in der Grundfarbe heller als die Oberseite. Das Diskalband
ist ähnlich angelegt wie auf der Oberseite, nur sind die zwischen der Costa und
Aderstamm II gelegenen länglichen Flecke verschmolzen und dichter weißlich be-
stäubt als der übrige hyaline Teil der Querbinde. Die Hinterflügel sind einfarbig
braun. Die Farbe der Fransen stimmt überall ungefähr mit der Grundfarbe der
Flügel überein.
Flügelspannung etwa 56 mm, Körperlänge etwa 23 mm, Vorderflügellänge 29 mm.
Patria: China, Yüh-Sa-Tam. Gefangen am 4. 5. 1910 von Mell.
Type: 1 9 in der Sammlung des Kgl. Zoolog. Museums Berlin.
Orthophoetus Lidderdali Melli subspec. nov. (Tafel 4, Fig. 1 Oberseite, la
Unterseite).
Das vorhandene 9 ähnelt der O. lidderdali Elwes. Der Kopf ist grauweißlich
behaart, das 2. Palpenglied weißlichgelb, innen und oben graubraun, das 3. Glied
braun. Die Antennen sind dunkelbraun, nach der Spitze zu in rotbraun übergehend,
am dunkelsten an der Kolbe. Der Thorax ist braun; das Abdomen ist oben braun,
mit schmalen blasseren Hinterrändern; unten sind diese Hinterränder breiter und
hell ockergelb; ebenfalls an der Unterseite liegen zwei seitliche gelbe Streifen. Die
Vorderflügel, die keinen Costalumschlag tragen, sind in der Grundfarbe braun; von
einer gelben Bestäubung an einzelnen Rippen ist nichts zu erkennen, doch ist es
möglich, daß eine solche vorhanden war und nur abgeflogen ist. Sämtliche Flecke
sind glasartig durchsichtig; keiner von ihnen ist gelb, wie es bei der Abbildung
von O. lidderdali bei Elwes der Fall ist. Gestalt und Lage der Flecke dagegen
ist ganz ähnlich denen auf dieser Abbildung, doch ist der zwischen Ader IV, und
IV, gelegene Fleck saumwärts hinten in eine Spitze ausgezogen.
Die Hinterflügel ähneln ebenfalls denen der genannten Abbildung; deutlich
erkennbar sind jedoch nur 7 der vor dem Saume gelegenen Flecken, deren ovale
Gestalt so charakteristisch ist. In ihrer Umrandung unterscheidet sich diese Sub-
spezies von O. lidderdali lidderdal. Während bei der letzteren die Umrandung sehr
schmal ist, ist bei dieser Rasse das Gelb der Umrandung sehr breit und
wurzelwärts und saumwärts ausgezogen. Der für die Unterseite von
lidderdali angegebene Diskalfleck findet sich hier auch auf der Ober-
seite; er ist jedoch nicht oval, sondern quadratisch bis kreisrund.
Zwischen ihm und dem ovalen Subterminalfleck zwischen Ader III, und III, be-
findet sich ein ununterbrochener gelber Raum. Am wenigsten springt die gelbe Farbe
der Umrandung bei dem Flecken zwischen Ader III, und IV,, stärker dann wieder
bei den Doppelflecken vor, die zwischen Ader IV, und a liegen.
Die Unterseite der Vorderflügel ist heller braun als die Oberseite, die Anordnung,
Gestalt und Farbe der Flecken ist ebenso wie auf der Oberseite. Auf den Hinter-
flügeln ist die Lage und Gestalt der Flecken ebenfalls wie auf der Oberseite, jedoch
* Neue Hesperiiden aus China. 55
ist das Gelb ausgedehnter; dadurch ist der achte Subterminalfleck zwischen Ader I
und II deutlich sichtbar; wurzelwärts von ihm liegt noch ein zweiter ähnlicher Fleck
an der Gabelung von Ader I und II, der weiter wurzelwärts liegt als der Diskalfleck.
Der Faltenteil trägt mehr Gelb als auf der Oberseite. Fransen der Hinterflügel am
Hinterrande gelb.
Flügelspannung 47 mm, Körperlänge 15 mm, Vorderflügellänge 24 mm.
Patria: China, Tsha-jiu-san.. Gefangen am 30. 7. 1910 an der Blattunterseite
am Fluß im Bergwald von Mell.
Es ist möglich, daß diese Subspezies nur das bisher noch nicht beschriebene
o von O. lidderdali ist.
Charakteristisch ist für das Tier der auf der Diskoidalzelle der Hinterflügel
auf der Oberseite gelegene Diskalfleck.
Type: 1 © in der Sammlung des Kgl. Zoolog. Museums zu Berlin.
Celaenorrhinus kiku!) spec. nov. (Tafel 4, Fig. 6 Oberseite, Fig. 6a
Unterseite).
Der Kopf ist braun, die Augenränder und eine Verbindungslinie der Fühler-
wurzeln sind weißlich. Das 2. Palpenglied ist weißlich, innen und oben braun, das
3. Glied braun. Die Antennen sind braun, am dunkelsten an der Kolbe, nach der
Spitze in rotbraun übergehend. Der Thorax ist braun, das Abdomen graubraun,
an den Hinterrändern oben schmal, unten breit weißlichgelb.
Die Costa der Vorderflügel ist an der Wurzel stark gebogen; der Außenrand
ist unter dem Apex stark nach außen gebogen, der Tornus stark eingezogen.
Die Oberseite ist graubraun, die Flecken sind glasig durchscheinend, nur der
am Ursprung von Ader IV, stehende ist mit wenigen gelblichen Schuppen besetzt.
Vor der Spitze befindet sich eine Reihe von Subapikalflecken; der erste, zwischen
Ader II, und II,, ruht etwa auf der Mitte der Ader IL,; der nächste Fleck liegt
zwischen II, und II, und ist etwas wurzelwärts verschoben; der dritte liegt zwischen
II, und 1II,; er ist wieder stärker saumwärts gerückt. Ein sehr kleiner, kaum
sichtbarer Fleck zwischen III, und III, ist saumwärts stark verschoben, etwa am
letzten Viertel von Ader IIL. Der nächste Fleck liegt senkrecht darunter, zwischen
III, und III,. Die Flecken sind alle rundlich bis rechteckig. Im Diskoidalfelde
liegt ein annähernd rechteckiger Fleck, der saumwärts hinten etwas vorgezogen ist;
am Aderstamm II ist er um seine Breite von der Querader entfernt. An der
Gabelung von III, und IV, liegt ein weiterer Fleck, der höchstens den vierten Teil
der Größe des vorigen einnimmt.. Er ist stark saumwärts verschoben, so daß der Grund
der Gabelung von ihm nicht ausgefüllt wird, sondern dort noch Grundfarbe des
Flügels stehen bleibt. Der nächste, zwischen Ader IV, und IV, gelegene Fleck
ist wieder größer, dem Diskalfleck annähernd gleichkommend; er ist weiter wurzel-
wärts gerückt, so daß er etwa unter der Mitte desselben beginnt. Zwei kleine Flecke
liegen zwischen Ader IV, und V und zwischen V und a; letzterer ist stark nach
der Wurzel zu verschoben; endlich liegt ein etwas größerer, gelblicher Fleck ungefähr
unter dem Ursprung von Ader IV,, ein wenig saumwärts davon. Die Hinterflügel
') Vgl. Grosier, 1. ce. p. 416: ki-kou, espöce de bonzesses.
56 Martin Hering:
haben einen stark gebogenen Außenrand; sie sind braungrau, mit hell ockergelber
Zeichnung. Diese bildet ein schmales Subterminalband, das auf den
Adern wurzelwärts und saumwärts in Spitzen ausgezogen ist. Ader ß ist
am Saume schwach gelb, Ader a ist schon weiter wurzelwärts gelb bestäubt; darauf
beginnt an a die Subterminalbinde, die zunächst bis Ader IV, geht, dort scharf
gebrochen wird und nun, weiter saumwärts gerückt, bis Ader III, geht; darauf
wird sie wieder saumwärts gerückt und geht nun, an dieser Stelle sehr schmal, bis
Ader III. Zwischen Ader III, und II befindet sich, wurzelwärts verschoben, ein
breiterer gelber Fleck; ein solcher ist auch zwischen Ader Il und I angedeutet. In
der Verlängerung der Diskoidalzelle, die Querader einschließend, liegt ein größerer,
viereckiger, gelber Fleck, der am Grunde von einzelnen schwarzbraunen Härchen
überdeckt ist. Am Ursprung von Ader IV, liegt ein kleiner rundlicher Fleck; ein
solcher, wenig weiter saumwärts gerückt, liegt auch zwischen Ader IV, und V, sowie
zwischen Ader V und o. Diese letzteren beiden können verschmolzen und von
schwarzbraunen Härchen teilweise überdeckt sein. Ein weiterer gelber Fleck liegt
im Innern der Diskoidalzelle, etwa an der Hälfte der Entfernung des großen Diskal-
fleckes von der Wurzel, am Vorderrande der Zelle zwischen den Aderstämmen II
und III.
Die Unterseite der Vorderflügel ist heller braun als die Oberseite. Die Flecken
der Oberseite kehren wieder, doch kommt dazu ein kleiner länglicher Fleck, der
costalwärts von dem Diskalfleck zwischen Ader I und dem Ursprung von Il, gelegen
ist. Der an dem Ursprung von IV, liegende und der hinterrandwärts von IV, ge-
legene Fleck ist größer, verschwommener und weniger durchsichtig als die übrigen
hyalinen Flecke. Die Unterseite der Hinterflügel gleicht in der Färbung der Ober-
seite; aber das Gelb ist etwas heller, und die gelben Zeichnungen sind mehr aus-
gedehnt. An der Subterminalbinde ist namentlich der Fleck zwischen Ader I und II
groß und deutlich. Die hinterrandwärts gelegenen Adern sind von III, an deutlich
gelb, Ader a und ß sind es bis zur Wurzel. Alle anderen Flecken sind größer und
mehr zusammengerückt, gewöhnlich auch eckiger als auf der Oberseite.
Flügelspannung 42 mm, Körperlänge 17 mm, Vorderflügellänge 21 mm.
Patria: China, Tsha-jiu-san, gesammelt am 21. 7. 1910 von Mell.
Type: 1 Stück in der Sammlung des Kgl. Zoolog. Museums zu Berlin.
Die Art unterscheidet sich von allen ähnlichen Arten durch das Vorhandensein
der eigenartig geknickten gelben Subterminalbinde der Hinterflügel. Systematisch
wäre sie wohl in der Nähe von C. clitus Nicev. zu stellen.
Halpe perbella spec. nov. (Tafel 4, Fig. 7 Oberseite, Fig. 7a Unterseite).
Bei dem in der Sammlung befindlichen J ist der Kopf dunkelbraun, vorn
gelblich; oben hinter den Fühlerwurzeln liegt je ein gelber Fleck. Das zweite Palpen-
glied ist schwefelgelb, mit einzelnen braunen Haaren untermischt, oben braun; das
dritte Glied ist hellbraun. Die Antennen betragen ?/;, der Länge der Costa; die
der Costa zugekehrte Seite ist schwarzbraun; auf der andern Seite sind sie gelb
geringt; die Ringe rücken nach der Kolbe zu immer näher aneinander. An der
Innenseite der Kolbe, (dem eingekrümmten Teile), befindet sich ein großer schwefel-
gelber Fleck. Der Thorax ist braun; das Abdomen ist braun; auf der Unterseite
Mitteil. Zool. Mus. Berlin Bd. 9. Tafel 4.
Neue Hesperiiden aus Öhina. 57
trägt es eine weißlichgraue Mittellinie und an jeder Seite eine gelbe Seitenlinie, die
auch auf die Hinterränder der Segmente übergreift.
Die Costa der Vorderflügel ist gerade, die Spitze scharf, der Tornus stark
gerundet. Auf der Oberseite liegen drei Subapikalflecke, von denen der hinterste
der größte ist, zwischen II, und II,, II, und II, und zwischen Il, und III. Im
Diskoidalfeld liegen zwei Flecke, getrennt durch Längstamm Ill; der vordere, am
Ursprung von IL, ist mehr rundlich; der andere, der ungefähr dreieckig ist, ist
mehr wurzelwärts verschoben. Zwei weitere Fiecke liegen nach dem Saum zu, ein
kleiner zwischen Ader III, und IV,, und ein zweiter, stark wurzelwärts verschobener,
zwischen IV, und IV,.
Sämtliche Flecken sind glasig durchsichtig.
Die Hinterflügel gleichen in der Grundfarbe den Vorderflügeln; im Diskoidalfeld
liegen an der Wurzel zwei längliche Duftschuppenflächen, die mehr grau sind; von
diesen ist durch einen schmalen Streifen der Grundfarbe getrennt ein trüb ocker-
farbener Fleck; die Fransen sind an Vorder- und Hinterflügeln am Grunde braun-
grau, dann schwarzbraun und weiß gescheckt, nach den Innenrändern zu dunkler
werdend, zuletzt ganz in Grau übergehend, am Innenrand der Hinterflügel gelb.
Die Unterseite der Vorderflügel ist in der Grundfarbe etwas heller als die
Oberseite; die Flecken der Oberseite finden sich auf ihr wieder, nur größer und
mehr einander genähert. Außerdem befindet sich in der Mitte zwischen den Subapikal-
flecken und dem Apex ein gelber Streifen, annähernd parallel dem Saum, der, be-
sonders in dem hinterrandwärts gelegenen Teile, auf den Adern in Spitzen ausge-
zogen ist. Er beginnt an Ader Il,, geht dann erst etwas wurzelwärts, wendet sich
dann von Ader II, an wieder saumwärts und verbreitert sich immer mehr, bis er
bei Ader III, endigt. Dahinter liegt noch ein gelber Punkt. Zwischen diesem
Streifen und dem vordersten Suabapikalfieck befindet sich noch ein sehr kleiner gelber
Punkt; ein noch kleinerer liegt zwischen Costa und 1. Subapikalfleck. Ein gelber
Fleck liegt zwischen der Costa und dem vordersten Diskalfleck und ein von der
Wurzel ausgehender breiter gelber Strahl zwischen Costa und Ader I, der aber
den zuletzt genannten Fleck nicht mehr erreicht und ungefähr /, der Länge der
Costa hat. Der Raum zwischen Ader V und ß ist unbestäubt; ein etwas opalisierender
Streifen zieht sich vom Ursprung von Ader IV, nach a senkrecht herunter.
Zwischen Ader «a und dem Dorsalrande liegt ein großes schwarzbraunes Haarbüschel.
Auf der Hinterflügelunterseite ist die Grundfarbe dunkler als auf der der
Vorderflüge. Eine gelbe Subterminalbinde, die an den Adern in Spitzen
ausgezogen ist, beginnt bei a und geht bis Ader IV,, wo sie plötzlich
saumwärts verschoben wird und nun weiter bis Ader Ill, geht; hier
bildet sie einen stark wurzelwärts verschobenen viereckigen Fleck;
zwischen Ader I und II liegt ein noch mehr wurzelwärts gerückter Fleck. Im
Diskoidalfeld befindet sich an der Stelle, wo auf der Oberseite die Duftflächen
liegen, ein blaßgelber Streifen; der Diskalfleck der Oberseite ist ebenfalls vorhanden,
aber größer, tiefer gelb und an dem der Costa zugewendeten Teile in eine Spitze
ausgezogen. In den Gabelungswinkeln von IIl,, IV, und IV,, IV, liegen kleine
dreieckige gelbe Fleckchen; ein breiter keilförmiger Fleck geht von der Wurzel
zwischen Ader a und IV an «a entlang, wird von Ader V schief abgeschnitten und
58 Martin Hering:
endigt bei 2/, von a. Unter der Costa liegt an der Wurzel ein gebogener blaßgelber
Streif, der sich zwischen Ader II und I und II und III, in kleinen gelblichen
Fleckchen fortsetzt. Ein solches findet sich ebenfalls an der Wurzel in der Gabelung
von I und II. Die Fransen sind an der dem Haarbusch der Vorderflügel gegenüber-
liegenden Stelle tief schwarzbraun, sonst wie auf der Oberseite.
Flügelspannung 29 mm, Körperlänge 18 mm, Vorderflügellänge 16 mm.
Patria: China, Tsha-jiu-san, gesammelt Anfang Mai 1911 von Mell.
Type: 1 GC in der Sammlung des Kgl. Zoolog. Museums zu Berlin.
Von allen ähnlichen Arten der Gattung ist diese Art durch die breite Aus-
dehnung der tiefgelben Färbung auf der Hinterfiügelunterseite verschieden; deutlich
gekennzeichnet ist sie durch die zur Subterminalbinde zusammengeflossenen Flecken
auf der Unterseite der Hinterflügel.
Scobura coniata spec. nov. (Tafel 4, Fig. 5 Oberseite, Fig. 5a Unterseite).
Der Kopf der in der Sammlung befindlichen S ist braungrau, vorn gelblichgrau.
Oben liegt hinter den Fühlerwurzeln je ein milchweißer Punkt. Das zweite Palpen-
glied ist weißlichgrau, mit zerstreut eingesprengten braungrauen Haaren, oben braun-
grau; das 3. Glied ist braun. Die Antennen sind braun, undeutlich grau geringt,
die Spitze ist rotbraun. Thorax und Abdomen sind braun, unten hell ockergelb,
der Afterbusch grau. Die Beine sind braun, die Vordertibien mit gelben Haaren
besetzt.
Die Oberseite der Vorderflügel ist dunkelbraun; da die Stücke etwas abgeflogen
sind, läßt sich eine gelbliche Bestäubung an Costa und Flügelbasis nicht feststellen.
Alle Flecken sind glasig durchsichtig. Drei Subapikalflecken, von denen der hinterste
der größte ist, liegen zwischen Ader II, und IIl,. Zwei weiter saumwärts gelegene
befinden sich zwischen Ader III, und IIl,; ein wieder wurzelwärts gerückter Fleck
liegt zwischen Ader III, und IV,; er ist beträchtlich größer. Im Diskoidalfeld,
etwas von der Querader entfernt, liegt ein Doppelfleck, dessen hinterer Teil der
größere ist. Darunter liegen zwischen Ader IV, und IV, und zwischen IV, und a
zwei ungefähr viereckige Flecke, die von einer ganz feinen dünnen Linie von
schwarzen Duftsehuppen in schräger Richtung von vorn nach hinten
durchzogen werden; sie setzt sich, was man bei stärkerer Vergrößerung
deutlich sieht, auch in dem zwischen den beiden Flecken gelegenen Teile
der Grundfarbe fort.
Die Hinterflügel haben die gleiche Grundfarbe wie die Vorderflügel und zwei
glasige Flecken; der vordere, größere, liegt zwischen Ader III, und III, und der
hintere, kleinere, zwischen IV, und IV,. Der erstere ist saumwärts etwas ein-
gebuchtet. Die Unterseite der Flügel ist viel heller; auf den Vorderflügeln sind
die Flecke dieselben wie auf der Oberseite; der Raum zwischen Costa und Ader-
stamm III ist gelb bestäubt; der Saum ist noch blasser gelb; von den Flecken am
Rande laufen dunkle Schatten der Grundfarbe nach dem Saume zu. Der ganze
Faltenteil ist grünlichgrau bestäubt, so daß der hintere Fleck, der auf der Oberseite
von dem Duftorgan durchzogen würde, nicht zu erkennen ist. Auf der Unterseite
der Hinterflügel ist die Grundfarbe fast ganz verdrängt von Hellockergelb; es bleiben
nur noch kleine Saumfleckehen in jeder Zelle und längliche Flecke an den Gabelungen
Neue Hesperiiden aus China. 59
der Adern von der dunkelbraunen Grundfarbe stehen. Das Wurzeldrittel ist fast
ganz hellockergelb; doch befindet sich ein auffallender dunkelbrauner Fleck an der
Gabelung von II und III,. Die Flecken sind dieselben wie auf der Oberseite;
bei einem Exemplar befindet sich auf dem linken Hinterflügel noch ein weiterer
schmaler hyaliner Fleck saumwärts von dem zwischen Ader IV, und IV, gelegenen.
Die schon stark abgeflogenen Fransen scheinen weißlichgrau zu sein.
Flügelspannung 32 mm, Körperlänge 14 mm, Vorderflügellänge 18 mm.
Patria: China, Tsha-jiu-san, gesammelt am 19. 7. und 2.8. 1910 von Mell.
Type: 2 © in der Sammlung des Kgl. Zoolog. Museums zu Berlin.
Das eigenartige Duftorgan wird es vielleicht nötig machen, daß diese Art von
Scobura getrennt und einer besonderen Gattung zugeteilt wird.
Crossiura penicillatum Nic&v. (Tafel 4, Fig. 2 S Oberseite, Fig. 2a 6
Unterseite, Fig. 3 Q Oberseite, Fig. 3a Q Unterseite).
Von dieser charakteristischen Art befinden sich in der Sammlung des Kgl.
Zoolog. Museums zu Berlin 7 S und 9 9, die sämtlich in der Zeit vom 14.—28. 7.
1910 bei Tsha-jiu-san von Mell gefangen wurden. Es liegt hier also zum ersten
Male ein reicheres Material aus China vor, und es ist dadurch möglich, diese Art
zu Fruhstorfers Subspezies kiyıla in Beziehung zu setzen. Er hat diese Rasse ge-
kennzeichnet in der Ent. Rdsch. 31, p. 18: Vorderflügel mit 3 ganz kleinen weißen
Präapikalpunkten und einer viel breiteren, aber kürzeren, silberglänzenden Trans-
versalbinde. Unterseite ohne deutlich erkennbare Apikalpunkte, die oben silber-
glänzende Binde, wie bei penictllatum, matt, aber wiederum breiter, kürzer und
außerdem fehlt, wie auch oberseits, der weiße Subanalfleck an der Submediana.
Man kann wohl die Berechtigung, die beschriebene Form als eine eigene
Subspezies aufzufassen, anzweifeln; bei den Stücken des Kgl. Museums lassen sich
eine ganze Anzahl von Übergängen feststellen; überhaupt sind Größe und Zahl der
Flecken bei dieser Art sehr variabel. Es finden sich J, die den Subanalfleck
gar nicht besitzen; bei anderen ist er schwach angedeutet, bei anderen wieder
typisch entwickelt. Ebenso fanden sich beim © Übergänge insofern, als der unterhalb
der Submediana gelegene Teil der Binde bei einzelnen Stücken mit der Binde ver-
bunden war, wie es bei der Abbildung der typischen Form der Fall ist, dann aber
Übergänge zeigte, die im extremsten Falle zu einer Abschnürung dieses Fleckes
von der Binde führten. Ebenso variabel waren bei d und D Länge und Breite der
Binde. Die Apikalpunkte wechselten auch in der Größe, allerdings fand ich unter
den 16 Exemplaren keines, dem sie auf der Unterseite ganz gefehlt hätten. Sowohl
die von Fruhstorfer beschriebene Lokalrasse als auch die von mir untersuchten Falter
stammen aus derselben Gegend, bei beiden ist als Patria Kanton Tsha-jiu-san ange-
geben; da ich unzweifelhaft festgestellt habe, daß in dieser Gegend die typische
pemicillatum fliegt, kann die beschriebene Form Fruhstorfers keine Lokalrasse,
sondern nur eine Aberration sein; diese Ansicht wird bekräftigt durch das Vor-
handensein fast aller Übergänge zu der von Nic£ville beschriebenen Form.
Erklärung der Tafel 4.
Fig. 1. Orthophoetus Lidderdali Melli Q (Oberseite).
1a. 2 ” » . „ (Unterseite).
2. Crossiura pemieillatum Nieev. © (Oberseite).
2a. Ss 4 " „ (Unterseite).
3. Or. penieillatum Nieev. Q (Oberseite).
535 Ar %, 5 „ (Unterseite).
4. Pisola pussa 9 (Oberseite).
Pan » „. (Unterseite).
5. Scobura coniata 8 (Oberseite).
5a. , = „ (Unterseite).
6. Celaenorrhinus kiku (Oberseite).
62. n » (Unterseite).
7. Halpe perbella 8 (Oberseite).
KanıEn a „ (Unterseite).
Wilhelm Weltner.
Ein Nachruf
von
Ant. Collin.
(Dieser Nachruf, ursprünglich für eine andere Zeitschrift bestimmt, konnte im
vorigen Jahre infolge der Ungunst der Zeitverhältnisse nicht gedruckt werden;
er mag nun hier, zwar verspätet, in etwas erweiterter Form einen Platz finden.)
(Eingesandt im August 1918.)
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N m 11. April 1917 starb der Kustos am Kgl. Zoologischen Museum zu
Berlin, Prof. Dr. W. Weltner im 63. Lebensjahre. Während seiner zweiunddreißig-
jährigen Tätigkeit am Museum verwaltete er die Sammlungen der Protozoen, Spongien,
Coelenteraten und Cirripedien und vorübergehend auch noch andere Abteilungen.
Viel zu früh für die Wissenschaft und für seinen Wirkungskreis erlag er, der sich
während seines ganzen Lebens einer dauernden Gesundheit erfreut hatte, nach
21/ monatigem Krankenlager einer Lungenentzündung, der Folge einer Influenza,
die er sich zu Ende des überaus kalten Winters 1916/17 zugezogen hatte. Er
wurde am 16. April in der heimatlichen Erde des Ratzeburger Domkirchhofs zur
letzten Ruhe bestattet. Ihm, der länger als ein Menschenalter seine Kräfte dem
Dienste des Museums geweiht, seien in unseren „Mitteilungen“ diese Zeilen treuen
Gedenkens gewidmet.
Carl Wilhelm Hermann Weltner wurde als ältester Sohn des Großherzog-
lichen Domänenpächters Weltner am 26. Oktober 1854 zu Römnitz im Fürstentum
Ratzeburg (Mecklenburg-Strelitz) geboren. Im Elternhause erhielt er die erste Aus-
bildung, besuchte von 1863 ab eine Privatschule in Ratzeburg, von 1865 ab das
dortige Gymnasium und von Ostern 1867 die Realschule in Schönberg in Mecklen-
burg. Nach bestandener Reifeprüfung siedelte Weltner Ostern 1874 nach Wiesbaden
über, um sich in dem berühmten Laboratorium des Geh. Rat Prof. Dr. Remigius
Fresenius fünf Semester hindurch dem Studium der Chemie zu widmen. Während
seiner Freistunden betrieb er, wie schon zu seiner Schülerzeit, eifrig zoologische und
botanische Studien, machte Exkursionen namentlich in die Rheingegend und erweiterte
sein. Herbarium. Von Oktober 1876—77 genügte er in Straßburg i. E. bei dem
15. Feldartillerie-Regiment seiner Militärpflicht und war daselbst bis Ostern 1882
als Student immatrikuliert. Unbefriedigt über die negativen Resultate einer ihm
übertragenen größeren chemischen Arbeit, betreffend die Auffindung einer Benzoe-
verbindung, fühlte er sich später mehr zu den biologischen Wissenschaften hingezogen,
gab 1878 das Studium der Chemie auf und wandte sich hauptsächlich der Zoologie
zu. Noch während seiner Studentenzeit war er vom September 1878 bis August 1880
und vom Juli 1881 bis April 1882, im ganzen 2°/, Jahre, Assistent am Zoologischen
Institut in Straßburg unter Oskar Schmidt, dessen reicher Anregung er viel für
seinen späteren Lebensweg zu verdanken hatte. Im Sommersemester 1882 sehen wir
Weltner in Freiburg i. Br., wo er bei August Weismann am 26. Juli auf Grund
seiner in Straßburg angefertigten Arbeit: „Beiträge zur Kenntniss der Spongien“ den
64 Ant. Collin:
philosophischen Doktorgrad erwarb. Vom Januar bis August 1883 betrieb er in
Leipzig im Anatomischen Institut bei His und Braune anatomische und histologische
Studien. Die großen Ferien bis zum November verlebte Weltner in Saßnitz (Rügen)
und beschäftigte sich dort mit faunistischen und anatomischen Untersuchungen.
Um sich weiter in der zoologischen Literatur umzusehen und einen Einblick in den
Betrieb eines zoologischen Museums zu gewinnen, siedelte er dann nach Greifswald
über, wo er bei Gerstäcker liebenswürdige Hilfe und Anregung fand. Nicht lange
weilte er dort; vom April 1884 ab setzte er seine Spongienstudien in Berlin im neu-
gegründeten Zoologischen Institut bei Franz Eilhard Schulze fort und tat gleich-
zeitig Hilfsdienste im Zoologischen Museum, wo er vom 1. Juli 1885 ab als Assistent
angenommen wurde. Im April 1892 wurde Weltner daselbst zum Kustos und im
November 1902 zum Professor ernannt.
Weltners wissenschaftliche Tätigkeit umfaßte besonders folgende Gebiete:
die Biologie des Süßwassers im allgemeinen; die Schwämme, besonders die Spongil-
liden, und die Cirripedien. Schon in seiner Wiesbadener Zeit konnte er auf seinen
Exkursionen manche bemerkenswerte Funde aufweisen, so entdeckte er im Schier-
steiner Hafen die bis dahin für Hessen-Nassau noch unbekannte Wasserpest (Hlodea
canadensis), ein Fund, den sein Lehrer am Laboratorium Fresenius Prof. Kirschbaum
einer Veröffentlichuug im Rheinischen Courier für wert hielt; bei Mainz fand Weltner
neben Apus cancriformis die seltene Limnadia hermanni in großen Mengen. Diese
und viele andere Funde erweckten in dem angehenden Naturforscher das erste
Interesse für die Flora und Fauna des süßen Wassers. In Straßburg wurde W eltner
von dem Spongiologen Oskar Schmidt in die Kenntnis der Schwämme eingeführt
und seine Dissertation über Spongien wurde dort angefertigt. Schmidt. gestattete
dem jungen Weltner, sich Stücke von Schmidts Spongientypen abzuschneiden
und zu mikroskopischen Präparaten für sich selbst zu verarbeiten „falls er auch
später den Schwämmen treu bliebe“. Und treu ist er denselben bis zu seinem Tode
geblieben! Später hatte er dann in Berlin unter Eilhard Schulze Gelegenheit,
sich weiter in der Spongiologie fortzubilden.
Im Berliner Museum arbeitete Weltner 1885 zunächst in der Cirripedien-
Abteilung und leistete Dienste beim Bestimmen von Coelenteraten und Spongien.
1889 erhielt er endgültig die Verwaltung der Abteilungen der Protozoen, Spongien,
Coelenteraten und Cirripedien, vorübergehend auch der Tunikaten, Bryozoen und
Cladoceren. Nun begann eine rastlose Tätigkeit besonders auf faunistisch-biologischem
Gebiet. Weltner untersuchte mehrere Jahre hindurch die Fauna des Tegeler Sees
bei Berlin, deren Ergebnisse er in vielen kleinen Mitteilungen bekannt gab. Eine
geplante erschöpfende Bearbeitung des Tegeler Sees und seiner biologischen Ver-
hältnisse ist leider nicht zur Ausführung gekommen; das dazu gesammelte Material,
wie auch Weltners sämtliche übrige zoologische Sammlungen sind nach seinem Tode
in den Besitz des Berliner Zoologischen Museums übergegangen. Hier legte Weltner
die Grundlage zu seiner Erforschnng der Süßwasserschwämme, deren systematische,
morphologische und biologische Resultate als „Spongillidenstudien“, von denen 5 Teile
im Archiv für Naturgeschichte erschienen sind, veröffentlicht wurden. Später folgten
noch zahlreiche Arbeiten über Spongilliden der verschiedensten Gebiete der Erde.
Auch die marine Fauna blieb nicht unberücksichtigt: mehrfach weilte Weltner auf
Ein Nachruf für Wilhelm Weltner. 65
Helgoland und 1893 in der zoologischen Station in Rovigno, von wo er reiche
Sammlungen heimbrachte und dem Museum einverleibte.
Inzwischen unternahm er zusammen mit seinem leider schon verstorbenen
Freunde Dr. M. Samter von 1900—1907 alljährlich eine Erforschung der bio-
logischen und geologischen Verhältnisse des Madüsees in Pommern, in welchem
die beiden Forscher drei marine relikte Krebse entdeckten: Mysis relieta, Pallasiella
quadrispinosa und Pontoporeia affinis. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen wurden
teils im Zoologischen Anzeiger, teils im Archiv für Naturgeschichte unter dem Titel:
„Beiträge zur Fauna des Madüsees in Pommern von Dr. E.Samter und W. Weltner“
(5 Teile) niedergelegt. Gleichzeitig war Weltner während seiner Urlaubszeit z. T.
mit Unterstützung der Kgl. Preuß. Akademie der Wissenschaften mit der Unter-
suchung vieler anderer norddeutscher Seen auf ihre Reliktenfauna beschäftigt.
Über Cirripedien veröffentlichte Weltner zahlreiche Arbeiten, so über die Cirri-
pedien der Expedition „Prinz Adalbert“ (Stabsarzt Sander), von Helgoland, vom
indischen Ozean, von der Hamburger Magalhaensischen Sammelreise, aus dem Pazifik
(Schauinsland), der Arktis, von Ostafrika (V oeltzkow), endlich die noch ungedruckte
Arbeit über die Cirripedien der deutschen Tiefsee-Expedition.
Infolge seiner vielseitigen wissenschaftlichen Tätigkeit wurden zu Ehren
Weltners mehrere Tiere benannt. Die Cirripediengattung Weltneria Berndt trägt
seinen Namen. Von Arten seien erwähnt: das Cirriped Scalpellum welineri Gruvel,
von anderen Urustaceen: Alona weltneri Keilhack, Pontoporeia welineri Ekman, von
Coelenteraten: Caligorgia welineri Versluys, von Spongien: Hyalonema welineri F. E.
Schulze und Potamolepis welineri Moore.
Neben seinen wissenschaftlichen und museologischen Arbeiten fand Weitner
noch Zeit, die Herausgabe des Archivs für Naturgeschichte, welches infolge der
Krankheit des vorigen Herausgebers sehr zurückgeblieben war, zu leiten (von 1904
bis 1910). Es war keine leichte Arbeit, die zoologischen Jahresberichte nachzuholen
und wieder auf die Höhe zu bringen, und oft mußte er die Nächte für die Redaktions-
arbeiten zu Hilfe nehmen. Mancher Bürger von Pankow, wo Weltner Jahrzehnte
hindurch wohnte, und wo er sich der größten Wertschätzung erfreute, erzählte mit
Bewunderung, wie man fast allabendlich noch nach 12 Uhr Licht in Weltners
Arbeitszimmer beobachten konnte.
Obwohl nicht Universitätsdozent hat Weltner eine große Anzahl von Studenten
und Zoologen in die Kunde der Spongien und der Süßwasserfauna eingeführt und
vielen jüngeren Freunden auf Exkursionen Anleitung zu wissenschaftlicher Forschung
gegeben.
Weltner ließ es sich auch stets angelegen sein, populär-wissenschaftliche
Kenntnisse zu verbreiten; so schrieb er bisweilen für Tagesblätter kleinere allgemein
interessante Artikel, noch in seinen letzten Liebensjahren einen Zeitungsaufsatz:
„Zur Fauna Pankows“, in welchem er die Besiedlung eines künstlichen Teiches mit
Organismen vor Augen führte. Er war längere Zeit eifriges Mitglied des Aquarien-
Vereins „Triton“ und vorübergehend Herausgeber der „Blätter für Aquarien- und
Terrarienfreunde*,
Für die museologische Tätigkeit eignete sich Weltner besonders durch seine
peinliche Genauigkeit und Ordnungsliebe, die für einen Museumszoologen unerläßlich
Mitt. a. d. Zool. Mus. in Berlin. IX. Bd. ı. H. 5
66 Ant. Collin:
ist. Aber nicht allein, daß er die Sammlungen bestimmte und ordnete, systematische
und faunistische Kataloge anlegte, suchte er für jedes Stück der Sammlung gewisser-
maßen seine Geschichte festzulegen, wer es gesammelt und beschrieben, wer von
späteren Bearbeitern es in Händen gehabt und für seine Arbeiten zum Vergleich
herangezogen hatte. Namentlich die Korallen Ehrenbergs, deren Namenschilder
während des Museumsumzugs (1886—87) durch ein Mißgeschick teilweise verloren
oder verwechselt waren, erforderten viele Arbeit, um sie wieder neu zu identifizieren,
Mitten in dieser reichen vielseitigen Tätigkeit und wohl auch als Folge derselben,
des andauernden mikroskopischen Arbeitens und nächtlichen Fleißes traf den Un-
ermüdlichen ein Schicksalsschlag schwerster Art: seine Augen begannen den Dienst
zu versagen. Im Jahre 1911 mußte er sich einer Staaroperation auf beiden Augen
unterziehen, die zwar vorübergehend glücklich verlief, aber ihm doch nicht das Augen-
licht vollständig wiedergeben konnte. Er ging einer langsamen Erblindung entgegen,
die allmählich seiner wissenschaftlichen Tätigkeit Halt gebot. Obwohl er sein
trauriges Geschick mit Ruhe und Ergebenheit trug, ward doch in den letzten Lebens-
jahren aus dem fröhlichen schaffensfreudigen Forscher ein stiller Mann.
Weltner war ein Mensch von größter Energie, von außerordentlicher Strenge
gegen sich selbst, von Milde und Hilfsbereitschaft gegenüber anderen, wohltätig, ein
treusorgender Gatte und Familienvater. Seine Bescheidenheit verbot es ihm, sich
irgendwo in den Vordergrund zu drängen. Pflichttreue, Wahrheits- und Ordnungs-
liebe waren hervorstechende Züge seines Charakters. Wie die meisten Norddeutschen
war er im Verkehr zunächst etwas zurückhaltend und wenig mitteilsam; hatte man
jedoch das Glück seiner näheren Bekanntschaft, so gab er sich ganz selbst, und es
war ein Vergnügen, sich mit ihm auch über Dinge zu unterhalten, die der Fach-
wissenschaft und dem täglichen Leben fernstanden; gern sprach er über deutsche
Literatur: Goethe, Lessing, Heine hatten ihn besonders angezogen. Durch diese
hervorragenden menschlichen Eigenschaften hatte sich Weltner viele Freunde er-
worben, die neben seiner Familie an seiner Bahre trauern und sein Andenken stets
in Ehren halten werden.
Verzeichnis der veröffentlichten wissenschaftlichen Schriften
Weltners.
1882. Beiträge zur Kenntniss der Spongien. Inaug.-Diss., Freiburg i. Br., 1882, 80, 62 pp.; 3 tabb.
1886. Zur pelagischen Fauna norddeutscher Seen. In: Zool. Anz. IX, Nr. 236, p. 632—633.
— Über die Spongillen der Spree und des Tegelsees bei Berlin. In: Sitzb. Ges. nat. Frde.
Berlin 1886, Nr. 10, p. 152—157.
1887. Dendrocoelum punctatum Pallas, bei Berlin. In: Sitzb. Ak. Wiss. Berlin 1887, Nr. XXXVIIL,
p. 795—804; tab. XIV.
— Bericht über die Leistungen in der Spongiologie für die Jahre 1880 und 1881 (Nachtrag).
In: Arch. f. Nat., Jahrg. 51, Bd. II, Heft 3, p. 197—214.
— Clepsine tesselata OÖ. Fr. Müll. aus dem Tegelsee bei Berlin. In: Sitzb. Ges. nat. Frde.
Berlin 1887, Nr. 5, p. 85.
— Die von Dr. Sander 1883—1885 gesammelten Cirripedien (Acasta scuticosta sp. n.). In:
„Arch. f. Nat, Jahrg. 53, Bd. I, p. 98—117; tab. ITI—IV.
1888. Uber das Fortleben von Spongillen nach der Ausbildung von Schwärmlarven. In: Sitzb.
Ges. nat. Frde. Berlin 1888, Nr. 2, p. 18-22.
1892.
Ein Nachruf für Wilhelm Weitner. 67
Uber die Planarien bei Berlin, insbesondere über Dendrocoelum punctatum (Pall.). Ebenda,
Nr. 5, p. 72--74.
Über das Vorkommen von Bythrotrephes longimanus Leyd. und Dendrocoelum punctatum
Pall. in dem Werbellinsee bei Berlin. Ebenda, Nr. 9, p. 171--177.
Einige Laichformen von Insekten. Ebenda, 1889, Nr. 7, p. 146—147.
Branchipus (Chirocephalus) cervicornis n. sp. aus Südamerika. Ebenda, 1890, Nr. 3, p. 35
bis 41; 6 Fig.
Rana fortis Blgr. aus dem Tegelsee. Ebenda, Nr. 4, p. 80-81.
Über die Befestigung von Spiritusobjekten auf Glasplatten mittelst Gelatine und Glyzerin-
gelatine. Ebenda, Nr. 5, p. 9698.
Über sehr große Larven der Knoblauchskröte (Pelobates fuscus). Ebenda, Nr. 6, p. 113.
Ein schildförmiges Gehäuse einer Aphidius-Larve. Ebenda, Nr. 9, p. 171.
Bericht über die Leistungen in der Spongiologie für die Jahre 1882--1884. In: Arch. f.
Nat., Jahrg. 53, Bd. II, Heft 3, p. 247—354.
Über das Gespinst einer Aphidiuslarve an Aphis (Drepanosiphum) platanoides Schrnk. In:
Berlin. Entom. Zeitschr., Bd. 36, Heft 1, p. 35—42 und Erklär.-Bl.; 8 Textfig.
Bericht über die Leistungen in der Spongiologie für die Jahre 1885—1887. In: Arch. f.
Nat., Jahrg. 54, Bd. II, Heft 3, p. 166 -270.
Die Süßwasserschwämme. In: Zacharias, Die Tier- und Pflanzenwelt des Süßwassers I.
Leipzig, 8%, p. 186—236, fig. 36—46.
Zur Entwicklung von Dreissensa. In: Zool. Anz., Bd. 14, Nr. 379, p. 447--451; 2 Textfig.
Porifera. In: Enzyklop. d. Naturwiss., I. Abth., ILI. Theil. Handwörterbuch der Zool. usw.,
herausg. von G. Jäger und Reichenow IV (Lief. 66). Breslau, 80, p. 470-484;
4 Textfig.
[Zusammen mit Hilgendorf usw.|] Bericht über die Leistungen in der Careinologie während
des Jahres 1888. In: Arch. f. Nat., Jahrg. 57, Bd. II, Heft 2, p. 344—419,
Zur Cerripedienfauna von Helgoland (Nachträge zur Fauna von Helgoland III). In: Zool.
Jahrbüch., Abt. f. Syst., Bd. 6, Heft 3, p. 453-455.
[Zusammen mit E. Korschelt.] Die Lebensverhältnisse der Dreissensia polymorpha. In:
Naturw. Wochenschr., Bd. 7, Nr. 39, p. 391-393; 7 Textfig.
Kritisches Referat über: Die Thier- und Pflanzenwelt des Süßwassers. [Nach dem gleich-
namigen Werk von Zacharias mit originalen Bemerkungen.] Ebenda, Nr. 44, p. 441
bis 446; Nr. 46, p. 461—468; mit Textfig.
[Zusammen mit Hilgendorf usw.] Bericht über die Leistungen in der Oarcinologie während
des Jahres 1889. In: Arch. f. Nat., Jahrg. 58, Bd. II, Heft 2, p. 342—398.
Über Myxosporidiensporen in den Eiern von Esox lucius. In: Sitzb. Ges. nat. Fräe.
Berlin 1892, Nr. 4, p. 28—86; 16 Textfig.
Über die Methoden, bei nass konservirten Thieren die Farben zu erhalten, beziehungsweise
wieder herzustellen. Ebenda, Nr. 5, p. 51-58.
Das Vorkommen von Cordylophora lacustris Allm. bei Berlin. Ebenda, Nr. 6, p. 77—80.
Berichtigung zu seiner Mittheilung über das Vorkommen von Cordylophora lacustris Allm.
bei Berlin, Sitz. Ber. vom 21. Juni 1892 p. 77—80. Ebenda, Nr. 8, p. 148—149.
Spongillidenstudien, I. Litteratur über Spongilliden. In: Arch. f. Nat., Jahrg. 59, Ba. I,
Heft 2, p. 209—244.
Spongillidenstudien, II. Ebenda, Helt 3, p. 245—284; tab. VIIIL-IX.
Bemerkungen über den Bau und die Entwieklung der Gemmulä der Spongilliden. In: Biol.
Centralbl., Bd. 13, Nr. 4—5, p. 119—126.
Bericht über die Leistungen in der Spongiologie für die Jahre 1888—1891. In: Arch. f.
Nat., Jahrg. 56, Bd. II, Heft 3, p. 161-256.
Metallausgüsse der Canalsystemes eines Süßwasserschwammes. In: Sitzb. Ges. nat. Frde.
Berlin 1893, Nr. 1, p. 4—b; 1 Textfig.
Mitteilung der chemischen Analysen zweier Quellwässer aus dem Seengebiet von Rüdersdorf
Ebenda, Nr. 1, p. 6—7.
Über die Autorenbezeichnung von Spongilla erinaceus. Ebenda, Nr. 1, p. 7—13.
Bemerkungen über die Gattung Ceratella s. Solanderia. Ebenda, Nr. 1, p. 13—18.
Über die Fährten, welche Clepsine beim Kriechen im Sande erzeugt. Ebenda, Nr. 7, p. 190— 191.
[Zusammen mit Hilgendorf usw.| Bericht über die Leistungen in der Careinologie während
des Jahres 1890. In: Arch. f. Nat., Jahrg. 59, Bd. II, Heft 2, p. 349—416.
5*
68
1894.
Ant. Collin:
Kritische Besprechung von: Forschungsberiehte aus der Biolog. Station zu Plön IL, herausgeg.
von Zacharias. In: Zeitschr. f. Fisch. u. Hilfsw., Mitt. d. Deutsch. Fisch.- Ver. 1894
Heft 5; 11 pp.
[Zusammen mit M. Transtadt.] Bericht über die von Herrn Dr. Sander gesammelten
Tunieaten. In: Arch. f. Nat., Jahrg. 60, Bd. I, Heft 1, p. 10—14; tab. 11.
Zwei neue Cirripedien aus dem indischen Ocean (Scalpellum. Megalasma). In: Sitzb. Ges.
nat. Frde. Berlin 1894, Nr. 2, p. 80—87; 6 Textfig.
Anleitung zum Sammeln von Süßwasserschwämmen nebst Bemerkungen über die in ihnen
lebenden Insektenlarven. In: Entom. Nachr., Bd. 20, Nr. 10, p. 145—15i, 10 Textfig.
[Beiträge zur Fauna der südöstlichen und östlichen Nordsee.] I. Spongien. In: Wiss.
Meeresuntersuchungen, herausgegeben von der Kommission zur wissenschaftlichen
Untersuchung der deutschen Meere in Kiel und Helgoland (N. F.) I, Heft 1 S. 325—328.
[Zusammen mit P. Nitsche.] Über einen neuen Hautparasiten (Tetramitus Nitschei) an
Goldfischen. In: Centralbl. f. Bakt. u. Paraskde., Bd. 16, Nr. 1, p. 25—30; 4 Textfig.
[Zusammen mit Hilgendorf usw.] Bericht über die Leistungen in der Careinologie während
des Jahres 1891. In: Arch. f. Nat., Jahrg. 60, Bd. Il, Heft 2, p. 277—359.
Zur Untersuchung von Fischkrankheiten. In: Blätt. f. Aquar.- u. Terrarfrde., Bd. 5, Nr. 14,
p. 169173.
Das „Blühen des Wassers“ (Berichtigung). Ebenda, Nr, 23, p. 281.
Die Ichthyophthirius-Krankheit. Ebenda, Bd. 6, Nr. 1, p. 2—8; 8 Textfig.
Bemerkungen über eine Pemphigus-ähnliche Erkrankung am Stichling (Gasterosteus aculeatus).
Ebenda, Nr. 3, p. 25—26; 2 Textfig.
Bericht über die Leistungen in der Spongiologie während der Jahre 1892—1894. In: Arch.
f. Nat., Jahrg. 58, Bd. II, Heft 3, p. 180—241.
Biologische Süßwasserstationen. In: v. d. Borne, Künstliche Fischzucht. 4. Aufl. Berlin,
80, p. 186—196.
Spongillidenstudien. III. Katalog und Verbreitung der bekannten Süßwasserschwämme. In:
Arch. f. Nat., Jahrg. 61, Bd. I, Heft 1, p. 114— 144.
Die Cirripedien von Patagonien, Chile und Juan Fernandez. Ebenda, Heft 2, p. 288—292.
Fremdländische Zierfische. In: Blätt. f. Aquar. u. Terrarirde., Bd. 7, p. 1, 49—50, 143; 2 tab.
Subularia aquatica L.: Die Wasserpfriemen-Kresse. Ebenda, Nr. 1, p. 1—2; 1 Textfig.
Lernaeocera cyprinacea Autt,, ein Schmarotzerkrebs an Karauschen. Ebenda, Nr. 1, p. 2—4;
2 Textfig.
Der Hi-goi. Ebenda, Nr. 7, p. 73—74; Nr. 8, p. 91; 1 tab.
Die Kragen- oder Krauseneidechse, Chlamydosaurus Kingi Gray. Ebenda, Nr. 9, p. 102—103
1 tab.
Rhinoderma darwini Dum. Bibr., eine brutpflegende Kröte. Ebenda, Nr. 12, p. 187—140;
Nr. 14, p. 159—161; 1 tab.
Die Melicerta ringens (Linne), das Vierblatt. Ebenda, Nr. 15, p. 172—174; 2 Textfig.
Der Keitschel, Ophiocephalus striatus. Ebenda, Nr. 16, p. 181; 1 tab.
Über Saugwürmer in Wasserjungfern. Ebenda, Nr. 17, p. 199—200; 3 Textfig.
Neuere Versuche mit Röntgenstrahlen. Ebenda, Nr, 18, p. 205; 1 tab.
Über den Laich einer Mücke, Chironomus silvestris Fabr. Ebenda, Nr. 18, p. 210-—211;1 Textfig. _
Der afrikanische Molch- oder Schlammfisch, Protopterus annectens Owen. Ebenda, Nr. 19,
p- 220—224; Nr. 20, p. 229—231; 1 tab.
Der amerikanische Flußkrebs (Cambarus). Ebenda, Nr. 21, p. 241-244; 3 Textfig.
Über den Süßwasserschwamm Euspongilla lacustris Aut. Ebenda, Nr. 23, p. 275; 1 tab.
Der Bau des Süßwasserschwammes. Ebenda, Nr. 24, p. 277—285; 7 Textfig.
Die Cladoceren Ost-Afrikas. In: Deutsch-Ost-Afrika IV, Lief. 2—3. Berlin, 8%, 14 PP-;
2 tabb.
Die Coelenteraten und Schwämme des süßen Wassers Ost-Afrikas. Ebenda; 8 pp.; 4 Textfig.
Bericht über die Leistungen in der Spongiologie während der Jahre 1895 und 1896. In:
Arch. f. Nat., Jahrg. 59, Bd. II, Heft 3, p. 291—-329,
Die Cirripedien Helgolands (Beiträge zur Meeresfauna von Helgoland, IX). In: Wiss.
Meeresuntersuch. Kiel-Helgoland (N. F.) IL, Heft 1, p. 487—447.
Verzeichnis der bisher beschriebenen recenten Cirripedienarten. Mit Angabe der im berliner
Museum vorhandenen Species und ihrer Fundorte. In: Arch. f. Nat., Jahrg. 63, Bd. I,
Heft 3, p. 227—280.
1898.
Ein Nachruf für Wilhelm Weltner. 69
Über Formolkonservierung von Süßwasserthieren. In: Sitzb. Ges. nat. Frde. Berlin 1898,
Nr. 6, p. 57—63; auch in: Blätt. f. Aquar.- u. Terrarfrde. Bd. 9, Nr. 19, p. 225—228.
Über den Laich von Chironomus silwestris F. In: Sitzb. Ges. nat. Frde. Berlin 1898,
Nr. 6, p. 68—68; 3 Textfig. Auch in: Blätt. f. Aquar.- u. Terrarfrde. Bd. 9, Nr. 21,
p. 252—255; 3 Fig.
Über Oyclestheria hislopi. In: Sitzb. Ges. nat. Frde. 1898, Nr. 10, p. 199.
Östafrikanische Süßwasserschwämme, gesammelt von Herrn Dr. F. Stuhlmann 1888 und
1889. In: Mittheil. Naturh. Mus. Hamburg, Bd. 15, p. 119—131; 1 Fig.; 1 tab.
Ostafrikanische Cladoceren, gesammelt von Herrn Dr. Stuhlmann 1888 und 1889. Ebenda,
p. 133—144; 2 Textfig.
Otion (Conchoderma) coronularıum Gay. In: Zool. Anz., Bd. 21, Nr. 561, p. 381—382.
Die Gattung Damiria. Ebenda, Nr. 564, p. 429—431.
Cirripedien. In: Hamburg. Magalhaens. Sammelreise., Lief. 4, Nr. 6; 15 pp.
Ephydatia ramsayi (Haswell) forma talaensis aus Argentinien. In: Bollett. Mus. Zool. Anat.
eomp. R. Univ. Torino, Bd. 13, Nr. 331; 3 pp.
Tafelerklärung zur Tab. XI, Madreporaria. In: Hemprich-Ehrenberg, Symbolae physicae
Zoologiea 1I. Phytozoa. Berlin 1899, 2°.
Ergebnisse einer Reise nach dem Paeific (Schauinsland 1896—1897). Cirripedien. In: Zool,
Jahrbüch., Abt. Syst., Bd. 12, Heft 4, p. 441-447.
Über einen Ektoparasiten unserer Weißfische (Diplostomum euticola). In: Blätt. f. Aquar.-
u. Terrarfrde., Bd. 10, Nr. 4, p. 5l—53; 2 Textfig.
Zur Oladocerenfauna Afrikas. In: Zool. Anz, Bd. 22, Nr. 577, p. 8—9.
Bericht über die Leistungen in der Spongiologie während der Jahre 1897 und 1898. In:
Arch. f. Nat., Jahrg. 60, Bd. II, Heft 3, p. 275—338.
Epidermiswucherungen eines Wales, hervorgerufen durch Cirripedien (Coronula). In: Sitzb.
Ges. nat. Frde. 1899, Nr. 6, p. 102-—-103; 2 tabb.
Vorlage photographischer Aufnahmen von Korallenriffen der Tonga- und Viti-Inseln. Ebenda,
p. 103—104.
Süßwasser-Schwämme. In: Semon, Zool. Forsch. Reis. Austral. u. Malay. Arch. V, Lief. 5
(Jena. Denkschr. VIII), p. 517—524; tab. XLII.
Hydroiden von Amboina und Thursday Island. Ebenda, p. 583—590; tab. XLVI.
Die Cirripedien der Arktis. In: Fauna Arctica (Römer-Schaudinn) I, Lief. 2, p. 287—312;
1 Textfig.; tab. VIII.
Mysis, Pallasiella und Pontoporeia in einem Binnensee Norddeutschlands. In: Zool. Anz.,
Bd. 23, Nr. 631, p. 638—654.
Über die ternäre Nomenclatur. In: Sitzb. Ges. nat. Frde. Berlin 1900, Nr. 9, p. 215—216.
Süßwasserspongien von Celebes (Spongillidenstudien IV). In: Arch. f. Nat., Jahrg. 67.
Beiheft: Festschr. f. v. Martens, p. 187—204; tab. VI-VI.
[Zusammen mit Samter.] Weitere Mittheilung über reliete Orustaceen in norddeutschen
Seen. In: Zool. Anz., Bd. 25, Nr. 666, p. 222—224.
Bericht über die Leistungen in der Spongiologie während der Jahre 1899—1901. In: Arch.
f. Nat., Jahrg. 62, Bd. II, Heft 3, p. 181-258.
[Zusammen mit Samter.] Biologische Eigentümlichkeiten der Mysis relicta, Pallasiella
quadrispinosa und Pontoporeia affinis, erklärt aus ihrer eiszeitlichen Entstehung. In:
Zool. Anz., Bd. 27, Nr. 22, p. 676—694.
Die Spongien im International Catalogue of Scientific Literature. Ebenda, Nr. 25, p. 788—789.
Bericht über die Leistungen in der Spongiologie während des Jahres 1902. In: Arch. f.
Nat., Jahrg. 63, Bd. II, Heft 3, p. 301—340.
Spongiae für 1903. Ebenda, Jahrg. 65, Bd. II, Heft 3, p. 495—526.
[Zusammen mit Samter.| Beiträge zur Fauna des Madüsees in Pommern. Vorwort. Ebenda,
Jahrg. 71, Bd. I, Heft 2, p. 135—137.
Über den Tiefenschlamm, das Seeerz und über Kalksteinaushöhlungen im Madüsee. (Beitr.
z. Fauna des Madüsees in Pommern. Von Samter u. Weltner. 2 Mittlg.) Ebenda,
Jahrg. 71, Bd. I, Heft 3, p. 277—-296; 1 Textfig.; tab. XI.
Notiz zu: L. Keilhack, Zur Cladocerenfauna des Madüsees in Pommern. (Beitr. z. Fauna
d. Madüsees in Pommern. Von Samter u. Weltner. 4 Mittlg.) Ebenda, p. 331—333.
[Zusammen mit Augener und Nägler.] Polychaeta und Archiannelides für 1895. Ebenda,
Jahrg. 71, Bd. II, Heft 3; 22 pp.
1906.
1912.
1913.
Ant. Collin: Ein Nachruf für Wilhelm Weltner.
Spongiae für 1904. Ebenda, Jahrg. 66, Bd. II, Heft 3, p. 533-578.
Franz Hilgendorf. Ein Nachruf. Mit Titelbild. Ebenda, Jahrg. 72, Bd. I, Heft Op
bis XII.
Pectinatella magnifica (Leidy) bei Berlin. Ebenda, Heft 3, p. 259-264; 8 Textfig.
[Zusammen mit Samter.]| Fang und Konservierung der relikten Krebse. (Beitr. z. Fauna
des Madüsees in Pommern. Von Samter u. Weltner. 5. Mittlg.) Ebenda, p. 811
bis 322; tab. XXI—XX1.
Spongiae für 1905. Ebenda, Jahrg. 67, Bd. II, Heft 3, p. 385422.
Spongillidenstudien. V. Zur Biologie von Ephydatia flwviatilis und die Bedeutung der
Amöboeyten für die Spongilliden. Ebenda, Jahrg. 73, Bd. I, Heft2, p.273—286; 2 Textfig.
Zur Unterscheidung der deutschen Hydren. Ebenda, p. 475—478; 1 Textfig.
Spongillidae, Süßwasserschwämme. In: Die Süßwasserfauna Deutschlands, herausgegeben von
Brauer, Heft 19, Jena 1909, p. 177-190; 40 Textfig.
Spongiae für 1906 mit Nachträgen. In: Arch. f. Nat., Jahrg. 73, Bd. II, Heft 3; 20 pp.
Ist Merlia normani Kirkp. ein Schwamm? Ebenda, Jahrg. 75, Bd. I, Heft 1, p. 139—141.
Spongiae für 1907. Ebenda, Jahrg. 74, Bd. II, Heft 3; 36 pp.
Spongiae für 1908. Ebenda, Heft 3; 26 pp.
Ist Astrosclera willeyana Lister eine Spongie? Ebenda, Jahrg. 76, Bd. I, Heft 1, p. 128—134.
Spongillidae.. In: Michaelsen-Hartmeyer, Die Fauna Südwest-Australiens Il, Bier >
p. 135—144; 22 Textfig.
Cirripedien von Ostafrika. In: Voeltzkow, Reise in Ostafrika in den Jahren 1903—1905.
Wiss. Ergebn. Bd. II, Heft 5, p. 527—528.
Spongillidae des Issyk-kul-Sees und des Baches bei Dschety-Ogus. (Beitr. zur Kenntn. der
Fauna Turkestans auf Grund d. v. D. D. Pedaschenko gesammelten Materials. VIII.)
(Deutsch u. russisch.) In: Trav. Soc. imper. Natural. St. Pötersbg., Bd. 42, Lief. 2,
Teil I, Jurjew 1911, p. 59—88; 39 Textfig.; 1 tab.
Spongiae für 1909. In: Arch. f. Nat., Jahrg. 76, Bd. VI, Heft 2, p. 101—125.
Süßwasserschwämme (Spongillidae). In: Wiss. Ergebn. d. Deutsch. Zentral-Afrika-Exped.
1907—1908 unter Führung Adolf Friedrichs Herzog zu Mecklenburg IV. Zool. II,
Lief. 12, Leipzig 1913, p. 475-485; 53 Textfig.
Noch im Druck befindlich: Cirripedien der Deutschen Tiefsee-Expedition.
Ernst Vanhöffen.
H. Lohmann.
en
(Eingesandt im September 1918.)
PIRURE EN
a
NN)
u
m 14. Juni d. J. starb ganz unerwartet im 60. Lebensjahre an einer
Lungenentzündung Ernst Vanhöffen, Kustos am Zoologischen Museum in Berlin,
bekannt durch seine Untersuchungen über Medusen, vor allem aber durch die Teil-
nahme an der Deutschen Südpolar-Expedition (1901—03), der Deutschen Tiefsee-
Expedition (1898—99) und an der Grönland-Expedition der Gesellschaft für Erdkunde
in Berlin (1892—93). Vierundeinhalbes Jahr war er auf diesen Forschungsreisen
unterwegs, die alle in engster Beziehung zum Meere standen und ihm eine Vertraut-
heit mit dem Leben desselben unter allen Breiten verschafften, wie sie wohl nur
wenige Naturforscher der Gegenwart besitzen. Überall hat er trotz seiner besonderen
Ausbildung als Zoologe zugleich auch die Pflanzenwelt und die geologischen Ver-
hältnisse der bereisten Länder verfolgt; denn es lag von Jugend auf in seinem
Wesen, die ganze ihn umgebende Natur zu erfassen und die Wechselbeziehungen
zwischen der Lebewelt des Landes wie des Wassers zu ihren Lebensbedingungen
aufzusuchen.
Dieser Forscherarbeit war Vanhöffen mit ganzem Herzen hingegeben. Seine
Ausdauer darin, die Schärfe seiner Beobachtung und die Sicherheit und Sachlich-
keit seines Urteiles erwarben ihm allseitiges Vertrauen in seine Arbeiten. Unbedingte
Zuverlässigkeit und Gründlichkeit waren überhaupt zwei Grundzüge seines Wesens,
die ihm überall treue Freunde gewannen, um so leichter, da sein lebhafter Geist
den regsten Anteil an allem Tun und Ergehen Anderer nahm und sie zu fördern
suchte, wo er nur konnte. Dabei war er für sich selbst in allen Äußerlichkeiten
des Lebens von geradezu rührender Anspruchslosigkeit und immer guten Mutes;
und dadurch sowie durch seinen heiteren Sinn half er sich und seinen Genossen
über manche schwierige Lage hinweg.
Die folgenden Blätter der Erinnerung sind vor allem dem Zoologen!) und
dem Menschen geweiht.
Ernst Vanhöffen wurde am 15. November 1858 in Wehlau in Ostpreußen
geboren, als zweitältester Sohn einer angesehenen, evangelischen Kaufmannsfamilie.
Sein Vater war dort Getreidehändler und hatte als solcher ausgedehnte Verbindungen
in der ganzen Provinz. Von seiner Mutter erbte Vanhöffen die Lebhaftigkeit und
den Frohsinn, die beide so bezeichnend für ihn waren. Neben ihm wuchsen 7 Ge-
2) Über die botanischen Arbeiten Vanhöffens berichtet Herr Prof. Dr. Abromeit in den
Schriften der Preußischen botanischen Vereinigung.
74 H. Lohmann:
schwister auf, 3 Brüder und 4 Schwestern. Vanhöffen besuchte das Realgymnasium
der kleinen Landstadt, die nur einige Tausend Einwohner zählte und durch ihren
Handel sowohl wie durch ihre Lage an der Mündung der Alle in den Pregel und
ihr abwechslungsreiches Gelände der Neigung des Kindes zu Naturbeobachtungen
in jeder Weise förderlich war. Dazu kam, daß der naturwissenschaftliche Unterricht
auf der Schule in ausgezeichneten Händen lag und unter stetem Hinweis auf die
Umgebung von einem Zoologen, Dr. Dewitz, gegeben wurde, der später Kustos am
Museum in Berlin gewesen ist.
Als Vanhöffen 1878 die Schulzeit am Realgymnasium seiner Vaterstadt
Wehlau beendet hatte und die Landesuniversität Königsberg bezog, um seinen
Neigungen folgend Naturwissenschaften zu studieren, war er noch keineswegs ent-
schlossen, Zoologe zu werden. Vielmehr zog es ihn zunächst in erster Linie zur
Geologie, und es ist bezeichnend hierfür, daß die erste Veröffentlichung Vanhöffens
1886 in der Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft erschien und über
„Einige für Ostpreußen neue Geschiebe“ handelte. Auch die Botanik beschäftigte
ihn schon von der Schule her lebhaft, und erst im Laufe des Universitätsstudiums
wandte Vanhöffen sich mehr und mehr der Zoologie zu. Doch hat er während
seines ganzen Lebens seine geologischen und botanischen Studien weiter fortgesetzt,
und darauf beruhte auch seine hervorragende Begabung als Forschungsreisender.
Veröffentlicht hat er freilich später nichts mehr über Geologie, wenn man von dem
Kapitel über die fossilen Pflanzen Grönlands (1897, Grönland-Expedition der Ges.
Erdkunde, Bd. II, 1. Teil, Kap. 10) absieht; aber in Grönland wie auch auf der
Südpolar-Expedition verfolgte er überall die geologischen Verhältnisse der bereisten
Länder auf das sorgfältigste, so daß von Drygalski, der wohl besser als irgend ein
anderer seinen Freund und Reisebegleiter kannte, von ihm schreiben konnte): „Alles
was die Natur ihm zeigte, wurde mit dem gleichen Interesse erfaßt, so daB er in der
Expedition auch bei geologischen Studien und Sammlungen ein kundiger Mitarbeiter
war, wie bei den Fächern seines speziellen Berufes.“ Über die Pflanzenwelt aber
hat Vanhöffen wiederholt Arbeiten geliefert, deren wissenschaftliche Bedeutung von
botanischer Seite hoch bewertet werden. So erschienen 1897 die Pflanzenwelt
Grönlands (Grönland-Expedition 22) Kap. 8—10), und 1908 und 1909 Abhandlungen
über die Tiere und die Pflanzen der subantarktischen Inseln 5, 57, 63) (Tiere und Pflanzen
der Heard Inseln, Possession Eiland, St. Paul und Neu-Amsterdam in: Deutsche
Südpolar-Expedition 1901—03, Bd. 2, Geographie und Geologie Heft 5).
Zur Zoologie hinüber gezogen hat Vanhöffen zweifellos der Einfluß, den Richard
Hertwig, vor allem aber Carl Chun auf den jungen Forscher in Königsberg aus-
geübt haben; denn erst, als er im Herbst 1881 von Berlin, wo er das Sommer-
semester studiert hatte, nach Königsberg zurückkehrte, erfolgte die entschlossene
Hinwendung zur Zoologie. Zunächst diente er allerdings als Einjährig-Freiwilliger
und wird währenddessen schwerlich zu eingehenderen Studien gekommen sein. In
Königsberg war aber nach dem Tode Zaddachs (1881) Richard Hertwig Vertreter
der Zoologie geworden. Ihm folgte, als jener einen Ruf nach Bonn erhielt, 1883
Carl Chun. Unter diesem bestand Vanhöffen im Sommersemester 1886 sein Staats-
!) Drygalski, Zum Kontinent des eisigen Südens. 1904, S. 26.
Ernst Vanhöffen. 75
examen als Oberlehrer und wurde am 1. Oktober desselben Jahres Assistent am
Zoologischen Institut. Chun hatte damals seine grundlegenden Untersuchungen
über die Tiefenfauna des Mittelmeeres bei Neapel ausgeführt, war mit der Druck-
legung derselben beschäftigt und plante eine Fortsetzung dieser Forschungen im
Atlantischen Ozean, die im Winter 1887/88 zur Ausführung kam. Seine Unter-
suchungen galten vor allem den Cölenteraten. In sie wurde nun auch Vanhöffen
durch ihn eingeführt. Er begann seine Doktorarbeit über Medusen und bearbeitete
außerdem für das Archiv für Naturgeschichte die jährlich erscheinenden Jahres-
berichte über die Arbeiten aus dem Gebiete der Üölenteraten ?, #, 11, 12, 18, 34, 45
(für die Jahre 1884—95; Archiv für Naturgeschichte 1888—1902). Damit gewann
er das Arbeitsgebiet, das er als sein Sonderfach bis zu seinem Tode gepflegt hat.
In demselben Jahre, in welchem Vanhöffen Assistent von Chun wurde, richtete
dieser eine Biologische Wanderstation ein, die auf das einfachste gebaut, bald an
diesem, bald an jenem Orte in kürzester Zeit aufgestellt werden konnte, wo gerade
Untersuchungen wünschenswert erschienen. Sie war die erste biologische Station in
Deutschland und als solche auch von geschichtlicher Bedeutung. Zunächst wurde
sie an der frischen Nehrung bei Neukrug, später in Neufahrwasser und auf der
Westerplatte bei Danzig errichtet und führte unter Chuns anregender Leitung zu
einem lebhaften Zusammenarbeiten der damals in Königsberg um Chun ver-
sammelten Zoologen. Vanhöffen beteiligte sich eifrig an diesen Forschungen und
hat noch 1917 über die Tätigkeit dieser Station berichtet, als er die niedere Tier-
welt des frischen Haffs zusammenfassend in den Sitzungsberichten der Gesellschaft
naturforschender Freunde in Berlin besprach 85). So wurde Vanhöffen gleich im
Beginn seiner Forschungen durch Doktorarbeit wie Stationsarbeiten auf das Meer
hingeführt. Allerdings beschäftigte ihn gleichzeitig eine andere zoologische Frage:
das Verhältnis der Flossen der Lungenfische zu den Gliedmaßen der übrigen Wirbel-
tiere. In zwei Vorträgen, 10) (1887 in der physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu
Königsberg und 1890 auf der Versammlung der Naturforscher und Ärzte in Bremen)
hat er dieselbe behandelt. Aber diese Untersuchung vermochte ihn nicht tiefer zu
fesseln. Sie lag seinem Wesen ferner als die biologischen und systematischen
Forschungen, denen er sich mit großer Liebe von nun an hingab.
Nachdem Vanhöffen 1888 auf Grund einer Arbeit über semaeostome und
rhizostome Medusen, die in der von Chun und Leuckart herausgegebenen Biblio-
theca Zoologica erschien 2), den Doktorgrad „summa cum laude“ erworben hatte, ging
er 1889, unterstützt durch ein Stipendium des preußischen Kultusministeriums an das
Mittelmeer nach Neapel, um hier an lebendem Material die Untersuchungen weiter zu
führen, die er bisher nur an toten, konservierten Tieren hatte anstellen können.
War Vanhöffen in Königsberg durch die Bearbeitung der von Chierchia auf
dem Vettor Pisani gesammelten Acraspedoten bereits zu einer gründlichen Nach-
prüfung des Haeckelschen Systems geführt, so tat er am Mittelmeer nun für die
Oraspedoten dasselbe... Seiner Wesensart entsprechend ging er dabei streng sachlich
vor und suchte nach einer möglichst klaren und zuverlässigen Einteilung, die nicht
nur auf den Bau, sondern auch auf die Zugehörigkeit der Medusen zur Polypen-
form sich gründete. Er mußte daher eine große Zahl der Gattungen und Arten,
die bisher beschrieben waren, einziehen und verurteilte scharf die Ansicht, daß es
76 H. Lohmann:
unter den eraspedoten Medusen keine guten Arten gäbe. Ebenso forderte er eine
schärfere Definition der Bauteile des Medusenkörpers (der Parameren und Anti-
meren), kurzum drang überall auf einfache und klare, zuverlässige Unterscheidungen.
Diesem Vorgehen entsprach die knappe und schlichte Form der Darstellung, die
alle Weitschweifigkeit vermied und nicht ahnen ließ, welche Arbeit diesen Ver-
öffentlichungen ”, 8, 9, 13), die zum großen Teil als kleine Aufsätze im Zoologischen
Anzeiger erschienen, zugrunde lag.
Über den Aufenthalt in Neapel, den Vanhöffen selbst als die glücklichste
Zeit seines Lebens bezeichnete, verdanke ich Prof. Schneider, der ihm seit jener
Zeit eng befreundet war und bis zuletzt in stetem Verkehr mit ihm gestanden hat,
eine lebensvolle, treffende Schilderung, aus der ich leider nur einige besonders kenn-
zeichnende Züge mitteilen kann. Bei frohem, ausgelassenem Lebensgenuß in
einem kleinen Kreise von gleichgesinnten Gelehrten und Künstlern, Damen und
Herren, die sich täglich trafen, war Vanhöffen doch an der Station unermüdlich
in seinen zoologischen Untersuchungen im Golf tätig, und zugleich beobachtete er
auf Schritt und Tritt mit großer Hingabe auf allen Ausflügen die ihm neue Pflanzen-
welt und studierte den geologischen Aufbau des vulkanischen Landes. Die etwas
rasche, schroffe Außenart Vanhöffens, die zweifellos manchen zuerst abstießd, zog
jene Freunde an, weil sie von Anfang an dahinter die gerade, schlichttreue Natur
und die in Wahrheit vornehme, feinfühlende Gesinnung erkannten. Und bei fröh-
lichen Tafelrunden in den Osterien und auf den Ausflügen kam sein Frohsinn und
köstlieher Humor zu so voller Geltung, daß bei der Erinnerung noch heute dem
Freunde das fröhliche Lachen Vanhöffens in den Ohren klingt. Bewunderungs-
wert aber erschien ihm schon damals der eiserne Fleiß und die unbeugsame Aus-
dauer, die Vanhöffen bei seinen zeitraubenden und schwierigen Untersuchungen
über die Medusen des Golfes bewies, seine scharfe Beobachtungsgabe und seine
Offenheit im Urteil über eigne und fremde Untersuchungen.
Als Vanhöffen nach 6 Monaten im Frühjahr 1890 nach Königsberg zurück-
kehrte, erhielt er durch Chuns Vermittlung die Bearbeitung der Scyphomedusen
der Plankton-Expedition, die 1889 den Atlantischen Ozean nach ganz neuen großen
Gesichtspunkten durchforscht und eine sehr wertvolle Ausbeute heimgebracht hatte.
Um sich mit dieser neuen Forschungsrichtung möglichst schnell und gründlich ver-
traut zu machen, verließ Vanhöffen 1890 Königsberg und ging nach Kiel, wo er
dann bis 1906 geblieben ist, und von wo aus er seine drei großen Reisen ange-
treten hat. Es ist der ereignisreichste und wichtigste Abschnitt seines Lebens, den
er hier von seinem 32. bis zum 48. Lebensjahre zugebracht hat, und während dessen
er sich immer mehr auf allen Gebieten der Biologie als Forscher ausbildete und
zugleich als Lehrer an der Universität wirkte.
-In Kiel war damals Hensen der geistige Mittelpunkt aller biologischen
Forschung. Nach seinen bahnbrechenden Untersuchungen über das Plankton der
Kieler Bucht hatte er die von der Akademie der Wissenschaften in Berlin aus-
gesandte Plankton-Expedition geleitet, und deren reiche Sammlungen wurden nun
im Zoologischen Institute verarbeitet. Hier fand vor allem auch die mühsame und
zeitraubende Durchzählung der Planktonfänge statt, an der Hensen selbst regelmäßig
teilnahm, und die für uns jungen Forscher — Apstein, Lohmann, Reibisch,
Ernst Vanhöffen. vi
Vanhöffen — eine stete Quelle reichster Anregungen war. Sie überzeugte uns
täglich tiefer von dem ungeheuren Fortschritt, den Hensens neue Ideen und vor
allem seine quantitativen Untersuchungsmethoden bildeten, und davon, wie unbedingt
notwendig ihre möglichst gründliche Weiterbildung sei. Auch hatte Apstein bereits
begonnen, sie auf das Süßwasser zu übertragen, und für Vanhöffen fand sich bald
ebenfalls Gelegenheit, seine neu erworbenen Kenntnisse selbständig zu verwerten.
Die Gesellschaft für Erdkunde in Berlin sandte nämlich 1892 den Geographen
von Drygalski nach Westgrönland, um dort Untersuchungen über das Inlandeis,
seinen feineren Bau und seine Bewegungen auszuführen. Eine Vorexpedition zur
Aufsuchung eines geeigneten Arbeitsplatzes hatte bereits 1891 stattgefunden; für die
Hauptexpedition aber sollte neben dem Geographen und Meteorologen auch ein
Biologe mitgenommen werden, und als solcher stellte sich Vanhöffen freiwillig zur
Verfügung. Am 1. Mai 1892 verließ die Expedition Kopenhagen auf dem Dänischen
Segelschiff „Peru“, blieb über ein Jahr in 71° Breite im Umanak-Fjord und kehrte
am 14. Oktober 1893 wieder heim. Auf dieser ersten großen Forschungsreise, die
Vanhöffen mitmachte, zeigte sich gleich seine hervorragende Befähigung für die
wissenschaftliche Arbeit unter den schwierigsten Verhältnissen, vor allem seine
unermüdliche Ausdauer im Beobachten und Sammeln, sowie sein nie versagender
Humor und seine lebendige Teilnahme an allem Tun und Erleben seiner Gefährten.
Bezeichnend sind seine eigenen Worte über die Aussichten und die Ergebnisse
seiner Arbeiten auf der Reise, die sich in dem Vorwort zu seiner Fauna und Flora
Grönlands 32) (1897) finden, und die folgendermaßen lauten:
„Als ich dieselben (nämlich die Arbeiten) begann, erschienen mir die Aus-
sichten für biologische Forschungen äußerst gering, weil der Hauptzweck der
Expedition in einem Studium des Eises im allgemeinen und der Bewegung des
Inlandeises im besonderen bestand. Wenn überhaupt Resultate gewonnen wurden,
mußten diese anscheinend völlig lückenhaft bleiben, so daß kaum ein neuer Beitrag
zur Kenntnis des von vielen dänischen Gelehrten und zahlreichen fremden Expedi-
tionen seit mehr als hundert Jahren erforschten Landes zu erwarten war. Dennoch
hatte ich guten Mut, da ich überzeugt war, daß wir nicht die ganze Zeit auf dem
Inlandeis würden zubringen können. Der Erfolg hat meine Erwartungen übertroffen.
Die Aufgaben der Expedition bedingten auch eine weitere Umschau über das Land
und über die Randgebiete des Eises; so hatte ich dabei durch das liebenswürdige
Entgegenkommen des Leiters der Expedition Gelegenheit, das nördliche dänische
Inspektorat fast in der ganzen Ausdehnung kennen zu lernen. Bei den Schlitten-
und Bootfahrten, selbst bei den Wanderungen zum Inlandeise, gab es immer einige
Ausbeute an Beobachtungen und wertvolle Vermehrung der Sammlungen. Un-
günstiges Wetter z. B., das uns hinderte, mit dem Boot vorzudringen, wurde nütz-
lich, da es uns zwang, an unbewohnten Klippen anzulegen, und mir gestattete, dort
mein Herbarium zu bereichern. Kalbungsspalten, welche die dieke Eisdecke zer-
sprengten, konnten zu Dretschzügen im Winter ausgenutzt werden, ebenso wie andere
zufällige Umstände, da ich an regelmäßige Stationsarbeit nicht gebunden war und
nur in wenigen Fällen Herrn Dr. Stade durch meteorologische Kontrollbeobachtungen
helfen konnte. Während des Aufenthaltes in der Station wurden sowohl im Süb-
wasser wie im Meer Planktonfänge im Sommer und Winter vom Boot und vom Eis
78 H. Lohmann:
aus nach Hensens Methode gemacht, die ich durch Teilnahme an der Untersuchung
des reichen Materials der Plankton-Expedition kennen gelernt hatte. Auch bei der
Hin- und Rückfahrt gestattete die geringe Fahrtgeschwindigkeit. des Seglers, fast
täglich Oberflächenfänge anzustellen und so mitzuhelfen an der Lösung jener
ozeanographischen Fragen, die Hensen gestellt hatte, und deren Beantwortung durch
die von ihm ausgearbeitete Methode möglich geworden war.“ (8. 3—4.)
„Es sind planmäßige Untersuchungen, die mich in den Stand setzten, die
allgemeinen Züge der Entwicklung von Fauna und Flora eines kleinen Gebiets im
Laufe eines Jahres darzustellen. Es kam mir nicht darauf an, neue, für das Land
unbekannte Formen zu finden, obwohl sich das bei eingehender Untersuchung nicht
vermeiden ließ, vielmehr darauf, das Häufige, das für die Charakteristik des Karajak-
Nunatak und des kleinen Karajak-Fjordes Wichtige zu erkennen. Das Land sowohl
wie der Fjord, dem wir unsere Aufmerksamkeit in erster Linie widmeten, stehen
unter direktem Einfluß des Inlandeises, das den Karajak-Nunatak von drei Seiten
umfaßt und trübes Schmelzwasser und mit Gletschermehl durchknetete Eisberge zum
Fjord entsendet. Dieser Einfluß muß sich direkt äußern in den meteorologischen
Verhältnissen des Landes sowie in der Herabsetzung von Temperatur und Salzgehalt
des Wassers und durch Absatz von feinem Schlick am Grunde des Fjordes. In
seine einzelnen Komponenten zerlegt, kann die physikalische Forschung ihn dar-
stellen. Als Ganzes jedoch kommt er am besten in der Entwicklung der Tier- und
Pflanzenwelt zum Ausdruck, und allein die häufigsten Organismen sind es, die ihn
hervortreten lassen. Indem ich auf diese besonders achtete, konnte ich auch durch
zoologische und botanische Untersuchungen die Hauptaufgabe der Expedition, das
Studium des Eises und seiner Wirkungen fördern.“ (8. 4.)
In der Tat konnte Drygalski schwerlich einen geeigneteren Biologen finden
als Vanhöffen, der als Zoologe mit der Meeresforschung von Kiel und Königsberg
her völlig vertraut, zugleich auch für die Tierwelt des Landes und Süßwassers
lebhaftes Verständnis besaß und seit seiner Jugendzeit sich mit Geologie, vor allem
aber mit Botanik eingehend beschäftigt hatte. Im Meer und im Süßwasser wandte
Vanhöffen sofort die Hensensche Forschungsweise der Zählung an und gab da-
durch seinen Beobachtungen eine sichere wissenschaftliche Grundlage.
Nach der Rückkehr von Grönland ging Vanhöffen wieder nach Kiel, wo er
durch Brandts Entgegenkommen im Zoologischen Institut die beste Gelegenheit fand,
seine Sammlungen zu verarbeiten und sich zugleich weiter auszubilden; denn sicher
war an keinem andern Orte Deutschlands damals ein gleich reiches Arbeitsfeld für
biologische Meeresforschung. Hensen, Brandt, Dahl, Schütt, Apstein, Loh-
mann u. a. waren hier sämtlich auf diesem Gebiete tätig. Durch die Kommission
zur Untersuchung der Deutschen Meere sowie die Verbindungen mit dem Deutschen
Seefischereiverein standen hier mehr Mittel zur Verfügung als anderwärts, und die
Lage Kiels selbst bot an und für sich reichste Gelegenheit für Meeresforschung.
So nahm Brandt 1895—96 die Untersuchung der Lebewelt des Kaiser-Wilhelm-
Kanals, der 1895 eröffnet war, in Angriff, um den Einfluß dieses neuen Wasserweges
auf die Verbreitung der Tiere festzustellen, und 1895 wurden unter Leitung von
Hensen auf Kosten des Deutschen Seefischereivereins und der Kommission 3 Fahrten
in die Nordsee zur Bestimmung der Menge der treibenden Fischeier ausgeführt, an
Ernst Vanhöffen. 79
denen auch Vanhöffen teilnahm. Ein Jahr vorher war er einen Monat am
Adriatischen Meer in Rovigno, um auch diesen Teil des Mittelmeeres aus eigener
Anschauung kennen zu lernen, und als Dahl 1896 und 1897 nach dem Bismarck-
Archipel ging, wurde Vanhöffen während dessen Abwesenheit Assistent am Zoolo-
gischen Institut. Nach Dahls Rückkehr ging Vanhöffen im Winter 1897/98 für
ein halbes Jahr an das Zoologische Museum in Berlin, kehrte aber, als Dahl an
das Berliner Museum als Kustos berufen wurde, Ostern 1898 wieder nach Kiel
zurück, übernahm nun endgültig die Assistentenstelle und habilitierte sich am 18. Mai
desselben Jahres an der Universität. Seine Fauna und Flora Grönlands 32), die die
Ergebnisse der Grönlandreise enthielt, war bereits 1897 im Druck erschienen.
Inzwischen hatte Chun, der sich fortgesetzt mit den Fragen der Bevölkerung
der Tiefsee beschäftigt hatte, erreicht, daß unter seiner Leitung vom Reiche eine
Tiefsee-Expedition ausgerüstet wurde, und hatte den Wunsch ausgesprochen, daß
Vanhöffen diese Reise als Zoologe mitmachen solle. Schon am 31. Juli 1898
verließ die „Valdivia“ Hamburg, durchfuhr dann den östlichen Atlantischen Ozean,
drang bis zu den verschollenen und von ihr wieder aufgefundenen Bouvet-Inseln in
das südliche Eismeer vor, durchforschte den Indischen Ozean auf das gründlichste
und kehrte durch das Rote Meer und das Mittelmeer nack 9 Monate langer Fahrt
wieder nach Deutschland zurück. Die Reise machte Vanhöffen mit den Tropen
und dem antarktischen Meere bekannt; außerdem aber fand er hier zum ersten Male
(Gelegenheit, die in Kiel gewonnenen Kenntnisse auf hoher See im offenen Ozean
zu verwerten und sich mit allen biologischen Arbeiten vertraut zu machen, wie sie
eine große auf das beste ausgerüstete Expedition erfordert. Vor allem wurde er
in die Methoden der Tiefseeforschung vorzüglich eingeführt. Da aber außer Van-
höffen noch fünf andere Zoologen und ein Botaniker an Bord waren, blieb seine
Aufgabe eine viel beschränktere als auf der Grönland-Expedition. Doch nahm er
wie immer den lebendigsten Anteil an allem und schloß sich besonders an Brauer
an, der freiwillig die Expedition begleitete, später die Tiefseefische derselben be-
arbeitete, und mit dem Vanhöffen seit jenen Tagen die engste Freundschaft verband.
Schon in Grönland hatte Drygalski sich mit Gedanken an eine Südpolar-
Expedition beschäftigt. Nach der Rückkehr hatten diese Pläne bei der Verarbeitung
der Beobachtungen immer festere Gestalt angenommen; Vanhöffen war von vorn-
herein ah den Überlegungen beteiligt, und 1895 sprachen beide Forscher auf dem
Geographentage in Bremen über die Bedeutung der Südpolarforschung 3). Es wurde
eine Kommission zur Förderung des Planes eingesetzt, und im Februar 1898 erklärte
Drygalski sich bereit, die Leitung der großen neuen Expedition zu übernehmen.
Bereits 1899 war die Entsendung einer vom Reiche ausgerüsteten Expedition für
das Jahr 1901 beschlossen. Auch hatte die Anregung Drygalskis dahin geführt,
daß England, Frankreich, Schweden und Schottland ebenfalls Expeditionen zum
Siüdpolargebiet ausrüsteten, und nach einem gemeinsamen internationalen Plane
vorgegangen wurde. Auf der Howaldt-Werft bei Kiel wurde das Schiff erbaut
(1900—1901), und so kam es, daß, je weiter der Bau vorrückte, immer mehr
Expeditionsmitglieder in Kiel erschienen, und sich dort ein äußerst anregender
Kreis von Nautikern und Gelehrten zusammenfand, der in regen Verkehr mit dem
Freundeskreise trat, dessen Mittelpunkt Vanhöffen damals bildete, und der im
80 H. Lohmann:
wesentlichen aus jungen Gelehrten der Universität sich zusammensetzte. Im Sommer
und Herbst 1900 machte Vanhöffen Reisen nach Dänemark und Norwegen, um
über Fischereizwecke der Expedition sich zu unterrichten und .Bestellungen ver-
schiedener Ausrüstungsgegenstände auszuführen, wobei er von Fridtjof Nansen in
jeder Weise unterstützt wurde.
Zu gleicher Zeit fanden aber auch die Verhandlungen statt, welche die inter-
nationale Erforschung der nordischen Meere zum Ziele hatten, und da für die
wissenschaftliche Beteiligung Deutschlands Kiel ganz wesentlich in Frage kam,
bewegten auch diese Vorgänge auf das lebhaftste die Kieler Zoologen. Die ersten
Versammlungen der Vertreter der beteiligten Länder hatten 1899 und 1900 in
Stockholm und Christiania stattgefunden. Von Kiel aus wurde ein großes Sammel-
werk vorbereitet, das alle in dem Untersuchungsgebiet vorkommenden Planktonformen
kennzeichnen sollte (Nordisches Plankton), und dessen Herausgabe Brandt und später
auch Apstein übernahm. An ihm war natürlich auch Vanhöffen beteiligt, der
die Bearbeitung der Medusen, Siphonophoren und COtenophoren #6, 52, 53) erhielt.
Endlich hatte 1899 Brandt in seiner Rektoratsrede neue Gedanken über den
Stoffwechsel des Meeres entwickelt, die für die biologische Erforschung der Meere
von großer Bedeutung waren und genaue Untersuchungen über den Gehalt des
Meerwassers an Bakterien und an Pflanzennährstoffen, insbesondere an Stickstoff-
verbindungen, aber auch an Kieselsäure und Phosphorsäure, notwendig machten.
Sie forderten nicht nur für die internationale Erforschung der nordischen Meere,
sondern auch für die geplante Südpolar-Expedition sorgfältige Rücksichtnahme.
Außerdem begann jetzt für Vanhöffen seine Tätigkeit als Privatdozent an
der Universität, die er vor der Ausreise der „Valdivia“ nicht mehr hatte aufnehmen
können. Wie es seiner Veranlagung entsprach, wählte er vorwiegend Vorlesungen
und Übungen, bei denen es auf Anleitung zum Beobachten ankam und ein engerer
Verkehr mit den Studenten notwendig war. So las er über die einheimische Land-
und Süßwasserfauna mit anschließenden Exkursionen, hielt Übungen im Bestimmen
der Tiere ab, leitete mit Brandt zusammen das Praktikum und beteiligte sich an
den Exkursionen auf der Kieler Bucht. Sonst las er auch über Cölenteraten, die
ja sein besonderes Forschungsgebiet bildeten, und über geographische Verbreitung
der Tiere. Vor allem seine Übungen und Exkursionen waren bei den Studenten
sehr beliebt, da er überall aus reicher eigener Erfahrung schöpfen konnte, und die
Teilnehmer von der Begeisterung, die Vanhöffen selbst für die Natur beseelte,
mitergriffen wurden, außerdem aber sich in jeder Beziehung gefördert sahen durch
die persönliche Anteilnahme, die ihnen Vanhöffen entgegenbrachte.
An wissenschaftlichen Arbeiten konnte in der kurzen Zeit zwischen beiden
Reisen, die so sehr mit anderen und dringenderen Arbeiten erfüllt war, naturgemäß
nicht viel erledig werden. Dennoch brachte der rastlos tätige Mann einen erheb-
lichen Teil der Bearbeitung der von der „Valdivia* gesammelten Medusen zum Ab-
schluß, so daß sie schon 1902 im Druck erscheinen konnten #, 4%), und behandelte in
mehreren kleinen Abhandlungen die Verbreitung der Wale®>, 36) und der Vögel 38)
nach seinen auf der Expedition regelmäßig angestellten Beobachtungen. Vor dem
Antritt seiner neuen großen Reise wurde ihm denn auch in Anbetracht seiner wissen-
schaftlichen Verdienste der Professortitel verliehen.
Ernst Vanhöffen. 81
Die Teilnahme an der Südpolar-Expedition muß unstreitig als der Höhepunkt
des Schaffens von Vanhöffen betrachtet werden. Sie bildete eine Fortsetzung
der Grönland-Expedition, hatte aber viel größeren Umfang. Die Lebewelt Grönlands
war im allgemeinen bekannt und von vielen Forschern vorher gründlich untersucht.
In der Antarktis dagegen war dieselbe so gut wie ganz unerforscht, und es galt,
ohne jede Unterstützung von einheimischen, mit dem Lande vertrauten Personen,
möglichst gründlich, zugleich aber auch so, daß das Wesentliche und Bezeichnende
hervortrat, die gesamte Liebewelt im Wechsel des Jahres zu erforschen. Während
der ganzen Zeit der Expedition, die über 2 Jahre währte (271/, Monat), mußte die
aus 32 Menschen bestehende Mannschaft im engsten Zusammensein auf dem Schiffe
leben. Die Hinreise allein währte !/, Jahr, die Rückreise 10 Monate, der Aufenthalt
im Eise an der Station 1 Jahr.
Für die wissenschaftlichen Arbeiten kamen Vanhöffen jetzt seine Erfahrungen,
die er auf den beiden früheren Reisen gemacht hatte, in hervorragender Weise zu-
statten. Hier war er wieder der einzige Biologe der Expedition, hatte Tierwelt und
Pflanzenwelt zu studieren und nahm außerdem selbstverständlich an allen anderen
Untersuchungen, wie es seine Art war, lebendigsten Anteil. Während der langen
Seefahrt hin und zurück wurden regelmäßig alle Seesäuger, Vögel und sonstigen
von Bord des Schiffes aus erkennbaren Tiere beobachtet und die pelagische Tier-
welt mit Schließnetzen und offenen Netzen der verschiedensten Größe gefangen.
Besondere Aufmerksamkeit wandte Vanhöffen auch dem Bewuchs des Schiffrumpfes
zu, der vor allem während des Stilliegens in den verschiedenen Häfen sich dort
ansiedelt, während der Reise weiterentwickelt und zu Verschleppungen von Tieren
und Fälschungen der Fangergebnisse führen kann. Auf den Inseln, die das Schiff
im Süden besuchte, erforschte er wieder neben der Tierwelt zugleich die Pflanzen-
welt, so daB er später über die wichtigsten dieser Inseln besondere kleine Abhand-
lungen herausgeben konnte. An der Winterstation im Eismeer endlich wurde wie
in Grönland die gesamte Lebewelt des Meeres planmäßig im Laufe des Jahres
durchforscht und sowohl über die Bodentiere wie über die Tierwelt des freien
Wassers und die Vögel und Säugetiere des antarktischen Gebietes wurden überaus
reiche Sammlungen und sehr wertvolle Beobachtungen angestellt. Wie auf der
Grönland-Expedition übertraf auch hier wieder der Erfolg alle Erwartung. Denn
nicht nur wurde jede Gelegenheit zum Beobachten und Sammeln ergriffen, sondern
auch auf alle nur denkbare Weise den Tieren nachgestellt und gerade den un-
scheinbaren, kleinen Formen, die sonst meist übersehen werden, aber vielfach durch
ihre Häufigkeit oder aber ihren Bau von ganz besonderem Werte sind, mit vor-
züglichem Fleiße nachgegangen. So wurde z. B. die wichtige Tierwelt zwischen
den Flechten und Moosen des Gauß-Berges auf das sorgfältigste untersucht.
Für das Zusammenleben an Bord der „Gauß“ war Vanhöffen durch seinen
auch unter den schwierigsten Verhältnissen nie versagenden Humor sehr wertvoll,
da er die Stimmung, wenn sie in der langen Polarnacht und während der schweren
Schneestürme einmal sank, immer wieder zu heben wußte. An den dichterischen
Ergüssen, die die festlichen Ereignisse begleiteten und im Antarktischen Intelligenz-
blatt veröffentlicht wurden, beteiligte er sich lebhaft und wurde am Weihnachtsabend
1902 unter Überreichung eines Lorbeerkranzes zum Poeta laureatus antarcticus er-
Mitt. a. d. Zool. Mus. in Berlin. IX. Bd. 1. H. 6
893 H. Lohmann:
nannt. In den Stunden der Muße, an denen vor allem in der langen Winterzeit
kein Mangel war, nahm Vanhöffen das große, nahezu 40 Bände umfassende Chal-
lenger-Werk zum Studium vor, das die Royal Society der Expedition geschenkt
hatte, und als dieses erledigt war, Petermanns Geographische Mitteilungen; so ganz
ging er in der wissenschaftlichen Forschung und ihren Problemen auf.
Unübertrefflich hat von Drygalski in seinem Reisewerk „Zum Kontinent des
eisigen Südens“ (1904, 8. 26—27) seinen Freund und Reisegenossen geschildert: „Ob
Ernst Vanhöffen bei diesem Weanderleben Stellungen in der Heimat entgingen,
kümmerte ihn wenig, da er, anspruchslos gegen die Äußerlichkeiten des Lebens, nur in
vielseitiger Forschungsarbeit und in deren lebensvoller Verwertung seine Befriedigung
fand.“... „Die Anschauung galt ihm mehr als das Wissen ganzer Folianten, ohne
daß er deren wirklichen Inhalt darum weniger schätzte; er mußte aber selbst sehen
und sammeln, und erst durch eigene Anschauung gewann ihm das Wissen anderer
Leben und Form. Dadurch blieb er vor Einseitigkeit bewahrt; denn alles, was die
Natur ihm zeigte, wurde mit dem gleichen Interesse erfaßt.“... „Wie es niemals in
seiner Natur lag, Theorien zu bilden, ohne daß er vorher durch intensive Einzel-
forschung die genügende Anzahl von Bausteinen zusammengetragen, und wie er
diese durch unermüdliche Einzelarbeit suchte und fand, so entsprach es auch nicht
seinen Wünschen und Neigungen, für längere Zeiten Pläne zu machen. Aber den
Augenblick nutzte er, wie es wenigen gegeben ist, und verstand jederzeit, aus den
vielen Wechselfällen, wie sie eine Expedition mit sich bringt, das Beste zu nehmen
und daraus Resultate zu ziehen. Die innere Befriedigung, welche ihm aus dieser
Art des Schaffens erwuchs, übertrug sich auf sein Wesen und die Art seines Ver-
kehrs.. Sein Humor konnte selten versagen, seine Bereitschaft, anderen in ähnlicher
Lage zu helfen, nie; und wenn er scheinbar den Eigenarten anderer nicht näher
trat, sondern über ihre Versuche, sich im Leben zurecht zu finden, gern die ganze
Fülle seines Humors ergoß, so konnte das doch keinen verstimmen, der den Kern
seines Wesens kennen gelernt. So war Vanhöffen in der Messe das belebende
Element, welches oft genug trüben Gedanken und Grübeleien wehrte, indem er Fragen
aufwarf und verfocht, die er dann nicht immer zu dem ursprünglich erwarteten, aber
doch zu einem Ende geführt hat.“
Die Bearbeitung der Ergebnisse bildete naturgemäß seit der Rückkehr der
Expedition die eigentliche Arbeit Vanhöffens und hat ihn bis zu seinem Tode
vollauf beschäftigt.
Wie Vanhöffen selbst die Aufgaben und die Ergebnisse dieser Expedition
beurteilte, zeigen am besten die nachstehenden Stellen aus einem Aufsatze, den er
1904 in der Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde in Berlin (S. 362—370)
„Die Tierwelt des Südpolargebietes“ veröffentlichte 48):
„Als die Deutsche Südpolar-Expedition im August 1901 abreiste, war nur
wenig über die Tierwelt der Antarktis bekannt. Man wußte einiges über das Vor-
kommen der Robben und Vögel, über die Fische aber und die niederen Tiere lagen
nur gelegentliche Beobachtungen aus alter Zeit vor, die keinen sicheren Anhalt
boten, da die Sammlungen meist verloren gegangen waren. Indessen hatte man
doch versucht, sich ein Bild von der niederen Tierwelt des Südpolargebietes zu
machen.“
Ernst Vanhöffen. 83
„Prof. Pfeffer in Hamburg fand bei der Bearbeitung der von der deutschen
Polarstation Süd-Georgien mitgebrachten Sammlungen eine merkwürdige Überein-
stimmung der im nördlichen und südlichen Polargebiet vorkommenden Tiere, die
schon James Olark Ross bei seinen Reisen in den beiden Eisregionen nicht ent-
gangen war. Während die älteren Gelehrten aber die Ähnlichkeit beider so weit
getrennter Faunen durch Anpassung an gleiche Verhältnisse zu erklären suchten,
wies Pfeffer darauf hin, daß diese Ähnlichkeit auf Blutsverwandtschaft, auf Ab-
stammung von einer gemeinsamen Fauna beruhe, die in der Vorzeit die gleichmäßig
warmen Meere bevölkerte, und daß die spezielle Erforschung der Polarfaunen Auf-
schluß über die Entwicklung der Tierwelt unseres Planeten geben könne.“
„Um nun fehlende direkte Beobachtungen zu ersetzen, suchte er eine Süd-
polar-Fauna zu konstruieren, ausgehend von den Faunen subantarktischer Gebiete
rings um den Pol, wie Feuerland, Falkland, Süd-Georgien, Marion-, Crozet-,
Kerguelen-, Heard-, Auckland- und Campbell-Inseln, indem er die diesen Inseln
gemeinsamen Formen zusammenfaßte und alles ausschied, was weiter nordwärts in
wärmeren Meeren erschien.“
„So lehrreich auch diese Zusammenstellung war, so konnte sie doch nicht
die direkte Beobachtung ersetzen. Sie mußte zu reichhaltig ausfallen, da alle die
genannten Inseln in eisfreiem Meere liegen, unter annähernd gleichen und weit
günstigeren Bedingungen als die antarktische Küste, die wir jetzt kennen. Es war
von hohem Werte für die Beurteilung dieser Verhältnisse, daB unsere Expedition
die Crozet-, Kerguelen- und Heard-Inseln besuchen konnte. Wir fanden dort
die Küsten von großen Tangwäldern umsäumt, die erst vielen Tieren das Leben
ermöglichen. Im antarktischen Gebiet, wie wir es nun kennen, unter der mächtigen
Schneeeisdecke, fehlten sämtliche Tange und mit ihnen alle jene Tiere, die sie zur
Nahrung oder sonstigen Entwicklung direkt oder indirekt brauchen. Sie alle
müssen aus jener Liste ausscheiden und noch viele andere. So sind wir erst jetzt
imstande, eine sichere Grundlage zu bieten, von der ausgehend man die früheren
Spekulationen wieder aufnehmen kann.“
„Das ist der Wert unserer Station vor allen übrigen: wir hatten die für alles
Leben ungünstigsten und daher charakteristischten Verhältnisse. Während die
Küsten des weit südlicher gelegenen Viktoria-Landes regelmäßig alljährlich von
offenem Wasser bespült werden, wahrscheinlich infolge von Strömungen, über welche
die englische Expedition Nachricht bringen wird, und Grahams-Land, das Schweden
und Schotten aufsuchten, mit seinen Inseln der Südspitze Amerikas zu nahe gerückt
ist, lag die Gauß-Station frei von allen störenden Einflüssen. Die größere Ent-
fernung vom geographischen Pol ist von keiner Bedeutung. Wenn sich eine Küste
über den Südpol selbst hinzieht, so muß sie faunistisch ähnliche Verhältnisse zeigen,
wie wir sie am Gauß-Berg hatten, jedenfalls könnte sie nicht für tierisches und
pflanzliches Leben ungünstiger sein. Der biologische Pol fällt natürlich nicht mit
dem geographischen zusammen; man muß als solchen das ganze eisbedeckte ant-
arktische Land betrachten, dessen Küsten in biologischer Hinsicht alle gleichwertig
sind. Denn das Meer allein ist dort das lebenbringende Element. Es ist also
völlig gleichgültig, ob die Küste an einer oder der anderen Stelle mehr oder weniger
zurücktritt. Die höhere Breite macht keinen Unterschied, sie ist ohne Einfluß auf
6*
84 H. Lohmann:
die Zusammensetzung der Fauna, da Tiere, die sich auf dem Lande ernähren, nicht
in Betracht kommen.“ (S. 362—363.)
„Die Lage unserer Station brachte es mit sich, daß wir die in 300-400 m
Tiefe lebende Tierwelt mit der der Flachsee von 50—200 m am Gauß-Berg ver-
gleichen konnten, ebenso wie mit der Fauna der großen Tiefen von 3000—4000 m,
zu denen der Festlandsockel steil abstürzt. Wir können daher nicht allein diese
drei Regionen zueinander in Beziehung setzen, sondern sie auch mit allen übrigen
Beobachtungen von den verschiedensten Punkten der Antarktis vergleichen. Wir
haben das Material, um entscheiden zu können, ob eine einheitliche zirkumpolar-
antarktische Fauna existiert und wie sie zusammengesetzt ist, oder ob Unterschiede
auftreten, die durch frühere Landverschiebungen bedingt sind, da sich alle jene
Verschiedenheiten nun ausschließen lassen, die auf der Gestalt des Küstenabfalls,
auf der Tiefe des Meeres an der Küste beruhen.“
„So ist eine gute Grundlage geschaffen, von der aus wir an alle die vorher
angedeuteten Fragen herantreten können.“ (8. 370.)
„Es ist ... eine überraschend reiche Fauna, die sich bei nur mangelhafter
Beleuchtung und niedriger Temperatur unter der dicken Eisdecke zu halten vermag.
Von einem großen Teil derselben bringen wir die erste Nachricht von der Küste
des antarktischen Landes. Wie viele Arten überhaupt neu sind, läßt sich noch
nicht übersehen. Jedenfalls sind die schon bekannten Arten noch wertvoller als
die neuen, da jene Schlüsse über die Art ihrer Verbreitung und über einstigen
Zusammenhang heute getrennter Gebiete gestatten.“ (9. 370.)
In Kiel bezog Vanhöffen von neuem die alten Räume im Zoologischen
Institut, die Brandt ihm auch diesmal zur Verfügung stellte. Die erste Aufgabe
war das Ordnen und Sichten der Sammlungen, dann das Aussuchen der einzelnen
Fänge nach den verschiedeuen Tiergruppen und die Gewinnung von Bearbeitern
der letzteren. Darauf ging es an die Durchzählung der Planktonfänge, die Van-
höffen selbst mit Hilfe eines jungen Studenten Laackmann, des späteren Direktors
des Zoologischen Gartens in Breslau, durchführte. Die ersten Mitteilungen über
die Ergebnisse der Reise machte Vanhöffen 1904 in der Gesellschaft für Erdkunde in
Berlin #8) und 1905 auf dem Geographentage in Danzig 5°). Im gleichen Jahre erschien
auch schon ein Bericht über die während der Expedition beobachteten Vögel5l), und
1908 konnte bereits der 1. Band der Zoologischen Ergebnisse abgeschlossen werden ®1),
Es war ein großer Quartband mit 50 Tafeln und 71 Bogen Text und einem sehr
reichen Inhalte, aus dem hier nur die Bearbeitung der pelagischen Salpen und
Pteropoden von Apstein und Meisenheimer, der Vögel des Weltmeeres von
Reichenow, der Tierwelt der Moosrasen vom Gauß-Berg und einiger südlicher
Inseln von Richters, einer merkwürdigen festsitzenden Radiolarie von Schröder
und der Meeresmilben von Lohmann erwähnt werden mögen. Die ersten Hefte
des Bandes waren bereits 1906 erschienen. In schneller Folge kamen Band II (1909) 62),
III (1910) 6%), IV (1911) 6), V (1913) 72), VI (1913) 7%), VII (1914) 79) heraus, jeder von
dem gleichen Umfange und ebenso mannigfachem Inhalte wie der I. Durch den Krieg
wurde das Weitererscheinen leider außerordentlich verzögert, so daß Band VIII nicht
mehr abgeschlossen werden konnte. Die Zahl der Mitarbeiter belief sich 1908 auf
rund 50, Es waren vorwiegend Deutsche, aber auch Forscher aus Österreich, Frank-
Ernst Vanhöffen. 85
reich, England, Dänemark, Norwegen, Schweden und Rußland waren als Mitarbeiter
gewonnen. Die Bearbeitung war vorgesehen für alle wichtigen Gruppen der Boden-
fauna und der pelagischen Tierwelt des Meeres, der Tierwelt des Landes und auch des
Süßwassers. Dabei sollte nicht nur die Ausbeute der Expedition Berücksichtigung
finden, sondern angestrebt werden, nach Möglichkeit alles bis dahin über die Bevölke-
rung des erforschten Gebietes Bekannte wissenschaftlich so zu verarbeiten, dab die
Ergebnisse für etwaige spätere Forschungen unmittelbar verwertbar seien. Als Band VII
abgeschlossen war, umfaßten die zoologischen Ergebnisse 533 Druckbogen mit 379 Tafeln
und über 1100 Textabbildungen; in ihnen waren rund 2800 Arten für die Expedition
nachgewiesen, von denen über 1000, das heißt mehr als !/,, neu waren. Die
Bearbeitung der zoologischen Ausbeute war also recht groß angelegt, und es lag
sicher im Plane Vanhöffens, noch eine Reihe weiterer Bände folgen zu lassen und
dann in einem Schlußbande die Zusammenfassung der Ergebnisse zu liefern.
Es ist ihm nicht vergönnt gewesen, dieses große Werk zu vollenden. Damit ist
leider die Hoffnung geschwunden, daß die Ausbeute der Reise so verarbeitet und
für die Wissenschaft nutzbar gemacht wird, wie Vanhöffen das plante und sicher
auch durchgeführt haben würde. Denn es kam ihm, wie bei der Verarbeitung der
Grönlandausbeute, keineswegs allein darauf an, daß die einzelnen Tiergruppen
monographisch nach systematischen und tiergeographischen Gesichtspunkten bearbeitet
würden, sondern es sollte außerdem auch eine zusammenfassende Darstellung des
gesamten Lebens in dem von der Expedition bereisten Gebiete gegeben werden.
Das aber konnte nur Vanhöffen selbst ausführen, der an Ort und Stelle dieses
Leben selbst beobachtet und die Fänge im Meere und auf dem Lande persönlich ausge-
führt und verarbeitet hatte. Nur dadurch wäre es möglich gewesen, die in den
einzelnen Sonderarbeiten enthaltenen Ergebnisse zu einem naturgetreuen und lebens-
vollen Bilde zusammenzufassen.
Die Hauptmasse der Ausbeute ist wohl in den bis jetzt vorliegenden Bänden
verarbeitet. Aber es fehlen doch noch große und wichtige Tiergruppen, wie die der
Siphonophoren, mehrere Abteilungen der Echinodermen, die Amphipoden, Cephalo-
poden, Appendieularien und Säugetiere, ganz abgesehen von den zusammenfassenden
Bearbeitungen der verschiedenen Lebensgemeinschaften, wie des Planktons, der Boden-
fauna des Meeres usw.
Es ist sehr zu hoffen, daß dieses große Werk, das im Wettstreit der bei der
Erforschung des Südpolargebietes tätigen Nationen Deutschland einen so ehrenvollen
Platz sichert, nun auch nach dem Tode Vanhöffens allen Schwierigkeiten zum
Trotz nicht nur weitergeführt, sondern auch vollendet wird als hervorragendes Denkmal
deutscher Tatkraft, deutschen Fleißes und deutscher Gründlichkeit.
Die Herausgabe dieses Werkes nahm naturgemäß sehr viel Zeit und Kraft in
Anspruch, zumal da Vanhöffen mit ungemeiner Sorgfalt vorging und die Fänge
bis auf die kleinsten und seltensten Formen unter der Lupe und selbst dem Zähl-
mikroskop aussuchte, so daß den einzelnen Bearbeitern ein sehr reiches Material
zuging. Dabei war dis Erhaltung der Tiere eine ganz vorzügliche, was vor allem
bei den Planktonorganismen von großer Bedeutung war.
Vanhöffen selbst übernahm zunächst die Bearbeitung der Medusen 58, 66, 72),
die ja schon seit Königsberg sein Sondergebiet bildeten; doch arbeitete er sich auch
86 H. Lohmann:
in die schwierige Klasse der Hydroidpolypen ein, über die 1910 eine umfangreiche
Abhandlung erschien 65), und nahm danach die sehr artenreiche und systematisch
schwierige Krebsgruppe der Isopoden vor, deren Veröffentlichung schon 2 Jahre
später (1914) erfolgte8%). Auch sie füllte ein stattliches Heft mit 140 Arten.
Daneben übersetzte er fremdsprachliche Manuskripte vor dem Druck ins
Deutsche, damit das Werk vollständig in deutscher Sprache veröffentlicht werde.
Aber auch die früher begonnenen Arbeiten blieben nicht etwa liegen, sondern
bis in die letzte Zeit hinein wurden immer noch Untersuchungen von ihm abge-
schlossen, die in ihren Anfängen weit zurücklagen. So erschien noch 1907 eine
Arbeit über Orustaceen aus dem kleinen Karajak-Fjord in West-Grönland 55) und 1912
eine Bearbeitung der Craspedoten des Vettor Pisani”?!). Eine solche Arbeitsfülle
konnte nur erledigt werden in einer völlig gesicherten Stellung, die ihn von allen
anderen zeitraubenden Verpflichtungen nach Möglichkeit entband und ihm erlaubte,
sich ganz seinen Untersuchungen zu widmen. In Kiel war dazu keine Aussicht, und
so entschloß sich Vanhöffen 1906, als sein Freund Brauer nach Möbius Tode die
Leitung des Zoologischen Museums in Berlin übernommen hatte, einem Rufe als
Kustos dorthin zu folgen. Der Abschied von Kiel, wo er so lange gewirkt und
trotz seines zurückgezogenen Lebens einen großen Kreis von Freunden besaß, wurde
ihm sehr schwer. Doch lebte er sich allmählich in Berlin ein, und als er 3 Jahre
dort war, schrieb er mir, daß er von Berlin nicht mehr fortgehen würde, da er nun
alles erreicht habe, was er sich wünschte. Im Museum verwaltete er die Krebse,
Myriopoden und einen Teil der Cölenteraten und hatte die Planktonsammlung und
die Sammlung von Grundproben unter Aufsicht. Er legte großen Wert auf die
ordnungsgemäße Verwaltung und den steten Ausbau der Sammlungen, die ihm unter-
standen, sah aber seine Aufgabe zugleich in der wissenschaftlichen Verwertung der
Sammlungen und in der Veröffentlichung der Forschungsergebnisse, da erst dadurch
ein Museum sich als Forschungsanstalt erweisen kann. Wie in Kiel, so gewann er
auch hier sehr bald unter seinen Kollegen viele Freunde, da er an allen Arbeiten
den lebhaftesten Anteil nahm und, wenn er auch mit seiner Kritik nie zurückbielt,
doch immer zu fördern und anzuregen suchte. Mit Brauer wurde sein Verhältnis
immer inniger und 1912 bezogen sie zusammen eine Villa in Westend, wo die beiden
Junggesellen ganz ihrer wissenschaftlichen Arbeit und der Pflege des Gartens lebten.
Doch unterhielt auch Vanhöffen regelmäßigen Verkehr mit einem kleinen Kreise
guter Freunde, die zum Teil noch aus der Zeit von Neapel, zum Teil von Kiel her
ihm befreundet waren, und regelmäßig besuchte er auch die Vereinsabende seines
alten Korps Normannia. Gern sah er ferner, wenn auswärtige Freunde ihn auf-
suchten, und selbst, als die Ernährungsschwierigkeiten durch den Krieg immer wuchsen,
ließ er es sich nicht nehmen, ihnen den Aufenthalt in seiner Wohnung so ange-
nehm wie möglich zu machen. Waren Dienst und die sonstigen Arbeiten erledigt,
so erschloß sich in der freien Zeit ganz der an allem teilnehmende, liebenswürdige,
offene und gerade Sinn Vanhöffens. Seine eigenen Arbeiten und Ideen wurden
besprochen und mit der gleichen Liebe auch die Untersuchungen und das Ergehen
des Gastes und der gegenseitigen Bekannten durchdacht und erörtert. Im Garten
wurde gearbeitet und hierbei auch die fleißige Beteiligung des Gastes selbst gern gesehen.
An freien Tagen wurden Ausflüge in die Umgebung gemacht und abends in dem
Ernst Vanhöffen. 87
mit Gemälden seines Kieler Freundes Fürst und mit Bildern von seinen Reisen
geschmückten Wohnzimmer bei einer Flasche guten Weines der früheren Zeiten
gedacht und Zukunftspläne ersonnen. Die Mahlzeiten wurden im Erdgeschoß, in
Brauers Räumen gemeinsam eingenommen, im Sommer auf dem nach dem Garten
zu gelegenen Balkon. Auch die Wirtschaft lag für beide Freunde in einer bewährten
Hand, die still und treulich für eine gastliche Aufnahme sorgte.
Regelmäßig besuchte Vanhöffen die Versammlungen der Gesellschaft natur-
forschender Freunde in Berlin, deren ordentliches Mitglied er seit 1908 war. Er
fehlte fast in keiner Sitzung und nahm auch stets an den anregenden Nachsitzungen
teil, ergriff häufig das Wort zu kleinen Mitteilungen oder Berichten und führte 1916
den Vorsitz. Eine ganze Anzahl kleinerer Arbeiten ist in den Sitzungsberichten
veröffentlicht 68-70, 76, 77, 81-88), go vor allem zwei Aufsätze über die Tierwelt des
frischen Haffs (1911 und 1917)’0, 85), dem er während seines Erholungsurlaubs in
den letzten Jahren wieder seine Aufmerksamkeit zuwandte.
So verlief sein Leben in Berlin äußerlich außerordentlich gleichmäßig und
ruhig, ja er schloß sich entschieden mit den Jahren immer mehr nach außen hin
ab. Für sich selbst war er überaus anspruchslos. Für seine Geschwister und Ver-
wandten aber sorgte er, seit sein älterer Bruder gestorben war, wie ein Vater. Alles
Hervortreten nach außen war ihm unangenehm, im Stillen jedoch wirkte er unab-
läßig im besten Sinne, vor allem durch seine Persönlichkeit. So auch in der Po-
litik und im Kriege. Ein echter Deutscher und Ostpreuße, von warmer Liebe für
sein schönes Heimatland und für Preußens ruhmreiche Geschichte beseelt, ein großer
Verehrer von Bismarck und Hindenburg, brachte er still seine Opfer, war aber jedem
lauten und sich vordrängenden patriotischen Getriebe abhold. An der Stelle, wo
das Geschick ihn hingestellt hatte, seine Pflicht auch während des Krieges zu tun,
schien ihm das Gebot der Stunde zu sein, und überall, wo er irgend konnte, war
er tätig, Mut und Hoffnung hoch zu halten, seinem zuversichtlichen Wesen ent-
sprechend. „Wir werden es schon schaffen“, war sein Spruch, mit dem er auch
im persönlichen Leben alle Bedenken beiseite schob und sich und anderen guten
Mut machte.
Doch hatte der Krieg, der auch in seiner Familie schwere Opfer forderte, im
Laufe der Zeit seine sonst kräftige Gesundheit untergraben. Da starb ganz uner-
wartet am 10. September 1917 sein Freund und Hausgenosse Brauer. Ein Schlag-
anfall hatte ihn hinweggerafft. Als Vanböffen nichts ahnend vom Museum nach
seiner Wohnung zurückkehrte, wurde ihm auf der Straße von seiner Wirtschafterin
die Trauerkunde überbracht. Von diesem Schlage hat sich Vanhöffen nicht wieder
erholt. Zwar suchte er durch angestrengte Arbeit der trüben Stimmung Herr zu
werden; er übernahm die Herausgabe der Ergebnisse der Deutschen Tiefsee-Expe-
dition und das Amt des Schriftführers der Deutschen Zoologischen Gesellschaft, die
beide in Brauers Hand gelegen hatten, und schrieb mir im Frühjahr 1918, daß er
nun auch die Bearbeitung der Isopoden der Valdivia-Expedition wieder in Angrifi
nehmen wolle, an der er seit dem Tode seines Freundes keinen Strich mehr hatte
machen können. Doch klagte er fortgesetzt über sein Befinden, das ihn nur langsam
im Arbeiten vorrücken lasse, und ersehnte den Sommerurlaub, von dem er in Öst-
preußen rechte Erholung und vollständige Wiederherstellung erhoffte. Aber eine
38 H. Lohmann:
Lungenentzündung, die er sich dort während der unerwartet einsetzenden Kälte-
periode holte, raffte ihn in kurzer Zeit hinweg, obwohl sie nur leicht auftrat und
daher weder bei ihm selbst noch bei den Angehörigen Besorgnis erregte. Am
14. Juni entschlief er sanft im Hause seines Schwagers Meißner, der Pfarrer in
Legitten bei Königsberg ist. Dort ist er auch beigesetzt, seinem eigenen Wunsche
entsprechend, neben seiner Schwester, die ihm im Tode voranging.
Die letzte Veröffentlichung von seiner Hand war der Nachruf auf seinen Freund
Brauer.
Was Vanhöffen in diesem Nachrufe über das Wesen seines Freundes schreibt,
trifft, soweit es dessen Liebe zur Natur und sein Verhalten zu den Menschen angeht,
Wort für Wort auch auf ihn selbst zu. Gerade die Übereinstimmung in diesen
Zügen ihres Charakters war es, was beide Männer, von der Forschung abgesehen,
zusammenführte und trotz mancherlei Verschiedenheiten in ihren übrigen Neigungen
und Ansichten immer fester und inniger verband.
„Wo ein Wille, da ist auch ein Weg“, war einer seiner Lieblingssätze, der ihn
trefflich kennzeichnet. Eigenwillig verfolgte er seinen Weg und vertrat seine An-
sichten; aber dabei war er selbstlos im höchsten Grade und hilfsbereit und zart-
fühlend, wo er Tüchtiges zu fördern fand. Allen Spekulationen abhold, war er im
Grunde seines Herzens doch Idealist im besten Sinne, der jeden Augenblick nutzte,
immer voll Zuversicht und Hoffnung auf den Sieg des Tüchtigen war und daraus
immer wieder Heiterkeit und Frohsinn gewann.
Vanhöffens wissenschaftliche Tätigkeit ging fast vollständig in seinen Reisen
und in der Verarbeitung ihrer Ergebnisse auf. In der Ausnutzung derselben zu
vielseitigem und scharfem Beobachten in freier Natur und zum umfassendsten
Sammeln dürften ihn nur wenige Forscher übertreffen. Dabei verlor er sich nie in
der Vielheit der Dinge, sondern hielt immer allgemeine große Gesichtspunkte fest,
nach denen er planmäßig arbeitete. Und ebenso gründlich war er in der Durch-
arbeitung der Ausbeute seiner Reisen und ihrer endgültigen wissenschaftlichen Be-
handlung, für die er von überall her Fachgelehrte heranzog. Seine wertvollen
Sammlungen und seine Reisewerke, vor allem die Zoologischen Ergebnisse der
Deutschen Südpolar-Expedition werden daher für immer ein glänzendes Zeugnis für
die Forschungsarbeit Vanhöffens ablegen.
Verzeichnis der von Ernst Vanhöfien veröffentlichten
zoologischen Arbeiten.
1. 1887. Über das Gefäßsystem und den Blutlauf der Lungenfische sowie über ihre Stellung zur
Flossentheorie. Schr. phys.-ökon. Ges. Königsbg. 28. Jg. Bericht. S. 35—37.
2. 1888. Untersuchungen über semaeostome und rhizostome Medusen. Dissert. Königsbg. S. 1—54,
T. 1—7. Zugleich: Biblioth. zool. 1889, H, 3.
1888. Jahresberichte über Coelenteraten 1884—87. Arch. Naturg. Jg. 54, Bd. 2, H.3, S. 82—148.
1889. Jahresberichte über Coelenteraten 1888. Ebend. Jg. 55, Bd. 2, H. 3, S. 13566.
1889. Über Medusen. Sehr. phys.-ökon. Ges. Königsbg. Jg. 30, Sitzb. S. 10—11.
1889. Über das Verfahren, Schmetterlinge als Selbstdruck zu konservieren. Ebend. 8. 24—25.
. 1891. Periphylla und Nausithöe. Zool. Anz. Jg. 14, Nr. 355, S. 38—42.
. 1891. Zur Systematik der Seyphomedusen. Ebend. Nr. 368, S. 244—48.
anmmpw
. 1891.
. 1891.
. 1891.
. 1892.
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. 1892.
. 1893.
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. 1893.
. 1894.
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. 1894.
. 1895.
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. 1896.
. 1896.
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. 1902.
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. 1902.
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. 1903.
Ernst Vanhöffen. 89
Versuch einer natürlichen Gruppierung der Anthomedusen. Ebend. Nr. 379, S. 439—46,
Über die Ceratodus-Flosse. Verh. Ges. dtsch. Naturf. u. Arzte. 68. Vers. Bremen 1890.
2. Teil, S. 184—55.
Jahresberichte über die Coelenteraten für 1889. Arch. Naturg. Jg. 57, Bd. 2, H. 3,
S. 171—88.
Jahresberichte über die Coelenteraten für 1890. Ebend. Jg.58, Bd. 2, H. 3, S. 151—79.
Über Turritopsis armata Köll. Verh. Ges. dtsch. Naturf. u. Arzte. 64. Vers. Halle 1891.
2. Teil, S. 121.
Die Akalephen der Plankton-Expedition. Erg. Plankt.-Exp. Bd. 2, K. d. 28 S.
Nachtrag zu den Akalephen der Plankton-Expedition. Ebend. K. ce. S. 29—30,
Bericht über botanische und zoologische Beobachtungen im Gebiet des Umanak-Fjords.
Verh. Ges. Erdkde. Berlin. Bd. 20, S. 338—53.
Frühlingsleben in Nord-Grönland. Ebend. S. 454—69.
Jahresberichte über die Coelenteraten für 1891—92. Arch. Naturg. Jg. 59, Bd. 2,
H. 3, S. 24390.
Biologische Beobachtungen während der Heimreise der Expedition von Grönland.
Verh. Ges. Erdkde. Berlin. Bd. 21, Nr. 2/3, S. 143—50.
Fische und Fischerei in Nordgrönland. Mitt. Seet. Küst.- u. Hochseefisch. Nr. 6, S. 123—29.
Über grönländisches Plankton. Vortrag. Verh. Ges. dtsch. Naturf. u. Ärzte. 66. Vers.
Wien. 2. Teil, 1. Hälfte, S. 133—335.
Das Leuchten von Metridia longa Lubb. Zool. Anz. Jg. 18, Nr. 481, S. 304—5.
Welches Interesse haben Zoologie und Botanik an der Erforschung des Südpolar-Gebietes.
Vortrag. Verh. 11. Dtsch. Geograph.-Tag. Bremen 1895. S. 30—38.
Notizen zu: Schalow, H., Vogelsammig. Westgrönland. Journ. Ornith. Jg. 43 (N. F.),
Ba. 2, H. 4, S. 481.
Zoologische Ergebnisse der Grönland-Expedition. I. Untersuchungen über Anatomie und
Entwicklungsgeschichte von Arachnactis albida Sars. Biblioth. Zool. H.20, Lfg. 1, S. 1—14,
Dass. I. Die grönländischen Otenophoren. Ebend. S. 15—24.
Das Genus Ceratium. Zool. Anz. Bd. 19, Nr. 499, S. 133—34.
Schwarmbildung im Meere. Ebend. Nr. 520, S. 523—26.
Bradyanus oder Bradyidius. Ebend. Bd. 20, Nr. 540, S. 322—23.
Grönländische Peridineen und Dinobryeen. Biblioth. Botan. H. 42, 3 S.
Bericht über: Chun, C., Die Beziehungen zwischen dem arktischen und antarktischen
Plankton. Stuttgart 1897. Naturw. Wochenschr. Bd. 12, Nr. 51, S. 617—18.
Die Fauna und Flora Grönlands. Grönld.-Exp. Ges: Erdkde. Berlin. Bd. 2, T. 1.
S. 1—320, 6 Taf., 1 Karte.
Die Entwiekelung des Aals. (Bericht über die Untersuchungen von Grassi und Calan-
druceio.) Naturw. Wochenschr. Bd. 13, Nr. 5, S. 52.
Jahresbericht für 1893 über die Coelenteraten. Arch. Naturg. Jg. 60 (1894), Bd. 2,
H. 3, S. 249 —74.
Sind die Wale Hochsee-Bewohner? Zool. Anz. Bd. 22, Nr. 598, S. 396-400.
Berichtigung zu dem Aufsatz des Herrn B. Rawitz „Über Megaptera boops Fabr.“
Ebend. Bd. 23, Nr. 609, S. 114—16.
Über Tiefseemedusen und ihre Sinnesorgane. Ebend. Nr. 615, S. 277—79.
Bericht über die bei der deutschen Tiefsee-Expedition beobachteten Vögel. Journ.
Ornithol. Jg. 49 (5. F., 8. Bd.), H. 3, S. 304—21.
Von der deutschen Südpolarexpedition: Fischereiversuche. Petermanns geogr. Mitt.,
H. 1, S. 19-20,
Biologische Beobachtungen. Ber. Wiss. Arb. Dtsch. Südpol.-Exp. Veröff. Inst. Meereskde.
H. 1, S. 55—72, 2 Taf.
Biologische Beobachtungen. Ber. Wiss. Arb. Dtsch. Südpol.-Exp. Kapstadt-Kerguelen.
Veröff. Inst. Meereskde. H. 2, S. 39-45.
Die Acalephen der Plankton-Expedition. Erg. Plankt.-Exp. Bd. 2, 8. 1—25, 5 Taf.
Die acraspeden Medusen. Wiss. Erg. dtsch. Tiefsee-Exp. Bd. 3, Lfg. 1, S. 1-52, 8 Taf.
Die eraspedoten Medusen. I. Trachymedusen. Ebend. 8. 53—86, 4 Tat.
Jahresbericht für 1894/1895 über die Coelenteraten. Arch. Naturg. Jg. 61 (1895), Bd. 2,
H. 3, S. 199—234.
Die Ctenophoren des Nordischen Planktons. Nord. Plankt. Lie.,8; Nr Il, 8 1-7.
90
47.
48.
49.
50.
51.
b2.
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1903.
1904.
1904.
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1905.
1906.
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1907.
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1908.
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1909.
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1911.
1911.
1911.
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1911.
1912.
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1913.
1913.
1913.
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H. Lohmann: Ernst Vanhöffen.
Biologischer Bericht der Deutschen Südpolar-Expedition (1901—3). Kerguelen-Kapstadt.
Veröff. Inst. Meereskde. H. 5, S. 143—154.
Die Tierwelt des Südpolargebietes. Zeitschr. Ges. Erdkde. Berlin. S. 363—70, 5 Taf.
Über eine grönländische biologische Station. Petermanns Mitt. 1904. S. 296.
Einige zoogeographische Ergebnisse der Deutschen Südpolar-Expedition. Vortrag.
Verh. XV. Dtsch. Geogr.-Tag. Danzig 1905. S. 14—19.
Bericht über die bei der deutschen Südpolar-Expedition beobachteten Vögel. Journ.
Ornith. Jg. 53, S. 500—15, 1 Karte.
Siphonophoren. Nord. Plankt. Lfg. 5, Nr. 11, S. 1—39, 65 Fig.
Acraspede Medusen. Ebend. S. 40—64, 37 Fig.
Die Familie der Nareomedusen. Zool. Anz, Bd. 32, Nr. 6, S. 175—76.
Crustaceen aus dem kleinen Karajak-Fjord in West-Grönland. Zool. Jahrb. Abt. Syst.
Bd. 25, H. 4, 8. 507—24, 3 Taf.
Tiere und Pflanzen der Heard-Insel. Dtsch. Südpol.-Exp. Bd. 2. Geogr. Geol. S. 265—71.
Die Tiere und Pflanzen von Possession-Eiland der Crozet-Gruppe. Ebend. S. 335—43
Die Lucernariden und Skyphomedusen der deutschen Südpolar-Expedition 1901—3'
Ebend. Bd. 10. Zool. Bd. 2, S. 25—49, 2 Taf., 12 Fig.
Die Nareomedusen. Wiss. Erg. dtsch. Tiefs.-Exp. Valdivia. Bd. 19, S. 41—74, 3 Taf., 5 Fig.
Bericht über: Simroth, Die Pendulationstheorie. Leipzig 1907. Arch. Rass.- u. Gesellsch.-
Biol. Jg. 5, H. 2, S. 252—54.
Vorwort z. Bd. I der Zoologie der Deutschen Südpolar-Expedition 1901—3.
Vorwort z. Bd. II dess.
Tiere und Pflanzen von St. Paul und Neu-Amsterdam. Dtsch. Südpol.-Exp. Bd. 2.
Geogr. Geol. H. 5, S. 399—410.
Vorwort z. Bd. III der Zoologie der Deutschen Südpolar-Expedition 1901—3.
Hydroiden. Dtsch. Südpol.-Exp. Bd. 11. Zool. Bd. 3, H. 4, S. 269—340, 49 Fig.
Die Anthomedusen und Leptomedusen der Deutschen Tiefsee-Expedition 1898—99.
Wiss. Erg. Tiefs.-Exp. Bd. 19, H. 5, S. 191—233, 1 Taf., 21 Fig.
Vorwort z. Bd. IV der Zoologie der Deutschen Südpolar-Expedition 1901—3.
Über die Krabben, denen Kamerun seinen Namen verdankt. Sitzb. Ges. natf. Fr.
Berlin. Jg. 1911, S. 105—10.
Die Medusengattungen Polyelonia und Cassiopeia. Ebend. S. 318—30.
Beiträge zur Kenntnis der Brackwasserfauna im Frischen Haff. Ebend. S. 399 —405, 4 Abb.
Die eraspedoten Medusen des „Vettor Pisani“. Zoologica. H. 67, 34 S., 2 Taf., 6 Fig.
Craspedote Medusen der Deutschen Südpolar-Expedition 1901—3. Dtsch. Südpol.-Exp.
Bd. 13. Zool. Bd. 5, H. 3,45 S., 2 Taf., 25 Fig.
Vorwort z. Bd. V der Zoologie der Deutschen Südpolar-Expedition 1901—3.
Vorwort z. Bd. VI dess.
Herpyllobius antareticus n. sp., ein an Enipo rhombigera schmarotzender Copepode.
Dtsch. Südpol.-Exp. Bd. 13. Zool. Bd. 5, H. 4, S. 599—602.
Die antarctischen Cirolana-Arten. Sitzb. Ges. natf. Fr. Berlin. Jg. 1913, S. 78—79, 4 Fig.
Über Konservierung von Hydra. Ebend. S$. 80.
Über westindische Medusen. Zool. Jahrb. Suppl. 11. S. 413—432.
Vorwort z. Bd. VII der Zoologie der Deutschen Südpolar-Expedition 1901—3.
Die Isopoden der Deutschen Südpolar-Expedition. Dtsch. Südpol.-Exp. Bd. 15.
Zool. Bd. 7, H. 4, S. 447—598.
Die Anomostraken. Sitzb. Ges. natf. Fr. Berlin. Jg. 1916, S. 137—52, 15 Fig.
Die Lebensweise der Winkerkrabben. Ebend. S. 209—14, 3 Fig.
Mesochra rapiens (Schmeil), ein alter Harpactide unter neuem Namen. Ebend. S. 215—16.
Springende Schmetterlingscocons vom Kapland. Ebend. S. 376—80, 3 Fig.
Die niedere Tierwelt des Frischen Haffs. Ebend. Jg. 1917, S. 113—47, 30 Fig.
Lonchidiopsis hartmeyeri, ein neuer Ascidienparasit. Ebend. S. 224—29, 1 Taf., 7 Fig.
Über den zu den springenden Cokons gehörigen Schmetterling Sceyrotis athleta Meyrick.
Ebend. Nr. 8, S. 509—10.
Ergänzungen und Beriehtigungen zur Fauna des Frischen Haffs. Ebend. Nr. 10, S. 563—65.
Zur Erinnerung an August Brauer. Mit Bildnis. Mitt. Zool. Mus. Berlin. 12 S.
Mitteilungen
aus dem
Zoologischen Museum
in
Berlin.
9. Band. 2. Heft.
1. Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas.. Von Dr. H. Kuntzen 8. 91
2. Zur Kenntnis der afrikanischen Cladognathinen (Col. Lucan.). Von
Beemsd Rudolf Kriesche . . „2.2... .: 0 2.00% S. 157
3. Holothurien aus dem Roten Meer. Von Dr. Willy Erwe ..2 2 Sehzz
4. Über die clavicornen Coleopteren von Spanisch-Guinea, auf der
Grundlage des von Herrn G. Tessmann gesammelten Materials,
nebst Studien über die tiergeographischen Beziehungen der Nitiduliden
Afrikas. Von Prof. H. Kolbe. — Nebst Beschreibungen neuer Arten.
Won X, Grouvelle . .... (ee ps.
5. Beschreibungen von 7 Tabanidenlarven aus dem Mkoheinsierial
des Museums für Naturkunde. Von stud. med. vet. et zool. Arnold
TED N a EN NE RR FEB S. 215
6. Beiträge zu einer Revision a Mlkyonament Von Dr. Johannes Moser S. 219
Ausgegeben im Oktober 1919.
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Berlin
In Kommission bei R. Friedländer & Sohn
1919.
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Die (arabidenfauna Deutsch-
Sirdwestafrikas,.
Dr. H. Kuntzen.
Mit 6 Abbildungen im Text.
(Eingesandt im Mai 1919.)
A, noch vor dem Kriege die Aufgabe an mich herantrat, das von Prof.
Dr. W. Michaelsen in Deutsch-Südwestafrika zusammengebrachte Material an
Carabiden und zugleich mit diesem das gesamte Material des Hamburger Zoologischen
Museums zu bearbeiten, hielt ich es für das beste, auch noch das erheblich reichere
Material des Berliner Zoologischen Museums und einiges Wenige, das mir das
Senckenbergische Museum in Frankfurt a. M. zusenden konnte, zugleich auch alles
in der Literatur Niedergelegte mit hinzuzunehmen. Für die Überweisung des
Materials spreche ich den Herren Prof. Dr. W. Michaelsen und Hans Gebien
in Hamburg und Direktor Prof. Dr. zur Strassen meinen besten Dank aus. Dem
im Kriege leider verstorbenen Dr. Nick gegenüber vermag ich es nicht mehr zu tun.
Herrn Prof. H. J. Kolbe bin ich für einige interessante Angaben zu bestem Dank
verpflichtet.
Die Literatur über die Carabiden Deutsch-Südwestafrikas ist bereits von
Peringuey in seinem Descriptive Catalogue of the South African Oarabidae (Trans.
South Afr. Phil. Soc. 1896, VI) zitiert, der Arbeit, die die Grundlage für jegliche
Bearbeitung südafrikanischer, ja eigentlich überhaupt afrikanischer CUarabiden darstellt.
Nach ihr sind noch zwei artbeschreibende Arbeiten Peringueys erschienen, die
beide auch einige Tiere enthalten, die der Fauna der deutschen Kolonie angehören:
es sind die Supplemente zu seinem Katalog, 1898 und 1904. P. Obst bearbeitete
die Carabiden, die Leonhard Schultze aus Südafrika mitgebracht hatte, in dessen
Reisewerk (1908); darunter waren auch einige Arten unserer Kolonie, besonders
des südlichen Großnamalandes. Ich selbst erwähnte 1913 (Dtsch. Ent. Zeitschr.)
einen großen Chlaenius aus Amboland. Die ersten Erwähnungen von Carabiden aus
unserer Kolonie finden wir in den Arbeiten Bohemans (1861), der das von Wahl-
berg in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts gesammelte Material be-
arbeitet hat, und in denen des Barons de Chaudoir, des größten bisherigen Kenners
der viele Tausende von Formen umfassenden Familie der Carabiden, der gelegentlich
in seinen monographisch-systematischen Arbeiten in. Deutsch-Südwestafrika ge-
sammeltes Material verwertet. Fairmaire, der alles beschreibende, beschreibt
1888 einen Graphipterus aus Großnamaland. Dann kommt Peringuey mit seinen
Arbeiten. Ihm verdanken wir eine recht gute Kenntnis der Formen des nördlichen
Ambolandes. Er hatte das von Eriksson Anfang der neunziger Jahre des vorigen
Jahrhunderts fleißig gesammelte Material für das South African Museum erworben
und 1896 mitbearbeitet, zugleich hatte er auch Material, wenn auch nur geringes, aus
Damaraland (Kaukurus, Hoachanas, Gochas, Walfischbai) und Großnamaland vor sich.
7*
94 H. Kuntzen:
Über die Fundorte, die die nichtdeutschen Autoren angeben, ist einiges zu
bemerken. Der von Boheman erwähnte Fundort Eickhams ist der alte Name
einer früheren Niederlassung bei Windhuk; der von ihm angegebene „flumen Nolagi“
ist mir rätselhaft geblieben. Die englische Schreibweise der Peringueyschen Fund-
orte hoffe ich richtig gedeutet zu haben.
Zur Bearbeitung lag mir vor ein nach mehreren Tausenden von Individuen
zählendes Material aus Deutsch-Südwestafrika. Um das Sammeln der dort vor-
kommenden Carabiden haben sich eine beträchtliche Anzahl von Herren verdient
gemacht, die ich im folgenden nebst den Fundorten oder den Wegen, wo sie ge-
sammelt haben, anführe — meist sind es Angehörige unserer Schutztruppe, zumal
Offiziere und Ärzte, dann‘ Missionare und dieser und jener wohlbekannte Forscher usw.
B., H. und F. bedeuten, daß das Material, das der betreffende gesammelt hat, im
Zoologischen Museum zu Berlin bzw. Zoologischen Museum zu Hamburg bzw. im
Senckenbergischen Museum zu Frankfurt a. M. aufbewahrt wird.
Balk, B. ohne näheren Fundort.
Beetz, B. Gobabis.
Beutemann, H. ohne näheren Fundort.
K. Borchmann, B. Rietfontein-Nord und
H. Gobabis.
Casper, B. Otjusondu, zwischen Otjusondu und Kub, Kalkfontein-
Nord, Okahandja, Ojanira, Kub.
Böhme, B. ohne näheren Fundort.
v. Erffa, B. Grootfontein-Nord.
Faupel, B. Windhuk-Okahandja, Windhuk-Ukah.
Fleck, B. Damaraland-Ngamisee. f
F. Fock, H. Okahandja, Farm Neitsas im Bezirk Grootfontein-Nord.
Hahn 1886, B. Damaraland.
Heimann, B. Tsumeb.
Heller, B. Windhuk.
O. Hentschel, H. Owikokorera,
Hardt, B. u. F. Keetmanshoop.
Klifoot, B. Outjo.
Kolbitz, B. zwischen Windhuk und Waterbere.
W. Kramer, H. nördlich von Keetmanshoop.
Krause, B. Windhuk.
Küilz, F. Otjiwarengo.
Langheld, B. Outjo.
Liesegang, B. ohne nähere Angabe.
Lindt, B. zwischen Swakopmund und Windhuk.
Lotz, B. Ganikobis und
F. Bogenfels.
Lübbert, B. 1901 ohne näheren Fundort und Kong-Buschmannland.
Maerker, B. Gobabis.
Mangelsdorff, B. Karibib.
v, Metrsch, H. Usakos,
W. Michaelsen,
Minner,
Moliere,
Mueller,
OÖ. E. Müiller,
Peters,
Pueschel,
P. Range,
Rehbock,
Rintelen,
v. Rudno-Rudzinski,
Scheben,
Schenck 183),
Schäfer u. Lotz,
H. E. M. Schultz,
Leonhard Schultze,
Seewald,
Seiner,
K. Schliemann,
Techow,
H. Thomsen,
Exz. v. Trotha,
Volkmann,
K. Wegeleben,
Westphal,
Wuttke,
v. Zastrow,
Die Carabide + fauna Deutsch-Südwestafrikas. 95
H,
wi
Bye
SHbBrBUBH
BEHbEBb
Swakopmund, Usakos, Karibib, Okahandja, Osona b.
Okahandja, Neudamm (42 km östlich Windhuk), Farm
Voigtsland (35 km östlich Windhuk), Brakwater (20 km
nördlich Windhuk), Farm Otjitueza (66 km nordöstlich
Windhuk), Farm Paulinenhof (30 km östlich Windhuk),
Windhuk, Otawifontein (5 km östlich Otawi), Groot-
fontein-Nord, Tsumeb, Omaruru, Lüderitzbucht, Kuibis,
Seeheim, Keetmanshoop.
ohne nähere Angabe.
Chamis.
Chamis.
Abbabis.
Okahandja.
Spitzkoppe.
Kuibis.
Karibib, Karibib-Elim, Etiro, Osambembambe-Omaruru,
Omaruru-Okahandja, Alohandja- Windhuk, Klein-Wind-
huk, Windhuk-Khowas, Windhuk-Rehoboth, Ankas,
Windhuk, Windhuk-Haris, Windhuk-Okahandja, Hoa-
chanas, Berseba-Keetmanshoop, Keetmanshoop-Oranje-
fluß-Kujas.
Swakopmund, Chuosberge.
Farm Okapchuri b. Okasise.
Rehoboth, Klein-Nauas, Keetmanshoop.
Angra Pequena, Bethanien, Hanamiplateau.
Pforte (20km vom kleinen Kharrasgebirge), Propellerberg.
Windhuk, Rehoboth.
Okahandja, Großer Omaruru-Mündung, Südherero,
Lüderitzbucht, Kubub, Kubub-Mine, Uhamis, Keet-
manshoop, Warmbad, Rietfontein-Süd (englisch).
Bloomfontein-Hasuur-Keetmanshoop.
Deutsch-Sambesi-Gebiet: Sescheke, Mpelila, Rietfontein-
Nord, Nordwestbetschuanaland.
Windhuk, Regenstein.
Windhuk.
Windhuk, Klein-Waterberg, Farm Okosongomingo am
Kleinen Waterberg, Groß-Okatjeru (Sandfeld ca. 50 km
südlich Waterberg).
Windhuk, Omaheke.
Omaruru.
Rehoboth.
Outjo.
Windhuk.
nördliches Sandfeld zwischen Löwenomuramba und
Owangowa-Veld, Okawango zwischen 19° und 21’/,°ö.L.
96 H. Kuntzen:
Ferner befindet sich einiges Material vom Fundort Ankas im F. und von den
Hereromissionen im B. ohne nähere Angaben.
Bedauern muß ich es, daß trotz der recht stattlichen Zahl von z. T. aus-
gezeichneten Sammlern doch kaum irgendeinmal biologische Angaben zu erhalten
sind, die uns über Bau und Lebensweise, zumal über die Faktoren, von denen die
betreffenden Tiere im wesentlichen abhängig sind, Aufklärung bringen könnten. Um
so mehr muß man für das Wenige dankbar sein, wenn es einmal irgendwo vorhanden
ist. Ethnologisch ist interessant, daß die Buschleute die gerösteten Leiber der Imago
von Anthia andersoni verzehren (vgl. S. 131).
Über Verbreitung und Herkunft der Carabiden Deutsch-
Südwestafrikas.
Die eben aufgeführte Liste der Sammler zeigt, wie weit unser Schutzgebiet
durch eifrige Forschertätigkeit koleopterologisch durchsucht ist. Durch deutsches
Interesse an der Wissenschaft und deutsche Liebe zur Natur ist Deutsch-Südwest
einer der besterforschten Teile des schwarzen Kontinents geworden. Doch genügen
die Massen von Laufkäfern, die neben den Tenebrioniden den auffallendsten Teil
der Käferfauna unserer Kolonie darstellen, noch keineswegs zu einem abschließenden
Bilde über die Verbreitungsverhältnisse dieser großen Käferfamilie in unserer
Kolonie.
Sieht man die Fundorte der Sammlerliste durch, so fällt sofort ihre Häufung
im bestdurchforschten Teil der Kolonie auf, dem Damaraland von Karibib etwa
östlich bis etwas über Windhuk hinaus. Besonders spielen hierbei Fundorte in der
Nähe der Eisenbahn und der alten Zugangsstraße nach dem Innern eine Rolle.
Nordöstlich, östlich und südlich dieses fundortreichen Areals liegen gleichsam als
Vorposten hier und da zerstreute Fundorte. In Großnamaland liegen die Fundorte
einerseits an der Bahn Lüderitzbucht— Keetmanshoop und andererseits im Oubgebiet
und folgen damit auch hier im allgemeinen den Hauptstraßen. Das gilt zugleich
auch für Norddamaraland.
Beträchtliche Teile der Kolonie sind noch Terra incognita. So haben wir
alles, was nordwestlich der Linie Outjo—Omaruru—Eisibmündung, was um die
Etoschapfanne, was nordöstlich der Linie Rietfontein —Epukiro—Neitsas, was etwa
noch nicht 250 km von der Küste und zugleich südlich der Bahn Swakopmund—
Windhuk und nördlich der Namalandbahn liegt, und schließlich den ganzen Süd-
westen der Kolonie fast kahl von Fundorten.
Es ist anzunehmen, daß die Einteilung Deutsch-Südwestafrikas in Teilfaunen-
gebiete mit dem übereinstimmen wird,- was über die Pflanzenwelt bereits bekannt
ist. Engler (Engler und Drude, Vegetation der Erde, 9, 1908) gibt eine vortreff-
liche Karte der Kolonie und gliedert diese ökologisch -floristischh Nach ihr
beginnt die Übergangszone, bis zu der tropisch-afrikanische Steppenelemente mit
ihren Biosynözien südwärts gehen, und in die oft weit hinauf nach N und NÖ
die Biosynözien des Damaralandes und der Kalahari hinaufgehen, am unteren
Kunene, biegt etwa auf 14° ö, L, nach SO um, läuft mit einigen Krümmungen
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 97
nach W nach Outjo hin, von da nordöstlich nach Tsumeb zu, dann wieder östlich
an Otawi vorbei bis 17'/2° ö. L. und 20° s. Br, dann dicht nördlich an diesem
Breitengrad entlang und schließlich etwa von 181/,° ö. L. bis zur Ostgrenze, etwa
südlich davon, wo diese sich mit dem 19.° s. Br. schneidet und läuft dann ONO
weiter. Nördlich dieser Zone begegnen wir vielfach schon mehr oder weniger reichen
tropisch-afrikanischen Steppenformationen, wie sie ähnlich durch Südostangola, die
Steppenländer nördlich des Sambesi, Nordrhodesia, den Südostkongostaat und in
vielen Teilen Deutsch-Ostafrikas vorhanden sind. Südlich dieser Zone haben wir
die in Südafrika allein ausgeprägte Kalahariformation, der sich westlich die Steppen
und Wüsten des deutsch-südwestafrikanischen Damara- und Großnamalandes an-
schließen, die mit jener Kalahariformation floristisch eng verknüpft sind. Der äußerste
Süden des Schutzgebietes, begrenzt vom Oranje, ist nach Engler floristisch abgesehen
von seinem Westen kaum mehr kapländisch beeinflußt. Auch er hat also in
botanischer Beziehung zu dem großen Hauptgebiet unserer Kolonie zu rechnen.
Eine Abgrenzung der verschiedenartigen Steppen- und Wüstenformationen in geogra-
phischer Beziehung, wie sie von Engler durchgeführt ist, scheitert in der Zoologie,
auch in der noch sehr günstig gestellten Coleopterologie noch am Mangel an Fund-
orten und vor allem an biologischen Angaben. Wir kennen ja fast nie das be-
sondere Milieu, in dem ein Laufkäfer lebt. Das Pflanzenreich ist und bleibt das
Bestimmende in der Landschaft, und die Tierwelt nur ein kleiner Teil der Staffage
im Bilde dieser. Landschaft. Wenn das schon für die großen Wirbeltiere gilt, so
muß es um so mehr für die Insekten gelten, wenn auch das Heer der Käfer allein
schon viel zahlreicher ist an Formen als die gesamte Pflanzenwelt des Gebiets. Ein
Moment kommt noch erschwerend hinzu für den Zoologen, der Gegensatz in der
Art der Verbreitung von Pflanze und Tier. Unter den Carabiden der Kolonie sind
zahlreiche Formen sehr gut beflügelt und können weite Strecken durch die Luft
zurücklegen. Nur die von ihnen, die auf sehr spezielle Nahrung angewiesen sind
oder auf geringfügige Unterschiede in der Einwirkung der Faktoren (Höhenlage,
Luftdruck, Feuchtigkeitsgehalt, Luftströmungen, Bodentemperatur, Licht usw.)
reagieren, bleiben für die kritische Betrachtung übrig. Wir kennen aber diese
Eigenschaften der einzelnen Tiere kaum oder können nur unsichere Daten aus den
Fundortsangaben schließen, wenn wir Beschreibungen dieser Gegenden haben. Die
Verwertbarkeit einer Art oder Rasse für faunistische Untersuchungen nimmt danach
ab: 1. mit der Auffälligkeit des Typus (Größe, Färbung, auffallende Bewegungen),
2. mit der Auffindbarkeit (Seltenheit, verstecktes Leben, Vorkommen in seltenen
Biosynözien, soweit man diese nicht kennt), 3. mit der Zunahme der Verbreitungs-
fähigkeit (vor allem durch größere Flugfähigkeit) (so entsteht gelegentliches Vor-
kommen großer Arten), 4. mit der Zunahme der Fähigkeit, ohne erkennbar lokal zu
variieren, sich sehr weit zu verbreiten, und 5. mit Zunahme der Fähigkeit, in sehr
vielen, selbst sehr verschiedenartigen Biosynözien leben zu können, eine Eigenschaft,
die man bei Carnivoren, wie es die Carabiden im allgemeinen sind, leicht wird er-
warten können. Beschränkt man sich also im Schutzgebiet auf einen Formenkreis
selbst von über 200 Formen wie die Carabiden, so wird das Erreichen von allge-
meinen Resultaten, die vorlänfig nur auf klimatische Abhängigkeiten der Tierwelt
begründet sein können, noch recht eingedämmt.
98 H. Kuntzen:
Die Carabiden des Ambolandes und des Caprivizipfels.
Vom Caprivizipfel liegt bisher nur die Ausbeute vor, die F. Seiner 1906 in
seinem äußersten Osten gemacht hat. Es ist keine epochemachende Zahl von Arten
— denn deren kommt sicherlich mindestens das 25fache dort vor. Doch können
wir schon für den kleinen Beitrag Seiners, der vom Botaniker mehr nebenher
geleistet ist, sehr dankbar sein. Die Liste!) lautet folgendermaßen:
1. Zuphium ustum. D.
2. Nematopeza immaculata. D.
8. Oyelosomus seineri. Mopelila.
4. Polyhirma boucardi. Livingstone; ganzer Sambesi.
5. Siopelus mashunus. Ambo; Mash.
6. Acupalpus tessellatus. Ambo; Tsau; Neits.
7. Chlaenius angustatus. D.
8. hr paenulatus. D.; W.-N.; S.-Angola, Osthälfte Afrikas.
9. Oodes substriatus. S-O.-Attika,
10. Abacetus seineri.
11. Bembidion aegyptiacum.
Von diesen Tieren sind Nr. 3 und 10 bisher endemisch im Deutsch-Sambesi-
(sebiet, sicherlich aber in den noch unbesammelten Nachbarteilen des Sambesibeckens
auch noch verbreitet. Nr. 4 ist ein typisches Samıbesitier, das also den Fluß von
der Mündung im weitesten Sinne bis hoch hinauf geht. Das gleiche dürfte fast für
Nr. 9 gelten, die aber im Osten weit nach Süden hinuntergeht. Nr. 1, 7, 8 und 11
haben aber eine sehr weite Verbreitung in Afrika, Nr. 1 sogar im ganzen tropischen
Afrika. Nr. 2 geht bis Damaraland südwestlich, Nr. 6 ist über Amboland, Nordwest-
betschuanaland (Tsau) bis Neitsas (bei Grootfontein-Nord) verbreitet, Nr. 5 geht
von Mashonaland bis Amboland hinüber. Von den 11 Formen gehen also nur 4
bis nach Damaraland hinein, zwei sind zugleich amboländisch, was für 4 weitere
(Nr. 1, 2, 7 und 8) sicherlich später auch noch gelten wird, 6 Formen (Nr. 3, 4, 5,
9 und 11) kann man mehr oder weniger treffend als sambesisch bezeichnen. Die
wenigen bekannten Arten kennzeichnen das Stückchen rechtsseitiges Sambesital als ein
von der großen Fläche unserer Kolonie in seiner Faunenbeschaffenheit weit abweichen-
des, man möchte sagen „Eldorado“ von tropisch-ostafrikanischem Flußtalcharakter.
Die Liste der amboländischen Tiere ist erheblich größer als die der Tiere vom
deutschen Sambesigebiet, doch liegt der östlichste genau angegebene Fundort erst
über 4 volle Meridiane westlich des Seinerschen Fundgebietes. Der westlichste ist
das Kunenetal.
v. Zastrow hat im nördlichen Sandfeld zwischen Löwenomuramba und
Owangowa-Veld folgende Formen gesammelt:
1. Omophron oligowanthus. Endemisme.
2. Brachinus nobilis. Kunene; Grootfontein.
3. Siopelus mashunus. Okawango; Deutsch-Sambesi; Mash.
. Chlaenius ovampo. Amboland; N.-Betsch.
©
m
!) In den Listen bezeichnen W., O., $., N. vornstehend vor dem Bindestrich die Himmels-
richtungen, D. Damaraland, N. Gr. -Namaland, Mash, Mashonaland, Betsch. Betschuanaland, Neits.
Neitsas usw.
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 99
Nr. 1 ist bisher eine Endemisme, Nr. 2 ist über das ganze tropische und
mediterrane Afrika verbreitet, Nr. 3 ist typisch sambesisch-amboländisch, Nr. 4 ist
amboländisch. Die Formen charakterisieren die Gegend als „amboländisch“ in aus-
geprägtem Maße.
Vom Omuramba (Eriksson nach Peringuey) sind außerdem bekannt:
1. Lipostratia elongata. D.; N.; Kalah.; ganz Betsch.
2. Scarites ovampoanus. Endemisme.
3. Hypolithus interstitialis. Endemisme.
4. Thermophila mellyı. S.-Afr., doch nicht Kapl., auch N.-Ambo.
Von diesen erscheint Nr. 2, ein Element der Täler der Steppenformationen des
südöstlichen Kongostaats, Nyassalandes und Deutsch-Ostafrikas, als charakteristisch für
die „tropisch-ostafrikanisch“ beeinflußte Omurambafauna.
Vom Okawangolauf, an dem v. Zastrow und Eriksson gesammelt haben,
liegen vor:
1. Meladroma agnatus.
2. Orthogonius aemulus. Outjo; Betsch.
3. ® . elarkei. Niederguinea.
4. Graphipterus griseus.
5. Anthia thoracica. Outjo; D.; Betsch.; südl. des Sambesi in S.-Afr.
6. Siopelus mashunus. Deutsch-Sambesi; Mash.; nördl. Sandfeld zw. Löwen-
omuramba und Owangowa-Veld.
7. Harpalus dorsiger. Nicht-kapländisches Südafrika.
Nr. 1 ist amboländisch-sambesisch, Nr. 3, 4 und 7 sind kritisch wenig brauchbar,
Nr. 5 ist ein mehr südostafrikanisches, nicht mehr am Sambesi vorkommendes
Element, wo es A. stigmodera vertritt, die auch weiter westlich wieder aus Südost-
angola nach Amboland vorzustoßen scheint, Nr. 2 ist eine jener von Nordbetschuana-
land über Amboland bis Norddamaraland verbreiteten Formen, deren Zahl ja nicht
unbeträchtlich zu sein scheint.
Eriksson hat von Ondonga, Ongandjera und Tsintabis zwei Endemismen
mitgebracht:
l. Graphipterus ornatus. Ongandjera, Tsintabis.
2. „s simulator. Kunene, Ondonga.
Sie sind wohl ein Hinweis auf eine gewisse Selbständigkeit des Bezirks.
Am Kunene sind von Eriksson erbeutet worden:
1. Brachimus nobilis. Ambo, Grootfontein, ganzes tropisches und mediterranes
Afrika. i
2. Tetragonoderus scitielus. D.
3. Graphipterus simwlator. Ondonga.
4. Hypolithus saponarius. Äquatoriales Afrika.
5. N tomentosus. 2 pr
6 > porrectus.
7. Chlaenius tristis.
8 3 pulchellus. Tsumeb; D.; fast das ganze nichtmediterrane Afrika.
Nr. 4, 5 und 7 scheinen mir gewisse Ansprüche an eine reichere Talvegetation,
allerdings von durchaus Steppencharakter, zu stellen. Das Kunenetal scheint dem-
100 H. Küntzen:
nach durchaus tropisch-afrikanisch zu sein und mit der eigentlichen Ambofauna wenig
Gemeinsames zu haben.
In Amboland sind außerdem von Eriksson (und 1 Art auch von Schinz)
viele Arten gefangen worden; indes, ohne daß genauere Fundangaben gemacht sind:
1. Meladroma lugubris. D. bis D.-O.-Afrika.
2. Triaenogenius corpulentus. Otjiwarengo.
3. Lebistina suberuciata. D.
4. Thyreopterus flavosignatus.
5. Piezia ovampoensis.
6. Graphipterus laticollis.
7
8
Y ovipennis.
; a propinquus.
9 a amabilis. Neits.; D.; Betsch.
10. 5; deceptor.
11: s amicus,
12. " tibialis. Bis zur Ostküste.
1: ® cordiger. . Neits.; D.; Kl.-N.; Rhod.; Betsch.
14. u; erikssoni.
15. 5 lineolatus. N.-Betsch.
16. 4 lugens.
17. Anthia circumseripta.
18. ,„ einctipennis. (Grootfontein; Neits.; Outjo; D.; N.; Betsch.
19. ,„ stigmodera. Nördl. des Sambesi; D.-O.-Afrika.
20. ,„ homoplata. D.; Kapkolonie.
21. „. melly. N.-Ambo; ganz S.-Afr.; südl. des Sambesi.
22. ,„ aemiliana. Betsch.; Zambesia; Kapkolonie.
23. „. desertorum. Outjo; Grootfontein; D.
24. ,„ __ ovampoa.
25. Polyhirmea alstoni. Betsch.
26. ; perspieillaris.
27. ; gracilis. D.; N.-Betsch.; Mash.; N.-Nyassa.
28. ” edaw.
29. Passalidius fortipes.. D.; N.; Buschmld.; Griqu.; Kapkolonie; N.-Betsch.
30. Siagona australis.
31. 2 simplew.
32. Anisodactylus incrassatus. Tsumeb; Okahandja.
33. Pseudoselenophorus imitator, 'T'sumeb; D.; Betsch.; Natal.
34. Omostropus consanguineus.
30. hs sumilis.
36. Hypolithus ovampoanus.
57. Harpalus dorsiger. 8.-Afr.; nichtkapländisch.
38. Baeomimetes epphippium. D.; N.; Betsch.
39. 3 atratus. D.
40. Acupalpus tessellatus. Okaw.; Neits.; D.-Samb.; Tsau.
‚41. Tefflus molossus. . Outjo; Otjosondu.
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 101
42. Chlaenius erikssont.
43. H faseiger. Äquat. Afrika.
44. F ovampo. Nördl. zw. Löwenomuramba und Owangowa-Veld; N.-Betsch.
45. „ dohrni. Ostküste. |
46: e caeruleolimbatus. Südostküste.
47. hr peringueyi. D.; oberer Limpopo; Transv.; O.-Betsch.
48. y signatus. Angola; 8.-O.-Afr.
49, H lugens. Betsch.
50. r fulwicollis. S8.-O.-Afr.
51. Oodes conspiewus. D.
Dan lenis,
53. Ithathymus melanarius. Am Sambesi; äquat. Afrika.
Eriksson hat demnach außer den genauer beheimateten noch 53 Formen aus
Amboland mitgebracht, die den Charakter des Ambolandes einigermaßen beleuchten.
Der allgemeine Eindruck ist der, daß es sich um Tiere aus verschiedenen Teilen
des Ambolandes handelt, zum mindesten aus Formenkreisen des regional höher
gelegenen Gebiets einerseits und solchen der Talgebiete. Von 53 Formen erscheinen
19 endemisch, eine sehr große Zahl. Der Charakter dieser Endemismen ist nördlich
südafrikanisch, sambesisch oder selbst ostafrikanisch. Aus den Angaben hinter den
Formen kann man sich leicht den Charakter der Fauna ergänzen. Einiges sieht
man deutlich, z. B. daß eine bedeutende Zahl der Formen bis Norddamaraland
hinuntergeht, ferner daß mit Nordbetschuanaland sehr viel Gemeinsames vorhanden
ist. Daß man so wenig Übereinstimmendes der Ambofauna mit der Südostangola-
fauna finden kann, liegt an der gänzlichen Unerforschtheit dieser Fauna. Den stark
äquatorial-ostafrikanischen Charakter der Ambofauna erweisen durch Verwandtschaft
oder Verbreitung Nr. 1, 2, 3, 4, 5, 17 und 19 am besten; 17 und 19 (siehe 8. 128 ft.
im speziellen Teil!) sind vikariierende Rassen zweier auch im Amboland vorkommenden
Formen, woraus man wohl entnehmen kann, daß sie beide an anderen Stellen als
diese beiden Formen gefangen sein mögen; ferner Nr. 27, 30, 42, 43, 45, 46, 52
und 53; von diesen verlangen die 6 letzten eine größere Niederschlagsmenge oder
Feuchtigkeit, dürften also Talformen sein. 1%, der Formen, nimmt man die genauer
beheimateten noch hinzu *®/,, der Formen zeigen äquatorial-ostafrikanischen Charakter.
Ich möchte hier bemerken, daß ich diese Bezeichnung „äquatorial-ostafrikanischer
Charakter“ nur wähle, um die Bezeichnung der betreffenden Formenkreise zu einem
mir besonders gut bekannten Verbreitungsgebiet der Steppen Afrikas leichter zu
erläutern und um die Einheitlichkeit des Charakters dieser weitausgedehnten Steppen-
gelände Afrikas zu kennzeichnen.
Die Carabiden der Nordränder des Damaralandes.
Ich habe oben eine Grenzzone- (S. 96) erwähnt, die ungefähr nach der Süd-
grenze der Verbreitung tropischer Pflanzenbiosynözien angenommen ist. Damit kann
sie als eine Art klimatischer Übergangszone betrachtet werden.
Als Fundort erscheinen Outjo, Grootfontein-Nord, Neitsas, Tsumeb und Otavi-
fontein. Die Erforschung ist noch sehr dürftig.
102 H. Kuntzen:
Bei Outjo sind erbeutet:
1. Lebia ceruciferella Otjosondu.
2. Orthogonius aemulus Okaw.; Windhuk; Betsch. .
3. Graphipterus peringueyi
4. Anthia cinctipennis Grootf.; Neits.; D.; N.; Rhod.; ganz Betsch.
5. Anthia thoracica Okaw.; D.; Betsch.; südlich des Sambesi in
Südafrika; fehlt in Großnamaland; südwest-
liche Grenze: Omaruru— Okahandja— Oka-
sise— Windhuk—Rehoboth ?—Gobabis.
6. Anthia mellyi Nordambo; Omur.; D.; N.; Tr.; Mash.; Betsch.;
Kapkol.; Natal.
7. Anthia desertorum Ambo; Grootf.; D.; südliche Grenze: Oma-
10.
. Anthia kolbei
. Baeoglossa melanaria
Polyhirma opulenta
ruru — Karibib— Okahandja— Windhuk ? —
Gobabis.
Okahandja; Windhuk; Keetmanshoop.
Neits.; D.; Griqu.; Betsch.; Tr.; Südgrenze in
D.: Okahandja— Windhuk — Rehoboth ?—
Omaheke.
Grootf.; D.; N.; Südwestgrenze in D.: Outjo—
Okahandja—Rehoboth— Gobabis—Riesfon-
tein-N.
11. Tefflus molossus Ambo; Okahandja; Otjosondu.
12. Chlaenius perspicillaris S.-Ang.; Betsch; Okahandja — Ojanira —
Windhuk.
13. Euleptus paganus N.-Betsch.
Das sind nur wenige Formen. 1. und 13. sind kleine Tiere und damit
als mehr zufällig erbeutete Tiere zu betrachten; 3. kaum zweifelhaften Fundorts,
ist sonst bisher noch nicht beobachtet. Nr. 4
und 6 haben ein großes südafrikanisches Areal, gehen aber nicht von Süden bis zum
Sambesi heran. Aus Südangola kennt man beide Arten noch nicht. Beide sind
offensichtlich extratropisch. Von den übrigen 8 Formen ist nur 1 einzige Anthia
kolbei noch südlich der mir auffallenden kombinierten Linie Outjo—Omaruru— Elim—
Karibib—Okahandja— Windhuk—Rehoboth —Gobabis—Rietfontein-Nord gesammelt
worden: bei Keetmanshoop. Bei der Häufigkeit dieser Formen liegt hier eine
ziemlich sichere Schlußfolgerung vor. A. kolbei ist endemisch im Schutzgebiet. Die
speziellen ökologischen Bedingungen, innerhalb deren sie lebt, sind leider nicht be-
kannt. Das wäre für die Entscheidung der Frage wichtig, ob sie spezifisch von
A. desertorum zu trennen ist, die z. T. mit ihr übereinstimmende Fundorte, vielleicht
aber andere ökologische Bedingungen hat. Unter den 8 Formen haben wir keine,
die man zugleich als Kalaharitier bezeichnen könnte. Es sind lauter nördlich und
nordwestlich von ihr verbreitete Formen.
Teilen des Damaralandes recht scharf faunistisch gekennzeichnete Gegend, da diese
viel engere Beziehungen zu der Kalahari zeigen. Daß die Flußsysteme für die
faunistische Scheidung (Behinderung der Einwanderung durch die Wasserscheiden)
in Frage kommen, ist nicht ausgeschlossen. Als Einwanderer von Norden her er-
Sie drei scheiden also kritisch aus.
Outjo ist also eine von den östlicheren
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 103
scheint der große flugunfähige Tefflus molossus, ein eigentlich tropisches Tier aus der
Südosthälfte des Kongobeckens und dem Wasserscheidengebiet zwischen Kongo und
Küstenflüssen des Atlantischen Ozeans in Nordangola. Es tritt nirgends südlich des
Sambesi auf, scheint demnach erst sehr weit westlich nach Süden vorgestoßen zu
sein. Stienodinodes perspicillars muß als Einwanderer von Nordosten her aufgefaßt
werden, da seine ganzen Verwandten tropisch sind und ihn St. ovampo in Amboland
und im äußersten Norden Betschuanalands vertritt, der offensichtlich höhere An-
sprüche an das Klima stellt als er. A. deseriorum. erscheint als in einem kleinen
Areal in unserer Kolonie endemisch.
Bei Grootfontein-Nord sind gesammelt worden:
1. Omophron pieturatus.
. Brachinus nobilis.
AN armiger.
. Anthia cinctipennis.
„» desertorum.
. Polyhirma opulenta.
. Clivina damarina.
. Harpalus dorsiger.
sono mw
= precarüus.
paar
je>}
. Chlaenius capicola.
IT. n coscinioderus.
Das Vorkommen der Arten 1, 10 und 11- setzt eine beträchtlichere Boden-
feuchtigkeit voraus; das von 2 ist das einzige geographisch Interessante unter den
11 Arten, von denen Nr. 3 und 9 kritisch unbrauchbar sind. Nr. 2 erreicht als
Tier des ganzen tropischen und mediterranen Afrika am Kunene und bei Groot-
fontein die Südwestgrenze seiner südlichen Verbreitung.
Bei Neitsas sind gesammelt worden:
1. Brachinus placidus.
. Graphipterus amabilis.
“ bilineatus.
& cordiger.
. Anthia einctipennis.
. Thermophila andersoni.
. Baeoglossa melanaria.
. Bradybaenus pseudoscalaris.
soo aP= oo
. Dioryche figurata.
—
>
5 laevigata.
pi
een
. Acupalpus plagifer.
12. % tessellatus.
13. Amblystomus natalieus.
14. ” blandus.
15. " amabils.
An der Reihe ist auffallend, daß es sich außer bei Nr. 5, 6 und 7 um lauter
kleinere Tiere handelt, ein Zeichen für die Aufmerksamkeit des Sammlers. Leider
läßt sich nur mit ihnen nicht viel anfangen, da die Verbreitung wenig auffallender
104 - H. Kuntzen:
r
Arten noch lange nicht wird geklärt werden können. Für Nr. 7 verweise ich auf
das 8. 134 Gesagte. Acupalpus tessellatus (Oaprivizipfel, Ambo, Tsau) ist die einzige
Art, die die Südwestgrenze ihrer Verbreitung ungefähr bei Neitsas zu erreichen
scheint. Sie würde bei weiter südlichem Vorkommen infolge ihres fast stets massen-
haften Auftretens in gutbesammelten Teilen des Damaralandes schon erbeutet sein.
Die kleinen Arten weisen auf den Fang in der Nähe einer Wasserstelle hin.
Aus den bei Tsumeb und Otavifontein gesammelten Tieren läßt sich nichts
erschließen. Die Tsumebliste lautet:. 1. Lebia focki, 2. Anisodactylus incrassatus,
3. Pseudoselenophorus imitator, 4. Callistoides pulchellus und 5. Abacetus michaelseni. Bei
Otavifontein ist nur Anisodactylus australis erbeutet worden.
Von den gesamten Tieren der Übergangszone sind also nur 3 Arten N -
interessant: 1. Tefflus molossus, 2. Brachinus nobilis und 3. Acupalpus tessellatus. Sie
sind die einzigen Elemente, die mit Sicherheit die Beeinflussung dieser Zone von
nördlich gelegenen Teilen Afrikas aus erkennen lassen.
Die Carabiden des zentralen Damaralandes und der
Kalahariteile der Kolonie. |
An der Häufung der Fundorte und den Massen des Materials erkennt man,
daß der verkehrsreichste Gebietsteil Deutsch-Südwestafrikas, das eigentliche Damara-
land, mit den beiden vielgenannten Orten Windhuk, des Landes Hauptstadt, und
Okahandja, auch der bestbesammelte ist.
Als bei weitem am besten durchforscht muß die Gegend dieses Ortes gelten,
wo folgende Arten gesammelt worden sind:
Omophron pieturatus.
Calosoma hottentottum.
3 rugosum.
Hr mossambicense.
L.asiocera peringueyi.
Zuphium ustum.
Brachinus placidus (27.—28. IV.).
Crepidogaster posticalis (14. V.).
Callida angusticollis.
Cylindroeranius castaneus.
Blechrus capensis.
Lionychus damarensis.
P’hloeozetus umbraculatus.
Nematopeza immaculata,
= damanrieca.
Lebia crucifera (27.—-28. IV.).
3 naokt;
Lebistina suberuciata.
.Tetragonoderus sericatus (27.—28. IV.)
‚Orthogonius kickeli.
‚Piezia andersoni.
Passalidius fortipes.
Olivina grandis.
A lacustris.
br damarina.
Oratognathus grandiceps.
Anisodactylus. incrassatus.
Bradybaenus pseudoscalaris.
Pseudoselenophorus imitator.
HHypolithus damarensis.
Harpalus lugubris.
2 dorsiger.
“ pseudanisodactylus.
” precarius.
Mm rubrosuturatus.
Dioryche tessellata.
Stenolophus fulvipes.
Acupalpus plagifer.
Amblystomus natalieus.
Be viltipennis.
m blandus. :
” amablis.
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas,
Graphipterus frontalis.
A amabılıs.
5 postfasciatus.
hs bilineatus,
er lateralıs.
% herero.
Anthia einetipennis (15. XTI.; 27.—28. IV.).
» thoracica.
„ homoplata und v. mellyi.
» biguttata und subsp. kolbei (27. bis
28. IV.).
Baeoglossa melanaria (27.—28. IV.).
Mierolestia immerita (14. II.; 27.—28. IV.).
Polyhirma opulenta.
“ gracilis.
Atractonotus damarensis.
Scarites senegalensis.
Amblystomus basalıs.
Tefflus molossus.
Chlaenius perspicillaris.
& bipustulatus.
# coseinioderus.
P paenulatus.
R caeruleipennis.
4 pulchellus.
Oodes conspicuus.
Apotomus flavescens.
Abacetus pumilus.
Drimostoma damarense.
Notaphus variegatus.
Tachys spec. (exiguus?).
„spec. (faustus?).
54 michaelsent.
Die Windhukliste lautet:
Calosoma hottentottum.
mossambicense,
Crepidogaster bimaculatus.
Callida angusticollis.
Metabletus michaelseni.
Lebia crueifera.
Orthogonius aemulus.
Piezia andersont.
Graphipterus limbatus.
” postfasciatus.
„ cordiger.
Anthia cinctipennis.
» thoraeica.
® andersont.
» homoplata.
» mellyi.
» kolbei.
Baeoglossa melanaria.
Polyhirma immerita.
Pr opulenta.
Atractonotus damarensis.
Passalidius fortipes.
Cratognathus grandiceps.
® fallax.
Pseudoselenophorus imitator.
Harpalus lugubris.
m dorsiger.
r rubrosuturatus,
B% subaeneus.
r fwlvipennis.
Harpalomorphus aeneipennis.
Amblystomus vittipennis.
Chlaenius perspieillaris.
N sulcatulus.
% caeruleipennis.
Callostomimus exsul.
Somoplatus substriatus.
Notaphus variegatus.
Tachys ornata.
Irgendein prinzipieller Unterschied zwischen beiden Faunen (Windhuk und
ÖOkahandja) ist nicht zu bemerken. Was von den Windhuktieren bisher bei Oka-
handja nicht erbeutet worden ist — es sind nur wenige Formen —, kann sicherlich
und wird auch noch dort gefunden werden
Ob das Umgekehrte der Fall sein wird,
halte ich für fraglich... Die Fauna von Okahandja ist unzweifelhaft reicher und viel-
seitiger, und die natürliche Schlußfolgerung die, daß Okahandja eine abwechslungs-
106 H. Kuntzen:
reichere Umgebung als Windhuk hat. Das bestätigen auch die Angaben Englers (. c.).
Formen wie Omophron, Tefflus, die 6 Chlaenius deuten auf gewisse größere zeitweise
Feuchtigkeit wahrscheinlich in Talgebieten und in üppigeren Steppenwaldungen hin,
soweit es sich überhaupt beurteilen läßt. Man hat den Eindruck des reliktenhaften
Auftretens mancher dieser Formen wie Tefflus, Oodes aus einer Zeit. etwas günstiger,
reicher und mehr tropisch ausschauenden Charakters von Pflanzen- und Tierwelt,
jedenfalls unzweifelhafte Beziehungen zur tropischeren Ambofauna.
Dieser Eindruck
verstärkt sich noch, wenn man die Listen der bei Omaruru und Otjosondu erbeuteten
Tiere betrachtet.
Bei Otjosondu:
Omophron pieturatus.
Calosoma rugosum D.; N.
Lipostratia elongata kommt von Osten und
dringt nicht weit vor (südl. bis Windhuk).
Lebia cruciferella.
„ erueifera N.—D.
Graphipterus amabilis,
Anthia einetipennis.
„ andersont.
Amblystomus blandus.
” amabilıs.
Tefflus molossus.
Bei Omaruru:
Calosoma mossambicense, tropisches O.-Afr.
Triaenogenius lugubrinus D.; N.; Benguella.
Mastax ornatellus.
Callida augusticollis.
Phloeozetus umbraculatus.
Anthia cinctipennis.
Polyhirma immerita.
Atractonotus damarensis.
Scarites senegalensis.
Chlaenius paenulatus.
Abacetus Zephyriecola.
Tachys michaelseni.
Notaphus variegatus.
Beide Orte liegen erheblich nördlicher als Okahandja. Der Tefflus ist es zumal
bei Otjosondu, der Scarites bei Omaruru, die mir auffallen. (Genauere Sammlung
kann wohl die Ahnung bestätigen. Die Listen der Formen aus der mehr oder
weniger weiten Umgebung des Waterberges (Okosongomingo, Gr.-Okatjeru) enthalten
in Hypolithus ovampoanus, Oodes, den beiden großen Chlaenius, die an Feuchtigkeit
und mehr tropisches Milieu angepaßt sein dürften, auch noch solche Elemente, die
in diesem Falle allerdings sehr flugfähig sind.
Bei Gr.-Okatjeru:
Acupalpus stenothoram.
Bei Okosongomingo:
Anthia cinctipennis.
» desertorum. Dioryche tessellata.
Chlaenius africanus.
peringueyi.
Oodes simrlatus.
Anisodactylus australis.
Hypolithus ovampoanus, ei
Chlaenius angustatus.
Abacetus michaelseni.
Kl.-Waterberg:
Brachinus armiger.
Notaphus variegatus.
Chlaenius pulchellus fraternus.
Geht man weiter südlich von Windhuk, so erkennt man an der Liste von
Rehoboth z. B. die Kahlheit der Gegend, die nur sehr ansprüchslose Tiere bisher
hat sammeln lassen, |
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 107
Bei Rehoboth:
Calosoma hottentoltum. Polyhirma immerita.
5 mossambicense. = opulenta.
Anthia einctipennis. Atractonotus damarensis.
En Mellyı. Harpalus dorsiger.
Auch für die Gegenden östlich von Windhuk scheint das von Rehoboth Gesagte
zu gelten nach den Listen, die wir von Neudamm und Paulinenhof haben.
Bei Neudamm: Bei Paulinenhof:
Tetragonoderus seitulus. Brachinus arniger.
Anthia thoracia. Metabletus michaelseni.
Polyhirma immerita. Graphipterus postfasciatus.
Harpalus fulvipennis. Anthia cinetipenwis.
Dioryche tessellata. Baeoglossa melanaria.
Hypolithus damarensis.
Chlaenius bipustulatus.
n limbipennis.
is coscinioderus.
Notaphus variegatus.
Was bisher im Randgebiet der Kalahari und in dieser selbst gefunden ist, ist
äußerst anspruchslos, kommt übrigens, abgesehen von Chlaenius consors, einem mir
unbekannt gebliebenen Tier, auch im engeren Damaraland wie auch in N.-W.-Bet-
schuanaland vor. Bei Rietfontein ist das Vorkommen einer besonderen Rasse der
Anthia biguitata bemerkenswert, die für die Damara- und Großnamarassen vikariieren
dürfte. Die Fundorte, die hier in Frage kommen, sind Epukiro (Omaheke), Kau-
kurus, Hoachanas, G@ochas, Gobabis und Rietfontein.
Bei Epukiro:
Callida angusticollis. Anthia homoplata.
Lipostratia elongata. ai mellyi.
Graphipterus amabilis. Baeoglossa melanaria.
Anthia cinctipennis. Passalidius fortipes.
Bei Kaukurus: Bei Gobabis:
Crepidogaster posticalis. | (rraphipterus herero.
Lipostratia elongata. Anthia einctipennis.
Clivina damarina. PR thoracica.
Amblystomus- blandus. „» homoplata.
ss ornatipennis. & mellyi.
Chlaenius consors. „ desertorum.
Abacetus pumilus. Polyhirma opulenta.
Platynus alacer. Clivina grandis.
Harpalus dorsiger.
Mitt. a. d. Zool. Mus. in Berlin. IX. Bd. 2. H. 8
108
Bei Hoachanas:
Passalidius fortipes.
H. Kuntzen:
Bei Rietfontein:
‚Anthia cinetipennis.
Chlaenius consors. 5 damarensis.
% andersoni.
Bei Gochas:
Graphipterus damarensis.
» biguttata forma (c.).
Polyhirma opulenta.
Anthia_ einctipennis. Passalidius fortipes.
Harpalomorphus capieola.
Chlaenius limbipennis.
Die Küste westlich des Damaralandes ist nur durch die so gut wie identischen
Fundorte Swakopmund und Walfischbai vertreten. Die Formenliste lautet:
Brachinus subecstatus. Anthia einetipennis.
Callida angustieollis. Acanthoscelis ruficornis.
Cymindoidea deplanata. Clivina grandis.
Oylindrocranius errans. Harpalus rubrosuturatus.
Phloeozetus umbraculatus. Chlaenius caeruleipennis.
(raphipterus mouffleti. Pogonus apicalıs.
Abgesehen von dem Pogonus und der Acanthoscelis, die Elemente der Küste
sind, sind sämtliche Formen solche des eigentlichen Damaralandes und seiner Täler.
Sie gehen also das Swakoptal hinab an der Namib vorbei bis zur Küste und sind
ausnahmslos Elemente, die an Feuchtigkeit äußerst geringe Ansprüche stellen. Für
Acanthoscelis ruficornis (s. auch 8. 111 u. 138) ist hier der nördlichste bekannte Fundort.
Pogonus apiealis ist sonst nur aus dem Küstenrand Südangolas bekannt.
Die Laufkäfer des Großnamalandes.
Großnamaland ist nur recht mäßig besammelt. Die Fauna des armseligen
Landes dürfte wohl noch erheblich reichhaltiger werden, als sie es nach den seit-
herigen Ergebnissen ist. Im westlichen Großnamaland (südlich vom Wendekreis,
westlich etwa vom 18.° ö. L.) sind folgende Arten gesammelt worden:
Kuibis; D.
Bethanien; fehlt im eigentl. D., nur vom Kuisip
und von 8.-D., wahrsch. auch in 8.-O.-D. (Per.).
Seeheim; D.: Kuisip u. Walfischbai, auch im
Kapland.
1. Calosoma rugosum
2. Pheropsophus fastigtatus
3, Brachinus subeostatus
4. Callida angusticollis Bethanien; D., O.-N.
5. Metabletus namanus Kuibis; Spitzkoppe.
6. u oculatus Kuibıis.
7. (Graphipterus limbatus Bethanien (große Rasse); S.-W.-Kapland,
K1.-N., Windhuk.
Bethanien, Hanamiplateau; D.
Kubub; D.
Chamis, Bethanien, Kuibis, Kubub, Kubub-
Mine; D., O.-N.
8. es postfasciatus
9, „ lateralis
10. Anthia einctipennis
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 109
11. Anthia homoplata mellyi Bethanien; D., 8.-Afr.
12. 17 Kubub, Hanamiplateau.
13. Microlestia schultzei Kubub.
14. Passalidius fortipes Bethanien, Kubub, Chamis; D. O.-N., W.-
S.-Afr.
15. Clivina damarina Seeheim; D.
16. Anisodactylus pseudochropuss Kub, Lübbert 01; O.-Betsch., Sambesi (Tette,
Sena).
17. Hypolithus casperi Kub, Lübbert 01.
18. Harpalus zanthorraphus Aar b. Kubub; Kpld., S.-Betsch.
19. a dorsiger westl. 8.-Afr.
20. hy namanus Kub.
21. Dioryche laevigata Kub; Neitsas, N.-W.-Betsch.
22. Amblystomus amabilis Kub; D., Transv., N.-Betsch.
23. Microcosmus lübberti Lübbert 01.
24. Chlaenius sulcatulus Seeheim; D., O.-N.
25. E capicola Chamis; Grootfontein-N.
26. x paenulatus Seeheim; 8.-Afr.
27. 5. caeruleipennis Seeheim, Ohamis; D., O.-N.
28. Abacetus pumilus Seeheim; D.
29. Perileptus promuntori Seeheim; Kpld.
30. Notaphus variegatus Ganikobis; D., 8.-Afr.
31. Tachys michaelsemi Seeheim; D.
Davon sind weit verbreitet und kritisch deshalb unbrauchbar oder wegen der
Unkenntnis der Verbreitung (besonders kleine Arten!) kritisch unbrauchbar: 1. 5.,
6., 10., 11., 14., 15., 16., 19, 21.—27., 29.—31. Das sind 19/3). Als wirkliche Ende-
mismen des Gebiets, deren Verbreitung vielleicht noch etwas in das östlichere Groß-
namaland (System des großen Fischflusses?!) hinausreichen könnte, ohne daß es bisher
bekannt ist, dürften 12. u. 13. anzusehen sein, die vikariierende Formen sind und
(vgl. die Bemerkungen S. 133) wohl an eine besondere Pflanzengemeinschaft, damit
also besondere Gesamtfaktoren erst sekundär angepaßt sind. Kubub und Hanami-
plateau sind die zu ihnen gehörenden bekannten Fundorte. Gerade diese beiden
Formen legen die Vermutung nahe, daß man in einem Teile des westlichen Groß-
namalandes einen in entomologischer Beziehung deutlich unterschiedenen Unterbezirk
wird erblicken können, sobald die Benutzung andrer Käfergruppen erst weiteres Tat-
sachenmaterial zutage gefördert hat. Auffallend ist ferner das endemische Vorkommen
von 17. und 20. bei Kub als an ihrer bisher einzigen Stelle und so nahe bei sehr
verwandten Formen. Vielleicht reicht dieser Unterbezirk noch bis Kub und darüber
hinaus. Zu Bemerkungen geben nur noch die Arten 2.—4., 7.—9., 18. u. 28. Anlaß.
Von ihnen gehen 2, 3. u. 18. vom mittleren (aber nicht südwestlichen) Kapland,
18. auch durch Südbetschuanaland hinein nach Großnamaland wnd nördlich nur bis
in das südliche Damaraland, 28. geht von S.-W.-Angola (?) durch das westliche und
südliche Damaraland bis nach Großnamaland (Ost- u. West-), 4. u. 7.—9. erscheinen
als damaraländisch-großnamaländische Endemismen; bei 7. ist die Annahme des Auf-
tretens einer großen Rasse bei Bethanien als dortiger Endemisme sehr wahrscheinlich,
8*
110 H. Kuntzen:
wenn nicht irgendein bestimmter Umstand, wie z. B. die Neigung des betreffenden
Samnmlers, sich die größten Stücke auszusuchen, etwa einen Streich spielen sollte.
Im östlichen Teil des Südens von Großnamaland sind folgende Formen gefangen
worden — in der Liste bedeutet: Kp. Keetmanshoop, Kp.-Or.-Ou. Keetmanshoop-
Oranjefluß-Cujas, Pf. Pforte, Bl. Bloemfontein, Bers. Berseba —:
1. Triaenogenius lugubrinus Kp.-Or.-Cu.; D.
2. Pheropsophus capensis dto.; D. (nach Peringuey).
3. Callida angusticollis Kp.; D., W.-N.
4. Graphipterus postfaseiatus PESW.-N., D.
5. Anthia einctipennis Bl.-Hasuur-Kp.; D., W.-N.
6. Pussalidius fortipes Kp., Bers.-Kp., Kp.-Or.-Cu., D., W.-N.
7. Chlaenius suleatulus Kps'D, W.-N.
8. „ limbipennis Warmbad, Kp., Kal. O.-D., N.-Kapkol.
or „ eoseinioderus Kp.; D., Grootf.-N.
10. „ eaeruleipennis Kp., Warmbad; D. W.-N.
und vielleicht
11. Thermophila andersoni Namaland (Rehbock); D.
Alle Arten kommen auch in Damaraland vor und sind Formen eines äußerst
niederschlagsarmen Reviers. 8. erscheint als Kalaharirandform. Der allgemeine
Charakter des Gebiets muß sich z. T. dem von Rehoboth, z. T. dem von Gobabis
und Rietfontein-N. sehr nähern.
Zusammenfassung.
Als Endergebnis läßt sich folgendes zusammenfassen. Sehr selbständigen, durchaus
tropischen Charakter haben auf Grund ihrer Carabidenfauna das Tal des Sambesi,
die äußerste Nordostgrenze, und das Tal des Kunene, die. äußerste Nordwestgrenze
des Schutzgebietes. Das zwischen ihnen liegende Amboland zeigt eine Mischung
von sehr verschiedenartigen Biosynözien, deren lokales Vorkommen noch nicht recht
festlegbar ist. Der SO des Ambolandes nähert sich der Kalaharifauna, der mittlere
Teil zeigt stark damaraländische Einschläge, der westliche Teil (Etoschapfanne bis
Kunene) weicht wiederum etwas ab. Manche Formen gehen durch ganz Amboland
ostwestlich hindurch. Es scheinen stets Formenkreise der tropischen Busch-
steppenformationen (im Sinne Englers) zu sein, so daß man eine sehr große Ver-
breitung dieser Biosynözien in Amboland annehmen muß. Die Nähe des Sambesi
oder die ehemalige Zugehörigkeit zu seinem System drückt sich selbst noch bis ins
Herz von Damaraland hinein aus, so daß man fast die Talverbindungen (eventuell
Kanten bis Sohlen) für Besiedlungslinien von beiden Seiten aus halten möchte.
Amboland enthält prozentual mehr tropische Elemente als das Herz des Damara-
landes. Nordwestdamaraland zeigt als Merkwürdigkeit das Fehlen kalaharischer
Elemente, so daß auch hier der Eindruck hinterlassen wird, als ob die Wasserscheide
zwischen Okawango-Sambesisystem und Küstenflußsystemen (Eisib usw.) eine gewisse
Rolle als Verbreitungshindernis spielen könnte oder hat spielen können. Eine scharfe
Trennung zwischen Damaraland und den bekannten Teilen Ambolands und Damara-
land und Großnamaland ist nicht da. Besonders die beiden letzteren sind sehr ein-
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 111
heitlich. Die Westkalahari erscheint (vorläufig?) artenärmer als Damaraland und
zugleich endemismenarm. Das Auftreten von einigen Endemismen, die für damara-
ländische eintreten, in Westgroßnamaland, zeugt von einer gewissen Differenziertheit
der Gegend der grasarmen und sukkulentenreichen Steppenwüste des Hanamiplateaus
und dessen, was sich an dieses unmittelbar anschließt, gegenüber dem Damaralande.
Es ist auch möglich, daß das System des großen Fischflusses als einheitliches Gebiet
gegenüber dem Damaraland aufgefaßt werden könnte. Das östliche Großnamaland
hat nur Tiere der Kalaharıi gebracht.
Am lehrreichsten für die Ausführungen in diesem Absatz sind die vielgesammelten
großen Anthia-Formen. Im speziellen Teil (S.128 bis 139) ist bei den einzelnen Formen
alles, was über die Verbreitung der zur südwestafrikanischen Fauna gehörenden Arten
zurzeit gesagt werden kann, ausführlich besprochen.
Über den Oranje scheinen von Süden her kaum eigentlich kapländische Elemente
hinübergekommen zu sein. Den einzigen Fall bildet das Vorkommen von Anthia
10-guttata, die bei Bogenfels, also im äußersten S.-W.-Winkel der Kolonie, erbeutet
wurde. Vielleicht enthält diese Stelle kapländische Biosynözien. Das Vorkommen
des bisher sehr seltenen Pachyodontus languidus, eines aus dem Tafelberggebiet des
Kaplandes seither nur bekannten großen Scaritinen, bei Otjiwarengo läßt sich nicht
verwerten, da diese versteckt lebenden Tiere ebensogut auch stetig und weiter ver-
breitet sein können, als es bisher bekannt ist. Der Fundort Tafelberg läßt noch
keinen Schluß zu, ob man die Art als kapländisch oder als südafrikanisch — nicht-
kapländisch auffassen muß.
Die Küstenregion ist durch die Namibformation im allgemeinen scharf geschieden
vom Innern. Nur wo größere Flußläufe, wie gerade der Swakop, für den ich es
deutlich feststellen kann, die Namib durchbrechen oder diese schmal wird, gehen
die Formen des Innern mit ihnen bis zur Küste hinab und breiten sich in der
Nähe der Mündung mehr oder weniger weit aus. Die armselige Küstenregion ist
sonst fast laufkäferlos.. Nur ein unter den angespülten Massen der gewaltigen
Tangarten des südlichen Atlantischen Ozeans hausender Scaritine Acanthoscelis
ruficornis, einer der sonderbarsten größeren Käfer des afrikanischen Kontinents, ist
von Kapstadt bis Walfischbai, ein Pogonine Pogonus apicalis von Benguella bis
Walfischbai verbreitet.
Gefangen wurden im Schutzgebiet bisher im ganzen 220 geographisch unter-
schiedene Formen. Das ist keine sehr große Zahl gegenüber den rund 1100, die
Peringuey aus Südafrika aufführt, als dessen Nordgrenze er die Linie Kunene-
mündung-Sambesi auffaßt.
Spezieller Teil.
Ich führe hier sämtliche Carabidenarten und -rassen in der von Peringuey
1896 befolgten, mir nicht in jeder Beziehung zusagenden Anordnung an, die bisher
in unserem Schutzgebiet gefunden worden sind. Die meisten von ihnen (abgesehen
von einem verschwindend kleinen Teil) habe ich selbst kennen gelernt. Wenn es
auch eine Wiederholung ist, so habe ich doch vorgezogen, die mir unbekannten von
Peringuey (1896, 1898 und 1904) meist aus Amboland angeführten Formen, da
deren Zahl nur gering ist, mitanzugeben. Das nachfolgende Artenverzeichnis ist
demnach vollständig.
Die Schwierigkeiten einer Herstellung eines solchen Verzeichnisses, wie es hier
folgt, sind nicht gering zu veranschlagen. Nur wenige Gruppen der Familie der
Carabiden sind überhaupt, was Rassenbegrenzung und Artenzahl in Afrika anbetrifft,
angenähert so durchgearbeitet, daß eine Verwertung der vorliegenden Arbeiten Schlub-
sicherheit gewährleistet. Ich bin also darauf angewiesen gewesen, Gruppe für Gruppe
monographisch durchzurevidieren, soweit es die Zeit erlaubte, um die Arten- oder
Rassenzusammengehörigkeit der im Gebiete vorkommenden Formen mit außerhalb
des Gebiets vorkommenden feststellen zu können. Ich kann auch den Koleopterologen
nur immer von neuem zurufen: „Arbeitet auf breitester wissenschaftlicher Grundlage
monographisch!“ Denn nur auf diesem Wege kommen wir zur Erkennung der
stammesgeschichtlichen Zusammenhänge einerseits und der Verwertbarkeit der entomo-
logischen Vorarbeit für die allgemeine Wissenschaft andererseits, z. B. (für meinen
speziellen Zweck) für die Faunistik und Zoogeographie, die durch die Art der Arbeit,
die geleistet ist und auf die sie sich so gern verlassen möchte, nur zu leicht zu
irrtümlichen oder unbegründeten Auffassungen veranlaßt werden kann und tat-
sächlich wird.
Alle Fundgebiete mit Sammlerangaben von Gebieten außerhalb der Kolonie
sind auf Material des Berliner Museums gestützt.
1. Omophron pieturatus Boh.
Fundangaben: Okahandja (Casper); Otjosondu (Casper); Grootfontein (v. Erfta);
Swakop (nach Boheman).
Peringuey sagt: „Originally described from Damaraland (Kuisip River)“;
Boheman beschreibt sie aber vom Swakop. P. gibt die Form dann weiter an von
Fraserburg und Carnarvon in der Kapkolonie und von Ramutsa (Betschuanaland).
Ich habe die Art mit abgesehen vom Seitenrand ganz grünem Halsschild von
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 113
Lydenburg (Transvaal), eine der Nominatform sehr ähnliche Form von Willowmore
(Kapland, I. 1914, Brauns leg.) vor mir. Angaben über die Lebensweise der Art
finden sich (laut brieflicher Mitteilung von Brauns) in den Sitzungsberichten der
Deutschen Entomologischen Ges. 1915 Heft II. Sie lebt danach fast genau so wie
unser 0. limbatus.
2. Omophron pieturatus subsp. oligoxanthus m.
Fundangabe: nördl. Sandfeld zwischen Löwenomuramba und Owangowa-Veld
(v. Zastrow).
Die Subspezies unterscheidet sich von der Nominatform durch erhebliche Ver-
ringerung des in die Scheibe hineinreichenden gelben Flügeldeckenteils. Die 6 Indi-
viduen ganz gleichen Aussehens belegen die Berechtigung der Aufstellung dieser
Lokalrasse.
3. Calosoma imbricatum subsp. hottentottum Chd.
Fundangaben: D.-S.-W.-Afrika (Hereromissionen, Böhme und Lübbert); Okahandja
(Casper und Fock); Windhuk (L.—IIL. 1897, Rehbock und Techow); Rehoboth (Scheben);
zwischen Otjosondu und Kub (Casper); Spitzkoppe (12. und 17. ILI. 1912, Pueschel).
Die Eruierung der Form machte gewisse Schwierigkeiten. Baron de Chaudoir
macht 1852 folgende vergleichende Angaben, die für mich von Wert erscheinen:
„base et cötes (des Halsschildes) plus rugueux (als bei ©. imbricatum) ... sculpture
(der Flügeldecken) plus en relief (als bei jener Art); les rides, qui traversent les
intervalles beaucoup plus fortes (als bei jener Art), de sorte que ceux-ci forment
chacun une rangee de dents de räpe ... Cap de bonne esperance (Dupont).“
Peringuey 1896 hat die Type untersucht und sagt: „I find that, according to my
notes, the only difference between rugosum amd hottentottum is that the brassy spots
on the elytra are much more closely set in the second than in the first-named species.“
Er stellt dann Vermutungen über die Herkunft des Tieres an und sagt schließlich:
„... and thus, without absolutely saying that this species is only a sport (C. rugosum
varies considerably in shape, size and coloration), I can inclined to believe that either
it is not a South African species or that it is a very rare and much localised species.“
Unter einem Stück aus Damaraland im Berl. Mus. schreibt Kolbe: „imbrieutum —
hottentottum“ sec. mündliche Mitteilung von Roeschke. Baron de ÜUhaudoirs
Diagnose paßt aber ganz vortrefflich auf die vorliegende damaraländische Form, die
dort, wie es scheint, sogar ziemlich häufig ist, die kleinste der drei dort vorkommenden
Arten. Pe&ringuey erwähnt aber die Größe des Chaudoirschen Typus nicht, und
dieser selbst gibt keine Größenmaße an. Er vergleicht aber mit ©. imbrieatum, der
kleinsten afrikanischen Calosoma. Fasse ich alle Momente zusammen, so muß ich
©. hottentottum Chd. als subspezies der €. ünbricatum auffassen. Sie varliert in der
Oberseitenfärbung von düster bronzen und kupfern bis bronzegrün.
4. Calosoma rugosum (seer.
Fundangaben: Damaraland (nach Peringuey); Otjosondu (Casper); Okahandja
(Casper); zwischen Windhuk und Waterberg (XI.—IV., Kolbitz); zwischen Windhuk
und Haris (Rehbock); Kuibis (Range).
114 H. Kuntzen:
5. Calosoma senegalense subsp. mossambicense Klug.
-Fundangaben: Damaraland (nach Peringuey); Omaruru (Volkmann); zwischen
Otjosondu und Kub (Casper); Okahandja (Casper und Fock); Karibib (Mangelsdorff);
zwischen Windhuk und Okahandja (Rehbock); Windhuk (IL.—III. 1897, Rehbock und
O. Ulbrich); Rehoboth (K. Wegeleben); Keetmanshoop (Hardt); Spitzkoppe (15. III.
1912, Pueschel).
Von noch unbekannten südafrikanischen Fundorten außerhalb unseres Schutz-
gebietes liest mir die Form nur von Massaringam in N.-W.-Betschuanaland (12. 1.
1907, Seiner) vor. Calosoma planicolle scheint nicht mehr im Schutzgebiet vorzukommen,
wenn ja, dann könnte es höchstens am Sambesi sein. Die Synonymstellung der
typischen €. senegalense und der C. mossambicense ist nicht berechtigt. C. senegalense
senegalense hat, wie mich 16 Individuen aus verschiedenen Teilen Ober- und Mittel-
guineas lehren, stets eine viel ausgedehntere Metallfärbung auf den Flügeldecken als
©. sen. mossambicense. Nicht nur die schmalen Intervalle, die die goldigen oder
grünmetallischen Punktgruben tragen, sondern auch noch die mit ihnen alternierenden
schmalen Intervalle sind goldig, grüngoldig oder goldgrün, zum mindesten aber die
Reihen kleiner Höcker, die sich gleich außerhalb von ihnen befinden. Bei ©. mossam-
bicense ist alle Metallfärbung auf die grubentragenden Intervalle beschränkt. Demnach
kommt nur Ü. mossambicense in Deutsch-Südwestafrika vor, und diese Form hat
sicherlich auch Peringuey 1896 vor sich gehabt, wenn er €. senegalense aus Damara-
land erwähnt.
6. Lasiosera peringueyi m.
Fundangabe: Okahandja (Casper).
Peringuey 1896 hat die Typen Klugs der ZL. tessellata nicht kennen gelernt
und bezieht daher irrtümlicherweise die Damaraart der Gattung auf Klugs Art.
Denn er hat nur Damarastücke (wahrscheinlich nur ein einziges) gesehen. Die
Beschreibung der Peringueyschen Z. tessellata ist die der neuen Art, die ich also
nur umzutaufen habe. Die Flecken sind im allgemeinen ausgedehnter, als es Peringuey
angibt. Gewöhnlich sind sie in sehr ähnlicher Weise, wie bei ZL. tesselata Klug
untereinander verschmolzen, die zu den Arten mit kräftig punktierten Streifen zu
rechnen ist, allerdings ziemlich ebene, aber schmalere Intervalle hat und etwas gröber
auf Kopf und Halsschild punktiert ist. Die Schenkel sind bei Z. peringueyi im
allgemeinen sehr angedunkelt, besonders oberseits und im Apikalteil, also nicht ganz
gelblichrot, wie Peringuey angibt. Doch scheint seine Angabe nur von Klug ent-
nommen zu sein, wie man aus seiner Bemerkung (S. 145 unten) beinahe schließen
möchte. Die Art ist außerdem am Serue in Nordbetschuanaland (11. XI. 1906,
F. Seiner) gesammelt worden.
7. Zuphium ustum Klug.
Fundangaben: Deutsch-Sambesi-Gebiet (15. X. 1906, Seiner), Okahandja
(Casper).
Die Type hat den äußeren Teil des Vorderrandes des die Hinterhälfte der
Flügeldecken einnehmenden Fleckens nicht nach vorn vorgezogen, die Verdunkelung
ist auch nur im skutellaren, dreieckigen Teil deutlich, Das von Seiner gesammelte
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 115
Stück hat jenen Fleck außer stark nach vorn vorgezogen, das von Casper gesammelte
Stück hat diesen Vorderrand gerade abgestutzt und außerdem eine gemeinsame fast
quadratische Erweiterung der gelben Färbung in dem Nahtwinkel.
8. Meladroma lugubris Schaum.
Fundangaben: Swakop (nach Boheman); Kuisib (nach Boheman); Amboland
(nach Peringuey).
Weitverbreitet bis Deutsch-Ostafrika. Aus der Nachbarschaft unserer Kolonie
nur noch von Sogosse-Usip in Nordbetschuanaland (4.—7. XII. 1906, F. Seiner)
bekannt.
9. Meladroma agnatus Peringuey.
Fundangabe: Okawango in Amboland (nach Peringuey).
10. Triaenogenius corpulentus Chd.
Fundangaben: Amboland (nach Peringuey); Otjiwarengo (Külz).
11. Triaenogenius lugubrunis Boh.
Fundangaben: Swakop (nach Boheman); nördliches Großnamaland (nach
Peringuey); D.-S.-W.-Afrika (Lübbert); Omaruru (Volkmann); Keetmanshoop-Oranje-
{luß, Cujas (Rehbock).
Die Art geht bis Benguella und hat ein Synonym in T. anthioides Chd.
und Kolbe.
Wahrscheinlich kommt T. vicinus Peringuey, der im Berl. Mus. vom mittleren
Sambesi (W. Tiesler) und vom Serue in Nordbetschuanaland (26. XI. 1906, Seiner)
vorhanden ist, auch in unserer Kolonie vor.
12. Pheropsophus fastigiatus L.
Fundangaben: Kuisip (nach Boheman); Süddamaraland (nach Peringuey);
Deutsch-Südwestafrika (Lübbert); Bethanien (Schenck 1885).
Peringuey stellt 1896 eine var. damara (Süddamaraland) auf. Wieweit die
Aufstellung dieser Form als einer lokalen berechtigt ist, entzieht sich vorläufig dem
Urteil. Die Art kommt in Natal, Transvaal, Mozambique und im Kapland vor.
13. Pheropsophus angolensis Er.
Fundangaben: Swakop (nach Peringuey); Süddamaraland (nach Peringuey).
* Die Art ist von Erichson aus dem südlichen Angola beschrieben. Ihre Typen
sind im Berl. Mus. Bei der Schwierigkeit der Unterscheidung der Arten bin ich
gegen Peringueys Bestimmung bedenklich.
14. Pheropsophus capensis Chd.
Fundangaben: Damaraland (nach Peringuey); Keetmanshoop-Oranjefluß, Cujas
(Rehbock).
Peringuey beschreibt seine Form als var. Zaetus. Die Nominatform ist vom
Baron de Chaudoir von Ngamisee beschrieben.
116 H. Kuntzen:
15. Brachinus nobilis Dej.
Fundangaben: Kunenefluß, Amboland (nach Peringuey); nördliches Sandfeld
zwischen Löwenomuramba und Owangwa-Veld (v. Zastrow); Grootfontein (7.—11. VI.
1911, Michaelsen). z
Im Berliner Museum habe ich die Art noch von Palapye in Nordostbetschuana-
land (Seiner) aus der Nachbarschaft der Kolonie vor mir. Sie ist, ein Steppentier,
über ganz Afrika einschließlich des mediterranen Teils in ihr zusagenden Biosynözien
verbreitet.
16. Brachinus subcostatus De).
Fundangaben: Kuisip (nach Boheman); Walfischbai (nach Peringuey); Seeheim
(16.—19. VII. 1911, Michaelsen).
Sonst kapländisch.
17. Brachinus armiger De].
Fundangaben: Grootfontein (v. Erffa u. 7.— 11. V1.1911, Michaelsen; Kl. Water-
berg (III. 1913, Hans Thomsen); Farm Paulinenhof 30 km östlich Windhuk (Michaelsen);
Damaraland bis Ngamisee (Fleck).
Die in der Kapkolonie, in Natal und in Transvaal verbreitete Art ist, wie es
scheint, die häufigste Brachinine unserer Kolonie. Sie liegt mir aus Südafrika noch
von Livingstone (21. X. 1906, Seiner) vor. Die individuelle Größe schwankt zwischen
5 und 10,3 mm, also noch mehr als Peringuey angibt (6—9 mm).
18. Brachinus placidus Peringuey.
Fundangaben: Damaraland (nach Peringuey); Farm Neitsas, Bez. Grootfontein
(Fock); Kl. Okatjeru, Sandfeld, 50 km südlich von Waterberg (H. Thomsen); Okahandja
(Fock und 27.—28. IV. 1911, W. Michaelsen).
19. Mastax ornatellus Boh.
Fundangabe: Omaruru (21.—22. VI. 1911, W. Michaelsen).
20. Crepidogaster bimaculatus Boh.
Fundangaben: Zwischen Swakopmund und Windhuk (Lindt); Owikokorero
(X. 1909, ©. Hentschel); Windhuk (IL.—II. 1910, Hans Thomsen).
Die bisher nur aus Natal (Peringuey 1896) und aus „Uaffraria“ (Boheman 1848)
bekannte Art liegt mir auch noch vom Serue in Nordbetschuanaland, 1200 m hoch
(12. XI. 1906, Seiner), vor. |
21. Crepidogaster posticalis Peringuey.
Fundangaben: Kaukurrus (nach Peringuey); Okahandja (14. V. 1903, L. Schultze
Ief. auch Obst 1908)).
22. Callida angusticollis Boh.
Fundangaben: Damaraland (nach Peringuey); Omaruru (Volkmann); Omaheke
(IL—X. 1904, v. Trotha); Okahandja (Casper und Fock); Windhuk (I.—IIL. 1897,
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 217
Rehbock); zwischen Swakopmund und Windhuk (Lindt); Waltischbai (durch D. Kol.-
Ges.); Gobabis, Kalahari (Maerker); Keetmanshoop (Hardt und Lotz und L. Schultze);
Bethanien (L.—II. 1885, A. Schenck); Kalkfontein-Nord (Casper).
Boheman und Peringuey erwähnen sie vom Ngamisee. Boheman gibt sie
von der Tkonsquelle an. Obst (1908) hat das von L. Schultze gesammelte Indi-
viduum als ©. amoenula Boh. bestimmt, mit der es nichts zu tun hat.
23. Lipostratia elongata Boh.
Fundangaben: Großnamaland (nach Peringuey); Kaukurus (nach Peringuey);
Omuramba, Amboland (nach Peringuey); Omabeke (IX.—X. 1904, v. Trotha);
Otjosondu (Casper).
Aus der näheren Nachbarschaft der Kolonie habe ich die Art noch vor mir
von Sogosse (4. XII. 1906, Seiner); Ngamisee (31. XII. 1906 bis 5. I. 1907, Seiner);
Tsau (8. 1. 1907, Seiner); Chansefeld (18. I. 1907, Seiner) und von Kooa-Sekgoma
in Südbetschuanaland, Kalahari. Boheman beschreibt sie 15860 vom Ngamisee.
24. Lipostratia eyaniventris Fairm.
Fundangabe: Damaraland (nach Peringuey).
Mir unbekannt geblieben, vielleicht nur eine rotköpfige Form der ZL. elongata Boh.
L. picea Boh. vom Ngamisee und aus Natal ist in unserer Kolonie noch aufzufinden.
25. Cymindoidea deplanata Boh.
Fundangabe: Walfischbai (nach Peringuey).
26. Cylindrocranius castaneus Boh.
Fundangabe: Okahandja (Casper und Fock).
Sicher bin ich nicht, ob ich die Art Bohemans vor mir habe. Doch stimmen
die Angaben Bohemans und Peringueys, die beide nur dasselbe eine Tier, die
Bohemansche Type vor sich gehabt haben, einigermaßen.
27. Cylindrocranius errans Peringuey.
Fundangaben: Walfischbai (nach Peringuey); Kalahari (nach Peringuey).
28. Xenitenus puescheli m.
Fundangabe: Spitzkoppe (22. IX. 1911, Pueschel), 1. Individuum.
Blaßgelb, nur die Augen, die Hinterränder der Hinterleibsterzite, das letzte
Abdominalsegment oben und unten und die Flügeldecken an bestimmten
Stellen (vgl. Fig. 1) pechbraun bis geschwärzt. Kopf mit den Augen eher
etwas breiter als der Halsschild, ebenso wie dieser glatt und unpunktiert,
Frontaleindrücke deutlich, aber nicht tief. Halsschild etwas breiter als lang,
dicht hinter dem Vorderrand am breitesten, Vorderecken breit abgerundet,
Vorderrand gerade, Seitenrand etwas geschwungen, Hinterecken sehr un-
deutlich, kaum vorspringend, Seitenränder ziemlich breit, etwas aufgebogen,
Mittellinie deutlich. Flügeldecken etwas gestreift, die Intervalle ganz leicht
gewölbt. Ein sehr flaches Tier von 5,3 mm Länge, das dem glücklichen Erheuter,
zu dessen Ehren ich es genannt habe, an die Lampe flog.
118 H. Kuntzen:
29. Dromius (Blechrus) capensis Motsch.
Fundangaben: Okahandja (Casper und Fock); Deutsch-Sambesi-Gebiet (F. Seiner);
Usakos (22. IV. bis 22. VI. 1911, W. Michaelsen).
In Südafrika, wie es scheint, allgemein verbreitet.
30. Lionychus damarensis m.
Fundangabe: Okahandja (Casper). 6 Individuen.
Dem 2. albonotatus Dej. aus dem westlichen Mediterrangebiet wohl am nächsten
stehend. Erheblich kürzer, besonders was die Flügeldecken anbetrifft. Schwarz, die
ersten beiden Fühlerglieder braunrot, die Unterseite pechschwarz bis pechbraun,
die Flügeldecken gelb, die Naht schwarz, an der Spitze die schwarze Nahtfärbung
in Form eines gemeinsamen stumpfwinkligen Dreiecks erweitert, dessen Basis der
Hinterrand bildet, häufig setzt sich die schwarze Erweiterung am Hinterrande fort,
um dann in die schwarze Seitenrandfärbung überzugehen, die bis zum vorderen
Drittel etwa ein Drittel der Flügeldeckenfläche einnimmt, innen geradlinig, genau
längsgerichtet, nach vorn dann in einem Bogen zum Außenrande verläuft, der bis
zum: Vorderrand noch schmal schwarz gesäumt ist. Kopf sehr ähnlich dem der
erwähnten Art, doch fast ohne jede Punktierung, die Epistomregion ähnlich gekielt,
im Verhältnis etwas schmaler. Halsschild erheblich kürzer, breit herzförmig, spiegel-
glatt, der Seitenrand nur an den Vorderecken etwas erweitert, sonst viel schmaler
und undeutlich, die postmedialen großen Borsten an einem starken zahnartigen Vor-
sprunge stehend, Hinterrand abgerundet. Flügeldecken kurz, hinter der Mitte am
breitesten, hinten schräg abgestutzt etwa unter einem Winkel von 75° mit der Naht;
an diese ist der Hinterrand abgerundet, so daß von beiden Flügeldecken gemeinsam
ein kleiner spitzer Winkel ausgeschnitten wird. Chagrin unten etwas gröber als
oben, äußerst fein. Gesamtlänge 2,2—2,6 mm (ausschl. Abdomen), Halsschildlänge
rund 0,6 mm, Breite rund 0,7 mm, Flügeldeckenlänge 1,4—1,5 mm, gemeinsame
Breite 1,1—1,25 mm.
31. Metabletus michaeiseni m.
Fundangaben: Farm Paulinenhof, 30 km östlich Windhuk (18. V. 1911, W. Micha-
elsen); Windhuk (Krause).
Pechschwarz, Fühler, Taster und Beine blaßgelb, auf den Flügeldecken je zwei
verwaschene helle Flecken. Der eine reicht von der Schulterbeule bis etwa zum
Ende des ersten Drittels, läuft dort spitz zu. Der andere befindet sich im letzten
Drittel, beginnt als einmal gewinkelte Querbinde gleich innerhalb des Außenrandes,
läuft dann schräg nach vorn, biegt spitzwinklig bis fast zur Naht zurück oder ver-
schmälert sich auch nach innen bis zur Flügeldeckenmitte, erweitert sich nach vorn
steil auf der Innenhälfte und erlischt einige Intervalle vor der Naht. Kopf vorn
fein chagriniert, hinten glatt, mit zwei Stirngruben, die nach hinten divergieren.
Halsschild breiter als lang, matt, fein chagriniert und gestrichelt, Seiten von hinten
nach vorn gleichmäßig geradlinig erweitert, Vorderecken abgerundet, Hinterwinkel
stumpf, etwas nach oben und außen vorgezogen und ziemlich breit aufgebogen, Basis
nach hinten leicht bogenförmig vorgezogen, Mittellinie dicht hinter dem Vorderrand
breit und tief anfangend, sich nach hinten etwas verschmälernd und kurz vor der
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 119
Basis aufhörend. Flügeldecken mit innen leicht gewölbten, außen planen Intervallen
und sehr feinen Streifen. 3 mm lang.
32. Metabletus namanus m.
Fundangaben: Kuibis (15. VIL 1911, W. Michaelsen); Spitzkoppe (2. X. 1911,
Pueschel).
Dem vorigen äußerst Ähnlich. Er teilt mit ihm die allgemeine Körperform,
die Form des Halsschildes und die der Flügeldecken und die Färbung, abgesehen
von der der Flügeldecken, die leicht abweicht. Kopf etwas stärker und auf dem
Hinterkopf deutlich chagriniert, wohl etwas breiter und flacher. Halsschild feiner
chagriniert, infolgedessen etwas mehr glänzend. Flügeldecken mit einer breiten post-
basalen Schrägbinde und einem Fleck; jene beginnt gleich außerhalb der Naht, ver-
läuft dann, ein steiles Skutellarraumdreieck ausschneidend, von dort schräg nach vorn
zu den Schultern hin und biegt außen noch hakig nach hinten um; der Fleck liegt
zum großen Teil auf der Außenhälfte fast apikal und ist auch nach vorn steil zu-
gespitzt. 3 mm lang.
33. Metabletus oculatus m.
Fundangabe: Kuibis (15. VII. 1911, W. Michaelsen).
Sehr klein und zierlich. Form des Kopfes, Halsschildes und der Flügeldecken
fast genau wie beim vorigen. Kopf etwas feiner chagriniert, doch stärker
als bei der vorvorigen Art, Halsschild deutlich chagriniert und ziemlich
matt. Färbung ähnlich der der beiden vorhergehenden Arten, doch die
Flügeldecken etwas anders, und die helle Färbung (fast weiß) auffallend
scharf abgesetzt gegen die dunkle (vgl. Fig. 2). 2,7 mm lang.
34. Phloeozetus umbraculatus Boh.
Fundangaben: Omaruru (21.—22. VI. 1911, Michaelsen), Walfischbai
(D. Kol.-Ges.); Okahandja (Casper und Fock).
Von Seiner am Serue (11. XI. 1906) gesammelt. In der Aus po»
dehnung des Flügeldeckenflecks, der zuweilen fast den Außenrand er-
reicht, manchmal nur bis zum 5. Streifen reicht, und der Größe (6—8 mm) sehr
variabel.
35. Lebia (Nematopeza) immaculata Boh.
Fundangaben: Deutsch-Sambesi-Gebiet (20. IX. 1906, Seiner); Okahandja (27.
bis 28. IV. 1911, W. Michaelsen).
36. Lebia (Nematopeza) damarica m.
Fundangabe: Okahandja (Fock).
Kleine, eintönig gelbbraune Art, nur die letzten Abdominalsegmente pechschwarz.
Halsschild und Kopf fein gestrichelt, letzterer etwas glänzender. Ersterer doppelt
so breit wie lang mit sehr spitzigen, rechtwinkligen Hinterecken. Intervalle’ der
Flügeldecken gewölbt, oben aber ziemlich planiert, ziemlich glänzend, doch fein
chagriniert, Streifen sehr tief, Hinterrand etwas geschweift. Die einzelne Flügeldecke
nur etwas breiter als das Halsschild. 4,8 mm lang.
120 H. Kuntzen:
37. Lebia (Nematopeza) ripicola m.
Fundangabe: Deutsch-Sambesi-Gebiet (20. IX. 1906, Seiner).
Ziemlich große, breite und elegant gefärbte Art. Kopf, abgesehen vom Ulypeus
und den Mundteilen, rotschwarz, Halsschild rot, Flügeldecken, abgesehen von der
pechroten Naht, schön blaugrün bis blau glänzend, Fühler, abgesehen vom dunkel-
roten ersten Glied, schwärzlich, Unterseite und Beine hellrotgelb, an diesen nur die
Knie, die Schienen nach dem Ende hin und die Tarsen verdunkelt. Kopf leicht
längsgestrichelt; Halsschild ziemlich doppelt so breit wie lang und nur etwas breiter
als der Kopf mit den weit vorgewölbten Augen, auf der Scheibe fein unregelmäßig
quergestrichelt, Hinterecken absolut rechtwinklig, Basis bogig nach hinten vorgezogen
und aufgebogen, so daß ein sehr deutlicher Quereindruck vor ihr entsteht; die einzelne
Flügeldecke erheblich breiter als der Halsschild, Intervalle gleichmäßig hochgewölbt,
stark glänzend, Streifen sehr tief, Hinterrand schräg und fast gerade abgestutzt.
7,9—8,8 mm lang, Länge zur Breite wie 8,5: 3,8.
38. Lebia natalensis Chd.
Fundangabe: Damara bis Ngamisee (Fleck).
39. Lebia crucifera Boh.
2 Fundangaben: Herero (Lübbert); Okahandja (Uasper und 27.—28. IV.
1911, W. Michaelsen); Otjosondu (Casper); Otjosondu bis Kub (Casper);
Windhuk (Techow); Kong-Buschmannland (Lübbert); Nolagifluß (nach
Boheman).
Das von Michaelsen gesammelte Stück und eines der von Casper
gesammelten zeichnet sich durch die Reduktion der dunklen Färbung auf
Fig. s. den Flügeldecken aus (vgl. Fig. 3). ,
40. Lebia cruciferella m.
Fundangaben: ÖOtjosondu (Casper); Otjosondu bis Kub (Casper); Outjo?
(Langheld).
Kleiner als die vorige, der sie in Form und Färbung der Körperteile
äußerst ähnlich ist. Abgesehen von den letzten drei Hinterleibssegmenten,
von denen das erste auch nur an den Seiten schwarz ist, und der schwarzen
sehr konstanten Zeichnung der Flügeldecken rötlich- bis blaßgelb, je nach
den Körperteilen. Flügeldecken intervalle leicht gewölbt, doch oben planiert, "+
Streifen ziemlich stark vertieft. 5 bis 5,5 mm lang (vgl. Fig. 4).
41. Lebia focki m.
Fundangaben: Okahandja (Fock); Tsumeb (13.—19. VI. 1911, W.
Michaelsen).
Der vorigen sehr ähnlich, doch größer, breiter, und anders gezeichnet
auf den Flügeldecken, eine, wie es scheint, konstante Färbung (vgl. Fig. 5).
Intervalle wohl etwas stärker gewölbt, Streifen tief und mit sehr deutlichen
Fig. 5. Punkten, die quer verlängert sind. 5—5,9 mm lang.
Die Uarabidentauna Deutsch-Südwestafrikas. 121
42. Lebistina suberuciata Fairm.
Fundangaben: Amboland (nach Peringuey); Karibib (Mangelsdorft); Okahandja
(Fock).
43. Arsinoe fraterna Peringuey.
Fundangabe: Amboland, Omuramba (nach Peringuey).
44. Thyreopterus flavosignatus Dej.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
44. Cyelosomus buqueti subsp. seineri m.
Fundangabe: Mpelila Deutsch-Sambesi-Insel (15. X. 1906, Seiner).
Vom typischen €. Duqueii Dej. durch das vollkommene Fehlen der Flügel-
deckenzeichnung verschieden, nur die Naht, ihre schmale Fortsetzung links des
Schildchens und der vor der Basislinie der Flügeldecken gelegene Teil der Flügel-
decken rotbraun.
C. equestris Boh. ist nicht synonym mit ©. buqueti Dej., wie es Baron de Chaudoir
und Peringuey annehmen. Die Beschreibungen beider Arten sind allerdings so
ähnlich, daß man es nach ihnen wohl glauben könnte. Beide sind in der Größe
verschieden (C. egqu. = 10 mm, C. buqueti = 3'"'" = 7 mm!). Die Fühler von C. equ.
sind viel feiner. Die Skulptur der Halsschilder ist recht verschieden: die faltenartige
Erhebung des €. equ., die vor der Basis von der Scheibe in die Ecken, sich ver-
schmälernd und abflachend, verläuft, ist bei C. bugu. kaum ausgeprägt. Der Kopf
des C. buqueti ist fast ohne jede Strichelung oder sogar völlig glatt, während der
von C. equestris sehr deutlich gestrichelt ist. €. equ. geht bis Britisch-Ostafrika
(Luitpoldkette z. B. Berl. Mus.), kommt z. B. auch bei Tschinde (Berl. Mus.) vor.
C. buqueti, von Senegambien beschrieben, kommt vor in Kamerun (Binue bei
Loko, 6. V. 1907, Glauning, Berl. Mus.), in Deutschostafrika (Ipiana, Nordnyassa-
gebiet, Stolz, Berl. Mus.). Eine neue große Art tritt außerdem noch am oberen
Binue auf.
45. Tetragonoderus sericatus De).
Fundangabe: Okahandja (27.—28. IV. 1911, W. Michaelsen).
46. Tetragonoderus scitulus Boh.
Fundangaben: Neudamm, 42 km ostnordöstlich Windhuk (10.—15. V. 1911,
'W. Michaelsen); Kunenefluß in Amboland (nach Peringuey).
Die Art ist sehr variabel in der Fleckung der Flügeldecken, deren Flecken
schließlich längs zusammenfließen können.
47. Orthogonius aemulus Peringuey.
Fundangaben: Damaraland bis Ngamisee (Fleck); Windhuk (Techow); Outjo
(Langheld); Okawango zwischen 19° und 211/,° ö. L. (v. Zastrow).
Aus Britisch-Betschuanaland beschrieben.
122 H. Kuntzen:
48. Orthogonius kickeli Kolbe.
Fundangabe: Okahandja (Uaspar).
Bei dieser, wie bei der nächsten Art, ist eine sichere Bestimmung, trotzdem
ich die Typen vor mir habe, vorläufig ausgeschlossen, da die Variabilität der Ortho-
gonius-Arten, vor allem die nichtlokale, außerordentlich groß ist. Eine Monographie
ist zunächst unbedingt notwendig, an die ich mich gelegentlich heranwagen werde.
Ich würde es für einen Leichtsipn, ohne solches großes Material, wie ich es im Berl.
Mus. vor mir habe, halten, auf einzelne Individuen neue Formen zu gründen, wie es
leider in der termitophilen Gattung schon reichlich oft geschehen ist. Ein Zurecht-
finden ist z. Z. unmöglich, selbst wenn man alle Typen hätte. Ich bitte also die
beiden Bestimmungen cum grano salis aufzufassen. Bemerken möchte ich hier noch,
daß Peringuey als Orthogonius brevicormis einen Glyptus, also ein Tier aus einer
äußerlich Orthogonius sehr ähnlichen, aber fremden, termitophilen Gattung, beschrieben
hat. Ich habe diese Art aus Lydenburg (Transvaal, Wilms!) vor mir, die weit nach
D.-O.-Afrika hineingeht.
49. Orthogonius celarkei Murruy.
Fundangabe: Okawango zwischen 19° und 211/,° ö. L. (v. Zastrow).
Ich verweise auf das bei der vorigen Art Gesaste.
50. Piezia axillaris Brll. subsp. ovampoensis Peringuey.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
51. Piezia axillaris Brll. subsp. andersoni Chd.
Fundangaben: Windhuk (Techow); Okahandja (Caspar); D.-S.-W.-Afrika (Liese-
sang und Lübbert).
Nach dem Material des Berl. Mus., das 17 verschiedene Formen in 130 Individuen
umfaßt, haben wir in der Gattung Piezia nur einen einzigen, morphologisch engen
Formenkreis vikariierender Formen, denen man kaum die Bedeutung von Arten zu-
schreiben kann, wie es bisher geschehen ist. Die Gattung ist an der Ostküste Afrikas
nördlich bis Somali (stenotrachela Fairm.) und Fassoglu (Thomson) und Bukoba
(Berl. Mus.) verbreitet. Im Westen geht sie nördlich bis Damara- und Amboland
und wird wohl die südlichen Teile Angolas, woher ich sie noch nicht kennen gelernt
habe, ebenfalls bewohnen, soweit sie ihr zusagende Biosynözien enthalten, die mit
denen Ambolands und Katangas übereinstimmen. Peringuey 1896 läßt zunächst
sämtliche Fundorte der südafrikanischen Formen aus, die in der Literatur vor ihm
angegeben sind, wie die von Boheman und des Barons de Öhaudoir; weiter fehlt
bei ihm die P. andersoni Ohd. (1862) vom Ngamisee völlig. Ob man Peringueys
Zusammenziehung von P. awillaris Brll. und 7”. fazoglica Thms. anerkennen soll, ist
höchst fraglich; denn bei der großen Nähe der Formen zueinander und der immerhin
charakteristischen Ausdehnung des juxtaskutellaren Tomentstreifens bei den einzelnen
Rassen muß man mit solchen Identifizierungen sehr vorsichtig sein. In den näheren
Bereich der P. azillaris Thoms. gehören jedenfalls zunächst: 7, fazoglica 'Thms.,
P. angustieollis Boh., P. mniszechi Chd., P. andersoni Chd., P. suleipennis Per. (bei der
sonderbarerweise die Herkunftsangabe fehlt, wohl eine Korrekturnachlässigkeit). In
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 123
den näheren Bereich der T. ovampoensis Per. gehören noch P. mashuna Per., P. marshalli
Per. (mit ihren nichtlokalen Fleckenvarietäten dissidens und virgulifera Per.) und P. lieita
Per. Diese beiden Formengruppen kommen auch .nur für unser Schutzgebiet in
Betracht. Wir haben also P. ovampoensis Per. (1892 und 1896) in Amboland und
P. andersoni Chd. in einer Form, der bei den 4 Exemplaren aus unserer Kolonie
im Berl. Mus. der apikale Suturalflecken fehlt, in Deutsch-S.-W.-Afrika. Diese Form
liest mir aber außerdem noch vom Sogosse in Nordbetschuanaland (20. XT. 1906,
F. Seiner) und von Lookaneang-Severelela in Südbetschuanaland (X. 1904, L. Schultze)
(bei Obst 1908 als P. axillaris Brll. ungenau bestimmt) vor. An diesen beiden
Stellen kommt die Form mit Apikalfleck zwischen der andern vor; vielleicht
werden an den Fundorten in D.-S.-W.-Afrika solche Stücke auch noch gefunden
werden. Jedenfalls liegt kein hinreichender Grund vor, das Tier ohne Apikalfleck
besonders zu benennen.
52. Graphipterus laticollis Har.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
Gr. grandis Per. (1892 und 1896) ist synonym zu v. Harolds Art, die von
Peringuey 1896 abgebildete Form stellt das Extrem der Ausdehnung der weißen
Flügeldeckenbinden dar. Die subsuturale weiße, breite Längsbinde kann allein von
allen Binden schließlich übrigbleiben, ja sie kann sogar (Gr. latieollis forma distinetus
Har., die bisher als Art aufgefaßt wurde, doch nicht einmal eine lokale Form ist)
auf ihre Vorderhälfte beschränkt werden.
53. Graphipterus langheldi m.
Fundangabe: um Outjo? Langheld.
Nahe Gr. calcaratus Obst und Gr. ovipennis Per., doch etwas schmaler als beide.
Kopf etwas gröber und sparsamer punktiert als bei dem ersten, die glatteren Stellen
fast gleich. Halsschild schmaler und relativ länger, Seitenrand nach hinten nicht
gebuchtet verengt, der Vorderteil seitlich nicht so breit ausgeladen, sondern bis un-
mittelbar zum Vorderrande fast gleichbreit. Halsschild auch in der Mitte, abgesehen
von der ziemlich tief eingegrabenen Mittellinie, kräftig punktiert und behaart; Hinter-
ecken stumpf und eben noch abgerundet. Flügeldecken schulterlos, schmaler, viel
weniger gerundet und vorn viel weniger gewölbt, hinten mehr (fast) geradlinig ab-
gestutzt. Die Seitenteile der Unterseite (besonders des Metasternums) etwas punktiert,
jedoch in erheblich geringerem Maße als bei den beiden andern, nur wenig schwarz
behaart. Die üblichen Kopfbinden, eine schmale Binde innerhalb des Halsschild-
seitenrandes und der schmale Seitenrand der Flügeldecken weiß, ein kleiner Streifen
innerhalb der Vorderhälfte des weißen Halsschildstreifens und die Flügeldeckenfläche
zu ?/s schön rötlich zimtbraun wie bei @. discicollis Fairm. Die Halsschildfläche
und der gemeinsame Suturalteil der Flügeldecken schwarz behaart; der schwarze
Suturalteil beginnt an dem Außenrande der Flügeldeckenwurzel und verengt sich
ganz leicht bis zur abgestutzten Spitze der Flügeldecken. Unterseite schwarz behaart.
Beine und Mundteile schwarz. 12 mm lang; Länge zu Breite beim Halsschild 2,2: 2,5 mm
bei den Flügeldecken 6,8:4,8mm. 10.
Mitt. a. d. Zool. Mus. in Berlin. IX. Bd. 2. H. 9
124 H. Kuntzen:
54. Graphipterus limbatus Cast.
Fundangaben: Damaraland (Hahn 1867 und Lübbert); Windhuk (Techow);
Bethanien (L.—II. 1885, A. Schenck).
Im allgemeinen sind die Stücke aus unserer Kolonie erheblich srößer, als die
Individuen aus anderen Gegenden es sind: 11—13 mm. Die Größe variiert also
ebenso wie bei @. amabilis. Die Windhuker Form ist kleiner, die Bethanien-Form
enthält besonders große Individuen. Von kleinnamaländischen, bei Peringuey nicht
erwähnten Fundorten liegt mir die Art im Berl. Mus. ferner noch vor von Pt. Nolloth
und Kamaggas (VII. 1904, L. Schultze). Über Rassen der Art kann leider nach
dem spärlichen bekannten Material noch nichts Rechtes ausgesagt werden.
55. Graphipterus michaelseni m.
Fundangabe: Usakos (22. IV.—22. VI. 1911, W. Michaelsen).
Nahe verwandt mit den beiden vorhergehenden, äußerlich näher mit @. limbatus
Cast., aber viel schmaler als dieser. Kopf kaum punktiert, nur vorn hinter dem Epistom,
wo auch etwas weißliche Behaarung vorhanden ist. Halsschild schmaler, aber ähnlich
geformt, die Scheibe glatt und unbehaart, nur einige gröbere Punkte längs des
Vorderrandes und des vorderen Teils der Mittellinie; Hinterecken ausgeprägt.
Flügeldecken schmal, schulterlos, viel weniger gerundet, hinten beinahe gemeinsam gerade
breit abgestutzt, wenn nicht der gerundete Nahtwinkel nach innen dazwischen einspränge,
also auch jede für sich abgerundet. Unterseite fast völlig geglättet und kahl. Ein
schmaler Seitenrand des sonst haarlosen Halsschildes und der Seitenrand der Flügel-
decken weißlich; die Fläche der Flügeldecken rötlich zimtbraun. Unterseite, Mund-
teile und Beine schwarz, Länge (vom Kopf bis zum Flügeldeckenhinterrande, über
den der Hinterleib des 19, das mir nur vorliegt, beträchtlich hinausragt): 8,5 mm;
Länge zu Breite beim Halsschild: 1,6:1,5 mm, bei den Flügeldecken: 5: 3,5 mm.
56. Graphipterus agilis Peringuey.
Fundangabe: Damaraland (nach Peringuey).
In der sehr wenig brauchbaren Bestimmungstabelle Peri ingueys (1896) steht
im Widerspruch zur Diagnose „prothorax broader than long“, was sicher richtig ist.
Ich kenne keinen einzigen Graphipterus unter 85 mir vorliegenden Arten, bei dem der
Halsschild länger als breit ist. Auch für Gr. eieindeloides trifft es nicht zu, obwohl
Peringuey es behauptet.
57. Graphipierus damarensis Peringuey.
Fundangabe: Gochas (nach Peringuey).
Wie der vorige mir unbekannt.
58. Graphipterus frontalis Boh.
Fundangabe: Okahandja (L. Schultze, vgl. Obst 1908).
59. Graphipterus calcaratus Obst.
Fundangabe: Großer Omaruru, Mündung (L. Schultze 1903, vgl. Obst 1908).
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 195
60. Graphipterus ovipennis Peringuey und forma propinquus Peringuey.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
70. Graphipterus amabilis Boh. und forma suturalis Boh.
Fundangaben: Swakop (Wahlberg, durch Boheman); Okahandja (Casper);
Otjosondu (Casper); Omaheke (IX.—X. 1904, v. Trotha); Farm Neitsas, Bezirk
(rootfontein (G. Fock).
Je heller die beim echten @. amabilis schön zimtbraune Färbung zwischen der
weißlichen Subsutural- und der Marginalbinde der Flügeldecken wird, um so mehr
nähert sich die Form der Form suturalis, die sich in buntem Durcheinander mit der
Nominatform findet. Gr. gratiosus Per. und Gr. adamantinus Per. gehören somit wohl
auch nur als Farbenvarietäten zur Art. Die Sägung des Halsschildseitenrandes fehlt
oft. Mir liegen 36 Individuen der Art vor, darunter Typen beider Bohemanscher
Formen. Gr. amabilis ist, ebenso wie Baron de Öhaudoirs synonymer Gr. andersoni,
vom Ngamisee beschrieben, Gr. suiuralis vom „fluvius Nolagi“ in Damaraland.
Peringuey gibt @. amabilis aus Amboland an. Von nicht von Peringuey erwähnten
Fundgebieten liegt mir die Art im Berl. Mus. vor außerhalb D.-S.-W.-Afrikas von
Sogosse, Nordbetschuanaland (18. XL, 20. XL, 4.—7. XII. 1906, Seiner), Serue,
Nordbetschuanaland (19., 24. und 26. XI. 1906, Seiner), Strauchsteppe bei Litauani,
Nordbetschuanaland (9. XII. 1906, Seiner), Makala-Mabale, Nordbetschuanaland (25.—
27. XII. 1906, Seiner), Lookaneng-Severelela, Kalahari, Südbetschuanaland (X. 1904,
L. Schultze), Severelela-Kakir, do. (X.—XI. 1904, L. Schultze), Kooa, do. (X.—X1.
1904, L. Schultze) (vgl. auch Obst 1908).
71. Graphipterus postfasciatus Fairm.
Fundangaben: Großnamaland (nach Fairmaire); Bethanien (L, II. 1885,
A. Schenck); Hanamiplateau (II. 1885, A. Schenck); Pforte, 20 km vom Kl. Kharas,
Propellerberg (Schäfer und Lotz); Farm Paulinenhof, 30 km östlich Windhuk
(18. V. 1911, W. Michaelsen); Windhuk (Berl. Mus.); Okahandja (Casper); zwischen
Omaruru und Okahandja (Rehbock); zwischen Windhuk und Waterberg (XL.—IV.,
Kolbitz); zwischen Otjosondu und Kub (Casper).
72. Graphipterus ornatus Peringuey.
Fundangaben: Ongandjera (nach Peringuey); T'sintsabis (nach Peringuey).
73. Graphipterus deceptor Peringuey.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
74. Graphipterus simulator Peringuey.
Fundangaben: Kunenefluß (nach Peringuey); Ondonga (nach Peringuey).
15. Graphipterus bilineatus Boh.
Fundangaben: am Swakop und am Nolagi (nach Boheman); Okahandja (Casper);
Farm Neitsas, Bezirk Grootfontein (G. Fock); Ankas (Mus. Senck.).
Sehr selten ohne schwarze Mittelbinde des Halsschildes und sehr variabel in der
Größe (9—13 mm). Außerhalb des Schutzgebietes gesammelt von: Serue (26. XT. 1906,
g*
1236 H. Kuntzen:
Seiner); Makala-Mabale (25.—2\. XII. 1906, Seiner); Kakir-Kang, Südbetschuanaland
(XII. 1904, L. Schultze, vgl. auch Obst 1908). Eine zimtfarbene Rasse ohne alter-
nierende Streifung der Flügeldecken liegt mir ferner von Enkeldoorn am Darling vor.
76. Graphipterus amicus PEeringuey.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
77. Graphipterus tibialis Chd.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
Weitverbreitet von der Ostküste bis Amboland. Bei Makala-Mabale in Nord-
betschuanaland von Seiner (25.—27. XII. 1906) gesammelt.
78. Graphipterus oblitteratus Boh.
Fundangabe: am Swakop (nach Boheman).
Mir unbekannt geblieben.
79. Graphipterus mouffleti Chd.
Fundangaben: Walfischbai (nach P£ringuey); Damaraland (Lübbert und Böhme);
zwischen Osambembambe und Omaruru (Rehbock).
Auch in Kleinnamaland: Kamaggas (VII. 1904, L. Schultze, vgl. auch Obst 1908).
80. Graphipterus lateralis Boh.
Fundangaben: am Swakop (nach Boheman); Okahandja (Casper); Kubub
(IIIL.—IV. 1904, L. Schultze).
Beschrieben vom Ngamisee und Swakop. Er liegt mir noch von folgenden
bisher unbekannten Fundorten vor: Sogosse, Nordbetschuanaland (18. und 20. XT. 1906,
Seiner); Serue, do. (2. XII. 1906, Seiner); Mogue, do. (17. XI. 1906, Seiner);
Lookaneng-Severelela, Südbetschuanaland (X. 1904, L, Schultze).
81. Graphipterus griseus Chd.
Fundangabe: Okawango (nach Peringuey).
82. Graphipterus vestitus Boh.
Fundangabe: Swakop (nach Boheman).
Mir nur im Berl. Mus. von Zimbabye in M: N vorliegend, doch nicht
aus D.-S.-W.-Afrika.
83. Graphipterus ancora subsp. herero m.
Fundangaben: Okahandja (Casper); Karibib-Elim (Rehbock); Omaruru-Okahandja
(Rehbock); Gobabis (Beetz); Damaraland (Lübbert).
Die neue Form ist durch die Fig. 6 genügend gekennzeichnet
und recht auffallend. Als Rassen gehören zu @r. ancora: 1. Gr. ancora
Dej. = gadameri Wall., ferner die bisherigen Arten: 2. Gr. transitans
Peringuey, 3. Gr. egressus Peringuey, 4. Gr. westwoodi Bröme, 5. Gr.
adspectabilis Wall., 6. Gr. discoidalis Peringuey, 7. Gr. egregius Peringuey,
Fig. 6.
8. Gr. giganteus Chd. und 4 mir im Berl. Mus. vorliegende noch un-
beschriebene lokale Formen.
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 127
84. Graphipterus cordiger Dej.
Fundangaben: Amboland (nach Peringuey); Damaraland (Lübbert); Windhuk
(v. Trotha); Farm Neitsas, Bez. Grootfontein (G. Fock).
Die Nominatrasse liest mir noch von folgenden noch nicht bekannten
Fundgebieten im Berl. Mus. vor: Umtali in Rhodesia, Mafeking in Südbetschuanaland
(II. 1905, L. Schultze), Steinkopf in Kl.-Namaland (VII. 1904, L. Schultze), Serue,
Nordbetschuanaland (14. XI., 24. XI., 2. XII. 1906, Seiner). Zur Art gehören als
Rassen, die unserer Kolonie fehlen, die bisherigen Arten: Gr. transfugus Peringuey,
Gr. wahlbergi Boh. und Gr. hamatus Boh.
85. Graphipterus eriksonii Peringuey.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
86. Graphipterus cireumeinetus Boh. subsp. lineolatus Boh.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
Mir liegt diese Form nur von Mogue in Nordbetschuanaland (17. und 18. XI. 1906,
Seiner) vor. Als lokale Rassen dieser Art müssen aufgefaßt werden die bisherigen
Spezies: Gr. geminatus Peringuey und Gr. nanniscus Peringuey.
87. Graphipterus salinae Bertol. subsp. Iugens Chd.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
Zu dieser Art gehören außer Gr. /ugens Ohd. der von Peringuey selbst diesem
synonym gesetzte @r. univitatus Peringuey, @r. tristis Klug und Gr. antiokanus Peringuey
(nach einem Originalstück Peringueys) mehr oder weniger als Rassen oder Synonyme.
Die Entscheidung läßt sich vorläufig noch nicht fällen, ob das eine oder andere zu-
trifft und wie sich dann die Synonymie der Rassen gestaltet.
Außer den bisher aufgeführten Arten kommen möglicherweise noch eine be-
trächtliche Reihe weiterer Arten der Gattung Graphipterus in der Kolonie vor. Es
sind die folgenden:
1. @r. eieindeloides Ol.: Buschmannland, Kl.-Namaland.
2. Gr. angustus Peringuey: Kl.-Namaland.
3. Gr. velow Peringuey: Südangola.
4. Gr. suturiger Chd.: Ngamisee.
5. Gr. bivittatus Boh.: Ngamisee, wie auch der ihm wohl synonyme Gr. bivittis
Chd.; er liegt mir von Makala-Mabale in Nordbetschuanaland (25.—27. XIL
1906, Seiner) vor.
6. Gr. leucophaeus Ohd.: Ngamisee.
7. Gr. plurivittatus Boh. (ob nomen in litteris!?): Ngamisee.
8. Gr. vittatus Dej.: Ngamisee (nach Boheman).
9. Gr. velutinus Boh.: Viktoriafälle.
10. Gr. bonvouloiri Chd.: Ngamisee.
11. Gr. atrimedius Chd.: Lookaneng-Severelela (L. Schultze, vgl. auch Obst 1908).
12. Gr. albolineatus (— albosignatus und darlingi Peringuey): Serue (24. XI. 1906,
Seiner); außerdem: Enkeldoorn, Darling durch Peringuey (Darlingi-Cotypen);
Umtali in Rhodesia; Thaba-Mossugu-Sebukuni in Transvaal (Berg).
128 H. Kuntzen:
88. Anthia maxillosa F. subsp. eireumseripta Klug.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
89. Anthia maxillosa subsp. einetipennis Tiequien.
Fundangaben: Grootfontein-Nord (v. Erffa); Farm Neitsas, Bez. Grootfontein
(Fock); Omaheke (IX.—X. 1904, v. Trotha); zwischen Windhuk und Waterberg
(XL—IV., Kolbitz); Farm Okosongomingo am Kl. Waterberg (VIL.—VIIL. 1912,
H. Thomsen); Otjosondu (Casper); zwischen Otjosondu und Kub (Casper); Outjo
(Langheld, Klifoot und Westphal); Osambembambe bis Omaruru (Rehbock); Farm
Okapchuri bei Okasise (VIIL—IX. 1911, v. Rudno-Rudzinski); Spitzkoppe, in der
Nähe des Hauses (26. und 27. IX. 1911, 29. I. und 15. III. 1912, Pueschel); Abbabis
(0. E. Müller); Karibib (Rehbock, F. Borchmann, 23.—26. IV. 1911, W. Michaelsen);
zwischen Karibib und Elim (Rehbock); am Khanfluß (X.—XI. 1885, A. Schenck);
Walfischbai (im Berl. Mus.); Swakopmund (VIII. 1912, F. Rintelen); Chuosberge
(F. Rintelen); Okahandja (Casper, Peters, 15. XII. 1902, L. Schultze, Fock und
27.—28. IV. 1911, Michaelsen); zwischen Windhuk und Okahandja (Rehbock und
Faupel); Windhuk (Techow, unter Aloestämmen und Steinen, 11. IX. bis 10. X1.
1911, H. E. M. Schultz, Krause und I—L. 1913, H. Thomsen); K1.-Windhuk oder
Regenstein (K. Schliemann); zwischen Windhuk und Rehoboth (XII. 1896, Rehbock);
Farm Paulinenhof, 30 km östlich Windhuk (18. V. 1911, Michaelsen); Ankas (Rehbock);
Rehoboth (K. Wegeleben); Südherero (Nr. 399, IX.—X. 1903, L. Schultze); Gobabis
(Beetz und Maerker); K1.-Nauas in der Kalahari (Scheben); Damara-Ngamisee (Fleck);
Gochas (nach Peringuey); Chamis (Müller); Bethanien (I. und I—II. 1885, Schenck);
Kuibis (Prange); Kubub (IIL.—IV. 1904, L. Schultze, Nr. 522 und 554); Kubub, Mine
(L. Schultze); Keetmanshoop (Hardt und Lotz, Nr. 1153, 1905, L. Schultze); nördlich
von Keetmanshoop (W. Kramer); Bloomfontein-Hasuur-Keetmanshoop, im Dünen-
gelände (Seewald); Rietfontein-Nord (K. Borchmann und zwar am 15. I. 1897 [läuft
schnell im Sande, häufig — Spritzkäfer; gibt Blasen mit Hautrötung; riecht scharf“,
am 1. III. 1897 [,am Tage im Sande, läuft schnell und kneift“] und IIL—IV. 1897;
24. und 27. I. 1907, Seiner); D.-S.-W.-Afrika (Lindt, Böhme, Minner, Lübbert, Balk
und Beutemann); Inneres von Großnamaland (Schenck und Rehbock).
An den Materialien, die L. Schultze und Seiner zusammengebracht haben,
läßt sich die östliche und nordöstliche Verbreitung der Form gut studieren. Die
Fundorte L. Schultzes (vgl. auch Obst 1908) sind: Loquanting-Severelela, X. 1904
(Nr. 814); Severelela-Kooa, XI. 1904 (Kalahari); Kooa, XI. 1904 (Nr. 1088); Kang-
Kokong, XII. 1904 (Nr. 1089, Kalahari); Lekututu-Kokong, I. 1905 (Nr. 1079);
Lekututu-Kang, I. 1905 (Nr. 1082); die Fundorte Seiners sind: Serue, 12. und 26.
XI. 1906; Mogue, 17. XI. 1906; im Buschwald bei Owaja, 13. XI. 1906; am
Tamalakane nahe dem Ngamifluß, 31. XII. 1906 bis 3. I. 1907; im Buschwald am
* Mabale, 14. I. 1907.
Die biologischen Angaben über die von Borchmann bei Rietfontein ge-
sammelten Stücke können als Bestätigung für das dienen, was Peringuey 1896
S. 335 über die Lebensweise der Anthien sagt.
Die geographische Abgrenzung der Formen gegeneinander stößt im ersten
Moment auf gewisse Schwierigkeiten, da die Skulptur und Intervallwölbung der
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 129
Flügeldecken recht variabel und vor allem die weißen Härchen am Seitenrande der
Flügeldecken überaus leicht abreibbar sind und so bei nicht hinreichend aufmerk-
samem Zusehen die Rassenunterscheidung unmöglich wird. Die Nominatform gibt
Peringuey 1896 an von der Kapkolonie (Fraserburg, Kl.-Namaland, Willowmore,
Calvinia, Worcester, Uarnaroon, De Aal, Oranje-Fluß), Betschuanaland, womit er
wohl Tiere aus dem südlichsten Teil meint, der immerhin ziemlich ausgedehnte
Grenzen gegen die eigentliche Kapkolonie hat — und Tiere meint, die wahrscheinlich
abgeriebene cinctipennis sind, ferner noch aus Lydenburg, das er mit einem „?“ ver-
sieht. Obst (1901) fügt dem keine Fundorte hinzu, denn im Berl. Mus. liegen zwar
25 Stücke der Nominatrasse vor, die aber nur bezettelt sind: 1. Cap. b. sp., 2. S.-W.-
Afrika (durch Fruhstorfer) und 3. Südafrika, L. Schultze im VIII. 1904. Die letzt-
genannten Stücke erwähnt Obst 1908 und sagt dazu: „Ein Q hat am Rande zwischen
Schultern und Mitte der Elytren einige vereinzelte weiße Härchen“, eine Äußerung,
die nur den morphologischen Übergang der Form zur cinctipennis-Rasse kenn-
zeichnet. Peringueys 4. khoina ist eine Form der A. mawillosa, die beschrieben
ist: aus der Karru (Fraserburg, Worcester), Kl.-Namaland (Concordia, Garies) und
N.-W.-Kapkolonie (Calvinia, Pella, Buschmannland). Zu einer neuen Rasse muß
wohl eine Form werden, die mir leider nur in 1 Stück aus Mphome (Transvaal,
M. Knothe) vorliegt. Für die ceinetipennis-Rasse gibt Peringuey an: Kapkolonie
(Fraserburg, ein Fundort, der mit einem mazillosa-Fundort übereinstimmt, Burghers-
dorp), Oranje-State (Boshof), Transvaal (Potchefstroom, Pretoria), dann sagt er
weiter: „elytra with the intervals very slightly convex: Amboland, Elytra puncta-
tostriate from the base to past the middle and with a pronunced convexity: Damara-
land (Gochas, Omaruru).“ Die Bemerkung über die Amboform läßt unmittelbar
schließen, daß Peringuey ein neben den Seitenrändern des Halsschildes ziemlich
abgeriebenes oder auch tatsächlich fast pubeszensloses Individuum der echten circum-
scripta, der nordöstlichen Rasse der mazillosa vor sich gehabt hat. Amboland ist
Hloristisch (vgl. Engler, Vegetation der Erde usw., Karte von D.-S.-W.-Afrika und
den Text über das Ambogebiet) zum größten Teil einheitlich mit der Rhodesia- und
Katangaformation, die weit nach Deutsch-Ostafrika zwischen Tanganyika- und Nyassasee
einerseits und östlich vom Nyassasee vom Innern Portugiesisch-Ostafrikas her anderer-
seits hineinreicht. Deshalb ist das Vorkommen der circumseripta-Rasse in Amboland
in dem Milieu fest anzunehmen, wo sie sonst auch vorkommt. Von der Gegend
der Viktoriafälle habe ich sie im Berl. Mus. durch Seiner. Tatsächlich gibt denn
auch Peringuey 1896 die Rasse aus Amboland an. Anthia dissimilis Obst (1901)
aus Rietfontein-Nord ist nach den Typen im Berl. Mus. nicht von A. cinetipennis
abtrennbar. A. fairmairei Sternberg 1908 aus Namaland ist ebenfalls gleich A. eineti-
pennis. Sie ist nach 1! großen © beschrieben, das seitlich wenig behaarte Flügel-
decken hat, wie sie mir in vollkommener Übereinstimmung mit der überflüssig breiten
Beschreibung aus verschiedenen Teilen Deutsch-Südwestafrikas, zahlreich auch aus
Großnamaland vorliegen. 4A. limbipennis Chd. 1851 und A. pachyoma Chd. (1883)
sind ebenfalls gleich A. einctipennis. Die Synonymheit der Chaudoirschen Arten zu-
einander vermutete schon P&ringuey 1896. Beide Arten sind auf große Stücke
gegründet, wie sie überall im gesamten Verbreitungsgebiet nichtlokal auftreten.
Obst 1901 meint bereits „? pachyoma — limbipennis und ? subsp. von masillosa“,
130 H. Kuntzen:
fällt aber keine weitere Entscheidung. Ich habe zwar die Typen v. Chaudoirs
nicht kennen gelernt, doch lassen die guten Beschreibungen durchaus Sicherheit des
Schlusses zu. Die Formen verdanken nur Mangel an Material von einer individuell
äußerst variablen Rasse ihre Beschreibung. P&ringuey gibt für die von ihm auf-
rechterhaltene A. limbipennis Chd., 1896, folgende Fundorte an: Transvaal (Potchef-
stroom, Middelburg, Pretoria, Marico, Mittal-Limpopo), Betschuanaland (Ramoutsa),
Zambesia (Salisbury), Kapland (Calvinia), diese alle mit „very smooth“ Intervallen;
dagegen mit solchen, die „olightly convex from base to median part“ sind, von
Kapkolonie (Kenhardt) und Damaraland. Man vergleiche nun diese Fundorte mit
den für die cinetpennis-Rasse von ihm angegebenen, dann erkennt man, wie wenig
kritisch, sondern systemlos artenzerstückelnd gearbeitet worden ist. A. actaeon Er.,
deren Type ich im Berl. Mus. vor mir habe, A. ooptera und A. niveieineta Bates
könnten sehr wohl zueinander synonym sein, sind jedenfalls sehr nahe verwandt
miteinander und stellen weiter nichts dar als die Rasse oder die Rassen der
A. mazillose, die Südangola bewohnen.
90. Anthia thoracica F. subsp. stigmodera Peringuey.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
91. Anthia thoracica F. subsp. thoracica s. str.
Fundangaben: Damaraland (nach Peringuey und ev. Missionen, Lübbert, Lindt);
Outjo (Langheld); zwischen Otjosondu und Kub (Casper); Omaruru bis Okahandja
(Rehbock); Neudamm, 42 km ONO. von Windhuk (Michaelsen); zwischen Windhuk
und Waterberg (XT.—IV., Kolbitz); Farm Okapchuri bei Okasise (VIIL—IX. 191],
v. Rudno-Rudzynski); Okahandja (Casper); Windhuk (Teechow, Wasmannsdorf, Wuttke);
Klein-Windhuk oder Regenstein (K. Schliemann); zwischen Windhuk und Rehoboth
(XII. 1896, Rehbock); Gobabis (I. 1897, K. Borchmann); Okawango zwischen 19°
und 21?/,° ö. L. (v. Zastrow).
Von den beiden Rassen der Art kommt also die eine, die nordöstliche, nur in
Amboland vor, ist also ein Buschsteppentier analog der A. mazillosa eircumseripta Klug.
Sie ist zuerst von Peringuey 1896 unter dem Namen stigmodera von Manica- und
Amboland beschrieben worden. Obst 1901 übersah bei seiner Anthienrevision diese
Form und ihre Beschreibung. Sternberg 1907 beschreibt dieselbe Form unter dem
Namen lukulediensis von Lukuledi (südöstliches D.-O.-Afrika). Im Berl. Mus. habe
ich sie von Tschinde, Quilimane und einer Reihe von Fundorten aus der Südostecke
D.-O.-Afrikas vor mir. Die thoraciea-Rasse s. str. erwähnt P@ringuey von: Kap-
kolonie (Fraserburg, Prince Albert, Beaufort West, Willowmore, Heunansdorf, Port
Elizabeth, Grahamstown, Kimberley, de Aar, Calvinia), Oranje-Freistaat (Cronstadt),
Natal (Newcastle), Transvaal (Potchefstroom, Marico), Zambesia (Salisbury), Delagoa-
bai (Lourencgo Marquez, Rikatla), Damaraland. Mir liegt sie im Berl. Mus. von
Mphome und Lydenburg in Transvaal vor. In Nordbetschuanaland hat sie Seiner
gesammelt: Serue, 1200 m hoch, 12. XT. 1906, und Sogosse, 20. XT. 1906. Auf
Grund des Okawangostückes kommt die Rasse im östlichen Amboland noch vor,
wohl beschränkt auf das bis nahe an die tropischen Buschsteppenformationen
heranreichende und im Randgebiete noch enklavenbildende Damara-Kalahari-Milieu.
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 131
92. Anthia massilicata Guer. subsp. damarensis m.
Fundangaben: Rietfontein-Nord (20. II. 1897 im Sande, IIL.—IV. 1897,
K. Borchmann); Herero (Lübbert).
An den Viktoriafällen soll nach Peringuey 1896 noch die massilicata-Rasse
vorkommen. Doch zieht er die fornasinü-Rasse Bertolonis mit ihr zusammen, während
Obst 1901 sie wieder als vikariierende Rassen voneinander trennt. Es ist deshalb
als sicher anzunehmen, daß die Form von den Viktoriafällen der fornasinii-Rasse
zugehört, wenn sie nicht eine neue Rasse der Art darstellen sollte. Wie weit diese
Rasse oder eine Vikariante zu ihr nach Amboland hineingeht, läßt sich noch nicht
entscheiden, da jegliche Angabe über Stücke aus Amboland fehlt. Die Form des
Damaralandes ist noch unbeschrieben. Sie unterscheidet sich von der fornasinü-Form
nur durch die Beschaffenheit des 8. Flügeldeckenintervalls (das Nahtintervall als erstes
gerechnet). Fornasinii hat kurz hinter der Schulter bis gegen Ende des ersten Drittels
der Flügeldeckenlänge auf der Außen- und Innenseite des 8. Intervalls eine Menge
feiner Punkte, die graugelbes Toment tragen, also einen Längswisch. Dieser fehlt
ganz oder liegt wenigstens nur außerhalb der kielartigen Intervallhöhe auf der
Außenseite des Intervalls bei A. damarensis. Die Punktierung des Halsschildes und
der Flügeldecken ist individuell ebenso variabel wie bei A. fornasinit.
93. Anthia burchelli Hope.
Fundangabe: Damaraland, wahrscheinlich südlicher Teil von ihm (Lübbert).
Beschrieben von „Caffraria“ alten Sinnes. Von Natal (Durban im Berl. Mus.)
und Mozambique (Rikatla nach Peringuey, Delagoabai, Inhambane und Sikumba im
Maputoland, alle im Berl. Mus.) nach Sambesia (Salisbury nach Peringuey) und
Transvaal (Rustenburg nach Peringuey, Mphome und Ha Tschewasse im Berl. Mus.)
verbreitet. In der Nähe der Ostgrenze unseres Schutzgebietes von Seiner gesammelt:
Serue, 1200 m hoch, 26. XT. 1906, Berl. Mus., von L. Schultze (vgl. auch Obst
1908) in der Kalahari, Khakhea-Kgokong, XI. 1905 gesammelt, Berl. Mus.
94. Anthia andersoni Chd.
Fundangaben: Rietfontein-Nord (2. IL., 14. und 17. III. 1897, K. Borchmann);
Herero (Lübbert); Farm Neitsas, Bez. Grootfontein (Fock); Windhuk (Techow);
Otjosondu (Casper); Großnamaland (Rehbock).
Vom Ngamisee beschrieben. Von L. Schultze in Südbetschuanaland gesammelt
(vgl. auch Obst 1908): Severelela-Khakhea in der Kalahari, X. und XI. 1904,
Kemya, X. 1904, Lookaneng-Severelela in der Kalahari, X. 1904. Von Seiner in
Nordbetschuanaland gesammelt: Sogosse, 20. XI. 1906, Chansefeld, 15.—17. I. und
18. I. 1907 nach dem Material im Berl. Mus.
Borchmann teilt einiges Biologische mit: „am Tage im Sande des Busch-
waldes (Baum-Busch-Savanne), läuft sehr schnell, kneift; Flügeldecken geben beim
‚Anfassen nach; wird von den Buschleuten geröstet nach Entfernung der chitinösen
Teile als Zukost gegessen“ und „am Tage“, „läuft schnell, spritzt eine unangenehm
scharf riechende, auf der Haut brennende, blasenziehende Flüssigkeit durch den Anus
aus. Etwas Sekret, in die Nase gelangend, reizt zum Nießen, in die Augen, löst es
eine heftige, schmerzhafte Konjunktivitis aus (— Spritzkäfer —)“.
132 H. Kuntzen:
95. Anthia homoplata Liequien.
Fundangaben für die homoplata s. str.: Hereroland (Missionen, Lindt, Lübbert);
Omaheke (IX.—X. 1904, v. Trotha); zwischen Omaruru und Okahandja (Rehbock);
zwischen Alohandja und Windhuk (Rehbock); Okahandja (Casper und durch Stern-
berg, Cotype von grandis Sternberg); Windhuk (Techow); Windhuk-Rehoboth (XI.
1896, Rehbock); Damaraland bis Ngamisee (Fleck); Gobabis (Maerker und I. 1897,
K. Borchmann).
Fundangaben für die heres-mellyi-Form: Herero (Lübbert); Outjo (Langheld);
Windhuk-Waterberg (Kolbitz); Omaheke (IX.—X., v. Trotha); Okahandja (Casper
und Fock); Windhuk-Okahandja (Faupel); Omaruru-Okahandja (Rehbock); Windhuk
(Techow und Rehbock); Gobabis (Beetz); Rehoboth (2. V. 1911, Scheben); Bethanien
(1.—1II. 1885, Schenck).
Die Rassenverhältnisse liegen bei dieser Art zurzeit folgendermaßen: Im
äußersten Nordosten des Verbreitungsgebiets (Südostecke Deutsch-Ostafrikas) nach
zahlreichen Stücken im Berl. Mus. zu urteilen sicher eine reine Rasse subsp. parva
Obst. Vermutlich steht dieser sehr nahe, wie aus der Beschreibung P&ringueys
und Obsts und dem einen im Berl. Mus. von Delagoabai stammenden Exemplar
hervorgehen dürfte, die subsp. algoensis (und incolata) Peringuey von Lourengo-
Marquez und dem mittleren Limpopo. A. incolata dürfte auf ein einzelnes Ausnahme-
individuum gegründet sein. Die übrigen bilden wohl alle eine lokale Subspezies, die
in zwei Formen in buntem Durcheinander, unabhängig von der Lokalität aufzutreten
scheint. Beide Formen werden unterschieden nach dem Umfange der weißen Toments
und der Intervallwölbung und -skulptur der Flügeldecken, morphologische Elemente,
die sich also hier noch nicht zu Merkmalen für Lokalrassen durchgebildet haben.
Die Synonymie ist die folgende: 1. Aomoplata=grandis Sternberg; 2. mellyi—=heres—
intempestiva— vagans— cupiens = modesta, A. mellyi und heres unterscheiden sich minimal
nur durch die Reduktion des Subhumeralfleckens und sind durch alle Übergänge
miteinander verbunden. Die echte A. homoplata sticht dagegen, wo sie außerdem
immer sehr groß ist, durch ihre Intervallwölbung sehr ab, Übergänge vermag man
nicht mit Sicherheit festzustellen. Auf 100 Individuen der zweiten Form kommen
vielleicht 3 Stücke, die man allenfalls als Übergang zur ersten Form bezeichnen
könnte. Die Spaltung zwischen beiden Formen erscheint also als ziemlich weit vor-
geschritten. Eine biologische Begründung für das Auftreten zweier nicht lokaler
Formen kann leider noch nicht gegeben werden.
Bekannt ist die echte A. homoplata bisher von Kapland (Carnaroon, Beaufort-
West, Kimberley) und Amboland nach P&ringuey, die heres-melhjii-Form nach dem-
selben vom Kapland (Kimberley), Natal (Frere, d’Urban, Malvern, Maritzburg, New-
castle), Transvaal (Rustenburg), Betschuanaland (Ramoutsa), „Bechuana-lands“,
Amboland (Nordambo, Omuramba) und Damaraland. Die Aomoplata-Form habe ich
im Berl. Mus. vor mir von Britisch-S.-W.-Afrika, die heres-mellyi-Form von „Caffraria*,
Transvaal (Mphome), Mashonaland (Zimbabye), Südbetschuanaland (Mookane in der
Kalahari und Kooa in do. [X1. 1904, L. Schultze, vgl. Obst 1908]), und Nord-
betschuanaland (Serue, 12. XI. 1906, Sogosse, 20. XI. 1906, Seiner leg.). Die
große homoplata-Form ist anscheinend erheblich seltener als die kleinere heres-
mellyi-Form.
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 133
96. Anthia aemiliana Dohrn.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
Peringuey gibt sie außerdem von Prieska (Kapkolonie) und Britisch-Betschuana-
land an. Dohrn beschreibt sie 1881 von Zambesia. L. Schultze (vgl. auch Obst
1908) hat sie von folgenden Stellen mitgebracht: Mookane (Kalahari), Lookaneng-
Severelela (Kalahari), X. 1904, Khakhea-Kgokong (Kalahari), XI. 1905, Seiner
von folgenden Stellen: Mogue, 7. XI. 1906, Serue, 1200 m hoch, 12. XI. 1906 (Nord-
betschuanaland).
97.—10:. Anthia biguttata Bonelli.
Fundangaben: 1. für die Rasse desertorum Peringuey (nec Thoms.); Amboland
(nach Peringuey); Outjo (Langheld); zwischen Omaruru und Okahandja (Rehbock);
Okahandja (Casper, L. Schultze, 27.—28. IV. 1911, Michaelsen, &. Fock); Uaribib
bis Elim (Rehbock); Windhuk-Waterberg (XI.—IV., Kolbitz); Farm Okosongomingo
am Kleinen Waterberg (VIL.—VIII. 1912, Hans Thomsen); Grootfontein-Nord
(v. Erffa); Gobabis (Beetz); Damaraland (Missionen und Lübbert);
2. für die Rasse kolbei Obst ex parte; Windhuk (29. IV.—8. V., W. Michaelsen);
Windhuk bis Waterberg (XI.—IV., Kolbitz); Windhuk bis Okahandja (Faupel);
Okahandja (Casper); Outjo (Langheld); Damaraland (Lübbert, Böhme, Minner);
Keetmanshoop (Hardt und Lotz);
3. für die Rietfontein-Rasse: Rietfontein-Nord (27. I. 1907, Seiner);
4. für die Rasse csikii Obst: Kubub (IIL.—IV. 1904, L. Schultze [vgl. Obst
1908]); Hanami-Plateau (II. 1885, A. Schenck) und
5. für die Rasse ovampoa Peringuey: Amboland (nach Peringuey 1896).
Von der A. biguttata Bon. kommen mindestens 4 Rassen in unserm Schutzgebiet
vor. Die Art ist weit hinauf in Ostafrika verbreitet. Über die ovampoa-Rasse konnte
ich keine Klarheit gewinnen. Was die A. limbata Dej. ist, die Boheman 1860 von
Eikhames erwähnt, bleibt auch zweifelhaft. Das eine Gobabisexemplar und eines der
von Fock bei Okahandja gesammelten Stücke haben einen kleinen gelben Wisch
auf dem 6. Streifen etwa in der Mitte der Vorderhälfte der Flügeldeckenlänge. Bei
dieser Art allein sieht man sehr deutlich das Auftreten vikariierender Rassen innerhalb
des Hauptteils der Kolonie (ohne Amboland). Nach Engler 1910 muß die csikü-
Rasse in grasarmer Halbstrauchsteppe vorkommen, die oft sukkulentenreich ist, die
Rietfonteinrasse in Grassteppe mit wenig Gehölz, während die erstgenannten Rassen
in gehölzreicher Grassteppe auftreten dürften. Die zweite Rasse geht nach Nord-
betschuanaland hinüber, wo sie Seiner gesammelt hat. In Kleinnamaland treten
bereits andere Rassen der Art auf. Auffallend ist die geringe Ausdehnung oder
das Fehlen der subhumeralen Flecken bei allen Rassen der Art in D.-S.-W.-Afrika
und der Flügeldeckenbehaarung (csikii!) abgesehen vom Seitenrand, der aber auch oft
sehr reduziert ist (desertorum Peringuey).
102. Anthia decemguttata L. subsp. guttata Liequien.
Fundangabe: Bogenfels (Lotz).
Das Vorkommen der typisch kapländischen Art in ihrer Nordwestrasse nördlich
des OÖranje ist als einziger bekannter Fall für einen Carabiden, der nicht der Küsten-
134 H. Kuntzen:
fauna angehört, recht bemerkenswert. Das eine Individium zeigt starke Flecken-
reduktion, wie sie bei den meisten Rassen der Art individuell auftritt. In Klein-
namaland hat L. Schultze bei Kamaggas im Juli 1904 eine völlig fleckenlose, auf-
fallend stark gekielte, zwischen den Kielen aber sehr geebnete Form gesammelt, und
Peringuey gibt die Art von Namaqua- und Betschuanaland, speziell auch von
Pt. Nolloth an. Soweit ich es an Hand der 60 von einer Reihe kapländischer Fund-
orte stammenden Stücke der Berl. Mus. übersehen kann, wird die Art in eine Reihe
Lokalrassen gespalten werden müssen, was ja bei der geographischen Zerschlissenheit
des Kaplandes zu erwarten ist. P&ringuey hat mit 9 Formen zwar einen Anfang
gemacht; aber bei einem Vergleich seiner Fundorte sieht man sofort, daß Lokal-
formen und individuelle Variationen bei ihm nicht kritisch gesichtet sind.
103. Baeoglossa melanaria Boh.
Fundangaben: Damaraland bis Ngamisee (Fleck); Südherero (IX.—X. 1903,
L. Schultze); Windhuk bis Rehoboth (XII. 1896, Rehbock); Windhuk bis Waterberg
(XL.—IV., Kolbitz); Windhuk (Techow, L.—IIL, Rehbock, H. Thomsen, L.—LI. 1913,
H. E. M. Schulz, 29. IV.—8. V. 1911, Michaelsen); Klein-Windhuk (Rehbock);
Okahandja (Casper, L. Schultze, Fock, 27.—28. IV. 1911, Michaelsen); Outjo (Lang-
held); Otjosondu bis Kub (Casper); Omaheke (IX.—X. 1904, v. Trotha); Farm
Paulinenhof, 30 km östl. Windhuk (Michaelsen); Farm Neitsas, Bez. Grootfontein
(Fock); Hereroland (Lübbert, Böhme); zwischen Swakopmund und Windhuk (Lindt).
Von Peringuey 1896 nur von Griqualandwest angegeben. Doch erheblich
weiter verbreitet. Aus Griqualandwest liegt sie mir speziell von Postmasburg
(Dr. Gadow) vor. In Südbetschuanaland hat sie L. Schultze gesammelt: Severelela-
Kooa (Kalahari), XI. 1904, in Nordbetschuanaland Seiner: Tsepe am Sogosse,
4.—7. XII. 1906 und zwischen Tamalakane und Ngamifluß, 31. XIL.—3. L 1907.
Auch aus Transvaal (Ostmann v. d. Leye) und Caffraria (Krebs) liegt mir die Art
vor. In unserer Kolonie scheint die Art einer der häufigsten und auffallendsten
Laufkäfer zu’ sein.
104. Polyhirma (Microlestia) atrata Boh. subsp. immerita Boh.
Fundangaben: Otjiwarengo (Külz); Omaruru (21.—23. VI. 1911, Michaelsen);
Etiro (XII. 1906, Rehbock); Karibib (23.—26. IV., Michaelsen), Okahandja (Casper,
14. II. 1903, L. Schultze, 27.—28. IV. 1911, Michaelsen); Windhuk (Techow, Heller,
I. 1911, Scheben, H. E. M. Schulz, 29. IV.—8. V. u. 10.—15. V. 1911, Michaelsen);
Neudamm, 42 km O.-N.-O.-Windhuk (Michaelsen) ; Windhuk bis Waterberg (XI. —IV.,
Kolbitz); Südherero (IX.—X. 1903, L. Schultze); Hereroland (Missionen, Böhme, Lindt,
Lübbert, Minner); Swakop und Nolagifluß (nach Boheman).
105. Polyhirma (Microlestia) atrata Boh. subsp. schultzei m.
Fundangabe: Kubub (IIL—IV. 1904, L. Schultze).
Wahrscheinlich werden genauere Rassenstudien an den 7 sogenannten Arten des
Subgenus Microlestia, die bisher beschrieben sind, das Vikariieren der nichtsynonymen
Formen und damit wohl besser die Zusammengehöriekeit sämtlicher Formen zu einer
größeren geographischen Art ergeben. Im deutschen Schutzgebiete kommen sicher
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 135
2 Rassen (Unterrassen einer Rasse) der äußerst schwierig zerlegbaren Formengruppe
vor, sicher aber nicht die echte M. atrata Boh., die Peringuey von Transvaal (Marico)
und! — Damaraland (Swakopfluß) und die M. oxygona Chd., die Obst 1908 für
L. Schultze angibt. Aus D.-S.-W.-Afrika sind 1860 von Boheman beschrieben:
P. immerita (Nr. 36) vom Swakop (VIIL, Wahlberg) und P., nigrina (Nr. 37) vom
Swakop und „Nolagi“. Ich glaube bestimmt, daß er sich zur Beschreibung die
Extremstücke ein und derselben Rasse ausgesucht hat. Die 40 Individuen, die mir
vorliegen, dienen mir als Beleg für diese Auffassung. Die Synonymsetzung der
P. atrata Boh. (aus „Innercaffraria*) und P. nigrina Boh. halte ich für falsch. Eine
genaue, sehr notwendige Rassenstudie, bei der dem Autor alle Typen vorliegen müßten,
wird das im einzelnen leicht erweisen. Die Damaraform muß den Namen immerita
behalten. Die südgroßnamaländische Form schultzei m. unterscheidet sich von ihr
lediglich durch die größere Schärfe der Scheibenkiele des Halsschildes. Die Ver-
breitung der beiden Rassen dürfte ein Gegenstück zu den Rassen der Anthia biguitata
darstellen. Nach H. E. M. Schulz kommt P immerita unter Steinen vor.
106. Polyhirma alstoni Peringuey.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
Nach Peringuey auch in Betschuanaland.
107. Polyhirma opulenta Boh.
Fundangaben: Swakop (nach Boheman); Nordnamaland (nach Peringuey);
Grootfontein (7.—11. VI. 1911, Michaelsen); Outjo (Langheld); Windhuk (Techow,
H. E. M. Schulz); Okahandja (Peters); Rehoboth (H. E. M. Schulz); Gobabis (Beetz);
Rietfontein-Nord (II. 1897, K. Borchmann); zwischen Swakopmund und Windhuk
(Lindt); Herero (Lübbert, Minner).
Nach Stücken in Berl. Mus. auch in Britisch-Südwest-Afrika.
108. Polyhirma macilenta Ol. subsp. commista Peringuey.
Fundangaben: Amboland (nach Peringuey); N.-W.-Damaraland (nach dem-
selben); Karibib bis Elim (Rehbock); Herero (Lübbert).
Nach Peringuey auch in Südrhodesia.
109. Polyhirma boucardi Chd.
Fundangabe: Deutsch-Sambesi (IX. 1906, Seiner).
Auch von Livingstone (20. u. 21. X. 1906, Seiner). Die Art bewohnt das
ganze Sambesital bis zur Mündung.
110. Polyhirma perspicillaris Chd.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
Nach meinem Dafürhalten muß man die Bestimmung Peringueys mit Vorsicht
aufnehmen.
111. Polyhirma divisa Boh.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
Nach diesem auch an den Viktoriafällen und nach Boheman 1860 am Ngamisee.
136 H. Kuntzen:
112. Polyhirma gracilis De;.
Fundangaben: Amboland (nach Peringuey); Swakop (nach Boheman); Oka-
handja (Peters).
In Südafrika weit verbreitet: Ngamisee (nach Boheman), Oaflraria, Lydenburg
(Transvaal), Zimbabye (Mashonaland), Sogosse (18. XI. 1906, Seiner), Mogue (17. AT,
1906, Seiner) nach dem Material des Berl. Mus.
113. Polyhirma edax Peringuey.
Fundangabe: Amboland (nach P£ringuey).
Mir unbekannt, vielleicht Rasse von oder gar synonym mit der vorher-
gehenden.
Eine Reihe von Polyhirma-Formen dürften im Nordosten des Schutzgebiets noch
auftreten, sind aber bisher von dort noch nicht bekannt geworden: P. semisuturata
Chd., P. rutata Per., P. graphipteroides Guer, P. aenigma Dohrn sind bis zu den
Viktoriafällen westlich bekannt, P. bilunata Boh. ist von Boheman vom Ngamisee
erwähnt, eine neue Form der P. macilenta Ol. hat Seiner am Sogosse und Serue
gesammelt, die ich andern Orts beschreiben werde.
114. Atractonotus formicarius subsp. damarensis m.
Fundangaben: Windhuk (Heller); Okahandja (Casper, 14. IT. 1903, L. Schultze);
Omaruru (21.—22. VI. 1911, Michaelsen); Rehoboth (H. E. M. Schulz); Karibib
(23.—26. IV. 1911, Michaelsen).
Diese neue Rasse teilt die eintönig schwarze Färbung und die Öberflächen-
skulptur fast vollkommen mit der Nominatform. Doch ist sie erheblich größer.
Peringueys größere Stücke der von ihm als A. formicarius aufgefaßten Form können
vielleicht hierher gehören. Schwarz, Mundteile, erste Fühlerglieder, Schienen, Tarsen
an den weniger chitinösen Stellen, wie es ja auch sonst bei kleineren Carabiden oft
vorkommt, oft schwarzbraun. Kopf verhältnismäßig breiter, entsprechend der Größe
etwas stärker skulptiert, Fühler im Verhältnis ein klein wenig länger. Halsschild
etwas breiter, auf der Scheibe etwas stärker gefurcht und beiderseits der Mittelfurche
fast längsgekielt, der Seitenrand etwas breiter, in der Mitte oft mehr winklig und
nach hinten von der breitesten Stelle an leicht gebuchtet verengt. Die Flügeldecken
in der Form äußerst ähnlich, vielleicht ein klein wenig breiter und flacher; die groben
Pünktchen regelmäßiger, entsprechend der Größe etwas stärker.
Der Name Atractonotus wird von Lacordaire (Genera Bd. I) mit der Begründung
in Atractonota umgeändert, daß die Namen der Anthiinengattungen alle Feminina
seien. Peringuey (1896) und Rousseau (Wytsman, Genera) übernehmen die weibliche
Endung. Es liegt aber zu der Änderung Lacordaires nicht die geringste nomen-
klatorische Berechtigung vor. Die Maskulinendung „us“ muß also bleiben.
115. Atractonotus mulsanti Perroud.
Fundangabe: Oranje (durch Staudinger).
Die Art liegt mir vom Chansefeld, von Makale-Mabale, vom Serue (alle von
Seiner gesammelt) und von Lookaneng-Kang (L. Schultze) aus Nord- bzw. Süd-
betschuanaland vor
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 137
116. Scarites simogonus Chd.
Fundangabe: Damaraland (nach v. Uhaudoir und Peringuey).
117. Scarites senegalensis Dej.
Fundangaben: Okahandja (Casper); Omaruru (Volkmann); zwischen Swakop-
mund und Windhuk (Lindt).
Die Rasse aestuans Klug liegt mir von Livingstone (28. X. 1906, Seiner) aus
der Nachbarschaft der Kolonie vor.
118. Scarites ovampoanus Peringuey.
Fundangabe: Omuramba, Amboland (nach Peringuey).
Diese Art scheint nach der Beschreibung nur eine Lokalform des nordöstlich
von D.-S.-W.-Afrika weit verbreiteten und rassenreichen Se. molossus Klug zu sein.
119. Taeniolobus (Distichus) bisquadripunctatus Klug.
Fundangabe: Herero (Lübbert).
Wie schon P&ringuey feststellt, ist 7. depressus Boh. mit 7. bisguadripunetatus
synonym.
120. Pachyodontus languidus Wiedem.
Fundangabe: Otjiwarengo (Külz). |
Peringuey sagt ausdrücklich über dieses sonderbare Tier, daß es wohl nur
südkapländisch sei und nur auf dem Tafelberg und den schneetragenden Bergen
sonst vorkomme. Das Vorkommen in der Nähe des Waterbergplateaus ist also sehr
bemerkenswert.
121. Passalidius fortipes Boh.
Fundangaben: Swakop (nach Boheman 1861); Damaraland (nach Peringuey);
Amboland (Schinz 1889, Eriksson 1890—1891 und nach Peringuey); Groß-Okatjeru,
Sandfeld, ca. 50 km südlich vom Waterberg (H. Thomsen); Omaheke (IX. -—X. 1904,
v. Trotha); Okahandja (Casper, Peters); Swakopmund, Chuosberge (Rintelen); Windhuk
(L.—IH. 1913, H. Thomsen, Külz); Usakos (v. Metzsch); Hoachanas (Rehbock);
Keetmanshoop—Oranjefluß, Cujas (Rehbock); Berseba—Keetmanshoop (Rehbock);
nördlich von Keetmanshoop (Krause); Keetmanshoop (Hardt); Bethanien (L.—II.
1885, A. Schenck); Kubub (IH.—IV. 1904, L. Schultze, vgl. auch Obst 1908);
Rietfontein (2. III. 1897, Borchmann [am Tage im Sande!] und 27. I. 1907, Seiner);
Chamis (Moliere); D.-S.-W.-Afrika (Missionen, Langheld, Fleck, Lindt, Böhme, Minner,
Lübbert, Exz. v. Trotha, Liesegang).
Aus der näheren Umgebung der Kolonie mir bekannt von Massaringam, Busch-
mannland, Nordbetschuanaland (12. I. 1907, Seiner); Makale-Mabale, do. (25.—27.
XI. 1906, Seiner [aus feuchtem Sandboden im Selindabett]), vom Ngamisee (coll.
L. W. Schaufuß, 31. XII. 1906, Seiner). Nach Peringuey von Fraserburg, Griqua-
landwest und Cradock in der Kapkolonie bekannt.
138 H. Kuntzen:
122. Acanthoscelis ruficornis F.
Fundangaben: Walfischbai (nach Peringuey); Lüderitzbucht (24. VI. 1903,
L. Schultze); Angra-Pequena (A. Schenck).
Die Art ist außerdem bekannt von Kapstadt, Somerset- We und der Houtsbai;
nach P&eringuey 1896 findet sie sich in Menge an dem Meeresufer unter den Massen
angespülten, verfaulenden Tanges (Sargassum longifolium, 8. integrifolium und Eeklonia
buceinalis). A. r. ist eine der sonderbarsten Küstenformen der Südwestküste Afrikas
und steht in ihrer Verbreitung unter den afrikanischen Carabiden einzig da.
123. Clivina grandis De].
Fundangaben: Walfischbai (Berl. Mus.); Okahandja (Casper, Fock); Gobabis
(Beetz); Damaraland (Langheld und nach Peringuey).
Über das ganze nichtmediterrane Afrika verbreitet. Die Stücke aus unsrer
Kolonie, 18 in der Zahl, die mir vorliegen, sind fast alle hellrot, nur 2 sind dunkelrot.
In allen anderen Gegenden Afrikas kommt die Art auf Grund des beträchtlichen
Materials, das ich im Berl. Mus. vor mir habe, fast immer pechschwarz, meist sogar
ganz schwarz vor. Wovon die Pigmentarmut abhängig ist, ist nicht ganz klar, doch
gibt es bei manchen Harpalinen und z. B. Phyllocnema triangulum Auriv. (vgl. noch
Kuntzen, Ent. Rdsch. 1913) auffallende Analoga hierzu, die vielleicht auf Beziehungen
zur Niederschlagsarmut, Trockenheit der Luft hinweisen.
124. Clivina lacustris Putz.
Fundangabe: Okahandja (Uasper).
Ich vermute, daß die beiden mir bekannten Individuen zu dieser vom Ngamisee
und von Pretoria bekannten Art gehören.
125. Clivina damarina Peringuey.
Fundangaben: Kaukurus (nach Peringuey); Grootfontein (7.—11. VI. 1911,
Michaelsen); Okahandja (Casper); Seeheim (16.—19. VIII. 1911, Michaelsen).
Es ist nicht ausgeschlossen, daß diese Art mit Erichsons Ül. aucta identisch
ist. Erichsons Typus-Unikum hat trotz aller Ähnlichkeit allerdings einen auffallend
großen Halsschild, der außerdem ziemlich kräftig gestrichen ist, doch könnten diese
Eigenschaften individuell sein. ;
126. Siagona australis Peringuey.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
Sie kommt auch bei Salisbury (Zambesia) vor.
127. Siagona simplex PEringuey.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
Beide Siagona-Arten sind mir unbekannt geblieben.
128. Acupalpus (Anthracus) stenothorax m.
Fundangabe: Groß-Okatjeru, Sandfeld ca. 50 km südlich von Waterberg (XTI.
1912, Hans Thomsen).
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 139
Rotgelb, nur die Augen und ein Diskalfleck der Flügeldecken schwarz, der
gemeinsam wäre, wenn nicht das Nahtintervall rot wäre. Der Fleck liegt auf dem
2., 3., 4. und 5. Intervall bei Rechnung des Nahtintervalles als des 1., beginnt auf
dem 2. Intervall mit dem 2. Viertel der Länge der Flügeldecken und endet mit
dem Anfange des letzten Viertels. Nach außen ist er schließlich auf eine kurze
Strecke gleich hinter der Mitte der Flügeldecken beschränkt auf dem 5. Intervall.
Er gleicht etwa einem Kreissegment, dessen Sehne der zugehörige Teil des 1. Punkt-
streifens bildet. Stirn mit einer feinen Grube. Prothorax so breit wie lang, Seiten
geschwungen, größere Breite im Anfange des zweiten Fünftels der Länge, Hinter-
winkel rechtwinklig, Mittellinie von Anfang bis zu Ende tief und breit eingerissen,
je ein tiefer Längseindruck jederseits vor der Basis, der nach vorn zu etwas nach
außen gekrümmt ist. Flügeldecken dreimal so lang wie der Halsschild und zusammen
um drei Achtel breiter als dieser tief gestreift, hinter jeder für sich abgerundet,
3,5 mm lang, 1 mm breit.
129. Agriodus simplex Peringuey.
Fundangabe: Damaraland? (nach Peringuey).
130. Cratognathus grandiceps Boh.
Fundangaben: Nolagifluß (nach Boheman); Damaraland bis Ngamisee (Fleck);
Windhuk (29. IV. bis 8. V. 1911, Michaelsen); Brackwater, 20 km nördlich Wind-
huk (23. V. 1911, Michaelsen); Okahandja (27.—28. IV. 1911, Michaelsen).
Das oO, das weder Boheman noch Peringuey vorgelegen hat, mir jedoch in
sroßer Zahl vorliegt, unterscheidet sich von dem d durch die für andere (r.-Arten
bekannten Geschlechtsunterschiede an den Tarsen, durch kleinen Kopf und kürzere
linke Mandibel.
131. Cratognathus fallax Peringuey.
Fundangaben: Windhuk (Heller); Farm Voigtsland, 38 km östlich Windhuk
(16.—19. V. 1911, Michaelsen).
17 der Individuen, die Hälfte der (resamtzahl derer, die mir vorliegen, ist
hellrotbraun, wie es so oft bei in anderen Gegenden schwarzen Formen in Damara-
land vorkommt. Die Bestimmung ist nicht ganz sicher, es könnte eine neue Art
vorliegen. Die Diagnose Pe&ringueys ist nicht ganz zureichend. Seine Art ist
von Worcester beschrieben.
132. Anisodactylus australis Peringuey.
Fundangaben: Otavifontein, 5 km östlich Otavi (6. VI. 1911, Michaelsen);
Farm Okosongomingo am Kleinen Waterberg (VIL—VIIL, 1912, Hans Thomsen).
133. Arisodactylus pseudochropus n. sp.
Fundangaben: Deutsch-Südwestafrika (Lübbert, 1901); Kub (Casper). . 7
Er liegt mir außerdem von Mogue, Ostbetschuanaland (17. XI. 1906, Seiner),
von Sena und Tete (Peters, von Klug als A. ochropus’ Dej. bestimmt!) vor. Ich
kann wohl spezifische Verschiedenheit von 1. oehropus annehmen, da mir diese vom
Mitt, a. d. Zool. Mus. in Berlin. IX. Bd. 2. H. 10
140 H. Kuntzen:
Senegal beschriebene Art niemals trotz des außerordentlich zahlreichen Anisodactylus-
Materials aus anderen Teilen Afrikas, besonders allen, die zwischen Senegal und der
Kunene-Sambesi-Linie liegen, sonst begegnet ist. Die sonst vortreffliche Diagnose
Dejeans paßt im übrigen sehr gut auch zur vorliegenden Art. Ich vergleiche das
Tier mit A. inerassatus Boh., da diese wohl die bekannteste Art der Gattung aus
Südafrika ist.
Ebenso groß wie dieser und genau so gefärbt; der Halsschildseitenrand
mehr durchscheinend. Nach vorn mehr verschmälert und deshalb schlanker. Kopf
schmäler; die Punktierung bei starker Vergrößerung ein klein wenig stärker, bei
zwanzigfacher Lupe kaum sichtbar. Halsschild schmaler, der Seitenrand stärker
abgesetzt und bis kurz vor dem Basalwinkel aufgebogen, vor der Basis stark ein-
gebuchtet. Der Basalwinkel als spitzer Winkel stark nach außen vorspringend; die
Punktierung um die Basaleindrücke und zwischen diesen und dem Seitenrande feiner;
Flügeldecken mit fast vollkommen ebenen (nicht gewölbten) Intervallen und schmalen,
wenig vertieften, fein eingerissenen Streifen; die feine Punktierung der Intervalle bei
beiden Geschlechtern etwas deutlicher als bei A. incrassatus Boh. Einige wenige
Porenpunkte sind beim d nahe dem Ende des 3. und des 5. Intervalls, auch zu-
weilen beim Q vorhanden; sie sind stets unsymmetrisch gestellt und fehlen mehrfach.
11—131/, mm lang.
134. Anisodactylus incrassatus Boh.
Fundangaben: Amboland (Eriksson, nach Peringuey); Tsumeb (13.—19. VI.
1911, Michaelsen); Okahandja (27.—28. IV. 1911, Michaelsen).
135. Bradybaenus pseudoscalaris Bertoloni.
Fundangaben: Hereroland (Lübbert); Okahandja (Casper); Farm Neitsas, Be-
zirk Grootfontein (Fock).
136. Pseudoselenophorus imitator Peringuey.
Fundangaben: Amboland (nach Peringuey); Windhuk (Heller); Blackwater,
20 km nördlich Windhuk (23. V. 1911 Michaelsen); Tsumeb (13.—19. VI. 1911,
Michaelsen); Okahandja (Casper, Fock).
Die Art liegt mir außerdem noch vor vom Botletle, Nordbetschuanaland
(23.—24. XII. 1906, Seiner), Kakir-Kang, Betschuanaland-Protektorate, Kalahari
(XII. 1904, L. Schultze), Lekututu-Kang (I. 1905, idem) und von Durban (Pöppig).
Vermutlich wird Peringueys Spezies mit Bohemans P. venator synonym sein. Das
könnte aber nur durch Typenvergleich und zugleich an größerem Material festgestellt
werden. Diesen erwähnt Peringuey von Vryburg (Betschuanaland), Boheman
von „Caffraria interiore“. L
137. Omostropus consanguineus Peringuey.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
138. Omostropus similis Peringuey.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 141
139. Hypolithus saponarius Ol.
Fundangabe: Kunenefluß (nach Peringuey).
140. Hypolithus tomentosus De;.
Fundangabe: Kunenefluß (nach Peringuey).
141. Hypolithus porrectus Peringuey.
Fundangabe: Kunenefluß (nach Peringuey).
142. Hypolithus casperi m.
Fundangaben: Kub, Großnamaland (Casper); Deutsch-Südwestafrika (Lübbert).
Dem IT. puneticollis Boh. sehr nahestehend. Färbung genau so. Kopf hinter den
Augen fast leicht eingeschnürt, auf der Scheibe kaum oder wenig und entfernt punktiert;
die Punktierung dichter auf dem Vorderteil des Epistoms, auf dem Vorderteil der
Stirn und innerhalb der Augen auf einer dreieckigen Fläche. Prothorax vorn und
hinten gleichbreit, fast quadratisch, etwas breiter als lang, größte Breite auf dem
Anfange ‘des zweiten Drittels der Länge, Vorderecken abgerundet, doch stark vor-
gezogen, der Vorderrand also tief ausgerandet, Hinterecken gänzlich verrundet, Seiten-
rand aufgebogen, durchscheinend, nicht gebuchtet; die lange Seitenrandborste vor der
Stelle der größten Breite; Oberfläche des Halsschildes zum großen Teil mäßig fein
und zerstreut punktiert, also glänzend und fast eben, doch die ganze Basis, abgesehen
von der nächsten Umgebung der von der Basis fast bis zum Vorderrand_ tiefein-
gegrabenen Mittellinie dicht und grob punktiert, besonders in den rundlichen vage
umgrenzten Basaleindrücken und um sie herum; Basis durchscheinend und ungerandet;
Basaleckenborste kurz. Flügeldecken parallelseitig, leicht iridisierend, über dreimal
so lang wie der Halsschild; Intervalle eben, fein und ziemlich dicht punktiert und
ziemlich lang, dicht, nach hinten überliegend, golden behaart. Streifen kräftig, 1, —!/,
so breit wie die weitesten Intervalle. Mittel- und Hinterbrust seitlich grob punktiert
und zerstreut gelb behaart. Abdomen sehr feinrissig punktiert und zerstreut behaart.
9)—10 mm lang.
143. Hypolithus michaelseni m.
Fundangabe: Farm Otjitueza, 66 km nordöstlich Windhuk (13. V. 1911, Michaelsen)
Auf den Intervallen der Flügeldecken außerordentlich fein und dicht punktiert-
und äußerst kurz, fein und dicht golden behaart. Beine, Fühler und Mundteile gelb,
Schienen und Tarsen an den üblichen Stellen gebräunt. So groß wie der vorige
(10 mm, 19). Kopf fast glatt, höchstens undeutlich und sehr fein hier und da
punktiert. Halsschild fast quadratisch, etwas breiter als lang, die größte Breite in
der Mitte des Seitenrandes; dieser breit, aufgebogen, durchscheinend rot, Vorder-
und Hinterecken verrundet; Basis fein gerandet; Scheibe etwas gewölbt, fast glatt,
glänzend; Mittellinie sehr fein, vor der basalen Depression beginnend und kurz vor
dem Vorderrand aufhörend; Basalteil der Scheibe deutlich fein vermikuliert punktiert,
in der Mitte nahe der Basis am schwächsten, am Seitenrande noch seitlich hinauf
bis fast bis zur Mitte des Seitenrandes, wo sich die Basalregion schief abhebt gegen
den dort beckenförmig gewölbten Scheibenseitenteil. Eindruck rundlich, den Hinter-
10*
142 H. Kuntzen:
ecken genähert; Basaleckenborste fehlt, Seitenrandborste weit vor der Mitte gelegen
und sehr lange Flügeldecken, mehr als dreimal so lang wie der Halsschild, seitlich
sanft gebogen, nicht ganz plan; Intervalle fast plan oder plan; Streifen kräftig,
1/,—1/, so breit wie die weitesten Intervalle. Unterseite glatt und die Mitten der
Abdominalsegmente zerstreut, fein gerissen punktiert.
144. Hypolithus damarensis m.
Fundangaben: Zwischen Otjosondu und Kub (Casper); Okahandja (Casper);
Farm Paulinenhof, 30 km östlich Windhuk (18. V, 1911, Michaelsen).
Dem vorigen sehr ähnlich, doch oben gänzlich unbehaart, Oberseite kaum
iridisierend. Färbung wie beim vorigen. Kopf glatt, Halsschild von gleichem Umriß;
Basaleckenborste fehlt; Scheibe glatt; Basis fast genau so wie bei der vorigen Art
punktiert. Mittellinie vielleicht etwas tiefer; Basis deutlich gerandet. Flügeldecken
fast genau so geformt wie beim vorigen, glänzend, doch etwas mehr parallel (CS);
Streifen wie beim vorigen; Intervalle plan; das 5. mit einigen eingestochenen Punkten,
deren einer vor der Mitte, die beiderseits unsymmetrisch verteilt zu sein pflegen,
vollkommen haarlos; Punktierung äußerst fein, zahlreich, sehr wenig dicht, nach dem
Apex zu stärker und dichter. Seiten des Metasternums zerstreut gröber punktiert,
Abdomen querrissig punktiert und sehr fein zerstreut golden behaart 9—10 mm lang.
145. Hypolithus interstitialis Boheman.
Fundangabe: Amboland am Omuramba (nach P£eringuey).
146. Hypolithus ovampoanus Peringuey 1898.
Fundangaben: Amboland (nach Peringuey); Hereroland (Lübbert); Farm Oko-
songomingo am Kleinen Waterberg (VIL—VIII. 1911, Hans 'Thomsen).
147. Hypolithus ornatus Peringuey.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
148. Siopelus mashunus Peringuey.
Fundangaben: Deutsch-Sambesi-Gebiet (Seiner); Okawango zwischen 190 und
212/06. L. (v. Zastrow); nördliches Sandfeld zwischen Löwenomuramba und Owangowa
Veld (v. Zastrow).
149. Harpalus dorsiger Klug.
Fundangaben: Okawango zwischen 19° und 211/,0 ö. L. (v. Zastrow); Groot-
fontein (v. Erffa); zwischen Otjosondu und Kub (Casper); Spitzkoppe (13. IIL. 1912,
Pueschel); Windhuk (Techow, Rehbock); Windhuk bis Khowas (Rehbock); Klein-
Windhuk (Rehbock); Okahandja (Casper, Fock); Rehoboth (K. Wegeleben, Scheben);
Gobabis (Beetz); Kub (Casper); Damaraland bis Ngamisee (Fleck); Hereroland
(Lübbert); D.-S8.-W.-Afrika (Lübbert 1901, Liesegang).
Die Art ist im Schutzgebiet gegenüber der von Tete beschriebenen Form Klugs
auffallend hell; nur selten ist die dunkle Scheibe der Flügeldecken so deutlich aus-
geprägt wie bei jener Form. Das trifft in gleicher Weise wie für die Tiere aus unserm
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 143
Schutzgebiet auch auf die von Seiner von Tsau, Massaringam und Ngamisee mit-
gebrachten Stücke zu.
150. Harpalus xanthorraphus Wiedemann.
Fundangabe: Aar bei Kubub (IV. 1904, L. Schultze).
Das eine Individuum aus unserer Kolonie ist einfarbig rotbraun mit opali-
sierendem Schimmer.
151. Harpalus lugubris Boh.
Fundangaben: Lüderitzbucht (5.—13. VII. 1911, Michaelsen); Okahandja
(27.—28. IV. 1911, Michaelsen); Windhuk (H. E. M. Schulz).
8 von 19 Individuen, die mir vorliegen, sind wieder rot unausgefärbt, von
ihnen entfallen 6 auf den Fundort Serue, 1200 m, Ostbetschuanaland (I. XI.
1906, Seiner).
152. Harpalus namanus m.
Fundangabe: Kub, Großnamaland (Casper).
Das Tier dürfte wohl eine besondere Gattung darstellen. Doch halte ich diese
Stelle nicht für geeignet, eine solche zu konstituieren. So etwas gehört in eine
Revision der Harpalidengenera und -arten. Die Gestalt weist auf Eucephalus hin,
doch noch schlanker als dieser, fast zylindrisch. Kopf breit, mit den Augen so
breit wie die Halsschildbasis, glatt, am Hinterrande des Epistoms und am Stirn-
vorderrande eine gemeinsame Mittelgrube, Fühler bis zur Halsschildbasis reichend,
die Glieder sämtlich gestreckt. Halsschild kaum breiter als lang, so breit wie die
Flügeldecken, stark gewölbt, glatt, mit einer von der Basis bis fast zum Vorderrand
reichenden, auf der vorderen Hälfte stark verbreiterten und vertieften Mittellinie;
größte Breite auf dem ersten Viertel, der Seitenrand von der Stelle der größten
Breite plötzlich nach vorn umgebogen, nach hinten zu allmählich von sanfter Biegung
in Geradlinigkeit bis zu der etwas mehr als rechtwinkeligen Hinterecke verlaufend,
schmal, aufgebogen, durchscheinend, mit zwei Borsten, die eine an der Grenze des
ersten und zweiten, die andere an der Grenze des zweiten und dritten Drittels der
Länge des Seitenrandes stehend; eine Basiswinkelborste fehlt; Oberfläche an der
Mittellinie zerstreut, fein wellig quer gestrichelt; Basis ziemlich deutlich niedergedrückt;
je ein gestreckter gröber punktierter Basaleindruck jederseits, der etwas schräg nach
außen und vorn verläuft und den Seiten mehr genähert ist als der Mittellinie; Basis
gerandet. Flügeldecken fast 21/, mal so lang wie der Halsschild, gewölbt; Intervalle
glatt und gewölbt; Streifen sehr tief und breit, besonders vorn auf der Scheibe,
zumal der erste Streifen; Porenpunkte fehlen auf den Intervallen. Unterseite sehr
glatt, Mittelstück des Prosternums vorn seitlich, das Mesosternum und das Meta-
sternum zerstreut grob punktiert; die ersten drei Abdominalsegmente mit je einer
langen Borste jederseits und noch je einem Porenpunkte außerhalb von dieser.
Schwarz, unten zum Teil nur pechschwarz bis pechbraun, Taster, Fühler und Beine
rostrot. Länge: 9—10 mm, Breite: 2,7—2,8 mm, Länge des Halsschildes: 2,3, der
Flügeldecken 5,3 beim d, 10,19.
144 H. Kuntzen:
153. Harpalus pseudanisodactylus m.
Fundangabe: Okahandja (Casper).
Nahe A. fimetarius Dej. Oben pechschwarz, der Halsschild leicht gerötet,
Unterseite und Oberlippe rostfarben, Beine, Fühler und Taster gelb. Kopf glatt,
innerhalb der Mandibelwurzel rundlich eingedrückt, Halsschild fast quadratisch, etwas
breiter als lang, größte Breite erheblich vor der Mitte; Scheibe gewölbt glatt;
Seitenrand fein, durchscheinend, aufgebogen, gerundet, nach hinten fast geradlinig ver-
laufend; Hinterecken stumpf, fast abgerundet, Basis undeutlich gerandet; Mittellinie
beginnt vor dem Basalquereindruck und hört etwa mit dem fünften Sechstel der
Länge nach vorn auf; am Vorderrande ein Raum von der Form eines schmal
stumpfwinkligen Dreiecks, das stark längsgestrichelt ist; Basis quer niedergedrückt,
stark gestrichelt punktiert mit einem wenig markierten großen Eindruck jederseits
näher der Mitte als dem Außenrande; eine Seitenrandborste kurz vor der Mitte.
Flügeldecken dreimal so lang wie der Halsschild; Intervalle glatt, meist eben; Streifen
tief; Porenpunkte auf dem dritten Intervall hinten undeutlich. Unterseite glatt; zumal
die Episteren des Metathorax fein chagriniert. 1 9. Länge 12 mm, Breite 4 mm.
154. Harpalus rubrosuturatus m.
Fundangaben: Swakopmund (12.—19.1V. 1911, Michaelsen); Okahandja (Uasper);
Windhuk (H. E. M. Schulz, 29. IV.—8. V. 1911, Michaelsen).
Er liegt mir ferner noch vor von Tsau, N.-W.-Betschuanaland (8. I. 1907,
Seiner), Massaringam (12. I. 1907, Seiner), Sekuma-Kakir (XI. 1904, L. Schultze).
Einem Stenolophus sehr ähnlich, doch durch die Tarsenbeschaffenheit leicht als nicht
dorthin gehörig zu erkennen. Sehr verschiedenartig gefärbt, Oberseite ganz schwarz
oder nur die Naht der Flügeldecken gelbrot oder der Kopf und die Flügeldecken
dunkel, oft iridisierend, und der Halsschild, die Naht und der Außenrand der
Flügeldecken rot bis gelb; die Unterseite heller als die Oberseite, bei den dunkelsten
Stücken die Brust zum Teil noch geschwärzt, das Abdomen stets hellrot, die Beine,
Fühler und Taster gelb. Kopf, Halsschild, Intervalle der Flügeldecken und Unter-
seite glatt. Das Epistom am Hinterrande in der Mitte mit einer tiefen Quergrube.
Halsschild in der Mitte am breitesten, doppelt so breit wie der Kopf und zwei
Drittel so breit wie die Flügeldecken, nach hinten geradlinig verschmälert; Hinter-
winkel eben noch stumpf und fast verrundet; Mittellinie kräftig, von der Basis
anfangend und den Vorderrand nicht mehr erreichend, die ganze Basis besonders in
den großen rundlichen Eindrücken ziemlich grob und dicht punktiert. Flügeldecken
fast dreimal so lang wie der Halsschild; Streifen kräftig, tief; Intervalle eben, zuweilen
leicht gewölbt; auf dem dritten und fünften ein bis zwei Porenpunkte vor der Mitte,
auf diesen und dem siebenten auch noch solche vor der Spitze. 6,5—7 mm lang.
155. Harpalus subaeneus Boh.
Fundangabe: Windhuk (29. IV.—8. V. 1911, Michaelsen).
156. Harpalus fulvipennis Uhd.
Fundangaben: D.-S.-W.-Afrika (Lübbert, 1901); Windhuk (H. E. M. Schulz;
1.—IH. 1913, Hans Thomsen; 29. IV.—8, V. 1911, Michaelsen); Farm Voigtsland,
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 145
38 km östlich Windhuk (16.—19. V. 1911, Michaelsen); Neudamm, 42 km ONO
von: Windhuk (10.—15. V. 1911, Michaelsen); Osona bei Okahandja (VI. 1911,
Michaelsen).
Daß A. brunneipennis und H. fulvipennis, die Peringuey getrennt behandelt,
ein und dasselbe sind, halte ich nicht für ausgeschlossen. Die Diagnosen wider-
sprechen sich nicht. Die Flügeldecken haben bei der mir vorliegenden Form stets
etwas Metallisches und sind in der Färbung recht variabel; sie können fast hellgelb
sein, aber schließlich ganz dunkelbraun werden, so daß als Rest zwei seitliche
subbasale Flecken hell bleiben.
157. Harpalus precarius Pöringuey.
Fundangaben: Grootfontein-Nord (v. Erffa); Okahandja (27.—28. IV. 1911,
Michaelsen).
Wahrscheinlich gehören die drei Arten FH. nanus Dej., H. fuscoaeneus Dej. und
H. precarius zueinander als Synonyme einer Art mit relativ variabler, nichtlokaler
Fühler- und Beinfärbung. ZH. parvulus Dej. gehört auch noch nahe daneben.
Peringueys AH. parvulus (nec Dej.!) 1896 $. 447 ist nicht derselbe wie der Dejeans
und hat auch systematisch wenig Verwandtschaft zu diesem. Er muß in A. peringueyi
umgetauft werden.
158. Baeomimetes epphippium Boh.
Fundangaben: Ambo- und Damaraland (nach Peringuey); Kub, Großnamaland
(Casper).
Fundorte aus der Nachbarschaft unserer Kolonie sind: Lekututu-Kokong,
Betschuanaland-Protektorate, Kalahari (1. 1905, L. Schultze) und Ngamisee (31. XI.
1906—5. 1. 1907, Seiner).
159. Baeomimetes atratus Peringuey.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey); Otjosondu bis Kub (Casper).
Von den beiden mir vorliegenden Exemplaren hat das eine einen roten Hals-
schild mit geschwärzter Basis und Vorderrandmitte, das andere einen schwarzen,
dessen Seiten bis weit auf die Scheibe hinauf rot sind.
160. Harpalomorphus capicola Peringuey.
Fundangabe: Rietfontein (IIL.—IV. 1897, Borchmann) (ein einziges unaus-
gefärbtes Stück).
161. Harpalomorphus aeneipennis Peringuey.
Fundangabe: Windhuk (Rehbock, Heller).
Sämtliche Individuen haben im dritten Intervall einen deutlichen Punkt, so
daß wohl Peringueys eines Individuum nur ausnahmsweise keinen solchen hatte. Ich
sehe sonst keinen Widerspruch zu seiner Diagnose.
162. Dioryche tessellata Dej. subsp. figurata Boh.
Fundangaben: D.-S.-W.-Afrika (Lübbert 1901); Okahandja (Casper, Fock);
‚Neüdamm, 42 km östlich Windhuk (10,—15. V, 1911, Michaelsen); Farm Neitsas,
146 H. Kuntzen:
Bez. Grootfontein (Fock); Groß-Okatjeru, Sandfeld ca. 50 km südlich von Waterberg
(Hans Thomsen, XII. 1912); Okawango zwischen 190 und 211/,° ö. L. (v. Zastrow).
Aus Südafrika habe ich die Form noch von mehreren bisher unbekannten
Fundorten, so von Mogue, Ostbetschuanaland (17. XI. 1906, Seiner) und von Lyden-
burg, Transvaal (Wilms) und von Britisch-S.-W.-Afrika. Bei Benguella hat sie
Großbendtner gesammelt.
163. Bioryche laevigata m.
Fundangaben: Farm Neitsas, Bez. Grootfontein (Fock); Kub, Großnamaland
(Casper); Tsau, Nordwestbetschuanaland (8. I. 1907, Seiner).
Düster metallisch, Kopf und Halsschild meist mehr grün, die Flügeldecken
nehr düster bronzen, ganz unbehaart, Mundteile schwärzlich, Taster, Fühler und
Beine rostfarben, Unterseite pechfarben. Kopf glatt. Halsschild über doppelt so
breit wie lang, glatt, gewölbt, seitlich gleichmäßig gerundet, größte Breite in der
Mitte des Seitenrandes, Hinterwinkel breit verrundet; Mittellinie im allgemeinen wenig,
vor der Basis aber in Form eines tiefen dreieckigen Eindrucks stark ausgeprägt;
Basaleindrücke nur angedeutet durch einige grobe Längspunkte. Flügeldecken über
dreimal, fast viermal so lang wie der Halsschild in der Mitte; Intervalle kaum
gewölbt, eben, Porenpunkte im 3. Intervall hinten angedeutet bis deutlich; Streifen
tief und scharf abgesetzt. Unterseite glatt. 5,5—6,5 mm lang.
164. Stenolophus fulvipes Er.
Fundangabe: Okahandja (Fock).
Neben dieser Art dürfte auch St. (Egadroma) 4-pustulatus Dej. im Nordostteil
des Schutzgebietes auftreten. Denn er liegt mir von Tsau, Nordwestbetschuanaland
(8. I. 1907, Seiner) vor. Auch ein neuer Anoplogenius kommt an derselben Stelle
vor, von Livingstone habe ich einen neuen Stenolophus aus der Verwandtschaft der
interessanten Erichsonschen Art vor mir.
165. Dichirotrichus kolbei m.
Fundangabe: Otjosondu-Kub (Casper).
Ich widme das Tier Prof. H. J. Kolbe, das die erste Art der bisher paläark-
tischen Gattung aus dem äthiopischen Afrika darstellt. Schlank, behaart, oberseits
schwärzlich-metallisch, opalisierend; Vorderteil des Kopfes, Seitenrand des Halsschildes,
der 6. und 7. Intervall der Flügeldecken und die Unterseite mehr oder weniger dunkel
pechfarben, Taster, Fühler und Beine gelb. Kopf und Halsschild grob und zerstreut
punktiert, jener mit den Augen fast so breit wie dieser. Halsschild etwas breiter
als lang, vor der Mitte am breitesten, nach hinten (von oben gesehen) geradlinig
verengt, Basiswinkel fast Rechte, aber oben schon abgestumpft; die Basis dicht (be-
sonders «in den groben und wagen den Ecken genäherten Eindrücken) punktiert;
Mittellinie beginnt vor der Basis und hört noch weit vor dem Vorderrand auf, auf
ihrer ganzen Länge tief. Flügeldecken dreieinhalbmal so lang wie der Halsschild und
zusammen fast doppelt so breit; Intervalle äußerst fein und dicht punktiert und golden
behaart; Behaarung nach hinten gerichtet. Mittelteil der Hinterbrust zerstreut grob
punktiert, Abdomen sehr zerstreut fein punktiert und sehr fein chagriniert, 6,5 mm lang.
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 147
166. Acupalpus plagifer Klug.
Fundangaben: Okahandja (Casper) (14-4); Usakos (21. IV. 1911, Michaelsen)
(0+1); Farm Neitsas, Bez. Grootfontein (Fock) (3-10); Amboland (nach Peringuey).
Die Art hat ein Synonym in A. elegantulus Pering. A. vitiger Klug ist eine
Färbungsform der Art, die in buntem Durcheinander mit der Nominatform auftritt.
Die Zahlen hinter den Sammlern sollen die Zahl der zu A. plagifer und zur Form
vittiger gehörigen Individuen bezeichnen. Im Berl. Mus. noch von 'Tsau, Nordwest-
betschuanaland (8. 1. 1907, Seiner) und von Tette in Mozambique (Peters), die
Typen Klugs’).
167. Acupalpus tessellatus Peringuey.
Fundangaben: Amboland (nach Peringuey); Deutsch-Sambesi-Gebiet (Seiner);
Okawango zwischen 19° und 211/,° ö. L. (v. Zastrow); Farm Neitsas, Bez. Groot-
fontein (Fock).
Ferner noch von Tsau, Nordwestbetschuanaland (8. I. 1907, Seiner).
168. Amblystomus natalicus Peringuey.
Fundangaben: Okahandja (Casper); Farm Neitsas, Bez. Grootfontein (Fock);
Spitzkoppe (12. I. 1912, Pueschel).
169. Ambiystomus vittipennis Boh.
Fundangaben: Deutsch-Südwestafrika (Lübbert 1901); Windhuk (Techow); Oka-
handja (Casper, Fock).
Eine dieser nahe verwandte neue Art hat Seiner vom Serue und von Palapye
Road in Nordbetschuanaland mitgebracht.
170. Amblystomus blandus Peringuey.
Fundangaben: Kaukurrus (nach Peringuey); Deutsch-Südwestafrika (Lübbert);
Otjosondu (Casper); Farm Neitsas, Bez. Grootfontein (Fock); Okahandja (Fock).
Diese Art kommt ferner vor bei Tsau, Nordwestbetschuanaland (8. I. 1907,
Seiner) und bei Pretoria (nach Peringuey).
171. Amblystomus ornatipennis Boh.
Fundangabe: Kaukurrus (nach Peringuey).
172. Amblystomus amabilis Boh.
Fundangaben: Farm Neitsas, Bez. Grootfontein (Fock); Otjosondu und Oka-
handja (Casper); Spitzkoppe (11. III. 1912, Pueschel); Kub, Großnamaland (Casper).
Außer von Pretoria (nach Peringuey) ist mir die Art noch vom Serue und
Sogosse (Seiner leg.) bekannt.
173. Amblystomus basalis Peringuey.
Fundangaben: Okahandja (Casper, Fock).
Ursprünglich von Salisbury (Zambesia) beschrieben.
!) Vgl. auch Nr. 128, die versehentlich an eine falsche Stelle der Arbeit geraten ist und
vor diese Art zu stellen wäre,
148 H. Kuntzen:
174. Tefflus megerlei F. subsp. denticulatus Qued.
Unterrasse molossus Peringuey.
Fundangaben: Outjo (Klifoot); Otjosondu (Casper); Okahandja (Peters); Ambo-
land (nach Peringuey).
Auch vom Serue, Nordbetschuanaland (17. XI. 1906, Seiner). Wie ich an
anderer Stelle noch ausführlich begründen werde, bilden die gesamten Teflus s. str.,
also die größten Formen der Gattung, nur eine einzige Art mit lauter vikariierenden
Lokalrassen — es sind deren über 30. Fast alle Formen Sternbergs sind synonym
zu bekannten, es sind nicht einmal Lokalrassen, sondern lediglich auf unzureichendes
Material hin unkritisch beschriebene Individuen. 7. molossus gehört dem engeren
Formenkreise des T. denticulatus-reichardi an, der vom Quangogebiet Angolas südwärts
bis in unsere Kolonie D.-S.-W.-Afrika und nach Osten durch die Buschsteppen
Katangas und Nordrhodesias nördlich des Sambesi bis zum Nyassasee, von dort
weiter durch die Buschsteppen Deutsch-Ostafrikas (Ukonongo, Unyamwesi, Ugalla,
Uwinza, Ussumbura, Uha, Ussindja) bis zum Viktoriasee verbreitet ist.
175. Microcosmus lübberti m.
Fundangabe: Deutsch-Südwestafrika (Lübbert 1901).
Unter den mir bekannten 8 afrikanischen Arten (von 13) der Gattung erscheint
mir das Tier als am nächsten verwandt mit dem abyssinischen M. planicollis. Körper-
form und Größe sind der seinen fast gleich. Kopf mit stärker erhabenem, frontalem
Mittelteil und Existom, die Wangen seitlich viel stärker vorgerundet; die Ober-
tlächenskulptur etwas rauher. Halsschild etwas länger, Vorder- und Seitenrand fast
gleich geformt; erheblich feiner punktiert; Basaleindrücke und Mittellinie wie bei
ihm. Flügeldecken etwas länger und weniger gewölbt; Punktstreifen und Intervalle
viel feiner und zahlreicher punktiert; die Fläche gelb mit einer gemeinsamen schwarzen
Kreuzzeichnung; schwarz ist die Basalregion (die Färbung verschmälert sich bis zu
den Schulterecken und bleibt vor diesen, so daß ein stumpfwinkliges Dreieck entsteht,
dessen Basis die Flügeldeckenbasis und dessen Spitze die Hinterecke des Schildchens
bildet), die Naht vorn (zunächst bis zum ersten Streifen, dann erweitert sich die
schwarze Färbung kurz vor der Mitte etwa bis zum 3. Streifen zum Vorderrand der
@uerbinde; diese Querbinde reicht bis zum 7. Streifen, ist 0,8 mm breit, und ihre
Mitte liegt etwas hinter den Flügeldecken), die Naht hinten (bis fast zum 2. Streifen
und bis zum Apikalfleck, in den sie übergeht) und ein Apikalfleck (der etwa ein
Achtel der Länge der Flügeldecken einnimmt, vorn gerade abschneidet und seitlich
am 9. Intervall und dem Seitenrande bis über die Mitte hinaus nach vorn reicht
und an der Stelle, wo die Querbinde nach innen herankommt, leicht vorgezogen ist.
Unterseite etwas feiner skulptiert. Beine (einschl. der Hüften) und (abgesehen vom
äußersten Innenrand) die Flügeldeckenepipleuren gelbrot. Länge 6,6 mm, Halsschild-
länge 1,5 mm, Breite 2,2 mm, Flügeldeckenlänge 4,4 mm und -breite 2,9 mm.
1 Individuum.
176. Chlaenius (Rhysotrachelus) myops Gory forma erikssoni Peringuey.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey). ü
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 149
177. Chlaenius (Homalolachnus) tristis Peringuey.
Fundangabe: Kunenefluß, Amboland (nach Peringuey).
Die Art ist nahe verwandt oder identisch mit einer der beiden von Putzeys
aus Angola beschriebenen Homalolachnus-Arten, ferner dem H. flavoscriptus (Qued.
Die von Peringuey auf (. tristis aufgestellte Gattung Zelotieus erscheint demnach
als synonym zur Untergattung Homalolachnus von Chlaenius.
178. Chlaenius (Stenodinodes m.) fasciger Chd.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
179. Chlaenius (Stenodinodes m.) perspicillaris Er.
Fundangaben: Deutsch-Südwestafrika (Böhme); Hereroland (Lübbert); zwischen
Swakopmund und Windhuk (Lindt); Outjo (Langheld); Okahandja (Casper und Fock);
Ojanira (Casper); Windhuk (Rehbock, Techow).
Aus der Nachbarschaft unserer Kolonie von: Südangola (Großbendtner, Typus
Erichsons), Sogosse, Nordbetschuanaland (20. XI. 1906, Seiner), Severelela-Kooa,
Betschuanaland-Protektorate, Kalahari (XI. 1904, L. Schultze).
180. Chlaenius (Stenodinodes m.) ovampo Peringuey.
Fundangaben: Amboland (nach Peringuey); nördliches Sandfeld zwischen Löwen-
omuramba und Owangowa-Veld (v. Zastrow).
Seiner hat sie aus Nordbetschuanaland mitgebracht.
181. Chlaenius (Pachydinodes m.) bipustulatus Boh.
Fundangaben: Hereroland (Lübbert); zwischen Swakopmund und Windhuk
(Lindt); Okahandja (Casper, Fock); Farm Paulinenhof, 30 km östlich Windhuk
(18. V. 1911, Michaelsen).
182. Chlaenius (Chlaeniostenus m.) angustatus De).
Fundangaben: Deutsch-Sambesi-Gebiet (Seiner); Farm Okosongomingo am
Kleinen Waterberg (VIL—VIII. 1912, Hans Thomsen).
183. Chlaenius (Chlaeniostenus m.) sulcipennis Dej. subsp. sulcatulus Boh.
Fundangaben: Herero (Lübbert); Windhuk (Heller); Seeheim (16.—19. VII. 1911,
Michaelsen); Keetmanshoop (20. VII. 1911, Michaelsen).
184. Chlaenius (Epomis) eireumseriptus Duft. subsp. africanus m.
Fundangabe: Groß-Okatjeru, Sandfeld ungefähr 50 km südlich von Waterberg
(Hans Thomsen).
Der Name africanus muß eintreten für den von Dejean bereits an eine andere
Art vergebenen Namen senegalensis. Diese Rasse bewohnt fast ganz Afrika.
185. Chlaenius (Chlaenionus) dohrni Bertol.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
150 H. Kuntzen:
186. Chiaenius (Chlaenionus) caeruleolimbatus Peringuey.
Fundangabe: Amboland (in coll. Langenhan-Gotha, vgl. Kuntzen, Deutsche
Eintom. Ztschr. 1913, S. 38).
187. Chlaenius (Chlaenius s. str.) capicola CUhd.
Fundangaben: Grootfontein (7.—11. VI. 1911, Michaelsen); Chamis (Moliere).
188. Chlaenius (Chlaenius s. str.) p6&ringueyi m.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey); Herero (Lübbert, Liesegang und
nach Peringuey); Groß-Okatjeru, Sandfeld ungefähr 50 km südlich von Waterberg
(XII. 1912, Hans Thomsen).
Peringuey erwähnt vom oberen Limpopo, von Amboland und Damaraland
den Chl. senegalensis Dej. Aus der Beschreibung ergibt sich unmittelbar — ich
verweise nur auf die Ausdehnung der gelben Färbung der Flügeldecken bei seiner
Art bis zum 7. Streifen, während sie bei Chl. senegalensis Dej. viel weiter hinauf-
reicht —, daß Peringueys Chl. senegalensis eine andere Art ist als Dejeans alte
Art. Da er neu ist, so nenne ich ihn zu Ehren Z’ringueys. Die Beschreibung gibt
dieser bereits 1896, S. 513—514. Mir liegt die Art noch vor von Lydenburg,
Transvaal (F. Wilms) und Palapye Road, Ostbetschuanaland (8. XI. 1900, F. Seiner).
189. Chlaenius (Chlaenius s. str.) consors Peringuey.
Fundangaben: Hoachanas und Kaukurrus (nach Peringuey).
Die Art ist mir bisher unbekannt geblieben.
190. Chlaenius (Chlaenius s. str.) limbipennis Boh.
Fundangaben: Großnamaland (nach PEringuey); Warmbad (V1. 1904, L. Schultze);
Keetmanshoop (20. VII. 1911, Michaelsen); Farm Paulinenhof, 30 km östlich Wind-
huk (18. V. 1911, Michaelsen).
Von Boheman vom Ngamisee, von Peringuey von mehreren Stellen der
nördlichen Kapkolonie erwähnt.
191. Chlaenius (Chlaenius s. str.) coscinioderus Chd.
Fundangaben: Grootfontein (v. Erffa); Okahandja (Fock); Farm Paulinenhof,
30 km östlich Windhuk (18. V. 1911, Michaelsen); zwischen Windhuk und Ukah
(Faupel); Keetmanshoop (Hardt).
192. Chlaenius (Chlaenius s. str.) paenulatus Er.
Fundangaben: Deutsch-Sambesi-Gebiet (30. IX. 1906, F. Seiner); Omaruru
(nach Peringuey); Okahandja (Fock); Seeheim (16.—19. VIL 191}, W. Michaelsen).
Peringueys Chl. eribrieollis (Dej. errore) ist nach der Beschreibung Erichsons
Art aus Südangola. Pe&ringuey hatte sie aus Estcourt (Natal) und Grahamstown
(Kapkolonie) vor sich. Ich habe sie noch vor mir im Berl. Mus. von Lydenburg
(Transvaal), Palapye Road (Ostbetschuanaland, Seiner), Salisbury (Mashonaland) und
von Fundorten Nordostafrikas,
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 151
195. Chlaenius (Trachychlaenites m.) signatus Boh.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
194. Chlaenius (Macrochlaenites m.) Jugens Uhd.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
195. Chlaenius (subg. Stenochlaenius Reitter!)) caeruleipennis Boh.
Fundangaben: Swakopfluß (nach Boheman); Walfischbai (nach Peringuey);
Damaraland bis Ngamisee (Fleck); Okahandja (Casper); Windhuk (I.—III. 1897,
Rehbock, L.—Il. 1913, Hans Thomsen); Klein-Windhuk (Rehbock); Seeheim 16.—19.VIl.
1911, Michaelsen); Keetmanshoop (L. Schultze, 20. VII. 1911, Michaelsen); Chamis
(VIII 1905, L. Schultze): Warmbad (XI. 1904, L. Schultze).
196. Chlaenius (subg. Callistoides Motsch.!)) fulvicollis CUhd.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
197. Chlaenius (Callistoides) pulchellus Boh. nebst forma fraternus Peringuey.
Fundangaben; Okahandja (Fock); Tsumeb (Heimann), Kunenefluß (nach Peringuey,
fraternus!), Klein-Waterberg (III. 1913, Hans Thomsen, fraternus!).
Die Art ist über alle ihr zusagenden Gebiete Nordost-, Ost- und Südafrikas
verbreitet. .
"Im Nordosten der Kolonie kommen sicher noch vor: Chlaenius (Chlaenionus)
zanzibaricus Chd., der bereits bis zu den Viktoriafällen bekannt ist, Chl. ( Macrochlaenites
m.) morio Boh., Chl. (Stenodinodes) cribellatus Chd., Chl. (Trachychlaenites) 4-signatus
Boh. und Chl. (Chlaeniostenus) eylindricollis Dej., die alle bis zum Ngamisse bekannt
und deren 3 letztere weitverbreitete Arten sind. |
198. Callistomimus exsul m.
Fundangabe: Windhuk (Heller).
Mit C. guttatus Chd., €. placens und C. insuetus Peringuey durch die rote Färbung
von Kopf und Halsschild verwandt. Fühler vom 4. Gliede an dunkel, Flügeldecken
schwarz, drei Flecke auf jeder Flügeldecke gelb, der erste quer rechteckige mit seiner
Mitte auf der Grenze zwischen 1. und 2. Viertel der Länge, 1/, der Flügeldecken-
länge breit, auf der Mitte des dritten Intervalls schmal beginnend (der Nahtintervall
als 1. gerechnet) und bis zum Seitenkiel (bis zu den Epipleuren) reichend; der 2. auf
der Grenze zwischen 2. und 3. Drittel, innen am 2. Streifen beginnend und dann
schräg nach außen und hinten bis fast zum Seitenrand verlaufend, zwischen ihm und
dem Fleck die Flügeldecken gerötet, der Hinterrand der Flecken gezähnelt; der
3. Fleck am Nahtwinkel, dreieckig, auf dem 2. Intervall am weitesten nach vorn und
seitlich bis zum 4. Intervall reichend, Epipleuren gelb. Das Mittelstück der Vorder-
') vonReitter 1908, Fauna germanica $. 185 auf Chl. caeruleus Steven begründete Unter-
gattung, Callistoides hat Motschulsky auf seinem Chl. malachitieus (? = pudieus F.) aus Vorder-
indien begründet. Für die von mir erwähnten Subgenera gebe ich an anderer Stelle noch die
ausführliche Begründung.
152 H. Kuntzen:
brust, Mittel- und Hinterbrust und Abdomen schwarz, Kopf und Halsschild feiner
skulptiert als bei ©. elegans Boh., Seitenrand des Halsschildes vor den scharfen Hinter-
ecken geschwungen, Flügeldecken äußerst fein, fast querrunzlig chagriniert, die Unter-
seite ziemlich entfernt punktiert. Beine rotgelb mit etwas gebräunten Knien und
Schienenenden. Gesamtlänge: 5,4, Halsschildlänge 1,2; Halsschildbreite 1,6, Flügel-
deckenlänge 3,4, Flügeldeckenbreite (gemeinsam) 2,5 mm.
199. Oodes conspicuus Peringuey.
Fundangaben: Amboland (nach Peringuey); Okahandja (Fock).
200. Oodes lenis Peringuey.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
201. Oodes substriatus Chd.
Fundangabe: Deutsch-Sambesi-Gebiet (F. Seiner).
Bei beiden Stücken, die übrigens knapp 7 mm lang sind, sind die Streifen der
Flügeldecken relativ stark entwickelt. Das trifft für die drei anderen südafrikanischen
Stücke des Berl. Mus. ebenfalls zu, auch die geringe Größe. Die Synonymheit von
O. angolensis Er. und O. laevicollis Boh. erscheint mir auch nicht ganz gesichert. Die
Artenumgrenzung erscheint mir für. die afrikanischen Oodes, die noch dazu nie in
Suiten in die Sammlungen gelangen, noch recht ungeklärt. Daß Geschlechtsorgan-
untersuchungen bei den d C die Klärung erleichtern, erscheint mir immerhin wahr-
scheinlich.
202. Oodes similatus Boh.
Fundangabe: Groß-Okatjeru, Sandfeld ca. 50 km südlich von Waterberg (XII.
1912, Hans Thomsen).
Das vorliegende Individuum ähnelt einem andern (Palapye, 7. XI. 1906, Seiner
leg., Nordostbetschuanaland) in der Größe fast ganz (7 bzw. 6,7 mm lang). Sonst
ist die weitverbreitete Art 8—9,5 mm lang.
203. Apotomus flavescens Apetz.
Fundangabe: Okahandja (Casper).
Bisher von Sennaar (Sudan, Apetz!) und von Pretoria (Peringuey!) bekannt,
ist wahrscheinlich wegen seiner Kleinheit und günstigen Färbung in Zwischengebieten
Afrikas den Sammlern entgangen.
204. Somoplatus substriatus De;j.
Fundangabe: Windhuk, Techow.
205. Abacetus pumilus Boh.
Fundangaben: Kaukurrus (nach P£ringuey); Okahandja (Casper, Fock); Spitz-
koppe (13. III. 1911, Pueschel); Seeheim (16.—19. VII. 1911, Michaelsen).
Außerhalb Deutsch-Sidwestafrikas mir noch aus Südangola bekannt. Nahe
verwandt mit A. pygmaeus.
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 153
206. Abacetus michaelseni ın.
Fundangaben: Tsumeb (13.—19. VI. 1911, Michaelsen); Groß-Okatjeru, Sand-
feld ca. 50 km südlich von Waterberg (XII. 1912, Hans Thomsen).
Dem A. pygmaeus sehr nahestehend. Oben glänzend bronzeschwarz, nie grün,
Unterseite und Schenkel pechfarben, die Taster, die ersten 4 Fühlerglieder, die Beine
außer den Schenkeln rot, die andern Fühlerglieder etwas dunkler. Intervalle der
Flügeldecken völlig plan. Halsschildbasis zwischen den Eindrücken bis fast zu halber
Höhe dieser zerstreut punktiert. 5—51/,s mm lang.
207. Abacetus zephyricola m.
Fundangabe: Omaruru (21.—22. VI. 1911, Michaelsen).
Außerdem von Benguela im Berl. Mus. (Nr. 52687 Inv.-Oatal.). Dem 4. tan-
ganyikae Tschitsch nahe verwandt, wohl nur eine Rasse von ihm. Halsschildmittel-
linie hinten etwas weniger grob eingegraben, Zahl der Punkte jederseits an der Basis
des Halsschildes höchstens 13, also erheblich geringer. Flügeldecken mit dem Hals-
schild gleichfarbig, Intervalle auf der Scheibe oben etwas flacher, Punktstreifen
weniger vertieft. 51/,—5t/, mm lang.
208. Abacetus seineri m.
Fundangabe: Deutsch-Sambesi-Gebiet (Seiner).
Ebenfalls dem A. tanganyikae verwandt. Intervalle etwas stärker gewölbt, Punkt-
streifen etwas mehr vertieft. Mittellinie des Halsschildes erheblich feiner, an der
Basis weniger vertieft, Punkte an der Basis gröber. 5 mm lang.
209. Drimostoma damarense m.
Fundangaben: Okahandja (Casper, Fock).
In die Gruppe: „elytra latiora, subovata, antennae longiores, vix moniliformes“
bei de Chaudoir (Ann. Ent. Belg. 1871, XV) gehörig. Rötlich pechbraun, glatt,
glänzend. Frontaleindrücke des Kopfes ziemlich kräftig. Kopf zwischen ihnen und den
Augen stark längsgestrichelt. Fühler und Taster gelbbraun. Halsschild quadratisch,
etwas breiter als der Kopf mit den Augen, hinten etwas breiter als vorn, größte
Breite vor der Mitte, Seitenrand von der Stelle der größten Breite an nach hinten
gleichmäßig gerundet, nach vorn plötzlicher gerundet, Vorderecken stumpf, Hinter-
ecken stumpfwinklig, deutlich, Mittellinie sehr tief, bis zur Basis, nicht ganz bis nach
vorn reichend, Basaleindrücke zwei Fünftel der Halsschildlänge lang, nach vorn
etwas konvergierend. Flügeldecken über doppelt so breit wie der Halsschild und
fast viermal so lang, stark gewölbt, Intervalle leicht gewölbt bis fast eben, Punkt-
streifen deutlich vertieft, die Punkte fein, doch bei 16facher Vergrößerung deutlich.
Brust und Abdomen ziemlich grob punktiert, nur der Prothorax unterseits größtenteils
glatt mit Ausnahme einer schräggestellten, ovalen, dicht grobpunktierten Fläche der
Episternen vorn innen, die innen sonst zerstreut ziemlich grop punktiert sind.
7—7,5 mm lang.
210. Rhathymus melanarius Klug.
Fundangabe: Amboland (nach Peringuey).
154 H. Kuntzen:
211. Euleptus paganus m.
Fundangabe: Outjo (Langheld).
Auch von Mogue, Nordbetschuanaland (17. XI. 1906, Seiner). Dem E. opaculus
Chd. aus Abessinien sehr nahestehend, doch durchschnittlich etwas größer, schlanker
und flacher. Halsschild flacher, deutlicher quergestrichelt, der rötliche Seitenrand
stärker abgesetzt und breiter, mehr aufgebogen. Flügeldecken flacher, aber genau
so skulptiert. Fühler, Taster und Beine gelb. 7—9 mm lang.
212. Platynus alacer Boh.
Fundangabe: Kaukurrus (nach Peringuey).
213. Pogonus apicalis Er.
Fundangabe: Walfischbai (durch deutsche Kolonialgesellschaft); am Kuisip
(nach Boheman).
Aus Südangola beschrieben.
214. Perileptus promontorii Peringuey.
Fundangabe: Seeheim (16.—19. VII. 1911, Michaelsen).
Nur ein Individuum, das dem europäischen P. areolatus äußerst ähnlich ist.
Ich bin mir über die spezifische Verschiedenheit beider Arten nicht sicher, doch
läßt sich Genaueres erst an der Hand größeren Materials feststellen.
215. Bembidion (Serrula) aegyptiacum De).
Fundangabe: Deutsch-Sambesi-Gebiet (X. 1906, Seiner).
Dejean beschreibt die Art aus Ägypten. Aus dem Zwischengebiet unbekannt.
Das Originalmaterial, auf das er sie beschrieben hat, vier Individuen — ein fünftes
hat Dejean erhalten —, ist im Berl. Mus. Die Verbreitung korrespondiert auf-
fallend mit der von Dembidion mixtum, Tachys ornata und Apotomus vufescens (vgl. die
betreffenden Arten).
216. Bembidion (Notaphus) mixtum Schaum subsp. variegatum Boh.
Fundangaben: Otjosondu (Casper); zwischen Otjosondu und Kub (Casper);
Okahandja (Casper); Windhuk (Krause); Farm Paulinenhof, 30 km östlich Windhuk
(18. V. 1911, Michaelsen); Groß-Okatjeru, Sandfeld ca. 50 km südlich Waterberg
(H. Thomsen): Ganikobis (Lotz).
217. Tachys ornata Apetz.
Fundangabe: Windhuk (Krause).
Von Apetz als Dembidion aus „Dongola“ beschrieben (1854). T. amabilis De).
und 7. orientalis Nietner sind ihre nächsten Verwandten. Schaum (Berl. Ent.
Ztschr. 1863) versetzt sie von Bembidion ganz richtig zu Tachys.. Im Gemminger-
Harold (1868) steht die Art wieder bei Bembidion, wohl infolge eines Versehens,
das aber die Auffindung der Art in der Literatur sehr erschwert. Marseul (Üatal.
d. Coleopt. de ’Ancien Monde) zitiert das Tier als 7. ornata Schaum und verweist
auf l’Abeille VI 8. 392. Schaum sagt, sie sei in Oberägypten häufig. Im Berl,
Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. 155
Mus. finden sich fünf zugleich von Ehrenberg dort gesammelte Stücke mit dem
Vermerk Klugs, dem übrigens der Name ornatum i. litt. entstammt: „XXXIL 96.
XXXVI, Ehrenberg“, ferner ein Stück (coll. L. W. Schaufuss), das angeblich aus
Sizilien stammt und durch v. Motschulsky an L. W. Schaufuss gelangt ist.
Das Originaletikett M.s lautet „Tachys ornata Klug, Sicilia“. Zwischen den medi-
terranen Stücken und den aus Südwestafrika vermag ich keinen unindividuellen
Unterschied zu entdecken.
218. Tachys exiguus Boh.?
Fundangabe: Okahandja (Casper und Fock).
Eine sehr ähnliche Form aus Durban dürfte sich auf Bohemans Art beziehen,
die sechs Okahandjastücke (fünf im Berl. Mus.) lassen aber keinen sicheren Schluß
zu, sind zur Hälfte übrigens gelbrot und unausgefärbt.
219. Tachys faustus Peringuey.
Fundangabe: Okahandja (Casper).
Sieben pechschwarze Individuen, die niemals größer, sondern meist etwas kleiner
als 2,5 mm sind. Die Beschreibung Peringueys paßt sonst ganz gut.
220. Tachys michaelseni m.
Fundangabe: Okahandja (Casper); Omaruru (21.—22. VI. 1911, Michaelsen);
Seeheim (16.—19. VII. 1911, Michaelsen).
Nach Peringueys Tabelle neben 7. vagans.. Kopf, Halsschild, Flügeldecken-
seitenrand bis zur Spitze bronzen, Unterseite bronzeschwarz, Schenkel und acht letzte
Fühlerglieder mehr oder weniger angedunkelt, Beine und Fühler sonst, die Mund-
teile, die gesamte Fläche der Flügeldecken und die Innenfläche der Exipleuren blaß-
gelb. Frontaleindrücke breit und flach, hinten grubenartig vertieft, ganz leicht nach
hinten divergierend, Epistomaleindrücke grubenartig. Chagrinierung von Kopf und
Halsschild äußerst fein, immerhin ist der Glanz durch sie gemindert. Halsschild
1!/;mal so breit wie lang, vor der Mitte am breitesten, von ihr ab fast geradlinig
verengt, erst vor den scharfen leicht vorspringenden Hinterecken sehr leicht ge-
schwungen. Seitenberandung sehr fein, Hinterrand sehr fein gerandet, jederseits
etwa in Höhe des Außenrandes der Verbindung zwischen Pro- und Mesothorax (von
innen gerechnet) leicht nach hinten vorgezogen, in der Mitte ganz seicht ausgerandet.
Sutural- und Randstreifen der Flügeldecken ganz ausgebildet und tief eingedrückt,
zweiter Streifen noch ebenso tief in dem größten Teil seiner Ausdehnung, aber sehr
‘fein beginnend und am Abfall der Flügeldeckenfläche nach hinten breit endend, die
übrigen Streifen nach außen immer feiner werdend, der dritte noch deutlich ganz
leicht vertieft und fein, bis auf gleiche Höhe mit dem zweiten reichend. Chagrinierung
bei 90facher Vergrößerung in ihren Elementen noch nicht wahrnehmbar, der Eindruck,
den das Auge hat, der eines seidigen Glanzes. Unterseite ziemlich matt glänzend,
opalisierend. Gesamtlänge 1,83—2,1 mm, Flügeldeckenlänge 1,3—1,5 mm.
Mitt, a. d, Zool. Mus. in Berlin. IX. Bd. 2. H. 1l
Berichtigung.
Es ist umzuändern:
S. 121 die 44. vor Cyelosomus buqueti in: 45. und entsprechend auf derselben und
den folgenden Seiten die 45., 46. usw. bis zu 60. in: 46. bis bezw. 6l.
S. 125 die 70. vor Graphipterus amabilis in 62. und entsprechend auf derselben und
den folgenden Seiten die 71., 72. usw. bis zu 220. in: 63. bis bezw. 212.
Dr. H. Kuntzen.
/ur Kenntnis der afrıkanischen
Uladognathinen (Col. Lucan.).
cand. med. Rudolf Kriesche
Charlottenburg.
Be CS] a —
(Eingesandt im Juni 1919.)
D.. vorliegende Arbeit bietet einen Teil der Ergebnisse einer Ordnung der
reichen Lucanidenbestände des Berliner Museums (B. M.); und zwar veröffentliche
ich dieses Teilresultat gesondert, weil die großen kolonialen Sammlungen des Museums
ein kritisches Arbeiten in dieser Gruppe besonders ermöglichten. Bei den in anderen
Gegenden heimatenden Formen dagegen mußte ich mich meist darauf beschränken,
das Neue klar herauszuschälen; nach großen tiergeographischen Gesichtspunkten vor-
zugehen oder den Wert einer Art zu kritisieren, war nur in seltenen Glücksfällen
möglich.
Ich habe aber nicht die Absicht, im folgenden eine Art Monographie zu geben.
Auch will ich nicht alle Afrikaner der Gruppe vorstellen, sondern nur die, von
denen ich in irgendeiner Weise etwas Neues bieten kann.
In den drei Gattungen Metopodontus, Prosopocoilus und Homoderus sind die
Cladognathinen in Afrika vertreten; von der letzteren wird nur wenig die Rede sein,
desto mehr aber von den ersten. Diese beiden, ursprünglich Untergattungen, sind
auf untergeordnete und phylogenetisch wenig wertvolle Merkmale gegründet worden,
so daß in vielen Fällen die natürliche Zusammengehörigkeit arg zerrissen wird. Dazu
kommt der merkwürdige Umstand, daß, obwohl die Gattungen nicht aus tieferem
Verstehen heraus, sondern lediglich auf Grund von unwesentlichen, aber leicht kennt-
lichen Bestimmungsmerkmalen geschaffen sind, dennoch die Zuteilung neuer Arten
auf eine von ihnen seitens der Autoren meist völlig willkürlich erfolgt; und zwar
findet man die falsche Zuteilung fast nur bei Metopodontus. Wenn also die beiden
Gattungen in Ermangelung von etwas Besserem in dem alten Umfang weitergeführt
werden, so muß man unbedingt daran festhalten, daß zu Metopodontus („Stirnzahn“)
nur solche Arten gerechnet werden dürfen, bei denen zumindest das große Männchen
auf dem Kopfschild die beiden Zähne trägt; alle anderen gehören zu Prosopocoilus
(„Hohlgesicht“).
Nach dieser Auffassung kennt man aus Afrika von Metopodontus bisher vier
Arten: downesi Hope, savagei Hope, mirabilis Boileau und umhangi Fairmaire.
Über den äußerst seltenen downesi von Fernando Po und der Prinzeninsel weiß
ich nichts zu sagen, da ich ihn nicht weiter kenne; damit kann ich leider auch die
Frage nicht untersuchen, ob er zu savagei oder zu den Prosopocoilen der antilopus-
Gruppe engere Beziehungen hat,
160 Rudolf Kriesche:
1. Metopodontus savagei Hope.
Seltsamerweise ist diese Art bis jetzt nicht geklärt worden; wohl darum, weil
jeder annahm, daß an einer „so bekannten“ Form nichts Unbekanntes mehr sein könne.
Hope beschrieb seine beiden gleichbedeutenden Arten savagei und ungulatus aus
der Gegend von Liberia; bei ungılatus gibt er direkt „Kap Palmas“ an, bei savagei
trägt nach Boileau ein typisches Stück die Unterschrift „Palmas“. Von weiter östlich,
aus der Gegend des heutigen Kamerun, ist ja auch damals kaum etwas gekommen. —
Nun gelangten aber nach der Besitzergreifung Kameruns große Mengen dieses Käfers
von dort nach Deutschland und wurden hier anstandslos savagei getauft, da sie ja
im allgemeinen mit der so bezeichneten Form übereinstimmten. Niemand scheint
es aufgefallen zu sein, daß auf all diese Stücke die Beschreibung der typischen Form
nicht restlos paßt. Es mag zum Teil daher rühren, daß die Nennform nicht immer
oder nicht in genügender Menge zum Vergleich vorlag; denn bei der Abgrenzung
der Rassen dieser Art kann man nutzbringend nur mit Reihen arbeiten. Mit der
Abtrennung der Kamerunform ist aber das Gebiet der Art noch nicht erschöpft; es
hat sich vielmehr herausgestellt, daß sie weit nach Osten geht und an ihrer östlichsten
Stelle, am Viktoriasee, eine dritte wohlcharakterisierte Rasse bildet, während die
wenigen mir bekannten Stücke aus dem Zwischengebiet, dem Kongourwald, teils das
Kameruner Gepräge tragen, teils sich der letztgenannten Rasse nähern. Die Va-
riation der Art ist nicht ziellos; die drei Rassen stellen vielmehr eine bestimmt ge-
richtete Reihe dar. Außerdem bildet die Art hinsichtlich ihrer geographischen Ver-
breitung ein interessantes Seitenstück zu dem, ebenfalls jetzt erst klargestellten
Prosopoeoilus camarunus Kolbe (s. u.). Im folgenden seien die drei Rassen kurz ge-
kennzeichnet.
a) subsp. savagei s. str.
Der Grundgedanke ist ein Ausgleich der beiden Hauptfarben. Der helle Teil
ist daher dunkelgelb bis kastanienbraun, der dunkle meist dunkelbraun. Nur auf
den Decken verstärkt sich dieses bis zu schwarz; auf Kopf und Halsschild ist es
höchstens schwarzbraun, meist aber einfach dunkelbraun, manchmal sogar recht hell
im Ton. Nie aber findet sich bei meinen Stücken das satte Tiefschwarz auf Kopf
und Hals, wie es die Kameruner Form zeigt. Auf dem Halsschild ist auch die
Abgrenzung von hell und dunkel oft sehr unklar und verschwommen. Hope hat all
diese Merkmale in der Originalbeschreibung sowohl von savagei wie von ungulatus
bereits angedeutet, indem er von Kopf und Halsschild sagt „atro-ferrugineus“; also
„schwarzbraun“, ferner beim Prothorax nichts von einer Gliederung in ein etwaiges
schwarzes Mittelfeld und helle Seitenteile angibt, weil dies eben nur bei den Kame-
runern, die er nicht kannte, so auffällig ist, nicht dagegen bei seiner typischen west-
lichen Form; und indem er schließlich die Bezeichnung „niger“ nur vom Außenrand
und Nahtstreifen der Decken anwendet und, was besonders bemerkenswert ist, nur
bei savagei, während er bei ungulatus gar nur von „nigricans“, also „schwärzlich“
spricht. Die Weibchen haben ebenfalls dunkle Seitenfelder, dagegen keine Aufhellung
des Schwarzen ins Braune.
Die Heimat ist Guinea von Liberia bis Togo. Die Ostgrenze habe ich nicht
feststellen können, weil ich aus Dahome und Nigerien kein Stück der Art kenne,
Zur Kenntnis der afrikanischen Cladognathinen (Col. Lucan.). 161
Untersuchte Stücke: von Kap Palmas (1 9), Goldküste (1 9), Aschanti (1 I 0),
Accra (20 10), Togo (1 9), Togo, Bismarckburg (1 9) und „Guinea“ (1 0).
b) subsp. surtur m.
Fortschreitende Herausarbeitung des Farbengegensatzes. Das Gelb wird etwas
heller, der dunkle Anteil, auch auf Kopf und Halsschild in seiner Hauptsache tief-
schwarz. Der von den schwarzen Seitenteilen umschlossene Mittelfleck des Kopf-
schildes tritt deutlicher und schärfer abgegrenzt hervor und ist oft sehr hell, manchmal
so hell wie das Gelb der Decken gefärbt. Das schwarze Mittelfeld des Halsschildes
beginnt am Vorderrand in Breite des Kopfes und verjüngt sich rasch nach hinten;
die seitliche Begrenzung ist ausgebogen und gezackt; unmittelbar vor dem Hinterrand
tritt meist noch eine sehr starke Verjüngung ein. In der Mitte des Feldes steht ein
kastanienbrauner stets deutlicher Längsfleck. Die ganze Zeichnung des Halsschildes
erinnert etwa an einen zweiwurzeligen Backenzahn mit stark verbreiteter Krone. Der
Übergang des Schwarzen gegen das gelbe Seitenfeld erfolgt nicht unvermittelt; viel-
mehr schiebt sich ein kastanienbrauner Hof dazwischen. Ein ebensolcher, nur
schmalerer, umzieht auch das Schwarz der Decken.
Bei der Mehrzahl der Weibchen zeigt sich ebenfalls die Aufhellung der Seiten-
felder deutlich, obwohl hier auch Stücke der westlichen Färbung vorkommen. Da-
neben finden sich auch sonst mancherlei Abweichungen; am interessantesten dürfte
ein Kameruner O sein, bei dem das Rotgelb der Decken sehr verschmälert und auf
die hintere Deckenhälfte beschränkt ist, das also hierin dem 0 von M. mirabilis
ähnelt, der ja savagei auch am nächsten steht.
Bei den S dagegen kommen „Ausnahmestücke“, d. h. solche, die in ihrer
Färbung den westlichen Typ zeigen, offenbar sehr selten vor; in dem ganzen mir
vorliegenden Material befindet sich ein derartiges Stück von Viktoria, Kamerun;
selbst dieses aber zeigt nicht die verschwommene Färbung des charakteristischen
savagei S. str., sondern, besonders auf dem Halsschild, die gegensätzliche von surtur,
nur daß der dunkle Teil bei ihm nicht schwarz, sondern dunkelbraun ist. (Es kann
sich auch um mangelnde Ausfärbung handeln.)
Morphologisch besteht sonst kein Unterschied gegen die Nennform. Das größte
(der eigentliche Typ) mißt 66, das kleinste 27 mm. Die Heimat der Typen ist
Kamerun, die der Rasse aber bedeutend größer. Stücke der surtur-Färbung habe
ich gesehen von Fernando Po sowie von verschiedenen Stellen des Kongourwaldes.
Bei den 9 von Fernando Po ist meist (7 von 8) der schwarze Nahtstreif vorn ein
klein wenig breiter. Zwei sehr starke S von Mukenge und Lualaba sind sehr dunkel,
ein weiteres aus dem @ebiet zwischen Kassai und Lulua und eins aus Gabun zeigen
die Kameruner Färbung. Ein weiteres d aber aus Kondu& (mittl. Kongostaat) bildet
einen ausgesprochenen Übergang zu der nächsten Rasse: das Schwarz des Halsschildes
hat einen glatteren Rand und ist hinten breiter, in allem sonstigen gleicht es aber
surtur. Ferner steckt im B. M. noch eine Reihe von Stücken, die von der Reise
des Herzogs Adolf Friedrich von Mecklenburg stammen: 1 G Mboga sw. vom Albertsee,
1 © Beni westl. Ruwensori, 1 9 West-Lendu (W.-Albertsee) und 1 Q Wabudso-
Wald (westl. von Wakangu, W.-Albertsee). Das leider einzige S dieser Reihe zeigt
dieselben Merkmale wie das vorerwähnte Stück, die 09 gleichen typisch hellen von
surtur. Da all diese Formen noch zu dieser genannten Rasse zu rechnen sind, haben
162 Rudolf Kriesche:
wir mit den letzterwähnten Fundorten etwa ihre Ostgrenze bestimmt; die anderen
Grenzen sind unsicher.
Untersuchte Stücke:
Typen: 28 G, 29 o, sämtlich aus Kamerun, und zwar: 1. Buea (10 9, dabei
der eigentliche Typ, 8 9). 2. Barombi (4 d, 5 0). 3. Lomie (1 9). 4. Bangwe-
und Banyang-Land (1 9). 5. Viktoria (3 9). 6. Moliwe bei Viktoria (6 0, 10 0).
7. Nssanakang (1 9). 8. Bibundi (1 9). 9. Akonolingo-Abong Mbang (1 0). 10. Lolo-
dorf (1 4 0). 11. Ossidinge (1 9).
(Zahlreiche weitere Stücke aus Kamerun habe ich in anderen Sammlungen
und bei Händlern gesehen.)
Ferner: 80, 23 9 von Fernando Po und die obenerwähnten 6 und 39 aus
dem Kongogebiet.
c) subsp. metaxylimnus m.
Bei dieser östlichsten Rasse sind die Farbengegensätze fast extrem scharf aus-
geprägt. Das Schwarz ist noch kräftiger, das Gelb etwas heller; Verdunkelung des
letzteren habe ich nicht gesehen. Der dreieckige Mittelfleck Ües Kopfes ist viel
kleiner und dunkler; gelb wird er niemals, höchstens mahagonibraun. Am charakte-
ristischsten ist aber wieder das Halsschild. Das schwarze Mittelfeld ist nämlich
nach hinten viel weniger verjüngt und seitlich nicht geschweift, sondern von einer
annähernd gradegerichteten Linie begrenzt. Dadurch sind die leuchtend gelben
Seitenfelder viel schmaler geworden. Der bei surtur erwähnte Hof um das Schwarze
auf Halsschild und Decken ist bei dieser Rasse so gut wie unsichtbar geworden,
was abermals der Verstärkung des Gegensatzes dient. Der mittlere Längsfleck des
Halsschildes fehlt entweder gänzlich oder ist so dunkel, daß er nur bei geeigneter
Haltung als eine braune Aufhellung erscheint. So erhält das Halsschild ein sehr
bezeichnendes Aussehen: geschlossenes schwarzes Mitteltrapez mit scharf abgesetzten
schmalen gelben Seitenfeldern. Auf den Decken ist außer der Verstärkung des
Gegensatzes durch den fast völligen Schwund des Hofes und die etwas intensiveren
Farben nichts von surtur Verschiedenes.
Die 09 sind ebenfalls scharf zweifarbig; z. T. noch etwas heller, z. T. gleich-
farbig mit typischen surtur-QQ.
Typen: 6 3 © von der Insel Ukerewe im Viktoriasee; außerdem bewohnt
die Rasse wahrscheinlich noch den zwischen den großen Seen gelegenen Teil von
Uganda und schließt sich damit östlich an die oben erwähnten östlichen Stücke von
surtur an. Ich habe wenigstens im Deutschen Entomologischen Museum zu Dahlem
eind von „Brit. Uganda“ gesehen, das ganz das Aussehen der Ukerewestücke zeigte.
Mit Sicherheit können wir aber vorläufig nur die letztgenannte Insel als Heimat der
Rasse bezeichnen.
2. Metopodontus mirabilis Boileau.
Von dieser seltenen Art stecken im B. M. drei Stücke: 1 großes 9 aus dem
Hinterland von Bagamojo, 1 © aus dem von Dar-es-salaam und ein weiteres aus
N. ©. Deutsch-Ostafrika. Zu erwähnen ist, daß die beiden Weibchen sich in der
Ausdehnung der roten Zeichnung nicht unerheblich unterscheiden,
Zur Kenntnis der afrikanischen Cladognathinen (Col. Lucan.). 163
3. Metopodontus umhangi Fairmaire.
Die Art zerfällt in zwei Rassen, eine häufige nördliche und eine äußerst seltene
südliche. Über jede sind ein paar Worte zu sagen.
a) subsp. umhangi s. str.
Zu der bekannten Synonymie umhangi Frm = hacquardi Obthr. kommt noch der
1905 von Waterhouse beschriebene elizabethae, dessen Beschreibung völlig auf erstere
Art zutrifft.
In dem reichen Material des B. M. (52 9, 16 o) befinden sich auch einige
besonders starke Männchen, deren Decken dunkel ockerbraun gefärbt sind. Sonst
ist die Färbung recht gleichmäßig. Auch der hintere Winkel des Halsschildes wechselt;
bald ist er stumpf, bald läuft er in eine Ecke aus. Selten befindet sich vor dieser
einen noch eine zweite; niemals sind die Ecken jedoch besonders scharf.
Ebenso unterliegt die Grube des Kopfes beträchtlichen Schwankungen.
b) subsp. wentzel-heckmanni Kolbe.
Zunächst ist als Heimat dieser Form im Jung-Schenkling fälschlich „Annam“
angegeben. — Ich habe im B. M. den Typ vor mir. Die auffällige Abwärtsbiegung
der Oberkiefer halte ich für pathologisch leicht erklärbar. Dann bleiben als Unter-
schiede die feinere Körnelung des Kopfes, die vier scharfen Ecken am Hinterwinkel
des Halsschildes und die schwarzen Schenkel; sonst stimmt das Unikum völlig mit
der vorhergehenden Rasse überein. Da sämtliche Stücke von dieser viel weiter nördlich
herstammen (aus dem Hinterland von Dar-es-salaam), das vorliegende aber das
einzige aus dem Süden Deutsch-Ostafrikas ist (von nördlich des Nyassa), so halte
ich meine Auffassung desselben als Südrasse der nördlichen Nennform für berechtigt.
4. Prosopocoilus flavomaculatus Möllenkamp.
Von diesem erst kürzlich beschriebenen erotylidenähnlichen Hirschkäfer besitzt
das B. M. ein einziges Weibchen, das ich mit dem ebenfalls einzigen typischen
Männchen im Deutschen Entomologischen Museum zu Dahlem verglichen habe.
Hierbei zeigten sich doch recht merkliche Unterschiede, von denen man aber wegen
der außerordentlichen Seltenheit der Art nicht angeben kann, ob sie nur individuelle
oder geschlechtliche oder gar spezifische Verschiedenheiten darstellen. Zunächst sind
die Fundorte weit getrennt: der Typ kommt von Kondue im mittleren Kongostaat,
mein O von Johann-Albrechts-Höhe in Nordkamerun. Die Farben sind kräftiger; das
Schwarz tiefer, das Gelb heller und leuchtender. Vor allem ist aber die Zeichnung
wesentlich anders. Der gelbe Rand des Halsschildes ist viel breiter und dringt
namentlich vorn, weniger hinten, tiefer nach der Mitte zu ein. Dadurch werden die
seitlichen schwarzen Partien des Halsschildes etwas abgeschnürt; es entsteht so eine
Figur, die an einen Vierklee oder eine gotische Kreuzblume erinnert. Noch stärker
ist der Unterschied auf den Decken. Beim Typ zieht sich auf deren hinterer Hälfte
längs der Naht ein schwarzer Streifen entlang, gegen diesen springt vom Außenrand
her und mit diesem in breiter Verbindung stehend ein schwarzer Fleck vor, der vom
Nahtstreifen durch ein schmales gelbes Band getrennt ist. Bei dem Kameruner
Stück ist dies umgekehrt; hier entspringt dieser Fleck mit ziemlich schmaler Wurzel
vom Nahtstreifen und ist vom Außenrand scharf getrennt. Die schwarze Mittel-
zeichnung der Decken gleicht somit einer umgekehrten Doppelaxt mit breitem Stiel.
164 Rudolf Kriesche:
Im übrigen ist der Kopf mittelstark punktiert, das Halsschild nach hinten ver-
breitert mit gerundeten Hinterecken, sehr fein punktiert, ebenso die Decken. Die
Vorderschienen sind stark auswärts gekrümmt, die vier anderen unbewehrt.
Trotz der Unterschiede nach Färbung und Herkunft können die beiden Tiere
wohl vorläufig als gleichwertig betrachtet werden; sollte es sich aber doch um etwas
art- oder rassenmäßig Verschiedenes handeln, so möchte ich für die Kameruner Form
den Namen möänetes vorschlagen.
5. Prosopocoilus swanzyanus Parry.
Parry, der nur ein kleines S kannte, ließ die Frage offen, ob die neue Art zu
Prosopocoilus oder Metopodontus gehöre; er stellte sie vorläufig zu letzterer Gattung,
da er annahm, daß sich bei größeren Männchen die charakteristischen Stirnzähne
finden würden. Da aber unter den von mir untersuchten Stücken auch das größte
— eine ausgesprochene Forma magna (43 mm) — keine Spur davon zeigt, so ist
die Art zu Prosopocoilus zu stellen, ebenso offenbar auch der engverwandte felschei
Möllenkamp.
Als synonym ist P. planeti Boileau zu betrachten. Er unterscheidet sich durch
die Farbe der Halsschildmitte, die bei ihm braun, bei swanzyanus schwarz ist; der
Unterschied ist nicht stichhaltig. In der verhältnismäßig großen Reihe, die ich von
dieser seltenen Art habe untersuchen können (8 9), finden sich die mannigfachsten,
anscheinend nicht örtlichen, Varianten an Ausdehnung und Farbe des Mittelfeldes,
einerseits von hell kastanienbraun bis braunschwarz, andrerseits von trapez-, dreieck-,
rauten-, ei- bis nierenförmig mit wechselnd starkem Hof. Auch die Größe und Ge-
stalt der Seitenfleckchen schwankt, ebenso die Ausdehnung des Nahtschwarzes.
Außerdem hat Boileau den swanzyanus offenbar gar nicht gekannt, da er ihn
bei seiner Beschreibung nicht nur nicht erwähnt, sondern auch sagt, sein planeti
könne mit keinem andern afrikanischen Hirschkäfer verwechselt werden.
Es bleibt noch übrig die Beschreibung des bisher unbekannten Weibchens, das
mir in einem Stück vorliegt. Es ist 15 mm lang und sehr schmal, die helle Grund-
farbe wie beim S. Die Zeichnung ist schwarzbraun; sie nimmt am Halsschild, das
außerdem nierenförmige Seitenfleckchen trägt, einen 1 mm breiten, nach beiden Seiten
vorgewölbten Mittelstreifen ein. Auf den Decken dagegen ist der dunkle Nahtstreif
jederseits fast so breit wie der helle Grund. Die Zeichnung hat scharfe Grenzen
auch auf dem Halsschild, nicht unbestimmte wie beim 9. Der Seitenrand des
Pronotums ist nicht so rund wie beim G, sondern ähnlich dem von senegalensis gebaut:
hinter der Mitte leicht zugespitzt, dahinter etwas eingebuchtet. Die Schienen sind
gleichfalls unbewehrt.
Fundorte: 1. Togo, Bismarckburg (1 0). 2. Kamerun (1 0), ferner im einzelnen
aus Kamerun: 3. Bibundi (19). 4. Lolodorf (2510). 5. Batanga, Kribimündung
(19). Außerdem 6. Spanisch-Guinea, Nkolentangan (1 |). 7. Uelleburg (1 0).
6. Prosopocoilus kuntzeni sp. n.
G: unbekannt.
o: Kopf und Halsschild tief kastanienbraun, letzteres mit helleren Seitenfeldern,
in denen jederseits ein dunkles Fleckchen steht. Decken hellrotbraun, nach innen
Zur Kenntnis der afrikanischen Cladognathinen (Col. Lucan.). 165
dunkler. Längs der Naht ein breiter tiefschwarzer, nach hinten sich verschmälernder,
das Ende nicht erreichender Streifen. Außenrand der Decken schwarz. Unterseite
rotbraun mit zwei helleren dreieckigen Hinterbrustflecken. Fühler schwarz, Beine
rotbraun. Kopf sehr rauh skulptiert (stärker als senegalensis). Hinter dem Auge
ein kurzer stumpfer Vorsprung. Der hinter den Augen gelegene Teil des Kopf-
schildes ist etwas verlängert (wie bei faber). Der Kopf ist sehr schmal. Halsschild
ebenfalls stark granuliert, Seitenrand bogig geschwungen, hinter der Mitte in einen
ganz stumpfen Vorsprung ausgezogen, glänzend. Decken breiter als der Kopf,
schmaler als das Halsschild, stärker granuliert als bei senegalensis und antilopus und
slanzloser. Außenrand aufgebogen. Auf den Decken eine kurze seidenglänzende
Behaarung, nach hinten dichter, bei schräger Beleuchtung sehr auffallend. Unter-
seite und Schenkel ebenfalls stärker granuliert als die Verwandten. Außenrand der
Vorderschienen mit kleinen Zähnchen besetzt, Mittel- und Hinterschienen ohne jede
Spur eines Mitteldornes.
Länge: 19—24 mm.
Heimat: Südkamerun, Spanisch-Guinea.
Typen: 109 von Namiong bei Lolodorf, Kamerun und 10 von Nkolentangan,
Spanisch-Guinea.
Das wichtigste Kennzeichen der Art ist das völlige Fehlen von Mitteldornen
an den Mittelschienen beim weiblichen Geschlecht. Ein solches Verhalten zeigen,
wie aus den vorhergehenden Darlegungen hervorgeht, von afrikanischen Prosopocoilen
nur die ausgefallenen Arten flavomaculatus, swanzyanus und sicherlich auch felscher;
bei der Hauptmasse dagegen tragen die Weibchen stets starke Dornen, auch wenn
die der Männchen nur angedeutet oder ganz verschwunden sind (vgl. antilopus). Tat-
sächlich nimmt die Art auch eine Zwischenstellung zwischen swanzyanus und faber-
antilopus ein; von ersterem hat sie den Ton der Färbung und die unbewehrten
Schienen, auf faber weist die Kopfform, auf antilopus die Art, wie auf dem Hals-
schild und beim Nahtstreifen die Konturen verschwimmen gegenüber den scharfen
Umrissen beim swanzyanus-Q (s. 0.). Über die Stellung von kuntzeni zu modestus vgl.
die folgende Darstellung.
(renannt ist die Art zu Ehren von Herrn Dr. H. Kuntzen, Assistenten am
Zoologischen Museum der Berliner Universität.
7. Prosopocoilus modestus Parry.
Diese seltene Art, 1864 nach einem einzigen C von Parry aufgestellt und seither
nicht mehr erwähnt, steht in engster Beziehung zu faber und specularis, mit denen
sie die Kleinheit und die Bildung der Mandibeln teilt; sie zeigt auch denselben
Färbungstyp wie faber, nur sind die Seiten der Decken etwas heller. Außerdem
waren die Mittel- und Hinterschienen des Unikums unbewehrt. Dies Merkmal wäre
recht auffallend, da die Art offenbar nur eine Vikariante von faber ist und dieser
samt seinen Verwandten deutlich Dornen trägt. Es ist aber leider nicht als un-
bedingt allgemeingültig aufzufassen, da zwei Faktoren berücksichtigt werden müssen:
individuelle Variation und subjektive Beschreibung. _Um letzteres vorwegzunehmen:
Parry schreibt auch den SG von antilopus Unbewehrtheit zu, die doch meist An-
deutungen von Dornen tragen (und ich nehme nicht an, daß er läuter andeutungs-
166 Rudolf Kriesche:
lose Ausnahmetiere gehabt hat). Was aber die individuelle Variation angeht, so
genügt ja ein Hinweis auf den ebengenannten antilopus und seine, zwar nicht sehr
häufig, aber doch vorkommenden, gänzlich unbewehrten Ausnahmestücke.
Es kann also aus einem Unikum, das wirklich auch keine Andeutungen von
Dornen mehr trägt, im Hinblick auf die Verwandtschaft in diesem Falle nicht ge-
schlossen werden, ob solche nicht doch bei der Art vorkommen; vor allem aber sagt
diese Eigenschaft des Männchens uns nichts über die Schienen des Weibchens.
Denken wir daran, daß auch bei fast oder sogar manchmal völlig verschwundenem
Dorn des S die 00 stets stark bedornt sind (antilopus) und daß dies für alle 09 der
großen Gruppen faber, senegalensis und antilopus-natalensis zutrifft, in deren erste ja
auch modestus hineingehört, dann werden wir auch bei dem noch unbekannten O
dieser Art eher bedornte Mittelschienen erwarten als keine.
Ein zweiter unklarer Punkt ist die Heimat. Parry gibt nur an „Tropisches
Westafrika“. Um Anhaltspunkte für eine genauere Lokalisierung dieses weiten Begriffs
zu gewinnen, müssen wir an das Vaterland der beiden anderen Mitglieder der faber-
Gruppe denken. Faber selbst kenne ich von der Goldküste, von Togo und Dahome;
speeularis vom südöstlichen Kongostaat (Mpala) und den angrenzenden Gebieten
Deutsch-Ostafrikas. Es liegt also nahe, das große dazwischenliegende, von Kamerun
bis an die Seen reichende Waldgebiet oder einen Teil davon als Heimat der dritten
Art der Reihe, des modestus, zu betrachten. In Frage käme ja außerdem noch das
(ebiet um Liberia, aus dem mir wenigstens ein Vorkommen von faber nicht bekannt
ist. Dennoch sprechen mehr Gründe für die Hylaea, da es sich öfters bei nahe-
verwandten westafrikanischen Arten zeigt, daß Formen von Togo mit denen von
Liberia gleichartig, dagegen verschieden von denen von Kamerun-Kongo sind (vgl.
0. savagei Ss. str. und s. surtur!). Wir würden also, da faber in Togo vorkommt, ihn
mit großer Wahrscheinlichkeit auch aus Liberia erwarten, dagegen bei Kamerun
lieber an das Vorkommen einer verwandten Form glauben.
All diese theoretischen Erörterungen sollen aber nicht nur ein bloßes unfrucht-
bares Gedankenspiel sein, sondern meine Auffassung stützen, daß ich in einem Stück
des Berliner Museums das bisher unbekannte Weibchen von Pr. modestus vor mir habe.
Dieses Tier stammt aus Johann-Albrechts-Höhe, Kamerun (ges. v. Conradt), ist
also derselben Herkunft wie das ebenso rätselhafte vermeintliche 9 von Pr. flavo-
maculatus (s. 0.). Es ähnelt bei flüchtiger Betrachtung sehr einem 9 von faber, unter-
scheidet sich jedoch von ihm ganz bedeutend in wichtigen Einzelheiten. Kopf und
Halsschild sind heller rotbraun, letzteres auch glänzender. Auf den Decken ist der
schwarze Mittelstreif ebenso scharf begrenzt wie bei faber (nicht verschwommen wie
bei antilopus), aber etwas schmaler. Die Seitenteile sind heller, gegen den Außen-
rand mischt sich auf den Decken wie auch dem Halsschild ein deutlich ockergelber
Ton in das Braunrot. Der Kopf ist kürzer als bei aber, daher der Vorsprung
hinter dem Auge nicht so stark ausgeprägt; die Punktierung etwas stärker. Das
Halsschild ist dem von antilopus ähnlich; sein Seitenrand ist gerundet, nach hinten
etwas abgeschrägt, etwas stärker als bei faber punktiert (etwa wie bei antilopus).
Form der Decken wie bei /aber; ihre Punktierung dagegen äußerst dicht und sehr
klein, teilweise feine Runzeln bildend. Dadurch unterscheiden sie sich scharf von
den fast glatten, nur mit vereinzelten feinsten Punkten besetzten von faber und von
Zur Kenntnis der afrikanischen Cladognathinen (Col. Lucan.). 167
den, auch sonst anders gebauten, mit zerstreuten, nicht aneinanderstoßenden, stärker
versehenen von antilopus. Die Unterseite ist hellrotbraun mit dunkler Verbrämung,
die Schenkel hellrotbraun, Schienen dunkel-, Füße schwarzbraun. An den vier letzten
Schienen je ein Mitteldorn. Mentum ein wenig schmaler als bei faber. Länge 21 mm.
Die für das J von modestus charakteristische Färbung ist also auch zum größten
Teil bei diesem oO vorhanden: oberseits der helle, gelbrötliche Ton am Rand der
Decken (vielleicht nicht so ausgeprägt wie beim Q) und unterseits die scharf zwei-
farbigen Beine.
Andererseits weist das Q in der Bildung seiner vorderen Körperhälfte mancherlei
Beziehung zu antilopus auf, wofür ja auch beim J die hellere Farbe und die Rück-
bildung der Dornen spricht. Auch nach solchen stammesgeschichtlichen Gesichts-
punkten ist also die Deutung des vorliegenden Stückes als modestus gerechtfertigt.
Einige Worte möchte ich noch bemerken über das Verhältnis dieses O0 zu den
beiden seltsamen 09, die ich oben als Pr. kuntzeni neubeschrieben habe. Mancher
möchte diese vielleicht wegen ihrer unbewehrten Schienen als O9 zu modestus ansehen.
Dem steht jedoch außer den obigen noch folgender Grund entgegen. Es pflegen bei
nahe verwandten, geschlechtlich zwiegestalten Formen die Weibchen einander ähn-
licher zu sein als die Männchen, gemäß der Beobachtung, daß erstere primitiver sind,
also dem gemeinsamen Ausgangspunkt näher stehen. Dies ist auch der Fall, wenn
meine Deutung richtig ist. Andernfalls aber träfe das Gegenteil zu: es wäre das
o stärker verschieden als das d. Selbst wenn also nur die als kuntzeni bezeichnete
Form bekannt wäre, so wäre deren Deutung als modestus-Q wenig überzeugend; noch
viel weniger aber, da auch das andere Stück vorliegt. Für letzteres kommt ja unter
allen Umständen nur eine Pr. faber nahestehende Form mit helleren Seiten und zwei-
farbigen Beinen als Männchen in Betracht, und wir wären gezwungen, falls die Deutung
auf modestus nicht zutreffen sollte, eine neue, diesem äußerst ähnliche Form an-
zunehmen, was mir mindestens sehr weit hergeholt erscheint. Bei kuntzeni dagegen
läßt der sehr charakteristische Befund der 99 auch den Schluß auf ein ebenso scharf
gekennzeichnetes Männchen zu.
Am Schluß dieser Betrachtung noch eine Bemerkung allgemeinsystematischer Art,
die eigentlich selbstverständlich sein sollte, aber es nicht zu sein scheint, namentlich bei
Gruppen, die wie die Hirschkäfer wegen ihrer Größe und ihres Preises in Zukunft wohl
noch mehr als bisher den Liebhabern ausgeliefert sind: Das Weibchen ist kein bloßer
Adnex des Männchens und sein Aussehen keine aus dem des letzteren abzuleitende
Selbstverständlichkeit, sondern es muß ebenso beschrieben werden, namentlich bei ge-
schlechtlich zwiegestalten Formen. Am günstigsten sind wir immer noch gestellt in
Fällen, in denen zuerst nur das Q beschrieben wurde, weil wir dann von ihm eine ausführ-
lichere Beschreibung haben und später dann eine ebensolche des d, das natürlich eifrigst
gesucht wurde. Granz anders aber, wenn nur das Männchen beschrieben wurde. In
diesem Falle haben wir nur wenig nachträgliche Beschreibungen des zugehörigen
Weibchens, obwohl sicherlich ein großer Teil von ihnen bekannt und in den Samm-
lungen richtig zugeteilt ist. Es muß aber darauf gedrungen werden, daß mit solcher
mündlichen und Inlitterisüberlieferung aufgeräumt und die Kennzeichnung der be-
treffenden Weibchenform schriftlich festgelegt wird. Vielleicht könnte man in all
den Fällen, in denen ursprünglich nur ein Geschlecht beschrieben wurde, das nach-
168 Rudolf Kriesche:
träglich gefundene Stück des anderen Geschlechts mit oder ohne Berücksichtigung
des zweiten Autors als „Sekundärtyp“ der Form bezeichnen.
8. Prosopocoilus specularis Boileau.
Hier ist nur kurz zu erwähnen, daß bei der großen Form des Männchens sich
die Oberkiefer denen von faber entsprechend verhalten: gebogen, mit einer Zähnchen-
gruppe an der Spitze, sonst glatt.
Als Heimat war bisher nur Mpala am Westufer des südlichen Tanganjika be-
kannt; dazu kommen noch die östlich anschließenden deutschostafrikanischen Gebiete.
Fundorte im B. M.: 1. Neu-Helgoland, Nord-Nyassasee. 2. Konde-Unyika, Nord-
Nyassasee. 3. Morogoro.
9. Prosopocoilus senegalensis Klug.
In dem Berliner Material, das vom „Senegal“ (Typ!), von Togo und Kamerun
stammt, befindet sich auch ein einziges Q von Fernando Po (ges. v. Conradt), von
wo die Art wohl noch nicht erwähnt ist.
10. Prosopocoilus antilopus Swederus.
Die Hauptmasse der afrikanischen Prosopocoilen gehört — abgesehen von der
vorigen, die doch nicht so bedeutend ist — drei Arten an, die, unter sich sehr
variierend und in mannigfaltige Rassen aufgespalten, sich als Arten nur wenig von-
einander unterscheiden und, da ihre Gebiete zum Teil ineinander übergreifen, Anlaß
zu beträchtlicher Verwirrung und Unklarheit gegeben haben. Es handelt sich um
die rein westafrikanische Art antilopus (vom Kongo bis zum Senegal), die bis jetzt
sehr dunkel gewesene mittelafrikanische camarunus (von Kamerun bis zum Viktoria-
see) und die östliche natalensis (von Natal bis Witu).
Die erstgenannte Art, die am häufigsten auch schon in älterer Zeit in die
Hände von Sammlern gelangt ist, hat die meisten Deutungen erfahren. Ich folge
hier der kürzlich von Boileau nach Vergleich der Typen erneut bekräftigten Ansicht,
daß die Hopeschen Arten quadridens, sayersi, piceipennis und speculifer zueinander
und zu antilopus synonym sind (mögliche Einschränkungen s. u.); dagegen ist die
von dem genannten Autor unkritisch angeregte Synonymstellung des camarunus zu
dieser Art unbedingt falsch (s. u... Im B. M. befindet sich übrigens (durch West-
wood) einer der Typen Hopes, ein Q von speeulifer: klein, sehr glänzend, rotbraun
mit helleren Seiten.
Ich gebe im folgenden nochmals eine kurze Beschreibung der Art nach Stücken
aus Kamerun und Fernando Po, da mir aus diesem Gebiet eine große Anzahl
vorliegt — 30 d, 51 © —, die sämtlich sehr einheitlich gefärbt sind.
S: Rotbraun, nach vorn dunkelnd, auf dem Kopf und in geringem Maße auch
auf der Scheibe des Halsschildes mit Dunkelbraun untermischt. Oberkiefer schwarz-
braun, selten am Grund etwas heller. Dunkler „Hüftfleck“ (Albers) vorhanden.
Schildchen dunkel; auf den Decken schmaler schwarzer Nahtsaum mit geringem Hof.
Am Außenwand der Decke ist das Rotbraun am hellsten mit gelbroten Tönen.
Unterseite rotbraun in wechselnder Schattierung mit deutlichen hellen dreieckigen
Hinterbrustflecken. Schenkel rotbraun, Schienen und Füße dunkelbraun,
Zur Kenntnis der afrikanischen Cladognathinen (Col. Lucan.). 169
Kopfschild vorn flach eingebuchtet, Epistom sehr unbedeutend, einhöckerig.
Hinter dem Auge einige grobe Punkte, seitlich davon geringer stumpfer Vorsprung.
Seitenwand des Halsschildes meist nach hinten konvergent oder parallel, selten und
dann nur bei kleinen Stücken nach hinten divergierend. Vordere Ecke abgerundet;
hintere in wechselnder Schärfe ausgezogen (jedoch nie auch nur annähernd so scharf
wie bei senegalensis), dahinter abgeschrägt. Kopf und Halsschild fein gerunzelt, Decken
fein punktiert, Punkte nicht zusammenfließend. Nicht sehr glänzend: „subnitidus“.
Auf den Mittelschienen eine ganz geringe, oft nur bei günstiger Haltung und
Beleuchtung sichtbare, selten anscheinend ganz fehlende Andeutung eines Mitteldornes.
Hinterschienen frei.
o: Glänzend. Tief rotbraun, Kopf schwarzbraun bis schwarz, Mitte des Hals-
schildes dunkler, noch mehr ein breiter Nahtstreif auf den Decken. Unterseite und
Beine dunkelbraun mit helleren Schenkeln und Hinterbrustflecken.
Kopf grob punktiert; Halsschild und Decken mit kleinen weitgetrennten Punkten
bedeckt. An den Mittelschienen ein scharfer, an den hinteren ein kurzer Mitteldorn.
So die Kamerunstücke. Die SS von Fernando Po sind durchschnittlich einige
Millimeter kleiner, zeigen sonst keinen Unterschied. Die Mandibelbildung ist bei
allen die „subtrigonale“, priodonte.
Ein 9 vom Kongo, ein 9 von San Salvador (Portug. Kongo) stimmen ebenfalls
damit überein.
Anders wird es erst bei den Gebieten westlich von Kamerun. Aus Nigerien,
Dahome und Togo liegt leider nichts vor. Zwei Stücke mit der alten Aufschrift
„Guinea“ (bedeutet das Gebiet von Sierra Leone bis Goldküste) zeigen ebenfalls
denselben Typ; von diesen trägt eins Mandibeln nach der sayersi-Form (unter dem
ganzen Material das einzige derartige). Ein 9 aus Aschanti hat einen breiten
schwarzen Nahtstreifen und schwarze Halsscheibe, entspricht aber sonst der Kamerun-
form. Anders dagegen die zwei Männchen aus Liberia: beide sehr klein (nicht
größer als der kleinste Kameruner) und dunkel einfarbig. Von den ebenfalls kleinen
liberischen 99 sind zwei ebenfalls dunkel, zwei andere gleichen mehr den Kamerunern.
Da aber Hope seine vier „Arten“ alle aus diesem Gebiet beschreibt, so liegt wohl
nichts Beständiges, Rassenmäßiges vor, oder — die Fundorte Hopes sind nicht ein-
wandfrei, was bei älteren Autoren ja nicht selten ist. Zum Teil können die Typen
Hopes übrigens wirklich aus Liberia sein; die Beschreibung des piceipennis z. B.
paßt ganz gut auf diese Liberiastücke. Ebenso kann es gut möglich sein, daß die
starke Ausbildung der Mandibelform, die Hope als quadridens-sayersi beschreibt,
rassenmäßig beschränkt ist, da es doch auffallen muß, daß unter dem so zahl- und
fundortreichen Kameruner Material nichts auch nur dazu Überleitendes vorkommt.
In der Skulptur aber stimmen alle genannten Formen überein, so daß die Frage,
ob wir in dem Gebiet zwischen Liberia und dem Kongo noch Rassen annehmen
müssen, nach dem vorliegenden Material nicht zu entscheiden ist. An der Nord-
grenze des Verbreitungsgebietes der Art scheint sich dagegen eine auch durch
Skulptur verschiedene Rasse herausgebildet zu haben, die ich
Pr. antilopus subsp. beisa m.
benenne. Ein Pärchen des B. M., das aus dem Waldgebiet südlich des Senegal
stammt (durch Dupont), zeigt bei auffallender Kleinheit völlige Übereinstimmung in
176 Rudolf Kriesche:
der Färbung: gleichmäßig hellrotbraun mit etwas dunklerem Nahtsaum; beide fast
völlig glanzlos. Beim GC ist der seitliche Teil des Halsschildes mit groben Punkten
bedeckt; ebenso ist die Punktierung der Decken stärker. Noch charakteristischer
ist das 9 skulptiert. Der Kopf ist sehr grob punktiert; das Halsschild ebenfalls
dichter und stärker. Die Decken vollends, auf denen bei allen andern antilopus-9Q (56)
nur kleine, weitgetrennte Punkte stehen, sind hier mit stärkeren, dichtgedrängten
besetzt. Dies Merkmal kann nicht, wie ein Teil der Punktierung bei den Od; von
der Größe abhängig sein, das es bei den noch kleineren 09 aus Liberia nicht vorkommt.
Länge: 9 20 mm (m. M.), 9 21 mm.
Eine weitere Rasse lebt — während die Form des küstennahen Fernando Po
und anscheinend auch die der Prinzeninsel (laut Griffini; sie scheint etwas heller
zu sein) mit der des Festlandes übereinstimmt — auf der abgeschlossenen Insel
San Thome:
Pr. antilopus subsp. insulanus!) m.
Gehört der großen Kameruner Form an und unterscheidet sich dadurch von
ihr, daß Mandibeln, Kopf, Halsschild und Schildchen beim dS mattschwarz sind,
desgleichen die Unterseite mit Ausnahme der hellbraunen Hinterbrustflecken. Die
Decken sind dunkelkastanienbraun (wie bei natalensis hanningtoni) mit dunklem
slänzendem Nahtstreif und schwarzem Außenrand. Fühler schwarz, Beine schwarz-
braun. Die grobe Punktierung hinter dem Auge sehr gering.
9: Dunkelkastanienbraun, Decken matt. Kopf glänzend schwarzbraun. Unter-
seite wie beim GC, Beine etwas heller.
Länge: 8 35 mm, 9 24 mm.
Typen im B. M.: 1 9 von Rolas (Inselchen bei San Thome), 1 9 von San
Thome. Mehrere andere Stücke gleicher Herkunft und von demselben Aussehen
habe ich im Deutschen Entomologischen Museum zu Dahlem gesehen. Auch Griffini
erwähnt, daß die antilopus von San Thome& dunkler wären als die von Kamerun.
Das Charakteristische der Rasse ist indessen weniger die allgemeine Verdunklung
als vielmehr beim S das völlige matte Schwarz (nicht etwa nur Braunschwarz) der
Vorderhälfte und beim Q die matten Decken.
11. Prosopocoilus camarunus Kolbe.
Boileau stellt 1913 diese Art synonym zu antilopus, obwohl in der Beschreibung
— die Typen, die hier im B. M. stecken, hat er nicht gesehen — ausdrücklich von
(den längeren Dornen der Mittelschienen die Rede ist. Schon dieser Umstand
hätte Boileau stutzig machen sollen. Wenn er ferner sagt, der einzige Unterschied
zwischen camarunus und antilopus sei der, daß der erstere „etwas heller“ sei, so ist
dies ebenfalls unzutreffend: die Beschreibung sagt nichts davon und in Wirklichkeit
stimmen beide Arten, was Kameruner Stücke (39) anlangt, in der Färbung völlig
überein.
Leider ist dem Autor von camarunus ein kleines Mißgesckick passiert; er ver-
gleicht nämlich in der Urbeschreibung seine neue Art mit eximius Parry. Was er
1) Hierbei möchte ich bemerken, daß insulanus „inselbewohnend*“ heißt, das so oft angewandte
insularis dagegen „Bewohner eines Mietshauses (einer insula)*!
Zur Kenntnis der afrikanischen Cladognathinen (Col. Lucan.). 173
aber im B. M. vor sich hatte, das war zwar von einem der besten früheren Lucaniden-
kenner, von Albers, unbegreiflicherweise als ewimius bestimmt worden, war aber das
erwähnte antilopus-Material aus „Guinea“. (Unbegreiflicherweise, da Parry seinem
ewimius eine „spina acuta* der Mittelschiene zuschreibt, der andern Unterschiede
nicht zu gedenken.) Die angegebenen Unterschiede beziehen sich also nicht auf
eximius, sondern antilopus.
Die Art ist in Kamerun offenbar viel seltener als die ebengenannte; es liegen
3 S und 3 o vor (einschließlich der Typen). Sie seien kurz im Gegensatz zum
Kameruner antilopus gekennzeichnet.
d: Färbung wie antilopus. Keine groben Punkte hinter dem Auge; Kopf vorn
stärker ausgebuchtet; Seitenränder des Halsschildes mehr oder weniger nach hinten
divergierend; Decken feiner punktiert; starker Dorn an den Mittelschienen; an den
hinteren vereinzelt eine kaum merkliche Andeutung eines Vorsprungs.
o: Sehr hell, nach dem äußeren Deckenrand fast gelbrötlich mit schmalem,
schwarzem Nahtstreifen. Auf dem Kopf schwächer punktiert, namentlich in seinem
hinteren Abschnitt.
Bekannt von der Barombistation und von Buea, Kamerun. — Noch ein Wort
an dieser Stelle über den Parryschen eximius, da von ihm oben die Rede war. Ich
kenne ihn nur aus der Beschreibung; danach könnte er camarunus nahestehen. Er
unterscheidet sich aber sicher von ihm. Der Kopf ist pechschwarz, der Nahtstreifen
breit schwarz, die Beine schwarz. Außerdem befindet sich in der Mitte der Hinter-
schienen ein „tuberculum parvum“. Damit kann die obenerwähnte Andeutung bei
camarunus nicht gut gemeint sein, da sie diese Bezeichnung wirklich nicht verdient.
Auch spricht Parry wenige Seiten später von der größeren entsprechenden An-
deutung bei P. natalensis als von einem „tuberculum minimum“. Demnach scheint
doch wohl das „tuberculum parvum“ bei ewimius noch etwas größer zu
sein. Parry vergleicht ferner letzteren mit Met. savagei und stellt ihn P. quadridens
(= antilopus) gegenüber. Da nun camarunus ebenso gefärbt ist wie antilopus, so gilt
der Gegensatz auch von ihm. In der Tat muß schon der breite schwarze Naht-
streifen einen recht auffälligen Unterschied hervorbringen. Auch das 9 ist verschieden.
Es hat pechschwarze Scheibe des Halsschildes und ist auf dem Kopf „rugoso-punctatus“;
dies soll doch wohl heißen, daß die Punkte z. T. zusammenfließen, so daß Runzeln
entstehen, während sich gerade das Q von camarunus durch seine schwache, getrennte
Punktierung des Kopfes auszeichnet.
Wenn wir also ewimius ganz bestimmt für verschieden von camarunus halten,
so ist es doch möglich, daß er eine in seine Nähe gehörige Form darstellt; vielleicht
eine westliche Vikariante oder Rasse, da wir ja über die Ausbreitung des seltenen
camarunus nach Westen gar nichts wissen und die überraschend weite Ausdehnung
nach Osten erst jetzt bekannt wird.
Es steckt nämlich im B. M. eine Reihe von Stücken, die aus dem Nordosten
des Kongostaates, dem Zwischenseegebiet und der Insel Ukerewe stammen. Der
eigentümliche hellrotbraune Farbenton läßt schon vermuten, daß sie dieser Gruppe
nahestehen; eine nähere Untersuchung bestätigt dies nicht nur, sondern zeigt, daß
sie nur einen Wert als Unterarten beanspruchen können, und zwar als Rassen von
camarunus. Denn auch hier finden wir den starken Mittelschienendorn, die Divergenz
Mitt. a. d. Zool. Mus. in Berlin. IX. Bd. 2. H. 12
172 Rudolf Kriesche:
des Halsschildes nach hinten, die fehlende Punktierung hinter dem Auge, die stärkere
Ausbuchtung des vorderen Kopfrandes. Hier finden wir aber auch ein stärkeres
Schwanken, namentlich des letztgenannten Merkmals; aber auch grobe Punktierung
ist zweimal vorhanden und einmal Konvergenz nach hinten; der Schienendorn aber ist
stets charakteristisch. Nun wird es auch klar, warum camarunus aus Kamerun so selten
gekommen ist: weil wir den Herd seines Gebietes viel weiter östlich annehmen
müssen, im Östen des großen Urwaldes, wo die Formen am größten und anscheinend
recht häufig sind. (Aus Neukamerun und dem westlichen Kongostaat fehlt mir
leider jegliches Material.)
Da sämtliche Stücke von der Forschungsreise des Herzogs Adolf Friedrich
von Mecklenburg mitgebracht worden sind, nenne ich diese neue Unterart
Pr. camarunus subsp. ducis m.
g: Etwas dunkler und glänzender, der schwarze Nahtstreifen breiter. Farben-
gegensatz der Unterseite stark ausgeprägt: statt des Rotbraun z. T. reines Schwarz,
während die Hinterbrustflecke meistens fast gelb und scharf abgesetzt sind.
Größer und kräftiger als die Nennform; etwas gewölbter; Kopfschild stärker
modelliert, namentlich die beiden vertieften Dreiecke der Oberseite.
9: Dunkler. Kopf und Hals tief braun bis schwarz; Schildchen schwarz.
Decken mit einem breiten schwarzen, in der Mehrzahl der Fälle scharf abgesetzten
Nahtstreifen; Seitenteile mahagoni bis tief dunkelbraun. Unterseite tief dunkel-
braun; Färbung der Hinterbrustflecken wechselnd entsprechend der der seitlichen
Deckenfelder.
Länge: d 22—47 mm (Durchschnitt 35), © 22—28 mm (D. 25). Das 22 mm
lange d ist ungewöhnlich klein; das nächstgrößere mißt bereits 32 mm. Die Maße
für camarunus s. str. betragen d 30—38 mm (D. 33), @ 26—27 mm (D. 26).
Typen: 1C von der Insel Wau, Kiwusee; 1 9 von der Insel Kwidschwi, eben-
dort; 1 G 19 Urwald nordwestlich Beni, westlich Ruwensori; 1 Q Steppe südlich
Albert-Eduardsee; 4 20 Bootsfahrt auf dem Ituri zwischen Awakub und Bumili.
Drei weitere Q, bezeichnet „Brit. Uganda“, die offenbar auch hierzu gehören
(genau habe ich sie nicht untersucht), habe ich im Deutschen Entomologischen Museum
zu Dahlem gesehen (dort als „modestus“ bezeichnet). Das Paar von den Kiwu-
inseln ist in beiden Geschlechtern das größte der Reihe; das Q aus der Steppe
zeichnet sich durch besonders scharfen Gegensatz zwischen schwarz und sehr hell-
rotbraun aus. Die übrigen Stücke aber zeigen ein recht einheitliches Gepräge.
Erst auf der Insel Ukerewe hat sich wieder eine eigene Rasse herausgebildet:
Pr. camarunus subsp. insulicola m.
Bedeutend kleiner; Durchschnittslänge der SS 29 mm. Oberseite, namentlich
Decken viel glanzloser, Kopf etwas schmaler, Modellierung schwächer, ebenso Be-
dornung der Mittelschienen (jedoch immer noch bedeutend stärker als bei antilopus),
Kopfschild vorn tief eingebuchtet.
Die Färbung ist leider nur bei einem Teil der Stücke ursprünglich erhalten,
die andern sind, wahrscheinlich unter Alkoholeinfluß, nachgedunkelt. (Auch bei
antilopus war ein Glas Spiritusmaterial, das sich schon lange im Museum befand
und erst während und zum Zweck dieser Arbeit präpariert wurde, in gleicher Weise
verfärbt.) Bei den normalen SG entspricht die Farbe der von camarunus s. str., ist
Zur Kenntnis der afrikanischen Cladognathinen (Col. Lucan.). 173
aber auf den Decken noch heller mit einem Stich ins Rotgelbe. Die Unterseite
entspricht der scharf gegensätzlichen von dueis.
Die verfärbten Tiere haben einen dunkelbraunen Ton angenommen; doch erkennt
man in wechselnder Stärke, am deutlichsten am Außenrand der Decken die ursprüng-
liche rötliche Färbung heraus.
Das 9 entspricht dem von dueis, nur ist es kleiner.
Länge: S 23—37 mm, Q 21 mm.
Heimat: Insel Ukerewe, Viktoriasee.
Typen 4, 10 von Neuwied, Ukerewe (ges. v. Conrads); ferner die erwähnten
5 verfärbten Männchen gleicher Herkunft.
Wir haben somit eine hochinteressante Parallele von camarunus mit Met. savaget,
der ebenfalls durch den ganzen Kongowald hindurchgeht und auch auf der Insel
Ukerewe seine Ostgrenze hat. Bei camarunus tritt bei dieser Art der Verbreitung
ein Umstand besonders auffallend hervor, nämlich das keilförmige Hineinschieben in
das Gebiet der sehr nahe verwandten Art natalensis, die z. B. (in ihrer hanningtoni-
Rasse) für Bukoba allein bezeugt ist, während sie auf die ganz nahe dem von ihr
bewohnten Ostufer des Viktoriasees liegende Insel Ukerewe nicht übergreift.
Angesichts so verwickelter Grenzen empfiehlt es sich vielleicht, die Unterschiede von
camarunus gegenüber natalensis hier noch einmal kurz zusammenzufassen, namentlich
da der bisherige Hauptunterschied, die Färbung, durch die Auffindung einer neuen
Rasse (lettow-vorbecki, s. u.) von camarunus-Farbe nicht mehr allgemeingültig_ ist.
Es verbleibt demnach als spezifischer Unterschied:
CAMATUNUS
Vorderrand des Kopfes tiefer eingebuchtet
Keine grobe Punktierung hinter den Augen
Seitenrand des Halsschildes nach hinten
etwas divergierend (auch bei großen SO)
Kein nennenswerter Vorsprung hinter dem
Auge
Schenkel mit deutlicher heller Mittelbinde
(namentlich die mittleren); Knie- und
Hüftende dunkel
natalensis
Einbuchtung flacher
Hinter und vor den Augen grob punktiert
Seitenrand bei großen JS nach hinten
etwas konvergent
Merklicher Vorsprung hinter dem Auge
Schenkel so gut wie einfarbig; allenfalls
die Mitte ganz undeutlich etwas auf-
gehellt
12. Prosopocoilus natalensis Parry.
Als Kennzeichen dieser dritten großen Art ist außer den eben angeführten
noch zu bemerken, daß das Epistom stets sehr deutlich ist; ferner ist das Mittel-
höckerchen der Hinterschienen meist etwas stärker und der Kopf des Q grob punktiert.
Das Verbreitungsgebiet reicht von Natal bis Witu; das mir vorliegende Material
zerfällt in vier Rassen.
a) subsp. natalensis s. str.
Das Gebiet der Nennform ist beschränkter, als man annimmt. Parry beschrieb
sie von Natal; neuerdings rechnete man allgemein den in Deutsch-Ostafrika lebenden
großen Prosopocoilus dazu; auch im Jung-Schenkling findet sich diese Heimatsangabe
neben Natal. Aus dem reichen deutschostafrikanischen Material, das mir vorliegt, ergibt
12*
174 Rudolf Kriesche:
sich aber, daß diese natalensis genannte Form durchaus verschieden ist und zu der
folgenden Rasse gehört. Der echte natalensis s. str. ist im B. M. nur von Natal und
Transvaal; Peringuey gibt ihn allerdings auch von Südrhodesien an, doch ist damit
nur erwiesen, daß dort eben ein Prosopocoilus der Art natalensis vorkommt, nicht, ob
er der typischen Unterart angehört, da Peringuey bei der Beschreibung der Art das
Epistom, das wichtigste Kennzeichen, überhaupt nicht erwähnt und andrerseits auch
Deutsch-Ostafrika als Heimat von natalensis s. str. angibt.
Ferner erwähnt Parry einen Prosopoeoilus von Mosambik; ich habe leider aus
dem ganzen Gebiet zwischen Transvaal und Deutsch-Ostafrika kein Tier gesehen.
Der wichtigste Unterschied zwischen natalensis s. str. und hanningtoni besteht in
der Bildung des Epistoms, das bei natalensis breit und ausgeprägt zweihöckerig, bei
hanningtoni schmaler und deutlich einhöckerig ist; nur selten ist er bei letzterem etwas
verbreitert mit leicht welligem Vorderrand, hat aber nie zwei deutliche Höcker.
Außerdem ist natalensis kleiner, am Vorderrand des Kopfes flacher ausgebuchtet,
feiner granuliert und glanzloser, was besonders beim Q auffällt.
b) subsp. hanningtoni W aterhouse.
Die Unterschiede dieser Rasse gegenüber natalensis s. str. sind schon bei diesem
angegeben; es ist noch einiges über die Geschichte der Benennung hinzuzufügen.
Waterhouse beschrieb die Form aus den Wäldern von Taveta und verglich sie mit
senegalensis. Die angeführten Kennzeichen und Unterschiede treffen sämtlich auch für
die Stücke aus Deutsch-Ostafrika zu. Da sich darunter auch solche aus dem Taveta
benachbarten Nord-Usambara befinden, ist die Ausdehnung des Namens hanningtoni
auf alle diese Tiere wohl berechtigt. Irreführend in der Beschreibung ist nur das
Wort „niger“, wenn man es nämlich mit „pechschwarz“ übersetzen wollte. Meine
dunkelsten Stücke sind auf Oberkiefern, Kopf und Hals schwarz, auf den Decken
kastanienbraunschwarz, die hellsten kastanienbraun über alles, nach vorn dunkelnd.
(Vielleicht waren auch Waterhousens Stücke in der Konservierung nachgedunkelt.)
Nach diesem Autor beschrieb dann Nonfried einen drunneus als Varietät von
Pr. serricornis aus Nguru, Deutsch-Ostafrika. An einer großen Reihe von Nguru-
stücken kann ich feststellen, daß die angegebenen Kennzeichen sämtlich auf sie,
d. h. also auf hanningtoni, zutreffen. Pr. serricornis var. brunneus Nonfr. ist also zu
letzterer Form synonym zu setzen und bei serricornis, mit dem er nichts zu tun hat,
gar nicht mehr zu erwähnen.
Das Verbreitungsgebiet der Rasse wird durch folgende Fundorte, sämtlich aus
Deutsch-Ostafrika, belegt: Tewe, Amani (beides Usambara), Bukoba, Nguru, Mpuapua,
Korogwe, Hinterland von Bagamojo, Neuhelgoland (Nord-Nyassasee); ferner ein
kleines d aus Kibwezi, Brit.-Ostafrika.
Wie weit die Rasse etwa im Hinterland noch nach Norden geht, ist unbekannt.
An der Küste jedenfalls dürfte sie die deutsche Grenze nicht weit überschreiten, da
sie schon im Gebiet von Mombasa durch eine andre Rasse abgelöst wird; ich
nenne diese:
c) subsp. lettow-vorbecki m.
Eine wegen ihrer hellen Färbung sehr auffallende Rasse.
CS: Hellrotbraun, etwa wie antilopus, jedoch noch lichter, am hellsten auf den
Decken; ein breites Längsfeld auf der Mitte jeder Decke ist fast gelb. Mandibeln,
Zur Kenntnis der afrikanischen Cladognathinen (Col. Lucan,), 175
Nahtstreif und Außenwand der Decken sind schwarz. Unterseite schwarzbraun mit
Ausnahme der rotbraunen Hinterbrustflecke. Die Oberseite ist sehr matt, namentlich
auf den Decken fast völlig glanzlos, der Vorsprung hinter dem Auge etwas geringer
als bei hanningtoni. Sonst stimmt alles mit diesem überein.
Q: Dem Ö entsprechend aufgehellt, jedoch nicht ganz so stark als dieses.
(Immerhin etwas heller als das Q von camarunus s. str. und somit das lichteste 9
der Gruppe antilopus-camarunus-natalensis.) Oberseite stärker glänzend als beim G,
jedoch geringer als beim Q von hanningtoni. Sonst von diesem nicht verschieden.
Länge: S 32—48 mm (Durchschnitt 36), © 24 mm.
Typen 50, 10 aus Mombasa, Brit.-Ostafrika (in meiner Sammlung).
Das Gebiet dieser Rasse scheint recht beschränkt zu sein. Nach Süden (Amani)
und Westen (Kibwezi) ist ihr hanningtoni vorgelagert. Aber auch nach Norden geht
sie höchstens bis an den Tana; vom linken Ufer desselben, aus dem Sultanat Witu,
steckt nämlich im B.M. ein einziges JO, das ein ganz anderes Gepräge zeigt und offenbar
die äußerste in die Steppe vorgeschobene (oder wohl besser: zurückgebliebene) Rasse
von natalensis darstellt. Genannt habe ich sie nach dem großen Deutschen, in dessen
Lebenswerk Witu und der Tana eine bedeutsame Rolle spielen.
d) subsp. karl-petersi m.
Eine echte Kümmerform.
OS: Viel kleiner als die kleinsten Stücke von hanningtoni, gleichmäßig mahagoni-
braun gefärbt. Decken stärker glänzend, Mandibeln klein, priodont. Die grobe
Punktierung bleibt nicht auf die Umgebung der Augen beschränkt, sondern zieht
über die ganze Vorderhälfte des Kopfschildes, so daß nur die Mitte der hinteren
Hälfte davon frei bleibt. Der über die Augen laufende Teil der Augenleiste bildet
nicht, wie bei hanningtoni und lettow-vorbecki die grade Verlängerung des vor den
Augen liegenden, sondern ist nach außen abgeknickt, so daß unmittelbar vor dem
Auge eine deutliche Einbuchtung des Kopfschildseitenrandes entsteht. Das freie
Ende der Augenleiste ist leicht angeschwollen. Sonst ist nichts Auffälliges hervor-
zuheben.
o: unbekannt.
Länge: 19 mm (mit Mandibeln!)
Typ: 15 aus Witu, Tanagebiet.
Eine Art Übergang zu dieser Rasse bildet das oben bei hanningtoni erwähnte
Ö dieser Unterart von Kibwezi. Es ist, was doch auffallen muß, gleichzeitig das
nördlichste und kleinste S des ganzen Materials (bei 42 9 und 27 9 kann man es
schon auffallend finden). Es mißt nämlich nur 25 mm, während die nächstgrößeren
Längen von 27 und 29 aufweisen. Ferner ist die grobe Punktierung des Kopfes
ähnlich angeordnet, wenn auch nicht ganz so ausgedehnt wie bei karl-petersi. In
allem Sonstigen aber ist das Stück ein echter hanningtoni.
Während karl-petersi somit deutliche enge Beziehungen zu hanningtoni aufweist,
sind zu der sehr großen kräftigen Rasse Zettow-vorbecki keine solchen erkennbar. Ich
nehme daher an, daß hanningtoni im Hinterland unter allmählicher Verkleinerung
unmittelbar in karl-petersi übergeht, während lettow-vorbecki eine dieser Entwicklungs-
reihe fernstehende, ziemlich isolierte, vielleicht recht beschränkte örtliche Rasse (oder
gar Vikariante) bildet,
176 Rudolf Kriesche: Zur Kenntnis der afrikanischen Cladognathinen (Col. Lucan.),
13. Homoderus johnstoni Waterhouse.
Als Voraussetzung kurz folgendes: Annähernd gleichzeitig beschrieb Jakowleff
seinen H. gladiator, Kolbe seinen F. preussi; letzterer ist synonym. Jakowleff kannte
nur ein d; die Typen preussi sind 25 und 10, die im B.M. stecken und mir vor-
liegen. Die Art kommt aus Kamerun.
Waterhouse beschrieb nun nach einem einzigen Q von Entebbe (am Viktoriasee,
Uganda) seinen H. johnstoni. Der bloßen Beschreibung nach könnte man auf den
Gedanken kommen, daß es sich um ein Synonym zu preussi (dem 9) handelt, und
Boileau, der den Typ von johnstoni, aber nicht von preussi kannte, hat dies auch
ausgedrückt. Es ist eben der Unterschied derart, daß er in einer nicht auf ihn
hinarbeitenden, sondern allgemein und oberflächlich gehaltenen Beschreibung nicht
hervortritt. Glücklicherweise konnte ich die beiden so äußerst seltenen Formen mit-
einander vergleichen. Im B. M. befindet sich ein © von der Insel Kwidschwi im
Kiwusee; zwei weitere Q stecken im Dahlemer Entomologischen Museum, bezeichnet
„Brit. Uganda“. Diese drei Tiere stimmen untereinander völhg überein; auf sie
paßt die Beschreibung des johnstoni bis «in alle Abtönungen. Ferner steckt in Dahlem
auch noch ein mit dem Typ übereinstimmendes O von preussi. Diese johnstoni, neben
die preussi gesteckt, unterscheiden sich doch ganz merklich. Ihre Färbung ist
dunkler, ihre Gestalt breiter und gedrungener, die Granulierung etwas stärker.
Seltsamerweise sind von johnstoni noch keine SS bekannt geworden; aber die 09
genügen schon, um erkennen zu lassen, daß es sich zum mindesten um eine wohl-
charakterisierte Unterart von gladiator handelt; der Befund beim J ergibt vielleicht
eine völlig selbständige Art.
Holothurien aus dem Roten Meer,
Dr. Willy Erwe
aus Herne ı. W.
Mit 5 Abbildungen im Text.
(Eingesandt im Februar 1919.)
Au Anregung des im November des Jahres 1913 verstorbenen Herrn Geh.
Reg. Rat Prof. Dr. Ludwig unternahm ich eine Untersuchung von Holothurien!)
aus dem Roten Meer. Das Material war von Hemprich & Ehrenberg und von
Prof. Dr. Hartmeyer, einige Exemplare von Dr. Bannwarth und Prof. Hilgen-
dorf gesammelt. Die Sammlungen wurden mir durch Vermittlung von Herrn Ge-
heimrat Ludwig vom Zoologischen Museum in Berlin zur Verfügung gestellt. Die
von Hartmeyer gesammelten Holothurien wurden von Dr. Helfer bearbeitet; ich
verweise auf: „Über einige von Dr. Hartmeyer im Golf von Suez gesammelte Holo-
thurien“ aus: „Mitteilungen aus dem Zoologischen Museum in Berlin“ 6. Bd. 2. Heft
1912 und „Noch einige von Dr. Hartmeyer im Golf von Suez gesammelte Holo-
thurien“ aus: „Zoologischer Anzeiger Bd. XULI, Nr. 10, 1913. Die von Hemprich
& Ehrenberg gesammelten Holothurien unterzog ich einer Nachbestimmung, eine
Arbeit über diese Sammlung ist bisher meines Wissens nicht erschienen; nur 3 Arten,
Phyllophorus gracilis (Sel.) Type, Phyllophorus Ehrenbergü (Sel.) Type, und T’hyone
venusta Sel. Type finde ich veröffentlicht in: Selenka 1868, Nachtrag zu den Bei-
trägen zur Anatomie und Systematik der Holothurien.
Von Hemprich & Ehrenberg lagen mir 109 Exemplare von Holothurien
vor; sie verteilen sich auf folgende Arten:
Holothuria pardalis Selenka,
Holothuria maculata (Brandt),
" impatiens (Forsk.),
S edulis Lesson,
” atra Jäger,
2 tubulosa Gmelin,
> monacaria (Liesson),
$ scabra Jäger,
er ocellata Jäger,
> albiventer Semper,
5 vagabunda Selenka,
Yı) Vorliegende Untersuchungen waren bereits vor dem Kriege abgeschlossen, infolge Ein-
stellung in den Heeresdienst gelangt die Arbeit erst jetzt zur Veröffentlichung.
180 Willy Erwe:
Stichopus variegatus Semper,
Mülleria mauritiana (Quoy & Gaim.),
> miliaris (Quoy & Gaim.),
echimites Jäger,
Phyllophorus Ehrenbergii (Selenka),
55 graceilis (Selenka),
Thyone venusta Selenka.
Von den von Hartmeyer gesammelten und von Helfer bearbeiteten Holo-
thurien (es liegen 40 Exemplare vor) führt letzterer 6 schon bekannte Arten:
Holothuria maculata Br.,
PR impatiens (Forsk.),
% pardalis Selenka,
Mülleria parvula Selenka,
> miliaris (Quoy & Gaim.),
Colochirus doliolum (Pallas)
und nicht weniger als 6 neue Arten an:
Holothuria tenuicornis n. SP.,
hs fungosa n. Sp.,
Mülleria aegyptiana n. SP.,
Orcula torense n. SP.,
Colochirus pusillus n. Sp.,
Cucumaria Hartmeyeri n. sp.
Von den 6 bekannten Arten waren Holothuria maculata, Holothuria impatiens,
Holothuria pardalis und Mülleria parvula richtig bestimmt. Mülleria miliaris lag nicht
vor, es war eine „Holothuria“, deren genaue Bestimmung mir jedoch nicht möglich
war (s. nachfolg. Text S. 189). Meine Untersuchung an dem einzigen jungen Exemplar
von Colochirus doliolum läßt es ebenfalls als sehr wahrscheinlich erscheinen, daß Colo-
chirus doliolum nicht vorliegt (s. nachfolg. Text S. 189). Das von Helfer als Colochirus
pusillus n. sp. bestimmte Exemplar stimmt mit dem von ihm als Colochirus doliolum
bestimmten Exemplar überein. Von beiden Exemplaren gebe ich nur das Genus
„Colochirus“ an.
Bei der Untersuchung der von Helfer als neu aufgestellten Arten ergab
sich, daß Holothuria tenuicornis n. sp. identisch ist mit Holothuria pardalis, Orcula
lorense n. sp. mit Phyllophorus Ehrenbergü, Miülleria aegyptiana n. sp. mit Mülleria
parvula.
Cueumaria Hartmeyeri n. sp. ist überhaupt keine Dendrochirote, sondern ein
Vertreter des Genus „olothuria“. Vorliegende Form mit einer bekannten Art zu
identifizieren, gelang mir nicht, ich stelle sie als „Aolothuria sueosa“ auf!).
Weiterhin lagen mir aus dem Berliner Zoologischen Museum noch Holothurien
vor, welche von Bannwarth (2 Exemplare von Synapta digitata) und von Hilgen-
dorf (3 Exemplare von Holothuria pardalis) gesammelt waren.
Zur allgemeinen Übersicht lasse ich an dieser Stelle die Liste der Namen der
gefundenen Arten folgen:
!) Der Artname Hartmeyeri ist in der Gattung Holothuria bereits vergeben.
Holothurien aus dem Roten Meer. 181
I. Paractinopoda. 11. Holothuria tubulosa Gmel.,
1. Synapta digitata (Mont.). 12. » ge Jäger,
13: ns albiventer Semper,
II. Actinopoda. 14. r- sucosa n. SP.,
15. Stichopus variegatus Semper,
A. Aspidochirotae. 16. Mülleria mauritiana (Quoy & Gaim.),
2. Holothuria maculata (Brdt.), 17. „ parvula Selenka,
3 „ scabra Jäger, 18. » echinites Jäger,
4 » monacaria (Less.), 19. „ miliaris (Quoy & Gaim.),
5. ” fungosa Helfer,
6 % vagabunda Selenka, B. Dendrochirotae.
7 Fr edulis Liesson, 20. Phyllophorus Ehrenbergü (Sel.),
8 ” atra Jäger, 37. 4 gracilis (Sel.),
d. " pardalis Seleuka, 22. Thyone venusta Selenka,
10. ® impatiens (Forsk.), 23. Colochirus ...
I. Paractinopoda.
1. Synapta digitata (Mont.).
Syn.: Synapta dubia Semper 67/68.
ss incerta Ludwig 1874.
Labidoplax digitata Clark 1907.
2 von Bannwarth gesammelte Exemplare. Das Vorkommen dieser Form im
Roten Meer ist neu, in den europäischen Meeren ist sie gemein.
Mit dieser Form sehr nahe verwandt sind Synapta dubia Semper 1868 und
Synapta incerta Ludwig 1874. Clark 1907 identifiziert Synapta incerta mit Synapta
dubia. Ich möchte noch einen Schritt weitergehen und beide als Synonyme von
Fig. 1.
Anker und Ankerplatten von Synapta digitata (Mont.).
Vergr. 158 X.
Synapta digitata ansprechen. Semper 1867/68 sagt von seiner „mit einigem Zweifel
als neue Art“ aufgestellten Synapta dubia: „Sie ist vom Habitus der Synapta digitata.
12 vierfingrige kurze Tentakel. Färbung in Spiritus blaß rötlich.“ Synapta dubia
unterscheidet sich von Synapta digitata nach Semper nur durch den Mangel eines
5. Fingers und der Saugnäpfe an den Tentakeln. Nun erwähnt Lampert 1885 von
seiner „digitata“ ebenfalls 12 vierfingrige Tentakel, Theel 1886 sagt in demselben
!) Die Zeichnungen sind mit dem Abbeschen Zeichenapparat der Firma Carl Zeiß angefertigt.
182 Willy Erwe:
Sinne: „Tentacles twelve, with 5 digits, the terminal one being more or less inconsi-
derable“ So wäre noch der einzige Unterschied in dem Fehlen der Saugnäpfe an
den Tentakeln der Synapta dubia zu suchen, ein Grund, welcher meiner Meinung
nach nicht stichhaltig sein dürfte. Fassen wir also jetzt Synapta dubia und Synapta
incerta als Synonyme von Synapta digitata auf, so können wir nicht mehr von der
europäischen S. digitata reden, wenn wir die Fundorte von Synapta dubia (Bohol,
Cebu) und Synapta incerta (Banka) berücksichtigen.
II. Actinopoda.
A. Aspidochirotae.
2. Holothuria maculata (Brdt.).
Syn.: Sporadipus maculatus Brandt 1835.
Holothuria arenicola Semper 1867/68.
Es lagen vor: 4 Exemplare, gesammelt von Hartmeyer und 6 Exemplare, von
Hemprich & Ehrenberg gesammelt.
Bei allen Exemplaren ist die typische Rückenfleckfärbung gut zu erkennen.
Die Kalkkörper stimmen am besten überein mit den Zeichnungen Semper’s 1867/68,
Taf. XXX, Fig. 13 und Fischers 1907, Taf. LXVIL, Fig. 5.
Holothuria maculata ist eine in allen Meeren weit verbreitet vorkommende Form.
3. Holothuria scabra Jäger.
Syn.: Holothuria tigris Selenka 1867.
5 cadelli Bell 1887.
7 Exemplare, gesammelt von Hemprich & Ehrenberg.
Die typische mediane Längsfurche der Bauch-
seite ist konstant. Eine naturgetreue Abbildung
des Tieres gibt Selenka 1867, Taf. XIX, Fig. 70.
Holothuria scabra ist eine im Roten Meer
sehr gemein vorkommende Art.
4. Holothuria monacaria (Liesson).
Syn.: Psolus monacaria Lesson 1830.
Holothuria fiammea Quoy & Gaimard 1833.
» fasciola ,„ „1888:
Fuscopunctata Quoy & Gaimard 1833.
& ß a? Stichopus flammeus Brandt 1835.
! ” gyrifer Selenka 1867.
€ en „ monacaria Selenka 1868.
a) Ö M ) Holothuria decorata v. Marenzeller 1881.
h minax Theel 1886.
Fig. 2. >
a yon önasia ae. 4 von Hemprich & Ehrenberg gesammelte
a Stühlchen und Schnallen aus der Haut. Exemplare. Die gelb-weißen Höfe um die Papillen,
b Schnallen aus der Längsmuskulatur. 5 i > ; 5 a
Waren E05. wie sie sonst ziemlich konstant bei A. monacaria
auftreten, waren sehr schlecht zu sehen. Die Gestalt
der Kalkkörper jedoch läßt die H. monacaria sofort wiedererkennen.
Aus dem Roten Meer war diese Form noch nicht bekannt, ihr Vorkommen
in demselben ist jedoch nicht verwunderlich, da sie fast kosmopolitisch ist.
Holothurien aus dem Roten Meer. 183
5. Holothuria fungosa Helfer.
Die Angaben Helfer’s in: „Uber einige von Dr. Hartmeyer im Golf von Suez
gesammelte Holothurien“ kann ich bestätigen. Das Tier entbehrt der Kalkkörper. —
1 Exemplar.
6. Holothuria vagabunda Selenka.
Syn.: Stichopus leucospilota Brandt 1835.
2 Exemplare, von Hemprich & Ehrenberg gesammelt.
7. Holothuria edulis Liesson.
Syn.: Trepang edulis Jäger 18353.
Holothuria fuscocinerea Selenka 1867.
= signata Ludwig 1874.
6 Exemplare, von Hemprich & Ehrenberg gesammelt.
Die Farbe der vorliegenden Exemplare entspricht am besten Ludwigs Be-
schreibung seiner Z. signata und Selenkas ZH. fuscocinerea. 2 Exemplare sind blau-
schwarz, die 4 übrigen mehr oder weniger dunkelbraun mit einem Stich ins Violette.
Semper gibt 1869 als Fundort den Golf von Aden an.
8. Holothuria atra Jäger.
Syn.: Holothuria affinis Brandt 1835.
F floridana Pourtales 1851.
7 amboinensis Semper 1867/68.
> africana 'Theel 1886.
4 Exemplare, von tiefschwarzer Farbe, gesammelt von Hemprich & Ehrenberg.
Holoihuria atra ist rings um die Erde verbreitet, im Roten Meer ist sie gemein.
9. Holothuria pardalis Selenka.
Syn.: Holothuria insignis Ludwig 1874.
” lineata AR 1874.
r peregringa 5 1874.
r tenuicornis Helfer 1913.
Es lagen vor: 12 Exemplare, gesammelt von Hemprich & Ehrenberg,
3 Exemplare, gesammelt von Hilgendorf und 15 Exemplare, gesammelt von
Hartmeyer.
Von diesen letzteren 15 Exemplaren waren 12 von Helfer richtig als Zolothuria
pardalis, 3 jedoch als Holothuria tenuicornis n. sp. bestimmt.
Von seiner H. tenwicornis sagt Helfer: „Bei Untersuchung dieser Form
stellten sich mir große Schwierigkeiten entgegen, da das Innere der Tiere
völlig versandet war: der Darminhalt hatte sich in die Leibeshöhle ergossen, was
bei der verhältnismäßig geringen Größe der Tiere für die zarten inneren Organe
nicht gerade vorteilhatt sein konnte, infolgedessen auch die anatomische Untersuchung
nicht auf absolute Zuverlässigkeit Anspruch machen kann. Damit habe ich schon
einen der Hauptgründe angedeutet, weshalb ich diese Tiere unter dem Namen einer
neuen Art bringe, ein anderer liegt in der Beschaffenheit der Fühler. Diese, deren
Zahl 20 ich nur bei einem Exemplar genau feststellen konnte, sind sehr dünn und
zart, etwa 4 mm lang, ohne jede Verzweigung, haben demnach die Gestalt eines Fadens,
der an seinem Ende nur unbedeutend verdickt ist.“ Der erste Grund rechtfertigt sicher-
184 Willy Erwe:
lich nicht die Aufstellung einer neuen Art, auch nicht der zweite, die Beschaffenheit
der Fühler; die Fühler sind allerdings sehr zart, fadenförmig, am Ende verdickt,
aber nicht so absonderlich, daß ihre Form zur Aufstellung einer neuen Art berechtigte.
An anderer Stelle (S. 435) sagt Helfer, daß die Tentakel den Formen der Aspi-
dochiroten am nächsten kommen.
Die beiden „Hauptgründe“ sind vollständig hinfällig, wenn ich nur die Kalk-
körperformen — meiner Ansicht nach immer noch die zuverlässigste Quelle zur Be-
stimmung von Holothurien — berücksichtige. Ohne Schwierigkeit konnte ich mich
davon überzeugen, daß F. tenuicornis nichts anderes ist als /7. pardalis, eine der ge-
meinsten und häufigsten Formen von Holothurien im Roten Meer. Bei der Be-
schreibung der Kalkkörper der A. tenwcornis stellt Helfer in der Ausbildung der
Schnallen eine Ähnlichkeit mit den Schnallen der A. pardalis fest.
a
Fig. 3.
Kalkkörper von H. tenuicornis Helf. = H. pardalis Sel.
a Schnallen \
b Stühlehen J
aus der Körperhaut.
ce Stützstäbchen aus den Füßchen.
Vergr. 340x.
Anbei gebe ich einige Formen der Kalkkörper der 1. tenuicornis (= H. pardalis)
wieder, sie stimmen genau überein mit den Formen, wie Ludwig sie 1874 Taf. VII,
Fig. 28, 30, 42 von seiner Ä. peregrina, H. lineata, H. insignis (= H. Pa und
Mitsukuri 1912 von HA. pardalis S. 125, Fig. 22 wiedergibt.
10. Holothuria impatiens (Forsk.).
Syn.: Fistularia impatiens Forskäl 1775.
Holothuria fulva Quoy & Gaimard 1833.
Trepang impatiens Jäger 1833.
Sporadipus impatiens Grube 1840.
Holothuria botellus Selenka 1867.
Es lagen vor: 24 Exemplare (Hemprich & Ehrenberg), 2 Exemplare (Hart-
meyer).
Ludwig erwähnt1874 eine Holothuria impatiensvar. auf Grund der abnormen Körper-
farbe. Bei einer ganzen Zahl der mir vorliegenden Exemplare war die von Ludwig
erwähnte, auf dem Rücken in Längsreihen angeordnete Fleckfärbung typisch ausgebildet.
Holothurien aus dem Roten Meer. 185
11. Holothuria tubulosa Gmelin.
8 von Hemprich & Ehrenberg gesammelte Exemplare.
12. Holothuria ocellata Jäger.
2 Exemplare von Hemprich & Ehrenberg gesammelt.
An Kalkkörpern finden sich in der Körperhaut Stühlchen und Schnallen. Die
Stühlchen sind plump, der Stiel ist kurz, nur eine Querleiste ist vorhanden. Die
Schnallen sind von 6 Löchern durchbohrt, die Mittelspange weist meist 2 knotige
Verdickungen auf, ebenso ist der äußere Rand der Schnallen mehr oder weniger
knotig verdickt. Die Kalkkörper stimmen genau überein mit Theel 1886, Taf. VII,
Fig. 11 a—.
Bisher war Holothuria ocellata nur aus der Torresstraße und von Celebes bekannt.
13. Holothuria albiventer Semper.
2 Exemplare, gesammelt von Hemprich & Ehrenbereg.
Fig. 4.
Kalkkörper von H. albiventer Semp.
a Schnallen
b Stühlchen
c Stützkörper aus den Papillen.
Vergr. 168.
} aus der Haut. Vergr. 340.
20 Tentakel, gelbbraun. Ambulakralanhänge — Papillen; in den 5 Radien ver-
laufen Längsfurchen, die bei vorliegenden Exemplaren mehr oder weniger gut zu sehen
sind. Farbe: einheitlich grünbraun, die Papillen des Bauches unregelmäßig verstreut,
186 Willy Erwe:
als weiße Flecken deutlich gekennzeichnet. Infolge massenhafter Kalkablagerung
fühlt sich die Haut hart und rauh an. In bezug auf die Gestalt der Kalkkörper ver-
weise ich auf Semper 1867/68 Taf. XXX, Fig. 14, Herouard 1893 Pl. VILL 1—17.
Vorliegende Form war schon aus dem Roten Meer bekannt. (Semper 1869.)
14. Holothuria sucosa n. sp.
Syn.: Cucumaria Hartmeyeri Helfer.
Es lagen mir 2 Exemplare vor, 51/, und 21/, cm lang, von Dr. Helfer als
Cucumaria Hartmeyerin. sp. bestimmt. Herr Dr. Helfer
N hat eine aspidochirote mit einer dendrochiroten Holo-
I. 30 ) thurie verwechselt. Auf den ersten Blick könnte man
0.407 geneigt sein, die Tiere als Dendrochirote anzusprechen
(sie sind in der Farbe weiß, die Haut ist infolge massen-
En hafter Kalkablagerung rauh), jedoch Form und Zahl
ar BR der Tentakel, das Fehlen der Retraktoren — das zur
em (0 2 Unterscheidung von Aspidochiroten und Den-
EISR 0 drochiroten charakteristische Merkmal — lassen
0 Oo ) ohne weiteres auf eine aspidochirote Holothurie
schließen. Es sind 18—20 schildförmige Tentakel vor-
handen — Helfer zählt nur 10 Tentakel —, die Zahl
genau anzugeben, war nicht möglich, da der Schlund-
kopf bei beiden Exemplaren zerschnitten und die
Tentakel überdies sehr klein sind. Das Vorkommen
von Fühlerampullen, die bekanntlich den Dendrochiroten
abgehen, dürfte weiterhin ein schlagender Beweis für
die aspidochirote Natur der beiden vorliegenden Exem-
plare sein. Die Ambulakralanhänge der Bauchseite
sind Füßchen, sie finden sich in den Radien zahlreich,
in den Interradien verstreut. Die Ambulakralanhänge
des Rückens sind eingezogen. An Kalkkörpern finden
sich Stühlchen, außerdem zahlreich stark knotig ver-
Kalkkörper von H. swcosa n. SP: diekte Schnallen. Fundort: Gimsay Bay, afrikanische
a Schnallen.
b, Stühlchen, von oben gesehen. Küste des (solfes von Suez; Tor, Sinaiküste, je ein
b, Stühlehen, von unten gesehen.
Verst. 30x. Exemplar. Sammler: Hartmeyer.
15. Stichopus variegatus Semper.
Syn.: Stichopus naso Haake 1880.
7 Exemplare, gesammelt von Hemprich & Ehrenberg. Durch Lampert
1885 ist Stichopus variegatus aus dem Roten Meer (Kosseir) bekannt.
16. Mülleria mauritiana (Quoy & Gaim.).
Syn.: Holothuria mauritiana Quoy & Gaim. 1833.
Mülleria varians Selenka 1867.
Actinopyga mauritiana Bell 1887.
5 von Hemprich & Ehrenberg gesammelte Exemplare. M. mauritiana war
aus dem Roten Meer schon bekannt.
Holothurien aus dem Roten Meer 187
17. Mülleria parvula Selenka.
Syn.: Mülleria flavocastanea Theel 1886.
Actinopyga parvula Bedford 1898.
Mülleria aegyptiana Helfer 1912.
10 von Hartmeyer gesammelte Exemplare, von Helfer als Mülleria aegyptiana
n. sp. bestimmt. Ein weiteres Exemplar, das genau mit M. aegypliana übereinstimmt,
ist von Helfer richtig als M. parvula bestimmt.
Als Abweichungen von Mülleria parvula, der M. aegyptiana sehr nahesteht
(s. Mitteilungen aus dem Zool. Museum Berlin, 6. Bd., 2. Heft 1912), galt Helfer
die Anordnung der Ambulakralanhänge und die Form der Kalkkörper. Wenn Helfer
meint, daß die „überall (z. B. Selenka 1867 und Lampert 1885) für M. parvula er-
wähnte Stellung der Füßchen in 3 Längsreihen typisch sei“, dann möchte ich doch
nur auf Theel 1886 S. 198/99 (Theel sagt von M. flavocastanea —= M. parvula:
Pedicels crowded, forming a kind of sole) und auf Fisher 1907 S. 645 (ventral
surface well marked from dorsal, covered with pedicels of conspicious size which are
not arranged in definite order) hinweisen. Was die Kalkkörper anbetrifft — es
finden sich Stühlchen und Schnallen —, so stimmen diese genau überein mit den
Formen von Mülleria parvula.
18. Mülleria echinites Jäger.
Syn.: Actinopyga echinites Bell 1888.
2 Exemplare von Hemprich & Ehrenberg gesammelt.
Das Vorkommen von M. echinites im Roten Meer ist neu; da M. echinites schon
an der ostafrikanischen Küste (Sansibar, Seychellen) nachgewiesen ist und eine
ihr nahe Verwandte, M. miliaris — nach Theel 1886 wahrscheinlich mit M. echinites
identisch — häufig im Roten Meer vertreten ist, bietet ihr Vorkommen im Roten
Meer nichts Überraschendes. a
19. Mülleria miliaris (Quoy & Gaim).
Syn.: Holothuria miliaris Quoy & Gaim. 1833.
a lineolata „, Re 1833.
Mülleria lineolata Brandt 1835.
ji plebeja Selenka 1867.
Actinopyga miliaris Bell 1887.
3 Exemplare von Hemprich & Ehrenberg gesammelt. M. miliaris ist im
Roten Meer gemein.
B. Dendrochirotae.
20. Phyliophorus Ehrenbergii (Selenka).
Syn.: Urodemas Ehrenbergiü Selenka 1868.
Phyllophorus Frauenfeldi Ludwig 1874.
Orcula torense Helfer 1912.
Neben der Selenkaschen Urodemas Ehrenbergü hat Ludwig 1874 als ebenfalls
im Roten Meer vorkommend eine Form Phyllophorus Frauenfeldi beschrieben.
Ludwig selbst sagt, daß beide Formen sich in betreff der Kalkkörper völlig gleichen,
ein Unterschied sei aber vorhanden in der verschiedenen Gestalt des Kalkrings. Zum
Mitt. a. d. Zool. Mus. in Berlin. IX. Bd. 2. H. 13
183 Willy Erwe:
Vergleich weise ich hin auf Selenka 1868 Taf. VIII, Fig. 7 und auf Ludwig 1874
Taf. VI, Fig. 22. Berücksichtigen wir jedoch andererseits, daß die Tiere in ihrem
äußeren Habitus, in der Farbe, Verteilung der Füßchen, in ihrem inneren anatomischen
Bau, in der Form der Kalkkörper, die typisch sind und auch in ähnlicher Form
sich kaum bei anderen Holothurien vorfinden, außerdem in ihrem Verbreitungsbezirk
übereinstimmen, dann scheint mir eine Zusammenziehung der beiden Formen zu-
gunsten der Ph. Ehrenbergii wohl berechtigt. Theel 1886 vermutet ebenfalls eine
Identität beider Formen.
Es lagen 13 Exemplare von Ph. Ehrenbergü (Selenka), gesammelt von Hemprich
& Ehrenberg, vor, die den Typus der Art bilden.
Zwei weitere Exemplare, die Hartmeyer gesammelt hatte, sind von Helfer
als Orcula torense n. sp. beschrieben in: Zool. Anzeiger Bd. XLI, Nr. 10, 1913.
Ein Exemplar ist gut, das andere schlecht konserviert, zusammengeschrumpft,
daher wurmförmig erscheinend. Beide Exemplare sind von gleicher Farbe, mehr
oder weniger hell- und dunkelbraun.
Ein Irrtum bei der Feststellung der Zahl der Tentakel — Helfer fand bei
dem größeren Exemplar 15 braune, ungleich große Fühler, bei dem kleineren nur
14 — ließ Helfer die vorliegenden Exemplare als zum Genus „Orcuwa“ gehörig
erscheinen, die Form der Kalkkörper war ausschlaggebend zur Aufstellung der neuen
Art O. torense In Wirklichkeit jedoch liegt die im Roten Meer so gemeine Phyllo-
phorus Ehrenbergii vor, denn erstens sind nicht 15, sondern deutlich 20, und zwar
15 größere, 5 kleinere Tentakel vorhanden, und zweitens sind die Kalkkörper keine
anderen Gebilde, als wie sie Selenka 1868 Taf. VIII, Fig. 8 von Ph. Ehrenbergü
abbildet.
Die Anker, die Helfer als unterhalb der eigentlichen Kalkkörperschicht liegend
beschreibt, scheinen sehr selten zu sein. „Es kommen auf 2 qmm etwa 3 Anker,
bisweilen sind es mehr, bisweilen finden sich gar keine.“ Ich konnte mich von der
Anwesenheit dieser Gebilde nicht überzeugen. Betreffs der Kalkkörper, die in den
Füßchen vorkommen, verweise ich auf Helfer 8. 437, Fig. 4; im übrigen lassen die
Zeichnungen der Kalkkörper der O. torense auf den ersten Blick die Kalkkörper von
Ph. Ehrenbergi wiedererkennen.
Insofern als mir Typen von Ph. Ehrenbergii vorlagen, war es mir ein leichtes,
mich von der Identität der O. torense mit Ph. Ehrenbergü zu überzeugen.
21. Phyllophorus gracilis (Selenka).
Syn.: Urodemas gracilis Selenka 1868.
1 Exemplar, Type, von Hemprich & Ehrenberg gesammelt.
22. Thyone venusta Selenka.
1 Exemplar, Type, von Hemprich & Ehrenberg gesammelt.
Zum Schluß möchte ich noch auf einige Holothurien zurückkommen, deren
genaue Bestimmung mir nicht möglich war. In den „Mitteilungen aus dem Zoolo-
gischen Museum Berlin, 6. Bd., 2. Heft, 1912“ führt Helfer $. 330 Mülleria miliaris
an. Diesem Exemplar fehlen erstens einmal die Afterzähne — es ist also keine
Mülleria — und zweitens auch die für M. miliaris typischen Kalkablagerungen. Ich
Holothurien aus dem Roten Meer. 189
fand vielmehr Stühlchen und Schnallen, aber — vielleicht durch irgendeine Un-
reinlichkeit im Alkohohl -— derart angegriffen und zerfressen, daß ich nur die Zu-
gehörigkeit des vorliegenden Exemplars zum Genus „ZZolothuria“ feststellen konnte.
In derselben Arbeit beschreibt Helfer ein junges Exemplar von Colochirus
doliolum und ein ebenfalls junges, nur 6 mm messendes Exemplar von Colochirus
pusillus n. sp. Auf Grund eines Vergleichs der Kalkkörper beider Tiere und auch
der Übereinstimmung beider im äußeren Habitus vermute ich, daß beide Formen
identisch sind.
Der äußere Habitus der vorliegenden beiden kleinen Exemplare weist sofort
auf das Genus „Colochirus“ hin, ebenso auch die Kalkkörper. Es finden sich knotige,
unregelmäßige Platten, wie wir sie bei Üolochirus-Arten häufig und so verschieden-
artig antreffen. Auffallend war mir das Fehlen der sonst bei Colochirus doliolum
vorkommenden napfförmigen Kalkkörper, wie ich sie in meinen Holothurien Süd-
west-Australiens Taf. 1, Fig. 1 von Colochirus doliolum abgebildet habe, auch lassen
sich die knotig verdickten Platten nicht recht mit denen von Colochirus doliolum in
Einklang bringen. Das Vorkommen dieser Form im Roten Meer spricht ebenfalls
nicht für €. doliolum, da sie sich, außer ihrem Vorkommen im indopazifischen @ebiet,
nur an den südlichen Küsten Afrikas verbreitet findet. (v. Marenzeller 1874:
Kap der Guten Hoffnung; Ludwig: Angra-Pequena, Südwestküste Afrikas.)
Eine genaue Bestimmung beider Exemplare unterließ ich, weil junge, noch nicht
ausgewachsene Tiere vorlagen, und ich die beiden ohnedies schon stark mitgenommenen
einzigen Exemplare nicht noch mehr beschädigen wollte.
18*
Literaturverzeichnis.
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Sluiter, C. P., Die Evertebraten aus der Sammlung des Kgl. Naturwissensch. Vereins in Nieder-
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The&el, H., Report on the Holothuridae of the Exploring Voyage of H. M. S. „Challenger“,
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Über die elavicornen (oleopteren
von Spanisch-Guinea, auf der Grundlage des von
Herrn 6. Tessmann gesammelten Materials, nebst
Studien über die tiergeographischen Beziehungen
der Nitiduliden Afrıkas.
Von
Prof. H. Kolbe.
Nebst Beschreibungen neuer Arten.
Von
A. Grouvelle.
>
(Eingesandt im Mai 1919.)
9 -
j
HALL
MIT Zn
A, in alter geologischer Zeit die Wälder in Afrika viel größer waren und
noch weitere Flächen bedeckten als jetzt, und auch Südasien waldreicher war und
mit Afrika durch waldbedeckte kontinentale Strecken regional verbunden war, da
breitete sich naturgemäß auch die Tierwelt des Waldes über diese weiten Gebiete
von Indien bis Westafrika aus. Diese im Osten und Westen gleiche oder ähnliche
Tierwelt ist im Wandel der geologischen Zeiträume nicht ganz ausgestorben, sondern
in den noch vorhandenen Waldbezirken meist in den gleichen Gattungen, sogar in
ähnlichen Arten jetzt noch vorhanden, zwar lückenhaft, aber dennoch erkennbar
als ein zusammengehöriges Ganzes. Daher kommt die große Verwandtschaft der
Tierwelt Afrikas mit derjenigen Indiens, die in der Gleichheit zahlreicher Gattungen
und der sehr großen Ähnlichkeit vieler Arten zum Ausdruck kommt.
In der vorliegenden Abhandlung sollen die clavicornen Üoleopteren der
afrikanischen Region tiergeographisch in einigen Zügen teilweise gemustert werden.
Im speziellen werden die von Herrn @. Tessmann in Spanisch-Guinea gefundenen
Angehörigen dieser Käferabteilung vorgeführt. Die CÖlavicornier sind ausnahmslos
kleine Käfer, welche großenteils unter der Rinde von Bäumen, in morschem Holze,
in Pilzen und Schwämmen usw. leben. Andere Gattungen bewohnen blühende
Pflanzen, noch andere faulende tierische Reste. Auch an Trockenwaren finden sie
sich. Die meisten dieser Ooleopteren sind aber an Wald gebunden. Es gehören zu
ihnen die Familien der Nitiduliden, Uucujiden, Ostomiden, Üolydiiden usw.
Span.-Guinea gehört zum Waldgebiet Nieder-Guineas.
Wir betrachten hier hinsichtlich ihrer geographischen Verbreitung hauptsächlich
die Nitiduliden, um nicht allzusehr in die Breite zu gehen.
Für diese biogeographischen Untersuchungen konnte ich nicht nur das reiche
Material des Berliner Zoologischen Museums zugrunde legen, sondern auch vor-
nehmlich Grouvelles Kataloge und Abhandlungen, besonders die unten genannten
Schriften desselben !).
Aus der afrikanischen Region (Afrika südlich der Sahara) sind 40 Gattungen
der Nitiduliden bekannt. Von diesen Gattungen sind 25 auch in der indischen
Region (z. T. auch in China und Japan) vertreten und meist noch weiter verbreitet.
12 Gattungen sind endemisch, d. h. auf die afrikanische Region beschränkt, und
nur 3 Gattungen sind weiter verbreitet, aber nicht in der indischen Region zu
I) Grouvelle, A., Catalogus Coleopterorum ed. Junk u. Schenkling. Nitidulidae. Pars 56, 1913.
—, Coleopt. Reg. Ind. Clavicorn. (Ann. Soc. Ent. France, 1908. Vol. LXX VII.)
194 H. Kolbe:
Hause. Hieraus ist die überaus nahe Verwandtschaft der afrikanischen mit der
indischen Region und die Zusammenhörigkeit beider erkennbar.
Die 25 gemeinsamen Gattungen der afrikanischen und indischen
Region sind folgende (nach Unterfamilien geordnet):
I. Unterfam. Cateretinae — Brachypterus;
11. R Meligethinae — Pria, Meligethes;
IE 2 Carpophilinae — Brachypeplus, Cillaeus, Carpophilus;
IV. Nitidulinae — Eenomaeus, Haptoncus, Omosita, Epuraea, Stelidota,
Prometopia, Axyra, Soronia, Atarphia, Amphierossus,
Aethina, Pocadius, Cyllodes, Tricanus, Pallodes,
Lasiodactylus, Circopes;
” h Cryptarchinae — Üryptarcha;
NE 2 Cybocephalinae — Cybocephalus.
Die vorstehenden Gattungen bilden größtenteils das charakteristische oder
hervortretende Element der Nitidulidenfauna der afrikanischen Region, zumeist auch
der indischen Region, zu der hier noch andere Gattungen, z. B. Macroura, Pocadites
usw. treten. Übrigens ist die indische Region weniger reich an Arten als die
afrikanische, aber etwas reicher an Gattungen. Sowohl in jener wie in dieser treten
spezialisierte, endemische Gattungen hinzu, gewöhnlich nahe Verwandte der
Stammgattungen. In der afrikanischen Region sind folgende Endemiten festzustellen:
I. Unterfam. Cateretinae — 0;
1. ä Meligethinae — Metapria, Prioschema, Meligethinus;
111: ” Carpophilinae — Xanthopeplus, Cillaeopsis, Prosopeus;
IV. . Nitidulinae — Nitidopecten, Platychorina, Taracta, Anister, Ithyra,
Neothalyera.
y Be Cryptarchinae — 0;
Yı. Cybocephalinae -— o.
Die 3 weiter verbreiteten, aber nicht in der indischen Region vertretenen
Gattungen sind Platychora, Perilopa und Nitidula, die alle drei zur Unterfam. Niti-
dulinae gehören. Platychora umfaßt 11 Arten aus dem tropischen Afrika, Brasilien
und Kolumbien; Perilopa 10 Arten (9 aus Zentral- und Südamerika, 1 aus dem
Kapland); Nitidula 13 Arten in der paläarktischen, nearktischen und neotropischen
Region (1 nordafrikanische Art auch in Ostafrika). Die Beziehung aller drei
Gattungen zu Amerika ist eigenartig; sie erinnert an Neumayrs Landbrücke von
Nordafrika nach Mittelamerika. In Amerika sind auch Haptoneus, Omosita, Prometopia,
Awyra, Soronia, Amphierossus, Aethina, Pocadius, Cyllodes, Pallodes, Lasiodactylus usw.
vertreten.
Mit Europa (nebst Nord-, Zentral- und Westasien und Nordafrika) hat die
afrikanische Region die Gattungen Drachypterus, Pria, Meligethes, Carpophilus, Nitidula,
Omosita, Epuraea, Soronia, Pocadius, Oyllodes, Cryptarcha und Cybocephalus gemein.
Diese europäischen Gattungen treten in der afrikanischen Region gegen die
meist artenreichen charakteristischen indo-afrikanischen Gattungen großenteils zurück,
wie schon Nitidula zeigt. Meligethes ist aber besonders in Südafrika ziemlich arten-
reich, auch in Westafrika in mehreren Arten vertreten, in Ostafrika wohl weniger.
Diese Gattung ist in der paläarktischen Region auffallend artenreich. Die ge-
Über die elavicornen Coleopteren von Spanisch-Guinea. 195
samte Anzahl der Arten dieser Gattung beträgt 232. Von diesen bewohnen nur
2 Amerika, und zwar Nordamerika. Auch in Australien ist die Gattung sehr
sparsam vertreten, etwas mehr in Indien und Madagaskar.
Auch Epuraea findet sich in verschiedenen Gegenden des tropischen Afrika,
im Westen und Osten, auch in Südafrika vereinzelt, ebenso in Madagassıen und
Australien. Von Omosita wird 1 Art aus Abessinien, von Nitidula 1 Art aus Öst-
afrika aufgeführt. Von Soronia sind 3 Arten aus Südafrika, von Pocadius 1 Art
aus Westafrika (Togo), von Cryptarcha mehrere Arten aus West- und Ostafrika
bekannt.
Madagassien (Madagaskar mit den Maskarenen), hauptsächlich aber Mada-
gaskar selbst, ist an der afro-asiatischen Fauna stark beteiligt; denn dieser Rest
eines ehemaligen größeren Kontinentalkomplexes (Lemuria) beherbergt von den
25 afro-indischen Gattungen Vertreter von 17 Gattungen, nämlich
I. Unterfam. o;
138 & Pria, Meligethes;
Ill. N Brachypeplus, Cillaeus, Carpophilus;
IV. 2 Haptoneus, Epuraea, Stelidota, Soronia, Amphierossus, Aethina,
Cyllodes, Pallodes, Lasiodactylus, Circopes;
M. 5 Oryptarcha;
VL u Cybocephalus.
Dazu kommen noch mehrere spezialisierte endemische Gattungen teils in Mada-
gaskar, teils auf den Maskarenen.
Die meisten afro-indischen Gattungen (15) sind auch bis Australien verbreitet.
Arten von Cillaeus, Aethina und Cybocephalus fehlen hier, aber Prometopia ist vertreten.
Dazu kommen noch endemische Gattungen.
Endlich finden sich noch in Neuseeland Arten von Brachypeplus, Epuraea,
Stelidota und Soronia; außerdem die endemischen Gattungen Homepura, Priasilpha,
Platipidia, Cyclaxyra, Priatelus.
Die Verbreitungsmöglichkeit für die Tiere von Asien nach Australien durch
kontinentalen Aneinanderschluß war während des mesozoischen Zeitalters gegeben.
Innerhalb desselben war dies nach Neumayr während der Jurazeit der Fall, nach
Arldt erst in der Kreidezeit. Jedenfalls würden die tertiärzeitlichen Mammalien
Asiens nach Australien gekommen sein, wenn die Verbreitungsmöglichkeit erst ın
die Tertiärzeit gefallen wäre. Dies ist nicht der Fall; also verbreitete sich die süd-
ostasiatische Tierwelt schon in der mesozoischen Zeit nach Australien. Über die
weitere Verbreitungsmöglichkeit der Landtiere nach dem Südende Südamerikas ist
wohl kaum noch zu streiten!). Für die reguläre biogeographische Verbreitung über
das Südpolarland, wie ich sie in meiner Theorie über die Verbreitungswege der
Tiere dargelegt habe, habe ich viele Belege beigebracht. Von jenen afro-asiatisch-
australischen Gattungen der Nitiduliden kommen auch einige in Archiplata, dem Süd-
2) H.Kolbe, Die Differenzierung der zoogeographischen Elemente der Kontinente. (Transact.
of the Second Entomological Congress in Oxford 1912, S. 472 ff.)
—, Studien über die Verbreitung und Herkunft einiger Artengruppen der Coleopteren-
gattung Carabus. (Deutsche Entom. Zeitschr. 1917, S. 301—302, 314—315.)
196 ; H. Kolbe:
ende Südamerikas (Patagonien, Argentinien, Chile), vor, nämlich Arten von Carpophilus,
Epuraea, Stelidota, Nitidula, Oryptarcha und Cybocephalus. Diese Gattungen bewohnen
aber auch zumeist das übrige Amerika.
Wenn man einwenden will, daß die genannten nen von anderen Konti-
nenten nach Australien und Neuseeland und nach Chile und Patagonien gelegent-
lich verschleppt sein können (durch Schiffe, Baumstämme usw.), so ist dem entgegen-
zuhalten, daß die Arten jener Gattungen selbständig und verschieden sind, und daß
außerdem auch ganz selbständige, einander nahe verwandte Gattungen beiderseits
wohnen, die nach der geologischen Verbreitung sich dort spezialisiert haben. So
sind z. B. die in Chile lebenden Gattungen Cratonura und Epuraeopsis aus der
Verwandtschaft von Fpuraea sehr nahe verwandt mit der Gattung AJomepura Neu-
seelands. Solche Verwandtschaften gibt es mehrere. Sie sprechen für eine geologische
Landbrücke von Australien— Neuseeland nach Chile—Patagonien. Die sogenannten
kosmopolitischen Arten, z. B. Carpophilus hemipterus L., sind durch den Menschen
nach allen Erdteilen verbreitet.
Merkwürdig ist das reiche Konvivium endemischer Nitiduliden-Gattungen auf
den Hawai-Inseln. Sharp hat darüber eine umfangreiche Darlegung in seiner
„Fauna Hawaiiensis“ Vol. III (1908) veröffentlicht. Es sind darin 13 endemische
(renera mit zusammen 132 Arten aufgezählt und beschrieben. Darunter befinden
sich 4 Gattungen mit nur je 1 Art und Gattungen mit 22, 23, 24 und 31 Arten.
Die Differenzierung in so zahlreiche Arten ist sehr auffallend, und es würde sich
lohnen, darüber und über die Lebensweise der differenzierten Formen Untersuchungen
anzustellen.
Es ist hier nicht der Ort, die biogeographischen Verhältnisse der Clavicornier
noch weiter zu verfolgen. Die Behandlung der Uucujiden, Ostomiden und Colydiiden
würde zu gleichen Resultaten führen und darf unterlassen werden. Wenn wir aber
angesichts des scheinbaren Wirrwarrs der Verbreitung der vielen Arten den Blick
schließlich klar einstellen, so sehen wir bei den Nitiduliden, ebenso wie in anderen
Tiergruppen, vom paläarktischen Asien aus die Verbreitungswege 1. nach Europa,
dem Mittelmeergebiet und Nordamerika (in verschiedenen Richtungslinien), 2. über
Süd- und Ostasien, Australien und die Antarktis nach dem Südende Amerikas usw.,
3. von Südasien aus den Verbreitungsweg nach dem tropischen Afrika.
Hier lasse ich eine Liste aller von Tessmann in Spanisch-Guinea (z. T.
auch in Südkamerun) gesammelten Ölavicornier-Arten folgen. Sie umfaßt
die Nitiduliden, Cucujiden, Ostomiden, Oolydiiden und Öryptophagiden.
Alle hier aufgeführten Arten sind von dem guten Kenner Herrn A. Grourvelle
determiniert worden. Das ganze Material befindet sich in der Sammlung des
Berliner Zoologischen Museums.
Fam. Nitidulidae.
(ratt. Brachypeplus Eı.
1. B. rubidus Murr. — Span.-Guinea: Nkolentangan, November 1907; Makomo,
Uampogebiet, an oder unter Rinde, 1.—15. April 1906; Uelleburg, Benito-
gebiet, Juni bis August 1908. Mehrere Exemplare.
Uber die clavicornen Coleopteren von Spanisch-Guinea. 197
. B. Lafertei Murr. — Span.-Guinea: Nkolentangan, November 1907 bis Mai
1908; Makomo, Campogebiet, 1.—15. Mai 1906; Uelleburg, Benitogebiet,
Juni bis August 1908; Alen, Benitogebiet, 1.—15. September 1906, unter
Rinde von Bäumen. Einige Exemplare.
3. B. nitidior n. sp. Grouv. — Span.-Guinea. 2 Exemplare, davon l an den
Autor gegeben.
4. B. opacinus n. sp. Grouv. — Span.-Guinea: Nokolentangan, 22. November
1907. 1 Exemplar.
5. B. depressus Er. — Span.-Guinea: Nkolentangan. — Kamerun: Bibundi,
November 1904 in der Plantage. Mehrere Exemplare.
6. B. Deyrollei Murr. — Span.-Guinea: Nkolentangan; Uelleburg im Benito-
9.
10.
11.
n
gebiet, Juni bis August 1908. — Kamerun: Bibundi, September 1904,
an verfaulten, an der Erde liegenden Früchten der Plantage. Einige
Exemplare.
. B. brunnescens n. sp. Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan, November
1907. 2 Exemplare, davon 1 an den Autor gegeben.
. B. niger Murr. — Makomo im Campogebiet, April 1906, unter Rinde von
Bäumen; ebenda im Februar 1906 an Pfählen und Pfosten im Hause;
Uelleburg im Benitogebiet, Januar 1907; auch in Nkolentangan. Mehrere
Exemplare.
B. Murrayi Grouv. — Span.-Guinea: Alen im Benitogebiet, September 1906;
Nkolentangan. 2 Exemplare.
B. parallelus Murr. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 4 Exemplare.
B. acuminatus n. sp. Grouv. — Kamerun: Bibundi, 28. April 1905, in der
Faktorei abends an die Lampe fliegend.. 5 Exemplare, davon 1 an den
Autor gegeben.
Gatt. Haptoncus Murr.
. H. luteolus Er. — Span.-Guinea: Nkolentangan. Zahlreich.
2. H. bifasciatus Krtz. — Span.-Guinea: Nkolentangan. — Kamerun: Bibundi,
im September 1904, in der Plantage an verfaulten auf der Erde liegenden
Früchten. Mehrere Exemplare.
3. H. ocularis Fairm. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 1 Stück.
Gatt. Carpophilus Steph.
1. C. bistigma Grouv. — : Span.-Guinea: Makomo, im Campogebiet, in der
Plantage unter Rinde von Bäumen, April 1906; Nkolentangan. Einige
Exemplare.
2. ©. dimidiatus F. — Span.-Guinea: Nkolentangan. — Kamerun: Bibundi,
>
Oktober 1904 in der Plantage zahlreich; 13. Januar 1905 in der Plantage
auf Blättern.
. ©. dolens Murr.? — Span.-Guinea: Makomo im Oampogebiet, 6. April 1906,
unter Rinde von Bäumen in der Plantage. Einige Stück.
. ©. biplagiatus Krtz. — Span.-Guinea: Nkolentangan. Einige Stück.
. C. humeralis F. — Span.-Guinea: Nkolentangan. Zahlreich.
198
H. Kolbe:
. ©. nitidus Murr. — Span.-Guinea: Nkolentangan; Uelleburg im Benitogebiet,
Juni bis August 1908. — Kamerun, Plantage Bibundi: am 2. September
1904 „in den Karren auf Kakaobohnen“; am 12. September 1904 an ver-
faulten, auf der Erde liegenden Früchten; am 6. Juni 1905 in der Plantage
fliegend gefunden. Mehrere Exemplare.
. C. analis Krtz. — Span.-Guinea: Uelleburg, Juni bis August 1908. 1 Stück.
. C. obsoletus Er. var. — Span.-Guinea: Nkolentangan, 20. Januar 1908. 1 Stück.
. C. n. sp.? — Span.-Guinea: Nkolentangan. 1 Stück.
. C. sp. — Nkolentangan. 3 Stück.
Gatt. Epuräea Er.
. E. scutellaris Krtz. — Kamerun: Bibundi, am 4. September 1904 einige
Exemplare „in einer großen weißen Blüte der Pflanzung“ sitzend gefunden.
Gatt. Prometopia Er.
. P. binotata Murr. — Span.-Guinea: Nkolentangan, 4 Stück; Makomo, in
der Pflanzung unter Rinde eines Baumes, 6. April 1906, 1 Stück. —
Kamerun: Sanje bei Bibundi, 18. September 1904, abends auf den Tisch
geflogen. 1 Stück.
Gatt. Platychora Er.
1. P. decorata Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan. Einige Stück.
. P. Swalei Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 2 Stück.
. P. ebenina Thoms. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 1 Stück.
Gatt. Axyra Er.
. A. brunnea Er. — Span.-Guinea: Makomo, 19. April 1906 unter Rinde
eines Baumes in der Neufarm; Uelleburg im Benitogebiet, Januar 1907;
Nkolentangan. — Kamerun: Bibundi, unter Rinde eines Castilloa-Baumes
der Plantage am 3. September 1904 2 Stück; unter Rinde eines liegenden
Baumstammes in Irobi 1 Stück; auf Bananenblättern der Plantage in
Bibundi 1 Stück.
. A. elongata Murr. — Span.-Guinea: Uelleburg, 1 Stück, Juni bis August 1908.
— Kamerun: Bibundi, Plantage, unter der Rinde eines Castilloa-Baumes
1 Stück am 10. September 1904. 2 Exemplare.
. A. perforata Thoms. — Span.-Guinea: Nkolentangan, 1 Exemplar. Ein
zweites Exemplar von Uelleburg (Juni bis August 1908) gehört vielleicht
auch hierher.
. A. setosa Rtt. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 1 Exemplar.
(ratt. Atarphia Ritt.
. A. Tessmanni n. sp. Grouy. — Span.-Guinea: Nkolentangan. — Kamerun:
Bibundi, abends an die Lampe fliegend gefangen, 26. Oktober 1904. Je
! Exemplar, davon 1 an den Autor abgegeben.
pe
SG
Über die elavicornen Coleopteren von Spanisch-Guinea. 199
Gatt. Amphicrossus Er.
A. parallelus Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 1 Exemplar.
2. A. fuseus Murr. — Span.-Guinea: Uelleburg, Juni bis August 1908. 1 Exemplar.
Gatt. Aethina Er.
. Ae. rustica Rtt. — Kamerun: Bibundi, am 4. September 1904 im Jantzenhof,
30. Oktober 1904, 5. Januar 1905 und 23. April 1905 (Sanje-Neufarm)
jedesmal am Lampenlicht gefangen. Mehrere Exemplare.
(ratt. Cyllodes Eı.
. ©. Conradti Grouv. — Span.-Guinea: Makomo im Uampogebiet, am 6. April
1906 unter der Rinde von Bäumen, 3 Exemplare; Nkolentangan, 1 Exemplar.
Unter den in Makomo gefangenen Stücken befindet sich eine oberseits
ganz schwarze Varietät.
Gatt. Tricanus Eı.
1. T. major Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 2 Exemplare.
Gatt. Lasiodactylus Perty.
1. L. euwrvitibius Krtz. — Span.-Guinea: Uelleburg, Juni bis August 1908; Nkolen-
tangan. Mehrere Exemplare, 1 an den Autor abgegeben.
. L. substriatus Rtt. — Span.-Guinea: Uelleburg, Juni bis August 1908; Nkolen-
tangan. Mehrere Exemplare, 1 an den Autor abgegeben.
. L. maculipennis Kıtz. — Span.-Guinea: Uelleburg, Juni bis August 1908;
Nkolentangan. Einige Exemplare.
. L. subproductus Rtt. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 1 Exemplar.
Gratt. Circopes Ritt.
. ©. semicastaneus Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 1 Exemplar.
. ©. afrieanus Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan. — Kamerun: Bibundi,
am Wege hinter Irobidorf am 13. November 1904 in Blüten der Pflanze
Nr. 3 sitzend. Mehrere Exemplare, 1 an den Autor abgegeben.
Gatt. Cryptarcha Schuck.
. ©. notatg Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 4 Exemplare.
. ©. basimaculata Krtz. — Span.-Guinea: Nkolentangan, Januar 1908; Alen
im Benitogebiet am 15. September 1906 in Blüten. Mehrere Exemplare,
1 an den Autor abgegeben.
. C. strongyloides Murr. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 3 Exemplare.
. ©. senegalensis Rtt. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 1 Exemplar.
. ©. quadripunetata Krtz. n. sp. Grour — Span.-Guinea: Nkolentangan.
1 Exemplar.
Gatt. Cybocephalus Eı.
. sp. Span.-Guinea: Nkolentangan. 1 Exemplar.
200
H. Kolbe:
Fam. Cucujidae.
Gatt. Hectarthrum Newm.
. H. gigas F. — Span.-Guinea: Uelleburg, Juni bis August 1908. 1 Exemplar.
. H. Murrayi Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan, I Stück; Uelleburg,
Juni bis August 1908, 3 Exemplare.
3. H. quadrilineatum Smith — Span.-Guinea: Nkolentangan. 1 Stück.
Gatt. Cheilopoma Murr.
. Ch. pubeseens Murr. — Span.-Guinea: Nkolentangan. Einige Exemplare.
Gratt. Hemipeplus Latr.
. H. africanus Grouv. — Span.-Guinea: Uelleburg, 27. Februar 1907. 1 Exemplar.
2. H. suturalis n. sp. Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 1 Exemplar.
. H. sp. (Vorderkörper fehlt). — Span.-Guinea: Nkolentangan. 1 Exemplar.
Gatt. Uleiota Latr. (Drontes F.).
. U. africana Grouv. — Span.-Guinea. 1 Exemplar.
Gatt. Laemophloeus Uast.
. L. eurtipennis Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan. Einige Exemplare.
. L. subniger Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 1 Stück.
Gatt. Inopeplus Smith.
. I. Escalerae Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 1 Exemplar.
Gatt. Silvanus Latr.
. S. Fairmairei Grouv. — Span.-Guinea: Uelleburg im Benitogebiet, am
17. Januar 1907 an einem morschen Baum beim Hause gefunden; Nkolen-
tangan, November 1907. Zahlreich; 5 Stück an den Autor abgegeben.
. S. tenuis Grouv. — Span.-Guinea: Uelleburg, Juni bis August 1908.
3 Exemplare.
. S. javanicus Grouv. — Span.-Guinea, ohne genaue Fundortsangabe. 1 Exemplar.
. ©. surinamensis L. — Kamerun: Bibundi, am Wege nach Bomana am 14. Mai
1905 auf Blättern sitzend oder fliegend gefunden. 1 Exemplar.
. ©. pulcher n. sp. Grouv. — Span.-Guinea: Makomo im Campogebiet, April
1906. 1 Exemplar.
Gatt. Cathartus Reiche.
. C. advena Waltl — Kamerun: Bibundi, am 11. Dezember 1904 auf Blättern
am Buschweg in Thormühlenfelde 1 Exemplar.
Über die elavicornen Coleopteren von Spanisch-Guinea. 201
Fam. Ostomidae.
Gratt. Ancyrona Ritt.
A. plana Lev. — Span.-Guinea: Nkolentangan. Einige Exemplare.
A. nigrita Thoms. — Span.-Guinea: Nkolentangan; Makomo, 5. April 1906,
an Baumstämmen der Farm. Einige Exemplare.
. A. ciliata Murr. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 2 Exemplare.
. A. gabonica Lev. — Span.-Guinea: Nkolentangan, 21. Januar 1908. 1 Stück.
. A. aurora Lev. — Span.-Guinea: Nkolentangan, 1 Stück; Makomo, am
5. April 1906 an Baumstämmen der Farm, 1 Stück.
. 4. diffieilis n. sp. Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 3 Stück, 1 an
den Autor abgegeben.
. A. fallax n. sp. Grouv. — Span.-Guinea: Alen im Benitogebiet, 3. Oktober
1906, auf Blättern sitzend. 1 Stück, defekt.
. A. caelata n. sp. Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan, 13. Januar 1908.
1 Stück.
. A. Kolbei n. sp. Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan, 22. November
1907 und 18.—21. Januar 1908. Einige Exemplare, 1 an den Autor ab-
gegeben.
10. A. scutellaris n. sp. Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 3 Exemplare,
1 an den Autor abgegeben.
11. A. amoena n. sp. Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 1 Stück.
12. A. ambigua n. sp. Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 1 Stück.
13. A. minima n. sp. Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 1 Stück.
14. A. Feae Lev. — Nkolentangan. 2 Exemplare.
Gatt. Latolaeva Ritt.
1. L. bivittata Lev. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 1 Stück.
Gatt. Gymnochila Er.
1. @. subfaseiata Thoms. — Span.-Guinea: Nkolentangan, Januar 1908; Uelleburg,
Januar bis Februar 1807; Makomo, 18. April 1906; Alen, Benitogebiet,
7. Oktober 1906, am Wege gefunden. Eine größere Anzahl Exemplare.
. @. varia F. — Span.-Guinea: Nkolentangan, 13. Januar 1908. 5 Exemplare.
. @. rotundicollis n. sp. Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 1 Stück.
Gatt. Alindria Er.
. A. elongata Guer. — Span.-Guinea: Uelleburg. 1 Stück.
Fam. Colydiidae.
Gatt. Endophloeus Eır.
. E. Conradii Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan, Januar 1908; Alen im
Benitogebiet, 17. Januar 1907; Uelleburg im Benitogebiet; Makomo im
Campogebiet, 5. April 1906, an Baumstämmen in der Farm. Mehrere
Exemplare, 4 an den Autor abgegeben.
202
H. Kolbe:
Gatt. Xuthia Pasc.
. X. elongata Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 1 Stück
Gratt. Caprodes Pasc.
. C. ater Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 3 Exemplare, 1 an den
Autor abgegeben.
Gratt. Microprius Fairm.
. M. opacus Grouv. — Span.-Guinea: ohne nähere Fundortsangabe. Einige
Exemplare, 2 an den Autor gegeben.
. M. sp.? — Span.-Guinea: ohne nähere Fundortsangabe. 1 Stück.
Gatt. Colobicus Latr.
. C. spectabilis (srouv. — Span.-Guinea: Makomo im Campogebiet; in der
Plantage unter der Rinde eines Baumes am 6. April 1906, am 9. April
1906 auf Blüten im Busch gefunden. Einige Exemplare.
Gratt. Trachypholis Er.
. T. ignota Grouv. — Span.-Guinea: ohne nähere Angabe. 1 Stück.
Gatt. Synchita Hellw.
. 9. lineatosguamosa n. sp. Grouv. — Span.-Guinea: ohne nähere Fundorts-
angabe. 1 Exemplar (das typische Stück).
. 9. sp. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 1 Stück.
(zatt. Cicones Curt.
. C. latus n. sp. Grouy. — Span.-Guinea: ohne nähere Fundortsangabe. 1 Stück,
das typische.
Gatt. Aprostoma Guer.
. A. Auberti Fairm. — Span.-Guinea: Nkolentangan, 21. Januar 1908. Mehrere
Exemplare.
. A. planifrons Westw. — Span.-Guinea: ohne nähere Fundortsangabe. Einige
Exemplare.
Gatt. Craspidophilus.
. 0. Grouvellei Krtz. — Span.-Guinea: ohne nähere Fundortsangabe. 1 Stück.
Gatt. Shoanna.
. 8. Conradti Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 1 Stück.
Gatt. Ocholissa Pasc.
. 0. humeralis Fairm. — Span.-Guinea: ohne nähere Fundortsangabe.
2 Exemplare.
(satt. Sosylus Er.
. 9. bistriatus Fairm. — Span.-Guinea: Nkolentangan; Uelleburg, 17. Januar
1907, an einem morschen Baume. Einzelne Exemplare.
Über die elavieornen Ooleopteren von Spanisch-Guinea. 203
Gatt. Triboderus Grouv.
1. T. Tessmanni n. sp. Grouv. — Span.-Guinea: ohne nähere Fundortsangabe.
2 Exemplare, davon 1 an den Autor abgegeben.
(ratt. Bupala Pasc.
1. B. ornata Grouv. — Span.-Guinea: Uelleburg, 17. Januar 1907, an einem
morschen Baume. Einige Exemplare, 1 an den Autor abgegeben.
Gatt. Bothrideres Eır.
1. B. subecostatus n. sp. Grouv. — Span.-Guinea: ohne nähere Fundortsangabe.
3 Exemplare, davon 1 an den Autor abgegeben.
2, B. Weisei Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan, 23. November 1907.
3. B. seulpticollis Thoms. — Span.-Guinea: Makomo, 9. Februar 1906 im Hause
an einem Pfosten sitzend; ebenda am 10. Mai 1906 im Herbarium an
Pflanzen sitzend; Uelleburg, Juni bis August 1908.
4. B. notabilis n. sp. Grouv. — Span.-Guinea: ohne nähere Fundortsangabe.
1 Exemplar.
Gatt. Machlotes Pasc.
1. M. imperfeetus n. sp. Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan. 1 Exemplar.
Gatt. Dastarcus WIk.
1. D. Fairmairei n. sp. Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan, November 1907
bis Mai 1908; Akonangi, März bis April 1909. Einige Exemplare.
Gatt. Cerylon Latr.
1. ©. substriatum n. sp. Grouv. — Span.-Guinea: Makomo, 17. April 1906,
abends im Hause an die Lampe geflogen. 1 Exemplar.
2. ©. Crampeli Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan, 23. November 1907.
Einige Exemplare.
3. ©. Alluaudi Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan, 22. November 1907.
1 Exemplar.
Fam. Cryptophagidae.
Gatt: Pharaxonotha Ritt.
1. Ph. Kirschi Rtt. — Span.-Guinea: Nkolentangan. Zwei Exemplare.
Gatt. Glisonotha Motsch.
1. @. Kolbei n. sp. Grouv. — Span.-Guinea: Nkolentangan. Einige Exemplare,
1 an den Autor abgegeben.
Mitt. a. d. Zool. Mus. in Berlin. IX. Bd. 2. H. 14
204 A. Grouvelle:
Die in vorstehender Liste erwähnten neuen Arten,
beschrieben von
A. Grouvelle.
I. Fam. Nitidulidae.
Brachypeplus (Liparopeplus) acuminatus n. sp. Grouv.
Elongato-ovatus, modice convexus, nitidus, glaber, ater; antennarum basi tarsisque
rufo-piceis. Antennae fere breves, articulis 7° et 8° praecipue ultimo valde trans-
versis. Caput transversum, convexiusculum, ante antennarum bases sat productum,
truncatum, subdense punctatum, temporibus minutissimis. Prothorax valde transversus,
angulis anticis late rotundatis, lateribus rectis retrorsum vix convergentibus, angulis
posticis obtusis, hebetatis; basi subtruncata, pulvino strieto, medio parum incrassato,
marginata. Scutellum transversissimum, suborthogonium. Elytra vix breviora quam
juncta latiora, tenuiter punctato-striata; striarum intervallis latis, unilineato-punctatis,
punctis ad basin majoribus juxta apicem confusis. Abdominis segmentum ultimum
apice subacuminatum. Long. 4,7 mill.
Kamerun, Bibundi, einige Exemplare.
Brachypeplus (Lieiopeplus) brunnescens n. sp. Grouv.
B. rubido Murr. affınis. Brunneus, elytris paulo dilutior, lateralibus marginibus
prothoracis elytrorumque sat late concavo-explanatis; elytris paulo minus elongatis
quam simul latis, sat valde striato-punctatis. Long. 6 mill.
Span.-Guinea, Nkolentangan, 2 Exemplare. — Congo, 1 Exemplar (Coll.
A. Grouvelle).
Brachypeplus (Lieiopeplus) nitidior n. sp. Grouv.
B. rubido Murr. affınis, sed dilute castaneus, magis nitidus et in elytris minus
valde striatus. Caput paulo obscurius, subparce punctulatum. Prothorax disco
depressus, vix perspicue concavus, parcissime punctulatus; margine basilari tenuiter
marginato, medio subelevato, utrinque in longitudinem striola brevissima instructo.
Elytra tenuiter striato-punctulata, lateribus dense punctata; intervallis striarum quam
punctis multo latioribus. Long. 6 mill.
Span.-Guinea, 2 Exemplare.
Brachypeplus (Leiopeplus) opacinus n. sp. Grouv.
B. rubido simillimus, sed paulo opacior, validius punctatus et in majore parte
ater; capite, prothorace, scutello elytrisque extra scutellarem regionem nigris, abdominis
segmentis in disco fusco-maculatis; capite, prothorace scutelloque crebre punctatis;
elytris subvalde punctato-striatis, intervallis unilineato-punctatis, striis et lineis punc-
tatis ad apicem confusis. Long. 7,5 mill.
Span.-Guinea, Nkolentangan, 1 Exemplar.
Über die elavicornen Coleopteren von Spanisch-Guinea. 205
Atarphia Tessmanni n. sp. Grouv.
Oblongo-ovata, vix duplo longior quam in maxima longitudine latior, modice
convexa, vix nitidula, atra, setis fulvis, erectis, in elytris lineato-ordinatis vestita,
antennis piceis, pedibus piceo-nigris. Antennarum clava sesquilongior quam latior.
Caput coriaceum, inter antennarum bases biimpressum; oculis prominulis. Prothorax
antice quam postice angustior, lateribus arcuatus, juxta basin vix sinuatus, crebre
punctatus, punctis confluentibus, rugas obliquas fere efficientibus; margine antico late
et haud profunde emarginato; lateribus late concavo-explanatis; basi truncata, tenuiter
marginata. Scutellum triangulare. Elytra basi quam prothorax aliquid latiora, humeris
angulosa, lateribus arcuata, vix ampliata, apice fere breviter conjunctim rotundata,
in disco sat fortiter lineato-punctata; punctis ad apicem et at latera attenuatis;
intervallis striatis, ad basin undulatis. Long. 3,5—4 mill.
Span.-Guinea, Nkolentangan. — Kamerun, Bibundi. 2 Exemplare.
Cryptarcha quadripunctata n. sp. Grouv., Kraatz ined.
Breviter ovata, convexa, nitida, glabra, fulvo-rufa; capite infuscato, singulo elytro
duobus punctis nigris ornato, 1° in callo humerali, 2° medio disc. Antennarum clava
elongata, subinfuscata; articulis 1—3 paulatim angustioribus. ÜUaput fere dense
punctulatum, utringue antennarum basis modice impressum. Prothorax transversus,
antice angustatus, lateribus juxta basin parallelus, tenuiter et fere parce punctulatus.
Scutellum transversissimum, suborthogonium, apice medio stricte breviter anguloso-
productum. Elytra apice separatim latissime rotundata, fere dense punctulata; punctis
ad apicem attenuatis; stris suturalibus juxta apicem impressis. Pygidium dense
punctulatum. Long. 5,5 mill.
Kamerun (Öonradt); mehrere Exemplare in der Sammlung des Deutschen
Entomologischen Museums in Dahlem und in der Sammlung A. Grouvelle.
Hierher gehört auch ein etwas kleineres Exemplar des Berliner Museums von
G. Tessmann aus Span.-Guinea. Der Prothorax desselben ist ebenso gefärbt wie
die Elytren.
I. Fam. Cucujidae.
Hemipeplus suturalis n. sp. Grouv.
Elongatissimus, subparallelus, vix convexus, nitidulus, glaber, piceus, elytrorum
lateribus late dilutioribus. Caput transversum, crebre punctatum; punctis praecipue
ad apicem transversim confluentibus et strigosis; angulis posticis acutis. Prothorax
modice transversus, subcordiformis, basi valde angustatus, angulis anticis valde ro-
tundatis, lateribus parallelus; margine antico sinuato; angulis posticis obtusis; basi
arcuata; disco aspero, in longitudinem extra apicem sulcato, utrinque ad angulum
posticum valde profundeque impresso; lateribus tenuissime crenulatis. Scutellum
transversum. Elytra oblonga quam prothorax in maxima latitudine latiora, apice
conjunctim rotundata, fere quinquies longiora quam simul latiora, crebre confuse
punctata; marginibus lateralibus subconcavo-reflexis; sutura ad apicem tenuiter
marginata. Long. 4,5 mill.
Span.-Guinea, Nkolentangan, 1 Exemplar.
Diese Art gehört zur Gruppe der H. Gundlachi Grouv., (rounellei Grouv. usw.
14*
206 A. Grourelle:
Silvanus (Parasilvanus) pulcher n. sp. Grouv.
Elongatissimus, praecipue capite prothoraceque angustus, vix convexus, Opa-
culus, tenuissime flavo-pubescens, ferrugineus. Antennae elongatae; clava modi-
cissime incrassata. Caput elongatum, asperum; angulis posticis rectis, haud hebetatis,
productis. Prothorax subparallelus, quam caput paulo angustior, cireiter 3 et 1/5
longior quam latior, asper; margine antico truncato; lateribus juxta apicem dente
modice prominulo armatis, tenuissime crenulatis; basi truncata, marginata. Scutellum
minimum. Elytra ad apicem parum attenuata, basi quam prothorax latiora, apice
conjunctim rotundata, fere quater longiora quam in maxima latitudine latiora, dense
striato-punctata; intervallis alternis tenuiter subcarinatis; lateribus carinato-plicatis,
oblique inflexis; 2° intervallo breviter elevato. Long. 4,5 mill.
Span.-Guinea, Makomo, Campogebiet, 1 Exemplar. — Kamerun (Conradt),
einige Exemplare in der Sammlung des Deutschen Ent. Museums in Dahlem und
A. Grouvelle.
III. Fam. Ostomidae.
Ancyrona diffieilis n. sp. Grouv.
Oblonga, circiter 1 et 2/; tam elongata quam lata, convexa, nitida, dilute
castanea; antennis, clava nigra excepta, prothoracis elytrorumque lateralibus margi-
nibus, corpore subtus testaceis, hoc pilis flavis tenuibus lanuginosis vel erectis, in
disco elongatis, ad latera majoribus, vestito. Antennae vix elongatae, clava quam
longitudinis dimidia parte paulo longiore; articulis intus valde dilatatis. Caput antice
subtruncatum, fronte convexum, margine antico stricte depressum, in disco subparce,
ad latera densius punctatum. Prothorax transversissimus, antice angustatus, in disco
parcissime punctulatus, ad latera subparce punctatus; margine antico late emarginato,
angulis antieis acutis, late hebetatis; lateribus modieissime arcuatis, sat late explanato-
marginatis, margine explanato antice latiore et concavo, postice juxta basin reflexo;
angulis posticis subrectis, hebetatis; basi medio truncata, utringque sinuata, extra
extremitates tenuiter marginata. Scutellum subtriangulare, parce punctulatum. Elytra
lateribus arcuata, vix ampliata, apice conjunctim breviter rotundata, circiter 1 et 1/g
longiora quam simul in maxima latitudine latiora, alternatim striato-punctatis et
lineato-punctatis; intervallis alternis apicem versus modicissime elevatis; marginibus
lateralibus sublate concavo-explanatis, margine explanato juxta apicem evanescente.
Long. 5 mill.
Span.-Guinea, Nkolentangan, 3 Exemplare.
Ancyrona fallax n. sp. Grouv.
Oblonga, eireiter 1 et ?/; longior quam latior, convexa, nitidula, rufo-testacea,
vix perspicue cyaneo-micans, marginibus elytrorum, antennis, clava nigra excepta,
pedibusque et corpore subtus testaceis; pilis flavis, tenuibus, in elytris erectis et
lineato-dispositis vestita, pilis multo longioribus in prothoracis elytrorumque margi-
nibus instructa. Antennae elongatae, clava tertia parte longiore quam lata, articulis
intus productis. Caput antice truncatum, fronte convexiusculum, antice stricte
depresso-marginatum, dense punctatum; oculis parum prominulis. Prothorax trans-
Über die elavicornen Coleopteren von Spanisch-Guinea. 207
versissimus, antice angustus, subdense punctatus; margine antico emarginato; angulis
anticis productis, valde hebetatis; lateribus modice arcuatis, sublate explanato-marginatis,
ciliatis; angulis posticis subobtusis; basi arcuata, stricte striato-marginata. Scutellum
transversum, apice late rotundatum, parce punctulatum. Elytra basi parallela, ad apicem
sat longe arcuata apiceque conjunctim rotundata, cireiter 1 et 1/3 longiora quam
simul latiora, dense striato-punctata, intervallis in disco quam punctis vix latioribus;
disco subdepresso, marginibus lateralibus subabrupte inflexis et sublate explanato-
marginatis. Long. 8 mill.
Span.-Guinea, Benitogebiet, 1 schlecht konserviertes, defektes Exemplar.
Ancyrona caelata n. sp. Grouv.
Oblonga, circiter 1 et 1/; longior quam latior, parum convexa, elytrorum disco
depressa, nitida, dilute castanea, pilis flavis brevissimis, in elytris erectis et lineato-
dispositis, vestita. Antennae subbreves, clava ter longiore quam ad primum arti-
culum lata; articulis 1°—5" laxatis, paulatim angustioribus, intus quam extus paulo
dilatatıs. Caput transversum, fronte subdepressum, inter antennarum bases arcuatim
subinflexum et margine antıco subdepressum, antice subtruncatum et medio brevissime
anguloso-productum, oculis subproductis plus minusve dense profunde punctatum.
Prothorax transversissimus, antice angustus, in disco subparce, ad discı latera densius
punctatus; margine antico late profunde emarginato, angulis anticis subrectis, hebe-
tatis; lateribus modicissime arcuatis, antice late concavo marginato, postice latissime
explanato-marginatis; angulis posticis subrectis, vix hebetatis; basi medio truncata,
utringue late subsinuata, tenuissime marginata. NScutellum transversum, apice late
rotundatum, parce punctatum. Elytra lateribus rotundata, parum ampliata, apice
conjunctim rotundata, circiter tam elongata quam im maxima latitudine lata,
lateribus late subexplanato-marginata, alternatim striato-punctata et lineato-producta;
marginibus lateralibus valde inflexis, marginibus explanatis confuse punctatis.
Long. 7 mill.
Span.-Guinea, Nkolentangan, 1 Exemplar. — Kamerun, 1 Exemplar im D.
Ent. Mus. Dahlem.
Ancyrona Kolbei n. sp. Grouv.
Oblonga, paulo minor, duplo longior quam latior, parum convexa, nitidula,
castanea, capitis et prothoracis marginibus lateralibus infuscata, antennis, pedibus,
corporeque subtus dilute castaneo, pilis tenuibus flavis, in elytris modice retrorsum
inclinatis et lineato-dispositis, vestita. Antennae subbreves, clava ter longiore quam
latiore, intus quam extus paulo magis dilatata. Caput dense punctatum, antice in
longitudinem breviter carınatum et utrinque latissime impressum, fronte subimpressum.
Prothorax transversissimus, antice angustus, in disco subdense, ad latera dense
punctatus; margine antico late profunde emarginato, angulis anticis subacutis, vix
hebetatis; lateribus modice arcuatis, late concavo-marginatis, angulis posticis acutis,
valde hebetatis; basi subtruncata tenuiter striato-marginata. Scutellum minimum, semi-
circulare, punctulatum. Elytra basi parallela, ad apicem longe arcuata et conjunctim
sat breviter rotundata, ceirciter 1 et '/, longiora quam simul latiora, alternatim
striato-punctata et lineato-punctata, intervallis internis striarum praecipue ad apicem
208 A. Grourvelle:
modicissime elevatis; disco depresso, marginibus lateralibus valde inflexis, sublate
concavo-explanatis. Long. 5 mill.
Span.-Guinea, Nkolentangan, einige Exemplare.
Ancyrona scutellaris n. sp. Grouv.
Oblonga, eireiter 1 et !/, tam elongata quam lata, parum convexa, nitida,
nigro-picea, levissime aeneo-micans, capitis margine antico prothoracisque lateribus
plus minusve rufescens, scutello, antennis, clava excepta, corporeque subtus testacea,
pilis flavis subelongatis, in capite et prothorace stratis, in elytris sublineato-dispositis,
vestita. Antennae sat elongatae, clava laxata, -totius longitudinis antennae parti
dimidiae subaequali, articulis intus valde dilatatıs. Caput plus duplo latius quam
longius, antice inter antennarum bases trisinuatum, fronte convexiusculum et antice
arcuatim depressum, alutaceum, subdense, haud valde sed profunde punctatum;
marginibus orbiculorum subprofunde et subangulose sinuatis. Prothorax trans-
versissimus, antice angustus, alutaceus, in disco utrinque lineae levis sat latae parce
tenuiter punctatus; punctis ad latera paulatim majoribus et densioribus; margine
antico late profunde emarginato, angulis anticis subrectis, vix hebetatis; lateribus
modice arcuatis, stricte pulvinato-marginatis nec late, praecipue basin versus, concavo-
explanatis, ciliatis, angulis posticis acutis; basi medio truncata, utrinqgue sinuata.
Scutellum modice transversum, subtriangulare, tenuiter alutaceum. Elytra lateribus
arcuata, parum ampliata, apice breviter subconjunctim rotundata, fere eadem
longitudine ac juncta lata, in disco paulo irregularia, dense lineato-punctata; inter-
vallis strictis, alternatim, praecipue ad apicem, vix elevatis; marginibus lateralibus
valde inflexis et late subconcavo-inflexis. Long. 5 mill.
Span.-Guinea, Nkolentangan, einige Exemplare.
Diese Spezies erinnert bis zu einem gewissen Punkte an dunkelfarbige Thymalus-
Arten.
Ancyrona amoena n. sp. Grouv.
Oblonga, convexa, nitidula, dilute castanea, in prothoracis elytrorumque mar-
sinibus lateralibus paulo dilutior; antennis, clava nigra excepta, pedibus, corpore
inferiore testaceis, abdominis segmentis plus minusve subinfuscatis; elytris pilis
brevibus, flavis, erectis, lineato-dispositis vestitis; prothoracis elytrorumque marginibus
lateralibus pilis longioribus et densioribus ornatis. Antennae subelongatae, clava
paulo breviore quam totius longitudinis antennae parte dimidia; articulis intus
dilatatis. Caput antice truncatum, dense punctatum, punctis elongatis; margine
antico inter antennarum bases arcuatim inflexo et antice depresso. Thorax trans-
versissimus, antice angustus, in disco subdense, ad latera densius et validius punctatus;
margine antico late profunde emarginato, angulis anticis subrectis hebetatis; lateribus
arcuatis, pulvino et canaliculo strictis marginatis, marginibus lateralibus disci oblique
inflexis et sublate explanatis; angulis posticis subobtusis; basi medio truncata, utrinque
sinuata, tenuiter marginata. Scutellum subsemicirculare, parce punctulatum. Elytra
lateribus arcuata, parum ampliata, apice breviter conjunctim rotundata, circiter 1 et
1!/, longiora quam conjuncta latiora, striato-punctata, in striarum intervallis bilineato-
punctatis; intervallis interioribus juxta strias apicem versus paulatim subelevatis;
Über die claviecornen Coleopteren von Spanisch-Guinea. 309
marginibus lateralibus valde abrupte inflexis, sublate concavo-explanatis. Long.
8 mill.
Span.-Guinea, Nkolentangan, 1 Exemplar. — Congo, 1 Exemplar in Coll.
A. Grouvelle.
Ancyrona ambigua n. sp. Grouv.
Oblonga, eirciter duplo longior quam latior, parum convexa, subopaca, brunneo-
nigra, antennis, prothoracis elytrorumque lateribus, pedibus, corpore inferiore ru-
fescentibus, pilisque flavo-cinereis, brevibus, subincrassatis, ‘erectis, in elytris lineato-
seriatis, vestita. Antennae breves, clava paulo plus sesquilongiore quam latiore,
intus quam extus magis dilatata. Caput antice truncatum, plus minusve profunde
et dense punctatum, inter antennarum bases arcuatim subimpressum. Prothorax
transversissimus, antice angustus, in disco subdense, ad disci latera crebre validius
profunde punctatus; margine antico late emarginato, angulis anticis subrectis, hebetatis;
lateribus modice arcuatis, sat late explanatis; angulis posticis breviter rotundatis; basıi
haud marginata, fere subarcuata. Scutellum minimum, semicirculare, pubescens. Elytra
bası parallela, ad apicem versus longe arcuata apiceque conjunctim rotundata, circiter
1 et !/, longiora quam conjuncta latiora, alternatim striato-punctata et lineato-
punctata, intervallis alternis vix perspicue angustioribus; punctis intervallorum sub-
rugosis transversim vix undulatis; disco subdepresso; marginibus lateralibus valde
inflexis, sublate concavo-explanatis. Long. 6 mill.
Span.-Guinea, Nkolentangan, 1 Exemplar.
Ancyrona minima n. sp. Grouv.
Oblonga, ceirciter 1 et !/, longior quam latior, parum convexa, fere opaca,
subdilute brunnea, marginibus prothoracis lateralibus elytrorumque dilutior, antennis,
pedibus, corpore inferiore fulvotestaceis, abdominis segmentis subinfuscatis, in capite
prothoraceque setis brevissimis, albo-cinereis, in elytris setis brevibus, erectis ejusdem
coloris, vestita. Antennae breves, clava magna, fere dimidio totius antennae longi-
_ tudinis elongata. Caput antice trisinuatum, medio vix, utrinque paulo validius sub-
rugosulum, fronte subdepressa, margine antico in longitudinem subcarinato, utrinque
late subimpressa. Prothorax transversissimus, antice angustus, subrugosulus; margine
antico late profunde emarginato; angulis anticis subacutis, vix hebetatis; lateribus
modice arcuatis, praecipue in angulis posticis late explanatis, his acutis, brevissime
rotundatis; basi modice arcuata. Scutellum semicireulare, albido tomentosum. Elytra
lateribus arcuata, vix ampliata, apice conjunctim rotundata, eodem circiter elongata
ac juncta lata, dense striato-punctata, striis subcrenulatis; lateribus disci abrupte
inflexis, marginibus usque ad apicem late explanatis. Long. 3 mill.
Span.-Guinea, Nkolentangan, 1 Exemplar.
Gymnochila rotundicollis n. sp. Grouv.
Ovata, modice convexa, in elytrorum disco subdepressa, nitida, nigra, squamulis
albidis vel sordide albatis, fuscis, nigris vestita; singulo elytro maculis duabus nigro-
squamosis ornato. Prothorax transversus, lateribus arcuatus, angulis antieis acutis,
postieis sat fortiter rotundatis, in disco transversim sat valde convexus, utrinque
310 A. Grouvelle:
En
oblique reflexus; disco in longitudinem tenuiter striato, in maxima parte fusco-
squamosa; marginibus lateralibus late albido-squamosis, squamis sordidis intermixtis.
Elytra humeris obtusa, lateribus subrecta, parum ampliata, apicem versus arcuata
apiceque conjunctim brevissime rotundata, tenuiter striato-punctata, marginibus reflexis
strietis. Long. 7 mill.
Span.-Guinea, Nkolentangan, 1 Exemplar.
Diese Art unterscheidet sich von den anderen afrikanischen Arten der Gattung
Gynmochila durch die abgerundeten Hinterecken des Prothorax. Hierdurch wird
eine Beziehung zu Xenoglena bemerkbar.
IV. Fam. Colydiidae.
Synchita lineatosquamosa n. sp. Grouv.
Ovata, fere 2 et 1/, longior quam latior, modice convexa, vix nitidula, atra,
squamulis flavo-albidis, in maxima parte lineato-dispositis, ornata. Antennae modice
breves, articulo tertio subquadrato; clava globosa, articulis praecedentibus fere ter
latioribus. Caput subdepressum, granulis depressis instructum; squamulis flavo-albidis
in margine antico densatis. Prothorax antice leviter, postice vix angustatus, duplo
circiter latior quam longior, dense granosus; squamulis albidis in margine antico
densatis fasciasque tres lineares in longitudinem efficientibus, fascia intermedia lineari,
asclis externis latioribus, intus arcuatis. Elytra humeris rotundata, lateribus parallela,
apice conjunctim breviter rotundata, sesquilongiora quam juncta latiora, striato-
punctata; striis suturalibus et prioribus dorsalibus magis impressis; intervallis primis
et sequentibus latis, uni-lineato-punctatis, alternatim lineato-squamosis. Long. 2,4 mill.
Span.-Guinea, 1 Exemplar.
Cicones latus n. sp. Grouv.
Oblongo-parallelus, 2 et 1/, longior quam latior, modice convexus, opacus,
nigricans, prothoracis elytrorumque marginibus lateralibus rufescens, antennis pedi-
busque fusco-rufus, setis albido-cinereis brevibus, in capite prothoraceque substratis,
in elytris erectis et lineato-ordinatis, vestitus. Antennae breves, articulo tertio sub-
quadrato. Caput transversum, convexiusculum, antice truncatum et juxta antennarum
basin breviter sinuatum, tenuiter fere dense granosum. Prothorax antice angustatus,
lateribus praecipue ad apicem arcuatus, angulis posticis breviter rotundatus, in maxima
latitudine plus duplo latior quam longior, tuberculis minimis, depressis, densatis
obsitus; margine antico profunde emarginato, medio subtruncato, utrinque juxta
apicem breviter profunde sinuato; angulis antieis acutis, antrorsum productis, hebe-
tatis; lateribus e basi antrorsum vix convergentibus, tenuiter crenulatis; marginibus
lateralibus sat late explanatis; basi medio arcuata et utrinque late sinuata; disco
subfoveolato. Scutellum minimum, subtriangulare. Elytra lateribus subrecta, retrorsum
vix ampliata, dein arcuata et apice conjunctim breviter rotundata, tenuiter striato-
punctata; intervallis latis, planis, vix coriaceis, singulo linea punctorum distantium
ornato; marginibus lateralibus fere stricte explanatis, tenuiter crenulatis. Long. 3,5 mill.
Span.-Guinea, 1 Exemplar.
Über die elavicornen Coleopteren von Spanisch-Guinea. 211
Diese Art entfernt sich deutlich von der Form der europäischen Arten von
Cicones. Sie erinnert im speziellen mehr an Syntarsus. Es erscheint nicht angängig,
jedenfalls für den Augenblick, ihr einen besonderen generischen Namen beizulegen,
wenn man der Möglichkeit Rechnung trägt, daß die Zahl der verwandten Arten von
Cicones durch neue Entdeckungen noch vergrößert wird.
Triboderus Tessmanni n. sp. Grouv.
Elongatus, convexus, elytrorum disco subdepressus, nitidulus, castaneus, capite
prothoraceque paulo obscurioribus. Caput antice convexiusculum, dense punctatum,
inter antennarum bases leviter arcuato-striatum. Prothorax dense punctatus, in
longitudinem impressus; impressione marginem anticum haud attingente, antice lata,
crebre valide punctata, postice angustiore, basin attingente, paulo ante hanc valde
excavata, laevi. Elytra 2 et 1/, longiora quam juncta in maxima latitudine latiora,
apice fere conjunctim rotundata; singulo tricarinato, carina prima et secunda disco1-
dalibus, p&ulo ante apicem evanescentibus, tertia humerali cum pulvino apicalı juncta;
intervallis extra intervallum suturale bilineato-punctatis. Long. 2—3,5 mill.
Span.-Guinea, 3 Exemplare.
Bothrideres (Pseudobothrideres) subcostatus n. sp. Grouv.
Oblongus, fere 4 et 1/, longior quam in maxima latitudine latior, modice
convexus, nitidus, nigro-piceus, antennis tarsisque rufescentibus. Antennae vix in-
crassatae, articulo secundo ad lateris externi extremitatem inserto. Caput subdense
punctulatum, inter antennarum bases tenuiter striatum. Prothorax basın versus
angustatus, eodem longus ac antice latus, subparce tenuissime punctulatus, angulis
posticis acute productis; disco impresso, impressione fere harpaeformi, profunda,
elongata, aream convexam, stria sulciformi terminatam, includente et cum baseos
medio sulco haud profundo juncta; margine basilari utrinque hujus sulci elevato,
convexo, marginato. Scutellum transversum, suborthogonium. Elytra oblonga, circiter
2 et 1/, longiora quam juncta in maxima latitudine latiora, postice vix perspicue
costata, ad apicem conjunctim subacuminata; singulo elytro inter suturam et carinam
humeralem tenuiter tristriato-punctato. Long. 2,8—3,5 mill.
Span.-Guinea, 3 Exemplare.
Bothrideres (Pseudobothrideres) notabilis n. sp. Grouv.
B. subeostato similis, sed prothoracis impressio discoidalis vix sesquilongior
quam latior; elytris apice conjunctim acuminatis. Long. 4 mill.
Der Hauptcharakter von B. subeostatus und notabilis ist das Vorhandensein von
äußerst feinen Längsrippen auf den Elytren.
Span.-Guinea, 1 Exemplar.
Machlotes imperfectus n. sp. Grouv.
Elongatus, subparallelus, convexus, opacus, nigricans, antennis pedibusque rufo-
fuscis. Antennae breves, clavae articulo ultimo quam praecedente angustiore et
breviore. Caput transversum, fronte media longitudinaliter subcarinata, utrinque
dense striata, intervallis subgranosis. Prothorax basin versus angustatus, subtrapezi-
212 A. Grouvelle:
formis, longior quam latior; lateribus ante medium dentatis; disco longitudinaliter
sexies carinato, carinis internis et intermediis parallelis, hebetatis, sat regulariter
separatis, externis tenuioribus, obliquis, inter prothoracis angulum anticum et fere
carinae intermediae initium positis; carinis internis paulo ante basin interruptis,
intermediis in parte basilari attenuatis, externis juxta dentem lateralem sinuatis.
Elytra oblonga, plus 2 et 1/, longiora quam juncta latiora, singulo carinis septem
ornato: 1% suturali, modice elevata, 2? et 3° discoidalibus, 4% humerali quam 3% paulo
longiore, 5° subhumerali, 6° sublaterali, 7% laterali; 4%—7? paulatim minus elevatis;
2°, 52, 6% apice junctis dein elytri apicem attingentibus. Corpus subtus plus minusve
valde punctatum pilisque ex parte aureis brevibus, stratis, ornatum. Long. 3,3 mill.
Nkolentangan, 1 Exemplar.
Dastarcus Fairmairei n. sp. Grouv.
Ovatus, postice attenuatus, convexus, in elytrorum disco subdepressus, opacus,
fuscus, pilisque sordido-testaceis et fusco-testaceis, plus minusve elongati$ et erectis,
maculas et fasciculos efficientibus, ornatus. Antennae breves, fusco-rufae. Caput
transversum, in longitudinem valde arcuatum, antice substriete explanatum, truncatum,
subcoriaceum, squamulis stratis parum elongatis dense vestitum. Prothorax trans-
versus, basin versus angustatus, utrinque juxta basin et prope angulos posticos im-
pressione elongata, apice acuminata, notatus; pilis squamiformibus utringue marginis
antici necnon laterum, praecipue ad angulos anticos, magis densatis fasciculosque
tres in disco erectos efficientibus, duos antice majores, tertium basin versus breviorem
et latiorem. Scutellum subpentagonale Elytra basi prothorace latiora; lateribus
arcuata, vix ampliata, apice valde sinuata et conjunctim subacuminata, plus duplo
longiora quam latiora, punctato-striata; singulo elytro praecipue prope basin et
humeros maculis squamosis, sordido-testaceis, plus minusve erectis, ornato fasciculisque
quatuor discoidalibus minimis necnon fasciculo multo validiore fusco-testaceis instructo.
Long. 6,5—10 mill.
Nkolentangan, einige Exemplare.
Der Prothorax der schmaleren Exemplare ist leicht herzförmig. An frischen
Stücken würde man ohne Zweifel, hinsichtlich der Färbung und der Verteilung der
Borsten, ein vollständigeres Aussehen konstatieren. Die untersuchten Exemplare
haben im allgemeinen die Färbung der Schuppenborsten, wie sie durch das Tötungs-
mittel bestimmt ist.
Die Spezies ist von D. interruptus Fairm. durch die auf den Elytren unregel-
mäßig zerstreuten schuppenförmigen Borstenbüschel unterschieden. Diese sind bei
letzterer Art auf den alternierenden Intervallen streifenartig gestellt.
Cerylon substriatum n. sp. Grouv.
Oblongum, convexum, nitidum, glabrum, atrum, antennis pedibusque nigro-piceis.
Antennae subincrassatae, articulo secundo quam tertio multo breviore; clava oblonga,
solida. Caput convexum, subparce punctatum. Prothorax transversus, subparallelus,
ad latera antice intus arcuatus, subdense punctulatus; margine basilari utrinque late
nec profunde impresso, angulis postieis acutis, subproductis. Elytra oblonga, in disco
tenuissime striato-punctata, humeris obtuse dentatis, striis subhumeralibus magis
Über die elavieornen Coleopteren von Spanisch-Guinea, 213
impressis, sutura tenuissime marginata, strlis suturalibus apicem versus paulo magis
impressis. Long. 4,5 mill.
Span.-Guinea, Makomo im Uampogebiet, 1 Exemplar.
V. Fam. Cryptophagidae.
Glisonotha Kolbei n. sp. Grouv.
Elongato-oblongus, convexus, glaber, nitidissimus, niger. Antennae haud elon-
gatae, articulo secundo paulo longiore quam latiore, tertio subquadrato, clava elongata
intus magis dilatata, articulis haud densatis, primo et secundo subaequalibus, tertio
praecedentibus longiore, apice acuminato. ÜCaput convexiusculum, vix perspicue
parcissime punctulatum, antice truncatum, ante antennarum bases inflexo-depressum,
oculis prominulis. Prothorax vix transversus, antice posticeque subaequaliter an-
gustatus, lateribus praecipue antice rotundatus, disco parce et vix perspicue punctulato,
antice leviter convexo, postice transversim impresso. Elytra subparallela, prothoracis
basi latiora, apice breviter conjunctim rotundata, plus duplo longiora quam latiora,
tenuiter striato-punctata, striis apicem versus attenuatis, striis suturalibus basin versus
attenuatis. Abdominis segmenta parce tenuissime griseo pubescentia. Long.
4—4,5 mill.
Nkolentangan, einige Exemplare.
Beschreibungen von 7 Tabanidenlarven
aus dem Alkoholmaterial des Museums
für Naturkunde.
stud. med. vet. et zool. Arnold Kühnemann.
Mit 3 Abbildungen im Text.
(Eingesandt im Mai 1917.)
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1. Larve: Gesammelt von Oertzen Ende März 1887 bei Karystos auf Süd-
Euböa. Sie ist Ilringelig. Gelbbraun. 1. Ring mit 2 schwarzen Mundhaken und
4 gelbbraunen Kieferschaufeln. 3.—10. Ring (Fig. 3) mit je einem Kriechwulst, der 8 auf
die ganze Rundung verteilte Kriechstummel trägt. Letzter Ring (Fig. 2) mit 2 sehr eng
gerieften, dicht zusammenstoßenden, kreisrunden Wülsten, die oben von 2 länglichen,
an jeder Seite von einem knotenförmigen Wulst begrenzt werden. Die ganze Partie
wird oben und an den Seiten von einem Kriechwulst eingeschlossen, der 4 nach
vorn gerichtete Stummel trägt, je 2 an jeder Seite. An jeder Seite trägt der erste
Ring einen Kriechwulst.
1 Exemplar 2,8 cm lang, 0,4 cm dick; 2 Exemplare 1,5 cm lang, 0,2 cm dick.
2. Larve: Nr. 5298. Patria ignota, gesammelt von Kahr. Sie ist 11ringelig.
1. Ring mit 2 offenbar einziehbaren schwarzbraunen Chitinmundhaken. 4.—8. Ring
mit je einem rings um den Leib gehenden Wulst mit je einem Seiten- und vier
Bauchstummeln, je 2 davon seitlich, so daß die Mitte nur der Ringwulst einnimmt.
Letzter Ring halb so breit wie die übrigen. Gelblichweiß, drehrund.
1 Exemplar 2,1 cm lang, 0,3 em dick.
3. Larve: Patria ignota, gesammelt von Dr. Dewitz. Sie ist 12ringelig. Jeder
Ring mit Ausnahme des 1., der 4 Mundhaken trägt, mit einem braunen Kriech-
wulst. Oben und unten längsgestreift, an den Seiten glatt. Grelblichweiß, drehrund.
1 Exemplar 4 cm lang, 0,5 cm dick.
218 Kühnemann: Beschreibungen von 7 Tabanidenlarven.
4. Larve: Nr. 5326. Patria ignota, gesammelt von Kahr. 11lringelig. 4. bis
10. Ring mit je einem Kriechwulst, der ganz um den Leib herumgeht und 4 größere
und 4—6 kleinere Kriechstummel trägt. 1. Ring sehr dünn und, fein mit 2 ein-
ziehbaren Mundhaken. Grauweißlich.
1 Exemplar 1,8 cm lang, 0,3 cm dick.
5. Larve: H. 23. Gesammelt von Schröder in Togo bei Soltode Bazari.
Sie ist lIlringelig. 4.—8. Ring mit je einem rings um den Leib gehenden Kriech-
wulst, der auf dem Bauch je 6 Kriechstummel trägt. In den 1. Ring sind 2 Chitin-
mundhaken eingezogen. Letzter Ring in der Mitte der Bauchseite mit 2 schwarz-
grauen, eng zusammenstoßenden kreisrunden Wülsten, am Hinterende mit einem
dicken Ringwulst und einem nabelartigen After. Alle Ringe sind 6mal schwach
längsgestreift. Grelblichweiß.
1 Exemplar 3,8 cm lang, 0,4 cm dick; 1 Exemplar 4,5 cm lang, 0,5 cm dick.
6. Larve: Gesammelt von S. Stahlmann, wahrscheinlich bei Daund am Kingnil-
ring am 6. Juni 1894. Sie ist llringelig. 1. Ring (Fig. 1) mit 2 schwarzen Chitin-
mundhaken und mehreren Kieferschaufeln. 4.—10. Ring mit je einem rings um den
Leib gehenden Wulst, der 8 Stummel strägt, die auf die ganze Rundung verteilt
sind. Letzter Ring auf der einen Seite am Grunde 2 schwarze, etwas getrennte
von einem Wulst umgebene kreisrunde Schwielen. Am Hinterende eine Wulst mit
nabelartiger Grube in der Mitte. Alle Ringe an jeder Seite 2mal längsgestreift.
(sraubraun.
Fig. 1.
1 Exemplar 2,3 cm lang, 0,3 cm dick.
7. Larve: Sammler M. Ndl. @. G. Fundort Birkenwerder bei Berlin im
Boddensee am 5. April 1914. Sie ist l1ringelig. Die Ringe stecken schachtelartig
ineinander und sind längsgestreift. 1. Ring mit 2 schwarzen Mundhaken und
mehreren gelben Mundschaufeln. 3.—9. Ring am Ende mit je einem Kriechwulst,
an den Seiten mit je einem schwarzen Punkt. Letzter Ring mit nabelförmigem
eingesenkten After.
Beiträge zu einer hevision
der Aleyonarien.
1. Die Gattungen Sarcophyton Lesson
und Sobophytum Marenzeller.
Von
Dr. Johannes Moser
Assistent am Zoologischen Museum Berlin.
Mit 2 Tafeln und 26 Abbildungen im Text.
(Eingesandt im August 1919.)
er de ala,
WE
A
W inrena der Bearbeitung eines sehr umfangreichen Alcyonarienmaterials
das zum größeren Teile von Herrn Prof. Light in Manila an den Küsten der
Philippinen und benachbarter Inseln gesammelt worden ist, und zum kleineren Teile
dem Museum in Breslau entstammt, und das mir von Herrn Prof. Kükenthal in
entgegenkommendster Weise zur Verfügung gestellt wurde, stellte sich sehr bald
die Notwendigkeit einer Revision der Alcyonarien heraus.
Hiermit wird der erste Teil des Versuches einer solchen Revision vorgelegt,
der die Gattungen Sarcophyton Lesson und Lobophytum Marenzeller umfaßt. Es ist
beabsichtigt, ihm eine Bearbeitung der anderen Gattungen dieser interessanten
Oktokorallengruppe folgen zu lassen, und zwar ist als nächste eine Revision der
Nephthyidae in Aussicht genommen.
Begonnen wurde die vorliegende Revision im Jahre 1914. Seit 1915 ruhte
das Manuskript, da während des Krieges an eine Drucklegung nicht zu denken war.
Neuerdings nun hatte ich Gelegenheit, auch die von May und Lüttschwager,
z. T. sogar schon von v. Martens und Ehrenberg untersuchten Vertreter dieser
beiden Gattungen aus dem Berliner Museum nachzuuntersuchen. Da ich in
manchen Stücken mit den früheren Bearbeitern nicht übereinstimme, und da sich
einige bisher unbestimmte Kolonien des Berliner Museums als Vertreter neuer
Arten oder Varietäten erwiesen, habe ich eine auf Grund des Berliner Materials
notwendige Umarbeitung vorgenommen und auch die Exemplare des Berliner
Museums den Diagnosen und Beschreibungen zugrunde gelegt.
Die ursprüngliche Absicht, von allen bekannten und anerkannten Arten und
Varietäten Habitusbilder zu geben, mußte wegen der derzeitigen Druckschwierigkeiten
fallen gelassen werden; vielmehr mußte im allgemeinen eine Beschränkung auf die
neuen Arten erfolgen. Dagegen konnte ich es mir nicht versagen, die Spicula
aller Arten und Varietäten abzubilden, ja, ich habe mich in der Hoffnung, dadurch
späteren Bearbeitern die Arbeit zu erleichtern, bei manchen Formen nicht auf die
für die Bestimmung allein wichtigen Skleriten, also die arttypischen Kalkkörper,
beschränkt, sondern auch in den Abbildungen die Variationsbreite angedeutet.
Gattung Sarcophyton Lesson emend. Marenzeller.
Synonymik:
1833 Alcyonum [err. pro: Aleyonium] Quoy & Gaimard (part.), Voy. Astrol. 4, Zooph. p. 270.
1834 Sarcophyton Lesson, in: Belanger, Voy. Ind. orient., Zool. Zooph. p. 517; und in: Duberrey,
Voy. Coquille, Zool. 1830—38, II, Zooph. p. 92.
13
232 Johannes Moser:
1834 Halcyonium Ehrenberg (part.), Corallth. R. M. p. 56.
1846 Aleyonium Dana (part.), Zoophytes, p. 622.
1855 Aleyonium Stimpson (part.), in: P. Ac. Philad. v. 7, p. 375.
1857 Alcyonium (part.) + Sarcophyton H. Milne-Edwards, Hist. nat. Corallh. v. 1, p. 121.
1886 Sarcophytum Marenzeller, in: Zool. Jahrb. Syst. v. 1, p. 341.
1910 Sarcophytum Kükenthal, Aleyon., in: Michaelsen u. Hartmeyer, Fauna Südwest-Austral. v.1,p.6.
1910 Sarcophytum Kükenthal, Alcyon. Aru-Keiinseln, in: H. Merton, Erg. Zool. Forschungsreise
in d. s.-ö. Molukken v. 1, in: Erg. Senckenb. Ges. v. 33, p. 309.
Diagnose: Die Kolonie ist hutpilzförmig. Die vom Stiel durch
einen deutlichen Rand abgesetzte Scheibe ist stets nur vom Rand her
mehr oder minder stark gefaltet oder gelappt. Die Polypen finden sich
nur auf der Scheibenoberfläche; sie sind klein, engstehend und völlig
retraktil, mit Dimorphismus. Die Geschlechtsprodukte werden nur in
den Autozooiden gebildet. Das Schlundrohr ist fast oder ganz frei von
Spicula. Das entodermale Kanalnetz ist nicht in ein oberes und tieferes
geschieden. Die Spicula der Scheiben- und Stielrinde sind kleine Keulen
und kurze schlanke Stäbe. Im Üoenenchym der Scheibe liegen längere
schlanke, mehr oder minder bewarzte Stäbe und Spindeln, im Stielinnern
dünne bis sehr dicke, mit großen Warzen übersäte Spindeln, Doppel-
spindeln oder Walzen.
Die für die Gattung typische Art ist Sarcophyton glaucum (Q. G.).
Am ehesten kann die Gattung Sarcophyton mit den Gattungen Lobophytum,
Sinularia, Aleyonium und Anthomastus verwechselt werden. Von Lobophytum unter-
scheidet sich Sarcophyton dadurch, daß bei ihm die Falten und Fortsätze nur vom
Rande der Scheibe ausgehen, während diese bei Lobophytum in ihrer Entstehung
nicht an den Scheibenrand gebunden sind. Auch zeigen die Spicula der Gattung
Lobophytum eine typische Neigung zur Gürtelbildung, die bei Sarcophyton im all-
gemeinen nicht so ausgeprägt ist. Auch bei Sinularia ist der Bau der mit langen
fingerförmigen Fortsätzen bedeckten Scheibe ein wesentlich anderer; der- bei
Sarcophyton stets vorhandene deutliche Rand, der Scheibe und Stiel scharf sondert,
fehlt bei Simularia oder ist höchstens angedeutet; wo er vorhanden ist, scheidet
er (im Gegensatz zu Sarcophyton) nicht den polypentragenden Teil der Kolonie
von ihrem sterilen Teil. Ferner können bei der Gattung Simularia im Gegensatz
zu Sarcophyton die Siphonozooide fehlen. Bei Sinwaria (und auch bei Aleyonium)
ist wie bei Lobophytum die Lappenbildung der Scheibe im Gegensatz zu Sarcophyton
vom Scheibenrande unabhängig. Die sehr variable Gattung Aleyonium unter-
scheidet sich von der Gattung Sarcophyton außer durch ihre wesentlich andere
Scheibendifferenzierung vor allem durch das Fehlen des Dimorphismus der Polypen
sowie durch die eigenartigen Doppelkeulen des Coenenchyms. Bei den wie bei
Sarcophylton hutpilzförmigen Kolonien der Gattung Anthomastus ist nicht nur die
Scheibenoberseite polypentragend, sondern auch die Unterseite. Ein grundsätzlicher
Unterschied zwischen Sarcophyton und Anthomastus besteht in der Ausbildung der
Geschlechtsprodukte in den Autozooiden bei Sarcophyton, in den Siphonozooiden
bei Anthomastus.
Geographische Verbreitung: Die Gattung Sarcophyton gehört ausschließlich
seichten Küstengebieten des Indopazifischen Ozeans an. Doch scheint das eigent-
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien. 2393
liche Verbreitungszentrum der Gattung der Indische Ozean zu sein; von ihm lassen
sich Ausläufer in den Stillen Ozean verfolgen. Nördlich des Wendekreises des
Krebses ist Sarcophyton nur im Roten Meere nachgewiesen worden. Den Wende-
kreis des Steinbocks überschreitet die Gattung an der Westküste Australiens.
Ökologische Notiz: Sarcophyten werden vor allem auf Korallenriffen gefunden.
Sie leben in Tiefen von 5—40 m.
Geschichte der Gattung: Die Gattung Sarcophyton wurde aufgestellt von
Lesson, der im Jahre 1834 eine Alcyonarie erwähnt, die er Sarcophyton lobulatum
nennt. Doch kannte Lesson den Dimorphismus der Polypen noch nicht. Erst im
Jahre 1867 hat Kölliker die sterilen Zooide entdeckt, denen Moseley, der Er-
forscher der Sarcophytenanatomie, im Jahre 1880 im Gegensatz zu den größeren
fruchtbildenden Autozooiden den Namen Siphonozooide gab. Die erste grundlegende
Arbeit, die die Gattung Sarcophyton in ihrer Gesamtheit eingehend behandelt, hat
Marenzeller im Jahre 1886 unter dem Titel: „Über die Sarcophytum benannten
Aleyoniiden“ veröffentlicht. Der in dieser ausgezeichneten Arbeit aufgestellte Grund-
satz, Artcharaktere vor allem in der Spiceulation zu suchen, ist in der Folge fast
völlig außer acht gelassen worden. Fast sämtliche später veröffentlichten Arbeiten
bringen neue Arten und Varietäten, die sich von den von Marenzeller anerkannten
nur im Habitus unterscheiden. Mit diesem Wust von Arten und Varietäten hat
Kükenthal in seiner im Jahre 1910 veröffentlichten Arbeit: „Über die Aleyonaceen
Südwest-Australiens“ aufgeräumt. In dieser Arbeit unterzieht Kükenthal u. a.
auch die Gattung Sarcophyton der sehr notwendigen, gründlichen Revision. Küken-
thal hat darin das Marenzellersche Prinzip, das Hauptaugenmerk bei der Art-
bestimmung auf die Spiculation zu richten, wieder zu Ehren gebracht. Die 28 be-
schriebenen, zur Gattung Sarcophyton gestellten Arten hat er auf 5 reduzieren müssen!
Abgrenzung der einzelnen Arten: Und doch kann man sich der Erkenntnis
nicht verschließen, daß die Abgrenzung der einzelnen Arten und Varietäten durch-
aus nicht über jeden Zweifel erhaben ist. Vielmehr bestehen häufig Schwierigkeiten,
eine Kolonie als zu einer bestimmten Art gehörig zu erkennen. Das beruht vor
allem auf der außerordentlichen Variabilität der äußeren Form und in gewissen
Grenzen auch der Spiculation. Wenn man sich ferner vor Augen hält, daß die
einzelnen Arten von vornherein nicht als eine phylogenetisch fortlaufende Reihe
aufgefaßt werden dürfen, sondern daß sie gewissermaßen netzförmig ineinander
greifen, so wird man es verstehen, wenn die einzelnen Kolonien bald zu dieser bald
zu jener Gruppe gehörig erscheinen, je nachdem man die eine oder die andere
Eigenschaft für ausschlaggebend, anspricht. Wenn man aber alle Eigenschaften für
ausschlaggebend betrachten würde, so könnte man nur in jeder Beziehung einander
völlig ähnlich gebaute Formen. als zur selben Art gehörig ansehen, und das ist
praktisch gleichbedeutend damit, daß nur Kolonien, die am selben Ort zu gleicher
Zeit, also unter völlig gleichen Bedingungen aufgewachsen sind, zur selben Art
gestellt werden könnten. (Vgl. Döderlein: „Die Korallengattung Fungia“, p. 1ff.)
So ist man gezwungen, bestimmte Artmerkmale zu suchen. Marenzeller und
Kükenthal haben sie gefunden in erster Linie in der Ausbildung der Spiculation,
nach großen Gesichtspunkten auch in der Ausbildung der Scheibe und in der An-
ordnung der Auto- und der Siphonozooide Ich kann mich auf Grund meiner
224 Johannes Moser:
eigenen Untersuchungen dieser Ansicht nur anschließen, möchte aber noch einmal
ausdrücklich hervorheben, daß ich in allen zweifelhaften Fällen die Gestaltung der
Spieula als ausschlaggebend betrachte. Der Versuch, ein System auf Grund der
Wachstumsverschiedenheiten aufzustellen, würde zu ganz unmöglichen Resultaten
führen. Doch bin ich mir wohl bewußt, daß mit dieser Erkenntnis noch lange
nicht alle Schwierigkeiten beseitigt sind, da ja auch die Spiculation bis zu einem
gewissen Grade variiert. Hier kann nur das Vorhandensein von Übergängen zu
einer als charakteristisch angesprochenen Form Klarheit schaffen.
Ferner sollte man sich stets vor Augen halten, daß unsere Unkenntnis etwaiger
Bastardierung der Alcyonaceen die Arbeit erheblich erschwert. Es könnte die Frage
nach der Bastardierungsmöglichkeit und deren Wirkungen nur durch das Experiment
entschieden werden. Aber das Experiment wäre mit solchen Schwierigkeiten ver-
knüpft, daß auf eine baldige Lösung dieser Frage nicht zu hoffen ist.
Wenn es doch gelang, gewisse Normen zu finden, die die Identifizierung der
einzelnen Kolonien erleichtern, so erstreckte sich diese Möglichkeit bisher fast
ausschließlich auf ältere Exemplare, da die noch undifferenzierten Jugendformen von
ausgebildeten Kolonien oft erheblich abweichen. Aus diesem Grunde ist die Mehr-
zahl der Arten, die auf jugendliche Kolonien aufgestellt sind, zu den species tncertae
sedis zu rechnen. Nunmehr aber konnte in der vorliegenden Arbeit infolge der
Reichhaltigkeit des mir zur Verfügung stehenden Materials, das auch zahlreiche mit
erwachsenen Kolonien noch in Verbindung stehende Jugendformen enthielt, auch
die Umwandlung einzelner Arten während des individuellen Lebens untersucht
werden. Wie zu erwarten war, erscheinen bei Jugendstadien die Artmerkmale noch
wenig fixiert; also sind die für erwachsene Kolonien durchaus scharfen Artgrenzen
noch mehr oder minder unscharf. Infolgedessen sind wir noch weit davon entfernt,
etwa eine Bestimmungstabelle für die Jugendformen aufstellen zu können. Im
Gegenteil: heute erscheint es doppelt wahrscheinlich, daß eine solche Bestimmungs-
tabelle eben wegen der Unschärfe der Artgrenzen niemals wird geliefert werden können.
Nunmehr will ich mich den allgemeinen Gesichtspunkten der Koloniengestaltung
zuwenden, um in eingehender Erörterung der Variabilitätsgründe den Standpunkt
zu rechtfertigen, daß ich nach Kükenthals Vorgang im Gegensatz zu vielen andern
Forschern die Gestalt der Kolonie nicht als ausschlaggebendes Artmerkmal anspreche.
Die Gestalt und Länge des Stiels ist vor allem abhängig von der Oberflächen-
form des Substrates, auf dem sich die Kolonie angesiedelt hat; denn eine Kolonie,
die in freiem Wasser wächst, bedarf eines langen Stieles nicht, wohl aber eine
Kolonie, die sich zufällig in einer Vertiefung angesiedelt hat. Denn diese sucht in
freies Wasser zu gelangen, das reicher ist an Sauerstoff und an Nahrung. Ein
langer Stiel hat im allgemeinen einen kleineren Durchmesser, aber eine breitere
Basis als ein kurzer. Der kleinere Durchmesser läßt sich aus dem Bestreben,
Material zu sparen und möglichst schnell aus der Vertiefung herauszuwachsen, er-
klären. Zum Aufbau eines dicken Stieles ist mehr Zeit nötig als zu dem eines
dünnen Stieles von gleicher Länge. Die Verbreiterung der Basis eines langen, dünnen
Stiels hat ihre Ursache darin, daß in diesem Falle naturgemäß eine stärkere Ver-
ankerung notwendig wird, soll die Kolonie nicht in Gefahr geraten, losgerissen zu
werden, Ferner steht die Dicke des Stiels und vor allem die seiner Basis in geradem
Beiträge zu einer Revision der Alcyonarien. 925
Verhältnis zur Stärke der Wasserströmung, da starke Strömung eine feste Verankerung,
also einen dicken Stiel mit sehr breiter Basis nötig werden läßt.
Übrigens legt die Tatsache, daß sich bei dem reichen, weit über 100 Kolonien
umfassenden Material, welches mir zur Verfügung stand, die verhältnismäßig längsten
Stiele ausnahmslos bei jugendlichen Kolonien fanden, die Vermutung nahe, daß der
Stiel stets schneller ausgebildet wird als die Scheibe. Diese Annahme erscheint
schon bei bloßer theoretischer Überlegung wahrscheinlich, da z. B. eine Kolonie,
die sich in einer Vertiefung angesiedelt hat, erst den langen Stiel entwickeln muß,
ehe sie die Scheibe entfalten kann. Andererseits wird sich die Stielform bei einer
Kolonie, die auf ebener, lichtbestrahlter Fläche wächst, auch zeitiger festlegen als
die Scheibenform; denn wenn die Scheibe anfängt, sich auszubreiten, muß sie schon
ihre feste Unterlage haben, die eben in diesem Falle wohl dick, aber nur kurz sein wird.
Das Breitenwachstum der Scheibe ist in erster Linie abhängig vom Tageslicht,
das ja für die gesamte Lebewelt einen gewaltigen formenden Faktor darstellt. Eine
Kolonie, die im Schatten wächst, muß stets eine breitere Oberfläche bilden, als eine,
die den ganzen Tag der Einwirkung direkter Lichtstrahlen ausgesetzt bleibt. Anderer-
seits ist aber starke Wasserströmung einem großen Flächenwachstum der Scheibe
hinderlich. Doch hindert die stärkere oder schwächere Flächenausdehnung der
Scheibe nicht, daß ihr Vorragen über den Stiel in seiner Ausbildung bei den
einzelnen Arten ziemlich konstant zu sein scheint, abgesehen davon, daß bei jungen
Exemplaren die Scheibe im allgemeinen nur wenig über den Stiel vorragt.
Da sich ferner bei starkem Wachstum der Kolonie das Verhältnis der Oberfläche
zum Inhalt schnell ändern muß (denn die Oberfläche wächst im Quadrat, der Inhalt
aber im Kubus!), muß durch Falten- oder Lappenbildung dieses Mißverhältnis wieder
ausgeglichen werden. Die Art dieser Lappenbildung ist nun ihrerseits auch wieder
von äußeren Umständen abhängig. Sie wird eine andere sein bei starker Sonnen-
bestrahlung als bei Fehlen von direktem Sonnenlicht, eine andere bei starker
Wasserströmung als bei ruhigem Wasser. Es werden sich z. B. bei starker Strömung
weniger zahlreiche, dünnere, leichter biegsame und kürzere Läppchen und Falten
bilden als in ruhigem Wasser. Doch sind die Grenzen der Variationsmöglichkeit
der Lappen- und Faltenbildung bei den einzelnen Arten recht verschieden, so zwar,
daß einige Arten mehr zur Falten-, andere mehr zur Lappenbildung neigen. Auch
kann die Gestalt der Lappen oder Falten (dies ist besonders bei klein bleibenden
Arten der Fall) mehr oder minder fixiert sein. Die größte Variationsbreite in der
Differenzierung der Scheibe finden wir bei jenen Arten, die sehr große Dimensionen
erreichen und darum auch einer größeren Anpassungsfähigkeit bedürfen.
Die Lappen bzw. Falten sind bei manchen Arten radial, bei manchen aber
tangential gestellt. Diese Stellung der Lappen und Falten ist für jede Art konstant.
Ja, sie ist sogar bei der Gattung Zobophytum, die nach unserer heutigen Auffassung
ihren Ursprung in der Gattung Sarcophyton hat, erhalten geblieben, insofern, als
hier die ursprünglich aus Falten und Lappen entstandenen Fortsätze der Scheibe
ebenfalls entweder eine streng radiäre oder eine peripher tangentiale Anordnung
aufweisen. Dieser Tatsache messe ich eine derartige Bedeutung bei, daß ich — ab-
gesehen von anderen Erscheinungen — auch auf ihr fußend, eine diphyletische Ent-
226 Johannes Moser:
wicklung der Gattung Lobophytum annehme. (Vgl. die Darstellung der Beziehungen
dieser beiden Gattungen zueinander auf 8. 233f. und 265f.)
So ist also die Form der einzelnen Kolonien, natürlich in gewissen bei den
einzelnen Arten verschiedenen Grenzen, nichts als der Endeffekt aus all den formenden
Ursachen, von denen die erwähnten, Licht und Wasserströmung, zwei sehr wichtige
Momente sind.
Die Polypen stehen am Rande der Scheibe stets dichter als in der Mitte,
vielleicht weil sie hier viel mehr mit freiem, nahrungs- und sauerstoffreichem Wasser
in Berührung kommen als auf der oft durch Einsinken und Lappen- oder Falten-
bildung verdeckten Scheibenmitte. Daher zeigt auch die Scheibenperipherie eine in den
meisten Fällen reichere Faltung und Lappenbildung als ihre mittleren Partien, da es vor
allem darauf ankommt, mit der Oberfläche auch die Zahl der Autozooide zu erhöhen.
Eine Folge dieser Tatsache ist eine stärkere Ernährung der peripheren Teile
der Scheibe, die also intensiver wachsen, sich demnach auch stärker differenzieren
können. In der Tat sehen wir auch jede Differenzierung des Zoanthodems von
dessen Peripherie ausgehen; bei manchen Arten bleibt sie sogar auf die Scheiben-
peripherie beschränkt.
Aber nicht nur die Scheibe, auch der Stiel wird peripher besser ernährt als
in seinem mittleren Teil. Daraus resultiert ein stärkeres Wachstum der peripheren
Teile des Stieles, das sich in einem medianen Einsinken der Scheibe kundtut.
Was die Spiculation betrifft, so sei an dieser Stelle nur hervorgehoben, dab
es eine Regel zu sein scheint, daß im Innern der Scheibe eine Rückbildung der
Warzen angestrebt wird; zum mindesten sind die Warzen hier stumpfer und ab-
gerundeter. Die massigsten und differenziertesten, also für die Artunterscheidung
wichtigsten Spicula finden wir stets in der im allgemeinen sehr stark verkalkten
Stielbasis. Die Spieula der Rinde zeigen innerhalb der Gattung fast überall ähn-
liche Gestalt, nämlich Keulen- und Stabform. Doch ist nicht zu vergessen, daß die
Spicula des Coenenchyms im ganzen Zoanthodem in die Rinde hereinreichen, sich
also auch stets in Rindenpräparaten finden, was aber ihre Zuzählung zu den
typischen Rindenskleriten noch nicht rechtfertigen würde.
Da sich unter dem mir vorliegenden Material viele Längsteilungen befinden,
konnte ich gut den Verlauf der Teilungen verfolgen. Zuerst entsteht in der Scheibe
vom Rande her ein tiefer Einschnitt, dann bildet sich auf dem Stiel von oben her
fortschreitend eine immer tiefer werdende Furche, während zugleich auch die Ein-
kerbung der Scheibe immer weiter fortschreitet. Im allgemeinen bricht zuerst der
oberste Teil des Strunkes durch, später die Scheibe. An der Basis bleiben die beiden
Tochterkolonien oft noch sehr lange in Zusammenhang, oft so lange, daß sich die
Tochterkolonien aufs neue teilen, bevor die Trennung an der Basis vollständig wird.
Die Längsteilung der Kolonien, in deren Verlauf übrigens durchaus nicht
immer zwei einander an Größe gleichende Tochterkolonien entstehen, ist nicht die
einzige Art der ungeschlechtlichen Vermehrung. Vielmehr können aus der Stielbasis
wie aus der Stielrinde überhaupt junge Kolonien sprossen, so daß also diese Teile
des Stiels die Funktion von Stolonen übernehmen, jenen wurzelartigen, bei den
Aleyonarien recht häufigen Ausläufern der Kolonien, die aber bei der Gattung
Sarcophyton in dieser Form nicht beobachtet worden sind.
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien. 2937
Die Farbe der Kolonien ist außerordentlich variabel; sie schwankt bei fast
allen Arten (bei den konservierten Exemplaren) von schmutzig hellgelb bis fast
schwarz. Da ich annehmen muß, daß bei lebenden Kolonien die Farbenschwankungen
noch ungleich größere sind, schalte ich die Farbe aus den Artmerkmalen vollkommen
aus und berücksichtige sie in der Diagnose nicht. Eins nur scheint konstant zu
sein, nämlich eine hellere Färbung der Tentakel als die der Polypen und vor allem
als die der Scheiben- und Stieloberfläche. Häufig werden die lebenden Kolonien
durch massenhaftes Auftreten von Zoochlorellen grün gefärbt.
Konstanter als die Farbe scheint die Grenze des Wachstums bei den einzelnen
Arten zu sein. So kennen wir Arten, die nach Angaben von Light 1 m Durch-
messer erreichen, während andere stets nur wenige Zentimeter messen. Diese letzteren
Arten zeigen auch eine stärkere Fixierung der Oberflächengestaltung, während die
großen Formen durch ihre sehr weitgehende Variabilität imponieren. In den Diagnosen
wird die Größenangabe stets hinzugefügt, und zwar geben die Zahlen den größten
bekannten Scheibendurchmesser an.
Systematischer Teil.
Wenn man die enorme Anpassungsfähigkeit und die daraus resultierende
Variabilität besonders der äußeren Form innerhalb der Gattung Sarcophyton be-
denkt, so erscheint es nicht verwunderlich, daß eine verhältnismäßig hohe Zahl von
Arten aufgestellt worden ist, die sich größtenteils als mit einigen wenigen der be-
schriebenen Formen synonym erweisen. Auch sind Vertreter ähnlicher Gattungen
irrtümlich in den Kreis der Gattung Sarcophyton gestellt worden. Wieder andere
sind so ungenügend beschrieben, daß sich ihre Zugehörigkeit zu dieser Gattung
weder erweisen noch widerlegen läßt.
Nach Untersuchung des mir vorliegenden Materials und nach Vergleich der
bisher beschriebenen Formen komme ich zu folgendem Ergebnis:
Nicht zu Sarcopliyton gehören folgende zu dieser Gattung gestellten Arten:
Sarcophyton aberrans Thoms. Henders. — Anthomastus aberrans (T'homs. Henders.).
S. agaricoides Thoms. Henders. . . = Anthomastus agaricoides (Thoms. Henders.).
S. agaricum (Stimps) . . . . „> Anthomastus spec.
S. atlanticum Stud. Wreht. . . . ?
S. glaucum Th. Stud. [non (Q. G.)]. = Lobephytum gazellae J. Moser.
S. latum Pratt [non (Dana)]| . . .=? Lobophytum spec.
S. latum Whitelegge [non (Dana)] . = Lobophytum spec.
S. lobulatum Cohn [non Less.] . .= Stoichaetis tapetum (Ehrb.).
S. murale (Dana) . . . . . . „= Lobophytum erassum Marenz.
S. paueiflorum (Ehrb.) . . . . „= Lobophytum paueiflorum (Ehrb.).
S. pulmo (Esp.) |non (Ehrb.) nec Klzgr.
BBeH] . : 0,0. he Lobepliykimvspeci
S. purpureum Dan. Kor. . . . „= Anthomastus purpureus (Dan. Kor.).
S. submurale (Ridley). . . . . .= Lobophytum paueiflorum var. validum Marenz.
S. trochiforme Hicks. . . . . . „= Anthomastus trochiformis (Hicks.).
S. virescens (Audouin) . . . . „= Lithophyton virescens (Aud.).
Dagegen
1. Sarcophyton acutangulum (Marenz.).
2. S. ambiguum Stud. Wroght.
3. S. bicolor Pratt.
4. 8. boetigeri Schenk.
5. S. cerassocaule n. SP.
6. S. contortum Pratt.
7. S. digitatum n. SP.
8. S. dispersum Schenk.
9. S. ehrenbergi Marenz.
10. S. elegans n. Sp.
11. $S. flavum (Rüppell) [M. 8.].
12. S. fungiforme Schenk.
13. S glaucum (Q. G.).
14. S. gracile Burchardt.
15. S. latum (Dana) [non Pratt nec Whitelegge].
16. S. Zobatum M.-E.
17. S. lobulatum Less. [non Cohn].
18. S. mycetoides Gravier.
19. $. nigrum May.
20. S. oligotrema Pratt.
21. S. pallidum Cohn.
22. S. philippinense Stud. Wrght.
23. S. plicatum Schenk.
24. S. pulmo (Ehrb.) [non (Esp.)].
25. S. pulmo Klzgr. [non (Esp.)].
26. S. pulmo H. [non (Esp.)|.
27. S. reichenbachi Schenk.
28. S. roseum Pratt.
29. S. tenue Pratt.
30. S. tongatabuense Stud. Wrght.
31. S. trocheliophorum Marenz.
32. S. viride (Thoms. Henders.).
Johannes Moser:
gehören zu Sarcophyton folgende Arten:
Ferner sind folgende Varietäten zu nennen:
a) zu S. ehrenbergi Marenz.:
1. var. areolatum Burchardt.
2. var. sansibaricum May.
3. var. stellatum Kükth.
b) zu S. glaucum (Q G.):
4. var. amboinense Burch.
5. var. pauperculum Marenz.
6. var. tamatavense Cohn.
c) zu 8. latum (Dana):
1. var. voeltzkowi n. var.
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien. 299
d) zu S. trocheliophorum Marenz.:
8. var. amboinense Marenz.
9. var. intermedia Burchardt.
10. var. moluecanum Schenk.
Von diesen 32 Arten erkenne ich nur die von Kükenthal anerkannten 5 an,
die ich um 3 neue vermehre. Was die Varietäten betrifft, so ziehe ich von den
2 von Kükenthal anerkannten eine in den Formenkreis des betreffenden Typus
mit ein und stelle in den Formenkreis von S. latum eine neue Varietät.
Demnach besteht die Gattung Sarcophyton aus folgenden Arten und Varietäten:
1. S. latum (Dana). .
la. S. l. var. voeltzkowi n. var.
2. 8. .ehrenbergi Marenz.
2a. S. e. var. stellatum Kükth.
3. ©. crassocaule n. Sp.
. acutangulum (Marenz.).
. trocheliophorum Marenz.
. digitatum n. Sp.
. elegans n. Sp.
. glaucum (Q. G.).
Diese 10 von mir anerkannten Arten und Varietäten lassen sich in folgendes
name
nn an mn an u
System ordnen:
A. Scheibe nicht oder nur wenig über den Stiel vorragend;
I. Stielspicula 0,4 mm lang und länger;
a) eine Reihe Siphonozooide zwischen den Autozooiden 1. S. latum.
b) mehrere Reihen Siphonozooide zwischen den Auto-
Biden el „nenn al RL NE ekvar enellakoırt.
II. Stielspieula nicht 0,4 mm lang;
a) Scheibe dick, nicht oder nur schwach gefaltet;
1. Stielspicula Stäbe oder plattenförmige Gebilde;
«) Autozooide 1,5 mm voneinander entfernt . . 2. S. ehrenbergi.
ß) Autozooide 5 mm voneinander entfernt. . . 2a. S.e. var. stellatum.
?. Stielspicula Doppelspindeln und Walzen . . . 3. 8. crassocaule.
b) Scheibe dünn mit hohen, eichenblattartigen Falten . 4. S. aculangulum.
B. Scheibe weit über den Stiel vorragend;
I. Stielspieula Doppelspindeln und Walzen . . . .....5. S.trocheliophorum.
II. Stielspicula Stäbe und Spindeln;
a) Scheibe mit regelmäßigen peripheren Lappen;
1. Randlappen der Scheibe bedeutend länger als breit 6. S. digitatum.
2. Randlappen der Scheibe nicht länger als breit . 7. S. elegans.
b) Scheiben mit unregelmäßigen Falten. . . . „ . 8. 5. glaucum.
Ich stelle also an die Wurzel der Gattung S. latum, das in seinem ganzen
Habitus und seiner oft inkrustierenden Wuchsform noch nicht die für die Gattung
typische Pilzform zeigt, da die Scheibe den Stiel nicht überragt und im allgemeinen
ungefaltet, höchstens median eingesunken ist. Auch haben die Autozooide ja nur
230 Johannes Moser:
eine Reihe Siphonozooide zwischen einander, so daß also diese letzteren im Verhältnis
zu denen der anderen Arten dieser Gattung rückständig sind. Diese Art schließt
sich an primitive Arten der Gattung Anthomastus an. Die differenzierteste und
gleichzeitig typischste Ausbildung sowohl des äußeren Habitus wie auch der Spiculation
treffen wir bei S. glaucum, das ich also an den Schluß der Gattung stelle. Bei
dieser Art finden wir keine Anklänge an die Gattung Lobophytum, wohl aber bei
den Arten $. acutangulım, dem sich im Habitus wie in der Spiculation Zobophytum
sarcophytoides anschließt, und bei S. trocheliophorum, das im Stielinnern Skleriten
enthält, wie sie für die Gattung Lobophytum typisch sind, und das im Alter finger-
förmige Fortsätze bilden kann, die ja in Verbindung mit dem festonartigen Scheiben-
rande die Gattung Zobophytum äußerlich charakterisieren.
Die Bestimmung einzelner Exemplare der Gattung Sarcophyton dürfte durch
folgenden Schlüssel erleichtert werden:
f Stielspieula Doppelspindeln und Walzen . . . 2 u... 2... 0.0.02
| Stielspicula keine Doppelspindeln und Wakn . » 2. 2222 .2..8
j Scheibe den Stiel wenig überragend . . . 3. S. crassocaule.
Ü Scheibe den Stiel weit überragend . . . . 5. 8. trocheliophorum.
f Scheibe schwach gefaltet; oder. gelappt . . . ..ı. = maun.lı „AU. SEE
l Scheibe stark gefaltet oder gelappt . . . 27: „Esel 7
Mehrere Reihen Siphonozooide zwischen den
Autozosiden‘."; . . ee
| Eine Reihe Siphonozooide hen “ Auto-
EB ee EN on nn laden.
f Stielspieula Spindeln . . . . ln are ee a
\ Stielspicula plattenförmige Gebilde 20.0. 24. 8. ehrenbergi var. stellatum.
Stielspieula über 0,4 mm lang. . . . . . 1a. S$. latum var. voeltzkowi.
Stielspicula unter 04 mm lang . . ...2...2. 5. ehrenbergi.
- Lappen- und Faltenbildiing; regelmäßig... 1... im A): 12)
Lappen- und Faltenbildung unregelmäßig. . 8. $. glaueum.
OL
Scheibe ‚den : Stiel weıtJüberragendn „iu .ms a. & .aivv.u rl 19 SB
Randlappen der Scheibe nicht länger als breit 7. S. elegans.
9 ) Randlappen der Scheibe bedeutend länger
ne den Stiel wenig überragend . . . 4. S. acutangulum.
| als breit, 5 Meran“ Mr Baes, digitatum.
Das oben aufgestellte System sowohl wie dieser Bestimmungsschlüssel können
keine Anwendung auf jugendliche Exemplare finden. Doch ließen sich bei dem
sehr reichhaltigen Material, das mir zur Verfügung stand, und das zahlreiche, mit
ausgebildeten Kolonien noch in Zusammenhang stehende Jugendformen enthielt,
auch für diese manche unterscheidende Merkmale finden. Außer von S. elegans und
S. latum lagen mir von allen Arten ‚Jugendstadien vor. Und da alle Exemplare in
ihrer Jugend den ausgebildeten Formen von S. Zatum in ihrem Habitus mehr oder
minder ähneln, ist anzunehmen, daß diese im erwachsenen Zustande am wenigsten
differenzierte Art im Verlaufe der Öntogenie die geringsten Umwandlungen
erfährt.
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien. 931
Die Faltenbildung entsteht bei S. ehrenbergi erst sehr spät; ja sie kann völlig
unterbleiben, so daß sich auch erwachsene Exemplare finden, die wie S. latum eine
undifferenzierte Scheibenoberfläche aufweisen, also mehr oder minder inkrustierend
sind. Die Spiculation ist auch bei jungen Exemplaren annähernd dieselbe wie bei
erwachsenen Kolonien, so daß also auch S. ehrenbergi im Verlaufe des Wachstums
nur geringen Veränderungen unterworfen ist.
Bei den jüngsten Kolonien von S. crassocaule, deren Scheibendurchmesser 1 cm
noch nicht erreicht, sitzt die halbkugelig geformte Scheibe, an welcher eine scharfe
Grenze zwischen sterilem und fertilem Teil fehlt, dem zylindrischen Stiel auf, ohne
diesen zu überragen. Die Autozooide sind gering an Zahl, also die Siphonozooide
proportional zahlreicher als bei erwachsenen Kolonien, deren Scheibe fast stets
median eingesuuken ist. Es wächst also der Mantel des zylindrischen Stiels
intensiver in die Länge als sein medianer Kern. Diese bei S. crassocaule besonders
auffällige Beobachtung hat aber doch für alle Arten der Gattung Sarcoplıyton (und
übrigens auch verwandter Gattungen, wie Sinwlaria, Lobophytum u. a.) Gültigkeit.
Eine Erklärung dieser Erscheinung ist wohl in der erheblich größeren Zahl der
randständigen Nährpolypen zu suchen, so daß also der periphere Teil des Stiels, in
den ja die Gastralhöhlen der Polypen tief, manchmal fast bis zur Basis hineinragen,
besser ernährt wird als der von weit weniger Gastralhöhlen übrigens auch schlechter
versorgter Polypen durchzogene Mittelkern. Die Spicula der JJugendformen von
S. crassocaule sind kleiner als die der erwachsenen Kolonien; ihre Warzen sind
weniger differenziert, die Doppelspindelform der Stielspicula nur angedeutet.
S. acutangulum neigt sehr früh zur Faltenbildung, eine Erscheinung, die mit
ihm das in der Jugend am oberen Ende knopfartig verdickte S. glaueum und
S. digitatum, nicht aber 5. trocheliophorum teilen. Während aber bei $. acutangulum
die Differenzierung der primären Falten in die sekundären, eichenblattartigen
Falten sehr früh auftritt, bleiben die Falten bei $. glaucum solange undifferenziert,
als die Spiculation nicht ihren unverkennbaren typischen Charakter angenommen
hat. Es ist nämlich bei $. glaueum die Beobachtung zu machen, daß in der
Jugend die Spicula erheblich kleiner sind als im Alter und dann denen von
S. ehrenbergi, später von S. elegans und 8. Zatum ähneln, während sie bei jungen
Exemplaren von S. acutangulum trotz der weniger deutlichen Gürtelbildung der
Warzen denen erwachsener Kolonien an Größe und Gestalt ähneln.
S. digitatum zeigt zuerst ebenfalls nur eine Faltenbildung der Scheibe, so daß
eine Trennung der Jugendformen von $. digitatum und S. glaucum manchmal unmöglich
wird. Die Lappenbildung des Scheibenrandes, die bei S. digitatum zu von 8. glaucum
so grundverschiedenen Bildungen führt, setzt erst sehr spät ein; ja es macht den
Eindruck, als ob das Zentrum der Scheibe vor der Lappenbildung erst bis zur
definitiven Größe auswachse, so daß bei der Ausbildung der Lappen nur noch die
peripheren Teile der Scheibe eine Umbildung erfahren. Die Spieula junger Exemplare
von S. digitatum zeigen schon eine recht typische Ausbildung, liefern aber bei der
wenig ausgeprägten Differenzierung der Spicula jüngster S. glaucum-Kolonien kein
sicheres Kriterium bei der Erkennung der Art.
S. trocheliophorum, dessen Scheibenfaltung im Alter am weitesten fortschreitet,
neigt erst viel später zur Faltenbildung als S. glaucum. Wenn bei ihm die im
232 Johannes Moser:
Anfang den Stiel nur wenig überragende Scheibe die ersten Randfalten zu bilden
sich anschickt, weisen die Spicula des Stiels schon längst ihre definitive Größe und
Gestalt auf. In der Jugend ist also eine Unterscheidung von $. trocheliophorum und
von S. glaucum schon bei Betrachtung der äußeren Körperform nicht schwer. Die
spätere Angleichung der äußeren Gestalt von S. trocheliophorum an S, glaueum dürfte
nur eine Konvergenzerscheinung sein, nicht aber auf besonders enge Verwandtschaft
dieser zwei Arten hindeuten. Bei genauer Untersuchung lassen sich ja auch bei
den erwachsenen Kolonien dieser beiden Arten völlig verschiedene Tendenzen in
der Ausbildung der Falten erkennen, indem $. glaucum die für die Gattung typischste
Faltung ohne jeden Anklang an die Scheibendifferenzierung verwandter Gattungen
aufweist, während die Falten bei sehr großen Kolonien von S. trocheliophorum durch
die Neigung zur Bildung fingerförmiger Fortsätze, wie sie für die Gattung Zobophytum
charakteristisch sind, imponieren. So ist gerade $. irocheliophorum, dessen Skleriten
bei sehr jungen Kolonien infolge der geringen Ausbildung der Warzen auch sehr
primitive Gestalt zeigen, besonders dadurch interessant, daß es während des indivi-
duellen Lebens gewissermaßen den Weg von den Vorläufern der Gattung Sarcophyton
bis zu deren Nachkommen (Lobophytum) durchläuft, wobei sich die primitiven
Charaktere bei Jugendstadien finden, während die gattungsfremde Bildung finger-
förmiger Fortsätze nur bei den ältesten Kolonien auftritt, also gewissermaßen eine
senile Erscheinung darstellt. Es ist wohl kein Zufall, daß diese Art gleichzeitig die
sowohl in der äußeren Form wie in der Spiculation variabelste ist, an welche die
in der Gestaltung der Spiculation ebenfalls sehr flüssige Art S. /atum bei weitem
nicht heranreicht, zumal diese in der äußeren Form stets ihre primitiven Charaktere
bewahrt.
Eins ist den Jugendstadien aller Sarcophyton-Arten gemeinsam, nämlich die
relative Größe und geringe Zahl der Autozooide, die schon bei den jüngsten Formen
ihre definitive Größe haben, und die verhältnismäßig geringe Zahl der Siphonozooide,
die niemals sehr dicht stehen.
Aus dem Gesagten geht hervor, daß die Gattung Sarcophyton keine geradlinige
Entwicklung in der Ausbildung der einzelnen Arten genommen haben kann. Deshalb
gibt auch das obenstehende System ein irreführendes Bild von den Beziehungen
der einzelnen Arten zueinander. Die weitgehenden Konvergenzen, die sich insonderheit
in der Ausbildung der äußeren Form offenbaren, machen es vorläufig unmöglich,
ein System aufzustellen, das gleichzeitig ein einwandfreies Bild von den Verwandt-
schaftsbeziehungen gibt. Und bei der Aufstellung eines Systems hat aus praktischen
Gründen die immerhin hypothetische Auffassung von den phylogenetischen Zusammen-
hängen der Arten der Übersichtlichkeit und scharfen Unterscheidung der einzelnen
Formen zu weichen. Es soll daher im folgenden versucht werden, die verwandt-
schaftlichen Beziehungen der einzelnen Arten der Gattung Sarcophyton, so wie sie
sich bei dem heutigen Stande unserer Kenntnis dieser Gattung ergeben, darzustellen.
Die primitivste Art der Gattung ist S. latum. Dieses leitet sich von primitiven
Formen der Gattung Anthomastus her. Ihm am nächsten steht, schon auf Grund
der Ähnlichkeit der Spiculation, S. glaucum, das die für die Gattung typischste Aus-
bildung sowohl der äußeren Körperform wie der Skleriten aufweist. Die enorme
Größe der Strunkspicula und ihre Spindelform erinnern an die Gattung Sinularia,
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien. 233
ohne daß sich sonst zwischen den Gattungen Sarcophyton und Sinularia bedeutendere
Ähnlichkeiten auffinden lassen. Es scheint sich also bei der Größe und Gestalt
der Spicula um eine konvergente Entwicklung von S. glaueum und den Arten der
Gattung Sinularia zu handeln. Von $. glaucum ähnlichen Formen leite ich das
kleine und daher in der äußeren Gestalt recht konservative S. elegans ab, das in
der Spiculation Anklänge an S. glaucum und an S$. latum aufweist, in der äußeren
Gestalt bei der weitüberragenden, mit großen Randfalten ausgestatteten Scheibe und
bei der großen Zahl der zwischen den Autozooiden stehenden Siphonozooide sich
aber enger an S. glaucum als an $. latum anschließt. Die große Zahl der Siphono-
zooide bei den Arten S. elegans und S. glaucum im Gegensatz zu S. latum bildet
deshalb keinen Hinderungsgrund für die Annahme der Verwandtschaft dieser drei
Arten, weil sic. in dem mir zur Verfügung stehenden Material eine Varietät von
S. latum fand, nämlich $. latum var. voeltzkowi, die sich von der Stammform nur
durch die allerdings recht augenfällige Vermehrung der Siphonozooide unterscheidet.
Ebenfalls von S. latum ist die neue Art S. crassocaule abzuleiten, bei der vor
allem die Spiculation eine zu S. latum divergente Entwicklung genommen hat, indem
die Stielskleriten kürzer und breiter geworden sind und sich ihre Warzen mehr
gürtelförmig angeordnet haben. Die Gestalt der wenig überragenden und wenig
gefalteten Scheibe erinnert lebhaft an S. lZatum, doch ist die Zahl der Siphonozooide,
die zwischen den Autozooiden stehen, besonders median eine große. Für die eigen-
tümliche Ausbildung der Spiculation steht eine Erklärung aus. Sie dürfte auf
anatomischen und histologischen Veränderungen beruhen. Ein äußerer Grund
scheint zu fehlen, denn die Leistung des Stieles ist wie seine Beeinflussung durch
äußere Faktoren wohl dieselbe wie etwa bei S. lZatum oder S. ehrenbergi. Doch diese
letztere Tatsache trifft für die in der Spiculation so divergenten Gattungen Sinularia
einerseits und etwa Lobophytum oder Alcyonium andererseits in gleicher Weise zu,
wo ja auch alle Anhaltspunkte für eine Erklärung der so verschiedenen Ausbildung
der Spiculation fehlen. Jedenfalls lassen sich die Spicula von S. crassocaule weit
eher von den massigen Spindeln des S. latum als etwa von den dünnen Stäben des
S. ehrenbergi ableiten. Eine noch weitere Differenzierung der Spiculation in der
gleichen Richtung wie bei S. crassocaule findet sich auch bei S. trocheliophorum, das
aber in der äußeren Form wohl wegen seiner bedeutenderen Größe Konvergenzen
mit dem ja ebenfalls sehr großen S. glaucum insofern zeigt, als die Scheibe hier den
Stiel auch weit überragt und deshalb auch stark gefaltet ist. Doch können bei sehr
großen Exemplaren von S. irocheliophorum im Gegensatz zu S. glaucum die Ränder
einer Falte gelegentlich verwachsen, so daß ein fingerförmiger, vom Scheibenrand
scheinbar unabhängiger Fortsatz entsteht, wie es für die Scheibengestaltung
der Gattung Lobophytum die Regel ist. So leitet S. trocheliophorum in Spiculation
wie Scheibendifferenzierung direkt zu Lobophytum, und zwar zu L. erassum über,
das sich aber durch die Dicke des von der Scheibe kaum überragten Stieles an
S. crassocaule anschließt.
Von der gleichen Wurzel her wie S. lZatum hat vermutlich auch $. ehrenbergi
seinen Ursprung genommen. Doch hat dieses sich, was die Spiculation betrifft,
nach ganz anderer Richtung hin differenziert als jenes. Die Zahl der Siphono-
zooide ist hier auch noch eine kleine, ein primitives Merkmal. Auch die Wuchs-
934 Johannes Moser:
form zeigt primitiven Charakter. Die in den Formenkreis von $. ehrenbergi zu
stellende Varietät stellatum zeigt nun ihrerseits eine recht interessante Abweichung
der Spiculation von der arttypischen, indem die Stielspicula breit und plattenförmig
werden, ja manchmal — es ist dies wohl eine Konvergenzerscheinung — recht er-
hebliche Anklänge an die Spicula besonders von S. cerassocaule, aber auch von
S. trocheliophorum erkennen lassen, nämlich dann, wenn die Verbreiterung nicht nur
in einer Ebene, sondern radiär um die Längsachse des Skleriten erfolgt, so daß es
zur Bildung von an den Enden verschmälerten Walzen und Doppelspindeln kommt.
Doch findet sich nie eine Gürtelbildung der Bewarzung.
Die Abstammung des S. acutangulum von S. ehrenbergi nahestehenden Formen
dürfte unzweifelhaft sein. Ist doch die Ähnlichkeit dieser beiden Arten so groß,
daß Marenzeller $. acutangulum als eine Varietät von 8. ehrenbergi beschrieb, eine
Auffassung, die sich bei dem völligen Fehlen aller Übergänge zwischen diesen beiden
Formen nicht hat aufrechterhalten lassen. Die Spicula von S. acutangulum sind
durch eine typische Gürtelbildung der Warzen ausgezeichnet. Die den Stiel kaum
überragende Scheibe ist im Gegensatz zu S. ehrenbergi in recht typischer Weise sehr
stark peripher gefaltet. Die Siphonozooide treten in ihrer Zahl zurück. Dieser
letztere Umstand braucht nicht als eine Rückentwicklung der Siphonozooide aufgefaßt
zu werden. Vielmehr läßt er sich als primitives Merkmal deuten. Wenn die Falten-
ränder von S. aculangulum verwachsen, müssen, wie bei S. trocheliophorum, fingerförmige
Fortsätze entstehen. Diese Bildung ist bei Lobophytum sarcophytoides eingetreten,
das bei einer und derselben Kolonie gleichzeitig die für S. acutangulum typische
eichenblattartige Faltung der dünnen Scheibe und die Bildung von fingerförmigen
Fortsätzen aufweist. Da L. sarcophytoides S. acutangulum noch näher zu stehen
scheint als dieses dem SS. ehrenbergi, ist hier eine Brücke zwischen den beiden
Gattungen Sarcophyton und Lobophytum geschlagen. Der Schnitt, den der Systematiker
aus praktischen Gründen hier führen muß, ist stets ein erzwungener; denn diese
beiden Gattungen fließen, wie wir gesehen haben, vollkommen harmonisch an zwei
Stellen ineinander über. Niemals findet sich eine entsprechende Brücke zwischen
zwei Arten. Denn diese sind trotz ihrer Variabilität und trotz ihrer zahlreichen
Konvergenzen stets durchaus scharf umrissen und somit deutlich geschieden, so daß
der Systematiker bei der Bestimmung erwachsener Kolonien niemals auf solche
Schwierigkeiten stoßen wird, wie sie sich bei der Abgrenzung der Gattungen einstellen.
S. digitatum, das durch sehr lange, tangential gestellte Randlappen der den Stiel
weit überragenden Scheibe ausgezeichnet ist, erinnert durch seine langen, dünnen, mit
manchmal gürtelförmig angeordneten Warzen besetzten Stäbe des Stielinnern an
S. acutangulum und an S. ehrenbergi. Es dürfte sich von diesen nahestehenden Formen
her entwickelt haben. Die Lappenbildung der Scheibe ließe sich durch Auswachsen
der hohen Randfalten, wie sie für S. acutangulum typisch sind, erklären. Obgleich
hier eine Verwachsung der Faltenränder niemals einzutreten scheint, finden sich in
der Wuchsform doch Anklänge an Zobophytum. Es treten nämlich bei einem
Lobophytum (L. lighti) ebenfalls tangential gestellte Lappen auf, die außerordentlich
stark an Sarcophyton digitatum erinnern und einen genetischen Zusammenhang ver-
muten lassen. Interessant ist bei dieser Form das Zurücktreten der Kalkelemente
nicht nur in der sehr weichen und leicht beweglichen Scheibe, sondern auch im
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien. 235
langen, dünnen Stiel. Da der Stiel, der bei seiner Dünne und Länge in Anpassung
an die Wasserbewegung sehr leicht biegsam sein muß, mit den Spicula auch seine
Festigkeit eingebüßt hat, wird den Geweben durch ein bedeutenderes Längenwachstum
der Skleriten ein gewisser Halt gewährt. Gleichzeitig wird auf diese Weise die
Elastizität des Stieles wie übrigens auch der Lappen erhöht.
Die geographische Verbreitung der einzelnen Arten liefert deshalb keine
Anhaltspunkte für ihre phylogenetischen Beziehungen, weil die meisten Arten an
den verschiedensten Stellen des Indopazifischen Ozeans, auf den ja die Gattung
beschränkt ist, gefunden worden sind.
Der Beschreibung der einzelnen Arten seien noch kurze Diagnosen im Zu-
sammenhange vorausgeschickt, die die im Vorausgehenden behandelten Artmerkmale,
auf Grund deren es im allgemeinen möglich ist, die Arten zu erkennen, präzisieren.
Die bei den einzelnen Beschreibungen gegebenen Artdiagnosen werden im Gegen-
satz zu den an dieser Stelle gegebenen alles umfassen, was als Artmerkmal in
Betracht kommt.
1. Sarcophyton latum (Dana).
Die kaum differenzierte Scheibe überragt den trichterförmig ver-
breiterten Stiel nicht oder nur sehr wenig. Zwischen den Autozooiden
findet sich nur eine Reihe Siphonozooide Die Spicula der Stielbasis
sind 0,4 mm lange und längere Spindeln.
la. S. latum var. voeltzkowi n. var.
Der Unterschied gegen die Stammform liegt in der größeren Zahl
der Siphonozooide, die in mehreren Reihen zwischen je zwei Autozooiden
liegen.
2. S. ehrenbergi Marenz.
Die den Stiel nicht oder nur wenig überragende Scheibe weist
höchstens einige randständige Falten auf. Es stehen je 6—7 Siphono-
zooide zwischen je zwei Autozooiden. Die Stielspicula sind etwa 0,25 mm
lange, schlanke Spindeln und Stäbe.
2a. S. ehrenbergi var. stellatum Kükth.
Es stehen im Gegensatz zur Stammform 9—10 Siphonozooide zwischen
je zwei Autozooiden. Die Rindenspicula haben von oben gesehen Stern-
form. Die Stielspicula sind etwa 0,24 mm lange Platten und Doppel-
formen.
3. 9. erassocaule n. Sp. |
Die nicht oder nur wenig peripher gefaltete Scheibe überragt den
Stiel nicht oder nur wenig. Es stehen 4-5 Siphonozooide zwischen je
zwei Autozooiden. Die Stielspicula sind etwa 0,17 mm lange Walzen
und Doppelspindeln. Die Warzen stehen in undeutlichen Gürteln.
4. S. acutangulum Marenz.
Die den Stiel nur wenig überragende Scheibe ist in primäre und
sekundäre, hohe, eichenblattartige Falten gelegt. Es stehen 3—6 Siphono-
zooide zwischen je zwei Autozooiden. Die Stielspicula sind etwa 0,36 mm
lange, mit Warzengürteln besetzte Stäbe und Spindeln.
Mitt. a. d. Zool. Mus. in Berlin. IX. Bd. 2. H. 16
236 Johannes Moser:
5. S. trocheliophorum Marenz.
Die Scheibe ragt weit über den Stiel vor und trägt mehr peripher
verbleibende Falten und manchmal auch einzelne fingerförmige Fort-
sätze. Zwischen je zwei Autozooiden liegen 8—10 Siphonozooide. Die
Stielspicula sind mit 2—4 Warzengürteln besetzte durchschnittlich
0,2—0,3 mm lange Doppelspindeln, Walzen und Brombeerformen.
6. S. digitatum n. Sp.
Die den Stiel weit überragende Scheibe ist median nicht gefaltet,
dagegen am Rande durch tiefe Einkerbungen in schmale, lange Lappen
ausgezogen. Es liegen 7—8 Siphonozooide zwischen je zwei Autozooiden.
Die Stielspicula sind bis 0,75 mm lange, dünne Stäbe und schlanke
Spindeln.
7. S. elegans n. Sp.
Die Scheibe ragt weit über den flaschenförmigen Stiel vor und ist
median nicht gefaltet, aber am Rande durch tiefe Einkerbungen in
breite, nach der Spitze zu verschmälerte Lappen geteilt. Es stehen etwa
12 Siphonozooide zwischen je zwei Autozooiden. Die Stielspicula sind
bis 0,5 mm lange Spindeln.
8. S. glaucum (Q. G.).
Die den Stiel weit überragende Scheibe trägt zahlreiche große
Falten. Es liegen 4—9 Siphonozooide zwischen je zwei Autozooiden.
Die Stielspicula sind 0,5 mm bis über 2 mm lange Spindeln.
1. Sarcophyton latum (Dana).
Fig: 1,2; Taf. V,.Fig. 1 Taf. VI, Fig. 1B.
Synonymik:
1846 Aleyonium latum Dana, Zoophytes, p. 623, t. 58, fig. 6, 7.
1857 A.1. H. Milne-Edwards, Hist. nat. Corall. p. 121.
1859 A. 1. Dana, Synopsis, p. 125.
non 1897 Sarcophytum I. Whitelegge, Alcyon. Funafuti, P. I, p. 215. \
nec 1903 S. 1. Pratt, Aleyon. Maldives, P. II, p. 510.
1908 Lobophytum crassum Cohn (part.), Reise Voeltzkow, v. 2, p. 224.
nec 1910 Sarcophytum latum Thomson Mackinnon, Stolon. Alcyon. etc., p. 176.
1910 8.1. Kükenthal, Alcyon. in: Michaelsen u. Hartmeyer, Fauna Südwest-Austr. v. 3, p. 21.
Fundortsnotiz: Taytay, Palawan, Light S. (2 Expl.); Tewtle Island, W.-
Australien 18° 44’ s. B., 118° 54’ ö. L., Gale S. (Mus. Berlin Nr. 5023, Bruchst.);
Insel Nossi, Be-Riff, S.-W.-Madagaskar, Voeltzkow S. (Mus. Berlin Nr. 4977,
1 Expl.)
Diagnose: Die nicht oder nur am Rande mäßig gewellte Scheibe ragt
nicht oder nur wenig über den Stiel vor; die Kolonien können eine
inkrustierende Wuchsform aufweisen. Die Autozooide stehen in Ent-
fernungen von Ilmm. Sie sind umgeben von Kreisen von etwa 10 Siphono-
zooiden, so daß zwischen je zwei Autozooiden nur eine Reihe Siphono-
zooide zu liegen kommt. Die Spicula der Scheibenrinde sind etwa
0,13 mm lange, in ihrer ganzen Ausdehnung weit bewarzte Keulen, ferner
Beiträge zu einer Revision der Alcyonarien. 937
0,08—0,25 mm lange, oft deformierte Spindeln und ähnliche Formen, mit
oft hohen, aber undifferenzierten, abgerundeten Warzen. Im Scheiben-
innern finden sich über 0,4 mm lange Stäbe und Spindeln mit ebenfalls
wenig differenzierten Warzen. In der Stielrinde liegen ähnliche Keulen
wie in der Scheibenrinde, ferner bis über 0,5 mm lange und über 0,1 mm
dicke, mit großen Warzen bedeckte Spindeln. Das Stielinnere ist erfüllt
von ähnlichen, aber größeren und kompakteren Spindeln; diese können
in der Stielbasis fast 1 mm Länge erreichen.
Die Kolonien sind klein; der größte bekannte Scheibendurchmesser
beträgt 5 cm.
Verbreitung: Madagaskar, Philippinen, Australien, Fidschiinseln.
Beschreibung: Von dieser seltenen Art liegen mir drei völlig erhaltene Kolonien
und ein Bruchstück einer vierten Kolonie vor.
Das erste etwa viereckig gestaltete Exemplar hat einen Scheibendurchmesser
von 4 cm und eine Stielhöhe von 3 cm. Die median mäßig vertiefte Scheibe setzt
Fig. 1.
Sarcophyton latum (Dana), Expl. von Taytay.
Spicula: a) der Scheibenrinde, b) des Scheibeninnern, c) der Stielrinde,
d) des Stielinnern. (Vergr. 100.)
sich vom Stiel, den sie nicht überragt, durch einen scharfen Rand ab und zeigt
peripher eine schwache Wellung. Die Autozooide sind etwa 1 mm voneinander
entfernt; jedes von ihnen ist von einem Kranze von 10 —11 Siphonozooiden umgeben,
und zwar beteiligen sich die Siphonozooide gleichzeitig an den Kreisen um die
benachbarten Autozooide. Die Farbe der konservierten Kolonie ist schmutziggrau
bis schwärzlich mit grünlichem Schimmer. Im Leben war sie nach Angaben des
Sammlers Light eigentümlich hellgrün bis gelb; die Basis war schwefelgelb. Die
Tentakel der 1—2 mm langen Polypen waren gelb.
In der Spieulation (vgl. Fig. 1) fällt eine verhältnismäßig starke Kom-
plikation der Rindenspicula auf, während die Spicula des Scheibeninnern kleine,
wenig differenzierte Warzen mit abgerundeten Höckern tragen. Auch die Höcker
der Warzen der Stielskleriten sind stets gerundet, niemals spitz. In der Basis
des Strunkes sind die großen Spindeln von durchschnittlich 0,8 mm Länge recht
zahlreich.
In der Spiculation gleicht diesem ersten Exemplare völlig das zweite, das mit
jenem auch den Fundort (Taytay) gemeinsam hat. Es ist inkrustierend, länglıch
16*
938 Johannes Moser:
dreieckig gestaltet und weicht, was die Differenzierung der Scheibe und die Farbe
anbelangt, von jenem kaum ab. Sein längster Scheibendurchmesser beträgt 5 cm,
der Stiel ist nur 2 cm hoch.
Das dritte Exemplar stammt von Madagaskar. Es ist 1907 von Cohn als
Lobophytum crassum Marenz. bestimmt worden. Doch steht die Zugehörigkeit der
vorliegenden Kolonie zur Gattung Sarcophyton, und zwar zu S. latum (Dana), außer-
halb jeden Zweifels. Das Exemplar ist 5 cm lang, 2cm hoch und, im konservierten
Zustande, 1,5 cm breit. Die Scheibe ist median eingesunken, im übrigen aber
undifferenziert, also ohne Falten- oder gar Lappenbildung. Sie ragt nicht über den
nach oben zu etwas verbreiterten Stiel vor; die Verteilung der Polypen ist die für
die Art typische. Die Kolonie ist schmutzig hellgrau.
In der Spiculation finden sich unbedeutende Unterschiede gegen die beiden
ersten Exemplare. Die Spicula der Stielrinde neigen stärker zur Deformation;
Fig. 2.
Sarcophyton latum (Dana), Expl. von Madagaskar.
Spicula: a) der Scheiben-, b) der Stielrinde, c) des Scheiben-, d) des Stielinnern,
e) der Stielbasis. (Vergr. 100.)
neben den typischen Spicula finden sich nicht nur verwachsene Doppelspindeln,
sondern vereinzelt auch Kreuze und sogar kuglige Formen. Besonders interessant
ist das vereinzelte Auftreten von etwa 0,25 mm langen, wenig differenzierten Spindeln,
deren Warzen in zwei, wenn auch noch undeutlichen Gürteln stehen. Somit finden
sich schwache Anklänge an die Arten $. crassocaule J. Moser bzw. S. trocheliophorum
Marenz. Die Spicula des Stielinnern erreichen selbst nicht in der Basis die
Dimensionen wie bei den beiden Exemplaren von Taytay und schließen sich somit
eng an die von Kükenthal beschriebene Kolonie an. Sie sind durchschnittlich
0,4 mm lang. Die längsten messen 0,6 mm. Mißbildungen sind auch in der Stiel-
basis zu finden, doch sind die Deformationen mehr auf die Warzen beschränkt, die
in eigentümlicher Anordnung den Spicula das Aussehen eines Schlüssels geben
können (siehe Fig. 2).
Das mir vorliegende Bruchstück ist der Teil einer Scheibe. Es stammt
von dem von Kükenthal eingehend beschriebenen Exemplar; ich verweise also
auf Kükenthals Beschreibung (a. a.O. p. 22).
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien. 239
la. Sarcophyton latum var. voeltzkowi n. var.
Fig. 3; Taf. V, Fig. 2.
Synonymik:
1908 Lobophytum Hedleyi Cohn (part.), Reise Voeltzkow, v. 2, p. 223.
Fundortsnotiz: Tamatave, O.-Madagaskar, Voeltzkow S. (1 Expl., Mus. Berlin
Nr. 4978).
Diagnose: Die in der Mitte eingesunkene, am Rande ungewellte
Scheibe ragt nicht oder kaum über den Stiel vor. Die Autozooide
stehen in Entfernungen von etwa 15 mm. Zwischen je zwei Autozooiden
stehen 3—7 sehr undeutliche, kleine Siphonozooide Die Spicula der
Scheibenrinde sind 0,1—0,18 mm lange, einfache Spindeln und Keulen.
Im Scheibeninnern finden sich sehr dicke Spindeln von etwa.0,3 mm
Länge und fast 0,14 mm Dicke, ferner ebenfalls massige Spindeln von
bis 0,5 mm Länge und 0,13 mm Dicke, deren Warzen manchmal am Ende
etwas verbreitert sind. In der Stielrinde liegen kleine Keulen von etwa
0,12 mm Länge, ferner einfache Spindeln und Stäbe von durchschnittlich
0,2 mm Länge und stärker differenzierte Spindeln mit verbreiterten
Warzen; sie erreichen eine Länge von 0,4 mm. Das Stielinnere ist erfüllt
von bis 0,6 mm langen und mit verbreiterten Warzen nicht eben dicht
besetzten Spindeln.
Die Kolonie ist klein.
Verbreitung: Madagaskar.
Beschreibung: Die mir vorliegende von Voeltzkow bei Tamatave gesammelte
Kolonie ist von Cohn 1907 als Lobophytum hedleyi Whitelegge bestimmt worden.
Die Nachuntersuchung ergab, daß es sich
um ein Sarcophyton handelt, das in der
äußeren Wuchsform durchaus S.latum (Dana)
gleicht. Die gerade in Teilung begriffene
Kolonie mißt 5 cm in der Länge, 2 cm in
der Breite; auf der einen Seite ist sie 3,5 cm,
auf der anderen 2 cm hoch. Die median
stark eingesunkene, also peripher gehobene,
gewellte Scheibe ist ziemlich gleichmäßig mit
Autozooiden bedeckt, die in Entfernungen
von etwa 15 mm stehen und zwischen-
einander 3—7 sehr kleine Siphonozooide
erkennen lassen. Der Scheibenrand ist scharf.
Der Strunk ist gerade, mit angedeuteter
Längsrillung. Seine Basis zeigt einen deut-
lichen, stark verkalkten dunklen Saum, in
E RR Fig. 3.
den das entodermale Kanalnetz nicht hinein- Barcophileh an ER He
reicht. Dieser Basalrand ist auf der einen Spieula: a) der Scheiben-, b) der Stielrinde, c) des
Scheiben-, d) des Stielinnern. (Vergr. 100.)
Seite 2 cm, auf der anderen nur 1 cm hoch.
Durch das starke, vielleicht erst bei der Konservierung durch Druck hervor-
gerufene Heben der Randpartien der in Teilung begriffenen Kolonie wird eine Lappen-
240 Johannes Moser:
bildung vorgetäuscht, die an Zobophytum erinnert. Doch liegt ein wesentlicher Unterschied
zwischen den Lappen dieser Kolonie und jenen des Zobophytum hedleyi Whitelegge darin,
daß bei der vorliegenden Kolonie der Scheibenrand über die Lappenkuppen wegzieht,
so daß sich also diese Lappen nur als emporgedrückte Randteile der Scheibe erweisen.
Die Spiculation erinnert in nichts an die Gattung ZLobophytum. Vom Typus
unterscheidet sich die vorliegende Varietät vor allem in den massigeren Scheiben-
spicula sowie durch die Verbreiterung der Warzenenden. Die Spicula des Stiel-
innern stechen durch ihre Dicke von denen der Stammform ab. Die kürzeren unter
ihnen können fast halb so dick wie lang sein. Die längeren sind dünner und daher
denen der Stammform ähnlicher. Ihre Längenverhältnisse sind im allgemeinen die-
selben wie die bei der Stammform.
2. Sarcophyton ehrenbergi Marenz.
Fig. 4.
Synonymik:
?1834 Sarcophyton lobulatum Lesson, in: Belanger, Voy. Ind. orient., Zool., Zooph. p. 517, t. 2.
und in: Duberrey, Voy. Coquille, Zool. 1830—38, II, Zooph. p. 92.
?1857 S. lobatum [err. pro: lobulatum] H. Milne-Edwards, Hist. nat. Corall. p. 122.
1886 Sarcophytum ehrenbergi Marenzeller, in: Zool. Jahrb. Syst. v. 1, p. 356, t. 9 f. 3, 4.
1899 $. ehrenbergi var. sansibaricum May, in: Jena. Z. Naturw. v. 33, p. 114, f. 7a, b, e.
1902 S. e. var. areolata Burchardt, Aleyon. Amboina, in: Jena. Denkschr. v. 8, p. 677, t. 55
ET 57 120, I.
1903 S$. ehrenbergi + tenuis Pratt, Alcyon. Maldives, P. II, p. 508, t. 28 f. 1, 2; p. 312, t. 28
£.6,1.29 89.
1905 S. ehrenbergi + oligotrema Pratt, Aleyoniidae, in: Ceylon Pearl Oyster Rep. Suppl. Rep.
19 p. 252; p. 250, t. 1 f. 3-5.
non 1908 S$. lobulatum Cohn, Alcyon. Madagaskar p. 214.
1909 8. ehrenbergi Thomson, Simpson, Henderson, Alcyon. Investigator, II, p. 4.
1910 S. e. Kükenthal, Aleyon. in: Michaelsen u. Hartmeyer, Fauna Südwest-Austr. v.3, p. 23.
Fundortsnotiz: Philippinen, Light S. (1 Expl. und 1 Bruchstück); Suez,
afr. Seite, Bannwart S. (Mus. Berlin Nr. 5534, 2 Expl.); St. Matthias, Bismarck-
Archipel, Schoede 8. (Mus. Berlin Nr. 4958, 1 Expl.); Singapore, v. Martens S8.
(Mus. Berlin Nr. 1369, 2 Expl.); Amboina, v. Martens S. (Mus. Berlin Nr. 1186, 2 Expl.).
Diagnose: Die weiche, dicke, am Rande wenig und grob gefaltete
Scheibe überragt kaum den nach oben zu meist etwas verschmälerten
Stiel. Die Autozooide stehen in Entfernungen von 1—15 mm, und
zwischen je zweien von ihnen liegen etwa drei kleine, nicht vertiefte
und daher undeutliche Siphonozooide In der Scheibenrinde liegen
0,1—0,2 mm lange Keulen mit reichwarzigem Kopf. Die Spicula des
Scheibeninnern sind bis 0,44 mm lange, meist kürzere, schlanke Stäbe
mit hohen Dornen und Warzen, die geweihartig verbreitert sein können;
ferner finden sich hier kürzere, aber dickere Spindeln. Die Spicula der
Stielrinde ähneln denen der Scheibenrinde, nur sind sie massiger gebaut.
Das Stielinnere ist erfüllt von etwa 0,26 mm langen, mit wenigen groben,
rauhen Warzen besetzten Spindeln und vereinzelten walzenförmigen
Gebilden.
Die Kolonien sind nicht groß; der größte bekannte Scheibendurch-
messer beträgt 12 cm.
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien. 94]
Verbreitung: Rotes Meer, Maldiven, Ceylon, Sansibar, Philippinen,
Port Denison, Reunion, Bismarck-Archipel.
Beschreibung: Alle neun mir vorliegenden Exemplare zeigen den gleichen
Habitus. Die median meist etwas vertiefte Scheibe überragt den nach oben im
allgemeinen verbreiterten Stiel nicht oder nur sehr wenig. Peripher ist das Zoanthodem
schwach gefaltet oder nur gewellt; es ist durch einen scharfen Rand vom sterilen
Stiel abgesetzt. Die Größe der mir vorliegenden Exemplare schwankt zwischen
2cm und 9 cm Scheibendurchmesser und 3 cm und 8 cm Stiellänge. Die kleineren
Exemplare haben verhältnismäßig längere Stiele als die großen Kolonien. Die
Autozooide stehen median 1—2 mm, peripher nur 0,5 mm voneinander entfernt;
sie sind manchmal in typischen Reihen angeordnet. Zwischen je zwei Autozooiden
zweier benachbarter Reihen stehen je zwei bis vier kleine, nicht vertiefte Siphono-
zooide. Die Autozooide derselben Reihe stehen peripher so dicht, daß zwischen
je zweien von ihnen oft nur ein, manchmal kein Siphonozooid mehr Platz findet.
Bei dem größten mir vorliegenden Exemplar (Suez) ist eine sekundäre Ein-
faltung der primären Falten des Scheibenrandes angelegt, so daß also hier eine
Andeutung der für S. acutangulum typischen eichenblattartigen
Faltung vorliegt. Doch fehlt den Skleriten stets die Gürtel-
bildung der Warzen. Bei dem kleinsten, 3 cm hohen und
2 cm breiten, von Singapore stammenden Exemplar ist am
Stiel ein basaler, stärker verkalkter Teil zu erkennen. Das
Bruchstück von den Philippinen fällt durch seine außer-
ordentliche Armut an Kalkelementen auf. Sein Stiel ist auch
im basalen Teil fast frei von Skleriten. Doch zeigen die
Fig. 4.
vorhandenen Skleriten die für die Art typische Gestalt. Sarcophyton ehrenbergi Marenz.
.. : A R L : E IE Spicula: a) der Scheiben-,
Uberhaupt ist die Spiculation so wenig variabel in ihrer 1) der Stielrinde, c) des
Scheiben-, d) des Stielinnern.
(Vergr. 100.)
Ausbildung, daß bis auf die mehr oder minder starke Differen-
zierung der Warzen der Scheibenspicula nirgends bemerkens-
werte Abweichungen auffallen. Die Warzen der Scheibenspicula sind bei manchen,
vor allem den kleineren Exemplaren nur einfache, unverzweigte Höcker, während sie
bei anderen Kolonien die typische Geweihbildung zeigen.
Die Zugehörigkeit des S. tenue Pratt und des S. oligotrema Pratt ist nach der
allerdings unvollkommenen Beschreibung und vor allem nach den Abbildungen zu
urteilen, wahrscheinlich. Jedenfalls findet sich in den von E. Pratt gegebenen
Diagnosen nichts, was gegen die Identifizierung spricht. Die von May beschriebene
Varietät S. e. var. sansibaricum und das von Burchardt aufgestellte S. e. var. areolatum
weichen vom Typus nur in so nebensächlichen Merkmalen ab, daß ihre Einbeziehung
in den Typus, die schon Kükenthal empfahl, durchaus berechtigt erscheint.
Mit dem Namen $. lobulatum Lesson oder auf Grund des zuerst bei H. Milne-
Edwards auftretenden Fehlers S. l/odatum Lesson findet man in den Sammlungen
zahlreiche Exemplare der verschiedensten Sarcophyton-Arten belegt, mit denen die
Bearbeiter scheinbar nicht viel anzufangen wußten. Schon das beweist, daß nicht
festzustellen ist, welche Art Leesson vorgelegen hat. Sicher ist nur, daß es sich
um ein Sarcophyton handelt, und zwar deutet die von Lesson gegebene Abbildung
auf eine im Wuchs $. ehrenbergi Marenz. nahestehende Form.
242 Johannes Moser:
Das von Cohn als S. lobulatum Lesson beschriebene Exemplar hat bereits
Kükenthal als eine Aktinie | Stoichactis tapetum (Ehrb.)] charakterisiert und somit nicht
nur aus der Gattung Sarcophyton, sondern sogar aus der Ordnung der Octocallen
in die der Hexavorallen verwiesen.
2a. Sarcophyton ehrenbergi var. stellatum Kükth.
Fig. 5.
Synonymik:
1910 S.e. var. s. Kükenthal, Aleyon. in: Michaelsen u. Hartmeyer, Fauna Südwest-Austral. v. 3, p. 24.
1911 Sarcophytum ehrenbergi var. stellatum Kükenthal, Alcyon. Aru-Keiinseln p. 310.
Fundortsnotiz: Aruinseln, Merton S. (1 Expl.).
Diagnose (nach Kükenthal): „Auf einem sich nach oben verbreiternden
kurzen, ziemlich glatten Stiel sitzt eine dicke, weiche, nicht weit über-
ragende, flache Scheibe, die an den Rändern etwas verdünnt und in
einzelne dicke Lappen eingekerbt ist, die sich nach abwärts zu eingerollt
haben. Die Autozooide stehen an den Rändern dichter, in der Scheiben-
mitte dagegen in Entfernungen von 4—5 mm, und sind bis 3 mm lang.
Die Tentakel tragen 12 Pinnulae jederseits und das Schlundrohr reicht
bis zur Mitte Die Siphonozooide stehen sehr dicht: zwischen je zwei
Autozooiden finden sich 9—10 Siphonozooide. Die keulenförmigen
Spicula der Scheibenrinde sind 0,09—0,12 mm lang und mit nur wenigen
Fortsätzen versehen, daneben finden sich etwas größere, sehr weit be-
dornte Spindeln, die im Scheibeninnern als schlanke, mitunter etwas
gebogene Formen bis 024 mm Länge erreichen. Die Siphonozooid-
mündungen werden kranzförmig umgeben von sehr kleinen, senkrecht
zur Oberfläche eingepflanzten Keulen und Spindeln, die in der Aufsicht
als sternförmige Spicula von 0,03 mm Durchmesser mit wenigen plumpen
und abgerundeten Strahlen erscheinen. Im Stielinnern finden sich breite,
oft plattenförmige Spicula, unregelmäßig mit großen Warzen besetzt,
die bis 0,24 mm lang werden.“
Verbreitung: Aruinseln.
Beschreibung: In seiner Arbeit über die Alcyonarien der Aru- und Keiinseln
beschreibt Kükenthal diese Varietät von Sarcophyton ehrenbergi, die von der forma
typica vor allem in der Spiculation des Stieles abweicht. Bei der
Untersuchung des mir vorliegenden Materials glaubte ich schon
diese Varietät in den Kreis von S. crassocaule J. Moser verweisen
zu müssen, da nicht nur in der äußeren Form, sondern auch in
der Spieulation Ähnlichkeiten vorhanden sind. Doch erkannte ich
Fig. 5. bei der Nachuntersuchung des Originalstückes bald, daß diese Form
BR EFT nur in den Kreis von $. ehrenbergi Marenz. gehören kann. Vor
Spieulum aus dem allem sind die Stielspicula, die ich anfangs für an S. crassocaule
en Mo erinnernde Formen hielt, von jenen recht verschieden. Denn
ähnliche plattenförmige Skleriten weist keine andere Art auf, und
die vereinzelten walzenförmigen Spicula zeigen im Gegensatz zu S. crassocaule niemals
auch nur eine Andeutung einer Gürtelbildung, auch nicht, wenn sie einen freien
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien. 243
Halsteil haben. Wohl aber ist zu beachten, daß sich bei S. ehrenbergi forma typica
vereinzelt ähnliche breite Spicula finden wie bei dieser Varietät, so daß also ihre
Zugehörigkeit zu dem Formenkreis von S. ehrenbergi auch durch die Abweichung in
der Spiculation nicht widerlegt wird.
3. Sarcophyton crassocaule n. sp.
Fig. 6; Taf. V, Fig. 10.
Fundortsnotiz: Mindoro, Palawan, Light 8. (39 Expl.); Friedrich-Wilhelms-
Hafen Neu-Guinea, Schoede 8. (Mus. Berlin Nr. 4607, 4 Expl.); Liebliche Inseln,
Neupommern, Schoede S. (Mus. Berlin Nr. 5124, 5 Expl.).
Diagnose: Die den Stiel nicht oder kaum überragende, median häufig
eingesunkene Scheibe ist nur am Rande schwach gefaltet. Die Auto-
zooide stehen dicht, etwa zu 7—10 procm. Zwischen ihnen liegen kleine
Siphonozooide, median etwa 5—6, peripher etwa 1—3 zwischen je zwei
Autozooiden. In der Scheibenrinde liegen 0,07—0,18 mm lange, sehr ein-
fache Spindeln. Auch Mißbildungen und Verwachsungen kommen vor. Im
Innern der Scheibe finden sich etwa 0,2 mm lange Spindeln und Stäbe,
deren Warzen häufig schon recht deutliche Kränze (meist vier an der
Zahl) bilden. Die Spicula der Stielrinde sind Spindeln und Keulen von
0,09—0,13 mm Länge, ferner Walzen und Doppelspindeln von etwa 0,17 mm
Länge, deren wenig differenzierte Warzen zwei, seltener vier Gürtel
bilden. Mißbildungen, darunter platte, einerseits zugespitzte Skleriten
sind auch in der Stielrinde nicht selten. Das Stieleoenenchym ist erfüllt
von meist 0,2? mm langen sehr einfachen Walzen, wie sie sich nur etwas
kleiner auch in der Rinde finden, und von Spindeln von gleicher Länge,
die vier Warzengürtel tragen. Vereinzelt liegen hier auch ungestalte,
mehr oder minder kugelige Formen, deren Warzen aber auch undifferen-
ziert sind. In der Basis treten neben den typischen Stielspicula gelegent-
lich auch solche mit reicher differenzierten, hohen, einander stark ge-
näherten Warzenkränzen auf.
Die Kolonien sind klein; der srößte bekannte Scheibendurchmesser
beträgt 9 cm.
Verbreitung: Philippinen, Neupommern, Neu-Guinea.
Beschreibung: Die mir vorliegenden 48 Exemplare zeigen trotz ihrer ver-
' schiedenen Größe — ihre Scheibendurchmesser schwanken von 0,8—9 cm — alle
ungefähr denselben Bau; nur daß bei den jüngsten Kolonien nicht nur jede Faltung
der Scheibe, sondern auch der festonartige Rand, der das Zoanthodem vom Stiel
scheidet, fehlt. Bei diesen jungen Exemplaren wäre man, nach dem Habitus zu
urteilen, versucht, sie für Vertreter der Gattung Anthomastus zu halten, zumal die
Autozooide schon ihre definitive Größe und Verteilung aufweisen, also im Ver-
hältnis zur Größe der Kolonie ganz außerordentlich groß erscheinen. Doch beweist
bei manchen dieser kleinsten Kolonien der direkte Zusammenhang der Stielbasis
mit einer großen Mutterkolonie ihre Zugehörigkeit zu der vorliegenden Art. Im
allgemeinen gilt die Regel, je größer die Kolonie, um so reicher die Faltung der
244 Johannes Moser:
Scheibe und um so kleiner das Größenverhältnis des Stiels zum Zoanthodem. Bei
den kleinen Kolonien ist der Stiel durchweg länger, als der Scheibendurchmesser
beträgt, bei den großen Kolonien hingegen übertrifft stets der Scheibendurchmesser
die Stiellänge.
Die Deutlichkeit der Siphonozooide ist recht verschieden bei den einzelnen
Kolonien. Sie ist ja auch in hohem Grade von der Konservierung abhängig.
Ein dunklerer Basalteil ist an dem nach oben stets verbreiterten Stiel manch-
mal vorhanden, manchmal fehlt er. Er kann bei der einen zweier noch zusammen-
hängender Kolonien vorhanden sein und bei der anderen gleichzeitig fehlen. Also steht
es nicht an, in dem Vorhandensein des basalen Stielrandes ein Artmerkmal zu suchen.
Die Farbe der Kolonien ist ein helles Graugelb oder Graubraun. Die Tentakel
sind heller gefärbt als die übrige Kolonie.
Die Spieculation zeigt einige Abweichungen bei einzelnen Exemplaren. So
finden sich bei einem Exemplare neben den typischen Spindeln im Scheibeninnern
fast oder völlig warzenfreie Stäbe, die eine große
äußerliche Ähnlichkeit mit Kieselnadeln von Spongien
haben. Bei manchen Kolonien ist die Gürtelbildung
der Warzen der Scheibenspicula deutlicher als bei
anderen; ja sie kann vollkommen verwischt sein. Auch
bei den Spicula des Stielinnern, die in den meisten
Fällen einen langen, nackten Halsteil haben, können
die Warzen mehr oder minder deutliche Gürtel bilden.
Die typischen Stielspicula erinnern außerordentlich
De stark an diejenigen jüngster S. trocheliophorum-Kolonien
Sarcophylon erassocaule n. SP.
Spieula: a) der Scheiben-, b) der Stiel- (vgl. Fig. ST), so daß also S. crassocaule als eine in
rinde, ce) des Scheiben-, d) des Stielinnern,
ae Ina Ayers 100) Habitus wie Spiculation primitivere, aber mit S. trochelvo-
phorum verwandte Art aufzufassen ist.
Wie zahlreiche Teilungsstadien beweisen, können bei der ungeschlechtlichen Ver-
mehrung zwei gleichgroße oder zwei oftrecht verschieden große Toochterkolonien entstehen;
ja manchmal scheinen junge Kolonien frei aus der Basis des Strunkes hervorzusprossen.
In der Größe und Verteilung der Polypen, in der Gestalt des im Gegensatz
zu S. ehrenbergi nach oben verbreiterten Stiels und in der Spiculation, nicht aber
in seiner primitiven Scheibengestaltung leitet diese Art zu Zobophytum über, und
zwar erinnert sie vor allem an Z. crassum Marenz.
4. Sarcophyton acutangulum (Marenz.).
Fig. 7.
Synonymik:
1886 Sarcophytum ehrenbergi var. acutangulum Marenzeller, in: Zool. Jahrb. Syst. v. 1, p. 357.
?1903 S. roseum Pratt, Aleyon. Maldives, II, p. 512, t. 29 £. 10, 11.
1905 5. contortum Pratt, Aleyon. in: Ceylon Pearl Oyster Fish. Rep. Suppl. Rep. 19, p. 251,
108,7.
1910 $. acutangulum Kükenthal, Aleyon. in: Michaelsen u. Hartmeyer, Fauna Südwest-Austral.
v. 8, p, 25, t. 2 f. 10, 11.
Fundortsnotiz: Palawan, Light S. (5 Expl.); Port Hedland, 20° 17’ s. B.
1180 34’ ö. L., Nordwest-Australien, Gale S. (1 Expl.); Freycinet Reach westl.
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien. 245
Middle Flat bis nordwestl. Heirisson Proug, Shark’s Bay, West-Austral., 11—16 m,
Hartmeyer 8. (3 Expl.; 1 Expl. davon Mus. Berlin Nr. 5024b).
Diagnose: Ein nach oben zu im allgemeinen verbreiterter Stiel trägt
eine wenig überragende sehr stark und regelmäßig gefaltete Scheibe.
Die primären Falten sind wieder sekundär gefaltet, so daß die Falten
die Gestalt von Eichenblättern annehmen. Die Autozooide stehen in
der vertieften Mitte der Scheibe bis 4 mm voneinander entfernt; am
Rande des Zoanthodems sind sie aber häufig einander so stark genähert,
daß zwischen ihnen kein Siphonozooid mehr Platz findet. Auf der von
den Falten fast völlig verdeckten Scheibenmitte stehen 4—6 Siphono-
zooide zwischen je zwei Autozooiden. In der Scheibenrinde liegen
Keulen von etwa 0,08—0,1 mm Länge. Im Scheibeninnern finden sich
02 mm lange Spindeln und 0,3 mm lange Stäbe, deren Warzen häufig
gürtelförmig angeordnet sind. In der Stielrinde liegen etwas größere
Keulen als in der Scheibenrinde. Die Spicula des Stielinnern sind bis
höchstens 0,45 mm, fast stets aber nur 0,33 mm lange Stäbe und Spindeln
sowie breitere bis 03 mm lange Gebilde. Die Warzen der Stielspicula
neigen zur Gürtelbildung.
Die Kolonien sind nicht sehr groß; der größte bekannte Scheiben-
durchmesser beträgt 18 cm.
Verbreitung: Rotes Meer, Maldiven [?], Ceylon, Cebu, Philippinen,
NW.-Australien, Port Denison, Tongainseln, Vitiinseln.
Beschreibung: Diese von Marenzeller als Varietät zu S. ehrenbergi auf-
gestellte Form hat Kükenthal zu einer eigenen Art erhoben, da sich die Unter-
schiede gegen S. ehrenbergi als recht eigentümliche und
konstante Merkmale ergeben und jeder Übergang zwischen
den beiden Formen fehlt. Bezüglich der auch mir vor-
liegenden Exemplare von NW.-Australien verweise ich
auf Kükenthals eingehende Beschreibung (1910 a.a. 0.
p. 26).
Bei den vier großen von Palawan stammenden
Fig. 7.
Sarcophyton acutangulum (Marenz.).
Exemplaren ist die wenig über den Stiel vorragende Spicula: a) der Scheiben-, b) der
2 e Stielrinde, c) des Scheiben-, d) des
Scheibe am Rande derartig stark gefaltet, daß diese Stielinnern. (Vergr. 100.)
eichenblattartigen Falten das Zentrum der Scheibe voll-
ständig verdecken. Der Stiel hat einen ovalen Querschnitt. Er verbreitert sich
nach oben zu. Ein Basalrand fehlt. Ihre Größe schwankt zwischen 6,5 und 18 cm
Scheibendurchmesser.
Die fünfte kleinste Kolonie mißt nur 2 cm im Durchmesser. Sie ist 2,5 cm
hoch; davon entfallen 0,5 cm auf die Falten der Scheibe, die, wenn auch in einiger
Entfernung voneinander, doch schon recht deutlich angelegt sind. Von oben gesehen
ist diese Kolonie nicht unähnlich einem $. glaucum (Q. G.), doch bildet sich bei letzterem
die sekundäre und auch tertiäre Faltung erst viel später aus. In der Spiculation
weicht dieses junge S. acutangulum von den erwachsenen Kolonien nicht wesentlich ab.
Die Farbe der jugendlichen und von drei der großen Kolonien ist hellgrau
Die letzte erwachsene Kolonie ist im konservierten Zustande rötlichgelb.
246 Johannes Moser:
5. Sarcophyton trocheliophorum Marenz.
Fig. 8 u. 9.
Synonymik:
non 1805 Alcyonium pulmo Esper, Pflanzentiere, III, 7, p. 38.
nec 1834 Halcyonium p. Ehrenberg, Korallth. R. M. p. 56.
nec 1846 Alcyonium p. Dana, Zoophytes, p. 624.
nec 1875 Sarcophytum p. Haeckel, Arab. Korall. p. 44, 46, t. 1, f. 10, t. 3, f. 11.
1877 8. p. Klunzinger, Korallth. R. M. p. 28.
1886 S. trocheliophorum + 8. t. var. amboinensis Marenzeller, in: Zool. Jahrb. Syst. v. 1,
D.. 359, 9,5 5,16; p. 361.
1889 5. t. var. amboinensis Wright & Studer, in: Rep. Callenger, v. 31, p. 249, t. 41, £. 11.
1894 t. var. a. Studer, in: Mittl. Mus. Lübeck p. 121.
1896 reichenbachi + S. dispersum + S. trocheliophorum var. moluccanum Schenk, Clav. etc.
in: Kükenthal, Ergeb. Forschungsr. Molukken u. Borneo, in: Abh. Senckenb. Ges.
va, D. 18:02 19: pP. 11;
1897 8. trocheliophorum var. amboinensis Whitelegge, Äleyon. Funafuti, P. 1, p. 215.
1898 SS. t. var. a. May, in: Mittl. Mus. Hamburg, v. 15, p. 27.
1899 8. t.-+S8. t. var. a. May, in: Jena. Z. Naturw. v. 33, p. 114; p. 115.
1902 8. t. var. a. + S. t. var. intermedia Burchardt, Aleyon. Amboina, in: Jena. Denkschr.
©. 8, 0.679, 4: 55 2.'8,'9, 4.07 T. 125 p. 681, t. 55 T 0, 97 72%
1906 Selerophytum viride Thomson and Henderson (non Q. G.), Aleyon. Zanzibar, in: Proc.
Zo0l. Soc. London.
1908 5. trocheliophorum + S. pallidum Cohn, Alcyon. Madagask., in: Reise Voeltzkow, p. 215;
p. 221 t. 10 f. 7—10.
1908 S$. reichenbachi Roule, Aleyon. d’Amboine, in: Revue Suisse Zool. v. 16, fasc. 2, p. 173.
1910 S. trocheliophorum Kükenthal, Alcyon. in: Michaelsen u. Hartmeyer, Fauna Südwest-
Austral. v. 3, p. 18.
Fundortsnotiz: Philippinen, Palawan, Light u Griffin 8. (21 Expl.);
Rotes Meer, Hemprich u. Ehrenberg S. (Mus. Berlin Nr. 263, 1474, 3 Expl.;
Mus. Breslau, 1 Expl.); Jaluit, Finsch S., Steinbach 8. (Mus. Berlin Nr. 2360,
3474, 4 Expl.); Kiungani, Sansibar, Voeltzkow S. (1 Expl.); Bawi, Sansibar,
Voeltzkow 8. (Mus. Berlin Nr. 4985, 1 Expl.); Kokotoni, Stuhlmann S. (Mus.
Berlin Nr. 3859, 2 Expl.); Tamatave, O.-Madagaskar, Voeltzkow S. (Mus. Berlin
Nr. 4984, 7 Expl.); Insel Süd-Pora, S.-Sumatra, Maass S. (Mus. Berlin Nr. 3804,
1 Expl.); Ralum, Neupommern, Dahl S. (Mus. Berlin Nr. 5382, 2 Expl.). [Zu-
sammen 4] Expl.]
aan
[e,)
Diagnose: Die den Stiel weit überragende Scheibe ist besonders am
Rande stark gefaltet. Die Falten können gelegentlich durch Ver-
wachsung der Ränder fingerförmige Fortsätze bilden. Die Autozooide
stehen in Entfernungen von 1—3 mm und zwischen je zweien von ihnen
liegen etwa neun Siphonozooide. Die Spicula der Scheiben- und Stiel-
rinde sind kleine, bis 0,2 mm lange Keulen und etwas längere, dünne
Stäbchen. In der Rinde des Stieles finden sich ferner noch kräftigere,
breitere Spindeln, Doppelspindeln und Walzen. Im Scheibeninnern
liegen lange, kleinwarzige, manchmal auch fast warzenfreie Stäbe von
durchschnittlich 0,5 mm Länge. Das Stielinnere ist erfüllt von breiten,
mit zwei bis vier Gürteln scharfspitziger Stachelwarzen besetzten, meist
in der Mitte eingeschnürten, durchschnittlich 0,25, aber auch bis 0,5 mm
langen Doppelspindeln und Walzen. Daneben finden sich mehr oder
minder häufig bis 0,5 mm lange Zitronen- und Walnußformen.
Beiträge zu einer Itevision der Aleyonarien. 947
Die Kolonien sind groß; der größte bekannte Scheibendurchmesser
beträgt 120 cm.
Verbreitung: Rotes Meer, Madagaskar, Maldiven, Ceylon, Sansibar,
Westaustralien, Sumatra, Philippinen, tropischer westpazifischer Ozean.
Beschreibung: Sarcopkyton trocheliophorum ist trotz seiner großen Variabilität
dank der typischen Ausbildung der Stielspicula leicht zu erkennen. Andererseits
lassen sich auf Grund der Variabilität dieser Stielspicula unschwer zwei Extreme
unterscheiden, zwischen denen es alle Übergänge gibt:
Gruppe a. Die Skleriten des Stielinnern sind etwa 0,25 mm lange und
mindestens halb so breite, durch zwei hohe Warzenkränze und einen mittleren
nackten Halsteil ausgezeichnete Doppelspindeln und Walzen.
Gruppe b. Die Skleriten des Stielinnern sind bis 0,5 mm lange, sehr dicke Walzen
und Spindeln von Walnuß- und Zitronenform ohne einen nackten medianen Halsteil.
Die Gruppe a entspricht dem Typus der Art, wie ihn Marenzeller und Cohn
beschrieben haben. Zu dieser Gruppe rechne ich aus dem mir vorliegenden Material
30 Kolonien mit einem Scheibendurchmesser von 2 bis 30 cm.
Die Gruppe b entspricht der von Marenzeller aufgestellten Variation S. t.
var. amboinense, beziehungsweise dem S. t. var. moluccanum Schenk. Zu ihr rechne
ich die übrigen 11 Kolonien mit einem Scheibendurchmesser von 8 bis 60 cm.
Der Habitus ist bei beiden Gruppen der gleiche: die Scheibe ist weich und
an dem weit über den Stiel vorragenden Rande unregelmäßig stark primär und
sekundär gefaltet. Nur bei zwei Exemplaren reicht diese Faltung bis zum Zentrum
der Scheibe; sie ist bei diesen beiden Exemplaren besonders hoch und gleichzeitig
ziemlich symmetrisch ausgebildet; es gleichen diese beiden Exemplare äußerlich voll-
kommen $. glaucum. Jugendliche Kolonien, deren Scheibendurchmesser 6 cm nicht
erreicht, zeigen stets nur eine schwache Faltung der Scheibe. Bei zwei großen
Exemplaren (der Scheibendurchmesser des einen beträgt über 20, der des andern
erreichte im Leben nach Angaben des Sammlers Light 60 cm) haben einige der
Falten durch Verwachsung ihrer Ränder und gleichzeitiges Auswachsen ihrer Kuppen
das Aussehen von fingerförmigen Fortsätzen erhalten, die sich von jenen des
S. digitatum dadurch wesentlich unterscheiden, daß der Scheibenrand ihre Spitze
nicht erreicht. Bei der kleineren dieser beiden Kolonien zeigt ein Fortsatz eine
leise Einkerbung an der Spitze, bei der größeren ist die Einkerbung der Fortsätze
zum Teil so weit fortgeschritten, daß aus der Scheibe heraus, unabhängig von ihrem
Rande, fingerförmige Fortsätze entstanden zu sein scheinen, die erst sekundär durch
weiteres Auswachsen der umgebenden Scheibenpartie miteinander in Verbindung
getreten wären, ein Zustand, wie er für die Gattung Zobophytum charakteristisch ist.
Hätte mir nur diese eine größere Kolonie vorgelegen, so hätte ich geglaubt, ein
Lobophytum vor mir zu haben. Erst der Vergleich der verschiedenen Entwicklungs-
stadien bei den gemeinsam aufgewachsenen Kolonien bewies die systematische Stellung
dieser Formen. Sehr wohl läßt die ontogenetische Entstehung dieser Fortsätze bei
S. trocheliophorum einen Rückschluß auf die phylogenetische Entstehung der finger-
förmigen Fortsätze bei der Gattung Lobophytum zu, bei der die Fortsätze frei aus
der Scheibe, ohne jeden erkennbaren Zusammenhang mit dem Scheibenrande, hervor-
sprossen können. Die so auffallend ähnliche Scheibendifferenzierung alter Exemplare
248 Johannes Moser:
von S. trocheliophorum und gewisser Lobophytum-Arten legt die Vermutung eines
ursächlichen Zusammenhanges dieser Bildungen nahe. Keineswegs kann S. trochelio-
phorum als die Wurzel der Gattung Lobophytum angesehen werden, wohl aber ist
die Annahme einer gleichen Abstammung des $. trocheliophorum und gewisser
Lobophyten berechtigt. Auch ist nicht zu vergessen, daß diese Annahme sehr durch
die hier wie dort auftretende Tendenz zur Bildung von mit Warzengürteln besetzten
Walzen und Doppelspindeln im Stiel gestützt wird. Der Vollständigkeit halber mag
auch hervorgehoben werden, daß wie fast stets bei Lobophytum auch bei S. trocheliophorum
der Stiel einen stark verkalkten dunkler gefärbten Basalteil aufweist, in den das
entodermale Kanalnetz nicht hineinreicht.
Die Farben der Kolonien sind gelbbraun bis graubraun; die Tentakel sind
heller gefärbt.
Während sich im Habitus zwischen den beiden Gruppen des S. trocheliophorum
keine scheidenden Charaktere finden, sind in ihrer Spiculation scheinbar recht
Fig. 8. Fig. 9.
Sarcophyton trocheliophorum Marenz. Sarcophyton trocheliophorum
Spicula: a) der Scheiben-, b) der var. moluccanum Schenk.
Stielrinde, c) des Scheiben-, d—f) des Spiculum aus dem Stiel-
Stielinnern, d) Gruppe a, e) Gruppe b, innern. (Vergr. 100.)
f) Jugendform. (Vergr. 100.)
wesentliche Unterschiede festzustellen. Erreichen doch die Stielskleriten der Gruppe b
die doppelten Dimensionen jener der Gruppe a, und sind doch jene walnußartig
gestaltet, diese aber Doppelspindeln mit nacktem Halsteil. Darum ist es auch nicht
verwunderlich, daß Marenzeller und Schenk die in dieser Arbeit als Gruppe b
zusammengefaßten Formen als besondere Varietäten beschrieben. Doch bewies mir
die Untersuchung des mir vorliegenden so reichen Materials, daß es sich bei den
großen walnußförmigen Stielspicula nur um eine Alterserscheinung handelt, denn
diese treten nur bei nicht mehr jugendlichen Exemplaren auf, zuerst vereinzelt und
in nicht sehr typischer Ausbildung, allmählich aber immer zahlreicher und typischer.
Somit sah ich mich gezwungen, die Variationen amboinense Marenz. und moluccanum
Schenk in den Typus mit einzubeziehen. Übrigens fanden sich unter dem mir vor-
liegenden Material auch zahlreiche von früheren Bearbeitern als $.i. var. amboinense
Marenz. bezeichnete Kolonien, die ich auf Grund der Überzahl der Doppelspindeln
noch zur Gruppe a stelle. Zu bemerken ist noch, daß sich bei dem Original des
S. t. var. moluccanum Schenk, das ich nachzuuntersuchen Gelegenheit hatte, besonders
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien. 9249
häufig eine Mittelform zwischen den Extremen der beiden (Gruppen fand, nämlich
differenzierte Walzen von durchschnittlich 0,28 mm Länge, die noch nicht die runde
Walnußform haben, aber median keinen nackten Halsteil aufweisen. Spicula mit
verbreiterten Enden, wie Schenk sie beschreibt, und wie sie ja für die Gruppe a
charakteristisch sind, konnte ich bei dem Original im Stielinnern nur ganz vereinzelt
finden. Wohl aber treten neben den erwähnten Walzen auch schon typische bis
0,5 mm lange Walnußformen auf.
Ganz junge Exemplare ähneln in ihrer Spiculation, vor allem auch in der
Ausbildung der Stielskleriten sehr dem Sarcophyton erassocaule J. Moser, da ihre
noch kleinen Walzen noch wenig differenzierte, nicht in deutlichen Gürteln stehende
Warzen tragen (vgl. Fig. 8f).
Das von Thomson und Henderson in den Aleyonaria of Zunzibar and British
East Africa beschriebene Selerophytum viride hat schon Lüttschwager aus der
Gattung Selerophytum (= Sinularia) in die Gattung Sarcophylon verwiesen. Die
Beschreibung sowohl der äußeren Form wie vor allem der Spiculation läßt erkennen,
daß diese Form, die durch eine weit vorragende, reich gefaltete Scheibe und durch
den Besitz von kurzen, dicken „Doppelkeulen“ mit kurzer mittlerer Einschnürung
ausgezeichnet ist, in den Kreis von Sarcophyton trocheliophorum Marenz. gehört.
Der ursprünglich von Ehrenberg stammende Name S. pulmo ist verschiedentlich
wiedergekehrt, ohne daß es möglich wäre, festzustellen, welche Art Ehrenberg vor-
gelegen hat. Im Berliner Museum befinden sich mehrere Exemplare, die den Namen
S. pulmo (Ehrb.) tragen; doch ließ sich leider nicht mehr feststellen, ob sich die Type
Ehrenbergs darunter befindet. Die als S. pulmo (Ehrb.) bestimmten Kolonien
verteilen sich auf die Arten: S. ehrenbergi Marenz., S. crassocaule J. Moser, S. troche-
liophorum Marenz., S. glaucum (Q. G.) Speziell unter den von Hemprich und
Ehrenberg im Roten Meer gesammelten Sarcophyten fanden sich Vertreter von
S. trocheliophorum Marenz. und von S. glaucum (Q. G.) als „Aleyonium pulmo Ehrb.“
bezeichnet.
6. Sarcophyton digitatum n. sp.
Fig, 10; Tar, V..Fig., 8.
Fundortsnotiz: Port Galera Bay, Philippinen, Light S. (1 Expl.); Philippinen,
Light S. (6 Expl.).
Diagnose: Ein platter Stiel trägt eine dünne, weiche, elastische
Scheibe, die am Rande in lange fingerförmige Fortsätze ausgezogen ist,
die nur einerseits Polypen tragen. Die Autozooide sind 5 mm lang und
stehen am Rande 1—2 und in der Mitte der Scheibe 3—5 mm voneinander
entfernt. Die Öffnungen der Siphonozooide sind durch gegenseitigen
Druck polyedrisch gestaltet; sie liegen zu drei bis acht zwischen je zwei
Autozooiden. Scheibe und Stielrinde sind sehr arm an Spicula. Diese
sind kurze Stäbe mit nicht sehr vielen kleinen aber spitzen Warzen. In
der Scheibenrinde sind sie 0,05—0,19 mm lang und 0,01—0,03 mm dick.
Im Scheibenrande sind die Rindenspicula länger, aber dünner als in der
Mitte. Tiefere Schichten der Scheibe enthalten 0,08—0,35 mm lange und
0,01—0,05 mm dicke, oft etwas gebogene Stäbe In der Stielrinde finden
950 Johannes Moser:
sich solche von bis 0,2 mm Länge und bis 0,04 mm Dicke, ferner Spindeln
von 03 mm Länge und 0,15 mm Dicke, deren Bewarzung sehr variabel
ist. Im Coenenchym des Stiels liegen Stäbe von 0,2—0,75.mm Länge und
0,03—0,08 mm Dicke, die mehr oder minder dicht mit kleinen Warzen
übersät, manchmal aber auch nahezu warzenfrei sind. Meist sind sie
einseitig oder S-förmig gebogen. Ferner finden sich Keulen von
0,15—0,4 mm Länge und 0,05—0,1mm Dicke und schließlich 0,2 mm lange
und fast 0,09 mm dicke Spindeln.
Die Kolonien sind klein, der größte bekannte Scheibendurchmesser,
die Fortsätze einbegriffen, beträgt 7,5 cm.
Verbreitung: Philippinen.
Beschreibung: Am nächsten kommt diese Art sowohl in ihrem Habitus wie
auch in ihrer Spiculation $. glaucum (Q. G.), von dem sie sich durch die eigen-
tümlichen fingerförmigen Fortsätze, durch das Fehlen der Scheibenfaltung, durch
die geringere Länge der Autozooide und
vor allem durch die kleineren und schwächer
bewarzten Spicula des Stielinnern unter-
scheidet.
Von den mir vorliegenden Exemplaren
sind vier intakt, während von drei weiteren
nur die Scheiben erhalten sind.
Die 1. Kolonie sitzt auf einem platten
Stiel von 5 cm Länge und 2 > 1,4 cm Basis-
en durchmesser; der Durchmesser des obersten
Sarcophyton digitatum n. SP. Stielteils beträgt 1,3 > 0,6 cm. Die Scheibe
Spieula: a) der Scheibenrinde (die unterste Abbildung F R x es 2
bezieht sich auf die Jugendform), b) der Stielrinde hat ohne ihre fingerförmigen Fortsätze einen
(die Abbildung rechts bezieht sich auf die Jugendform), Durchmesser von 3,5 cm: die Forsätze selbst
ce) des Scheibeninnern (die Abbildung rechts bezieht ; 2 er bs
sich auf die Jugendform), d) des Stielinnern (das sind 1—3,5 cm lang; der größte Scheiben-
Spieulum mit den gürtelförmig angeordneten Warzen
stammt von der Jugendform). (Vergr. 100.) durchmesser beträgt, die Fortsätze ein-
gerechnet, 7 cm. Die Spicula halten sich in
allem in den in der Diagnose angegebenen Grenzen. Doch sind die Scheibenspicula
bis höchstens 0,25 mm lange, warzenarme Stäbe. Ihre Warzen sind sehr einfache,
undifferenzierte Erhebungen, die eine Anordnung in Gürteln nicht erkennen lassen.
Der Stiel der 2. Kolonie ist 4,5 cm lang, an der Basis 1,4>0,7 cm und in
seinem oberen Teile 1>< 0,6 cm dick. Der Durchmesser der Scheibe beträgt ohne
ihre Forsätze 3 cm. Was die Spiculation betrifft, so gleicht diese Kolonie der
ersten vollständig.
Die 3. völlig erhaltene Kolonie sitzt auf einem 6 cm langen und an der Basis
1,3 >< 0,6, in seinem oberen Teile aber nur 10,5 cm dicken Stiel. Der größte
Scheibendurchmesser beträgt 4 cm. Der längste Fortsatz ist 2 cm lang. Etwa 2 cm
von seinem oberen Ende entfernt sitzt am Stiel eine Knospe, die schon deutlich in
Scheibe und Stiel gegliedert ist. Ihre halbkugelige Scheibe hat einen Durchmesser
von 6 mm. Die wie bei der erwachsenen Kolonie etwa 5 mm langen, spärlichen
Autozooide sind ausgestreckt; die zwischen ihnen liegenden Siphonozooide aber sind
bei der Knospe kaum zu erkennen.
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien. 351
Von der 4. Kolonie ist nur die Scheibe erhalten; sie hat einen Durchmesser
von 2,5 cm ohne ihre Fortsätze. Der längste ihrer Fortsätze ist 4 cm lang, und
der größte Scheibengesamtdurchmesser beträgt 6,5 cm.
Während bei diesen vier Kolonien die Fortsätze sehr ungleich ausgebildet sind,
zeichnet sich die 5. Kolonie, von der auch nur die Scheide erhalten ist, durch ver-
hältnismäßig gleiche Ausbildung der Fortsätze aus. Diese sind 2,5—3,5 cm lang,
bei einem Scheibengesamtdurchmesser von 7,5 cm und bei 2,5 cm Durchmesser der
Zentralscheibe. Auch bei dieser Kolonie sind in der Spiculation Abweichungen
nicht zu bemerken.
Die 6. Kolonie zeigt jugendliche Charaktere. Der Scheibendurchmesser beträgt
3><1,5 cm; die Fortsätze der Scheibe sind noch nicht deutlich abgehoben und sehen
Falten noch recht ähnlich. Der längste dieser Fortsätze, der sich von der Zentral-
scheibe nur durch seine geringere Breitenentwicklung abhebt, ist 1 cm lang. Der
Stiel, von dem nur der oberste Teil erhalten ist, ist 4><3 mm dick.
Bei all diesen Kolonien sind Scheibe und, soweit dieser erhalten ist, auch der
Stiel hellgelblichgrau gefärbt. Die Autozooide sind heller gelb gefärbt.
Zu dieser Art stelle ich noch eine junge Kolonie, die von einem seichten Riff
der Port Galera-Bay stammt. Sie unterscheidet sich in einigen Punkten recht
wesentlich von den sechs typischen Kolonien. Die Scheibe zeigt noch keine Fort-
sätze, sondern nur hohe Falten. Die spärlichen Autozooide sind nur 3 mm lang.
Die Siphonozooide sind kleiner, aber deutlicher als bei den andern Kolonien. Da-
gegen ist die Anordnung der Polypen dieselbe wie bei allen andern Kolonien von
Sarcophyton digitatum. Vor allem aber finden sich wesentliche Unterschiede in der
Spiculation. Abgesehen von der Dichtigkeit, in der die Spicula angeordnet sind,
weichen sie auch in der Größe von denen der andern Kolonien ab. Die Scheiben-
spicula sind größer, und nur bei dieser Kolonie erreichen sie die in der Diagnose
angegebenen oberen Grenzwerte. Die Spicula des Stielinnern, die bei den andern
Kolonien eine Länge von 0,75 mm erreichen, sind bei diesem jungen Exemplar nur
bis 0,48 mm lang. Auch fällt bei allen Spicula dieser Kolonie eine noch stärker
ausgebildete Neigung zu Krümmungen auf. Weitere Unterschiede finden sich in
dem Verhältnis der Länge des Stiels zum Scheibendurchmesser; denn der Stiel ist
bei einem Scheibendurchmesser von 2,5 cm 4,5 cm lang. Die Scheibe dieser Kolonie
ist im Gegensatz zu den andern Kolonien dunkler braungrün, der Stiel grau gefärbt.
Die Autozooide sind gelb.
Da es sich hier um ein junges Exemplar handelt, stelle ich auf diese eine
Kolonie hin nicht eine neue Varietät dieser neuen Art auf, ohne aber die doch
recht wesentlichen Unterschiede besonders in der Spiculation unterschätzen zu wollen.
Bei einem Vergleich dieser jungen Kolonie mit Sarcophyton glaueum fällt die
weitgehende Ähnlichkeit im Habitus auf. Doch scheinen sich die fingerförmigen
Fortsätze bei S. digitatum noch früher anzulegen als die Falten bei $. glaucum;
denn bei dem als junges S. digitatum angesprochenen Exemplar sind die Falten-
bildungen schon 1 cm hoch, während sie bei S$. glaucum erst bei einem Scheiben-
durchmesser von 4 cm diese Höhe erreichen. Den Grund zu diesem Unterschiede
sehe ich darin, daß erstens bei S. digitatum die Fortsätze eine verhältnismäßig viel
größere Ausdehnung erreichen als die Falten von $. glaucum (denn sie werden
Mitt. a. d. Zool. Mus. in Berlin. IX. Bd. H. 2. 17
252 Johannes Moser:
länger, als der Durchmesser der Zentralscheibe beträgt!), und daß zweitens S. digitatum
schon bei etwa 10 cm Gesamtscheibendurchmesser seine obere Grenze in der Größe
erreicht, während ja bei S. glaucum Kolonien von 1 m Scheibendurchmesser be-
obachtet worden sind.
Auffällig ist auch die Ähnlichkeit dieser jungen Kolonie mit jungen Kolonien
von Sarcophylon acutangulum (Marenz.). Diese Ähnlichkeit erstreckt sich sowohl auf
den Habitus wie auf die Spiculation, die eine deutliche Neigung zur Gürtelbildung
der Warzen aufweist. Daher wäre auch die Auffassung, es handele sich hier um
eine Jugendform von $. acuangulum nicht unbegründet.
Daß die fingerförmigen Fortsätze von S. digitatum aus Falten hervorgegangen
sein mögen, wird durch die Rekapitulation des phylogenetisch älteren Zustandes,
nämlich der Scheibenfaltung, bei der ontogenetischen Entwicklung wahrscheinlich.
Doch ist festzuhalten, daß sich die fingerförmigen Fortsätze hier stets durch Aus-
wachsen der auf der Falte am höchsten liegenden Stelle des Scheibenrandes bilden,
was bei S. trocheliophorum, das sekundär auch fingerförmige Fortsätze bilden kann,
durchaus nicht der Fall zu sein braucht. Im Gegensatz zu den fingerförmigen
Fortsätzen von S. trocheliophorum sind jene von 9. digitatum in keiner Weise mit
den Fortsätzen, wie sie bei der Gattung Lobophytum die Regel sind, in Zusammen-
hang zu bringen. Was die außerordentliche Armut der Scheibe an Spicula wenigstens
bei älteren Exemplaren betrifft, so glaube ich sie schon deshalb mit der durch die
Ausbildung der langen fingerförmigen Fortsätze notwendig gewordenen größeren
Elastizität und Nachgiebigkeit erklären zu dürfen, weil die Scheibe der jungen
Formen noch an Spicula reicher ist.
7. Sarcophyton elegans n. sp.
His 1e, Taf, V, Fig. 9:
Fundortsnotiz: Port Galera-Bay (Mindoro, Philippinen), 13—25 m Tiefe,
Light 8. (2 Expl.).
Diagnose: Eine feste, dünne, am Rande zu breiten, nach den Enden
zu verschmälerten Lappen ausgebuchtete Scheibe sitzt auf einem flaschen-
förmigen Stiel. Die Autozooide stehen etwas erhöht in Entfernungen
von 2-5 mm. Die sehr kleinen, mit ihren Rändern nicht zusammen-
stoßenden Siphonozooide liegen zu 5—12 zwischen je zwei Autozooiden
und lassen auch die Erhöhungen, auf denen die Autozooide stehen,
nicht frei. Die Spicula der Scheibenrinde sind 0,06—0,4 mm lange und
0,008—0,04 mm dicke, etwas gebogene, mit spitzen Warzen mäßig besetzte
Stäbe. Doch finden sich auch bis 0,38 mm lange und 0,09 mm dicke, mit
hohen, stacheligen Warzen übersäte, ungestalte Formen. Schließlich
fallen noch 0,07 mm lange Keulen auf. Die Spicula des Scheibenrandes
sind länger und stärker und mit größeren Warzen versehen. In der Stiel-
rinde finden sich ähnliche, aber massigere Bildungen. Die Spicula des
Scheibeninnern gleichen denen der Rinde Im Stiel finden sich bis
0,55 mm lange, oft deformierte Spindeln; ihre Warzen sind hoch und stumpf.
Die Kolonien sind klein; die größere Kolonie hat 5 cm Scheiben-
durchmesser.
Verbreitung: Philippinen.
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien. 953
Beschreibung: Von dieser Art liegen mir zwei Kolonien vor, die unmittelbar
nebeneinander angesiedelt sind, so daß die Vermutung naheliegt, daß sie durch
Teilung aus einer Kolonie hervorgegangen sind. Der Stiel der kleineren Kolonie
ist 3 cm lang und an der Basis 1,3 cm, unmittelbar unter der Scheibe aber nur
0,6 cm dick. Seine Farbe ist bei dem konservierten Exemplar grau mit feiner
gelber Streifung. Der Durchmesser der harten, rauhen Scheibe mißt 3 cm. Die
Scheibenoberfläche zeigt gelbe Fleckung auf schmutzig dunkelgrauem Grunde. Der
Rand weist einige Einkerbungen und auf der einen
Seite eine schwache Andeutung von Faltung auf.
Die Autozooide sind groß und deutlich, zumal sie
erhöht liegen. Die Erhöhungen, die die Autozooide
tragen, sind nicht frei von Siphonozooiden und gelb
gefärbt.
Fig. 11.
Was die Spiculation betrifft, so wäre nur die Sarcophyton elegans n. sp.
Neigung der Spicula der Stielrinde, Warzengürtel Spieula:a) der Scheiben-, b) der Stielrinde,
E , N e) des Scheiben-, d) des Stielinnern,
zu bilden, zu erwähnen. Im allgemeinen erinnert (Vergr. 100.)
die Spiculation an das im Habitus so stark ab-
weichende S. Zatum, zumal auch hier die Warzen der Skleriten wenig differenziert sind.
Das 2. Exemplar, das gerade in Längsteilung begriffen ist, hat einen 2 cm
langen Stiel, der an der Basis 2 cm und im oberen Teil 1,5 cm im Durchmesser
mißt. Der größte Scheibendurchmesser dieser Kolonie beträgt 5 cm. Die Rand-
einkerbungen sind so tief, daß sich die Lappen deutlich von der Zentralscheibe
abheben. Der Scheibenrand ist nach unten umgebogen. Die gelbe Streifung des
Stiels verbreitert sich auf der Scheibenunterseite zu einigen breiteren gelben Flecken.
Im übrigen gleicht diese Kolonie vollkommen der ersten.
8. Sarcophyton glaueum (Q. G.).
Fig. 12.
Synonymik:
1833 Aleyonium glaueum Quoy et Gaimard, Voy. Astrolabe 4, Zooph. p. 270, t. 22 f. 11, 12.
1846 Sarcophytum glaucum Dana, Zoophytes, p. 623, t. 58 f. 4, t. 59 £. 6.
1857 S. g. Milne Edwards., Hist. nat. Corall. v. 1, p. 121.
1859 S. g. Dana, Synops. p. 125.
1864 S. g. Verrill, List of Polyps and Corals, in: Bull. Mus. comp. Zool. 3, p. 39.
1869 S. g. J. E. Gray, in: Ann. Mag. nat. hist. ser. 4, v. 8, p. 125.
non 1878 S. g. Th. Studer, in: Monatsb. Ak. Wiss. Berlin, p. 654.
1886 $. g.-+S. g. var. pauperculum Marenzeller, in: Zool. Jahrb. Syst. v. 1, p. 352, t.9 £,1
p. 354, 1.9 f. 2.
1889 S. g.+S. ambiguum + S. philippinensis + $. tongatabuensis Wright and Studer, in:
Rep. Challenger, v. 31, p. 248, t. 42, f. 2; p. 247, t. 41 f. 12; p. 246, t. 38 1,
t. 41 £. 9; p. 245, t. 41 £. 10.
non 1889 S. g. Th. Studer, in: „Gazelle“ v. 3, p. 249.
1896 S. Boettgeri + $. fungiforme + $. plicatum Schenk, Clav. ete. in: Kükenthal, Erg.
Forschungsreise Molukken Borneo, in: Abh. Senckenb. Ges. v. 23, p. 72; p. 73; p- 76.
1897 S. glaucum Whitelegge, Alcyon. Funafuti I, p. 214.
1898 $. g. May, in: Mitt]. Mus. Hamburg v. 15, p. 26.
1899 S. g.+ S. nigrum May, in: Jena. Z. Naturw. v. 33, p. 112; p. 117, t. 5, f. 8a, b.
1900 8. g.+ S. fungiforme Hickson and Hiles, in: Willey Zool. Results 4, p. 505; p. 504.
1902 8. g. + S. g. var. amboinensis + S. g. var. pauperculum + S. gracile Burchardt, Alcyon.
Amboina in: Jena. Denkschr. v. 8, p. 674, t. 54 f. 3, t. 57 f. 7; p. 676, t. 55
£. 5, 6, t. 57 £. 9; p. 675, t. 55 £. 4, t. 57 £. 8; p. 673, t. 558.2, 6 57.5, 5a
17
254 Johannes Moser:
1903 S. 9. + S. Boettgeri + 5. plicatum Pratt, Alcyon. Maldives II, p. 509, t. 28, f. 3, 4; p. 511.
1905 SS. plicatum Pratt, Alcyon. in: Ceylon Pearl. Oyst. Fish Rep. Suppl. Rep. 19 p. 252.
1908 S. glaueum Thomson & Me Queen, Alcyon. Sudan. Red Sea, in: Journ. Linn. Soc. v. 31,
p- 2, t.5£5.
1908 S.g.-H $. g. var. tamatavense + 5. g. var. pauperculum Cohn, Alcyon. Madagaskar, in: Reise
Voeltzkow II, p. 215; p. 220; p. 217.
1908 S. Boettgeri + 5. fungiforme + 5. plicatum Roule Alcyon. d’Amboine, in: Revue Suisse
Zool. v. 16, fasc. 2, p. 175; p. 174.
1908 S. mycetoides Gravier, Alcyon. Tadjourah, in: Arch. Zool. exper. ser. 4, v. 8, p. 182, t.5
£. 1—20, t. 6 f. 28-38, t. 7 f. 87—90.
1909 S$. plicatum Thomson, Simpson, Henderson, Alcyon. Investigator II, p. 3.
1910 S. glaueum Kükenthal, Aleyon. in: Michaelsen u. Hartmeyer, Fauna Südwest-Austral. v. 3, p. 13.
? Microhyla flava Rüppell |MS.].
Fundortsnotiz: Ostküste von Palawan, Batu- und Mataguitinseln, Shark’s Bay,
Taytay (Philippinen), Light u. Griffin S. (19 Expl.); Rotes Meer, Ehrenberg 8.
(Mus. Berlin Nr. 264, 5304, 2 Expl.), Hartmeyer S. (Mus. Berlin Nr. 4266, 1 Expl.);
Tor [Rotes Meer] (Mus. Berlin Nr. 1327, 1 Expl.); Tamatave |O. Madagaskar],
Voeltzkow 8. (Mus. Berlin Nr. 4979, 1 Expl.); Kokotoni [Sansibar], Stuhlmann 8.
(Mus. Berlin Nr. 3858, 1 Expl.), Voeltzkow 8. (Mus. Berlin Nr. 4980, 4981, 4982,
4 Expl.), Sander S. (Mus. Berlin Nr. 5125, 2 Expl.); Neupommern, Schoede 8.
(Mus. Berlin Nr. 3639, 1 Expl.); Koseir (Mus. Berlin Nr. 1851, 1 Expl.); Mayotte
[Comoren] (Mus. Berlin Nr. 4983, 1 Expl.) [zusammen 34 Expl.].
Diagnose: Der Stiel trägt eine stark primär und sekundär gefaltete
Scheibe, deren Falten bis zur Scheibenmitte reichen. Die Autozooide
stehen in Entfernungen von 2—5 mm, und zwischen ihnen liegen etwas
vertieft 4—9 kleine, aber deutliche Siphonozooide. In der Scheiben-
und Stielrinde liegen kleine Keulen und spärlich bewarzte Stäbchen,
die eine Länge von 0,3 mm erreichen. Im Innern der Scheibe liegen
ebenfalls Stäbchen, die bis 0,4 mm lang sind. Im Stiel treten massige,
durchschnittlich 0,8 mm lange, stark bewarzte Spindeln auf, die aber
bei manchen Exemplaren über 2 mm lang werden können und stark zur
Deformation neigen.
Die Kolonien sind groß; der größte bekannte Scheibendurchmesser
beträgt 1 m.
Verbreitung: Tongainseln, Australien, Amboina, Ostafrika, Maldiven,
Rotes Meer (Golf von Tadjourah, Sherm Abbän), Philippinen (Ostküste
von Palawan, Batu- und Mataguitinseln, Shark’s Bay, Taytay Bay).
Zur Stammform gehören nach Kükenthal auch die beiden Varietäten S. gl.
var. amboinense Burch. und $. gl. var. tamatavense Cohn.
Sarcophyton glaucum var. pauperculum Marenz.
Diese Varietät unterscheidet sich nach Marenzeller von der Stammform
durch ihre weichere, elastischere, dickere, stärker herabgebogene Scheibe mit sehr
hohen primären und nur wenigen sekundären Falten. Die Spicula der Stielrinde
zeigen am dickeren Ende zahlreichere Auswüchse als die der Stammform, und die
Spicula des Stielinnern haben zahlreichere, aber kleinere Warzen.
Fundort: Rotes Meer, Aboina, Port Denison, Port Bowen, Tongainseln, Viti-
inseln, Sansibar.
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien. 955
Da sich nach Marenzeller alle Übergänge zwischen dieser Varietät und der
Stammform finden, und da ich die angegebenen Unterschiede nicht für wesentlich
genug erachten kann, um die Aufstellung einer Varietät zu rechtfertigen, ziehe ich
diese Varietät in den Formenkreis der Stammform ein, zumal sich die von mir
nachuntersuchten, als S. gl. var. pauperculum Marenz. bestimmten Exemplare durch-
aus in den Rahmen des Typus einpassen.
Beschreibung: Von Sarcophyton glaucum liegen mir 34 Kolonien mit einem
Scheibendurchmesser von 0,7—20 cm, die fast zur Hälfte von den seichten Riffen
der Taytay Bay, der Shark’s Bay und von den Küsten der Batas- und Mataguit-
inseln an der Ostküste von Palawan stammen. Die übrigen Kolonien stammen aus
den verschiedensten Gegenden des Indopazifischen Gebietes. Bei allen ragt die
braungrün bis s-hmutziggelb gefärbte, weiche und nicht sehr dicke Scheibe weit
über den nach oben zu sich meist verschmälernden Stiel vor und zeigt je nach
N A 05-9 ae)
Srradsse er a > BZ
SEE,
ROSE
Fig. 12.
Sarcophyton glaucum (Q. G.).
Spieula: a) der Rinde, b) des Scheiben-, c) des Stielinnern. (Vergr. 100.)
Alter und Größe der Kolonie eine mehr oder minder reiche und hohe primäre und
auch sekundäre Faltung und Lappenbildung. Bei kleinen Exemplaren, deren Hut
einen Durchmesser von 3 cm nicht erreicht, ist die Faltenbildung am Scheibenrande
erst angedeutet.
Die Länge des Stiels schwankt bei den mir vorliegenden Exemplaren zwischen
1/, und ?/, des Scheibendurchmessers, wobei sich die verhältnismäßig längeren Stiele
bei den kleineren Exemplaren finden.
Konstanter als die äußere Form der Kolonien ist die Anordnung der Polypen.
Die Autozooide stehen bei allen mir vorliegenden Kolonien am Scheibenrande in
Entfernungen von 1—2 mm, in der Scheibenmitte aber von 3—5 mm; zwischen je
zweien liegen 2—3 bzw. 4—-9 Siphonozooide, stets etwas vertieft, so daß sie trotz
ihrer Kleinheit deutlich zu erkennen sind. Bei manchen Exemplaren sind die
Anutozooide an einigen Stellen des Randes in etwa 1—1,5 mm voneinander ent-
fernten Reihen angeordnet und stehen dann sehr dicht beieinander, so daß stellen-
956 Johannes Moser:
weise nur ein Siphonozooid zwischen zwei nebeneinander stehenden Autozooiden
derselben Reihe Platz findet. Bei der lebenden Kolonie sind nach Angaben des
Sammlers Light die Autozooide bis zu 1 cm lang, von brauner. Farbe mit meist
gelblichen Tentakeln.
Alle von mir untersuchten Exemplare von Sarcophyton glaucum zeigen im
wesentlichen dieselben Spiceula sowohl in der Scheibe wie im Stiel, wie sie Maren-
zeller und Kükenthal als für die Art charakteristisch beschreiben. Doch sind
auch hier Abweichungen zu bemerken; wenn auch diese nicht so zahlreich und so
häufig sind wie die der äußeren Gestalt der Kolonie. Am auffälligsten sind die
Größenvarietäten der mit großen Warzen bedeckten Spindeln des Stielinnern. Bei
30 Kolonien aller Größen fand ich im Stiel Spicula von durchschnittlich 0,7 mm
Länge, nur bei einem in starker Strömung aufgewachsenen Exemplar sind sie nur
0,4—0,55 mm lang, aber bis 0,27 mm dick, und bei drei Kolonien von 7, 5 und
3 cm Scheibendurchmesser und 5, 3 und 4 cm Stiellänge finden sich neben den
typischen Skleriten solche von 1 bis über 2 mm Länge. Die beiden größeren
dieser drei Kolonien unterscheiden sich außerdem von allen andern durch völliges
Fehlen der Scheibenfaltung, herabgezogenen Scheibenrand und durch ihre kurzen,
nur 5 mm langen Autozooide. Doch erscheinen mir alle diese Unterschiede nicht
wesentlich genug, um auf sie hin eine neue Varietät von S. glaueum zu gründen,
zumal es sich ja um jugendliche Exemplare handelt.
Nunmehr gebe ich noch eine systematische Übersicht über die zur Gattung
Sarcophyton gehörenden Arten und Varietäten:
1. S. lZatum (Dana).
la. S. l. var. voeltzkowi J. Moser.
? S. lobatum M.-E.
?'S. lobulatum Jiess.
. oligotrema Pratt.
2. S. ehrenbergi Marenz. :
a J . tenuis Pratt.
. e. var. areolatum Burchardt.
nn nn u
. e, var. sansibaricum May.
2a. S. e. var. stellatum Kükth.
3. S. erassocaule J. Moser.
4. S. acutangulum (Marenz.) . { a
. roseum Pratt.
. dispersum Schenk.
. pallidum Cohn.
. pulmo Klzgr.
. reichenbachi Schenk.
viride (Thoms. Henders.).
S. t. var. amboinense Marenz.
S. t. var. intermedium Burchardt.
S, t. var, moluecanum Schenk.
5. S. trocheliophorum (Marenz.)
nn un nn an a
6. S. digitatum J. Moser.
7. S. elegans J. Moser,
DO
oT
SI
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien.
. ambiguum Stud. Wreht.
. boetigeri Schenk.
. flavum (Rüpp.).
. fungiforme Schenk.
. gracile Burchardt.
. mycetoides Gravier.
nn nm un u. U in
8 glaucum (Q..G.). =... | . nigrum May
2
. philippinense Stud. Wrght.
. plicatum Schenk.
. tongatabuense Stud. Wreht.
. 9. var. amboinense Burchardt.
nn un un
. g. var. pauperculum Marenz.
Vollkommen unmöglich ist wegen der mangelhaften Beschreibung die Identi-
fizierung folgender Sarcophyton- Arten:
S. bicolor Pratt.
S. lobatum M.-E.
S. lobulatum Less.
S. pulmo (Ehrh.).
S. pulmo H.
Gattung Lobophytum Marenzeller.
Synonymik:
1834 Lobularia Ehrenberg, (part.) Corallth. R. M. p. 58.
1846 Aleyonium Dana, (part.) Zooph. p. 622.
1873 Lobularia Targioni-Tozzetti, (part.) Atti Soc. Ital. 15, p. 5.
1877 Sarcophytum Klunzinger, (part.) Corallth. R. M. I. Teil, p. 29.
1883 Alcyonium Ridley, (part.) Ann. mag. nat. Hist. ser. 5, v. 11.
1886 Lobophytum Marenzeller, Zool. Jahrb. Syst. I, p. 341.
1889 L. Wright and Studer, (part.) Rep. Voy. Challenger, v. 31, p. 250.
1898 L. May, Mt. Mus. Hamburg, v. 15, p. 28.
1899 L. May, Jena. Z. Bd. 33, p. 118.
1903 L. Pratt, Aleyon. Maldives, p. 514.
1906 ZL. Kükenthal, Abh. Bayer. Ak. 2, Suppl.Bd. 1, p. 20.
1908 L. Cohn, Reise Voeltzkow, Bd. 2, p. 221.
1909 L. Thomson, Simpson, Henderson, Alcyon. Investigator, p. 4.
1914 L. Lüttschwager, Arch. Naturg. A, Hft. 10, p. 27.
Diagnose: „Der sterile Stiel trägt eine scharf abgesetzte, wenig über-
ragende Scheibe, die ihrerseits in häufig wiederum gespaltene Lappen
oder in fingerförmige Fortsätze ausgezogen ist. Die Polypen sind auf
die Oberseite der Scheibe und auf ihre Fortsätze beschränkt; sie sind
klein, engstehend und völlig retraktil mit deutlicher Differenzierung in
Autozooide und Siphonozooide Die Geschlechtsprodukte werden nur
in den Autozooiden gebildet. Das Schlundrohr ist ganz oder fast frei
von Spicula. Das entodermale Kanalnetz ist nicht in ein oberes und ein
tieferes geschieden. Die Warzen der Öovenenchymspicula neigen stark
zu gürtelförmiger Anordnung.“
258 Johannes Moser:
Als typische Art sei Lobophytum paueiflorum (Ehrb.) genannt, da dieses in
seiner charakteristischen Wuchsform und Spiculation am wenigsten Anklänge an
verwandte Gattungen aufweist und gleichzeitig häufig und schon lange bekannt ist.
Die Gattung Lobophytum ist durch den scharf abgesetzten Rand und vor allem
durch die gürtelförmige Anordnung der Spiculawarzen von den Gattungen Sarcophyton,
Alcyonium und Sinularia zu unterscheiden. Genaues über die Unterschiede dieser
einander ähnlichen Gattungen ist bei der Beschreibung der Gattung Sarcophyton
(S. 222) ausgeführt worden.
Geographische Verbreitung: Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Gattung
Lobophytum scheint der tropische Indische Ozean zu sein. Von ihm aus gehen
einige Ausläufer in den Großen Ozean und ins Rote Meer. Der östlichste, allerdings
fragliche Punkt, wo Lobophytum gefunden worden sein soll, ist die Insel Egmont in
der Tuamotugruppe im Pazifischen Ozean. Im Atlantischen Ozean sowie an der
Westküste Amerikas sind Lobophyten bis jetzt nicht gefunden worden. Im allge-
meinen setzen die Wendekreise der Verbreitung der Gattung eine Grenze. Nördlich
des Wendekreises des Krebses ist Lobophytum nur an der Westküste des Roten
Meeres und südlich des Wendekreises des Steinbocks nur im Gebiete heißer Meeres-
strömungen festgestellt worden, und zwar hier an der Westküste Australiens und bei
Neuseeland. Im großen und ganzen fällt also das Verbreitungsgebiet der Gattung
Lobophytun mit dem der Gattung Sareophyton zusammen.
Ökologische Notiz: Auch die Lobophyten sind auf das Litoral beschränkt.
Sie besiedeln vor allem die Korallenriffe in 5—40 m Meerestiefe.
Geschichte der Gattung: Die Gattung Lobophytum wurde von Marenzeller
im Jahre 1886 aufgestellt. Seither wurden zu den 3 von Marenzeller zu dieser
Gattung gestellten Arten noch 17 weitere als Lobophyten beschrieben, von denen 6
nicht zur Gattung Lobophytum gehören. Die erste zusammenhängende Arbeit über
die gesamte Gattung Lobophytum stammt von Lüttschwager. Sie ist ein Teil
seiner im Jahre 1914 im Archiv für Naturgeschichte veröffentlichten Arbeit „Bei-
träge zu einer Revision der Familie Aleyoniidae“. Bei der Bearbeitung des vor-
liegenden Materials fanden sich fünf Formen, die ich als neue Arten ansprechen muß.
Abgrenzung der Arten: Da die Gattung Lobophytum denselben äußeren Ein-
flüssen ausgesetzt ist wie die Gattung Sarcophyton, ist bei jener eine ähnliche Neigung
zur Variabilität zu erwarten. Doch zeigt sich, daß bei der erheblich größeren
Differenzierung des Zoanthodems die Konstanz der Wuchsform bei den einzelnen
Arten hier größer ist als bei den Arten der Gattung Sarcophyton. Da gleichzeitig
manche Arten eine recht voneinander verschiedene Ausgestaltung der Scheibe auf-
weisen — eine Erscheinung, die eben nur durch die größere, durch die Lappen-
bildung bedingte Differenzierung des polypentragenden Teils der Kolonie ermöglicht
und bedingt wird —, ist es für den Kenner nicht schwer, wenn auch nicht alle, so
doch manche Arten nur am Habitus wiederzuerkennen. Somit liefert die Aus-
gestaltung der Kolonie bei der Gattung ZLobophytum sicherere Artmerkmale als jene
bei der Gattung Sarcophyton. Ferner werden auch dadurch, daß mit der stärkeren
Differenzierung der Scheibe eine Vereinheitlichung der Spiculation Hand in Hand
geht, indem die Skleriten aller Zobophytum-Arten im wesentlichen nach dem gleichen
Grundschema gebaut sind, und indem vor allem die Rindenspicula der Scheibe bei
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien, 259
allen Arten fast dieselbe Gestalt haben, die im Habitus begründeten Artmerkmale
besonders in den Vordergrund gerückt. Doch bleibt trotz allem die Gestaltung der
Spiculation für die Bestimmung ausschlaggebend. Vor allem sind die Varietäten
nur an ihrer von der Stammform abweichenden Spiculation zu erkennen.
Beschreibung der äußeren Form: Die Länge des Stiels schwankt zwischen
!/, und !/, des Scheibendurchmessers; kurze Stiele sind aber weit häufiger als lange.
Im allgemeinen ist der Stiel nach unten zu verschmälert. Häufig zeigt er an der
Basis einen etwas dunkler gefärbten Saum, der an Spicula reicher ist, und in den
das entodermale Kanalnetz nicht hineinreicht. Wenn, was selten der Fall ist, der
Stiel nach unten zu sehr stark verbreitert ist, fehlt der dunkle Saum stets.
Die Scheibe, die vom Stiel durch einen wenig überragenden scharfen Rand
abgesetzt ist, zeist viele häufig an den Rändern miteinander verwachsene Falten, die
ihrerseits sekundäre Falten oder fingerförmige Fortsätze bilden können. Manchmal
erheben sich auch von der Scheibe direkt fingerförmige Fortsätze, die eine beträcht-
liche Länge erreichen können, und die nach einer Mitteilung des Sammlers Light
wie die Falten im Leben so weich und biegsam sind, daß sie vom Wasser hin und
her bewegt werden. Die Faltenbildung verläuft in den meisten Fällen radial, doch tritt
auch eine peripher tangentiale bzw. konzentrische Anordnung der Lappen auf. Die
Scheibe zeigt fast stets eine starke zentrale Einsenkung, die sogar so weit gehen kann,
daß die ganze Kolonie, abgesehen von ihren Fortsätzen in der Mitte, kaum 1 mm hoch
ist, während sie gleichzeitig am Rande einige Zentimeter Höhe erreicht. Die Folge
des verminderten Höhenwachstums der Zentralscheibe ist ein vermehrtes Längen-
wachstum der medianen Fortsätze; diese Vergrößerung der medianen Fortsätze ist
notwendig, da ja die Falten wie die Fortsätze vor allem dazu dienen, die Polypen
hinaus ins freie, an Nahrung und Sauerstoff reichere Wasser zu tragen. Aus diesem
Grunde stehen die Autozooide auch auf den Falten und Fortsätzen dichter als auf
der Tiefe der Scheibe, und am dichtesten auf den Kuppen und Spitzen der Falten
und der Fortsätze. Die Siphonozooide hingegen sind über die ganze Scheibe
gleichmäßig verteilt. Die Spitzen der Fortsätze liegen häufig in einer Ebene.
Die Autozooide sind bis 0,6 mm lang. Sie sind dünn. Ihre Tentakel zeigen
meist eine hellere Färbung als die übrige Kolonie.
Die zwischen ihnen liegenden Siphonozooide sind oft sehr klein und schwer
zu erkennen.
Die Polypen sind nicht stark bewehrt. Es finden sich in ihnen dünne, wenig
differenzierte Stäbe. Das Schlundrohr ist fast durchweg frei von Spicula. Manchmal
treten in den Polypen Kieselnadeln von Schwämmen auf.
Die Rindenspicula zeigen ungefähr bei allen Arten dieselbe Form. Es sind teils mit
nur kleinen Warzen versehene kurze Stäbe, teils etwa gleichlange Keulen mit reich-
warzigem Kopf. Die Spicula des Scheibencoenenchyms, die fast stets bis in die
Rinde hineinragen, sind gestreckte Stäbe und Spindeln, denen sich auch kürzere,
walzenförmige Gebilde beigesellen können. Die Innenspicula des Stiels ähneln denen
der Scheibe; nur sind sie kürzer und massiger. Hier überwiegen im allgemeinen
walzenförmige Gebilde. Bei allen Spicula, besonders bei allen Ooenenchymspicula,
sind die Warzen meist in 2, 4 oder mehr deutlich ausgeprägten Gürteln angeordnet.
Die Spicula sind durchweg klein; bei keiner Art erreichen sie 1 mm Länge.
260 Johannes Moser:
Die Farbe der Kolonien ist außerordentlich variabel. Sie schwankt von Hell-
gelb bis Schwarz. Manchmal sind zwei Kolonien, die sich nicht nur in der Spiculation,
sondern auch im Habitus gleichen, von grundverschiedener Farbe. Massenhaftes
Auftreten von Zoochlorellen ist keine Seltenheit.
Die größten bekannten Kolonien haben einen Scheibendurchmesser von fast
l m (nach Angaben des Sammlers Light). Doch dürften bei der Zeit, die diesen
Korallen zum Wachstum zur Verfügung steht, noch größere Exemplare entstehen.
Doch scheint wie bei Sarcophyton auch bei Lobophytum die Größe bei den einzelnen
Arten zu variieren, so zwar, daß manche Arten klein bleiben, während andere zu
mächtigen Stöcken auswachsen können.
Systematischer Teil.
Folgende zu Lobophytum gestellten Formen gehören nicht zu dieser Gattung:
Lobophytum confertum (Dana) . . . .== Sinularia conferta (Dana).
L. densum Whitelegge . . . .. ..=S. densa (Wnhitelegge).
L. hedleyi Cohn |non Whitelegge| . . = Sarcophyton latum (Dana).
L. marenzelleri Stud. Wreht. . . . „= Sinularia marenzelleri (Stud. Wrght.).
L. tuberculosum (Q. @.) . . .» . . „= Aleyonium brachyclados Ehrb.
L. t. (Whitelegge). . . . ..... „= Sinularia whiteleggei Lüttschw.
Zur Gattung Lobophytum gehören folgende aufgestellte Arten:
. batarum n. Sp.
. candelabrum Roule.
. crassım Marenz.
. crebriplicatum Marenz.
. gazellae n. sp.
. glaucum (Th. Stud.) [non (@. G.)|.
7. L. hedleyi Whitelegge |non Cohn].
8. L. latum (Pratt) |non (Dana).
. L. latım (Wohitelegge) |non (Dana).
10. lighti n. Sp.
11 madreporoides Ridley.
12. L. murale (Dana).
13. L. paueiflorum (Ehrb.).
"14. L. rigidum (May).
. sarcoplıytoides n. SP.
. schoedei n. Sp. :
. submurale (Ridley).
18. L. viride (Q. G.) [non (Thoms. Henders.)|
Ferner sind folgende Varietäten zu nennen:
Zu L. crassum Marenz.
eo)
lee le
var. australicum May.
var. borbonicum Marenz.
var. crista-galli Marenz.
var. proliferum Marenz.
var. sansibaricum May.
Ba
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien. 961
Zu ZL. erebriplicatum Marenz.
6. var. crassospiculatum n. var.
Zu L. paueiflorum (Ehrb.).
7. var. philippinense n. var.
8. var. validum Marenz.
Von diesen 18 Arten erkenne ich auf Grund meiner Untersuchungen nur die
5 von Lüttschwager anerkannten an, muß sie aber um 5 neue vermehren. Von
den Varietäten kann ich nur 3 bestehen lassen, muß aber dem Formenkreis von
L. crebriplieatum und von ZL. pauciflorum je eine neue Varietät einreihen.
Demnach rechne ich zur Gattung Lobophytum folgende Arten und Varietäten:
1. L. sarcophytoides n. Sp.
2. L. batarım n. Sp.
3. L. crebriplicatum Marenz.
3a. L. c. var. crassospiculatum n. var.
4. L. gazellae n. sp.
5. L. schoedei n. sp.
6. 4. paueiflorum (Ehrb.).
6a. L. p. var. validum Marenz.
6b. L. p. var. philippinense n. var.
7. L. erassum Marenz.
Ta. L. c. var. crista-galli Marenz.
Tb. L. c. var. borbonieum Marenz.
8. L. hedleyi Whitelegge.
9. L. lighti n. sp.
Diese 14 Arten und Varietäten lassen sich durch folgendes System ordnen:
A. Unter den Stielspicula keine walzen- oder tonnen-
förmigen Gebilde;
I. Falten und Lappen auf die Scheibenperipherie
beschränkt . ET RES N r
II. Scheibe völlig durch die Lappen verdeckt .
B. Unter den Stielspicula auch walzen- oder tonnen-
förmige Gebilde;
I. Scheibenoberfläche mit ungespaltenen, gewellten
Lappen bedeckt;
a) Lappen niedrig und zahlreich;
1. Spicula der Stielbasis über 0,25 mm lang
2. Spicula der Stielbasis nicht 0,25 mm lang
b) Lappen hoch und nicht zahlreich;
1. Die Walzen und Tonnen in der Stielbasis
durchschnittlich 0,2 mm lang
3. Die Walzen und Tonnen in der Stielbasis
über 0,25 mm lang .
1. L. sarcophytoides.
2. L. batarum.
3. L. erebriplicatum.
3a. L. c. var. crassospiculatum.
4. L. gazellae.
5. L. schoedei,
262 Johannes Moser:
II. Scheibenoberfläche mit in fingerförmige Fort-
sätze gespaltenen Lappen bedeckt;
a) Lappen bis zum Grunde gespalten, Fortsätze
völlig getrennt;
1. Stielspicula über 0,22 mm lang;
a) Scheibenspicula höchstens 0,1 mm breit
ß) Scheibenspicula über 0,1 mm breit
2. Stielspicula höchstens 0,22 mm lang.
b) Lappen nicht bis zum Grunde gespalten;
1. Lappen unregelmäßig gespalten;
a) Scheibenspicula über 0,26 mm lang;
aa) Scheibenspicula spindelförmig mit
gut entwickelten Warzenkränzen .
PB) Scheibenspicula wenig spindel-
förmig mit mehr unregelmäßig
stehenden Warzen.
ß) Scheibenspicula höchstens 0, 26 mm
lang A
2. Lappen regelmäßig len
o) Lappen zahlreich, radiär stehend, mit
mehr als zwei Fortsätzen.. RL
ß) Lappen nicht zahlreich, in den radiären
Achsen abgeplattet, in den konzen-
trischen am Ende stark verbreitert,
zweispitzig .
Für die Bestimmung einzelner Exemplare dürfte
mischer Schlüssel geeignet sein:
Scheibenoberfläche mit nicht zu Lappen
| vereinigten fingerförmigen Fort-
| sätzen bedeckt
Scheibenoberfläche mit Lappen ek
Stielspicula über 0,22 mm lang
(wer höchstens 0,22 mm lang . 6b. Z. paueiflorum var. phalippinense.
6. L. pauciflorum.
6a. Z. p. var. validum.
6b. L. p. var. philippinense.
7. L. erassum.
7a. L. ce. var. crista-gall.
7b. L. e. var. borbonicum.
8. L. hedleyi.
9. L. lighti.
vielleicht folgender dichoto-
| Scheibenspicula höchstens 0,1 mm breit 6. 7. paueiflorum.
\ Scheibenspicula über 0,1 mm breit . 6a. ZL. p. var. validum.
[ Unter den Stielspicula keine walzen- und
4 tonnenförmigen Gebilde
Unter den Stielspicula auch walzen- und
tonnenförmige Gebilde
5% Falten und Lappen auf die Scheiben-
peripherie beschränkt . . . . . 1. L. sarcophytoides.
6 Lappen gespalten.
Lappen ungespalten .
Ir völlig durch Lappen verdeckt 2. 2. batarum.
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien. 963
- Lappen tangential gestellt, zweispitzig 9. L. lighti.
Kappen enncdhär westallt, mehrspitzug 1. nl Sin na N
8 Lappen regelmäßig gespalten . . . 8. Z. hedleyi.
Ranpen umreselmaßiekgespalten.. wi: he NEN N RE
9 Scheibenspicula höchstens 0,26 mmlang 7b. Z. erassum var. borbonieum.
Be ibenspicnlanüiber) 026 mm dans 2.1.02 ale Me
Scheibenspicula mit gut entwickelten
Warzenkränzen . . . . 7. L. erassum.
Sehenden Warzen „ 2,21. =. 1% L..6 var. erisia-gall.
1 ehren und zahle a 2 0 Aa an HER
boch und nicht zahlgeich 4... 4,0... late uite wat
Die Spicula der Stielbasis höchstens
0,25 mm lang . . 3a. L. crebriplicatum var. crassospieulatum.
Die Spicula der Stielbasis a 0, 95 1 mm
Be.» nenn.) 8 Zuierebripkcatum,.
Die Walzen und Tonnen der Stielbasis
höchstens 0,25 mm lang. . . . 4. L. gazellae.
2 Die Walzen und Tonnen der Stielbasis
S | Scheibenspicula mit mehr sen aalke
über 0,25 mm lang. . „» » . .. 5. Z. schoedei.
Der Darstellung der einzelnen Arten schicke ich noch kurze Diagnosen voraus.
1. Lobophytum sarcophytoides n. Sp.
Die am Rande gefaltete Scheibe trägt eichenblattartige Falten und
Lappen, die auf die Peripherie beschränkt sind und die ihrerseits in
fingerförmige Fortsätze gespalten sein können. Die Autozooide sind
klein, undeutlich und stehen auf den Kuppen der Lappen so eng, daß
zwischen ihnen oft je nur ein Siphonozooid Platz findet. Die Siphono-
zooide sind sehr klein und mit bloßem Auge schwer zu erkennen. Die
Stielspicula sind etwa 0,33 mm lange und, die Warzen eingerechnet,
0,09 mm breite, öfters gebogene Stäbe und Spindeln mit 3—8 hohen
Warzenkränzen.
2. Lobophytum batarum n. sp.
Die Scheibe ist völlig bedeckt mit zahlreichen, radiär stehenden,
hohen und flachen, teils. wieder gespaltenen Lappen, auf denen die
kleinen Autozooide außerordentlich dicht stehen. Die Siphonozooide
sind sehr klein und undeutlich. Die Spicula des Stiels sind bis 0,52 mm
lange Spindeln, deren Warzen in bis 9 deutlichen Gürteln stehen.
3. Lobophytum crebriplicatum Marenz.
Die Scheibe ist vollkommen bedeckt mit vielen niedrigen, etwa
5 mm dicken, radiär verlaufenden, gewundenen, hohen Falten, deren
Kuppen wellig oder eingebuchtet sind und besonders im Zentrum der
Scheibe. fingerförmige Fortsätze tragen können. Die weitmündigen
Autozooide stehen durchschnittlich in Entfernungen von 2 mm. Die
364 Johannes Moser:
Siphonozooide sind klein, aber nicht sehr eng stehend; sie liegen
vertieft. Die Stielspieula sind bis 0,1 mm breite und dreimal so lange,
an den Enden abgestumpfte Warzenspindeln und 'tonnenförmige
Gebilde.
3a. Lobophytum crebriplicatum var. erassospiculatum n. var.
Unter den Stielspieula dieser im übrigen der Stammform völlig
gleichen Varietät überwiegen durchschnittlich 0,17 mm lange und O,lmm
dicke Walzen mit etwa 4 deutlichen, nicht sehr hohen Warzenkränzen.
4. Lobophytum gazellae n. Sp.
Die Scheibe trägt einige dicke, hohe, bis zum Zentrum reichende,
wenig differenzierte Lappen, auf denen die kleinen Autozooide sehr
dicht stehen. Die Siphonozooide sind sehr klein und undeutlich. Die
Stielspicula sind 0,25 mm lange, schlanke Spindeln mit 6—-8 Warzen-
kränzen und durchschnittlich 0,2 mm lange Walzen mit4 Warzenkränzen.
Die Scheibenspicula sind bis 0,43 mm lange Spindeln.
5. Lobophytum schoedei n. Sp.
Die Scheibe trägt zahlreiche hohe, schmale, von der Peripherie
zentralwärts reichende, oft gewellte, wenig differenzierte Lappen, auf
denen die kleinen Auto- und Siphonozooide sehr dicht stehen. Im Stiel
finden sich etwa 0,3 mm lange, massige Spindeln und Walzen mit bis 6
nicht immer deutlich ausgeprägten Warzenkränzen. Die Scheibe ent-
hält neben Spindeln auch bis 0,2 mm lange Walzen und Hanteln mit
reich differenzierten Enden.
6. Lobophytum paueiflorum (Ehrb.).
Die Scheibe ist mit einzelnen, meist bis zum Grunde getrennten,
fingerförmigen Fortsätzen bedeckt. Die Autozooide sind meist deutlich
und stehen in Entfernungen von etwa 2 mm. Die Siphonozooide sind
klein, meist deutlich, sehr dicht stehend. Die Stielspicula sind
0,2—0,26 mm lange und bis 0,09 mm breite, länglich tonnenförmige
Gebilde mit 2—4 Warzenringen, die Scheibenspicula 0,4 mm lange und
0,1 mm breite, bewarzte Stäbe und Spindeln.
6a. Lobophytum paueiflorum var. validum Marenz.
Diese Varietät unterscheidet sich von der Stammform nur durch
eine beträchtlichere Breite der kürzeren unter den Scheibenspicula. Sie
haben bei einer Länge von 0,32 mm eine Breite von 0,12 mm. Die
längeren Stäbe sind schmäler.
6b. Lobophytum pauciflorum var. philippinense n. var.
Bei dieser Varietät fällt die weniger tief durchgeführte Trennung
der fingerförmigen Fortsätze auf, so daß hier und da eine Lappen-
bildung zu beobachten ist. Ein wesentlicher Unterschied von der
Stammform aber liegt in der Kleinheit der Stielspicula, die nur eine
Länge von 0,22 mm erreichen, im übrigen aber denen der Stammform
gleichen.
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien, 965
7. Lobophytum erassum Marenz.
Die Scheibe trägt derbe, lockere, unregelmäßig gespaltene Lappen.
Die Autozooide sind klein, schwer bemerkbar; die Siphonozooide sind
zahlreich, klein. Stielspicula 0,17—0,2 mm lange und bis 0,1 mm breite
Walzen mit 2—4 Warzenkränzen. Üoenenchymspicula der Scheibe
spindelförmig mit deutlichen Warzenkränzen; sie sind durchschnittlich
0,28 mm lang.
7a. Lobophytum erassum var. crista-galli Marenz.
Die Lappen dieser Form sind dünner und mehrfach geteilt. Die
Spicula des Scheibeninnern sind weniger spindelförmig und mit nicht
so ausgeprägten Warzenkränzen bedeckt. Son st gleicht diese Form der
Stammform.
Tb. Lobophytum crassum var. borbonicum Marenz.
Diese Varietät unterscheidet sich von der Stammform durch die
kürzeren Scheibenspicula, die nie über 0,26 mm lang werden, und durch
die brombeeıartige Gestalt der Stielspicula.
8. Lobophytum hedleyi Whitelegge.
Die Scheibe trägt ziemlich hohe, gleichmäßig in fingerförmige
Fortsätze gespaltene Lappen. Die Autozooide sind spärlich; auf den
Kuppen der Lappen stehen sie in Entfernungen von 1—2 mm. Die Stiel-
spicula sind bis 0,2 mm lang und 0,1 mm breit.
9. Lobophytum lighti n. sp.
Die meist zweispitzigen Lappen der Scheibe sind nach unten stiel-
förmig verschmälerte Die etwa 1 mm voneinander entfernten Auto-
zooide sind deutlich. Die Sipbonozooide sind nicht sehr klein, kaum
vertieft, aber deutlich. Die Stielspicula sind 0,2—0,26 mm lange und bis
0,14 mm breite tonnen- und walzenförmige Gebilde mit zwei bis vier
Warzenkränzen und besonders im oberen Teil des Stiels 0,2—0,5 mm
lange dünne Stäbe und Spindeln mit reich differenzierter Bewarzung.
Was die Jugendformen der Lobophyten betrifft, so ist hervorzuheben, daß
sie bei der größeren Differenzierung der Gattung viel zeitiger die endgültige Gestalt
annehmen als die jungen Sarcophyton-Kolonien.
Die allerjüngsten Stadien aber weisen noch eine völlig undifferenzierte Scheibe
auf. So lag mir beispielsweise eine junge Kolonie von Z. paueiflorum von 3 mm
Durchmesser vor, die noch eine gänzlich undifferenzierte, konvexe, wenig überragende
Scheibe besaß, wie sie ja auch für die jungen Sarkophyten charakteristisch ist.
Doch besaß diese Jugendform, die mit der Mutterkolonie noch in direktem Zusammen-
hang stand, schon recht arttypische Spicula, deren Warzen die bekannte Anordnung
in Gürteln aufwiesen.
Am nächsten steht die Gattung ZLobophytum der Gattung Sareophyton, mit der
sie auch in der geographischen Verbreitung übereinstimmt. Im inneren Aufbau
besteht zwischen diesen beiden Gattungen kein einziger prinzipieller Unterschied.
Im äußeren Habitus scheint Sarcophyton von Lobophytum mehr abzuweichen, als z. B.
266 Johannes Moser:
Sinularia von Lobophytum. Doch konnte ich schon bei Besprechung der Art
Sarcophyton trocheliophorum Marenz. darauf hinweisen, daß bei großen Kolonien
gelegentlich einmal zwei Scheibenfalten zu Lappen oder fingerföürmigen Fortsätzen
verwachsen, wie es für die Gattung ZLobophytum charakteristisch ist.
Die Phylogenie der Gattung Lobophytum, vor allem das stammgeschichtliche
Verhalten ihrer einzelnen Arten zueinander, ist noch recht unklar. Die von Küken-
thal aufgestellte Theorie, daß sich Lobophytum aus Sarcophyton entwickelt habe, hat
bei den vielen und großen Ähnlichkeiten, die zwischen diesen beiden Gattungen
bestehen, sehr viel für sich. Erinnert sei nur an den Dimorphismus der auf die
Oberseite der Scheibe beschränkten Polypen, den scharfen Rand, der Scheibe und
Strunk scheidet, und nicht zuletzt an die völlig gleiche geographische Verbreitung
beider Gattungen, die ja auf das Litoral des tropischen Indischen und Westpazifischen
Ozeans beschränkt sind. Nun hat schon Kükenthal auf Anklänge in der Spiculation
des Sarcophyton acutangulum an die der Gattung Lobophytum aufmerksam gemacht,
Anklänge, die an Wichtigkeit dadurch nur noch gewinnen können, daß sich in dem
vorliegenden Material eine Form fand, die, obwohl ein typisches ZLobophytum, doch
in der Spiculation dem Sarcophyton acutangulım so nahe steht, daß sie, zumal auch
im Habitus durch das Auftreten eichenblattartiger Falten eine große Ähnlichkeit
mit dem genannten Sarcophyton zustande kommt, als eine Varietät von Sarcophyton
acutangulum aufgefaßt werden müßte, wenn sie nicht der Besitz von Lappen als zu
Lobophytum gehörig kennzeichnete. Ich sehe also mit Kükenthal in Sarcophyton
acutangulum eine Wurzel der Gattung Lobophytum, eine Wurzel, denn eine zweite
glaube ich in Sarcophyton trocheliophorum zu erblicken, dem einzigen Sarcophyton, das
nicht nur in der Spiculation (die Stielskleriten dieser Art sind wie bei Lobophytum
mit Gürteln von Warzen besetzte Doppelspindeln und Walzen), sondern auch durch
das gelegentliche Auftreten von fingerförmigen, vom Scheibenrande unabhängigen
Lappen im Habitus zu Lobophytum überleitet. Ich nehme also für Zobophytum einen
diphyletischen Ursprung an. Und zwar leite ich von Sarcophyton ucutangulum die
neue Art Lobophytum sarcophytoides und mit diesem auf Grund der Spiculation und
auch der an die Scheibenperipherie gebundenen Lappung die ebenfalls neuen Arten
Lobophytum batarum und Lobophytum schoedei ab. Ferner scheint das Lobophytum
lighti, das ob seiner sehr eigentümlichen Lappenbildung auch stark an das von
Sarcophyton acutangulum abzuleitende Sarcophyton digitatum erinnert, ebenfalls diesem
Zweig der Gattung Lobophytum zuzugehören. Von Sarcophyton trocheliophorum leite
ich in erster Linie Lobophytum crassum mit seinen beiden Varietäten borbonicum
und cerista-galli ab, das einerseits für DLobophytum cerebriplicatum, andererseits für
Lobophytum gazellae und für Lobophytum hedleyi als Wurzel gelten mag. Die
beiden letztgenannten Arten zeigen Konvergenzen mit denen der sarcophytoides-
Gruppe.
Das im Habitus und in der Spiculation recht typische Zobophytum paueiflorum
mit seinen beiden Varietäten philippinense und validum scheint trotz seiner Eigenart
zur crassum-Gruppe zu gehören.
Jedenfalls bin ich mir wohl bewußt, daß es sich bei all diesen Vermutungen
eines diphyletischen Ursprungs der Gattung Lobophytum nur um Hypothesen handelt,
für die einwandfreier Beweis noch fehlt.
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien. 967
Es mag nur noch hervorgehoben werden, daß eine Entwicklung der einfacheren
Gattung Sarcophyton aus der differenzierteren Lobophytum nicht in Frage kommen kann.
Die beiden Gattungen Sarcophyton und Lobophytum sind trotz aller Übergänge
genügend scharf umschrieben und geschieden, um eine Vereinigung von ihnen
untunlich erscheinen zu lassen.
Nunmehr gehe ich zur Beschreibung der einzelnen Arten über.
1. Lobophytum sarcophytoides n. sp.
Kig.13;,Taf! vl, Fig. 16.
Fundortsnotiz: Philippinen, Light S. (1 Expl.), und eine Jugendform mit
unbekanntem Fundort (Mus. Berlin Nr. 5024).
Diagnose: Der sterile, nach oben im allgemeinen verbreiterte Stiel
trägt eine an der Peripherie gefaltete Scheibe, deren einzelne, oft eichen-
blattartige Falten teilweise zu hohen Lappen verwachsen sind, so daß
Lappen und fingerförmige Enden entstehen. Die Autozooide sind klein,
undeutlich und stehen auf den Kuppen der Falten und Lappen so eng, daß
zwischen je zweien von ihnen nur eine Reihe Siphonozooide Platz findet.
Die Siphonozooide sind sehr klein und mit unbewaffnetem Auge schwer zu
erkennen. Die Spicula der Scheibenrinde sind erstens etwa 0,07—0,09 mm
lange, beiderseits zugespitze Spindeln mit zwei niedrigen, wenig differen-
zierten Warzenkränzen, und zweitens etwa 0,l mm lange Keulen mit
reichwärzigem Kopf. In der Stielrinde sind die kleinen Keulen fast ganz
durch die Stäbchen verdrängt, die hier massiger und durchschnitt-
lich 0,11 mm lang sind und im allgemeinen besser ausgebildete Warzen-
kränze zeigen als die der Scheibenrinde. Die Spicula des Scheiben-
innern sind 0,25—0,38 mm lange und durchschnittlich 0,06 mm breite
Spindeln und Stäbe, die mit einigen weit voneinander entfernten Reihen
niedriger, wenig differenzierter Warzen bedeckt sind. Die gürtelförmige
Anordnung ist nicht sehr ausgeprägt. Im Stielinnern finden sich durch-
schnittlich 0,25 mm lange und, die Warzen eingerechnet, 0,08 mm breite
Spindeln, die mit zahlreichen teils deutlichen, teils weniger deutlichen
Gürteln hoher, reich differenzierter Warzen bedeckt sind. Daneben
finden sich aber auch einzelne bis 0,38 mm lange und nur 0,06 mm breite
Stäbe, deren Warzen nicht so hoch und reich differenziert sind wie die
der Spindeln. Die Stielspicula sind oft gekrümmt und neigen zur
Deformation.
Die Kolonien sind groß; das größere vorliegende Exemplar hat
einen größten Scheibendurchmesser von 17 cm.
Verbreitung: Philippinen.
Beschreibung: Das erste von den Philippinen stammende Exemplar ist 17 cm
lang und 7,5 cm breit; seine Gesamthöhe beträgt 9 cm. Es ist durch seine an
Sarcophyion acutangulum erinnernde Faltenbildung ausgezeichnet. Sein 5 cm hoher,
mit sehr niedrigem, durch einen dunklen Rand abgesetztem Basalteil versehener
Stiel wird von der dünnen Scheibe bedeutend weiter überragt, als dies bei den
Arten der Gattung Lobophytum die Regel ist. Infolgedessen ist hier auch die
Mitt. a. d. Zool. Mus. in Berlin. IX. Bd. 2. II. 18
268 Johannes Moser:
Faltenbildung eine andere als bei den andern Arten der Gattung. Die Ränder der
Falten sind häufig nicht nur nicht miteinander verwachsen, sondern sogar voneinander
abstehend. Durch Ausbildung von sekundären Falten kommt es nun zu eichenblatt-
artigen Formen, genau wie bei Sarcophyton acutangulum. An einigen Stellen ist die
Verwachsung der Falten eingeleitet und an einigen andern Stellen durchgeführt, so
daß fingerförmige Fortsätze gebildet worden sind. Zwei Lappen erstrecken sich im
Gegensatz zu den übrigen Falten und Lappen, die nur peripher bleiben, weit ins
Innere der Scheibe. Diese beiden Lappen ähneln mit ihren welligen Kuppen einem
Hahnenkamm, also ganz die gleiche Bildung, wie sie für die Gattung Lobophytum
charakteristisch ist. Zwei schmale, kompresse Lappen erheben sich außerdem ohne
jede Verbindung mit den Lappen des Scheibenrandes mitten auf der Scheibe.
Die Öffnungen der Autozooide sind klein und besonders auf den Kuppen der
Lappen und Falten sehr zahlreich. Die Siphonozooide, die am Scheibenrande und
auf den Lappen und Falten nur in einer Reihe
zwischen den Autozooiden auftreten, sind sehr
undeutlich.
Auch die Spiculation fällt durch ihre
Anklänge an sSarcophyton acutangulum auf,
wenngleich die Skleriten des Innern bei diesem
nicht die Dimensionen erreichen wie bei
Lobophytum sarcophytoides.
Fig. 13.
EobBENERIR IE ETEURBDERGEN N: AD: Auch sind die in der Scheibenrinde auf-
Spicula: a) der Scheiben-, b) der Stielrinde, ce) des Ä, a 4
Scheiben-, d) des Stielinnern. (Vergr. 100.) tretenden Stäbe bei Lobophytum sarcophytoides
weit weniger zahlreich als bei Sarcophyton
acutangulum. Die Warzengürtel der Spicula des Scheibeninnern sind bei jenem nicht
so ausgeprägt wie bei diesem und die Warzen der Stielspicula zeigen bei dem vor-
liegenden Exemplar eine reichere Differenzierung, als sie für Sarcophyton acutangulum
die Regel ist.
Aus dem Berliner Museum liegt mir die Jugendform eines Lobophytum vor,
das im äußeren Habitus von der großen von den Philippinen stammenden Kolonie
von Lobophytum sarcophytoides nicht unwesentlich abweicht. Es treten nämlich bei dieser
Kolonie keine Falten, sondern nur einige kurze walzenförmige Fortsätze auf, die — wie
bei Lobophytum paueiflorum — einen kreisförmigen Querschnitt haben. Da sich aber
dieses Jugendstadium, das einen Scheibendurchmesser von 2,5><2 cm hat, in der
Spiculation noch mehr an Sarcophyton acutangulum anlehnt als die erwachsene
Kolonie, glaube ich in ihr ein junges Lobophytum sarcophytoides zu erkennen. Denn
die rein theoretische Überlegung, daß gerade bei den Jugendformen dieser Art ein
Überwiegen der Falten vor den Lappen zu erwarten wäre, kann für den Systematiker
nicht ausschlaggebend sein.
2. Lobophytum batarum n. sp.
Fig. 14; Taf. VI, Fig. 13.
Fundortsnotiz: Batasinseln, Ostküste von Palawan, Taytay, Light S. (6 Expl.).
Diagnose: Ein hoher, konischer Stiel mit meist deutlichem Basalteil
trägt eine von schmalen, hohen, radiär stehenden Lappen völlig ver-
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien. 909
deckte Scheibe. Die Lappen sind entweder ungeteilt oder nur gewellt,
oder sie sind durch Teilung in fingerförmige Fortsätze gespalten, deren
Querschnitt aber niemals rund ist. Gelegentlich treten auch an der
Scheibenperipherie mit den Rändern nicht verwachsene Lappen auf.
Die kleinen Autozooide stehen außerordentlich dicht. Zwischen je
zweien von ihnen liegt im allgemeinen nur eine Reihe sehr kleiner un-
deutlicher Siphonozooide Die Spicula der Rinde sind sehr einfache
Stäbchen und Spindeln von 0,05 bis 0,2 mm Länge, ferner Keulen mit
reichwarzigem Kopf, die in der Stielrinde durchschnittlich 0,12 mm lang
sind. Im Ooenenchym der Scheibe finden sich einfache Stäbe mit hohen
undifferenzierten Warzen von bis 0,45 mm Länge. Im Stielinnern treten
Spindeln auf, die durchschnittlich 0,4 mm lang sind, und deren wenig
differenzierte Warzen bis 10 deutliche Gürtel bilden. Der Basalteil des
Stiels ist erfüllt von ähnlichen, aber massigeren Spindeln, die eine
Länge von 0,5 mm überschreiten können.
Die Kolonien sind groß. Das größte vorliegende Exemplar hat
einen größten Durchmesser von 16 cm.
Verbreitung: Palawan.
Beschreibung: Von Lobophytum baiarum liegen mir 6 Kolonien mit einem
Längsdurchmesser von 6—16 cm und einem Querdurchmesser von 3—14 cm vor.
Eine Kolonie stammt von Taytay, vier von den Batasinseln; bei einer Kolonie ist
der Fundort unbekannt.
Bei allen Kolonien ist der Stiel hoch, im Durchmesser oval, längsgefurcht und
nach oben verbreitert. Er geht allmählich in die durch einen scharfen Rand ab-
gesetzte Scheibe über.
Die Scheibe ist stets median stark eingesunken und besonders in der Peripherie
sehr stark differenziert. In den weitaus meisten Fällen verwachsen die primären
Falten zu hohen, dünnen, radiär angeordneten Lappen, die manchmal tief eingekerbt
sind, oder aber nur wellige Kuppen haben, so daß sie ein hahnenkammartiges Aus-
sehen haben. Das Zentrum der Scheibe ist durch die überragenden Lappen fast
völlig verdeckt.
Die Autozooide stehen auf den Kuppen der Lappen außerordentlich dicht, so
daß hier manchmal zwischen vier Autozooiden nur ein Siphonozooid Platz findet.
Ihre Öffnungen sind klein, und solange die Kolonie nicht getrocknet ist, undeutlich.
Die Polypen selbst sind kurz und dünn, im Leben braun mit gelben Tentakeln.
Die erste Kolonie, der am Rande nur ein kleiner Teil fehlt, hat einen Längs-
durchmesser von 16 cm. Sie mißt an der breitesten Stelle 14 cm im Querdurchmesser
und ist 12 cm hoch. Der Stiel hat eine Höhe von 8 cm. Er ist deutlich in zwei
Teile geteilt. Der untere rauhere Teil ist 4,5 cm hoch, nach oben schwach ver-
breitert und von dem oberen Teil durch eine dunkle Furche deutlich abgesetzt.
Das entodermale Kanalnetz reicht in diesen Teil des Stiels nicht hinein. Infolge-
dessen sowie infolge einer stärkeren Anhäufung sehr kräftig entwickelter Spicula
hat der Basalteil des Stiels eine festere Konsistenz als die übrige Kolonie. Er ist
schwach längsgefurcht, und da die Furchen eine dunklere Farbe haben, erscheint
er längsgestreift. Der obere vom entodermalen Kanalnetz durchzogene Teil ist nicht
18*
270 Johannes Moser:
so reich an Spicula, heller gefärbt und weicher als der Basalteil. Er ist 4,5 cm
hoch und nach oben zu sehr stark verbreitert, so daß an der Grenze zwischen
Basalteil und oberem Stielteil ein Winkel von etwa 145—160° entsteht. Auch der
obere Teil des Stiels zeigt eine schwache Längsfurchung und -streifung.
Die Scheibe trägt sehr viele hohe, radıär angeordnete Lappen, die an der
Peripherie der Scheibe häufig eine tiefe Längsfurche zeigen, die aber die Spitze der
Lappen nicht erreicht. Das Vorhandensein dieser Längsfurchen läßt den Schluß
zu, daß diese Lappen phylogenetisch durch Verwachsung von Falten entstanden
sind. ÖOntogenetisch läßt sich eine solche Verwachsung nicht verfolgen, da auch
kleine Kolonien ebensolche hohe, tiefgefurchte Lappen aufweisen. An der Peripherie
der Scheibe neigen die Lappen zur Fingerbildung. Sie ziehen sich an ihrem Basal-
ende nicht bis in das Zentrum der Kolonie. Die mehr zentralen Lappen sind bei
einer Höhe von 6 cm doppelt so hoch als die peripheren. Die Kuppen der Lappen
der Scheibenmitte sind nur wellig, so daß sie hahnenkammartig gestaltet sind. Die
Fingerbildung am Scheibenrande dürfte dazu dienen, das Wasser besser nach der
a in, er an Mitte durchstreichen zu lassen, um auf diese
TEN 5 h
er ad Weise mehr Polypen unverbrauchtem Wasser
auszusetzen.
Die Öffnungen der Autozooide sind klein
und undeutlich; auf den Kuppen der Lappen und
Falten liegen sie dicht, ebenso an den Seiten der
fingerförmigen Fortsätze an der Peripherie des
Zoanthodems. Hier liegt im allgemeinen nur eine
Reihe Siphonozooide zwischen zwei Autozooiden.
Fig. 14.
Lobophytum batarum n. Sp. An den Stellen, wo die Autozooide am dichtesten
Spieula:a)derScheibenrinde, b) des Scheiben- £ : Ne k £ s
innern, c) der Stielrinde, d) des Stielinnern vom Stehen, liegt nur ein Siphonozooid: zwischen vier
oberen Teil des Stiels, e) der Stielbasis.
(Vergr. 100.)
Autozooiden, so daß hier jedes Autozooid von
vier ein Quadrat bildenden Autozooiden umgeben
erscheint. Weniger dicht liegen die Autozooide an den Seitenflächen der Median-
lappen und auf der Tiefe der Scheibe; hier laufen oft drei Reihen Siphonozooide
zwischen zwei Autozooiden durch.
Die Siphonozooide sind undeutlich und mit bloßem Auge schwer zu erkennen.
Sie liegen nicht vertieft.
Was die Spiculation betrifft, so hält sich dieses Exemplar durchaus in den in
der Diagnose angegebenen Grenzen.
Fundort: Taytay (Palawan).
Das zweite von den Batasinseln stammende Exemplar hat ungefähr quadratische
Gestalt mit einer Seite von 10 cm Länge. Auch diese Kolonie ist nicht vollständig
erhalten; doch gestattet die Bruchstelle einen Blick auf das Scheibenzentrum, das
so stark vertieft liegt, daß die Höhe von der Basis der Kolonie bis zur Scheiben-
mitte nur 1,5 cm beträgt.
Der 7 cm hohe Stiel ist auch bei dieser Kolonie deutlich in einen basalen
und in einen oberen Teil geschieden. Der Basalteil zeigt einige nicht sehr tiefe
Längsfurchen und sehr zahlreiche kleine parallel verlaufende Querfurchen; auch hier
erstrecken sich die entodermalen Kanäle nicht bis in den Basalteil. Der obere
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien. 971
Stielteil weist etwa doppelt so viele Längsfurchen auf wie der untere. Zwischen
diesen Liängsfurchen liegen zahlreiche feine Längsrillen. Es zeigte sich, daß jede
zwischen zwei dieser Rillen liegende Wölbung die Wand eines entodermalen Kanals
bildet. Die Rillen erstrecken sich vom Rande des Basalteils bis zum Scheibenrande.
Der Stiel ist von der Basis bis zur Scheibe gleichmäßig verbreitert.
Die Scheibe zeigt einen der ersten Kolonie analogen Bau. Auch hier sind
die äußeren Lappen häufiger in fingerförmige Fortsätze gespalten als die mehr
median stehenden. Die Kuppen der Lappen liegen auch hier trotz des starken
Einsinkens der Zentralscheibe, infolge des vermehrten Längenwachstums der Zentral-
lappen ungefähr in einer horizontalen Ebene. Die gesamte Kolonie gleicht einem
Becher, dessen Rand und dessen Innenseite in ihrem oberen Teil so mit langen
radıär angeordneten Lappen bedeckt ist, daß es nicht möglich ist, von oben den
Grund des Bechers zu sehen.
Von den Polypen gilt dasselbe wie bei der ersten Kolonie. Der Grund des
Scheibenbechers ist von Autozooiden fast völlig frei. Die Siphonozooide stehen
hier etwa in denselben Entfernungen wie die Autozooide auf den Lappenkuppen.
Auch diese Kolonie entspricht in ihrer Spiculation durchaus den in der
Diagnose gemachten Angaben.
Von der dritten, von der Ostküste von Palawan stammenden Kolonie ist nur
ein Teil erhalten. Dieser Teil entspricht im Vergleich zu der vorigen Kolonie der
einen Seite des Bechers. Er ist 15 cm lang, 5 cm breit und 12 cm hoch.
Der 10 cm hohe Stiel ist auch hier analog den beiden zuerst beschriebenen
Kolonien deutlich in einen Basalteil und einen oberen Teil gegliedert. Der Basalteil
ist heller als der obere Teil und längsgefurcht. Durch das Vorhandensein zahlloser
Querrillen erscheint seine Oberfläche rauh. Der obere Teil gleicht in seiner Gestalt
den oberen Stielteilen der beiden zuerst beschriebenen Kolonien. Auf der Innen-
seite ist der Stiel nur 5 cm hoch, wobei aber zu bemerken ist, daß mitten in ihm
ein Teil des Substrates liegt, das er von außen umzogen hat. Vom oberen Rande
dieses eingeschlossenen Fremdkörpers bis zur medianen Scheibenoberfläche sind
nur 1,5 cm.
Bei der Scheibe fällt eine stärkere Neigung zur Fingerbildung auf. Die Ein-
schnitte erreichen aber nie den Grund der Lappen. Da außerdem der Basalteil
der Lappen etwas verschmälert ist, ähneln die Lappen mit ihren Fortsätzen einer
Hand mit fast aneinander gelegten Fingern.
Auf den tiefer liegenden Teilen der Scheibe fehlen die Autozooide fast ganz;
dagegen stehen sie auf den Kuppen der Lappen sehr dicht. Die Spiculation zeigt
keine Abweichungen gegen die beiden ersten Kolonien.
Die vierte mir vorliegende, ebenfalls nicht völlig erhaltene Kolonie hat von
oben gesehen den Umriß eines gleichseitigen Dreiecks. Die Seitenlänge beträgt
9,5 cm, die Gesamthöhe 11 cm.
Ihr Habitus ist dem der vorigen Kolonien ähnlich.
Fundort: Ostküste von Palawan.
Die kleinste Kolonie, die ebenfalls von der Ostküste von Palawan stammt,
hat einen Durchmesser von 6><3 cm; sie ist 3,5 cm hoch. Auch bei ihr ist der
25 cm hohe Stiel in zwei Teile gegliedert, wenngleich die Grenze dieser beiden
alrl2} Johannes Moser:
Teile äußerlich nur durch das Aufhören der Längsrillung des oberen Teils gekenn-
zeichnet ist.
Die Scheibe ist hoch, besonders am Rande stark gefaltet und median ein-
gesunken. Die Ränder dieser Falten sind nicht durchweg verwachsen. Auf diese
Weise entstehen Falten, die in ihrer Gestaltung an junge Sarcophyton acutangulum-
Kolonien erinnern. Die Kuppen der großen, das Zentrum des Zoanthodems ver-
deckenden Lappen sind gewellt. Die Anordnung der Polypen ist dieselbe wie bei
den vier vorher beschriebenen Kolonien. Das gleiche gilt von der Spiculation.
Außer diesen fünf Kolonien liegt mir noch ein Stück einer sechsten Kolonie
vor, die ich trotz mancher Abweichungen doch in den Formenkreis von Lobophytum
batarum stelle. Diese zweifellos einst sehr große Kolonie, von deren nach oben ver-
breitertem Stiel nur der obere Teil erhalten ist, hat eine nach innen stark abfallende
Scheibe mit einer Lappenbildung, wie sie für die vorliegende Art charakteristisch
ist. Sie unterscheidet sich aber durch eine bedeutend größere Entfernung der Auto-
zooide voneinander. Es stehen überall mindestens zwei Siphonozooide zwischen je zwei
Autozooiden. Die Siphonozooide liegen vertieft und sind infolgedessen mit bloßem
Auge ohne weiteres zu erkennen. Die Scheibenoberfläche erscheint daher wie areoliert.
Der wichtigste Unterschied aber besteht im Bau der Öoenenchymspicula des Stiels; diese
sind nur 0,22 mm lang und an den Enden nicht zugespitzt. Ihre Breite ist dieselbe
wie bei der Stammform. Sie haben weniger deutliche Warzengürtel, und ihre Warzen
sind weniger differenziert.
Da mir zum Vergleich die Spicula aus der Stielbasis fehlen, stelle ich trotz
der angegebenen Unterschiede diese Kolonie in den Formenkreis von Lobophytum
batarum, vorläufig ohne auf sie hin eine neue Varietät zu gründen.
Ziweifellos steht Lobophytum batarum dem Lobophytum sarcophytoides nahe, denn
obwohl der Gesamteindruck der Kolonien infolge der reichen Lappenbildung ein
wesentlich anderer ist, so ist doch nicht zu vergessen, daß sich diese Lappen auch
auf Falten zurückführen lassen, zumal an ihrem peripheren Ende der Scheibenrand
fast stets ein Stück an den Lappen emporzieht. Auch in der Spiculation weist die
Art große Anklänge an Lobophytum sarcophytoides auf, da ja die Innenspicula des
Stiels typische Spindeln, nicht aber Walzen sind.
3. Lobophytum crebriplicatum Marenz.
Fig. 15.
Material lag mir nicht vor.
Synonymik:
1886 Lobophytum crebriplicatum Marenz., Zool. Jahrb. Syst. I, p. 862, t. 9 f. 7.
1914 L. c. Lüttschwager, Arch. Naturg. A, Hft. 10, p. 34.
Diagnose: „Scheibe mitzahlreichen gewundenen, radiär angeordneten,
niedrigen, dicken Lappen bedeckt, deren welligen Oberflächen besonders
zentral kurze konische Fortsätze entspringen können. Die Autozooide
stehen spärlich, bis 2 mm voneinander entfernt, auf den Kuppen der
Falten gedrängter als auf den Seiten; sie sind weitmündig. Die nicht
zahlreichen und nicht gedrängt stehenden Siphonozooide liegen deutlich
vertieft. Rindenspicula der Scheibe 0,2—0,24 mm lang, von etwas ah
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien. 273
weichendem Habitus. Die Spicula des Scheibeninnern sind meist
0,25—0,35 mm lange und 0,05—0,07 mm breite, schlanke Spindeln mit
vielen nichtgroßen Warzen; daneben finden
sich breitere, an den Enden stumpfe Ge-
bilde, die nie so lang werden als jene.
Die Spicula der Stielrinde sind keulen-
förmig; die des Stielinnern sind 0,25 mm
lange und 0,07—0,08 mm breite Warzen-
spindeln. Man sieht aber auch solche von
0,28—0,3 mm Länge und 0,1 mm Breite.“
Verbreitung: Tongainseln.
3a. Lobophytum crebriplicatum var.
crassospiculatum n. var.
Fig. 16.
Fig. 15.
Synonymik: ©
1898 Lobophytum cerassum var. sansibaricum May (part.), Er Me
in: Mt. Mus. Hamburg, v. 15. p. 28. Jahrb. Syst. v. ı t. 9, f. 7]. (Vergr. 150.)
1899 L.c. var. s. May (part.), Jena. Z. Naturw. v. 33, p. 119.
Fundortsnotiz: Port Galera-Bay, Mindoro, Light S. (1 Expl.); Insel Ohangu
bei Sansibar, Stuhlmann S. (Mus. Berlin Nr. 3860, 1 Expl.).
Diagnose: Der Stiel trägt eine wenig überragende, dicke Scheibe,
die in niedrige, dicke, gewundene, radıär angeordnete, dichtstehende,
bis zum Zentrum der Scheibe reichende Lappen ausgezogen ist. Die
Kuppen dieser Lappen sind wellig oder seicht eingeschnitten und können
an ihrem zentralen Teile kurze, konische Fortsätze tragen. Die kleinen
Autozooide stehen in Entfernungen von 1—2 mm. Die Siphonozooide
sind klein, aber deutlich; auf den Lappenkuppen stehen durchschnittlich
zwei von ihnen zwischen je zwei Autozooiden. In der Scheibenrinde
liegen etwa 0,12—0,19 mm lange, dicke Spindeln mit zwei kleinen, wenig
differenzierten Warzenkränzen und bis 0,13 mm lange Keulen mit be-
warztem Kopf und einem kaum differenzierten kleinen Warzenring vor
dem spitzen Ende. Im Scheibencoenenchym finden sich durchschnittlich
0,27 mm lange und bis 0,075 mm breite Spindeln, ferner etwa 0,21 mm
lange und fast 0,075 mm breite, eng bewarzte Walzen und tonnenförmige
Gebilde. Die Spicula des Stielinnern sind 0,16—0,21 mm lange und bis
0,12 mm breite, mit vier breiten Warzenringen bedeckte Walzen. Daneben
finden sich auch einzelne bis 0,32 mm lange und bis 0,09 mm breite,
manchmal etwas gebogene Spindeln, die zu Mißbildungen neigen.
Die Kolonien sind nicht groß; das größte vorliegende Exemplar
hat 9 cm Scheibendurchmesser.
Verbreitung: Philippinen; Sansibar.
Beschreibung: Die mir vorliegende Kolonie hat einen Längsdurchmesser von
8 cm bei einer Breite von 7 cm und einer Höhe von 5 cm, wovon 4 cm auf den
Stiel entfallen. Am Stiel ist ein Basalsaum nicht bemerkbar. Die entodermalen
274 Johannes Moser:
Kanäle reichen bis zur Basis. Der Stiel ist nach oben verbreitert und geht all-
mählich in die wenig überragende Scheibe über. Stellenweise ist die Scheibe nicht
durch einen scharfen Rand vom Stiel abgesetzt. Die in der Mitte eingesunkene
Scheibe ist vollständig bedeckt mit langen bis zum Zentrum reichenden, welligen,
gewundenen Lappen, zwischen denen peripher noch kürzere, gleichgebaute Lappen
stehen. An einigen Stellen entstehen durch schwache Einkerbungen breit kegel-
förmige, spitze Fortsätze. Die Breite der Lappen beträgt fast 0,5 cm.
Die Autozooide sind klein und stehen nicht sehr dicht. Die Siphonozooide
sind trotz ihrer Kleinheit deutlich, da sie vertieft liegen.
In der Spiculation besteht ein wesentlicher Unterschied dieser Varietät von
der Stammform. Denn die Spicula des Stiels sind großenteils nur 0,2 mm lang
oder noch kürzer aber mehr als halb so breit.
Sie haben ein ausgeprägt walzenförmiges Aus-
sehen, zumal ihre Warzengürtel sehr breit und
somit nackte halsartige Teile selten sind.
Spindeln, wie sie Marenzeller für den
Typus beschreibt, sind im Stielinnern nur
vereinzelt zu finden; sie werden bis 0,32 mm
Fig. 16.
Lobophytum cerebriplicatum var. crassospiculatum n. var. lang. Auch die Spicula der Scheibenrinde
Spieula: a) der Scheiben-, b) der Stielrinde, c) des B 5 P Di: 4 x
Bun DoeterBenern (YVerer. 100) sind bei dieser Varietät kürzer als bei der
Stammform. Sie sind durchaus vom Typus
aller Rindenspicula der Gattung Lobophytum, also wenig differenzierte, schlanke,
großenteils nackte Spindeln.
Fundort: Port Galera-Bay.
Zu dieser Varietät rechne ich ferner ein Exemplar aus dem Berliner Museum,
das von Changu bei Sansibar stammt und als Zobophytum erassum var. sansibaricum
May, Type, bezeichnet war. Diese 3,5 cm hohe und 9>x5 cm breite Kolonie gleicht
im Habitus wie in der Spiculation völlig der oben beschriebenen Varietät. Der
von May gegebene Name war nun für diese Varietät nach den Nomenklaturregeln
nicht mehr zu verwenden, da das erste und überhaupt alle andern von May als
Lobophytum cerassum var. sansibaricum beschriebenen Exemplare nicht zu der vor-
liegenden Varietät gehören, sondern im Formenkreis der Art, zu der sie May stellte,
zu belassen sind.
4. Lobophytum gazellae n. sp.
Fig. 17; Taf. V,; Fir 2.
Synonymik:
? Sarcophyton glaucum Studer [?] [M. 8.].
1878 Sarcophytum g. Studer, in: Monatsb. Ak. Wiss. Berlin, p. 634.
1889 5. g. Studer, in: Forschungsreise „Gazelle“, v. 3, p. 249.
Fundortsnotiz: Neu-Irland, Exp. „Gazelle“ (Mus. Berlin, Nr. 2341, 1 Expl.).
Diagnose: Ein walzenförmiger Stiel trägt eine deutlich abgesetzte,
wenig überragende Scheibe, die in sehr hohe, radiärstehende, massige,
gewellte, aber ungeteilte Lappen ausgezogen ist. Die kleinen Autozooide
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien. 275
stehen dicht; es kommen bis 10 auf den Zentimeter. Die Siphonozooide
sind sehr klein und undeutlich, nicht vertiefte Auf den Kuppen der
Lappen stehen etwa 2-3 zwischen je zwei Autozooiden. Die Scheiben-
rinde enthält wenig differenzierte Stäbe von 0,05—0,3 mm Länge; daneben
finden sich Keulen von durchschnittlich 0,16 mm Länge. Die Spicula
der Stielrinde sind bei einer Länge von etwa 0,13 mm und einer Breite von
0,06 mm massiger und reicher differenziert als die der Scheibenrinde.
Im Scheibeninnern liegen massige Spindeln und Keulen, sowie auch
schlanke Stäbe; sie sind 0,25—04 mm lang. Das Ooenenchym des Stiels
enthält neben sehr einfachen Walzen von etwa 0,15 mm Länge auch
reicher differenzierte, massigere Gebilde, die durchschnittlich 0,21 mm
lang sind unl meist 4 deutliche Warzengürtel tragen, sowie schlanke
Spindeln von bis 0,3 mm Länge mit 6—8 Warzengürteln.
Die Kolonie ist klein; das einzige bekannte Exemplar hat einen
Durchmesser von 3 cm.
Verbreitung: Neu-Irland.
Beschreibung: Trotz ihrer Kleinheit — die Kolonie ist nur 3 cm hoch — macht
das vorliegende Exemplar durchaus nicht den Eindruck einer Jugendform. Der
walzenförmige 1,3 cm hohe Stiel, dem
ein abgesonderter Basalteil fehlt, wird
von der festen Scheibe etwas überragt.
Diese trägt drei radıär stehende, bis
zum Zentrum reichende Lappen, einen
nach oben zu verdickten, runden,
fingerförmigen Fortsatz und einen
kleinen, abgesonderten Fortsatz; ein
weiterer Foıtsatz ist abgebrochen. Die
Lappen sind zentral am höchsten; sie
fallen nach der Peripherie zu wellen-
förmig ab. An ihrer peripheren Kante
ist der Scheibenrand nicht empor-
gezogen, wohl ist dies aber an der Fig. 17.
Außenseite der Fortsätze der Fall. Die a
ns f R h Spicula: a) der Scheiben-, b) der Stielrinde, c) des Scheiben-,
völlig retrahierten Autozooide sind d) des Stielinnern. (Vergr. 100.)
klein, ihre Öffnungen nicht sehr deut-
lich. Die Siphonozooide sind mit unbewaffnetem Auge kaum zu erkennen. Sie
liegen nicht vertieft.
Die Skleriten der Scheibenrinde sind teils sehr einfache Formen mit kleinen, kegel-
förmigen Höckern; sie messen 0,05—0,2 mm. Ferner finden sich hier Keulen, bei
denen die Warzen nicht, wie dies z. B. für Lobophytum batarum typisch ist, auf den
Kopf beschränkt sind, sondern das Spiculum gleichmäßig bedecken. Schließlich sind
noch reicher differenzierte Spindeln von bis 0,5 mm Länge zu erwähnen. Die Spicula
der Stielrinde sind ähnliche, aber erheblich dickere Spindeln von durchschnittlich
0,15 mm Länge. Daneben treten gelegentlich flache, median eingeschnürte, sehr
wenig differenzierte Formen auf, sowie kurze, dicke Walzen mit 2 Warzenkränzen
276 Johannes Moser:
und einem nackten Halsteil in der Mitte. Sie messen 0,14><0,075 mm. Ihr mittlerer
Halsteil ist 0,04 mm lang. Das Scheibeninnere enthält Keulen, Spindeln und Stäbe,
die trotz reicherer Differenzierung im großen und ganzen demselben’ Typ angehören
wie die Rindenspicula. Ihre Länge beträgt bis 0,4 mm. Die 0,3 mm langen Keulen -
haben einen 0,09 mm dicken Kopf. Mißbildungen wie Kreuzformen sind nicht selten.
Das Stielinnere ist erfüllt von Walzen und Doppelspindeln, die 0,15—0,25 mm lang
und 0,07—0,12 mm dick sind. Sie haben meist 4, seltener 6 oder nur 2 ausgebildete
Warzenkränze. Auch etwa 0,27 mm lange Spindeln und Stäbe treten im Stiel auf,
die bei einer Dicke von 0,06 mm den Scheibenspicula ähneln. Sie tragen 6—10,
meist 8 Gürtel wenig differenzierter Warzen. Über die Zugehörigkeit dieser Form,
die die Museumsetikette „Sarcophyton glaucum (Q. G.)* trug, zur Gattung Lobophytum
kann ein Zweifel nicht aufkommen. Die Art erinnert in der Spiculation wie in der
Art der Lappenbildung an Zobophytum erassum bzw. an Sarcophyton trocheliophorum.
5. Lobophytum schoedei n. sp.
Fir.18; Tag. VE Big, 12.
Fundortsnotiz: Tiop, Bougainville, Schoede 8. (Mus. Berlin, Nr. 5127, 1 Expl.).
Diagnose: Der nach oben zu verbreiterte Stiel trägt eine wenig
überragende Scheibe, die an der Peripherie zahlreiche hohe, schmale,
gewellte Lappen aufweist. Die Lappen stehen in radiärer Anordnung;
sie sind nicht tief eingekerbt, wohl aber manchmal längsgespalten; runde
fingerförmige Fortsätze fehlen. Das Scheibenzentrum ist frei von Lappen.
Die kleinen aber deutlichen Autozooide stehen überall dicht. Eskommen
etwa 8—18 auf einen Zentimeter. Die sehr kleinen und undeutlichen
Siphonozooide liegen nicht vertieft zu 1—3 zwischen je zwei Autozooiden.
Die Spicula der Scheibenrinde sind etwa 0,l mm lange Keulen und bis
0,17 mm lange, wenig differenzierte Spindeln und Stäbe. Die Stielrinde
enthält bis 0,27” mm lange, reicher differenzierte Spindeln und Stäbe, die
bis6 Warzengürtel tragen; doch fehlen kürzere, sehr einfache Stäbe nicht.
Daneben liegen hier Hantelformen mit nacktem Mittelstück und differen-
zierten Enden; diese erreichen eine Länge von 0,15 mm. Das Scheiben-
innere weist vor allem Spindeln und Stäbe von bis 0,35 mm Länge auf.
Im Stielinnern finden sich oben Spindeln von bis 0,3 mm Länge sowie auch
kürzere Gebilde, ferner reich differenzierte, hantelförmige Skleriten mit
nacktem Mittelteil. Die Basis des Stiels ist erfüllt von massigen Spindeln
von 0,3 mm Länge und 0,13 mm Dicke, deren nicht sehr hohe Warzen
nicht immer in deutlichen Gürteln angeordnet sind.
Die Kolonie ist nicht groß; das vorliegende Exemplar hat einen
größten Scheibendurchmesser von 9,5 cm.
Verbreitung: Bougainville.
Beschreibung: Das einzige vorhandene Exemplar, das von Tiop, Bougainville,
stammt, hat einen Scheibendurchmesser von 9,5 ><6,5 cm. Der Stiel ist am Rande
3 cm koch. Median ist die Scheibe stark eingesunken, so daß die Kolonie, von
oben gesehen, einem flachen Tiegel ähnlich ist. Der nach oben zu verbreiterte
Beiträge zu einer Revision der Alcyonarien. 277
Stiel weist eine deutliche Längsfurchung und -rillung auf. Er hat einen 0,5 cm
hohen, konsistenten Basalteil. Die Lappen, die sich von der Peripherie weit ins
Innere der Scheibe, im allgemeinen aber nicht bis zum Zentrum erstrecken, sind bis
3 cm hoch, nicht tief eingekerbt, sondern nur gewellt, aber
manchmal zentralwärts in zwei parallele Leisten aufgelöst.
Die kleinen, aber deutlichen Autozooide sind in Zickzack-
linien angeordnet. In diesen Linien stehen sie außerordent-
lich dicht; es kommen bis 18 Autozooide auf den Zenti-
meter. Die Linien selbst sind bis 1 mm voneinander ent-
fernt. Die sehr kleinen und undeutlichen Siphonozooide
fehlen innerhalb der Linien; sie sind auf die Strecken
zwischen den Linien beschränkt. An den Lappen sind sie
nicht zahlreicher wie die Autozooide, in der Tiefe der
Scheibe stehen zwei, höchstens drei zwischen je zwei Auto- Fig. 18.
Lobophytum schoedei n. Sp.
zooiden. Spicula: a) derScheibenrinde,
In der Spiculation fällt die Neigung zur Bildung hantel- b) des Scheibeninnern, c) vom
oberen Teil des Stiels, d) aus
förmiger Gebilde im oberen Teil des Stieles auf. Die reich der Stielbasis. (Vergr. 100.)
differenzierten Enden dieser Skleriten zeigen kaum eine
Gürtelbildung in der Anordnung der Warzen. Der Basalteil des Stiels ist durch
den Besitz seiner massigen, an den Enden zugespitzten Spindeln recht fest und
widerstandsfähig.
Auch hier ist die Gürtelbildung der Warzen oft verwischt. Die übrigen Spieula
haben durchaus ein für die Gattung charakteristisches Gepräge.
6. Lobophytum pauciflorum (Ehrb.).
Fig. 19.
Synonymik:
1834 Lobularia paueiflora Ehrenberg, Corallth. R. M. p. 58.
1846 Alcyonium paueiflorum Dana, Zooph. p. 616.
1873 Lobularia paueiflora Targioni-Tozzetti, Atti Soc. Ital. v. 15, p. 5.
1877 Sarcophytum paueiflorum Klunzinger, Corallth. R. M. I, p. 29, t. 2 f. 2.
1883 Aleyonium submurale Ridley, Ann. nat. Hist. ser. 5, v. 11, p. 251.
1888 Lobophytum madreporoides Ridley, J. Linn. Soc. v. 21, p. 225, t. 17 £. 7—11.
1894 L. paueiflorum Th. Studer, Aleyon. Samml. Lübeck, p. 122.
1899 Alcyonium rigidum May, in: Jena. Z. Naturw. v. 33, p. 109, 1.5 f. 5a, b, c.
1905 Lobophytum paueiflorum Pratt, Ceylon Pearl Oyster Rep. Aleyon. p. 253.
1906 L. p. Thomson & Henderson, in: P. zool. Soc. London, p. 421.
1906 L. p. Hickson & Hiles, in: Willey, Zool. Results. P. 4, p. 505.
1908 L. candelabrum Roule, Aleyon. d’Amboine, p. 177.
1910 L. pauciflorum Thomson, in: J. Linn. Soc. p. 175.
1913 L. p. Kükenthal, Aleyon. R. M. in: Pola-Exp., Zool. Erg. 29 p. 11.
1914 L. p. Lüttschwager, Arch. Naturg. Abt. A, H. 10, p. 32.
non 1903 L. p. Pratt, Aleyon. Maldives P. 2, p. 513, t. 29 £. 12.
Fundortsnotiz: Ostküste von Palawan, Batasinseln, Taytay, Philippinen, Light 8.
(29 Expl.); Rotes Meer, Hemprich & Ehrenberg $S. (Mus. Berlin Nr. 295, 296,
297, 3 Expl.); Talassia, Neu-Guinea, Schoede 8. (Mus. Berlin Nr. 5119, 8 Expl.);
St. Matthias, Bismarck-Archipel, Schoede 8. (Mus. Berlin Nr. 2661, 2 Expl.); Jaluit
Finsch S. (Mus. Berlin Nr. 4957, 1 Expl.); Bougainville, Schoede S. (Mus. Berlin
Nr. 5120, 2 Expl.).
278 Johannes Moser:
Diagnose: Der Stiel trägt eine in einzelne meist bis zum Grunde
gespaltene, fingerförmige Fortsätze ausgezogene Scheibe Außer den
fingerförmigen Fortsätzen treten auch kurze, kompresse, aber mit-
einander nicht verwachsene Läppchen auf. Die Öffnungen der Auto-
zooide sind meist groß und deutlich; sie liegen an den Fortsätzen etwa
2 mm voneinander entfernt. Die Siphonozooide sind klein, meist deutlich;
es liegen etwa fünf zwischen je zwei Autozooiden. In der Scheibenrinde
liegen etwa 0,12 mm lange, sehr einfache Spindeln. Die Spicula des
Scheibeninnern sind 0,28 bis selten 0,4 mm lange und bis höchstens
0,1mm breite, schlanke Spindeln, die reichlich mit hohen Warzengürteln
bedeckt sind. Die Spicula der Stielrinde sind denen der Scheibenrinde
sehr ähnlich, nur etwas kräftiger und länger. Im Stielinnern liegen
0,22—0,26 mm lange, tonnenförmige Gebilde, die vier bis sechs deutliche
große Warzenringe tragen.
Die Kolonien sind groß; sie erreichen, soweit bisher bekannt, 30 cm
Scheibendurchmesser.
Verbreitung: Rotes Meer, Talili-Bay, Andamanen, Tonga, Neu-
britannien, Amboina, Neuseeland, Molukken, Funafuti, Maldiven, Golf
von Manaar, Dongala, Öelebes, Wight Bank, Uhagos, Egmont, Sullivan,
Philippinen.
Beschreibung: Unter den mir vorliegenden 45 Kolonien von Zobophytum
pauciflorum (Ehrh.), deren Durchmesser von 4—20 cm schwankt, sind nach der
äußeren Gestalt deutlich vier verschiedene Abteilungen
zu unterscheiden, zwischen denen sich alle Übergänge
finden. In der Spiculation weicht keins dieser Exemplare
von den in der Diagnose angegebenen Grenzen ab.
(Gruppe a. Hier liegen die fast schwarzen großen
Autozooide auf den Fortsätzen nicht erhöht, wohl aber-
auf den tiefer liegenden Teilen der Scheibe. In ihrer
Lappenbildung und überhaupt in ihrer äußeren Gestalt
Fig. 19.
Lobophytum paueiflorum (Ehrb.).
Spieula: a) der Scheiben-, b) der schriebene Varietät validum. Vor allem fällt die schwarze
Stielrinde, c) des Scheiben-, d) des
erinnert diese Gruppe an die von Marenzeller be-
sebmnara (er: 100.) Farbe der Autozooidöffnungen auf, die auch Marenzeller
bei seinen als var. validum beschriebenen Kolonien hervor-
hebt. Zu dieser Gruppe gehören zwei der Typen Ehrenbergs.
(Gruppe b. Die Scheibe trägt lange fingerförmige Fortsätze, die durch kleine,
etwa 0,5 mm hohe Erhebungen ein höckeriges Aussehen erhalten. ‚Jede dieser
Erhebungen hat an ihrer Spitze eine kreisförmig von etwa 6—10 Siphonozooiden
umgebene Autozooidöffnung. Die Siphonozooide sind über die ganze Scheibe gleich-
mäßig verteilt. Auf den tiefer liegenden Teilen der Scheibenoberfläche liegen die
Autozooide auf vulkanartigen Wärzchen von 1--15 mm Höhe.
Gruppe c. Die Öffnungen der Autozooide sind klein, undeutlich, und nur
sehr wenig dunkler als die übrige Kolonie. Die Wärzchen der tiefer liegenden
Teile der Scheibe erreichen hier im Gegensatz zu den beiden ersten Gruppen kaum
0,5 mm Höhe. Die Fortsätze sind häufiger am Grunde miteinander verwachsen
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarıen. 979
als bei den Gruppen a und b. Sie sind nach oben zu stark verjüngt und laufen
spitz zu. i
Gruppe d. Die Autozooide sind sehr klein und von den fast gleichgroßen
Siphonozooiden nur dadurch zu unterscheiden, daß sie im Gegensatz zu diesen
vertieft liegen. Die dünnen Ränder der sehr dichtstehenden Siphonozooide sind
häufig hellgrau gefärbt, so daß das ganze Zoanthodem wie von einem dünnen hellen
Netze überzogen erscheint. Die Autozooide sind sehr gering an Zahl; sie stehen
an den Fortsätzen 3—10 mm voneinander entfernt. Hierher gehört ein Exemplar
der Typen Ehrenbergs.
Die Gruppe a bildet den Typus von Lobophytum pauciflorum Marenz., wie er
Ehrenberg vorgelegun hat. Die Autozooide stehen auf den Fortsätzen nirgends
erhöht, wohl aber auf der Tiefe der Scheibe. Ihre Öffnungen sind dunkel, manch-
mal fast schwarz gefärbt. Sie sind groß und sowohl wegen ihrer Größe als auch
besonders wegen ihrer dunklen Farbe sehr leicht zu erkennen. Die Fortsätze zeigen
besonders an der Scheibenperipherie Neigung zu basaler Verwachsung. Die Ver-
wachsung hat immer radiale, nie aber tangentiale Richtung. Die Scheibe ist stets
median stark eingesunken. Bei einer Kolonie beträgt die mediane Gesamthöhe der
Kolonie kaum 1 mm, während der Stiel am Rande über 3 cm hoch ist. Die
Kuppen der Fortsätze sind sanft gerundet oder aber fast platt. Von dieser
Gruppe finden sich alle Übergänge zur Gruppe b, wie auch zu den Gruppen c
und d.
Bei der Gruppe b ist die brüchige Scheibe gleichmäßig mit lockerstehenden,
am Rande etwa 1—2 cm, in der Mitte der Scheibe aber bis 6 cm langen Fortsätzen
bedeckt. Die Fortsätze sind oben sanft gerundet, und die Autozooide stehen auf
den Kuppen der Fortsätze kaum erhöht und etwas dichter als an den Seiten. Die
Kolonie ist in der Mitte sehr stark eingesunken, so stark, daß ihre Gesamthöhe,
die Fortsätze nicht miteingerechnet, hier 4 mm kaum erreicht. Nur ein einziges
Exemplar macht von dieser Regel eine Ausnahme. Seine Scheibe hat eine konvexe
Oberfläche. Dies kommt daher, daß das Substrat, auf dem diese Kolonie sich an-
gesiedelt hat, ebenfalls sehr stark konvex gestaltet ist; denn von der Basis dieser
Kolonie bis zur Scheibenmitte sind nur 1,5 cm, während der Stiel am Rande 5 cm
hoch ist. Manchmal zeigt die Scheibe einen von Fortsätzen freien Teil; dieser Teil
kann im Zentrum oder an der Peripherie der Scheibe liegen. Das größte mir vor-
liegende Exemplar ist an einer Stelle rechtwinklig umgebogen. An der Knickstelle
findet sich auf einem Raum von etwa 25 qcm kein einziger fingerförmiger Fortsatz.
Auch sind an dieser Stelle die Autozooide bis 3 cm voneinander entfernt. Im
allgemeinen liegen die Kuppen der fingerförmigen F'ortsätze in einer Horizontalebene,
da die mehr zentral stehenden Fortsätze, die meist schiefer stehen als die peripheren,
im allgemeinen um so viel länger sind als die peripheren, daß sie trotz der
Einsenkung der Scheibe und trotz ihrer schiefen Stellung doch in die Ebene der
Enden der peripheren Fortsätze hineinragen. Allerdings muß man sich vor Augen
halten, daß, wie Light angibt, die Fortsätze bei der lebenden Kolonie dank ihrer
Weichheit vom Wasser hin und her bewegt werden, oder aber über den Scheiben-
rand herabhängen, so daß eine lebende Kolonie nie so gleichmäßig gebaut erscheinen
kann, wie wir das bei dem konservierten Material bewundern.
280 Johannes Moser:
Die Gruppe c scheint der Gruppe b am nächsten zu stehen. Wäre der
Habitus ausschlaggebend, so müßte man diese Gruppe als eigene Art auffassen, so
verschieden ist der äußere Eindruck dieser in ihrer Konsistenz 'sehr festen, fast
harten Kolonien mit ihren spitz zulaufenden, an der Basis aber bis 1 cm breiten
Fortsätzen. Von der Seite gesehen haben diese Fortsätze etwa die Form eines
langgezogenen Dreiecks, das mit der kürzesten Seite an der Scheibe haftet. Die
Öffnungen der Autozooide sind klein, kaum dunkler als die übrige Kolonie, und sie
stehen an den Fortsätzen nicht erhöht. Auf der Tiefe der Scheibe aber liegen sie
auf kleinen Erhebungen von etwa 0,5 mm Höhe. Auch hier ist das Scheibenzentrum
vertieft, und auch hier liegen die Kuppen der Fortsätze ungefähr in einer horizontalen
Ebene. Die Siphonozooide sind kleiner und undeutlicher als bei den Gruppen a und b.
Die Gruppe d, die unter den Typen Ehrenbergs auch einen Vertreter hat,
nähert sich auch der Gruppe b. Sie hat noch kleinere Autozooidöffnungen als die
Gruppe c; die Öffnungen der Siphonozooide, die hier von denen der Autozooide an
Größe kaum übertroffen werden, liegen dicht gedrängt. Die dünnen Ränder zwischen
den Öffnungen der Siphonozooide sind oft hellgrau gefärbt; infolgedessen sieht das
ganze Zoanthodem wie von einem hellen Netz überzogen aus. Die Fortsätze stehen
sehr dicht und sind weich; ihre Kuppen sind sanft gerundet. Sie haben von der
Basis bis zur Kuppe ungefähr den gleichen Umfang. Manchmal zeigt sich auch
bei dieser Gruppe Lappenbildung.
Bei allen Gruppen ist der Stiel, soweit er erhalten ist, deutlich in einen
rauheren Basalteil und einen fein gerillten und manchmal auch gefurchten oberen
Teil gegliedert.
Eine Verschiedenheit in der geographischen Verbreitung der einzelnen Gruppen
ist nicht nachzuweisen.
Am stärksten ist Gruppe a vertreten.
In den Formenkreis von L. paueiflorum (Ehrb.) gehören folgende als eigene
Arten beschriebene Formen, da bei ihnen die Spiculation im wesentlichen die
gleiche ist:
L. candelabrum Roule . . . . Gruppe b;
L. submurale (Ridley);
L. madreporoides Ridley;
. rigidum (May) [non (Dana)].
Von L. madreporoides Ridley hat der Autor nur einen kleinen Teil der Kolonie
abgebildet. Dieser kleine Teil scheint zwar eine ganz andere Gestalt zu haben, als
sie für Z. paueiflorum charakteristisch ist. Aber aus der Beschreibung und vor allem
aus der Abbildung der Spicula entnehme ich, daß es sich hier nur um Z. paueiflorum
gehandelt haben kann.
“
Aus dem Berliner Museum liegt mir ein von Jaluit stammendes Exemplar eines
Lobophytum vor, das May als Aleyonium rigidum Dana bestimmt und abgebildet hat.
Diese Kolonie ist am äußeren Habitus — die mit fingerförmigen Fortsätzen bedeckte
Scheibe ist vom sterilen Stiel scharf abgesetzt — als ein Zobophytum zu erkennen.
Die Spieulation — die von May gegebenen Abbildungen sind irreführend, da sie
sich nur auf die Spieula der Scheibe, nicht aber auf die für die systematische
Bestimmung weit wichtigeren Stielspieula beziehen — ist, wie schon aus der von
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien. 81
May gelieferten Beschreibung hervorgeht, die für Z. paueiflorum charakteristische.
Die Bildung der Fortsätze weicht insofern unbedeutend vom Typus ab, als diese
nach oben zu häufig verdickt sind und am Ende eine schlitzartige Einsenkung
aufweisen.
6a. Lobophytum pauciflorum var. validum Marenz.
Fig. 20.
Material lag mir nicht vor.
Synonymik:
1886 Lobophytum paueiflorum var. valida Marenzeller, in: Zool. Jahrb. Syst. I, p. 366.
1897 L. p. var. v. Whitelegge, in: Mem. Austr. Mus. p. 216.
1914 L.p. var. v. Lüttschwager, in: Arch. Naturg. A, Hft. 10, p. 34.
Diagnose: „Die Scheibe trägt viele, fast bis zum Grunde gespaltene
fingerförmige Fortsätze mit abgerundeten Kuppen. Die Öffnungen der
Autozooide sind groß, an den Fortsätzen nicht
erhöht und dunkler als die übrige Kolonie. Sie
stehen mindestens 2 mm voneinander entfernt.
Die Rindenspicula gleichen denen der Stamm-
form. Die Spicula des Scheibencoenenchyms
sind reichwarzige, nicht sehr spitze Spindeln
von 0,32—0,4 mm Länge und 0,12—0,09 mm
Breite. Die kürzeren sind stets die breiteren.
Im Stiel liegen mindestens doppelt so lange
als breite, mit regelmäßigen, hohen Warzen-
gürteln versehene, tonnenförmige Gebilde von
Fig. 20.
0,24—0,28 mm Län ge. « Lobophytum paueiflorum var.validumMarenz.
- Spieula [nach Marenzeller,in: Zool.
Verbreitung: Andamanen, Tonga. Jahrb. Syst. v.1t.9,f.12]. (Vergr. 160.)
6b. Lobophytum pauciflorum var. philippinense n. var.
Fig. 21.
Fundortsnotiz: Palawan, Light S. (2 Expl.); Tor, Rotes Meer, Hartmeyer 8.
(Museum Berlin Nr. 4265, 3 Bruchstücke).
Diagnose: Die Scheibe ist bedeckt mit oben abgerundeten finger-
förmigen Fortsätzen, die teilweise aus ziemlich hohen radiär angeordneten
Lappen entspringen. Die Öffnungen der Autozooide sind groß und
dunkler gefärbt als die übrige Kolonie. Die Verteilung und Größe der
Siphonozooide ist dieselbe wie bei der Stammform. Die Spicula der
Rinde gleichen denen der Stammform. Im Scheibeninnern liegen durch-
schnittlich 0,24 mm lange, dichtbewarzte Spindeln, die manchmal an der
einen Hälfte eine stärkere Bewarzung zeigen als an der andern und
dadurch keulenförmig werden können. Die gürtelförmige Anordnung
der Warzen ist nicht sehr deutlich. Im Coenenchym des Stiels sind die
Spicula 0,14—0,21 mm lange und nicht ganz halb so breite tonnen- und
walzenförmige Gebilde mit 4 oder mehr deutlichen Warzengürteln.
282 Johannes Moser:
Meist sind sie an den Enden spitz. Sehr selten finden sich auch bis
0,35 mm lange, dicke, reichbewarzte Spindeln.
Die Kolonien sind nicht groß; das größere Exemplar hat 8 cm
Scheibendurchmesser.
Verbreitung: Rotes Meer; Palawan.
Beschreibung: Diese in ihrer Spiculation von der Stammform ziemlich stark
abweichende Varietät stelle ich auf zwei Exemplare hin auf; beide stammen
von Palawan.
Das erste, dessen Farbe dunkelgrau ist, hat eine Größe von 8x6>x5 cm. Der
2,5 cm hohe Stiel ist deutlich gegliedert und zeigt an seinem oberen Teile Längs-
furchung und -rillung. Der Basalteil ist hart, stark verkalkt; in ihn reicht das
entodermale Kanalnetz nicht hinein. Die in der Mitte eingesunkene Scheibe ist wie
bei allen Lobophyten durch einen scharfen Rand vom Stiel abgesetzt. Sie trägt
viele am Rande 1 cm, in der Mitte aber 3,5 cm lange Fortsätze,
die zum Teil basal zu Lappen verwachsen sind. Die Auto-
zooidöffnungen sind dunkler als die übrige Kolonie und stehen
manchmal etwas erhöht. Die Siphonozooide sind groß und
deutlich; sie liegen sehr dicht.
Das zweite Exemplar ist schmutziggelb. Seine Größe ist
Fig. 21.
Lobophytum pauciflorum 6><4><8 cm. An seinem Stiel ist eine Gliederung nicht wahr-
var. philippinense n. var. Z E
Spieula:a)desScheiben-. zunehmen; doch kann er bedeutend länger gewesen sein und
er ee somit einen Basalteil besessen haben. Er ist 5 cm lang. Die
der vorigen Kolonie ähnlich gestaltete Scheibe trägt bis 5 cm
lange Fortsätze. Die Autozooide stehen nirgends erhöht.
Drei weitere Bruchstücke aus dem Roten Meer stelle ich ebenfalls zu dieser
Varietät, da sie in allen wesentlichen Punkten mit der vorliegenden Art über-
einstimmen.
7. Lobophytum crassum Marenz.
Fig. 22.
Synonymik:
1886 Lobophytum cerassum Marenz., in: Zool. Jahrb. Syst. I, p. 363.
1886 L. c. var. prolifera Marenz. a. a. O. p. 369.
1842 Alcyonium murale Dana, Zooph. p. 622, t. 58 f. 3.
1898 Lobophytum crassum var. sansibaricum May (part.), in: Mt. Mus. Hamburg, v. 15, p. 28.
1899 L. c. (May part.), in: Jena. Z. Bd. 33, p. 119.
1899 L. c. var. sansibaricum May part., a. a. OÖ. p. 119, 1.5 £. 9.
1899 L. c. var. australicum May, a. a. O. p. 120, f. 10a, b.
1900 L. c. Hicks. Hiles, in: Willey, Zool. Results, P. 4, p. 506.
1903 L. paueiflorum Pratt [non (Ehrenb.)], Alcyon. Maldives, 2, p. 513, t. 29 f. 12.
1908 L. crassum Cohn, Reise Voeltzkow, Bd. 2, p. 224.
1909 L. c. Thoms. Simps. Henders., Alcyon. Investigator, p. 4.
1914 L. c. Lüttschwager, in: Arch. Naturg. A, Hft. 10, p. 28.
1914 L. c. var. proliferum Lüttschwager, a. a. O. p. 31.
1914 L. ce. var. sansibaricum Lüttschwager, a. a. O. p. 29.
Fundortsnotiz: Palawan, Taytay, Pabellonesinseln, Batasinseln, Philippinen,
Light 8. (9 Expl.); Sansibar, Stuhlmann S. (Mus. Berlin Nr. 3833, 1 Expl.);
Mombassa, Brit.-Ostafrika, R. F. P. Hübner S. (Mus. Berlin Nr. 3841, 1 Expl.);
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien. 983
Mauritius, Möbius 8. (Mus. Berlin Nr. 3677, 2 Expl.); Neupommern, Dahl 8.
(Mus. Berlin Nr. 5381, 1 Expl.); Meermaidstreet, N.-W.-Austr, Exp. „Gazelle“
(Mus. Berlin, 1 Expl., Nr. 3679).
Diagnose: Der Stiel trägt eine große, derbe, in lockerstehende
Lappen ausgezogene, wenig überragende Scheibe. Der Rand der Lappen
ist häufig tief eingeschnitten, oder aber nur wenig eingekerbt. Finger-
förmige Enden sind auch an der Peripherie der Scheibe nicht selten,
Die Öffnungen der Autozooide sind klein, die der Siphonozooide klein,
aber deutlich. Die Spicula der Scheibenrinde sind schlanke, wenig
differenzierte, mit 2 voneinander weit abgerückten, sehr niedrigen
Warzenkränzen versehene Spindeln, die bis 0,13 mm lang werden. Die
Spicula des Scheibencoenenchyms sind meist 0,25 mm lang oder etwas
länger; wenige haben eine Länge von bis 0,35 mm. Sie werden bis 0,08 mm
breit und sind manchmal gekrümmt. Daneben finden sich auch besonders
in tiefer liegenden Teilen der Scheibe walzenförmige Gebilde von
0,2—0,24 mm Länge und O0,! mm Breite. Stets sind die Warzen deutlich
gürtelförmig angeordnet. In der Stielrinde liegen ähnliche Spicula wie
in der Scheibenrinde, nur sind sie etwas länger und reicher differenziert.
Daneben finden sich auch kleine Keulen, die bis 0,15 mm lang werden.
Das Stielinnere ist erfüllt von durchschnittlich 0,17 mm langen und
wenigstens halb so breiten Walzen mit 2—4 hohen Warzengürteln, die
in der Mitte meist einen nackten Halsteil aufweisen.
Die Kolonien sind sehr groß; sie sollen 100 cm Scheibendurchmesser
erreichen.
Verbreitung: Insel Reunion, Port Denison, Tongainseln, Neu-
pommern, Mauritius, Loyaltyinseln, Pedro Shoal, Prasslin, Nordwest-
Australien, Seyshellen, Tamatave, Ostafrika, Sansibar, Philippinen.
Beschreibung: Von Lobophytum crassum Marenz. liegen mir 14 im Bau der
Scheibe recht verschiedene Formen vor. Die kleinste
hat einen Längsdurchmesser von 6, die größte einen
solchen von 16 cm.
Die erste von Palawan stammende Kolonie hat
eine Länge von 16, eine Breite von 8 und eine Höhe
von li cm. Ihr 8 cm hoher Stiel läßt zwar äußerlich
Fig. 22.
einen rauheren, dunkleren, abgesetzten Basalteil er- Lobophytum crassum Marenz.
kennen, doch reichen die entodermalen Kanäle bis zur °pieula: a) der Scheiben-, b) der
: Stielrinde, c) des Scheiben-, d) des
Basis des Stiels. Die Stielrinde weist einige Längs- Stielinnern. (Vergr. 100.)
furchen auf sowie eine feine bis zur Basis reichende
Längsrillung. Die Scheibe ist bedeckt mit hohen, sehr verschieden gestalteten Lappen.
Der höchste Lappen hat eine Höhe von 9 cm. Auch das tiefeingesunkene Zentrum
der Scheibe, das selbst keine Lappen trägt, ist von den peripheren Lappen völlig
verdeckt. Die Lappen sind entweder tief gespalten, so daß lange fingerförmige Enden
entstehen, oder aber sie sind an ihrem oberen Rande nur gewellt. Oft zeigt ein
und derselbe Lappen Einkerbung und Wellung nebeneinander. Die Öffnungen der
Autozooide sind deutlich, 1—2 mm voneinander entfernt, aber die Polypen selbst
Mitt. a. d. Zool. Mus. in Berlin. IX. Bd. 2. H. 19
284 Johannes Moser:
sind schmal und nur etwa 3 mm lang. Die Siphonozooide stehen dicht gedrängt,
auf den Kuppen der Lappen etwa 2 zwischen je zwei Autozooiden. Nie liegen
vertieft und sind daher deutlich. In der Spiculation entspricht diese Kolonie voll-
ständig den Marenzellerschen Angaben.
Das zweite, 16 cm lange und 6 cm breite Exemplar ist nicht vollständig
erhalten. In seinem Habitus gleicht es dem ersten Exemplar, mit dem es auch den
Fundort gemeinsam hat. Die Spiculation weicht in nichts von der des ersten
Exemplares ab.
Das dritte Exemplar, das von Taytay stammt, ist 12 cm lang, 7,5 cm breit
und 9 cm hoch. Der 4 cm hohe Stiel ist einerseits in der Mitte eingeschnürt. Auf
der andern Seite verbreitert er sich nach oben gleichmäßig. Im übrigen unter-
scheidet er sich nicht von den Stielen der anderen Kolonien. Die Scheibe trägt hohe
mauerartige Lappen, die meist nur wellig oder schwach eingekerbt, selten auch in
fingerförmige Fortsätze ausgezogen sind. Sie stehen auch nicht so dicht wie bei
den anderen Kolonien. Auch hier ist das Zentrum der Scheibe selbst von Lappen
frei, wohl aber von den großen, radiär angeordneten Lappen verdeckt. Die Ver-
teilung der Polypen ist dieselbe wie bei den beiden ersten Kolonien. Dasselbe gilt
von der Spiculation.
Auch die vierte, nicht völlig erhaltene Kolonie stammt von Taytay. Ihre
Länge beträgt 7 cm, ihre Breite und Höhe je 6 cm. Sie unterscheidet sich von den
andern Kolonien dadurch, daß auch das Scheibenzentrum Lappen trägt; im Zentrum
stehen die Lappen sogar dichter als an der Peripherie der Scheibe. Fingerförmige
Enden sind sehr häufig, fast die Regel. Daher erinnert diese Kolonie in ihrem
Habitus sehr an Zobophytum paueiflorum (Ehrb.). Die Anordnung der Polypen ist
dieselbe wie bei den ersten Kolonien. Auch in der Spiculation sind keine Unter-
schiede zu erwähnen.
Die Farbe aller dieser vier Kolonien ist ein schmutziges Graugelb.
Die fünfte, 12><7><9 cm große Kolonie stammt von den Batasinseln. Sie
unterscheidet sich von den übrigen Kolonien erstens durch ihre tief dunkelbraune,
fast schwarze Farbe, und zweitens durch die sehr eigentümlichen, nach oben dolch-
artig verschmälerten Lappen. Im übrigen, besonders in ihrer Spiculation, gleicht
sie vollkommen den anderen.
Das sechste, nur halb erhaltene Exemplar ist bedeutend heller gefärbt als das
fünfte. Seine Länge beträgt 13 cm, seine Breite 3,5 cm und seine Höhe 13 cm.
Der Stiel ist 9 cm lang. Die Lappen sind niedriger als bei den anderen Kolonien;
der längste ist 5 cm hoch. Im übrigen sind wesentliche Unterschiede von den
vorigen Exemplaren nicht zu bemerken.
Ein ganz absonderliches Aussehen zeigt die siebente, leider auch nur zum Teil
erhaltene Kolonie. Bei ihr trägt die 14 cm lange und 7 cm breite Scheibe nur
sehr wenige, dicke mauerartige Lappen, die in kompresse, kurze Fortsätze ausgehen.
Die Scheibe selbst ist dick und etwas über den Stiel vorgewölbt. Sie zeigt Er-
hebungen und Vertiefungen, Andeutungen von im Entstehen begriffenen Lappen.
Der erhaltene Teil des 4 cm hohen Stiels ist konkav, ein Umstand, der die Ab-
sonderlichkeit des Aussehens dieser Kolonie nur erhöht. Man könnte diese Kolonie
fast als plump gebaut bezeichnen. Doch auch sie gleicht in allen wesentlichen
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien. 285
Merkmalen, besonders in ihrer Spiculation dem Typus von Lobophytum erassum. Sie
stammt von den Pabellonesinseln bei Palawan.
Die achte Kolonie ist ein jugendliches Exemplar. Von oben gesehen hat ihre
Scheibe kreisförmige Gestalt mit einem Radius von 3 cm. Ihre Höhe beträgt 4 cm.
Bei dieser Kolonie sind auf der median eingewölbten Scheibe Lappen nur an-
gedeutet. Infolgedessen hat die Scheibe ein uneben höckeriges Aussehen. Die
Autozooide stehen stellenweise sehr dicht, oft kaum 1 mm voneinander entfernt.
Die Verteilung der Siphonozooide sowie die Größe und Gestalt der Spicula ist
dieselbe wie bei den übrigen Kolonien.
Auch die neunte Kolonie ist ein jugendliches Exemplar. Ihr Scheibendurch-
messer beträgt 6,5 ><5 cm; sie ist 4 cm hoch. Die Stielbasis ist abgebrochen. Die
Lappen stehen außerordentlich dicht, etwa so dicht wie bei L. paueiflorum (Ehrb.);
doch sind sie meist nur gewellt oder doch nur wenig eingeschnitten. An der
Peripherie der Scheibe sind sie kaum 1 cm hoch, im Zentrum dagegen erreichen
sie eine Höhe von 2,5 cm. Die Verteilung der Polypen und die. Spiculation ist
dieselbe wie bei den andern Kolonien. Fundort: Batasinseln, östlich von Palawan.
Unter den Exemplaren des Berliner Museums fällt besonders eine von Mombassa,
Britisch-Ostafrika stammende Kolonie durch ihre äußerliche Ähnlichkeit mit Lobo-
phytum erebriplicatum auf. Wie bei diesem ist auch bei ihr die Scheibe bedeckt
von zahlreichen radiären, niedrigen, wulstigen Leisten, die kurze, konische, finger-
förmige Fortsätze tragen. Doch hat die Spiculation den für Lobophytum cerassum
typischen Charakter.
Pratt hat unter dem Namen ZLobophytum pauciflorum in ihrer Arbeit über die
Alcyonaceen der Maldiven (1903) ein jugendliches Zobophytum beschrieben und ab-
gebildet, das in seinem äußeren Habitus außerordentlich einer mir vorliegenden
jugendlichen Kolonie von Z. crassum ähnelt. Da nach Pratts Angabe die
Coenenchymspicula jener Kolonie eine Länge von nur 0,16—0,24 mm und eine
Breite von 0,064—0,08 mm haben, und da bei Z. pauciflorum die Länge der
Coenenchymspicula 0,2i—-0,4 mm beträgt, glaube ich Pratts ZL. paueiflerum (Ehrb.)
mit Z. erassum Marenz. identifizieren zu müssen. +
Ferner gehört nach Lüttschwager auch Alcyonium murale (Dana) in den
Formenkreis von ZLobophytum erassum. Ich kann mich dieser Ansicht nur anschließen.
Marenzeller hat unter dem Namen Z. crassum var. prolifera eine in den
Scheibenspicula etwas abweichende Form beschrieben. Da nach Marenzellers
Angabe unter den Scheibenspicula auch solche seiner typischen Form zu finden
sind, und da der Unterschied nur in der mehr oder minder großen Reichlichkeit der
Bewarzung besteht, glaube ich mit Recht L. crassum var. prolifera Marenz. in den
Formenkreis des Typus mit einbeziehen zu können. Damit würde auch die von
Lüttschwager mit ZL. cerassum var. prolifera Marenz. identifizierte var. australica
May zum Typus zu rechnen sein. Ein im Berliner Museum befindliches Exemplar,
das als „Lobophytum crassum var. australica“ bestimmt war, gehört jedenfalls, wie ich
mich überzeugen konnte, zur forma typica der vorliegenden Art.
Was schließlich die von May aufgestellte Variation sansibarica betrifft, die
übrigens Lüttschwager auf Grund der von May gelieferten Beschreibung zum
Typus der Art hinzuzieht, so ergab die Nachuntersuchung der Originale Mays,
198
286 Johannes Moser:
daß diese, soweit sie sich im Berliner Museum befinden, teils zum Typus und teils
zu Lobophytum crassum var. crista-galli gehören. Ein -Exemplar gehört m. E. gar
nicht in den Formenkreis dieser Art, sondern ist identisch mit Zobophytum erebri-
plicatum var. crassospteulatum.
7a. Lobophytum crassum var. crista-galli Marenz.
Fig. 23.
Synonymik:
1886 Lobophytum erassum var. erista-gali Marenzeller, in: Zool. Jahrb. Syst. v. 1, p. 365.
1898 L. c. (part.) + L. c. var. sansibarium (part.) May, in: Mt. Mus. Hamburg, v. 15, p. 28.
1899 L. c. (part) +. c. var. s. (part.) May, in: Jena. Z. Naturw. v. 33, p. 119.
1914 L. c. var. crista-galli Lüttschwager, in: Arch. Naturg. A, Hft. 10, p. 30.
Fundortsnotiz: Sansibar, Sander S. (Mus. Berlin, Nr. 3668, 1 Expl.; Ceylon,
ex Mus. Colombo (Mus. Berin, Nr. 2734, 2735, 2 Expl.); Neuguinea[?], Finsch 8.
(Mus. Berlin, 5 Expl., Nr. 3683).
Diagnose: Der polypentragende Teil trägt dünne, hohe, mehrfach
geteilte Lappen von hahnenkammartiger Gestaltung. Die Autozooide
stehen dicht, oft kaum 1 mm voneinander entfernt. Die Siphonozooide
sind deutlich. Die Spicula des polypentragenden Teils sind in der Rinde
schwach keulenförmig bis 0,17 mm lang. Im Innern der Scheibe sind sie
bis 03 mm lange und bis 0,07 mm breite Walzen und Spindeln. Die
Warzengürtel sind minder gut ausgebildet
als bei der Stammform. Die Spicula des
Stieles sind höchstens 0,18 mm lange und
0,099 mm breite Walzen mit zwei den Enden
genäherten Warzengürteln und langem,
nacktem Halsteil in der Mitte.
Verbreitung: Sansibar, Neuguinea, Tonga-
inseln.
Die vorliegenden von Sansibar und Neuguinea
stammenden Kolonien, die ich dieser Beschreibung
zugrunde lege, haben einen längsten Scheibendurch-
messer von 6 bis 13 cm. Den verhältnismäßig hohen
und nach oben verbreiterten Stielen fehlt ein Basal-
saum. Die Lappen stehen meist ziemlich gedrängt
Fig. 23. und sind viel stärker aufgeteilt als die der Stamm-
Lobophytum erassum var. crista-galli Marenz.
Spicula [nach Marenzeller, in: Zool.
Jahrb. Syst. v. 1, t. 9 f. 10.] (Vergr. 160.) stehen nicht so dicht, wie dies Marenzeller von
form; sie sind bis 4 cm hoch. Die Autozooide
seinen Kolonien beschreibt. Es kommen etwa 8
auf einen Zentimeter. Die Siphonozooide zeigen häufig eine Anordnung in
Reihen. Sie sind klein, aber doch mit bloßem Auge ohne Schwierigkeit zu
erkennen. Auffällig ist, daß auch bei dieser Varietät häufig am oberen Teil
des Stiels eine Längsrillung auftritt, die am unteren Teil des Stieles fehlt; und
zwar ist die Grenze zwischen dem gerillten und dem glatten Teil des Stieles
ziemlich scharf. Auch hier entsprechen die kleinen Wälle, die die Rillen begrenzen,
je einem entodermalen Kanal. Diese äußere Andeutung findet wegen der Verdickung
Beiträge zu einer Revision der Alecyonarien. 287
der Rinde im basalen Teil des Stiels basalwärts ein plötzliches Ende, obwohl die
entodermalen Kanäle bis zur Basis reichen. Es ist dieser Zustand ein Mittel
zwischen der Gliederung des Stiels in einen von Kanälen freien Basalteil und einen
von Kanälen durchzogenen oberen Teil einerseits und dem völligen Fehlen einer
Gliederung andererseits. In der Spiculation zeigen alle vorliegenden Exemplare die
für die Varietät typischen Abweichungen von der Stammform. Doch sei hervor-
gehoben, daß, wie das ja auch aus der Beschreibung Marenzellers hervorgeht,
Stielspicula von der für die forma typica charakteristischen Form durchaus nicht fehlen.
7b. Lobophytum erassum var. borbonicum Marenz.
Fig. 24.
Synonymik:
1886 L. crassum var. borbonicum Marenzeller, in: Zool. Jahrb. Bd. 1, p. 364.
1914 L. c. var. b. Lüttschwager, in: Arch. Naturg. A, Hft. 10 p. 30.
Fundortsnotiz: Taytay, Light S. (1 Expl.).
Diagnose: Von der Stammform abweichend in den bedeutend
‚kürzeren, meist nur 0,21 mm langen, aber verhältnismäßig dicken, nämlich
bis 0,06 mm breiten Scheibenspicula. Die Stielspicula besitzen zwar die-
selbe Größe wie die der Stammform, erhalten aber häufig durch starkes
Aneinanderrücken der Warzenkränze ein brombeerartiges Aussehen.
Verbreitung: Insel Reunion, Taytay.
Beschreibung: Mir liegt von dieser Varietät ein in der Taytay-Bay gefundenes
Exemplar vor. Seine Größe beträgt 16><10><12 cm. Es ist auf der einen Seite
konkav, auf der andern konvex gestaltet. Im äußeren
Habitus unterscheidet es sich von der Stammform
dadurch, daß seine Lappen streckenweise weder eine
Einkerbung noch auch nur eine Wellung des oberen
Randes zeigen. Nur an einigen Stellen finden sich
ziemlich tiefe Einkerbungen und fingerförmige Enden. Fig. 24.
Die Verteilung der Polypen ist dieselbe wie bei der Zobophytum erassum var. borbonicum Marenz.
Spicula: a) aus dem Scheiben- und b) aus
Stammform. Die Coenenchymspicula der Scheibe dem Stielinnern. (Vergr. 100.)
sind breiter und kürzer als bei der Stammform, aber
durchschnittlich ein wenig länger, als Marenzeller von der var. borbonicum angibt
Die Spicula des Stielinnern sind häufig brombeerartig gestaltet. Ihre Größe ist
dieselbe wie bei der Stammform.
Die Tatsache, daß dieselbe Varietät fast an den entgegengesetzten Enden des
Verbreitungsbezirkes einer Art auftritt, legt die Vermutung nahe, daß es sich bei
den meisten dieser Variationen nur um gelegentliche, vielleicht durch äußere Ein-
flüsse hervorgerufene Abweichungen handelt.
8. Lobophytum hedleyi Whitelegge.
Synonymik:
1897 Lobophytum Hedleyi Whitelegge, in: Mem. Austr. Mus. p. 216, t. X f. 2a—h.
1905 L. H. Pratt, in: Ceylon Pearl Oyster Rep. Alcyon. p. 252.
1908 L. H. Roule, Rev. Suisse Zool. p. 176.
1914 L. H. Lüttschwager, Arch. Naturg. Abt. A, H. 10, p. 32.
non 1908 L. H. Cohn, Reise Voeltzkow, Bd. 2, p. 223.
288 Johannes Moser:
Fundortsnotiz: Philippinen, Light 8. (1 Expl.)
Diagnose: Der Fuß trägt eine mit ziemlich hohen Falten bedeckte
Scheibe, deren Läppchen noch fingerförmige Fortsätze tragen können.
Die Autozooide sind nicht zahlreich; auf den Kuppen der Lappen stehen
sie I-2 mm voneinander entfernt. Die zahlreichen Siphonozooide liegen
etwas vertieft. Die Spicula der Scheibenrinde sind etwa 0,1l mm lange,
schmale, wenig differenzierte Spindeln mit zwei weit voneinander ent-
fernten, sehr niedrigen Warzenkränzen. In der Stielrinde finden sich
außer ähnlichen nur etwas kräftigeren Spindeln noch etwa 0,13 mm lange
Keulen mit bis drei kleinen Warzenringen und bewarztem Kopf. Im
Scheibeninnern liegen bis 0,3 mm lange Spindeln, die mit einigen Gürteln
nicht sehr hoher Warzen bedeckt sind. Die Spicula des Stielinnern
messen etwa 0,17 mm in der Länge und 0,1 mm in der Breite; sie sind im
allgemeinen durch vier hohe Warzengürtel ausgezeichnet, von denen die
beiden inneren höher und breiter sind als die beiden äußeren.
Die Kolonien sind groß; sie sollen 50 cm Scheibendurchmesser
erreichen.
Verbreitung: Funafuti, Ceylon, Amboina, Neuirland, Philippinen.
Besehreibung: Das mir vorliegende Exemplar, von dem nur die eine Hälfte
erhalten ist, hatte nach Light im Leben eine Länge von 45 cm und eine Breite
von 25 cm. Der mir vorliegende Teil ist 22 cm lang, 8 cm breit und 13 cm hoch.
Der Stiel, in dessen unteren, auch äußerlich deutlich abgesetzten Teil das
entodermale Kanalnetz nicht hineinreicht, ist 7 cm hoch und weist im oberen Teil
eine feine Längsrillung auf. Die Scheibe ist größtenteils
bedeckt mit bis 6 cm hohen, breiten, oben gefingerten,
unten etwas verschmälerten Lappen. Ein Teil der Scheibe
fällt stark ab und ist von Lappen völlig frei. Dieser Teil
dürfte das Zentrum der Scheibe gewesen sein.
Fig. 25. Die Autozooide sind klein, aber deutlich; auf den
Lobopbytum hedleyi, Whitelegge. 5 5
Spieula: a) der Scheiben-, b) der Kuppen der Lappen stehen sie in Entfernungen von
Suielrinde, c) des Scheiben-, d) dea 7 9 mm. Auf der Tiefe der Scheibe sind sıe ms Bus
Stielinnern. (Vergr. 100.) . ö i . 3
voneinander entfernt. Die Siphonozooide sind klein, aber
deutlich, da sie vertieft liegen. Es stehen auf den Kuppen der Lappen 2—3 und
auf dem Scheibenzentrum 10—15 zwischen je zwei Autozooiden.
Die Spiculation entspricht den Angaben von Whitelegge, nur sind die
Walzen, die sich im Stieleoenenchym finden, unbedeutend kleiner, als Whitelegge
angibt; sie sind durchschnittlich nur 0,16 mm lang und 0,09 mm breit. In der
Form gleichen sie im allgemeinen den von Whitelegge beschriebenen. Doch
finden sich unter den Stielspieula auch spitze Formen, wie sie schon von Lütt-
schwager beschrieben worden sind.
Cohn hat in seiner Arbeit über die Alcyonaceen Madagaskars und Ost-
afrikas ein Exemplar als Z. hedleyi beschrieben, von dem er angibt, daß die
Siphonozooide an Zahl nicht häufiger sind als die Autozooide, und daß sich in der
Stielbasis bis 2 mm lange Spindeln finden. Diese letztere Tatsache läßt erkennen,
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien. 289
daß Cohn gar kein Lobophytum vorgelegen haben kann; es handelt sich hier
sicherlich um eine Sinularia.
9. Lobophytum lighti n. sp.
Fundortsnotiz: Philippinen, Light S. (1 Expl.).
Diagnose: „Die Scheibe trägt einige tangential angeordnete, sehr
hohe, an ihrer Basis fast stielförmig verschmälerte, platte Lappen, die
meist durch eine schwache rundliche Einbuchtung in zwei Spitzen aus-
gezogen sind, die miteinander einen spitzen oder auch einen rechten
Winkel bilden. Die Autozooide sind klein, 1-5 mm voneinander ent-
fernt. Ihre Länge beträgt in ausgestrecktem Zustande etwa 3 mm. Die
Siphonozooide sind groß und deutlich, sehr dicht stehend, nicht vertieft.
Die Spicula der Scheibenrinde sind etwa 0,11 mm lange, sehr einfache
Spindeln mit zwei niedrigen, undifferenzierten Warzenkränzen. Im
Ooenenchym der Scheibe liegen 0,25—0,38 mm lange, mit vielen nicht
sehr deutlichen Ringen differenzierter Warzen bedeckte Spindeln und
Keulenformen. Die Spicula des oberen Teils der Stielrinde ähneln
denen der Scheibenrinde. Sie sind bis 0,2 mm lang. In der Rinde des
unteren Teils des Stiels sind es etwa 0,2 mm lange oder etwas längere,
massige Spindeln mit 2—4 Warzenkränzen. Im Stielinnern finden sich
ebenfalls zwei Formen von Spicula. 1. Im oberen Teil des Stiels liegen
bis 0,5 mm lange, teils sehr schlanke Stäbe und Spindeln; je länger die
Spicula, desto undifferenzierter ist ihre Bewarzung. 2. In der Stielbasis
liegen 0,25 mm lange und bis 0,14 mm breite Walzen mit reicher Be-
warzung und teils spitzen, teils stumpfen Enden. Außerdem finden sich
hier zahlreiche, etwa ebensolange, aber bedeutend schmälere Spindeln
mit reich differenzierten, weit auseinandergerückten Warzenkränzen.
Die Kolonie ist nicht groß; das vorliegende Exemplar hat einen
größten Scheibendurchmesser von 6,5 cm.
Beschreibung: Das einzige mir vorliegende Exemplar dieser Art, der ich zu
Ehren des Sammlers Light in Manila den Namen lighti gebe, hat einen dünnen,
Fig. 28.
Lobophytum lighti n. Sp.
Spieula: a) der Scheiben-, b) der oberen, c) der unteren Stielrinde,
d) des Scheiben-, e) des Stielinnern, f) der Stielbasis. (Vergr. 100.)
5,5 cm langen, mit feiner Längsrillung versehenen Stiel, der nicht in einen
oberen und einen Basalteil gegliedert ist. Seine Basis sowie sein oberer Teil sind
verbreitert. Die Scheibe überragt den Stiel mit ihrer abwärtsgebogenen Scheibe
290 Johannes Moser:
weit. Sie hat, die Lappen eingerechnet, einen Durchmesser von 6,5><6 cm. Sieben
vom Rande bis zur Mitte der Scheibe reichende Lappen sind zweispitzig; vier kurze,
wahrscheinlich noch in Bildung begriffene fingerförmige Fortsätze haben nur eine
abgerundete, stumpfe Kuppe. Der längste Lappen ist 4,5 cm lang; er ist an der
Basis 1 cm, an seinem distalsten Ende aber 3,5 cm breit und gleichmäßig 4 mm
dick. Nur an der äußersten Basis ist er ein wenig dicker und somit rundlicher
gestaltet. Die großenteils ausgestreckten Autozooide sind 3 mm lang und stehen in
Entfernungen von 1—5 mm. Sie sind von der gleichen blaßgelben Farbe wie die
übrige Kolonie. Die Siphonozooide sind groß und deutlich. |
Den in der Diagnose über die Spiculation gemachten Angaben habe ich nichts
hinzuzusetzen.
Species incertae sedis.
Lobophytum viride (Q. G.) non (Th. Stud.).
1833 Lobularia viridis (Q. G.) Qoy et Gaimard, in: Voy. Astrol. IV. Zooph.
non 1878 L. v. Th. Studer, in: Monatsber. Ak. Wiss. Berlin, p. 634.
Auf Grund der Beschreibung und vor allem der Abbildung läßt sich nur mit
großer Wahrscheinlichkeit vermuten, daß es sich bei dieser Art um ein Zobophytum
gehandelt hat. Doch ist es ohne Nachuntersuchung des Originals nicht möglich,
festzustellen, ob diese Art mit einer der bekannten Arten zu indentifizieren ist, oder
nicht. Übrigens scheint es sich um eine Jugendform zu handeln.
Lobophytum latum (Pratt) non (Dana).
1903 Sarcophytum latum Pratt, in: Aleyon. Maldives, II, p. 510.
Lobophytum latum (Whitelegge).
1897 Sarcophytum latum Whitelegge, in: Mem. Austr. Mus. I, p. 215.
Diese beiden Arten sind ebenfalls derartig unvollständig beschrieben, daß ihre
Identifizierung ausgeschlossen ist. Es läßt sich nur erkennen, daß sie nicht zu
Sarcophyton latum (Dana) und auch nicht zur Gattung Sarcophyton überhaupt, sondern
zur Gattung Lobophytum gehören, worauf schon Kükenthal (1910, Faun. Südwest-
Austr.) hingewiesen hat.
Nun füge ich noch ein systematisches Verzeichnis der zu Lobophytum gehörenden
beschriebenen Arten und Varietäten hinzu:
1. L. sarcophytoides J. Moser
2. L. batarum J. Moser
3. L. crebriplicatum Marenz.
a. L. c. var. crassospiculatum n. var. . . crassum var. sansibaricum May (part.).
4. L. gazellae J. Moser. . . . . . Z. glaucum (Th. Studer) non (Q. G.).
5. L. schoedei J. Moser
L. candelabrum Roule.
L. madreporoides Ridley.
L. rigidum (May) non (Dana).
L. submurale (Ridley).
6. L. pauciflorum (Ehrb.) .
6a.
6b.
7a.
Tb.
. L. hedleyi Whitelegge.
. L. lighti J. Moser
. L. crassum Marenz. .
Beiträge zu einer Revision der Aleyonarien.
L. p. var. validum Marenz.
L. p. var. philippinense J. Moser
L. c. var. australicum May.
L. c. var. proliferum Marenz.
L. e. var. sansibaricum May (part.).
?L. murale (Dana).
L. e. var. cerista-galli Marenz. . . L.c. var. sansibaricum May (part.).
L. e. var. borbonicum Marenz.
L. latum (Pratt) non (Dana).
er, lasım (Whitelesge) non’ (Dänä),
5 L. viride (Q. G.).
291
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1899
1900
1902
1902
1905
1906
1906
1906
1908
1908
1908
1908
1908
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Tafel V.
Fig.
Fig.
ge
ent
=
DEI REN
Erklärung der Tafeln.
Sarcophyton latum (Dana), Scheibenoberfläche.
S. I. var. voeltzkowi r
Lobophytum pauciflorum (Ehrb.), Gruppe b, Scheibenoberfläche.
L. p., Gruppe a, Scheibenoberfläche.
L. p-, Gruppe c, „
L. p-, Gruppe d, D
L. lighti n. sp., „
Sarcophyton digitatum n. SP.
S. elegans n. Sp.
S. erassocaule n. Sp.
Lobophytum lighti n. sp.
L. gazellae n. sp.
. Lobophytum batarum n. sp.
. L. schoedei n. sp.
Sarcophyton latum (Dana).
Lobophytum sarcophytoides n. Sp.
Mitteil. Zool. Mus. Berlin Bd. 9. Tafel 5.
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Mitteil. Zool. Mus. Berlin Bd. 9. Tafel 6.
Mitteilungen
aus dem
Zoologischen Museum
in
Berlin.
9. Band. 1. Heft.
. Zur Erinnerung an August Brauer. Von E. Vanhöffen
Museums. Von ©. Zimmer
Dr-K. Rriederichs.. . ER h : TE
. Neue Hesperiiden aus China. Von Mas de 0
. Wilhelm Weltner. Ein Nachruf von Ant. Collin .
6. Ernst Vanhöffen. Von H. Lohmann
Ausgegeben im Oktober 1918.
Berlin
In Kommission bei R. Friedländer & Sohn
1918.
. Beobachtungen über einige solitäre Wannen in eds
. Neue und wenig bekannte Mysidaceen des Berliner Zoologischen
Von
Mitteilungen
aus dem
Zoologischen Museu
in
Berlin.
9. Band. 2. Heft.
. Die Carabidenfauna Deutsch-Südwestafrikas. Von Dr. H. Kuntzen
2. Zur Kenntnis der afrikanischen Cladognathinen (Col. Lucan.). Von
cand. med. Rudolf Kriesche . al DR RU Se Ar
. Holothurien aus dem Roten Meer. Von Dr. Willy Erwe .
4. Über die clavicornen Coleopteren von Spanisch-Guinea, auf der
Grundlage des von Herrn G. Tessmann gesammelten Materials,
nebst Studien über die tiergeographischen Beziehungen der Nitiduliden
Afrikas. Von Prof. H. Kolbe. — Nebst Beschreibungen neuer Arten.
Von A. Grourvelle . a Z N RN
. Beschreibungen von 7 Thbaataäalieen aus a Alkoheolmaterial
des Museums für Naturkunde. Von stud. med. vet. et zool. Arnold
Kühnemann TERN 7 Een. N
. Beiträge zu einer Revision ® erchanen Fun Fe ART Bo
Ausgegeben im Oktober 1919.
Berlin
In Kommission bei R. Friedländer & Sohn
1919.
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