li: ! l^Ali. Cl-ir^' Mi SILM UHk \K^'
Mitteilungen
ALIS DEM
Germanischen Nationalmuseum
11 KR AUSGEGEHEN
VOM DiRECTÜRIUM.
JAHRGANG 1899.
MIT ABBILDUNGEN.
NÜRNBERG, 1899.
VKRLACTSEIGENTUM DES ( iERMANISCIlEX MESEUMS.
t . K
Die Haushaltungstafeln im Germanischen
Museum.
ie gewissenhafte Hausfrau der Gegenwart führt sorgfältig Buch über
ihre Einnahmen und besonders Ausgaben und verzeichnet genau
was Fleischer und Bäcker, Schneider und Schuhmacher und wie
sie alle heifsen v^on letzteren bekommen haben. Um ihr diese Niederschreib-
ungen zu erleichtern gibt es jetzt vorgedruckte Haushaltungsbücher, in welchen
die Ausgaben nach den verschiedenen Kategorien ausgeschieden eingetragen
werden, so dafs sich am Ende des Jahres genau feststellen läfst, was die
Kleider, die Wäsche, das Schuhwerk gekostet, was die Dienstboten erhalten,
was für Fleisch , Brot , Gemüse , Milch u. s. w., überhaupt für Essen und
Trinken ausgegeben wurde. Ebenso notiert sich die Hausfrau, welche Stücke
sie zum Waschen gegeben, ganz gleich ob sie im Hause selbst gewaschen
oder in einer Waschanstalt aufser dem Hause gereinigt werden. Und ist nun
alles wieder rein und sauber, so werden die Waschstücke vor dem Einlegen
in den Waschschrank, der wohlgefüllt heute noch wae vor Jahrhunderten der
Stolz der Frau des Hauses ist, genau nachgezählt und erst nach Richtigbefund
den übrigen Vorräten angereiht.
Aus der Vergangenheit sind uns Bücher mit Vordrucken, welche den
Hausfrauen dieses Geschäft erleichtert hätten, nicht bekannt geworden. Sie
hatten dafür ein anderes Hilfsmittel : gemalte Tafeln verschiedener Art, welche
zu Aufschreibungen für den angedeuteten Zweck dienten. Wohl die meisten
gröfseren deutschen Museen , welche auch den Hausrat früherer Zeiten be-
rücksichtigen, besitzen eine oder einige dieser Tafeln. Dieselben sind einfach
aus einem Brette von weichem Holze ausgeschnitten, so dafs oben noch ein
Ansatz blieb, der durchbohrt wurde, um die Tafel aufhängen zu können.
Dann wurde die Tafel schwarz angestrichen und durch mit Zinnober ausge-
führte senk- und wagrechte Linien in eine Reihe von Feldern geteilt. Die
erste senkrechte Reihe wurde dann je nach der Bestimmung des Brettes
entweder mit Wäschstücken oder mit Viktualien aller Art bemalt. Die zweite
Reihe dieser Felder blieb leer, um, wenn es sich um Wäsche handelte, die
Stückzahl einschreiben zu können, oder, wenn es eine Küchentafel war, in
derselben die Beträge zu notieren, welche für die betreffenden Lebensmittel
ausgegeben worden waren. Gewöhnlich waren zwei solche Doppelreihen auf
einer Seite der Bretter angebracht und diese meist auch auf beiden Seiten
in dieser Weise bemalt.
Auch in der reichen Sammlung von Hausgeräten im Gerinanischen
Museum finden sich drei solcher Tafeln: zwei waren für die Küche bestimmt,
die dritte zum Aufschreiben der Wäsche. Die älteste derselben, eine Küchen-
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Fiß-. 1. KiK-hfninfol. H
17.1-2. Voi-.],Ms..iT.
tafel (H. G. 1742), ist bc^idcrscits bemalt und zcis^^t auf jcmIct Seite zwei Kcilien
Lebensmittel und daneben einen leeicn Raum zum l-^inschrcil)en der Aus^'abcn.
welche deren Einkauf jeweils verursacht hatte. Wir i^'eben in Fi^. 1 untl 2
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Fitr.
K'iicl|.'ll1;lfel, ir. <;. ITli::. l-iri.-k>,.it.
Abbildungen derselben. Wie aus dimst^lbiMi ersichtlich, steht obenan das
Ochsen- und Kalbfleisch. Die IxMclen ersten l'"(^ldei- enthalten Schlegel. Ri])])en-
stiicke, lAmg(\ Lendc-n, Nieren, Zunge u. s. w . Dann folgt das Lannn mit
Schlegel, Kopf und Lunge und drei W'iiifel, eineiu grünen l'acket(- und einem
Zuber, iiboM- deitMi Hodcutuni,' ich keinen Aufschliifs ,i(eben kann. Hierauf das
Schwein mit Rippenstück, Scliweinskopf, Niercm. Speckstück und Würsten
verschiedener Art einschliefshch der Prefswurst. Ilinen scliHefsen sich Gans
und Ent(^ mit einer Reihe hLinzelstücke (Heser beickMi \'()^fel an. Den Schkii's
der ersten Rt'ihe l)iklen Ochseniiil'se und C)chs(;nmaul. Da k^tzteres meist
in Ol uml P^ssis^ serviert wurtk' '), so ist wohl an/Amehm(;n , dal's die Korb-
tkische mit dem Trichter Ms.si^», die daneben hän^^iMide h'lasche das Ol enthält.
Die zweite Reihe be^^innt mit einem ISottich mit einen- Ochsenwamme,
dant^ben hänt^^t c\n Kalbsi^c^krcKse , darunter finden sich Kälberfüfse. Dann
tollet ein h'eld mit frischen I'"ischen : 1 h'cht, l\ar])fen, .Aal u. s. w. und ein
Sieb mit Krebsen; hieiauf kouunen die fremden und ^esalzcMKMi Fische:
1 lerin^(\ St()ckhsclu\ Aale und ein Salm, den man in Xüi-nber^' im 16, lahi-
hundcrt meist \-on l-'rankfurt a. M. bezoL(. Den h'ischen schliefst sich das
Wild an; ein 1 läse \-ertritt die Vit'rfiifsler. neben ihm häns^en Derchen und
Krammets\(")<4el, steht eine Wildgans und (-ine- Wildente, aufserdem findet
sich noch ein Rebluihn und eine Schne])fe. Auf diese folgt das zahme (je-
Hügel : Hahn, Henne, ein Kober mit Hähnch(m, Truthahn und Taubim. Ik--
schlossen wird di(^ Reihe von zwei KtH-ben Schwämmen, der obere mit
Morcheln gefüllt, einem Kübel Schmalz, einem Krug Himf)eeren, einem
kupfernen Kübel lü'dbeeren (.-) und einem Sack, der mit Schnecken gefüllt ist.
Die Lebensmittel, wcdche die Rückseite aufweist, hat beinahe aus-
schliefslich das Ptlanzenrcnch geliefert, auch sie sind von grofser Mannigfaltig-
keit. Das erste l-'eld zeigt \ier K()rbe mit verschiedenen Pflanzen, die wir
nicht näher bestimmen k(')nnen, ein Körbchen klüften (Hagebutten', dazwischen
ein Sträufschen Maiglöckchen. Im zweiten l-'elde findet sich ein Körbchen
mit SuT)pengrün, unter diesem vier liündel Sjjargel, dann ein Körbchen Blumen,
Lauch, Sellerie, ein Kih-bis und weifst^ Rülien. Ihnen reihen sich ein K()rbchen
Stachelbeeren, ein Körbchen lohannisbeeren, ein Teller hLrdbeeren, Bohnen,
ein Bund Rettige und ein Bund gelbe Rüben an. Auch hier fehlt (MU Straufs
Blumen mit Tulpen und Rosen nicht, aufs Neue die Vorliebe der tMUstigen
{Besitzerin der 'iafel ffir Blumen bezeigend. Dann kommen \ crschiedent;
Kohlarten, daruntei' Blumenkohl, ferner schwarze Rettige, Artischoken u. flgl.;
hierauf wieder Kohl, kleine; Rübchen, gi'ofse inul kleine (Türken — letztei'e
zum lunmachen — . Petersilie, .Meerrettig und rote Rüben Zum Schlüsse
dieser Reihe, welche eine' so stattliche Zahl dem Pflanzenreich (Mitni immene'i'
Lebensmittel aut'weist, kommen Teller mit Thitter in KrautblättcM'n i'inge-
schlagen und in 1 l()rncln'nform, ein 'Tellei- mit Käse von geronnener Milch,
eine wcifse Rübe unel Zwiebel, eine Zinnkanne und ein Ki'ug, wohl zur AuL
bewahrung der Milch bestinnnt, endlich ein Korb unt T'.iern.
Die vierte imd letzte; R(;ihe beginnt mit zwei hTilzernen .Malsen uut
T'rüchten. denen sich zwei kurzc\lindrische Käse und ein T'dauKM- Käse, ein
(jlas mit eingemachten Lrücliten (giiinen Nüssen.- , ein Zuckerhut, zwei
Ii Die In i:n-( r Kmii-: v .rt re-tVlnli L^riilitc Kiicliiii Oder AnMTleseni-s und \i.!l-
^taiKÜii veniichrics Nüriil)crL'is< hcs Kdch-l'.tirh Nünihcit'- IT.'M. S. 4i!.'! Nr. 11'»
Citronen und eine Orange anschliefsen. Dann kommt Schwarz- und Weifs-
brot in Laib-, Kipf-, Bretzenform u. s. w. Nun schliefst sich das Obst an.
Zunächst ein Korb mit Pflaumen und Zwetschgen, dann Quitten, Mispeln.
Kastanien, Nüsse, Haselnüsse und ein Teller mit Alandein. Was die drei
Bünde für Früchte sind, können wir nicht angeben. Das nächste Feld zeigt
Aprikosen und Pfirsiche, weifse und blaue Weintrauben und einen Korb mit
grolsen Äpfeln und Birnen. Darunter stehen dann drei Tragkörbe mit roten
und schwarzen Kirschen und Weichsein, sowie ein Körbchen mit kleinen
Birnen. Den Beschlufs macht einiges Küchengeräte: ein hölzerner Kochlöffel,
ein grofser und ein kleiner Besen, ein Bündel Kienholz, ein Bündel Schwefel-
faden, vier Feuersteine, zu welchen allerdings ein P'euerstahl gehört, der aber
W'ohl in der blechernen Büchse ist, welche den Zunder enthalten dürfte.
Ein Handschuh von Kettengeflecht zum Putzen des Geschirres bildet den
Schluls.
Die Tafel hat ohne den Aufsatz zum Aufhängen eine Höhe von 67,5 cm.
und eine Breite von 38,8 cm. Die gemalten Lebensmittel sind nicht unge-
schickt, teilweise recht charakteristisch ausgeführt. Jedenfalls rührt die Malerei
von einem Nürnberger Maler vom Ende des 17. Jahrhunderts, die teilweise schon
so weit von ihrer einstigen Höhe herabgestiegen waren, dafs sie gerne auch
solche Aufträge ausführten. Über den Ursprungsort dieser und der beiden
noch zu beschreibenden Tafeln sagt unser Katalog leider nichts ; sie sind
wohl schon mit der Freiherrlich v. Aufsefs'schen Sammlung in das Museum
gekommen, bei welcher nur selten Näheres über die Herkunft der einzelnen
Gegenstände vermerkt wurde. Wir glauben aber nicht fehl zu gehen, wenn
wir in den Haushaltungstafeln Stücke Nürnbergischen Ursprunges sehen, denn
in den Nürnberger Puppenhäusern der Museumssairimlung finden sich drei
ebensolche Tafeln en miniature : eine Wäschetafel (einseitig), eine Tafel mit
Wäsche auf der einen und Lebensmittel auf der anderen Seite, und eine
Küchentafel mit Fleisch und Tieren auf der einen und PVüchten auf der
anderen Seite.
Die zweite Küchentafel im germanischen Museum (H. G. 1377) ist ein-
seitig bemalt. Sie ist senkrecht in fünf Fächer geteilt, welche durch Ouer-
linien in je zehn Felder geschieden sind. Die erste, dritte und fünfte senk-
rechte Reihe ist mit den Lebensmitteln bemalt , die zweite und vierte senk-
rechte Reihe diente zum Eintragen der Zahlen ; für die drei Reihen Lebens-
mittel waren daher nur zwei Reihen zum Einschreiben der Preise zur Ver-
fügung. Diese Tafel zeigt also 30 bemalte Rechtecke , während die vorbe-
schriebene, trotz der doppelseitigen ISemalung deren nur 24 aufweist, die aber
gröfser und reicher bemalt sind. Im Grolsen und Ganzen finden sich die-
selben Lebensmittel wie auf der vorbeschriebenen Tafel , auch dieselbe An-
ordnung und Zusammenstellung, so dafs man trotz manigfacher Unterschiede
zur Vermutung kommt , dafs denselben (Mn genieinschaftliches Vorbild oder
eine bestimmte Norm zu Grunde gelegen ist. 1-jne Aufzählung des Inhaltes
der einzelnen Fächer hätte keinen Zweck , da sie im Wesentlichen nur Das
wiederholen würde , was wir bei diT \ orstelu'ncUni Tafel anM(>fühi"t halten.
Auch diese Tafel schliefst mit einem Büschel Kienholz zum Anheizen , mit
Sclnvefelfaden, Kochlött'eln und eint'Ui ln.'sen. .Merk\viirdi|^et" Weise schliefst
auch d(M- llolzsclmitt VdU Manns l'aui\ der mitteilt, was liiner, der zur l^lie
greift, an 1 lausL^eräte haben miisse (ca. 14X0), mit I^'euerstahl, Feuerstein und
Holz-'i.
li- ■■>,. w...
!l. I.. ht:!. V..iV|.,i>..irf.
Die Tafel hat eine ll("»hi' \()n 68, <S und eine Breite von 42 cm. Die
Malerei rst etwas wi'uiL^ei' ;^ut als wie jene dei" ei'stheschriebenen. Auch sie
dürfte noch dem 17. laluiumdert anL-ehrfrcn. Diese binden Küchentafeln l)e-
\\'it;ilci'''rii>e iifi Aiwiii Schultz «liutschc^ lachen im XIV. uiui X\'. hihrluinilert
!■'. i:;(
zeugen, dafs die Küchen Nürnberger Häuser wohl bestellt waren und es nur
einer tüchtigen Köchin bedurfte , um beim Mahle reich und gut auftragen
lassen zu können.
Die dritte und letzte der Haushaltungstafeln des Museums ist eine
Wäschetafel (Fig. 3 u. 4), die aus einem ziemlich dünnen Brette aus weichem
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V\is. L Wiis.-lii.tulol. II. (i. 1(«. Hiickseit.
Holze nicht gerade sehr sorgfältig ausgeschnitten ist (H. G. 193). Sie ist beider-
seitig bemalt. Jede Seite ist durch drei senkrtxhte Striche in \ier Reihen geteilt,
von welchen die erste und dritte , in welcher die Wäschestücke eingemalt
sind, doppelt so breit sind, als die zweite und vierte, in welche die Zahl der
Wäschestücke mit Kreide eingetragen wurde. Die (_)uerteilung der \orl)e-
schriebenen Tafeln fehlt hier. Die ersten drei d(?r dargestc>llten Stücke
Mitteilungen aus dem german, Nationalmuseum. 1899. II.
dürften WvW- und lischti'ichoi- sowie I landtiicher sein. Dann diirfte (Mn
Tasch(Mituch, das mit Spitzen besetzt war (l<"atzanetlein), nach ihm i^in 'lisch-
fatzaiu'tlein, d. i. (Mne S(m\ iette, fol^^en; den Schhifs (Um- eisten Reihe bildest
eine ärmellose lacke für l''rauen , eine Art Leiblein. Vielleicht ist es auch
ein Latz zum L'nterziehen , wie bei Alwin Schultz'') ein ähnliclies \Väsch(;-
otler Kleidungsstück Ljcnannt wird. Die zweite l\(Mhe bej^nnnt mit (Mueiu
Fraui-nluMutl, dann fol^^t ein ALinnshemd, ein ärmelloses Kinderhemd und da-
neben irm'nd iMn luch, dann ein HerrenkraL,H'n mit Päffchen, zwei Überärmel
oder ] Laibärmel mit Spitzen besetzt, \ ier I landkrausen oder Manschetten, dann
zwei Kräften, Radkräs^en ähnlich, ein ficliuähnliches Mals- und Brusttuch und
zwei lange Handschuhe. Die andere Seite beginnt mit zwei Vorhängen, denen
Schnüre mit Quasten zur Seite stehen , dann folgen vier Stück Kissenüber-
züge, von welchen drei mit gestickten lünsätzen \ersehen sind, zwei Schürzcm,
deren einer ebenfalls mit Spitzen besetzt ist, und ein Paar Strümpfe. Die
letzte Reihe beginnt mit zwei Hauben; ihnen folgen zwei ärmellose Leibchen,
eines für Männer, das andere fiu- k^-auen , dann Kinderwäsche aller Art : ein
Röckchen (das daneben befindliche, anscheinend gestrickte Stück können wir
nicht bestimmen), ein Ilemdchen , ein Schürzchen mit Stecker, dann zwei
ohne solchen (oder sollten es Kinderlätzchen , Geiferlätzchen sein.'), davon
der eine mit Spitzen, zwei Häubchen, ein Paar Strümpfchen, zwei Tücher,
dann vier Kissenüberzüge zu deixi Bette und den Wickelkissen , und zum
Schlüsse noch vier Stückchen Leinwand verschiedener Gröfse, welche wohl
Windeln, Schnullertücher etc. vorstellen.
Die Tafel hat — ohne den Ansatz zum Aufhängen — eine Höhe von
54,5 und eine Breite von 28 cm. Die Malerei ist eine handwerksmäfsige,
ohne jeden künstlerischen Wert. Von der Kinderwäsche sind einige ursprüng-
lich dort gemalt gewesene Stücke herausgekratzt und durch andere darauf
gemalte, die mitgeteilten, ersetzt worden. Die Tafel dürfte dem k2nde des
17. Jahrhunderts entstammen. -
Was das Alter der LIaushaltungstafeln betrifft, so können wir sie über
das 16. lahrhundert hinaus nicht \('rfolgen. Aus diesem liegen aber ver-
schiedene Nachweise vor. Der früheste findet sich in der Zinunerischen
Chronik-*). Der Verfasser derselben erzählt von Frau Agnes Christophs Schenk
von Limpurg Gemahlin (f 1540), die als Wittfrau zu Hedingen im Kloster
lebte: Sie hett ir haushaltung UKM-teils uf ein britt lassen malen,
daran stände wein, brot, salz, schmalz, air, fleisch, visch, obs und anders,
nach der Ordnung gemalet. Was sie dann teglichs oder wochenlichs ver-
})rauchte in die haushaltung, das \-erzaichnet sie an jedes geh()rigs ort mit
ainer kreiden, darauf sie vil fleis legt und gros achtung darauf gal). Ivs trui^e
sich auch \ilmals zu, dafs sie ir bruder , grafe ("hristoph , heimsuchet, der-
gleichcm ire baide scme schenk Wilh(;lm und schenk Hanns, die namen sich
keines Unwillens gegen ir an. Es kamen auch sonst ander graven und herren,
3j Allta<^.slel)cn einer deut.schcn l''niu zu Anfan^f des 18. Jahrhumiert.s. Lciiizi<f
1«'K). .S. 30.
4) llcrau.sj^, von Dr, K, .\, Harac.k III i lübliothek des litterar. Vereins in Stuttgart
.XCIII), .S, 14'J.
.___ 11 _„_
dent-n sie bekannt, zu ir, die sie ansprachen. Be^^ah sich zu manchem mal,
wann dieselbigen die gemalt dafel hünder dem offen fanden und erfragt, was
die bedeuten were , das sie dann in irem abwesen solchs abwutschten oder
aber vil mehr hinzu verzaichneten , derhalben sie manichmal , wann sie es
markt, übel zufrieden war.«
Aus dieser Mitteilung geht hervor , dafs im südlichen Schwaben der
Gebrauch der llaushaltungstafeln damals kein allgemein verbreiteter gewesen
ist und sich nur auf einzelne Personen beschränkte , da aufserdem die Be-
sucher der Frau Agnes nicht nach dem Zwecke des Brettes hätten zu fragen
brauchen.
In Paulus Behaims I. Haushaltungsbüchern im Archive des Germanischen
Museums findet sich folgender Eintrag: 1549 Adi 3 marzo zalt für ein ge-
malts hauspret in die küchen , daran man teglich das ausgeben schreibt,
hat cost 4 fl. 24 Pf. •"'). Es dürfte also ein ganz gut gearbeitetes , bezw. ge-
maltes Brett gewesen sein.
Eine Wäschetafel aus dem Anfange des 17. Jahrhunderts hat C. Fisch-
naler in der Zeitschrift des Eerdinandcums für Tirol und Vorarlberg •') be-
schrieben und abgebildet. Sie ist zweiseitig . bemalt ; die Rubrik für jedes
Wäschestück geht aber über die ganze Tafel. Neben dem Bilde jedes der-
selben ist auch noch der Name in gelb gewordener Schrift beigesetzt, jede
Seite der Tafel zeigt 14 Fächer. Die Taf(;l stammt aus dem bei Sterzing
gelegenen Schlofs Wolfsthurn und ist im Besitze der freiherrlichen Familie
von Sternbach , einst mag sie der Familie Grebmer zu eigen gewesen sein,
der früher auch Schlofs Wolfsthurn gehörte.
Eine allgemeine Verbreitung scheinen die Haushaltungstafeln nicht ge-
habt zu haben; es scheinen doch mehr Einzelne gewesen zu sein, welche
dieselben benützten. Alle Tafeln, die wir beschrieben! oder kennen, stammen
aus dem Süden Deutschlands, doch ist es trotzdem möglich , dafs sie auch
im Norden bekannt waren und gebraucht wurden.
5) Mitteilungen des Verein,s für Geschichte der Stadt Nürnl)erg Vll, S. 42.
6) Dritte Folge. 37. Heft (Innsbruck 1893j S. 361 ff.
Nürnberg. Hans Bosch.
Zur Geschichte der Herstellung und Verzierung
der geschlagenen Messingbecken.
I.
^ie Literatur, die sich mit den geschlagenen Messingbecken beschäftigt
■^ hat, ist eine überaus umfangreiche. Weder die interessante gewerbe-
j»^ geschichtliche^. Bedeutung der geschlagenen Becken, noch die Art
ihrer Herstellung oder Verzierung hat aber in der Mehrzahl der Arbeiten
über dieselben, die erstmals im Anzeiger für Kunde der deutschen V'orzeit,
Jahrgang 1853 S. 16, dann neuerdings wohl imabhängig \()n dieser Notiz von
Kleinwächter in der Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für die Provinz
^ 12 —
Posen (XII. )ahr^f. III. u. IV. Heft S. 323 iT.) /,u.sammen^e.stcllt sind, sich
mit einer auf einer sehr grofsen Anzahl dieser Becken vorkommenden Inschrift,
bezw. mit Auflösungsversuchen derselben beschäftigt. Der Umstand, dafs die
Bemühungen die gedachte Inschrift nach den dutzendfachen Vorschlägen zu
erklären noch zu keinem befriedigenden Resultat geführt haben, und dafs be-
züglich der Inschriften von geschlagenen Messingbecken verschiedentlich An-
fragen an das germanische Museum gelangt sind, hat den Anlafs zu den nach-
folgenden Ausführungen gegeben. An der Hand der immerhin beträchtlichen
Zahl von älteren Messingbecken im germanischen Museum und an der Hand
des in Nürnberg vorhandenen urkundlichen und literarischen Materials soll
die schon etwas abgedroschene Frage nach der gedachten Inschrift, dann
aber zur Erläuterung derselben die feststellbare Geschichte des Nürnberger
Beckschlagergewerbes kurz zusammengefafst und auch die technische Her-
stellung und die Verzierung in den Kreis der Betrachtung gezogen werden.
Für die Geschichte der in Messing geschlagenen Becken wäre es zu-
nächst von Wichtigkeit, festzustellen, wie weit überhaupt deren Herstellung
verbreitet war. In der Literatur werden an vielen Stellen die Städte Nürn-
berg, Augsburg'), Braunschweig und Lübeck als Herstellungsorte genannt, ohne
dafs aber für die Fabrikation urkundliche, gewerbegeschichtliche Belege ange-
führt wurden. Bis auf Weiteres darf wohl Nürnberg — die Gewerbegeschichte
Deutschlands steckt ja vielfach noch in den Kinderschuhen und dem Schreiber
dieses mangelt hier das nötige Vergleichsmaterial aus anderen Orten — als
ausschliefslicher Verfertigungsort angenommen werden, wie dies unter Anderen
auch schon Brinckmann (Das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe,
S. 766) gethan hat.
In den Nürnberger Bürgerbüchern werden nach Rehlen -) die Becken-
macher zuerst 1373 genannt. Das vierzehnte Jahrhundert war die Zeit, in
der die blühende Messingindustrie Nürnbergs, das mit Aachen ganz Deutsch-
land in diesem Handels- und Gewerbszweig beherrschte, zuerst wahrnehm-
baren Aufschwung nahm. Die Blüte der Messing verarbeitenden Handwerke
hat gerade hier die Jahrhunderte bis zur Gegenwart überdauert.
Nachdem das Beckschlagergewerbe zu Nürnberg bis 1493 eine freie
Kunst, dessen Ausübung jedem Bürger freistand, gewesen war, beschlofs der
Rat in diesem Jahre dasselbe zu einem geschworenen Handwerk zu machen,
ihnen geschworene Meister (als Vorstände) zu geben und wegen einer Ord-
nung der Meisterrechte durch Gabriel Holzschuher und Jakob Groland, die
damals Herrn an der Rüg, der Nürnb(;rger Handwerksbehörde, waren, beraten
zu lassen'^). Die wichtigsten Aufschlüsse über die Handwerksordnung der
li Dr. C. G. Rehlen erzählt, leider ohne Belege, in .seiner (le-schichte der Gewerlx'.
S. .392, dafs in Augshurw die Beckenschlar;er INIessing.schiniede «genannt wurden. Oh hier
nicht eine oft vorkommende Verwech.slung mit den <>Mes.sin(^.schl ager n<, die an.s den
gegossenen Platten die Bleche herstellen, vorliegt-
2) 1. c.
3) S. Mummenhoff, Handwerk und freie Kunst zu Nürnberg, Bayrische Gewerhe-
zeitung 1890, S. 318. Nach Murr, Journal zur Kunstgeschichte V, S. .51, werden die Beck-
schlager 1475 erwähnt, sind aber wie gesagt schon viel älter.
Beckschlager, auch Beckstäinpfer genannt, gibt der Pergamentcodex, welcher
die sämtlichen Handwerksordnungen Nürnbergs von 1535 bis in die erste
Hälfte des 17. Jahrhunderts hinein enthält und dessen Bestimmungen, soweit
sie für den vorliegenden Fall Interesse haben, hier im Auszug mitgeteilt seien'*).
Nach der 1535 bestehenden Ordnung war den Beckschlagern nicht ge-
stattet fertiges Messing in Tafeln zu kaufen, sondern sie mufsten dasselbe
selbst brennen und giefsen.
Die Verordnung, dafs das Handwerk ein gesperrtes sein solle, resp. dafs
nur Nürnberger Bürger als Lehrknechte (Lehrlinge) aufgenommen werden
sollten, galt bis 1618 (bis zu welcher Zeit die Verordnungen des Pergament-
bandes reichen). Dies gab zu manchen lungaben seitens der Meister Anlai's
und scheint des öfteren durchbrochen worden zu sein. Bisweilen wird ihnen
gestattet, dafs die LehrjungtMi erst nach Ablauf des ersten halben Lehrjahres
Bürger zu werden brauchten, 1577 wird wiederum anbefohlen, dafs die Lehr-
linge innerhalb \ierzehn Tagen das I^ürgerrecht zu erwerben haben, 1583 darf
bis auf Weiteres jeder Meister zwei Lehrlinge einstellen, 1588 aber wx^gen
L'berzahl der Gesellen überhaupt nur von h'all zu Fall nach jedes Mal einge-
holter P>laubnis des Rugsamts. Im Jahre 1618 wurde, in Ansehung, dafs in
Nürnberg Bürgersöhne sich schwer finden liefsen zur Erlernung des Beck-
schlagergewerbes, den Meistern gestattet auch fremde Lehrknechte aufzu-
dingen, mit dem Bemerken, nach M(>glichkeit solche aus dem Nürnberger
Landesgebiet einzustellen. Dieselben sollen dann nach Vorstellung und Ein-
tragung beim Rugsamt zum Bürgerrecht »vorgestellt werden«.
Die schon aus den noch weiter anzuführenden literarischen Quellen er-
sichtliche Thatsache, dafs mit dem 17. Jahrhundert das Beckschlagergewerbe
stark zurückging und 1635 dem Aussterben nahe; war, läfst sich wie aus der
oben angeführten Verordnung bezüglich der Lehrknechte auch aus anderen
Verlässen nachweisen. Die Konkurrenz der Rotschmiede mit gegossenen
Bcxken scheint in erster Linie den Niedergang befördert haben, wie aus nach-
folgendem Verlafs zu ersehen ist :
»Auff der Peckschlager Supplicirende beschwerung wider die Rotschmidt
das dieselben Ihnen mit dem giessen der Messen Peck Inn Ir Arbeit vnd
Idandtwerck greiffen, darumb es bcy Ihnen abzuschaffen bitten, Ist verlassen,
dieweil sich erfindt, das solche Arbeit absonderlich. In dem der Rotschmidt
Peck gegossen, der Peckschlager aber \'on der Handt geschlagen, auf
gedieft vnd gestempfft werden, \nd die Rotschmidt \-on Alters solch(>
Arbeit hergebracht, den PeckschlagcM'n Ir Begern abzu Lain(Mi, vnd darneben
anzaigen, weil der Meister nur 3. allhic^ vnd doch Alle gnug zu Arbaitt(MT
haben, Wann sie die Kauffleuth nur selbsten betürdern wollen haben sic^
4i Dieser T\-r^aiiK'ntcodex wurde von |. Slockliaiur, zu dessen >NürnlH'ryer llanci-
werksrecht f\es XVI. Jahrhundert.s- , NürnherL; IST'), verwendet, in welcher Selirift aber,
S. 6, über die ]k:ckschla^er nur die Hcstimmuni^fen ühiT das Mcisterreelit aul'!.^t'n()mnien
sind, ferner dafs jeder i\Ieister als ^leisterstüek ein<' srhüsse!, ein ])adjieck, und eine
schalle mit sein sell)st handt« niarhcn nuifste, die alsdann vor die fünfherrn i Stadtgericht >
bringen und wobei er schworen mufste, dal's er dieselben Stücke mit seiner Hand -erhebt
und i;estemppft« habe.
14
nicht visacli sich \(>n hinnen anderswohin /uhe^elx-n, daninih sollen sie als
\erpf1ichte j-iui^ei'. Ires Handtwercks mit Vleiss abwarten vnd nicht vrsach zu
annderni einscdien >^U'lH'n. Actum 1 )onnersta<,^s den N. Octobris 1612
I)(M- 11. W. Imhof. '
I)ies{> \'(M-ordnunL,' L,nbt nach \ cM-schiedenen Richtungen interessante Auf-
schlüsse, einmal i^ibt er die tixdmische I lerstelluns^ der l^(M:k<'n an, Schlagen
der '!\afeln zu HleclKm. das cM^c^ntliche 'I'reiben und das Driickcm oder Stanzen
diM' \^erzierui\L;(Mi ( \(in der dazwiscluMi lie<4(>nilen Drcdiarbeit wird noch weiter
unten die Rcnle sein). Dann erfahrtui wir, dals die Zahl der Me-ister, die wie
oben miti^eteilt, 1635 auf einen zusanunenL;eschmolzen wai-, 1612 nur noch
drei betru^^' , endlich al)(M' hcW-en wir von eincnn gewerbe<^feschichtlich in-
ter(\ssanten \'oi'L;ang , n.ämlich dei" Drohuni^ , das (lewcrlx^ das offenbar eine
fast ausschliiHslicht^ Xin'nber^cM- Six^zialitcät darst(;llte, nach auswcärts zu vcv-
ptlanzen . um wohl IcMchtei-e Bt^triebsbedingunt^HMi f(Mn \on der blühenden
Rotschmiedskonkurrenz zu finden, die jedenfalls infolo(> der weniger kompli-
zierten, fabrikmäfsigeren Herstellung durch den (uüs zu billigerer Lieferung
in der Lage war.
In den früheren Bestimmungen über die Aufnahme der Lehrknechte
war ausdrücklich das Gebot t^nthalten, offenbar um das Handwerk nicht
zurückgehen zu lassen, dafs der Meister nach dem Auslernen des einen, sofort
einen andern Lehrling einzustellen habe
Das immerwährende P^estrelxm des Nürnberger Rates, gröfsere tabrik-
mäfsige Bi^^triebe innerhalb der Nürnberger Gewerbe nicht aufkommen zu
las.sen, drückt sich auch wieder in der folgenden Verordnung aus: - l^s sol
auch ein Jeder ein besundere W'erckstat, also nicht zwen meister bey ein
ander In ainem haus zwa\' meysterrecht nicht arbeyten oder treyben«. Der
X'ersuch mag wohl, wie es gerade bei den Beckschlagern nahe lag, durch
Arbeitsteilung mit \ermehrten Arbeitskräften billiger zu arbeiten, gemacht wor-
den sein.
Vom Meisterstück ist hier nicht die Rede, das Zeugnis der g(\schworenen
Meister über I'\'rtigkeit im Brennen und Giefsen von Messing genügt.
Das Auftiefen, Trcdben der Bc>cken, besorgten die Beckschlager offenbar
nur im Rohen. \'or dem Verzieren wurden sie den Rotschmiedsdrechslern
zum Abdrehen übergeben. l-',s scheinen eigene; Drechsler gerade für das Beck-
schlagergewerbe xorhanden gewesen zu sein. Die nachfolgenden X'erläfse die
aul das W'rhältnis der Beckschlager zu ihren Dr(xhslern Licht werfen, mengen
als Beispiel Nürnbergei' (jewerlxiverhältnisse hier Platz hnden :
Vt\ der peckschlag anpringen der altt^n peck halben, so d\c drechsel
vern(>wen \nd drehen bey einemi l{rbarn Rath Ix^schc-hen , ist verlassen, diweil
solchs l)isher \-nd lange Zcnt dermassen g(.;praucht worden ist, dass die pt'ck-
slaher den Ti-echsc-ln solclis nit zu weren haben . sunder das die Drechsel
die selbigen wo] xcrnewcm m<)gen.
\'nn(i di\\c\-l suimdeis Zwexfels (MU _\- e d e r seinen Trechsl sein ar-
beyt furweg, derhalb ein |eder seinen abgang finden \nil wissen könne, soll
es n(jch (Jabey pleiben.
^ 15 -
»Auf fürgebrachte clag der geschwornen \n(l genieiniglich aller Maister
des Peckhschlager hanndtwercks wider Hanns Reschen Iren verordneten
Pecktrechsel, das er sy mit d(Mii grossen wcrckli Irer gemachten Arbeit nit
alweg volkliomen ferdern wolt , sonndern merertheils auf dem zichrad vnd
der clainen hanndarbait leg \ Ist bey eim E. Ratli verlassen, diweil der dreh-
nuiel dem hanndtwerckh zu guettem vnnterhalten | \nd Ime Reschen von
derselben Enderung wegen verlassen, das er naclidem er zwc.n sonnderlich
angenomen Meister hat, denn er mit Enderung auf ein zcnt xcrsprochen ist,
zuvorderst solch zwen Maister mit Irer Arbait b(;fürdern soll , was aber her-
neben von anndern Maistern des Feckhschlagerhanndtwercks fin- Arbayt zu-
fallen wirdt, da soll er schuldig sein , die dein handtarbeit ligen zu lassen,
vnd Inen als des Peckhschlagerhanndtwerckhs geordneter Drechsel, Ir arbait
des grossen Werckhs zu befürdern, damit sy seynthalber one clag sein mögen,
die peen soll auff 5 tt) novi sein. Dagegen aber Ime Reschen \-orbchalten
sein wann er \-on den Peckhschlagern mit dem grossen werckh nit fürderung
hat, das er dic^ ciain hanndtarbait am Ziechradt auch woll trehen mag, welches
man ime von allen thaillen durch die Rugsherrn also anzaigen soll.
Decretirt den 5 Augusti
1563.
-Bei einem erbarn Rath vnsern Herrn ist \ erlassen, dem Alten Sebastian
Weiselmann Peckstemj)fer, auff sein Supplicirn mit anlangen, dass auffkauffen,
vernewen \nd widerverkauften der Alten fach \'on wegen seines Alters, so
lanng er lebt, vnd allein auff seinen leib, soll \ erlassen , aber seinem Sun
solches ganz vnd gar ablainen.
Decretum in senatu
]'S juny 1577.
Die ältesten bildlichen Darstc^llungen xon Beckschlägern in ihrem (jcwerbe-
betrieb findet sich in zwei Bändeln der Xiirnberger Stadtbibliothek mit Ab-
bildungen \()n Insassen des Mendelschen Zw(")lfbriiderhauses bei der Karthause.
Jeder im Bruderhaus (jcstorbene wird bei seinem ursprünglichen Handwerk
beschäftigt dargestellt. Der älteste l^eckschlager ist gestorben 1474. Sein
Name war Hans Iloffmann. Das Bild ist wohl nur wenig später entstanden.
Charakteristisch ist nur der flach gew(')lbte \ielkantige Ambos imd der kurz-
stielige, unseren Pflastererhänunern genau gleichende Hanuner. Ahnliche Ab-
bildungen folgen bis zur Mitte des 16. lahrhundcMts noch ein(^ Reihe, ohne
indes zur Kenntnis des Gewerbes Neues zu bring(Mi.
Von besonderem Interesse für die Herstellung der geschlagenen Messing-
becken sind zwei gedruckte illustrierte Darstellungen des Beckschlagergewerbes
aus früherer Zeit. Die erste findet sich in lost /\nunans bekanntcnu Ijüchlein
»Eygentliche lieschreibung Aller Stände aulf lu'den etc. < mit dcMi Vers<Mi \(>n
Hans Sachs : '')
Der B ecksc hl agcr.
Ein Beckschlager bin ich genannt |
Mein Beckn führt man in weite Band j
,"j) l''r;inklurl läiiS, Nciwnli iickt \uii ( rcori' llirtii. .München, iss).
16 —
Allc'ili'y art | l^ioIs \ nd auch klein j
\\)n >4ut(Mii McssinLi ^'sla^cn rein j
(icstcnipHt mit hiIcl\V(M-ck | ^^wccks vfi bhnii |
I^insthcils jr Spii^cl i,'katt aulT kiini j
Wie i^ioss 1 IcMin \ nd Balhicier tan j
Auch i;i"in(^ | für den (fcnieinn Mann. |
Dic^ z\veit(^ bildhcht^ narst("nung des Hcckschkä^^M'^ewerbes finden wir
in dem für che frühere 1 Iand\verks(^escliicht(> wichtigen Werke Christoph
\\'eii_;els 'M. Auch hier enthält die WcM-k.statt im Hintergrund den Ofen zum
Messingbrennen ' ), in dem der HrcMiner mittelst cnner Zange eine Tafel, wohl
Kupfer, einführt, in der \()rd(Men Werkstatt sehen wir unter einer grofsen
Anzahl fertiger l^ecken zw(M Arbeiten-. Der eine mit dem Zirkel an einem
bercMts gew()lbt geschlagenen Messingblech beschäftigt, der andere mit dem
1 lammei- auf einem achteckig(Mi oben flacli abgerundeten Ambos mit dem
Aufziehen (Treiben des Beckens) beschäftigt. Von den Werkzeugen fallen
neben Blechscheeren ein hoher, dünner, ebenfalls gekuppelter Ambos, die
\ (.Mschieden geformten kurzstieligen schweren 1 lämmer und Zangen zum Biegen
auf, r)b die links und rechts unten auf dem Stich erscheinenden scheiben-
tTirmigen Gegenstände etwa die zur Verzierung dienenden »Stempfei« (Stanzen)
darstellen sollen, ist ungewifs. Aus den historischen Bemerkungen Weigels geht
hervor, dafs die geschlagenen Messingbecken zu seiner Zeit durch die kupfernen
getriebenen, und die gegossenen zinnernen Becken verdrängt waren. Wichtig
ist wohl auch die wiederholte Ik;merkung, dafs das Gewerbe aufserhalb Nürn-
b(M'gs, wo es besonders berühmt gewesen, so gut wie nicht bekannt sei. Die
X'erwendung geschah nach tlieser Quelle zu allen möglichen Zwecken, und zwar
vorzugsweise profanen (für A(]erlafs, für ISarbiere, für Kuchenbäcker, für Küchen-
zwecke, für Wagschalen u. dcMgl.i I-'ür die technische Weiterentwicklung, die das
Inxkschlagergewerbe bis zum Ende des 17. Jahrhdts. erfahren, ist die folgende
Angabc; interessant: >Diese Stücke (Becken) werden durch den bey einem
Wasser angerichteten Tief-i lammer erstlich aus dem groben getiefet | her-
nach durch den 1 land-l lammer folgends ausgefertiget. Vor Zeiten wusste
man zwar \- o n den Tic ff- Hämmern | so heut zu Tage i umb
bessc;rer I^ ec] u e m lieh k e i t willen j von dem Wasser getrieben
wt'rden | nichts und obschon die Arbeit damit weit leichter und ge-
schwinden- von statten gehet | haltcm doch einige die alte Art | nach welcher
die 15ecken auf dem ebenen Ambos \on freyer Hand auf- und ticfgeschlagen
werdc'U | vor künstlicher.
'i' .M.l.iMuiiL^ ilcr ( icn-icin-Xülzliclicn I lauptstrindc X'on denen Regenten und ihien
(■t(\ Pxdii-nten an hils auf alle Künstler und Handwerker nach Jedes .Anibts- und
r.erutts Ve r r i ( li t u n - e n meist narli dem Leben gezeichnet und in Kupter
^etruekt etc. Re^enshuiL; le'is.
7i Ihri-en^ ^iKl Weii^el auch die .Ahl »ilduui^f und l')es( lirei!)nn<^ des Messin^luennens
in euH_:in ci^eiu-u Alisehniti 1 r. S, .'il.'irf.
Niirnbei-('. Dr. llans Steuniann.
Zur Geschichte der Herstellung und Verzierung
der geschlagenen Messingbecken.
IL
y /»A^^ atterer gibt in seinem technologischen Magazin, 1799, Bd. I S. 240
C^^ir^ die Ergänzung, ^>dass im jähre 1784 in der Stadt selbst kein einziger
J^^^^d^yi (Heckschlager) mehr war, sondern in der Vorstadt Wöhrd zwei, wo
sie auch zugleich ein dazugehöriges Hammerwerk haben.« Dieser
Zusatz gibt eine weitere Erklärung zu den zitierten Weigelschen Angaben.
Gatterer fügt noch bei, dafs die zuvor >B(>ckstämpfer'< genannten Beckschlager
ehemals — d. h. wohl so lange sie eine freie Kunst ausübten und nicht zu den
geschwornen Handwerken zugelassen wurden , zu den Flinderlein- (Flitter)-
schlagern, Rechenpfenningmachern und Messingschabern gehörten.
Die in verschiedenen Abschriften bekannte Handschrift : -Von Ur-
sprung und Herkommen etc. aller Hand-Werker in der Stadt Nürnberg, 18.
Jahrhundert <' enthält über die Beckschlager wenig Bemerkenswertes. Höchstens
dafs aus leicht zu erratenden Ursachen die beiden Beckschlagergassen vorher
' Unruhegassen < genannt wurden, dann Nachrichten über einen hervorragen-
den Nürnberger Beckschlager, Mathäus Landauer, den Stifter des durch Dürers
Allerheiligenbild berühmten Nürnberger Zwölfbrüderhauses , der dadurch zu
groi'sem Reichtum gekommen sein soll , dafs er zur Zeit der Hussiten-Kriege
in Böhmen gelebt und von den Soldaten vielfach erbeutetes Gold und Silber
als altes Messing erkauft habe.
Im Jahrgang 1874 des »Anzeiger für Kunde des D. V. hat in treffen-
der Weise v. Eye bereits darauf hingewiesen , dafs die besagten Becken
aus anderen Rücksichten , als wegen ihrer Inschriften wichtig erscheinen,
indem sie an die früh- und hochmittelalterlichen Bronzegüsse anschliefsend,
das Verbindungsglied zu den Kupfertreibarbeiten und dem Zinngufs der spä-
teren Zeit bilden. Bei dieser Gelegenheit befafst sich der verdienstvolle Kunst-
historiker auch mit der Technik. Seinen im Wesentlichen richtigen Angaben
mag hier auf Grund neuerer Untersuchung eine genauere Beschreibimg der
Herstellung folgen. Ob die Beckschlager das von ihnen selbst, nach ihren
Handwerksgesetzen, gebrannte Messing schlugen, das heifst, die gegossenen
dünnen Platten selb.st zu mehr oder minder dicken Blechen — die mittlere
Stärke des zu den Becken verwandten Messings beträgt ca. 1 mm. — aus-
hämmerten, oder dies auf den Zainhänmiern durch die Messingschlager be-
sorgen liefsen, ebenso ob die weitere Zubereitung, das Schaben derselben von
ihnen besorgt wurde , oder von dem eigens bestehenden Handwerk der
Messingschaber, ist nicht genau bekannt. In späteren Zeiten werden sie wohl
die Hammermühlen benutzt haben. Sodann wurile das passend geschnittene
Messingblech im Groben bearbeitet, aufgetieft, «aufgezogen wie der moderne
Ausdruck lautet, und zwar bis ins spätere 17. Jahrhundert mit der Hand, später
durch Hammerwerke. Nachdem die P'orm so fertiggestellt, auch der Rand
geschlagen und beschnitten , wiaxien die Becken von den eigens bestellten
Mitteilungen aus dem german. Nationalmuseum. iSgg. III.
Messingdrechslern, ; Beckschlagdrechsel , abgedreht. Hierauf folgte die Ver-
zierung, Die kleinen Kreise, Sterne, Blumen, Kreuzi' etc., die den Rand und
manchmal auch einen Teil des ik)dens zicMen , wurden von vorn (auf die
Schauseite), mit Punzen inngeschlagen. Die Bildwerke, dii- aufg(^triebenen
Mittelstiicke (umbilico) \-on hinten, wie bei Iieibarbeiten iil)lich , in eine ge-
härtete hlisenform , in der Regel wohl aus einem Stück bestehend , mittelst
dazwischen eingelegter Bleiunti-rlag(^ getrieben. l^benso die um die Mitte in
wiederholter Folge laufenden Inschriften, otler sonstigen ornamentalen Ver-
zierungen, wc^bei die Stempel nacheinander und nebentMnander angesetzt wur-
den. Damit die Stempelstücke während der Art)(,Mt nicht ausweicheii konnten,
hatten sie kleine erhöhte Dorne, deren Spuren sich auf der Rückseite der
Becken noch als runde kleine Vcrtiefiuigen, auf der Schauseite aber als Erhe-
bungen nachweisen lassen. In ähnlicher Weise wurden die Rundstäbe erzeugt.
Bei der verhältnismäfsigen Dicke der Bleche war es natürlich schwer, die Vor-
lagen scharf herauszutreiben. Darum erscheinen Bild und Ornament bei stark
\ertieften Vorlagen wenig scharf. Um diesem Fehler nachzuhelfen, sind die
besseren Arbeiten der Art deshalb nachträglich mit verschieden geformten
Eisen direkt nachgetrieben. Die häufige Stumpfheit , die offenbar nicht nur
von der im Lauf der Zeit erfahrenen Abnützung herrührt, mag auch von der
durch die kräftigen Bleche bedingten raschen Abnützung der Stanzen her-
rühren. Ob später in der Verfallzeit des Gewerbes maschinellere Wege
(durch Prägung mittelst Spindelpressen etwa) die umständliche Handarbeit
teilweise ersetzten, mufs dahingestellt bleiben. Das im Nürnberger Hand-
werkerleben ängstlich bis in späte Zeiten festgehaltene Prinzip , keine Hilfs-
maschinen, sondern nur Handarbeit zuzulassen, spricht dagegen. Ein im ger-
manischen Museum befindliches Beispiel, wo die mechanische Prägung anzu-
nehmen naheliegt, wird noch zu erwähnen sein. Ebenso selten dürfte freies
Treiben aus der Hand vorkommen. Das Museum besitzt hiefür nur ein Bei-
spiel, das ebenfalls unten beschrieben ist.
Wenden wir uns nun der Frage der Inschriften zu, die abgesehen von
kürzeren Publikationen im Anzeiger f. K. d. D. V.''), fast ausschliefslich den
(jegenstand der Untersuchung gebildet haben , so ist allgemein vorauszu-
schicken, dafs dieselben, abgesehen von angel')rachten Schriftrollen, in einem
oder mehreren Kreisen um die Mittelverzierung der Becken angeordnet sind.
Die Inschriften, \-on denen unten eine Reih(^ von Beispic^len mitgeteilt werden.
'^ind teils dcMitsch , teils lateinisch, uKMst verstümuK^lt mid korrumpiert, bald
in gotischen Minuskeln, bald in mitt(^laltcrlichen Majuskeln nder doch an
^r)lche sich anlehnenden Z(Mchcn, bald in reincM' .\ntiqua abg(Tafst und wieder-
holen sich in der Regel in einem Schriftkreis mehi'ere Male. Die Mehrzahl
dersi-llxm ist nicht \-oHständig aufzulrVsen , die Tradition liat bei ihrer Ver-
wendung eine grols(^ Rolle gespielt, denn \iek^ kommen in manigfachen Vei-
änderungen auf \ rrschiedenen l-\abrikatcn inmier wieder \()r.
Die häufigste in i'ätselhaften, abcM- auf die .Minuskt-lschrift zurückgehen-
den Zeichen mit vielfachen Abkürzungszeichen \ersehen. hat seit Beginn des
8; Jahrj^, 18o] S]>, :ns, 1874 Sp. 175. 1870 Sp 19:5,
19 -
19. Jahrhunderts spekulative Gemüter heftig beschäftigt. Die Thatsache,
dafs heutzutage oder doch vor nicht weit zurückreichender Zeit, die Mehrzahl
der vorhandenen geschlagenen Messingbeckcn als Taufbecken, was ursprünglich
wohl die wenigsten waren , in Gebrauch stehen und standen , hat dazu ver-
führt, dahinter allerhand wichtige Geheimnisse zu suchen, die zu Dutzenden
von Lösungsversuchen in den \erschiedensten Sprachen geführt haben. Sie
hier aufzuführen besteht keine Veranlassung. Der neueste Bearbeiter, Klein-
wächter, der bald in neun, bald in sieben (letzteres eben eine Verstümmelung)
Buchstaben vorkommenden Inschrift hat, wie in den einleitenden Worten schon
erwähnt, sich neuerdings sehr eingehend mit dieser Inschrift beschäftigt, dabei
die früheren hauptsächlichen Lesarten angeführt und als Auflösung der von ihm
auch im Bild reproduzierten Inschrift: «nomen christi benedictum in eternum
angegeben.
Allein so wenig wie die \orhergehenden Inschriftenlösungen mag die Klein-
wächtersche zu befriedigen. So eifrig er an der Hand der von ihm im Ganzen
wohl fast \ollständig aufgezählten Versuche der definitiven Erklärung nahe
zu kommen sucht, so ist doch auch hier wieder der Buchstabenform ent-
schieden Zwang angethan. Es ist mindestens zweifelhalt, ob die beiden ersten
Buchstaben n und x, das im fünften Buchstaben völlig andere Form zeigt, und
^!2m
Kig. 1.
es ist geradezu ausgeschlossen , dafs der drittletzte Buchstabe i bedeuten
soll. Fig. 1 gibt die Inschrift mit sieben Zeichen wieder. Die Kleinwächter-
sche Arbeit gibt einen merkwürdigen Einblick, welch' enorme Arbeit an Zeit
und Geduld diese Angelegenheit schon in Anspruch genommen hat, die mit
der Wichtigkeit der Frage in einem umgekehrten Verhältnis steht. Die
geringe Tragweite der betreffenden Inschrift hat wohl auch die berufenen
Kreise der Museologen, beispielsweise Essenwein und Brinckmann, abgehalten,
trotzdem ihnen das nötige gröfsere Vergleichsmaterial zur Verfügung stand
und bekannt war, dieser bereits zum Elephanten angeschwollenen i\Iücke eine
übertriebene Beachtung zu schenken, und die Untersuchung zwar eifrigen, aber
mehr dilettirenden Kreisen überlassen.
Es mag daher an dies(>r Stelle von der Aufstellung naheliegender ähn-
licher Vermutungen abgesehen werden ; vielleicht bringt ein Zufall ein älteres
Excimplar mit nicht corrumpierter Inschrift zum X'orschein, aus der auch dies
so viel Kopfzerbrechen \erin'sachende Rätsel seine L(")sung findet.
So \iel dürfte feststc^hen, 1 ) dafs es sich ursprünglich um cini.' wirkliche
Inschrift gehandelt hat, 2) dafs diese in dei' vorliegenden b'orni corrumpiert
ist, 3) dal's dieselbt; in eben diesiM' Form nicht vnr der Mitte des 16. Jahr-
hunderts in X'erwendung gekommen ist.
-^D
Die im ^UMiiianischcn Museum vorhandenen Schiisseln zeigen aulsei der
am meisten vorkommenden aus neun und sieben Zeichen bestehenden Um-
schrift eine Reihe weiterer, die teils entzifferbar, teils niclit, bei der L bersicht
erwähnt sind"). Es ^eht aus allem nur so viel hervor, dals die fluten Heck-
schla_L,H'r, als die Herstellung,* der Hecken eine handwerksmäfsige im schlechten
Sinne wurde, Ljanz sinnlos \tMfahren und nicht blos lateinischc\ sondern auch
deutsche Sprüche in der unglaublichsten Weise verballhornten.
Hei der fol^^enden L'bersicht sind nur die im ^Germanischen Museum
vorhandenen Exemplare von Messint^becken berücksichtigt. Es mag hier, wie
bei(Mts \'on anderci' Seite des i Mteren s^eschchen , aut die \ erliältnismalsiLje
Häufigkeit des Vorkommens hingewiesen werden. Kleinwächt(M- zählt in seinei
Abhandlung etwa 150 auf, deren j-'lxistenz in \ crschiedenen norddeutschen
(lauen er in Erfahrung gebracht. in Wirklichkeit diii-fte die Zahl ^ich aut
viele Hunderte belaufen, da fa^t lede deutsche tmd auch auiserdentsclic
') Avif die l)Ci i\vv I )arslt.llnii^ des .^linitrntrill.s :iu: Schrit'tlianiicni \ (irkoinnuiiiitii
Worte O eva O adain mit ''^ftt rcr Ilinznfügun^ \(.)n mehreren willkürlichen f^)nrhstal)e!i
i.st nicht weiter ein^e^an^en Auf einer Schijsscl fand fier X'erfasser dii Worte c-va m,ae
der annlaniH' des «'ebnirh- .adarn iiat «'iljrorhen d 'ehot
— 21 —
öifentliche Sammlung solche Stücke besitzt; sie kommen auch in den Händen
der Privatsammler oft genug vor — so z. B. in Nürnberg, wo auch stets eine
grölsere Zahl im Antiquariatshandel anzutreffen ist. Brinckmann '") verzeichnet
auch die Thatsache , dafs diese Becken bis zur Gegenwart als Schaustücke
in den oberitalienischen Garküchen in Gebrauch stehen 'M. Der Schreiber
dieses kann dies aus eigener Anschauung bestätigen, sowie auch das häufige
Vorkommen bei den ober- und mittelitalienischen Antiquaren. Das germanische
Nationalmuseum besitzt 34 Stück , in denen die hauptsächlichen Typen ver-
treten sind, wenn auch manche solche, wde die herumlaufende Hirschjagd, der
hl. Christophorus, der hl. Sebastian, sich nicht vorfinden.
Sicher geht keines der Stücke weiter zurück als bis auf das letzte Drittel
des 15. Jahrhunderts und es mufs dabei dahingestellt bleiben, ob nicht die
Anfertigung mit den für diese Zeit charakteristischen Verzierungen mit altern
Modeln (Stempeln) erst später fällt. Sicher ist, dafs die offenbar altern Stücke
weit sorgfältiger gearbeitet sind, und stets eine starke Nachhülfe in freier
Treibarbeit verraten , ebenso ergibt sich aus den stilistischen Merkmalen der
Verzierung, dafs die Becken mit den verschiedenen rätselhaften, resp. ver-
stümmelten corrumpierten Inschriften nicht mehr der guten bessern, sondern
der Verfallzeit, dem spätem 16. und dem 17. Jahrhundert angehören.
Datiert ist von den im Museum befindlichen Stücken niu- ein einziges
und zwar das gröfste \orhandene Becken — oberer Durchmesser 53 cm. —
Dasselbe trägt auf dem schräg aufgebogenen Seitenteil die eingeschlagene
Inschrift in Majuskeln : jackob Krel der Rechten Doctor ^ Wass sein sol
Das mag Nimant wenden. Die Schrift ist mit einem meiselartigen Instru-
ment eingeschlagen; um das Relief der lUichstaben zu erhöhen, ist der Ver-
such gemacht , durch einfache von hinten eingeschlagene Striche diese auf-
zutreiben. Bei der \erhältnismäfsigen Dicke des Blechs ist aber dieser Ver-
such ohne; Erfolg gewesen und das Verfahren lälst auf eine ziemlich
ungeübte Hand schliefsen. In der Mittelfläche befindet sich ein Wappen :
zwei gekreuzte, krallenartige Ilaken auf einem Dreiberg: dit> Helmzier bildet
ein gekröntes Meerweib. Zu beiden Seiten der H(>lmzier die geteilte- lahres-
/.ahl 1523. Das (janze ist frei aus der Hand gc^trieben. Am obern horizon-
talen Rand eingeschlagene Verzierungen, Halbkreise, die in eine Art heral-
dische Dilie endigen. Der Rand ist erst nach detn Hinschlagen dieser \"(m-
zierung umgebogen. Leider liefs sich das \\'api)en vmd damit die wahrschein-
liche Provenienz cUm- Schüssel nicht nachweisen '-1. Möglicherweise ist es das
der Lei[)ziger l'^amilic Krell, welchei- der berühnUe sächsische Kanzlei' Nico-
lU) Da.s Hambur<Jer Museum t. Kuiisl- u. (icucrbc a. a O
11) Von technisch-fachmännischer .'-^eite uurdc mir übri^^rens allun.iin^.'- ohiu- nähere
Helene versichert, dal's solche Schüsschi in unseren Ta^'en zu Mailand her'^estellt würden.
12) Die wenig geschickte. Haue .Stilisierung der Helmdecke liefs zunächst an eine
moderne Fälschung denken. Der eclite ('harakter der Helmfigur, der Zahl und der
Schrift widcrsiiricht dem. ledenfalls alter ist die Schüssel mit Ausnahme des Randorna-
mentes glatt, d. h, ohne dit; Treibarbeit, ans der Heckschlagerwerkstätte hervorgegangen
\nu.I von andere!' Hand mit tlei' Inschrift und ilem Waiipen versehen worden.
22
laus Krell entstammte; \veni<^'stens kommt in dieser in der ersten Hälfte des
16. lahrhundcrts ein Jacob vor. Ks ist dieses Becken das einzige frei ge-
triebene in unserer Sammlung.
Di(^ sch(')nsten Exemplare sind zugleich offenbar die ältesten, die in
ihrer Dt^koration noch d(^n Geist d(\s hohen Mittelalters widerspiegeln. In
der Mitte der einen sitzt in stark geschwungenem und gebrochenem Gewand,
in das Rund trefflich komponiert, eine k'rau im Kostüm des 15. Jahrhdts.
(als k2ntstehungszeit des Relief(;s ist wohl die Mitte desselben anzunehmen),
mit Bliitenzweig imd Kreuz m den Händen, an ähnliche Darstellungen aut
Kästchen- und Gobelins, Kupferstichen u. dergl. erinnernd. Zwischen vier
charakteristiscli gc^formten gebuckeltc^n k'eldcM-n \-ier weitere Ornamc^nte: aus
einer stilisierten Tierfratze sj)rossen 1^'rucht und BlunuMiranken h(M-\'or, deren
mittelste ein Kreuz bildet. Oben in der Rank(^ das springende l{inh(>rn
I)ei' ornatrientalc Teil gemahnt noch einigermafsen an die romanisch-gothrsche
l bergani^szeit. Die Ausführung ist einc^ sehr s(>rgfälti^e, die k'ornK^n sind
durchwegs an den Kimdern aus fi'eiei- Hand mit dem lüsen nachgetrieben und
scharf ausgepräj^t. 1 )ei Rand zeigt nu1 dem l'unzen eingeschlag(>ne kleine
23
Blättchen. Die Schale trägt keinen Schriftrand. In stumpferer Ausführung kommt
die Mitteldarstellung allein noch an einem kleinen tiefen Becken (ebenfalls
ohne Schrift) vor. Die Form (Stanze) ist bei Anfertigung derselben offenbar
schon ziemlich stumpf gewesen und deshalb die Möglichkeit späterer Ent-
stehung nicht ausgeschlossen. Dieselbe Dekoration zeigt eine weitere sehr
sauber gearbeitete Schüssel, deren Mitte, \on einem eingepunzten Ornament-
.streifen umgeben, ein kleiner liegender Hirsch bildet, (P'ig. 2, abgebildet zuerst
im Anz. f. K. d. D. V. 1876 Sp. 94). Der Hirsch ist ein äufserst beliebtes
Moti\ bei den geschlagenen Becken. Nochmals den liegenden Hirsch
zeigt ein kleineres tiefes Hecken, dessen B>odc^nmitte \()n zwei Ornament-
bändern umschlossen wird. l)\v an romanische anklingenden Stilformen d(\s
einen Ornamentfrieses würdcni auf einen früh (mtstandonen Stempel schliefsen
lassen, wenn nicht auch aus d(>m 16. fahrh. Belege; solcher Anlehnungen sich
auf anderen Gebieten fänden. Auf einem weiteren, (ebenfalls der frühern
Periode angehörenden tiefen BeckcMi, ist ein laufender Hirsch im Mittelreliel
zu sehen; hinter ihm ein Spruchband mit undeutlichen Buchstaben '■''.
13) aiit . mariör . in möchte ich lesen, ohne eine Erklärunsj L'eben zu ki'nmen.
— 24 —
liine weitere liefe Schüssel enthalt den li(;gen(l(>n Hirsch, darum ein j^e-
wundener Buckelfries. Mit Inschriftfries, dei ohne besondere Trennung die
un^rel(')ste Inschrift mit diMi sieben Zeichen trai^t. 1 )ie Art des Aneinander-
setzens ergibt auch hier ^\n^ schon sinnlos g(;\v()rdenen (iebrauch der Buch-
staben.
V'on den mit Inschriften versehenen Schüsseln macht den altertüm-
lichsten Mindruck eine solche mit dem hl. (nH)rg, der tlen Drachen unter
dem Pferd mit dtM' Lanze ersticht. Links oIxmi findet sich die knieende
Königstochter. lOen Grund bilden Sterne. Die künstlerisch korrekt ausge-
führte Darstellimg weist in ihrer stilistischen l^c^handlimg auf die letzten Jahr-
zehnte des 15. Jahrhunderts hin. Der figürliche Teil wird von einem Orna-
mentkranz umgeben, darauf folgt der innere Schriftrand mit lateinischen
Majuskeln. : GEH WART : DER! : NERID : . Die Art, die Trennungs-
zeichen zu setzen, gibt von der Sorglosigkeit der Verfertiger der Schrift-
stempel einen klaren Beweis. Der äufsere Rand enthält eine sich wieder-
holende Umschrift in sieben Zeichen, die auf die oft diskutierte zurückgeht,
aber einigermafsen klarere Lmchstabcnformen aufweist. Zeichen 1 scheint
deutlich ein n zu sein, 2 ist ein richtiges i mit schräger Ouerlinie, 3 b (v.?),
4 ein offenes e mit Schlufshaken, 5 ein n, 6 e mit dem Abkürzungszeichen,
7 ein deutliches Minuskel s. Ob hier eine ursprünglichere 1^'assung der so
häufig vorkommenden Inschrift vorliegt, mufs dahingestellt bleiben. Weit schemer
in der \/erzierung ist ein weiteres Exemplar mit dieser Darstellung ohne
Schrift (Eig. 3, abgeb. zuerst Anz. f. K. d. d. V. 1874 Sp. 175), wo neben
den kleinen eingeschlagenen Verzierungen um das figürliche Relief ein Eries
mit den birnförmigen, gezogenen Buckeln läuft, in einer anderen späteren,
wohl nicht vor 1550 entstandenen Redaktion, erscheint uns die Legende des
hl. Georg in zwei andern Schüsseln, nämlich in einem tiefen Becken ohne In-
schrift und in einer gröfscMcn. mehr flachen grofsen Schüssel. Das figürliche Relief
zeigt den hl. Georg nach links sprengend hoch zu Kots mit gezücktem Schwert.
Die Tracht ist die der Landsknechte der 1. Hälfte des 16. Jahrh. Unter
dem Pferde der \on der Lanze durchbohrte Drache. Um das Bild Ornament-
fries mit wieder an den romanischen Stil anklingendem Eormen, von Ranken
umgebene Palmetten und Rosetten. Der einmalige Schriftrand trägt in eigen-
tümlich gebildeter Majuskulschrift eint^ nicht entzif1e^bar^^ ursprünglich wohl
lateinische hischrift '^).
Ebenfalls von Essenwein publiziert (Anz. f. K. d, d. V. 1876 Sp. 93) und in
l^'ig.4 wiedergegeben, ist eine flache Schüssel mitStechtartsche in der Mitte, um die
sich ein kleint;r Kranz aus zwei verflochtenen, beschnittenen Zweigen mit verein-
zelten Blütenzweig<Mi schlingt. /Xufsen am Rand (l(\s Bodc-ns läuft ein Reit mit
stilisiertem Blattwerk und Rosetten, unterbrochen von einem S{)ruchband auf
der sich die wegen Unscharfe d(\s St(Mi"i))els nicht mehr (mtzift'erbare, m()g-
14) Die I5urhslabcn las.sen .sich wohl mit einiger .Siriicrheil .so lesen: sJ(Nrl GlH
SKALk RKKORs DK r)ei- Stempel zeigt die Worte f-i in der t^egebenen Reihenfolge.
licluMweise auch wiecier verstümmelte lateinisclie Aufschritt in Minuski^hi
»per . o : ?? on . amor ^ " wiederholt^'').
Unter den Schüsseln mit figürlichen Darstellungen kommen diejenigen
mit dem Sündenfall am häufigsten vor; das Museum besitzt eine ganze Reihe
mit und ohne Schrift. Das Bild kommt in zwtM wenig vcMschiedenen Varianten
darauf vor, einmal (auf dem ausgebrochenen Boden eines Reckens) mit den
stehenden Figuren von Adam und Eva zu S(Mten des Baumes der Erkenntnis,
während sich rechts ein burgartiger Bau erhebt; fünfmal in derselben An-
ordnung, mit Schriftbändern zu Häupten der Figuren und einer niedrigen
zinnenbekrönten Mauer im Hintergrund. Zwei der letzteren und zwar geringe
Exemplare tragen keine Umschrift. Zwei weitere in Majuskeln (Antiqua) die
sich wiederholenden unver.ständlichen Worte; RAM(11.^) ; EW : S'!i(H)NH :
die fünfte zeigt eine, der bekannten rätselhaften Inschrift ähnliche, in zehn
minuskelartigen Zeichen, von folgender Form :
Kig. 5.
Die Verwandtschaft mit der anderem vielbesprochenen Umschrift leuchtet
sofort ein. Ob die eine auf die andere zurückgeht, mag dahingestellt bleiben.
Dazu noch eine äufsere sich wiederholende Umschrift in Majuskeln: Dl .
DAL . WVNDI . Das letztere könnte leicht eine Verstümmelung von Chv'i.
Sal. Mundi , i. e. Christus Salvator Mundi sein. IkMiierkenswert ist noch,
dafs der Stempel der Innern Minuskelschrift nicht die richtige k'olge der zehn
Zeichen enthält, sondern je die acht letzten und die zwei ersten ZtMchen der
sich wiederholenden Schrift, wie sich aus den Absätzen ergibt, ein weiterer
Beweis für das gänzlich gedankenlose Verfahren bei f^erstellung von Stem{)el
und Becken.
Die Dar.stellung des Sündenfalls ist durchweg eine r(^he, \()llig unkünst-
lerische. Dadurch erscheint sie bei der in der Regel sehr mangelhaften Ar-
beit und der vorauszusetzenden schlechtem BeschatTenheit der Stempel alter-
15) Kyc hat (licsell)c, ehe das Original in.s Akiseiim Isam , nach einer nocli im
Knpfer.stichlval)inet hcrmdhchen Kaesirnilt,;z(,-irhnun^ \vie(Ier^e;4el)en und zwai' wie Ibli^t :
li.s dürfte darau.s licrvor^elien, wie leicht auch lieiil/ulaL^e und zwar von .■^chritt-
kundir^stcr Seite Ver.stiimnieluni^en. resp. lal.sche l-csarten sohdier Inscliritun enisteh<'n.
A\ich auf dem Holz.schnitt .sind die l!uchsral)en iucjit (iri'nnaliictrevi wieiler^e^elien.
Mitteilungen aus dem german. Nationalmuseum, 189g.
IV.
26 -
tümlicher , als sie wirklich ist. Die <^e\v()hnlich vDrkommenden Exemplare
werden daher nicht vor das Jahr 1550 zu setzen sein. In dieselbe Zeit des
Verfalls i^ehcMen aus unserer Sammlung ein l^ecken mit der Darstellun5.f der
Verkündi^nmi.^; links naht der Engel, rechts kniet Maria, iil:»er beiden schwebt
die Taub(\ der (3rund ist mit Blumen gennistert; dann zwei verschieden grofse
mit dem Lamm, mit K(^lch und Kreuzfahne in ganz roher Ausführung. Etwas
besser ist ein Teller mit Blatt- und RosettenveizicMung und i]vr Maria auf
dem Halbmond, aber sicher erst aus dem 17. Jahrhundert.
Spätm'er Zeit gehört auch der 'J'ypus "Josua und Kaleb mit der Traube
an. Es findet sich hier ein ICxemplar ohne Inschrift , während auch solche
mit einem und mehreren Schriftbändern bekannt sind. Die Ausführung des
Stempels deutet auf den Ausgang des 16. oder Anfang d(^s 17. [ahrhunderts.
Dieselbe, häufig vorkommende Vorlage, hat auch eine kupferne Platte, wohl
aus einer kupfernen Butte, wie solche insbesondere im 18. Jahrhundert spezi(;ll
in Nürnberg mit reicher Treibarbeit hergestellt wurden und bei denen gerade
diese Darstellung bevorzugt wurde.
Eine tiefe kleine Schüssel mit dem offenbar nach einer antiken Vor-
lage gearbeiteten Reliefkopf des Cicero mit Lorbeerkranz trägt in Antiqua die
Umschrift : Marcus . Tulius . Cicero . Cons. Dieses Stück ist zweifelhaft ;
italienische moderne Herstellung ist wohl nicht ausgeschlossen. Ebenso läfst
sich das /^Iter einiger weiterer kleinerer Becken nicht bestimmen. Ein solches
trägt einen einfachen Rosettenstern in der Mitte ; in ähnlicher Weise ist auch
ein tiefes Becken verziert; ein anderes zeigt in der Mitte einen kleinen Mönch (.')
mit Heiligenschein und kurzer Kutte und in beiden Händen Blumenzweige
Die Ausführung ist bei diesen Stücken eine flüchtige und kennzeichnet die-
selben als gewöhnliche Gebrauchsgeräte. Eine weitere Gruppe meist gröfseren
Umfangs bilden die Schüsseln mit rein ornamentaler Verzierung, die an-
scheinend als Schmuck der Credenzen und zum vornehmen Tafelgebrauch
bestimmt waren. Meist ist bei diesen in der Zeichnung sehr geschmackvollen
Stücken die Mitte des Bodens hoch aufgetrieben, c'm Kranz von geschwungenen
Blättern oder Buckeln (fischblasenförmig) umgibt die Mitte, oder auch ein Kreis
\"on Blüten und Blättern. Die Inscliriften haben im Wesentlichen denselben
Charakter, wie bei den figurierten Exemplaren. Zwei sch(')ne Beispiele diesen' Art
tragen die wiederholte Minuskelinschrift : got . sei . mit . vns. Eine andere dieser
Art trägt im Innern Schriftrand die rätselhaften neun Zeichen; im äufsern in
Antiqua die in \erschiedenen Lesarten (die koi'rc^kteste wohl: jVAl . Wart .
ALZEIT . GELVl-.K) vorkommende Umschrift; PlMl^ART : ALZEIT : GELVEK:
\'erschi(Hltme Male ist der Stempel unvollständig^''), lüne Hache grofse Schüssel
mit aufgetriebenem, mittlerem Buckel und Kranz aus geschwungenen l^lättern hat
16 iJie Um.schrittkrcisL- sind im (jrinzcn immer vcjn iinL;<.'lahr gleicher Gnifsc. Die
v'irkomi7i(jiulcn Vcrsrhicdcnhcitcn bewirkten ai)er docli, dais in dem Kreis (Jie Anein-
anderreihung nicht >lnnausL^in^<. Die IScck.scIilai^er halten .sich da(kirch. dafs sie dann ül)er
die zu(_:rst ein;:^esriila;4enen J)Uclist.abentcxte den .Slemjxd noch einmal einschlugen, so dafs
der erste Teil der zuerst eingeschlagenen Reihe des Ötteren l'ehlt. Wiederum ein Zeichen,
wie wenig Wert auf eine sinngemäfse Wiedergabe der Inschriften gelegt wurde.
- 27 —
die ungelöste Inschrift mit sieben Schriftzeichen , ohne Trennung zwischen
den Wiederholungen, woraus hervorgeht, dafs der Stempel verkürzt, resp.
unvollständig war. Eine grofse tiefe Schüssel mit Buckel und herumlaufenden
Fries von Knospen und Fruchtstengeln, die Inschrift mit neun Schriftzeichen.
Eine der vorigen sehr ähnliche Schüssel dieser Reihe? hat im inneren
Schriftrand wieder die ungelöste Inschrift in neun , ein m a 1 in sieben
Zeichen. Der äufsere Schriftrand in Majuskeln bringt wieder den Spruch :
AL : ZEIT : GELVEK ART ; Die drei Endbuchstaben ART fehlen einmal.
Die immer wechselnden Lesarten zeigen deutlich, wie leicht der Sinn eines
so einfachen Satzes von gedankenlosen Arbeitern verunstaltet wurde. Zu der-
selben Gruppe gehört dann eine Schüssel , welche aller Wahrscheinlichkeit
nach mittelst eines mechanischen Verfahrens verziert war. Die Verzierung bildet
ein Kranz von zwei gewundenen beschnittenen Asten , im inneren Kreis ab-
wechselnd mit Blüten und Blättern versehen. In der Mitte zwischen einem
äufseren gewellt profiliertem Ring und einer schwach halbkugelförmigen Er-
hebung eine Inschrift in Minuskeln. Die eigentümliche Schärfe der orna-
mentalen Vertiefung und der Verzierungen von der Rückseite aus , läfst die
Vermutung aufkommen, dafs diese nicht in Stanzen mit der Hand getrieben,
sondern in einem Prefswerk hergestellt wurden^'). Die nach mehreren Rich-
tungen bemerkenswerte Inschrift dagegen möchte in der üblichen Weise her-
gestellt sein. Sie besteht aus einem ca. 10 cm. im äufseren Durchmesser
haltenden Kreise, ist in ziemlich deutlichen aber doch stark stilisierten Minuskeln
(ausschliefslich) hergestellt und gibt ebenfalls nur teilweise einen Sinn; sie
heilst: benedicite deum et vetate(.') etu (.?). Das m des zweiten Wortes, sowie
das et sind eigenartig zusammengezogen, die beiden letzten Worte sind cor-
rumpiert; das letzte vielleicht aus »eum« oder eternum . Die Inschrift ist
die zweite sicher in Eatein abgefafste auf den IJecken des Museums. Hier ist
die Verstümmelung wieder augenscheinlich genug erwiesen. Die Ilerstcllungs-
zeit ist sicher nicht vor die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts zu setzen.
Die Schüssel zeichnet sich auch dadurch aus , dafs sie unttM- allen vorliegen-
den allein am Rande die Marke des Verfertigers, ein Doppelkreuz mit je einem
Punkte unten seitlich, mit der Punze eingeschlagen zeigt.
Wenn wir am Schluls der Betrachtung das Urteil über die geschlagc'nen«
Becken noch einmal zusammenfassen, so ist einmal bezüglich der Inschriften
zu bemerken , dafs dieselben kulturgeschichtlich xon keiner allzuhohen Be-
deutung sind, dais dieselbe vielmehr wohl vielfach übtn-schätzt wurde und wird.
Dieselben reihen sich den übrigt^i im mittelalterlichen Leben gebräuchlichen,
sei es, dafs wir diese auf Hausgeräten, wieGefäfsen. Kästchen, Wirkereien u.s.w,
17) Das erste Vorkommen solcher Prcfswerkr in Xiirnljcro; dürften (he Notizen
Doppelmeyers (Von den Nürnherffern Künstlern S. '29'') ülier Hans Lobsin^er bczeui,an :
liier heilst es am Schlafs: sEr war anch letztens in Darsteliunt; eines nnd des andern
künstlichen imd liesondcrn Prcsswerckes L^ar i^dücklicli . . ; dann aber ndch andere ver-
fertigte, mit dcro lieyhülfFc man alle Metallen so sauber ui bii^nrcn /n drucki-n vrrmo^te.
als wenn sie i;etrieben wären.« Wentzel Uimnitzer >si)lU sich d(;s l.obsini.;(:r<( hcn Vc;r-
lahrcns vielfach iu'dient haben. Zur allgemeinen Einführnny sind diese Preb.\'. erke sicher
nicht gekommen
2x
vortinden, oilct auf Maleicicn, Wisinutiualci cien , ahcv auch Tafelt^cniäldeti,
Kupft.'r.sti(lu'n, 1 lolzschuitlcn u. clci-^fl. an, sie sind urspriinj^dich ^flcichmäfsi^'
sowotil in !at(inisih(M und deutschrr Sprache vtMfalst und dem ^^eisthchcn \vi<' dem
welthclien i.ebeu entnommen. Ihre Unverstäntihchkeit, d. h. der holie Grad
der Verstiinunehm^f, in dem sie in der i\lehrzal)I der Fälle auf den erhaltenen
Stücken uns ent^^c^cntretc-n, läfst sieli ^ej^cMiübei' anderen Gej^^enständen und
Materialen, auf denen wir Inseln iften sonst be^e^men, mit der völlig hand-
werksmäfsigen Herstellung sehr wohl iM'klären. Wir dürfen getrost annehmen,
dafs die Mehrzahl der Heckschlagei bis zur IMittt; des 16. lahrhunderts des
I,esens und Schreibens insbi-sondere dieser immerhin nicht ganz geläufigen
al)er hergebrachten Zeichen nicht mächtig war. D(;r handwerksmäfsige, und
in einem gewifsen Sinn natürlich nicht im mt)dernen der Arbeitsteilung —
fabrikmäfsige I Ierstellungsl)etrieb gibt auch für die künstlerische und kunst-
gewerbliche Bedeutung interessante Aufschlüsse. Der Überblick über die
Krzeugnisse vom Endt: (U\s 15. bis zum 17. Jahrhundert läfst leicht erkennen,
wie von der ursprünglichen Sorgfalt der Verzierung sich der Verfall zu einer
rohen und teilweise geradezu geschmacklosen Dekoration vollzieht. Si(.' gibt
zugleich manchem modernen »laudator temporis acti' im kunstgewerblichen
Schaffen zu Ixxlenken, dafs zu jeder Zeit und insbesondere zur Zeit der höchsten
Hlüte deutschen Kunstgewerbes, der zweiten Hälfte des 16. Jahrhdts. auch recht
minderwertige Erzeugnisse auf den Markt kamen. Die sorgsame Auswahl der
Verzierungsformen, die vorzügliche Herstellung der Stempel, die saubere Aus-
arbeitung jedes (Muzelnen Stückes, die die Arbeiten (ies späten 15. Jahrhunderts
auszeichnet, ist im Laute des 16. jahrhiniderts bis zmn 17. stetig zurück-
gegangen. Sorglosigkeit in der Zusammenstellung der Formen, Nachlässigkeit
in der Herstellung, mulsten , ganz abgesehen von dem Aufl<onniien anderer
beliebter Materialien wie Zinn, Kupfer und vor allem der keramischen Pio-
dukte einen raschen und sicheren Verfall des Beckschlagergewerbes herbei-
führen. Nicht blos fih- du; Inschriften, sondern auch für den Geschmack der
Verzierung, die nicht der fortschreitenden Zeit zu folgen vermochte, gelten
daher die vollberechtigten Worte v. Eyes, (Anz. f. K. d. D, V. 1864 S[). 328j
mit denen wir diese I^etrachtung sxhlielsen wollen; Wenn es sich um die
Gründe handelt, welche die in der Mengt; auftretenden Erscht^inungen (gemeint
sind die verschiedenen unKksbaren Inschriften) erklären sollen, ist das (jesetz
der '1 rägheit gewifs das, welches als am nächsten liegend ins Auge zu fassen ist.
Nürnberg. Dr. Hans Steg mann.
Ein Karabinerhaken aus dem 17. Jahrhundert.
i>iiLMii iahii' crwaii) das ;_;ei-iuanischc MustMiiii cnit'n Kar.ii iiuci-
:<n ans dri" I-'itili/cit dis 17. 'alu'hundi rt s . (icr intniLic stinn'
ch(")iii-n |i )i iiia'cii 1 )ui"chl iiluuiii: eun- n.ihi ic I iclrachl uug xcrdiiiil
!)ii- 1 !al;('ii isl aus LM'schnitti ■neu) l'.iscn und hr^tiht aus zwei ihici iU
-t iimiiui!'.' )iac]) ', (■! si Ii!,-, liiv n Tcili-n. 1 )ci hIku^ lald.', eine ltoIsc < »-.e, di
29
den Lederriemen des Biindeliers aufnimmt; der untere Teil ist der eigentliche
Haken, in den der Ring des Karabiners eingreift. So ist dieser selbst sicher
befestigt und gestattet eine bequeme Benutzung seitens des Reiters.
Der obere Teil wird von zwei Schlangen gebildet, deren gestreckte Leiber
den Hauptteil der Ose bilden. In der Mitte stofsen die Schwänze zusammen
und ihre Enden ringeln sich wieder zu kleineren runden Ösen. Ein Ring
fafst die Enden zusammen. An dieser Stelle zeigen beide Leiber geschlitztes
Blattwerk; ebenso gehen an den Kcipfen der Schlangen von der Stirn und
vom Unterkiefer Blättervoluten aus, die sich auch an dem aus dem Maule
hervorgehenden Stücke fortsetzen. Dieses selbst biegt knieförmig um, geht
nach entgegengesetzten Richtungen auseinander und bildet einen Ring , der
eine senkrecht zum eigentlichen Haken stehende Rolle umfafst. Diese ist
drehbar, so dafs jedc-r Teil des Hakens freie {Bewegung hat.
i^eide Enden der Rolle sind mit aufsteigendem Blattwerk verziert, ebenso
die zunächst stehenden senkrechten Teile des Hakens.
Der Teil an dem sich die Rolle befindet, schiit-lst al) mit einer massivt'U
Rosette mit Mittelknopf und sieben \on ihm ausgehenden Hlattx oluten.
V^Mi dieser Rosette^ gv'ht rechts in schrni geschwungenem Bogen wiedcM"
eine Schlange^ aus, an deren Leibe sich zunächst noch das Blattwerk der
Ros(>tte mit einem andern .Motiv zusanunen tortset/1.
Dann aber zeigt sich der natürliche; glatli^ .Schlangenleib, bis über Stirn
und Unterkiefer wiedcM' V^jluten ansetzen, in die- auch der OlxMkiefer ausläuft.
.Auf ihren Unterkiefer tritit ein glcicli gt^bildetei- Schlangenkopf, der am
ganzen dazugehcMigen Leute mit Blattwerk \('rziert, cbentalls auf die Rosettc
st(")lst, al)(M" in einer k'edcr befestigt ist, die i'in I 'in- \in{\ llerschnelUMi ge^tatt(4,
so (lals zwischrn beiden K(')])fen die ( »tliiiinL; lür dm i\aral)inor rntst'.'ht, dir
mir nach innon geht.
Mit fenncni kiinst leiischcn .Sinn ist die \ i r^chiedcnc Ait dn B( >lininiun^
dadiiK-h .inL'cdeiilcl , dals das Blatlwcik aiil «ii-r ledernden .SchlaiiLT dciitlirli
\()n dem dci- Rosette ^u-sondert ist. während dieses sich auf dem anderen
Schlangenleibe tortsetzt.
Auch sonst waltet echt kiinstlerische Absicht.
Den i^latten Schlangenlcibern oben entspricht ein ebensolcher unten;
sind sie dort künstlich verbunden, so verLäuft der untere in einem Ganzen.
Ziini,uMn sich die Schlanj^en oben nur \on ferne an, so treffen sie unten un-
mittelbar aufeinander; aber die in Voluten endigenden Oberkiefer zeigen uns,
dals es sich nur um dekoratives Spiel handelt.
So hat der Kim.stler e i n Motiv durch das (janze durchgeführt, ohne in
(jleichförmigkeit und Langeweile zu verfallen.
Nürnberg. Simon.
Über eine Anzahl mittelalterlicher zu Konstanz
gefundener Bodenfliesen.
fir^Kr "^ Herbste 1898 wurde von dem Pfleger unseres Museums in Konstanz
1^^ Herrn Hermann Burk unserer Sammlung eine Anzahl Fliesen
r^'y^J^ zugewendet , die der genannte ?Ierr bei Abtragung eines durch
Brand zerstörten Hauses in Konstanz in Sicherheit zu bringen Gelegenheit
hatte. Während die Mehrzahl der gefundenen Fliesen dem Rosgartenmuseum
zu Konstanz überlassen wurde, kamen Doubletten derselben in unser Museum, wo
sie eine erfreuliche Ergänzung unserer schon bestehenden, sehr beträchtlichen
Sammlung derartiger Erzeugnisse zu bilden bestimmt sind. Die Erhaltung
dieser Fliesen ist nur einem Zufall zu verdanken. Das obengenannte Kon-
.stanzer Haus, ein ehemaliges Domherrnhaus, soll um das jähr 1600 einem
Umbau unterzogen worden sein. Bei diesem Umbau wurden iedenfalls die
alten mittelalterlichen Fufsböden aus Fliesen durch andere ersetzt und die
Fliesen als Baumaterial , insbesondere zur Ausgleichung des Mauerwerks be-
nützt. Das Alter des ursprünglichen Gebäudes ist unbekannt und damit auch
die Datierung der interessanten Fliesenreihe naturgemäfs eine unsichere.
Die vorliegenden Konstanzer Fliesen lassen sich in drei (iru|)pen scheiden.
iMne Anzahl (sechs) sind kleine Rauten mit einfacher Strich\erzierung , die
wohl zu eincan zusammengesetzten (Multiplications-) Muster gehchen. Einige
weitere , die einzigc;n , welche Spuren von Glasierung in schwärzlich grüncM-
Parbe tragen, geh()ren zu einer kreisfcn'migen Umfassung eines Kreises. el)c;n-
talls nur mit einfachem gcuimetrischen r)rnamcnt gt^ziert. Weitaus die Mehr-
zahl weist i)hantastische Tierfiguren auf. So einfach, auch diese \ertieften
Muster in ilii'ei- schlichten C'ontourzeichnung sind, s(^ sind sie doch sehr sicher
und stratT gezcichnc;! , aufserdem im Ganzen auch durchaus glücklich in tlen
Kaum k'omponiert. .Xcben geflügelten Cireifen , X'ierfüfslern , die an llunde
odei Wölfe erinneiu, solche die zwei Wirderfülse, als Ausläufer des Eeibs aber
31
einen stilisierten Schweif haben, Vögeln, z. ß. einen trefflich der Natur abge-
lauschten Schwan , kommen auch Darstellungen komplizierterer Art , wie die
beiden eine Pflanze fressenden Vögel, oder das Kabelwesen mit Schild und
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Mittclalicrlirlii' Ü.Mlcuflicsoii aii> k'nn^taiiz.
Szepter vor. Menschliche 1^'iguren , von anderer Hand augenscheinlich aus-
geführt, als die eben genannten, zeigt nur eine Fliese, zwei nur skizzenliatt
angedeutete Menschen unter einem Baume. Zu den Tierdarstellungen lassen
sich auch <\\r hcialdischcn rct:htu'n. Ivs sind liinl' verschiedene Typen, die
sich \()rfind("n. Viermal, je \(»n einein aus Kreisen mit Punkten oder sich
in ihrcMn Winkel sclmeidender StrichverzierunLj i^childetc^i l'^i'i.U umijcihen, der
/Xdlei . /\\(Mmal kommt ei' als einfacher und zwar nach links und rechts ge-
kehlt, zweimal als nop})eladler vor, das einemal in einer noch sehr ])rimiti\en
Anordnung mit c^nem Kopf, der zwischen dcMi zwei Sclmäht^ln ein einziges
grorst.\s Auge hat. iSielu^ die Abbildung.) /\ls c.\uv. h(n"aldische 1 )arst(dlung
ist der nach links schreitentle gekr<)nte LcAve aufzuführtMi.
Der dritten Art tMidlich gehören eine Anzahl \()n renn orn.amental vca-
zierten Mi(\sen an. Die Muster sind teilweise gc;ometrische aus Sternen,
l\r(Msen u. dergl. gebildet, tcMls zeugen si(> rtMchc- HandvcM-schiingungen. Die
Zeichnungen sind auf alkui uns zugekouunenen [Cxemplarcm vei-schied(>n und
ztMgen ein(> bemerkenswerte stilistische Sicherheit, sowie die h'ähigkeit aus
den einfachen hdementen tlic^ verschiedenartigsten Combinationen herzustellen.
Die Technik ist sicher bei den meisten die, dafs mit einem scharfen kantigen
Werkzeug die Zeichnung aus freier Hand eingerieft wurde, was immerhin eine
bemerkenswerte zeichnerische Sicherheit und k\>rtigkeit voraussetzt, während
nur einige wenige, ein heraldischer Adler und einige ornamentale Stücke, mittelst
eines abgedruckten Models hergestellt sind.
Die sechs in den Abbildungen wiedergegebenen Stücke geben charak-
teristische Proben der im Ganzen 38 Stück zählenden Sammhmg. Und zwar
wurden zwei der heraldischen Fliesen, Doppeladler und Löwe, die eigenartigsten
Beispiele der Tierdarstellungen — die Pliese mit den stilisierten an der Pflanze
beifsenden Vögeln könnte einem Meister der modernsten Richtung ihren Ur-
sprung verdanken - und zwei der ornamentalen Muster mit Bandverschlingungen
gewählt.
Die Fliesen haben mit Ausnahme der kleineren zu den zusammen-
gesetzten Mustern geh(')rigen Stücke, quadratische Form mit einer Seitenlänge
\on 13 — 14 cm. Das Material ist ein feiner, fast ganz sandfreier Thon von
rötlich-gelber bis ziegelroter h'arbe. Können diese Fliesen an Gröfse und
Reichtum der Dekoration auch keinen Vc-rgleich mit den spätem auch in
unserer Sammlung vertretenen Arbeiten aushalten , so verdienen sie deshall)
Beachtung, weil sie anscheinend zu den frühesten I^eispielen des Vorkommens
zählen. Wenn auch nicht von gleich(?r Hand , so sind , wenigstens die
(piadratischen Stücke, sicher aus einer Zeit. Die stilistische Behandlung der
stilisiei-ten Tiere weist auf dasdiohe Mittelalter, die dröleries im Buchschmuck
und in dc^- dekorati\en Plastik. Das \(')llige Fehlen von Mafswerkformen und
\eg('tabil(>m Ornament, deutet aulserdem auf eine xerhältnismäfsige frühe ]'2nt-
stehung. W'ir mr)cht(Mi als solche^ wegen der \()i-wiegend gel)rauchten Band-
\-erschlingungcn das 13. Jahrhundert und, wenn dem gegenüber die oft geübte
lange Beibehaltung früh(M-er Stilformen eingewendet würde, h()chstens das frühe
14. Jahrhundert als hjitstehungszeit annehmen, wodurch die vorst(4ienden
Miesen mit an die Spitze aller bis jetzt bekannten g(M-ückt wcTden.
NürnbeiL'. Dr. ilans SteL^nann
— 33 —
Goldsehmiedearbeiten im Germanischen
Museum.
(Hiezu Tafel 1)
er Schatz des Germanischen Museums an goldenen und silbernen
Geräten und Schmucksachen ist in den letzten Jahren um manches
hervorragende Stück bereichert worden. Bisher haben indessen
nur zwei der bedeutsameren Zugänge dieser Art in diesen Blättern eine ein-
gehendere Besprechung erfahren, nämlich der Veit Holzschuher'sche Pokal
von Elias Lenker aus den sechziger oder siebziger Jahren des 16. Jahrhunderts
(Mitteilungen 1894 S. 3 ff . von Direktor Hans Bosch) und der von Holtzendorf-
sche Familienschmuck aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts (Mitteilungen 1894
S. 73 ff. ebenfalls von Direktor Bosch). Es ist daher meine Absicht, hier
von einer Reihe weiterer vorzüglicher Werke der Goldschmiedekunst zu
handeln, die alle zu den Erwerbungen der letzten Jahre gehören und gröfsten-
teils noch nicht veröffentlicht sind. Es sind Schmuckstücke und Geräte aus
dem 5. oder 6. bis zum 18. Jahrhundert, die wir in chronologischer Folge
an uns vorüberziehen lassen werden, jedes einzelne Stück ein bedeutungs-
voller Repräsentant der Kunstübung seiner Zeit und der Kultursphäre, der
diese entsprossen, alle zusammen ein reiches, wenn auch freilich keineswegs
vollständiges Bild insbesondere auch von dem technischen Können früherer
Jahrhunderte auf dem Gebiete der Edelschmiedekunst gewährend.
Die in den folgenden Aufsätzen behandelten Gegenstände gehören ver-
schiedenen Gruppen der kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlungen an,
den frühchristlich-germanischen Denkmälern (F. G.), kirchlichen Geräten (K.
G.), Tracht und Schmuck (T. S.) und Hausgeräten (H. G.), wie dies in jedem
Falle durch die beigefügte Signatur der Stücke kenntlich gemacht sein wird.
I. Ostgotischer Frauenschmuck aus dem 5. bis 6. Jahrhundert*).
(F. G. 1598- -1603)
Die Kunst der Völkerv.anderungsepocho ist in den letzten Jahrzehnten
besonders häufig Gegenstand eingehender Untersuchungen gewesen, und es
gibt in der That kaum eine anziehendere Aufgabe als die, den Zusammen-
stofs der alternden Antike mit dem jugendlichen Kunstempfinden der Ger-
manen und die wechselseitigen Einwirkungen beider in ihren Einzelheiten zu
erforschen und klarzulegen, so gewissermafsen das Fundament für eine tief
eindringende Geschichte der deutschen Kunst zu schaffen. Trotz eifrigen
Bemiihens sind dennoch die Ergebnisse der bisherigen Forschung auf diesem
(jebiete mit wenigen Ausnahmen nicht eben glänzend zu nennen. Den
Argumenten, auf die sie sich stützen, mangelt meistens die schlagende I^e-
weiskraft, häufig sogar die Wahrscheinlichkeit, mit der wir uns für so weit
zurückliegende Zeiten gern begnügen würden, jenen Ergebnissen selbst daher
*) Wir l)rin(fcn diesen Artikel, ohne in der Fra^'e alle Anschauuni^en des Verfassers
zu teilen. Die Red.
Mitteilungen aus dem german. Nationalmuseum. 1899. V.
— 34 —
«
(li(> Sicherheit und Zuv(M-läs.si(^keit. So stehen denn vielfach und gerade in
den wichtigsten h'ragen Ansichten gegen Ansichten, Theorien gegen Theorien,
was stets ein schlimmes Zeichen für den Stand des Wissens ist. Die Haupt-
ursachen dieser ICrschcMnung lassen sich unschwer erkennen. Ms ist einmal
die durch die staatlichen Umwälzungen! den- Vcilkerwande-rungszeit mitbedingte
Spärlichkeit der Quellen namentlich in kunstgeschichtlicher Hinsicht, dann
aber und ganz besonders auch die ebenfalls im Charakter der Zeit begründete
weite Zerstrcuiung der Denkmäler über l^Äiropa und Teile Asiens -- ich denke
an die sibirischen Funde — und Afrikas. Dem ersteren Cbelstande wird
durch etwaige neue Quellenfunde und die Fortschritte vornehmlich der
byzantinischen Wissenschaft kaum jemals wesentlich abgeholfen werden ; der
Zerstreuung der Denkmäler aber, der heute ihre Unterbringung in den ver-
schiedensten Museen und Pri\atsammlungen Spaniens, Italiens, Frankreichs,
Deutschlands, (3sterreich-Ungarns, der nordischen Reiche, Rufslands u. s. w. ent-
spi-icht, würde wohl durch sachgemäfse Veröffentlichung in einem Corpus anti-
WM
Fig. 1, OrigiiialgTüfse.
quitatum wirksam begegnet werden können. Nur ein solches Werk, dessen
Herausgabe stets in erster Linie eine finanzielle Frage sein wird, könnte der
Forschung insbesondere über den sogenannten Völkerwanderungsstil, die
Kunst der Barbaren, einen festen Boden unter die Füfse geben. Solange
wir es nicht besitzen, wird jede neue Publikation über einzelne Kunstgegen-
ständc; dieser Art gut tliun, auf eine möglichst getreue Wiedergabe und
sorgfältige Beschreibung nicht zum mindesten nach der technischen Seite
hin, die bisher nur zu häufig vernachlässigt worden ist, den ganzen Nachdruck
zu legen.
Aus diesem Grunde haben wir auch geglaubt, das Hauptstück des
Schmuckes, denn der vf)rliegende Aufsatz gewidmet ist und über dessen Zu-
gehörigkeit zum Kunstschaften der Völkerwanderimgszeit wohl kein Zweitel
sein kann, nicht anders als in der Gröfse des Originals und in Farbendruck
wiedergeben zu dürfen (vgl. die Tafel). Fs ist eine mächtige, goldene, mit
Steinen besetzte Fibel in der Form eines stilisierten Adlers, die in der
grfifsten Längimausdehnung 120, in der grcM'sten [freite 58 mm mifst und aut
der Rückseite mit einer starken, cdiemals federndem Bronzenadel versehen
ist. Sie soll nach Aussage; der beteilit^ten Händler das (Germanische Mu-
35 —
seum erwarb sie von David Reiling in Mainz, dieser von Sambon in Mai-
land — in der Nähe von Cesena in der Romagna , also nicht allzuweit
von Ravenna ausgegraben worden sein. Mit ihr zusammen gefunden und
ebenfalls vom Germanischen Museum erworben wurden drei im wesent-
lichen vollständige Teile einer Halskette, oder richtiger eines Gehänges der
gleichen Art (vgl. Fig. 1 ; gröfste Länge je 43, gröfste Breite je 15 mm),
sowie die untere Hälfte eines vierten solchen Teilstücks und ein prächtiges
Ohrgehänge (vgl. Fig. 2; gröfste Länge 91, gröiste Breite 24 mm), dem leider
zwei der Bommeln , die mit der erhaltenen dritten zusammen den Abschlufs
nach unten bildeten, fehlen, wie aus den leeren Ringen zu beiden Seiten der
erhaltenen Bommel hervorgeht. Das Ohrgehänge als solches deutet schon
Fijr. -, Oritriiialirrf
mit annähernder Sicherheit darauf hin , dafs es Teile des Schmuckes einer
vornehmen Frau sind , mit denen wir es zu thun haben. Wie sie in die
Erde gekommen, ob c\s sich um einen Grabfund handelt oder um einen
Schatz, der vor \ielcn Jahrliundt-rten vor feindlichen Nachstellungen im Schofse
der lu'de geborgen wurde, darüber liefs sich ^c)rderhand nichts Sicheres fest-
stellen. Nur soviel wissen wir, dafs sich zusaiumen mit denjenigen Teilen des
Schnnickes, die jetzt das Germanische Museum besitzt, noch einige weitere
Stücke; gefunden haben, die schon vor längerer Zeit von dem Ungarischen
Nationalmuseum in Budapest erworben wurden. Diese wurden im Archaeolo-
giai ICrtc^sitö Bd. NVI []H9G) S. 121 Ü. von Leo Kfiräsz vei-r)rtentlicht und
36 —
finden sich auch im zweiten Hände von Joseph Hanipels Werk über früh-
mittelalterliche AltcMtümer Un.L^arns (Budapest 1897) Taf. CCIII und CCIV
ab^ebildet. Ivs sintl darunter drei \veit(M-(> Teilstücke des nals_t,feschmei(l(\s
und das andere Ohr^ehäni^n;, das völli<^' mit cUmu unseri_t,K^n übereinstimmt, niu-
dafs ihm die mittlere Bommel fehlt, Wcährend die b(nden seitlichen, ^anz
ebenso ^gestalteten cM'halten sind (Käräsz und {>benso I Iamp(;l Xr. 3 — 5 imd 6).
h\"rner stammtMi in Budapest noch aus dcMiist^lben l^\mde zwei in der i^leichen
Technik wie unsere Stücke ausgeführte schildf(")rmige Platten, die wohl zur
Verzierung irgend eines anderen Gegenstandc^s dienten (ebenda Xr. 1 und 2i,
eine Haarnadel mit prcächtiger Zierscheib(> (ebenda Xr. 7), ein Fingerring
(ebenda Xr. 8), eine aus Drahtringen zusammengesetzte Kettt> ( sodronyos
karikäba kapcsolt sodronylancz — ebenda Xr. 9) und zwei Kiemenzungen
(ebenda Nr. 10 imd 11), alles aus Gold. Cbcndies entnehmen wir den ge-
nannten beiden Publikationen, dafs dieser bedeutungsvolle, jetzt leider so
zerstreute Fund noch eine zweite Adlerfibel aufwies, die in Gr()fse, ]'\)rm und
Ausführung der unserigen genau entsprach, nur dafs bei ihr der Kcipf des
Adlers nicht nach rechts, sondern nach links gewendet war. \Vf)hl mit Recht
vermutet Käräsz (a. a. O. S. 122), dafs die beiden Fibeln dazu dienten, um,
vor den Schultern symmetrisch angebracht, daselbst das Gewand zusammen-
zuhalten. Über den Verbleib dieser zweiten k'ibel , di(^ sich mr)glicherweise
noch in Händlerhänden befindet, war nichts in iM-fahrung zu bringen, ebenso-
wenig über das etwaige Vorhandensein weiterer Teilstücke des 1 lalsschmucks,
deren Zahl mit den bisher bekannten sieben Gliedern schwerlich erschöpft
war (vgl. auch Käräsz a. a. O. S. 124). — Auf Einzelheiten der im Unga-
rischen Nationalmuseum befindlichen Schmuckstücke wird im folgenden ge-
legentlich zurückzukommen sein; im allgemeinen beschränke ich mich in-
dessen auf die mir vorliegenden Gegenstände des Fundes, zumal dit- Ab-
bildungen in den genannten beiden ungarischen Arbeiten zur Behandlung tech-
nischer und stilistischer Fragen nur unvollkommen genügen ')■
1) Herr Dir.-Custos Dr. J. Hampcl hatte die Freundlichkeit , mir auf eine Antrage
mitzuteilen, dafs die fraglichen Stücke dem Ungarischen Nationalmuseum ursprünglich
unter der Angabe verkauft wcjrden seien, dafs dieselben aus Ungarn stammten. >Nach-
träglich erfuhren wir«, fährt er fort, -dafs die Stücke, die wir besitzen, nur dm l]rnch-
teil eines .Schatzes ])ilden, der in Cesena gefunden worden sei. Samlion hatte einige von
den Sachen und ein hiesiger (Ikidapesteri Antiriuitätenhändler norh ein .Stück, für das
er jc'doch zu viel verlangte, sodafs wir es nicht kauften; es war dieses eine Adlerfibula
vermutlich jenes Gegenstück zu der unsrigen, wie aus der genaueren Pieschreiljung
dieser ]''ibel bei Kar;lsz fa. a. O. S. IL'-!; hervorzugehen scheint, wo u. a. gesagt wird,
dafs sich in der Augenhöhle ein weifser Stein, in der Mitte mit einem kleinen Granaten
befunden habe i>a szemiiregekben feher ki'i van. k('ize5)ett kis gran;ittal , was tür unsere
Fd)el in ihrem jetzigen Zustande nicht zutrifft. Den ungarischen Forsehern gegenüber
wollte üljrigens ein Mailänder Händler (also ohne Zweifel Sambonj den Schmuck aus
erster Hand, von dem Finder selbst, gekauft haben (K;träsz S. UM). Es läfst sieb, in-
fiessen , wie auch Käräsz licmerkt, in dieser Sache schlechterdings nicht klar sehen, und
bleilit nur zu bedauern , dafs hier wiederum durch Händler-Machenschaften einem wich-
tigen Funde in unverantwortlicher Weise mitgesidelt worden ist.
— 37 —
Einer ausfülirlicheren Bcsclircibuni^ des rein Formalen , der äufseren
Erscheinung unserer Schmuckstücke, überh(iben mich zum guten Teil die
beigegebenen Abbiklungcn sowie die Ausführungen , die etwa vor Jahresfrist
bereits Juhus Naue unter der l'berschrift ■> Ausgrabungen und h\mde in den
»Prähistorischen Blättern« (X.Jahrgang, 1898, S. 57 f.) über unseren Schmuck
gebracht hat. Was etwa ergänzend nachzutragen und aus den Abbildungen
nicht mit völliger Deutlichkeit zu ersehen ist , wird hcA Bc^handlung der
Technik und der stilistischen Fragen Erwähnung finden.
Das für den Schmuck zur Verwendung gekommene Gold ist, wie Proben
ergaben, durchaus Feingold (24karätig). Aus solchem Gf)lde häiumerte sich
der Künstler vor allem ein ziemlich dünnes Blech, ganz ähnlich demjenigen,
das wir auch bei Funden diesseits d(;r Alpen zur CberkkMdung anderen
Materials (einer kalk- oder gipsartigen Masse etc.) namentlich für die grofsen
edelsteinbesetzten Scheibenfibeln verwandt finden, rifs auf demselben, wenn
wir zunächst die Entstehung der Adlerlibel ins Auge fassen, die Formen derselben
nach seiner Vorlage ab , schnitt oder sägte die Zeichnung aus und umgab
den Rand mit einem senkrecht zu dem Goldbleche stehenden , 4 mm
hohen und ' -^ bis 1 mm dicken Goldbande, kaum mit einem anderen
Instrument als mit einer kräftigen Zange arbeitend. Das I^and wurde mit
dem Bleche überall verlötet und gab dem Ganzen erst di(> nötige Festigkeit
zu weiterer Bearbeitung. Diese bestand darin, dafs zunächst in die Mitte ein
starker kreisf()rmiger Goldreifen eingesetzt und wiederum durch Eöten
befestigt wurde. Hierauf trieb der Goldschmied von der RückscMte des
Stückes her an der von jenem Reifen umgrenzttm Stelle eint^ gleichmäfsige,
fast halbkugelförmige Vertiefung in das Blech, das nun hier, an seinen- kon-
vexen Oberfläche, der Schemen mittleren Kreuzrosette zur Unterlage diente.
Wie es scheint, wurde diese Rosette nicht etwa für sich gearbiMtet und dann
aufgesetzt, sondern zunächst auf den erwähnten, etwa 2 mm dicken Goldreifen
ein schmälerer aufgelötet, in diesen das vorher fertiggestellte griechische;
Kreuz mit seinen eingelöteten Kreiszellen und die (ebenfalls für sich gearbeiteten,
winkelförmigen Figuren mit ihren schrägen Sprossen in den vier Ecken am
Durchschnittspunkte der Kreuzbalken eingesetzt, jene Winkelfiguren sodann
je durch einen sich gabelnden Steg mit dem umschlicfsenden Reifen ver-
bunden. Infolgedessen weist die Rosette längs der Kreuzarme und an den
Kreuzenden doppelt gelegte; Goldbände'r oeler -streife>n aul eine rohe\
Material verschwendende ']\xhnik. Das ZellenweM-k cle'r übrige-n TeMle' des
Adlers, des Kopfes, Schwanze\s unel der beMcle^n l-'lügel, wurde schliefslich in
der Weise hergestellt, dafs zunächst die Fiuigssti-eMfen eingefügt imd befestigt
und zwischen ehesen die ve'i-schiecliMi gefe>rmten, balel geraden, bald in eler
Mitte eingeknickten, baleJ ge'wellte>n e)der auch zum Ring e)der I laibkreis lam
Schnabel) zusammcnigeboge-nen GolelbanelstückcheMi eing(>l(')tet wurelen. Auch
hier verrät sich eine zieMulich prinüti\e Kunstiibung in der 1 larmlosigkeit,
nüt der man es gänzlich versäumt hat, kle'inc l'ne'beMiheiten, wie eine solche^
auch auf unserer Tafel am deutlichsten an dem grofsen Goldringe, de;r das
Auge des Adlers l)ildet, erkennl)ar ist, auszugleichen.
~ 38 —
Vi(>lUMcht wurde jedoch ot-iade !)ei dem Auijc das stcirende, \.\hv\-
schiissim> (]()ldstr(Mtchen, das sich biM dc>r HildunL( des Rin^fes vordrcäni^te
und nicht enttVrnt wurde, duich che elieniali<4e I'^ülhuii^ dieser Zc^lle, dii; sich
leitlev nicht (Mhalten liat'-), j^enüijcnd \crdeckt. Wo sich (He in die iihri^ren
(loldz(Mlen der Adl(Mfil)el (Mn<4'esetzt(Mi Steine erhalten haben, sind dies mit
nur zwei Ausn.ahmen tatelf('>rniiL; ^csclilitfene, orientaHsche Ahnandine, di(>
nach d(M- (3r(')lsi^ der Zellen zus^cvsclinitten, Uulit^lich in dieselben ein_i(eklemmt
wui(U'n. Unt(M- den mit den trenn(Midc>n (ioldstreifchen zusammen (-hemals
(Mue L;iatte (^bcrlläche bildend(>n Almandinen findet sich, wie einzelne Untcn'-
suchun^fen (M<^^abc^n, vermutlich übeiall da, wo ein ti(des, vioiettrotc;s Leuchten
des StcMues erzielt werdcMi sollte, auf tknii (}runde der Zelle <Mn zweiter
Almandin (Mn<;elegt. Zu diesen den oberen als 1^'olie dienenden St<Mnen ver-
wandte der Goldsclimied mit Vorliebe^ die etwas f(dilerhaften oder auch zer-
broclienen Steine. In vielen h'ällen sind nur sie auf dem Grunde der Zelle
bewahrt geblieben, während die oberen Ahnandine verloren gegangen sind.
Die beiden Ausnahmen, von dencMi ich sprach, betreffen die Zellen am
untersten Ende der beiden hdügel, die • — doch wohl schon m-sprünglich,
wie man nach dcM- augenscheinlich beabsichtigten Symmetrie annehmen
darf — je mit einem weifsen, weichen, unedlen Stein, einem Kiesel oder
Schiefer •''), ausgefüllt worden sind ^).
Ein(^ starke, ebenfalls aus Feingold gearbeitete Tülle oder Bügel für die
zwischen zwei kleinen Goldbarren an einem Eisenstift drehbare I^ronzenadel
auf der Rückseite der Fibel vervollständigte das Stück. Die Tülle ist mit
einer kräftigen Ose versehen, mit der wohl der kostbare Schmuck am Ge-
w'ande festgenäht war. Das um den wohl ehemals festliegenden Eisenstift
aufgerollte Oberteil der Nadel ist leider an zwei Stellen gebrochen, die Nadel
daher nicht mehr federnd. Die Vorrichtung selbst entspricht im wesentlichen
der bei Lindenschmit, Handbuch der deutschen Altertumskunde [ (1880 — 89)
auf S. 439 I""ig. 446 wiedergegebenen.
Die übrigen im Besitz des Germanischen Museums befindlichen Teile
des Schmuckes machen im allgemeinen den Eindruck sorgfältigerer Aus-
führung, die indessen wohl schon durch die minutiösere Arbeit bei geringeren
Gröfsenverhältnissen notwendig bedingt war. So ist für diese Stücke als
Untergrund ein erheblich stärkerc\s Goldl)lech zin- Verwendimg gtd-:ommen,
die zur Umgrc^nzung jedes Stückes \erwandten Goldstreifen, deren Höhe
hi(;r zwischen 1 ' 2 und 2 mm. schwankt, sind nicht unmittell)ar auf den
2) Vi;!, (las bczüs^lich der anderen Adlcrtihcl in y\nni. I iil)cr die l*"üllnnt; der da.s
Ati^c bildenden Zelle Gesai^te.
,'!) Auch Alabaster Iccnrntc es sein, wie solcher z. li an dem Schmuck von Szila^'v-
Somly(') zur \'er\vendun<r gekommen ist (v^l. Käräsz a. a. C). S. Vll\.
4) L. Kär.isz (a. a. O. S. Vl'l) s])riclU bei l'K:sehreibun!_; jener zweiten Adlerlibel
auch von l'erlen und bmail, die in der l\irlUun<4 der Lani.;saehse der l'ibel und an den
Kreuzbalken in die Zellen eiii<;esetzt gewesen seien. Davon ist an unserem i-^xemidar
nitdits mehr zu entde(d<en. Wo sicli hier \-ei"einzclt eine l''iillun!4 insbt'sondere der Rund-
zellen erhalten hat, besieht sie ebenfalls aus Almandinc;n.
— 39 —
Rand auf^^elötet, sondern lassen rund heruni noch ein schmales Streifchen
des Untergrundes frei, das auf der Vorder- wie auf der Rückseite in ein-
facher, doch geschmackvoller Weise durch filigranartige Kerbung verziert
ist. Nur an den beiden Seiten der oberen Hälfte jedes der zu dem Hals-
schmuck gehörigen Stücke fehlt dieses Rändchen. Man hat sie sich eben
dicht aneinander geschlossen zu denken. So bildeten diese Stücke, wie
sich aus der Form der Oberteile ergibt, zusammen mit den im Ungarischen
Nationalmuseum verwahrten und anderen noch nicht wieder aufgetauchten
ein schimmerndes Geschmeide rund um den Hals ihrer ehemaligen Besitzerin,
ähnlich demjenigen , das wir auf den bekannten Mosaikgemälden von San
Vitale zu Ravenna eine der Frauen der Kaiserin Theodora tragen sehen.
Jedes der Oberteile ist seitlich zweimal durchlocht zur Aufreihung an starken
Seidenfäden.
Im übrigen bieten die Stücke in technischer I-ieziehung nicht eben viel
Neues. Krwähnt zu werden verdient jedoch, dafs, wie sich I)ei den niedrigeren
Zellen des Ohrgehänges nachweisen läfst, gelegentlich auch ein ganz dünnes
Goldblech als Folie verwandt worden ist. Dasselbe liegt alsdann unmittelbar
unter den Almandinen und verleiht diesen einen goldigroten Glanz. Aufser
Almandinen finden sich noch — und zwar je zu beiden Seiten des gröfsten
Almandins an dem Oberteile der Halsgeschmeideglieder, sowie in dem spitzen
Winkel, den die Hauptfigm- des Ohrgehänges bildet — Smaragde eingesetzt,
dazu in den kleinen kreisrunden Zellen des Halsschmucks und der kleinen
kreisrunden Zelle im Anhängsel des Ohrrings ganze Perlen, während, wo
nur eine Hälfte der Perle sichtbar wird, die Goldschmiedekunst sonst in der
Regel halbierte Perlen verwendet. Alle diese Perlen unseres Schmuckes, die
einfach in ihren Zellen festgeleimt sind, zeigen Durchbohrung, sind also wohl
schon früher einmal zu einem Perlenhalsband oder dergleichen verwandt
gewesen. P2ine besonders schöne und gröfsere Perle bildet auch den letzten
Abschlufs des Ohrgehänges.
Unser Schmuck gehört also seiner 'l'echnik nach jener grofsen Gruppe
von Zellen- oder C'loisonarbeiten mit ein<:elegten /Mmandinen oder (Granaten
an, die in zahlreichen im südlichen Rufsland, den l'ontusländern, ausgegrabenen
Schmuckgegenständen, wie z. B. der berühmten Krone \'on Novo Tscherkask
am T)vn (Eremitage-Museum in Sl. Petersburg), ferner in cnnigen Stücken der
Goldfunde von Petreosa in Rumänien und von Szilagy-Sonilyö in Ungarn, den
Grabschätzen der MerowingcM-kcniige Ohilderichs I. und ChilptM'ichs, dem
I^echcM' und der Schüssel von Gourdon im Dc^partement Haute-Saöne, dem
Gürtc^ltaschenbeschlag von Excrmeu in der Normandie, der Fibel von Kent,
den goldenen Votivkronen yon (iuarrazar in dcv Nähe von Toledo mit den
Namen der Westgotenkönige Swinthiki. und Recceswinth, den Schmuckstücken
\'on der sogenannten Rüstung des OdoakcM- im Museum zu Ravenna, und
einigen von den Langol)ardenfürsten gestifteten Stücken im Domschatz
zu Monza, wie namentlich dem btM'ühmten lC\angeIiar der Theodc^lindt» —
um aus den v(Mschiedensten Ländern und GegcmdcMi nur diese Arbeiten zu
nennen - ihre- Haui)tvertretcn- hat.
— 40 —
Schon in s(Mn{M- Schiift ReclnMclies siir In ix'inturc on ('inail dans
rantifjuitc' v{ au nioycn-ägc« (Paris ]<S56) liattc Laharte, vom ("hildorich-
sohwtMt ausi^u^hcnd, di(\sc' ^ranzc (jruppc der einheimischen Kunstübun^ ab-
sprechen zu müssen ^c^'laubt, die Cloisonarbcnten «geradezu als I^Ixportartikel
von IJyzanz und dem ( )rient hin_L(estellt. Dieser Ansicht schlofs sich im
wi'sentHchen aucli Jose de los Rios in scMiier Arbeit über die Funde \()n
Guarrazar an. wie schon aus dem Titel dieses \\'erkt;s \i] arte latino-bizantino
en Kspana y las Coronas \izi^()das de Guarrazar- (Madricj JS61) hervor<4eht.
Dai^^egen trat iler Abbe Cochet in seinem Buche Le tombeau de C'hilderic 1.
(^ Paris 1859) i^^egen Labarte, Ferdinand de Fasteyrie in seiner I)escri})tion
du tresor de Guarrazar- (Paris FSöO) im Gci^ensatz zu Jose de los Rios,
wie später in seiner 1 listoire de l'orfexrerie« (2. Auil. Paris 1877) mit guten
Grimden für die X'erft'rtigung jc^ier Cloisonarbeiten durch germanische (oder
nach X'oischrift der Germanen arbeitende landeingesessene) Künstler ein.
iJans ma conxiction intime , sagte Lasteyrie schon 1860 (a. a. O. S. 33),
l'orfevrerie ou la joaillerie ä decoration de verre rouge cloisonne n'a ete
pratiquee en aucun pays que [:)ar des jxiuples d'origine g(^rmanique: chez
nous, i)ar les P'rancs venus ä la suite des premiers Alerovingiens; en Angle-
terre, par les conquerants anglo-saxons; en Suisse, par les Burgundes ; en
Italic, par les Goths ou les Lombards. Et j'ajouterai que, dans tous les pays
que je viens de citer, 1' Industrie dont il s'agit a ete, non point trouvee, mais
importee par les peuples envahisseurs.' Namentlich angesichts dieses letzteren
wichtigen Arguments, welches Lasteyrie in seinen späteren Arbeiten noch
mehr betonte, dafs nämlich in denjenigen Ländern, die von den Germanen
durchzogen wurden und in denen sie als Eroberer ihre Reiche gründeten,
bisher keinerlei Kunstgegenstände der bezeichneten Art gefunden worden
sind, die einer früheren Zeit als der V(')lkerwanderungsepoche zugeschrieben
werden konnten, liefs sich die Theorie von dem byzantinischen Import auf
die Dauer nicht mit Glück aufrecht erhalten, wenn auch Labarte selbst noch
in der zweiten Aullage seiner »liistoire des arts industriels< (Paris 1872)
diese Ansicht weiterhin verfocht. Man mufste sich sagen, dafs allerdings die
Technik zweifellos dem Orient entlehnt sei, wo wir sie, wie viele Funde
beweisen, \on den alten Babyloniern und Assyrern nicht minder wie von den
alten Agy})tern und frühzeitig auch von Persern und Oströmern geübt finden.
.Man mufstt; auch zugeben, dafs in der Ornamentik \ieles auf Byzanz und die
ihm b(;nachbart(;n östlichen Länder deute, dafs manche zweifellos byzantinische
odei- p(.:rsischc Werke eine nahe Stih crwandtschaft zu j(nier Gruppe \'on
Cloisf)narlK-iten zeigten. An der Herstellung dieser Gegenstände durch die
Germanen konnte dennoch kaum mtdir gezweifelt wtnxlen, und es fragte sich
nunmein- nui-, wer d. h. wflcher X'olksstauun der Vermittk;r gewesen sein
k'''>nn(;. Ivs lag nahe, hier in erster Linie an die Goten zu d(;nken, diiMiicht
nui' wiihrcnd ihres lahrhunderte langen /\ufenthalts am Schwarzen Mei'r in
nahe Berühi-ung mit der Kunst der (■»stüchen Länder gekommen waren,
-ondern auch, nachdem sie vov dem An.s'iunn der Hunnen gegen luide des
4. Jahrhunderts au> jenen Cjegendt-n hatten weichen müssen, mit den ihnen
— 4] —
stammverwandten Gepiden und Vandalen ihre Wanderungen am weitesten
von allen Germanen ausgedehnt hatten, fast überall, wo sich Cloisonarbeiten
in Europa gefunden haben, herumgekommen waren. Die Goten also konnten
in der That mit einiger Wahrscheinlichkeit als die Vermittler der alten
Technik an die Germanen der V^ölkerwanderungszeit angesehen werden ; und
wenn auch die Ultras dieser Theorie, die dem Gotenvolke überhaupt alle
derartigen, auf europäischem Boden gefundenen Arbeiten zu \indizieren geneigt
waren, nur geringen Glauben finden konnten, so hat sich die Forschung
gegen andere Hypothesen, wie beispielsweise gegen die \on de Linas auf-
gestellte, nach der die Zigeuner die Vermittler gewesen sein sollten, noch
ablehnender verhalten.
Das Kunstschaffen der Goten näher erforscht und neue Stützpunkte von
nahezu beweisender Kraft für die oben skizzierte Theorie von der Vermittler-
rolle der Goten beigebracht zu haben, ist das Verdienst mehrerer ungarischer
Forscher, Emerich Henszlmann , Joseph Hami)el , Franz von Pulszky und
anderer, und namentlich sind es J. Hampels gründliche Untersuchungen über
den Goldfund von Grofs-Szent-Miklös (deutsche Ausgabe Budapest 1886), die
hier klärend gewirkt haben. Nach Hampel stehen zwischen den Goten und
den Byzantinern und Orientalen noch die mixhellenischen Bewohner der
Pontusgegenden , mit denen die Goten so lange zusammen gelebt haben.
Namentlich die Städte Chersonesos, Pantikapeion und Phanagoria auf den
Halbinseln Krim und Toman, dann das weiter westlich liegende Olbia waren
dort von altersher die Vorkämpfer griechischer Kultur gewesen und insbesondere
hatte sich die Goldschmiedekunst schon in früher Zeit bei ihnen grofser
Beliebtheit und eifriger Pflege erfreut (Hampel a. a. O. S. 82 f.). »Si)äter,
seit dem Verfall der guten antiken Kunst, als die Kunstindustrie des Ostens
dominierte und immer mehr und mehr Artikel nach den Pontusländern ex-
portierte, besonders gewebte Seidenzeuge, Gold- und Siiberschüsseln, kam
die orientalische Stilisierung immer mehr zur Herrschaft« (ebenda S. 89).
Neben der antiken Tradition und den orientalischen Einflüssen macht sich
endlich namentlich in den nachchristlichen Jahrhunderten auch das riarbaren-
tum in den Werken dieser mixhellenischen Künstler geltend , wie denn
Barbarenfürsten nachweislich nicht selten die Auftraggeber gewesen sind.
Wie die Forschung heute steht, mufs man also vornehmlich Künstler
dieser Sphäre als die Lehrmeister der Goten in Teclmik, Stil imd Ornamcnlik
betrachten. Die (loten ini Süden, die wie das ganze Gotenvolk für dic^ Kunst
nicht selbstschöpferisch veranlagt waren-'), teilten diese li^n ungcmschaften ihidi
im Norden, im südlichen Skandinavien, Gotland und i eilen des westlichen
Rufsland, sitzen gt;bliel)em;n Stammesbrüdern, mit denen auch nach cn-folgtei'
'i'rennung ein reger Verkehr xorauszusetzen ist, mit und vermittelten .sie
gleicherweise auf ihren weiteren Wanderungt-n den anderen germanischen
Stämmen. Ohne Zweifel wird indessen cmik^ eifrig foi-tg ersetzte l-\)rselning
5) Vgl. Han.s liildebraiul, Da.s hcidni.sche Zeitalter in Schweden. Deutsche Aus-
eabe von J. IMcstorf. Hamburg 1873.
Mitteilungen aus dem german. Nationalmuseum. 1899. VI.
A2
allmählich auch die Untcrschi<Mle /wischen fränkischen, <is\- unil wcsti^fotischcn,
lani^fobardischen. l)urL;undischcMi, angelsächsischen u. s. w . yXibeiten oder doch
beslinnnte einzelne Charakteristika deutlich erkennen lassen. Dazu eben
k(innt(> aller Wahrscheinlichkeit nach eine !:^'enaue kieobachtun«^' und ^U'ihid-
lii-he lieschreibuni^' der 'I'echnik sehr \vc\sentlich beitiaLjen.
Wenn man alle diese Dt-nkmäier in ihrer (iesamtheit betrachtet, kann man
den ihnen ^gemeinsamen, so entstandenen, weit \ tabreiteten Mischstil di'U V()lker-
\vanderun_<4sstil nennen, sofern man sich dabei nur <_;e,i;en\värtiL; hält, dafs es
sich hier um einen von tlcn (lermanen lort;_;el)ildeten, nicht auch scincnn
l'rspiuni^e nach sptv.itisch ^Germanischen Kunststil handelt. In letzterem
Sinne dürfte wohl elua' jene elx.'n in der \'(')lkerwan(lerun,<4sej)oche eintretende;
Umbildung des alten, aus der üronzetechnik entwickelten Stiles mit seinen
nun allmählich der i\uf l(')sunij;' \erfallenden Ijand- und 'l"ier\-erschlinL;un^fen,
der namentlich fih- weniger kostbare Werke iil)erall nebenbei' l^eht und um
d(\ssen lOrforscliuns^f sich aufser unserem Idndenschmit vor allem die nordischen
l-'orscher H. Hildebrand uiK.l Sophus .Müller verdient i^^emacht haben, Anspruch
auf jenen XanuMi erheben. k>esser freilich, man sieht von Schkii^worten ganz
ab und spricht kxligUch von verschiedenen Richtungen und lintwicklungs-
|/has(Mi in der Kunst der Germanen (1er V<")lkerwanderungszeit.
Exem])lifizicren wir von di(^sen Auseinandersetzungen auf unseren Gold-
schmuck , so werden aufser der Cloisontechnik im allgemeinen vermutlich
auch die einzelnen oben ausführlich behandelten Feinheiten derselben, die
Verwtmdung verschiedener Folien u. s. w., auf jene späten Nachkömmlinge
des alten Mellenentums in den reichen Pontusstädten zurückzuführen sein,
\iellcicht allerdings auch direkt auf k^inflüsse der Kunstübung (Jstroms. Ün-
germanisch ist socJann auch manches in der Stilisierung vmd Ornamentation
unserer Stücke. So hat die Stilisierung, in der in unserer Fibel die Figur
des Adlers erscheint, ohne Zweifel ihren Ursprung im Orient und zwar aller
Wahrscheinlichkeit nach in der Kunst der Sassaniden, aus der sie allerdings
frühzeitig, namentlich durch die Seidcngcwebe vermittelt, sowohl in die Kunst
der Pontuslämder als von liyzanz übergegangen ist. Denn die byzantinische
Kunstentwicklung — um auch diese k'rage, die neuerdings durch V. X. Kraus'
G(^schicht(.; der christlichen Kunst wieder recht in kdufs gekommen ist, hier
wenigstens zu berühren — - besteht nach meiner Auffassimg vorzugsweise in
(k.-r allmcUilichen l^istarrung und \^rkn(')cherung des \-on der .Antike ererbten
l\un^lbcsiiZ(>^: in.folgc der andauerndtMi lUcinllussung durch die Kunst und
da- ( ''i-emoniell des Orients. Wann der byzantinische Stil fertig dasteht,
ob bei"eit,-- \"or lustinian od(.:r erst mit und nach |ustinian, das wird sich, wie
dies rdinlich auch k.duard Dobbert in seiner liesprechung des Kraus'schen
Ihichrs I keijcitorium XXI 1 N'J.S S. l^Oi treflend her\ oigchoben hat, wohl ebiMiso
schwel (Mit.-cheiduni lassen, wie man den genauen Zeitpunkt festsetzen kann,
jn dem etwa d.ic Uenaissance sich ins barock \'erwandelt hat.
Aut byzanlini-che k.inlFisse iu()chte ich, so jjrimitiv uns (li(\s Ornament
(-:ischeint und so leicht es schliefsiich auch aus der germanischen Kunst
^'•nMüiiiicn sein ki'.nnte, in diesei' X'eibindung auch die l\(Mh(Mi der s])itzen.
- 43 —
winkelförmigen oder -sclnvalbenschwanzförmigen« (Karäsz a. a. O. S. 123)
Zellen auf unserer Fibel zurückführen, die- vielleicht die Federn bedeuten
sollen (Käräsz ebenda), sich jedoch mit den Reihen zusammengesteckter
Ilerzfiguren, wie sie ims in spätantiken, bereits von Ostrom beeinflufsten
oder selbst dort entstandenen Gobelinwirkereien und Stickereien und in
den früliesten byzantinischen Miniaturmalereien so häufig begegnen, auf das
nächste berühren und daher vermutlich in erster Finie als eine Reminiszenz
an dieses Ornamentationsmotiv aufzufassen sind. Figentlich klassische Nach-
klänge dagegen liefsen sich höchstens in dem verzierenden Abschlufs des
Ohrgehänges durch kleine knospen- oder eicheiförmige Trommeln und in
der Form dieser Anhängsel selbst erkennen, wofür manche namentlich
im südlichen Rufsland gefundene, kostbare griechische Gehänge Analoges
bieten "). Gewifs hat man auch hier die Beibehaltung und Weiterbildung
dieses gefälligen dekorativen Elementes den Künstlern am Schwarzen Meere
zu verdanken. Ebenso dürfen wohl die beiden aus Golddraht gebildeten,
symmetrisch angeordneten, etwas schräg gegeneinander gestellten S-I'^iguren,
die das hauptsächlichste Ornamentationsmotiv auf der Zierscheibe der Haar-
nadel des Budapester Museums ausmachen, als Nachklänge der antiken
Ornamentik betrachtet werden.
Wird man nun nach alle dem behaupten dürfen, dafs etwa einer jener
mixhellenischen Künstler selbst oder auch ein Byzantiner, ein Romane unseren
Schnmck verfertigt habe f Wir müssen auch hier, analog der allgemeinen Betrach-
tung, mit Nein antworten. Die ganze Ausführung insbesondere der Adlerfibel, die
erwähnten Unebenheiten der Technik, die Alaterialverschwendung sowohl was
das Gold als was die echten Perlen betrifft u. s. w. weisen mit grofser Wahr-
scheinlichkeit auf einen Germanen als ausführenden Künstler hin , und nach
dem Lande, in dem der Schmuck gefunden wurde, werden wir also in erster
Linie und so gut wie ausschliefslich — denn Heruler, Rugier, Skyren, Van-
dalen u. s. w. haben in Italien keinerlei Kultur entfaltet — an einen Goten
oder einen Langobarden zu denken haben.
Spezifisch germanische oder doch von Germanen ausgebildete Motive
unterstützen noch unsere Vermutung eines germanischen Verfertigers. Wenn
auch die Verwendung der Figur des Adlers in der Kunst von altersher be-
liebt und weit verbreitet war, uns beispielsweise bereits unter den altägyp-
tischen Goldfunden Adler und Sperber in einer ganz ähnlichen Technik wie
der unsere ') und weiterhin manche derartige Stücke unter den griechischen
und mixhellenischen Funden des südlichen Ruisland "") etc. begegnen, so war
doch die Vorliebe der Germanen für diese Figur ganz besonders stark, und
6) V^l. in Kondakof, Tolstoi und Reinach, Anticjuites de la Riissie meridionale
(franzcKsi.sche Auscfabe Paris 1891) die Abbildungen 75, 82, L'07, 208, 288 u. s. \v. Natür-
lich ist b(;i unserem Ohr^fehän^'e das Ornament in den Hachen Cloisonstil übertra[.u_;n.
7) V^!. z. 13. l'errot und Chipiez , Geschiclite der Kunst im Altertum: Aeirypten,
deutsche Ausgabe von R. Fietschmann. Leipzig, 1884, S. 766 f.
8) Vgl. Charles de Linas, Les origines de l'orfevrerie cküsonnee 15d. 11 (l'aris 1878j
»Musee de l'Ermitatze PI. A« etc.
-\A —
die in Ci(Miii:incnL;ialKTn ;_;c-fun(l('nc'n klcincrcii und ^r()rs(M('n AdliM'fihcln
aus l-!ronz(.; und auch aus ("lold zählen nacli IIundert(>n. Und zwar habt:n
\\\v CS hicilx'i nui in scUcmicmi l"\ällon mit ci^(;nthchcr I^ntlchnun^^' zu thun;
der \\)!^filkt)i)f \V(-ni<4slcns hat sich zun.ächst und sclion vor dcv Völkcr-
wandi-runL^ in der l\c<^fcl in einfachster Weise und wie von s(d[:)st aus teil-
wei'^e konstrukti\ (Ml l'^lenienten der heiniisclien Kimstweise, aus den spitzaus-
laulenden Ijiden der Hand\tM"schlinL,Mmgen , die nach Art eines Schnabels ^Ge-
spalten, aus den hefivsti^fenden N<'i^udn, die nun als Au^en auf^efafst wurden,
lu'raus entw ieki'lt ■'). Dalu'r ist in di'r spezifisch ^Germanischen Kunst dvs
weiterhin häufig als AdlcM' charakterisitM'tc^ \'V)gelkopf stets ins Profil gestellt,
das /\uge grofs, dc-r krumme Schnabel kräftig ausgebildc^t wie wir dies
all(-s auch an unserer I'^ibel beobachten k()nnen. Wenn freilich Josej>h de
I!a\e '') und ändert' das Motiv der oiseaux ä bec chrochu" gewissermafsen
als ein speziell oder auch nur vorzugsweise gotisches hinstellen möchten, so
gehen sie damit sicherlich zu weit. Das Motiv kann so wenig wie die Vvr-
fiMtigung allcM' barbarischen Cloisonarbeiten jener Zeit auf die Goten allein
zurückgeführt werden ' ' .
Anders steht es mit dem bei unserm Schmuck in den unteren frei herab-
hängenden Teilen der Gliedt>r des Ilalsgeschmeides zur Verwendung gekommen(>n
Ornamentationsmotixe. Wie bereits Julius Naue (a. a. O.) hervorgehoben
hat, findet sich in diesem das vor allem vom Grabmal des grofsen Theoderich
zu Raxcnna bi^kannte sogenannte, oder besser: ehemals sogenannte - Zangen-
ornament \ariiert. Nur ist die Ausdrucksweise Naues insofern nicht ganz
treftend. als sie zu der Annahme verleiten könnte, unser Goldschmied habe
sich nach dem Ornament des Theoderichgrabmals gerichtet, dasselbe nur auf
seine Art imd für seinen Zweck umgestalt(.'t. Dies ist aber schwerlich der Fall.
Seitdem wir durch die Untersuchungen Hampels und die einleuchtenden Er-
gebnisse seiner Forschung über die Entstehungsgeschichte gerade dieses
Drnaments so trefflich unterrichtet sind, darf man es wohl mit Sicherheit
aussi)reclien, dafs das Ornament, wie es vms an unserm Schmuck begegnet,
auf einer früheren l^ntwicklungsstufe steht, als das am Theoderichgrabmal.
Ilami)el hat nachgewiesen, dafs dieses Ornament sich aus den ursprünglich
mit Pflanz(Mimotiven dekorierten Zwischenräumen eines Frieses von joalmetten-
'>) V'^I. namentlich die einlcuchtincien 'ind ircffentlcn Ausführunj^cn von Sophu.s
Müller (Die Ticrornamentil-: im N(jrdcn. Dcutsclie Aus;4al)e von |. ^vlc.storf. Hamburg
ISsl S. .'il} ülier diesen (jcf^enstand.
In de Dave. >Les hijoux (^othiques de Kertch' in der Revue archeolf)gi(ine lU. Serie.
I5and XI Mss.s) S, :i.')l u. i).
11; An die altj^ermanischen Band- und Tiervcr.schlin<4unf^en .scheint noch — soweit
sich nach den AM,«iidun'^en (.\r. 1 und 1' l)ei Ilampel. A reeihh ki'izepkor cmlekei ma:4var-
hoi:l)an. und eljenso bei K;tr;lsz; urteilen läfst - die: Stilisierung der auf den beiden
seliildformieen Platten des lludapester Museums \vieder^i-^el)enen l''isrhe umi lan^srhna-
be!i;4en Vo^elkTipfe zu eriiuiern Die l'ischti^urcn als solche ^ehi)r<.n natürlich - vl,'1.
auch K;ir,lsz a, a, O S IL'l eben-o wie die Kreuzti<^uren in der Mitte der Adlertibelu
und auf der s^röfseren der beiden schildförmigen Platten dem frühchristlichen Vorstellun^es-
k reise an.
— 45 —
artigen Akanthusblättern entwickelt hat, also wie viele andere aus der antiken
Fornienwelt stammt. Die Goten und Gepiden am Pontus und die für sie
arbeitenden mixhellenischen Künstler bildeten es weiter aus, indem sie die
Bedeutung des Blattfrieses immer mehr herabdrückten und verkannten, das
Zwischenornament dagegen immer kräftiger hervorhoben. Seiner Entstehung
nach unverständlich geworden, hat es sich dann gerade in der Kunst der
Goten , man könnte fast sagen als ein Kriterium ihrer Kunst , Jahr-
hunderte lang erhalten, und wenn Dehio (Mitteilungen der k. k. Central-
Commission XVIIl, 1873 S. 272 ff. Vgl. Hampel, Der Fund von Nagy-Szent-
Aliklös S. 96 Anm.) auf einige im Museum von Christiania befindliche Bauern-
stühle aus dem 15. Jahrhundert mit diesem Ornament hinweist, so ist es in
der That nicht ganz unwahrscheinlich, dafs selbst dieses späte Dekor auf eine
vor alters geschehene Übertragung des charakteristischen Ornaments von den
Goten des Südens auf die Kunst ihrer Stamimesbrüder im Norden zurückgeht.
Auf der frühesten ICntwicklungsstufe zeigt uns Hampel das Ornament
in der Figur 52 seines Buches über den Goldfund von Nagy-Szent-Miklös.
In schon entwickelterer Form umkränzt es sodann den Halsansatz oder die
Schulter mehrerer der goldenen Krüge dieses bedeutsamen Fundes (vgl. nament-
lich Fig. 2 u. 3 des Hampeischen Buches). Auf einer etwas weiteren Stufe
steht das betreffende Ornament unseres Geschmeides. Allerdings hat es sich
hier bereits gänzlich von dem ursprünglichen Akanthusornament losgeUkst;
legt man jedoch die einzelnen Glieder des Geschmeides dicht aneinander, wie
es beabsichtigt war, so ergeben die Zwischenräume zwischen den unteren,
hängenden Teilen noch fast genau die Figur der entarteten Blätter des in
Fig. 2 und 3 bei Hampel abgebildeten Goldkruges. Wie hier den Hals des
kostbaren Gefälses, war es auch bei unserem Geschmeide noch ihre Bestim-
mung, Hals und Nacken einer vornehmen Frau zu schmücken. Lediglich
d(M- Gedanke des ümkränzens waltet noch bei der Ausschmückung des
Theodcrichgrabmals mit unserem Ornament vor. Bei den Schmuckstücken
von der sogenannten Rüstung des Odoaker im Museum zu Ravenna, die gleich-
falls Reihen dieses Ornaments aufweisen und die daher bereits Hampel (a. a.
O. S. 95. Vgl. auch Naue a.a.O.) dem gotischen Kunstschaffen zuteilt, finden
wir schliefslich auch diesen Gedanken aufgegeben oder verloren gegangen.
Nach dem Gesagten läfst sich an einen langobardischen Künstler w^ohl nicht
mehr denken. Denn w^^nn auch auf langobardischen Denkmälern gelegentlich
das soeben behandelte Ornament erscheint — vgl. z. B. das von A. Essenwein 1886
im ersten Bande der Mitteilungen aus dem germanischen Nationalmuseum
S. 110 f. \er()ffentlichte goldene Kreuz aus einem Langobardengrabe — , so
steht es dann doch, soweit ich sehe, stets in direkter oder indirekter Ab-
hängigkeit vom Ornamentfrics des Theoderichgrabmals, der ja auch in späterer
Zeit noch germanische Künstler zur Nachahmung zu reizen wohl geeignet war
Aus demselben Grunde, eben wegen der verhältnismäfsig frühen Ent-
wicklungsstufe, die unser Ornament zeigt, kann man bei unserem Schmuck
auch zweifelhaft sein, ob er wie das Theoderichgrabmal dem 6. Jahrhundert
angehört oder noch in das fünfte Jahrhundert gesetzt werden mufs. Zwischen
46 -~
West- und Osti;<)t(Mi (la;^c<,fcn hrnnrlicti wir wolil kaum lati^^c zu sclnvankcn.
Denn wenn auch die W'ostj^otcMi im Anfang' des 5. lahrhundcrts t^dcich falls
in Italien xciueilt haben, und wenn wir selbst bei I'ioco]) lesen, dals Theo-
deiich nach dcMU Sic^c Chlodwigs ühvv den Westt^^otenkcuii^f Aalarich 11.(507)
als \\>rmund seines k'nkels Amalatich den K()niL;sschatz der \VestL,'oten von
Carcassonne nach l\av(-nna habe brin^Mi lassiMi (v^d. I)ahn, Die K()ni<4c der
(u'rmantMi<- , Hd. III. 1 S66. S. 139), so bieten doch die in Spanien erhalttmen
OcMikmäK-r W(\sti,fotischer Kunst, insbesondert^ die Votivkronen von (luarrazar,
kaum irgend welche nähere IkM-ührun^^spunktc^ mit unserem Schmuck, während
wir untcM' tUni italiiMiischen (ioldfunden aus der Zeit der V(jlkerwanderun_s4
weniL,^stens ein demselben sehr nahestehendes Kunstwerk anführen k/inncn :
eben die (^'oldenen SpangcMi xon der imter dem Namen Odoakers gehenden
Rüstung. Die l bt^einstinunung zwischen beiden Arbeiten, auf die schon
Xaue la. a. ( ).) hingewiesen hat, beschränkt sich nicht allein auf das Vor-
kommen des sog. ZangetiornamcMits — bei freilich verschiedener Anwendung
di\sselb(Mi (s. oben). /\uch die Reihen h(Mzförmiger neben Reihen kleiner
rechteckiger Zellen finden sich auf den Si)angen wie auf unserer Adlerfibel
ornamental \erwendet.
Fragen wir zum Schlufs nach der chcmialigen Besitzerin unserc;s Schmuckes,
so ist bereits im Vorstehenden mehrfach kJezug darauf genommen worden,
dafs dies bei der Kostbarkeit des GeschmcMdes wohl nur eine vornehme Frau
gewefen sein kann. Zudem scheint schon die ganze Art des Schmuckes, die
der eigentlichen Volkstracht sicherlich fremd war, auf eine Angeh(')rige des
in Kleidung und Sitten mehr oder weniger romanisierenden oder l:)yzantisieren-
den ostgotischen Adels, \ielleicht sogar des K(">nigsgeschlechts der Amaler
s('ll)st hinzudeuten. W(m- es war, wie ihr Name gelautet hat, wird wohl stets
imaufg("klärt bleiben. .AI(')glich, dals die auffällige und ungewöhnliche Hatipt-
figur des Ohrgehänges , wenn wir in ihr nicht etwa eine weitere Abart des
Zangenornaments xor uns haben, ein grofses lateinisches A bedeuten soll, was
nach analogem Vorkonnnnissen wohl zu dem Namen der ehemaligen läe-
sitzerin und Trägerin des Schnnicki's in I]eziehung gesetzt werden kcninte.
Weiter aber geht unsere Kunst nicht. \\'em es durchaus um einen Namen
zu thun ist, dem bleibt c\s unbenommcm, etwa auf des grofsen Th(M)dorich
Tochter Amalasimtha zu raten und imseren Schmuck nach ihr zu benennen.
Wir anderen bescheiden uns mit dcMn, was durch die Untersuchung mit gröfserer
fxler geringerer Sicherheit ft'stgestelit werdcMi konnt(\ Mir wird es schon
g(;nügen, wenn durch dieselbe die hohe lUnleutung der neuem Frwerbung des
Gei-manischen Musennns klar gelegt woi'den ist.
N ü r n b e r g. T h. IIa m p e.
— 47 —
Kachelöfen und Ofenkacheln des 16., 17. und
18. Jahrhunderts
im Germanischen Museum, auf der Burg und in der
Stadt Nürnberg.
m Jahrgant^c 1875 des Anzeigers für Kunde der dcnitschen Vorzeit
hat Pissenwein unter anderen buntglasierten 'Jdionwaren auch die
c^,0^J^^ Öfen und Ofenkacheln, welche das AIuseiuTi aus der Zeit des
gotischen Stiles besitzt, besprochen und in ihren wichtigsten Exemplaren
abgebildet'). Eine zusanmienhängende Besi)rechung der \iel zahlreicheren
Werke dieser Gattung aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert lag nicht im
Plane des genannten Aufsatzes, ein solcher Überblick steht daher noch aus;
nur eine kleine Anzahl der neuen Erwerbungen hat im Laufe der Jahre in
diesen Blättern ihre Würdigung erfahren.
Die Öfensammlung des Germanischen Museums ist aber unterdefs zu
immer gröfserer Bedeutung herangewachsen und man wird wohl sagen dürfen,
dafs sie die reichhaltigste dieser Art in Deutschland ist, zugleich von einer
gewissen Vollständigkeit. Fast alle Provinzen, in denen die Ofenfabrikation
blühte, sind — mit Ausnahme des Niederrheins und des nordöstlichen Deutsch-
land — in mehr oder minder guten Exemplaren vertreten. Unsere Anstalt
zählt heute 41 ganze Öfen in ihrem P^esitz, dazu einzelne Aufsätze, Ofen-
modelle, Kachelformen und eine aufserordentlich grofsc Anzahl Kacheln. Als
der Unterzeichnete es unternahm, die zum Teil sehr sch()nen Erwerbungen
der letzten Jahre, welche den verschiedensten Zeiten und Gegenden ent-
stammen, einer Betrachtung zu unterwerfen, da ergaben sich so viele Bezie-
hungen auf bereits vorhandene, meist noch nicht publizierte Stücke, dafs es
geraten schien, die verschiedenen NotizcMi zusammenzufassen und dem Auf-
satz das gesammte wichtigere Material des INIuseums zu Grunde zu legen.
Noch eine andere Überlegung trat hinzu. Es war \ielfach nötig, einige in
der Stadt Nürnberg sowie auf der Burg erhaltene Öfen mit in den Kreis der
Untersuchung zu ziehen; so entschlofs ich mich, meinen Plan dahin zu er-
weitern und alle am Ort befindlichen wichtigeren Stücke dem Aufsatze ein-
zureihen. Keine Stadt dürfte auch nur annähernd so viele Meisterwerke der
Hafnerkunst aufweisen, wie gerade Nih'nberg; scheint es doch auch, als ob
die alte Reichsstadt in den Jahrhunderten, wc^lche wir ins Auge fassen, neben
der Schweiz und Tyrol einer der Ilauptsitze dieser Kunst gewesen ist.
Es werden sich im Laufe der Untersuchung manche Auslilicke auf die;
Thätigkeit anderer (jt^genden ergeben, sei es geli(.)ten durch auswärtige Stück(\
siM es der mannigfachem Bezicdnmgen oder auch des \"ergleichs halber, l^s
liegt mir aber dabt;i durchaus fern, eine Kunstgeschichte des Ofens zu geben.
wozu mir schon die erford(M'liche, ausgedehnte; Auto])sie fehlt; aus di-mstMben
Grunde nuifs ich auch darauf \erzichten, alle wichtigen Stücke Nürnberger
1 Anzeiger für Kumie (kr drutschun Vor/.eit. '22. J.'ihr^. Seile ;!;i IT., (.Ti ff., lifo tf.
— 48 —
Urspninf^s, die in anderen Museen aufbewalirt werden, vollständii^f zu berück-
sichti,i,UM"i. l^hensowenit^ vermag' ich aber, eine (jcschichtc der Nürnber^^er
Hafnerkunst zu schreiben. Hierzu wären aus^cniehnte archivahsche Studien
n(')ti^f und das ALaterial wäre aus zahUosen Urkunden zusammenzusuchen.
Dazu felilt mir aber die Zeit. Ich habe an geeij^neter Stelle l^^rkundij^un^^en
ein<^fezoi,fen und dal:)ei erfahri>n, dafs nur eint^ Durchforschung des gr(")fsten
TeiU-s der Nürnberger Archive ein Ri-sultat und vermutlich kein sehr befri(;-
digendes ergeben würde. — Ich hege trotzdcMU die Hoffnung, im h'olgenden
einige brauchbare Notizen beizubringen oder doch wenigstens durch Be-
sprechung und, soweit möglich, Abbildung der wichtigeren vStücke dieselben
in weiteren Kreisen bekannt zu machen. Jedenfalls sind di(> Werke alter
llafnerkunst würdig gr(')fsten Interesses; geh(')ren sie doch mit zu den sch(')nsten
Erzeugnissen deutschen Kunstgewerbes, sind vielleicht die sichersten Doku-
mente für den wechselnden h'arbensinn unserer Vorfahren und ist es dabei
merkwürdig genug, zu verfolgen, wie auch in diesem Handwerk alle Stil-
wandlungen der grofsen Kun.st ihren Wiederhall finden. Zugleich ist dieser
Zweig des Kunstgewerbes, mehr wie irgend ein anderer, ureigenstes Eigen-
tum iniseres Volkes ; denn w'enn auch in anderen Ländern hie und da Öfen
angefertigt wurden, so hat doch im allgemeinen eine andere Feuerungsart
vorgeherrscht ; ein hervorragendes Interesse an der künstlerischen Ausbildung
war also nicht vorhanden und das Gewerbe wendete demgemäfs nur mäfsigen
Eifer daran; ja man scheint sich bei der Ausführung vielfach an deutsche
Muster gehalten zu haben. Für Frankreich sind aus dem Beginne des 16. Jahr-
hunderts dafür interessante Notizen erhalten. Dort führte I^ranz I., allem
Anscheine nach zum ersten Male in gröfserem Mafsstabe, Fayenceöfen ein;
er liefs 1545 in Fontainebleau einen Pavillon erbauen, der pavillon des poeles
genannt wurde: >ä causes des grands poeles, que le roi fit mettre, ä la mode
d'Allemagne, pour l'echauffer.'c (Piganiol de la Force, Description de Paris,
t. IX, p. 218.) '')■').
2) citiert nach Havart, Dictionnaire de ramcublement et de la döcoration. Bd. IV.
S, 444.
;i) Von den nicht allz.u zahlreichen Publikationen kommt für un.s zunächst in Be-
tracht die wichtif^e Pul)likation: Sammkintf von Ofen in allen Stilarten vom XVI. l)is Anfang
des XVllI. Jahrhunderts. Ausf^ewählt und heraus^'e^el.ien von yVtlalberl. Röper unter
IMitwirkuni^ und mit einem Vorwort von ilans Bosch. Kunstverlag Jos. Abert, München,
welches in grofsen Lichtdrucken neben andern die im (jermanischen Museum und auf
der Bur^r vorhandenen Ofen fast vollständii^ enthält. Wir eitleren es ik-r Kürze halber;
Roeper-Bo(;sch. ( )fen und Ofenkacheln des Museums sinel der Abteilun<i Bauteile und
Baumaterialien eingereiht und trai^en die .Signatur y\. Wir «^feben diese Sij^niatur jedes-
mal verbunden mit der Nummer des schriftlichen Katalo^es. Der im Jahre 18öS <^edrurkte
Katalo^f dieser Abteiluuf; enthält nur einen kleinen Tiiil, eben die bis dahin <;rworbencn
Stücke, l^ei der lieschreibun«^ der einzelnen Ninnmern verwende ich stets den Text des
gedruckten und schriftlichen Kataloj^es, ihn, scnveit mein Zweck es ^el)ot, weiter aus-
führend und einschränkend. Aul' die Angabt; der karbi-n glaubte ich eine Ijesontiere
Sorgfalt le^'en zu müssen; in der Farbe besteht der ^r()fste Reiz und <^erade sie fehlt in
der .Abljildun''.
49
I.
Bereits im 15. Jahrhundert war für Aufbau und Gliederung des Ofens
der Kanon gefunden, welcher mit geringen Ausnahmen für die folgenden
Jahrhunderte Gesetz bleiben sollte ; nur der unruhige Geist des Rokoko ver-
suchte es auch hier, die gewohnten Formen zu durchbrechen. Der Ofen
gliederte sich in einfachen Feuerraum und Aufsatz. Der Feuerkasten w^ar
durchaus viereckig, im Grundrifs oblong, er stiefs mit einer der kurzen Seiten
des Rechteckes an die Wand und wurde von aufsen geheizt. Auf ihm erhob
sich, meistens etwas zurückgerückt, durch Gesimse, Hohlkehlen oder anderes
deutlich von ihm geschieden, der vier- oder vieleckige, öfters auch runde
Aufsatz. Der schöne Ofen auf Schlofs Tyrol bei Meran vom Ende des
.jJiebe«^
Fi- 1.
Aus: (i. Semj)(;i-, Der Styl ii. s. w. : \'erlay von F. Hnir.laiiunii, Alüiiclieii. Jl. Aiil'lan't;.
15. Jahrhunderts (vergl. Abbild. 1, wobei auch (M-läuternder Grundriis) sowie
das Prachtstück im Rittersaal des Schlosses Hohensalzburg fxon 1501)"*) sind
vorzügliche Beispiele dieser Gattung. Innerhalb dieser h^orm gal) t^s zahl-
reiche .M(")glichk(;iten architektonischer und i)lastischer Ausschmückung und
die späteren Hafnermeister verstanden es denn auch, einen grolsen Reichtum
in dem alten Schema zu entwickeln.
4) Ab<^el)iklct bei J. v. Falke, Geschichte des deutschen Kunsti^ewerbes .S. 153 und
in Hirth's Formenschatz 1895, Nr. 35 und 148.
Mitteilungen aus dem german. Nationalmuseum. 1899,
VII.
50
l"in(> t'iiif.ulu-ii" ( "ifstaltunt; ziML,*t dvr ci\\:i um IfiOO (•ntst.'Ui(l(Mi(\ Laotische
( )icu unscvcv Sainniluni; aus ( )ch.si'ntui't '). ! lit-i sind l-Cucnaum und Aut-
satz ilurcli krint' ( ilit'ck'runi; \()n cinamUM' ^ctr^nnt ; ein cinzii^tM', \ ierucki^cr
Kasten steht xor uns cka, (k'ssen untere I killte einkicli riickwärts bis an die
Wand toit^etiihit ist. Ol) diese einfacluM-e {''orni die ni s])riinL;liclie Ljewesen,
wir wiilstiMi es nicht zu sai^i-n ; trotz der Schiniheit des erwähnten k^xeniplares
ist aber cMsichtlich, tlals diese LtKSuni;' des Problems tlie s^erinijcM'e ist, die
l'unktion der iMiizelnen keilc^ weniger klar ausspricht, ein(; i^u-\\isse Monotonie
der Dekoration xeranlalst imd lani^t' nicht die Akti^diehkciten künstlerischer
AusL^U'staltunL; bot \\'\c ']cnc erste. Mit sicherem Takt halxni denn das 16.
und 17. Jahrhundert sich (,lurch\\(\<4' an das erste Scliem;i j^ehalten und selbst
da. Wo dem Aufsätze' die gleiche /Xusdehnun«^ und dei' gleiche (jrundrils zu
keil wurde;, wie der \()rd(M\'n llält'te des unteren Teils, wulste man durch
>tarke (li\simse, iluich l)t)ppelrt'ihen \(in Säulen oder l'ilastcrn die 1 rennune
zu betonen; nur äulserst selten kehrt die \ erhältnismälsi^ piämitive h'orm des
' )chsenl"uite'r ( )tens wiedei-, so an dem später zu besprechenden (Jten unserer
Sanunlun*» A. 'VJi). lu-st das Rokoko yrilT wieder hierauf zuri'ick, da die
Vis. -2.
einheitliche Gestalt für manclie Absichten dieses Stiles geei^-neter schic-n,
ohn(^ dafs aber die; gewohnt(\ zweckdic-nlichere Gestaltung \erdrängt werdt^n
konnte.
Auch b(„>züglich d(>r Dekoration enthalten die k^eispiele \'on Meran und
1 lolu-nsalzburg gewissc^iinafsen in nuce alle Variationen der spätiM'en ZcMten.
Dei' Irucrraum des Meraner Htens zeigt \ icreckige, mit ornamentalen Mustern
gezielte Kacheln, welche eine nur etwas bereicherte Abart der alten stt>ts
\\irdcrkehi-enden einfachsten Schüsselkacln-ln sind. Wir bilden h\cr (Abb. 2)
eine Kachel unserer Sannnlung ab. die ein durchaus ähnliches Muster wie
das Meianer aufwiMst. Das Ahiseum besitzt acht derartige Kacheln (/\. 504
— 51 lai und eine k'.ckkachel, schiisselartig, in dt>r Mitte xc^iieft und mit Rosetten
gesehnuickt, \ei-scliie(lenartig bunt glasit'i't. Man stellte sie früher in c'mc l\eihe
mit den i;ilschlieh 1 lii'sclnogel zugeschriebenen /Arbeiten und zr)gerte nicht, auch
sie diesem .Meister zuzuweisen. Die Zuwi'udung an 1 lirscluogel braucht nach
öl .Ab^'.l.il.h
iliroclicn in
:m iiielu-tach citierlen y\ufs:itze Kssciuvein.s
— 51 —
dem heutigen Stande der Forschung nicht widerlegt zu werden. Doch ab-
gesehen vom Namen ist auch die Verwandtschaft mit den bekannten Krügen
keineswegs sehr nahe. Essenweins Meinung aber, da(s es sich hier um Nürn-
berger Fabrikat handle, scheint mir kaum aufrecht zu erhalten. Ist schon
das abgebildete Stück denen des Meraner Ofens sehr ähnlich, so zeigt gar
eine der Kacheln, sicher wenigstens in den die eigentliche Schüssel um-
gebenden und cckenfüllenden Ornamenten, genau die gleiche Zeichnung;
während, wie es scheint, die Verzierung der Schüssel ein wenig verschieden
ist. Ob die Kachel aus dem gleichen Model gefortnt ist, wie die Meraner
— der Schmuck der Schüssel könnte ja, wie so oft, durch andern Model er-
zeugt werden — kann ich nicht entscheiden, da mir ein Vergleich nur auf
Grund der für diesen Zweck nicht ausreichenden Aufnahmen der Wiener
Bauhütte möglich ist. Zweifellos haben wir aber den Ursprung auch unserer
Kacheln in Tirol zu suchen. — Der runde Aufsatz des Meraner Ofens ist zu-
sammengesetzt aus etwas oblongen, kleinen, viereckigen Kacheln, welche mit
Wappen und Gestalten in Relief geschmückt sind, wie auch die Kacheln
unseres Ochsenfurter Ofens. Während die Verwendung von Wappen später
etw'as zurücktritt, werden die Figuren schon in der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts zugleich mit den Kacheln immer gröfser und wachsen
schliefslich zu reichentwickelten Scenen aus. Die Gliederung durch Gesimse
ist in Meran noch sehr spärlich; die ganze Dekoration aber möchte man eine
malerische nennen: da die Figuren für die gewöhnliche Entfernung plastisch
nicht sehr heraustreten, so mag man den Anblick mit dem nebeneinander
geklebten Bildchen vergleichen. Auf eine ganz andere Zukunft w(Mst uns
der Hohensalzburger Ofen. Die Baldachine, Konsolen und Fialen, die rund
modellierten Gestalten an den Ecken und die grofsen Figuren bei der Ein-
mündung des Feuerraumes in die Wand lassen eine architektonische und
plastische Ausschmückung ahnen, die später ihre üppigsten fjlüten treiben
sollte.
II.
Die Ofen unserer Sammlung sowie der Burg, welche sich deutlich als
k^rzeugnisse der Frührenaissance manifestieren, knüpfen eng an den aufSchlofs
Tirol (M'haltenen spätgotischen Typus an, indem sic^ nur Bekr(')nung und
ZwisclKMiglieder durch antikisieren! Gesimse klarer Ix^tonen, getreu dem —
trotz aller Phantastik und allem Mifsverständnis doch nicht zu leugnendem —
architc^ktonischen Streben dieser Zi-it, das sie von Italien übcM-kommen hatte.
Auch ist meistens die runde Form des Aufsatzt^s zu Gunsten der eckigen
aufgegeben, in welche di(; Kacheln sich entschieden b(\sscM- eingliedertcm.
Wenige Stücke nur sind aus diesei" Frühzcnt erhalten.. Diese seltenen I-^xem-
plare nun \-erdienen eine; ausführliche^ läesprcchung und so m(')ge es \cM-ziehen
werden, wenn wir länger bei ihnen xerwcnkm, als es sonst den- Rahmen dieses
Aufsatzes gestattet.
Der erste hier zu erwähnende Ofen laus den Sanuulungen des Museums
A. 820) ist ein prächtiges ljeis[)iel der (jattung (Fig- 3). R(")pc;r-Bösch Taf. o.
Ein vierseitiL,HM- l'\nierraum, cU\ssen IhmcIc xorchMcn oberen Ecken schild-
förmig^ abgeplattet sintl ; darauf erhebt sich der achtkantit,H- Aufsatz. Das be-
kr('>nende (iesinis ist utni, abcM' ^u-nau ickonstruicrt nach dem eines r)fens
der Bur*,', welcher die _t,deichen KaclnMn aufweist. Dei' l''eu(M-raum wird nach
unten und oben von eincM' 1 hjhlkehU^ be^ienzt, in der L^'elb^dasierte Löwen
.\us dem ilt.innärhst iiM-lK-iiieiidoi WerluT (iiistuv von Hf/nlil, |)ii; l'.aukiinst drr doiitsclien Renaissaii'"
(Haiidbiicli d(;r Architektur) Stutt;rart; \'erl:ig von .Vrimld lit-rgsträsser.
und Greife Hessen; seinem vorderen Kanten ist ein weilser Rundstab vorgele^^t,
umflochtcm von l)lau und gelbem Bande. Auf den erwähnten abgeplatteten
Ecken sind zwei nackte Erautmgestalten angebracht, welche ein gelbes Schild
halten. Die" Kacheln des b'euerraums zeiiien alle die gleiche Darstc^lluu'/, von
53
der wir in Fig. 4 ein Beispiel ^^cben; nur in einzelnen Ecken ist das Bild
zusammengedrückt und es fehlt der mittlere Teil. Auf den Kacheln des Auf-
satzes erblicken wir allegorische oder mythologische Fraucngestalten in mehr
oder minder reicher Bekleidung unter einem Portikus. Weifs, rotbraun, gelb,
lila und blau sind die vorherrschenden Farben, die sich von dem grünen Grunde
prächtig abheben. In den Kreisen zu beiden Seiten des Portikus lesen wir
das Monogramm AF. — W., in der aus der Abbildung (Fig. 5) ersichtlichen Form;
ob dasselbe auf den Hafnermeister hinweist oder wer derselbe gewesen, wissen
wir nicht zu sagen •"'). — Die Bedeutung der Frauenfiguren wird uns durch
Inschriften erklärt; es sind einmal fünf Personifikationen der freien Künste
und zwar: Grammatik, Logik, Rhetorik, Geometrie (Fig. 5) und Astronomie,
alle in kaum modifizierter Zeittracht ehrsamer Bürgersfrauen aus den zwanziger
und dreifsiger Jahren des Jahrhunderts; dann eine nackte Gestalt mit dem
Fi},^ 4.
Schwert in der Hand, wohl Judith, dazu f^va, neben ihr der l)aum mit der
Schlange; endlich noch zwei Gestalten, beidt; wohl aus Ovids Metamorphosen,
Hyblis und eine zweite, deren Inschrift keinen genügenden Aufschlufs gilit.
Was zunächst an unserm Ofc^n auffällt, ist seine ungemein schlanke
Erscheinung, die im Original noch mehr zur Geltung kommt, als in der Ab-
bildung. Diese schlanke Form ist mehr oder mindcu- allen in diesem Ab-
schnitt zu erwähnenden Öfen (Mgen und steht in scharfem Gegensatz zu denen
der vorhergehenden und nachsteluMiden Zeiten, wie auch die bcnierkcmswerte
Kleinheit all dieser Stücke; beides zusammen verleiht ihnen ein aufserordentlich
Unchtes Aussehen. Vielleicht dafs die; EiJoche, welche noch keine gröTseren
6) In (lern von Direktor Hans }?ü.sch i)ublizi(.Ttcn Verzeichnis der Nürnberger
liafnermeistcr (Kunst<fewerbel)I. 1888 S. 34) findet sich kein Name, auf den das Mono-
gramin pafst.
54
Kaclit^ln als <\\c Gotik bikU^te und waLjte, ein Clrfülil (kifür hatte, wie wcnif^^
schon tk)ch cM^entüch che L hcreinanikMhäufunt,^ \r)n vier, fünf inid sechs
Reihen annähi'ind ^kMchs^rofser ock-r besser kl«Mner Kachehi war und deshalb
den Ofen li(d)er so klein lu"rstellt(\ dafs für jcule der zwei Al)t(M!un(^'(^n zwei
RtMhen L;(-nÜLjten. Der L'l^er_L(an<4 zum Aufsatz durch ab^^eplattete hxken ist
noch ein l berrest di'r Spätj^otik, wir haben ihn schon ani Meraner Ofen
Ljcfunden; die nackten Waiiixmfrauen druauf aber führen uns in den k'ornien-
schatz der Renaissance ein. In der präcisen h'orni diesen" Abplattuni(, in der
schlanktMi und kleinen kj-sch(Mnun_i^f macht sich vi(?ll(Mcht (;in ähnlicher Sinn
für Sauberkeit und lünfachheit der k'ormen geltend, \vi(; in manch' anderc;n
k'rühzeiten eines Stiles. -- Dafs die llcM-rschaft der i/otischen Architektur
noch kaum x'oiiiber, zei^t uns libriL^ens noch die (-rwähnte 1 h^hlkehle an h'ufs
unfl Bekr()nun,q des l^'euerraums.
Die Kacheln hatten schon lieij'en das h^nde des 15. lahrhunderts (Mne
wesentliche LJmbildun^ erfahren. X'orluM' kann man unj^c fähr zwei Art(Mi
unterscheiden; um es kuiz auszudrück(>n, die Schüssel- und die (A-linder-
kacheln. ])ie jiltere, ))i-imiti\ ste k'orm war wie eine Schüssel auf der Dreh-
scheibe gedreht, sodann aber \ier /Xbschnitte des i'unden Randes derart um-
_c,^eschlaL^('n, dafs die lvach(;l einen (|uadratischen Rand erhielt, der sich zum
Aufbauen eint-s Oiens becjuem ei<.,mete ''). Durch Jahrhunderte hat sich diese
■j K.s.sciiwcin iii ilcin nithrfach citicrlen Aulsalzi., S. ;i5 und 3b.
— 55 —
rohe Form neben der entwickelteren f^ehalten, obwohl schon um die Mitte
des 15. Jahrhunderts kunstreiche Hafner sie einc;r wichtigen Veränderung
unterzogen haben. Das Motiv der Schüssel behielt man bei, erzeugte dieselbe
aber nicht mehr auf der Drehscheibe, sondern formte sie aus einem Model.
Die Schüssel wurde dabei flacher; auch brauchte man keine Abschnitte mehr
umzuschlagen, sondern gab einfach dem Model quadratische Form. Diese
quadratische Umgebung wurde; nun immer breiter und gewährte Raum für
ornamentalen und figuralen Schnmck, auch die Schüssel erhielt solchen, meist
jedoch nur ornamentaler Natur. Ein Beispiel haben wir l)ereits oben an der
'i^roler Kachel gesehen. Bald verliefs man aber auch die quadratische Grund-
form, ging zur oblongen über, schmückte die Ecken mit Putten und Frauen-
gestalten — und die neue Erscheinung der Schüsselkachel, wie sie sich bis in
unser Jahrhundert erhielt, war fertig. — Die zweite frühe Art der Kacheln
>dfh-fen wir in jenen, hohl wie ein Krug gedrehten Cylindern sehen, die, solange
der Ihon noch feucht war, der Länge nach in zwei Halbcylinder zerschnitten
worden, deren jeder dann einem oblongen oder quadratischen \orn offenen
Schildrand oder fvahmen angefügt wurde, oben und unten einen halbrunden
Boden erhicilt. Nicht immer ist es ein halber Cylinder, der mit einem solchen
offenen Rahmen verbunden ist, mitunter nur ein Cylindcrabschnitt«^'^). Damit
war aber schon der Anstofs zur Weiterentwicklung gegeben. Wozu noch die
ganze Umständlichkeit, da man ja bereits gelernt hatte, aus einer Form von
Holz, Gips oder gebranntem Thon zu formen, da man ja schon den Rahmen
aus einer solchen Form herstellen mufste. So kam man dazu, auch den
Cylinder zu formen und damit fiel überhaupt die Notwendigkeit der Cylinder-
gestalt weg; man gab sie auf und formte jetzt Kacheln mit etwas erhabenem
Rand und flacher Vertiefung, welch' letztere durch ein aufgelegtes Relief
verziert wurde. Diese gänzliche Umwandlung war schon in der zweiten Hälfte
des 15. Jahrhunderts vor sich gegangen. Endlich verstand man. sich auch
dazu, das Ivelief zugleich mit der Kachel aus einer Form herzustellen. Vor-
sichtig begnügte man sich zunächst noch mit kleinen Kacheln, die selten
über eine Höhe von 30 cm hinausgingen, erst nach der Mitte des 16. Säcu-
lums fingen sie an gr(')fser zu werden, um dann in folgenden Zeiten zu wahren
Riesenstücken auszuwachsen.
Hatten die ältesten Cylinderkacheln den Anblick einer Nische gewährt,
hatte man ganz selbstverständlich dem Rahmen, an den sie; gefügt wurden,
das Aussehen einer ÜTÜre bezw. einc;s Fensters gegeben, mit Mafswerk,
Krabben und allen gebräuchlichen Motiven des damaligen Stiles — so pflegte
die Spätgotik darauf zu xerzichten. Liebte man doch auch in der Architektur
selbst nicht luehr dt:n strengen, architektonisch gedachten Bogen, sondern
(ersetzte ihn durch knorriges Astwerk und andere dekoi-ative Spielereien, und
mit den gleichen Elementen umrahmte man nun das Ri^lief der Kachel.
Die; Renaissance wiederum erstrebte ein architektonisches Gepräge. Auf
allen Büchertiteln, den zahlreichtni Stichen und Schnitten der grofst;n und
8) Essen wein, ibid.
— 56 --
kleinen Meister wird die Scene flankiert von PfeiltM-n oder Säulen, die «gerades
(iehälk trai^cMi oder durch einen Bo^^en verbunden sind. |a, für den Rund-
lu)L;i'n und i^ai' dic> Nische wai' die ^anze Mpoche Ljeradezu heijeistert — hef-
tiger st>ll)st und einseiti_L;er, als tlas in dem Mutterlrrndt' des neuen Stiles, in
Italien, der h'all war und brachte ihn an, wo sie k(iimtt\ Auf Stichen,
Miniaturen, GtMuälden aller Art, (jrabdenkmälein , in den l"'ül!uni{cn von
Schränken, Kanzeln etc., natur^eniäfs auch auf Kacheln, überall finden wir
die Nische wieder. War sie doch j^cM'ade Ixm tlen (^'rolsen Meistern, welche
di>n SIcl;' des neuen Stiles cMitschieden, das bc^liebteste Motiw ich erinnere
nur daran, welche Rolle IJo^UMi und Nische sjjielen in den Werken Hans
Bur<4kmairs, Hans llolbeins, Hans Balduni; Giiens und Peter Vischers. Es
ist selbstverständlich, dafs die yArchitektur auf Ofc-nkacheln nie von jenem
Geschmack zeu^t. wie bei d«,'n i^enannti-n M(Mstern. Auf keinem Gebiet aber
hat das Moti\- solche absolute GeltunL,^ ^^ewonntm, keiner der im Folgenden
zu erwähncMidcMi OU^n der ersten Zeit, auf dem wir es nicht \orfinden.
Vielleicht ist es auch nirgends besser angebracht. Die einzelne Kachel, ob-
wohl mit \iek>n andern zusammengefügt, tritt doch immer als solche hervor
und dazu eignete sich denn nichts besser als dies Motiv, das hier denselben
Entwicklungsgang durchmacht, wie in anderen Zweigen der Kunst; bald Bogen,
bald Nische oder ein Kuppelbau von merkwürdiger Struktur, in perspektivi-
scher Verkürzung ein Bogen hinter dem anderen; erst phantastisch und vom
Ornament überwuchert, dann von immer deutlicherer Betonung der architek-
tonischen Glieder. Es ist das sofort verständlich, wenn man berücksichtigt,
dai"s die biederen I kifnermeister sich genau an Vorlagen, die ihnen der
Kupferstich oder der Holzschnitt bot, hielten. Selten mögen diejenigen ge-
wesen sein, die selbständig plastisch thätig waren, wie uns das aus späterer
Zeit von Andreas Eeupold berichtet wird, und auch solche werden sich an
Vorbilder gehalten haben, umsomehr die meist untergeordneten Thonbildner,
welche sonst die Modelle für die Formen herstellten. Man darf — sicher
wenigstens in dieser Zeit — von vornherein ruhig annehmen, dafs Vorlagen
der graphischen Künste, später etwa auch Plaketten copiert sind. Es wird
nicht immer gelingt.'n, diese \'orbilder aufzufinden, doch thut das nichts zur
Sache. E^rst kürzlich konnte (')tto von Falke für verschiedene von ihm in einem
Aufsatz des Jahil)uclis dc;r k'fnngl. preufsischen Kunstsammlungen besprochene
Krüge Kolnischen Ursjjrungs einen \ ollständigen derartigen Nachweis bringen '■').
Was nun die Kacheln unseres Ofens betrifft, so habe ich bisher die Vorlagen
nicht f(\ststcllcn k-r)nnen. Doch will es mich bedünken, als ob für die Fraucn-
gestalten <les Aufsatze-s ein Meister aus dem ersten Drittel des Jahrhunderts
die X'orlagcn geliefert hat. Dafih' spi-icht einmal di(> Tracht, aber auch die
gesamte K(')r])CM-- und (jewandbehandlung, die geradezu vorzüglich genannt
werden muts imd auf einen gi-()fseren Meister der Zeit schlicMsen lälst. Gewisse
Details in der l-'altcngebung sowie die Projxjrtionen erinnern an Iv-gentiim-
lichkeiten des Dürer'schen StiU-s. (Man niirswrstehc mich al)er nicht dahin,
9i jahrhuch der ki^l. preiüVisclieii Kun.st.samiiilun^en. ISM'i. S. ]'>! lY.
— 57 —
als ob ich Dürer'sche Vorbilder vermuten wollte;.) Auch die architektonischen
Formen weisen auf diese Frühzeit, so weni<,^ man sich sonst auf ihre Angaben
verlassen kann. Die Betrachtung des folgenden Ofens giebt uns indes darüber
gröfsere Sicherheit, für dessen Kacheln, die Gegenstücke der unsrigen, es mir
gelungen ist, die Vorlagen aufzufinden.
Die Ausführung der Reliefs ist eine recht gute, selten finden wir eine
mit geringen Ausnahmen so treffliche ?^Iodellierung. Auch die Glasur ist
mit grofsem Verständnis aufgetragen, sie hat die Formen kaum verwischt
und ist von leuchtender Frische. — Das Museum b(\sitzt noch eine, offenbar
zu demselben Cyklus gehörige Kachel (A. 962.) mit der Darstellung einer
von hinten gesehenen nackten Frau in der gleichen architektonischen Um-
rahmung mit der Überschrift -IIll- LIBERAZFI, die ich leider nicht zu
deuten weifs. Trotz der argen Zerstörung des Stückes erkennt man noch
seine ehemalige Schönheit : die Modellierung des Rückens und der Schenkel
ist von einer in diesem Kunstzweige geradezu überraschenden Weichheit und
Wahrheit.
Die gleiche Form des Aufsatzes, wie der eben besprochene, zeigt der
Ofen im Vorzimmer der Königin auf der Ikirg (Röper-Bösch 1 af. 5). Der
Feuerraum, aus grünglasierten, ornamentierten Schüsselkacheln und je einem
grofsen Medaillon mit dem etwa zweidrittel lebensgrofsen Kopfe eines antiken
Helden in der Mitte jeder der drei freistehenden Säulen, endigt in einer Hohl-
kehle, in welcher wiederum Löwen und Greife; gelagert sind, an den vier
Ecken sind kleine, gelbglasierte, antikisierende Medaillons ang(J)racht. Darüber
erhebt sich der neunseitige Aufsatz. Der Ofen ist in späterer Zeit aus zwei
unvollständig erhaltenen zusammengesetzt worden und zwar vermutlich \on
Heideloff. Diesem gebührt das Verdienst, fast alle auf der Burg heute auf-
bewahrten Öfen Nürnberg dadurch erhalten zu haben, dafs er sie aus Privat-
häusern der Stadt, wo sie sich ursprünglich befanden, gelegentlich seiner
Restauration der Burg für diese erworben und dort aufgestellt hat. Vielfach
wurden dabei wohl Stücke verschiedener Ofen zu einem vereinigt. Es ist
danach grofse Vorsicht in der Beurteilung geboten, umsomc>hr als solche;
Zusammensetzungen schon in alter Zeit geschahen. Sei es, dafs einzelne
Teile schadhaft geworden waren oder aus anderen Grihiden; wir finden häufig
einen aus dem 17. Jahrhundert stammenden h'euerrauni an einen Aufsatz tles
16. Jahrhunderts angeflickt oder umgekehrt; auch einzelne Kacheln wurden
so einem alten Ofen eingefügt. Doch damit nicht genug. Die Model er-
hielten sich Jahrhunderte lang in den Werkstätte^i und wurden häufig wieder
gebraucht; weifs man doch sogar von Modeln d(;s 16. lahrhundcM-ts, aus (Umicmi
ein Rothenburger Hafner noch in unserer Zeit Kacheln hinstellte^; t;inen ähn-
lichen Fall teilt mir Dr. Stegmann aus seiner hj-fahrung mit. Nun wird man
manchmal schon aus der flauen Erscheinung der Kachel auf cMn(;n abgenützten
und vielfach gebrauchten Model schlieisen dürfen, aber nicht imnK;r sichc-.r.
Bessere Handhabe gewährt uns schon die Glasur: ist (;in den h\)rmiMi nach
aus verschiedenen Jahrhunderten stammender Oten in ghicliniäfsigcr Weise-
glasiert, so werden auch die scheinbar älte-ren Kache-ln erst in späterer Zeil
Mitteilungen aus dem german. Nationalmuseum. 1899. VIII.
--- ns -
aus all(Mi Mixlcln ^rfornit sciii; endlich ^iht drr in der [nMiialunL,' bekundete
[•"aibensinn einen \vcMt\ollen l'^ini^iMzcMi^. Doch niuls zuL{t;.standen weiden.
dat's wir in \ ielen Fällen tMn i^an/ sicheres Urteil nicht anssprecJH'n kc'innen.
Ix'i dem \n Rede steheiulcMi Uten indes darf es als zweifellos ^feiten, dafs
.Aut'sat/ lind llohlktdile nebst kU-inen ^h'daillons aus einer, der l''eui'i"rauni
und die L^rofstMi Medaillons das^fCL^cn aus spätt-rtM' Zeit stanunen, wohl erst
\()ni l''.nde des Jahrhunderts. Letzt(,M-i\ iibriijens schr)ne Stücke, werden daher
(Mst an passend(M- Stelle dic^ i^ebührende lüwiihnuns^" tinden.
Unter tien bunt^lasierten Kacheln des Aufsatzes kehrt eine des vorhin
bespi'ochenen {)fiMis witHler, dic> ivluitorika. Aus derselben Werkstatt niiisscn
aber auch die' übrii^en Stücke^ lu'rvorj^Ci^anLien sein, wii; ihre ri)erc;instinimun<^^
in xMK'm xcrrät; auch die Architektur ist die _L;leiche, nur sehen wir an der
l)(\L;enliMbunL; dort fehlende ^^okji'ne Sternchen. Dic^ hier vertrt'tenen ("yklen
sind ebenfalls nicht \(illstäntli^". ivs sind einmal in der oberc'u Iveihe drei
\on den tlK'trichten und klugen juni^frauiMi und zwar — auch hier, wie- auf
ilcn Personifikationen der frcicMi Künste sind die Nummern an^fe\^eben —
Xr. 111. \" und \'lll (\cv Serie, von denen III und \dll nochmals wiederkehren.
l'\'rner eine k'\a und — sichtlich zur Ergänzunf,^ einer fehlenden hineingeflickt,
eine grünglasiertc> Architektur. Die untere Reihe zeigt die drei guten Christ(;n :
Kaiser Karl der Grofse, K(")nig Artus und lierzog Gottfried; zwei von den
guten luden: ludas Mackabäus und K(')nig David; einen der guten Heiden:
Alexander den Grofsen. Dazwischen der ruhig dastehende Christus, eine
grünglasierte Schüsselkachel und eine bunte Genrescene. Die beiden letzten,
von durchaus andrer Behandlung, hineingeflickt; aber auch der Christus wohl
niclit an seinem urs[)rünglichen Platze; statt dieser drei wird früher die Serie
der guten Christt'u. HtMden und Juden vollständig gewesen sein. — Wir sind
diesmal imstande, die X'orbilder anzugeben. Diese waren für die Bräute Christi
die Holzschnittfolge mit dem gleichen Sujet des Nikolaus Manuel Teutsch von
1518 (Bartsch 1 — IH). In Einzelheiten hat sich der Thonbildner einige P'reiheiten
genonuuen. ist aber dann wieder einiual sklavisch treu, wie bei der lungfrau
Nr. VHP wo er sogar das Netzmuster (U'r Schuhe \ersucht hat, wiederzugeben,
ebenso die Zaddelti'acht des iXrmel und den phantastischen Kopfputz: Dinge,
die natürlich aus <\cAn Model und unter der (jlasur nicht scharf herauskamen,
sondern \t'rschw()mnu:n sind. P'ür die guten Christen, lleid(m und Juden haben
(]\i- I lolz^-chnitte Ilans fSurgkmaii's \on I;~)19 (l:>artsch64 — 69) als Vorlagen ge-
dient. Aus den Cjru])pen, welche jeweils die drei zusammengehinigen Helden
bc-i Purgkmair liilden. hat der 'Prinbildner die einzelnem herausgel()St ' "). aber ihre
Stellimg beiliehalten , welche somit nicht mehr recht motixiert erscheint.
i)am-gen hat er in richtiger pj'kenntnis der (Frenzen seinen' Kunst das Kostüm
zwar in allen Hauptsachen getreu wiculergegeben. die allzufeinen Details aber
zum Teil weggelasst-n. zum Peil \ergrribei-t. So die Krone des KcMiigs Artus;
in^ M(j^lich( rv\( i.sc reich statt der liurs^lcmair seilen Dri^^inak: die Nachliililun^'en
iler>ell)en ilurcii 1 )aiii(i lluj.trr l'iartscli ,'1;! .").""), in welciieii zwar tlic 7.eichnun;j; lUiryk-
inair.-^ ^^eiiau koiiieit ist, alx r dit: liiidcn .luseinandtT^crückt und u eitc Zwiscliciiräumc
zu i.scheii ihnen i'iia>.sen sind.
59 -
so hat er dann bei allen drei guten Christen die Schilde weggelassen, dafür
Kaiser Karl den Reichsapfel in die Hand gegeben. Im übrigen gibt unsere
Abbildung (Fig. 6 und 7) ein Beispiel für das Verhältnis der Nachbildung
zum Original. Die Kachel, im Besitze des Museums (A. 537) gehört zu der
Serie des Burgofens ; sie zeigt uns denjenigen der drei guten Juden, der dort
fehlt : Josua. (Der untere Teil ist angeflickt und zwar — in früheren Zeiten
— merkwürdiger Weise in Alabaster.)
Wir dürfen wohl annehmen, dafs alle diese Kacheln nicht allzuspät nach
ihren Vorbildern entstanden sind. Auf Grund der letzteren allein wäre das ja
noch nicht zu folgern. Der ganze Charakter dieser Ofen weist aber so sehr
^vs. C.
Fit'.
auf die Frühzeit, die Kaclieln des erstg(>nannten OfcMis habcMi uns aus ver-
schiedenen Gründtni etwa tlic zwanziger lahrc; des Jahrhunderts als l^ntsU^h-
ungszcMt wahrscheinlich erscheinen lassen, dafs nach alliMu kern Zwcifc^l mehr am
Platze ist. Wir habc:n bis \ct7.t \'ier Serien k'ennc^n gel(M-nt, wc^lche alK- die
gleiche GrcHse, gleiche (jlasur und den gleichen architektonischen RrdimcMi
zeigen. Auch ihre Behandlung ist durchaus übt^-cMUstimmend ; g(n\isse klt^nt^
Verschiedenheiten nur deuten (larauf, dafs X'orlagen \ cM-schiedener Künstler
benutzt worden sind. Wir werden spätc-i' noch, an iMmuu Ofen in Zwickau.
drei weitere dazu gehörige Serien k'cnncMi lernen. Allem nach düi'ien
wir vielleicht annehmen, dafs alle diese Kacheln einen' einzigen Idainer-
60
wtTkstätti' cntstamnuMi, welcher l'^rai^^c wir am Schlüsse (li(\ses Abschnittes
nälicr treten werdcMi. Sie sind wahrscheinlich in j^rofseM- Zahl vorräti^f i^c-
\\(-sen ()(l(-r wurclen. iirsprünLjlich für bestimmte ( )fen her^f(\stellt , dann in
lu'lii^bii^er Weise zusammenL;es(>tzt und verwendet. — Doch k(diren wir zu
dt-m ( Men im X'orzinuner der KTini^in zurück, l'nsre Aufmerksamkeit ver-
dienen nueli die kleinen Mculaillons, welche an Stelle der l)eim xoriqen Dfen
erwälmten schildf(")rnü<^' abL;ei)latt(>ten k",cken mit \\'a|)])en und wappenhalten-
den ( "i(\staltiM"i hier den l'biMi^fanLj xon l'"eueri-aum in Aufsatz \-ermitteln. \)\c
Medaillons iTisen diese -Aufgabe i^u^wissermalscn in modern(M-(>m Sinne; diese
/\rt hat dcMin auch sclun'll /Anklani; Ljefunden und eine s^u'öfsere Verbreitung^»
eilanL;t als die erste. Das ^bls^-um besitzt zalilreiche interessante Beispiele
thuon, denen wir im nächstc-n Aufsatz (muIl^c ZeilcMi widmen werden.
Fitr. 8.
I)ie Sujets, mit dental man dic^ Kacheln verzierte, variieren indes sehr.
l'',s ist ja wohl die (Mufachste Art der Ausschmückung, die man sich denken
kann; (Mue einz(^lne i-'i^nir mit oder ohne /Xrchitektur. Sie war aus L',otischer
Zeit übernommen woi'den und man (ind(;t zahlreiche Beispiele da\T)n abgebildet
in den niehifach citierten Aufsätz(M"i l'>s(Miw(Mns. Da sind es haui)tsächlich
1 [eilige, welche d(Mi Ofen schmückten. Der mehi- weltlich«- Charakter der
Ren.'i'ssance aulsei-t sich sofort in ilci starken kjnführun^ \(in (jestaltcm aus
dei- MN'tholoi^ie und Cjcschichte des klassischen Altertums; dazu treten immer
h,'iufiL;er /Mlei^'oi'ien und Personitikationtm. Daneben abcM" verschmähte man
nicht, Pei-onen in Zeittracht ohne bt\sondere Bedeutung auf den Oefen an-
zubringen, b.in L;iite- Beispiel gebtm wir davon in /Xbbildung <S. Die Kachel
(A. I17.ÖI gelii'irt zu ilcn besten des Museiuns. Der Mann trägt die Tracht,
wie ^ie im zw<'iten X'iertel des lahrhunderts l)ei den \'ornehmen , adeligen
— 61 —
Herren Mode war. Sehr geschmackvoll ist die FarbenzAisammenstellung des
Kostümes. Die hell-lila Schaiibe mit herabhängenden Vorderärmeln ist mit
breitem, blauem Besatz verbrämt ; von derselben Farbe ist das Barett. Das
Wams ist gelblichgrün, rotbraun besetzt, rotbraun sind auch die geschlitzten
Aermel unter denen weifses Futter zum Vorschein kommt. Über dem
Wams sehen wir das weifse Hemd , das mit einer breiten gelben , blauver-
zierten Krause am Ffalse abschliefst. Grasgrün sind die gelbgefütterten,
geschlitzten Hosen, ebenso die Strümpfe. Auch die Schuhe sind geschlitzt.
Die Figur hebt sich ab von kuichtend orangegelbem Grunde , der fast
etwas grell erscheint , aber den V^orzug hat , die Gestalt scharf hervor-
treten zu lassen. Die Gesammterscheinung des Ofens mufs aufserordent-
lich leuchtend und lebhaft gewesen sein und hat jedenfalls ein charakte-
ristisches Beispiel der grofsen Farbenfreudigkeit gegeben, welche die Frühzeit
des Jahrhunderts auszeichnet. Glasur und Modellierung sind von präciser Aus-
führung; die sehr einfache Architektur, ein Bogen, bei dem auf jede weitere
Perspektive verzichtet und bei dessen Bemalung alle Rücksicht auf die Wirk-
lichkeit aufser Acht gelassen worden, ist glcMchsam ein erster gi'ober Anfang
jener später so glänzend ausgebildeten Nischenarchitektur. Das Ijcrliner Kunst-
gewerbemuseum besitzt eine vielleicht verwandte, wiewohl etwas spätere Kachel,
auch mit der Figur eines \'ornehmen Mannes geschmückt; sic^, ist abgebildet
b(M Otto von Falke, Majolika (Handbücher der kgl. Museen) S. 189, der einen
Ursprung aus Oberdeutschland oder Tyrol annimmt. Lieber die Provenienz
unseres Stückes sind leider keine Notizen erhalten.
Wie schon erwähnt, hat die Renaissance nur selten auf einen architekto-
nischen Rahmen ganz verzichtet. lüines der wenigen I]eisi)iele in unsiMer
Sammlung ist die Kachel A. 1174 mit einem nackten Knaben auf gelbem
Grunde in grünem mit Blättern verziertem Rande. Die Form dürfte den
vorzüglichsten ihrer Art beizuzählen sein. Zeichnung und Modellierung des
Knabenkörpers deuten auf hohe Vollendung; leider ist die; Ausführung unseres
Exemplares sehr ungenau und auch die Glasur schlecht aufgetragen, dabei
ganz von Bläschen durchsetzt.
Nürnberg. Max Wingenroth.
Jagdscenen aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts.
'?!{^och lange nach der Erfindung und h^inführung der Feuerbüchse war
j^ es Brauch, den Hirsch mit HunckMi zu jagen, ihn zu stelhMi und
ihm den Fang mit dem Schwert zu gelten. Das New jägerbuch
Jacoben von Fouilloux<-, das 1590 bei Bernhart jobin in Strafsburg in deutscht^'
L'bersetzung erschien, lehrt nur diese Art der Erlegung des Hirsches, wie
überhaupt die Parforcejagden in Frankreich ausgc^bildet worden sind')- Sollte
sich der Hirsch aber in das Wasser flüchten, kein Schiff bei der Hand, der
Jäger aber des Schwimmens mächtig sein, so sollte sich dieser entkleiden imd
1) V^l. Franz von Kobcll, Wikhuigcr. (Stutty. 1859) S. 3:5.
62
mit fincin Ddlclic Ix^watfnct in das Wasser i^'eluMT und dein Hirsch d(Mi h'an^
Ljchen.
I)i(^ ]:\'^d auf den 1 ürsclitMi, den edltMi I üiscIumt, wie er genannt wurde,
ward als dii^ \(>rnelinist(^ dcv |a<4(l(>n an;^U'S(>hcn. I )ic )ä^(M- inulstcMi für den
lai^dherrn in 1 lolz zieluMi und den 1 lirsch suchen. Ml;. 1 scheint uns chese
Tliäti^keit des läi.,UM-s darzustellen. ()l)L;l(Mch die I liinde dem Hirschen schon
ti(ise auf dem Xack(Mi sitzen. Mit dem I liftliDrn L;il)t der |ä^fer sowolil seinen
la^'d.^cst'llen als den Hunden Zeich(-n. Die I )aistellunL; ist dem \V(M-k(; ;
I\imicius, vita lvs()])i tabulatoris clarissimi e Ljreco latino facta (s. 1. et a.) ent-
nonmiiMi, wt^lches nach Hain ( Xr. 326) in Au^sbur*^ «gedruckt \vurd(^ und der
d(M- Zc\{ um ]4<S() an_i4t-h(')ren diirftc^-). Sie hndtU j sich als Illustration dt;r
b'abel VII des 111. I-)Uch(\s : De ceiuo ci vcMiatore.
^^^^
Die eii.,fentliche Jagd auf den Hirschen dürfte Fi_g. 2 darstellen. Der
:;er folgt hoch zu Rofs dem HirscluMi , in seiner Unken das einschneidige
gdschwert imter dem .Arm haltend, mit welchem er d(Mn HirschcMi den Fang
ben will. X'on Hunden sieht man niclils mehr, nbglcMch sie in W'ii-klichkeit
:her nicht fehlten. Die Darstellung ist im genanntcMi W'iM'ke enthaltcMi als
u.^tiation \()n babel l.\ des \ierten buches : Di' equo, ceruo et xnMiatore.
Weniger Munehm, aber nicht minder beliel)t, war die lagd auf die HascMi.
l'Ouilloux lägi-rbuch ■■ I finden sich über diese Tiei-e iolgende X'erse:
h'.in I laafs bin ich genennet, scdir klein \ on Leib,
Dem Ade! beuor, \iel freud \nd k'urtzweil tin^b.
\'()n Xatur hui'tig, fertig \nd fast geschwind,
\'ber all 'Ihier, das schnellautlendst so sich findt.
'Ji \'^1. diese Mi'lU;.i!iiiij4cii I;ihr^';iiiL; l.S'M S. '_'L' iL u. 1 lö ff. :;! S. 0<).
— 63 —
Auch der Hase wurde par forcc gejagt. Die Jagdbüclier des 16. Jahr-
hunderts enthalten besondere Ka[)itcl von Bosheit, List und Geschwindigkeit
]-'i2-. ■■>,.
der Hasen, so die Parforcc^-jäger wissen solltc-n. Des I lolzsclmitt l^'ig. 3 zeigt
wie der Jägerkneclit die 1 lasen aufgejagt, damit i\cv Jäger zu Kols auf die
Fahrt* reiten hcinne. Mit dem 1 lorne gibt er dem Jägt'r und den 1 lunden
64
Sif^nal. Die ncbtMistchrndo narstclhinj:,» ist eine Illustraticm der Va\). VIII des
2. Buclics des aiiL^nd'ührten Werkes: De leporihus (;t ranis.
Die Füchse wurden ausgeL,naben , mit l^'allen , Garnen und Luder ge-
fangen')- Nach einem Holzschnitte in dem genannten Werke, welchen- Fab. V
der 1-Lxtra \'agantc\s *de vuljx" c;t catto« illustriert, wurden sie ab(;r auch par
force gejagt. Möglicher Weise ist diese Darstellung aber auch eine F'reiheit
des KünstU-rs, obgleich in der Gegenwart ja der F'uchs noch auf diese Weise
gejagt wird und sein Name mit tliesen Jagden eng verbunden ist.
Nach dem Büchlein Waidwergk< o. C)., Dr. u. J. (ca. ISOO) fing man
zu dieser Zeit Hirsche, I lascni uml F'üchse auch mit Netzen, letztere beide
auch mit Strickung, F'üchse in I^'allen. In diesem Buche ist auch von Hirschen
r^
Fi.iT. 4.
die Rede , welche vom Geschofs verwundet sind und deren Blutspui'en mit
klcinc'n Hündlein verfolgt werden. Zu Lebzeiten Kaiser Maximilians I. begann
sich der L bergang \()n den alten Schiei'swatTen, dem Handbogen, dem eng-
lischem Handbogen (aus l^ibenholz) und der Armbrust, zu tk^n F^euerwaffen
anzubahnen. Kaiser Ma.ximilian hat mit den alten Waffen noch selbst gejagt
un(] sich im Weilskunig mit solchen, nicht aber mit Feuerwaffen, dai-stelK'n
lassen.
4) Ncuw Ja^ vnml W'eydwcrck P)uch. l'raiikf. a. M. Si<4in. Fcycrabciuh 1582. 151. inua.
Nürnl)erg. Hans Bosch.
— 65 —
Wissenschaftliche Instrumente im
germanischen Museum.
(Fortsetzung.)
;ie Neigung der Instrumentenmacher des 16. und 17. Jahrhunderts,
ihren Instrumenten eine mögHchst universelle Verwendbarkeit zu
geben, hat sich an einem Instrument bethätigt, welches die Form
eines Zirkels hat und als solcher dienen kann. Ob das Instrument vielleicht
für markscheiderische Zwecke bestimmt war, könnt eich nicht ermitteln. Das
Instrument W. J. 238 (Fig. 46) ist bezeichnet Christoffcrus Schisler mc fccit
Augustae anno domini 1555. Es ist nicht ganz vollständig. Die Schenkel
des Instruments haben U-förmigen Querschnitt und sind an der Innenseite
offen. Die Spitzen stehen in der Fortsetzimg des Rückens und können
demgemäls nicht vollständig geschlossen werden. Aus jedem Schenkel kann
ein Ouerarm herausgeklappt und in den gegenüberliegenden eingehakt werden,
so dais eine doppelte feste Dreiecksverbindung hergestellt ist. Auf der
Vorderseite des Kopfes ist eine Bussole angebracht, mittels welcher das
Instrument in horizontaler Lage orientiert werden kann. Auf den zunächst
anstofsenden Teilen der Schenkel und auf dem inneren Querarm ist eine
horizontale Sonnenuhr für die Polhöhen von 47 ^, 48 " und 49 " verzeichnet.
Leider fehlt der Zeiger. Auf der Rückseite des Instrumentes befinden sich
am Kopf und an der Mitte des äufseren Querbalken Ösen zum Einhängen
eines Fadens bezw. eines Bleilotes. Das festgestellte Instrument kann also
auch als Lotmafs benützt werden. Aus den Schenkeln können zwei Haken
herausgezogen werden, welche gestatten, das Instrument an einer horizontal
gespannten Schnur aufzuhängen. Ob diese Einrichtung mit der Verwendung
als Lotmafs im Zusammenhang steht oder was sonst ihr spezieller Zweck
war, ist mir nicht klar geworden. Ist der Zirkel auf 180" geöffnet und sind
die Haken ganz ausgezogen, so hat das Instrument die Länge eines Werk-
schuhs und kann als Mafsstab dienen. Es ist in 12 Zoll und diese in je
acht Teile geteilt. Endlich befinden sich auf der Vorderseite des einen
Schenkels zwei Ösen, in welche ein rechteckiger Stab gesteckt werden
konnte. Er fehlt, sein Zweck ist also nicht mehr zu bestimmen. Das
Instrument ist aus Messing und vergoldet.
Lineale und Instrumente zum Auftragen von Winkeln,
Nächst dem Zirkel ist das Lineal (dic> Regel) zum Auftragen gerader
Linien das wichtigste geometrische^ Zeicheninstrument. Seinc^ Anwendung
geht in die Tiltesten Zeiten zurück und seine l^'orm hat sich sc^it dem Altei-
tum kaum verändert. Lineale^ aus älterer Zeit haben dt>shall) fast nui- durch
ihre Ausstattimg Interesse. Wir haben drei Lineale aus Messing aus dem
17. Jahrhundert. Künstlerische IjcMJcuitung kommt ihnen nicht zu; die heidiMi
gröfseren aus den Jahren 1607 und 1620 sind Messingschienen mit (.'intachen
Ornamenten an beiden EikKmi. das dritte ist eint' dünnt^ ?\lessing])latte, auf
Mitteilungen aus dem german. Nationalmuseum, 1899. IX.
66
wc^Ichc c\nc zwoito mit allerlei Durchbrechun^fen cinfachsttM' Art aufgcnict(^t
ist, während auf der Rückseite ein Mafsstab eingraviert ist.
Die meisten ^geometrischen Zeichnun^um werchMi von (Mnc>r, oder von zwei
aufeinander scMikrechten Grundlinien (Süd-Nord und ()st-W(\st, oder horizontal
und vertikal) aus aufgetragen. Mari mufstc; deshalb darauf bedacht sein,
Instrumente zu haben, welche ^erstatteten, diest; (jrundlini(;n zu ziehen und
immer wieder zu finden, ohne sie. konstruieren zu müssen. Diese Instrumente
sind die ReifsschicMie oder der Anlegcrwinkel und das VVinkelmafs. - Auch
si(> i^idien in frühe Zeit zurück. Im 16. Jahrhundert wurde die Reifsschiene
Richtscheit j^'enannt, ein Name, der durch Dürers Unterweisung der Messung
mit dem Zirkc^l und Richtscheit auch uns noch geläufig ist. Sie war damals
nicht so eingerichtet, dafs der Ilolm über den Rand des Zeichnungsbrettes
herabreichte, sondern dii-ses hatte an einer Seite (ünen erhöhten Rand, an
welchen das Richtscheit angelegt wurde, (vgl. Paulus Pfintzing, Methodes
geometrica S. S. XIX und XX).
Ist eine zweite, auf der ersten senkrechte Hauptrichtungslinie erforder-
lich, so wird sie mit dem Winkelmafs aufgetragen. Das Winkelmafs bestand
entweder aus zwei im rechten Winkel zusammenstofsenden Regeln, wie es
Fig. 47. Winkelmafs aus dem 18. Jahrhundert. W. J. 945.
heute noch von den Zimmerlcuten und Schreinern benützt wird, oder es war
ein rechtwinkeliges Dreieck. Bei ersterem sind die Regeln entweder fest-
stehend, oder sie können um eine Axe gedreht und zusammengelegt werden,
lun solches Instrument (W. J. 945) aus dem 18. Jahrhundert (Fig. 47.) hat
am inneren Ende der Regeln tnne auf deren Fläche senkrechte Axe und auf
beiden Seiten Nürnberger, Pariser und Wiener Zollstäbe und Kalibermafse
für lüsen, Blei und Stcnn. P^ei einem zweiten von Menard in Paris (W. J.
259), aus dem 18. Jahrhundert drehen sich die Schenkel um eine in ihrer
gemeinsamen Kante; liegende Axc\ Auch hier tragen die Flächen verschiedene
Mafsstäbe, den Pariser Fufs und Reduktionen desselben.
Das (lr(Mt;ckige Winkelmafs war urs])rünglich wohl nach dem pythago-
räischen Lehrsatze mit dei" Hypotenuse = 5 imd den Katheden = 3 und 4
konstruiert; wann die jt;tzt üblich(Mi Dreiecke; mit eleu Winkeln 90 '\ und
zwe:imal 45", sowie; mit 90'*, 60" und 30" aufge'kommen sind, we;ifs ich
nicht anzugebe;n.
Unten' ciem Instrunu'nte'n, mit we^lchen Winke'l von be"liebige;r Grölse auf-
getragen we;i-den können, ist eler Transportenir elas \ ci-bre'itetste. Über Ort
67
und Zeit seiner Erfindung konnte ich nichts ermitteln. Der Name deutet an,
dafs er aus Frankreich stammt, obwohl er dort den Namen rapporteur trägt.
Gewöhnlich besteht der Transporteur aus einem an eine Regel ange-
legten Halbkreis. Der Raum zwischen beiden ist bei den Transporteuren aus
undurchsichtigem Material ausgeschnitten , und der Mittelpunkt des Halb-
kreises auf der Innenkante der Regel markiert, Der Halbkreis ist je nach
der erforderlichen Genauigkeit iri Grade und halbe Grade (oder Stunden) ge-
teilt, oder es haben die Grade noch eine Teilung durch Transversalen. Prä-
cisionsinstrumente haben wohl auch eine um den Mittelpunkt drehbare, mit
einem Nonius versehene Alhidade, deren eine Kante den Mittelpunkt trifft
und den gesuchten Winkel angibt.
Die Anwendung des Transporteurs ist einfach; soll ein Winkel gemes-
sen werden, so legt man die Regel so an den einen Schenkel an, dafs der
Scheitel des Winkels im Mittelpunkte des Halbkreises liegt und liest an dem
Punkte, in welchem der andere Schenkel den Teilkreis schneidet, die Grölse
des Winkels ab; soll der Winkel aufgetragen werden, so trägt man zunächst
Fijr. 48. Transiiorlour. 18. Jalirliimderl. \V. .1. 2.58.
den einen Schenkel und auf diesem den Scheitel d(;s Winkels auf, legi die
Regel wie bei der Messung an und bezeichnet vom Rande des Teilkreises
aus einen Punkt des anderen Schenkels, wodurch desstm Richtung festgelegt
ist. Fig. 48, ein Transporteur aus dem 18. Jahrhundert (VV. J. 258) bedarf
nach dem Gesagten keiner weiteren h'rläuterung.
Aufser den halbkreisförmigen Transporteuren koumien auch rechteckigi-
vor. Schon Benjamin Bramer hat 1617 die Konstruktion ein(\s solchen in
seiner trigonometria planorum mechanica angegeben. W'ir besitzen keinem
rechteckigen Transporteur.
Fig. 49 stellt einen Transporteur für bergmännische Zwecke (W. J.o52)
vom Ende des 16. Jahrhunderts dar. Das Instrument ist c>in aus Birnbaum-
holz gefertigter Quadrant, die Ränder mit der Teilung und die Alhidade^ sind
aus Bein. Der Quadrant ist in 12 Stundest! und jede Stunde in acht 1\m1c
geteilt; die beiden Radien sind in acht und jeder von diesen wieder in \ier
TeiU> geteilt, die gleiche Teilung trägt die Alhidade. Der Mafsstab entspricht
öS
riiieni LachtcM, das in (SO Zoll L^ett'ilt ist, so dafs jtulcr nau])tt(Ml 10" bcdcu-
trt. Von den UnttMtluMlunjfon der I.achterniarsc, hc\ wcdchcn also jeder T(m1
einer I,än>j;e xon 2 ' j " (Mitspricht, gehen Parallele zu den beiden Radien aus,
so dafs die j^anze h'läche in kleine Quadrate gestellt ist. Ist nun die Länge
und die XiMgung einer donlegigen (schrägen) I>inie gegeben, so läfst sich da-
durch, dafs man den Zeig(M- auf die b(>tr(.>tTend(> Stundc> stellt und ihre Länge
auf dem auf dem Zeiger angebrachten Alalsstab b(;obachtet, zugleich ihre
Sohle und ihre Seigerteut'fc\ d. i. ihr(; horizontale und \-erticale Projektion
auf dem histrunumt ablesen inid umgekehrt kann aus Sohle und Seig(M-tc;uffe
die Donlege und Längc^ der donlegigcm Linie dinch P^instelkm des Zeigers
bestimmt werden und es k()nnen die Grcifsen mit dem Zirkel abgegriffen und
auf die Zeichnung übertragen werden.
Ki^'. i;i. <iii;iili;it iTr.insiinilcui) IVir iM^ririiiMiinisclic /vvrcko. (';i. Hi(Kl. W. .I..'%Ü.
Ein anderc^s, dein vorigen gleichzeitiges vielleicht von demst^lben Meister
g(>fertigtes Instrument, (W. J. 246), bezeichm-t W. P. L59S, Fig. 50 dient dem
gleichen Zweck. Ms ist das, welches der Ahnster auf seinem Bilde in der
Hand hält (vgl. Jahrg. 1897. S. 88.) Das Bild ist deshalb von Wichtig-
keit für die Kenntnifs des histrumentes, weil unser Exemplar nicht voll-
ständig ist.
Das Instrument besteht aus (Mner festc^n Regel, einem Quadranten mit
Stimdenteilung und cmucm" um dessc;n Mittelpunkt drehbaren beweglichen Regel,
an welcher ein Stift angebracht ist der bewirkt, dafs die bewegliche Regel
nicht über den Nullpunkt der Kreisteilung herc;inklappt, sondern in dieser,
der festen Regel, i)arallel stehen bleibt. Die beiden Regeln sind in 22 Teik;
geteilt (^Längc; des Mafsstabc;s 13,65 cm.), die Teilung der bt^weglichen Regel
beginnt im Drehpunkt, die der festen senkrecht untcM' diesem.
Zu dem InstnniKmt gehört ein Winkelmafs, das jetzt fehlt, in unserer
Zeichnung aber nach dem liilde ergänzt ist. Dieses ist in der gleichen Weise
wie die andcicn l\(-geln geteilt, seine Teilung beginnt aber erst in (mucmii Ab-
stände von dem Scheitel des Winkc^ls, der dem des Mitteljjunktes des Quad-
ranten von der festen Rc-gel gleich ist. Mittels des Instrumentes lassen sich
ähnlich wie bei dem \oiigen aus Länge und Donlege einer schrägen Linie
69
deren Sohle und Seigerteuffe und umgekehrt ablesen. Die Genauigkeit des
Instrumentes ist gering, es hat ferner den Nachteil, dafs die Kante der be-
weglichen Regel deren Drehpunkt nicht trifft. —
Ki^^ W. VVinkoliiisinimciii fiir bcrfniianiiischc Zwgc1u_>. 1.598. VV. .1. 24(1.
Zaiiu Auftragen von Horizontalwinkeln, welche mit der Bussole aufge-
nommen sind, läfst sich diese selbst verwenden (vgl. Jahrg. 1897, S. 62). Zu
Fi^'. .•■)1. ZnlofTf/ou!,- V>C,\ \V. .1. 128.-).
diesem Zweck wird die Bussole in der Weise in ein rechteckiges Kästchen
von Holz oder Messing eingesenkt, dafs die Haupthimmelsrichtungen den
70
Seiton dos Kästchons parallol sind. Man nc^nnt dioso Vorrichtung (Mn Zulo^e-
zeuL,^ Ist nun (Mn Winkel mittels der Bussole L;em(\ssen, so genügt es, das
ZuU\gezeug in die bei der Messung h(H)hachtet(> Stellung zu bringen um dem
Rande desselben entlang die Winkelschenkel aufzuzeichnen.
Der Jahrg. 1897, S. 61 besj)rochone llängokompafs von Andreas Wolf
ist mit einem Zulegezcnig vorsehen. Fig. 51 stellt ein zweites vom Jahre 1668
dar (W. J. 1285). Der Kreis d(M- BussoU" ist in zv^eimal 12 Stunden geteilt.
Das Instrument ruht auf einer rechteckigen Messingplatte, an deren Lang-
seiten Mafsstcäbe von 30 Teilen angebracht sind. Ihre Länge beträgt 10 cm.
Ein Zulegezeug anderer Art stellt h'ig. 52 dar. Das Instrument aus
Fic. .V_'. 7.\\W'j:,-/,(-\vj. Cj, It^Ki. \V. .1. Il:;7.
Holz und B(Mn ist s(;hr hübsch ausgeführt, und wahrscheinlich von dem
Meister W. P. gefertigt. Es besteht aus einer Bussole, welche von zwei
Teilkreisen init 24 und zweimal 12 Stunden umgc^ben ist, Der Durchmesser
beträgt 9cm. l ber der Bussole ist ein lÜ'igel \on Messing, der an einer
Ax(' senkrc'cht ü!)er dem Mittelpunkt ein Visier und in d(M' Fortsetzung des
Radius eine; l\(;gel ?nit Mafsstab trägt. Der Mafsstab hat 24 Teilt, welche
links wied(M'hc)]t \-on 1 7; wähi'ond die Teile rechts, doppelt so grofs als d\v
links fortlaufend nummeiiert sind. In der Mitte der Regel ist eine Reihe von
Lrtchern in Abständen gleich der Hälfte der kliMneren Teilung.
71
Beim Auftragen der Winkel bleibt die Bussole orientiert, während der
Zeiger auf die auf dem Felde abgelesenen Stunden eingestellt und mittels
der Regel die Linien gezogen werden.
Als Zulegezeuge wurden auch andere Instrumente, wie das des Andreas
Albrecht und die Planimetra des Levinus Hulsius verwendet.
Bringt man auf einem Richtscheit einen drehbaren, in fester Verbindung
mit einer Regel stehenden Teilkreis an, so kann dieser die Stelle der Bussole
in dem Zulegezeug vertreten, indem durch das Richtscheit eine Hauptrich-
tung, Süd-Nord oder Ost-West festgelegt ist.
Ein solches Instrument hat schon Paul Pfintzing in seiner methodes
geometrica angegeben und Levinus Hulsius hat dasselbe 1604 in seinem
ersten Traktat unter dem Namen inductorium beschrieben.
Fig. 5:5. [nsrnimuiit vdii l'uul l'fintziiii,'.
Das Instrument von Paul Pfintzing (Fig. 53) besteht aus einem Richt-
scheit, an welchem ein Schieber mit einem senkrecht gegen ersteres gerich-
teten Zeiger angebracht ist. An diesen Zeiger wird ein trapezförmiges Stück
starken Papieres so angeschraubt, dafs es um den Mittelpunkt eines Teil-
kreises gedreht werden kann. Die lange Kante des Papieres läuft parallel
der Stundenteilung 12 — 24 oder der Gradteilung 180 -360 und dient als
Mafsstab und Regel. Ist das Papier so gestellt, dafs der Zeiger auf der vier-
undzwanzigsten Stunde oder auf 0 360 " steht, so gibt die Regel die Süd-
Nordlinie an. Durch Verschieben des Richtschints und des Schiel)ers kann
sie auf jeden Punkt des Zeichnungsblattes eingestellt werden. Dreht man
nun den Tc^ilkreis so, dal"s der Zcnger auf eine andere Stunde weist, so gibt
tl
9
die Rc\Lj('l den Winkel dieser Stund(> i,u^n(>n die Südnofd-Richtun;^ an und (\c\
Winkel kann ijcveichnet werden.
Im jahn^ 1615 hat Henjaniin Bramer in Marburg ein \Vinkelin,struni(>nt
heschrieht'n, das dic^ Abnahme und Aufzeichnung \()n Winkeln ermöglicht.
Das Instrunu>nt l)i\steht aus fünf gegencMnander bewii^lichen Regeln (h^ig. 54).
An einiMii lüule der Hauptregel A 15 sind zwei um dii' Punkte (" und I) dreh-
bare Regeln (' \L und I) V l)efestigt. Von diesen gehen zwei kleinere Regeln
G II und I K nach cMuem Schlittern der sich auf der I lauptregc;! auf und ab
schieben läfst. l"2s entstellen auf diese Weise zwei l)r(Mi'cke mit zwei kon-
stanten und (Mner \ariabelen Seite. Wird der Schlitten \-erschoben, so drehen
sich die Regeln und die Winkel Cj C K und I 1) k' und damit auch der Winkel
der beiden Regeln C E und 1) I \erändern sich. Seine GrcM'se kann an der
Skala auf der Hauptregel abgelesen werdtm. Legt man nun das Instrument an
einen gegebenen Winkel an, so dafs die Regeln C I^ und I) V in die Richtung
C " R D
\"vs. .">!. \Viiiki'liiisti-iiiiii-iit Miii l'.t-iiiaiiiiri Hianior.
seiner beiden Schenkel fallen, so kann die Gröfse des Winkels auf der Skala
abgelesen. (,:s kann aber auch der Winkel mittels des Instrumentes aufge-
zeichnet werden, wenn man es, ohne die Regeln zu \erschieben auf das
Zeichnungsbrett legt.
Das Instrument von Bramer hat den Mangel, dafs die beweglichen
Regeln sich nicht bis zum Scheitel des Winkels fortsetzen. Wir besitzcMi
keinc-s dieser Instrumente, dag(\gen haben wir ein ähnliches Instrument \()n
Heinrich Stolle. Uhrmacher in Pi-ag W. J. 1144(l^'ig. 55i, bcn dem dieser L'i)el-
stand \(.'rmieden ist. I )as Instrument ist aus dci' ersten Hälfte d(;s 17. lahr-
hunderts. I^s untcMscheidc't sich von (k-n ISramer'schen dadurch, dafs die b(^-
weglichen Regeln niclit fest mit dei' IIaupti-egel \-ei-bund(Mi sind, sondern mittels
Stiften in eine an letzterer befindliclie, teii(_:rn(Je Zange eingehängt werdim.
l'nd zwar weiden nicht beide eingehängt, sondei'u nui' eine, die andtMH' wii^d mit
73 —
ilirer Spitze gegen die Spitze der ersten gestellt. Das Instrument ist zum
Auftragen der inneren und äufsercn Winkel regelmäfsiger Polygone vom Drei-
eck bis zum Fünfzehneck bestimmt. Die betreffenden Stellungen des Schlit-
tens sind auf der Skala angegeben. Die Teilungen gehen in abnehmender
Gröfse von beiden Seiten von 3 bis 15. Die in der iMitte zwischen den bei-
den mit 15 bezeichneten Linien stehende 0 Linie gibt die Stellung an, in
der die beiden Regeln eine Gerade bilden. Auf der Rückseite der Hauptregel
ist eine Skala für Gradteilung angebracht. Aufserdem verschiedene Zollstäbe,
auf der Rückseite der Hauptregel der Prager, mit Teilung in Zolle, Viertels-,
Sechzehntels- und Achtundvierzigtels-Zolle, auf den Hilfsregeln Wiener und
römische Zoll mit der gleichen Teilung.
Fiir. 5-"i. Iiistniiueiit zum A iill ra^-fii mhi Wiiiki'lii von llriiirirli Sinllr. 17. •luliihmiilLTt. W. .1. 11-11.
Die Hauptregel trägt ferner einen Limbus mit Gradteilung und inner-
halb desselben eine drehbare Bussole mit einem in der Südnordlinie stehenden
Zeiger, so dafs die 1-Iau])tregc>l orientiert werden kann.
Das Instrument ist schcui und genau gearbeitet. Seine Handhabung er-
fordert grofse Sorgfalt, weil die geringste Verschiebung falsche^ Resultate zur
Folge hat.
Mitteilungen aus dem german, Nationalmuseum 1899.
X.
74 —
Cidnz kiiiz seirn noch die Parallcllincalc^ nwähnt. Wir verwenden für
l)arallele Linien, welche senkrecht auf einer SiMtenkante des Reifsbrettes
stellen, die Reifsschiene und iüv solche, welche auf ersteren senkrecht stcdien,
das Dreieck. Zum Zi(;hen einer grcifseren Anzahl von I'arallelen in kleinen
Abständen dienen dic^ Schraffiermaschinen. fU'(iuenier ist es, ein Dreieck
auf tler RcMfsschien(> mit freier Hand zu \-erschieben. Hei einij^^er Übung im
Schraffieren werden che Abstände für d'w meisten Zwecke ausreichcmd
gieichmäfsig.
Will man Parallelen zu Linien zi(dien, welche auf unseren Winkeldrei-
ecken niclit enthalten sind, so tliut ein l'aralK^len-Lineal gute Dienste.
Eine verbreitete Konstruktion ist die;, bei welcher zwei aneinandergelegte
Lineale durch parallele Stäbe in der Weise verbunden werden, dafs die vier
Verbindungspunkte ein Parallelogramm bilden. Werden nun die; Lineale ver-
schoben, so bleiben sie doch stets parallel.
Leuj)old gibt in seinem theatrum Arithmetico geometricum S. 137 ff.
noch einige antlcMe Konstruktionen an, die wir nicht besitzen.
Ich schliefse liiemit die Darstellung der geomc^trischen Instrumente.
Einige wenig bedeutendi^ und fragmentarische Stücke habe ich übergangen.
Instrumente, welche hauptsächlich astronomischen oder gnomonischen Zwecken
dienten, welche aber nebenbei auch für geometrische Aufnahmen verwendet
wurden, werden an anderer Stelle besprochen werden. Andere I>ücken meiner
Darstellung sind dadurch bedingt, dafs wir keine einschlägigen Instrumente
haben.
Seitdem ich im Jahre 1897 meine Mitteilungen über unsere wissen-
schaftlichen Instrumente begonnen habe, ist der erste Band der Recherches
sur les instriivients, les victhodes et le dessin topograpJiiques von Colonel
A. Lmisscdat, dem Direktor des Conservatoire national des Arts et Metiers
in Paris erschienen. Laussedat behandelt die Geschichte der geometrischen
Instrumente in systematischer Vollständigkeit und mit der Sicherheit des
P^achmannes dem die Methoden geometrischer Messungen vollständig geläufig
sind, und sein Werk kann als grundlegend für weitere Forschungen auf dem
Gebiete der gc^omc^trischen Instrumentenkunde gelten.
Durch Laussedats /\rbeit werden namentlich einige meiner Angaben über
die J'Irfindung \on Instrunn^nten fraglich. Die Widersi)rüch(; rühren daher,
dafs Laussedat vorwiegend französische, ich voi'wiegend deutsche Quellen
benützte:. Die V^M'feitiger geometrischer Instrumcmte im 16. und 17. Jahr-
hundert haben ihre Erfindungen in kurzen Traktaten mit Abbildungen \er-
(')ffentlicht, sie haben sich aber auch fremde Pj-findungen ohne Bedenken an-
geeignet, so dafs die Frage der Priorität d(M- lirfindungen zuweilen zweifelhaft
ist. Zur h^ntscheidung wäre die Kenntnis der gesamten Bibliographie dieser
'Praktate erforderlich, die ich mir hier nicht verschaffen kann. ILs wäre aber
zu wünschen, dals eine Zusammenstellung dieser Litte-ratur einmal von irgend
einer Seite: gegeben würde. Bezold.
— 75 —
Jacob Heinrich von Hefner-Alteneck').
7~^A^^^ n der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts sind allerorten gröfsere
"^^1^^ und kleinere Aluseen entstanden, in welchen die Denkmäler der
okv*c?^>^ Kunst- und Kulturgeschichte unserer Vorzeit gesammelt und be-
wahrt, geordnet und dem Studium für Wissenschaft oder Praxis zugänglich
gemacht werden. Die Grundsätze der Anlage und der Verwaltung der
Museen haben sich zu einem wissenschaftlichen System ausgebildet, das zwar
noch nicht auf den Hochschulen gelehrt, wohl aber in der Praxis des
Museumsdienstes erlernt wird und es fehlt nicht, ja es besteht schon ein
Cberfluls an jungen Leuten, welche ihren ganzen Studiengang auf eine
künftige Museumsthätigkcit einrichten. Auch ist das Bewulstsein von der
Bedeutung historischer Sammlungen in sehr viele Kreise des Volkes ge-
drungen und es wird den beweglichen und unbeweglichen historischen Denk-
mälern mehr und mehr die Beachtung zu Teil, welche ihnen gebührt. Die
Denkmalspflege ist als eine Pflicht der Staaten und öffentlichen Korporationen
allgemein anerkannt und wird auch für Denkmäler im Privatbesitz gefordert,
wenn schon der Durchführung dieser Forderung noch mancherlei Hindernisse
im Wege stehen. So war es nicht zu allen Zeiten, die Männer, welche vor
etwa einem halben Jahrhundert die Idee historischer Sammlungen fafsten und
ins Werk setzten, welche die Erhaltung historischer Denkmäler im weitesten
Umfang forderten mufsten die Wege, auf welchen sie ihrem Ziele zustrebten,
erst suchen und bahnen und sie fanden geringes Verständnis und wenig
Entgegenkommen ; es bedurfte zäher Ausdauer und unentwegter Begeisterung
um nicht zu ermatten. Von den ersten Vorkämpfern des Denkmalschutzes
weilen wenige mehr unter uns ; einer dieser wenigen ist der ehemalige
Direktor des bayerischen Nationalmuseums und Generalkonservator der
Kunstdenkmale und Altertümer Bayerns Jakob Heinrich von Hefner- Alteneck.
Er blickt auf eine lange an Verdiensten und Erfolgen, aber auch an W^ider-
wärtigkeiten und Kränkungen reiche Thätigkeit im Dienste seiner Sache
zurück. Wer vor 30 — 40 Jahren in München sich mit Kunst und Altertum
beschäftigte ist mit ihm in Berührung gekommen und hat an ihm einen
wohlwollenden Förderer und Berater gefunden, dessen Wissen auch die ent-
legensten Einzelheiten umfafste, und wer ihn heute in seiner von erlesenen
Kunstwerken angefüllten Wohnung aufsucht, gewahrt mit Staunen, dafs er in
seinem geistigen Wesen, wie in seiner äulseren Erscheinung von dem
Wandel der Zeit(;n fast unberührt geblieben ist. Auch den treuen und un-
ermüdlichen Fleifs, der ihn durch sein ganzes Leben begleitet hat, hat er
sich bis ins höchste Alter bewahrt und nachdem er die Ahertumswissen-
Schaft durch zahlreiche, mit den sorgfältigsten Zeichnungen geschmückte
Bänd(^ gefördert hat, widmet er in den letzten Tagen seiner h'amilie, seinen
Freunden und Fachgenossen seine Lebenserinnerungen.
*) Lebens-Erinnerungen von Dr. J. II. von Hcl'ner-Allencck. München 1899.
— 76 -
Hofnor-Altcncck rntstanimt einer alten bür<^ferlich(MT P'amilie, welche in
Mainz und im Rhi-inL^an bes^ütert war. Sein Vater, b'ranz I^naz Heinrich von
Hefner, stand wii' manche seint'r Vorfahren in kurmainzischem Dien.stc\ ^Ge-
leitete den letzten KurfürstcMi nach AschaffenlKir<^f, l)lieb daselbst auch ferner
unter Dalbert.^ und war später k(')ni_L(lich bayerischer Staatsrat. Saine Mutter,
Mart^fareta Göbhardt war die letzte lubin der alten G(')bhardt'schen Buch-
handlunj4 in Hamber«^' und Würzburt^'.
Jakob Heinrich von HefniT ist am 20. Mai 1<S11 in Aschaffenbur^ ^c-
boren. Dic> ersten Erinnerun_L,U'n, die er sich aus seincM- lu<^end bewahrt hat,
knüpfen sich an die Hefreiun^skrie^'e, der Kanonendonner der Schlacht hc\
Hanau, fremde^ Krie^'cr, V(M-wundete; dann einc^ k'cniersbrunst in denn der
elterlichim Wohnun<,f benachbarten h'ranziskanerkloster. In frühester ju^^amd
auch traf ihn das Un^dück den reichten Arm zu verlieren.
Hefners Ju<,rend fällt in die Zeit, in der Deutschland \-on den N(')ten der
napoleonischen Krie<,fe sich lan^^sam, lan^^sam zu erhöhen be^^ann. Der
Wohlstand war für viele Jahrzehnte <^f(\schwunden und die Hoffnun^^en der
Patrioten auf Einis^unj^ und Gr()fse des Vaterlandes wolltcm sich nicht erfüllen.
Im elterlichen Hause empfing der Knabe die Eindrücke, welche seinen
späteren Lebensweg bestimmten. Der Vater war anscheinend nicht reich,
erfreute sich aber doch eines behaglichen Wohlstand(\s. Er baute sich in
Aschaffenburg ein kleines Haus und umgab es mit (Mnem Garten, der mit
Geschmack angelegt und wohl gepflegt war. Im Hause aber waren Kunst-
werke mancherlei Art verwahrt. Aus der kurzen Beschreibung Hefners
klingt der Eindruck wieder, den diese Herrlichkeiten auf das emjifängliche
Gemüt des Knaben machten.
Auch sonst fehlte es in dem elterlichen Hause nicht an künstlerischen
Anregungen. Die Schwestern wurden in mancherlei Künsten unterrichtet
und an ihren Versuchen im Zeichnen nahm auch der jüngere Bruder auf
eigene Eaust teil.
Erühzeitig erwachte in dem KnabcMi die Vorliebe^ für deutsches Altertum,
anfangs ganz in romantischer Eärbung. Er ging «teutsch gekleidet in alt-
deutschem Röcklein mit grofsem weifsen Kragen, mit einem Barett, an dem
ein silbernes Kreuzlein b(?festigt war und trug lange Haar(\ Besonderes
k^ntzücken erregten ihm die; Ritterschauspiele, «in denen der edle Ritter
stets Sieger blieb<s und die; er schon in früher Jugend s(dic>n durfte.
Die langen Haare fielen, das t(;utsche Rf')ck!ein und das Barett wurdt;
al)gelegt, mit Humor wird ein ritterliches Unternehmen des siebenjährigen
Knab(m erzählt, das kein rühmlich(\s Ende nahm; die Begeisterung für deutsches
Altertum stärkte und vertiefte sich in späteren- Zeit, alx'r sie hat nicht nur ein
langes Leben hindurch angedauert, sondern auch stets einen Nachklang der
Romantik beibehalten.
Mit dem si(;benten Jahre begann die Zeit des Lernens. Der Ek^nentar-
unterricht war mangelhaft, di(^ Lehrer waren })edantisch, der Schüler zerstreut,
das Auge war bei ihm das Organ der geistigu.-n Rez(.;i)ti\ität, was scnn (Seist
aufncdimen sollte mufste ihm durch die Anschauung \ermittelt sein und in
— 77 —
dieser Hinsicht wurde ihm nichts geboten. Sowie er einen Lehrer erhielt,
der auf diese Veranlagung einging, war er ein fleifsiger und aufmerksamer
Schüler. So gewann der lateinische Unterricht für ihn erst Interesse, als
ihm bei der Lektüre der Klassiker durch die Erinnerung an die Holzschnitte
und Kupferstiche von Virgil Solls, Tobias Stimmer, Georg Pencz und anderen
bildliche Vorstellungen vor die Seele traten. Der Unterricht durch Hausieher
umfafste ungefähr die Fächer, welche damals im Gymnasium gelehrt wurden.
Hefner besuchte dann noch das Lyzeum zu Aschaffenburg, welches etwa den
philosophischen Semestern an einer Universität gleich geachtet wurden.
Für das, was von früh auf seine Neigung und später sein Lebensberuf
war, haben ihm all' diese Studien wenig geboten ; als Autodidakt suchte und
fand er seinen Weg. Sein Programm scheint ihm frühzeitig klar geworden
zu sein, wenn er sich auch wahrscheinlich nicht klar machte, ob es zu einem
einkömmlichen Lebensberufc führen würde oder nicht.
»Die Werke bildender Kunst der Vorzeit«, schreibt er, »sprachen zu mir
wie Geisterstimmen aus nebelgrauer h^erne, sie wurden mir mit Zunahme
meiner Jahre Lern- und Lehrmittel und zwar von A. L. C. bis zu dem, was
ich Philosophie nennen darf. . . . Die Geschichte der Menschheit, ohne jene
der Kunst, gleicht einem grofsen Schauspiel, welches man hört und liest, von
dem man aber nichts sieht.«
In diesem Streben, sich die Menschen der Vorzeit und ihr Leben an-
schaulich zu machen, interessierte ihn vor allem die angewandte Kunst, und
an Werken der reinen Kunst, das, was sie für die Erscheinung der INIenschen
und die Umgebung, in der sie sich bewegten, boten. So hat er z. B. aus der
Grabplastik wichtige Aufschlüsse für die Waffenkimde und Kostümgeschichte
gewonnen.
>Mein Streben galt bis zu meinem Mannesalter nur als etwas Absonder-
liches ohne Wert für das praktische Leben und ich für einen Sonderling,
aus dem niemals etwas werden kcmne. Für mein Schaffen existierte noch
nicht einmal eine entsprechende Bezeichnung, erst in neuerer Zeit tauchte
der jetzt so beliebte Name Kulturgeschichte auf, welcher auch mcMner Sache
eine gr()fsere Geltung verschaffte. Wenn ich bei manchem der jetzigen
Kulturhistoriker auszusetzen habe, dafs sie dabei öfter die Bedeutung der
Kunst zu wenig schätzen, so mufs ich mir auch gefallen lassen, wenn sie
mir manche Einseitigkeit vorwerfen. Das Gebiet ist grols und kann nur
durch Zusammenwirken imd gegenseitiges P2rgänzen gef()rdert werden.
Hefners Gebiet ist für das Mittelalter das, was nian in der klassischen
Archäologie »Altertümer' nennt. Dafs ihn vor Allem die Altertümer an-
zogen, welche mit der Kunst in Beziehung standen, habe ich schon erwähnt.
Das Zeichnen übte Hefner mit Vorliebe. Der Gedanke, Maler zu
werden, erschien ihm bald als höchstes Ziel des Lebcnis, warum er ihn nicht
verfolgte, deutet er nur an. Ich hatte schon zu früh die Höhe und Be-
deutung der Kunst erkannt, so dafs es mir als \'erweg(mheit cMschien, ein
so hohes Ziel anzustreben.- Was er über die Absichten sagt, die er mit
seinen Zeichnungen verfolgte, zeigt, dafs ihn wenigcM' der Drang gestaltender
Phantasie, als der nach genauem X'erständnis älterer Kunstwerke zum
Griffel streifen liels. Aber auch auf (ii(\sem Gebiete fehlten ^^eeignete
Lehrer, untl Selbstunterricht mufste die man^felnde AnU-itung ersetzen.
Reiche Anre>^nmL;en botcMi einiL,^' gr(")fsei-e Reisen, welche Hefner von
seinem 16. lahrc^ an mit seiniMU \'atei' machte. Die erste L,nng nach Düssel-
dorf, die zweite nach Wien, eine dritte nach Stralsburj^. Man reiste noch
mit ei!_jenem W'a^uMi und Pfeiden. Allenthalben wurden die Rauten und
Kunstwerke^ der Städte besichtiget, kunst\ (■rständi«.,^' Männer besucht und
Kupferstiche und andere Kunst^^egenstände erworben. Die Lust zu sammeln
ist bei 1 lefner frühzeitig,' erwacht.
Dei' Vater schätzte und f(")rdert(^ die Studien s(Mnes Sohnes. kf)nnte
sich aber der Sors^e nicht \(M'schli(>i"sen, dals sie zu keiner festen I>ebens-
stelluns^', wenii^^stens im Staatsdienst, führen würden und er suchte ihm einem
WirkuuL^fskreis zu verschaffen, in dem ei' sein Können und Wissen \-er-
werten und Gewinn daraus ziehen könnte. Lin sf)lcher fand sich denn auch.
Hefner wurde Mittiesitzer und künstlerisclKM" Leiter einer Porze-llanfabrik
nahe bei Aschatlenburi^ iDamm.-). Daneben ^^ab er an der 1883 neu er-
richteten Gewerbeschule in Aschaftenbur^^ den l'ntei-richt im Freihandzeichnen.
\m Herbst LS35 fand in München eine Ausstellung \-on Zeichnun^^en. welche
die Schüler der Gewerbeschulen s^eferti^^t hatten, statt. I^ie Zeichenlehrer,
darunter auch Hefner. wurden zu cmer Versammlun^f nach München be-
rufen. Der Minister des Innern. Fürst Ludwi<4 \ on Oc^ttin^en-Wallerstein,
wies in län^^erer Rede auf die Bedeutun^f des Zeichenunterrichts unci die
Xotwendi^fkeit der Verbindung von Kunst und Handwerk hin. In einer
Privataudienz, welche Hefner vor seiner Abreise beim Minister hatte, sprach
sich dieser ausführlich darüber aus. dafs die Kunst für die allgemeine
Bildung der Menschheit, und zwar auf allen Stufen des Lebens, von hoher
Wichtigkeit sei, dals das allgemeine Geschichtsstudium ohne jenes der
Kulturgeschichte immer (Mue mangelhafte Seit(^ behalten werde; dafs die
jetzt neu gegründeten Gewerbeschulen für das gewcUmliche bürgerliche
Leben ausreichen, aber auch zugleich für die höheren ])olytechnischen
Anstalten, welche bei uns bis jetzt noch sehr mangelhaft seien, eine ent-
sprechende Grundlage- bilden müfsten. Daraus hervorgehend würden noch
aufser Museen für Kunstwerke auf der hf')chsten Stufe, auch Museen für
Industrie und Kunstgewerbe entstehen, aber alle diese Mus(H>n müfsten nicht
nur als Aufbewahrungsorte für Kostbarkeiten und Seltemheiten, oder als
Schaubuden, sondern als Lehranstalten \erwaltet werde-n. Auch sj)rach er
vi(d, mit grolscr Sachkenntnis über den Stand der Künste und Gewerbe im
Mittelalter im Vergleich zu jenem unserer l'age.-
Ich mufs gi'stehen, dafs \on da an bis zur neueren Zeit in diese)-
Richtung nichts erdacht oder geschrieben wui-de wa-> Wallerstein damals,
wenigstens dem Wesen nach, nicht schon l)ei-ührt hätte.
Hat i-'ürst \Vall(M'stein all diese Ideen entwickelt und haben sich nicht
in der lü'innei'ung Hefners eigene IdiMU nut jenen des Ministers kontunchert,
so hat ei- \ on diesen Bes])rechungen die tiefi^ehencLten Ani-egungen ei-
— 79 —
fahren, denn die Gedanken, welche er hier dem Fürsten in den Mund legt,
sind durchaus die gleichen, die er selbst sein ganzes Leben hindurch ver-
treten hat. Bis zu ihrer Realisierung hatte es freilich noch gute Weile.
Vorerst eröffnete sich Hefner ein anderer Wirkungskreis, er begann im
Jahre 1839 sein grofses Werk Trachten des christlichen Mittelalters, nach
gleichzeitigen Kunstdenkmalen . Die Anregung ging vom Grafen Radowitz
aus; Heinrich Hoff in Mannheim übernahm den Verlag. Schon am 20. Mai 1840
erschienen die drei ersten Lieferungen.
Das Werk, zu dem anfangs befreundete Künstler und Gelehrte einiges
beitrugen, nahm bald die ganze Kraft des Autors in Anspruch. Das Material
mufste gröfsenteils auf Reisen gesucht und aufgenommen werden und dabei
durfte die Arbeit der Kupferstecher, Koloristen und Drucker nicht stocken.
Die Arbeit nahm indes einen guten Fortgang und das Werk fand im In-
und Auslande lebhaften Anklang.
Durch den Erfolg seines Werkes ermutigt, begann Hefner noch vor
dessen Vollendung ein zweites, das unter dem Titel »Kunstwerke und Ge-
rätschaften des Mittelalters und der Renaissance, Utensilien zum täglichen
Gebrauch wie zum Luxus in sorgfältiger Darstellung wiedergab. Da seine
Zeit und seine und seine Kräfte noch durch das erste Werk in Anspruch
genommen waren, liefs Karl Becker in Frankfurt durch geschickte Künstler
Zeichnungen nach den Originalen herstellen. Der gröfste Teil der Arbeit ent-
fiel aber auch bei diesem Werke auf Hefner. Den Verlag übernahm Heinrich
Keller in Frankfurt.
Alle diese Arbeiten wurden durch die Ereignisse des Jahres 1848 unter-
brochen. Bis zu ihrer Wiederaufnahme fertigte Hefner im Verein mit seinen
Kupferstechern und Koloristen ein Geschlechterbuch der Freiherrn von Fechen-
bach das auf fünfhundert Tafeln alle Wa])pcn der Herren von Fechenbach
und soweit als thunlich ihre Bildnisse, Grabdenkmäler, Burgen, Schlösser und
Biographien enthielt, alle Blätter waren mit Randverzierungen im Stil der be-
treffenden Zeiten vom romanischen Stil bis zum Empire versehen.
Dieser Arbeit folgte eine andere über die Burg Tannenberg.
Als Hefner nach dem Jahre 1849 sich wieder seinen gröfseren Werken
zuwandte, hatte sich manches geändert. Der Verleger der Trachten , Heinr.
Hoff, mufste infolge seiner [)olitischen Thätigk(Mt flüchten und scmu Verlag
kam in Konkurs. Di(^ Verlagsrechten und Vorräte kaint^T in Frankfurt zur
Versteigerung, und Heinrich Keller erwarb die Trachten . Dadurch kamen
beide Werke in einen Verlag und nahmen xon da an einen ungest(')rten
Fortgang.
Schon 1837 hatte sich Hefner mit Elise Pauli der zweiten TochtcM- des
Geheimen Rates Anton Pauli \ermalilt und hatte von ihr drei S(')hne. Die eigenen
Arbeiten wie die Erziehung der Kinder liefscm den Wohnsitz in einer gr()fs(,M'en
Stadt als As haffenburg wünschenswert, ja notwendig erscheinen. Schon als
1846 sein Vater gestorben war, hatte er den Plan hierzu erwogtm; nach einem
längeren Aufenthalte in Berlin im WintcM- 1850 auf 51 trat er der iXusfüh-
rung näher. Als künftiger Wohnort war München in Aussicht genommen,
— so —
im Winter 1831 reiste 1 lefner dortliin, um die Verhältnisse näluM' kenniMi zu
lernen und im Mai 1S52 fand dcv Umzu<^^ statt. Zwar hatten in Nürnberg
lleidelotf und 1 lans xon Autsefs gesucht, ilm fiir Ni'irnbcM-g zu gewinnen,
letzteri-r namentlich im 1 linhlick auf die beabsichtigte^ (iriindung d(\s ger-
manischen Mustnnns; 1 lefner entschied sich jedoch für München. Er tcMlt
nicht mit, was ihn abhicdt, scMue l^erson in den I)i(.;nst einer Sache zu steilem,
die so sehr seinen eigenen Idealen entsprach. Es war wohl das richtige
Gefühl, das er neben Aufsefs nicht zu selbstcändiger k^ntfaltung seiner Kräftt;
kommen k()nne. Auf der Versammlung der deutschen (jcschichts- und Alter-
tumsvereine in Dresden 1852, auf welcher die Gründung des germanischen
Museums erfolgte, war er aber anwesend und gehört seit der Gründung dem
Verwaltungsausschuls unserer Anstalt an.
Die Aufnahme, welche er in München fand, war eine freundlich(% an an-
regendem Verkehrs in angesehenen Familien, wie in den Kreisen von Künst-
lern und Gelehrten fehlte es nicht. Es war die Zeit, da König Max durch
Berufungen von GeUdirten und Dichtern München zum Mittelpunkt deutscher
Wissenschaft und Eiteratui' machen wollte, und es herrschte ein bewegtes
geistiges Eeben. Hefner trat in den Verein zur Ausbildung der Gewerbe
ein, wo er als einer der ersten der Renaissance und späteren Stilarten Gel-
tung zu \erschaffen suchte. Schon 1 853 wurde er auch Mitglied der Aka-
demie der Wissenschaften.
Hefners Name ist mit den Anfängen und dem Werden des bayerischen
Nationalmuseums aufs engste verbunden. Am 15. März 1852 hatte er seine erste
Audienz bei König Max. Der König hatte allerhand Ideen, welche in Hefners
Fach einschlugen, so die Anlage einer wittelsbachischen Ahnengallerie in
Schleifsheim , die Herstellung eines illustrierten Werkes zur bayerischen Ge-
schichte u. A. Hefner bemerkte, dafs aus dem zu solchem Zweche ge-
sammelten Material wohl ein historisches Museum werden könne und er-
wähnte den Plan des Freiherrn \'on Aufsefs. Der König hatte indes kein
Vertrauen zu dic^sem, ihm lag an Werken und Sainmlungen zur Verherrlichung
des bayerischen Herrscherhauses.
Hefner opponierte nicht, sondern dachte zu gelegener Zeit an die guten
Gedanken des Königs anzuknüpfen. Das sind die ersten Keime des baye-
rischen Nationalmuseums, es wurde nicht lange darauf ins W'erk gesetzt. Es
ist kaum zu bezweifeln, dafs es in einer gewissen Rivalität mit dem germani-
schen Museum und in der Absicht, dieses in Schatten zu stellen, entstanden
ist, denn der König war diesem nicht sehr günstig gesinnt. Riehl teilte mir
einmal mit, dafs er bald nach der F2r()rrnung des germanischen Museums vom
König nach Nürnberg gesandt wurde, um über dassselbe zu berichten und
er liefs nicht undeutlich merken, dafs rm ungünstiger IJericht erwartet wurde.
Was er berichtet hat, hat er mir nicht gesagt.
Vorerst wurde Ih-fner zur Mitarbeit an y\retins Werk Altertümer und
Kunstdenkmale des bayerischen Herrscherhauses-' bestinnnt. Er hat an dem
Zusammenarbeiten mit dem rücksichtslosen I lerausgeber wenig Freude erlebt
und sich nach der zweiten Lieferung zurückgezogen. Was ihn zur Mitarbeit
— 8] —
bestimmte, war der Gedanke, dafs sich an das Werk ein bayerisches Museum
anschliefsen würde und diesen Gedanken verfolgte er auch weiter, als er zu-
rückgetreten war.
Schon 1852 war er Konservator der vereinigten Sammlungen« geworden,
die Stelle war eine Sinekure wie die des Direktors Heinrich Hefs. Die ver-
einigten Sammlungen entstanden dadurch, dafs man die Räume der Gemälde-
gallerie, an den Arkaden des Hofgartens, die seit Ueberführung der Gemälde
in die Pinakothek leer standen, wieder zu Sammlungszvvecken verwenden
wollte. Sie enthielten das Elfenbeinkabinet , die Vogelbergische Sammlung
griechischer Terrakotten, einen Teil des Antiquariums und der Gewehr- und
Sattelkammer, sowie eine Sammlung alt-japanischer Bronzearbeiten. Sie sind
später wieder getrennt worden. Ein Teil wurde dem Nationalmuseum einverleibt.
Hefner hielt die Idee eines solchen unentwegt fest und suchte auf seinen
Reisen Gegenstände für dasselbe. Als der König erkannte, dafs das Material für
ein Museum ausreiche, genehmigte er es und wies als Lokal für die Sammlung
die Herzog-Max-Burg an. Die Anstalt erhielt den Namen W^ittelsbacherMuseum«.
Sobald das Museum beschlossene Sache war, nahm sich auch Aretin
um dasselbe an, er entwarf einen Plan für die Sammlung und wurde mit
deren Leitung betraut. Beide begannen teils gemeinsam, teils getrennt für
dasselbe zu sammeln. Hefner berichtet eingehend über seine Thätigkeit.
Unter seinen Erwerbungen steht die der Reider'schen Sammlung in Bamberg
in erster Linie. Aretin sammelte stürmisch und entnahm namentlich den könig-
lichen Schlössern in der Provinz nicht nur hewegliche Objekte, sondern auch
Bauteile, Decken, Täfelungen u. dgl. in einer Weise wegnehmen, welche wenig-
stens unseren Anschauungen von Denkmalpflege ganz widerspricht. So kamen
innerhalb weniger Jahre die Schätze zusammen, welche den Grundstock des
bayerischen Nationalmuseums bilden.
Die Bestände des Museums waren mit der Zeit so grofs geworden, dafs
ein eigenes Gebäude für dasselbe notwendig wurde. Klenze schlug vor, das
Schlofs Schleifsheim dafür zu \erwenden. Gegen diesen Plan, der die Be-
nützung der Sammlungen sehr erschwert hätte, wurden ernstliche Bedenken
geltend gemacht, doch konnte sich der König nicht sofort entschliefsen ihn
fallen zu lassen. Da zeigte sich, dafs das in der Maximilianstrafse erbaute Taub-
stummeninstitut seinem Zweck nicht entsprach und der Vorschlag, den Bau
nebst dem anstofs(MKkm freien Raum für das Nationalnuiseum zu verwenden,
fand die Genehmigung des K(")nigs. Nun wurde der Museumsbau in grofser
Uebereilung hergestellt und noch vor seiner Vollendung bezogen. Aretin war in-
zwischen zum I^irektor der neuen Anstalt ernannt worden. Hefner, der schon
vorher sich \"on Aretin zurückgezogen und eingesehen hatte, dafs er mit ihm
nicht zusammenarbeiten könne, lehnte eine amtliche Stellung am Museum ab.
Er begann damals ein neues gröfseres Werk. di(^ Ornamentik der
Schmiedekunst. Das war im jähre 186L In diesem jähre wurde er zum
Konservator des kt'jniglichen Kupferstich- und 1 landzeichnungskabinetts ei'-
nannt. Der Wirkungskreis war hier ein grtMserer als an den vereinigten
Sammlungcm. Zunächst war in der nachläfsig \erwaltelen Anstalt vieles zu
Mitteilungen aus dem german. Nationalmuseum. 1899. XI.
~- 82 -
Ol (Inen, dann .sticl)tc" IIcfntM danach sie m()i4lich'^t nutzhrinLjcnd /u mach(m.
hie Auti^abe der Kupfcrstichkal)inette piäcisicMt v.v dahin, dals in ihnen dcv
Kiinstlei-, der Kunst forsclier und Kunstliebhaber alles \creinigt finden soll, was
die verschiedenen Kunstepochen hervor^'ebrachl haben, wenn nicht in Orii^i-
nalen, so doch in ^^niten Xachbilduns^en. ( )nellcnsamnilun_Ljcn sollen sie sein
fin- das Stutliuni der Kunst und iles Kunsti^ewerbes. Dieses l'roj^rainni ^'eht
über das der Kupferstichkabinette im .älteren, enteren Wortsinn weit hinaus,
ja es verschiebt dasselbe eigentlich vollständig. Nur an sehr reich dotierten
Sammlungen wird es durchführbar sein. Und selbst bei hoch dotierten Ku])fer-
stichkabinetten wird es fraglich sein, ob sie zu so ausgedehnten Central-
instituten gemacht werden sollen, ode^r ob nicht auch hier v.mc 'I'eilung statt-
find(>n soll. Seit wir allenthalben reine Kunstgcnverbemuseen haben, sind
diese der natürliche Sammelpunkt auch für tue Publikationen älterer und
neuerer Zeit auf ku.nstgewerblichem Gebiete. Ein anderer Zweig sind die
photographischen und die mit 1 lilfe der Photographie hergestellten Abbil-
dungen von Wtnken der bildenden Künste. Sie haben für das eingehende;
Kunststudium dii- älteren Reproduktionsweisen fast ganz verdrängt und es
mufs Sammelstellen geben, an welchen sie vorhanden sind und der Penützung
zugänglich g(;macht werden. Xun krinnen sich Bibliotheken auf das syste-
matisch(» Sammeln \on Photr)gra])hien gar nicht einlassen und die massen-
haften Lichtdruckwerke sind für sie eine Last; ihre Anschaffung beschränkt
die der Litteratur im engeren Sinn und Vollständigkeit kann doch nicht
erreicht, ja nicht einmal angestrebt werden. Die Sammlungen von Repro-
duktioncm werden nun wohl am besten den Kupferstichkabinetten angegliedert.
Zu Hefners Zeiten war das tlutartige Auswachsen dieser Litteraturgattung
noch nicht zu erwarten, die Photographie leistete noch wenig und die auf
sie gegründeten Druckverfahren waren noch nicht erfunden.
Die Benützung der Sammlung suchte Hefner möglichst zu fördern, auch
wenn es sich nicht um ernstliche Studien handelte. Ich selbst habe als
Gymnasiast mit einigen P'reunden das Kupferstichkabinet regelmäfsig besucht,
nicht um Studien zu machen, sondern nur zur Befriedigung unserer Schau-
lust. Unermüdlich wurden uns grünen fungen immer neue ALappen vorgelegt
und unbewufst haben wir daraus doch manchen Gewinn gezogen.
Am 27. lanuar LS6S ernannte König Ludv.ig IL, dem Hefner schon
seit längerer Zeit in künstlerischen und kunstgeschichtlichen Fragen ein Be-
rater war, diesen zum -Generalkonservator der Kunstdenkmale und Altertümer
Bayerns. f Die Stelle war ein reines IChrenamt ohne Gehalt und ohne fest
umschriebene ("ompetenzen, es ist daraus allmählich inne luduuxle geworden,
\v(!lche auch nach Hefners Rücktritt in [Personalunion mit dem Xational-
museum geblieben ist. Die Organisation ist indes luMite noch nicht abge-
schlossen. Bei dc;m umfassenden Wirkungskreis beider AnstaltcMi mufs eini'
J rennung vom Xationalmuseum, die auch aus amieren Gründt-n angezeigt
erscheint, trüber o(J(.;r später eintreten.
Heiner hat für die Lrhaltung \-on Kunstdenkmalen gethan, was er in
seiner Stellung thun kr^nnte, aber er hat von nianclu'ii .Mifserfolgen zu be-
— 83 —
richten, die nicht möghch gewesen wären, wenn der Denkmalschutz schon
damals wirklich organisiert gewesen wäre. Sein Verdienst ist, dafs er, als
einer der ersten auf die Bedeutung historischer Denkmäler hingewiesen und
ihre Erhaltung als eine Pflicht des Staates gefordert hat. Die Berechtigung
dieser Forderungen ist heute fast allgemein anerkannt; als sie zuerst auf-
tauchten mufsten sie vielfach auf Widerspruch stofsen, denn der historische
Sinn, in dem die Pietät gegen die Denkmale der Vorzeit wurzelt, mufste erst
geweckt werden. Das konnte nur durch wiederholte Mahnungen erreicht
werden. Es ist auch nicht zu verkennen, dafs die Forderungen der historischen
Pietät mit denen des täglichen Lebens zuweilen in Konflikte geraten, welche
eine alle Teile befriedigende Lösung kaum erreichen lassen. Immerhin ist
die Lage bei öffentlichen Denkmälern noch verhältnismäfsig einfach. Die
gröfsten Schwierigkeiten aber bietet der Schutz von Denkmälern, welche im
Privatbesitz stehen. Allgemein anwendbare Grundsätze hiefür sind dann auch
heute noch nicht gefunden, und die Frage des Denkmalschutzes ist gerade
jetzt wied(;r in lebhaftem Flufs. Freilich ist sie in ein anderes Entwicklungs-
stadium getreten, als zu der Zeit da Quast, Hefner u. A. wirkten. Sie haben
ideale Forderungen in idealer Weise gestellt, diese sind im Wesentlichen als
berechtigt anerkannt worden, uns liegt die Aufgabe ob, ihre Durchführbarkeit
zu ermöglichen und in nüchterner Prüfung ihre rechtliche F^jrmulierung zu
finden. Was wir anstreben, ist eine gesetzliche Regelung des Denkmalschutzes,
welche auf eintT für ganz Deutschland gemeinsamen Grundlage den in den
einzelnen Staaten sehr verscliieden gelagerten Verhältnissen Rechnung trägt.
Am 29. April LS68 starb Aretin i)lr)tzlich auf einer Reise in Berlin,
wenige Tage darauf wurde Hefner zum Direktor des bayerischen National-
museums (;rnannt. Er stand nunmehr als Leiter an der Spitze der Anstalt,
welche^ ihr Entstehen hauptsächlich seinen Anregungen verdankte und für
welche er schon vor ihrer I^röffnung so viel gethan hatte.
Das bayerische Xationalmuseum war \on Aretin als eine; kulturgeschicht-
liche Sammlung gedacht, l^s sc)l]t(\ sowcMt di(\s durch Kunstwerke^ und Alter-
tümer des (■)Üentlichen und häuslichen Lebens erreichbar ist, ein Bild der
deutsch(?n Kultur im Laufe; ihrer h^ntwickelung biegten. Diesem Plane war
der des (Gebäudes angepafst. Die Reihenfolge der Säle und ihre architekto-
nische Ausstattung, zu welcher Decken, Täfelungen, Te^pijiche und andere
Stücke älteren BauwcM-kcm entnommen wurden, ents'praeh der chronologischen
Folge der Sammlungen. Diese waren im Erdgeschofs und im zweiten Ober-
geschofs aufgestellt und zwar das Mittelalter in jenem, die spätere Zeit in
di(;sem. Die dreilsig Säle dc;s ersten (Jbergeschosses dagegen"! wureJen mit
hundertmieleii-eiunehicrzig Gemälelen aus eie-r l)a\\'rischen Ge'schiclite geschmiickt.
Sie sollten keine Sammlungen enthaltet. se)nelern dcn\ iJesucher eine Kuhe'-
])ause' zwischen den beieien Abteilungen ge'währe'U.
Den- F'lan des ALiseums fand unteM' 1 1('fne>r eine' Erweiterung. Ging
1 lefners liestre-Iie'n \on je'he'i- dahin, ejie' Kunstsammlungen nicht nur de-r
Wissenschaft, sonde-rn auch eie-r praktischen Lbung ve)n Kunst und Kunst-
i>e\\en"be; die^nstbai' zu maclie'U, se) wui'eie^ diese foreicrun^ mm <mch \ u\\
- 84 —
vielen anderen gestellt, als gegen Ende der Sechziger Jahre die Pflege des
Kunstgewerbes gewissermafsen als eine nationale Angelegenheit betrachtet
wurde. Kin k()niglich(\s Kabinetsschreiben \erlangte bald nach dem Amts-
antritt lletiu'is. dafs das Museum immer nn^hr Bildungsanstalt nicht nur für
Künstler und Gelehrtc\ sondern auch für Kunstgewt-rbetrcMbende werde. ]is
wurde angtnegt, mit dem Museum eine kunstgewerbliche l^'achbibliothek, eine
GipsgiefscM-cM und eine photographische Anstalt zu verbinden, llefner ging
mit FreudiMi auf diese, seinen Absichten! so sehr entsi^rechenden Anregungen
ein, aber er ging noch weiter, indem er die ganzen Sammlungen (Mner Neu-
gestaltung unti-rzog. Dem Zweck einer kunstgewerblichen Lehranstalt konnte
eine, nach historischen Gesichtspunkten angelegte Sammlung nur mittelbar
genügen; unmittelbar lehrhafter für Kunstgewerbetreibende war (\s, wenn jeder
die Gegenstände seines {'Caches in einer Specialsammhmg vertnnigt fand.
Tiefner legte deshalb neben der kulturgeschichtlichen Sammlimg eine zweite
Abteilung an, in welcher die verschiedenen Zweige des Kunstgewerbes
getrennt aufgestellt wurden. Diese Fachsammlungen füllten das ganze erste
Obergeschofs und drei Säle des Erdgeschosses.
Durch die Trennung von historischen und Fachsammlungen ist ein
Dualismus in die Anordnung des Nationalmuseums gebracht worden, welchen
ich beklage. Ich habe, als die Frage eines Neubaues des Museums auftauchte,
einmal Gelegenheit genommen, diese Frage mit Riehl zu besprechen und
angeregt, die Trennung der beiden Abteilungen aufzugeben und eine ein-
heitliche Anordnung durchzuführen; Riehl war aber nicht geneigt, darauf ein-
zugehen, und ich habe, da ich nicht Beamter des ^luseums selbst war, es
nicht für passend gehalten, durch direkte Anträge in die Verwaltung der An-
stalt einzugreifen. Da meine Anschauungen in diesem Punkte denen der hoch-
verdienten Direktoren des bayerischen Nationalmuseums teilweise wider-
sprachen, glaube ich, die Frage in möglichster Kürze berühren zu sollen.
Die grofsen Museen der Neuzeit verfolgen zwei verschic^dene Zwecke,
entweder den historisch-wissenschaftlichen, oder den für Kunst und Gewerbe
praktisch-lehrhaften. Diese müssen sich in der Anordnung der Samiulungen
aussprechen. Für die Einteilung der historischen Sammlungen kommen
natürlich nur kulturgeschichtliche Gesichtspunkte in P>age, die der Kunst-
gewerbemuseen erfolgt nach Material und Technik. Es ist nicht in Abrede?
zu stellen, dafs eine bestimmte und zutreffende^ PLinteilung beM le>tztcren leichter
und vollständigen- durchzuführen ist, als bei ersterem. VAnc \-ollkommen durch-
gehende Systematik ist bei historischer Sammlung schwer, \ielleMcht gar nicht
zu enreichen. Die sogenannten Kulturbilder, welche da und detrt zusammen-
geste?llt werden, haben ihr Bedenkliche-s. Sie verführen leicht zu starker Be-
tonung des Dekorativen. Sie können in malerischem Sinne sehr schön senn,
aber sie entsprechen niemals einer irgendwann ge^wesenen Wirklichkeit. Was
in ihnen Ans[)ruch auf Bedeutung für die- historische P'orschung hat, sine! ehe
einzelnen Gegenstände, soferne sie nicht ge'fälscht sind, nicht aber die^ Ge-
s.amten'scheinung de-r Räume, vielleicht abgesehen \on e'inzelnem Kapellem oder
Zimnunn, die man im Ganzen in Museen \erse;tzt hat. Ich will damit gar
— 85 —
nicht in Abrede stellen, dals es möglich ist, solche Gesamtbilder auf den
Charakter der Epoche, welche sie zur Anerkennung bringen sollen, zu stimmen.
Das neue Nationalmuseum in München bietet einige sehr glänzende Beispiele,
deren Berechtigung ich nicht bestreiten will. Aber man mufs sich darüber
klar sein, dafs hier das wissenschaftliche Element von dem künstlerischen
überwogen wird.
Will man wissenschaftlich vorgehen, so wird man auch in historischen
Museen stets ein System von einzelnen Abteilungen aufstellen müssen; ob
dieselben sachlich weitere oder engere Kreise uni fassen, ist von sekundärer
Bedeutung, sie werden sich teilweise mit denen der Kunstgewerbe-Museen
berühren. Für die Aufstellung des Systems aber mufs der historische Gesichts-
punkt mafsgebend bleiben, der die Gegenstände nicht in erster Einie als in
bestimmter Technik aus bestimmtem Material erzeugt, sondern als Erzeugnisse
der praktischen Anforderungen, des technischen Könnens und der künstlerischen
Richtung einer bestimmten Epoche auffafst.
Ich vermag leider den praktischen Wert systematisch angelegter Vor-
bildersammlungen für das Kunstgewerbe nicht allzuhoch anzuschlagen. Gewifs
haben uns die Kunstgewerbemuseen technisch sehr gefördert, sie haben auch
kräftig dazu beigetragen, dafs wir wieder das Bedürfnis fühlen, unsere Um-
gebung künstlerisch zu gestalten, aber sie sind auch mit dafür verantwortlich,
dais unser Kunstgewerbe in Nachahmung und Eklekticismus befangen geblieben
ist, dafs es, nachdem es alle unsere historischen Stile durchlaufen hat und
selbst von Japan desorientiert worden ist und all das nicht vorhalten wollte,
jetzt den ebenso aussichtslosen Versuch macht, unabhängig von historischen
Voraussetzungen neue Formen zu finden.
Eine weitere Erörterung der leidigen Stilfrage gehört nicht hierher.
Wohl aber bin ich meinen Lesern eine Antwort schuldig auf die Frage,
sollen denn nun die Kunstgewerbemuseen aufhören V^orbilder zu liefern.'
Mit nichten. Aber das mufs angestrebt werden, dafs man über die äufserlich
formale Nachahmung hinausgeht, dafs man an die alten Werke nicht die
PVage stellt, wie sind sie gemacht, sondern warum, in Hinsicht auf welchen
Zweck sind sie so gemacht. Auch sie werden die Antwort zuweilen schuldig
bleiben, im allgemeinen aber werden sie vollen und zuverlässigen Aufschlufs
geben und dem Künstler den Weg zu analogem Verfahren aus dem ihm vor-
liegenden Zweck heraus weisen.
Abgesehen von den prinzipiellen Bedenken, welche ich gegen die Zwei-
teilung des Systems im bayerischen Nationalmuseum habe, verkenne ich
keineswegs, dafs die Durchführung eine sehr gute i.st und dafs die dort auf-
gestellten k'achsammlungen sehr übersichtlich angeordnet und sehr instruk-
tiv sind.
L^ber seine Grundsätze bei der Organisierung des Nationalmuseunis
berichtet flefner in einem b(\sond(n-en, -Zweck und l^inrichtung des National-
museums« betitelten Kapitel seiner LebenserinncM'ungen. Es enthält viel des
Interessanten und BeherzigenswertcMi. Hefner kann hier \on Bemühungen und
- 86 -
I-'rfolt^fcn sprechcti dir ihm innere» lu-fricdigiinL; und dau(Mnde AncM-kt^nnunL,^
L^ebraclit haben. Was cm- sonst ühvv cHese Periode seines Lebens mitteilt,
liest sich wie ein langes Klaj^^udied. Der liau des Xationalmuseums war
änfscMst unsolid ausi^efiihrt und mufste schon wcMiii^e )ahre nach seiner Er-
(»IfnunL; tit'fi^riMtenden konstruktivc-n VeränchMuni^uMi unterzo<^en wc-rden, das
i^ini^f vorüber. Dauernd behind(Mt fühlte t>r sich in seinen' Thätigkeit durch
die i^tM'in^e Unterstützung^ die er bei seinen Vor<4(-setzten fand rmd durch
die Anmafslichkeit des Konservators Dr. Kuhn. Ich s^laube diese Abschnitte
hicM- überquellen zu sollen. Mefncn- ist eine edle und vornehme Natur und
d\c widerwärtis^en dienstlichcu Verhältnisse vergällten ihm selbst die Freude
an tlcm Nationalmuseum, das der Traum seiner Jui^end, die Sorge und der
Stolz seiner i\Lanne.sjahr(» gewesen war. Im Jahre 18S3 kam er um stnne
Ouieszierung ein. Da um diese Z(nt ein Wechsel in der Besetzung der
Konservatorenstellen eintrat, li(d"s er sich indes vorerst noch zum Vert)leiben
in seinem Amte bewegen, doch am 2. April 1885 trat er, in seinem 75. Lebens-
jahre in den Ruhestand.
Auch häuslicher Kummer ist ihm in seincnii langen Leben nicht erspart
geblieben. Von seinen drei tüchtigen Söhnen starben zwei, und seine Frau
hat er im Jahre LS87 verloren.
Hefners P)Uch wird belebt durch viele persönliche Erinnerungen, die er
teils in die Erzählung verwebt, teils in besonderen Abschnitten mitteilt.
Es gibt heutzutage Leute, und sie haben gerade in künstlerischen
Fragen das grofse und schöne Wort, welche ihre Begeisterung jedesmal dem
Neuesten zuwc^nden und dieses beiseite werfen, sowie sich das Allerneueste
zeigt. Hefner ist nicht von dieser Art, er ist den Überzeugungen, welche er
sich in jungen Jahren erworben hat, durch ein langes an Freuden und Leiden,
an Mühen und Erfolgen reiches Leben treu geblieben. Darin ist es be-
grimdet, dafs sich unsere Anschauungen mit den seinigen im Einzelnen nicht
immer decken. Das ist das Los des Alters, auch w'ir nehmen bereits wahr,
dafs die kommende Generation anders denkt und fühlt wie wir. Doch nicht
auf Unterschiede im Einzelnen kommt es an, Hefners Streben und Wirken
und unseres sind doch nur verschiedene Äufserungen der gleichen Empfindung,
der Liebt; zu unserer \/orzeit. Darin fühlen wir uns Eins mit ihm. Und
darum bleiben wir auch eingedenk des Dankes, den wir ihm schulden. Denn
er gehört zu den Männern, welche die Grundlagen für di(^ Organisation
und die Verwaltung der Museen geschaffen haben, auf denen unsere Thätig-
keit beruht.
Das germanische Aluscnim aber ist ihm noch ganz besoncUns zu. Danke
\crpnicht(;t, denn seit stMuer Gründung g(;h()rt Hefner (Jem Verwaltungsaus-
schufs dc> Museums an und waltet dieses Amtes noch heute in jiigendltch(M-
]'"rische. Er s[)richt dariiber gegen den Schluls seines l!ucht\s. «Zu den
ang(;n(dimc;n hj'inneruugen meintis Ltdjens rechne ich, dafs t;s mir \ergr)nnt
war, den Traum nu;intM" lugend, tun einig(\s dt'utsclu\s Vaterland, \ tM'wirklicht
zu sehen, ferner zälile ich dazu tue fortschreitende Entwickelung des ger-
manisch(>n NaticjnalnuiseuiTis in Nürnberg, das ich untiM" Leick'U und Sorgen
— 87 —
seines Gründers Hans von Aufscfs entstehen sali. Zu meiner grofsen Freude
konnte ich noch erleben, dafs es niclit nur nach dem Wunsche seines Stifters
ein wirklich germanisches Museum gewordcni ist, dafs es von allen Deutschen
Staaten unterstüzt und erhalten wird, sondern auch, dafs man es jetzt ein
Museum für die ganze gebildete Welt nennen kann. Möge er noch lange
dieses Amtes walten zu seiner und uns(;rer Freude^ und zum Wohle unseres
Museums.
Nürnberg. Bezold.
Kachelöfen und Ofenkacheln des 16., 17. und
18. Jahrhunderts
im Germanischen Museum, auf der Burg und in der
Stadt Nürnberg.
P^y^j'^lle bisher erwähnten Stücke waren buntglasiert, wie denn überhau])t in
-^->^^[^x^ dieser Zeit eine aufserordentliche Lust an freudigen, hellen l^'arben vor-
t^ü^+Nfc-^ herrschte, während die eigentliche Gotik noch fast durchaus grün-
glasierte Ofen hergestellt hatte. Erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts begann ein
bedeutender Umschwung sich geltend zu machen zu Gunsten bunter Kacheln,
wie wir sie an den in der Einleitung angeführten Öfen kennen lernen. Daran
knüpfte die Frührenaissance an mit noch stärkerer Betonung des farbigen
Prinzipes; doch unterscheiden sich ihre Farbenzusammcnstellungen recht be-
deutend von denen der Spätgotik, mögen auch die betreffenden C)fen kaum
mehr wie zwanzig Jahre auseinanderliegen. Verhältnism.äfsig selten dagegen
sind in den zwei ersten Dritteln des 16. Jahrhunderts die einfarbigen Ofen;
kommen sie vor, so sind sie durchaus grünglasiert, die später so häufige
schwarze Glasur war in dieser Zeit noch nicht bekannt. Aber auch das Grün
der in Frage stehenden Stücke ist wesentlich verschied(>n von jenem älteren
Grün aus gotischer Zeit, es ist heller, (Jurchsichtiger und leuchtcMuier als jene
oft stumpfe und sehr dunkle Glasur. — Das ruhige /Xussehen dieser grün-
glasierten Öfen wird häufig durch eine leichte (iokherzierung l)elebt. Wie
in früheren Zeiten ■ — Beispiele in den genannten Aufsätzen l'^ssenweins
Seite 70 ff. — so kommt es auch jetzt vor, dafs die gleichen Kacheln ein-
mal grün , dann wieder bunt glasiert werden ; jc^ nach dem Ge\schmack dtM-
Besteller oder aus Rücksicht auf den Ivaum konnten die einen oder anderen
aus dem reichen Vorrat verwendet werden. ]-Vmv grünglasicrte Kachel der
Zeit ist uns cM-halten in A. 600 uns(M-er Sammlung, welche; genau den Portiku.s
der Stücke Fig. 5 und 7 zcMgl, statt des doit eingesc^tzt(Mi Bil(l(\s a'ner wv-
tieft einen Hof mit zwcm iibereinanderstelKMuIen l)()genst(>llungen. Fetztere
muten uns an, als ob sie einem itali(-niscjien /Xrchilektui Iraktal (Milnomnien
wären, sic^ sind in eben der . x-eriMufachttMi uml \ (M-gröbiMtiMi l-"oini- wicnier-
gegt^ben, wie es -die yXnforderungen dcv lineaicn I )eutli(;hlveil bediiigUMi Itei
— .S8
diesen kh^non Umrirszrichnungen, Wreinfachuni^'on und l'mt^'estaltungrn der
köriHMÜcluMi zu llächenhaften Formen M, \velclu> k'ra Giocondo, IV)lifilo und
andere in ihi'en Büehern gaben.
Das in Dmitseliland ^M-\vachte Interesse^ an der italienischen und antiken
Architektui', da^ sicli lii(M- dokumentiert, tritt auch an dem Ofen A 52<S unserer
Sammhing zu I agc\ h^r ist einfach grüngkasiert, wie das solche gcwissermafsen
abgu'kürzte Arcliitekturdarstellungen, wo es auf das Arcliiti:ktonische alUnn an-
kam, unbedingt erfordiMlen, auch hier war aber durch Vergoldung der etwas
eint(')nigen Erscheinung zu Hilfe gekommen, wo\on sich an einigen Kacheln
noch Reste finden. Die G(\stalt des Ofens ist ähnlich der des erstbesprochenen
Stückes (Fig. 3) schlank und klein, wenn auch etwas gedrückter wi(^ jener; der
untere Teil vierseitig mit zwei schildförmig abgeplatteten Ecken, der Aufsatz
achteckig, tiu'martig mit \'ors])ringendem antikisierendem Gesimse. In der Hohl-
kehle am Fufse lagern gelbglasierte Eöwen, auf den Kacheln befinden sich
architektonische Perspektiven von Hallen und Zimmern mit und ohne Per-
sonen darin: sieben verschiedene Model. Auf den zwei abgeplatteten Ecken
Putten, die einen Schild halten, darunter in einem Kranze das Brustbild des
Kunz von der Rosen, wozu das bekannte Daniel Hopfer'sche Blatt (Bartsch 87)
als Vorlage gedient zu haben scheint, obwohl die Nachbildung eine ziemHch
freie und vereinfachende gewesen ist. — Der 1,40 m. hohe Ofen besteht aus
achtunddreifsig alten Kacheln und Gesimsstücken , der Rest ist neueren Ur-
sprungs.
Fi;:-. '.1. N;.rli [.nM,.'. l).-it-
Anll.. l;.i. 1. >. l-l:i. V.M-i;iir v. Elui-T n. >eiiln-rl.
X^orstchende /\bl)ildung (9i gibt eine Kachel des (Mens wieder, auf die
wir spfitei- noch oft (jciegcnheit haben wci'den, zui-fickzukommcMi, da sie \iel-
fach, mit einem rmdern .Mittelstück \ eischen, wiederkehrt. Eiiie andif
1 G V. Hczold, Die I5;iukunst der Rtnai.ssancc in Dcul.schlaml. Slutltjart U)Oij. p. ^.
89
Kachel — auch noch in nicht zum Ofen gehörigen Exemplare (A 531) er-
halten — zeigt einen merkwürdigen Kuppelbau; die Vorlage dafür mufs in
der betreffenden Hafnerwerkstätte öfters zu Modeln verwendet worden sein :
unsre Sammlung besitzt ein in allen Details übereinstimmendes Stück (Fig. 10
A. 534), das aber 3 cm schmäler ist und statt der dortigen Staffage zweier
miteinander sprechender Personen nur eine über die Brüstung sich lehnende
Gestalt, unten aber einen sitzenden Affen aufweist. In einer bedeutend kleineren
Kachel endlich aus dem Besitz der Stadt Nürnberg kehrt dasselbe Motiv
gleichsam verkümmert wieder. Ähnliche Wiederholungen hat die Vorlage
der in Fig. 11 abgebildeten Zimmeransicht (an dem genannten Ofen und als
Einzelkachel unetr A. 529 vorhanden) erfahren: leicht verändert werden wir
sie wiedererkennen an dem bereits erwähnten Ofen in Zwickau, zusammen
geschrumpft und verkümmert ist das Motiv in A 603 u. 604 unsrer Sammlung.
Fig. 10. Nach Lübke. Deutsche Renaissance I. p. 143.
So hat also die Architekturphantasie, die in so vielen Büchern und
Stichen ihre üppigsten Blüten getrieben, auch auf dem Gebiete der Kacheln
ihren Einzug gehalten. Die Formen weisen entschieden auf die Frührenais-
sance, wie auch die Gestalt des Ofens und es mag wohl die erste Begeiste-
rung für die neue Archit(^ktur, für Kuppel- und Zentralbau, schuld daran sein,
dafs man es versuchte, sie auch in diesem ^Material nachzubilden, das für
{jräcise Wiedergabe architektonischer I'ormen doch nichts weniger als geeignet
ist. Mit richtigcnn Takt scheint das auch die Folgezeit erkannt zu haben :
unsres Wissens wenigstens ist das hier gegebene I^eis})iel ohne grofse Nach-
folge geblieben.
Mit den drei bisher erwähnten steht in engster Verbindung <Mn Ofen,
der im Kalandstübchen der Marienkirche zu Zwickau aufbewahrt wird und
zweifellos aus Nürnberg stammt. Die I^eziehungen der sächsischen Kunst
Mitteilungen aus dem german. Nationalmuseum. 1899.
XII.
90
zu Nürnberg sind ja sehr zahlreich und der Import fränkischer Kunstwerke
in Sachsen war ein häufiger. In Zwickau selbst sind uns deren eine Anzahl
noch erhalten, vor allem das Altarwerk des Michael Wohlgemuth in der
Marienkirche, in welcher ferner noch als bescheidene Zeugen die ehernen
Glöckchen zweier silberner Klingelbeutel das Nürnberger Beschauzeichen tragen.
Von dem Einflufs dieses grofsen Kunstzentrums spricht auch die schöne
Gruppe der ßeweinung Christi in ebendemselben Kalandstübchen, in dem der
Ofen steht, von Bode -) als Meisterwerk unter den sächsischen Bildwerken
der Zeit bezeichnet, wobei er zugleich von Nürnberg als der Hochschule
dieser Künstler spricht. Was Wunder also, wenn man sich von Zwickau,
um ein möglichst vollendetes Werk der Hafnerkunst zu erhalten, an den
Ort wendete, wohin gerade im Kunsthandwerke Aller Blicke gerichtet waren.
f-T — ■'■( (|V '
Fi?. 11 ■'■).
Nebenstehende Figur 12 gibt ein Bild des Ofens in seinem Aufbau. Die
unteren fünf Reihen setzen sich zusammen aus grünglasierten Zimmeransich-
ten, die nach der einen Seite gerichtet, wie im gegenseitigen Sinne vor-
kommen. Sie sind sehr ähnlich der in Figur 11 widergegebenen, doch weisen
kleine Abweichungen darauf hin , dals sie nicht dem gleichen Modell ent-
stammen. Die Eckkacheln des Feuerkastens, die zum Teil auf dem Kopf
stehen, zeigen eine sehr leichtfertige Redaktion dieses Zinmicrs auf engerem
Raum. Die oberste Reihe endlich enthält Kacheln mit Medaillons, Ktipfen
2) Bode, Geschichte der deutschen Plastik \t. 202 u. 2o4 f.
3) Die Abbildungen ycben, mit Ausnahme der beiden vorhergehenden, die Kaclieln
m 1 3 der Orisinalizröfse wieder.
91
^-"7 i^^^ fi-^A rr^ , ra
'^///v:.
Kie. 1'2.
in der Tracht des zweiten Drittels des 16. Jahrhunderts, welche auf bekannte
Persönlichkeiten zu bestimmen mir nicht möglich war, \ermutlich hat auch
92
der Bildner nicht an solche gedacht. Diese Kacheln sind bimtglasiert ; eine
derselben besitzen wir auch in unserem Museum (l"'ig. 13 A 512): sie zeichnet
sich tlurch tiefe, schwcMe I""arben , braun und blau aus, gt^gen welche das
Weifs des Gesichts sehr absticht. Die 7Avickc^l xcrraten uns durch ihr
Ornament, dafs die Zeit der Ciotik noch nicht allzu ternt^ ü^^'k^t. Lc-ider
sai^t uns das auf diesem Stück und am Ofen angebrachte Monogramm^)
nichts, wenigstens ist es mir nicht gelungc-n, eincMi Namen tlafür zu finden.
Die Schildkachel, welche auf den abgeschrägten, vielmehr abgehauenen hxk-
medaillons liegt , zeigt zwei Putten mit originellem Flügelansatz , die ein
Schild halten, auf dem einmal das Brandenburgische Wappen angebracht ist.
Ohne jede Gesimsbildung, wie wir sie, wenn auch bescheiden, bisher an den
fHen dieser Zeit gewohnt sind, geht hier Feuerraum in Aufsatz über, auch
einen unteren Abschlufs des Ofens durch etwelche I^rofilierung , etwa eine
Flg. n
Hohlkehle mit liegenden Föwen, vermissen wir: ein umstand, der vielleicht
zu beachten.
Die drei Reihen des achtseitigen Aufsatzes zeigen Stiicke aus verschie-
denen, aber zusammengehörigen Kachelscrien, einmal die uns wohlbekannten
Wissenschaften: Philosophie, Geometria und Rhetorica aus der Serie des
Ofens Fig. 3. D(;s weiteren zwei Kurfürsten, Kiu'brandenburg (Fig. 14) und
4j Vert:;!. die Ani_;ab(;n bei Steche, Kunstdenkmäler des K(")ni'^'rcichs Sachsen XII
p. 117 f. Steche hat noch ein zweites Monogramm an<fu^'eben, das auf dem Ofen nicht
vorkommt, wie mir i h^rr 15aurat Dr. O. Mothes milteilt. der mir in liebenswürdiger Weise
sehr ausführliche und «jenaue Notizen über den Ofen, sowie eini^^ff Skizzen zur Verfü^'unf,'
zugestellt hat. Ich mochte nicht versäumen, Iknrn liaurat Motlies an dieser Stelle für
seine gütige Unterstützung meinen wärmsten Dank aus/.usjircrhen. Er hat auch die
Herstellung der Zeichnungen (I'ig. 13 u, 14) durch Herrn OberIchn;r Kalk in Zwickau
vermittelt.
93
Pfalz, sowie den deutschen Kaiser, alle wohl so wenig Porträt wie auf den
Krügen und Gläsern mit den gleichen Darstellungen ; die Nischen weichen in
ihrem oberen Teil von denen der Wissenschaften ab, doch lehrt ein Ver-
gleich mit Fig. 5 u. 7, dafs auch sie der gleichen Hand entstammen dürften.
Die oberste Reihe umgebogener Kacheln enthält roh gearbeitete Gestalten
von Landsknechten und ihren Weibern in einfachen Bögen. Im Fünfeck
erheben sich darüber fünf Halbkreisgiebel, mit aufgemalten Ornamenten zwi-
schen den Evangelistensymbolen geschmückt.
Wie man sieht, ist der Ofen reich an verschiedenartigsten Darstellungen
und es möchte scheinen, als ob er nicht mehr in seinem ursprünglichen Auf-
Fifr. 14.
bau erhalten sei, umsomehr als dafür die umgekehrten Eckkacheln, das Fehk^n
der Gesimse , vielleicht auch die Verbindung des buntglasierten Aufsatzes
mit dem grünglasierten Feuerraum sprechen. Ausgeschlossen ist dabei nicht,
dafs die Zusammenstellung die alte ist, denn — was wir nie \ergessen dürfen
— die damaligen Hafner setzten manchmal recht planlos Ofen aus ihrem
Kachelvorrat zusammen und kümmerten sich wenig um höhere ("ompositions-
ge setze.
An dem Zwickauer Ofen find(MT wir zum ersten Male in ausgic^biger
Weise Medaillonbildnisse als Schmuck verwendet. Eine Dekoration, die ja
auch in der italienischen Architektur beliebt war und die sicli ganz natur-
'M
gcmäfs an d\c Stelle des ornanicntal und figural aussjeschmückten Drei- oder
X'ierpasses der (jotik stützte. Sofort mit dem Kindrinj^U'n der Renaissance in
Deutschland tritt das Motiv denn auch auf an Gebäuden sowohl als als Bil-
liern. Schränken und Thüien, km-z, bei jeder Art \on h'lächenfüllung. Mit
besondcMcr Belgier bemächtigtt'U sich ab(M- seiner die M(Mster d(^r t^raphischen
Künste und haben uns, \-oi- allem die I lopfer und Genossen, zahllr)se Me-
daillonstiche hinterlassen, wi-lche zweifellos als X'orlagen für die verschiedenen
V
^ ^-
I landwerkt' i^n^dacht waren. Was unser Thema betrifft, sd waren wir dem
Me(Jail!on zum ersten Male begegnet an jenem Ofen der Burg 1 F^c>per-Bf)sch
Tafel ö), wo aufgel(\gte Medaillons an Stelle der abgeschrägten Ecken den
l'bergang vom Feuerkasten zum Aufsatze bildeten. Dem gleichem Zwecke
hat sicherlich das Bildnifs Karls V gedient, das wir in l-"ig. 15 publizieren.
Fi- ir,.
i.\. 967 1. Die-^c \'ei-w(Miduni^ mufste sich \(.)n st-lbst t'rgt>ben, wenn man
<(;hon einmal, wie an dem Ofm mit Ari:hitekturp(>rspekti\ en, auf di.'n Eck-
l)latt(m unter den W'appenhaltern ein Medaillon anb!-;ichte. Mäuhger jedoch
als hiezu \erwend(;lc man dit; Medaillons als Abschluls einer Anzahl \'on
Kachelr(Mht;n oder als (jcsimse, insljcsondere de^ Eeuerkastens. I')!esem
Zwecke diente, (lem stark vorspringenden Rande nach zu ui'tcMlen, di(^ Kachel
welche wir ut l-'ie. 16 abl)ilden undi ihr Gi^^enstück lA 53Si !7iit dem lorbeer
- 95
geschmückten Kopfe eines römischen Imperator, dessen Helm dieselben etwas
phantastischen Formen zeigt, wie der des im vorigen Aufsatze abgebildeten
Josiia. Der frische blaue Grund, der umgebende braunrote Lorbeerkranz,
das blonde Haar der Frau und der rote Bart des Mannes sind \on glücklich-
ster Wirkung. Etwas reicher ist die grünglasierte Kachel A. 513 (Fig. l/i
von sehr präziser Pressung; durcli die Art der Einfügung des Aledaillons in
die Kachel, den — hier ornamentierten — Medaiilonrand und die Ausfüllung
der Zwickel an das Beispiel aus Zwickau erinnernd, mit dem unser Stück
auch der Tracht nach ungefähr gleichzeitig sein dürfte. L'ppiger und vollendeter
erscheint das Motiv in A 960 mit dem Bildnisse des Kaiser Ferdinands (nur
zur Hälfte erhalten) und den etwas gröfseren Pendant A 961 mit dem Portrait
des Sultans Soliman (Fig. 18). welches ein(- merkwürdige Vorliebe für ge-
mischte Farben bekundet. Der Sultan trä^t h(^llbraunrötlichen Turban und
ebensolchen Mantel, der Grund schimmert \on r()tlich bezw. violett bis ins
Blauschwarze; eine IMischfarbe. die wohl aus i'bereinandcrauftragen von gelber.
manganroter und einer Art schwarzblauer (f) Glasur entstand, welch' letzttM'c
von dem Thon nicht mehr gleichmäfsig aufgenommen \\urde, flofs und so
ein ungleichmäfsiges Aussehen verschuldete. \'on (Jcni trübweifsen Mcxlaiilon-
rand(^ hebt sich der grüne Blattschmuck ab. Die Zwickel sind etwa salmroth.
wie der Turban Solimans. wohl durch Auftragen \ on 'M.-mgani'ot auf (iclb
entstanden, in diese- !-'arbe ist \ielfach das Gell) der Kn('i})fe iiineingetlossen,
Der äufserc Rand ist grün. Die Kach(^l ist stehend gc-brar.nt. d.aher das \it;le
[neinanderfliefsc;n d(M' Glasuren, dessen Wirkung abci' nicht ohne: Reiz ist.
Hier darf der Gröfse des Stückes nach schon zw eitclhat't soin. ob dasscThe
noch als (jesimse bezw. Abschlnis (li(Mit(> und nicht \-i(?lmohr seine .Stolle
schon in der Mitte des l'\;ucrkastens oder Aufsal/cs hatto. wie das ^päu-r
— 96 —
ganz allgemein in Gebrauch kam. Wie in allen Künsten, so war das Medaillon
auch in dcM- 1 latncrwcrkstätte berufen, eine stets l)edeutendere Rolle zu spielen.
\)c\- Raum, den c^s einnahm, wurde immer gr()rser, bis es um die Wende des
lahrhundcMts und im siebenzehnti^n Saeculum als Riesc^nkachel die ganze Seite
(MiU's k\uerraums oder Aufsatzes ausfüllte. Die immei- mejir vorherrschende
Neigung, am ()\cn die lülder hc^rvorragcnder ZiMtgenossen anzubringen, kiin-
digt sich, wie wir sehen, gleich in den ersten Zeiten der Renaissance an. —
Sowohl der l'^Mclinand I. als der Soliman sind übrigens niemals an einem Ofen
\(Mwendet gewescMi ; olTenbar, weil sie auch der Soliman zeigt einen fast
durchgidicMiden Si)rung, in den die (jlasur hineinge-flosscn — schon beim
[■Jrande Schaden erlitten hatten.
"'iVf-r/zn"
s^f^fii nimiiiiiiiiiiiiiiMiiiimimiiiiihiiniiimiiimiiiiiiiiiiiiiiiiimMnnmi/mmmiwfmim^^^^^^^^
Von der gleichen (jestalt wie dic^ bish(M' erwähnten Öfen unserer Samm-
lung ist der ebenda aufbewahrte, grünglasiertc A 540 (Röper-B(')sch 'l'af. 11)
mit \i(>rseitigem l^\'uerraum(^ und neu.n.seitigem Aufsatze. Der Ofen endigt
nach unten in einem hcM'abfallenden Akanthusblattkranze; ein gleicher, nach
oben gcM-ichtet, bildet das Oesimse. (IleWie 1,40 m). Die Kacheln des Auf-
satzes zeigen runde Schlüsselchen zwischen zicn-lichen Renaissance-ornamenten.
die l'xkkacheln des unteren Teiles zusammengc-di'ück't die beiden Seiten der
in j-'ig. 9 abgebildeten ))ei"sp(4<li\ischen Darstellung. Im übi'igcMi wiederholt
sich an (1(MU ganzen b'euerraum ein und dasselbe Sujet; das i>rustbild ("Ines
bartigen 1 IcKUmt in ! lehn und Panzer unte)- eiiUM- Architektur, die wohl als
Kuf)pel gedacht war, aber als Nische^ erscheint. Durch die Inschrift in dem
runden Medaillon an der Balustiadi;, auf welche der Recke gelehnt ist, wird
— 97 -
er uns als Goliath bezeichnet. Das Goliathbild ist noch m zwei bunt-
glasierten einzelnen Exemplaren unserer Sammlung erhalten und gehört jener
Kachelserie mit den Brustbildern der Tyrannen an , die wir an dem
Aufsatz des Ofens im Schlafzimmer des Königs auf der Burg (Röper-
Bösch Taf. 2) kennen lernen. Dieser buntglasierte Ofen besteht aus einem
zwölfeckigen Aufsatze dessen drei Reihen Kacheln über Eck gestellt sind,
sodafs die Mitte einer oberen Kachel jedesmal auf das Eck einer unteren
zu stehen kommt ; eine Hohlkehle mit gelbglasierten liegenden Eöwen leitet
zu dem viereckigen Feuerraum über. Die oberste Reihe des Aufsatzes zeigt
zunächst die offenbar hier eingeflickte grünglasierte Kachel mit dem Hallenhof
1€^
Uiudtuud
unter der Nischenarchitektur, welche wir unter A. 600 bereits erwähnt haben,
weiter die sechs Brustbilder \on Tyrannen, jeweils mit xAufschrift, sowie
lateinischer Nummer versehen, unter dcnselb(>n Nischen wie das Goliathbild
unserer Sammlung, und zwar zut^'st (;l)en diesen Goliath \\ Nabuchodonosor X,
Achal) VIll, Serah VII, Holofernes XI und Antiochus XII; welch' letzteres
Stück auch in einem ExtMni)lar im Germanischen .Museum vertreten ist.
(A. 1265 Fig. 19.1 Ebenso besitzt das Bayi'ische Gewerbemuseum clrtM dieser
Kacheln. In der mittleren Reili(- erblick-en wir nochmals S(M-ah \M1. dann die
guten Helden P2zechins XI, luclas Machabeus XII, Samson IV, Gedion II, Samson
(in etwas anderer Bemalung) I\', in der unteren Reihe dieselbe grünglasierte Archi-
Mitteilungen aus dem german, Nationalmuseum 1899. XIII.
98 -
tckturkachel wie oben, Gedion II, Jonathan V, Amas^ia X, Assa VIII, Josaphat IX,
David VI ■'). Diese Brustbilder der <^uten Heiklen sind in Styl und Kostüin
den Tyrannen vollkommen gleich, nur die über ihnen sich \v(")lbenden Bogen
zeigen andere, besser \erstandc>ne Architekturformen. Dem 1 lafnermeister
hat als Vorlage gedient ein Folioblatt mit der l'j-enport d(M" zwellT Sieg-
haften I leldcMi des alten Testaments und andei' Tyrannen , das Weller {Dc\
Volksdichter I lans Sachs etc. Nürnberg hSöS. Nr. 24) aus I leerdegens (Schrei-
l)ers) alter Sammlung bekannt war und von dem das Kupferstichkabinet des
Germanischen Museums zwei auscMnandergeschnittciie Drittel b(\sitzt , dercni
eines unsme Tafel wiedergibt. Die Holzschnitte verzierten das G(;dicht Die:
Erenport von Hans Sachs, das nach der Ausgabe- in der Bibliothek des litte-
rarischen Vereins Stuttgart (Band 102 p. 211 tf.) die Unterschrift trägt:
'Anno Domini .MCCCCCXXXI am NXV tag [unii. Das Folioblatt, das
WcIUm' sah (ebenso unser letztes Drittel) enthielt ke-inc- Angabc: des (Jrts und
der Zeit, wie dcMin überhaupt auf ihm der Ijeschlufs des Hans Sachs'schem
Gedichtes nicht wiedergegeben ist. Weller setzt das Blatt aus mir unbe-
kannten Gründen um 1560 an. Der Styl des Holzschnittes, sowohl der
Figuren als auch insbesondere des Pilasterornaments scheint mir jedoch auf
die erste Hälfte des Jahrhunderts und auf einen Meister hinzuweisen , der
mit feinem Verständnis die Formen der oberitalienischen Renaissance ver-
wendete. Nach gütiger Auskunft des Herrn Direktor Lehrs war ihm das
Blatt unbekannt und ist auch in dem Dresdener Kupferstichkabinet niclit
vorhanden . das gleiche teilte mir Herr Direktor W. Schmidt aus München
mit. Letzterer erfahrener Kenner knüpfte die Vermutung daran , das Blatt
stamme vielleicht von Peter Flr)tner , wofür ja manche Anzeichen sprtx-hen.
Jedenfalls dürfen wir einen Nürnberger Meister aus dem zweiten V^iertel des
16. Jahrhunderts als Urheber desselben annehmen, obwohl ich nicht leugnen
will, dafs man mich auf eine Verwandtschaft mit der Augsburger Schule und
insbesondere jener Serie- der österreichischen Heiligen hinweisen kann. Die
Brustbild(-r sind auf den Kacheln unseres Ofens bis auf wenige Vergr(")be-
rungen getreu kopiert ; die Umschriften dieselben wie bei 1 lans Sachs, di-ssen
Reihenfolge auch der Nummerierung nach beibehalten war. Da der Styl der
b(")sen Tyrannen genau mit dem der unteren Reihen übereinstimmt. L ber-
>chriften imd Nummerierung wiederum mit denen des Hans Sachs'schen Ge-
dichtes: SchandeMipord. Die zw()UT thyrannen des alten testaments mit ihrem
wütigen lebcm etc. (Gleiche Ausgabe^ und Band. Sc-ite 221 \T. Unterschrift:
Anno salutis MCC'CCCXXNl am 1 tag lulii.) gleich sind, so wird man wohl
sicher vermuten dürfen, dais auch von dieser Schandeni)ord ein gleiches Folio-
blatt existiert hat r)dc-r noch irgendwo existiert, mir aber K-ider nicht bekannt
ist. Wie denn berufne- Kenne-r des damalige-n Holzschnittes leichthin noch
bir manche de;i- xon mii' pul)Iizierten Kaclu-ln die \'orlag(Mi wc-iuh-n nachweise-n
können, die mir aufzufind(-n nicht ge-lungen ist. I )ei- zw(ilfseitig(- Aufsatz
des Cjtems war fjtlenbai- gerade dafür bere-chnet. in |e zwei Reihen die zweUf
5) Im übrigen i.st der Aufsatz mit ^crinijt:n, <^'rün<flasi('rten Schüs.sclkachelii ticr
•'leichcn Ze-it au.s''etlickl.
-^ 99 -
zusammenhängenden Bilder aufzunehmen und in der dritten eine vielleicht
dazu gehörige Zwölferserie ; ob er schon in alten Zeiten oder erst unter
Hcideloff in der jetzigen Weise zusammengestoppelt worden ist, vermag ich
nicht zu sagen. Mündlichen Nachrichten zufolge ist dieser Ofen von manchen
Beurteilern dem Augustin Hirschvogel zugeschrieben worden , wofür jedoch
alle Anhaltspunkte fehlen. Viel geringer in der Ausführung sind die Kacheln
des Feuerraums, welche in drei Reihen übereinander bildliche Szenen zeigen,
eingesetzt in die Bogenarchitektur der Kacheln des Ofens A. 528 vgl. Fig. 9,
und zwar aufser einer eingeflickten Rosettenkachel, die Scenen: Bundeslade,
Erschaffung der Eva, Steinigung des Stephanus, Abendmahl, Anbetung der
heiligen drei Könige, Darbringung im Tempel, Grablegung, Moses empfängt
ii- hin 'I iiLlH'ii ihiiiiilill \ ' 'IHHÜII'^^^^
Kitr. -I'K
die Gesetzestafeln, Hiinmelfahrt, Xoah's Trunkenheit, Verkündigung u. s. w.
kurz ))lanlos zusammengcreihte Scenen aus dcmi weiten Umkreis des alten
und neuen Testamentes, die darauf hindeuten, dafs eine weit gröfsere Serie
solcher biblischen Kacheln existi(Mtc;. In der That besitzt das Museum zwei
veitere hiezug(;h()rige Stücke, A. 940 — 942, Geburt Maria, Kreuzigung und
das cananäische Weib. (Fig. 20.) Die Deutung letzterer Scene ergibt sich
aus der Cberschrift : Matthäi XV. \is ist der .Moment dargestellt, da C'hristus
von der Stärke ihres Glaubens gerühit sich zu ihr wendet und spricht: ->o
Weil), dein Glauln^ ist grols! dir geschehe, wie du willst. <- Und ihre Tochter
ward gesunil zui' selbigen Stunde. Uie Ausführung dieser Stücke läfst viel
100
zu wünschen übrig : die Andeutung der Augen ist durchweg vergessen , oft
nicht einmal Xase und Mund angegeben. lUau. braun, grün, gelb und weifs
sind die lieliebten l'\arben. Nocli roher allerdings sind Formen und Glasur
auf einer i nicht zu dieser Serie aber in die gleiche Zt;it gehf^igeni Kachel
mit d(MU l^inzug Christi in Jerusalem, A. 514.
Wir haben bis jetzt eine Anzahl von Kachelserien kennen gelernt, die
uns alle nicht vollständig erhalten sind , doch \ielfach einen Schlufs auf die
Zahl dvv xorhandc^n gew(\senen Kacheln gestatten. Ich stelle sie kurz zu-
sammen :
I. Die 7 freien Künste.
[1. Personifikationen von Tugcmden und l.astcn-n, bezw. Keidenschaften
durch Gestalten einerseits aus dc-r l^ibel , andrerseits aus Ovid's
Metamorphosen etc.
III. Die 9 guten Heiden, Christen und Juden nach ßurgkmair.
Vermutlich waren auch die weiblichen Gegenstücke vorhanden.
IV. Die 7 klugen und die 7 thörichten Jungfrauen nach Nicolaus
Manuel Teutsch.
Diese alle in der gleichen Nischenumrahmung; in derselben, also dazu-
gehörig, noch die perspektivische Ansicht eines Ilallenhofes (A. 600 und am
Ofen im Schlafzimmer des Königs auf der Burg).
V. Die 7 Kurfürsten. Die Umrahmung eine leichte Variante der vorigen.
(Zwickau.)
VI. Landsknechte und Weiber. (Zwickau.)
VII. Zimmeransicht mit Thüre und Fenster.
VIII. Zweierlei Architekturperspektiven: Hallen- und Kuppelbau.
IX. In der Architektur der ersten dieser Perspektiven biblische Scenen,
die offenbar in reicher Anzahl vorhanden waren.
X. Medaillons mit Köpfen in zeitgenössischer Tracht.
XI. Die zwölf sieghaften Helden; nach dem Gedicht von Hans Sachs
und dem Holzschnitt des P'lötner ir).
XII. Die zwölf Tyrannen, nach der Schandeni)oi(l des Hans Sachs und
vermutlich einem Holzschnitt von der gleichen Hand.
Dazu eine Anzahl von Reduktionen dieser Kacheln , Eckkacheln etc.
Alle diese Stücke befinden sich mit Ausnahme des Zwickauer Ofens in Nürn-
berg; ein Teil der Kacheln des letzteren ist ebenfalls an hiesigen Ofen oder
einzeln erhalten, seine Provenienz aus Nürnberg dürfte aufser h^rage stehen.
Der durchaus übereinstimmende Aufbau des Ofens kehrt unseres Wissens
nirgends wieder; wir werden später sehen, wie die Ofen in andern Gegenden
Deutschlands, welche den Styl der Frührcmai.ssance zeigen, zwar sicher nach
demselben uralten Prinzi]), aber doch in charakterisch abwcMchender Weise
aufgebaut sind. Wir sind also wohl berechtigt in diesen Stücken typische
Erzeugnisse der Nürnberger Hafnerkunst zu sehen und zwar solche aus der
ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Sie s|)iegeln getreu den Styl dieser Pe-
liode wituler und soweit wir Vorlagen nachvvcnscm konnten, stammen diesc^lben
-- 101 —
gleichfalls aus der Zeit \ on 1520 — 1550. C. Friedrich ^j wollte alle diese Oefen
erst nach dem sogenannten Hirsvogel - Ofen der königlichen Burg (Röper-
Bösch, Taf. 8) entstanden wissen. Ein kurzer Vergleich dieser Stücke di_irfte
Jeden das Gegenteil lehren. Die technisch vorzüglich ausgeführten, doppelt
und dreifach so grofsen Kacheln dieses Prachtofens mit ihren reinen Renais-
sance-Ornamenten von bestem deutschem Geschmacke können nichts anderes
als gerade den einschneidenden Fortschritt gegenüber den teilweise noch so
unbeholfenen und doch nach guten Alustern der Frühzeit gearbeiteten Pro-
dukten bedeuten, welche wir im Vorigen charakterisiert haben. Gerade aus
dem Gegensatz zu ihnen ist die Bedeutung des Hirsvogel-Ofens zu begreifen :
ihrem noch ungeschickten , gotischen Aufbau aus zahlreichen , übereinander-
gesetzten Reihen kleiner, sehr bunter Kacheln ohne besondere architektonische
Gliederung macht eben jenes Meisterstück ein Ende ; aus ihm spricht das
Empfinden einer ganz andern Zeit , die nicht mehr mühsam nachstanunelte,
was ihr oft in recht ungenügenden Mustern von dem Formenreichtum der
Italiener kaum bekannt war, sondern sich deutlich bewufst war, wo sie ihrc^
Vorbilder zu suchen hatte und solche denn auch aufs Gründlichste^ studiert
hatte. Friedrich kann nur durch seine Vorliebe und grofse Begeisterung für
seinen Helden Hirsvogel, welche ihn ja auch an anderen Stellen dc\s sonst so
trefflichen Buches zu gewagten Schlüssen geführt hat, zu dieser unmöglichen
Datierung bewogen worden sein. Er wolltc>, wenn ich so sagen darf, reinen
Tisch machen und die ganze Flafnerkunst Nürnbergs unter das Zeichen jenes
merkwürdigen Mannes stellen, während es vor und nach demselben selbst-
ständig arbeitende Hafnermeister gegeben hat. Wir werdcMi die Bedeutung jenes
Ofens im nächsten Aufsatze klar legcMi. Im Verlauft^ unserer weiteren Unter-
suchung werden wir auch konstatieren können , dafs vielleicht nirgends an-
derswo die Hafner sich so getreu dem Wechsi^l der Kunstrichtungen fügten,
als in der alten Reichsstadt und zwar sowohl im Aufbau als in den Details;
so werden wir gleich im l'olgenden eine Anzahl von Ofen nachweisen
können, welche den Stempel der, wenn ich so sagen darf, Nürnberger Hoch-
renaissance und ihrer Ornamentik, der Zeit Hirschvogels, Flötner's, Eaben-
wolfs etc. deutlich verraten. — Ich möchte übrigens sogar geneigt sein, in allen
den erwähnten Kacheln Produkte einer und derselben grofsen 1 lafncM-werkstätte
zu erblicken; doch ist das lediglich eine Vermutung, die sich vor allem auf das
sozusagen kreuzweise VorkommiMi der Kacheln an den xerschiedcMien Ofcm,
das Verwenden derselben Umrahmungen, den gleichen Aufbau und di(; Ähn-
lichkeit der Glasuren gründet. Diese Hafnerwerkstättc^ hätte dann die zahl-
reichen Model aller Serien zu beliebiger Verwendung })arat gehabt. — Der
Thon aller der Einzelkacheln, <.\\c zu den genanntem ( )fen geh()ren(l. sich in
vmserem Museum befinden und bei denen allein mir natürlich eine Unter-
suchung möglich war, ist stets derselbe : ein heller, rötlicher, sehr feinkörniger
und ziemlich hart gebrannter Thon. Dabei sind die Kacheln bemcMkenswert
dünn, was mir auch von Kundigen berichtet v.ii'd. welche Gelegenheit hatten,
6'i Die alten Kachelofen auf di-r P>nr" in Xiirntier«.;;. Kunst und (n-weiiu- XTX
\>. 166 fl'.
102
die r)f(>n der Hihl; i^u-U^s^rtitlich xon Versetzungen zu untersuchen. Der
Thon ist nicht einfach mit (.lein llandhallen in den Model hineingedrückt:
ein(^ Art Sackleinwand w urde ilariibergelc^gt , die ein leicht(Tes Arbeiten er-
ni()glichte und das Ausweichen (l(\s Phons \ iMhind(M-te : die Si)urt-n dic-s(M-
l.cMUwand sintl noch dcMitlich zu sehen und zeigen überall die gknche Struktur.
Die l'"arben sind im .Allgemeinen lUau , (>ntweder tief odcM' ins Weifsliche
s])ielend, weifs, giiin, g(^lb, braunrot, seilten schwarz. Die Färbung ist kr.äftig.
die Zusammenstellung der Farben (Mitspricht durchaus dem Geschmack der
I'"rührenaissance, wie er uns auch aus Glashmstern und Gemälden bekannt
ist. Xoch hat die I^.leiglasur das L'bei'gt.'wicht : Zinnglasur ist, soweit wir be-
urt(Mlen kcHinen und nach dcMu /Xusspruch erfahrenen- Praktiker , im Allge-
meinen nur für ein gewisses helles lilau iukI Weifs in AnwencJrmg gekommen,
wie schon in frühertM' Ztnt an dem aus Ochst'nfurt stammenden, gotischen
Of(>n des Museums, der [eingangs erwähnt wurd(\ Xoch waren (^s keine
— 103 -
hervorragenden Bildhauer, welche die Formen für die Model herstellten ; geringe
Gehilfen arbeiteten, so gut es eben ging, nach den Vorlagen, die der Holz-
schnitt und Kupferstich bot: nur bei einigen Stücken konnten wir eine etwas
bessere Alodellierung konstatieren. Der in den beschriebenen Exemplaren
vertretene Typus des Ofens \-om Anfange des 16. Jahrhunderts ist ein achtes
Produkt der Nürnberger Frührenaissance : im wesentlichen alles noch gotisch,
der gleiche Aufbau, dieselbe Grölse oder besser Kleinheit dc^r Kacheln (durch-
schnittlich nicht über 1<S:28 cm.?), nur ein f)aar neue Stoffgebiete und in
allem Detail die Einführung des unverstandenen neuen Formenschat/^es.
Der nächste Fortschritt lag wohl auf technischem Gebiet. Die Hafner
wagten es allmählich, zuerst schüchtern dann immer mutigcM- , die Kacheln
L^röfser zu bilden. Selbst\-erständlich benützte man auch den zu (u^bote stehen-
Ij
i
Fisr. Tl.
den grölscrtm Raum , um ihn reicher auszufüllen. So ziMi^l uns dw Kachel
A. 1205 Fig. 21 eine rc-cht figurenreiche Kreuzigung, die zugleich ikonograjjhisch
nicht ohne IntcM-(\sse ist. Rechts vom Kreuz sieben wir Aloses , dann Tod
und Teufel, ersterer mit (Muem Schwert, letzterer im .Ahuichshabit mit dem
Speer in der Hand auf den links knieend(>n nackten MenschcM-i anstürmi^id,
den Johannes der Täuft'r auf den Gc-kreuzigten hinweist . den l'j'lc'iser ans
dieser Bedrängnis, währcnid ein bärtiger .Mann in ZcMttracht klagcmd die 1 land
erhebt. Der Teufel in den- Meinchskutte läfst \ci-muten. dafs die Kachel nach
dem Vorbilde eines .MtMsters angefertigt wui"de. wcIcIkm- dei- neuc-n Lehre an-
gehörte. Die Architekturformen zeugen \on einem besseren W-iständnis : die
schwellenden Säulen aber sind ja ein hochbeliebtes Alotix' dt-r deutschen Renais-
sance. Ungefähr auf der gleichen Stufe architektonischen X'erständnisses stellt
ICM -
die Kachrl A. 14]f> \'"\'^. 22 von Ifiö^ datiert. Dir schf stark aufi^etrai^'cnc,
etwas stuinptc i^rünc Glasur läfst die Zeichnung' am Dri^^inal nicht so scharf
h(M'\(.Htrcton als in der Al)l:)ildun<^f. - Reiner jedoch ist die antikische Bau-
weise- angewandt auf den Kacheln A. 937 — 939; auf denen drei (i(^nresc(,'nen
tiargestellt sind: eine HuhkM'in, di(> ihrem Liebhaber während (\cv Umarniunq
das Geld aus der Tasche stiehlt, iKig. 23); das Gleichnis vom ungerechten
Verwalter, sowie dasjenii^^e \<)m Sj^litter im Aw^c des Nächsten und dem
Balken im eigenen, wobei denn der l-Salken recht drastisch wiederj^e^^eben ist.
Nürnb(M-i:^(M- Ursprungs scheincMi diese drei Stückt* nicht zu sein; dt'r ver-
schiedene, or('jbtM(^ Thon, die dickeren W.ände s])rechen dagegen; endlich ist
in \iel grcW'serem Mafse als sonst Zinnglasiu- angewtMidet und kommt daher
die helle und freudige coloristische Ihiltung der Stück(\ in denen I^lau und
Weifs stark \ oiherrschcn, dem AussehcMi .achter Majolikareliets nahe; auch ist
der riion deshalb härter gebrannt. Das scheint auf genau(M"e Bekanntschaft
mit Italien hinzudt'Uten, was noch duixh die reintM'e k'orm dtn- koi-inthischen
Säulen bestätigt wird. In d(-r That sind die (}lasur(Mi die gUnchen , wie wir
>ie s[)älei' im Siidi)st<'n f < )ber(')steri-eich, :r7ai/,kammergul und Tiroli kennen lernen
werden, wo denn wuhl dei Ursprung dic^sei- Kacheln zu suchen sein dürfte.
X ij r n b e r iJ Max Winiienroth.
— 1 05 —
Beiträge zur Geschichte des Kaufmanns im
15. Jahrhundert.
!n der von G. Steinhausen herausge^^ebenen Sammlung von Mono-
graphien zur deutschen Kulturgeschichte ') ist jüngst von des Her-
ausgebers eigener Hand der zweite Band erschienen , welcher die
Geschichte des Kaufmanns in der deutschen Vergangenheit darstellt. Eine
nähere Besprechung dieses Buches kann ich hier leider nicht geben , ich
werde aber in diesem Aufsatze wohl des öftern Gelegenheit finden , darauf
zu verweisen, hn Allgemeinen will ich nur bemerken, dafs es bei dem sehr
beschränkten Räume , der zu Verfügung stand , für den Verfasser sich nur
darum handeln konnte , die Geschichte des deutschen Kaufmanns in ganz
grofsen Zügen darzustellen , eine Aufgabe, der er in sehr anziehender Weise
gerecht geworden ist. Dagegen glaube ich mich aber nicht zu täuschen, wenn
ich bei vielen unserer Leser annehme, dafs eben durch Steinhausens Buch
das Verlangen in ihnen angeregt ist , über die Geschichte des Kaufmanns-
standes im Einzelnen noch näher unterrichtet zu werden. In diesem Sinne
gebe ich die folgenden Mitteilungen, und zwar hoffe ich mit Recht mich
zunächst auf das 15. Jahrhundert beschränken zu dürfen, weil eben diesem
Zeiträume die erste grofse Entwicklungsperiode des deutschen Kaufwesens
angehört.
Die Quellen, auf welche diese Darstellung in er.ster Linie sich stützt,
sind die Predigten zweier hervorragender Kanzelredner, von denen der eine,
Johannes Nider-), der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts angehört, während
der andere, Johannes Geiler \'on Keisersberg'^) mit seinen letzten Lebens-
jahren noch in das 16. Jahrhundert hineinragt. Von Nider ist zunächst eine
Predigtsammlung meine Quelle, die unter dem Titel : »Tractatus de contracti-
bus mercatorum«'^) in Anknüpfung an eine Betrachtung des 7. Gebotes einen
Gedankengang ausführt, d(^n schon \or ihm Thomas von Aquino , Heinrich
von Langenstein, Gerson, Tritheim u. a. behandelt hatten.
Von Geiler kommt in erster Linie eine Reihe von Predigten in Betracht,
die unter dem Titel Von dem WannenkremcM- vnd der kaufleut hantierung-
sich in den »Brösamlin Doct. Keiserspergs , vffgelesen \on Frater lohann
Pauli" findet •'), doch sind in den \i(;len uns erhaltenen vortreffiichen Predigten
dieses einzigen Mannes so zahlreiche hierher geh{')rige Anspielungen verstreut,
dals ich sie hier nicht einmal alle benützen kann. Eine vollständige Zusammen-
stellung aller einschlägigen Stellen hoffe ich später bei anderer Gelegenheit
geben zu können.
1) VerlajT von Euf^^cn Dicderich.s. Leipzii,'.
2) V<,d. AIl<fem. Deutsche Bio^r. XXIIl, pw. 641.
3) \\rl. ii)i,|. vni_ pg, 50q. L'ber die Eintiüs.sc Nidcrs auf (ieiler vgl. Kdw. .Schröder.
Anzeiirer f. d. Altert. XU. ]>", 186.
4) Ich benutze einen tler Bibliothek des Mu.seuin.s >^eh()ren(len Kölner Druck etwa
von 1470 (ohne .^n<Tal)e v(m Ort und Jahr.)
5) Ich benütze den Druck von joh. (jrüninger, .Strafsburg l.HT. Die i)eiden ver-
schieden i)aginierten Teile zitiere ich als I. und II.
Mitteilungen aus dem gerrnan. Nationalmuseuni. 1899. XIV.
— lOf)
Es haiKl(>lt sich also haiiptsäclilicli um PrcHli^tstcllt'n, und icli niiifs dazu
bemerken, dals da, wo in ihnen di(^ offiziellem kirchliche^ Anschauung' über Man-
delssachen hervortritt, ein zum Feil schon veralteter Standpunkt sich zei^^t, da
die Praxis tles t;iL;lichen Lebens (he Tlieorie der Kirche bereits in manchen
PunkteMi überholt hatte. Wir werden das im iMnzc^lncm sehen. Anders ist
es natürlich da, wo ehe Predi^'er warnend auf die Schäden hinweisen, die im
KaufmannslelKMi ein^^etre^ten sind. Da sind sie durchaus beweiskräftig' für
ihre Zeit. Vor allem ^ilt das xon (jeiler, dei' überhruipt fast in allen Fragen
des tätlichen Lebens einen erstaunlich freien Blick zeif^t.
Nun zur Sache !
Länj^st war in 13eutschland das Geld'') das Verkehrsmittel des Handels
i^'eworden, aber schwankend in den (Mnzi'lnen Territorien war sein Wert, un-
sicher in vielen k'ällen seine Echtheit, denn die h'alschmünzerei war ein alt-
überkümmen(;s L'bel, und wenn im Jahre 1494 Seb. Brant in seinem Narren-
schitf sagt :
Die alte müntz ist gantz hardurch
Vnd mocht nit lenger zyt be.ston,
Mett man yr nit eyn zusatz gethon.
Die müntz die schw'ächert sich nit kleyn
Falsch geltt ist worden yetz gemeyn')'<
so sprach er nur die alte Klage aus. Darum hatte der Kaufmann doppelten
Grund, jede Mimze, die er einnahm, vorher sorgfältig zu prüfen, und »wann
einer die müntz nit kent, der do feil hat, vn eyner kümpt , der kouft im
etwas ab, vn gibt im frembde müntz, so spricht er: ^wil man sie von mir
nemen, so ist es mir ein gute mihitz« . vn sieht er, das sie ein ander von im
nympt, der sich bafs darumb verstot, vn wyser ist denn er, so nympt er sie
denn ouch vnd spricht: ist sie dem gut, so ist sie mir ouch gut '^).
Solche JMünzverständige waren in erster Linie die Wechsler (lat. cam-
bitor, campsor, nummularius, monetarius, mensarius '') ), die den Eintausch
fremder Münze gegen die der Landeswährung besorgten^"). Diese \erstanden
sich auf Prägung wie auf den Klang der Münzen, sie wufsten: .>Ein güldin
oder Ducat würt nicht bas erkent dann in seinem Clang< ' ')■ Das W^echsler-
geschäft war früher ausschliefslich in den lländen der Juden gewesen, und dieses
mag auch wohl mit ein Grund dafür sein , dals Nidcn" auch vom kirchlichen
Standpunkte aus den Wechslern zugestehen will, bei den Geldgeschäften ihre
Prcjzente zu nehmen je nach den Schwankungen, denen der Wert des Geldes
imterworten ist. Pro quacuncjue re, causa uel operatione j)otest mercator
hierum rcxipere ratione mercium, pro tanto potest campsor recipere hierum
pecuniarum, de (pianto ista res. causa \-el oi)eratio circa jH'Cunias locum habet
(i) V(fl. Gru];]!, Die Anfänge <lcr Gcldwirtschaft. In Steinhausens Zeitschrift für
deutsche Kulturs^esch. IV. 241 ff. u, V. 1<)4 i'\.
7j Ikant, Narrensch. llrs<,f. Zarncke. ID'j, 41 ff
iSj Geiler, ( 'hrislenlich hilt^erschaffl iBasel. Adam Petri v. Laii^^entlurff löl'J.) fol. S.')a.
'■)) V^d. Du Can^a;, (ilossariuni II p^. 4;!.
'"j V^l. Steinhausc:ii. a. a. (,). i)<^. 77.
1 I) Geiler. HKi^anil. II U>\. :;7.
107
et exercetur sicut circa merces .... Secundum hoc potest recipere plus uel
minus uel de quanto communi a(;stimatione moneta in melius uel in peius
mutata est« '^). Bei den Juden war das von jeher üblich gewesen, ebenso
wie die Kirche ihnen auch nicht hatte verwehren können, für ein ausge-
liehenes Kapital (lat. sors.) ihre Zinsen (lat. usura) zu nehmen. Den
Christenmenschen dagegen hatte die Kirche dieses verboten, und eben darin
besteht ein fTauptcharakteristicum des mittelalterlichen Geld\erkehrs^''*). Alan
stützte sich bei diesem Verbote, das übrigens aus den obwaltenden Verhält-
nissen ganz natürlich erwachsen war'^), hauptsächlich auf zwei Bibelstellen:
auf Hesekiel 18, 8. »Der nicht wuchert . . . das ist ein frommer Alann«
und auf Lucas VI, 35: »Thut wohl und leihet, das ihr nichts dafür hoffet«.
Kiir. 1. Wccli
■r. rTdlzscliiiitt aus: Der Seele 'J'mst. Aiitrsliurtr, Sorir. 1I,S. llaiii
(.Steinhaiiscii a. a. (>. .\bb. TS.)*)
■1 riS-2.
'De mutui dationc et solutione est iniusticia preci})ua usura. Cujus \itu-
peratio habetur in nouo testamento Luc. XVI. ^■"') Mutuum dato, nihil inde
*) Die Al)l)ilduni.,rcn .sind un.s von der Verlai^.sbuchhaudluni^ Eni;;. Diedcrichs, Leipzig
in danken.swcrter Weise zur Yerfü^un«.; gestellt.
12) Nider, a. a. O. fol. 20b.
13) Ueber den Zinsfufs im Altertum vijl. (jUst. lülleters sehr !.^ründliches Iiucli :
Geschichte des Zinsfufses im (rriechisch-römischen Altertum l)is auf justinian. Leipzi.i;.
H. G. Teubner 1898.
14) W0. G. Freyta<f, Bilder a. d. d. Veri^^an^enheit. 17. .Autl. 1. [)'^. L'*)0.
15) Nider zitiert falsch, es mufs Luc. \'l. heifsen.
I OS
spciantcs. In votcMi tt'stainenlo c/rchiel \XIII. Ad usutain non accomnio-
dabitis "M. Der Gläubis^^cr llat. mutilans) sollte danach nur das Recht haben,
das Geliehene (hUm- etwas ihm ((leichwertiires von dem Schuldner zurückzu-
verlan<(en oluK^ irs^iMid einen Autschla^^. Licet mutuans jiossit de iure
reciper(> uel rejJctiM'c^ rem mutuatani uel walorem rei, nihil tamen [)otest ultra
hoc, (|uod sit pecunia mensurabili, recipere, repetere uel sperare ratione rei
mutuatae uel rationi^ mutuationis ' ' ). Dals diese Verhältnisse nicht von
Ht\stand si'in konnten, sobald nur der (ieldxcrkehr einliefen Aufschwung nahm,
liei^'t auf der Mand, und da die Cnddleute in der That schon längst nicht
mehr auf d\c Zins(MT verzichteten, so sucht sich Xider, dessen genannt(.^ Pre-
digten in die 2()(.m- lahre d(\s 15. lahrhunderts fallen, damit zu helfen, dafs
er zwei \(^rschi(^dene Arten \on LeihgeschäftcMi unterscheidet. Das erste,
durch welches ein mittc^lloser Mann sich in den Stand setzt , sein Leben zu
fristen, soll niclit mit Zinst^i b(\sch AcMt werden. Wenn dagegen ein wohl-
habender ]\Iann zu geschäftlichen oder gar zu repräsentativen Zwecken eine
Anleihe macht, so erkliut Nider das als eine Art \'on Pachtung (lat. conductio),
für die mit h'ug und I\echt ein Zins (>rhoben werden kc'mne: licet ut quando
pecunia locaretur alicui ad ostentandum uel ad ornandum uel ad ostenden-
dum . . ., tunc iterum de usu eins ultra sortem reci]>i potest, (]uia tunc non
esset mutuatio scd locatio uel conductio *^ ''*). Etwas rührendes für uns Xach-
geborene hat dies Bemühen des geistlichen Ilerren, der Auffassung der Kirche
treu zu bleiben, und dabei doch nach Kräften den obw'altenden Verhältnissen
gerecht zu werden zu einer Zeit, wo die Kaufleute selbst schf)n längst der
Stimme des Geldbeutels sträflicher Weise mehr Gehör schenkten als der Stimme
der Kirche. So ist es denn auch - etwa 70 Jahre nach Nider — für Geiler
ganz selbstverständlich , dafs ausgeliehenes Geld zu verzinsen ist. Ich nym
von hundert gülden, die ich hin gelihen hab, allwegen fünff - , läfst er einen
Kapitalisten sprechen, und er hält diesen Zinsfufs für ganz gebührlich: es
mag wol sin pro Interesse '"i. Dagegen warnt er auf das Dringendste da-
vor, leichtsinnig sich mit Schulden zu belasten oder in Saus und Braus das
Geliehene zu verthun, das man bei Gefahr des Joannes später zurückzahlen
mufs. Es seint etlich so arm, das sie es nit haben, jzurück| zu bezalen.
Sie seint liederlich gesein, gutt zubehalten, vnd warten, l)irs sie yn bann
kummen. Das seint sacken, die der hinl(^ssigkeit nachfolgen. Sic^ entlehen
gelt , ^va si(; finden , die. inen lihen wf)Ilen , \nnd wan sic^ es \tf das zil nit
bezalt;n mc)gen, so kummen sy yn ban. la, was sollen wir thun.' Du sollt
zil rider barmhertzigkeit begeren , oder wcMch von deinen güttcM't^n , das ist
dein U'tste frischtung, bifs das yn bezalest -"). Andere, die nicht bezahlen
10; Ni<lcr, ;i. a. O. toi. 2(>\). Nider zitiert un<,'enau, Kzcch. XVIU. S .steht >vir si . . .
ad u.suram non comniodaverit . . hie ju.slus e.st*. V<^'1. auch Geiler. Narren.schiff ; loh.
f irünin^er. .Straf.slnir^;. In'JO.), iol. 1,S.51).
17) Niller. a. a. (). fol. 'JOb'lMa. Der Gedanke ist dort ncjeh weiter ausgeführt.
\H) Nider, a. a. O. fol. IMh. V<4l. auch ibid. fcjl. 'Jla.
19) Geiler, liil^er.sch. fol. 94a. Kreilirh lindel .sich auch l'jei ihm noch einmal che
akc kirchliche Auffa.ssuna. l'o.stül (Straf.shur^'. Joh. .Schcjtt. ir)l^LM II fol. 17a.
l'ii «jeiler, N^irreusch. Iol. in b.
~- 109 -
kcmnen, vergriifsern ihre Schuld, um nur Zeit zu gewinnen, wieder andere
borgen auf Erbschaften, die sie zu erwarten haben. »Es seint ethch , die
grofse schuld machen: sie entlehnen vnd nemment vff, allein das man inen
zil gibt vnd nit vff sie trengt, zu bezalen. In der Zeit schlemmen sie, laufen
den hüren nach, sauffen, singen: >Eofs vöglin sorgen« .... Das gröst ist
noch dahinden, das ein sun gelt vft" nimpt vff seines \atters dot, der alt vnd
schwach ist-^).- Unter solchen Verhältnissen war es für den GläubigtM" oft
eine schwere Aufgabe, wieder zu seinem Gelde zu gelangen, denn selbst zah-
lungsfähige Leute scheinen den vereinbarten Termin nicht innegehalten zu
haben. »Wo sind ietz«, klagt Geiler--) vnser rychen burger vnd burgerin,
die man nit mag zu bezalung bringen.? Ob schon ir schuldherren arm sind,
ihre dienstlüt oder wercklüt, noch hilfft es nit< .
Kiu-. -2. Wcclisi'lliaiik mid l^iulip'scliri ft. Ilnlzscliiiiu ;iiis: l'cti'an-n's 'ri-(isis|Mri:vl. Aua-slniiv. Sic\iirr. 15o'.».
(Sti'iiihailM'ii ;i. ;i. ( •, AMi. (M.i
Dafs die Geldspeculanten gegen solche Gefahren sich zu sichern suchten,
ist natürlich. Indessen scheint es kaum , dafs sie den säumigen Schuldnern
viel vorzuwerfen hatten, denn die Bedingungen, auf die sie ihr Geld ausliehen,
dürften bei Christen wie bei Juden schwerlich als sehr milde zu Ixv.cMclmen
sein. Geiler wettert einmal dagegen-''), indem er die Kapitalisten unter der
Zahl der Narren auftreten läfst, deren einzelne Narrt>nschellen er strafend vor
Augen führt: »Die vierdt schell ist lyhen \tT ein farend gut, vlT ein i)fand,
als vff cleider, vff ein rofs vnd der glychen mit dem geding (Bedingung), das
21) Ibid fol. 65.
22) Geiler, Biltrersch. fol. 1.
23) Geiler, Narrensch. fol. 185/1851),
— 110
er das st'lli pt.'iiul biuchoii sol. bils cv ihm das Geld widerunih ^'iht, daz ist
Wucher \nd todtlicli i = Todsünde). Die fiinfft schell ist: leihen vt'f ein pfand,
\lf lii^ent i,fut. \tT hüls \ nd hoff, acker vnd matten vnd der j^^deichen mit dem
<,redini^. daz im- i1(mt nutz ni'm di's pfands, die \\(m1 iener das ^'elt bruchet. Ist
Wucher \ nd todtsiind, \ nd sol es widerkcMcn (= zurückerstatten) — Die
sechszt schell ist: ^j^ch wszlyhi'n \nd hoffen der ujaben zu iiberkummen, es se'
dienst mit der zünden . . . oder sunst dienst, es sei mit ochsen vh rofs
biuchen. oder er selbst mit knb dit:nen vnd arbeiten müfste. Ist als wacher
\\u\ steint schuldij4 widerkerunij. - Die sübend schell ist: gelt legen zu eim
kauHmann otler zu eim handwercks mann on i)ackt. Aber noch so meint er
etwes nutzes hal)en nach ienfs bescheidenlieit. Doch er gewin oder verlier,
so wil er seiner gelyhener summ vnd des capitals sicher sein. Ist wucher
vnd sol im widerkeren , wan er aber gelt zu eim leit zu gewin vnd zu Ver-
lust, das ist tnn andcMs. June der gesuchtesten Geldanlagen für den Kapi-
talisten, der sich \-on Spekulatir)n frei halten wollte, war gewifs auch damals
schon die Hypothek auf ein Haus, dic^ mit 5"u \erzinst wurde: do einer
mit hunderf gülden koufft fünff gülden gelts v\i eim hüls. Die fünff gülden
gelts das ist merx mtM'cis. contractus habens modum recipiendi. Aber merces
mercedis ist ein anders. Die hundert gülden das ist precium. Do hat er
seine gerechtigkeit vU dem hufs, die mag cv nemen vnd mag g\-nen (= ienen)
zwingen \-nd tringen, das er in betzale. nit vmb die hundert gülden houbt
gut . \ mb die der koult' ist beschlossen . aber allein \inb den zynfs , den er
kouftt hat xtidem hufs. do mag er in zwingen. Dorumb ist es kein wucher- -').
Iliei' merkt man noch recht deutlich die Nachwirkungen der altkirchlichen
.Auffassung vom Zinsnehmen. Daneben freilicli wufste Geiler recht genau.
wi(> manchem Halsabschneider es glückte, gerade durch Hypotheken einen
armen Schlucker ganz in seine Gewalt zu bringen: ein bauren den gat ietz
not an. er mufs g(;lt haben. \"nd nimpt gelt \'ti\ da sjjrichst du: das ist ein
gut gut. möcht es dir werden' und ist kein end daran -■''V
Damit kommen wir zu dem Ka[)itel (Um- moralisch zweifelhaften oder
geradezu rechtswidrigen und betrügerischen Manipulationen der Geld- imd
Handelsleute, mit denen sie; sich für die Unzuverlässigkeit ihres Publikums
entschädigten, und die schon s(Mt dem 14. fahrhundert immer wieder die
Klagen der Rechtschaffenen laut Wi-rden liefsen. —
Ich will vf)m übernütz-''') nit schriben.
Den man mit zynfs \nd gült dut triben
Mit K-hen, blatschkoutT, vnd mit borgen.
Manchem e\-n pfundt gt'wynt e_vn morgen
Mc. dann (>s thun (n'n jor lang soltt.
.Man lyhet i:ym yetz mihitz-'i \nib gc)ltt,
l-"ür zehen schribt man eylff jnns buch.
24 Geiler, r'ostill, II fol. 1 7 ;i.
j!.")! Geiler, l'.ni^aml. II lol. L'öh.
26 ühcrnütz - Zins im allgemeinen, dann auch Wucher
l'T müntz Kujih r- (nUr Sill)er<.^ci<l \'^1, Sclimellcr 1. Ih32.
— m —
Mit diesen Worten geifsclt Sebastian Brant-'^) :Mnen Teil der kommer-
ziellen Mifsstände, denen wir nun imserc^ Aufmerksamkeit zuwenden.
Zur Erklärung derselben hat schon Zarncke manchen schätzenswerten Beitrag
gegeben, so verweist er, Namen und Begrifl' des B lät seh k auf e s erläuternd-'')
auf eine Stelle aus dem Strafsburger Rechtsbuch(\ die uns eine vortreffliche
Anschauung gibt. >Welicher eim andern utzit (= etwas) \erleyhet oder zu
kouffen gibt zu borg, doch uf Sicherheit oder verschreibunge, getreyde, wyn,
tuch oder anderes, ni.\tzit usegenommen, und dann solichs donach durch sich
oder jemand anders von sinetwegen wider koufft umb bare gelt vil neher
(=:: wohlfeiler) dann er es jennem uff borge geben hette, welicher ouch eim
utzit uff borg hin git uff Sicherheit oder verschreibunge ungevaerlich um den
dritten pfenning hoeher denn es werth ist, oder er umb baar geld verkouffen
moechte. Desglichen alle verborgene kouffe und fürkouffe , domit fromme
Kit um das ir und die statt an ihren zollen betrogen werden moegen , die
sullent alle für bletsch geachtet werden.« Blätschkauf ist also ein Ausdruck,
unter dem eine ganze Reihe der unredlichen Mittelchen begriffen werden,
deren die Kaufleute zum Schaden des Publikums sich bedienten. Zu ihnen
wird auch — obwohl an der eben angezogenen Stelle nicht ausdrücklich er-
wähnt — der sogenannte >• Nachkauf- zu rechnen sein, dei- bei Geiler''")
also beschrieben wird: »es seindt die, die als nach (=: billig) kaufhm als sye
mögen vnd verkauffen es als thür sie mögen. Sie warten der Z(;it , bifs ein
armer man zwungen wirt, das er mufs verkauffen, vnd geben im minder dar-
umb, dan es wert ist. O wie vil seindt \nder der schellen nachkaulTen vnd
thür geben. '< Was ein richtiger Geschäftsmann war, wufste also schon da-
mals aus der Not des lieben Nächsten seinen Vorteil zu ziehen. Indessen
solche Geschäfte warten doch auch dazumal nicht allzu häufig zu machen, sie
hatten auch die hälsliche Eigenschaft, dafs sie den unternehmenden Si)eku-
lanten gar zu leicht in der Eeute Mund brachten. Es empfahl sich also ein
anderer Geschäftsgang mc;hr, und zu dem Nachkauf kam deshalb der Eür-
kauf' "M, enne der bestgehafsten, eine der meistxerfluchten Spekulationen, die
die Kulturgeschichte des Kaufmanns kennt.
])ei dem k'ürkauf , den wir oben loereits als LInterabtcMlung des
IMätschkautes erwähnt fanden, handelt es sich um 'das X'orwegkauten nament-
lich des Weins und (jetreides, um so eine künstliche^ TheutMung zu ei'zielen
und dann den Preis in seiner Gewalt zu haben ''-). Schon im 14. Jahrhun-
dert hatte man sich obrigkeitlich genc'itigt gesehen, dagc-gen vorzugehen, so
28) Narrensch. 9:5, 15 ff.
29) n)id. Commcntar zu 9:'., 17. i)w. 436/437.
30) Narrensch. fol. 18,5.
31) Dafs der Ausdruck »Nachkaut« den ich in dieser Bedeutung; l)ei Grimni, W. K.
vermisse, sprachUch nicht etwa als eine gegensätzliche Bikhmg zu »l'ürkaul' aulzufassen
ist, scheint mir aus der olien angeführten .Stelle mit genügender Deutlichkeit hervorzu-
gehen. Sonst müfste Geiler tue Komposition bereits nicht mehr deutlich verstanden
haben, was wohl kaum anzunehmen ist.
32) Vergl. Zarncke's Kommentar zu Braut. Xarrenseh. Kap. '»:;. eine .SttUe. dii. i(-h
im folgenden auch sonst benütze
112 —
hatte /. fv (las Mciancr Sladtrccht b(\stininit : (Hicli sol kein l)ur!j;cr noch
L^ätlt'mk'r (== Kiiinicr) niht nu'-r koincs koiifen, tlan (M' in sinoni hüsc l:)edarf
ant' i^unaeicU", und (hnch kcnnrilcic^ finkouf , indessen hatte das nicht \iel
^cMiützt , der Finkauf wurde nacli \vi(> xor \<)n den Kaufleuten geiibt , und
mehr und mehr seufzte das i'uhlikum darüber. So ist es d(Min nur c\uc
Stiunne \-on vielen, wenn wir Ihant da_L,H't;en wi>ttern hTtren :
Dem solt man griffcMi zu der hüben
Vnd jm di(^ zacken wol ab kluben '''')
Und ruppfen d\c tlucklTider vfs,
DiM- hynder sich koufit jnn syn hufs
Alls w\n vnd körn jm _L,^antzen kand
Vnd \<")rchtet weder sünd noch schand,
Do mit eyn arm man nützest fynd
Vnd hungcrs stcM'b mit wib vnd kynd.
Do durch so hat man yetz vil dür
Vnd ist dann \arnyg, böser hür''^j
Nun galt dcM- wyn kum zcdien pfimdt,
in eym monat es dar zu kundt,
Das er yetz gyltet dryssig gern.
Alls gschicltt mit weyssen, rocken, kern«''"'').
Im Anschlufs an diese Stelle spricht sich Geiler über die Fürkäiifer
folgendermafsen aus""). l'ls seint die, die ym herbst wein samlen vnd kauffen
vnd \'n der ern körn vnd der gleichen, das sie es darnach thürer geben, vnd
vntlerstont damit ein thüre (= Theurung) zemachen, vnd werden die men-
schen zwungen, von inen zekauffen, und sie mögen es geben vnd verkauffen
wie sie W(')llen . . . sie machen hungei- \nd thüre vnd tödten arme leut , vnd
werden bc^trübt , wan gut iar seint , wan aber reiffen vnd hagel vnd des glci-
chtMi kummen, so lachen sy : ich wil wein vnd körn behalten, bifs sant Gre-
gorius \ iT eim falwcni hengst über die brück würt reiften , vnd meint ryffen
(= Reif), die \mb die selbe z("it fallen, die haben die färb. Das seint b(')fs
leut. Di(> seint aber \ il b(')ser, die nüt behalten, \-nd es kauf(;n, eb es \ff
den gemeinen UKM'ckt kumpt, \nd es gleich widerumb verkauften, \ nd habent
kein arbeit mit gehebt. Die solt man vfsrüten , spricht Scotus. Was die
fremdländischen W'ai-en anlangt , so (M-strcxkte sich die k'ürkauf-Spekulatif)n
namentlich auf dcii wichtigsten Artikel des ostindischem (jewiirzhandels '' ' ),
auf den l'feffer, und gerade in dit\sei- iSeziehung war man den Spekulanten
unentnnnbai' preisi^egeben, sobald diesellx-n an den 1 kandelshäfen zu\ (.'rlässige
Agenten besafsen, dit; über die Pr(Msschwankungen pi'inktlichen I^ericht er-
statteten. Scho]i Xider sehen wii' scharf dagegen zu h'elde ziehen: Si aliquis
.'!.']) Der Vers bedeutet wahrsclicinlich - ihm die Laust' einzeln ablesen.
,')4! e-- ist in diesem jähr schlimmer als im vorigen. X'i^l (liimm. \V. H. 111. löMS.
.'!.')) Xarrensch, '>:i, 1. Kern =: Spelt.
'U, ficiler, .Xarrensch. fol. 18,").
:',!) X'i^l. Steinhansen, a. a. (). pi^. S4. (.rupp. a. a. (>. Zs. I'. d. Kultur^escdi. IV.
pL^. L'4s liier lindet sich auch i'iber die I landelsuKinopdle v\v\ biteressantes
113
pecuniosus haberet notos stios Venetiis, qiii continiu^ nuntiarent sibi valorem
piperis, et ipse audiens, piper cariiis fieri, emeret hie omne piper, vt postea
venderet, siciit vellet, hiijus officium nociimm esset.
Jedoch alles Predii^en der Geistlichen half eb(;nso\vcnic( wie die Klaffen
des Publikums. Statt dafs das Treiben der Fürkäufer abgenommen hätte,
nahm es vielmehr ständig zu, es erreichte sogar erst seine höchste und ge-
fährlichste Ausdehnung, als die grofsen Händler sich obrigkeitliche Handels-
monopole zu verschaffen gewufst hatten, und als sie unter einander sich zu
festgefügten und wohlorganisierten Hände Isringcui verbunden hatten. Alan
kann diese ganzen Verhältnisse in ihrem Bezuges zum Leben und Treiben
jener Tage nicht trefflicher darstellen, als es Geiler gethan hat in einer langen
Viii\ ',]. Wurlifi- iiiul Fürkanf. TTnlzsclinitt ans: Braut, Xnnv-iiM'liifl'. ll.is.'l. .1. lirriiiiiaiiu \iiii ()l|i.
iStcinliauscn a. a. d. AMi. ^;l,i
II '.II
Schilderimg, die ich nicht anstehe, hier unvtM'l<inzt folgen zu lassen''^): l)ic^
ersten heissen Monopoli , die da ein war allein fcMl hond vnd haben wellen,
vnd allein wellen \-erkaufen , \nd über scMulichs so erwerben sie ein freiheit.
Bric;ff vnd Sigel von eim h'ürsten im land oder \ on (Mm Künig, das seiinl
die rcxhten Monopoli, die ein ding allein \(M'kaut'ten wellen. — Di(^ andrcMi
Alonopoli seind, die nit c\n ding wellend allein \-erkaufen, aber si(^ slupien
mit einander vm das gelt (de ])recio), wie sie es geben wellend, also \nd an-
ders nit. Vnd dy monopoli hcMlse ich stujifer, als da sie etwan miteinander
stui)fen, ze gon vff ein kirchwcM wein trincken , also stupfen dist' , die war
;)8) Brösami. fol. 94-95.
Mitteilungen aus dem german. Nationalrnuseuni. 189g XV.
114
also /rLjcbi'ii \!i(l nit amlcrs, liei .s(;iii(Mii cid. Oy scind niinfU-i-. Denn dy
ersten wellend den j^fewin allein lu)n, \nd niiMiian dartt" es feil hon denn sie,
sy stont allcMn im troL^ als c-in nior ''•'), dit' kein andre suw hinein will lassen,
also wellen sic> dyc war allein hon, \h yederman der niufs sein Hecht von
ireiu Hecht anzi'nuU'n. Das thunt dise nit, si(> stu])fen nunien (i=r nur) ze-
sanuMi, das keiner ein eilen des thiichs, oder was es ist, wolfler (::iz wohlfeiler)
i^ebe tlenn also. I-'r nia«.^ es wol türer g^elxMi , aber nit wblfler , \nd wen sie
i's schon vtl c\n zinilich <^c\t setzen vnd di(^ leüt überniessen, noch so seind
CS Monopoli, stüpfer. — Warumb ist das stupfen vnzimlich .' Darum: es hat
ein sclu'in vnd scheint, wie es ein erber din*.^ sei, \nd ist doch dem gemeinen
nutz schedlich — Wie ist das.- Es nympt dem merckt sein freiheit. Es
ist hie (d. h. zu Strafsbur^^M \nd anderswo ein freier mer^^t , darumb so sol
iedcMinan sein kaufmanschatz m(')<{en geben wie er welle. Dy freiheit nimt
das Stupfen hinweg, wan er hat gestupft \nd geschworen , das also zegeben
vnd nit wohlcr, aber wol thürcr. Zu dem andern so ist es schedlich dem
gemeinen man, wen ein ding zegeben hat sein zall, wye er es geben wil oder
mag, \nd er dennoch hatt erbern gewinn daran. An dem gelt mage er auff
vnd abe gon. mce oder minder nemen vmb ein pfennig oder zwen, vnd bestot
er dennocht wol darbei. Nim das exempel ; Ich setz, das ein thuchman der
nit gcstupft hat, der setzt für sich \nd schiecht an, das er ein eilen wol mag
geben \nib fier Schilling pfennig, \nd ob er es eins pfennigs neher gebe, so
hatt er dennecht ein erbern gewin, wann der gewinn ist nit gesetzt auf eyn
ortle oder auf ein fyerteil eines örtlis, es gat vti" vnd ab, vnd ist vm den gewin
ein kaufmans gleich als vm ein büchsen schütz am schiesrein (= Scheiben-
stand). Am schiesrein, da man vmb gaben schüfst mit büchsen, so stelt man
ein scluMben dorthin, \nd wer den zeüger in mitten trift, der hat ein schütz.
Er mufs aber nit eben den Zweck "^") treffen, wen schüfst er ein spann weit
\om zweck oder zwu spannen, oder trifft nümmen die scheib an einen ort,
so hat er noch denneclit ein schütz. Also wen ein kaufman setzt sein sach,
das er welle ein eilen thuch g(;l)cn für \"icr Schilling j)fennig, er mag es uHMcn
\nd minck'ren, vnd bestot dennocht wol b(M seinem gewin. Es kuni])t ein
guttcr fründ, dem will ers eins i)fenniges neher geben dann \ nib dit' \-ier
Schilling, das mag er thun. wen er nit ist monopolus, ein stupfcM- vnd nit ge-
stu])ft hat. Wen er aber gcstupft hat, so gethar er seinem frünt den pfennig
nit nach Ion, wan er wer mcincMcligk. wan er hat gcstupft, ein eilen rut neher
zcgtbcn, den eben um \ ni dii.' \\cv Schilling. Darum so ist das stupten sched-
lich di-m gemeinen nutz . . . t's ist auch bi'i grossen pencn \-crbottcMi , bei
gelt strafk;n. Wer das thut, d(>r soll dem Reiser bcsscM'n hundert pfinid golds.
Wer aber (;in(.'r das nicht vermocht, der soll x-icitzig i)fund golds geben.
iXbci" die rt'gcntcn \nd obcrci- , die stMuHchs gestatttMi oder nit strath-n , die
sollen (Jcm Kciser xci-fallcn sein fimfftzig jjfund goldcs. Darumb die l'^ischgal
des Kciscrs die selten der ding war ncnien , damit das es gc^trattt wüi'dc,
\v"enn nuan also ■>tu])fet, als gesagt ist. vnd wenn das die kauflcut thimt, so
^ol man inen als ir gut nemen, vnd inen das land xcrbieten.
'.V>> inor Multtr.schu'eiii,
4n y.wrck (111 l'Ueck mc r i]:i.s Zciitniiii der S( heilie markiere
— 115 -
Geiler hatte ganz recht , wenn er Obrigkeit und Gesetz gegen die ver-
hafsten »Monopoli« aufrief, aber es ging auch hier wie so oft: die kleinen
Diebe hängt man und die grofsen läfst man laufen. Die > ehrbaren <- Handels-
herren waren zu mächtig, als dafs man es gewagt hätte, ihnen an den Kragen
zu gehen, ja sie safsen zum grofsen Teil selbst im Regiment und hielten das
Schwert der Gerechtigkeit in Händen, das sie sich wohl hüteten gegen ihre
eigene Brust zu richten.
»Ich kenn vil, die ich nit will nennen,
Die triben doch wild kouffmanschatz,
Vnd schwygt dar zu all recht vnd gsatz :
Jo vil sich gen dem hagel neygen.
Die lachend vff den ryffen zeygen«
klagt Brant ^M, und Geiler fügt ergänzend hinzu: »Alenger grosse^- vnd reicher
man hie im rat ist gsin Ammeister, Stettmeister, Fünffzehencn', Dreizehener
Einundzwentzger etc. vnd dy grossen herren haben manchen armen man vnd
erbern man betrogen, vnd ist an inen viel verloren worden , vnd hat einer
ein Schwert vtT die achslen genummen , vnd ist zu der stat vfsgangen , \-nd
ist nymerme wider kummen, ich hab ir mer dann einen kent, vnd haben ire
schulden nit bezalt<' ■*-). Das peinigende Gefühl, immer wieder von den
Grofskapitalisten geschröpft zu werden, ohne die geringste Aussicht, irgend
welchen Erfolg der Klage zu erreichen, ja sogar unter V(Miiältnissen, die es
für den Einzelnen geradezu gefährlich erscheinen liefscMi , d\c verhafsten
»Wucherer« auch nur bei Namen zu nennen, das eben war es, was den Hals
des Publikums am meisten schürte , und Geiler sprach vollkommen aus dem
Herzen seiner Zuhörer heraus, wenn er s^ch also äufserte : »die Wucherer
seint nit allein narren, s\c seint auch Latrones, dieb, vcrret(M" vnd todtschleger,
sy schneiden das brot dem armen vor dem mund ab, das sein leben ist.
Er leicht dem freund vnd dem feindt vft" ein gut, ia seim bruder, das es sein
werd< ^■').
Nicht genug aber damit, dals die Art, in der die Ware auf den Markt
gebracht wurde, eine wucherische war, die Ware selbst, war recht häufig
auch nicht geeignet, die nachhaltige Befriedigung des Käufers zu sichern, imd
wenn wir diese erste"*') Sammlung von Beiträgen zur Geschichte des Kaufmanns
begonnen haben mit dem Bericht über die Geldfälschungen , dic^ den Kauf-
mann schädigten, so scliliefsen wir sie mit einer l'jinnerung an die WarcMi-
fälschungen, durch dic^ der Kaufmann sich für jene schadlos hit;lt ''). Die
Klagen darüber waren schon alt, imd sie ziehen sich auch durch das ganze
15. Jahrhundert, so dals c-s fast wie eine direkte Anlc^hnung klingt an Niders
Worte: in substantia quidcMU \el siKxie committit fraudcmi, vt si dat aure-
calcum (=: Messing) loco auri, \el aquam pro \ino "'). wenn (jviler (Xarrcnsch.
41) Narrcnsch. 9.'S, 26, 42) l')rr)saml. 11. Fol. 14b. 43 Narrensch. Fol. 18,^)1).
44) In tlc-m näch.stcn 1 Ictle dieser Mitteiliin^fen gedenke ich eine zweite .~>ammlune
foJf^en zu las.sen.
4,")i Ver^l. Sleinhaii,si:ii, a, a. (), pi^. To.
4t)) iXidcr. a. a. (). toi. .')a.
fol. IQSb.i sai;! : wt^Khcr kaufmann ist iUm', der nit hctric^f in der war, der
nit eins tiir dals andiT i^eh, kupffer für ^'old, alchamy ^^C)ld für gewar gold,
ein kostlichen sti-in tür tlen andern, geniischetten wein für lautern, bockflcisch
für spintw iders (= l'eUhainniel i wachls n)it ol gemischt für lauter wachfs.
lk\s<)nders verhalst o(Um- wenigstcms besonders oft genannt ist die Wein-
pant s cluMci , die dem d(nitsclu>n Zc^cher \on jeher einy)örend und durchaus
zuwider war, und \'on der ürant in l'ortst'tzung \ ieler gleich eingehender
Klagen folgende Schilderung macht :
Vor vfs lofst man den wyn nüm bliben,
Grofs falschheyt dut man mit jm triben,
Salpeter, schwebel, dottenbeyn,
Weydesch, sentT, milch, vil krut vnreyn
Stofst man zum j)uncten (=: Spuntj jn das fafs.
Dit! schwangern frowen drincken das.
Das sie vor zyt genesen dick,
Vnd sehen eyn (dlcnd anblick.
\'il kranklKMt s])ringen ouch dar vfs.
Das mancher fert jns gernerhufs (== Beinhaus)« *').
Man kann diese Stelle nicht ohne Belustigung lesen, nur schade, dafs
sie so bitter ernst gemeint war.
So hatte es denn der Kaufmann glücklich so weit gebracht, dafs man
weder zu seinen grofsen Spekulationen imd Handelsbeziehungen noch zu den
Waren, die er auf den Markt brachte, WM'trauen hatte, und wenn wir eines
Standes kulturelle Bedeutung für irgend cnne Zeit lediglich nach der Wert-
schätzung beurteilen wollten, die; ihm von den anderen Ständen zu teil wurde,
so müfste unser Urteil über dt-n Kaufmann des 15. Jahrhunderts ein sehr
ungünstiges sein. Wie ein Verdammungsspruch klingt es , wenn im Jahre
1.508 Geiler am ]{.nde seiner Tage; seine Meinung in die harten Worte zu-
sammenfafst: Wer yetzund nicht kan \il list \nd bevschifs vnd den andern
nicht vber das seil wertTen, den haltet man für einen thoren ietz. Wer aber
\il beschifs kan \ nd leckerei, den halt man für ein weisen, da spricht man ;
-das ist ein behender man ^"i.
47j Ijrant, Narrcnsch. Hi2, ] ;i ff. V^l. Zarnckes Anmcrkun4:jen dazu!
4i^ ficilcr, Emcis (Strafsl)ur^. joh, (jrünin^'cr 1.")16.) fol. H.
Nürnberg. Dr. Otto Lauffer.
Die Nürnberger Maler, ihre Lehrlinge, Probe-
stücke, Vorgeher u. s. w. von 1596 — 1659.
r^^^y,^ chon im jähre 1534 hatten die Nürnberger Maler, dem allgemeinen
•p^-v^f^ Zug(.- der Zeit folgend, um ( )rdnung ihres »Handwerkes« gebeten'),
f'^;^>-^^^^H_^ wurden al)ei- xon dem Rate abschlägig beschieden. Sie wieder-
holten ihi- Cjesuch, um eine fjrdnung. welche ilmcMi die Rechte eines Hand-
le v^l. Muniincnhcjft- llamlwerk und trcic Kunst ui Nünilitr^, in Nr. 24 des Jahr-
"anf's IS'.M d< I" lia\ crisc-htn ( jcw crln -ZciUniij.
117
Werkes gewährt hätte, im Jahre 1564 abermals, aber erst im fahre 1596
fühlte sich der Rat bewogen, ihrer nochmals erneuerten Bitte zu willfahren
und ihnen »um diese freie Kunst in Ehren und Würden zu erhalten und der
eingerissenen Stümpelei desto mehr vorzukommen«, eine Ordnung zu ver-
leihen, die bei Mummenhoft^ a. a. O. besprochen und von Baader-) ab-
gedruckt ist.
Natürlich legte sich nun das Gewerbe der Maler dieselben Bücher an
wie sie andere Handwerke «^führten. Meines Wissens existiert aber keines
derselben mehr — es ist mir wenigstens keines bekannt geworden — und
VCS^"^*^
man würde über sie gänzlich ununterrichtet sein, wenn nicht Maler und
'Gradierer« Hans Hauer, ein die Feder sehr gewandt führender Mann, zur
Zeit, als er zum zweiten Male Vorgeher (lc\s ALilergewerbc;s gewesen —
1640 bis 1644 — Näheres über diese Bücher geschrieben und auch das
Wichtigste aus denselben ausgezogen hätte. Diese Aufzeichnungen sind in
einer Handschrift vereinigt, die sich früher in der Xorikasammlnng des Jjuch-
binders Roth in Nürnberg befand und mit derselben xor mehreren Jahren in
den Besitz des Herrn Guido von VolkamiM- in München gelangte, in dessen
Norikasammlung sie sich nunmehr befindet (Bibliothek Nr. 891). Die Dolio-
2) Beiträt^e zur Kunstgeschichte Nürnbergs I, S. 40 ff.
— 118 —
handscliritt ist aulscn aui dcni I)cck('l als I)rr Malilcr Ordnung und Gcl)raucli
in Nürnberg ht'zc-ichnct und hat auf d(Mn ersten I^latte folgende Aufschrift:
■'Alles dasienigc\ so in der nialer sieben underschiedlichen ihren büchern
alhier: ist in diesi\s l)uch zusanniien getragen, wie xolgent register in Ordnung
nach dem alphabeth auch nach dem blat g(M-ichtet iifs fleissigste be-
schrieben .... sol meinem söhn Ruperto zu künftiger nachrichtung dienen
und \'on ihme nicht aus banden gelassen werden.
Auf Blatt 156 b beschreibt Hans Hauer diese sieben Bücher, wie er
sie am 17. April 1643 von Paul Kolb durch dessen Sohn Paul empfangen,
in folgender Weise. No. 1 helt in sich erstlich und zu vorder.st eine be-
nennung der maier. so 1600 noch im leben gewest, dan eine verzeichnus
t)der register der maier, was jeder für einen lehrjungen gehabt (ist hierinnen
fol: llo'M. Das ein- und ausschreiben der lehrjungen, wie solches im rugs-
buch begriffen ordentlich (hierin folio 57). Dan von ao. 1596 der Ordnung
an die \erzeichnus, wan und wie einer nach dem andern sein probstück vor
der rueg vorgezeigt und bestanden sei oder nicht (hierin folio 39). — No. 2.
Ouartalbuch von 1619 an, darin die vierteil jahrseinnahm und jährliche rech-
nungen eingeschrieben sind. (Ist sonderlich abgeschrieben.) — No. 3. Ord-
nung der maier von ihnen selbsten zusammgeschrieben, welche auch von
jedem alt- und jungen meister ist underschrieben worden (hierin an folio
2 bis 9 zu finden). Leichtuchs erlangen 1615, aller uncosten beschrieben
(folio 33). Verzeichnus was jeder maier darzu gesteuert hat (folio 36). Laid-
mentel uncosten und was jeder darzu gesteuert hat (folio 121). Verzeichnus
der vorgeher wie solche von 1596 nacheinander am ampt gewesen, stehet
im buch Xo. 1 dei-gieichen (hierin folio 29). Vereinigung der jungen meister
wegen leichtragens so geschehen ao. 1630, 13. se])t. (ist keins abschreibens
wert). WM'zeichnus oder inxentarium obgedachter 7 bücher (ist hie aus-
führlich). — No. 4. Km (juartbuch in rot leder eingebunden, darin zuvorderst
iMne abschrift von herrn Aegidj Arnolds sei: testament eingeschrieben. Der
original birment bc\sigeltc brief ist in der maier laden zu finden. (Copia
hierin fol: 13.) Die rechnung und ausgaben wegen dieses gelds von 1610
an bis ao. 1630 (Rechnung seind unnötig zu copiren). — No. 5. Ein quart
in rot berment gebunden büchlein, darein frembde malergseln reissen, so von
herrn Aegidj Arnolds almusgeld beisteuer empfangen, iahrsemj)fang und ausgab,
welche zu hinderst Johann Mauer (Mugeschrieben hat 'ist nicht nötig abzu-
schreiben gewest). — No. 6. Ein quartbuch in i'ot leder gebunden , darin
1606 Lorenz Strauch die \ ierteiljahrseinnam und ausgab angefangen einzu-
schreiben, gehet bis ao. 1619 (ist nit abzuschreiben nötig). Ruegshändl
und streit seind hindenher hineingeschrieben, es ist aber dis büchl sehr zer-
rissen worden (rugshcändl weil sie zerissen sind nit abgeschrieben). — No. 7.
Des buchs abschrift wie es anitzo ist, hab ich beihanden, aber die ruegshändl
so im buch no. 6 seind k(^ines abschreibcMis würdig.
Hauer hat diese Auszüge nur teilweise selbst in seiner kleinen, zierlichen
und dc!Utlichen Handschrift geschrieben, der gröfsere Teil rührt von anderer
'A) Die in KlainnK-m stcheiulcn \\'(jrtc .sind in der Mand.sclirifl mit roter Tinte an
den Rand üe.schricljcn.
— 119 —
Hand her. Die Auszüge sind auch nicht systematisch geordnet, sond(Mn
nach Belieben in das Buch eingetragen; zwischen den einzelnen Materien
findet sich meist eine mehr oder weniger grofse Zahl leerer Blätter. Sehen
wir uns nun die Handschrift etwas näher an. Das erste Blatt mit dem Titel
hat Hauer eigenhändig geschrieben, ebenso die darauf folgenden drei Blätter
mit dem alphabetischen Register und dem lnhalts\ erzeichnisse des Bandes
nach der Reihenfolge. Die Ordnung auf Blatt 1 — 9 rührt von anderer Hand
her, nur einzelne Bemerkungen od(M- Ergänzungen sind von ihm eigenhändig
beigesetzt. Die Verzeichnisse der Maler auf Bl. 10 — 13 sind gleichfalls von
ihm selbst geschrieben, nicht aber das Testament des Aegydius Arnold auf
Bl. 13 — 16. Von der Supplikation der MalcM-, die Veri)flichtung ihrer Vor-
geher betr., hat er nur die 7 Zeilen des Eingangs, sowie den Schlufs mit
den Namen geschrieben. Die Notiz auf 1^1. 19 über das Verlangen, dafs die
Maler ihre Piilder vor das PWnfergericht bringen sollen, ist ebenfalls von seiner
Hand. Bl. 20 — 26 sind leer. Die Notizen über Dürer auf Bl. 27 sind wieder
von Hauers eigner Hand, die Namen der Maler, die als Genannte dem
gröfscren Rate angeh(')rten, der Vorgeher der Uiblichen Malerei, die sich auf
Bl. 28—30 finden, nur teilweise. Bl. 31 und 32 sind leer. Auf Bl. 33—37
ist die Anschaffung des Leichentuches behandelt, von welchem nur auf dem
letzten Blatte Aufzeichnungen von seiner Hand sich befinden. Auf Bl. 38
sind die Namen der Maler in der Reihenfolge, wie sie ihr Probstück gemacht
haben, von Hauer aufgeführt, das ausführliche Verzeichnis dagegen auf
Bl. 39 — 45 ist bis Bl. 42 von fremder, von da an meist von Hauers Hand.
Bl. 46 — 49 sind leer. Bl. 50 enthält eigenhändige Aufzeichnungen Hauers über
Vorkommnisse im Jahre 1650, als er Vorgeher war. Bl. 51 — 56 leer. Auf
Bl. 57 — 106 sind von fremder Hand die Aufzt'ichnungen über das Ein- und
Ausschreiben der Lehrlinge, Bl. 107 — 111 sind leer, Bl. 113 — 116 enthalten
das Register zu dem Lehrlingsverzeichnis. Bl. 117 — 120 sind leer. Auf
Bl. 121 — 123 sind die Notizen über die Anschaffung der Leidmäntel nur teil-
weise \on seiner Hand. Bl. 124 — 126 leer. Bl. 127 und 128 sind aus-
schliefslich von Hauer geschrieben und enthalten die von ihm als VorgcduM'
1626 gelegte Rechnung. Bl, 129 mit einem Verzeichnis der Vorkonnnnissc
in dem Streite der Mach- und Atzmaler ist gleichfalls von seiner eigncMi
Hand, die Schriftstücke, die in dic;s(Mn Streite aber gewechselt wurd(>n, von
Bl. 130 bis 142 von fremder Hand, Bl. 143 — 145 \on seiner eignen, Blatt
146 — 156 von fremder Hand; nur einzelne Korrekturen, Zusätze und Nach-
träge hat Llauer geschrieben. Hier sind nach dem Vcrzeichniss(^ der Maler,
so im Jahre 1600 und 1620 gelebt haben, vier Blätter (156 I- 1\') eingc^heftet,
auf welchen sich \'on fremder Hand ein Verzeichnis der Maler xon 1640,
tlann von Hauers eigner Hand der Verlauf des Schlusses seines Streites mit
den Flachmalern und einige Rugshändel verzeichnet finden. Den Schluls der
Handschrift Bl. 157 — 198, bilden X'erzeichnissc^ der Genannten des grriisern
Rats, die \-on 1500 bis 1560 gewählt wurdcMi und 1560 noch am Leben
gew('sen, fi-rncn- derjenigen, so \on 1560 — 1()28 g{n\ählt wurden, nach den
Vornamen alnhalKMisch <>(M)i-dnet , niil der An^abt^ d(\s lahrcs der L.rw iUilunL;
— 1 20
und \i(>Ifacli auch des Todes, dann d(M- Cicnanntcn Kid nacli s<Mn(>n Artikeln,
luni-n Teil hat 1 lans I laucM' selbst gcsclirieben, einen anderen mit mancherlei
Notizt-n \ersehen, die nianclu-s noch nicht Bekannte enthalten mögen. Über
diese Verzi'ichnisse. die I L'uum' wicnlenim als sehr schreiblustigen Menschen
dokunuMitieren. sagt er selbst: alles sovii-l m(')glicli und man hat erfahren
können mit grol'ser miilic^ zusammen getragen und verfertigt ao. 1628."
Hauer hat sich auf di(; sieben Hüclu'r der Maler aber nicht beschränkt,
er hat manches noch aus eigenem Wissen dazugethan, und zwar sowohl aus
früluMcr als aus seiner Zeit. An dieser Stelle sei aber nur ein alj)habetisches Ver-
zeiclmis der Nürnberger Maler von 1596 — 1659 gegebiMi, ferner seien verzeichnet
ihre Lehrlinge, deren Lehrzeit, das Jahr, in wcIcIkmh die (jcsellen ihr Probe-
stück machten und was dasselbe darstellte, di(^ L(>hrlinge, die sie als Meister
hatttMi, die Angaben, ob und wann sie Vorgeher des Malerhandwerkes waren,
das Todesjahr und was s(Mist Hans Hauer da und dort in der Handschrift
noch mitzuteilen für gut fand.
Schon Friedrich Leitschuh hat in der Ausgabe von Albrecht Dürers
Tagebuch der Iveise in die Niederlande') auf Johann Hauers Thätigkeit als
Dürerforscher hingewiesen ; K. Lange und F. k\ihse haben diese Angaben
in ihrem Buche Dürers Schriftlicher Nachlafs"') teils berichtigt, teils erweitert.
Hauer war eifrigst bemüht, den schriftlichen Nachlafs Dürers zu kopieren
und ihm ist direkt und indirekt die L'berlieferung \erscliiedener Aufzeichnungen
Dürers zu verdanken''). Leider hat Hauer erst lange Jahre nach dem Tode
Dürers gelebt und was er aus eigner Anschauung erlebt, gehört einer für
die Nürnberger Kunst traurigen Zeit des Niederganges an, in welchem sich
die Nürnberger Maler nicht selten mit den Tünchern stritten, ob jenen oder
ihnen irgend eine Arbeit zukomme. LLans Hauer war ein klarer Kopf, der
viel auf die Kunst liielt und sich energisch dagegen wehrte, dafs sie zum
Handwerk herabsinke. In dem Streite der Nürnberger Flachmaler mit den
Ätzmalern (1625 bis 1626) nahm sich Hans Flauer, der selber als Probestück
einen ILarnisch geätzt hatte, dieser in entschiedener Weise an. Jedenfalls
wäre Hans I Lauer selbst einmal einer Biogra|)hie wert, wenn auch nicht als
l)roduzierender Künstler, sondern nur als eifriger Verehrer Albrecht Dürers
und mannhafter Verfechtt'r künstlerisch(Mi Strebens, sowie GegncM's aller be-
engenden kleinlichen f^estrebungen im Kunstleben Nürnbergs.
Zu dem Verzeichnis der Probestücke, welche die Meisterkandidaten
liefern niufsten , sei benKM'kt, dafs die Probestücke nach der Ordnung der
Maler ins ICigentum der Stadt übergingen, welche durch diese Gemälde auf
wohlftMlcm Wege zu einem künstl(M"ischen Schmucke ihres ntnien Rathauses
gelangen wc)llte. Die Atzmaler xcrzierten in dei- Regel eint^ l\üstung durch
Atzarbeit, die dann in das Zeughaus wanderte-.
Wenn die nachfolgende Liste auch der Zeit dt>s Niederganges dei
Nüi'nl)erL;er Kunst angehTirt, so dürfte doch auch diesc^ bald ihre- fjearbeitung
4; Lciiizi^ 1S84. S. 22. .')) Hallu :i. S. IS');;.
6 V^l. ]■'. Fuhsc. /nv Dürcrforschun^ im 17. |;ihrh. in (U:n .Mitt<.:iluii^en ans dem
iierni Xatii'iiaiinu^cmn IS«-!."), S. 71 ft
- 121 -
finden, nachdem über die Glanzzeit und die darauffolgende Epoche schon so
vielfache Studien gemacht wurden und so wertvolle Publikationen erschienen
sind. Den Forschern , die sich mit der dann folgenden Zeit beschäftigen,
dürfte die nachstehende Liste manchen willkommenen Fingerzeig über
Namen geben, die in der Kunstgeschichte vielfach noch keinen Platz ge-
funden haben.
Dem Verzeichnisse lassen wir nachstehend einige Bemerkungen und
Erläuterungen, namentlich das Lehrlingswesen und die Anfertigung der Probe-
stücke betreffend, vorangehen.
Die Lehrlinge, deren Heimat in dem nachfolgenden Verzeichnisse
nicht angegeben ist, stammen sämtlich aus Nürnberg. Das ursprünglich
auf 24 fl. festgesetzte Maximum des Lehrgeldes wurde s(>hr oft über-
schritten. Für die richtige Bezahlung desselben, sowie für den Ersatz bei
etwaigen Veruntreuungen übernahmen in der Regel die Eltern oder der
Vater allein oder der Vormünder oder sonst zwei Bürger die Gewährschaft.
Die Bezahlung erfolgte meistens zu Zwcidritteilen oder zur Hälfte bei Beginn
der Lehrzeit, während der Rest nach verflossener halber Lehrzeit entrichtet
wurde. Nicht selten kam es vor, dafs sich Meister und Lehrlinge nicht
miteinander vertragen konnten, weshalb dann letzterer von dem Rugamt dem
ursprünglichen Lehrmeister abgeteilt und einem anderen Meister zugeteilt
wurde, bei dem er dann den Rest der vereinbarten Lehrzeit erstehen mufste.
Manchmal erfolgte eine solche Trennung und Überweisung auf direktes An-
drängen des Vaters des Lehrlings, da letzterem eben nichts gelehrt worden war.
So wurde dem Friedr. v. Falckenburg 1606 sein l^ehrling Hieronymus Reuff
genommen, »wegen des stetigen ausschickens und aufsailung allerley possel-
arbeit, dardurch der jung an seinem lernen merklich versäumet worden.«
Im Jahre 1609 beschwerte sich der Vater des Sebastian Ebert, dafs diesem sein
Meister Georg Stöckel, »so gar nichts rechts zum handwerk überstellet und
lernete, sondern sein weib, die eine liechtzieherin were , ihne stetigs nur zu
derselben und ander hausarbeit gebrauchet. < Kv kam deshalb zu Alaler
Franz Hein, wurde aber schliefslich Zimmerknecht bei seinem V^ater, so dals
doch wohl auch der Lehrling nicht ohne Schuld gewesen sein mag, wenn er
bei Stöckel nichts gelernt hatte.
Die Klagen der EltcM-n führten auch zu folgcMider T'j-klärung der \^)r-
geher, die in der Ordnung angeführt ist. Sie trägt kern Datum, fällt aber aucli
in die Zeit vor 1615; vielleicht war einer de^r binden mitgeteilten Fälle die
Veranlassung zu dieser l^estimmung. : Auch kom])t uns vorgehcMn oft gi-ofse
clag \-or, von der lehrjungen eitern oder xormundein , dafs die mt-ister dii-
jungc;n oft so übel halten, es sei mit wenig essen cxUm' idafs sie! die lehi-zeit
üb(M- an dem farbstein stehn, also darhei wenig lei-nen kcMinen mul ihre
lehrjahr übel angewendt scmu, samjjt d(Mn lehi-g(^ld, we]chi\s cm'u solcln-r lehr-
maister nicht recht emjjfengt, und vr s(^incm \ers])r(xdien nach kein vergnüg
thut; (\s wert' diann, dafs ein jung solches selbsten \ ei"ui-saclnc , so were der
maist(M- für (Milschuldigt zu hallen. So v,()1](Mi wir \orgt;her cliesc:ll)igi'ri nialci-
gebeten und \ ermahnt hahtn, dals sie sieh hieiinnen s(>lbsl hedi'nken, dann
Mitteilungen aus dem german, Nationalmuseurn. iSqq. XVI.
1 22 —
so weitere clag \orfallen würde, seine! wir vor^elier schuldi|4, solchen eitern
und junL,^en bchülflich zu sein und in allen billigen sachen beizustehen, damit
die inalerey nicht in Verachtung kommen mcichte; ein jeder wolle gedenken
und (sich) zu geniüth führen, dafs (wenn) sein söhn oder kind, da er bei
einem maister oder handtierung were, (er verlangen könne), dafs er nach
der billigkeit gehalten wih-de , und sein zeit und geld wohl angelegt werde.«
< Auch solle kein maier seinen jungen Urlaub geben, ehe die lehrjahr aus seind,
da es aber mit willen der eitern geschehe, und der jung von den malen ab-
stehen will, und (es) nicht treiben, solle das vor den vier vorgehern und den
rugsschreiber ordentlich geschehen. Matt der jung noch ein jähr oder mehr
zu lernen, so soll der maister so lang still stehen, ehe dafs er ein andern
jungen annimbt, bifs die zeit des jungen vollcndt, jedoch so es des lehr-
maisters schuld wer gewesen, dass der jung were übel gehalten worden.«
■Manchmal liefen die Jungen aus der Lehre, wie es heute auch noch
vorkommt und wendeten sich von der Malerei ab. Wohl kaum dürfte es
sich aber in der Gegenwart ereignen , dafs ein Lehrling deswegen sich von
seinem Gewerbe abwendet, weil er — geheiratet. Dies w'ar mit Hans Lorenz
Hattenreuther der Fall, der von 1612 — 1614 bei Hans Hauer lernte, und,
dieweil er sich nach den ersten zwei Lehrjahren verheiratete, das Atzmalen
verschwor. Hie und da trat ein Lehrling seines »blöden« Gesichts wegen
aus und wandte sich einem anderen Gewerbe zu. Ein Lehrling des Hans
Hauer ging vom Ätzmalen zum Flachmalen über, da man hiezu keines so
scharfen Gesichtes bedurfte. Gewöhnlich wurden die vorgeschriebenen vier
Lehrjahre aber ausgehalten; nur bei Meisterssöhnen wurde die Lehrzeit hie
und da auf zwei Jahre reduziert, weil sie bei ihrem Vater schon von Jugend
auf das Handwerk gelernt. Anthoni Peter Cordier wurde schon nach
2 ' 2 Jahren ausgeschrieben, weil er sich in Italien weiter ausbilden wollte.
Nicht selten kam es vor, namentlich bei armen Jungen, welche nicht viel
Lehrgeld zahlen konnten, dafs der JMeister hiefür durch längere Lehrzeit
entschädigt wurde. So mufste Hans Barthel Geifslcr bei Hans Sibmacher
das Flach- und Ätzmalen nicht weniger als acht Jahre \on 1597 an lernen,
es heilst zwar, von wegen dafs er noch jung ist,< der wahre Grund war
aber wohl der, dafs der Junge kein Lehrgeld zahlte, denn es heifst : was
das lehrgeld und ander dinge . . . anbelangt , das haben beede theil in ein
besondere \erschreibung begriffen lassen, welches hiehero zuvermelden un-
nöthig.' Michael Hofmann, der bei Hans Hauer in die Lehre ging, mufste
\ier Jahre lernen und seinem Meister wegen seines geringen Alters noch
zwei lahre dienen. Auch dieser hat wohl kein Lehrgeld bezahlt, da sich
hierüber nichts niedergeschrieben findet, während sonst nie versäumt wird,
dies zu erwähnen. Als Henfslein Mayr 16(J3 bei Georg Hartmann in die
Lehre trat, wurde das Lehrgeld auf 24 Gulden für vier Jahre festgestellt;
würde des Lc^lirlings Mutter (sein Vater war gestorben) aber nur 12 Gulden
bezahkm, sc) sollte die- Lehrzeit fünf Iahr(> dauern.
Das Prol)e s t ück . welch(;s di(; G(>sel]en fertigen mufsten, um Mc;ister
zu weiden, blieb nicht selten hinter den .Xnfordc luniicn der \'oig(4ier zurück.
-- 123 —
aber nicht etwa weil diese sehr hohe Ansprüche machten, sondern weil die
Probestücke eben gar so schlecht gewesen. Manchmal begnügten sie sich,
den Verfertiger zu ermahnen »sich zu bessern«, liefsen aber das Probestück,
»obwohl es ziemlich schlecht«, »wiewohl die Vorgeher viel Mängel daran
befunden«, doch passieren. Andere durften, weil das Probestück so gar
schlecht und gering, zwei Jahre lang keinen Lehrling halten und sollten sich
unterdessen besser üben. Manches Probestück war aber so schlecht ausge-
fallen, dafs es dem Betreffenden zurückgegeben wurde und er so lange als
Geselle arbeiten mufste , bis er ein besseres gefertigt, oder er durfte bis zur
Erfüllung der letzteren I^edingung nur mit seiner Einshand arbeiten, d. h.
keine Gesellen und Lehrjungen halten. Sie haben also eine Art Zwitter-
stellung zwischen Gesellen und Meister eingenommen. Die Zeit, die zwischen
der Verfertigung des ersten mifslungcnen und des zw^eiten Probestückes lag,
war sehr verschieden. Dem Melchior Balthasar Kriegen- ward aufgetragen in
einem *halben Jahr ein anderes Probestück zu verfertigen, da das erste hätte
besser sein können. Wilhelm Strobel, der 1625 ein nicht genügendes Probe-
stück gemacht, kam erst 1651 zum vollen Meisterrechte, und da erhielt er
es geschenkt, ohne ein neues Probestück gemacht zu haben. Leonhard
Brechtel d. J. liefertt; auch das zweitemal ein nicht meisterliches Probestück;
er ward aber doch Meister, da er bereits Weib und Kind hatte, durfte jedoch
zwei Jahre nur mit seiner Einshand arbeiten.
Paulus Bonackher war der erste, der, als cm- am 14. Juni 1625 Meister
ward, einen leiblichen Eid schwören mufste, dafs er das Probestück allein,
-ohne meniglichs hülfe- gemacht habe, was zuvor keiner gethan und von
keinem verlangt worden war. Hauer hält sich über diese angebliche
Neuerung, die durch den älteren Hans Münckh veranlafst worden war, auf,
übersieht aber, dafs der Eid schon durch die Ordnung vom 30. März 1596
vorgeschrieben war. Der Eid wurde auch in der Eolge nicht von allen verlangt,
namentlich nicht, wie Hauer besonders hervorhebt, von dem jüngeren Münckh,
dem Sohne des angeblichen Einführcrs des h^ides, der 1642 Meister ward, als
Hauer Vorgeher gewesen, welch letzterer überhaupt immer für freiestc^ I]e-
wegung eintrat. Dafs sich Mancher bei der Anfertigung seines Probestückes
helfen liefs, war trotzdem nicht ausgeschlossen. Hauer bcunerkt zu dem
Probestück des David Lauer, die Enthauptung Holofcnni: Das original hat
MH (wohl Michael Herr) gemacht und auch das ])robstück überholfen.
Auch die Herren vom Rat hatten meist liberalere^ Anschauungen als die
Mehrzahl der .Meistei- des Malerhandwerks. Und wenn sie ja cHnmal die ent-
gegengesetzte Richtung (hinschlagen wollten, so liefsen sic^ sich — wenn nur
die Meister dieselbe^ nicht mitmachcm wollten — leicht wieder da\on ab-
bringen. Im Jahre 1634 z. 11. begehrte der Rat \ on den Malern wie von
anderen Handwerken, dafs die Vorgcdier d(M- MalercM jährlich vor dem Anits-
buch zu östi-rlicher Zeit ludespflicht über ihr(> Ordnung !eist(>n sollen. Hie-
gc^gcm richtc>t(Mi die sämtlichen MalcM' unterm 30. April 1636, nachdem sie
1635 um kein Präjudiz zu geben, keinen Vorgcher g\n\'ählt, finc Supplikation
an den Rat, worin sie zunächst ausführten, dafs ihre V'oriahrcm \ on dem
-^ 1 24 -
Rate deshalb eine Ordnung etlxitcn und 1596 erlan^^t , damit solche freyt^
kunst \cMniittelst cUmo hochans(>h(Mitliclu>n anthoritet tn^y hiesij^fer statt, welche
weisen \ieltM" fi"nlrefflich(M' künstl(M' xon der niaUM'ey , so sich alhie aiif<^e-
halten und tloritt haben, vof all(Mi andern stächen Oberteutschlands vor
hundert und nudu' jähren bcMiihnibt gewesen, noch 1(Mi<^um' bey solchem rühm
erhalten, und nit allein den ])osteris sich in berührter kunst desto mehr zu
üIhmi und dadurch excc^lU^nt zu maclu>n anlafs und ursach ge^U'ben, sondern
auch allerhand stum[)eley und was zu schmäUMunt^f und abbruch solcher
frcA'cMi kunst inuncM" <^ereich(^t, renovirt und abs^cwendet wcn'den möchte.'
h'.s wird darauf hin^cnviesc^n, dafs die Leistung d(;s Eids »einen und dem
andern unter uns, seines gewiss(>ns halben, darumb so gefährlich als be-
schwerlich fallen will, diewiMlc-n fi'irs (?rst(; die; malerkunst so infinirt und
w(Mtleuftig, dafs \-on keinen nuMischcMi solche auszulehren, noch das excremum
oder die vollkonunenheit zu erlangiMi , m(')glich : übenJas auch mancherley
und viel imterschiedliche unerzehliche specit's begreift, dannenhero in er-
wehnter ims mitg(>theilten Ordnung keiner meisterstück gedacht, sondern
alUnn den jungen angehenden malern, so sich dieser kunst alhie zu gebrauchen
inid damit zu nehrtMi vcM"habens, nur cnn prob stück, seine quaktet und
und was er [)rofizirt dardurch an den tag zu geben, zu machen anbefohlen
worden, i'iber welche probstück, ob sie meisterlich und sufficientes sein, den
vorgehern bey cMnem geschworenen aid zu judicirn und zu erkennen sehr
bedänklich, ja unnviglich ist, dieweil(Mi uf dieser kunst ein meister zu sein,
\iel in sich hat, und auch das Judicium davon sowohlen als ars ipsa variabel
und sine termino, dannc^nhero keiner, so sich dt'r perfection berühmen
dürfen, jemals gefunden worden ist; da hingegen anderer handwerker meister-
stück in ein(>n gewiss(;n pondere, mensura oder numero, gröfs oder lenge
bestehen, und nach demselben unfehlbar judicirt und ästimirt werden können.
Ferner scm es in ganz Italien , in den Niederlanden und in allen Reichs-
und Fürstenstädten Deutschlands unerhört, dafs dieser freien Kunst halben
jemand cnn k2id auferl(\gt werde imd endlich schwören die Maler als Bürger
ja ohnc'hin zu Anfang und alle sieben jähre das juramentum fidelitas. Es
wird daher gebeten »die malerkunst noch bei der alten vieljährigen freyheit,
indem wir unsere vorgeher jährlich um diese zeit selbst gewehlet , und den-
selben die lnspektion, ohne sonderliche pflicht anvertrauet, grofsgünstig ver-
bk^'ben lassen. Unterzeichnet ward das Schriftstück von den Malern ^alhier
sam])t imd sonders-, nämlich von den damaligen Vorgehern Conrad Michael,
Finhart Heberlein, k^gidi Zimmerman . und ferner von Georg Gertner, Paul
|uv(>nel, Hanns Ikuu-r, I^aul Kolb, Flanns Munck, Michael Herr, Linhart
Frechtel, (Jicorg Pjronauer, Friedrich Juvencd, joh. Christian Rupertus, Wilhelm
fjeist, (jerjrg (jrünebergc-r, I lanns Conrad Si)()rl, Linhart Golling, Georg
Strauch und Wolf Drechscd. Das Nürnbt;rger Malerhandwerk zählte also da-
mals nur 19 .Meisten-; die Epideniicm des dreifsigjährigen Krieges hatten
ord(nitlich auch unter den Malern aufgeräumt.
Der Rat willfahrte den Malern durch einen l^^rlafs vom 14. Mai 1636,
welchen- si(^ von dei- auferlegten fMlicht enthob und sie als eine freie Kunst
passieren liels.
— 125 —
Hans Hauer ward eifersüchtig auf die Wahrung der Rechte der Maler
bedacht. Als am 18. Oktober 1659 Antoni Langmair im Beisein der drei
Vorgehen sein Probestück vorgewiesen und damit auch bestanden hatte, be-
fahlen die Rugsherren das Probestück wieder zu nehmen und es künftigen
Freitags vor das Fünfergericht zu bringen, ^velches den malern sehr frembt
vorkommen.« Tags darauf frug Hans Hauer den alten Herrn Bürgermeister
Georg Paul Imhof , was damit gemeint sei , worauf er zur Antwort erhielt :
es sei der Gebrauch also. Hauer erwiderte aber, dafs das bei den Malern
nie der Fall gewesen sei. I^^r verwies zum Beweis dafür auf die oben ange-
führten Verhandlungen im Jahre 1636, worauf »ihre herrlichkeit nachsehen
lassen, und weiln sie solches also befunden, haben sie solche besichtigung
vor dem fünfergericht eingestellt, und die maier bei ihrem alten gebrauch
verbleiben lassen.«
Nicht einigen konnten sich die Maler und der Rat als Christian Ruprecht
am 13. Juli 1651 nach Wien verreiste, wohin ihm 1652 seine Frau nachfolgte,
während er zwei Gesellen und die Kinder in Nürnberg liefs. Fin Jahr nach
seiner Abreise verklagten die Vorgeher seine Gesellen vor der Rüg, > wi(>
dafs selbige alhier in bürgerloser nahrung sitzen, für sich selbsten arbeiten,
unterm schein die hinterlassenen kinder zu ernehren, welche doch ohne diese
von ihres vaters reicher Belohnung , so er vom kaiser zu geniefsen , gar wol
könen erhalten werden. Darüber sind wir von ihren herrlichkeiten ausge-
treten, haben sie des Christiani an seinen gesellen geschriebenen brief, so
er ihnen bei unserm abtreten zugestellt, abgelesen, und nach langem auf-
warten uns endlich nachvolgend abgefertigt , weiln solche bede gesellen von
ihme und seinem weibe seien bestellet und angenommen worden, also können
solche nit abgeschafft, sondern müssen bei ihrer anbefholenen arbeit gelassen
werden.«
Doppelmayr ') sagt, dafs Rupert, wie er ihn nennt und wie er dazwischen
auch in der Hauer'schen Handschrift genannt wird, für Kaiser Ferdinand 111.
allerhand schöne Tafeln fertigte, eine reiche Belohnung dafür bekam und nach
einiger Z(.Mt in Wien gestorben sei. F^s scheint aber, dafs er doch wieder nach
Nürnberg zurückgekommen ist, den 1653 wurde er zum Genannten des
gröfseren Rats erwählt. Hans Hauer, der 1660 starb, und in seinem Ver-
zeichnisse der Gemannten, so Malei" und gestorben waren, jedem ein Kreuz-
chen oder das Datum des Ablebens beisetzte, hat bei Rupert keinerlei Notiz
gemacht; es dürfte also nicht unm(')glich scmu, dafs er 1660 noch gelebt hat.
Umstehend folgt das Verzeichnis der Maler und Lehrlinge von 1596
bis 1659.
7) Histor. Nachrichten von den Nürn])er^ischcn iNhithcinalici.s und Künstlern S. 225.
26
Name
Aichcinann , Chri.'^toph
G-eburts-
ort
Lernte bei
Lehrzeit
1604/8
Ward
Meister
Probestück
Velden
Dorn, Hans
—
A in mon , Conrad
--
—
—
1611
22. Nov.
DieFluchtJüsephsu
Maria nach Agyptei
Han.s
—
Beheim. Martin
1607/11
1616
2. Mai
—
Au mann, Wolt'^^
—
1612
28. Juli
liaier. Ji-remias
1604
16, Okt.
—
Hau i er. Altraham
—
KrauTs, Georg
1649'53
-
Bauden!) ach er, Geor^
-
—
_
—
Keines
» Niclaus
;\Iinckh. Hans
1622/26
1637
15. Juni
St. INIaria Magdalena
neb. beid, Apostelr
St. Petro u. Johanne
bei d. Grab Christi *
Bauer, Lienhart
Gerolfingen
Lauer, David
1629 ff.
—
—
Beckh. Geor<^
Ahsberg
W'eyer, Hans
1602''6
—
—
(Peckli) Peter
—
—
—
—
Keines
Heinrich
Ritterlein, Wolf
1604/6
1610
Begräbnis Christi'^)
Be h eim, Martin
—
Keines
Berdau. Thomas
—
—
1658
S. Okt]>r.
Die lungfrau ?^Iaria
m.it d, Kindlein J( su
Berer, Hans
--
—
—
Besolt. Niclaus
-
—
Keines
Buckel, Georg Kranz
—
Walch. Lienhart
1624 ff.
—
Bonackher, Küchel
—
—
—
1604
4. Dezhr.
—
Paulus^)
—
1625
14. Juni
St. Laurentius au
dem Rost liegend*
Hr andmü 1 Ic r, Lienhart
Beheim, Martin,
15«:^y'1603
Hrechtel, Bartholme
—
Keines
li Hilf K)]:! :il> (i.-.-ll.- Im! ,|..r Hi-taurali I'- L'i-nr><-ii \:iriilM..i-ir'T Hat liau--aai>-. \-'l. MnriniHiitiMft', .las Haihai
in \ii|-|ili«-rL' >. bJl. In li. W. l'aiiZ'T'- V.TZi-ichiii- vi.n Xni-|il..T-i-.'h>-ii l'm'l iMt.'ii iXtur. IT'.Kh jm >. j ..in l'i.i'tnit .\iiiiiini
a'ittr.-t'ihn, Xa.-li Xatrl"-)-'- K uii-i |i-ii'-.\ik"ii iL I^Ti \\vA<'\ -i'-li --iih' vnn ilim L'-.-nialt.- Taf.-l mit i|.'|- .lalir/:: lil IfUr, lal^., w..'
-(.■in l'rnbi-.-tiii'k I itii HaTliau>i' zu \iiriil'>'i'L'. ll'-i .Muiiiiiii'iiliutt wiril ^ii- iiirlit >-iwähnt.
•1\ lici llnjijN.lin,a> r. lii-tMiiM-li.' Xarhiirlil \mii ilni X ii iiiliirL'-i>clii'ii .Mal li'^liial ii-i> iiihI K un-l L-in ^Xl'-, IT:;iii -~,l'l,". a
W^Itt .\vijiiiaiiii aui;ri;fuh);.
127
Hatte zu Lehrlingen
Weber, Hans
Hans Wenzel Mahler
Wernlein, Barthel
Trost, Matthes
Melonius, Christoph
Lega, Moritz
Harrich, Joljst
Stretz, Jakob
Brandmüller, Lienhart
Pantzer, Lienhart
Ammon, Hans
Leibinger, Adam
Zeifsen. Simon
Khol, Hans Hieronvmus
Hempf, Martin
War
Vorgeher Todesjahr
1632
1647
26. Februar
1611/15
1599/1603
1598/1602
Bemerkungen
War i'iii feiner Maler, guter Comiidiant. ')
Ward in Hessen ei'stoclien, liat schöne Per-
spelitivkirrlien anf Steiiiwegs Art gemalt.
*i /u^fi'las.scn woi-ilcii, wiewdlil die \nrL'eher viel
Mjintrcl daran licfimden.
.Vetzer.
.■\etznuilerss()lin. Nachdem er bei seinem Vater
von Jugend auf das Aetzmalen gelernt, wurde
er zu einem Flachmaler in die Lehre gethan.
Weil das Probestück so gar schlHclit und
gering, durfte ei' in den nächsten 2 Jahren
keinen liehrlinir annehmen.
Wohl identisch mit dem weiter unten folsrenilen
Hr-daii.
1632 Malerssidm.
22. März ' Mulste ein>;n leiblicli.'ii Kid scii\v,iri.n. daIV .-r
solches allein ohne meniglicjis llhlh' gemacht
, habe, was zuvor nie ii'cschi'hcn.
Kins|icnnii;'cr>sohn.
1596/1600
:]| Vi.dlcichl i(bMitisch mit der lirablegnng Christi, die bei Mnnimeiihefr, K':itliaiis .^. L".»! untei- Nr. 2:; aiigelVihri i>t.
4) In .\ndreas (iuldens Kn|-tselzuiig (h^r .bd];inn Neuilr,rre|-'s(dien N.-odirichteii, liei-au>;;vi;-. \'>\\ l.ocdnier a^uell,'ii>chiitteii
Kunstges(di. l!d. .\ i wird .s, l'.ts untei' Nr. S „(bnlnei- und l'onnacker berichte;: ..[mrlehdien sind die^e -iUe Diiivrische
"[listen gewi'seii." Ob si(di .iiese N,diz auf den alleren oder Jiingeren ÜMmodvher bezieht, ist nicht ersichtlicii. I.e.dinei-
merkt; .,Vmi einem l'onnai-ker als .Malei- weifs Niemand etwas. Sattler dieses Xanieiis existierten." Pas hei Mnnnneiihen',
ithaus .S 'J'.lo untei Xi. 17 augefiihite Hild diirlte das l'rehestuck l'e.nack hers sein.
^ 128
Name
Geburts-
ort
Lernte bei
Lehrzeit
Ward
Meister
Probestück
Rrech tel , Lienhart M
Keines
1
Lconhart, d. ).
—
—
1628
20. März
D
M
le heil. Jungfra
ariamitdemKint
und Joseph.
Hans Lienhart
Hel)erlein. Lienhart
1637/43
Brcd au . Thoma.s
—
—
B r o n a u e r , Kaspar
Stretz, Jakob
1607/11
—
—
Bronauer iPronauer),
Georg
—
—
1613
26. Aug.
E
n weifs geätztt
Mannsharnisch
Bronauer, Hans
—
—
—
1613
26. Aug.
desgl.
Jakob
-
—
—
1621
3. Mai
desgl.
Caesar. Hans Georg
1604
30. Aug.
i
i
' ronrad((^unrad\BartheI
—
Lindner, Alexius
1592/97
1604
16. Okt.
—
Hans Barthel
Vischer, Wolf-
1617/22
—
(■(jrdier, Peter Anthoni
Herr. Michael
1632;'35
—
—
(^reu t zfel d e r , Hans
Juvenel, Niclaus
1594-97
Desnauer, Heinrich
—
Hauer, Johann
1039 44
-
—
Dorn. Hans
—
—
—
Keines
> Cieorg
Juvenel, Paul
\U\\ 15
Drechfscl, Wolf
lf)04
4. Dezl)r.
—
Ii l'iiiiiiih'it.' iiml \.'i--.,M.'tr l(;-20 di'ii irrofsfii K n.iibiir|ii,.|- jm KmI haiiss.ial,.. .Mninnifiilmtf. K'.-ilhaiK .s. l-2ii. 11
w.-it.'iv AiIrMit.-n >, .•li.-mla-. .\ iiiin-rk. :iSt'i >. :'.:« ii. :tt4. .1. F. l.ruiiMit hat icr,.') ^cin I'..rti:iT n;irli .■iii,-iii \nii l.(.i;viui .s.tnuh
l'i"'' iia.li .l.'iii l,.-li..|i -rzrichiMt.-ii liild.' -..■sI.Tlifii. .\a.rli \;itrl.-rv Kriiistl.'i-|.,.xikn:i iH,l. 11. 11'.). ■.v.-iid .in 1 ili;ii-t Hr. .
U.'-".'. M.ii.T zu .\■imll..■^L^ K> kann >ii'li ili.-s auf iitiMTcii Li.-niiair jli-. nirht l.i'zi. Ii.^n .l..'/\\. .Ii.' .Ialiiv>zalil i-t raK.'ln. .ia .Ii.-
■.|,..n l<;i^' \..i-,.h.T .1.- Mal.'ili:,n.lw,.ik.-. L-.'W.M-d.Mi.
129
Hatte zu Lehrlingen
Walch, Lienhart
Hoppel, Georg
Rueger, Hans Georg
Ganfser, Georg
Harrich, Wolf
Kraufs, Georg
Jakob, Adam
Schiller, Christoph
Schreiber, Jochim
Mondeckan, Cornelius
Schützinger, David
Lauffer, Hans Georg
Vogel, Valtin
Telot, Hans Georg
Fabriger, Philipp
Kannler, Gabriel (f 1622)
Redwein, Lienhart
Keyfser, Hans
Aichemann, Christoi)h
Kilga, ■\lichcl
Habe.rmair, Christoph
Kraufs, Stefan
"War
Vorgeher Todesjahr
1602/6
1642
1608/12
1621/25
1605/09
1627 ';n
Begraben
1644
21. Juni
Bemerkungen
Hatte schon 1628 ein erstes Probestück ge-
macht; es ward ihm aber zurücksregeben und
ihm verboten, Jungen und Gesellen zu halten,
bis er damit bestanden habe. Dasjenige von
1628 war zwar auch nicht meisterlich, aber
es wurde angenommen und er Meistor, da er
bereits AVeib und Kind hatte, doch durfte er
2 .laln-f keinen (leseilen und Ivehrling halten.
Siehe oben Be r d a ii.
Malorssohn. Mutter Odilie Br
Ätzmaler
Gebrüder.
Flachmalerssohn.
Vischer starb während der Lehrzeit. Die Witwe
verlangte heim Ausschreiben 25 fl. für zuge-
fügten Schaden au Farben und anderem,
erhielt aber nur 8 fl. ->
Lernte blos 2'h .lahre und wurde so früh aus-
gescliriebt>n, ..wi'iln er aber an itzo in Italiani
zu reisen und sich in di'i' inalerknnst ein
luelireres zu ülien gewild.'' 'i
Uoidsctiuiiedss.din. 'i
Fhu'ii- und .\etzuinler.
Sohn des .\etzmalers Hans Dorn, o
War ein gntei' ("ieonietra \'isierei-.
2i lüii Hniis Cuiirad. di's.-.'ii Maiid ali.T nirlit anü'op'lirii isl. v.Tschird am :i. .\pril \&.K 'Yr,-r\<.sr\. .l(iliaiiiii<-l\iivli-llMt' ,->. 40l
:)i Xarh Iiiiii]irlniayi- S. 221 im .ialir.' 1614 zu V.ua'iiiir -vstiu-biui.
li Starb luich liniiprlniayi- S. 222 im .lahn' lr.:;6. V-l. Nau-i.u-s l\'unst]rr-l..-xikMi! [11, .S. -.'ui.
,"o ilalf als l,>dirliiiii- 1C>1:1 Ihm der Hesrauratiou des u-i'oi'vrii iJathaussaalcs. .Muimm.uiliell, liatluiUN .s. 121.
Mitteilungen aus dem german Nationalmuseum. 1899.
XVII.
:m)
Name
Drcchfscl, Paulus
Dümler. Heinrich
Eisenmann. Wolt"
Geburts- . - , . t v -i Ward
Qj,^ Lernte bei Lehrzeit j^gjg^gj
Mcberlcin, Lienh. 1619/24
Strauch, Geory 1649/54
Probestück
Keines
Elsasser, Georfj Heinr. - - Hefs, Lorenz 1631 ff.
Emmart. Christoph Dav. Königsberg Gertner. Georg 1594/98
unterh.
Bamberg
Fabriger, Philipp — Conrad, Barthel 1610/16
Vischer, Wolf 1616/17
leremia.^ Grüneberger, Georg 1617
Falckenburg, Kriedr. v.
Historia vom Zin.*^
groschen
Moritz V.
Fuchs. Endres
Hierun. Franz
Gallwerner, jakob
Ganser. Georg
Gärtner. Georg d. .A.'^)
d. j.-^)
Christof'""!
Geifsler. Hans Barthel
Geist. Wilhelm
Gong. Rudolf
G(jl)lcr, Geort
1628 Einnehmung und
4. Dezbr. EroberungderStad
Troja'^)
Freiung Weber, Christoph 1595 1600 1616
(Oberpfalz;
Aach
(Niederlande)
2. Mai
Heberlein Leonh. 1650/56
Hertz, Georg 1600 ft~. —
Vischer, Wolf 1611 — 12 —
Brechtel, Lienh. 1613- -
Machte kein Probe
stück
Machte kein Probe
stück
liarrich. J(jbst 1613
(jcrtner. Georg
Sibmacher. Hans 1597''1605
München
1635 Zuen Münche mi
14. Nov. einem nackigten
weibsbild. welche:
monachorum gusti
tatem scilicet an
zeigen solleti.
Ravensburg Heberlein, Lienh. 1624 28
Altdorf Falckenbur", Fr. v. 1618 24
\i Vu'l. \.;Uii'.rf'-i--l,'M|iin.i- S. l'.tO. DopiM-linayr S. 21»;. Hin Purtnit il.'ss.'lli.'ii vi'rzcichnt't bri l'uiiz.-r ,"^. 59.
2i l;.-i .MuiuMj.-iilint}'. lialii.'iiis .<. ■».)■', :ils HaTiiill.' licr .\inazoiirii lH.zci.liiM'1. Kiii rurTnir lU-ss.'lbrii bri Paiiz.-i' ."^ .V,t.
Ml .--taili iiai-b li-pichna} r S. 222 iia<-h .\mio IC-iO hihI war ii:i'h Muiniii>'iih"f. liarbaus S. 11t). 12ii iiii(i 121 an ti
k.-^iaurali')ii di;.s Kathuu•^.^allJS beteilifrl. ,i. a. .\'(aub>i-f.'r-I,(ichii.'i- .^. HtH.
|. Vfl. Dnpiu.h.i.aw- ->. 22.-.,
31
Hatte zu Lehrlingen
War
Vorgelier
Todesjahr
Bemerkungen
—
~
Sohn des Vnristehemleii.
Schleelein, Paulus
Stadtinalur.
Werner, Sebastian
Herneifsen, Valtin
Marson, Joachim Friedrich
—
—
—
—
I>iijf aus der Li.'hre.
RfutT, Hieronymus
1613/17
„Niederläudiscber Malor." 1610 (ieiianiiTri- des
Schrenckh, Hans
jjrröfseren Raths. „War imji schihier Land-
Schmid, Niclaus
schaftsmaler." M j
(jöbler, Geor^
— -
—
1632
Sohn des Voriiron.
—
1632
im März
Ätzmaler.
"— "
—
Einsponnigrorssohn. '
—
—
j
Vertrug sich mit dem ei-vt.'ii 1j hniK'isref nicht
und entlief dem /weiten.
Greiftinger, Hans
Soll der Zeit (17. Oktober 10071 in \Vnizl>ur>r
Klarner, Thoma
sein. War ein gutei- Mnler. ^
Halter, Christoph
1
Kaufmann, Hermann
Kmmart, Christ. David
lö20 24
1054
UatAlhivcht l)iirer'^> Lemiilde -mi- >aul.ei- kejiierT.
Visch(ir, Wolf
1638-42
U). Februar
Motschenbacher, Hans
Koch, Michel
Sohn des (ienri; (Terrnei'.
Harric'h starli wahrend dfi- L.'iiizejt.
--
—
Kill jrewesener Miinch.
(Hiwdhl es ziemlich ^chl^rhi. iun iii.ui lins
Bild ildcli jiassiereii lassen.
—
.")) N'iiidi MummeiiliotV. I\atiiaii> >. l'Jl ist auch ein .lenin> nnis derdner als -lunire an dfi' Heslani'Mt inn des lintliaiis
alrv lieteiÜL't LTeWeselK ejn snlch.-l' knnimt ill del' Il.'lU.T'scllell 1 I ;n M Isc h ri ft nicht \'il-. KIhIIso l'.lllt in d.'|--.cniHn d''l' .-lirnf.-llls
■i Mummcnhiitf i.s. 1-21 i anirefiUirt'' l.ehrjnn.Lre Chi-j. Cn-.. unter weleJeT Alikin-zini^-- wohl (liii-topii i,< reiner /i' \ -rvii'lhMi >cin
'ii'fti-. Seinem i,e|ii-nii'ist''i- .Inlist llarricii wai- ja auch dh' aniretVilirte Ai-lieit mit iiliertraL'i'n u'''-wi--oii.
Name
Geburts-
ort
Lernte bei
Lehrzeit
Ward
Meister
1629
9, Juli
Probestück
Gdllin^', Licnhart
Juvc'uel, Taul
1()17 22
Die Abnehmung des
Herrn Christi vom
Kreuz.
Götz, Hans Chri.stojih
1650
14. Mai
Die Jungfrau Maria
mit dem Christkind
und Joseph
Grciffin^cr, Haii.s
-
Gärtner, Gg. d. Ä.
1592/96
-
Grüne herber, Gt'oru
'
1600
"
Hans Georg
-
--
—
1639
21. Febr,
—
Hal)ermair. Christoph
Drechsel. Wolf
1602—116
Hagen. Christof
1655
3, April
Ein ecce homo*;
Hager, Georg
-
-
—
1618
7, Mai
—
Hain (Heim 1- ranz
—
—
Keines
Jakob
--
Minckh, Hans
1617/21
Haintzel, Kerdinand
Augsburg
Juvenel. Paul
1637/41
—
-
Halte r , Chri^toiih
Giirtner, f.ig. d. J.
1618 '23
1628
13. Nov.
Jungfrau Maria mi
dem Kindlein Jesu
Har ri r h , JoKst '
Behcim. Martin
1594/07
20. Xovl.r
Wolf
—
Rrechtel, Lienhart
1619 24
Hartmann Geor;^
l(-)i)3
22, Sei)t.
H a t te nre u t he r . Han.';
Lorenz
Hauer Han'-
161 2 '14
Haubt , Christof
Schmidten-
herg
( .Meifseni
>
1624'2S
-'
!.. Vi-. ,•!,.■■■ in.rl, 11. r, ,].[,. ,,):. ,i ,1 I, iii..r-'l,,in .■)• ,,1- ..--.■liil.i.-r .-ii l.i.'tli.M..r .l.-- ^.■l;i!,i..,-.K-i: - - l-/.irl,i:,.t i-i.
2. pMiiZ'T v.'iz.:ii;liii'-l •■in l'.riiriii '!•-- .M;ili.-r.- .iMliaiin H'-tl' (JriiiiiiuT-.r. 'i.-r lil'. r iüm-I, ii.-i i 'nlvr-'-lii iit U>VI
Hatte zu Lehrlingen
War
Vorgeher
Todesjahr
Bemerkungen
IJifrljiiuiurssohri. Hat sich 1615 den 27. April
Villi der Malerei abgesondert im Beisein der ,
Vorjroher bei der g-oldeiien (nins, ursach
weihi ei- von jungen Malern ist geschimpft
worden. 1633 Genannter des g-röfsern Ratlis.
163it des Haths als ein Rierbrävi '). \
--
1657
--
!
j
Limmerer, Endres
1636—40
1641
i
Stretz, Hans
'
Funckh, Hans
[
abriger, Philipp und Jeremias
i
Lang, Hans Georg
—
—
1645 2)
.Meisterssohii.
—
—
—^
Bäcki'i'ssohn. i
Ein frenidiT .Maleriresell.
*i Weil ei- damit schleclit lie>laiiden, ilurtte er
zwei -lahre lang keinen Gesellen fördern,
noch Lelirjungen annehmon,'nnterdessen sich
a.ber besser üben.
—
~
—
.\tzmaler. Starb im Sjiital.
Hofmann, Kustachius
1607 — 11
1
Minckh, Hans
**) Früher bei Jstöckel. wurde bei seinem \'atef
Et)crt, Sebastian**)
Zimmerknecht.
Schreiber. Jochim****
—
—
*•*) P^niher bei Hans (4g. Gäsar. :
1
i
1637 41
i(-;4s
1
Wai' ein lliiii(b'liiiajiiissi>hll.
1644-48
L'l . Februar-^)
.si'in Sidin Tobias ■;- ]r,-,2. 3. .-Viil'u^l.
Püeler, Gcdri^
1609/13
___
Schreiiier.^sidui. Hat .Mln-eciil fjui-ei-s (4emälde
Vischer, Sebald
fleil'sig kopiert.
Schütz, Sebastian
Gertner, Christot"
1
Mair, Matheus
Mayr. Henfsiein
.\t/,inali<i'.
Körber. Xiclau.^
Hieweil sich dioer II. L. H. iiacli den orsteTi
zweii'U loerjaren verheurat und nit gar
folgents auslernen wiillen, liat er das \tz-
niali>ii M'isobworen. ;
3i Virl. ItiipiMduiuyr .^. ■_1'4. |)as(dl)>l wird der -J:;. [-'(diriia r al> l'ndesl.-iu- aimv-.'l.cn. l',-iii/.'i- vci'zeichiin ^dii l'^rl nit v^n
inil dci- .\ur<(dirift Aet. S. 13 .\iiiin ]f:.',V,, Wenn 'ii.^s- Aiiu-.iIh' i-i.-hti^- is1. >■> iiniisl.' •■v I.V.»:; LTbur,.|i ^.qn und \^iir.' dann
inil -2.'. .l;iliivii in die l.chiv i^-'k^ninn-n.
ll Virl. I)(i|ipidmayi- S. -iH. Ward ii.ai-li .Mumin-nlioll'. Harlniu- .--. I|r, nnd l'.'l an d'-r lu->lanrat iun dr> li.-it li;iu>>aM|.->
.■iliiv 1613 iieteiligl.
34
Name
G-eburts-
ort
Lernte bei
Lehrzeit
Ward
Meister
Probestück
Hauer. Hans^~i
1613
12. Januar
Ruprecht
—
1657
'26. Aug.
DerKirchenSt.Petr
('hör in Rom, so e
daselbst abgezeich
net, nacher alhie;
perspectivisch ab
gemalt^'
Hazm ann . Jakoh *)
"
Michel. Hieronvinus
1594/98
1605
12. März
"""
Heberlein, Hans
Schuab. Kaspar
1593/97
Lienhart^)
Ritterlein. Wolf
1600/4
lölO
2. August
Ein Stuck aus dei
Passion, wie dei
Herr Christus ge
bunden auf dei
Erden liegt
Henipti. Martin
Kronarh
Berer. Hans
und dessen Witwe
1597 '1601
Herneifsen. Endres
—
Valtin
-
Eifsenmann, Wolf
1610 14
Herr. Michel **i
—
1622
20. März
Die artes liberales
Justicia und Mars
Hertz. Georg'-
-
-
Keines
Tobias^)
1605
12.Novbr.
Johann
Iö27
s, Mai
Ein Brustliild Job
Evangelista in dit
Nacht gemalt-')
b V-1. |)ni.|,..liiiHV ■-. 2-2T :,
i\ \nch im Re^irzc (I.t .^Taili. KahOn;: .l..r im (iHiiuaii. .Musyiiiii ii.-tiinll. (ienialilt.- '■\. .\iitlat:'-. N i'. :i^T. In dem 1>
-MummeiilMiff. Hatliau>. aliir-ili-n.-l, t.-ii Vcr/..-iclniis>.- .i.-r im Harhaii-r li.-tinillirli(..|i (iemäldf i^. --'t;:!- fal.-.'lilirh al> .\)-lit-iT Johar
H;.iifi> an-.-tViliri.
:i' ,■^ra|■b tiarli hoj,j,..|iiia\ r --. ^Ül am II, .l.-iMiiai- VTÜ .
1' hi l'ai!/i-iV \^M,"irlini- .-i! Viiihl'.TL'. r..ii liit.'ii i>: ^. '.»; i|a> l'Mriral .■iiK's MahT- „N ir.,laii> ■liaT/.mair' \iii
\\\-H\. _',.^t.M'|,,.ii .. ,,|i .1. \. l; .1,..! icTn, .•nilV^'luliri. iI.t in iiii^.-ivim \'.iz.'irlnii-M- t.'hli.
.'■' \'A. .\ci]iiMrtc|--l.-i'lin.-r .^. 2itl. I'.-uizhi- fi'ihrt /w.'i l'Mitr.ali' von Ihm ;iiif vom .l.alii- Iti-"..'. '.\.-i. ~. 7h. Ui.' \m.':iiM
'■•■I \a'I\<-x. Kiiii>t|.-)--l,..\ik \. i'.'i -\\\<\ iiic-ht kMii-..];!,
— ] ;-!5
Hatte zu Lehrlingen
War
Vorgeher
Todesjahr
Bemerkungen
Ilochheimer, Paulus
1622/25
1660
.Uzmalev.
Hattenreuther, Hans Lorenz
1640/44
12. Juni
War im gradieren sein- herülimt und ein Mann
Reuchart, Veit
Ih.5n/Ö4
von vielen Wissenschaften. 1628 Genannter
Haubt, Christof
des erröfseren Rats.
Strauch, Georg
Strauch, Hans Ulrich
Hoffman, Michael
Metzger, Christof
-')
Michel, Conrad
1614 — IM
1025
L'hrinaclierssolui.
Meufsel. Hans Georg
1625
Kaiser, Carl
Schopper, Endres
Röfsner. Johann
162;-! -27
1656
(inldschniiedssolm. Stadtniale.r. War ein fried-
Drechsel, Paulus
\6'A3-31
27. Januar
lichei- Mann. .\n dei- Kirchentafe! ange-
Geng, Rudolf
1642 - 47
7,S Jahre alt
schrieben: „Der Erbar und Kunstreich Leon-
Schmidt, Hans
1650 -54
liart Hoberlein eltister Mahlen auch Eines
Hrechtel, Hans Leonhard
Edl Hochweisen Kahts Stadt und Land-
Kaltenprunner, Johann
schaft Maler, am Bonersberg beim Eosenbad."
Luber, Hans Jakob
Genau ntei- des «rrorseren Rats 1G40.
Fuchs. Hieronymus Franz
1
Stahl, Hans Albrecht
1596/1600
i
Putz, Jeremias
Kilga, Lienhart
Vogel, Wilhelm
—
~
.Sohn des Vnvsteheiiden.
Pfenner, Hans Chr.
16:^0'34
16()1
..Hin g-utfi- Mali'i-. [nvi-ntor, ConterfottiT, allerlei
Cordier. Pet. .Anth.
1641 '45
21. Januar
Thior-. Gespenster- und Zaubeix-imaliT." c„-
nainitcr des irnirseren Rat.- ]<i:i'.i.
Galhverner, jakob
1604/8
—
Nützel, David
1617/21
Lang, Christof
Wetzel, Hans
—
■
—
.__10)
Sohn (ieiirgV. Hat aav ■-anlier auf Hertrament
f^onialt.
6i Vffl. Xeudorfer-Lochner S. •JO'i. Doppchuayr S. -i'is, Treidisc.l ,s. -JOT. Auf ileui l^athau,- liefandcn >irli iiai-ii Munum-n
tt S. 2'.t;? von Herr's Hand zwei ileniäldc: die Hülse di.M- Xiiiiviti-ii bei d,.i- l'ivdiirt .Iniuic und da^ von Kuist.n l'ii-eelnmiiii
im Kriedeiissclilurs trelialteiie Fi-iier\verk. smvie ilas l■|'(llll■^l (ick : Ha- Oesi'tz. die k'nn-t und iJ.T Ki'i'-ir. I'aiizi'r t'ulirt ^. bM
1 Porträt HeiT's, jrest<ii-hi-ii von I'. Tnischel. an.
7) Panzer fi'hrt S. In-J i'erli'äte deora: Hertz's (■;- lC.:',.",i und <i 'ü- Ibo-Tz'- dr- .lin;-. M.-iI.m' zu Oanzii: '] i'W^i ,iii.
Hl Xach einem bei Panzer S. lii-i antrefiilirteii l'nrtrai stai'b lo- jC-io,
'.>! Xoeli im Besitze d'U' Stadt : Katafii;- dei- im liermati. Museiuii ln-lindl. Cauäide :(. \nti. Nr. o.M.
lOi \i:\. Doppelmayr S. -Itl ■',■ am -is. Oktober |r,:!.',. l'unzio verzejehn.'t oin l'.otr.it .unes Hans Ibutz \oii H. Kniiizn
•, lf,:;;i iil> lodesjalir ;iuffiilMt.
- 1 36 —
Name
Geburts-
ort
Lernte bei
Lehrzeit
"Ward
Meister
Probestück
llcfs, Loren/
1628
27. März
lO.Oktolier 1626 hat
er sein Probestück,
ist des F<athaussaals
Conterfet gewest,
vorgewiesen; es ist
aber wieder zurück
gegeben worden,
weil noch etliche
Monate an der Zeit
gefehlt.
1628 war sein Probe-
stück die Jungfrau
Maria mit dem Kind-
lein Jesu. Wurde ihm
zurückgegeben, da
das erstere behalten
worden war i).
H i r s c h V u g e 1 , Gg. Friedr.
Strauch, Georg
1656 ff.
—
—
Hüchhcimcr, Pavilus^)
Hauer, Hans
Weyer, Gabriel
1611
1612 ff.
—
—
Hofman. ("onrad
-
—
—
-~
—
1 1 ofm ann , Maximilian
Juvencl, Niclaus, u.
dessen Witwe Klara
1594/97
-
—
Eustacliius
-
Hein, I^ranz
1597/1601
—
Wilhelm
über-
ferrieden
Kind, Johann
1599/1605
-
—
Georg
--
--
1607
7. Mai
—
Hoffmann, Michael
-
Hauer, Johann
1644 48
—
Hohcman n , Wolf
—
Weingarten, Georg
1614'18
—
Hoppel , Georg
—
Brechtel, Lienhart
1603/7
—
Jacob, Adam
Kettgau
(;'> Meilen von
Leipzig)
1630/34
lamitzcr, Barthel
Moll, Dietrich
Ohler, Niclaus
1596/99
1600/1
—
J u ven el. Niclaus-')
„--
Machte keinMeister-
stück
Hans'')
-
—
-
Paul\i
—
—'
1609
13. Juli
Die Taufe Christi
am Jordan
h Vj/I. .Minnin.'iilinil. liatiiau- .-^. ■_".(:{. w.i><-|l,>t i|i.'<.- HiM als oiiio .Vilirit ili's l.nirn/, ][<i|V lifzoiciiiif! \\inl. Ks li*'S
il— w.ilil ein x-hr.-ilif.'hl.T .l.'s (,-. .lak. il.'l'-. iI.t 1711 .lir hiMn vn-zciriiii-tr. vi|-.
•2i XaL'-l'-r l'uliit in -.'iii.-iii K hhhI |..|-|,,'xiki,ii i\l. -Juli ciiM'ii l'^t^T llnrlihri r an. iIit um lCr_C, in N rinil.."ni- L'.-\vc<ri
^■illt>> hi"M- iiiii'- ViTw..cli-,luii- inii il'-!ii r.aiil [l. VMrli.'u'.'ii y
:',! ^ta^ll ii,i.-li |i..ji|i..liiia.M >. '-I' i^ am 1. Am;ai.vt l.V.lT. \V.i|-H aiil' '!rm liurliu>k i ivhlidl li.'ijralMii ; >irh.. llii-vl a. a. i
->, i'iö. .'5L-licnkt*.' lUjiii Kutf .;iii GoiJiaMu in .lic IJeL'iim'nl -vi uln' : ^ ul .\luinniiai!nill'. K'atliaiis S. T'J.
— 137
War
Hatte zu Lehrlingen Vorgeher Todesjahr Bemerkungen
Elsasser, Georg Heinrich
Reier, Hans
Streit, Henfslein
ilüfmann, Alaxinnlian
Creutzfehler, Hans
Troscliel, lakoh "")
Pfenncr, Hans Chr.
Dorn, ( u-or!4
Kaiser, Karl
GüIIin<T, Licnhart
Haintzel, lohann {''erdinaml
Voi-liel's das Atzmulcii HUI seines \<]iU\(ni (Icsiflits
wog'eii und wiuuhi.' sich dem Flachmali'n zu,
„welches kein solclics sclinrpfV's li-esiclit
liediirife".
Kl"lisrlii!i'r,ssiili
lilicb uucli zwi'i Verspruc'lisjahrt' ltil><--50 bei
Hauer.
(iilldsrllinitMlsSoilll.
Starli wuhiviid drr l.i'lii-Z''il i i.V.M -DTi di.'s.'r
licidcn. .Ni'iur Wittwi' liii'ls riara.
\V;if crsllirli ein (l];i-~iiiali'i-. iiiTiuediiT voll oltarli
vitd se|i;iiii. ('iiuti'rt'ft und aiidiM's ircuiaidit.
— *i War sliitt l.lalin' nur Vi Jalnv i l.V.K '.i'.n Ind
•I, und wurdi- dann vnn diu- Kul:- di-ui .1. alii.'fT'ulr.
l()]()/2ii 1()4M Vnnnnnd de- W'.ili llairirli Kd'.t. l-üu rndmi-
zn Prefst)nr" uiii'di^j-iu- .\Ial«u- iu diu- l'.u-^|l'■k^iv und allc-Iri
Dini.'-iui. wie iillhiiu' an diu- :;'i-iil's(ui i^-riualtr-n
JiiM-kr auf diun H.-Uliau,-. zu ^i'li.ui.
h Nirlit, zu viTwiTlisi'ln luit .luhaiin .luv.uiid. dmi .sidiiir di-< i'aul -1, liiiii|i.-liiia> r .s. ±l:]t. ,\-j TmhI wnhl .u--1 l('>n',i
iraliUr. als n- Meistiu- wurde Hans aher srlnui ir,',)S/'.ni l,idir!int;-i' haTfi'.
.")i lii.piii.lniayi- --, -i-J:!. \\,rr -rlu Wirkiu) lud diu- ,\uss.diiuu.-kuuü- dos iiailiau-M's \ii-\. da-- ,\luiiiui.uiliidV>rli.' W.u-k
IH'i !V. i'anziu- ITilu-t rin Mm (i. ^Iraucli IC.V. irl■^; rluui.'^ i'iu-|rat an ...-e-r. su,-n- II \.', Iiy-.-
Mitteilungen aus dem german. Natioiialmuseum. 1899.
XVIII
— 1 ;-!8 —
Name
G-eburtsort
Lernte bei
Lehrzeit
Ward
Meister
Probestück
luvend, P'riedrich
-
1633
21. Mai
Der Herr Christu.'
mit den zween Jün-
gern, sonachEmauf
gangen , ob dem
Tisch'sitzend.
Hans Philipp '''1
1645
18. Nov.
Eine perspektivi-
sche Kirche 3)
PauM)
Strauch, Georg
1654 '8
—
-
Ka Ito np runer, Johann
Heberlein, Lecmh,
1644 ff.
Kaufmann. Hermann
Gemündt
bei Marburg
(Hessen)
Gärtner, Gg., d, .V
lh03/7
Kcmpf, Hans
Galgenhüf
Weber, Christof
l()(H 7
--
Kcstn e r , David
Vischer, Wolf
1608/12
-
Michael
Preuisler, Daniel
1656 '60
•''.
Ke viser, Hans
Dorn. Hans
1600/5
161U
9. lanuar
'"
Kilga, (Kilian) Lienhart
—
—
—
Keines
,
Onolzbach
Herneifsen, Endres
1603 8
—
—
Michel
Dorn. Hans
1610
—
-
Kin il, Johann
—
—
—
1604
30. Aug.
-
Koch, Michel
-~
Gärtner, Georg, d. J.
1605/9
—
Khol, Hans Hieronymus
Beheim,]Martin,dann
bei dessen Wittib u,
ihrem nachmaligen
Mann Jakob ^lartin
1620 — 24
1624—25
Kolb, Paulus 'j
2i'2 Jahr bei ^Nlaler
Peter und 1 1/2 Jahr
bei Wever. Georg
1595 -97
1597 99
1613
15. Juni
d, J,^
1645
22. Mai
DieBekehrungPauli.
(Es ist ihm dabei
gesagt worden, "Sich
zu bessern.-'
Körber. Niclaus
Pegnitz
Hartmann, Georg
1609/14
-
--
Kraul\s, Stefan
-
Drechsel. Wolf
1608 '14
—
Geori^
Weycr. Hans
1624 '26
1647
Die Aufopferung
Hrerhtel, Lienhart
10 2 6,2 s
i), Febr.
Isaacs
Krieger Melchior Balth.")
Altdorf
1650
14. Okt.
Des Apostels Petri
Schvviger wie solche
von dem Herrn
Christo vom Fieber
gesund gemacht
worden.
li pnpiM.liiiayi- .^. -i-JI li-z.-irlm.-f i|..n 2, Murz lUiT ;il> T."|.',^T:u', Kin l..'i I'.-iiiztT aiiir.'tVihrres l'urrnit tril.i >:l.-iilall< VA
,1> T.Ml.-.jahr an.
•Ji Virl. li..iiii.-inia\i- ,^. ±1\.
:;. WmIiI ila- V'in .Munini.-nliMtl, Huthan^ >.:i'.V\. \\\\\<-\ \\\ 27 an^'i-tVilirtr linnaM.'.
Il Wanl na^-li .-iii-ni \>'-\ l'anz.-f i ,^. 12-'' anL'uruliit.'n l'-rtrat IC;:!! -■-.•l-r.-i].
.", \a^-li .Mi;i!iin.-nli-ti >.-l'X\ \r. 2 hat Mii-h.-i.-l K.-tn.-raN l'rui..>>trn.-k ^\v\\\\\ mit iliivr Maird uiül ■!.- il<iJMt,.nii> Kn],; -.-nütl
'M .-^.■in M-i>ti'i-sf..;k -.var -in tr'-at/.t.T ilalMiariiiÄi-h. 'l-r -i.'li j.-t/t im ii.Tniani>''li.,-ii .Musfiini l»_-rui.i.'t : •> u'l. Mitt.-il'iiiL'f
<',i '.luiu '.n;i-iiianii''lifn Nati...iiuliiiHb>>um l-^'Jl, >. Ö7 'lud ^7
39 —
Hatte zu Lehrlingen
War
Vorgeher
Todesjahr
Bemerkungen 1
—
—
16451)
.Sohii des Paul.
i
1
-
—
—
Malerssüliii. '
Ist nach Wien verroisl.
__.
—
-^
•Sühn dos Friodrieh.
—
-
Während der
Lehrzeit
i
i
1
—
—
1
(Tlaserssutin. j
Schatz, Georg
Rösian, Stefan
—
1631
Atzmaler. Soliii ili's Kaiidelfriersej:- Heiiir. K.
1603 '7
Bruder des nachfolgenden und l&ß Hürge für
dessen T>ehrgeld. ,
Hüfmann, Wilhelm
Rofsmann, Hans Endres
-
-
1
Sohn lies i.ienhart K., dei- am -2. Sept. KilO ver-
stdrhen wai'. Mirhel K. niuFsIr seines Inisen
Gesichts halben die Mah-rei aufgehen.
Schnitzer, IMichel
Röfsel, Franz
161923
1629/33
1639/43
1655/56
165U
3. Oktober
1656
11. Oktober
Is1 zuletzt an (Iim- linl<eu Si'itc lahm g('Wi,'si.
Sidm des Viirigi'ii.
Ballier. Abraham
Popp, Heinrich
-
1657
2. März
i^ifls sich am l.Autruvt l<)4:'. i'in"n «icinii-ts- und
i'inen Lehrhricf ausstellen.
i
n \ach (iuld.'ii aiu.-l]('iischrift>'i, Xi S. l'M Marh raulu> Knll, am .".. Oktuhrr Uj.'in. l),.ii|ielma\ r i.-^. ±;.'.i ;rilii denselh..n
8! Viiw/.i'v fiihri drei lüldnisM-. In'Zfichn.'t Maier l'anl K'ulh an. daruiitei- .dnrs vnu .1. F. l.,.otiart vm|i KiT-J.
9i hl MummmileilV wird als auf dem K'atliause hefiiidlicli rrwaluit >. l".i| ..liie Hrwckuiig der T-.-ht.-r .iairi \ nm alten
■leliKu- Krieger-. ,s. •_",):■; unt.M' \i-. I'2 ..eine ( Ir.ahles-ung Chi-isti vm junireii Krietrer. ^rMll^tm•k.•• W'-l. X.-i-l.'r'- KriiisTler-
.xiken Vll, 174.
•}(l
Name
I.a n ^ , Hans ( ifor^
Geburts-
ort
Lernte bei
Lehrzeit
Ward
Meister
Probestück
(jrünebergH r, ( ieorg
l()2'J L'd
Christof
-
Hertz, Georg
1()L';!"J6
—
Län^t:r, Lorenz^)
La liminair. Antoni
-
1659
18. Oktbr.
Lauer, David '^'
\V(;\H'r, Gabriel
16 CT IS
162;-:
2.3. Sept,
Die Enthauptung
Holoferni * i
Jakot)
Lemmerer, Kndr.**)
Küchel, Conrad
1616/17
1617/20
Lauffcr. Hans (icor^
Cäsar, Hans Georg
1623/27
Le^'a. Moritz
Strobel, Stefan
Hendenbacher, Gg.
159.5/')7
b->97/09
Lei hinter, Hans Adam
isnv
Beheim, Martin
1613 '17
-
--
Lembke, Philipp ■*>
1653
3, Novbr,
DieKinder Israel mit
den Amalekitcrn
streitend
Lcmmcrer. Endres
---
Grüneberg, (.ieorg
1.Ö95 1f)()2
I(.0()
16. Oktbr.
Lindner, Alexius
---
Keines
Löfsenbert^e r , lakoh
Lindner, .Alexius
1606 10
Luber, Hans Jakob
Heberlein, Leonh.
1648
Mahler. Hans Wenzel'')
Ammon, Conrad
1.618-22
Mar so n, Joachim Frdr.
Eisenmann, Wolf
1614'1S
Martin . Jakob
Schweintiirt
1624
<). März
S< in Zinn and(.;rma
gemachtes Probe-
stück :
Der englische Grufs
^layr, Henfslein
Hartmann, Georg
1603 ff.
Meifsel, Peter
(")hler, Nicklaus
1610/14
—
Melonius, ('.hristcjf
Immerfeh
bei Bleuburg
(Pfalz)
Cammerschreiber,
Hans (Hofmaler in
Neuburg)
Baier, Jeremias
1606/8
1608/10
Metzger, Christoph
Hauer, Johann
1653 57
Michel, Hieronymus
Keines
Heinrich
1604
10. Oktbr.
Conrad
I lazmann, Jakob
160<, S
1611
17. Dezbr,
Die Ciöttin Venus
1643
3. Oktbr.
Die Judith mit liolo-
fernis Haupt nach
Goltzii Kupferstück
gemacht
]i l'jinziT fuhn --. 111 ■•iii \ni! I,. F(.|iitz.-r p->tiM-lii'ii..> l'ortnil <\k- l.,-niviil iu- l.:,iii;vr voll l'ivIVliin ir. (.1;i>iii,'i|.t^ i
.Viinil»;rir an. l-.-L, I:.S1, -;- HWi.
2. Oavi.i I,;ri.-i- liait iiarh .M.iiinn.-iilp.lV ,--. l'Jl aU l.i'hiliiii:- H;!:', Ln i|.-i l;...l a u i ;, 1 1 \<-~ h'at llall^-..a:ll,•^. N,,.-li .■in-
\n:\ l'aiiz. 1 .aiiL'-.-liiliilfii, vuii II. .1. ,s, ^'r^i ncli.-ia-ii Bildni'- i>t U.avid Laiifi-. Mal-r iiml Knnsl lianill.'i'. Ifiüt L'-.-tnib.'n.
:li ^u\\ w.,|il .Mi.'l;a.-I II. -n ^.■iii.
41 —
Hatte zu Lehrlingen
War
Vorgeher
Todesjahr
Bemerkungen
_„
—
Kaufiiminissoliii.
—
—
Haiulelsiiiiiniissuliii.
—
-
GeiiaiitittM- des Knir^rr-t^ii Huts WIW.
Sattler, Jobst
Bauer, Lienhart
Guldscliniiedssuliii.
•") NB. Das ()rit,'iiial lial MH m üf.'iiiacht innl
aucli das Prnlicstück überholfoii.
**) Konnte sicli niil dem l.ehrlinu- uicdit vor-
tragen.
—
^-
Pathc seines rjolii'licrrii.
___
.-...
Konnte sicli mit seinem ersten J.elirlifMiii niidil
-
-
vertragen.
Lauer, Jakdh***)
Pauli, Paulu.s
-
1630
HnelidniekeigcM'llrnsdlin.
"'*) \^'al■d ilim von diM- K'ii;:' .-ili^'i'theill.
Cunrad, Barth!,
1596/1600
Troschel, Jakoh
Löfsenberger, Jakob
Strobel, Wilhelm
—
—
Starb wiilir.'iid d<T l.clirz.'il.
-
--
Heii,-il|irl..ili(. Will wr d.'s Mnlns M;irtin R.'lii'ini.
—
-
nrerhsl.'i-sMihii.
i
i
Sensalss<dni.
Ilaztnanu, Jakoi»
zwischen
1 596 98
Si'jni' i-',hi'\virl liiu tiii'lV Kai li;iiin;i.
-
1627
8. April
War drr Mnler liii-ager.
Haier, Jakob
1631 3ö
1645
MiiliM^sii'iin. l.iTiilr IHM- -1 -iahi-r. d;i rr ..rin
Mt'isIri'sMilin.ailMTc'il hri M'inciii \alri- etlicher
Mai'sen das Handwerk sidmn ln'ü-i'ifl'en."
|iis ll.-iiii'ieli >.iiin. >e'it l()-">') l'nisapT. Oa.-i'in
l'ndiesliick s(ii;-,-ii's(dileclit^'-einalr n.-ez.-iclinet
war. diiri'te er keiiKüi Lidirjuiiireii annelinieii
u. keinen (.^seilen hallen, ins ei- .-iii liess.'iv-
ireüel'ert.
h i'anzi-r fiiUrl das rortriil i•\\\^■> .tih. rhilipp i.enihki-. u-estiHdini vnn Sandrarl. auf. Miinniiriihntl vi-rzfiehiiri s. -j;
lüM anf drill i;:iiha'is.' vmh .Inh. fhik Lmihk", .Annn IC.M -■■mall. Au- ei' iiiedi il.ali.-ii ^v|■,.i^t : ..liie Ik-ilailk .l..suai- ui
Ainak-kiier nach K\-d, XVil. '.i. iD." W.'itei'es ühiM- ihn sieh^ Onpp.-hna} i' ^. -Jm 1'. Xai^-lrr. Kiiii-I !.m'-1 .exik-ii Vil. 1!."..
•^1 l':iii/.er i'ihrl >. l.'i-'; das rortriil eines Weiizehiiis MaUer, li'eixM' luel Uradier.-r in N iii'iilie|-i;- uiil. Ilii-sidiiiiaini m:. lü^
142
Name
Geburts-
ort
Lernte bei
Lehrzeit
Ward
Meister
Probestück
Moll, Dietrich,
Scrpcnt genannt
Machte kein Probe
stück
M oniie ckan , Cornelius
Cäsar, Hans Geortj
1613/17
—
Alolsclien hacher, Hans
Korchheiin
Gärtner, Geor^, d. J,
1601/4
Müller, INIatthes
Wein^artten, Geor^
1620/4
Geor^'
Au l>ei Lin/,
Weyer, (jabriel
1626/30
--
I\I ü n c k h ( IMinekh 1, lians i)
Hain, Franz
1602/6
1613
1. Juni
1)
Münckh, Hans
1642
24. Mai
Das Geschenk de
Königin aus Arabij
demSalomongetha
Nebele in, Lienhart
S])(Mi, Hans K(jnrad
1607/8
Neidlin^ier, Michael
Strauch, Geor^
1639/44
Nürnherger.HansLienh.
Öhler, Nikiaus
1603/7
^-
Nüfsel, Hans
-
Strohel, Stefan
1599/1603
Nütze], David
-
Hertz, Georg
1619'23
Oherndörfer, [akob
Kärnten
Münckh, Johann
1647/50
—
Öhler (Olher). Niclaus
—
—
Machte keinMeister
stück
Örttel, Johann
—
Reichhart, Veit
1648/53
-
Ott reich, Heinrich
Strobel, Stefan
1592/96
Pantzer, Lienhart
Pauli, Paulus
Beheiin, Martin
LeiTi:Tiermann,K)idr,
1603/7
1623/27
1615
11. Mai
Das Kindlein Jesu
mit seiner Muttc
Maria u, dem Pflege
vater Joseph
Peter, Maler
Pfenner, Hans
Herr, Michael
Juvenel, Hans
1622/23
1623/26
Popp, Heinrich*)
Kraufs, Georg
1653/57
Prait, Hans Geor^
Weyer, Gabriel
1617/22
Prettin ^, Geor^
Ruprecht, Christian
1644/48
-
Preusler fPreisler),
Daniel ■')
1654
5. Mai
Die Historia, \vi
Cain seinen Brude
Abel ermordet, gan
lebensgrofsaufTnc
gemalt "i
Kaiser, Karl
Juvenel, Paul
Hazmann, |akob
1()16/17
1617/18
li l'unzci- fiihrt >. l.V.t <j;i- vuii .1, K. Lniiiai-l i;vstn'-hi>iii' riii1i-;il 'Irs Malers llntitis .Miii.'kli iiiul .mii zweit. 's i|i-~ .Maie
■ Inhaiiii Miiirkh vun ICTl' ,aii.
'Ji Marl, iiarh 1 i.i|i|)..liiia> i' -v. SA f, zu V.'ie-ili:;- am '.'T, i Ik I ..Ii.m' jTfK!.
:;. : H;:!:;. \-l. hn|,|M.lina.\r N. 2-_'l,
h Vu-i, |in|,|M.liiia\! .--.•_';:•; f. \aL'l.-i-, Kimsil,Tl..'Mk-ii XI, -MO. .Miiiiuii.-liiiutV .s. -J',»!' iM-zfirhiM-l als s.mii l'i oli.'st ii
Ahrahalii.s Opicr.
43 —
"War
Hatte zu Lehrlingen Vorgeher Todesjahr
Jamitzer, Rarthel, 1396 -1599
Bemerkungen
Hein, Jakob
Baudenbacher, Niklau.s
Sauerzapf, Georg
Oberndörfer, Jakob
Raifsenlaider, Johann
Scherzer, Sebastian
Jamitzer, Barthel
Nürnberger, Hans Lienhart
Meifsel. Peter
Zeifs, Simon
Kolb, Paulus, iri95 -97
Kestner. Michaei
1624/28 1641
1635/39 begraben am
21. Septbr.
1653/57
16U0/4
Sohn (los Vorstclu.'iKleii.
Am 2. .Iviiü Iföl ist ]J. Müiiekeiis llauslrau samt
ihrem Kind im i.eili bcarrabcii unnleii, wurdo
von i) Malcni samt 5 Mak-i-sirfsidlcn. so allf
\ii'dt.'rländ<'i; hinansüctiviu'i'ii.
Ätzmaicr.
M<^thscll^■nkfnsohll.
Sohn des Malers Wolf Xützol,
') : War ein l'einfir Malt
Arztssohu.
1517 Wnrdr zu Wiirzluny oi-st(n-.hon.
SchwoinesrnclLiTssoliii.
Kindincrssohii.
Wrinli/indlci'ssnlui.
Schnldii-nurssohn.
Aus dt'i- l-'iiidt'l.
Kill rivinlidri- ,\lal.M-i;vs,.|l.
ij(>nitc MH-hiT zwoi .lahi'' in p.aiiiin'r;
5) Vgl. Doppel mayr S. 2:30 f. Fr. Kr. l.citsclmli, die Familii' l'n'isl.'r und Markus Tnsidii'r. I.i'ipzig ISSil. ranzer tiiliit
lip' iri'stocdii'ni' Porträte von iiiin an.
t'o Noch im üesitze der Stiidt Xiirnlicri;- ; Katalutr der im (lerinan. Museum lieiinolielicii (ieniälde. :!. Aiitl. Nr. :l.'iti.
M
Name
Geburts-
ort
Lernte bei
Münckh, Johann
Lehrzeit
1()5()'54
Ward
Meister
Probestück
Rai fsf nla idtT , Johann
Rctlwcin, Licnhart
Kell
(5 i\I eilen von
Nürnberi^)
Dorn, Hans
15<)5'1(JÜ()
Reicharl (Rcuchart)
Hauer, Hans
1617/24
1627
5. Juli
Ein ^'eätzter Manns
hämisch
Reicr, Hans
«
Hofman, Conrad
1596 ff.
Reuft. llieriMiymus
Kalckenhurg, Fried-
rich V.
Weyer, Gabriel
1604/6
1606/7
Reut her, Hans
Schneelein, Johann
1605/11
1615
16. Mai
Der Hercules mit
einem Frauenbild
(derer er scinLöweH'
haut aufgesetzt und
dagegen ihren
Spinnrocken ge-
nommen)
Ritter lein. Wolf
—
--
—
Keines
Rösian , Stefan
Ma^^deluirj^
Keifser, Hans
1620/24
Rüfsel, Franz
■ —
Külb, Paul d. Ä.
1645/48
1655
22. Dezbr.
Der englische
Grufs ■^)
R 0 f .s m a n n . Hans Endre.s
Schweinfurt
Khindt, Joh.
1604/8
—
Röfsne r . Johann
~
Heberlein, Lienhart
1614/19
—
Rüeger. Hans Gcor«^
Prechtel, Lienhart
1610 11
—
—
Rupe rt (Ruprecht 1.
Christian ^'
-'
i6;!4
6, Mai
Histori Semiramis
welche K()nigs Ciri
FlauptineinSchüsse
mit Blut eintauchen
lälst ^1
Sattler, Jakoh
Lauer. David
162:; 26
-
Sauer zaj) f, Geor>^
Miuckh, Hans
U)26';n
Schatz, (icor^
~
Reiser, Hans
1616/21
Scherzer I'hili])p
Wever, Gabri(.:l
1602/4
|()h, Sebastian
r)n(il(lsl)ach
.\lincklr, Johann
I()54/5S
.Schiller, ("hristdph
Hredau. Thomas
lh5S'()2
S(:hlc;elein, Paulus
Neuenmark
l'jrscniiiann, W'oli
ir,94''>7
Schleich, l'eler'*:
16114
4, Dezlir
ii r:!iiz.'i- IVilii-t .s, V.\:, .|;iv l'MVti';il (i.■^ \'fil l\ ■ ■ i .' h' • 11 . ,\l,'il.'r iii \ n M I i '■ ■ r-'. in ^■■hw:i|-zkiiii-.| :i n-ij-i-t .ihr! \'.ii -1. K. l.i-niiai'
Vrrl ,11! f.
2l VkI. I*''lJlii;llii;iyi' .s. -l-i'.). I'ihiz.m tiilirt ■•in lüMni,- d.'- M;i1<t^ .lohiiim Clirist iaii Kii|ii-.Thl iiml ila-.s,.lli.. niil di
LLii>;i>chrift i'hri-tiaii Hui>ri'cht uiif.
— 145
Hatte zu Lehrlingen
Örttel, Johann
Züsch, Philipp
Heberlein, Lienharl
Peckh, Heinrich
Trautt, Hänslein
Hcr(jld, Lorenz *)
Prettinif, (ic(jr>'
War m ;i • V
Vorgeher Todesjahr
1645/49
1652/54
1654
30. Januar
1651
1610/14
1632
6. Novbr.
Bemerkungen
IMVagnerssiiliii.
l.iM'iitf! Fhu'liiuali'ii 1111(1 (iniilii'ii'ii.
Er nannte sicli aiil' der Bnist seines Pi-obestückos
einen Flaclunaler, welclies Wort die Vorg'ehor
ihm auferlegt auszulöschen und sicli des
Flachmalens niclit zu gelirauchen.
Aus der Findol.
.'\us Falcken])urgs Lehre getreten, „wegen dos
stetigen Ausschickens und Aufsailiing allerlei
Pofselarlieit, dardurch der Jung an seinem
TiOrnen merklicli versäiiniot wurden'".
llandelsmannssolm.
*) Durfte weil ,,er sich damit alsD fibereilet" zwei
Jahre lang keinen (losollon und Jjohrjungen
halten oder hatte „untrrdesson ein bossors zu
maclien."
Ahlenschmiedssolm.
Wurde soiiiom iiehrhori'ii vim doi' IJiig abgo-
theilet.
Ein fr<Mnd(!i- Flachmalergcsell.
(loiiannler dos grofsoi-cii Hnts K'ä!. Voii-oisto
1(;51 nach Wien.
") Wandte si.'h vnii dor Ma]or<'i.
rfraü'iioi'ssiihii.
ll.ifnorN.-^nhn.
M) Aiifgrliihrr boi Miiiiiiiii.'iihotV S. -JIM ai^ ili.' Hi^I'>ri:l. wir dio Dmiiins ibros Ffiiidos Kopt in mmii oj-on lliul >'iiitaucb<'ii
:il'st. luioli K'uiiriis Kiipforst irhi'u gemalt.
4) l'ortrfit \oii Kh.'i bei l'aiizer S. -JM. Ein Malei- dieses Xanieiis aibeitete iiaeh Xagler. Kinisi le|-^|,e\ikeii XV. -JUS um
675 in XUrnborg. Sollt« ei- nur ilurcli die .laliroszabi iliesi^s roiti-fits zu dieser Annahme ü-ehiugt sein?
Mitteilungen aus dem german. Nationalmuseum. 1899. XIX
146
Name
Geburts-
ort
Lernte bei Lehrzeit Geister
Probestück
S chm \(\ . Niclaus
Faickenburg, I-ried-
rich V.
1()12/17 -
Schmidt, Hans
Prag
Heberlein, Lienhart 1628 ;!2
Sc h nee lein , Johann
-
.
—
Schnitzer, ^ilichael
Kolb, Paulus
1621' 25
> Ruprecht
Wechter, Hans
I5')7/160l
—
—
Seh üner , Daniel
1654
24. Dez.
-Der junge Tobias
als er von seiner
reifs nacher Haus
kommen.« ^)
Sch()j)i)er, Kiulres
Hatzmann, Jakob
Weyer, (iabriel
l(/22'25
1()2,") 2()
—
Schreiber, Joachim
Cäser, 1 lans Georg
H(;in, Vvduz
16 US; 11
l()12'i;<
Seh re n ck h , Han.s
Hamburg
Kalckenburg, Fried-
rich V,
16Ü2/6
~
Schult hei r.s, Hans 2)
—
1605
22. Januar
—
Schut;ster. Wolt^
—
Weyer. Gabriel
lf)21'25
-
—
Schütz. Sebastian
—
Harrich^ I(jl)st
l()08/i;i
—
Schü tzini^e r, Daviil
Cäsar, Hans Georg
U)18,22
Schwab . Kaspar
-
--
—
Keines
S ibmache r, Hans '*)
~
-
>
Solis, Georg
-
—
— 1604
30. August
—
Henfslein
—
Solis, Georg
1599/1603
S jnir 1 . Hans C^jnrad *)
-
16U7
17,N()vbr.
Stall 1. Hans Albrecht
Inamberg
Sandner, Georg
in Bamberg zwei Jahr
Herneifsen, Endres l.j<^4 47
nach des ersteren
Ableben
Stöcke!, üeor»! '"'1
— —
11.04
8, Novbr,
,S t r a w c h , Lorenz '')
Keines
b l'.'M .Mmnni.-nliMtl -■. ■_".•:; uii-,| ,iu. l'i'nlM.st iick ab 'l.'ii all.'ii lilimi.-ii Tol.ia- \ oixr.-ll.'ihi iH'/i^iihn-I. \;rl. .■lu.li .Wil.'-I.t's
KiiiiMl.-r-l.-.xikMii W. KW.
■2i .\ai-li (iiitr.'l. N-i-iM-li.'i' fhri^r.'ii Fiv\ .llmi',. (i.Mlachtiii^ >. 'M wani >\<-^ .s.'liultli.'il'- lir.ali .-1111' d. •in ->t. h'.M'liii.-kiivlilM.t
mit 'l.-i- bi-i-liritT : ..li.-r Kr^ain iimi Kmi^t r.'irh ll.aiiii- .^'-IidIi |i,.ir>, |-'|ai'liiiiahl.'i-. uiai .ii.'^.-i- /..-it IlMtViihi-i. r /ii saiirt KniMiiii- ili.
MMr-ai-tha. -..-in Kli"wri|-tliiii. ilii-r all l,.al,-,-Kil..ai ü.'-ra Liii-. .\liiio JCi'-J."
:;i \'-H. pMi.]i«-liiiaw- ■-. -Jld; aiiili o. v. ^rl|.,iai, .loliaiiii sihiiKh-luT in „Kunsl uimI i icw.-|-lM-" l^T'.i .\i-. -j:. ihm! -ii'..
1. II..-I' -•in l'i^.l.'-.tiirk -. Mitt.-ilunu-.^n .a'N d.-iii 0.-i'iiiani--||.'h .\al i.aialinu-.^uni \^\>\. ^. :ü 11.. iVM-^ll.-t .-. lal. IV.
l-iL'-. 1 .ili^'-l.iM.-! iM. .iml ^, <7 |-.
— 147
Hatte zu Lehrlingen
War
Vorgeher
Todesjahr
Bemerkungen
—
-
—
Hiiiiill(M',s.solin. 1
Reuther, Hans
(1605-11)
-
-
VVoiliiiid (it'N V lleuiiruchl Cavinoxeii INji'liler-
iiianii, üiii Niederläiidor luid Iiiwolinei'.
Marschand, Hans Jakob
—
~
—
Häekoi-,ssi)liii.
—
._
ZaiHinuiclitTssoliii.
_
—
Sandiilirmaeherssohii.
—
—
Snhii lies tliildsfliiuieds IVlur S.
i
Heberlein, Hans
(1593-97)
-^
Geifsler, Hans Barthcl
(1597 -1605)
Hai das VVaii|iiiiil)iii-li und aiMlfü's ^'■lat ii't.
Solls, Henfslein
t
~
—
Klai'lnnalorss(diii. I'.nidci' drs \ uisirlmndcii.
Negülein, Licnhart
Schuster, Philipp*)
1618/22
1641
AtziualtT.
') Hat iiirhl aiispdi'nii. ".
\
Ebert, Sebastian
1615/19
i
!
1606/10
1625/29
l'.ui'^'T IVir d.'ii l.idiriiiiL-- ValiMiliii \n-vl \y\-l\.
( irliaillltfl' des L''l''''l'siM-i'll K'ats l('r_M.
l'.rkhlL'-ti' sl.-h ir,2S s.'ilh'^ .\lt.M> und d.u- llIVl-
nu'iirliidikcil wci^'cii Sidiwiiidrls : „lial viel
limiiiiut CiuitiMlV't p'ina(dit."
öl LafT fiarli (;uir<d S. ■!.') v.w S1. K'oclius iH'-rab.ui. Iiisrliritl drs (iralirs Nr. '.t:Vl ; ..Dcfs K|-saini-n uml Kunst iviclnjii
(ieoi-frun Stöckcls. Malilcrs. L'rsula sein.,')- Klifwürtliin, und Www lircdri- Lcilis-Krln^n und Xa.-hkonuu.n l',.--ialiuus. Auim Kül,"
6) V^'-l. I)(i|i|i.diuayr S. 217. V\w s.dncii .Stiidi d.^s ncuoii Kat haus.-s lU-hi.-lt n- narh Muuiui^'nh'.tr ■-. ZW \'<w. liat- aui
1:1. Mfii-z Kül 25 tl. viuvlirt. S.dn l'nrtnit hat H. Tros(dhd LTstuidi-ui ivirl. l',-iuzrr S. •l:\s\\. ^l■in CimIi juf d.uii M". Ix'oflius-
kirchlnif zcifrt idicufalls sidn Hildnis ihm] dir Insidiritf : ..|)r|- ini(di und dir M.'iuoi allii.- viu'u.'ndl. di'ii -.irafUnit an >rin Kiidt."
Die .laliivszald ir.'.tl li,'Z.-ii;-1. dals i-x li.d Z.dt.ui si.di di^ l.'tzt- l;ullr^l:ilt- -irlicrt.'. .\ ii-.ddM.U i-l d:i- l^iulapli l-i iMU-kudi li.
liiicsrli. diu Hrunzf,.|jiia|diii.ui der Fricilluile zu NuiidMU-i;- (Wien, iduJaidi und >elienki 'laf. X, V'vji. I.
4S
Name
Q-eburts-
ort
Lernte bei
Lehrzeit
Ward
Meister
Probestück
Der Stadt Nürnberg!
Strauch, Hans
1626
22. August
Conterfet, wie es auf!
der Freyung derj
Vesten anzusehen.
Geor^' 1)
Hauer, Hans
1628/34
1635
8. Septbr.
1
S. Sebastian, wie
er an einem Baum
gebunden wird.
Hans Ulrich
—
'
1632/38
—
-
Streit, Henfslein
Plech
Hofmann, Conrad
1600/1605
—
Stretz, Jakob
~
Beheim, Martin
1595/99
1605
22. Januar
-
> Hans
—
Grüneberger, Georg
1600/1605
-
—
S trobel , Stefan
—
—
—
Keines
Wilhelm
Lindner, Alexius
1613 17
1651
19. März
1625 wurde ihm sein
Probestück zurück-
gegeben, weil es so
sehr schlecht. Er
sollte so lange als
Geselle arbeiten, bis
er ein besseres
gefertigt.
Telot, Hans Georg ^i
Augsburg
Cäsar, Hans Georg
1630/34
-
T rautt , Hänslein
-
Ritterlein, Wolf
1605^9
-
Troschel, Jakob ■')
—
Juvenel, Hans
Lindner, Alex
1598/99
1599/1600
—
—
Trost, Matthes
Baier, Jeremias
1604/8
-
Uttenhofer, Anthoni
—
—
—
Keines
Vi seh er (Fischen, Wolf
—
—
--
1604
8. Novbr.
—
> Sebalci
Harrich, Jobst
1603/8
—
—
Vogel, Wilhelm
Pfarrkirchen
(Bayern)
Herneifsen, Endres
1606' 10
')
Valtin
Kaden
(Böhmen)
Cäsar, Hans Georg
1624/28
')
Vorbruck, Heinrich
—
163n
2. März
Pietatem de signans
Walch, Lienhart
—
Brcchtel, Lienhart
1598 '1602
1610
1620
31. Okthr.
l^cce homo
Die beiden Evan-
gelisten
Walther, Hans
--
Strauch, Georg
1644'48
1656
ll.Dezbr.
Die Vanität mit den
vier .'Xltcrn.
Ii \'l'-|. |to[i|i(;lniayr S. 'S-',:'! t. NeiKiiiitL'r-l.'icliiKM- S. Sld:?, 2:!!. I'aiizfr fiilnt ciniL'-c Hililiiis';».' (iii'srs Knti^!l('r> :iti-
•ii Will- vi(;ll*'ifht fiii Aiiffeh'lrifrfr, wenn niflit dei- .\lteste der .Aiipsbni-ir"!- Kii])lcrsti'i'hi'ii'ainilii' Tlii'iott.
'■'>! Vfrl. ]»o[jj)eliriayr ^^. 2Hi. ]'aiizi-r fiihrt zwei J'.ildni^se .Jakoli Tih.<('1i(.1> jnif. Kiiie;, fTf^tuclu-i, vi'ii J'. Ti'isrhcl mit
49
Hatte zu Lehrlingen
War
Vorgeher
Todesjahr
Bemerkungen
—
163'j/36
Dos Lurenz Sohn.
i
Neidlin<fer, Michael
Walther, Hans
Dümler, Heinrich
Juvenel, Paulus
Hirschvogel, Georg Friedrich
1647/51
1654/58
M;ilci- und (ir,-i(li(;rüi-.
(joiianiitoi- (l(ih fritü's. Kntlis I(>.')1.
Malte gai' lileiu \)\\v^ von Schinel/,i,'las iiii
Visirerssohn, \v;ilirsclieiiilii'li Urinier dos
der eliOiifalls ein Visirorssolin war.
(iold.
i
ieorfr,
Bronauer, Caspar
"
Sattlei-ssohn.
Ist ans dem Handwerk aiis},'-etreten.
—
—
—
Sattlerssdlni.
Ottreich, Heinrich
Lega, Moritz
Nüfsel, Hans
1596/1600
—
Kam Kir»! /.iini vollrii Meistrncclil, (dmo i
ein neues l'roliestiu-li preniaclil. Hat
Iiis 1655 das Uinsafreramt verseilen.
als er
1627
!
1
Bäi'l;orssn|iii.
;
-
—
Ktiniparsinaclierss(din.
1
1
"
1597/1601
_
Älzer.
!
Kestner, David
Ganser, Georg
Conrad, Hans Rarthel
1612/16
i
—
:
—
.Marl;tint'islcrssi)lin. «
t
1632
Ii't'Jm ',\inilr ihm M'iii {'mlicsl iirj^ wiedn- /
iri't:'rlifii und iliiii d;i> llnltoii mhi .1
und (icscljcn -^u l.-inirc MTlmicii. Ins
slniid^'H. Scliwnti'ci- t\fs Lcunh. Ilividil
inirk-
UUL'^eu
T lie-
dd..l.
Böckhcl, l'raii/ (jcorg
\)n>- cixiri-i' w iinii' niclit füi- uii'isli'i'licli or
diirllc d;iliiM- Hin- mit soinei'Ainsiianii a rl
Wunii' ITir- d.-is zwcit^' zum Maler erkannt
lldlilsriimiedssidin.
>:iinit.
eil. '11.
~
—
ji' Aufralie; --eh. zu Xfiniliei-- l,-,s:j. i;v>1mi'1h.ii in Kr.-ikau Hyi. ii;i- ;niilMv; ,.,-e-i;ii ■■:! .\<<. H>J1--' iK- iiiin-l.' und! Iieir>..n
etat, 1-2.1
ll Mumnienlndr Itilirl, uuler den I'i-hIm'sI iicken. welche im NrirnlMri^-,T li;illi,-in> sich lielMiiden. > -JH:', ,i uch die (.r:il>-
t?ini^' l'liristi von .... \(ij;-el iiuf. Oei' Vornnmo l'idilt.
— 150
Name
\V die r, Cliristoph
Geburts-
ort
Lernte bei
Lehrzeit
Ward
Meister
Probestück
—
Keines
Krhard
Hof I. V.
Wet)er, Christoph
1 60Q/ 1 4
Hans
Ammon, Konrad
1613 18
-
—
Wcchtcr, Hans
--
—
Georg
Weyer, Gabriel
1604/8
—
Weingarten, Georg M
—
Georg
1599/1603
1610
4. Septbr.
Die Ausführung
Lot's
> Veit Georg
Zimmermann, Egid.
1619/24
-
-
Werner, Sebastian
Nudling bei
Murstatt
a. d, Röhn
Eisenmann, Wolf
1599/1604
Wernlein , Barthel
—
Baier, Jeremias
1599/1603
—
—
Wetze), Hans
Drechfsel, Wolf
1614/18
Weye r. Georg-)
—
'
- -
—
Keines
Gabriel'')
'■
-
—
1604
30, August
* Hans
1604
20. Novbr,
—
.
-~
-
1624
6, Juli
St. Sebastian
Zeifs, Simon
-
I'antzer, Lienhart
ISeheim. Martin
161617
161 7 '20
■-
Zimmermann, Egidius
—
1616
5, März
—
Zösch (Zesch), Philip]»
Reuther Hans
1617 '22
1639
18, Juli
Dir Auferweckunj;
Lazari
li \V;ii-i| iiarli .Miiiiini''Mli.tlV S. 1 t.'> im \'i'i--in mit (.;iliii>'l \Vc\.>i- mit ijcr n''i-.^trllnii^'- von ii.'li..|-,-it i vi-ii. iii'-lii- Imiidwrrl
miil'Mu'"ii M;i|.T-ii'ii im kl''iii.-;i K'at liau.^Mil i)''atilti-,i:;'i. ^idn' dasfllisi anrh s, :{;i6;:!7.
:.'i \.-U'l-rf.M-l,'M-|iii.-i- iMiiL-rki .■^. -.in]: ,.|)Mi,|i..lma\ i- immiiiI ihn lialirii'l iiini srizt srinm Tml in Itiln, Iv't t I-tl' i\>il. 1
Mil'iptii-r aiirli (j.'n <lal'ri''l" i'ti-, li.'.ii-^' miil ili'i' iiaclilMliri'mli' iialifi>'i \Vi'\.m- wiiri|<'ii vnn l.'trhnri- alsd ii i't iimlicli.-!- Wi-i^' i
niii ■■inaii'l'-i i'li'iit i>.-li anL'-''^''ln-n.
151
Hatte zu Lehrlingen
War
Vorgeher
Todesjahr
Bemerkungen
_ . 1
Fuchs, Endres
Kempf, Hans
Weber, Erhard
1601/5
i
Schnitzer, Ruprecht
(1597-1601)
—
Hohemann, Wolf
Müller, Matthes
1628/32
Uns Pi'iilif'stiick ..wfii- iiit selir künstlifli".
-
-
—
Soliii des \'oi's1('li('tiili'ii.
Kolb, Paulus
(1597-99)
Weingarten, Georg
(1599 -1603)
—
—
Scherzer, Philipp
Wechter, Georg
Reuff, Hieronymus
Hochheimer, Paul
Lauer, David
Prait, Hans Georg
Schuester, Wolf
Schopper, Endres
Müller, Georg
1626/30
.
Hat liiveiitioiios, war ein gesfliwimior Maler.
1
Beckh, Georg
Kraufs, Georg
__
—
—
Siiliii des «ialii'iel.
Weingarten, Veit (ieorg
1634/38
1()43
17. April
i
;i) Vyl. l>oi)|ielinayr S. 222. War nach .Miiiiinienlioft' S. llCi fl'. an d<u- Ri'slaiii'al imi des .ynirs(>ii IJathaussaaies KJl;! be
eili^^t; elietiso is. S. Uö) .in der Aussehniüeknnii- d(!s kleinen Hatliaiissales. liier iiiidir liaiidwei ksnuilsiire .\rlieiten desselliri
i'ir fleii Hat s. tilHjndas. .S. ;!3t> \.
N iirn
jer«.
ans hos eh.
Die Kreuzigungsgruppe aus Weehselburg.
(Mit ciiu.T AbhilduiT^f.)
yA.I'f^'^ n tief letzttMi Xuiiinier unseres Anzei<^fers konnten wir mitteilen,
r^^f^AjAV (.lafs unser(> rtlc^schaft in Leii)zi_Lj dem Museum einen Abrufs der
r^^^•'>•^ berühmten Krcuizii^un^s^ruppe aus W'echst^lburt^^, ehemals Kloster
Zschillen hc\ Roehlitz in Sachsen, eines I laujjtwerkes der deutschen Plastik
des Xlll. Jahrhunderts Ljestifti^t hat. Heute k(")nnen wir, 1 )ank dem Entgegen-
kommen des kcHiiglich Sächsischen Staatsministeriums des Innernunseren Lesern
eine Abbildung dcv Gruppe vorlc^gen, welche wir der !)eschreibenden Darstel-
lung der älteren Hau- und Kunstdenkmäler des K(')nigreichs Sachsen von Dr.
R. Steche, Heft 14, S. 120 entnehm(>n.
Die Gruppe bc\steht aus tlrei k^igurcMi , (Christus am Krcmz , Maria und
Iohann(\s. Der K(')rj)er Christi ist leicht nach reclits ausgebogen , der Kopf
nach der gleichen Seite geneigt, die übereinander gelegten h^ifse sind unmittel-
bar an den Stamm des Kreuzes g(>nagelt und ruhen nicht mehr wie bei \ielen
älteren Darstellungen auf einem eigenen Untersatze. Die Körperformen zeigen
zwar kein genaueres Anatomiestudium, doch aber eine gute Naturbeobachtung.
Die ganze Haltung ist ernst und würdig und weder so steif noch so über-
trieben bewegt, wie bei \-ielen anderen romanischen Kruzifixen. InsbesondcM'e
kommt im Kopfe der Schmerz in mafsxoll schöner Weise zum Ausdruck.
Am Fufse d(\s Kreuzes kauert ein alter Mann, der in einem Kelche das herab-
rinnende Blut auffängt. Er wird als der Urvater des Menschengeschlechts,
Adam gedeutet. Seitlich schweben an die Kreuzarme zwei Engel heran, leb-
haft und sehr anmutig bewegte Gestalten. Am oberen Abschlufs des Kreuzes
sehen wir das Reliefbild Gott Vaters, di(> Taube, das Symbol des heiligen
Geistes in der Hand, eine herrliche Figur voll feierlichen Ernstes.
Unter dem Kreuz steht links vom Beschauer ^laria, die Hände ringend,
den Blick zu dem gekreuzigten Sohne erhebend , rechts der Evangelist Jo-
hannes. Seine Minen sind schnuM-zlich zusammengezogen, abcM- sie geben mehr
die äufsere Erscheinung k()rperlicher Leiden, als die Offenl')arung (Mnes inneren
Schmerzes. Der Kihistlcr b(;herrscht di(- Regungen der Seele noch nicht voll-
kommen. Maria und Johannes stehen auf kleinen , gekrr)ntt'n liegendc^n Fi-
guren, dem überwundenen Htndentum und Judentum. — Die Gewänder smd
im (Ganzen ruhig gchaltc^n, doch im Di'tail rcnch und zierlich behandelt.
Die Kreuzigungsgrui)pe ist der obcM'e Abschlufs einer von drei Rund-
bogc'U duixlibiochenen Wand, welche^ jetzt am lungang der Apsis der Kirche
steht, deren Stellung aber früher eine andei'c war; sie stand am westlichen
hmde des (dioii's \or dem 'rriumi)hbogen und bildete den lettncM-artigen Ab-
schlufs dieses und dei" unter dem ("bor befindlichtm Krypta. Als die Krypta
ix'seitigt und die ( 'horwand \-ersetzt wurde, wm'de auch dt-ri-n Anordnung im
Fjnzelnen a!)geänd(M't und der ursprüni^liclie Zustand lälst sicli nicht mehr
mit voller Sichei"li( il ei-kennen. Die Unsiciieiiieiten betreffen hnui>tsächlich
die Frage, in \velchei- Weist- die ]( tzt im Schiff aulgestellte Kanzel mit dei'
(_ lioi'wand \('il)unden war und ob vor oder unter der Kanzel ein Altar, der
153
sogenannte Kreuzaltar, stand. Der figürliche Schmuck der Chorwand und der
Kanzel ist erhalten und gehört nach allgemeiner Annahme einem Gedanken-
kreise an, ein räumlicher Zusammenhang beider ist deshalb wahi-schcinlich.
Wir haben hier den architektonischem Aufbau nicht näher zu untc-rsuchen und
Mitteilungen aus dem german. Nationalmuseum. 1899.
XX.
154
erwähnen nvir, dafs Steche^ annimmt, dafs die Kanzel vor der Mitte der Chor-
wand stand und \on dem erh()hten Chor aus zugän^^lich war.
Die erhaltenen Skulpturwerke sind : An di>r Chorwand in den Boj^en-
zwickeln die llalbfiguren von Kain und Abel, sowie von zwei Engeln in kleinem
Mafsstab und mäfsig hohem Relief. Darüber unt(;r romanischen Blendarkaden
\ier stehende Figuren, Daniel, K(')nig David, Kernig Salomo und ein Prophet,
der als Jesaias oder Nahum zu deuten ist. Neben dem Chorbogen stehen
zwei Freifiguren, Abraham und Melchisedek. Die Brüstungswände der Kanzel
enthalten an der nördlichen Seite Christus als Weltenrichter, umgeben von den
Symbolen der Evangelisten, zu den Seiten Maria und Johannes der Täufer,
an der westlichen Seite die Erhöhung der ehernen Schlange, an der östlichen
die Opferung Isaaks.
Nehmen wir Steches Vermutung über die Stellung der Kanzel an , so
ergibt sich fih" die Gruppierung der sämtlichen Teile folgendes Schema:
Maria Christus Johannes, Ev.
am Kreuz
Judentum, Adam Heidentum.
Erhöhung der Maria Der Merr als Johannes Isaaks Opferung
Schlange Weltenrichter Baptista
Daniel. David Salomo. Nahum.
Engel Abel Kain Engel
Abraham. Melchisedek.
Der Cyklus stellt demnach die im alten Bund verheifsene , durch den Opfer-
tod Christi vollendete Erlösung der Welt dar. Dieser Grundgedanke steht
fest, auch wenn die hier nach Steche gegebene Anordnung nicht ganz die
ursprüngliche sein sollte.
Das grofsartige Werk steht nicht vereinzelt. Die Chorabschlüsse geben
der romanischen Kunst willkommenen Anlafs zu reicher plastischer Ausstattung.
Insbesondere sind in Niedersachsen mehrere gröfsere Bruchstücke solcher
Cyklen erhalten. Das bedeutendste, wohl auch das früheste ist die nördliche,
Chorwand in S. Michael in Hildesheim. Es sind sieben stehende Figuren
unter Baldachinen, in der Mitte Maria mit dem Jesuskinde, dann beiderseits
je zwei Apostel und zuletzt (\\v Lokalheiligen Sankt f^ernward und Sankt
Godehard. Man darf ann(^hmen, dafs die Mittc^ der gegenüberliegenden Chor-
wand Christus einnahm, und dafs zu seinen Seiten je drei Apostel standen.
Der Chor war sicher auch gegen das Langhaus abgcschlo.ssen und dieser
Abschlufs mit Reliefdarstc>llungen geschmückt , doch läfst sich über deren
Gegenstand keine sichert- \\;rmutung aufstelUm. Die Figuren sind in Aus-
druck und Haltung noch \ielfach befangen. In IL'uiiersleben ist Christus und
zwei Apostel, sitzende l^'iguren , in Kloster Greiningen an einem Einbau im
westlichen Teil der Kirche Christus und die zw('>lf Apostel erhalten.
Weit fortgeschritten(M- sind die sitzenden P'iguren an den Chorschranken
(Irr Lic:bfrauenkirch(' in Halberstadt, auf der einen Seite Christus, auf dei-
anderen Maria zwischen je sechs Aposteln. Die Px'hancllung dtM- (iewänder
weist auf >üdfranz(.sische l^inwiiT-ungen hin.
— 155 -
[n Halberstadt ist auch eine grofse Krenzi^am^sgruppe (?rhalt(Mi. Sie
steht auf dem Triumphbalken über dem Lettner des Domes. (Christus am
Kreuz mit Maria und Johannes nebst zweier (,'herubim, altcM-tümlich strenge
Figuren von ernstem Ausdruck. An der Vordersente des Triumphbalkens
sind unter Baldachinen die kleinen Halbfiguren von Aposteln und Propheten
angebracht. Die Form ck\s Kreuzes ist der des VVechselburger fast gleich.
Das Kreuz ist auf einer kreuzförmigen i\.iick\\and befestigt in deren kleeblatt-
formigen Endungen unten Adam seitlich und oben Iingelsfiguren in Relief
ang(>bracht sind. Etwas später ist das grofse Cruzifix in der Liebfrauenkirche
zu IL'ilberstadt. Eine weitere Kreuzigungsgruppe wird im Museum des
Altertumsvereins zu Dresden l:)ewahrt; sie stammt aus der Kirche zu Freiberg
im Erzgebirge. Die Figuren sind über lebensgrofs von strenger und ernster
Haltung, jedenfalls älter als die Wechselburger.
hl Freiberg sind ferner Fragnunite der Skulpturen des Lettners und der
Kanzel vorhanden, vier Relieffiguren und ein Relief der l^rhöhung dtn" ehernen
Schlange. Sie sind sehr beschädigt, lassen aber die stilistische Verwandtschaft
mit den Wcxhselburger Reliefs noch deutlich erkennen. Am nächsten aber
stehen den Wechselburger Skulpturen, di(> der goldenen Pforte am Dom zu
l'^reiberg. Sowohl der Grundgedanke wie die formale Ausgestaltung desselben
sind in beiden nahe verwandt. Man \ergleiche in letzterer Hinsicht die Fi-
guren Daniel, David, Salomo und den l^it;ster, der in Wechselburg als Melchi-
sedek, in Freiburg als Aaron bezeichnet ist. Es sind jeweils Variationen des
gleichen Motivs.
An der goldenen Pforte steh(Mi zwischen den Säulen des Gewändes bei-
derseits je vier Figuren, Männer und Frauen des alten Bundes ; links \ on
aufsen nach innen aufeinanderfolgend Daniel, die Königin von Saba, Salomo,
Johannes der Täuf(M-, rechts .Aaron, die Ecciesia, David, Xahum. Die Deu-
tung der zweittni und \ierten 1-^igur ist nicht ganz sicher, namentlich scheint
mir die Bez(nchnung der Frauengestalt als Ecciesia, nach Hohes Lied 4. 1, als
anfechtbar. Springen' hat sic> als Bathseba bezeichnet.
Im Tymi)anon thront in dei- }tlitte Maria mit dem Kinde, rechts sti-ht
der Engel (jabriel, weiterhin ist Joseph sitzend dargestellt. \'on links kommen
die heiligen drei Könige zur Anbetung heran. Im oberem Teil bringen
schwebende P^ngel Kugc^ln (Sonnc^ und Mond.?) heran. Die Archixoltem tragen
nach gotischer Weise Reihen kleincner Figürchen, dercm Deutung nicht in alKm
Teilen vollkommen feststellt, de)ch ist soviel klar, elals e>s sich um die: letzten
Dinge, die Auferstehung der Seligen und die Kreniimg Mariae hanele-lt. .Also
auch hier Verheifsung im alten, ICrfüllung im nenien Bunde.
Die Frage, ob in h'renbiirg d\c Darstellungen de\s Lettners mit demen
der Pforte in einem ideellen Zusammenhange standen , mufs unentschieden
bleiben.
In stilistischer Hinsicht ist zu bemen-ken, dals das Peirtal in seinen- archi-
te'ktonischen Komposition sche)n als gotisch bezeichnet wen-den kann, dafs
aber die fe:)rniale Ausge>staltung noch ganz im re)nianischen Stile' \en-hai-i-t.
Das letztere gilt auch von elm- BehandhinL^ elen' l-'iguieni. Auf ihri formale
- 1 56 —
i'berc'instininiunij mit ik-n Wc'chsclbiiri^'cr SkiilptuiHMi habe ich schon hinge-
wiesen. Beide sind W^Mke einer Werkstätte, ja wahrscheinlich eines Künst-
lers. Seine Naturb(X)l')achtimg ist noch nicht vollkomnKMi, in den Proportionen
wie in den Hi'wegungc>n \\alt(>t noch manche Unfertigkeit. Was ihn aber
auszeichnet, das ist die freudige Sicherheit, mit der er scnne Ideen gestaltet,
unbekümmert darum, ob einige kleine^ .Mängel bleiben und der hohe Schön-
heitssinn, der sc'mc 1 land führt und der so sieghaft ist, dafs auch wir noch
über d\c kleinen Unfreiheiten seiner Werke hinwegsehen; eine renne, abge-
klärte, allem Mafslosen al)g(nvandte Künstlernatur.
i'berblickcMT wir die geschichtliche Entwickelung der sächsischen Plastik,
wie sie in den oben genannten Werken in Hildesheim , Halberstadt und an-
wärts \ eranschaulicht wird , so sehen wir sie von der alten durch Bernward
begründeten Tradition ausgehend im Ende des XII. und im beginnenden
XIII. Jahrhuntlert sich zu immer gröfscrer Freiheit und Ausdruck.sfähigkeit,
sowie zu gröfserer formaler Vollkommenheit vervoUkommt. Wie allenthalben
in der deutschen Kunst dieser Zeit, machen sich Einwirkungen der höher
entwickelten franz(')sischen Plastik bemerkbar , aber die sächsischen Meister
halten dabei unverrückt am deutschen Wesen fest. Die Skulpturen in Frei-
berg und Wechselburg bezeichnen einen ersten Höhepunkt dieser Kunst.
Aber die in lebhaftester aufsteigender Bewegung befindliche^ Schule konnte
auf dieser Stufe nicht stehen bleiben; fast gleichzeitig und wenig später ent-
stehen die Skul{)turen des Magdeburger Domes, die Grabplatten Heinrich des
Löwen und seiner Gemahlin im Dom zu Braunschweig , denen wieder in
Wechselburg die des Grafen Dedo und seiner Frau entsprechen und endlich
die herrlichen Stifterfiguren im Dom zu Naumburg.
Dann tritt in Bamberg ein grofser Meister auf, der vielleicht von der
sächsischen Schule ausgehend , von der französischen Plastik bestimmende
Einwirkungen erfährt. Seine W^erke sind gotisch.
Die reiche und sorgfältig ausgewählte Sammlung \on Abgüfsen deutscher
Skulpturen im germanischen Museum enthält charakteristische Beispiele der
sächsischen Plastik, welche gestatten, deren Entwickelung von ihren Anfängen
unter Bernward bis zu ihrer Vollendung im Xlli. Jahrhundert an einem Orte
zu überblicken. Di(^ schmerzliche Lücke, welche bisher in dieser Reihe be-
stand, das l-'ehlen von Bildwerken aus Wechselburg ist nunmehr durch das
rLau})twerk des dortigen Gyklus, die Kreuzigungsgruppe, ausgefüllt.
Unsere Pflegschaft Leipzig hat sich durch die Stiftung dieses herrlichen
Denkmals deutscher Kunst gerechten Anspruch auf den Dank des germanischen
Museums uneJ aller, welche dcM't Studien i\\)cr die Geschichte der deutschen
Plastik machen, erworbcMi.
N ü r n b e r g. 1! e z o 1 d.
?kIittci!iinCTen aus dem L^erm. Xationalmuseum.
'af.
Sil
Ostgotische Adlerfibel
aus dem V. —VI. Jahrhundert.
Mitteilungen aus dem gernianisclu'n Xationalnuiseuni.
9tc (Sunpott t)cr Mff &cp,inf(t(t\
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3oruC.ö.S.10.11.
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3ubicü.7-S.
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Cföea'an/U'rrd'lfiffft ^'i'^- rcrp?cnt
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bicng er, r n^ nro|feii (leg ge\r uü^ :'|
i^ingant3rn taartunörnUfic oiin
X'er^Lnd) Jatnti mttgrolfeni bor
(belcict t'PT" ^aTl^ealll^i^l mo:
Sd2[uq er audi mit (icgbaffter bant
l'*fanieitibiefretlniiglobtai(ant
"Pub lb:e'l\iit;;a p:ad)t erriTi
XCc l ein viib bre;| )lg in ber ( liiTi
IT'eranberbelt u'ar(F)e&ioTi
21(o_J|rae(betrbe[tboii
(ßab (i'e öer lOerre in die bent
'DcriTTibianitereüent
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JIrael unirt bnrdijbn n-L^lr
Tlllo narn CßeÖton b?ev bunbeit
ZIiiP gant3cni Jfrael gelinibeit
Stelt niib biefemt berlpir^m b:.T
pdelcn niacbt bainitein f-eltgfdjrey
T'aruon bie fei'nt crlHiiaet' ni l'er
i^ruMirgten (i'd) l'clb in bein Itcr
5luben/(ßebionev[etnad)
^wcn jfürHen in ber Hiidu crflad;
3wen 'kiitiia erlddüg Ö5ebion
bunftert vti .nxH'ini^ig taii(nitnioii
IDcrffint/bfieben m ^l|eTll l'neg
(hott aabjbnuMinöerlid)en lieg
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Holzschnitt eines unbekannten (Nürnberger?) Meisters aus der
( Vorlage für dcu '■ )ün im Sei:
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(JOi-lobt-t (JÖott oriö jbm ucrtrawt
l^nö fivybiq in bic frinte b'i'O't
(r-d^liig Hl' »'Hb _aar5fr(hx'TCni fbct
iT atv ]bn t'tti '5an-int3i'g ucHf i't'^ft
?lLs et•^ul-^t) t'^ouco Ijyltf gclicgt't
Wart tTüon il?pbrann beFnegtt
IDi'n rr ein |3)lfiii;t iiiirfi abgcroan
öffiUiq ux-icy im mer('',ig tmifent m im
>-(^ vV^'X4-^^
tf.w.\, i^U* V*.
■^"^r ■■jf^i;y--'^srr^''Tif'^2?^
■}^-j V
©amfoti m [^elbin \ycrt- berricrt
Jl^in vid)tf r J |nud rcgitTt
£5 1 n rU^ hriJoottcsg ro | jer f ra ff t ?
2Ib jlracl wnu-t hart geftrafft ;
'Vmb Idii fu'nb öa6 ce v\arh,ig jar ?
Jn bcrbafU biTPbi(irri"tTW.5r f
Bif? jbti 0ott liliicFt bifcti bcvUiit ;
_ I}iT mit tcuif r Phifftrcfd)cri bant i
Jfn-.cl uM'bcnlmbt•rll•^u^t ;
Tn^ ^ic pbililUT 1^'Ut bi-rbibigf ;
TOan cfjbn bunh ^.\■v bim&i'rt fiubo ;
?!l[i-t^ rcrb.n'nnct \\'at~-ibri wutba ;
3uft ein tag er ein fd^ladit gennifi ;
IBüng erUbblg er tan|ent man ;
*7Tit eitii Urfdii binpiui'en vov'^ :
?tudi triig er bin ^tT feint (r tat tbo; i
Jb-' ratbaiu'- waiffer di\ imt niadit- :
"iDev tauRnt iTienfd^en er rrnb p:ad;t :
"T.'.ii ali- biu-di gcttec byltf pf fdiadi ;
S'ic tb ifjt"^ 1- feint rnutwitlen p--di
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weiten Viertel des i6. Jahrhunderts mit Versen des Hans Sachs.
inuiUM' iU\s Kiniii's auf der Ijur^.i
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