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Full text of "Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum"

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li:  !    l^Ali.  Cl-ir^'  Mi  SILM  UHk  \K^' 


Mitteilungen 


ALIS  DEM 


Germanischen  Nationalmuseum 


11  KR  AUSGEGEHEN 


VOM    DiRECTÜRIUM. 


JAHRGANG  1899. 

MIT    ABBILDUNGEN. 


NÜRNBERG,  1899. 

VKRLACTSEIGENTUM   DES  ( iERMANISCIlEX  MESEUMS. 


t  .  K 


Die  Haushaltungstafeln  im  Germanischen 

Museum. 

ie  gewissenhafte  Hausfrau  der  Gegenwart  führt  sorgfältig  Buch  über 
ihre  Einnahmen  und  besonders  Ausgaben  und  verzeichnet  genau 
was  Fleischer  und  Bäcker,  Schneider  und  Schuhmacher  und  wie 
sie  alle  heifsen  v^on  letzteren  bekommen  haben.  Um  ihr  diese  Niederschreib- 
ungen zu  erleichtern  gibt  es  jetzt  vorgedruckte  Haushaltungsbücher,  in  welchen 
die  Ausgaben  nach  den  verschiedenen  Kategorien  ausgeschieden  eingetragen 
werden,  so  dafs  sich  am  Ende  des  Jahres  genau  feststellen  läfst,  was  die 
Kleider,  die  Wäsche,  das  Schuhwerk  gekostet,  was  die  Dienstboten  erhalten, 
was  für  Fleisch ,  Brot ,  Gemüse ,  Milch  u.  s.  w.,  überhaupt  für  Essen  und 
Trinken  ausgegeben  wurde.  Ebenso  notiert  sich  die  Hausfrau,  welche  Stücke 
sie  zum  Waschen  gegeben,  ganz  gleich  ob  sie  im  Hause  selbst  gewaschen 
oder  in  einer  Waschanstalt  aufser  dem  Hause  gereinigt  werden.  Und  ist  nun 
alles  wieder  rein  und  sauber,  so  werden  die  Waschstücke  vor  dem  Einlegen 
in  den  Waschschrank,  der  wohlgefüllt  heute  noch  wae  vor  Jahrhunderten  der 
Stolz  der  Frau  des  Hauses  ist,  genau  nachgezählt  und  erst  nach  Richtigbefund 
den  übrigen  Vorräten  angereiht. 

Aus  der  Vergangenheit  sind  uns  Bücher  mit  Vordrucken,  welche  den 
Hausfrauen  dieses  Geschäft  erleichtert  hätten,  nicht  bekannt  geworden.  Sie 
hatten  dafür  ein  anderes  Hilfsmittel :  gemalte  Tafeln  verschiedener  Art,  welche 
zu  Aufschreibungen  für  den  angedeuteten  Zweck  dienten.  Wohl  die  meisten 
gröfseren  deutschen  Museen ,  welche  auch  den  Hausrat  früherer  Zeiten  be- 
rücksichtigen, besitzen  eine  oder  einige  dieser  Tafeln.  Dieselben  sind  einfach 
aus  einem  Brette  von  weichem  Holze  ausgeschnitten,  so  dafs  oben  noch  ein 
Ansatz  blieb,  der  durchbohrt  wurde,  um  die  Tafel  aufhängen  zu  können. 
Dann  wurde  die  Tafel  schwarz  angestrichen  und  durch  mit  Zinnober  ausge- 
führte senk-  und  wagrechte  Linien  in  eine  Reihe  von  Feldern  geteilt.  Die 
erste  senkrechte  Reihe  wurde  dann  je  nach  der  Bestimmung  des  Brettes 
entweder  mit  Wäschstücken  oder  mit  Viktualien  aller  Art  bemalt.  Die  zweite 
Reihe  dieser  Felder  blieb  leer,  um,  wenn  es  sich  um  Wäsche  handelte,  die 
Stückzahl  einschreiben  zu  können,  oder,  wenn  es  eine  Küchentafel  war,  in 
derselben  die  Beträge  zu  notieren,  welche  für  die  betreffenden  Lebensmittel 
ausgegeben  worden  waren.  Gewöhnlich  waren  zwei  solche  Doppelreihen  auf 
einer  Seite  der  Bretter  angebracht  und  diese  meist  auch  auf  beiden  Seiten 
in   dieser  Weise  bemalt. 

Auch  in  der  reichen  Sammlung  von  Hausgeräten  im  Gerinanischen 
Museum  finden  sich  drei  solcher  Tafeln:  zwei  waren  für  die  Küche  bestimmt, 
die  dritte  zum  Aufschreiben  der  Wäsche.     Die  älteste  derselben,  eine  Küchen- 


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Fiß-.  1.     KiK-hfninfol.     H 


17.1-2.     Voi-.],Ms..iT. 


tafel  (H.  G.  1742),  ist  bc^idcrscits  bemalt  und  zcis^^t  auf  jcmIct  Seite  zwei  Kcilien 
Lebensmittel  und  daneben  einen  leeicn  Raum  zum  l-^inschrcil)en  der  Aus^'abcn. 
welche    deren   Einkauf  jeweils    verursacht   hatte.      Wir  i^'eben   in    Fi^.    1    untl   2 


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Fitr. 


K'iicl|.'ll1;lfel,     ir.   <;.    ITli::.      l-iri.-k>,.it. 


Abbildungen  derselben.  Wie  aus  dimst^lbiMi  ersichtlich,  steht  obenan  das 
Ochsen-  und  Kalbfleisch.  Die  IxMclen  ersten  l'"(^ldei-  enthalten  Schlegel.  Ri])])en- 
stiicke,  lAmg(\  Lendc-n,  Nieren,  Zunge  u.  s.  w .  Dann  folgt  das  Lannn  mit 
Schlegel,    Kopf  und   Lunge   und  drei   W'iiifel,   eineiu  grünen   l'acket(-   und  einem 


Zuber,  iiboM-  deitMi  Hodcutuni,'  ich  keinen  Aufschliifs  ,i(eben  kann.  Hierauf  das 
Schwein  mit  Rippenstück,  Scliweinskopf,  Niercm.  Speckstück  und  Würsten 
verschiedener  Art  einschliefshch  der  Prefswurst.  Ilinen  scliHefsen  sich  Gans 
und  Ent(^  mit  einer  Reihe  hLinzelstücke  (Heser  beickMi  \'()^fel  an.  Den  Schkii's 
der  ersten  Rt'ihe  l)iklen  Ochseniiil'se  und  C)chs(;nmaul.  Da  k^tzteres  meist 
in  Ol  uml  P^ssis^  serviert  wurtk' '),  so  ist  wohl  an/Amehm(;n ,  dal's  die  Korb- 
tkische  mit   dem    Trichter  Ms.si^»,   die   daneben  hän^^iMide  h'lasche  das  Ol  enthält. 

Die  zweite  Reihe  be^^innt  mit  einem  ISottich  mit  einen-  Ochsenwamme, 
dant^ben  hänt^^t  c\n  Kalbsi^c^krcKse ,  darunter  finden  sich  Kälberfüfse.  Dann 
tollet  ein  h'eld  mit  frischen  I'"ischen  :  1  h'cht,  l\ar])fen,  .Aal  u.  s.  w.  und  ein 
Sieb  mit  Krebsen;  hieiauf  kouunen  die  fremden  und  ^esalzcMKMi  Fische: 
1  lerin^(\  St()ckhsclu\  Aale  und  ein  Salm,  den  man  in  Xüi-nber^'  im  16,  lahi- 
hundcrt  meist  \-on  l-'rankfurt  a.  M.  bezoL(.  Den  h'ischen  schliefst  sich  das 
Wild  an;  ein  1  läse  \-ertritt  die  Vit'rfiifsler.  neben  ihm  häns^en  Derchen  und 
Krammets\(")<4el,  steht  eine  Wildgans  und  (-ine-  Wildente,  aufserdem  findet 
sich  noch  ein  Rebluihn  und  eine  Schne])fe.  Auf  diese  folgt  das  zahme  (je- 
Hügel :  Hahn,  Henne,  ein  Kober  mit  Hähnch(m,  Truthahn  und  Taubim.  Ik-- 
schlossen  wird  di(^  Reihe  von  zwei  KtH-ben  Schwämmen,  der  obere  mit 
Morcheln  gefüllt,  einem  Kübel  Schmalz,  einem  Krug  Himf)eeren,  einem 
kupfernen  Kübel  lü'dbeeren  (.-)  und   einem  Sack,   der  mit  Schnecken  gefüllt   ist. 

Die  Lebensmittel,  wcdche  die  Rückseite  aufweist,  hat  beinahe  aus- 
schliefslich  das  Ptlanzenrcnch  geliefert,  auch  sie  sind  von  grofser  Mannigfaltig- 
keit. Das  erste  l-'eld  zeigt  \ier  K()rbe  mit  verschiedenen  Pflanzen,  die  wir 
nicht  näher  bestimmen  k(')nnen,  ein  Körbchen  klüften  (Hagebutten',  dazwischen 
ein  Sträufschen  Maiglöckchen.  Im  zweiten  l-'elde  findet  sich  ein  Körbchen 
mit  SuT)pengrün,  unter  diesem  vier  liündel  Sjjargel,  dann  ein  Körbchen  Blumen, 
Lauch,  Sellerie,  ein  Kih-bis  und  weifst^  Rülien.  Ihnen  reihen  sich  ein  K()rbchen 
Stachelbeeren,  ein  Körbchen  lohannisbeeren,  ein  Teller  hLrdbeeren,  Bohnen, 
ein  Bund  Rettige  und  ein  Bund  gelbe  Rüben  an.  Auch  hier  fehlt  (MU  Straufs 
Blumen  mit  Tulpen  und  Rosen  nicht,  aufs  Neue  die  Vorliebe  der  tMUstigen 
{Besitzerin  der  'iafel  ffir  Blumen  bezeigend.  Dann  kommen  \ crschiedent; 
Kohlarten,  daruntei'  Blumenkohl,  ferner  schwarze  Rettige,  Artischoken  u.  flgl.; 
hierauf  wieder  Kohl,  kleine;  Rübchen,  gi'ofse  inul  kleine  (Türken  —  letztei'e 
zum  lunmachen  — .  Petersilie,  .Meerrettig  und  rote  Rüben  Zum  Schlüsse 
dieser  Reihe,  welche  eine'  so  stattliche  Zahl  dem  Pflanzenreich  (Mitni  immene'i' 
Lebensmittel  aut'weist,  kommen  Teller  mit  Thitter  in  KrautblättcM'n  i'inge- 
schlagen  und  in  1  l()rncln'nform,  ein  'Tellei-  mit  Käse  von  geronnener  Milch, 
eine  wcifse  Rübe  unel  Zwiebel,  eine  Zinnkanne  und  ein  Ki'ug,  wohl  zur  AuL 
bewahrung   der   Milch   bestinnnt,   endlich    ein    Korb   unt    T'.iern. 

Die  vierte  imd  letzte;  R(;ihe  beginnt  mit  zwei  hTilzernen  .Malsen  uut 
T'rüchten.  denen  sich  zwei  kurzc\lindrische  Käse  und  ein  T'dauKM-  Käse,  ein 
(jlas     mit    eingemachten     Lrücliten     (giiinen     Nüssen.-  ,     ein     Zuckerhut,     zwei 

Ii  Die  In  i:n-(  r  Kmii-:  v  .rt  re-tVlnli  L^riilitc  Kiicliiii  Oder  AnMTleseni-s  und  \i.!l- 
^taiKÜii   veniichrics   Nüriil)crL'is<  hcs    Kdch-l'.tirh    Nünihcit'-    IT.'M.    S.   4i!.'!    Nr.    11'» 


Citronen  und  eine  Orange  anschliefsen.  Dann  kommt  Schwarz-  und  Weifs- 
brot in  Laib-,  Kipf-,  Bretzenform  u.  s.  w.  Nun  schliefst  sich  das  Obst  an. 
Zunächst  ein  Korb  mit  Pflaumen  und  Zwetschgen,  dann  Quitten,  Mispeln. 
Kastanien,  Nüsse,  Haselnüsse  und  ein  Teller  mit  Alandein.  Was  die  drei 
Bünde  für  Früchte  sind,  können  wir  nicht  angeben.  Das  nächste  Feld  zeigt 
Aprikosen  und  Pfirsiche,  weifse  und  blaue  Weintrauben  und  einen  Korb  mit 
grolsen  Äpfeln  und  Birnen.  Darunter  stehen  dann  drei  Tragkörbe  mit  roten 
und  schwarzen  Kirschen  und  Weichsein,  sowie  ein  Körbchen  mit  kleinen 
Birnen.  Den  Beschlufs  macht  einiges  Küchengeräte:  ein  hölzerner  Kochlöffel, 
ein  grofser  und  ein  kleiner  Besen,  ein  Bündel  Kienholz,  ein  Bündel  Schwefel- 
faden, vier  Feuersteine,  zu  welchen  allerdings  ein  P'euerstahl  gehört,  der  aber 
W'ohl  in  der  blechernen  Büchse  ist,  welche  den  Zunder  enthalten  dürfte. 
Ein  Handschuh  von  Kettengeflecht  zum  Putzen  des  Geschirres  bildet  den 
Schluls. 

Die  Tafel  hat  ohne  den  Aufsatz  zum  Aufhängen  eine  Höhe  von  67,5  cm. 
und  eine  Breite  von  38,8  cm.  Die  gemalten  Lebensmittel  sind  nicht  unge- 
schickt, teilweise  recht  charakteristisch  ausgeführt.  Jedenfalls  rührt  die  Malerei 
von  einem  Nürnberger  Maler  vom  Ende  des  17.  Jahrhunderts,  die  teilweise  schon 
so  weit  von  ihrer  einstigen  Höhe  herabgestiegen  waren,  dafs  sie  gerne  auch 
solche  Aufträge  ausführten.  Über  den  Ursprungsort  dieser  und  der  beiden 
noch  zu  beschreibenden  Tafeln  sagt  unser  Katalog  leider  nichts ;  sie  sind 
wohl  schon  mit  der  Freiherrlich  v.  Aufsefs'schen  Sammlung  in  das  Museum 
gekommen,  bei  welcher  nur  selten  Näheres  über  die  Herkunft  der  einzelnen 
Gegenstände  vermerkt  wurde.  Wir  glauben  aber  nicht  fehl  zu  gehen,  wenn 
wir  in  den  Haushaltungstafeln  Stücke  Nürnbergischen  Ursprunges  sehen,  denn 
in  den  Nürnberger  Puppenhäusern  der  Museumssairimlung  finden  sich  drei 
ebensolche  Tafeln  en  miniature :  eine  Wäschetafel  (einseitig),  eine  Tafel  mit 
Wäsche  auf  der  einen  und  Lebensmittel  auf  der  anderen  Seite,  und  eine 
Küchentafel  mit  Fleisch  und  Tieren  auf  der  einen  und  PVüchten  auf  der 
anderen  Seite. 

Die  zweite  Küchentafel  im  germanischen  Museum  (H.  G.  1377)  ist  ein- 
seitig bemalt.  Sie  ist  senkrecht  in  fünf  Fächer  geteilt,  welche  durch  Ouer- 
linien  in  je  zehn  Felder  geschieden  sind.  Die  erste,  dritte  und  fünfte  senk- 
rechte Reihe  ist  mit  den  Lebensmitteln  bemalt ,  die  zweite  und  vierte  senk- 
rechte Reihe  diente  zum  Eintragen  der  Zahlen  ;  für  die  drei  Reihen  Lebens- 
mittel waren  daher  nur  zwei  Reihen  zum  Einschreiben  der  Preise  zur  Ver- 
fügung. Diese  Tafel  zeigt  also  30  bemalte  Rechtecke  ,  während  die  vorbe- 
schriebene, trotz  der  doppelseitigen  ISemalung  deren  nur  24  aufweist,  die  aber 
gröfser  und  reicher  bemalt  sind.  Im  Grolsen  und  Ganzen  finden  sich  die- 
selben Lebensmittel  wie  auf  der  vorbeschriebenen  Tafel ,  auch  dieselbe  An- 
ordnung und  Zusammenstellung,  so  dafs  man  trotz  manigfacher  Unterschiede 
zur  Vermutung  kommt ,  dafs  denselben  (Mn  genieinschaftliches  Vorbild  oder 
eine  bestimmte  Norm  zu  Grunde  gelegen  ist.  1-jne  Aufzählung  des  Inhaltes 
der  einzelnen  Fächer  hätte  keinen  Zweck  ,  da  sie  im  Wesentlichen  nur  Das 
wiederholen   würde  ,    was    wir    bei    diT    \ orstelu'ncUni   Tafel    anM(>fühi"t     halten. 


Auch  diese  Tafel  schliefst  mit  einem  Büschel  Kienholz  zum  Anheizen ,  mit 
Sclnvefelfaden,  Kochlött'eln  und  eint'Ui  ln.'sen.  .Merk\viirdi|^et"  Weise  schliefst 
auch  d(M-  llolzsclmitt  VdU  Manns  l'aui\  der  mitteilt,  was  liiner,  der  zur  l^lie 
greift,  an  1  lausL^eräte  haben  miisse  (ca.  14X0),  mit  I^'euerstahl,  Feuerstein  und 
Holz-'i. 


li-  ■■>,.    w... 


!l.  I..  ht:!.     V..iV|.,i>..irf. 


Die  Tafel  hat  eine  ll("»hi'  \()n  68, <S  und  eine  Breite  von  42  cm.  Die 
Malerei  rst  etwas  wi'uiL^ei'  ;^ut  als  wie  jene  dei"  ei'stheschriebenen.  Auch  sie 
dürfte   noch   dem    17.    laluiumdert    anL-ehrfrcn.     Diese   binden  Küchentafeln   l)e- 


\\'it;ilci'''rii>e   iifi    Aiwiii    Schultz    «liutschc^   lachen    im    XIV.   uiui   X\'.   hihrluinilert 


!■'.   i:;( 


zeugen,  dafs  die  Küchen  Nürnberger  Häuser  wohl  bestellt  waren  und  es  nur 
einer  tüchtigen  Köchin  bedurfte ,  um  beim  Mahle  reich  und  gut  auftragen 
lassen  zu  können. 

Die    dritte    und    letzte    der    Haushaltungstafeln    des    Museums    ist    eine 
Wäschetafel  (Fig.  3  u.  4),  die  aus  einem  ziemlich  dünnen  Brette  aus  weichem 


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V\is.  L     Wiis.-lii.tulol.     II.  (i.  1(«.    Hiickseit. 


Holze  nicht  gerade  sehr  sorgfältig  ausgeschnitten  ist  (H.  G.  193).  Sie  ist  beider- 
seitig bemalt.  Jede  Seite  ist  durch  drei  senkrtxhte  Striche  in  \ier  Reihen  geteilt, 
von  welchen  die  erste  und  dritte  ,  in  welcher  die  Wäschestücke  eingemalt 
sind,  doppelt  so  breit  sind,  als  die  zweite  und  vierte,  in  welche  die  Zahl  der 
Wäschestücke  mit  Kreide  eingetragen  wurde.  Die  (_)uerteilung  der  \orl)e- 
schriebenen  Tafeln  fehlt  hier.  Die  ersten  drei  d(?r  dargestc>llten  Stücke 
Mitteilungen   aus  dem   german,   Nationalmuseum.      1899.  II. 


dürften  WvW-  und  lischti'ichoi-  sowie  I  landtiicher  sein.  Dann  diirfte  (Mn 
Tasch(Mituch,  das  mit  Spitzen  besetzt  war  (l<"atzanetlein),  nach  ihm  i^in  'lisch- 
fatzaiu'tlein,  d.  i.  (Mne  S(m\  iette,  fol^^en;  den  Schhifs  (Um-  eisten  Reihe  bildest 
eine  ärmellose  lacke  für  l''rauen ,  eine  Art  Leiblein.  Vielleicht  ist  es  auch 
ein  Latz  zum  L'nterziehen  ,  wie  bei  Alwin  Schultz'')  ein  ähnliclies  \Väsch(;- 
otler  Kleidungsstück  Ljcnannt  wird.  Die  zweite  l\(Mhe  bej^nnnt  mit  (Mueiu 
Fraui-nluMutl,  dann  fol^^t  ein  ALinnshemd,  ein  ärmelloses  Kinderhemd  und  da- 
neben irm'nd  iMn  luch,  dann  ein  HerrenkraL,H'n  mit  Päffchen,  zwei  Überärmel 
oder  ]  Laibärmel  mit  Spitzen  besetzt,  \  ier  I  landkrausen  oder  Manschetten,  dann 
zwei  Kräften,  Radkräs^en  ähnlich,  ein  ficliuähnliches  Mals-  und  Brusttuch  und 
zwei  lange  Handschuhe.  Die  andere  Seite  beginnt  mit  zwei  Vorhängen,  denen 
Schnüre  mit  Quasten  zur  Seite  stehen  ,  dann  folgen  vier  Stück  Kissenüber- 
züge, von  welchen  drei  mit  gestickten  lünsätzen  \ersehen  sind,  zwei  Schürzcm, 
deren  einer  ebenfalls  mit  Spitzen  besetzt  ist,  und  ein  Paar  Strümpfe.  Die 
letzte  Reihe  beginnt  mit  zwei  Hauben;  ihnen  folgen  zwei  ärmellose  Leibchen, 
eines  für  Männer,  das  andere  fiu-  k^-auen ,  dann  Kinderwäsche  aller  Art :  ein 
Röckchen  (das  daneben  befindliche,  anscheinend  gestrickte  Stück  können  wir 
nicht  bestimmen),  ein  Ilemdchen ,  ein  Schürzchen  mit  Stecker,  dann  zwei 
ohne  solchen  (oder  sollten  es  Kinderlätzchen ,  Geiferlätzchen  sein.'),  davon 
der  eine  mit  Spitzen,  zwei  Häubchen,  ein  Paar  Strümpfchen,  zwei  Tücher, 
dann  vier  Kissenüberzüge  zu  deixi  Bette  und  den  Wickelkissen ,  und  zum 
Schlüsse  noch  vier  Stückchen  Leinwand  verschiedener  Gröfse,  welche  wohl 
Windeln,  Schnullertücher  etc.   vorstellen. 

Die  Tafel  hat  —  ohne  den  Ansatz  zum  Aufhängen  —  eine  Höhe  von 
54,5  und  eine  Breite  von  28  cm.  Die  Malerei  ist  eine  handwerksmäfsige, 
ohne  jeden  künstlerischen  Wert.  Von  der  Kinderwäsche  sind  einige  ursprüng- 
lich dort  gemalt  gewesene  Stücke  herausgekratzt  und  durch  andere  darauf 
gemalte,  die  mitgeteilten,  ersetzt  worden.  Die  Tafel  dürfte  dem  k2nde  des 
17.  Jahrhunderts  entstammen.  - 

Was  das  Alter  der  LIaushaltungstafeln  betrifft,  so  können  wir  sie  über 
das  16.  lahrhundert  hinaus  nicht  \('rfolgen.  Aus  diesem  liegen  aber  ver- 
schiedene Nachweise  vor.  Der  früheste  findet  sich  in  der  Zinunerischen 
Chronik-*).  Der  Verfasser  derselben  erzählt  von  Frau  Agnes  Christophs  Schenk 
von  Limpurg  Gemahlin  (f  1540),  die  als  Wittfrau  zu  Hedingen  im  Kloster 
lebte:  Sie  hett  ir  haushaltung  UKM-teils  uf  ein  britt  lassen  malen, 
daran  stände  wein,  brot,  salz,  schmalz,  air,  fleisch,  visch,  obs  und  anders, 
nach  der  Ordnung  gemalet.  Was  sie  dann  teglichs  oder  wochenlichs  ver- 
})rauchte  in  die  haushaltung,  das  \-erzaichnet  sie  an  jedes  geh()rigs  ort  mit 
ainer  kreiden,  darauf  sie  vil  fleis  legt  und  gros  achtung  darauf  gal).  Ivs  trui^e 
sich  auch  \ilmals  zu,  dafs  sie  ir  bruder ,  grafe  ("hristoph ,  heimsuchet,  der- 
gleichcm  ire  baide  scme  schenk  Wilh(;lm  und  schenk  Hanns,  die  namen  sich 
keines   Unwillens  gegen  ir  an.    Es  kamen  auch   sonst   ander  graven  und  herren, 

3j  Allta<^.slel)cn  einer  deut.schcn  l''niu  zu  Anfan^f  des  18.  Jahrhumiert.s.  Lciiizi<f 
1«'K).     .S.   30. 

4)  llcrau.sj^,  von  Dr,  K,  .\,  Harac.k  III  i  lübliothek  des  litterar.  Vereins  in  Stuttgart 
.XCIII),   .S,    14'J. 


.___    11    _„_ 

dent-n  sie  bekannt,  zu  ir,  die  sie  ansprachen.  Be^^ah  sich  zu  manchem  mal, 
wann  dieselbigen  die  gemalt  dafel  hünder  dem  offen  fanden  und  erfragt,  was 
die  bedeuten  were ,  das  sie  dann  in  irem  abwesen  solchs  abwutschten  oder 
aber  vil  mehr  hinzu  verzaichneten ,  derhalben  sie  manichmal ,  wann  sie  es 
markt,  übel  zufrieden  war.« 

Aus  dieser  Mitteilung  geht  hervor ,  dafs  im  südlichen  Schwaben  der 
Gebrauch  der  llaushaltungstafeln  damals  kein  allgemein  verbreiteter  gewesen 
ist  und  sich  nur  auf  einzelne  Personen  beschränkte  ,  da  aufserdem  die  Be- 
sucher der  Frau  Agnes  nicht  nach  dem  Zwecke  des  Brettes  hätten  zu  fragen 
brauchen. 

In  Paulus  Behaims  I.  Haushaltungsbüchern  im  Archive  des  Germanischen 
Museums  findet  sich  folgender  Eintrag:  1549  Adi  3  marzo  zalt  für  ein  ge- 
malts  hauspret  in  die  küchen ,  daran  man  teglich  das  ausgeben  schreibt, 
hat  cost  4  fl.  24  Pf.  •"').  Es  dürfte  also  ein  ganz  gut  gearbeitetes ,  bezw.  ge- 
maltes Brett  gewesen  sein. 

Eine  Wäschetafel  aus  dem  Anfange  des  17.  Jahrhunderts  hat  C.  Fisch- 
naler  in  der  Zeitschrift  des  Eerdinandcums  für  Tirol  und  Vorarlberg  •')  be- 
schrieben und  abgebildet.  Sie  ist  zweiseitig  .  bemalt ;  die  Rubrik  für  jedes 
Wäschestück  geht  aber  über  die  ganze  Tafel.  Neben  dem  Bilde  jedes  der- 
selben ist  auch  noch  der  Name  in  gelb  gewordener  Schrift  beigesetzt,  jede 
Seite  der  Tafel  zeigt  14  Fächer.  Die  Taf(;l  stammt  aus  dem  bei  Sterzing 
gelegenen  Schlofs  Wolfsthurn  und  ist  im  Besitze  der  freiherrlichen  Familie 
von  Sternbach ,  einst  mag  sie  der  Familie  Grebmer  zu  eigen  gewesen  sein, 
der  früher  auch  Schlofs  Wolfsthurn  gehörte. 

Eine  allgemeine  Verbreitung  scheinen  die  Haushaltungstafeln  nicht  ge- 
habt zu  haben;  es  scheinen  doch  mehr  Einzelne  gewesen  zu  sein,  welche 
dieselben  benützten.  Alle  Tafeln,  die  wir  beschrieben!  oder  kennen,  stammen 
aus  dem  Süden  Deutschlands,  doch  ist  es  trotzdem  möglich  ,  dafs  sie  auch 
im  Norden  bekannt  waren   und  gebraucht  wurden. 

5)  Mitteilungen  des  Verein,s  für  Geschichte  der  Stadt  Nürnl)erg  Vll,  S.  42. 

6)  Dritte  Folge.     37.  Heft  (Innsbruck  1893j  S.  361  ff. 

Nürnberg.  Hans  Bosch. 


Zur  Geschichte  der  Herstellung  und  Verzierung 
der  geschlagenen  Messingbecken. 

I. 

^ie  Literatur,  die  sich  mit  den  geschlagenen  Messingbecken  beschäftigt 
■^  hat,  ist  eine  überaus  umfangreiche.   Weder  die  interessante  gewerbe- 

j»^  geschichtliche^.  Bedeutung  der  geschlagenen  Becken,  noch  die  Art 
ihrer  Herstellung  oder  Verzierung  hat  aber  in  der  Mehrzahl  der  Arbeiten 
über  dieselben,  die  erstmals  im  Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  V'orzeit, 
Jahrgang  1853  S.  16,  dann  neuerdings  wohl  imabhängig  \()n  dieser  Notiz  von 
Kleinwächter    in   der  Zeitschrift  der  Historischen   Gesellschaft   für  die   Provinz 


^      12     — 

Posen  (XII.  )ahr^f.  III.  u.  IV.  Heft  S.  323  iT.)  /,u.sammen^e.stcllt  sind,  sich 
mit  einer  auf  einer  sehr  grofsen  Anzahl  dieser  Becken  vorkommenden  Inschrift, 
bezw.  mit  Auflösungsversuchen  derselben  beschäftigt.  Der  Umstand,  dafs  die 
Bemühungen  die  gedachte  Inschrift  nach  den  dutzendfachen  Vorschlägen  zu 
erklären  noch  zu  keinem  befriedigenden  Resultat  geführt  haben,  und  dafs  be- 
züglich der  Inschriften  von  geschlagenen  Messingbecken  verschiedentlich  An- 
fragen an  das  germanische  Museum  gelangt  sind,  hat  den  Anlafs  zu  den  nach- 
folgenden Ausführungen  gegeben.  An  der  Hand  der  immerhin  beträchtlichen 
Zahl  von  älteren  Messingbecken  im  germanischen  Museum  und  an  der  Hand 
des  in  Nürnberg  vorhandenen  urkundlichen  und  literarischen  Materials  soll 
die  schon  etwas  abgedroschene  Frage  nach  der  gedachten  Inschrift,  dann 
aber  zur  Erläuterung  derselben  die  feststellbare  Geschichte  des  Nürnberger 
Beckschlagergewerbes  kurz  zusammengefafst  und  auch  die  technische  Her- 
stellung   und   die  Verzierung   in   den  Kreis    der  Betrachtung   gezogen  werden. 

Für  die  Geschichte  der  in  Messing  geschlagenen  Becken  wäre  es  zu- 
nächst von  Wichtigkeit,  festzustellen,  wie  weit  überhaupt  deren  Herstellung 
verbreitet  war.  In  der  Literatur  werden  an  vielen  Stellen  die  Städte  Nürn- 
berg, Augsburg'),  Braunschweig  und  Lübeck  als  Herstellungsorte  genannt,  ohne 
dafs  aber  für  die  Fabrikation  urkundliche,  gewerbegeschichtliche  Belege  ange- 
führt wurden.  Bis  auf  Weiteres  darf  wohl  Nürnberg  —  die  Gewerbegeschichte 
Deutschlands  steckt  ja  vielfach  noch  in  den  Kinderschuhen  und  dem  Schreiber 
dieses  mangelt  hier  das  nötige  Vergleichsmaterial  aus  anderen  Orten  —  als 
ausschliefslicher  Verfertigungsort  angenommen  werden,  wie  dies  unter  Anderen 
auch  schon  Brinckmann  (Das  Hamburger  Museum  für  Kunst  und  Gewerbe, 
S.  766)  gethan  hat. 

In  den  Nürnberger  Bürgerbüchern  werden  nach  Rehlen  -)  die  Becken- 
macher zuerst  1373  genannt.  Das  vierzehnte  Jahrhundert  war  die  Zeit,  in 
der  die  blühende  Messingindustrie  Nürnbergs,  das  mit  Aachen  ganz  Deutsch- 
land in  diesem  Handels-  und  Gewerbszweig  beherrschte,  zuerst  wahrnehm- 
baren Aufschwung  nahm.  Die  Blüte  der  Messing  verarbeitenden  Handwerke 
hat  gerade  hier  die  Jahrhunderte  bis  zur  Gegenwart  überdauert. 

Nachdem  das  Beckschlagergewerbe  zu  Nürnberg  bis  1493  eine  freie 
Kunst,  dessen  Ausübung  jedem  Bürger  freistand,  gewesen  war,  beschlofs  der 
Rat  in  diesem  Jahre  dasselbe  zu  einem  geschworenen  Handwerk  zu  machen, 
ihnen  geschworene  Meister  (als  Vorstände)  zu  geben  und  wegen  einer  Ord- 
nung der  Meisterrechte  durch  Gabriel  Holzschuher  und  Jakob  Groland,  die 
damals  Herrn  an  der  Rüg,  der  Nürnb(;rger  Handwerksbehörde,  waren,  beraten 
zu    lassen'^).     Die    wichtigsten   Aufschlüsse    über    die    Handwerksordnung    der 

li  Dr.  C.  G.  Rehlen  erzählt,  leider  ohne  Belege,  in  .seiner  (le-schichte  der  Gewerlx'. 
S.  .392,  dafs  in  Augshurw  die  Beckenschlar;er  INIessing.schiniede  «genannt  wurden.  Oh  hier 
nicht  eine  oft  vorkommende  Verwech.slung  mit  den  <>Mes.sin(^.schl  ager  n<,  die  an.s  den 
gegossenen  Platten  die  Bleche  herstellen,  vorliegt- 

2)  1.  c. 

3)  S.  Mummenhoff,  Handwerk  und  freie  Kunst  zu  Nürnberg,  Bayrische  Gewerhe- 
zeitung  1890,  S.  318.  Nach  Murr,  Journal  zur  Kunstgeschichte  V,  S.  .51,  werden  die  Beck- 
schlager   1475  erwähnt,  sind  aber  wie  gesagt  schon   viel  älter. 


Beckschlager,  auch  Beckstäinpfer  genannt,  gibt  der  Pergamentcodex,  welcher 
die  sämtlichen  Handwerksordnungen  Nürnbergs  von  1535  bis  in  die  erste 
Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  hinein  enthält  und  dessen  Bestimmungen,  soweit 
sie  für  den  vorliegenden  Fall  Interesse  haben,  hier  im  Auszug  mitgeteilt  seien'*). 

Nach  der  1535  bestehenden  Ordnung  war  den  Beckschlagern  nicht  ge- 
stattet fertiges  Messing  in  Tafeln  zu  kaufen,  sondern  sie  mufsten  dasselbe 
selbst  brennen  und  giefsen. 

Die  Verordnung,  dafs  das  Handwerk  ein  gesperrtes  sein  solle,  resp.  dafs 
nur  Nürnberger  Bürger  als  Lehrknechte  (Lehrlinge)  aufgenommen  werden 
sollten,  galt  bis  1618  (bis  zu  welcher  Zeit  die  Verordnungen  des  Pergament- 
bandes reichen).  Dies  gab  zu  manchen  lungaben  seitens  der  Meister  Anlai's 
und  scheint  des  öfteren  durchbrochen  worden  zu  sein.  Bisweilen  wird  ihnen 
gestattet,  dafs  die  LehrjungtMi  erst  nach  Ablauf  des  ersten  halben  Lehrjahres 
Bürger  zu  werden  brauchten,  1577  wird  wiederum  anbefohlen,  dafs  die  Lehr- 
linge innerhalb  \ierzehn  Tagen  das  I^ürgerrecht  zu  erwerben  haben,  1583  darf 
bis  auf  Weiteres  jeder  Meister  zwei  Lehrlinge  einstellen,  1588  aber  wx^gen 
L'berzahl  der  Gesellen  überhaupt  nur  von  h'all  zu  Fall  nach  jedes  Mal  einge- 
holter P>laubnis  des  Rugsamts.  Im  Jahre  1618  wurde,  in  Ansehung,  dafs  in 
Nürnberg  Bürgersöhne  sich  schwer  finden  liefsen  zur  Erlernung  des  Beck- 
schlagergewerbes, den  Meistern  gestattet  auch  fremde  Lehrknechte  aufzu- 
dingen,  mit  dem  Bemerken,  nach  M(>glichkeit  solche  aus  dem  Nürnberger 
Landesgebiet  einzustellen.  Dieselben  sollen  dann  nach  Vorstellung  und  Ein- 
tragung beim  Rugsamt  zum  Bürgerrecht   »vorgestellt  werden«. 

Die  schon  aus  den  noch  weiter  anzuführenden  literarischen  Quellen  er- 
sichtliche Thatsache,  dafs  mit  dem  17.  Jahrhundert  das  Beckschlagergewerbe 
stark  zurückging  und  1635  dem  Aussterben  nahe;  war,  läfst  sich  wie  aus  der 
oben  angeführten  Verordnung  bezüglich  der  Lehrknechte  auch  aus  anderen 
Verlässen  nachweisen.  Die  Konkurrenz  der  Rotschmiede  mit  gegossenen 
Bcxken  scheint  in  erster  Linie  den  Niedergang  befördert  haben,  wie  aus  nach- 
folgendem Verlafs  zu  ersehen  ist : 

»Auff  der  Peckschlager  Supplicirende  beschwerung  wider  die  Rotschmidt 
das  dieselben  Ihnen  mit  dem  giessen  der  Messen  Peck  Inn  Ir  Arbeit  vnd 
Idandtwerck  greiffen,  darumb  es  bcy  Ihnen  abzuschaffen  bitten,  Ist  verlassen, 
dieweil  sich  erfindt,  das  solche  Arbeit  absonderlich.  In  dem  der  Rotschmidt 
Peck  gegossen,  der  Peckschlager  aber  \'on  der  Handt  geschlagen,  auf 
gedieft  vnd  gestempfft  werden,  \nd  die  Rotschmidt  \-on  Alters  solch(> 
Arbeit  hergebracht,  den  PeckschlagcM'n  Ir  Begern  abzu  Lain(Mi,  vnd  darneben 
anzaigen,  weil  der  Meister  nur  3.  allhic^  vnd  doch  Alle  gnug  zu  Arbaitt(MT 
haben,    Wann    sie    die    Kauffleuth    nur    selbsten    betürdern    wollen    haben    sic^ 

4i  Dieser  T\-r^aiiK'ntcodex  wurde  von  |.  Slockliaiur,  zu  dessen  >NürnlH'ryer  llanci- 
werksrecht  f\es  XVI.  Jahrhundert.s- ,  NürnherL;  IST'),  verwendet,  in  welcher  Selirift  aber, 
S.  6,  über  die  ]k:ckschla^er  nur  die  Hcstimmuni^fen  ühiT  das  Mcisterreelit  aul'!.^t'n()mnien 
sind,  ferner  dafs  jeder  i\Ieister  als  ^leisterstüek  ein<'  srhüsse!,  ein  ])adjieck,  und  eine 
schalle  mit  sein  sell)st  handt«  niarhcn  nuifste,  die  alsdann  vor  die  fünfherrn  i  Stadtgericht  > 
bringen  und  wobei  er  schworen  mufste,  dal's  er  dieselben  Stücke  mit  seiner  Hand  -erhebt 
und  i;estemppft«   habe. 


14 

nicht  visacli  sich  \(>n  hinnen  anderswohin  /uhe^elx-n,  daninih  sollen  sie  als 
\erpf1ichte  j-iui^ei'.  Ires  Handtwercks  mit  Vleiss  abwarten  vnd  nicht  vrsach  zu 
annderni   einscdien   >^U'lH'n.      Actum  1  )onnersta<,^s   den    N.   Octobris    1612 

I)(M-   11.   W.   Imhof. ' 

I)ies{>  \'(M-ordnunL,'  L,nbt  nach  \  cM-schiedenen  Richtungen  interessante  Auf- 
schlüsse, einmal  i^ibt  er  die  tixdmische  I  lerstelluns^  der  l^(M:k<'n  an,  Schlagen 
der  '!\afeln  zu  HleclKm.  das  cM^c^ntliche  'I'reiben  und  das  Driickcm  oder  Stanzen 
diM'  \^erzierui\L;(Mi  ( \(in  der  dazwiscluMi  lie<4(>nilen  Drcdiarbeit  wird  noch  weiter 
unten  die  Rcnle  sein).  Dann  erfahrtui  wir,  dals  die  Zahl  der  Me-ister,  die  wie 
oben  miti^eteilt,  1635  auf  einen  zusanunenL;eschmolzen  wai-,  1612  nur  noch 
drei  betru^^' ,  endlich  al)(M'  hcW-en  wir  von  eincnn  gewerbe<^feschichtlich  in- 
ter(\ssanten  \'oi'L;ang ,  n.ämlich  dei"  Drohuni^ ,  das  (lewcrlx^  das  offenbar  eine 
fast  ausschliiHslicht^  Xin'nber^cM-  Six^zialitcät  darst(;llte,  nach  auswcärts  zu  vcv- 
ptlanzen .  um  wohl  IcMchtei-e  Bt^triebsbedingunt^HMi  f(Mn  \on  der  blühenden 
Rotschmiedskonkurrenz  zu  finden,  die  jedenfalls  infolo(>  der  weniger  kompli- 
zierten, fabrikmäfsigeren  Herstellung  durch  den  (uüs  zu  billigerer  Lieferung 
in   der   Lage   war. 

In  den  früheren  Bestimmungen  über  die  Aufnahme  der  Lehrknechte 
war  ausdrücklich  das  Gebot  t^nthalten,  offenbar  um  das  Handwerk  nicht 
zurückgehen  zu  lassen,  dafs  der  Meister  nach  dem  Auslernen  des  einen,  sofort 
einen   andern   Lehrling  einzustellen   habe 

Das  immerwährende  P^estrelxm  des  Nürnberger  Rates,  gröfsere  tabrik- 
mäfsige  Bi^^triebe  innerhalb  der  Nürnberger  Gewerbe  nicht  aufkommen  zu 
las.sen,  drückt  sich  auch  wieder  in  der  folgenden  Verordnung  aus:  -  l^s  sol 
auch  ein  Jeder  ein  besundere  W'erckstat,  also  nicht  zwen  meister  bey  ein 
ander  In  ainem  haus  zwa\'  meysterrecht  nicht  arbeyten  oder  treyben«.  Der 
X'ersuch  mag  wohl,  wie  es  gerade  bei  den  Beckschlagern  nahe  lag,  durch 
Arbeitsteilung  mit  \ermehrten  Arbeitskräften  billiger  zu  arbeiten,  gemacht  wor- 
den  sein. 

Vom  Meisterstück  ist  hier  nicht  die  Rede,  das  Zeugnis  der  g(\schworenen 
Meister   über   I'\'rtigkeit   im  Brennen   und   Giefsen   von  Messing  genügt. 

Das  Auftiefen,  Trcdben  der  Bc>cken,  besorgten  die  Beckschlager  offenbar 
nur  im  Rohen.  \'or  dem  Verzieren  wurden  sie  den  Rotschmiedsdrechslern 
zum  Abdrehen  übergeben.  l-',s  scheinen  eigene;  Drechsler  gerade  für  das  Beck- 
schlagergewerbe  xorhanden  gewesen  zu  sein.  Die  nachfolgenden  X'erläfse  die 
aul  das  W'rhältnis  der  Beckschlager  zu  ihren  Dr(xhslern  Licht  werfen,  mengen 
als  Beispiel    Nürnbergei'  (jewerlxiverhältnisse   hier   Platz  hnden : 

Vt\  der  peckschlag  anpringen  der  altt^n  peck  halben,  so  d\c  drechsel 
vern(>wen  \nd  drehen  bey  einemi  l{rbarn  Rath  Ix^schc-hen  ,  ist  verlassen,  diweil 
solchs  l)isher  \-nd  lange  Zcnt  dermassen  g(.;praucht  worden  ist,  dass  die  pt'ck- 
slaher  den  Ti-echsc-ln  solclis  nit  zu  weren  haben  .  sunder  das  die  Drechsel 
die   selbigen    wo]    xcrnewcm   m<)gen. 

\'nn(i  di\\c\-l  suimdeis  Zwexfels  (MU  _\- e  d  e  r  seinen  Trechsl  sein  ar- 
beyt  furweg,  derhalb  ein  |eder  seinen  abgang  finden  \nil  wissen  könne,  soll 
es    n(jch    (Jabey    pleiben. 


^        15      - 

»Auf  fürgebrachte  clag  der  geschwornen  \n(l  genieiniglich  aller  Maister 
des  Peckhschlager  hanndtwercks  wider  Hanns  Reschen  Iren  verordneten 
Pecktrechsel,  das  er  sy  mit  d(Mii  grossen  wcrckli  Irer  gemachten  Arbeit  nit 
alweg  volkliomen  ferdern  wolt ,  sonndern  merertheils  auf  dem  zichrad  vnd 
der  clainen  hanndarbait  leg  \  Ist  bey  eim  E.  Ratli  verlassen,  diweil  der  dreh- 
nuiel  dem  hanndtwerckh  zu  guettem  vnnterhalten  |  \nd  Ime  Reschen  von 
derselben  Enderung  wegen  verlassen,  das  er  naclidem  er  zwc.n  sonnderlich 
angenomen  Meister  hat,  denn  er  mit  Enderung  auf  ein  zcnt  xcrsprochen  ist, 
zuvorderst  solch  zwen  Maister  mit  Irer  Arbait  b(;fürdern  soll ,  was  aber  her- 
neben von  anndern  Maistern  des  Feckhschlagerhanndtwercks  fin-  Arbayt  zu- 
fallen wirdt,  da  soll  er  schuldig  sein ,  die  dein  handtarbeit  ligen  zu  lassen, 
vnd  Inen  als  des  Peckhschlagerhanndtwerckhs  geordneter  Drechsel,  Ir  arbait 
des  grossen  Werckhs  zu  befürdern,  damit  sy  seynthalber  one  clag  sein  mögen, 
die  peen  soll  auff  5  tt)  novi  sein.  Dagegen  aber  Ime  Reschen  \-orbchalten 
sein  wann  er  \-on  den  Peckhschlagern  mit  dem  grossen  werckh  nit  fürderung 
hat,  das  er  dic^  ciain  hanndtarbait  am  Ziechradt  auch  woll  trehen  mag,  welches 
man   ime   von  allen  thaillen  durch   die   Rugsherrn   also  anzaigen   soll. 

Decretirt  den  5  Augusti 
1563. 

-Bei  einem  erbarn  Rath  vnsern  Herrn  ist  \  erlassen,  dem  Alten  Sebastian 
Weiselmann  Peckstemj)fer,  auff  sein  Supplicirn  mit  anlangen,  dass  auffkauffen, 
vernewen  \nd  widerverkauften  der  Alten  fach  \'on  wegen  seines  Alters,  so 
lanng  er  lebt,  vnd  allein  auff  seinen  leib,  soll  \  erlassen ,  aber  seinem  Sun 
solches  ganz  vnd  gar  ablainen. 

Decretum   in   senatu 
]'S  juny  1577. 

Die  ältesten  bildlichen  Darstc^llungen  xon  Beckschlägern  in  ihrem  (jcwerbe- 
betrieb  findet  sich  in  zwei  Bändeln  der  Xiirnberger  Stadtbibliothek  mit  Ab- 
bildungen \()n  Insassen  des  Mendelschen  Zw(")lfbriiderhauses  bei  der  Karthause. 
Jeder  im  Bruderhaus  (jcstorbene  wird  bei  seinem  ursprünglichen  Handwerk 
beschäftigt  dargestellt.  Der  älteste  l^eckschlager  ist  gestorben  1474.  Sein 
Name  war  Hans  Iloffmann.  Das  Bild  ist  wohl  nur  wenig  später  entstanden. 
Charakteristisch  ist  nur  der  flach  gew(')lbte  \ielkantige  Ambos  imd  der  kurz- 
stielige,  unseren  Pflastererhänunern  genau  gleichende  Hanuner.  Ahnliche  Ab- 
bildungen folgen  bis  zur  Mitte  des  16.  lahrhundcMts  noch  ein(^  Reihe,  ohne 
indes  zur  Kenntnis  des  Gewerbes   Neues  zu  bring(Mi. 

Von  besonderem  Interesse  für  die  Herstellung  der  geschlagenen  Messing- 
becken sind  zwei  gedruckte  illustrierte  Darstellungen  des  Beckschlagergewerbes 
aus  früherer  Zeit.  Die  erste  findet  sich  in  lost  /\nunans  bekanntcnu  Ijüchlein 
»Eygentliche  lieschreibung  Aller  Stände  aulf  lu'den  etc.  <  mit  dcMi  Vers<Mi  \(>n 
Hans  Sachs : '') 

Der   B  ecksc  hl  agcr. 

Ein   Beckschlager  bin   ich  genannt  | 
Mein   Beckn   führt   man   in   weite    Band  j 

,"j)    l''r;inklurl     läiiS,      Nciwnli  iickt    \uii   (  rcori'    llirtii.    .München,    iss). 


16     — 

Allc'ili'y  art  |  l^ioIs   \  nd   auch   klein  j 
\\)n   >4ut(Mii   McssinLi  ^'sla^cn   rein  j 
(icstcnipHt   mit   hiIcl\V(M-ck  |  ^^wccks   vfi   bhnii  | 
I^insthcils  jr  Spii^cl   i,'katt  aulT  kiini  j 
Wie   i^ioss    1  IcMin    \  nd   Balhicier   tan  j 
Auch   i;i"in(^  |  für  den  (fcnieinn  Mann.  | 

Dic^  z\veit(^  bildhcht^  narst("nung  des  Hcckschkä^^M'^ewerbes  finden  wir 
in  dem  für  che  frühere  1  Iand\verks(^escliicht(>  wichtigen  Werke  Christoph 
\\'eii_;els 'M.  Auch  hier  enthält  die  WcM-k.statt  im  Hintergrund  den  Ofen  zum 
Messingbrennen  ' ),  in  dem  der  HrcMiner  mittelst  cnner  Zange  eine  Tafel,  wohl 
Kupfer,  einführt,  in  der  \()rd(Men  Werkstatt  sehen  wir  unter  einer  grofsen 
Anzahl  fertiger  l^ecken  zw(M  Arbeiten-.  Der  eine  mit  dem  Zirkel  an  einem 
bercMts  gew()lbt  geschlagenen  Messingblech  beschäftigt,  der  andere  mit  dem 
1  lammei-  auf  einem  achteckig(Mi  oben  flacli  abgerundeten  Ambos  mit  dem 
Aufziehen  (Treiben  des  Beckens)  beschäftigt.  Von  den  Werkzeugen  fallen 
neben  Blechscheeren  ein  hoher,  dünner,  ebenfalls  gekuppelter  Ambos,  die 
\ (.Mschieden  geformten  kurzstieligen  schweren  1  lämmer  und  Zangen  zum  Biegen 
auf,  r)b  die  links  und  rechts  unten  auf  dem  Stich  erscheinenden  scheiben- 
tTirmigen  Gegenstände  etwa  die  zur  Verzierung  dienenden  »Stempfei«  (Stanzen) 
darstellen  sollen,  ist  ungewifs.  Aus  den  historischen  Bemerkungen  Weigels  geht 
hervor,  dafs  die  geschlagenen  Messingbecken  zu  seiner  Zeit  durch  die  kupfernen 
getriebenen,  und  die  gegossenen  zinnernen  Becken  verdrängt  waren.  Wichtig 
ist  wohl  auch  die  wiederholte  Ik;merkung,  dafs  das  Gewerbe  aufserhalb  Nürn- 
b(M'gs,  wo  es  besonders  berühmt  gewesen,  so  gut  wie  nicht  bekannt  sei.  Die 
X'erwendung  geschah  nach  tlieser  Quelle  zu  allen  möglichen  Zwecken,  und  zwar 
vorzugsweise  profanen  (für  A(]erlafs,  für  ISarbiere,  für  Kuchenbäcker,  für  Küchen- 
zwecke, für  Wagschalen  u.  dcMgl.i  I-'ür  die  technische  Weiterentwicklung,  die  das 
Inxkschlagergewerbe  bis  zum  Ende  des  17.  Jahrhdts.  erfahren,  ist  die  folgende 
Angabc;  interessant:  >Diese  Stücke  (Becken)  werden  durch  den  bey  einem 
Wasser  angerichteten  Tief-i  lammer  erstlich  aus  dem  groben  getiefet  |  her- 
nach durch  den  1  land-l  lammer  folgends  ausgefertiget.  Vor  Zeiten  wusste 
man  zwar  \- o  n  den  Tic  ff- Hämmern  |  so  heut  zu  Tage  i  umb 
bessc;rer  I^  ec]  u  e  m  lieh  k  e  i  t  willen  j  von  dem  Wasser  getrieben 
wt'rden  |  nichts  und  obschon  die  Arbeit  damit  weit  leichter  und  ge- 
schwinden- von  statten  gehet  |  haltcm  doch  einige  die  alte  Art  |  nach  welcher 
die  15ecken  auf  dem  ebenen  Ambos  \on  freyer  Hand  auf-  und  ticfgeschlagen 
werdc'U  |  vor  künstlicher. 

'i'  .M.l.iMuiiL^  ilcr  ( icn-icin-Xülzliclicn  I  lauptstrindc  X'on  denen  Regenten  und  ihien 
(■t(\  Pxdii-nten  an  hils  auf  alle  Künstler  und  Handwerker  nach  Jedes  .Anibts-  und 
r.erutts  Ve  r  r  i  (  li  t  u  n  -  e  n  meist  narli  dem  Leben  gezeichnet  und  in  Kupter 
^etruekt    etc.      Re^enshuiL;    le'is. 

7i  Ihri-en^  ^iKl  Weii^el  auch  die  .Ahl  »ilduui^f  und  l')es(  lirei!)nn<^  des  Messin^luennens 
in   euH_:in   ci^eiu-u    Alisehniti    1     r.   S,   .'il.'irf. 

Niirnbei-('.  Dr.    llans   Steuniann. 


Zur  Geschichte  der  Herstellung  und  Verzierung 
der  geschlagenen  Messingbecken. 

IL 

y /»A^^  atterer  gibt  in  seinem  technologischen  Magazin,  1799,  Bd.  I  S.  240 
C^^ir^  die  Ergänzung,  ^>dass  im  jähre  1784  in  der  Stadt  selbst  kein  einziger 
J^^^^d^yi  (Heckschlager)  mehr  war,  sondern  in  der  Vorstadt  Wöhrd  zwei,  wo 
sie  auch  zugleich  ein  dazugehöriges  Hammerwerk  haben.«  Dieser 
Zusatz  gibt  eine  weitere  Erklärung  zu  den  zitierten  Weigelschen  Angaben. 
Gatterer  fügt  noch  bei,  dafs  die  zuvor  >B(>ckstämpfer'<  genannten  Beckschlager 
ehemals  —  d.  h.  wohl  so  lange  sie  eine  freie  Kunst  ausübten  und  nicht  zu  den 
geschwornen  Handwerken  zugelassen  wurden  ,  zu  den  Flinderlein-  (Flitter)- 
schlagern,  Rechenpfenningmachern  und  Messingschabern  gehörten. 

Die  in  verschiedenen  Abschriften  bekannte  Handschrift  :  -Von  Ur- 
sprung und  Herkommen  etc.  aller  Hand-Werker  in  der  Stadt  Nürnberg,  18. 
Jahrhundert <'  enthält  über  die  Beckschlager  wenig  Bemerkenswertes.  Höchstens 
dafs  aus  leicht  zu  erratenden  Ursachen  die  beiden  Beckschlagergassen  vorher 
' Unruhegassen <  genannt  wurden,  dann  Nachrichten  über  einen  hervorragen- 
den Nürnberger  Beckschlager,  Mathäus  Landauer,  den  Stifter  des  durch  Dürers 
Allerheiligenbild  berühmten  Nürnberger  Zwölfbrüderhauses ,  der  dadurch  zu 
groi'sem  Reichtum  gekommen  sein  soll ,  dafs  er  zur  Zeit  der  Hussiten-Kriege 
in  Böhmen  gelebt  und  von  den  Soldaten  vielfach  erbeutetes  Gold  und  Silber 
als  altes  Messing  erkauft  habe. 

Im  Jahrgang  1874  des  »Anzeiger  für  Kunde  des  D.  V.  hat  in  treffen- 
der Weise  v.  Eye  bereits  darauf  hingewiesen ,  dafs  die  besagten  Becken 
aus  anderen  Rücksichten  ,  als  wegen  ihrer  Inschriften  wichtig  erscheinen, 
indem  sie  an  die  früh-  und  hochmittelalterlichen  Bronzegüsse  anschliefsend, 
das  Verbindungsglied  zu  den  Kupfertreibarbeiten  und  dem  Zinngufs  der  spä- 
teren Zeit  bilden.  Bei  dieser  Gelegenheit  befafst  sich  der  verdienstvolle  Kunst- 
historiker auch  mit  der  Technik.  Seinen  im  Wesentlichen  richtigen  Angaben 
mag  hier  auf  Grund  neuerer  Untersuchung  eine  genauere  Beschreibimg  der 
Herstellung  folgen.  Ob  die  Beckschlager  das  von  ihnen  selbst,  nach  ihren 
Handwerksgesetzen,  gebrannte  Messing  schlugen,  das  heifst,  die  gegossenen 
dünnen  Platten  selb.st  zu  mehr  oder  minder  dicken  Blechen  —  die  mittlere 
Stärke  des  zu  den  Becken  verwandten  Messings  beträgt  ca.  1  mm.  —  aus- 
hämmerten, oder  dies  auf  den  Zainhänmiern  durch  die  Messingschlager  be- 
sorgen liefsen,  ebenso  ob  die  weitere  Zubereitung,  das  Schaben  derselben  von 
ihnen  besorgt  wurde ,  oder  von  dem  eigens  bestehenden  Handwerk  der 
Messingschaber,  ist  nicht  genau  bekannt.  In  späteren  Zeiten  werden  sie  wohl 
die  Hammermühlen  benutzt  haben.  Sodann  wurile  das  passend  geschnittene 
Messingblech  im  Groben  bearbeitet,  aufgetieft,  «aufgezogen  wie  der  moderne 
Ausdruck  lautet,  und  zwar  bis  ins  spätere  17.  Jahrhundert  mit  der  Hand,  später 
durch  Hammerwerke.  Nachdem  die  P'orm  so  fertiggestellt,  auch  der  Rand 
geschlagen   und  beschnitten ,    wiaxien  die   Becken    von    den    eigens    bestellten 

Mitteilungen  aus  dem  german.   Nationalmuseum.     iSgg.  III. 


Messingdrechslern,  ;  Beckschlagdrechsel  ,  abgedreht.  Hierauf  folgte  die  Ver- 
zierung, Die  kleinen  Kreise,  Sterne,  Blumen,  Kreuzi'  etc.,  die  den  Rand  und 
manchmal  auch  einen  Teil  des  ik)dens  zicMen ,  wurden  von  vorn  (auf  die 
Schauseite),  mit  Punzen  inngeschlagen.  Die  Bildwerke,  dii-  aufg(^triebenen 
Mittelstiicke  (umbilico)  \-on  hinten,  wie  bei  Iieibarbeiten  iil)lich  ,  in  eine  ge- 
härtete hlisenform  ,  in  der  Regel  wohl  aus  einem  Stück  bestehend  ,  mittelst 
dazwischen  eingelegter  Bleiunti-rlag(^  getrieben.  l^benso  die  um  die  Mitte  in 
wiederholter  Folge  laufenden  Inschriften,  otler  sonstigen  ornamentalen  Ver- 
zierungen, wc^bei  die  Stempel  nacheinander  und  nebentMnander  angesetzt  wur- 
den. Damit  die  Stempelstücke  während  der  Art)(,Mt  nicht  ausweicheii  konnten, 
hatten  sie  kleine  erhöhte  Dorne,  deren  Spuren  sich  auf  der  Rückseite  der 
Becken  noch  als  runde  kleine  Vcrtiefiuigen,  auf  der  Schauseite  aber  als  Erhe- 
bungen nachweisen  lassen.  In  ähnlicher  Weise  wurden  die  Rundstäbe  erzeugt. 
Bei  der  verhältnismäfsigen  Dicke  der  Bleche  war  es  natürlich  schwer,  die  Vor- 
lagen scharf  herauszutreiben.  Darum  erscheinen  Bild  und  Ornament  bei  stark 
\ertieften  Vorlagen  wenig  scharf.  Um  diesem  Fehler  nachzuhelfen,  sind  die 
besseren  Arbeiten  der  Art  deshalb  nachträglich  mit  verschieden  geformten 
Eisen  direkt  nachgetrieben.  Die  häufige  Stumpfheit ,  die  offenbar  nicht  nur 
von  der  im  Lauf  der  Zeit  erfahrenen  Abnützung  herrührt,  mag  auch  von  der 
durch  die  kräftigen  Bleche  bedingten  raschen  Abnützung  der  Stanzen  her- 
rühren. Ob  später  in  der  Verfallzeit  des  Gewerbes  maschinellere  Wege 
(durch  Prägung  mittelst  Spindelpressen  etwa)  die  umständliche  Handarbeit 
teilweise  ersetzten,  mufs  dahingestellt  bleiben.  Das  im  Nürnberger  Hand- 
werkerleben ängstlich  bis  in  späte  Zeiten  festgehaltene  Prinzip ,  keine  Hilfs- 
maschinen, sondern  nur  Handarbeit  zuzulassen,  spricht  dagegen.  Ein  im  ger- 
manischen Museum  befindliches  Beispiel,  wo  die  mechanische  Prägung  anzu- 
nehmen naheliegt,  wird  noch  zu  erwähnen  sein.  Ebenso  selten  dürfte  freies 
Treiben  aus  der  Hand  vorkommen.  Das  Museum  besitzt  hiefür  nur  ein  Bei- 
spiel,  das  ebenfalls  unten   beschrieben  ist. 

Wenden  wir  uns  nun  der  Frage  der  Inschriften  zu,  die  abgesehen  von 
kürzeren  Publikationen  im  Anzeiger  f.  K.  d.  D.  V.''),  fast  ausschliefslich  den 
(jegenstand  der  Untersuchung  gebildet  haben  ,  so  ist  allgemein  vorauszu- 
schicken, dafs  dieselben,  abgesehen  von  angel')rachten  Schriftrollen,  in  einem 
oder  mehreren  Kreisen  um  die  Mittelverzierung  der  Becken  angeordnet  sind. 
Die  Inschriften,  \-on  denen  unten  eine  Reih(^  von  Beispic^len  mitgeteilt  werden. 
'^ind  teils  dcMitsch ,  teils  lateinisch,  uKMst  verstümuK^lt  mid  korrumpiert,  bald 
in  gotischen  Minuskeln,  bald  in  mitt(^laltcrlichen  Majuskeln  nder  doch  an 
^r)lche  sich  anlehnenden  Z(Mchcn,  bald  in  reincM'  .\ntiqua  abg(Tafst  und  wieder- 
holen sich  in  der  Regel  in  einem  Schriftkreis  mehi'ere  Male.  Die  Mehrzahl 
dersi-llxm  ist  nicht  \-oHständig  aufzulrVsen  ,  die  Tradition  liat  bei  ihrer  Ver- 
wendung eine  grols(^  Rolle  gespielt,  denn  \iek^  kommen  in  manigfachen  Vei- 
änderungen   auf  \  rrschiedenen    l-\abrikatcn    inmier   wieder   \()r. 

Die  häufigste  in  i'ätselhaften,  abcM-  auf  die  .Minuskt-lschrift  zurückgehen- 
den  Zeichen   mit   vielfachen  Abkürzungszeichen   \ersehen.   hat   seit   Beginn   des 

8;  Jahrj^,    18o]    S]>,   :ns,   1874  Sp.    175.    1870  Sp     19:5, 


19       - 

19.  Jahrhunderts  spekulative  Gemüter  heftig  beschäftigt.  Die  Thatsache, 
dafs  heutzutage  oder  doch  vor  nicht  weit  zurückreichender  Zeit,  die  Mehrzahl 
der  vorhandenen  geschlagenen  Messingbeckcn  als  Taufbecken,  was  ursprünglich 
wohl  die  wenigsten  waren  ,  in  Gebrauch  stehen  und  standen ,  hat  dazu  ver- 
führt, dahinter  allerhand  wichtige  Geheimnisse  zu  suchen,  die  zu  Dutzenden 
von  Lösungsversuchen  in  den  \erschiedensten  Sprachen  geführt  haben.  Sie 
hier  aufzuführen  besteht  keine  Veranlassung.  Der  neueste  Bearbeiter,  Klein- 
wächter, der  bald  in  neun,  bald  in  sieben  (letzteres  eben  eine  Verstümmelung) 
Buchstaben  vorkommenden  Inschrift  hat,  wie  in  den  einleitenden  Worten  schon 
erwähnt,  sich  neuerdings  sehr  eingehend  mit  dieser  Inschrift  beschäftigt,  dabei 
die  früheren  hauptsächlichen  Lesarten  angeführt  und  als  Auflösung  der  von  ihm 
auch  im  Bild  reproduzierten  Inschrift:  «nomen  christi  benedictum  in  eternum 
angegeben. 

Allein  so  wenig  wie  die  \orhergehenden  Inschriftenlösungen  mag  die  Klein- 
wächtersche  zu  befriedigen.  So  eifrig  er  an  der  Hand  der  von  ihm  im  Ganzen 
wohl  fast  \ollständig  aufgezählten  Versuche  der  definitiven  Erklärung  nahe 
zu  kommen  sucht,  so  ist  doch  auch  hier  wieder  der  Buchstabenform  ent- 
schieden Zwang  angethan.  Es  ist  mindestens  zweifelhalt,  ob  die  beiden  ersten 
Buchstaben  n  und  x,  das  im  fünften  Buchstaben  völlig  andere  Form  zeigt,  und 


^!2m 


Kig.  1. 


es  ist  geradezu  ausgeschlossen ,  dafs  der  drittletzte  Buchstabe  i  bedeuten 
soll.  Fig.  1  gibt  die  Inschrift  mit  sieben  Zeichen  wieder.  Die  Kleinwächter- 
sche  Arbeit  gibt  einen  merkwürdigen  Einblick,  welch'  enorme  Arbeit  an  Zeit 
und  Geduld  diese  Angelegenheit  schon  in  Anspruch  genommen  hat,  die  mit 
der  Wichtigkeit  der  Frage  in  einem  umgekehrten  Verhältnis  steht.  Die 
geringe  Tragweite  der  betreffenden  Inschrift  hat  wohl  auch  die  berufenen 
Kreise  der  Museologen,  beispielsweise  Essenwein  und  Brinckmann,  abgehalten, 
trotzdem  ihnen  das  nötige  gröfsere  Vergleichsmaterial  zur  Verfügung  stand 
und  bekannt  war,  dieser  bereits  zum  Elephanten  angeschwollenen  i\Iücke  eine 
übertriebene  Beachtung  zu  schenken,  und  die  Untersuchung  zwar  eifrigen,  aber 
mehr  dilettirenden   Kreisen   überlassen. 

Es  mag  daher  an  dies(>r  Stelle  von  der  Aufstellung  naheliegender  ähn- 
licher Vermutungen  abgesehen  werden  ;  vielleicht  bringt  ein  Zufall  ein  älteres 
Excimplar  mit  nicht  corrumpierter  Inschrift  zum  X'orschein,  aus  der  auch  dies 
so   viel   Kopfzerbrechen   \erin'sachende   Rätsel   seine   L(")sung  findet. 

So  \iel  dürfte  feststc^hen,  1  )  dafs  es  sich  ursprünglich  um  cini.'  wirkliche 
Inschrift  gehandelt  hat,  2)  dafs  diese  in  dei'  vorliegenden  b'orni  corrumpiert 
ist,  3)  dal's  dieselbt;  in  eben  diesiM'  Form  nicht  vnr  der  Mitte  des  16.  Jahr- 
hunderts  in    X'erwendung  gekommen   ist. 


-^D 


Die  im  ^UMiiianischcn  Museum  vorhandenen  Schiisseln  zeigen  aulsei  der 
am  meisten  vorkommenden  aus  neun  und  sieben  Zeichen  bestehenden  Um- 
schrift eine  Reihe  weiterer,  die  teils  entzifferbar,  teils  niclit,  bei  der  L  bersicht 
erwähnt  sind").  Es  ^eht  aus  allem  nur  so  viel  hervor,  dals  die  fluten  Heck- 
schla_L,H'r,  als  die  Herstellung,*  der  Hecken  eine  handwerksmäfsige  im  schlechten 
Sinne  wurde,  Ljanz  sinnlos  \tMfahren  und  nicht  blos  lateinischc\  sondern  auch 
deutsche  Sprüche  in   der  unglaublichsten   Weise   verballhornten. 

Hei  der  fol^^enden  L'bersicht  sind  nur  die  im  ^Germanischen  Museum 
vorhandenen  Exemplare   von  Messint^becken  berücksichtigt.     Es  mag  hier,   wie 


bei(Mts  \'on  anderci'  Seite  des  i  Mteren  s^eschchen  ,  aut  die  \  erliältnismalsiLje 
Häufigkeit  des  Vorkommens  hingewiesen  werden.  Kleinwächt(M-  zählt  in  seinei 
Abhandlung  etwa  150  auf,  deren  j-'lxistenz  in  \ crschiedenen  norddeutschen 
(lauen  er  in  Erfahrung  gebracht.  in  Wirklichkeit  diii-fte  die  Zahl  ^ich  aut 
viele     Hunderte    belaufen,    da    fa^t     lede    deutsche    tmd    auch     auiserdentsclic 


')  Avif  die  l)Ci  i\vv  I  )arslt.llnii^  des  .^linitrntrill.s  :iu:  Schrit'tlianiicni  \  (irkoinnuiiiitii 
Worte  O  eva  O  adain  mit  ''^ftt  rcr  Ilinznfügun^  \(.)n  mehreren  willkürlichen  f^)nrhstal)e!i 
i.st  nicht  weiter  ein^e^an^en  Auf  einer  Schijsscl  fand  fier  X'erfasser  dii  Worte  c-va  m,ae 
der    annlaniH'    des    «'ebnirh-    .adarn    iiat    «'iljrorhen    d       'ehot 


—     21     — 

öifentliche  Sammlung  solche  Stücke  besitzt;  sie  kommen  auch  in  den  Händen 
der  Privatsammler  oft  genug  vor  —  so  z.  B.  in  Nürnberg,  wo  auch  stets  eine 
grölsere  Zahl  im  Antiquariatshandel  anzutreffen  ist.  Brinckmann  '")  verzeichnet 
auch  die  Thatsache ,  dafs  diese  Becken  bis  zur  Gegenwart  als  Schaustücke 
in  den  oberitalienischen  Garküchen  in  Gebrauch  stehen 'M.  Der  Schreiber 
dieses  kann  dies  aus  eigener  Anschauung  bestätigen,  sowie  auch  das  häufige 
Vorkommen  bei  den  ober-  und  mittelitalienischen  Antiquaren.  Das  germanische 
Nationalmuseum  besitzt  34  Stück ,  in  denen  die  hauptsächlichen  Typen  ver- 
treten sind,  wenn  auch  manche  solche,  wde  die  herumlaufende  Hirschjagd,  der 
hl.  Christophorus,  der  hl.  Sebastian,  sich  nicht  vorfinden. 

Sicher  geht  keines  der  Stücke  weiter  zurück  als  bis  auf  das  letzte  Drittel 
des  15.  Jahrhunderts  und  es  mufs  dabei  dahingestellt  bleiben,  ob  nicht  die 
Anfertigung  mit  den  für  diese  Zeit  charakteristischen  Verzierungen  mit  altern 
Modeln  (Stempeln)  erst  später  fällt.  Sicher  ist,  dafs  die  offenbar  altern  Stücke 
weit  sorgfältiger  gearbeitet  sind,  und  stets  eine  starke  Nachhülfe  in  freier 
Treibarbeit  verraten ,  ebenso  ergibt  sich  aus  den  stilistischen  Merkmalen  der 
Verzierung,  dafs  die  Becken  mit  den  verschiedenen  rätselhaften,  resp.  ver- 
stümmelten corrumpierten  Inschriften  nicht  mehr  der  guten  bessern,  sondern 
der  Verfallzeit,  dem   spätem   16.   und  dem   17.  Jahrhundert  angehören. 

Datiert  ist  von  den  im  Museum  befindlichen  Stücken  niu-  ein  einziges 
und  zwar  das  gröfste  \orhandene  Becken  —  oberer  Durchmesser  53  cm.  — 
Dasselbe  trägt  auf  dem  schräg  aufgebogenen  Seitenteil  die  eingeschlagene 
Inschrift  in  Majuskeln :  jackob  Krel  der  Rechten  Doctor  ^  Wass  sein  sol 
Das  mag  Nimant  wenden.  Die  Schrift  ist  mit  einem  meiselartigen  Instru- 
ment eingeschlagen;  um  das  Relief  der  lUichstaben  zu  erhöhen,  ist  der  Ver- 
such gemacht ,  durch  einfache  von  hinten  eingeschlagene  Striche  diese  auf- 
zutreiben. Bei  der  \erhältnismäfsigen  Dicke  des  Blechs  ist  aber  dieser  Ver- 
such ohne;  Erfolg  gewesen  und  das  Verfahren  lälst  auf  eine  ziemlich 
ungeübte  Hand  schliefsen.  In  der  Mittelfläche  befindet  sich  ein  Wappen  : 
zwei  gekreuzte,  krallenartige  Ilaken  auf  einem  Dreiberg:  dit>  Helmzier  bildet 
ein  gekröntes  Meerweib.  Zu  beiden  Seiten  der  H(>lmzier  die  geteilte-  lahres- 
/.ahl  1523.  Das  (janze  ist  frei  aus  der  Hand  gc^trieben.  Am  obern  horizon- 
talen Rand  eingeschlagene  Verzierungen,  Halbkreise,  die  in  eine  Art  heral- 
dische Dilie  endigen.  Der  Rand  ist  erst  nach  detn  Hinschlagen  dieser  \"(m- 
zierung  umgebogen.  Leider  liefs  sich  das  \\'api)en  vmd  damit  die  wahrschein- 
liche Provenienz  cUm- Schüssel  nicht  nachweisen '-1.  Möglicherweise  ist  es  das 
der   Lei[)ziger   l'^amilic    Krell,    welchei-  der  berühnUe   sächsische   Kanzlei'   Nico- 

lU)  Da.s   Hambur<Jer  Museum   t.    Kuiisl-   u.   (icucrbc    a.   a    O 

11)  Von  technisch-fachmännischer  .'-^eite  uurdc  mir  übri^^rens  allun.iin^.'-  ohiu-  nähere 
Helene  versichert,  dal's   solche  Schüsschi   in  unseren   Ta^'en   zu  Mailand  her'^estellt  würden. 

12)  Die  wenig  geschickte.  Haue  .Stilisierung  der  Helmdecke  liefs  zunächst  an  eine 
moderne  Fälschung  denken.  Der  eclite  ('harakter  der  Helmfigur,  der  Zahl  und  der 
Schrift  widcrsiiricht  dem.  ledenfalls  alter  ist  die  Schüssel  mit  Ausnahme  des  Randorna- 
mentes glatt,  d.  h,  ohne  dit;  Treibarbeit,  ans  der  Heckschlagerwerkstätte  hervorgegangen 
\nu.I   von   andere!'  Hand    mit    tlei'   Inschrift   und   ilem    Waiipen   versehen   worden. 


22 


laus  Krell  entstammte;  \veni<^'stens  kommt  in  dieser  in  der  ersten  Hälfte  des 
16.  lahrhundcrts  ein  Jacob  vor.  Ks  ist  dieses  Becken  das  einzige  frei  ge- 
triebene  in   unserer  Sammlung. 

Di(^  sch(')nsten  Exemplare  sind  zugleich  offenbar  die  ältesten,  die  in 
ihrer  Dt^koration  noch  d(^n  Geist  d(\s  hohen  Mittelalters  widerspiegeln.  In 
der  Mitte  der  einen  sitzt  in  stark  geschwungenem  und  gebrochenem  Gewand, 
in  das  Rund  trefflich  komponiert,  eine  k'rau  im  Kostüm  des  15.  Jahrhdts. 
(als   k2ntstehungszeit    des  Relief(;s    ist    wohl    die   Mitte  desselben  anzunehmen), 


mit  Bliitenzweig  imd  Kreuz  m  den  Händen,  an  ähnliche  Darstellungen  aut 
Kästchen-  und  Gobelins,  Kupferstichen  u.  dergl.  erinnernd.  Zwischen  vier 
charakteristiscli  gc^formten  gebuckeltc^n  k'eldcM-n  \-ier  weitere  Ornamc^nte:  aus 
einer  stilisierten  Tierfratze  sj)rossen  1^'rucht  und  BlunuMiranken  h(M-\'or,  deren 
mittelste  ein  Kreuz  bildet.  Oben  in  der  Rank(^  das  springende  l{inh(>rn 
I)ei'  ornatrientalc  Teil  gemahnt  noch  einigermafsen  an  die  romanisch-gothrsche 
l  bergani^szeit.  Die  Ausführung  ist  einc^  sehr  s(>rgfälti^e,  die  k'ornK^n  sind 
durchwegs  an  den  Kimdern  aus  fi'eiei-  Hand  mit  dem  lüsen  nachgetrieben  und 
scharf    ausgepräj^t.      1  )ei     Rand    zeigt    nu1    dem    l'unzen    eingeschlag(>ne    kleine 


23 


Blättchen.  Die  Schale  trägt  keinen  Schriftrand.  In  stumpferer  Ausführung  kommt 
die  Mitteldarstellung  allein  noch  an  einem  kleinen  tiefen  Becken  (ebenfalls 
ohne  Schrift)  vor.  Die  Form  (Stanze)  ist  bei  Anfertigung  derselben  offenbar 
schon  ziemlich  stumpf  gewesen  und  deshalb  die  Möglichkeit  späterer  Ent- 
stehung nicht  ausgeschlossen.  Dieselbe  Dekoration  zeigt  eine  weitere  sehr 
sauber  gearbeitete  Schüssel,  deren  Mitte,  \on  einem  eingepunzten  Ornament- 
.streifen  umgeben,  ein  kleiner  liegender  Hirsch  bildet,  (P'ig.  2,  abgebildet  zuerst 
im  Anz.  f.  K.  d.  D.  V.  1876  Sp.  94).  Der  Hirsch  ist  ein  äufserst  beliebtes 
Moti\      bei     den     geschlagenen    Becken.       Nochmals     den     liegenden     Hirsch 


zeigt  ein  kleineres  tiefes  Hecken,  dessen  B>odc^nmitte  \()n  zwei  Ornament- 
bändern umschlossen  wird.  l)\v  an  romanische  anklingenden  Stilformen  d(\s 
einen  Ornamentfrieses  würdcni  auf  einen  früh  (mtstandonen  Stempel  schliefsen 
lassen,  wenn  nicht  auch  aus  d(>m  16.  fahrh.  Belege;  solcher  Anlehnungen  sich 
auf  anderen  Gebieten  fänden.  Auf  einem  weiteren,  (ebenfalls  der  frühern 
Periode  angehörenden  tiefen  BeckcMi,  ist  ein  laufender  Hirsch  im  Mittelreliel 
zu  sehen;   hinter  ihm  ein  Spruchband   mit  undeutlichen   Buchstaben  '■''. 


13)  aiit   .   mariör   .   in   möchte   ich   lesen,   ohne   eine   Erklärunsj  L'eben   zu   ki'nmen. 


—      24     — 

liine  weitere  liefe  Schüssel  enthalt  den  li(;gen(l(>n  Hirsch,  darum  ein  j^e- 
wundener  Buckelfries.  Mit  Inschriftfries,  dei  ohne  besondere  Trennung  die 
un^rel(')ste  Inschrift  mit  diMi  sieben  Zeichen  trai^t.  1  )ie  Art  des  Aneinander- 
setzens  ergibt  auch  hier  ^\n^  schon  sinnlos  g(;\v()rdenen  (iebrauch  der  Buch- 
staben. 

V'on  den  mit  Inschriften  versehenen  Schüsseln  macht  den  altertüm- 
lichsten Mindruck  eine  solche  mit  dem  hl.  (nH)rg,  der  tlen  Drachen  unter 
dem  Pferd  mit  dtM'  Lanze  ersticht.  Links  oIxmi  findet  sich  die  knieende 
Königstochter.  lOen  Grund  bilden  Sterne.  Die  künstlerisch  korrekt  ausge- 
führte Darstellimg  weist  in  ihrer  stilistischen  l^c^handlimg  auf  die  letzten  Jahr- 
zehnte des  15.  Jahrhunderts  hin.  Der  figürliche  Teil  wird  von  einem  Orna- 
mentkranz umgeben,  darauf  folgt  der  innere  Schriftrand  mit  lateinischen 
Majuskeln.  :  GEH  WART  :  DER!  :  NERID  :  .  Die  Art,  die  Trennungs- 
zeichen zu  setzen,  gibt  von  der  Sorglosigkeit  der  Verfertiger  der  Schrift- 
stempel einen  klaren  Beweis.  Der  äufsere  Rand  enthält  eine  sich  wieder- 
holende Umschrift  in  sieben  Zeichen,  die  auf  die  oft  diskutierte  zurückgeht, 
aber  einigermafsen  klarere  Lmchstabcnformen  aufweist.  Zeichen  1  scheint 
deutlich  ein  n  zu  sein,  2  ist  ein  richtiges  i  mit  schräger  Ouerlinie,  3  b  (v.?), 
4  ein  offenes  e  mit  Schlufshaken,  5  ein  n,  6  e  mit  dem  Abkürzungszeichen, 
7  ein  deutliches  Minuskel  s.  Ob  hier  eine  ursprünglichere  1^'assung  der  so 
häufig  vorkommenden  Inschrift  vorliegt,  mufs  dahingestellt  bleiben.  Weit  schemer 
in  der  \/erzierung  ist  ein  weiteres  Exemplar  mit  dieser  Darstellung  ohne 
Schrift  (Eig.  3,  abgeb.  zuerst  Anz.  f.  K.  d.  d.  V.  1874  Sp.  175),  wo  neben 
den  kleinen  eingeschlagenen  Verzierungen  um  das  figürliche  Relief  ein  Eries 
mit  den  birnförmigen,  gezogenen  Buckeln  läuft,  in  einer  anderen  späteren, 
wohl  nicht  vor  1550  entstandenen  Redaktion,  erscheint  uns  die  Legende  des 
hl.  Georg  in  zwei  andern  Schüsseln,  nämlich  in  einem  tiefen  Becken  ohne  In- 
schrift und  in  einer  gröfscMcn.  mehr  flachen  grofsen  Schüssel.  Das  figürliche  Relief 
zeigt  den  hl.  Georg  nach  links  sprengend  hoch  zu  Kots  mit  gezücktem  Schwert. 
Die  Tracht  ist  die  der  Landsknechte  der  1.  Hälfte  des  16.  Jahrh.  Unter 
dem  Pferde  der  \on  der  Lanze  durchbohrte  Drache.  Um  das  Bild  Ornament- 
fries mit  wieder  an  den  romanischen  Stil  anklingendem  Eormen,  von  Ranken 
umgebene  Palmetten  und  Rosetten.  Der  einmalige  Schriftrand  trägt  in  eigen- 
tümlich gebildeter  Majuskulschrift  eint^  nicht  entzif1e^bar^^  ursprünglich  wohl 
lateinische    hischrift  '^). 

Ebenfalls  von  Essenwein  publiziert  (Anz.  f.  K.  d,  d.  V.  1876  Sp.  93)  und  in 
l^'ig.4  wiedergegeben,  ist  eine  flache  Schüssel  mitStechtartsche  in  der  Mitte,  um  die 
sich  ein  kleint;r  Kranz  aus  zwei  verflochtenen,  beschnittenen  Zweigen  mit  verein- 
zelten Blütenzweig<Mi  schlingt.  /Xufsen  am  Rand  (l(\s  Bodc-ns  läuft  ein  Reit  mit 
stilisiertem  Blattwerk  und  Rosetten,  unterbrochen  von  einem  S{)ruchband  auf 
der    sich    die    wegen    Unscharfe    d(\s  St(Mi"i))els    nicht    mehr  (mtzift'erbare,    m()g- 


14)    Die    I5urhslabcn    las.sen    .sich    wohl    mit  einiger  .Siriicrheil  .so  lesen:   sJ(Nrl  GlH 
SKALk    RKKORs    DK      r)ei-    Stempel    zeigt  die   Worte  f-i    in   der  t^egebenen  Reihenfolge. 


licluMweise    auch     wiecier    verstümmelte    lateinisclie    Aufschritt     in    Minuski^hi 
»per   .  o   :   ??  on   .  amor  ^  "    wiederholt^''). 

Unter  den  Schüsseln  mit  figürlichen  Darstellungen  kommen  diejenigen 
mit  dem  Sündenfall  am  häufigsten  vor;  das  Museum  besitzt  eine  ganze  Reihe 
mit  und  ohne  Schrift.  Das  Bild  kommt  in  zwtM  wenig  vcMschiedenen  Varianten 
darauf  vor,  einmal  (auf  dem  ausgebrochenen  Boden  eines  Reckens)  mit  den 
stehenden  Figuren  von  Adam  und  Eva  zu  S(Mten  des  Baumes  der  Erkenntnis, 
während  sich  rechts  ein  burgartiger  Bau  erhebt;  fünfmal  in  derselben  An- 
ordnung, mit  Schriftbändern  zu  Häupten  der  Figuren  und  einer  niedrigen 
zinnenbekrönten  Mauer  im  Hintergrund.  Zwei  der  letzteren  und  zwar  geringe 
Exemplare  tragen  keine  Umschrift.  Zwei  weitere  in  Majuskeln  (Antiqua)  die 
sich  wiederholenden  unver.ständlichen  Worte;  RAM(11.^)  ;  EW  :  S'!i(H)NH  : 
die  fünfte  zeigt  eine,  der  bekannten  rätselhaften  Inschrift  ähnliche,  in  zehn 
minuskelartigen  Zeichen,   von   folgender   Form : 


Kig.  5. 

Die  Verwandtschaft  mit  der  anderem  vielbesprochenen  Umschrift  leuchtet 
sofort  ein.      Ob  die  eine  auf  die  andere  zurückgeht,   mag  dahingestellt  bleiben. 

Dazu  noch  eine  äufsere  sich  wiederholende  Umschrift  in  Majuskeln:  Dl  . 
DAL  .  WVNDI  .  Das  letztere  könnte  leicht  eine  Verstümmelung  von  Chv'i. 
Sal.  Mundi ,  i.  e.  Christus  Salvator  Mundi  sein.  IkMiierkenswert  ist  noch, 
dafs  der  Stempel  der  Innern  Minuskelschrift  nicht  die  richtige  k'olge  der  zehn 
Zeichen  enthält,  sondern  je  die  acht  letzten  und  die  zwei  ersten  ZtMchen  der 
sich  wiederholenden  Schrift,  wie  sich  aus  den  Absätzen  ergibt,  ein  weiterer 
Beweis  für  das  gänzlich  gedankenlose  Verfahren  bei  f^erstellung  von  Stem{)el 
und  Becken. 

Die  Dar.stellung  des  Sündenfalls  ist  durchweg  eine  r(^he,  \()llig  unkünst- 
lerische. Dadurch  erscheint  sie  bei  der  in  der  Regel  sehr  mangelhaften  Ar- 
beit und  der   vorauszusetzenden   schlechtem   BeschatTenheit    der  Stempel   alter- 

15)  Kyc  hat  (licsell)c,  ehe  das  Original  in.s  Akiseiim  Isam ,  nach  einer  nocli  im 
Knpfer.stichlval)inet    hcrmdhchen    Kaesirnilt,;z(,-irhnun^    \vie(Ier^e;4el)en    und    zwai'    wie   Ibli^t  : 

li.s  dürfte  darau.s  licrvor^elien,  wie  leicht  auch  lieiil/ulaL^e  und  zwar  von  .■^chritt- 
kundir^stcr  Seite  Ver.stiimnieluni^en.  resp.  lal.sche  l-csarten  sohdier  Inscliritun  enisteh<'n. 
A\ich  auf  dem   Holz.schnitt   .sind  die   l!uchsral)en   iucjit   (iri'nnaliictrevi    wieiler^e^elien. 


Mitteilungen  aus   dem   german.    Nationalmuseum,     189g. 


IV. 


26     - 

tümlicher ,  als  sie  wirklich  ist.  Die  <^e\v()hnlich  vDrkommenden  Exemplare 
werden  daher  nicht  vor  das  Jahr  1550  zu  setzen  sein.  In  dieselbe  Zeit  des 
Verfalls  i^ehcMen  aus  unserer  Sammlung  ein  l^ecken  mit  der  Darstellun5.f  der 
Verkündi^nmi.^;  links  naht  der  Engel,  rechts  kniet  Maria,  iil:»er  beiden  schwebt 
die  Taub(\  der  (3rund  ist  mit  Blumen  gennistert;  dann  zwei  verschieden  grofse 
mit  dem  Lamm,  mit  K(^lch  und  Kreuzfahne  in  ganz  roher  Ausführung.  Etwas 
besser  ist  ein  Teller  mit  Blatt-  und  RosettenveizicMung  und  i]vr  Maria  auf 
dem    Halbmond,  aber  sicher  erst  aus  dem    17.  Jahrhundert. 

Spätm'er  Zeit  gehört  auch  der  'J'ypus  "Josua  und  Kaleb  mit  der  Traube 
an.  Es  findet  sich  hier  ein  ICxemplar  ohne  Inschrift  ,  während  auch  solche 
mit  einem  und  mehreren  Schriftbändern  bekannt  sind.  Die  Ausführung  des 
Stempels  deutet  auf  den  Ausgang  des  16.  oder  Anfang  d(^s  17.  [ahrhunderts. 
Dieselbe,  häufig  vorkommende  Vorlage,  hat  auch  eine  kupferne  Platte,  wohl 
aus  einer  kupfernen  Butte,  wie  solche  insbesondere  im  18.  Jahrhundert  spezi(;ll 
in  Nürnberg  mit  reicher  Treibarbeit  hergestellt  wurden  und  bei  denen  gerade 
diese  Darstellung  bevorzugt  wurde. 

Eine  tiefe  kleine  Schüssel  mit  dem  offenbar  nach  einer  antiken  Vor- 
lage gearbeiteten  Reliefkopf  des  Cicero  mit  Lorbeerkranz  trägt  in  Antiqua  die 
Umschrift  :  Marcus  .  Tulius  .  Cicero  .  Cons.  Dieses  Stück  ist  zweifelhaft ; 
italienische  moderne  Herstellung  ist  wohl  nicht  ausgeschlossen.  Ebenso  läfst 
sich  das  /^Iter  einiger  weiterer  kleinerer  Becken  nicht  bestimmen.  Ein  solches 
trägt  einen  einfachen  Rosettenstern  in  der  Mitte ;  in  ähnlicher  Weise  ist  auch 
ein  tiefes  Becken  verziert;  ein  anderes  zeigt  in  der  Mitte  einen  kleinen  Mönch  (.') 
mit  Heiligenschein  und  kurzer  Kutte  und  in  beiden  Händen  Blumenzweige 
Die  Ausführung  ist  bei  diesen  Stücken  eine  flüchtige  und  kennzeichnet  die- 
selben als  gewöhnliche  Gebrauchsgeräte.  Eine  weitere  Gruppe  meist  gröfseren 
Umfangs  bilden  die  Schüsseln  mit  rein  ornamentaler  Verzierung,  die  an- 
scheinend als  Schmuck  der  Credenzen  und  zum  vornehmen  Tafelgebrauch 
bestimmt  waren.  Meist  ist  bei  diesen  in  der  Zeichnung  sehr  geschmackvollen 
Stücken  die  Mitte  des  Bodens  hoch  aufgetrieben,  c'm  Kranz  von  geschwungenen 
Blättern  oder  Buckeln  (fischblasenförmig)  umgibt  die  Mitte,  oder  auch  ein  Kreis 
\"on  Blüten  und  Blättern.  Die  Inscliriften  haben  im  Wesentlichen  denselben 
Charakter,  wie  bei  den  figurierten  Exemplaren.  Zwei  sch(')ne  Beispiele  diesen'  Art 
tragen  die  wiederholte  Minuskelinschrift :  got  .  sei  .  mit  .  vns.  Eine  andere  dieser 
Art  trägt  im  Innern  Schriftrand  die  rätselhaften  neun  Zeichen;  im  äufsern  in 
Antiqua  die  in  \erschiedenen  Lesarten  (die  koi'rc^kteste  wohl:  jVAl  .  Wart  . 
ALZEIT  .  GELVl-.K)  vorkommende  Umschrift;  PlMl^ART  :  ALZEIT  :  GELVEK: 
\'erschi(Hltme  Male  ist  der  Stempel  unvollständig^''),  lüne  Hache  grofse  Schüssel 
mit  aufgetriebenem,  mittlerem  Buckel  und  Kranz  aus  geschwungenen  l^lättern  hat 

16  iJie  Um.schrittkrcisL-  sind  im  (jrinzcn  immer  vcjn  iinL;<.'lahr  gleicher  Gnifsc.  Die 
v'irkomi7i(jiulcn  Vcrsrhicdcnhcitcn  bewirkten  ai)er  docli,  dais  in  dem  Kreis  (Jie  Anein- 
anderreihung nicht  >lnnausL^in^<.  Die  IScck.scIilai^er  halten  .sich  da(kirch.  dafs  sie  dann  ül)er 
die  zu(_:rst  ein;:^esriila;4enen  J)Uclist.abentcxte  den  .Slemjxd  noch  einmal  einschlugen,  so  dafs 
der  erste  Teil  der  zuerst  eingeschlagenen  Reihe  des  Ötteren  l'ehlt.  Wiederum  ein  Zeichen, 
wie  wenig  Wert  auf  eine   sinngemäfse   Wiedergabe  der  Inschriften   gelegt  wurde. 


-        27      — 

die  ungelöste  Inschrift  mit  sieben  Schriftzeichen ,  ohne  Trennung  zwischen 
den  Wiederholungen,  woraus  hervorgeht,  dafs  der  Stempel  verkürzt,  resp. 
unvollständig  war.  Eine  grofse  tiefe  Schüssel  mit  Buckel  und  herumlaufenden 
Fries  von  Knospen  und  Fruchtstengeln,  die  Inschrift  mit  neun  Schriftzeichen. 
Eine  der  vorigen  sehr  ähnliche  Schüssel  dieser  Reihe?  hat  im  inneren 
Schriftrand  wieder  die  ungelöste  Inschrift  in  neun ,  ein  m  a  1  in  sieben 
Zeichen.  Der  äufsere  Schriftrand  in  Majuskeln  bringt  wieder  den  Spruch  : 
AL  :  ZEIT  :  GELVEK  ART  ;  Die  drei  Endbuchstaben  ART  fehlen  einmal. 
Die  immer  wechselnden  Lesarten  zeigen  deutlich,  wie  leicht  der  Sinn  eines 
so  einfachen  Satzes  von  gedankenlosen  Arbeitern  verunstaltet  wurde.  Zu  der- 
selben Gruppe  gehört  dann  eine  Schüssel ,  welche  aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  mittelst  eines  mechanischen  Verfahrens  verziert  war.  Die  Verzierung  bildet 
ein  Kranz  von  zwei  gewundenen  beschnittenen  Asten ,  im  inneren  Kreis  ab- 
wechselnd mit  Blüten  und  Blättern  versehen.  In  der  Mitte  zwischen  einem 
äufseren  gewellt  profiliertem  Ring  und  einer  schwach  halbkugelförmigen  Er- 
hebung eine  Inschrift  in  Minuskeln.  Die  eigentümliche  Schärfe  der  orna- 
mentalen Vertiefung  und  der  Verzierungen  von  der  Rückseite  aus ,  läfst  die 
Vermutung  aufkommen,  dafs  diese  nicht  in  Stanzen  mit  der  Hand  getrieben, 
sondern  in  einem  Prefswerk  hergestellt  wurden^').  Die  nach  mehreren  Rich- 
tungen bemerkenswerte  Inschrift  dagegen  möchte  in  der  üblichen  Weise  her- 
gestellt sein.  Sie  besteht  aus  einem  ca.  10  cm.  im  äufseren  Durchmesser 
haltenden  Kreise,  ist  in  ziemlich  deutlichen  aber  doch  stark  stilisierten  Minuskeln 
(ausschliefslich)  hergestellt  und  gibt  ebenfalls  nur  teilweise  einen  Sinn;  sie 
heilst:  benedicite  deum  et  vetate(.')  etu  (.?).  Das  m  des  zweiten  Wortes,  sowie 
das  et  sind  eigenartig  zusammengezogen,  die  beiden  letzten  Worte  sind  cor- 
rumpiert;  das  letzte  vielleicht  aus  »eum«  oder  eternum  .  Die  Inschrift  ist 
die  zweite  sicher  in  Eatein  abgefafste  auf  den  IJecken  des  Museums.  Hier  ist 
die  Verstümmelung  wieder  augenscheinlich  genug  erwiesen.  Die  Ilerstcllungs- 
zeit  ist  sicher  nicht  vor  die  zweite  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  zu  setzen. 
Die  Schüssel  zeichnet  sich  auch  dadurch  aus ,  dafs  sie  unttM-  allen  vorliegen- 
den allein  am  Rande  die  Marke  des  Verfertigers,  ein  Doppelkreuz  mit  je  einem 
Punkte  unten  seitlich,  mit  der  Punze  eingeschlagen  zeigt. 

Wenn  wir  am  Schluls  der  Betrachtung  das  Urteil  über  die  geschlagc'nen« 
Becken  noch  einmal  zusammenfassen,  so  ist  einmal  bezüglich  der  Inschriften 
zu  bemerken ,  dafs  dieselben  kulturgeschichtlich  xon  keiner  allzuhohen  Be- 
deutung sind,  dais  dieselbe  vielmehr  wohl  vielfach  übtn-schätzt  wurde  und  wird. 
Dieselben  reihen  sich  den  übrigt^i  im  mittelalterlichen  Leben  gebräuchlichen, 
sei  es,  dafs  wir  diese  auf  Hausgeräten,  wieGefäfsen.  Kästchen,  Wirkereien  u.s.w, 

17)  Das  erste  Vorkommen  solcher  Prcfswerkr  in  Xiirnljcro;  dürften  (he  Notizen 
Doppelmeyers  (Von  den  Nürnherffern  Künstlern  S.  '29'')  ülier  Hans  Lobsin^er  bczeui,an  : 
liier  heilst  es  am  Schlafs:  sEr  war  anch  letztens  in  Darsteliunt;  eines  nnd  des  andern 
künstlichen  imd  liesondcrn  Prcsswerckes  L^ar  i^dücklicli  .  .  ;  dann  aber  ndch  andere  ver- 
fertigte, mit  dcro  lieyhülfFc  man  alle  Metallen  so  sauber  ui  bii^nrcn  /n  drucki-n  vrrmo^te. 
als  wenn  sie  i;etrieben  wären.«  Wentzel  Uimnitzer  >si)lU  sich  d(;s  l.obsini.;(:r<(  hcn  Vc;r- 
lahrcns  vielfach  iu'dient  haben.  Zur  allgemeinen  Einführnny  sind  diese  Preb.\'.  erke  sicher 
nicht   gekommen 


2x 

vortinden,  oilct  auf  Maleicicn,  Wisinutiualci cien ,  ahcv  auch  Tafelt^cniäldeti, 
Kupft.'r.sti(lu'n,  1  lolzschuitlcn  u.  clci-^fl.  an,  sie  sind  urspriinj^dich  ^flcichmäfsi^' 
sowotil  in  !at(inisih(M  und  deutschrr  Sprache  vtMfalst  und  dem  ^^eisthchcn  \vi<'  dem 
welthclien  i.ebeu  entnommen.  Ihre  Unverstäntihchkeit,  d.  h.  der  holie  Grad 
der  Verstiinunehm^f,  in  dem  sie  in  der  i\lehrzal)I  der  Fälle  auf  den  erhaltenen 
Stücken  uns  ent^^c^cntretc-n,  läfst  sieli  ^ej^cMiübei'  anderen  Gej^^enständen  und 
Materialen,  auf  denen  wir  Inseln  iften  sonst  be^e^men,  mit  der  völlig  hand- 
werksmäfsigen  Herstellung  sehr  wohl  iM'klären.  Wir  dürfen  getrost  annehmen, 
dafs  die  Mehrzahl  der  Heckschlagei  bis  zur  IMittt;  des  16.  lahrhunderts  des 
I,esens  und  Schreibens  insbi-sondere  dieser  immerhin  nicht  ganz  geläufigen 
al)er  hergebrachten  Zeichen  nicht  mächtig  war.  D(;r  handwerksmäfsige,  und 
in  einem  gewifsen  Sinn  natürlich  nicht  im  mt)dernen  der  Arbeitsteilung  — 
fabrikmäfsige  I  Ierstellungsl)etrieb  gibt  auch  für  die  künstlerische  und  kunst- 
gewerbliche Bedeutung  interessante  Aufschlüsse.  Der  Überblick  über  die 
Krzeugnisse  vom  Endt:  (U\s  15.  bis  zum  17.  Jahrhundert  läfst  leicht  erkennen, 
wie  von  der  ursprünglichen  Sorgfalt  der  Verzierung  sich  der  Verfall  zu  einer 
rohen  und  teilweise  geradezu  geschmacklosen  Dekoration  vollzieht.  Si(.'  gibt 
zugleich  manchem  modernen  »laudator  temporis  acti'  im  kunstgewerblichen 
Schaffen  zu  Ixxlenken,  dafs  zu  jeder  Zeit  und  insbesondere  zur  Zeit  der  höchsten 
Hlüte  deutschen  Kunstgewerbes,  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhdts.  auch  recht 
minderwertige  Erzeugnisse  auf  den  Markt  kamen.  Die  sorgsame  Auswahl  der 
Verzierungsformen,  die  vorzügliche  Herstellung  der  Stempel,  die  saubere  Aus- 
arbeitung jedes  (Muzelnen  Stückes,  die  die  Arbeiten  (ies  späten  15.  Jahrhunderts 
auszeichnet,  ist  im  Laute  des  16.  jahrhiniderts  bis  zmn  17.  stetig  zurück- 
gegangen. Sorglosigkeit  in  der  Zusammenstellung  der  Formen,  Nachlässigkeit 
in  der  Herstellung,  mulsten ,  ganz  abgesehen  von  dem  Aufl<onniien  anderer 
beliebter  Materialien  wie  Zinn,  Kupfer  und  vor  allem  der  keramischen  Pio- 
dukte  einen  raschen  und  sicheren  Verfall  des  Beckschlagergewerbes  herbei- 
führen. Nicht  blos  fih-  du;  Inschriften,  sondern  auch  für  den  Geschmack  der 
Verzierung,  die  nicht  der  fortschreitenden  Zeit  zu  folgen  vermochte,  gelten 
daher  die  vollberechtigten  Worte  v.  Eyes,  (Anz.  f.  K.  d.  D,  V.  1864  S[).  328j 
mit  denen  wir  diese  I^etrachtung  sxhlielsen  wollen;  Wenn  es  sich  um  die 
Gründe  handelt,  welche  die  in  der  Mengt;  auftretenden  Erscht^inungen  (gemeint 
sind  die  verschiedenen  unKksbaren  Inschriften)  erklären  sollen,  ist  das  (jesetz 
der  '1  rägheit  gewifs  das,  welches  als  am  nächsten  liegend  ins  Auge  zu  fassen  ist. 
Nürnberg.  Dr.    Hans  Steg  mann. 


Ein  Karabinerhaken  aus  dem  17.  Jahrhundert. 

i>iiLMii    iahii'   crwaii)    das   ;_;ei-iuanischc    MustMiiii   cnit'n    Kar.ii  iiuci- 
:<n     ans    dri"    I-'itili/cit     dis    17.    'alu'hundi  rt  s .    (icr    intniLic    stinn' 
ch(")iii-n    |i  )i  iiia'cii    1  )ui"chl  iiluuiii:    eun-    n.ihi  ic    I  iclrachl  uug   xcrdiiiil 
!)ii-   1  !al;('ii    isl    aus   LM'schnitti ■neu)   l'.iscn    und    hr^tiht    aus    zwei    ihici    iU 
-t  iimiiui!'.'    )iac])    ',  (■!  si  Ii!,-,  liiv  n    Tcili-n.      1  )ci    hIku^    lald.',    eine    ltoIsc    <  »-.e,    di 


29 


den  Lederriemen  des  Biindeliers  aufnimmt;  der  untere  Teil  ist  der  eigentliche 
Haken,  in  den  der  Ring  des  Karabiners  eingreift.  So  ist  dieser  selbst  sicher 
befestigt  und  gestattet  eine  bequeme  Benutzung  seitens  des  Reiters. 

Der  obere  Teil  wird  von  zwei  Schlangen  gebildet,  deren  gestreckte  Leiber 
den  Hauptteil  der  Ose  bilden.  In  der  Mitte  stofsen  die  Schwänze  zusammen 
und  ihre  Enden  ringeln  sich  wieder  zu  kleineren  runden  Ösen.  Ein  Ring 
fafst  die  Enden  zusammen.  An  dieser  Stelle  zeigen  beide  Leiber  geschlitztes 
Blattwerk;  ebenso  gehen  an  den  Kcipfen  der  Schlangen  von  der  Stirn  und 
vom  Unterkiefer  Blättervoluten  aus,  die  sich  auch  an  dem  aus  dem  Maule 
hervorgehenden  Stücke  fortsetzen.  Dieses  selbst  biegt  knieförmig  um,  geht 
nach  entgegengesetzten  Richtungen  auseinander  und  bildet  einen  Ring ,  der 
eine  senkrecht  zum  eigentlichen  Haken  stehende  Rolle  umfafst.  Diese  ist 
drehbar,   so  dafs  jedc-r  Teil  des   Hakens  freie   {Bewegung  hat. 

i^eide  Enden  der  Rolle  sind  mit  aufsteigendem  Blattwerk  verziert,  ebenso 
die  zunächst   stehenden   senkrechten  Teile  des   Hakens. 


Der  Teil  an  dem  sich  die  Rolle  befindet,  schiit-lst  al)  mit  einer  massivt'U 
Rosette  mit  Mittelknopf  und   sieben   \on  ihm   ausgehenden   Hlattx  oluten. 

V^Mi  dieser  Rosette^  gv'ht  rechts  in  schrni  geschwungenem  Bogen  wiedcM" 
eine  Schlange^  aus,  an  deren  Leibe  sich  zunächst  noch  das  Blattwerk  der 
Ros(>tte   mit   einem   andern   .Motiv   zusanunen    tortset/1. 

Dann  aber  zeigt  sich  der  natürliche;  glatli^  .Schlangenleib,  bis  über  Stirn 
und  Unterkiefer  wiedcM'  V^jluten  ansetzen,   in    die-   auch    der  OlxMkiefer   ausläuft. 

.Auf  ihren  Unterkiefer  tritit  ein  glcicli  gt^bildetei-  Schlangenkopf,  der  am 
ganzen  dazugehcMigen  Leute  mit  Blattwerk  \('rziert,  cbentalls  auf  die  Rosettc 
st(")lst,  al)(M"  in  einer  k'edcr  befestigt  ist,  die  i'in  I 'in-  \in{\  llerschnelUMi  ge^tatt(4, 
so  (lals  zwischrn  beiden  K(')])fen  die  (  »tliiiinL;  lür  dm  i\aral)inor  rntst'.'ht,  dir 
mir   nach    innon   geht. 

Mit  fenncni  kiinst  leiischcn  .Sinn  ist  die  \  i  r^chiedcnc  Ait  dn  B(  >lininiun^ 
dadiiK-h    .inL'cdeiilcl ,     dals    das    Blatlwcik    aiil    «ii-r    ledernden    .SchlaiiLT    dciitlirli 


\()n  dem  dci-  Rosette  ^u-sondert  ist.  während  dieses  sich  auf  dem  anderen 
Schlangenleibe   tortsetzt. 

Auch   sonst   waltet  echt   kiinstlerische  Absicht. 

Den  i^latten  Schlangenlcibern  oben  entspricht  ein  ebensolcher  unten; 
sind  sie  dort  künstlich  verbunden,  so  verLäuft  der  untere  in  einem  Ganzen. 
Ziini,uMn  sich  die  Schlanj^en  oben  nur  \on  ferne  an,  so  treffen  sie  unten  un- 
mittelbar aufeinander;  aber  die  in  Voluten  endigenden  Oberkiefer  zeigen  uns, 
dals  es  sich   nur  um   dekoratives  Spiel   handelt. 

So  hat  der  Kim.stler  e  i  n  Motiv  durch  das  (janze  durchgeführt,  ohne  in 
(jleichförmigkeit   und   Langeweile  zu   verfallen. 

Nürnberg.  Simon. 


Über  eine  Anzahl  mittelalterlicher  zu  Konstanz 
gefundener  Bodenfliesen. 

fir^Kr  "^  Herbste  1898  wurde  von  dem  Pfleger  unseres  Museums  in  Konstanz 
1^^  Herrn  Hermann  Burk  unserer  Sammlung  eine  Anzahl  Fliesen 
r^'y^J^  zugewendet ,  die  der  genannte  ?Ierr  bei  Abtragung  eines  durch 
Brand  zerstörten  Hauses  in  Konstanz  in  Sicherheit  zu  bringen  Gelegenheit 
hatte.  Während  die  Mehrzahl  der  gefundenen  Fliesen  dem  Rosgartenmuseum 
zu  Konstanz  überlassen  wurde,  kamen  Doubletten  derselben  in  unser  Museum,  wo 
sie  eine  erfreuliche  Ergänzung  unserer  schon  bestehenden,  sehr  beträchtlichen 
Sammlung  derartiger  Erzeugnisse  zu  bilden  bestimmt  sind.  Die  Erhaltung 
dieser  Fliesen  ist  nur  einem  Zufall  zu  verdanken.  Das  obengenannte  Kon- 
.stanzer  Haus,  ein  ehemaliges  Domherrnhaus,  soll  um  das  jähr  1600  einem 
Umbau  unterzogen  worden  sein.  Bei  diesem  Umbau  wurden  iedenfalls  die 
alten  mittelalterlichen  Fufsböden  aus  Fliesen  durch  andere  ersetzt  und  die 
Fliesen  als  Baumaterial ,  insbesondere  zur  Ausgleichung  des  Mauerwerks  be- 
nützt. Das  Alter  des  ursprünglichen  Gebäudes  ist  unbekannt  und  damit  auch 
die  Datierung  der  interessanten  Fliesenreihe  naturgemäfs  eine  unsichere. 

Die  vorliegenden  Konstanzer  Fliesen  lassen  sich  in  drei  (iru|)pen  scheiden. 
iMne  Anzahl  (sechs)  sind  kleine  Rauten  mit  einfacher  Strich\erzierung ,  die 
wohl  zu  eincan  zusammengesetzten  (Multiplications-)  Muster  gehchen.  Einige 
weitere ,  die  einzigc;n ,  welche  Spuren  von  Glasierung  in  schwärzlich  grüncM- 
Parbe  tragen,  geh()ren  zu  einer  kreisfcn'migen  Umfassung  eines  Kreises.  el)c;n- 
talls  nur  mit  einfachem  gcuimetrischen  r)rnamcnt  gt^ziert.  Weitaus  die  Mehr- 
zahl weist  i)hantastische  Tierfiguren  auf.  So  einfach,  auch  diese  \ertieften 
Muster  in  ilii'ei-  schlichten  C'ontourzeichnung  sind,  s(^  sind  sie  doch  sehr  sicher 
und  stratT  gezcichnc;!  ,  aufserdem  im  Ganzen  auch  durchaus  glücklich  in  tlen 
Kaum  k'omponiert.  .Xcben  geflügelten  Cireifen  ,  X'ierfüfslern ,  die  an  llunde 
odei    Wölfe  erinneiu,    solche  die  zwei  Wirderfülse,    als  Ausläufer  des  Eeibs  aber 


31 


einen  stilisierten  Schweif  haben,  Vögeln,  z.  ß.  einen  trefflich  der  Natur  abge- 
lauschten Schwan ,  kommen  auch  Darstellungen  komplizierterer  Art ,  wie  die 
beiden  eine  Pflanze  fressenden  Vögel,    oder   das   Kabelwesen    mit  Schild    und 


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Mittclalicrlirlii'  Ü.Mlcuflicsoii  aii>  k'nn^taiiz. 


Szepter  vor.  Menschliche  1^'iguren ,  von  anderer  Hand  augenscheinlich  aus- 
geführt, als  die  eben  genannten,  zeigt  nur  eine  Fliese,  zwei  nur  skizzenliatt 
angedeutete  Menschen   unter  einem   Baume.      Zu   den   Tierdarstellungen   lassen 


sich  auch  <\\r  hcialdischcn  rct:htu'n.  Ivs  sind  liinl'  verschiedene  Typen,  die 
sich  \()rfind("n.  Viermal,  je  \(»n  einein  aus  Kreisen  mit  Punkten  oder  sich 
in  ihrcMn  Winkel  sclmeidender  StrichverzierunLj  i^childetc^i  l'^i'i.U  umijcihen,  der 
/Xdlei .  /\\(Mmal  kommt  ei'  als  einfacher  und  zwar  nach  links  und  rechts  ge- 
kehlt, zweimal  als  nop})eladler  vor,  das  einemal  in  einer  noch  sehr  ])rimiti\en 
Anordnung  mit  c^nem  Kopf,  der  zwischen  dcMi  zwei  Sclmäht^ln  ein  einziges 
grorst.\s  Auge  hat.  iSielu^  die  Abbildung.)  /\ls  c.\uv.  h(n"aldische  1  )arst(dlung 
ist    der  nach   links  schreitentle  gekr<)nte    LcAve  aufzuführtMi. 

Der  dritten  Art  tMidlich  gehören  eine  Anzahl  \()n  renn  orn.amental  vca- 
zierten  Mi(\sen  an.  Die  Muster  sind  teilweise  gc;ometrische  aus  Sternen, 
l\r(Msen  u.  dergl.  gebildet,  tcMls  zeugen  si(>  rtMchc-  HandvcM-schiingungen.  Die 
Zeichnungen  sind  auf  alkui  uns  zugekouunenen  [Cxemplarcm  vei-schied(>n  und 
ztMgen  ein(>  bemerkenswerte  stilistische  Sicherheit,  sowie  die  h'ähigkeit  aus 
den  einfachen  hdementen  tlic^  verschiedenartigsten  Combinationen  herzustellen. 
Die  Technik  ist  sicher  bei  den  meisten  die,  dafs  mit  einem  scharfen  kantigen 
Werkzeug  die  Zeichnung  aus  freier  Hand  eingerieft  wurde,  was  immerhin  eine 
bemerkenswerte  zeichnerische  Sicherheit  und  k\>rtigkeit  voraussetzt,  während 
nur  einige  wenige,  ein  heraldischer  Adler  und  einige  ornamentale  Stücke,  mittelst 
eines  abgedruckten  Models  hergestellt  sind. 

Die  sechs  in  den  Abbildungen  wiedergegebenen  Stücke  geben  charak- 
teristische Proben  der  im  Ganzen  38  Stück  zählenden  Sammhmg.  Und  zwar 
wurden  zwei  der  heraldischen  Fliesen,  Doppeladler  und  Löwe,  die  eigenartigsten 
Beispiele  der  Tierdarstellungen  —  die  Pliese  mit  den  stilisierten  an  der  Pflanze 
beifsenden  Vögeln  könnte  einem  Meister  der  modernsten  Richtung  ihren  Ur- 
sprung verdanken  -  und  zwei  der  ornamentalen  Muster  mit  Bandverschlingungen 
gewählt. 

Die  Fliesen  haben  mit  Ausnahme  der  kleineren  zu  den  zusammen- 
gesetzten Mustern  geh(')rigen  Stücke,  quadratische  Form  mit  einer  Seitenlänge 
\on  13 — 14  cm.  Das  Material  ist  ein  feiner,  fast  ganz  sandfreier  Thon  von 
rötlich-gelber  bis  ziegelroter  h'arbe.  Können  diese  Fliesen  an  Gröfse  und 
Reichtum  der  Dekoration  auch  keinen  Vc-rgleich  mit  den  spätem  auch  in 
unserer  Sammlung  vertretenen  Arbeiten  aushalten ,  so  verdienen  sie  deshall) 
Beachtung,  weil  sie  anscheinend  zu  den  frühesten  I^eispielen  des  Vorkommens 
zählen.  Wenn  auch  nicht  von  gleich(?r  Hand  ,  so  sind  ,  wenigstens  die 
(piadratischen  Stücke,  sicher  aus  einer  Zeit.  Die  stilistische  Behandlung  der 
stilisiei-ten  Tiere  weist  auf  dasdiohe  Mittelalter,  die  dröleries  im  Buchschmuck 
und  in  dc^-  dekorati\en  Plastik.  Das  \(')llige  Fehlen  von  Mafswerkformen  und 
\eg('tabil(>m  Ornament,  deutet  aulserdem  auf  eine  xerhältnismäfsige  frühe  ]'2nt- 
stehung.  W'ir  mr)cht(Mi  als  solche^  wegen  der  \()i-wiegend  gel)rauchten  Band- 
\-erschlingungcn  das  13.  Jahrhundert  und,  wenn  dem  gegenüber  die  oft  geübte 
lange  Beibehaltung  früh(M-er  Stilformen  eingewendet  würde,  h()chstens  das  frühe 
14.  Jahrhundert  als  hjitstehungszeit  annehmen,  wodurch  die  vorst(4ienden 
Miesen   mit    an    die   Spitze   aller   bis   jetzt    bekannten   g(M-ückt    wcTden. 

NürnbeiL'.  Dr.    ilans   SteL^nann 


—     33     — 

Goldsehmiedearbeiten  im  Germanischen 

Museum. 

(Hiezu  Tafel  1) 
er  Schatz   des    Germanischen   Museums   an   goldenen    und   silbernen 


Geräten  und  Schmucksachen  ist  in  den  letzten  Jahren  um  manches 
hervorragende  Stück  bereichert  worden.  Bisher  haben  indessen 
nur  zwei  der  bedeutsameren  Zugänge  dieser  Art  in  diesen  Blättern  eine  ein- 
gehendere Besprechung  erfahren,  nämlich  der  Veit  Holzschuher'sche  Pokal 
von  Elias  Lenker  aus  den  sechziger  oder  siebziger  Jahren  des  16.  Jahrhunderts 
(Mitteilungen  1894  S.  3  ff .  von  Direktor  Hans  Bosch)  und  der  von  Holtzendorf- 
sche  Familienschmuck  aus  dem  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  (Mitteilungen  1894 
S.  73  ff.  ebenfalls  von  Direktor  Bosch).  Es  ist  daher  meine  Absicht,  hier 
von  einer  Reihe  weiterer  vorzüglicher  Werke  der  Goldschmiedekunst  zu 
handeln,  die  alle  zu  den  Erwerbungen  der  letzten  Jahre  gehören  und  gröfsten- 
teils  noch  nicht  veröffentlicht  sind.  Es  sind  Schmuckstücke  und  Geräte  aus 
dem  5.  oder  6.  bis  zum  18.  Jahrhundert,  die  wir  in  chronologischer  Folge 
an  uns  vorüberziehen  lassen  werden,  jedes  einzelne  Stück  ein  bedeutungs- 
voller Repräsentant  der  Kunstübung  seiner  Zeit  und  der  Kultursphäre,  der 
diese  entsprossen,  alle  zusammen  ein  reiches,  wenn  auch  freilich  keineswegs 
vollständiges  Bild  insbesondere  auch  von  dem  technischen  Können  früherer 
Jahrhunderte  auf  dem  Gebiete  der  Edelschmiedekunst  gewährend. 

Die  in  den  folgenden  Aufsätzen  behandelten  Gegenstände  gehören  ver- 
schiedenen Gruppen  der  kunst-  und  kulturgeschichtlichen  Sammlungen  an, 
den  frühchristlich-germanischen  Denkmälern  (F.  G.),  kirchlichen  Geräten  (K. 
G.),  Tracht  und  Schmuck  (T.  S.)  und  Hausgeräten  (H.  G.),  wie  dies  in  jedem 
Falle  durch  die  beigefügte  Signatur  der  Stücke  kenntlich  gemacht  sein  wird. 

I.  Ostgotischer  Frauenschmuck  aus  dem  5.  bis  6.  Jahrhundert*). 

(F.  G.  1598- -1603) 
Die  Kunst  der  Völkerv.anderungsepocho  ist  in  den  letzten  Jahrzehnten 
besonders  häufig  Gegenstand  eingehender  Untersuchungen  gewesen,  und  es 
gibt  in  der  That  kaum  eine  anziehendere  Aufgabe  als  die,  den  Zusammen- 
stofs  der  alternden  Antike  mit  dem  jugendlichen  Kunstempfinden  der  Ger- 
manen und  die  wechselseitigen  Einwirkungen  beider  in  ihren  Einzelheiten  zu 
erforschen  und  klarzulegen,  so  gewissermafsen  das  Fundament  für  eine  tief 
eindringende  Geschichte  der  deutschen  Kunst  zu  schaffen.  Trotz  eifrigen 
Bemiihens  sind  dennoch  die  Ergebnisse  der  bisherigen  Forschung  auf  diesem 
(jebiete  mit  wenigen  Ausnahmen  nicht  eben  glänzend  zu  nennen.  Den 
Argumenten,  auf  die  sie  sich  stützen,  mangelt  meistens  die  schlagende  I^e- 
weiskraft,  häufig  sogar  die  Wahrscheinlichkeit,  mit  der  wir  uns  für  so  weit 
zurückliegende  Zeiten  gern  begnügen   würden,  jenen  Ergebnissen  selbst  daher 

*)  Wir  l)rin(fcn  diesen  Artikel,  ohne  in  der  Fra^'e  alle  Anschauuni^en  des  Verfassers 
zu  teilen.  Die  Red. 

Mitteilungen  aus  dem  german.  Nationalmuseum.     1899.  V. 


—     34     — 

« 

(li(>  Sicherheit  und  Zuv(M-läs.si(^keit.  So  stehen  denn  vielfach  und  gerade  in 
den  wichtigsten  h'ragen  Ansichten  gegen  Ansichten,  Theorien  gegen  Theorien, 
was  stets  ein  schlimmes  Zeichen  für  den  Stand  des  Wissens  ist.  Die  Haupt- 
ursachen dieser  ICrschcMnung  lassen  sich  unschwer  erkennen.  Ms  ist  einmal 
die  durch  die  staatlichen  Umwälzungen!  den-  Vcilkerwande-rungszeit  mitbedingte 
Spärlichkeit  der  Quellen  namentlich  in  kunstgeschichtlicher  Hinsicht,  dann 
aber  und  ganz  besonders  auch  die  ebenfalls  im  Charakter  der  Zeit  begründete 
weite  Zerstrcuiung  der  Denkmäler  über  l^Äiropa  und  Teile  Asiens  --  ich  denke 
an  die  sibirischen  Funde  —  und  Afrikas.  Dem  ersteren  Cbelstande  wird 
durch  etwaige  neue  Quellenfunde  und  die  Fortschritte  vornehmlich  der 
byzantinischen  Wissenschaft  kaum  jemals  wesentlich  abgeholfen  werden ;  der 
Zerstreuung  der  Denkmäler  aber,  der  heute  ihre  Unterbringung  in  den  ver- 
schiedensten Museen  und  Pri\atsammlungen  Spaniens,  Italiens,  Frankreichs, 
Deutschlands,  (3sterreich-Ungarns,  der  nordischen  Reiche,  Rufslands  u.  s.  w.  ent- 
spi-icht,  würde  wohl  durch  sachgemäfse  Veröffentlichung  in  einem  Corpus  anti- 


WM 


Fig.  1,  OrigiiialgTüfse. 

quitatum  wirksam  begegnet  werden  können.  Nur  ein  solches  Werk,  dessen 
Herausgabe  stets  in  erster  Linie  eine  finanzielle  Frage  sein  wird,  könnte  der 
Forschung  insbesondere  über  den  sogenannten  Völkerwanderungsstil,  die 
Kunst  der  Barbaren,  einen  festen  Boden  unter  die  Füfse  geben.  Solange 
wir  es  nicht  besitzen,  wird  jede  neue  Publikation  über  einzelne  Kunstgegen- 
ständc;  dieser  Art  gut  tliun,  auf  eine  möglichst  getreue  Wiedergabe  und 
sorgfältige  Beschreibung  nicht  zum  mindesten  nach  der  technischen  Seite 
hin,  die  bisher  nur  zu  häufig  vernachlässigt  worden  ist,  den  ganzen  Nachdruck 
zu  legen. 

Aus  diesem  Grunde  haben  wir  auch  geglaubt,  das  Hauptstück  des 
Schmuckes,  denn  der  vf)rliegende  Aufsatz  gewidmet  ist  und  über  dessen  Zu- 
gehörigkeit zum  Kunstschaften  der  Völkerwanderimgszeit  wohl  kein  Zweitel 
sein  kann,  nicht  anders  als  in  der  Gröfse  des  Originals  und  in  Farbendruck 
wiedergeben  zu  dürfen  (vgl.  die  Tafel).  Fs  ist  eine  mächtige,  goldene,  mit 
Steinen  besetzte  Fibel  in  der  Form  eines  stilisierten  Adlers,  die  in  der 
grfifsten  Längimausdehnung  120,  in  der  grcM'sten  [freite  58  mm  mifst  und  aut 
der  Rückseite  mit  einer  starken,  cdiemals  federndem  Bronzenadel  versehen 
ist.     Sie   soll   nach    Aussage;   der  beteilit^ten   Händler  das   (Germanische   Mu- 


35     — 


seum  erwarb  sie  von  David  Reiling  in  Mainz,  dieser  von  Sambon  in  Mai- 
land —  in  der  Nähe  von  Cesena  in  der  Romagna ,  also  nicht  allzuweit 
von  Ravenna  ausgegraben  worden  sein.  Mit  ihr  zusammen  gefunden  und 
ebenfalls  vom  Germanischen  Museum  erworben  wurden  drei  im  wesent- 
lichen vollständige  Teile  einer  Halskette,  oder  richtiger  eines  Gehänges  der 
gleichen  Art  (vgl.  Fig.  1 ;  gröfste  Länge  je  43,  gröfste  Breite  je  15  mm), 
sowie  die  untere  Hälfte  eines  vierten  solchen  Teilstücks  und  ein  prächtiges 
Ohrgehänge  (vgl.  Fig.  2;  gröfste  Länge  91,  gröiste  Breite  24  mm),  dem  leider 
zwei  der  Bommeln ,  die  mit  der  erhaltenen  dritten  zusammen  den  Abschlufs 
nach  unten  bildeten,  fehlen,  wie  aus  den  leeren  Ringen  zu  beiden  Seiten  der 
erhaltenen  Bommel   hervorgeht.     Das    Ohrgehänge    als    solches    deutet    schon 


Fijr.  -,  Oritriiialirrf 


mit  annähernder  Sicherheit  darauf  hin ,  dafs  es  Teile  des  Schmuckes  einer 
vornehmen  Frau  sind ,  mit  denen  wir  es  zu  thun  haben.  Wie  sie  in  die 
Erde  gekommen,  ob  c\s  sich  um  einen  Grabfund  handelt  oder  um  einen 
Schatz,  der  vor  \ielcn  Jahrliundt-rten  vor  feindlichen  Nachstellungen  im  Schofse 
der  lu'de  geborgen  wurde,  darüber  liefs  sich  ^c)rderhand  nichts  Sicheres  fest- 
stellen. Nur  soviel  wissen  wir,  dafs  sich  zusaiumen  mit  denjenigen  Teilen  des 
Schnnickes,  die  jetzt  das  Germanische  Museum  besitzt,  noch  einige  weitere 
Stücke;  gefunden  haben,  die  schon  vor  längerer  Zeit  von  dem  Ungarischen 
Nationalmuseum  in  Budapest  erworben  wurden.  Diese  wurden  im  Archaeolo- 
giai    ICrtc^sitö    Bd.    NVI    []H9G)    S.    121     Ü.    von    Leo    Kfiräsz   vei-r)rtentlicht   und 


36     — 

finden  sich  auch  im  zweiten  Hände  von  Joseph  Hanipels  Werk  über  früh- 
mittelalterliche AltcMtümer  Un.L^arns  (Budapest  1897)  Taf.  CCIII  und  CCIV 
ab^ebildet.  Ivs  sintl  darunter  drei  \veit(M-(>  Teilstücke  des  nals_t,feschmei(l(\s 
und  das  andere  Ohr^ehäni^n;,  das  völli<^'  mit  cUmu  unseri_t,K^n  übereinstimmt,  niu- 
dafs  ihm  die  mittlere  Bommel  fehlt,  Wcährend  die  b(nden  seitlichen,  ^anz 
ebenso  ^gestalteten  cM'halten  sind  (Käräsz  und  {>benso  I  Iamp(;l  Xr.  3 — 5  imd  6). 
h\"rner  stammtMi  in  Budapest  noch  aus  dcMiist^lben  l^\mde  zwei  in  der  i^leichen 
Technik  wie  unsere  Stücke  ausgeführte  schildf(")rmige  Platten,  die  wohl  zur 
Verzierung  irgend  eines  anderen  Gegenstandc^s  dienten  (ebenda  Xr.  1  und  2i, 
eine  Haarnadel  mit  prcächtiger  Zierscheib(>  (ebenda  Xr.  7),  ein  Fingerring 
(ebenda  Xr.  8),  eine  aus  Drahtringen  zusammengesetzte  Kettt>  (  sodronyos 
karikäba  kapcsolt  sodronylancz  —  ebenda  Xr.  9)  und  zwei  Kiemenzungen 
(ebenda  Nr.  10  imd  11),  alles  aus  Gold.  Cbcndies  entnehmen  wir  den  ge- 
nannten beiden  Publikationen,  dafs  dieser  bedeutungsvolle,  jetzt  leider  so 
zerstreute  Fund  noch  eine  zweite  Adlerfibel  aufwies,  die  in  Gr()fse,  ]'\)rm  und 
Ausführung  der  unserigen  genau  entsprach,  nur  dafs  bei  ihr  der  Kcipf  des 
Adlers  nicht  nach  rechts,  sondern  nach  links  gewendet  war.  \Vf)hl  mit  Recht 
vermutet  Käräsz  (a.  a.  O.  S.  122),  dafs  die  beiden  Fibeln  dazu  dienten,  um, 
vor  den  Schultern  symmetrisch  angebracht,  daselbst  das  Gewand  zusammen- 
zuhalten. Über  den  Verbleib  dieser  zweiten  k'ibel ,  di(^  sich  mr)glicherweise 
noch  in  Händlerhänden  befindet,  war  nichts  in  iM-fahrung  zu  bringen,  ebenso- 
wenig über  das  etwaige  Vorhandensein  weiterer  Teilstücke  des  1  lalsschmucks, 
deren  Zahl  mit  den  bisher  bekannten  sieben  Gliedern  schwerlich  erschöpft 
war  (vgl.  auch  Käräsz  a.  a.  O.  S.  124).  —  Auf  Einzelheiten  der  im  Unga- 
rischen Nationalmuseum  befindlichen  Schmuckstücke  wird  im  folgenden  ge- 
legentlich zurückzukommen  sein;  im  allgemeinen  beschränke  ich  mich  in- 
dessen auf  die  mir  vorliegenden  Gegenstände  des  Fundes,  zumal  dit-  Ab- 
bildungen in  den  genannten  beiden  ungarischen  Arbeiten  zur  Behandlung  tech- 
nischer und  stilistischer  Fragen  nur  unvollkommen  genügen  ')■ 


1)  Herr  Dir.-Custos  Dr.  J.  Hampcl  hatte  die  Freundlichkeit  ,  mir  auf  eine  Antrage 
mitzuteilen,  dafs  die  fraglichen  Stücke  dem  Ungarischen  Nationalmuseum  ursprünglich 
unter  der  Angabe  verkauft  wcjrden  seien,  dafs  dieselben  aus  Ungarn  stammten.  >Nach- 
träglich  erfuhren  wir«,  fährt  er  fort,  -dafs  die  Stücke,  die  wir  besitzen,  nur  dm  l]rnch- 
teil  eines  .Schatzes  ])ilden,  der  in  Cesena  gefunden  worden  sei.  Samlion  hatte  einige  von 
den  Sachen  und  ein  hiesiger  (Ikidapesteri  Antiriuitätenhändler  norh  ein  .Stück,  für  das 
er  jc'doch   zu  viel   verlangte,  sodafs  wir  es  nicht  kauften;  es  war  dieses  eine    Adlerfibula 

vermutlich  jenes  Gegenstück  zu  der  unsrigen,  wie  aus  der  genaueren  Pieschreiljung 
dieser  ]''ibel  bei  Kar;lsz  fa.  a.  O.  S.  IL'-!;  hervorzugehen  scheint,  wo  u.  a.  gesagt  wird, 
dafs  sich  in  der  Augenhöhle  ein  weifser  Stein,  in  der  Mitte  mit  einem  kleinen  Granaten 
befunden  habe  i>a  szemiiregekben  feher  ki'i  van.  k('ize5)ett  kis  gran;ittal  ,  was  tür  unsere 
Fd)el  in  ihrem  jetzigen  Zustande  nicht  zutrifft.  Den  ungarischen  Forsehern  gegenüber 
wollte  üljrigens  ein  Mailänder  Händler  (also  ohne  Zweifel  Sambonj  den  Schmuck  aus 
erster  Hand,  von  dem  Finder  selbst,  gekauft  haben  (K;träsz  S.  UM).  Es  läfst  sieb,  in- 
fiessen  ,  wie  auch  Käräsz  licmerkt,  in  dieser  Sache  schlechterdings  nicht  klar  sehen,  und 
bleilit  nur  zu  bedauern  ,  dafs  hier  wiederum  durch  Händler-Machenschaften  einem  wich- 
tigen  Funde  in   unverantwortlicher  Weise  mitgesidelt  worden  ist. 


—     37     — 

Einer  ausfülirlicheren  Bcsclircibuni^  des  rein  Formalen ,  der  äufseren 
Erscheinung  unserer  Schmuckstücke,  überh(iben  mich  zum  guten  Teil  die 
beigegebenen  Abbiklungcn  sowie  die  Ausführungen  ,  die  etwa  vor  Jahresfrist 
bereits  Juhus  Naue  unter  der  l'berschrift  ■> Ausgrabungen  und  h\mde  in  den 
»Prähistorischen  Blättern«  (X.Jahrgang,  1898,  S.  57  f.)  über  unseren  Schmuck 
gebracht  hat.  Was  etwa  ergänzend  nachzutragen  und  aus  den  Abbildungen 
nicht  mit  völliger  Deutlichkeit  zu  ersehen  ist  ,  wird  hcA  Bc^handlung  der 
Technik    und  der  stilistischen   Fragen  Erwähnung  finden. 

Das  für  den  Schmuck  zur  Verwendung  gekommene  Gold  ist,  wie  Proben 
ergaben,  durchaus  Feingold  (24karätig).  Aus  solchem  Gf)lde  häiumerte  sich 
der  Künstler  vor  allem  ein  ziemlich  dünnes  Blech,  ganz  ähnlich  demjenigen, 
das  wir  auch  bei  Funden  diesseits  d(;r  Alpen  zur  CberkkMdung  anderen 
Materials  (einer  kalk-  oder  gipsartigen  Masse  etc.)  namentlich  für  die  grofsen 
edelsteinbesetzten  Scheibenfibeln  verwandt  finden,  rifs  auf  demselben,  wenn 
wir  zunächst  die  Entstehung  der  Adlerlibel  ins  Auge  fassen,  die  Formen  derselben 
nach  seiner  Vorlage  ab ,  schnitt  oder  sägte  die  Zeichnung  aus  und  umgab 
den  Rand  mit  einem  senkrecht  zu  dem  Goldbleche  stehenden  ,  4  mm 
hohen  und  '  -^  bis  1  mm  dicken  Goldbande,  kaum  mit  einem  anderen 
Instrument  als  mit  einer  kräftigen  Zange  arbeitend.  Das  I^and  wurde  mit 
dem  Bleche  überall  verlötet  und  gab  dem  Ganzen  erst  di(>  nötige  Festigkeit 
zu  weiterer  Bearbeitung.  Diese  bestand  darin,  dafs  zunächst  in  die  Mitte  ein 
starker  kreisf()rmiger  Goldreifen  eingesetzt  und  wiederum  durch  Eöten 
befestigt  wurde.  Hierauf  trieb  der  Goldschmied  von  der  RückscMte  des 
Stückes  her  an  der  von  jenem  Reifen  umgrenzttm  Stelle  eint^  gleichmäfsige, 
fast  halbkugelförmige  Vertiefung  in  das  Blech,  das  nun  hier,  an  seinen-  kon- 
vexen Oberfläche,  der  Schemen  mittleren  Kreuzrosette  zur  Unterlage  diente. 
Wie  es  scheint,  wurde  diese  Rosette  nicht  etwa  für  sich  gearbiMtet  und  dann 
aufgesetzt,  sondern  zunächst  auf  den  erwähnten,  etwa  2  mm  dicken  Goldreifen 
ein  schmälerer  aufgelötet,  in  diesen  das  vorher  fertiggestellte  griechische; 
Kreuz  mit  seinen  eingelöteten  Kreiszellen  und  die  (ebenfalls  für  sich  gearbeiteten, 
winkelförmigen  Figuren  mit  ihren  schrägen  Sprossen  in  den  vier  Ecken  am 
Durchschnittspunkte  der  Kreuzbalken  eingesetzt,  jene  Winkelfiguren  sodann 
je  durch  einen  sich  gabelnden  Steg  mit  dem  umschlicfsenden  Reifen  ver- 
bunden. Infolgedessen  weist  die  Rosette  längs  der  Kreuzarme  und  an  den 
Kreuzenden     doppelt    gelegte;    Goldbände'r    oeler    -streife>n    aul  eine    rohe\ 

Material  verschwendende  ']\xhnik.  Das  ZellenweM-k  cle'r  übrige-n  TeMle'  des 
Adlers,  des  Kopfes,  Schwanze\s  unel  der  beMcle^n  l-'lügel,  wurde  schliefslich  in 
der  Weise  hergestellt,  dafs  zunächst  die  Fiuigssti-eMfen  eingefügt  imd  befestigt 
und  zwischen  ehesen  die  ve'i-schiecliMi  gefe>rmten,  balel  geraden,  bald  in  eler 
Mitte  eingeknickten,  baleJ  ge'wellte>n  e)der  auch  zum  Ring  e)der  I  laibkreis  lam 
Schnabel)  zusammcnigeboge-nen  GolelbanelstückcheMi  eing(>l(')tet  wurelen.  Auch 
hier  verrät  sich  eine  zieMulich  prinüti\e  Kunstiibung  in  der  1  larmlosigkeit, 
nüt  der  man  es  gänzlich  versäumt  hat,  kle'inc  l'ne'beMiheiten,  wie  eine  solche^ 
auch  auf  unserer  Tafel  am  deutlichsten  an  dem  grofsen  Goldringe,  de;r  das 
Auge  des  Adlers  l)ildet,   erkennl)ar  ist,   auszugleichen. 


~      38     — 

Vi(>lUMcht  wurde  jedoch  ot-iade  !)ei  dem  Auijc  das  stcirende,  \.\hv\- 
schiissim>  (]()ldstr(Mtchen,  das  sich  biM  dc>r  HildunL(  des  Rin^fes  vordrcäni^te 
und  nicht  enttVrnt  wurde,  duich  che  elieniali<4e  I'^ülhuii^  dieser  Zc^lle,  dii;  sich 
leitlev  nicht  (Mhalten  liat'-),  j^enüijcnd  \crdeckt.  Wo  sich  (He  in  die  iihri^ren 
(loldz(Mlen  der  Adl(Mfil)el  (Mn<4'esetzt(Mi  Steine  erhalten  haben,  sind  dies  mit 
nur  zwei  Ausn.ahmen  tatelf('>rniiL;  ^csclilitfene,  orientaHsche  Ahnandine,  di(> 
nach  d(M-  (3r(')lsi^  der  Zellen  zus^cvsclinitten,  Uulit^lich  in  dieselben  ein_i(eklemmt 
wui(U'n.  Unt(M-  den  mit  den  trenn(Midc>n  (ioldstreifchen  zusammen  (-hemals 
(Mue  L;iatte  (^bcrlläche  bildend(>n  Almandinen  findet  sich,  wie  einzelne  Untcn'- 
suchun^fen  (M<^^abc^n,  vermutlich  übeiall  da,  wo  ein  ti(des,  vioiettrotc;s  Leuchten 
des  StcMues  erzielt  werdcMi  sollte,  auf  tknii  (}runde  der  Zelle  <Mn  zweiter 
Almandin  (Mn<;elegt.  Zu  diesen  den  oberen  als  1^'olie  dienenden  St<Mnen  ver- 
wandte der  Goldsclimied  mit  Vorliebe^  die  etwas  f(dilerhaften  oder  auch  zer- 
broclienen  Steine.  In  vielen  h'ällen  sind  nur  sie  auf  dem  Grunde  der  Zelle 
bewahrt  geblieben,  während   die  oberen  Ahnandine   verloren  gegangen  sind. 

Die  beiden  Ausnahmen,  von  dencMi  ich  sprach,  betreffen  die  Zellen  am 
untersten  Ende  der  beiden  hdügel,  die  • —  doch  wohl  schon  m-sprünglich, 
wie  man  nach  dcM-  augenscheinlich  beabsichtigten  Symmetrie  annehmen 
darf  —  je  mit  einem  weifsen,  weichen,  unedlen  Stein,  einem  Kiesel  oder 
Schiefer  •''),  ausgefüllt  worden  sind  ^). 

Ein(^  starke,  ebenfalls  aus  Feingold  gearbeitete  Tülle  oder  Bügel  für  die 
zwischen  zwei  kleinen  Goldbarren  an  einem  Eisenstift  drehbare  I^ronzenadel 
auf  der  Rückseite  der  Fibel  vervollständigte  das  Stück.  Die  Tülle  ist  mit 
einer  kräftigen  Ose  versehen,  mit  der  wohl  der  kostbare  Schmuck  am  Ge- 
w'ande  festgenäht  war.  Das  um  den  wohl  ehemals  festliegenden  Eisenstift 
aufgerollte  Oberteil  der  Nadel  ist  leider  an  zwei  Stellen  gebrochen,  die  Nadel 
daher  nicht  mehr  federnd.  Die  Vorrichtung  selbst  entspricht  im  wesentlichen 
der  bei  Lindenschmit,  Handbuch  der  deutschen  Altertumskunde  [  (1880 — 89) 
auf  S.  439  I""ig.  446  wiedergegebenen. 

Die  übrigen  im  Besitz  des  Germanischen  Museums  befindlichen  Teile 
des  Schmuckes  machen  im  allgemeinen  den  Eindruck  sorgfältigerer  Aus- 
führung, die  indessen  wohl  schon  durch  die  minutiösere  Arbeit  bei  geringeren 
Gröfsenverhältnissen  notwendig  bedingt  war.  So  ist  für  diese  Stücke  als 
Untergrund  ein  erheblich  stärkerc\s  Goldl)lech  zin-  Verwendimg  gtd-:ommen, 
die  zur  Umgrc^nzung  jedes  Stückes  \erwandten  Goldstreifen,  deren  Höhe 
hi(;r    zwischen     1  '  2     und    2   mm.    schwankt,    sind    nicht    unmittell)ar    auf    den 


2)  Vi;!,  (las  bczüs^lich  der  anderen  Adlcrtihcl  in  y\nni.  I  iil)cr  die  l*"üllnnt;  der  da.s 
Ati^c  bildenden   Zelle  Gesai^te. 

,'!)  Auch  Alabaster  Iccnrntc  es  sein,  wie  solcher  z.  li  an  dem  Schmuck  von  Szila^'v- 
Somly(')   zur  \'er\vendun<r  gekommen   ist   (v^l.   Käräsz   a.   a.   C).   S.   Vll\. 

4)  L.  Kär.isz  (a.  a.  O.  S.  Vl'l)  s])riclU  bei  l'K:sehreibun!_;  jener  zweiten  Adlerlibel 
auch  von  l'erlen  und  bmail,  die  in  der  l\irlUun<4  der  Lani.;saehse  der  l'ibel  und  an  den 
Kreuzbalken  in  die  Zellen  eiii<;esetzt  gewesen  seien.  Davon  ist  an  unserem  i-^xemidar 
nitdits  mehr  zu  entde(d<en.  Wo  sicli  hier  \-ei"einzclt  eine  l''iillun!4  insbt'sondere  der  Rund- 
zellen  erhalten   hat,   besieht  sie  ebenfalls  aus  Almandinc;n. 


—     39      — 

Rand  auf^^elötet,  sondern  lassen  rund  heruni  noch  ein  schmales  Streifchen 
des  Untergrundes  frei,  das  auf  der  Vorder-  wie  auf  der  Rückseite  in  ein- 
facher, doch  geschmackvoller  Weise  durch  filigranartige  Kerbung  verziert 
ist.  Nur  an  den  beiden  Seiten  der  oberen  Hälfte  jedes  der  zu  dem  Hals- 
schmuck gehörigen  Stücke  fehlt  dieses  Rändchen.  Man  hat  sie  sich  eben 
dicht  aneinander  geschlossen  zu  denken.  So  bildeten  diese  Stücke,  wie 
sich  aus  der  Form  der  Oberteile  ergibt,  zusammen  mit  den  im  Ungarischen 
Nationalmuseum  verwahrten  und  anderen  noch  nicht  wieder  aufgetauchten 
ein  schimmerndes  Geschmeide  rund  um  den  Hals  ihrer  ehemaligen  Besitzerin, 
ähnlich  demjenigen ,  das  wir  auf  den  bekannten  Mosaikgemälden  von  San 
Vitale  zu  Ravenna  eine  der  Frauen  der  Kaiserin  Theodora  tragen  sehen. 
Jedes  der  Oberteile  ist  seitlich  zweimal  durchlocht  zur  Aufreihung  an  starken 
Seidenfäden. 

Im  übrigen  bieten  die  Stücke  in  technischer  I-ieziehung  nicht  eben  viel 
Neues.  Krwähnt  zu  werden  verdient  jedoch,  dafs,  wie  sich  I)ei  den  niedrigeren 
Zellen  des  Ohrgehänges  nachweisen  läfst,  gelegentlich  auch  ein  ganz  dünnes 
Goldblech  als  Folie  verwandt  worden  ist.  Dasselbe  liegt  alsdann  unmittelbar 
unter  den  Almandinen  und  verleiht  diesen  einen  goldigroten  Glanz.  Aufser 
Almandinen  finden  sich  noch  —  und  zwar  je  zu  beiden  Seiten  des  gröfsten 
Almandins  an  dem  Oberteile  der  Halsgeschmeideglieder,  sowie  in  dem  spitzen 
Winkel,  den  die  Hauptfigm-  des  Ohrgehänges  bildet  —  Smaragde  eingesetzt, 
dazu  in  den  kleinen  kreisrunden  Zellen  des  Halsschmucks  und  der  kleinen 
kreisrunden  Zelle  im  Anhängsel  des  Ohrrings  ganze  Perlen,  während,  wo 
nur  eine  Hälfte  der  Perle  sichtbar  wird,  die  Goldschmiedekunst  sonst  in  der 
Regel  halbierte  Perlen  verwendet.  Alle  diese  Perlen  unseres  Schmuckes,  die 
einfach  in  ihren  Zellen  festgeleimt  sind,  zeigen  Durchbohrung,  sind  also  wohl 
schon  früher  einmal  zu  einem  Perlenhalsband  oder  dergleichen  verwandt 
gewesen.  P2ine  besonders  schöne  und  gröfsere  Perle  bildet  auch  den  letzten 
Abschlufs  des  Ohrgehänges. 

Unser  Schmuck  gehört  also  seiner  'l'echnik  nach  jener  grofsen  Gruppe 
von  Zellen-  oder  C'loisonarbeiten  mit  ein<:elegten  /Mmandinen  oder  (Granaten 
an,  die  in  zahlreichen  im  südlichen  Rufsland,  den  l'ontusländern,  ausgegrabenen 
Schmuckgegenständen,  wie  z.  B.  der  berühmten  Krone  \'on  Novo  Tscherkask 
am  T)vn  (Eremitage-Museum  in  Sl.  Petersburg),  ferner  in  cnnigen  Stücken  der 
Goldfunde  von  Petreosa  in  Rumänien  und  von  Szilagy-Sonilyö  in  Ungarn,  den 
Grabschätzen  der  MerowingcM-kcniige  Ohilderichs  I.  und  ChilptM'ichs,  dem 
I^echcM'  und  der  Schüssel  von  Gourdon  im  Dc^partement  Haute-Saöne,  dem 
Gürtc^ltaschenbeschlag  von  Excrmeu  in  der  Normandie,  der  Fibel  von  Kent, 
den  goldenen  Votivkronen  yon  (iuarrazar  in  dcv  Nähe  von  Toledo  mit  den 
Namen  der  Westgotenkönige  Swinthiki.  und  Recceswinth,  den  Schmuckstücken 
\'on  der  sogenannten  Rüstung  des  OdoakcM-  im  Museum  zu  Ravenna,  und 
einigen  von  den  Langol)ardenfürsten  gestifteten  Stücken  im  Domschatz 
zu  Monza,  wie  namentlich  dem  btM'ühmten  lC\angeIiar  der  Theodc^lindt»  — 
um  aus  den  v(Mschiedensten  Ländern  und  GegcmdcMi  nur  diese  Arbeiten  zu 
nennen     -    ihre-   Haui)tvertretcn-  hat. 


—     40     — 

Schon  in  s(Mn{M-  Schiift  ReclnMclies  siir  In  ix'inturc  on  ('inail  dans 
rantifjuitc'  v{  au  nioycn-ägc«  (Paris  ]<S56)  liattc  Laharte,  vom  ("hildorich- 
sohwtMt  ausi^u^hcnd,  di(\sc'  ^ranzc  (jruppc  der  einheimischen  Kunstübun^  ab- 
sprechen zu  müssen  ^c^'laubt,  die  Cloisonarbcnten  «geradezu  als  I^Ixportartikel 
von  IJyzanz  und  dem  (  )rient  hin_L(estellt.  Dieser  Ansicht  schlofs  sich  im 
wi'sentHchen  aucli  Jose  de  los  Rios  in  scMiier  Arbeit  über  die  Funde  \()n 
Guarrazar  an.  wie  schon  aus  dem  Titel  dieses  \\'erkt;s  \i]  arte  latino-bizantino 
en  Kspana  y  las  Coronas  \izi^()das  de  Guarrazar-  (Madricj  JS61)  hervor<4eht. 
Dai^^egen  trat  iler  Abbe  Cochet  in  seinem  Buche  Le  tombeau  de  C'hilderic  1. 
(^ Paris  1859)  i^^egen  Labarte,  Ferdinand  de  Fasteyrie  in  seiner  I)escri})tion 
du  tresor  de  Guarrazar-  (Paris  FSöO)  im  Gci^ensatz  zu  Jose  de  los  Rios, 
wie  später  in  seiner  1  listoire  de  l'orfexrerie«  (2.  Auil.  Paris  1877)  mit  guten 
Grimden  für  die  X'erft'rtigung  jc^ier  Cloisonarbeiten  durch  germanische  (oder 
nach  X'oischrift  der  Germanen  arbeitende  landeingesessene)  Künstler  ein. 
iJans  ma  conxiction  intime  ,  sagte  Lasteyrie  schon  1860  (a.  a.  O.  S.  33), 
l'orfevrerie  ou  la  joaillerie  ä  decoration  de  verre  rouge  cloisonne  n'a  ete 
pratiquee  en  aucun  pays  que  [:)ar  des  jxiuples  d'origine  g(^rmanique:  chez 
nous,  i)ar  les  P'rancs  venus  ä  la  suite  des  premiers  Alerovingiens;  en  Angle- 
terre,  par  les  conquerants  anglo-saxons;  en  Suisse,  par  les  Burgundes ;  en 
Italic,  par  les  Goths  ou  les  Lombards.  Et  j'ajouterai  que,  dans  tous  les  pays 
que  je  viens  de  citer,  1' Industrie  dont  il  s'agit  a  ete,  non  point  trouvee,  mais 
importee  par  les  peuples  envahisseurs.'  Namentlich  angesichts  dieses  letzteren 
wichtigen  Arguments,  welches  Lasteyrie  in  seinen  späteren  Arbeiten  noch 
mehr  betonte,  dafs  nämlich  in  denjenigen  Ländern,  die  von  den  Germanen 
durchzogen  wurden  und  in  denen  sie  als  Eroberer  ihre  Reiche  gründeten, 
bisher  keinerlei  Kunstgegenstände  der  bezeichneten  Art  gefunden  worden 
sind,  die  einer  früheren  Zeit  als  der  V(')lkerwanderungsepoche  zugeschrieben 
werden  konnten,  liefs  sich  die  Theorie  von  dem  byzantinischen  Import  auf 
die  Dauer  nicht  mit  Glück  aufrecht  erhalten,  wenn  auch  Labarte  selbst  noch 
in  der  zweiten  Aullage  seiner  »liistoire  des  arts  industriels<  (Paris  1872) 
diese  Ansicht  weiterhin  verfocht.  Man  mufste  sich  sagen,  dafs  allerdings  die 
Technik  zweifellos  dem  Orient  entlehnt  sei,  wo  wir  sie,  wie  viele  Funde 
beweisen,  \on  den  alten  Babyloniern  und  Assyrern  nicht  minder  wie  von  den 
alten  Agy})tern  und  frühzeitig  auch  von  Persern  und  Oströmern  geübt  finden. 
.Man  mufstt;  auch  zugeben,  dafs  in  der  Ornamentik  \ieles  auf  Byzanz  und  die 
ihm  b(;nachbart(;n  östlichen  Länder  deute,  dafs  manche  zweifellos  byzantinische 
odei-  p(.:rsischc  Werke  eine  nahe  Stih crwandtschaft  zu  j(nier  Gruppe  \'on 
Cloisf)narlK-iten  zeigten.  An  der  Herstellung  dieser  Gegenstände  durch  die 
Germanen  konnte  dennoch  kaum  mtdir  gezweifelt  wtnxlen,  und  es  fragte  sich 
nunmein-  nui-,  wer  d.  h.  wflcher  X'olksstauun  der  Vermittk;r  gewesen  sein 
k'''>nn(;.  Ivs  lag  nahe,  hier  in  erster  Linie  an  die  Goten  zu  d(;nken,  diiMiicht 
nui'  wiihrcnd  ihres  lahrhunderte  langen  /\ufenthalts  am  Schwarzen  Mei'r  in 
nahe  Berühi-ung  mit  der  Kunst  der  (■»stüchen  Länder  gekommen  waren, 
-ondern  auch,  nachdem  sie  vov  dem  An.s'iunn  der  Hunnen  gegen  luide  des 
4.   Jahrhunderts   au>   jenen    Cjegendt-n    hatten   weichen    müssen,    mit    den    ihnen 


—     4]      — 

stammverwandten  Gepiden  und  Vandalen  ihre  Wanderungen  am  weitesten 
von  allen  Germanen  ausgedehnt  hatten,  fast  überall,  wo  sich  Cloisonarbeiten 
in  Europa  gefunden  haben,  herumgekommen  waren.  Die  Goten  also  konnten 
in  der  That  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  als  die  Vermittler  der  alten 
Technik  an  die  Germanen  der  V^ölkerwanderungszeit  angesehen  werden  ;  und 
wenn  auch  die  Ultras  dieser  Theorie,  die  dem  Gotenvolke  überhaupt  alle 
derartigen,  auf  europäischem  Boden  gefundenen  Arbeiten  zu  \indizieren  geneigt 
waren,  nur  geringen  Glauben  finden  konnten,  so  hat  sich  die  Forschung 
gegen  andere  Hypothesen,  wie  beispielsweise  gegen  die  \on  de  Linas  auf- 
gestellte, nach  der  die  Zigeuner  die  Vermittler  gewesen  sein  sollten,  noch 
ablehnender  verhalten. 

Das  Kunstschaffen  der  Goten  näher  erforscht  und  neue  Stützpunkte  von 
nahezu  beweisender  Kraft  für  die  oben  skizzierte  Theorie  von  der  Vermittler- 
rolle der  Goten  beigebracht  zu  haben,  ist  das  Verdienst  mehrerer  ungarischer 
Forscher,  Emerich  Henszlmann ,  Joseph  Hami)el ,  Franz  von  Pulszky  und 
anderer,  und  namentlich  sind  es  J.  Hampels  gründliche  Untersuchungen  über 
den  Goldfund  von  Grofs-Szent-Miklös  (deutsche  Ausgabe  Budapest  1886),  die 
hier  klärend  gewirkt  haben.  Nach  Hampel  stehen  zwischen  den  Goten  und 
den  Byzantinern  und  Orientalen  noch  die  mixhellenischen  Bewohner  der 
Pontusgegenden ,  mit  denen  die  Goten  so  lange  zusammen  gelebt  haben. 
Namentlich  die  Städte  Chersonesos,  Pantikapeion  und  Phanagoria  auf  den 
Halbinseln  Krim  und  Toman,  dann  das  weiter  westlich  liegende  Olbia  waren 
dort  von  altersher  die  Vorkämpfer  griechischer  Kultur  gewesen  und  insbesondere 
hatte  sich  die  Goldschmiedekunst  schon  in  früher  Zeit  bei  ihnen  grofser 
Beliebtheit  und  eifriger  Pflege  erfreut  (Hampel  a.  a.  O.  S.  82  f.).  »Si)äter, 
seit  dem  Verfall  der  guten  antiken  Kunst,  als  die  Kunstindustrie  des  Ostens 
dominierte  und  immer  mehr  und  mehr  Artikel  nach  den  Pontusländern  ex- 
portierte, besonders  gewebte  Seidenzeuge,  Gold-  und  Siiberschüsseln,  kam 
die  orientalische  Stilisierung  immer  mehr  zur  Herrschaft«  (ebenda  S.  89). 
Neben  der  antiken  Tradition  und  den  orientalischen  Einflüssen  macht  sich 
endlich  namentlich  in  den  nachchristlichen  Jahrhunderten  auch  das  riarbaren- 
tum  in  den  Werken  dieser  mixhellenischen  Künstler  geltend ,  wie  denn 
Barbarenfürsten  nachweislich  nicht  selten  die  Auftraggeber  gewesen  sind. 

Wie  die  Forschung  heute  steht,  mufs  man  also  vornehmlich  Künstler 
dieser  Sphäre  als  die  Lehrmeister  der  Goten  in  Teclmik,  Stil  imd  Ornamcnlik 
betrachten.  Die  (loten  ini  Süden,  die  wie  das  ganze  Gotenvolk  für  dic^  Kunst 
nicht  selbstschöpferisch  veranlagt  waren-'),  teilten  diese  li^n ungcmschaften  ihidi 
im  Norden,  im  südlichen  Skandinavien,  Gotland  und  i  eilen  des  westlichen 
Rufsland,  sitzen  gt;bliel)em;n  Stammesbrüdern,  mit  denen  auch  nach  cn-folgtei' 
'i'rennung  ein  reger  Verkehr  xorauszusetzen  ist,  mit  und  vermittelten  .sie 
gleicherweise  auf  ihren  weiteren  Wanderungt-n  den  anderen  germanischen 
Stämmen.      Ohne  Zweifel    wird    indessen    cmik^    eifrig    foi-tg ersetzte    l-\)rselning 

5)  Vgl.  Han.s  liildebraiul,  Da.s  hcidni.sche  Zeitalter  in  Schweden.  Deutsche  Aus- 
eabe  von  J.  IMcstorf.     Hamburg  1873. 

Mitteilungen   aus  dem   german.   Nationalmuseum.     1899.  VI. 


A2 


allmählich  auch  die  Untcrschi<Mle  /wischen  fränkischen,  <is\-  unil  wcsti^fotischcn, 
lani^fobardischen.  l)urL;undischcMi,  angelsächsischen  u.  s.  w .  yXibeiten  oder  doch 
beslinnnte  einzelne  Charakteristika  deutlich  erkennen  lassen.  Dazu  eben 
k(innt(>  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  eine  !:^'enaue  kieobachtun«^'  und  ^U'ihid- 
lii-he    lieschreibuni^'   der  'I'echnik   sehr   \vc\sentlich    beitiaLjen. 

Wenn  man  alle  diese  Dt-nkmäier  in  ihrer  (iesamtheit  betrachtet,  kann  man 
den  ihnen  ^gemeinsamen,  so  entstandenen,  weit  \  tabreiteten  Mischstil  di'U  V()lker- 
\vanderun_<4sstil  nennen,  sofern  man  sich  dabei  nur  <_;e,i;en\värtiL;  hält,  dafs  es 
sich  hier  um  einen  von  tlcn  (lermanen  lort;_;el)ildeten,  nicht  auch  scincnn 
l'rspiuni^e  nach  sptv.itisch  ^Germanischen  Kunststil  handelt.  In  letzterem 
Sinne  dürfte  wohl  elua'  jene  elx.'n  in  der  \'(')lkerwan(lerun,<4sej)oche  eintretende; 
Umbildung  des  alten,  aus  der  üronzetechnik  entwickelten  Stiles  mit  seinen 
nun  allmählich  der  i\uf l(')sunij;'  \erfallenden  Ijand-  und  'l"ier\-erschlinL;un^fen, 
der  namentlich  fih-  weniger  kostbare  Werke  iil)erall  nebenbei'  l^eht  und  um 
d(\ssen  lOrforscliuns^f  sich  aufser  unserem  Idndenschmit  vor  allem  die  nordischen 
l-'orscher  H.  Hildebrand  uiK.l  Sophus  .Müller  verdient  i^^emacht  haben,  Anspruch 
auf  jenen  XanuMi  erheben.  k>esser  freilich,  man  sieht  von  Schkii^worten  ganz 
ab  und  spricht  kxligUch  von  verschiedenen  Richtungen  und  lintwicklungs- 
|/has(Mi   in   der  Kunst  der  Germanen   (1er  V<")lkerwanderungszeit. 

Exem])lifizicren  wir  von  di(^sen  Auseinandersetzungen  auf  unseren  Gold- 
schmuck  ,  so  werden  aufser  der  Cloisontechnik  im  allgemeinen  vermutlich 
auch  die  einzelnen  oben  ausführlich  behandelten  Feinheiten  derselben,  die 
Verwtmdung  verschiedener  Folien  u.  s.  w.,  auf  jene  späten  Nachkömmlinge 
des  alten  Mellenentums  in  den  reichen  Pontusstädten  zurückzuführen  sein, 
\iellcicht  allerdings  auch  direkt  auf  k^inflüsse  der  Kunstübung  (Jstroms.  Ün- 
germanisch  ist  socJann  auch  manches  in  der  Stilisierung  vmd  Ornamentation 
unserer  Stücke.  So  hat  die  Stilisierung,  in  der  in  unserer  Fibel  die  Figur 
des  Adlers  erscheint,  ohne  Zweifel  ihren  Ursprung  im  Orient  und  zwar  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  in  der  Kunst  der  Sassaniden,  aus  der  sie  allerdings 
frühzeitig,  namentlich  durch  die  Seidcngcwebe  vermittelt,  sowohl  in  die  Kunst 
der  Pontuslämder  als  von  liyzanz  übergegangen  ist.  Denn  die  byzantinische 
Kunstentwicklung  —  um  auch  diese  k'rage,  die  neuerdings  durch  V.  X.  Kraus' 
G(^schicht(.;  der  christlichen  Kunst  wieder  recht  in  kdufs  gekommen  ist,  hier 
wenigstens  zu  berühren  — -  besteht  nach  meiner  Auffassimg  vorzugsweise  in 
(k.-r  allmcUilichen  l^istarrung  und  \^rkn(')cherung  des  \-on  der  .Antike  ererbten 
l\un^lbcsiiZ(>^:  in.folgc  der  andauerndtMi  lUcinllussung  durch  die  Kunst  und 
da-  ( ''i-emoniell  des  Orients.  Wann  der  byzantinische  Stil  fertig  dasteht, 
ob  bei"eit,--  \"or  lustinian  od(.:r  erst  mit  und  nach  |ustinian,  das  wird  sich,  wie 
dies  rdinlich  auch  k.duard  Dobbert  in  seiner  liesprechung  des  Kraus'schen 
Ihichrs  I  keijcitorium  XXI  1  N'J.S  S.  l^Oi  treflend  her\ oigchoben  hat,  wohl  ebiMiso 
schwel  (Mit.-cheiduni  lassen,  wie  man  den  genauen  Zeitpunkt  festsetzen  kann, 
jn    dem    etwa   d.ic    Uenaissance   sich    ins    barock   \'erwandelt    hat. 

Aut  byzanlini-che  k.inlFisse  iu()chte  ich,  so  jjrimitiv  uns  (li(\s  Ornament 
(-:ischeint  und  so  leicht  es  schliefsiich  auch  aus  der  germanischen  Kunst 
^'•nMüiiiicn     sein    ki'.nnte,    in    diesei'    X'eibindung   auch    die    l\(Mh(Mi    der   s])itzen. 


-      43      — 

winkelförmigen  oder  -sclnvalbenschwanzförmigen«  (Karäsz  a.  a.  O.  S.  123) 
Zellen  auf  unserer  Fibel  zurückführen,  die-  vielleicht  die  Federn  bedeuten 
sollen  (Käräsz  ebenda),  sich  jedoch  mit  den  Reihen  zusammengesteckter 
Ilerzfiguren,  wie  sie  ims  in  spätantiken,  bereits  von  Ostrom  beeinflufsten 
oder  selbst  dort  entstandenen  Gobelinwirkereien  und  Stickereien  und  in 
den  früliesten  byzantinischen  Miniaturmalereien  so  häufig  begegnen,  auf  das 
nächste  berühren  und  daher  vermutlich  in  erster  Finie  als  eine  Reminiszenz 
an  dieses  Ornamentationsmotiv  aufzufassen  sind.  Figentlich  klassische  Nach- 
klänge dagegen  liefsen  sich  höchstens  in  dem  verzierenden  Abschlufs  des 
Ohrgehänges  durch  kleine  knospen-  oder  eicheiförmige  Trommeln  und  in 
der  Form  dieser  Anhängsel  selbst  erkennen,  wofür  manche  namentlich 
im  südlichen  Rufsland  gefundene,  kostbare  griechische  Gehänge  Analoges 
bieten ").  Gewifs  hat  man  auch  hier  die  Beibehaltung  und  Weiterbildung 
dieses  gefälligen  dekorativen  Elementes  den  Künstlern  am  Schwarzen  Meere 
zu  verdanken.  Ebenso  dürfen  wohl  die  beiden  aus  Golddraht  gebildeten, 
symmetrisch  angeordneten,  etwas  schräg  gegeneinander  gestellten  S-I'^iguren, 
die  das  hauptsächlichste  Ornamentationsmotiv  auf  der  Zierscheibe  der  Haar- 
nadel des  Budapester  Museums  ausmachen,  als  Nachklänge  der  antiken 
Ornamentik   betrachtet   werden. 

Wird  man  nun  nach  alle  dem  behaupten  dürfen,  dafs  etwa  einer  jener 
mixhellenischen  Künstler  selbst  oder  auch  ein  Byzantiner,  ein  Romane  unseren 
Schnmck  verfertigt  habe  f  Wir  müssen  auch  hier,  analog  der  allgemeinen  Betrach- 
tung, mit  Nein  antworten.  Die  ganze  Ausführung  insbesondere  der  Adlerfibel,  die 
erwähnten  Unebenheiten  der  Technik,  die  Alaterialverschwendung  sowohl  was 
das  Gold  als  was  die  echten  Perlen  betrifft  u.  s.  w.  weisen  mit  grofser  Wahr- 
scheinlichkeit auf  einen  Germanen  als  ausführenden  Künstler  hin  ,  und  nach 
dem  Lande,  in  dem  der  Schmuck  gefunden  wurde,  werden  wir  also  in  erster 
Linie  und  so  gut  wie  ausschliefslich  —  denn  Heruler,  Rugier,  Skyren,  Van- 
dalen  u.  s.  w.  haben  in  Italien  keinerlei  Kultur  entfaltet  —  an  einen  Goten 
oder  einen  Langobarden  zu  denken  haben. 

Spezifisch  germanische  oder  doch  von  Germanen  ausgebildete  Motive 
unterstützen  noch  unsere  Vermutung  eines  germanischen  Verfertigers.  Wenn 
auch  die  Verwendung  der  Figur  des  Adlers  in  der  Kunst  von  altersher  be- 
liebt und  weit  verbreitet  war,  uns  beispielsweise  bereits  unter  den  altägyp- 
tischen Goldfunden  Adler  und  Sperber  in  einer  ganz  ähnlichen  Technik  wie 
der  unsere  ')  und  weiterhin  manche  derartige  Stücke  unter  den  griechischen 
und  mixhellenischen  Funden  des  südlichen  Ruisland  "")  etc.  begegnen,  so  war 
doch  die  Vorliebe  der  Germanen  für  diese  Figur  ganz  besonders  stark,    und 

6)  V^l.  in  Kondakof,  Tolstoi  und  Reinach,  Anticjuites  de  la  Riissie  meridionale 
(franzcKsi.sche  Auscfabe  Paris  1891)  die  Abbildungen  75,  82,  L'07,  208,  288  u.  s.  \v.  Natür- 
lich ist  b(;i  unserem  Ohr^fehän^'e  das  Ornament  in  den  Hachen  Cloisonstil  übertra[.u_;n. 

7)  V^!.  z.  13.  l'errot  und  Chipiez ,  Geschiclite  der  Kunst  im  Altertum:  Aeirypten, 
deutsche  Ausgabe  von  R.  Fietschmann.     Leipzig,    1884,  S.   766  f. 

8)  Vgl.  Charles  de  Linas,  Les  origines  de  l'orfevrerie  cküsonnee  15d.  11  (l'aris  1878j 
»Musee  de  l'Ermitatze  PI.  A«   etc. 


-\A      — 

die  in  Ci(Miii:incnL;ialKTn  ;_;c-fun(l('nc'n  klcincrcii  und  ^r()rs(M('n  AdliM'fihcln 
aus  l-!ronz(.;  und  auch  aus  ("lold  zählen  nacli  IIundert(>n.  Und  zwar  habt:n 
\\\v  CS  hicilx'i  nui  in  scUcmicmi  l"\ällon  mit  ci^(;nthchcr  I^ntlchnun^^'  zu  thun; 
der  \\)!^filkt)i)f  \V(-ni<4slcns  hat  sich  zun.ächst  und  sclion  vor  dcv  Völkcr- 
wandi-runL^  in  der  l\c<^fcl  in  einfachster  Weise  und  wie  von  s(d[:)st  aus  teil- 
wei'^e  konstrukti\  (Ml  l'^lenienten  der  heiniisclien  Kimstweise,  aus  den  spitzaus- 
laulenden  Ijiden  der  Hand\tM"schlinL,Mmgen ,  die  nach  Art  eines  Schnabels  ^Ge- 
spalten, aus  den  hefivsti^fenden  N<'i^udn,  die  nun  als  Au^en  auf^efafst  wurden, 
lu'raus  entw  ieki'lt  ■').  Dalu'r  ist  in  di'r  spezifisch  ^Germanischen  Kunst  dvs 
weiterhin  häufig  als  AdlcM'  charakterisitM'tc^  \'V)gelkopf  stets  ins  Profil  gestellt, 
das   /\uge  grofs,    dc-r    krumme  Schnabel    kräftig    ausgebildc^t  wie    wir   dies 

all(-s  auch  an  unserer  I'^ibel  beobachten  k()nnen.  Wenn  freilich  Josej>h  de 
I!a\e  '')  und  ändert'  das  Motiv  der  oiseaux  ä  bec  chrochu"  gewissermafsen 
als  ein  speziell  oder  auch  nur  vorzugsweise  gotisches  hinstellen  möchten,  so 
gehen  sie  damit  sicherlich  zu  weit.  Das  Motiv  kann  so  wenig  wie  die  Vvr- 
fiMtigung  allcM'  barbarischen  Cloisonarbeiten  jener  Zeit  auf  die  Goten  allein 
zurückgeführt  werden  ' '  . 

Anders  steht  es  mit  dem  bei  unserm  Schmuck  in  den  unteren  frei  herab- 
hängenden Teilen  der  Gliedt>r  des  Ilalsgeschmeides  zur  Verwendung  gekommen(>n 
Ornamentationsmotixe.  Wie  bereits  Julius  Naue  (a.  a.  O.)  hervorgehoben 
hat,  findet  sich  in  diesem  das  vor  allem  vom  Grabmal  des  grofsen  Theoderich 
zu  Raxcnna  bi^kannte  sogenannte,  oder  besser:  ehemals  sogenannte  -  Zangen- 
ornament \ariiert.  Nur  ist  die  Ausdrucksweise  Naues  insofern  nicht  ganz 
treftend.  als  sie  zu  der  Annahme  verleiten  könnte,  unser  Goldschmied  habe 
sich  nach  dem  Ornament  des  Theoderichgrabmals  gerichtet,  dasselbe  nur  auf 
seine  Art  imd  für  seinen  Zweck  umgestalt(.'t.  Dies  ist  aber  schwerlich  der  Fall. 
Seitdem  wir  durch  die  Untersuchungen  Hampels  und  die  einleuchtenden  Er- 
gebnisse seiner  Forschung  über  die  Entstehungsgeschichte  gerade  dieses 
Drnaments  so  trefflich  unterrichtet  sind,  darf  man  es  wohl  mit  Sicherheit 
aussi)reclien,  dafs  das  Ornament,  wie  es  vms  an  unserm  Schmuck  begegnet, 
auf  einer  früheren  l^ntwicklungsstufe  steht,  als  das  am  Theoderichgrabmal. 
Ilami)el  hat  nachgewiesen,  dafs  dieses  Ornament  sich  aus  den  ursprünglich 
mit  Pflanz(Mimotiven  dekorierten  Zwischenräumen  eines  Frieses  von  joalmetten- 

'>)  V'^I.  namentlich  die  einlcuchtincien  'ind  ircffentlcn  Ausführunj^cn  von  Sophu.s 
Müller  (Die  Ticrornamentil-:  im  N(jrdcn.  Dcutsclie  Aus;4al)e  von  |.  ^vlc.storf.  Hamburg 
ISsl    S.  .'il}  ülier  diesen   (jcf^enstand. 

In  de  Dave.  >Les  hijoux  (^othiques  de  Kertch'  in  der  Revue  archeolf)gi(ine  lU.  Serie. 
I5and  XI   Mss.s)   S,   :i.')l    u.   i). 

11;  An  die  altj^ermanischen  Band-  und  Tiervcr.schlin<4unf^en  .scheint  noch  —  soweit 
sich  nach  den  AM,«iidun'^en  (.\r.  1  und  1'  l)ei  Ilampel.  A  reeihh  ki'izepkor  cmlekei  ma:4var- 
hoi:l)an.  und  eljenso  bei  K;tr;lsz;  urteilen  läfst  -  die:  Stilisierung  der  auf  den  beiden 
seliildformieen  Platten  des  lludapester  Museums  \vieder^i-^el)enen  l''isrhe  umi  lan^srhna- 
be!i;4en  Vo^elkTipfe  zu  eriiuiern  Die  l'ischti^urcn  als  solche  ^ehi)r<.n  natürlich  -  vl,'1. 
auch  K;ir,lsz  a,  a,  O  S  IL'l  eben-o  wie  die  Kreuzti<^uren  in  der  Mitte  der  Adlertibelu 
und  auf  der  s^röfseren  der  beiden  schildförmigen  Platten  dem  frühchristlichen  Vorstellun^es- 
k reise   an. 


—     45     — 

artigen  Akanthusblättern  entwickelt  hat,  also  wie  viele  andere  aus  der  antiken 
Fornienwelt  stammt.  Die  Goten  und  Gepiden  am  Pontus  und  die  für  sie 
arbeitenden  mixhellenischen  Künstler  bildeten  es  weiter  aus,  indem  sie  die 
Bedeutung  des  Blattfrieses  immer  mehr  herabdrückten  und  verkannten,  das 
Zwischenornament  dagegen  immer  kräftiger  hervorhoben.  Seiner  Entstehung 
nach  unverständlich  geworden,  hat  es  sich  dann  gerade  in  der  Kunst  der 
Goten ,  man  könnte  fast  sagen  als  ein  Kriterium  ihrer  Kunst ,  Jahr- 
hunderte lang  erhalten,  und  wenn  Dehio  (Mitteilungen  der  k.  k.  Central- 
Commission  XVIIl,  1873  S.  272  ff.  Vgl.  Hampel,  Der  Fund  von  Nagy-Szent- 
Aliklös  S.  96  Anm.)  auf  einige  im  Museum  von  Christiania  befindliche  Bauern- 
stühle aus  dem  15.  Jahrhundert  mit  diesem  Ornament  hinweist,  so  ist  es  in 
der  That  nicht  ganz  unwahrscheinlich,  dafs  selbst  dieses  späte  Dekor  auf  eine 
vor  alters  geschehene  Übertragung  des  charakteristischen  Ornaments  von  den 
Goten  des  Südens  auf  die  Kunst  ihrer  Stamimesbrüder  im  Norden  zurückgeht. 

Auf  der  frühesten  ICntwicklungsstufe  zeigt  uns  Hampel  das  Ornament 
in  der  Figur  52  seines  Buches  über  den  Goldfund  von  Nagy-Szent-Miklös. 
In  schon  entwickelterer  Form  umkränzt  es  sodann  den  Halsansatz  oder  die 
Schulter  mehrerer  der  goldenen  Krüge  dieses  bedeutsamen  Fundes  (vgl.  nament- 
lich Fig.  2  u.  3  des  Hampeischen  Buches).  Auf  einer  etwas  weiteren  Stufe 
steht  das  betreffende  Ornament  unseres  Geschmeides.  Allerdings  hat  es  sich 
hier  bereits  gänzlich  von  dem  ursprünglichen  Akanthusornament  losgeUkst; 
legt  man  jedoch  die  einzelnen  Glieder  des  Geschmeides  dicht  aneinander,  wie 
es  beabsichtigt  war,  so  ergeben  die  Zwischenräume  zwischen  den  unteren, 
hängenden  Teilen  noch  fast  genau  die  Figur  der  entarteten  Blätter  des  in 
Fig.  2  und  3  bei  Hampel  abgebildeten  Goldkruges.  Wie  hier  den  Hals  des 
kostbaren  Gefälses,  war  es  auch  bei  unserem  Geschmeide  noch  ihre  Bestim- 
mung, Hals  und  Nacken  einer  vornehmen  Frau  zu  schmücken.  Lediglich 
d(M-  Gedanke  des  ümkränzens  waltet  noch  bei  der  Ausschmückung  des 
Theodcrichgrabmals  mit  unserem  Ornament  vor.  Bei  den  Schmuckstücken 
von  der  sogenannten  Rüstung  des  Odoaker  im  Museum  zu  Ravenna,  die  gleich- 
falls Reihen  dieses  Ornaments  aufweisen  und  die  daher  bereits  Hampel  (a.  a. 
O.  S.  95.  Vgl.  auch  Naue  a.a.O.)  dem  gotischen  Kunstschaffen  zuteilt,  finden 
wir  schliefslich  auch  diesen  Gedanken  aufgegeben  oder  verloren  gegangen. 

Nach  dem  Gesagten  läfst  sich  an  einen  langobardischen  Künstler  w^ohl  nicht 
mehr  denken.  Denn  w^^nn  auch  auf  langobardischen  Denkmälern  gelegentlich 
das  soeben  behandelte  Ornament  erscheint  —  vgl.  z.  B.  das  von  A.  Essenwein  1886 
im  ersten  Bande  der  Mitteilungen  aus  dem  germanischen  Nationalmuseum 
S.  110  f.  \er()ffentlichte  goldene  Kreuz  aus  einem  Langobardengrabe  — ,  so 
steht  es  dann  doch,  soweit  ich  sehe,  stets  in  direkter  oder  indirekter  Ab- 
hängigkeit vom  Ornamentfrics  des  Theoderichgrabmals,  der  ja  auch  in  späterer 
Zeit  noch  germanische  Künstler  zur  Nachahmung  zu  reizen  wohl  geeignet  war 

Aus  demselben  Grunde,  eben  wegen  der  verhältnismäfsig  frühen  Ent- 
wicklungsstufe, die  unser  Ornament  zeigt,  kann  man  bei  unserem  Schmuck 
auch  zweifelhaft  sein,  ob  er  wie  das  Theoderichgrabmal  dem  6.  Jahrhundert 
angehört  oder  noch  in  das  fünfte  Jahrhundert  gesetzt  werden  mufs.     Zwischen 


46      -~ 

West-  und  Osti;<)t(Mi  (la;^c<,fcn  hrnnrlicti  wir  wolil  kaum  lati^^c  zu  sclnvankcn. 
Denn  wenn  auch  die  W'ostj^otcMi  im  Anfang'  des  5.  lahrhundcrts  t^dcich falls 
in  Italien  xciueilt  haben,  und  wenn  wir  selbst  bei  I'ioco])  lesen,  dals  Theo- 
deiich  nach  dcMU  Sic^c  Chlodwigs  ühvv  den  Westt^^otenkcuii^f  Aalarich  11.(507) 
als  \\>rmund  seines  k'nkels  Amalatich  den  K()niL;sschatz  der  \VestL,'oten  von 
Carcassonne  nach  l\av(-nna  habe  brin^Mi  lassiMi  (v^d.  I)ahn,  Die  K()ni<4c  der 
(u'rmantMi<- ,  Hd.  III.  1 S66.  S.  139),  so  bieten  doch  die  in  Spanien  erhalttmen 
OcMikmäK-r  W(\sti,fotischer  Kunst,  insbesondert^  die  Votivkronen  von  (luarrazar, 
kaum  irgend  welche  nähere  IkM-ührun^^spunktc^  mit  unserem  Schmuck,  während 
wir  untcM'  tUni  italiiMiischen  (ioldfunden  aus  der  Zeit  der  V(jlkerwanderun_s4 
weniL,^stens  ein  demselben  sehr  nahestehendes  Kunstwerk  anführen  k/inncn : 
eben  die  (^'oldenen  SpangcMi  xon  der  imter  dem  Namen  Odoakers  gehenden 
Rüstung.  Die  l  bt^einstinunung  zwischen  beiden  Arbeiten,  auf  die  schon 
Xaue  la.  a.  (  ).)  hingewiesen  hat,  beschränkt  sich  nicht  allein  auf  das  Vor- 
kommen des  sog.  ZangetiornamcMits  —  bei  freilich  verschiedener  Anwendung 
di\sselb(Mi  (s.  oben).  /\uch  die  Reihen  h(Mzförmiger  neben  Reihen  kleiner 
rechteckiger  Zellen  finden  sich  auf  den  Si)angen  wie  auf  unserer  Adlerfibel 
ornamental   \erwendet. 

Fragen  wir  zum  Schlufs  nach  der  chcmialigen  Besitzerin  unserc;s  Schmuckes, 
so  ist  bereits  im  Vorstehenden  mehrfach  kJezug  darauf  genommen  worden, 
dafs  dies  bei  der  Kostbarkeit  des  GeschmcMdes  wohl  nur  eine  vornehme  Frau 
gewefen  sein  kann.  Zudem  scheint  schon  die  ganze  Art  des  Schmuckes,  die 
der  eigentlichen  Volkstracht  sicherlich  fremd  war,  auf  eine  Angeh(')rige  des 
in  Kleidung  und  Sitten  mehr  oder  weniger  romanisierenden  oder  l:)yzantisieren- 
den  ostgotischen  Adels,  \ielleicht  sogar  des  K(">nigsgeschlechts  der  Amaler 
s('ll)st  hinzudeuten.  W(m-  es  war,  wie  ihr  Name  gelautet  hat,  wird  wohl  stets 
imaufg("klärt  bleiben.  .AI(')glich,  dals  die  auffällige  und  ungewöhnliche  Hatipt- 
figur  des  Ohrgehänges  ,  wenn  wir  in  ihr  nicht  etwa  eine  weitere  Abart  des 
Zangenornaments  xor  uns  haben,  ein  grofses  lateinisches  A  bedeuten  soll,  was 
nach  analogem  Vorkonnnnissen  wohl  zu  dem  Namen  der  ehemaligen  läe- 
sitzerin  und  Trägerin  des  Schnnicki's  in  I]eziehung  gesetzt  werden  kcninte. 
Weiter  aber  geht  unsere  Kunst  nicht.  \\'em  es  durchaus  um  einen  Namen 
zu  thun  ist,  dem  bleibt  c\s  unbenommcm,  etwa  auf  des  grofsen  Th(M)dorich 
Tochter  Amalasimtha  zu  raten  und  imseren  Schmuck  nach  ihr  zu  benennen. 
Wir  anderen  bescheiden  uns  mit  dcMn,  was  durch  die  Untersuchung  mit  gröfserer 
fxler  geringerer  Sicherheit  ft'stgestelit  werdcMi  konnt(\  Mir  wird  es  schon 
g(;nügen,  wenn  durch  dieselbe  die  hohe  lUnleutung  der  neuem  Frwerbung  des 
Gei-manischen   Musennns   klar   gelegt   woi'den   ist. 

N  ü  r  n  b  e  r  g.  T  h.    IIa  m  p  e. 


—     47     — 

Kachelöfen   und   Ofenkacheln  des  16.,  17.  und 

18.  Jahrhunderts 

im  Germanischen  Museum,  auf  der  Burg  und  in  der 

Stadt  Nürnberg. 

m  Jahrgant^c  1875  des  Anzeigers  für  Kunde  der  dcnitschen  Vorzeit 
hat  Pissenwein  unter  anderen  buntglasierten  'Jdionwaren  auch  die 
c^,0^J^^  Öfen  und  Ofenkacheln,  welche  das  AIuseiuTi  aus  der  Zeit  des 
gotischen  Stiles  besitzt,  besprochen  und  in  ihren  wichtigsten  Exemplaren 
abgebildet').  Eine  zusanmienhängende  Besi)rechung  der  \iel  zahlreicheren 
Werke  dieser  Gattung  aus  dem  16.,  17.  und  18.  Jahrhundert  lag  nicht  im 
Plane  des  genannten  Aufsatzes,  ein  solcher  Überblick  steht  daher  noch  aus; 
nur  eine  kleine  Anzahl  der  neuen  Erwerbungen  hat  im  Laufe  der  Jahre  in 
diesen  Blättern  ihre  Würdigung  erfahren. 

Die  Öfensammlung  des  Germanischen  Museums  ist  aber  unterdefs  zu 
immer  gröfserer  Bedeutung  herangewachsen  und  man  wird  wohl  sagen  dürfen, 
dafs  sie  die  reichhaltigste  dieser  Art  in  Deutschland  ist,  zugleich  von  einer 
gewissen  Vollständigkeit.  Fast  alle  Provinzen,  in  denen  die  Ofenfabrikation 
blühte,  sind  —  mit  Ausnahme  des  Niederrheins  und  des  nordöstlichen  Deutsch- 
land —  in  mehr  oder  minder  guten  Exemplaren  vertreten.  Unsere  Anstalt 
zählt  heute  41  ganze  Öfen  in  ihrem  P^esitz,  dazu  einzelne  Aufsätze,  Ofen- 
modelle, Kachelformen  und  eine  aufserordentlich  grofsc  Anzahl  Kacheln.  Als 
der  Unterzeichnete  es  unternahm,  die  zum  Teil  sehr  sch()nen  Erwerbungen 
der  letzten  Jahre,  welche  den  verschiedensten  Zeiten  und  Gegenden  ent- 
stammen, einer  Betrachtung  zu  unterwerfen,  da  ergaben  sich  so  viele  Bezie- 
hungen auf  bereits  vorhandene,  meist  noch  nicht  publizierte  Stücke,  dafs  es 
geraten  schien,  die  verschiedenen  NotizcMi  zusammenzufassen  und  dem  Auf- 
satz das  gesammte  wichtigere  Material  des  INIuseums  zu  Grunde  zu  legen. 
Noch  eine  andere  Überlegung  trat  hinzu.  Es  war  \ielfach  nötig,  einige  in 
der  Stadt  Nürnberg  sowie  auf  der  Burg  erhaltene  Öfen  mit  in  den  Kreis  der 
Untersuchung  zu  ziehen;  so  entschlofs  ich  mich,  meinen  Plan  dahin  zu  er- 
weitern und  alle  am  Ort  befindlichen  wichtigeren  Stücke  dem  Aufsatze  ein- 
zureihen. Keine  Stadt  dürfte  auch  nur  annähernd  so  viele  Meisterwerke  der 
Hafnerkunst  aufweisen,  wie  gerade  Nih'nberg;  scheint  es  doch  auch,  als  ob 
die  alte  Reichsstadt  in  den  Jahrhunderten,  wc^lche  wir  ins  Auge  fassen,  neben 
der  Schweiz  und  Tyrol   einer  der  Ilauptsitze  dieser  Kunst  gewesen   ist. 

Es  werden  sich  im  Laufe  der  Untersuchung  manche  Auslilicke  auf  die; 
Thätigkeit  anderer  (jt^genden  ergeben,  sei  es  geli(.)ten  durch  auswärtige  Stück(\ 
siM  es  der  mannigfachem  Bezicdnmgen  oder  auch  des  \"ergleichs  halber,  l^s 
liegt  mir  aber  dabt;i  durchaus  fern,  eine  Kunstgeschichte  des  Ofens  zu  geben. 
wozu  mir  schon  die  erford(M'liche,  ausgedehnte;  Auto])sie  fehlt;  aus  di-mstMben 
Grunde  nuifs    ich    auch    darauf   \erzichten,    alle    wichtigen  Stücke   Nürnberger 

1     Anzeiger  für   Kumie  (kr  drutschun  Vor/.eit.      '22.  J.'ihr^.     Seile  ;!;i  IT.,  (.Ti  ff.,  lifo  tf. 


—     48     — 

Urspninf^s,  die  in  anderen  Museen  aufbewalirt  werden,  vollständii^f  zu  berück- 
sichti,i,UM"i.  l^hensowenit^  vermag'  ich  aber,  eine  (jcschichtc  der  Nürnber^^er 
Hafnerkunst  zu  schreiben.  Hierzu  wären  aus^cniehnte  archivahsche  Studien 
n(')ti^f  und  das  ALaterial  wäre  aus  zahUosen  Urkunden  zusammenzusuchen. 
Dazu  felilt  mir  aber  die  Zeit.  Ich  habe  an  geeij^neter  Stelle  l^^rkundij^un^^en 
ein<^fezoi,fen  und  dal:)ei  erfahri>n,  dafs  nur  eint^  Durchforschung  des  gr(")fsten 
TeiU-s  der  Nürnberger  Archive  ein  Ri-sultat  und  vermutlich  kein  sehr  befri(;- 
digendes  ergeben  würde.  —  Ich  hege  trotzdcMU  die  Hoffnung,  im  h'olgenden 
einige  brauchbare  Notizen  beizubringen  oder  doch  wenigstens  durch  Be- 
sprechung und,  soweit  möglich,  Abbildung  der  wichtigeren  vStücke  dieselben 
in  weiteren  Kreisen  bekannt  zu  machen.  Jedenfalls  sind  di(>  Werke  alter 
llafnerkunst  würdig  gr(')fsten  Interesses;  geh(')ren  sie  doch  mit  zu  den  sch(')nsten 
Erzeugnissen  deutschen  Kunstgewerbes,  sind  vielleicht  die  sichersten  Doku- 
mente für  den  wechselnden  h'arbensinn  unserer  Vorfahren  und  ist  es  dabei 
merkwürdig  genug,  zu  verfolgen,  wie  auch  in  diesem  Handwerk  alle  Stil- 
wandlungen der  grofsen  Kun.st  ihren  Wiederhall  finden.  Zugleich  ist  dieser 
Zweig  des  Kunstgewerbes,  mehr  wie  irgend  ein  anderer,  ureigenstes  Eigen- 
tum iniseres  Volkes ;  denn  w'enn  auch  in  anderen  Ländern  hie  und  da  Öfen 
angefertigt  wurden,  so  hat  doch  im  allgemeinen  eine  andere  Feuerungsart 
vorgeherrscht ;  ein  hervorragendes  Interesse  an  der  künstlerischen  Ausbildung 
war  also  nicht  vorhanden  und  das  Gewerbe  wendete  demgemäfs  nur  mäfsigen 
Eifer  daran;  ja  man  scheint  sich  bei  der  Ausführung  vielfach  an  deutsche 
Muster  gehalten  zu  haben.  Für  Frankreich  sind  aus  dem  Beginne  des  16.  Jahr- 
hunderts dafür  interessante  Notizen  erhalten.  Dort  führte  I^ranz  I.,  allem 
Anscheine  nach  zum  ersten  Male  in  gröfserem  Mafsstabe,  Fayenceöfen  ein; 
er  liefs  1545  in  Fontainebleau  einen  Pavillon  erbauen,  der  pavillon  des  poeles 
genannt  wurde:  >ä  causes  des  grands  poeles,  que  le  roi  fit  mettre,  ä  la  mode 
d'Allemagne,  pour  l'echauffer.'c  (Piganiol  de  la  Force,  Description  de  Paris, 
t.  IX,  p.  218.)   '')■'). 


2)  citiert  nach  Havart,  Dictionnaire  de  ramcublement  et  de  la  döcoration.    Bd.  IV. 

S,   444. 

;i)  Von  den  nicht  allz.u  zahlreichen  Publikationen  kommt  für  un.s  zunächst  in  Be- 
tracht die  wichtif^e  Pul)likation:  Sammkintf  von  Ofen  in  allen  Stilarten  vom  XVI.  l)is  Anfang 
des  XVllI.  Jahrhunderts.  Ausf^ewählt  und  heraus^'e^el.ien  von  yVtlalberl.  Röper  unter 
IMitwirkuni^  und  mit  einem  Vorwort  von  ilans  Bosch.  Kunstverlag  Jos.  Abert,  München, 
welches  in  grofsen  Lichtdrucken  neben  andern  die  im  (jermanischen  Museum  und  auf 
der  Bur^r  vorhandenen  Ofen  fast  vollständii^  enthält.  Wir  eitleren  es  ik-r  Kürze  halber; 
Roeper-Bo(;sch.  ( )fen   und  Ofenkacheln   des  Museums  sinel  der   Abteilun<i   Bauteile   und 

Baumaterialien  eingereiht  und  trai^en  die  .Signatur  y\.  Wir  «^feben  diese  Sij^niatur  jedes- 
mal verbunden  mit  der  Nummer  des  schriftlichen  Katalo^es.  Der  im  Jahre  18öS  <^edrurkte 
Katalo^f  dieser  Abteiluuf;  enthält  nur  einen  kleinen  Tiiil,  eben  die  bis  dahin  <;rworbencn 
Stücke,  l^ei  der  lieschreibun«^  der  einzelnen  Ninnmern  verwende  ich  stets  den  Text  des 
gedruckten  und  schriftlichen  Kataloj^es,  ihn,  scnveit  mein  Zweck  es  ^el)ot,  weiter  aus- 
führend und  einschränkend.  Aul'  die  Angabt;  der  karbi-n  glaubte  ich  eine  Ijesontiere 
Sorgfalt  le^'en  zu  müssen;  in  der  Farbe  besteht  der  ^r()fste  Reiz  und  <^erade  sie  fehlt  in 
der   .Abljildun''. 


49 


I. 


Bereits  im  15.  Jahrhundert  war  für  Aufbau  und  Gliederung  des  Ofens 
der  Kanon  gefunden,  welcher  mit  geringen  Ausnahmen  für  die  folgenden 
Jahrhunderte  Gesetz  bleiben  sollte ;  nur  der  unruhige  Geist  des  Rokoko  ver- 
suchte es  auch  hier,  die  gewohnten  Formen  zu  durchbrechen.  Der  Ofen 
gliederte  sich  in  einfachen  Feuerraum  und  Aufsatz.  Der  Feuerkasten  w^ar 
durchaus  viereckig,  im  Grundrifs  oblong,  er  stiefs  mit  einer  der  kurzen  Seiten 
des  Rechteckes  an  die  Wand  und  wurde  von  aufsen  geheizt.  Auf  ihm  erhob 
sich,  meistens  etwas  zurückgerückt,  durch  Gesimse,  Hohlkehlen  oder  anderes 
deutlich  von  ihm  geschieden,  der  vier-  oder  vieleckige,  öfters  auch  runde 
Aufsatz.      Der    schöne    Ofen    auf   Schlofs    Tyrol    bei    Meran    vom    Ende    des 


.jJiebe«^ 


Fi-   1. 

Aus:  (i.  Semj)(;i-,  Der  Styl  ii.  s.  w. :  \'erlay  von  F.  Hnir.laiiunii,  Alüiiclieii.     Jl.  Aiil'lan't;. 

15.  Jahrhunderts  (vergl.  Abbild.  1,  wobei  auch  (M-läuternder  Grundriis)  sowie 
das  Prachtstück  im  Rittersaal  des  Schlosses  Hohensalzburg  fxon  1501)"*)  sind 
vorzügliche  Beispiele  dieser  Gattung.  Innerhalb  dieser  h^orm  gal)  t^s  zahl- 
reiche .M(")glichk(;iten  architektonischer  und  i)lastischer  Ausschmückung  und 
die  späteren  Hafnermeister  verstanden  es  denn  auch,  einen  grolsen  Reichtum 
in  dem  alten  Schema  zu  entwickeln. 


4)  Ab<^el)iklct  bei  J.  v.  Falke,  Geschichte  des  deutschen  Kunsti^ewerbes  .S.  153  und 
in  Hirth's  Formenschatz   1895,  Nr.  35  und   148. 


Mitteilungen   aus  dem  german.   Nationalmuseum.      1899, 


VII. 


50 


l"in(>  t'iiif.ulu-ii"  ( "ifstaltunt;  ziML,*t  dvr  ci\\:i  um  IfiOO  (•ntst.'Ui(l(Mi(\  Laotische 
(  )icu  unscvcv  Sainniluni;  aus  (  )ch.si'ntui't  ').  !  lit-i  sind  l-Cucnaum  und  Aut- 
satz ilurcli  krint'  ( ilit'ck'runi;  \()n  cinamUM'  ^ctr^nnt  ;  ein  cinzii^tM',  \  ierucki^cr 
Kasten  steht  xor  uns  cka,  (k'ssen  untere  I  killte  einkicli  riickwärts  bis  an  die 
Wand  toit^etiihit  ist.  Ol)  diese  einfacluM-e  {''orni  die  ni  s])riinL;liclie  Ljewesen, 
wir  wiilstiMi  es  nicht  zu  sai^i-n  ;  trotz  der  Schiniheit  des  erwähnten  k^xeniplares 
ist  aber  cMsichtlich,  tlals  diese  LtKSuni;'  des  Problems  tlie  s^erinijcM'e  ist,  die 
l'unktion  der  iMiizelnen  keilc^  weniger  klar  ausspricht,  ein(;  i^u-\\isse  Monotonie 
der  Dekoration  xeranlalst  imd  lani^t'  nicht  die  Akti^diehkciten  künstlerischer 
AusL^U'staltunL;  bot  \\'\c  ']cnc  erste.  Mit  sicherem  Takt  halxni  denn  das  16. 
und  17.  Jahrhundert  sich  (,lurch\\(\<4'  an  das  erste  Scliem;i  j^ehalten  und  selbst 
da.  Wo  dem  Aufsätze'  die  gleiche  /Xusdehnun«^  und  dei'  gleiche  (jrundrils  zu 
keil  wurde;,  wie  der  \()rd(M\'n  llält'te  des  unteren  Teils,  wulste  man  durch 
>tarke  (li\simse,  iluich  l)t)ppelrt'ihen  \(in  Säulen  oder  l'ilastcrn  die  1  rennune 
zu  betonen;  nur  äulserst  selten  kehrt  die  \  erhältnismälsi^  piämitive  h'orm  des 
'  )chsenl"uite'r  (  )tens  wiedei-,  so  an  dem  später  zu  besprechenden  (Jten  unserer 
Sanunlun*»    A.    'VJi).      lu-st    das    Rokoko    yrilT  wieder    hierauf    zuri'ick,    da    die 


Vis.  -2. 


einheitliche  Gestalt  für  manclie  Absichten  dieses  Stiles  geei^-neter  schic-n, 
ohn(^  dafs  aber  die;  gewohnt(\  zweckdic-nlichere  Gestaltung  \erdrängt  werdt^n 
konnte. 

Auch  b(„>züglich  d(>r  Dekoration  enthalten  die  k^eispiele  \'on  Meran  und 
1  lolu-nsalzburg  gewissc^iinafsen  in  nuce  alle  Variationen  der  spätiM'en  ZcMten. 
Dei'  Irucrraum  des  Meraner  Htens  zeigt  \  icreckige,  mit  ornamentalen  Mustern 
gezielte  Kacheln,  welche  eine  nur  etwas  bereicherte  Abart  der  alten  stt>ts 
\\irdcrkehi-enden  einfachsten  Schüsselkacln-ln  sind.  Wir  bilden  h\cr  (Abb.  2) 
eine  Kachel  unserer  Sannnlung  ab.  die  ein  durchaus  ähnliches  Muster  wie 
das  Meianer  aufwiMst.  Das  Ahiseum  besitzt  acht  derartige  Kacheln  (/\.  504 
—  51  lai  und  eine  k'.ckkachel,  schiisselartig,  in  dt>r  Mitte  xc^iieft  und  mit  Rosetten 
gesehnuickt,  \ei-scliie(lenartig  bunt  glasit'i't.  Man  stellte  sie  früher  in  c'mc  l\eihe 
mit  den  i;ilschlieh  1  lii'sclnogel  zugeschriebenen  /Arbeiten  und  zr)gerte  nicht,  auch 
sie  diesem  .Meister  zuzuweisen.      Die  Zuwi'udung   an   1  lirscluogel  braucht  nach 


öl    .Ab^'.l.il.h 


iliroclicn    in 


:m    iiielu-tach    citierlen    y\ufs:itze    Kssciuvein.s 


—     51      — 

dem  heutigen  Stande  der  Forschung  nicht  widerlegt  zu  werden.  Doch  ab- 
gesehen vom  Namen  ist  auch  die  Verwandtschaft  mit  den  bekannten  Krügen 
keineswegs  sehr  nahe.  Essenweins  Meinung  aber,  da(s  es  sich  hier  um  Nürn- 
berger Fabrikat  handle,  scheint  mir  kaum  aufrecht  zu  erhalten.  Ist  schon 
das  abgebildete  Stück  denen  des  Meraner  Ofens  sehr  ähnlich,  so  zeigt  gar 
eine  der  Kacheln,  sicher  wenigstens  in  den  die  eigentliche  Schüssel  um- 
gebenden und  cckenfüllenden  Ornamenten,  genau  die  gleiche  Zeichnung; 
während,  wie  es  scheint,  die  Verzierung  der  Schüssel  ein  wenig  verschieden 
ist.  Ob  die  Kachel  aus  dem  gleichen  Model  gefortnt  ist,  wie  die  Meraner 
—  der  Schmuck  der  Schüssel  könnte  ja,  wie  so  oft,  durch  andern  Model  er- 
zeugt werden  —  kann  ich  nicht  entscheiden,  da  mir  ein  Vergleich  nur  auf 
Grund  der  für  diesen  Zweck  nicht  ausreichenden  Aufnahmen  der  Wiener 
Bauhütte  möglich  ist.  Zweifellos  haben  wir  aber  den  Ursprung  auch  unserer 
Kacheln  in  Tirol  zu  suchen.  —  Der  runde  Aufsatz  des  Meraner  Ofens  ist  zu- 
sammengesetzt aus  etwas  oblongen,  kleinen,  viereckigen  Kacheln,  welche  mit 
Wappen  und  Gestalten  in  Relief  geschmückt  sind,  wie  auch  die  Kacheln 
unseres  Ochsenfurter  Ofens.  Während  die  Verwendung  von  Wappen  später 
etw'as  zurücktritt,  werden  die  Figuren  schon  in  der  zweiten  Hälfte  des 
16.  Jahrhunderts  zugleich  mit  den  Kacheln  immer  gröfser  und  wachsen 
schliefslich  zu  reichentwickelten  Scenen  aus.  Die  Gliederung  durch  Gesimse 
ist  in  Meran  noch  sehr  spärlich;  die  ganze  Dekoration  aber  möchte  man  eine 
malerische  nennen:  da  die  Figuren  für  die  gewöhnliche  Entfernung  plastisch 
nicht  sehr  heraustreten,  so  mag  man  den  Anblick  mit  dem  nebeneinander 
geklebten  Bildchen  vergleichen.  Auf  eine  ganz  andere  Zukunft  w(Mst  uns 
der  Hohensalzburger  Ofen.  Die  Baldachine,  Konsolen  und  Fialen,  die  rund 
modellierten  Gestalten  an  den  Ecken  und  die  grofsen  Figuren  bei  der  Ein- 
mündung des  Feuerraumes  in  die  Wand  lassen  eine  architektonische  und 
plastische  Ausschmückung  ahnen,  die  später  ihre  üppigsten  fjlüten  treiben 
sollte. 

II. 

Die  Ofen  unserer  Sammlung  sowie  der  Burg,  welche  sich  deutlich  als 
k^rzeugnisse  der  Frührenaissance  manifestieren,  knüpfen  eng  an  den  aufSchlofs 
Tirol  (M'haltenen  spätgotischen  Typus  an,  indem  sic^  nur  Bekr(')nung  und 
ZwisclKMiglieder  durch  antikisieren!  Gesimse  klarer  Ix^tonen,  getreu  dem  — 
trotz  aller  Phantastik  und  allem  Mifsverständnis  doch  nicht  zu  leugnendem  — 
architc^ktonischen  Streben  dieser  Zi-it,  das  sie  von  Italien  übcM-kommen  hatte. 
Auch  ist  meistens  die  runde  Form  des  Aufsatzt^s  zu  Gunsten  der  eckigen 
aufgegeben,  in  welche  di(;  Kacheln  sich  entschieden  b(\sscM-  eingliedertcm. 
Wenige  Stücke  nur  sind  aus  diesei"  Frühzcnt  erhalten..  Diese  seltenen  I-^xem- 
plare  nun  \-erdienen  eine;  ausführliche^  läesprcchung  und  so  m(')ge  es  \cM-ziehen 
werden,  wenn  wir  länger  bei  ihnen  xerwcnkm,  als  es  sonst  den-  Rahmen  dieses 
Aufsatzes  gestattet. 

Der  erste  hier  zu  erwähnende  Ofen  laus  den  Sanuulungen  des  Museums 
A.  820)  ist  ein  prächtiges  ljeis[)iel  der  (jattung  (Fig-  3).     R(")pc;r-Bösch   Taf.  o. 


Ein  vierseitiL,HM-  l'\nierraum,  cU\ssen  IhmcIc  xorchMcn  oberen  Ecken  schild- 
förmig^ abgeplattet  sintl ;  darauf  erhebt  sich  der  achtkantit,H-  Aufsatz.  Das  be- 
kr('>nende  (iesinis  ist  utni,  abcM'  ^u-nau  ickonstruicrt  nach  dem  eines  r)fens 
der  Bur*,',  welcher  die  _t,deichen  KaclnMn  aufweist.  Dei'  l''eu(M-raum  wird  nach 
unten    und    oben    von    eincM'    1  hjhlkehU^    be^ienzt,    in    der   L^'elb^dasierte   Löwen 


.\us  dem  ilt.innärhst  iiM-lK-iiieiidoi  WerluT  (iiistuv  von  Hf/nlil,  |)ii;  l'.aukiinst  drr  doiitsclien  Renaissaii'" 
(Haiidbiicli  d(;r  Architektur)  Stutt;rart;  \'erl:ig  von  .Vrimld   lit-rgsträsser. 


und  Greife  Hessen;  seinem  vorderen  Kanten  ist  ein  weilser  Rundstab  vorgele^^t, 
umflochtcm  von  l)lau  und  gelbem  Bande.  Auf  den  erwähnten  abgeplatteten 
Ecken  sind  zwei  nackte  Erautmgestalten  angebracht,  welche  ein  gelbes  Schild 
halten.      Die"  Kacheln   des  b'euerraums  zeiiien   alle  die  gleiche  Darstc^lluu'/,   von 


53 


der  wir  in  Fig.  4  ein  Beispiel  ^^cben;  nur  in  einzelnen  Ecken  ist  das  Bild 
zusammengedrückt  und  es  fehlt  der  mittlere  Teil.  Auf  den  Kacheln  des  Auf- 
satzes erblicken  wir  allegorische  oder  mythologische  Fraucngestalten  in  mehr 
oder  minder  reicher  Bekleidung  unter  einem  Portikus.  Weifs,  rotbraun,  gelb, 
lila  und  blau  sind  die  vorherrschenden  Farben,  die  sich  von  dem  grünen  Grunde 
prächtig  abheben.  In  den  Kreisen  zu  beiden  Seiten  des  Portikus  lesen  wir 
das  Monogramm  AF.  —  W.,  in  der  aus  der  Abbildung  (Fig.  5)  ersichtlichen  Form; 
ob  dasselbe  auf  den  Hafnermeister  hinweist  oder  wer  derselbe  gewesen,  wissen 
wir  nicht  zu  sagen •"').  —  Die  Bedeutung  der  Frauenfiguren  wird  uns  durch 
Inschriften  erklärt;  es  sind  einmal  fünf  Personifikationen  der  freien  Künste 
und  zwar:  Grammatik,  Logik,  Rhetorik,  Geometrie  (Fig.  5)  und  Astronomie, 
alle  in  kaum  modifizierter  Zeittracht  ehrsamer  Bürgersfrauen  aus  den  zwanziger 
und   dreifsiger  Jahren   des   Jahrhunderts;    dann   eine   nackte   Gestalt    mit   dem 


Fi},^  4. 


Schwert  in  der  Hand,  wohl  Judith,  dazu  f^va,  neben  ihr  der  l)aum  mit  der 
Schlange;  endlich  noch  zwei  Gestalten,  beidt;  wohl  aus  Ovids  Metamorphosen, 
Hyblis  und  eine  zweite,  deren  Inschrift  keinen  genügenden  Aufschlufs  gilit. 
Was  zunächst  an  unserm  Ofc^n  auffällt,  ist  seine  ungemein  schlanke 
Erscheinung,  die  im  Original  noch  mehr  zur  Geltung  kommt,  als  in  der  Ab- 
bildung. Diese  schlanke  Form  ist  mehr  oder  mindcu-  allen  in  diesem  Ab- 
schnitt zu  erwähnenden  Öfen  (Mgen  und  steht  in  scharfem  Gegensatz  zu  denen 
der  vorhergehenden  und  nachsteluMiden  Zeiten,  wie  auch  die  bcnierkcmswerte 
Kleinheit  all  dieser  Stücke;  beides  zusammen  verleiht  ihnen  ein  aufserordentlich 
Unchtes  Aussehen.      Vielleicht    dafs  die;  EiJoche,   welche  noch  keine  gröTseren 

6)  In  (lern  von  Direktor  Hans  }?ü.sch  i)ublizi(.Ttcn  Verzeichnis  der  Nürnberger 
liafnermeistcr  (Kunst<fewerbel)I.  1888  S.  34)  findet  sich  kein  Name,  auf  den  das  Mono- 
gramin  pafst. 


54 


Kaclit^ln  als  <\\c  Gotik  bikU^te  und  waLjte,  ein  Clrfülil  (kifür  hatte,  wie  wcnif^^ 
schon  tk)ch  cM^entüch  che  L  hcreinanikMhäufunt,^  \r)n  vier,  fünf  inid  sechs 
Reihen  annähi'ind  ^kMchs^rofser  ock-r  besser  kl«Mner  Kachehi  war  und  deshalb 
den  Ofen  li(d)er  so  klein  lu"rstellt(\  dafs  für  jcule  der  zwei  Al)t(M!un(^'(^n  zwei 
RtMhen  L;(-nÜLjten.  Der  L'l^er_L(an<4  zum  Aufsatz  durch  ab^^eplattete  hxken  ist 
noch  ein  l  berrest  di'r  Spätj^otik,  wir  haben  ihn  schon  ani  Meraner  Ofen 
Ljcfunden;  die  nackten  Waiiixmfrauen  druauf  aber  führen  uns  in  den  k'ornien- 
schatz  der  Renaissance  ein.  In  der  präcisen  h'orni  diesen"  Abplattuni(,  in  der 
schlanktMi  und  kleinen  kj-sch(Mnun_i^f  macht  sich  vi(?ll(Mcht  (;in  ähnlicher  Sinn 
für  Sauberkeit  und  lünfachheit  der  k'ormen  geltend,  \vi(;  in  manch'  anderc;n 
k'rühzeiten    eines   Stiles.      --     Dafs    die   llcM-rschaft    der    i/otischen    Architektur 


noch    kaum    x'oiiiber,   zei^t   uns  libriL^ens  noch  die  (-rwähnte  1  h^hlkehle   an  h'ufs 
unfl   Bekr()nun,q   des   l^'euerraums. 

Die  Kacheln  hatten  schon  lieij'en  das  h^nde  des  15.  lahrhunderts  (Mne 
wesentliche  LJmbildun^  erfahren.  X'orluM'  kann  man  unj^c  fähr  zwei  Art(Mi 
unterscheiden;  um  es  kuiz  auszudrück(>n,  die  Schüssel-  und  die  (A-linder- 
kacheln.  ])ie  jiltere,  ))i-imiti\  ste  k'orm  war  wie  eine  Schüssel  auf  der  Dreh- 
scheibe gedreht,  sodann  aber  \ier  /Xbschnitte  des  i'unden  Randes  derart  um- 
_c,^eschlaL^('n,  dafs  die  lvach(;l  einen  (|uadratischen  Rand  erhielt,  der  sich  zum 
Aufbauen  eint-s  Oiens  becjuem  ei<.,mete    '').      Durch  Jahrhunderte   hat  sich  diese 


■j   K.s.sciiwcin   iii   ilcin   nithrfach   citicrlen   Aulsalzi.,  S.   ;i5  und  3b. 


—     55     — 

rohe  Form  neben  der  entwickelteren  f^ehalten,  obwohl  schon  um  die  Mitte 
des  15.  Jahrhunderts  kunstreiche  Hafner  sie  einc;r  wichtigen  Veränderung 
unterzogen  haben.  Das  Motiv  der  Schüssel  behielt  man  bei,  erzeugte  dieselbe 
aber  nicht  mehr  auf  der  Drehscheibe,  sondern  formte  sie  aus  einem  Model. 
Die  Schüssel  wurde  dabei  flacher;  auch  brauchte  man  keine  Abschnitte  mehr 
umzuschlagen,  sondern  gab  einfach  dem  Model  quadratische  Form.  Diese 
quadratische  Umgebung  wurde;  nun  immer  breiter  und  gewährte  Raum  für 
ornamentalen  und  figuralen  Schnmck,  auch  die  Schüssel  erhielt  solchen,  meist 
jedoch  nur  ornamentaler  Natur.  Ein  Beispiel  haben  wir  l)ereits  oben  an  der 
'i^roler  Kachel  gesehen.  Bald  verliefs  man  aber  auch  die  quadratische  Grund- 
form, ging  zur  oblongen  über,  schmückte  die  Ecken  mit  Putten  und  Frauen- 
gestalten —  und  die  neue  Erscheinung  der  Schüsselkachel,  wie  sie  sich  bis  in 
unser  Jahrhundert  erhielt,  war  fertig.  —  Die  zweite  frühe  Art  der  Kacheln 
>dfh-fen  wir  in  jenen,  hohl  wie  ein  Krug  gedrehten  Cylindern  sehen,  die,  solange 
der  Ihon  noch  feucht  war,  der  Länge  nach  in  zwei  Halbcylinder  zerschnitten 
worden,  deren  jeder  dann  einem  oblongen  oder  quadratischen  \orn  offenen 
Schildrand  oder  fvahmen  angefügt  wurde,  oben  und  unten  einen  halbrunden 
Boden  erhicilt.  Nicht  immer  ist  es  ein  halber  Cylinder,  der  mit  einem  solchen 
offenen  Rahmen  verbunden  ist,  mitunter  nur  ein  Cylindcrabschnitt«^'^).  Damit 
war  aber  schon  der  Anstofs  zur  Weiterentwicklung  gegeben.  Wozu  noch  die 
ganze  Umständlichkeit,  da  man  ja  bereits  gelernt  hatte,  aus  einer  Form  von 
Holz,  Gips  oder  gebranntem  Thon  zu  formen,  da  man  ja  schon  den  Rahmen 
aus  einer  solchen  Form  herstellen  mufste.  So  kam  man  dazu,  auch  den 
Cylinder  zu  formen  und  damit  fiel  überhaupt  die  Notwendigkeit  der  Cylinder- 
gestalt  weg;  man  gab  sie  auf  und  formte  jetzt  Kacheln  mit  etwas  erhabenem 
Rand  und  flacher  Vertiefung,  welch'  letztere  durch  ein  aufgelegtes  Relief 
verziert  wurde.  Diese  gänzliche  Umwandlung  war  schon  in  der  zweiten  Hälfte 
des  15.  Jahrhunderts  vor  sich  gegangen.  Endlich  verstand  man.  sich  auch 
dazu,  das  Ivelief  zugleich  mit  der  Kachel  aus  einer  Form  herzustellen.  Vor- 
sichtig begnügte  man  sich  zunächst  noch  mit  kleinen  Kacheln,  die  selten 
über  eine  Höhe  von  30  cm  hinausgingen,  erst  nach  der  Mitte  des  16.  Säcu- 
lums  fingen  sie  an  gr(')fser  zu  werden,  um  dann  in  folgenden  Zeiten  zu  wahren 
Riesenstücken  auszuwachsen. 

Hatten  die  ältesten  Cylinderkacheln  den  Anblick  einer  Nische  gewährt, 
hatte  man  ganz  selbstverständlich  dem  Rahmen,  an  den  sie;  gefügt  wurden, 
das  Aussehen  einer  ÜTÜre  bezw.  einc;s  Fensters  gegeben,  mit  Mafswerk, 
Krabben  und  allen  gebräuchlichen  Motiven  des  damaligen  Stiles  —  so  pflegte 
die  Spätgotik  darauf  zu  xerzichten.  Liebte  man  doch  auch  in  der  Architektur 
selbst  nicht  luehr  dt:n  strengen,  architektonisch  gedachten  Bogen,  sondern 
(ersetzte  ihn  durch  knorriges  Astwerk  und  andere  dekoi-ative  Spielereien,  und 
mit  den  gleichen  Elementen  umrahmte  man  nun  das  Ri^lief  der  Kachel. 
Die;  Renaissance  wiederum  erstrebte  ein  architektonisches  Gepräge.  Auf 
allen  Büchertiteln,   den  zahlreichtni    Stichen    und    Schnitten    der    grofst;n    und 

8)  Essen  wein,  ibid. 


—     56     -- 

kleinen  Meister  wird  die  Scene  flankiert  von  PfeiltM-n  oder  Säulen,  die  «gerades 
(iehälk  trai^cMi  oder  durch  einen  Bo^^en  verbunden  sind.  |a,  für  den  Rund- 
lu)L;i'n  und  i^ai'  dic>  Nische  wai'  die  ^anze  Mpoche  Ljeradezu  heijeistert  —  hef- 
tiger st>ll)st  und  einseiti_L;er,  als  tlas  in  dem  Mutterlrrndt'  des  neuen  Stiles,  in 
Italien,   der  h'all    war  und    brachte    ihn    an,    wo    sie    k(iimtt\      Auf  Stichen, 

Miniaturen,  GtMuälden  aller  Art,  (jrabdenkmälein ,  in  den  l"'ül!uni{cn  von 
Schränken,  Kanzeln  etc.,  natur^eniäfs  auch  auf  Kacheln,  überall  finden  wir 
die  Nische  wieder.  War  sie  doch  j^cM'ade  Ixm  tlen  (^'rolsen  Meistern,  welche 
di>n  SIcl;'  des  neuen  Stiles  cMitschieden,  das  bc^liebteste  Motiw  ich  erinnere 
nur  daran,  welche  Rolle  IJo^UMi  und  Nische  sjjielen  in  den  Werken  Hans 
Bur<4kmairs,  Hans  llolbeins,  Hans  Balduni;  Giiens  und  Peter  Vischers.  Es 
ist  selbstverständlich,  dafs  die  yArchitektur  auf  Ofc-nkacheln  nie  von  jenem 
Geschmack  zeu^t.  wie  bei  d«,'n  i^enannti-n  M(Mstern.  Auf  keinem  Gebiet  aber 
hat  das  Moti\-  solche  absolute  GeltunL,^  ^^ewonntm,  keiner  der  im  Folgenden 
zu  erwähncMidcMi  OU^n  der  ersten  Zeit,  auf  dem  wir  es  nicht  \orfinden. 
Vielleicht  ist  es  auch  nirgends  besser  angebracht.  Die  einzelne  Kachel,  ob- 
wohl mit  \iek>n  andern  zusammengefügt,  tritt  doch  immer  als  solche  hervor 
und  dazu  eignete  sich  denn  nichts  besser  als  dies  Motiv,  das  hier  denselben 
Entwicklungsgang  durchmacht,  wie  in  anderen  Zweigen  der  Kunst;  bald  Bogen, 
bald  Nische  oder  ein  Kuppelbau  von  merkwürdiger  Struktur,  in  perspektivi- 
scher Verkürzung  ein  Bogen  hinter  dem  anderen;  erst  phantastisch  und  vom 
Ornament  überwuchert,  dann  von  immer  deutlicherer  Betonung  der  architek- 
tonischen Glieder.  Es  ist  das  sofort  verständlich,  wenn  man  berücksichtigt, 
dai"s  die  biederen  I  kifnermeister  sich  genau  an  Vorlagen,  die  ihnen  der 
Kupferstich  oder  der  Holzschnitt  bot,  hielten.  Selten  mögen  diejenigen  ge- 
wesen sein,  die  selbständig  plastisch  thätig  waren,  wie  uns  das  aus  späterer 
Zeit  von  Andreas  Eeupold  berichtet  wird,  und  auch  solche  werden  sich  an 
Vorbilder  gehalten  haben,  umsomehr  die  meist  untergeordneten  Thonbildner, 
welche  sonst  die  Modelle  für  die  Formen  herstellten.  Man  darf  —  sicher 
wenigstens  in  dieser  Zeit  —  von  vornherein  ruhig  annehmen,  dafs  Vorlagen 
der  graphischen  Künste,  später  etwa  auch  Plaketten  copiert  sind.  Es  wird 
nicht  immer  gelingt.'n,  diese  \'orbilder  aufzufinden,  doch  thut  das  nichts  zur 
Sache.  E^rst  kürzlich  konnte  (')tto  von  Falke  für  verschiedene  von  ihm  in  einem 
Aufsatz  des  Jahil)uclis  dc;r  k'fnngl.  preufsischen  Kunstsammlungen  besprochene 
Krüge  Kolnischen  Ursjjrungs  einen  \  ollständigen  derartigen  Nachweis  bringen  '■'). 
Was  nun  die  Kacheln  unseres  Ofens  betrifft,  so  habe  ich  bisher  die  Vorlagen 
nicht  f(\ststcllcn  k-r)nnen.  Doch  will  es  mich  bedünken,  als  ob  für  die  Fraucn- 
gestalten  <les  Aufsatze-s  ein  Meister  aus  dem  ersten  Drittel  des  Jahrhunderts 
die  X'orlagcn  geliefert  hat.  Dafih'  spi-icht  einmal  di(>  Tracht,  aber  auch  die 
gesamte  K(')r])CM--  und  (jewandbehandlung,  die  geradezu  vorzüglich  genannt 
werden  muts  imd  auf  einen  gi-()fseren  Meister  der  Zeit  schlicMsen  lälst.  Gewisse 
Details  in  der  l-'altcngebung  sowie  die  Projxjrtionen  erinnern  an  Iv-gentiim- 
lichkeiten   des   Dürer'schen   StiU-s.      (Man    niirswrstehc   mich   al)er   nicht   dahin, 

9i  jahrhuch   der   ki^l.   preiüVisclieii    Kun.st.samiiilun^en.      ISM'i.      S.    ]'>!    lY. 


—     57     — 

als  ob  ich  Dürer'sche  Vorbilder  vermuten  wollte;.)  Auch  die  architektonischen 
Formen  weisen  auf  diese  Frühzeit,  so  weni<,^  man  sich  sonst  auf  ihre  Angaben 
verlassen  kann.  Die  Betrachtung  des  folgenden  Ofens  giebt  uns  indes  darüber 
gröfsere  Sicherheit,  für  dessen  Kacheln,  die  Gegenstücke  der  unsrigen,  es  mir 
gelungen  ist,  die  Vorlagen  aufzufinden. 

Die  Ausführung  der  Reliefs  ist  eine  recht  gute,  selten  finden  wir  eine 
mit  geringen  Ausnahmen  so  treffliche  ?^Iodellierung.  Auch  die  Glasur  ist 
mit  grofsem  Verständnis  aufgetragen,  sie  hat  die  Formen  kaum  verwischt 
und  ist  von  leuchtender  Frische.  —  Das  Museum  b(\sitzt  noch  eine,  offenbar 
zu  demselben  Cyklus  gehörige  Kachel  (A.  962.)  mit  der  Darstellung  einer 
von  hinten  gesehenen  nackten  Frau  in  der  gleichen  architektonischen  Um- 
rahmung mit  der  Überschrift  -IIll-  LIBERAZFI,  die  ich  leider  nicht  zu 
deuten  weifs.  Trotz  der  argen  Zerstörung  des  Stückes  erkennt  man  noch 
seine  ehemalige  Schönheit :  die  Modellierung  des  Rückens  und  der  Schenkel 
ist  von  einer  in  diesem  Kunstzweige  geradezu  überraschenden  Weichheit  und 
Wahrheit. 

Die  gleiche  Form  des  Aufsatzes,  wie  der  eben  besprochene,  zeigt  der 
Ofen  im  Vorzimmer  der  Königin  auf  der  Ikirg  (Röper-Bösch  1  af.  5).  Der 
Feuerraum,  aus  grünglasierten,  ornamentierten  Schüsselkacheln  und  je  einem 
grofsen  Medaillon  mit  dem  etwa  zweidrittel  lebensgrofsen  Kopfe  eines  antiken 
Helden  in  der  Mitte  jeder  der  drei  freistehenden  Säulen,  endigt  in  einer  Hohl- 
kehle, in  welcher  wiederum  Löwen  und  Greife;  gelagert  sind,  an  den  vier 
Ecken  sind  kleine,  gelbglasierte,  antikisierende  Medaillons  ang(J)racht.  Darüber 
erhebt  sich  der  neunseitige  Aufsatz.  Der  Ofen  ist  in  späterer  Zeit  aus  zwei 
unvollständig  erhaltenen  zusammengesetzt  worden  und  zwar  vermutlich  \on 
Heideloff.  Diesem  gebührt  das  Verdienst,  fast  alle  auf  der  Burg  heute  auf- 
bewahrten Öfen  Nürnberg  dadurch  erhalten  zu  haben,  dafs  er  sie  aus  Privat- 
häusern der  Stadt,  wo  sie  sich  ursprünglich  befanden,  gelegentlich  seiner 
Restauration  der  Burg  für  diese  erworben  und  dort  aufgestellt  hat.  Vielfach 
wurden  dabei  wohl  Stücke  verschiedener  Ofen  zu  einem  vereinigt.  Es  ist 
danach  grofse  Vorsicht  in  der  Beurteilung  geboten,  umsomc>hr  als  solche; 
Zusammensetzungen  schon  in  alter  Zeit  geschahen.  Sei  es,  dafs  einzelne 
Teile  schadhaft  geworden  waren  oder  aus  anderen  Grihiden;  wir  finden  häufig 
einen  aus  dem  17.  Jahrhundert  stammenden  h'euerrauni  an  einen  Aufsatz  tles 
16.  Jahrhunderts  angeflickt  oder  umgekehrt;  auch  einzelne  Kacheln  wurden 
so  einem  alten  Ofen  eingefügt.  Doch  damit  nicht  genug.  Die  Model  er- 
hielten sich  Jahrhunderte  lang  in  den  Werkstätte^i  und  wurden  häufig  wieder 
gebraucht;  weifs  man  doch  sogar  von  Modeln  d(;s  16.  lahrhundcM-ts,  aus  (Umicmi 
ein  Rothenburger  Hafner  noch  in  unserer  Zeit  Kacheln  hinstellte^;  t;inen  ähn- 
lichen Fall  teilt  mir  Dr.  Stegmann  aus  seiner  hj-fahrung  mit.  Nun  wird  man 
manchmal  schon  aus  der  flauen  Erscheinung  der  Kachel  auf  cMn(;n  abgenützten 
und  vielfach  gebrauchten  Model  schlieisen  dürfen,  aber  nicht  imnK;r  sichc-.r. 
Bessere  Handhabe  gewährt  uns  schon  die  Glasur:  ist  (;in  den  h\)rmiMi  nach 
aus  verschiedenen  Jahrhunderten  stammender  Oten  in  ghicliniäfsigcr  Weise- 
glasiert,    so    werden    auch   die   scheinbar  älte-ren    Kache-ln   erst   in   späterer   Zeil 

Mitteilungen  aus  dem  german.  Nationalmuseum.      1899.  VIII. 


---    ns    - 

aus  all(Mi  Mixlcln  ^rfornit  sciii;  endlich  ^iht  drr  in  der  [nMiialunL,'  bekundete 
[•"aibensinn  einen  \vcMt\ollen  l'^ini^iMzcMi^.  Doch  niuls  zuL{t;.standen  weiden. 
dat's  wir  in  \  ielen  Fällen  tMn  i^an/  sicheres  Urteil  nicht  anssprecJH'n  kc'innen. 
Ix'i  dem  \n  Rede  steheiulcMi  Uten  indes  darf  es  als  zweifellos  ^feiten,  dafs 
.Aut'sat/  lind  llohlktdile  nebst  kU-inen  ^h'daillons  aus  einer,  der  l''eui'i"rauni 
und  die  L^rofstMi  Medaillons  das^fCL^cn  aus  spätt-rtM'  Zeit  stanunen,  wohl  erst 
\()ni  l''.nde  des  Jahrhunderts.  Letzt(,M-i\  iibriijens  schr)ne  Stücke,  werden  daher 
(Mst    an    passend(M-  Stelle   dic^   i^ebührende    lüwiihnuns^"    tinden. 

Unter  tien  bunt^lasierten  Kacheln  des  Aufsatzes  kehrt  eine  des  vorhin 
bespi'ochenen  {)fiMis  witHler,  dic>  ivluitorika.  Aus  derselben  Werkstatt  niiisscn 
aber  auch  die'  übrii^en  Stücke^  lu'rvorj^Ci^anLien  sein,  wii;  ihre  ri)erc;instinimun<^^ 
in  xMK'm  xcrrät;  auch  die  Architektur  ist  die  _L;leiche,  nur  sehen  wir  an  der 
l)(\L;enliMbunL;  dort  fehlende  ^^okji'ne  Sternchen.  Dic^  hier  vertrt'tenen  ("yklen 
sind  ebenfalls  nicht  \(illstäntli^".  ivs  sind  einmal  in  der  oberc'u  Iveihe  drei 
\on  den  tlK'trichten  und  klugen  juni^frauiMi  und  zwar  —  auch  hier,  wie-  auf 
ilcn  Personifikationen  der  frcicMi  Künste  sind  die  Nummern  an^fe\^eben  — 
Xr.  111.  \"  und  \'lll  (\cv  Serie,  von  denen  III  und  \dll  nochmals  wiederkehren. 
l'\'rner  eine  k'\a  und  —  sichtlich  zur  Ergänzunf,^  einer  fehlenden  hineingeflickt, 
eine  grünglasiertc>  Architektur.  Die  untere  Reihe  zeigt  die  drei  guten  Christ(;n  : 
Kaiser  Karl  der  Grofse,  K(")nig  Artus  und  lierzog  Gottfried;  zwei  von  den 
guten  luden:  ludas  Mackabäus  und  K(')nig  David;  einen  der  guten  Heiden: 
Alexander  den  Grofsen.  Dazwischen  der  ruhig  dastehende  Christus,  eine 
grünglasierte  Schüsselkachel  und  eine  bunte  Genrescene.  Die  beiden  letzten, 
von  durchaus  andrer  Behandlung,  hineingeflickt;  aber  auch  der  Christus  wohl 
niclit  an  seinem  urs[)rünglichen  Platze;  statt  dieser  drei  wird  früher  die  Serie 
der  guten  Christt'u.  HtMden  und  Juden  vollständig  gewesen  sein.  —  Wir  sind 
diesmal  imstande,  die  X'orbilder  anzugeben.  Diese  waren  für  die  Bräute  Christi 
die  Holzschnittfolge  mit  dem  gleichen  Sujet  des  Nikolaus  Manuel  Teutsch  von 
1518  (Bartsch  1  —  IH).  In  Einzelheiten  hat  sich  der  Thonbildner  einige  P'reiheiten 
genonuuen.  ist  aber  dann  wieder  einiual  sklavisch  treu,  wie  bei  der  lungfrau 
Nr.  VHP  wo  er  sogar  das  Netzmuster  (U'r  Schuhe  \ersucht  hat,  wiederzugeben, 
ebenso  die  Zaddelti'acht  des  iXrmel  und  den  phantastischen  Kopfputz:  Dinge, 
die  natürlich  aus  <\cAn  Model  und  unter  der  (jlasur  nicht  scharf  herauskamen, 
sondern  \t'rschw()mnu:n  sind.  P'ür  die  guten  Christen,  lleid(m  und  Juden  haben 
(]\i-  I  lolz^-chnitte  Ilans  fSurgkmaii's  \on  I;~)19  (l:>artsch64 — 69)  als  Vorlagen  ge- 
dient. Aus  den  Cjru])pen,  welche  jeweils  die  drei  zusammengehinigen  Helden 
bc-i  Purgkmair  liilden.  hat  der 'Prinbildner  die  einzelnem  herausgel()St ' ").  aber  ihre 
Stellimg  beiliehalten ,  welche  somit  nicht  mehr  recht  motixiert  erscheint. 
i)am-gen  hat  er  in  richtiger  pj'kenntnis  der  (Frenzen  seinen'  Kunst  das  Kostüm 
zwar  in  allen  Hauptsachen  getreu  wiculergegeben.  die  allzufeinen  Details  aber 
zum  Teil  weggelasst-n.   zum    Peil  \ergrribei-t.     So  die  Krone  des  KcMiigs  Artus; 

in^  M(j^lich(  rv\(  i.sc  reich  statt  der  liurs^lcmair  seilen  Dri^^inak:  die  Nachliililun^'en 
iler>ell)en  ilurcii  1  )aiii(i  lluj.trr  l'iartscli  ,'1;!  .").""),  in  welciieii  zwar  tlic  7.eichnun;j;  lUiryk- 
inair.-^  ^^eiiau  koiiieit  ist,  alx  r  dit:  liiidcn  .luseinandtT^crückt  und  u  eitc  Zwiscliciiräumc 
zu  i.scheii    ihnen   i'iia>.sen   sind. 


59     - 


so  hat  er  dann  bei  allen  drei  guten  Christen  die  Schilde  weggelassen,  dafür 
Kaiser  Karl  den  Reichsapfel  in  die  Hand  gegeben.  Im  übrigen  gibt  unsere 
Abbildung  (Fig.  6  und  7)  ein  Beispiel  für  das  Verhältnis  der  Nachbildung 
zum  Original.  Die  Kachel,  im  Besitze  des  Museums  (A.  537)  gehört  zu  der 
Serie  des  Burgofens ;  sie  zeigt  uns  denjenigen  der  drei  guten  Juden,  der  dort 
fehlt :  Josua.  (Der  untere  Teil  ist  angeflickt  und  zwar  —  in  früheren  Zeiten 
—  merkwürdiger  Weise  in  Alabaster.) 

Wir  dürfen  wohl  annehmen,  dafs  alle  diese  Kacheln  nicht  allzuspät  nach 
ihren  Vorbildern  entstanden  sind.  Auf  Grund  der  letzteren  allein  wäre  das  ja 
noch  nicht  zu  folgern.     Der  ganze  Charakter  dieser  Ofen  weist  aber  so  sehr 


^vs.  C. 


Fit'. 


auf  die  Frühzeit,  die  Kaclieln  des  erstg(>nannten  OfcMis  habcMi  uns  aus  ver- 
schiedenen Gründtni  etwa  tlic  zwanziger  lahrc;  des  Jahrhunderts  als  l^ntsU^h- 
ungszcMt  wahrscheinlich  erscheinen  lassen,  dafs  nach  alliMu  kern  Zwcifc^l  mehr  am 
Platze  ist.  Wir  habc:n  bis  \ct7.t  \'ier  Serien  k'ennc^n  gel(M-nt,  wc^lche  alK-  die 
gleiche  GrcHse,  gleiche  (jlasur  und  den  gleichen  architektonischen  RrdimcMi 
zeigen.  Auch  ihre  Behandlung  ist  durchaus  übt^-cMUstimmend  ;  g(n\isse  klt^nt^ 
Verschiedenheiten  nur  deuten  (larauf,  dafs  X'orlagen  \  cM-schiedener  Künstler 
benutzt  worden  sind.  Wir  werden  spätc-i'  noch,  an  iMmuu  Ofen  in  Zwickau. 
drei  weitere  dazu  gehörige  Serien  k'cnncMi  lernen.  Allem  nach  düi'ien 
wir     vielleicht    annehmen,     dafs    alle    diese     Kacheln     einen'    einzigen     Idainer- 


60 


wtTkstätti'  cntstamnuMi,  welcher  l'^rai^^c  wir  am  Schlüsse  (li(\ses  Abschnittes 
nälicr  treten  werdcMi.  Sie  sind  wahrscheinlich  in  j^rofseM-  Zahl  vorräti^f  i^c- 
\\(-sen  ()(l(-r  wurclen.  iirsprünLjlich  für  bestimmte  (  )fen  her^f(\stellt ,  dann  in 
lu'lii^bii^er  Weise  zusammenL;es(>tzt  und  verwendet.  —  Doch  k(diren  wir  zu 
dt-m  (  Men  im  X'orzinuner  der  KTini^in  zurück,  l'nsre  Aufmerksamkeit  ver- 
dienen nueli  die  kleinen  Mculaillons,  welche  an  Stelle  der  l)eim  xoriqen  Dfen 
erwälmten  schildf(")rnü<^'  abL;ei)latt(>ten  k",cken  mit  \\'a|)])en  und  wappenhalten- 
den ( "i(\staltiM"i  hier  den  l'biMi^fanLj  xon  l'"eueri-aum  in  Aufsatz  \-ermitteln.  \)\c 
Medaillons  iTisen  diese  -Aufgabe  i^u^wissermalscn  in  modern(M-(>m  Sinne;  diese 
/\rt  hat  dcMin  auch  sclun'll  /Anklani;  Ljefunden  und  eine  s^u'öfsere  Verbreitung^» 
eilanL;t  als  die  erste.  Das  ^bls^-um  besitzt  zalilreiche  interessante  Beispiele 
thuon,  denen  wir  im  nächstc-n   Aufsatz  (muIl^c  ZeilcMi   widmen   werden. 


Fitr.  8. 


I)ie  Sujets,  mit  dental  man  dic^  Kacheln  verzierte,  variieren  indes  sehr. 
l'',s  ist  ja  wohl  die  (Mufachste  Art  der  Ausschmückung,  die  man  sich  denken 
kann;  (Mue  einz(^lne  i-'i^nir  mit  oder  ohne  /Xrchitektur.  Sie  war  aus  L',otischer 
Zeit  übernommen  woi'den  und  man  (ind(;t  zahlreiche  Beispiele  da\T)n  abgebildet 
in  den  niehifach  citierten  Aufsätz(M"i  l'>s(Miw(Mns.  Da  sind  es  haui)tsächlich 
1  [eilige,  welche  d(Mi  Ofen  schmückten.  Der  mehi-  weltlich«-  Charakter  der 
Ren.'i'ssance  aulsei-t  sich  sofort  in  ilci  starken  kjnführun^  \(in  (jestaltcm  aus 
dei-  MN'tholoi^ie  und  Cjcschichte  des  klassischen  Altertums;  dazu  treten  immer 
h,'iufiL;er  /Mlei^'oi'ien  und  Personitikationtm.  Daneben  abcM"  verschmähte  man 
nicht,  Pei-onen  in  Zeittracht  ohne  bt\sondere  Bedeutung  auf  den  Oefen  an- 
zubringen, b.in  L;iite-  Beispiel  gebtm  wir  davon  in  /Xbbildung  <S.  Die  Kachel 
(A.  I17.ÖI  gelii'irt  zu  ilcn  besten  des  Museiuns.  Der  Mann  trägt  die  Tracht, 
wie    ^ie   im    zw<'iten    X'iertel     des    lahrhunderts    l)ei    den     \'ornehmen  ,    adeligen 


—     61     — 

Herren  Mode  war.  Sehr  geschmackvoll  ist  die  FarbenzAisammenstellung  des 
Kostümes.  Die  hell-lila  Schaiibe  mit  herabhängenden  Vorderärmeln  ist  mit 
breitem,  blauem  Besatz  verbrämt  ;  von  derselben  Farbe  ist  das  Barett.  Das 
Wams  ist  gelblichgrün,  rotbraun  besetzt,  rotbraun  sind  auch  die  geschlitzten 
Aermel  unter  denen  weifses  Futter  zum  Vorschein  kommt.  Über  dem 
Wams  sehen  wir  das  weifse  Hemd ,  das  mit  einer  breiten  gelben  ,  blauver- 
zierten Krause  am  Ffalse  abschliefst.  Grasgrün  sind  die  gelbgefütterten, 
geschlitzten  Hosen,  ebenso  die  Strümpfe.  Auch  die  Schuhe  sind  geschlitzt. 
Die  Figur  hebt  sich  ab  von  kuichtend  orangegelbem  Grunde ,  der  fast 
etwas  grell  erscheint ,  aber  den  V^orzug  hat ,  die  Gestalt  scharf  hervor- 
treten zu  lassen.  Die  Gesammterscheinung  des  Ofens  mufs  aufserordent- 
lich  leuchtend  und  lebhaft  gewesen  sein  und  hat  jedenfalls  ein  charakte- 
ristisches Beispiel  der  grofsen  Farbenfreudigkeit  gegeben,  welche  die  Frühzeit 
des  Jahrhunderts  auszeichnet.  Glasur  und  Modellierung  sind  von  präciser  Aus- 
führung; die  sehr  einfache  Architektur,  ein  Bogen,  bei  dem  auf  jede  weitere 
Perspektive  verzichtet  und  bei  dessen  Bemalung  alle  Rücksicht  auf  die  Wirk- 
lichkeit aufser  Acht  gelassen  worden,  ist  glcMchsam  ein  erster  gi'ober  Anfang 
jener  später  so  glänzend  ausgebildeten  Nischenarchitektur.  Das  Ijcrliner  Kunst- 
gewerbemuseum besitzt  eine  vielleicht  verwandte,  wiewohl  etwas  spätere  Kachel, 
auch  mit  der  Figur  eines  \'ornehmen  Mannes  geschmückt;  sic^,  ist  abgebildet 
b(M  Otto  von  Falke,  Majolika  (Handbücher  der  kgl.  Museen)  S.  189,  der  einen 
Ursprung  aus  Oberdeutschland  oder  Tyrol  annimmt.  Lieber  die  Provenienz 
unseres  Stückes  sind  leider  keine  Notizen  erhalten. 

Wie  schon  erwähnt,  hat  die  Renaissance  nur  selten  auf  einen  architekto- 
nischen Rahmen  ganz  verzichtet.  lüines  der  wenigen  I]eisi)iele  in  unsiMer 
Sammlung  ist  die  Kachel  A.  1174  mit  einem  nackten  Knaben  auf  gelbem 
Grunde  in  grünem  mit  Blättern  verziertem  Rande.  Die  Form  dürfte  den 
vorzüglichsten  ihrer  Art  beizuzählen  sein.  Zeichnung  und  Modellierung  des 
Knabenkörpers  deuten  auf  hohe  Vollendung;  leider  ist  die;  Ausführung  unseres 
Exemplares  sehr  ungenau  und  auch  die  Glasur  schlecht  aufgetragen,  dabei 
ganz  von  Bläschen  durchsetzt. 

Nürnberg.  Max  Wingenroth. 


Jagdscenen  aus  der  2.  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts. 

'?!{^och  lange  nach  der  Erfindung  und  h^inführung  der  Feuerbüchse  war 
j^  es  Brauch,  den  Hirsch  mit  HunckMi  zu  jagen,  ihn  zu  stelhMi  und 
ihm  den  Fang  mit  dem  Schwert  zu  gelten.  Das  New  jägerbuch 
Jacoben  von  Fouilloux<-,  das  1590  bei  Bernhart  jobin  in  Strafsburg  in  deutscht^' 
L'bersetzung  erschien,  lehrt  nur  diese  Art  der  Erlegung  des  Hirsches,  wie 
überhaupt  die  Parforcejagden  in  Frankreich  ausgc^bildet  worden  sind')-  Sollte 
sich  der  Hirsch  aber  in  das  Wasser  flüchten,  kein  Schiff  bei  der  Hand,  der 
Jäger  aber  des  Schwimmens  mächtig  sein,   so  sollte  sich  dieser  entkleiden  imd 

1)  V^l.  Franz  von  Kobcll,  Wikhuigcr.     (Stutty.  1859)  S.  3:5. 


62 


mit    fincin  Ddlclic   Ix^watfnct    in   das  Wasser   i^'eluMT    und   dein    Hirsch    d(Mi  h'an^ 
Ljchen. 

I)i(^  ]:\'^d  auf  den  1  ürsclitMi,  den  edltMi  I  üiscIumt,  wie  er  genannt  wurde, 
ward  als  dii^  \(>rnelinist(^  dcv  |a<4(l(>n  an;^U'S(>hcn.  I  )ic  )ä^(M-  inulstcMi  für  den 
lai^dherrn  in  1  lolz  zieluMi  und  den  1  lirsch  suchen.  Ml;.  1  scheint  uns  chese 
Tliäti^keit  des  läi.,UM-s  darzustellen.  ()l)L;l(Mch  die  I  liinde  dem  Hirschen  schon 
ti(ise  auf  dem  Xack(Mi  sitzen.  Mit  dem  I  liftliDrn  L;il)t  der  |ä^fer  sowolil  seinen 
la^'d.^cst'llen  als  den  Hunden  Zeich(-n.  Die  I  )aistellunL;  ist  dem  \V(M-k(; ; 
I\imicius,  vita  lvs()])i  tabulatoris  clarissimi  e  Ljreco  latino  facta  (s.  1.  et  a.)  ent- 
nonmiiMi,  wt^lches  nach  Hain  ( Xr.  326)  in  Au^sbur*^  «gedruckt  \vurd(^  und  der 
d(M-  Zc\{  um  ]4<S()  an_i4t-h(')ren  diirftc^-).  Sie  hndtU  j  sich  als  Illustration  dt;r 
b'abel   VII   des   111.   I-)Uch(\s :   De  ceiuo  ci   vcMiatore. 

^^^^ 


Die    eii.,fentliche  Jagd    auf    den   Hirschen    dürfte  Fi_g.   2    darstellen.      Der 
:;er   folgt   hoch   zu  Rofs  dem    HirscluMi ,    in   seiner   Unken    das  einschneidige 
gdschwert   imter   dem  .Arm   haltend,   mit  welchem  er  d(Mn  HirschcMi  den  Fang 
ben    will.     X'on  Hunden    sieht    man   niclils  mehr,   nbglcMch    sie   in  W'ii-klichkeit 
:her   nicht    fehlten.      Die   Darstellung    ist    im   genanntcMi    W'iM'ke   enthaltcMi   als 
u.^tiation    \()n    babel    l.\    des    \ierten    buches :    Di'   equo,   ceruo   et    xnMiatore. 
Weniger  Munehm,  aber  nicht  minder  beliel)t,  war  die  lagd  auf  die  HascMi. 
l'Ouilloux    lägi-rbuch  ■■  I    finden    sich    über   diese   Tiei-e    iolgende   X'erse: 
h'.in    I  laafs   bin    ich   genennet,   scdir   klein    \  on    Leib, 
Dem    Ade!    beuor,    \iel    freud    \nd   k'urtzweil   tin^b. 
\'()n    Xatur   hui'tig,    fertig   \nd    fast   geschwind, 
\'ber   all   'Ihier,   das   schnellautlendst   so   sich    findt. 

'Ji   \'^1.   diese   Mi'lU;.i!iiiij4cii    I;ihr^';iiiL;    l.S'M   S.   '_'L'  iL   u.    1  lö  ff.        :;!   S.  0<). 


—     63     — 

Auch  der  Hase   wurde  par  forcc  gejagt.     Die  Jagdbüclier    des   16.  Jahr- 
hunderts enthalten  besondere  Ka[)itcl  von  Bosheit,   List  und  Geschwindigkeit 


]-'i2-.  ■■>,. 


der  Hasen,  so  die  Parforcc^-jäger  wissen  solltc-n.  Des  I  lolzsclmitt  l^'ig.  3  zeigt 
wie  der  Jägerkneclit  die  1  lasen  aufgejagt,  damit  i\cv  Jäger  zu  Kols  auf  die 
Fahrt*    reiten   hcinne.      Mit   dem   1  lorne    gibt     er  dem   Jägt'r    und    den    1  lunden 


64 


Sif^nal.  Die  ncbtMistchrndo  narstclhinj:,»  ist  eine  Illustraticm  der  Va\).  VIII  des 
2.   Buclics  des  aiiL^nd'ührten   Werkes:   De  leporihus  (;t   ranis. 

Die  Füchse  wurden  ausgeL,naben  ,  mit  l^'allen ,  Garnen  und  Luder  ge- 
fangen')- Nach  einem  Holzschnitte  in  dem  genannten  Werke,  welchen-  Fab.  V 
der  1-Lxtra  \'agantc\s  *de  vuljx"  c;t  catto«  illustriert,  wurden  sie  ab(;r  auch  par 
force  gejagt.  Möglicher  Weise  ist  diese  Darstellung  aber  auch  eine  F'reiheit 
des  KünstU-rs,  obgleich  in  der  Gegenwart  ja  der  F'uchs  noch  auf  diese  Weise 
gejagt   wird  und  sein   Name  mit  tliesen  Jagden   eng  verbunden   ist. 

Nach  dem  Büchlein  Waidwergk<  o.  C).,  Dr.  u.  J.  (ca.  ISOO)  fing  man 
zu  dieser  Zeit  Hirsche,  I  lascni  uml  F'üchse  auch  mit  Netzen,  letztere  beide 
auch  mit  Strickung,  F'üchse  in  I^'allen.     In  diesem  Buche  ist  auch  von  Hirschen 


r^ 


Fi.iT.  4. 

die  Rede  ,  welche  vom  Geschofs  verwundet  sind  und  deren  Blutspui'en  mit 
klcinc'n  Hündlein  verfolgt  werden.  Zu  Lebzeiten  Kaiser  Maximilians  I.  begann 
sich  der  L  bergang  \()n  den  alten  Schiei'swatTen,  dem  Handbogen,  dem  eng- 
lischem Handbogen  (aus  l^ibenholz)  und  der  Armbrust,  zu  tk^n  F^euerwaffen 
anzubahnen.  Kaiser  Ma.ximilian  hat  mit  den  alten  Waffen  noch  selbst  gejagt 
un(]  sich  im  Weilskunig  mit  solchen,  nicht  aber  mit  Feuerwaffen,  dai-stelK'n 
lassen. 


4)  Ncuw  Ja^  vnml  W'eydwcrck  P)uch.   l'raiikf.  a.  M.  Si<4in.  Fcycrabciuh   1582.  151.  inua. 
Nürnl)erg.  Hans   Bosch. 


—     65     — 

Wissenschaftliche  Instrumente   im 
germanischen  Museum. 

(Fortsetzung.) 

;ie  Neigung  der  Instrumentenmacher  des  16.  und  17.  Jahrhunderts, 
ihren  Instrumenten  eine  mögHchst  universelle  Verwendbarkeit  zu 
geben,  hat  sich  an  einem  Instrument  bethätigt,  welches  die  Form 
eines  Zirkels  hat  und  als  solcher  dienen  kann.  Ob  das  Instrument  vielleicht 
für  markscheiderische  Zwecke  bestimmt  war,  könnt  eich  nicht  ermitteln.  Das 
Instrument  W.  J.  238  (Fig.  46)  ist  bezeichnet  Christoffcrus  Schisler  mc  fccit 
Augustae  anno  domini  1555.  Es  ist  nicht  ganz  vollständig.  Die  Schenkel 
des  Instruments  haben  U-förmigen  Querschnitt  und  sind  an  der  Innenseite 
offen.  Die  Spitzen  stehen  in  der  Fortsetzimg  des  Rückens  und  können 
demgemäls  nicht  vollständig  geschlossen  werden.  Aus  jedem  Schenkel  kann 
ein  Ouerarm  herausgeklappt  und  in  den  gegenüberliegenden  eingehakt  werden, 
so  dais  eine  doppelte  feste  Dreiecksverbindung  hergestellt  ist.  Auf  der 
Vorderseite  des  Kopfes  ist  eine  Bussole  angebracht,  mittels  welcher  das 
Instrument  in  horizontaler  Lage  orientiert  werden  kann.  Auf  den  zunächst 
anstofsenden  Teilen  der  Schenkel  und  auf  dem  inneren  Querarm  ist  eine 
horizontale  Sonnenuhr  für  die  Polhöhen  von  47  ^,  48  "  und  49  "  verzeichnet. 
Leider  fehlt  der  Zeiger.  Auf  der  Rückseite  des  Instrumentes  befinden  sich 
am  Kopf  und  an  der  Mitte  des  äufseren  Querbalken  Ösen  zum  Einhängen 
eines  Fadens  bezw.  eines  Bleilotes.  Das  festgestellte  Instrument  kann  also 
auch  als  Lotmafs  benützt  werden.  Aus  den  Schenkeln  können  zwei  Haken 
herausgezogen  werden,  welche  gestatten,  das  Instrument  an  einer  horizontal 
gespannten  Schnur  aufzuhängen.  Ob  diese  Einrichtung  mit  der  Verwendung 
als  Lotmafs  im  Zusammenhang  steht  oder  was  sonst  ihr  spezieller  Zweck 
war,  ist  mir  nicht  klar  geworden.  Ist  der  Zirkel  auf  180"  geöffnet  und  sind 
die  Haken  ganz  ausgezogen,  so  hat  das  Instrument  die  Länge  eines  Werk- 
schuhs und  kann  als  Mafsstab  dienen.  Es  ist  in  12  Zoll  und  diese  in  je 
acht  Teile  geteilt.  Endlich  befinden  sich  auf  der  Vorderseite  des  einen 
Schenkels  zwei  Ösen,  in  welche  ein  rechteckiger  Stab  gesteckt  werden 
konnte.  Er  fehlt,  sein  Zweck  ist  also  nicht  mehr  zu  bestimmen.  Das 
Instrument  ist  aus  Messing  und  vergoldet. 

Lineale  und  Instrumente  zum  Auftragen  von  Winkeln, 

Nächst  dem  Zirkel  ist  das  Lineal  (dic>  Regel)  zum  Auftragen  gerader 
Linien  das  wichtigste  geometrische^  Zeicheninstrument.  Seinc^  Anwendung 
geht  in  die  Tiltesten  Zeiten  zurück  und  seine  l^'orm  hat  sich  sc^it  dem  Altei- 
tum  kaum  verändert.  Lineale^  aus  älterer  Zeit  haben  dt>shall)  fast  nui-  durch 
ihre  Ausstattimg  Interesse.  Wir  haben  drei  Lineale  aus  Messing  aus  dem 
17.  Jahrhundert.  Künstlerische  IjcMJcuitung  kommt  ihnen  nicht  zu;  die  heidiMi 
gröfseren  aus  den  Jahren  1607  und  1620  sind  Messingschienen  mit  (.'intachen 
Ornamenten    an    beiden   EikKmi.   das    dritte   ist    eint'    dünnt^   ?\lessing])latte,    auf 

Mitteilungen  aus   dem  german.   Nationalmuseum,     1899.  IX. 


66 


wc^Ichc  c\nc  zwoito  mit  allerlei  Durchbrechun^fen  cinfachsttM'  Art  aufgcnict(^t 
ist,    während   auf  der   Rückseite   ein   Mafsstab   eingraviert   ist. 

Die  meisten  ^geometrischen  Zeichnun^um  werchMi  von  (Mnc>r,  oder  von  zwei 
aufeinander  scMikrechten  Grundlinien  (Süd-Nord  und  ()st-W(\st,  oder  horizontal 
und  vertikal)  aus  aufgetragen.  Mari  mufstc;  deshalb  darauf  bedacht  sein, 
Instrumente  zu  haben,  welche  ^erstatteten,  diest;  (jrundlini(;n  zu  ziehen  und 
immer  wieder  zu  finden,  ohne  sie.  konstruieren  zu  müssen.  Diese  Instrumente 
sind  die  ReifsschicMie  oder  der  Anlegcrwinkel  und  das  VVinkelmafs.  -  Auch 
si(>  i^idien  in  frühe  Zeit  zurück.  Im  16.  Jahrhundert  wurde  die  Reifsschiene 
Richtscheit  j^'enannt,  ein  Name,  der  durch  Dürers  Unterweisung  der  Messung 
mit  dem  Zirkc^l  und  Richtscheit  auch  uns  noch  geläufig  ist.  Sie  war  damals 
nicht  so  eingerichtet,  dafs  der  Ilolm  über  den  Rand  des  Zeichnungsbrettes 
herabreichte,  sondern  dii-ses  hatte  an  einer  Seite  (ünen  erhöhten  Rand,  an 
welchen  das  Richtscheit  angelegt  wurde,  (vgl.  Paulus  Pfintzing,  Methodes 
geometrica  S.  S.  XIX  und  XX). 

Ist  eine  zweite,  auf  der  ersten  senkrechte  Hauptrichtungslinie  erforder- 
lich, so  wird  sie  mit  dem  Winkelmafs  aufgetragen.  Das  Winkelmafs  bestand 
entweder   aus    zwei    im    rechten    Winkel    zusammenstofsenden    Regeln,    wie    es 


Fig.  47.     Winkelmafs  aus  dem  18.  Jahrhundert.    W.  J.  945. 

heute  noch  von  den  Zimmerlcuten  und  Schreinern  benützt  wird,  oder  es  war 
ein  rechtwinkeliges  Dreieck.  Bei  ersterem  sind  die  Regeln  entweder  fest- 
stehend, oder  sie  können  um  eine  Axe  gedreht  und  zusammengelegt  werden, 
lun  solches  Instrument  (W.  J.  945)  aus  dem  18.  Jahrhundert  (Fig.  47.)  hat 
am  inneren  Ende  der  Regeln  tnne  auf  deren  Fläche  senkrechte  Axe  und  auf 
beiden  Seiten  Nürnberger,  Pariser  und  Wiener  Zollstäbe  und  Kalibermafse 
für  lüsen,  Blei  und  Stcnn.  P^ei  einem  zweiten  von  Menard  in  Paris  (W.  J. 
259),  aus  dem  18.  Jahrhundert  drehen  sich  die  Schenkel  um  eine  in  ihrer 
gemeinsamen  Kante;  liegende  Axc\  Auch  hier  tragen  die  Flächen  verschiedene 
Mafsstäbe,   den   Pariser   Fufs  und   Reduktionen  desselben. 

Das  (lr(Mt;ckige  Winkelmafs  war  urs])rünglich  wohl  nach  dem  pythago- 
räischen  Lehrsatze  mit  dei"  Hypotenuse  =  5  imd  den  Katheden  =  3  und  4 
konstruiert;  wann  die  jt;tzt  üblich(Mi  Dreiecke;  mit  eleu  Winkeln  90 '\  und 
zwe:imal  45",  sowie;  mit  90'*,  60"  und  30"  aufge'kommen  sind,  we;ifs  ich 
nicht  anzugebe;n. 

Unten'  ciem  Instrunu'nte'n,  mit  we^lchen  Winke'l  von  be"liebige;r  Grölse  auf- 
getragen   we;i-den    können,    ist   eler    Transportenir    elas    \ ci-bre'itetste.      Über   Ort 


67 


und  Zeit  seiner  Erfindung  konnte  ich  nichts  ermitteln.  Der  Name  deutet  an, 
dafs  er  aus  Frankreich   stammt,  obwohl  er  dort  den  Namen  rapporteur  trägt. 

Gewöhnlich  besteht  der  Transporteur  aus  einem  an  eine  Regel  ange- 
legten Halbkreis.  Der  Raum  zwischen  beiden  ist  bei  den  Transporteuren  aus 
undurchsichtigem  Material  ausgeschnitten ,  und  der  Mittelpunkt  des  Halb- 
kreises auf  der  Innenkante  der  Regel  markiert,  Der  Halbkreis  ist  je  nach 
der  erforderlichen  Genauigkeit  iri  Grade  und  halbe  Grade  (oder  Stunden)  ge- 
teilt, oder  es  haben  die  Grade  noch  eine  Teilung  durch  Transversalen.  Prä- 
cisionsinstrumente  haben  wohl  auch  eine  um  den  Mittelpunkt  drehbare,  mit 
einem  Nonius  versehene  Alhidade,  deren  eine  Kante  den  Mittelpunkt  trifft 
und  den  gesuchten  Winkel  angibt. 

Die  Anwendung  des  Transporteurs  ist  einfach;  soll  ein  Winkel  gemes- 
sen werden,  so  legt  man  die  Regel  so  an  den  einen  Schenkel  an,  dafs  der 
Scheitel  des  Winkels  im  Mittelpunkte  des  Halbkreises  liegt  und  liest  an  dem 
Punkte,  in  welchem  der  andere  Schenkel  den  Teilkreis  schneidet,  die  Grölse 
des  Winkels  ab;  soll  der  Winkel  aufgetragen  werden,  so  trägt  man  zunächst 


Fijr.  48.    Transiiorlour.    18.  Jalirliimderl.    \V.  .1.  2.58. 

den  einen  Schenkel  und  auf  diesem  den  Scheitel  d(;s  Winkels  auf,  legi  die 
Regel  wie  bei  der  Messung  an  und  bezeichnet  vom  Rande  des  Teilkreises 
aus  einen  Punkt  des  anderen  Schenkels,  wodurch  desstm  Richtung  festgelegt 
ist.  Fig.  48,  ein  Transporteur  aus  dem  18.  Jahrhundert  (VV.  J.  258)  bedarf 
nach   dem   Gesagten  keiner  weiteren  h'rläuterung. 

Aufser  den  halbkreisförmigen  Transporteuren  koumien  auch  rechteckigi- 
vor.  Schon  Benjamin  Bramer  hat  1617  die  Konstruktion  ein(\s  solchen  in 
seiner  trigonometria  planorum  mechanica  angegeben.  W'ir  besitzen  keinem 
rechteckigen  Transporteur. 

Fig.  49  stellt  einen  Transporteur  für  bergmännische  Zwecke  (W.  J.o52) 
vom  Ende  des  16.  Jahrhunderts  dar.  Das  Instrument  ist  c>in  aus  Birnbaum- 
holz gefertigter  Quadrant,  die  Ränder  mit  der  Teilung  und  die  Alhidade^  sind 
aus  Bein.  Der  Quadrant  ist  in  12  Stundest!  und  jede  Stunde  in  acht  1\m1c 
geteilt;  die  beiden  Radien  sind  in  acht  und  jeder  von  diesen  wieder  in  \ier 
TeiU>  geteilt,  die  gleiche  Teilung  trägt  die  Alhidade.      Der  Mafsstab  entspricht 


öS 


riiieni  LachtcM,  das  in  (SO  Zoll  L^ett'ilt  ist,  so  dafs  jtulcr  nau])tt(Ml  10"  bcdcu- 
trt.  Von  den  UnttMtluMlunjfon  der  I.achterniarsc,  hc\  wcdchcn  also  jeder  T(m1 
einer  I,än>j;e  xon  2 '  j "  (Mitspricht,  gehen  Parallele  zu  den  beiden  Radien  aus, 
so  dafs  die  j^anze  h'läche  in  kleine  Quadrate  gestellt  ist.  Ist  nun  die  Länge 
und  die  XiMgung  einer  donlegigen  (schrägen)  I>inie  gegeben,  so  läfst  sich  da- 
durch, dafs  man  den  Zeig(M-  auf  die  b(>tr(.>tTend(>  Stundc>  stellt  und  ihre  Länge 
auf  dem  auf  dem  Zeiger  angebrachten  Alalsstab  b(;obachtet,  zugleich  ihre 
Sohle  und  ihre  Seigerteut'fc\  d.  i.  ihr(;  horizontale  und  \-erticale  Projektion 
auf  dem  histrunumt  ablesen  inid  umgekehrt  kann  aus  Sohle  und  Seig(M-tc;uffe 
die  Donlege  und  Längc^  der  donlegigcm  Linie  dinch  P^instelkm  des  Zeigers 
bestimmt  werden  und  es  k()nnen  die  Grcifsen  mit  dem  Zirkel  abgegriffen  und 
auf  die  Zeichnung   übertragen  werden. 


Ki^'.   i;i.     <iii;iili;it    iTr.insiinilcui)  IVir  iM^ririiiMiinisclic  /vvrcko.     (';i.   Hi(Kl.     W.  .I..'%Ü. 

Ein  anderc^s,  dein  vorigen  gleichzeitiges  vielleicht  von  demst^lben  Meister 
g(>fertigtes  Instrument,  (W.  J.  246),  bezeichm-t  W.  P.  L59S,  Fig.  50  dient  dem 
gleichen  Zweck.  Ms  ist  das,  welches  der  Ahnster  auf  seinem  Bilde  in  der 
Hand  hält  (vgl.  Jahrg.  1897.  S.  88.)  Das  Bild  ist  deshalb  von  Wichtig- 
keit für  die  Kenntnifs  des  histrumentes,  weil  unser  Exemplar  nicht  voll- 
ständig ist. 

Das  Instrument  besteht  aus  (Mner  festc^n  Regel,  einem  Quadranten  mit 
Stimdenteilung  und  cmucm"  um  dessc;n  Mittelpunkt  drehbaren  beweglichen  Regel, 
an  welcher  ein  Stift  angebracht  ist  der  bewirkt,  dafs  die  bewegliche  Regel 
nicht  über  den  Nullpunkt  der  Kreisteilung  herc;inklappt,  sondern  in  dieser, 
der  festen  Regel,  i)arallel  stehen  bleibt.  Die  beiden  Regeln  sind  in  22  Teik; 
geteilt  (^Längc;  des  Mafsstabc;s  13,65  cm.),  die  Teilung  der  bt^weglichen  Regel 
beginnt   im   Drehpunkt,  die  der  festen   senkrecht  untcM'  diesem. 

Zu  dem  InstnniKmt  gehört  ein  Winkelmafs,  das  jetzt  fehlt,  in  unserer 
Zeichnung  aber  nach  dem  liilde  ergänzt  ist.  Dieses  ist  in  der  gleichen  Weise 
wie  die  andcicn  l\(-geln  geteilt,  seine  Teilung  beginnt  aber  erst  in  (mucmii  Ab- 
stände von  dem  Scheitel  des  Winkc^ls,  der  dem  des  Mitteljjunktes  des  Quad- 
ranten von  der  festen  Rc-gel  gleich  ist.  Mittels  des  Instrumentes  lassen  sich 
ähnlich    wie   bei   dem    \oiigen    aus    Länge    und    Donlege    einer    schrägen    Linie 


69 


deren  Sohle  und  Seigerteuffe  und  umgekehrt  ablesen.  Die  Genauigkeit  des 
Instrumentes  ist  gering,  es  hat  ferner  den  Nachteil,  dafs  die  Kante  der  be- 
weglichen Regel  deren  Drehpunkt  nicht  trifft.  — 


Ki^^  W.    VVinkoliiisinimciii  fiir  bcrfniianiiischc  Zwgc1u_>.    1.598.     VV.  .1.  24(1. 

Zaiiu  Auftragen    von  Horizontalwinkeln,   welche    mit    der  Bussole    aufge- 
nommen sind,  läfst  sich  diese  selbst  verwenden  (vgl.  Jahrg.  1897,  S.  62).     Zu 


Fi^'.  .•■)1.    ZnlofTf/ou!,-    V>C,\     \V.  .1.  128.-). 

diesem  Zweck  wird  die  Bussole  in   der  Weise   in    ein   rechteckiges   Kästchen 
von    Holz    oder    Messing   eingesenkt,    dafs    die    Haupthimmelsrichtungen    den 


70 


Seiton  dos  Kästchons  parallol  sind.  Man  nc^nnt  dioso  Vorrichtung  (Mn  Zulo^e- 
zeuL,^  Ist  nun  (Mn  Winkel  mittels  der  Bussole  L;em(\ssen,  so  genügt  es,  das 
ZuU\gezeug  in  die  bei  der  Messung  h(H)hachtet(>  Stellung  zu  bringen  um  dem 
Rande  desselben   entlang  die   Winkelschenkel  aufzuzeichnen. 

Der  Jahrg.  1897,  S.  61  besj)rochone  llängokompafs  von  Andreas  Wolf 
ist  mit  einem  Zulegezcnig  vorsehen.  Fig.  51  stellt  ein  zweites  vom  Jahre  1668 
dar  (W.  J.  1285).  Der  Kreis  d(M-  BussoU"  ist  in  zv^eimal  12  Stunden  geteilt. 
Das  Instrument  ruht  auf  einer  rechteckigen  Messingplatte,  an  deren  Lang- 
seiten  Mafsstcäbe   von  30  Teilen  angebracht   sind.      Ihre   Länge  beträgt   10  cm. 

Ein    Zulegezeug    anderer    Art    stellt    h'ig.  52    dar.      Das    Instrument    aus 


Fic.  .V_'.    7.\\W'j:,-/,(-\vj.    Cj,  It^Ki.     \V.  .1.  Il:;7. 

Holz  und  B(Mn  ist  s(;hr  hübsch  ausgeführt,  und  wahrscheinlich  von  dem 
Meister  W.  P.  gefertigt.  Es  besteht  aus  einer  Bussole,  welche  von  zwei 
Teilkreisen  init  24  und  zweimal  12  Stunden  umgc^ben  ist,  Der  Durchmesser 
beträgt  9cm.  l  ber  der  Bussole  ist  ein  lÜ'igel  \on  Messing,  der  an  einer 
Ax('  senkrc'cht  ü!)er  dem  Mittelpunkt  ein  Visier  und  in  d(M'  Fortsetzung  des 
Radius  eine;  l\(;gel  ?nit  Mafsstab  trägt.  Der  Mafsstab  hat  24  Teilt,  welche 
links  wied(M'hc)]t  \-on  1  7;  wähi'ond  die  Teile  rechts,  doppelt  so  grofs  als  d\v 
links  fortlaufend  nummeiiert  sind.  In  der  Mitte  der  Regel  ist  eine  Reihe  von 
Lrtchern   in   Abständen   gleich   der   Hälfte   der  kliMneren  Teilung. 


71 


Beim  Auftragen  der  Winkel  bleibt  die  Bussole  orientiert,  während  der 
Zeiger  auf  die  auf  dem  Felde  abgelesenen  Stunden  eingestellt  und  mittels 
der  Regel  die  Linien  gezogen  werden. 

Als  Zulegezeuge  wurden  auch  andere  Instrumente,  wie  das  des  Andreas 
Albrecht  und  die  Planimetra  des   Levinus  Hulsius  verwendet. 

Bringt  man  auf  einem  Richtscheit  einen  drehbaren,  in  fester  Verbindung 
mit  einer  Regel  stehenden  Teilkreis  an,  so  kann  dieser  die  Stelle  der  Bussole 
in  dem  Zulegezeug  vertreten,  indem  durch  das  Richtscheit  eine  Hauptrich- 
tung, Süd-Nord  oder  Ost-West  festgelegt  ist. 

Ein  solches  Instrument  hat  schon  Paul  Pfintzing  in  seiner  methodes 
geometrica  angegeben  und  Levinus  Hulsius  hat  dasselbe  1604  in  seinem 
ersten  Traktat  unter  dem  Namen  inductorium  beschrieben. 


Fig.  5:5.     [nsrnimuiit  vdii   l'uul   l'fintziiii,'. 

Das  Instrument  von  Paul  Pfintzing  (Fig.  53)  besteht  aus  einem  Richt- 
scheit, an  welchem  ein  Schieber  mit  einem  senkrecht  gegen  ersteres  gerich- 
teten Zeiger  angebracht  ist.  An  diesen  Zeiger  wird  ein  trapezförmiges  Stück 
starken  Papieres  so  angeschraubt,  dafs  es  um  den  Mittelpunkt  eines  Teil- 
kreises gedreht  werden  kann.  Die  lange  Kante  des  Papieres  läuft  parallel 
der  Stundenteilung  12 — 24  oder  der  Gradteilung  180  -360  und  dient  als 
Mafsstab  und  Regel.  Ist  das  Papier  so  gestellt,  dafs  der  Zeiger  auf  der  vier- 
undzwanzigsten Stunde  oder  auf  0  360 "  steht,  so  gibt  die  Regel  die  Süd- 
Nordlinie  an.  Durch  Verschieben  des  Richtschints  und  des  Schiel)ers  kann 
sie  auf  jeden  Punkt  des  Zeichnungsblattes  eingestellt  werden.  Dreht  man 
nun   den   Tc^ilkreis   so,   dal"s   der   Zcnger   auf  eine   andere  Stunde   weist,    so   gibt 


tl 


9       


die   Rc\Lj('l  den   Winkel   dieser  Stund(>  i,u^n(>n   die  Südnofd-Richtun;^  an   und  (\c\ 
Winkel   kann  ijcveichnet   werden. 

Im  jahn^  1615  hat  Henjaniin  Bramer  in  Marburg  ein  \Vinkelin,struni(>nt 
heschrieht'n,  das  dic^  Abnahme  und  Aufzeichnung  \()n  Winkeln  ermöglicht. 
Das  Instrunu>nt  l)i\steht  aus  fünf  gegencMnander  bewii^lichen  Regeln  (h^ig.  54). 
An  einiMii  lüule  der  Hauptregel  A  15  sind  zwei  um  dii'  Punkte  ("  und  I)  dreh- 
bare Regeln  ('  \L  und  I)  V  l)efestigt.  Von  diesen  gehen  zwei  kleinere  Regeln 
G  II  und  I  K  nach  cMuem  Schlittern  der  sich  auf  der  I  lauptregc;!  auf  und  ab 
schieben  läfst.  l"2s  entstellen  auf  diese  Weise  zwei  l)r(Mi'cke  mit  zwei  kon- 
stanten und  (Mner  \ariabelen  Seite.  Wird  der  Schlitten  \-erschoben,  so  drehen 
sich  die  Regeln  und  die  Winkel  Cj  C  K  und  I  1)  k'  und  damit  auch  der  Winkel 
der  beiden  Regeln  C  E  und  1)  I  \erändern  sich.  Seine  GrcM'se  kann  an  der 
Skala  auf  der  Hauptregel  abgelesen  werdtm.  Legt  man  nun  das  Instrument  an 
einen  gegebenen  Winkel  an,   so  dafs  die  Regeln  C  I^  und  I)  V  in   die  Richtung 


C  "     R        D 
\"vs.  .">!.     \Viiiki'liiisti-iiiiii-iit  Miii   l'.t-iiiaiiiiri  Hianior. 


seiner  beiden  Schenkel  fallen,  so  kann  die  Gröfse  des  Winkels  auf  der  Skala 
abgelesen.  (,:s  kann  aber  auch  der  Winkel  mittels  des  Instrumentes  aufge- 
zeichnet werden,  wenn  man  es,  ohne  die  Regeln  zu  \erschieben  auf  das 
Zeichnungsbrett  legt. 

Das  Instrument  von  Bramer  hat  den  Mangel,  dafs  die  beweglichen 
Regeln  sich  nicht  bis  zum  Scheitel  des  Winkels  fortsetzen.  Wir  besitzcMi 
keinc-s  dieser  Instrumente,  dag(\gen  haben  wir  ein  ähnliches  Instrument  \()n 
Heinrich  Stolle.  Uhrmacher  in  Pi-ag  W.  J.  1144(l^'ig.  55i,  bcn  dem  dieser  L'i)el- 
stand  \(.'rmieden  ist.  I  )as  Instrument  ist  aus  dci'  ersten  Hälfte  d(;s  17.  lahr- 
hunderts.  I^s  untcMscheidc't  sich  von  (k-n  ISramer'schen  dadurch,  dafs  die  b(^- 
weglichen  Regeln  niclit  fest  mit  dei'  IIaupti-egel  \-ei-bund(Mi  sind,  sondern  mittels 
Stiften  in  eine  an  letzterer  befindliclie,  teii(_:rn(Je  Zange  eingehängt  werdim. 
l'nd  zwar  weiden  nicht  beide  eingehängt,  sondei'u  nui'  eine,  die  andtMH'  wii^d  mit 


73     — 


ilirer  Spitze  gegen  die  Spitze  der  ersten  gestellt.  Das  Instrument  ist  zum 
Auftragen  der  inneren  und  äufsercn  Winkel  regelmäfsiger  Polygone  vom  Drei- 
eck bis  zum  Fünfzehneck  bestimmt.  Die  betreffenden  Stellungen  des  Schlit- 
tens sind  auf  der  Skala  angegeben.  Die  Teilungen  gehen  in  abnehmender 
Gröfse  von  beiden  Seiten  von  3  bis  15.  Die  in  der  iMitte  zwischen  den  bei- 
den mit  15  bezeichneten  Linien  stehende  0  Linie  gibt  die  Stellung  an,  in 
der  die  beiden  Regeln  eine  Gerade  bilden.  Auf  der  Rückseite  der  Hauptregel 
ist  eine  Skala  für  Gradteilung  angebracht.  Aufserdem  verschiedene  Zollstäbe, 
auf  der  Rückseite  der  Hauptregel  der  Prager,  mit  Teilung  in  Zolle,  Viertels-, 
Sechzehntels-  und  Achtundvierzigtels-Zolle,  auf  den  Hilfsregeln  Wiener  und 
römische  Zoll  mit  der  gleichen  Teilung. 


Fiir.  5-"i.     Iiistniiueiit  zum  A  iill  ra^-fii  mhi   Wiiiki'lii   von  llriiirirli  Sinllr.     17.  •luliihmiilLTt.     W.  .1.    11-11. 


Die  Hauptregel  trägt  ferner  einen  Limbus  mit  Gradteilung  und  inner- 
halb desselben  eine  drehbare  Bussole  mit  einem  in  der  Südnordlinie  stehenden 
Zeiger,   so  dafs  die   1-Iau])tregc>l   orientiert  werden  kann. 

Das  Instrument  ist  schcui  und  genau  gearbeitet.  Seine  Handhabung  er- 
fordert grofse  Sorgfalt,  weil  die  geringste  Verschiebung  falsche^  Resultate  zur 
Folge   hat. 


Mitteilungen  aus  dem  german,  Nationalmuseum     1899. 


X. 


74      — 

Cidnz  kiiiz  seirn  noch  die  Parallcllincalc^  nwähnt.  Wir  verwenden  für 
l)arallele  Linien,  welche  senkrecht  auf  einer  SiMtenkante  des  Reifsbrettes 
stellen,  die  Reifsschiene  und  iüv  solche,  welche  auf  ersteren  senkrecht  stcdien, 
das  Dreieck.  Zum  Zi(;hen  einer  grcifseren  Anzahl  von  I'arallelen  in  kleinen 
Abständen  dienen  dic^  Schraffiermaschinen.  fU'(iuenier  ist  es,  ein  Dreieck 
auf  tler  RcMfsschien(>  mit  freier  Hand  zu  \-erschieben.  Hei  einij^^er  Übung  im 
Schraffieren  werden  che  Abstände  für  d'w  meisten  Zwecke  ausreichcmd 
gieichmäfsig. 

Will  man  Parallelen  zu  Linien  zi(dien,  welche  auf  unseren  Winkeldrei- 
ecken niclit  enthalten  sind,  so  tliut  ein  l'aralK^len-Lineal  gute  Dienste. 
Eine  verbreitete  Konstruktion  ist  die;,  bei  welcher  zwei  aneinandergelegte 
Lineale  durch  parallele  Stäbe  in  der  Weise  verbunden  werden,  dafs  die  vier 
Verbindungspunkte  ein  Parallelogramm  bilden.  Werden  nun  die;  Lineale  ver- 
schoben,  so  bleiben   sie  doch   stets  parallel. 

Leuj)old  gibt  in  seinem  theatrum  Arithmetico  geometricum  S.  137  ff. 
noch   einige  antlcMe  Konstruktionen  an,  die  wir  nicht   besitzen. 

Ich  schliefse  liiemit  die  Darstellung  der  geomc^trischen  Instrumente. 
Einige  wenig  bedeutendi^  und  fragmentarische  Stücke  habe  ich  übergangen. 
Instrumente,  welche  hauptsächlich  astronomischen  oder  gnomonischen  Zwecken 
dienten,  welche  aber  nebenbei  auch  für  geometrische  Aufnahmen  verwendet 
wurden,  werden  an  anderer  Stelle  besprochen  werden.  Andere  I>ücken  meiner 
Darstellung  sind  dadurch  bedingt,  dafs  wir  keine  einschlägigen  Instrumente 
haben. 

Seitdem  ich  im  Jahre  1897  meine  Mitteilungen  über  unsere  wissen- 
schaftlichen Instrumente  begonnen  habe,  ist  der  erste  Band  der  Recherches 
sur  les  instriivients,  les  victhodes  et  le  dessin  topograpJiiques  von  Colonel 
A.  Lmisscdat,  dem  Direktor  des  Conservatoire  national  des  Arts  et  Metiers 
in  Paris  erschienen.  Laussedat  behandelt  die  Geschichte  der  geometrischen 
Instrumente  in  systematischer  Vollständigkeit  und  mit  der  Sicherheit  des 
P^achmannes  dem  die  Methoden  geometrischer  Messungen  vollständig  geläufig 
sind,  und  sein  Werk  kann  als  grundlegend  für  weitere  Forschungen  auf  dem 
Gebiete  der  gc^omc^trischen    Instrumentenkunde  gelten. 

Durch  Laussedats  /\rbeit  werden  namentlich  einige  meiner  Angaben  über 
die  J'Irfindung  \on  Instrunn^nten  fraglich.  Die  Widersi)rüch(;  rühren  daher, 
dafs  Laussedat  vorwiegend  französische,  ich  voi'wiegend  deutsche  Quellen 
benützte:.  Die  V^M'feitiger  geometrischer  Instrumcmte  im  16.  und  17.  Jahr- 
hundert haben  ihre  Erfindungen  in  kurzen  Traktaten  mit  Abbildungen  \er- 
(')ffentlicht,  sie  haben  sich  aber  auch  fremde  Pj-findungen  ohne  Bedenken  an- 
geeignet, so  dafs  die  Frage  der  Priorität  d(M-  lirfindungen  zuweilen  zweifelhaft 
ist.  Zur  h^ntscheidung  wäre  die  Kenntnis  der  gesamten  Bibliographie  dieser 
'Praktate  erforderlich,  die  ich  mir  hier  nicht  verschaffen  kann.  ILs  wäre  aber 
zu  wünschen,  dals  eine  Zusammenstellung  dieser  Litte-ratur  einmal  von  irgend 
einer   Seite:   gegeben    würde.  Bezold. 


—     75     — 

Jacob  Heinrich  von  Hefner-Alteneck'). 

7~^A^^^  n  der  zweiten  Hälfte  des  XIX.  Jahrhunderts  sind  allerorten  gröfsere 
"^^1^^  und  kleinere  Aluseen  entstanden,  in  welchen  die  Denkmäler  der 
okv*c?^>^  Kunst-  und  Kulturgeschichte  unserer  Vorzeit  gesammelt  und  be- 
wahrt, geordnet  und  dem  Studium  für  Wissenschaft  oder  Praxis  zugänglich 
gemacht  werden.  Die  Grundsätze  der  Anlage  und  der  Verwaltung  der 
Museen  haben  sich  zu  einem  wissenschaftlichen  System  ausgebildet,  das  zwar 
noch  nicht  auf  den  Hochschulen  gelehrt,  wohl  aber  in  der  Praxis  des 
Museumsdienstes  erlernt  wird  und  es  fehlt  nicht,  ja  es  besteht  schon  ein 
Cberfluls  an  jungen  Leuten,  welche  ihren  ganzen  Studiengang  auf  eine 
künftige  Museumsthätigkcit  einrichten.  Auch  ist  das  Bewulstsein  von  der 
Bedeutung  historischer  Sammlungen  in  sehr  viele  Kreise  des  Volkes  ge- 
drungen und  es  wird  den  beweglichen  und  unbeweglichen  historischen  Denk- 
mälern mehr  und  mehr  die  Beachtung  zu  Teil,  welche  ihnen  gebührt.  Die 
Denkmalspflege  ist  als  eine  Pflicht  der  Staaten  und  öffentlichen  Korporationen 
allgemein  anerkannt  und  wird  auch  für  Denkmäler  im  Privatbesitz  gefordert, 
wenn  schon  der  Durchführung  dieser  Forderung  noch  mancherlei  Hindernisse 
im  Wege  stehen.  So  war  es  nicht  zu  allen  Zeiten,  die  Männer,  welche  vor 
etwa  einem  halben  Jahrhundert  die  Idee  historischer  Sammlungen  fafsten  und 
ins  Werk  setzten,  welche  die  Erhaltung  historischer  Denkmäler  im  weitesten 
Umfang  forderten  mufsten  die  Wege,  auf  welchen  sie  ihrem  Ziele  zustrebten, 
erst  suchen  und  bahnen  und  sie  fanden  geringes  Verständnis  und  wenig 
Entgegenkommen  ;  es  bedurfte  zäher  Ausdauer  und  unentwegter  Begeisterung 
um  nicht  zu  ermatten.  Von  den  ersten  Vorkämpfern  des  Denkmalschutzes 
weilen  wenige  mehr  unter  uns ;  einer  dieser  wenigen  ist  der  ehemalige 
Direktor  des  bayerischen  Nationalmuseums  und  Generalkonservator  der 
Kunstdenkmale  und  Altertümer  Bayerns  Jakob  Heinrich  von  Hefner- Alteneck. 
Er  blickt  auf  eine  lange  an  Verdiensten  und  Erfolgen,  aber  auch  an  W^ider- 
wärtigkeiten  und  Kränkungen  reiche  Thätigkeit  im  Dienste  seiner  Sache 
zurück.  Wer  vor  30 — 40  Jahren  in  München  sich  mit  Kunst  und  Altertum 
beschäftigte  ist  mit  ihm  in  Berührung  gekommen  und  hat  an  ihm  einen 
wohlwollenden  Förderer  und  Berater  gefunden,  dessen  Wissen  auch  die  ent- 
legensten Einzelheiten  umfafste,  und  wer  ihn  heute  in  seiner  von  erlesenen 
Kunstwerken  angefüllten  Wohnung  aufsucht,  gewahrt  mit  Staunen,  dafs  er  in 
seinem  geistigen  Wesen,  wie  in  seiner  äulseren  Erscheinung  von  dem 
Wandel  der  Zeit(;n  fast  unberührt  geblieben  ist.  Auch  den  treuen  und  un- 
ermüdlichen Fleifs,  der  ihn  durch  sein  ganzes  Leben  begleitet  hat,  hat  er 
sich  bis  ins  höchste  Alter  bewahrt  und  nachdem  er  die  Ahertumswissen- 
Schaft  durch  zahlreiche,  mit  den  sorgfältigsten  Zeichnungen  geschmückte 
Bänd(^  gefördert  hat,  widmet  er  in  den  letzten  Tagen  seiner  h'amilie,  seinen 
Freunden  und  Fachgenossen   seine  Lebenserinnerungen. 

*)  Lebens-Erinnerungen   von  Dr.   J.   II.   von   Hcl'ner-Allencck.     München   1899. 


—     76     - 

Hofnor-Altcncck  rntstanimt  einer  alten  bür<^ferlich(MT  P'amilie,  welche  in 
Mainz  und  im  Rhi-inL^an  bes^ütert  war.  Sein  Vater,  b'ranz  I^naz  Heinrich  von 
Hefner,  stand  wii'  manche  seint'r  Vorfahren  in  kurmainzischem  Dien.stc\  ^Ge- 
leitete den  letzten  KurfürstcMi  nach  AschaffenlKir<^f,  l)lieb  daselbst  auch  ferner 
unter  Dalbert.^  und  war  später  k(')ni_L(lich  bayerischer  Staatsrat.  Saine  Mutter, 
Mart^fareta  Göbhardt  war  die  letzte  lubin  der  alten  G(')bhardt'schen  Buch- 
handlunj4   in   Hamber«^'  und   Würzburt^'. 

Jakob  Heinrich  von  HefniT  ist  am  20.  Mai  1<S11  in  Aschaffenbur^  ^c- 
boren.  Dic>  ersten  Erinnerun_L,U'n,  die  er  sich  aus  seincM-  lu<^end  bewahrt  hat, 
knüpfen  sich  an  die  Hefreiun^skrie^'e,  der  Kanonendonner  der  Schlacht  hc\ 
Hanau,  fremde^  Krie^'cr,  V(M-wundete;  dann  einc^  k'cniersbrunst  in  denn  der 
elterlichim  Wohnun<,f  benachbarten  h'ranziskanerkloster.  In  frühester  ju^^amd 
auch  traf  ihn  das  Un^dück   den   reichten  Arm   zu   verlieren. 

Hefners  Ju<,rend  fällt  in  die  Zeit,  in  der  Deutschland  \-on  den  N(')ten  der 
napoleonischen  Krie<,fe  sich  lan^^sam,  lan^^sam  zu  erhöhen  be^^ann.  Der 
Wohlstand  war  für  viele  Jahrzehnte  <^f(\schwunden  und  die  Hoffnun^^en  der 
Patrioten  auf  Einis^unj^  und  Gr()fse  des  Vaterlandes  wolltcm   sich  nicht   erfüllen. 

Im  elterlichen  Hause  empfing  der  Knabe  die  Eindrücke,  welche  seinen 
späteren  Lebensweg  bestimmten.  Der  Vater  war  anscheinend  nicht  reich, 
erfreute  sich  aber  doch  eines  behaglichen  Wohlstand(\s.  Er  baute  sich  in 
Aschaffenburg  ein  kleines  Haus  und  umgab  es  mit  (Mnem  Garten,  der  mit 
Geschmack  angelegt  und  wohl  gepflegt  war.  Im  Hause  aber  waren  Kunst- 
werke mancherlei  Art  verwahrt.  Aus  der  kurzen  Beschreibung  Hefners 
klingt  der  Eindruck  wieder,  den  diese  Herrlichkeiten  auf  das  emjifängliche 
Gemüt  des  Knaben  machten. 

Auch  sonst  fehlte  es  in  dem  elterlichen  Hause  nicht  an  künstlerischen 
Anregungen.  Die  Schwestern  wurden  in  mancherlei  Künsten  unterrichtet 
und  an  ihren  Versuchen  im  Zeichnen  nahm  auch  der  jüngere  Bruder  auf 
eigene  Eaust  teil. 

Erühzeitig  erwachte  in  dem  KnabcMi  die  Vorliebe^  für  deutsches  Altertum, 
anfangs  ganz  in  romantischer  Eärbung.  Er  ging  «teutsch  gekleidet  in  alt- 
deutschem Röcklein  mit  grofsem  weifsen  Kragen,  mit  einem  Barett,  an  dem 
ein  silbernes  Kreuzlein  b(?festigt  war  und  trug  lange  Haar(\  Besonderes 
k^ntzücken  erregten  ihm  die;  Ritterschauspiele,  «in  denen  der  edle  Ritter 
stets  Sieger  blieb<s   und  die;   er  schon   in   früher    Jugend   s(dic>n   durfte. 

Die  langen  Haare  fielen,  das  t(;utsche  Rf')ck!ein  und  das  Barett  wurdt; 
al)gelegt,  mit  Humor  wird  ein  ritterliches  Unternehmen  des  siebenjährigen 
Knab(m  erzählt,  das  kein  rühmlich(\s  Ende  nahm;  die  Begeisterung  für  deutsches 
Altertum  stärkte  und  vertiefte  sich  in  späteren-  Zeit,  alx'r  sie  hat  nicht  nur  ein 
langes  Leben  hindurch  angedauert,  sondern  auch  stets  einen  Nachklang  der 
Romantik  beibehalten. 

Mit  dem  si(;benten  Jahre  begann  die  Zeit  des  Lernens.  Der  Ek^nentar- 
unterricht  war  mangelhaft,  di(^  Lehrer  waren  })edantisch,  der  Schüler  zerstreut, 
das  Auge  war  bei  ihm  das  Organ  der  geistigu.-n  Rez(.;i)ti\ität,  was  scnn  (Seist 
aufncdimen    sollte    mufste    ihm    durch   die  Anschauung   \ermittelt    sein   und   in 


—      77     — 

dieser  Hinsicht  wurde  ihm  nichts  geboten.  Sowie  er  einen  Lehrer  erhielt, 
der  auf  diese  Veranlagung  einging,  war  er  ein  fleifsiger  und  aufmerksamer 
Schüler.  So  gewann  der  lateinische  Unterricht  für  ihn  erst  Interesse,  als 
ihm  bei  der  Lektüre  der  Klassiker  durch  die  Erinnerung  an  die  Holzschnitte 
und  Kupferstiche  von  Virgil  Solls,  Tobias  Stimmer,  Georg  Pencz  und  anderen 
bildliche  Vorstellungen  vor  die  Seele  traten.  Der  Unterricht  durch  Hausieher 
umfafste  ungefähr  die  Fächer,  welche  damals  im  Gymnasium  gelehrt  wurden. 
Hefner  besuchte  dann  noch  das  Lyzeum  zu  Aschaffenburg,  welches  etwa  den 
philosophischen  Semestern  an  einer  Universität  gleich  geachtet  wurden. 

Für  das,  was  von  früh  auf  seine  Neigung  und  später  sein  Lebensberuf 
war,  haben  ihm  all'  diese  Studien  wenig  geboten  ;  als  Autodidakt  suchte  und 
fand  er  seinen  Weg.  Sein  Programm  scheint  ihm  frühzeitig  klar  geworden 
zu  sein,  wenn  er  sich  auch  wahrscheinlich  nicht  klar  machte,  ob  es  zu  einem 
einkömmlichen  Lebensberufc  führen  würde  oder  nicht. 

»Die  Werke  bildender  Kunst  der  Vorzeit«,  schreibt  er,  »sprachen  zu  mir 
wie  Geisterstimmen  aus  nebelgrauer  h^erne,  sie  wurden  mir  mit  Zunahme 
meiner  Jahre  Lern-  und  Lehrmittel  und  zwar  von  A.  L.  C.  bis  zu  dem,  was 
ich  Philosophie  nennen  darf.  .  .  .  Die  Geschichte  der  Menschheit,  ohne  jene 
der  Kunst,  gleicht  einem  grofsen  Schauspiel,  welches  man  hört  und  liest,  von 
dem  man  aber  nichts  sieht.« 

In  diesem  Streben,  sich  die  Menschen  der  Vorzeit  und  ihr  Leben  an- 
schaulich zu  machen,  interessierte  ihn  vor  allem  die  angewandte  Kunst,  und 
an  Werken  der  reinen  Kunst,  das,  was  sie  für  die  Erscheinung  der  INIenschen 
und  die  Umgebung,  in  der  sie  sich  bewegten,  boten.  So  hat  er  z.  B.  aus  der 
Grabplastik  wichtige  Aufschlüsse  für  die  Waffenkimde  und  Kostümgeschichte 
gewonnen. 

>Mein  Streben  galt  bis  zu  meinem  Mannesalter  nur  als  etwas  Absonder- 
liches ohne  Wert  für  das  praktische  Leben  und  ich  für  einen  Sonderling, 
aus  dem  niemals  etwas  werden  kcmne.  Für  mein  Schaffen  existierte  noch 
nicht  einmal  eine  entsprechende  Bezeichnung,  erst  in  neuerer  Zeit  tauchte 
der  jetzt  so  beliebte  Name  Kulturgeschichte  auf,  welcher  auch  mcMner  Sache 
eine  gr()fsere  Geltung  verschaffte.  Wenn  ich  bei  manchem  der  jetzigen 
Kulturhistoriker  auszusetzen  habe,  dafs  sie  dabei  öfter  die  Bedeutung  der 
Kunst  zu  wenig  schätzen,  so  mufs  ich  mir  auch  gefallen  lassen,  wenn  sie 
mir  manche  Einseitigkeit  vorwerfen.  Das  Gebiet  ist  grols  und  kann  nur 
durch  Zusammenwirken  imd  gegenseitiges  P2rgänzen  gef()rdert  werden. 
Hefners  Gebiet  ist  für  das  Mittelalter  das,  was  nian  in  der  klassischen 
Archäologie  »Altertümer'  nennt.  Dafs  ihn  vor  Allem  die  Altertümer  an- 
zogen,  welche  mit  der  Kunst  in   Beziehung  standen,   habe  ich  schon  erwähnt. 

Das  Zeichnen  übte  Hefner  mit  Vorliebe.  Der  Gedanke,  Maler  zu 
werden,  erschien  ihm  bald  als  höchstes  Ziel  des  Lebcnis,  warum  er  ihn  nicht 
verfolgte,  deutet  er  nur  an.  Ich  hatte  schon  zu  früh  die  Höhe  und  Be- 
deutung der  Kunst  erkannt,  so  dafs  es  mir  als  \'erweg(mheit  cMschien,  ein 
so  hohes  Ziel  anzustreben.-  Was  er  über  die  Absichten  sagt,  die  er  mit 
seinen  Zeichnungen  verfolgte,   zeigt,   dafs  ihn   wenigcM'  der  Drang  gestaltender 


Phantasie,  als  der  nach  genauem  X'erständnis  älterer  Kunstwerke  zum 
Griffel  streifen  liels.  Aber  auch  auf  (ii(\sem  Gebiete  fehlten  ^^eeignete 
Lehrer,   untl   Selbstunterricht   mufste  die  man^felnde   AnU-itung  ersetzen. 

Reiche  Anre>^nmL;en  botcMi  einiL,^'  gr(")fsei-e  Reisen,  welche  Hefner  von 
seinem  16.  lahrc^  an  mit  seiniMU  \'atei'  machte.  Die  erste  L,nng  nach  Düssel- 
dorf, die  zweite  nach  Wien,  eine  dritte  nach  Stralsburj^.  Man  reiste  noch 
mit  ei!_jenem  W'a^uMi  und  Pfeiden.  Allenthalben  wurden  die  Rauten  und 
Kunstwerke^  der  Städte  besichtiget,  kunst\  (■rständi«.,^'  Männer  besucht  und 
Kupferstiche  und  andere  Kunst^^egenstände  erworben.  Die  Lust  zu  sammeln 
ist   bei   1  lefner  frühzeitig,'  erwacht. 

Dei'  Vater  schätzte  und  f(")rdert(^  die  Studien  s(Mnes  Sohnes.  kf)nnte 
sich  aber  der  Sors^e  nicht  \(M'schli(>i"sen,  dals  sie  zu  keiner  festen  I>ebens- 
stelluns^',  wenii^^stens  im  Staatsdienst,  führen  würden  und  er  suchte  ihm  einem 
WirkuuL^fskreis  zu  verschaffen,  in  dem  ei'  sein  Können  und  Wissen  \-er- 
werten  und  Gewinn  daraus  ziehen  könnte.  Lin  sf)lcher  fand  sich  denn  auch. 
Hefner  wurde  Mittiesitzer  und  künstlerisclKM"  Leiter  einer  Porze-llanfabrik 
nahe  bei  Aschatlenburi^  iDamm.-).  Daneben  ^^ab  er  an  der  1883  neu  er- 
richteten Gewerbeschule  in  Aschaftenbur^^  den  l'ntei-richt  im  Freihandzeichnen. 
\m  Herbst  LS35  fand  in  München  eine  Ausstellung  \-on  Zeichnun^^en.  welche 
die  Schüler  der  Gewerbeschulen  s^eferti^^t  hatten,  statt.  I^ie  Zeichenlehrer, 
darunter  auch  Hefner.  wurden  zu  cmer  Versammlun^f  nach  München  be- 
rufen. Der  Minister  des  Innern.  Fürst  Ludwi<4  \  on  Oc^ttin^en-Wallerstein, 
wies  in  län^^erer  Rede  auf  die  Bedeutun^f  des  Zeichenunterrichts  unci  die 
Xotwendi^fkeit  der  Verbindung  von  Kunst  und  Handwerk  hin.  In  einer 
Privataudienz,  welche  Hefner  vor  seiner  Abreise  beim  Minister  hatte,  sprach 
sich  dieser  ausführlich  darüber  aus.  dafs  die  Kunst  für  die  allgemeine 
Bildung  der  Menschheit,  und  zwar  auf  allen  Stufen  des  Lebens,  von  hoher 
Wichtigkeit  sei,  dals  das  allgemeine  Geschichtsstudium  ohne  jenes  der 
Kulturgeschichte  immer  (Mue  mangelhafte  Seit(^  behalten  werde;  dafs  die 
jetzt  neu  gegründeten  Gewerbeschulen  für  das  gewcUmliche  bürgerliche 
Leben  ausreichen,  aber  auch  zugleich  für  die  höheren  ])olytechnischen 
Anstalten,  welche  bei  uns  bis  jetzt  noch  sehr  mangelhaft  seien,  eine  ent- 
sprechende Grundlage-  bilden  müfsten.  Daraus  hervorgehend  würden  noch 
aufser  Museen  für  Kunstwerke  auf  der  hf')chsten  Stufe,  auch  Museen  für 
Industrie  und  Kunstgewerbe  entstehen,  aber  alle  diese  Mus(H>n  müfsten  nicht 
nur  als  Aufbewahrungsorte  für  Kostbarkeiten  und  Seltemheiten,  oder  als 
Schaubuden,  sondern  als  Lehranstalten  \erwaltet  werde-n.  Auch  sj)rach  er 
vi(d,  mit  grolscr  Sachkenntnis  über  den  Stand  der  Künste  und  Gewerbe  im 
Mittelalter   im    Vergleich    zu  jenem   unserer    l'age.- 

Ich  mufs  gi'stehen,  dafs  \on  da  an  bis  zur  neueren  Zeit  in  diese)- 
Richtung  nichts  erdacht  oder  geschrieben  wui-de  wa->  Wallerstein  damals, 
wenigstens   dem    Wesen    nach,   nicht    schon   l)ei-ührt    hätte. 

Hat  i-'ürst  \Vall(M'stein  all  diese  Ideen  entwickelt  und  haben  sich  nicht 
in  der  lü'innei'ung  Hefners  eigene  IdiMU  nut  jenen  des  Ministers  kontunchert, 
so     hat     ei-     \  on     diesen     Bes])rechungen     die    tiefi^ehencLten    Ani-egungen    ei- 


—     79     — 

fahren,  denn  die  Gedanken,  welche  er  hier  dem  Fürsten  in  den  Mund  legt, 
sind  durchaus  die  gleichen,  die  er  selbst  sein  ganzes  Leben  hindurch  ver- 
treten hat.     Bis  zu  ihrer  Realisierung  hatte  es  freilich  noch  gute  Weile. 

Vorerst  eröffnete  sich  Hefner  ein  anderer  Wirkungskreis,  er  begann  im 
Jahre  1839  sein  grofses  Werk  Trachten  des  christlichen  Mittelalters,  nach 
gleichzeitigen  Kunstdenkmalen  .  Die  Anregung  ging  vom  Grafen  Radowitz 
aus;  Heinrich  Hoff  in  Mannheim  übernahm  den  Verlag.  Schon  am  20.  Mai  1840 
erschienen  die  drei  ersten  Lieferungen. 

Das  Werk,  zu  dem  anfangs  befreundete  Künstler  und  Gelehrte  einiges 
beitrugen,  nahm  bald  die  ganze  Kraft  des  Autors  in  Anspruch.  Das  Material 
mufste  gröfsenteils  auf  Reisen  gesucht  und  aufgenommen  werden  und  dabei 
durfte  die  Arbeit  der  Kupferstecher,  Koloristen  und  Drucker  nicht  stocken. 
Die  Arbeit  nahm  indes  einen  guten  Fortgang  und  das  Werk  fand  im  In- 
und  Auslande  lebhaften  Anklang. 

Durch  den  Erfolg  seines  Werkes  ermutigt,  begann  Hefner  noch  vor 
dessen  Vollendung  ein  zweites,  das  unter  dem  Titel  »Kunstwerke  und  Ge- 
rätschaften des  Mittelalters  und  der  Renaissance,  Utensilien  zum  täglichen 
Gebrauch  wie  zum  Luxus  in  sorgfältiger  Darstellung  wiedergab.  Da  seine 
Zeit  und  seine  und  seine  Kräfte  noch  durch  das  erste  Werk  in  Anspruch 
genommen  waren,  liefs  Karl  Becker  in  Frankfurt  durch  geschickte  Künstler 
Zeichnungen  nach  den  Originalen  herstellen.  Der  gröfste  Teil  der  Arbeit  ent- 
fiel aber  auch  bei  diesem  Werke  auf  Hefner.  Den  Verlag  übernahm  Heinrich 
Keller  in   Frankfurt. 

Alle  diese  Arbeiten  wurden  durch  die  Ereignisse  des  Jahres  1848  unter- 
brochen. Bis  zu  ihrer  Wiederaufnahme  fertigte  Hefner  im  Verein  mit  seinen 
Kupferstechern  und  Koloristen  ein  Geschlechterbuch  der  Freiherrn  von  Fechen- 
bach  das  auf  fünfhundert  Tafeln  alle  Wa])pcn  der  Herren  von  Fechenbach 
und  soweit  als  thunlich  ihre  Bildnisse,  Grabdenkmäler,  Burgen,  Schlösser  und 
Biographien  enthielt,  alle  Blätter  waren  mit  Randverzierungen  im  Stil  der  be- 
treffenden Zeiten  vom  romanischen  Stil  bis  zum  Empire  versehen. 

Dieser  Arbeit   folgte  eine  andere  über  die  Burg  Tannenberg. 

Als  Hefner  nach  dem  Jahre  1849  sich  wieder  seinen  gröfseren  Werken 
zuwandte,  hatte  sich  manches  geändert.  Der  Verleger  der  Trachten  ,  Heinr. 
Hoff,  mufste  infolge  seiner  [)olitischen  Thätigk(Mt  flüchten  und  scmu  Verlag 
kam  in  Konkurs.  Di(^  Verlagsrechten  und  Vorräte  kaint^T  in  Frankfurt  zur 
Versteigerung,  und  Heinrich  Keller  erwarb  die  Trachten  .  Dadurch  kamen 
beide  Werke  in  einen  Verlag  und  nahmen  xon  da  an  einen  ungest(')rten 
Fortgang. 

Schon  1837  hatte  sich  Hefner  mit  Elise  Pauli  der  zweiten  TochtcM-  des 
Geheimen  Rates  Anton  Pauli  \ermalilt  und  hatte  von  ihr  drei  S(')hne.  Die  eigenen 
Arbeiten  wie  die  Erziehung  der  Kinder  liefscm  den  Wohnsitz  in  einer  gr()fs(,M'en 
Stadt  als  As  haffenburg  wünschenswert,  ja  notwendig  erscheinen.  Schon  als 
1846  sein  Vater  gestorben  war,  hatte  er  den  Plan  hierzu  erwogtm;  nach  einem 
längeren  Aufenthalte  in  Berlin  im  WintcM-  1850  auf  51  trat  er  der  iXusfüh- 
rung   näher.      Als    künftiger   Wohnort     war   München    in   Aussicht    genommen, 


—    so    — 

im  Winter  1831  reiste  1  lefner  dortliin,  um  die  Verhältnisse  näluM'  kenniMi  zu 
lernen  und  im  Mai  1S52  fand  dcv  Umzu<^^  statt.  Zwar  hatten  in  Nürnberg 
lleidelotf  und  1  lans  xon  Autsefs  gesucht,  ilm  fiir  Ni'irnbcM-g  zu  gewinnen, 
letzteri-r  namentlich  im  1  linhlick  auf  die  beabsichtigte^  (iriindung  d(\s  ger- 
manischen Mustnnns;  1  lefner  entschied  sich  jedoch  für  München.  Er  tcMlt 
nicht  mit,  was  ihn  abhicdt,  scMue  l^erson  in  den  I)i(.;nst  einer  Sache  zu  steilem, 
die  so  sehr  seinen  eigenen  Idealen  entsprach.  Es  war  wohl  das  richtige 
Gefühl,  das  er  neben  Aufsefs  nicht  zu  selbstcändiger  k^ntfaltung  seiner  Kräftt; 
kommen  k()nne.  Auf  der  Versammlung  der  deutschen  (jcschichts-  und  Alter- 
tumsvereine in  Dresden  1852,  auf  welcher  die  Gründung  des  germanischen 
Museums  erfolgte,  war  er  aber  anwesend  und  gehört  seit  der  Gründung  dem 
Verwaltungsausschuls  unserer  Anstalt  an. 

Die  Aufnahme,  welche  er  in  München  fand,  war  eine  freundlich(%  an  an- 
regendem Verkehrs  in  angesehenen  Familien,  wie  in  den  Kreisen  von  Künst- 
lern und  Gelehrten  fehlte  es  nicht.  Es  war  die  Zeit,  da  König  Max  durch 
Berufungen  von  GeUdirten  und  Dichtern  München  zum  Mittelpunkt  deutscher 
Wissenschaft  und  Eiteratui'  machen  wollte,  und  es  herrschte  ein  bewegtes 
geistiges  Eeben.  Hefner  trat  in  den  Verein  zur  Ausbildung  der  Gewerbe 
ein,  wo  er  als  einer  der  ersten  der  Renaissance  und  späteren  Stilarten  Gel- 
tung zu  \erschaffen  suchte.  Schon  1 853  wurde  er  auch  Mitglied  der  Aka- 
demie der  Wissenschaften. 

Hefners  Name  ist  mit  den  Anfängen  und  dem  Werden  des  bayerischen 
Nationalmuseums  aufs  engste  verbunden.  Am  15.  März  1852  hatte  er  seine  erste 
Audienz  bei  König  Max.  Der  König  hatte  allerhand  Ideen,  welche  in  Hefners 
Fach  einschlugen,  so  die  Anlage  einer  wittelsbachischen  Ahnengallerie  in 
Schleifsheim  ,  die  Herstellung  eines  illustrierten  Werkes  zur  bayerischen  Ge- 
schichte u.  A.  Hefner  bemerkte,  dafs  aus  dem  zu  solchem  Zweche  ge- 
sammelten Material  wohl  ein  historisches  Museum  werden  könne  und  er- 
wähnte den  Plan  des  Freiherrn  \'on  Aufsefs.  Der  König  hatte  indes  kein 
Vertrauen  zu  dic^sem,  ihm  lag  an  Werken  und  Sainmlungen  zur  Verherrlichung 
des  bayerischen  Herrscherhauses. 

Hefner  opponierte  nicht,  sondern  dachte  zu  gelegener  Zeit  an  die  guten 
Gedanken  des  Königs  anzuknüpfen.  Das  sind  die  ersten  Keime  des  baye- 
rischen Nationalmuseums,  es  wurde  nicht  lange  darauf  ins  W'erk  gesetzt.  Es 
ist  kaum  zu  bezweifeln,  dafs  es  in  einer  gewissen  Rivalität  mit  dem  germani- 
schen Museum  und  in  der  Absicht,  dieses  in  Schatten  zu  stellen,  entstanden 
ist,  denn  der  König  war  diesem  nicht  sehr  günstig  gesinnt.  Riehl  teilte  mir 
einmal  mit,  dafs  er  bald  nach  der  F2r()rrnung  des  germanischen  Museums  vom 
König  nach  Nürnberg  gesandt  wurde,  um  über  dassselbe  zu  berichten  und 
er  liefs  nicht  undeutlich  merken,  dafs  rm  ungünstiger  IJericht  erwartet  wurde. 
Was   er   berichtet   hat,    hat   er   mir   nicht   gesagt. 

Vorerst  wurde  Ih-fner  zur  Mitarbeit  an  y\retins  Werk  Altertümer  und 
Kunstdenkmale  des  bayerischen  Herrscherhauses-'  bestinnnt.  Er  hat  an  dem 
Zusammenarbeiten  mit  dem  rücksichtslosen  I  lerausgeber  wenig  Freude  erlebt 
und   sich   nach   der  zweiten    Lieferung  zurückgezogen.     Was   ihn   zur  Mitarbeit 


—     8]      — 

bestimmte,  war  der  Gedanke,  dafs  sich  an  das  Werk  ein  bayerisches  Museum 
anschliefsen  würde  und  diesen  Gedanken  verfolgte  er  auch  weiter,  als  er  zu- 
rückgetreten war. 

Schon  1852  war  er  Konservator  der  vereinigten  Sammlungen«  geworden, 
die  Stelle  war  eine  Sinekure  wie  die  des  Direktors  Heinrich  Hefs.  Die  ver- 
einigten Sammlungen  entstanden  dadurch,  dafs  man  die  Räume  der  Gemälde- 
gallerie,  an  den  Arkaden  des  Hofgartens,  die  seit  Ueberführung  der  Gemälde 
in  die  Pinakothek  leer  standen,  wieder  zu  Sammlungszvvecken  verwenden 
wollte.  Sie  enthielten  das  Elfenbeinkabinet ,  die  Vogelbergische  Sammlung 
griechischer  Terrakotten,  einen  Teil  des  Antiquariums  und  der  Gewehr-  und 
Sattelkammer,  sowie  eine  Sammlung  alt-japanischer  Bronzearbeiten.  Sie  sind 
später  wieder  getrennt  worden.  Ein  Teil  wurde  dem  Nationalmuseum  einverleibt. 

Hefner  hielt  die  Idee  eines  solchen  unentwegt  fest  und  suchte  auf  seinen 
Reisen  Gegenstände  für  dasselbe.  Als  der  König  erkannte,  dafs  das  Material  für 
ein  Museum  ausreiche,  genehmigte  er  es  und  wies  als  Lokal  für  die  Sammlung 
die  Herzog-Max-Burg  an.  Die  Anstalt  erhielt  den  Namen    W^ittelsbacherMuseum«. 

Sobald  das  Museum  beschlossene  Sache  war,  nahm  sich  auch  Aretin 
um  dasselbe  an,  er  entwarf  einen  Plan  für  die  Sammlung  und  wurde  mit 
deren  Leitung  betraut.  Beide  begannen  teils  gemeinsam,  teils  getrennt  für 
dasselbe  zu  sammeln.  Hefner  berichtet  eingehend  über  seine  Thätigkeit. 
Unter  seinen  Erwerbungen  steht  die  der  Reider'schen  Sammlung  in  Bamberg 
in  erster  Linie.  Aretin  sammelte  stürmisch  und  entnahm  namentlich  den  könig- 
lichen Schlössern  in  der  Provinz  nicht  nur  hewegliche  Objekte,  sondern  auch 
Bauteile,  Decken,  Täfelungen  u.  dgl.  in  einer  Weise  wegnehmen,  welche  wenig- 
stens unseren  Anschauungen  von  Denkmalpflege  ganz  widerspricht.  So  kamen 
innerhalb  weniger  Jahre  die  Schätze  zusammen,  welche  den  Grundstock  des 
bayerischen  Nationalmuseums  bilden. 

Die  Bestände  des  Museums  waren  mit  der  Zeit  so  grofs  geworden,  dafs 
ein  eigenes  Gebäude  für  dasselbe  notwendig  wurde.  Klenze  schlug  vor,  das 
Schlofs  Schleifsheim  dafür  zu  \erwenden.  Gegen  diesen  Plan,  der  die  Be- 
nützung der  Sammlungen  sehr  erschwert  hätte,  wurden  ernstliche  Bedenken 
geltend  gemacht,  doch  konnte  sich  der  König  nicht  sofort  entschliefsen  ihn 
fallen  zu  lassen.  Da  zeigte  sich,  dafs  das  in  der  Maximilianstrafse  erbaute  Taub- 
stummeninstitut seinem  Zweck  nicht  entsprach  und  der  Vorschlag,  den  Bau 
nebst  dem  anstofs(MKkm  freien  Raum  für  das  Nationalnuiseum  zu  verwenden, 
fand  die  Genehmigung  des  K(")nigs.  Nun  wurde  der  Museumsbau  in  grofser 
Uebereilung  hergestellt  und  noch  vor  seiner  Vollendung  bezogen.  Aretin  war  in- 
zwischen zum  I^irektor  der  neuen  Anstalt  ernannt  worden.  Hefner,  der  schon 
vorher  sich  \"on  Aretin  zurückgezogen  und  eingesehen  hatte,  dafs  er  mit  ihm 
nicht  zusammenarbeiten  könne,  lehnte  eine  amtliche  Stellung  am  Museum  ab. 

Er  begann  damals  ein  neues  gröfseres  Werk.  di(^  Ornamentik  der 
Schmiedekunst.  Das  war  im  jähre  186L  In  diesem  jähre  wurde  er  zum 
Konservator  des  kt'jniglichen  Kupferstich-  und  1  landzeichnungskabinetts  ei'- 
nannt.  Der  Wirkungskreis  war  hier  ein  grtMserer  als  an  den  vereinigten 
Sammlungcm.      Zunächst    war    in    der    nachläfsig   \erwaltelen   Anstalt   vieles  zu 

Mitteilungen  aus  dem  german.  Nationalmuseum.     1899.  XI. 


~-     82      - 

Ol  (Inen,  dann  .sticl)tc"  IIcfntM  danach  sie  m()i4lich'^t  nutzhrinLjcnd  /u  mach(m. 
hie  Auti^abe  der  Kupfcrstichkal)inette  piäcisicMt  v.v  dahin,  dals  in  ihnen  dcv 
Kiinstlei-,  der  Kunst forsclier  und  Kunstliebhaber  alles  \creinigt  finden  soll,  was 
die  verschiedenen  Kunstepochen  hervor^'ebrachl  haben,  wenn  nicht  in  Orii^i- 
nalen,  so  doch  in  ^^niten  Xachbilduns^en.  (  )nellcnsamnilun_Ljcn  sollen  sie  sein 
fin-  das  Stutliuni  der  Kunst  und  iles  Kunsti^ewerbes.  Dieses  l'roj^rainni  ^'eht 
über  das  der  Kupferstichkabinette  im  .älteren,  enteren  Wortsinn  weit  hinaus, 
ja  es  verschiebt  dasselbe  eigentlich  vollständig.  Nur  an  sehr  reich  dotierten 
Sammlungen  wird  es  durchführbar  sein.  Und  selbst  bei  hoch  dotierten  Ku])fer- 
stichkabinetten  wird  es  fraglich  sein,  ob  sie  zu  so  ausgedehnten  Central- 
instituten  gemacht  werden  sollen,  ode^r  ob  nicht  auch  hier  v.mc  'I'eilung  statt- 
find(>n  soll.  Seit  wir  allenthalben  reine  Kunstgcnverbemuseen  haben,  sind 
diese  der  natürliche  Sammelpunkt  auch  für  tue  Publikationen  älterer  und 
neuerer  Zeit  auf  ku.nstgewerblichem  Gebiete.  Ein  anderer  Zweig  sind  die 
photographischen  und  die  mit  1  lilfe  der  Photographie  hergestellten  Abbil- 
dungen von  Wtnken  der  bildenden  Künste.  Sie  haben  für  das  eingehende; 
Kunststudium  dii-  älteren  Reproduktionsweisen  fast  ganz  verdrängt  und  es 
mufs  Sammelstellen  geben,  an  welchen  sie  vorhanden  sind  und  der  Penützung 
zugänglich  g(;macht  werden.  Xun  krinnen  sich  Bibliotheken  auf  das  syste- 
matisch(»  Sammeln  \on  Photr)gra])hien  gar  nicht  einlassen  und  die  massen- 
haften Lichtdruckwerke  sind  für  sie  eine  Last;  ihre  Anschaffung  beschränkt 
die  der  Litteratur  im  engeren  Sinn  und  Vollständigkeit  kann  doch  nicht 
erreicht,  ja  nicht  einmal  angestrebt  werden.  Die  Sammlungen  von  Repro- 
duktioncm  werden  nun  wohl  am  besten  den  Kupferstichkabinetten  angegliedert. 
Zu  Hefners  Zeiten  war  das  tlutartige  Auswachsen  dieser  Litteraturgattung 
noch  nicht  zu  erwarten,  die  Photographie  leistete  noch  wenig  und  die  auf 
sie  gegründeten  Druckverfahren   waren   noch  nicht  erfunden. 

Die  Benützung  der  Sammlung  suchte  Hefner  möglichst  zu  fördern,  auch 
wenn  es  sich  nicht  um  ernstliche  Studien  handelte.  Ich  selbst  habe  als 
Gymnasiast  mit  einigen  P'reunden  das  Kupferstichkabinet  regelmäfsig  besucht, 
nicht  um  Studien  zu  machen,  sondern  nur  zur  Befriedigung  unserer  Schau- 
lust. Unermüdlich  wurden  uns  grünen  fungen  immer  neue  ALappen  vorgelegt 
und   unbewufst   haben   wir  daraus   doch   manchen   Gewinn  gezogen. 

Am  27.  lanuar  LS6S  ernannte  König  Ludv.ig  IL,  dem  Hefner  schon 
seit  längerer  Zeit  in  künstlerischen  und  kunstgeschichtlichen  Fragen  ein  Be- 
rater war,  diesen  zum  -Generalkonservator  der  Kunstdenkmale  und  Altertümer 
Bayerns. f  Die  Stelle  war  ein  reines  IChrenamt  ohne  Gehalt  und  ohne  fest 
umschriebene  ("ompetenzen,  es  ist  daraus  allmählich  inne  luduuxle  geworden, 
\v(!lche  auch  nach  Hefners  Rücktritt  in  [Personalunion  mit  dem  Xational- 
museum  geblieben  ist.  Die  Organisation  ist  indes  luMite  noch  nicht  abge- 
schlossen. Bei  dc;m  umfassenden  Wirkungskreis  beider  AnstaltcMi  mufs  eini' 
J  rennung  vom  Xationalmuseum,  die  auch  aus  amieren  Gründt-n  angezeigt 
erscheint,   trüber   o(J(.;r   später   eintreten. 

Heiner  hat  für  die  Lrhaltung  \-on  Kunstdenkmalen  gethan,  was  er  in 
seiner  Stellung    thun    kr^nnte,    aber    er   hat    von    nianclu'ii    .Mifserfolgen   zu   be- 


—     83     — 

richten,  die  nicht  möghch  gewesen  wären,  wenn  der  Denkmalschutz  schon 
damals  wirklich  organisiert  gewesen  wäre.  Sein  Verdienst  ist,  dafs  er,  als 
einer  der  ersten  auf  die  Bedeutung  historischer  Denkmäler  hingewiesen  und 
ihre  Erhaltung  als  eine  Pflicht  des  Staates  gefordert  hat.  Die  Berechtigung 
dieser  Forderungen  ist  heute  fast  allgemein  anerkannt;  als  sie  zuerst  auf- 
tauchten mufsten  sie  vielfach  auf  Widerspruch  stofsen,  denn  der  historische 
Sinn,  in  dem  die  Pietät  gegen  die  Denkmale  der  Vorzeit  wurzelt,  mufste  erst 
geweckt  werden.  Das  konnte  nur  durch  wiederholte  Mahnungen  erreicht 
werden.  Es  ist  auch  nicht  zu  verkennen,  dafs  die  Forderungen  der  historischen 
Pietät  mit  denen  des  täglichen  Lebens  zuweilen  in  Konflikte  geraten,  welche 
eine  alle  Teile  befriedigende  Lösung  kaum  erreichen  lassen.  Immerhin  ist 
die  Lage  bei  öffentlichen  Denkmälern  noch  verhältnismäfsig  einfach.  Die 
gröfsten  Schwierigkeiten  aber  bietet  der  Schutz  von  Denkmälern,  welche  im 
Privatbesitz  stehen.  Allgemein  anwendbare  Grundsätze  hiefür  sind  dann  auch 
heute  noch  nicht  gefunden,  und  die  Frage  des  Denkmalschutzes  ist  gerade 
jetzt  wied(;r  in  lebhaftem  Flufs.  Freilich  ist  sie  in  ein  anderes  Entwicklungs- 
stadium getreten,  als  zu  der  Zeit  da  Quast,  Hefner  u.  A.  wirkten.  Sie  haben 
ideale  Forderungen  in  idealer  Weise  gestellt,  diese  sind  im  Wesentlichen  als 
berechtigt  anerkannt  worden,  uns  liegt  die  Aufgabe  ob,  ihre  Durchführbarkeit 
zu  ermöglichen  und  in  nüchterner  Prüfung  ihre  rechtliche  F^jrmulierung  zu 
finden.  Was  wir  anstreben,  ist  eine  gesetzliche  Regelung  des  Denkmalschutzes, 
welche  auf  eintT  für  ganz  Deutschland  gemeinsamen  Grundlage  den  in  den 
einzelnen  Staaten    sehr   verscliieden  gelagerten   Verhältnissen  Rechnung  trägt. 

Am  29.  April  LS68  starb  Aretin  i)lr)tzlich  auf  einer  Reise  in  Berlin, 
wenige  Tage  darauf  wurde  Hefner  zum  Direktor  des  bayerischen  National- 
museums (;rnannt.  Er  stand  nunmehr  als  Leiter  an  der  Spitze  der  Anstalt, 
welche^  ihr  Entstehen  hauptsächlich  seinen  Anregungen  verdankte  und  für 
welche  er  schon  vor  ihrer  I^röffnung  so  viel  gethan  hatte. 

Das  bayerische  Xationalmuseum  war  \on  Aretin  als  eine;  kulturgeschicht- 
liche Sammlung  gedacht,  l^s  sc)l]t(\  sowcMt  di(\s  durch  Kunstwerke^  und  Alter- 
tümer des  (■)Üentlichen  und  häuslichen  Lebens  erreichbar  ist,  ein  Bild  der 
deutsch(?n  Kultur  im  Laufe;  ihrer  h^ntwickelung  biegten.  Diesem  Plane  war 
der  des  (Gebäudes  angepafst.  Die  Reihenfolge  der  Säle  und  ihre  architekto- 
nische Ausstattung,  zu  welcher  Decken,  Täfelungen,  Te^pijiche  und  andere 
Stücke  älteren  BauwcM-kcm  entnommen  wurden,  ents'praeh  der  chronologischen 
Folge  der  Sammlungen.  Diese  waren  im  Erdgeschofs  und  im  zweiten  Ober- 
geschofs  aufgestellt  und  zwar  das  Mittelalter  in  jenem,  die  spätere  Zeit  in 
di(;sem.  Die  dreilsig  Säle  dc;s  ersten  (Jbergeschosses  dagegen"!  wureJen  mit 
hundertmieleii-eiunehicrzig  Gemälelen  aus  eie-r  l)a\\'rischen  Ge'schiclite  geschmiickt. 
Sie  sollten  keine  Sammlungen  enthaltet.  se)nelern  dcn\  iJesucher  eine  Kuhe'- 
])ause'   zwischen   den  beieien  Abteilungen   ge'währe'U. 

Den-  F'lan  des  ALiseums  fand  unteM'  1 1('fne>r  eine'  Erweiterung.  Ging 
1  lefners  liestre-Iie'n  \on  je'he'i-  dahin,  ejie'  Kunstsammlungen  nicht  nur  de-r 
Wissenschaft,  sonde-rn  auch  eie-r  praktischen  Lbung  ve)n  Kunst  und  Kunst- 
i>e\\en"be;    die^nstbai'    zu    maclie'U,     se)    wui'eie^    diese     foreicrun^     mm    <mch     \  u\\ 


-      84     — 

vielen  anderen  gestellt,  als  gegen  Ende  der  Sechziger  Jahre  die  Pflege  des 
Kunstgewerbes  gewissermafsen  als  eine  nationale  Angelegenheit  betrachtet 
wurde.  Kin  k()niglich(\s  Kabinetsschreiben  \erlangte  bald  nach  dem  Amts- 
antritt lletiu'is.  dafs  das  Museum  immer  nn^hr  Bildungsanstalt  nicht  nur  für 
Künstler  und  Gelehrtc\  sondern  auch  für  Kunstgewt-rbetrcMbende  werde.  ]is 
wurde  angtnegt,  mit  dem  Museum  eine  kunstgewerbliche  l^'achbibliothek,  eine 
GipsgiefscM-cM  und  eine  photographische  Anstalt  zu  verbinden,  llefner  ging 
mit  FreudiMi  auf  diese,  seinen  Absichten!  so  sehr  entsi^rechenden  Anregungen 
ein,  aber  er  ging  noch  weiter,  indem  er  die  ganzen  Sammlungen  (Mner  Neu- 
gestaltung unti-rzog.  Dem  Zweck  einer  kunstgewerblichen  Lehranstalt  konnte 
eine,  nach  historischen  Gesichtspunkten  angelegte  Sammlung  nur  mittelbar 
genügen;  unmittelbar  lehrhafter  für  Kunstgewerbetreibende  war  (\s,  wenn  jeder 
die  Gegenstände  seines  {'Caches  in  einer  Specialsammhmg  vertnnigt  fand. 
Tiefner  legte  deshalb  neben  der  kulturgeschichtlichen  Sammlimg  eine  zweite 
Abteilung  an,  in  welcher  die  verschiedenen  Zweige  des  Kunstgewerbes 
getrennt  aufgestellt  wurden.  Diese  Fachsammlungen  füllten  das  ganze  erste 
Obergeschofs  und  drei  Säle  des  Erdgeschosses. 

Durch  die  Trennung  von  historischen  und  Fachsammlungen  ist  ein 
Dualismus  in  die  Anordnung  des  Nationalmuseums  gebracht  worden,  welchen 
ich  beklage.  Ich  habe,  als  die  Frage  eines  Neubaues  des  Museums  auftauchte, 
einmal  Gelegenheit  genommen,  diese  Frage  mit  Riehl  zu  besprechen  und 
angeregt,  die  Trennung  der  beiden  Abteilungen  aufzugeben  und  eine  ein- 
heitliche Anordnung  durchzuführen;  Riehl  war  aber  nicht  geneigt,  darauf  ein- 
zugehen, und  ich  habe,  da  ich  nicht  Beamter  des  ^luseums  selbst  war,  es 
nicht  für  passend  gehalten,  durch  direkte  Anträge  in  die  Verwaltung  der  An- 
stalt einzugreifen.  Da  meine  Anschauungen  in  diesem  Punkte  denen  der  hoch- 
verdienten Direktoren  des  bayerischen  Nationalmuseums  teilweise  wider- 
sprachen, glaube  ich,  die  Frage  in  möglichster  Kürze  berühren  zu  sollen. 

Die  grofsen  Museen  der  Neuzeit  verfolgen  zwei  verschic^dene  Zwecke, 
entweder  den  historisch-wissenschaftlichen,  oder  den  für  Kunst  und  Gewerbe 
praktisch-lehrhaften.  Diese  müssen  sich  in  der  Anordnung  der  Samiulungen 
aussprechen.  Für  die  Einteilung  der  historischen  Sammlungen  kommen 
natürlich  nur  kulturgeschichtliche  Gesichtspunkte  in  P>age,  die  der  Kunst- 
gewerbemuseen erfolgt  nach  Material  und  Technik.  Es  ist  nicht  in  Abrede? 
zu  stellen,  dafs  eine  bestimmte  und  zutreffende^  PLinteilung  beM  le>tztcren  leichter 
und  vollständigen-  durchzuführen  ist,  als  bei  ersterem.  VAnc  \-ollkommen  durch- 
gehende Systematik  ist  bei  historischer  Sammlung  schwer,  \ielleMcht  gar  nicht 
zu  enreichen.  Die  sogenannten  Kulturbilder,  welche  da  und  detrt  zusammen- 
geste?llt  werden,  haben  ihr  Bedenkliche-s.  Sie  verführen  leicht  zu  starker  Be- 
tonung des  Dekorativen.  Sie  können  in  malerischem  Sinne  sehr  schön  senn, 
aber  sie  entsprechen  niemals  einer  irgendwann  ge^wesenen  Wirklichkeit.  Was 
in  ihnen  Ans[)ruch  auf  Bedeutung  für  die-  historische  P'orschung  hat,  sine!  ehe 
einzelnen  Gegenstände,  soferne  sie  nicht  ge'fälscht  sind,  nicht  aber  die^  Ge- 
s.amten'scheinung  de-r  Räume,  vielleicht  abgesehen  \on  e'inzelnem  Kapellem  oder 
Zimnunn,    die    man    im   Ganzen    in   Museen    \erse;tzt    hat.      Ich   will   damit  gar 


—     85     — 

nicht  in  Abrede  stellen,  dals  es  möglich  ist,  solche  Gesamtbilder  auf  den 
Charakter  der  Epoche,  welche  sie  zur  Anerkennung  bringen  sollen,  zu  stimmen. 
Das  neue  Nationalmuseum  in  München  bietet  einige  sehr  glänzende  Beispiele, 
deren  Berechtigung  ich  nicht  bestreiten  will.  Aber  man  mufs  sich  darüber 
klar  sein,  dafs  hier  das  wissenschaftliche  Element  von  dem  künstlerischen 
überwogen  wird. 

Will  man  wissenschaftlich  vorgehen,  so  wird  man  auch  in  historischen 
Museen  stets  ein  System  von  einzelnen  Abteilungen  aufstellen  müssen;  ob 
dieselben  sachlich  weitere  oder  engere  Kreise  uni fassen,  ist  von  sekundärer 
Bedeutung,  sie  werden  sich  teilweise  mit  denen  der  Kunstgewerbe-Museen 
berühren.  Für  die  Aufstellung  des  Systems  aber  mufs  der  historische  Gesichts- 
punkt mafsgebend  bleiben,  der  die  Gegenstände  nicht  in  erster  Einie  als  in 
bestimmter  Technik  aus  bestimmtem  Material  erzeugt,  sondern  als  Erzeugnisse 
der  praktischen  Anforderungen,  des  technischen  Könnens  und  der  künstlerischen 
Richtung  einer  bestimmten  Epoche  auffafst. 

Ich  vermag  leider  den  praktischen  Wert  systematisch  angelegter  Vor- 
bildersammlungen für  das  Kunstgewerbe  nicht  allzuhoch  anzuschlagen.  Gewifs 
haben  uns  die  Kunstgewerbemuseen  technisch  sehr  gefördert,  sie  haben  auch 
kräftig  dazu  beigetragen,  dafs  wir  wieder  das  Bedürfnis  fühlen,  unsere  Um- 
gebung künstlerisch  zu  gestalten,  aber  sie  sind  auch  mit  dafür  verantwortlich, 
dais  unser  Kunstgewerbe  in  Nachahmung  und  Eklekticismus  befangen  geblieben 
ist,  dafs  es,  nachdem  es  alle  unsere  historischen  Stile  durchlaufen  hat  und 
selbst  von  Japan  desorientiert  worden  ist  und  all  das  nicht  vorhalten  wollte, 
jetzt  den  ebenso  aussichtslosen  Versuch  macht,  unabhängig  von  historischen 
Voraussetzungen  neue  Formen  zu  finden. 

Eine  weitere  Erörterung  der  leidigen  Stilfrage  gehört  nicht  hierher. 
Wohl  aber  bin  ich  meinen  Lesern  eine  Antwort  schuldig  auf  die  Frage, 
sollen  denn  nun  die  Kunstgewerbemuseen  aufhören  V^orbilder  zu  liefern.' 
Mit  nichten.  Aber  das  mufs  angestrebt  werden,  dafs  man  über  die  äufserlich 
formale  Nachahmung  hinausgeht,  dafs  man  an  die  alten  Werke  nicht  die 
PVage  stellt,  wie  sind  sie  gemacht,  sondern  warum,  in  Hinsicht  auf  welchen 
Zweck  sind  sie  so  gemacht.  Auch  sie  werden  die  Antwort  zuweilen  schuldig 
bleiben,  im  allgemeinen  aber  werden  sie  vollen  und  zuverlässigen  Aufschlufs 
geben  und  dem  Künstler  den  Weg  zu  analogem  Verfahren  aus  dem  ihm  vor- 
liegenden Zweck  heraus  weisen. 

Abgesehen  von  den  prinzipiellen  Bedenken,  welche  ich  gegen  die  Zwei- 
teilung des  Systems  im  bayerischen  Nationalmuseum  habe,  verkenne  ich 
keineswegs,  dafs  die  Durchführung  eine  sehr  gute  i.st  und  dafs  die  dort  auf- 
gestellten k'achsammlungen  sehr  übersichtlich  angeordnet  und  sehr  instruk- 
tiv sind. 

L^ber  seine  Grundsätze  bei  der  Organisierung  des  Nationalmuseunis 
berichtet  flefner  in  einem  b(\sond(n-en,  -Zweck  und  l^inrichtung  des  National- 
museums« betitelten  Kapitel  seiner  LebenserinncM'ungen.  Es  enthält  viel  des 
Interessanten  und  BeherzigenswertcMi.     Hefner  kann  hier  \on  Bemühungen  und 


-     86     - 

I-'rfolt^fcn  sprechcti  dir  ihm  innere»  lu-fricdigiinL;  und  dau(Mnde  AncM-kt^nnunL,^ 
L^ebraclit  haben.  Was  cm-  sonst  ühvv  cHese  Periode  seines  Lebens  mitteilt, 
liest  sich  wie  ein  langes  Klaj^^udied.  Der  liau  des  Xationalmuseums  war 
änfscMst  unsolid  ausi^efiihrt  und  mufste  schon  wcMiii^e  )ahre  nach  seiner  Er- 
(»IfnunL;  tit'fi^riMtenden  konstruktivc-n  VeränchMuni^uMi  unterzo<^en  wc-rden,  das 
i^ini^f  vorüber.  Dauernd  behind(Mt  fühlte  t>r  sich  in  seinen'  Thätigkeit  durch 
die  i^tM'in^e  Unterstützung^  die  er  bei  seinen  Vor<4(-setzten  fand  rmd  durch 
die  Anmafslichkeit  des  Konservators  Dr.  Kuhn.  Ich  s^laube  diese  Abschnitte 
hicM-  überquellen  zu  sollen.  Mefncn-  ist  eine  edle  und  vornehme  Natur  und 
d\c  widerwärtis^en  dienstlichcu  Verhältnisse  vergällten  ihm  selbst  die  Freude 
an  tlcm  Nationalmuseum,  das  der  Traum  seiner  Jui^end,  die  Sorge  und  der 
Stolz  seiner  i\Lanne.sjahr(»  gewesen  war.  Im  Jahre  18S3  kam  er  um  stnne 
Ouieszierung  ein.  Da  um  diese  Z(nt  ein  Wechsel  in  der  Besetzung  der 
Konservatorenstellen  eintrat,  li(d"s  er  sich  indes  vorerst  noch  zum  Vert)leiben 
in  seinem  Amte  bewegen,  doch  am  2.  April  1885  trat  er,  in  seinem  75.  Lebens- 
jahre in  den  Ruhestand. 

Auch  häuslicher  Kummer  ist  ihm  in  seincnii  langen  Leben  nicht  erspart 
geblieben.  Von  seinen  drei  tüchtigen  Söhnen  starben  zwei,  und  seine  Frau 
hat  er  im  Jahre   LS87   verloren. 

Hefners  P)Uch  wird  belebt  durch  viele  persönliche  Erinnerungen,  die  er 
teils  in   die  Erzählung  verwebt,  teils  in  besonderen  Abschnitten  mitteilt. 

Es  gibt  heutzutage  Leute,  und  sie  haben  gerade  in  künstlerischen 
Fragen  das  grofse  und  schöne  Wort,  welche  ihre  Begeisterung  jedesmal  dem 
Neuesten  zuwc^nden  und  dieses  beiseite  werfen,  sowie  sich  das  Allerneueste 
zeigt.  Hefner  ist  nicht  von  dieser  Art,  er  ist  den  Überzeugungen,  welche  er 
sich  in  jungen  Jahren  erworben  hat,  durch  ein  langes  an  Freuden  und  Leiden, 
an  Mühen  und  Erfolgen  reiches  Leben  treu  geblieben.  Darin  ist  es  be- 
grimdet,  dafs  sich  unsere  Anschauungen  mit  den  seinigen  im  Einzelnen  nicht 
immer  decken.  Das  ist  das  Los  des  Alters,  auch  w'ir  nehmen  bereits  wahr, 
dafs  die  kommende  Generation  anders  denkt  und  fühlt  wie  wir.  Doch  nicht 
auf  Unterschiede  im  Einzelnen  kommt  es  an,  Hefners  Streben  und  Wirken 
und  unseres  sind  doch  nur  verschiedene  Äufserungen  der  gleichen  Empfindung, 
der  Liebt;  zu  unserer  \/orzeit.  Darin  fühlen  wir  uns  Eins  mit  ihm.  Und 
darum  bleiben  wir  auch  eingedenk  des  Dankes,  den  wir  ihm  schulden.  Denn 
er  gehört  zu  den  Männern,  welche  die  Grundlagen  für  di(^  Organisation 
und  die  Verwaltung  der  Museen  geschaffen  haben,  auf  denen  unsere  Thätig- 
keit   beruht. 

Das  germanische  Aluscnim  aber  ist  ihm  noch  ganz  besoncUns  zu.  Danke 
\crpnicht(;t,  denn  seit  stMuer  Gründung  g(;h()rt  Hefner  (Jem  Verwaltungsaus- 
schufs  dc>  Museums  an  und  waltet  dieses  Amtes  noch  heute  in  jiigendltch(M- 
]'"rische.  Er  s[)richt  dariiber  gegen  den  Schluls  seines  l!ucht\s.  «Zu  den 
ang(;n(dimc;n  hj'inneruugen  meintis  Ltdjens  rechne  ich,  dafs  t;s  mir  \ergr)nnt 
war,  den  Traum  nu;intM"  lugend,  tun  einig(\s  dt'utsclu\s  Vaterland,  \  tM'wirklicht 
zu  sehen,  ferner  zälile  ich  dazu  tue  fortschreitende  Entwickelung  des  ger- 
manisch(>n    NaticjnalnuiseuiTis   in    Nürnberg,    das    ich    untiM"   Leick'U   und   Sorgen 


—     87     — 

seines  Gründers  Hans  von  Aufscfs  entstehen  sali.  Zu  meiner  grofsen  Freude 
konnte  ich  noch  erleben,  dafs  es  niclit  nur  nach  dem  Wunsche  seines  Stifters 
ein  wirklich  germanisches  Museum  gewordcni  ist,  dafs  es  von  allen  Deutschen 
Staaten  unterstüzt  und  erhalten  wird,  sondern  auch,  dafs  man  es  jetzt  ein 
Museum  für  die  ganze  gebildete  Welt  nennen  kann.  Möge  er  noch  lange 
dieses  Amtes  walten  zu  seiner  und  uns(;rer  Freude^  und  zum  Wohle  unseres 
Museums. 

Nürnberg.  Bezold. 


Kachelöfen   und   Ofenkacheln  des  16.,  17.  und 

18.  Jahrhunderts 

im  Germanischen  Museum,  auf  der  Burg  und  in  der 

Stadt  Nürnberg. 

P^y^j'^lle  bisher  erwähnten  Stücke  waren  buntglasiert,  wie  denn  überhau])t  in 
-^->^^[^x^  dieser  Zeit  eine  aufserordentliche  Lust  an  freudigen,  hellen  l^'arben  vor- 
t^ü^+Nfc-^  herrschte,  während  die  eigentliche  Gotik  noch  fast  durchaus  grün- 
glasierte Ofen  hergestellt  hatte.  Erst  gegen  Ende  des  15.  Jahrhunderts  begann  ein 
bedeutender  Umschwung  sich  geltend  zu  machen  zu  Gunsten  bunter  Kacheln, 
wie  wir  sie  an  den  in  der  Einleitung  angeführten  Öfen  kennen  lernen.  Daran 
knüpfte  die  Frührenaissance  an  mit  noch  stärkerer  Betonung  des  farbigen 
Prinzipes;  doch  unterscheiden  sich  ihre  Farbenzusammcnstellungen  recht  be- 
deutend von  denen  der  Spätgotik,  mögen  auch  die  betreffenden  C)fen  kaum 
mehr  wie  zwanzig  Jahre  auseinanderliegen.  Verhältnism.äfsig  selten  dagegen 
sind  in  den  zwei  ersten  Dritteln  des  16.  Jahrhunderts  die  einfarbigen  Ofen; 
kommen  sie  vor,  so  sind  sie  durchaus  grünglasiert,  die  später  so  häufige 
schwarze  Glasur  war  in  dieser  Zeit  noch  nicht  bekannt.  Aber  auch  das  Grün 
der  in  Frage  stehenden  Stücke  ist  wesentlich  verschied(>n  von  jenem  älteren 
Grün  aus  gotischer  Zeit,  es  ist  heller,  (Jurchsichtiger  und  leuchtcMuier  als  jene 
oft  stumpfe  und  sehr  dunkle  Glasur.  —  Das  ruhige  /Xussehen  dieser  grün- 
glasierten Öfen  wird  häufig  durch  eine  leichte  (iokherzierung  l)elebt.  Wie 
in  früheren  Zeiten  ■ —  Beispiele  in  den  genannten  Aufsätzen  l'^ssenweins 
Seite  70  ff.  —  so  kommt  es  auch  jetzt  vor,  dafs  die  gleichen  Kacheln  ein- 
mal grün ,  dann  wieder  bunt  glasiert  werden ;  jc^  nach  dem  Ge\schmack  dtM- 
Besteller  oder  aus  Rücksicht  auf  den  Ivaum  konnten  die  einen  oder  anderen 
aus  dem  reichen  Vorrat  verwendet  werden.  ]-Vmv  grünglasicrte  Kachel  der 
Zeit  ist  uns  cM-halten  in  A.  600  uns(M-er  Sammlung,  welche;  genau  den  Portiku.s 
der  Stücke  Fig.  5  und  7  zcMgl,  statt  des  doit  eingesc^tzt(Mi  Bil(l(\s  a'ner  wv- 
tieft  einen  Hof  mit  zwcm  iibereinanderstelKMuIen  l)()genst(>llungen.  Fetztere 
muten  uns  an,  als  ob  sie  einem  itali(-niscjien  /Xrchilektui  Iraktal  (Milnomnien 
wären,  sic^  sind  in  eben  der  .  x-eriMufachttMi  uml  \  (M-gröbiMtiMi  l-"oini-  wicnier- 
gegt^ben,    wie   es    -die    yXnforderungen    dcv   lineaicn    I  )eutli(;hlveil    bediiigUMi    Itei 


—      .S8 


diesen  kh^non  Umrirszrichnungen,  Wreinfachuni^'on  und  l'mt^'estaltungrn  der 
köriHMÜcluMi  zu  llächenhaften  Formen  M,  \velclu>  k'ra  Giocondo,  IV)lifilo  und 
andere   in   ihi'en   Büehern   gaben. 

Das  in  Dmitseliland  ^M-\vachte  Interesse^  an  der  italienischen  und  antiken 
Architektui',  da^  sicli  lii(M-  dokumentiert,  tritt  auch  an  dem  Ofen  A  52<S  unserer 
Sammhing  zu  I  agc\  h^r  ist  einfach  grüngkasiert,  wie  das  solche  gcwissermafsen 
abgu'kürzte  Arcliitekturdarstellungen,  wo  es  auf  das  Arcliiti:ktonische  alUnn  an- 
kam, unbedingt  erfordiMlen,  auch  hier  war  aber  durch  Vergoldung  der  etwas 
eint(')nigen  Erscheinung  zu  Hilfe  gekommen,  wo\on  sich  an  einigen  Kacheln 
noch  Reste  finden.  Die  G(\stalt  des  Ofens  ist  ähnlich  der  des  erstbesprochenen 
Stückes  (Fig.  3)  schlank  und  klein,  wenn  auch  etwas  gedrückter  wi(^  jener;  der 
untere  Teil  vierseitig  mit  zwei  schildförmig  abgeplatteten  Ecken,  der  Aufsatz 
achteckig,  tiu'martig  mit  \'ors])ringendem  antikisierendem  Gesimse.  In  der  Hohl- 
kehle am  Fufse  lagern  gelbglasierte  Eöwen,  auf  den  Kacheln  befinden  sich 
architektonische  Perspektiven  von  Hallen  und  Zimmern  mit  und  ohne  Per- 
sonen darin:  sieben  verschiedene  Model.  Auf  den  zwei  abgeplatteten  Ecken 
Putten,  die  einen  Schild  halten,  darunter  in  einem  Kranze  das  Brustbild  des 
Kunz  von  der  Rosen,  wozu  das  bekannte  Daniel  Hopfer'sche  Blatt  (Bartsch  87) 
als  Vorlage  gedient  zu  haben  scheint,  obwohl  die  Nachbildung  eine  ziemHch 
freie  und  vereinfachende  gewesen  ist.  —  Der  1,40  m.  hohe  Ofen  besteht  aus 
achtunddreifsig  alten  Kacheln  und  Gesimsstücken ,  der  Rest  ist  neueren  Ur- 
sprungs. 


Fi;:-.  '.1.      N;.rli    [.nM,.'.      l).-it- 


Anll..   l;.i.   1.  >.   l-l:i.     V.M-i;iir  v.  Elui-T  n.  >eiiln-rl. 


X^orstchende  /\bl)ildung  (9i  gibt  eine  Kachel  des  (Mens  wieder,  auf  die 
wir  spfitei-  noch  oft  (jciegcnheit  haben  wci'den,  zui-fickzukommcMi,  da  sie  \iel- 
fach,     mit     einem     rmdern     .Mittelstück     \  eischen,     wiederkehrt.       Eiiie     andif 


1     G    V.  Hczold,     Die  I5;iukunst  der  Rtnai.ssancc  in  Dcul.schlaml.     Slutltjart   U)Oij.  p.  ^. 


89 


Kachel  —  auch  noch  in  nicht  zum  Ofen  gehörigen  Exemplare  (A  531)  er- 
halten —  zeigt  einen  merkwürdigen  Kuppelbau;  die  Vorlage  dafür  mufs  in 
der  betreffenden  Hafnerwerkstätte  öfters  zu  Modeln  verwendet  worden  sein : 
unsre  Sammlung  besitzt  ein  in  allen  Details  übereinstimmendes  Stück  (Fig.  10 
A.  534),  das  aber  3  cm  schmäler  ist  und  statt  der  dortigen  Staffage  zweier 
miteinander  sprechender  Personen  nur  eine  über  die  Brüstung  sich  lehnende 
Gestalt,  unten  aber  einen  sitzenden  Affen  aufweist.  In  einer  bedeutend  kleineren 
Kachel  endlich  aus  dem  Besitz  der  Stadt  Nürnberg  kehrt  dasselbe  Motiv 
gleichsam  verkümmert  wieder.  Ähnliche  Wiederholungen  hat  die  Vorlage 
der  in  Fig.  11  abgebildeten  Zimmeransicht  (an  dem  genannten  Ofen  und  als 
Einzelkachel  unetr  A.  529  vorhanden)  erfahren:  leicht  verändert  werden  wir 
sie  wiedererkennen  an  dem  bereits  erwähnten  Ofen  in  Zwickau,  zusammen 
geschrumpft  und  verkümmert  ist  das  Motiv  in  A  603  u.  604  unsrer  Sammlung. 


Fig.  10.    Nach  Lübke.    Deutsche  Renaissance  I.  p.  143. 


So  hat  also  die  Architekturphantasie,  die  in  so  vielen  Büchern  und 
Stichen  ihre  üppigsten  Blüten  getrieben,  auch  auf  dem  Gebiete  der  Kacheln 
ihren  Einzug  gehalten.  Die  Formen  weisen  entschieden  auf  die  Frührenais- 
sance, wie  auch  die  Gestalt  des  Ofens  und  es  mag  wohl  die  erste  Begeiste- 
rung für  die  neue  Archit(^ktur,  für  Kuppel-  und  Zentralbau,  schuld  daran  sein, 
dafs  man  es  versuchte,  sie  auch  in  diesem  ^Material  nachzubilden,  das  für 
{jräcise  Wiedergabe  architektonischer  I'ormen  doch  nichts  weniger  als  geeignet 
ist.  Mit  richtigcnn  Takt  scheint  das  auch  die  Folgezeit  erkannt  zu  haben  : 
unsres  Wissens  wenigstens  ist  das  hier  gegebene  I^eis})iel  ohne  grofse  Nach- 
folge geblieben. 

Mit  den  drei  bisher  erwähnten  steht  in  engster  Verbindung  <Mn  Ofen, 
der  im  Kalandstübchen  der  Marienkirche  zu  Zwickau  aufbewahrt  wird  und 
zweifellos    aus  Nürnberg    stammt.      Die    I^eziehungen    der    sächsischen    Kunst 


Mitteilungen   aus  dem  german.  Nationalmuseum.      1899. 


XII. 


90 


zu  Nürnberg  sind  ja  sehr  zahlreich  und  der  Import  fränkischer  Kunstwerke 
in  Sachsen  war  ein  häufiger.  In  Zwickau  selbst  sind  uns  deren  eine  Anzahl 
noch  erhalten,  vor  allem  das  Altarwerk  des  Michael  Wohlgemuth  in  der 
Marienkirche,  in  welcher  ferner  noch  als  bescheidene  Zeugen  die  ehernen 
Glöckchen  zweier  silberner  Klingelbeutel  das  Nürnberger  Beschauzeichen  tragen. 
Von  dem  Einflufs  dieses  grofsen  Kunstzentrums  spricht  auch  die  schöne 
Gruppe  der  ßeweinung  Christi  in  ebendemselben  Kalandstübchen,  in  dem  der 
Ofen  steht,  von  Bode  -)  als  Meisterwerk  unter  den  sächsischen  Bildwerken 
der  Zeit  bezeichnet,  wobei  er  zugleich  von  Nürnberg  als  der  Hochschule 
dieser  Künstler  spricht.  Was  Wunder  also,  wenn  man  sich  von  Zwickau, 
um  ein  möglichst  vollendetes  Werk  der  Hafnerkunst  zu  erhalten,  an  den 
Ort  wendete,  wohin  gerade  im  Kunsthandwerke  Aller  Blicke  gerichtet  waren. 


f-T — ■'■(  (|V  ' 


Fi?.  11  ■'■). 


Nebenstehende  Figur  12  gibt  ein  Bild  des  Ofens  in  seinem  Aufbau.  Die 
unteren  fünf  Reihen  setzen  sich  zusammen  aus  grünglasierten  Zimmeransich- 
ten,  die  nach  der  einen  Seite  gerichtet,  wie  im  gegenseitigen  Sinne  vor- 
kommen. Sie  sind  sehr  ähnlich  der  in  Figur  11  widergegebenen,  doch  weisen 
kleine  Abweichungen  darauf  hin ,  dals  sie  nicht  dem  gleichen  Modell  ent- 
stammen. Die  Eckkacheln  des  Feuerkastens,  die  zum  Teil  auf  dem  Kopf 
stehen,  zeigen  eine  sehr  leichtfertige  Redaktion  dieses  Zinmicrs  auf  engerem 
Raum.     Die    oberste    Reihe   endlich    enthält    Kacheln    mit  Medaillons,    Ktipfen 

2)  Bode,  Geschichte  der  deutschen  Plastik  \t.  202  u.  2o4  f. 

3)  Die  Abbildungen  ycben,  mit  Ausnahme  der  beiden  vorhergehenden,  die  Kaclieln 
m  1  3  der  Orisinalizröfse  wieder. 


91 


^-"7  i^^^  fi-^A  rr^    ,  ra 


'^///v:. 


Kie.  1'2. 


in  der  Tracht  des  zweiten  Drittels  des   16.  Jahrhunderts,  welche  auf  bekannte 
Persönlichkeiten  zu  bestimmen   mir  nicht  möglich  war,    \ermutlich    hat    auch 


92 


der  Bildner  nicht  an  solche  gedacht.  Diese  Kacheln  sind  bimtglasiert ;  eine 
derselben  besitzen  wir  auch  in  unserem  Museum  (l"'ig.  13  A  512):  sie  zeichnet 
sich  tlurch  tiefe,  schwcMe  I""arben  ,  braun  und  blau  aus,  gt^gen  welche  das 
Weifs  des  Gesichts  sehr  absticht.  Die  7Avickc^l  xcrraten  uns  durch  ihr 
Ornament,  dafs  die  Zeit  der  Ciotik  noch  nicht  allzu  ternt^  ü^^'k^t.  Lc-ider 
sai^t  uns  das  auf  diesem  Stück  und  am  Ofen  angebrachte  Monogramm^) 
nichts,  wenigstens  ist  es  mir  nicht  gelungc-n,  eincMi  Namen  tlafür  zu  finden. 
Die  Schildkachel,  welche  auf  den  abgeschrägten,  vielmehr  abgehauenen  hxk- 
medaillons  liegt ,  zeigt  zwei  Putten  mit  originellem  Flügelansatz ,  die  ein 
Schild  halten,  auf  dem  einmal  das  Brandenburgische  Wappen  angebracht  ist. 
Ohne  jede  Gesimsbildung,  wie  wir  sie,  wenn  auch  bescheiden,  bisher  an  den 
fHen  dieser  Zeit  gewohnt  sind,  geht  hier  Feuerraum  in  Aufsatz  über,  auch 
einen    unteren    Abschlufs   des    Ofens   durch    etwelche    I^rofilierung ,    etwa   eine 


Flg.  n 

Hohlkehle    mit    liegenden   Föwen,    vermissen   wir:    ein   umstand,  der   vielleicht 
zu  beachten. 

Die  drei  Reihen  des  achtseitigen  Aufsatzes  zeigen  Stiicke  aus  verschie- 
denen, aber  zusammengehörigen  Kachelscrien,  einmal  die  uns  wohlbekannten 
Wissenschaften:  Philosophie,  Geometria  und  Rhetorica  aus  der  Serie  des 
Ofens   Fig.   3.      D(;s   weiteren  zwei    Kurfürsten,  Kiu'brandenburg  (Fig.    14)  und 


4j  Vert:;!.  die  Ani_;ab(;n  bei  Steche,  Kunstdenkmäler  des  K(")ni'^'rcichs  Sachsen  XII 
p.  117  f.  Steche  hat  noch  ein  zweites  Monogramm  an<fu^'eben,  das  auf  dem  Ofen  nicht 
vorkommt,  wie  mir  i  h^rr  15aurat  Dr.  O.  Mothes  milteilt.  der  mir  in  liebenswürdiger  Weise 
sehr  ausführliche  und  «jenaue  Notizen  über  den  Ofen,  sowie  eini^^ff  Skizzen  zur  Verfü^'unf,' 
zugestellt  hat.  Ich  mochte  nicht  versäumen,  Iknrn  liaurat  Motlies  an  dieser  Stelle  für 
seine  gütige  Unterstützung  meinen  wärmsten  Dank  aus/.usjircrhen.  Er  hat  auch  die 
Herstellung  der  Zeichnungen  (I'ig.  13  u,  14)  durch  Herrn  OberIchn;r  Kalk  in  Zwickau 
vermittelt. 


93 


Pfalz,  sowie  den  deutschen  Kaiser,  alle  wohl  so  wenig  Porträt  wie  auf  den 
Krügen  und  Gläsern  mit  den  gleichen  Darstellungen ;  die  Nischen  weichen  in 
ihrem  oberen  Teil  von  denen  der  Wissenschaften  ab,  doch  lehrt  ein  Ver- 
gleich mit  Fig.  5  u.  7,  dafs  auch  sie  der  gleichen  Hand  entstammen  dürften. 
Die  oberste  Reihe  umgebogener  Kacheln  enthält  roh  gearbeitete  Gestalten 
von  Landsknechten  und  ihren  Weibern  in  einfachen  Bögen.  Im  Fünfeck 
erheben  sich  darüber  fünf  Halbkreisgiebel,  mit  aufgemalten  Ornamenten  zwi- 
schen den  Evangelistensymbolen  geschmückt. 

Wie  man  sieht,  ist  der  Ofen  reich  an  verschiedenartigsten  Darstellungen 
und  es  möchte  scheinen,  als  ob  er  nicht  mehr  in  seinem  ursprünglichen  Auf- 


Fifr.  14. 


bau  erhalten  sei,  umsomehr  als  dafür  die  umgekehrten  Eckkacheln,  das  Fehk^n 
der  Gesimse ,  vielleicht  auch  die  Verbindung  des  buntglasierten  Aufsatzes 
mit  dem  grünglasierten  Feuerraum  sprechen.  Ausgeschlossen  ist  dabei  nicht, 
dafs  die  Zusammenstellung  die  alte  ist,  denn  —  was  wir  nie  \ergessen  dürfen 
—  die  damaligen  Hafner  setzten  manchmal  recht  planlos  Ofen  aus  ihrem 
Kachelvorrat  zusammen  und  kümmerten  sich  wenig  um  höhere  ("ompositions- 
ge setze. 

An  dem  Zwickauer  Ofen  find(MT  wir  zum  ersten  Male  in  ausgic^biger 
Weise  Medaillonbildnisse  als  Schmuck  verwendet.  Eine  Dekoration,  die  ja 
auch    in    der    italienischen   Architektur    beliebt    war  und   die   sicli   ganz  natur- 


'M 


gcmäfs  an  d\c  Stelle  des  ornanicntal  und  figural  aussjeschmückten  Drei-  oder 
X'ierpasses  der  (jotik  stützte.  Sofort  mit  dem  Kindrinj^U'n  der  Renaissance  in 
Deutschland  tritt  das  Motiv  denn  auch  auf  an  Gebäuden  sowohl  als  als  Bil- 
liern.  Schränken  und  Thüien,  km-z,  bei  jeder  Art  \on  h'lächenfüllung.  Mit 
besondcMcr  Belgier  bemächtigtt'U  sich  ab(M-  seiner  die  M(Mster  d(^r  t^raphischen 
Künste  und  haben  uns,  \-oi-  allem  die  I  lopfer  und  Genossen,  zahllr)se  Me- 
daillonstiche  hinterlassen,   wi-lche   zweifellos  als  X'orlagen  für  die  verschiedenen 

V 


^ ^- 


I  landwerkt'  i^n^dacht  waren.  Was  unser  Thema  betrifft,  sd  waren  wir  dem 
Me(Jail!on  zum  ersten  Male  begegnet  an  jenem  Ofen  der  Burg  1  F^c>per-Bf)sch 
Tafel  ö),  wo  aufgel(\gte  Medaillons  an  Stelle  der  abgeschrägten  Ecken  den 
l'bergang  vom  Feuerkasten  zum  Aufsatze  bildeten.  Dem  gleichem  Zwecke 
hat    sicherlich    das   Bildnifs   Karls   V    gedient,    das   wir  in    l-"ig.    15  publizieren. 


Fi-    ir,. 

i.\.  967 1.  Die-^c  \'ei-w(Miduni^  mufste  sich  \(.)n  st-lbst  t'rgt>ben,  wenn  man 
<(;hon  einmal,  wie  an  dem  Ofm  mit  Ari:hitekturp(>rspekti\  en,  auf  di.'n  Eck- 
l)latt(m  unter  den  W'appenhaltern  ein  Medaillon  anb!-;ichte.  Mäuhger  jedoch 
als  hiezu  \erwend(;lc  man  dit;  Medaillons  als  Abschluls  einer  Anzahl  \'on 
Kachelr(Mht;n  oder  als  (jcsimse,  insljcsondere  de^  Eeuerkastens.  I')!esem 
Zwecke  diente,  (lem  stark  vorspringenden  Rande  nach  zu  ui'tcMlen,  di(^  Kachel 
welche    wir   ut    l-'ie.  16  abl)ilden   undi   ihr  Gi^^enstück    lA  53Si   !7iit    dem  lorbeer 


-     95 


geschmückten  Kopfe  eines  römischen  Imperator,  dessen  Helm  dieselben  etwas 
phantastischen  Formen  zeigt,  wie  der  des  im  vorigen  Aufsatze  abgebildeten 
Josiia.  Der  frische  blaue  Grund,  der  umgebende  braunrote  Lorbeerkranz, 
das  blonde  Haar  der  Frau  und  der  rote  Bart  des  Mannes  sind  \on  glücklich- 
ster Wirkung.  Etwas  reicher  ist  die  grünglasierte  Kachel  A.  513  (Fig.  l/i 
von  sehr  präziser  Pressung;  durcli  die  Art  der  Einfügung  des  Aledaillons  in 
die  Kachel,  den  —  hier  ornamentierten  —  Medaiilonrand  und  die  Ausfüllung 
der  Zwickel  an  das  Beispiel  aus  Zwickau  erinnernd,  mit  dem  unser  Stück 
auch  der  Tracht  nach  ungefähr  gleichzeitig  sein  dürfte.  L'ppiger  und  vollendeter 
erscheint  das  Motiv  in  A  960  mit  dem  Bildnisse  des  Kaiser  Ferdinands  (nur 
zur  Hälfte  erhalten)  und  den  etwas  gröfseren  Pendant  A  961  mit  dem  Portrait 
des  Sultans  Soliman  (Fig.  18).  welches  ein(-  merkwürdige  Vorliebe  für  ge- 
mischte  Farben    bekundet.      Der  Sultan    trä^t    h(^llbraunrötlichen   Turban    und 


ebensolchen  Mantel,  der  Grund  schimmert  \on  r()tlich  bezw.  violett  bis  ins 
Blauschwarze;  eine  IMischfarbe.  die  wohl  aus  i'bereinandcrauftragen  von  gelber. 
manganroter  und  einer  Art  schwarzblauer  (f)  Glasur  entstand,  welch'  letzttM'c 
von  dem  Thon  nicht  mehr  gleichmäfsig  aufgenommen  \\urde,  flofs  und  so 
ein  ungleichmäfsiges  Aussehen  verschuldete.  \'on  (Jcni  trübweifsen  Mcxlaiilon- 
rand(^  hebt  sich  der  grüne  Blattschmuck  ab.  Die  Zwickel  sind  etwa  salmroth. 
wie  der  Turban  Solimans.  wohl  durch  Auftragen  \  on  'M.-mgani'ot  auf  (iclb 
entstanden,  in  diese-  !-'arbe  ist  \ielfach  das  Gell)  der  Kn('i})fe  iiineingetlossen, 
Der  äufserc  Rand  ist  grün.  Die  Kach(^l  ist  stehend  gc-brar.nt.  d.aher  das  \it;le 
[neinanderfliefsc;n  d(M'  Glasuren,  dessen  Wirkung  abci'  nicht  ohne:  Reiz  ist. 
Hier  darf  der  Gröfse  des  Stückes  nach  schon  zw  eitclhat't  soin.  ob  dasscThe 
noch  als  (jesimse  bezw.  Abschlnis  (li(Mit(>  und  nicht  \-i(?lmohr  seine  .Stolle 
schon    in    der   Mitte    des    l'\;ucrkastens    oder   Aufsal/cs    hatto.     wie   das   ^päu-r 


—     96     — 

ganz  allgemein  in  Gebrauch  kam.  Wie  in  allen  Künsten,  so  war  das  Medaillon 
auch  in  dcM-  1  latncrwcrkstätte  berufen,  eine  stets  l)edeutendere  Rolle  zu  spielen. 
\)c\-  Raum,  den  c^s  einnahm,  wurde  immer  gr()rser,  bis  es  um  die  Wende  des 
lahrhundcMts  und  im  siebenzehnti^n  Saeculum  als  Riesc^nkachel  die  ganze  Seite 
(MiU's  k\uerraums  oder  Aufsatzes  ausfüllte.  Die  immei-  mejir  vorherrschende 
Neigung,  am  ()\cn  die  lülder  hc^rvorragcnder  ZiMtgenossen  anzubringen,  kiin- 
digt  sich,  wie  wir  sehen,  gleich  in  den  ersten  Zeiten  der  Renaissance  an.  — 
Sowohl  der  l'^Mclinand  I.  als  der  Soliman  sind  übrigens  niemals  an  einem  Ofen 
\(Mwendet    gewescMi ;    olTenbar,    weil   sie  auch   der  Soliman   zeigt  einen   fast 

durchgidicMiden  Si)rung,  in  den  die  (jlasur  hineinge-flosscn  —  schon  beim 
[■Jrande  Schaden   erlitten   hatten. 


"'iVf-r/zn" 

s^f^fii  nimiiiiiiiiiiiiiiMiiiimimiiiiihiiniiimiiimiiiiiiiiiiiiiiiiimMnnmi/mmmiwfmim^^^^^^^^ 


Von  der  gleichen  (jestalt  wie  dic^  bish(M'  erwähnten  Öfen  unserer  Samm- 
lung ist  der  ebenda  aufbewahrte,  grünglasiertc  A  540  (Röper-B(')sch  'l'af.  11) 
mit  \i(>rseitigem  l^\'uerraum(^  und  neu.n.seitigem  Aufsatze.  Der  Ofen  endigt 
nach  unten  in  einem  hcM'abfallenden  Akanthusblattkranze;  ein  gleicher,  nach 
oben  gcM-ichtet,  bildet  das  Oesimse.  (IleWie  1,40  m).  Die  Kacheln  des  Auf- 
satzes zeigen  runde  Schlüsselchen  zwischen  zicn-lichen  Renaissance-ornamenten. 
die  l'xkkacheln  des  unteren  Teiles  zusammengc-di'ück't  die  beiden  Seiten  der 
in  j-'ig.  9  abgebildeten  ))ei"sp(4<li\ischen  Darstellung.  Im  übi'igcMi  wiederholt 
sich  an  (1(MU  ganzen  b'euerraum  ein  und  dasselbe  Sujet;  das  i>rustbild  ("Ines 
bartigen  1  IcKUmt  in  !  lehn  und  Panzer  unte)-  eiiUM-  Architektur,  die  wohl  als 
Kuf)pel  gedacht  war,  aber  als  Nische^  erscheint.  Durch  die  Inschrift  in  dem 
runden    Medaillon   an    der    Balustiadi;,    auf  welche   der    Recke   gelehnt    ist,   wird 


—     97       - 

er  uns  als  Goliath  bezeichnet.  Das  Goliathbild  ist  noch  m  zwei  bunt- 
glasierten einzelnen  Exemplaren  unserer  Sammlung  erhalten  und  gehört  jener 
Kachelserie  mit  den  Brustbildern  der  Tyrannen  an ,  die  wir  an  dem 
Aufsatz  des  Ofens  im  Schlafzimmer  des  Königs  auf  der  Burg  (Röper- 
Bösch  Taf.  2)  kennen  lernen.  Dieser  buntglasierte  Ofen  besteht  aus  einem 
zwölfeckigen  Aufsatze  dessen  drei  Reihen  Kacheln  über  Eck  gestellt  sind, 
sodafs  die  Mitte  einer  oberen  Kachel  jedesmal  auf  das  Eck  einer  unteren 
zu  stehen  kommt ;  eine  Hohlkehle  mit  gelbglasierten  liegenden  Eöwen  leitet 
zu  dem  viereckigen  Feuerraum  über.  Die  oberste  Reihe  des  Aufsatzes  zeigt 
zunächst  die  offenbar  hier  eingeflickte  grünglasierte  Kachel   mit  dem  Hallenhof 


1€^ 


Uiudtuud 


unter  der  Nischenarchitektur,  welche  wir  unter  A.  600  bereits  erwähnt  haben, 
weiter  die  sechs  Brustbilder  \on  Tyrannen,  jeweils  mit  xAufschrift,  sowie 
lateinischer  Nummer  versehen,  unter  dcnselb(>n  Nischen  wie  das  Goliathbild 
unserer  Sammlung,  und  zwar  zut^'st  (;l)en  diesen  Goliath  \\  Nabuchodonosor  X, 
Achal)  VIll,  Serah  VII,  Holofernes  XI  und  Antiochus  XII;  welch'  letzteres 
Stück  auch  in  einem  ExtMni)lar  im  Germanischen  .Museum  vertreten  ist. 
(A.  1265  Fig.  19.1  Ebenso  besitzt  das  Bayi'ische  Gewerbemuseum  clrtM  dieser 
Kacheln.  In  der  mittleren  Reili(-  erblick-en  wir  nochmals  S(M-ah  \M1.  dann  die 
guten  Helden  P2zechins  XI,  luclas  Machabeus  XII,  Samson  IV,  Gedion  II,  Samson 
(in  etwas  anderer  Bemalung)  I\',  in  der  unteren  Reihe  dieselbe  grünglasierte  Archi- 

Mitteilungen  aus  dem  german,   Nationalmuseum     1899.  XIII. 


98        - 

tckturkachel  wie  oben,  Gedion  II,  Jonathan  V,  Amas^ia  X,  Assa  VIII,  Josaphat  IX, 
David  VI  ■').  Diese  Brustbilder  der  <^uten  Heiklen  sind  in  Styl  und  Kostüin 
den  Tyrannen  vollkommen  gleich,  nur  die  über  ihnen  sich  \v(")lbenden  Bogen 
zeigen  andere,  besser  \erstandc>ne  Architekturformen.  Dem  1  lafnermeister 
hat  als  Vorlage  gedient  ein  Folioblatt  mit  der  l'j-enport  d(M"  zwellT  Sieg- 
haften I  leldcMi  des  alten  Testaments  und  andei'  Tyrannen  ,  das  Weller  {Dc\ 
Volksdichter  I  lans  Sachs  etc.  Nürnberg  hSöS.  Nr.  24)  aus  I  leerdegens  (Schrei- 
l)ers)  alter  Sammlung  bekannt  war  und  von  dem  das  Kupferstichkabinet  des 
Germanischen  Museums  zwei  auscMnandergeschnittciie  Drittel  b(\sitzt  ,  dercni 
eines  unsme  Tafel  wiedergibt.  Die  Holzschnitte  verzierten  das  G(;dicht  Die: 
Erenport  von  Hans  Sachs,  das  nach  der  Ausgabe-  in  der  Bibliothek  des  litte- 
rarischen Vereins  Stuttgart  (Band  102  p.  211  tf.)  die  Unterschrift  trägt: 
'Anno  Domini  .MCCCCCXXXI  am  NXV  tag  [unii.  Das  Folioblatt,  das 
WcIUm'  sah  (ebenso  unser  letztes  Drittel)  enthielt  ke-inc-  Angabc:  des  (Jrts  und 
der  Zeit,  wie  dcMin  überhaupt  auf  ihm  der  Ijeschlufs  des  Hans  Sachs'schem 
Gedichtes  nicht  wiedergegeben  ist.  Weller  setzt  das  Blatt  aus  mir  unbe- 
kannten Gründen  um  1560  an.  Der  Styl  des  Holzschnittes,  sowohl  der 
Figuren  als  auch  insbesondere  des  Pilasterornaments  scheint  mir  jedoch  auf 
die  erste  Hälfte  des  Jahrhunderts  und  auf  einen  Meister  hinzuweisen ,  der 
mit  feinem  Verständnis  die  Formen  der  oberitalienischen  Renaissance  ver- 
wendete. Nach  gütiger  Auskunft  des  Herrn  Direktor  Lehrs  war  ihm  das 
Blatt  unbekannt  und  ist  auch  in  dem  Dresdener  Kupferstichkabinet  niclit 
vorhanden  .  das  gleiche  teilte  mir  Herr  Direktor  W.  Schmidt  aus  München 
mit.  Letzterer  erfahrener  Kenner  knüpfte  die  Vermutung  daran ,  das  Blatt 
stamme  vielleicht  von  Peter  Flr)tner ,  wofür  ja  manche  Anzeichen  sprtx-hen. 
Jedenfalls  dürfen  wir  einen  Nürnberger  Meister  aus  dem  zweiten  V^iertel  des 
16.  Jahrhunderts  als  Urheber  desselben  annehmen,  obwohl  ich  nicht  leugnen 
will,  dafs  man  mich  auf  eine  Verwandtschaft  mit  der  Augsburger  Schule  und 
insbesondere  jener  Serie-  der  österreichischen  Heiligen  hinweisen  kann.  Die 

Brustbild(-r  sind  auf  den  Kacheln  unseres  Ofens  bis  auf  wenige  Vergr(")be- 
rungen  getreu  kopiert ;  die  Umschriften  dieselben  wie  bei  1  lans  Sachs,  di-ssen 
Reihenfolge  auch  der  Nummerierung  nach  beibehalten  war.  Da  der  Styl  der 
b(")sen  Tyrannen  genau  mit  dem  der  unteren  Reihen  übereinstimmt.  L  ber- 
>chriften  imd  Nummerierung  wiederum  mit  denen  des  Hans  Sachs'schen  Ge- 
dichtes: SchandeMipord.  Die  zw()UT  thyrannen  des  alten  testaments  mit  ihrem 
wütigen  lebcm  etc.  (Gleiche  Ausgabe^  und  Band.  Sc-ite  221  \T.  Unterschrift: 
Anno  salutis  MCC'CCCXXNl  am  1  tag  lulii.)  gleich  sind,  so  wird  man  wohl 
sicher  vermuten  dürfen,  dais  auch  von  dieser  Schandeni)ord  ein  gleiches  Folio- 
blatt existiert  hat  r)dc-r  noch  irgendwo  existiert,  mir  aber  K-ider  nicht  bekannt 
ist.  Wie  denn  berufne-  Kenne-r  des  damalige-n  Holzschnittes  leichthin  noch 
bir  manche  de;i-  xon  mii'  pul)Iizierten  Kaclu-ln  die  \'orlag(Mi  wc-iuh-n  nachweise-n 
können,   die   mir  aufzufind(-n   nicht   ge-lungen    ist.  I  )ei-    zw(ilfseitig(-   Aufsatz 

des   Cjtems    war   fjtlenbai-  gerade   dafür   bere-chnet.   in    |e   zwei    Reihen   die   zweUf 

5)   Im  übrigen    i.st    der  Aufsatz    mit    ^crinijt:n,    <^'rün<flasi('rten  Schüs.sclkachelii    ticr 
•'leichcn   Ze-it   au.s''etlickl. 


-^     99      - 

zusammenhängenden  Bilder  aufzunehmen  und  in  der  dritten  eine  vielleicht 
dazu  gehörige  Zwölferserie ;  ob  er  schon  in  alten  Zeiten  oder  erst  unter 
Hcideloff  in  der  jetzigen  Weise  zusammengestoppelt  worden  ist,  vermag  ich 
nicht  zu  sagen.  Mündlichen  Nachrichten  zufolge  ist  dieser  Ofen  von  manchen 
Beurteilern  dem  Augustin  Hirschvogel  zugeschrieben  worden ,  wofür  jedoch 
alle  Anhaltspunkte  fehlen.  Viel  geringer  in  der  Ausführung  sind  die  Kacheln 
des  Feuerraums,  welche  in  drei  Reihen  übereinander  bildliche  Szenen  zeigen, 
eingesetzt  in  die  Bogenarchitektur  der  Kacheln  des  Ofens  A.  528  vgl.  Fig.  9, 
und  zwar  aufser  einer  eingeflickten  Rosettenkachel,  die  Scenen:  Bundeslade, 
Erschaffung  der  Eva,  Steinigung  des  Stephanus,  Abendmahl,  Anbetung  der 
heiligen  drei   Könige,   Darbringung  im   Tempel,   Grablegung,   Moses  empfängt 


ii- hin      'I    iiLlH'ii    ihiiiiilill     \    '  'IHHÜII'^^^^ 


Kitr.  -I'K 

die  Gesetzestafeln,  Hiinmelfahrt,  Xoah's  Trunkenheit,  Verkündigung  u.  s.  w. 
kurz  ))lanlos  zusammengcreihte  Scenen  aus  dcmi  weiten  Umkreis  des  alten 
und  neuen  Testamentes,  die  darauf  hindeuten,  dafs  eine  weit  gröfsere  Serie 
solcher  biblischen  Kacheln  existi(Mtc;.  In  der  That  besitzt  das  Museum  zwei 
veitere  hiezug(;h()rige  Stücke,  A.  940 — 942,  Geburt  Maria,  Kreuzigung  und 
das  cananäische  Weib.  (Fig.  20.)  Die  Deutung  letzterer  Scene  ergibt  sich 
aus  der  Cberschrift :  Matthäi  XV.  \is  ist  der  .Moment  dargestellt,  da  C'hristus 
von  der  Stärke  ihres  Glaubens  gerühit  sich  zu  ihr  wendet  und  spricht:  ->o 
Weil),  dein  Glauln^  ist  grols!  dir  geschehe,  wie  du  willst. <-  Und  ihre  Tochter 
ward   gesunil   zui'  selbigen  Stunde.  Uie   Ausführung  dieser  Stücke  läfst  viel 


100 

zu  wünschen  übrig :  die  Andeutung  der  Augen  ist  durchweg  vergessen ,  oft 
nicht  einmal  Xase  und  Mund  angegeben.  lUau.  braun,  grün,  gelb  und  weifs 
sind  die   lieliebten  l'\arben.  Nocli   roher  allerdings  sind  Formen   und  Glasur 

auf  einer  i nicht  zu  dieser  Serie  aber  in  die  gleiche  Zt;it  gehf^igeni  Kachel 
mit  d(MU   l^inzug  Christi   in  Jerusalem,  A.   514. 

Wir  haben  bis  jetzt  eine  Anzahl  von  Kachelserien  kennen  gelernt,  die 
uns  alle  nicht  vollständig  erhalten  sind  ,  doch  \ielfach  einen  Schlufs  auf  die 
Zahl  dvv  xorhandc^n  gew(\senen  Kacheln  gestatten.  Ich  stelle  sie  kurz  zu- 
sammen : 

I.   Die   7   freien   Künste. 

[1.  Personifikationen  von  Tugcmden  und  l.astcn-n,  bezw.  Keidenschaften 
durch  Gestalten  einerseits  aus  dc-r  l^ibel ,  andrerseits  aus  Ovid's 
Metamorphosen  etc. 

III.  Die  9  guten  Heiden,  Christen  und  Juden  nach  ßurgkmair. 
Vermutlich  waren  auch  die  weiblichen  Gegenstücke  vorhanden. 

IV.  Die    7    klugen    und    die    7    thörichten    Jungfrauen     nach    Nicolaus 
Manuel  Teutsch. 

Diese  alle  in  der  gleichen  Nischenumrahmung;  in  derselben,  also  dazu- 
gehörig, noch  die  perspektivische  Ansicht  eines  Ilallenhofes  (A.  600  und  am 
Ofen  im  Schlafzimmer  des  Königs  auf  der  Burg). 

V.  Die  7  Kurfürsten.  Die  Umrahmung  eine  leichte  Variante  der  vorigen. 

(Zwickau.) 
VI.   Landsknechte  und  Weiber.     (Zwickau.) 
VII.  Zimmeransicht  mit  Thüre  und  Fenster. 
VIII.  Zweierlei  Architekturperspektiven:   Hallen-  und   Kuppelbau. 

IX.  In  der  Architektur  der  ersten  dieser  Perspektiven  biblische  Scenen, 
die  offenbar  in  reicher  Anzahl   vorhanden  waren. 

X.  Medaillons  mit  Köpfen  in  zeitgenössischer  Tracht. 

XI.  Die  zwölf  sieghaften   Helden;  nach  dem   Gedicht   von   Hans  Sachs 

und  dem  Holzschnitt  des  P'lötner  ir). 
XII.  Die  zwölf  Tyrannen,  nach  der  Schandeni)oi(l  des  Hans  Sachs  und 
vermutlich  einem   Holzschnitt  von  der  gleichen   Hand. 

Dazu  eine  Anzahl  von  Reduktionen  dieser  Kacheln  ,  Eckkacheln  etc. 
Alle  diese  Stücke  befinden  sich  mit  Ausnahme  des  Zwickauer  Ofens  in  Nürn- 
berg; ein  Teil  der  Kacheln  des  letzteren  ist  ebenfalls  an  hiesigen  Ofen  oder 
einzeln  erhalten,  seine  Provenienz  aus  Nürnberg  dürfte  aufser  h^rage  stehen. 
Der  durchaus  übereinstimmende  Aufbau  des  Ofens  kehrt  unseres  Wissens 
nirgends  wieder;  wir  werden  später  sehen,  wie  die  Ofen  in  andern  Gegenden 
Deutschlands,  welche  den  Styl  der  Frührcmai.ssance  zeigen,  zwar  sicher  nach 
demselben  uralten  Prinzi]),  aber  doch  in  charakterisch  abwcMchender  Weise 
aufgebaut  sind.  Wir  sind  also  wohl  berechtigt  in  diesen  Stücken  typische 
Erzeugnisse  der  Nürnberger  Hafnerkunst  zu  sehen  und  zwar  solche  aus  der 
ersten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts.  Sie  s|)iegeln  getreu  den  Styl  dieser  Pe- 
liode  wituler  und  soweit  wir  Vorlagen  nachvvcnscm  konnten,   stammen  diesc^lben 


--     101      — 

gleichfalls  aus  der  Zeit  \  on  1520 — 1550.  C.  Friedrich  ^j  wollte  alle  diese  Oefen 
erst  nach  dem  sogenannten  Hirsvogel  -  Ofen  der  königlichen  Burg  (Röper- 
Bösch,  Taf.  8)  entstanden  wissen.  Ein  kurzer  Vergleich  dieser  Stücke  di_irfte 
Jeden  das  Gegenteil  lehren.  Die  technisch  vorzüglich  ausgeführten,  doppelt 
und  dreifach  so  grofsen  Kacheln  dieses  Prachtofens  mit  ihren  reinen  Renais- 
sance-Ornamenten von  bestem  deutschem  Geschmacke  können  nichts  anderes 
als  gerade  den  einschneidenden  Fortschritt  gegenüber  den  teilweise  noch  so 
unbeholfenen  und  doch  nach  guten  Alustern  der  Frühzeit  gearbeiteten  Pro- 
dukten bedeuten,  welche  wir  im  Vorigen  charakterisiert  haben.  Gerade  aus 
dem  Gegensatz  zu  ihnen  ist  die  Bedeutung  des  Hirsvogel-Ofens  zu  begreifen  : 
ihrem  noch  ungeschickten  ,  gotischen  Aufbau  aus  zahlreichen  ,  übereinander- 
gesetzten  Reihen  kleiner,  sehr  bunter  Kacheln  ohne  besondere  architektonische 
Gliederung  macht  eben  jenes  Meisterstück  ein  Ende ;  aus  ihm  spricht  das 
Empfinden  einer  ganz  andern  Zeit ,  die  nicht  mehr  mühsam  nachstanunelte, 
was  ihr  oft  in  recht  ungenügenden  Mustern  von  dem  Formenreichtum  der 
Italiener  kaum  bekannt  war,  sondern  sich  deutlich  bewufst  war,  wo  sie  ihrc^ 
Vorbilder  zu  suchen  hatte  und  solche  denn  auch  aufs  Gründlichste^  studiert 
hatte.  Friedrich  kann  nur  durch  seine  Vorliebe  und  grofse  Begeisterung  für 
seinen  Helden  Hirsvogel,  welche  ihn  ja  auch  an  anderen  Stellen  dc\s  sonst  so 
trefflichen  Buches  zu  gewagten  Schlüssen  geführt  hat,  zu  dieser  unmöglichen 
Datierung  bewogen  worden  sein.  Er  wolltc>,  wenn  ich  so  sagen  darf,  reinen 
Tisch  machen  und  die  ganze  Flafnerkunst  Nürnbergs  unter  das  Zeichen  jenes 
merkwürdigen  Mannes  stellen,  während  es  vor  und  nach  demselben  selbst- 
ständig arbeitende  Hafnermeister  gegeben  hat.  Wir  werdcMi  die  Bedeutung  jenes 
Ofens  im  nächsten  Aufsatze  klar  legcMi.  Im  Verlauft^  unserer  weiteren  Unter- 
suchung werden  wir  auch  konstatieren  können ,  dafs  vielleicht  nirgends  an- 
derswo die  Hafner  sich  so  getreu  dem  Wechsi^l  der  Kunstrichtungen  fügten, 
als  in  der  alten  Reichsstadt  und  zwar  sowohl  im  Aufbau  als  in  den  Details; 
so  werden  wir  gleich  im  l'olgenden  eine  Anzahl  von  Ofen  nachweisen 
können,  welche  den  Stempel  der,  wenn  ich  so  sagen  darf,  Nürnberger  Hoch- 
renaissance und  ihrer  Ornamentik,  der  Zeit  Hirschvogels,  Flötner's,  Eaben- 
wolfs  etc.  deutlich  verraten.  —  Ich  möchte  übrigens  sogar  geneigt  sein,  in  allen 
den  erwähnten  Kacheln  Produkte  einer  und  derselben  grofsen  1  lafncM-werkstätte 
zu  erblicken;  doch  ist  das  lediglich  eine  Vermutung,  die  sich  vor  allem  auf  das 
sozusagen  kreuzweise  VorkommiMi  der  Kacheln  an  den  xerschiedcMien  Ofcm, 
das  Verwenden  derselben  Umrahmungen,  den  gleichen  Aufbau  und  di(;  Ähn- 
lichkeit der  Glasuren  gründet.  Diese  Hafnerwerkstättc^  hätte  dann  die  zahl- 
reichen Model  aller  Serien  zu  beliebiger  Verwendung  })arat  gehabt.  —  Der 
Thon  aller  der  Einzelkacheln,  <.\\c  zu  den  genanntem  (  )fen  geh()ren(l.  sich  in 
vmserem  Museum  befinden  und  bei  denen  allein  mir  natürlich  eine  Unter- 
suchung möglich  war,  ist  stets  derselbe  :  ein  heller,  rötlicher,  sehr  feinkörniger 
und  ziemlich  hart  gebrannter  Thon.  Dabei  sind  die  Kacheln  bemcMkenswert 
dünn,  was  mir  auch  von  Kundigen  berichtet  v.ii'd.   welche  Gelegenheit  hatten, 

6'i  Die  alten    Kachelofen    auf  di-r    P>nr"    in     Xiirntier«.;;.       Kunst    und    (n-weiiu-    XTX 
\>.   166  fl'. 


102 


die  r)f(>n  der  Hihl;  i^u-U^s^rtitlich  xon  Versetzungen  zu  untersuchen.  Der 
Thon  ist  nicht  einfach  mit  (.lein  llandhallen  in  den  Model  hineingedrückt: 
ein(^  Art  Sackleinwand  w  urde  ilariibergelc^gt  ,  die  ein  leicht(Tes  Arbeiten  er- 
ni()glichte  und  das  Ausweichen  (l(\s  Phons  \ iMhind(M-te  :  die  Si)urt-n  dic-s(M- 
l.cMUwand  sintl  noch  dcMitlich  zu  sehen  und  zeigen  überall  die  gknche  Struktur. 
Die  l'"arben  sind  im  .Allgemeinen  lUau  ,  (>ntweder  tief  odcM'  ins  Weifsliche 
s])ielend,  weifs,  giiin,   g(^lb,   braunrot,   seilten   schwarz.     Die  Färbung   ist  kr.äftig. 


die  Zusammenstellung  der  Farben  (Mitspricht  durchaus  dem  Geschmack  der 
I'"rührenaissance,  wie  er  uns  auch  aus  Glashmstern  und  Gemälden  bekannt 
ist.  Xoch  hat  die  I^.leiglasur  das  L'bei'gt.'wicht :  Zinnglasur  ist,  soweit  wir  be- 
urt(Mlen  kcHinen  und  nach  dcMu  /Xusspruch  erfahrenen-  Praktiker ,  im  Allge- 
meinen nur  für  ein  gewisses  helles  lilau  iukI  Weifs  in  AnwencJrmg  gekommen, 
wie  schon  in  frühertM'  Ztnt  an  dem  aus  Ochst'nfurt  stammenden,  gotischen 
Of(>n   des   Museums,    der   [eingangs    erwähnt   wurd(\  Xoch     waren    (^s   keine 


—      103      - 

hervorragenden  Bildhauer,  welche  die  Formen  für  die  Model  herstellten ;  geringe 
Gehilfen  arbeiteten,  so  gut  es  eben  ging,  nach  den  Vorlagen,  die  der  Holz- 
schnitt und  Kupferstich  bot:  nur  bei  einigen  Stücken  konnten  wir  eine  etwas 
bessere  Alodellierung  konstatieren.  Der  in  den  beschriebenen  Exemplaren 
vertretene  Typus  des  Ofens  \-om  Anfange  des  16.  Jahrhunderts  ist  ein  achtes 
Produkt  der  Nürnberger  Frührenaissance  :  im  wesentlichen  alles  noch  gotisch, 
der  gleiche  Aufbau,  dieselbe  Grölse  oder  besser  Kleinheit  dc^r  Kacheln  (durch- 
schnittlich nicht  über  1<S:28  cm.?),  nur  ein  f)aar  neue  Stoffgebiete  und  in 
allem  Detail  die   Einführung  des   unverstandenen  neuen   Formenschat/^es. 

Der  nächste  Fortschritt  lag  wohl  auf  technischem  Gebiet.  Die  Hafner 
wagten  es  allmählich,  zuerst  schüchtern  dann  immer  mutigcM- ,  die  Kacheln 
L^röfser  zu  bilden.     Selbst\-erständlich  benützte  man  auch  den  zu  (u^bote  stehen- 


Ij 

i 


Fisr.  Tl. 

den  grölscrtm  Raum  ,  um  ihn  reicher  auszufüllen.  So  ziMi^l  uns  dw  Kachel 
A.  1205  Fig.  21  eine  rc-cht  figurenreiche  Kreuzigung,  die  zugleich  ikonograjjhisch 
nicht  ohne  IntcM-(\sse  ist.  Rechts  vom  Kreuz  sieben  wir  Aloses  ,  dann  Tod 
und  Teufel,  ersterer  mit  (Muem  Schwert,  letzterer  im  .Ahuichshabit  mit  dem 
Speer  in  der  Hand  auf  den  links  knieend(>n  nackten  MenschcM-i  anstürmi^id, 
den  Johannes  der  Täuft'r  auf  den  Gc-kreuzigten  hinweist  .  den  l'j'lc'iser  ans 
dieser  Bedrängnis,  währcnid  ein  bärtiger  .Mann  in  ZcMttracht  klagcmd  die  1  land 
erhebt.  Der  Teufel  in  den-  Meinchskutte  läfst  \ci-muten.  dafs  die  Kachel  nach 
dem  Vorbilde  eines  .MtMsters  angefertigt  wui"de.  wcIcIkm-  dei-  neuc-n  Lehre  an- 
gehörte. Die  Architekturformen  zeugen  \on  einem  besseren  W-iständnis :  die 
schwellenden  Säulen  aber  sind  ja  ein  hochbeliebtes  Alotix'  dt-r  deutschen  Renais- 
sance.   Ungefähr  auf  der  gleichen  Stufe  architektonischen   X'erständnisses   stellt 


ICM       - 

die  Kachrl  A.  14]f>  \'"\'^.  22  von  Ifiö^  datiert.  Dir  schf  stark  aufi^etrai^'cnc, 
etwas  stuinptc  i^rünc  Glasur  läfst  die  Zeichnung'  am  Dri^^inal  nicht  so  scharf 
h(M'\(.Htrcton  als  in  der  Al)l:)ildun<^f.  -  Reiner  jedoch  ist  die  antikische  Bau- 
weise- angewandt  auf  den  Kacheln  A.  937 — 939;  auf  denen  drei  (i(^nresc(,'nen 
tiargestellt  sind:  eine  HuhkM'in,  di(>  ihrem  Liebhaber  während  (\cv  Umarniunq 
das  Geld  aus  der  Tasche  stiehlt,  iKig.  23);  das  Gleichnis  vom  ungerechten 
Verwalter,  sowie  dasjenii^^e  \<)m  Sj^litter  im  Aw^c  des  Nächsten  und  dem 
Balken  im  eigenen,  wobei  denn  der  l-Salken  recht  drastisch  wiederj^e^^eben  ist. 
Nürnb(M-i:^(M-  Ursprungs  scheincMi  diese  drei  Stückt*  nicht  zu  sein;  dt'r  ver- 
schiedene, or('jbtM(^    Thon,   die   dickeren  W.ände   s])rechen   dagegen;   endlich   ist 


in  \iel  grcW'serem  Mafse  als  sonst  Zinnglasiu-  angewtMidet  und  kommt  daher 
die  helle  und  freudige  coloristische  Ihiltung  der  Stück(\  in  denen  I^lau  und 
Weifs  stark  \  oiherrschcn,  dem  AussehcMi  .achter  Majolikareliets  nahe;  auch  ist 
der  riion  deshalb  härter  gebrannt.  Das  scheint  auf  genau(M"e  Bekanntschaft 
mit  Italien  hinzudt'Uten,  was  noch  duixh  die  reintM'e  k'orm  dtn-  koi-inthischen 
Säulen  bestätigt  wird.  In  d(-r  That  sind  die  (}lasur(Mi  die  gUnchen  ,  wie  wir 
>ie  s[)älei'  im  Siidi)st<'n  f  <  )ber(')steri-eich,  :r7ai/,kammergul  und  Tiroli  kennen  lernen 
werden,  wo  denn  wuhl  dei  Ursprung  dic^sei-  Kacheln  zu  suchen  sein  dürfte. 
X  ij  r  n  b  e  r  iJ  Max   Winiienroth. 


—      1 05     — 

Beiträge  zur  Geschichte  des  Kaufmanns  im 

15.  Jahrhundert. 

!n  der  von  G.  Steinhausen  herausge^^ebenen  Sammlung  von  Mono- 
graphien zur  deutschen  Kulturgeschichte  ')  ist  jüngst  von  des  Her- 
ausgebers eigener  Hand  der  zweite  Band  erschienen ,  welcher  die 
Geschichte  des  Kaufmanns  in  der  deutschen  Vergangenheit  darstellt.  Eine 
nähere  Besprechung  dieses  Buches  kann  ich  hier  leider  nicht  geben ,  ich 
werde  aber  in  diesem  Aufsatze  wohl  des  öftern  Gelegenheit  finden  ,  darauf 
zu  verweisen,  hn  Allgemeinen  will  ich  nur  bemerken,  dafs  es  bei  dem  sehr 
beschränkten  Räume ,  der  zu  Verfügung  stand ,  für  den  Verfasser  sich  nur 
darum  handeln  konnte ,  die  Geschichte  des  deutschen  Kaufmanns  in  ganz 
grofsen  Zügen  darzustellen ,  eine  Aufgabe,  der  er  in  sehr  anziehender  Weise 
gerecht  geworden  ist.  Dagegen  glaube  ich  mich  aber  nicht  zu  täuschen,  wenn 
ich  bei  vielen  unserer  Leser  annehme,  dafs  eben  durch  Steinhausens  Buch 
das  Verlangen  in  ihnen  angeregt  ist ,  über  die  Geschichte  des  Kaufmanns- 
standes im  Einzelnen  noch  näher  unterrichtet  zu  werden.  In  diesem  Sinne 
gebe  ich  die  folgenden  Mitteilungen,  und  zwar  hoffe  ich  mit  Recht  mich 
zunächst  auf  das  15.  Jahrhundert  beschränken  zu  dürfen,  weil  eben  diesem 
Zeiträume  die  erste  grofse  Entwicklungsperiode  des  deutschen  Kaufwesens 
angehört. 

Die  Quellen,  auf  welche  diese  Darstellung  in  er.ster  Linie  sich  stützt, 
sind  die  Predigten  zweier  hervorragender  Kanzelredner,  von  denen  der  eine, 
Johannes  Nider-),  der  ersten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  angehört,  während 
der  andere,  Johannes  Geiler  \'on  Keisersberg'^)  mit  seinen  letzten  Lebens- 
jahren noch  in  das  16.  Jahrhundert  hineinragt.  Von  Nider  ist  zunächst  eine 
Predigtsammlung  meine  Quelle,  die  unter  dem  Titel :  »Tractatus  de  contracti- 
bus  mercatorum«'^)  in  Anknüpfung  an  eine  Betrachtung  des  7.  Gebotes  einen 
Gedankengang  ausführt,  d(^n  schon  \or  ihm  Thomas  von  Aquino  ,  Heinrich 
von  Langenstein,  Gerson,  Tritheim  u.  a.  behandelt  hatten. 

Von  Geiler  kommt  in  erster  Linie  eine  Reihe  von  Predigten  in  Betracht, 
die  unter  dem  Titel  Von  dem  WannenkremcM-  vnd  der  kaufleut  hantierung- 
sich  in  den  »Brösamlin  Doct.  Keiserspergs ,  vffgelesen  \on  Frater  lohann 
Pauli"  findet  •'),  doch  sind  in  den  \i(;len  uns  erhaltenen  vortreffiichen  Predigten 
dieses  einzigen  Mannes  so  zahlreiche  hierher  geh{')rige  Anspielungen  verstreut, 
dals  ich  sie  hier  nicht  einmal  alle  benützen  kann.  Eine  vollständige  Zusammen- 
stellung aller  einschlägigen  Stellen  hoffe  ich  später  bei  anderer  Gelegenheit 
geben  zu  können. 

1)  VerlajT  von   Euf^^cn  Dicderich.s.  Leipzii,'. 

2)  V<,d.  AIl<fem.  Deutsche  Bio^r.  XXIIl,  pw.  641. 

3)  \\rl.  ii)i,|.  vni_  pg,  50q.  L'ber  die  Eintiüs.sc  Nidcrs  auf  (ieiler  vgl.  Kdw.  .Schröder. 
Anzeiirer  f.  d.  Altert.  XU.  ]>",   186. 

4)  Ich  benutze  einen  tler  Bibliothek  des  Mu.seuin.s  >^eh()ren(len  Kölner  Druck  etwa 
von    1470  (ohne  .^n<Tal)e  v(m  Ort  und  Jahr.) 

5)  Ich  benütze  den  Druck  von  joh.  (jrüninger,  .Strafsburg  l.HT.  Die  i)eiden  ver- 
schieden  i)aginierten  Teile   zitiere  ich   als   I.    und   II. 

Mitteilungen   aus   dem  gerrnan.   Nationalmuseuni.     1899.  XIV. 


—       lOf) 

Es  haiKl(>lt  sich  also  haiiptsäclilicli  um  PrcHli^tstcllt'n,  und  icli  niiifs  dazu 
bemerken,  dals  da,  wo  in  ihnen  di(^  offiziellem  kirchliche^  Anschauung'  über  Man- 
delssachen hervortritt,  ein  zum  Feil  schon  veralteter  Standpunkt  sich  zei^^t,  da 
die  Praxis  tles  t;iL;lichen  Lebens  (he  Tlieorie  der  Kirche  bereits  in  manchen 
PunkteMi  überholt  hatte.  Wir  werden  das  im  iMnzc^lncm  sehen.  Anders  ist 
es  natürlich  da,  wo  ehe  Predi^'er  warnend  auf  die  Schäden  hinweisen,  die  im 
KaufmannslelKMi  ein^^etre^ten  sind.  Da  sind  sie  durchaus  beweiskräftig'  für 
ihre  Zeit.  Vor  allem  ^ilt  das  xon  (jeiler,  dei'  überhruipt  fast  in  allen  Fragen 
des  tätlichen  Lebens  einen  erstaunlich  freien  Blick  zeif^t. 
Nun   zur  Sache  ! 

Länj^st  war  in  13eutschland  das  Geld'')  das  Verkehrsmittel  des  Handels 
i^'eworden,  aber  schwankend  in  den  (Mnzi'lnen  Territorien  war  sein  Wert,  un- 
sicher in  vielen  k'ällen  seine  Echtheit,  denn  die  h'alschmünzerei  war  ein  alt- 
überkümmen(;s  L'bel,  und  wenn  im  Jahre  1494  Seb.  Brant  in  seinem  Narren- 
schitf  sagt  : 

Die  alte  müntz  ist  gantz  hardurch 

Vnd   mocht  nit  lenger  zyt  be.ston, 

Mett  man  yr  nit  eyn  zusatz  gethon. 

Die  müntz  die  schw'ächert  sich  nit  kleyn 

Falsch  geltt  ist  worden  yetz  gemeyn')'< 
so  sprach  er  nur  die  alte  Klage  aus.  Darum  hatte  der  Kaufmann  doppelten 
Grund,  jede  Mimze,  die  er  einnahm,  vorher  sorgfältig  zu  prüfen,  und  »wann 
einer  die  müntz  nit  kent,  der  do  feil  hat,  vn  eyner  kümpt ,  der  kouft  im 
etwas  ab,  vn  gibt  im  frembde  müntz,  so  spricht  er:  ^wil  man  sie  von  mir 
nemen,  so  ist  es  mir  ein  gute  mihitz« .  vn  sieht  er,  das  sie  ein  ander  von  im 
nympt,  der  sich  bafs  darumb  verstot,  vn  wyser  ist  denn  er,  so  nympt  er  sie 
denn  ouch  vnd  spricht:  ist  sie  dem  gut,  so  ist  sie  mir  ouch  gut    '^). 

Solche  JMünzverständige  waren  in  erster  Linie  die  Wechsler  (lat.  cam- 
bitor,  campsor,  nummularius,  monetarius,  mensarius '') ),  die  den  Eintausch 
fremder  Münze  gegen  die  der  Landeswährung  besorgten^").  Diese  \erstanden 
sich  auf  Prägung  wie  auf  den  Klang  der  Münzen,  sie  wufsten:  .>Ein  güldin 
oder  Ducat  würt  nicht  bas  erkent  dann  in  seinem  Clang<  ' ')■  Das  W^echsler- 
geschäft  war  früher  ausschliefslich  in  den  lländen  der  Juden  gewesen,  und  dieses 
mag  auch  wohl  mit  ein  Grund  dafür  sein ,  dals  Nidcn"  auch  vom  kirchlichen 
Standpunkte  aus  den  Wechslern  zugestehen  will,  bei  den  Geldgeschäften  ihre 
Prcjzente  zu  nehmen  je  nach  den  Schwankungen,  denen  der  Wert  des  Geldes 
imterworten  ist.  Pro  quacuncjue  re,  causa  uel  operatione  j)otest  mercator 
hierum  rcxipere  ratione  mercium,  pro  tanto  potest  campsor  recipere  hierum 
pecuniarum,  de  (pianto  ista  res.   causa  \-el  oi)eratio  circa  jH'Cunias  locum  habet 

(i)  V(fl.  Gru];]!,  Die  Anfänge  <lcr  Gcldwirtschaft.  In  Steinhausens  Zeitschrift  für 
deutsche   Kulturs^esch.   IV.  241  ff.   u,   V.    1<)4   i'\. 

7j   Ikant,   Narrensch.    llrs<,f.  Zarncke.    ID'j,  41  ff 

iSj  Geiler,  ( 'hrislenlich  hilt^erschaffl  iBasel.   Adam  Petri    v.  Laii^^entlurff  löl'J.)   fol.  S.')a. 

'■))  V^d.   Du  Can^a;,  (ilossariuni   II  p^.  4;!. 
'"j   V^l.   Steinhausc:ii.  a.   a.  (,).   i)<^.   77. 
1  I)   Geiler.   HKi^anil.    II     U>\.   :;7. 


107 


et  exercetur  sicut  circa  merces  ....  Secundum  hoc  potest  recipere  plus  uel 
minus  uel  de  quanto  communi  a(;stimatione  moneta  in  melius  uel  in  peius 
mutata  est«  '^).  Bei  den  Juden  war  das  von  jeher  üblich  gewesen,  ebenso 
wie  die  Kirche  ihnen  auch  nicht  hatte  verwehren  können,  für  ein  ausge- 
liehenes Kapital  (lat.  sors.)  ihre  Zinsen  (lat.  usura)  zu  nehmen.  Den 
Christenmenschen  dagegen  hatte  die  Kirche  dieses  verboten,  und  eben  darin 
besteht  ein  fTauptcharakteristicum  des  mittelalterlichen  Geld\erkehrs^''*).  Alan 
stützte  sich  bei  diesem  Verbote,  das  übrigens  aus  den  obwaltenden  Verhält- 
nissen ganz  natürlich  erwachsen  war'^),  hauptsächlich  auf  zwei  Bibelstellen: 
auf  Hesekiel  18,  8.  »Der  nicht  wuchert  .  .  .  das  ist  ein  frommer  Alann« 
und  auf  Lucas  VI,  35:    »Thut  wohl  und  leihet,  das  ihr  nichts  dafür  hoffet«. 


Kiir.  1.     Wccli 


■r.     rTdlzscliiiitt  aus:  Der  Seele  'J'mst.     Aiitrsliurtr,  Sorir.  1I,S.     llaiii 
(.Steinhaiiscii  a.  a.  (>.  .\bb.  TS.)*) 


■1  riS-2. 


'De    mutui   dationc    et    solutione    est    iniusticia    preci})ua    usura.      Cujus   \itu- 
peratio  habetur  in    nouo    testamento   Luc.   XVI. ^■"')     Mutuum    dato,    nihil    inde 
*)  Die  Al)l)ilduni.,rcn  .sind  un.s  von  der  Verlai^.sbuchhaudluni^  Eni;;.  Diedcrichs,  Leipzig 
in  danken.swcrter  Weise  zur  Yerfü^un«.;  gestellt. 

12)  Nider,   a.  a.  O.  fol.  20b. 

13)  Ueber  den  Zinsfufs  im  Altertum  vijl.  (jUst.  lülleters  sehr  !.^ründliches  Iiucli  : 
Geschichte  des  Zinsfufses  im  (rriechisch-römischen  Altertum  l)is  auf  justinian.  Leipzi.i;. 
H.  G.  Teubner  1898. 

14)  W0.  G.  Freyta<f,  Bilder  a.  d.  d.  Veri^^an^enheit.      17.   .Autl.   1.   [)'^.   L'*)0. 

15)  Nider  zitiert  falsch,  es  mufs  Luc.   \'l.  heifsen. 


I  OS 

spciantcs.  In  votcMi  tt'stainenlo  c/rchiel  \XIII.  Ad  usutain  non  accomnio- 
dabitis  "M.  Der  Gläubis^^cr  llat.  mutilans)  sollte  danach  nur  das  Recht  haben, 
das  Geliehene  (hUm-  etwas  ihm  ((leichwertiires  von  dem  Schuldner  zurückzu- 
verlan<(en  oluK^  irs^iMid  einen  Autschla^^.  Licet  mutuans  jiossit  de  iure 
reciper(>  uel  rejJctiM'c^  rem  mutuatani  uel  walorem  rei,  nihil  tamen  [)otest  ultra 
hoc,  (|uod  sit  pecunia  mensurabili,  recipere,  repetere  uel  sperare  ratione  rei 
mutuatae  uel  rationi^  mutuationis  ' ' ).  Dals  diese  Verhältnisse  nicht  von 
Ht\stand  si'in  konnten,  sobald  nur  der  (ieldxcrkehr  einliefen  Aufschwung  nahm, 
liei^'t  auf  der  Mand,  und  da  die  Cnddleute  in  der  That  schon  längst  nicht 
mehr  auf  d\c  Zins(MT  verzichteten,  so  sucht  sich  Xider,  dessen  genannt(.^  Pre- 
digten in  die  2()(.m-  lahre  d(\s  15.  lahrhunderts  fallen,  damit  zu  helfen,  dafs 
er  zwei  \(^rschi(^dene  Arten  \on  LeihgeschäftcMi  unterscheidet.  Das  erste, 
durch  welches  ein  mittc^lloser  Mann  sich  in  den  Stand  setzt  ,  sein  Leben  zu 
fristen,  soll  niclit  mit  Zinst^i  b(\sch  AcMt  werden.  Wenn  dagegen  ein  wohl- 
habender ]\Iann  zu  geschäftlichen  oder  gar  zu  repräsentativen  Zwecken  eine 
Anleihe  macht,  so  erkliut  Nider  das  als  eine  Art  \'on  Pachtung  (lat.  conductio), 
für  die  mit  h'ug  und  I\echt  ein  Zins  (>rhoben  werden  kc'mne:  licet  ut  quando 
pecunia  locaretur  alicui  ad  ostentandum  uel  ad  ornandum  uel  ad  ostenden- 
dum  .  .  .,  tunc  iterum  de  usu  eins  ultra  sortem  reci]>i  potest,  (]uia  tunc  non 
esset  mutuatio  scd  locatio  uel  conductio *^  ''*).  Etwas  rührendes  für  uns  Xach- 
geborene  hat  dies  Bemühen  des  geistlichen  Ilerren,  der  Auffassung  der  Kirche 
treu  zu  bleiben,  und  dabei  doch  nach  Kräften  den  obw'altenden  Verhältnissen 
gerecht  zu  werden  zu  einer  Zeit,  wo  die  Kaufleute  selbst  schf)n  längst  der 
Stimme  des  Geldbeutels  sträflicher  Weise  mehr  Gehör  schenkten  als  der  Stimme 
der  Kirche.  So  ist  es  denn  auch  -  etwa  70  Jahre  nach  Nider  —  für  Geiler 
ganz  selbstverständlich  ,  dafs  ausgeliehenes  Geld  zu  verzinsen  ist.  Ich  nym 
von  hundert  gülden,  die  ich  hin  gelihen  hab,  allwegen  fünff -  ,  läfst  er  einen 
Kapitalisten  sprechen,  und  er  hält  diesen  Zinsfufs  für  ganz  gebührlich:  es 
mag  wol  sin  pro  Interesse  '"i.  Dagegen  warnt  er  auf  das  Dringendste  da- 
vor, leichtsinnig  sich  mit  Schulden  zu  belasten  oder  in  Saus  und  Braus  das 
Geliehene  zu  verthun,  das  man  bei  Gefahr  des  Joannes  später  zurückzahlen 
mufs.  Es  seint  etlich  so  arm,  das  sie  es  nit  haben,  jzurück|  zu  bezalen. 
Sie  seint  liederlich  gesein,  gutt  zubehalten,  vnd  warten,  l)irs  sie  yn  bann 
kummen.  Das  seint  sacken,  die  der  hinl(^ssigkeit  nachfolgen.  Sic^  entlehen 
gelt ,  ^va  si(;  finden  ,  die.  inen  lihen  wf)Ilen ,  \nnd  wan  sic^  es  \tf  das  zil  nit 
bezalt;n  mc)gen,  so  kummen  sy  yn  ban.  la,  was  sollen  wir  thun.'  Du  sollt 
zil  rider  barmhertzigkeit  begeren  ,  oder  wcMch  von  deinen  güttcM't^n  ,  das  ist 
dein   U'tste   frischtung,    bifs  das  yn   bezalest    -").      Andere,    die   nicht  bezahlen 

10;  Ni<lcr,  ;i.  a.  O.  toi.  2(>\).  Nider  zitiert  un<,'enau,  Kzcch.  XVIU.  S  .steht  >vir  si  .  .  . 
ad  u.suram  non  comniodaverit  .  .  hie  ju.slus  e.st*.  V<^'1.  auch  Geiler.  Narren.schiff  ;  loh. 
f irünin^er.   .Straf.slnir^;.    In'JO.),   iol.   1,S.51). 

17)   Niller.   a.   a.   ().   fol.   'JOb'lMa.      Der  Gedanke   ist   dort   ncjeh   weiter  ausgeführt. 

\H)  Nider,  a.   a.  O.  fol.  IMh.     V<4l.  auch  ibid.  fcjl.  'Jla. 

19)  Geiler,  liil^er.sch.  fol.  94a.  Kreilirh  lindel  .sich  auch  l'jei  ihm  noch  einmal  che 
akc   kirchliche   Auffa.ssuna.      l'o.stül   (Straf.shur^'.    Joh.   .Schcjtt.    ir)l^LM    II   fol.    17a. 

l'ii     «jeiler,   N^irreusch.   Iol.    in  b. 


~-     109      - 

kcmnen,  vergriifsern  ihre  Schuld,  um  nur  Zeit  zu  gewinnen,  wieder  andere 
borgen  auf  Erbschaften,  die  sie  zu  erwarten  haben.  »Es  seint  ethch ,  die 
grofse  schuld  machen:  sie  entlehnen  vnd  nemment  vff,  allein  das  man  inen 
zil  gibt  vnd  nit  vff  sie  trengt,  zu  bezalen.  In  der  Zeit  schlemmen  sie,  laufen 
den  hüren  nach,  sauffen,  singen:  >Eofs  vöglin  sorgen«  ....  Das  gröst  ist 
noch  dahinden,  das  ein  sun  gelt  vft"  nimpt  vff  seines  \atters  dot,  der  alt  vnd 
schwach  ist-^).-  Unter  solchen  Verhältnissen  war  es  für  den  GläubigtM"  oft 
eine  schwere  Aufgabe,  wieder  zu  seinem  Gelde  zu  gelangen,  denn  selbst  zah- 
lungsfähige Leute  scheinen  den  vereinbarten  Termin  nicht  innegehalten  zu 
haben.  »Wo  sind  ietz«,  klagt  Geiler--)  vnser  rychen  burger  vnd  burgerin, 
die  man  nit  mag  zu  bezalung  bringen.?  Ob  schon  ir  schuldherren  arm  sind, 
ihre  dienstlüt  oder  wercklüt,  noch  hilfft  es  nit<  . 


Kiu-.  -2.     Wcclisi'lliaiik  mid  l^iulip'scliri  ft.     Ilnlzscliiiiu  ;iiis:  l'cti'an-n's  'ri-(isis|Mri:vl.     Aua-slniiv.  Sic\iirr.  15o'.». 

(Sti'iiihailM'ii   ;i.  ;i.   ( •,      AMi.  (M.i 

Dafs  die  Geldspeculanten  gegen  solche  Gefahren  sich  zu  sichern  suchten, 
ist  natürlich.  Indessen  scheint  es  kaum  ,  dafs  sie  den  säumigen  Schuldnern 
viel  vorzuwerfen  hatten,  denn  die  Bedingungen,  auf  die  sie  ihr  Geld  ausliehen, 
dürften  bei  Christen  wie  bei  Juden  schwerlich  als  sehr  milde  zu  Ixv.cMclmen 
sein.  Geiler  wettert  einmal  dagegen-''),  indem  er  die  Kapitalisten  unter  der 
Zahl  der  Narren  auftreten  läfst,  deren  einzelne  Narrt>nschellen  er  strafend  vor 
Augen  führt:  »Die  vierdt  schell  ist  lyhen  \tT  ein  farend  gut,  vlT  ein  i)fand, 
als  vff  cleider,   vff  ein  rofs   vnd  der  glychen   mit   dem  geding  (Bedingung),  das 

21)  Ibid  fol.  65. 

22)  Geiler,  Biltrersch.  fol.  1. 

23)  Geiler,  Narrensch.  fol.    185/1851), 


—      110 

er  das  st'lli  pt.'iiul  biuchoii  sol.  bils  cv  ihm  das  Geld  widerunih  ^'iht,  daz  ist 
Wucher  \nd  todtlicli  i  =  Todsünde).  Die  fiinfft  schell  ist:  leihen  vt'f  ein  pfand, 
\lf  lii^ent  i,fut.  \tT  hüls  \  nd  hoff,  acker  vnd  matten  vnd  der  j^^deichen  mit  dem 
<,redini^.  daz  im-  i1(mt  nutz  ni'm  di's  pfands,  die  \\(m1  iener  das  ^'elt  bruchet.  Ist 
Wucher  \  nd  todtsiind,  \  nd  sol  es  widerkcMcn  (=  zurückerstatten)  —  Die 
sechszt  schell  ist:  ^j^ch  wszlyhi'n  \nd  hoffen  der  ujaben  zu  iiberkummen,  es  se' 
dienst  mit  der  zünden  .  .  .  oder  sunst  dienst,  es  sei  mit  ochsen  vh  rofs 
biuchen.  oder  er  selbst  mit  knb  dit:nen  vnd  arbeiten  müfste.  Ist  als  wacher 
\\u\  steint  schuldij4  widerkerunij.  -  Die  sübend  schell  ist:  gelt  legen  zu  eim 
kauHmann  otler  zu  eim  handwercks  mann  on  i)ackt.  Aber  noch  so  meint  er 
etwes  nutzes  hal)en  nach  ienfs  bescheidenlieit.  Doch  er  gewin  oder  verlier, 
so  wil  er  seiner  gelyhener  summ  vnd  des  capitals  sicher  sein.  Ist  wucher 
vnd  sol  im  widerkeren ,  wan  er  aber  gelt  zu  eim  leit  zu  gewin  vnd  zu  Ver- 
lust, das  ist  tnn  andcMs.  June  der  gesuchtesten  Geldanlagen  für  den  Kapi- 
talisten, der  sich  \-on  Spekulatir)n  frei  halten  wollte,  war  gewifs  auch  damals 
schon  die  Hypothek  auf  ein  Haus,  dic^  mit  5"u  \erzinst  wurde:  do  einer 
mit  hunderf  gülden  koufft  fünff  gülden  gelts  v\i  eim  hüls.  Die  fünff  gülden 
gelts  das  ist  merx  mtM'cis.  contractus  habens  modum  recipiendi.  Aber  merces 
mercedis  ist  ein  anders.  Die  hundert  gülden  das  ist  precium.  Do  hat  er 
seine  gerechtigkeit  vU  dem  hufs,  die  mag  cv  nemen  vnd  mag  g\-nen  (=  ienen) 
zwingen  \-nd  tringen,  das  er  in  betzale.  nit  vmb  die  hundert  gülden  houbt 
gut  .  \ mb  die  der  koult'  ist  beschlossen  .  aber  allein  \inb  den  zynfs  ,  den  er 
kouftt  hat  xtidem  hufs.  do  mag  er  in  zwingen.  Dorumb  ist  es  kein  wucher-  -'). 
Iliei'  merkt  man  noch  recht  deutlich  die  Nachwirkungen  der  altkirchlichen 
.Auffassung  vom  Zinsnehmen.  Daneben  freilicli  wufste  Geiler  recht  genau. 
wi(>  manchem  Halsabschneider  es  glückte,  gerade  durch  Hypotheken  einen 
armen  Schlucker  ganz  in  seine  Gewalt  zu  bringen:  ein  bauren  den  gat  ietz 
not  an.  er  mufs  g(;lt  haben.  \"nd  nimpt  gelt  \'ti\  da  sjjrichst  du:  das  ist  ein 
gut   gut.  möcht   es  dir   werden'    und  ist  kein   end   daran    -■''V 

Damit  kommen  wir  zu  dem  Ka[)itel  (Um-  moralisch  zweifelhaften  oder 
geradezu  rechtswidrigen  und  betrügerischen  Manipulationen  der  Geld-  imd 
Handelsleute,  mit  denen  sie;  sich  für  die  Unzuverlässigkeit  ihres  Publikums 
entschädigten,  und  die  schon  s(Mt  dem  14.  fahrhundert  immer  wieder  die 
Klagen   der  Rechtschaffenen   laut   Wi-rden   liefsen.   — 

Ich   will    vf)m   übernütz-''')  nit   schriben. 

Den   man   mit   zynfs   \nd  gült   dut   triben 

Mit   K-hen,   blatschkoutT,   vnd   mit   borgen. 

Manchem   e\-n   pfundt  gt'wynt   e_vn   morgen 

Mc.   dann   (>s  thun   (n'n   jor  lang   soltt. 

.Man   lyhet   i:ym   yetz   mihitz-'i   \nib  gc)ltt, 

l-"ür  zehen   schribt   man   eylff  jnns  buch. 

24  Geiler,    r'ostill,    II    fol.    1 7  ;i. 

j!.")!  Geiler,    l'.ni^aml.    II    lol.   L'öh. 

26  ühcrnütz      -   Zins   im   allgemeinen,   dann   auch   Wucher 

l'T  müntz  Kujih  r-   (nUr  Sill)er<.^ci<l       \'^1,   Sclimellcr   1.    Ih32. 


—    m    — 

Mit  diesen  Worten  geifsclt  Sebastian  Brant-'^)  :Mnen  Teil  der  kommer- 
ziellen Mifsstände,  denen  wir  nun  imserc^  Aufmerksamkeit  zuwenden. 
Zur  Erklärung  derselben  hat  schon  Zarncke  manchen  schätzenswerten  Beitrag 
gegeben,  so  verweist  er,  Namen  und  Begrifl'  des  B  lät  seh  k  auf  e  s  erläuternd-'') 
auf  eine  Stelle  aus  dem  Strafsburger  Rechtsbuch(\  die  uns  eine  vortreffliche 
Anschauung  gibt.  >Welicher  eim  andern  utzit  (=  etwas)  \erleyhet  oder  zu 
kouffen  gibt  zu  borg,  doch  uf  Sicherheit  oder  verschreibunge,  getreyde,  wyn, 
tuch  oder  anderes,  ni.\tzit  usegenommen,  und  dann  solichs  donach  durch  sich 
oder  jemand  anders  von  sinetwegen  wider  koufft  umb  bare  gelt  vil  neher 
(=::  wohlfeiler)  dann  er  es  jennem  uff  borge  geben  hette,  welicher  ouch  eim 
utzit  uff  borg  hin  git  uff  Sicherheit  oder  verschreibunge  ungevaerlich  um  den 
dritten  pfenning  hoeher  denn  es  werth  ist,  oder  er  umb  baar  geld  verkouffen 
moechte.  Desglichen  alle  verborgene  kouffe  und  fürkouffe  ,  domit  fromme 
Kit  um  das  ir  und  die  statt  an  ihren  zollen  betrogen  werden  moegen  ,  die 
sullent  alle  für  bletsch  geachtet  werden.«  Blätschkauf  ist  also  ein  Ausdruck, 
unter  dem  eine  ganze  Reihe  der  unredlichen  Mittelchen  begriffen  werden, 
deren  die  Kaufleute  zum  Schaden  des  Publikums  sich  bedienten.  Zu  ihnen 
wird  auch  —  obwohl  an  der  eben  angezogenen  Stelle  nicht  ausdrücklich  er- 
wähnt —  der  sogenannte  >•  Nachkauf-  zu  rechnen  sein,  dei-  bei  Geiler''") 
also  beschrieben  wird:  »es  seindt  die,  die  als  nach  (=:  billig)  kaufhm  als  sye 
mögen  vnd  verkauffen  es  als  thür  sie  mögen.  Sie  warten  der  Z(;it ,  bifs  ein 
armer  man  zwungen  wirt,  das  er  mufs  verkauffen,  vnd  geben  im  minder  dar- 
umb,  dan  es  wert  ist.  O  wie  vil  seindt  \nder  der  schellen  nachkaulTen  vnd 
thür  geben. '<  Was  ein  richtiger  Geschäftsmann  war,  wufste  also  schon  da- 
mals aus  der  Not  des  lieben  Nächsten  seinen  Vorteil  zu  ziehen.  Indessen 
solche  Geschäfte  warten  doch  auch  dazumal  nicht  allzu  häufig  zu  machen,  sie 
hatten  auch  die  hälsliche  Eigenschaft,  dafs  sie  den  unternehmenden  Si)eku- 
lanten  gar  zu  leicht  in  der  Eeute  Mund  brachten.  Es  empfahl  sich  also  ein 
anderer  Geschäftsgang  mc;hr,  und  zu  dem  Nachkauf  kam  deshalb  der  Eür- 
kauf'  "M,  enne  der  bestgehafsten,  eine  der  meistxerfluchten  Spekulationen,  die 
die   Kulturgeschichte  des   Kaufmanns  kennt. 

])ei  dem  k'ürkauf  ,  den  wir  oben  loereits  als  LInterabtcMlung  des 
IMätschkautes  erwähnt  fanden,  handelt  es  sich  um  'das  X'orwegkauten  nament- 
lich des  Weins  und  (jetreides,  um  so  eine  künstliche^  TheutMung  zu  ei'zielen 
und  dann  den  Preis  in  seiner  Gewalt  zu  haben  ''-).  Schon  im  14.  Jahrhun- 
dert hatte  man  sich   obrigkeitlich  genc'itigt  gesehen,    dagc-gen    vorzugehen,    so 

28)  Narrensch.  9:5,   15  ff. 

29)  n)id.  Commcntar  zu  9:'.,   17.  i)w.  436/437. 

30)  Narrensch.  fol.  18,5. 

31)  Dafs  der  Ausdruck  »Nachkaut«  den  ich  in  dieser  Bedeutung;  l)ei  Grimni,  W.  K. 
vermisse,  sprachUch  nicht  etwa  als  eine  gegensätzliche  Bikhmg  zu  »l'ürkaul'  aulzufassen 
ist,  scheint  mir  aus  der  olien  angeführten  .Stelle  mit  genügender  Deutlichkeit  hervorzu- 
gehen. Sonst  müfste  Geiler  tue  Komposition  bereits  nicht  mehr  deutlich  verstanden 
haben,  was  wohl  kaum  anzunehmen  ist. 

32)  Vergl.  Zarncke's  Kommentar  zu  Braut.  Xarrenseh.  Kap.  '»:;.  eine  .SttUe.  dii.  i(-h 
im    folgenden   auch  sonst    benütze 


112      — 

hatte  /.  fv  (las  Mciancr  Sladtrccht  b(\stininit  :  (Hicli  sol  kein  l)ur!j;cr  noch 
L^ätlt'mk'r  (==  Kiiinicr)  niht  nu'-r  koincs  koiifen,  tlan  (M'  in  sinoni  hüsc  l:)edarf 
ant'  i^unaeicU",  und  (hnch  kcnnrilcic^  finkouf  ,  indessen  hatte  das  nicht  \iel 
^cMiützt  ,  der  Finkauf  wurde  nacli  \vi(>  xor  \<)n  den  Kaufleuten  geiibt  ,  und 
mehr  und  mehr  seufzte  das  i'uhlikum  darüber.  So  ist  es  d(Min  nur  c\uc 
Stiunne  \-on  vielen,  wenn  wir  Ihant  da_L,H't;en  wi>ttern  hTtren  : 
Dem   solt  man  griffcMi   zu  der   hüben 

Vnd  jm   di(^  zacken   wol  ab  kluben  '''') 

Und  ruppfen   d\c  tlucklTider   vfs, 

DiM-  hynder  sich   koufit  jnn   syn   hufs 

Alls   w\n   vnd  körn   jm  _L,^antzen   kand 

Vnd   \<")rchtet    weder  sünd  noch   schand, 

Do  mit   eyn   arm   man   nützest   fynd 

Vnd   hungcrs   stcM'b  mit   wib   vnd  kynd. 

Do  durch   so  hat  man   yetz   vil  dür 

Vnd   ist   dann   \arnyg,  böser  hür''^j 

Nun  galt  dcM-   wyn  kum  zcdien  pfimdt, 

in   eym   monat  es  dar  zu  kundt, 

Das  er  yetz  gyltet  dryssig  gern. 

Alls  gschicltt  mit  weyssen,  rocken,  kern«''"''). 
Im  Anschlufs  an  diese  Stelle  spricht  sich  Geiler  über  die  Fürkäiifer 
folgendermafsen  aus"").  l'ls  seint  die,  die  ym  herbst  wein  samlen  vnd  kauffen 
vnd  \'n  der  ern  körn  vnd  der  gleichen,  das  sie  es  darnach  thürer  geben,  vnd 
vntlerstont  damit  ein  thüre  (=  Theurung)  zemachen,  vnd  werden  die  men- 
schen zwungen,  von  inen  zekauffen,  und  sie  mögen  es  geben  vnd  verkauffen 
wie  sie  W(')llen  .  .  .  sie  machen  hungei-  \nd  thüre  vnd  tödten  arme  leut  ,  vnd 
werden  bc^trübt ,  wan  gut  iar  seint ,  wan  aber  reiffen  vnd  hagel  vnd  des  glci- 
chtMi  kummen,  so  lachen  sy :  ich  wil  wein  vnd  körn  behalten,  bifs  sant  Gre- 
gorius  \  iT  eim  falwcni  hengst  über  die  brück  würt  reiften  ,  vnd  meint  ryffen 
(=  Reif),  die  \mb  die  selbe  z("it  fallen,  die  haben  die  färb.  Das  seint  b(')fs 
leut.  Di(>  seint  aber  \  il  b(')ser,  die  nüt  behalten,  \-nd  es  kauf(;n,  eb  es  \ff 
den  gemeinen  UKM'ckt  kumpt,  \nd  es  gleich  widerumb  verkauften,  \  nd  habent 
kein  arbeit  mit  gehebt.  Die  solt  man  vfsrüten  ,  spricht  Scotus.  Was  die 
fremdländischen  W'ai-en  anlangt  ,  so  (M-strcxkte  sich  die  k'ürkauf-Spekulatif)n 
namentlich  auf  dcii  wichtigsten  Artikel  des  ostindischem  (jewiirzhandels '' ' ), 
auf  den  l'feffer,  und  gerade  in  dit\sei-  iSeziehung  war  man  den  Spekulanten 
unentnnnbai'  preisi^egeben,  sobald  diesellx-n  an  den  1  kandelshäfen  zu\  (.'rlässige 
Agenten  besafsen,  dit;  über  die  Pr(Msschwankungen  pi'inktlichen  I^ericht  er- 
statteten.    Scho]i  Xider  sehen    wii'  scharf  dagegen    zu  h'elde   ziehen:      Si   aliquis 

.'!.'])   Der  Vers  bedeutet   wahrsclicinlich      -   ihm   die  Laust'  einzeln   ablesen. 
,')4!  e--  ist    in   diesem  jähr  schlimmer  als  im   vorigen.    X'i^l    (liimm.   \V.  H.  111.    löMS. 

.'!.'))   Xarrensch,   '>:i,   1.      Kern   =:   Spelt. 
'U,     ficiler,    .Xarrensch.  fol.    18,"). 

:',!)   X'i^l.   Steinhansen,    a.   a.   ().    pi^.   S4.     (.rupp.   a.   a.   (>.      Zs.   I'.   d.   Kultur^escdi.    IV. 
pL^.    L'4s       liier   lindet    sich    auch    i'iber   die    I  landelsuKinopdle    v\v\    biteressantes 


113 


pecuniosus  haberet  notos  stios  Venetiis,  qiii  continiu^  nuntiarent  sibi  valorem 
piperis,  et  ipse  audiens,  piper  cariiis  fieri,  emeret  hie  omne  piper,  vt  postea 
venderet,   siciit  vellet,   hiijus  officium  nociimm  esset. 

Jedoch  alles  Predii^en  der  Geistlichen  half  eb(;nso\vcnic(  wie  die  Klaffen 
des  Publikums.  Statt  dafs  das  Treiben  der  Fürkäufer  abgenommen  hätte, 
nahm  es  vielmehr  ständig  zu,  es  erreichte  sogar  erst  seine  höchste  und  ge- 
fährlichste Ausdehnung,  als  die  grofsen  Händler  sich  obrigkeitliche  Handels- 
monopole zu  verschaffen  gewufst  hatten,  und  als  sie  unter  einander  sich  zu 
festgefügten  und  wohlorganisierten  Hände Isringcui  verbunden  hatten.  Alan 
kann  diese  ganzen  Verhältnisse  in  ihrem  Bezuges  zum  Leben  und  Treiben 
jener  Tage  nicht  trefflicher  darstellen,  als  es  Geiler  gethan  hat  in  einer  langen 


Viii\  ',].     Wurlifi-  iiiul  Fürkanf.    TTnlzsclinitt  ans:  Braut,  Xnnv-iiM'liifl'.    ll.is.'l.  .1.  lirriiiiiaiiu  \iiii  ()l|i. 

iStcinliauscn  a.  a.  d.     AMi.  ^;l,i 


II '.II 


Schilderimg,  die  ich  nicht  anstehe,  hier  unvtM'l<inzt  folgen  zu  lassen''^):  l)ic^ 
ersten  heissen  Monopoli ,  die  da  ein  war  allein  fcMl  hond  vnd  haben  wellen, 
vnd  allein  wellen  \-erkaufen ,  \nd  über  scMulichs  so  erwerben  sie  ein  freiheit. 
Bric;ff  vnd  Sigel  von  eim  h'ürsten  im  land  oder  \  on  (Mm  Künig,  das  seiinl 
die  rcxhten  Monopoli,  die  ein  ding  allein  \(M'kaut'ten  wellen.  —  Di(^  andrcMi 
Alonopoli  seind,  die  nit  c\n  ding  wellend  allein  \-erkaufen,  aber  si(^  slupien 
mit  einander  vm  das  gelt  (de  ])recio),  wie  sie  es  geben  wellend,  also  \nd  an- 
ders nit.  Vnd  dy  monopoli  hcMlse  ich  stujifer,  als  da  sie  etwan  miteinander 
stui)fen,    ze  gon  vff  ein  kirchwcM    wein   trincken  ,    also   stupfen    dist'  ,    die   war 

;)8)  Brösami.   fol.  94-95. 

Mitteilungen   aus   dem   german.   Nationalrnuseuni.    189g  XV. 


114 

also  /rLjcbi'ii  \!i(l  nit  amlcrs,  liei  .s(;iii(Mii  cid.  Oy  scind  niinfU-i-.  Denn  dy 
ersten  wellend  den  j^fewin  allein  lu)n,  \nd  niiMiian  dartt"  es  feil  hon  denn  sie, 
sy  stont  allcMn  im  troL^  als  c-in  nior ''•'),  dit'  kein  andre  suw  hinein  will  lassen, 
also  wellen  sic>  dyc  war  allein  hon,  \h  yederman  der  niufs  sein  Hecht  von 
ireiu  Hecht  anzi'nuU'n.  Das  thunt  dise  nit,  si(>  stu])fen  nunien  (i=r  nur)  ze- 
sanuMi,  das  keiner  ein  eilen  des  thiichs,  oder  was  es  ist,  wolfler  (::iz  wohlfeiler) 
i^ebe  tlenn  also.  I-'r  nia«.^  es  wol  türer  g^elxMi ,  aber  nit  wblfler ,  \nd  wen  sie 
i's  schon  vtl  c\n  zinilich  <^c\t  setzen  vnd  di(^  leüt  überniessen,  noch  so  seind 
CS  Monopoli,  stüpfer.  —  Warumb  ist  das  stupfen  vnzimlich .'  Darum:  es  hat 
ein  sclu'in  vnd  scheint,  wie  es  ein  erber  din*.^  sei,  \nd  ist  doch  dem  gemeinen 
nutz   schedlich   —    Wie   ist    das.-  Es  nympt   dem   merckt   sein   freiheit.     Es 

ist  hie  (d.  h.  zu  Strafsbur^^M  \nd  anderswo  ein  freier  mer^^t  ,  darumb  so  sol 
iedcMinan  sein  kaufmanschatz  m(')<{en  geben  wie  er  welle.  Dy  freiheit  nimt 
das  Stupfen  hinweg,  wan  er  hat  gestupft  \nd  geschworen  ,  das  also  zegeben 
vnd  nit  wohlcr,  aber  wol  thürcr.  Zu  dem  andern  so  ist  es  schedlich  dem 
gemeinen  man,  wen  ein  ding  zegeben  hat  sein  zall,  wye  er  es  geben  wil  oder 
mag,  \nd  er  dennoch  hatt  erbern  gewinn  daran.  An  dem  gelt  mage  er  auff 
vnd  abe  gon.  mce  oder  minder  nemen  vmb  ein  pfennig  oder  zwen,  vnd  bestot 
er  dennocht  wol  darbei.  Nim  das  exempel ;  Ich  setz,  das  ein  thuchman  der 
nit  gcstupft  hat,  der  setzt  für  sich  \nd  schiecht  an,  das  er  ein  eilen  wol  mag 
geben  \nib  fier  Schilling  pfennig,  \nd  ob  er  es  eins  pfennigs  neher  gebe,  so 
hatt  er  dennecht  ein  erbern  gewin,  wann  der  gewinn  ist  nit  gesetzt  auf  eyn 
ortle  oder  auf  ein  fyerteil  eines  örtlis,  es  gat  vti"  vnd  ab,  vnd  ist  vm  den  gewin 
ein  kaufmans  gleich  als  vm  ein  büchsen  schütz  am  schiesrein  (=  Scheiben- 
stand). Am  schiesrein,  da  man  vmb  gaben  schüfst  mit  büchsen,  so  stelt  man 
ein  scluMben  dorthin,  \nd  wer  den  zeüger  in  mitten  trift,  der  hat  ein  schütz. 
Er  mufs  aber  nit  eben  den  Zweck  "^")  treffen,  wen  schüfst  er  ein  spann  weit 
\om  zweck  oder  zwu  spannen,  oder  trifft  nümmen  die  scheib  an  einen  ort, 
so  hat  er  noch  denneclit  ein  schütz.  Also  wen  ein  kaufman  setzt  sein  sach, 
das  er  welle  ein  eilen  thuch  g(;l)cn  für  \"icr  Schilling  j)fennig,  er  mag  es  uHMcn 
\nd  minck'ren,  vnd  bestot  dennocht  wol  b(M  seinem  gewin.  Es  kuni])t  ein 
guttcr  fründ,  dem  will  ers  eins  i)fenniges  neher  geben  dann  \  nib  dit'  \-ier 
Schilling,  das  mag  er  thun.  wen  er  nit  ist  monopolus,  ein  stupfcM-  vnd  nit  ge- 
stu])ft  hat.  Wen  er  aber  gcstupft  hat,  so  gethar  er  seinem  frünt  den  pfennig 
nit  nach  Ion,  wan  er  wer  mcincMcligk.  wan  er  hat  gcstupft,  ein  eilen  rut  neher 
zcgtbcn,  den  eben  um  \  ni  dii.'  \\cv  Schilling.  Darum  so  ist  das  stupten  sched- 
lich di-m  gemeinen  nutz  .  .  .  t's  ist  auch  bi'i  grossen  pencn  \-crbottcMi  ,  bei 
gelt  strafk;n.  Wer  das  thut,  d(>r  soll  dem  Reiser  bcsscM'n  hundert  pfinid  golds. 
Wer  aber  (;in(.'r  das  nicht  vermocht,  der  soll  x-icitzig  i)fund  golds  geben. 
iXbci"  die  rt'gcntcn  \nd  obcrci- ,  die  stMuHchs  gestatttMi  oder  nit  strath-n  ,  die 
sollen  (Jcm  Kciser  xci-fallcn  sein  fimfftzig  jjfund  goldcs.  Darumb  die  l'^ischgal 
des  Kciscrs  die  selten  der  ding  war  ncnien ,  damit  das  es  gc^trattt  wüi'dc, 
\v"enn  nuan  also  ■>tu])fet,  als  gesagt  ist.  vnd  wenn  das  die  kauflcut  thimt,  so 
^ol    man    inen   als   ir  gut   nemen,    vnd   inen   das  land    xcrbieten. 

'.V>>   inor  Multtr.schu'eiii, 

4n     y.wrck  (111    l'Ueck     mc  r   i]:i.s   Zciitniiii   der   S(  heilie   markiere 


—     115     - 

Geiler  hatte  ganz  recht ,  wenn  er  Obrigkeit  und  Gesetz  gegen  die  ver- 
hafsten  »Monopoli«  aufrief,  aber  es  ging  auch  hier  wie  so  oft:  die  kleinen 
Diebe  hängt  man  und  die  grofsen  läfst  man  laufen.  Die  > ehrbaren <-  Handels- 
herren waren  zu  mächtig,  als  dafs  man  es  gewagt  hätte,  ihnen  an  den  Kragen 
zu  gehen,  ja  sie  safsen  zum  grofsen  Teil  selbst  im  Regiment  und  hielten  das 
Schwert  der  Gerechtigkeit  in  Händen,  das  sie  sich  wohl  hüteten  gegen  ihre 
eigene  Brust  zu  richten. 

»Ich  kenn  vil,  die  ich  nit  will  nennen, 

Die  triben   doch  wild  kouffmanschatz, 

Vnd  schwygt  dar  zu  all  recht  vnd  gsatz : 

Jo  vil  sich  gen  dem  hagel  neygen. 

Die  lachend  vff  den  ryffen  zeygen« 
klagt  Brant  ^M,  und  Geiler  fügt  ergänzend  hinzu:  »Alenger  grosse^-  vnd  reicher 
man  hie  im  rat  ist  gsin  Ammeister,  Stettmeister,  Fünffzehencn',  Dreizehener 
Einundzwentzger  etc.  vnd  dy  grossen  herren  haben  manchen  armen  man  vnd 
erbern  man  betrogen,  vnd  ist  an  inen  viel  verloren  worden ,  vnd  hat  einer 
ein  Schwert  vtT  die  achslen  genummen  ,  vnd  ist  zu  der  stat  vfsgangen  ,  \-nd 
ist  nymerme  wider  kummen,  ich  hab  ir  mer  dann  einen  kent,  vnd  haben  ire 
schulden  nit  bezalt<'  ■*-).  Das  peinigende  Gefühl,  immer  wieder  von  den 
Grofskapitalisten  geschröpft  zu  werden,  ohne  die  geringste  Aussicht,  irgend 
welchen  Erfolg  der  Klage  zu  erreichen,  ja  sogar  unter  V(Miiältnissen,  die  es 
für  den  Einzelnen  geradezu  gefährlich  erscheinen  liefscMi ,  d\c  verhafsten 
»Wucherer«  auch  nur  bei  Namen  zu  nennen,  das  eben  war  es,  was  den  Hals 
des  Publikums  am  meisten  schürte ,  und  Geiler  sprach  vollkommen  aus  dem 
Herzen  seiner  Zuhörer  heraus,  wenn  er  s^ch  also  äufserte :  »die  Wucherer 
seint  nit  allein  narren,  s\c  seint  auch  Latrones,  dieb,  vcrret(M"  vnd  todtschleger, 
sy  schneiden  das  brot  dem  armen  vor  dem  mund  ab,  das  sein  leben  ist. 
Er  leicht  dem  freund  vnd  dem  feindt  vft"  ein  gut,  ia  seim  bruder,  das  es  sein 
werd<  ^■'). 

Nicht  genug  aber  damit,  dals  die  Art,  in  der  die  Ware  auf  den  Markt 
gebracht  wurde,  eine  wucherische  war,  die  Ware  selbst,  war  recht  häufig 
auch  nicht  geeignet,  die  nachhaltige  Befriedigung  des  Käufers  zu  sichern,  imd 
wenn  wir  diese  erste"*')  Sammlung  von  Beiträgen  zur  Geschichte  des  Kaufmanns 
begonnen  haben  mit  dem  Bericht  über  die  Geldfälschungen ,  dic^  den  Kauf- 
mann schädigten,  so  scliliefsen  wir  sie  mit  einer  l'jinnerung  an  die  WarcMi- 
fälschungen,  durch  dic^  der  Kaufmann  sich  für  jene  schadlos  hit;lt '').  Die 
Klagen  darüber  waren  schon  alt,  imd  sie  ziehen  sich  auch  durch  das  ganze 
15.  Jahrhundert,  so  dals  c-s  fast  wie  eine  direkte  Anlc^hnung  klingt  an  Niders 
Worte:  in  substantia  quidcMU  \el  siKxie  committit  fraudcmi,  vt  si  dat  aure- 
calcum  (=:  Messing)  loco  auri,  \el  aquam  pro  \ino    "').  wenn  (jviler  (Xarrcnsch. 

41)  Narrcnsch.  9.'S,  26,         42)  l')rr)saml.  11.  Fol.   14b.         43    Narrensch.   Fol.   18,^)1). 

44)  In  tlc-m   näch.stcn    1  Ictle  dieser  Mitteiliin^fen   gedenke   ich   eine   zweite   .~>ammlune 

foJf^en  zu  las.sen. 

4,")i  Ver^l.  Sleinhaii,si:ii,   a,   a.   (),   pi^.   To. 

4t))  iXidcr.  a.  a.  ().   toi.  .')a. 


fol.  IQSb.i  sai;! :  wt^Khcr  kaufmann  ist  iUm',  der  nit  hctric^f  in  der  war,  der 
nit  eins  tiir  dals  andiT  i^eh,  kupffer  für  ^'old,  alchamy  ^^C)ld  für  gewar  gold, 
ein  kostlichen  sti-in  tür  tlen  andern,  geniischetten  wein  für  lautern,  bockflcisch 
für  spintw  iders  (=  l'eUhainniel  i  wachls  n)it  ol  gemischt  für  lauter  wachfs. 
lk\s<)nders  verhalst  o(Um-  wenigstcms  besonders  oft  genannt  ist  die  Wein- 
pant  s  cluMci ,  die  dem  d(nitsclu>n  Zc^cher  \on  jeher  einy)örend  und  durchaus 
zuwider  war,  und  \'on  der  ürant  in  l'ortst'tzung  \  ieler  gleich  eingehender 
Klagen    folgende  Schilderung  macht : 

Vor   vfs  lofst   man   den   wyn   nüm   bliben, 

Grofs   falschheyt   dut    man    mit   jm   triben, 

Salpeter,  schwebel,  dottenbeyn, 

Weydesch,   sentT,  milch,   vil   krut   vnreyn 

Stofst   man   zum   j)uncten   (=:  Spuntj  jn   das  fafs. 

Dit!  schwangern   frowen  drincken  das. 

Das  sie   vor  zyt  genesen  dick, 

Vnd  sehen  eyn   (dlcnd  anblick. 

\'il   kranklKMt   s])ringen   ouch   dar  vfs. 

Das   mancher   fert  jns  gernerhufs  (==   Beinhaus)«  *'). 
Man   kann   diese  Stelle  nicht  ohne  Belustigung  lesen,    nur  schade,    dafs 
sie   so  bitter  ernst  gemeint  war. 

So  hatte  es  denn  der  Kaufmann  glücklich  so  weit  gebracht,  dafs  man 
weder  zu  seinen  grofsen  Spekulationen  imd  Handelsbeziehungen  noch  zu  den 
Waren,  die  er  auf  den  Markt  brachte,  WM'trauen  hatte,  und  wenn  wir  eines 
Standes  kulturelle  Bedeutung  für  irgend  cnne  Zeit  lediglich  nach  der  Wert- 
schätzung beurteilen  wollten,  die;  ihm  von  den  anderen  Ständen  zu  teil  wurde, 
so  müfste  unser  Urteil  über  dt-n  Kaufmann  des  15.  Jahrhunderts  ein  sehr 
ungünstiges  sein.  Wie  ein  Verdammungsspruch  klingt  es ,  wenn  im  Jahre 
1.508  Geiler  am  ]{.nde  seiner  Tage;  seine  Meinung  in  die  harten  Worte  zu- 
sammenfafst:  Wer  yetzund  nicht  kan  \il  list  \nd  bevschifs  vnd  den  andern 
nicht  vber  das  seil  wertTen,  den  haltet  man  für  einen  thoren  ietz.  Wer  aber 
\il  beschifs  kan  \ nd  leckerei,  den  halt  man  für  ein  weisen,  da  spricht  man ; 
-das  ist   ein   behender  man    ^"i. 

47j   Ijrant,  Narrcnsch.    Hi2,   ]  ;i  ff.     V^l.   Zarnckes  Anmcrkun4:jen  dazu! 
4i^    ficilcr,   Emcis  (Strafsl)ur^.    joh,   (jrünin^'cr  1.")16.)  fol.    H. 

Nürnberg.  Dr.   Otto    Lauffer. 

Die  Nürnberger  Maler,  ihre  Lehrlinge,  Probe- 
stücke, Vorgeher  u.  s.  w.  von  1596 — 1659. 

r^^^y,^  chon  im  jähre  1534  hatten  die  Nürnberger  Maler,  dem  allgemeinen 
•p^-v^f^  Zug(.-  der  Zeit  folgend,  um  ( )rdnung  ihres  »Handwerkes«  gebeten'), 
f'^;^>-^^^^H_^  wurden  al)ei-  xon  dem  Rate  abschlägig  beschieden.  Sie  wieder- 
holten ihi-  Cjesuch,  um  eine  fjrdnung.  welche  ilmcMi  die  Rechte  eines  Hand- 
le v^l.  Muniincnhcjft-  llamlwerk  und  trcic  Kunst  ui  Nünilitr^,  in  Nr.  24  des  Jahr- 
"anf's    IS'.M    d<  I"   lia\  crisc-htn   (  jcw  crln -ZciUniij. 


117 


Werkes  gewährt  hätte,  im  Jahre  1564  abermals,  aber  erst  im  fahre  1596 
fühlte  sich  der  Rat  bewogen,  ihrer  nochmals  erneuerten  Bitte  zu  willfahren 
und  ihnen  »um  diese  freie  Kunst  in  Ehren  und  Würden  zu  erhalten  und  der 
eingerissenen  Stümpelei  desto  mehr  vorzukommen«,  eine  Ordnung  zu  ver- 
leihen, die  bei  Mummenhoft^  a.  a.  O.  besprochen  und  von  Baader-)  ab- 
gedruckt ist. 

Natürlich  legte  sich  nun  das  Gewerbe  der  Maler  dieselben  Bücher  an 
wie  sie  andere  Handwerke  «^führten.  Meines  Wissens  existiert  aber  keines 
derselben  mehr   —  es   ist   mir    wenigstens   keines    bekannt   geworden   —  und 


VCS^"^*^ 


man  würde  über  sie  gänzlich  ununterrichtet  sein,  wenn  nicht  Maler  und 
'Gradierer«  Hans  Hauer,  ein  die  Feder  sehr  gewandt  führender  Mann,  zur 
Zeit,  als  er  zum  zweiten  Male  Vorgeher  (lc\s  ALilergewerbc;s  gewesen  — 
1640  bis  1644  —  Näheres  über  diese  Bücher  geschrieben  und  auch  das 
Wichtigste  aus  denselben  ausgezogen  hätte.  Diese  Aufzeichnungen  sind  in 
einer  Handschrift  vereinigt,  die  sich  früher  in  der  Xorikasammlnng  des  Jjuch- 
binders  Roth  in  Nürnberg  befand  und  mit  derselben  xor  mehreren  Jahren  in 
den  Besitz  des  Herrn  Guido  von  VolkamiM-  in  München  gelangte,  in  dessen 
Norikasammlung  sie  sich  nunmehr  befindet  (Bibliothek  Nr.  891).  Die  Dolio- 
2)  Beiträt^e  zur  Kunstgeschichte  Nürnbergs   I,  S.  40  ff. 


—      118      — 

handscliritt  ist  aulscn  aui  dcni  I)cck('l  als  I)rr  Malilcr  Ordnung  und  Gcl)raucli 
in  Nürnberg  ht'zc-ichnct  und  hat  auf  d(Mn  ersten  I^latte  folgende  Aufschrift: 
■'Alles  dasienigc\  so  in  der  nialer  sieben  underschiedlichen  ihren  büchern 
alhier:  ist  in  diesi\s  l)uch  zusanniien  getragen,  wie  xolgent  register  in  Ordnung 
nach  dem  alphabeth  auch  nach  dem  blat  g(M-ichtet  iifs  fleissigste  be- 
schrieben ....  sol  meinem  söhn  Ruperto  zu  künftiger  nachrichtung  dienen 
und   \'on   ihme  nicht   aus   banden  gelassen   werden. 

Auf  Blatt  156  b  beschreibt  Hans  Hauer  diese  sieben  Bücher,  wie  er 
sie  am  17.  April  1643  von  Paul  Kolb  durch  dessen  Sohn  Paul  empfangen, 
in  folgender  Weise.  No.  1  helt  in  sich  erstlich  und  zu  vorder.st  eine  be- 
nennung  der  maier.  so  1600  noch  im  leben  gewest,  dan  eine  verzeichnus 
t)der  register  der  maier,  was  jeder  für  einen  lehrjungen  gehabt  (ist  hierinnen 
fol:  llo'M.  Das  ein-  und  ausschreiben  der  lehrjungen,  wie  solches  im  rugs- 
buch  begriffen  ordentlich  (hierin  folio  57).  Dan  von  ao.  1596  der  Ordnung 
an  die  \erzeichnus,  wan  und  wie  einer  nach  dem  andern  sein  probstück  vor 
der  rueg  vorgezeigt  und  bestanden  sei  oder  nicht  (hierin  folio  39).  —  No.  2. 
Ouartalbuch  von  1619  an,  darin  die  vierteil  jahrseinnahm  und  jährliche  rech- 
nungen  eingeschrieben  sind.  (Ist  sonderlich  abgeschrieben.)  —  No.  3.  Ord- 
nung der  maier  von  ihnen  selbsten  zusammgeschrieben,  welche  auch  von 
jedem  alt-  und  jungen  meister  ist  underschrieben  worden  (hierin  an  folio 
2  bis  9  zu  finden).  Leichtuchs  erlangen  1615,  aller  uncosten  beschrieben 
(folio  33).  Verzeichnus  was  jeder  maier  darzu  gesteuert  hat  (folio  36).  Laid- 
mentel  uncosten  und  was  jeder  darzu  gesteuert  hat  (folio  121).  Verzeichnus 
der  vorgeher  wie  solche  von  1596  nacheinander  am  ampt  gewesen,  stehet 
im  buch  Xo.  1  dei-gieichen  (hierin  folio  29).  Vereinigung  der  jungen  meister 
wegen  leichtragens  so  geschehen  ao.  1630,  13.  se])t.  (ist  keins  abschreibens 
wert).  WM'zeichnus  oder  inxentarium  obgedachter  7  bücher  (ist  hie  aus- 
führlich). —  No.  4.  Km  (juartbuch  in  rot  leder  eingebunden,  darin  zuvorderst 
iMne  abschrift  von  herrn  Aegidj  Arnolds  sei:  testament  eingeschrieben.  Der 
original  birment  bc\sigeltc  brief  ist  in  der  maier  laden  zu  finden.  (Copia 
hierin  fol:  13.)  Die  rechnung  und  ausgaben  wegen  dieses  gelds  von  1610 
an  bis  ao.  1630  (Rechnung  seind  unnötig  zu  copiren).  —  No.  5.  Ein  quart 
in  rot  berment  gebunden  büchlein,  darein  frembde  malergseln  reissen,  so  von 
herrn  Aegidj  Arnolds  almusgeld  beisteuer  empfangen,  iahrsemj)fang  und  ausgab, 
welche  zu  hinderst  Johann  Mauer  (Mugeschrieben  hat  'ist  nicht  nötig  abzu- 
schreiben gewest).  —  No.  6.  Ein  quartbuch  in  i'ot  leder  gebunden  ,  darin 
1606  Lorenz  Strauch  die  \  ierteiljahrseinnam  und  ausgab  angefangen  einzu- 
schreiben, gehet  bis  ao.  1619  (ist  nit  abzuschreiben  nötig).  Ruegshändl 
und  streit  seind  hindenher  hineingeschrieben,  es  ist  aber  dis  büchl  sehr  zer- 
rissen worden  (rugshcändl  weil  sie  zerissen  sind  nit  abgeschrieben).  —  No.  7. 
Des  buchs  abschrift  wie  es  anitzo  ist,  hab  ich  beihanden,  aber  die  ruegshändl 
so   im   buch   no.   6  seind   k(^ines   abschreibcMis   würdig. 

Hauer   hat  diese  Auszüge  nur  teilweise  selbst  in  seiner  kleinen,   zierlichen 

und   dc!Utlichen   Handschrift  geschrieben,   der  gröfsere  Teil    rührt   von  anderer 

'A)  Die  in  KlainnK-m  stcheiulcn  \\'(jrtc  .sind  in  der  Mand.sclirifl  mit  roter  Tinte  an 
den   Rand  üe.schricljcn. 


—     119     — 

Hand  her.  Die  Auszüge  sind  auch  nicht  systematisch  geordnet,  sond(Mn 
nach  Belieben  in  das  Buch  eingetragen;  zwischen  den  einzelnen  Materien 
findet  sich  meist  eine  mehr  oder  weniger  grofse  Zahl  leerer  Blätter.  Sehen 
wir  uns  nun  die  Handschrift  etwas  näher  an.  Das  erste  Blatt  mit  dem  Titel 
hat  Hauer  eigenhändig  geschrieben,  ebenso  die  darauf  folgenden  drei  Blätter 
mit  dem  alphabetischen  Register  und  dem  lnhalts\  erzeichnisse  des  Bandes 
nach  der  Reihenfolge.  Die  Ordnung  auf  Blatt  1  —  9  rührt  von  anderer  Hand 
her,  nur  einzelne  Bemerkungen  od(M-  Ergänzungen  sind  von  ihm  eigenhändig 
beigesetzt.  Die  Verzeichnisse  der  Maler  auf  Bl.  10 — 13  sind  gleichfalls  von 
ihm  selbst  geschrieben,  nicht  aber  das  Testament  des  Aegydius  Arnold  auf 
Bl.  13 — 16.  Von  der  Supplikation  der  MalcM-,  die  Veri)flichtung  ihrer  Vor- 
geher betr.,  hat  er  nur  die  7  Zeilen  des  Eingangs,  sowie  den  Schlufs  mit 
den  Namen  geschrieben.  Die  Notiz  auf  1^1.  19  über  das  Verlangen,  dafs  die 
Maler  ihre  Piilder  vor  das  PWnfergericht  bringen  sollen,  ist  ebenfalls  von  seiner 
Hand.  Bl.  20 — 26  sind  leer.  Die  Notizen  über  Dürer  auf  Bl.  27  sind  wieder 
von  Hauers  eigner  Hand,  die  Namen  der  Maler,  die  als  Genannte  dem 
gröfscren  Rate  angeh(')rten,  der  Vorgeher  der  Uiblichen  Malerei,  die  sich  auf 
Bl.  28—30  finden,  nur  teilweise.  Bl.  31  und  32  sind  leer.  Auf  Bl.  33—37 
ist  die  Anschaffung  des  Leichentuches  behandelt,  von  welchem  nur  auf  dem 
letzten  Blatte  Aufzeichnungen  von  seiner  Hand  sich  befinden.  Auf  Bl.  38 
sind  die  Namen  der  Maler  in  der  Reihenfolge,  wie  sie  ihr  Probstück  gemacht 
haben,  von  Hauer  aufgeführt,  das  ausführliche  Verzeichnis  dagegen  auf 
Bl.  39 — 45  ist  bis  Bl.  42  von  fremder,  von  da  an  meist  von  Hauers  Hand. 
Bl.  46 — 49  sind  leer.  Bl.  50  enthält  eigenhändige  Aufzeichnungen  Hauers  über 
Vorkommnisse  im  Jahre  1650,  als  er  Vorgeher  war.  Bl.  51 — 56  leer.  Auf 
Bl.  57  — 106  sind  von  fremder  Hand  die  Aufzt'ichnungen  über  das  Ein-  und 
Ausschreiben  der  Lehrlinge,  Bl.  107 — 111  sind  leer,  Bl.  113  — 116  enthalten 
das  Register  zu  dem  Lehrlingsverzeichnis.  Bl.  117 — 120  sind  leer.  Auf 
Bl.  121  — 123  sind  die  Notizen  über  die  Anschaffung  der  Leidmäntel  nur  teil- 
weise \on  seiner  Hand.  Bl.  124 — 126  leer.  Bl.  127  und  128  sind  aus- 
schliefslich  von  Hauer  geschrieben  und  enthalten  die  von  ihm  als  VorgcduM' 
1626  gelegte  Rechnung.  Bl,  129  mit  einem  Verzeichnis  der  Vorkonnnnissc 
in  dem  Streite  der  Mach-  und  Atzmaler  ist  gleichfalls  von  seiner  eigncMi 
Hand,  die  Schriftstücke,  die  in  dic;s(Mn  Streite  aber  gewechselt  wurd(>n,  von 
Bl.  130  bis  142  von  fremder  Hand,  Bl.  143 — 145  \on  seiner  eignen,  Blatt 
146 — 156  von  fremder  Hand;  nur  einzelne  Korrekturen,  Zusätze  und  Nach- 
träge hat  Llauer  geschrieben.  Hier  sind  nach  dem  Vcrzeichniss(^  der  Maler, 
so  im  Jahre  1600  und  1620  gelebt  haben,  vier  Blätter  (156  I-  1\')  eingc^heftet, 
auf  welchen  sich  \'on  fremder  Hand  ein  Verzeichnis  der  Maler  xon  1640, 
tlann  von  Hauers  eigner  Hand  der  Verlauf  des  Schlusses  seines  Streites  mit 
den  Flachmalern  und  einige  Rugshändel  verzeichnet  finden.  Den  Schluls  der 
Handschrift  Bl.  157 — 198,  bilden  X'erzeichnissc^  der  Genannten  des  grriisern 
Rats,  die  \-on  1500  bis  1560  gewählt  wurdcMi  und  1560  noch  am  Leben 
gew('sen,  fi-rncn-  derjenigen,  so  \on  1560 — 1()28  g{n\ählt  wurden,  nach  den 
Vornamen   alnhalKMisch    <>(M)i-dnet ,   niil    der   An^abt^   d(\s    lahrcs   der    L.rw  iUilunL; 


—      1 20 

und  \i(>Ifacli  auch  des  Todes,  dann  d(M-  Cicnanntcn  Kid  nacli  s<Mn(>n  Artikeln, 
luni-n  Teil  hat  1  lans  I  laucM'  selbst  gcsclirieben,  einen  anderen  mit  mancherlei 
Notizt-n  \ersehen,  die  nianclu-s  noch  nicht  Bekannte  enthalten  mögen.  Über 
diese  Verzi'ichnisse.  die  I  L'uum'  wicnlenim  als  sehr  schreiblustigen  Menschen 
dokunuMitieren.  sagt  er  selbst:  alles  sovii-l  m(')glicli  und  man  hat  erfahren 
können   mit   grol'ser  miilic^   zusammen  getragen   und   verfertigt  ao.  1628." 

Hauer  hat  sich  auf  di(;  sieben  Hüclu'r  der  Maler  aber  nicht  beschränkt, 
er  hat  manches  noch  aus  eigenem  Wissen  dazugethan,  und  zwar  sowohl  aus 
früluMcr  als  aus  seiner  Zeit.  An  dieser  Stelle  sei  aber  nur  ein  alj)habetisches  Ver- 
zeiclmis  der  Nürnberger  Maler  von  1596 — 1659  gegebiMi,  ferner  seien  verzeichnet 
ihre  Lehrlinge,  deren  Lehrzeit,  das  Jahr,  in  wcIcIkmh  die  (jcsellen  ihr  Probe- 
stück machten  und  was  dasselbe  darstellte,  di(^  L(>hrlinge,  die  sie  als  Meister 
hatttMi,  die  Angaben,  ob  und  wann  sie  Vorgeher  des  Malerhandwerkes  waren, 
das  Todesjahr  und  was  s(Mist  Hans  Hauer  da  und  dort  in  der  Handschrift 
noch   mitzuteilen   für  gut   fand. 

Schon  Friedrich  Leitschuh  hat  in  der  Ausgabe  von  Albrecht  Dürers 
Tagebuch  der  Iveise  in  die  Niederlande')  auf  Johann  Hauers  Thätigkeit  als 
Dürerforscher  hingewiesen  ;  K.  Lange  und  F.  k\ihse  haben  diese  Angaben 
in  ihrem  Buche  Dürers  Schriftlicher  Nachlafs"')  teils  berichtigt,  teils  erweitert. 
Hauer  war  eifrigst  bemüht,  den  schriftlichen  Nachlafs  Dürers  zu  kopieren 
und  ihm  ist  direkt  und  indirekt  die  L'berlieferung  \erscliiedener  Aufzeichnungen 
Dürers  zu  verdanken'').  Leider  hat  Hauer  erst  lange  Jahre  nach  dem  Tode 
Dürers  gelebt  und  was  er  aus  eigner  Anschauung  erlebt,  gehört  einer  für 
die  Nürnberger  Kunst  traurigen  Zeit  des  Niederganges  an,  in  welchem  sich 
die  Nürnberger  Maler  nicht  selten  mit  den  Tünchern  stritten,  ob  jenen  oder 
ihnen  irgend  eine  Arbeit  zukomme.  LLans  Hauer  war  ein  klarer  Kopf,  der 
viel  auf  die  Kunst  liielt  und  sich  energisch  dagegen  wehrte,  dafs  sie  zum 
Handwerk  herabsinke.  In  dem  Streite  der  Nürnberger  Flachmaler  mit  den 
Ätzmalern  (1625  bis  1626)  nahm  sich  Hans  Flauer,  der  selber  als  Probestück 
einen  ILarnisch  geätzt  hatte,  dieser  in  entschiedener  Weise  an.  Jedenfalls 
wäre  Hans  I  Lauer  selbst  einmal  einer  Biogra|)hie  wert,  wenn  auch  nicht  als 
l)roduzierender  Künstler,  sondern  nur  als  eifriger  Verehrer  Albrecht  Dürers 
und  mannhafter  Verfechtt'r  künstlerisch(Mi  Strebens,  sowie  GegncM's  aller  be- 
engenden  kleinlichen   f^estrebungen   im    Kunstleben   Nürnbergs. 

Zu  dem  Verzeichnis  der  Probestücke,  welche  die  Meisterkandidaten 
liefern  niufsten ,  sei  benKM'kt,  dafs  die  Probestücke  nach  der  Ordnung  der 
Maler  ins  ICigentum  der  Stadt  übergingen,  welche  durch  diese  Gemälde  auf 
wohlftMlcm  Wege  zu  einem  künstl(M"ischen  Schmucke  ihres  ntnien  Rathauses 
gelangen  wc)llte.  Die  Atzmaler  xcrzierten  in  dei-  Regel  eint^  l\üstung  durch 
Atzarbeit,   die   dann    in   das   Zeughaus   wanderte-. 

Wenn  die  nachfolgende  Liste  auch  der  Zeit  dt>s  Niederganges  dei 
Nüi'nl)erL;er  Kunst   angehTirt,   so   dürfte   doch   auch    diesc^  bald  ihre-  fjearbeitung 

4;  Lciiizi^   1S84.     S.  22.  .'))   Hallu  :i.   S.    IS');;. 

6  V^l.  ]■'.  Fuhsc.  /nv  Dürcrforschun^  im  17.  |;ihrh.  in  (U:n  .Mitt<.:iluii^en  ans  dem 
iierni     Xatii'iiaiinu^cmn    IS«-!."),   S.    71    ft 


-      121       - 

finden,  nachdem  über  die  Glanzzeit  und  die  darauffolgende  Epoche  schon  so 
vielfache  Studien  gemacht  wurden  und  so  wertvolle  Publikationen  erschienen 
sind.  Den  Forschern ,  die  sich  mit  der  dann  folgenden  Zeit  beschäftigen, 
dürfte  die  nachstehende  Liste  manchen  willkommenen  Fingerzeig  über 
Namen  geben,  die  in  der  Kunstgeschichte  vielfach  noch  keinen  Platz  ge- 
funden haben. 

Dem  Verzeichnisse  lassen  wir  nachstehend  einige  Bemerkungen  und 
Erläuterungen,  namentlich  das  Lehrlingswesen  und  die  Anfertigung  der  Probe- 
stücke betreffend,  vorangehen. 

Die  Lehrlinge,  deren  Heimat  in  dem  nachfolgenden  Verzeichnisse 
nicht  angegeben  ist,  stammen  sämtlich  aus  Nürnberg.  Das  ursprünglich 
auf  24  fl.  festgesetzte  Maximum  des  Lehrgeldes  wurde  s(>hr  oft  über- 
schritten. Für  die  richtige  Bezahlung  desselben,  sowie  für  den  Ersatz  bei 
etwaigen  Veruntreuungen  übernahmen  in  der  Regel  die  Eltern  oder  der 
Vater  allein  oder  der  Vormünder  oder  sonst  zwei  Bürger  die  Gewährschaft. 
Die  Bezahlung  erfolgte  meistens  zu  Zwcidritteilen  oder  zur  Hälfte  bei  Beginn 
der  Lehrzeit,  während  der  Rest  nach  verflossener  halber  Lehrzeit  entrichtet 
wurde.  Nicht  selten  kam  es  vor,  dafs  sich  Meister  und  Lehrlinge  nicht 
miteinander  vertragen  konnten,  weshalb  dann  letzterer  von  dem  Rugamt  dem 
ursprünglichen  Lehrmeister  abgeteilt  und  einem  anderen  Meister  zugeteilt 
wurde,  bei  dem  er  dann  den  Rest  der  vereinbarten  Lehrzeit  erstehen  mufste. 
Manchmal  erfolgte  eine  solche  Trennung  und  Überweisung  auf  direktes  An- 
drängen des  Vaters  des  Lehrlings,  da  letzterem  eben  nichts  gelehrt  worden  war. 
So  wurde  dem  Friedr.  v.  Falckenburg  1606  sein  l^ehrling  Hieronymus  Reuff 
genommen,  »wegen  des  stetigen  ausschickens  und  aufsailung  allerley  possel- 
arbeit,  dardurch  der  jung  an  seinem  lernen  merklich  versäumet  worden.« 
Im  Jahre  1609  beschwerte  sich  der  Vater  des  Sebastian  Ebert,  dafs  diesem  sein 
Meister  Georg  Stöckel,  »so  gar  nichts  rechts  zum  handwerk  überstellet  und 
lernete,  sondern  sein  weib,  die  eine  liechtzieherin  were ,  ihne  stetigs  nur  zu 
derselben  und  ander  hausarbeit  gebrauchet.  <  Kv  kam  deshalb  zu  Alaler 
Franz  Hein,  wurde  aber  schliefslich  Zimmerknecht  bei  seinem  V^ater,  so  dals 
doch  wohl  auch  der  Lehrling  nicht  ohne  Schuld  gewesen  sein  mag,  wenn  er 
bei  Stöckel  nichts  gelernt  hatte. 

Die  Klagen  der  EltcM-n  führten  auch  zu  folgcMider  T'j-klärung  der  \^)r- 
geher,  die  in  der  Ordnung  angeführt  ist.  Sie  trägt  kern  Datum,  fällt  aber  aucli 
in  die  Zeit  vor  1615;  vielleicht  war  einer  de^r  binden  mitgeteilten  Fälle  die 
Veranlassung  zu  dieser  l^estimmung.  :  Auch  kom])t  uns  vorgehcMn  oft  gi-ofse 
clag  \-or,  von  der  lehrjungen  eitern  oder  xormundein ,  dafs  die  mt-ister  dii- 
jungc;n  oft  so  übel  halten,  es  sei  mit  wenig  essen  cxUm'  idafs  sie!  die  lehi-zeit 
üb(M-  an  dem  farbstein  stehn,  also  darhei  wenig  lei-nen  kcMinen  mul  ihre 
lehrjahr  übel  angewendt  scmu,  samjjt  d(Mn  lehi-g(^ld,  we]chi\s  cm'u  solcln-r  lehr- 
maister  nicht  recht  emjjfengt,  und  vr  s(^incm  \ers])r(xdien  nach  kein  vergnüg 
thut;  (\s  wert'  diann,  dafs  ein  jung  solches  selbsten  \  ei"ui-saclnc ,  so  were  der 
maist(M-  für  (Milschuldigt  zu  hallen.  So  v,()1](Mi  wir  \orgt;her  cliesc:ll)igi'ri  nialci- 
gebeten    und    \  ermahnt    hahtn,   dals   sie   sieh    hieiinnen   s(>lbsl    hedi'nken,   dann 

Mitteilungen   aus   dem   german,    Nationalmuseurn.      iSqq.  XVI. 


1 22      — 

so  weitere  clag  \orfallen  würde,  seine!  wir  vor^elier  schuldi|4,  solchen  eitern 
und  junL,^en  bchülflich  zu  sein  und  in  allen  billigen  sachen  beizustehen,  damit 
die  inalerey  nicht  in  Verachtung  kommen  mcichte;  ein  jeder  wolle  gedenken 
und  (sich)  zu  geniüth  führen,  dafs  (wenn)  sein  söhn  oder  kind,  da  er  bei 
einem  maister  oder  handtierung  were,  (er  verlangen  könne),  dafs  er  nach 
der  billigkeit  gehalten  wih-de ,  und  sein  zeit  und  geld  wohl  angelegt  werde.« 
<  Auch  solle  kein  maier  seinen  jungen  Urlaub  geben,  ehe  die  lehrjahr  aus  seind, 
da  es  aber  mit  willen  der  eitern  geschehe,  und  der  jung  von  den  malen  ab- 
stehen will,  und  (es)  nicht  treiben,  solle  das  vor  den  vier  vorgehern  und  den 
rugsschreiber  ordentlich  geschehen.  Matt  der  jung  noch  ein  jähr  oder  mehr 
zu  lernen,  so  soll  der  maister  so  lang  still  stehen,  ehe  dafs  er  ein  andern 
jungen  annimbt,  bifs  die  zeit  des  jungen  vollcndt,  jedoch  so  es  des  lehr- 
maisters  schuld  wer  gewesen,  dass  der  jung  were   übel  gehalten  worden.« 

■Manchmal  liefen  die  Jungen  aus  der  Lehre,  wie  es  heute  auch  noch 
vorkommt  und  wendeten  sich  von  der  Malerei  ab.  Wohl  kaum  dürfte  es 
sich  aber  in  der  Gegenwart  ereignen ,  dafs  ein  Lehrling  deswegen  sich  von 
seinem  Gewerbe  abwendet,  weil  er  —  geheiratet.  Dies  w'ar  mit  Hans  Lorenz 
Hattenreuther  der  Fall,  der  von  1612  — 1614  bei  Hans  Hauer  lernte,  und, 
dieweil  er  sich  nach  den  ersten  zwei  Lehrjahren  verheiratete,  das  Atzmalen 
verschwor.  Hie  und  da  trat  ein  Lehrling  seines  »blöden«  Gesichts  wegen 
aus  und  wandte  sich  einem  anderen  Gewerbe  zu.  Ein  Lehrling  des  Hans 
Hauer  ging  vom  Ätzmalen  zum  Flachmalen  über,  da  man  hiezu  keines  so 
scharfen  Gesichtes  bedurfte.  Gewöhnlich  wurden  die  vorgeschriebenen  vier 
Lehrjahre  aber  ausgehalten;  nur  bei  Meisterssöhnen  wurde  die  Lehrzeit  hie 
und  da  auf  zwei  Jahre  reduziert,  weil  sie  bei  ihrem  Vater  schon  von  Jugend 
auf  das  Handwerk  gelernt.  Anthoni  Peter  Cordier  wurde  schon  nach 
2  '  2  Jahren  ausgeschrieben,  weil  er  sich  in  Italien  weiter  ausbilden  wollte. 
Nicht  selten  kam  es  vor,  namentlich  bei  armen  Jungen,  welche  nicht  viel 
Lehrgeld  zahlen  konnten,  dafs  der  JMeister  hiefür  durch  längere  Lehrzeit 
entschädigt  wurde.  So  mufste  Hans  Barthel  Geifslcr  bei  Hans  Sibmacher 
das  Flach-  und  Ätzmalen  nicht  weniger  als  acht  Jahre  \on  1597  an  lernen, 
es  heilst  zwar,  von  wegen  dafs  er  noch  jung  ist,<  der  wahre  Grund  war 
aber  wohl  der,  dafs  der  Junge  kein  Lehrgeld  zahlte,  denn  es  heifst :  was 
das  lehrgeld  und  ander  dinge  .  .  .  anbelangt ,  das  haben  beede  theil  in  ein 
besondere  \erschreibung  begriffen  lassen,  welches  hiehero  zuvermelden  un- 
nöthig.'  Michael  Hofmann,  der  bei  Hans  Hauer  in  die  Lehre  ging,  mufste 
\ier  Jahre  lernen  und  seinem  Meister  wegen  seines  geringen  Alters  noch 
zwei  lahre  dienen.  Auch  dieser  hat  wohl  kein  Lehrgeld  bezahlt,  da  sich 
hierüber  nichts  niedergeschrieben  findet,  während  sonst  nie  versäumt  wird, 
dies  zu  erwähnen.  Als  Henfslein  Mayr  16(J3  bei  Georg  Hartmann  in  die 
Lehre  trat,  wurde  das  Lehrgeld  auf  24  Gulden  für  vier  Jahre  festgestellt; 
würde  des  Lc^lirlings  Mutter  (sein  Vater  war  gestorben)  aber  nur  12  Gulden 
bezahkm,   sc)   sollte   die-    Lehrzeit    fünf    Iahr(>  dauern. 

Das  Prol)e  s  t  ück .  welch(;s  di(;  G(>sel]en  fertigen  mufsten,  um  Mc;ister 
zu   weiden,    blieb    nicht    selten  hinter  den   .Xnfordc  luniicn  der  \'oig(4ier  zurück. 


--      123     — 

aber  nicht  etwa  weil  diese  sehr  hohe  Ansprüche  machten,  sondern  weil  die 
Probestücke  eben  gar  so  schlecht  gewesen.  Manchmal  begnügten  sie  sich, 
den  Verfertiger  zu  ermahnen  »sich  zu  bessern«,  liefsen  aber  das  Probestück, 
»obwohl  es  ziemlich  schlecht«,  »wiewohl  die  Vorgeher  viel  Mängel  daran 
befunden«,  doch  passieren.  Andere  durften,  weil  das  Probestück  so  gar 
schlecht  und  gering,  zwei  Jahre  lang  keinen  Lehrling  halten  und  sollten  sich 
unterdessen  besser  üben.  Manches  Probestück  war  aber  so  schlecht  ausge- 
fallen, dafs  es  dem  Betreffenden  zurückgegeben  wurde  und  er  so  lange  als 
Geselle  arbeiten  mufste ,  bis  er  ein  besseres  gefertigt,  oder  er  durfte  bis  zur 
Erfüllung  der  letzteren  I^edingung  nur  mit  seiner  Einshand  arbeiten,  d.  h. 
keine  Gesellen  und  Lehrjungen  halten.  Sie  haben  also  eine  Art  Zwitter- 
stellung zwischen  Gesellen  und  Meister  eingenommen.  Die  Zeit,  die  zwischen 
der  Verfertigung  des  ersten  mifslungcnen  und  des  zw^eiten  Probestückes  lag, 
war  sehr  verschieden.  Dem  Melchior  Balthasar  Kriegen-  ward  aufgetragen  in 
einem  *halben  Jahr  ein  anderes  Probestück  zu  verfertigen,  da  das  erste  hätte 
besser  sein  können.  Wilhelm  Strobel,  der  1625  ein  nicht  genügendes  Probe- 
stück gemacht,  kam  erst  1651  zum  vollen  Meisterrechte,  und  da  erhielt  er 
es  geschenkt,  ohne  ein  neues  Probestück  gemacht  zu  haben.  Leonhard 
Brechtel  d.  J.  liefertt;  auch  das  zweitemal  ein  nicht  meisterliches  Probestück; 
er  ward  aber  doch  Meister,  da  er  bereits  Weib  und  Kind  hatte,  durfte  jedoch 
zwei  Jahre  nur  mit  seiner  Einshand  arbeiten. 

Paulus  Bonackher  war  der  erste,  der,  als  cm-  am  14.  Juni  1625  Meister 
ward,  einen  leiblichen  Eid  schwören  mufste,  dafs  er  das  Probestück  allein, 
-ohne  meniglichs  hülfe-  gemacht  habe,  was  zuvor  keiner  gethan  und  von 
keinem  verlangt  worden  war.  Hauer  hält  sich  über  diese  angebliche 
Neuerung,  die  durch  den  älteren  Hans  Münckh  veranlafst  worden  war,  auf, 
übersieht  aber,  dafs  der  Eid  schon  durch  die  Ordnung  vom  30.  März  1596 
vorgeschrieben  war.  Der  Eid  wurde  auch  in  der  Eolge  nicht  von  allen  verlangt, 
namentlich  nicht,  wie  Hauer  besonders  hervorhebt,  von  dem  jüngeren  Münckh, 
dem  Sohne  des  angeblichen  Einführcrs  des  h^ides,  der  1642  Meister  ward,  als 
Hauer  Vorgeher  gewesen,  welch  letzterer  überhaupt  immer  für  freiestc^  I]e- 
wegung  eintrat.  Dafs  sich  Mancher  bei  der  Anfertigung  seines  Probestückes 
helfen  liefs,  war  trotzdem  nicht  ausgeschlossen.  Hauer  bcunerkt  zu  dem 
Probestück  des  David  Lauer,  die  Enthauptung  Holofcnni:  Das  original  hat 
MH  (wohl  Michael   Herr)  gemacht   und  auch   das  ])robstück   überholfen. 

Auch  die  Herren  vom  Rat  hatten  meist  liberalere^  Anschauungen  als  die 
Mehrzahl  der  .Meistei-  des  Malerhandwerks.  Und  wenn  sie  ja  cHnmal  die  ent- 
gegengesetzte Richtung  (hinschlagen  wollten,  so  liefsen  sic^  sich  —  wenn  nur 
die  Meister  dieselbe^  nicht  mitmachcm  wollten  —  leicht  wieder  da\on  ab- 
bringen. Im  Jahre  1634  z.  11.  begehrte  der  Rat  \  on  den  Malern  wie  von 
anderen  Handwerken,  dafs  die  Vorgcdier  d(M-  MalercM  jährlich  vor  dem  Anits- 
buch  zu  östi-rlicher  Zeit  ludespflicht  über  ihr(>  Ordnung  !eist(>n  sollen.  Hie- 
gc^gcm  richtc>t(Mi  die  sämtlichen  MalcM'  unterm  30.  April  1636,  nachdem  sie 
1635  um  kein  Präjudiz  zu  geben,  keinen  Vorgcher  g\n\'ählt,  finc  Supplikation 
an    den   Rat,    worin    sie    zunächst    ausführten,    dafs    ihre   V'oriahrcm    \  on   dem 


-^      1 24        - 

Rate  deshalb  eine  Ordnung  etlxitcn  und  1596  erlan^^t ,  damit  solche  freyt^ 
kunst  \cMniittelst  cUmo  hochans(>h(Mitliclu>n  anthoritet  tn^y  hiesij^fer  statt,  welche 
weisen  \ieltM"  fi"nlrefflich(M'  künstl(M'  xon  der  niaUM'ey ,  so  sich  alhie  aiif<^e- 
halten  und  tloritt  haben,  vof  all(Mi  andern  stächen  Oberteutschlands  vor 
hundert  und  nudu'  jähren  bcMiihnibt  gewesen,  noch  1(Mi<^um'  bey  solchem  rühm 
erhalten,  und  nit  allein  den  ])osteris  sich  in  berührter  kunst  desto  mehr  zu 
üIhmi  und  dadurch  excc^lU^nt  zu  maclu>n  anlafs  und  ursach  ge^U'ben,  sondern 
auch  allerhand  stum[)eley  und  was  zu  schmäUMunt^f  und  abbruch  solcher 
frcA'cMi   kunst   inuncM"  <^ereich(^t,   renovirt   und  abs^cwendet   wcn'den  möchte.' 

h'.s  wird  darauf  hin^cnviesc^n,  dafs  die  Leistung  d(;s  Eids  »einen  und  dem 
andern  unter  uns,  seines  gewiss(>ns  halben,  darumb  so  gefährlich  als  be- 
schwerlich fallen  will,  diewiMlc-n  fi'irs  (?rst(;  die;  malerkunst  so  infinirt  und 
w(Mtleuftig,  dafs  \-on  keinen  nuMischcMi  solche  auszulehren,  noch  das  excremum 
oder  die  vollkonunenheit  zu  erlangiMi ,  m(')glich  :  übenJas  auch  mancherley 
und  viel  imterschiedliche  unerzehliche  specit's  begreift,  dannenhero  in  er- 
wehnter  ims  mitg(>theilten  Ordnung  keiner  meisterstück  gedacht,  sondern 
alUnn  den  jungen  angehenden  malern,  so  sich  dieser  kunst  alhie  zu  gebrauchen 
inid  damit  zu  nehrtMi  vcM"habens,  nur  cnn  prob  stück,  seine  quaktet  und 
und  was  er  [)rofizirt  dardurch  an  den  tag  zu  geben,  zu  machen  anbefohlen 
worden,  i'iber  welche  probstück,  ob  sie  meisterlich  und  sufficientes  sein,  den 
vorgehern  bey  cMnem  geschworenen  aid  zu  judicirn  und  zu  erkennen  sehr 
bedänklich,  ja  unnviglich  ist,  dieweil(Mi  uf  dieser  kunst  ein  meister  zu  sein, 
\iel  in  sich  hat,  und  auch  das  Judicium  davon  sowohlen  als  ars  ipsa  variabel 
und  sine  termino,  dannc^nhero  keiner,  so  sich  dt'r  perfection  berühmen 
dürfen,  jemals  gefunden  worden  ist;  da  hingegen  anderer  handwerker  meister- 
stück in  ein(>n  gewiss(;n  pondere,  mensura  oder  numero,  gröfs  oder  lenge 
bestehen,  und  nach  demselben  unfehlbar  judicirt  und  ästimirt  werden  können. 
Ferner  scm  es  in  ganz  Italien ,  in  den  Niederlanden  und  in  allen  Reichs- 
und Fürstenstädten  Deutschlands  unerhört,  dafs  dieser  freien  Kunst  halben 
jemand  cnn  k2id  auferl(\gt  werde  imd  endlich  schwören  die  Maler  als  Bürger 
ja  ohnc'hin  zu  Anfang  und  alle  sieben  jähre  das  juramentum  fidelitas.  Es 
wird  daher  gebeten  »die  malerkunst  noch  bei  der  alten  vieljährigen  freyheit, 
indem  wir  unsere  vorgeher  jährlich  um  diese  zeit  selbst  gewehlet ,  und  den- 
selben die  lnspektion,  ohne  sonderliche  pflicht  anvertrauet,  grofsgünstig  ver- 
bk^'ben  lassen.  Unterzeichnet  ward  das  Schriftstück  von  den  Malern  ^alhier 
sam])t  imd  sonders-,  nämlich  von  den  damaligen  Vorgehern  Conrad  Michael, 
Finhart  Heberlein,  k^gidi  Zimmerman .  und  ferner  von  Georg  Gertner,  Paul 
|uv(>nel,  Hanns  Ikuu-r,  I^aul  Kolb,  Flanns  Munck,  Michael  Herr,  Linhart 
Frechtel,  (Jicorg  Pjronauer,  Friedrich  Juvencd,  joh.  Christian  Rupertus,  Wilhelm 
fjeist,  (jerjrg  (jrünebergc-r,  I  lanns  Conrad  Si)()rl,  Linhart  Golling,  Georg 
Strauch  und  Wolf  Drechscd.  Das  Nürnbt;rger  Malerhandwerk  zählte  also  da- 
mals nur  19  .Meisten-;  die  Epideniicm  des  dreifsigjährigen  Krieges  hatten 
ord(nitlich   auch   unter  den   Malern  aufgeräumt. 

Der  Rat  willfahrte  den  Malern  durch  einen  l^^rlafs  vom  14.  Mai  1636, 
welchen-  si(^  von  dei-  auferlegten  fMlicht  enthob  und  sie  als  eine  freie  Kunst 
passieren   liels. 


—     125     — 

Hans  Hauer  ward  eifersüchtig  auf  die  Wahrung  der  Rechte  der  Maler 
bedacht.  Als  am  18.  Oktober  1659  Antoni  Langmair  im  Beisein  der  drei 
Vorgehen  sein  Probestück  vorgewiesen  und  damit  auch  bestanden  hatte,  be- 
fahlen die  Rugsherren  das  Probestück  wieder  zu  nehmen  und  es  künftigen 
Freitags  vor  das  Fünfergericht  zu  bringen,  ^velches  den  malern  sehr  frembt 
vorkommen.«  Tags  darauf  frug  Hans  Hauer  den  alten  Herrn  Bürgermeister 
Georg  Paul  Imhof ,  was  damit  gemeint  sei ,  worauf  er  zur  Antwort  erhielt : 
es  sei  der  Gebrauch  also.  Hauer  erwiderte  aber,  dafs  das  bei  den  Malern 
nie  der  Fall  gewesen  sei.  I^^r  verwies  zum  Beweis  dafür  auf  die  oben  ange- 
führten Verhandlungen  im  Jahre  1636,  worauf  »ihre  herrlichkeit  nachsehen 
lassen,  und  weiln  sie  solches  also  befunden,  haben  sie  solche  besichtigung 
vor  dem  fünfergericht  eingestellt,  und  die  maier  bei  ihrem  alten  gebrauch 
verbleiben  lassen.« 

Nicht  einigen  konnten  sich  die  Maler  und  der  Rat  als  Christian  Ruprecht 
am  13.  Juli  1651  nach  Wien  verreiste,  wohin  ihm  1652  seine  Frau  nachfolgte, 
während  er  zwei  Gesellen  und  die  Kinder  in  Nürnberg  liefs.  Fin  Jahr  nach 
seiner  Abreise  verklagten  die  Vorgeher  seine  Gesellen  vor  der  Rüg,  >  wi(> 
dafs  selbige  alhier  in  bürgerloser  nahrung  sitzen,  für  sich  selbsten  arbeiten, 
unterm  schein  die  hinterlassenen  kinder  zu  ernehren,  welche  doch  ohne  diese 
von  ihres  vaters  reicher  Belohnung ,  so  er  vom  kaiser  zu  geniefsen ,  gar  wol 
könen  erhalten  werden.  Darüber  sind  wir  von  ihren  herrlichkeiten  ausge- 
treten, haben  sie  des  Christiani  an  seinen  gesellen  geschriebenen  brief,  so 
er  ihnen  bei  unserm  abtreten  zugestellt,  abgelesen,  und  nach  langem  auf- 
warten uns  endlich  nachvolgend  abgefertigt ,  weiln  solche  bede  gesellen  von 
ihme  und  seinem  weibe  seien  bestellet  und  angenommen  worden,  also  können 
solche  nit  abgeschafft,  sondern  müssen  bei  ihrer  anbefholenen  arbeit  gelassen 
werden.« 

Doppelmayr ')  sagt,  dafs  Rupert,  wie  er  ihn  nennt  und  wie  er  dazwischen 
auch  in  der  Hauer'schen  Handschrift  genannt  wird,  für  Kaiser  Ferdinand  111. 
allerhand  schöne  Tafeln  fertigte,  eine  reiche  Belohnung  dafür  bekam  und  nach 
einiger  Z(.Mt  in  Wien  gestorben  sei.  F^s  scheint  aber,  dafs  er  doch  wieder  nach 
Nürnberg  zurückgekommen  ist,  den  1653  wurde  er  zum  Genannten  des 
gröfseren  Rats  erwählt.  Hans  Hauer,  der  1660  starb,  und  in  seinem  Ver- 
zeichnisse der  Gemannten,  so  Malei"  und  gestorben  waren,  jedem  ein  Kreuz- 
chen oder  das  Datum  des  Ablebens  beisetzte,  hat  bei  Rupert  keinerlei  Notiz 
gemacht;  es  dürfte  also  nicht  unm(')glich  scmu,  dafs  er   1660  noch  gelebt  hat. 

Umstehend  folgt  das  Verzeichnis  der  Maler  und  Lehrlinge  von  1596 
bis   1659. 

7)  Histor.  Nachrichten  von  den  Nürn])er^ischcn  iNhithcinalici.s  und  Künstlern  S.  225. 


26 


Name 

Aichcinann ,    Chri.'^toph 

G-eburts- 
ort 

Lernte  bei 

Lehrzeit 

1604/8 

Ward 
Meister 

Probestück 

Velden 

Dorn,   Hans 

— 

A  in  mon  ,  Conrad 

-- 

— 

— 

1611 
22.  Nov. 

DieFluchtJüsephsu 
Maria  nach  Agyptei 

Han.s 

— 

Beheim.  Martin 

1607/11 

1616 
2.   Mai 

— 

Au  mann,   Wolt'^^ 

— 

1612 
28.  Juli 

liaier.  Ji-remias 

1604 
16,  Okt. 

— 

Hau  i  er.  Altraham 

— 

KrauTs,  Georg 

1649'53 

- 

Bauden!)  ach  er,    Geor^ 

- 

— 

_ 

— 

Keines 

»                   Niclaus 

;\Iinckh.   Hans 

1622/26 

1637 
15.  Juni 

St.  INIaria  Magdalena 
neb.  beid,  Apostelr 
St.  Petro  u.  Johanne 
bei  d.  Grab  Christi  * 

Bauer,   Lienhart 

Gerolfingen 

Lauer,   David 

1629   ff. 

— 

— 

Beckh.  Geor<^ 

Ahsberg 

W'eyer,   Hans 

1602''6 

— 

— 

(Peckli)  Peter 

— 

— 

— 

— 

Keines 

Heinrich 

Ritterlein,   Wolf 

1604/6 

1610 

Begräbnis  Christi'^) 

Be  h  eim,  Martin 

— 

Keines 

Berdau.  Thomas 

— 

— 

1658 

S.  Okt]>r. 

Die  lungfrau  ?^Iaria 
m.it  d,  Kindlein  J(  su 

Berer,   Hans 

-- 

— 

— 

Besolt.  Niclaus 

- 

— 

Keines 

Buckel,  Georg  Kranz 

— 

Walch.  Lienhart 

1624    ff. 

— 

Bonackher,  Küchel 

— 

— 

— 

1604 
4.  Dezhr. 

— 

Paulus^) 

— 

1625 
14.  Juni 

St.  Laurentius  au 
dem  Rost  liegend* 

Hr  andmü  1  Ic  r,   Lienhart 



Beheim,  Martin, 

15«:^y'1603 

Hrechtel,   Bartholme 

— 

Keines 

li  Hilf  K)]:!    :il>  (i.-.-ll.-    Im!    ,|..r  Hi-taurali I'-   L'i-nr><-ii  \:iriilM..i-ir'T  Hat  liau--aai>-.     \-'l.  MnriniHiitiMft',  .las  Haihai 

in  \ii|-|ili«-rL'  >.  bJl.  In  li.  W.  l'aiiZ'T'-  V.TZi-ichiii-  vi.n  Xni-|il..T-i-.'h>-ii  l'm'l  iMt.'ii  iXtur.  IT'.Kh  jm  >.  j  ..in  l'i.i'tnit  .\iiiiiini 
a'ittr.-t'ihn,  Xa.-li  Xatrl"-)-'-  K  uii-i  |i-ii'-.\ik"ii  iL  I^Ti  \\vA<'\  -i'-li  --iih'  vnn  ilim  L'-.-nialt.-  Taf.-l  mit  i|.'|-  .lalir/::  lil  IfUr,  lal^.,  w..' 
-(.■in   l'rnbi-.-tiii'k  I  itii   HaTliau>i'  zu    \iiriil'>'i'L'.     ll'-i   .Muiiiiiii'iiliutt   wiril   ^ii-  iiirlit   >-iwähnt. 

•1\  lici  llnjijN.lin,a>  r.  lii-tMiiM-li.'  Xarhiirlil  \mii  ilni  X  ii  iiiliirL'-i>clii'ii  .Mal  li'^liial  ii-i>  iiihI  K  un-l  L-in  ^Xl'-,  IT:;iii  -~,l'l,".  a 
W^Itt  .\vijiiiaiiii  aui;ri;fuh);. 


127 


Hatte  zu  Lehrlingen 


Weber,  Hans 
Hans  Wenzel  Mahler 


Wernlein,  Barthel 

Trost,  Matthes 

Melonius,  Christoph 

Lega,  Moritz 


Harrich,  Joljst 

Stretz,  Jakob 

Brandmüller,  Lienhart 

Pantzer,  Lienhart 

Ammon,  Hans 

Leibinger,  Adam 

Zeifsen.  Simon 

Khol,  Hans  Hieronvmus 


Hempf,  Martin 


War 
Vorgeher     Todesjahr 


1632 


1647 
26.  Februar 


1611/15 


1599/1603 


1598/1602 


Bemerkungen 


War  i'iii  feiner  Maler,  guter  Comiidiant. ') 

Ward    in    Hessen    ei'stoclien,    liat    schöne    Per- 
spelitivkirrlien  anf  Steiiiwegs  Art  gemalt. 


*i  /u^fi'las.scn  woi-ilcii,  wiewdlil  die  \nrL'eher  viel 
Mjintrcl  daran  licfimden. 


.Vetzer. 

.■\etznuilerss()lin.  Nachdem  er  bei  seinem  Vater 
von  Jugend  auf  das  Aetzmalen  gelernt,  wurde 
er  zu  einem  Flachmaler  in  die  Lehre  gethan. 
Weil  das  Probestück  so  gar  schlHclit  und 
gering,  durfte  ei'  in  den  nächsten  2  Jahren 
keinen  liehrlinir  annehmen. 


Wohl  identisch  mit  dem  weiter  unten  folsrenilen 
Hr-daii. 


1632  Malerssidm. 

22.    März  '  Mulste  ein>;n  leiblicli.'ii  Kid  scii\v,iri.n.  daIV  .-r 

solches  allein  ohne  meniglicjis  llhlh'  gemacht 
,  habe,  was  zuvor  nie  ii'cschi'hcn. 

Kins|icnnii;'cr>sohn. 


1596/1600 


:]|  Vi.dlcichl   i(bMitisch  mit   der  lirablegnng  Christi,  die  bei   Mnnimeiihefr,  K':itliaiis  .^.  L".»!  untei-  Nr.  2:;  aiigelVihri   i>t. 

4)  In  .\ndreas  (iuldens  Kn|-tselzuiig  (h^r  .bd];inn  Neuilr,rre|-'s(dien  N.-odirichteii,  liei-au>;;vi;-.  \'>\\  l.ocdnier  a^uell,'ii>chiitteii 
Kunstges(di.  l!d.  .\  i  wird  .s,  l'.ts  untei'  Nr.  S  „(bnlnei-  und  l'onnacker  berichte;:  ..[mrlehdien  sind  die^e  -iUe  Diiivrische 
"[listen  gewi'seii."  Ob  si(di  .iiese  N,diz  auf  den  alleren  oder  Jiingeren  ÜMmodvher  bezieht,  ist  nicht  ersichtlicii.  I.e.dinei- 
merkt;  .,Vmi  einem  l'onnai-ker  als  .Malei-  weifs  Niemand  etwas.  Sattler  dieses  Xanieiis  existierten."  Pas  hei  Mnnnneiihen', 
ithaus  .S    'J'.lo    untei   Xi.   17  augefiihite   Hild  diirlte  das   l'rehestuck    l'e.nack hers  sein. 


^      128 


Name 

Geburts- 
ort 

Lernte  bei 

Lehrzeit 

Ward 
Meister 

Probestück 

Rrech  tel ,   Lienhart  M 

Keines 

1 

Lconhart,  d.  ). 

— 

— 

1628 
20.  März 

D 
M 

le    heil.     Jungfra 

ariamitdemKint 

und  Joseph. 

Hans  Lienhart 

Hel)erlein.  Lienhart 

1637/43 

Brcd  au  .  Thoma.s 

— 

— 

B  r  o  n  a  u  e  r  ,  Kaspar 

Stretz,  Jakob 

1607/11 

— 

— 

Bronauer       iPronauer), 
Georg 

— 

— 

1613 
26.  Aug. 

E 

n  weifs  geätztt 
Mannsharnisch 

Bronauer,  Hans 

— 

— 

— 

1613 
26.  Aug. 

desgl. 

Jakob 

- 

— 

— 

1621 
3.  Mai 

desgl. 

Caesar.  Hans  Georg 

1604 
30.  Aug. 

i 
i 
'  ronrad((^unrad\BartheI 

— 

Lindner,  Alexius 

1592/97 

1604 
16.  Okt. 

— 

Hans  Barthel 

Vischer,  Wolf- 

1617/22 

— 

(■(jrdier,  Peter  Anthoni 

Herr.  Michael 

1632;'35 

— 

— 

(^reu  t  zfel  d  e  r  ,   Hans 

Juvenel,  Niclaus 

1594-97 

Desnauer,   Heinrich 

— 

Hauer,  Johann 

1039  44 

- 

— 

Dorn.   Hans 

— 

— 

— 

Keines 

>       Cieorg 

Juvenel,   Paul 

\U\\   15 

Drechfscl,   Wolf 

lf)04 
4.   Dezl)r. 

— 

Ii   l'iiiiiiih'it.'   iiml    \.'i--.,M.'tr    l(;-20   di'ii    irrofsfii    K  n.iibiir|ii,.|-   jm    KmI  haiiss.ial,..      .Mninnifiilmtf.    K'.-ilhaiK    .s.  l-2ii.     11 
w.-it.'iv  AiIrMit.-n    >,  .•li.-mla-.    .\ iiiin-rk.  :iSt'i  >.  :'.:«  ii.  :tt4.     .1.  F.    l.ruiiMit    hat    icr,.')  ^cin    I'..rti:iT   n;irli  .■iii,-iii    \nii    l.(.i;viui  .s.tnuh 

l'i"''  iia.li  .l.'iii   l,.-li..|i   -rzrichiMt.-ii    liild.'  -..■sI.Tlifii.     .\a.rli    \;itrl.-rv    Kriiistl.'i-|.,.xikn:i    iH,l.  11.  11'.).    ■.v.-iid    .in    1 ili;ii-t    Hr.  . 

U.'-".'.   M.ii.T  zu  .\■imll..■^L^     K>  kann   >ii'li  ili.-s  auf  iitiMTcii  Li.-niiair  jli-.  nirht    l.i'zi.  Ii.^n  .l..'/\\.  .Ii.' .Ialiiv>zalil    i-t    raK.'ln.  .ia  .Ii.- 
■.|,..n    l<;i^'   \..i-,.h.T  .1.-    Mal.'ili:,n.lw,.ik.-.  L-.'W.M-d.Mi. 


129 


Hatte  zu  Lehrlingen 

Walch,  Lienhart 
Hoppel,  Georg 
Rueger,  Hans  Georg 
Ganfser,  Georg 
Harrich,  Wolf 
Kraufs,  Georg 
Jakob,  Adam 


Schiller,  Christoph 


Schreiber,  Jochim 
Mondeckan,  Cornelius 

Schützinger,  David 

Lauffer,  Hans  Georg 

Vogel,  Valtin 

Telot,  Hans  Georg 

Fabriger,  Philipp 


Kannler,  Gabriel  (f  1622) 


Redwein,  Lienhart 

Keyfser,  Hans 

Aichemann,  Christoi)h 

Kilga,   ■\lichcl 


Habe.rmair,  Christoph 
Kraufs,  Stefan 


"War 
Vorgeher     Todesjahr 


1602/6 


1642 


1608/12 
1621/25 


1605/09 


1627 ';n 


Begraben 

1644 
21.  Juni 


Bemerkungen 


Hatte  schon  1628  ein  erstes  Probestück  ge- 
macht; es  ward  ihm  aber  zurücksregeben  und 
ihm  verboten,  Jungen  und  Gesellen  zu  halten, 
bis  er  damit  bestanden  habe.  Dasjenige  von 
1628  war  zwar  auch  nicht  meisterlich,  aber 
es  wurde  angenommen  und  er  Meistor,  da  er 
bereits  AVeib  und  Kind  hatte,  doch  durfte  er 
2  .laln-f  keinen  (leseilen  und  Ivehrling  halten. 


Siehe  oben  Be  r  d  a  ii. 
Malorssohn.    Mutter  Odilie  Br 
Ätzmaler 

Gebrüder. 


Flachmalerssohn. 

Vischer  starb  während  der  Lehrzeit.  Die  Witwe 
verlangte  heim  Ausschreiben  25  fl.  für  zuge- 
fügten Schaden  au  Farben  und  anderem, 
erhielt  aber  nur  8  fl. -> 

Lernte  blos  2'h  .lahre  und  wurde  so  früh  aus- 
gescliriebt>n,  ..wi'iln  er  aber  an  itzo  in  Italiani 
zu  reisen  und  sich  in  di'i'  inalerknnst  ein 
luelireres  zu  ülien  gewild.''  'i 

Uoidsctiuiiedss.din.  'i 


Fhu'ii-  und  .\etzuinler. 


Sohn  des  .\etzmalers  Hans  Dorn,  o 
War  ein  gntei'  ("ieonietra   \'isierei-. 


2i  lüii  Hniis  Cuiirad.  di's.-.'ii  Maiid  ali.T  nirlit  anü'op'lirii  isl.  v.Tschird  am  :i.  .\pril  \&.K   'Yr,-r\<.sr\.  .l(iliaiiiii<-l\iivli-llMt'  ,->.  40l 

:)i   Xarh    Iiiiii]irlniayi-  S.  221   im  .ialir.'   1614  zu    V.ua'iiiir  -vstiu-biui. 

li  Starb  luich    liniiprlniayi-  S.  222  im  .lahn'   lr.:;6.     V-l.  Nau-i.u-s   l\'unst]rr-l..-xikMi!   [11,  .S.  -.'ui. 

,"o   ilalf  als   l,>dirliiiii-  1C>1:1  Ihm  der   Hesrauratiou  des  u-i'oi'vrii    iJathaussaalcs.     .Muimm.uiliell,   liatluiUN  .s.   121. 


Mitteilungen   aus   dem   german    Nationalmuseum.      1899. 


XVII. 


:m) 


Name 

Drcchfscl,  Paulus 
Dümler.  Heinrich 
Eisenmann.  Wolt" 


Geburts-         .       -    ,   .       t  v      -i    Ward 
Qj,^  Lernte  bei      Lehrzeit  j^gjg^gj 

Mcberlcin,  Lienh.      1619/24 
Strauch,  Geory        1649/54 


Probestück 


Keines 


Elsasser,  Georfj  Heinr.  -  -  Hefs,  Lorenz  1631  ff. 

Emmart.  Christoph  Dav.      Königsberg        Gertner.  Georg       1594/98 

unterh. 
Bamberg 

Fabriger,  Philipp  —  Conrad,  Barthel       1610/16 

Vischer,  Wolf         1616/17 

leremia.^  Grüneberger,  Georg       1617 

Falckenburg,  Kriedr.  v. 


Historia   vom   Zin.*^ 
groschen 


Moritz  V. 

Fuchs.   Endres 

Hierun.   Franz 
Gallwerner,  jakob 
Ganser.  Georg 
Gärtner.  Georg  d.  .A.'^) 

d.  j.-^) 

Christof'""! 

Geifsler.  Hans  Barthel 
Geist.  Wilhelm 


Gong.   Rudolf 
G(jl)lcr,  Geort 


1628  Einnehmung  und 

4.  Dezbr.    EroberungderStad 
Troja'^) 

Freiung  Weber,  Christoph    1595  1600        1616 


(Oberpfalz; 


Aach 
(Niederlande) 


2.  Mai 
Heberlein  Leonh.      1650/56 

Hertz,  Georg  1600  ft~.  — 

Vischer,  Wolf       1611  —  12  — 

Brechtel,  Lienh.      1613-  - 


Machte  kein  Probe 
stück 


Machte  kein  Probe 
stück 


liarrich.  J(jbst  1613 

(jcrtner.   Georg 

Sibmacher.   Hans    1597''1605 


München 


1635        Zuen    Münche    mi 

14.  Nov.        einem  nackigten 

weibsbild.    welche: 

monachorum  gusti 

tatem    scilicet     an 

zeigen   solleti. 


Ravensburg      Heberlein,   Lienh.      1624  28 
Altdorf        Falckenbur",   Fr.  v.     1618  24 


\i   Vu'l.  \.;Uii'.rf'-i--l,'M|iin.i-  S.  l'.tO.     DopiM-linayr  S.  21»;.     Hin   Purtnit  il.'ss.'lli.'ii  vi'rzcichnt't   bri   l'uiiz.-r  ,"^.  59. 
2i   l;.-i   .MuiuMj.-iilint}'.  lialii.'iiis  .<.  ■».)■',  :ils   HaTiiill.'  licr  .\inazoiirii   lH.zci.liiM'1.     Kiii  rurTnir  lU-ss.'lbrii  bri  Paiiz.-i'  ."^    .V,t. 
Ml  .--taili    iiai-b    li-pichna}  r   S.  222   iia<-h    .\mio  IC-iO   hihI    war    ii:i'h    Muiniii>'iih"f.    liarbaus    S.  11t).  12ii   iiii(i  121    an  ti 
k.-^iaurali')ii  di;.s  Kathuu•^.^allJS  beteilifrl.     ,i.  a.  .\'(aub>i-f.'r-I,(ichii.'i-  .^.  HtH. 
|.    Vfl.   Dnpiu.h.i.aw-  ->.  22.-., 


31 


Hatte  zu  Lehrlingen 

War 
Vorgelier 

Todesjahr 

Bemerkungen 

— 

~ 

Sohn  des  Vnristehemleii. 

Schleelein,  Paulus 

Stadtinalur. 

Werner,  Sebastian 

Herneifsen,  Valtin 

Marson,  Joachim  Friedrich 

— 

— 

— 

— 

I>iijf  aus  der  Li.'hre. 

RfutT,   Hieronymus 

1613/17 

„Niederläudiscber    Malor."    1610  (ieiianiiTri-    des 

Schrenckh,   Hans 

jjrröfseren  Raths.     „War  imji   schihier  Land- 

Schmid, Niclaus 

schaftsmaler."  M                                                  j 

(jöbler,  Geor^ 

— - 

— 

1632 

Sohn  des  Voriiron. 

— 

1632 
im  März 

Ätzmaler. 

"— " 

— 

Einsponnigrorssohn.                                                    ' 

— 

— 

j 

Vertrug  sich  mit  dem  ei-vt.'ii   1j  hniK'isref  nicht 
und  entlief  dem  /weiten. 

Greiftinger,  Hans 



Soll    der    Zeit    (17.   Oktober  10071    in    \Vnizl>ur>r 

Klarner,  Thoma 

sein.     War  ein  gutei-  Mnler.                             ^ 

Halter,  Christoph 

1 

Kaufmann,  Hermann 

Kmmart,  Christ.  David 

lö20      24 

1054 

UatAlhivcht  l)iirer'^>  Lemiilde  -mi-  >aul.ei- kejiierT. 

Visch(ir,  Wolf 

1638-42 

U).   Februar 

Motschenbacher,  Hans 

Koch,  Michel 







Sohn  des  (ienri;  (Terrnei'. 

Harric'h  starli  wahrend  dfi-  L.'iiizejt. 

-- 

— 

Kill  jrewesener  Miinch. 

(Hiwdhl     es     ziemlich     ^chl^rhi.     iun    iii.ui    lins 
Bild  ildcli  jiassiereii  lassen. 

— 

."))  N'iiidi   MummeiiliotV.    I\atiiaii>  >.   l'Jl     ist    auch     ein    .lenin>  nnis    derdner   als    -lunire    an    dfi'  Heslani'Mt  inn  des  lintliaiis 

alrv    lieteiÜL't     LTeWeselK    ejn    snlch.-l'    knnimt     ill    del'   Il.'lU.T'scllell    1  I  ;n  M  Isc  h  ri  ft    nicht     \'il-.       KIhIIso    l'.lllt     in    d.'|--.cniHn    d''l'    .-lirnf.-llls 

■i    Mummcnhiitf  i.s.  1-21  i  anirefiUirt''   l.ehrjnn.Lre  Chi-j.  Cn-..  unter  weleJeT  Alikin-zini^--  wohl   (liii-topii   i,<  reiner  /i'  \  -rvii'lhMi  >cin 
'ii'fti-.     Seinem    i,e|ii-nii'ist''i-  .Inlist    llarricii    wai-  ja   auch   dh'  aniretVilirte   Ai-lieit    mit    iiliertraL'i'n   u'''-wi--oii. 


Name 

Geburts- 
ort 

Lernte  bei 

Lehrzeit 

Ward 
Meister 

1629 
9,  Juli 

Probestück 

Gdllin^',    Licnhart 

Juvc'uel,   Taul 

1()17  22 

Die  Abnehmung  des 

Herrn   Christi    vom 

Kreuz. 

Götz,   Hans  Chri.stojih 

1650 
14.  Mai 

Die  Jungfrau  Maria 

mit  dem  Christkind 

und  Joseph 

Grciffin^cr,   Haii.s 

- 

Gärtner,  Gg.  d.  Ä. 

1592/96 

- 

Grüne  herber,  Gt'oru 

' 

1600 

" 

Hans  Georg 

- 

-- 

— 

1639 
21.  Febr, 

— 

Hal)ermair.   Christoph 

Drechsel.  Wolf 

1602—116 

Hagen.   Christof 

1655 
3,   April 

Ein   ecce  homo*; 

Hager,  Georg 

- 

- 

— 

1618 

7,  Mai 

— 

Hain  (Heim   1- ranz 

— 

— 

Keines 

Jakob 

-- 

Minckh,   Hans 

1617/21 

Haintzel,   Kerdinand 

Augsburg 

Juvenel.   Paul 

1637/41 

— 

- 

Halte  r  ,   Chri^toiih 

Giirtner,   f.ig.   d.   J. 

1618 '23 

1628 
13.   Nov. 

Jungfrau  Maria   mi 
dem  Kindlein   Jesu 

Har  ri  r  h  ,  JoKst  ' 

Behcim.  Martin 

1594/07 

20.  Xovl.r 

Wolf 

— 

Rrechtel,   Lienhart 

1619  24 

Hartmann     Geor;^ 

l(-)i)3 
22,  Sei)t. 

H  a  t  te  nre  u  t  he  r  .     Han.'; 
Lorenz 

Hauer    Han'- 

161  2 '14 

Haubt ,   Christof 

Schmidten- 

herg 

( .Meifseni 

> 

1624'2S 

-' 

!..  Vi-. ,•!,.■■■  in.rl,    11.   r, ,].[,.  ,,):.   ,i ,1    I,  iii..r-'l,,in   .■)•  ,,1-  ..--.■liil.i.-r  .-ii    l.i.'tli.M..r  .l.--    ^.■l;i!,i..,-.K-i:  -  -  l-/.irl,i:,.t    i-i. 

2.  pMiiZ'T    v.'iz.:ii;liii'-l    •■in    l'.riiriii     '!•--     .M;ili.-r.-    .iMliaiin    H'-tl'    (JriiiiiiuT-.r.    'i.-r    lil'.  r    iüm-I,    ii.-i     i 'nlvr-'-lii  iit    U>VI 


Hatte  zu  Lehrlingen 

War 
Vorgeher 

Todesjahr 

Bemerkungen 

IJifrljiiuiurssohri.     Hat  sich    1615  den   27.  April 
Villi  der  Malerei  abgesondert  im  Beisein  der , 
Vorjroher    bei    der    g-oldeiien    (nins,    ursach 
weihi   ei-    von  jungen  Malern  ist  geschimpft 
worden.   1633  Genannter  des  g-röfsern  Ratlis. 
163it  des  Haths  als  ein  Rierbrävi  ').                   \ 

-- 

1657 

-- 

! 
j 

Limmerer,  Endres 

1636—40 

1641 

i 

Stretz,  Hans 

' 

Funckh,  Hans 

[ 

abriger,  Philipp  und  Jeremias 

i 

Lang,  Hans  Georg 

— 

— 

1645  2) 

.Meisterssohii. 

— 

— 

—^ 

Bäcki'i'ssohn.                                                                  i 

Ein  frenidiT  .Maleriresell. 

*i  Weil  ei-  damit  schleclit  lie>laiiden,  ilurtte  er 
zwei  -lahre  lang  keinen  Gesellen  fördern, 
noch  Lelirjungen  annehmon,'nnterdessen  sich 
a.ber  besser  üben. 

— 

~ 

— 

.\tzmaler.     Starb  im  Sjiital. 

Hofmann,   Kustachius 

1607  —  11 

1 

Minckh,  Hans 

**)  Früher  bei  Jstöckel.    wurde  bei  seinem   \'atef 

Et)crt,  Sebastian**) 

Zimmerknecht. 

Schreiber.  Jochim**** 

— 

— 

*•*)  P^niher  bei  Hans  (4g.  Gäsar.                                 : 

1 
i 

1637  41 

i(-;4s 

1 
Wai'  ein   lliiii(b'liiiajiiissi>hll. 

1644-48 

L'l .  Februar-^) 

.si'in  Sidin  Tobias  ■;-  ]r,-,2.  3.  .-Viil'u^l. 

Püeler,  Gcdri^ 

1609/13 

___ 

Schreiiier.^sidui.     Hat    .Mln-eciil    fjui-ei-s  (4emälde 

Vischer,  Sebald 

fleil'sig  kopiert. 

Schütz,  Sebastian 

Gertner,  Christot" 

1 

Mair,  Matheus 

Mayr.   Henfsiein 

.\t/,inali<i'. 

Körber.   Xiclau.^ 

Hieweil    sich    dioer    II.  L.  H.    iiacli    den    orsteTi 
zweii'U     loerjaren     verheurat     und     nit    gar 
folgents   auslernen   wiillen,  liat  er  das  \tz- 
niali>ii  M'isobworen.                                               ; 

3i  Virl.  ItiipiMduiuyr  .^.  ■_1'4.  |)as(dl)>l  wird  der  -J:;.  [-'(diriia  r  al>  l'ndesl.-iu-  aimv-.'l.cn.  l',-iii/.'i-  vci'zeichiin  ^dii  l'^rl  nit  v^n 
inil  dci-  .\ur<(dirift  Aet.  S.  13  .\iiiin  ]f:.',V,,  Wenn  'ii.^s-  Aiiu-.iIh'  i-i.-hti^-  is1.  >■>  iiniisl.'  •■v  I.V.»:;  LTbur,.|i  ^.qn  und  \^iir.'  dann 
inil    -2.'.  .l;iliivii   in  die  l.chiv  i^-'k^ninn-n. 

ll  Virl.  I)(i|ipidmayi-  S.  -iH.  Ward  ii.ai-li  .Mumin-nlioll'.  Harlniu-  .--.  I|r,  nnd  l'.'l  an  d'-r  lu->lanrat  iun  dr>  li.-it  li;iu>>aM|.-> 
.■iliiv  1613  iieteiligl. 


34 


Name 

G-eburts- 
ort 

Lernte  bei 

Lehrzeit 

Ward 
Meister 

Probestück 

Hauer.   Hans^~i 

1613 
12.  Januar 

Ruprecht 

— 

1657 
'26.   Aug. 

DerKirchenSt.Petr 
('hör  in  Rom,  so  e 
daselbst   abgezeich 
net,     nacher    alhie; 
perspectivisch     ab 
gemalt^' 

Hazm  ann  .  Jakoh  *) 

" 

Michel.  Hieronvinus 

1594/98 

1605 
12.  März 

""" 

Heberlein,   Hans 

Schuab.   Kaspar 

1593/97 

Lienhart^) 

Ritterlein.   Wolf 

1600/4 

lölO 
2.   August 

Ein  Stuck    aus    dei 
Passion,      wie     dei 
Herr    Christus    ge 
bunden      auf      dei 
Erden  liegt 

Henipti.   Martin 

Kronarh 

Berer.   Hans 
und  dessen  Witwe 

1597 '1601 

Herneifsen.   Endres 

— 

Valtin 

- 

Eifsenmann,   Wolf 

1610  14 

Herr.   Michel  **i 

— 

1622 
20.  März 

Die    artes   liberales 
Justicia  und  Mars 

Hertz.  Georg'- 

- 

- 

Keines 

Tobias^) 

1605 

12.Novbr. 

Johann 

Iö27 

s,  Mai 

Ein    Brustliild    Job 

Evangelista    in    dit 

Nacht  gemalt-') 

b   V-1.   |)ni.|,..liiiHV  ■-.  2-2T  :, 

i\  \nch  im  Re^irzc  (I.t  .^Taili.  KahOn;:  .l..r  im  (iHiiuaii.  .Musyiiiii  ii.-tiinll.  (ienialilt.-  '■\.  .\iitlat:'-.  N  i'.  :i^T.  In  dem  1> 
-MummeiilMiff.  Hatliau>.  aliir-ili-n.-l,  t.-ii  Vcr/..-iclniis>.-  .i.-r  im  Harhaii-r  li.-tinillirli(..|i  (iemäldf  i^.  --'t;:!-  fal.-.'lilirh  al>  .\)-lit-iT  Johar 
H;.iifi>  an-.-tViliri. 

:i'  ,■^ra|■b  tiarli    hoj,j,..|iiia\  r   --.  ^Ül    am    II,  .l.-iMiiai-   VTÜ . 

1'  hi  l'ai!/i-iV  \^M,"irlini-  .-i!  Viiihl'.TL'.  r..ii  liit.'ii  i>:  ^.  '.»;  i|a>  l'Mriral  .■iiK's  MahT-  „N  ir.,laii>  ■liaT/.mair'  \iii 
\\\-H\.  _',.^t.M'|,,.ii    ..  ,,|i  .1.    \.   l;  .1,..!    icTn,  .•nilV^'luliri.  iI.t  in   iiii^.-ivim    \'.iz.'irlnii-M-  t.'hli. 

.'■'  \'A.  .\ci]iiMrtc|--l.-i'lin.-r  .^.  2itl.  I'.-uizhi-  fi'ihrt  /w.'i  l'Mitr.ali'  von  Ihm  ;iiif  vom  .l.alii-  Iti-"..'.  '.\.-i.  ~.  7h.  Ui.'  \m.':iiM 
'■•■I    \a'I\<-x.   Kiiii>t|.-)--l,..\ik \.    i'.'i     -\\\<\   iiic-ht    kMii-..];!, 


—     ]  ;-!5 


Hatte  zu  Lehrlingen 

War 
Vorgeher 

Todesjahr 

Bemerkungen 

Ilochheimer,  Paulus 

1622/25 

1660 

.Uzmalev. 

Hattenreuther,  Hans  Lorenz 

1640/44 

12.    Juni 

War  im  gradieren  sein-  herülimt  und  ein  Mann 

Reuchart,  Veit 

Ih.5n/Ö4 

von  vielen  Wissenschaften.    1628  Genannter 

Haubt,  Christof 

des  erröfseren  Rats. 

Strauch,  Georg 

Strauch,  Hans  Ulrich 

Hoffman,  Michael 

Metzger,  Christof 

-') 

Michel,  Conrad 

1614  — IM 

1025 

L'hrinaclierssolui. 

Meufsel.  Hans  Georg 

1625 

Kaiser,  Carl 

Schopper,  Endres 

Röfsner.  Johann 

162;-!  -27 

1656 

(inldschniiedssolm.    Stadtniale.r.     War  ein  fried- 

Drechsel,  Paulus 

\6'A3-31 

27.  Januar 

lichei-    Mann.     .\n    dei-    Kirchentafe!    ange- 

Geng, Rudolf 

1642   -  47 

7,S  Jahre    alt 

schrieben:  „Der  Erbar  und  Kunstreich  Leon- 

Schmidt,   Hans 

1650    -54 

liart  Hoberlein  eltister   Mahlen   auch  Eines 

Hrechtel,  Hans  Leonhard 

Edl    Hochweisen    Kahts    Stadt    und    Land- 

Kaltenprunner, Johann 

schaft  Maler,  am  Bonersberg  beim  Eosenbad." 

Luber,  Hans  Jakob 

Genau ntei-  des  «rrorseren  Rats  1G40. 

Fuchs.  Hieronymus   Franz 

1 

Stahl,  Hans  Albrecht 

1596/1600 

i 

Putz,  Jeremias 

Kilga,  Lienhart 

Vogel,  Wilhelm 

— 

~ 

.Sohn  des   Vnvsteheiiden. 

Pfenner,  Hans  Chr. 

16:^0'34 

16()1 

..Hin  g-utfi-  Mali'i-.  [nvi-ntor,  ConterfottiT,  allerlei 

Cordier.   Pet.   .Anth. 

1641 '45 

21.  Januar 

Thior-.  Gespenster-  und  Zaubeix-imaliT."  c„- 
nainitcr  des  irnirseren  Rat.-  ]<i:i'.i. 

Galhverner,    jakob 

1604/8 

— 

Nützel,  David 

1617/21 

Lang,  Christof 

Wetzel,  Hans 

— 

■ 

— 

.__10) 

Sohn  (ieiirgV.  Hat  aav  ■-anlier  auf  Hertrament 
f^onialt. 

6i  Vffl.  Xeudorfer-Lochner  S.  •JO'i.  Doppchuayr  S. -i'is,  Treidisc.l  ,s.  -JOT.  Auf  ileui  l^athau,-  liefandcn  >irli  iiai-ii  Munum-n 
tt  S.  2'.t;?  von  Herr's  Hand  zwei  ileniäldc:  die  Hülse  di.M-  Xiiiiviti-ii  bei  d,.i-  l'ivdiirt  .Iniuic  und  da^  von  Kuist.n  l'ii-eelnmiiii 
im  Kriedeiissclilurs  trelialteiie  Fi-iier\verk.  smvie  ilas  l■|'(llll■^l  (ick  :  Ha-  Oesi'tz.  die  k'nn-t  und  iJ.T  Ki'i'-ir.  I'aiizi'r  t'ulirt  ^.  bM 
1  Porträt  HeiT's,  jrest<ii-hi-ii  von   I'.  Tnischel.  an. 

7)  Panzer  fi'hrt   S.  In-J  i'erli'äte  deora:  Hertz's  (■;-  lC.:',.",i  und  <i 'ü-  Ibo-Tz'-  dr-  .lin;-.  M.-iI.m'  zu   Oanzii:  ']    i'W^i  ,iii. 

Hl  Xach  einem  bei   Panzer  S.  lii-i  antrefiilirteii   l'nrtrai   stai'b  lo-  jC-io, 

'.>!  Xoeli  im  Besitze  d'U'  Stadt  :  Katafii;-  dei-  im  liermati.  Museiuii  ln-lindl.  Cauäide  :(.    \nti.  Nr.  o.M. 

lOi  \i:\.  Doppelmayr  S.  -Itl  ■',■  am  -is.  Oktober  |r,:!.',.  l'unzio  verzejehn.'t  oin  l'.otr.it  .unes  Hans  Ibutz  \oii  H.  Kniiizn 
•,  lf,:;;i  iil>   lodesjalir  ;iuffiilMt. 


-       1 36     — 

Name 

Geburts- 
ort 

Lernte  bei 

Lehrzeit 

"Ward 
Meister 

Probestück 

llcfs,    Loren/ 

1628 
27.   März 

lO.Oktolier  1626  hat 
er  sein  Probestück, 
ist  des  F<athaussaals 
Conterfet      gewest, 
vorgewiesen;  es  ist 
aber  wieder  zurück 
gegeben        worden, 
weil     noch     etliche 
Monate  an  der  Zeit 

gefehlt. 
1628  war  sein  Probe- 
stück   die    Jungfrau 
Maria  mit  dem  Kind- 
lein Jesu.  Wurde  ihm 
zurückgegeben,     da 
das  erstere  behalten 
worden  war  i). 

H  i  r  s  c  h  V  u  g  e  1 ,  Gg.  Friedr. 

Strauch,  Georg 

1656   ff. 

— 

— 

Hüchhcimcr,  Pavilus^) 

Hauer,  Hans 
Weyer,  Gabriel 

1611 
1612  ff. 

— 

— 

Hofman.  ("onrad 

- 

— 

— 

-~ 

— 

1 1  ofm  ann  ,   Maximilian 

Juvencl,  Niclaus,  u. 
dessen  Witwe  Klara 

1594/97 

- 

— 

Eustacliius 

- 

Hein,  I^ranz 

1597/1601 

— 

Wilhelm 

über- 
ferrieden 

Kind,  Johann 

1599/1605 

- 

— 

Georg 

-- 

-- 

1607 
7.  Mai 

— 

Hoffmann,  Michael 

- 

Hauer,  Johann 

1644     48 

— 

Hohcman  n  ,   Wolf 

— 

Weingarten,    Georg 

1614'18 

— 

Hoppel ,   Georg 

— 

Brechtel,  Lienhart 

1603/7 

— 

Jacob,   Adam 

Kettgau 

(;'>  Meilen  von 

Leipzig) 

1630/34 

lamitzcr,   Barthel 

Moll,  Dietrich 
Ohler,  Niclaus 

1596/99 
1600/1 

— 

J  u  ven  el.  Niclaus-') 

„-- 

Machte  keinMeister- 

stück 

Hans'') 

- 

— 

- 

Paul\i 

— 

—' 

1609 
13.   Juli 

Die     Taufe     Christi 
am  Jordan 

h  Vj/I.  .Minnin.'iilinil.  liatiiau-  .-^.  ■_".(:{.  w.i><-|l,>t  i|i.'<.-  HiM  als  oiiio  .Vilirit  ili's  l.nirn/,  ][<i|V  lifzoiciiiif!  \\inl.  Ks  li*'S 
il—   w.ilil  ein   x-hr.-ilif.'hl.T  .l.'s  (,-.  .lak.   il.'l'-.  iI.t   1711   .lir   hiMn    vn-zciriiii-tr.  vi|-. 

•2i  XaL'-l'-r    l'uliit     in   -.'iii.-iii    K  hhhI  |..|-|,,'xiki,ii  i\l.  -Juli    ciiM'ii    l'^t^T   llnrlihri r   an.    iIit   um    lCr_C,  in    N  rinil.."ni-  L'.-\vc<ri 

^■illt>>   hi"M-  iiiii'-   ViTw..cli-,luii-    inii    il'-!ii    r.aiil    [l.   VMrli.'u'.'ii  y 

:',!  ^ta^ll  ii,i.-li  |i..ji|i..liiia.M  >.  '-I' i^  am  1.  Am;ai.vt  l.V.lT.  \V.i|-H  aiil'  '!rm  liurliu>k  i  ivhlidl  li.'ijralMii  ;  >irh..  llii-vl  a.  a.  i 
->,  i'iö.     .'5L-licnkt*.'  lUjiii   Kutf  .;iii  GoiJiaMu   in  .lic  IJeL'iim'nl -vi  uln' :   ^  ul   .\luinniiai!nill'.   K'atliaiis  S.  T'J. 


—      137 


War 


Hatte  zu  Lehrlingen         Vorgeher     Todesjahr  Bemerkungen 


Elsasser,  Georg  Heinrich 


Reier,  Hans 
Streit,  Henfslein 


ilüfmann,  Alaxinnlian 
Creutzfehler,   Hans 


Troscliel,    lakoh  "") 
Pfenncr,   Hans  Chr. 

Dorn,   (  u-or!4 

Kaiser,   Karl 

GüIIin<T,   Licnhart 

Haintzel,    lohann    {''erdinaml 


Voi-liel's  das  Atzmulcii  HUI  seines  \<]iU\(ni  (Icsiflits 
wog'eii  und  wiuuhi.'  sich  dem  Flachmali'n  zu, 
„welches  kein  solclics  sclinrpfV's  li-esiclit 
liediirife". 


Kl"lisrlii!i'r,ssiili 


lilicb    uucli    zwi'i    Verspruc'lisjahrt'    ltil><--50  bei 
Hauer. 


(iilldsrllinitMlsSoilll. 

Starli  wuhiviid  drr  l.i'lii-Z''il  i  i.V.M  -DTi  di.'s.'r 
licidcn.     .Ni'iur  Wittwi'  liii'ls  riara. 

\V;if  crsllirli  ein  (l];i-~iiiali'i-.  iiiTiuediiT  voll  oltarli 
vitd    se|i;iiii.   ('iiuti'rt'ft    und   aiidiM's    ircuiaidit. 

—  *i  War  sliitt   l.lalin'  nur  Vi  Jalnv  i  l.V.K    '.i'.n  Ind 

•I,  und   wurdi-  dann  vnn  diu-  Kul:-  di-ui  .1.  alii.'fT'ulr. 

l()]()/2ii  1()4M  Vnnnnnd    de-    W'.ili    llairirli    Kd'.t.     l-üu    rndmi- 

zn    Prefst)nr"  uiii'di^j-iu-  .\Ial«u-  iu  diu-  l'.u-^|l'■k^iv  und  allc-Iri 

Dini.'-iui.  wie  iillhiiu'  an  diu-  :;'i-iil's(ui  i^-riualtr-n 
JiiM-kr  auf  diun   H.-Uliau,-.  zu   ^i'li.ui. 


h  Nirlit,    zu    viTwiTlisi'ln    luit    .luhaiin    .luv.uiid.    dmi    .sidiiir    di-<    i'aul  -1,     liiiii|i.-liiia>  r  .s.  ±l:]t.    ,\-j    TmhI    wnhl  .u--1    l('>n',i 
iraliUr.  als  n-   Meistiu-  wurde   Hans  aher  srlnui   ir,',)S/'.ni  l,idir!int;-i'   haTfi'. 

.")i   lii.piii.lniayi-  --,  -i-J:!.     \\,rr    -rlu    Wirkiu)    lud    diu-    ,\uss.diiuu.-kuuü-    dos    iiailiau-M's    \ii-\.    da--    ,\luiiiui.uiliidV>rli.'    W.u-k 
IH'i  !V.     i'anziu-  ITilu-t   rin    Mm   (i.   ^Iraucli   IC.V.  irl■^;    rluui.'^   i'iu-|rat   an   ...-e-r.  su,-n-    II     \.',   Iiy-.- 


Mitteilungen   aus   dem   german.    Natioiialmuseum.      1899. 


XVIII 


—     1  ;-!8     — 

Name 

G-eburtsort 

Lernte  bei 

Lehrzeit 

Ward 
Meister 

Probestück 

luvend,   P'riedrich 

- 

1633 
21.  Mai 

Der    Herr    Christu.' 
mit  den  zween  Jün- 

gern, sonachEmauf 

gangen ,      ob      dem 

Tisch'sitzend. 

Hans  Philipp '''1 

1645 
18.   Nov. 

Eine  perspektivi- 
sche Kirche  3) 

PauM) 

Strauch,  Georg 

1654 '8 

— 

- 

Ka  Ito  np  runer,  Johann 

Heberlein,  Lecmh, 

1644    ff. 

Kaufmann.   Hermann 

Gemündt 

bei  Marburg 

(Hessen) 

Gärtner,  Gg.,  d,  .V 

lh03/7 

Kcmpf,   Hans 

Galgenhüf 

Weber,  Christof 

l()(H  7 

-- 

Kcstn  e  r  ,  David 

Vischer,  Wolf 

1608/12 

- 

Michael 

Preuisler,   Daniel 

1656 '60 

•''. 

Ke  viser,   Hans 

Dorn.  Hans 

1600/5 

161U 

9.    lanuar 

'" 

Kilga,  (Kilian)  Lienhart 

— 

— 

— 

Keines 

, 

Onolzbach 

Herneifsen,  Endres 

1603  8 

— 

— 

Michel 

Dorn.  Hans 

1610 

— 

- 

Kin  il,  Johann 

— 

— 

— 

1604 
30.  Aug. 

- 

Koch,  Michel 

-~ 

Gärtner,  Georg,  d.  J. 

1605/9 

— 

Khol,    Hans  Hieronymus 

Beheim,]Martin,dann 
bei  dessen  Wittib  u, 
ihrem    nachmaligen 
Mann  Jakob  ^lartin 

1620  —  24 
1624—25 

Kolb,  Paulus 'j 

2i'2  Jahr  bei  ^Nlaler 
Peter  und  1 1/2  Jahr 
bei  Wever.  Georg 

1595  -97 
1597      99 

1613 
15.  Juni 

d,  J,^ 

1645 
22.  Mai 

DieBekehrungPauli. 

(Es    ist    ihm    dabei 

gesagt  worden, "Sich 

zu  bessern.-' 

Körber.   Niclaus 

Pegnitz 

Hartmann,   Georg 

1609/14 

- 

-- 

Kraul\s,  Stefan 

- 

Drechsel.   Wolf 

1608 '14 

— 

Geori^ 

Weycr.   Hans 

1624 '26 

1647 

Die    Aufopferung 

Hrerhtel,   Lienhart 

10  2  6,2  s 

i),   Febr. 

Isaacs 

Krieger  Melchior  Balth.") 

Altdorf 

1650 
14.   Okt. 

Des  Apostels    Petri 
Schvviger  wie  solche 
von      dem      Herrn 
Christo  vom  Fieber 
gesund     gemacht 
worden. 

li  pnpiM.liiiayi-  .^.  -i-JI  li-z.-irlm.-f  i|..n  2,  Murz  lUiT  ;il>  T."|.',^T:u',  Kin  l..'i  I'.-iiiztT  aiiir.'tVihrres  l'urrnit  tril.i  >:l.-iilall<  VA 
,1>  T.Ml.-.jahr  an. 

•Ji  Virl.  li..iiii.-inia\i-  ,^.  ±1\. 

:;.   WmIiI  ila-  V'in  .Munini.-nliMtl,  Huthan^  >.:i'.V\.  \\\\\<-\  \\\  27  an^'i-tVilirtr  linnaM.'. 

Il   Wanl   na^-li   .-iii-ni   \>'-\   l'anz.-f  i  ,^.   12-''  anL'uruliit.'n   l'-rtrat   IC;:!!  -■-.•l-r.-i]. 

.",    \a^-li  .Mi;i!iin.-nli-ti  >.-l'X\  \r.  2  hat  Mii-h.-i.-l  K.-tn.-raN  l'rui..>>trn.-k  ^\v\\\\\  mit  iliivr  Maird  uiül  ■!.-  il<iJMt,.nii>  Kn],;  -.-nütl 

'M  .-^.■in  M-i>ti'i-sf..;k  -.var  -in  tr'-at/.t.T  ilalMiariiiÄi-h.  'l-r  -i.'li  j.-t/t  im  ii.Tniani>''li.,-ii  .Musfiini  l»_-rui.i.'t  :  •>  u'l.  Mitt.-il'iiiL'f 
<',i  '.luiu  '.n;i-iiianii''lifn  Nati...iiuliiiHb>>um  l-^'Jl,  >.  Ö7  'lud  ^7 


39     — 


Hatte  zu  Lehrlingen 

War 
Vorgeher 

Todesjahr 

Bemerkungen                 1 

— 

— 

16451) 

.Sohii  des  Paul. 

i 

1 

- 

— 

— 

Malerssüliii.                                                                    ' 
Ist  nach  Wien  verroisl. 

__. 

— 

-^ 

•Sühn  dos  Friodrieh. 

— 

- 

Während  der 
Lehrzeit 

i 

i 
1 

— 

— 



1 
(Tlaserssutin.                                                                j 

Schatz,  Georg 
Rösian,  Stefan 

— 

1631 

Atzmaler.    Soliii  ili's  Kaiidelfriersej:-  Heiiir.  K. 

1603 '7 

Bruder  des    nachfolgenden   und    l&ß  Hürge   für 
dessen  T>ehrgeld.                                                 , 

Hüfmann,  Wilhelm 
Rofsmann,  Hans  Endres 

- 

- 

1 

Sohn  lies  i.ienhart  K.,  dei-  am  -2.  Sept.  KilO  ver- 
stdrhen  wai'.     Mirhel  K.  niuFsIr  seines  Inisen 
Gesichts  halben  die  Mah-rei  aufgehen. 

Schnitzer,  IMichel 
Röfsel,  Franz 

161923 

1629/33 
1639/43 
1655/56 

165U 
3.  Oktober 

1656 
11.  Oktober 

Is1  zuletzt   an  (Iim-  linl<eu   Si'itc  lahm  g('Wi,'si. 
Sidm  des   Viirigi'ii. 

Ballier.  Abraham 
Popp,  Heinrich 

- 

1657 
2.  März 

i^ifls  sich  am  l.Autruvt  l<)4:'.  i'in"n  «icinii-ts-  und 
i'inen  Lehrhricf  ausstellen. 

i 

n  \ach  (iuld.'ii  aiu.-l]('iischrift>'i,   Xi  S.  l'M  Marh   raulu>  Knll,  am  ."..  Oktuhrr  Uj.'in.     l),.ii|ielma\  r  i.-^.  ±;.'.i  ;rilii   denselh..n 


8!  Viiw/.i'v  fiihri  drei   lüldnisM-.  In'Zfichn.'t  Maier  l'anl  K'ulh  an.  daruiitei-  .dnrs  vnu  .1.  F.  l.,.otiart  vm|i  KiT-J. 

9i  hl  MummmileilV  wird  als  auf  dem  K'atliause  hefiiidlicli  rrwaluit  >.  l".i|  ..liie  Hrwckuiig  der  T-.-ht.-r  .iairi  \  nm  alten 
■leliKu-  Krieger-.  ,s.  •_",):■;  unt.M'  \i-.  I'2  ..eine  ( Ir.ahles-ung  Chi-isti  vm  junireii  Krietrer.  ^rMll^tm•k.••  W'-l.  X.-i-l.'r'-  KriiisTler- 
.xiken   Vll,  174. 


•}(l 


Name 

I.a  n  ^  ,   Hans  ( ifor^ 

Geburts- 
ort 

Lernte  bei 

Lehrzeit 

Ward 
Meister 

Probestück 

(jrünebergH  r,  ( ieorg 

l()2'J  L'd 

Christof 

- 

Hertz,  Georg 

1()L';!"J6 

— 

Län^t:r,   Lorenz^) 

La  liminair.  Antoni 

- 

1659 
18.  Oktbr. 

Lauer,   David  '^' 

\V(;\H'r,   Gabriel 

16  CT  IS 

162;-: 

2.3.    Sept, 

Die   Enthauptung 
Holoferni  * i 

Jakot) 

Lemmerer,  Kndr.**) 
Küchel,  Conrad 

1616/17 
1617/20 

Lauffcr.   Hans  (icor^ 

Cäsar,   Hans   Georg 

1623/27 

Le^'a.  Moritz 

Strobel,  Stefan 
Hendenbacher,    Gg. 

159.5/')7 
b->97/09 

Lei  hinter,   Hans   Adam 

isnv 

Beheim,   Martin 

1613 '17 

- 

-- 

Lembke,  Philipp  ■*> 

1653 
3,    Novbr, 

DieKinder  Israel  mit 

den  Amalekitcrn 

streitend 

Lcmmcrer.   Endres 

--- 

Grüneberg,   (.ieorg 

1.Ö95  1f)()2 

I(.0() 

16.  Oktbr. 

Lindner,  Alexius 

--- 

Keines 

Löfsenbert^e  r ,    lakoh 

Lindner,   .Alexius 

1606  10 

Luber,  Hans  Jakob 

Heberlein,  Leonh. 

1648 

Mahler.  Hans  Wenzel'') 

Ammon,  Conrad 

1.618-22 

Mar  so  n,  Joachim  Frdr. 

Eisenmann,  Wolf 

1614'1S 

Martin  .  Jakob 

Schweintiirt 

1624 
<).  März 

S<  in    Zinn   and(.;rma 
gemachtes  Probe- 
stück : 
Der  englische  Grufs 

^layr,   Henfslein 

Hartmann,  Georg 

1603   ff. 

Meifsel,  Peter 

(")hler,  Nicklaus 

1610/14 

— 

Melonius,   ('.hristcjf 

Immerfeh 

bei   Bleuburg 

(Pfalz) 

Cammerschreiber, 

Hans    (Hofmaler   in 

Neuburg) 

Baier,  Jeremias 

1606/8 
1608/10 

Metzger,  Christoph 

Hauer,  Johann 

1653  57 

Michel,   Hieronymus 

Keines 

Heinrich 

1604 
10.  Oktbr. 

Conrad 

I  lazmann,  Jakob 

160<,  S 

1611 
17.  Dezbr, 

Die   Ciöttin   Venus 

1643 
3.  Oktbr. 

Die  Judith  mit  liolo- 

fernis    Haupt     nach 

Goltzii  Kupferstück 

gemacht 

]i  l'jinziT  fuhn  --.  111  ■•iii  \ni!  I,.  F(.|iitz.-r  p->tiM-lii'ii..>  l'ortnil  <\k-  l.,-niviil  iu-  l.:,iii;vr  voll  l'ivIVliin  ir.  (.1;i>iii,'i|.t^  i 
.Viinil»;rir  an.  l-.-L,   I:.S1,  -;-    HWi. 

2.    Oavi.i    I,;ri.-i-   liait  iiarh    .M.iiinn.-iilp.lV  ,--.   l'Jl    aU     l.i'hiliiii:-   H;!:',     Ln   i|.-i    l;...l  a  u  i ;,  1 1 \<-~    h'at  llall^-..a:ll,•^.      N,,.-li   .■in- 

\n:\    l'aiiz.  1    .aiiL'-.-liiliilfii,  vuii    II.  .1.  ,s,  ^'r^i  ncli.-ia-ii    Bildni'-  i>t    U.avid    Laiifi-.   Mal-r  iiml   Knnsl  lianill.'i'.  Ifiüt  L'-.-tnib.'n. 

:li    ^u\\    w.,|il    .Mi.'l;a.-I    II. -n    ^.■iii. 


41      — 


Hatte  zu  Lehrlingen 

War 
Vorgeher 

Todesjahr 

Bemerkungen 

_„ 

— 

Kaufiiminissoliii. 

— 

— 

Haiulelsiiiiiniissuliii. 

— 

- 

GeiiaiitittM-  des  Knir^rr-t^ii   Huts   WIW. 

Sattler,  Jobst 
Bauer,  Lienhart 

Guldscliniiedssuliii. 

•")  NB.    Das    ()rit,'iiial    lial    MH  m    üf.'iiiacht     innl 
aucli  das  Prnlicstück  überholfoii. 

**)  Konnte   sicli    niil    dem    l.ehrlinu-    uicdit    vor- 
tragen. 

— 

^- 

Pathc  seines  rjolii'licrrii. 

___ 



.-... 

Konnte  sicli  mit  seinem  ersten   J.elirlifMiii  niidil 

- 

- 

vertragen. 

Lauer,  Jakdh***) 
Pauli,  Paulu.s 

- 

1630 

HnelidniekeigcM'llrnsdlin. 

"'*)  \^'al■d  ilim  von  diM-  K'ii;:'  .-ili^'i'theill. 

Cunrad,  Barth!, 

1596/1600 

Troschel,  Jakoh 

Löfsenberger,  Jakob 

Strobel,  Wilhelm 

— 

— 

Starb   wiilir.'iid  d<T  l.clirz.'il. 

- 

-- 

Heii,-il|irl..ili(.  Will  wr  d.'s  Mnlns  M;irtin  R.'lii'ini. 

— 

- 

nrerhsl.'i-sMihii. 

i 

i 

Sensalss<dni. 

Ilaztnanu,  Jakoi» 

zwischen 
1 596  98 

Si'jni'   i-',hi'\virl  liiu   tiii'lV   Kai  li;iiin;i. 

- 

1627 
8.  April 

War  drr   Mnler   liii-ager. 

Haier,  Jakob 

1631  3ö 

1645 

MiiliM^sii'iin.      l.iTiilr    IHM-    -1    -iahi-r.    d;i     rr    ..rin 
Mt'isIri'sMilin.ailMTc'il  hri  M'inciii  \alri-  etlicher 
Mai'sen  das   Handwerk   sidmn  ln'ü-i'ifl'en." 

|iis  ll.-iiii'ieli  >.iiin.    >e'it  l()-">')  l'nisapT.     Oa.-i'in 
l'ndiesliick  s(ii;-,-ii's(dileclit^'-einalr  n.-ez.-iclinet 
war.  diiri'te  er  keiiKüi   Lidirjuiiireii  annelinieii 
u.  keinen  (.^seilen   hallen,  ins  ei-  .-iii  liess.'iv- 

ireüel'ert. 

h  i'anzi-r  fiiUrl  das  rortriil  i•\\\^■>  .tih.  rhilipp  i.enihki-.  u-estiHdini  vnn  Sandrarl.  auf.  Miinniiriihntl  vi-rzfiehiiri  s.  -j; 
lüM  anf  drill  i;:iiha'is.'  vmh  .Inh.  fhik  Lmihk",  .Annn  IC.M  -■■mall.  Au-  ei'  iiiedi  il.ali.-ii  ^v|■,.i^t  :  ..liie  Ik-ilailk  .l..suai-  ui 
Ainak-kiier  nach   K\-d,   XVil.  '.i.   iD."     W.'itei'es  ühiM-  ihn  sieh^   Onpp.-hna}  i'  ^.  -Jm  1'.     Xai^-lrr.   Kiiii-I  !.m'-1  .exik-ii    Vil.   1!.".. 

•^1   l':iii/.er  i'ihrl    >.  l.'i-';  das  rortriil  eines  Weiizehiiis  MaUer,  li'eixM' luel  Uradier.-r   in  N  iii'iilie|-i;- uiil.     Ilii-sidiiiiaini   m:.  lü^ 


142 


Name 

Geburts- 
ort 

Lernte  bei 

Lehrzeit 

Ward 
Meister 

Probestück 

Moll,  Dietrich, 

Scrpcnt   genannt 

Machte  kein  Probe 
stück 

M  oniie  ckan  ,  Cornelius 

Cäsar,    Hans  Geortj 

1613/17 

— 

Alolsclien  hacher,  Hans 

Korchheiin 

Gärtner,  Geor^,  d.  J, 

1601/4 

Müller,  INIatthes 

Wein^artten,  Geor^ 

1620/4 

Geor^' 

Au  l>ei  Lin/, 

Weyer,  (jabriel 

1626/30 

-- 

I\I  ü  n  c  k  h  ( IMinekh  1,  lians  i) 

Hain,   Franz 

1602/6 

1613 
1.  Juni 

1) 

Münckh,   Hans 

1642 
24.  Mai 

Das   Geschenk    de 
Königin  aus  Arabij 
demSalomongetha 

Nebele  in,   Lienhart 

S])(Mi,  Hans  K(jnrad 

1607/8 

Neidlin^ier,  Michael 

Strauch,  Geor^ 

1639/44 

Nürnherger.HansLienh. 

Öhler,  Nikiaus 

1603/7 

^- 

Nüfsel,  Hans 

- 

Strohel,  Stefan 

1599/1603 

Nütze],   David 

- 

Hertz,  Georg 

1619'23 

Oherndörfer,    [akob 

Kärnten 

Münckh,  Johann 

1647/50 

— 

Öhler  (Olher).  Niclaus 

— 

— 

Machte  keinMeister 
stück 

Örttel,  Johann 

— 

Reichhart,  Veit 

1648/53 

- 

Ott  reich,   Heinrich 

Strobel,  Stefan 

1592/96 

Pantzer,   Lienhart 
Pauli,  Paulus 

Beheiin,  Martin 
LeiTi:Tiermann,K)idr, 

1603/7 
1623/27 

1615 
11.  Mai 

Das   Kindlein  Jesu 

mit    seiner    Muttc 

Maria  u,  dem  Pflege 

vater  Joseph 

Peter,  Maler 

Pfenner,   Hans 

Herr,  Michael 
Juvenel,  Hans 

1622/23 
1623/26 

Popp,  Heinrich*) 

Kraufs,  Georg 

1653/57 

Prait,   Hans  Geor^ 

Weyer,  Gabriel 

1617/22 

Prettin  ^,   Geor^ 

Ruprecht,  Christian 

1644/48 

- 

Preusler    fPreisler), 
Daniel  ■') 

1654 
5.   Mai 

Die     Historia,     \vi 
Cain  seinen  Brude 
Abel  ermordet,  gan 
lebensgrofsaufTnc 
gemalt  "i 

Kaiser,   Karl 

Juvenel,   Paul 
Hazmann,    |akob 

1()16/17 
1617/18 

li  l'unzci-  fiihrt  >.  l.V.t  <j;i-  vuii  .1,  K.  Lniiiai-l  i;vstn'-hi>iii'  riii1i-;il  'Irs  Malers  llntitis  .Miii.'kli  iiiul  .mii  zweit. 's  i|i-~  .Maie 
■  Inhaiiii    Miiirkh    vun    ICTl'  ,aii. 

'Ji    Marl,   iiarh    1  i.i|i|)..liiia>  i'   -v.  SA    f,   zu    V.'ie-ili:;-  am   '.'T,   i  Ik  I  ..Ii.m'    jTfK!. 

:;.    :    H;:!:;.      \-l.    hn|,|M.lina.\r   N.  2-_'l, 

h  Vu-i,  |in|,|M.liiia\!  .--.•_';:•;  f.  \aL'l.-i-,  Kimsil,Tl..'Mk-ii  XI,  -MO.  .Miiiiuii.-liiiutV  .s.  -J',»!'  iM-zfirhiM-l  als  s.mii  l'i  oli.'st  ii 
Ahrahalii.s   Opicr. 


43     — 


"War 
Hatte  zu  Lehrlingen         Vorgeher     Todesjahr 

Jamitzer,  Rarthel,   1396  -1599 


Bemerkungen 


Hein,  Jakob 

Baudenbacher,  Niklau.s 

Sauerzapf,  Georg 

Oberndörfer,  Jakob 
Raifsenlaider,  Johann 
Scherzer,  Sebastian 


Jamitzer,  Barthel 

Nürnberger,  Hans  Lienhart 

Meifsel.  Peter 


Zeifs,  Simon 


Kolb,  Paulus,   iri95  -97 


Kestner.  Michaei 


1624/28  1641 

1635/39        begraben  am 
21.  Septbr. 

1653/57 


16U0/4 


Sohn  (los   Vorstclu.'iKleii. 

Am  2.  .Iviiü  Iföl  ist  ]J.  Müiiekeiis  llauslrau  samt 
ihrem  Kind  im  i.eili  bcarrabcii  unnleii,  wurdo 
von  i)  Malcni  samt  5  Mak-i-sirfsidlcn.  so  allf 
\ii'dt.'rländ<'i;  hinansüctiviu'i'ii. 

Ätzmaicr. 

M<^thscll^■nkfnsohll. 


Sohn  des  Malers  Wolf  Xützol, 


')  :    War  ein  l'einfir  Malt 


Arztssohu. 


1517  Wnrdr  zu   Wiirzluny  oi-st(n-.hon. 


SchwoinesrnclLiTssoliii. 

Kindincrssohii. 

Wrinli/indlci'ssnlui. 

Schnldii-nurssohn. 

Aus  dt'i-  l-'iiidt'l. 

Kill   rivinlidri-  ,\lal.M-i;vs,.|l. 


ij(>nitc  MH-hiT  zwoi  .lahi''  in    p.aiiiin'r; 


5)  Vgl.  Doppel mayr  S.  2:30  f.     Fr.  Kr.  l.citsclmli,  die  Familii'  l'n'isl.'r  und   Markus   Tnsidii'r.     I.i'ipzig  ISSil.     ranzer  tiiliit 
lip'  iri'stocdii'ni'  Porträte  von  iiiin  an. 


t'o  Noch    im    üesitze  der  Stiidt    Xiirnlicri;- ;    Katalutr  der  im  (lerinan.  Museum   lieiinolielicii  (ieniälde.     :!.   Aiitl.   Nr.  :l.'iti. 


M 


Name 

Geburts- 
ort 

Lernte  bei 

Münckh,    Johann 

Lehrzeit 

1()5()'54 

Ward 
Meister 

Probestück 

Rai  fsf  nla  idtT  ,   Johann 

Rctlwcin,   Licnhart 

Kell 

(5  i\I eilen  von 

Nürnberi^) 

Dorn,   Hans 

15<)5'1(JÜ() 

Reicharl      (Rcuchart) 

Hauer,   Hans 

1617/24 

1627 
5.   Juli 

Ein  ^'eätzter  Manns 
hämisch 

Reicr,   Hans 

« 
Hofman,  Conrad 

1596   ff. 

Reuft.   llieriMiymus 

Kalckenhurg,  Fried- 
rich  V. 
Weyer,  Gabriel 

1604/6 
1606/7 

Reut  her,    Hans 

Schneelein,    Johann 

1605/11 

1615 
16.  Mai 

Der     Hercules     mit 
einem       Frauenbild 
(derer  er  scinLöweH' 
haut  aufgesetzt  und 
dagegen  ihren 
Spinnrocken  ge- 
nommen) 

Ritter  lein.  Wolf 

— 

-- 

— 

Keines 

Rösian  ,  Stefan 

Ma^^deluirj^ 

Keifser,  Hans 

1620/24 

Rüfsel,   Franz 

■  — 

Külb,  Paul  d.  Ä. 

1645/48 

1655 
22.  Dezbr. 

Der  englische 
Grufs  ■^) 

R  0  f  .s  m  a  n  n  .  Hans  Endre.s 

Schweinfurt 

Khindt,  Joh. 

1604/8 

— 

Röfsne  r  .  Johann 

~ 

Heberlein,  Lienhart 

1614/19 

— 

Rüeger.   Hans  Gcor«^ 

Prechtel,  Lienhart 

1610  11 

— 

— 

Rupe  rt  (Ruprecht  1. 
Christian  ^' 

-' 

i6;!4 

6,   Mai 

Histori     Semiramis 
welche  K()nigs  Ciri 
FlauptineinSchüsse 
mit  Blut  eintauchen 
lälst  ^1 

Sattler,   Jakoh 

Lauer.  David 

162:;  26 

- 

Sauer  zaj)  f,   Geor>^ 

Miuckh,  Hans 

U)26';n 

Schatz,  (icor^ 

~ 

Reiser,    Hans 

1616/21 

Scherzer     I'hili])p 

Wever,   Gabri(.:l 

1602/4 

|()h,  Sebastian 

r)n(il(lsl)ach 

.\lincklr,    Johann 

I()54/5S 

.Schiller,   ("hristdph 

Hredau.   Thomas 

lh5S'()2 

S(:hlc;elein,    Paulus 

Neuenmark 

l'jrscniiiann,    W'oli 

ir,94''>7 

Schleich,    l'eler'*: 

16114 
4,   Dezlir 

ii  r:!iiz.'i-  IVilii-t  .s,  V.\:,  .|;iv  l'MVti';il  (i.■^  \'fil  l\  ■  ■  i .' h' •  11 .  ,\l,'il.'r  iii  \  n  M I  i '■  ■  r-'.  in  ^■■hw:i|-zkiiii-.|  :i  n-ij-i-t  .ihr!  \'.ii  -1.  K.  l.i-niiai' 
Vrrl  ,11! f. 

2l  VkI.  I*''lJlii;llii;iyi'  .s.  -l-i'.).  I'ihiz.m  tiilirt  ■•in  lüMni,-  d.'-  M;i1<t^  .lohiiim  Clirist  iaii  Kii|ii-.Thl  iiml  ila-.s,.lli..  niil  di 
LLii>;i>chrift   i'hri-tiaii   Hui>ri'cht  uiif. 


—      145 


Hatte  zu  Lehrlingen 


Örttel,  Johann 


Züsch,  Philipp 


Heberlein,  Lienharl 
Peckh,  Heinrich 
Trautt,  Hänslein 


Hcr(jld,   Lorenz  *) 
Prettinif,   (ic(jr>' 


War  m  ;i     •  V 

Vorgeher     Todesjahr 


1645/49 
1652/54 


1654 
30.  Januar 


1651 


1610/14 


1632 

6.  Novbr. 


Bemerkungen 


IMVagnerssiiliii. 


l.iM'iitf!  Fhu'liiuali'ii  1111(1  (iniilii'ii'ii. 

Er  nannte  sicli  aiil'  der  Bnist  seines  Pi-obestückos 
einen  Flaclunaler,  welclies  Wort  die  Vorg'ehor 
ihm  auferlegt  auszulöschen  und  sicli  des 
Flachmalens  niclit  zu  gelirauchen. 

Aus  der  Findol. 

.'\us  Falcken])urgs  Lehre  getreten,  „wegen  dos 
stetigen  Ausschickens  und  Aufsailiing  allerlei 
Pofselarlieit,  dardurch  der  Jung  an  seinem 
TiOrnen  merklicli  versäiiniot  wurden'". 


llandelsmannssolm. 

*)  Durfte  weil  ,,er  sich  damit  alsD  fibereilet"  zwei 
Jahre  lang  keinen  (losollon  und  Jjohrjungen 
halten  oder  hatte  „untrrdesson  ein  bossors  zu 
maclien." 


Ahlenschmiedssolm. 

Wurde    soiiiom    iiehrhori'ii    vim   doi'    IJiig    abgo- 
theilet. 

Ein  fr<Mnd(!i-  Flachmalergcsell. 

(loiiannler    dos   grofsoi-cii    Hnts  K'ä!.     Voii-oisto 

1(;51   nach   Wien. 
")  Wandte  si.'h  vnii  dor  Ma]or<'i. 


rfraü'iioi'ssiihii. 


ll.ifnorN.-^nhn. 


M)  Aiifgrliihrr  boi  Miiiiiiiii.'iihotV  S. -JIM  ai^  ili.'  Hi^I'>ri:l.  wir  dio  Dmiiins  ibros  Ffiiidos  Kopt  in  mmii  oj-on  lliul  >'iiitaucb<'ii 
:il'st.  luioli   K'uiiriis  Kiipforst  irhi'u  gemalt. 

4)  l'ortrfit  \oii  Kh.'i  bei  l'aiizer  S.  -JM.  Ein  Malei-  dieses  Xanieiis  aibeitete  iiaeh  Xagler.  Kinisi  le|-^|,e\ikeii  XV.  -JUS  um 
675  in  XUrnborg.     Sollt«  ei-  nur  ilurcli  die  .laliroszabi  iliesi^s   roiti-fits  zu   dieser  Annahme  ü-ehiugt    sein? 

Mitteilungen  aus   dem   german.   Nationalmuseum.     1899.  XIX 


146 


Name 

Geburts- 
ort 

Lernte  bei      Lehrzeit  Geister 

Probestück 

S  chm  \(\ .   Niclaus 

Faickenburg,  I-ried- 
rich   V. 

1()12/17              - 

Schmidt,   Hans 

Prag 

Heberlein,  Lienhart     1628  ;!2 

Sc  h  nee  lein  ,  Johann 

- 

. 

— 

Schnitzer,  ^ilichael 

Kolb,   Paulus 

1621' 25 

>               Ruprecht 

Wechter,   Hans 

I5')7/160l 

— 

— 

Seh  üner ,   Daniel 

1654 
24.   Dez. 

-Der   junge    Tobias 

als    er     von     seiner 

reifs     nacher    Haus 

kommen.«  ^) 

Sch()j)i)er,   Kiulres 

Hatzmann,  Jakob 
Weyer,   (iabriel 

l(/22'25 
1()2,")  2() 

— 

Schreiber,  Joachim 

Cäser,    1  lans  Georg 
H(;in,   Vvduz 

16  US;  11 
l()12'i;< 

Seh  re  n  ck  h  ,   Han.s 

Hamburg 

Kalckenburg,  Fried- 
rich  V, 

16Ü2/6 

~ 

Schult  hei  r.s,  Hans  2) 

— 

1605 
22.  Januar 

— 

Schut;ster.   Wolt^ 

— 

Weyer.  Gabriel 

lf)21'25 

- 

— 

Schütz.   Sebastian 

— 

Harrich^    I(jl)st 

l()08/i;i 

— 

Schü  tzini^e  r,  Daviil 

Cäsar,    Hans  Georg 

U)18,22 

Schwab  .   Kaspar 

- 

-- 

— 

Keines 

S  ibmache  r,   Hans  '*) 

~ 

- 

> 

Solis,  Georg 

- 

— 

—              1604 

30. August 

— 

Henfslein 

— 

Solis,  Georg 

1599/1603 

S  jnir  1 .   Hans  C^jnrad  *) 

- 

16U7 
17,N()vbr. 

Stall  1.    Hans   Albrecht 

Inamberg 

Sandner,   Georg 

in    Bamberg   zwei  Jahr 
Herneifsen,    Endres     l.j<^4  47 
nach   des  ersteren 
Ableben 

Stöcke!,  üeor»! '"'1 

—                            — 

11.04 
8,  Novbr, 

,S  t  r  a  w  c  h  ,    Lorenz  '') 

Keines 

b  l'.'M  .Mmnni.-nliMtl  -■.  ■_".•:;  uii-,|  ,iu.  l'i'nlM.st  iick  ab  'l.'ii  all.'ii  lilimi.-ii  Tol.ia-  \  oixr.-ll.'ihi  iH'/i^iihn-I.  \;rl.  .■lu.li  .Wil.'-I.t's 
KiiiiMl.-r-l.-.xikMii  W.   KW. 

■2i  .\ai-li  (iiitr.'l.  N-i-iM-li.'i'  fhri^r.'ii  Fiv\  .llmi',.  (i.Mlachtiii^  >.  'M  wani  >\<-^  .s.'liultli.'il'-  lir.ali  .-1111'  d. •in  ->t.  h'.M'liii.-kiivlilM.t 
mit  'l.-i-  bi-i-liritT :  ..li.-r  Kr^ain  iimi  Kmi^t  r.'irh  ll.aiiii-  .^'-IidIi  |i,.ir>,  |-'|ai'liiiiahl.'i-.  uiai  .ii.'^.-i- /..-it  IlMtViihi-i.  r /ii  saiirt  KniMiiii- ili. 
MMr-ai-tha.   -..-in   Kli"wri|-tliiii.   ilii-r  all    l,.al,-,-Kil..ai    ü.'-ra  Liii-.      .\liiio    JCi'-J." 

:;i    \'-H.   pMi.]i«-liiiaw-   ■-.  -Jld;  aiiili   o.  v.   ^rl|.,iai,  .loliaiiii   sihiiKh-luT  in   „Kunsl    uimI   i  icw.-|-lM-"    l^T'.i  .\i-.  -j:.  ihm!  -ii'.. 

1.  II..-I'  -•in  l'i^.l.'-.tiirk  -.  Mitt.-ilunu-.^n  .a'N  d.-iii  0.-i'iiiani--||.'h  .\al  i.aialinu-.^uni  \^\>\.  ^.  :ü  11..  iVM-^ll.-t  .-.  lal.  IV. 
l-iL'-.    1   .ili^'-l.iM.-!    iM.  .iml   ^,  <7  |-. 


—      147 


Hatte  zu  Lehrlingen 

War 
Vorgeher 

Todesjahr 

Bemerkungen 

— 

- 

— 

Hiiiiill(M',s.solin.                                                                1 

Reuther,  Hans 
(1605-11) 

- 

- 

VVoiliiiid    (it'N   V    lleuiiruchl    Cavinoxeii    INji'liler- 
iiianii,  üiii  Niederläiidor  luid  Iiiwolinei'. 

Marschand,  Hans  Jakob 

— 

~ 

— 

Häekoi-,ssi)liii. 

— 

._ 



ZaiHinuiclitTssoliii. 

_ 

— 

Sandiilirmaeherssohii. 

— 

— 

Snhii  lies  tliildsfliiuieds  IVlur  S. 

i 

Heberlein,  Hans 

(1593-97) 

-^ 

Geifsler,  Hans  Barthcl 

(1597    -1605) 

Hai  das  VVaii|iiiiil)iii-li  und  aiMlfü's  ^'■lat  ii't. 

Solls,  Henfslein 

t 

~ 

— 

Klai'lnnalorss(diii.     I'.nidci'  drs   \  uisirlmndcii. 

Negülein,  Licnhart 
Schuster,  Philipp*) 

1618/22 

1641 

AtziualtT. 

')  Hat   iiirhl   aiispdi'nii.                                              ". 

\ 

Ebert,  Sebastian 

1615/19 

i 

! 

1606/10 
1625/29 

l'.ui'^'T   IVir  d.'ii    l.idiriiiiL--   ValiMiliii    \n-vl    \y\-l\. 

( irliaillltfl'  des   L''l''''l'siM-i'll    K'ats    l('r_M. 

l'.rkhlL'-ti'   sl.-h    ir,2S   s.'ilh'^  .\lt.M>    und    d.u-  llIVl- 

nu'iirliidikcil     wci^'cii    Sidiwiiidrls :    „lial     viel 
limiiiiut  CiuitiMlV't  p'ina(dit." 

öl  LafT  fiarli  (;uir<d  S.  ■!.')  v.w  S1.  K'oclius  iH'-rab.ui.  Iiisrliritl  drs  (iralirs  Nr.  '.t:Vl  ;  ..Dcfs  K|-saini-n  uml  Kunst  iviclnjii 
(ieoi-frun  Stöckcls.  Malilcrs.  L'rsula  sein.,')-  Klifwürtliin,  und  Www  lircdri-  Lcilis-Krln^n   und  Xa.-hkonuu.n  l',.--ialiuus.     Auim   Kül," 

6)  V^'-l.  I)(i|i|i.diuayr  S.  217.  V\w  s.dncii  .Stiidi  d.^s  ncuoii  Kat  haus.-s  lU-hi.-lt  n-  narh  Muuiui^'nh'.tr  ■-.  ZW  \'<w.  liat-  aui 
1:1.  Mfii-z  Kül  25  tl.  viuvlirt.  S.dn  l'nrtnit  hat  H.  Tros(dhd  LTstuidi-ui  ivirl.  l',-iuzrr  S.  •l:\s\\.  ^l■in  CimIi  juf  d.uii  M".  Ix'oflius- 
kirchlnif  zcifrt  idicufalls  sidn  Hildnis  ihm]  dir  Insidiritf :  ..|)r|-  ini(di  und  dir  M.'iuoi  allii.-  viu'u.'ndl.  di'ii  -.irafUnit  an  >rin  Kiidt." 
Die  .laliivszald  ir.'.tl  li,'Z.-ii;-1.  dals  i-x  li.d  Z.dt.ui  si.di  di^  l.'tzt-  l;ullr^l:ilt-  -irlicrt.'.  .\  ii-.ddM.U  i-l  d:i-  l^iulapli  l-i  iMU-kudi  li. 
liiicsrli.  diu  Hrunzf,.|jiia|diii.ui  der  Fricilluile  zu  NuiidMU-i;-  (Wien,  iduJaidi  und  >elienki  'laf.  X,  V'vji.   I. 


4S 


Name 

Q-eburts- 
ort 

Lernte  bei 

Lehrzeit 

Ward 
Meister 

Probestück 

Der  Stadt  Nürnberg! 

Strauch,  Hans 



1626 

22. August 

Conterfet,  wie  es  auf! 
der     Freyung     derj 
Vesten  anzusehen. 

Geor^'  1) 

Hauer,  Hans 

1628/34 

1635 
8.  Septbr. 

1 

S.     Sebastian,     wie 

er   an    einem  Baum 

gebunden  wird. 

Hans  Ulrich 

— 

' 

1632/38 

— 

- 

Streit,  Henfslein 

Plech 

Hofmann,  Conrad 

1600/1605 

— 

Stretz,  Jakob 

~ 

Beheim,  Martin 

1595/99 

1605 
22.  Januar 

- 

>         Hans 

— 

Grüneberger,  Georg 

1600/1605 

- 

— 

S  trobel ,  Stefan 

— 

— 

— 

Keines 

Wilhelm 

Lindner,  Alexius 

1613  17 

1651 
19.  März 

1625  wurde  ihm  sein 
Probestück  zurück- 
gegeben, weil  es  so 
sehr    schlecht.      Er 
sollte    so    lange   als 
Geselle  arbeiten,  bis 
er       ein      besseres 
gefertigt. 

Telot,  Hans  Georg  ^i 

Augsburg 

Cäsar,  Hans  Georg 

1630/34 

- 

T  rautt ,  Hänslein 

- 

Ritterlein,  Wolf 

1605^9 

- 

Troschel,  Jakob  ■') 

— 

Juvenel,  Hans 
Lindner,  Alex 

1598/99 
1599/1600 

— 

— 

Trost,  Matthes 

Baier,  Jeremias 

1604/8 

- 

Uttenhofer,  Anthoni 

— 

— 

— 

Keines 

Vi  seh  er  (Fischen,  Wolf 

— 

— 

-- 

1604 
8.  Novbr. 

— 

>          Sebalci 

Harrich,  Jobst 

1603/8 

— 

— 

Vogel,  Wilhelm 

Pfarrkirchen 

(Bayern) 

Herneifsen,   Endres 

1606' 10 

') 

Valtin 

Kaden 

(Böhmen) 

Cäsar,  Hans  Georg 

1624/28 

') 

Vorbruck,  Heinrich 

— 

163n 
2.  März 

Pietatem  de  signans 

Walch,   Lienhart 

— 

Brcchtel,  Lienhart 

1598 '1602 

1610 

1620 

31.  Okthr. 

l^cce  homo 
Die    beiden     Evan- 
gelisten 

Walther,  Hans 

-- 

Strauch,  Georg 

1644'48 

1656 
ll.Dezbr. 

Die  Vanität  mit  den 
vier  .'Xltcrn. 

Ii   \'l'-|.   |to[i|i(;lniayr  S.  'S-',:'!  t.     NeiKiiiitL'r-l.'icliiKM-  S.  Sld:?,  2:!!.     I'aiizfr  fiilnt  ciniL'-c  Hililiiis';».'  (iii'srs  Knti^!l('r>  :iti- 

•ii  Will-  vi(;ll*'ifht  fiii  Aiiffeh'lrifrfr,  wenn  niflit  dei-  .\lteste  der  .Aiipsbni-ir"!-  Kii])lcrsti'i'hi'ii'ainilii'  Tlii'iott. 

'■'>!  Vfrl.  ]»o[jj)eliriayr  ^^.  2Hi.     ]'aiizi-r    fiihrt    zwei    J'.ildni^se   .Jakoli   Tih.<('1i(.1>   jnif.    Kiiie;,   fTf^tuclu-i,  vi'ii  J'.  Ti'isrhcl  mit 


49 


Hatte  zu  Lehrlingen 

War 
Vorgeher 

Todesjahr 

Bemerkungen 

— 

163'j/36 

Dos  Lurenz  Sohn. 

i 

Neidlin<fer,  Michael 

Walther,   Hans 

Dümler,  Heinrich 

Juvenel,  Paulus 

Hirschvogel,  Georg  Friedrich 

1647/51 
1654/58 

M;ilci-  und  (ir,-i(li(;rüi-. 

(joiianiitoi-  (l(ih  fritü's.  Kntlis  I(>.')1. 

Malte  gai'  lileiu  \)\\v^  von  Schinel/,i,'las  iiii 

Visirerssohn,   \v;ilirsclieiiilii'li  Urinier  dos 
der  eliOiifalls  ein  Visirorssolin  war. 

(iold. 

i 
ieorfr, 

Bronauer,  Caspar 

" 

Sattlei-ssohn. 

Ist  ans  dem  Handwerk  aiis},'-etreten. 

— 

— 

— 

Sattlerssdlni. 

Ottreich,  Heinrich 
Lega,  Moritz 
Nüfsel,  Hans 

1596/1600 

— 

Kam  Kir»!   /.iini  vollrii  Meistrncclil,  (dmo  i 
ein    neues    l'roliestiu-li    preniaclil.     Hat 
Iiis  1655  das  Uinsafreramt  verseilen. 

als  er 
1627 

! 

1 

Bäi'l;orssn|iii. 

; 

- 

— 

Ktiniparsinaclierss(din. 

1 

1 

" 

1597/1601 

_ 

Älzer. 

! 

Kestner,  David 

Ganser,  Georg 

Conrad,  Hans  Rarthel 

1612/16 

i 

— 

: 

— 

.Marl;tint'islcrssi)lin.                      « 

t 

1632 

Ii't'Jm   ',\inilr  ihm  M'iii   {'mlicsl  iirj^    wiedn-  / 
iri't:'rlifii    und    iliiii    d;i>    llnltoii    mhi    .1 
und  (icscljcn  -^u    l.-inirc    MTlmicii.    Ins 
slniid^'H.     Scliwnti'ci-  t\fs  Lcunh.  Ilividil 

inirk- 
UUL'^eu 
T  lie- 
dd..l. 

Böckhcl,   l'raii/   (jcorg 

\)n>-  cixiri-i'  w  iinii'  niclit    füi- uii'isli'i'licli  or 
diirllc  d;iliiM-  Hin-  mit  soinei'Ainsiianii  a  rl 
Wunii'  ITir-  d.-is  zwcit^'  zum   Maler  erkannt 
lldlilsriimiedssidin. 

>:iinit. 
eil. '11. 

~ 

— 

ji'    Aufralie;    --eh.  zu   Xfiniliei--  l,-,s:j.    i;v>1mi'1h.ii    in     Kr.-ikau   Hyi.     ii;i-    ;niilMv;    ,.,-e-i;ii    ■■:!  .\<<.   H>J1--'     iK-  iiiin-l.'   und!   Iieir>..n 
etat,    1-2.1 

ll   Mumnienlndr    Itilirl,    uuler   den     I'i-hIm'sI  iicken.    welche    im    NrirnlMri^-,T    li;illi,-in>  sich    lielMiiden.    >    -JH:',  ,i  uch   die  (.r:il>- 
t?ini^'  l'liristi    von  ....   \(ij;-el  iiuf.     Oei'   Vornnmo  l'idilt. 


—      150 


Name 

\V  die  r,  Cliristoph 

Geburts- 
ort 

Lernte  bei 

Lehrzeit 

Ward 
Meister 

Probestück 

— 

Keines 

Krhard 

Hof  I.  V. 

Wet)er,  Christoph 

1 60Q/ 1 4 

Hans 

Ammon,   Konrad 

1613   18 

- 

— 

Wcchtcr,   Hans 

-- 

— 

Georg 

Weyer,  Gabriel 

1604/8 

— 

Weingarten,  Georg M 

— 

Georg 

1599/1603 

1610 
4.  Septbr. 

Die  Ausführung 
Lot's 

>                Veit  Georg 

Zimmermann,  Egid. 

1619/24 

- 

- 

Werner,   Sebastian 

Nudling  bei 

Murstatt 
a.  d,  Röhn 

Eisenmann,  Wolf 

1599/1604 

Wernlein  ,   Barthel 

— 

Baier,  Jeremias 

1599/1603 

— 

— 

Wetze),   Hans 

Drechfsel,  Wolf 

1614/18 

Weye  r.  Georg-) 

— 

' 

-  - 

— 

Keines 

Gabriel'') 

'■ 

- 

— 

1604 

30,  August 

*         Hans 

1604 
20.  Novbr, 

— 

. 

-~ 

- 

1624 

6,   Juli 

St.  Sebastian 

Zeifs,  Simon 

- 

I'antzer,   Lienhart 
ISeheim.   Martin 

161617 
161 7 '20 

■- 

Zimmermann,  Egidius 

— 

1616 
5,  März 

— 

Zösch  (Zesch),  Philip]» 

Reuther    Hans 

1617 '22 

1639 
18,  Juli 

Dir     Auferweckunj; 
Lazari 

li  \V;ii-i|  iiarli  .Miiiiini''Mli.tlV  S.  1  t.'>  im  \'i'i--in  mit  (.;iliii>'l  \Vc\.>i-  mit  ijcr  n''i-.^trllnii^'-  von  ii.'li..|-,-it  i  vi-ii.  iii'-lii- Imiidwrrl 
miil'Mu'"ii    M;i|.T-ii'ii   im  kl''iii.-;i   K'at  liau.^Mil  i)''atilti-,i:;'i.     ^idn'  dasfllisi   anrh   s,  :{;i6;:!7. 

:.'i  \.-U'l-rf.M-l,'M-|iii.-i-  iMiiL-rki  .■^. -.in]:  ,.|)Mi,|i..lma\  i-  immiiiI  ihn  lialirii'l  iiini  srizt  srinm  Tml  in  Itiln,  Iv't  t  I-tl'  i\>il.  1 
Mil'iptii-r  aiirli  (j.'n  <lal'ri''l"  i'ti-,  li.'.ii-^'  miil  ili'i'  iiaclilMliri'mli'  iialifi>'i  \Vi'\.m-  wiiri|<'ii  vnn  l.'trhnri-  alsd  ii  i't  iimlicli.-!-  Wi-i^'  i 
niii    ■■inaii'l'-i    i'li'iit  i>.-li   anL'-''^''ln-n. 


151 


Hatte  zu  Lehrlingen 

War 
Vorgeher 

Todesjahr 

Bemerkungen 

_           .                                            1 

Fuchs,  Endres 

Kempf,  Hans 

Weber,  Erhard 

1601/5 

i 

Schnitzer,  Ruprecht 

(1597-1601) 

— 

Hohemann,  Wolf 
Müller,  Matthes 

1628/32 

Uns  Pi'iilif'stiick  ..wfii-  iiit  selir  künstlifli". 

- 

- 

— 

Soliii  des   \'oi's1('li('tiili'ii. 

Kolb,  Paulus 

(1597-99) 

Weingarten,  Georg 

(1599  -1603) 

— 

— 

Scherzer,  Philipp 

Wechter,  Georg 

Reuff,  Hieronymus 

Hochheimer,  Paul 

Lauer,  David 

Prait,  Hans  Georg 

Schuester,  Wolf 

Schopper,  Endres 

Müller,  Georg 

1626/30 

. 

Hat  liiveiitioiios,  war  ein  gesfliwimior  Maler. 

1 

Beckh,  Georg 
Kraufs,  Georg 

__ 

— 

— 

Siiliii  des  «ialii'iel. 



Weingarten,  Veit  (ieorg 

1634/38 

1()43 
17.   April 

i 

;i)  Vyl.  l>oi)|ielinayr  S.  222.  War  nach  .Miiiiinienlioft'  S.  llCi  fl'.  an  d<u-  Ri'slaiii'al  imi  des  .ynirs(>ii  IJathaussaaies  KJl;!  be 
eili^^t;  elietiso  is.  S.  Uö)  .in  der  Aussehniüeknnii-  d(!s  kleinen  Hatliaiissales.  liier  iiiidir  liaiidwei  ksnuilsiire  .\rlieiten  desselliri 
i'ir  fleii  Hat  s.  tilHjndas.  .S.  ;!3t>  \. 


N  iirn 


jer«. 


ans    hos  eh. 


Die  Kreuzigungsgruppe  aus  Weehselburg. 

(Mit   ciiu.T  AbhilduiT^f.) 

yA.I'f^'^  n  tief  letzttMi  Xuiiinier  unseres  Anzei<^fers  konnten  wir  mitteilen, 
r^^f^AjAV  (.lafs  unser(>  rtlc^schaft  in  Leii)zi_Lj  dem  Museum  einen  Abrufs  der 
r^^^•'>•^  berühmten  Krcuizii^un^s^ruppe  aus  W'echst^lburt^^,  ehemals  Kloster 
Zschillen  hc\  Roehlitz  in  Sachsen,  eines  I  laujjtwerkes  der  deutschen  Plastik 
des  Xlll.  Jahrhunderts  Ljestifti^t  hat.  Heute  k(")nnen  wir,  1  )ank  dem  Entgegen- 
kommen des  kcHiiglich  Sächsischen  Staatsministeriums  des  Innernunseren  Lesern 
eine  Abbildung  dcv  Gruppe  vorlc^gen,  welche  wir  der  !)eschreibenden  Darstel- 
lung der  älteren  Hau-  und  Kunstdenkmäler  des  K(')nigreichs  Sachsen  von  Dr. 
R.   Steche,   Heft    14,  S.    120  entnehm(>n. 

Die  Gruppe  bc\steht  aus  tlrei  k^igurcMi ,  (Christus  am  Krcmz  ,  Maria  und 
Iohann(\s.  Der  K(')rj)er  Christi  ist  leicht  nach  reclits  ausgebogen ,  der  Kopf 
nach  der  gleichen  Seite  geneigt,  die  übereinander  gelegten  h^ifse  sind  unmittel- 
bar an  den  Stamm  des  Kreuzes  g(>nagelt  und  ruhen  nicht  mehr  wie  bei  \ielen 
älteren  Darstellungen  auf  einem  eigenen  Untersatze.  Die  Körperformen  zeigen 
zwar  kein  genaueres  Anatomiestudium,  doch  aber  eine  gute  Naturbeobachtung. 
Die  ganze  Haltung  ist  ernst  und  würdig  und  weder  so  steif  noch  so  über- 
trieben bewegt,  wie  bei  \-ielen  anderen  romanischen  Kruzifixen.  InsbesondcM'e 
kommt  im  Kopfe  der  Schmerz  in  mafsxoll  schöner  Weise  zum  Ausdruck. 
Am  Fufse  d(\s  Kreuzes  kauert  ein  alter  Mann,  der  in  einem  Kelche  das  herab- 
rinnende Blut  auffängt.  Er  wird  als  der  Urvater  des  Menschengeschlechts, 
Adam  gedeutet.  Seitlich  schweben  an  die  Kreuzarme  zwei  Engel  heran,  leb- 
haft und  sehr  anmutig  bewegte  Gestalten.  Am  oberen  Abschlufs  des  Kreuzes 
sehen  wir  das  Reliefbild  Gott  Vaters,  di(>  Taube,  das  Symbol  des  heiligen 
Geistes  in  der  Hand,  eine  herrliche  Figur  voll   feierlichen  Ernstes. 

Unter  dem  Kreuz  steht  links  vom  Beschauer  ^laria,  die  Hände  ringend, 
den  Blick  zu  dem  gekreuzigten  Sohne  erhebend ,  rechts  der  Evangelist  Jo- 
hannes. Seine  Minen  sind  schnuM-zlich  zusammengezogen,  abcM-  sie  geben  mehr 
die  äufsere  Erscheinung  k()rperlicher  Leiden,  als  die  Offenl')arung  (Mnes  inneren 
Schmerzes.  Der  Kihistlcr  b(;herrscht  di(-  Regungen  der  Seele  noch  nicht  voll- 
kommen. Maria  und  Johannes  stehen  auf  kleinen  ,  gekrr)ntt'n  liegendc^n  Fi- 
guren, dem  überwundenen  Htndentum  und  Judentum.  —  Die  Gewänder  smd 
im   (Ganzen   ruhig  gchaltc^n,   doch   im   Di'tail   rcnch   und  zierlich   behandelt. 

Die  Kreuzigungsgrui)pe  ist  der  obcM'e  Abschlufs  einer  von  drei  Rund- 
bogc'U  duixlibiochenen  Wand,  welche^  jetzt  am  lungang  der  Apsis  der  Kirche 
steht,  deren  Stellung  aber  früher  eine  andei'c  war;  sie  stand  am  westlichen 
hmde  des  (dioii's  \or  dem  'rriumi)hbogen  und  bildete  den  lettncM-artigen  Ab- 
schlufs dieses  und  dei"  unter  dem  ("bor  befindlichtm  Krypta.  Als  die  Krypta 
ix'seitigt  und  die  ( 'horwand  \-ersetzt  wurde,  wm'de  auch  dt-ri-n  Anordnung  im 
Fjnzelnen  a!)geänd(M't  und  der  ursprüni^liclie  Zustand  lälst  sicli  nicht  mehr 
mit  voller  Sichei"li(  il  ei-kennen.  Die  Unsiciieiiieiten  betreffen  hnui>tsächlich 
die  Frage,  in  \velchei-  Weist-  die  ](  tzt  im  Schiff  aulgestellte  Kanzel  mit  dei' 
(_  lioi'wand    \('il)unden    war    und    ob    vor   oder    unter    der    Kanzel    ein    Altar,     der 


153 


sogenannte  Kreuzaltar,  stand.    Der  figürliche  Schmuck  der  Chorwand  und  der 
Kanzel  ist  erhalten  und  gehört  nach  allgemeiner  Annahme  einem  Gedanken- 


kreise an,    ein   räumlicher  Zusammenhang    beider    ist    deshalb    wahi-schcinlich. 
Wir  haben  hier  den  architektonischem  Aufbau  nicht   näher  zu  untc-rsuchen   und 


Mitteilungen   aus  dem  german.   Nationalmuseum.      1899. 


XX. 


154 

erwähnen  nvir,  dafs  Steche^  annimmt,  dafs  die  Kanzel  vor  der  Mitte  der  Chor- 
wand stand   und   \on  dem   erh()hten  Chor  aus  zugän^^lich   war. 

Die  erhaltenen  Skulpturwerke  sind :  An  di>r  Chorwand  in  den  Boj^en- 
zwickeln  die  llalbfiguren  von  Kain  und  Abel,  sowie  von  zwei  Engeln  in  kleinem 
Mafsstab  und  mäfsig  hohem  Relief.  Darüber  unt(;r  romanischen  Blendarkaden 
\ier  stehende  Figuren,  Daniel,  K(')nig  David,  Kernig  Salomo  und  ein  Prophet, 
der  als  Jesaias  oder  Nahum  zu  deuten  ist.  Neben  dem  Chorbogen  stehen 
zwei  Freifiguren,  Abraham  und  Melchisedek.  Die  Brüstungswände  der  Kanzel 
enthalten  an  der  nördlichen  Seite  Christus  als  Weltenrichter,  umgeben  von  den 
Symbolen  der  Evangelisten,  zu  den  Seiten  Maria  und  Johannes  der  Täufer, 
an  der  westlichen  Seite  die  Erhöhung  der  ehernen  Schlange,  an  der  östlichen 
die  Opferung  Isaaks. 

Nehmen  wir  Steches  Vermutung  über  die  Stellung  der  Kanzel  an  ,  so 
ergibt   sich   fih"  die  Gruppierung  der  sämtlichen  Teile   folgendes  Schema: 

Maria  Christus  Johannes,   Ev. 

am  Kreuz 

Judentum,     Adam     Heidentum. 

Erhöhung  der  Maria  Der  Merr  als  Johannes        Isaaks  Opferung 

Schlange  Weltenrichter  Baptista 

Daniel.        David  Salomo.        Nahum. 

Engel  Abel  Kain  Engel 

Abraham.  Melchisedek. 

Der  Cyklus  stellt  demnach  die  im  alten  Bund  verheifsene ,  durch  den  Opfer- 
tod Christi  vollendete  Erlösung  der  Welt  dar.  Dieser  Grundgedanke  steht 
fest,  auch  wenn  die  hier  nach  Steche  gegebene  Anordnung  nicht  ganz  die 
ursprüngliche  sein  sollte. 

Das  grofsartige  Werk  steht  nicht  vereinzelt.  Die  Chorabschlüsse  geben 
der  romanischen  Kunst  willkommenen  Anlafs  zu  reicher  plastischer  Ausstattung. 
Insbesondere  sind  in  Niedersachsen  mehrere  gröfsere  Bruchstücke  solcher 
Cyklen  erhalten.  Das  bedeutendste,  wohl  auch  das  früheste  ist  die  nördliche, 
Chorwand  in  S.  Michael  in  Hildesheim.  Es  sind  sieben  stehende  Figuren 
unter  Baldachinen,  in  der  Mitte  Maria  mit  dem  Jesuskinde,  dann  beiderseits 
je  zwei  Apostel  und  zuletzt  (\\v  Lokalheiligen  Sankt  f^ernward  und  Sankt 
Godehard.  Man  darf  ann(^hmen,  dafs  die  Mittc^  der  gegenüberliegenden  Chor- 
wand Christus  einnahm,  und  dafs  zu  seinen  Seiten  je  drei  Apostel  standen. 
Der  Chor  war  sicher  auch  gegen  das  Langhaus  abgcschlo.ssen  und  dieser 
Abschlufs  mit  Reliefdarstc>llungen  geschmückt  ,  doch  läfst  sich  über  deren 
Gegenstand  keine  sichert-  \\;rmutung  aufstelUm.  Die  Figuren  sind  in  Aus- 
druck und  Haltung  noch  \ielfach  befangen.  In  IL'uiiersleben  ist  Christus  und 
zwei  Apostel,  sitzende  l^'iguren  ,  in  Kloster  Greiningen  an  einem  Einbau  im 
westlichen  Teil  der   Kirche   Christus  und   die  zw('>lf  Apostel  erhalten. 

Weit  fortgeschritten(M-  sind  die  sitzenden  P'iguren  an  den  Chorschranken 
(Irr  Lic:bfrauenkirch('  in  Halberstadt,  auf  der  einen  Seite  Christus,  auf  dei- 
anderen  Maria  zwischen  je  sechs  Aposteln.  Die  Px'hancllung  dtM-  (iewänder 
weist    auf  >üdfranz(.sische    l^inwiiT-ungen    hin. 


—      155        - 

[n  Halberstadt  ist  auch  eine  grofse  Krenzi^am^sgruppe  (?rhalt(Mi.  Sie 
steht  auf  dem  Triumphbalken  über  dem  Lettner  des  Domes.  (Christus  am 
Kreuz  mit  Maria  und  Johannes  nebst  zweier  (,'herubim,  altcM-tümlich  strenge 
Figuren  von  ernstem  Ausdruck.  An  der  Vordersente  des  Triumphbalkens 
sind  unter  Baldachinen  die  kleinen  Halbfiguren  von  Aposteln  und  Propheten 
angebracht.  Die  Form  ck\s  Kreuzes  ist  der  des  VVechselburger  fast  gleich. 
Das  Kreuz  ist  auf  einer  kreuzförmigen  i\.iick\\and  befestigt  in  deren  kleeblatt- 
formigen  Endungen  unten  Adam  seitlich  und  oben  Iingelsfiguren  in  Relief 
ang(>bracht  sind.  Etwas  später  ist  das  grofse  Cruzifix  in  der  Liebfrauenkirche 
zu  IL'ilberstadt.  Eine  weitere  Kreuzigungsgruppe  wird  im  Museum  des 
Altertumsvereins  zu  Dresden  l:)ewahrt;  sie  stammt  aus  der  Kirche  zu  Freiberg 
im  Erzgebirge.  Die  Figuren  sind  über  lebensgrofs  von  strenger  und  ernster 
Haltung,  jedenfalls  älter  als  die   Wechselburger. 

hl  Freiberg  sind  ferner  Fragnunite  der  Skulpturen  des  Lettners  und  der 
Kanzel  vorhanden,  vier  Relieffiguren  und  ein  Relief  der  l^rhöhung  dtn"  ehernen 
Schlange.  Sie  sind  sehr  beschädigt,  lassen  aber  die  stilistische  Verwandtschaft 
mit  den  Wcxhselburger  Reliefs  noch  deutlich  erkennen.  Am  nächsten  aber 
stehen  den  Wechselburger  Skulpturen,  di(>  der  goldenen  Pforte  am  Dom  zu 
l'^reiberg.  Sowohl  der  Grundgedanke  wie  die  formale  Ausgestaltung  desselben 
sind  in  beiden  nahe  verwandt.  Man  \ergleiche  in  letzterer  Hinsicht  die  Fi- 
guren Daniel,  David,  Salomo  und  den  l^it;ster,  der  in  Wechselburg  als  Melchi- 
sedek,  in  Freiburg  als  Aaron  bezeichnet  ist.  Es  sind  jeweils  Variationen  des 
gleichen  Motivs. 

An  der  goldenen  Pforte  steh(Mi  zwischen  den  Säulen  des  Gewändes  bei- 
derseits je  vier  Figuren,  Männer  und  Frauen  des  alten  Bundes ;  links  \  on 
aufsen  nach  innen  aufeinanderfolgend  Daniel,  die  Königin  von  Saba,  Salomo, 
Johannes  der  Täuf(M-,  rechts  .Aaron,  die  Ecciesia,  David,  Xahum.  Die  Deu- 
tung der  zweittni  und  \ierten  1-^igur  ist  nicht  ganz  sicher,  namentlich  scheint 
mir  die  Bez(nchnung  der  Frauengestalt  als  Ecciesia,  nach  Hohes  Lied  4.  1,  als 
anfechtbar.      Springen'  hat   sic>  als   Bathseba  bezeichnet. 

Im  Tymi)anon  thront  in  dei-  }tlitte  Maria  mit  dem  Kinde,  rechts  sti-ht 
der  Engel  (jabriel,  weiterhin  ist  Joseph  sitzend  dargestellt.  \'on  links  kommen 
die  heiligen  drei  Könige  zur  Anbetung  heran.  Im  oberem  Teil  bringen 
schwebende  P^ngel  Kugc^ln  (Sonnc^  und  Mond.?)  heran.  Die  Archixoltem  tragen 
nach  gotischer  Weise  Reihen  kleincner  Figürchen,  dercm  Deutung  nicht  in  alKm 
Teilen  vollkommen  feststellt,  de)ch  ist  soviel  klar,  elals  e>s  sich  um  die:  letzten 
Dinge,  die  Auferstehung  der  Seligen  und  die  Kreniimg  Mariae  hanele-lt.  .Also 
auch   hier  Verheifsung  im   alten,   ICrfüllung  im  nenien   Bunde. 

Die  Frage,  ob  in  h'renbiirg  d\c  Darstellungen  de\s  Lettners  mit  demen 
der  Pforte  in  einem  ideellen  Zusammenhange  standen  ,  mufs  unentschieden 
bleiben. 

In  stilistischer  Hinsicht  ist  zu  bemen-ken,  dals  das  Peirtal  in  seinen-  archi- 
te'ktonischen  Komposition  sche)n  als  gotisch  bezeichnet  wen-den  kann,  dafs 
aber  die  fe:)rniale  Ausge>staltung  noch  ganz  im  re)nianischen  Stile'  \en-hai-i-t. 
Das   letztere   gilt    auch     von    elm-   BehandhinL^  elen'   l-'iguieni.      Auf    ihri      formale 


-      1 56     — 

i'berc'instininiunij  mit  ik-n  Wc'chsclbiiri^'cr  SkiilptuiHMi  habe  ich  schon  hinge- 
wiesen. Beide  sind  W^Mke  einer  Werkstätte,  ja  wahrscheinlich  eines  Künst- 
lers. Seine  Naturb(X)l')achtimg  ist  noch  nicht  vollkomnKMi,  in  den  Proportionen 
wie  in  den  Hi'wegungc>n  \\alt(>t  noch  manche  Unfertigkeit.  Was  ihn  aber 
auszeichnet,  das  ist  die  freudige  Sicherheit,  mit  der  er  scnne  Ideen  gestaltet, 
unbekümmert  darum,  ob  einige  kleine^  .Mängel  bleiben  und  der  hohe  Schön- 
heitssinn, der  sc'mc  1  land  führt  und  der  so  sieghaft  ist,  dafs  auch  wir  noch 
über  d\c  kleinen  Unfreiheiten  seiner  Werke  hinwegsehen;  eine  renne,  abge- 
klärte, allem   Mafslosen  al)g(nvandte  Künstlernatur. 

i'berblickcMT  wir  die  geschichtliche  Entwickelung  der  sächsischen  Plastik, 
wie  sie  in  den  oben  genannten  Werken  in  Hildesheim  ,  Halberstadt  und  an- 
wärts  \  eranschaulicht  wird  ,  so  sehen  wir  sie  von  der  alten  durch  Bernward 
begründeten  Tradition  ausgehend  im  Ende  des  XII.  und  im  beginnenden 
XIII.  Jahrhuntlert  sich  zu  immer  gröfscrer  Freiheit  und  Ausdruck.sfähigkeit, 
sowie  zu  gröfserer  formaler  Vollkommenheit  vervoUkommt.  Wie  allenthalben 
in  der  deutschen  Kunst  dieser  Zeit,  machen  sich  Einwirkungen  der  höher 
entwickelten  franz(')sischen  Plastik  bemerkbar ,  aber  die  sächsischen  Meister 
halten  dabei  unverrückt  am  deutschen  Wesen  fest.  Die  Skulpturen  in  Frei- 
berg und  Wechselburg  bezeichnen  einen  ersten  Höhepunkt  dieser  Kunst. 
Aber  die  in  lebhaftester  aufsteigender  Bewegung  befindliche^  Schule  konnte 
auf  dieser  Stufe  nicht  stehen  bleiben;  fast  gleichzeitig  und  wenig  später  ent- 
stehen die  Skul{)turen  des  Magdeburger  Domes,  die  Grabplatten  Heinrich  des 
Löwen  und  seiner  Gemahlin  im  Dom  zu  Braunschweig ,  denen  wieder  in 
Wechselburg  die  des  Grafen  Dedo  und  seiner  Frau  entsprechen  und  endlich 
die  herrlichen  Stifterfiguren  im  Dom  zu  Naumburg. 

Dann  tritt  in  Bamberg  ein  grofser  Meister  auf,  der  vielleicht  von  der 
sächsischen  Schule  ausgehend ,  von  der  französischen  Plastik  bestimmende 
Einwirkungen   erfährt.     Seine   W^erke  sind  gotisch. 

Die  reiche  und  sorgfältig  ausgewählte  Sammlung  \on  Abgüfsen  deutscher 
Skulpturen  im  germanischen  Museum  enthält  charakteristische  Beispiele  der 
sächsischen  Plastik,  welche  gestatten,  deren  Entwickelung  von  ihren  Anfängen 
unter  Bernward  bis  zu  ihrer  Vollendung  im  Xlli.  Jahrhundert  an  einem  Orte 
zu  überblicken.  Di(^  schmerzliche  Lücke,  welche  bisher  in  dieser  Reihe  be- 
stand, das  l-'ehlen  von  Bildwerken  aus  Wechselburg  ist  nunmehr  durch  das 
rLau})twerk   des   dortigen   Gyklus,   die  Kreuzigungsgruppe,  ausgefüllt. 

Unsere  Pflegschaft  Leipzig  hat  sich  durch  die  Stiftung  dieses  herrlichen 
Denkmals  deutscher  Kunst  gerechten  Anspruch  auf  den  Dank  des  germanischen 
Museums  uneJ  aller,  welche  dcM't  Studien  i\\)cr  die  Geschichte  der  deutschen 
Plastik   machen,   erworbcMi. 

N  ü  r  n  b  e  r  g.  1!  e  z  o  1  d. 


?kIittci!iinCTen  aus  dem  L^erm.   Xationalmuseum. 


'af. 


Sil 


Ostgotische  Adlerfibel 
aus   dem  V.  —VI.  Jahrhundert. 


Mitteilungen  aus  dem  gernianisclu'n   Xationalnuiseuni. 


9tc  (Sunpott  t)cr  Mff  &cp,inf(t(t\ 


•esi. 


3oruC.ö.S.10.11. 


©emon, 

3ubicü.7-S. 


j-r 


Wa 


^  ^'c^fiiabercrlrlirgfinffübH; 
n        l)ir  wart  von  i6ott  |i'[l'  aufjcrtrclt 
3ueun  f^crUogcn  jCracl  _ 

(ßctt  |Iin\i'rt  fein pcrmjt  rrit>  (c( 
j  ^unntun  fin  eiaf'gloi'tf  (ant 

TOan(/5oftwar|clbmit  ffiricrbmit  r 
■JDfrbnll'L'n  ibm  licqbafft  gelang 
J cnd; c^  bu'  Statt  er  bc^ n- anc; 
7i[)y  bic  Statt  er  aud;  berrnt 

Cföea'an/U'rrd'lfiffft  ^'i'^-  rcrp?cnt 
^n'clff  taufent  tnan  tTjbn  erfditug 

bicng  er,  r  n^  nro|feii  (leg  ge\r  uü^       :'| 

i^ingant3rn  taartunörnUfic  oiin 
X'er^Lnd)  Jatnti  mttgrolfeni  bor 

(belcict  t'PT"  ^aTl^ealll^i^l  mo: 
Sd2[uq  er audi  mit  (icgbaffter bant 

l'*fanieitibiefretlniiglobtai(ant 
"Pub  lb:e'l\iit;;a  p:ad)t  erriTi 

XCc  l  ein  viib  bre;| )lg  in  ber  ( liiTi 


IT'eranberbelt  u'ar(F)e&ioTi 

21(o_J|rae(betrbe[tboii 
(ßab  (i'e  öer  lOerre  in  die  bent 

'DcriTTibianitereüent 
IDie  jbn  veruniflen  nlljb:  bab 

Btajbn  (Bott  Difen  bfibeii  gab 
IDm-fb ^ndmi  jbn  (tiTii'et  vnb  trojf 

JIrael  unirt  bnrdijbn  n-L^lr 
Tlllo  narn  CßeÖton  b?ev  bunbeit 

ZIiiP  gant3cni  Jfrael  gelinibeit 
Stelt  niib  biefemt  berlpir^m  b:.T 

pdelcn  niacbt  bainitein  f-eltgfdjrey 
T'aruon  bie  fei'nt  crlHiiaet' ni  l'er 

i^ruMirgten  (i'd) l'clb  in  bein Itcr 
5luben/(ßebionev[etnad) 

^wcn  jfürHen  in  ber  Hiidu  crflad; 
3wen  'kiitiia  erlddüg  Ö5ebion 

bunftert  vti  .nxH'ini^ig  taii(nitnioii 
IDcrffint/bfieben  m  ^l|eTll  l'neg 

(hott  aabjbnuMinöerlid)en  lieg 


I 


t-Z " TTZZJ^- 

Holzschnitt  eines  unbekannten  (Nürnberger?)   Meisters  aus   der 

(  Vorlage    für   dcu    '■  )ün    im    Sei: 


Taf.  IL 


Ddt)Crt  (>c<^  alten  ^cltamcttt^. 


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Jfiva'I  biui  grofj  fuiibc  tbct 

Jnit  clbgothTcy  tm-ce  bet 
"iDa  n'ifft  biis  ganf3i;  Jlracl 

5U  (i5ctt  iMiib  (n'lfftn  fi-uter qutl 
^ubiTt^ocj  öamacf  aulÜTWclt 

Jcplc  ^OIlrtttt•r(I'd;t*Tl  hdt 
PiTfutiu  bfv  <lnion  gU•Inpffl^^^  fi  it 

Jwayniat  t)^^lJfs  öti<3  bal(ft'nit 
iKam  bbcribn  öc?  lOi'rn'ri  qfvif 

IDaa  er  bin  wiber  rinionifil^ 
(JOi-lobt-t  (JÖott  oriö  jbm  ucrtrawt 

l^nö  fivybiq  in  bic  frinte  b'i'O't 
(r-d^liig  Hl'  »'Hb  _aar5fr(hx'TCni  fbct 

iT atv ]bn  t'tti '5an-int3i'g ucHf  i't'^ft 

?lLs  et•^ul-^t)  t'^ouco  Ijyltf  gclicgt't 

Wart  tTüon  il?pbrann  beFnegtt 
IDi'n  rr ein  |3)lfiii;t  iiiirfi  abgcroan 
öffiUiq  ux-icy  im  mer('',ig  tmifent  m  im 


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tf.w.\, i^U*  V*. 


■^"^r  ■■jf^i;y--'^srr^''Tif'^2?^ 


■}^-j  V 


©amfoti  m  [^elbin  \ycrt-  berricrt 

Jl^in  vid)tf r  J |nud  rcgitTt 

£5 1 n  rU^ hriJoottcsg ro | jer  f ra ff t  ? 

2Ib  jlracl  wnu-t  hart  geftrafft  ; 

'Vmb  Idii  fu'nb  öa6 ce  v\arh,ig  jar  ? 

Jn  bcrbafU  biTPbi(irri"tTW.5r  f 

Bif?  jbti  0ott  liliicFt  bifcti  bcvUiit  ; 

_  I}iT  mit  tcuif r  Phifftrcfd)cri  bant  i 

Jfn-.cl  uM'bcnlmbt•rll•^u^t  ; 

Tn^  ^ic  pbililUT  1^'Ut  bi-rbibigf  ; 

TOan  cfjbn  bunh  ^.\■v  bim&i'rt  fiubo  ; 

?!l[i-t^  rcrb.n'nnct  \\'at~-ibri  wutba  ; 

3uft  ein  tag  er  ein  fd^ladit  gennifi  ; 

IBüng  erUbblg  er  tan|ent  man  ; 

*7Tit  eitii  Urfdii  binpiui'en  vov'^  : 

?tudi  triig  er  bin  ^tT  feint  (r  tat  tbo;  i 

Jb-'  ratbaiu'-  waiffer  di\  imt  niadit-  : 

"iDev  tauRnt  iTienfd^en  er  rrnb  p:ad;t : 

"T.'.ii  ali-  biu-di  gcttec  byltf  pf fdiadi  ; 

S'ic  tb  ifjt"^  1- feint  rnutwitlen  p--di 


T 


weiten   Viertel  des  i6.  Jahrhunderts   mit  Versen   des  Hans   Sachs. 

inuiUM'   iU\s    Kiniii's   auf  der  Ijur^.i 


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INI II  Hüll 


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