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Full text of "Mitteilungen der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Histor. Geologie"

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INH Mitteilungen 
der Bayerischen Staatssammlung 


für Paläontologie u. histor. Geologie 


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München, 15. 12. 1994 


ISSN 0077-2070 


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Mitteilungen der Bayerischen Staatssammlung 


für Paläontologie und histor. Geologie 


HEFT 34 


INHALT 


KırscH Karı-HEinz & RAaImoND BELow: Paläoozeanographisch gesteuerte Veränderungen des 


Dinophyta-Planktons während des Unter-Cenoman Transgressions-Events „ee 3 
BARTHELT-LuDwiG, Doris: Bemerkungen zur Stratigraphie und Genese der Sand-Schotter- 
Gruppe und ihrer basalen Schichten (Ottnangien, Oberösterreich) une 35 
ZÖBELEIN, Hans Karr: Die Kirchberger Typusschichten an der Iller (Untermiozän, Vorland- 
molasse Württembergs) und ihre stratigraphisch-paläogeographischen Beziehungen ......... 47 
BOLLIGER, Thomas: Die Obere Süßwassermolasse in Bayern und der Ostschweiz: bio- und litho- 
Stratieraphischetkorrelationen"..emeesseennenseneece ee ee ereeetoehrstrestenste 109 
SEYED-EMAMI, KAZEM, GERHARD SCHAIRER & ARJANG BEHROOZI: Einige Ammoniten aus der 
Kashafrud-Formation (Mittlerer Jura) E Mashhad (NE-Iran) .............ueeeesesesenensasessesesenenenne 145 
SCHAIRER, GERHARD: Pohysphinctites polysphinctus BUCKMAN aus dem „Parkinsonien-Oolith“ 
(Mittlerer Jura) von Sengenthal...... 159 
KUHBANDNER, MAX & HANS HERMANN SCHLEICH: Odontomyıa-Larven aus dem! Randecker Maar 
(Insecta: Diptera, Stratiomyidae) 163 
RÜCKERT-ÜLKUMEN, NERIMAN: Zur systematischen Stellung einiger Clupeidae aus Thrakien, 
a 169 
RÜCKERT-ULKUMEN, NERIMAN: Erstnachweis der Teleostei-Genera Lucioperca, Serranus und 
Lates in sarmatischen Ablagerungen von Thrakien, Türkei... 187 
SCHLEICH, HANS HERMANN & WOLFGANG BÖHME: Kupferzeitliche Schildkrötenreste aus der 
Grabung von Durankulak bei Tolbuchin in NO- Bulgarien. (Reptilia: Testdudines: 
ESTATE TA CANEITDV SLOTD CH an) ee ee nee lonsere 199 
BARDET, NATHALIE, PETER WELLNHOFER & DIETRICH HErM: Discovery of Ichtyosaur Remains 
(Reptilia) in the Upper Cenomanıan of Bavaria 213 
WELLNHOFER, PETER: Ein Dinosaurier (Hadrosauridae) aus der Oberkreide (Maastricht, 
Helvetikum-Zone) des bayerischen Alpenvorlandes .......usseseesenscseenscssensonseneoneeneeneenseneeneeneennen 221 
BOLLIGER, THOMAS & MICHAEL RUMMEL: Säugetierfunde aus Karstspalten - die komplexe 
Genese am Beispiel eines Steinbruches bei Petersbuch, Südliche Frankenalb (Bayern)........ 239 
HeiıssıG, KurT, HAUKE, J. W. GipP & ALEXANDER VOLKER ALTENBACH: 
Ein Urpferdekiefer, Propachynolophus aff. maldanı (LEMOINE) aus dem Eozän Spaniens... 265 
HELLMUND, MEINOLF & Kurt HeEıssıG: Neuere Funde von Prominatherium dalmatinum 
(H. v. MEYER 1854) (Artiodactyla, Mammalia) aus dem Eozän von Dalmatien ................... 273 
VON DEN DRIESCH, ANGELA & KATRIN VAGEDES: Funde eines Braunbären, Ursus arctos L. 
aus Frasdorf/Obb. aus dem Übergang der jüngeren Dryas zum Praeboreal ....................... 283 
ZIEGLER, REINHARD: Bisher übersehene Insectivora (Mammalia) aus Wintershof-West bei 
Sera tteetgereenneteee 291 
München, 15. Dezember 1994 
Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie 
Richard-Wagner-Straße 10, 80333 München 
Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. 34 | 3068. | 21 Taf. | München, 15.12. 1994 


ISSN 0077-2070 


Herausgegeben von Prof. Dr. Dietrich Herm, 
Bayerische Staatssammlung für Paläontologie 
und historische Geologie 


Redaktion: Prof. Dr. Kurt Heißig 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. 34 JE 3-33 | München, 15. 12. 1994 


DFG-Schwerpunkt 
BIOGENE SEDIMENTATION 


Rift-Evolution 
und 
Kreide-Sedimentation 


Paläoozeanographisch gesteuerte Veränderungen des Dinophyta- 
Planktons während des Unter-Cenoman Transgressions-Events 
- Eine Trendanalyse der Dinoflagellaten-Zysten Verteilungs- 
muster im Profil Rüthen (Münsterland/Deutschland) - 


Von KarL-HEinz KirscH * und RAIMOND BELOW ** 
Mit 24 Abbildungen 


Kurzfassung 


Die Daten einer quantitativen Analyse der Dinoflagellatenzysten-Assoziationen ım Unter- 
Cenoman des Profils Rüthen (südliches Münsterland/Deutschland), dıe FECHNER (1989) 
publizierte, werden mit der von BELOWw & Kirsch (1994) vorgestellten Methode neu berechnet. 
Die Veränderungen von so ermittelten %-Häufigkeiten verschiedenster natürlicher 
Dinoflagellaten-Taxa unterschiedlichster hierarchischer Rangstufen in einem biologisch defi- 
nierten Klassifikationsschema werden in ihrer Abhängigkeit von den wechselnden Umweltbe- 
dingungen während des Unter-Cenoman Transgressions-Events untersucht. Dabei zeigen 
sich im Gegensatz zu den Ergebnissen traditioneller Bearbeitungsweise sehr oft markante 
Trends in der Häufigkeitsverteilung vieler Dinoflagellaten-Zysten-Gruppen im Profil syn- 
chron zur Entwicklung des Transgressions-Ereignisses. 


Abstract 


FECHNER (1989) published data of a quantitative analysis of dinoflagellate-cyst assemblages 
from the Lower Cenomanian of the Rüthen section (southern Münsterland/Germany). These 
data are used for new calculations according to the method of BELow & KırscH (1994). The 
relative abundances of various taxa of different rank in a biologıcally defined classıfıcation 


*) Dr. K.-H. Kirsch, Institut für Paläontologie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 
Nußallee 8, 53115 Bonn, Deutschland; 
==) Privatdozent Dr. R. BELOWw, Büchelstraße 1, 53227 Bonn-Oberkassel, Deutschland. 


scheme are analysed in detail in order to find responses of dinoflagellate-cysts within the 
section to changing environmental conditions during this Lower Cenomanian transgression 
event. A lot of significant trends of decrease and increase of relative abundances of such 
dinoflagellate-cyst taxa connected with the progressive development of the transgression can 
be observed with this new method ın contrary to poor results using the traditional calculation 
only. 


Einleitung 


Wie bei allen Lebewesen gibt es auch bei den Dinophyta gegenüber definierten Milieu- 
faktoren tolerant oder sensibel reagierende Taxa. Durch vergleichende, gleichzeitige Untersu- 
chungen der rezenten Verbreitung von Dinoflagellaten und verschiedenster Umweltfaktoren, 
die diese Verteilungsmuster mitbestimmen, kennen wir in zunehmendem Maße die ökosensitiven 
Arten ineiner Phytoplankton-Population und wissen sie von den ökotoleranten Dinoflagellaten- 
Taxa zu trennen. 

Mit der Methode des Extrapolierens der Umwelt-Toleranz des Nearest Living Relative 
können rezent als Okoindikatoren bekannte Dinoflagellaten-Zysten im Quartär und im 
Neogen zur Rekonstruktion des Paläomilieus mit hoher Aussagesicherheit eingesetzt werden. 
Dabei werden die uns rezent bekannten Ansprüche eines lebenden Taxons an spezielle 
Umweltfaktoren in die Erdvergangenheit zurückextrapoliert unter der Annahme, daß das 
Taxon seine spezifischen Umweltansprüche nicht wesentlich ändert. 

Diese Möglichkeitentfälltaber beiden Dinoflagellaten aufgrund des fehlenden aktualistischen 
Rezentvergleichs mit zunehmendem geologischen Alter, wie bei jeder anderen Fossilgruppe 
auch. Heute ausgestorbene, zu ihren Lebzeiten ökosensitive Dinoflagellaten können dann nur 
empirisch gefunden werden, indem ihre Verteilungsmuster innerhalb einer Zeitscheibe an 
möglichst vielen anderen, mit geologischen und paläontologischen Methoden gewonnenen 
paläoökologischen Daten geeicht werden. 

Bei solchen, immer noch recht seltenen quantitativen paläoökologischen Analysen 
praetertiärer Dinoflagellaten-Zysten wird aus Zeitnot oder Bequemlichkeit meist nur auf 
Gattungs-Niveau ausgezählt und die relative Häufigkeit von Gattungen innerhalb der Ge- 
samt-Dinoflagellaten-Zysten-Assoziation ermittelt. Diese alleinige Nutzung der Gattung 
bedingt bereits starke Einschränkungen von Aussagemöglichkeiten. Zusätzlich kann auch das 
heutzutage gleichermaßen übliche, sehr starke Splitting auf Gattungs-Niveau eventuell in den 
Fossilvergesellschaftungen tatsächlich dokumentierte Verteilungen natürlicher, biologisch 
definierbarer Gruppen verschleiern. Diese inflationäre Aufspaltung in mittlerweile zu 35% 
monotypischen Gattungen berücksichtigt in der Regel lediglich morphologische Unterschie- 
de von phaenotypischen Merkmalen, die nicht in jedem Fall die tatsächlichen biologischen 
Verwandtschaftsbeziehungen, respektive Unterschiede widerspiegeln und künstliche Form- 
gattungen in Fülle bedingen. Deshalb wird bei quantitativen Analysen schr oft getrennt 
gezählt, was taxonomisch zusammengehört und eine sinnvolle ökologische Aussage erlauben 
könnte. Es besteht dann die Gefahr ökologisch sensitive natürliche Taxa nicht zu erkennen und 
führtunseres Erachtens zu mehr und mehr aussagelosen Häufigkeitsverteilungsmustern in den 
Profilen. Dies finden wir bei unseren Arbeiten über Dinoflagellaten-Zysten-Assoziationen 
aus der Unter-Kreide immer wieder bestätigt und darauf haben wir bereits ausführlich 
hingewiesen (BELOw & KırscH 1994, Kırsch & BELOW, im Druck). BELOw & Kirsch (1994) 
entwickelten deshalb eine alternative Methode, um paläoökolgische Interpretationen mit Hilfe 
von fossilen Dinoflagellaten-Zysten aussagekräftiger, zuverlässiger und sicherer zu machen. 
Dabei werden die relativen Häufigkeiten natürlicher Taxa (hier: Zählgruppen) unterschied- 
lichster hierarchischer Rangstufe in einem evolutionsbiologisch begründeten Klassifikations- 


4 


schema an verwandten, aber höherrangigen Taxa (Zählgruppen) bis hin zur Gesamtassoziation 
ermittelt. Die Details der Methodik sind bei BELOwW & KırscH (1994) beschrieben. 


Es liegt nahe, auf diese neuartige Methode die geologisch überlieferten Verteilungsmuster 
von Dinoflagellaten-Zysten zunächst in möglichst umfangreichen Probenserien zu ermitteln, 
um sıe dabei an mıt anderen geologisch/paläontologischen Methoden erarbeiteten Paläodaten 
zu eichen. So ließe sich die zukünftige Anwendung möglichst rasch auf eine umfangreiche 
Datenbasis gründen. Das bezieht die Nutzung publizierter Daten mıt ein. Bei einer Sichtung 
der Literatur mit quantitativen Dinoflagellaten-Zysten-Analysen stellte sich jedoch heraus, 
daß das Gros der Daten nicht benutzt werden kann, weil Angaben über die exakte Zahl der 
insgesamt pro Probe ausgezählten Dinoflagellaten-Zysten-Individuen fehlen. Kırsch & BELOw 
(im Druck) diskutieren an Beispielen ausführlich die unabdingbare Notwendigkeit jede %- 
Berechnung von Taxamitder Berechnung des Konfidenzintervalls zu koppeln (sieheS. 9). Nur 
so können %-Häufigkeiten, wie wir sie nach unserer Methode berechnen, miteinander 
verglichen und interpretiert werden. Zur Berechnung des Konfidenzintervalls wird aber 
immer die genaue Zahl der insgesamt ausgelesenen Individuen einer Probe benötigt und diese 
Angabe fehlt den meisten Publikationen. Eine der wenigen positiven Ausnahmen stellt die 
Arbeit von FECHNER (1989) über Dinoflagellaten-Zysten aus dem Alb/Cenoman- Grenzbe- 
reich von Rüthen dar. FECHNER zählte schr viele Dinoflagellaten-Zysten-Individuen pro Probe 
aus, was ein schr enges Konfidenzintervall mit entsprechend hoher Aussagegenauigkeit 
bedingt. FECHNER gibt aber auch die genaue Anzahl ausgezählter Individuen an und aus seinen 
%-Häufigkeitsangaben der Taxa lassen sich deshalb die Individuenzahlen eines jeden Taxons 
pro Probe berechnen, die wir für unsere Methode brauchen. 


Zielsetzung 


Mit einer fortschreitenden Transgression über einen definierten Punkt im Sedimentations- 
raum hinweg ändern sich zwangsläufig verschiedenste Umweltparameter am Sedimentations- 
punkt und auch in der Wassersäule darüber sehr stark und vor allem auch geologisch gesehen 
sehr rasch, aber unter einem definierten regionalen Klimadiktat (Paläogeographische Position 
auf der Land/Küstenlinie/Meer-Traverse; Entfernung vom Land und Einflußstärke des terre- 
strischen Systems auf das marine System (System-Interferenz) durch: Eintrag mineralischer 
Nährstoffe vom Land und terrestrisch produzierter organischer Nährstoffe, Eintrag minera- 
lischen und organischen Nichtnährstoff-Detritus, Süßwasserzufluß mit Süßwasserüber- 
schichtung über marınem Salzwasser oder Vermischung des Süfßwassers mit marınem Salzwas- 
serund Verdünnung der marinen Salzkonzentration, Stärke des Küstenauftriebs von kühlerem 
Meerbodenwasser in Küstennähe unter Einfluß ablandigen Windes; gezeiten- und wind- 
getriebene Bildung von Turbulenzen mit Vermischung von marinem Boden- und Oberflächen- 
wasser, aber auch ın Abhängigkeit von der sich bei Transgression unter Umständen rasch 
verändernden Bathymertrie). 


Bei den zum Teil sehr starken Veränderungen der Konstellation von Umweltparametern 
während der Unter-Cenoman-Transgression in dieser südlichen Randposition des flachen 
Münsterländer Sedimentationsbeckens waren entsprechend deutliche Reaktionen des 
Dinoflagellaten-Planktons wahrscheinlich. Wir erwarteten, daß diese Reaktionen dann auch 
als Trend in den Veränderungen der relativen %-Häufigkeiten in der Profilabfolge widerge- 
spiegelt unddokumentiert wurden und auf diese Weise die Spuren des Transgressionsereignisses 
während eines Kaltwasser-Regimes (siehe S. 8) in der Plankton-Biosphaere überliefert sind. 
Das nachzuweisen ist unsere Zielsetzung bei der Neuberechnung der Daten FECHNERS (1989) 
nach der Methode von BELOw & Kirsch (1994). 


Paderborn 


Dortmund 


Tertiär & Quartär 
Bedeckung 


Rheinisches Schiefergebirge 
(Paläozoische Unterlage) 


vermuteter Küstenverlauf im Ober - Alb 


.—_ 
.—_ 


vermuteter Küstenverlauf im tieferen Unter - Cenoman 


vermuteter Küstenverlauf im höheren Cenoman 


EHRE heutige West-und Süd-Grenze des Kreideausbisses im 
Münsterländer Becken 
Abb. 1: Paläogeographische Verbreitung des Alb und Cenoman im Münsterländer Kreidebecken (um- 
gezeichnet und vereinfacht nach Fries, Hıss & KAtvEr (1990). 


Geologische Übersicht und paläoökologischer Kenntnisstand 


Im Unter-Cenoman ist das von Norden über den Münsterländer Sporn der Rheinischen 
Masse transgredierende Kreide-Meer weit über das heutige Verbreitungsgebiet am Südrand 
des Münsterländer Kreidebeckens nach Süden auf die Landmasse des Rheinischen Schieferge- 
birges vorgedrungen (Abb.1). Im Raum Rüthen/Büren beginnt diese Kreidesedimentation mit 
mittelkörnigem glaukonitischem, bankigem bis massigem Sandstein, der paläozoische Schich- 
ten diskordantüberlagert. Diese Rüthener Schichten lassen sich einer ersten Transgressionsphase 
im Mittel- bis Oberalb zuordnen. Sie erreichen ın der Region 5m-7m, stellenweise 10m 
Mächtigkeit. Diese glaukonitischen Sandsteine werden ım Steinbruch des Rüthener Grün- 
sandstein-Werks Kirsch & VOLMER GmbH (TK 25 Effeln (4416), r 34 59 980, h 57 07 550) als 
Werkstein abgebaut. Im Steinbruch sind im Hangenden der Rüthener Schichten über einer 
Phosphoritknollen-Lage die Basısschichten des Cenomans aufgeschlossen. Dies sind „zu- 
nächst sandige glaukonitreiche Kalke, später dann nur noch gelegentlich glaukonitführende 
Kalkbänke, die durch zum Teil recht mächtige Mergellagen von einander getrennt werden. 
Den Abschluß des Profils bilden dickbankige Kalke mit nur wenigen dünnen Mergelfugen“ 
(Zitat nach FECHNER, 1989, S. 7). Diese lithologisch sehr differenzierte Schichtenfolge (Abb.2) 
dokumentiert das Transgressions-Ereignis an der Wende Alb/Cenoman nach einer Phase mit 
regressivem Trend und damit verbundenen Sedimentationslücken und/oder Aufarbeitungs- 
horizonten über der ersten Mittel-Oberalb Transgressionsphase. Weiterführende Literatur 
zur Alb/Cenoman-Thematik der Region, detaillierte Darstellungen der Lithostratigraphie 
und Biostratigraphie dieses und benachbarter Aufschlüsse findet sich in FECHNER (1989), 
FrRIEG, Hıss & KAEvVER (1990), Hıss (1981, 1989), KEMPER (1984) und Skurın (1989). 


6 


Eos 
—— mergeliger Kalk 
u Mergel 
Be Sandstein 
SE Glaukonit = 


6) Phosphoritknollen (En rn u 


Unter - Cenoman 


Rn 3 
Rn2 


100 cm 
Ani 50 cm 
Jo) 
< 3 


Abb. 2: Profildes Unter-Cenoman ım Steinbruch des Rüthener Grünsandstein-Werks KIRSCH & VOLMER 
GmbH (umgezeichnet nach FEcHNEr (1989); Alb-Cenoman Grenze nach Hıss (1981). 


Das Profil Rüthen wurde auch von FECHNER (1989) aufgenommen, im Detail beschrieben 
und beprobt. Er führte eine Palynofaziesanalyse von insgesamt 19 Proben durch. Hinsichtlich 
vieler allgemeiner Informationen und Details zu Ergebnissen der traditioneller Analysenweise 
und Problemdiskussionen verweisen wir auf diese Arbeit und referieren hier lediglich was an 
Informationen über die Wassertemperatur und Salinität des damaligen Sedimentationsraumes 
während des Transgressions-Events für unsere Trendanalyse wichtig sein könnte. 

Neben den das Phytoplankton aus organischer Substanz bei weitem dominierenden 
Dinoflagellaten-Zysten fand FECHNER (1989) in jeder Probe Acritarchen mit durchschnittlich 
1%-5% Häufigkeit (am Gesamt-Phytoplankton-Gehalt aus organischer Substanz). Nur ın 
den Proben Rn6, Rn15, Rn18 und Rn19 liegen sie mit5%-10% und in Rn3 mit 13% höher und 
in Rn4 werden sogar 33% erreicht. Ein gerichteter Trend in der %-Häufigkeitsverteilung im 
Profil ist nicht zu erkennen. Die mit Ausnahme von Rn4 eher moderaten Oszillationen 
zwischen 1% und 10% weisen darauf hin, daß das Profil in dem untersuchten Zeitintervall 
immer noch deutlich im Einflußbereich des terrestrischen Systems blieb, denn "acritarchs..., 


7 


if present in higher quantities, are frequently claimed to indicate reduced salinity waters ...". 
In addition, acritarchs are characteristic for more turbulent water conditions, indicating the 
initial and closing stages of transgressions (Prauss, 1993, S.149). Auf die Landnähe des 
Ablagerungspunktes weisen ja auch die von FECHNER nachgewiesenen deutlichen Pollen- und 
Sporen-Gehalte in den Proben hın. 

Innerhalb der Acritarchen-Assoziationen ist Paralecaniella indentata das in vielen Proben 
dominante Taxon, vor allem im Intervall Rn2 bis Rn6, wo sich aus FECHNERS %-Angaben 65 
Individuen ın Rn2, 30 Individuen in Rn3, 188 Individuen ın Rn4, 27 Individuen in Rn5 und 30 
Individuen ın Rn6 rückrechnen lassen. Im Hangenden sind siemit Ausnahme von Probe Rn15 
(39 Individuen) deutlich seltener oder fehlen (siehe FECHNER 1989, Abb.5). In diesem Taxon 
vermutet FECHNER (1989, S. 54) eın „möglicherweise Kaltwasser anzeigendes Faziesfossil“. In 
der Tat fällt die Häufigkeit von Paralecaniella indentata ın der unteren Hälfte des Profils auf, 
welches ja auch so reich an Glaukonit ist, den Kemper (1987) als „Kaltwasser-Mineral“ 
bezeichnet, da seine Abscheidung mit wenigen Ausnahmen an kühles Wasser gebunden sei. 
Dieser Teil des Profils entstand in einem ausgedehnten Glaukonitfaziesgürtel, dessen Bildung 
am Meeresboden zumindest auf kühles Bodenwasser hinweist und Paralecaniella indentata 
vielleicht auf ebenso kühles Oberflächenwasser. Niedrige Temperatur des Oberflächen- 
wassers kann dann in dieser landnahen Position des Ablagerungsraumes des Profils Rüthen 
durch Küstenauftrieb des kühlen Bodenwassers bedingt gewesen sein. Vielleicht aber war das 
Oberflächenwasser im Epikontinentalmeer „Münsterländer Kreidebecken“ im frühen Unter- 
Cenoman ohnehin kühl, denn Kemper (1987, S. 30) vermutet ım frühen Unter-Cenoman eine 
Kaltzeit, während der dieser Küstenauftrieb von kaltem Bodenwasser größte Intensität 
erreichte. Mit der Abnahme des Glaukonitgehaltes zum Hangenden des Profils wird auch 
Paralecaniella indentata seltener. 


Methodik 


FECHNER (1989) untersuchte die Phytoplanktonführung und die Pollen- und Sporen- 
Gehalte von 19 Proben (Rni-Rn19) des Profils quantitativ. Die prozentuale Häufigkeit der 
verschiedenen Taxa ist in seiner Abbildung 6 publiziert, ebenso wie die Summe aller gezählten 
Dinoflagellaten-Zysten pro Probe. Diese Abbildung 6 enthält ebenfalls Angaben über die 
Menge der nıcht bestimmten Zysten, die immerhin zwischen 6% und 20%, in Probe Rn4 sogar 
30% der Gesamtsumme der gezählten Dinoflagellaten-Zysten ausmacht. Diese Daten von 
insgesamt 46 Zählgruppen FECHNERS (auf Art aber auch auf Gattungsniveau) übernehmen wir 
unkritisch. Die Taxa dieser Zählgruppen sind in der Regel eindeutig zu erkennen. Wir gehen 
deshalb davon aus, daß sie von FECHNER ın den Proben ziemlich vollständig erkannt und in 
seinen Zählgruppen erfaßt wurden, in seinen Berechnungen berücksichtigt sind und deshalb 
nichtals „unerkannte“ Taxain dem zum Teil recht hohen Anteil unbestimmter Dinoflagellaten- 
Zysten verborgen sind. Aus diesem Grund haben wir zunächst für jede Probe die tatsächliche 
Anzahl der unbestimmten Dinoflagellaten-Zysten-Individuen aus Fechners %-Angaben und 
der Gesamtsumme aller gezählter Dinoflagellaten- Zysten pro Probe zurückgerechnet und 
diese Anzahl von der Gesamt-Summe der gezählten Dinoflagellaten-Zysten pro Probe abge- 
zogen. Dann erst wurden die %-Anteile der einzelnen Taxa an dieser neuen Gesamtsumme der 
tatsächlich von FECHNER bestimmten Zysten (=„DO“) berechnet. Mit diesen Individuen- 
zahlen haben wir unsere Berechnungsweise (BELOw & KırscH 1994) durchgeführt. Das den 
Berechnungen zugrunde liegende, auf natürlichen Verwandtschaftsbeziehungen basierende 
System ist in Abb. 3 zusammen mit den dazugehörenden Codes dargestellt. 

Wie wir ın Kirsch & BELOW (im Druck) dargelegt haben, ist es bei der Berechnung der 
relativen %-Häufigkeiten von Taxa wichtig, neben dem berechneten %-Wert der Häufigkeit 


Ss 


eines Taxons auch das Konfidenzintervall anzugeben innerhalb dessen mit 95% iger Sicherheit 
der wahre %-Wert liegt. Innerhalb des 95% -Konfidenzintervalls (+/-2 & ) kann dieser wahre 
%-Wert sehr vom berechneten %-Wert abweichen. Die Berechnung erfolgte nach der Formel 
Ö= yF&u2=pl(mitn=Gesamtzahl der Dinoflagellatenzysten-Individuen einer übergeordneten 
Zählgruppe an der die %-Häufigkeiten (die Anteile) der untergeordneten Zählgruppe p 
berechnet werden und p=errechnete %-Häufigkeit eines Dinoflagellaten-Taxons an n). 

Pro Probe wurden auf diese Weise 397 relative %-Häufigkeiten von Taxa an hierarchisch 
übergeordneten Zählgruppen ermittelt und dann in 397 Kurvendiagrammen dargestellt und 
analysiert. Davon werden hier 76 Kurven in den Abbildungen 4-24 vorgestellt und ım Text 
beschrieben. Die nicht abgebildeten Kurven zeigen lediglich Einzelvorkommen oder spora- 
disches Auftreten von Taxa im Profil oder kontinuierliche Präsenz des Taxons in allen Proben 
mit jeweils sehr niedrigen %-Häufigkeiten ohne erkennbare Beziehung oder gar ausdeutbare 
Trends in Abhängigkeit vom Verlauf des Transgressions-Ereignisses. Bei anderen nicht 
dargestellten Kurven sind Aussagen aufgrund eines zu breiten 95%-Konfidenzintervalls nicht 
sinnvoll. 

Hinsichtlich der Darstellung und traditionellen Analyse der %-Häufigkeiten von Gattun- 
gen und ausgewählten Dinoflagellaten-Zysten-Arten an der Gesamt-Assoziation der 
Dinoflagellaten-Zysten aus organischer Substanz („DO“) und Diskussion dieser Ergebnisse 
verweisen wir auf FECHNER (1989, S. 64 ff). 


Analyse 


Die Assoziationen der Dinoflagellaten-Zysten aus organischer Substanz („DO“) im tiefsten 
Cenoman des Profils Rüthen setzen sich ganz überwiegend aus den drei Familien Gonyaulacaceae 
(„G“), Peridiniaceae („P“) und Triadiniaceae („I“) zusammen (Abb. 4a, b, c). Nur im Top des 
Profils werden die Cladopyxidiaceae („C“) häufiger (Abb. 4d). Der Anteil der Incertae Sedis 
mit den Gattungen Maghrebinia, Rhombodella und Wallodinıum ıst sehr gering (Abb.4e). 
Diese Genera treten nur sporadisch in einigen Proben mit einigen wenigen Individuen auf. 


1. Die Gonyaulacaceae(,G‘) 


Die Familie Gonyaulacaceae ist mit 55%-80% Häufigkeit an „DO“ die deutlich dominie- 
rende Familie (Abb.4a). Ein Trend der Häufigkeitszunahme oder Abnahme im Profil ist nicht 
zu erkennen, wohl aber eine rhythmische, sukzessiv über mehrere aufeinander folgende 
Proben stattfindende Abnahme zum Minimalwert und erneuter Anstieg zum maximalen %- 
Häufigkeitswert. Lediglich ım Intervall Rn16 bis Rn18 ist ein plötzlicher, starker Abfall der 
Häufigkeitskurve auf 35% an „DO“, dem niedrigsten Wert im gesamten Profil, und ein 
anschließender ebenso abrupter Anstieg um 40% auf 80% (an „DO“) in Rn18 zu erkennen. 


1.1. Die „G-S“-Zysten 


Die Familie Gonyaulacaceae wird im vorliegendem Material zu 100% vom sexiformen 
gonyaulacoiden Bautyp („G-S“) gebildet, so daß die %-Häufigkeits-Verteilungskurve „G-S“ 
an „DO“ der Kurve „G“ an „DO“ (Abb. 4a) entspricht. Ebenso sind deshalb alle %- 
Häufigkeits-Kurven von Zählgruppen an „G-S“ identisch mit denen an „G“. 

Innerhalb des sexiformen gonyaulacoiden Bautyps werden die zwei prinzipiell verschiede- 
nen Zystentypen mit S-Sulcus („G-S-S“- Zysten) und mit L-Sulcus („G-S-L“-Zysten) unter- 
schieden (Abb. 5). 


Code Zählgruppe 

% DO Dinoflagellaten-Zysten (det.) aus org. Substanz 

% IS Incertae Sedis 

% C Cladopyxidiaccae 

% T Triadiniaceae 

% P Peridiniaceae 

% G Gonyaulacaceae 

% G-S Gonyaulacaceae-sexiform 

% G-S-S Gonyaulacaceae-sexiform-S/Typ 

% G-S-S-prox Gonyaulacaceae-sexiform-S/Typ- 
proximat 

% G-S-S-prox-areat Gonyaulacaceae-sexiform-S/Typ- 
proximat, areat 

% G-S-S-prox-monareat Gonyaulacaceae-sexiform-S-Typ- 
proximat, nicht areat 

% G-S-S-chor Gonyaulacaceae-sexiform-S/Typ- 
chorat 

% G-S-S-chor-sep Gonyaulacaceaec-sexiform-S/Typ- 
chorat, septat 

% G-S-S-chor-fifo Gonyaulacaceae-sexiform-S/Typ- 
chorat, finate Fortsätze 

% G-S-S-cin-cav Gonyaulacaceae-sexiform-S/Typ- 
cingulocavat 

% G-S-L Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ 

% G-S-L-pA Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ- 
praecingulare Archacopyle 

% G-S-L-pA-mO Gonyaulacaceae-sexeform-L/Typ- 
praecingulare Archaeopyle-monooperculat/3’ ' 

% G-S-L-pA-bOmax Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ- 
praecingulare Archaeopyle-biopercular/2’ ’ +3 

% G-S-L-pA-mO-derb Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ- 
praecingulare Archaeopyle-monoopereulat/3’ ’ 
mit derber, dicker Zystenwand 

% G-S-L-pA-mO-sonst. Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ- 


G-S-L-eA 


praecingulare Archaeoopyle-monooperculat/3 ’ 
sonstige 
Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ- 
epizystale Archaeopyle 


Abb. 3: Die im Profil auftretenden Gattungen von Dinoflagellatenzysten und die auf biologischer 
Verwandtschaft basierenden, übergeordneten Zählgruppen unterschiedlicher hierarchischer 
Klassifikations-Rangstufen, ihre Codierung (Abb. 3a) und ihre Darstellung im Cluster-Dia- 
gramm (Abb. 3b). 


10 


% 


% 


% 


% 


Yo 


% 


% 


% 


9, 
o 


% 


% 


% 


% 


% 


% 


% 


% 


G-S-L-aA 


G-S-L-aA-sph 


G-S-L-aA-sph-accedat 


G-S-L-aA-sph-prox 


G-S-L-aA-sph-proxtec 


G-S-L-aA-cer 


G-S-L-aA-cer-cor 


G-S-L-aA-cer-lent 


G-S-L-aA-cer-lent-tec 


G-S-L-aA-cer-lent-nontec 


G-S-L-aA-elo 


P-aAıAcomb. 


P-transA 


T-aA-accedat 


T-aA-areat 


Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ- 
apicale Archaeopyle 


Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ- 
apicale Archaeopyle, 

+/- sphaeroidaler Körper 
Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ- 
apicale Archaeopyle, 

+/- sphaeroidaler Körper, accedat 
Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ- 
apicale Archaeopyle, 

+/- sphaeroidaler Körper, proximat 
Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ- 
apicale Archaeopyle, 

+/- sphaeroidaler Körper, proxımat und 
durch +/- ausgebildetes Tectum z. T. cavat 
Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ- 
apicale Archaeopyle, 

ceratioidaler Habitus 
Gonyaulacaceac-sexiform-L/Typ- 
apicale Archaeopyle, 

ceratioidaler Habitus, deutlich cornuat 
Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ- 
apicale Archaeopyle, 

ceratioidaler Habitus, lenticular d/v 
abgeplattet 
Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ- 
apicale Archacopyle, 

ceratioidaler Habitus, lenticular 

d/v abgeplattet, mit Tectum 
Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ- 
apicale Archaeopyle, 

ceratioidaler Habitus, lenticular 
d/v abgeplattet, ohne Tectum 
Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ- 
apikale Archaeopyle, 

elongater Habitus 


Peridiniaceae, 

apicale Archaeopyle mit interkalarer 
Archaeopyle combiniert 
Peridiniaceae, 

transapikale Archaeopyle 


Triadiniaceae, 
praecingulare Archaeopyle 
Triadiniaceae, 

apicale Archaeopyle 
Triadiniaceae, 

apicale Archaeopyle, 
accedat 

Triadiniaceae, 

apicale Archaeopyle, 

arcat 


11 


fifo 


Spiniferites 


Pterodinium chor + cav 


Stephodinlum 
Thalassiphore 


Gonyaulacysta 
Psallgonyaulax 
Prolixosphaeridium 


Ellipsodinium 


Cribroperidinlum 


Endoscerinlum 


Coronifera 


Exochosphaeridium 


Callalosphaeridium 


Tanyosphaeridium 


Cleistosphaeridium 
prox tec 


Chlamydophorella 


Polygonifera 


prox + proxtec 


Kallosphaeridium 


Membranosphaera 


Melourogonyaulax 


Cometodinium 


accedat 
Litosphaeridium 


Sureulosphaeridium 


Cyclonephellum non tec 


Canningla 


Odontochltina 


Xenascus 


Abb. 3: (Fortsetzung) Die im Profil auftretenden Gattungen von Dinoflagellatenzysten und die auf 
biologischer Verwandtschaft basierenden, übergeordneten Zählgruppen unterschiedlicher hier- 
archischer Klassifikations-Rangstufen, ihre Codierung (Abb. 3a) und ihre Darstellung im Clu- 
ster-Diagramm (Abb. 3b). 


Epelidosphaeridia aA iA comb. 
Ovoidinium 


Palaeohystrichophora 
Florentinia 


ei . 

Hystrichodinium 

Hystrichosphaeridium accedat 
RE = 


Dinopterygium 


Xiphophoridium 


Rhombodella 


Maghrebinia 


Microdinium 


1.1.1. Die „G-S-S“-Zysten 


Rhythmische, sukzessiv über mehrere aufeinander folgende Proben erkennbare Zunahme 
und Abnahme ihrer %-Häufigkeiten an „G“ findet bei den „G-S-S“-Zysten und „G-S-L“- 
Zysten statt (Abb. 5b, d). Dieser rhytmischen Oszillation ist nun aber ein deutlicher Trend der 
Häufigkeitszunahme der „G-S-S“-Zysten an „G“ um 30% -40% (Abb. 5b) überlagert. Dabei 
sind im Intervall Rni bis Rn7 (und auch noch einmal in Rn19) die „G-S-S“-Zysten innerhalb 
der Gonyaulacaceae jedoch seltener als die „G-S-L“-Zysten. Im Intervall Rn9 bis Rn18 aber 
ist es umgekehrt. 


1.1.1.1. Die choraten „G-S-S“-Zysten 


Abb. 6c zeigt, daß der chorate Bautyp innerhalb der „G-S-S“-Zysten mit 95% bis 100% 
gegenüber dem selteneren proximaten Bautyp (Abb. 6b) und dem nur sporadisch auftretenden 
cavaten Bautyp (Abb. 6a) vorherrscht. Lediglich in der Probe Rn4 geht die %-Häufigkeit der 
choraten „G-S-S“-Zysten an derübergeordneten „G-S-S“-Zählgruppe auf 80% zurück. Dafür 
erreichen in Probe Rn4 die proximaten „G-S-S“-Zysten fast 20% an der übergeordneten „G- 
S-S“-Zählgruppe. Wegen dieser Übermacht des choraten Bautyps innerhalb der „G-S-S“- 
Zysten entspricht die %-Häufigkeits-Kurve „G-S-S“ an „G“ (Abb. 5b) weitgehend der Kurve 
„G-S-S-chor“ an „G“ (Abb. 6d) und die Kurve der %-Häufigkeiten von „G-S-S“ an „DO“ 
(Abb. 5a) der Kurve „G-S-S-chor“ an „DO“ (Abb.6e). Das wiederum bedeutet: der deutliche 
Trend der %-Häufigkeitszunahme der „G-S-S“-Zysten an der übergeordneten „G“-Zähl- 
gruppe im Profil ist durch die Zunahme der choraten „G-S-S“-Zysten bedingt. 

Von den „G-S-S-chor“-Zysten wurden im Profil Rüthen nur die Gattungen Spiniferites und 
Pterodinium von FECHNER beobachtet. Da Spiniferites (Abb. 7) zu 100% die übergeordnete 
Zählgruppe „G-S-S-chor-fifo“ und Pterodinium (Abb. 8) zu 100% die übergeordnete Zähl- 
gruppe „G-S-S-chor-sep“ aufbaut, sind die folgenden %-Häufigkeitskurven identisch: 
Spiniferitesan „G-S-S-chor“ und „G-S-S-chor-fifo“ an „G-S-S-chor“, Spiniferites an „G-S-S“ 
und „G-S-S-chor-fifo“ an „G-S-S“, Spiniferites an „G“ und „G-S-S-chor-fifo“ an „G“, 
Spiniferites an „DO“ und „G-S-S-chor-fifo“ an „DO“, Pterodinium an „G-S-S-chor“ und 
„G-S-chor-sep“ an „G-S-S-chor“, Pterodininm an „G-S-S“ und „G-S-S-chor-sep“ an „G-S- 
S“, Pterodinium an „G“ und „G-S-S-chor-sep“ an „G“, Pterodinium an „DO“ und „G-S-S- 
chor-sep“ an „DO“. 

Spiniferites ist mit 20% -50% relativer Häufigkeitan „DO“ (Abb. 7a) in den meisten Proben 
eine sehr häufige Gattung, oft sogar die häufigste Gattung, zeigt aber nur einen sehr schwachen 


13 


An 19 Ana Anıa 
An 18 Anıe An 18 An18 
Anı7 Balz Anı7 Rn 17 
Anis Rn 16 Rn 16 An 16 
Anıs Ds An 15 Anıs 
Ania Ana Ania Rn ia 

An 13 = An 13 Rn13 
Ant BZ Ant Anı2 
Any rar Rat Rott 

Rn 10 An1o Rn 10 Rn 10 
Ans An Rn9 Ans 
Ane Ana RnB Rn® 
Anz Anz | Rn? Anz 
. m = 3 
Ans Ans Ans Ans 
Ana And Adi er N 
Ana Rn3 Rn3 Rn3 
Rn2 Anz Rn An2 
An Ant Ant Ant 

o 0 0 0 0 0 © 70 80 © 100 om 0 0 20 0 40 oo 2 
% % 
4a 4b 4d 4e 


Abb. 4: Relative %-Häufigkeiten der Gonyaulacaceae (Abb. 4a), Peridiniaceae (Abb. 4b), Triadiniaceae 
(Abb. 4c), Cladopyxidiaceae (Abb. 4d) und der Sammelgruppe Incertae Sedis (Abb. 4e) an der 
gesamten Sporopollenin-Dinoflagellatenzysten Menge („DO“). 


Trend der %-Häufigkeits-Zunahme im Profilverlauf. Dagegen liegen die %-Häufigkeiten von 
Pterodinium an „DO“ niedrig (Abb. 8a). Pterodinium erreicht maximal 7% an „DO“, fehlt 
aber auch in einigen Proben. Zum Hangenden ist eine schwache, aber deutliche Häufigkeits- 
zunahme an „DO“ zu erkennen (Abb. 8a). 

Dierelativen Häufigkeiten sowohl von Spiniferites als auch von Pterodinıum an „G“ nehmen 
zum Hangenden hin stetig zu (Abb. 7b, 8b). Bei Spiniferites folgt diesem Anstieg aber ein 
Rückgang um fast 35% von RnI$ nach Rn19. 

Spiniferites ist gegenüber Pterodinzum die mit zwischen 80% und 100% innerhalb der 
Zysten mit „G-S-S“- und „G-S-S-chor“-Bautyp eindeutig dominierende Gattung (vergleiche 
Abb. 7c mit Abb. $8c und Abb. 7e mit Abb. $e). Während jedoch die %-Häufigkeit von 
Spiniferites an den übergeordneten Zählgruppen „G-S-S“ und „G-S-S-chor“ zum Hangenden 
abnımmt, wird Pterodinium innerhalb der „G-S-S“-Zysten und der „G-S-S-chor“-Zysten 
zum Hangenden entsprechend häufiger und erreicht in Rn19 schließlich 18% an den „G-S-S“ - 
Zysten (Abb. 8c). In neogenen und quartären Sedimenten wird die Gattung /mpagidınıum (der 
Tertiär-Nachfahre des kreidezeitlichen Pterodinium) als Hinweis auf nährstoffärmere, land- 
fernere, offen-marine Bedingungen gewertet. Das würde im vorliegenden Fall mit der Annah- 
me zunehmender Küstenentfernung mit fortschreitender Transgression übereinstimmen. 

Andere Gattungen mit „G-S-S“-Bauplan wie Ellipsoidinium, Prolixosphaeridium, 
Stephodinium und Psaligonyanlax treten nur selten in einigen Proben und dann mit sehr 
niedriger %-Häufigkeit sowohl an „DO“ als auch an „G-S-S“ auf. Diese sporadische Vertei- 
lung läßt keinerlei Zusammenhang mit den vermuteten paläoökologischen Veränderungen 
während des Transgressions- Ereignisses erkennen. Lediglich Gonyaulacysta ıst zumindest ın 
der Hälfte der Proben und dann auch mit etwas höheren %-Werten an „G-S-S“ vertreten 


(Abb. 9). 


1.2. Die „G-S-L“-Zysten 


Wie bei den „G-S-S“-Zysten findet auch bei den „G-S-L“-Zysten eine rhythmische, 
sukzessive Zunahme und Abnahme der %-Häufigkeiten an „G“ über mehrere aufeinander 
folgende Proben statt (Abb. 5d). Dieser rhythmischen Oszillation ist nun aber ein deutlicher 


14 


Ans An 10 
An 18 An 18 
Anı7 An? 
An1e Pn6 | 
Ans | Ans 
An 1a Ana | 
Anıa An 1a 
Anz | Anı12 | 
Ratı | Ant | 
An 10 An 10 
Ans Ans | 
Ans Ans | 
An? Rn7 | 
Ans Ans | 
Ans Ans | 
And Ana 
Ana Ra | 
An2 Anz | 
m | mil : 
o o 0 m 0 0 0 @ 70 50 © 100 
% 
5a 5b 
An 18 | 
An 18 Ans 
An? Anı7 
An 16 An 18 
Ans Ans 
An ta Anıa | 
An 1a An 13 
An 12 Anı2 
Ant Ann 
An 10 An 10 
Ans no 
An Ans 
An? Anz | 
Ans Ans 
Ans Ans 
And Ana | 
Ana Ana 
Rn2 An2 
Ant Anı | 
0 o 
% 
DLC 5d 


Abb. 5: Relative %-Häufigkeiten der „G-S-S“-Zysten an den übergeordneten Zählgruppen „DO“ 
(Abb.5a) und „G“ (Abb. 5b), und relative %-Häufigkeiten der „G-S-L“-Zysten an den überge- 
ordneten Zählgruppen „DO“ (Abb. 5c) und „G“ (Abb. 5d). 


Trend der Häufigkeitsabnahme der „G-S-L“-Zysten an „G“ um immerhin 30% bis 40% 
überlagert. Im Intervall Rni bis Rn? (und auch noch einmal in Rn 19) sind die „G-S-L“-Zysten 
innerhalb der Gonyaulacaceae häufiger als die „G-S-S“-Zysten. Im IntervallRn9 bisRn18aber 
ist es umgekehrt. 


1.2.1. Die „G-S-L“-Zysten mit apikaler Archaeopyle 

Dieser Trend der %-Häufigkeitsabnahme des „G-S-L“-Zystentyps an „G“ (Abb. 5d) und 
an „DO“ (Abb. 5c) entspricht weitgehend der Verteilung der „G-S-L“-Zysten mit apikaler 
Archaeopyle an „G“ und an „DO“ (Abb. 10a, b). Dieser Bautyp dominiert mit 60% bis 85% 
Häufigkeit an „G-S-L“ (Abb. 10c) gegenüber den „G-S-L“-Zysten mit praecingularer 
Archaeopyle (Abb. 17) und den „G-S-L“-Zysten mit epizystaler Archaeopyle (Abb. 20). In 
Rn4 bildet dieser gonyaulacoide Bautyp mit apikaler Archaeopyle die „G-S-L“-Gruppe 


15 


Abb. 6: 


6a 


6b 


o 0 02 = 0 0 © 70 80 90 100 


6c 


Relative %-Häufigkeiten der „G-S-S-cin-cav“-Zysten an der übergeordneten Zählgruppe „G-S- 
S“ (Abb. 6a); relative %-Häufigkeiten der „G-S-S-prox“-Zysten an der übergeordneten Zähl- 
gruppe „G-S-S“ (Abb. 6b); relative %-Häufigkeiten der „G-S-S-chor“-Zysten an den überge- 
ordneten Zählgruppen „G-S-S“ (Abb. 6c), „G“ (Abb. 6d) und „DO“ (Abb. 6e). 


ZEN 


7b 


Abb. 7: Relative %-Häufigkeiten der Gattung Spinzferites an den übergeordneten Zählgruppen „DO“ 
(Abb. 7a), „G“ (Abb. 7b), „G-S-S“ (Abb. 7c) und „G-S-S-chor“ (Abb. 7d). 


16 


Rn 19 


Anıa 
An 18 Anıe 
Rn | Anız 
Anis An 
Rs | Rrisz] 
Anıa Ania | 
Ran Ana 
Anı2 Anı2 
Anti Ant | 
Rn 10 An 10 
0 Ana | 
RnB | Ans | 
Rn | Anz | 
Ans | Ane | 
Ans ms | 
Ana | - Ana £ 
An3 | Ana 
An2 An2 
Ant Anı 
o 0 2 0 0 0 © 7 80 0 100 oo 0 ©0 © 100 


An19 An 19 
An 18 An 18 
Rn 17 An 17 
An 16 An 16 
Ans Rn 15 
Rn ta Anta 
Ana | Rn 13 
run | Rn 12 
Rott) Ann 
Rn 1o | Rn 10 | 
Ans | RnS 
RnB | An 
Rn7 | Rn? | 
Rn6 Ans 
Ans Ans | 
Ana Ana e 
Ana Ana 
An2 An2 | 
Ant Ann | 
o 0 02 0% “0 50 6 70 80 90 10 on 2 © 0 0 © m 0 0 1X 
% % 


o 0 2 0 0 een o 0 02 02 0 0 0 m © @ 10 
Sa sb Sc Sd 


Abb. 8: Relative %-Häufigkeiten der Gattung Pterodinıum an den übergeordneten Zählgruppen „DO“ 
(Abb. 8a), „G“ (Abb. 8b), „G-S-S“ (Abb. 8c) und „G-S-S-chor“ (Abb. 8d). 


Abb. 9: Relative %-Häufigkeiten der Gattung Gonyaulacysta an der übergeordneten Zählgruppe 
„G-S-S“. 


18 


o 


10a 


o 


10b 


Abb. 10: Relative %-Häufigkeiten der „G-S-L-aA“-Zysten an den übergeordneten Zählgruppen „DO“ 


(Abb. 10a), „G“ (Abb. 10b) und „G- S-L“ (Abb. 10c). 


Rn 18 | Rn 1a 

Rat | Rn 17 | 
Ans) \ Anis | 
Rn 15 Ans | 
Ania Rn1a | 
Rn13 Ana | 
An1z Rn2 | 
Rn Rn ii | 
Rn 10 An 10 

Ans Ans | 
Rn8 RnB | 
Rn7 Rn? | 
Rne | Rne | 
Rn5 Ras 

Ana Rn4 | 
Ana Ana | 
Rn Anz | 
Ani Ant | 

+ +4 


lla 11b 


Ilc 


oo 2 0 0 0 © 70 80 90 100 


11d 


Abb. 11: Relative %-Häufigkeiten der „G-S-L-aA-sph“-Zysten an den übergeordneten Zählgruppen 
„DO“ (Abb.11a), „G“ (Abb. 11b), „G-S-L“ (Abb. I1c) und „G-S-L-aA“ (Abb. 11d). 


19 


An 18 An 19 \ 
Rn 18 ans] J 
Ant7 | an | 
An 16 ans | 
Anıs Anis | 
Anıa Ania, 
An 1a An 13 
mn An 12 
Ann Rn | 
An 10 Ant | 
Ana Ang | 
mel An8 
An? An? 
ne | re | 
Ras | Ans | 
And | Ana | 
Ana Ans | 
An2 Anz 
Anı Ani 
Dr | EEE Er —— 
oo 2 0 0 0 o 0 02 0 0 0 © 70 0 0 10 
% % % 
12 a 12 b 12 c 


Abb. 12: Relative %-Häufigkeiten der „G-S-L-aA-prox+proxtec“- Zysten an den übergeordneten Zähl- 
gruppen „DO“ (Abb. 12a), „G“ (Abb. 12b), „G-S-L“ (Abb. 12c), „G-S-L-aA“ (Abb. 12d)und „G- 
S-L-aA- sph“ (Abb. 12e) 


An 19 


ran | An19 
Ans | An 18 An 18 
Anı7 Anı7 Anz 
Anıe | An 16 Rn 16 
Ans Anıs Ans 
Anıa Anta Anta 
An1a An13 An13 
Anı2 Anz Anz 
Ant ıı Rn Rat 
Rnvo | Rn 1o Ant | 
Ana Ans Ans 
Ana Ana Ans 
An? An? An? 
Ans Ans An 
Ans Ans Ans 
And Ana | Ana 
Ana Ana | An3 
Anz | Rn2 Anz 
Anı Ant 


Any 


& ounnunununm 

13:2 13 b 13€ 

Abb. 13: Relative %-Häufigkeiten der „G-S-L-aA-sph-accedat“-Zysten an den übergeordneten Zähl- 
gruppen „DO“ (Abb.13a), „G“ (Abb.13b), „G-S-L“ (Abb.13c), „G-S-L-aA“ (Abb.13d), „G-S- 
L-aA-sph“ (Abb.13e). 


o 10 20 © 40 50 
% 


Rn 19 
An 18 
Rnı7 | 
Rn 16 
Ans 
Ania 
Rn 13 
Anz | 
Rn 


Rn 10 


Rn 19 


Rn 18 


Rn 17 


Rn 16 


Rn 15 


Ania 


An 13 


An 12 


Rot 


Rn 10 


100 


sogar zu 100%. Damit ist der über weite Intervalle hin sehr ähnliche Verlauf der Kurven von 
„G-S-L“ an „DO“ (Abb. 5c) und „G-S-L-aA“ an „DO“ (Abb. 10a) sowie von „G-S-L“ an „G“ 
(Abb. 5d) und „G-S-L-aA“ an „G“ (Abb. 10b) zu erklären. Alle diese Häufigkeitsverteilungs- 
kurven zeigen im Profilabschnitt RnI bis RnI7 zunächst stetige Abnahme und steigen im 
Intervall Rni18 und Rn19 wieder an. 


Innerhalb der „G-S-L“-Zysten mit apikaler Archaeopyle können wir drei typische Habitus 
des Zystenkörpers unterscheiden: 1) sphaeroidaler Habitus, 2) ceratioidaler Habitus und 
3) elongater Habitus. 

Von elongaten Zysten der „G-S-L-aA“-Gruppe fand FECHnEr (1989) in Rüthen nur die 
Gattung Tanyosphaerıdium und auch nur mit maximal 1,5% Häufigkeit an „DO“. 

Demgegenüber sind die beiden anderen Gruppen wesentliche Elemente der Dinoflagellaten- 
Assoziationen aus dem Unter-Cenoman von Rüthen, wobei die %-Häufigkeit von „G-S-L- 
aA-sph“ an „DO“, an „G“, an „G-S-L“ undaan „G-S-L-aA“ immer über der von „G-S-L-aA- 
cer“ an „DO“, an „G“ und an „G-S-L“ liegt (vergleiche Abb. 11 mit Abb.14). 


1.2.1.1. Die „G-S-L-aA“-Zysten mit sphaeroidalem Habitus 


Die %-Häufigkeitsverteilung von „G-S-L-aA-sph“ an „DO“ (Abb.11a) erlaubt eine Zwei- 
teilung des Profils, da die %-Häufigkeit von der Basis zum Hangenden zunächst stetig bis 
Rn16 um etwas mehr als die Hälfte abnimmt, dann aber im Top, im Intervall Rn16-Rn19, 
ebenso konstant wieder zunimmt. Dabeı wird in Rn19 die maximale %-Häufigkeit von „G- 
S-L-aA-sph“ an „G“ (Abb. 11b) und „DO“ (Abb. Ilc) erreicht. Über das gesamte Profil 
gemittelt zeigt sich deshalb kein einheitlicher Trend in dieser Häufigkeitsentwicklung parallel 
zur vorstoßenden Transgression, weil eine Veränderung paläoozeanographischer Parameter 
eine Umkehr der Häufigkeitsentwicklung etwa ab Rn 16 bedingte. 

Die %-Häufigkeiten von „G-S-L-aA-sph“ an „G-S-L“ oszillieren ohne erkennbaren Ent- 
wicklungstrend von der Basis des Profils bis Rn16 zwischen 35%-65%, steigen im Intervall 
Rn16-Rn19 jedoch plötzlich auf das Doppelte an (Abb. Ic). 

Die %-Häufigkeiten von „G-S-L-aA-sph“ an der übergeordneten Zählgruppe „G-S-L-aA*“ 
zeigen einen deutlichen Trend der Häufigkeitszunahme im Intervall Rn4-Rn19 (Abb. 11d). 


1.2.1.1.1. Die „G-S-L-aA-sph-prox+proxtec“-Zysten 


Zu den %-Häufigkeitskurven der „G-S-L-aA-sph“-Zysten fast kongruenter Kurvenverlauf 
gilt für die %-Häufigkeiten des Subbautyps der „G-S-L-aA-sph-prox+proxtec“-Zysten 
(vergleiche Abb. 12 mit Abb. 11). Zu diesem Bautyp zählen wir kleine, sphaeroidale Zysten, 
die areat oder nonareat sind und auch einen mehr oder weniger dichten Besatz mit niedrigen 
Fortsätzen haben können. Über diesen Fortsätzen kann sich partiell, oder die gesamte Zyste 
einhüllend, ein Tectum entwickeln. Die Reduktion der das Tectum tragenden Fortsätze ist 
möglich, was zu Zysten mit Pericoelen oder cavaten Zysten führt. Oder das Tectum liegt 
partielldem Pedium auf und stützt und trägt sich somit selber. Alveolen zwischen Pedium und 
undulierendem Tectum geben der Zystenwand dann eine blasige Struktur. Diese sehr weite 
Variation im Zysten-Wandbau führte in der bisherigen Klassifikation zu einer extremen 
Aufsplittung in eine Vielzahl von Gattungen. Die folgenden, von FECHNER (1989) bestimmten 
Gattungen zählen hierzu: 

— Kallosphaeridium bleibt unter 1,5% an „DO“ in Rn2, Rn5, Rn16; 

— Meionrogonyanlax trıtt nur ın Rn3 mit 0,2% an „DO“ auf; 

— Membranosphaera fand FECHNER in mehreren Proben (Rnl, Rn2, Rn3, Rn14 und Rn 19). In 
der hangendsten Probe des Profils bloomt Membranosphaera mit immerhin 15% an „DO“, 


22 


ee f en ee en, 
o 2 0° 0 5 o 0 ni oo 0 & o 290 0° 0 © 0 m o .,.2 0» © Shi 0 8% 10 100 
14a 14 b 14 c 14d 
Abb. 14: Relative %-Häufigkeiten der „G-S-L-aA-cer“-Zysten an den übergeordneten Zählgruppen 
„DO“ (Abb.14a), „G“ (Abb.14b), „G-S-L“ (Abb.14c) und „G-S-L-aA“ (Abb. 14d). 


bleibtansonsten aber unter 2% an „DO“. Diese plötzliche Häufigkeitvon Membranosphaera 

in Rn19 bedingt sogar den markanten Anstieg der %-Häufigkeits-Kurven „G-S-L-aA-sph- 

prox+proxtec“ und „G-S-L-aA-sph“ an „DO“, an „G“ und an „G-S-L-aA“, sowie von 

„G-S-L-aA-sph-prox+proxtec“ an „G-S-L-aA-sph“; 

— Polygonifera tritt nur sporadisch auf und bleibt dann unter 1% an „DO“; 

— dagegen kommen die Genera Cleistosphaeridium und Chlamydophorella durchgehend im 
Profil vor, dann jedoch ohne Trend in der Häufigkeitsverteilung, die stark oszilliert. 
Cleistosphaeridinm kann aber sehr leicht bei Rückbildung des Tectums aus dem 
Chlamydophorella-Bautyp „entstehen“. Faßt man deshalb beide Gattungen zu einem 
natürlichen Taxon zusammen, ergibt sich für dieses Cleistosphaeridium+Chlamydophorella- 
Taxon eine Verteilungskurve, die im wesentlichen mit der „G-S-L-aA-prox+proxtec“ - 
Häufigkeitskurve zumindest für den Abschnitt RnI- Rn18 übereinstimmt. Dies bedeutet, 
daß die proximaten und tectaten „G-S-L-aA“-Zysten mit sphaeroidalem Habitus fast 
ausschließlich aus Cleistosphaeridinm und Chlamydophorella gebildet werden. Bei Rn19 ıst 
zu der Chlamydophorella+Cleistosphaeridium-Summe noch die dort bloomende 
Membranosphaera zu addieren um Übereinstimmung mit der „G-S-L-aA-sph-prox+ 
proxtec“-Kurve zu erreichen (Abb.12). Die %-Häufigkeiten dieser Gruppe an den überge- 
ordneten Zählgruppen „DO“ (Abb.12a) und an „G“ (Abb. 12b) zeigen die auch von der %- 
Häufigkeitskurve der „G-S-L-aA-sph“ an „DO“ (siehe S. 22) bekannte Zweiteilung des 
Profils mit stetiger Abnahme von der Basıs bis zur Probe Rn16 und Rn17 und dann einen 
raschen Anstieg auf Maximalwerte im Profil. 

Die %-Häufigkeiten der Gruppe an „G-S-L“ (Abb. 12c) bleiben recht konstant. Erst ab 
Rn15 ist eine starke Zunahme zu erkennen. Bei den %-Häufigkeiten von „G-S-L-aA-sph- 
prox+proxtec“ an „G-S-L-aA“ und an „G-S-L-aA-sph“ ist ab Rn16 ein deutlicher Trend 
steigender %-Werte zum Top um bis zu 70% zu erkennen (Abb. 12d,e). 


1.2.1.1.2. Die accedaten „G-S-L-aA-sph“-Zysten 


In jeder Probe treten die accedaten „G-S-L“-Zysten mit apikaler Archaeopyle 
Litosphaeridium, Cometodinium und Surculosphaeridium auf, jedoch mit gleichbleibend 
niedrigen %-Gehalten an „DO“ undan „G“. Auch wenn man sie zur Zählgruppe „G-S-L-aA- 


23 


sph-accedat“ zusammenfaßt, bleibt diese Gruppe unter 10% an „DO“ (Abb.13a) und unter 
13% an „G“. Auch ihre %-Häufigkeit an „G-S-L“ (Abb. 13c), an „G-S-L-aA“ (Abb.13d) und 
an „G-S-L-aA-sph“ (Abb. 13e) liegt immer deutlich unter der %-Häufigkeit der nahe 
verwandten „G-S-L-aA-sph-prox+proxtec“-Gruppe an „G-S-L“, an „G-S-L-aA“ und an 
„G-S-L-aA-sph“ (vergleiche Abb. 12 mit Abb. 13). Das bedeutet, von den „G-S-L“-Zysten 
mit apikaler Archaeopyle und sphaeroidalem Habitus sind die großen Zysten mit langen 
Fortsätzen in dieser Transgressionsfazies generell seltener als die kleinen, massiven proximaten 
Zysten, die ab Rn6 mit fortschreitender Transgression sogar noch stark an Häufigkeit 
zunehmen. 


1.2.1.2. Die „G-S-L-aA“-Zysten mit ceratioidalem Habitus 

Die zweithäufigste Subgruppe der „G-S-L“-Zysten mit apikaler Archaeopyle sind nach den 
Zysten mitsphaeroidalem Habitus die Zysten mit ceratioidalem Habitus, deren %-Häufigkeit 
an allen übergeordneten Gruppen („DO“, „G“, „G-S-L“, „G-S-L-aA“) während des 
Transgressionsevents zum Hangenden abnimmt. In Rn17 und Rn19 fehlen sie (Abb. 14). 


1.2.1.2.1. Die lenticularen „G-S-L-aA-cer“-Zysten 


- 0/ 


Deutlich und vor allem gleichmäßig ist der Trend der %- Häufigkeitsabnahme besonders bei 
den ceratioidalen Zysten mit dorsoventral abgeplattetem Zystenkörper an „DO“, an „G“, an 
„G-S-L“, an „G-S-L-aA“ und an „G-S-L-aA-cer“ (Abb. 15). 

Hierzu gehören die von FECHNER (1989) beobachteten Gattungen Cyclonephelium und 
Cannıngıa. Canningıa aber ist mit 2% an „DO“ ın Rnl und weniger als 1% in Rn2, Rn3, Rn5, 
Rns, Rn14 derart selten, daß die Cyclonephelium %-Häufigkeitskurve (und die der Gruppe 
„G-S-L-aA-cer-lent-nontec“ mit Cylonephelinm als einziger Gattung) nahezu identisch mit 
der Kurve der Abb.15 verläuft. Lediglich in Rn, wo Cyclonephelium fehlt, wird die „G-S-L- 
aA-cer-lent“-Gruppe komplett aus Canningia (2% an „DO“) gebildet. 


1.2.1.2.2. Die cornuaten „G-S-L-aA-cer“-Zysten 


Auch der cornuate Bautyp der ceratioidalen Gonyaulacaceae mit L-Sulceus und apikaler 
Archaeopyle nimmt, wenn auch sehr ungleichmäßig, zum Hangenden ab (Abb. 16). Diese 
Kurven entsprechen nahezu der %-Häufigkeitsverteilung der Gattung Odontochitina, da die 
zweite von FECHNER (1989) bestimmte Gattung cornuater Gonyaulacaceae, Xenascus, nur in 
Rn8 mit lediglich 2 Exemplaren auftritt. 

Der Anteil der cornuaten Zysten innerhalb des ceratioidalen Bautyps (Abb. I6e) ist gemittelt 
höher als derjenige der lenticularen ceratioidalen Zysten (Abb. 15e). Während der Anteil 
cornuater ceratioidaler Zysten im Profil zum Hangenden stark oszillierend ansteigt, fällt der 
Anteil der „G-S-L-aA-cer-lent“-Zysten an „G-S-L-aA-cer“ stark oszillierend, aber deutlich, 
zum Hangenden ab (vergleiche Abb.15e mit Abb.16e). 


Die „G-S-L“-Zysten mit praecingularer Archaeopyle sind in allen Proben seltener als die 
„G-S-L“-Zysten mit apikaler Archaeopyle (vergleiche Abb.17 mit Abb.10). In Rn4 fehlen sie 
sogar. Diese „G-S-L-pA“-Gruppe erreicht maximal um 15% an „DO“ (Abb.17a),22% an „G“ 
(Abb. 17b) und 40% an „G-S-L“ (Abb. 17c). Die %-Häufigkeitsverteilung oszilliert stark aber 
ohne Trend. 

Von den von FECHNER (1989) bestimmten Gattungen dieses Bautyps Coronifera, 
Cribroperidinium, Endoscrinium und Exochosphaeridium sind Coronifera (Rn4 und Rn12 mit 
0,25% von „DO“) und Endoscrinium (Rnl, Rn3, Rn8, Rn9, Rn10, Rn1$ unter 1% von „DO“, 
Rn19 aber 4,5% von „DO“) sehr selten. Die %-Häufigkeitsverteilungen der Abb.17 basieren 


24 


Rn19 


Rn 18 


An17 


An16 


Ans 


Anta 


Rn 13 


Rn 12 


Rott 


Rn 10 


o 0 20 3% o 0 2 3% o 0 = 


15 a 15b 151€ 


Abb. 15: Relative %-Häufigkeiten der „G-S-L-aA-cer-Ient“-Zysten an den übergeordneten Zähl- 
gruppen „DO“ (Abb.15a), „G“ (Abb. 15b), „G-S-L“ (Abb. 15c), „G-S-L-aA“ (Abb. 15d) und 


„G-S-L-aA-cer“ (Abb. 15e). 


16a 


% 
16d 16 e 
Abb. 16: Relative %-Häufigkeiten der „G-S-L-aA-cer-cor“-Zysten an den übergeordneten Zählgruppen 


„DO“ (Abb.16a), „G“ (Abb. 16b), „G-S-L“ (Abb.16c), „G-S-L-aA“ (Abb. 16d), und „G-S-L- 
aA-cer“ (Abb. 16e). 


ee re 
on 2 = 0 0 © 70 80 90 100 


% 
17a 17 b 17€ 
Abb. 17: Relative %-Häufigkeiten der „G-S-L-pA“-Zysten an den übergeordneten Zählgruppen „DO“ 
(Abb. 17), „G“ (Abb. 17b) und „G- S-L“ (Abb. 17). 


also nahezu vollständig aus der Summierung der Exochosphaerdium- und Cribroperidinium- 
Gehalte. Die %-Häufigkeitsverteilungskurven von Cribroperidinium (Abb.18) und 
Exochosphaeridium (Abb.19) zeigen keinen gerichteten Trend. Das dicht bestachelte, 
proximochorate Exochosphaeridium ist jedoch in diesem Transgressions-Event häufiger als 


das derbe, robuste, proximate Cribroperidinium (vergleiche Abb. 18d mit Abb.19d). 


1.2.3. Die „G-S-L“-Zysten mit epizystaler Archaeopyle 


Die „G-S-L“-Zysten mit epizystaler Archaeopyle, von denen im Unter-Cenoman von 
Rüthen nur Callaiosphaeridium asymmetricum auftritt, sind ein seltenes Element der 
Dinoflagellaten-Zysten-Assoziationen und fehlen auch in mehreren Proben. Dieser Bautyp 
erreichtmaximal 2% an „G“ (Abb. 20a) und 5% an „G-S-L“ (Abb. 20b) im Profilintervall Rn5- 
Rni4. 


2. Die Peridiniaceae („P“) 


Die Familie Peridiniaceae ist die zweithäufigste Familie, obwohl sie nur durch 3 Arten 
(Ovoidinium scabrosum, Palaeohystrichophora infusorioides und Epelidosphaeridia spinosa) 
vertreten ist. 

Ovoidınınm scabrosum istim Profil Rüthen auffällig ungleichmäßig verteilt (Abb. 21). Diese 
Art hat mit 20% an „DO“, 50% an „P“ und 70% an „P-aAıA comb.“ ın Rnl ein Massenvor- 
kommen. Danach tritt sie nur noch sporadisch in Rn5, Rn$ und Rn17 mit maximal 1% an „P“ 
auf. FECHNER (1989, S. 65) weist auf dieses Massenvorkommen hin und äußert den Verdacht, 
daß es sich bei Ovoidinium scabrosum um eine Warmwasserform handeln könnte. Palaeo- 
hystrichophora infusoroides und Epelidosphaeridia spinosa, die beiden anderen Arten der 
Peridiniaceae bilden zusammen in Probe Rnl lediglich 20% von „DO“ (Abb.22a,23a). Von 
dieser markanten Ausnahme abgesehen sind im übrigen Profil nur diese zwei Arten an der 
Zusammensetzung der Peridiniaceae beteiligt. Beide Arten können bis zu je 25% an „DO“ 
erreichen (Abb.22a, 23a). Da Palaeohystrichophora infusorioides, die FECHNER eher als Kalt- 
wasser-Form deutet (FECHNER 1989, S. 65) alleine an der hierarchisch übergeordneten Gruppe 
der Peridiniaceae mit transapikaler Archaeopyle beteiligt ist, sind die Kurven Palaeohystrich- 
ophora infusorioides an „P“ (Abb.22a) und „P-transA“ an „P“ identisch. Die Abbildung 22 


26 


18a 18 b 18d 


Abb. 18: Relative %-Häufigkeiten der Gattung Crıbroperidinium an den übergeordneten Zählgruppen 
„DO“ (Abb.18a), „G“ (Abb.18b), „G-S-L“ (Abb. 18c) und „G-S-L-pA“ (Abb. 18d). 


a 


o 0 0 © 0 5 © 70 80 so 100 


% 


19a 19b 19 cc 19d 
Abb. 19: Relative %-Häufigkeiten der Gattung Exochosphaeridium an den übergeordneten Zählgruppen 
„DO“ (Abb. 19a), „G“ (Abb. 19b), „G-S-L“ (Abb. 19c) und „G-S-L-pA“ (Abb. 19d). 


27. 


20a 20b 
Abb. 20: Relative %-Häufigkeiten der „G-S-L-eA“-Zysten an den übergeordneten Zählgruppen „G“ 
(Abb. 20a) und „G-S-L“ (Abb. 20b). 


21 


Abb. 21: Relative %-Häufigkeiten von Ovordinium scabrosum an der übergeordneten Zählgeruppe „P“. 
fe} o° (=) 


[557 
oo 


22 b 
Abb. 22: Relative %-Häufigkeiten von Palaeohystrichophora infusoriordes an den übergeordneten Zähl- 
gruppen „DO“ (Abb. 22a) und „P“ (Abb. 22b). 


23a 23 b 
Abb. 23: Relative %-Häufigkeiten von Epelidosphaerıdia spıinosa an den übergeordneten Zählgruppen 
„DO“ (Abb. 23a) und „P“ (Abb. 23b). 


29 


zeigt deutlich den Trend einer %-Häufigkeitszunahme von Palaeohystrichophora infusorioides 
an „P“ von 25% in Rn auf 50% in Rn13-Rn16, allerdings unterbrochen durch Ausschläge zu 
deutlich niedrigeren Werten bis hın zum Aussetzen im Intervall Rn3 bis Rn5 und mit 70% in 
Rn$ und Rn9 deutlich höheren Werten. Hinzu kommt bei Rn19 ein drastischer Abfall auf nur 
noch 10%. 

Nahezu spiegelbildlich dazu verläuft die Entwicklung von Epelidosphaeridia spinosa zwi- 
schen Rn2 und Rn19 miteinem Trend der %-Häufigkeitsabnahme zum Hangenden (Abb. 23b), 
im Gegensatz zu Palaeohystrichophora. Aufgrund des in diesem Intervall nur sehr sporadisch 
und dann schr seltenen Auftretens von Ovordinium scabrosum (siehe oben) bildet Epeli- 
dosphaeridia spinosa in der Regel zu 100% die Zählgruppe „P-aAiA comb.“. Deshalb sind im 
Hangenden von Rn2 die %-Kurven von Epelidosphaeridia spinosa an „P“ (Abb. 23b) und „P- 
aAiA comb.“ an „P“ mit nur schr geringfügigen Abweichungen in Rn5, Rn$ und Rn17 
identisch. 


3. Dre Triadınıaceae(,„U) 


Die Triadiniaceae sind die dritthäufigste Familie und mit Ausnahme von Rn19 in jeder Probe 
vorhanden (Abb. 4c). Zwischen Rnl und Rn7 nimmt die Familie recht gleichmäßig von 5% 
an „DO“ auf 30% an „DO“, dem Häufigkeitsmaximum in Rn7, zu. Im Hangenden von Rn7 
istdann eine stetige Abnahme bis zum Verschwinden in Rn19 dokumentiert. Über das gesamte 
Profil gemittelt zeigt sich ein schwacher Trend der Häufigkeitsabnahme. 

Innerhalb der Triadiniaceae dominiert die Gruppe der Zysten mit apikaler Archaeopyle 
(Abb. 24b) gegenüber den Zysten mit praecingularer Archaeopyle (Abb. 24d) derart, daß die 
Kurve der %-Häufigkeiten der Zysten mit apikaler Archaeopyle an „DO“ nahezu identisch 
mit der Häufigkeitskurve der Triadiniaceae an „DO“ ist (vergleiche Abb. 4c mit Abb. 24a). 

Diese Übermacht der Zysten mit apikaler Archaeopyle innerhalb der Triadiniaceae wird 
bedingt durch die Dominanz der Hystrichosphaeridium-Gruppe, also der accedaten 
Triadiniaceae gegenüber den areaten Triadiniaceae, von denen die Gattung Xiphophoridium 
nur sporadisch und dann unter 0,5% Häufigkeit an „DO“ und die Gattung Dinopterygium gar 
nur mit 0,2% Häufigkeitan „DO“ und nur in Probe Rn3 auftritt. Dadie Hystrichosphaeridium- 
Zählgruppe zu 100% die Zählgruppe „T-aA-accedat“ aufbaut, sind die Kurven Hystricho- 
sphaeridinm an „T-aA“ und „T-aA-accedat“ an „T-aA“, sowie Hoystrichosphaeridium an „T“ 
und „T-aA-accedat“ an „T“, sowie Hystrichosphaeridium an „DO“ und „T-aA-accedat“ an 
„DO“ identisch. Dadie Gruppe der areaten Triadiniaceae-Zysten mitapikaler Archaeopyle zu 
vernachlässigen ist (siehe oben) wird zudem die %-Kurve „T-aA“ an „T“ mitextrem kleinen, 
zeichnerisch nicht mehr zu fassenden Abweichungen von der Hystrichosphaeridium-Gruppe 
gebildet (Abb. 24b). Es zeigt sich eine stark zwischen 65% und 100% oszillierende %- 
Häufigkeit von „T-aA“ an T mit ansteigendem Trend zum Hangenden. 


Von den Triadiniaceae mit praecingularer Archaeopyle („T-pA“) kommt die Gattung 
Florentinia nur vereinzelt vor und dann mit weniger als 25% an „T“ und unter 1,5% an „DO“. 
Auch Hystrichodinium tritt nur vereinzelt auf und bleibt bei weniger als 25% an „T“ und mit 
Ausnahme von 6% ın RnIO unter 2% an „DO“. Im Hangenden von RnI4 setzt sie ganz aus. 

Der Gesamtanteil aller Triadiniaceae-Zysten mit praecingularer Archaeopyle ist in dieser 
Transgressionsfazies sehr niedrig (Abb. 24d). Ein grober Trend der %-Haufigkeitsabnahme 
vom Liegenden zum Hangenden ist zu erkennen, allerdings bei recht hohen 2 ©-Werten. 


4. Die EC ladopyxıdıaceae (,C) 


Die Familie Cladopyxidiaceae ist nur durch die Gattung Microdinium vertreten. Sie zeigt 
einen eindeutigen Trend der %-Häufigkeitszunahme an „DO“ im Top des Profils ab Rn14 auf 


30 


24 c 24d 


Abb. 24: Relative %-Häufigkeiten der „T-aA“-Zysten an den übergeordneten Zählgruppen „DO“ 
(Abb. 24a) und „T“ (Abb. 24b); relative %-Häufigkeiten der „T-pA“-Zysten an den übergeord- 
neten Zählgruppen „DO“ (Abb. 24c) und „T“ (Abb. 24d). 


31 


immerhin 15% in Rn19, während sie im basalen, glaukonit-sandigen Intervall nur zwischen 
O und 3% erreicht (Abb. 4e). Dieser Trend verläuft parallel mit der Transgression bei zuneh- 
mender Entfernung des Ablagerungspunktes zur Küste. 


Zusammenfassung 


Die Neuberechnung der von FECHNER (1989) publizierten Daten seiner quantitativen 
Analyse von Dinoflagellaten-Zysten-Assoziationen aus dem Unter-Cenoman von Rüthen 
nach der Methode von BrLow & Kirsch (1994) zeigt wesentlich markantere Trends in den 
Verteilungskurven der Zysten im Profil als die traditionelle Analyse auf Gattungsniveau. Diese 
Trends der Häufigkeitszunahme respektive Abnahme der relativen Häufigkeit verlaufen 
synchron, respektive gegensinnig zur Entwicklung des Transgressions-Ereignisses. Damit 
belegen sie eindeutig die Reaktion des Dinophyta-Planktons auf Umstellungen der Konstel- 
lation von Umweltparametern und Veränderungen der Auswirkungsstärke dieser Milieu- 
faktoren im paläoozeanographischen System. 


— Einen Trend recht gleichmäßiger Zunahme ihrer relativen Häufigkeiten synchron zur 
fortschreitenden Transgression lassen die folgenden Taxa erkennen: Cladopyxidiaceae an 
„DO, „G-S-S“ an „DO“, „G-S-S“ an „G*, „G-S-S-chor“ an „DO“, „G-S-S-chor“ an „G“, 
Pterodinium an „DO“, Pterodininm an „G“, Pterodinium an „G-S-S“ und Pterodinium an 
G=S-S-chors, 

— Einen, Oszillationen in der Häufigkeitsverteilung im Profilverlauf überlagernden Trend 
der Zunahme ihrer relativen Häufigkeiten, synchron zur fortschreitenden Transgression 
lassen die folgenden Taxa erkennen: „T-aA“ an „T“, Palaeohystrichophora infusorioides an 
„P“, Spiniferites an „DO“ (leichter Anstieg der Häufigkeit), Spiniferites an „G*, „G-S-L- 
aA-sph“ an „G-S-L“ (leichter Anstieg der Häufigkeit), „G-S-L-aA-sph“ an „G-S-L-aA“, 
„G-S-L-aA-sph-prox+proxtec“ an „G-S-L-aA-sph“, „G-S-L-aA-sph- prox+proxtec“ an 
„G-S-L-aA“ und „G-S-L-aA-cer-cor“ an „G-S-L-aA-cer“ (leichter Anstieg der Häufig- 
keit.) 

— Einen Trend recht gleichmäßiger Abnahme ihrer relativen Häufigkeiten mit fortschreiten- 
der Transgression lassen die folgenden Taxa erkennen: „G-S-L“ an „DO“, „G-S-L“ an „G“, 
Spiniferites an „G-S-S“, Spiniferites an „G-S-S-chor“, „G-S-L-aA“ an „DO“, „G-S-L-aA*“ 
an „G“, „G-S-L-aA-cer“ an „G“, „G-S-L-aA-cer“ an „G-S-L“ und „G-S-L-aA-cer“ an „G- 
S-L-aA“. 

— Einen, Öszillationen in der Häufigkeitsverteilung im Profilverlauf überlagernden Trend der 
Abnahme ihrer relativen Häufigkeiten mit fortschreitender Transgression lassen die folgen- 
den Taxa erkennen: „T“ an „DO“ (leichte Abnahme der Häufigkeit), „T-pA“ an „T“ (leichte 
Abnahme der Häufigkeit), Epelidosphaeridia an „P*, „G-S-L-aA-cer-lent“ an „G-S-L-aA- 
cer“, „G-S-L-aA-cer-lent“ an „G-S-L-aA*, „G-S-L-aA-cer-lent“ an „G-S-L“, „G-S-L-aA- 
cer-lent“ an „G“ (leichte Abnahme der Häufigkeit), „G-S-L-aA-cer-lent“ an „DO“ (leichte 
Abnahme der Häufigkeit), „G- S-L-aA-cer“ an „G-S-L-aA*, „G-S-L-aA-cer“ an „G-S-L“ 
und „G-S-L- aA-cer“ an „DO“. 


Generell gilt im Profil folgende Tendenz zur Häufigkeitsverteilung von taxonomisch 

höherrangingen Zählgruppen: 

- innerhalb der Zysten aus organischer Substanz („DO“) dominieren die Gonyaulacaceae, 
gefolgt von den Peridiniaceae, Triadiniaceae und Cladopyxidiaceag; 

— innerhalb der „G-S-S“-Zysten herrscht der chorate Bautyp vor, gefolgt vom deutlich 
selteneren proximaten Bautyp und dem nur sporadisch auftretenden cavaten Bautyp; 


32 


- innerhalb der „G-S-L“-Zysten dominieren die Taxa mit apıkaler Archaeopyle, gefolgt von 
wesentlich weniger häufigen Taxa mit praecingularer Archaeopyle und den seltenen Taxa 
mit epizystaler Archaeopyle; 

- innerhalb der „G-S-L-aA“-Gruppe herrschen Zysten mit sphaeroidalem Habitus vor, 
gefolgt von Zysten mit ceratioidalem Habitus und den seltenen Zysten mit elongatem 
Habitus; 

- innerhalb der „G-S-L-aA-sph“-Gruppe sind die kleinen, massiven, proximaten Zysten 
(„G-S-L-aA-sph-prox+proxtec“) häufiger als die großen Zysten mit langen Fortsätzen („G- 
S-L-aA- sph-accedat“); 

- innerhalb der Gruppe der ceratioidalen Zysten der Gonyaulacaceae sind die cornuaten 
Zysten gemittelt häufiger als die lenticularen Zysten; 

— innerhalb der Triadiniaceae dominieren die Zysten mit apikaler Archaeopyle gegenüber den 
Zysten mit praecingularer Archaeopyle. 


Dank 


Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte diese Arbeit im Rahmen des Schwerpunkt- 
Projekts „Globale und regionale Steuerungsprozesse biogener Sedimentation“ (Be-958/4) und 
ein Heisenberg-Stipendium (Be-958/2). Herr Prof. Dr. HENK VIsscHEr nahm RAIMOND BELOW 
als Gastwissenschaftler am Laboratorıum voor Palaeobotanie en Palynologie der Rijks- 
Universiteit te Utrecht auf. Herrn Reiner Philipp, Fa. Siemens, sind wir für die Mithilfe bei der 
EDV sehr zu Dank verpflichtet. 


Schriftenverzeichnis 


BELOW, R. & Kırsch, K.-H. (1994): Die Verteilung des Palynophytoplanktons einer dunkel/hell/dunkel 
Sequenz des höchsten Apt (Jacobr-Zone) von Vöhrum (Niedersachsen/Deutschland) - Neue metho- 
dische Ansätze bei der quantitativen Analyse mariner Floren. - Palaeontographica, Abt. B, 232: 
59-102, 5 Abb., 8 Tab., 2 Taf., Stuttgart. 

FECHNER, G. (1989): Palynologische Untersuchungen im Alb/Cenoman-Grenzbereich von Rüthen (NW- 
Deutschland) und La Vierre (SE-Frankreich). - Documenta Naturae, 53: 136 S., 27 Abb., 34 Taf., 
München. 

Fries, C.; Hıss, M. & Karver, M. (1990): Alb und Cenoman ım zentralen und südlichen Münsterland 
(NW-Deutschland) - Stratigraphie, Fazies, Paläogeographie. - N. Jb. Geol. Paläont. Abh., 181: 
325-363, 9 Abb., Stuttgart. 

Hıss, M. (1981): Stratigraphie, Fazies und geologische Dynamik der Kreide-Basisschichten (Cenoman bis 
Unterturon) am Haarstrang zwischen Unna und Möhnsee. - Diss. Univ. Münster: 1-337 S.,54 Abb., 
13 Tab., 7 Taf., 7 Kt.; Münster. 

Hıss, M. (1989), mit Beiträgen von ERKWOHL, F.-D.; JÄGER, B.; MICHEL, G. & VIETH-REDEMANN, A.: 
Erläuterungen zu Blatt 4417 Büren. - Geol. Kt. Nordrh.-Westf. 1:25000, Erl., 4417; Krefeld. 
KEMmPER, E. (1984): Ober-Alb und Unter-Cenoman in Nordwestdeutschland. - Geol. Jb., A 75: 465-487, 

7 Abb., Hannover. 

KEMPER, E. (1987): Das Klima der Kreide-Zeit. - Geol. Jb., A 96: 5-185, 38 Abb., Hannover. 

Kirsch, K.-H. & Bzrow, R. (im Druck): Quantitative Palynofaziesuntersuchung der hell/dunkel- 
Rhythmite des Hauterive-Barreme-Grenzbereichs im Niedersächsischen Becken (Norddeutsch- 
land) am Beispiel des Profils der Tongrube Otto Gott bei Sarstedt. — Palaeontographica, Abt. B: 
x-y, 44 Abb., 2 Taf., Stuttgart. 

Prauss, M. (1993): Sequence palynology - evidence from Mesozoic sections and conceptual framework. - 
N. Jb. Geol. Paläont. Abh., 190: 143-163, 8 Abb., Stuttgart. 

Skupin, K. (1989) mit Beiträgen von DAHM-AHRENS, H.; MICHEL, G.; VIETH-REDEMANN, A. & WEBER, P.: 
Erläuterungen zu Blatt 4418 Wünneberg. - Geol. Kt. Nordrh. Westf. 1:25000, Erl., 4418; Krefeld. 


33 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. 34 | 35-45 München, 15. 12. 1994 


Bemerkungen zur Stratigraphie und Genese der Sand-Schotter- 
Gruppe und ihrer basalen Schichten (Ottnangien, Oberösterreich) 


Von Doris BARTHELT-LUDWIG*®) 


Mit 4 Abbildungen 


Kurzfassung 


Von der Fundstelle Lukasedt an der Oichten, östlich Laufen an der Salzach (Molassezone 
von Oberösterreich) stammen die beiden auf das Ottnangien beschränkten Gastropodenarten 
Hinia (Uzita) pauli (HOERNES) und Hinia (Uzita) subgnadrangularis (MICHELOTTI). Mit ihrer 
Hilfe ist es möglich, die Schichten von Lukasedt als Ablagerungen des Ottnangiens (Unter- 
Miozän) zu identifizieren. Demzufolge ist auch die im Hangenden folgende Sandstein- 
Sandmergel-Fazies der Sand-Schotter-Gruppe in das Ottnangien zu stellen und nicht erst die 
Basıs des Wachtbergschotters. Hinweise auf eine Entstehung der Schichten von Lukasedt und 
vor allem der Sand-Schotter-Gruppe mit den drei großen Schotterzügen (Wachtberg-Stein- 
bach, Grub-Lauterbach, Stießberg-Lielon-Thal) als turbiditische Bildungen sind vorhanden. 


Abstract 


The evidence of two gastropod species, Hınıa (Uzita) pauli (HOERNES) and Hinia (Uzita) 
subquadrangularis (MICHELOTTI) - restricted to the Ottnangıan (Lower Miocene) - from the 
locality Lukasedt/Oichten east of Laufen/Salzach (Molasse zone of Upper Austria) is proofed. 
For compelling reasons the previously defined stratigraphic level of the Ottnangian sequence, 
which hitherto was supposed to begin with the Wachtberg-Schotter, should actually now start 
below the Sand-Schotter-Group with the underlying Lukasedt-beds. The stratigraphic 
boundary Eggenburgian/Ottnangian should be revised also. There are some indications that 
the beds of Lukasedt and particularly the Sand-Schotter-Group including three big gravel 
bodies (Wachtberg-Steinbach, Grub-Lauterbach, Stießberg-Lielon-Thal) are of turbiditic 


origin. 
Einleitung 


Im Bereich der oberösterreichischen Molassezone, die sich heute vom Kristallin der Böhmi- 
schen Masse im Norden bis unter die alpinen Decken ım Süden erstreckt, gelangten während 
des Unter-Miozäns (Eggenburgien, Ottnangien) in einem schmalen Meeresbecken klastische 


*) Dr. D. BARTHELT-LuDwig, Universitätsinstitut für Paläontologie und historische Geologie, Richard- 
Wagner-Straße 10, D-80333 München. 


35 


Sedimente zur Ablagerung. Durch die aus Osten vorstoßende Transgression existierte ab dem 
Eggenburgien bis in das Ottnangıen hinein wieder ein durchgehender Meeresarm, der schließ- 
lich über die Rhöne-Senke das Westmediterran mit der Region des heutigen Kaspischen Sees 
verband. Dieses Meeresbecken nahm den überwiegend aus der Abtragung der sich hebenden 
Alpen stammenden Schutt auf und hinterließ in Oberösterreich die marinen Schichten der 
Innviertler Gruppe. Erst gegen Ende des Mittel-Ottnangiens führte die Abschnürung dieses 
Meeresarmes — der Paratethys - von den weiterhin bestehenden Meeren im Osten zur 
allmählichen Aussüßung und Verlandung, die auch durch die Ablagerung der brackischen 
Oncophora-Schichten im Ober-Ottnangien dokumentiert sind (vgl. Abb.1). 


MOLASSEZONE IN OBERÖSTERREICH 
SW- und W-Teil Zentraler Teil N-Teil E-Teil 


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Abb. 1: Stratigraphische Einstufung der untermiozänen Schichten der Molassezone von Oberösterreich. 


Eine Vielzahl unterschiedlicher Sedimenttypen und ein verwirrendes Ineinandergreifen der 
verschiedenen Schichtglieder kennzeichnen die Innviertler Serie, wodurch die Klärung der 
Stellung einzelner Schichtglieder zueinander wie auch die fazielle Deutung wesentlich er- 
schwert wird. Bedingt durch die meist bestehende Fossilarmut jener Schichten sind zudem 
feinstratigraphische Zuordnungen sehr problematisch oder gar unmöglich. Umso wertvoller 
ist das Molluskenmaterial, das dieser Untersuchung zugrunde liegt. Es wurde im Jahre 1926 
von Herrn Dr. F. TrAaug aufgesammelt und für die jetzige Bearbeitung zur Verfügung gestellt, 
was zum Anlaß genommen wird, ihm an dieser Stelle größten Dank zu zollen. Danken möchte 
ich auch der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die dieses Forschungsvorhaben finanziell 
unterstützt hat. 


Die basalen Schichten zur Sand-Schotter-Gruppe an der Fundstelle 
Lukasedt/östlich Laufen 


In dem bereits von TRAUB (1938) beschriebenen Aufschluß Lukasedt/östlich Laufen an der 
Salzach (Weganrıß zwischen oberer und unterer Mühle, an der westlichen Talseite des 
Oichtenbaches; Lageskizze s. Karte bei TRAUB, 1948) stehen graue Silte bis siltige Feinsande — 
auch Schlier genannt - an, die einzeln eingestreute, gut gerundete Gerölle von meist 1-5 cm 
Durchmesser beinhalten. Ferner zeigen sich eingeschaltete, z. T. verhärtete Sandballen, neben 
Slumping- und Entwässerungsstrukturen. Weiter gegen das Hangende nımmt die Geröll- 
führung ab, es schließt sich eine Folge von Sand- bzw. Sandsteinbänken an, denen cm-dünne 
rippel- oder flasergeschichtete Sande zwischengeschaltet sind. Besonders die oberen Horizon- 
te zeichnen sich durch auffallende Gehalte an Pflanzenhäcksel aus, auch größere inkohlte 
Holzreste sind erkennbar. Weiter im Hangenden folgt ein massiger, z. T. zu Sandstein 
verfestigter Feinsand, dem ein 13 cm mächtiges Band laminierten Sandes eingeschaltet ist (vgl. 


Abb.2). 


Abb. 2: Der Aufschluß von Lukasedt an der Oichten, östlich Laufen. Geröllmergel bilden das Liegende 


(im Bild links unten); gegen das Hangende nımmt die Geröllführung ab und es schalten sich 
Sandsteinlagen (dm-Bereich) ein. Das Hangende (im Bild rechts oben) wird von einem sehı 
dichten Sandstein gebildet. 


Vorallem im Liegenden des Aufschlusses- im Geröllmergel-finden sich relativ häufig Reste 
von Makrofossilien: Neben verschiedenen Molluskengattungen sind auch Balaniden und 
Einzelkorallen vertreten. Die Mikrofauna besteht laut ROETZEL etal. (1991) lediglich aus einer 
spärlichen, zumeist allochthonen Foraminiferenfauna (heterochron-allochthon wie auch syn- 
chron-allochthon). Anhand der nur wenigen als autochthon angesehenen Foraminiferen- 
gattungen rekonstruierten ROETZEL etal. (1991) einen mittel- bis tiefneritischen Ablagerungs- 
raum, den sie mit dem distalen Bereich eines Fan-Deltas der „Ur-Salzach“ in Verbindung 


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brachten. Darüber hinaus verwiesen ROETZEL et al. auf lithologisch vergleichbare Pelite, die 
weiter im Liegenden bei der Oichtenbrücke anstehen und für die sie eine arten- und 
individuenarme Foraminiferenfauna erwähnten. Für diese Bereiche postulierten sie aufgrund 
der Mikrofauna ebenso Mittel- bis Tiefneritikum und nannten stratigraphisch aussagekräftige 
Foraminiferenarten, u.a. Planularıa buergli WENGER. 

Bereits von TRAUB (1948) sowie ABERER & BRAUMULLER (1949) wurden die Schichten von 
Lukasedt aufgrund der Molluskenfauna als „Burdigal“, d. h. also als Eggenburgien eingestuft. 
Auch in jüngeren Arbeiten, wie z.B. von ABERER (1958, 1959), HErgst (1985) und ROFTZEL et 
al. (1991) wurden die Schichten von Lukasedt dem Eggenburgien zugeschrieben, wobei 
ROETZEL et al. speziell die Foraminiferenfauna heranzogen und die Sedimente von Lukasedt 
entsprechend jener stratigraphischen Zuordnung mit der Haller Serie parallelisierten. 

Für die vorliegende Untersuchung stellte Herr Dr. F. Trauß dankenswerterweise jenes 
Molluskenmaterial zur Verfügung, das er 1926 im Bachbett der Oichten nahe der Brücke 
aufgesammelt hatte und das nunmehr erstmals eingehend bearbeitet werden konnte. Bei dem 
Fundpunkt dürfte es sich vermutlich um die gleichen bzw. ähnliche Bereiche handeln wie jene, 
die ROFTZEL et al. (1991) erwähnen als „lithologisch vergleichbare blaugraue Pelite, die im 
Liegenden bei der Oichtenbrücke anstehen ...“. 

Hatte auch Traus (1948) schon bemerkt, daß in den Geröllmergeln viele, deutlich abgerollte 
Fossilien zusammen „mit anderen völlig unversehrten gleichen Arten“ eingebettet sind, fällt 
an dem von Herrn Dr. F. TrAUB zur Verfügung gestellten Fossilmaterial auf, daß es sich zudem 
fast ausschließlich um Gastropoden handelt, während Bivalven nur in ganz geringer Menge 
vertreten sind. Ferner ıst eine Sortierung bei den Gehäuse- bzw. Schalengrößen augenfällig, 
sind doch Größen über 2 cm weder bei nahezu vollständig erhaltenen Exemplaren noch bei 
Bruchstücken zu beobachten. Eine deutliche Dominanz besitzen bei diesem Mollusken- 
material indessen die kleinwüchsigen Gastropoden mit Gehäuselängen um I cm. 

Unter den verschiedenen Gattungen bzw. Arten, die aus dem vorliegenden Mollusken- 
material im Zuge der durchgeführten Untersuchung bestimmt werden konnten, sind die 
beiden Gastropodenspezies Hınia (Uzita) pauli (HOERNES, 1875) sowie Hınia (Uzita) 
subquadrangularıs (MICHELOTTI, 1847) von größtem Interesse (vgl. Abb.3), da ihnen besonde- 
re stratigraphische Bedeutung zukommt. Nach STEININGER etaal. (1973: 383, 425) treten diese 
beiden Schneckenarten ım Ottnangien erstmals auf und sind für den Bereich der zentralen 
Paratethys auch auf das Ottnangıen beschränkt. Damit muß nunmehr für die Fundstelle 
Lukasedt — auch für die basalen Bereiche, aus denen die bearbeitete Molluskenfauna ja 
geborgen wurde - bereits Ottnangıen als stratigraphisches Alter angenommen werden. Auf- 
grund dieses Nachweises kann eine Einstufung der Schichten von Lukasedt in das 
Eggenburgien nicht mehr zutreffen. Vielmehr müssen etwaige ältere Faunenelemente - also 
auch jene aus dem Eggenburgien - als umgelagert betrachtet werden, worauf die überwiegend 
allochthone Foraminiferenvergesellschaftung und die Sortierung des Molluskenmaterials 
ohnedies hinweisen. Ferner könnte indem Vorkommen von Planularia buergli WENGER, 1987 
in den liegenden Schichten von Lukasedt ein weiterer Hinweis auf Ottnangien gegeben sein, 
nachdem WENGER (1987) das Auftreten dieser benthonischen Foraminiferenart bereits dazu 
verwendete, in Oberbayern einen Leithorizont für das unterste Ottnangien zu definieren - also 
auch hierdurch ein möglicher Anhaltspunkt auf ein geringeres Alter der Schichten von 
Lukasedt. 

Wie bereits festgestellt, deuteten ROFTZEL et al. (1991) die Schichten von Lukasedt faziell als 
Ablagerungen eines distalen Fan-Delta-Bereiches mit Mudflow-Sedimenten in Form der 
Geröllmergel. Mit dem Vorbau dieses „Ursalzach-Fächers“ gegen Norden kam es ihrer 
Ansicht nach darüber schließlich auch zur Sedimentation der groben Klastıka der Sand- 
Schotter-Gruppe, die dem proximalen Deltabereich zugeschrieben wurden. Während 


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Abb. 3: a und b: Hinıa (Uzita) subguadrangularıs (MiCHELOTTI, 1847); Lukasedt a. d. Oichten; 
Ottnangıen; x 5. 
ce und d: Hınıa (Uzıta) paulı (HOERNES, 1875); Lukasedt a. d. Oichten; Ottnangıen; x 5. 


ROETZEL et al. (1991) für die Schichten von Lukasedt Mittel- bıs Tiefneritikum vermuteten 
(demnach maximale Wassertiefen bis 200 m), sah TrAug (1948) hingegen die Geröllmergel als 
Seichtwassersedimente und nahm Wassertiefen bis 30 m an. 

Die auffallende Sortierung bei den Gehäusegrößen der Gastropoden nebst der Bivalven- 
Gastropoden-Verteilung, die überwiegend allochthone Foraminiferenvergesellschaftung und 
vor allem der sedimentologische Befund dieser siltig bis sandigen, z.T. geröllführenden 
Schichten mit Slumping- und Entwässerungsstrukturen weisen jedenfalls auf starke Um- 
lagerungsvorgänge und einen raschen Sedimentationsverlauf hin. Somit wird eine 
bathymetrische Zuordnung dieser Ablagerungen äußerst problematisch, da einerseits die 
Molluskenfauna Tiefenbereiche vom Intertidal bis zum seichten Subtidal (Wassertiefe: 0 bis 
30 m) anzeigt und auch Planularıa buergli laut WENGER (1987) eher dem seichten Subtidal 
zuzurechnen ist, andererseits aber Indizien, die auf Seichtwasserverhältnisse bis 30 m Wasser- 
tiefe hindeuten würden, fehlen. So sind keinerlei Schillanreicherungen festzustellen und auch 
keine Anzeichen für Tempestite. Die Gerölle liegen einzeln in das feinkörnige Sediment 
eingestreut, ohne Anreicherung ın Form von Geröllagen oder Sohlenpflastern auf Rinnen- 
böden. Lebensspuren, die Hinweise auf die herrschenden Tiefenverhältnisse geben könnten, 
sind nicht vorhanden; vielmehr fehlt jegliche Bioturbation, was allerdings angesichts des 
raschen Sedimentationsverlaufs nicht anders zu erwarten ist. 


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Im ganzen betrachtet, drängt sich eher die Vermutung auf, daß es sich bei den Schichten von 
Lukasedt sowohl bei den Geröllmergeln im Liegenden als auch bei den sandigen Bereichen des 
Hangenden möglicherweise um turbiditische Ablagerungen handeln könnte, die aufgrund der 
neugewonnenen Erkenntnisse allerdings nunmehr ins Ottnangien zu stellen wären. Bislang 
ging man meist davon aus, daß mit den Puchkirchner Serien des Egerien in Oberösterreich die 
turbiditische Entwicklung ihr Ende genommen hatte, nur POLESNY (1983) postulierte aufgrund 
erdölgeologischer Sedimentuntersuchungen immerhin noch für die Sandsteine der Haller Serie 
turbiditartige Abfolgen. Damit findet seiner Meinung nach die Sedimentation der Deepsea- 
Fans ın der Haller Serie ihre Fortsetzung, geht allerdings von etwas seichteren Tiefen- 
verhältnissen aus, als sie für die Puchkirchner Serien angenommen werden. Mit dem Befund 
aus der vorliegenden Untersuchung und dem Ergebnis, daß die Schichten von Lukasedt bereits 
dem Ottnangien angehören, ist nicht mehr auszuschließen, daß turbiditische Einflüsse zumin- 
dest noch während des unteren Ottnangiens wirksam waren. 


Die Sand-Schotter-Gruppe 


Die Bezeichnung „Sand-Schotter-Gruppe“ geht auf ABERER & BRAUMÜLLER (1949) zurück, 
die darunter eine konkordant über dem basalen Schlier folgende Wechsellagerung von Sand- 
steinen bzw. Sandmergeln mit z. T. mächtigen Konglomeratsequenzen verstanden (Ver- 
breitungskarte s. TRAUB, 1948 und Hacn, 1983). Der Übergang zwischen basalem Schlier — 
letzterer entspricht dem „Geröllmergelschlier“ Traugs (1948) — und der Sand-Schotter- 
Gruppe, die von Trauß (1948) in einen liegenden „Sandstein-Sandschlier“ und eine hangende 
Konglomeratabfolge unterteilt wurde, vollzieht sich nach ABERER & BRAUMÜLLER (1949) ganz 
allmählich. Wie auch im Aufschluß Lukasedt können in dieser Schichtenfolge stets geröll- 
führende Tonmergel an der Basıs von Sanden und Sandsteinen im Hangenden unterschieden 
werden. Nach Traug (1948) gehören Geröllmergelschlier und Sandstein-Sandschlier dem 
Eggenburgien (= Burdigal) an. Zu der gleichen Überzeugung, daß nämlich der basale Schlier 
und der liegende Teil der Sand-Schotter-Gruppe noch dem Eggenburgien angehören, gelang- 
ten auch ABERER & BRAUMÜLLER (1949). Die Grenze Eggenburgien/Ottnangien (bzw. 
Burdigal/Helvet nach der älteren Einteilung) vermuteten TRrAUB (1948), ABERER & 
BRAUMULLER (1949) sowie ABERER (1958) erst an der Unterkante der ersten großen 
Konglomeratabfolge - also an der Basis des 500 m mächtigen Wachtberg-Steinbach-Schotter- 
zuges. Lediglich der höhere Teil der Sand-Schotter-Gruppe wurde mit Rücksicht auf das 
Vorkommen von OÖstrea digitalına Dusois, 1831 und Chlamys seniensis (LAMARCK, 1819) ins 
untere Ottnangıen gestellt. 

Abgesehen nun von der Tatsache, daß weder das Vorkommen von Östrea digitalina noch 
von Chlamys seniensis eine klare Zuordnung zum OÖttnangien zulassen (vgl. STEININGER et al., 
1973 sowie ANDERSON, 1959), da beide Formen mindestens im gesamten Miozän vertreten sind, 
muß die stratigraphische Verbreitung der Sand-Schotter-Gruppe zumindest für den liegenden 
Bereich aufgrund der im vorangegangenen Kapitel aufgezeigten Ergebnisse korrigiert werden. 
Da der Nachweis erbracht werden konnte, daß auch der Geröllmergel von Lukasedt, der dem 
Geröllmergelschlier Traugs (1948) bzw. dem basalen Schlier von ABERER & BRAUMÜLLER 
(1949) entspricht, bereits schon dem Ottnangien angehört, andererseits aber auch nicht 
angezweifelt wird, daß die weiter im Hangenden folgenden Oncophoraschichten altersmäßig 
dem Ober-Ottnangien entsprechen, muß also der gesamte Komplex der Sand-Schotter- 
Gruppe ins Öttnangıen gestellt werden. Dies trifft sowohl für die Sandstein-Sandmergel- 
Folgen im Liegenden der Sand-Schotter-Gruppe zu als auch für die drei großen Konglomerat- 
abfolgen (Wachtberg-Steinbach-, Grub-Lauterbach- und Stießberg-Lielon-Thal-Schotter- 


40 


BEE 


zug), die jeweils durch Sequenzen von mergeligen Feinsanden voneinander getrennt sind. Mit 
der korrigierten stratigraphischen Einstufung der basalen Bereiche ins Ottnangien müssen 
nunmehr die Vöcklaschichten als zeitliches Äquivalent zu den Geröllmergeln oder auch der 
Sandstein-Sandmergelfazies angesehen werden (vgl. Abb.1). 

Auffälligste Elemente der Sand-Schotter-Gruppe sind sicherlich die mächtigen Schotter- 
züge, die nach Norden und Osten rasch an Mächtigkeit abnehmen und schließlich auskeilen. 
Während der älteste und zugleich alpennächste Schotterzug, das Wachtberg-Steinbach-Kon- 
glomerat (s. Abb.4), noch eine Mächtigkeit von 500 m aufweist, ohne daß intern noch Sand- 
oder Mergelbänke eingeschaltet sind, zeigt der Grub-Lauterbach-Zug nur noch eine Mächtig- 
keit von 300 m. Vermutlich sind jedoch in den 150 m mächtigen Feinsandlagen zwischen diesen 
beiden großen Schotterkomplexen noch weitere kleinere Schotterhorizonte enthalten, doch 
lassen die meist schlechten Aufschlußverhältnisse hier keine weiteren Aussagen zu. 

Im allgemeinen wenig deutliche Bankungen der Schotter beschreiben bereits ABERER & 
BRAUMÜLLER (1949) und führen diese auf den Wechsel von locker verkitteten und 
konglomeratisch gebundenen Lagen oder auf Unterschiede in den Geröllgrößen oder auf 
lagenweise stärkeres Hervortreten der sandigen Matrix zurück. Auch ım Aufschluß Steinbach, 
in welchem Schotter des Wachtbergzuges anstehen, konnten dererlei Bänderungen festgestellt 
werden. Die Geröllkomponenten sind gemeinhin gut gerundet, meist 2—4 cm im Durchmesser, 
teilweise aber auch weit darüber. Plattige und längliche Gerölle erscheinen eingeregelt; die 
Sortierung ist gewöhnlich ziemlich schlecht. Als Komponenten treten überwiegend Elemente 
einer Fernschüttung auf, die Han (1983) mit dem weiten Einzugsgebiet der „Ur-Salzach“ 


begründet. Komponenten der Nahschüttung (Cenoman, Flysch) finden sich nur in geringem 


x£ 


Abb. 4: Der Wachtbergschotter im Aufschluß Steinbach. Die wiederholt auftretenden, schräg einfallen- 
den, rostbraunen Bänderungen im Schotter zeigen im allgemeinen keinen erkennbaren Zusam- 


menhang mit etwaigen Korngrößenänderungen. 


41 


Maße; Ultrahelvetikum und Helvetikum sind nach Hacn (1983) überhaupt nicht nachgewie- 
sen. Der bei weitem größte Teil der Komponenten besteht aus Kristallingeröllen, insbesondere 
aus Quarzen und Quarziten. 

Die Fauna der Schotterkörper ist im allgemeinen sehr dürftig und beschränkt sıch im 
wesentlichen auf Austernschalen und Bryozoen, beides z. T. auf Geröllen aufgewachsen. 
Daneben finden sich Pectinidenbruchstücke, Balaniden- und Seeigelreste sowie die von 
ABERER & BRAUMULLER (1949) erwähnten spärlichen Foraminiferenfunde. 

Ausgesprochene Schillanreicherungen sind weder inder Literatur verzeichnet noch konnten 
solche bei eigenen Geländebegehungen beobachtet werden. Abgesehen von einem einzigen bei 
Traus (1948) verzeichneten, 1,2 m hohen „Austernriff“ mit Crassostrea gryphoides (SCHLOT- 
HEIM, 1813), das im Salzachprofil südlich von Stießberg innerhalb einer rund 50 m mächtigen 
Wechsellagerung von Schottern mit Sanden und Sandmergeln anstehen soll, handelt es sich 
durchwegs um vereinzelte und überaus spärliche Fossilfunde, oftmals auch in schlechtem 
Erhaltungszustand. Anreicherungen, wie man sie bei Sohlenpflastern in Rinnen oder bei 
Strandwallablagerungen erwarten könnte, existieren in den Sedimenten des Haupt- 
verbreitungsgebietes der Sand-Schotter-Gruppe nicht. 

Fazıell deutete Traug (1948) den Sandstein-Sandschlier ebenso wie die Geröllmergel von 
Lukasedt als Schelfablagerungen, veranschlagte aber mit 30-50 m Wassertiefe für den Sand- 
stein-Sandschlier etwas größere Tiefenverhältnisse als für den Geröllmergel. Aus dem Vorhan- 
densein von „Wellenfurchen“ schloß er auf eine grundberührende Wasserbewegung. Die 
Schotterabfolgen sah Traus (1948) als „Schuttkegel eines Flusses im jüngeren Schliermeer 
(Helvet)“ und forderte aufgrund eines angenommenen Geröllstrandes eine Litoralzone mit 
lebhafter Strömung, wobei die Sedimente also ın „unmittelbarer Küstennähe zwischen Ebbe- 
und Flutgrenze“ abgesetzt worden seien. 

Auch ABErer & BRAUMÜLLER (1949) sahen in der Sand-Schotter-Gruppe die Ablagerungen 
des nach Norden vorgetriebenen „Schwemmkegels“ eines aus den Alpen kommenden Flusses. 
Die Schotter stammten ihrer Meinung nach „zwar von einem südlichen Ufer, können aber 
trotzdem nicht als Sedimente der unmittelbaren Litoralzone angesprochen werden“. Daß eine 
ausgesprochene südliche Randfazies fehlt, ging nach ihrer Ansicht auf tektonische Umstände 
und „raumverzehrende Überschiebungen“ zurück. 

Spätere Bearbeiter der Sand-Schotter-Gruppe machten sich die Grundzüge dieser faziellen 
Deutungen zu eigen, so auch He£rest (1985). Ihr Ablagerungsschema der „Ur-Salzach“- 
Schüttung widerspricht jedoch jeder aktuogeologischen Erkenntnis. So gelangten nach ihrer 
Auffassung die Schotterkörper erst in den tieferen submarinen Deltabereichen zur Ablage- 
rung. Offenbar sah sie die Schotter nicht als Sedimente der deltaischen Dachschichten, und 
auch nicht als Strandkonglomerate, sondern ordnete sie einem Deltabereich zu, den man eher 
als Vorschüttungsschichten bezeichnen würde. 

Anders hingegen gingen ROFTZEL etal. (1991) angesichts der grobklastischen Sedimente der 
Sand-Schotter-Gruppe von einem proximalen Deltabereich des „Ur-Salzach-Fächers“ aus 
und betrachteten dieses während des Ottnangiens gegen Norden vorbauende Fan-Delta als 
„Haupteinspeisungspunkt für das Sedimentmaterial der Innviertler Gruppe“. 

Nun wäre - allerdings im Widerspruch zu sämtlichen früheren Bearbeitern - durchaus 
denkbar, daf die Schotter des Wachtbergs zwar ursprünglich fluviatil an die Küste verbracht 
wurden (dafür sprechen die Geröllkomponenten, die ein weites Einzugsgebiet widerspiegeln), 
letztlich aber auch turbiditisch verfrachtet und weitertransportiert wurden. Entsprechend 
wahrscheinlich ist natürlich, daß die enthaltenen Fossilreste mit umgelagert wurden und der 
tatsächliche Lebensraum keineswegs dem endgültigen Ablagerungsraum der Schotter ent- 
sprach, denn Anreicherungen in Form von Schillagen oder Pflastern, wie sie für das Intertidal 
und für subtidale Rinnen typisch sind, fehlen im Wachtbergschotter. Auch weitere Indizien für 


42 


proximale Deltabereiche und entsprechende Landnähe, wie eingeschwemmte Pflanzenreste 
(z.B. Treibholz, wie es aus den Ortenburger Schottern bei Passau bekannt ist) oder Landtiere 
fehlen. Dagegen fällt auf, daß in dem mächtigen Wachtbergschotter keine Sand- oder Mergel- 
linsen eingeschaltet sind, obwohl dies für fluviaul beeinflußte Ablagerungsbereiche doch 
eigentlich charakteristisch wäre. Stattdessen finden sich Schotterkörper, deren Komponenten 
relativ unsortiert vorliegen, ohne daß markante, durch Korngrößenänderungen bedingte 
Bankungen auszumachen sind. Leider fehlen aber auch die für Turbidite so typischen 
Gradierungen (normal oder invers). 

Die Gerölle als Abrasionsrelikte einer Steilküste mit den damit verbundenen Geröllstränden 
erklären zu wollen, ist schon aufgrund des weit überwiegenden Geröllanteiles aus der 
Fernschüttung auszuschließen. 

Bleibt noch die Möglichkeit, daß es sich bei den Konglomeratkomplexen um ältere, bereits 
vorhandene Schotter handelt, die erst im Laufe des Ottnangiens sekundär unter Meeres- 
bedeckung gerieten. Unter diesem Umstand müßste auch die Besiedlung durch marine Lebe- 
wesen des Öttnangiens erst sekundär stattgefunden haben. Doch auch hier spricht die Tatsache 
dagegen, daß die Fossilreste nur sehr vereinzelt vorhanden sind und keine ausgesprochenen 
Anhäufungen vorliegen, obwohl ja gerade Ostreen üblicherweise in Kolonien leben und 
dementsprechend individuenreich auftreten. 

Ganz allgemein stehen die Befunde aus der bislang als Deltaablagerung interpretierten Sand- 
Schotter-Gruppe in krassem Gegensatz zu den Beobachtungen im vergleichbaren oberbaye- 
rischen Nesselburgfächer („Ur-Lech“) zur Zeit der Unteren Brackwasser-Molasse (Egerien). 
Im Nesselburgfächer sind Konglomeratbänke auf die rein terrestrische Fazies beschränkt und 
zeigen typische Merkmale fluviatiler Sedimentationsräume, während die Küstenbildungen 
und die Sedimentationszyklen deutliche Züge eines deltaischen Environments aufweisen (vgl. 
BARTHELT, 1989). In diesem Zusammenhang sei nicht zuletzt auf eine charakteristische 
individuenreiche, aber artenarme Brackwasserfauna hingewiesen, die häufig und in oftmals 
beträchtlichen Schillanreicherungen zu finden ist. Bedeutendere Geröllanhäufungen im mari- 
nen Bereich kommen in der Unteren Brackwasser-Molasse dagegen nicht vor, doch zeigen 
beispielsweise die vollmarinen Sande der liegenden Bausteinschichten häufig Pflanzenreste - 
von Blattabdrücken bis hin zu feinstem Pflanzenhäcksel. All dies sind höchst auffällige 
Unterschiede zu den Sedimenten der Sand-Schotter-Gruppe, für die nichts dergleichen 
zutrifft. 

Insgesamt betrachtet und unter Würdigung der festgestellten Umstände ist also zu bemer- 
ken, daß die bisherige Deutung, nach der die Sand-Schotter-Gruppe zusammen mit den 
Schichten von Lukasedt primär abgelagerten, subtidalen Deltasedimenten entsprechen sollen, 
durchaus zweifelhaft ist. Obgleich keine markanten Charakteristika wie weit aushaltende 
Bänke oder Gradierungen festzustellen sind, sprechen die Sedimentausbildung, das Fehlen von 
Tempestiten und Schillen, die Beschaffenheit der Fauna nebst der Abwesenheit einer typisch 
individuenreichen Brackwasser-Fauna sowie die Absenz deutlicher festländischer Anzeichen 
(Blattreste, Landtiere) eher für landferne turbiditische Umlagerungsvorgänge als für proxima- 
le Deltabereiche. Wohlgemerkt soll nicht in Abrede gestellt werden, daß die Zufuhr der 
Gerölle der Sand-Schotter-Gruppe, die janach Hacn (1983) ein weites Einzugsgebiet wider- 
spiegeln, primär auf fluviatilen Transport und Absatz zurückzuführen sind, doch wird 
bestritten, daß so mächtige Schotteranreicherungen wie das Wachtbergkonglomerat erst in 
submarinen Deltabereichen zur Ablagerung gelangten und nicht wie üblich am Gefälleknick 
beim Austritt des Flußes aus dem Gebirge akkumuliert wurden. 

Hierfür sprechen auch Rezentvergleiche wie der mit dem Klang-Langat-Delta in der Straße 
von Malakka zwischen Malaysıa und Sumatra. Wie bei dem österreich-bayerischen Molasse- 
meer des Unter-Miozäns handelt es sich bei der Straße von Malakka um eine recht enge 


43 


Meeresverbindung mit starken küstenparallelen Strömungen, meso-bis makrotidalen Verhält- 
nissen und anhaltender Beckensubsidenz. Süßwasserzuflüsse aus dem nahen gebirgigen Hin- 
terland bauen das gezeitendominierte Klang-Langat-Delta auf, das jedoch trotz der 
Gebirgsnähe und der relativ kurzen Transportwege keine Gerölle oder Geröllbänke im 
direkten Strandbereich des Deltas aufweist. Vielmehr beschränken sich sämtliche 
Grobklastika auf Hangschuttmassen, also auf „alluvial fans“, in unmittelbarer Nähe des 
Vorgebirges (vgl. COLEMAN etal., 1970), während im Strand- und Küstenbereich ausschließlich 
Sand und Schlick sedimentiert werden; Gerölle gelangen also nicht unter Meerwassereinfluß. 
Unter Berücksichtigung solcher Rezentstudien kann die Besiedlung der Gerölle der Sand- 
Schotter-Gruppe durch Austern und Bryozoen erst bei der fortschreitenden Transgression des 
Molassemeeres im Unter-Ottnangien erfolgt sein, als schließlich ehedem landeinwärts gelege- 
ne Schotterhorizonte überflutet wurden. Angesichts der Tatsache, daß in den Schottern, z. B. 
des Wachtbergkonglomerates, Austern jedoch nur sehr selten und vereinzelt auftreten und die 
typischen Austernbänke und -schille fehlen, muß von weiteren Umlagerungsvorgängen 
ausgegangen werden, die die Durchmischung der Schotter mit den infolgedessen spärlichen 
Austernresten und Pectenbruchstücken bewirkt haben müssen. Hier ist natürlich in erster 
Linie an turbiditische Ereignisse zu denken, wobei die Gerölle als Füllungen der Zufuhrrinnen 
des oberen Turbiditfächers anzusehen wären. Im Einklang mit den stratigraphischen Ergeb- 
nissen, nach denen auch schon die basalen Schichten von Lukasedt dem Ottnangien angehören 
und demnach der gesamte Sand-Schotter-Komplex ebenfalls ins Ottnangien zu stellen ist und 
unter Berücksichtigung der fazıellen Besonderheiten, dürften zumindest noch im Unter- 
Ottnangıen Oberösterreichs turbiditische Sedimentationsgeschehen angedauert haben. 


Schriftenverzeichnis 


ABERER, F. (1958): Die Molassezone im westlichen Oberösterreich und in Salzburg. - Mitt. Geol. Ges. 
Wien, 50 (1957): 23-94, I geol.Kt.; Wien. 

ABERER, F. (1960): Das Miozän der westlichen Molassezone Österreichs mit besonderer Berücksichtigung 
der Untergrenze und seiner Gliederung. - Mitt. Geol. Ges. Wien, 52 (1959): 7-16, 1 Abb., 1 Beil.; 
Wien. 

ABERER, F.& BRAUMULLER, E. (1949): Die miozäne Molasse am Alpennordrand ım Oichten- und Mattigtal 
nördlich Salzburg. - Jb. Geol. B.-A., 92 (1947; 3-4): 129-145, 2 Abb., 1 Taf.; Wien. 

ANDERSON, H.-J. (1959): Die Muschelfauna des nordwestdeutschen Untermiozän. - Palaeontographica, 
A 113 (4-6): 61-179, 9 Abb., 2 Tab., 6 Tat.; Stuttgart. 

BARTHELT, D. (1989): Faziesanalyse und Untersuchung der Sedimentationsmechanismen in der Unteren 
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45 


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De u je ©, 


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Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. | 34 47-108 München, 15. 12. 1994 


Die Kirchberger Typusschichten an der Iller 
(Untermiozän, Vorlandmolasse Württembergs) 
und ihre stratigraphisch-paläogeographischen Beziehungen 


Von Hans Karı ZÖBELEIN, München® 
Mit 7 Abbildungen und 5 Tabellen 


Kurzfassung 


Als Faziostratotypus der Kirchberger Schichten wird dıe Kranz’sche brackische Schicht- 
folge an der Iller (1904) einschließlich der Bithynien-Schichten bevorzugt. Das von Osten 
kommende Brackwasser hat die Oncophora-Schichten Ostniederbayerns und die Kirchberger 
Schichten in der Graupensandrinne und danach im südlichen Vorland von der Salzach bis 
zum Bodensee abgesetzt. Beide sind Obere Brackwassermolasse, Oberottnang (MN 4b). 
Gleichen Alters ist die Säugetierfundstelle Langenau I NE Ulm, wogegen die Säuger in der 
Oberen Süßßwassermolasse über den Oncophora-Schichten (ZIEGLER & FAHLBUSCH) dem 
Karpat angehören. Es wird (wie 1995) begründet, warum der Begriff „Süßbrack wasser- 
molasse“ entfällt. Die Graupensandrinne des Oberottnang ist ein Produkt des Graupensand- 
flusses. Seine Sedimente reichen von Regensburg über Bern (Schweiz) bis gegen das Rhone- 
gebiet (Zöbelein 1995). Es bleibt ein Problem, daß sich nach der Literatur östlich der Salzach 


Oncophora-Schichten, westlich davon aber Kirchberger Schichten gegenüberstehen. 


Abstract 


The definition of the brackish Kirchberg beds, including the Bithynia bed, of the Iller 
according to Kranz (1904) is the preferred facıes-stratotype. The brackwater, which came 
from the east, deposited the Oncophora beds of eastern lower Bavaria and the Kirchberg beds 
inthe Graupensandrinne (channel of grits) and later on in the southern depression, between the 
Salzach rıver and the Lake Constance. They form the Upper Brackwassermolasse series, Upper 
Ottnangıan (MN 4b). Of the same age ıs the mammal occurrence of Langenau 1, northeast of 
Ulm, where as the mammals in the Upper Süßwassermolasse above the Oncophora beds 
(ZIEGLER & FAHLBUSCH) are of Carpatian age. Arguments will be given (as in 1995) why the 
term „Süßbrackwassermolasse“ should not be used. The Graupensandrinne of Upper 
Ottnangıan isaproduct ofthe Graupensandriver. Its deposits extend from Regensburg to Bern 
(Switzerland) and into the Rhone area (ZÖBELEIN 1995). The problem remains, that according 
to the literature the Oncophora beds of the eastern side of the Salzach are directly opposite to 
the Kirchberg beds of the westside. 


® Dr. Hans KARL ZÖBELEIN, Arnpeckstraße 10, 81545 München 


47 


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VIORWOHE ernst nhesnaneneennsneree nennen nr nee TR te ee 


Die Kirehberger Schichten 


Bisherige ae im n Illerprofil EsER, SANDBE RGER, GUMBEL, OÖ. FRAAS 


(Tab. 1), Kranz (Abb. 1 und 2), Moos, KIDERLEN, STRAUB, SCHLICKUM, STRAUCH, 


GROSCHOPF, REICHENBACHER und andere ..........uu...u000nesusssnenesnseenenensenanenennennenennnene 
Vertikale Begrenzung, Begriff und Mächtigkeit der Kirchberger Schichten ........ 
Diellüntersrenzerneneeeeee een 
DietObergtenzein.senseseessseereseneser sonen een ern ee 
Der Begriff „Kirchberger Schichten“ 
Mächtigkeit der Kirchberger und Grimmelfinger Schichten in der 

GraupensandtinrieNschsrzenssaseeonneennenne nennen re ee 


Bemerkungen zu" lab. 2 und 3%en....nuunessenseossezrnestoesasehernusgrerkerkeensronetnnsnstnsenesunsensnngenen 
Zu Tab. 2: Abgrenzung von Silvana-/Bithynien-Schichten ...........ee 
Zullab. 32 TaxonomierderMollusken ne ee 
Weitere Aussagen von SCHLICKUM, STRAUCH und REICHENBACHER zu den 
Kirchberger Schichteninebst Diskussionen unsern 
Zur stratigraphischen Nomenklatur der Autoren ............sessesseseneenne 
Weitere Aussagen SCHEICKUMIStseareargerssnnneansensenenn sort ee eeene aneree 
Zusammenfassung von „Congerien- und Cardienhorizont“ „ee 
SCHEICRUM?S, KTItilK%:.e:2022282r0serssessetrenesnassssestenerssesesesrpenensehsteeskesresssegesnzenseteer nennen 
Die Nematurellenarten und der Nematurellenhorizont SCHLICKUM’S aneensenseennennn- 
Zu’Salinitäten ın den Kirchberger Typusschichten .......us.....22u020000220220n0ensnnernsenene 
Weitere Aussagen STRAUCH’S zuscsessnensneonenenernenennene 


Weitere Aussagen REICHENBACHER’S 
Blleemeinesse nase ee 
Schichtgliederung (Tab. 4) und Bemerkungen .........naenneeee 
Zur Verteilung der Fische und Bee ehren im Illerprofil (Tab. 5) a 
Zu REICHENBACHER’s Tab. 3 (1989: 144-145): Vorkommen und Häufigkeit der 

Makro- und" Mikrofossilien ....esseercserasnssnteensensansnnesensnzeenäunsereenkersensesgerneepesnenereenssnennen 
„Palökologie“. „Ablagerungsmilieu der Horizonte I bis 8 an der Iller 
„Stratigraphie u. Paläogeographie der Kirchberger Schichten“ 
Wahl des Typusprofils der Kirchberger Schichten ....................... 
Verbreitung der Oncophora-Schichten und der Kirchberger Schichten Be 
Oneophora-Schichten®... nude. ee rnarnnnnestegsesrernesrnade ee 
Kirehberger-Schichten. sea ernst 
in der Graupensandrinne .. 
außerhalbider Graupensandrinneisensesnssnsssressnnssnssensannsosnsenssengssnnsoneennstensensseneeranenennen 


Entstehung der eigentlichen Graupensandrinne u. Tektonik ..........eee 
Literaturangaben (Abb. 3) 
Diskussion. lAbD-A)seeeraessaeneenenee 

Herkunft des Brackwassers und Baladscst: Ai KR EREBEFRRR RER 
Literatusangabent (Abba 53 6)leanenesneeeseernarereene nee eemeteneenenee euere nennen 
Diskussionen ee u 
Alter der Oberen Brackwassermolasse (OBrM) ..uuneesssesesessasssnnnnenssenenenenanannnnnnnnnen 
Titeracurangabene....e.mnssesteresstseesraenge enge tlaneretetegee eeesaeherssnsgdessensensesrededen ae 
Diskussion 


Altersbeziehungen zwischen Oncophora-Schichten und Kirchberger Schichten 


Literaturangabent.:..uneseeeeneessaseeestersnsehsresemessassesonesnegnssnerentensenssnstheenaheseefeenennieese tet 
Biskussiont(AbDa Zr 
Erganzende/Bemerkungentesnectsreseresssnssonssensrensensnressmesreustestsreseenenereuerknereäsrensepaaen 
Zusammenfassung .... 


56 


78 


81 


A. Vorwort 
Kürzel 
OSM = Obere Süßwassermolasse 
OBrM = Obere Brackwassermolasse (auch BM, BWM einiger Autoren). 
(OBM = Obere Bunte Molasse) 


UBrM = Untere Brackwassermolasse (UBM = Untere Bunte Molasse, 
etwa ın den Bohrungen Scherstetten 


und Freising) 


SBM = Süßbrackwassermolasse (entfällt; ZÖBELEIN 1995: Kap. H. 3) 


Danksagung 


Herrn Dr. E.-Dieter MÜLLER, Freising/München, bin ich für wertvolle Auskünfte, insbe- 
sondere für die Erstellung der vorliegenden Abb. 4 (S. 85) mit Erläuterungen zu Dank 
verpflichtet. Herrn Dipl.-Geol. E. Rırger danke ich für einen Gedankenaustausch zum 
Problem der Oncophora-Schichten/Kirchberger Schichten beiderseits der Salzach, Herrn Dr. 
R. SCHERREIKS für die Durchsicht des Abstract und Herrn K. Dossow für die Reinzeichnung 
der Abbildungen und Tabellen. 


Literaturangaben 


Die als ZÖBELEIn (1995) zitierte Abhandlung wird in Zitteliana 21, München erscheinen. Sie 
war als Jh. 35, 1993 des Geol. Landesamts Baden-Württemberg vorgesehen. Wegen der 
verlangten Umstellung meines seit 1939/1940 gebräuchlichen Gliederungssystems auf das 
wenigerübersichtliche Dezimalsystem und wegen Differenzen hinsichtlich der Zitate habe ich 
mein Manuskript vom Mai 1992 im Oktober 1994 zurückgezogen. Herrn PD. Dr. D. H. 
STORCH, Freiburg, danke ich für die leider vergeblichen Vorarbeiten. 

Ich folge den „Anweisungen für die Verfasser“ (R. RICHTER 1948: 58, in „Einführung in die 
zoologische Nomenklatur“ etc.) und zitiere Seitenzahlen; bei mehreren Autoren setze ich wie 
empfohlen „&“ statt „und“ (vgl. ZöBELEın 1958; 1991: 131; 1995: Vorwort). 


B. Die Kirchberger Schichten 


SANDBERGER hat (1874: 552) den Namen „Kirchberger Schichten“ „nach den am längsten 
bekannten und reichsten Fundstellen für Fossilien bei Ober- und Unterkirchberg an der Iller“ 


geprägt. 


B.l. Erstreckung des Tertiärs an der Iller 

Kranz (1904: 483 Fig. 1,552 Fig. 4) und REICHENBACHER (1989: 138 Abb. 1) begrenzen die 
5 km lang aufgeschlossene Tertiärfolge am Westufer der unteren Iller (dem Grenzfluß 
zwischen Württembergisch- und Bayerisch-Schwaben) zwischen Ober- und Unterkirchberg, 
jetzt Illerkirchberg (rund 11 bis 6 km SSE Ulm). Strauch skizziert (1973: 254 Abb. 3) die 
Verbreitung der „Kirchberger Schichten“ und erklärt sie (: 253-255) zum „Faziostratotypus“. 


49 


Tabelle 1. Profil vom Illerufer bei Kirchberg nach ©. Fraas (aus EnGer 1896: 386; links mit Schicht-Nrn. 


von Kranz (1904: 501, 529-531). 


I. Profilvom Illerufer bei Kirchberg nach OÖ. Fraas (von oben nach unten): 
Waldbewachsener Abhang aus petrefactenleeren Geröllen und Lehm. 


1. harte graue Kalkbank: Hydrobia acuta, Paludina tentaculata. 


0,23 m | 2. schmierige dunkle 'Thone mit denselben Petrefacten. 


0,12 m| 3. lichte Kalkınergelbänke mit Paludinendeckeln. 


E 10,57 m | 4. leere plastische Thone, hie und da Nester von Paludinendeckeln. 
ee re re 
Sr en 5. magere graue Thone mit Millionen von Paludinendeckeln, die 
RZ 0 durchgehende Lager bilden, Chara-Samen und lischgräte. 
5 

= ceulata. 

S nn 
3 1,15m 7. dunkle magere Thone mit Fischresten (Cottus), nach unten 


wohlerhaltene, noch bebünderte Neritinen, Schilf etc. 


8. sehr harte lichte Kalkbank mit Anodonta im Liegeniden. 


Fisch- und Hydrobienschichten, 


046m| * dunkle, grünlichgefärbte Fischthione (Clupea, Cottus, Cy- 


J 1m | ® hefende Lager Diken; Char Samen un Pacht s 
0.32 “| 6. lichte Kalkmergelbänke mit Anodonta und Paludina tenta- 
‚ prinus, Gobius, Smerdis und Ithombus), 


N s [0,06 m | 10. Sandconglomerat mit Anodonta, Dreissena und Cardium. 
2 |b,1am| 11. Dinugraue feste Dreissenenban. 0000 
S7 0,06 m | 12. gelbe sandige Dreissenenbank. er 
R- O,14m | 13. leere gelbe Sande. 

ö E 0,29 m | 14. gelbe Sande mit Dreissena, Anodonta und Cardium. 

BE S O,14m| 15. Cardium-Sande mit Melanopsis und Neritina. 

ss 0,05 m | 16. braune kohlige Schichten aus Schilf und Gräsern mit Anodonten. 
Se EST 
ao [0 17m| 18, ‘Wrümmersand von Cardium, Dreissena und Melanopsis. 


s [172m | 19. braungelbe Sande mit Blättern von Quercus, Acer, Salix etc. 
Ale 0,17 m| 20. gelbe feine Sande mit Paludina varicosa. 
Oberei| 12 an manner Eee EEE en Sn oe 
Sete E 0,86 m | 21. gelbe feine Sande mit vereinzelten Paludinen. 


0,40 m | 22. Paludinenbank. 


10,57 m | 23. gelbe feine Sande mit vereinzelten Paludinen. 
10,23 m| 24. Paludinenbank. 
3,44 m| 25. Paludinensande. 


26. Paludinensandstein, kalkreich, mit \Virbelthierresten, 

Iinochen und Schildern riesiger Schildkröten, prachtvoll in 

0,57 m schwarzem Schmelz glünzenıden Zälmen v. Ithinoceros incisivus, 
Anchitherium Aurelianense, Cervus furcatus, seltener Fleisch- 

| fressern und Crocodilen, nebst einem vereinzelten Haifischzalın. 


Paludinenschichten, zus. 


| Illernivean. 


50 


B.II. Bisherige Gliederungen im Illerprofil 


Die Aussagen von SCHLICKUM, STRAUCH und REICHENBACHER werden in Kap. V noch ım 
einzelnen dargelegt und diskutiert. 

Eser hat erstmals (1848: 266) die Schichtfolge und zum Teil ihre Fossilien bei Unter- und 
Oberkirchberg dargestellt, Kreın (1846 usw.) Mollusken daraus publiziert. Entgegen STRAUCH 
(1973: 253) waren die Kirchberger Schichten also nichterst durch Kraus (1852), der Mollusken 
aus Eser’s Funden bearbeitet hat, „ın der Literatur verankert.“ Weitere Bearbeiter von 
Fossilien nennt REICHENBACHER (1989: 138) '). 

©. Fraas bringt (1866: 11-12) einen Überblick über die „Brackwassergebilde“ u. a. bei 
Oberkirchberg. SANDBERGER gliedert (1874: 360, 552-553) unter Berücksichtigung älterer 
Autoren die Kirchberger Schichten an der Iller, aufdem (westlichen) Hochsträß, bei Hüttisheim 
und bei Jungholz/Leipheim in eine „untere, vorzugsweise durch Cardien (...), eine mittlere 
durch Dreissenien (...) und in eine obere durch Hydrobien (H. semicostata) bezeichnete 
Zone.“?). Unter den „Binnen-Mollusken der Kirchberger Schichten“ nennt er (: 553) unter 
Bezug auf Eser’s Profil von Unterkirchberg (s. unsere Tab. 5: 72) bei Nr. 3 u.a. „Planorbis, 
Limneus“ (= Kranz Nr.11) und (: 562) „Planorben, Limneen“ als Conchylien der Kirchberger 
Schichten“. Liegendes der Cardien-Schichten (:555) sind „Sandschiefer“, die „wie bei Kirchberg 
an einer Flußmündung niedergeschlagene Schichten zu sein“ scheinen. Die Brack- 
wasserbildungen werden „von der oberen Süßwassermolasse (bzw. dem Kalkstein mit Helix 
sylvana)“ überlagert (: 564, 360-362). Von O. FrAAs stammt eın Profil vom Illerufer beı 
Kirchberg. 

Zum Paludinensandstein (Fraas Nr. 26) siehe B.IIl.1. 

Kranz gibt (1904: 500-502) Teile der Profile von Eser (1848) und GümßEL wieder, bespricht 
jenes von ©. Fraas und bezieht die „Schichten“ auf solche in seinem „Zusammenfassende(n) 
Profil der Kirchberger Schichten“ (529-531). Er hat (s. unsere Abb. 1) das Tertiär des Iller- 
Westufers von S nach N in 10 Profilen aufgenommen (A,-G, dazu D,) 

Kranz führt in seinem „Zusammenfassenden Profil der Kirchberger-Schichten“ (1904: 529- 
531) die gesamte, unter dem Diluvium aufgeschlossene tertiäre Schichtfolge als „Kirchberger 
Schichten“ an. Dazu zählt er also auch die Silvana-Schichten (Nrn. 4+5A) und ihr Hangendes 
(Nrn. 1-3)°). Bei Günzburg stellt er die Tertiärfolge im „Profil der Günzburger Schichten“ dar 
(533-536) und beschreibt das Tertiär auch im „Profil am westlichen Hochsträß“ (: 533-539). 
Er bemerkt (: 484'): „Die Profile werden sämmtlich [orographisch] von oben nach unten 
angegeben und erhalten durchweg gleiche Numerierung der äquivalenten Schichten. Maaße in 
Meter“. Die Schichten werden in seinen Profilen mit arabischen Ziffern (s. unsere Tab. 2 und 
3), in seinen Figuren 4 und 2 (= unsere Abb. 1 und 2) in römischen Ziffern durchnumeriert. Im 
Zusammenfassenden Profil der Kirchberger Schichten bezeichnet er mit „5.A“ die tieferen 
Silvana-Schichten, mit „5.B.“ die höheren Bithynien-Schichten. Die Kranz’schen Schichten 
bestehen teils aus mehreren Untereinheiten, z.B. in Profil C (: 490) die Schicht Nr. 5 aus 
14 Lagen, wovon er 5 (5a-5e) den Silvana-Schichten und 9 (5f-50) den Bithynien-Schichten 
zuteilt. In Profil D (: 493) bestehen die Schichten 18 und 20 aus jeweils 5 Lagen. Kranz faßt 
seine Schichten zu namentlichen benannten Schichtgruppen zusammen, die er (: 531) als 
„Schichtkomplexe“ (=Schichtgruppen, Schichtpakete) erklärt. Sie werden in unseren Tabellen 


1) Leider werden in dieser Veröffentlichung (mit Ausnahme auf $. 156) keine Seitenzahlen zitiert. 

2) Ich schreibe auch SANDBERGER’s Gattungs- und Artnamen kursiv. 

3) Die Schichten 1-3 sind in den Illerprofilen A, A ,B und G erschlossen und fossilleer. In Profil C führt 
nur die Schicht Nr. 3, ein „Graubrauner Ton“ u. a. Planorbarius, Radix cf. dilatata, Unio und 
Fischschuppen. (C3 gehört vermutlich zu den Silvana-Schichten Nr. 4.) 


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480 ü.M. 1 Marine Schichten XXM 480 
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Graphische Darstellung derSchichten — “Iri.m. 
Aı- G: geolog. Pofilaufnamen. Drerssenenschichten. 


Abb. I Profile der Kirchberger Schichten (= Kranz 1904: 532, Fig. 4) 


l und 2 in heutiger Schreibweise wiedergegeben. Laut Kranz (: 531) sind „Die einzelnen 
Schichtkomplexe ... fast nirgends scharf abgegrenzt. Man kann daher ihre Grenzen ebensogut 
etwas höher oder tiefer legen. Ich habe die Einteilung lediglich nach dem Vorherrschen der 
betreffenden Fossilien versucht.“ Weiteres zu Kranz’ Gliederung des Illerprofils siehe Kap. 
B. II. 1-3, IV. 

Moos (1925: 224-227) erkennt die Grimmelfinger Schichten bis zu ıhrem südwestlichen 
Ende bei Riedern am Sand (SW-Baden) als Flußsande in der Graupensandrinne. Er führt sie, 


” 


Ansıichtsskiz, 


0 
PS TAILLTZLLLD 


LL/LLLLL 
EHER V. 


Y. 
Mit Waldboden —— 
> "bedeckt 


L.-XI.:Wur7ern der Schichten. Sandgrube 


77R Verschieden= Mergel und 
farbiger Thon Be Kalkstein 


früheren irrigen Angaben folgend, auf eine SW-NE-Schüttung von den Schweizer Alpen 
zurück. Er betont (: 227 ff.) die Eigenständigkeit der überlagernden Kirchberger Schichten und 
deren Charakter und Verbreitung, auch im Ulmer Bezirk (: 233) °). 

KiDErLen beweist (1931: 293 ff., 303) die Herkunft der Grimmelfinger Graupensande 
von NE und bestätigt (: 289, 303) die Graupensandrinne als Flußrinne, allerdings nur bis 
Schaffhausen, wo sie ın das Helvet-Meer münden soll. Auf die Kranz’sche Gliederung der 
Kirchberger Schichten geht er (: 308 ff.) nicht näher ein. Er ordnet über der Leitschicht 
„Muschelagglomeratbank“ die Fischschichten ein, die mit den Muschelagglomeraten“ die 
„Congerienschichten“ bilden, welche die Kirchberger Schichten darstellen. Hangendes der 
Congerienschichten = Kirchberger Schichten sind die „Bythinien- und Hydrobienschichten 
(= Übergangsschichten)“ der OSM. Liegendes der Muschelagglomerate sind die „Zwischen- 
sande“ und darunter die „Suevicus-Sande“ und die „Graupensande“, die zusammen die „Gr. 
Sch.“ [Grimmelfinger Schichten] bilden. Andererseits nennt er (: 311) als „Die normale 
Kirchberger Schichtfolge: Fluviatile Sande -— Muschelagglomeratbank - Fischschichten 
Übergangsschichten“. Zufolge seiner Fassung auf $. 316 folgen über Grimmelfinger Schichten 
„Fluviatile Szevicus-Sande“, darüber „Sandige Muschelagglomeratstufe (mitZwischensanden) 
Congerien und Cardien“, überlagert von „Fischschichten“, worauf „Übergangsschichten“ 
folgen. 

Bei Straug (1952: Taf. 4, 454-459) stehen die fluviatilen, Ostracoden-freien „Grimmelfinger 
Schichten (einschließlich Suevicus-Sande)“ außerhalb seiner bearbeiteten Schichtfolge. Er 
gliedert diese in „Brackwasser-M.“ mit „Zwischen-Sande(n)“ und „Congerien-Sch.“ sowie 
„O.S.M.“ mit „Übergangs-Sch. und „Sylvana-Sch.“. Seine „Kirchberger Schichten“ enden mit 
der Obergrenze der „Übergangs-Sch.“. Strauß verweist bei seinen Proben auf Kranz’sche 
Schichtnummern ın dessen Profilen A und G. LEMCKE & a. (1953: 35) bezeichnen die 
Kirchberger Schichten als „Liegendes der Bythinien-Schichten“. Letztere sind (: 31) „im 
klassischen Gebiet der Kirchberger Schichten südlich Ulm für die Übergangszone zwischen 
(der) vollbrackischen Schichtenfolge und der vollständig ausgesüßten OSM charakteristisch 
(Übergangs- oder Bythinienschichten)“. ErB & KiDeErLen (1955: 33 ff.) behandeln den Anteil 
Baden-Württembergs in den Erläuterungen zur Molassekarte, dort auch die Graupensand- 
rınne und ihre Füllung. Bezüglich der Kirchberger Typusschichten an der Iller bemerken sie 
u.a. (: 37): „Eine Süßwasserkalkbank mit Hydrobien, Lymnaeen und Bulimus leitet in die 
Sandmergel und Kalkserie der Oberen Süßwasser-M. über ...“ °). 

SCHLICKUM verwendet (1963: 8), teils modernisiert, die Kranz’schen Namen für die Schicht- 
komplexe, bezeichnet diese (: 1,8) aber als „Horizonte“. Unter der Signatur „a)“ faßt er dessen 
Schichtpakete 19+ 21 unter „b)“ 18 +20 zusammen und setzt „c)“ für dessen Nrn. 14-17, „d)“ 
für 9-13, „e)“ für 5B-8 und „f)“ für 4-5A. Kranz’ Hydrobien-Schichten (Nrn. 9-13) nennt er 
Nematurellen-Horizont (vgl. unsere Tab. 3). Er erklärt (1963: 7), daß mit dem Bithynienhorizont 
„bereits eine völlige Aussüßung eingetreten“ ist, dagegen (1974:524), daß es sich „auch bei dem 
Nematurellen- und Bithynienhorizont um Brackwasserbildungen handelt.“ Weiteres siche 
Kap. 5.V.2. 


4) Man lese den Nachruf auf A. Moos von A. BEnTz (1948). 

5) Mit „Bulimus“ wird Bulimus dunkeri (Gupe) oder Bulimus glabrus glabrus (ZIETEN) gemeint sein (vgl. 
WEnZz 1928: 2236, 2239 u. 2260).- Kranz bezeichnet seine Schicht A 6 bis G 6 als Kalk. Er führt dıe 
in unserer Tab. 3 genannten Mollusken der Bithynien-Schichten. Rüntr betrachtet (1896: 387) diese 
Schicht mit Hydrobia, „die oft in harten Steinmergel übergeht“, „als die oberste Ablagerung der 
Kirchbergerschichten“, womit ich nun übereinstimme (: XXX). Auch JErZ & a. (1975: 105) verweisen 
auf eine „Süßwasserkalkbank (u.a. mit Bithynia, Hydrobıa)“, die vielfach als Grenze gegen die OSM 
im Hangenden gezogen werden kann (wobei Hydrobia noch schwach brackisches Wasser anzeigt). 


59 


GROSCHOPF bezieht (1972: 26-28) das „Profil Illerabhang bei Unterkirchberg, beim Bau der 
Wasserleitung 1951“ auf die Schichtfolge im Kranz’schen Zusammenfassenden Profil (1904: 
529-531). 

Strauch folgt (1973: 253-255) bei seiner Gliederung des Faziostratotypus: Unter- und 
Oberkirchberg °) der Gliederung SCHLIickum’s (1963: 8), wobei er dessen Horizonte a) - e) 
durch seine Horizonte 1-5 ersetzt, f), die Silvana-Schichten, also wegläßt und sie (: 255) zur 
OSM stellt. Weiteres s. Kap. B.V. 3. 

Für WERNER (1975: 57) ist die Obergrenze der Kirchberger Schichten identisch mit der 
Untergrenze der OSM. Bei Kirchberg zieht er jedoch die Obergrenze der Kirchberger 
Schichten unter Bezug auf KiDErLen (1931: 309, 316) zwischen den Congerienschichten und 
den Übergangsschichten. 

Laut Marrını (1983: 14) ist die Fischfauna von Langenau | (10 km NE Ulm) am besten mit 
jener von Ivan£ıce (Eibenschitz) in Mähren zu vergleichen, die er evtl. für etwas jünger hält. 
„Die Kirchberger Fischhorizonte (vgl.: B.V.4.c.) mit jenen von Langenau zu vergleichen, 
erscheint nach dem derzeitigen Stand zu gewagt“ (: 15). Langenau, Unter- und Oberkirchberg 
und Ivan£ice hält er für anscheinend lokale Entwicklungen. 

REICHENBACHER bringt (1989: 139-140) eine Übersicht über frühere Bearbeitungen von 
Kirchberger Schichten. Sie zeichnet an der Iller von N nach S (1989: 139 Abb. 2) 27 bearbeitete 
Fundpunkte und dazu 4 Nebenfundpunkte (5c, 9b-9d). Die Unterteilung der Schichtfolge 
(1989: 140 Tab. 2, 141 ff; s. 1988: 3 Tab 1) ın 8 „Horizonte“ (wobei Horizont 3 ın 3 Unter- 
horizonte unterteilt ist) gibt unsere Tabelle 4 (:69) wieder. Dort und in unserer Tab. 3 (:60) sind 
die unterschiedlichen Abgrenzungen der Kranz’schen Schichtkomplexe und der „Horizonte“ 
REICHENBACHER’s dargestellt. Ihre Fossillisten über die Fischfauna (1988: 34) und die Makro- 
und Mikrofossilien (1989: 144-145) geben nicht nur, wie die Titel der Publikationen besagen, 
die Funde „an der Typuslokalität Illerkirchberg bei Ulm“, sondern insgesamt auch jene der 
Aufschlüsse in Steinberg, Staig, Hüttisheim und Jungholz bei Leipheim wieder (s. 1988:2 Abb. 
Il wıe 1989: 138 Abb. 1). 1989 (: 135 wie 1988: 1): „ Für die Horizonte 2, 3 und 6 wird anhand 
der Fisch-Gemeinschaft eine Meeresverbindung zur zentralen Paratethys [in Ivancıce/Eiben- 
schütz, Südmähren] während der Ottnang-Stufe nachgewiesen“, wie auch (1988: 37) eine 
Verbindung zum Vorkommen von Langenau bei Ulm (Marrını 1983) besteht. 


B.III. Vertikale Begrenzung, Begriff und Mächtigkeit der Kirchberger Schichten 

Unter „Kirchberger Schichten“ verstehen die in Kap. B.II genannten Autoren Verschiedenes. 
Die Begrenzung und Gliederungen durch SCHLICKUM (1963), STRAUCH (1972) und 
REICHENBACHER (1989) werden ın Kap. B.V näher behandelt. Zum folgenden siehe 
Abb. 1 und 2 (: 52) sowie die Bemerkungen zu Tab. 2 und 3 (Kap. B.IV). 


B.IIl.1. Die Untergrenze 


Die Flußsande (Nr. 19) sind fossilleere Ablagerungen eines von S über eine Landfläche 
kommenden und in die Graupensandrinne mündenden Flusses. Nordwärts gehen sie in die 
Paludinen-Schichten (Nr. (21) einer sumpfigen Flußmündung (SANDBERGER 1874: 555) und in 
die brackischen Cardien-Schichten (Nr. 20) über. Die Paludinen-Schichten wurden bisher mit 
7 Namen belegt (ZÖBELEIN 1995: Vorwort). Zwar sind die Gattung Paludina und ihre Arten 
nach Wenz (1930: 3178) durchwegs Synonyma, was aber die Beibehaltung der „Paludinen- 
Schichten“ in der Stratigraphie nicht zu stören bräuchte. Weil aber KıDErLEn (1931: 309) dafür 


6) Dieser liegt nicht, wie die Redaktion irrtümlich hinzugesetzt hat, in „Oberbayern“, sondern in 
Württemberg (s. SCHLICKUM 1976: 94). 


54 


bereits den Begriff Suevicns-Schichten (von Viviparus suevicus) eingeführt hatte und WENZ 
(F. ©.: 2392 f.) neben dieser Art zahlreiche Viviparus-Arten aufführt (F. C.: 2410 ff.), wird 
KiperLen’s Benennung beibehalten ’). Paludinensande und z.T. Paludinensandstein über dem 
tiefen Illerniveau erwähnen Es£r (1848: 267) bei Oberkirchberg, ©. Fraas (unsere Tab. 1: 50), 
Kranz (1904: 502, 528, 531 Nrn. 22 und 23) und (: 538-539) am westlichen Hochsträß, EnGti 
(1898: 384, 385, 388; 1908: 527-529, 536, 538) und REICHENBACHER (1988: 31; dort weitere 
Autoren). Über die Herkunft der Säuger- und Reptilienfunde im Paludinen-Sandstein (Schicht 
Nr. 22 in Kranz und unserer Tab. 3) gibt es laut REICHENBACHER ın der Literatur keine 
genaueren Angaben. Ihre Erwägung, die Schicht mit der Säugerfundstelle Langenau I 
(s. unsere $. 96) zu parallelisieren, kann wegen deren Lage im Endbereich der OBrM (hohes 
Oberottnang) nicht zutreffen. Die Autorin berichtet vom Aushub eines Baggersees Freuden- 
berg bei Senden (3 km ENE Oberkirchberg), worin sich Viviparus suevicus, Brotia escheri, 
Cardien und Congerien der Kirchberger Schichten und außerdem „zahlreiche Haifischzähne, 
einige Sparoiden-Mahlzähne und große Säugerknochen“ fanden. Die letztere Gruppe spricht 
„für eine Herkunft der Funde aus den Grimmelfinger Schichten.“ Eine Beschreibung der 
Lagerungsverhältnisse lag für dieses Aushub-Material nicht vor. 


Diskussion zu Kranz’ Schichten Nr. 22 und 23 


Aus dem Paludinen-Sandstein erwähnt Kranz (1904: 531 Nr. 22) unter Auswertung von 
Fraas (unsere Tab. I Nr. 26) keine Paludinen. Das spricht für eine Herkunft der Haifischzähne, 
Säuger- und Reptilreste aus den Grimmelfinger Schichten. Da diese fluviatilen Sedimente aber 
arm oder frei von eigenen tierischen Bewohnern sind (Moos 1925: 216), isteine Einschwemmung 
der genannten Fossilien, auch wegen ihrer Mischung, anzunehmen. Auf entsprechende Er- 
scheinungen wurde in ZÖBELEIN (1955: Kap. K) verwiesen. Kranz bezeichnet (1904: 539 Nr: 
22) die tiefsten Kirchberger Schichten am westlichen Hochsträß als „Untere Cardienschichten“ 
mit brackischen Mollusken, „welche hier die Kirchberger Paludinenschichten ersetzen.“ Im 
Illerprofil weist Schicht 22 aber keinerlei Hinweise auf Brackwasserfossilien auf. Außerdem 
liegt zwischen den Grimmelfinger Graupensanden und den Kirchberger bzw. Oncophora- 
Schichten der westlichen und östlicheren Vorlandmolasse eine Schichtlücke (ZÖBELEIN 1985: 
Tab.1,2. Profil Nr. 21,5. Profilüber Nr. 48, 10. Profil Nr. 97, 11. Profil Nr. 115). Ich habe daher 
den Paludinen-Sandstein Nr. 22 zu den Grimmelfinger Schichten gestellt. - Nr. 23 bezeichnet 
Kranz (1904: 531) im Illerprofil und (: 539) im westlichen Hochsträß (hier mit Graupen- 
sanden) als „Marine Molasse“. Weil diese inder Graupensandrinne laut Moos aber ausgeräumt 
wurde, gehört Nr. 23 an der Iller ebenfalls zu den Grimmelfinger Schichten, wie Kranz schon 
angenommen hatte. 


B.II1.2. Die Obergrenze 


Kranz hat (: 529-531) wie gesagt im „Zusammenfassenden Profil der Kirchberger Schich- 
ten“ die gesamte Schichtfolge bei Kirchberg dargestellt, wie er auch (: 553) das entsprechende 
Profil 22 km nordostwärts „Günzburger Schichten“ nennt. In dem nach der Ortslage benann- 


7) Viviparus suevicus mit Begleitarten werden auch genannt aus der tiefen Brackwassermolasse von 
Heudorf bei Meßkirch („Römische Altstadt“) (SANDBERGER 1874: 554, ENGEL 1896: 383; KIDERLEN 
1931: 325; WERNER 1975: 53); Schwörzkirch/Hochsträß (KiDErLEn: 316, 368 Prof. 13); Landauhof bei 
Riedlingen/Binzwangen (EnGeL 1896: 383; KiDErLEn: 321, 372 Prof. 20); aus der Bohrung Dillingen/ 
Hofbräuhaus (Kıperıen: 291, 362 Prof. 8); von der Westflanke des Tautschbuchs (Kiperıen: 372 
Prof. 19); auf der GK 25 Nr. 8119 Eigeltingen (SCHREINER 1978: 18); von Günzburg, Pfeilergründung 
der Donaubrücke (Prrügzı 1984: 56). Diese Vorkommen könnten auf ähnliche Absatzverhältnisse 
wie im Illertal hinweisen. 


39 


ten Profil von Kirchberg erscheinen auch seine 2,15-2,80 m mächtigen „Sylvana-Schichten“ 
(Nrn. IV-VA) und darüber seine bis5 m mächtigen „Zapfen-, Pfoh- und Dinotheriensande mit 
Tonschichten“ (Nrn. 1-3). Kranz bezieht seine Sılvana-Schichten nicht in seine „brackischen 
Bildungen“ ein °). Der Begriff „Kirchberger Schichten“ wird in der nachfolgenden Literatur 
meist auf die brackischen Ablagerungen des Illergebietes und seiner weiteren Umgebung 
angewandt. 

Die Festlegung der Obergrenze der Kirchberger Schichten hängt von der vertikalen Reich- 
weite brackischer Fossilien ab. Das Vorkommen von Hydrobien in der von mir so benannten 
Schicht B’6 der Bithynien-Schichten (Tab. 3), das Kranz (: 534-535; vgl. ZÖBELEIN 1983: 
158-159 u. Tab. 1 Profil 7) auch in den Bithynien-Schichten von Günzburg allgemein, 
„besonders unten“ erwähnt, beweist, daß die Bithynien-Schichten mindestens teilweise in 
Brackwasser abgelagert wurden. Deshalb möchte ich die Grenze Bithynien-Schichten/Silvana- 
Schichten, die ich (1985 b: 221 Nr 46) durch die Bithynien-Schichten gezogen habe, nun an die 
Obergrenze der Bithynien-Schichten verlegen. Sie ist damit die Obergrenze der Kirchberger 
Schichten und damit des Ottnang ’). Über REICHENBACHER’s Zuteilung ihres Horizonts 8, der 
Kranz’ Silvana-Schichten entspricht (unsere Tab. 4: 69) zu den Kirchberger Schichten siehe 
Kap. B.V.4.b. 


B.II1.3. Der Begriff „Kirchberger Schichten“ 


Zufolge obiger Abgrenzungen (Kap. B.IIl.1. u. 2.) sind als Kirchberger Schichten die 
brackischen Schichten zwischen den Grimmelfinger Graupensanden und den Silvana-Schich- 
ten (OSM) in der Graupensandrinne zu definieren, außerhalb dieser die Kirchberger Schichten 
in der Depression südlich davon (: 81). Die Kirchberger Schichten gehören wie die Oncophora- 
Schichten Niederbayerns zur Oberen Brackwassermolasse (OBrM). Der Begriff „Süß- 
brackwassermolasse (SBM)“ entfällt (Zögerein 1955: 3 u.:5f.). Mit den überlagernden Silvana- 
Schichten beginnt die Obere Süßwassermolasse (OSM). 


B.III.4. Mächtigkeit der Kirchberger und Grimmelfinger Schichten in der Graupensandrinne 


Aus Kranz (532 Fig. 4= unsere Abb. 1) ergeben sich für dessen Schichten VB bis XXIgemäß 
unserer obigen Unter- und Obergrenze 19,25 m. Nach Kranz’ zusammenfassendem Profil 


8) Kranz (1904: 540): „Vom Beginn der brackischen Bildungen bis zum Beginn der Sylvana-Schichten 
...". (5545) „... mit Beginn der Sylvana-Schichten ... hat sich jetzt das ganze Ulmer Becken vollkommen 
ausgesüßt.“ (:555) „... die gleichmässige Unterteufung dieser (Sylvana-) Schichten durch die Bythynia- 
und brackischen Bildungen in der Ulmer Gegend ...“. (: 556) „... müssen die typischen Sylvana- 
Schichten an die Basis des Obermiocän gestellt werden ...“. (:563) „l. Obermiocäne Süsswasser- oder 
Limmische Absätze, der Sylvana-Stufe einzureihen ...“. (1905: 195'): „Die Ablagerungen der Ulmer 
Bucht sind von oben nach unten: Sylvana-Schichten - Obermiocän/ Bythynia-Schichten (und 
Liegendes) - Oberes Mittelmiocän ...“. Abweichend hiervon schreibt Kranz (1904: 540), daß bei 
Kirchberg und Günzburg „das Wasser völlig ausgesüßt wurde (Bythynia-Schichten)“ und (:557), daß 
inder Ulmer Gegend „über der Brackwassermolasse jüngere Süßwasserschichten, zunächst Bythynia- 
und Sylvana-Schichten“ folgen. 

9) Dadie Silvana-Schichten, wie Kranz zurecht betont, völlig ausgesüßt sind, zeigt das Vorkommen von 
brackischen Hydrobia semicostata in den Sylvana-Kalken“ „unten“ am westlichen Hochsträß (Kranz: 
537 Nrn. 4 und 5) an, dafs ein Teil davon noch zu den Bithynien-Schichten gehört. Kommen doch in 
den Kirchberger Typusschichten an der Iller keine Hydrobia mehr in den Sylvana-Schichten vor 
(unsere Tab. 3). —KiDErıen’s Zuteilung von Sedimenten mit Hyrobien zur OSM hat zur Folge, daß 
er(1931:320,323, 369-370 Prof. 16, 17)am Emerberg bei Zwiefaltendorf zwischen den Grimmelfinger 
Schichten und der OSM keine Kirchberger Schichten ausgeschieden und einen Hiatus erwogen hat. 


56 


beträgt die Mächtigkeit minimal 14,85 m, maxımal 23,27 m, im Mittel also 19,06 m '°). STRAUCH 
gibt (1972: 253) für die „brackischen Kirchberger Schichten“ „nach Messungen von KrANZ 
1904, S. 24-26" [= 529-531] ca. 15,5 bıs 23,5 m [für dessen Schichten VB bis XXI] an. Nach 
REICHENBACHER (1989: 142 Abb. 3) sind die Horizonte In bis 7 (485-502,5 m ü. NN.) 17,5 m, 
nach Mächtigkeitsangaben bei den Horizonten(: 141-162) 21,20 m mächtig, was für beide im 
Mittel 19,35 m ergibt. Hinzu kommen (: 146) für 1s zwischen I und 5 m. REICHENBACHER stellt 
ihren Horizont 8 (= Äquivalent der Kranz’schen Sylvana-Schichten) in dieser Abb. 3 mit 
161 m und auf S. 156 mit 1,75 bis 2,85 m noch zu den Kirchberger Typusschichten. 

Auf dem westlichen Hochsträß sind laut Kranz (: 536 ff.) seine Schichten 5B bis 21/22 
23,73 m mächtig, was für seine Maximalwerte an der Iller (23,27 m) spricht. In diesem 

Mächtigkeitsbereich liegen auch die Angaben von GUMmBEL (1887: 287; 1889: 36) für die Ulmer 
Bernd mit 20-25 m, Moos (1915: 271) mit 23,5 m und (1925: 229) für die Bohrung 23 bei 
Niederstotzingen (um die 20 km NE Ulm) mit 23 m sowie KiDERLEN (1931: 365-368 Nr. 13) 
für Altheim-Schwörzkirch auf dem Hochsträß mit 10,42 m Kirchberger Schichten + 11,77 m 
Übergangsschichten = 22,19 m. Ähnliche Mächtigkeit erreichen die Grimmelfinger Schichten 
in der Nachbarschaft, nach Moos (1925: 211) bis 25 m bei Grimmelfingen Er Eggingen, 
ELweERT (1966: 30) max. 25 m auf Bl. Ulm SW und NE und GroscHoPF (1972: 23) etwa 25 m 
im Ulmer Gebiet. Man kann also die ursprüngliche Mächtigkeit der Grimmelfinger und 
Kirchberger Schichten mit je rund 20-25 m angeben. 


B.IV. Bemerkungen zu Tab. 2 und 3 
B.IV.1. Bemerkungen zu Tabelle 2: Abgrenzung von Silvana-/Bithynien-Schichten 


Kranz hat die Schichtkomplexe Silvana-Schichten und Bithynien-Schichten in den Profilen 
A,A ,BundG nicht abgegrenzt, diese Abgrenzung jedoch ın Profil C vorgenommen ''). Dort 
bezeichnet er Nr. 4 als „oberste Sylvana-Schicht“, Nr. 5 als „Untere Grenze der Sylvana- 
Schichten.“ Unter Bezug darauf wurde die Grenze Silvana-Schichten/Bithynien-Schichten in 
den oben genannten, im Text nicht unterteilten Profilen durch Mächtigkeitsvergleiche ermit- 
telt (Tab. 2). Die Abgrenzung und Unterteilung der beiden Schichtkomplexe war nötig, um die 
Verteilung der Fossilien auf die Kirchberger und Silvana-Schichten ın Tab. 3 zu ermitteln. — 
Tab. 2 zeigt, daß die aus Kranz Fig. 2 (= unsere Abb. 1; Höhenmaßstab 1 mm = 25 m) und aus 
Fig. 4 (= unsere Abb. 2; 1 mm = 50 m) ermittelten Mächtigkeiten mit jenen in den Schicht- 
beschreibungen weitgehend übereinstimmen. Die Stärken insbesondere der Silvana-Schichten 
zwischen 2,25 und 2,75 m, doch auch der Bithynien-Schichten zwischen 5,50 und 6,80 m 
bestätigen die Richtigkeit unserer Abgrenzungen. - Von den weiteren, in unserer Tab. 2 nicht 
aufgeführten Kranz’schen Profilen beginnt das von mir als B’ bezeichnete (: 489) erst ab 
Schicht 6, die anderen erst darüber. Kranz hat in seiner Fig. 4 die Abgrenzungen von Silvana- 
Schichten (IV-VA) und Bithynien-Schichten (VB-VIII) also extrapoliert. Die aus Fig. 4 zu 
entnehmenden ungefähren Mächtigkeiten in Metern betragen bei den Silvana-Schichten/ 


10) Statt Schicht Nr. 19 mit „mindestens 7 m“ wurden deren Übergänge Schicht Nr. 21 mit 5-7 m und 
Schicht Nr. 20 mit 1,80-2.70 m, zusammen 6,80-9,70 m gerechnet. Laut REICHENBACHER (1989: 143) 
dürfte ihr Horizont I in einer Bohrung unterhalb des Fugger’schen Schlosses in Oberkirchberg 
zwischen 6,5 und 8,5 m mächtig und von Grimmelfinger Schichten unterlagert sein. Nach SANDRERGER 
(1874: 554) ist „kurz nach dem Absatz dieses (Fluß-) Sandes eine Senkung“ im Bereich des „Brack- 
wasser-See(s)“ eingetreten. Deshalb ist die Mächtigkeit der Schichten Nr. 20+21 etwas größer alsjene 
von Nr. 19 anzunehmen. 

11) Laut Kranz (: 529°) bilden die Bithynien-Schichten zusammen mit den Silvana-Schichten Rünr’s 
(1896) „graue Günzburgmolasse“. Darüber folgt Rünr’s „Gelbe Molasse“ (s. ZÖBELEIN 1983: Tab. 1, 
Profile 5 und 6), wozu Kranz Schichten Nrn. 1-3 gehören. 


57 


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58 


Bithynien-Schichten in Profil D (: 493) 2,50/5,50; E (: 496) 2,50/5,50; F, (: 497) 2,50/6,25; 
F_(: 497) 2,25/6,25. 

Einen hellen Kalkstein in den Bithynien-Schichten erwähnt Kranz unter Nr. 6 in den 
Profilen A mit 0,60 m, A, 0,10 m, B 0,35 m, C 0,27 m und G 0,41 m. Wahrscheinlich ist er auch 
indenübrigen, in diesem Bereich nicht aufgeschlossenen oder unterteilten Profilen vorhanden. 
Über Nr. 6 und unter den meist einhergehenden hellen Steinmergeln Nr. 7 liegen im allgemei- 
nen „Ione“ etc. (vgl. unsere Abb. 2). Die Mächtigkeiten der Zwischenschichten zwischen 
Nr. 6 und den Sohlen der Silvana-Schichten betragen in Profil A (Fig. 2, Südrand, unterer Teil 
von Schicht V) ca. 4.50 m, in C (: 490, Schichten 5f-50) 3,90 m. Der Versuch, mittels der 
Mächtigkeiten der Zwischenschichten unsere Abgrenzungen von Silvana- und Bithynien- 
Schichten zu erhärten, bleibt mangels verfügbarer Daten auf die Profile A und € beschränkt. 
Mit dem hellen Kalk in unseren Bithynien-Schichten sind die vermeintlichen Süßwasserkalke 
der OSM in der Graupensandrinne des westlichen Bodensee-Gebietes (ZÖBELEIN 1995: 3c 
Nr. 10) zu vergleichen, die zufolge ihrer brackischen Fossilien auch noch hohe Kirchberger 
Schichten sind. 


B.IV.2. Bemerkungen zu Tabelle 3: Taxonomie der Mollusken 


SCHLICKUM stellt (1963: 2-3) den Kranz’schen Taxa (unsere Tab. 3 Nrn. 1-29) neuere, aus 
der Literatur (teils aus WEnZ, Gastropoda, 1923-1930) entnommene Fossilnamen gegenüber, 
die er um Mopeıt’s Taxa (1941: Tab. 1 Nrn. 31-34) und eigene, neu benannte Taxa (Tab. 3: 
Nrn. 35-42 ergänzt. Die folgenden Notizen betreffen die mit * bezeichneten Fossilien. 

Nr. 1. SCHLICKUM führt (1963: 8) die Art bei seinem „a) Viviparenhorizont, 19+21“ und „b) 
Cardien- und Congerienhorizont, 18+20“ als Funde von K(ranz) und S(CHLIicKum), dazu bei 
„d) Nematurellenhorizont, 9-13“ als Fund von K(RANZ) an. Kranz nennt aber nur (1904: 492 
Nr 18a) „häufig Neritina (wahrscheinlich cyrtoscelis Krauss)“ und Neritina cyrtoscelis im 
Petrefaktenverzeichnis (: 550), sonst nur „Neritina“ (nicht in den Nrn. 11-13; s. unsere 
Tab. 3). REICHENBACHER nennt (1989: 144) „Theodoxus cyrtocelis cyrtocelis (Krauss) SCHLICKUM 
1963“, SANDBERGER (1874: 561/562) „Neritina cyrtoscelis“ auch von Kirchberg. „Neritina 
sparsa = Theodoxus (Th.) cyrtocelis sparsus (Krauss)“ findet sich bei SchLickum (1963) nur auf 
S. 2, Neritina sparsa bei Kranz im Petrefaktenverzeichnis. SANDBERGER erwähnt (1874: 554) 
„Neritinen (cyrtoscelis und sparsa Kr.)“ in Nr. 10 seines Profils von Eser, Unterkirchberg 
(= dessen Nr. 7; s. unsere Tab. 5), der dort „Neritina fluviatils?“ aufführt. Die Verteilung 
weiterer Mollusken ergibt sich aus unserer Tab. 3. 

Nr. 4 siehe Kap. B.V.2.c. 

Nr. 9: Cingula conoıdea (SCHL. 1963: 2) = Ctyrokya conoidea (ScHı. 1966: 325). 

Nr. 10: Brotia escheri wird auch in Süßwasser (USM, OSM) genannt (vgl. Moos 1926: 12). 
Wenz (1929: 2579-2584) führt Brotia escheri escheri aus dem Torton und Sarmat, Unterarten 
aus dem Burdigal bis Sarmat an. „Die Abgrenzung der einzelnen Subspecies dieser Art stößt 
auf große Schwierigkeiten.“ 

Nr. 14: In A 4 und B 4 auch Planorbarius cornu mantelli, die SCHLICKUM (1963: 2, 8) nicht 
nennt. 

Nr. 16: Ancylus wittmanni (Schr. 1964: 15-17; 1966: 326-327; 1970: 180) ist (opp. SCHLICKUM 
1963: 2) nicht Ancylus deperditus DEsMAREST und nicht (opp. REICHENBACHER 1989: 144) 
Ferrissia wittmanni. Ancylus deperditus DESMAREST ist ein Synonom von Ferrissia deperdita 
(DESMAREST); Schr. (1976: 7) erklärt Ancylus und Ferrissia für eigene Gattungen. 

Nr. 20, 21 erwähnt schon SANDBERGER (1874: 555, 557) aus den „Sandschiefern“ von 
Kirchberg. Auch Moper1 (1941: 135, 136; s. auch Nr. 21) nennt sie von dort aus der „unteren 
grauen Sandschicht“, U. eseri auch aus den Hydrobienschichten. 


59 


Tab. 3: Verteilung der Mollusken (ohne Landschnecken) und Fische in den Kirchberger Typusschichten an der Iller. 
Aus KRANZ (1904) 10 "Schichtkomplexe" [I-X v. Verf.] mit den Schichten Nrn. 4-21 und den Fossilien Nrn. 1-30, 
Aus MODELL (1941) Fossilien Nrn. 31-34. Aus SCHLICKUM (1963) Fossilien Nrn. 35-41, 42 (1970a). Namen der 
Fossilien teils nach SCHLICKUM (1963 etc.) revidiert. 


(1 t11) [III] 
SENEHOCHERE Silvana- Bithynien- Hydrobien- 
Schichten Schichten Schichten 


(Mächtigkeiten s. KRANZ: 
529-531, 532 Fig. 4) 


5 | Schicht-Nrn. der Komplexe 9-13 

3 IT Te ElE 
a | Einzelprofile von KRANZ ei m ls Ss. 5 
° AlB|c sju.|a ılu.|[v. 
: Pe 

u 

© 

© 


Deren Schicht-Nrn,. 
(Sedimentsbeschaffenheiten 
siehe KRANZ) 


Nrn. 


Theodoxus (Th.) cyrtocelis 


Theodoxus Sp. 


Viviparus suevicus 


(5.36) 


Hydrobia semiconvexa 


Hydrobia Sp. 


Bithynia dunkeri 


2 


Bithynia 


glabra 


Bithynia Sp. (oft Deckel) 


Ctyrokya conoidea 


Brotia (Tınnyea) escheri 


Melanopsis impressa, M. Sp. 


Radix socialıs dılatata 


Radix SP. 


Planorbarius cornu 
EZ 
Planorbarius Sp. 


Ancylus deperditus (s.40) 


Congeria amygdaloides 


Congeria clavaefomis 


Congeria sp. 


Unio eseri 


Unio kıirchbergensis 


"Unio” SP. 


+ 
Anodonta sp. 


Rzehakıa partschi 


Cardıum (Cerastoderma) jugatum 


Cardıum (Cerastoderma) sociale 
1. 


Cardium (Cerastoderma) solitarium 


"Cardium" sp. 


Limnopagetia friabilis 


Fische 


Margarıtifera flabellata 


"Oberkirchberg" 


Hyriopsis hannae 


"Oberkirchberg" 


Unıo mandelslohi 


"Kirchberg" 


Anodonta splendens "Ober- u. Unterkirchberg" 


Nematurella scholli 


Nematurella zilchi (s. 4) 


Nematurella zoebeleini 


Ctyrokya irenae 


Staliopsis (St.) edlaueri 


Ancylus wittmanni 


(s.16) 


Limnopappia schuetti 


Limopagetia cf. kraussi 


Horizonte REICHENBACHER’s 
(1989: 140 Tab.2 Spalte 4) 


R.'s Bezug (Spalte 6) auf KRANZ 


J ZÖBELEIN 1994 Legende * Fossilien mit Anmerkungen 
Fossilien vorhanden 


+ 
ES.O. ESER, Oberkirchberg h bis häufig vorhanden 
ES.U. ESER, Unterkirchberg m bis massenhaft vorhanden 
su. GUMBEL ».+.. Fossilangabe nur für den Schichtkomplex 
[v1] 
Kr] Be Flußsande im S (19-21) n 
Fisch- Congerien- Im N: 5 
1 
Schichten Schichten [VII] (vIII] Er 3 
Cardien- Paludinen- Ei & 
Schichten Schichten 8 E 
(statt [Suevicus- SE 
Nr. 19:) Schichten] wur 8 
14-17 „ 
7 
IT TE: ul = 
Se S. 


|D1 Ic Jo.|A|pıı cs /alu.|o|oı 


1 Tifg 
I 

EEE 

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I 
501, 531) nach O. FRAAS/ENGEL 4 Taxa von Landsäugern, Wasserreptilien, 1 Haifischzahn, Paludinen nicht genannt. [Grimmelfinger Sch.] 


[e) 
$ 
2 
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3 
3 
2 


Bei KRANZ zu Paludinen-Sch. -- KRANZ ( 


KRANZ (: 


i i irchberger Typusschichten an der Iller. 
hnecken) und Fische in den Kirc & : 
Tab. 3: Verteilung der Mollusken (ohne lenrircy v. Verf.] mit den Schichten Nrn. een Nrn. 1-30, 
Aus KRANZ una Ne 31-34. Aus SCHLICKUM (1963) Fossilien Nrn. -41, “ Namen der 
DELL (1 oss . KERN 
n retlien teils nach SCHLICKUM (1963 etc.) revidier 


Er um [III] 
5 Hydrobien- 
Bithynien 2 
lexe yana- 
Schichtkonp silv eehichten Schichten 


Schichten 


(Mächtigkeiten s. KRANZ: 
529-531, 532 Fig. 4) 


Einzelprofile von KRANZ 


. der Fossilien 


Deren Schicht-Nrn. . 
(Sedimentsbeschaffenheiten 
siehe KRANZ) 


Theodoxus (Th.) cyrtocelis 


E Theodoxus SP. 


Hydrobia semiconvexa (S.36) 


5| Hydrobia SP. 
| Bithynia dunkeri 
Bithynia glabra 


I: Bithynia sp. (oft Deckel) 


Ctyrokya conoidea 


> 


v 


v 


zu ZÖBELEIN 1994 


[IV] 
Fisch- 
Schichten 


Legende 

ES.O. ESER, Oberkirchberg 
ES.U. ESER, Unterkirchberg 
[el GUMBEL 


* Fossilien mit Anmerkungen 
+ Fossilien vorhanden 

h bis häufig vorhanden 

m bis massenhaft vorhanden 


Fossilangabe nur für den Schichtkomplex 


wv] 


Congerien- 
Schichten 


[VI] 


Flußsande im S (19-21), 


(vII] CvIII] 
Cardien- Paludinen- 
Schichten Schichten 

(statt [Suevicus- 


Nr. 19:) Schichten] 


21 


n 
[m 


x 


"Marine Molasse?" 
(Grimmelf. Sch.] = 


ı 
1 


20|20 


rotia (Tinnyea) escheri 


= w 
5 
: 
5 
$ 
8 
: 
x 
e) 


|| Radix socialis dilatata 


& 
E 
Ö 
|| 


| lanorbarius cornu 


ı 


lanorbarius Sp. 


Ancylus deperditus (s.40) 


* 
a 


Congeria amygdaloides 


Congeria clavaeformis 


Congeria Sp. 


Unio kirchbergensis 


8 
3 
; 
8 


Anodonta Sp. 


[+25] Cardium (Cerastoderma) Jugatum 
Cardium (Cerastoderma) sociale 


Cardium (Cerastoderma) solitari 


* 
[2 
S 

| 


"Cardiun" sp. 


Limnopagetia friabilis 


Margaritifera flabellata 


3] Unio mandelsloni 
+] Anodonta splendens 


Staliopsis (St.) edlaueri 
|] Limnopappia schuetti 


Limopagetia cf. kraussi 


Horizonte REICHENBACHER’ 
(1989: 140 Tab.2 Eonlee rn 


s Bezug (Spalte 6) auf KRANZ 


[Grimmelfinger Sch.] 


501, 531) nach 0. FRAAS/ENGEL 4 Taxa von Landsäugern, Wasserreptilien, 1 Haifischzahn, Paludinen nicht genannt. 


—— KRANZ (: 


Bei KRANZ zu Paludinen-Sch. 


386 nach O. FRAAS) 


502, 531) 2 Taxa Selachier und 2 Taxa Knochenfische in Kiesen mit tonig-sandig-kalkigem Bindemittel (s. Profil in ENGEL 1896: 


KRANZ (: 


Nr. 21: Unio broilii MoDeuı (1941: 135) (nicht Unio kirchbergensis broilu“ wie bei SCHLICK- 
um 1963: 8'°) aus den Suevicus-Schichten ist Unio kirchbergensis (briefl. Mitt. MODELL’s an 
SCHLICKUM). 

Nr. 22: „Wo ‚Unio’ angegeben wird, war infolge des Erhaltungszustandes nicht näher 
festzustellen, ob es sich um Unzo oder Anodonta handelt“ (Kranz: 484°). 

Nr. 23: Kranz nennt (:491) aus C 11 „Anodonta (wahrscheinlich Kirchbergensis Krauss)“, 
die Moperı (1942) nicht erwähnt und SCHLICKUM (1963: 3) als Unio kirchbergensis erklärt. 
Wegen dieser Unklarheiten registriere ich sie als Anodonta sp.. 

Nr. 24: siehe SCHLICKUM 1963: 3°). 

Nr. 25-27: Die Untergattung bei „Cardıum (Cerastoderma)“ erhebt SCHLicKUMm (1965: 105'; 
1966: 322) zur Gattung Cerastoderma. 

Nr. 29: Cardıum friabile Krauss wird zu Zimnopagetia friabilıs (Krauss) (SCHLICKUM 1962: 
109 ff.; 1963: 3, 5-6). SCHLICKUM & CTyYRokY (1965: 109; s. SCHLICKUM 1962: 110; 1963: 6; 
1964: 31) stellen Limnopagetia und Limnopappia zur Unterfamilie der Limnopappiinae mit 
der Typusgattung Limnopappia SCHLICKUM 1962, STEININGER (1973: 511-515) zu den Limno- 
cardiinae. Die beiden Gattungen reichen von brachyhalinem bis ins oligohaline Wasser mit 
einem Salzgehalt von 3%0 (1964: 30, 32 opp. 1963: 6). 

Nr. 33 erwähnt Mopeıı (1941: 137) auch „bei Kirchberg“, SCHLICKUM sie (1963: 2, 8) ohne 
„Horizont“-Angabe und Kranz sie nicht aus den Kirchberger Typusschichten (s.: 549). 

Nr. 34: Anodonta splendens anatinoides (Schı. 1963: 3) = Anodonta splendens, wovon A. 
anatinoides eın Synonym ist (Mopeıı 1941: 134). Nr. 35-37: Wie 4 (Hinweis auf Kap. 
BEV.2icH): 

Bei Nr. 36 gibt SCHLicKkuM (1963: 8) auch eigene, benannte Funde aus den Kranz’schen 
Cardien- und Fischschichten an, während er die übrigen aus Kranz’ Hydrobia semiconvexa 
umwandelt. 

Nr. 38: Euchilus irenae (Schr: 1961: 65; 1963: 3) = Ctyrokya ıirenae (Sch. 1971: 576 Fig. 9; 
s. 1965). 

Nr. 39: Euchilus edlaueri (Schu. 1963, 3, 8) = Staliopsis (St.) edlaueri (Schu. 1971, 576 Fig. 8). 

Nr. 40: Siehe 16. 

Nr. 41: Siehe Nr. 29. 

Nr. 42: nennt Kranz nicht, doch SCHLICKUM (1970a: 182) auch von Oberkirchberg. Er- 
gänzungen: Das von SCHLICKUM (1963: 8) ohne Fundpunkt- und Finderangabe (,„?“) ım 
Horizont 18+20 genannte Cardium (Cerastoderma) jugatum führt Kranz (unsere Tab. 3 
Nr. 25) in den Congerien-Schichten („cf.“) und in den Cardien-Schichten an. Die dort ebenso 
mit „?“ markierten Cardinm (Cerastoderma) reconditum, Cardium (?) wetzleri und ohne 
Horizontangabe genannte Cyrena swessi nennt Prosst (1871: 112) aus den Kirchberger 
Schichten von Hüttisheim (7 km SW Oberkirchbersg). 


B.V. Weitere Aussagen von SCHLICKUM, STRAUCH und REICHENBACHER zu den Kirchberger 
Schichten nebst Diskussionen 


Zu den allgemeineren Aussagen dieser Autoren siehe Kap. B.l1l. 


B.V.1. Zur stratigraphischen Nomenklatur der Autoren 


SCHLICKUM ersetzt (1963: 1, 8) die von Kranz ım zusammenfassenden Profil (: 529-531, 
rechte Spalte; s. unsere Abb. I u. Tab. 3) aufgeführten 8 „Schichtkomplexe“ (= Schichtpakete) 
durch 6 „Horizonte“, worin ıhm Strauch (1972) folgt. REICHENBACHER (1989: 135, 138, 
141 f.; 1989: unsere Tab. 4: 69) unterteilt das Illerprofil „in 8 biostratigraphische Horizonte“, 
wobei ihre Nr. $ ein Teil der Kranz’schen Silvana-Schichten ist. Nach Murawsk1 (1992: 85) ıst 


62 


der Horizont die „kleinste, geologische Zeiteinheit, durch einheitliche, definierbare Fauna 
(Fossilhorizont) oder bestimmte Gesteine (z.B. Salzhorizont) charakterisiert.“ Das Code- 
Committee der Stratigraphischen Kommission der Schweiz setzt (1977:133) für die kleinste 
lithostratigraphische Einheit „Bank, Lage“. '?). 


B.V.2. Weitere Aussagen SCHLICKUM’S 


B.V.2.a. Zusammenfassung von Cardien- und Congerienhorizont 


Gegen SCHLICKUM’s (1963: 8 Chiffre b) Zusammenfassung von „Congerien- und 
Cardienhorizont“ ist einzuwenden, daß beide nach ihrer stratigraphischen Lage (s. Kranz, 
unsere Abb. 1) und der Verteilung ihrer Fossilien (unsere Tab. 3 Nrn. 20 und 18) auseinander- 
zuhalten sind. Auch REICHENBACHER kann (1989: 147-148) SCHLICKUM’s (1963: 7) „Untertei- 
lung in eine nördliche, von Cardien (= Cerstoderma) beherrschte Fazies und in eine südliche, 
von Congerien beherrschte Fazies ... nicht aufrechterhalten. Vielmehr ist Cerastoderma 
socialis an einigen Fundpunkten zwar sehr häufig (z. B. Fundpunkt 13), insgesamt aber nicht 
so reichhaltig vertreten wie die Congeria-Arten.“ 


B.V.2.b. Schuickum’s Kritik 


SCHLICKUM kritisiert (1963: 1): „Kranz (1904) hat sich mit den Mollusken der Süß- 
brackwassermolasse von Ober- und Unterkirchberg nur insoweit befaßt, als er die häufigen - 
ihm bekannten -— Arten zur Kennzeichnung der Horizonte und zu deren Parallelisierung 
benutzt hat. Das beigefügte ‚Petrefaktenverzeichnis’ ist, ohne Rücksicht auf Systematik und 
Nomenklatur, offensichtlich nur aus älteren Angaben - ohne eigene Sachkunde - zusammen- 
gestellt.“ Und (1963: 6): „Die 34 für das Gebiet bekannt gewordenen Arten verteilen sich auf 
6 Horizonte [die ScHı. nennt]. Da diese Tatsache leider im Schrifttum kaum beachtet worden 
ist — selbst Kranz berücksichtigt in seinem Petrefaktenverzeichnis die Verteilung auf die 
einzelnen Horizonte nicht — kann bei einigen Arten, die in jüngerer Zeit nicht wieder 
aufgesammelt werden konnten, der Horizont nicht mehr sicher angegeben werden.“ 


Diskussion: SCHLICKUM schreibt (1974: 523), dafß der Schichtenaufbau bei Ober- und 
Unterkirchberg seit Kranz (1904) bekannt war, „hinsichtlich dessen ich nur die Nomenklatur 
geändert habe (SCHLIcKUM 1963: 6)“. SCHLICKUM’s „eigene Beobachtungen“ in seiner Arten- 
übersicht (1963: 8) zeigen, daß er bis auf drei Ausnahmen Arten aus seinen „Horizonten“ 
neben Arten aufführt, die Kranz bereits nicht nur in seinen Schichtkomplexen, sondern auch 
in den einzelnen Schichten seiner Profile A,-G genannt hat. Dagegen gibt SCHLICKUM für seine 
eigenen Molluskenfunde keine Fundpunkte an. Er hat alte Gattungs- und Artnamen nach der 
neueren Literatur, Gastropoden besonders nach WENZz (1923-1930) taxonomisch berichtigt. 
Sieht man von den fragwürdigen Nematurellen ab (s. unten), so hat er den Kranz’schen 
Molluskenbestand von der Iller nur um die Arten Nrn. 38,39, 41 und nachträglich 42 vermehrt 
(s. unsere Tab. 3, wovon die ersten 3 aus ausgeschlämmten Gehäusen des limnischen (bis 


12) Die Arbeitsgruppe (der Schweizerischen Geologischen Kommission: 1973: 482°) empfiehlt, den 
Ausdruck Horizont (horizon, orızonte) in der Stratigraphie möglichst zu vermeiden, da er in der 
Bodenkunde sehr häufig in einem anderen Sinn verwendet wird.“ Die in der Literatur gelegentlich 
noch auftauchenden „Lithozonen“ UnGER’s sind stratigraphisch unbrauchbar (ZÖBELEIN 1985: 253, 
257, 259). Zudem bemerkt die Schweiz. Geol. Komm. (1973: 482, 484): „Die Mehrheit der Arbeits- 
gruppe ist der Auffassung, daß der Ausdruck ‚Zone' in der lithostratigraphischen Nomenklatur 
möglichst vermieden werden sollte.“ 


63 


schwach brackischen) Viviparus suevicns stammen. SCHLICKUM’s Herabsetzung der Kranz’schen 
Leistung kann daher nur als krasses Fehlurteil bezeichnet werden. Das von SCHLICKUM (1963: 
1) kritisierte Petrefaktenverzeichnis von KRaNZ (: 546-553) hat dieser (: 545) nach 8 dort 
genannten Quellen und eigenen Funden zusammengestellt, wobei „Die Stuttgarter Sammlung 
... leider nicht berücksichtigt werden“ konnte (vgl.: 79°*). Das Register umfaßt an Taxa 118 
Pflanzen, die 22 Lamellibranchiaten, 52 Gastropoden, 78 Vertebraten, 4 Arthropoden und 
1 Koprolith. Die Fossilien stammen aus 14 Örtlichkeiten, davon 90 nachgewiesene Taxa aus 
Ober- und Unterkirchberg samt drei benachbarten Orten. SCHLICKUM’s Vorwurf, daß Kranz 
sein Petrefaktenverzeichnis „ohne eigene Sachkunde“ zusammengestellt hätte, ıst unhaltbar 
und fordert zur Frage heraus, wer je ein solches Register aus eigener Sachkunde hätte erstellen 
können. 


B.V.2.c. Die Nematurellen-Arten und der Nematurellenhorizont SCHLICKUM’S 


Der Autor führt (1960: 203 ff.; 1971: 159 ff.) aus, daß die Gattung Nematurella ın der 
Literatur kontrovers definiert wurde. - SANDBERGER hat (1874: 360,561) Hydrobia semiconvexa 
aus den brackischen Kirchberger Schichten und (1874: 575, 576) Nematurella flexilabris aus 
den tortonen Silvana-Schichten (OSM) von Tramelan (Tramlingen, Kanton Bern) aufgestellt 
(s. WEnz 1930: 3166, 3373). Bei der Beschreibung von Nematurella bemerkt er (1874:575): „Ich 
war daher genötigt, eine neue Gattung zu errichten, über deren Berechtigungallerdings erst die 
Beschaffenheit des Deckels entscheiden wird.“ Aus den gesamten Kirchberger Schichten 
erwähnt SANDBERGER keine Nematurella, SCHLICKUM dagegen (1960: 207-209; 1963: 8) von der 
Illernur Nematurella-Arten (unsere Tab. 3 Nrn. 35-37) '°). Hydrobia semiconvexa nennter nur 
(1960: 210, Taf. 18, Fig. 9) aus den „Kirchberger Schichten“ von Jungholz bei Leipheim, die 
O. BOFTTGER nach Material bei Senckenberg bestimmt hatte. Sie tritt hier zusammen mit 
Nematurella zilchi SCHLICKUM auf (1960: 209°, Taf. 19, Fig. 13-14; 1966: 323). Von Fundorten 
außerhalb des Illerprofils nennt SCHLICKum Nematurella pappi (1960: 206; 1964: 6); N. schnetti 
(1960: 211), die er, da von SANDBERGER (1874: 576) als Hydrobia bavarica beschrieben, (1961: 
57) einzieht und Nematurella bavarica nennt; N. klemmi (1964: 7); N. irenae (1964: 8) und N. 
cf. makowskyi (1960: 209° Taf. 19, Fig. 13-14) [RZEHAK: Hydrobia makowskyi], für die und 
„Nematurella zilchi?“ (1966: Taf. 12, Fig. 15) SCHLICKUM & STRAUCH (1967:173) die Art 
Nematurella convexula n. sp. aufstellen. 


Diskussion: SANDBERGER hat (1874: 360) „Hydrobia semiconvexa n. sp.“ aus Kirchberger 
Schichten von Hüttisheim aufgestellt (Ortslage s. REICHENBACHER 1989: 138 Abb. 1). Weiter- 
hin hat er (: 360, 552) die Kirchberger Schichten bei Hausen ob. Allmeningen auf dem 
westlichen Hochsträß (vgl. Kranz 1904: 536 f.; KiDERLEN 1931: 365 Prof. 13,368 Prof. 15) unter 
Führung von K. Mitrer besucht und wohl Fossilien aufgesammelt. Er hat (: 362') das „von 
WETZLER sehr genau aufgenommene Profil [bei Reisensburg/Günzburg; vgl. Kranz: 533 f.] 
selbst untersucht. Die beiderseitigen Resultate stimmen völlig überein.“ Er spricht (:562) „von 
zahlreichen mir durch WETZLER und MiLLEr aus den Cardien- und Dreissenien-Bänken von 
Kirchberg, Schwörzkirch am Hochsträß und Leipheim bei Günzburg mitgeteilten trefflich 
erhaltenen Stücken“, worunter auch Hydrobien nicht gefehlt haben dürften. Auch hater (:555) 
die Molluskenfauna der Kirchberger Schichten mit jener der Oncophora-Schichten Nieder- 
bayerns anhand einer von GÜMBEL mitgeteilten Suite verglichen. SCHALCH berichtet (1881: 64), 
daß SANDBERGER eine völlige Übereinstimmung von SCHALCH’s brackischen Mollusken mit 


13) Nematurella zilchi nur aus den dortigen Kranz’schen Cardien- und Fischschichten; dessen Hy- 
drobien- und Bithynienschichten waren SCHLICKUM nicht zugänglich. 


64 


jenen der Kirchberger Gegend festgestellt hat. Daraus ist zu schließen, daß SANDBERGER 
Hydrobia semiconvexa, aber auch die von ihm beschriebene, aber gattungsmäßig noch 
ungesicherte Nematurella flexılabris genauer gekannt und deshalb unterschieden hatte '*). Es 
ist ganz unwahrscheinlich, daß der namengebende Autor die beiden Taxa laut SCHLICKUM 
„verkannt“ hätte und ihm darin so erfahrene Malakologen wie RZEHAK, WENZ und THIELE 
gefolgt wären. Außerdem stammen Nematurella flexilabris und ihre Begleiter laut WEnz 
(1926: 2007) aus dem „O. Mioc., Tortonien: Silvanaschichten“, also aus limnischem Milieu. 
Auch Nematurella scholli und zoebeleini (unsere Tab. 2 Nrn. 35 und 37) nennt SCHLICKUM aus 
den zunächst limnofluviatilen Szevicus-Schichten. Dagegen führt er Nematurella zilchi (Nr. 
36) aus den auch nach ihm (1974: 524) brackischen Fisch-Schichten an und annulliert die noch 
bis schwach brackischen Hydrobien (H. semiconvexa) in der Brackwasserfolge. Entgegen 
SCHLICKUM’s aus SANDBERGER’s Beschreibung (dort ohne Abbildung) '’) hergeleitetem Ersatz 
von Hydrobia semiconvexa durch mehrere, teils aus gleichen Schichten stammende Ne- 
maturella-Arten bleibe ich bei SANDBERGER’s Taxonomie und den entsprechend benannten 
Hydrobien-Schichten. 

Darin bestärken mich folgende Aussagen: RüHt meint (1896: 386-387), daß die weit 
verbreitete Hydrobia semiconvexa „im allgemeinen gut den Horizont nach dem Grade der 
Aussüßung angeben dürfte.“ Die rezente Hydrobia stagnalis BASTER (= H. neglecta oder H. 
stagnorum) weise einen großen Formenreichtum auf und zeige große Verwandtschaft mit 
Hydrobia baltica Nırson der Ostsee. „Ähnliche Verhältnisse finden wir in Bezug auf die 
Gehäusewindungen bei Hydrobia semiconvexa. Das Gehäuse ist langgezogen, die Windungen 
weniger eingeschnitten in den tieferen brackischen Schichten; hingegen kürzer, schärfer 
eingeschnitten, der letzte Umgang bauchig in den völlig ausgesüßten [tatsächlich schwach 
brackischen] Regionen.“ Dabei verweist er auf Beobachtungen bei Kirchberg, Jungholz bei 
Leipheim und Günzburg. Weiterhin schreibt Rükı (: 391), daß Hydrobia semiconvexa 
„Allgemein als vorzügliche Aussüßungsform in den Grenzschichten“ vorkommt. „Hydrobia 
(= Cingula) sp... isteine langgezogene Form, die in den tieferen Lagen schon, aber auch indem 
ganzen Komplex der Brackwasserschichten vorkömmt, jedoch nicht mehr in der obersten 
Grenzschicht. Bei der Variabilität der Hydrobien kann sie wohl die Stammutter der MH. 
semiconvexa sein und halte ıch dies für das Wahrscheinlichste; denn wenn auch die extremsten 
Formen bei den Hydrobien weit auseinandergehen, so glaube ich in meiner Sammlung alle 
möglichen Mittelformen zu besitzen.“ Papp bemerkt (1954: 25) bei seiner Beschreibung von 
Hoydrobra s. str.: „Die Variabilität der im Sarmat des Wiener Beckens vorkommenden Arten ist 
an meinem Material so divergierend, daß es mir nur möglich war, einige markantere Formen 
zu isolieren...“. Desgleichen betonen SCHLICKUM & STRAUCH (1967: 169) die verhältnismäßig 
große Variationsbreite der Arten der Gattung Nematurella „in den Größenverhältnissen 


14) Hydrobia bavarica hat SANDBERGER (1874: 576) aus den Kirchberger Schichten bei Günzburg 
aufgestellt. Wenz (1926: 1872; s. SCHLICKUM 1961: 57) dazu: „Ungenügend bekannt, nicht abgebildet! 
Systematische Stellung fraglich.“ Nach SCHLIicKuMm dürfte siemit der von ihm (1960: 21) beschriebenen 
Nematurella schnetti aus der Süßbrackwassermolasse von Günzburg übereinstimmen. 

15) Wenz (1926: 1931-1933) zählt Synonyma von Hydrobia semiconvexa SANDBERGER auf und nennt 
Abbildungen unter „Paludina thermalıs“ bei ZiETEN (1832: 42 Taf. 31, Fig. 11a-c), desgleichen bei 
QUENSTEDT (1884: 177 Taf. 190, Fig. 59-60) und unter „Paludina Renevieri“ bei LocarD (1893,19: 190, 
Taf. 10, Fig. 2). - Nematurella-Arten kennt WEnz (1926: 2007-2015) nur aus den Aquıtan (1), Torton 
(6), darunter SANDBERGER’s Monotypus Nematurella flexilabris (1874: Tab. 20, Fig. 24) aus den 
Silvana-Schichten von Tramelan bei Belsberg, Kt. Bern, Sarmat (1), Pont (4), Plaisancien (7) und 
Astien (6). Die von SANDBERGER (1875: 744) genannten Nematurella oblonga oblonga (BrONN) undN. 
ovata (BRONN) läßt Wenz (1926: 2010, 2011) fortbestehen und erklärt (: 2013) SANDBERGER’S (:724) 
Hydrobia assimineiformis als Nematurella subcarinata (MıcnzLort!). 


65 


(Länge, Breite, Verhältnis von Länge und Breite), ın der Art der + spindelförmigen Gestalt 
und in der Wölbung der Umgänge ...“. - Laut SCHLICKUM (1971 b: 571) stellt „Die Gattung 
Hydrobia ...in den Kirchberger Schichten die für diese endemische Brackwasserart semiconvexa 
SANDBERGER“, obwohl SCHLickuM (1963) diese Art in den Typusschichten gar nicht aufführt 
und er SANDBERGER deren Verkennung zuschreibt. 


B.V.2.d. Zu Salinitäten in den Kirchberger Typusschichten 


Die Schichten [1] bis [VIII] der Tabelle 3 werden nach der Salzverträglichkeit ihrer Mollus- 
ken in ihrem eigentlichen Biotop beurteilt. Die Salinitätsbegriffe entsprechen jenen ın 
Hit TERMANN (1966: 489). (1) = limnisch; (II) = meist limnisch, z.T. oligohalın; (III) = oligohalin, 
z.T. limnisch; (IV) oben = olıgohalin, unten = bis schwach miohalın, z.T. oligohalin; (V) = wie 
(VII), vielleicht etwas weniger halin; (VII) = miohalin (höchstens mesohalin) mit oligohalinen 
Lagen; (VI) = fluviatil; (VIII) = limnisch, nordwärts oligohalın, dann in (VII) übergehend. Weil 
die Flußsande (VI) in Suevicus-Schichten (VIII) und diese dann in mio- bis oligohaline 
Schichten (VII) übergehen, muß die mit Brackwasser erfüllte Graupensandrinne schon bestan- 
den haben, ehe der Fluß (VI) über Festland von Süden eingemündet ist und zunächst die 
Sumpflandschaft der Sueviceus-Schichten (VII) gebildet hat. Die von mehreren Autoren 
vertretene Auffassung einer fortschreitenden Verminderung des Brackwassergehalts in der 
Rinne (VI bis I) wird bestätigt. 


B.V.3. Weitere Aussagen STRAUCH’S 

Strauch berichtet (1973: 95-97 im Kapitel „Kirchberger Schichten“ über Vorkommen in der 
Graupensandrinne und der Vorlandmolasse sowie deren Bearbeiter (so auch: 253). Nach 
Kranz (1904: 24 [529]) würden die Kirchberger Schichten der Typuslokalität auch die Silvana- 
Schichten umfassen. „Die brackischen Kirchberger Schichten entwickeln sich aus den fluviatil- 


ästuarinen Grimmelfinger Schichten, worauf sowohl die Petrofazies als auch die zahlreichen 
Viviparen hinweisen.“ „Wahrscheinlich gehen die ‚Zwischensande' KiDErLENs (1931, S. 309) 
seitlich in den Viviparenhorizont des Typusprofils über.“ Die Fauna des Cardien-Con- 
gerienhorizontes „deutet eine grössere Ausdehnung des Gewässerareals an. Das Ästuar muß 
sich zu einer größeren Bucht erweitert haben.“ Ein relativ rascher Brackwassereinbruch wird 
„im ersten [Viviparen-] oder wahrscheinlicher zweiten [Cardien-Congerien-] Horizont mit 
brachyhalinem Charakter am stärksten spürbar. Im Congerienhorizont fehlt Rzehakia aller- 
dings bereits ..., nicht wegen geänderter salinarer Bedingungen, sondern weil sie wegen der 
festeren mergeligen Böden keine günstigen Lebensbedingungen vorfand. Erst mit Ende der 
Sedimentation des fünften Horizontes [Bithynienhorizontes], indem noch Nematurella zilchi 
nachweisbar ist, ist die Aussüßung, die besonders im dritten und vierten Horizont gut 
verfolgbar ist, abgeschlossen.“ „Seitliche Verzahnungen und das Auftreten von Cerastoderma 
lassen einen ununterbrochenen Kontakt zum Ottnangien vermuten.“ Im Bereich der Typus- 
lokalirät dürften „Die hangenden völlig ausgesüssten Schichten der Oberen Süßwassermolasse 
... der Karpatien-Stufe äquivalenteinzugliedern sein. Insgesamt vertreten somitdie Kirchberger 
Schichten - zumindest an der Typuslokalität - einen schr kleinen Zeitabschnitt und dürfen 
altersmäßig höchstens den obersten Teilen der ostniederbayerischen Oncophora-Schichten 
entsprechen“ (: 255). 


Diskussion: Die Grimmelfinger Schichten (Graupensande) sind keine „fluviatil-ästuarinen“ 
Bildungen, sondern durchwegs Ablagerungen des Graupensandflusses. Aus ihnen entwickeln 
sich auch nicht die brackischen Kirchberger Schichten. Über den Grimmelfinger Schichten 
liegteine Schichtlücke (ZÖBELEIN 1985: Tab. 1,5. Profil). Die Graupensande unterscheiden sich 


66 


von der Flußdeltabildung bei Kirchberg (SchLickum’s Horizont a, SrraucH’s Horizont 1; 
unser Kap. B.1l.1.) sowohl durch die Petrofazies wie dadurch, daß die Grimmelfinger Schich- 
ten keine oder fast keine autochthonen Fossilien, das Flußdelta aber massenhaft Viviparen 
führt. Diese sind laut Wenz (1939: 489) wie die sie begleitenden Unionen genuine Süß- 
wasserbewohner. KiDErLEN’s „Zwischensande“ (1931: 309, 316; unsere $. 53) liegen über 
seinen Ssevicus-Sanden und zählen zudem zu seiner „Sandigen Muschelagglomeratstufe“ mit 
Congerien und Cardien. Das schließteinen Übergang des Viviparenhorizontes in die Zwischen- 
sande aus. Das Ästuar erweitert sich um das Areal des Flußdeltas und zwar bis zu den Rändern 
der Graupensandrinne, als diese vollständig unter Meeresniveau abgesunken und mit voll- 
brackischem Wasser erfüllt war. Ausweislich der Süßwasser bewohnenden Viviparen und der 
Unionen war während des „ersten Horizontes“ der Salzgehalt des Ablagerungsmilieus viel 
geringer als während des zweiten und dritten Horizontes'‘). Sporadische Unionen im dritten 
Horizont, den Congerien-Schichten, sprechen gegen einen „brachyhalinen Charakter.“ Nach 
HiLTErManN (1966: 489) hat „brachyhalines Meerwasser, marin-brackisch“ 18-30 % Gesamt- 
salzgehalt, der meines Erachtens nur in Randgebieten von Paratethys und Tethys, nicht aber 
im Inneren der brackischen Paratethys erreicht wurde. Rzehakia (früher Oncophora) partschi 
kommt sporadisch in den Szevicus- wie in den Cardien-Schichten zusammen mit Unionen vor, 
die im allgemeinen nicht über 3%o Salzgehalt gehen. SchLickum gibt (1964: 46-47) für die 
brackisch-limnischen Unionsande der OBrM Niederbayerns mit Rzehakia guembeli einen 
Salzgehalt von „nicht mehr weit über 3% an. Nach ETyrokYy (1968: 267, 268) kann Rzehakia 
im Brachyhalın bis zur Untergrenze des Olıgohalın (30-18 bis 0,5 %o Salzgehalt) vorkommen. 
Übrigens weisen die Congerien-Schichten nicht nur „festere mergelige Böden“, sondern auch 
fossilreiche „Thon-Mergel- und Sandschichten“ auf (Kranz: 530, vgl. 486, 492, 493). Den 
fünften Horizont, die Bithynien-Schichten, erklärt ScHLickum (1974: 524) als „Brackwasser- 
bildung“, was durch ein letztmaliges, aber massenhaftes Erscheinen von Hydrobia semiconvexa 
(SCHLICKUM’s Nematurella zilcht) bestätigt wird (unsere Tab. 3). Der „ununterbrochene 
Kontakt zum Ottnangien“ kann weder durch „seitliche Verzahnungen“ noch durch das 
„Auftreten von Cerastoderma“ begründet werden, da Verzahnungnur zwischen den Suevicus- 
und den Cardien-Schichten vorliegtund Cerastoderma profilaufwärts nur bis in die Congerien- 
Schichten geht (Tab. 3). Übrigens steht dieser „ununterbrochene Kontakt“ im Widerspruch 
zur Aussage von STRAUCH und SCHLICKUM (Ss. Kap. E .l.i.), daß ein abgeschlossenes Becken 
vorlag. Zu seiner obigen Bemerkung schreibt STRAUCH (1971: 587): „Alleine der Bereich des 
Kirchberger Beckens stand — aufgrund der petrofaziellen Entwicklung, des wiederholten 
Einflusses mariner, nicht abgewandelter Elemente ... - noch längere Zeit ... mit nahezu 
normaler Salinität im Raum der Schweizer Molasse über wechselnd breite Straßen mit dem 
offenen Meer in Verbindung.“ Dazu ist zu sagen: Das Kirchberger Becken stand nie mit dem 
offenen Meer in Verbindung und wies nie „normale“, sondern Brackwassersalinität auf. 
„Marine“ Faunenelemente kommen nur in den Cardien- und Congerien-Schichten vor; die 
betreffenden Gattungen gehen auch in Brack wasser”). Sie kamen auch nichtaus dem Raum der 
Schweizer Molasse, sondern aus der brackischen Paratethys von Osten her (ZÖBELEIN 1985: 
209, 234). Mit Strauch’s (: 255) zutreffender Einstufung der Silvana-Schichten in das Karpat 
bleibt die OBrM im obersten Ottnang. Siehe dazu wie zum Altersverhältnis Kirchberger 
Schichten/Oncophora-Schichten unsere Kap. F und G. 


16) Dagegen setzen in Kranz’ Profilen der Kirchberger Schichten von Günzburg (: 536) und vom 
westlichen Hochsträß (: 539) die vollbrackischen Cardien-Schichten unmittelbar über den Grim- 
melfinger Graupensanden ein. 

17) Ebenso geht die „eingedriftete Bankia vel Teredo“, die als „marine Art“ die „offene Verbindung zum 
Meer belegen“ soll (SCHLICKUM 1964: 34, 48, 51; SCHLICKUM & STRAUCH 1968: 377), in schwach 
brackisches Wasser. 


67 


Srrauch’s Register (1973: 254-255) mit 29 Molluskenarten beruht auf SCHLICKUM’s Arten- 
übersicht (1963: 2, 8), jedoch mit folgenden Änderungen: Die in unserer Tab. 3 unter den 
Nummern 29, 38, 39 und 40 genannten Arten führt STRAUCH wie dort nach der neueren 
Nomenklatur auf. Weiteres (in Strauch’s Artenfolge): Zu den Nematurellen, hier N. scholli 


& Strauch (1968) aus den Kirchberger Schichten des Jungholz bei Leipheim aufgestellt. Zu 
Cingula conoidea s. unsere Tab. 3 Nr. 9; zu Margarıtana flabellata flabellata Nr. 315°zu 
Anodonta splendens anatinoides Nr. 34. Die von SCHLICKUM den Kirchberger Typusschichten 
zugeschriebenen, aber von Hüttisheim stammenden Arten erwähnt STRAUCH nicht mehr. 
Über die Verteilung der von Kranz und SCHLICKUM genannten Mollusken auf die einzelnen 
„Schichten“ bzw. „Horizonte“ in SrrAUcCH’s Fossilliste siehe unsere Tab. 3. 


B.V.4. Weitere Aussagen REICHENBACHER’S 


B.V.4.a. Allgemeines 


Zu REICHENBACHER’s Bearbeitung der Kirchberger Schichten (1989) siehe unsere $. 54. Die 
unter dem Titel „Typuslokalität Illerkirchberg“ aufgeführten Mollusken und Fische stammen 
aus 5 örtlich verschiedenen Vorkommen. „Ziel der Untersuchung war eine paläontologische 
Überarbeitung und Neugliederung der Kirchberger Schichten durch die Erfassung des gesam- 
ten Fossilinhalts, insbesondere der Mikrofauna und -flora“ (: 136). Bearbeitet wurden Gastro- 
poden, Muscheln, Ostracoden, Fische (REICHENBACHER 1989: 144-145; 1988), Charophyten 
(SCHWARZ & REICHENBACHER 1989) und einige Pflanzentaxa (1989: 145). Die biostratigraphische 
Gliederung der Kirchberger Typusschichten ergab sich laut REICHENBACHER (: 135) aus ihrer 
Lithologie und ihrem Fossilgehalt. Die von der Autorin „aufgrund von Fisch- und Gastropo- 
den-Gemeinschaften“ erstellte Tabelle (unsere Tab. 4) zeigt als Horizont 4 auch Bivalven und 
in Horizont 5 eine Charophyten-Art. 


B.V.4.b. Schichtgliederung (Tab. 4) und Bemerkungen 


Falls man die Schichtglieder 1 bis 8 als „Horizonte“ bezeichnet, wären deren Unter- 
abteilungen sozusagen Unterhorizonte, was definitionsgemäß noch weniger als der Begriff 
„Horizonte“ haltbar ıst. 

Zu Nr. 1s (: 143 ff.). Der „Flußsand-1-H.“ ıst bis 8 m mächtig und „fossilfrei“ (REICHEN- 
BACHER 1989: 146 ff.). Er entspricht dem mindestens 7 m mächtigen, „leeren“ Kranz’schen 
Fluß-sand Nr. 19 (: 530). Daher gehören die brackischen Mollusken, auch Dupletten etc., die 
REICHENBACHER in den oberen 100 bis 150 cm fand, wie die tiefsten Schichten Eser’s (1848: 
266-267) und SANDBERGER’s (1874: 554) bereits zu deren Paludinen- bzw. Melantho-Schichten 
und zu REICHENBACHER’s „Viviparen-Horizont“ In (Kranz Nrn. 20 und 21), unseren Suevicus- 
Schichten. Das in obiger Tab. 4 nicht mehr erfaßte Liegende sind der Paludinen-Sandstein 
(Kranz Nrn. 22 und 23) der Grimmelfinger Schichten. 

Zu Nr. 2a/2b (: 147 ff.) Cardien- und Congerien-Schichten sind (opp. SCHLICKUM und 
STRAUCH; unsere $. 54) auch nach REICHENBACHER selbständige Einheiten, wenngleich die 
Autorin (: 147) den Horizont 2aals „lokale ‚Sonderfazies’ von 2b auffaßt. 2aund 2b sollten aber 
zufolge ihrer durchlaufenden stratigraphischen Lage und ihrer unterschiedlichen Mollusken- 
verteilung (unsere Tab. 3) als selbständige Einheiten und nicht als Teile eines „Horizont 2“ 
aufgeführt werden. Kranz unterteilt (: 530) seine Nr. 20, „Cardien-Schichten“, ın 4 Unterein- 
heiten («-8) mit teils unterschiedlicher Fossilführung. REICHENBACHER’s Entsprechung, der 
„Horizont 2a“, stelltdemnach keinen Horizont, sondern einen Schichtkomplex dar. Weilauch 
Mollusken zur Schichtgliederung herangezogen wurden, wäre es angemessener gewesen, 


68 


Tabelle 4: Parallelisierung der alten Gliederung der Kirchberger Schichten mit den neu aufgestellten 
Horizonten I bis 8 (Kopie von REICHENBACHER: 140, Tab. 2) 
(1) - Einteilung des Miozäns, (2) - Stufen der Paratethys, (3) - Lithofazielle Schichtglieder der 
Molasse, (4) - Biostratigraphische Gliederung aufgrund von Fisch- und Gastropoden-Ge- 
meinschaften, (5) -Schichtnummern des Gesamtprofils der Kirchberger Schichten nach Kranz 
(1904), (6) - Bisherige Gliederung der Kirchberger Schichten nach Kranz (1904) und SCHLICK- 
uMm (1963). 


Gelbe Feinsande 1 en oane 
2 Dinotheriensande 
Graue Schluffe mit Tonschichten 3 


8 Aphonius-/Gobiiden-H. 


O|® 


= 


Baden 


mit Tonschichten 


Karpat- 


[A 
5Aob Teil Silvana-Schichten 
5Aunt Teil 


Flunsand-2 -H 


Bithynien-/ 

Gobius pretiosus -/ SBuntleil a . . 
Dapalis crassirostris-H. Bithynien -Schichten 
Buuhylalen=? ER 


Stephanochara ungeri -H 


11 Nematurellen- Schichten 
Unıo-/Anodonta-H. 12 


(S 
° 
n 
[eo] 

z 

' 
2 
o 
= 

>) 


3c Dapalis curvirostris -H 
3b steriler H. Fisch -Schichten 


3a Clupea humilis -H 


2b Congerien-H. Congerien -Schichten 
2a Spariden-H. 


1s/I1n 


(1s=Flunsand -1-H,., 
In=Viviparen -H.) 


BWM (Kirchberger Schichten] 


Cardien und Congerien bei der Namensgebung beizubehalten, statt bei 2a ein Fisch-Taxon 
einzuführen. 

Zu Nr. 3 (3a, 3b, 3c, :148 ff.): Kranz verzeichnet in jedem Profil seiner „Fischschichten“ 
(Nrn. 14-17) (außer in D I Nr. 15) Fische oder Fischreste (s. unsere Tab. 3), wodurch seine 
Benennung gerechtfertigt ist. Er beschreibt Nr. 14, soweit eigens ausgeschieden, als Ton bzw. 
Mergel mit Pflanzen- und Fischresten, teils auch Mollusken, und zwar in den Profilen A 
(: 484), D (: 493), DI (: 495) und G (: 499). Nr. 15 ist, soweit gesondert aufgeführt, in A gelber 
Kalkstein mit Fischresten und Mollusken, in € hellgrauer Mergel, in D hellgrauer Steinmergel, 
desgleichen in D I mit Hydrobia semiconvexa und in G blaugrauer, toniger Kalkstein mit 
Fisch- und Pflanzenresten. Als Nrn. 16/17 werden genannt Tone, teils dunkel- oder grünlich- 
grau, mit Fisch- und Pflanzenresten inD, D 1 und G, ın D I mit „Unio“. Vergleichbar sind die 
Fischschichten von ©. Fraas (unsere Tab. 1: 50) Nrn. 7, 8, 9 und die Schichten von Kranz/ 
Horizonte von REICHENBACHER 14/3c, 15/3b und 16 + 17/3a. Nun unterteilt Kranz aber 
Nr. 14 in Profil C in 4 Lagen (: 492), in D in 3 Lagen (: 493) und in D 1 in 5 Lagen (: 495). Daraus 
geht hervor, daß REICHENBACHER’s „Horizont 3 c“ kein Horizont, sondern ein zusammenge- 
setztes Gebilde ist, wie auch der „Horizont 3a“ aus den Kranz’schen Schichten 16 und 17 
besteht. - Zur Verteilung der Fische und „Fischschichten“ siehe Kap. B.V.4.c. 

Zu Nr. 4 (: 150 ff.). In der in REICHENBACHER’s Tabelle (= unsere Tab. 4) mit ihrer Nr. 4 
korrelierten Teil 11-13 der Kranz’schen Hydrobien-Schichten kommen (s. unsere Tab. 3) 


69 


7 mal in 6 Schichten Unio/Anodonta vor, in Kranz’ Bithynien-Schichten (Nrn. 5B-8) 11 mal 
in 13 Schichten und zwar in jeder Schicht außer A 5 und © 8. Der Unio/Anodonta-Horizont 
ist demnach durch die beiden Fossilien nicht besonders herausgehoben. Dagegen zeichnen 
sich Kranz’ Hydrobien-Schichten (Nrn. 9-13, besonders 11-13) gegenüber allen anderen 
Schichtkomplexen dadurch aus, daß Hydrobien dort, wo sie vorkommen, meist häufig bis 
massenhaft auftreten. Es erscheint auch nicht zweckmäßig, diesen dadurch erwiesenen bracki- 
schen Schichtkomplex nach den genuinen Süßwassermuscheln Unzo und Anodonta zu benen- 
nen, auch wenn sie schwach brackisches Wasser vertragen. Die Kranz’schen Schichten 11-13 
können nicht zu einem „Horizont“ zusammengefaßt werden. Die Autorin bezeichnet bei 
Nr. 4 in ihrer Tabelle 3 (: 144, Vorkommen und Häufigkeit der Fossilien) abweichend von 
unserer Tab. 3 keine „Nematurellen“ (= unsere Hydrobien) ein. 

Zu Nr. 5 (: 152 ff.) Diesem „Horizont 5“ werden [als 2 Unterhorizonte] 2 Lagen der 
Kranz’schen Hydrobien-Schichten (Nrn. 9+10) und 3 Lagen von dessen Bithynien-Schichten 
(Nrn. 6-8) zugeteilt. Der „Horizont 5“ ist „durch die erstmals häufigen Bithynien-Deckel 
gegen die liegenden Horizonte sehr gut abgegrenzt.“ „Kennzeichnend ist die Vergesellschaf- 
tung der Deckel mit den ausschließlich in Horizont 5 verbreiteten, gleichfalls nur ım basalen 
Bereich zahlreichen Charophyten-Arten Stephanochara ungerı und Nitellopsis? procera ...“. 

Diskussion: Bezüglich des „Horizonts 5“ und seiner beiden Unterhorizonte gelten dieschon 
beiden vorangehenden „Horizonten“ erhobenen generellen Einwände. Gegen die Abtrennung 
der Nrn. 9+10 von Kranz’ Hydrobien-Schichten spricht das (mit Ausnahme in Profil B’ 6) 
letztmals teils massenhafte Vorkommen von Hydrobien (s. unsere Tab. 3). In den von den 
Kranz’schen Bithynien-Schichten abgetrennten Nrn. 8-6 kommen Bithynien so häufig wie im 
„Horizont 6“ vor, hier nach REICHENBACHER (: 144 Tab. 3) sogar häufiger. Deshalb erscheint 
es (opp. Kranz) nicht angebracht, das Schichtpaket der Bithynien-Schichten zufolge von 
Begleitfossilien auf die „Horizonte“ 5 und 6 aufzuteilen. „Die Mergelbank in Form eines 
‚Steinmergels’ im oberen Teil der Abfolge“ und einigen gleichartigen, den Horizont 5 litho- 
logisch abschließenden „Steinmergel“ (REICHENBACHER: 152) habe ich (: 59) als meist „heller 
Steinmergel“ und als „heller Kalkstein“ darüber wıe Kranz (Nrn. 7 und 8) ım Paket der 
Bithynien-Schichten genannt. 

Zu Nr. 6 (: 153 ff.). Zunächst zu REicHeEnBACHER’s Korrelierung von Kranz’ Bithynien- 
Schichten und ihren Horizonten: In Kranz’ zusammenfassendem Profil (: 529) sind die 
Bithynien-Schichten mit 5B-8 beziffert. Davon entsprechen (s. unsere Tab. 3) die Nrn. 6-8 
REICHENBACHER’s Horizont Nr. 5. (Die Nrn. 6-8 betrachtet die Autorin gemäß dem Folgenden 
als Kranz’ untere Bithynien-Schichten.) Nr. 5B teilt die Autorin in 2 Teile auf: Der „5B unt. 
Teil“, den sie (: 153) als „mittleren Teil“ von Kranz’ Bithynien-Schichten bezeichnet, 
entspricht ihrem Horizont 6; „5B ob. Teil“ ihrem Horizont 7 (der also ihr zufolge den oberen 
Teil von Kranz’ Bithynien-Schichten darstellt). Die namentliche Unterteilung des Horizonts 
Nr. 6 in einem basalen, mittleren und oberen Abschnitt erfolgt nach Lithologie und Fossil- 
führung (: 153 ff.). 

Diskussion: Unter den bei Nr. 6 aufgeführten Mollusken fehlen in den Bithynien-Schichten 
bei Kranz (unsere Tab. 3) und SchLickum (1963: 8, e) Melanopsıs impressa und Theodoxus 
cyrtocelis, die KrRANZ nur ım Petrefaktenverzeichnis (: 550) für eine Serie von Fundorten nennt. 
Nematurella zilchı fand SCHLICKUM nur in b.), dem Congerien- und Cardienhorizont und ın 
c), dem Fischhorizont; die Vorkommen ind), Nematurellenhorizont und e), Bithynienhorizont 
beruhen auf Umdeutungen von KRANZ’ Hydrobıa semiconvexa. Nematurella bavarica (ohne 
„cf.“) erwähnt SCHLIcKUM (1960: 210; 1961: 57) nur von Günzburg. 

Zu Nr.7(: 155 ff.). Der „Flußsand-2-H.“ bestehtaus „5B ob. Teil“, demnach aus Kranz’schen 
oberen Bithynien-Schichten und darüber aus „5A unt. Teil“, also aus dessen tiefen Sılvana- 


Schichten. Die feinkörnige, etwa 6 m mächtige „Flußsandlinse (Flußsand-2)“ ıst karbonat- und 


70 


fossilfrei. Die „südlich und nördlich lateral an die Sandlinie angrenzende Fazies“ ist nachge- 
wiesen zwischen 230 und 340 cm mächtig und besteht aus Ton, Mergelton, Tonmergel, Schluff 


< 


und Feinsand. „Der Karbonatgehalt der Mergel beträgt zwischen 15 und 35%“. Inder lateralen 
Fazıes kommen laut REICHENBACHER „dieschon aus Horizont 6 bekannten Süßwassergastropo- 
den Stagnicola armaniacensis [vorher nur von Jungholz bei Leipheim bekannt, SCHLICKUM 
1966: 325; s. auch REICHENBACHER 1989: 144 Tab. 3], Planorbarius cornu, Bithynıa dunkeri und 
Radix socialıs dilatata vor“ ‚dazu Reste von Unio/Anodonta. Ein Übergang von der Flußsand- 
linse zum Liegenden oder Hangenden konnte nicht aufgegraben werden (: 155). 

Diskussion: Ein Übergang istin Anbetracht des in einer Erosionsrinne abgesetzten Flußsan- 
des auch nicht zu erwarten. Kranz zeichnet (unsere Abb. 2) und beschreibt (: 486-487) die 
Schichtfolge mit der bis 6,40 mächtigen Sandlinse (VIL a) seines Profils A. Der anzunchmende, 
vonSW nach NE geflossene Fluß hat die Bithynien-Schichten scharf abgeschnitten und sie teils 
bis auf einen schmächtigen Rest von Schicht VIII erodiert. Über dem abgelagerten Flußsand 
ging die limnische Sedimentation mit den tieferen Silvana-Schichten (Va, am rechten Bildrand) 
weiter. KRAnZ nennt daraus (modernisiert) Radıx socıalis dıilatata, Planorbarius cornu und 
Unio, darüber aus mergeligem Ton Bithynia dunkeri, Radıx socıalis dılatata, Cepaea sılvana, 
Unio und zahlreiche Schalenreste. REICHENBACHER schreibt (1989: 162): „Die nördlich und 
südlich lateral an den Flußsand-2 angrenzenden, tonig-schluffigen Ablagerungen bezeugen 
aufgrund ihrer petrographischen Beschaffenheit einen genetischen Zusammenhang mit der 
Flußsand-2-Ablagerung.“ Nun ist der Fluß- „Sand“ aber karbonat- und fossilfrei, während die 
lateralen „Mergel“ 15-35% Kalk und limnische (bis schwach brackische) Fossilien führen. 
Auch hat der Fluß mit seiner Sandfüllung die Bithynien-Schichten scharf abgeschnitten. Und 
schließlich gehört der obere Teil von REICHENBACHER’s „Flußsand-2-Horizont“ („5a unt. 
Teil“) zu Kranz’ Silvana-Schichten (Va, s. Abb. 2). Diese Gesichtspunkte werfen die Frage 
nach Art und Stellung der „lateralen Fazies“ und der zutreffenden Benennung des „Flußsand- 
2-Horizonts“ auf. 

Zu Nr. 8 (: 156 ff.). Die Autorin grenzt Horizont 8 von Horizont 7 aufgrund von Fisch- 
Otolithen ab und stellt auch Kranz’ Schicht 4 der Silvana-Schichten zu ihrem Horizont 8. An 
Mollusken kommt zu Bıthynia dunkeri die aus Horizont 7 bekannte Vergesellschaftung hinzu, 
dazu sehr selten Cepaea silvana sılvana. Die Autorin kommt zum Schluß (: 163): „Anhand der 
vorliegenden Ergebnisse kann eine sicher zutreffende Aussage zur Fazies des Horizontes 8 
nicht gewagt werden. Es sollte noch erwähnt werden, daß Kranz (1904) für seine diesem 
Horizont etwa entsprechenden Silvana-Schichten einen schwach brackischen Einfluß postu- 
liert, die Schicht hingegen von allen folgenden Bearbeitern als ausgesüßte Fazies in die Obere 
Süßwassermolasse gestellt wird (vgl. ZÖBELEIN 1985).“ Entsprechend schließt auf Reı- 
CHENBACHER’s Tabelle (unsere Tab. 4) der Horizont 8 die „BMW (Kirchberger Schichten)“ ab. 

Diskussion: Die Fische erlauben laut REICHENBACHER keine gesicherte Zuteilung des 
Horizontes 8 zu den Kirchberger Schichten. Die Mollusken der Silvana-Schichten (s. unsere 
Tab. 3) sind genuin limnisch; brackische Hinweise fehlen. Wo Kranz „(1904)“ die Silvana- 
Schichten oder einen Teil davon als „brackisch“ bezeichnet hätte, konnte ich mangels Seiten- 
zitat nicht überprüfen'*). In den hier (: 50) zitierten Bekundungen hat er sie als Süßwasser- 
bildung zur OSM gestellt. Aus jenem Teil der Silvana-Schichten, die die Autorin ın ihrer 
Tabelle als Horizont 7, „5aunt.“ bezeichnet, melden u. a. SANDBERGER (1874: 362, 363,565) und 
Kranz (1904: 486) Cepaea sılvana etc.. Diese und die folgenden Autoren sowie nun auch 
ZÖBELEIN betrachten die Silvana-Schichten als Beginn der OSM. In Kranz’ Profil © (: 490) 
bestehen die klar abgerundeten Silvana-Schichten aus Schicht 4 sowie aus 5 Lagen (a-e) der 


18) Kranz hat die gesamte Schichtfolge an der Iller als „Kirchberger Schichten“ bezeichnet (unsere 
S. 50), was REICHENBACHER vielleicht zu obiger Aussage veranlaßt hat. 


Zu 


Schicht 5, wovon die unterste schon Cepaea sılvana führt. Es erscheint nicht gerechtfertigt, 
dieses Schichtpaket auf zwei verschieden benannte „Horizonte“ aufzuteilen. 


B.V.4.c. Zur Verteilung der Fische und „Fischschichten“ im Illerprofil 


In neuerer Zeit unterscheidet Marrını (1983: 14; unsere S. 54) bei Kranz (1904) reich- 
lich Fische bzw. deren Reste in dessen Cardıen- Schichten (Nr. 20), „Dreissenen“- 
(= Congerien-) Schichten (Nr. 18) und in den Fisch-Schichten (Nrn. 14-17). REICHENBACHER 
(1988: 31 ff.) stellt Ähnlichkeiten, teils auch Abweichungen in den Fischfaunen von 
Ilerkirchberg, Ivancıce (Eibenschitz) und Langenau fest, die sie alle dem Ottnang zuteilt. 
Abweichend von Kranz und MARTINI stellt sie (: 32-33) Eser’s Fischfunde bei Unterkirchberg 
(1848: 266) nur ın die Kranz’schen Fısch-Schichten, nämlich vor allem in ıhren Horizont 3a 
und daneben 3c. Häufig bis sehr häufig erscheinen Fische oder deren Reste in ihrem Horizont 
6 (: 33, 34 Tab. 2, 35) (den höheren Bithynien-Schichten von Kranz). EsEr’s Profil von 
Unterkirchberg (1848: 266-267) geben SANDBERGER (1874: 553-554) und Kranz (1904: 500) 
mit eigenen Schicht-Nrn. wieder. Eser’s Profil von Oberkirchberg (1848: 267) bringt niemand 
außer Kranz (1904: 501): 


Tab. 5. Numerierung der Fischschichten bei EsER, SANDBERGER und KRANZ 


Unterkirchberg Oberkirchberg 
ESER SDB. Kranz ESER Kranz 
1 1 8/9 
2 D 10 
3 3 11 
4 4 12 
5 5 13-15 Obere Fisch- 3, 

I schichte = 14/15 ‚Obere Fischsch.” 
da 6 16 Unt. Fisch- 9 16/17 , Untere Fischsch.’ 
AN 5, 7 17 schichte en 
6 (3 |s 18 2 18a 

[12 3 1Sß 
6d 9 oe 20 
Fischsch.' | 5 20ß 
7 10 21 2 51 
EsEr nennt von Unterkirchberg in den Nrn. 5, 6a und 6b Fischgräten, Fischschuppen und 
Kiemendeckel, desgleichen SANDBERGER in den Nrn. 5-7 und Kranz (: 500) in den Nrn. 13-15, 


16 und 17. Eser führt in Nr. 6c meist nach H. v. MEYER 7 Arten von Fischen an, desgleichen 
SANDBERGER in Nr. 8 und Kranz in Nr. 18. In Nr. 6d nennt EsEr, SANDBERGER ın Nr. 9 und 
Kranz ın Nr. 20 Clupea ventricosa und Smerdis minutus. Das Liegende von 6d und seinen 
Entsprechungen mit den „vielen Cardien“ (= Cardien-Schichten) sind die Suevicus-Schichten 
(bei Unterkirchberg die Nrn. 7 bzw. 10 und 21, bei Oberkirchberg die Nrn. 6 bzw. 21). Kranz 
gibt in seinem zusammenfassenden Profil (: 530) fast keine Ortsangaben. Hier stehen (abwei- 
chend von den obigen Zuordnungen) bei den Fisch-Schichten Nr. 14-17 acht Fısch-Gattun- 
gen, dabei 5 Gattungen aus Eser’s Unterkirchberg Nr. 6c. Bei Nr. 18, den „Dreissenenschichten“ 
(Eser’s6c) bemerkt Kranz nach Aufzählung der Mollusken nur: „bei Unterkirchberg ausserdem 


72 


Fische“. Bei Nr. 20« erwähnt er südlich Oberkirchberg Fischreste, bei 208 bei Unterkirchberg 
Clupea und Smerdis (siehe oben). Bei Oberkirchberg gibt Ester im „Fischlager“ nur Fisch- 
schuppen und Gräten, Kranz (: 501) nur Fischreste an. 

Nach Enceı (1896: 388; 1908: 536) folgt von Kirchberg illeraufwärts über den Paludinensanden 
die „Untere Fischschicht“. In der Nähe der Brücke von Oberkirchberg „kommen wieder blaue 
Thone, der Hauptplatz für Grabungen auf Heringe.... (zweite oder obere Fischschicht)“ (1896: 
389; 1908: 536; [Kranz Nrn. 14/15, 16/17]. EncGeiı hat bereits vorher (1896: 388; 1908: 529) auf 
„die berühmten Fischschiefer mit den zahlreichen Exemplaren von Heringen (Clupea)“ 
hingewiesen, die über den „Dreissenenschichten“ zwischen Ober- und Unterkirchberg und 
„übrigens ganz ähnlich auch schon tiefer (Unterkirchberg) vorkommen.“ Im Profil für das 
„mittlere Miocän“ faßßt EnGEL (1896: 390) seine Befunde zusammen. Er nennt „Fischschichten 
(untere) bläuliche Thone“ zwischen den Sanden des Illerbetts und dem „Paludinensandstein 
von Kirchberg“ sowie „Fischschichten (obere) von Kirchberg, bläuliche Thone“ über den 
Dreissenenbänken. ©. Fraas (unsere Tab. 1: 50) erwähnt in seinem Illerprofil Fische aus 
Schicht 7 und 9 [= Kranz Nrn. 14 und 16/17]. REICHENBACHER bringt (1988: 5 ff., 34 Tab. 2) 
Fischarten von Kirchberg, weitere Arten sowie Synonyma nach neuer Systematik und 
Nomenklatur. 

Folgerungen: Aus Kranz (unsere Tab. 3) geht hervor, daß Fischreste in allen „Schichten“ des 
Illerprofils außer in D I Nr. 15 vorkommen. Häufungen von Fischen treten zufolge obiger 
Autoren in den Cardien- und Congerien-Schichten, dazu in den zweigeteilten Fischschichten 
auf. Kranz hat sie aus Eser und Enger übernommen. Wahrscheinlich liegen sie bei Ober- und 
Unterkirchberg vor, da die Schichten laut unserer Abb. 1 (: 52) durchlaufen. Entsprechende 
Häufungen sind auch aus REICHENBACHER’s Tabelle (1988: 34) zu ersehen. Ihre Einwände 
gegen die Aussagen von Kranz und MAaRrTINI erscheinen daher nicht haltbar. 


B.V.4.d. Zu REICHENBACHER’S Tab. 3 (1989: 144-145): Vorkommen und Häufigkeit der 
Makro- und Mikrofossilien in den Horizonten 1 bis 8 der „Kirchberger Schichten...“ etc. 


Die Autorin hat (: 136) die Fossilien in den Kirchberger Schichten und in ıhrer „OSM“ (über 
dem Horizont 8) an der Iller bei Steinberg , Staig und Hüttisheim zusammengefaßt (s. unsere 
Abb. 1), dazu einige Stücke von Jungholz bei Leipheim in ihrer Tab. 3 (: 144) aufgeführt, so daß 
abweichend vom Titel ihrer Publikation der Fossilbestand an der Typuslokalität nicht offen- 
kundig wird '”). An Gastropoden stehen in REICHENBACHER’s Tab. 3 (ohne die Landschnecken) 
16 Taxa (14 genannte Arten) den 21 Gastropoden-Taxa in unserer Tab. 3 (Nrn. 1-16, 35-39) 
mit 16 genannten Arten gegenüber. 10 benannte Arten kommen in beiden Registern vor 
(unsere Tab. 3: Nrn. 1, 3, 6, 7, 9, 11, 12, 14, 36, 40). Aus ihrer Tab. 3 fehlen in unserer Tab. 3 
Nematurella cf. bavarıca, dıe bisher als Hoydrobia bavarica (SANDBERGER 1874: 576) bzw. als 
Nematurella bavarıca (SCHLICKUM 1960: 219; 1961:57) von Günzburg bekannt war; Nematurella 
convexula war bisher von Jungholz bei Leipheim bekannt (SCHLICKUM & STRAUCH 1968); 
desgleichen von dort Stagnıcola armaniacensis (SCHLICKUM 1966: 325); Gyraulus trochiformis 
dealbatus und Leucochroopsis francofurtana (letztere s. SCHLICKUM 1964: 19, 51 aus den 
Oncophora-Schichten), die Kranz (Petrefactenverzeichnis) und SCHLICKUM (1963: 2, 8) auch 
nicht nennen. Zu „Ferrissia wittmanni“ = Ancylus wittmanni s. unsere Tab. 3, Bemerkungen 
zu Nrn. 16, 40. Statt Hydrobien führt die Autorin, ScHLickun folgend, nur Nematurellen auf 
(s. Kap. B.V.2.c.). Die Lamellibrachiaten sind in REICHENBACHER’s Tab. 3 mit 9 Taxa (8 
genannte Arten) vertreten, denen der marine Grabfüßler Dentalium beigefügt ıst, den Kranz 
und SCHLICKUM nicht erwähnen. Demgegenüber weist unsere Tab. 3 19 Taxa (15 genannte 


19) In Kranz’ Petrefactenverzeichnis (: 549-551, Spalte 1) findet sich eine ähnliche Zusammenfassung, 
doch mit Schnürpflingen (3,6 km ESE Hüttisheim) statt Steinberg. 


768) 


Arten) auf. Alle Lamellibranchiaten-Taxa REICHENBACHER’s sınd auch in unserer Tab. 3 zu 
finden. Ostracoden wurden in unserer Tab. 3 nicht aufgeführt. REICHENBACHER nennt in ihrer 
Tab. 3 8 Taxa (6 benannte Arten), STRAUB (1952: 454-459, Taf. 4) 13 Taxa (10 benannte Arten) 
aus den Kirchberger Schichten an der Iller *°). Hiervon kommen 3 Arten (eine mit Gat- 
tungsänderung) und 3 Synonyma bei SCHWARZ & REICHENBACHER vor. Heterocypris sp. der 
beiden Autoren nennt STRAUB nicht, zusätzlich aber Cyprıa ophtalmıca, Cyprinotus cf. 
francofurti und Darwınula cylindrica °'). Die Charophyten-Flora der Kirchberger Typus- 
schichten haben SCHWARZ & REICHENBACHER (1989) neu bearbeitet. Ihr Register (: 187 Tab. 1; 
5. REICHENBACHER 1989: 145 Tab. 3) weist aus den Horizonten I-8 11 Taxa (10 genannte Arten) 
auf, dazu Hornichara lagenalis nur aus der „OSM“. Strauß beschreibt (1952: 466 f.) und 
registriert (Taf. 4) aus „Kirchberger Schichten“ 7 Taxa von lller und Tolypella parvula? (: 472) 
von Blienshofen (: 460, N.P. 33,6) und Schwörzkirch (: 461, N.P. 34,1, 34,2, s. Proben- 
verzeichnis: 511). SCHWARZ & REICHENBACHER führen aus StrAUB Chara molassica und 
Hornichara lagenalıs (letztere aus der OSM) an, dazu weitere 4 nomenklatorisch geänderte 
Arten. Die Fischfauna der Kirchberger Schichten an der Typuslokalität umfaßt bei 
REICHENBACHER (1988: 34 Tab. 2; 1989: 144-145 Tab. 3) 41 Taxa (16 genannte Arten). 

Es bestehen demnach unterschiedliche Bestandsangaben zwischen REICHENBACHER und der 
älteren Literatur, besonders bei den Mollusken und Ostracoden, weniger beiden Charophyten 
nach der Neubearbeitung durch SCHWARZ & REICHENBACHER. 


B.V.4.e. „Palökologie“ „Ablagerungsmilieu der Horizonte 1 bis 8 an der Iller“ (1989: 157 ff.) 


Die Autorin hat ıhre Horizonte I bis 8 nach dem Vorkommen der gesamten Faunen- und 
o 
Florenassoziation festgelegt. Deren Anderungen, eine „paläo-ökologische Faziesanalyse“, 
beruhen vor allem auf Änderungen der Salinıtät und Wassertiefe. Im allgemeinen sind „Die 
5 5 

Grundlagen einer derartigen ökostratigraphischen Gliederung ... die angenommenen Analo- 
gien der Umweltansprüche fossiler und rezenter, nahe verwandter Taxa.“ Die Klassifikation 
des Brackwassers erfolgt nach Hır.TErmann (1966: Tab. 4). 


„Ablagerungsmilieu der Horizonte 1 bis 8“ 

H. Is (: 158) ist ein glaukonit- und fossilfreier, von S in die Graupensandrinne zugeführter 
Flußsand. 

H. In (: 158) ist nach Kranz (1904: [493]) und KıpeErren (1931: [310]) limnisch, nach 
SCHLICKUM (1963: 7) [wie SANDBERGER 1974: 554 und Kranz: 496] aber brackisch und führt 
neben Viviparus suevicns und Rzehakıa partschi [nach SANDBERGER auch, modernisiert, 
Theodoxus cyrtoscelis, Th. sparsa, Trümmer von Anodonta; nach Kranz (:531) und SCHLICKUM 
(1963: 8) dazu Brotia escheri, Unio; s. unsere Tab. 3 Nr. 21]. Von einem „Fehlen der typisch 
limnischen Faunenelemente“ kann also nıcht die Rede sein, zumal REICHENBACHER „Süßwasser- 
schnecken“ zur Beurteilungder Salinıtätmitheranzieht. Die Autorin lehnt zurecht SCHLICKUM’s 
Auffassung ab, [die auch jener SANDBERGER’s 1874: 554 widerspricht], daßß die massenhaften 


20) Bei Strauß (: 454) lies Unterkirchberg statt „Illerhang 700 m südl. Oberkirchberg“. Für den 
„Steinbruch bei P. 602,88 nordwestl. Altheim“ (: 462) gibt Straug (: 511) ‚Stbr.' nordwestl. 
Schwörzkirch b. P. 602,88" an. Straug’s Cytheromorpha zinndorfi und Hirschmannıa vırıdis (: 460, 
Taf. 4) stammen aus Kirchberger Schichten vom „Hohlweg nordwestl. Blienshofen“, „Oberholz“ bei 
MiLtER (1871: 191-192). 

21) Von den 8 Ostracodenarten REICHENBACHER’s sind Candona suevica und Candona? kırchbergensis 
brackisch (Strauß 1953: 457), die übrigen brackisch und limnisch (STRAUB 1953: 488, 497; DEHM 1952: 
88; Lutz 1966: 310-311 in der OSM bei Undorf mit weiteren Östracoden STRAUB’S; REICHENBACHER 
1989: 144). 


74 


Viviparen „aus einem größeren Fluß eingeschwemmt sein“ dürften °°). REICHENBACHER hält 
H. In für eine „oligohaline bis miohaline Fazies“ (0,5-5 %o Gesamtsalzgehalt) [wogegen 
ScHLickum’s Annahme (1963: 7) „eines brachyhalinen Gewässers“ (also mit 18-30 %o) unhalt- 
bar ist]. 

H. 2 (: 159). Laut Autorin ist die „Bildung des Horizontes 2 auf eine Erweiterung des 
Meeresraumes nach Süden über das frühere Delta hinweg zurückzuführen. Dadurch kam es 
zur Einwanderung der primär marınen Faunenelemente Cerastoderma, Dentex und Sparus.“ 
„Esliegen die für das mesohaline Brackwasser typischen Gattungen Nematurellaund Congerza 
vor.“ „SCHLICKUM (1963; 1974) nimmt für den Congerien-Horizont einen geringeren Salzge- 
halt als im Viviparen-Horizont an. STRAUCH (1973) vermutet den maximalen Brackwasserein- 
fluß eher im Congerien-Horizont.“ Nach REICHENBACHER’s Erachten läßt insbesondere das 
Vorkommen von Cerastoderma sociale und der Spariden auf eine meso- bis pliohaline (5-18 
%0), möglicherweise sogar brachyhaline Fazies (18-30 %o) schließen. 

Diskussion: Eine Erweiterung des Meeresraumes nach S kann hier nicht angenommen 
werden, weil der über Land kommende Fluß H. Is in die Graupensandrinne gemündet ist, 
deren Südgrenze fest steht. Zur Ausdehnung des Festlands nach S kann nur gesagt werden, daß 
in den Bohrungen Scherstetten I und Freising CF 1001-1004 neben limnischen Mollusken nur 
Hydrobia semiconvexa, Congeria amygdaloides und nur einmal (in Freising CF 1004) Cardıum 
kraussı gefunden wurden (ZÖBELEIN 1955: 22; Berichte an die Wintershall-AG., 1951-1952) *°). 
Weiterhin haben SCHLICKUM und STRAUCH die Cardien- und Congerien-Schichten unter einer 
Ziffer zusammengefaßt (Kap. B.V.2.a.) und REICHENBACHER die Cardien-Schichten in 2a 
Sparıden-Horizont umbenannt. Gerade in den Cardıen-Schichten sind dıe „primär marinen“ 
Cardiaceen (Cerastoderma) aber nach Arten- und Individuenzahl häufig vertreten, wozu die 
„brachyhaline bis limnische“ Cardiacee Limnopagetia frıabılis kommt (s. Kap. B.1V.2 Nr. 29). 
Sporadisch gehen Unionen von den limnischen bis schwach brackischen Suevzeus-Schichten 
noch in die Cardien- und Congerien-Schichten hinein. Die Cardien-Schichten halte ich für die 
am stärksten brackischen Ablagerungen des Illerprofils, die aber in miohalinem, höchstens 
mesohalinem („typischem“) Brackwasser (5-10 %0) abgelagert wurden. In einem ähnlichen, 
doch wohl etwas schwächeren Brackwasser sind die Congerien-Schichten entstanden. Die in 
den Cardien- und Congerien-Schichten sporadisch vorkommenden, genuin limnischen „ Unzo“ 
vertragen wie andere „Süßwassermollusken“ noch schwaches, wohl oligohalines Brackwasser 
(0,5-3 %o), das (REICHENBACHER) „für die meisten marinen Organismen letal“ ist (HILTERMANN 
1966). Die Unionen dürften sich im Bereich von Süßwasserzuflüssen angesiedelt haben, für 
deren Existenz die Bildung der „Kalksandsteinbänke sowie festen Kalkmergel“ (REICHEN- 
BACHER: 147) in H. 2b spricht. 

H. 3 (: 159-160). Laut REICHENBACHER erfolgte „Die Bildung des Horizontes 3 ... durch eine 
Vertiefung des Ablagerungsraumes in einer zeitweise mit dem Meer verbundenen Lagune oder 
Bucht.“ „Der hohe Calcitanteil könnte zum Teil auf die Zufuhr karbonatreichen Wassers 
(Karstwasser) aus der Alb zurückzuführen sein.“ Esnehmen „STRAUB (1952: [462]) mesohalines 
Milieu, SCHLICKuM (1963: [7]); 1974: [522]) und Strauch (1973: [96]) ... eine gegenüber den 
liegenden Schichten zunehmend aussüßende Fazies, das heißt höchstens schwach brackisches 
Milieu an.“ „Das Fehlen der eine meso- bis brachyhalinen Fazies anzeigenden Congeria- und 


22) Etwasabweichend spricht ScHLickum (1974:523) vom „Mündungstrichter eines Flusses (SANDBERGER 
1874: 554), welcher durch das massenhafte Auftreten zusammengeschwemmter Viviparus suevicus 
WENZ gemeinsam mit Rzehakia partschi (MAYER) ... gekennzeichnet ist.“ 

23) Cardıum kraussi ist nach SCHLIcKuM (1970a: 182) Limnopagetia kraussi, die auch in Oberkirchberg 
und Hüttisheim vorkommt. Ammon’s „Cardium Kraussı“ (1888: 11 z. T.) aus den Oncophora- 
Schichten Niederbayerns ist Limnopappia kuiperi (SCHLICKUM 1962: 112; 1964: 31). 


75 


Cerastoderma-Vertreter ıst nicht auf eine Aussüßung zurückzuführen, sondern auf die 
Vertiefung des Ablagerungsraumes und die sich einstellenden ungünstigen Lebensbedingungen 
für das Benthos .... Das weiterhin herrschende meso- bis plio/brachyhaline Milieu spiegelt sich 
in der Fischgemeinschaft wider. Nachgewiesen wurden Arten der primär marinen Gattungen 
Clupea und Gobins sowie der Brackwassergattung Dapalıs.“ In H. 3a mit Clupea humilis und 
Dapalıs formosus läßt das Vorkommen von Clupea „eine Verbindung zu einem nahegelegenen 
marinen Raum annehmen ...“. In H. 3b weist das sporadische Vorkommen der Ostracoden 
Mediocypris cantonaeformis und Candona suevica auf weiterhin bestehende brackische Fazies 
hin. „Die Sedimente der Horizonte 3c entstanden durch eine neuerliche Meeresverbindung mit 
sich nachfolgend einstellender meso- bis pliohaliner Fazies.“ „Die Meeresverbindung wird 
durch den „primär marınen Dentex ct. fossılıs und die Einwanderung der für die Ottnang-Stufe 
der Paratethystypischen Brackwasser-Arten Dapalıs curvirostrisund Gobius cf. telleribelegt.“ 
Mehrere der aufgeführten Belege „und die Funde von Bithynien-Deckeln sprechen für einen 
gegenüber dem Horizont 3a ein wenig verringerten Salzgehalt. Mit dieser neuerlichen Meeres- 
verbindung erfolgte eine Erweiterung der seit den Horizonten 3a und 3b bestehenden 
Brackwasserfazies nach Süden ...“. Dies wird u. a. durch den „basalen schwarzen Mergelton 
angezeigt“, der nach Literaturhinweisen „als Bildung an der Basıs einer Transgression ın ein 
abgeschlossenes Teilbecken aus dem Schelf ... gedeutet werden kann.“ 

Diskussion: Da Clupea und andere „primär marine Gattungen“ neben der brackischen 
Gattung Dapalis vorkommen, die (REICHENBACHER 1988: 16) „in marin-brackischen bis 
brackisch limnischen Ablagerungen“ verbreitet ist und hier als Brackwasserbewohner gilt, 
müssen auch die „primär marinen“ Gattungen in dieses Milieu eingedrungen sein, können 
somit nicht für abweichende Salinıtätsaussagen herangezogen werden. Das fast völlige Aus- 
bleiben von Congerien und das völlige von Cardiiden (s. Tab. 3) beruht nicht auf einer 
„Vertiefung des Ablagerungsraumes“, sondern auf dem verminderten Salzgehalt. Auch die 
erstmals auftretenden, genuin limnischen, doch schwach brackisches Wasser tolerierenden 
Bithynia, Radix und die Mehrung von „Unio“ (unsere Tab. 3, Nrn. 7, 13 und 22; s. auch 
REICHENBACHER 1989: 144 Tab. 3) sprechen für einen gegenüber H 2 nachlassenden Salzgehalt, 
jedenfalls nicht mehr für ein „meso- bis plio-/brachyhalines Milieu“ wie in H 2. StRAUB’s und 
SCHLICKUM’s Salınıtätsdeutungen sind hier also realistischer als jene REICHENBACHER’s. Gegen 
die Annahme der Autorin eines mehrfach nach Süden ausgeweiteten Meeresraums wurden 
schon bei H 2 Einwendungen erhoben. An die Stelle einer „Verbindung mit einem nahe- 
gelegenen marinen Raum“ tritt die Zugehörigkeit zum Brackmeer der Paratethys, das sich 
vom Aralsee (mit Oncophora) bis in den süddeutsch-schweizerischen Molassebereich er- 
streckte (s. CrvrokY 1968; SENES 1973: 22 Abb. 1). Die „Schwarzmergel“ ın H 3 können 
mangels eines Schelfs nicht mit einem solchen in Beziehung gebracht werden. „Absenkungen“ 
im Bereich der Kirchberger Schichten anzunehmen, erübrigt sich bei einer anderen 
Salinitätsansprache und im Hinblick auf örtlich verstärkte Süßwasserzufuhren in die Graupen- 
sandrinne mit einhergehender Bildung von Kalkstein- und Steinmergel-Bänken. 

H. 4 (: 160-161). „Mit dem Ende des Horizontes 3c vollzog sich dann die weitgehende 
Abschnürung der Bucht vom Meer.“ Es kam zur Bildung eines „nur schwach brackischen 
Binnengewässers.“ „Das gleichzeitige Vorkommen von Nematurellen [Hydrobien] als Brack- 
wasser-Indikatoren und von Süßwassermollusken ist ein Hinweis auf oligohaline Fazies“ (0,5- 
3 %o Gesamtsalzgehalt). „Auch ein Nebeneinander von reiner Süßßwasser- und oligohaliner 
Brackwasserfazies kann nicht ausgeschlossen werden.“ 

Diskussion: Angesichts der Häufung von Hydrobien in diesen Kranz’schen Hydrobien- 
Schichten kann man nicht an eine weitgehende Abschnürung eines Binnengewässers glauben. 
Die Sedimente von H 4 sind in der mit dem Osten verbundenen Paratethys entstanden. Die 
Salinitätsaussage ist einleuchtend. 


76 


H. 5 (: 161). Die Häufigkeit der Ostracoden und die Artenvielfalt der Charophyten weisen 
auf eine gegenüber H 4 etwas ausgesüßtere Flachwasserfazies hin, die Fischfauna jedoch auf 
eine „(schwach) brackische Fazies“. Das Fehlen „der typischen Brackwassergastropoden, der 
Nematurellen“, machen eine schwach olıgohaline Fazies wahrscheinlich. Dafür spricht auch 
der Individuenreichtum der Bithynien, die rezent auch Brackwasser (5-8 %o) vertragen. 

Diskussion: Kranz meldet (:489) aus Schicht 6 (Tab. 3, B’6): „Heller Kalkstein mit zahllosen 
guterhaltenen Hydrobia semiconvexa“ neben ursprünglich limnischen Mollusken, was schwach 
brackisches Milieu belegt. 

H. 6 (: 161-162). Die Autorin setzt den Horizont 6 mit den [Unter-] Horizonten (profil- 
aufwärts) Dapalıs crassirostris, Gobius pretiosus und Bithynien Kranz’ „5B unt. Teil“ gleich 
(s. unsere Tab. 3). „Die lithologische Beschaffenheit von Horizont 6 läßt einen mehrfachen 
Wechsel der Sedimentationsverhältnisse erkennen.“ Im unteren und oberen Abschnitt setzen 
Nematurellen zusammen mit der Brackwassergattung Melanopsis wieder ein. Dazu kommen 
die „marin euryhaline bis brackische, artenreiche Fischfauna (Morone, Gobius, Dapalis)“ und 
die im Süßwasser lebenden Cypriniden, „deren rezente Vertreter zumeist bis 5 % Salzgehalt 
vertragen.“ „Die Vergesellschaftung dieser unterschiedliche Salinitäts-Ansprüche stellenden 
Arten läßt eine küstennahe, brackische Flachwasserfazies vermuten, in deren Süßwasser- 
organismen vom Festland eingeschwemmt wurden. Der seit den Horizonten 4 und 5 vorlie- 
gende Trend der langsamen Aussüßung wird somit während des Horizontes 6 durch eine 
zweimalige, jeweils kurzfristige Verbindung zum offenen Meer mit nachfolgender Einstellung 
einer wahrscheinlich mesohalinen Fazies [5-19 %o] unterbrochen. Die frühere Annahme einer 
kontinuierlichen Aussüßung (SCHLICKUM 1963, 1974; STRAUCH 1973) von der Ablagerung der 
Congerien-Schichten bis zu den Silvana-Schichten muß daher revidiert werden“. Diese 
Dreiteilung des Horizontes 6 sieht die Autorin gegeben durch die im unteren Abschnitt „nach 
anfänglich vollbrackischer Fazies mit dem Ende der Meerwasserzufuhr“ eingetretene „limni- 
sche Stillwasserfazies“; im mittleren, fossilfreien karbonatarmen Abschnitt durch schwarze 
Tone und die nachfolgende Besiedelung durch Süßwassermollusken; im obersten Abschnitt 
durch „eine neuerliche kurzfristige Öffnung zum Meer“, worauf sich eine brackische Flach- 
wasserfazies wie ım unteren Abschnitt entwickelte. 

Diskussion: Für eine Einschwemmung von „Süßwasserorganismen vom Festland“ liegen 
keine Angaben vor, weshalb diese als autochthone Bewohner des Brackwassers gelten müssen 
(s. REICHENBACHER 1989: 145). Dies, die einhergehende „marin euryhalıne bis brackische, 
artenreiche Fischfauna und die ım Süßwasser lebenden Cypriniden“ erlauben es nicht, eine 
„zweimalige, jeweils kurzfristige Verbindung zum offenen Meer“ herzuleiten und die Annah- 
men SCHLICKUM’s und STRAUCH’s abzulehnen. Die „Verbindung zum offenen Meer“ könnte 
sich nur auf das Brackwasser (Brackmeer) im Osten beziehen. Somit verbleibt bei einer 
profilaufwärts fortschreitenden Verminderung des Salzgehaltes in den Kirchberger Schichten, 
wie sie u. a. auch schon SANDBERGER (1874: 563), Kranz (1904: 540) und Straug (1952: 463) 
vertreten hatten. Vgl. auch die Diskussion zu STRAUCH (unsere S. 66). 

H. 7 (: 162-163) beginnt mit einem raschen Wechsel zu einer limnisch-fluviatilen Fazies mit 
einem Charophytenreichtum. „Im Anschluß daran tiefte sich der nach Kranz (1904) von 
Südwestnnach Nordost fließende Fluß ein ....“. Die Feinheit des „Flußsand-2“-Horizontes „läßt 
auf eine sehr langsame Strömungsgeschwindigkeit schließen. Die nördlich und südlich lateral 
an den Flußßsand-2 angrenzenden, tonig-schluffigen Ablagerungen bezeugen aufgrund ihrer 
petrographischen Beschaffenheit einen genetischen Zusammenhang mit der Flußsand-2- 
Ablagerung.“ „Typisch für derartige Sedimente ist die laterale Horizontunbeständigkeit und 
die Besiedelung durch Süßwassergastropoden und Charophyten. Auf eine noch recht ausge- 
dehnte Wasserbedeckung deuten das Fehlen der Landschnecken und die nur sehr seltenen 
Kleinsäugerreste hin.“ 


77 


Diskussion: Kranz stellt den tieferen Teil von H 7 zu seinen Bithynien-Schichten (:VB in 
Abb. I bzw. S. 529), den höheren Teil (VA) zu seinen Silvana-Schichten, worin stellenweise 
sämtliche Fossilien von Schicht 4, auch Cepaea silvana (vgl. 490, 5e), vorkommen (: 529). Über 
die an den Flußsand angrenzenden „tonig-schluffigen Ablagerungen“ siehe Kranz: 486/487; 
unsere Abb. 2. Da der Kranz’sche Flußsand laut unserer Abb. 2 (: 52) nur einen Teil der 
Bithynien-Schichten Vb, dazu Teile der Schichten VI bis VIII ausgeräumt hat, kann er nicht 
wie in REICHENBACHER (unsere Tab. 4) namengebend für den Horizont 7 eingesetzt werden. 
Kiperren (1931:312 Abb. 4, 313) verweist unter Bezug auf Kranz (1904) auf diese „Fluviatile 
Rinne (‚Gerlenhofer Sande’)“, an deren Basıs er „Fossilschmitzen mıt Mischfauna“ (brackische 
bis brackisch-limnische Arten, u.a. mit Viviparus suevicus) auf sckundärer Lagerstätte gefun- 
den hat. 

H. 8 (: 163). Dazu bemerkt die Autorin: „Gegenüber der ausgesüßten, fluviatil beeinflußten 
Fazıes in Horizont 7 lassen in Horizont 8 die zuvor weitgehend erloschenen Dapalis- und 
Gobins-Vertreter einen kurzfristigen, schwach brackischen Einfluß vermuten. Allerdings 
kann auch die Möglichkeit einer an die limnische Fazies angepafsten Reliktfauna nicht 
ausgeschlossen werden.“ Gobzus und Aphanıus gehen nach der Literatur auch ın küstennahe 
limnische und brackische Gewässer. „Die Gastropoden, Charophyten und Cypriniden deuten 
zwar cher auf limnische Verhältnisse hın, vertragen aber wahrscheinlich alle zumindest 
oligohalines Milieu.“ „Anhand der vorliegenden Ergebnisse kann eine sicher zutreffende 
Aussage... nicht gewagt werden.“ „Dadie ın Horizont 8 vorhandenen Fossilien, vor allem aber 
die Fischgemeinschaft, deutliche Beziehungen zu den liegenden Horizonten aufweisen, und 
ein schwach brackisches Milieu nicht ausgeschlossen werden kann, bezeichne ich den Hori- 
zont $8ım Sinne von Kranz (1904) als den Kirchberger Schichten bzw. der Brackwassermolasse 
zugehörig.“ 

Diskussion: Autoren wie SANDBERGER (1874: 563), RüHL (1896: 385-387), Kranz (1904: 
s. unsere $. 56°), Moos (1925: 238), SCHLICKUM (1974: 524) bis ZÖBELEIN (1983: Tab. 1, 160; 
1985; Tab. 1,5. Profil) haben die Silvana-Schichten von den Kirchberger Schichten abgetrennt 
und zur OSM gestellt. Daß einige marin-brackische und brackische Fisch-Taxa in Süßwasser- 
schichten weitergehen (s. REICHENBACHER 1989: 144-145), kann kein Grund sein, die 
Kranz’schen Silvana-Schichten ın Horizont 7 (mit „5A unt. Teil“) und in Horizont 8 (mit „5A 
ob. Teil“) aufzuteilen und noch zu den Kirchberger Schichten zu stellen. Daß Kranz „(1904)“ 
die Silvana-Schichten zur Brackwassermolasse gestellt hätte, dürfte darauf beruhen, daß 
Kranz das gesamte Tertiär des Illergebietes als „Kirchberger Schichten“ bezeichnet hat 
(55,56). 


B.V.4.f. „Stratigraphie und Paläogeographie der Kirchberger Schichten“ (: 166-167). 


„Abgrenzung der Kirchberger Schichten zur OSM“: STRAUCH (1973) und SCHLICKUM (1974) 
halten die Silvana-Schichten für den Beginn der OSM. Dagegen fassen KiDErLen (1931), 
Sıraug (1952) und LEMCKE & a. (1953) die Bithynien- und Silvana-Schichten zu den zwischen 
den Kirchberger Schichten und der OSM vermittelnden Übergangsschichten zusammen. — 
„Einstufung der Horizonte I bis 8 und Bezüge zur zentralen Paratethys“: Die im Horizont 2 
angetroffenen Zähne „von primär marinen Spariden und in Horizont 3 eine Clupea-Dapalıs- 
/Gobins-Vergesellschaftung“ und „Gleichartige Fisch-Gemeinschaften mit typischen Brack- 
wasser-Arten (Dapalis) und marıin-euryhalinen Arten (Clupea, Gobius, Spariden)“ werden 
auch aus Mähren genannt. MarTını (1983) beschreibt aus dem Ottnang von Langenau 1 bei 
Ulm eine Clupea/Dapalis-Gemeinschaft mit den Arten wie in Horizont 3a. „Eine Verbindung 
der Kirchberger Bucht zur zentralen Paratethys im österreichischen und mährischen Raum 
während des die Horizonte 2 und 3 umfassenden Zeitraums und eine entsprechende stratigra- 
phische Einstufung dieser Horizonte in die Ottnang-Stufe kann daher als sicher gelten. Durch 


78 


den Abbruch dieser Meeresverbindung kam es während der folgenden Horizonte 4 und 5 zu 
einer allmählichen Aussüßung; damit verbunden fehlt die typische Brackwasserfauna.“ Be- 
züglich des Horizontes 6 trägt die Autorin ıhre Ansicht über „eine neuerliche, zweimalige, 
jeweils kurzfristige Meeresverbindung“ zur zentralen Paratethys vor und betrachtet u.a. 
Melanopsis impressa impressa auch in Oncophora-Schichten (Niederbayern) und Rzehakia- 
Schichten (Mähren) als brackische Ablagerungen während der Ottnang-Stufe. Die Einstufung 
der Silvana-Schichten in Horizont 7 und des Horizonts 8 ist weniger eindeutig. Die in 
Horizont 8 auftretenden Chamna rzehakı und Mediocypris candonaeformis kommen in den 
Kirchberger Schichten wie auch in den Grauen Schluffen der tiefsten OSM vor. Die Horizonte 
1 bis 6 können sicher in die Ottnang-Stufe gestellt, die Horizonte 7 und 8 einschließlich der 
Grauen Schluffe als Ablagerungen im Grenzbereich Ottnang-/Karpat-Stufe betrachtet wer- 
den. 

Diskussion: Melanopsis impressa läuft vom Helvet bis zum Sarmat durch (SCHLIcKUMm 1964: 
52),istdaher kein „brackisches“ Fossil. Zur Abgrenzung von Kirchberger Schichten und OSM 
siehe unsere $.50 und 56. Während des Absatzes der Horizonte 4 und 5 bestand die Verbindung 
mit dem Brackmeer des Ostens und dessen Brackwasserfauna und -flora fort, wie das 
Vorkommen von Hydrobia semiconvexa („Nematurella zilchi“) ın Kranz’ Bithynien-Schich- 
ten beweist. Gegen die Auffassung einer zweimaligen Meeresverbindung zur zentralen 
Paratethys während des Horizontes 6 siehe die Einwendungen auf S. 77. In den Kirchberger 
Schichten erfolgte (abgesehen von den basalen Flußsanden und den Szevicus-Schichten an der 
Iller) eine fortschreitende Aussüßung bis in die Kranz’schen Bithynien-Schichten (:56). Diese 
Kirchberger Schichten stellt Kranz (1905: 195') in das „Obere Mittelmiocän“. Zum Ottnang 
stellen sie neben den genannten STRAUCH und SCHLICKUM auch JERZ & a. (1975: 105), DOPPLER 
(1989: 87 Tab. 1, 107) und ZÖBELEIN (: 96); das Hangende zu Kranz’ Silvana-Schichten der 
OSM und damit in das Karpat. 


B.VI. Wahl des Typusprofils der Kirchberger Schichten 


Die älteren Autoren gliedern die 7 Kranz’schen Schichtkomplexe (ohne die Silvana- 
Schichten) (s. Abb. 1, Tab. 3) nicht so eingehend auf oder grenzen sie anders ab. Von den 
neueren Autoren bezeichnen SCHLICKUM (1963), STRAUCH (1973) und REICHENBACHER (1989; 
1988) ın ihren detaillierten Gliederungen ihre Schichtkomplexe als „Horizonte“. Dabei 
weichen die ersteren Autoren von Kranz’ Gliederung ab, die REICHENBACHER zumeist neu 
benennt. Sie schlägt die Silvana-Schichten noch zu den Kirchberger Schichten, faßt die 
Fossilverteilung in den Kirchberger Typusschichten entgegen der Überschrift der Veröffent- 
lichungen mit jener von 4 weiteren Vorkommen zusammen (unsere $. 54) und weicht in einer 
Reihe anderer Aussagen, etwa über den Salinitätsablauf, von bisherigen Meinungen ab. Ein 
Typusprofil sollte durch eine beschränkte Zahl von zutreffend begrenzten und deshalb 
ansprechbaren Schichtkomplexen charakterisiert sein, was nur auf Kranz’ „Zusammenfassen- 
des Profil der Kirchberger Schichten“, hier dessen brackischen Teil zutrifft (1904: 529-531). Er 
soll daher als Typusprofil der Kirchberger Schichten gelten **). 


24) Es ıst erstaunlich, daß E. Fraas (1911: 539 und im weiteren Text) nicht auf Kranz (1904) verweist, 
wenn er meint: „Eine Spezialuntersuchung der Faziesdifferenzierung innerhalb der Kirchberger 
Schichten, insbesondere unter Beobachtung der geographischen Verbreitung, wäre eine sehr wün- 
schenswerte und dankbare Aufgabe.“ Vgl. dazu die Kranz’schen Ausführungen auch über die 
„Günzburger Schichten“ (: 533 ff.) und das „Profil vom westlichen Hochsträss“ (: 536 ff.). 


79 


C. Verbreitung der Oncophora-Schichten und der Kirchberger Schichten 
C.1. Oncophora-Schichten 


Die Oncophora-Schichten des östlichen Niederbayern sind laut Molassekarte (1954) von 
9km SW Passau an 42 km lang südwärts bis Simbach/Julbach und 33 km lang westwärts 
aufgeschlossen (s. auch SCHLICKUM 1970b: 144 Abb. 1). Unter Tage werden sie u. a. bei Landau 
an der Isar und Landshut (ZögELEın 1985: Tab. 1, 11. und 10. Profil) sowie bei Mühldorf a. I. 
(Kurzprofile Ampfing ın Erl. Molassckarte: 90) angegeben. 

Laut Asrrer (1958: 64, 66) und Cryroky & Papp (1973: 100) stehen die Oncophora- 
Schichten Niederbayerns mit jenen Oberösterreichs in Verbindung. Hier sind sie (ABERER 
1958: geol. Kt., 64-70; 1962: Tab. 1) ostwärts bis Roßbach-Höhenhart (18 km), als „Mehl- 
sande“ noch weiter im E ım Hausruck/Kobernauer Wald bekannt. Am rechten österreichi- 
schen) Inn-Salzach-Ufer ziehen sich die Oncophora-Schichten von 4 bis 12 km SW Braunau 
hin. Nach 4 km nicht erschlossener Strecke folgen „Kohleführende Süßwasserschichten“ des 
„Lorton-Sarmat“ (mit dem Trimmelkammer Kohlenrevier) bis Oberndorf (gegenüber Lau- 
fen) (25 km Luftlinie) und im Untergrund Oncophora-Schichten. Fuchs bringt (1980: 156 
Abb. 30) einen Überblick über die Verbreitung der Oncophora-Schichten („Oberottnang“) 
und kohleführenden Schichten („Karpat“) im E und SW von Braunau. Laut ABERER (1958: 68, 
70) wurden im Liegenden der letzteren Oncophora-Schichten bis in die OMM hinein durch- 
bohrt: Unter und über den ım allgemeinen 15-25 m mächtigen, randlich etwas schwächeren 
Oncophora-Schichten liegen weitflächig Schichtlücken bzw. Diskordanzen (ABERER 1958: 65, 
68/69; BRAUMÜLLER 1961: 518, 519; Fuchs 1980: 160 Abb. 31; WEBER & Weiss 1983: 186). — 
Weiteres siehe Kap. G. 

Papr’s Meinung (1973: 57), daß „Das westlichste Vorkommen der Oncophora-Schichten ... 
Kirchberg a. A.“ wäre, trifft nur eingeschränkt zu, wenn darunter die Kirchberger Schichten 
an der Iller gemeint sind. Kirchberger Schichten sind noch 100 km weiter nach SW bis Riedern 
am Sand nachgewiesen (KıDErL£n 1931: 375 Nr. 24; ZÖBELEIN 1995: Kap. FI Abb. 3). Nach 
Papr (1973: 58) spricht Rzehakıa guembeli vom Reitlinger Berg am Südrand des Tullner 
Beckens für synonyme Ablagerungen in Oberösterreich und Niederbayern. (Die Art sollnach 
SCHLICKUM (1964: 33) auf die Oncophora-Schichten Niederbayerns und die angrenzenden 
Teile Oberösterreichs beschränkt sein, kommt aber auch ın Mähren vor.) Durch dıe von Papp 
vom Reitlinger Berg genannten Rzehakia socialis (RZEHAK) und Limnopagetia moravica 
(RzZEHAK) ®) wird „die Äquivalenz der Oncophora Schichten im Westen mit jenen in Mähren 
nahegelegt.“ Das istnnicht ersichtlich, weil beide Arten „im Westen“ nicht genannt werden; vgl. 
hierzu Cryroky & Papr (1973: 100) in M,. 


C.2. Kirchberger Schichten 


C.2.a. In der Graupensandrinne 


Siehe Kap. B (: 49 ff.). Auf S. 557) wurde bemerkt, daß Vorkommen von Viviparus suevicus 
nebst Begleitern an einigen Stellen ebenso entstanden sein könnten wie jene in den Flußsanden 
des Illerprofils. Laut Kınerıen (1931: 307) sind Schüttungen von Süden von Ulm bis Singen 
nachzuweisen. Er zeichnet (: 328-329 Abb. 12) einige Schüttungen nordostwärts bis Riedlingen 
ein. Er erwähnt (: 321-324) in den Kirchberger Schichten Haifischzähne, Austernbruchstücke, 
Knochenreste, „tremde Gerölle“ und 6 Fundstellen mit Nagerzähnen nebst solchen Begleitern 


25) Siehe dazu SCHLIcKUM (1964: 33) und SCHLICKUM & CryrokY (1965: 107). 


so 


aus „aufgearbeiteten Liegendschichten" [seitlichen Einschwemmungen aus älteren Sedimen- 
ten]. =>): 

Aus obigen Darlegungen ist zu folgern, daß die Materialzufuhren über ein von 
Fließgewässerndurchsetztes Festland erfolgten. 


C.2.b. Außerhalb der Graupensandrinne 


Von den Bohrungen LEMCKE's & a. (1953) kommt laut Molassekarte (1954) Aichach CF 1001 
mit ca. 18 km senkrechtem Abstand der Graupensandrinne im N am nächsten. Bei den 
Bohrungen mit brackischen Mollusken (ZÖBELEın 1985: 227 Tab. 2) betragen diese Abstände 
bei Hohenzell CF 1001 ca. 45 km, Aichach CF 1005 ca. 31 km, Scherstetten I ca. 36 km und 
Baitenhausen I ca. 15 km. Freising CF 1004 liegt 27 km SE Manching (s. ZÖBELEIN & 
FÜCHTBAUER 1965). °°). 

In Oberbayern, östlich der Graupensandrinne, stehen Kirchberger Schichten am Ratzinger 
Berg westlich des Chiemsees an (SCHLOSSER 1983: 192; SCHLICKUM 1970b, 145, 156). Weiter 
fanden sie sich unter „Torton“ und über OMM in Kohlebohrungen zwischen Salzach und Alz 
und zwar im N und NW des Chiemsees zwischen Endorf-Obing-Wasserburg a. 1. 
(s. Molassekarte 1954; SCHLICKUM 1970a, b). Die Bohrungen liegen bei Tittmoning rund 27 km 
Sundbei Trostberg40 km SSW der Oncophora-Schichten bei Simbach a. I./Julbach. Kirchberger 
Schichten zwischen OMM und OSM sind auch aus den Bohrungen von Pliening NE von 
München bekannte (SCHLICKUM 1970c). Die Kirchberger Schichten außerhalb der Graupen- 
sandrinne wurden etwas später als jene in der Rinne in einer Depression abgesetzt, die von der 
Landesgrenze an der Salzach bis ın das Bodenseegebiet (Baitenhausen) reichte. 


D. Entstehung der Eigentlichen Graupensandrinne und Tektonik 


D.1. Literaturangaben 


(a) Laut Krürrer (1923: 42; 1926: Tab. nach S. 416) greift im Vorries durch Absenkung des 
Jura USM, dann OMM bis östlich Donauwörth über, welch letztere von dort aus unter jüngere 
Molasse abtaucht. Gegenüber diesem Tiefgebiet war die mittlere und südliche Oberpfalz seit 
der Oberkreide Hoch- und vorwiegend Abtragungsgebiet. Nach Kıürreı erfolgte im Zuge 
eines tektonischen Ereignisses vor Beginn des Obermiozäns eine Kippung des Geländes und 
dessen Absenkung längs des Laufes der Graupensandrinne. Diese ıst wieder „Donauabbruch“ 
bzw. die „Albsüdrandflexur“ KiDErLen’s im Oberottnang entstanden (ZÖBELEIN 1991: 149 
links). 

(b) Moos (1925: 203, 297) stellt entgegen älteren Ansichten fest, daß die Annahme von 
Verwerfungen der OMM nicht mehr zwingend ist. S. 204, 210: Die Heraushebung der Platte 
der Giengener Meeresmolasse erfolgte zum kleineren Teil vor Ablagerung der Grimmelfinger 
Graupensande, zum größten Teil aber nach der Ablagerung dieser Sande und der Kirchberger 
Schichten und, da die altpliozänen Quarzschotter im Bereich der Giengener Meeresmolasse 
auch noch beträchtlich schief gestellt sind, sogar erst nach der Ablagerung dieser Schotter. Die 
Albplatte fällt hier gegen Ostsüdost ein. Die tektonische Verstellung der OMM und der 
Grimmelfinger Schichten stellt Moos in der folgenden Abbildung dar. 


25a) Mangels genauerer Ortsangaben konnten die zur Ausbeutung vorgesehenen Nagerfundstellen n icht 
gefunden werden 

26) Die Bohrung Ingolstadt-Buschletten 2, die (abweichend von der Molassekarte 1954) in der ostnord- 
ostwärts zu verlängernden Graupensandrinne liegt, hat laut Zöbelein (1986: 146) in Kirchberger 
Schichten Bruchstücke von Cardien und Congerien geliefert. 


sl 


SW. NO. 


650 m 650 m 
o&Ermingen 630 m 
600 Et 600 
550 De 550 
500 a Grimmelfingen 500 m Sol Niederstotzingen 505 m 500 
450 Std Stettenhof bei Bergheim 450 
In 1110000000000 
er 450 m ® 
400 Niederstotzinger Ried”*- 420 m 400 
Te 
350 Dillingen 370 mx 350 
| 
23 km 20 km 
o- 


”>0®--_0 = Linie der Giengener Meeresmolasse. 


-%x = Linie der Grimmelfinger Graupensande. 


Abb. 3: Aus Moos (1925: 209, 208) „Die Höhenlage der Liegendgrenze der Grimmelfinger Graupen- 
sande und Tektonik.“ 


Für die Höhenlage der Graupensande unter Tag bei Unterkirchberg, Niederstotzingen und 
Dillingen hat Moos 20 m Mächtigkeit angenommen. Zum Südostrand der Graupensandrinne 
bemerkt Moos (: 207, 208), daß gleich im SE des Verbreitungsgebietes der Graupensande $S von 
Laupheim die OMM durch den Albstein überlagert wird. Die SE-Grenze der Graupensande 
mag ungefähr auf der Strecke Riedlingen -Laupheim verlaufen. Moos (1925: 217-219) bringt 
einen Abriß der wissenschaftlichen Geschichte der Graupensande und (: 219-220) Darlegun- 
gen zur Fazieshypothese. Er bemerkt (1925: 223-224): „nun [: 174-177] wurde auseinanderge- 
setzt, daß die Höhenlagen des jurassischen Untergrunds nicht für das Bestehen einer ein- 
heitlichen, bedeutenden Verwerfung sprechen, daß vielmehr der Jurauntergrund allmählich 
und zwar schon zur Aquitanzeit nach Süden absank. So kann der Höhenunterschied zwischen 
der Ablagerung der Giengener Meeresmolasse und der Graupensande nur durch die nachträg- 
liche Entfernung von einst vorhandenen Sedimenten gedeutet werden.“ „Es bleibt noch die 
Deutung übrig, daß die Graupensandrinne als Flußbett eingetieft wurde. Hierfür spricht, daß, 
wie aus der Lage der Liegendflächen der Giengener Meeresmolasse und der Graupensande 
hervorgeht, Krustenbewegungen in der Zeit zwischen beiden Ablagerungen stattfanden, 
welche das nötige Gefälle für eine Erosion schufen.“ Moos hat (1925: 226) die Grimmelfinger 
Schichten unter Bezug auf ältere Auffassungen irrtümlich aus den Schweizer Alpen über die 
Bodenseegegend hergeleitet. Als Füllung der Graupensandrinne, die während einer Trocken- 
legung der Rinnenränder entstand, hat er auch die Glassande von Riedern [in der letzten Grube 
in SW-Baden] als Absätze eines vindobonen Flusses angesprochen. Die Grimmelfinger 
Schichten sind jünger als die OMM der Schweiz. Die Säugetierreste, Haifischzähne und 
Austern könnten eingeschwemmt worden sein. 

(c) Nach Kinerren (1928: 602) ist der NW-Rand der Graupensandrinne bedingt „durch eine 
Flexur, welche sich bis zu kleinen Verwerfungen steigern kann.“ „Die Graupensandrinne 


82 


verdankt also ihre Lage und damit ihre Entstehung einer Flexur, dem ‚Donauabbruch’“. Er 
fällt zwischen die Sedimentation der obersten ausgesüßten Schicht der Meeresmolasse [das 
heißt des Albsteins] und die Ablagerung der Grimmelfinger Sande. Kiperren (1931: 278) nennt 
den Donauabbruch „Albsüdrandflexur“. Die Abgrenzung der Grimmelfinger Schichten im 
NW (: 274-278) erfolgt bis in das Gebiet von Schaffhausen durch eine Hangstufe des 
Untergrundes aus Weißjura und USM (: 274, 275). Diesem etwa 100 m höher emporragenden 
Rücken sind die Grimmelfinger Schichten vor- und angelagert. KiDERLEN fragt (: 274), ob 
„diesem Kontakt eine Störung, eine vor Ablagerung der Gr. Sch. bestehende Hangstufe oder 
beides?“ entspricht. Der fast schnurgerade Verlauf der Anlagerungslinie „wäre als tektonisch 
nicht unmittelbar beeinflußte Ausräumungsform nur schwer zu deuten“ (: 275). „Es bleibt 
noch zu untersuchen, ob auch auf der ganzen Strecke der Verlauf tektonisch angelegt ist. Die 
exakte Feststellung muß bei der besonderen Art der Stratigraphie des oberen Weißjura 
Spezialarbeiten vorbehalten bleiben. Immerhin gibt es schon jetzt einige Anhaltspunkte, nach 
welchen eine Fortsetzung der Flexur nach SW recht wahrscheinlich ist“ (:277). Zum „Alter der 
Albsüdrandflexur“ (: 278-289): Da die Abbiegung in den Deckschichten der OMM (des SW) 
nicht zum Ausdruck kommt, ist sie jünger. „Zur Zeit der Ablagerung der Gr. Sch. war die 
Flexur vorhanden und bestimmte die Nordwestgrenze des Verbreitungsgebietes. Die Strö- 
mung, welche die Gr. Sch. herbeitransportiert und sedimentiert hat, verminderte zuerst durch 
Ausräumung die Mächtigkeit der U.S.M- (und M.M.) besonders in der Nähe der Flexur und 
verstärkte so morphoplogisch die Gefällstufe.“ KiDErLEn widerspricht (: 280) Moos (1925: 
223), der eine tektonische Anlage der Graupensandrinne abgelehnt hatte. KiDErLEN bemerkt 
(:301): „Vor allem macht sich keine Tiefenlinie, welche der Vorläufer der Graupensandrinne 
sein könnte, entlang des Albsüdrandes bemerkbar.“ „Denn wollten wir in der Graupen- 
sandrinne wegen der Ausräumung eine antezedente Meeresenge ... sehen, so müßte sich ein 
derartiger Vorläufer feststellen lassen.“ Die Graupensandrinne ist laut KiDErLEn (: 303) 
[oberstrom Schaffhausen] eine Flußrinne und keine Meeresenge. - KIDERLEN’s Ausführungen 
folgen einige Autoren. 

(d) Anpres (1951: 32/33) erklärt das Alter der Flexur wie überhaupt dasjenige der Verstel- 
lung der Südalb gemäß der Höhenlage der Flinzsande als nachsarmatisch. „Jedoch fällt der 
Beginn der Abbiegung nach Süden ... schon in das Ende des Tortons“. Das Alter der jüngsten 
und endgültigen Heraushebung der südlichen Frankenalb wurde als mittelpliocän bestimmt 
(35): 

(e) v. Braun (1954: 155): „Unzweifelhafte Fortsetzung einer tektonisch angelegten Klıfflinie 
oder eines ‚Donaubruches' (KiDErLen 1931) sind im (Untersuchungs-)Gebiet nicht nach- 
weisbar.“ 

(f) Nach HürTTner (1961: 85) kann man annehmen, daß die Graupensandrinne „mehr den 
Charakter eines durch Meeresströmungen ausgefurchten Kanals, als einer echten Flußrinne 
rast... 

(g) Er & a. (1961: 13) lassen die Graupensandrinne „vermutlich als Meeresenge zwischen 
dem schweizerischen Helvetien-Meer und der Oncophora-See der Passauer Gegend“ in 
Erscheinung treten. 

(h) SCHNITZER (1965: 40, 43/44) kommt unter Bezug auf AnDr£s (1951) und eigene Veröf- 
fentlichungen zum Ergebnis, daß die Frankenalb zur Donau hin nicht an Verwerfungen, etwa 
eınem Donaurandbruch, abgesunken ist. Offenbar handelt es sich um ein allmähliches Absin- 
ken der Malmoberfläche ohne Beteiligung größerer Störungen, nämlich um mehrere flexur- 
artige Abbiegungen (vgl. Tab. 15). Die heutige Höhenlage der obermiocänen Süßwasserkalke 
istnur durch eine postobermiocäne Verstellung der südlichen Frankenalb zu erklären. Man hat 
„den Eindruck, daß die Verbiegungstektonik und das Generaleinfallen nach SE sehr alt sind, 
aber in junger und jüngster Zeit erhebliche posthume Bewegungen stattgefunden haben.“ 


83 


(1) Bei GorwEr (1959: 39) und (j) Hann (1962: 36-37; 1968: 51; 1969: Schitt II) fällt 
Kıperren’s (1931: 274 ff.) NW-Grenze der Graupensandrinne mit keiner tektonischen Linie 
zusammen. GOLWER (1978: 88-90) stellt in seiner „Donau-Zone“ ein Abtauchen der Schwäbi- 
schen Alb „teils an Verwerfungen, teils an flexurartigen Abbiegungen zum süddeutschen 
Molassebecken“ fest. „Die ersten Bewegungen in dieser Zone reichen ın die Kreide zurück“. 
„Die bruchtektonischen Vorgänge waren wahrscheinlich vor Ablagerung der Juranagelfluh 
beendet.“ „Die Störungen und flexurartigen Abbiegungen der Donau-Zone entstanden vor- 
wiegend ım Tertiär in mehreren Bewegungsphasen“. Der Autor verweist auf RoLL’s „Donau- 
abbruch“ bzw. „System des Donauabbruchs“ und auf dessen ältere sowie vormittelmiozäne 
und interpliozäne Bewegungsetappen. 

(k) Laut Hormann (1965: 80) entstand die Graupensandrinne nach Ablagerung des Alb- 
steins. 1967 (: 197): „Das abrupte Abbrechen der Randengrobkalkschicht gegen SE [im Kanton 
Schaffhausen] ist auf Erosion, nicht auf Verwerfung zurückzuführen.“ 

(I) Traug (1971:359 hat ın zwei Wasserbohrungen bei Ingolstadt Quarzkiese in 104-115 und 
90,40-102,60 m Tiefe gefunden und sie Gar (1971b: 316) gegenüber als Grimmelfinger 
Schichten erklärt. „Bei der geringen Entfernung der beiden Bohrungen darf man eher an eine 
Verwerfung denken als an eine Flexur.“ 

(m) Gaut zufolge (1971a: 57,83 Abb.13, 85) „transgredierte die OMM bereits über eine nach 
SE gekippte Weißjura-Tafel ..., auch (muß) eine post-mittelhelvetische Kippung des Alb- 
körpers nach E, Heraushebung im W und Absenkung im E, stattgefunden haben.“ „Wahr- 
scheinlich beeinflußte diese Verkippung der Juratafel die Sedimentationsunterbrechung im 
Ober-Helvet zwischen OMM und OSM im Arbeitsgebiet.“ Während dieses oberhelvetischen 
Hiatus bestand weiter im S die Graupensandrinne. 

(n) Gar (1975: 179,193) berichtet über einen Il. Zyklus der OMM mindestens 50 m über 
dem II. Zyklus. Zwischen beiden liegt eine schwache Schichtlücke (: 179, 194, 202 Abb. 4). 
Gaut skizziert (: 190 Abb. I) den Verlauf der Klifflinie des Il. Zyklus und jenen des Ill. Zyklus, 
auch (: 200 Abb. 3) die drei OMM-Zyklen in den CF-Bohrungen Lemcke’s & a. (1953) und 
(: 202 Abb. 4) die zyklische Entwicklung der OMM am Südrand der Alb und ım Molasse- 
becken. In der Phase der Herausbildung und Freilegung zwischen OMM und OSM wurde ım 
heutigen Donauraum die oberhelvetische Graupensandrinne ausgeformt (: 195, 203). Dabei 
fielen im unmittelbar nördlich angrenzenden Raum die unverfestigten OMM-Sedimente 
anscheinend nahezu quantitativ der Abtragung zum Opfer (: 203). Im Posthelvet bewirkte eine 
starke Abkippung der Alb ein gleichmäßiges Eintauchen der Transgressionsfläche der OMM 
in insgesamt (süd-Jöstliche Richtung (: 181/182, 184). 

(o) Laut WERNER (1975, etwa Beil. 5) hat eine nachoberhelvetische Störung wie weitere 
Verwerfungen die Bildung und Füllung der Graupensandrinne s. str. nicht beeinflußt. Der 
Autor zeichnet (wie GOLWER und HAHN etc.) keine Verwerfung am NW-Rand der Graupen- 
sandrinne ein. Er ermittelt (: 98-100) den Einsatz einer kräftigen Kippung des Molassetrog- 
Nordschenkels im Chatt/Aquitan, die etwa mit dem späteren Nordrand der Graupensand- 
rinne identisch ist. Im „Burdigal“-Helvet und während der Sedimentation der OSM setzt sich 
der Kippvorgang um eine 12 km beckenwärts verlagerte Achse fort. „Nördlich davon, ım 
Graupensandrinnenbereich, liegen die postaquitanen Schichtgrenzen - nach Eliminierung der 
Bruchtektonik — heute noch so gut wie söhlig.“ 

(p) ZÖBELEIN (1985: Tab. 1; 1991: 132 Tab. 1) gliedert tabellarisch mit Erläuterungen die 
nördliche Vorlandmolasse. Die Graupensandrinne und ihre Füllung, teils unter Einwirkung 
der Tektonik, behandelt er 1983: 160/161; 1995 (soweit hier einschlägig) in Kap. B-D 3-5, 
K II, L-M. 

(g) ZÖBELEIN & FÜCHTBAUER berichten 1986 über die Graupensande und Kirchberger 
Schichten bei Manching und Ingolstadt a. d. Donau nebst Umgebung. 


54 


D.2. Diskussion 

Die Annahmen von HÜrrner (Notiz f) und ErB & a. (g) sind durch den Nachweis einer 
Flußrinne (Moos (b), KiDERLEN (c)) widerlegt. Moos’ Aussagen (b) über den Graupensandfluß 
wurden bis auf die von KiDErLen (c) bestimmte Fließrichtung bestätigt (ZÖBELEIN 1995: Kap. 
M.1). Moos hat auch den fluviatilen Charakter der Grimmelfinger Graupensande in der 
südwestlichen Grube bei Riedern am Sand erkannt, dıe laut KiDErLEn (1931) im Bereich des 
Helvetmeeres ab Schaffhausen innerhalb der Graupensandrinne gelegen hätten (ZÖBELEIN 
1995: Kap. J-M). KiDerren’s (c) tektonisch bedingten „Donauabbruch“ (1928) bzw. die 
„Albsüdrandflexur“ (1931) verneinen Moos (b) und nachfolgende Autoren (Notizen e, h, i, k, 
m, 0), führen die Bildung der Graupensandrinne vielmehr auf Erosion durch den Graupen- 
sandfluß zurück. Vor deren Bildung war der Untergrund bereits schiefgestellt, wofür die 
Kreidezeit bzw. die Zeiten ab dem Chatt/Aquitan oder aber bis kurz vor der Rinnenbildung 
angegeben werden. Die OMM entstand in Meereshöhe. Eine nachfolgende Hebung des 
Geländes ermöglichte dem Graupensandfluß, sich rund 100 m tief (davon stellenweise bis 30 m 
tiefin USM oder Weißjura; Moos 1925: 210, 223, 228; Gaıı &a. 1977: 76) einzuschneiden. Die 
Entstehung der Graupensandrinne geht auf ein großtektonisches Ereignis zurück, nämlich die 
Kippungder Juratafel vor Beginn der Rinne im Oberottnang (ZÖBELEIN 1991: 187), welches das 


nF 7800 
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heim E) = _ 
700, "725 >= -1700 
j " "- ghausen ee 
Erz then 22, Weisen "SX- _ _ Oggenhausener Sande 
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400 Grenze On x Ichtenn "310 Graisbach 2 1400 
Tr Ubens, ande / 0270 Langenmoosen 
KIrchpergen 
un . Kliffpunkte der OM SchIchte nl 
—— XGr —— Graupensande 2 x 
—— XKi —— Kirchberger Schichten 
+ "Obere" und "Mittlere" Silvana-Schichten (OSM) 
200L == X---— höchstgelegene OSM-Vorkommen 200 
wol. l je l al je] it l LU J100 
Altbeim ulm Stubers- Sachsen-  Wahl- Dil- Schwein- Heißes- Bies- Ingolstadt 
91 (Donau- heim hart berg lingen dorf heim wang Pfahldorf 
OSM Ki tal) Ki OSM OSM  b.Heiden- Ki OSM Ki OSM OSM 
heim OSM Obergrenze Gr 
o 5 10 20 50 km 


Abb. 4.: E.-D. MüLLe£r (Brief vom 3.7.1990): „Höhe der nördlichsten OSM-Vorkommen in Relation zur 
Grenze Graupensande/Kirchberger Schichten (ohne Berücksichtigung von syn- bzw. epigene- 


97 


tischen Verstellungen) ”). 


27) E.-D. MÜrıe£r hat in ZÖBELEIN (1991: 134*) erklärt, weshalb die „Oberen Silvana-Schichten“ tiefer 
einzuzeichnen sind als die „Mittleren Silvana-Schichten.“ Es ergibt sich aus den Angaben der 
betreffenden Autoren und aus den topographischen Höhenlagen der einzelnen Vorkommen, wurde 
aber von den Autoren nicht herausgestellt. - Das + bei den Oggenhausener Sanden bezicht sich auf 
die Typuslokalität inder Grube 1100 m nördlich des Ortes. Das x, 6 mm östlich auf der Skizze, bezicht 
sich auf das „Höchstgelegene OSM-Vorkommen“ nahe dem Ort Wahlberg, ca. 8 km E Heidenheim 
a. d. Brenz. Es fällt etwas nach unten heraus und ist wahrscheinlich ein Erosionsrest ein wenig 
unterhalb des maximalen präriesischen Aufschüttungsniveaus und wurde nichttektonisch abgesenkt. 
Deshalb wurde es etwas unterhalb der gestrichelten Linie eingezeichnet. 


85 


Gebiet um Regensburg bis zur Rhone betroffen und den Verlauf des Graupensandflußes und 
sein Gefälle bestimmt hat (ZÖBELEIN 1995: Kap. M). Danach erlaubte die Senkung von 
Geländeteilen wiederum auf Meereshöhe die brackische Ingression der Kirchberger Schichten 
aus dem Osten. Gar (1971: 83 Abb. 13) hat Bewegungstendenzen vom Chattıum bis zum 
oberen Tortonium und (1975: 202 Abb. 4) in der OMM und damit auch die Beweglichkeit des 
Jura-Untergrundes dargestellt. Nach der Auffüllung der Graupensandrinne durch die tiefe 
OSM setzte die Ost-West-Schüttung wieder ein. Weiteres siehe S. Kap. E. 

Die tektonische Verstellung der OMM und der Grimmelfinger Schichten hat Moos (b, 
unsere Abb. 3) herausgestellt, jene der Graupensande/Kirchberger Schichten bis zur höchst- 
gelegenen OSM. E.-D. MÜLLER ermittelt (unsere Abb. 4). 

Zu obigem bemerkt Herr E.-D. MuULLEr: „Aus der Skizze kommt deutlich zum Ausdruck, 
daß 1. die Eintiefung der Graupensandrinne (in Relation zur Klifflinie) von Ost nach West 
zugenommen hat, als Folge einer westwärts zunehmenden epirogenetischen Heraushebung 
der Alb, wie bereits Moos (1925: 210) festgestellt hat. 

2. Die Sedimentation der OSM gleicht die Unterschiede großenteils wieder aus, wobei die 
Sedimentationsrate westwärts etwas abnımmt, eventuell aus faziellen Gründen (Abnahme der 
Korngröße Ost-West). — Die Klifflinie der OMM hat demnach eine Verkippung schon im 
oberen Ottnang (Anlage der Graupensandrinne) und dann wieder im Plio-Pleistozän 
erfahren; die Grenze Graupensande/Kirchberger Schichten und die höchstgelegenen OSM- 
Vorkommen sind dagegen n ur ım Plio-Pleistozän verstellt worden. Gegen Westen nımmt 
allgemein die Verkippung zu.“ Mündlich teilt Herr MÜLLER noch mit, daß im Riesgebiet laut 
Borten [1977:201 #f.] die westlichen Teile höher als ım Osten liegen und daß die Graupensand- 
rinne auf einem flexurartigen Ansteigen der Alb beruht. Die Vorstöße der Graupensande 
zeigen eine Hebung der Böhmischen Masse an. 

In den Graupensanden der Ulmer Gegend sind Feldspatanteile aus dem granitischen 
Einzugsgebiet [der Urnaab] sehr viel häufiger als in den Altısheimer Sanden und Monheimer 
Höhensanden [aus dem Mesozoischen Einzugsgebiet des Urmains]. Die oberpfälzischen 


Schutzfelsschichten (der Oberkreide) führen keine makroskopisch erkennbaren Feldspäte 
(vgl. ZÖBELEIN 1986: 150-151). 


E. Herkunft des Brackwassers und Paläogeographie 


Darüber hat ZÖBELEın (1985: 209, 265) berichtet. Zwecks Überblicks und Ergänzungen und 
weil LEmcke bis 1988 das Brackwasser von Westen herleitet, die nachfolgende Zusammenstel- 
lung. Siehe auch Kap. G. 


E.1. Literaturangaben 

(a) Nach Moos (1925: 236) trıtt das Brackwasser vom Wiener Becken aus nach W heran. 
Nahe der österreichisch-bayerischen Grenze erfüllt es den ganzen Raum zwischen den Alpen 
und dem Bayerischen Wald. Der Autor verweist (: 235) u.a. auf GUmßEL’s Funde (1887) von 
Kirchberger Schichten im Kaltenbachgraben bei Miesbach und jene SCHLOssEr’s (1893) am 
Ratzinger Berg zwischen Prien und dem Simssee in Oberbayern. Gegen W erfolgt eine 
Verschmälerung und der Eintritt in die Graupensandrinne. Moos (1925: 237) betont, daß mit 
dem von Osten heranrückenden Meer auch jene Brackwasserfaunula in unsere Gegend kam, 
„die in so schroffem Gegensatz zu der Fauna der burdigalen [helvetischen] Meeresmolasse 
steht, daß auch nicht eine einzige Art der Kirchberger Schichten aus einer Form der Meeres- 
molasse abgeleitet werden kann.“ Auch in BucHt’s Fauna der Oberen Meeresmolasse von St. 
Gallen (1956) kommt keine Kirchberger Molluskenfauna vor. Theodoxus (Calvertia) crenulatus 


86 


crenulatus wird fraglich aus dem Oberen Helvetien, dazu aus dem Oberen Vindobon genannt 
(:283, 286), Hydrobia semiconvexa aus dem Unteren Helvet bis Oberen Vindobon, wobei die 
Fundstelle bereits im Torton liegen kann, und Brotia escheri grossecostata, wofür Aquitan und 
Unteres Burdigal angegeben wird (: 283, 284). 

(b) KinerLen (1928: 601-602) läßt die Kirchberger Schichten von SW bzw. S her kommen, 
nımmt dann aber (1931: 329, 354/355) eine „Einwanderung wichtiger Faunenelemente aus dem 
© in die Kirchberger Schichten der Ulmer Gegend“ an. 

(ce) PFANNENSTIEL (1931) führt „Die Fauna der Kirchberger Schichten von Lohn am Randen“ 
(Kanton Schaffhausen) mit 10 Mollusken-Arten sowie Muschelbruchstücken und unbestimm- 
baren Pflanzenabdrücken auf ein Meer im Osten zurück. Die durch das Brackwasser immer 
ärmer an Arten werdende Fauna wandert nach Westen ein (: 17). 

(d) LEMcKE & a. (1953: 28) stellen den Begriff „Süßbrackwassermolasse (SBM)“ auf und 
(:35 ff.) leiten ihn ab. KiDErLEN’s (1931) von E „ingredierende Kirchberger Schichten“ lehnen 
sie ab (: 29). Nach dem Absinken der Graupensandrinne unter Meeresniveau drang (von der 
NE-Schweiz her) Brackwasser in die Rinne ein. Von dort aus erfolgten über die Albstein- 
schwelle Schüttungen in das Vorland bis zur Linie der Bohrungen Biberach CF 1004 und 
Scherstetten 1 (:38, 44). Ihre Abb. 4 (:43) zeigt eine Schüttung vom Oncophora Meer westwärts 
bis östlich des Lechs, SW und S Augsburg und bis S Ulm (: 94) °). 

LEMCKE & a. bemerken zur Paläogeographie (: 80-81, 92 ff.), daß der W-E-Transport in der 
höheren USM bzw. am Ende der OMM durch eine Kippbewegung umgekehrt wird, was in der 
nach SW entwässernden Graupensandrinne merkbar wird und bis zum Ende der OSM anhält. 
Auf die inder OSM E-W verlaufende Strömung in der Vorlandmolasse über die Schweiz zum 
Rhonetal verweisen LEMCKE & a. (1953: 65, 68, 79) und FÜCHTBAUER (1954: 33 Abb. g, 39; 1967: 
288 Abb. 11,290, 294). HOFMANN spricht von einer Glimmersandschüttung von den östlichen 
Ostalpen über die nördliche Vorlandmolasse, die Nordschweiz und den Kettenjura gegen das 
Mittelmeer (1955: 107; 1956: 23, 25, 26; 1959: 70; 1960b; 1969: 270, 280 Fig. 1). Vgl. ZÖBELEIN 
1983: 160; 1995: Kap. M 1. 

(e) In Lemcxe’s Skizze (1972: 35 Fig. 6) fließen zwei Zubringeräste des Graupensandflusses 
mit fraglichem Anfang 85 km ENE Ulm zusammen, fließen nach Aufnahme des Ur-Mains als 
Graupensandfluß nach SW und münden knapp W des Bodensees in das „Meer der NE- 
Schweiz“. Dagegen transgredieren von dort aus die Kirchberger Schichten nach NE. Sie 
durchbrechen mehrmals die Albsteinschwelle in ihrem SE, um weiterhin nach deren Ende (ca. 
88 km ESE Ulm) sich süd- und südostwärts gegen die Faltenmolasse und bis zum Landshut- 
Neuöttinger Hoch auszubreiten. Östlich dieses Hochs erstrecken sich die Oncophora- 
Schichten. Sie transgredieren N von Regensburg in die Oberpfalz. Mit der Unterbrechung der 
Meeresverbindung zwischen Niederösterreich und Oberösterreich/Ostbayern durch die 
Kulmination Enns-St. Pölten endet zugleich die OMM des deutschen Alpenvorlandes (: 34). 

(f) LEMcKE (1973: 15 Abb. 2) wiederholt die Abb. in 1972: Fig. 6 und bestätigt seine dortigen 
Ausführungen. $. 15: „Im Helvet (Beil. 1, Fig. 12) wächst sich die im Burdigal eingeleitete 
Transgression der Oberen Meeresmolasse (OMM) zu einer Gesamtüberflutung des Molasse- 
beckens aus.“ Sie steht „am Beginn einer epirogenetischen Wende, die sich in der Regressions- 
phase, der etwa oberhelvetischen Süßbrackwassermolasse (SBM) ... vollendet.“ S. 16: Es bildet 
sich die Graupensandrinne und SE davon der Albstein (mit Literaturhinweisen). Ab Untertor- 
ton (Karpat) entwickelt sich im ganzen Becken ein gewaltiges, von E nach W abströmendes 
Flußnetz bis zum untersten Pliozän. 


28) Daß im Bodenseegebiet bisher keine SBM angetroffen wurde, wird durch Funde u. a. von vier 
Hydrobien-Exemplaren in der Bohrung Baitenhausen berichtigt (ZöBELEın 1995: Kap. H. 3). Deren 
Bedeutung hatte ich erst mit Brief vom 10.10. 55 an die Wintershall-AG., Herrn Dr. Haus herausge- 
stellt. 


87 


(g) LEMckE läßt 1984 abweichend von 1972 (: 35 Fig. 6) und 1973 (: 15 Abb. 2) einen Ast der 
Graupensandrinne NE von München beginnen, einen Ast der Kirchberger Schichten über das 
Landshut-Neuöttinger Hoch in die Oncophora-Schichten hineinreichen und von diesen aus 
die Transgression über Regensburg in die Oberpfalz entfallen. Die Unterbrechung der 
Meeresverbindung Bayern-Niederösterreich durch die „Schwellenregion von Amstetten“ fällt 
wohl ins ausgehende Unterhelvet (: 382). Das ziemlich kleine, etwas nach Oberösterreich 
hineinreichende Restmeer der brackischen ‚Oncophoraschichten' (SchLickum 1971: 569) 
bleibt erhalten, die mit einem Aussüßungshorizont enden (WıTTMAnn 1957: 75,87) (:383). „Im 
restlichen deutschen Vorland kommt es zu dieser Zeit zunächst zwischen Bodensee und Lech 
zur Bildung einer als ‚Albstein' bezeichneten Krustenkalkdecke LEMCKE et al. 1953: 39).“ 


Abb. 5 (= Lemeke’s Abb. 6, 1984: 382), hier Kopie 


„Ihr Nordteil bildet als ‚Albsteinschwelle' den SE-Rand der ... Graupensandrinne, des 
mutmaßlichen Unterlaufs des vom Frankenwald damals zur NE-Schweiz abströmenden Ur- 
Mains“. „Am Ende des Helvet überflutet das Meer aus der NE-Schweiz via Graupensandrinne 
noch einmal das östliche Bayern (LEMCKE 1972: 36), zunächst bis zum Chiemsee und zur 
Salzach, und hinterläßt dort wie in der Rinne die brackischen ‚Kirchberger Schichten'“. In 
Ostniederbayern (Abb. 7) kommt es zu einer Überdeckung der Oncophora-Schichten 
(Oberottnang) durch Kirchberger Schichten (Karpat), die zusammen die Süßbrackwasser- 
molasse bilden. Dann folgt mit einem E-W-Gefälle die fluviatile Schüttung der OSM ım 
Alpenvorland. 

(h) LEmekE weicht 1988 von seiner Darstellung (1984: 282 Abb. 6) ab, indem er auch einen 
Flußtransport zur Graupensandrinne über Salzburg herleitet, ihn einige km NE Donauwörth 
in diese münden läßt, „Ur-Naab“ und „Ur-Main“ sıch bei Donauwörth treffen und als 
Graupensandfluß in der Rinne weiterfließßen, eine? „Ur-Enns“ längs der Böhmischen Masse 
nach NW zieht und die „Ur-Naab“ aus der Oberpfalz kommt. Die weiteren Darlegungen 
entsprechen in dem hier einschlägigen Teil im wesentlichen jenen von 1984. 

(1) SCHLICKUM (1964; 1971), SCHLICKUM & STRAUCH (1968) und STRAUCH (1971) behandeln 
das ostniederbayerische Brackwasserbecken (die „Oncophora-Schichten“), dazu seine Bezie- 
hungen zu den Kirchberger Schichten. 

SCHLICKUM & STRAUCH lehnen (1968: 335 ff.) den Begriff „Süßbrackwassermolasse“ ab. Laut 
SCHLICKUM (1971: 573) entwickeln sich die Oncophora-Schichten „unmittelbar aus der Obe- 


88 


Abb. 6 (= Lemcke’s Abb. 25, 1988: 40), hier Kopie 


ren Meeresmolasse.“ SCHLICKUM & STRAUCH (1968: 382-383): „Nur drei von sechzehn Brackwas- 
serarten des niederbayerischen Beckens sind mit dem östlichen Raum gemeinsam, nämlich 
Hydrobia frauenfeldi, Melanopsıs impressa und der weit verbreitete Clithon pictus.“ „In 
keinem Falle läßt sich im Profil der Brackwassermolasse Niederbayerns das plötzliche Erschei- 
nen einer Art feststellen, deren erste Entwicklung allein in randlichen Brackwasserzonen des 
nıederösterreichischen Beckens gelegen hätte.“ S. 386: Die in sämtlichen Horizonten der 
Oncophora-Schichten nachgewiesenen Teredinen können nıcht aus dem Raum Niederöster- 
reichs abgeleitet werden. SCHLICKUM (1964: 36), SCHLICKUM & STRAUCH (1968: 327, 328, 386, 
388): Die 7 petrofaziellen Einheiten der Oncophora-Schichten geben den Ablauf eines 
kontinuierlichen, zeitschräg verlaufenen Aussüßungs- und Verlandungsprozesse wieder. 
S. 328, 380, 382: Die Brackwassermolassen Ostniederbayerns, des Ulm-Kirchberger Raumes 
und Niederösterreich-Mährens stellen getrennt Becken dar. Laut SCHLICKUM & STRAUCH 
(1968: 380), SCHLICKUM (1971: 373) und STrAucH (171: 583; 1973: 96) konnte das kleinere 
nıederbayerische Becken schnell verbracken und verlanden, während das größere Ulm- 
Kirchberger Becken vielleicht noch nachSW Meeresverbindung besaß und in der Entwicklung 
gegenüber dem östlichen nachhinkte. SCHLICKUM & STRAUCH (1968: 383): Die St. Pölter Straße 
war zur Zeit des Absatzes der Oncophora-Schichten geschlossen. Cerastodermen fehlen hier, 
„während in den Kirchberger Schichten mindestens noch 4 Arten auftreten, die eher Hinweise 
auf einen sporadischen Salzwasserzustrom (vielleicht von SW) für das Ulmer Becken geben 
können.“ „Es muß also der brachyhaline Zustand des bayerischen Molassebeckens bereits 
weitgehend durchschritten gewesen sein, bevor überhaupt die Ablagerung der Oncophora- 
Schichten einsetzte.“ 

(j) SCHLICKUM hat (1970a-c) die Mollusken von oberbayerischen Brackwasservorkommen 
den Kirchberger Schichten zugeteilt. Er schließt (1971: 573) daraus, daß sich das große 
schwäbisch-bayerische Brackmeer „vom Kanton Schaffhausen (PFANNENSTIEL 1931) und vom 
Hegau (SCHREINER 1959) bis zum Raum München (SCHLIcKuM 1970b) und darüber hinaus bis 
zur Salzach im N des Waginger Sees ausgedehnt hat (SCHLICKUM 1970e).“ 

(k) Nach Papp & STEININGER (1973: 31) liegt am „Kaltenbachgraben ein Komplex von 
Kirchberger Schichten mit einer verarmten Molluskenfauna vom Typus der Oncophora 
Schichten“ vor, „die letzte Phase der Faunenentwicklung mit den ‚Oncophora Schichten' und 
ihren Äquivalenten, den Kirchberger Schichten und der Süßbrackwassermolasse Bayerns.“ 


59 


(l) Über Parp’s paläogeographische Ansichten hat ZößeLein (1985: 239) referiert. Parp 
(1973: 57): „Das westlichste Vorkommen der Oncophora Schichten wäre Kirchberg a. A.“ 
(lies: an der Iller). 

(m) Sen:5 (1973:47): „(Die Schweizerische, sogar schon die Bayerische Molasse nehmen wir 
bereits zum Gebiet der westlichen Paratethys)“. 

(n) Cryrokv (1968: 260 Fig. 1, 263 Fig. 2, 266; 1987: 74.75; Cryroky & a. 1973: 92): Nach 
Kviaschvirı (1962) und Vorgängern, etwa MERKLIN (1953) entstanden die Rzehakta Schichten 
in einem einzigen großen brackischen Meer, das von der Schweiz bis zum Aralsee reichte (vgl. 
auch SCHLICKUM & STRAUCH 1968: 380"). Cryroky (1987: 94): „In Mähren kommt auf keiner 
einzigen Lokalität in den Rzehakıa Schichten eine brachyhaline Vergesellschaftung mit einer 
typischen marinen Mollusekenfauna vor“. Cryroky (1973: 95) zitiert Literaturangaben, 
wonach eine periodische Verbindung brackischer Räume mit dem offenen Meer nicht 
auszuschließen ist. 

(0) SEn13 (1973: 124 Abb. 17): Die Verbindung zwischen dem Becken von Brünn etc. bis Ulm 
besteht fort, wie die teils gestrichelte Abbildung zeigt. Die Rzehakı (Oncophora) Schichten 
sind Transgressionsablagerungen. 

(p) Er & a. (1961: 45) führen die Samtsande im Bodensee-Gebiet nach sedimentpetro- 
graphischen Untersuchungen von HOFMann (1956: 31) auf eine Zufuhr von E zurück. 

(q) Buch & SCHLANKE bemerken (1977: 67): „Zur Zeit der Bildung der Graupensandrinne 
im obersten Helvetian stand der nördliche Beckenteil der Ostschweiz ganz unter dem Einfluß 
der Ostschüttung. Zeitweise gelangten sogar die für den pannonischen Raum typischen 
Oncophoraschichten im Gebiet des Kantons Schaffhausen zur Ablagerung.“ 

(r) ZÖBELEIN (1985: 238-239 Nr. 78) erörtert die „Paläogeographie der Oberen Brackwasser- 
molasse“ und hält u.a. die „isolierten Becken“ SCHLICKUM’S & STRAUCH’s (1968: 327,355 f., 366) 
für unwahrscheinlich. 

(s) DoprLer (1989: 83) zieht „ein höheres Alter der Kirchberger Schichten gegenüber den 
Oncophora-Schichten“ in Betracht. Ernimmt(: 107 ff.) ın „Stratigraphisch-paläogeographische 
Überlegungen zur Süßbrackwassermolasse“ an, daß „Brackwassermolasse wahrscheinlich 
gleichermaßen von W wie von E“ ın die Graupensandrinne eingedrungen ist. 


E.2. Diskussion 


Den Ausführungen wird jeweils die Nr. der Notiz in Abschnitt (1) vorangestellt. Zu den 
Angaben über Alter und Beziehungen siche Kap. F. und G. 

(a) Moos’ Darlegung, daß sich die Fauna der Kirchberger Schichten nicht aus der OMM- 
Fauna der Schweiz entwickelt haben kann, wird durch Buüchr’s Befunde erhärtet (vgl. auch 
ZÖBELEIN 1995: Kap. L). (d) Über den Verlauf des Graupensandflusses von Regensburg nach 
SW bıs einschließlich zur Rhone hat ZÖBELEIN (1986: 149; 1991: 139 C 2) abweichend von 
LEMcKE & a. (1953) und LEmcke berichtet. Der von LEMCKE & a. aufgestellte und von LEMCKE 
bis 1988 verwendete Begriff „Süßbrackwassermolasse (SBM)“ entfällt (ZöBELEın 1995: 
Kap. H. 3). Der Albstein im SW wurde als letzte, ausgesüßte Nachwirkung der OMM-Serie 
und nicht, wie LEMCKE annımmt, zur Zeit der Oncophora-Schichten gebildet. Der Albstein 
und die fluviatilen Grimmelfinger Schichten sind selbständige Einheiten, die nıcht mit den 
Oncophora-Schichten und den Kirchberger Schichten zusammengefaßt werden können. Die 
beiden letzteren bilden zusammen die Obere Brackwassermolasse (OBrM). Den Begriff 
„Oncophoraschichten“ und deren Verbreitung hat Lemck£ (1953: 40 Abb. 6; 1988) einge- 
schränkt. Die Kirchberger Schichten, die man laut LEMcKE (1984: 383; 1988: 42) dem Karpat 
zuordnen könnte, stelle ich (Kap. F) wie die Oncophora-Schichten zum Oberottnang. Die 
„Kippbewegung“ (d), welche die Umkehr der Entwässerung im Bereich der Graupensand- 
rinne, nun von E nach W bewirkt hat, fand kurz vor deren Entstehung statt. Laut Moos (1925: 


90 


207-208) werden Graupensande gleich SE von Laupheim durch OMM mit Albstein begrenzt. 
Nach NÄGte (1962: Abb. 1,55) sind der Albstein und die im SE vorgelagerte Albsteinschwelle 
von Owingen (4 km nördlich Überlingen) bis Walpertshofen (5 km ENE Baltringen, 26 km 
SSW Ulm) und somit auf 70 km Erstreckung bekannt. Von dort aus reicht das Verbreitungs- 
gebiet seiner „Albsteinschwelle“ 111 km weit (28 km über den Lech hinaus) nach ENE. 
LEMCKE & a. zeichnen die Albsteinschwelle (1953: Taf. VII Lageskizze) knapp N der Bohrung 
Biberach 1001 bis Aichach CF 1006 (rund 30 km ENE Augsburg) auf 106 km Länge ein. Nach 
NÄGELE (1962: 44, 111; vgl. ZÖBELEIN 1985: 229-231) fehlt der typische Albstein in den CF- 
Bohrungen LEMCKE’s & a. Diese Autoren hatten (ZÖBELEIN: 229, 235) von „Albstein i. w. S.* 
und von „Albstein-Andeutungen“ gesprochen, die SE der gedachten Fortsetzung des Alb- 
steins nach ENE liegen. ZÖBELEIN (1995: Kap. H. 3.) verwendet die Begriffe „Pseudo- 
Albstein“ und „Pseudo-Albsteinschwelle“, die besser Pseudo-Albsteinplatte genannt würde. 
Mit Ausnahme der Bohrung Aichach CF 1005, die auf der „Albsteinschwelle“ (12,5 km ENE 
Augsburg liegt (s. LEMCKE & a. 1953: Taf. VII Lageplan) und wenige brackische Mollusken 
geliefert hat, sind solche aus weiteren Bohrungen auf der Albsteinschwelle nicht bekannt 
geworden, obwohl das Brackwasser über diese „Schwelle“ und ihre Sedimente hinweggegan- 
gen sein soll. Auch südlich der Albsteinschwelle haben nur Hohenzell CF 1001 fragliche und 
weiter im S Scherstetten 1, Freising CF 1004 sowie Baitenhausen einige Brackwassermollusken 
geliefert (s. ZÖBELEIN 1985: 227 Tab. 2; unsere $. 87°, 93). 

(e, £) Von den in Abschnitt E I genannten Äußerungen über die Herkunft des Brackwassers 
votieren KIDERLEN (1928), LEMCKE &a. (1953), LEMCKE (bis 1988), STRAUCH (1971:587) (1) und 
SCHLICKUM (1) für eine Zufuhr aus dem Westen, KiDErLEn (1931) und DoprLer (1989) aus dem 
Westen und Osten, die übrigen Autoren aus dem Osten. Weil aber keine Hinweise auf eine 
Entwicklung der brackischen Mollusken der Kirchberger und Oncophora-Schichten aus den 
marinen Mollusken der OMM bestehen (Diskussion zu a), ein Helvet-Meer im Bereich der 
Graupensandrinne nicht bestand (ZÖBELEINn 1995: Kap. J-L) und das Brackmeer vom Aralsee 
bis in die Ostschweiz reichte, können die Brackwasserfaunen der OBrM nur mit dem 
Brackmeer von Osten gekommen sein. Damit entfallen die Darstellungen LEmckE’s &a. (1953) 
und Lenuckr’s (1984; 1988) über eine Zufuhr des Brackwassers in der Graupensandrinne von 
Westen, dasüber die „Albsteinschwelle“ hinweg nach Süden übergelaufen wäre (vgl. ZÖBELEIN 
1985: 209, 233, 234; 1995: Kap. H. 3, 4)°°). Ein Übertritt des Brackwassers aus dem Niveau der 
Kirchberger Schichten der Graupensandrinne nach S war auch wegen des fehlenden Gefälles 
unmöglich, da die Kirchberger Schichten hier wie dort in Meereshöhe abgesetzt wurden. - Ein 
Argument gegen einen Brackwasseraustritt aus der Graupensandrinne nach S liefern auch die 
Mächtigkeitsverhältnisse (vgl. ZÖBELEIN 1985: 233). Während die Kirchberger Schichten 20 bis 
25 m mächtig sind (Kap. B.111.4.), weisen 38 Kurzprofile (Erl. zur Molassekarte, 1955: 89-99) 
mit vollständigen Angaben über „SBM“, teils mit zusätzlichen „Oncophora-Schichten“, nur 
in Krumbach CF 1004 17,8 m, Krumbach 1005 und Aichach 1001 zwischen 20 und 25 m 
Mächtigkeit auf (S. auch LEMCKE & a. 1953: Taf. VIl mit 18SBM-Profilen und A-Seiten). In 35 
Bohrungen ist die „SBM“ mächtiger, davon in 16 über 60 m und in 4 über 100 m (Birnbach 1, 
Freising CF 1001, Landsham I und Perach CF 5) °°). Es ist unmöglich, daß diese Sediment- 


29) Entgegen der W-E-Schüttung der Autoren schreibt FÜCHTBAUER (1967: 299): „Ein neuer Zug in der 
Molassesedimentation ist das Auftreten einer Ostschüttung.“ „Am Ende des Helvets, in der ‚Süß- 
brackwassermolasse', vollzieht sich diese Umgestaltung im ganzen Becken.“ 

30) Haus (Erl. Molassekarte: 92-93) zeichnet in Freising CF 1001-1004 „SBM“, unterlagert (nur in 1001) 
von „Grenzzone“, darunter „Oncophora-Schichten (Ober-Helvet)“ statt Kirchberger Schichten (vgl. 
SCHLICKUM 1970a-c). Die Angaben über die SBM in den Kurzprofilen (Erl. z. Molassekarte) von 
LEMcKE (auch Scherstetten 1, LEMCKE & STrAUB, Haus, Haus & ScHAaD beruhen zum Teil auf 
Molluskenbestimmungen ZÖBELEIN’s in Berichten an die Erdölgesellschaften 1951/1952. 


91 


massen in ihrer Mächtigkeit und weiten Verbreitung aus dem relativ ruhigen Brack wasser der 
Graupensandrinne zugeführt wurden, zumal diese Rinne erst im Regensburger Gebiet begon- 
nen hatte. Die unterschiedlichen Mächtigkeiten der SBM beweisen, auch wenn sie nur 
einigermaßen zutreffen, ein Relief der OMM-Oberfläche und damit eine Schichtlücke zwi- 
schen OMM und OBrM. (g, h) MACKENBACH bemängelt (1984: 109; vgl. ZÖBELEIN 1991: 178), 
daß Lemcke 1984 den Ur-Inn als bedeutenden Materiallieferanten nicht berücksichtigt hat. 

L£emeke£ hält (1984: 383) die Oncophora-Schichten des Ottnang in Niederbayern und in 
Ober- und Niederösterreich für „Regressionssedimente“ und die einstweilen dem Karpat 
zuzurechnenden, aus der Schweiz kommenden Kirchberger Schichten für „Transgressions- 
bildungen“. Beide sind aber von Osten kommenden Transgressionssedimente des Ottnang (s. 
Kap. F, G). LEmck£ (1984: 383; 1988: 32) läßt die Oncophora-Schichten mit dem 
„Aussüßungshorizont“ enden, das ist die 4. Einheit im Profil von SCHLICKUM & STRAUCH 
(1968). Darüber folgen bei Lemck#£ die Rirchberger Schichten des Karpat. Man fragt sich, wie 
die Kirchberger Schichten nach ıhrem angeblich um 150 km westlich gelegenen Austrittaus der 
Graupensandrinne in dieses „abgeschlossene Becken“ (SCHLICKUM & STRAUCH) gelangen 
konnten. SCHLICKUM & STRAUCH (1968: 365-366) bemerken bezüglich des „Schillsand-Berei- 
ches“ [5. Einheit] über dem „Bereich des Aussüßungshorizontes“: „Die Molluskenfauna 
schließt sich ın der artlichen Zusammensetzung eng an den Bestand der Glimmersande [3. 
Einheit] an“ und (: 367) ist deren konsequente Weiterentwicklung. Auch (: 371): „Die 
Uniosande [6. Einheit] besitzen petro- wie biofaziell große Ähnlichkeit mit den Glimmer- 
sanden.“ Und (: 379): „Die Lakustrischen Schichten [7. Einheit] stellen das Schlußglied eines 
einheitlichen Aussüßungsvorganges der Brackwassermolasse dar.“ Die Molluskenbestände 
bestätigen die Zugehörigkeit dieser Einheiten [4-7] zuden Oncophora-Schichten. Kirchberger 
Schichten wurden erst im S in Bohrungen angetroffen (s. Kap. C). - Gegen LEMCKE’s 
Abschnürung des Oncophora-Beckens durch die Kulmination Enns-St. Pölten bzw. Amstet- 
ten wie auch die Schließßung der St. Pöltener Straße nach SCHLICKUM & STRAUCH sprechen die 
Aussagen von PAPP & STEININGER (k), Papr (l) KvaLıascHVvini (n) und besonders von SENES (0), 
daß die Verbindung vom Mährischen Becken zu den Kirchberger Schichten bei Ulm bis ins 
Oberottnang fortgedauert hat. Dem sind die Aussagen von ABERER (1958: 64) vorausgegangen, 
daß die „Oncophoraschichten dem höchsten Helvet in der Molasse entsprechen“ und (: 70) daß 
die „Abtrennung des Molassebeckens vom Weltmeer im obersten Helvet“ unter Abnahme des 
Salzgehaltes und schrittweiser Verlandung erfolgte. BRAUMULLER schreibt (1961:519), daß „Bis 
zum Helvet eine Meeresverbindung nach E“ bestand und nach deren Unterbrechung diskordant 
über dem Helvet die limnofluviatile OSM folgte. Diese Äußerungen wie jene MARTINI’s und 
REICHENBACHER’s (unsere $. 54) über die Fische machen es auch unwahrscheinlich, daß die 
süddeutsche und damit ostschweizerische) OBrM von der zentralen Paratethys abgeschlossen 
waren und die Oncophora- und Kirchberger Schichten völlig getrennte Ablagerungsbereiche 
hatten. Dagegen haben v. Ammon (1888: 21), GriMmM (1964: 162), REICHENBACHER (1989: 35, 
165-166 und ZÖBELEIN (1985: 233-235) Bedenken erhoben. Sie werden durch die Aussagen der 
obigen Autoren wie - teils auch durch die folgenden Darlegungen gestützt. 

(1) Laut SCHLICKUM & STRAUCH (1968: 382-383) sind nur 3 Brackwasserarten der nieder- 
bayerischen Oncophora-Schichten mit dem östlichen Raum gemeinsam. Da Melanopsıs 
impressa und Chthon pictus Durchläufer sind, bleibt nur Hydrobıa franenfeldi übrig. Sie 
kommt im Vindobon und Sarmat des Wiener Beckens vor und verträgt ausgesüßtes Wasser mit 
einem Salzgehalt bis zu 0,5 % (SCHLICKUM 1964: 5-6, 48-49). Zu Mohrensternia sp. siehe 
SCHLICKUM (1964: 11; 1971b: 569) und Parr (1954: 32, 33). Die ın sämtlichen „Horizonten“ 
vorkommenden Teredinen sind nicht „eingedriftet“ und belegen keine „offenen Verbindung 
zum Meer“. Die Molluskenfauna der Oncophora-Schichten ist ebenso wie jene der Kirch- 
berger Schichten (Moos, Notiz a) eine eigenständige Brackwasserfauna, ohne Beziehung zur 


92 


Molluskenfauna der OMM und daher transgressiv aus dem Brackwasser der Paratethys von 
Osten eingewandert. Nach SCHLICKUM (1964: 56) enthält „Die Wassermolluskenfauna [der 
Oncophora-Schichten Niederbayerns] ... 13 endemische Arten der Gattungen Nematurella, 
Euchilus, Congeria, Limnopagetia, Limnopappia und Rzehakia. Die gleichen Gattungen 
haben auch in den Kirchberger Schichten s. s. und in den Oncophoraschichten Mährens 
endemische Arten gestellt.“ Es besteht „im faunistischen Gesamtcharakter der drei Gebiete 
Übereinstimmung: in ihnen treten die kurzlebigen Gattungen Zimnopagetia, Limnopappia 
und Rzehakta auf. Außerdem sind die Arten der drei Gebiete teilweise über Artengruppen eng 
miteinander verwandt“ (!). SchLickum & Cryroky (1965: 107) fällt auf, daß die Gattung 
Limnopagetia in drei Gebieten unterschiedliche endemische Arten gestellt hat. Das gleiche gilt 
für die Gattungen Congerza, Rzehakia, Nematurella, Euchilusund Ctyrokya.S.107*: „Das legt 
die Annahme nahe, daß die Entstehung und Ausbildung der unterschiedlichen Arten ... sich in 
isolierten Brackwasserbecken vollzogen hat.“ Ebenso meinen SCHLICKUM & STRAUCH (1968: 
380), „daß die einzelnen Becken nichts miteinander zu tun haben“, desgleichen SCHLICKUM 
(1971: 569, 383) und Strauch (1971: 585, 586). SCHLICKUM zitiert (1970b: 143) als Aussage 
SANDBERGER’S (1874: 555) daß „die Fauna der Oncophoraschichten Niederbayerns (wohl) 
‚einem getrennten und selbständigen Becken angehört' hat.“ — Gegen die Auffassung von 
SCHLICKUM, SCHLICKUM & STRAUCH und STRAUCH zweier getrennter, abgeschlossener Becken, 
(wobei die Kirchberger Schichten in den Bohrungen im S einzubeziehen sind), spricht folgende 
Übersicht. Es finden sich an brackisch-limnischen Molluskenarten, teils auch nur deren 
Gattungen: (I) in den Gebieten (1) Südmähren, Rzehakia- (Oncophora-) Schichten (Cryroky 
1972: 63-128) 20 + 3 Gattungen, darunter Sıliqua °'); (2) E-Niederbayern, Oncophora- 
Schichten (SCHLIicKuM 1964: 2, 51) 21; (3) W-Württemberg, Illerprofil (unsere Tab. 3) 18 + 4 
Gattungen; (4) Lohn am Randen, Kt. Schaffhausen (PFANNENSTIEL 1931) 10, darunter Oncophora 
wie bei Büttenhardt (Hörmann 1978: 9) und Sıliqua alemannica und sp. (II) In Bohrungen im 
Süden von (I) (5) E-Oberbayern (SchLickum 1970a: 175, 183-184, 186) 9, darunter Hydrobia 
semiconvexa, Nematurella sp., Siligua suevica, Rzehakia (früher Oncophora) partscht; (6) 
Oberbayern, Chiemseegebiet (SCHLICKUM 1970b: 156) 13, darunter Rzehakia partschi; (7) NE 
München, Pliening (SCHLICKUM 1970c: 162) 7; (8) Oberbayern, Freising CF 1001-1004 
(ZÖBELEIN 1951/1952, MS; Haus 1955: 92-93) 6+ 4 Gattungen, darunter Hydrobia semiconvexa, 
Rzehakia partschiund Cardıum kraussi= Limnopagetia kraussi (SCHLICKUM 1970a: 182; unsere 
S.75°°); (9) Bohrfeld W-Oberbayern - Bayer. Schwaben - E-Württemberg (LEMCKE & a. 1953: 
Taf. II, VII, A 1-A 8; ZÖBELEIN (MS an LEMmcKE, unsere S$. 91°°; 1985: 227 Tab. 2, 228) 3 
Gattungen; (10) W-Bayer. Schwaben, Scherstetten 1 (LEMcKE 1955a: 10-11; 1955b: 12--21; 
ZÖBELEIN 1955: 22; 1985: 227 Tab. 2, 228) 3 Gattungen; (11) SE-Baden, Baitenhausen I 
(ZÖBELEIN 1955, MS; Haus & ScHap 1955: 91) 1 Gattung (Hydrobia; unsere $. 87°). 
Stellungnahme: Sicherlich haben sich in den „Becken“ der Oncophora- und der Kirchberger 
Schichten endemische Arten entwickelt. Doch die oben (: 93) zitierten Äußerungen und die 
dortigen Argumente besagen, daß kein vollständiger Abschluß dieser Becken vom Brackwas- 
ser des Ostens erfolgt war. Darauf läßt auch die Anzahl der Brackwassermollusken in die 
Oncophora-Schichten Mährens (I 1), Ostniederbayerns (1 2), den Kirchberger Schichten des 
Illerprofils (I 3) und von Lohn am Randen (I 4) schließen. Die Autoren, die „zwei isolierte 


31) Cıryroky (1972: 88) bemerkt: „... im ganzen Raum der Paratethys sind die Vertreter der Gattung 
Siligua an eine brachyhaline-mesohaline Biofazies (30-18 bzw. 10-5 %o Salzgehalt) der Rzehakia 
Schichten zusammen mit Polymesoda, Staliopsis und Ctyrokya gebunden.“ - Rzehakia geht bis in 
oligohaline Gewässer (3-0,5 %o) hinab (unsere S. 95). Über das Vorkommen von Sılıqua in den 
Kirchberger Schichten Süddeutschlands siche im folgenden PFAnnensriei (1931) und SCHLICKUM 
(1970a: 183; 1971: 571°), der auch auf den Fund (det. C. Mayer) von Hüttisheim verweist. 


93 


Becken“ in Betracht ziehen, lassen außer Acht, daß molluskenführende Kirchberger Schichten 
weit nach SW (Lohn am Randen) und nach E und S$ (II) vorkommen. Die Ausbeute an 
brackisch-limnischen Mollusken wird an flächenmäßig erfaßten Fundstellen größer als ın (vor 
allem vereinzelten) Bohrungen sein. Dennoch erfährt die Anzahl solcher Mollusken, die schon 
am Randen verringert ist, auch in den Bohrungen von E nach W eine beträchtliche Minderung. 
Diese Erscheinung kann nicht mitdem Verschluß durch die Schwelle von St. Pölten/Amstetten 
erklärt werden, wıe sie LEMCKE und andere annehmen, noch laut STRAUCH (1971: 587) durch 
eine Verbindung des Kirchberger Beckens für „längere Zeit mit nahezu normaler Salinität im 
Raum der Schweizer Molasse ... mit dem offenen Meer“, die nicht bestand (ZÖBELEIN 1995). 
Außer der Verteilung der brackischen Mollusken sprechen auch deren Verwandtschafts- 
beziehungen und jene der Fische für eineanhaltende Verbindung der süddeutschen Brack wasser- 
molasse mit jener des Ostens, insbesondere Mährens. Vermutet doch auch STRAUCH (1973: 96) 
bezüglich der Kirchberger Schichten „einen ununterbrochenen Kontakt zum Ottnangien“, 
wie auch Fuchs (1980: 163) für die Oncophora-Schichten Oberösterreichs „einen temporären 
Kontakt zum Meer im Osten“ annımmt. Herr F. HOFMANN, Neuhausen am Rheinfall, hat aus 
langer Molasseerfahrung Herrn LEMCKE und mir brieflich am 14.5.90 mitgeteilt: „Die Sedi- 
mente der Brackwassermolasse stammen offenbar alle aus E, ausgenommen die Quarzschotter 
aus dem Napf.“ Auch demnach hat die Verbindung mit dem Osten während der Brackwasser- 
zeit bestanden. Zufolge der oben zitierten Literatur wurde der Verschluß der Straße St. Pölten/ 
Amstetten, soweiter auf die Sedimentation ın Süddeutschland Einfluß hatte, erstan der Wende 
OBrM/OSM wirksam. 


F. Alter der Oberen Brackwassermolasse (OBrM) 


F.1. Literaturangaben 


Kiperten (1931: 265) erklärt die Grimmelfinger Schichten wie (: 308) die Kirchberger 
Schichten und ihre Äquivalente als Helvet, einige Autoren die Kirchberger Schichten etc. als 
Oberhelvet oder als oberes Ottnang, teils bis Unterkarpat. In neuerer Zeit setztSCHOBER (1989: 
90 f.; Tab. 8; s. ZögerLein 1995: Kap. G 31, Tab 3) nach Literaturangaben die „Brackwasser- 
molasse (BM)“ ın das Oberottnang bis Unterkarpat, wobei die Grimmelfinger Schichten 
Oberottnang und die Austernnagelfluh und die Melaniensande Unterkarpat sind. Die 
Melanıensande vertreten im SW die Kirchberger Schichten (ZÖBELEIN 1995: Kap. G 31) und 
gehen wie diese in die OSM über. ZIEGLER & FAHLBUSCH (1986) untersuchen „die basale Obere 
Süßwasser-Molasse Niederbayerns“ mittels Kleinsäuger-Faunen. Sie stellen (: 3, 55) die 
Vorkommen von Rauscheröd, Rembach und Forsthart, die gleichaltrig sind, ın die „Limni- 
schen Süßwasserschichten“ im Hangenden der ‚Oncophora-Schichten'. Die Limnischen 
Süßwasserschichten leiten zu den Sedimenten der Oberen Süßwassermolasse über. Die drei 
Faunen sind „deutlich älter als diejenigen der Oberen Süßßwassermolasse (MN 5). Enge 
Beziehungen bestehen zur Fauna von Erkertshofen (MN 4b), die nur geringfügig älter ist.“ 
Ebenso etwas älter ist die Fauna von Vieux Collonges. „Etwas größere Altersunterschiede 
bestehen gegenüber Erkertshofen 2, welche aber ebenfalls zuMN 4 gehört.“ „Da die endgül- 
tige Aussüßung des Brackwassermeeres im östlichen Molassebecken etwa der Grenze Ottnang/ 
Karpat entspricht, fällt diese Grenze in der säugetierpaläontologischen Gliederung etwa in die 
Mitte der Säugereinheit MN 4b.“ 


F.2. Diskussion 
ABERER wie Cryroky & Papp (unsere S. 90) stellen fest, daß die Oncophora-Schichten 


Niederbayerns und jene Österreichs in Verbindung stehen. Laut Cryroky &a.(1973:91) „läßt 


94 


sich in der gesamten Paratethys ... eindeutig feststellen, dass die Rzehakia-Schichten in einer 
brachyhalinen bis oligohalinen Seichtwasserfazies [18 bis 0,5 % Salz] der Meeresbecken 
entstanden sind.“ Nach CıcHa & a. (1972: 131-132 Tab. 1) sind die Rzehakia-Schichten 
Mährens brachy- bis olıgohalin und der 24,5 bis 22,5 Mio. Jahre alte Abschluß des Ottnang. In 
den Rzehakia-Schichten treten Prezodus, Melissiodon und Ligerimys letztmals auf. Die beiden 
letzten Gattungen finden sich in Langenau 1, Bezian und Artenay (HEIZMANN & a.: 4, 6, 8) 
sowie Rauscheröd, Rembach und Forsthart (ZIEGLER & Fanısusch: 43 ff., 36, 50). Dem 
Obigen zufolge lägen die Fundpunkte nicht höher als im Ottnang; siehe aber unten. ZÖBELEIN 
(1983: 179-180) hat einen Literaturauszug über die Kleinsäugerfunde in der OBrM („SBM“ 
bzw. Oncophora-Schichten) Ostniederbayerns gebracht und (1991: 134°) zu ZIEGLER & 
FAHLBUSCH (1986) Stellung genommen. Mayr (1980: 170) hatte Forsthart und Rembach inMN 
4b, die „noch ältere Fauna“ von Rauscheröd in MN 4 eingestuft. Er vermerkt hier (: 168) eine 
„Verzahnung der brackischen Meeresmolasse mit fluviatil-terrestrischen Elementen, Klein- 
säugern und marinen Faunenelementen wie Haie, marine Teleostier und Seekuhreste“, was auf 
deren Einschwemmung in das Brack wasser schließen ließe. Laut SCHLIcKuMm (1964: 50*°) und 
SCHLICKUM & STRAUCH (1968: 328, 335-337) sind die „Limnischen Süßwasserschichten“ 
denkbar unglücklich benannt, da sie „zu einem wesentlichen Teil brackisch sind:“ Deshalb 
nennen SCHLICKUM & noch STRAUCH (: 337) diesen höchsten Teil der Oncophora-Schichten 
„Lakustrische Schichten“. Nach diesen Autoren (: 376”) liegen die Ablagerungen von Forst- 
hart, worin SCHLICKUM (1964: 57) nur Landgastropoden, darunter erstmals Cepaea sılvana 
angetroffen hat (und damit die gleichaltrigen von Rauscheröd und Rembach) in der OSM. 
GkrımM (1964: 172,173) zufolge sind Limnische und Fluviatile Süßwasserschichten „über weite 
Bereiche durch eine Erosionsdiskordanz“ getrennt, welche die Grenze zwischen SBM und 
OSM darstellt. ZÖBELEIN hat (1985) noch weiteren Aussagen bezüglich der Schichtlücke über 
den Limnischen Süßwasser-Schichten (: 247 Nr. 99, 260 Nr. 115) die Grenze SBM/OSM bzw. 
Ottnang/Karpat an der Obergrenze dieser Schichtlücke gezogen (1985 Tab. 1: Profil 10 
Spalte f, Profil 11 Spalte 1 (der tiefste Querstrich entfällt). Demnach entspricht zwar (ZIEGLER 
& FaHLBUSCH) „die endgültige Aussüßung des Brackwassermeeres ım östlichen Molasse- 
becken etwa der Grenze Ottnang/Karpat“. Sie liegt auch in MN 4b, aber nicht in den 
Limnischen Süßwasser-Schichten, sondern, wie sich aus SCHLICKUM & STRAUCH und aus der 
richtigen Überschrift bei ZIEGLER & FaHıBuscH ergibt, darüber in der tiefen OSM. Die 
gesamten Oncophora-Schichten gehören also zum Ottnang, die Kleinsäuger von ZIEGLER & 
FAHLBUSCH aber zum tieferen Karpat (MN 4b). Strauch hatte (1973: 97/98) bereits darauf 
hingewiesen, daß Cepaea silvana in allen Gliedern der Oncophora Schichten noch nicht 
auftritt (erst ab OSM). „Die von Grimm (1964) wie Cryrokv (1966) geäusserte Vermutung, 
dass die höchsten Folgen bereits der karpatischen Stufe zugeordnet werden, bestätigt sich also 
nicht. “Nach HEIZMAnN & a. (1980: 3,4, 9) und HEIZMANN (1984: 36-37) paßt eine Auswahl von 
Säugetieren aus Langenau | (knapp 10 km NE Ulm) „am besten zum Niveau von Baigneaux, 
also MN 4b“ (1980: 9), mittleres Orleanium (1984: 36). Laut HEIZMANN (: 36) wurden in 
Langenau I aus „sandigen bis kiesigen Mergeln der basalen Oberen Süßwassermolasse 
(Äquivalente der Kirchberger Schichten) mehrere tausend Wirbeltierreste geborgen.“ Der 
untermiozäne Fluß von Langenau weist stark wechselnde Fließgeschwindigkeiten auf. „Brak- 
kische Einflüsse (Dreissenen, Clupeiden) [? aus einer bis 2 m mächtigen, ca 20 m breiten, 
seitlich auskeilenden Rinnenfüllung aus blaugrauem bis schwarzen Ton] zeigen Meeresnähe 
an, so daß eine Deutung als Mündungsbereich eines Flußsystems für die Langenauer Schich- 
tenfolge am ehesten zutreffen dürfte.“ 

Ergänzung: Gemeinsame Aufsammlungen der Staatlichen Museen Tübingen und München 
in Langenau 2 (ca. 800 mSE von Langenau 1; s. HEIZMANN & a. 1980: 3 Abb. 1) und Göttingen 
bei Langenau erbrachten spärliche Ausbeute. An Mollusken fanden sich in dunkelgrauen und 


95 


bräunlichen „Tonen“ (Tonmergeln ?) in 8 Schachteln (in Klammern Zahl der Stücke in 
verschiedenen Schachteln) Theodoxus cyrtocelis (2, 13), Theodoxus sp. (selten), Hydrobia 
semiconvexa (8), Hydrobia sp. (4), Bithynia dunkeri (1), Bıthynıa glabra (1,4, 4,5, 8), Bithynia- 
Deckel (1, 2), Brotia escheri (1 Abdruck), Radıx socıalıs dılatata (4, 5), Radıx sp. (1, 1), 
Planorbarins cornu (1, 2, 4, 8), Gyraulus sp. (4, 7), Ancylus wittmanni (22, 33), Congeria 
amygdaloıdes (2), Congeria clavaeformis (3x massenhaft, schillartig, 3 Kümmerformen, 9 Küm- 
merformen mit Farbstreifen, 17), Cardiacea (1 Bruchstück); an Landschnecken cf. 
Tropidomphalus sp. (1), Triptychia-Reste (1, 4), Landschneckenreste ( 1, 3, 8); an Fischresten 
I Wirbel, 1 Schuppe. - Es liegt also eine mäßig brackische Molluskenfauna vor, wobei sich 
schwach salzvertragende limnische Arten halten konnten und wenige Landschnecken eın- 


geschwemmt wurden. Das Material liegt in der Münchner paläontologischen Sammlung 


Diskussion zu Langenau | 

Die Kleinsäuger sind in Tübingen in Bearbeitung. Die massenhaften Großsäugerreste aus 
dem Mündungsbereich eines Flusses liegen offenbar nahe dem Nordwestrand der Graupen- 
sandrinne. Sie gehören einem Teil der Rinnenfüllung an, worauf eine durchgehende Lage 
Kirchberger Schichten in Langenau I sowie die uferferneren, noch schwach brackischen 
Sedimente von Langenau 2 hinweisen. In Langenau 1 ist die Flußschüttung etwas jünger als die 
dortigen Kirchberger Schichten, die früher eingesetzt und bis zur Flußschüttung angehalten 
haben. Verglichen mit den „Fluviatilen Süßwasserschichten“ der OSM und ihren Faunen von 
Rauscheröd, Rembach und Forsthart (tiefes Karpat) sind die Schichten von Langenau 1 etwas 
älter, liegen also ım hohen Oberottnang und damit in MN 4b. 


G. Altersbeziehungen zwischen Oncophora-Schichten und 
Kirchberger Schichten 


G.1. Literaturangaben 


Die Darlegungen und Notizen (b) bis (s) beziehen sich auf solche in Kap. E (: 87 ff.). Über 
das Alter der OBrM siehe Kap. F. Über die Altersbeziehungen zwischen Oncophora- 
Schichten und Kirchberger Schichten bestehen in der Literatur verschiedene Meinungen, die 
oft nicht begründet werden. (b) Nach Kiperten (1931: 329, 354/355) sind die ‚Kirchberger 
Schichten’ östlich Passau [Oncophora-Schichten SW und W Passau] (Aussüßungs- oder 
Regressionsbildungen) jünger als die namengebenden Schichten des Ulmer Gebietes 
(Transgressionsbildungen). (d) Im Arbeitsgebiet LEmcKE’s & a. (1953: 44) geht die SBM in 
OSM über. (e) LEmckE (1972: 36; 1973: 16) bezeichnet die Oncophora-Schichten als kleinen 
Meeresrest, der beim Rückzug des Helvetmeeres erhalten blieb, meist ohne Hiatus aus der 
OMM hervorgeht und rasch aussüßte. (g) LEMCKE (1984: 383, 384 Abb. 7): In Ostniederbayern 
kommt es zu einer Überdeckung der Oncophora-Schichten durch die Kirchberger Schichten 
[was nicht zutrifft; s. unsere S. 88]. (h) LEMcKE (1988: 40, 41/42): Wie (e). S. 42: „In 
Niederbayern wie in Ober- und Niederösterreich endigt mit den Oncophoraschichten als 
ausgesprochenen Regressionssedimenten das Helvet/Ottnang (STEININGER et al. 1976: 
185/186).“ „Nach Schuickum (1971: 573) sind die Kirchberger Schichten jünger“, also viel- 
leicht Karpat. S. 43: Man könnte die SBM in eine regressive SBM I (etwa Oberhelvet) und ın 
eine transgressive SBM II (etwa ? Karpat) unterteilen. In Ostniederbayern werden die 
‚Limnischen Süßwasserschichten' weithin mit einer Erosionsdiskordanz von den ‚Fluviatilen 
Süßwasserschichten' der OSM überlagert. Im übrigen Bayern erfolgt der Übergang der 
Kirchberger Schichten (SBM II) in die OSM anscheinend fließend. (1) Aussage von SCHLICKUM 
& STRAUCH (1968: 380), SCHLICKUM (1971: 573) und STRAUCH (1971:583) über zwei verschieden 


96 


große, verschieden schnell verbrackende und verlandende Becken (wie unsere $. 93). 
SCHLICKUM (1971: 573): In Niederbayern entwickeln sich die Oncophora-Schichten unmittel- 
bar aus der oberen Meeresmolasse. Nach StrAucH (1973: 96, 255) erfolgte die Aussüßung der 
Kirchberger Schichten an der Typuslokalität relativ rasch, wie Sedimentmächtigkeiten und 
Faunenbilder (Evolutionsgeschwindigkeit) zeigen. Die Kirchberger Typusschichten vertreten 
einen sehr kleinen Zeitabschnitt und dürften altersmäßig höchstens den obersten Teilen der 
Oncophora-Schichten Ostniederbayerns entsprechen. (0) SENES (1973: 124 Abb. 17) zeichnet 
von Brno (Brünn) etc. eine zum Teil gestrichelte Perialpine Verbindung bis Ulm [usw.] und 
betrachtet die „Rzehakia (Oncophora)-Schichten als Transgressionsablagerungen.“ (s) DOPPLER 
(1989: 83): Die Kirchberger Schichten sind wohl älter als die Oncophora-Schichten. 


G. 2. Diskussion 


Die Auffassung (ZÖBELEIN 1985: 209, 232-234, 265), daß südlich der Graupensandrinne eine 
etwas jüngere „südliche Depression“ (mit Kirchberger Schichten ) bestanden hat, ist sicher. Ich 
nehme an, daß der Vorstoß des Brackwassers von Osten alle unter Meeresniveau abgesunkenen 
Gebiete der Kirchberger Schichten annähernd gleichzeitig erfaßt hat. Jedenfalls muß südlich 
der Graupensandrinne Festland bestanden haben, als der Fluß die Flußsande (Kranz Nr. 19, 
REICHENBACHER Horizont Is) in die Rinne geschüttet hat, die sich nordwärts mit den Suevicus- 
Schichten verzahnen, die dann in die Cardien-Schichten übergehen. In Böhmen-Mähren 
liegen laut CicHA & a. (1972) über dem Marin der Eggenburger Schichten die Schichten von 
Orechov (Unterottnang) und über diesen die Rzehakia-(= Oncophora)-Schichten (Ober- 
ottnang). Beide sind der Säugereinheit MN 4b zuzuschreiben (unser Kap. F). Über die 
Verbreitung der Oncophora-Schichten im westlichen Oberösterreich siehe Kap. C. Sie sind 
von ihrem Liegenden (= OMM) und Hangenden durch Schichtlücken (Diskordanzen) ge- 
trennt (ABERER 1958: 65, 66/67; 1962 Tab. 1; BRAUMÜLLER 1961: 518,519; Fuchs 1980: 160 Abb. 
31; OBERHAUSER 1980: 551; TOLLMANN 1985: 453). Auch nach WEBER & Weiss (1983: 186) 
transgredieren bei Trimmelkam die kohlenführenden Süfßwasserschichten über ein durch 
Erosion geformtes Oberflächenrelief der Oncophora-Schichten. Aufgrund von Landschnecken- 
und Pollenfunden stufen die beiden Autoren (: 188-189) die Trimmelkamer Kohlen wie ihre 
Fortsetzung auf oberbayerischem Gebiet (TRAUB laut ABErEr 1958) in das Torton bzw. in das 
Untertorton ein, daß sie aber als „Badenien“ bzw. als „Unterbadenien“ bezeichnen. Der 
Begriff „Karpatien“ kommt nicht vor. Fuchs zufolge (: 163) besteht „zumindest teilweise 
transgressive Lagerung.“ Verschiedentlich auftretende euhaline Faunenelemente lassen tem- 
poräre Kontakte zum Meer im Osten notwendig erscheinen, wieauch nach BRAUMÜLLER (1961: 
519) „Bis zum Helvet... eine Meeresverbindung nach E“ bestand. ToLımann betrachtet (1985: 
453) das Trimmelkamer Kohlenrevier als älteste Anteile der Kohlentonserie (Süßwasser- 
molasse), die eventuellab dem höheren Karpat, sicher jedoch mindestens ab dem basalen Baden 
einsetzt. Die im westlichen Oberösterreich anstehenden Oncophora-Schichten setzen sich im 
östlichen Niederbayern fort. In ihrem Liegenden traf ein Schurf (ZÖBELEIn 1940: 40) in 
glaukonitischem Sandmergel auf Dupletten einer auffallend großwüchsigen, brackischen 
Congeria, die Herr Traug als Congeria ct. clavaeformis besuimmt hat. Darüber folgen nach 
weiteren 5 m glaukonitischem Sandmergel mit scharfer Grenze die Oncophora-Schichten. Auf 
die scharfe Grenze verweisen auch spätere Autoren ”). Ob eine Schichtlücke anstatt eines 


32) Wittmann beschreibt (1957: 56) in seiner Arbeit über die Süßbrackwassermolasse Ostniederbayerns 
die OMM als „a) 1,50 m verrutschter Bereich“ und darüber „b) 0,70 m flaserige marine Mergel mit 
Glaukonitzwischenlagen und Kalkkonkretionen“ [ohne Fossilangaben in b]. Es folgen „mit scharfer 
Grenze“ über der OMM die brackischen Basisschichten „c) 0,40 m brackische Mergel mit hauchdün- 
nen Glaukonitzwischenlagen; Oncophora und Cardium“ und „d) 3,00 m brackische Mergel mit 
Oncophora“ etc. 


97. 


allmählichen Überganges vorliegt, blieb ungeklärt. Weil aber die Oncophora-Schichten als 
selbständige Einheit transgressiv von Osten über die OMM übergreifen (: 94 f.) und im 
westlichen Oberösterreich nach übereinstimmenden Aussagen eine Schichtlücke zwischen 
dem marinen Liegenden und den Oncophora-Schichten besteht, ist sie auch hier wahrschein- 
lich. Jedenfalls kann man die Oncophora-Schichten nicht mehr mit LEMCKE (1972: 36; 1973: 16, 
33; 1988: 40, 42) als „Rückzugsrest der OMM“ betrachten (s. unsere S. 102). Eine Schicht- 
lücke existiert sicher zwischen den höchsten Oncophora-Schichten (= „Limnischen Süß- 
wasserschichten“ = Lakustrischen Schichten) und den „Fluviatilen Süßwasserschichten der 
OSM (Kap. F 2). Die entsprechende Schichtlücke liegt auch in Oberösterreich vor (Kap. F 2). 
- Die Alterbeziehungen zwischen den beiderseits der Salzach gelegenen Molassegebieten 
geben Fragen auf. In Oberösterreich folgen über der OMM nach einer Diskordanz die 
brackischen Oncophora-Schichten des Ottnang und nach wiederum einer Diskordanz im 
Hangenden die Kohleführenden Süßwasserschichten des Karpat (mit dem Trimmelkamer 
Kohlenrevier) und weitere OSM. Aßerer hält (1958 : 81) dıe fossilführenden Kohlen von 
Trimmelkam und jenein Oberbayern nach „Fossilfunden in den bayerischen Kohlebohrungen 
durch F. Traus ... in den stratigraphisch und lithologisch gleichen Schichten“ für Torton. Für 
das bayerische Gebiet, westlich der Salzach, hat Traus folgendes Profil erstellt: 


vorwiegend tonige Mergel mit Kalkkonkretionen, 
untergeordnete Sande z. T. mit Hangendschotter. 


Süßwasserschichten 
Braunkohle 
Torton (OSM) 
Liegendschotter 


ININNNT NENNEN 


Bunte Tonserie 


brackische Schichten 


Obere 
Helver Meeresmolasse 
(OMM) hochmarine Schichten 
(Schlier) 
Abb. 7: Schichtfolge in Kohlebohrungen Ostoberbayerns. Aus SCHLICKUM 1970a: 176°) nach brieflicher 


Mitteilung von TrAuß vom 22.01.1970 


In der Abbildung liegt die Braunkohle wie bei Trimmelkam in den „Süßwasserschichten“ 
und im „Torton“ [Karpat]. „Brackische Schichten“ und „Bunte Serie“ verzahnen sich örtlich, 
wobei die Brackischen Schichten bis in das untere Torton hinaufreichen können. Im stratigra- 
phischen Schema des Bohrgebietes ist die Diskordanz nicht vermerkt, die weiter ım W als 
Relief zwischen OMM und „Kirchberger Schichten“ (unsere $. 91) und im N vermutlich 
zwischen OMM und Oncophora-Schichten liegt (unsere S. 97). Die im Torton eingetragene 
Diskordanz ist in beiden Gebieten nicht bekannt *). SchLickuMm (1970a) konnte bei der 


33) Bemerkenswert ist die Schichtfolge unter Tag nach HEissiG in UnGEr bei Landau a..d. Isar (s. ZÖBELEIN 
1985: Tab. 1, 11. Profil Spalte f). Dort liegt über den „Oncophora-Schichten“ ein mit Limnischen 
Süßwasserschichten verzahntes „Braunkohlentertiär“ des Ottnang (Spalte 1; der untere Strich bei I 
entfällt). Über beiden folgt eine Diskordanz (Nr. 115). Die Schichtfolge ähnelt jener bei Trimmelkam, 
wo die Braunkohlen im tiefen „Torton“ [Karpat], hier aber im höchsten Ottnang stehen. 


Bearbeitung der Mollusken der Bohrungen „Kirchberger Schichten“ und überlagernde OSM 
nicht hinreichend trennen. Da Faunen und Stratigraphie sich nicht an Landesgrenzen halten, 
fragt es sich, ob beiderseits der Salzach Oncophora- oder Kirchberger Schichten vorliegen. 
SCHLICKUM nennt in seinem Molluskenregister (1970a: 186) unter „A, Arten von Brackwasser- 
gattungen“ 8 Arten und unter „B, Arten von Marinen Gattungen“ 2 Arten, die aber auch in das 
Brackwasser gehen. Von diesen 10 Arten kommen 8 Arten in anstehenden Kirchberger 
Schichten des Westens vor (s. unsere Tab. 3). Cerastoderma tranbi ist schichteigen und 
Nematurella sp. indifferent. Nur der Durchläufer (Helvet-Sarmat) Melanopsis impressa impressa 
findet sich auch in den Oncophora-Schichten (s. SCHLICKUM 1964: 51 Tab.). Von den 8 Arten 
in „C. Süßwasserarten“ kommen alle außer Stagnicola praebonilleti in den anstehenden 
Kirchberger Schichten vor. In SCHLICKUM (1970b: 156) werden von den 20 Arten 14 aus 
anstehenden Kirchberger Schichten genannt, gemeinsam mit den Oncophora-Schichten wie- 
derum nur Melanopsis impressa impressa. Die Diskordanz unter den oberösterreichischen 
Oncophora-Schichten setzt sich unter den Kirchberger Schichten in Ostoberbayern fort. Ob 
hier eine Diskordanz über den Kırchberger Schichten wie über den Oncophora-Schichten 
Oberösterreich und über den Lakustrischen Schichten Ostniederbayerns vorliegt (ZÖBELEIN 
1985: Tab. 1, 10./11. Profil Nrn. 99, 115) ist fraglich, weil die Kirchberger Schichten im 
Typusprofil an der Iller (1985: Tab. 1, 5. Profil Nrn. 47/46) und südwestlich davon (3. Profil 
Nrn. 32/31) in OSM übergehen. Wenn der Brackwasservorstoß von Osten alle unter Meeres- 
niveau abgesunkenen Gebiete der Kirchberger Schichten ungefähr gleichmäßig erfaßt hat 
(Kap. G. 2.) und diese (wie im Anstehenden) auch in den Bohrungen in die OSM übergehen 
(LEMCKE & a. 1953: 44; LEMCKE 1988: 42), bestehen keine zwei isolierten „Becken“, wie sie 
SCHLICKUM & STRAUCH (1968: 380, 382), SCHLICKUM (1971: 569, 573), STRAUCH (1971: 383, 585— 
587) und unter Bezug darauf auch LEMCKE (1972: 37; 1973: 16,33) in Form des Kirchberger und 
Oncophora-Beckens angenommen haben. Davon abweichend sprechen SCHLICKUM & STRAUCH 
(1968: 380) vom „Ulm-Kirchberger Brackmeer“, das bis in das Chiemseegebiet reichte, 
tatsächlich aber von der Salzach nach W über Kirchberg hinaus transgredierte (vgl. SCHLICKUM 
1970a-c).- Die Autoren beschäftigen sich mit der Ursache der Trennung ihrer „zwei isolierten 
Becken“. Nach SCHLICKUM & STRAUCH (1968: 380) liegt „Möglicherweise ... die Erklärung für 
das Fehlen einer faßßbaren Schwelle darın, daß vielleicht keine vollkommene Alterskongruenz 
zwischen den beiden Becken besteht“, die Senkungsgeschwindigkeiten also verschieden 
waren. SCHLICKUM führt (1971: 573) die Trennung auf die sehr viel frühere Aussüßung des 
kleinen nıederbayerisch-oberösterreichischen Beckens gegenüber dem großen schweizerisch- 
oberbayerischen Becken zurück. „Wo die Grenzen zwischen den beiden Becken gelegen 
haben, läßt sich nicht sagen.“ Das Ausmaß des Schwellengebietes ist noch nicht bekannt, da 
eine faßbare Schwelle nicht vorliegt (Verweise auf SCHLICKUM & STRAUCH 1968: 380). Nach 
StrAucH (1971: 583, 585) gehen die unterschiedlichen Schichten der beiden Becken vielleicht 
auf trennende frühere Deltafächer von den Alpen oder geringer von der Böhmischen Masse 
zurück (: 584), auch etwa auf das Landshut-Neuöttinger Hoch (: 386). Die Entwicklung der 
Endemismen ist nur durch Abschnürung, d. h. durch Isolation zu erklären (: 386, 387). Der 
Bereich des Kirchberger Beckens stand noch längere Zeit mit nahezu normaler Salınität ım 
Raum der Schweizer Molasse in Verbindung (: 387). Fazit: Der bestehende Unterschied in den 
Molluskenfaunen der „beiden Becken“ wurde durch geologische Überlegungen nicht geklärt. 
Verschiedene Senkungsgeschwindigkeiten oder so weit durch das Brackwasser vorstoßende 
alpine oder moldanubische Deltas sind unbekannt und unwahrscheinlich. Ob das Landshut- 
Neuöttingen Hoch zur Zeit der OBrM, das LEMmckE (unsere Abb. 5 u. 6: 88 u. 89) nıcht als 
trennende Schwelle angesehen hat, noch wirksam war, ist fraglich. Eine Verbindung zur 
nahezu vollbrackischen ObrM der Schweiz bestand nicht (ZÖBELEIN 1995: Kap. J-L). Ich 
nehme eine zu Ende gehende Verbindung mit der Paratethys des Ostens als Ursache für die 


99 


Enstehung der Edemismen an. Sie sind auch anderwärts in der Brackwassermolasse des Östens 
bekannt. 

Folgerungen: Es bestehen zwei Schichtfolgen der OBrM und zwar in den Oncophora- 
Schichten Ostniederbayerns und in den Kirchberger Schichten der Ulmer Gegend samt deren 
Verbreitung im S der Graupensandrinne und bis zur Salzach. Ich stimme mit LEMCKE (1973: 33) 
überein, daß Oncophora- und Kirchberger Schichten ungefähr zur gleichen Zeit entstanden 
sind. Beide sind aber von Osten kommende Transgressionsbildungen. Die Kirchberger 
Schichten innerhalb und außerhalb der Graupensandrinne gehen auf den gleichen Brackwasser- 
vorstoß zurück. Ein Problem sind die Beziehungen zwischen den „Oncophora-Schichten“ 
östlich und den „Kirchberger Schichten“ westlich der Salzach. Die Oncophora-Schichten 
Ostniederbayerns sind vermutlich wie tatsächlich jene des westlichen Oberösterreichs basal 
durch eine Diskordanz von der OMM, im Hangenden in beiden Gebieten durch eine erwiesene 
Schichtlücke von der OSM getrennt. Die Kirchberger Schichten in der Graupensandrinmne 
wurden zufolge deren vorausgegangener Ausräumung auf Grimmelfinger Schichten abge- 
setzt, indes jene außerhalb der Rinne wie gesagt über einer Diskordanz auf OMM liegen. Beide 
gehen in OSM über. Insofern entsprechen die Oncophora-Schichten vermutlich auch in ihrer 
Basis, doch mit Ausnahme ihres Tops, den Kirchberger Schichten. Die Bildung von Endemismen 
in den Oncophora- und Kirchberger Schichten beruht auf der ausgehenden Verbrackung. Ich 
bezweifle miteinigen Autoren die angeblich völlig isolierte Stellung von zwei Brackwasserbek- 
ken, nämlich der Oncophora-Schichten Ostniederbayerns und der Kirchberger Schichten des 
Ulmer Gebietes. Es finden sich in der Literatur Hinweise auf eine fortdauernde Verbindung 
mit der Paratethys des Ostens ungeachtet eines Verschlusses durch die St. Pöltener bzw. 
Amstettener Schwelle. Insbesondere werden Beziehungen von Mollusken- und Fischfaunen 
zur mährischen Brackwasser-Molasse erwähnt. 

Für die Tektonik ergibt sich aus den Abbildungen von Moos (: 82) und besonders von 
E.-D. Mürter (: 85), daß die Klifflinie der OMM schon vor der Anlag 
im Oberottnang und danach wieder im Pliozän-Pleistozän schräggestellt wurde. Gegen W 

g 


e der Graupensandrinne 
e der Heraushebung der 


nimmt die Verkippung und Eintiefung der Graupensandrinne intol 


Böhmischen Masse zu. 
H. Ergänzende Bemerkungen 


Bei einem hier angenommenen, etwa zeitgleichen Ende der OBrM ım Molassebecken 
müssen die Gliederungsschemata bei ZÖBELEın 1985: Tab. 1, Profile 2-5 sowie Profil 11, 
Spalte I aufeinander abgestimmt, etwa die Grimmelfinger und Kirchberger Schichten in den 
linken Profilen und entsprechend das Ältere (Albstein etc.) in Profil 1 etc. nach unten 
verschoben werden. In ZÖBELEın (1991: 132 Tab. 1) läuft die Grenze Ottnang/Karpat durch die 
Schicht A 6, also durch die OSM in der Graupensandrinne; diese OSM-Füllung könnte etwa 
Oberottnang und Untersarmat sein (s. 1991: 133-134). 

In ZösELeın 1973, S.297 Tab. 5 entfällt die linke Spalte. Inder dortigen Spalte „Zwiefaltendorf/ 
Hassenberg“ könnten die Obere Moräne und die Untere Moräne nach Meinung von Herrn 
Prof. Dr. I. ScHarrer Oszillationen der Riß-Eiszeit sein. - Zu S. 271 oben bleibt er bei seiner 
Meinung, daß die Anlage der Donauschleife auf den Moränenwall zurückgeht. 

Zößeı£in hat (1983: 180, 182) zur heutigen Verteilung der drei DEHM’schen Großsäugerserien 
(1949; 1951; 1955) in der OSM der Vorlandmolasse Stellung genommen. Daß die ältere Serie 
jetzt an den Rändern des Molassebeckens, die mittlere Serie daran anschließend gegen die 
Beckenmitte zu und die junge Serie in der Beckenmitte liegen, hat ZÖBELEIn als Folge der 
späteren fortlaufenden Abtragung der Molasseschichten erklärt. Die Grenzen und das Alter 
dieser OSM-Serien wurden 1983 (: 178-179), 1985 (: 249) und 1991 (: 173, 186) diskutiert. 


100 


I. Zusammenfassung 


SCHLICKUM bezeichnet die Einheiten seiner Kirchberger Schichten unzutreffend als „Hori- 
zonte“, wogegen Kranz seine aus mehreren Lagen bestehenden Schichten als „Schicht- 
komplexe“ erklärt hatte. SCHLICKUM stellt (1963) die Silvana-Schichten entgegen Kranz zur 
„Süßbrackwassermolasse von Ober- und Unterkirchberg“, wovon er erst 1974 (: 524) die 
Bithynien-Schichten abtrennt und zur SBM stellt. SchLickun folgt (1963) in seiner Gliederung 
im wesentlichen jener von KrANZ, hat dessen Mollusken nach der neueren Literatur benannt 
und sie ergänzt. Dabei hat er einige nicht dem Kirchberger Typusprofil zugehörige Arten 
beigesetzt. SCHLICKUM’s Zusammenfassung von Congerien- und Cardien-Schichten ist stra- 
tigraphisch wie nach Molluskenverteilung nicht gerechtfertigt. Gegen seine Umbenennung 
von SANDBERGER’S Hydrobia semiconvexa ın Nematurella-Arten, der spätere Autoren gefolgt 
sind, werden Einwände erhoben. Schtickum’s Kritik an Kranz ist verfehlt. — STRAUCH folgt 
SCHLICKUM bei seiner Erstellung des „Faziostratotypus“ der Kirchberger Schichten, verwen- 
det dessen „Horizonte“, stellt aber die Silvana-Schichten nicht mehr dazu. ZÖBELEIN argumen- 
tiert gegen Salıinitätsaussagen SCHLICKUM’S und STRAUCH’s und gegen deren stratigraphische 
und paläogeographische Annahmen. SCHLICKUM & STRAUCH lehnen den Begriff „Süß- 
brackwassermolasse“ LEMCKE’s & a. (1953) bis LEMCKE (1988) zurecht ab. ZÖBELEIN faßt (1995 
und hier) die brackischen Ablagerungen der Vorlandmolasse, nämlich die Oncophora-Schich- 
ten Ostniederbayerns und die gleichzeitig entstandenen gesamten Kirchberger Schichten als 
„Obere Brackwassermolasse“ zusammen. — REICHENBACHER faßt (1989) Mollusken, Fische 
und Characeen aus insgesamt 5 Fundorten unter dem Titel Kirchberger Schichten ... an der 
Typuslokalität Kirchberg“ zusammen. Sie gliedert das Illerprofil in 8 „Horizonte“, die teils 
nochmals unterteilt sind; sie werden mit Kranz’schen Schichtkomplexen verglichen. Zur 
Brackwassermolasse „(Kirchberger Schichten)“ stellt sie entgegen Kranz auch die Silvana- 
Schichten. Die aus Fossilien verschiedener Gruppen zusammengesetzten „Horizonte“ sind 
schlecht zu zitieren. Weiters werden Einwände gegen Salinitätsaussagen und Parallelisierun- 
gen mit der Kranz’schen Gliederung erhoben. Anstatt der Gliederungen von SCHLICKUM, 
STRAUCH und REICHENBACHER wird die Gliederung des Illerprofils von Kranz als Typus der 
Kirchberger Schichten gewählt. 

Dazu wurde die Verteilung der Mollusken auf die einzelnen Schichten den Kranz’schen 
Profilen entnommen und in Tab. 3 (:60 f.) verwendet. Es zeigte sich, daß Kranz die wenngleich 
unscharf abgegrenzten Schichtkomplexe nach der Häufigkeit der Mollusken gut zitierbar 
benannthatte. Vorausgehen mußte (Tab. 2) bei einigen Profilen die Abgrenzung der Bithynien- 
Schichten (OBrM) von den Silvana-Schichten (OSM). Die Kirchberger Schichten beginnen 
wie ın der Nachbarschaft über den Grimmelfinger Graupensanden, so daß die Suevicus- 
Schichten (Tab. 3 Nr. 21) als Deltabildung des von S einmündenden Flusses die tiefsten 
Kirchberger Schichten sind. Der Paludinen-Sandstein (Nr. 22) und die wahrscheinlich identi- 
sche Nr. 23 sind Grimmelfinger Schichten. Die Obergrenze der Kirchberger Schichten fällt mit 
jener der Bithynien-Schichten zusammen. Die Mächtigkeitsnorm der Kirchberger wie der 
Grimmelfinger Schichten beträgt hier 20 m, allgemein 20-25 m. 

Die Graupensandrinne entstand im Regensburger Raum kurz vor der Rinnenbildung durch 
die Heraushebung der Böhmischen Masse und der Juraplatte. Ihr Verlauf entlang des Jura ıst 
bis zur Landesgrenze im SW (Riedern am Sand) nachgewiesen. Graupensandschüttungen in 
der Berner Gegend und das Fehlen marinen Helvets in der Rinne weisen auf einen fluviatilen 
Sedimenttransportbis in das Rhonegebiet hin (ZÖögErEın 1995). Das Flußgefälle ging durch die 
Absenkung weiter Gebiete unter Meeresniveau verloren. Sie ermöglichte nach einer Diskor- 
danz den von Osten kommenden Vorstoß des Brackwassers in dieGraupenandrinne und etwas 
später in die Tiefengebiete von der Salzach bis mindestens Baitenhausen nahe dem Bodensee. 


101 


Lemcke’s W-E-Transport der Kirchberger Schichten und das Überschwappen des Brackwas- 
sers aus der Graupensandrinne (s. unsere Abb. 5 u. 6: 88, 89) entsprechen nicht den Gegeben- 
heiten. Die Kleinsäugerfaunen von ZIEGLER & FaHLBuscH (1986) über den Oncophora- 
Schichten gehören zur OSM und damit zum tiefen Karpat. Die Großsäuger von Langenau I 
NE Ulm (HEızmann & a. 1980) liegen in den Kirchberger Schichten im hohen Oberottnang 
(MN 4b). Damit sind die Oncophora-Schichten und die gesamten Kirchberger Schichten 
Oberottnang (MN 4b). 

Die Molluskenfaunen der Oncophora-Schichten und der Kirchberger Schichten haben sich 
nicht aus Molluskenfaunen der OMM entwickelt. Die Brackwasserschichten und ihre Faunen 
sind zu ungefähr gleicher Zeit durch Transgression der Paratethys von Osten entstanden, wie 
weitere Argumente beweisen. Die Existenz zweier „isolierter Becken“ aus Oncophora- und 
Kirchberger Schichten wird bezweifelt. Die Schwelle St. Pölten/Amstetten könnte erst von der 
Wende OBrM/OSM an die Molassesedimentation ın Süddeutschland beeinflußt haben. Das 
Problem der sich beiderseits der Salzach gegenüberstehenden Oncophora- und Kirchberger 
Schichten bleibt vorerst ungelöst. 


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108 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. | 34 | 109-144 München, 15. 12. 1994 


Die Obere Süßwassermolasse in Bayern und der Ostschweiz: 
bio- und lithostratigraphische Korrelationen 


Von THOMAS BOLLIGER *) 
Mit 11 Abbildungen und 6 Tabellen 


Kurzfassung 


Die Obere Süßwassermolasse in Bayern (v.a. Region Augsburg) und in der Ostschweiz (v. a. 
Region Zürich) konnte besonders ım Bereich der mittleren Serie (MN 5-MN 6) stratigraphisch 
gut gegenseitig korrelliert werden. Die hier präsentierten biostratigraphischen Erkenntnisse 
basieren ausschließlich auf dem Vorkommen von Hamsterzähnen, bzw. auf deren größen- 
mäßigen und morphologischen Entwicklungsniveaus. Dabei traten Fragen zur Anwendung 
der MN-Zonierung, zum Auftreten und der zeitlichen Dimension von Schichtlücken, sowie 
nach dem Ursprung und der Korrellierbarkeit vulkanischer Asche-Lagen (Bentonite) auf. Zu 
diesen Problemstellungen konnten noch keine abschließenden Antworten gefunden werden; 
dazu sind weitere biostratigraphische, sowie isotopengeologische und geomagnetische 
Forschungsprojekte notwendig. Lithologisch zeigen sich einige Unterschiede zwischen den 
Ablagerungsgebieten, was hauptsächlich auf die diversen Liefergebiete und räumlichen Ge- 
gebenheiten (Beckengeometrie) zurückzuführen sein dürfte. Auf die Zusammensetzung der 
Hamsterfaunen hatte dies sicher Auswirkungen. Quantitativen Vergleichen fossiler Säuger- 
faunen muß dennoch mit großer Skepsis begegnet werden (Auswirkungen der Taphonomie 


od 
etch): 
Abstract 


The Upper Freshwater-Molasse in Bavarıa (mainly region of Augsburg) and ın Eastern 
Switzerland (mainly region of Zurich) could be well correlated especially within the Middle 
Series(MN5-MN 6). The biostratigraphical knowledge is based upon oceurrence of Hamster- 
teeth, respectively their evolutionary stage of size and shape. There appeared questions about 
the application of the MN-zonation, the position and length of duration of hiatuses and the 
origin and use of correlation of volcanic ash layers (Bentonites). Yet, there couldn't be given 
any final answers. Therefore, further biostratigraphical, isotope-geological and geomagnetical 
research is necessary. Lithologically, there may be found differences between these Molasse- 
regions, especially due to the diverse origin of sediment-material and a different basin 
geometry. This may have influenced the development and composition of Hamster-faunas. 
However, in any case of acomparison of the quantitative content of fossil mammalıan faunas, 
a healthy and sceptical view is required (taphonomical effects etc.). 


*) Dr. Thomas BOLLIGER, Paläontologisches Institut und Museum der Universität Zürich, Karl-Schmid- 
Straße 4, CH-8006 Zürich 


109 


Inhaltsverzeichnis 


une een Jule) 
l. Biostratigraphie.... a 
1.1. Allgemeines ....... : lt 


1.2. Die Cricetiden Bi verglichenen OSM- ee 112 
1.3: Säugerstratigraphische Aussagen. 125 
2. Lithostratigraphisches ................. 128 
2.1. Lithologische Charakterisierung den Untersuchungsgebiete 128 
2.2, Withologische Korrelationen... 128 
3 Ökologie und Palaopeographieue...ene een ser ereeeene . 134 
ANESchlusserunde Ausb ck EN 134 
a BES EEE EEE ERTEILT EE Er NETTEFRRFETEFERE 136 


Einleitung 


Aus der bayerischen Oberen Süßwassermolasse (OSM) liegt ein insgesamt umfangreiches 
Zahnmaterial fossiler Kleinsäuger vor; die geologisch-lithostratigraphischen Zusammenhänge 
sind jedoch oft unsicher. Die hier näher betrachteten Cricetiden-Faunen betreffen besonders 
die Region Aichach-Dasing (östlich von Augsburg). Diese wurde aus drei Regionen in Bayern 
ausgewählt, welche zur detaillierten Untersuchung besonders geeignet erschienen, da bereits 
auf vorangegangene Arbeiten zurückgegriffen werden konnte (vgl. auch Abb. 1): 


l. Region Augsburg-Günzburg (DoprLer, 1989, Boon 1991) 
2. Region Aichach-Dasıng (Fırst 1989, HeıssıG 1989) 
3. Region Mainburg-Landshut (UNGER & NIEMEYER 1985b, HeıssıG 1989a, FiEst in Arb.) 


Da im Gebiet Laimering (Aichach-Dasing, östlich Augsburg) zahlreiche Lehm- und 
Mülldeponiegruben vorlagen, konnten hier durch Fırst (1989) die geologischen Zusammen- 
hänge weitgehend geklärt werden. Die im Zuge der Feldarbeit von FırsT neu entdeckten und 
die schon früher bekannten Kleinsäugerfundstellen wurden teilweise von HeıssıG (1989a) 
provisorisch ausgewertet. Die Cricetiden jener Faunen, zusammen mit Neuaufsammlungen 
durch die Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie in München, 
konnten nun weiter ausgewertet und mit schweizerischen Funden verglichen werden. Als 
Überblick und zu Vergleichen wurden daneben auch weitere Cricetidenfaunen Bayerns 
mitberücksichtigt (FAHLBUSCH 1964, Wu 1982, BooN 1991, Fıest in Arb.) 

Die ostschweizerische OSM bot sich als guten Vergleich an, da durch vorangegangene 
geologisch-paläontologische Auswertungen langer zusammenhängender Profile die grobe 
Faunenabfolge von MN3-MN7 im Molassebecken festgehalten werden konnte (BOLLIGER1992). 
Die dort aufgestellten Zonendefinitionen bzw. die in den Faunenabfolgen des Hörnli- 
Schuttfächers festgestellten Bioereignisse wurden nun im östlichen Molassebecken nachvoll- 
zogen und präzisiert. Ausder Schweiz wurden die Profile Hörnli-Bachtel-Zürichsee (BOLLIGER, 
Gartrı & HanTke 1988; BOLLIGER 1992), sowie isolierte Molassefundstellen (Nordostschweiz) 
zur Korrelation herangezogen. Unterschiede zwischen den Faunenabfolgen in Ost und West 
sind vermutlich unter anderem auf lokale Ökologievariationen, sowie auf Migrationen zu- 
rückzuführen. Die nach wie vor recht lückenhafte Dokumentation verschließt uns noch immer 
einige Feinheiten der Entwicklungsvorgänge. 

Herrn Prof. Dr. V. Fan Busch sei für die Bereitstellung eines Arbeitsplatzes sowie für die 
vielen nützlichen Hilfeleistungen mein herzlichster Dank ausgesprochen. Die Herren Prof. 


110 


Dr. K. HeissıG, Dr. H. Mayr, Dipl. Geol. W. First und Th. PAwELLEK unterstützten mich mit 
Literaturhinweisen, Geländebegehungen und Materialausleihe; die Damen Dr. D. BARTHELT, 
Dr. E. Boon, Dipl. Geol. U. GÖHLICH, Dr. G. RÖSSNER und Dr. W. WU sorgten für anregende 
Molasse-Diskussionen. Ihnen, sowie den vielen weiteren, hier nicht mit Namen genannten 
Angehörigen des Instituts für Paläontologie und historische Geologie in München sei mein 
herzlicher Dank ausgesprochen. Im weiteren bin ich den Herren Dr. K. A. HUNERMANN, Dr. 
B. EnGesser und Dr. D. Käuın für ihr Interesse und ihre Unterstützung, sowie dem Schwei- 
zerischen Nationalfonds für die Finanzierung meines Forschungsjahres in München sehr zu 
Dank verpflichtet. Herrn R. CHrarint schließlich sei für die Überlassung der fossilen Hamster- 
zähne der Fundstelle Sagentobel (Zürich, Schweiz) herzlich gedankt. 


1. Biostratigraphie 

1.1 Allgemeunes 
Kleinsäugerzähnchen sind meist die einzigen brauchbaren Fossilien für eine Feinstratigraphie 
in kontinentalen Sedimenten, denn sie sind seit dem Eozän relativ häufig und dank der großen 
Resistenz von Ca-F-Hydroxylapatit meist gut erhalten. Allerdings sind für aussagekräftige 
Resultate relativ große Sedimentmengen zu verarbeiten (vgl. auch KäLın 1993:157). Klein- 
säuger evoluierten in der Regel verhältnismäßig rasch, Zonen von 0.5-1Ma sind realisierbar. 
Die stratigraphische Einordnung tertiärer Sedimente nicht-mariner Bildung erfolgt deshalb 
heute weitgehend mit Kleinsäugerfaunen, welche sich öfter inden „Overbank“-Ablagerungen 
von Fluß-Systemen finden. Die Liefergebiete dieser „Lagerstätten“ dürften sich meistens in 
der näheren Umgebung des Ablagerungsortes befunden haben. Daß die quantitativen Fossil- 
verteilungen nicht direkt ökologisch ausgewertet werden können, wird durch Einwirkungen 


Stuttgart a 


München 


nördl. u. südl. Begrenzung der flachl gelagerten Molasse 


- südl. Begrenzung der subalpinen Molasse (Alpenrand) 


2] OSM-Untersuchungsgebiet von FIEST (1989) 
[LT] OSM-Untersuchungsgebiet von HEIBIG (1989a) 
OSM-Untersuchungsgebiet von BOON (1991) 
EZ] OSM-Untersuchungsgebiet von BOLLIGER (1992) 


Abb. 1: Geographische Übersicht 


11 


wie biologische Selektion (z. B. Gewölle, Anprews 1990), Transport-Frachtsonderung und 
weitere, die ursprüngliche Zusammensetzung verfälschende Einflüße (chemische und mecha- 
nische Resistenz etc.) klar ausgewiesen. Die Entwicklungsstände der einzelnen Faunenelemente 
können dagegen gut zu biostratigraphischen Zwecken - mit einigen noch zu erwähnenden 
Vorbehalten - herangezogen werden. Bei der Auswertung werden qualitative Merkmalser- 
fassungen (Grobbestimmung) und statistische Methoden (Zahngrößenklassen, morphologi- 
sche Kriterien die eine Feinbestimmung ermöglichen), eingesetzt. Andere biostratigraphische 
Methoden nicht-mariner Ablagerungsprovinzen sind wenig sensitiv (Phytozonierung, 
Charastratigraphie), sie basieren mehr auf den feststellbaren Klima- und OÖkologieveränderungen 
und kaum auf Entwicklungsphänomenen und unterliegen daher stärker den lokalen Gegeben- 
heiten als Methoden, welche primär auf evolutiven Merkmalen aufbauen. 

Säugetier- „Zonen“ oder besser „Säugereinheiten“ (Mammal-Units) sollten wenn möglich 
mit anderen Methoden (radiometrische Altersbestimmungen [Sr-Isotopen, Einzelzirkon- 
Datierungen in Bentoniten] und Geomagnetik) geeicht werden, wo dies möglich ist. Entspre- 
chende moderne Methoden der Geophysik und Isotopengeologie sollten in Zukunft vermehrt 
auch in der Molasse, kombiniert mit einer detaillierten Biostratigraphie, zum Einsatz gelangen. 


1.2. Die Cricetiden der verglichenen OSM-Faunen 


Zum biostratigraphischen Vergleich wurden hier nur Hamsterverwandte (Cricetidae) her- 
angezogen, da diese in mittelmiozänen, mitteleuropäischen Faunen in 1-6 Arten an allen 
Fundstellen vorliegen und ein meistdominantes Kleinsäugerelement darstellen. Zudem durch- 
laufen die Cricetidae ın diesem Zeitraum rasche Entwicklungen im Zahnbau. Natürlich könnte 
man die Ergebnisse mit anderen Säugergruppen (beispielsweise Gliriden) zu verifizieren 
versuchen, was den Rahmen der Arbeit jedoch gesprengt hätte. Die Auswertungen der 
Hamsterzähne zeigen Schwierigkeiten in der nomenklatorischen Zuordnung auf, besonders 
beim Auftreten von „Übergangsformen“ zwischen bekannten Taxa. Prof. Dr. K. HeissıG 
arbeitet an einer Revision der Cricetidae der Bayerischen OSM, einige nomenklatorisch offene 
Fragen dürften also in naher Zukunft eine (vorläufige) Antwort finden. 

In den Abbildungen 2, 4, 6 und 8 sind mit BSP Zähne an der Bayerischen Staatssammlung 
für Paläontologie und historische Geologie in München, mit PIMUZ Zähne aus dem Paläon- 
tologischen Institut und Museum der Universität Zürich und mit ML solche des Natur- 
historischen Museums ın Lyon (diese gezeichnet nach Abgüssen) bezeichnet. Die Fundstellen 
Hombrechtikon-Chlaustobel, Hombrechtikon-Tobel, Hombrechtikon-Hotwiel, Stäfa-Froh- 
berg, Wald-Güntisberg, Zürich-Hirschengraben, aus BOLLIGER (1992) werden hier unter 
Chlaustobel, Tobel, Hotwiel, Frohberg, Hirschengraben, Güntisberg und Hirschengraben 
aufgeführt. 


Familie Cricetidae ROCHEBRUNE 1883 


Die Hamster der Gattungen Megacrıcetodon und Democricetodon machen einen Hauptteil 
der Kleinsäugerfaunen der ausgehenden Oberen Meeresmolasse (Ottnang, MN4) und beson- 
ders der Oberen Süßwassermolasse (Karpat, MN5 bis Sarmat, MN9) aus. Beide Gattungen 
zeigen relativ rasche Entwicklungstendenzen, wobei besonders bei Democricetodon komplexe 
Verhältnisse vorkommen, welche nicht leicht auf Anhieb phylogenetisch oder ökologisch- 
migrationsbedingt erklärt werden können. Trotzdem lassen sich Entwicklungen erkennen, 
wie nachfolgend erklärt. Die übrigen Cricetiden wie Melissiodon, Cricetodon, und Eumyarion 
sowie die den Cricetiden nahestehenden Gattungen Neocometes und Anomalomys lassen sich 
teilweise ebenfalls gut biostratigraphisch verwerten; treten aber als meist seltenere Faunen- 
elemente mengenmäßig stark zurück. Für die nachfolgenden Diskussionen und Auswertungen 
wurden die Daten aus FAHLBUSscH (1964), ENGESSER (1972), HeıssıG (1989a, 1989b), Wu (1982), 


112 


Boon (1991), BOLLIGER (1992), sowie neue Aufsammlungen und Vermessungen verwendet. 
Wo neue Vermessungen vorliegen, ist dies mit” vermerkt, was bedeutet, daß sich eine Meßliste 
mit näheren numerischen Angaben im Anhang findet (Tab. 3-6). Auf detaillierte Zahn- 
beschreibungen wurde verzichtet, da dies ın den oben zitierten Arbeiten bereits ausführlich 
geschehen ist. Nur auf die wichtigsten Merkmalsunterschiede wurde ım Text oder in verglei- 
chenden Tabellen hingewiesen. Die weder ın der Östschweizerischen, noch ın der Bayerischen 
Becken-Molasse, jedoch in deren Nachbarschaft gelegenen Fundstellen Anwil, Le Locle, 
Goldberg, Steinberg, Steinheim, sowie die französischen Lokalitäten Vieux-Collonges, Pont 
Levoy-Thenay, Sansan und La Grive sind gelegentlich zu Vergleichszwecken mit- 
berücksichtigt worden. Es ist abzusehen, daß von einzelnen Fundstellen künftig noch mehr 
Material zur Bearbeitung vorliegen wird, insbesondere der Laimeringer Fundstellen 
Laimering 2 und Laimering 3: dieses Material wird in München gegenwärtig aufbereitet. 


Megacricetodon FAHLBUSCH, 1964 


Megacricetodon mınor (LARTET, 1851) 


Vorkommen: Chlaustobel, Tobel, Hotwiel, Frohberg, Sagentobel”, Rümikon“, Unterneul 
la*, Laimering 2/3*, Helsighausen“, Goldberg*, Steinberg, Göttschlag*, ?Puttenhausen, 
Mohrenhausen, Betlinshausen, Ebershausen, Ziemetshausen, Sansan, Steinheim. 

Diese Cricetiden-Art (Abb. 2) ıst eine der weitverbreitetsten der Oberen Süßwassermolasse. 
Es handelt sich um kleine Zähne mit wenig charakteristischer Zahnmorphologie. Wesentliche 
Merkmale sind die Form und Ausbildung der Vorderknospe der unteren MI, sowie das Fehlen 
eines vorderen Quersporns und eines Außensporns, worin sich die Art statistisch vom sehr 
ähnlichen, teilweise schwer zu unterscheidenden und größenmäßig nur wenig größeren 


M. similıs abtrennen läßt (Abb. 3 ). 


Megacricetodon aft .minor (LARTET, 1851) 
Vorkommen: Anwil, Le Locle, ?Imenberg, Laimering 4b, Laimering la 


Der sehr kleine M. aff. minor, bislang ohne eigenen Artnamen geblieben, konnte nur an 
wenigen Stellen beobachtet werden. Lediglich von Anwil liegt mehr Material vor, von den 
Fundstellen Laimering 4b (1M1 inf.:1.29 X 0.77mm, IM2 sup.: 1.07 X 0.96mm) und Laimering 
1a (1M1 inf.: 1.29 X 0.75mm, 1M2 inf.: 1.01 X 0.83mm, 1M3 inf.: 0.97 X 0.77mm) sind es zu 
wenig Zähne für sichere Aussagen, doch sprechen die sehr kleinen Dimensionen für eine 
Zugehörigkeit hierher. Die Abtrennung von M. minor erfolgt relativ willkürlich, da keine 
nennenswerten morphologischen Unterschiede festgestellt werden können (KAım 1993: 107). 
Am deutlichsten verschieden erscheinen mir die besonders kleinen oberen ersten Molaren 
(Abb. 2), mit ihrer auffällig schief stehenden Vorderknospe. 


Megacricetodon similis (FAHLBUSCH, 1964) 


Vorkommen: Grat, Anwil, Le Locle, ?Imenberg, ?Schauenberg, ?Ornberg, Laimering la, 
Steinheim. 


Es handelt sich um der Art M. minor äußerst ähnliche Zähne, die nur mit viel Material 
einigermaßen sicher abzutrennen sind. Größenmäßig befinden sie sich am oberen Vor- 
kommensbereich von M. minor (Abb. 2, 3). Morphologisch treten eine häufiger zweigeteilte 
Vorderknospe, oft ausgeprägte linguale und labiale vordere Quersporne, sowie gelegentlich 
ein äußerer mittlerer Quersporn am unteren MI auf. Die drei M. similis zugeordneten Zähne 
von Laimering la (1MI inf.: 1.62 X 0.98 mm, 2M2 inf.: 1.27 X 1.02 mm, 1.20 X 0.96 mm) liegen 


15 


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(sıanu!) (sıaAUI) (sıanuI) 
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ZANId dSsg ZANId ZANId ZANId dS8 dSd dSd ZANId 
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.. 


114 


größenmäßig bereits im untersten Bereich von M. bavarıicus. Die deutlich geteilte, schmale 
Vorderknospe des einzigen MI inf. unterscheidet sich jedoch deutlich von M. bavaricus; 
allerdings fanden sich an der Fundstelle von Buchberg (Kanton Schaffhausen, Schweiz, MN 
4b- MN 5) einzelne verblüffend ähnliche Zähne in einer Population von M. bavaricus. 


M. bavaricus FAHLBUSCH, 1964 
Vorkommen: Langenmoosen, Bellenberg 1+2, Buchberg. 


Diese Art kommt nur ın ältesten OSM-Sedimenten vor und wurde hier nur zum Vergleich 
herangezogen (Abb. 3), sie steht größenmäßig zwischen M.minor und M.germanicus. Es liegen 
keine von diesen Arten wesentlich verschiedene Merkmale vor. 


Megacricetodon germanicus AGUILAR, 1980 


Vorkommen: Hüllistein, Martinsbrünneli, ?Chlaustobel, Hotwiel, Imenberg, Anwil, Putten- 
hausen, Betlinshausen, Edelstetten, Bubenhausen, Göttschlag*. 


Diese mittelgroße Megacrıcetodon-Art tritt in OSM-Ablagerungen des mittleren MN 5 und 
wieder ab MN 8 zahlreich auf, dazwischen scheint sie weitgehend zu fehlen oder ist hier 
zumindest sehr selten (vgl. BOLLIGER 1992: 202, KALın 1993:107). Die zahnmorphologischen 
Unterschiede der einzelnen Populationen sind gering, es kommen aber deutliche Größenun- 
terschiede vor, wobeı innerhalb MN5 eine allmähliche Größenzunahme zur nahestehenden 
Form M. lappi festzustellen ist. Der ähnliche, aber etwas kleinere M. gregarins ist vorwiegend 
an den unteren ersten Molaren meist leicht unterscheidbar. 


Megacricetodon gregarius (SCHAUB, 1925) 
Vorkommen: Helsighausen“, Steinheim, Le Locle, La Grive*. 


Größenmäßig entspricht die Art weitgehend der vorgenannten (Abb. 3). Am unteren MI mit 
seiner breiten, tief von vorn her zweigeteilten Vorderknospe ist sie jedoch leicht zu unterschei- 
den (Abb. 2). In der Molasse stellt die Art bisher ein sehr seltenes Element dar. Die Funde von 
Helsighausen sind etwas kleiner (M. cf. gregarius), als die entsprechenden der Typuslokalıtät 
La Grive, zeigen aber kaum morphologische Unterschiede. 


Megacricetodon lappı (Meın, 1958) 
Vorkommen: Hirschengraben, Frohberg, Unterneul la, Ebershausen, Mohrenhausen. 


Dieser sehr große Megacricetodon fällt fast ausschließlich durch seine Größe (Abb. 3), sowie 
die stark reduzierten bis fehlenden Mittelsporne auf. Währen die bayerischen Funde offen- 
sichtlich gut zur Typusart von Vieux-Collonges passen (BOoON 1991:60), sind die beiden 
bisherigen spärlichen Nachweise aus der Ostschweiz größenmäßig etwas zurückstehend. 
Morphologisch zeigen sie jedoch dieselben Merkmale wie die Art, weshalb sie hier dieser 
zugeordnet werden. Von Unterneul la liegt leider nur ein einzelner oberer M2 vor, dieser kann 
jedoch nur von M. lappi stammen. 


Democricetodon FAHLBUSCH, 1964 


Die Gattung Democricetodon offenbart eine hohe Komplexität. Aufgrund der willkürlich 
erscheinenden Größenverteilungen und morphologischen Variabilitäten muß das Vorhanden- 
sein mehrerer paralleler Entwicklungslinien angenommen werden. Dabei möchte ich nicht 
ausschließen, daß diese im Zeitverlauf wiederholt wechselseitig wieder miteinander in Kontakt 
traten, was die Rekonstruktion der Entwicklungsvorgänge erschwert bis verunmösglicht. 


145 


I . 


M: 
N: 
(82 


m1 (inf.) 


Zahnbreite (mm) 


># 


5. 
gregarius 


similis 


M1 (sup.) 


E 
€ 
© 
= 
© 
nl 
o 
[= 
c 
© 
N 


aff.minor minor“ 


similis 


2.0 25 


Abb. 3: Verteilung der Mittelwerte der ersten Molaren von Megacricetodon. 


In Klammern: Anzahl gemessener Zähne (unten/oben). 


"= neue Messungen, siehe Tabelle 3. 


Anwil (je 10) BoLLiGER (1992) 

Laimering 3 (5/5) 

Mohrenhausen (17/25+13/18), Boon (1991) 
Betlinshausen (1/2+134/134), Boon (1991) 
Ebershausen (12/24+7/10), Boon (1991) 
Ziemetshausen (21/20), Boon (1991) 
Helsighausen (3/4+7/6)" 


: Göttschlag (7/4+1/1)* 


Goldber g (10/16)* 

Rümikon (7/5)* 

Sagentobel (48/49) 

Unterneul la (10/5)* 

Grat (je 24), BOLLIGER (1992) 
Imenberg, (2/3), BOLLIGER (1992) 


Democricetodon mutilus FAHLBUSCH, 1964 


P: 


®: 


J: 


R: 
S: 


SeENKKE<ECH 


La GriveM (24/17)* 

Hüllistein (24/16), BOLLIGER ( 1992) 
Hotwiel (1/2), BoOLLIGER(1992) 
Frohberg (1/2), BOLLIGER (1992) 
Vieux Collonges (je 100), Boon (1991) 
Bellenberg I (37/22), Boon (1991) 
Bellenberg 2 (46/63), Boon (1991) 


: Edelstetten (13/8), Boon (1991) 


Bubenhausen (44/57), Boon (1991) 
Puttenhausen (15/13), Wu (1982) 
Hirschengraben (2/0), BOLLIGER (1992) 
Langenmoosen (25/20), ZIEGLER & FAHLBUSCH 
Buchberg (24/14), BOLLIGER (1992) 


Vorkommen: Buchberg, Martinsbrünneli, Tobel, Hotwiel, Schauenberg, Helsighausen“, 


Sagentobel“, Bellenberg 1+2, Bubenhausen, Edelstetten, Betlinshausen, Mohrenhausen, Ebers- 


116 


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-PgoL "SAIIRU CL 79 


(sIaAUI) (sıanuI) (sıanuI) (sıaAUI) 
6991 VV IrI 97 9 XX 6861 9 IIIXX 9861 6 AX 861 sıcc NV S0z2 AV OLSS AV 
ZANId IN dS8 dS8 dSd ZNNId ZAWNId ZANId 
b d 0 u w | y | 
I 
(sı3AuI) (sıaAUI) (sıarul) 
E022 NV cel. 97 GXX 6861 S 1IIXX 9861 OL AX r861 rLeE2E NV 0223 AV 6023 NV 
ZANId IN dSg dSsd dSg ZAWNId ZNWNId ZNNId 
u B } 8 p 9 q e 


117 


hausen, Langenmoosen, Puttenhausen, Gallenbach 2b“, Laimering 2/3“, Unterneul la”, 
Göttschlag, Steinheim, Steinberg. 


Diese Cricetiden-Art kann die Größe von D. gaillardi bzw. D. freisingensis erreichen, bleibt 
jedoch meist deutlich darunter (Abb. 4, 5). Kennzeichnend sind die ungegliederte Vorder- 
knospe, das weitgehende Fehlen von vorderen Querspornen, sowie die fehlenden bis halblan- 
gen Mittelsporne. 

Die von Boon (1991: 73) vermessenen, im Text aber leider nirgends näher erläuterten Zähne 
von Ziemetshausen passen nicht zu D. mutilus. Sie dürften einer weiteren, hier nicht näher 
untersuchten, kleineren Democricetodon-Art zugehören. Die in der Hinterhälfte sehr breiten 
MI inf. und der insgesamt auffallend dreieckige Umriß dieser Zähne charakterisiert diese 
Form. Während die MI inf. etwa die Größe von D. brevis aus Anwil aufweisen, liegen die MI 
sup. im oberen Mittelfeld der gracilis-brevis-Gruppe. Ich führe die Ziemetshauser 
Democricetodon-Art vorläufig als Democricetodon sp. auf. 


Democricetodon freisingensis (FAHLBUSCH, 1964) 
Vorkommen: Grat, Le Locle, Imenberg, Anwil, Steinheim. 


Diese große Democricetodon-Art ist durch die relativ einfache und breite Vorderknospe der 
MI inf. sowie die langen Mittelsporne aller Molaren und den deutlichen vorderen Quersporn 
der MI sup. gekennzeichnet (in BOLLIGER 1992: 146, als D. aff. gaıllardı bezeichnet). Beim 
unteren MI liegt oft ein äußerer Quersporn vor. Bei geringem Material können unter 
Umständen Verwechslungen mit D. mutilus oder D. gaillardi vorkommen. Zu letzterem 
unterscheidet sich die Art besonders ım unteren MI, der eine verhältnismäßig schmale und 
kurze Vorderknospe aufweist, die nur selten deutlich gespalten ist. Am MI sup. weist die Art 
meist einen charakteristischen, bis zum Zahnrand reichenden vorderen Quersporn auf. Im 
Profil Laimering konnte diese Art bisher nicht nachgewiesen werden. 


Democricetodon gracilis FAHLBUSCH, 1964 


Vorkommen: Hotwiel, Matt, Martinsbrünneli, Unterneul la, Laimering 2/3”, Gallenbach 2b*, 
Langenmoosen, Puttenhausen, Bellenberg 1+2, Edelstetten, Betlinshausen, Ebershausen, Buben- 
hausen, Güntisberg. 

Diese kleine Democricetodon-Art tritt häufig, jedoch oft in kleinen Mengen auf. Sie ist durch 
geringe Dimensionen und stark reduzierte Mittelsporne gekennzeichnet, wodurch sie sich 
hauptsächlich vom ähnlichen D. brevis, der zudem oft einen äußeren Mittelsporn (Ekto- 
Mesolophid) am MI inf. aufweist, unterscheidet. Die Zähne aus der Molasse umfassen eine 
ziemlich variable, möglicherweise uneinheitliche Formengruppe. 


Democricetodon brevis (SCHAUB, 1925) 
Vorkommen: Grat, Anwil, Helsighausen, ?Laimering la. 

Größenmäßig liegt die Art im Bereich der vorangegangenen, oder ist geringfügig größer, 
wobei beinahe die Untergrenze der Art D. mutilus erreicht wird. Lange Mittelsporne sind 
charakteristisch für die Art. Im Profil Laimering liegen von der Fundstelle Laimering la zwei 
beschädigte und stark angeätzte MI sup. vor, die möglicherweise hierher gestellt werden 
müssen. Vordere Quersporne, wie für D. brevis charakteristisch, liegen jedoch, soweit 
erkennbar, nur in Ansätzen vor. Der Typus (MI inf.) aus La Grive (ScHAuB 1925) weist einen 
sehr gedrungenen Habitus auf, wie er bei den entsprechenden Zähnen der Molasse nur selten 


vorliegt. 


118 


m1 (inf.) M1 (sup.) 


freisingensis 


mutilus 


Zahnbreite (mm) 


€ 
£E 
2 
® 
F=} 
E 
= 
N 


gracilis / brevis / sp. 
gracilis / brevis / sp. Zahnlänge (mm 


1.2 1.4 1.6 1.8 2.0 1.4 1.6 1.8 2.0 2.2 
Abb. 5: Verteilung der Mittelwerte der ersten Molaren von Democricetodon. 
In Klammern: Anzahl gemessener Zähne (unten/oben). 
* = neue Messungen, siehe Tabelle 4. 


A: Gallenbach 2b (2/1+3/1)* K: Edelstetten (3/3+5/2), Boon (1991) 

B: Laimering 3 (4/4+4/6)* L: Betlinshausen (3/9+15/7), Boon (1991) 
C: Grat (49/34+5/2), BOLLIGER (1992) M: Ebershausen (2/0+18/11), Boon (1991) 
D: Unterneul la (2/4(* N: Bubenhausen (3/2), Boon (1991) 

E: Helsighausen (5/8)" ©: Mohrenhausen (9/9), Boon (1991) 

F: Sagentobel (3/18) P: Ziemetshausen (4/4), Boon (1991) 

G: Hotwiel (2/1), BOLLIGER (1992) Q: Tobel (6/4), BOLLIGER (1992) 

H: Bellenberg 1 (7/7), Boon (1991) R: Anwil (30/30), BOLLIGER(1992) 

J: Bellenberg 2 (5/4+2/0), Boon (1991) S: Puttenhausen (23/62+57/36), Wu (1982) 


Democricetodon affinis (SCHAUB, 1925) 
Vorkommen: La Grive 

Größenmäßig wie morphologisch liegt die Art sehr nahe bei D. mutilus. Die Labialseite ist 
hier oft leicht konkav (Abb. 4p), was bei D. mutilus kaum vorkommt. D. affınıs ist in der 
Molasse bislang unbekannt. 


Eumyarıon 'THALER, 1966 


Die Gattung Eumyarıon ist an den meisten Fundstellen der OSM vertreten, wobei eine 
Häufung in den Schuttfächern zu verzeichnen ist (BOLLIGER 1992: 147, 202). Über die 
Entwicklungen innerhalb der Gattung herrscht nach wie vor Unklarheit, obwohl von EnG- 
ESSER (1972), Wu (1982) und DE Bruın & Sarac (1991) Hinweise und Vorschläge gegeben 
werden. In der Molasse scheinen drei zum Teil parallel verlaufende Entwicklungen vorzukom- 
men: Eine £.bifidus-, eine E.weinfurteri-latior- und eine E. medins- „Entwicklungsreihe“. Die 
ersten beiden zeichnen sich durch eine parallel verlaufende Größenzunahme von MN4 bis 
MNS ab (Tägernaustraße, Tobel, Grat, Anwil, Giggenhausen: BOLLIGER 1992, ENGESSER 1972, 
FaHLBuscH 1964). Die dritte läßt eine ähnliche Entwicklung erahnen, allerdings scheint sie in 
der OSM auf deren mittlere Bereiche beschränkt zu sein. Diese Form ist besonders ım MI inf. 
etwas länger als die größten Z.latior-Formen, steht aber insgesamt dem E. weinfurteri-latior- 
Formenkreis sehr nahe (Abb. 6). 

Die kleinen „Eumyarıon latior-Formen“ werden hier als E. weinfurteri abgetrennt. Sie sind 
in älteren OSM-Bereichen vertreten (z.B. Wu 1982), die größeren in den jüngeren (Grat, 
BOLLIGER 1992; Anwil, ENGESSER 1972). Kaum erkannt waren bislang Vorkommen von 
„echtem“ E.medius ın der Molasse. Die Zähne aus Gallenbach 2b, Laimering 3, Laimering 4b, 


119 


= 


a b (& d (2) 


PIMUZ PIMUZ BSP BSP PIMUZ 
A/V 1675 A/V 2196 1986 XXIII 3 1989 XX 3 A/V 1681 
(invers) (invers) 


ren 
{mm 


f g h j K 


PIMUZ PIMUZ BSP BSP PIMUZ 
A/V 1678 A/V 2197 1986 XXIII 4 1989 XX 4 A/V 1684 
(invers) 


Abb. 6: Verschiedene Zähne von Eumyarıon 
a-e: untere Molaren (m1), f-k: obere Molaren (MI). 
a, f: E. weinfurteri, Tobel; b,g: E. medins, Sagentobel; 
c,h: E. medins, Göttschlag; d,J: E. medius, Laimering 3; e,k: E. latıor, Grat. 


Göttschlag, Schwamendingen und Rümikon sind dazuzurechnen (Abb. 7). Vermutlich tun wır 
uns mit Eumyarion deshalb so schwer, weil an vielen Fundstellen trotz weniger Zahnreste mit 
mehr als einer Art gerechnet werden muß, diese sich aber nur statistisch mit großer Materıal- 
menge unterscheiden lassen. Die nachfolgenden Zuordnungen sind deshalb auch mit Vorsicht 


zu betrachten. 


Eumyarıon bifidus (FAHLBUSCH 1964) 
Vorkommen: nicht genauer ausgeschieden, da sich an vielen Fundstellen, wo E.weinfurteri- 
latior-Formen vorkommen, auch E. bifidus-Zahntypen nachweisen lassen (Wu 1982, BOON 
1991, BoOLLIGER 1992). Sie sind in Tab. 2 mit zahlreichen ? vermerkt. 

Ein Klärungsversuch der vorliegenden komplexen Verhältnisse müßte an großen Material- 
mengen vorgenommen werden. Es ist denkbar, daß E.bifidus-Populationen wiederholt mit 


120 


E.latior-Populationen in genetischen Kontakt traten. Die weiten Schwankungen der Zahn- 
größen-Mittelwerte lassen jedenfalls auf Uneinheitlichkeiten schließen. 


Eumyarion weinfurteri (SCHAUB & ZAPFE 1953) 
Vorkommen: Matt, ?Chlaustobel, Tobel, Bellenberg 1+2, Puttenhausen. 


DE BrumN & Sarac (1991) haben E.weinfurteri zusammen mit E.candeloni zu E.latıor als 
synonym erklärt, was allerdings erst weiterer Abklärungen bedarf. Wie variabel diese Art ist, 
hat schon ENGESSER (1972) gezeigt. Tatsache ist das Vorkommen einer deutlichen Größen- 
zunahme innerhalb der Molasseabfolge, aufgrund welcher eine Abtrennung vorgenommen 
wurde. Größentrennungen dürften jedoch besonders durch das Vorkommen von bifidus- 
Formen (z. B. Tobel, Hotwiel) erschwert werden. 


Eumyarion latior (SCHAUB & ZAPFE 1953) 
Vorkommen: Grat, Anwil, Steinheim, ?Helsighausen, ?Ornberg, Schauenberg. 


Eine Abtrennung von E. medius fällt bei dieser Art nicht immer leicht. Diese nachfolgend 
aufgeführte Art ist nur statistisch einigermaßen sicher zu erkennen. 


Eumyarıon medins (LARTET 1851) 
Vorkommen: Gallenbach 2b“, Sagentobel*, Rümikon, Laimering3*, Laimering 4b", Göttschlag, 
Sansan. 

Diese Eumyarion-Art ıst in der Molasse vermutlich verbreiteter, als bisher angenommen. 
Weil jedoch ein Zusammenvorkommen mit anderen Arten, insbesondere auch E. bifidus, 


M1 (sup.) 


m1 (inf.) 


medius 


Zahnbreite (mm) 
Zahnbreite (mm) 


Ss 
weinfurten / bifidus / latior aeer0y 


Zahnlänge (mm 


2.2 2.3 


Abb. 7: Verteilung der Mittelwerte der ersten Molaren von Eumyarıon. 
In Klammern: Anzahl gemessener Zähne (unten/oben). 
® = neue Messungen, siehe Tabelle 6. 


A: Unterneul la (2/1)* L: Bellenberg 1 (3/3), Boon (1991) 

B: Sagentobel (4/6) M: Bellenberg 2 (5/5), Boon (1991) 

C: Laimering 3 (7/10)* N: Bubenhausen (4/2), Boon (1992) 

D: Laimering 4b (1/0)* O: Edelstettten (6/4), Boon (1991) 

E: Gallenbach 2b (4/5)* P: Betlinshausen (3/6), Boon (1991) 

F: Matt (2/6), BOLLIGER (1992) Q: Mohrenhausen (15/10), Boon (1991) 

G: Tobel (13/13), BOLLIGER (1992) R: Ebershausen (13/8), Boon (1991) 

H: Hotwiel (4/6), BOLLIGER (1992) S: Ziemetshausen (27/12), Boon (1991) 

J: Grat (47/43), BOLLIGER(1992) T: Puttenhausen (23/23+65/57), Wu (1982) 
K: Anwil (7/6), BOLLIGER (1992) 


möglich ist, fallen Bestimmungen mit wenig Material sehr schwer. Die Art £. medius ist durch 
Gratreduktionen (besonders ml inf.) und durch eine deutliche Längenzunahme ebenfalls am 
ml inf. von E. weinfurteri und E. latıor unterscheidbar. 


Cricetodon LARTET, 1851 


Die Gattung Cricetodon zeigtim untersuchten Zeitabschnitt in der Molasse eine schrittweise 
Größenzunahme, verbunden mit Merkmalsveränderungen (Abb. 8, 9, Tab. 1). Lediglich ın 
jüngeren OSM-Anteilen wird die Entwicklung unklar, dies besonders mangels ausreichenden 
Fossilmaterials. 


Cricetodon meini FREUDENTHAI 


Vorkommen: Unterneul la, Ebershausen, Ziemetshausen, Vieux-Collonges. 


imm 


d e f g 

BSP PIMUZ BSP BSP 

1984 XV 2 AV 2199 1989 XX 2 1986 XXIII 1 
(invers) 


Abb. $: Verschiedene Zähne von Chricetodon: 
a-c: untere Molaren (ml), d-g: obere Molaren (M1). 
d: C. meini, Unterneul la; a, e: C. aff. meını, Sagentobel; 
b, f: ©. aff.. aurens, Laimering 3a; c, g: C. cf. sansaniensis, Göttschlag. 


Leider liegen aus Unterneul la nur wenige Zähne vor, die jedoch alle durch die geringen 
Dimensionen auffallen. Der einzige MI sup. (3.00 x 1.89 mm) liegt im Größenbereich der 
Zähne von Vieux-Collonges. Die Zähne aus Ebershausen und Ziemetshausen dürften ebenfalls 
hierher zu stellen sein, wobei die Zähne aus Ziemetshausen bereits leicht größere Dimensionen 
aufweisen (BooN 1991:100). 


Cricetodon aff. meini FREUDENTHAL, 1963 
Vorkommen: Sagentobel”, Rümikon“, Gallenbach 2b* 


Diese drei Fundstellen weisen sehr ähnliche Crzcetodon-Populationen auf, die alle zwischen 
denen von Unterneul la und Laimering 2/3 liegen. Es scheint, als läge eine Entwicklung zum 
größeren, aber insgesamt ähnlichen C. aureus vor. 


Cricetodon aff. aureus MEIN & FREUDENTHAL, 1971 
Vorkommen: Laimering 2/3*, Steinberg“. 


Aufgrund von Morphologie und Größe (Abb. 9, Tab. 1) werden diese Populationen in die 
Nähe von €. aurens gestellt. Für C. sansaniensis sind sie jedenfalls zu klein und weisen eine 
etwas unterschiedliche Zahnmorphologie auf, indem die Metaconidverbindungen der unteren 
ml vorwiegend nach hinten weisen, während in Sansan eine vorwiegend doppelte Verbindung 
vorherrscht. Im Vergleich mit Sansan weisen dieselben Zähne häufiger einen langen Außen- 
sporn auf. Nach MEIN & FREUDENTHAL (1971) unterscheiden sich C. meini und C. aurens 
hauptsächlich aufgrund ihrer unterschiedlichen Größe. 


Cricetodon cf. sansaniensis LARTET, 1851 
Vorkommen: ?Anwil, ?Grat, ?Schauenberg, ?Laimering Ib, Laimering 4b*, Göttschlag*. 


Obwohl von Laimering 4b und Göttschlag noch wenig Material vorliegt, werden diese 
Zähne in die Nähe von €. sansaniensis gestellt. Für endgültige Bestimmungen bedarf es jedoch 
unbedingt mehr Material. An einigen Fundstellen fallen einzelne große Cricetodon-Zähne auf, 
die teilweise sogar größer als C. sansaniensis durchschnittlich sind. Da es sich jedoch in diesen 
Fällen um Einzelfunde oder gar nur um Zahnstücke handelt, kann vorläufig noch keine andere 
Zuordnung erfolgen. Wahrscheinlich sind auch sieden Formenkreisen um C. sansaniensis oder 
allenfalls C. albanensis MEIN & FREUDENTHAL, 1971 (Art von La Grive) angehörig. 


Anomalomys GAILLARD, 1900 


Die den Cricetiden nahestehende Gattung Anomalomys macht im betrachteten Zeitraum 
zwei Größensprünge durch, welche mindestens z.T. nicht auf Evolution innerhalb des 
Molassebereichs zurückzuführen sein dürften (BOLLIGER 1994b, im Druck). Es liegen erst 
relativ wenige Funde vor, was vor allem die Unterscheidung A. minor/ A. minutus noch 
schwierig macht. Erst in den jüngsten Molasseablagerungen scheint sich Anomalomys ver- 
mehrt einzufinden. Folgende Funde sind zu verzeichnen: 


Anomalomys minor FEJFAR, 1972 
Vorkommen: Bellenberg 2 


Anomalomys mınutus BOLLIGER, 1992 
Vorkommen: Tobel, Gisseltshausen , ?Puttenhausen 


Anomalomys gaudryi GAILLARD, 1900 
Vorkommen: Chlihörnli, ?Helsighausen, Steinheim. 


m1 (inf.) 


E 
E 
® 
z 
© 
= 
5 
c 
= 
[1 
N 


M1 (sup.) 


Zahnbreite (mm) 


Zahnlänge (mm 


3.0 3.5 
Abb. 9: Verteilung der Mittelwerte der ersten Molaren von Cricetodon. 
In Klammern: Anzahl gemessener Zähne (unten/oben). 
"= neue Messungen, siehe Tabelle 5. 


meini-aureus-Gruppe: sansanjensis-Gruppe: 

A: Vieux-Collonges (31/31), MEın (1958) G: Sansan (30/33) 

K: Ebershausen (2/1), Boon (1991) H: La Grive „M“ (22/34)* 
B: Sagentobel (19/10)* M: Laimering 4b (1/1)* 

C: Rümikon (5/2)* J: Göttschlag (3/5)" 

D: Gallenbach 2b (9/19) 

E: Steinberg (30/12)* 

F: Laimering 2 (8/16) 

L: Laimering 3 (7/5)* 

N: Ziemetshausen (0/5), BooN (1991) 


Neocometes SCHAUB & ZAPFE, 1953 


Die Zugehörigkeit dieser Gattung ist nach wie vor nicht restlos geklärt, vermutlich steht 


aber auch sie wie bereits Anomalomys den Cricetiden sehr nahe. Für die stratigraphische 
Untersuchung fallen die eigentümlichen Neocometes-Arten hier nicht ins Gewicht, danoch zu 


124 


Tab. 1: Merkmale am unteren ml von Cricetodon. 


Metaconidver- 

bindung an den 

unteren ersten 

Molaren von 

Cricetodon 
nach hinten isoliert nach vorn 
(in %) (in %) (in %) 


| Sagentobel (n=21) [C.aff.meini  |4s3 |o 152 
3 13 
|LaGriveM (n=20) |C.albanensis Ö | | 


C. aff. meini 
[LaGriveM (n=20) |C.albarersss  |99 DO | 


In kursiver Fettschrift erscheinen Prozentanteile über 30%. 


Außensporn 
an den unteren 
ersten Molaren 
von 
Cricetodon 
Art: 


wenig Material vorliegt. Für Abbildungen und Beschreibungen sei auf die Arbeiten BooN 
(1991: 105), BOLLIGER (1992: 153) und EnGESsSEr (1972: 295) verwiesen. 


Neocometes similis FAHLBUSCH, 1966 


Fundorte: Martinsbrünneli, Tobel, Betlinshausen, Bubenhausen, Puttenhausen. 


Neocometes brunonis SCHAUB & ZAPFE 1953 


Fundort: Anwil 


13 Scanıme nsinmatıemapıhus;chre Auswertungen 


Nach Heiıssıg (1989a: 246 f.) enthält die Fauna Gisseltshausen la, welche nach diesem Autor 
über dem Brockhorizont liegen soll, Anomalomys minor, welcher nach genauerer Betrachtung 
und Vermessung wohl eher zu Anomalomys cf. minutus zu stellen ist (BoLLiGEr 19945, ım 
Druck). Auch die übrigen Faunenelemente machen keinen besonders modernen Eindruck, 
jedenfalls fehlen modernere Elemente wie z.B. Cricetodon. Nach W. First (mündl. Mitt.) liegt 
Gisseltshausen lajedoch unterhalb des Brockhorizontes. In Unterneul, unmittelbar unter dem 
Brockhorizont gelegen, findet sich eine Fauna mit dem großen Megacricetodon lappı (nur ein 
Zahn), Democricetodon mutilus, Eumyarion latior und Cricetodon meini. Megacricetodon 
lappı scheint dabei einen wichtigen biostratigraphischen Leitwert einzunehmen, da diese Art 
nur aus Vieux Collonges (Typlokalität der Art, Spaltenfundstelle), Pont Levoy-Thenay 
(Typusfundstelle für MN5) und aus einigen zeitlich nahe beieinanderliegenden Molasse- 
fundstellen bekannt ist. Es zeichnen sich folgende Koexistenzen ab: Megacricetodon bavarıcus 


125 


ist eine „alte“ Art und liegt nur in jüngsten Bereichen von OMM und äquivalenten Schichten, 
sowie im ältesten Bereich der OSM vor. Die Entwicklung geht weiter zu Megacrıcetodon 
germanicus und wird von Megacricetodon lappı „abgelöst“ unter starker Größenzunahme. Es 
ist mir keine Fundstelle bekannt, wo Megacricetodon lappı mit Megacricetodon germanicus 
zusammen vorkommt (in BOLLIGER 1992 verwendete ich für Megacricetodon ct. lappı die 
Bezeichnung Megacricetodon germanicus „große Form“). Trotzdem muß M. lappı als Seiten- 
linie angeschen werden, treten doch in jüngeren Sedimenten wiederum M. germanicus-Formen 
auf, die sich morphologisch wie größenmäßig von ihren älteren Verwandten nicht unterschei- 
den lassen. 

Während Unterneul la noch MN 5 zugeschlagen werden muß, ist die Zuordnung von 
Gallenbach, Sagentobel und Rümikon streitbar, kann jedoch bereits als „primitives MN 6“ 
angesprochen werden. Laimering 2 und 3 sind dagegen klarer MN6 zugehörig. Die Einstufung 
von Laimering laist durch HeissıG (1989a: 254, Abb. 4) ohne große Belege inMN 8 erfolgt. Die 
kleine Fauna von Laimering la mit einem winzigen Megacricetodon aff. minor und 
Megacricetodon simılis kann in der Tat in die Nähe von MN 8 gestellt werden. Schwieriger ist 
die Einordnung des etwa 10 m tiefer liegenden Aufarbeitungshorizontes (Basallage einer 
Sandschüttung), Laimering Ib. Neben Großsäuger-Resten und Pfeifhasenzahnstücken liegt 
lediglich ein sehr großer M2 sup. eines Crzcetodon vor, wie er gelegentlich ın Molassefaunen 
von MN (6)-7 beobachtet werden konnte. Umstritten bleibt auch die Fauna von Göttschlag, 
die mit ihrem großen Crzcetodon MN 6 oder MN 7 zugehörig sein sollte, was jedoch aufgrund 
lithostratigraphischer Überlegungen von First und HeissıG (beides mündliche Mitteilungen) 
bestritten wird. 

Die Vermutung eines „langen Hiatus“ (Heıssıs 1989a: 254) kann zwar prinzipiell aufrecht 
erhalten bleiben, muß aber modifiziert werden: Es ergeben sich möglicherweise zwei kürzere 
Hiaten, einer zwischen den Fundstellen unmittelbar ım Liegenden des Laimeringer Bentonites 
und der Fundstelle Laimering Ib, ein zweiter zwischen Laimering Ib und Laimering la. 
Besonders interessant ist die Feststellung, daß im Bereich des ersten festgestellten Hiatus ım 
proximalen Hörnliprofil zwar über 100 m Sediment vorliegen, darin aber bislang keine 
bedeutenden Faunen gefunden werden konnten. Ob sich darın eine weitere unterscheidbare 
Faunenvergesellschaftung etwa einer Sansan-ähnlichen, verbirgt, bleibt offen. Auch ein direk- 
ter Übergang der Faunenvergesellschaftung von Steinberg (und Laimering 2 und 3) in die 
„Zone von Ornberg“ (BOLLIGER 1992) ist denkbar, wobei noch unklar ist, wie nahe letztere zu 
Sansan steht. Ob diese Problematik auf einen Hiatus oder eine von Sansan abweichende 
Faunenprovinz zurückgeführt werden muß, bleibt ebenfalls noch offen. In distalen Bereichen 
der Hörnlischüttung zeigt sich ein ähnliches Bild wie in der Molasse Bayerns, wo über Faunen 
von relativ frühem MNG6 sehr rasch solche von MN 8 zu folgen scheinen. MN 7 konnte in der 
distalen Becken-Molasse nur ın Helsighausen mit einem Megacricetodon gregarins der mor- 
phologisch dem von La Grive entspricht, aber etwas kleinere Dimensionen aufweist, festge- 
stellt werden. In der alpennahen Hörnlischüttung dürfte die Fauna Grat u. a.mit Democricetodon 
freisingensis MN 7 oder bereits einem älteren MN 8 entsprechen. Ob man MN 7 und MN 8 
zusammenfassen soll, wie von DE Bruijn et al. (1992) vorgeschlagen wurde, sei dahingestellt. 

Was bislang alles unter MN 5 vereinigt wurde, kann im Molassebecken in gut 3 verschiedene 
Assemblage-Zonen untergliedert werden, wobei festzuhalten ist, daß die jüngste derselben am 
besten mit der Typusfauna von MN 5 (Pont Levoy-Thenay), die älteste am besten mit den in 
der Molasse üblicherweise als MN5 (basale OSM) bezeichneten Faunen übereinstimmt (vgl. 
ENGESSER 1981, ZIEGLER & FAHLBUSCH 1981). In Tab. 2 sind diese „Zonen“ provisorisch als MN 
5 „a“, MN5 „b“ und MN5 „c“ bezeichnet worden. 


Tab. 2: Biostratigraphische Tabelle. 


Demo- 
cricetodon 


Fundorte Megacricetodon Cricetodon, 


Deperetomys 


Anomalomys, 
Neocometes 


(kursiv: 


nicht im Molassebecken) 2 

o ö 

Salsa 2]: 23° 
Lage des Brockhori- @ ei-Ie © ® Sm g K%) 
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sicherer Nachweis [2] fraglicher Nachweis erwartete Verbreitung + fragliche Verbreitung 
9 ( 


127 


a) 


b) 


2. Lithostratigraphisches 


2.1 Lıthologısche Charakvwerusıerune der 


Untersuchungsgebiete 


Die beiden untersuchten Molassegebiete können folgendermassen verglichen werden: 


Ähnlichkeiten zwischen der OSM Bayerns und der Ostschweiz: 


Vergleichbare geographische Lage nördlich der Alpen mit synsedimentärer Absenkung 
des Sedimentationsraumes. 

Sedimentpartikel entstammen überwiegend alpinem Erosionsschutt (Schotter, Sand, 
Silt, Ton). 

Sedimente eines direkten oder indirekten fluviatilen Einflusses dominieren. 

Die Klimabedingungen waren vergleichbar. 


Es liegen überwiegend gleiche Kleinsäugerarten vor. 


Unterschiede zwischen der Bayerischen und der Ostschweizerischen OSM: 


In Bayern ist das Molassebecken wesentlich breiter als in der Ostschweiz. 

Die Sedimentmächtigkeiten sind über weite Bereiche in Bayern geringer als ın der 
Ostschweiz. 

Die Paläo-Höhenlage war etwas größer in Bayern als in der Ostschweiz. 

Die Sedimente der Bayerischen OSM sind monotoner als die der Ostschweiz, wo 
verschiedene Schüttungsgebiete räumlich eng beieinanderlagen. 

Sande und Schotter ın Bayern sind meist deutlich karbonatärmer als diejenigen der 
Ostschweiz. 

In der Bayerischen Molasse finden sich nur wenige lithologische Leithorizonte (Bentonite, 
Brockhorizont), in der Schweiz deutlich mehr ( Hüllistein-Leitniveau, Wetterkalk von 
Hombrechtikon, Limnische Leitniveaus, Bentonite). 

Die Verfestigung und Kompaktion (Diagenese) ist in Bayern im allgemeinen geringer als 
in der Ostschweiz. 

Die postmolassische Heraushebung war ın Bayern geringer als in der Ostschweiz, wo 
eine wesentlich stärkere Reliefausbildung vorliegt (teilweise auch bedingt durch die hier 
stärkere Verkittung der Sedimente). 

Die alpennahen Bereiche sind ın Bayern unter großflächigen Eiszeitablagerungen ver- 


borgen. 


2.2 Lithologische Korrelationen 


Die lithostratigraphische Einstufung und Korrelation, wie sie von verschiedenen Autoren 
(DEHM1951, UnGER 1983, DopPLer 1989, Fıest 1989) schon vielfach diskutiert wurde, soll hier 
zusammen mit den neuen Befunden der Biostratigraphie betrachtet werden. Natürlich ist die 


Sedimentologie des Molassebeckens äußerst komplex und von vielen Hiaten (intramolassısche 
Erosionen, Sedimentations-Unterbrüche) geprägt, besonders im alpenferneren Bereich. Aus 
diesem Grunde ist beim Vergleich eines Großteils der Bayerischen Faunen größere Vorsicht 
angebracht. Inden OSM-Schuttfächern der Schweiz (Napf, Hörnli) und des Allgäus (Adelegg 
fällt diese Schwierigkeit dank der stärkeren Trogabsenkung und dem damit verbundenen 


Vorliegen mächtiger, durchgehender Profile weniger ins Gewicht. Danur.der Hörnlischuttfächer 


sowohl sedimentologisch als auch säugerpaläontologisch ausreichend bearbeitet ist, wurden 


vorerst nur diese Profile zu einem Vergleich herangezogen. 


128 


In Bayern lassen sich Profile in der mittleren bis jüngeren Dehm schen Serie (DEHM 1951), 
MN 5/6 -— MN 8 zugehörig, lithostratigraphisch verfolgen und gegenseitig korrellieren 
(Brockhorizont, Bentonite, Lithozonen nach UnGER 1983 und 1989). Solche Profile bilden die 
wesentliche Basis für die Darstellung einer gesicherten Biostratigraphie. Leider erweist sich die 
Unterscheidung der Lithozonen nicht immer so eindeutig, was sich deutlich in der verwirren- 
den Interpretation der Aufschlüsse Traich II (UnGER & NIEMEYER 1985b: 71/72, 81) zeigt. 
UNGER (1983: 25) schreibt dazu: „Ein Problem der Lithozonengliederung — das sich für jede 
andere Untergliederung der Oberen Süßwassermolasse auch stellt - liegt darin, daß man bei 
den hohen Schüttungsenergien der einzelnen Zyklen mit erheblichen Erosionen ım Liegenden 
jeder neuen Schüttung rechnen muß, was die stark wechselnden Mächtigkeiten beispielsweise 
der Lithozone 1 am besten verdeutlichen. Vorläufig kann die Lithozonengliederung nur für die 
von Südosten in das Molassebecken gelangten Hauptschüttungen geltend gemacht werden. 
Der Verfasser ist sich im klaren, daß man vom Alpenrand im Süden her während jedes 
Schüttungszyklus mit begrenzten Schuttfächern in das Becken hinein (also nach Norden) wird 
rechnen müssen (analog den heute im Allgäu oder in der Schweiz aufgeschlossenen). Im Ostteil 
verhüllen die pleistozänen Sedimente weitgehend die tieferen Schichten, so daß es unmöglich 
ist, Schuttfächer zu lokalisieren, geschweige denn stratigraphisch zu erfassen“. Ferner schreibt 
UNGER (1983: 28): „Im Zuge dieses Schüttungsvorganges [L3 ] wurde das im Osten (auf 
Oberösterreichischem Gebiet) abgelagerte Grobmaterial der Lithozonen LI und L2 erodiert 
und in einem begrenzten Strang nach Westen in das Molassebecken geschüttet, wo es 
resedimentiert wurde.“ Diese Aussagen lassen es auch nicht unwahrscheinlich erscheinen, daß 
der Übergang L2/L3 kein scharfer ist, sondern, daß sich je nach Aufarbeitungsanteilen das 
Schwermineralspektrum markant verändern kann. 

Wie DoPPLer (1989: 99, Abb.9) zeigt, überlappen sich die Schwermineralproben von Oberer 
Serie/Geröllsandserie und fluviatiler/limnischer Unterer Serie im Staurolith-Epidot-Apatit- 
Dreieck. Auch die Granatgehalte einzelner Proben können stark schwanken. 

Die Bentonite Bayerns stammen nach UNGER & NIEMEYER (1985a: 38 f.) aus sauren 
vulkanischen Glasaschen, die unter Einfluß von Wasser zersetzt wurden. Das Magma soll 
aplitgranitisch der pazifischen Sippe (rhyolitisch, Kalkalkali-Serie) gewesen sein (HARR 1976: 
103, UnGer etal. 1990: 89). Saure Vulkanitschlote gibt es bei Nattheim und Münsingen. Sie sind 
jedoch zu klein, um die Entstehung der mächtigen, weit verbreiteten Bentonitmassen zu 
erklären (UnGER & NIEMEYER 1985a: 41). Der Basisbentonit des Hegaus soll von alkalischen 
Gesteinen der atlantischen Sippe abzuleiten sein (SCHREINER 1970: 114). 

UNGER & NIEMEYER (1985a: Tab.9) geben einen Überblick zum Vulkanismus in Europa von 
der Oberkreide bis ins Tertiär, wobei im fraglichen Zeitraum nach bisheriger Kenntnis nur die 
gewaltigen miozänen Rhyolithtuffe Ungarns im inneren Karpathenbogen (pannonisches 
Becken) den bayerischen Bentoniten vergleichbar sind. Dieser Rhyolith- und Andesit- 
vulkanismus soll im Ottnangien bis Karpatien in drei großen Schüben mit der Förderung von 
Tuffen erfolgt sein. Eine auffällige Verteilung der Tuffe W und NW der Fördergebiete läßt auf 
häufige Windrichtungen aus SE schließen. Die Verbreitung der mittelmiozänen Vulkanite 
Nordungarns ist in UNGER etal. (1990: 78, Abb. 4) dargestellt. UNGER & NIEMEYER (1985a: 52) 
schließen: „Außer den Vulkaniten des Pannonischen Beckens und der Steiermark handelt es 
sich bei den Vulkaniten Mitteleuropas im fraglichen Zeitraum um basische Gesteine. Als 
Lieferant der Glastuffe, Glasaschen und der Montmorillonite der bayerischen Molasse kom- 
men demnach nur der Rhyolithvulkanismus des Pannonischen Beckens und eventuell noch der 
in der Steiermark in Frage.“ Zur Anzahl und stratigraphischen Lage der Bentonitlagen der 
OSM äußern sich UnGER et al. (1990: 92) wie folgt: „Nachgewiesen sind derzeit Bentonite in 
5 NN-Höhenlagen. Eingestuft sind im Moment Bentonite in 3 NN-Höhenlagen. Nach 
faunistischen oder lichostratigraphischen Kriterien sind diese 3 „sicheren“ Bentonite Ost- 


129 


bayerns in den unteren Teil des Mittelmiozäns, in das mittlere Badenian, ın einen Zeitraum 
zwischen 14.8 - 14.2 + x Mill. Jahre vor heute einzuordnen. Der tiefste dieser „sicheren“ 
Bentonite lagert stratigraphisch bis etwa 15m unter dem Brockhorizont....“ Nach den Autoren 
findet sich ein weiterer Bentonit rund 15m über dem Brockhorizont, welchem auch der 
Bentonit von Laimering angehören dürfte. Zwei weitere, noch höher liegende 
Bentonitvorkommen sind noch fraglich in ihrer stratigraphischen Stellung und chemischen 
Zusammensetzung. Ein viel tiefer gelegener, deutlich älterer Bentonit wurde erst einmal 
erbohrt, wobei nicht ausreichend Analysematerial gewonnen werden konnte (UNGER et al. 
1990: 92). Aus biostratigraphischen Gründen, die nachfolgend dargelegt werden, können die 
ostschweizerischen Bentonite vorläufig wie folgt mit den bayerischen korrelliert werden (Abb. 
10 und 11): Bentonit Küsnacht mit Bentonit Unterneul, Bentonit Riedhof mit Bentonit 
Laimering, der Bentonit Urdorf-Uetikon könnte allenfalls mit demjenigen der Bohrung 
Reisbach zu korrellieren sein. Der wenig über Riedhof gelegene, sehr geringmächtige Leim- 
bacher Bentonit entspricht möglicherweise einem der fraglichen, über dem Laimeringer 
Bentonit gelegenen Bentonit-Lagen. Für diese Korrellation (unter Annahme einer östlich 
gelegenen Lieferquelle) sprechen nicht nur die biostratigraphischen Befunde, sondern auch die 
in der Zürcher Molasse durchwegs geringeren Mächtigkeiten der Bentonite, sowie die frappie- 
rende Übereinstimmung der Bentonitabfolgen. Lediglich das Vorkommen von Bentonit und 
Glastuff von Bischoffszell und die Tuffe im Bodenseegebiet lassen die Frage nach einer anderen 
Lieferquelle, etwa doch dem nahegelegenen Hegau, hochkommen. Im Allgemeinen weisen 
dessen Vulkanoklastika jedoch einen deutlich basıscheren Chemismus auf. Die radiometrisch 
ermittelten Altersdaten (FISCHER 1988) ergaben für den Bentonit von Urdorf-Uetikon (Probe 
vom Wüesttobel) 15.3+0.1 Ma, für denjenigen von Küsnacht (Probe vom Erlenbacher Tobel) 
15.2+.0:3.Ma: 

Der Brockhorizont ist ein weiterer verläßlicher Iithostratigraphischer Markerhorizont der 
bayerischen OSM (SCHEUENPFLUG 1980). STEPHAN (1952) glaubte noch an eine Vulkanische 
Herkunft der Auswürflinge. DEHM (1962), ENGELHARDT et al. (1967), LEMmcKE (1977) und 
andere vermuteten jedoch mit guter Begründung, daß der Aufprall eines kosmischen Körpers 
im Nördlinger Raum zur Bildung des Rieses (und dem Steinheimer Becken) geführt hat, was 
schließlich auch durch Vorkommen von Hochdruck-SiO, nahegelegt werden konnte. (SCHEUEN- 
PFLUG 1980: 140) gibt für die Entstehung des Rieses ein Alter von 14.7 Ma + 0.6 Ma an. 
Hormann (1973) brachte Horizonte mit fremdartigen Auswürflingen bei St. Gallen mit einem 
dem Ries zeitgleichen Impaktereignis in Verbindung. Es ist sogar durchaus denkbar, daß 
dieselben vom Ries selbst stammen, biostratigraphische Abklärungen in der Umgebung von St. 
Gallen werden die Frage der zeitlichen Äquivalenz hoffentlich bald beatworten können. Die 
von Hormann (1973) ebenfalls erwähnten Horizonte mit „exotischen Geröllen“ dürften 
dagegen eine andere Entstehungsgeschichte haben. 

Für die Lithostratigraphischen Korrelationen zwischen der westlichen Hörnlischüttung 
und dem Molassegebiet östlich Augsburg, ergibt sich die am plausibelsten erscheinende 
Möglichkeit, wie in Abb. 10 und 11 dargestellt. Damit wären in Bayern mindestens zwei der 
Bentonitniveaus in der OSM mit Östschweizerischen Bentonithorizonten korrellierbar. 

Eine weitere noch zu vollziehende Untersuchungsmethode ist die Geomagnetik (reverse 
oder normal), die entweder an Profilen zu versuchen ist, oder, wenn dies nicht möglıch ist, an 
einzelnen Kleinsäuger- und Bentonit-Fundorten in lokalen Abfolgen zu probieren ist. Wenn 
gleiche Polaritäten feststellbar wären, ließen sich so einige bisherige Korrellationsvarianten 
bestätigen, andernfalls aber ausschließen. 

Insgesamt bleibt festzuhalten, daß die Beckenmolasse, besonders an ihrer breitesten Stelle in 
Bayern nicht nur eine geringere Gesamt-Sedimentmächtigkeit als die Schuttfächermolassen 
aufweist, sondern besonders wiederum in Bayern, aber auch etwa im Bodenseegebiet durch 


130 


Lithostratigraphie im westlichen Lithostratigraphie im Gebiet Aichach- 
Hörnlischuttfächer (Ostschweiz), Dasing, zusammengestellt und stark 
modifiziert nach BOLLIGER (1992). schematisiert nach FIEST (1989). 


MN8 


Laimeringer Serie 
MN 


7? 
Untere 5-12m 


Laimeringer Serie Hiatus ? 


LAIMERING 


Bentonit Leimbach 


Bentonit Riedhof A Bentonit Laimering 


Limnisches Niveau Sand-Mergel 0-20m 
Rütschlibach 


+identische 
Kleinsäuger- 
faunen 


GALLENBACH 


4 Gallenb. Schotter 9-13m 


Gallenb. Doppel-Mergel 
1.5-5.5m 


Gallenb. Sand 7m 


Eos] Limnisches Niveau Mergel, 0-3m 


2 % 7] Brockhorizont, < 2m 


Sand bis 5m 


A Bent. Unterneul 
Feinserie über 4m 


Küsnacht 


UNTERNEUL 


Mergel, Silte 
Frohb Sand, Sandstein 
rohberg 
Sagentobel Schotter, Konglomerat 


Aomieen Konglomerat 
Unterneul 1a 3} Bodenbildungen 
Gallenbach 2b xxx Brockhorizont 
Gallenbach 2c A Bentonite 
Laimering 2a 
Laimering 1b 
Laimering 1a 


=>] EEE 


Wetterkalk von 
Hombrechtikon 


- MN-"Zonengrenzen" (ca. 
Die genaue Position im Profil ist für 
die Fauna Rümikon noch unsicher 


IIIMK) SOS 


Abb. 10: Lithologische Teilprofile des westlichen Hörnlifächers (Ostschweiz) und der Molasse der 
Region Aichach-Dasıng östlich Augsburg (Bayern). I-V und 1-6 bezeichnen die wichtigsten 
Faunen. 


starke Erosionen und Umlagerungen gekennzeichnet ıst. Durch eine stagnierende Absenkung 
kam es hier immer wieder zur Eintiefung neuer Abflußrinnen, die anschließend sandig (bis 
kiesig-sandig im Osten) verfüllt wurden, im Gegensatz zu den Schuttfächern, wo durch die 


131 


wesentlich stärkeren Absenkraten mehr Sediment erhalten geblieben ist und entsprechende 
Zeitlücken-Intervalle meist wesentlich kleiner sein dürften. Gerade aber die Aufarbeitungs- 
phänomene — es werden häufig fossilführende Mergelgerölle an den basalen Rinnenteilen 
erwähnt, (z. B. HrıssıG1989a: 242, 244, 246) — bergen gewisse Gefahren einer Fehlinterpreta- 
tion der Korrelation Lithostratigraphie-Biostratigraphie in sich. Vorab sollten Kleinsäuger- 
faunen aus +/- autochthonen Mergellagen miteinander verglichen werden. Auch wenn diese 
Vorsichtsmaßnahme manchen Forschern zunächst übertrieben erscheinen mag, so ist sie doch 
nicht unbegründet, wie einige Faunen aus Aufarbeitungslagen in der Vergangenheit schon 
belegten (z.B. am Rodenberg, in HUNERMANN 1981). Die Suche nach „vollständigen“ Referenz- 
profilen in der Beckenmolasse ist also schwieriger als in den Schuttfächern, wo die nicht 
dokumentierten Zeitabschnitte meist kürzer ausfallen. Für geomagnetische Vergleichsprofile 
wären mittlere bis distale Abschnitte der Schuttfächer am geeignetsten, da sie genügend 
feinkörnige Sedimente enthalten. Zudem sind in ihnen Bentonithorizonte über größere 
Distanzen erhalten geblieben (Pavonı & SCHINDLER 1981, GUBLER 1987). 

Dorrrer (1989: 87, Tab.1) präsentierte eine summarische Stratigraphie-Tabelle, sowie 
Paläogeographie-Rekonstruktionen (S.110 f.), die z.T. neue Aspekte einbrachten. Während 
dem Ries-Ereignis ca.14,8 Ma zugesprochen werden, sind es beim Bentonit-Hauptlager ca. 14,5 
Ma. Die Mächtigkeit der unteren Limnischen Serie wird mit 60-80 m, die der unteren 
fluviatilen Serie mit bis 150m angegeben. UnGer (1989) präsentierte ebenfalls eine interessante 
Stratigraphie-Tabelle, sowie übersichtlich dargestellte Paläogeographierekonstruktionen. Eine 
E-Umkippung der Entwässerung erfolgte nach diesem Autor erst nachpontisch. Gerade was 
Strömungsrichtungs-Rekonstruktionen betrifft, sind in dieser Arbeit methodologische In- 
formationen leider vernachlässigt worden. 

Nebst der Datenzusammentragung durch Literaturstudien wurden die Verhältnisse mehr- 
fach vor Ort überprüft und die Abfolgen nachvollzogen. Insgesamt zeigt die bayerische Obere 
Süßwassermolasse eine vergleichsweise monotone Abfolge von Mergelhorizonten und kiesig- 
sandigen Abfolgen wie sie in der Schweiz nur in distalsten Schuttfächerbereichen und der 
beckenaxialen Glimmersandmolasse zu finden sind. Dabeı sind die Kiese und Sande meist 
völlig unverfestigt und enthalten nur äußerst wenig Anteile an karbonatischen Komponenten. 
Es handelt sich also um eigentliche Quarzsande und Gangquarz-reiche Kiese, als deren 
Liefergebiete besonders der Bayerische Wald (Böhmische Masse) und die Ostalpen ın Frage 
kommen. Die Mergelabfolgen zwischen den eigentlichen Flußrinnenablagerungen erinnern 
oft an Paläoböden. Wie jedoch Fossilien (vorwiegend isolierte Fischreste und ein Biberzahn- 
rest vom Lehmberg, Laimering la) aus Schlämmproben zeigten, handelt es sich bei diesen 
Sedimenten oft um Überschwemmungsablagerungen naher Flüsse. Diese führten bei Hoch- 
wasser offensichtlich erodiertes Bodenmaterial ın größeren Mengen mit sich, welches hier 
teilweise wieder zur Ablagerung gelangte. Oft sieht man beim genauen Betrachten dieser 
vermeintlichen Paläoböden eine feinbrekzienartige Zusammensetzung. In einem Fall (Auf- 
schluß zwischen dem Dorf Laimering und der Ziegelei Laimering) war dies durch die 
Einschwemmung von ziegelroten Partikeln (vermutlich Reste gebrannter Erde nach einem 
Waldbrand) besonders deutlich zu sehen. Eine leichte Bioturbation dieser Horizonte kann 
subaquatisch oder subaerisch erfolgt sein. Caliche-artige Kalkkonkretionen sprechen jeden- 
falls für wechselnde Grundwasserbedingungen mit teilweiser Austrocknung. Sichere 
Bioturbation durch Wurzeln konnte hier nicht nachgewiesen werden. Mergellisen innerhalb 


Abb. I1: Schematischer Überblick der bisherigen litho- und biostratigraphischen Korrelations- 
möglichkeiten zwischen drei geologisch und paläontologisch gut erschlossenen Profile der 
älteren bis jüngeren OSM in der Ostschweiz und in Bayern. kursiv: Säugerfundpunkte. 

Man beachte die unterschiedlichen Profilmaßstäbe! 


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“utajsılinH 


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-NSUSUUEIA JB19}UN [Old 


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ZIOMYOS Jap UI 


jejsıp Inu) 
7 


-Jabnesulaly 
J9p 

BunupJonz 

abyneloN 


der Sand- und Schotterkörper (z.B. Burtenbach, Pfaffenzell, Unterwohlbach) sind oft fein- 
geschichtet und tonreich. Ihr Fossilinhalt (wohlerhaltene Pflanzenreste, Muscheln, Fischreste) 
spricht für ruhige lagunenartige Abschnürungen oder Altwasserläufe im Bereich von sonst 
energiereichen Sand- und Kiesflüssen. Solche Verhältnisse finden wir auch in der becken- 
axialen Glimmersandrinne der Ostschweiz, die sich hıer auf einen relativ schmalen Bereich 
südlich des heutigen Tafeljuras bis auf eine Linie Zürich-Winterthur-Frauenfeld beschränkt. 
Solche Glimmersande sind oftreiche Fossillagerstätten (z.B. HUNERMANN 1981, 1987; BOLLIGER 
1994a). Weiter südlich gewinnen die alpinen Schüttungen rapıde an Bedeutung, was sich im 
Vorkommen karbonatischer Arkosen, sowie kalk- und dolomitreicher Konglomerate 
(Nageltluhen) äußert. Bunte, mehrheitlich gelbgrau-fleckige Mergel dominieren hier. Süßwasser- 
kalkbänke ın dm-Stärke, welche meist massenhaft Tellerschnecken oder Limnaeen führen, 
können teilweise über größere Distanzen verfolgt werden (limnische Leithorizonte). Die 
Profilabfolgen der Zürcher Molasse sind inden Abb. 10 und 11 derjenigen der Region Aichach- 
Dasıing (Unterneul-Gallenbach-Laimering) gegenübergestellt. Sie wurden unter Verwendung 
der hier erfolgten bio- und Iithostratigraphischen Untersuchungen miteinander korrelliert. 


3. Ökologie und Paläogeographie 


Aufgrund des Ost-West-Gefälles der damaligen Entwässerung, mußte das Gebiet um 
Augsburg etwas höher gelegen haben als die tiefstgelegenen Bereiche der Ostschweizer 
Region, wobei es sich wegen des aus sedimentologischen Gründen anzunehmenden geringen 
Gefälles wohl bloß um etwa 100 m Höhendifferenz handeln dürfte. Die Hamsterfaunen der 
Ostschweiz und Bayerns unterscheiden sich nicht wesentlich. Die Unterschiede innerhalb der 
Hörnlischüttung von alpennah nach distal differieren da stärker (BOLLIGER 1992: 200 f.). 
Paläogeographisch waren die beiden hier verglichenen Gebiete immer miteinander verbunden, 
so daß ein Faunenaustausch wohl während der Gesamtdauer der Oberen Süßwassermolasse 
prinzipiell gegeben war. 

Wie bereits einführend zur Biostratigraphie erwähnt wurde, erachte ich quantitative 
Faunenanalysen zur Gewinnung stratigraphischer und besonders auch ökologischer Rück- 
schlüsse als schr problematisch. Zu viele in ihrem Ausmaß meist nicht näher bekannte Faktoren 
veränderten das ursprünglich vorhandene quantitative Verteilungsmuster der (lebenden) 
Säugerarten. Gewisse Vermutungen dürfen dennoch geäußert werden: 

So scheint sich zu bestätigen, daß Zumyarıon möglicherweise eine feuchte Umgebung und 
besonders die Nähe von Fliefßgewässern und Waldlandschaften bevorzugte. Für Megacrıcetodon 
und vermutlich auch für Crzcetodon läßt sich eine eher offene Landschaft als Lebensraum 
vermuten, während Democricetodon eine Art „Allrounder“ unter den miozänen Hamstern 
gewesen zu sein scheint. Detailliertere ökologische Interpretationen lassen sich mit 
Hamsterfaunen vorderhand noch nıcht machen. 


4. Schlüsse und Ausblick 


Die überregionale Ausdehnung der Molassestratigraphie erfolgte u. a. ım Hinblick auf 
weiterreichende Korrelationsversuche miozäner Sedimentationsbecken (z. B. mit dem öst- 
lichen Mittelmeerraum, Arbeitssymposium Günzburg 5.-11.7.1992). Weitere europäische 
miozäne Sedimentationsbecken (Spanien, Portugal, Toskana) lassen sich bislang noch nicht 
befriedigend mit den mitteleuropäischen Faunen korrellieren. Weitere Untersuchungen soll- 
ten folgende Themenkreise betreffen: 


134 


— Ablagerungs- und Einbettungsbedingungen (Taphonomie), 

— Alterseinstufung auch von lithostratigraphisch bislang nicht gesicherten Fundorten, 
— Interpretation der Faunenabfolgen (Evolution, Migration, Ökologie), 

— Alterskorrelationen verschiedener tertiärer kontinentaler Sedimentationsbecken. 


Die vergleichenden Untersuchungen an Cricetiden aus Profilen der Oberen Süßwasser- 
molasse Bayerns und der Ostschweiz konnten die bekannten Abfolgen weitgehend bestätigen 
und präzisieren. Es zeigten sich Schwierigkeiten mit der Korrelation zu MN-Typusfaunen, 
wohlbesonders auch weil diese im fraglichen Zeitraum teilweise aus Spaltenfüllungen vorlagen 
oder noch immer vorliegen (Vieux Collonges, La Grive). Die Wahl einer Typusfauna aus einem 
beliebigen Lokalbereich Europas als Referenz erscheint für eine gesamt-europäische Zonierung 
als unzureichend. Bei Spaltenfüllungen als Referenzfaunen kommt zudem die große Gefahr 
von möglichen Faunenmischungen hinzu. Für eine europaweite Zonierung kann eigentlich 
nur eine Kombination aus den biostratigraphischen Ergebnissen aus Profilen der einzelnen 
Regionen (Sedimentationsbecken) weiterhelfen, wobei natürlich Arten mit weiter geographi- 
scher Verbreitung und kurzer Lebensdauer bevorzugt zur Korrelation herangezogen werden 
können. So ermittelte künstliche, theoretische „Faunal Assemblages“, welche die Möglichkei- 
ten der Faunenvorkommen eines bestimmten Zeitbereichs auflisten, beinhalten bereits inter- 
Becken-Korrelationen und ließen sich demzufolge direkt überregional anwenden. Dennoch 
bleibt die Verwendung der MN-Units im Moment das beste Europa-weite Kommunikations- 
system der Säugerstratigraphie im Neogen, sogar mit vereinzelten Anwendungen ın Afrika 
und Asien. 

Konkret ergaben sich aus dieser Arbeit folgende Erkenntnisse: Vieux Collonges scheint, 
abgesehen von einer Faunenvermischung mit MN 4b, weitgehend gleich alt wie Pont Le Voy 
und Thenay zu sein. Letztere gelten als Typus für MN 5. In der Molasse wurden traditionsge- 
mäß ältere Faunen als diese in MN 5 gestellt, Cricetodon wurde oft gar als erst ab MN 6 
auftretend angesehen. Gemäß der MN-Zonierung gehören besonders Faunen mit Cricetodon 
cf. meini und Megacricetodon lappi zu MN 5. Die älteren, zwischen MN 4 und diesem MN 5 
liegenden Faunen können im Moment mehr oder weniger willkürlich MN 5 zugeordnet 
werden. MN 6 ist mit der Fauna von Sansan definiert. Leider fehlt eine derartige Fauna im 
Molassebecken. Die Faunen von Laimering oder Ornberg dürften jedoch zeitlich sehr nahe an 
Sansan herankommen. Gallenbach, Rümikon und Sagentobel sind wohl etwasälter als Sansan. 
MN 7 ist in Steinheim und La Grive definiert. Megacricetodon gregarins ıst hier leitend. Fehlt 
diese Art, bleibt eine sichere Zuordnung schwierig. Relativ charakteristisch sind das Auftreten 
von Megacricetodon similis und Democricetodon gaillardi-freisingensis, sowie von einer grö- 
Reren Cricetodon-Art und Anomalomys gandryi. MN 8 ist davon nicht wesentlich unterschie- 
den, jedoch treten hier erstmals Megacricetodon aff. minor und Deperetomys hagni auf. Ob in 
der bayerischen Beckenmolasse MN 7 tatsächlich fehlt („langer Hiatus“ in HeıssıG 1989a: 254), 
konnte im Rahmen dieser Arbeit weder bestätigt, noch dementiert werden. Zur Abklärung 
böte sich weiterhin das Profil Laimering-Lehmberg an, wo die Hangendserie mit schwach 
fossilführenden Schichten ansteht. Testproben haben deren Fossilführung bestätigt. Aller- 
dings ließe sich der dafür zu betreibende Aufwand nur schwer rechtfertigen. Daß jedoch 
andernorts in der Bayerischen Molasse zumindest Relikte fossilführender Sedimente mit 
MN 7-Alter gefunden werden, ist abzusehen. 


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137 


Tab. 3: Messungen der ersten Molaren von Megacrıcetodon. 


mir miB|m2L m2B|m3L m3SB |MiL M1iB|M2L M2B|M3SL M3B 


a re m2B|m3aL maß |miL M1B|M2L M2B|MaL M3B 


1.40 0.85 1.022 0.85 
1.53’ 0.95 11.10. 0.95 
1.70 __1.03 1.20 1.04 


mi miB|m2L m2B|m3L msSB |MiL MiB|M2L M2B|M3L M3B 


Sur M. minor Messprobe: n=26 


mumtelael.n m2B|maL maß |MIL MıB|m2L Mm2B|M3L MaB 


1.32 0.81 e 5 0.90 0.70 |1.38 0.89 
1.40 0.85 2 ö 1.00 0.82 |1.45 0.93 
1.48 ___0.86 2 Z 1.10 _ 0.95 |1.62 1.00 


Goldberg M._minor Messprobe: n=80 
[mom @ mat met [msi man mil a mi wem man 
18 18 
1.10 0.90 
1.15 0.96 
1.22 1.06 


Helsighausen _M. minor 


mit mtB|m2L m2B|maL mas |mıL MiB|m2L m2B|maL M3B 


n 
min. 
[@) 
max. 


En M._gregarius 


I Imtr miB|m2L m2B|m3L m3B |MiL M1iB|M2L M2B|M3L M3B 


n 

min. : i 1633 
[2) ; K 1.38 
max. |1. i 1.44 


Grive "M" gregarius 


Göttschlag M._minor 


| _ Imtt mtiB|m2L m2BlmaL msB |mıL mıBlm2L m2B|msL M38B 


n 
min. 
® 
max. 


Göttschlag M._germanicus 


I Imit mıB|m2L m28|maL mag [mil mıB|m2ı m2B|msL msB 


n 
min. 
0) 
max. 


24 24 

1.72 0.98 
1.84 1.08 
1.96 1.17 


1.20 
1.21 
1.22 


10 

0.97 Ä 5 ELTA 
1.05 R R 1.84 
1.15 ä f 1.89 


1.05 e ö 1.64 
1.08 o 5 1.70 
1.10 - F 1.73 


Messprobe: 


Messprobe: 


1.09 
1.14 
1.20 


1.25 
1.29 
1.32 


Messprobe: 


mL ne mL m2B|maL msB |mıL mıB|m2ı m2B|maL M3B 


1.19 
1.32 
1.37 


Messprobe: 


Messprobe: 


0.98 
1.05 
2 


1.23 
1.29 
1.35 


n=17 


n=32 


1.10 
1-11 
1.12 


n=81 


1.09 


1.18 


1.25 


n=16 


n=10 


1.09 
1.11 
112 


Tab. 4: Messungen der ersten Molaren von Democricetodon. 


Unterneul 1a D. mutilus Messprobe: n=12 


I Imtt miB|m2L m2B|maL ms |mıL miB|m2L m2B|m3sL M38B 
2 2 2 2 2 2 4 4 2 2 


1.52 1.05 1.36 1.07 5 I 1.68 1.23 
1:60 1:10 11.37 1.10 H J 12767 2 1.26 
2 e1: Kae Pr ke) : } 1.84 1.28 


Sagentobel D._mutilus Messprobe: n=84 
u 
13 13 18 18 13 13 
1.57 1.10 1.40 ke) 1627 1.02 1:78. 1.25 1.33 1.20 
1.68 1.11 1.50 1.24 |1.34 1.11 |1.91 1.31 1.44 1.29 
1.6272 1:3523[1241 1.21 2.06 1.38 |1.53__ 1.38 


Gallenbach 2b D. gracilis Messprobe: 


— ie malmeı m2B|m3L maß |M1L M1B |M2L we M3L M3B 


1.39 
1.45 
1.50 


Gallenbach 2b D. mutilus Messprobe: n=15 


[mit miB|m2L m2B|maL maß |miL MmıB|m2L m2B|MsL MaB 


1.67 1,09% 1: 1.45 1.28 
1.69 1.12 |ı. i : £ { i 1.49 1.30 | 
1.71 A115 Ä 1.52 1.33 | 

\ 


Laimering D. gracilis Messprobe: n=12 


nr melnzt m2B|maL maß |mıL MıB|m2L M2B|maL M3B 


1.58 1.09 
1.65 1.12 
1.68 _1.15 


140 


Laimering 3 D. mutilus Messprobe: n=31 


I |mit miB|m2L m2B|ma3L msB |mıL MiB|m2L Mm2B|M3L M3B 
n 4 4 9 9 2 2 6 6 9 9 2 2 


1.70 1.08 1.51 1.152 1188277 1517 1.05 1-15 
172 1.547 2.1.165 11.937 21527 1-11 1.17 
A rk 1.57 1.172112:10=271:33 1.18 122 


Helsighausen _D. mutilus Messprobe: n=25 


I Imit miB|m2L m2B|ma3L msB |mıL miıB|m2L m2B|M3L M3B 
5 5 5 5 8 8 5 5 2 2 


1.60 1.05 1.30 1.05 
1:66 21513 1.39 1.15 
IESSEENIR22 1.56 __ 1.25 


141 


Tab. 5: Messungen der ersten Molaren von Cricetodon. 


Sagentobel C. aff. meini Messprobe: n=241 


un mtiB_m2L m28B|maL maB |mıL miıB|m2L m2B|MmaL M3B 


DHrr miB|m2L m2B|m3L mSB |MiL MiB|M2L M2B|MSL M3B 


2:55 = ,1.68 2.96 1:94 12:06 1.78 
2.61 1.73 a H F E 3.06 2.00 |2.28 1.98 
272 l.Bi 3.16 __2.05 [2.49 2.18 


con 2b __C.aff. meini Messprobe: n=69 
7% 
2.52 1.60 h 3 2.38 1.79 E E = . 1.84 1.65 
2.63 1.68 : o 2.45 1.87 a B 6 E 1.95 170: 
2.72 1275 i 2 2.53 2.05 5 R i ö 2.02 1.86 


Laimering 2 C. aff. aureus Messprobe: n=54 
[mE mE [mal m2@|msL maß [Mil MB ML WalnaL man 
8 8 8 8 
2.693 1.65 2.48 1.88 
2.78 1.78 2.63 2.00 
2.95 1.90 Zulde 22.15 


Laimering 3 C. aff. aureus Messprobe: n=37 


Pa IE miB|m2L m28|maL msB |mıL miB|m2L m2B|maL MaB 


2:67 172 i 2 : ; 2.96: 1:95 712.227 1:88 
2.78 1.80 N ß 3 E 3.14 2.03 |2.33 1.97 
2.88 1.90 ä 5 £ 3 3:252.22:1077 1247222510 


142 


Steinberg C. aff. aureus Messprobe: n=125 


miL miB|m2L m2B|m3L m3SB |MiL MiB|M2L M2B|M3L MSB 


+ 

n 12 12 12 12 
min. |2.48 1.55 |2.30 1.85 : : { 5 2.29 1.83 [1.93 1.75 
® 2:74, 1.77. \2:53° 2:02 : & R i 2.38 1.98 |2.03 1.89 
max. |2.95 1.94 |2.73 2.16 i i £ Ä 2.56 _ 2.15 |2.17 2.03 


Sansan C. sansaniensis Messprobe: n=159 


m miB|m2L m2B|m3L maß |MmıL MiB|m2L m2B|M3L M3B 


n 
min. [2.64 1.66 

(9) 2.87 1.85 

max. 13.12 2.01 

LaG C. albanensis Messprobe: n=122 
ar mo/nst mzeInst meTını wolneL melm. ma 
n 

min. [2.82 1.72 

0) 3.01 1.81 

max. |3.15 1.97 


Laimering 4b ©. Messprobe: n=3 
sansaniensis 


tn miB|m2L m2B|maL mas |mıL miB|m2L m2B|M3L M3B 


Göttschlag ce. ct. Messprobe: n=10 
sansaniensis 


rt m2B|m3L m3B |mıL MıB|m2L m2B|maL M3B 


3 
2.63 11:75 
2.82 1.93 
3.03 2.08 


143 


Tab. 6: Messungen der ersten Molaren von Eumyarıon. 


ei 1a E. ?bifidus Messprobe: 


Br miB|m2L m2B|m3L m3B |MiL MIiB|M2L DE M3SL M3B 


n 

min. Ä i 

10) 1:97- ı 1.18 e 7 A H 
max. |1.99 1.18 


Ba E. medius Messprobe: n=68 


NET LEI m2B|m3L maß |mıL MiB|m2L M2B|MaL M3B 


n 15 15 13 13 18 18 

min. { S 1.51 1.24 |1.35 1.10 |1.85 1.35 1.45 1.28 F : 

® a P 1.63 1.31 1.46 1.18 |1.96 1.42 1.53 1.42 e . | 
max. : 1.75: 21,40, ']'1.,55 1.2772 ]2.07 21553 1.61 1.50 i a 


Gallenbach 2b _E. medius Messprobe: n=17 


| _Imtt miB|m2L m28B|maL maß |miL miB|m2ı m2B|lmsı msB| 


n 4 4 5 5 2 2 5 5 1 1 | 
min. |1.88 1.17 1.53 1.24 |1.37 1.08 |1.92 1.38 | 
7) 2.06 1.26 1.62 1.33 |1.42 1.107 1329977 11543 E e | 
max. |2.25 1.34 1772521402 1:12 112835 | 


Laimering 3 E. medius Messprobe: n=44 
„gt etöprloni, mal mas um ra ml min us) asel 
10 10 
1258 1:27 1.45 1.14 1.97 1.41 1.48 1.34 1.07 1.13 
2.04 1.20 |1.64 1.33 )1.53 1.24 |2.04 1.47 |1.53 1.43 |1.14 1.18 
127022 71:38 21E1, 577 2 2322 212 E52 Bes 1.20 751E25 


al E. medius Messprobe: 


ImiL mtB|m2L m2B|m3L msB |MmiL MmiB|m2L m2B|M3L M3B 


n 

min. 

o 5 i i A 
max. 


144 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. | 34 | 145-158 | München, 15. 12. 1994 


Einige Ammoniten aus der Kashafrud-Formation (Mittlerer Jura) 
E Mashhad (NE-Iran) 


Von KAZEM SEYED-EMAMI, GERHARD SCHAIRER & ARJANG BEHROOZI”) 
Mit 4 Abbildungen, I Tabelle und 1 Tafel 


Kurzfassung 


Aus der Kashafrud-Formation (Mittlerer Jura) E Mashhad, Iran, werden 8 Ammoniten 
beschrieben, die zu folgenden Gattungen gestellt werden: Calliphylloceras, Cadomites, 
Garantiana, Sphaeroceras, Leptosphinctes und Parkıinsonia. Anhand dieser Funde kann die 
Kashafrud-Formation in diesem Bereich in das höhere Bajoc eingestuft werden. Ein kurzer 
Abriß ist dem strukturellen Aufbau des SE-Koppeh Dagh und der Entstehung des Kashafrud- 


Troges gewidmet. 


Abstract 


Eight specimens of the genera Calliphylloceras, Cadomites, Garantiana, Sphaeroceras, 
Leptosphinctes, Parkinsonia are described from the Kashafrud Formation of the area E 
Mashhad, Iran. By means of these ammonites the Kashafrud Formation of this region is placed 
in the upper part of Bajocian. The structural setup of SE Koppeh Dagh and the development 
ofthe Kashafrud Trough are outlined. 


Einleitung 


Die Kashafrud-Formation besteht aus einer monotonen, klastischen Schichtfolge von 
dunklen, z.T siltigen Schiefertonen und Sandsteinen, die vor allem im südöstlichen Koppeh 
Dagh (E Mashhad) große Areale einnimmt (ArsHAR HARB, 1979). An der Typuslokalität NE 
von Mashhad erreicht sie eine Mächtigkeit bis zu 1800 m (Mapan1, 1977). Sie transgrediert hier 
mit ausgeprägter Winkeldiskordanz und etwa 90 m basalen Konglomeraten über die Trias- 
gesteine der Aghdarband-Gruppe (RUTTNER ed., 1991). Weiter südlich, im Gebiet von Torbat- 
e-Jam und NE von Farıman, liegt sie direkt auf oberpermisch-untertriassischen Ophioliten 
(EFTEKHARNEZHAD & BEHROOZI, 1991: 97). Im Raum westlich von Mashhad transgrediert die 
Kashafrud-Formation entweder direktüber den Mashhad-Granit oder die schwach metamor- 


®) Prof. Dr. K. Seyep-Emami, University of Tehran, Faculty of Engineering, P.O.Box 11365-4563, 
Tehran, Iran; Dr. G. SCHAIRER, Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und historische Geolo- 
gie, Richard-Wagner-Straße 10, D-80333 München; Dipl.-Geol. A. BEHROOZI, Geological Survey of 
Iran, Mashhad, Iran. 


145 


phe Shemshak-Formation (AGHANABATI& SHARABI, 1987; ALavı, M., mündl. Mitt.). Es handelt 
sich um eine durchwegs marine Folge, die teilweise sogar einen flyschoiden Habıtus zeigt 
(MADanNI, 1977). 

Im westlichen Koppeh Dagh ist die Kashafrud-Formation nicht ausgebildet. Hier wird sie 
wahrscheinlich durch eine ähnliche klastische Folge ersetzt, die Bash-Kalateh-Formation 
(Hußer, 1977; ArsHAR ARB, 1979: 66) und die darüberfolgende Chaman-Bid-Formation 
(Barhon - Callov). Im südöstlichen Koppeh Dagh ist die Chaman-Bid-Formation dagegen 
nicht ausgebildet. Hier transgrediert die Mozduran-Formation (Oberer Jura) diskontinuier- 
lich über die Kashafrud-Formation (HUBER, 1977). 

Aus der Kashafrud-Formation wurde - neben Foraminiferen — (KALANTARI, 1969) eine 
spärliche Ammonitenfauna bekannt, die ins obere Bajoc bis untere Bathon gestellt wurde: 
Partschiceras, Calliphylloceras, Lytoceras, Cadomites deslongchampsi, Bigotites petrinicolesco, 
Parkınsonia (MADanI, 1977: 92). 


Die in dieser Arbeit beschriebenen Ammoniten stammen von drei Lokalıtäten: 


1: loses Material aus einem Tal ca. 4 km NE der Sarakhs-Brücke, südlich des Mozduran- 


Passes. Es wurde freundlicherweise von Herrn Prof. A. A. Aryaı, Universität Mashhad, zur 


Verfügung gestellt. 


TURKMENISTAN 


SD 


Sarakhs D: 


Mashhad 


il 


Aghdarband 
se 


Fariman 


\ 


AFGHANISTAN 


Torbat-e-Heydarieh 


Torbat-e-Jam 
JO 


Abb. 1: Lageskizze der Fundpunkte der Ammoniten aus der Kashafrud-Formation E Mashhad. 


146 


[597 


Senjedak-PaR, an der Straße von Shahan nach Garmab, NW von Torbat-e-Jam; aus dem 
tiefsten Teil der Kashafrud-Formation, etwa 1 m über den basalen Konglomeraten; aufge- 
sammelt von A. BEHROOZI, Geological Survey of Iran, Mashhad. 


3: Aghdarband, ca. 12 km S des Ortes. 


Das Material wird vorläufig in der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische 
Geologie, München, aufbewahrt. Danken möchten wir Herrn Prof. A. A. Aryaı für das Überlassen von 
Ammonitenmaterial. Die Zeichnungen und Tabellen wurden von Herrn K. Dossow, die Fotos von Herrn 


F. Höck, München, angefertigt. 


Abb. 2: Die Landschaft W Aghdarband. Das Foto zeigt die flachliegenden Sedimente der Kashafrud- 
Formation über den gefalteten Schichten des Oberperm und der Trias (fot. K. Seyep-EMmaMı, 
1970). 
Beschreibung der Ammoniten 
Abkürzungen 
Dm Durchmesser ın mm 
Nw% Nabelweite in % des Dm 
SR Anzahl der Sekundärrippen auf 10 UR 
UR Anzahl der Umbilikalrıppen auf 1 Umgang 
Wh% Windungshöhe in % des Dm 


Calliphylloceras sp. 
Tat ie 


Material: 1 vollständig gekammertes Windungsbruchstück mit Schalenresten; SE- 
1993-1; Fundpunkt: Senjedak-Paß. 


147 


Beschreibung: DasStück besitzt einen hochovalen Windungsquerschnitt. Es sind zwei 
breite, konkave Einschnürungen zu erkennen, die nur auf dem Steinkern ausgebildet sind. Die 
Schalenreste tragen feine, geschwungene Streifen. 


Cadomites (Cadomites) sp. 
Targa 


Material: 1 Wohnkammerbruchstück in Steinkernerhaltung; SE-1993-6; Fundpunkt: 
Sarakhs-Brücke. 

Beschreibung: Das Bruchstück besitzt einen nıerenförmigen Windungsquerschnitt 
mit hochgewölbter Externseite. Die Flanken fallen von den Lateralknoten leicht gegen den 
Nabel hin ein. 

Die stumpfen Umbilikalrippen sind schwach konkav, # rectiradiat und enden in deutli- 
chen Knoten. Die Rippeneinheiten sind dreispaltig mit einzelnen Schaltrippen. Die Sekundär- 
rıppen verlaufen etwas prorsiradiat und # gerade über die Externseite und sind damit etwas 
gegen die Umbilikalrıppen nach vorn abgeknickt. 

Bemerkungen: Cadomites (C.) pstlacanthus (WERMBTER) und C. (C.) deslongchampsi 
(OrsısnYy) sind weniger dicht berippt, im Windungsquerschnitt aber ähnlich; C. (C.) 
deslongchampsi weist daneben auch mehr Sekundärrippen auf. Beide Arten stammen aus dem 
Oberbajoc (vgl. Arkeıı, 1952: 79, Abb. 21; Korık, 1974: 15). 


Garantıana (Hlawiceras) platyrryma (BUCKkMman, 1921) 
Taf. 1, Fig. 5 
1921  Hlawiceras platyrrymum, nov. - BUCKMman: Taf. 240. 
19855  Hlawiceras platyrrymum BUCKMAN, 1921 - FERNANDEZ LOPEZ: 440; Taf. 46, Fig. 6; Abb. 45 H. 


Material: 1l’etwas verdrückter und unvollständig erhaltener Steinkern; SE-1993-5; 
Fundpunkt: S Aghdarband. 


Dm Nw% Wh% UR SR 
SE-1993-551 51 43 31 32 21 
30 28 20 
Holotypus 52 44 31 30 22 
30 28 


(nach Abbildung) 


Beschreibung: Das mäßig evolute Exemplar ist bis Dm 37 mm gekammert und besitzt 
'/, Umgang Wohnkammer, die am Ende egrediert. Der Windungsquerschnitt am Ende des 
Phragmokons ist rechteckig, wenig breiter als hoch, der der Wohnkammer (verdrückt) dürfte 
hochrechteckig, etwas höher als breit, gewesen sein. 

Die Umbilikalrippen sind kräftig und + rectiradiat. Sie teilen sich in ca. /, Windungshöhe 
in 2 Sekundärrippen, die auf der Externseite leicht nach vorn ziehen und dort unterbrochen 
sind. Aufder Wohnkammer sind einzelne Schaltrippen vorhanden. Auf dem Phragmokon sind 
auf den Spaltpunkten und am Ende der Sekundärrippen kleine Knoten entwickelt. Auf der 
Wohnkammer scheinen auf den Spaltpunkten keine Knoten vorhanden zu sein. Am Ende der 
letzten erhaltenen Windung stehen die Umbilikalrıppen dichter als zuvor. 

Bemerkungen: Das iranische Exemplar stimmt in Berippung und Gehäusemaßen gut 
mit dem Buckmanschen Holotypus überein. Ein Unterschied ist in der Egression der 


148 


Wohnkammer zu sehen. Das Original zu FERNANDEZ LOPEZz (1985: Taf. 46, Fig. 6) weist wie das 
vorliegende Stück eine gewisse Verdichtung der Umbilikalberippung am Ende der Wohnkammer 
auf, auch stimmen die Gehäusemaße überein. 

Vorkommen: Nach Buckman (1921: Taf. 240) kommt die Art im „Bajocian, miortensis“ 
vor. FERNANDEZ LoPEz (1985: 442) gibt als Alter die Garantiana-Zone an. 


Sphaeroceras brongniartı (SOWERBY, 1818) 
Taf. 1, Fig. 2 


1818  Ammonites Brongniartı - SOWERBY: 190, Taf. A, Fig. 2. 
1952  Sphaeroceras brongnaarti (J. Sow.) - ARKELL: 77; Abb. 20-2. 
1956 Sphaeroceras brongniartı Sow. - KAKHADZE & ZESASHVILI: 28; Taf. 3, Fig. 4. 


Material: 1 leicht korrodierter Steinkern ohne Mundsaum; SE-1993-4; Fundpunkt: 
Senjedak-Paß. 

Beschreibung: Das Exemplar (max. Dm 21 mm) besitzt 3/4 Umgang Wohnkammer. 
Der nierenförmige Windungsquerschnitt verschmälert sich auf dem vorderen Teil der 
Wohnkammer allmählich. Der Nabel ist sehr eng und oval. Der zunächst gerundete Nabelrand 
bildet auf der vorderen Hälfte der Wohnkammer eine Kante aus und biegt mit einem leichten 
Knick gegen extern aus. 

Die Berippung ist ziemlich dicht, fein und geschwungen, vergröbert sich aber etwas auf dem 
vorderen Teil der Wohnkammer. Die Rippen sind biplikat und triplikat. 

Bemerkungen: Inder Seitenansicht und der Größe stimmt das iranische Exemplar gut 
mit dem Holotypus überein, ist aber dichter berippt und besitzt einen breiteren Windungs- 
querschnitt (vgl. Arkeıı, 1952: Abb. 20-2). Ein in Berippung und Windungsbreite vergleich- 
bares Stück ist das Original zu Sturanı (1971: Taf. 10, Fig. 6), das allerdings einen größeren 
Enddurchmesser besitzt. Das von FERNANDEZ LoPEz (1985: Taf. 41, Fig. 3) unter dieser Art 
abgebildete Exemplar weist einen verhältnismäßig schlanken Windungsquerschnitt auf. 

Vorkommen: Nach FERNANDEZ Loprz (1985: 392) kommt die Art im mittleren und 
oberen Bajoc, Humphriesianum- bıs Garantiana-Zone, vor. 


Leptosphinctes (Leptosphinctes) kıtiae (KAKHADZE & ZEsasHVILL, 1956) 
Taf. 1, Fig. 4 


1956  Kubanoceras kitiae sp. nov. - KAKHADZE & ZESsAsHvILı: 37; Taf. 7, Fig. 1; Abb. 4. 
Material: I unvollständiger Steinkern; SE-1993-3; Fundpunkt: Senjedak-Paß. 


Beschreibung: Das Exemplar (max. Dm ca. 60 mm) besitzt ca. '/, Umgang 
Wohnkammer, die ein wenig egrediert. Die Wohnkammer weist einen schlanken, hochovalen 
Windungsquerschnitt mit leicht konvexen, etwas gegen die schwach gewölbte Externseite 
konvergierenden Flanken auf. Der Windungsquerschnitt der nächst inneren Windung ist 
rundlich bis subquadratisch. 

Die Umbilikalrippen der inneren Windungen sind kräftig, gerade und # rectiradiat. Soweit 
es die Erhaltung zuläßt, sind auf den Spaltpunkten in der Nähe der Naht kleine Knoten zu 
erkennen. 

Die Berippung des Wohnkammerrestes ist weniger kräftig als die des Phragmokons. Die 
leicht prorsiradiaten, schwach konkaven Umbilikalrippen teilen sich etwas extern der Flanken- 
mitte. Die Rippenspaltpunkte sind nicht genau zu lokalisieren, Knoten darauf nicht zu 


149 


erkennen. Die Sekundärrippen verlaufen stärker prorsiradiat als die Umbilikalrıppen und 
werden extern durch ein breites, glattes Band unterbrochen. 

Aut der vorletzten Windung und der Wohnkammer sind kräftige Einschnürungen vorhan- 
den. Die Lobenlinie ist in ıhrer Ausgestaltung mit denen vergleichbar, die Dirrı (1980: Abb. 
4, 5) abbildet. 

Bemerkungen: Das ıranısche Exemplar stimmt ım Gesamthabitus gut mit dem 
Holotypus überein, doch erscheint die Berippung der Wohnkammer weniger starr. Außerdem 
scheinen dıe inneren Windungen des Holotypus etwas enger genabelt zu sein. 

Vorkommen: Die Gattung Leptosphincte s kommt ım mittleren und oberen Bajoc, 
Humphriesianum- bıs Niortense- (="Subfurcatum“) Zone vor, wobei sıe das Maximum ıhreı 
Verbreitung ın der Niortense-Zone hat (DiETL, 1980: 4 f.; FERNANDEZ LOPEZ, 1985: 463). 


Parkınsonıa (Parkınsonia) sp. 
Abb. 3 


Material: 3 Stein 


Beschreibung: Bei Exemplar SE-1993-7 (Abb. 3c) handelt es sich um einen 


kernfragmente; SE-1993-7, 8, 9; Fundpunkt: Sarakhs-Brücke. 
W ohnkammerrest, an dessen hinterem I nde deı Abdruc k eıner Septalfläche zu erkennen ist. 


Das Stück erscheint weitnabelig, der Windungsquerschnit ıst subquadratisch. Die 


Abb. 3 Parkinsonia (Parkinsonia) sp., Sarakhs Brücke. x 1. a: SE-1993-9; b: SE-1993-8; c: SE-1993-7 


150 


Umbilikalrippen sind kräftig, ziemlich weitstehend und schwach prorsiradiat. Die biplikaten 
Rippen lassen auf den Spaltpunkten keine Knoten erkennen. Einzelne Schaltrippen sind 
vorhanden. Die Externfurche ist relativ schmal und wenig tief. 

Exemplar SE-1993-8 (Abb. 3b) ist ein Phragmokon-Bruchstück mit Resten und Abdrücken 
innerer Windungen. Das mäßıg evolute Stück besitzt einen rundlichen Windungsquerschnitt 
und eine deutliche Externfurche. Die kräftigen, relativ weitstehenden und schwach prorsiradiaten 
Rippen sind meist biplikat, einzelne bleiben ungespalten. Knoten scheinen nicht vorhanden zu 
sein. 

Bei Exemplar SE-1993-9 (Abb. 3a) handelt es sich um ein jugendliches Stück mit 
Wohnkammerrest (die Lobenlinien zeigen keine Drängung und Veränderung der Ausbil- 
dung). Der Windungsquerschnittam Ende des Wohnkammerrestes ist rundlich (etwas breiter 
als hoch), die Externfurche relativ breit und flach. Die Berippung ist kräftig und leicht 
geschwungen. Die Rippen sind meist biplikat, einzelne ungespalten, ebenso sind gelegentlich 
Schaltrippen vorhanden. Auf den Spaltpunkten sind im Phragmokonbereich Knötchen ange- 
deutet. 

Bemerkungen: Die Erhaltung der Stücke ermöglicht keine artliche Zuordnung, weshalb 
eine genauere zeitliche Einstufung offen bleiben muß. 


Bemerkungen zur Stratigraphie 


Von besonderer Bedeutung für die zeitliche Einstufung des unteren Bereiches der Kashafrud- 
Formation sind die Ammoniten, die aus ihrem tiefsten Teil, etwa I m über den basalen 
Konglomeraten (Tab. 1) am Senjedak-Paß, NW Torbat-e-Jam (Fundpunkt 2, Abb. 1), gebor- 
gen werden konnten. Neben einem nicht näher bestimmbaren Phylloceraten und dem Rest 
eines Calliphylloceras handelt es sich um Sphaeroceras brongniarti (SOwERBY) und Leptosphinctes 
(Leptosphinctes) kitiae (KAKHADZE & ZEsasHvıLı). Anhand dieser beiden Formen kann der 
unterste Teil der Kashafrud-Formation am Senjedak-Paß ın das mittlere bis obere Bajoc 
eingestuft werden. Nach FERNANDEZ LoPEz (1985: 392) kommt S. brongniarti von der 
Humphriesianum- bis Garantiana-Zone vor. Die Gattung Sphaeroceras selbst ist nach demsel- 
ben Autor von der Humphriesianum- bis Parkinsoni-Zone verbreitet. Die Gattung 
Leptosphinctes trittin der Humphriesianum- bis Niortensis-Zone auf (DiETL, 1980; FERNANDEZ 
LopEz, 1985). Geht man von der zeitlichen Hauptverbreitung von ZLeptosphinctes aus, könnte 
man hier das Alter der Kashafrud-Formation auf das untere Oberbajoc, Niortense-Zone, 
einschränken. 

Das Vorkommen von Garantiana (Hlawiceras) platyrryma (Buckman) bei Aghdarband 
(Fundpunkt 3, Abb. 1) weist darauf hin, daß dort in der Kashafrud-Formation das mittlere 
Oberbajoc, Garantiana-Zone, entwickelt ist. Die lose, NE der Sarakhs-Brücke (Fundpunkt I, 
Abb. 1) aufgesammelten Reste von Parkinsonia (Parkinsonia) geben den Hinweis, daß in 
diesem Bereich das obere Oberbajoc, Parkinsoni-Zone, vorhanden ist. Es läßt sich jedoch nicht 
ausschließen, daß die Parkinsonien-Reste, zumindest zum Teil, aus dem untersten Bathon, 
Zigzag-Zone, stammen könnten. 


Bemerkungen zum strukturellen Aufbau des SE-Koppeh Dagh und der Entste- 
hung des Kashafrud-Troges 


Der Zeitabschnitt Obertrias bis Oberjura ist im Nord- und Zentraliran durch zwei tektono- 
sedimentäre Megazyklen gekennzeichnet. Jeder Zyklus setzt mit einer weitreichenden 
Transgression ein, die auf eine Emersion nach einer diastrophen Phase folgt. 


151 


AYHSWAHS 
AUHSWAHS 


+7ue19 peyysey 
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„HIAVAYVYd u A 

ee Fa "uoygeg 


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| 
“VAN. | 2457 prurgoaa, | QNIONYaSE NWANGZON 


UEU1SY PUEATEN-SegeL uBeq yaddoy zJ0g1V-N | ZJ091V-5/) 
NVYI IVALNI) NYYUI IN NWUI HLUYON S3l43S | WILSAS 


“(uenn7) JU9AD UPLIIWIUND 


-PIW :T “JUI9AI UPLIOWIUT ALıeg :] "ueaeusz pun -PAON ‘ysea yaddoy wm seinf sap pun SeLIT, U919IO ap uollayurg y>sıy .131e.Nsoy1] 9stur7 :] 'geL 


Turan Plate 
(Koppeh Dagh) 


ERSEIEIN 
mL aa 
Alborz Microp e_d:em A 
a, 


== 


general 
\ Bast- Tran 
Kashafrud \ Micronplate 


Trough 


Early 
Cimmerian 
Suture 


Harirud Fault 


Abb. 4: Hypothetische Entstehung des Kashafrud-Troges im Mittleren Jura, Bajoc (modifiziert nach 
Stöckuin, 1974; DAVOUDZADEH et al., 1981; SENGÖR, 1990b). A: Aghdarband; HaF: Harırud 
Fault; M: Mashhad; T: Torbat-e-Jam. 


Der erste Zyklus (Tab. 1) beginnt im Nor und dauert bis zum mittleren Bajoc. Er folgt auf 
eine länger anhaltende Emersionsphase im Karn, die durch das Schließen der Paläotethys und 
die Angliederung der nord- und zentraliranischen Mikroplatten (Teile des cimmerischen 
Kontinents: SENGÖR, 1990 b) an den Südrand von Laurasıa (Turan-Platte) bedingt wurde. Als 
Folge dieser Kollision entstehen die mächtigen klastischen und Molasse-artigen Sedimente der 
Shemshak-Gruppe (Tab. 1). Dieser Zyklus endet mit einer wichtigen diastrophen Phase etwa 
am Ende des tieferen Bajoc (Lutian: SEYED-Emamı & Aravı-Nainı, 1990), die eine große 
Bedeutung für den weiteren geologischen Werdegang des Irans hat. Unter anderem ist die 
Entstehung neuer Sedimentationsräume im Nordalborz und Koppeh Dagh auf die dieser 
Phase folgenden Dehnungsprozesse (spreading) zurückzuführen (SEvED EMAMI & ALavI- 
Naını, 1990: 220; SENGÖR, 1990 b: 141). Auch der zweite Zyklus beginnt mit einer weitreichen- 
den Transgression im oberen Bajoc - unteren Bathon und reicht bis zum Ende des Juras oder 
in die tiefere Kreide. 

Der Sedimentationstrog von Kashafrud (Abb. 4) entstand wahrscheinlich am Ende des 
unteren Bajoc entlang der cimmerischen Narbe im SE-Koppeh Dagh, an einer Stelle, wo die 
Platten von Turan, Alborz und Zentraliran aneinanderstießen, verursacht durch eine komple- 
xe Kombination von Dehnungsprozessen, transformen Bewegungen und Rotation. So weist 
die Kashafrud-Formation eine turbiditisch-klastische Ausbildung auf, die für Plattenränder 
typisch ist. 

Zu Alter und Ausbildung ist zu bemerken, daß die Kashafrud-Formation, entgegen einer 
weitverbreiteten Meinung, eindeutig weder lithologisch noch zeitlich der Shemshak-Forma- 


153 


tion entspricht. Es handelt sich dabei vielmehr um die Ablagerungen der auf das mid- 
cimmerische Event (Lutian) folgenden transgressiven Phase - die Kashafrud-Formation ıst 
daher mit der Dalichai-Formation ım Alborz und der Baghamshah-Formation im Zentraliran 
zu vergleichen (Tab. 1). 

Entgegen der Darstellung von RUTTNER (1993: 119) ıst zu vermuten, daß auch ım Bereich des 
SE-Koppeh Dagh, ähnlich wie im Alborz, sich die Paläotethys erst zu Beginn der oberen Trıas 
vollständig geschlossen hat (ALav1,1991:987). Damit entspricht die Diskontinuität an der Basıs 
der Miankuhi-Formation der auf die Kollision folgenden Emersion ım Karn (Tab. 1). Somit 
entspricht auch die Miankuhi-Formation, sowohl zeitlich als auch lithologisch, dem tieferen 
Teil der Shemshak-Formation. 

Nach EFTEKHARNEZHAD & BEHROOZI (1991: 99) ist die Miankuhi-Formation nördlich von 
Torbat-e-Jam eindeutig von der dynamothermalen Metamorphose des Mashhad-Granites 
erfaßt worden. Somit kann das für den Mashhad-Granit angegebene Alter (153 + 5 Mio. Jahre) 
nicht stimmen, zumal Gerölle dieses Granits in den basalen Konglomeraten der Kashafrud- 
Formation gefunden wurden (EFTEKHARNEZHAD & BEHROOZT, 1991: 98). Der Mashhad-Granit 
ist damit jünger als die Shemshak- und Miankuhi-Formation, jedoch älter als die Kashafrud- 
Formation. Demzufolge ist der Granit altersmäßig prä-oberbajocisch und, wie bereits von 
SEyEn-Emamı & Aravı-Nainı (1990: 220) festgestellt, eindeutig mid-cimmerisch (Tab. 1). 

Auch die stratigraphische Stellung der Ghal’eh Qabri-Formation (RUTTNER, 1993) dürfte ın 
Anbetracht der tektonischen Koplexität des Aghdarband-Gebietes als unsicher gelten. Sie darf 
mit Sicherheit nicht als tieferer Teil der Kashafrud-Formation angesehen werden (RUTTNER, 
1991: 48; 1993: 115). Damit ist auch die Diskontinuität an der Basıs der Kashafrud-Formation 
weder alt-cimmerisch (RUTTNER, 1991: 16) noch indonesisch (BauD et al., 1991: 135), sondern, 


wie oben dargestellt, mid-cimmerisch. 


Iranische Zusammenfassung 


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Tafelerläuterungen 


Tafel 1 


Fig. 1: Callıphylloceras sp., Senjedak-Paß; SE-1993-1. x1. 


m 


: Sphaeroceras brongniarti (SOWERBY), Senjedak-Paß; SE-1993-4; oben: x1; unten: x1,5. 
: Cadomites (Cadomites) sp., Sarakhs-Brücke; SE-1993-6. x1. 


3 
Fig. 4: Leptosphinctes (Leptosphinctes) kıtiae (KAKHADZE & ZESAsHVILI), Senjedak-Paß; SE- 
1993-3. x1. 


Fig. 
Fig. 


Fig. 5: Garantiana (Hlawiceras) platyrryma (Buckman), S Aghdarband; SE-1993-5. x1. 


157 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 34, 1994 


KAZEM SEYED-EMAMI, GERHARD SCHAIRER & ARJANG BEHROOZI: Ammoniten Ta 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. 34 159-162 München, 15. 12. 1994 


Polysphinctites polysphinctus BUCKMAN 
aus dem „Parkinsonien-Oolith“ (Mittlerer Jura) von Sengenthal 


Von GERHARD SCHAIRER *) 
Mit I Abbildung und I Tabelle 


Kurzfassung 


Aus dem „Parkinsonien-Oolith“ (bisher meist in das Oberbajoc, Parkinsoni-Zone, einge- 
stuft) im Steinbruch Winnberg der Heidelberger Zement AG, Sengenthal bei Neumarkt/ 
Oberpfalz, Bayern, wird ein Exemplar von Polysphinctites polysphinctus BUCKMman beschrie- 
ben. Diese Art kommt, soweit bisher bekannt, im unteren Bathon (Yeovilensis-/ 
Tenuiplicatus-Zone) vor. Neben dem Vorkommen von Parkınsonta (Gonolkites) convergens 
(BuUCKMAN) ıst dies ein weiterer Hinweis darauf, daß Teile des „Parkinsonien-Ooliths“ ins 
untere Bathon einzustufen sınd. 


Abstract 


A specimen of Polysphinctites polysphinctus BUCKMAn, found in the „Parkinsonien-Oolith“, 
is described from the quarry Winnberg of the Heidelberger Zement AG, Sengenthal near 
Neumarkt/Oberpfalz, Bavaria, Germany. Till now the „Parkinsonien-Oolith“ means to be of 
Upper Bajocian (Parkinsoni zone) age. However P. polysphinctus is known only from the 
Lower Bathonian, Yeovilensis/Tenuiplicatus zone. Therefore parts of the „Parkinsonien- 
Oolith“ seem to be of Lower Bathonian age, supported too by the occurrence of Parkinsonia 
(Gonolkites) convergens (BUCKMAN). 


Einleitung 


Der hier beschriebene Ammonit wurde der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie 
und historische Geologie, München, von Herrn Oo MADER, Rattenberg/Tirol, Österreich, 
überlassen, zusammen mit weiteren interessanten Stücken aus dem Steinbruch Winnberg bei 
Sengenthal. Opo MADER, gelernter Kunstschmied, ist eher bekannt als Privatsammler, der vor 
allem Fossilien aus den Kreideschichten der näheren und weiteren Umgebung seines Heimat- 
ortes birgt. Doch ist ihm an seinen Hauptsammelstellen der erwartete Erfolg versagt, zieht es 
ihnan andere Plätze- Aufschlüsse, von denen ihm bekannt ist, daß „immer etwas geht“. So fuhr 
erauch nach Sengenthal und kam nıe ohne „Beute“ zurück, wobei ıhn sein geschultes Auge nie 
verließ. 


*) Dr. G. SCHAIRER, Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie, Richard- 
Wagner-Straße 10, D-80333 München. 


159 


Das Material, das von Herrn OÖ. MADer, Rattenberg, erworben wurde, wird in der Bayeri- 
schen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie, München, unter der 
Inventar-Nr. 1994 IV aufbewahrt. Danken möchte ich Herrn ©. MADer dafür, daß er unseren 
Wünschen in so großzügiger Weise entgegenkam. Besonderer Dank gilt vor allem dem „Verein 
der Freunde der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie 
München e.V.“, der den Erwerb dieser Sammlung erst ermöglichte. Die Zeichenarbeiten 
wurden von Herrn K. Dossow, die Fotoarbeiten von Herrn F. Höck, München, ausgeführt. 


Beschreibung 


Abkürzungen 

Dm Durchmesser in mm 

Nw% Nabelweite ın % des Dm 

SR Zahl der Sekundärrippen auf 10 UR 

UR Zahl der Umbilikalrippen auf 1 Umgang 
Wb%  Windungsbreite in % des Dm 

Wh%  Windungshöhe ın % des Dm 


Polysphinctites polysphinctus BUCKMAN, 1922 
Abb. 1, Tab. 1 


*1922 Polysphinctites polysphinctus, nov. - BuckMman: Taf. 322 A-C. 
1955 Polysphinctites polysphinctus S. BUCKMAN - ARKELL: 138; Taf. 16, Fig. 6 - 8. 
1970 Polysphinctites polysphinctus BUCKMAN, 1922 - MANGoLD: 114; Taf. 7, Fig. 21. 
1970 Polysphinctites polysphinctus S. BUCKMAN — Hann: 56; Taf. 8, Fig. 6 - 10. 
1991 Polysphinctites cf. polysphinctus BUCKMAN, 1922 — SEYED-EMAMI et al.: 74; Taf. 4, Fig. 14 - 15. 


Materıal: 1 fast vollständig erhaltenes, wenig verdrücktes Exemplar in „Schalener- 
haltung“. 

Fundschicht: Lose. Aufgrund des umgebenden Gesteins stammt das Stück zweifelsfrei 
aus dem „Parkinsonien-Oolıth“. 


Tabelle 1. Merkmalswerte von P. polysphinctus 


Dm Nw% Wh% Wb% UR SR 
35 44 29 21 47 
27 44 34 40 
24 25 


Beschreibung: Das Exemplar weist bei Durchmesser 28 mm eine Wachstums- und 
Berippungsstörung auf (Abb. 1a, d; Pfeile), die auf eine Verletzung des Gehäuses und/oder der 
Weichteile zurückzuführen ist. In diesem „keilförmigen“ Bereich ist die ursprüngliche 
Berippung an einer schräg nach rückwärts verlaufenden Linie abgeschnitten und die Extern- 
seite abgeflacht. Gegen die Mündung zu wird diese Stelle durch eine etwas verstärkte, 
wulstartige Rippe begrenzt. Im Defektbereich besteht die Skulptur aus einer stark rursira- 
diaten Büschelrippe mit vier Spaltrippen und davor und dahinter liegenden, unterschiedlich 
langen Einzelrippen. An der Externseite sind einige spirale Streifen zu erkennen. 

Der Mundsaum ist an der Naht vorgezogen, insgesamt + aufgewölbt und weist um 
Flankenmitte Reste von Apophysen auf (Abb. 1 a, d). Der hochovale Windungsquerschnitt 


160 


besitzt flachkonvexe Flanken und eine gewölbte, schmale Externseite. Der Nabelrand ist 
gerundet; die allgemein steile Nabelwand scheint sich auf dem vordersten Teil der letzten 
Windung zu verflachen. Auf den inneren Windungen sind je drei kräftige, tiefe Einschnürun- 
gen vorhanden, auf dem letzten Umgang nur eine; gewisse Unregelmäfigkeiten in der 
Berippung lassen auf weitere Einschnürungen schließen. 

Die innersten Windungen scheinen bis zu einem Durchmesser von 6 mm glatt zu seın. 
Dann setzen feine, prorsiradiate, gerade bis schwach konkave Rippen ein, deren Abstand sich 
nach vorn allmählich vergrößert. Auf der vorderen Hälfte der vorletzten Windung erkennt 
man, daß die Rippen biplikat sind, mit einzelnen Schaltrippen. Auf dem letzten Umgang sind 
die leicht prorsiradiaten Rippeneinheiten biplikat, mit nach vorn zunehmender Anzahl an 
Schaltrippen. Die Rıppenspaltpunkte liegen etwa auf der Hälfte der Windungshöhe. Die 
Sekundärrippen sind auf der Externseite gewöhnlich unterbrochen, alternieren und verzah- 
nen sich (Abb. 1 c). Im Bereich der Mündung ziehen die vordersten Sekundärrippen über die 


Externseite hinweg und sind deutlich verstärkt (Abb. 1 b). 


Abb. 1: Polysphinctites polysphinctus BUCKMAn, Steinbruch Winnberg bei Sengenthal/Opf. 1994 IV I 


a, d: Seitenansichten (die Pfeile kennzeichnen den Defektbereich); b, c: Externansichten. x1 
Bemerkungen: Das Sengenthaler Exemplar stimmt gut mit den von BUCKMAN (1922: 
Taf. 322 A-C) abgebildeten Stücken überein (vgl. a. Ark£ıı, 1955: Taf. 16, Fig. 6-7). Das 
Original zu Arkeıı (1955: Taf. 16, Fig. 8) ist in der Berippung sehr ähnlich, besitzt aber einen 
größeren Enddurchmesser. Das Exemplar in ManGorp (1970: Taf. 7, Fig. 21) stimmt in der 
Größe überein, ıst aber auf den inneren Windungen gröber berippt. Bei den Belegstücken zu 
Hann (1970: Taf. 8, Fig. 6 -10) handelt es sich um Innenwindungen, die soweit erkennbar, 
etwas gröber berippt sind. Die Originale zu SEYED-EmamI et al. (1991: Taf. 4, Fig. 14-15) — 
beides Innenwindungen - fallen dadurch auf, daß die Einschnürungen schr wenig ausgeprägt 
erscheinen, wenn überhaupt welche vorhanden sind. 

Differentialdiagnose: Bisher sind drei Arten der Gattung Polysphinctites bekannt 


geworden: P. polysphinctus BUCKMAN, P. secundus (WETZEL; vgl. HaHn, 1970: 57; Taf. 8, Fig. 


11-13) und ?P. ebrayoides Arkeıı (1955: 138; Taf. 16, Fıg. 3; vgl. MAnGoLD, 1970: 115). Nach 
Hann (1970: 59) ıst P. secundus gröber berippt als P. polysphinctus. P.ebrayoides unterscheidet 


161 


sich nach MAnGoLD (1970: 115) durch den schlankeren Windungsquerschnitt und vor allem 
durch die deutlich rursiradiat verlaufende Berippung. Es wäre zu überprüfen, ob es sich bei 
dem Holotypus nicht um ein Exemplar handelt, dessen Berippung durch eine Verletzung 
diesen rursiradiaten Verlauf erhielt. 

Vorkommen: Nach der bisherigen Ansicht kommt P. polysphinctus ım unteren Bathon, 
Zigzag-Zone, Yeovilensis-/Tenuiplicatus-Subzone, vor (vgl. Hann, 1970: 57). 


Bemerkungen zur Stratigraphie 


Nach den bisherigen Erkenntnissen scheint die Gattung Polysphinctites auf das Unterbathon, 
Zigzag-Zone, beschränkt zu sein (BUCKMAN, 1922; ARKELL, 1955; MANGoLD, 1970; HAHN, 
1970). Für das Vorkommen von P. polysphinctus gibt Hann (1970: 57) für den südwestdeut- 
schen Jura die Tenuiplicatus-Subzone an, schließt aber ein Vorkommen in der liegenden 
Yeovilensis-Subzone nichtaus. Aufgrund des umgebenden Gesteins stammt das Sengenthaler 
Stück eindeutig aus dem sog. „Parkinsonien-Oolith“, der von CALLOMON et al. (1987: 8-9; 
Abb. 4, Bank 7-9) in das Oberbajoc eingestuft wurde. 

Folgt man der bisher gültigen Auffassung das Vorkommen von Polysphinctites betreffend, 
bedeutet dies aber, daß Teile des „Parkinsonien-Ooliths“ in das untere Bathon, Zigzag-Zone, 
zu stellen sind. Für diese Annahme sprichtauch das Vorhandensein von Parkinsonza (Gonolkites) 
convergens (BUCKMAN) ın derselben Bank (vgl. SCHAIRER, 1987: 21, 45; Taf. 3, Fig. 2; KÄstLe, 
1990::22, 40; Tat. 8, Fig. 2). 

Da in dieser Bank aber auch das Oberbajoc, Parkinsoni-Zone, nachgewiesen ist (vgl. u. a. 
CALLOMON etal., 1987: 8), muß angenommen werden, daß es sich hierbei um eine kondensierte 
Ablagerung handelt. 


Schriftenverzeichnis 


ARKELL, W. ]. (1951 - 1958): A monograph of English Bathonian ammonites. — Palacontogr. Soc., 1951 - 
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162 


| Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. 34 | 163-167 li München, 15. 12. 1994 


Odontomyia-Larven aus dem Randecker Maar 
(Insecta: Diptera, Stratiomyidae) 


Von Max KÜHBANDNER und H. HERMANN SCHLEICH*®) 


mit 1 Tafel und I Textabbildung 


Kurzfassung 


Aus dem Miozän des Randecker Maars (Süddeutschland) werden Waffenfliegen-Larven der 
Gattung Odontomyia MEIGEN 1800, (Diptera, Stratiomyidae) beschrieben. 


Abstract 


From miocene sediments of the Randecker Maar (S-Germany) larvae of soldier flıes 
(Odontomytia MEIGEN 1800, Diptera, Stratiomyidae) are described. 


Einleitung 


Bei einem Besuch der Münchner Mineralientage konnten an einem Ausstellungsstand mit 
Miozän-Versteinerungen nachfolgend beschriebene Fossilfunde aus dem Randecker Maar 
(Deutschland, Baden-Württemberg, Schwäbische Alb) durch M. KUHBANDNER erstanden 
werden. 

Das Randecker Maar gehört zum Urach-Kirchheimer Vulkangebiet (GEYER & GWINNER, 
1991: 329) mit miozäner Ausbruchszeit. Mit über 1000 m Durchmesser ist es mit dem Jusi beı 
Metzingen der größte Vulkanschlot des Gebietes. In einigen größeren Schloten sind limnische 
Ablagerungen der ehemaligen Maarkessel enthalten. Diese z. T. - wie im vorliegenden Fall — 
kieselig grauen Mergellagen sind fossilreich und enthalten u.a. Blätter, Pollen, Diatomeen und 
OÖstrakoden, Schnecken, Insekten und Wirbeltiere (s.a. SCHLEICH, 1985). Als Alter wird Unter- 
bis Mittelmiozän (MN 5, ob. Orleanium) angenommen. 

Nach (frdl. mdl. Mittlg. ) E. HEızmann (Stuttgart) sind bereits Steinfliegen (Plecoptera) und 
Zuckmücken (Chironomidae) von diesen Ablagerungen bekannt geworden. 


*) Max KÜHBANDNER, Zoologische Staatssammlung, Münchhausenstraße 21, D-81247 München. 
PD Dr. H. Hermann Schleich, Institut für Paläontologie & Hist. Geologie, Richard- Wagner-Str. 10, 
D-80333 München. 


163 


Tnrorakalscgmente 


Abduminalsegmente 


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Abb. 1: Zur Terminologie einer Stratiomyiden (Odontomyra)-Larve (nach Rozkosny, 1982) im Ver- 


gleich mit den fossilen Resten. (unten: links O. ornata - 32 mm, rechts O. spec., fossil - 23 mm) 
Systematische Beschreibung 


Klasse Insecta 
Ordnung Diptera 
Familie Stratiomyidae 
Gattung Odontomyıa MEIGEN 
Odontomyıa sp. indet. 


Rezent sind ca. 1500 Waffenfliegenarten bekannt. Auch wenn die Fliegen selbst recht 
vielgestaltig sein können, so sind ihre Larven recht charakteristisch: abgeplatteter Habitus, 


164 


spindelförmiger Körper, Verjüngung zum Abdominalende, Haarkranz zum Anheften an die 
Wasseroberfläche, Kalkeinlagerungen in der Cuticula. 

Die vorliegenden fossilen Larven sind eindeutig zur Gattung Odontomyia MEIGEN zuzuord- 
nen. Die Gestalt des Larvenkörpers entspricht den aquatisch lebenden Larven der Gattungen 
Odontomyia MEIGEN und Stratiomys GEOFFROY. Von Stratiomys unterscheiden sie sich 
hauptsächlich durch das verkürzte, leicht konische und walzenförmige Analsegment (letztes 
Abdominalsegment). Die Larven der Gattung Stratiomys besitzen kuss chlieRlich längere, sehr 
schmale Analsegmente. Dorsal befinden sich bei Odontomyıa-Larven keine dornenartigen 
Erhöhungen auf den Segmenten. 

Vorliegende Stratiomyidae-Larven sind jeweils mit einem Hangend- und Liegendabdruck 
überliefert. Die fossilen Larven sind lateral eingebettet und erscheinen so in ihrer natürlichen 
Bewegung fixiert. Hierbei ist deutlich der Übergang von der Oberseite (erkennbar durch die 
dunklere Färbung), zur Unterseite (erkennbar durch die hellere Färbung) zu sehen. Die Larven 
sind in voller Körperlänge sichtbar und daher gut zu vermessen (s. Tab.1). 

Das Material wird in der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische 
Geologie unter der Inventarnummer 1994 137, 38 aufbewahrt. 


Tab. 1: Abmessungen der Körpersegmente der fossilen Larven von Odontomyia sp. 


Biometrie (Terminologie s. Abb. 1; alle Angaben in mm): 


Abb.Nr. Kopf T/I T/U TI AI A/2 A/3 A/4 AS A/6 A/7 A/8 
1a/A 09 1,1 Dear la Ze 721 2,277 247226. 2338 
1a/B = = - - - - - - - 2,2 26.38 
1b/A 1,1 KO EEE ee EZ Er ra) 
1b/B - - - - = = - - - 2,028 7358 
2a/A - - 153 = = 102 2,1 72,27 72:07 2:6 7338. 25357. 
2a/B 1,92 21507 20,87 1,2 7107714 22:1 2254 - - - - 

2b/A = a ee ey - 2 2, 3,5003:6 
2b/B = = - - - - = - = 2,8 = = 

Durchschnitt 1,2 1,1 121375153 E17, 95225277 22527 7 72,4703003,7 


Die Larve besteht aus dem Kopf und 11 Körpersegmenten. Sie ist länglich und leicht 
abgeflacht. Am Hinterleib verjüngen sich die letzten Segmente (Abdominalsegmente und 
Analsegment) zu einer Art Atemrohr. Der Kopf ist kegelförmig. 

Vom Habitus her entspricht.die fossile Larve einigen rezenten Arten der Gattung Odontomyia 
MEIGEn. Aufgrund der metrischen Proportionen der Larvalsegmente und dem Vergleich mit 
rezenten Arten wird eine Ähnlichkeit zu Odontomyia ornata (MEIGEN, 1822), der größten 
europäischen Art dieser Gattung gezeigt. 

An weiteren Abdrücken vorliegender Fossilplatten kann eine fast erwachsene Libellenlarve 
(Insecta, Odonata) der Familie Corduliidae oder Libellulidae (frdl. Mittlg. PD Dr. 
E.G.BURMEISTER, Zoologische Staatssammlung München) sowie ein Blatt eines Laubbaumes 
erwähnt werden. 


Zur Biologie rezenter Waffenfliegen-Larven 


Die meisten Larven der Odontomyia-Arten leben ım Wasser, können aber vor allem nach der 
Winterruhe und kurz vor der Verpuppungsphase im Frühjahr, an a Ufern oder auf 
der Erde, in der Nähe von Gewässern angetroffen werden. Sie verpuppen sich in der letzten 
Larvenhaut und können als Larve, sowie als Puppe längere Trockenheit überdauern. 


165 


Die Larven hängen meist mit dem Ende ihres Körpers an der Wasseroberfläche. Dies 
geschieht, um mit dem Atemapparat des Analsegmentes Luft zu holen. Damit sie sich zu 
diesem Zwecke an der Wasseroberfläche halten können, verfügen sie am Analsegment über 
einen gefiederten Haarkranz, der beliebig ausgebreitet werden kann, um nicht abzusinken. 

Die lederartig aussehende, kalkinkrustrierte Haut der Larven ist ein guter Schutzfaktor 
gegen äußere Einwirkungen (Hitze, Austrocknung, Verletzungen u.ä.). Am Prothoracalsegment, 
am Methathorax und auf den ersten sechs bis sieben Abdominalsegmenten befinden sich die 
Stigmen der peripneustischen Larven. 

Am Grunde der Gewässer oder zwischen der Unterwasservegetation suchen sie Nahrung. 
Diese besteht in der Hauptsache aus verrottetem Pflanzenmaterial, Plankton und Algen. 


Dank: Frau M. MütL£r (Zoologischen Staatssammlung München) fertigte die Fotografien 
an. 


Literatur 


GEYER, O.F. & Gwinner, M. (1991): Geologie von Baden Württemberg.- 482 $., (Schweizerbart); 
Stuttgart. 

RozKkosNnY, R. (1982): A Biosystematice Study of the European Stratiomyidae (Diptera), Vol.1, pp-401, 
Vol. 2, pp.431. In Spencer, K.A. : Series Entomologica, 21. (Junk), The Hague, Boston, London. 

SCHLEICH, H.H. (1985): Zur Verbreitung tertiärer und quartärer Reptilien und Amphibien.- Münchner 
Geowiss. Abh. (A),4: 67-149; München. 


Tafel I 


Fig. 1: Fossilplatte mit Abdruck zweier Stratiomyiden-Larven (Odontomyia), einer Libellen-Larve 
(Odonata), sowie eines Laubbaumblattes. BSP 1994 137 Randecker Maar; MN 5 - Ob. 
Orleanium, Unter. Mittelmiozän. 

a-b: Hangend- bzw. Liegendplatte (A/B) 


Fig. 2: Fossilplatte mit Abdruck einer Stratuiomyiden-Larve (Odontomyıa). BSP 1994 1 38 Randecker 
Maar; MN 5 - Ob. Orleanium, Unter.-Mittelmiozän. 
a-b: Hangend- bzw. Liegendplatte (A/B) 


166 


Tafel 1 


r. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 34, 1994 


Mitt. Baye 


Max KÜHBANDNER und H. HERMANN SCHLEICH: Odontomyıia 


167 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. 34 169-186 T München, 15. 12. 1994 | 


Zur systematischen Stellung einiger Clupeidae aus Thrakien, 
Türkei 


Von NERIMAN RÜCKERT-ULKÜUMEN® 
Mit 8 Abbildungen und 5 Tafeln 


Kurzfassung 


Bei Grabungen durch die Verfasserin in Thrakien 1980 wurden in Ablagerungen des 
Sarmatiums-Pannoniums zahlreiche Clupeidae gefunden, die einen wichtigen Beitrag zur 
Verbesserung der Kenntnisse fossiler Clupeidae der Türkei liefern. Es handelt sich um drei 
Arten der Gattung Clupeonella und neun Arten der Gattung Alosa, darunter eine neue Art, 
Alosa avcılarensis n. sp. Diplomystus marmorensis WOODWARD und Alosa ovalis RÜCKERT- 
ULkUMEN werden zu Clupeonella, Clupea spinosa RUCKERT-ÜLKUMEN und Clapea latissima 
(HECKEL) zu Alosa gestellt. Die übrigen Arten, von denen bisher nur Holotypen vorlagen, 
behalten ihre systematische Stellung. 


Abstract 


Excavations by the author in Thrakia in 1980 produced numerous specimens of Clupeidae 
from sediments of Sarmatian-Pannonianage. The study ofthis material resulted in aconsiderable 
increase of our knowledge of the fossil Clupeidae of Turkey. Three species of the genus 
Clupeonella and nıine species of the genus Alosa including a new one, Alosa avcılarensıs n. sp., 
could be recognized. Diplomystus marmorensis WOODWARD and Alosa ovalis RUCKERT- 
ÜLKÜUMEN are assigned to the genus Clupeonella, Clupea spinosa RÜCKERT-ÜLKUMEN and 
Clupea latissima (HECKEL) were inclcuded in the genus Alosa. The remaining species, hitherto 
known only by the holotypes, should keep their systematic positions. 


Einleitung 


Das ım folgenden beschriebene Material stammt aus Schichten von sarmatischem (bis 
pannonischem) Alter aus Thrakien (vgl. RUCKERT-ÜLKUMEN 1965, 1990). Zum größten Teil 
handelt es sich um Topotypen von Arten aus Pınarhisar, deren Holotypen (RÜCKERT- 
ULKUMEN 1965) sich im Geologischen Institut der Universität Istanbul befinden. Das Material 
wurde durch die Verfasserin bei mehrjährigen Grabungen (vor allem 1980) an demselben Ort 


* Dr. NERIMAN RUCKERT-ÜLKUMEN, Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und historische 
Geologie, Richard-Wagner-Straße 10, D-80333 München 


169 


wie Stücke von 1965, in Pınarhisar, geborgen, teilweise auch in dem SE gelegenen Avcılar. Es 
handelt sich ausschließlich um Clupeiden, vorwiegend in guter Erhaltung, vielfach besser als 
die der Holotypen, so daß die Kenntnis dieser Gruppe beträchtlich vermehrt werden konnte. 
Vonden I2 nachgewiesenen Arten gehören 3 zur Gattung Clupeonella (bisher als Diplomystus, 
Clupea und Alosa beschrieben), 9 zur Gattung Alosa (davon eine früher zu Clupea gestellt). 
Eine Art ist neu: Alosa avcılarensıs n. sp. Das Belegmaterial wird an der Bayerischen Staats- 
sammlung für Paläontologie und historische Geologie München unter der Inventarnummer 
1980 X aufbewahrt. 


Dank 


Herzlichen Dank schulde ich dem Direktor von Universitätsinstitut und Staatssammlung 
für Paläontologie und historische Geologie München, Herrn Prof. Dr. D. HerM für seine 
großzügige Unterstützung, Herrn Dr. P. WELLNHOFER für seine Hilfe und das Sammlungs- 
material, das er mir zur Verfügung stellte, Frau G. YURTSEVER (Geologin der MTA in Corlu) 
für ihre tatkräftige Mithilfe im Gelände und Herrn Dr. D. MÜLLER für die kritische Durchsicht 
des Manuskripts. Ferner bedanke ıch mich ganz herzlich bei Herrn Dr. C. PATTERSON am 
British Museum (Natural History) ın London für eine Fotografie des unter Nummer P. 10015 
am Museum aufbewahrten Holotypus von „ Diplomystus“ marmorensis WOODWARD. Weiter- 
hin bin ich zu Dank verpflichtet Herrn K. Dossow für die Anfertigung der Zeichnungen und 
Mithilfe bei der Gestaltung der Tafeln und Herrn F. Höck für die Fotoaufnahmen. 


Die Abkürzungen auf den Textabbildungen bzw. im Text bedeuten: 

Fr Frontale, Os Oeccipitale, Or Orbita, Sor Suborbita, Q Quadratum, Mx Maxillare, Pmx 
Praemaxillare, Dt Dentale, Pop Praeoperculum, Op Operculum, Sop Suboperculum, Iop 
Interoperculum. 

D Dorsalis, P Pectoralis, V Ventralis, A Analıs, Sch Schuppe, KL Körperlänge, 
KH Körperhöhe. 


Familie Clupeidae Cuvier 1817 
Gattung Clupeonella KessLEr 1877 
Typ.-Art: Clupeonella grımmiı Krsster 1877 


Clupeonella marmorensis (WOODWARD 1904) 
Taf. 1, Fig. 1-2, Abb. 1 


1904  Diplomystus marmorensis n. sp. - WOODWARD, Pisces, in NEWTON, Post-Tertiary and Tertiary 
fossils Dardanelles: 284, Tat. 24, Fig. 28. 
1965  Diplomystus marmorensis WOODWARD. — RUCKERT-ULKUMEN, Foss. Fische Sarmat Pınarhisar: 
323, Taf. 23, Fig. 17 
1990  Diplomystus marmorensis WOODWARD. — RÜCKERT-ÜLKUMEN, Neue Ergebnisse miozäne Fisch- 
Schichten Nord-Thrakiens: 30-31, Taf. 1-2. 
Material: 7 Exemplare; Inv.-Nr. BSP 1980 X 515, 516, 518, 519, 526, 527, abgebildetes 
Stück 595. 
Fundort: Pınarhisar. 
Fundschicht: Sarmatıum. 
Beschreibung: Es handelt sich um kleine Fische. Das abgebildete Exemplar (BSP 1980 X 595) 


erreicht eine Gesamtlänge von 60 mm und eine Körperhöhe bei der Dorsalis von 10 mm; das 


Verhältnis Länge zu Höhe beträgt demnach 6. Der Kopf ıst schmal, mit einem tief gespaltenen 


170 


Maul. Bei manchen der bis jetzt gefundenen Stücke liegen hinter der Orbita zerbrechliche 
kleine Otolithen (RUCKERT-ULKUMEN 1965: 323). In der Mitte des Körpers befindet sich die 
Dorsalis mit ca. 12 Strahlen, gegenüber die Ventralis mit 6 und die Pectoralis mit ca. 8 Strahlen. 
Die Analıs zeigt 18 Strahlen, von denen die zwei letzten verlängert sind (Abb. 1). Zwischen 
Kopf und Dorsalis liegen 7 Prädorsalknochen. Die 22 Abdominalwirbel (davon 3 im Kopf) 
sind kürzer als hoch, die 16 Caudalwirbel dagegen länger. 

Bemerkungen: Die Art wurde erstmals von WOODWwARD (1904) aus brakischen Sarmat- 
Ablagerungen aus dem Gorgona-Bach bei Sarköy (Thrakien) als Diplomystus marmorensıs 
(mit 58 mm Länge und 12 mm Höhe; Taf. 1, Fig. 1) beschrieben. WOooDwarD (1904: 284-285) 
hat diesen kleinen Fisch ausführlich beschrieben, aber zugegeben, daß er zwischen Kopf und 
Dorsalflosse zwar Prädorsalknochen, aber keine Spuren von gewöhnlichen Schuppen geschen 
habe. 

GRANDE (1985) hat indessen rezente und fossile Clupeiden untersucht und mittels Röntgen- 
Aufnahmen an rezenten Stücken gezeigt, daß die meisten der Arten zwischen Dorsalflosse und 
Kopf Prädorsalknochen (in verschiedener Größe und Zahl) aufweisen. Bei der von ihm 
untersuchten Typus-Art Diplomystus dentatus Core 1877 aus dem Eozän von Wyoming tritt 
außer den Prädorsalknochen, die bis zu den Neuralapophysen reichen, zusätzlich noch eine 
Reihe von dicken Dorsalschuppen auf (vgl. GRANDE 1985: 260, Fig. 8 B). Wegen der fehlenden 
Dorsalschuppen und der verlängerten letzten zwei Analflossen-Strahlen kann die Art von 
WOODWARD nicht zu Diplomystus gestellt werden, sondern gehört zu Clupeonella. 

Außer den 2 oben beschriebenen Exemplaren von Clupeonella marmorensis aus Pınarhisar 
stimmen noch weitere 40 Stücke, teils aus Pınarhisar selbst, teils aus den Orten Incegız 
(N Gatalca) und Kügükgekmece, mit dem Typusexemplar von WOODWARD aus dem Gorgona- 
Bach (heute im British Museum Inv.-Nr. P 10015) überein, alle in der BSP (Inv.-Nr. 1980 X). 
Davon wurde bereits bei RÜCKERT-ULKUMEN (1990, Taf. 1,2 abgebildet: I Stück aus Pınarhisar 
(Taf. 1, Fig. 2), zwei aus Kücükgekmece (Taf. 1, Fig. 1, 3) und eines aus Incegiz (Taf. 2, 
Fig. 1-2). 


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Abb. 1: Clupeonella marmorensis (WOODwaArD), (Abkürzungen vgl. S. 170 ). 


Clupeonella humilis (MEYER 1852) 
Taf. 1, Fig. 4-6, Abb. 2 


1852  Clupea humilis - MEyEr, Unterkirchberg: 92, Taf. 14, Fig. 3, 5, 7-9; Taf. 16, Fig. 12. 
1960 Clupea humilis MEYER-RÜCKERT-ULKUMEN, Tertiär. Fische Thrakien u. Dardanellen: 88-89, 
Taf. 8, Fig. 1-3, Taf. 9, Fig. 2. 
Material: 6 Exemplare; Inv.-Nr. BSP 1980 X 590-594 und 1980 X 554. 
Fundort: Pınarhisar. 
Fundschicht: Sarmatıum. 


171 


Beschreibung: Das abgebildete Exemplar (BSP 1980 X 590) hat eine Gesamtlänge von 95 mm 
und eine Körperhöhe von 21 mm. Die Körperhöhe ist in der Gesamtlänge 4,5 mal enthalten. 
Die Dorsalıs hat 9 Strahlen, die Pectoralıs 12, die Ventralis 6 und die Analıs 17, von denen die 
2 letzten verlängert sind. Vor der Dorsalflosse und dem Kopf liegen 8 Prädorsalknochen. An 
der Bauchkante sind 22 Kielschuppen zählbar. 

Bemerkungen: Als erster hat BOGACHEV (1938: 58 f., Taf. 8, Fig. 1) auf eine fossile Clupeonella 
aufmerksam gemacht. Einen kleinen Fisch aus einem Mergel des Obermiozäns (Pont) von 
Kerpük-Schor beı Baku, bei dessen Analflosse die beiden letzten Strahlen verlängert sind, 
beschrieb er als „Clupeonella vexata n. sp.“. In der BSP liegen unter den Inventarnummern 
1881 IX 64, 1881 XI 64 und AS V 57 drei sehr gut erhaltene Exemplare von „Clupea“ humilıs 
MEvER aus den Kirchberger Schichten (Öttnang) von Unterkirchberg bei Ulm, die dasselbe 
Merkmal zeigen. Auch bei ihnen sind die beiden letzten Strahlen der Analflosse verlängert. 
Damit muß „Clupea“ humılıs MEYER zu Clupeonella gestellt werden, was auch für die aus 
Thrakıen beschriebenen Exemplare gilt. 


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Abb. 2: Clupeonella humılıs (Meyer), (Abkürzungen vgl. S. 170 ). 


Clupeonella ovalis (RÜCKERT-ÜLKUMEN 1965) 
Taf. 2, Fıg. 3, Abb. 3 


1965  Alosa ovalis n. sp. - RUCKERT-ÜLKUMEN, Foss. Fische Sarmat Pınarhisar: 336-337, Taf. 26, 
Fig. 34-36. 

Material: 18 Exemplare, Inv.-Nr. BSP 1980 X 537-553, abgebildetes Stück: 606 

Fundort: Pınarhisar. 

Fundschicht: Sarmatıum. 

Beschreibung: Der mit Ctenoid-Schuppen bedeckte Körper ıst oval-dickbäuchig, derSchwanz 
tief gegabelt und das Maul spitz. Die Gesamtlänge dieser Fische beträgt 160-170 mm, die 
Körperhöhe 45-50 mm, die Kopflänge 40-45 mm und die Kopfhöhe 33-35 mm (vgl. RÜCKERT- 
UL küMmEN 1965: 336-337). Die Seitenlinie liegt parallel über den Schwanzwirbeln und scheint 
in der Mitte des Körpers zu enden, da sie durch den dicken Abdominalteil weiter vorne nicht 
sichtbar ist. 

Flossenformel: D = 14, A = 18, V = 5-8, P= 12, W = 22+16. 

Bemerkungen: Die 18 Exemplare stimmen weitgehend mit dem Holotypus überein, wobei 
einige Exemplare erkennen lassen, daß die Art 22 Abdominalwirbel aufweist. Außerdem sieht 
man bei dem abgebildeten Stück (1980 X 606) sehr deutlich, daß die letzten zwei Strahlen der 
Analflosse verlängert sind (Abb. 3). Die Analflossen-Strahlen sind sehr empfindlich, vor allem 
die letzten Strahlen, die selten erhalten aber bei dem abgebildeten Exemplar deutlich erkennbar 
sind. Deswegen stelle ich diese Art zu C/upeonella. 


172 


| 
| 


Abb. 3: Clupeonella ovalıs (RÜCKE RT-ÜLKÜMEN), (Abkürzungen vgl. S. 170). 


Gattung Alosa CuvIEr 1829 
Typ.-Art: Clupea alosa LinnAEUSs 1758 


Alosa spinosa (RÜCKERT-ÜLKÜMEN 1965) 
Taf. 2, Fig. 1-2, Abb. 4 


1965  Clupea spinosa n. sp. - RÜCKERT-ULKÜMEN, Foss. Fische Sarmat Pınarhisar: 328-329, Taf. 23, 
Fig. 11. 

1969  Clupea spınosa RUCKERT-ULKÜMEN. — ANDELKOVIG, Fossil. ribe donjeg sarmata Beograda: 131, 
pl. VI, Fig. 1. 

1989  Clupea spinosa RÜCKERT-ÜLKÜUMEN. — ANDELKOVIG, Tertiary Fishes Yugoslavia: 68, pl. I, Fig. 9. 

Material: 4 Exemplare; Inv.-Nr. BSP 1980 X 511-514, abgebildetes Stück: 512. 

Fundort: Pınarhisar. 

Fundschicht: Sarmatıum. 

Beschreibung: Bei 3 Exemplaren fehlt die Schwanzflosse, nur bei einem Stück ist sie zur 
Hälfte erhalten und man sieht, daß sie deutlich gegabelt war. Die Körperlänge beträgt wenig 
über 100 mm, die Körperhöhe um 50 mm. Der Kopf ist höher als lang, beim abgebildeten Stück 
ca. 40 mm hoch und 35 mm lang. Die Körperhöhe ist etwa 2,2 mal in der Körperlänge enthalten, 
die Kopflänge ca. 2,9 mal. Für ausführliche Beschreibungen sei auf RUCKERT-UÜLKUMEN 1965 


verwiesen. 


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U, 
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IUMÄTN Si 


Jg 
V P 
Abb. 4: Alosa spinosa (RÜCKERT-ÜLKÜMEN), (Abkürzungen S$. 170). 


173 


Flossenformel: D = 18, A = 19, V = 9, P = 12; Wirbelzahl W = ?+16. 

Bemerkungen: Bei den 4 Exemplaren zeigen sich bei zwei Fischen an den Operculum- 
Abdrücken feine Streifen. Bei Holotypus (1965) sind die Streifen nicht sichtbar, aber es handelt 
sich eindeutig um dieselbe Gattung und Spezies. Gestreifte Opercula sind für dienahestehende 
Gattung Alosa bezeichnend, so daß Clupea spinosa nunmehr zu Alosa gestellt werden muß. 


Alosa pinarhisarensis RÜCKERT-ÜLKUMEN 1965 
Taf. 3, Fig. 1, Abb. 5 A 


1931  Alosa nordmannı AnTıra. — Pauca, Alosa nordmannı Antıra Pontien Targu-Jıu: 106-108, 
ar, Is. 

1965  Alosa pinarhisarensis n. sp. — RÜCKERT-ULKUMEN, Foss. Fische Sarmat Pınarhisar: 335-336, 
Taf. 25, Fig. 31, Taf. 26, Fig. 32-33. 

1969  Alosa pinarhisarensis RÜCKERT-ÜLKUMEN. — ANDELKOVIG; Fosil. ribe. donjeg sarmata Beograda: 
123, pl. VI. Fig. 2. 

1989  Alosa pinarhisarensis RUCKERT-ULKUMEN. — ANDELKOVIC, Tertiary Fishes Yugoslavia: 69, pl. III, 
Fig. 2. 

Material: 3 Exemplare; Inv.-Nr. BSP 1980 X 529-531. 

Fundort: Pınarhisar. 

Fundschicht: Sarmatıum. 

Beschreibung: Bezeichnend für Alosa pinarhisarensis ıst ein relativ schlanker Körper mit 
langem Kopf. Die Gesamtlänge des abgebildeten Stückes mit der Nr. BSP 1980 X 529 beträgt 
210 mm, die Körperhöhe 50 mm. Der Kopf ist 60 mm lang und seine Länge in der Gesamtlänge 
3,5 mal enthalten. Die Dorsalis hat 14 Strahlen, davon der erste klein und fein stachelartig 
entwickelt. Die Analıs zeigt 16, die Ventralis 8 Strahlen. Der Körper ist mit großen Schuppen 
bedeckt, deren hinterer Rand gezackt ist. Sie weisen eine durchgehende senkrechte und davor 
je zwei Paar paralleler Rillen auf, die vor der Mitte enden (Abb. 5 A a). Die Kielschuppen sind 
dünn und schwach (Abb. 5 A b). 

Bemerkungen: Auf die Unterschiede zu der nahe verwandten Art Alosa fortipinnata wird beı 


dieser eingegangen. 


Abb. 5.: Alosa pinarhisarensis RÜCKERT-ULKÜUMEN, B Alosa fortipinnata RÜCKERT- ÜLKÜMEN, 
a a b Kielschuppe. 


174 


PaucaA (1931: 106-108, Taf. I, II) hat aus dem Pontien von Targu-Jiu (Rumänien) Alosa 
nordmanni AnTıpA 1905 beschrieben, eine Art, die bisher nur rezent aus dem Schwarzmeer- 
gebiet bekannt war (Flußmündungen). Seine beiden Stücke sind im Caudalteil aber weniger 
schlank als rezente Vertreter der Art; das Verhältnis Körperlänge zu Körperhöhe beträgt nur 
4,0 anstatt 4,8. In der Zahl der Flossenstrahlen sind beide Formen fast gleich, aber die fossilen 
Exemplare weisen weniger Kielschuppen auf (29 statt 32-33). Außerdem liegt die Ventralflosse 
bei den fossilen Stücken etwas vor der Dorsalflosse. In Körperproportionen und Lage der 
Ventralflosse stimmen die Exemplare von Pauca wesentlich besser mit Alosa pinarhisarensis 
überein, auch in der Ausbildung der Kielschuppen, die ihrerseits schwächer entwickelt sind als 
bei Alosa fortipinnata (RÜCKERT-ULKÜMEN). 


Alosa fortipinnata RÜCKERT-ÜLKUMEN 1965 
Taf.3; Rie: 2, Abb. 5ıB 


1965 Alosa fortipinnata n. sp. - RUCKERT-ÜLKÜUMEN, Foss. Fische Sarmat Pınarhisar: 335, Taf. 25, 
Fig. 24. 

Material: 5 Exemplare; Inv.-Nr. BSP 1980 X 532-536. 

Fundort: Pınarhisar. 

Fundschicht: Sarmatium. 

Beschreibung: Alosa fortipinnata hat wie A. pinarhisarensis einen relativ schlanken Körper, 
aber mit kurzem Kopf (vgl. Taf. 3, Fig. 1 und 2). Die Gesamtlänge des abgebildeten Stückes 
(1980 x 532) beträgt 200 mm, die Höhe 50 mm, die Kopflänge 50 mm; sie istin der Gesamtlänge 
4 mal enthalten. 

Die Dorsalis hat 17 Strahlen, von denen die ersten nicht geteilt und kürzer als die übrigen 
sind, vor allem der erste. Die Analıs zeigt 19 lange Strahlen, von denen der erste nicht geteilt 
und kurz ist. Die Schuppen weisen neben einer durchgehenden vertikalen Rille beiderseits je 
3-4 nicht durchgehende, verschiedene lange Rillen auf (Abb. 5 B a). Die Kielschuppen sind 
kräftig und lang (Abb. 5 B b). Eine ausführliche Beschreibung wird bei RÜCKERT-ÜLKUMEN 
(1965: 335) gegeben. 

Bemerkungen: Die beiden nahe verwandten Arten Alosa fortipinnata und A. pinarhisarensis 
erscheinen auf den ersten Blick sehr ähnlich. A. pinarhisarensis hat jedoch einen längeren Kopf, 
nicht so kräftige Kielschuppen und an der Dorsalis ist nur der erste Strahl nicht geteilt. Auch 
sind bei dieser Art alle 16 Strahlen der Analis geteilt und die Schuppen anders ausgebildet 
(vgl. Abb. 5). 


Alosa baykali RÜCKERT-ULKUMEN 1965 
Taf. 3, Fig. 3-4, Abb. 6 


1965  Alosa baykalı n. sp. - RUÜCKERT-ULKUMEN, Foss. Fische Sarmat Pınarhisar: 334-335, Taf. 25, 
Fig. 27, 28. 


Material: 2 Exemplare (eines mit Gegenplatte); Inv.-Nr. BSP 1980 X 528 a-b; 694. 

Fundort: Pınarhisar. 

Fundschicht: Sarmatium. 

Beschreibung: Das mit großen Schuppen bedeckte Exemplar ist wesentlich besser erhalten 
als der etwa gleich große Holotypus der 1965 aufgestellten Art. Insbesondere ist der Kopf 
vollständig überliefert . Die Gesamtlänge des Stücks beträgt 250 mm, die Höhe 80 mm, die 


175 


Kopflänge 70 mm und die Höhe 67 mm. Der Kopf zeigt eine große Orbita nahe am Frontale, 
die von einem Parasphenoid durchzogen wird. Lacrimale und Suborbitalia bilden einen 
Orbitaring. Das große Operculum und das schmale Präoperculum sind feingestreift., 
Suboperculum und Interoperculum klein. Charakteristisch ist ein sehr kräftiges Dentale; auch 
Maxillare und Prämaxillare sind gut entwickelt. Zwischen dem Operculum-Apparat und dem 
Maxillare ist ein dreieckiges großes Quadratum erkennbar. Für die ausführliche Beschreibung 
über die übrigen Merkmale sei auf RÜCKERT-ULKUMEN (1965: 333-334) verwiesen. 


Flossenformel: D = 14, A= 17?, V=8,P=12,R = 22, C = 6,9-?.5; 8 Prädorsalknochen. 

Bemerkungen: Alosa baykalı ıst deutlich kleiner als Clupea hungarıca KRAMBERGER- 
GORJANOVIC 1902 aus den grauen pannonischen Tonmergeln von Räkos in Ungarn. Auch hat 
die vorliegende Art größere Schuppen mir nur 16 Zacken; Clupea hungarica dagegen 40 (vgl. 
KRAMBERGER-GORJANOVIG 1902: 5-8, Taf. I, Fig. 1 und Taf. IV, Fig. 2). 

Der Holotypus von Clupea hungarica, aufbewahrt in Budapest (König.-ung. geol. Anstalt), 
wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört; aber unter später aufgesammelten Stücken in Budapest 
konnten von mir mehrere Exemplare als Clupea hungarica KRAMBERGER-GORJANOVIC identi- 
fiziert werden. 


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Abb. 6: Alosa baykali RuUCKERT-ULKUMEN (Abkürzungen vgl. S. 170). 


Alosa sagorensis (STEINDACHNER 1863) 
Taf. 4, Fig. 1-2 


1863  Clupea sagorensis n. sp. - STEINDACHNER, Beitr. foss. Fische Österreich, 4: 135-137, Taf. 2, Fig. 1. 
1965 _ Alosa sagorensis (STEINDACHNER).-RÜCKERT-ULKUMEN, Foss. Fische Sarmat Pınarhisar: 329-330, 
Taf. 23, Fig. 12-15. 

Material: 28 Exemplare; abgebildete Stücke: Inv.-Nr. BSP 1980 X 603,605. 

Fundort: Pınarhisar. 

Fundschicht: Sarmatıum. 

Beschreibung: Alosa sagorensis ist eine ausgesprochen kleine Art. Die Körperlänge der 
abgebildeten Stücke beträgt ca. 115 mm, die Körperhöhe 30 mm. Die Körperhöhe ist in der 
Körperlänge 3,8 mal enthalten. Der Körper ist mit kleinen Schuppen bedeckt. Die Dorsalflosse 
mit 10-12 Strahlen liegt in der Mitte des Körpers. Unter der Dorsalflosse liegt eine kleine 
Ventralflosse. Die Pektoralflosse ist mit mehr als 12 Strahlen gut entwickelt. Die Analflosse 


176 


zeigt 16-18 Strahlen. Man zählt 34 Wirbel, davon 16 im Caudalteil. Diese kleinen Fische sind 
in Pınarhisar sehr häufig und haben wohl in Schwärmen gelebt. 

Bemerkungen: Die neu angesammelten 28 Exemplare (in der BSP) von Pınarhisar stimmen 
mit den früheren (RÜCKERT-ULKUMEN 1965: 329-330; Belege in Istanbul) überein. 


Alosa aff. latissima HEckEL 1853 
Taf. 4, Fig. 3-4 


Aff. 1853 Alausa latıssıma HEckeL. - HEckeL, Foss. Fische Chiavon: 12-14. 
Aff. 1888  Clupea latıssima HEckEL. — Bassanı, Riass. ric. pesc. foss. Chiavon: 4. 
Aff. 1898  Clupea latıissima Hecke. — Bassanı, Ric. Pesc. Chiavon: 35, Taf. II, Fig. 4. 


Material: 3 Exemplare; Inv.-Nr. BSP 1980 X 607-609. 

Fundorte: Pınarhisar und Avcılar (1980 X 609). 

Fundschichten: Sarmatium und Sarmatium-Pannonium. 

Beschreibung: Ein dickbäuchiger Fisch mit stumpfwinkligem Kopf, einer Körperlänge ohne 
Schwanz von ca. 100 mm und einer Körperhöhe von ca. 40 mm. Das Verhältnis Körperlänge 
(ohne Schwanz) zu Körperhöhe beträgt ca. 2,5. Es sind mindestens 32 Wirbel zählbar; die 
Gesamtzahl beträgt aber kaum mehr als 36. Die bei einem Exemplar erhaltene Schwanzflosse 
hat eine Länge von 30 mm. Die Kopfknochen sind schlecht erhalten, doch das Operculum läßt 
die für Alosa charakteristische feine Streifung erkennen. Die Dorsalis, mit 15 Strahlen, liegt 
etwas vor der Mitte des Körpers. Gegenüber liegt die Ventralis mit 12, die Pectoralis nahe am 
Kopf mit ebenfalls 12 Strahlen. Vor der Dorsalis liegen 8 Prädorsalknochen. Die Analiıs, mit 20 
Strahlen, liegt etwas hinter der Dorsalis. Die Schwanzflosse ist stark gegabelt. 

Bemerkungen: Die vorliegenden 3 Exemplare passen gut zu Alosa latissima HECKEL 1853 aus 
den mitteloligozänen Schichten von Chiavon bei Breganze, Oberitalien, besonders bezüglich 
der Körperform, Zahl der Dorsal- und Analflossenstrahlen (vgl. Bassanı 1889, Taf. 2, Fig. 4), 
sind mit einem Verhältnis KL: KH = 2,5 aber etwas länger als das bei Bassanı abgebildete Stück 
(KL: KH = 2,3). Nach Hecke (1853: 13-14) haben die Schuppen 6-10 Querfurchen, bei den 
vorliegenden Exemplaren aber nicht mehr als 5. Aus diesem Grunde und wegen des großen 
zeitlichen Unterschiedes sollen die Exemplare aus Thrakien nur in der Nähe der ober- 
italienischen Art gestellt werden. 


Alosa avcılarensis n. sp. 


Taf. V, Fig. 1-3 


Holotypus: Ein vollständiges Exemplar (Platte und Gegenplatte), Inv.-Nr. BSP 1980 
X 636 a, b. 

Paratypus: 1 Exemplar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 637. 

Stratum typıcum: Sarmatium-Pannonium. 

Locus typicus: Avcılar (Thrakien, Türkei) 

Derivatio nominis: nach Avcılar, dem locus typicus. 

Diagnose: Eine kleine Alosa mitdickem Bauch, kurzem Kopf, kurzer Dorsal- und Analflosse 
sowie kleinen gerundet-quadratischen Schuppen. 

Beschreibung: Der kleine ovale und mit feinen gestreiften Schuppen bedeckte Fisch hat einen 
Kopf, dessen Höhe die Länge übertrifft. Die Gesamtlänge beträgt 92 mm (ohne Schwanz 
70 mm), die Körperhöhe 28 mm und die Kopflänge 25 mm; das Verhältnis Gesamtlänge zu 
Kopflänge liegt bei 3,7. Die Orbita, nahe dem Frontale, ist klein und rund, das Operculum 
rechteckig, durch sehr feine Rillen gefurcht, das Suboperculum verhältnismäßig sehr klein, mit 


177 


rundlicher Unterseite , das Präoperculum schmal. Alle Ränder des Opercularapparats sınd 
glatt. Der Unterkiefer ist kräftig entwickelt. Trotz des zerbrochenen Oberkiefers kann man die 
kleine Mundöffnung sehen. Dieim Abdruck deutlich erkennbare Wirbelsäule läßtim Caudalteil 
21 Wirbel erkennen. Die abdominalen Wirbel sind wegen des Schuppenkleides sehr schwer zu 
zählen, aber es lassen sıch an den schwachen Abdrücken noch mindestens 13 erkennen. Die 
Dorsalis mit 10 Strahlen liegt in der Mitte des Körpers, darunter eine kleine Ventralis mit 
5 Strahlen. Pectoralis und Analis haben beide 14 Strahlen. Die Schwanzflosse ist tief gegabelt 
mit 3.1.10-10.1? Strahlen. Die Schuppen, mit ca. | mm Durchmesser, sind gerundet-quadra- 
tisch und zeigen feine Streifen. 

Beziehungen: Die beiden Exemplare zeigen große Ähnlichkeit zu „Clupea“ brevissima 
BLAınviLLE 1818 aus der Unterkreide (Neocom) der Insel Lesina/Hvar in Dalmatien, beson- 
ders bezüglich der Körperform und der Zahl der Pectoral- und Ventralflossenstrahlen (vgl. 
Bassanı 1882: 28, Taf. VII, Fig. 5, 6; Taf. VIII, Fig. 1-3), haben aber einen kürzeren Kopf und 
Dorsal- und Analflossen sind kürzer. Bei Clupea brevissima ist die Kopflänge in der Körper- 


länge 3 mal, bei unserer Art 3,7 mal enthalten. 

Clupea brevissima BLAINVILLE Alosa avcılarensis n. sp.: 
KL= 56 mm KL = 92 mm 

KH = 17 mm KH = 28 mm 

Der Kopf ist länger als hoch Der Kopf ist kürzer als hoch 
Kopflänge 16 mm Kopflänge 25 mm 

KL: Kopflänge = 3 KL: Kopflänge = 3,7 

P = 13-14 P=14 

V=5-6 V=i5 

18 D/=310 

A=21 A=14 

W = 33-34 W=34 


C = 3.1.10-10.1.? 


Wegen der oben genannten Unterschiede muß bei den aus Avcılar (SE Thrakien) gefundenen 
Exemplaren eine neue Art vorliegen: Alosa avcılarensıs n. sp. 

Bemerkungen: TCHIHATCHEFF (in PıICtEr & HUMBERT 1866:7) fand bei Makikoi (heute 
Bakirköy) westlich von Istanbul Fische, die nach VALENCIENNES denselben Arten wie ım 
Libanon angehören, u. a. „Clupea“ brevissima BLAINVILLE. Nach PıctET & HUMmBERT (1866:8) 
fanden sich die Fische in tiefen Steinbrüchen, wurden aber von TCHIHATCHEFF, der die 
Ablagerungen für Eozän („nummulitique“) hielt, nicht an Ort und Stelle gesehen. Wenn die 
betreffenden Fische wirklich aus Bakırköy stammen, können sie nur dem Sarmatium-Pannonıum 
angehören (vgl. RÜCKERT-ÜLKUMEN 1993: 53, Abb. 1). Möglicherweise handelt es sich ebenfalls 
um Alosa avcılarensis n. sp. und nicht um „Clupea“ brevissima, die bisher nur aus Ablagerun- 
gen der Kreide des Libanon und Jugoslawiens bekannt geworden ist (vgl. WOODWARD 1901: 
140-141), wegen des großen Altersunterschieds ist es jedenfalls nicht sehr wahrscheinlich, daß 
die Fische von TCHIHATCHEFF zu „Clupea“ brevissima gehören. 


Alosa crassa SAUVAGE 1873 
Tat. 1,,Pig,3, Taf.5,Fıs.5, Abb. z 


1873  Alosa crassa SAUVAGE. — SAUVAGE, Me&m. faune ichthyol. tertiaire special. d’ Oran: 243, Fig. 67. 

1927 _Alosa crassa SAUVAGE. - ARAMBOURG, Poiss. foss. d’Oran: 22-24, Pl. I, Fig. 4, 5; Pl. II, Fig. 2, 3; 
BIS Ers12. 

1965 Alosa crassa SAUVAGE. — RÜCKERT-ÜLKUMEN, Foss. Fische Sarmat Pınarhisar: 331, Taf. 24, 
Fig. 21-23. 


178 


Zn 


Material: 8 Exemplare; Inv.-Nr. BSP 1980 X 630-635, 638-639. 

Fundort: Pınarhisar. 

Fundschicht: Sarmatıum. 

Beschreibung: Die Fische sind mit einer Körperlänge von ca. 150 mm und ca. 35 mm 
Körperhöhe mittelgroß. Das Verhältnis Länge zu Höhe beträgt etwa 4,3. Der Kopf ıst klein mit 
einem schwach geschlitzten Maul, der Oberkiefer kürzer als der Unterkiefer und stark 
vorstoßend. Die runde Orbita erreicht ein Viertel der Kopflänge. Das Operculum ist etwas 
gerundet und zeigt dünne Rillen; das Präoperculum ıst schmal und weist auch auf der 
Unterseite Rillen auf. Die Zahl der Wirbel beträgt mehr als 40, wobei außerdem einige im 
Kopfbereich liegen, 17 gehören zum Caudalteil. 

Die Dorsalis mit ca. 14 Strahlen liegt etwas vor der Mitte des Körpers, die Ventalis mit 
8 Strahlen gegenüber. Die Pectoralis mit 15 Strahlen befindet sich an der Basıs des Körpers nahe 
am Kopf. Die Analis mit 18 Strahlen liegt etwas hinter der Dorsalis. Die Caudalflosse mit 18 bis 
21 Strahlen ist tief gegabelt. 

Die Schuppen sind groß, zart, etwas gerundet und mit zahlreichen Furchen verziert, die von 
Rand zu Rand durchgehen (vgl. Abb. 7). Bei manchen Exemplaren ist das Schuppenkleid so gut 
erhalten, daß man an der Stelle der höchsten Körperhöhe 8 bis 9 Schuppenreihen zählen kann. 


13x 
Abb. 7: Schuppen von Alosa crassa SAUVAGE. 


Bemerkungen: Die an der BSP befindlichen Stücke von Alosa crassa SAUVAGE 1873 aus dem 
Jungtertiär (Sahelien) des Oran (Algerien) stimmen sehr gut mit den thrakischen Exemplaren 
überein. Die von ARAMBOURG (1927: 22, Taf. I, Fig. 5; Taf. II, Fig. 2,3) beschriebenen und 
abgebildeten Stücke weisen vor allem bezüglich der Körperproportionen, der Zahl der 
Flossenstrahlen, der großen Schuppen, der Zahl der Schuppenreihen (von der Dorsalıs bis zur 
Bauchkante) und der Schuppen-Rillen enge Beziehungen auf. 


Alosa weileri RÜCKERT-ÜLKÜMEN 1960 
Taf. 5, Fig. 4, Abb. 8 


1960  Alosa weıleri n. sp. - RUCKERT-ÜLKUMEN, Tertiäre Fische Thrakien und Dardanellen: 55, Taf. 13, 
Fig. 1-2, Abb. 16. 

1965  Alosa weileri RÜCKERT-ULKUMEN. — RÜCKERT-ULKÜMEN, Foss. Fische Sarmat Pınarhisar: 
332-333, Taf. 24, Fig. 18-18. 

Material: 1 Exemplar; Inv.-Nr. BSP 1980 X 640. 

Fundort: Pınarhisar. 

Fundschicht: Sarmatium. 

Beschreibung: Das abgebildete Exemplar, dem der hinterste Teil der Schwanzflosse fehlt, hat 
eine Körperlänge von ca. 160 mm und eine Körperhöhe von 65 mm. Der annähernd dreieckige 
Kopf ist 54 mm lang und 55 mm hoch. Bei der Dorsalis, der einige Strahlen fehlen, kann man 
deren 14 zählen. Die Analis mit 18 Strahlen beginnt unten hinter der Dorsalis. Die Ventralis ist 
sehr schlecht erhalten und zeigt ca. 6 Strahlen, die Pectoralis 13 Strahlen. Von den Wirbeln sind 
nur am Caudalteil 16 erkennbar (vgl. RÜCKERT-ÜLKUMEN 1960: 55 Taf. 13, Fig. 1-2, Abb. 16; 
1965: 332-333, Taf. 24, Fig. 18-19). 


179 


Sch 
Abb. 8: Alosa weileri RUCKERT-ÜLKUMEN (Abkürzungen vgl. S. 170). 


Schriftenverzeichnis 


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Fig. 


g- 
Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 
Fig. 
Fig. 


ww 


Tafelerläuterungen 


Tat 


Clupeonella marmorensis (WOODWARD 1904), Sarmatium, Gorgona-Bach bei Sarköy, Thra- 
kien, Türkei, Inv.-Nr. British Museum P 10015. 

Clupeonella marmorensis (WOODWwARD 1904), Sarmatium, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 
x 595: 

Alosa crassa SAUVAGE 1873, Sarmatium, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 630. 

Clupeonella humılıs (MEYER 1852), Sarmatium, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 590-591 
und 554. 


af 


Alosa spinosa (RÜCKERT-ÜLKUMEN 1965), Sarmatium, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 514 
und 512. 

Clupeonella ovalıs (RUCKERT-ULKUMEN 1965), Sarmatium, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 
X 606. 


Taf. 3 


Alosa pinarhisarensis RÜCKERT-ÜLKÜMEN 1965, Sarmatium, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 
532g 

Alosa fortipinnata RÜCKERT-ÜLKÜMEN 1965, Sarmatium, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 532. 
Alosa baykali RÜCKERT-ULKUMEN 1965, Sarmatium, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 528 
(Platte und Gegenplatte). 


Taf. 4 


Alosa sagorensis (STEINDACHNER 1863), Sarmatium, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 
X 605 und 603. 

Alosa aff. latıssima HEcKEL 1853, Sarmatıum, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 
607-608. 


Taf.5 


Alosa avcılarensisn.sp., Holotypus (Platteund Gegenplatte), Sarmatium-Pannonium, Avcılar, 
Inv.-Nr. BSP 1980 X 636 a, b. 

Alosa avcılarensisn. sp. Paratypus, Sarmatium-Pannonium, Avcılar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 637. 
Alosa weileri RÜCKERT-ÜLKUMEN 1960, Sarmatium, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 640. 
Alosa crassa SAUVAGE 1873, Sarmatium, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 638. 


181 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 34, 1994 


NERIMAN RÜCKERT-ULKUMEN: Clupeonella marmorensis 


182 


X 
Aug 


Tafel 1 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 34, 1994 
’ PEN IREERIISREENENN 


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NERIMAN RÜCKERT-ÜLKUMEN: Alosa spinosa Tafel 2 


183 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 34, 1994 


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NERIMAN RUCKERT-ÜLKÜUMEN: Alosa pinarhisarensıs Tafel 3 


184 


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NERIMAN RÜCKERT-ÜLKÜMEN: Alosa sagorensis Tafel 4 


185 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 34, 1994 


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zele) n 


NERIMAN RÜCKERT-ULKUMEN: Alosa avcılarensıs Tafel 5 


156 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. | 34 | 187-198 München, 15. 12. 1994 


Erstnachweis der Teleostei-Genera Lucioperca, Serranus und Lates 
in sarmatischen Ablagerungen von Thrakien, Türkei 


Von Neriman RÜCKERT-ÜLKUMEN 


Mit 3 Abbildungen und 4 Tafeln 


Kurzfassung 


In sarmatischen Ablagerungen von Pınarhisar und Catalca, Nordthrakien (Türkei) wurden 
erstmals die drei seltenen Gattungen Lucioperca, Serranus und Lates fossil für die Türkei 
nachgewiesen. Es handelt sich um einen Holotypus von Lucioperca martinii n. sp. und von 
Serranus muelleri n. sp., zwei unvollständige Exemplare von Serranus altus KRAMBERGER, das 
Bruchstück eines großen Lates sp. sowie Schuppen von Zucioperca und Wirbel und Stacheln 
von Lates. 


Abstraet 


The identification of the three genera Lucioperca, Serranus and Lates from Sarmatian 
sediments of Pınarhisar and Catalca, North Thrakia, is the fırst fossil record of these teleost 
fishes in Turkey. Two new species could be recognised: Zucioperca martiniin.sp. and Serranus 
muelleri n. sp., represented by their holotypes. Additional material comprises two incomplete 
specimen of Serranus altus KRAMBERGER, a fragmentary large Lates sp., scales of Lucioperca and 
vertebrae and spines of Lates. 


Einleitung 


Die im folgenden beschriebenen fossilen Fische stammen von zwei Lokalitäten, Pınarhisar 
und Catalca, beide mit Sarmatium-Alter. Der kleine Ort Catalca liegt etwa 45 km NW von 
Istanbul, Pınarhisar 135 km NW. Die Fazıes ist brackisch. Die Fische stammen aus einem 
gelblichen mergeligen Ton und aus grauem Ton (vgl. AKARTUNA, 1953: 52-55). Abgesehen von 
zwei Exemplaren von Serranus altus KRAMBERGER, die aus Istanbul entliehen wurden, stammen 
alle Stücke aus eigenen Grabungen. Die beschriebenen Arten, darunter das größte bisher 
gefundene Exemplar, treten nur als Einzelstücke auf. 

Zum Vergleich, vor allem für das große unvollständige Exemplar von Lates sp., zog ich die 
Fisch-Knochen aus der Sammlung des Institutes für Paläoanatomie, Domestikationsfor- 
schung und Geschichte der Tiermedizin der Ludwig-Maximilians-Universitäit München 
heran. 


* Dr. NERIMAN RUCKERT-ÜLKÜMEN, Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und historische 
Geologie, Richard-Wagner-Straße 10, D-80333 München 


187 


Die Stücke werden — abgesehen von den entliehenen - in der BSP unter den Inventar- 
nummern 1980 X 754-757 aufbewahrt. 


Dank 


An dieser Stelle möchte ich herzlich danken: dem Direktor des Instituts für Paläontologie 
und historische Geologie München, Herrn Prof. Dr. D. HErm, für seine Unterstützung; Frau 
Prof. Dr. A. v. d. DrıescH vom Institut für Paläoanatomie usw. München für ihre Hilfe und 
Ausleihe von Fisch-Knochen. Weiter danke ich Herrn Betr.-Insp. E. SCHMIEJA für Präpara- 
tionsarbeiten, Herrn K. Dossow für die Anfertigung der Zeichnungen sowie Herrn F. HÖcK 
für Fotoaufnahmen. 


Beschreibungen 


Familie Percidae BONAPARTE 1831 
Gattung Lucioperca CUVIER 1817 
Typ.-Art: Perca Iucioperca Cuvier 1817 


Lucioperca martin n. sp. 


Taf. 1, Fig. 1-2, Abb. 1a, b, c 


Holotypus: 1 fast vollständiges Exemplar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 754. 

Material: 1 Holotypus. 

Lucus typicus: Pınarhisar. 

Stratum typicum: Sarmatium. 

Derivatio nominis: Zu Ehren von Herrn Prof. Dr. E. Marrını, als Dank für freundliche 
Mithilfe bei früheren Arbeiten. 

Diagnose: Ein großer schlanker Fisch mit großen Ctenoid-Schuppen und ungeteilter 
Dorsalis. Der Oberkiefer reicht bis weit hinter die Augenmitte. Ober- und Unterkiefer sind 
mit spitzigen Zähnen besetzt. 

Beschreibung: Der große schlanke Körper ist leider nicht ganz vollständig erhalten. Es fehlt 
der vordere dorsale Teil und der dorsale Teil des Kopfes. Die Körperlänge beträgt 64 cm, die 
Höhe ca. 15 cm. Der ganze Körper ist mit großen Ctenoid-Schuppen bedeckt, die am Bauch- 
und Rückenteil kleiner werden. Der große kräftige Schwanz ist schr tief eingeschnitten. Der 
schmale lange Kopf mıt großer Maulöffnung ist ca. 12 cm lang und ca. 6,5 cm hoch. Oberkiefer 
und Unterkiefer sind mit kräftigen spitzen Zähnen besetzt, wobei kleinere und größere 
regelmäßig miteinander abwechseln. Das Maxillare reicht bis hinter die Augenmitte. Dasrunde 
Auge hateinschließlich der Circumorbita2 cm Durchmesser. Lacrimale und Nasale sind vorne 
etwas beschädigt. Durch die Augenhöhle zieht ein kräftiges Parasphenoid. Das große, kräftige, 
dreieckige Quadratum liegt hinter dem Dentale. Der hintere Teil des Praeoperculum ist 
gen, daß dieser Rand nicht glatt war. Auch das 
Operculum ist sehr beschädigt (Abb. I a). Der ganze Kopf außer dem Unterkiefer ist mit 


schlecht erhalten, aber einige Rillen zeı 


Schuppen bedeckt. 

Die ungeteilte Dorsalıs liegt etwa hinter der Körpermitte. Ihr stachliger vorderer Teil ist 
unvollständig, aber man zählt noch neun Stacheln und 17 Strahlen. Die Analıs, der der vordere 
Teil fehlt, liegt hinter der Dorsalis; man zählt noch elf Strahlen. Die gut erhaltene Pectoralis 
zeigt einen Stachel und 17 Strahlen, die Ventralis, genau unter der Pectoralis, vorne einen 
Stachel und fünf bis sechs Strahlen. Die 16 cm lange und ca. 11 cm hohe Caudalıs ist sehr stark 


188 


entwickelt und tief eingeschnitten. Oberer und unterer Lappen sind etwa gleich groß, mit 
annähernd gleich großen Hypuralen (Abb. 1 b). Der letzte Wirbel ist etwas nach oben 
verlängert. 


Schwanzstrahlenformel: C = 4.8-8.3. 


Im Abdominalteil zählt man 20 Wirbel, die mit 0,8 cm durchschnittlicher Länge etwas 
kleiner als die 13 Caudalwirbel (mit durchschnittlich 1 cm Länge) sind. Der ganze Körper ist 
mit großen Ctenoid-Schuppen bedeckt, deren Oberfläche konzentrische Ringe aufweist, und 
deren hinterer Teil mit feinen Borsten besetzt ist (Abb. I c). Ähnliche Schuppenborsten hat 
auch Capros aper, dessen Schuppen aber anders geformt sind. 

Bemerkungen: Dieser Fisch zeigt bezüglich Körperform und Flossen Ähnlichkeit zur 
Gattung Dicentrarchns, doch diese hat keine spitzigen Zähne, ein weit geschlitztes Maul und 
der Oberkiefer reicht bis nicht hinter die Mitte des Auges. Es könnte Serranus in Frage 
kommen, doch hat diese Gattung eine ungeteilte oder geteilte, über den ganzen Dorsalrand 
reichende Dorsalflosse, die Ventralflosse liegt etwas hinter der Pectoralflosse und außerdem ist 
der Körper entweder ohne Schuppen, oder wenn solche vorhanden sind, dann mit kleinen 
Ctenoid-Schuppen bedeckt. Dagegen liegt bei unserem Exemplar die Dorsalflosse im 
Caudalteil. Ferner ist mit Ausnahme des Unterkiefers der ganze Körper mit großen Ctenoid- 
Schuppen bedeckt. Wegen der oben genannten Unterschiede können diese beiden Gattungen 
daher nicht in Frage kommen. Dagegen hat Lucioperca einen verlängerten Oberkiefer, der bis 
hinter die Augenmitte reicht. Ober- und Unterkiefer haben starke, spitzige Zähne und der 
ganze Körper ist außer dem Unterkiefer mit großen Ctenoid-Schuppen bedeckt, ebenso wie 
bei unserem Exemplar. 

Beziehungen: Das vorliegende Exemplar hat eine gewisse Ähnlichkeit zu Serranus casottü 
(Costa 1858) aus der Petra Leccese (Miozän) bei Lecce, Südostitalien. Auch diese Art ist von 
kräftiger Gestalt, mit besonders kräftigem Kieferbau, und das Maxillare reicht bis hinter das 


Abb. 1: Zucioperca martınii n. sp. 
a Kopf, b Schwanz, c Schuppe 
Fr Frontale, Os Occipitale, Prf Praefrontale, N Nasale, 
M Maxilla, Pmx Praemaxilla, D Dentale, La Lacrimale, Circumorb Circumorbita, Pas 
Parasphenoid, Hym Hyomandibulare, 
Mtpt Metapterigoid, Q Quadratum, Pop Praeoperculum, Op Operculum, 
Sop Suboperculum, Iop Interoperculum. 


189 


Auge (vgl. Bassanı 1915, Taf. II, Fig. 2 und Taf. IV, Fig. 1). Wahrscheinlich ist auch Serranus 
casottii eine Lucioperca. Unser Stück unterscheidet sich aber durch einen längeren Körper, die 
Zahl der Wirbel, größere Schuppen und Ctenoid-Schuppen (vgl. Bassanı 1915, Taf. IV, Fig. 6 
und diese Arbeit, Abb. 1 c). Es gibt auch Beziehungen zu Serranus gracıllispinis SIEBENROCK 
1900 aus dem Jungtertiär von Kosevo bei Sarajevo, Bosnien, bezüglich der schlanken Körper- 
form und des kurzen Caudalteils, aber beide Arten unterscheiden sıch durch Wirbelzahl, die 
Lage der Dorsalflosse, die bei unserem Stück nur am Caudalteil vorhanden ist, und die 
Ctenoid-Schuppen. 

Wegen der genannten Unterschiede muß bei dem bei Pınarhisar (N-Thrakien) gefundenen 
Fisch eine neue Art vorliegen: Lucioperca martıinü n. sp. 

Lebensweise: Lucioperca ist ein stationärer Raubfisch größerer Flüsse und Seen, der auch ins 
Brackwasser geht. Etwas getrübtes Wasser wird bevorzugt. 


Lucıioperca sp. 
Taf. 1, Fig. 3,4 


In Pınarhisar fanden sich 7 große Ctenoid-Schuppen, 5,5 cm hoch und 5,5 cm breit, die sehr 
wahrscheinlich ebenfalls zur Gattung Zucioperca gehören (vgl. SCHINDLER 1959: 15, Abb. 3). 
Sie stammen aber vermutlich nicht von der oben von hier beschriebenen ZLucioperca martınü 
n. sp., sondern von einer noch großwüchsigeren Art. Die beiden abgebildeten Schuppen zeigen 
guterhaltene Jahresringe, die auf ein Mindestalter der zugehörigen Individuen von mindestens 
8 Jahren hinweisen. 


Familie Serranidae Swaınson 1839 
Gattung Serranus CUVIER 1817 
Typ.-Art: Perca cabrılle Linnaeus 1758 


Serranus altus KRAMBERGER 1882 
Tat. 2»Ere21,2 


1882 Seranus altus KRAMBERGER-KRAMBERGER, Die jungtertiäre Fischfauna Croatiens: 101, Taf. 23, Fig. 1. 


Material: 2 unvollständige Exemplare: aufbewahrt in Istanbul, T. Univ. Maden Fak. (Taf. 1, 
Fig. 1) und I. Univ. Jeoloji Müh. Böl. (Taf. 1, Fig. 2). 

Fundort: Catalca (Thrakien, Türkei). 

Fundschicht: Sarmatıum. 

Beschreibung: Es liegen zwei Exemplare vor, von denen dem besser erhaltenen nur der 
Schwanz fehlt, dem schlechteren Stück zusätzlich der Kopf. Das besser erhaltene Exemplar (T. 
Univ.) zeigt einen schlanken Körper mit einer Länge (ohne Schwanz) von 33 und einer Höhe 
von 9 cm (Länge zu Höhe = 3,7). Der etwas beschädigte Kopf, der aber noch die wichtigsten 
Merkmale erkennen läßt, ist lang und schmal, vorne zugespitzt und hat eine große Maul- 
öffnung. Er ist 10 cm lang und 6 cm hoch. Der ganze Körper, auch der Kopfbereich, ist mit 
großen Ctenoid-Schuppen bedeckt. Ober- und Unterkiefer sind mit in einer Reihe stehenden 
feinen etwa gleichgroßen Zähnen besetzt. 

Die Kopfknochen sind mangelhaft erhalten, aber der Abdruck des linken Praeoperculum 
zeigt, daß der Hinterrand etwas gezackt gewesen ist. Die ungeteilte Dorsalis erstreckt sich fast 
über den ganzen Dorsalbereich, vorne mit stacheligen, hinten mit geteilten Strahlen. Die ganze 


190 


Zahl der Stacheln läßt sich nicht angeben, da die vordersten fehlen, aber man kann noch 5 
erkennen. Der hintere Teil hat 14 Strahlen. Die Analis liegt unter dem 5. Caudalwirbel. Von den 
Strahlen sind leider nur einige übriggeblieben, aber die 16 Träger erreichen fast die Schwanz- 
flosse. Die gut erhaltene Pectoralis hat neun Strahlen, die Ventralis einen Stachel und fünf 
Strahlen. 

Die Schwanzflosse fehlt, aber einige Fortsätze deuten an, daß sie nur wenig hinter der Analıs 
liegt. 

Der Caudalbereich zeigt 14 kräftige Wirbelabdrücke, der Abdominalteil 12. Nur hinter dem 
Kopf ist ein Wirbel selbst erhalten. 

Die Schuppen sind groß. Ihre Oberfläche ist dicht mit konzentrischen Streifen versehen und 
im hinteren Teil mit feinen Borsten besetzt. Die Schuppen gleichen denen der zuvor beschrie- 
benen Art, zeigen lediglich ovale Form. 

Unsere beiden Exemplare stimmen in Körperform und Proportionen mit der aus dem hellen 
Kalkmergel (Sarmatium) der Umgebung von St. Simun bei Agram beschriebenen Art (vgl. 
KRAMBERGER 1882: 101, Taf. 23, Fig. 1) überein. Lediglich die Schuppen unterscheiden sich 
durch die Borsten, die KRAMBERGER an seinem Stück vermutlich nicht gesehen hat, weil sie sehr 
fein und auch an unserem Exemplar nur in Abdrücken erhalten sind. 


Serranus muelleri n. sp. 


Taf. 3, Fig. 1-3 


Holotypus: Ein fast vollständiges Exemplar, mit stark beschädigtem Kopfknochen, Inv.-Nr. 
BSP 1980 X 757. 

Material: Ein Holotypus. 

Locus typicus: Pınarhisar. 

Stratum typicum: Sarmatıum. 

Derivatio nominis: Herrn Dr. Ernst-Dieter MÜLLER gewidmet, dem ich zahlreiche Hinweise 
und Ratschläge bei früheren Arbeiten verdanke. 

Diagnose: Ein großer schlanker Fisch mit großer Pectoralflosse und gegabelter Schwanz- 
flosse. Der lange Abdominalteil zeigt lange Wirbel. Der Körper ist mit mittelgroßen, ovalen 
Cycloidschuppen bedeckt. Ober- und Unterkiefer sind mit kleinen spitzigen Zähnchen 
besetzt. 

Beschreibung: Der schlanke Körper ist leider etwas zerfallen, läßt aber noch wichtige 
Merkmale erkennen. Der Schwanz liegt 15 cm vom Körper entfernt. Die Hypuralen sind dabei 
am Körper geblieben. Die Körperlänge beträgt vom Kopfansatz bis zum Schwanz 38,5 cm. Der 
große kräftige gegabelte Schwanz ist 15 cm lang. Die Höhe des Körpers beträgt 10 cm. Der 
Körper ist mit mittelgroßen Cycloid-Schuppen bedeckt, deren Oberfläche konzentrische 
Rillen aufweist. 

Der Fisch hat sich bei der Einbettung bis zu seiner endgültigen Lage etwas gedreht, mit dem 
Bauch nach unten, während Kopf und Schwanz seitlich liegen. Leider kann man die Kopflänge 
nicht genau angeben. Sie dürfte ca. 10 cm betragen. Ober- und Unterkiefer sind mit feinen 
spitzigen Zähnen besetzt. Das Maxillare ist schlank und nicht sehr kräftig. 

Die Dorsalis ist geteilt. Der erste Teil, von dem nur ein paar Stacheln übrig geblieben sind, 
liegt in der Mitte des Körpers (Taf. 3, Fig. 3). Am zweiten Teil sind noch 5 kräftige Strahlen 
erhalten. Die kräftigen und großen Pectoralen zeigen je einen Stachel und 15 kräftige, lange 
Strahlen (Abb. 2): Hinter der Pectoralflosse liegt an der Bauchkante die Ventralis mit 6 
Strahlen. Die Analis sitzt mit ca. 16 Strahlen unter dem 16. Abdominalwirbel. Der lange 
Abdominalteil hat 14 lange Rippen, die fast die Bauchkante erreichen. 


191 


Die langen Wirbel haben in der Mitte ein dünnes Vallum centrale, oben und unten mit einer 
sehr tiefen Fossa superior und -inferior. Der obere Dornfortsatz ist kräftiger als die Spina 
ventralis. Am Abdominalteil liegen 15 bis 18 mm lange Wirbel, wozu noch drei 12 mm lange 
Wirbel im Kopfbereich kommen. Am Caudalteil sind nur noch 6 schlanke Wirbel übrig 
geblieben. 

Der Kopf ist bei der Grabung stark beschädigt worden. Nur das am Körper befestigte große 
kräftige Operculum blieb erhalten. Sein äußerer Rand ist etwas unvollständig. 

Die 15 cm große Caudalıs ist sehr stark entwickelt und tief gegabelt, wobei oberer und 
unterer Lappen etwa gleich groß sind. | 

Der ganze Körper ist mit mittelgroßen, ovalen bis eckigen Cycloid-Schuppen bedeckt 
(Taf. 3, Fig. 3). Schwanzstrahlenformel: C = 5.1.6 bis 7-7.1.3? 

Beziehungen: Serranus muelleri n. sp. hat gewisse Ähnlichkeit zu Serranus pentacantus 
HEcKEL 1861 aus grauen Mergelschichten (Miozän) bei Ödenburg westlich des Neusiedler 
Sees. Von dieser Art lagen HECKEL nur zerfallene Reste eines Fisches vor. Sie unterscheidet sich 
durch Wirbel mit dünnen Vallum centrale, oben und unten mit rundlichen Fossae. Unsere Art 
hat auch stärkere Rippen und Dornfortsätze; die ovalen superior und inferior sind sehr tief. | 

Es gibt auch Beziehungen zu Serranus altus KRAMBERGER aus dem hellen Kalkmergel 
(Sarmatium) der Umgebung von St. Sımun bei Agram, durch Wirbelbau, die schlanken Wirbel 
mit sehr dünnem Vallum centrale und ovaler Fossa superior und inferior, kräftigen Dornfort- 
sätzen, Schuppen und feinen Zähnen. Unsere Art unterscheidet sich aber durch den sehr 
schlanken langen Körper mit großen Pectoralen und einer kürzeren Analıs. Wegen der oben 
genannten Unterschiede wird das aus Pınarhisar stammende Exemplar zu einer neuen Art 


erhoben: Serranus mueller: n. SP. 


Abb. 2: Pectoralflosse von Serranus muellerı n. sp. 


Familie Centropomidae PoEY 1865 
Gattung Lates CUVIER & VALENCIENNES 1828 
Typ.-Art. Lates niloticus CUVIER & VALENCIENNES 1828 


Lates sp. 
Taf. 1, Fig. 1-4, Abb. 3 


Material: Ein Bruchstück eines großen Fisches mit 23 cm Länge, 17 cm Höhe und 8+5 
Wirbeln; 10 einzelne Wirbel sowie Stachel- und Strahlen-Fragmente der Dorsalis. Inv.-Nr. 


BSP 1980 X 756. 


192 


Fundort: Catalca (Thrakien, Türkeı). 

Fundschicht: Sarmatıum. 

Beschreibung: Das Bruchstück stammt vom vorderen Teil eines großen Fisches. Die 8 
Wirbel werden in Kopfrichtung kleiner und kürzer. Hierzu passen noch 5 einzelne Wirbel. 
(darunter der erste mit beiden Basioccipitale), die den Anschluß zum Kopf — bei unserem 
Exemplar nicht mehr erhalten - herstellen (Taf. 4, Fig. 1). 

Die Wirbel sind höher als lang, zeigen einen robusten Wirbel-Körper und mäßig lange 
Dornfortsätze. Die Zygapophysen sind klein. An dem Wirbel-Körper befindet sich zwischen 
dem oberen Dornfortsatz bis zur Hämapophyse ein breites Vallum centrale mit feinen 
Furchen, darüber die Fossa superior und darunter die Fossa inferior, beide sehr tief (Taf. 4, 
Fig. 4, Abb. 3). 

Der Körper des Fisches ıst mit ca. 7 mm großen Cycloid-Schuppen bedeckt, die feine 
konzentrische Ringe aufweisen. Das ganze Exemplar hatte wahrscheinlich eine Länge von 
mehr als 1 m. Seine Wirbel sind nämlich noch größer als die eines zum Vergleich herangezo- 
genen Exemplares des rezenten Epinephelus guaza (LINNAEUS 1758) - Brauner Zackenbarsch 
— aus dem Institut für Paläoanatomie München, das eine Länge von 105 cm aufweist (Taf. 4, 
Fig. 5, 6). 

Vergleiche: Unser Exemplar hat gewisse Ähnlichkeit mit dem schon erwähnten Epinephelus 
guaza (LiINNAEUS 1758), vor allem bezüglich des Wirbelbaues. Beide haben einen robusten 
Wirbelkörper mit kräftigem Dornfortsatz und Hämapophyse. Der Zackenbarsch hat aber ein 
schmaleres Vallum centrale als unser Stück. Der rezente Lates niloticus (LiNNAEUS 1758), 
ebenfalls aus dem Inst. für Paläoanatomie München hat weniger breite Wirbel (scheinbar 
seitlich zusammengedrückt) mit einem breiteren Vallum centrale als bei E. guaza, aber immer 
noch schmaler als bei unserem Stück. Es zeigtebensoFurchen. Die Foramina bei unserem Stück 
sind allerdings kleiner und rundlicher als bei Lates niloticus. Trotz dieser Unterschiede gehört 
unser Exemplar mit großer Wahrscheinlichkeit zur Gattung Lates. Die ältesten fossilen Arten 
dieser Gattung wurden schon im Eozän gefunden, z. B. Lates gracılis AGassız 1833 am Monte 
Bolcabei Verona, Italien. Aus dem Mittelmiozän stammt unter anderem Latespartschi HECKEL 
1856, von Breitenbrunn SE von Wien. Unsere Art ist die bis jetzt größte fossile der Gattung 
Lates. Sie hatte wahrscheinlich eine Länge von weit über I m, denn ihre Wirbel übertreffen an 
Größe noch die eines ca. 1 m langen Exemplars der rezenten Art Epinephelus guaza. 

Der ganze Fisch hatte wahrscheinlich einen ovalen, hohen Körper, mit mäßig großen 
Cyeloid-Schuppen bedeckt. Die Dorsalflosse hatte vorne starke Stacheln und hinten geteilte 
Strahlen, denn von beiden sind Fragmente erhalten. 

Sehr wahrscheinlich liegt eine neue Art vor, aber wegen der mangelhaften Erhaltung soll das 
Stück nur mit sp. bestimmt werden. 


Pr 


Abb. 3: Wirbel von Lates sp. Df Dornfortsätze, Fi Fossa inferior, Fs Fossa superior, 
Hap Hämapophyse, Pr Präzygapophyse, Po Postzygapophyse, Vc Vallum centrale. 


193 


Schriftenverzeichnis 


Acassız, L. (1833-1843): Recherches sur les poissons fossiles. - IV: 296 S., 44 Taf.; Neuchatel (Suisse). 

AKARTUNA, M. (1953): Catalca-Karacaköy Bölgesinin jeolojisi (Sur la Geologie de la Region de Gatalca- 
Karacaköy). - Fen Fak. Monogr. 13: 1-88, 2 Taf., 7 Abb., I Kt., 1 Profil; Istanbul. 

Bassanı, F. (1915): La ittiofauna della pietra Leccese. - Attı. Accad. Sc. fisiche matem. Napoli. Ser. 2a No 
4 T. 16: 1-52, 4 Taf.; Napolı. 

HEckt1, J. (1856): Beiträge zur Kenntnis der fossilen Fische Österreichs. - Denksch. Akad. Wiss., math.- 
naturw. Cl. 11, Part. 1; Wien. 

HECcKEL, J. & KnEr, R. (1861): Neue Beiträge zur Kenntnis der fossilen Fische Österreichs. - Denkschr. 
Akad. Wiss. math.-naturw. Cl. 19: 49-76, 10 Taf.; Wien. 

KRAMBERGER, D (1882): Die jungtertiäre Fischfauna Croatiens (I). - Beitr. Paläont. Österreich-Ungarn. 
Orient. 2: 86-135 (1-50), Taf. 22-28 (1-7); Wien. 

SCHINDLER, ©. (1975): Unsere Süßwasserfische. — 236 $., 32 Taf., 54 Abb.; Stuttgart (Franck’sche 
Verlagshandlung). 

SIEBENROCK, F. (1900): Über einige fossile Fische aus Bosnien. - Wiss. Mitt. Bosnien und Hercegovina 
7: 683-694, Taf. 12-13; Wien. 


Tafelerläuterungen 


Tafel 1 
Fig. 1: Lucioperca martınü n. sp., Holotypus, Sarmatium, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 754. 


Fig. 1: Zucioperca martınu n. sp. Holotypus (Schuppen), Sarmatium, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 
754. 
Fig. 3: Zucioperca sp. (Schuppe), Sarmatium Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 597. 


Fig. 4: Lucioperca sp. (Schuppe), Sarmatium Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 596. 


Tafel 2 


Fig. 1: Serranus altus KrAMBERGER 1882, Sarmatium, Catalca, Istanbul T. Univ. Maden Fak. (geliehen). 
Fig. 2: Serranus altus KrAMBERGER 1882, Sarmatium, Catalca, Istanbul Univ. Jeoloji Müh. Böl. (geliehen). 


Tafel 3 


Fig. 1: Serranus muellerı n. sp., Holotypus, Sarmatium, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 757. 
Fig. 2: Serranus muelleri n. sp. Holotypus (Kopfknochen), Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 757. 
Fig. 3: Serranus muellerin.sp., Holotypus, (Schuppen und DI Stacheln), Sarmatium, Pınarhisar, Inv.-Nr. 
BSP 1980 X 757. 
Tafel 4 
Fig. Lates sp., Sarmatium, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 756. 


I: 
g.2-4:  Lates sp. (Wirbel), Sarmatium, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 756. 

Fig. 5-6:  Epinephelus guaza (Linna&us (1758) rezent, (Wirbel), Institut für Paläoanatomie München. 
7-8:  Lates mloticus (LiNNAEUS 1758), rezent, (Wirbel), Institut für Paläoanatomie 

München. 


194 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 34, 1994 


Neriman RÜCKERT-ÜLKÜMEN: Lucioperca martınu Tafel 1 


195 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 34, 1994 


Nerıman RÜCKERT-ULKÜMEN: Serranus altus Tafel 2 


196 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 34, 1994 


Neriman RÜCKERT-ULKÜMEN: Lucioperca muelleri Tafel 3 


197 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 34, 1994 


PN 


h 
. 


4 


KODETDOLLSELLEI ELLI LLLL LU 


5 


Neriman RÜCKERT-ULKUMEN: Lates SP- 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. | 34 | 199-211 München, 15. 12. 1994 


Kupferzeitliche Schildkrötenreste aus der Grabung von 
Durankulak bei Tolbuchin in NO-Bulgarien 
(Reptilia: Testudines: Testudo graeca, Emys orbicularis) 


Von H. HERMANN SCHLEICH") & WOLFGANG BÖHME””) 


mit 2 Tafeln und 8 Abbildungen 


Kurzfassung 


Die Analyse von 154 Panzerplatten(resten) belegt das Vorkommen der Maurischen Land- 
schildkröte (Testudo graeca LINNAEUS, 1758) und der Europäischen Sumpfschildkröte (Emys 
orbicularis LINNAEUS, 1758) im kupferzeitlichen Siedlungsort Durankulak, Bez. Tolbuchin, 
NO-Bulgarien, also im 4 Jahrtausend v. Chr. 

Die Art der Bruchstücke läßt darauf schließen, daß die Panzer der Tiere zu Verzehrzwecken 
aufgebrochen wurden. Das seltene Auftreten oder Fehlen der gewölbten Carapaxpartien 
spricht für eine Verarbeitung zu Schalen, Löffeln etc., während das Fehlen der Extremitäten- 
knochen als Folge des Verzehrens gedeutet werden kann. 


Abstract 


The identification of 154 turtle shell plates and plate fragments allowed to recognize tortoises 
(Testudo graeca LiNNAEUS, 1758) and terrapıns (Emys orbicularis LINNAEUS, 1758) amongstthe 
copper age excavated remains from Durankulak (prov. Tolbuchin), NE-Bulgaria. The way the 
fragments are documented may indicate acheloniophagy by the settlers from the 4th millenium 
b.p. The lack of domed parts of carapaces might be due to their use as bowls, spoons, etc, while 
the lack of extremities again might be interpreted as predation by men. 


Einleitung 


Archäologische Ausgrabungen am prähistorischen Siedlungsplatz Durankulak, Bez. 
Tolbuchin, NO-Bulgarien, förderten größere Zahlen kupferzeitlicher Knochen zu Tage, 
deren Analyse zur Untermauerung theoretischer Überlegungen über die Anfänge der kupfer- 
zeitlichen Zivilisation im westpontischen Raum bedeutsam ist (NoBıs & Nınov, im Druck). 
Obwohl das Gros der Funde von Säugetieren gestellt wird (6 Arten von Haustieren stehen mit 


*) PD Dr. H. H. SCHLEICH, Institut für Paläontologie & historische Geologie der Universität, Richard- 
Wagner Str.10, 80333 München 
**) PD Dr. W. BOHME, Zoologisches Forschungsinstitut & Museum Alexander Koenig, Adenauer- 
allee 160, 53113 Bonn. 


199 


66% 19 Arten von Wildsäugern mit 34% gegenüber), sind neben Vogel- und Fischresten auch 
zahlreiche Knochenfragmente von Schildkröten im Fundgut. Über sie soll im folgenden 
berichtet werden. 

Für die Überlassung des Materials und für die Bearbeitungsmöglichkeit danken wir Herrn 
Prof. Dr. G. Noßıs, vormaliger Direktor des Museums A. Koenig zu Bonn (ZFMK). 

Weiterhin danken wir den Herren ©. Dossow und F. Höck (Bayer. Staatssammlg und Inst. 
für Paläontologie & Hist. Geologie, Univ. München; BSP) für die Anfertigung der Reinzeich- 
nungen und der Photoabbildungen, sowie Frau U. Bort (ZFMK), für Schreibarbeiten. 


Grabungsort, Fundumstände, Altersstellung 


Nach den Ausführungen von NogIs & Ninov (im Druck) liegt der prähistorische Siedlungs- 
platz Durankulak (Bez. Tolbuchin, NO-Bulgarien) auf einer großen Insel inmitten eines 
Strandsees an der westlichen Schwarzmeerküste. Der See, Teil einer Küstenlandschaft der 
unteren Dobrudscha südlich des Donaudeltas ist eine ehemalige Meeresbucht und durch eine 
Nehrung (Peresypp) fast völlig abgeschnürt. Dieser Strandwall wurde periodisch überflutet, 
so daß der Strandsee (Liman) zeitweise salzıg oder brackig war, zeitweise aber auch vollkom- 
men aussüßte. Innerhalb der auf einem Hügel der Limaninsel gelegenen Grabungsstelle 
stammen die hier zu besprechenden Schildkrötenreste aus der vierten Schicht des Grabungs- 
komplexes und sind somit den letzten Jahrhunderten des 4. Jahrtausends v. Chr. zuzuordnen. 

Informationen über begleitende Faunen- und Florenelemente sind den jeweiligen Kapiteln 
des oben zitierten Buches zu entnehmen. 


Rezente Schildkrötenvorkommen in Bulgarien 


In Bulgarien sind heute zwei der vier europäischen Landschildkrötenarten verbreitet, und 
zwar die Maurische (Testudo graeca LinnAEus, 1758) und die Griechische Landschildkröte 
(T. hermanni Gweuin, 1789). Während 7. bermannı -nach einiger Konfusion um ihre 
innerartliche Taxonomie und Nomenklatur: vgl. Bour 1987 - in der Unterart 7. h. boettgeri 
über ganz Bulgarien verbreitet ist, 1300 m Höhe aber kaum übersteigt, kommt T. graeca - ın 
der Unterart T. g. ibera - nur südöstlich einer Linie vor, die die Ortschaften Zemen (Region 
Kjustendil) und Novgrad (Region Svistov) verbindet (BESkOv & BERON 1964). Über Bestands- 
rückgänge in jüngster Zeit und über die heutige Bestandssituation beider Arten in Bulgarien 
gibt detailliert BESKOV (1984) Auskunft. 
An ım Süßwasser lebenden Schildkröten kommen rezent ın Bulgarien vor: 
— Die europäische Sumpfschildkröte (Emys orbiceularıs Linnazus, 1758), nach BESkOV & 
BERON (1964) im ganzen Lande verbreitet und bis 1000 m hoch ins Gebirge aufsteigend, 

- die Kaspische Bachschildkröte (Mauremys caspıca GMELIN, 1774) in der Unterart M. c. 
rivulata, wiederum nach BESkov & BERON (l. c.) südlich der Linie Levunovo (Distrikt 
Blagojevgrad) — Svilengrad - Mündung der Rezovska (Distrikt Burgas) großflächig in 
Bulgarien verbreitet. 

Die in Durankulak geborgenen Schildkrötenreste gehören zweien der genannten rezenten 
bulgarischen Schildkrötenarten an, nämlich der terrestrischen Art Testudo graeca und der 
lakustrinen Ermys orbicularıs. 


Material und Beschreibung 


Nachstehend aufgeführtes Material wurde uns von Herrn Prof. Dr. G. Nogıs freundlicher- 
weise zur Bearbeitung überlassen. Es beinhaltet 101 mittlerweile inventarisierte Reste die von 


insgesamt 154 Panzerplatten stammen und auf die Arten Testudo graeca und Emys orbicularis 


bezogen werden können. Belegmaterial hierzu ist in der Bayerischen Staatssammlung für 
Paläontologie und Historische Geologie (Inv.Nr.BSP 1990 XXV 1-73) sowie im Museum A. 


Koenig (ZFMK 57470-496) deponiert. 


Material 


kleine Kollekte: ZEMK 57470-496 


Testudo graeca 


470) BK anteriores Carapaxfragment (Nu, N1, 
Per-1-dext,Pl-1-dext) 

471) Pleurale-1-sin. 

472) Neurale I 

473) BK laterales Carapaxfragment sın. (Per 8 + 
Reste) 

474) Pygale + Per 11 sın. 

475) BK Peripherale 7 sin. 

476) BK Peripherale 1 dext. 

477) BK Pleuralefragment 3 dext. vel 5 sin. 

478) Pleuralefragment 3 dext. vel 5 sin. 

479-480) Pleuralia 5+6 sın. (könnte von der Grö- 
ße und Fossilerhaltung zu #470 gehören) 

481) BK fragmentäre linke Plastronvorder- 
lappenhälfte 

482) BK Hyoplastronfragment dext. 

483) BK Pleurale-6-fragm. sin., (wahrscheinl.zu 
1990 XXV 9 gehörend) 

484) BK marginales Plastronhinterlappenfrag- 
ment dext. 

485) BK 6 Plastron-Plattenbruchstücke indet. 

486) BK Hyoplastronfragm. dext. 

487) Hypoplastronfragm. dext. 


Emys orbicularis 

488) Nuchale 

439) BK Entoplastronfragment 

: BK $ Pleuralia-Fragmente (7) 
Hyoplastron sin. 


Hypoplastron dext. 
494) Xiphiplastron dext. 
495) BK Xiphiplastronfragment dext. 
496) BK 2 Plastronplattenfragmente indet. 


) 
491) 
492) Hyoplastron sin. 
493) 

) 

) 


große Kollekte: BSP 1990 XXV 1-73 


Testudo graeca 
Plastronreste 


O1) BK Plastronvorderlappenfragment (Epis, 
Ento, prox. Hyofr. sın.) 

02) BK Plastronvorderlappenfragment (Epis, 
Ento, prox. Hyofr. dex.) 

03) BK Plastronvorderlappenfragment (Epis, 
Ento, prox. Hyofr. sin.) 


04) Plastronvorderlappen (Epis, Ento) 
05) Plastronvorderlappen (Epis, Ento) 
06) Plastronvorderlappen (Epis, Ento) 


Hyoplastron dext. 
Hyoplastron dext. 

BK Hyoplastron dext. 

11) BK Hyoplastron dext. 

12) BK Hyoplastronfragment dext. 
13) BK Hyoplastronfragment dext. 
14) BK Hyoplastron dext. 

15) BK Hyoplastron dext. 

16) BK Hyoplastron dext. 

17) Hyoplastron sin. 

18) Hyoplastron sin. 


) 

) 

) 
07) Plastronvorderlappen (Epis, Ento) 
08) 

) 

) 


19) Hyoplastron+Hypoplastron sin. 
20) BK Hyoplastron sin. 

BK Hyoplastron sin. 

BK Hyoplastron sin. 

BK Hyoplastron sın. 
Entoplastron 

BK Hypoplastron dext. 


BK Hypoplastron dext. 
BK Hypoplastron dext. 
BK Hypoplastron dext. 
BK Hypoplastron sin. 
BK Hypoplastron sin. 
BK Hypoplastron sın. 
35) BK Hypoplastron sin. 
36) Xiphiplastron dext. 


) 
) 
3) 
) 
) 
) 
) 
8) BK Hy alien ie 
9) 
0) 
) 
) 
33) 
34) 


201 


37) BK Xiphiplastronfragment dext. 55) Per 3 dext. 
38) Xiphiplastron dext. 56) Per 7 dext. 
39) Xiphiplastron dext. 57) Per 8 dext. 
40) Xıiphiplastron sin. 58) Per I dext. 
41) BK Xiphiplastron sin. 59) Per 10 dext. 
42) BK Xiphiplastron sın. 60) BK Pleurale-1-fragment dext. 
43) BK Xiphiplastron sin. 61) Pleurale-2 sın. 
62) Pleurale-2 sın. 
63) Pleurale-2 sın. 
Testudo gracca 64) Pleurale-2 sin. 
65) Pleurale-2 dext. 
Carapaxreste 66) Pleurale-2 sın. 
44) BK craniales Carapaxfragment sin., (Nu, 67) BK 14 Pleuralia/Peripheralia- 
Pl 1, Per 1, 2-fragmente) fragmente indet. 
45) BK craniales Carapaxfragment sin., (Nu, 68) BK Pleurale-1-fragment dext. 
Pl 1, Per 1, 2-fragmente) 69) BK Pleurale-1-fragment dext. 
46) BK Per 7, 8, 9-(fragm.) dext. 70) Metaneurale (ungeteilt) 
47) Per 7,8 dext. 
48) BK Per 7, 8, 9-(fragm.) sın. 


49) BK Per 9, 10, I1-(fragm.) sın. Emys orbicularis 
50) Per 1,2, 3 sın. 

51) Per 10, 11 dext.(möglw. zu 1990 XXV 77) 
52) Per 2, 3 sın. 

53) BK Per 10, I1-(fragm.) dext. 

54) Per 7 dext. 


71) Pleurale-3-dext. 
72) BK Hyoplastronfragm. dext. 
73) BK Xiphiplastronfragm. dext. 


Die verwendete Terminologie richtet sich nach SCHLEICH (1981), die Angaben BK weisen 
darauf hin, ob das Material unbeschädigt oder mit Bruchkanten (= BK) überliefert ist. 


Beschreibung und Taxonomie 


Sowohl die Terminologie zum Schildkrötenpanzer als auch die spezielle Visceralmorphologie 
des Plastrons wurde für Testudo graeca (SCHLEICH, 1984) wie auch für Emys orbicularis 
(SCHLEICH, 1982) bereits in früheren Arbeiten dargestellt. 


Testudo graeca 


s charakteristische Merkmale, die eine Zuordnung zu Testudo graeca begründen, sınd zu 
Als charakteristische Merkmale, d Zuordnung zu Testudo g begründ d 
erwähnen: 

Plastronvorderlappenkrümmung auf Höhe des vorderen Entoplastrondrittels. Gestalt des 
Entoplastron. Pygale ohne Hornschilderfurchung. Länge und Form der Xiphiplastra. Margi- 
nale Höhe der Femoralıa . 

esonders gut erhalten sind 7 von 8 Plastronvorderlappen. Sie lassen recht schön die 

B ders gut erhalt 17 8 Plast derlappen. Sie | ht schön d 
innerartliche Variabilität an diesem Fossilmaterial erkennen. Hierbei fällt bei allen Exemplaren 
ein gegenüber der rezenten 7. hermanni stärker gebogener und für Testudo graeca typisch 
geformter Plastronvorderlappen auf. Diese Krümmung liegt im vorderen Drittel des 
Entoplastrons auf einer gedachten Verbindungslinie zwischen den posteriomarginalen Enden 


Abb. 1-4: Variationsbreite der Ausbildungsmuster von Hornschildern am Bauchpanzer des untersuch- 
ten Testudo graeca Materials: 1) Gularia, 2) Hyoplastra, 3) Hypoplastra, 4) Xiphiplastra. 


der Epiplastra. Die Gulariafurchung ist ziemlich konstant in ihrer Ausbildung (s. Abb.). Auch 
die Entoplastra sind ın ıhrer Ausbildung kaum varuerend. Visceral fallen die caudad deutlich 
konvexen Lippenränder auf sowie eine fast immer (1 Ausnahme, diese wahrscheinlich als 
Anomalie zu deuten) vorhandene anteriomediane Einbuchtung im marginalen „Schnabel“ - 
bereich. Besonders auffallend ist eine große, breite und tiefe Fossa epiplastralis. Der marginale 
Bereich der Gularia ist prominent. Die mediane Pectoraliabreite ist größenunabhängig stark 
variabel, der Verlauf der Hornschildergrenze zwischen Pectoralia und Abdominalia jedoch ist 
ziemlich konstant. Für die Hypoplastra gilt eine ziemlich konstante Ausbildung des Abdomi- 
nal/Femoral- Hornschilder-Furchenverlaufes, medıan erreicht die Grenzfurche die posteriore 
Plattengrenze. 

Die Variabilität in der Ausbildung einzelner Plastronmerkmale wie der Hornschilder- 
furchung werden in nachfolgend schematisierten Darstellungen (Abb. 1-4) wiedergegeben. 
Vergleichsuntersuchungen rezenter Arten der Gattung Testxdo wurden bereits von STAESCHE 
(1961) durchgeführt. 

Ein deutlicher Sexualdimorphismus ist in den Xiphiplastra ausgebildet; 1981 wies SCHLEICH, 
l. c.: S. 288ff. darauf hın. 

Drei entschieden längere Xiphiplastra demonstrieren die Herkunft von männlichen Indivi- 
duen. Eine Platte davon (1990 XXV 40) zeigt auch die Merkmale, die der bekannten relativen 
Plastronbeweglichkeit, — besser wohl als bedingte Flexibilität anzusprechen - dienen. 

Ob die unterschiedlich starke Krümmung der Plastronvorderlappen sexualdimorph inter- 
pretiert werden kann, muß erst anhand weiterer Rezentvergleiche untersucht werden. 

Bei den Hypoplastra scheint auch ein kleines Inguinale ausgebildet gewesen zu sein. 


Visceralmorphologie: 


Epiplastron: I bis 3 Foramina liegen beidseits der Mediannaht im Bereich der Fossa 
entoplastralis je ein weiteres, meist auch noch innerhalb der Hautsaumrinne gelegenes, auf der 
Epiplastralschwelle. 

Entoplastron: Falls überhaupt Foramina erkennbar sind, liegen sie meist ım vorderen 
Plattenbereich. 

Hyoplastron: I Foramen findet sich zumeist auf halber Länge der Axillarschwelle auf deren 
nach innen geneigtem Abhang. Mindest ein, häufig mehrere, zum Teil längliche Foramına 
sind zur Längsmedianen ım Bereich der Pectoralschwelle konzentriert (Terminologie nach 
SCHLEICH, 1984:66). 

Hypoplastron: I bis wenige Foramina finden sich cranıad am Abhang des Inguinalpfeilers 
sowie ım posteriomedianen Plattenbereich. 

Xiphiplastron: Hier ist die Streuung von 0, 3 und 5 Foramina so groß, daß keine typische 
Lage ermittelt werden kann. 

Anhand der Diagramme zur Biometrie rezenter und fossiler Testudiniden (SCHLEICH, 1981) 
konnten die ursprünglichen Gesamtgrößen (Panzerlängen) der Tiere aus den überlieferten 
Plattenfragmenten ermittelt werden. Sie dokumentieren ein Größenspektrum der Land- 
schildkröten von Durankulak von über 7 cm bis etwas über 18 cm Rückenpanzerlängen 
(Stockmaß) und liegen so deutlich unter dem Größenmaximum der rezenten Testudo graeca. 


Biometrie Hypoplastra 


Epiplastra Inv.Nr. L B AB2 Fl 
MINE L B G Dicke Länge sin./dex. med marg med. marg med marg 
sin./dex. med marg (Lippe) (Lippe) 25 364 (383) - El 1.0 0.0 
41 133 137 2720 148 141 168 AB Ar u ee ae 
7% La 6 3: Das VA): a 1 9 a 0 Ka LH: 7 31 357 - 33 357 00 18 
es ee 139 290 301702336, 30.2, 31.0,..0: 17 
Al 72a az on 145 2 SL2 = 3.2 5 000025 
Q N c 2) 
73 154 186 310. 175 148 178 0 41 2381 - 4429 240029 
x m : 
474 152 162 267 150 123 170 NET Nas = = 2 
ws 17 57 52 22 19 133 19 5159 540 5 8500 24 
A760 13:00 15161, 3113: 0.15:6, 133. - 120 32 38.4 - = Sl = 00° - 
34 Al, Bil el rk oe Lt 
35 og = 73090 = Bez 
Entoplastra 
Inv. Nr. L B G v.ant. Hyoplastra 
470 24.8 31.8 7.5 Inv. Nr. L B pP ABl 
471 22.1 31.0 10.8 sin./dex. med marg med marg med marg 
) 25, 26. R 
D S En a 08299 (596) - 99 BL) 121 - 
5 Be Er 09 256 489 - 52 (20.0) 145 - 
474 265 28.6 79 
hs IR mr 5 10 220 835 - 6.0 4 - 
: Sa Een = 1 2238 720 49 51 29 105 237 
476 30.2 35,5 7.2 E 5 
493 245 98,5 44 13: 27.17 = - 8.8 13.6 32 - 
> 2 14° 17:37 (333), = Te 796 F= 
ee = re ai) 
Xiphiplastra 6° - 464 = SE 5 zu 
BE aa Pe en 17 29 5 11:9, 35. A 1537 
un ER er 18: 00220. 493° —_. _ 140 ,(27:0)293 5 — 
sın,/dex, med marg med marg me marg 19 29.4 58.4 Ko 94 a 41 = 
36 306 309 35.0 128 21.1 335 18.0 17.7 185 60 20 nn we An 
38393 525 421 18.2 329 35.4 204 17.1 18.2 64 2a Te an A 
39 395 47,6 41.6 21.0 27.1 346 199 199 15.7 64 2 re a) E Ee ga 2 
40 404 SER ARTE Erz IST 23 N a 09 - 


Emys orbicularis 


Die Zuordnung entsprechender Platten zur europäischen Sumpfschildkröte war unproble- 
matisch, d. h. die überlieferten morphologischen Merkmale sind in guter Übereinstimmung 
zum rezenten Vergleichsexemplar. Besonders für die Bestimmung wichtige Platten wie das 
Nuchale (57488) oder ein Entoplastronfragment (1990 XXV 7) zeigen keinerlei Abweichung 
vom rezenten Vergleichsexemplar (SHHS-T9)*. 

Die Plastronplatten waren aufgrund ihrer visceralmorphologischen Ausbildung ebenfalls 
gut bestimmbar. Möglicherweise war die relative Bauchpanzerkinese gegenüber der rezenten 
Arteingeschränkt(er), da eine ligamentöse Scharnierbildung sich an den Knochennähten nicht 
erkennen läßt. 

Detaillierte Angaben zur Biometrie entfallen aufgrund des spärlichen Materialumfanges. 

Die relative Häufung von 8 unterschiedlich vollständig erhaltenen Plastronvorderlappen, 
d.h. Epiplastra mit Entoplastron im Verbund, könnte auch dafür sprechen, daß die Vorder- 
öffnung der Panzer gewaltsam aufgebrochen, bzw. vergrößert wurde, um an den Inhalt 


* Sammlung H. H. SCHLEICH — Testudines 


heranzukommen, da auch einige craniale Carapaxfragmente zusammenhängend überliefert 
sind. 


Biogeographie 


Das Vorkommen subrezenter Testudo graeca ın Nordostbulgarien liegt im Bereich der 
heutigen Ausbreitungsgrenze der Art (ssp. ibera) und bedarf so keiner biogeographischen 
Erläuterungen, ebensowenig wie dies für die Europäische Sumpfschildkröte aus gleichem 
Grund der Fall ist. Nach STAEscHE (1961:7) ist T. g. graeca „ım Durchschnitt ein wenig 
schmaler und höher als 7. g. ibera“ somit aber an isoliertem und zudem noch bruchstückhaften 
Plattenmaterial nicht unterscheidbar. 

Das Material von Emys orbicularıs repräsentiert 5 bis 6 Individuen. Ihr Vorkommen in 
diesem Bereich Bulgariens überrascht kaum, erstreckt sich ihre heutige Verbreitung doch auch 
über Bulgarien und darüber hinaus (vgl. Kap. 3). 


Interpretation der Fossilbelege 


Von den vorliegenden 154 Panzerplatten(resten) entfallen 82 auf den Carapax und 72 auf das 
Plastron. Insgesamt 82 Reste zeigen Bruchkanten, die auf unnatürliche Weise (anthropogene 
Beeinflussung, Sedimentation) d.h. postmortal entstanden sind. 

Viele Plattenreste sind scharfkantig gebrochen bzw. abgespalten. Auffallend ist die Domi- 
nanz ım Fehlen von Carapaxelementen im allgemeinen, ım speziellen aber des cranıialen und 
pygalen Teils. 

WINDOLF & SCHLEICH (1994) berichteten in ihrem Beitrag zu bronze- und eisenzeitlichen 
Schildkrötenresten aus einem Siedlungshorizont Griechenlands, daß mindest 30% der Platten 
durch menschliche Einwirkung zertrümmert waren. In selbiger Arbeit äußerte SCHLEICH 
bereits die Vermutung, daß der Rückenpanzer oder Teile desselben als Schöpfer-Löffel, 
Schale-Schüssel Verwendung gefunden haben könnten. An selbem Material konnte er auch ein 
Nuchale, als Schaber überarbeitet, bestimmen. An diesem untersuchten Material waren 34,7 % 
Carapax- und 65,3 % Plastronplatten beteiligt. 

Ähnlich dürften wohl auch die Funde von Durankulak zu bewerten sein. Meist flache, 
großteils leicht zerbrechliche und so u.U. wenig nützliche plattige Plastronbruchstücke des 
Bauchpanzer-Vorder- bis Mittelteils dominieren, bei den wenigen Rückenpanzerresten sind 
dies zumeist Bruchstücke von Pleuralia. Platten des Peripheralkranzes sind hier bereits 
seltener, auch sie könnten gut Verwendung als Schaber oder ähnliches gefunden haben. 

Extremitätenreste fehlen ganz, möglicherweise wurden sie beim Schlachten der Tiere 
mitgebraten bzw. mitverzehrt. In Nordlibyen gelang dem Erstautor die Beobachtung des 
Verzehrs von Landschildkröten der Art Testudo g. graeca. Koreanische Straßenbauarbeiter 
brieten die Landschildkröten in ihren eigenen Panzern im offenen Feuer, entweder fragmentiert 
oder mit abgeschlagenem Rückenpanzer. Auch in Italien wurden unlängst noch Land- 
schildkröten in Fischgeschäften zum Verkauf/Verzehr angeboten, und in alten Kochbüchern 
finden sich zuweilen auch bei uns Rezepte für die Zubereitung von Sumpfschildkröten. So 
wäre es kaum abwegig, auch für die Siedler von Durankulak an eine Bereicherung ihres 
Speisezettels durch Schildkröten zu denken. 

Unsere Annahme, daß auch die Schildkrötenreste von Durankulak die Reste von Mahlzeiten 
sind, wird vor allem durch die Mitteilungen BESKov’s (1984) erhärtet, der auch für Bulgarien 
einen bis heute andauernden Verzehr beider Testudo-Arten des Landes untersucht und 
dokumentiert hat. Anhand umfangreicher Befragungen, ob Fleisch oder Eier von Schildkröten 


206 


dextral 


n-Plastronelemente 
E3n 4-7 
En 2 8 


u af 


ae: 
37 


n-Carapaxelemente 
feel no 

EI n 1-2 g 
n=3 Pc 


Abb. 5: Verteilungsmuster der verschiedenen Plattenfunde in Bezug auf Häufigkeit und Panzerbereich. 
regelmäßig verzehrt würden, erhält er eine flächendeckende Karte Bulgariens, aus der die 
Regionen mit dem intensivsten Verzehr leicht abgelesen werden können. Diese Befunde sind, 


neben naturschützerischem, auch von hohem kultur-historischem Interessse und werfen Licht 
auf die kupferzeitlichen Bewohner Durankulaks. 


207 


Schrifttum 


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Beitr. Naturk., 74:1-16; Stuttgart. 

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208 


Tafel I 


Testudo graeca LINNAEUS 1758 
Plastronvorderlappen: Epiplastra + Entoplastron 


Fig. 1-7:  Epi-/Entoplastron (BSP 1990 XXV 1-7) in Visceralansicht. 
Fig. 8: Epiplastron (BSP 1990 XXV 7) in Seitenansicht. 


Tafel 2 


Testudo graeca LinNAEUS 1758 


Fig. 1: Xiphiplastron sinistral (BSP 1990 XXV 40) 

Fig. 2: Xiphiplastron dextral (BSP 1990 XXV 38) 

Fig. 3: Xiphiplastron dextral (BSP 1990 XXV 36) 

Fig. 4: Hyo- /Hypoplastron (BSP 1990 XXV 19) 

Fig. 5: ?Pathologisches Beckenteil (BSP 1990 XXV 74) 

Fig. 6: Vorderes Carapaxbruchstück: Nu, NI, Per-1-dext, Pl-1-dext., Pl-1-sin.-Fragment. 


Emys orbicularis (LiNNAEUSs 1758) 


Fig. 7: Xiphiplastronfragment dext., (BSP 1990 XXV 73) 
Fig. 8: Hyoplastronfragment dext., (BSP 1990 XXV 72) 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 34, 1994 


rn — 


H. HERMANN SCHLEICH & WOLFGANG BÖHME: Testudo graeca Tafel 1 


210 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 34, 1994 


H. HERMANN SCHLEICH & WOLFGANG BÖHME: Testudo graeca Tafel 2 


211 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. | 34 | 213-220 | München, 15. 12. 1994 


Discovery of Ichthyosaur Remains (Reptilia) in the Upper 
Cenomanian of Bavaria 


By NATHALIE BARDET, PETER WELLNHOFER & DIETRICH HERM *) 


With 2 figures in the text and I plate 


Abstract 


For the first time ichthyosaur remains from the Upper Cenomanian Regensburger Grün- 
sandstein of Bavaria are recorded and assigned to Platypterygins sp.. It is the stratigraphically 
latest ichthyosaur known in the fossil record. During the Cretaceous ichthyosaurs become 
rare, and their extinction probably came about during the Cenomanian-Turonian transition. 


Kurzfassung 


Es werden erstmals aus dem Regensburger Grünsandstein (Obercenoman) von Saal a. d. 
Donau (Niederbayern) Fossilreste eines Ichthyosauriers bekanntgemachtund als Platypterygius 
sp. beschrieben. Es handelt sich um die stratigraphisch jüngsten Ichthyosaurierfunde, die 
bisher bekannt sind. Während der Kreide werden Ichthyosaurier selten und ihr Aussterben 
erfolgte wahrscheinlich an der Cenoman/Turon-Grenze. 


Resume 


Des restes d’ichthyosaures trouves dans le Cenomanien superieur (Regensburger Grün- 
sandstein) de Baviere sont decrits pour la premiere foıs et rapproch&s de Platypterygins sp.. Il 
s’agit des restes d’ichthyosaures les plus recents trouves A ce jour. Durant le Cretac£, les 
ichthyosaures deviennent rares et leur extinction se situe probablement durant la transition 
Cenomanien-Turonıen. 


Introduction 


Ichthyosaurs are a group of Mesozoic reptiles with very pronounced adaptations to marine 
life. They are known as early as the Smithian (late Lower Triassic) (Cox & Smith, 1973; 
CALLwaY & BRINKMAN, 1989) up to the Cenomanıan (base of Upper Cretaceous) (BAIRD, 1984; 


) Dr. N. BArDET, Laboratoire de Paleontologie des Vertebres, Universite Pierre et Marie Curie, URA 
1761 du CNRS, case 106, 4 place Jussieu, F-75252 Paris cedex 05, Frankreich; Prof. Dr. D. HErM and 
Dr. P. WELLNHOFER, Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie, Richard- 
Wagner-Straße 10, D-80333 München. 


213 


BARDET, 1992). During the Triassic, ichthyosaurs are represented by mainly coastal forms but 
since the end of this period and during Jurassic and Cretaceous times, they are known by only 
pelagic forms. 

Contrary to the Triassic and Jurassic members of the order which were greatly diversified, 
the ıchthyosaurs become scarce during the Cretaceous and are only represented by the 
cosmopolitan genus Platypterygins v. HUENE (McGowan, 1972). Inthe Albianand Cenomanıan, 
four species are currently recognized: in North America, P. americanns ranging from the 
Upper Albian to the Lower Cenomanıan (Nact, 1939, 1941; McGowan, 1972); ın Australia, 
P. longmannı reported from up to the Upper Albian (WADE, 1990); in Russia, P. kıprıjanoffi 
known from Upper Albian and Cenomanıan deposits (NEssov et al., 1988); and finally, in 
Western Europe, P. campylodon to which most of the specimens commonly have been 
assigned. It should be noted, however, that this species ıs only poorly defined (MCGowAan, 
1972), and has been based on material which is not diagnostic (BARDET, 1990). On the other 
hand, new material recently found could be used to define the species more adequately 
(BARDET, ın prep.). The specimens from Western Europe known to date range from the Albian 
to possibly the Middle Cenomanıan and have represented the youngest occurrence of 
ichthyosaurs ın the fossil record (BARDET, 1992). 

This report of ichthyosaur remains from the Upper Cenomanıian of Bavaria is thus of 
particular interest, because it is evidence ofthe mostrecent and accurately identified ichthyosaur 
currently known. 


Locality and Stratigraphy 


The material, probably all part of a single individual, has been discovered in the eastern part 
ofthelarge limestone quarry ofthe Süddeutsche Kalkstickstoff-Werke (SKW quarry) near Saal 
a.d. Donau, about 4 km southeast of Kelheim (Niederbayern) (fig. 1). The ichthyosaur remains 
were recovered from the upper part of the Regensburger Grünsandstein, a glauconitic block 
sandstone discordantly overlyingthe Upper Jurassic Kelheimer Kalkeandthe Lower Cretaceous 


Regensburg 


> Mühlberg 
(abandoned quarry) 


Fig. 1: Location map of the SKW quarry at Saal a. d. Donau with transgressive Upper Cenomanıian 
Grünsandstein and Mühlberg quarry with transgressive culmination during Early Turonian. 


(? Valanginian) Schutzfels-Schichten. The Regensburger Grünsandstein is covered by the 
Eibrunner Mergel (latest Cenomanian to early Turonian) as exposed in the abandoned quarry 
of Mühlberg, 7,5 km NE of Saal a. d. D. near Bad Abbach (fig. 2). 

The age of the Regensburger Grünsandstein is Upper Cenomanian, according to WEIss 
(1982) and STEIGER etal. (1985), equivalent to the Rotalipora cushmani-greenhornensis zone of 
the planctonic foraminifera zonation scheme. Recently, a detailed analysis of the Cretaceous 
series exposed in the quarry at Saal was published by Herm & Höruing (1994). According to 
these authors the so-called Quadersandstein facies from which the ichthyosaur remains 
originate has been deposited as a glauconitic sandstone with cross-bedded layers of pectinid 
and inoceramid shill at the base and intercalated siliceous sponge biostromes and lithistid 


Mühlberg 
(abandoned 
qauarry) 74 
= 
PR. = 
- helvetica (&) 
En zone c 
eo I ee = 
38 W. 
= [archaeocretacea 
zone 
Saala.d.D. 
(SKW- f} N 
quarry) ! le 
| Z=co 
cc) oO 0üao+- R 
— = [72] > 
u cn cushmani- 
[7] greenhornensis 2 
= zone = 
o = 
x Platypterygius 21 = 
:>| = 
En Lithistid Mounds 5) 2 S 
un 
w 
ae ö 
[ve 
Sun 
2 © 
7) Oo 
VW Teleorhinus 5 ® 
m (®@) 
® 
a 
T Ze 
Schutzfels-Schichten Lower Cretaceous 
Kelheimer Kalk Malm 


Fig. 2: Lithological section of the upper part of the SKW quarry at Saal a. d. D. with location of the 
ichthyosaur remains of Platypterygius (this paper) and of the crocodilian Teleorhinus (BUFFETAUT 
& WELLNHOFER, 1980). The section exposed in the Mühlberg quarry (7,5 km NE of Saal a. d. D.) 


is added showing its relative position to the sequence in the SKW quarry at Saal a. d. D.. 


215 


mounds in a water depth of 20 to 40 m. The Regensburger Grünsandstein is a testimony of the 
great Albian-Cenomanian marine transgression of the Tethys from the South to the North and 
Northeast into the Regensburg Gulf (HErm, 1979). Atthe Mühlberg quarry the Cenomanian/ 
Turonıan boundary ıs 2,2 m above the top of the Regensburger Grünsandstein within the 
sequence ofclaysand marls of the Eibrunner Mergel (Herm & Höruıng, 1994). This boundary 
is recognized worldwide as a marked environmental change of marine life as consequence of 
a global ecological crisis (FORSTER et al., 1983), which could also have brought about the 
extinction of the ichthyosaurs (BARDET, 1994). 

According to DAcQue (1939) the Regensburger Grünsandstein has yıelded adıverse marine 
invertebrate fauna, but also a few marine vertebrate remains. Especially isolated teeth of fishes 
(Oxyrhına, Otodus, Corax, Ptychodus, Anomoeodus, Protosphyraena), of a pliosaur 
(Polyptychodon), and of a mosasaurid (Liodon) have been reported (MEYER, 1856; WAGNER, 
1853). Also a jaw fragment of a pholidosaurid crocodilian, Teleosaurus cf. browni, has been 
described from the same quarry at Saal, but from a slightly lower horizon than the ichthyosaur 
remains (BUFFETAUT& WELLNHOFER, 1980). DACQUE (1939) also mentioned large jaw fragments 
with longitudinal grooves which he attrıbuted to ichthyosaurs. However, this material, 
originally housed in the Bavarıan State Collections, was lost during World War II. 


Systematic Description 


Ichthyopterygia 
Temnodontosauridae GODEFROIT, 1994 
Platypterygins v. HUENE, 1922 


Platypterygius sp. 
Plate I 


Material: Incomplete, fragmentary skeletal remains of alarge ichthyosaur including parts 
of the skull (jugal and undetermined bones) and jaws, numerous teeth, vertebrae, ribs and 
phalanges. Most of the bones, except the teeth, are flattened because of post mortem diagenetic 
processes which caused compression and crushing. The material ıs housed in the Bayerische 
Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie, München, under the catalogue 
number BSP 1991 I 111. 

Skull (Pl. 1, Fig. A): The only skull bone which could be indentified ıs the jugal. It lacks 
the proximal part of the ascending ramus. The jugal appears to be robust and is about 40 cm 
long. The horizontal ramus is divided into alaterally compressed anterior and adorsoventrally 
flattened posterior part. The vertical ramus is laterally compressed. 

Other fragmentary remains could possibly belong to the skull or jaws but are inadequate for 
description. 

Jaws and teeth(Pl. 1, Figs. B, C): Upper and lower portions of the jaws are preserved 
in close contact (plate I, figure C). Thejawsare elongated and robust with alongitudinal groove 
on the lateral surface. The insertion of the teeth ıs of „aulacodont“ type (Mazın, 1983) which 
explains that several teeth were removed from the alveolar rows. 

Numerous well preserved teeth of different sızes (2 to 5 cm high) have been collected (plate 
l, figure B). They are globally stout and slightly curved. The crown occupies one fourth to one 
third of the total length and is rounded in cross section. The enamel is sculptured by several 
regularly spaced, longitudinal ridges. The upper part of the root is smooth and oval in cross 


216 


section, whereas the lower part is quadrangular in cross section and covered by rough 
longitudinal ridges. At the base there is an internal rounded replacement opening developed. 

Vertebraeandribs(Pl.1,Figs. D, E, G): The vertebrae (plate 1, figures D, E), 8to 10 cm 
in diameter, are mostly flattened (length: 2 cm). One vertebra imbedded in a block of matrıx 
remained uncrushed and ıs 4 cm thick with deeply excavated biconcave artıcular surfaces. No 
neural arches are preserved. One vertebra bears two rıb facets indicating a dorsal position 
within the vertebral column. 

Numerous rib fragments are preserved (plate 1, figure G). They are very thick and flattened 
antero-posteriorly, compressed medially, resulting in an almost reniform cross section. 

Limb bones(Pl. 1, Fig. F): Two phalanges are preserved being typical small flattened 
disks with a diameter of less than 2 cm. 


Systematics 


The relatively great size and robustness of the bones suggest an ichthyosaur of large sıze 
(about 8 to 10 m long). The bones which could be used for comparison (1. e. jugal, teeth, jaws) 
resemble, both in size and general morphology, those of specimens assigned to Platypterygins 
from the Albıan of Normandy (BUFFETAUT, 1977), the Cenomanıian of the Boulonnais (BARDET, 
1989) and the Albıian-Cenomanıan of England (Owen, 1851). On the basıs of the general 
proportionsand robustness of the bones, the teeth divided into three distinctareas and the jugal 
morphology, the Bavarıan ichthyosaur is here referred to as Platypterygius sp.. 


Implications 


As mentioned above, „Ichthyosaurus“ campylodon was originally established on the basis of 
material from the Chalk of England (CARTER, 1846a, 1846b). Commonly, ichthyosaur remains 
from the Albian-Cenomanian of Western Europe have subsequently been referred to this 
species. Later, „/.“ campylodon has been referred to Myopterygins (HUENE, 1922), and finally 
to Platypterygins (Kunn, 1946). However, it hasremained apoorly defined species (MCGowan, 
1972). A review ofthecharacters indicated by CARTER (1846a) to define „/.“ campylodon shows 
that they are not diagnostic because they are also present in other Cretaceous ichthyosaur 
species as well as in the Upper Jurassic genus Grendelius (BARDET, 1990). Thus, as already 
suggested by McGowan (1972) and despite the familiarity of the name, the type specimen of 
P. campylodon is rather poor and the species name must be regarded as nomen dubium 
(BARDET, 1990). Finally, further diagnostic material from the Albian-Cenomanian of Northern 
France is currently under study (BARDET, in prep.). 

During the Cretaceous, ichthyosaurs are considered to have declined well before the 
Cenomanian, although several fragmentary remains have been reported from younger 
formations (Russe, 1977; SurLıvan, 1987). Reports of presumed ichthyosaur fossils from the 
Campanian and Maastrichtian of North America (McGowan , 1973, 1978) have recently 
strengthened the classical view arguing that ichthyosaurs reached the end of the Cretaceous to 
fall victim to the K/T crisis (Russer, 1977). According to SuLLıvan (1987), the last occurrence 
of ichthyosaurs in the fossil record was probably in the Campanian. On the other hand, Baırv 
(1984) has recently noted that the material described by McGowan (1973, 1978) ıs in fact 
plesiosaurian and has suggested that the occurrence of ichthyosaurs after the Cenomanıan 
remains to be demonstrated. 

Recently, areview of post-Cenomanian presumed ichthyosaur remains has shown that they 
are too poorly defined both systematically and stratigraphically in order to permit a valid 


217 


extension of the stratigraphical range of ichthyosaurs into post-Cenomanian times (BARDET , 
1992). Thus, the youngest ichthyosaur specimens were previously known from the top of the 
Lower Cenomanian of Northern France (BARDET, 1989) and possibly from the Middle 
Cenomanıan of England (BARDET, 1992). In this context, the specimen from the Upper 
Cenomanıan of Bavaria, described in this paper, currently represents the youngest safely dated 
and ıdentified ichthyosaur in the fossil record. It also supports the view of an ichthyosaur 
extinetion during the Cenomanian-Turonıan environmental perturbations (BARDET, 1994). 


Acknowledgements 


The ichthyosaur skeletal material was discovered during a field trip with students guided by 
one of us (D.H.) on 30 July 1991. Very helpful was stud. geol. Peter Rüdel, one of the 
participants of this excursion, who also attended one of the subsequent excavations carried out 
by Ernst Schmiceja, Peter Veit and one of us (P.W.). E. Schmieja also prepared the material. The 
artwork for figures I and 2 has been prepared by Klaus Dossow. The photos of the plate have 
been made by Claude Abrial. We are also obliged to the officials of the quarry company, the 
Süddeutsche Kalkstickstoffwerke Trostberg, for permission to excavate the fossıl material and 
to transfer it into the Bavarıan State Collections. 


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Plate 1 


Platypterygius sp., Regensburger Grünsandstein, Upper Cenomanian, Saal a.d.Donau (Nie- 
derbayern). BSP 1991 1111. 


A. right jugal, lateral view; B. teeth; C. fragment of the jaws (j) with teeth (t); D-E. vertebrae; 
F. phalanges; G. rib. 


219 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 34, 1994 


NATHALIE BARDET, PETER WELLNHOFER & DIETRICH HERM: Discovery of Ichthyosaur 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. 34 ] 221-238 München, 15. 12. 1994 


Ein Dinosaurier (Hadrosauridae) aus der Oberkreide (Maastricht, 
Helvetikum-Zone) des bayerischen Alpenvorlandes 


Von PETER WELLNHOFER *) 
Mit 8 Abbildungen 


Kurzfassung 


Erstmals werden aus kreidezeitlichen Ablagerungen Bayerns Dinosaurier-Reste bekannt 
gemacht. Es handelt sich um ein Femur, ein Metatarsale, Phalangen sowie Fragmente von 
Schwanzwirbeln und einer Scapula, die als Hadrosauridae indet. bestimmt werden können. 
Der Fund dieses Pflanzenfressers aus den marinen Gerhartsreiter Schichten der Helvetikum- 
Zone von Bad Adelholzen bei Siegsdorf (Oberbayern) kann stratigraphisch in das höhere 
Maastricht eingestuft werden. Dieser Nachweis stützt neuere Untersuchungen (LE LOEUFF et 
al., 1994) in Südfrankreich, Spanien und Rumänien (Siebenbürgen), denen zufolge die 
Hadrosaurier in Europa erst im oberen Maastricht auftreten, und zwar als dominierendes 
Element einer Dinosaurierfauna, die eine von Titanosauriden (Sauropoda) dominierte Ver- 
gesellschaftung des unteren Maastricht ablöste. Der Hadrosaurier von Bad Adelholzen ist 
eine Zwergform mit nur 2m Länge. Er lebte deshalb möglicherweise auf einer der Inseln des 
damals viel weiter im Süden gelegenen helvetischen Meeres. 


Abstract 


For the first time, dinosaurian remains from Cretaceous deposits in Bavarıa have been 
discovered. The material presented here consists of afemur, a metatarsal, two pedal phalanges, 
and fragments of caudals and of a scapula, assigned to as Hadrosauridae indet.. The bones of 
this herbivore were recovered from marine sediments of the Upper Maastrichtian Gerharts- 
reiter Schichten in the prealpıne Helvetikum zone. This new discovery is in agreement with 
conclusions drawn elsewhere (LE LOEUFF et al., 1994) on the basıs of hadrosaurian records in 
Southern France, Spain and Romania (Transsylvania) suggesting that in Europe hadrosaurian 
dinosaur assemblages are only documented from the Upper Maastrichtian having replaced a 
titanosaurid-dominated assemblage of the Lower Maastrichtian. The Bavarian hadrosaur was 
asmall animal of about 2 m ın length. This suggests dwarfing on one ofthe islands farther South 
in the Helvetic Sea. 


*) Dr. P. WELLNHOFER, Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie, Richard- 
Wagner-Straße 10, D-80333 München. 


[557 
[557 
Fa 


Einleitung 


Dinosaurier aus Oberkreide-Ablagerungen sind in Europa schon ın der zweiten Hälfte des 
19. Jahrhunderts bekannt geworden (BRINKMANN, 1988). BUFFETAUT & LE LOEUFF (1991) 
führen insgesamt 13 Hauptfundgebiete an, die in Südfrankreich, auf der Iberischen Halbinsel, 
in der Provinz Limburg (Belgien/Niederlande), in Siebenbürgen (Rumänien) und auf der Krim 
liegen. In Bayern, Ja in ganz Deutschland waren bisher keine Oberkreide-Dinosaurier bekannt 
(Prosst & Wınorr, 1993). Die einzige Dinosaurier-Fundstelle in der alpinen Oberkreide 
(Campan) war bisher die Gosaumulde von Grünbach bei Muthmannsdorf in Niederösterreich, 
von wo bereits BunzEı (1871) und SEELEY (1881) Dinosaurierknochen beschrieben haben. All 
diese Funde aus der Oberkreide Europas reichen stratigraphisch vom unteren Campan bis ins 
höhere Maastrichtund stammen sowohl aus terrestrischem als auch aus marınem Ablagerungs- 
milıeu. 

Im Verbreitungsnachweis von Dinosaurierfaunen des europäischen Maastricht klaffte bis- 
her eine räumliche Lücke zwischen den Vorkommen in Südfrankreich (Provence, Corbieres) 
und Rumänien (Becken von Hateg, Siebenbürgen). Der Entdeckung von Dinosaurierknochen 
im höheren Maastricht der alpinen Helvetikum-Zone (Gerhartsreiter Schichten) von Bad 
Adelholzen beı Siegsdort, Oberbayern, kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu. Auch 
die Tatsache, daß es sich hier um einen Hadrosauriden (Ornithopoda) handelt, ist bemerkens- 
wert und bestätigt die europaweite Dominanz dieser Pflanzenfresser im oberen Maastricht (LE 
LOEUFF et al., 1994). 


Landshut 


MUNCHEN 


P 
0) 


©, 
= 
© 
2) 


Traunstein 


Rosenheim 


ANNIE Seas 
Helvetikum und 


L Ultrahelvetikum 


Flysch 


Abb. 1: Lageskizze des Fundgebietes ım südöstlichen Oberbayern, Landkreis Traunstein, mit Darstel- 
lung der tektonischen Einheiten am Alpen-Nordrand (nach Hacn, 1967). Der in Abb. 2 
dargestellte Ausschnitt ıst markiert (Pfeil). 


[697 
[597 
1557 


Die Skelettreste, bestehend aus Femur, Metatarsale, zwei Phalangen, einem Caudalwirbel, 
sowie Fragmenten einer Scapula und eines Caudalwirbels, wurden im Frühjahr 1994 von 
Herrn Rudi Ely, Trostberg, und Herrn Dr. Robert Darga, Siegsdorf, geborgen. Am Fundort, 
einer Baustelle der Alpenquellen GmbH, Bad Adelholzen, waren vorübergehend die Ger- 
hartsreiter Schichten großräumig aufgeschlossen. Die Fossilfunde wurden in der Bayerischen 
Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie in München präpariert und 
konserviert. Die Ergebnisse der anschließenden wissenschaftlichen Untersuchung werden 
hiermit vorgelegt. Das Originalmaterial wird im „Südostbayerischen Naturkunde- und Mam- 
mut-Museum Siegsdorf“ ausgestellt werden. 


Beschreibung des Materials 


Ornithischia SEELEY, 1888 
Ornithopoda MarsnH, 1871 
Hadrosauridae Cop£, 1870 


Hadrosauridae indet. 
Abb. 3- 6 


Material: Knochen der rechten Hinterextremität wahrscheinlich eines Individuums 
bestehend aus dem Femur, dem Metatarsale IV und zwei Zehenphalangen, sowie einem 
Wirbelkörper (? Caudalwirbel), Fragmenten einer linken Scapula und dem Neuralbogen mit 
Dornfortstz eines Caudalwirbels. 


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Abb. 2: Fundort des Hadrosauriden in den Gerhartsreiter Schichten der Helvetikum-Zone des bayeri- 
schen Alpenvorlandes, die Baustelle (Pfeil) der Adelholzener Alpenquellen GmbH, Bad Adel- 
holzen, Gemeinde Siegsdorf, Ldkr. Traunstein. Unterbrochene Linie: Grenze zwischen 
Helvetikum- und Molasse-Zone. 


2253 


Die Fossilien wurden ım März 1994 von Herrn Rudi Ely, Trostberg, im Anstehenden, der 
Neuralbogen mit Dornfortsatz später von Herrn Dr. Robert Darga, Siegsdorf, auf dem 
Abraum entdeckt und geborgen. Das Originalmaterial wird im Südostbayerischen Natur- 
kunde- und Mammut-Museum Siegsdorf unter der Inv.-Nr. NKM 71 aufbewahrt. Abgüsse 
sind in der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie, Mün- 
chen, unter den Inv.-Nr. BSP 1994 I 25-29 deponiert. 

Fundschicht: Gerhartsreiter Schichten, höheres Maastricht, Helvetikum-Zone 
(Nordhelvetikum) des bayerischen Alpenvorlandes. Die dunkelgrauen bis schwarzen Ton- 
mergel in feinsandig-feinglimmeriger Fazies sind marine Flachmeer-Ablagerungen mit einer 
reichen aber kleinwüchsigen Makrofauna, vor allem Bivalven, Gastropoden und Cephalopoden, 
daneben auch Korallen, Würmern, Arthropoden, Echinodermen und Fischen (BöHm, 1891), 
sowie einer äußerst reichen Mikrofauna mit teils planktonischen teils benthonischen Formen 
(Han etal., 1981) Aus den Gerhartsreiter Schichten sınd auch Einzelzähne von Mosasauriern 
bekannt geworden (Hacn et al., 1992). 

Alter: Aus Schlämmrückständen der knochenführenden Sedimente bestimmte Herr Prof. 
Dr. H. Hacn, München, die Leitform für die Globotruncana gansseri-Zone des höheren 
Maastricht, konnte aber aus dem Fehlen von Abathomphalus mayoroensis cın Oberst-Maas- 
tricht-Alter ausschliefßen. Nach Marrını (1981) können die Gerhartsreiter Schichten auf der 
Basıs des kalkschaligen Nannoplanktons in das „mittlere“ Maastricht eingestuft werden. Im 
nahegelegenen Wehrprofil bei Siegsdorf konnte hierfür die Lithraphidites quadratus-Zone 
nachgewiesen werden, die nach Marrını (1981) von ca. 69 bis 66 Millionen Jahre vor heute 
anzusetzen ist und damit nach der international üblichen Zweiteilung des Maastricht in das 
obere Maastricht fällt. Herr Prof. Dr. E. MArTINI, Frankfurt a. M., untersuchte im Juli 1994 
dankenswerterweise auch eine Mikroprobe aus der Knochenlage von Bad Adelholzen selbst 
und konnte auch hier die Z. guadratus-Zone nachweisen. Damit istein Ober-Maastricht-Alter 
des Hadrosauriden von Adelholzen belegt. 

Fundort: Bad Adelholzen, Gemeinde Siegsdorf, Landkreis Traunstein, Oberbayern. 
Baustelle für eine neue Abfüll- und Lagerhalle der Alpenquellen GmbH, 83313 Bad Adel- 
holzen, Topographische Karte von Bayern 1:25.000, Blatt 8141 Traunstein, R 45 4610, 
1.52.9725: 


Femur(Abb. 3): Der 34 cm lange Knochen, ein rechtes Femur, weist eine rauhe, zum Teil 
löcherige Oberfläche auf. Der Schaft ist stellenweise eingedrückt, die beiden Gelenkenden sınd 
vollständig erhalten. Abgebrochen sind der Trochanter mınor sowie der Trochanter quartus. 

Der ziemlich geradegestreckte Schaft war ım Querschnitt ursprünglich mehr rechteckig als 
rund. Der Femurkopf geht ganz kontinuierlich in leicht konkaver Linie in medialer Richtung 
aus dem Schaft hervor. Ein Collum femoris ist somit nicht ausgeprägt. Die Gelenkfläche des 
Caput femoris ist relativ flach, quer-oval und nach vorne abfallend. Sie geht über eine schmale, 
sattelförmige Einschnürung in den Trochanter major über, dessen konvexe Oberfläche eine 
mehr längs-ovale Ausdehnung hat. Inder Höhe überragt der Trochanter major geringfügig das 
Caput femoris. Auf der cranıalen Seite findet sich zwischen Caput femoris und Trochanter 
major eine tiefe Einbuchtung, die ab dem proximalen Drittel der Femurlänge allmählich 
verflacht und in die konvexe Oberfläche des Schaftes übergeht. Auf der Vorderseite besteht 
zwischen Caput und Trochanter major nur eine seicht-konkave Abflachung. 

Etwa 5 cm distad des Proximalendes des Trochanter major beginnt die Abbruchstelle des 
Trochanter minor, der bei den Hadrosauriden durch einen Spalt vom Trochanter major 
getrennt ist und fingerförmig aufragt. Die ursprüngliche Größe und Höhe des Trochanter 
minor läßt sich nur vermuten. Die Abbruchstelle am Schaft mit etwa 6 cm Länge deutet aber 
auf einen durchaus kräftigen Trochanter minor hin. 


224 


Abb. 3: Hadrosauridae indet., rechtes Femur, Gerhartsreiter Schichten, Bad Adelholzen. A von caudal, 
B von medial, C von cranıal, D von lateral, E von proximal und F von distal. Abkürzungen: 
C£ Caput femoris, Cl Condylus lateralis, Cm Condylus medialis, F ant Fossa anterior, F post 
Fossa posterior, Trmaj Trochanter major, Tr min Trochanter minor, Trqu Trochanter quartus. 


Auf der caudalen Seite und etwas mediad der Mitte befindet sich die etwa 7 cm lange 
Bruchstelle des Trochanter quartus, der wie beiallen Ornithopodenals „hängender Trochanter“ 
ausgebildet gewesen sein dürfte. Er war die Ansatzstelle des M. caudofemoralis, eines der 
Hauptfortbewegungsmuskeln, und sitzt etwas oberhalb der Femurmitte. Seine Form wird 
ähnlich wie bei anderen Hadrosauriern angenommen. 


225 


Distal verbreitert sich das Femur zu einem doppelköpfigen Gelenkende, das aus Condylus 
medialis und Condylus lateralis gebildet wird. In der Seitenansicht sind die Condylen mehr 
nach caudal als nach cranial ausgedehnt. Auf der caudalen Seite werden die Gelenkhöcker 
durch einebreite intercondylare Fossa posterior, auf der cranıalen Seite durch eineschmale und 
tiefe Fossa anterior getrennt. Hier nähern sich dıe beiden Condylen soweit, daß zwischen 
ihnen eine kreisförmige, in distaler Ansicht tunnelartige Öffnung entsteht, die dem Durchrritt 
der Strecksehne des M. iliotibialis zur Cnemialcrista der Tıbia diente. Beide Condylen haben 
etwa gleichgroße Ausdehnung. Der Condylus lateralis ist auf der caudalen Seite in eine Spitze 
ausgezogen, während der Condylus medialis hier ganz gerundet ıst. 

Metatarsale IV (Abb. 4): Dieser 11,3 cm lange Mittelfußknochen dürfte ebenfalls von 
der rechten Körperseite stammen und somit zum gleichen Individuum wie das oben beschrie- 
bene Femur gehören. Allerdings ist es mit einem Drittel der Femurlänge relativ groß im 
Vergleich zu anderen Ornithopoden, wie /guanodon (1:4), Ouranosaurus (1: 3,7) oder dem 
Hadrosauriden Edmontosaurus (1 : 2,4). Das Metatarsale IV ist ein kräftiger, gedrungener 
Knochen, der sich proximal zu einer nach caudal stark erweiterten, nierenförmigen Gelenk- 
fläche gegen das laterale, distale Tarsale verbreitert. Auf der medialen Seite ist proximal eine 
konkave Ausbuchtung vorhanden, die im Kontakt mit dem benachbarten Metatarsale III 
stand. Dadurch ergab sich eine Abspreizung der vierten Zehe nach lateral, wodurch die schräg 
stehende distale Gelenkrolle in eine waagrechte Lage gebracht wurde. Die mediale Seite des 
Knochens ist abgeflacht. Er verbreitert sich in mediolateraler Richtung zu einem quer zur 


Abb. 4: Hadrosauridae indet., rechtes Metatarsale IV, Gerhartsreiter Schichten, Bad Adelholzen. A von 
caudal, B von medial und proximal (oben), C von cranial, D von lateral und distal (unten). 


[557 
159) 
a 


Abb. 5: Hadrosauridae indet., Zehenphalangen und Caudalwirbel, Gerhartsreiter Schichten, Bad Adel- 
holzen. A-D proximale Phalanx der (?)1. Zehe, A von proximal (oben) und ventral, B von lateral, 
C von dorsal und distal (unten), D von medial. E-H 2. oder 3. Phalanx der 3. oder 4. Zehe, E von 
proximal (oben) und dorsal, F von lateral, G von ventral und distal (unten), H von medial. I-L 
(?)vorletzter Caudalwirbel, I von dorsal, J] von cranıal, K von ventral, L von caudal. 


227. 


Körperlängsachse stehenden, flachen Rollengelenk mit seichter, mittlerer Einsenkung und 
cranıocaudad verbreiterten seitlichen Gelenkhöckern. 

Phalangen (Abb. 5 A-H): Es liegen zwei kurze Phalangen vor, die ebenfalls von der 
rechten Hinterextremität desselben Individuums stammen dürften. 

Das eine Zehenglied (Abb. 5 A-D) besitzt eine relativ flache, proximale Gelenkfläche von 
annähernd dreieckigem Umriß. Es dürfte sich deshalb um eine proximale Phalange handeln, 
die gegen ein Metatarsale gelenkte. Allerdings ist es relativ kurz und gedrungen und außerdem 
nicht ganz symmetrisch, was auf eine laterale Position ım Fußskelett schließen läßt. Mit dem 
vorhandenen Metatarsale IV läßt sich jedoch kein guter Gelenkkontakt herstellen, so daß seine 
Position vielleicht in der ersten Zehe zu vermuten ist. In der eingeschnürten Mitte hat diese 
Phalange einen trapezförmigen Querschnitt. Distal ist eine breite Gelenkrolle ausgebildet, die 
seitlich ausgeprägte Ligamentgruben aufweist. 

Die zweite Phalange (Abb. 5 E-H) ıst ebenfalls kurz und dürfte aufgrund ihrer asymmetri- 
schen Gestalt wie die erste von einer seitlichen Zehe stammen. Die stark konkave proximale 
Gelenkfläche schließt eine proximale Position als Phalangus I aus und weist dieses Zehenglied 
als 2. oder 3. Phalange der dritten oder vierten Zehe aus. Distal ist eine im Querschnitt 
halbkreisförmige Gelenkrolle mit leicht hochgezogenen Rändern entwickelt. Die stark kon- 
vexe Ausbildung beider Gelenkflächen deutet auf eine große Beweglichkeit innerhalb dieser 
Zehe hın. 

Caudalwirbel (Abb. 5 I-L): Ein kleiner Wirbelkörper von etwa 2,5 cm Länge wird 
ebenfalls diesem Individuum zugeschrieben, zeigt aber zu wenige diagnostische Merkmale, um 
eine sichere Positionsbestimmung vornehmen zu können. Er ıst überdies stark beschädigt und 
verdrückt. Anzeichen für einen Neuralbogen sind nicht vorhanden. Immerhin wird aber 
deutlich, daß die Ventralseite des Centrums eine longitudinale Kante aufweist. Der Wirbel ist 
amphicoel, wobei eine Gelenkfläche (? die hintere) dorsoventral komprimiert ist und nur eine 
geringe Konkavität aufweist, während die andere Gelenkfläche (? die vordere) tief ausgehöhlt 
ıst. Diese Befunde machen es wahrscheinlich, daß es sich hier um einen subterminalen 
Caudalwirbel handelt. 

Scapula (Abb. 6 A): Ein 12,3 cm langes Fragment eines dünnen, plattenförmigen Knochens 
sowie einige weitere, kleinere Bruchstücke werden einer linken Scapula zugeordnet. Die enge 
Lagebeziehung aller Skelettreste macht es wahrscheinlich, daß auch dieses Knochenmaterial 
zum selben Inviduum eines Hadrosauriden gehört wie die zuvor beschriebenen Fossilien. 

Das größte der vorliegenden Knochenfragmente ist in der distalen Hälfte des Schulterblattes 
zu lokalisieren und war Teil des Dorsalrandes. Es ist dünnplattig mit einer mittleren Stärke von 
etwa5 mm, die sich zur Glenoidregion hin auf etwa 9 mm vergrößert. Die ventrale Teil mit dem 
Unterrand ist weggebrochen. Der leicht konvexe Dorsalrand ist nahezu scharfkantig. Er war 
in glenoidaler Richtung offenbar gerundet, wie das zweitgrößte Bruchstück, das aus dem 
proximalen Teil stammen muß, zeigt. Das Schulterblatt hat eine abgeflachte Innenseite und 
eine leicht konvexe, vielleicht durch diagenetische Verdrückung hervorgerufene, rauhe Au- 
Renseite. Es ist körperwärts leicht gebogen, um der Wölbung des Rippenkorbes, dem es auflag, 
zu folgen. Es läßt sich relativ zwanglos in den Umriß der Scapula des basalen Hadrosauriden 
Tanins sinensis WıMAN aus der Oberkreide von Shandong, China, einfügen (Wıman, 1929, Taf. 
8, Fig. 5). Daraus ergäbe sich für die Scapula des Hadrosauriden von Adelholzen eine 
Gesamtlänge von etwa 28 cm. 

Caudalwirbel-Neuralbogen (Abb. 6B):Isoliert und zu einem späteren Zeitpunkt 
an der gleichen Fundstelle aufgesammelt, liegt ein fragmentarisch erhaltener Neuralbogen 
eines Schwanzwirbels vor, der ebenfalls einem Hadrosauriden zugeordnet werden kann. Der 
am Vorder- und Oberrand beschädigte Dornfortsatz hat eine Höhe von 92 mm, eine mittlere 
Stärke von 5 mm und ist am Hinterrand scharfkantig. Der eigentliche Neuralbogen ist lateral 


228 


—_. SL 0 


Abb. 6: Hadrosauridae indet., Gerhartsreiter Schichten, Bad Adelholzen, A Fragment einer linken 
Scapula, eingezeichnet in den Umriß der Scapula des Hadrosauriden Tanıns sinensis WIMAN, 
1929. B Neuralbogen eines proximalen Caudalwirbels. Abkürzungen: poz Postzygapophyse, 
prs Processus spinosus, prt Processus transversus, prz Praezygapophyse. 


komprimiert. Die rechte Basis und die distalen Teile der Zygapophysen mit den Gelenk- 
facetten sind weggebrochen. Der kurze, nur 23 mm lange Querfortsatz wurde dadurch nach 
hinten gedrückt. Er hat einen hochovalen Querschnitt mit schmaler Rippenfacette und war 
ursprünglich leicht nach unten und hinten orientiert. 

Diese Merkmale weisen den Fossilrest als Neuralbogen eines der vordersten Caudalwirbel 
aus, wiesie LuLL & WRIGHT (1942) beidem nordamerikanischen Hadrosauriden Edmontosaurus 
beschrieben haben. Ähnlichkeit besteht auch mit dem proximalen Caudalwirbel von 
Telmatosaurus transsylvanıcus von Siebenbürgen (BMNHR 4973), wie ihn WEISHAMPEL et al. 
(1993, Text-Fig. 4 D) abgebildet haben. Der Bogen saß mit breiter Basis dem (nicht erhaltenen) 
Wirbelcentrum auf. Aus ihrer Orientierung folgt, daß der Dornfortsatz schräg nach hinten 
gerichtet war. Die Gesamthöhe des Caudalwirbels läßt sich mit etwa 15 cm rekonstruieren 
(Abb. 6 B), was größenmäßig zu den übrigen Hadrosaurier-Resten von Adelholzen passen 
würde. Ob er zum selben Individuum gehörte ist nicht nachweisbar, aber auch nicht auszu- 
schließen. 


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[557 
xD 


Zur Bestimmung der Skelettreste 


Beim Versuch, die vorliegenden Skelettreste einer bestimmten Dinosaurier-Gattung oder 
sogar -Art zuzuordnen, stößt man auf unüberwindliche Schwierigkeiten. Zum einen fehlt der 
für eine Gattungs- und Artdiagnose wichtige Schädel, zum anderen sind auch die vorhandenen 
postcranialen Elemente im Hinblick auf eine engere systematische Eingrenzung nicht ausrei- 
chend informativ. Nach BRETT-SURMAN (1979) soll bei Hadrosauriern zwar auch das Becken 
artdiagnostische Merkmale aufweisen. Dieses ist aber beim Adelholzener Dinosaurier nicht 
erhalten. Das Femur hingegen sei „bei allen Hadrosauriern ähnlich ausgebildet, so daß 
innerhalb der Familie keine verschiedenen Typen abgegrenzt werden können“ (BRINKMANN, 
1988). So bietet das vorliegende Femur wohl nur Merkmale, die es erlauben, eine Bestimmung 
bis auf das Familien-Niveau vorzunehmen. 

In letzter Zeit hat sich vor allem BRINKMANN (1988) in einer gründlichen, zusammenfassen- 
den Monographie der Systematik der Ornithopoden der Oberkreide Europas angenommen. 
Ich folge hier im wesentlichen seinen taxonomischen Ergebnissen. Nach folgenden morpho- 
logischen Merkmalen läßt sich das Femur aus den Gerhartsreiter Schichten von Adelholzen der 
Familie Hadrosauridae zuordnen (BRINKMANN, 1988, Tabelle 3): 


Schaft gerade mit „quadratischem“ Querschnitt; 

Femurkopf ohne Halsregion; 

Femurkopf länglich („spitz-gerundet“); 

Trochanter major überragt den Femurkopf; 

Trochanter major und Trochanter minor durch Spalt getrennt. 


Diese oben aufgeführten und am Adelholzener Femur erhaltenen Merkmale kommen 
ausschließlich bei den Hadrosauridae, nicht jedoch bei den nahe verwandten Iguanodontidae 
vor. Beiden gemeinsam ist jedoch (nach BRINKMANN, 1988) die lange Basis, mit der der 
Trochanter quartus am Schaft ansetzt, sowie die annähernd kreisrunde Fossa anterior zwi- 
schen den distalen Gelenkhöckern mit dorsaler Einschnürung. Die Merkmale am Femur 
reichen nicht aus, um innerhalb der Hadrosauridae eine Zuordnung zu einer der beiden 
Unterfamilien, den Hadrosaurinae oder Lambeosaurinae, vornehmen zu können. 

Zum Vergleich mit dem Adelholzener Hadrosauriden bieten sich folgende aus dem europäi- 
schen Maastricht bekannt gewordene Formen an (Abb. 7): 


1) Orthomerus dolloi SEELEY, 1883 
Maastricht, Limburg, Belgien/Niederlande. 


2) Telmatosaurus transsylvanıcus (NOPCsA, 1900) 
Maastricht, Siebenbürgen, Rumänien. 


3) Orthomerus sp. (CASANOVAS-CLADELLAS et al., 1985) 
Maastricht, Becken von Tremp, L£rida, Spanien. 


Orthomerus dolloı SEELEY, 1883 (Abb. 7 B) 


Das Typusmaterial von Orthomerus dolloi, zwei Femora, eine Tibia und ein Metatarsale- 
Bruchstück, wurde von BRINKMANN (1988) eingehend und kritisch untersucht. Es stammt aus 
dem Maastrichtium der grenzüberschreitenden Schichten der Gegend von Maastricht in Süd- 
Limburg (Belgien/Niederlande). SEELEY (1883; Fig. 2) bildet ein rechtes Femur sowie die 
distale Gelenkfläche eines linken Femurs ab. Weiteres Material aus dem Maastrichter Fund- 
gebiet wurde in der Folgezeit von DoL1o (1883), MuLDeEr (1984) und BUFFETAUT et al. (1985) 


230 


.-. 


EI 


B C D 


Abb. 7: Vergleich von Hadrosauriden-Femora aus dem oberen Maastricht von Europa in caudaler 
Ansicht, z.T. invers umgezeichnet, mit Ansicht der distalen Gelenkfläche (unten), nicht maßstäb- 
lich. A Hadrosauridae indet., Bad Adelholzen; B „Orthomerus dolloi“, Provinz Limburg, 
BMNH 42955 (nach SEELFY, 1883, Fig. 2), Distalgelenk von BMNH 42956 (nach BRINKMANN, 
1988, Abb. 13); C Telmatosaurus transsylvaniıcus, Siebenbürgen, MAFI v. 10338 (nach Weis- 
HAMPEL et al., 1993, Fıg. 5F), Distalgelenk von BMNH (27) (nach BrınkMmanN, 1988, Abb. 12); 
D Orthomerus sp., Tremp, Spanien, IPS-N-21, Distalgelenk von IPS-N-3 (nach CasanovAs- 
CLapELLasetal.,1985, Taf. 1). Abkürzungen: BMNH Natural History Museum, London; MAFI 
Magyar Allamı Földtani Intezet, Budapest; IPS Institut de Paleontologia „M. Crusafont“, 
Sabadell, Spanien. 


diesem Taxon zugeschrieben, und zwar ein Dentalefragment, Schwanzwirbel, ein Ulnafragment 
sowie eine distale Phalange und Fragmente von Femur, Tibia und Fıbula. 

Mit dem Femur des Adelholzener Hadrosauriden lassen sich vor allem im geraden Verlauf 
des Schaftes und im ganz allmählichen Übergang des Femurkopfes aus dem Schaft gute 
Übereinstimmungen feststellen, weniger dagegen im Hinblick auf die Ausbildung des distalen 
Gelenkes (BRINKMANN, 1988, Abb. 13). Bei Orthomerus dolloi haben die beiden Condylen eine 
größere cranıocaudale Ausdehnung, vor allem nach caudal, und die Fossa posterior ist enger 
und tief eingeschnitten und nicht so breit und flach wie beim Adelholzener Femur. Eine 
charakteristische Gemeinsamkeit ist jedoch die „Schlüsselloch-artige“, kreisrunde Fossa 
anterior. 


231 


BRINKMANN (1988) hält ©. dollo: zwar für einen Hadrosauriden, das Taxon aber für 
ungenügend typisiert und deshalb für invalide. Die Form sollte somit nur als „Hadrosauridae 
indet.“ bezeichnet werden. Der Gebrauch des Binomens hat sich aber seıt SEELEY (1883) für die 
Hadrosaurier von Limburg eingebürgert. Deshalb sollte es, wiederum nach BRINKMANN 
(1988), als „Orthomerus dolloı“ auf Material aus dem Maastricht der niederländischen und 
belgischen Provinzen Limburg beschränkt bleiben. Eine generisch-spezifische Vereinigung 
mit dem Adelholzener Hadrosaurier kann nicht begründet werden, wohl aber ist eine nähere 
Verwandtschaft nıcht auszuschließen. 


Telmatosaurus transsylvanıcus (NoPcsA, 1900) (Abb. 7 C) 


Von diesem Hadrosauriden liegen ein Schädel und zahlreiche postcraniale Elemente von 
einer Reihe verschieden großer Individuen vor (WEISHAMPEL et al., 1991; 1993; darin auch die 
ältere Literatur zu diesen Funden). Das Fossilmaterial stammt aus dem Ober-Maastricht der 
Sinpetru- und Densus-Formation des Hateg-Beckens ın Siebenbürgen, Rumänien. Die 
Extremitätenknochen dieses Hadrosauriers wurden vor allem durch BRINKMANN (1988) 
eingehend beschrieben. Hier interessiert lediglich das Femur, das ım Vergleich mit dem 
Adelholzener Exemplar leicht nach medial gebogen ist. Bei dem von WEISHAMPEL etal. (1991; 
1993) abgebildeten Femur (MAFI v. 10338) ist der proximale Gelenkkopf deutlicher vom 
Schaft abgesetzt als beim Femur (BMNH R 4914), das zuletzt Brinkmann (1988: Taf. 7, 
Fig. 1) abbildete. Er istmehr kugelförmig und überragt auch stärker den Trochanter major. Wie 
bei „Orthomerus dolloi“ erscheint die distale Gelenkfläche stärker in lateromedialer Richtung 
komprimiert und hat eine tief einschneidende Fossa posterior. Auch hier sind die partes 
posteriores der beiden Condylen viel ausgedehnter als beim Adelholzener Femur. 

Trotz genereller Übereinstimmungen von familientypischen Merkmalen läßt sich der 
bayerische Hadrosauride generisch und spezifisch nicht mit Telmatosaurus transsylvanicus 
von Rumänien vereinigen, der nach BRETT-SURMANN (1979; zitiert in BRINKMANN, 1988) der 
Unterfamilie Hadrosaurinae zugeordnet werden kann (siche auch WEISHAMPEL & HORNER, 
1990). 


Orthomerus sp. (Abb. 7 D) 


Unter dem aus dem oberen Maastricht des Beckens von Tremp, Provinz L£rida, Spanien, 
beschriebenen Hadrosaurier-Material finden sich auch ein Femur sowie ein distales 
Femurfragment, die von CASANOVAS-CLADELLAS et al. (1985) vor allem mit „Orthomerus 
dolloi“ und Telmatosaurus transsylvanicus verglichen wurden. Bei den von Casanovas- 
CıapeLasetal.(1985: Taf. 1) abgebildeten Femora erscheint im Gegensatz zum Hadrosauriden 
von Adelholzen der Schaft schlanker und stärker gebogen. Das distale Gelenk des spanischen 
Exemplars hat eine breitere mediolaterale Ausdehnung und eine engere Fossa posterior. Allein 
aufgrund dieser Abweichungen ist eine Vereinigung der beiden Funde auf infrafamiliärem 
Niveau auszuschließen. BRINKMANN (1988) hält auch für diesen spanischen Hadrosaurier nur 
die Bezeichnung „Hadrosauridae indet.“ für sinnvoll. 

Zusammenfassend kann somit festgehalten werden, daß der Adelholzener Dinosaurier 
nach den besonderen Merkmalen des Oberschenkelknochens taxonomisch sicher der Ornitho- 
podenfamilie Hadrosauridae zugeordnet werden kann. Die übrigen Skelettreste, Metatarsale, 
Phalangen, Wirbel und Scapulafragment, können diagnostisch nicht näher charakterisiert 


232 


werden. Ihrer indirekten Zuordnung zu den Hadrosauridae widerspricht andererseits nichts. 
Eine Übereinstimmung mit den bekannten Hadrosauriden aus dem Maastricht anderer 
europäischer Fundstellen kann aufgrund der relativ dürftigen Reste nicht bestätigt werden. 
Eine nähere Verwandtschaft mit den zeitgleichen „Orthomerus dolloı“ von Limburg und 
Telmatosaurus transsylvanıcus von Siebenbürgen ist anzunehmen. Inwieweit Beziehungen zu 
neuen Hadrosaurier-Funden im oberen Maastricht der Corbieres (Süd-Frankreich) bestehen, 
müssen zukünftige Bearbeitungen dieses Materials ergeben (LE LOEUFF et al., 1994). 

Die Hadrosaurierknochen aus den Gerhartsreiter Schichten von Adelholzen können somit 
zur Zeit nur als Hadrosauridae indet. bestimmt werden. 


Paläogeographie 


Der Hadrosaurier von Adelholzen, obwohl ein obligatorisches Landtier, wurde in voll- 
marinen Schichten gefunden. Nach Hacn etal. (1992) lassen die lithologischen Merkmale der 
Gerhartsreiter Schichten „auf eine Verflachung des Meeresbodens schließen, die durch die 
Regression des Meeres nach Süden bedingt wurde.“ Burr & Herm (1978) ordnen das 
Sedimentationsmilieu der Gerhartsreiter Schichten dem mittleren bis äußeren Tethys-Schelf 
(Wassertiefe etwa 200 bis 300 m) des im Norden gelegenen Festlandes zu. Nach Süden ging 
dieser Schelfbereich der helvetischen See über einen Kontintalabhang des oberen bis mittleren 
Bathyal (Ultrahelvetikum) in die Penninische See (Wildflysch, mittleres bis unteres Bathyal) 
und in den Tiefseetrog der Flysch-Zone (unteres Bathyal bis Abyssal) über. 

Freilich ist die heutige Lage des Fundpunktes allochthon und seine ursprüngliche geogra- 
phische Position nur unter Berücksichtigung des deckentektonischen Baugefüges des Alpen- 
Nordrandes verständlich. Die Helvetikum-Zone, zu der die Gerhartsreiter Schichten gehö- 
ren, „zieht vom Allgäu her am Nordrand der Flyschberge in einer immer schmaleren Zone 
nach Osten und tritt in der Landschaft kaum in Erscheinung..... Die marinen Ablagerungen 
(Barreme bis Unteroligozän) sind von ihrem ursprünglichen Ablagerungsraum im Süden 
tektonisch abgetrennt und weit nach Norden über die Molasse-Zone geschoben worden.“ 
(SchMmipt, 1981). Welcher Transportweg für die Überschiebung des Helvetikums zu veran- 
schlagen ist, kann aus der einschlägigen Literatur nicht entnommen werden. Nach TOLLMANN 
(1969) waren die Nördlichen Kalkalpen einer nordwärtigen Verschiebung von mindestens 
160 km unterworfen. Sie begann wahrscheinlich bereits in der unteren Kreide, also lange vor 
der Ablagerung der Gerhartsreiter Schichten im höheren Maastricht. Nach Hesse (1976) 
unterlag die Flysch-Zone einer Dislokation ın der Größenordnung von mindestens 60 bis 100 
km relativ zu ihrer Unterlage. Der paläogeographisch ursprüngliche Ablagerungsraum der 
Helvetikum-Zone mag um eine ähnliche Größenordnung, d.h. 50 bis 100 km weiter im Süden 
gelegen haben. 

Als Lebensraum des Adelholzener Dinosauriers käme in erster Linie das im Norden 
gelegene, ausgedehnte Festland in Frage, dessen weite Überschwemmungsebenen großen 
Herden dieser Pflanzenfresser eine üppige Vegetation geboten haben könnten. Die ausgepräg- 
te Zwergform unseres Hadrosauriers läßt aber auch an einen Inselbewohner denken. Hier 
könnte eine Inselgirlande weiter im Süden des helvetischen Meeres postuliert werden, die als 
Vorläufer einer späteren „Intrahelvetischen Schwelle“ im Sinne von Hacn (1967) gedeutet 
werden könnte. Der ungewöhnlich hohe Feinsand- und Glimmergehalt des Sediments spricht 
jedenfalls für die Nähe von verwitternden, kristallinen Gesteinen, dıe auf dem im Norden 
gelegenen Festland nicht anstanden. Zwergwuchs auf Inseln ist bei terrestrischen Wirbeltieren 
nicht ungewöhnlich (Cas£, 1978). Auch die kleinwüchsigen Dinosaurier aus dem Maastricht 
von Siebenbürgen werden von WEISHAMPEL et al. (1991) als Inselformen gedeutet, die auf der 


235 


2 


Abb. $: Der Hadrosauride von Adelholzen. Skelettrekonstruktion, postceranial nach Edmontosaurus aus 


234 


NORMAN (1985) mitdem Schädel von Telmatosaurus transsylvanıcus aus WEISHAMPEL et al.(1993). 
Die in den Gerhartsreiter Schichten von Adelholzen gefundenen Knochen sind schwarz hervor- 
gehoben. Verglichen mit seinen nordamerikanischen Verwandten war der Adelholzener 


Hadrosaurier eine ausgesprochene Zwergform von etwa | m Höhe und 2 m Länge. 


1} 
\ 


etwa 7500 qkm großen Hateg-Insel 200 bis 300 km von den Nachbarinseln entfernt gelebt 
haben sollen. 

Nach Burr£taur (1994) sind Funde ısolierter Skelettreste von Dinosauriern in marınen 
Ablagerungen andererseits nicht unbedingt ein Kriterium für besondere Landnähe. Die Tiere 
dürften zwar an Land verendet sein, wurden aber post mortem ins Meer geschwemmt, wo sie 
über weite Strecken verdriftet werden konnten. Die aufgeblähten Kadaver schwammen 
längere Zeit auf der Wasseroberfläche und zerfielen nach und nach, wobei die Skeletteile 
einzeln über den Meeresboden verstreut wurden. Unter der Wirkung von Meeresströmungen 
konnten die Dinosaurierleichen sogar über hunderte von Kilometern transportiert werden. 
Auch beim Adelholzener Dinosaurier muß von einer längeren Driftzeit ausgegangen werden, 
liegen doch nur wenige fragmentarische Reste eines Hinterbeins, von Wirbeln und einer 
Scapula vor, die das Vorhandensein eines vollständigen Skeletts an dieser Stelle ausschließen, 
auch wenn alle geborgenen Skelettreste von einem Individuum stammen sollten. 


Paläobiogeographie 


Der Adelholzener Fund füllt eine Lücke in der bisher bekannten paläobiogeographischen 
Verbreitung der Hadrosaurier im Maastricht Europas. Nach LE LO£urr etal. (1993) haben nur 
wenige Fundstellen Hadrosauridenreste geliefert, nämlich in Südfrankreich, Nordost-Spani- 
en, belgisch-niederländisch Limburg, Siebenbürgen (Transsylvanıen) und auf der Krim. Die 
meisten Funde wurden der Gattung Telmatosaurus NoPcsA, 1900 zugeordnet. Sie stammen 
stratigraphisch alle aus dem oberen Maastricht. Der Hadrosauride von Adelholzen ist ein 
weiterer Nachweis, daß diese Ornithopoden im oberen Maastricht europaweit verbreitet 
waren. 

LE LOEUFF et al. (1994) kamen aufgrund einer Analyse der Dinosauriervergesellschaftungen 
des europäischen Maastricht zu dem Ergebnis, dafß Hadrosaurier im unteren Maastricht selten 
sind oder ganz fehlen. Die Fauna wird zu dieser Zeit von titanosauriden Sauropoden domi- 
niert, wird aber im oberen Maastricht abgelöst durch eine Hadrosaurier-dominierte Fauna. 
Diesen Faunenwechsel in einem geographisch begrenzten Areal interpretieren LE LOEUFFetal. 
(1994) als Folge einer bedeutenden Umweltveränderung nach einer Meeresregression im 
mittleren Maastricht, dessen Höhepunkt vor 68 bzw. 71 Millionen Jahren gelegen haben 
könnte. In Südfrankreich ist dieser Event durch eine sedimentologische Diskontinuität 
dokumentiert, der auch, ebenso wie ın Spanien, ein Wandel in der Vegetation entspricht. Nach 
palynologischen Untersuchungen vollzog sich an dieser Grenze zwischen Unter- und Ober- 
Maastricht (von AsHRAF & ERBEN, 1986 irrtümlich für die Kreide/Tertiär-Grenze gehalten; 
LE LOEUFF et al., 1994) ein Florenwandel von einer tropisch bis subtropischen zu einer mehr 
temperierten Flora (AsHRAF & ERBEN, 1986). In der Helvetikum-Zone Bayerns ist diese 
Regressionsphase für den Fazieswechsel von den pelagischen Pattenauer Schichten des Unter- 
Maastricht zu den Schelfablagerungen der Gerhartsreiter Schichten im höheren Maastricht 
verantwortlich. Meeresregressionen und Florenwandel können nach LE LOEUFF et al. (1994) 
somit nicht die alleinige Ursache für das Aussterben der Dinosaurier einige Jahrmillionen 
später gewesen sein. Es müsse dazu noch ein außergewöhnlicher Event, welcher Natur auch 
immer, hinzugekommen sein. 


Danksagungen 


Dem Entdecker der Dinosaurier-Knochen, Herrn Rudi Ely, Trostberg, gebührt an erster 
Stelle Dank für seine Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, das Fossilmaterial an der Staats- 


235 


sammlung präparieren und untersuchen zu lassen. Zu danken ist auch Herrn Dr. Robert 
Darga, Siegsdorf, für weitere Aufsammlungen an der Fundstelle, sowie Herrn Bernhard 
Beaury, München, für die Übernahme des Transportes nach München. Die Präparation und 
Konservierung der Skelettreste lag ın den bewährten Händen von Frau Renate Liebreich, die 
Abgüsse wurden von Herrn Ernst Schmieja angefertigt, die Schlämmarbeiten von Herrn 
Georg Fuchs, Fotoarbeiten von Herrn Franz Höck und Zeichenarbeiten zu den Abbildungen 
l und 2 von Herrn Klaus Dossow ausgeführt. Abgüsse von Vergleichsmaterial des St. Galler 
Anatosaurus sowie Größenangaben bestimmter Knochen dieses Skeletts stellte bereitwilligst 
Herr Urs Oberli, St. Gallen, zur Verfügung. 

Anregende und wertvolle Hinweise zur Geologie, Stratigraphie und Paläogeographie der 
Fundschichten, sowie auf weiterführende Literatur und Kartenmaterial verdanke ich den 
Herren Prof. Dr. Herbert Hagn, Prof. Dr. Harald Immel und Dr. Winfried Werner, München, 
Herrn Dr. Robert Darga, Siegsdorf, und Herrn Dr. E. Buffetaut, Paris. Die Herren Prof. Dr. 
H. Hagn, München, und Prof. Dr. E. Martini, Frankfurt a. M., waren bei der genauen 
Alterseinstufung der Fundschicht durch die Bestimmung von Foraminiferen bzw. Nanno- 
plankton behilflich. 

Allen Genannten möchte der Verfasser hiermit seinen herzlichen Dank zum Ausdruck 
bringen. 


Nachtrag 


Während der Drucklegung dieser Arbeit erhielt ich von Herrn Dr. R. Darga weitere fossile 
Knochenreste von der Fundstelle Bad Adelholzen, und zwar zwei Fragmente der Schädelbasıs, 
die als Basioccipitale und Basisphenoid angesprochen werden können. 

An ersterem ist der ventrale Anteil des Hinterhauptgelenkkopfes (Condylus occipitalis) 
erhalten, dessen Breite etwa 55 mm beträgt. In der Mitte hat er eine leichte, sattelförmige 
Eindellung. Auf der Dorsalseite des Basioccipitale finden sıch zu beiden Seiten des rinnen- 
artigen Bodens der Gehirnkapsel die stark gerieften Suturflächen gegen die Exoccipitalıa. 
Ventral sind zwei kräftige schräg nach außen gerichtete Knochenhöcker entwickelt, die 
Tubera basioccipitalia (sensu NorcsaA, 1900) bzw. spheno-occipital tubercles (sensu OSTROM, 
1961). Rostral wird das Basıoccipitale von einer glatten, runden Suturfläche begrenzt, dıe den 
Kontakt mit dem Basisphenoid herstellte und dessen entsprechende Gegenfläche in gleicher 
Weise am zweiten Knochenfragment, dem Basisphenoid, ausgebildet ist. Die Passung ist so 
gut, daß mit großer Wahrscheinlichkeit eine Herkunft von ein und demselben Schädel 
anzunehmen ist. Am etwa 67 mm langen Fragment dieses Basısphenoids können keine 
weiteren diagnostischen Merkmale erkannt werden, da es sehr stark beschädigt ist und 
eigentlich nur der zentrale Kern dieses Knochens vorliegt. 

Die besonderen Merkmale am Basioccipitale erlauben es, auch diese beiden Neufunde einem 
hadrosauriden Dinosaurier zuzuordnen, der allerdings ein wesentlich größeres Individuum 
gewesen sein muß, als es die ın dieser Arbeit beschriebenen posteranialen Elemente belegen. 
Als Vergleichsmaterial bietet sich wiederum Telmatosaurus transsylvanicns an, dessen Schädel 
zuerst von NoPcsa (1900) und neuerdings von WEISHAMPEL etal. (1993) eingehend beschrieben 
wurde. Auch bei dieser Art aus dem Maastricht von Siebenbürgen sind kräftige Tubera 
basıoccipitalia entwickelt. Im Gegensatz zum vorliegenden Fund ist aber der Condylus 
occipitalis bei Telmatosanrus transsylvanıcus wesentlich stärker sattelförmig eingesenkt, was 
eine Vereinigung der Adelholzener Schädelreste mit dieser Artausschließt. Auch hier kann das 
Resultat der Bestimmung lediglich auf Familienniveau, Hadrosauridae indet., lauten. 


236 


Schriftenverzeichnis 


ASHRAF, A. R. & ErBEn, H. K. (1986): Palynologische Untersuchungen an der Kreide-Tertiär-Grenze 
West-Mediterraner Regionen. — Palaeontographica (B) 200: 111-163; Stuttgart. 

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BRINKMANN, W. (1988): Zur Fundgeschichte und Systematik der Ornithopoden (Ornithischia, Reptilia) 
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BUFFETAUT, E. (1994): The significance of dinosaur remains in marine sediments: an investigation based on 
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Säugetierfunde aus Karstspalten - Die komplexe Genese 
am Beispiel eines Steinbruches bei Petersbuch, 
Südliche Frankenalb (Bayern) 


Von THOMAS BOLLIGER*") & MICHAEL RUMMEI 
Mit 6 Abbildungen und 2 Tafeln 


Kurzfassung 


Aus dem Steinbruch der Firma A. SCHÖPFEL werden mehrere neue Karstfüllungen hinsicht- 
lich ıhrer Fauna, Ökologie und Genese der Verfüllung beschrieben. Es liegen teilweise zeitlich 
vermischte Faunen vor, die stratigraphisch dem Olıgozän, Unter-, Mittel-, und Obermiozän, 
sowıe dem Pleistozän zuzuordnen sind. 

Erstmals können mehrere Faunen aus dem Obermiozän der Südlichen Frankenalb nachge- 
wiesen werden. Diese zeigen in ihrer Zusammensetzung Unterschiede, die möglicherweise 
ökologisch bedingt, bzw. auf minimale zeitliche Differenzen der einzelnen Fundkomplexe 
untereinander zurückzuführen sind. 

Im weiteren wird speziell auf die Spaltengenese und allgemein auf diverse Füllvorgänge 
hingewiesen. 

Zudem wird die Anwendbarkeit des Begriffs „Karstsystem“ auf das Untersuchungsgebiet 
diskutiert. 


Abstract 


Some new fissure fillings from South Germany are described concerning their fauna, eco- 
logy and genesis. Most of the fissure-fillings are mixed, wıth faunal elements of different ages, 
which could be dated to the Oligocene, the Lower-, Middle,- and Upper Miocene and the 
Pleistocene. 

For the first time some fissure-fillings of the Franken Alb could be dated as Upper Miocene. 
These faunal associations show some differences which may have ecological or minimal 
chronological reasons. In the following part the problem of the filling-process of the sites is 
discussed. 

At last the arrangement of different parts of a fissure-filling are discussed regarding to the 
investigation area. 


*) Dr. T. BOLLIGER, Paläontologisches Institut und Museum der Universität Zürich, Künstlergasse 16, 
CH-8006 Zürich 

“*) Dipl.-Geol. M. RumMEL, Institut für Paläontologie u. hist. Geologie der Universität München, 
Richard-Wagner-Straße 10, D-80333 München 


239 


1. Einleitungta ee 240 
2. Die fossilführenden Karstspalten im Steinbruch ScHörrEL, Petersbuch.. 242 


3. Probleme bei der Benennung und Zusammenfassung von Teilbereichen 


eines Karstsystems 251 
4. MP/MN-Einstufung und quantitative Faunenzusammensetzung......... 251 
57Spaltengenesen......naeshinensseinecnendepeeesneennsemennenene near een enterneas een are 254 
6. Paläogeographische und -hydrologische Bedeutung ............eeee 257 
72. Okolosıe.den Kaunen ee 258 
8. Anmerkungen zur Problematik von Mischfaunen 259 
SR a 0500 260 


1. Einleitung 


Faunen aus Spaltenfüllungen sind oft sehr reichhaltig und hervorragend erhalten. Dieser 
Umstand wurde schon früh bemerkt, weshalb solche Faunen schon um die Jahrhundertwende 
ausgebeutet und bearbeitet wurden (z. B. Eichstätter Gebiet :SCHLOSSER 1902, 1916; La Grive: 
DEPERET 1892, GAILLARD 1897, MAJOR 1899). Bei der Aufstellung von Korrelationssystemen 
(MN-Units, MEın 1975, 1989; MP-Units, SCHMIDT-KITTLER 1989) wurden ın der Folge einige 
dieser gut bearbeiteten Faunenlokalitäten als Referenzfaunen aufgenommen. Daß Spalten- 
faunen problematisch sind, wurde schon von mehreren Autoren erwähnt (z. B. DEnm 1978, 
Mayo 1982, BERGER 1992). Bei zukünftigen Revisionen des MN-Korrelationssystems sind 
diese Fundstellen mit stratifizierten Faunen (möglichst aus Profilen mit mehreren Säuger- 
fundstellen) auf ihre Einstufung zu überprüfen (und evtl. durch diese zu ersetzen, wie dies im 
Fall von Vieux-Collonges erfolgt ist). Die MP- und MN-Zonierungen, welche ein gutes 
europäisches Korrelations-Kommunikationsmittel darstellen, werden wegen dieser Proble- 
matik ın einigen Fachkreisen wenig verwendet. 

Mehrere Besuche und detaillierte Beprobungen der Karstspaltensysteme im Weißjura-ö der 
Firma A. SCHöPrEL bei Petersbuch eröffneten dort auftretende, hochkomplizierte Alters- und 
Ablagerungsverhältnisse. Die diffizilen Altersbeziehungen der vorgefundenen Karstsysteme 
übertrafen das Erwartete bei weitem. Daähnliche Schwierigkeiten bei der Beprobung ebenfalls 
ananderen Fundstellen auftraten (z.B. Burgmagerbein, Grafenmühle und Rothenstein), sollen 
hier am Beispiel Petersbuch die Freuden und Leiden der wissenschaftlichen Bearbeiter von 
Karstfaunen dargelegt werden. 

Das gesammelte Fundmaterial befindet sich mit wenigen Ausnahmen im Besitz der Autoren 
und der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie, München, 
(Mitteilung der Fundstellen an Herrn Prof. K. HeıssıG ab Sommer 1992). Die Angaben über 
Sedimentmengen, sowie die Erstellung der Faunenlisten beruhen ausschließlich auf dem von 
den Autoren geborgenen Material. 

Sehr zum Dank verpflichtet sind wir Herrn A. SCHÖPFEL für die Erlaubnis zur Material- 
gewinnung, sowie den Herren Prof. K. HeıssıG, München, Prof. J. Th. Grotss, Erlangen, Herrn 
Dr. H. Mayr, München, Frau Dr. Wu, München/Beijing, und Dr. E. J. P. Heızmann, Stuttgart, 
für anregende Hinweise zur Problematik fossilführender Karstspalten. 

Bei Herrn U. SCHMID, Augsburg, bedanken wir uns für die Hilfe bei der Bergung des 
Materials und für die Erlaubnis zur Begutachtung seiner Fundstücke. 


240 


a nd Tr” 
SE Albtauf 


® Potersbuch 


a 


Eichstätt 


Höchstädt 


\ 
—ı 


Abb. 1: Lage des Steinbruchgebietes Petersbuch-Kaldorf-Erkertshoten (nach HeiıssıG 1978) 


Die anfängliche Probennahme ım Sommer 1992 an mehreren Aufschlüssen und die daraus 
rekonstruierten, z. T. komplizierten Ablagerungsbedingungen und Altersstellungen veranlaß- 
ten uns zu einer Beprobung aller, auch anscheinend fossilleerer oder unergiebiger Spalten 
(soweit zugänglich) im gesamten Steinbruch (vgl. Abb. 2). Zudem wurde eine getrennte 
Beprobung fossilreicher Spalten an verschiedenen Stellen vorgenommen, um mögliche zeitli- 
che Unterschiede ın der Fauna zu erfassen. 

Die Kennzeichnung der einzelnen Fundstellen erfolgte nach den Vorschlägen von DEHM & 
FAHLBUuscH 1970. Die Ortsbezeichnung Petersbuch wird ım Text öfters mit „P“, Weißjura mit 
„WJ“ abgekürzt. Die Beschreibung der einzelnen Fundstellen im Steinbruch erfolgt in der 


Reihenfolge des Auffindens. 


Bisher aufgefundene und bearbeitete Fundstellen in der näheren Umgebung : 


Petersbuch 1 :  KoenıGswaLp (1970), Mittelpleistozän 
Petersbuch 2 :  Heiıssıg (1978), Wu (1993), MN 4a (evtl. Anteile von MN 5) 
Petersbuch 3 :  Heıssıg (1978), MN 4a (evtl. Anteile von MN 55), 


hangender, karbonatischer Bereich von P 2 (in HeıssıG 1978 nichtals 
P 3 bezeichnet) 
Petersbuch 4 : Rummer (1992), MN 4b 
Petersbuch5 (au.b) : Rummer (1992), MN 4(b) 
Da Petersbuch 1 - Petersbuch 5 bereits beschrieben sind und nicht in der direkten Umgebung 


der neueren Fundstellen lagen (andere Steinbrüche von Petersbuch), wird an dieser Stelle nicht 
weiter auf sie eingegangen. 


241 


2. Die fossilführenden Karstspalten im Steinbruch ScHörrEı, Petersbuch 


Die einzelnen Fundstellen werden im folgenden kurz hinsichtlich ihrer Lage, der Sediment- 
beschaffenheit und der jeweiligen Fauna dargestellt. Eine eingehende Faunenbearbeitung 
(besonders der Komplexe P 6, 10, 14 und 18) ist geplant. 

gute bis sehr gute Fossilführung 
gering fossılführend 


-------- fossilfrei od. nicht beprobt 


B.13 PiI2 P.10:' P6-BiI8 


\ 
N 


r 


FIILEENN 


TI TRATEN 


1. Abschnitt 2. Abschnitt 


Abb. 2: Die fossilführenden Karstspalten im Steinbruch der Fa. ScHhörrtL, Petersbuch, Aufsicht 
Blatt 7033 Titting - r:444000 h:542700 #540 mü. NN ım Weißjura ö (Treuchtlinger Marmor) 


Petersbuch 6 (MN 8 od. 9 mit Oligozän, Untermiozän und Pleistozän als Beimengung): 
15 


Rat, Biel: 


Die Fundstelle wurde im Sommer 1992 aufgefunden (Rummeı. 1993). Sie befand sich ın der 
Ostwand des Bruches. Die Karstspalte war bis 4 m unterhalb der Bruchkante zugänglich, bei 
einer max. Breite von 1,5 m ım oberen und 0,4 m im unteren Spaltenbereich. Das heterogene 
Sediment war dunkelbraun, stellenweise auch hellbraun ausgebildet. Selten wurden dunkel- 
braune (umgelagerte) Tonschmitzen in den hangenden Bereichen, im unteren Bereich und an 
den Spaltenrändern beobachtet. In der gesamten Füllung waren Weißjura-Scherben und 
autigen gebildete Kalke auffindbar. Diese Spaltenkalkstücke erreichten eine Größe bis 50 cm. 
Den Abschluß der Fundstelle im Hangenden bildete ein durchschnittlich 1,4 m mächtiges, 
dunkelbraunes und fossilfreies (pleistozänes?) Sediment. Über den ganzen Spaltenbereich 
waren Bohnerze relatıv selten. 

Die überwiegend aus Kleinsäugern bestehende Fauna war ungleichmäßsig im Spaltenmaterial 
verteilt. Vereinzelt lagen Anhäufungen mit einer sehr hohen Konzentration fossiler Wirbel- 
tierreste in Aushöhlungen und Nischen, sowie an den Spaltenrändern des Weißjura ö vor. Eine 
Größensortierung der Fossilien war nicht feststellbar. 

Das Fundmaterial war z. T. mit Manganoxid umkrustet, bzw. durch eine Mn/Fe-Lösung 
imprägniert und durch eine Phosphatisierung gut fossilisiert, was den sehr guten Erhaltungs- 
grad des Materials erklärt. 


242 


Als einzige Beimengung aus dem Oligozän fand sich ein unbezahnter Nagerunterkiefer, der 
relativ sicher als Psendosciurus sp. bestimmt werden konnte. 

Für eine Umlagerung aus einer MN 4-Fauna spricht ferner ein einzelner Ligerimys-Zahn, auf 
eine Aufarbeitung im (jüngeren) Pleistozän weist ein Arvicoliden-Zahn hin (die Möglichkeit 
einer Probenkontamination vor Ort, sowie bei der Probenaufarbeitung ist allerdings bei der 
größeren Anzahl von unterschiedlichen Entnahmestellen und der Konzentration von fossil- 
reichem, verschieden altem Material auf engem Raum zu berücksichtigen). 


Das Ausschlämmen von ca. 1700 kg lieferte folgende Flora und Fauna: 


Celtis sp. 
Gastropoda indet. 
Arthropoda indet. 
Amphibıa indet. 
Reptilia indet. 


Aves div. sp. 

Galerix socialıs 
Ampbhechinus sp. 
Proscapanus sp. 

ct. Scaptonyx sp. 
Plesiodimylus chantreı 
Miosorex sp. 

Soricidae div. sp. 
Dinosorex pachygnathus 
Rhinolophus div. sp. (3) 
Miniopterus sp. 

Myotis murinoides 
Megaderma sp. 

cf. Tadarida sp. 
Vespertilionidae indet. 
Spermophilinus bredai 
Forsythia ganudryı 
Albanensıia sp. 


Keramıdomys sp. 
Microdyroms miocaenius 


Miodyromys aegercu 


Eomuscardinus aff. sansaniensis 
Myoglis meını 

Pseudodryomys hamadryas 
Democricetodon cf. freisingensıs 
Democricetodon aff. brevis 
Collimys sp. 

Cricetodon sp. 
Megacricetodon germanicus 
Megacricetodon sımilıs 
Megacricetodon aff. mınor 
Eumyarıon sp. 
Anomalomys gandryı 
Prolagus oeningensis 
Lagopsis aff. verus (groß!) 
Eurolagus fontannesi 
Micromeryx sp. 

Proputorins sp. 

Ampbhicyon SP- 

Bovidae indet. 

Cervidae indet. 
Anchitherium sp 
Microstonyx sp. 
Pseudosciurus suevicus >>> Oligozän 


Ligerimys sp. >>> Untermiozän 


Arvicolidae indet. >>> Pleistozän 


Petersbuch 7 (MN 4 mit Oligozänanteil): Taf. 1, Fig. 2 


Die Fundstelle lag in der Westwand, direkt an der Zufahrt, ca. 100 m südlich der Bruchein- 
fahrt. Sie setzte sich aus zwei parallel verlaufenden, NW-SE streichenden und über eine 
Mächtigkeit von 6,5 m zugänglichen Einzelspalten zusammen, welche 5 m voneinander 
entfernt waren. Die max. 2 m breiten Spalten waren ca. 5° aus der Vertikalen nach Süden 
geneigt. 

In einer Entfernung von 5 m in östlicher Richtung konvergierten beide Einzelspalten zu 
einer | m-1,5 m breiten Spalte, welche quer durch den Bruch verlief und sich in der östlichen 
Bruchwand fortsetzte (= P 12). 


243 


Der einheitlich braune Spaltenlehm zeigte durchschnittliche Bohnerzgehalte. Im gesamten 
Spaltenbereich waren Weißjurablöcke eingelagert. Ein abweichendes Füllmaterial war nur ım 
unteren Bereich der nördlich gelegenen Spalte erkennbar; hier lag ein hellbrauner Spaltenkalk 
mit durch Kalzit ausgefüllten kleinen Hohlräumen vor. 

Die Fossilführung war einheitlich, sieht man von örtlichen (biologisch bedingten?), „nester- 
artıgen“ Anreicherungen ab, welche sich meist an den Spaltenrändern befanden. 

Der Erhaltungsgrad war überwiegend gut bis sehr gut. Die beiden Einzelspalten unterschie- 
den sich, soweit erkennbar, nicht in ihrer Fauna. Die Fossilhäufigkeit war an der schmalen, 
südlicher gelegenen Spalte geringer als an der benachbarten Fundstelle. 

Die beiden Karstspalten in der Westwand zeigten eine reine MN 4-Fauna, sieht man vom 
Einzelfund eines Suevosceiurus-Zahnes ab. In einer Entfernung von ca. +minöstliche Richtung 
erfolgte eine Durchmischung mit einer Pseudosciurus-Fauna (vgl. P 12), die einhergeht mit 
einem Wechsel von braunem Spaltenlehm hın zu einem hellbraunen, stellenweise stark 
manganoxidführenden Spaltenkalk. Der Oligozänanteil stieg linerar zur Entfernung in öst- 
liche Richtung an, bis er als reines oligozänes Sediment an der Spalte P 12 vorlag. Die 
Durchmischung erfolgte nicht über die gesamte Vertikale der Karstspalten gleich, vielmehr 
unterlagerte das Oligozän das untermiozäne Sediment an der Spalte P 7. In der Mitte des 
Steinbruches ließ sich miozänes Material nur in den höheren Partien der Spalte nachweisen. An 
der Stelle P 12 (in der Ostwand) war keine miozäne Beimengung erkennbar. 


Das Ausschlämmen von ca. 400 kg lieferte folgende Flora und Fauna: 


Celtis sp. 

Reptilia indet. 
Amphibia indet. 

Avcs div. sp. 
Plesiodimylus bavartcus 
Cordylodon intercedens 
Talpidae div. sp. 
Soricidae div. sp. 
Dinosorex zapfeı 
Galerix cf. exilis 

cf. Mivechinus sp. 


Chiroptera div. sp. 


Gliridae div. sp. 
Ligerimys floranceı 
Democricetodon franconicus 
Melissiodon domıinans 
Prolagus vasconiensis 
Taucanamo sp. 
Cainotherium bavarıcum 
Mustelidae div. sp. 
Psendaelurus sp. 
Lagomeryx parvulus 
Ampbitragulus sp. 


A ceratherin m SP. 


Neocometes simalıs Suevoscinrus fraası >>> Oligozän 


Palaeoscıurns fissurae 


Petersbuch 8 (MN 4 mit Pleistozänanteil): Taf. 1, Fig. 3 


Diese Karstfüllung befand sich ca. 20 m nördlich von P 10 in der Ostwand des Bruches. Das 
aus zwei ım I m-Abstand parallel verlaufenden Teilspalten bestehende Karstsystem war bis 
8 m unter der Oberkante aufgeschlossen und verlief entlang der Kante eines höhergelegenen 
W] - Sockels in westliche Richtung. Das Füllmaterial von P 8 war durch einen homogenen, 
schwach bohnerzführenden Spaltenlehm gekennzeichnet. Die Farbe war, verglichen mit der 
Matrix von P 7, deutlich heller und feinkörniger ausgebildet. 

Die Fossilführung erstreckte sich über die gesamte aufgeschlossene Mächtigkeit der beiden 
Einzelspalten, bemerkenswert war jedoch eine wenige Zentimeter mächtige, sandige Lehmlage 
in der südlicheren Spalte, innerhalb der Kleinsäugerreste in sehr gutem Zustand vorlagen (z.T. 
gut erhaltene Kleinsäuger-Schädel). 


244 


Das Ausschlämmen von ca. 300 kg lieferte folgende Fauna: 


Osteichthyes div. sp. Ligerimys sp. 

Amphibia div. sp. Ligerimys floranceı 
Reptilia div. sp. Pseudotheridomys sp. 

Aves div. sp. Apeomys cf. tuerkheimae 
Amphiperatherium frequens Heteromyoxus sp. 

Galerix exilis/symeonidısı Glirndinus undosus 
Megaderma sp. Gliridae div. sp. 
Chiroptera div. gen. et sp. Democricetodon sp. 
Plesiodimylus sp. Ampbitragulus sp. 
Talpidae div. sp. Lagomeryx 2 sp. 

Soricidae div. sp. Aceratherium sp. 
Heterosorex sp. Palaeomeryx sp 

Prolagus vasconiensis Anchitherium aurelianensis 
Ampbhilagus sp. Tanucanamo sp. 
Melissiodon dominans Carnivora div. sp. 
Neocometes similis Arvicolidae indet. >>> Pleistozän 


Palaeoscinrus fissurae 
Petersbuch 9 (altpleistozäne Teilspalte, evtl. mit Miozänanteil): Taf. 1, Fig. 3 


Der Karstbereich mit der Bezeichnung P 9 lag in direktem Kontakt der südlichsten Teilspalte 
von P 8 in der SW-Wand auf. In einer Höhe von ca. 2 m befand sich eine stark grobsandige, 
bohnerzreiche Füllung, die massenhaft aus dem W]J herauspräparierte Fossilien (Bryozoen, 
Belemniten, Brachiopoden usw.), sowie WJ-Scherben beinhaltete. Das Sediment zeigte eine 
ausgeprägte, konkave Schichtung. Die reichhaltige Arvicoliden-Fauna war gleichmäßig über 
den gesamten Bereich verteilt. 

Der Übergang zum untermiozänen Spaltenmaterial von P 8 war scharf begrenzt. Der Fund 
eines Ochotoniden-Zahnes miozänen(?) Alters ist möglicherweise auf eine Proben- 
kontamination vor Ort zurückzuführen, da bei einer derartigen Fülle an unterschiedlich alten 
Aufschlüssen auf engem Raum, Verunreinigungen z. B. durch Regenfälle, Tiere und Privat- 
sammler vorkommen. 

Die Ausräumung der Karstspalte im Altpleistozän (?) und ihre Neuverfüllung (= P 9) schien 
zwar tiefgreifend, aber relativ scharf begrenzt zum primären, untermiozänen Sediment statt- 
gefunden zu haben (die Verfüllung mit einem reinen pleistozänen, fossilführenden Material 
stellt im untersuchten Gebiet die Ausnahme dar, alle anderen Pleistozänsedimente treten + als 
mengenmäßig untergeordnete Beimengungen auf. Selten ist jedoch eine tiefergreifende Einla- 
gerung des Sediments zu beobachten und eine genaue Altersbestimmung durch Fossilien ist 
nur ın den seltensten Fällen möglich, so z. B. bei den Karstspalten Weißenburg 11 und 
Grafenmühle 17 (HeıssıG 1978, RuMMEL1993). 


Das Ausschlämmen von ca. 45 kg Material der Spalte P 9 lieferte folgende Fauna: 


Östeichthyes div. sp. Ochotonide indet. ?Miozän 
Reptilia indet. ct. Lemmus/Myopus 

cf. Allophaiomys pliocaenicus Muride cf. Apodemus sp. 
Arvicolidae indet. 2 Beremendia sp. 

Arvicolidae indet. 3 Soricide indet. 

cf. Trilophomys sp. Chiroptera indet. 


Sciuride indet. 


Petersbuch 10 (MN 8 oder 9 mit Oligozänbeimengung) : Taf. 2, Fig. 2 


Die Karstspalte befand sich ca. 12 m nördlich der Fundstelle P 6 in der Ostwand. Diese Spalte 
ist besonders deshalb bemerkenswert, weıl der Großteil des Fossilinhaltes auf eine 20-30 cm 
mächtige, sehr fossilreiche beige bis graue, kalkreiche Lehmschicht beschränkt war. Das 
Liegende bildete ein homogener, fossilfreier und hellbrauner bis gelblicher Lehm mit Kalzit- 
ausfällungen. Oberhalb der „Fundschicht“ bildete ein dunkelbrauner bis braungrauer, gering 
fossilführender Lehm den Spaltenabschluß. Auffällig waren rotbraune, umgelagerte Tongallen 
mit einem Durchmesser bis 5 cm, welche ın der gesamten Füllung auftraten (vgl. P 6). 

Die reichhaltige miozäne Kleinsäugerfauna kann ebenfalls, mit Ausnahme von zwei 
Pseudosciurus-Einzelzähnen und einem Einzelzahn von Lanthanotherium (möglicherweise ist 
dieser Beleg nicht umgelagert) als stratigraphisch einheitlich betrachtet werden. Eine vertikale 
Sedimentschichtung, wie sie an vielen anderen Petersbucher Fundstellen deutlich vorhanden 
war, ließ sich hier nur ansatzweise, bevorzugt ın den liegenden Bereichen feststellen. 


Das Ausschlämmen von ca. 450 kg lieferte folgende Flora und Fauna: 


Celtis sp. 

Gastropoda div. sp. 
Arthropoda div. sp. 
Amphibıa div. sp. 

Reptilia indet. 

Östeichthyes div. sp. 
Psendosciurus suevicus >>> Oligozän 
Spermophilinus bredai 
Chiroptera div. sp. 

Galerıx socıalıs 

Amphechinus sp. 

Talpide cf. „ Talpa“ minuta 
Soricidae div. sp. 

Dinosorex sp. 

Plesiodimylus chantrei 
Lanthanotherium sanmiguel 


Democricetodon cf. mutilus 
Democricetodon brevis 
Collimys sp. 
Megacricetodon sımilıs 
Megacricetodon aff. gregarins 
Eumyarion cf. latior 
Anomalomys gaudryı 
Miodyromys aegercü 
Microdyromys miocaenicus 
Muscardinus sp. 
Keramidomys mobhleri 
Eomyops cf. oppligeri 
Prolagus oeningensis 
Eurolagus sp. 

Micromeryx sp. 

Mustelide indet. 


Cricetodon sp. Pseudarctos aff. bavaricus 


Petersbuch 11 (MN 3-4 mit Oligozänanteilen) : 


In einer Entfernung von 1,5 m nördlich der Spalten P 8 und P 9 befand sich ein weiterer, 
ebenfalls parallel verlaufender Spaltenbereich, der bis zur Basıs des abgebauten W]J reichte. 

Diese Spalte verlief parallel zu den beiden Karstfüllungen P8 und P9 und war vom südlichen, 
höher gelegenen Absatz bis zur Bruchsohle aufgeschlossen. Die max. Breite betrug ca. 30 cm. 

Das Material war ein weitgehend homogen brauner, stellenweise auch rötlich gefärbter 
Spaltenlehm mit geringer Bohnerzführung. Häufig, bevorzugt an den Rändern der Spalte, 
traten Kalkkonkretionen und Sintertapeten auf. Auffällig war zudem eine Anhäufung von 
kleineren WJ-Geröllen, Bohnerzen und rötlich gefärbten Ton und Sandlinsen am Rand der 
Spaltenbasis. Der Erhaltungsgrad des Fossilmaterials ist überwiegend mäßig, infolge einer 
starken Abrollung der Komponenten. Der hangende, weitgehend homogen ausgebildete 
Spaltenbereich mit braunem Sediment lieferte den hauptsächlichen Anteil der MN 3-4 Fauna. 
Die liegenden Bereiche zeigten eine Durchmischung mit oligozänem Spaltenmaterial und 


246 


a u En ne 


möglicherweise mit pleistozänen Umlagerungen (diese konnten anhand der Fauna jedoch 
nicht belegt werden, die Sedimentausbildung >dunkelrote Tone< läßt dies aber vermuten). 


Das Ausschlämmen von ca. 25 kg lieferte folgende Flora und Fauna: 


Celtis sp. Ligerimys sp. 

Ampbhibia indet. Ligerimys florancei 
Reptilia inder. Apeomys cf. tnerkheimae 
Amphiperatherium sp. Glirulus sp. 

Chiroptera div. sp. Glrudinus sp. 

Galerix symeonidısı Microdyromys sp. 

cf. Plesiodimylus sp. cf. Myoglıs sp. 
Cordylodon intercedens Prolagus vasconiensis 
Democricetodon franconicus Lagomeryx sp. 

Soricidae indet. Ampbhitragulus sp. 
Melissiodon dominans Cainotherium sp. 
Palaeosciurus fissurae Psendosciurus suevicns >>> Oligozän 


Neocometes similis 


Petersbuch 12 (Oligozän mit Pleistozänanteil): Taf. 2, Fig. 3 


Diese Karstspalte befand sich etwa in der Mitte der Westwand und reichte von der 
Bruchbasis bis zur Erdoberfläche. Sie war im Mittel 30 cm breit und stellte die SW-Fortsetzung 
des Karstbereiches P 7 dar. Das hellbraune Sediment mit Mn/Fe-Ausfällungen und reichlich 
Bohnerzen war stellenweise karbonatisch gebunden. Die Fossilführung war über den kom- 
pletten Spaltenbereich gleich. An der Basıs des Spaltenrandes fand sich lokal ein sandiges 
Material mit Resten von pleistozänen Arvicoliden. 

Die Pseudosciurus/Suevosciurus-Fauna belegt einen mitteloligozänen Altersbereich (MP 20/ 
21?). Als Beimengungen aus dem Altpleistozän sind Reste von Arvicoliden zu werten, welche 
ausschließlich in den sandigen Bereichen am Rand der Spaltenbasis zu finden waren. 


Fauna aus ca. 30 kg Sediment: 


Testudinata indet. Suevosciurus dehmi 

Marsupialıa indet. Eucricetodon sp. 

Chiroptera indet. Gliride indet. 

Psendosciurus snevicus Arvicolidae div.sp. >>> (Alt)pleistozän 
Suevoscinrus fraası 


Petersbuch 13 ( Untermiozän (?) mit Obermiozän und Oligozän als Beimengung): 
Hat2 Big. 2 


Diese Fundstelle lag wenige Meter in nördlicher Richtung von P 12 entfernt. Sie ließ sich von 
der Bruchkante bis zu einer Teufe von ca. 7 m verfolgen. Das Sediment war ein grauer bis 
beigefarbener Lehm, welcher gehäuft aufgearbeitete Sinterbildungen bis dm-Größe führte. 
Die sehr spärlichen Fossilfunde (meist Panzerplatten von Schildkröten) waren durchwegs 
durch Transport abgerollt. 

Im oberen Spaltenbereich waren horizontale Sedimentstrukturen, im unteren Abschnitt 
zudem vertikale, meist sandige Einlagerungen erkennbar. Das möglicherweise umgelagerte 
Spaltenmaterial mit einem Pseudosciurus-Nachweis war vom übrigen Füllmaterial nicht zu 


247 


trennen. Es konnte bisher noch nicht geklärt werden, welches Alter die Hauptmasse der 
Füllung bildete. 


Fauna (vorwiegend durch Absammeln gewonnen, da Schlämmresultate sehr mager ausfielen): 
Reptilia indet. Prolagus oeningensis 
Rodentia indet. 


ct. Ratufa sp. 


Amphilagus sp. 
Suidae indet. 


Cainotherium sp. Pseudosciurus suevicus >>> Olıgozän 


Petersbuch 14 (MN 9 mit {Alt-}Pleistozän): Taf.2, Fig. 1 


Es handelte sich um eine, den Bruch in NW -SE Richtung auf der vorderen, höher gelegenen 
Abbausohle querende Karstspalte mit wechselndem Inhalt (vgl. Abb. 3 [2]). Die Fossilführung 
war über alle Spaltenbereiche # gleich, wobei es jedoch punktuell zu Anreicherungen kam. In 
der Mitte des Aufschlusses überwog ein dunkelbrauner Lehm, welcher gehäuft WJ-Scherben 
und Bohnerze führte. 

Die Fossilreste waren, mit Ausnahme einer angereicherten Horizontalspalte (vgl. Abb. 3 
[8]), welche fast ausschließlich Kleinsäuger lieferte, relativ stark gerundet. Eine weitere 
Besonderheit stellte eine schmale, vertikal verlaufende Spalte dar, deren Fauna mit wenigen 
Ausnahmen aus z. T. stark gerundeten Großsäugerresten bestand. 

Auffällig war der häufige Wechsel von horizontal und vertikal eingelagertem Füllmaterial. 
Die (dunkel-) braunen, bohnerzführenden Bereiche sind altersmäßig ins Pleistozän zu stellen. 

Auf Umlagerungen deutet auch der Umstand hin, daß eine Fossilanreicherung in erodierten 
Hohlkehlen des W] 5 ım umgebenden, fossilarmen Material erhalten geblieben war. Ein halber 
Psendosciurus-Zahn belegt ferner eine Aufarbeitung von oligozänem Sediment. Manche 
Soricidenzähne zeigen Pigmentierung (>Pleistozän). 


Flora und Fauna aus ca. 250 kg Sediment : 


Celtıs sp. 

Östeichthyes div. sp. 

Repulia div. sp 

Amphibıia div. sp 

Aves div. sp 

Soricidae div. sp. >> z. T. Pleistozän 
Dinosorex pachygnathus 
Lantanotherium sanmiguel 
Amphechinus sp. 

Talpidae indet (?Scaptonyx sp.) 
Plesiodimylus chantrei 
Chiroptera div. sp. 
Democricetodon cf. freisingensis 
Democricetodon aff. brevıs 
Megacricetodon aff. minor 
Enumyarıon cf. latior 
Keramidomys sp. 

Eomyops catalaunıcus 
Anomalomys gandryı 


Psendosciurus suevicus >>>Oligozän 


248 


Spermophilinus bredai 
Miopetanrista sp. 
Heteroxerus sp. 

Myoglıs meını 
Muscardinus ct. crusafonti 
Glis vallesiensis 
Miodyromys sp. 
Microdyromys Sp- 
Glirudinus cf. gracılis 
Paraglırulus conjunctus 
Eurolagus sp. 

Prolagus oeningensis 
Steneofiber minutus 
Mıcromeryx sp. (2 sp.?) 
cf. Palaecomeryx sp. 
Bovidae ındet. 

Mustelidae indet. 
Carnivora ıindet. 
Microstonyx sp. 

div. Arvicolidae >>>(Alt)pleistozän 


| 
10 m 


Abb. 3: Die Fundstelle Petersbuch 14 auf dem oberen Bruchabschnitt, Schrägansicht 


Legende: 

1) im Liegenden Bohnerze und Grobsande, mäßige Fossilführung 

2) Breitester Spaltenbereich mit hellgrauem bis braunem Sediment, stark kalzitführend; viel WJ-Versturz; 
— Anreicherung mit Großsäugerresten 

3) hellbraunes Sediment mit Bohnerzen und sekundären Kalzitbildungen, WJ-Gerölle, stellenweise 
umgelagerte (pleistozäne?) Lehmschwarten erkennbar 

4) dunkelbrauner Lehm + fossilleer, viel Bohnerz und WJ-Schutt; das Sediment wurde vermutlich 
umgelagert, pleistozänes Alter ist wahrscheinlich 

5) hellbrauner, fossilleerer Lehm mit viel Kalzit, vertikal geschichtet 

6) homogener, bohnerzführender Lehm mit WJ-Geröllen; fossilleer 

7) andenbeiden Spaltenrändern des liegenden Spaltenbereiches homogener brauner Lehm mit Bohnerzen; 
in der Mitte, vertikal geschichtet, hellgrauer weißgefleckter Lehm mit vielen cm-großen Kalzit- 
kügelchen. Im Hangenden Wechsellagerung von homogenem, braunem Lehm und Lagen mit erhöh- 
tem Grobsandanteil. Horizontale und vertikale Schichtungen abwechselnd 

8) — hohe Konzentration an Kleinsäuger-Resten (im Hangenden der W] ö-Bank „130“) 


Petersbuch 15 (Untermiozän, MN 4?): 


Die Karstspalte mit der Bezeichnung P 15 lag ca. 10 m westlich der nordöstlichen Ecke des 
Steinbruches in der Nordwand. Die schwach fossilführende Füllung war fleischrot und tonig 
ausgebildet. Der Fund eines Gomphotherinm-Zahnrestes, sowie die ähnliche Materialaus- 
bildung zur Fundstelle P 7 lassen ein MN 4-Alter vermuten. 

Ein differenzierter Einlagerungsvorgang mit unterschiedlichen Sedimenttypen, wie sie z.B. 
beiP7undP $erkennbar war, lagnicht vor. Es kann, soweit ersichtlich, von einer unvermisch- 
ten Füllung dieser Karstspalte ausgegangen werden. 


Fauna aus 15 kg Sediment:: 


Insectivora indet. Artiodactyla indet. 
Dimylidae indet. Gomphotbherinm sp. 


Petersbuch 16 (Obermiozän, MN 8 od. 9): 


Die Bezeichnung P 16 kennzeichnet eine in der Nordwand gelegene Karstspalte auf dem 
oberen Abbaubereich. Die nur bis ca. 3 m unter Terrain aufgeschlossene Fundstelle wies ein 


249 


beige- bis graufarbenes Sediment auf, welches stellenweise vertikal angeordnete Rut- 
schungs-Strukturen erkennen ließ. Die Fossilführung war nicht auf bestimmte Bereiche 
beschränkt. 

Eine sichere stratigraphische Einstufung aufgrund der (spärlichen) Fauna kann nicht gege- 
ben werden. Die sehr ähnliche Sedimentausbildung ım Vergleich zu den Fundstellen P 6, 10, 
14, und 17 läßt eın ähnliches Altersniveau (MN 8 od. 9) vermuten. 


Fauna aus ca. 15 kg Sediment:: 
Insectivora indet. Lagomorpha inder. 


Rodentıa indet. Micromeryx sp. 


Petersbuch 17 (Obermiozän, MN 8 od. 9?) : 


Die Stelle mit der Bezeichnung P 17 lag ca. 4 m westlich der Karstspalte P 16. Die Füllung 
ist im Wesentlichen nicht von der Fundstelle P 16 zu unterscheiden. P 17 lieferte jedoch eine 
etwas reichere Fauna als P 16. 

Sowohl die Fauna als auch die Sedimentausbildung machen ein MN 8 od. 9-Alter wahr- 
scheinlich. Hinweise auf umgelagertes Material waren nicht gegeben. 


Fauna aus ca. 25 kg Sediment : 


Insectivora div. sp. 
Sciuridae indet. 
Keramidomys mobhleri 


Democricetodon cf. gaillardı 
Carnivora indet. 
Micromeryx sp. 


Anomalomys gaudryı 


Petersbuch 18 (MN8 od. 9): Taf. 1, Fig. 1 


Diese Spalte befand sich ca. 4 m südlich der Spalte P 6 und wies einen ähnlichen 
Verfüllungsmodus auf, wie die Spalte P 10, d. h. die Hauptfossilführung war auf etwa 20 cm 
Schichtmächtigkeit beschränkt. Faunistisch sind enge Beziehungen zu P6 und P 10 erkennbar. 
Eine erste Schlämmung zeigte eine stark von Fledermaus- und Ochotonidenresten dominierte 
Fauna. 


Flora und Fauna aus ca. 30 kg Sediment: 


Celtis sp. 

Gastropoda indet. 
Arthropoda indet. 
Osteichthyes indet. 
Amphibia, Reptilia indet. 
Aves indet. 

Galerix socıalıs 
Ampbhechinus sp. 
Soricidae ındet. 

Talpıdae indet. 
Megaderma sp. 
Chiroptera div. sp. 
Spermophilinus bredaı 
Albanensıa sp. 
Keramiıdomys cf. mohleri 


250 


Megacricetodon sp. 
Megacricetodon aft. minor 
Megacricetodon aff. gregarins 
Democricetodon cf. freisingensis 
Democricetodon aff. brevis 
Cricetodon sp. 

Anomalomys gandryı 
Miodyromys aegercn 
Microdyromys miocaenicus 
Myglis meinı 

Paraglirulus conjunctus 
Prolagus oeningensis 
Lagopsis cf. verus (groß!) 
Eurolagus sp. 

Bovidae indet. 


h 
! 
| 


3. Probleme bei der Benennung und Zusammenfassung von Teilbereichen 
eines Karstsystems 


Oftmals sind abbaubedingt jeweils nur Teilbereiche eines Karstsystems (zweidimensional) 
erkennbar, bzw. zugänglich. Zu einem späteren Zeitpunkt ist eine nachträgliche Zusammen- 
fassung der Teilbereiche meistens aus den verschiedensten Gründen nicht mehr nachvollzieh- 
bar. Eine unangenehme Erscheinung der gängigen Vorgehensweise beider Neubenennungvon 
Fundstellen besteht in Fehlbenennungen und einer daraus resultierenden Verwirrung bei der 
Durchnumerierung (häufig existieren verschiedene Durchzählungen in derselben Region). 
Eine besser funktionierende Absprache unter den Bearbeitern solcher Fundstellen wäre 
angebracht. 

Prinzipiell sollte bei der ersten Probennahme detailliert vorgegangen werden (auch eine 
Beprobung von vordergründig fossilfreien Spalten kann einige Überraschungen bringen!). 
Eine Durchnumerierung einzelner Teilbereiche mit Buchstaben (wie bei den neueren Herrlinger 
Fundstellen) ist denkbar. Sollten sich später Übereinstimmungen innerhalb der Teilbereiche 
des Karstsystems hinsichtlich Fauna, Sediment und Fazies ergeben, so kann eine Zusammen- 
fassung immer noch vorgenommen werden. Notwendig hierfür ist jedoch eine genaue vorhe- 
rige Lokalisierung des jeweiligen Spaltenbereiches, da nicht selten, wie schon erwähnt, bei 
fortschreitendem Abbau Orientierungsprobleme auftreten können. 

Der Versuch, altersgleiche oder faziell ähnliche Spaltenfüllungen zu übergeordneten Karst- 
systemen oder Karstregionen zusammenzufassen, wurde von BERGER 1986 für einige Fund- 
stellen versucht und diese Vorgehensweise von RUMMEL 1992 relativiert. Aufgrund unserer 
Erfahrungen mit den jüngst aufgefundenen Petersbucher Fundstellen ergibt sich eine neue 
Sichtweise. 

Die oben genannten Zusammenfassungen sind offensichtlich nur für Verkarstungsgebiete 
anzuwenden, die zu bestimmten, abgrenzbaren Zeitbereichen einer Verkarstung (und 
Verfüllung) unterworfen waren. Da im Petersbucher Gebiet von einer progressiven Verkar- 
stung mit Auf- und Umlagerungen über einen geologisch längerdauernden Zeitraum ausge- 
gangen werden muß, kann eine Zusammenfassung nach dem o. g. Muster nicht angewandt 
werden. Es lassen sich allenfalls Tendenzen erkennen. So können die „Leilspalten“ Ps, P9 und 
P 11 sicherlich einem NE-SW streichendem Karstsystem mit einem MN 3/4-Alter zugeordnet 
werden, wobei die genaue stratigraphische Einstufung z. T. noch unsicher ist. Eine geographi- 
sche und temporäre, eindeutige Trennung von MN 3/4- und MN 8 od. 9-Spalten mit Hilfe 
einer Zuordnung zu Karstsystemen ist nicht möglich. 

Es stellt sich außerdem prinzipiell die Frage, welchen Informationsgewinn eine derartige 
Zusammenfassung bringt, abgesehen davon, daß eine Durchmischung von Karstspalten mit 
verschieden alten Faunenelementen und Sediment nicht die Ausnahme, sondern vielmehr (auf 
das Bruchgebiet Petersbuch - Kaldorf - Erkertshofen bezogen) die Regel zu sein scheint. 


4. MP/MN-Einstufung und quantitative Faunenzusammensetzung 


MP 20/21 (?) : Die mitteloligozäne Fundstelle P 12 weist eine Psendoscinrus/Suevoscin- 
rus-Fauna auf, wie sie von mehreren Spaltenfüllungen der Schwäbisch-Fränkischen Alb 
bekannt sind. Die Formen sind mit denjenigen von der Grafenmühle 11 und Möhren 36 
(RuMMEL 1993) gut vergleichbar. 

MN 1-2: In diesen Zeitraum ist die Fundstelle P 13 vorerst einzustufen (cf. Ratufa und das 
Vorkommen eines großes Cainotherium und mehrere Schildkrötenreste deuten darauf hin). 
Die Fauna war allerdings äußerst spärlich und somit kann nur eine vorläufige Alterseinstufung 
gegeben werden. 


251 


MN 3-4: Die Fundstellen P8 und P 11 unterschieden sıch von der Fundstelle P7 durch die 
etwasandersartige Sedimentausbildung und das weitgehende Fehlen von modernen Cricetiden, 
welche an P 7 häufig vorkommen, was dıe Fundstellen P8und P I1 evtl. ın den älteren Bereich 
von MN 4 verweist. In diesen letztgenannten Karstspalten trat zudem der Eomyide Apeomys 
auf. Bisher ist Apeomys jedoch nur bis MN 3 bekannt. P 15 ıst aufgrund der Sedimentaus- 
bildung (im allgemeinen mit Vorsicht zu genießen!) und des Gomphotherium-Restes vorläufig 
in den Bereich MN 3-4 einzustufen. 

Die Fundstelle P7 ist jünger als P2 und somit wie Erkertshofen I und 2inMN 4b zu stellen. 
Eine genaue Altersabfolge der MN 4b-Faunen unter Berücksichtigung der umfangreichen 
Fundstellen P 4 und P 5 steht noch aus. Das reichliche Auftreten von Democricetodon ın P 7 


deutet ein jüngeres Alter gegenüber den insgesamt ähnlichen Faunen von P8SundP 11 an. 


\ 
BE "arsupialia, Insectivora \ 
und Chiroptera 
Rodentia 
Lagomorpha 


Perissodactyla, Artiodactyla 
und Carnivora 


2 3.5 


Abb. 4: Die Faunenzusammensetzung der einzelnen Fundstellen ın %-Angaben 


m 
on 
m 


MN S od. 9: Die feinstratigraphische Trennung der eng benachbarten Fundstellen P 6, 10, 
14, 16, 17 und 18 ist, wenn überhaupt, erst nach einer eingehenden Bearbeitung möglich. Sie 
sind wahrscheinlich nur mit Hilfe stratifizierter Faunen in einer sicheren Profilabfolge in ihrer 
zeitlichen Stellung festzulegen. Beruhend auf Unterschieden in der quantitativen Faunen- 
zusammensetzung sind die nachfolgenden, vorläufigen Altersabfolgen ermittelt worden (älte- 
re > jüngere Fauna): 

Bi6> P10>P 14. 

Microstonyx, Muscardinus, Collimys und Lanthanotherium sanmigneli sind klar inMN 9 zu 
stellen und bilden somit die bislang jüngsten Faunenbelege aus Karstspalten aus dem süddeut- 
schen Raum. P 16und P 17 sınd mangels biostratigraphisch verwertbarem Fossilmaterials nicht 
näher einstufbar. P 6, P 10 und P 18 liegen stratigraphisch sehr nahe zusammen, wobei ein 


Sciuridae 
Gliridae 


Eomyidae 


® 
3] 


Cricetidae 


oO 


Anomalomys und 
Neocometes 


Abb. 5: Die Verteilung der Nagetiere an den einzelnen Fundstellen in %-Angaben 


155] 
[671 
wo 


erhöhter Gliridenanteil P 10 möglicherweise als etwas jünger gegenüber P 6 ausweist. In P 10 
kommt Collimys (=, Democricetodon“ sp. ın KALın 1992:126ff.) zahlreich vor, der sonst nur 
noch in P 6 durch wenige Zahn- und Kieferreste nachgewiesen werden konnte. 

Möglicherweise ist die unterschiedliche Faunenzusammensetzung nicht evolutionär be- 
dingt, sondern hat ökologische Gründe. Ein kleinräumiges Biotop auf einer Karsthochfläche, 
wie esder unmittelbare Einzugsbereich einer Spalte darstellte, kann innerhalb einer geologisch 
nicht nennenswerten Zeit extremen Veränderungen unterworfen sein (z. B. Änderung des 
Grundwasserniveaus mit Vegetationsänderung, Verlagerung von Bach- oder Flußläufen, 
wechselnder Bestand von Beutegreifern u.v.m.). Die resultierende Veränderung in der überlie- 
ferten Fauna eines größeren Verkarstungsgebictes ist in der Auswertung und Beurteilung nur 
schwer, oder nicht von zeitlich eng benachbarten Faunengruppierungen zu trennen. 

MN 17-18 : Die Fundstelle P 9 zeigt eine typische Vergesellschaftung des Altpleistozäns. 

Jungpleistozän? : Die Fundstelle P 6 lieferte einen Arvicoliden-Zahn, der aufgrund seiner 
Morphologie eher ins jüngere Pleistozän zu stellen ist (eine jungpleistozäne Fauna ist z. B. aus 
der in einem benachbarten Steinbruch gelegenen Fundstelle P 19 [unveröff.] bekannt). 

Die quantitativen Verteilungen der Säugerreste der einzelnen Spalten (Abb. 4 u. 5) lassen nur 
wenige Rückschlüsse zu. Auffällig waren teilweise größere Abweichungen in der Faunen- 
zusammensetzung unterschiedlicher Probenahmen aus einer Spalte an verschiedenen Stellen. 
Aus einer winzigen Nische im W] der Spalte P 14 konnte, wie schon erwähnt, eine umfangrei- 
che Kleinsäugerfauna ausgeschlämmt werden, während eine Stelle nur wenige Meter entfernt 
ausschließlich Großsäugerreste enthielt (vgl. Abb. 3). Innerhalb der Nager ließen sich Tenden- 
zen in der Faunenzusammensetzung erkennen, welche eher auf stratigraphisch-ökologische 
Gründe zurückzuführen sein könnten. So überwiegen in allen MN 4- Spaltenfaunen die 
Eomyiden (P7,P8,P 11), in den MN 8 od. 9-Faunen dagegen die Cricetiden (P 6, P 10, P 14, 
P 18). In den obermiozänen Faunen läßt sich eine vage Tendenz der Zunahme des Gliriden- 
Anteils erkennen, gleichzeitig wird Anomalomys etwas häufiger. Die Sciuriden schwanken in 
ihrer Bedeutung eher willkürlich mit einem insgesamt relatıv konstanten Anteil. 


5. Spaltengenese 


Karstfüllungen können genetisch ın vier Grundtypen gegliedert werden : 
A) homogene Einlagerung 

B) chaotische Lagerung 

C) horizontale Schichtung 

D) vertikale Schichtung 


Diese vier Arten von Karstfüllungen kommen in allen möglichen Kombinationen vor, für 
eine sekundäre Vermischung können zudem nachträgliche Rutschungen u. ä. beitragen. 

Typ A deutet in der Regel auf eine rasche Sedimentation bei + gleichbleibender Liefer- 
energie hin. (z.B. P4, P 6, Weißenburg 9 und 12). Für den Typ B gilt ähnliches, es ıst nur von 
einer wechselnden (und meist höheren) Lieferenergie für das Füllmaterial auszugehen. Wäh- 
rend bei Typ A die Korngrößenverteilung der Sedimentkomponenten relativ einheitlich ist, ist 
ein weites Spektrum der Verteilung ım Fall B zu erwarten (z. B. Grafenmühle 17, 21), das 
Sediment hat „Fanglomerat-Charakter“ und ist unserer Meinung nach auf einen sehr schnel- 
len, höherenergetischen Sedimentationsverlauf zurückzuführen. Während bei Typ A über- 
wiegend verstürztes Material des umgebenden WJ-Kalkes ın die Spalte eingelagert wurde, liegt 
bei Typ B meist Fremdmaterial vor. Oftmals ist diese Fazies kaum von Typ C zu unterscheiden, 
insbesondere, wenn nur geringe Mächtigkeiten der Karstspalte erschlossen sind. Bei diesem 


254 


Grundtyp (C), der auf eine zyklisch-temporäre Sedimentation zurückzuführen ist, kommt es 
häufig bei scharf getrennten Übergängen zu großen Unterschieden in den Korngrößen. Somit 
muß von einer stark wechselnden Transportenergie ausgegangen werden (z. B. Möhren I1, 
Möhren 21, Weißenburg 16, P 14 im östlichen Bereich, P4-Nordwand). In den Fällen von P 10 
und P 18 dürften Sedimentationsunterbrechungen zur Horizontalschichtung geführt haben. 
Eine synsedimentäre Rutschung und/oder Setzung des Materials, sowie eine Ausräumung der 
oberen Spaltenbereiche ist anzunehmen. 


M . horizontal geschichtet vertikal differenzierte Spalte 
homogen erscheinende Spalte chaotische Lagerung mit Shen ee elenchalt Ne nenesSedunen! 
Femdgestein + gleichalt estes Sediment zentral : ältestes 


Abb. 6: Grundtypen von Rarstspaltenfüllungen 


Fülltyp € stellt zusammen mit Typ A einen Großteil der Spaltensedimente. Typ D entsteht 
durch Austrocknung, Ausspülung, tektonische Vorgänge und durch progressive Verkarstung, 
was z. T. mehrmalige Aufarbeitung und Umlagerung zur Folge haben kann. Auffällig ist der 
häufig anzutreffende, scharfe Übergang der verschiedenen Sedimenttypen, sowie die tiefe 
Basis der Aufarbeitungen und Neuverfüllungen (z. B. Grafenmühle 17 : Altpleistozän auf 
ca. -8 bis -10 m; P 12 : Pleistozän auf ca. -10 m). Oftmals sind an Spaltenlängsschnitten 
Schrägschichtungen erkennbar, die möglicherweise auf einen Sedimenteintrag aus einem 
höhergelegenen und versetzten Bereich eingerutscht sınd. Konvex geschichtete oder turbulent 
gebänderte Sedimente deuten hingegen auf einen einmaligen, schnell verlaufenden 
Einsackungsvorgang hin. 

Für die Einlagerung des biogenen Materials in die Karstspalten sind im wesentlichen drei 
Vorgänge denkbar, welche sich letztendlich auch am unterschiedlichen Erhaltungsgrad der 
Fossilien widerspiegeln. Zum Einen erfolgte der Eintrag über eine größere Strecke (z. B. bei 
Regenfällen und/oder durch Bäche) in das Karstsystem. Die Folge ist oftmals eine starke 
Rundung der Komponenten (meist Großsäuger), die bis zur völligen Aufarbeitung führen 
kann (P 14, P 13, Grafenmühle 6 u. 11). Durch Umlagerung (Transport) korrodierte Klein- 
säugerreste lassen sich nur schwer von angeätzten Resten aus Vogelgewöllen unterscheiden. 

Eine andere Möglichkeit der Verfüllung ist durch einen Einbruch (evtl. mit Trockenfallen) 
einer verstopften, wassergefüllten Doline, welche als Tränke diente, gegeben (dieser Fall trifft 
unserer Meinung nach bei der Fundstelle Rothenstein 1/13 zu (vgl. DEHM 1961, RuUMMEL1992). 

Von nahegelegenen Fraßplätzen kann zudem eine Anlieferung von Beuteüberresten erfolgt 
sein (> Fraßspuren!). Dieser Füllvorgang ıst meist an der „natürlichen“ Verteilung von Groß- 
und Kleinsäuger erkennbar. Ein weiteres Kriterium stellen bei dieser Art der Einlagerung 
bestimmte Sedimentstrukturen wie Rutschungen und Faunenelemente, welche auf ein spezi- 
elles Biotop verweisen, dar. Nicht selten können in solchen Sedimenten Süßwassergastropoden 
und Characeen, sowie die entsprechende Wirbeltierfauna, welche ein Feuchtbiotop bewohn- 


255 


ten, gefunden werden (z. B. Möhren 25). Oftmals tritt zudem eine Größensortierung der 
fossilen Komponenten auf und im Sediment ist ein höherer Kalkanteil festzustellen. Die 
fossilen Reste sind meist relatıv gut erhalten, da kein weiter Transport erfolgte und sie kaum 
längere Zeit ohne Sedimentbedeckung waren. Manchmal tritt eine Umkrustung der Fossilien 
mit einer Algen- bzw. Bakterienmatte auf (Grafenmühle 11, Rothenstein 1/13, Möhren 6), was 
allerdings auch auf eine längere Verweildauer der Komponenten ohne Sedimentbedeckung 
hindeuten kann. Ein Spezialfall ist gegeben, wenn Süfßßwasserkalk-Ablagerungen in der nähe- 
ren Umgebung der Karstspalte anstehen und sich evtl. mit einem geringen Fazieswechsel in das 
Karstsystem erstrecken (ein anschauliches Beispiel hierfür sind die Fundstelle Möhren 25 und 
Grafenmühle 18). Oftmals stellen an solchen Fundstellen Diplocynodon-Reste einen nicht 
minderen Anteil an der Gesamtfauna. Ätzspuren an Großsäugerzähnen dieser Fundstellen 
können auf eine Anlösung des Zahnschmelzes durch die Magensäure dieser Krokodile 
hindeuten. 

Eine weitere biogene Konzentration, überwiegend bei Kleinsäugerfaunen, dürfte zum 
großen Teil durch eine Anreicherung mit Gewöllen von Nachtraubvögel zu erklären sein. 
ANDREWS (1990:173) schreibt dazu: „...the minimal evidence of digestion excludes all predators 
exept a category | predator (Table 3.14“ [Schleiereule, Kurz-/Langohreule, Uhu)). 
Letztere Arten sind rezent die einzigen, deren Gewöllreste praktisch unzerstörte Knochen, 
ganze Kiefer und Schädelreste liefern, wie wir sie in den Karstfüllungen P 6, P 10 und P 18 
aufgefunden haben. Dort lagen oft isolierte Einzelzähne neben den dazugehörigen Kiefer- 
resten, was ein weiterer Hinweis auf einen Transport durch Gewöllreste darstellt. Auch die 
Beobachtung, daß oftmals kleine Stellen im Sediment von P 6 mit einer stark erhöhten 
Fossilkonzentration auftraten, scheint die Vermutung des Anreicherungsvorganges durch 
Raubvögel zu bestätigen. Korrodierte Knochen und isolierte Zähne können dagegen auch von 
anderen Raubvögeln, aber auch von Beuteresten von Mardern und größeren Raubtieren 
stammen. 

Das Vorkommen von Arthropodenresten (Körpersegmente, ein Gliedmassenteil, ein Ab- 
domenrest), welche in vermutlich phosphatisiertem Zustand vorliegen (gilt auch für die 
vorhandenen Celtis- und Gastropodenreste), sprechen für ein extremes Ablagerungsmilieu 
(v. a. die Spalten P 6, P 10, P 18). Hierbei ıst an ein ursprüngliches Vorliegen großer Mengen 
von Vogel- und Fledermausexkrementen zu denken, welche eine frühe Phosphatisierung der 
Knochen und weiterer Fossilreste ermöglichten. Die sehr gut erhaltenen Chiropteriden 
sprechen für eine Einlagerung nach einem natürlichen Tod. Ihre immense Anzahl, sowie der 
oben genannte Umstand der Phosphatisierung, deutet darauf hin, daß diese Tiere Bereiche des 
Karstsystems (Höhlensystems) selbst bewohnten und zudem ein Eintrag durch Gewölle aus 
einem Vogelhorst und/oder durch Beutereste von einem Raubvogel-Fraßplatz in die Höhle 
stattfand. 

Die verhältnismäßig seltenen Gebißßreste von Großsäugern liegen überwiegend als Einzel- 
funde vor. Diese sind eher als zufällige Einschwemmungen anzusehen, oder — wie schon 
erwähnt - von Raubtieren als Beutereste eingetragen worden. Die bei Großsäugerresten zu 
beobachtende longitudinale Aufspaltung von Skelettresten ıst evtl. auf eine längere Verweil- 
dauer dieser Komponenten ohne Sedimentbedeckung vor oder nach dem Eintrag in die Spalte 
zu erklären (> AnDrEWS 1990:101). 

Somit muß für die Genese der Fundstellen ein differenzierter Verfüllungsmodus angenom- 
men werden, der sowohl von zeitlichen als auch von sedimentären und ökologischen Faktoren 
abhängig ıst. Berücksichtigt man den Umstand, daß verschiedene Aufarbeitungen und Um- 
lagerungen innerhalb eines Karstbereiches nicht die Ausnahme, sondern offensichtlich die 
Regel darstellen, ist mit zusätzlichen Schwierigkeiten bei Deutungen der Spaltengenese und 
der Alterseinstufung der Faunen zu rechnen. Besondere Schwierigkeiten ergeben sich, wenn 


256 


Umlagerungen und Aufarbeitungen nicht nur in biostratigraphisch auflösbaren Zeiträumen, 
sondern in kürzeren Abständen oder kontinuierlich stattfanden (und stattfinden). Es muß, 
zumindest in diesem Gebiet, von zeitlich parallel ablaufenden Vorgängen der Verkarstung, 
Verfüllung, sowie Umlagerung und Vermischung ausgegangen werden. „Die Spaltenfüllungen 
bei fortdauernder Verkarstung“ (DEHM 1978:310) stellen also im Untersuchungsgebiet eher 
den Regelfall als die Ausnahme dar. Ein weiteres Beispiel erwähnt AnDREws (1990:161) mit der 
hochkomplexen Entstehungsgeschichte der Westbury-Höhle (GB), wo Verkarstung und 
Erosion abwechselnd und ne vorkommen können. 


Bisher nachgewiesene Aufarbeitungen/Umlagerungen in den Petersbucher Faunen : (unter- 
strichen = Alter der Hauptmasse der Kleinsäuger-Verfüllung) 


PZ6 MN 8 od. 9 + (Mittel-)Oligozän / Untermiozän (MN 4) / (Jung-)Pleistozän 
7 MN 4 + (Mittel-)Oligozän 

Ps8 MN 3/4 + (Alt-)Pleistozän 

P 10 MN 8 od. 9 + (Mittel-)Oligozän 

Pad MN 3/4 + (Mittel-)Oligozän 

Pa? MP 20/21 + (Alt-)Pleistozän 

315 MN 1-3 ? + Obermiozän / (Mittel-)Oligozän 

P 14 MN 9 + Altpleistozän (MN 17/18) 


Aus der Farbe des Sediments kann unter Umständen eine erste, grobe Altereinstufung 
vorgenommen werden, daanscheinend bestimmte Tendenzen vorzuliegen scheinen. Im Detail 
muß jedoch mit gravierenden Abweichungen von diesen Erstbewertungen gerechnet werden. 
Generell scheinen im Petersbucher Bruchrevier oligozäne und untermiozäne (MN 3-4) 
Spaltenfüllungen durch rote- bis gelbbraune Farbtöne charakterisiert zu sein, während sich die 
Füllungen mit einem MN 1-2 und MN 8 od. 9-Alter durch graugelbe bis hellbraune Farben 
ausweisen. RUMMEL (1992:76) erwähnt jedoch die Erschwerung einer solchen Korrelation 
durch gleichzeitig unterschiedliche Sedimentationsbedingungen, sowie durch eine oft anzu- 
nehmende Umlagerung und Vermischung, weshalb eine Alterseinstufung der Füllungen nach 
farblichen Kriterien nicht vollziehbar ist. Ähnliches gilt für fazielle Unterschiede, z. B. im 
Quarz- und Bohnerzgehalt, die vor allem von den Einlagerungsumständen (Palaeoklima, 
palaeohydrologische Verhältnisse) abhängig sind und meist an regionale Bedingungen gebun- 
den waren. Die Beurteilung sedimentologischer Faktoren ist jedoch prinzipiell notwendig für 
bestimmte Aussagen zur Spaltengenese. 

Eine Möglichkeit, Aussagen über Umlagerungsvorgänge zu treffen, ist u. a. mit der Beurtei- 
lung der Faunendiversität gegeben (vgl. S. 16). 


6. Paläogeographische und -hydrologische Bedeutung 


Die neu beschriebenen Karstfüllungen stellen die bisher jüngsten bekannten miozänen 
Faunen der Fränkischen Alb dar. Nach HeıssıG (1978:262) war eine Meerestransgression im 
Molassebecken eine Voraussetzung für die Plombierung und damit Verfüllung der Karst- 
spalten, was im MN 8 od. 9-Bereich nicht zutreffen kann. Es ist denkbar, daß obertlächen- 
hydrologische Veränderungen und kurzfristige Klimaänderungen die im Tertiär wie heute 
vorkamen, einen starken Einfluß hatten. Daß die Häufung der fossilführenden Karstspalten 
teilweise mit den Meerestransgressionen 1 im Molassebecken zusammenfällt, kann vielfältige 


Ursachen haben, wie z.B. Tektonik und verstärkt warmfeuchtes Klima (ein solches ıst für den 
Zeitraum MN 3/4 belegt). 


257 


Der von HEıssıG (1978:260f) festgestellte Zusammenhang von räumlichen Gruppierungen in 
der Altersverteilung der Spaltenfüllungen und ein teilweiser Bezug zur Merestransgression im 
Molassebecken wird dahingehend relativiert, daß bei guten Aufschlußbedingungen durchaus 
vielfältige Zeitabschnitte in manchen Gebieten nachzuweisen sind, was belegt, daß das 
entsprechende Gebiet immer wieder (etappenweise) intensiver Verkarstung ausgesetzt war. 
Mit dieser Verkarstung verliefen Prozesse der Verfüllung parallel. Es ist wahrscheinlich, daß 
es sich auf der Hochfläche um Verkarstungsregionen von größerer Dimension handelt 
(Höhlensysteme?), ın denen Vorgänge der Verkarstung, Verfüllung und Aufarbeitung bzw. 
Umlagerung gleichzeitig, aber an verschiedenen Stellen stattfanden bzw. noch stattfinden. 

Für die Karstlandschaft der Alb bleibt ferner festzustellen, daß unsere Kenntnis an die 
aktiven Steinbruchreviere gebunden sind, welche sıch fast ausschließlich im WJ ö befinden. 
Somit bleibt unser Wissen insgesamt sehr lückenhaft. Zudem wurden bisher nur einigermaßen 
ergiebige oder aus anderen Gründen interessante Füllungen untersucht; die zahlreichen 
Spalten mit geringen Fossilkonzentrationen blieben aber meist unberücksichtigt. 

Die Aussage von HeıssıG (1978:264), daß die oberen Bereiche der Spalten fast immer 
ausgeräumt und durch fossilleeres, jüngeres Material ersetzt seien, konnte nicht in diesem 
Umfang bestätigt werden. Im Untersuchungsgebiet beginnt die Fossilführung der meisten 
Spalten unmittelbar unter der Vegetationsschicht (P 2, P 3, P4, P5, P 6, P 7). Die enorme 
Fossilanreicherung der Füllungen P 6, P 10 und P 18 setzte z. B. 1,5-2 m unter der Erdober- 
fläche ein. Die Fundstellen P 11 und P 12 wurden dagegen lokal bis zu 6 m und tiefer unter die 
heutige Oberfläche ausgeräumt und anschließend mit z. T. fossilführendem Pleistozän verfüllt. 
Sicherlich sind die oberen Bereiche vieler Spalten jedoch erodiert und somit nicht mehr 
erkennbar. Die Abtragung nach der Spaltenverfüllung dürfte aber nur wenige Meter betragen 
haben. 


7. Ökologie der Faunen 
(sıehe Abb. 4 u. 5) 


Versuche zur Ökologierekonstruktion anhand von Kleinsäugerfossilgemeinschaften aus 
Karstfundstellen (u. a. HEıssıG 1978, BOLLIGER et. al. 1993) sind sehr kritisch zu betrachten, mit 
der entsprechenden Vorsicht jedoch durchaus interessant (Artenvielfalt, hohe Individuenan- 
zahl und nur aus Spalten bekannt gewordene Arten), selbst wenn Unsicherheiten betreffend 
der stratigraphischen Einheitlichkeit der Fauna, des Einzugsgebietes, der Zeitspanne der 
Verfüllung, sowie der Art des Eintrages bestehen sollten. 

Ein häufig auftretendes Problem bei Faunenauswertungen ist die Beurteilung der (mehr oder 
weniger) vorhandenen Faunendiversität. In Karstfüllungen untergeordnete Faunenelemente 
müssen zunächst immer mit größter Vorsicht behandelt werden, da sie durch Umlagerungen 
eingebracht worden sein könnten. Beim Schlämmen des Petersbucher Materials konnten in 
P 10 zwei oligozäne Pseudosciurus- Zähne nachgewiesen werden, welche eine aus 
sedimentologischen Gründen bereits vorab vermutete Aufarbeitung belegen. Ein sinnvolles 
Vorgehen bei der Probennahme ist das orientierte und sedimentäre Besonderheiten berück- 
sichtigende Aufsammeln des Schlämm-Materials. 

ANDREWS (1990:173) erwähnt eine von ihm in einer Schicht des pleistozän verfüllten 
Westbury-Höhlensystems (GB) vorgefundene erhöhte Faunendiversität als mögliche 
Faunenvermischung. Der Zeitraum der totalen Verfüllung dieses Systems dauerte seiner 
Meinung nach mindestens zwei Warm- und eine Kaltzeit im Mittelpleistozän, also ca. 200.000 
Jahre. WU (1993:138) beobachtete ebenfalls groß erscheinende Faunendiversität in der 
Gliridenfauna von Petersbuch 2 (MN 4a mit möglichen MN 5-Anteilen), welche sie auf 


258 


Verfüllung über einen längeren Zeitraum zu deuten versuchte. Auch in der Fauna von 
Stubersheim 3 verzeichnete WU einige von der Norm abweichende Zähne, die eine Vermi- 
schung anzudeuten scheint. Da die Gliriden in diesem Zeitraum allgemein eine hohe 
Artendiversität zeigen, ist dieses Argument für eine Faunenvermengung mit Vorsicht zu 
betrachten und von der subjektiven morphologisch-taxonomischen Beurteilung des Bearbei- 
ters abhängig. 

Während die Fundstellen P 7, P8 u. P 14 eine „normale“ Faunenverteilung aufweisen, 
überwiegt bei den anderen der Anteil an Kleinsäugern (soweit aus der vorhandenen Fossil- 
menge Rückschlüsse zulässig sind), was auf einen Sortierungsmechanismus geogener (z. B. 
durch Wassertransport mit Sortierung durch „Schweretrennung“) oder biogener Art hindeu- 
tet, die z. B. eine Anreicherung des Fossilmaterials durch eine Spezialisierung der Nahrung 
eines Beutegreifers sein kann. Besondere Vorsicht ist bei der Übertragung von ökologischen 
Parametern rezenter Arten und Gattungen auf den fossilen Lebensraum geboten, da nach 
rezenten Befunden neben unspezifischen auch spezifische Verhaltensmuster kurzfristig geän- 
dert werden können. 

Die Faunen P 6, P 10 und P 18 enthalten wie erwähnt fast ausschließlich gut erhaltene 
Kleinsäugerreste, die weder Transport- noch starke Anätzspuren zeigen, was dafür spricht, 
daß es sich um Beutereste größerer Raubvögel handelt. Die Zusammensetzung der Faunen 
(v. a. Lagomorpha, Erinaceiden, Chiroptera, Cricetiden, dagegen wenig Gliriden, Eomyiden, 
Sciuriden, Soriciden, Talpıden und Dimyliden) macht eine Selektion außerhalb der natürlichen 
ökologischen Verbreitungshäufigkeit wahrscheinlich. 

Nach Anprews (1990:188) bietet sich im Rezentvergleich besonders der Uhu (Bubo bubo) 
als Jäger an, da er ausschließlich nachtaktiv ist, Spitzmäuse und Maulwürfe meidet, selten 
tagaktive, unterirdisch lebende und baumlebende Formen jagt und sich gelegentlich auf 
Amphibien und Fledermäuse (!) spezialisiert, manchmal wird auch größere Beute gejagt. 
ANDREWS (1990:189) schreibt dazu : „Two biases are present : noctual anımals are taken more 
commonly because of the hunting activity pattern of the owl and animals living in the more 
open and wetter parts of the owls hunting range may be over-represented.“ Natürlich läßt sich 
die Akkumulation von Gewöllresten eines Uhu-Vorfahren nicht sicher nachweisen, eine 
entsprechende Vermutung offenbart jedoch keine Widersprüche. Wenn wir von dieser Hypo- 
these ausgehend auf die Lebensweise der Beute schließen (was natürlich spekulativ ist) so 
bieten sich folgende Interpretationen für die nachfolgenden, heute ausgestorbenen Gattungen 
an: Dimyliden, Eumyarion und Eomyops waren entweder unterirdisch lebend, hielten sich in 
dichtem Buschwerk auf oder waren tagaktıv. 


8. Anmerkungen zur Thematik von Mischfaunen 
(vgl. auch ScHLossEr 1902, DEHM 1961, FAHLBUSCH 1970, DEHM 1978, Mayo 1987) 


Geht man von ca. 340-350 fossilführenden Spaltenfüllungen der Fränkisch-Schwäbischen 
Alb aus, die bisher publiziert wurden (modifiziert nach RummEr 1993), so liegen unserer 
Kenntnis nach ın ca. 35-40 dieser Fundstellen mindestens zwei unterschiedlich alte 
Faunenkomplexe vor. Das prinzipielle Problem bei solchen Angaben besteht darin, daß 
besonders bei älteren Fundstellen nıcht mehr verifiziert werden kann, ob tatsächlich eine 
Altersdifferenz vorlag, oder ob eine Beimengung nicht erwähnt wurde, da es sich zumeist nur 
um Einzelstücke in ansonsten reichhaltigen Faunen handelt. Es fällt auf, daß Vermischungen 
gehäuft in Gebieten mit mehreren Fundstellen (oft zu einem System gehörig) auftreten. Liegen 
zudem, wie es häufig der Fall ist, unterschiedlich alte Karstspalten in unmittelbarer Nachbar- 
schaft, oder stehen untereinander in Verbindung, verwundert eine Vermischung durch Umla- 


259 


gerung und Ausräumung der Einzelspalten nicht weiter, da in einer exponierten Lage mit 
vermehrten Verkarstungsprozessen auch die Vorgänge der Aufarbeitung und Umlagerung 
gehäuft auftreten. 

Ein typischer Fall des o. g. Vorkommens stellten die zahlreichen Einzelfundstellen an der 
Grafenmühle dar (u. a. SCHLOSSEr 1902, DEHM & FAHLBUSCH 1970, HeıssıG 1978). Hier lagen 
drei Karstsysteme mit unter- bis mitteloligozänem und untermiozänem Alter räumlich eng 
zusammen vor. Während die mitteloligozänen Spalten z. T. eine beträchtliche Beimengung von 
unteroligozänen Faunenelementen (soweit taxonomisch trennbar) führten, waren oligozäne 
Beimengungen in den miozänen Spalten selten. 

Eine Häufung von gemischten Karstfaunen und -sedimenten läßt sich in folgenden Gebieten 
erkennen (zugleich Bereiche mit einer Häufung von Spaltenfundpunkten) : 

— Petersbuch 

- Pappenheim und Übermatzhofen 
— Haag 

- Weißenburg 

— Herrlingen 

Zwei zeitlich unterschiedliche Faunenkomplexe mit stratigraphisch großem Abstand stellen 
kein Problem dar. Die Schwierigkeit ıst festzustellen, ob (und der Verdacht besteht) auch 
zeitlich nahestehende Faunen in einer Spalte gemischt auftreten, oder sogar ein permanenter 
Eintrag von Tierresten über einen längeren geologischen Zeitraum stattfand. 

Letzteren Fall schließen wir aus geologisch-sedimentologischen Gründen für das unter- 
suchte Gebiet aus, wenn es sich um kleindimensionierte Verkarstungshohlräume handelt. 
Schwer abschätzbar auf ihr Vermischungspotential sind jedoch weit verzweigte, größer 
dimensionierte Verkarstungsgebiete mit korrespondierenden Spaltenzügen oder ehemalige 
Höhlenbildungen. Hier sollte man von einer permanent stattfindenden Verkarstung und 
Umlagerung ausgehen. Eine schr genaue Geländeaufnahme und Beprobung der Karstspalten 
ist somit die Grundvoraussetzung für eine Bearbeitung der Faunen unter besonderer Beach- 
tung von Faunendiversitäten. Oftmals versagen jedoch auch Beprobungen unter besonderer 
Berücksichtigung der jeweiligen Sedimentbeschaffenheit. Eine WJ-Tasche einer Teilspalte von 
Rothenstein 1/13 (Rummeı 1993) lieferte, ohne Hinweis durch das Sediment, ım vorderen 
Bereich der Tasche eine reiche MN 5-Fauna, das Material wenige Zentimeter dahinter eine 
unvermischte, reichhaltige MN 4-Fauna. 

Faunen aus Spaltenfüllungen sollten jedoch wegen der angeführten Problematik keinesfalls 
von der taxonomischen Bearbeitung ausgeschlossen werden, zumal sie u. a. zur Erkenntnis 
differenzierter ökologischer Bedingungen wertvolle Beiträge leisten können. 


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260 


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261 


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Tafel 1 


Fig. 1: Die Fundstellen Petersbuch 6 und Petersbuch 18 (rechts) 
Fig. 2: Die Spalte Petersbuch 7 


Fig. 3: Der Spaltenverlauf von Petersbuch 8 und Petersbuch 9 


Tafel 2 


Fig. 1: Die Fundstelle Petersbuch 14 
Fig. 2: Die Fundstelle Petersbuch 10 (links der Bildmitte) 


Fig. 3: Die Karstspalten Petersbuch 12 und Petersbuch 13 (rechts) 


262 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 34, 1994 


THoMAs BOLLIGER & MICHAEL RUMMEL: Säugetierfunde 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 34, 1994 


THoMmas BOLLIGER & MICHAEL RUMMEL: Säugetierfunde 


Tafel 2 


| Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. | 34 | 265-272 | München, 15. 12. 1994 


Ein Urpferdekiefer, Propachynolophus aff. maldani (LEMOINE) 
aus dem Eozän Spaniens 


Von Kurt HeissıG'), HAUKE J. W. GipP?) und ALEXANDER VOLKER ALTENBACH?) 
mit I Abbildung, 2 Tabellen und 1 Tafel 


Kurzfassung 


Aus eozänen fluviatilen Sanden des spanischen Pyrenäenvorlandes wird ein Unterkiefer 
eines Perissodactylen beschrieben und als Propachynolophus aff. maldanı (LemoIne) be- 
stimmt. Damit ist das Alter der Corga-Schichten als höchstes Untereozän (Ypresium) festge- 
legt. Dies stimmt gut mit der Datierung der liegenden marin-brackischen Abfolge ins 
Untereozän überein. 


Abstract 


The mandible of a Perissodactyle from Eocene fluvial sands of the Pyrenean foredeep of 
northern Spain ist described and determined as Propachynolophus att. maldanı (LEmoinE). So 
the age of the Corga-beds is fixed near the top of the Lower Eocene (Ypresian). This fits well 
into the dating of the underlying marine-brackish sequence of lower Eocene age. 


Der hier beschriebene Unterkiefer eines Urpferdes wurde im Zuge der Diplomarbeit eines 
der Autoren gefunden. Er wird aufbewahrt im Museum von Lerida, ein Abguß blieb in der 
Bayerischen Staatssammlung in München. Für die Präparation danken wir den Herren 
Präparatoren GOTTwALD, Geol. Paläont. Institut Frankfurt und SCHMIEJA, Bayer. 
Staatssammig. München, für die Fotoaufnahmen Herrn Höck, Bayer. Staatssammlg., Mün- 
chen. 


Fundsituation und Geologie 


Die Fundstelle liegt nur wenige hundert Meter südlich der Montsec-Überschiebung, am 
östlichen Ufer des Stausees Embalse de Canelles (s. Abb. 1). Das Gebiet ist zu erreichen über 
die Ortschaft Ager, auf der Carratera L 904. Zwischen Kilometer 33 und 32 folgt man der nach 
NW abzweigenden Asphaltstraße nach Agullö und von dort der Schotterpiste bis zum Dorf 


') Prof. Dr. Kurr Heıssıc, Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie, 
Richard-Wagner-Str. 10/11, D-80333 München. 

?) Dipl. Geol. Hauke J. W. Gipp, Nederlands Instituut voor Onderzoek der Zee (NIOZ), P.O. Box 59, 
NE-1790 Ab den Burg, Texel. 

°) Dr. ALEXANDER VOLKER ALTENBACH, Geologisch-Paläontologisches Institut der Universität Kiel, 
Olshausenstr. 40, D-24118 Kiel. 


265 


Corca. Von Corga aus führt ein Weg ım Streichen der Schichten der Corga-Formation in 
westlicher Richtung bis zum Ostufer des Stausees. Die Fundstelle befindet sich etwa 100 m 
nördlich dieses Weges in einer Entfernung von ca. 50 m zum Seeufer (s. Abb. 1). Hier muß 
allerdings angemerkt werden, daß die Fundstelle aufgrund des stark schwankenden Wasser- 
standes des Stausees zeitweilig unterhalb des Seespiegels liegen kann. Als nützliche Hilfe zur 
Orientierung im Gelände dient zum einen die vom staatlichen Servicio Geographico del 
Ejercito herausgegebene topographische Karte CARTOGRAFIA MILITAR DE ESPANA 
(Blatt Benabarre 32-12 / 289) im Maßstab 1 : 50 000. Zum anderen geben die in RoseLL & 
LıLOMPART (1988) enthaltenen zahlreichen Detailkarten und Profile weitere Orientierungshil- 
fen, sowie einen guten Überblick über die geologische Situation im Tal von Ager. 


LEGENDE 
N 


N Ortschaft 
s asphalt. Landstraße 


7 Schotterpiste 


‚ Fahrweg 
F Z { vs yo 
Embalse \ " ) = Gewässer Er 
de ENT & 22 , , Höhenlinie NN 
\ core x Höhenpunkt | 
| Canelles == Corga x Höhenpunk 
Fun 

| 0 0,5 l 1,5 
1 km 01 


EN FEN; IS 
03) Y nach Milld 
I km 


N un Barcelona 
Rio Evo 
: Tarragona 


I— l 
0° 
i 39E . To ar __ ja 43 


Abb. 1: Topographie im westlichen Tal von Ager mit Angabe des Fundortes sowie geographische 
Übersicht 


Lithologisch gehören die Sedimente zu den Corga-Schichten der Montanyana-Einheit 
(„Corga-Formation“ der „Montanyana Group“ sensu PUIGDEFÄBREGAS et al. 1989). Sie bilden 
den fluviatilen Übergang von der marin-brackischen Ager-Einheit im Liegenden zu den 
groben Konglomeraten der oligozänen Campodabre-Einheit im Hangenden (vgl. DREYER & 
FArt 1993). Es handelt sich um mindestens 200m mächtige, mittelbankige bis massıge, graue, 
weißgrau verwitternde Sandsteine, in die vorwiegend im unteren Bereich dunkle Tonbänder 
zwischengeschaltet sind. Das Korngrößenspektrum der Sande reicht vom Silt bis zum Grob- 
kies; die häufigsten Grobkomponenten bilden stets gut gerundete Kristallingerölle, Milch- 
quarze, Lydite und Kalksteine der älteren Serien. Umgelagerte Tonflatschen sind nur wenig 
transportiert und stammen aus dem eigenen Schichtinventar. Die fluviatilen Sande zeigen 
deutliche Schräg- und Kreuzschichtung, in Linsen finden sıch auch gut sortierte Horizontal- 
schichtungsgefüge und grobe Kieslagen. Der schwach gebundene Sandstein sandet zumeist 
leicht ab, aber einzelne Schüttungen zeigen deutlich höhere Schlaghärte und schwache Kalk- 
gehalte. Solche Schüttungsblätter werden von der Erosion weiträumig freigelegt. Durch die 


266 


jahreszeitlich stark wechselnden Wasserstände des Embalse de Canelles wurden etwa 20 
Höhenmeter des Ufers völlig entlaubt und die härteren Schüttungsblätter führen die heutige 
Morphologie des nordöstlichen Ufersaumes. 

Ihre Neigung zum Stausee hin zeichnet die im Eozän vorherrschenden Schüttungsrichtungen 
nach Westen deutlich nach. In das Tal von Ager ragte damals ein flacher, zum Atlantik im 
Westen offener Meeresarm, der Golf von Ager (Dr£yEr & Färr 1993). Über den marinen 
Alveolinenkalken des oberen Paläozäns und untersten Eozäns folgen hier die flachmarınen 
Sande und Mergel der Ager-Einheit, in die von Osten und Südosten terrigenes Material 
eingetragen wurde. Die globale Senkung des Meeresspiegels vor rund 50 Millionen Jahren und 
die nach Westen vorschreitende Hebung des südlichen Pyrenäenvorlandes führten zur 
Verlandung dieses Meeresarmes (PUIGDEFABREGAS & SOUQUET 1986), mit weiter vorherrschen- 
den westlichen Schüttungsrichtungen. Das Ende der Ager-Einheit bilden brackische, stark 
klastische Sedimente, auf die diskordant die Corga-Schichten folgen (RoseLL & LLOMPART 
1988). In den an sich fossilarmen fluviatilen Sanden finden sich vereinzelt Schwemmhölzer mit 
einem Durchmesser von 10 bis 25cm. Die Holzreste sınd dunkel inkohlt und von braunem 
Eisenhydroxid umkrustet; dadurch sind sie in den hell verwitternden Sandsteinen gut auszu- 
machen. Gerade im Bereich solcher Holzreste finden sıch kleinere Pflanzenreste, Bruchstücke 
von Schildkrötenpanzern und Knochenfragmente. In dem teilweise tief eingeschnittenen 
„Barranco“ (spanisch für ein nur periodisch Wasser führendes Bachbett), der von Corga zum 
Stausee führt, sind solche Schwemmholzlagen häufig angeschnitten. ROSELL & LLOMPART 
(1988) verweisen auf Funde von Knochen oder Zähnen von Reptilien, Marsupialiern, 
Perissodactylen, Nagern, Carnivoren und auf ein Primatenfragment aus diesen Schichten, aber 
leider ohne Hinweise auf laufende Bestimmungsarbeiten oder Literaturquellen. CRUSAFONT 
(1967: 615) gibt eine Liste aller damals im Becken von Ager bekannten Fossilien, die aber den 
verschiedensten Horizonten angehören. CRUSAFONT & GOLPE (1975: 853) nennen für höheres 
Untereozän vor allem Les Saleres, die Fundstelle von Agerinia roselli CRuUSAFONT 1967, ohne 
auf weitere Begleitfauna einzugehen. 

Im Norden werden die Corga-Schichten durch die Montsec-Überschiebung von Ober- 
kreidekalken aufgestaucht und überdeckt. Im Westen lagern ebenfalls diskordant (Misch, 
1934, ROSELL UND LLOMPART 1988) die oligozänen Konglomerate der Campodabre Einheit auf. 
Misch (1934) umschrieb diese Konglomerate recht treffend als „nachpyrenäische Nagelfluh“, 
welche die tertiären Füllungen des Pyrenäenvorlandes im Tal von Ager abschließt. Damit 
bilden die Corga-Schichten eine im Liegenden und Hangenden diskordant begrenzte und 
faziell eigenständige Sedimentfolge, dienun durch den Nachweis von Propachynolophus sicher 
dem oberen Untereozän zugeordnet werden kann. 


Propachynolophus aff. maldani (Lemoine 1878) 


Fundort: Corga bei Ager, Katalonien 

Fundschicht: Corga-Schichten, Untereozän 

Beschreibung: 

Der rechte Unterkieferast ist etwas vor dem P_ und ca. 1 cm hinter dem M, am Beginn des 
Ramus abgebrochen. Vom P, sind nur die zwei klar getrennten Wurzeln erhalten. Zwischen 
ihm und den P, ist kein Descme ausgebildet. Vom P, ist die Krone zum größsten Teil, vom P, 
vollständig abgebrochen. Der P, läßt gerade noch ein niedriges Paraconid und den Rest eines 


Wleniderübchens erkennen. Vom Son ıst die Basıs Salen so daß die Breite ermittelt 
werden konnte. 


267 


Vollständig, wenn auch kräftig abgenutzt ist der P ‚der noch kein Entoconid entwickelt hat. 
Das Paralophid ist kurz und lingual kräftig nach hinten gebogen. Die Trigonidgrube greift mit 
einer kurzen, tiefen Kerbe nach labıal, mit einer zweiten, höher sıtzenden nach hinten zwischen 
Proto- und Metaconid. Das Protoconid steht flügelartig über das Ectoflexid nach hinten, 
wodurch der Ansatzpunkt der Crista obliqua relativ weit nach lingual rückt. Das Hypoconid 
ist stark, doch ist sein Hinterflügel fast ganz unterdrückt. Hier ist cin schwach abgegliedertes 
Hypoconulid eng ans Hypoconid angepreßt. Von ıhm geht nach lingual ein steil abfallendes 
Cingulum aus, das eine trichterförmige Talonidgrube umgreift und sich mit der Hinterkante 
des Metastylids vereinigt. Das vordere Cingulum ist nur labial stark entwickelt. Lingual ist es 
kürzer als das Paralophid. Hinter der Hinterkante des Protoconids beginnt unter dem 
Ectoflexid ein massives Außencingulum, das bis kurz vor die Aufßenwölbung des Hypoconids 
reicht. 

DerM, ist so stark abgenutzt, daß er kaum mehr Einzelheiten erkennen läßt. Diese stimmen 
mit dem M, überein. Auch dieser ist stark eingeebnet, läßt aber noch die wichtigsten Elemente 
erkennen. Das Trigonid ist kurz. Es ist nur noch die transversal gerichtete Kerbe erhalten. Das 
Paralophid ist kurz. Das vordere Cingulum greift kurz um das Paralophid und den Ausgang 
der Trigonidgrube herum. Die Labialseite des Vordercingulums ist nicht erhalten. Das 
Protoconid ist gerundet und greift nicht über das Ectoflexid nach hinten. Dieses greift als 
transversale Kerbe relativ weit nach lingual. Zwischen Hypoconid und Entoconid ist das 
transversal verlaufende Hypolophid etwas eingeengt. In diese Einengung fügt sich hinten das 
etwas lingual der Mitte liegende Hypoconulid, das dem Hypolophid an dessen schmalster 
Stelle direkt ansıtzt. Die Talonidgrube ist lingual durch Vorder- und Hinterkante der flankie- 
renden Höcker eingeengt und hat nur eine schwache, transversal verlaufende Kerbe. Das 
Außencingulum ist kurz und schließt das Ectoflexid nach unten ab. Das hintere Cingulum geht 
nach lingual und labial aus dem Hypoconulid hervor. Seine Kerben ziehen bogenartig am 
Hypolophid hinauf. Die Trigonidgrube wird durch kein Cingulum abgeschlossen. 

Auch der M, ist so stark abgenutzt, daß sich eine Reihe von Merkmalen nicht mehr genau 
ermitteln läßt. Dazu gehört die Trennung von Metaconid und Metastylid, die nur mehr 
andeutungsweise erkennbar ist. Beide Höcker scheinen fast ganz zusammenzufließen. Das 
Paralophid ist kurz, wenn auch etwas länger als beim M,. Das Ectoflexid ist deutlicher 
schräggestellt als beim M,. Es greift am Ende der weniger schräggestellten Crista obliqua 
vorbei. Hypolophid und Talonidgrube sind wie beim M, geformt. Das Hypoconulid ist relativ 
lang und bildet einen nicht untergliederten, hakenförmig nach lingual vorn zurücklaufenden 
Grat, dessen lingualer Flügel nach vorn abfällt. Es sitzt mit seinem schräg verlaufenden 
Längsgrat in der Mitte des Hypolophids an. Dessen engste Stelle liegt lingual davon und wird 
von der lingualen Kerbe des Hypoconulid-Anhangs gebildet. Das lange Vordercingulum 
erreicht lingual das Ende des Paralophids nicht, wird aber labial auf der Kante des Protoconids 
nur durch eine sehr kurze Unterbrechung vom Außencingulum getrennt. Dessen Vorder- 
pfeiler am Hinterrand des Protoconids ist durch eine Kerbe von dem niedrigen Riegel unter 
dem Ectoflexid abgegliedert. Nach einer breiten Unterbrechung folgt ein weiterer, kräftiger 
Riegel vor der labialen Begrenzungsrinne des Hypoconulids. Im lingualen Ausgang der 
Talonıdgrube sind zwei schwache Cingulumhöckerchen entwickelt. 


Tabelle 1: Maße des Unterkiefergebisses 


Unt. Zähne re. P2-M3 P2-P4 MI-M3 P2 P4 MI M2 M3 
Länge 49,2 20,4 298 63 7,5 8,0 8,8 13,2 
Breite vorn 352. 4,9 52 6,3 6,6 
Breite hinten 4,9 5,5 6,2 5,5 
Br.Hypoconulid 4,5 


268 


Tabelle 2: Vergleichsmaße von Einzelzähnen verwandter Arten. 
(Die Vergleichsmaße sind HOOKER 1980 und SAVAGE, Russeii & Louis 1965 


entnommen). 

A. Länge P2 PB P4 MI M2 M3 
vorliegend.Stück 6,3 75) 8,0 3.8 132 
Cymbaloph.cunieul 753 8,7 
Hyracot.vulpiceps 6,0 6,3 6,6 7,4 8,5 10,5 
Hyr.aff.vulpiceps 55 5,9 8,0 8,2 10,3-10,6 
Propach.maldanı 6,0 5,9-6,5 5,5-6,3 7,0-7,4 7,1-7,8 9,3-11,0 
Propach.gaudryi 9,0 8,7-10 8,9-11 9,6-12 10-13,8  14,6-19,1 
B. max. Breite P2 B3 P4 Mi M2 M3 
vorliegend. Stück 3,2 4,9 55 6,3 6,6 
Cymbaloph.cunicul 3,9 5 4,6 
Hyracoth. vulpic. 2>7; 3,8 4,6 55 6,0 6,1 
Hyr.aff.vulpiceps 347 4,3 5,1-5,3 553-6;0 5,1- 6,0 
Propach. maldanı 3:0 3,9-4,0 4,3-4,7 9,1-9,2 5,2-6,1 553-16,2 
Propach. gaudryı 4,8 5,6-7,0 6,2-7,4 6.7281 73-93 75908 

Diskussion: 


Bei fast allen europäischen Exemplaren von Hyracotherium und ebenso bei Cymbalophus 
inseriert der Vordergrat des Hypoconulids der M, an einem freien Hinterarm des Hypoconids 
oder an diesem selbst. Auch wenn der als Hyracotherium aff. vulpiceps von Hookek (1980 Fig. 
2c) abgebildete Zahn dem vorliegenden M, nahekommt, fehlt ihm doch ein eigentliches 
Hypolophid, das eine direkte, transversale Verbindung von Hypoconid und Entoconid 
herstellt. Beim vorliegenden Zahn ist diese entwickelt. Der Vordergrat des Hypoconulids 
inseriert in dessen Mitte, so wie dies für einige jüngere europäische Equiden typisch ist. 

Die Größe des vorliegenden Stücks übertrifft die europäischen Arten von Hyracotherium 
ebenfalls. Insbesondere nehmen die Molaren sehr viel deutlicher nach hinten an Größe zu. Das 
Stück kann also mit keiner dieser Arten identifiziert werden. 

Von den meisten jüngeren Equiden und den Palaeotheriiden Europas unterscheidet sich das 
vorliegende Stück in der geringen Schrägstellung der Crista obliqua, die zwar nicht ganz 
longitudinal ausgerichtet ist, aber doch in der Mitte des Protolophids inseriert. Bei fast allen 
Genera, die nach dem Untereozän erscheinen, inseriert sie weiter lingual oder verbindet sich 
direkt mit dem Metastylid. Dieses ist beim vorliegenden Stück kaum abgegliedert und ins 
Protolophid einbezogen. Damit sind alle Gattungen außer Propachynolophus ausgeschlossen. 

Ein weiteres primitives Merkmal ist das Fehlen des Entoconids am P,, das neben den 
primitiveren Gattungen wie Hyracotherium und Cymbalophus ebenfalls für Propachynolophus 
charakteristisch ist, wenn es auch später bei Pachynolophus noch vorkommt. 

Innerhalb der Gattung Propachynolophus siummt das Stück mit keiner der bekannteren 
Arten genau überein. Es ist erheblich kleiner als die Typusart P. gandryı (LEMOINE), bei der 
auch die Crista obliqua bereits weiter nach lingual reicht. Die Cingula der Molaren sind 
erheblich stärker. 

Gegenüber P. maldanı ist es dagegen etwas größer und weicht in folgenden Merkmalen ab: 
Das Hypoconulid ist nur einspitzig, das Außencingulum der Molaren ist schwächer, der P, ıst 
zweiwurzelig. 

Es stimmt dagegen besonders gut mit dieser Art in folgenden Merkmalen überein: Die 
linguale Lage des Hypoconulids bei den vorderen Molaren, die geringe Entwicklung der 


269 


Lophodontie. Das Fehlen des Entoconids am P, ist bei P. maldanı häufiger als dessen 
Vorhandensein. 

Das Stück steht dieser kleineren und ursprünglicheren Art also sicher näher als der größeren 
Typusart. Morphologisch scheint es zwischen Hyracotherium aff. vulpiceps und 
Propachynolophus maldani zu vermitteln, ist aber schon etwas größer als beide. Da es in der 
Ausbildung des Hypolophids bereits progressiv ist, steht es der jüngeren Form näher und kann 
daher als Propachynolophus aff. maldanı (Lemoıne) bezeichnet werden. 

Da Propachynolophus auf die Säugerzone MP 10 beschränkt ist, kann damit eine Einstufung 
ins höchste Untereozän (Ypresium) vorgenommen werden. 


Literatur 


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essaı provisoire de reclassification.- Coll. intern. CRNS 163, Problemes actuels de Paleontologie 
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DEPERET, CH. (1901): Revision des formes Europeennes de la famille des Hyracotherides.- 
Bull.Soc.Geol.France (ser. 4) 1: 199-225, Taf. 4-5, Paris. 

DrEvEr, T. & FArt, L.-M. (1993): Facıes analysis and high resolution sequence stratigraphy of the Lower 
Eocene shallow marine Ametlla Formation, Spanish Pyrenees. - Sedimentology, 40: 667-697. 
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21, Tab. 3, München. 

Hook, J. J. (1980): The succession of Hyracotherium (Perissodactyla, Mammalıa) in the English early 
Eocene.- Bull. Br.Mus. nat. Hist.(Geol) 33 (2): 101-114, Tab., 6 Abb., London. 

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Europe.- Zool.Journ.of the Linnean Society 82: 229-244, 22 Abb., London. 

HOOoKER, J. J. (1989): British mammals in the Tertiary period.- Biol.Journ.of the Linnean Society 38: 9-21, 
3 Abb., London. 

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Berlin-Stuttgart. 

Misch, P. (1934): Der Bau der mittleren Südpyrenäen. - Abh. Ges. Wiss. Göttingen, 3/12, 167 S.; Berlin. 

PUIGDEFABREGAS, C. & SOUQUET, P. (1986): Tecto-sedimentary cycles and depositional sequences of the 
Mesozoic and Tertiary from the Pyrenees. - Tectonophysics, 129: 173-203. 

PUIGDEFABREGAS, C., COLLINSON, J., CUEVAS, J.L., DREYER, T., MARZO, M., MERCADE, L., N1JMAN, W., 
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(Hrsg.) Guidebook to the 4th International Conference on Fluvial Sedimentology. Publications del 
Servei Geologic de Catalunya, Barcelona, Spanien. 

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llerdences de la Diputacio de Lleıda. Montblanc-Martin, Barcelona, Spanien. 

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Univ.Calif.Publ.Geol.Sci. 56: 1-94, 42 Abb., 1 Taf., Berkeley und Los Angeles. 


Tafel 1 


Propachynolophus aff. maldanı (LEmoINE 1878) 
Untereozäne Corga-Schichten von Corga 


Fig. 1: rechter Unterkiefer okklusal, vergr. x 1,5 
Fig. 2: rechter Unterkiefer labial, vergr. x 1,5 
Fig. 3: M, -M, desselben Stücks, vergr. x 5 


Bi 


g.4: P,-M, desselben Stücks, vergr. x 5 


271 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 34, 1994 


Kurr HeEıssıg, HAUKE J. W. Gipp, ALEXANDER VOLKER 


79 


ALTENBACH: Urpferdekiefer Tafel 1 


nn 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. | 34 | 273-281 | München, 15. 12. 1994 ] 


Neuere Funde von Prominatherium damatinum (H. v. MEYER 1854) 
(Artiodactyla, Mammalia) aus dem Eozän von Dalmatien 


Von MEINOLF HELLMUND*) & Kurt HeıssıG”*) 


mit 1 Abbildung und I Tafel 


Kurzfassung 


Aus dem Haupt-Braunkohlenflöz der eozänen Promina-Schichten des Mt. Promina (Dal- 
matien) werden weitere Gebifßreste des mittelgroßen Antracotheriiden Prominatherium 
dalmatinum (H. v. MEYER 1854) beschrieben, die schon im Jahre 1948 geborgen wurden. Sie 
stammen von drei Lokalitäten ın der Umgebung der Stadt Drnis. Die paläobiogeographische 
Bedeutung der Gattung im Rahmen der bisherigen Säugerfunde Südosteuropas wird disku- 
tiert. 


Abstract 


New specimens of the middle sized anthracotheruid Prominatherium dalmatinum 
(H. v. MEyER 1854), found already in 1948, are reported from the main lignite seam of the 
Eocene Promina-beds of Mt. Promina (Dalmatia). They come from three different sites near 
Drnis. The palaeobiogeographical meaning of the genus is discussed in the context of other 
fossil mammals from southeastern Europe. 


Einleitung 


Das hier beschriebene Fossilmaterial stammt aus dem Haupt-Braunkohlenflöz in der 
Umgebung des Berges Promina (Dalmatien), der Typlokalität von Prominatherium 
dalmatinum (H. v. MEYER 1854). Die Funde wurden bereits im Jahre 1948 gemacht. Die 
Position der einzelnen Lokalitäten um die Stadt Drnis ist Abb. I zu entnehmen. Prof. Dr. M. 
MALEZ f vom Institut für Quartärgeologie und Paläontologie in Zagreb, Kroatien, hatte das 
Fundgut seinerzeit an Prof. Dr. E. THENIUs, Wien, abgegeben. Von dort gelangte es dann 
schließlich durch freundliche Vermittlung von Prof. Dr. G. RABEDER, Wien, an den Erstautor. 


®) Dr. MEINOLF HELLMUND, Institut für Geologische Wissenschaften und Geiseltalmuseum der Martin- 
Luther-Universität Halle-Wittenberg, Domstr. 5, 06108 Halle/Saale. 


=) Prof. Dr. Kurt HeıssıG, Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie, 
Richard-Wagner-Straße 10/II, 80333 München. 


273 


Detaillierte Angaben zu den Fundumständen oder etwaiger Begleitfauna waren nicht mehr zu 
erlangen. Nach freundlicher brieflicher Mitteilung von Frau Dr. M. Paunoviıc (28. 4. 1992), 
Zagreb, sind die betreffenden Zechen inzwischen stillgelegt. 

Das Gebiet südlich des Mt. Promina ist die Typusregion der eozänen Promina-Formation. 
Ihre lithologische Zusammensetzung reicht nach Zuranıc (1969) von Konglomeraten, 
Kalkareniten, feinkörnigen Sandsteinen und Mergelsteinen bis zu Kohlenflözen. Die 1100 m 
mächtige Promina-Formation wird in drei Sedimentationszyklen gegliedert. Die fossilen 
Vertebratenreste stammen aus dem oberen Teil des ersten Zyklus (Zupanıc 1969: 497-498); es 
handelt sich dabei um Stillwasserablagerungen (Kohlen und Lignite). 


Mt. Promina 
4a 


1148 


Velusic 


Siveric 


Abb. 1: Topographische Skizze zur Lage der Fundorte Badanj, SiveriC und VeluSi@ in der Umgebung der 
Stadt Drni. 


Die Vermessung der Fundstücke erfolgte mit einer Schublehre mit einer Meßgenauigkeit 
von 0,05 mm. Es wurden jeweils die maximale Länge der Zähne und die maximale Breite 
senkrecht dazu gemessen. Eine Messung am Knochenmaterial ließ sich wegen der starken 
Verdrückung nicht sınnvoll durchführen. 

Das Material ist Eigentum des Instituts für Quartärgeologie und Paläontologie, Zagreb. Für 
die Ausleihe und die Möglichkeit der Bearbeitung der Funde aus Dalmatien danken wir Frau 
Dr. M. Paunovi£ (Zagreb) und Herrn Prof. Dr. G. RABEDER (Wien). Frau Dr. Paunovid sind 
wir darüber hinaus für freundliche Auskünfte, die Übersetzung der Originaletiketten und die 
topographische Skizze zur Lage der Fundorte um die Stadt Drnis sehr verbunden. Bei Frau 
C. NusriscH (Halle/Saale) bedanken wir uns für photographische Arbeiten. 


274 


2. Beschreibung 


Material und Maße (in mm): 


Gaumenfragment Nr. Pro 2 

P?sın P' dex M' sın M'dex M?sın M’dex M’sin M’ dex 
TE 12,00 >=9%5 14,55 >14,2 >16,2 18,75 20,00 21,00 
B 16,70 17,50 19,85 19,50 25,10 23:25 29,00 28,80 


Maxillarfragment Nr. Pro 1 


L 18,50 20,30 
B 23,30 25,30 


Untere Einzelzähne Nr. Pro 316 
134 sin: B = 10,80, M, , dex Fragment ohne Maße 


Verdrücktes Gaumenfragment von Puvarine (Pro 2): 


Beschriftung des Stückes (Übersetzung): Puvarine, aus der Nähe des Dorfes Badanj, aus dem 
Hauptflöz, Südseite des Monte Promina, gefunden 1948. 

Das vollständigste Fundstück ist ein in vertikaler Richtung zusammengedrücktes, distales 
Gaumenfragment mit teilweise erhaltener Maxillarbezahnung (Taf. 1, Fig. 1). Der maxillare 
Teil des Gaumens ist durch die Kompaktion in Knochenscherben zerlegt. Der Bereich des 
Palatinums mit den basalen Anteilen der Proc. pterygoidei ist sowohl nach vorn (rostral) und 
nach links, als auch nach unten (ventral) verschoben. Die Choanenöffnung ist zwar nicht 
erhalten, muß aber weit hinter dem Hinterrand der M’ gelegen haben. Auf der linken Seite sind 
P°-M? erhalten. Der P° ist apıkal zerstört, die übrigen Zähne sind gut erhalten und sämtlich 
okklusal usiert. Rechts sind der basale Teil des P' und M'-M’ erhalten. Die Molaren weisen die 
für primitive Anthracotheriden typische buno-selenodonte, fünfhöckerige Konfiguration 
und das charakteristische Chagrın des Zahnschmelzes auf. 

Es ist bemerkenswert, wie weit die Zähne mesial bzw. distal ineinander geschoben („ge- 
staucht“) sind. Dieses Phänomen, das bisweilen bei zunehmendem individuellem Alter auf- 
tritt, ist hier besonders extrem ausgeprägt. Es handelt sich also um ein adultes Exemplar, was 
durch das Usurstadium der Molaren bestätigt wird. Beide Zahnreihen sind in sagittaler 
Richtung gegeneinander verschoben, wobei die rechte Seite etwas weiter rostral liegt. 

Über die Schädeloberseite gibt das Stück wenig Aufschluß, da der hintere Teil der Frontalıa 
und der vordere Teil der Parietalia in viele, nicht näher ıdentifizierbare Knochenscherben 
zerlegt sind. Dazwischen und darüber sind Reste kohliger Substanz erhalten. Oberhalb der 
M°° sind rechts und links die Ansätze des Arcus zygomaticus (Jugale) erhalten. 


Rechtes Maxillarfragment aus Siveric (Pro 1): 

Beschriftung des Stückes (Übersetzung): Siveri£, aus dem Hauptflöz stammend, Ostseite des 
Monte Promina. 

Auf dem rechten Maxillarfragment sind M? und M’ (Taf. 1, Fig. 2) sehr gut erhalten und ım 
Vergleich zu dem beschriebenen Gaumenfragment nur anusiert. Die typisch anthracotheriide 
Konfiguration ist hervorragend erkennbar. Es fällt auf, daß das Parastyl des M’ im Vergleich 
zu dem des oben beschriebenen Fundstückes weniger prominent entwickelt ist. Das basale 
Cingulum ist im Bereich des Metaconus unterbrochen, was beim M’ des Gaumenfragments 
nicht der Fall ist. Diese morphologischen Unterschiede sind als Ausdruck der innerartlichen 
Variabilität zu werten. Das typische anthracotheriide Chagrın des Zahnschmelzes ist augen- 
fällig. Auch diesem Stück haften kohlige Sedimentreste an. 


275 


Der Vergleich mit dem Gaumenfragment zeigt, daß das Stück von Siveri€ von einem 
schwächeren aber ebenfalls adulten Tier stammt. Der auffällig unterschiedliche Umriß der 
Molaren ist auf die oben beschriebenen extrem entwickelten Druckusuren des älteren Indivi- 
duums zurückzuführen. 


Mandibelreste aus Velusie (Pro 316): 


Beschriftung des Stückes (Übersetzung): VeluSi&, aus dem Hauptflöz stammend, Westseite 
des Monte Promina. 

Von der Unterkieferbezahnung liegen nur spärliche Reste vor. Ein linkes Mandibelfragment 
trägt noch einen mesial beschädigten P, (Taf. 1, Fig. 3), ein rechtes Mandibelfragment den 
distalen Lobus eines M,,,. Der Usurgrad der beiden Zähne deutet darauf hin, daß beide 
Fragmente von demselben Unterkiefer stammen. Der Zahnschmelz weist das typisch 
anthracotheriide Chagrin auf. Weitere Zahnfragmente (M, , sin., Talonidanhang einesM, dex.) 
entstammen derselben Fundstelle. 


3. Diskussion, Taxonomie 


Eine der ersten Publikationen über Säugetierreste aus den Braunkohlen des Mt. Promina 
stammt von FRANZIUS (1853, Taf. 3, D, E) und befaßt sich u. a. mit Unterkieferresten, die er auf 
Anthracotherium minimum bezieht. H. v. MEYER (1853: 165) stellt schließlich für einen 
weiteren Fund, einen Oberschädel mit teilweise gut erhaltener Bezahnung die neue Art 
Anthracotherium dalmatinum auf. Er widmet diesem Stück eine eingehende Beschreibung mit 
einer Iithographischen Tafel (1854 a, Taf. 11, 1854b: 47 ff.), wobei er einen Vergleich mit 
weiteren damals z. T. zur Gattung Anthracotherium gestellten Arten zieht. Es werden hierbei 
die erheblichen Größenunterschiede zu den großwüchsigen Arten Anthracotherıum magnum 
(und = ? Anthracotherium alsatıcum) sowie zu den kleinen Formen wie „Anthracotherium 
minimum“ (= Microbunodon) und „Anthracotherium gergovianum“ (= Propalaeochoerus 
gergovianus CROIZET 1846) vgl. HELLMUND (1992: 9 ff.) herausgestellt. Esistnoch anzumerken, 
daß sich die Fundortangabe für den Oberschädel („Siverich“) offenbar auf dieselbe Lokalıtät 
bezieht wie die des oben beschriebenen Maxillarfragments („Siveric“). 

In einer späteren Publikation bildet TeLLer (1884, Taf. 13, Fig. 4) den oben erwähnten 
Oberschädel nochmals ab, wobei letztere Abbildung dem tatsächlichen Aussehen des Fund- 
stücks eher entsprechen dürfte als die v. MEvERs (1853), deren mangelhafte Qualität schon 
HOERNES (1855: 364-365) und KowALEvsky (1876: 337) kritisiert hatten. TELLER vermittelt 
schließlich auch einen Eindruck von der Norma dorsalıs des Craniums (Taf. 14, Fig. 1), sowie 
von Bezahnungselementen weiterer Individuen. Er stellte bei seinen vergleichenden Untersu- 
chungen derartige Differenzen ım Bereich des Craniums zwischen Anthracotherium illyrıcum 
und Anthracotherium dalmatınum fest, daß er letztere Art zur Typusart einer neuen Gattung 
Prominatherium erhob. 

Während Prominatherium dalmatinum sich durch den „ausgesprochenen Langbau des 
Craniums, die gleichmäßig gerundeten Jochbögen und die schiefe Stellung der Gelenkfläche 
für den Unterkiefer-Condylus“ auszeichnet, ist Anthracotherium illyrıcam durch „ein auffal- 
lend kurzes Cranium und die damit in Verbindung stehenden Charactere der Stirn- und 
Schläfenregion, die im Winkel gebogenen Jochbögen und die senkrecht auf der Schädelachse 
stehenden Condyloidflächen“ charakterisiert. Im Hinblick auf die morphologische Beschaf- 
fenheit der Bezahnung sind das mittelgroße Prominatherinm und die Repräsentanten der 
großen Anthracotherien, wie z. B. Anthracotherium magnum, einander ausgesprochen ähn- 
lich. 


276 


Die oben beschriebenen Fundstücke werden zweifelsfrei als Prominatherium dalmatınum 
(H. v. Meyer 1854) bestimmt. Das Maxillarfragment mit den M’-M° entspricht sowohl 
dimensionell als auch morphologisch (Umriß der Molaren variiert stark!) weitgehend dem bei 
TELLER (1884, Taf. 13, Fig. 5) abgebildeten Exemplar. Sieht man einmal von der Deformation 
und der Stauchung des Gaumenfragments ab, so entsprechen die erhaltenen Partien dem 
abgebildeten Oberschädel (l. c., Taf. 13, Fig. 4). 

Offenbar handelt es sich bei Prominatherium um einen Vertreter eines frühen Ent- 
wicklungszweiges der Anthracotheriidae, der aber der oligozänen Gattung Anthracotherium 
durchaus nahesteht. Die Differenzen liegen einerseits in der Größte, andererseits im Schädel- 
bau, der sich aber innerhalb der Familie als sehr plastisch erweist. 


4. Stratigraphie 


An Begleitfauna wurden aus den Kohlen des Mt. Promina immer wieder Reste von 
Süßwasserschildkröten (Trionyx) erwähnt (PETERS 1855, HOERNES 1876, Paunovi@ 1984). 
Stratigraphische Aussagen lassen sich daraus nicht gewinnen. Auch Dierrıchs (1944) Versuch, 
eine genauere Altersangabe aus der phylogenetischen Stellung von Prominatherium selbst zu 
gewinnen, ergibt zwar mit einiger Wahrscheinlichkeit ein Höchstalter von Obereozän, doch 
könnte die Gattung zweifellos auch jünger sein, da die mehr bunodonten Anthracotheriiden 
Europas sich strukturell während des Oligozäns nicht mehr wesentlich veränderten. 

Die erste Einstufung ins Eozän beruhte auf der Überlagerung der Prominaschichten auf 
marine, nummulitenführende Serien, sowie auf der Einlagerung von einzelnen marınen, 
fossilführenden Horizonten, die ins höhere Eozän zu datieren sind. Dazu STACHE (1889: 66): 
„Auf der Sattelebene von Leskova£, welche das Gebiet der Hauptkuppe von dem niedrigen 
Südabschnitt trennt, stehen ziemlich flachliegende Schieferkalke an, welche voll sind von 
kleinen Nummulinen, Operculinen und anderen Foraminiferenformen. Dieser Horizont 
nımmtallem Anschein nach, wenn nicht unaufklärbare tektonische Verschiebungen vorliegen, 
eine mittlere Stellung ein und trennt den auf die Kreide übergreifenden oberen Schichtcomplex 
der Promina-Kuppe von dem mächtigen Mittelcomplex, dem die Kohlenablagerung von 
Siverich angehört, sowie auch die pflanzenführenden Haupthorizonte. Man darf in dem 
genannten Nummulinenhorizont wohl zunächst das beiläufige, wenn auch anders charakteri- 
sierte Aequivalent der Zone der Nummulinaintermedia und Fichteli erblicken; dasselbe würde 
dann als Grenzniveau zwischen Obereocän und Oligocän aufgefaßt werden können.“ 

STACHES Schluß, daß die überlagernden Gipfelkonglomerate daher ins Oligozän zu stellen 
seien, ist bis heute nicht bestätigt worden. In neuerer Zeit hat sich vor allem Kürin (1946) mit 
der Frage des stratigraphischen Umfangs befaßt. Unterlagerndes Oberlutetium und höheres 
Oberlutet als Geröll im Basıskonglomerat der Prominaschichten, dazu Emersion, Verstellung 
und Bauxitbildungzwischen dem Liegenden und den Prominaschichten machen esnach KüHn 
wahrscheinlich, daß die Prominaschichten erst mit dem Obereozän beginnen. Ledium und 
Wemmelium, also tiefes Obereozän, sind nach seinen Worten durch den Fossilgehalt direkt 
nachweisbar. Hinweise auf Oligozän sind nicht gegeben. 

Dementsprechend spricht auch Ausouin (1960) nur vom „Eocene superieur de Promina“. 

Die Kohlen gehören ohnehin in den sicher obereozänen Abschnitt der Promina-Schichten. 
Daher spielt die Frage keine Rolle, ob der jüngste, fossilfreie Teil dieser Schichten noch ins 
Oligozän zu stellen ist. 


5. Palaeobiogeographie 


Anthracotherien mit dem fünfhöckerigen, bunoselenodonten Zahnbau der großen 
oligozänen Gattung Anthracotherinm fehlen im Eozän West- und Mitteleuropas völlig. Auch 
für den Bereich der eozänen Balkan-Insel (BiJu-Duvaı, DERCOURT & LE PıcHon 1976: Taf. 6, 
NıkoLov & HeıssıG 1985: 73) ist das Vorkommen in den Prominaschichten der bisher einzige 
Nachweis. Wie für die meisten Großsäugetiere dieses Bereichs finden sich die nächsten 
Verwandten zur gleichen Zeit in Asien. 

Dietrich (1944) hat sich auch mit den engeren Beziehungen von Prominatherium auseinan- 
dergesetzt. Er vergleicht an größeren Anthracotheriiden des Eozäns nur die Funde PıLGrıms 
(1928) aus Burma. Anthracokeryx ist dabei erheblich kleiner, Anthracothema gleich groß oder 
größer, aber in der geringen Entwicklung der Stylean den oberen Molaren deutlich primitiver. 
Neuere Funde von eozänen Anthracotheriiden aus China (Tang 1978) sind deutlich moderner 
als Anthracothema, dem sie in der Größe etwa entsprechen. Sie stimmen dagegen morpholo- 
gisch so weitgehend mit Prominatherinm überein, daß die Berechtigung der von TangG dafür 
aufgestellten Gattung Heothema (S. 14) wohl erst durch Schädelreste bestätigt oder verneint 
werden kann. Seine Gattung Huananothema (S. 13) beruht dagegen auf einem Milchzahn einer 
großen Heothema-Art (Taf. 3, Fig. 6) und ist zu streichen. 

Auch diese Funde bestätigen den Befund, daß die Balkan-Insel vorwiegend Fauneneinflüsse 
aus Asıen aufweist (NıkoLov & HeıssıG 1985: 73, Heıssıs 1990: 63). Nur wenige dieser 
Faunenelemente gelangen an der Wende zum Oligozän (Grande Coupure) durch den Kontakt 
der Balkan-Insel mit dem bereits landfesten Alpenbogen bis nach West- und Mitteleuropa. 

Die bisher auf der Balkan-Insel (ohne Transsylvanische Insel) nachgewiesenen Großsäuger 
zeigen dabei folgende Beziehungen (N & H = NıkoLov & HeıssıG 1985): 


Zitat des Verwandte Beziehung ım 
Art Vorkommens Olig. Europas 
Sivatitanops rumelicns (TouLA 1982) S-Asıen - 
Plagiolophus cf. mınor N&H Europa + 
cf. Forstercooperia mınor N&H*) N-Amerika +? 
Indricotherium transouralicum N&H S-Asıen - 
Cadurcodon ardynense N&H M-Asıen - 
Prohyracodon orientale (ABEL 1910)*) E-Asien +? 
Anthracohyus slavonıcus Heıssıs 1990") S-Asıen, N-Am. - 
Bakalovıa palaeopontica NiKoLov 1967 S-Asıen u 
Bakalovia astica NıkoLov 1967!) S-Asıen + 


*) Das vonN &H ($. 68) als Prohyracodon aff. meridionale beschriebene Stück kann wegen der stärkeren 
Ectoloph-Rippen, der stärkeren Neigung des Ectolophs und der gerundeten Lingualseite nicht zu 
Prohyracodon gehören (Heıssıs 1989: 63). Da obere Prämolaren von Forstercooperia minor und 
primitivsten Rhinocerotidae bei gleichen Dimensionen und gleicher Morphologie nicht unterscheid- 
bar sind, wird hier der erstere Name provisorisch eingesetzt. Eine Beziehung zu späteren primitiven 
Rhinocerotiden in Westeuropa (z. B. Epiaceratherium) wird aber für möglich gehalten. 


+)Aseıs Meninatherium tellerı (1910) wurde als Synonym von Prohyracodon orıentale KocH 1897 
erkannt (HeıssıG 1989: 356) 


**) Anthracohyus wurde inzwischen als Angehöriger der nordamerikanischen Achaenodontidae erkannt 
(Heiıssıc, in Vorbereitung) 


') Elomeryx asticnus NikoLov 1967 wurde von HELLMUND (1991: 59ff) ebenfalls in Bakalovıa einbezogen. 


278 


Auch Prominatherium zeigt also die asiatischen Verbindungen der Balkan-Insel im Eozän 
an. Im Gegensatz zu den Hyracodontiden und eventuell auch den Linien Bakalovia-Elomeryx 
und möglichen primitiven Rhinocerotiden ist dieser Linie der Sprung nach Westeuropa am 
Beginn des Oligozäns nicht gelungen. Möglicherweise war Prominatherium am Ende des 
Eozäns schon erloschen. 

Während in Asien die Faunenprovinzen Süd- und Mittelasiens wohl aus ökologischen 
Gründen deutlich getrennt sind, sind auf der Balkanınsel ebenso wie in Ostasien Elemente 
beider Bereiche vorhanden. Die Anthracotheriiden haben ihren Schwerpunkt dabei ım Süden 
und Osten Asiens. In Mittelasien sind sie selten. Die Einwanderung all dieser asiatischen 
Elemente dürfen über den Orogengürtel, also über zeitweilige Verbindungen mit dem anato- 
lischen und iranischen Festland erfolgt sein (HeıssıG 1979: Abb. 2). 


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Tafel I 


Prominatherium dalmatınnm (H. v. MEyEr 1854) 


Fig. 1: Gaumenfragment (norma basilarıs) mit P’-Fragment -M’ re und P’-M’ Iı. 
Fig. 2: Maxillarfragment mit M’-M’ re. 


Fig. 3: Mandibelfragment mit P, li, a) lingual, b) buccal, c) okklusal 


Sämtliche Exemplare mit NH,Cl geweißt, ca. nat. Größe 


280 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 34, 1994 


MEINOLF HELLMUND & Kurt Heıssıc: Prominatherium damatinum Tafel 1 


| Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. | 34 2] 283-290 | München, 15. 12. 1994 


Funde eines Braunbären, Ursus arctos L., aus Frasdorf/Obb. aus 
dem Übergang der jüngeren Dryas zum Praeboreal 


Von ANGELA VON DEN DRIESCH und KATRIN VAGEDES”) 


mit 3 Abbildungen 


Kurzfassung 


Ein schon seit den 30er Jahren unseres Jahrhunderts bekanntes, nur noch in Teilen überlie- 
fertes Braunbärenskelett aus der Schlüssellochhöhle im Laubensteingebiet bei Frasdorf/Obb. 
wird dokumentiert. Die Radiocarbonuntersuchung einiger Rippenstücke erbrachte ein kali- 
briertes Alter von 11.380 - 11.060 vor heute. Auffällig sind massive pathologische Veränderun- 
gen am Becken und an den Wirbeln. 


Abstract 


This paper describes the incomplete skeleton of a brown bear found in the Schlüsselloch- 
höhle/Laubenstein near Frasdorf/Upper Bavaria. Radiocarbon investigation of some ribs 
dates the bear between 11.380 - 11.060 cal BP. Comments are made on the heavy pathological 
alterations of the pelvic bone and the vertebrae. 


Dank 


Wir danken Herrn Prof. Dr. BERND KrOMER für sein Entgegenkommen, die Funde unent- 
geltlich zu datieren. 


Fundgeschichte 


Die nachstehend beschriebenen Braunbärenknochen stammen aus einer Karsthöhle, der 
sog. Schlüssellochhöhle, im Laubensteingebiet bei Frasdorf im Chiemgau. Es handelt sich um 
das ganz unvollständige Skelett eines voll ausgewachsenen, nach dem Abreibungsgrad der 
Zähne zu schließen, schon älteren Tieres. „Von dem nur 67 km südöstlich von München und 
16 km südöstlich von Rosenheim gelegenen Laubensteingebiet erhält man schon cher eine 
Vorstellung, wenn man erfährt, daß es hinter der Hochries (1569 m) liegt, dem „Hausberg“ der 
Rosenheimer, der dieser Stadt nächstgelegenen Erhebung in jener auffallenden vordersten 


 °) Institut für Palaeoanatomie, Domestikationsforschung und Geschichte der Tiermedizin der Ludwig- 
Maximilians-Universität München. Feldmochingerstraße 7, D-80992 München. 


283 


Kette der Kalkalpen“. So steht es ın dem diesem Gebiet gewidmeten Band von 1962 der 
Jahreshefte für Karst- und Höhlenkunde zu lesen (SCHAEFER 1963, 1). Im Höhlenverzeichnis 
trägt die Schlüssellochhöhle die Nr. 1341/1. Auf S. 74 f. des genannten Bandes finden sich 
folgende aufschlußreiche Sätze: „Jenseits des Übersteiges leiten zwei winkelige Gänge nach 20 
bzw. 40 m zur Fledermaushöhle mit ıhrer 25 m langen Fortsetzung nach oben und dem 
Hauptweg (ca. 30 m lang) am Lehmsee vorbei durch einen Sinterversturz zur Bärenhalle. 
Neben einer lehmigen Wasserstelle liegen die kümmerlichen Reste eines Braunbären-Ske- 
letts“. Und weiter heißt es beim Aufzählen der in dieser Höhle nachgewiesenen Fauna auf S. 
120: „Ursus arctos L. juv., Braunbär: cin vollständiges Skelett“ (CRAMER & TRILLER 1963). 
TRILLER (1963, 332) berichtet dann im gleichen Band pathetisch: „Vor uns weitete sich nun der 
Gang, und das Licht tastete sich suchend über geborstene Platten. Doch halt! Was blinkte dort 
fahl zwischen den Steinen? Es waren Knochen, Bärenknochen! Der Schädel fehlte, aber wır 
wußten, daß es Aschauer Höhlengeher gewesen waren, die ıhn vor 30 Jahren mitgenommen 
hatten“. 

Nach den Eintragungen im Höhlenplan lag das Skelett 70 m tiefer als der Eingang zur Höhle 
und 130 m von ihm entfernt. 

Der gut erhaltene Schädel, ein Lendenwirbel und das Becken dieses, wie gesagt, adulten und 
nicht juvenilen Skeletts wurden von einem nicht mehr namentlich ermittelbaren Finder und zu 
einem uns unbekannten Zeitpunkt dem Ludwig-Thoma-Gymnasium in Prien am Chiemsee 
geschenkt. Ein kleiner runder Papieraufkleber am linken Oberkieferbein (Abb. la) mit der in 
Rot geschriebenen Zahl 37 stammt wohl aus jener Zeit. Im Herbst 1993 übergab das Gymna- 
sıum dem 1. Bürgermeister aus Frasdorf, VOGGENAUER, die Knochen mitdem Wunsch, daß sie 
im Frasdorfer Höhlenmuscum ausgestellt werden sollten. Auf Betreiben von Herrn Dipl.- 
Geologen Dr. ROBERT DarGA wurden die Stücke zur Härtung mit Schellack ins Institut für 
Palaeontologie der Ludwig-Maximilians-Universität gebracht, von wo aus sie in unser Institut 
gelangten. 

Anläßlich einer Höhlenrettungsübung 1984 in der Schlüssellochhöhle sammelte Herr Dr. 
Darsa die noch verbliebenen spärlichen Reste des Skeletts auf, die mehr und mehr von 
Höhlengehern zertrampelt worden waren, denn die Stelle, wo der Bär lag, wurde oft als 
Jausenstation benutzt (CRAMER & TRILLER 1963, 75). Viele Skeletteile haben Besucher im Laufe 
der Zeit wohl als Souvenir mitgenommen. „So fand ich den halben Radius weit entfernt von der 
ursprünglichen Lagerstätte im Schneckengangschacht, wo er von seinem Sammler beim 
Aufstieg an der Strickleiter wieder verloren wurde“, schreibt uns Herr DARrGA. 

Neben dem Schädel, dem einen Lendenwirbel und dem Becken (Abb. 1-3) lagen uns noch 
folgende Skeletteile vor: ca. 45 Rippenfragmente, teils Körper, teils Gelenkenden, sowie 11 
verknöcherte Rippenknorpel - (ein Bär besitzt 26 Rippen) -, 2 Brustwirbel, die linke stark 
beschädigte Scapula, beide Radien, davon der rechte nur halb, beide Kniescheiben, ein Fibula- 
Corpus, beide Tali, 2 Carpalia, das rechte Tarsale 4, der linke Metacarpus I, außer Metatarsus 
IV (nur links) alle Metatarsen der rechten und linken Seite und ein Krallenbein (s. auch Tab. 1). 


Geologisches Alter 


27 Rippenfragmente wurden dem Institut für Umweltphysik der Universität Heidelberg zur 
C14-Datierung übergeben. Das Labor teilte brieflich folgende Daten mit: 


Probe: Bärenrippen 
Labornummer: Hd 16885 - 16378 
C14-Gehalt: 28.6 +/- 0.12 


konv. C14-Alter: 10.055 +/- 33 BP 
kalibriertes Alter: 11.380 - 11060 cal BP 


284 


Abb. 1 a: Schädel in Seitenansicht, 1 b: Oberschädel, Aufsicht und I c: in Basalansicht, 
Aufsicht 


I d: Unterkiefer, 


Diese Angaben datieren den Bärenfund an den Übergang der jüngeren Dryas zum Praeboreal. 
Die Altersbestimmung entspricht auch der C14-Kalibrierungskurve dendrochronologischer 
Daten von Pinien, Pinus sylvestris, aus dem Donau- und Isartal (BECKER & KrOMER 1993,69 f.). 
Danach lebte der Bär irgendwann zwischen 9400 und 9100 v. Chr. 


Größe und Geschlecht 


Die Maße der Knochen sind ın Tabelle 1 verzeichnet. Die Meßstrecken wurden nach den 
Angaben von VON DEN DRIESCH (1976) sowie von STUBBE & Krapr (1993, 13 ff.) genommen. 
Der Versuch, die Maße mit solchen von vorgeschichtlichen Bären Bayerns zu vergleichen, 
scheitert, weil keine kompletten Skelette vorliegen. Bekanntlich besteht beim Braunbären ein 
deutlicher Geschlechtsunterschied. Männliche Tiere werden erheblich größer als weibliche; 
allerdings kennzeichnet Braunbären auch eine sehr große individuelle und geographische 
Variabilität (JAKUBIEC 1993, 269 f.). Deshalb sind die Überschneidungsbereiche der Maße bei 
Männchen und Weibchen relativ groß. Vergleicht man die wichtigsten Schädelmaße aus Tab. 
I mit den Zusammenstellungen, die durch KoHL & STUGREN (1983, Abb. 2) an rumänischen 
Bären gewonnen wurden, zeigt sich, daß der Bärenschädel aus Frasdorf mit seinen Längenma- 
ßen Totallänge, Condylobasallänge und Basallänge im unteren Bereich der Angaben für 
männliche und im oberen Bereich der Angaben für weibliche Bären aus Rumänien liegt (vgl. 
auch JakusıEc 1993, Tab. 36 und Abb. 85). Seine Zygomaticumbreite fällt mit 203 mm jedoch 
an die obere Grenze der weiblichen und mitten in dıe Variation der männlichen rumänischen 
Braunbären. Die Länge des Sagıttalkammes des hier besprochenen Schädels übertrifft mit 97,5 
mm die größten weiblichen und paßt wiederum zum Mittelwert für das entsprechende Maß der 
männlichen Schädel aus Rumänien. Da sich die Unterschiede im Schädelbau beider Geschlech- 
ter durch den Grad der Ausbildung von Fortsätzen und Kämmen ausdrücken (JAKUBIEC 1993, 
270) und unser Bär für die Gesamtlänge seines Schädels relativ breite Jochbögen und eine 
relativ lange Crista sagıttalis aufweist (Abb. Ib), istdie Annahme berechtigt, daß es sich um ein, 
wenn auch nur schwächeres, männliches Tier handelte. 


Pathologisch-anatomische Veränderungen 


Am vollständig erhaltenen Becken finden sich massıve pathologisch-anatomische Verände- 
rungen (Abb. 2). Diese äußern sich in teilweise umfangreichen Knochenzubildungen, sog. 
Kallus, am Beckenboden und am Sitzbein im Bereich von Corpus und Tabula. Die linke 
Darmbeinschaufel ist ausgebrochen (Abb. 2 a,b), der Bruchrand mit Exostosen übersät und das 
rechte Tuber coxae breit hakenartig nach kaudoventral ausgezogen (Abb. 2c). Die Verände- 
rungen sind vermutlich die Folge einer vollständigen Fraktur der linken Darmbeinschaufel 
und des gesamten kaudalen Teils des Beckens. Während der Beckenboden mehr oder weniger 
lückenlos wieder verwachsen ist - allerdings unter starker Kallusbildung in die Beckenhöhle 
hinein, was sicherlich Schmerzen beim Kotabsatz verursachte -, wuchsen die beiden Sitzbein- 
körper nur unvollständig zusammen, wie an einer deutlichen Fissur rechts zu sehen ist (Abb. 
2 a,b). Auch hier nimmt die Kallusbildung, insbesondere rechts, beachtliche Ausmaße an. Das 
kraniale Ende der linken Darmbeinschaufel ist nicht wieder angewachsen. 

Kallus ist Keimgewebe des Knochens, das sich bei Knochenbrüchen sofort nach dem Bruch 
in der Bruchlücke entwickelt und die Funktion hat, dıe Bruchenden wieder zu schließen. Bei 
unkomplizierten, ruhiggestellten bzw. fixierten Brüchen dauert die Heilung einschließlich des 
Abbaus des Kallus ca. 6 bis 8 Wochen. Da sich das Tier nach dem Unfall zur Nahrungssuche 


286 


Abb. 2 a: Becken, Ventralansicht, 2 b: Becken mit Kreuzbein in Dorsalansicht und 2 c: in rechter 
Seitenansicht, Abb. 3: Zweiter oder dritter Lendenwirbel, a Kranialansicht, b rechte Seitenansicht 


287 


ständig bewegte, konnte der Prozeß nicht zur Ruhe kommen, was die exzessiven Kallus- 
bildungen erklärt. 

Bei dem Unfall, wahrscheinlich einem Sturz aus großer Höhe, wurde auch die Wirbelsäule 
in Mitleidenschaft gezogen, was sich einmal an dem unter Kallusbildung wieder verheilten 
Bruch des linken Querfortsatzes und den perlartigen Exostosen am kranialen Corpusrand des 
einen überlieferten Lendenwirbels äußert (Abb. 3). Die zuletzt genannte Veränderung gehört 
in das pathologische Bild der Spondylose, die sich offenbar infolge der Fehlbelastung der 
Hinterextremitäten einstellte. Der Bär muß versucht haben, seine Hinterbeine unter möglicher 
Schmerzumgehung zu bewegen. Spondylotische Veränderungen zeigen auch zwei der 5 uns 
vorliegenden Brustwirbel, die an ihren Körpern rechts ventral eine kaudal ziehende dicke 
Knochenspange entwickelt haben. 

Angesichts dieser hochgradigen Läsionen liegt es auf der Hand anzunehmen, daß das 
Wohlbefinden des Tieres stark beeinträchtigt und damit die Futteraufnahme eingeschränkt 
war. Wahrscheinlich konnte es im Laufe des Sommers nicht die Fettreserven ansammeln, die 
zur Überwinterung nötig gewesen wären, und ist während des Winterschlafs in der Höhle 
verhungert, so daß letztlich der Unfall mittelbar zu seinem Tode führte. Erstaunlich bei alle- 
dem ist dennoch, daß sich der verletzte Bär so viele Meter weit in die Höhle schleppen konnte. 

Derartige mehr oder weniger schwerwiegende Unfälle dürften bei Bären keine Seltenheit 
sein. Ihr Verhalten bei der Nahrungssuche, wie z.B. das Erklettern von Bäumen auf der Suche 
nach Früchten oder Bienenhonig (aber auch die Flucht vor den Jägern), scheint Unfälle zu 
begünstigen. IREGREN etal. (1990) beschreiben ein etwa zeitgleiches schwedisches Bärenskelett 
mit unvollständig verheilter, sog. reitender Fraktur des Dorsalrandes der linken Scapula und 
einer Schiefstellung des linken Darmbeins nach stattgehabter, verheilter Fraktur. Möglicher- 
weise rühren beide Erscheinungsbilder von zwei Unfällen her, was zeigt, daß im allgemeinen 
Knochenbrüche bei Bären in freier Wildbahn ohne Beeinträchtigung des Lebens verheilen 
können. Dies scheint jedoch ım vorgestellten Fall nicht so gewesen zu sein. 


Literatur 


BECKER, B. & B. KROMER (1993): The continental tree-ring record - absolute chronology, C14 calibration 
and climatice change at II ka. Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology 103: 67 - 71, 
Amsterdam. 

CRAMER, K. & A. TrıLLer (1963): Die Höhlen im Laubenstein und seiner Umgebung. Jh. f. Karst- u. 
Höhlenkunde 1962 (3): 69-124, München. 

DrisscH, A. voN DEN (1976): Das Vermessen von Tierknochen aus vor- und frühgeschichtlichen 
Siedlungen. Uni-Druck München. 

IREGREN, E., B. RuIGsBEerG & A.-M. RoBErTssoN (1990): The Brown Bear (Ursus arctos L.) Find from 
Ugglarp, Southernmost Sweden. - Sveriges Geol. Undersökning Ser. C, NR 824: 1-51, Lund. 
Jakusıec, Z. (1993): Ursus arctos Linnaeus, 1758 - Braunbär. In StusgE, M. & F. Krapr, Handbuch der 

Säugetiere Europas. Raubsäuger Teil I: 254 - 300, Aula-Verlag, Wiesbaden. 

Kont, ST. & B. STUGREN (1983): Kraniometrische Untersuchungen an Braunbären (Ursus arctos L.) aus 
Rumänien. Zool. Abhandl. Staatl. Mus. f. Tierkunde Dresden 38: 183-191, Dresden. 

SCHAEFER, 1. (1963): Das Laubensteingebiet, eine geographische Einführung. Jh. f. Karst- u. Höhlen- 
kunde 1962 (3): 1-10, München. 

STUBBE, M. & F. Krapp (1993): Handbuch der Säugetiere Europas. Raubsäuger Teil I: 13-16, Aula-Verlag, 
Wiesbaden. 

TRILLER, A. (1963): Ernstes und Heiteres aus den Laubensteinhöhlen. Jh. f. Karst- u. Höhlenkunde 1962 
(3): 331-338, München. 


Tabelle 1: Maße der Knochen 

Oberschädel 

Totallänge: Akrokranion - Prosthion 
Condylobasallänge 

Basallänge 

Basicranialachse: Basion - Synsphenion 
Basifacialachse: Synsphenion - Prosthion 
Hirnschädellänge: Akrokranion - Stirnmitte 
Gesichtsschädellänge: Stirnmitte - Prosthion 


Schnauzenlänge: Vorderrand d. Orbitae - Prosthion 
Länge der Oberkieferzahnreihe (M2 - C Vordr.) 


Länge der Backzahnreihe 

Länge der Molarreihe 

Länge der Prämolarreihe 

Länge/Breite von MI 

Länge/Breite von M2 

Größter Durchmesser der Bulla ossea 
Mastoidbreite: Otion - Otion 

Breite über den Ohröffnungen 

Größte Breite über die Condd. occ. 
Größte Breite über die Basen d. Procc. jugg. 
Größte Breite des For. magnum 

Größte Hirnschädelbreite: Euryon - Euryon 
Jochbogenbreite: Zygion - Zygion 
Breite der postorbitalen Einschnürung 
Stirnbreite: Ectorbitale - Ectorbitale 
Kleinste Breite zwischen den Orbitae 
Größte Gaumenbreite 

Breite über die Eckzahnalveolen 
Größte Innenhöhe einer Orbita 

Breite zw. den Forr. infraorbitalia 
Schädelhöhe, einschl. d. Sagıttalkammes 
Länge des Sagıttalkammes 

Unterkiefer 


Totallänge 


Länge v. Einschnitt zw. Proc. condyloideus u. Proc. 


angularis - Infradentale 


Länge der Unterkieferzahnreihe (M3 - C Vordr.) 


Länge der Backzahnreihe 
Länge der Molarreihe 
Länge/ Breite von P4 
Länge/Breite von MI 
Länge/Breite von M2 
Länge/Breite von M3 

Höhe des Unterkieferastes 
Höhe des Kiefers hinter M2 


32155 
299 
283 
77: 
209 
182 
161 
120 
121 


S 


2 


un 


5 
5 
22,6/17,3 

36,4/18 
32 

156 

137 
62,6 

109 
27:9 

105 

203 

70 
104 
72 
85 
71,5 
49 
71,4 
89 
97,5 


5) 


2 
8, 
2 
2 


224 


211 

136 
80,5 
68,6 
12,2/7,6 
23,3/11,1 
24/14,6 
20,3/14 
98 
41 


Tabelle 1 (Forts.) 


Scapula li GLP (78), LG 54, BG (35) 

Radius re GL 284, Bp 34,7, KD 20,3, Bd 50,3 
Patella re GL 50,5, GB 34, li das gleiche Maß 
Talus re GL 41,2, li das gleiche Maß 
Metapodien GL/B 

Metacarpus 1 |ı 69,4/15,5; 

Metatarsus I |ı 63,3/15, re 64/15,2 

Metatarsus II li 68,6/17,4, re 69,6/16,8 
Metatarsus III lı 73,4/17,8, re 73,8/17,1 
Metatarsus IV Iı 79,4/18,3; 

Metatarsus V lı 84,7/20,6, re 84,3/17,3 


290 


lı Bp 34,9 


[ Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. 34 291-306 | München, 15. 12. 1994 


Bisher übersehene Insectivora (Mammalia) aus dem Untermiozän 
von Wintershof-West bei Eichstätt (Bayern) 


Von REINHARD ZIEGLER ) 
mit 4 Tabellen, 3 Tafeln 


Kurzfassung 


Die bisher nicht erwähnten Insectivoren von Wintershof-West werden vorgestellt und die 
biostratigraphischen Konsequenzen werden diskutiert. 


Abstract 


The hıtherto not mentioned insectivores of Wintershof-West are presented and the 
biostratigraphic consequences are discussed. 


1. Einleitung 


In seiner Arbeit über neue tertiäre Spaltenfüllungen erwähnt DEHM (1937) erstmals Winters- 
hof-West. Die dort publizierte vorläufige Faunenliste (l. c., p. 356 ff.) beruht auf vor Ort 
ausgegrabenen Großfunden und den damals noch nicht vollständig ausgelesenen 
Schlämmrückständen aus etwa zwei Tonnen fossilführendem Spaltenlehm. Denn (l.c.,p. 355) 
erwartete auch, daß die quantitative Auslese des Materials besonders bei den kleinwüchsigen 
Formen zahlreiche Ergänzungen ergeben wird. 

In oben genannter kommentierter Faunenliste gibt es noch keine Erinaceiden. An Talpiden 
werden nur zehn Humeri, dazu einige Radii und Ulnae von Talpa sp. genannt. 

In den Fünfziger- und Sechziger-Jahren wurden wichtige Gruppen ausschließlich dieser 
Fauna publiziert: Nagetiere und Raubtiere (DEHM 1950 a, 1950 b), Cervoidea (ÖBERGFELL 
1957), Spitzmäuse (DOBEN-FLORIN 1964). In vielen systematischen Arbeiten sind auch Gattun- 
genund Familien aus der Fauna von Wintershof-West wesentlicher Bestandteil, z. B.: Melissiodon 
(HrusescH 1957), Dimylidae (MÜLLER 1967), Peratberium (KOENIGSwALD 1970), Eomyıdae 
(FaHLguscH 1970), Gliridae (MAYR 1979, Wu 1993), Soricidae (ZIEGLER 1989). Aufgrund ihres 
Reichtums und der Diversität an Groß- wie an Kleinsäugern wurde Wintershof-West als 
Referenzlokalität der MN 3-Zone vorgeschlagen (MEın 1975). Eine aktualisierte Faunenliste 
von Wintershof-West findet sich im Bericht der Arbeitsgruppe des RCMNS (Regional 
Committee of the Mediterranean Neogene Stratigraphy) über fossile Säugetiere (DE BRUI]N et 
al. 1992: 109). Auch in dieser Faunenliste fehlen die Erinaceiden, die Talpiden sind nur durch 
Talpa sp. repräsentiert. 


* Dr. REINHARD ZIEGLER, Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart , Rosenstein 1, D-70191 Stuttgart 


291 


Bei der Bearbeitung der Fledermäuse von Wintershof-West (ZIEGLER 1993) fiel mır auf, daß 
mehrere Zahnpositionen, die offensichtlich schon bestimmt und separat in Röhrchen verpackt 
worden waren, fehlten. Intensive Suche nach den fehlenden Röhrchen durch Prof. HeıssıG 
ergab zwar nicht die erwartete Anzahl von Fledermauszähnen, dafür aber zahlreiche Gebiß- 
reste von Beuteltieren und Insektenfressern. Die Mehrzahl der Funde gehört zu Spitzmäusen, 
einige Dimyliden- und Amphiperatherium-Reste sind auch dabei. Diese Funde enthalten nur 
bereits bekannte Arten. Von besonderem Interesse sind aber die, wenn auch spärlichen, Funde 
eines Erinaceiden und die Gebißreste von vier Talpidenarten. Von diesen fanden sich letztlich 
auch noch 124 Humeri. 

Die neun Igelreste, von denen die acht Zähne bereits montiert und inventarisiert waren, sind 
offensichtlich nur eine Auswahl aus einem einst wesentlich reicheren Material. Die vorbe- 
stimmten und separierten Igelreste sind, wie Teile der Fledermausfauna, wohl ım Krieg 
verloren gegangen. Immerhin gestatten die spärlichen Igelreste die sichere Bestimmung 
zumindest einer Art. 

Von den Talpidenresten fehlt ziemlich sicher auch ein Teil. Auf die Anzahl von Humeri und 
Kiefern sollten viel mehr isolierte Zihne kommen. 

Es erscheint mir sinnvoll, diese bisher übersehenen Reste vorzustellen und die Faunenliste 
dieser wichtigen Fundstelle zu vervollständigen. 

Die Funde werden an der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische 
Geologie unter der Inventarnummer 1937 IT aufbewahrt. Im Materialnachweis werden nur die 
laufenden Nummern angegeben. 

Methoden - Die Maßangaben sind in mm. Alle Zähne wurden von occlusal gemessen. 
Bei allen Igelzähnen und den Talpidenzähnen außer den M' steht die Länge senkrecht zur 
Breite. Bei den M' wird die Länge parallel zur Außenseite, die Breite parallel zur Mesialseite 
über die Zahnmitte gemessen. Am Humerus verwende ich einen Teil der in ZIEGLER (1990 b, 
Abb. 1) abgebildeten Meßstrecken: 

GL größte Länge, LTter Länge des Tuberculum teres, Bpmax größte proximale Breite, 
BpoTter proximale Breite ohne Tuberculum teres, KD kleinste Breite der Diaphyse, Bdmax 
größte distale Breite, BdoEpi distale Breite ohne Epicondyli. 

Die Terminologie der Zähne und des Humerus der Talpiden ist in HuTcHison (1974, Fig. 1, 
2) erläutert. Pectoral crest wird hier mit Crista pectoralis, pectoral ridge mit Pectoralkamm 
übersetzt. 


Dank 


Mein Dank gilt Prof. Dr. V. FanLsuscH und Prof. Dr. K. HrıssıG (beide München) für die 
Bereitstellung der Funde zur Publikation. Für die REM-Aufnahmen der Gebißreste danke ich 
Frau $. LEIDENROTH, für die Aufnahmen von den Humeri Frau R. HarLinc. 


15°} 
xD 
159) 


= — — en — 


2. Systematischer Teil 


Ordnung Insectivora BOWDICH 1821 


Familie Erinaceıdae BONAPARTE 1838 
Unterfamilie Echinosoricinae CABRERA 1925 


Gattung Galerix POMEL 1848 


Galerix aurelianensis ZIEGLER 1990 ?und Galerix symeonidisi Doukas 1983 
Taf. 1, Fig. 1-3 


Materialund Maße: 


10367 Mand. dext. mit P, 2,50X 1,69 

12952 M, sın. 2,20X1,33 

12951 P° sin. 2.12x<71556 118831 P? dext. 2,25x1,52 
11939 P? dext. 2,24x1,70 11982 P? dext. 2,13X1,52 
11974 D° dext. 2,43X ca.1,5 

12950 M’ sin. 1,21X1,75 (?G. symeonidısı) 

11954 M?’ dext. 1,40X 1,93 (?G. symeonidisı) 


Beschreibung: 


Unterkiefer - Das Corpusbruchstück des Unterkiefers zeigt das For. mentale unter der 
Vorderwurzel des P.. Nach der Größe der Alveolen war der P, größer als der P.. 

P, - Bei mäßiger Usur gedrungener Habitus. Paraconid konisch, etwas niedriger als 
Metaconidknospe. Paracristid gekerbt. Posteingulid steigt linguad an. Sonst kein Cingulid. 

M, - Trigonidhöcker stark usiert. Trigonid breiter als Talonıd. Paralophid gerundet. 
Entoconid distolingual von Hypoconid. Dieses akral abgebrochen. Cingulid nur unter 
Paracristid. 

P° - Bei allen vier Exemplaren trägt der in der vorderen Zahnhälfte liegende linguale Talon 
einen konischen Innenhügel. Parastyl springt mäßig vor. Kein Cingulum. 

D°’- Wie langer, schlanker P°. Lingualer Talon weniger ausladend, ohne Innenhügel, liegt in 
distaler Zahnhälfte, teilweise abgeschliffen. 

M’ - Beide Exemplare sehr klein. Nur vor Parastyl drittel- bis halblanges Mesialcingulum 
ausgehend. 


Diskussion: 


Diese kleine Auswahl an Igelzähnen beinhaltet alle für die Bestimmung von G. aurelianensis 
notwendigen Merkmale: P, > P,, Lage des For. mentale, P° mit einem Innenhügel und absolute 
Größe. AN 

Das Unterkieferbruchstück mit P,, die P° und der D’ passen morphomerrisch ausschließlich 
zu G. aurelianensis. Der M liegtim metrischen Überlappungsbereich der aurelianensis-M, von 
Stubersheim 3 und von Petersbuch 2 und der M, von G. exılis vom Steinberg (vgl. ZIEGLER 1990 
a, Tab. 5; ZIEGLER & FaHLBuscH 1986, Abb. 4). Die beiden M’ sind für G. aurelianensis viel zu 
klein, um noch als Ausreißer gelten zu können. Der kleinere der beiden paßt ausschließlich zu 
G. symeonadisi, einer Form, die in Deutschland bisher erst ab dem Niveau von Petersbuch 2 
bekannt war. Der größere M’ liegt im Überlappungsbereich von G. symeonidisi und G. exilis 
und gehört sicher auch zu G. symeonidisi. Für eine unzweifelhafte Bestimmung dieser Art 
wären aber die P° und die Kenntnis der Größenbeziehung zwischen P, und P, wichtig. Die 
Determinationen werden deshalb mit ? versehen. } 


293 


Galerix aurelianensis tritt erstmals in Stubersheim 3 (MN 3) auf, die jüngsten Nachweise 
lieferte die Fauna von Erkertshofen 1 (MN 4). Biostratigraphisch relevant ist das gemeinsame 
Auftreten von G. aurelianensis und G. symeonidisi. In der Fauna von Stubersheim 3 ıst G. 
aurelianensis der einzige Igel. In Petersbuch 2 macht G. symeonidisi bereits 40 % der Gattung 
Galerix aus. Mit abnehmendem Alter der Fauna wächst der Anteil von G. symeonidisi. Das 
gemeinsame Vorkommen beider Artenin Wintershof-West wäre ein Hinweis, daß diese Fauna 
eher jünger als Stubersheim 3 ist. 


Familie Talpıdae Gray 1821 
Subfamilie Uropsilinae Dopson 1883 
Genus Desmanella ENGESSER 1972 
Desmanella engesseri ZIEGLER 1985 
Taf. 1, Fıg. 4-7 


Material und Maße: 


20425 Mand. sın. mitM.-M, M, 1,36x 0,91 M, 1,46x 0,91 

20426 Mand. sın. mitM, M, 1,35% 0,95 

20427 Mand. sin. mit M,-M, M, 1,45 x 0,98 M, 1,05x0,75 

20428 Mand. sın. mitM, M, 0,95% 0,57 

20429 Mand.dext. mitM,-M, M, 1,34x 1,02 M, 1,49x 0,93 
LM,-M, 3,82 M, 1,20% 0,80 

20430 Mand.dext. mitM, M, 1,39x 1,04 

20431 Mand.dext. mit M,-M, M, 1,43x 0,90 M, 1,19xX 0,72 

20432 Mand. dext. mit M,-M, M, 1,54%1,01 M, 1,21%X0,78 

20433 M, dext. j M, 1,47%0,99 

20447-20485 39 Humeri, zum großen Teil Bruchstücke 


(Maße sıehe Tab. 1) 


Beschreibung: 

Unterkiefer - Sie liegen ausschließlich als Corpusbruchstücke vor. Das aborale For. mentale 
liegt unter dem Trigonid des M,, das mesiale unter der dritten Alveole vor M.. 

M,-Kleiner als M,.Talonid breiter als Trigonid. Paracristid gewinkelt. Gleichmäßig breites 
Cingulid, fehlt nur lingual in distaler Hälfte. Markantes Metacristid. Crista obliqua erreicht 
Metacristid fast. Von Hypoconulid zieht Grat zu Entoconid. Dieses subkonisch. Talonıd 
lingual halbhoch abgeriegelt. 

M,-Talonid ungefähr so breit wie Trigonid. Metacristid etwas stärker. Crista obliqua weiter 
linguad reichend als beim M.. Sonst wieM.. 

M -Trigonid, Metacristid und Verlauf der Crista obliqua wie beim M ‚nur kleiner. Cingulid 
unter Hypoconid und auf Rückseite ausgedünnt. 


Tabelle 1: Desmanella engesseri, statistische Werte der Humerı. 


Maß R m s V n 
1 
GL 6,70-7,40 6,90+0,27 0,258 3,73 6 
LTter 0,91-1,18 1,05+0,03 0,078 7,41 24 
Bpmax 2,95-3,74 3,22+0,29 0,277. 8,62 6 
BpoTter 2,80-93,25 2,93+0,23 0,186 6,34 5 
KD 1,08-1,48 1,23+0,03 0,086 6,98 38 
Bdmax 3,38-3,92 3,49+0,18 0,193 5,54 7. 
BdoEpi 2,69-3,50 3,02+0,10 0,219 7,24 21 


294 


Humeri - Die kleinsten und schlanksten Talpidenhumeri aus der Fauna. Tuberculum minus 
so hoch wie Crista pectoralis, beide überragen Tuberculum majus. Pectoralkamm dünnt distad 
aus, endet in Tuberculum pectoralis. Dieses liegt ungefähr auf Höhe des Distalendes des 
beulenförmigen Tuberculum teres. Caput fast parallel zur Längsachse des Humerus orientiert. 
Fossa brachialis mäßig tief. Fossa supratrochlearis groß und rund. Fossa olecrani mehr seicht, 
in lateraler Hälfte liegend. Proc. deltoideus kurz und breit. Crista epicondyli med. kurz und 
spitz, lateral stets abgebrochen. 


Diskussion: 


Die vorliegenden Gebißßreste passen in der Lage des For. mentale, zahnmorphologisch und 
in den Maßen gut zu Desmanella engesseri von der Typuslokalität Petersbuch 2 (vgl. ZIEGLER 
1985: 134 ff.). Lediglich ein M, (Nr. 20428) ist auch bei Berücksichtigung oberflächlicher 
Beschädigung kleiner als dort. In Petersbuch 2 gibt es von dieser Art nur einen fast voll- 
ständigen Humerus und fünf Bruchstücke. Deren Maße sind zum Teil größer als bei den 
39 Exemplaren von Wi.-West. Eine D. engesseri zumindest sehr nahe stehende Form ist ın 
Stubersheim 3 durch einen M' belegt, der nur etwas kleiner als in Petersbuch 2 ist. Im Agenium, 
z. B. in der Fauna von Ulm-Westtangente, ist Desmanella durch eine kleinere Art vertreten 
(ZIEGLER 1990 b: 5 f.). 


Subfamilie Talpinae FiscHEr VON WALDHEIM 1817 
Tribus Urotrichini DoBson 1883 
Genus Myxomygale FıLnoL 1890 


Myxomygale hutchisoni (ZIEGLER 1985) 
Taf. 2, Fig. 1-4 


Material und Maße: 


20434 Mand. sin. mit M,-M, M, 1,70x 1,02 M, 1,35X0,76 
20435 Mand. sın. mit M, M, ca. 1,6x- 

20441 Mand. dext. mit M,-M, M, 1,48x0,96 M, 1,21x0,76 
20442 M, sin. 1,53x0,90 

20443 M, dext. 1,50X0,93 

20444 M, dext. 1,67X 0,96 

20445 M, dext. 1,60X0,96 

20446 M, dext. 1,50x 0,99 

11977 M? dext. 1,36x 1,58 

11903 M? dext. 1,54x 1,74 

20486 Humerusfragment sin, KD 1,96 Bdmax 4,80 BdoEpi 4,30 
20487 Humerusfragment sin, KD 1,90 Bdmax 5,25 BdoEpi 4,60 
20488 Humerusfragment dext., KD 1,75 

20489 Humerusfragment dext., keine Maße 


Beschreibung: 


Von den Unterkiefern sind nur kurze Corpusbruchstücke, Ix mit Basisdes Ramus ascendens, 
2x mit For. mentale unter der Vorderwurzel des M , vorhanden. 

M, - Talonid breiter als Trigonid. Paracristid gerundet, Ix schwach gewinkelt. Entoconid 
konisch, kein Metacristid. Crista obliqua fällt zur Mitte der Trigonidrückwand ab. Präcingulid 
schwach, geht in ebenso schwaches Labialcingulid über. Dieses endet unter Hypoconid, kein 
Posteingulid. Hypoconulid ohne Grat. 


295 


M, - Talonıd ungefähr so breit wie Trigonid. Trigonidwinkel klein. Crista obliqua weiter | 
lingual endend als beim M.. Schwaches Metacristid. Entoconid subkonisch. Präcingulid etwas 
stärker. Labialcingulid nur unter Hypoflexid ausgebildet. Kein Postceingulid. 


j 

M? — Mesostyl konfluent. Proto-und Metaconulus deutlich. Präprotoconuluscrista endet 

vor Paraconusbasis, Postmetaconulusbasis unmittelbar hinter Metaconusbasis. Weder Para- 

noch Metacingulum. | 

Humeri - Vier Bruchstücke lassen sich per Ausschluß mit Vorbehalt zuordnen. Proximal- 
ende fehlt bei allen. Tuberculum teres länglich. Tuberculum pectoralis undeutlich, reicht 

weiter dıstal als Tuberculum teres. Fossa olecrani seicht, liegt lateral. Markante Incisur | 

zwischen Trochlea und Fossa lıg. m. flexor digitorum. 

| 

[; 


Diskussion: 

Palurotrichus hutchison: wurde von mır anhand der hinreichend großen Population von 
Petersbuch (locus typicus) und deren kleineren Populationen von Erkersthofen 1 und 2 
erstmals beschrieben (ZiEGLER 1985). HOEK ÖSTENDE (1989:14) hält das Genus Palurotrichus 
für ein jüngeres Synonym von Myxomygale. Ich teile diese Meinung, so daß der gültige 
Artname Myxomygale hutchisoni lautet. Myxomygale engesseri aus dem Untermiozän von 
Aliveri beruht auf insgesamt vier isolierten Zähnen (Doukas 1985). Der M' dieser Art hat ein 
unterbrochenes Paracingulum und ein kleineres, nicht vorspringendes Parastyl, der M? einen 
starken Protoconulus und keinen Metaconulus. 

Die beiden M’ von Wintershof- West sichern morphologisch die ausschließliche Zugehörig- 


keit zu M. hutchisoni. In den meisten Gebißresten passen die Populationen von Wı.-West und 
von Petersbuch 2 gut zueinander. Lediglich die beiden kleineren M, und die hier per Ausschluß 
zugeordneten Humeri sind etwas kleiner. In Stubersheim 3 ıst M. hutchisoni durch einen M’ 
ebenfalls sicher nachgewiesen. In der agenischen Fauna von Ulm-Westtangente ist dieses 
Genus durch M. minor vertreten (ZIEGLER 1990 b). 


Tribus Talpını FISCHER VON WALDHEIM 1817 
Gattung Geotrypus POMEL 1848 


Geotrypus.n. sp. 
Taf. 2, Fig. 5-7, Taf. 3, Fig. 1-2 


Materialund Maße: 
20436 Mand. sin. mit P, 1,08x 0,61 
20439 M,dext. 1,91x 0,98 11826 M'sın. >2,29x1,77 
20440 M,dext. 1,93X1,06 11892 M?dext. 1,83X2,15 
20490-20544 55 Humeri, zum Teil Bruchstücke (Maße siehe Tab. 2) 


Tabelle 2: Geotrypus n. sp., statistische Werte der Humeri. 


Maß R m s v n 
GL 115,30=1.3:05 12,2+0,18 0,417 3,41 23 
LTter 2,86-3,68 3,30+0,07 0,211 6,40 41 
Bpmax 8,80-10,20 9,45+0,14 0,383 4,05 33 
BpoTter 7,80-9,30 8,45+0,14 0,372 4,41 29 
KD 3,22-3,94 3,60+0,05 0,171 4,75 55 
Bdmax 7,60-8,25 7,93+0,24 0,339 4,28 10 
BdoEpi 6,1027,85 7,34+0,09 0,285 3,88 45 


296 


Beschreibung: 


Unterkiefer - Das rostrale Corpusbruchstück zeigt ein For. mentale unter der Hinterwur- 
zel des P, und eines unter der achten Alveole davor. Die Alveolen vor P, stehen quer. P, 
zweiwurzelig, lingual plan, labial konvex, mesialer und distaler Grat, kurzes Postcingulid. 

M,-Schlank. Paracristid gewinkelt, kein Metacristid. Crista obliqua endet etwas lingual von 
der Mitte der Trigonidrückwand. Nur Präcingulid deutlich. 

M' — Parastyl abgebrochen. Postpara- und Prämetacrista konfluent. Präprotocrista ohne 
Conulus, mündet in Paracingulum. Postprotocrista mündet nach kurzem distalen Verlauf in 
Posteingulum, das sich an Metaconusbasis verliert. Protoconus genau Iingual von Paraconus. 
Lingualwand hinter Protoconus leicht eingedellt. 

M? — Postmetacrista länger als die übrigen labialen Cristae. Dadurch Zahn von occlusal 
asymmetrisch glockenförmig. Mesostylspaltung auch bei starker Usur noch erkennbar. 
Ectoflexus stark konkav eingezogen. Protoconus lingual von Paraconus. Präprotocrista endet 
abrupt an mesiolingualer Paraconusbasis. Postprotocrista zwischen Protoconus und 
Metaconulus gekerbt, dünnt unmittelbar hinter Metaconulus rasch aus. 

Humerus - Proc. deltoideus bei allen, Spinae der Epicondylı bei den meisten abgebrochen. 
Proximal deutlich breiter als distal. Tuberculum minus überragt Crista pectoralis nicht. 
Tuberculum pectoralis liegt auf Höhe des Distalendes des länglichen Tuberculum teres. 
Pectoralkamm unscheinbar. Fossa lig. m. flexor digitorum distocranial orientiert. Fossa 
supratrochlearis seicht. Fossa brachialis sehr tief. Caput parallel zur Längsachse des Humerus. 
Zwischen Caput und Tuberculum majus nur seichte Rinne. „Scalopine rıdge“ nur zarte, 
unterbrochene Linea zwischen Basıs des Caput und Medialende des Tuberculum minus. Fossa 
olecranı tief. 


Pars’karssron: 


Die Geotrypus-Arten sind meist sehr spärlich belegt. Die Maße des Humerus (Holotypus) 
von G. antiquus von Chauffours sind nicht publiziert. Ein dieser Art zugeordneter Unterkiefer 
aus Cournon indiziert nach den in LAvocar (1951: 26) angegebenen Zahnmaßen eine deutlich 
größere Form als die vorliegende. 

Bei G. arambourgi aus Cournon, nur durch ein Schädelbruchstück belegt, ist der M' mit 
3,2x2,4 mm deutlich größer als hier (vgl. Lavocar 1951: 29). Auch der M' von G. cf. 
arambourgi von St.-Menoux ist mit 2,8X2,2 mm zu groß für die vorliegende Form (vgl. 
HUGUENEY & GUERIN 1981: 54). 

G. jungı, dessen Typus, ein Maxillarbruchstück, ebenfalls aus Cournon ist, hat einen 
kleineren M' und einen größeren M’. 

G. cf. jungi aus Coderet ist deutlich größer (HUGUENEY 1972: 60). 

G. ehrensteinensis aus Ehrenstein 4 ist ebenfalls größer und nur durch Gebißreste belegt 
(ZIEGLER 1990 b). 

Von G. tomerdingensis aus Tomerdingen (TOBIEN 1939: 163) gibt es nur drei postcraniale 
Knochen. Der Humerus ist mit 19 mm Länge um die Hälfte länger als die vorliegenden. 

G. montisasini von Ulm-Westtangente und von Haslach und G. aff. montisasını von 
Tomerdingen sind größer (ZIEGLER 1990: 36 ff.). Die vorliegenden Humeri haben auch eine 
tiefere Fossa brachialis und sind durch den größeren Abstand zwischen Tuberculum teres und 
Spina epicondyli medialis weniger gedrungen. 

Geotrypus von Wintershof-West läßt sich auf keine der bekannten Arten beziehen. Für die 
ausreichende Charakterisierung einer neuen Art sind aber zu wenig Gebißßreste vorhanden. 

Die von mir (ZIEGLER 1985: 154 f.) unter „Talpa“ sp. 1 zusammengefaßten Gebißreste und 
Humeri von Petersbuch 2, Erkertshofen I und 2 gehören ebenfalls zur Gattung Geotrypus, sind 


297 


aber größer als hier. Wenngleich sie nicht die gleiche Art repräsentieren wie die Reste von 
Wintershof-West, so dürften zu diesen doch engere Beziehungen bestehen alszu den agenischen 
und olıgozänen Arten. 

Der M, von Geotrypus sp. von Stubersheim 3 ist deutlich größer als die beiden von 
Wintershof-West und gehört zur gleichen Geotrypus-Art wie die Reste von Petersbuch 2. 


Gattung Talpa Linne 1758 


Talpa minnta BLAINVILLE 1838 
Taf. 3, Fig. 3-6 


Material und Maße: 
20437 Mand. sin. mitM, 1,81X1,02 
20438 Mand. dext. mıt M, 1,89x 1,03 
20545-20570 26 Humeri, davon 20 Bruchstücke (Maße siehe Tab. 3) 


Beschreibung: 

Unterkiefer - Nur zwei kurze Corpusbruchstücke, einmal mit der Basis des Ramus 
ascendens, vorhanden. For. mentale unter der Vorderwurzel des M,, ein weiteres etwa 
unter P.. 

M,- Paracristid # gerundet. Trigonid breiter als Talonıd. Metacristid schwach. Crista 
obliqua erreicht Lingualrand nicht. Markantes Präcingulid, mesial verdickt, dünnt nach distal 
aus. Labialcingulid schwach. 

Humerus — Proc. deltoideus und Spinae der Epicondyli stets abgebrochen. Proximal 
deutlich breiter als distal.Tuberculum teres als kurze Kante ausgebildet, reicht distal nicht bis 
zum Tubereulum pectoralis. Pectoralkamm unscharf. Tuberculum minus und Crista pectoralis 
gleich hoch. Fossalig. m. flexor digitorum distocranial gerichtet. Fossa brachialis tief. „Scalopine 
ridge“ nur als mehr oder weniger deutliche Linea ausgebildet. Fossa olecrani tief. 


Tabelle 3: Talpa mınnta, statistische Werte der Humeri. 


Maß R m s v n 
GL 9,80-10,8 10,3+0,47 0,450 4,38 6 
LTter 2.02=2,51 2,26+0,07 0,1830 57.5 17 
Bpmax 7,07.=-17,90 7,41+0,24 0,317 A277 9 
BpoTter 6,10-7,00 6,53+0,26 0,312 4,78 8 
KD 2336-2, 1. 2,55+0,04 0,110 4,30 26 
Bdmax 5.75-6,47 6,02 — - 3 
BdoEpi 5,20-6,00 5,57+0,12 0,248 4,46 18 


Diskussion: 

Zur vorgeschlagenen Assoziation Gebißreste- Humeri sehe ich keine Alternative. Morpho- 
logisch besteht beste Übereinstimmung mit Talpa mınuta von Sansan (vgl. BAUDELOT 1972, 
Fig. 51; Taf. 5, Fig. 1, 10). Die beiden M, sind etwas schlanker, die Humeri insgesamt 
geringfügig größer als dort (vgl. BAUDELOT 1972: 143, 150 Maße). Die auf Talpa minuta 
bezogenen Humeri von Vieux Collonges, Neudorf und La Grive erreichen aber die selbe 
Größe wie die vorliegenden. Der prozentuale Anteil der proximalen Breite an der Länge 
(indice humeral bei BAuDELOT) liegt bei allen in der gleichen Spanne. Talpa minuta stellt in der 
vorliegenden Fauna ein modernes Faunenelement dar. In Stubersheim 3 ist diese Art nıcht 


nachgewiesen. 


298 


3. Biostratigraphische Relevanz der Insectivorenfauna von Wintershof-West 
und die Altersbeziehung zu Stubersheim 3. 


Ein Blick auf die Liste der Insectivoren (Tabelle 4) gibt Wintershof-West als postagenische 
Fauna zu erkennen. In der MN 3-Zone tritt erstmals Galerix auf. Im ganzen Agenium waren 


die Erinaceiden ausschließlich durch Erinaceinae der Gattung Amphechinus vertreten. 

Bei den Talpiden erscheinen lediglich neue Arten bereits bekannter Gattungen. Die Bezie- 
hungen zwischen diesen und den vorhergehenden Arten sind aber weitgehend unklar. Mög- 
licherweise ıst die Gattung Paratalpa erloschen, die an Gebißresten nıcht von Desmanodon zu 
unterscheiden ist. Der älteste, durch begleitende Humerusfunde sichere Nachweis von 
Desmanodon, stammt aus der basalen Oberen Süßwassermolasse von Rembach (MN 4). 

Bei den Dimyliden ist Plesiodimylus neu. Der dominierende Dimylide des Ageniums ist 
Dimylus paradoxus. Das Genus Chainodus tritt mit einer anderen Art auf, deren Beziehung zu 
den vorhergehenden Chainodus-Arten unklar ist. Bei den Heterosoriciden hat sich aus der 
agenischen Nominatsubspezies von Heterosorex neumayrıanus die Unterart subsequens ent- 
wickelt. Unter den kleinen Soriciden erscheinen erstmals die Genera Miosorex, Paenelimnoecus 
und Florinia. Im Agenium ist dagegen Crocıdosorex sehr häufig. 


Tabelle 4: Liste der Insectivora von Wintershof-West und von Stubersheim 3. 


Taxon Wintershof-West Stubersheim 3 
Erinaceidae 

Galerix aurelianensis | | 
Galerix symeonidisi 2 
Talpidae 

Desmanella engesseri ® (aff.) 
Myxomygale hutchisoni ® je] 
Paratalpa meyeri vel 

Desmanodon antiquus | 
Geotrypus n. Sp. sp. 
Talpa minuta ®@ 
Dimylidae 

Plesiodimylus huerzeleri | 

Chainodus intercedens | | 
Dimylidae gen. et sp. indet. u 
Heterosoricidae 

Heterosorex neumayrianus subsequens | | 
Soricidae 

Carposorexsp. | 
Miosorex pusilliformis | | 
Soricella discrepans | | 
Paenelimnoecus micromorphus | 

Florinia stehlini | 

Crocidosoricinae gen. et sp. indet. = 
?Hemisorexsp. | 


2.99 


Zu den Altersbeziehungen zwischen den Faunen von Wintershof-West und Stubersheim 3 
gibt es widersprüchliche Aussagen. HEızMann (1983: 812) stufte die Fauna von Stubersheim 
3 aufgrund der Cainotherien innerhalb des Orleaniums in die Zonen MN 3-4 ein. Von 
Stubersheim 3 liegen auch Detailbearbeitungen zu den Insectivoren (ZIEGLER 1989, 1990 a, b) 
vor. Diese gestatten die sichere Einstufung von Stubersheim 3 inMN 3. Ich war auch bisher der 
Meinung, daß die Fauna von Stubersheim 3 jünger als jene von Wintershof-West ist. Zwei 
Gründe machen es erforderlich, meine bisherigen Ansichten zur Altersbeziehung Wintershof- 
West - Stubersheim 3 zu überprüfen und zu revidieren: 


1. Die in diesem Beitrag vorgestellten, bisher unbekannten Erinaceiden und Talpiden. 


2. Die abweichende Altersbeziehung beider Faunen aufgrund der Bearbeitung der Gliriden 
von Stubersheim 3 durch Wu (1993). Das Entwicklungsniveau von Glirudinus aff. modestns 
und von Glirudinus aff. gracilis sowie von Heteromyoxus aff. schlosseri von Stubersheim 3 
indiziert ein höheres Alter dieser Fauna als Wintershof-West (Wul. c., p. 15, 57, 139 £.). 
In der Fauna von Wintershof-West sind genaue Mengenangaben und das Argumentieren mit 

Fehlen von Taxa problematisch, da es ganz offensichtlich Kriegsverluste gibt. Die Fauna von 

Stubersheim 3 ist fast vollständig ausgelesen. Das Fehlen bestimmter Arten bedeutet hier, daß 

sie nicht zur Taphocoenose gehört haben, ist also primär. Das Fehlen bestimmter Taxa kann 

aber auch ökologische Gründe haben. Dies ist bei biostratigraphischen Aussagen stets zu 
bedenken. 

Durch den sicheren Nachweis von Galerix aurelianensis in Wintershof-West entfällt ein 
Argumentfürein höheres Alter dieser Fauna. Das fragliche Vorkommen von Galerix symeonidisı 
in Wintershof-West, der bislang erstmals in Petersbuch 2 (MN 4) auftrat, läßßt eher vermuten, 
daß Wintershof-West altersmäßig zwischen Stubersheim 3 und Petersbuch 2 vermittelt. 

Desmanella aff. engesseri und Myxomygale hutchisoni habe ich als Immigranten ın der 
Stubersheimer Talpıdenfauna interpretiert und aus deren Fehlen in Wintershof-West auf ein 
höheres Alter dieser Fauna geschlossen. Beide Formen sind jetzt auch für Wintershof-West 
belegt, sodaß auch sie als Argument für einen Altersunterschied entfallen. 

Geotrypusistin Wintershof-West und in Stubersheim 3 durch verschiedene Arten vertreten, 
die keine Aussage zur Altersstellung beider Faunen zueinander erlauben. 

Talpa minuta, deren Typuslokalität Sansan ist, kommt in Stubersheim 3 nicht vor und kann 
in Wintershof-West als modernes Faunenelement interpretiert werden. 

Abgesehen von soeben genannter Art liefern die Talpidenfaunen beider Lokalitäten keine 
Argumente für einen Altersunterschied. 

Die auf den Dimyliden und Spitzmäusen basierenden Aussagen zur Altersstellung werden 
durch die Neufunde von Wintershof-West nicht tangiert. Daß auch die mit diesen Gruppen 
ermittelte Altersbeziehung zwischen beiden Faunen von den Ergebnissen seitens der Gliriden 
abweichen, muß andere Gründe haben. 

Die Dimyliden sind in Stubersheim 3, anders als in Wintershof-West, sehr spärlich vertreten. 
Die agenischen Formen sind erloschen. Lediglich ein nicht näher bestimmter M’könnte einen 
superstiten Dimylus repräsentieren. Andererseits ist Plesiodimylus, in Wintershof-West sehr 
zahlreich, noch nicht nachweisbar. Die wenigen Zähne von Chainodus intercedens von 
Stubersheim 3 liegen aber zum Teil schon in der Größenordnung der gleichen Art von 
Petersbuch 2 und machen damit einen evoluierteren Eindruck als in Wintershof-West. Die 
stratigraphische Aussage der Dimyliden von Stubersheim 3 ist widersprüchlich. Das Fehlen 
von Plesiodimylus, wenn es nicht ökologisch bedingt ist, indiziert ein höheres, die Größe von 
Chainodus intercedens ein geringeres Alter als für Wintershof-West. 

Heterosorexneumayrianus subsequensisthinsichtlich der Altersbeziehung zwischen Winters- 
hof-West und Stubersheim 3 irrelevant. 


300 


Hinweise für ein höheres Alter der Stubersheimer Soricidenfauna sind: 
— das Vorkommen von Carposorex (nur ein Unterkiefer), einer agenischen Gattung, wenn- 
gleich Superstiten biostratigraphische weniger relevant sind als Neuankömmlinge. 


das Fehlen von Florinia und Paenelimnoecus. 
Als Argumente für ein geringeres Alter der Stubersheimer Soricidenfauna galten bisher: 


— der unsichere Nachweis von Hemisorex, eine Gattung, die es bisher nur ın Sansan gab; 


die Größe von Soricella discrepans und von Miosorex pusilliformıs. 

Die Populationen von Soricella discrepans von Ulm-Westtangente (MN 2b) bis Petersbuch 
2 (MN 4) zeigen keine morphologischen Veränderungen, lediglich Fluktuationen in den 
Maßen der Zähne. 5. discrepans ıst in Ulm-Westtangente am kleinsten, in Wintershof-West am 
größten, in Petersbuch 2 wieder kleiner. Die Populationen von Stubersheim 3 und Petersbuch 
2 liegen metrisch zwischen Wintershof-West und Ulm-Westtangente. Die Größe ist bei 
Soricella discrepans fluktuierend und stratigraphisch nicht nutzbar. 

Miosorex pusilliformıs ıst in Wintershof-West, Stubersheim 3 und Petersbuch 2 zahlreich 
belegt. Diese Art ist in Stubersheim 3 wie in Petersbuch 2 kleiner als in Wintershof-West. 
Andererseits fehlt ın Stubersheim 3 noch Miosorex desnoyersianus, der in Petersbuch 2 
dazugekommen ist. Diese Fakten habe ich als Hinweis für die Altersstellung von Stubers- 
heim 3 zwischen Wintershof-West und Petersbuch 2 gewertet. Auch hier sollte man die Größe 
nicht überbewerten. Das Fehlen von Florinia und Paenelimnoecus in Stubersheim 3, die beide 
in Wintershof-West, Petersbuch 2 und Erkertshofen 2 vorkommen, liefert wohl das überzeu- 
gendere Argument beim Altersvergleich der Soricidenfaunen. Es zeigt eher an, daß Winters- 
hof-West jünger als Stubersheim 3 ist. Hemisorex bleibt aber ein Problem. 

Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß der von Wu (1993) mittels der Gliriden etablier- 
ten Altersbeziehung zwischen den Faunen von Stubersheim 3 und Wintershof-West seitens 
der Insectivoren nicht zu widersprechen ist. Die Fauna von Wintershof-West ist jünger als 
Stubersheim 3, beide gehören in die MN 3-Zone. Die Insectivoren liefern zwar keine zwingen- 
den Argumente, zumindest aber Hinweise dafür. 


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1027 
&, 
nm 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig 


8- 


Fig. 


Fıg 


8- 


Fig. 


Fig. 


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Fig. 


Fig. 
Fig. 


{=} 


Fig. 
Fig. 


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Tafel I 


Galerix aurelianensis ZIEGLER 


Mand. dext. mit P,,a. occlusal b. labial, 

BSP 1937 II 10367. - Ca. 8,5x. 

P? sin., occlusal, BSP 1937 II 12951. - Ca. 20x. 
D’ dext., occlusal, BSP 1937 II 11974. - Ca. 20x. 


Desmanella engesseri ZIEGLER 


Mand. dext. mit M,-M,, occlusal, BSP 1937 II 20429. - Ca. 20x. 
Mand. sin. mit M,, labial, BSP 1937 II 20426. — Ca. 20x. 
Humerus sın., cranıal, BSP 1937 II 20447. - Ca. 4x. 

Humerus sın., caudal, BSP 1937 II 20448. - Ca. 4x. 


Tafel 2 


Myxomygale hutchisoni (ZIEGLER) 


Mand. dext. mit M,-M,,a. occlusal b. labial, 

BSP 1937 II 20441. - Ca. 20x. 

M, sin., occlusal, BSP 1937 II 20442. - Ca. 20x. 

M? dext., occlusal, BSP 1937 II 11977. - Ca. 20x. 
Humerusbruchstück sın., cranıal, BSP 1937 II 20486. - Ca. 4x. 


Geotrypus n. sp. 
M, dext., occlusal, BSP 1937 II 20439. - Ca. 20x. 
M!' sin., occlusal, BSP 1937 II 11826. - Ca. 20x. 
M? dext., occlusal, BSP 1937 II 11892. — Ca. 20x. 


Tafel 3 


Geotrypus n. sp. 


Humerus sin., cranıal, BSP 1937 II 20490. — Ca. 4x. 
Humerus sın., caudal, BSP 1937 II 20499. - Ca. 4x. 


Talpa minuta BLAINVILLE 


Mand. sin. mit M,, occlusal, BSP 1937 II 20437. — Ca. 20x. 
Mand. dext. mit M,, labial, BSP 1937 II 20438. - Ca. 20x. 
Humerus dext., cranıal, BSP 1937 II 20555. - Ca. 4x. 
Humerus dext. caudal, BSP 1937 II 20559. - Ca. 4x. 


303 


Mitt. Bayer. Staatssle. hıst. Geol., 34, 1994 


REINHARD ZIEGLER: Insectivora 


Mitt. Bayer. Staatsslg. hist. Geol., 34, 1994 


REINHARD ZIEGLER: Insectivora 


Bayer. Staatsslg. hist. Geol., 34, 1994 


REINHARD ZIEGLER: Insectivora 


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Mitteilungen der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie 
und historische Geologie 


’ 


Heft 34, 1994 


INHALT 


KırscHh KArL-HEINz & RaımonD BeLow: Paläoozeanographisch gesteuerte Veränderungen des 
Dinophyta-Planktons während des Unter-Cenoman Transgressions-Events ...nenneeneenn 
BARTHELT-LuDwiG, Doris: Bemerkungen zur Stratigraphie und Genese der Sand-Schotter- 
Gruppe und ihrer basalen Schichten (Ottnangien, Oberösterreich) .usseeensesensenseneeneneenennennene 
ZÖBELEIN, Hans Kart: Die Kirchberger Typusschichten an der Iller (Untermiozän, Vorland- 
molasse Württembergs) und ihre stratigraphisch-paläogeographischen Beziehungen ......... 
BOLLIGER, THomas: Die Obere Süßwassermolasse in Bayern und der Ostschweiz: bio- und litho- 


stratigraphische Korrelationen ee 
SEYED-EMAMI, KAZEM, GERHARD SCHAIRER & ARJANG BEHROOZI: Einige A aus der 
Kashafrud-Formation (Mittlerer Jura) E Mashhad (NE-Iran) .......u.uenseeensssnsensnensnnenenennenennnnen 
SCHAIRER, GERHARD: Polysphinctites polysphinctus BUCKMAN aus dem „Parkinsonien-Oolith“ 
(Mittlerer Jura) von. Sengenthal...........2u.2800n2na0n2eH2n2enenunKEoRBRBenBe TERN ERRED EEE EB Are Eee RER 
KUHBANDNER, Max & Hans HERMANN SCHLEICH: Odontomyia-Larven aus dem Randecker Maar 
(Insecta: Diptera, Stratiomyidae) 


RÜCKERT-ÜLKÜMEN, NERIMAN: Zur sy 
Türkei ..u:..u00404000042020000882HE0B«BaRRE RB En nBREnnn ner honda nenne nern nennen Se Re 
RÜCKERT-ULKÜMEN, NERIMAN: Erstnachweis der Teleostei-Genera Lucioperca, Serranus und 
Lates in sarmatischen Ablagerungen von Thrakien, Türkei.....nssnnensesnseesenennensensenennenseneenenr 
SCHLEICH, HANS HERMANN & WOLFGANG BÖHME: Kupferzeitliche Schildkrötenreste aus der 
Grabung von Durankulak bei Tolbuchin in NO- Bulgarien. (Reptilia: Testdudines: 
Testudo graeca, Emys orbiculanis) «.u..2022 22222 0a2H2nBen nee reenBe ern ae 
BARDET, NATHALIE, PETER WELLNHOFER & DIETRICH HERM: Discovery of Ichtyosaur Remains 
(Reptilia) in the Upper Cenomanian of Bavaria 


WELLNHOFER, PETER: Ein Dinosaurier (Hadrosauridae) aus der Onerlkreidk (Maastricht, 
Helvetikum-Zone) des bayerischen Alpenvorlandes................2.2202002002120ne2n0e nee 
BOLLIGER, THOMAS & MICHAEL RUMMEL: Säugetierfunde aus Karstspalten - die komplexe 
Genese am Beispiel eines Steinbruches bei Petersbuch, Südliche Frankenalb (Bayern)....... 
Heissıg, KURT, HAUKE, J. W. GipP & ALEXANDER VOLKER ALTENBACH: 
Ein Urpferdekiefer, Propachynolophus aff. maldanı (LEMOINE) aus dem Eozän Spaniens .. 
HELLMUND, MEINOLF & Kurt Heissıs: Neuere Funde von Prominatherium dalmatinum 
(H. v. MEvER 1854) (Artiodactyla, Mammalıa) aus dem Eozän von Dalmatien 


VON DEN DRIESCH, ANGELA & KATRIN VAGEDES: Funde eines Braunbären, Ursus arctos L. 
aus Frasdorf/Obb. aus dem Übergang der jüngeren Dryas zum Praeboreal .......une 
ZIEGLER, REINHARD: Bisher übersehene Insectivora (Mammalia) aus Wintershof-West bei 
Eichstätt (Bayern) .......::.2.u2u02u42000000S0nsenscnnnaananuunnenasnsenznarnnanauAn anne Hann Bahhe sn anne ana FR RESET ER 


München, 15. Dezember 1994 
Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie 
Richard-Wagner-Straße 10, 80333 München 


Gesamtherstellung: Gebr. Geiselberger GmbH, 84503 Altötting 
ISSN 0077-2070 


187 


199 


213 


221 


239 


265 


273 


283 


291 


Mitteilungen 
der Bayerischen Staatssammlung 
für Paläontologie u. histor. Geologie 


35 


ISSN 0077-2070 


Mitteilungen der Bayerischen Staatssammlung 


für Paläontologie und histor. Geologie 


HEFT 35 


INHALT 


ab oontetae ha EU NUN GN) gerne RER ER ELLE 
VOIGT, EHRHARD: Diaperoecia neumeiert, eine neue multilamelläre cyclostome Bryozoenart aus 
dembluron von Zaitzkofen (Oberpfalz, Bayern)krrm.nenseseeensenspssnensenessnsneanteennsnennenareeneee 
WESTERMANN GERD E. G. & AxEL v. HILLEBRANDT: A Late Bathonian morphoceratid (Jurassic, 
Ammonitina)ifronm Re ee ee oeniotresesnsekerkeenseanesnnee 
SEYED-EMAMI, KAZEM, GERHARD SCHAIRER & ARNOLD Zeiss: Ammoniten aus der Dalichai- 
Formation (Mittlerer bis Oberer Jura) und der Lar-Formation (Oberer Jura) N Emamzadeh- 
Rlashemi(Zentralalborzs Nordiranı) ern eannlendalahanssesesnusnessnsene 


SCHAIRER, GERHARD & VICTOR SCHLAMPP: /doceras (Subnebrodites) in der Platynota-Zone 
(Unterkimmeridge) von Hartmannshof/Mfr.1........22.2222.22c2se20eosaxneensenecasrneennsnnensensronsnssosensensrnse 
PÜSCHEL, HARTWIG & GERHARD SCHAIRER: Zwei Ammoniten aus dem Mittleren Jura (Bajoc, 
Bathon) von Sengenthal/Opf. ............ 


RÜCKERT-ÜLKUMEN, NERIMAN: Carangidae, Priacanthidae, Scorpaenidae und Sparidae (Pisces) aus 
den sarmatischen Schichten von Pınarhisar (Thrakien, Türkei) ................e 
Heissıs, Kurt: Die Entwicklung der großen Democricetodon-Arten und die Gattung Collimys 
(Gricetidae, Mamm.)ımispätenNlittelmiozani....n2e22eareeeesscnensscuesnarusanatsseneensenstnnsnsenssnstnnenernsee 
RUMMEL, MICHAEL: Cricetodon bolligeri n. sp., ein neuer Cricetide aus dem Obermiozän von 
Betersbuchübe Eich Starck ee ee resete 
GENTRY, ALAN, W., ANTHEA GENTRY & HELMUT Mayr: Rediscovery of fossil antelope holotypes 
(Mammalia, Bovidae) collected from Olduvai Gorge, Tanzania, in 1913 «unse 
BELOW , RAIMOND & Karı-Heınz KırscH: Das Verteilungsmuster des Dinoflagellaten-Planktons 
im Alb/Cenoman-Grenzbereich des Vocontischen Trogs am Beispiel des Profils La Vierre/ 
Südhrankreichlesesseeeererenannteneerzenseenerrentss ren essen ee aen tosnsstossertnscattesktrnnsassestktenaengedeee 


SELMEIER, ALFRED: Eucaryoxylon castellanii n. sp. (Juglandaceae), a silicified wood from he Eocene 
OLSEN [RAINER rer Kerr TEN NEED TEE FeEReERETEEREN 


ANTONIADIS, PRODROMOS & ERNST RiEBER: Zu Fossilinhalt, Sedimentologie und Stratigraphie der 
Kohle der Lagerstätte Apophyse-Ag. Anargyrı in NW-Griechenland ...........ee 


Hacn, HERBERT: Die Entwicklung der Paläontologie und Geologie von den Anfängen bis ins 
19AJahchundenteereerenseseeeserereeesseesesepsesenssnprenernanneesenanraheenenennnnenngannsaneesekatnnaehnennnaentnerecnnensenreee 


München, 15. Dezember 1995 


109 


Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie es 
Richard-Wagner-Straße 10, 80333 München v 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. | 35 | 237. | 24 Taf. | Müncher, 


15.12.1995 1996 \ 


ISSN 0077-2070 


VBRARIES 


Herausgegeben von Prof. Dr. Dietrich Herm, 
Bayerische Staatssammlung für Paläontologie 
und historische Geologie 
Redaktion: Prof. Dr. Kurt Heißig 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. 35 | 3-8 u München, 15. 12. 1995 


In memoriam Franz Traub 
(1910-1995) 


Pr. Tanz Tal 


Am 25.8.1995 verschied nach langer, schwerer Krankheit Oberregierungsdirektor Dr. Franz 
Traub. Sein Tod war ihm Erlösung. Damit ist einreiches und erfülltes Leben zu Ende gegangen. 

Franz Traub wurde am 16.4.1910 als 8. Kind des Reichsbahnsekretärs Ludwig Leopold 
Traub und seiner Ehefrau Maria in Laufen a. d. Salzach geboren. Obwohl sein Vater an den 
Folgen eines Kriegsleidens frühzeitig starb, erlebte er eine zwar ärmliche, jedoch glückliche 
und harmonische Jugendzeit. Aus finanziellen Gründen konnte er zunächst nur die Volks- 
schule besuchen. Erst im Herbst 1922 bot sich ihm die Möglichkeit, in die zu Ende gehende 
1. Klasse des Wittelsbacher Gymnasiums in München einzutreten. Nach 1'/ -jährigem Besuch 
dieser Anstalt wechselte er im Frühjahr 1924 an das Humanistische Gymnasium in Burghausen 
a. d. Salzach über. Dort legte er im Jahre 1931 die Reifeprüfung ab. 

Schon sehr früh regte sich im jungen Franz der Drang, sich mit naturwissenschaftlichen 
Dingen zu beschäftigen. Er fand in seinem Burghauser Biologielehrer Dr. Franz Uhl einen 


3 


Mentor, der ihn anregte und begeisterte. In diese Zeit fallen auch die ersten Aufsammlungen 
von Fossilien am Haunsberg nördlich Salzburg, über die er im Biologieunterricht berichten 
durfte. Es waren Nummuliten, Korallen, Muscheln, Schnecken und Seeigel, die ihn bis zuletzt 
auf seinem Lebensweg begleiten sollten. Um seine Funde bestimmen zu können, kaufte er sich 
noch als Schüler das 1925 erschienene Standardwerk von Max Schlosser: „Die Eocaenfaunen 
der Bayerischen Alpen“. Die stolzen 16 Mark, die er dafür berappte, brachte er durch 
Nachhilfeunterricht in Latein wieder herein. So war er bereits als 17jähriger in der Lage, die 
fossilführenden Schichten des Haunsbergs entgegen der Meinung eines österreichischen 
Fachmanns in das Alttertiär zu stellen. Auch die Vergletscherung des Salzachgebietes hatte es 
ihm angetan, was nicht weiter verwundert. Er konnte nämlich von seinem Klaßzimmer in 
Burghausen aus auf einen 70 m hohen Aufschluß blicken, in dem die Obere Süßwassermolasse 
von rißeiszeitlichen Schottern überdeckt wird. Nicht ohne Grund lautete ein Eintrag in sein 
Reifezeugnis: „Besondere Anerkennung verdienen - auch außerhalb des Unterrichtes - seine 
Leistungen ın Natur- und Erdkunde“. 

Damit schien der Lebensweg von Franz Traub vorgezeichnet. Doch sein erklärter Wunsch, 
Geologe zu werden, war nicht so leicht in die Tat umzusetzen. So gelang es ihm infolge eines 
numerus clausus nicht, einen Studienplatz für naturwissenschaftliche Fächer zu bekommen, 
der ihm das Anrecht auf eine spätere Übernahme in den Staatsdienst gesichert hätte. So wandte 
er sich dem Beruf eines Bergmanns zu. 

Im Jahre 1931 sehen wir Franz Traub als Bergbaubeflissenen der Oberbergämter Clausthal 
und Dortmund. Er arbeitete in der Bleiglanz- und Zinkblendegrube „Hilfe Gottes“ ın Bad 
Grund im Oberharz sowie in der Steinkohlengrube „Bergmannsglück“ in Gelsenkirchen- 
Buer im Ruhrgebiet. Dieschwere Arbeit als Kumpel schloß er mitder Hauerprüfung ab. Dieses 
Intermezzo war am 31.10.1931 zu Ende. 

Um seine Studien voranzutreiben, bezog Franz Traub im Wintersemester 1931 die Techni- 
sche Hochschule München. Seine Studienfächer waren Physik, Chemie und Mathematik, also 
teilweise Fächer, die für das höhere Lehramt vorgeschrieben waren. 

Im Sommersemester 1932 gelang ihm endlich der Wechsel zur Universität München. Nun 
rückten die Fächer Geologie und Paläontologie in den Brennpunkt des Interesses. Auf Grund 
seiner guten Leistungen wurden seine Studien von der Studienstiftung des Deutschen Volkes 
finanziert. Allerdings waren die Semesterferien von dieser Förderung ausgenommen. In dieser 
Zeit wurde er von seiner Mutter unterstützt. 

Traub absolvierte demnach ein Doppelstudium. Neben den Studien für das höhere Lehramt 
mit den Fächern Chemie, Biologie und Geographie befaßte er sich eingehend mit seinen 
Lieblingsfächern Geologie und Paläontologie. Dabei arbeitete er an seiner Dissertation mit 
dem Titel: „Geologische und paläontologische Beschreibung der Kreide und des Tertiärs ım 
östlichen Rupertiwinkel, nördlich von Salzburg“. 

Sein Fleiß trug reichlich Früchte. Im April 1937 konnte er die 1. Prüfung für das höhere 
Lehramt ablegen. Von Juli 1937 bis April 1938 war er als Studienreferendar an der Rupprecht- 
Oberrealschule in München tätig. Anschließend legte er die 2. Prüfung für das höhere Lehramt 
ab und durfte sich jetzt Assessor nennen. Kurz zuvor, nämlich am 22. Dezember 1937, wurde 
er von der Naturwissenschaftlichen Fakultät zum „doctor philosophiae naturalis“ mit dem 
Prädikat „ausgezeichnet“ promoviert. Seine Doktorarbeit erschien ein Jahr später (1938) in der 
renommierten Zeitschrift „Palaeontographica“ und ist auch heute noch ein gesuchtes Stan- 
dardwerk. 50 Jahre später wurde sein Doktordiplom von der Universität München feierlich 
erneuert. 

Zur Dissertation von Franz Traub sind noch einige erklärende Worte notwendig. Es wurde 
bereits ausgeführt, daß Traub bereits mit 17 Jahren das alttertiäre Alter der fossilführenden 
Schichten des Haunsbergs (Kroisbach) erkannte. Er stufte sie in das Paleozän ein, eine 


4 


Zeiteinheit, die zwar bereits 1874 von dem Paläobotaniker und Quartärgeologen Schimper so 
benannt, von den Fachkollegen aber bis in die 30er Jahre dieses Jahrhunderts nıcht näher 
beachtet wurde. Es war daher ein wagemutiges Unterfangen, eine überaus reiche, bis dahin 
unbekannte Evertebratenfauna mit diesem Alter zu belegen. Die Arbeit Franz Traub’s hatte 
durchaus Signalwirkung. Sie brachte ihn in Verbindung mit ausländischen Koryphäen, vor 
allem mit Prof. Dr. Alfred Rosenkrantz in Kopenhagen, mit Prof. Dr. Wilhelm Krach, Krakau, 
und mit Dr. D. E. Makarenko, Kiev. Auch mit Prof. Dr. Othmar Kühn in Wien verband ihn 
eine gute Zusammenarbeit. Zusammen mit ihm publizierte er über paleozäne Korallen von 
Österreich. 

Nach Abschluß seiner Prüfungen begann für Franz Traub der Ernst des Lebens. Nach einer 
viermonatigen Tätigkeit als außerplanmäßiger wissenschaftlicher Assistent am Institut für 
Allgemeine und Angewandte Geologie von Dezember 1937 bis März 1938 trat er am 1. April 
1938 eine Stelle als wissenschaftlicher „Hilfsarbeiter“ beim Bayerischen Landesamt für Was- 
serversorgung in München an. Seine Aufgabe war, das Sachgebiet „Geologie“ quasi aus dem 
Nichts aufzubauen. Damit war die angewandte Geologie sein tägliches Brot geworden. In 
hydrogeologischen Fragen hatte er in der Person von Oberregierungsrat Dr. Lothar Reuter 
einen hervorragenden Lehrmeister. 

Seine Tätigkeit als Wassergeologe konnte er allerdings nicht lange ausüben. Der 2. Weltkrieg 
zwang ıhm nämlich eine neue Rolle auf. Ab Mai 1939 diente er bei der Reichsluftwaffe zuerst 
als Funker, dann als Gefreiter und Chiffrierer und endlich als Meteorologe im Rang eines 
Regierungsrates bis kurz vor Ende des Krieges. Schließlich wurde er aus gesundheitlichen 
Gründen aus dem Wehrdienst entlassen. Auch während der Kriegsjahre war Franz Traub auf 
der ständigen Suche nach Paleozän-Fossilien. So stellte er dem Unterzeichneten nach dem 
Kriege Abgüsse von selbstgesammtelten Mollusken aus den Glaukonitsanden von Bracheaux 
(Paleozän) für Vorlesungszwecke zur Verfügung. 

Nach Kriegsende nahm Traub seine Arbeit am Bayerischen Landesamt für Wasserversor- 
gung wieder auf. Doch schon bald zogen dunkle Wolken auf. Auf Anordnung der Amerika- 
nischen Militärregierung wurde er vom 18.7.1945 bis 15.1.1948 dienstenthoben. Er fristete sein 
Leben zunächst als Sargschreiner. Später gelang es ihm, etwas fachgerechter, bei der Erschlie- 
ßung von Gipsvorkommen im Raum von Bad Windsheim sowie von Braunkohlevorkommen 
im Raum Tittmoning mitzuwirken. 

Auch diese schlimme Zeit nahm schließlich ein Ende. Im Januar 1948 kehrte er an das 
Bayerische Landesamt für Wasserversorgung zurück. Es bestand damals ein umfangreicher 
Nachholbedarf an Trinkwasser, der u. a. durch die Flüchtlingsströme bedingt war. Die 
hydrogeologischen Aufgaben wuchsen von Jahr zu Jahr. Gegen Ende seiner Tätigkeit waren 
an der genannten Behörde bereits acht (!) promovierte Geologen angestellt. Er selbst kletterte 
beruflich von Sprosse zu Sprosse. War Franz Traub zunächst „nur“ Bezirksgeologe, sieht ihn 
das Jahr 1949 bereits als Regierungsrat. Schließlich wurde er zum Oberregierungsrat (1953), 
zum Regierungsdirektor (1965) und zum Oberregierungsdirektor (1972) befördert. Am 
1.1.1973 trat er aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in den Ruhestand. 

In seine Amtszeit fällt auch die Prospektion nach Braunkohlen im Raum von Tittmoning - 
Trostberg. Durch 90 von Franz Traub angesetzte und geologisch bearbeitete Bohrungen 
konnte eine Braunkohlenlagerstätte im „Braunkohlentertiär“ (Obermiozän) nachgewiesen 
werden, die 16 Millionen Tonnen hochwertiger Braunkohle enthält. Die Arbeiten erfolgten im 
Auftrag der Firmen Süddeutsche Kalkstickstoffwerke Trostberg und der Wackerwerke Burg- 
hausen. Diese Erfolge wurden von vorgesetzter Stelle gebührend gewürdigt. 

Trotz aller Erfolge war es der sehnlichste Wunsch von Franz Traub, Präsident des Bayeri- 
schen Geologischen Landesamtes zu werden. Er hatte das Ziel schon fast erreicht, als das 
Schicksal 1965 grausam zuschlug. Im Anschluß an eine Leistenbruch-Operation erlitt der 


5 


55jährige infolge einer zu langen Narkose eine Aphasie, also eine Sprachstörung, die ıhn aus 
dem Rennen schlug. Es war sicher die härteste Zeit in seinem Leben. Doch mit ungeheurer 
Willenskraft und Selbstdisziplin arbeitete Franz Traub täglich an sich, um sein Sprach- 
vermögen wieder einigermaßen zu erlangen. Seine Bemühungen waren schließlich von Erfolg 
gekrönt. Wo andere verzweifelt wären, nutzte Traub jede Möglichkeit, um ans Ziel zu 
kommen. 

Nach seiner Pensionierung fand Franz Traub im Institut für Paläontologie und historische 
Geologie eine zweite Heimat. Er hatte im sog. „Oparium“, einem Raum im 2. Stock, einen 
Arbeitsplatz, den er lange Jahre tagtäglich vormittags aufsuchte, um zu arbeiten. Dabei kehrte 
er zu seiner alten Liebe, dem Haunsberg, zurück. Durch von ihm selbst durchgeführte und 
finanzierte Grabungen im Bereich des Kroisbachs standen ihm zahlreiche zusätzliche Fossilien 
zur Verfügung, die er nach und nach bearbeitete. So erschien in den Mitteilungen der 
Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie in bestimmten 
Abständen seine Serie: „Weitere Paleozän-Gastropoden aus dem Helvetikum des Haunsberges“. 
Fehlte Traub einmal, so konnte man untrüglich darauf schließen, daß er durch Krankheit am 
Kommen verhindert war. 

Aus der Feder Traub’s flossen zahlreiche Veröffentlichungen, die sein Ansehen in Fachkrei- 
sen weiter förderten. Nicht wenige Publikationen befassen sich mit der Geologie und Paläon- 
tologie des Helvetikums im Raum nördlich Salzburg. Neben seiner Dissertation (1938) ist hier 
vorallem seine Arbeit über dieSchuppenzone von St. Pankraz (1953) zu nennen, die Grundlage 
für mehrere Arbeiten anderer Autoren über dieses Gebiet wurde. Zu erwähnen ist ferner eine 
Studie über die miozäne Meeresmolasse des Wachtbergs (1948). Ein zweiter Schwerpunkt lag 
auf der Hydrogeologie, mit der er sich ja von amtswegen beschäftigte. Auch Arbeiten über 
mineralische Rohstoffe (Gips und Anhydrit) sowie über Quartärgeologie fehlen nicht. 

Angesichts eines derartigen Arbeitsvolumens konnten Ehrungen nicht ausbleiben. So wurde 
Franz Traub im Hinblick auf seine wissenschaftlichen Leistungen zur Geologie des Haunsbergs 
von der Regierung des Bundeslandes Salzburg im Jahre 1980 das Goldene Verdienstzeichen 
verliehen. Folgende Fossilien tragen ferner den Namen des Verblichenen: Marssonella traubı 
Hacn, 1956; Globorotalia 2 traubi GOHRBANDT, 1963; Balanophyllia traubı Künn, 1967; 
Cerastoderma traubi SCHLICKUM, 1970; Xanthilites traubi FÖRSTER, 1970; Entrephoceras 
(Eutrephoceras) traubi ScHuLtz, 1976 und Nerineopsis traubi Krach, 1981. Schließlich sei 
noch nachgetragen, daß ihn der Deutsche Alpenverein durch das Goldene Mitgliedsabzeichen 
ehrte. 

Bisher war nur vom Forscher und Wissenschaftler die Rede. Es ist nun an der Zeit, an die 
Menschen zu denken, die seinen Lebensweg in guten und schlechten Tagen begleiteten und 
ihm Kraft für seine Unternehmungen gaben. Am 28. Juli 1938, also nach Abschluß seiner 
Prüfungen, schloß er den Bund der Ehe mit Gabriele Reindl, einer Notarstochter, mit der er 
43 Jahre glücklich verheiratet war. Leider blieben ihm Kinder versagt. 1981 verstarb seine Frau 
unerwartet an Herzversagen, was ihn mit großem Schmerz erfüllte. 

Am 23. August 1983 ging Franz Traub eine zweite Ehe mit Frau Antonie Krug ein. Durch 
sie wurde er vierfacher Opa, worauf er besonders stolz war. Für ihn war diese späte Heirat ein 
besonderes Glück. Unter der liebevollen Fürsorge seiner Gemahlin erlebte er noch zahlreiche 
glückliche Jahre. Sie half ihm auch über so manche gesundheitlichen Störungen hinweg. Dafür 
gebührt ihr unser herzlichster Dank. 

Die letzten Jahre waren zunehmend von Krankheit überschattet. Im Februar 1987 erlitt er 
einen Gehirnschlag, von dem er sich aber wieder erstaunlich gut erholte. Grund für seine 
Genesung waren immer wieder sein harmonisches Familienleben sowie die innere Verpflich- 
tung, weiter über den Haunsberg zu forschen. Doch diesmal war der Tod stärker als sein 
eiserner Wille. 


6 


Wir haben Franz Traub als ungewöhnlichen Menschen kennengelernt. Er zeigte sich als 
Altbayer aus bestem Schrot und Korn. Er war im täglichen Umgang liebenswürdig, jederzeit 
hilfsbereit und auch in schwierigen Situationen humorvoll. Er wurde daher allseits geachtet 
und verehrt. Er war zudem gesellig und liebte barocke Streitgespräche, z. B. über die 
Molassehülle, die er über den Nördlichen Kalkalpen annahm. Die Angehörigen von Institut 
und Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie werden ihn sehr vermissen, 
da er Teil des lebenden Inventars war. Wir werden sein Andenken in Ehren halten. 


Dr. Franz Traub 


Schriftenverzeichnis 


TRAUB, F. (1936): Beitrag zur Kenntnis der helvetischen Kreide-Eocänserie nördlich von Salzburg. - Zbl. 
Min. etc., Abt. B, 1936 (1): 12-15; Stuttgart. 

TrAUB, F. (1938): Geologische und paläontologische Bearbeitung der Kreide und des Tertiärs ım östlichen 
Rupertiwinkel, nördlich von Salzburg. — Palaeontographica, A, 88: 1-107, 2 Abb., 8 Taf., 1 geol. 
Karte, 3 Prof.; Stuttgart. 

Traus, F. (1945-1948): Beitrag zur Kenntnis der miocänen Meeresmolasse ostwärts Laufen/Salzach 
unter besonderer Berücksichtigung des Wachtbergkonglomerats. - N. Jb. Min. etc., Mh., Abt. B, 
1945-1948 (1-4): 53-71; 1945-1948 (5-8): 161-174, 4 Abb., 1 geol. Übersichtskte., 1 Prof.; Stuttgart. 

Traug, F. (1953): Die Schuppenzone im Helvetikum von St. Pankraz am Haunsberg nördlich von 
Salzburg. - Geologica Bavarıca, 15: 5-38, 4 Abb.; München. 

TraAus, F. (1953): Quartärgeologische Beobachtungen zwischen Alz und Salzach. - Geologica Bavarica, 
19: 105-113, 3 Abb.; München. 

Traus, F. (1953): Hydrogeologischer Überblick über Unter- und Mittelfranken. - GWF „Das Gas- und 
Wasserfach“, 94. Jg. (1953), H.4/6 (Wasser): 1-10,2 Abb., 1 Brunnen-Karte von NW-Bayern, 4 Tab.; 
München. 

TrAuB, F. (1956): Erläuterungen zu Blatt München (mit Beiträgen von L. GErB und R. Krırer). — 
Hydrogeol. Übersichtskarte 1: 500 000, 1-121, 6 Abb., 32 Tab., 1 Übersichtskarte 1: 500 000 der 
mittleren Jahres- und Winterniederschläge nach Flußgebieten; Remagen.; 

TrAUB, F. (1958): Sonderdruck aus Stand der Trink- und Brauchwasserversorgung in Bayern am 1. Januar 
1958, H. 217 der Beiträge zur Statistik Bayerns, 7-20, 6 Abb.; München (Bayer. Statist. Landesamt). 

TRAUB, F. (1963): Die hydrogeologischen Voraussetzungen für die Ries-Wasserversorgung. - Festschrift 
des Zweckverbandes zur Wasserversorgung der Bayerischen Riesgruppe: 23-25, 2 Abb.; Nördlin- 
gen. 

Traus, F. (1964): Gips und Anhydrit im Gipskeuper von Bad Windsheim/Mfr. - Geologica Bavarica, 53: 
29-35, 1 geol. Profil; München. 

Traus, F. (1971): Zur Wasserversorgung der Stadt Ingolstadt. - Geologica Bavarica, 64: 356-364, 2 Abb., 
1 Taf.; München. 

TrAUB, F. (1976): Ein Lössprofil von Duttendorf (Oberösterreich) gegenüber Burghausen an der Salzach 
(mit einem bodenkundlichen Beitrag von H. JErZ).- Z. Gletscherkde. Glazialgeol., 11 (2): 175-193, 
3 Abb., 3 Tab.; Innsbruck. 

Traus, F. (1979): Weitere Paleozän-Gastropoden aus dem Helvetikum des Haunsberges nördlich 
Salzburg (mit einem mikropaläontologischen Beitrag von H. Hacn). — Mitt. Bayer. Staatsslg. 
Paläont. hist. Geol., 19: 93-123, 1 Abb., Taf. 12-18; München. 

TRAUB, F. (1980): Weitere Paleozän-Gastropoden aus dem Helvetikum des Haunsberges nördlich von 
Salzburg. 1. Fortsetzung. -Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 20: 29-49, Taf. 4-6; München. 


7 


Traus, F. (1981): Weitere Paleozän-Gastropoden aus dem Helvetikum des Haunsberges nördlich 
Salzburg. 2. Fortsetzung. - Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 21: 41-63, Taf. 10-11; 
München. 

Traus, F. (1982): Eine neue paleozäne Sepiide aus dem Helvetikum des Haunsberges nördlich von 
Salzburg. - Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 22: 35-39, 1 Abb., Taf. 2; München. 


Traus, F. (1984): Weitere Paläozän-Gastropoden aus dem Helvetikum des Haunsberges nördlich von 
Salzburg. 3. Fortsetzung. - Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 24: 3-26, 3 Taf.; München. 


Traus, F. (1989): Weitere Paläozän-Gastropoden aus dem Helvetikum des Haunsberges nördlich von 
Salzburg. 4. Fortsetzung. - Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 29: 85-108, 3 Taf.; München. 


Traus, F. (1990): Zur Geologie und Stratigraphie der paläozänen Oichinger Schichten im Helvetikum des 
Haunsberges, nördlich von Salzburg, Österreich. - Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 30: 
137-147, 2 Abb., 1 Tab.; München. 


Kunn, ©. & Traus, F. (1967): Die Korallen des Paleozäns von Österreich. - Mitt. Bayer. Staatsslg. 
Paläont. hist. Geol., 7: 3-21, 2 Taf.; München. 


TrAuUB, F. & WERNER, W. (1993): Biostratigraphische Einstufung der Gastropoden aus dem Paleozän 
(Tertiär) des Haunsberges (N Salzburg, Österreich) anhand der internationalen Plankton- 
Foraminiferen-Zonierung. - Zitteliana, 20 (Hagn/Herm-Festschrift): 369-378, 1 Abb., 3 Tab; 
München. 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. | 35 9-26 München, 15. 12. 1995 ] 


Diaperoecia neumeieri, eine neue multilamelläre cyclostome 
Bryozoenart aus dem Turon von Zaitzkofen (Oberpfalz, Bayern) 


Von EHRHARD VOIGT *) 
Mit 5 Tafeln 


Kurzfassung 


Die häufigste Bryozoenart im Oberturon (Großberger Schichten) von Zaitzkofen (20 kmSE 
Regensburg, Oberpfalz, Bayern) ist Diaperoecia neumeieri n. sp., entdeckt von Herrn Franz 
NEUMEIER (Zaitzkofen). Ihr Zoarıum bildet inkrustierende, multilamelläre Kolonien von sehr 
verschiedener Größe und Gestalt. Die bis zu 4 cm großen Exemplare weisen innere zylindri- 
sche oder flache Hohlräume auf, welche offensichtlich dem fossil nicht überlieferten Substrat 
entsprechen. Die Zoarien haben die Gestalt verzweigter Stämme oder knolliger Gebilde mit 
hohlen Fortsätzen. Ungewöhnlich sind die spiraliggebogenen Zooecien der Pseudo-Ancestrula- 
Region und die kleinen zentralen Öffnungen in den terminalen Diaphragmen zahlreicher 
Aperturae, die den Nanozooiden jurassischer und rezenter Cyclostomata (Plagioecıa, 
Diastopora) sehr ähnlich sind. Knospungsstrukturen, taxonomischer und systematischer 
Status dieser und ähnlicher Formen wie Reptomultisparsa sowie Autökologie der vorliegenden 
Art werden diskutiert. 


Abstract 


The most common bryozoan species in the Upper Turonian of Zaitzkofen (20 km SE 
Regensburg, Oberpfalz, Bavaria) is Diaperoecia nenmeieri n. sp. discovered by Franz NEU- 
MEIER (Zaitzkofen). Its Zoarium forms encrusting multilaminar colonies of very differentshape 
and size consisting of up to 80 zooecial layers. Most specimens have internal cylindrical or flat 
hollows, obviously the molds of unpreserved substrates. The specimens, wich are up to 4 cm 
in size, have the shape of branched stems or bulbous bodies with irregular hollow projections. 
Unusual are the spirally bent zooecia of the Pseudo-Ancestrula region and the minute central 
openings in the terminal diaphragms of numerous apertures resembling those previously 
observed inafew Jurassicand Recent cyclostomatous bryozoans. Budding structures, taxonomic 
and systematic status of similar taxa such as Reptomultisparsa and the autecology of the species 
in question are discussed. 


*) Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. EHRHARD VOIGT, Geolog.-Paläontol. Institut und Museum der 
Universität Hamburg, Bundesstraße 55, D-20146 Hamburg 


I. Einführung een ee N 10 
1. Erundortr 2 ee en ee ER EN ROLE 11 
II. SYSTEM AIR. een 11 
VS Diagnoser. m... nenne ee er 11 
DE ABESCHrFEIDUNG rrreerperenesgseussses tete re mernneae rettete 12 
3:4 Beziehüngent..n...e..2.cnceseneesestenssaerantensenreren ee 13 
IV. Diskussion 14 
1. Systematische Stellung emssseeessserssneeeensniseessuanepsensnersnsseneeesee ee ee 14 
2. Die Wirtelstruktur der Pseudo-Ancestrula-Region der Subkolonien ................. 14 
3. Zoariale Knospung und Wirtelstruktur der Pseudo-Ancestrula-Region ............ 15 
4. Wachstumsstrategie'......es.snsrnseanennsesseherederaeene nennen leeren rer re ER 15 
5, SekundareaNanoz001d em BEER 16 
6: ANutokologiee er en ee NE 2 RR 16 
V, 18 
VI. 18 


I. Einführung 


Das Vorkommen von Bryozoen in der Regensburger Kreide ist zwar seit langem bekannt, 
doch ist eine nähere Bearbeitung bislang noch nicht erfolgt. Dies hat seinen Grund nicht nur 
in der durchweg schlechten Erhaltung der Bryozoen dieses Gebietes. Es kommt hinzu, daß das 
in den älteren Sammlungen vorhandene ohnehin spärliche Material, ebenso wie eine von mir 
in den zwanziger Jahren im Turon von Eggmühl, Oberpfalz, gesammelte Bryozoenfauna, im 
zweiten Weltkrieg vernichtet wurde. Eine von GÜMBEL (1868: 760) veröffentlichte Liste von 
21 Regensburger Kreidebryozoen-Arten, vorwiegend aus den oberturonen Großberger Schich- 
ten, ist heute völlig überholt. Da auch dieses Material nicht mehr existiert, ist eine Revision 
dieser Fauna unmöglich. DaQur (1936) hat in seiner Monographie der Fauna der Regensburger 
Oberkreide die Bryozoen nicht behandelt. Eigens an verschiedenen Lokalitäten neu gesam- 
meltes Material ist wegen der sehr schlechten Erhaltung für eine Bearbeitung wenig geeignet. 

Es ist daher sehr zu begrüßen, dafß es Herrn Franz NEUMEIER in Zaitzkofen (Oberpfalz) 
gelungen ist, im Rahmen seiner umfangreichen Fossilaufsammlungen bei Zaitzkofen eine 
reiche, bisher unbekannte Bryozoenfauna zu entdecken. Dafür, daß er mir dieses im Laufe 
vieler Jahre gesammelte Material zur Bearbeitung überlassen hat, gebührt ihm mein besonderer 
Dank. 

Unter der etwa ein Dutzend Arten umfassenden Bryozoenfauna verdient eine im folgenden 
unter dem Namen Diaperoecia neumeieri n.sp. beschriebene cyclostome Bryozoenart beson- 
deres Interesse. Sie unterscheidet sich von den aus Mitteleuropa bekannten multilamellären 
cyclostomen Bryozoen nicht nur durch die Größe ihrer Zoarien, sondern auch durch ihren 
Knospungsmodus und die bisher zum ersten Mal bei einer Kreide-Art nachgewiesenen 
sekundären Nanozooecien. 


10 


II. Fundort 


Der Fundort liegt auf einem Acker an der Straße R 1 westlich vom Ortskern Zaitzkofen, wo 
unter der Ackerkrumefossilreiche, harte, kalkarenitische, glaukonitische Kalke der oberturonen 
Großberger Schichten anstehen. Sie enthalten eine reiche Fauna (dickschalige Ostreaceen, 
Gastropoden, Korallen, Calcispongien, Brachiopoden, Bryozoen, Echinodermenreste und als 
große Seltenheit auch Steinkerne von Ammoniten und Nautiliden). Bei allen Fossilfunden 
handelt es sich um lose auf dem Acker aufgesammeltes Material. Da ein Profil des Anstehenden 
im Untergrund nicht bekannt ist und sich auch kein Aufschluß in der Nähe befindet, ist vom 
Institut für Paläontologie und historische Geologie der Universität München eine Grabung an 
der Fundstelle geplant. Der Erhaltungszustand der Bryozoen ist unterschiedlich, meist jedoch 
ungünstig, da viele Exemplare nicht nur stark abgerollt, sondern auch partiell verkieselt und 
teilweise durch Huminsäuren entkalkt oder korrodiert sind. Die Bryozoen-Zooecien liegen 
dann in Steinkernerhaltung vor (Taf. 4, Fig. 1, 2, 4) oder sind durch Kalkauflösung ganz 
verschwunden. Andere Stücke sind von inneren Hohlräumen durchzogen oder — wohl 
postmortal - von Bohrorganismen angebohrt. 


II. Systematik 


Ordo Cyclostomata 
Subordo Tubuliporina MiLNE-EDWARDS, 1838. 
Genus Diaperoecia Canu, 1918. 


Diaperoecia nenmeieri n. sp. Taf. 1-5 


Derivatıo nominis: Benannt nach dem Finder Herrn Franz NEUMEIER (Zaitzkofen). 


Holotypus: Coll. VoıGT Nr. 13395 (Photokartei der Coll. VoIGT, Geol.-Paläontolog. 
Institut und Museum der Universität Hamburg). 


Locus typicus: Zaitzkofen (Oberpfalz) 20 km SE Regensburg 
Stratum typicum: OÖber-Turon, Großberger Schichten. 


1. Diagnose 


Zoarium meist 2-4 cm groß, multilamellär, gewöhnlich aus 5-20 Zooecienlagen bestehend, 
gelegentlich bis zu 80 Schichten aufweisend. Form des Zoariums vielgestaltig, knollig bis ästig, 
auch netzförmig verwachsen, stets von der Morphologie des vergänglichen (pflanzlichen ?) 
Substrats abhängig, das im Inneren der Kolonie miteinander kommunizierende Kanäle oder 
zylindrische Hohlräume hinterlassen hat, die von übereinander liegenden Zooecienlagen 
umgeben sind. Diese bestehen aus sehr zahlreichen neben- und übereinander lagernden, eng 
miteinander verbundenen einschichtigen Subkolonien, die durch vegetative (asexuale) Knos- 
pung entstanden sind. Diese Subkolonien knospen aus der jeweils darunter befindlichen 
älteren Subkolonie von einer Pseudo-Ancestrula. Die Zooecien der Pseudo-Ancestrula- 
Region sind halbkreisförmig bis spiralig gebogen und markieren durch ihre wirtelförmige 
Anordnung den Anfang der neuen sich fächerförmig verbreiternden Subkolonie. Die 
quinkunxional angeordneten Zooecien der übereinanderliegenden Subkolonien sind daher 
meist ın verschiedener Richtung (Taf. 5, Fig. 3) orientiert. Sie sind relativ lang, schmal, stets 


11 


gleich breit und zeigen eine ebene, glatte Frontalwand, die von oft kaum sichtbaren Längslinien 
begrenzt ist (Taf. 3, Fig. 3). An Steinkern-Exemplaren, welche die Sedimentfüllung des 
Zooecien-Lumens plastisch wiedergeben (Taf. 2, Fig.4, Taf. 5, Fig. 4), ist die wahre Länge der 
Zooecien deutlich zu erkennen, die oft das 5-10-fache ihrer Breite ausmacht. 

Wo die niedrigen ringförmigen Peristome fehlen (Taf. 5, Fig. 1), erscheint die Stock- 
oberfläche völlig glatt. Streckenweise sind die Aperturae von terminalen Diaphragmen ge- 
schlossen und zeigen in der Mitte eine kleine ringförmige Öffnung (sekundäre Nanozooecien 
Taf. 3, Big,5,,8..S. 16). 

Wachstumsrand der Subkolonien mit nur einer Generation immaturer Zooecıen. Pseudo- 
poren schr klein, kaum sichtbar und meist nur am Steinkern, wo sie mit Sediment gefüllt als 
kleine Pusteln erscheinen, erkennbar. Gonozooecien (Gonozooide, Ovizellen) sehr selten, 
blasenförmig, von Peristomen durchbohrt. 


Maße 


Apertura 0,10-0,12 mm 
Peristom 0,10-0,13 mm 


Gonozooecium 0,75 mm 


2. Beschreibung 


Die Gestalt des Zoariums ist außerordentlich verschieden (Taf. 1, Fig. 1-6) und hängt ganz 
von der unterschiedlichen Form des ehemaligen, vergänglichen Substrats (siehe $. 18) ab, 
dessen Natur meist unbekannt ist. Zwischen kugelig-knolligen (Taf. 1, Fig. 2, 4), glatten aber 
auch mit Wülsten und unregelmäßigen Buckeln versehenen oder baumartig verästelten (Taf. 1, 
Fig. 5-6) oder zahlreiche konisch-zylindrische Auswüchse aufweisenden Kolonien gibt es alle 
Übergänge. Auch zwei- bis dreidimensionale, netzförmig miteinander verwachsene Exempla- 
re kommen vor. Ist die stumpfkegelförmige Spitze der Äste oder Vorsprünge (Taf. 1, Fig. 5) 
abgebrochen, so erscheint stets in ihrer Mitte ein zylindrischer, mehr oder minder breiter 
Hohlraum. Diese im Inneren aller Zoarien befindlichen Hohlräume sind sehr unregelmäßig 
gestaltet, stehen aber sämtlich miteinander in Verbindung. An dünnen Ästen oder Vorsprün- 
gen zählt man 5-10, an dicken bis zu 20 oder mehr Zooecienlagen. Ein dickes Exemplar zeigt 
gegen 80 Lagen, die einander regelmäßig, aber diskordant überlagern. Der Innenraum der 
Zooecien ist hohl oder mit Kalzit ausgefüllt. Die selten gut erhaltene Oberfläche der Kolonie 
zeigt die einzelnen einander in verschiedenen Richtungen überwachsenden Subkolonien 
(Taf. 4, Fig. 4). Diese bestehen aus im Quinkunx (Taf. 3, Fig. 3-4) angeordneten langgestreck- 
ten, schmalen, gleichbreiten Zooecien (Taf. 3, Fig. 1, 3) mit ihren runden oder ovalen, 
quinkunxial angeodneten Aperturae und zeigen oft keine (Taf. 3, Fig. 1) oder nur sehr niedrige 
Peristome (Taf. 3, Fig. 2-4). Auf der dann sehr glatten und ebenen Kolonie-Oberfläche sind die 
zarten lateralen Grenzlinien der Zooecien unter dem Binokular zwar deutlich sichtbar, jedoch 
in REM-Aufnahmen wegen ihres zu geringen Reliefs kaum darstellbar. Sie verschwinden hier 
manchmal zugunsten einer schwachen, quer zur Wachstumsrichtung der Zooecien orientier- 
ten Querrunzelung (Taf. 3, Fig. 2). Bei guter Erhaltung sind die Peristome stellenweise durch 
ein terminales Diaphragma verschlossen, das im Zentrum eine kleine, ringförmig umrandete 
Öffnung zeigt (Taf. 4, Fig. 4-5). Auf diese bei Kreidebryozoen bisher unbekannten sogenann- 
ten sekundären Nanozooecien oder Nanozooide wird später (S. 16) noch eingegangen werden. 
Die einzelnen übereinandergelagerten Zooecienschichten knospen asexual von der durch eine 


12 


freischwimmende, sexual entstandene Larve durch Metamorphose gebildeten Ancestrula der 
Primär- oder Mutterkolonie. Unilamelläre Primärkolonien wurden bisher nicht gefunden. Sie 
sind stets von den aus der Primärkolonie durch asexuelle Knospung gebildeten jüngeren 
Zooecienschichten überwachsen. Diese bestehen stets aus einer Anzahl individueller kleinerer 
Kolonien, die den Charakter von Subkolonien haben und hier auch als solche bezeichnet 
werden. Sie wachsen neben- und übereinander und überlagern sich diskordant (Taf. 5, 
Fig. 2-4), wobei sie sich in verschiedenen Richtungen fächerförmig ausbreiten. Das hat zur 
Folge, daß die Längsachsen der Zooecien zweier übereinanderliegender Subkolonien sich 
meist überkreuzen. Dies istan Exemplaren in Steinkernerhaltung besonders deutlich zu sehen 
(Taf. 4, Fig. 1,2,4). Jede Subkolonie beginnt mit einem deutlich ins Augefallenden „Primordial“- 
Bereich neben der Pseudo-Ancestrula, indem die ältesten Zooecien hier halbkreisförmig 
eingekrümmt sind, so daß der Eindruck eines anfänglich spiralig orientierten Wachstums 
entsteht (Taf. 4, Fig. 1-4, Taf. 5, Fig. 3-4). An stark verwitterten oder weitgehend entkalkten 
Kolonien, bei denen besonders viele Zooecienlagen offen liegen und die wie „zerfressen“ 
aussehen, erscheinen die einzelnen Lagen als treppenartig voneinander abgesetzte Terrassen, 
und das Ganze erinnert an eine Miniatur-Schichtstufen-Landschaft (Taf. 4, Fig. 4). Andere 
Stücke sind durch Verkieselung und Kalkauslaugung so stark verändert, daß sie kaum noch als 
Bryozoen zu erkennen sind. Gonozooecien (Ovicellen) sind außerordentlich selten zu finden 
(Taf. 2, Fig. 4). Ihr Nachweis gelang nur an einem Zoarium in Gestalt einer kleinen, von 
Peristomen durchbrochenen Blase, was für die Zuteilung zum Genus Diaperoecia Canu 1918 
spricht. Zur Erhärtung dieser Aussage ist allerdings der Nachweis weiterer und vor allem 
größerer Ovicellen erwünscht. Bei zwei Exemplaren (Taf. 5, Fig. 1, 5, im Querschliff ange- 
schnittene längliche Hohlräume mit einem Zooecienröhrchen in der Mitte) handelt es sich 
vielleicht um Gonozooecien. 


3. Beziehungen 


Mit ihrer eigenartigen substratbedingten Koloniegestalt, ihrer extrem hohen Zahl von 
Zooecienschichten (Subkolonien) und der wirtelförmigen Knospungsstruktur im Bereich der 
Pseudo-Ancestrula steht die Art innerhalb der ungemein reichen Kreidebryozoenfauna völlig 
isoliert da. Hinzu kommt noch der Nachweis von sekundären Nanozooecien (Mc KınnEy 
1977, BANKROFT 1986), die bei Kreidebryozoen bisher unbekannt sind. 

Pluri- oder multilamelläre „Bereniceen“ sind zwar in der Kreide nicht selten und wurden ın 
derälteren Literatur nach dem Beispiel von d’OrBıcnYy (1853) und GREGORY (1899) meist unter 
dem Namen „Reptomultisparsa“ d’OrBıGnY, 1852 = Semimultisparsa d’OrBıGnv, 1852, zu- 
sammengefaßt. Die einzige in ihrer röhrenförmigen, multilamellären Wuchsform unserer Art 
ähnliche Spezies ist die von d’Orsıcny (1851, Taf. 639, Fig. 1-3) als Diastopora tuberosa 
abgebildete und unter dem Namen Semimultisparsa tuberosa d’ORBıGNY (1853: 871) beschrie- 
bene röhrenartige Form aus dem französischen Santonium-Campanium. Auch sie besteht aus 
ca. einem Dutzend einander überwachsender Subkolonie-Schichten, jedoch mit zentrifugaler 
Knospung. Ihr Gonozooecium ist nicht bekannt, und ihre systematische Zugehörigkeit ist 
daherungewiß. Auffallenderweise sind jedoch jurassische Reptomultisparsa- und Mesenteripora- 
Arten aus dem Bathonium von Ranville (Calvados, Frankreich) unserer Art viel ähnlicher als 
die multilamellären Kreidearten. So zeigt z.B. Atractosoecia incrustans d’OrBıGNy 1853 (nach 
WALTER 1969 und TAyLorR (1976) = Reptomultisparsa (siehe S.14) ım Anschliff bis zu 
40 Zooecienlagen (BUGE & FIscHEr 1970: 10), und ihre Fig. 12 auf Taf. 7 läßt eine ähnliche 
wirtelartige Anordnung der Anfangsregion einer Subkolonie wie bei Diaperoecia neumeierin. 
sp. erkennen. Die Art inkrustiert stets Schneckengehäuse, die von Paguriden (Einsiedlerkreb- 


13 


sen) bewohnt waren, mit denen dıe Bryozoen ın Symbiose lebten. Eine verwandtschaftliche 
Beziehung zwischen der Jura- und der Kreideart ist jedoch daraus nicht abzuleiten, wie schon 
aus den Ovicellen-Typen beider Taxa hervorgeht. Eine dem Habitus nach ähnliche 
multilamelläre cheilostome Bryozoenart aus dem Cenoman der Regensburger Kreide (Grün- 
sandstein von Neukelheim-Wutzelhofen) ist Cellepora procacena GÜMBEL (1868 S. 770). Es 
handelt sich wahrscheinlich um eine Onychocellide. Das Original existiert nicht mehr. 


IV. Diskussion 
12Systematisiche Stellune 


Die Zuweisung der vorliegenden Art zu Diaperoecia Canu, 1918 gründet sich auf die 
Entdeckung einer einzigen noch nicht I mm erreichenden Ovicelle(Gonozooecium, Gonozoid), 
ohne deren Nachweis sie vorläufig als fraglich bei ?Reptomultisparsa (sensu GREGORY 1899) 
untergebracht werden müßte. Während GrEGorRY (1899) noch alle multilamellären 
„bereniciformen“ Species unter dem Namen Reptomultisparsa, ohne Rücksicht auf die 
Ovicellen-Morphologie, zusammengefaßt hatte, vereinigen WALTER (1969: 75 und TAYLOR 
(1976, 1980, 1984) sowohl uni- als auch multilamelläre Formen mit länglicher, spindelförmiger 
(fusiformer), in Wachstumsrichtung der Zooecien orientierter Ovicelle unter dem Namen 
Reptomultisparsa d’ORBIGNY, 1853. Als Generotypus wird von beiden Autoren Diastopora 
incrustans d’ORBIGNY, 1850 angegeben. Die von BAsstEr (1953: G 43) im Treatise als Typus- 
Art genannte Diastopora microstoma MICHELIN, 1846, die von GREGORY (1896: 114) und 
WALTER (1969: 76) für ein Synonym von AR. incrustans d’ORBIGNY, 1850 gehalten wird, ist nach 
Tavor (1984: 78) von letzterer Art verschieden. Atractosoecia CANU & BASSLER, 1922: 10, 
Taf. 5, Fig. 7) mit der Typusart A. edwardsı Canu, 1913 aus dem Bathonium von Ranville 
(Calvados), ist nach WALTER (1969: 74) und TAYLoRr (1984: 78) ein jüngeres Synonym von 
Reptomultisparsa mit ihrem Generotypus A. edwardsı Canu conspezifisch mit Repto- 
multisiparsa incrustans d’ORBIGNY. BUGE & Fischer (1970) lehnen jedoch die Argumentation 
von WALTER und TAYLoR ab und halten an dem Genusnamen Atractosoecıa fest. 


2. Die Wirtelstruktur der Pseudo-Ancestrula-Region 
der Subkolonien 


Normalerweise erfolgt bei den inkrustierenden „Bereniceen“ das Wachstum der Zooecien 
radıal vom Zentrum, oder die von der Pseudo-Ancestrula (siehe $. 15) aus knospenden 
Tochterzooecien wachsen zunächst in distaler Richtung, um sich danach in zwei divergierende 
Loben zu teilen, die sich rückwärts wachsend dann wieder vereinigen. Bei der vorliegenden Art 
geschieht dieser rückwärts orientierte Knospungs-Prozeß bereits dicht neben der Pseudo- 
Ancestrula, indem sich die ältesten Zooecien halbkreisförmig bis fast spiralig einkrümmen, so 
daß eine auf den ersten Blick ins Auge fallende charakteristische, wirtelförmige oder spiralige 
Figur entsteht (Taf. 4, Fig. 1-4). Sie markiert sehr konstant jeweils diejenige Stelle, wo eine neue 
Subkolonie beginnt und sich über der älteren ausbreitet. 


3. ZoarialeKnospung und Wirtelstruktur der 
Pseudo-Ancestrula-Regiıon 


Wie bereits erwähnt, beginnt die Astogenese multilamellärer Zoarien mit der Ansiedlung der 
Primär- oder Mutterkolonie, die von einer freischwimmenden, sexual erzeugten Larve gebil- 
det wird, die sich durch Metamorphose in die Ancestrula, das Mutterzooecium der Kolonie, 
verwandelt. Alle jüngeren Zooide und die von ihnen gebildeten Subkolonien gehen aus ihr 
durch asexuelle (vegetative) Knospung hervor, die auch zoariale Knospung genannt wird. Da 
nur die aus einer Larve gebildete Ancestrula eine echte Ancestrula ist, ist das Primärzooecium 
einer Subkolonie von ihr genetisch verschieden und benötigt eine andere Bezeichnung. Für 
derartige Fälle wird hier der in der Literatur bisher kaum gebrauchte, von Canu & BASSLER 
1923 vorgeschlagene Terminus „Pseudo-Ancestrula“ übernommen (siehe auch Pırt & TAyıor 
1994). Mit diesem Namen bezeichnen Canu & BasstEr (1923: 20) das bei der miozänen 
Membranipora flabellata Canu, 1904 jeweils an der Basis einer neuen Zooecienlage gebildete 
Primärzooid. Es handelt sich hier bei dieser cheilostomen Art um einen mit unserer D. 
neumeieri n. sp. durchaus vergleichbaren analogen Fall. Zur Vermeidung von Irrtümern seı 
noch vermerkt, daß Canu (1900: 359) Biflustra flabellata d’Orsıcny (1852: 275, Taf. 695, Fig. 
4-6) aus dem Campanıum von Meudon in das Genus Membranipora BLAINVILLE, 1830 versetzt 
hatte, bevor er 1904 seine neue Artaus dem Miozän von Argentinien, Membranipora flabellata 
aufgestellt hatte. Marcus & Marcus (1962: 209 ff.) haben die Bildungder Pseudo-Acestrula bei 
der Regeneration zerbrochener „lunulitiformer“ Kolonien von Discoporella umbellata 
(DEFRANGE, 1823) kontrolliert. Sie beginnt auch hier mitder Knospung einer Pseudo-Ancestrula 
aus einem unversehrten Zooid. Dieser Vorgang wird von den Autoren zoariale Knospung 
genannt. 


4. Wachstums-Strategie 


Diese Knospungs- und Wachstumsstrategie bewirkt, daß die Zooecien der nächst jüngeren 
Schicht oft nicht parallel zu denen der älteren Subkolonie orientiert sind, sondern diese in 
verschiedenen Richtungen kreuzend überlagern, was offenbar die Festigkeit und die Stabilität 
des Zoariums erhöht (Sperrholz-Prinzip). Einen ähnlichen Knospungsmodus zeigt auch die 
bereits erwähnte Abbildung von BuUGE & FiscHEr (1970: Taf. 7, Fig. 12) bei der von ihnen 
Atractosoecia incrustans (d’ORBIGNY) genannten Art aus dem französischen Bathonium. Sıe 
entspricht jedoch nicht den von TayLor (1976: Fig. 3-5) skizzierten ähnlichen „D-Struktu- 
ren“, die nicht die individuellen Wachstumsrichtungen der einzelnen Zooecien, sondern die 
senkrecht dazu verlaufenden Wachstumsfronten der multilamellären Reptomultisparsa- und 
Mesenteripora-Arten darstellen, so auch die der bereits oben erwähnten Reptomultisparsa 
incrustans d’OrBIGNY (nach TAYLOR, 1970, 1984 und WALTER, 1969) mit der mit diesem Genus 
synonymen Gattung Atractosoecia Canu & BassLEr 1922. Die Besiedelung des Substrats 
begann natürlich mit der Festsetzung einer sexual erzeugten schwimmenden Larve, aus der 
durch Metamorphose die Ancestrula hervorgeht, welche die Primär- oder Mutterkolonie des 
multilamellären Zoariums bildet. Ob dies ebenfalls jene anfängliche Wirtelstruktur besaß, ist 
nicht zu ermitteln, da sie stets unter den jüngeren von ihr ausgehenden Subkolonien begraben 
ist. Ebenfalls bereits in der Periancestrular-Region beginnendes Spiralwachstum charakteri- 
siert auch die cheilostome Art Calpensia nobilis (Esper). Poruzzı (1971, Text Fig. 1-2, Taf. 4, 
Fig. 1-2) sieht in dieser Wachstumsstrategie die Tendenz, den nötigen Substratraum für die 
Ausbreitung der Kolonie gegen andere Besiedler (space competitors) zu sichern. Diese 
Deutung trifft jedoch für Diaperoecia neumeieri n. sp. nicht zu, da sie außerhalb ihres eigenen 
Zoariums keinen weiteren Substratraum benötigt. 


15 


5.Sekundäre Nanozooıde 


Es ıst sehr bemerkenswert, daß bereits mehrfach erwähnte sekundäre Nanozooide - hier bei 
unserer fossilen Art besser Nanozooecien genannt, da die Bezeichnung Nano- „zooid“ auf die 
Weichteile in den Zooecien-Röhren beschränkt werden sollte — erstmalig bei einer 
Kreidebryozoe festgestellt werden konnten. Sie sind bei Diaperoecia nenmeieri an zahlreichen 
Zooecien nachgewiesen, bei denen die Apertura durch eine zentrale Öffnung durchbohrt ist. 
Diese ıst oft ringförmig umrandet oder in einen röhrenförmigen Fortsatz ausgezogen (Taf. 1, 
Fig. 7, Taf. 3, Fig. 4-5). Fig. 4 zeigt sie gut ausgebildet neben offenen Aperturae. 

Von den echten Nanozooıden (Nanozooecien), wie die kleinen, mit nur einem einzigen 
Tentakel ausgestatteten Heterozooide bei dem cyclostomen Genus Diplosolen Canu 1918 von 
Bor 1926 genannt wurden, unterscheiden sich die sekundären Nanozooide (SıiLEN & HARMELIN 
(1974: 90 ff.) durch ihre Morphologie und Ontogenese. Sie unterscheiden sich äußerlich von 
normalen Autozooecien nur dadurch, daß ihre Peristome durch ein terminales Diaphragma bis 
auf eine kleine zentrale runde Öffnung geschlosssen sind. Diese Öffnung ist bei rezenten Arten 
wie Plagioecia sarniensis NORMAN und anderen tubuliporinen Cyclostomata distal von einem 
spitz zulaufenden Röhrchen umgeben (Sır£n & HARMELIN 1974, Fig. 16, SCHÄFER 1991, Tf. 52, 
Fig. 3). Bei fossilen Formen ist meist nur ein einfaches oder ringförmig umrandetes Loch zu 
sehen. An lebenden Kolonien wurde beobachtet, daß aus diesem Röhrchen ein winziges 
fingerartiges Gebilde hervorgestreckt werden kann, ähnlich wie der Tentakel der Nanozooide 
von Diplosolen. In der Autozooecienröhre befindet sich ein stark reduziertes, nicht mehr sich 
selbst ernährendes Zooid, das aus dem ehemals die Zooeciumröhre bewohnenden degenerier- 
ten Autozooid gebildet wurde. Ein derartiges bisher unbekanntes Phänomen (McKınnEy & 
Jackson 1984: 196), die Umwandlung eines Autozooids in ein „Heteromorph“, ist erstaunlich 
und rechtfertigt den Begriff „sekundäres Nanozooid“, Eine derartige Umwandlung hat 
demnach auch bei unserer Art stattgefunden. Die Folgerung, daß die Existenz sekundärer 
Nanozooide auf phylogenetische Beziehungen hinweist, ist allerdings unzulässig, nachdem 
inzwischen sekundäre Nanozooide nicht nur bei verwandten anderen tubuliporinen Taxa, 
sondern auch bei der rectangulaten Gattung Disporella Gray, 1948 (MoYano, 1982) nachge- 
wiesen und von McKinntY (1977: Fig. 4) bei Lyroporella quincunxialis Haıı, 1857 festgestellt 
wurden, nebst Angaben über derartige Befunde an paläozoischen Fenestrata in der älteren 
Literatur (BANKROFT 1986: 208, Fig. 1 D,E, F). Die von diesen Autoren geäußerte Vermutung, 
dafß die Funktion der sekundären Nanozooide in der Reinigung des Zoariums oder der 
Abwehr fremder Larven von der Kolonie besteht, wird von McKınn£y & JACKson (1984: 196) 
nicht mehr aufrecht erhalten, sondern für „obscure“ erklärt. 


Die ersten fossilen sekundären Nanozooecien wurden von WALFORD (1894: Taf. 5-7) von 
der von ihm für eine cheilostome Bryozoe gehaltenen Cisterrifera inconstans WALFORD, 1887 
aus dem mittleren Lias (Pliensbachium) abgebildet. WALTER & Power (1973: 219, Taf. 20) 
haben die Art revidiert, als Synonym von Mesenteripora wrightii (HAIME, 1854) erkannt und 
die ersten REM-Aufnahmen von sekundären Nanozooecien geliefert. Der Nachweis fossiler 
Nanozooecien bei der vorliegenden Art ist insofern besonders bemerkenswert, als esu. W. seit 
dem mittleren Lias bis heute, in einem Zeitraum von ca. 190 Millionen Jahren, keinen fossilen 
Beleg für dieses eigenartige Phänomen gibt. 


6. Autökologie 


Hinsichtlich ihrer Wuchsform gehört Diaperoecia neumeieri n. sp. zu den zahlreichen 
inkrustierenden tubuliporiden cyclostomen Bryozoen, weist jedoch in ihrer Astogenese und 


16 


Morphologie einige autökologische Besonderheiten auf, die im folgenden diskutiert werden 
sollen. 


Bei den inkrustierenden Taxa unterscheidet TAyLor (1976, 1984, 1990): 

1. uniseriale Formen (z.B. Stomatopora),die alsschnellwüchsige „Läufer“-Formen („runners“) 
mit nur jeweils einem Zooecium am Distal-Ende der einzelnen verzweigten Äste ein 
„eindimensional“ größeres Substrat netzförmig überziehen, absichern und besetzen kön- 
nen. 

2. einschichtige Ausbreitungen (sheets) multiserialer Formen (z.B. „Berenicea“-Typ) mıt 
allseitiger Wachstumsfront an der Peripherie des Zoariums auf derselben Ebene. Zwar 
können sie kleinere Areale langsamer besiedeln, aber im Fall von Raum-Kompetenz ım 
Gegensatz zu den „Läufern“ oder „Rennern“ eine Abwehr- (= 2-dimensionale Phalanx- 
Strategie) und Ovicellen entwickeln. Beide niedrigen Wuchsformen bleiben jedoch am 
Boden - sofern sıe nicht sich über den Meeresboden erhebende Substrate inkrustieren. 


Gegenüber den Wuchsformen 1 und 2 erreichen multilamelläre Zoarien wie D. neumeieri 
n. sp. durch kontinuierlichen Aufwuchs auf ihrer 2-dimensionalen primären Mutterkolonie 
die dritte Dimension. Durch die Übereinanderlagerung immer neuer Zooecienschichten (bis 
zu 80!) auf derselben engräumigen Siedlungsfläche können hunderte von neben- und überein- 
ander wachsenden Subkolonien gebildet werden, wodurch das Potential für die Knospung der 
Einzel-Zooide enorm gesteigert wird. Durch die Aufstockung der Subkolonien gewinnen die 
jüngeren Schichten mehr Abstand vom Meeresboden. Für die Bryozoen als Suspensionsfresser 
ist die Nutzung einer etwas höheren Wasserströmung über dem Boden vorteilhaft, und das 
Risiko der Eindeckung mit Sediment ist geringer. Der Nachteil dieser Wachstumsstrategie 
besteht freilich darin, daß die älteren Zooide einer Subkolonie von der sie inkrustierenden 
jüngeren Subkolonie rasch überwachsen werden. Wie aber Beobachtungen an rezenten 
Beispielen ergeben haben, weisen im allgemeinen nur die peripheren Zooecien an der distalen 
Wachstumsfront lebende Zooide auf, während sie im proximalen Bereich bereits degeneriert 
oder abgestorben sind. Der durch die „ Autobioimmuration“ entstandene Schaden ist daher 
zweifellos gering. Bei D. neumeieri n. sp. war an einer mittelgroßen Kolonie die gleichzeitige 
Knospung vieler neuer Individuen stets gewährleistet. Ihr Reproduktions-Potential war auch 
dadurch besonders groß, daß sie oft stark verzweigte Substrate besiedelte, deren allseitig 
inkrustierte Äste und Vorsprünge vielen Subkolonien gleichzeitig Raum boten. Monticuli, 
d.h. kleine regelmäßig über die Stockoberfläche verteilte Höcker oder Buckel, wie sie 
besonders bei multilamellären Cyclo- und Cheilostomata, aber auch bei paläozoischen Taxa 
auftreten und bei der Nahrungsaufnahme der Zooide den Ausstoß des von den Tentakeln 
filtrierten Wassers begünstigen, kommen bei D. neumeieri n. sp. nicht vor. Sie werden jedoch 
für die oben mehrfach genannte multilamelläre Reptomultisparsa incrustans d’ORBIGNY von 
TayLor (1975) als charakteristisch angegeben. 

Auffallend ist, daß im Gegensatz zu vielen ein günstiges Substrat bietenden Bryozoenarten 
ein Bewuchs durch Epöken, wie besonders andere inkrustierende Bryozoenarten, fast ganz 
fehlt. Unter den ca. 75 Exemplaren sind nur 2 von kleinen Onychocella- und „Membranipora“- 
Arten bewachsen, wahrscheinlich postmortal. Dreimal fand sich Bewuchs durch 2-3 mm dicke 
Serpula-Röhren, die sich zu Lebzeiten der Bryozoen auf ihnen festgesetzt hatten. Dies wird 
dadurch bewiesen, daß sie von den Bryozoen selbst wieder randlich überwachsen sind. 
Mehrfach wurden auch kleine Ostreen als vermutlich postmortaler Bewuchs festgestellt. 
Bekanntlich können sich ctenostome Bryozoen, z. B. Alcyonidinm, durch die Emission 
toxischer Substanzen ihr Umfeld absichern. Auch könnte man mit BANCROFT (1986) vermuten, 
daß die sekundären Nanozooide eine Abwehr- und Reinigungsfunktion besessen haben, 
wodurch die Besiedelung durch fremde Larven erschwert oder verhindert wurde (siehe S. 16). 


172 


Offensichtlich war das Habitat bei Zaitzkofen begünstigt, da die Art sonst in keinem der 
jetzt meist nicht mehr zugänglichen Aufschlüsse der Großberger Schichten gefunden wurde 
und auch in der benachbarten Böhmischen Kreide nicht vorkommt. 

Wenn trotz des hohen Energie-Milieus, auf das die groben Sande und die abgerollten 
Fossilien der Großberger Schichten (DaQu£ 1939: 26) schließen lassen, die Art hier so gut 
gedeihen konnte, so liegt dies wahrscheinlich an dem für sie günstigen, aber leider nicht 
bekannten vergänglichen Substrat. Da an allen Exemplaren die Unterseite der inkrustierenden 
Basalschicht korrodiert oder abradiert ist und daher das Lumen der Zooecien überall offen 
liegt, ergibt sich kein Hınweis auf die Oberflächenbeschaffenheit des Substrats, das offensicht- 
lich meist hochwüchsig und vielfach verästelt war. Die auf ihm siedelnden Bryozoen waren 
demnach zu Lebzeiten vor Abrollung auf dem Meeresboden geschützt. Da Seegräser als 
Substrat nicht in Betracht kommen, dürften die Bryozoen vermutlich auf Algen oder nicht 
fossil erhaltungsfähigen Alcyonariern (Hornkorallen) gesessen haben. 

Sehr auffallend ist, daß ım Inneren der Hohlräume nirgends die Basalwand der Zooecien 
erhalten ist. Sämtliche Zooecıen sind auf ıhrer Unterseite offen und sehen so aus, als ob sie 
abradiert odeer von Bohrorganismen abgeschabt oder „angekratzt“ wären. Wie dies allerdings 
mit der Vorstellung eines zweifellos vorhanden gewesenen nicht erhaltenen Substrats in 
Einklang zu bringen ist bleibt ungeklärt. 


V. Dank 


Dank gebührt Herrn Franz NEUMEIER, Zaitzkofen, für die Überlassung des Materials; Dr. 
P.D. Tayıor (London) für Disskusion, Herrn Dr. Kl. EiserHAarpt (Hamburg) für die 
Anfertigung der REM-Aufnahmen und der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Bonn-Bad 
Godesberg für die laufende Unterstützung meiner Bryozoen-Arbeiten. 


VI. Schriftenverzeichnis 


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18 


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19 


Fig 


Fig. 


20 


.1-7: 


Tafelerläuterungen 


Tafel 1 


Diaperoecia neumeieri n. sp. Ob. Turon Zaitzkofen (Oberpfalz). Verschieden gestaltete 
multilamelläre Zoarien. Nr. 13837-13842. Coll. Voigt. 


Apertura eines sekundären Nanozooeciums, das von einer zentralen Öffnung durchbohrte 
terminale Diaphragma zeigend. Stark vergrößert Coll. Voigt Nr. 13593. Vergl. Taf. 3, 
Fig. 4-5. 


Bemerkungen: Die Originale befinden sich in der Coll. VOIGT, Geologisch-Paläontologisches 
Institut und Museum der Universität Hamburg. Die Nummern entsprechen der Photokartei 
der Bryozoen-Coll. Voigt. 


Tafel 2 


Diaperoecıa neumeieri n. sp. Ob. Turon Zaitzkofen (Oberpfalz). 

Multilamelläres Zoarium im Querschnitt, zwei Äste umhüllend. Coll. VoıGT Nr. 13930. 
Multilamelläres Zoarıum im Querschnitt. Coll. VoıGT Nr. 13393. 

Dasselbe Exemplar vergrößert, die hohlen röhrenförmigen Zooecien quer angeschnitten 
zeigend. 

Blasenförmige Ovicelle (Gonozooecium) in der oberen Bildhälfte. Holotypus. Coll. VoıGTr Nr. 
13395: 


Tafel 3 


Diaperoecia neumeieri n. sp. Ob. Turon Zaitzkofen (Oberpfalz) 

Stockoberfläche mit Zooecien ohne Peristom. Coll. VoıGT Nr. 13924. 

Kolonieoberfläche, die quer orientierten Anwachsstreifen zeigend, die Längsgrenzen der 
Zooecien nicht sichtbar. Coll. VoIGT Nr. 13593. 

Schwach gewellte Stockoberfläche mit deutlichen Peristomen. Längsgrenzen der Zooecien nur 
in der linken oberen Ecke schwach angedeutet. Coll. Voigt Nr. 13593. 

Stockoberfläche mit teils offenen und teils durch ein zentral durchbohrtes terminales Dia- 
phragma geschlossenen Peristomen, die den sekundären Nanozooecien entsprechen. Coll. 
VoıGT Nr. 13593. 

Dasselbe Exemplar stark vergrößert, die Peristome der ringförmig umrandeten zentralen 


Öffnungen der sekundären Nanozooecien zeigend. Zooeciengrenzen nicht sichtbar (vgl. 
Tat, Fig47): 


Fig. 
Fig. 
Fig. 
Fig. 
Fig. 


Tafel 4 


1-4: Diaperoecia neumeieri n. sp. Ob. Turon Zaitzkofen (Oberpfalz). 


1: 


2: 
3: 
4 


m 


Wirtelmuster der Zooecien in der Pseudo-Ancestrula-Region. Coll. VoıGTNr. 13395, Holotypus. 
Dasselbe Exemplar, spiraliges Wachstum in der Pseudo-Ancestrula-Region zeigend. 
Pseudo-Ancestrula-Region mit Wirtelstruktur der Zooecien. Coll. VoıGT Nr. 13903. 


Dasselbe Exemplar, einen Teil der terassenartig verwitterten multilamellären Kolonie zeigend. 
In der unteren Bildhälfte 2 Knospungszentren verschieden alter Subkolonien mit spiralig 
orientierten Zooecien in der Pseudo-Ancestrula-Region. 


Tafel 5 


Anschliff des multilamellären Zoariums, vermutlich ein angeschnittenes Gonozooecium mit 
einem Zooecium-Röhrchen in der linken Bildmitte zeigend. Coll. VoıGT Nr. 13930. 


Angewitterte Stockoberfläche, mehrere Zooecienlagen einander in verschiedenen Richtungen 
überwachsend. Coll. VoIGT NR. 13924. 

Vergrößerter Ausschnitt desselben Exemplares, die Wirtelstruktur einer Pseudo-Ancestrula- 
Region zeigend. 

Vergrößerter Ausschnitt desselben Exemplares, die diskordante Überlagerung einer 
Wirtelstruktur zeigend. 


Bruchfläche des multilamellären Zoariums, die Zooecien im Längsbruch, oben im Querbruch 
zeigend. Ob die beiden Hohlräume Gonozooecien sind, ist unsicher. Coll. Voigt Nr. 13932. 


21 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hıst. Geol., 35, 1995 


EHRHARD VOIGT: Diaperoecıa nenmeıeri Tafel 1 


eol., 35, 1995 


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Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. ( 


Tafel 2 


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EHRHARD VOIGT: Diaperoe 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 35, 1995 


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EHRHARD VOIGT: Diaperoecia neumeieri 


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Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 35, 1995 


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[ Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. | 35 27-37 München, 15. 12. 1995 


A Late Bathonian morphoceratid (Jurassic, Ammonitina) 
from Peru 


GERD E. G. WESTERMANN”) & AxEL v. HILLEBRANDT””) 


With 1 plate and 2 figures in the text 


Abstract 


The Yura Group of Quebrada de Quentos in southern Peru has yielded a small ammonite 
fauna of Epistrenoceras and Choffatia cf. acuticosta documenting the Upper Bathonian, 
together with rare (?)Morphoceratidae n. gen. etsp. The globose shell of at least one of the two 
specimens has constricted, densely costate, inner whorls with nodose umbilical edge, 
resembling the outer whorls of Morphoceras; absence of ventral smooth band is as in 
Asphinctites, i.e., latest known morphoceratids. Known stratigraphic and biogeographic 
distributions of Morphoceratidae are probably extended from the Late Bajocian-Early 
Bathonian of West Tethys (Spain to Iran; and possibly Pseudoneugqueniceras from Late 
Bathonian of Japan), to the Late Bathonian of the Andes. 


Kurzfassung 


Vom südlichen Peru wird eine kleine Ammonitenfauna des Oberbathoniums beschrieben, 
die neben Epistrenoceras und Choffatia cf. acuticosta auch zwei Exemplare von bislang 
unbekannten, wahrscheinlichen Morphoceratidae n. gen. et sp. enthält. Die Innenwindungen 
der relativ großen Form entsprechen im Querschnitt, Berippung und Einschnürungen 
Morphoceras s. stricto, haben aber keine ventrale Rippenunterbrechung, ähnlich wie bei der 
letzten bisher bekannten morphoceratiden Gattung Asphinctites. Die biostratigraphische und 
biogeographische Verbreitung der Morphoceratidae wird daher wahrscheinlich vom 
Oberbajocium bis Unterbathonium des westlichen Tethysbereiches bis zum Oberbathonium 
in den Anden vergrößert. 


Introduction 


The Middle Jurassic ammonite biostratigraphy and biochronology of the Andes have been 
reasonably well established, especially for the Southern Andes of northern Chile and central 
Argentina, butare less wellknown for the Central Andes (summarized by RıccArDI et al., 1992; 
HILLEBRANDT etal., 1992). The Bathonian ammonite fauna is partly endemic, belonging to the 
East Pacific Subrealm that was fully developed at this time and characterized by Eury- 
cephalitinae, and the stage is usually incompletely developed. Important Tethyan elements 


*) McMaster University, Hamilton, Canada L8S 4Ml 
##) Technische Universität, 10587 Berlin, Germany 27, 


from these Bathonian ammonite faunas have recently been described from northern Chile by 
GRÖSCHKE & HILLEBRANDT (1994). The small, lowermost assemblage includes Cadomites, 
Iniskinites and, significantly, ?Zigzagiceras, i.e. potentially the first Andean evidence of Early 
Bathonian; the Mid-Bathonian Rugiferites sofanus assemblage, also with /niskinites and 
?Cadomites as well as R. sofanus (BOEHM) which is known from the Middle Bathonian of 
Indonesia and probably Neuquen, Argentina; and the diverse (mainly) Late Bathonian 
Epistrenoceras — Choffatia jupiter assemblage, which includes Zilloettia, Parapatoceras, and 
therare Tethyan ammonite Hemigarantia. Curiously, a very similar ammonite fauna is present 
in Mexico (SANDOVAL et al., 1989). 


The Ammonitina family Morphoceratidae is well known from the uppermost Bajocian and, 
especially, the Lower Bathonian of Europe, Iran and Northwest Africa, i.e., thriving in the 
Submediterranean Province of the West Tethyan Subrealm (reviewed by SANDOVAL, 1983). A 
single specimen of the late morphoceratid genus Asphinctites has also been recorded ex situ 
from the Sula Islands, Indonesia (WESTERMANN & CALLOMON, 1988, plate 18, figs. 4a, b). Clade 
appearance and disappearance are both abrupt so that the global record of the family is 
obviously incomplete. Hence, clade origin and extincetion on a world-wide scale are unknown 
(WESTERMANN, 1993). The first recognition of a post-Early Bathonian possible morphoceratid 
was by RıccarDi et al. (1991), ı.e., „Nengueniceras“ yokoyamai (KoBayasHı & FUKUDA) in 
Hokkaido, Japan, which they designated as the type species of Psendoneugueniceras. In the 
thick and fossiliferous clastic sequence of the Kaizara Formation on the Hida Terrane, the 
yokoyamail Assemblage Zone is directly superposed by the basal Callovian Kepplerites 
japonicus Assemblage Zone, so that the yokoyamaı Zone ıs dated quite securely as Late-to 
latest Bathonian (SATo, 1992, table 9.5). Significantly, morphoceratids in North Africa that co- 
occur with Epistrenoceras and Hemigarantıa have tentatively been dated as Early Bathonian 
(S. EiMmi, pers. comm. 1994). However, Late Bathonian appears to be more plausible because 
both associated genera are good indices for the Retrocostatum Standardzone. The specimens 
here described constitute the second record of Late Bathonian probable morphoceratids. 


Stratigraphy 
FossilLocality 


Section Aquada de Liquina - Quebrada de Quentos 


In southern Peru (Fig. 1), volcanics ofthe Chocolate Formation, Yura Group, are capped by 
a0.5 mbed of breccias and conglomerates with calcareous matrix, containing up to 4 cm clasts 
of the Chocolate Formation. Superposed are 0.5 m limestone and another calcareous 
conglomerate with Chocolate clasts. This sequence is partly overturned and folded, making it 
impossible to reconstruct a precise stratigraphic section. VICENTE (1991) places these beds atthe 
base of the Socosanı Formation, which he estimates to become 240 m thick in Lluta sequence. 

These basal beds of the Socosani Formation are followed by 2-3 m of dm-bedded limestones 
with cocquina and crushed rhynchonellid and terebratulid brachiopods. There follows athick 
succession of medium-bedded echinoderm cocquinas with lutitic-arenaceous interbeds which, 
5-10 m above the Chocolate Formation, have yielded poorly preserved Dactylioceras, 
Hildatites and Peronoceras of the Lower and Middle Toarcian. On this lies ac. 10 m sequence 
of green sandstones, partly with volcanic clasts and belemnite fragments. 

The upper Socosani Formation consists of 150-200 m thin-bedded lutites. In the lower part 
are thin limestone beds and concretion levels with ammonites. One of the lowest levels 


28 


\ 


vıı, 


\ 
„ 
I: 


= 
LADOR? X 


>= Sn 


V.Chachani 


GEOLOGIC FORMATIONS 


a'n| Chocolate - Early Juras. Hualhuani 


Sr] Socosani - Toarc./Bath. Murco 
Puente - Callovian 


Early Cret. 


Early Cret. 


ee Arcurquina - Alb./ Cenon. 
MT Cachios - ?Callovian Be chilcane an er 
BnEEEEE Labra - L. Jur./E. Cret. Huanca - Oligocene 
= Gramadal - Early Cret. [1_\\’| macaza Group - Miocene 


Text-fig. 1. Topographic map of outcrop area (after VICENTE et al., 1979) 


(790401/3) has yielded ammonites of the Singularis Zone (Early Bajocian), whereas other levels 
(790401/4a, b, c) in this interval (but not necessarily in that sequence) yielded ammonites of the 
lower Giebeli or Singularis Zones. Much higher in the Socosani occur several layers with large 
calcareous concretions, up to 1 min diameter, which contain rare Late Bathonian ammonites, 
including the new genus described below. Approximately 20-40 m higher begins the sandstone 
sequence of the Puente Formation. 


Ammonite Faunas 


The rare and generally poorly preserved fossils found in the section include the following 
ammonoid assemblages (from top), which permit identification of only the Early Bajocian 
Singularis and/or Giebeli Zones, the Late Bathonian (with probable Morphoceratidae n. gen. 
et sp., here referrred to as „Morphoceras“), and the Early Callovian Bodenbenderi or 
Proximum Zones (for Andean standard zones see RICCARDI et al., 1989). 


1. 20-40 m above „Morphoceras“ beds 


790401/6 — One body-chamber fragment of Rehmannia (Rehmannina) cf. donvillei 
(STEINMANN) d (mieroconch) — known from Bodenbenderi and Proximum Zones (higher 
Lower Callovian, c. Gracilis Zone) of northern Chile (Riccarnı & WESTERMANN, 1991). 


2. „Morphoceras“ beds 


790401/5 — Two complete specimens of (?)Morphoceratidae n. gen. et sp. (described 
below); one fragment of Epistrenoceras sp.; one small (?) body-chamber (D=31mm) of 
Choffatia (Homoeoplanulites) cf. acuticosta (J. ROEMER) d . The latter species, together with 
the closely affiliated C. aequalis (J. R.), C. psendoperspicna (SrerH.) and C. sparsicostata 
(WeEsr.), are known from the Late Bathonian Retrocostatum Zone of Europe, extending from 
France to the Kaukasus (WESTERMANN, 1958; STEPHANOV, 1972; HaHun et al., 1990). Rare, 
similar forms with poor preservation probably occure also in the Steinmanni Zone of northern 
Chile and Neuquen Province, Argentina (unpublished). 


3. Below „Morphoceras“ beds 


790401/4b, c — Several incomplete Sonninia (Papilliceras) cf. espinazitensis TORNQ. and 
5. (P.) sp. indet., 1 Emilera sp. indet. juv.,and 1 minute phylloceratid. This fauna is well known 
from the Lower Bajocian Giebeli Zone of the Central and Southern Andes (WESTERMANN & 
Rıccarndı, 1972). 


790401/4a — One small fragment of Sonninia s.lato sp.indet.; 1 deformed and incomplete 
Pseudotoites gr. transatlanticus (TORNQ.)-argentinus ARKELL 9 [macroconch]. These species 
are well known from the Lower Bajocian Singularis and lower Giebeli Zones (Submicrostoma 
Subzone) of the Central and Southern Andes (WESTERMANN & RıccarDı, 1978). 


4. Below 4a, b, c 


790401/3 — One fragment of Sonninia (Papılliceras) cf. espinazitensis TORNQ. subsp. 
altecostata TORNQ. 3, 1 fragment of ?Psendotoites sp. indet. S. espinazitensis s. stricto is known 
from the Giebeli Zone of the Andes, whereas S$. e. altecostata would indicate the Andean 
Singularıs Zone (WESTERMANN & RiccarDı, 1972). 


30 


Taxonomy 


(?)Superfamily Perisphinctaceae STEINMANN, 1890 
(?)Family Morphoceratidae Hyatt, 1900 
Genus nov. et sp. nov. 


Description 


The two, complete specimens came from bed 790401/5 in the upper Socosanı Formation at 
Quebrada de Quentos, approximately 5 km NW of Cincha, Arequipa Province (Plate 1, figs. 
1, 2). One specimen was found by Dr. JEAN-CLAUDE VICENTE, formerly Departamento de 
Geologia, Universidad Nacional de San Augustin, Arequipa; the other by one of us (A. v. H.). 
The preservation is modest, in black, tuffaceous mudstone, mostly as internal moulds and with 
recrystallized septate whorls. 


Text-fig. 2. Whorl cross-sections of (?)Morphoceratidae n. gen et sp.; a, free-hand drawing of B.St.M. 1995 
127; b, drawn from photograph of B.St.M. 1995 I 28 after cross-cutting; both natural size. 
Note that (a) is more depressed throughout and that the two specimens may not be con- 
specific, although superficial resemblance is close. 


Complete diameter is about 7O mm. The juvenile whorls up to about 25 mm diameter, visible 
only in the cross-section of the second specimen (Text-fig. 2b), are moderately evolute and 
somewhat compressed. The subsequent whorls become rapidly more involute and depressed, 
so that the complete phragmocone (c. 49 mm D) is globular. At 30 mm diameter, the whorl- 
section ofspecimen BSP 1995 127 is hemicircular with very steep umbilical wall that probably 
bears blunt primaries (pl. 1, fig. 1 c, d). The sharp umbilical edge has fine, bullate tubercles, in 
which the dense secondary costae arise, usually in pairs; additional single secondaries are 
intercalated in some distance from the bullae. The costae pass streight across the venter, 
without interruption of weakening. The quarter-whorl exposed hastwo continuousconstrictions 
that are moderately inclined forward. On the last septate half-whorl, the umbilical wall and 
edge become progressively rounded and the primary costae more prominent. The inner whorls 
ofthetopotype are somewhat narrower and less depressed, with more rounded umbilical slope 


(Text-fig. 2 b). 


31 


The body-chamber, 3/5 to 3/4 whorl long, egresses moderately and gently (U/D= 0.15 to 
0.25) and the whorl becomes rounded by cessation of width growth (negative allometry). 
Costal division moves from near the umbilicus to about 1/3 whorl-height, dominantly with 
dichotomy in small, bullate tubercles; intercalatories are rare. The aperture is obliquely 
projected, with lateral constrictions and a ventral projection with superficial lip, as seen on a 
thick shell remnant. Septa and sutures are poorly known. 


Comments 


Taxonomy of Morphoceratidae- Although the morphoceratids have most 
commonly been classified in the perisphinctaceans, presumably because of the presence of the 
tell-tale constrictions (e.g., DONOVAn et al., 1981), there are notable exceptions. Ontogenetic 
studies of the septal suture have established the presence of a dorsal Un lobe, as present in the 
Stephanocerataceae but absent in the Persphinctaceae (SCHINDEWOLF, 1965); and there appear 
to existtransitionalformsto Orthogarantiana (SANDOVAL, 1983), presumable amember ofthe 
Garantianinae that are commonly placed in the Stephanoceratidae (Donovan et al., 1981). 
However, according to WESTERMANN (1956), the Un lobe is absent in Garantiana, but present 
in Parkinsonia of the Parkinsonudae, placed in the Perisphinctaceae by Donovan etal. (1981). 
Thus sutural ontogeny contradicts former and current taxonomies of the mentioned Late 
Bajocıan possible ancestors of the morphoceratids and that their origin, and their superfamilial 
classification remains ambivalent. We follow here, somewhat tentatively, the systematics of 
Donovan etal. (1981) by stressing the presence of the characteristic constrictions. 

Morphoceratidae evolution has recently been summarized by SanDovaL (1983). All species 
are strongly dimorphic, with minute, rather evolute microconchs bearing large lappets, and 
much larger, commonly involute macroconchs with uncoiling and contracting bodychamber. 
Morphoceratids are also characterized by irregularly costal bundling (fasciculation) in bullae 
or small elongated tubercles on the umbilical margin (or lateral edge) (ArkEıı, 1955), even in 
the more evolute genus Asphinctites (WESTERMANN, 1958, plate 46, figs. 2a-c). The first, Mid- 
Late Bajocian forms, Dimorphinites, has obvolute adult septate whorls in the macroconch and 
very finely costate, much more evolute microconchs, e.g., D. defrancei (d’OrB.) (SANDOVAL, 
1983, plate 27, fig. 15). According to SANDOVAL (1983), the clade splits in the earliest Bathonian. 
(1) The Morphoceras - M. (Ebrayiceras) dimorphic pair, with moderately involute, adult 
macroconchs that bear costae bundels in the form of bullae on the sharp umbilical edge, and 
the more evolute and coarsely costate microconchs; both dimorphs have a ventralsmooth band 
by costal interruption. And (2) the mainly late-Early Bathonian dimorphic pair Aspbhinctites 
- A. (?Polysphinctites) ıs more evolute and with continuous costae, i.e., without the ventral 
smooth band so characteristic, but by no means diagnostic, for morphoceratids. However, 
morphically somewhat intermediate form between Morphoceras and Asphinctites existed in 
A. pinguis (DE GROSS.) and A. replictum (Buck.) (originally classified as Polysphinctes !). They 
have the more ınvolute and inflated septate whorls ofthe former, butthe continnous costae and 
commonly few constrictions of the latter (cf. Buckman, 1922, plate 359; Arkeıı, 1955, plate 
16, figs. 9, 10; STURANI, 1967, text-fig. 3a, b; MANGOLD, 1970, plate 3, figs. 13, 14; SANDOVAL, 
1983, plate 28, fig. 5). 

Morphoceratidae have been known almost exclusively from western Europe, except for 
the single Asphinctites cf. pinguis (DE Gross.) found by WESTERMANN in the old Utrecht 
collections that were collected in 1902 from talus at „Keeuw“ on the Sula Islands, eastern 
Indonesia (WESTERMANN & CALLOMON, 1988). 


32 


Comparison - The intermediate whorls resemble Morphoceras macroconchs ®, but 
the outer whorls are most like in the inflated, Early Callovian Macrocephalites microconch 
?,Kamptocephalites“ Buckman. Thus, before the inner whorls were exposed, specimen had 
been mis-identified by J. C. VICENTE as „M. (Kamptokephalıtes) aff. kamptus BUCKMAN“, a 
microconch from the Lower Callovian of western Europe. Superficial resemblance also exists 
to the western Pacific, Upper Bajocian-Lower Bathonian sphaeroceratids Praetulites WEST. 
and Satoceras WEST. & CALLoMoN, the cosmopolitan, Early Bajocian otoitid microconch 
Otoites Masck£E, and to the west-European, Mid-Bathonian, small tulitid microconch 
Sphaeroptychius Lissajous. All are distinguished from our Peruvian form by the absence of 
constrictions as well as other features. The mentioned taxa thus almost certainly represent 
convergent shapes within quite unrelated clades. The Tulitidae are of special interest here 
because of their relative abundance in the Upper Bathonian of adjacent northern Chile (cf. 
RıccaArDti et al., 1992). The rare Tulites microconch Trolliceras TORRENS („Krumbeckia“ 
ARKELL) and the Morrisiceras microconch Holzbergia TORRENS - by inference also the poorly 
known juvenile macroconchs (see ArkELL, 1951, plate 2, fig. 4)- have similarly sharp umbilical 
edges bearing tubercles, but their whorls are much more evolute and compressed („planulate“) 
than in immature Peruvian „Morphoceras“ (cf. ArKELL, 1951, plate 2; TORRENS, 1970, plate 36). 
(Note that in proper nomenclature, all of these mieroconchiate „genera“ are junior synonyms 
ofthe corresponding macroconch genera.) The best match to juvenile „Morphoceras“ istherare 
European Sphaeroptychins (includes Schwandorfia Ark£ıL), which also has highly inflated 
septate whorls and a steep umbilical slope with sharp umbilical edge bearing bullae or costal 
fasciculations (cf. ArKELL, 1951, plate 1, figs. 9, 10; Krystyn, 1972, plate 24, figs. 2, 5, 6; 
SanDpovaL, 1983, plate 71, fig. 3). Sphaeroptychius, however, is usually considered as an 
aberrant mieroconch of Bullatimorphites, although all known juvenile whorls of 
Bullatimorphites s. lato (including Kheraiceras) have well rounded umbilical slopes without 
nodes or fasciculations. 

The intermediate whorls (25-30 mm diameter), exposed only in specimen B.St.M. 1995 127, 
are agood match to the adult septate whorls of macroconchiate Morphoceras and, especially, 
inflated species of Asphinctites. Globular variants of Morphoceras multiforme ARKELL, a 
common form in the basal Bathonian (Convergens Zone/Subzone of Zigzag Zone) of Europe, 
differ only inthe presence ofa ventralsmooth band (cf. ArKELL, 1955, Text-figs. 47,50 and plate 
51, figs. 1,2; Sturanı, 1967, plate 9, figs. 6a, b; SANDovAL, 1983, plate 27, fig. 14). Both have also 
the irregularly bundling costae with bullae on the sharp umbilical edge, a character shared by 
allmorphoceratids, even by those without the highly variable costal interruption at mid-venter 
(ArkELL, 1955). Asphinctites, the last morphoceratid genus known from Europe (upper Lower 
Bathonian, Yeovilensis and Tenuiplicatus Zones/ Subzones of Zigzag Zone) and eastern 
Indonesia (age unknown, cf. WESTERMANN & CALLOMON, 1988, plate 18, figs. 4a,b), agrees with 
the Peruvian form also in the secondary costae that are consistantly continuous across the 
venter, but ittends to be more evolute and with fewer constrictions than in Morphoceras. The 
best match to the intermediate whorls of the Peruvian form is the most inflated species of 
Asphinctites, A. pingnis (DE GROSSOUVRE) as illustrated from western Europe (cf. ARKELL, 1955, 
text-fig. 49; STURANI, 1967, text-figs. 3a, b; SANDOvAL, 1983, plate 28, fig. 5; TORRENS, 1987, 
plate 2, figs. 1-4) and, probably, eastern Indonesia (cf. WESTERMANN & CALLOMON, 1988, 
plate 18, figs. 4a, b). 

The body-chamber of all morphoceratids described previously becomes characteristically 
evolute, commonly with elliptical coiling (cf. Asphinctites pingnis in STURANI, 1967, text-fig. 
3a, b; TORRENS, plate 2, figs. 3,4) and contraction. Ornamentation becomes subdued, especially 
on the flanks that tend to become smooth. In contrast, the body-chamber of the Peruvian form 
egresses only moderately and the ornamentation becomes more prominent over the entire 


33 


whorl, including lateral nodes. The complete shape is thus much more inflated than any other 
fully grown morphoceratids. 


Phylogeny- The Peruvian n. gen. et sp. is tentatively interpreted as a late member of the 
Morphoceratidae that survived endemically in the southeastern Pacific („refuge“, cf. WESTER- 
MANN, 1993), and that either was descended palingenetically from Asphinctites, or evolved 
directly and in parallel with Asphinctites from Morphoceras. 


Measurements (mm) 


D Ww Wh U IB S 
BSP1995’T27 
aperture 67 36 24.5 16.5 10 23 
end phrag. 39 38 20.1 c.6 e.12 c.30 
phrag. 29:5 23.5 14 ©.7.2 11-12 c.30 
BSP 1995 128 
aperture c.70 32.5 22 15.7 I 20 
end phrag. 38 32 19.5 5 - - 
phrag. 31.6 19.3 15.1 8.2 - = 
phrag. 23 12.1 93 7.0 - - 
phrag. 17.4 93 7.6 5.1 - - 


(Abbreviations: D = diameter; Ww = whorl-width, Wh = whorl-height, U = umbilical diameter, 
P = primary costae or bullae per half-whorl, S= secondary costae per half-whorl; apert. = aperture, 
phrag.= phragmocone) 


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35 


Plate 1 


Figs. 1,2. (?2) Morphoceratidae n. gen. etsp.,from locality 790401/5, Quebrada de Quentos, Arequipa 
area, south Peru. la-d, BSP 1995 I 27, complete with partially developed inner whorls; 


2a-d, same locality, BSP 1995 I 28 (before sawn in median plane, cf. text-fig. 2). Note that the 
second specimen is not necessarily co-specific with the first: its inner whorls are poorly known. 


36 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 35, 1995 


GERD E. G. WESTERMANN & AxEL V. HiLLEBRANDT: Morphoceratidae Tafel 1 


37 


E Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. | 35 ] 39-52 München, 15. 12. 1995 


Ammoniten aus der Dalichai-Formation (Mittlerer bis Oberer 
Jura) und der Lar-Formation (Oberer Jura) N Emamzadeh- 
Hashem (Zentralalborz, Nordiran) 


Von KAZEM SEYED-EMAMI, GERHARD SCHAIRER & ARNOLD ZEISS *) 
Mit I Abbildung, 4 Tabellen, 2 Tafeln 


Kurzfassung 


Von Pol-e-Dokhtar (80 km NE Tehran, Zentralalborz, Nordiran) werden folgende 
Ammoniten beschrieben: Hecticoceras, Creniceras, Taramelliceras, Quenstedtoceras, Rein- 
eckeia, Collotia, Rursiceras, Mirosphinctes, Binatisphinctes und Perisphinctidae gen. et sp. 
indet. Anhand der Ammoniten umfaßt die Dalichai-Formation hier das mittlere bis obere 
Callov (Reineckeia, Collotia, Quenstedtoceras) und das tiefere Oxford (Creniceras renggeri). 
Die Lar-Formation ist durch Mirosphinctes (oberes Unteroxford/ Mitteloxford) belegt. 


Abstract 


From an outcrop 300 m S of Pol-e-Dokhtar (N Emamzadeh-Hashem, 80 km NE of 
Tehran, Central Alborz, Northern Iran) the following ammonites of the Dalichai Formation 
are described: Hecticoceras, Creniceras, Taramelliceras, Quenstedtoceras, Reineckeia, 
Collotia, Rursiceras, Binatisphinctes, and Perisphinctidae gen. et sp. indet. By means of 
Reineckeia, Collotia, Quenstedtoceras, and Creniceras renggeri the studied part of the Dalıchai 
Formation belongs to Middle/ Upper Callovian and Lower Oxfordian. The Mirosphinctes of 
the Lar Formation produces evidence for Lower to Middle Oxfordian. 


Einleitung 


Der Mittlere und Obere Jura ist im Nordiran (Alborz) weit verbreitet. Er gehört zu einem 
transgressiven Megazyklus, der im oberen Bajoc beginnt und bis ans Ende des Juras bzw. bis 
in die untere Kreide andauern kann. 

Die Dalichai-Formation besteht gewöhnlich aus gewellten, grauen Kalken und Mergeln, 
die eine Mächtigkeit von 50 m bis 200 m erreichen können. Diese Schichten führen in einigen 
Horizonten eine reiche Ammonitenfauna, die z.T mit Schwämmen vergesellschaftet ist. Ein 


*) Prof. Dr. K. SEYED-Emanmı, University of Tehran, Faculty of Engineering, P. ©. Box 11365-4563; 
Dr. G. SCHAIRER, Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie, Richard- 
Wagner-Straße 10, D-80333 München; Prof. Dr. A. Zeıss, Institut für Paläontologie, Universität 
Erlangen-Nürnberg, Loewenichstraße 28, D-91054 Erlangen. 


39 


Teil der Ammonitenfaunen ist bereits seit längerer Zeit bekannt, eine Zusammenfassung findet 
sich in SEvED-EMAMI et al. (1985: 60). Eine eingehendere Bearbeitung erfolgte in SEYED-EMAMI 
et al. (1985), SEYED-EMAMI et al. (1989) und SCHAIRER et al. (1991). 

Anhand dieser Ammonitenfaunen konnte die Dalichai-Formation in das obere Bajoc bis 
obere Callov eingestuft werden. Es gibt jedoch einige Bereiche, an denen die Lithofazies der 
Dalichai-Formation bis in das tiefere Oxford reicht (FAanrtini SEsTINI, 1968: 403). 


Damavand 


Pulur 


IX = 


® Emamzadeh 
Hashem 


Musha 
o 


Damavand 


Abb. 1: Lageskizze des Fundpunktes bei Pol-e-Dokhtar (x), 300 mSW Pol-e-Dokhtar, Brückeüber einen 
kleinen Zufluß zum Haraz-Fluß, N Emamzadeh-Hashem, 80 km NE Tehran, Zentralalborz, 
Nordiran (nach ALLENBACH, 1966) 


40 


Gegen das Hangende zu geht die Dalichai-Formation kontinuierlich in die wohlgebankten 
bis massigen, grauen bis beige-farbenen, dichten und kliffbildenden Kalke der Lar-Formation 
über. Sie kann bis zu mehreren 100 m mächtig werden und enthält in einigen Horızonten 
gelegentlich eine reiche Ammonitenfauna. Im Gegensatz zur Dalichai-Formation sind die 
Ammoniten der Lar-Formation nur selten beschrieben worden. Eine Zusammenfassung 
hierüber istin AssErETo et al. (1968: Tab. 9) zu finden. Danach umfaßt die Lar-Formation+ den 
gesamten Oberen Jura. An einigen Stellen jedoch, die durch die Erosionsphase, die auf die 
jungkimmerische Bewegung folgte, verschont blieben, kann die Lar-Formation bis in das 
tiefere Neokom reichen. 


Die Dalichai-Formation der Gegend von Damavand mit der Lokalität Pol-e-Dokhtar - die 
Fundstelle liegt 300 m SW bis SE der Lokalität, bei einer Brücke über einen kleinen Zufluß zum 
Haraz-Fluß, nördlich des Passes Emamzadeh-Hashem, 80 km NE Tehran, an der Straße 
Tehran - Amol (Kaspisches Meer) — besteht aus ca. 80 m mächtigen, grauen, z.T grünlichen, 
geschichteten Kalken mit Zwischenlagen aus Mergeln. In diesen Gesteinen sind stellenweise 
Ammoniten häufiger enthalten (vgl. a. ALLENBACH, 1966: 33). 

Die Lar-Formation in diesem Bereich ist ca. 250 m bis 350 m mächtig und besteht aus 
hellgrauen bis beige-farbenen, feinkörnigen Kalken, die häufig Hornsteine enthalten (ALLEN- 
BACH, 1966: 35). 

Das Material wird vorläufig in der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische 
Geologie, München, aufbewahrt. Die Zeichenarbeiten wurden von Herrn K. Dossow, die Fotoarbeiten 
von Herrn F. Höck, ausgeführt. 


Abkürzungen 
Dm Durchmesser in mm 
Nw % Nabelweite in % des Dm 
SR Anzahl der Sekundärrippen auf 10 UR 
UR Anzahl der Umbilikalrippen auf 1 Umgang 


UR/2 Anzahl der Umbilikalrippen auf '/, Umgang 
Wb % Windungsbreite in % des Dm 
Wh % Windungshöhe in % des Dm 


Beschreibung der Ammoniten 


Hecticoceras (Lunuloceras) psendopunctatum (LAHUSEN, 1883) 
Taf. 1, Fig. 4 


1959 Hecticoceras (Lunuloceras) psendopunctatum (L. LAHusen, 1883) Zeiss: 45 ff.;mitSynonymieliste. 
Material: 2 vollständig gekammerte, z. T. korrodierte Steinkerne. E-H 12, 13. 


Tabelle 1: Merkmalswerte von A. (L.) psendopunctatum 


Dm Nw% Wh% 
E-H 12 66 23 51 
E-H 13 39 29 45 


Beschreibung: Der Nabel ist mäßig eng, die Nabelwand steil bis überhängend, der Nabel- 
rand gerundet. Der schlanke, hochovale Windungsquerschnitt besitzt schwach konvexe, ab 


41 


Flankenmitte gegen die Externseite konvergierende Flanken. Die Externseite ist schmal, leicht 
dachförmig, mit aufgesetztem Kiel. 

Die innersten Windungen scheinen glatt zu sein. Die Berippung der folgenden Umgänge 
besteht aus radiaten bis schwach prorsiradiaten Umbilikalrippen und dagegen + deutlich nach 
rückwärts abgeknickten Sekundärrippen. Soweit zu erkennen ist, beginnen die Umbilikal- 
rıppen am Nabelrand und verstärken sich etwas gegen die Flankenmitte. Die Sekundärrippen 
sind + konkav, verbreitern sich etwas gegen den Marginalbereich und sind extern vorgezogen. 

Bemerkungen: Die iranischen Stücke zeigen gute Übereinstimmung mit den enger 
genabelten Originalen zu LEMOINE (1932: Taf. 10). Hecticoceras (Lunuloceras) aff. psendo- 
punctatum ın SCHAIRER et al. (1991: Taf. 1, Fig. 3) unterscheidet sich durch die sich mehrmals 
teilenden Sekundärrippen. 

Vorkommen: Dalichai-Formation. Nach Zeiss (1995: 48) kommt die Art vom Callov bis in 
das Unteroxford vor. 


Creniceras renggeri (OPPEL, 1863) 
Taf. 1, Fig. 8-9 


ct. 1968 Creniceras renggeri (Oppel, 1863) - Fanrını Sestinı: 410; Taf. 31, Fig. 3; Abb. 2b. 
1990 Creniceras renggeri (OPrEL) - Gycı: Taf. 4, Fig. 19 - 20, 23-24; Taf. 6, Fig. 2. 
1991 Creniceras renggeri (OppEL) - Gyci: 21; Taf. 8, Fig. 1; mit Synonymieliste. 
1993 Creniceras renggeri OppeL — VIDIER et al.: Taf. 2, Fig. 13. 


Material: 3 Steinkerne. E-H 2, 3,4. Diese Exemplare wurden von H. DasHTBan (N.1.O.C.) 
aufgesammelt und freundlicherweise zur Bearbeitung zur Verfügung gestellt. 


Tabelle 2: Merkmalswerte von C. renggerı 


Dm Nw% Wb% Wh% 
E-H2 22 27. 26 39 

16 18 38 50 
E-H 3 18 32 33 
E-H 4 19 33 26 35 


Beschreibung: Exemplar E-H 2 weist '/, Windung Wohnkammer auf. Die Lobenlinien sind 
am Ende des DRS gedrängt. Die Egression der letzten Windung beginnt kurz vor 
Ende des Phragmokons. Am Ende der er und zu Beginn der Endwindung sind auf der 
inneren Flankenhälfte flache Wellen zu erkennen. 

Das etwas korrodierte Exemplar E-H 3 besitzt einen aufgewölbten Mundsaum mit schma- 
len, median eingesenkten Apophysen. Die Wohnkammer umfaßt ca. '/, Umgang. Die 
Egressıon der letzten Windung beginnt kurz vor Ende des Phragmokons. Die externen Zacken 
reichen bis in den Mündungsbereich. 

Exemplar E-H 4 weist einen aufgewölbten Mundsaum mit relativ breiten Apophysen auf. 
Die Wohnkammerlänge beträgt zwischen '/, und /, Umgang. Soweit zu erkennen ist, beginnt 
die Egression am Beginn der letzten Windung. Die externen Zacken reichen bis zur Einschnü- 
rung hinter dem Mundsaum. 

Vorkommen: Dalichai-Formation. Nach GyGi (1991) kommt die Art im unteren Oxford, 
Mariae- bis Cordatum-Zone vor. 


42 


Taramelliceras sp. 
Eat] 19.5 


?1968 Taramelliceras (Proscaphites) globosum (de Loriol) - Fantını Sestini: 409; Taf. 31, Fig. 2; 
Abb. 2d. 


Material: 2 Steinkerne. E-H 5, 6. 


Tabelle 3: Merkmalswerte von Taramelliceras sp. 


Dm Nw% Wh% UR/2 SR 
E-H5 31 13 55 20 20 


Beschreibung: Das Exemplar E-H 5 weist '/, Umgang Wohnkammer auf. Am Ende des 
Phragmokons ist eine Drängung der Lobenlinien zu beobachten. Die dichte Berippung besteht 
aus etwas geschwungenen Umbilikalrippen, die sich meistens in 2 Sekundärrippen ın + '/, 
Windungshöhe teilen. Soweit zu erkennen ist, sind auf dem vorderen Viertel der letzten 
Windung Marginalknoten vorhanden, die sich nach vorn spiral ausrichten. Extern sind ab dem 
Ende des Phragmokons + rundliche Knoten vorhanden, die gegen die Mündung zu kräftiger 
werden. 

Bemerkungen: Die Stücke unterscheiden sich von Proscaphites s. str. durch die fehlende 
Exzentrizität der Wohnkammer und die deutlich ausgebildeten Externknoten. 

Vorkommen: Dalichai-Formation. Vermutlich stammen die Stücke aus dem stratigraphi- 
schen Niveau, aus dem auch Creniceras renggeri (OppEL) geborgen werden konnte. 


Quenstedtoceras sp. ex gr. Q. lamberti (SOWERBY, 1821) 
ara 


Material: 1 vollständig gekammertes, etwas korrodiertes und leicht flachgedrücktes Win- 
dungsbruchstück. E-H 9. 

Beschreibung: Das Exemplar (max. Dm ca. 85 mm; Nw ca. 20%) besitzt eine relativ geringe 
Nabelweite. Der Windungsquerschnitt erscheint schlank mit zugeschärfter Externseite, was 
z. T auf eine Verdrückung zurückzuführen ist. Die Berippung ist kräftig und weitstehend, 
wobei die über die Externseite hinwegziehenden Sekundärrippen deutlich prorsiradiat verlau- 
fen. e 

Bemerkungen: Das iranische Stück unterscheidet sich von den zu Q. lamberti gestellten 
Exemplaren vor allem durch die geringere Nabelweite (vgl. GizEjewsKa, 1981: Taf. 2, Fig. 16, 
22; GyGı & MARCHAND, 1982: Taf. 1, Fig. 1). 

Vorkommen: Dalichai-Formation. Quenstedtoceras lamberti selbst findet sich im obersten 
Callov, Lamberti-Zone, Lamberti-Subzone (vgl. Gysi & MARCHAND, 1982: Tab. 2). 


Reineckeia (Reineckeia) sp. ex gr. R. (R.) anceps (REINECKE, 1818) 
Tat. 2, Fig, 1 


Material: 1 Bruchstück eines verdrückten Steinkerns mit 4 Windungen. E-H 14. 

Beschreibung: Das mäßig weitnabelige Exemplar besitzt breite, flache Einschnürungen. Die 
z.T konkaven und scharfen Umbilikalrippen verlaufen rursiradiat und verbreitern sich gegen 
den Spaltpunkt auf dem inneren Flankendrittel. Hier sind unterschiedlich kräftig ausgebildete 


43 


Knoten vorhanden, die radıal ausgelenkt sein können. Die Rippeneinheiten sind 3spaltig mit 
überwiegend 2 bis 3 Schaltrippen. Die Sekundärrippen sind deutlich gegen die Umbilikal- 
rıppen nach vorn abgeknickt. 

Bemerkungen: Die fragmentarische Erhaltung läßt eine genauere Bestimmung nicht zu. In 
Berippung und Nabelweite besteht Ähnlichkeit mit dem Original zu „Reineckeia cf. indo- 
sabanda Par. & Bon.“ in JEANNET (1951: Taf. 60, Fig. 1), das von Carıou (1984: 221) zu 
R. (R.) anceps anceps (REINECKE) gestellt wird. 

Vorkommen: Nach Carıou (1984: Abb. 232) kommt AR. (R.) anceps im mittleren Callov 
(Jason- bis Coronatum-Zone) vor. Die Untergattung Reineckeia selbst hat nach Carıou (1984: 
Abb. 232) eine Verbreitung vom oberen Untercallov (Gracilis-Zone) bis ins untere Obercallov 
(Athleta-Zone). 


Collotıa sp. ex gr. C. carıoni (BoURQuIn, 1971) 
Taf..2, Eigy5 


Material: 1 fragmentarischer, z.T. korrodierter Steinkern mit 4 Windungen. E-H 15. 

Beschreibung: Der Windungsquerschnitt erscheint im Anbruch gerundet rechteckig. Die 
Umbilikalrippen sind # prorsiradıat, kräftig und ziemlich weitstehend. Die Rippen teilen sich 
auf der vorletzten Windung um Flankenmitte in 3 Spaltrippen, zu denen noch 2 Schaltrippen 
kommen, die z.T. über den Rippenspaltpunkt gegen den Nabel hinausziehen. Knoten sind auf 
den Spaltpunkten nicht zu erkennen. 

Bemerkungen: Aufgrund der bruchstückhaften Erhaltung läßt sich das Exemplar nicht 
genau bestimmen. Gewisse Ähnlichkeit besteht in Berippung und Nabelweite mit dem 
Original zu Carıou (1984: Taf. 54, Fig. 1). 

Vorkommen: Dalichai-Formation. Nach Carıou (1984: Abb. 232) kommt Collotia carioni 
im unteren Obercallov, Trezeense-Zone vor. 


Collotıa sp. ex gr. C. gaıllardı (ROMAN, 1930) 
Taf. 2, Fig. 2 


Material: 1 verdrücktes Steinkernfragment mit 2 Windungen. E-H 16. 

Beschreibung: Die innere Windung weist eine Berippung mit dreispaltigen Rippeneinheiten 
und einzelnen Schaltrippen auf. Auf den Rippenspaltpunkten sitzen kleine, spitze Knoten. Die 
äußere Windung trägt biplikate Rippen, z.T. mit gegen den Nabel verlängerten Schaltrippen. 
Einschnürungen sind vorhanden. 

Bemerkungen: Das Fragment unterscheidet sich vom Holotypus durch etwas geringere 
Nabelweite und höher auf der Flanke liegende Rippenspaltpunkte. 

Vorkommen: Dalichai-Formation. Collotia gaıllardi kommt nach Carıou (1984: Abb. 232) 
im obersten Mittelcallov, oberste Coronatum-Zone, vor. 


Collotia sp. 1 
Taf. 2, Fig. 4 
Material: 1 verdrückter und unvollständig erhaltener Steinkern. E-H 17. 
Beschreibung: Das mäßig weit genabelte Stück besitzt auf den Rippenspaltpunkten der 


inneren Windungen kleine Knoten. Auf dem vorderen Teil der vorletzten Windung und auf der 


44 


letzten Windung sind die Rippeneinheiten biplikat, selten triplikat, mit einzelnen Schalt- 


rippen. 
Vorkommen: Dalichai-Formatıon. 


Collotia sp. 2 
Taf.2, Fig-3 


Material: I vollständig gekammertes Steinkernbruchstück mit 3 Windungen. E-H 18. 

Beschreibung: Das wenig evolute Stück (max. Dm 60 mm) besitzt auf der Außenwindung 
einen hochovalen Windungsquerschnitt, die nächst innere Windung einen gerundet recht- 
eckigen. 

Die beiden erhaltenen inneren Windungen tragen auf den Rippenspaltpunkten relativ feine 
Knoten. Die Rippeneinheiten sind biplikat mit Schaltrippen. Die Außenwindung weistauf den 
Rippenspaltpunkten keine Knoten auf. Die Spaltpunkte liegen hier um Flankenmitte, die 
Rippeneinheiten sind biplikat mit Schaltrippen (pro 10 UR 24 SR). 

Vorkommen: Dalichai-Formation. 


Rursiceras aff. bodeni (PrıiEsEr, 1937) 
Tat, Eig2 


aff.1937 _ Peltoceratoides bodeni n. sp. - PRIESER: 78; Taf. 7, Fig. 5; Taf. 8, Fig. 3; Taf. 9, Fig. 9; Abb. 10. 


Material: 1 unvollständig erhaltener, etwas verdrückter und z.T. korrodierter Steinkern. 
E-H 10. 

Beschreibung: Das weitnabelige Exemplar (max. Dm 43 mm; Nw 49 %) ist bis Dm 35 mm 
gekammert. Die Berippung des hinteren °/, Teils der letzten Windung und das Ende der 
vorletzten Windung ist relativ dicht. Die Rippeneinheiten sind hier überwiegend biplikat, 
einige Rippen bleiben ungespalten. Die Rippenspaltpunkte liegen um Flankenmitte. Auf dem 
vorderen Viertel der letzten Windung sind die Rippen ungespalten und verstärken sich 
keulenförmig gegen die Externseite. Insgesamt ziehen die Rippen ohne Abschwächung über 
die Externseite. 

Bemerkungen: Die Originale zu PriEser (1937) sind größerwüchsig und etwas weniger dicht 
berippt. SCHLEGELMILCH (1985: 147) stellt R. bodeni in die Nähe von Peltoceras annulosum 
(QUENSTEDT); vgl. a. BONNOT (1993: 153). 

Vorkommen: Dalichai-Formation. Nach Prı£ser (1937: 79) dürfte die Artim oberen Callov, 
Lamberti-Zone vorkommen. 


Mirosphinctes aff. niedzwiedzkü (SIEMIRADZKI, 1891) 
ars aBıe.7 


aff. 1966  Mirosphinctes niedzwiezkii (SIEMIRADZKI 1891) - Enay: 575, Abb. 160-3 (mit Synonymie- 
Liste). 


Material: 1 kompletter, flachgedrückter Steinkern. E-H 1. 


Tabelle 4: Merkmalswerte von M. aff. niedzwiedzkü 


Dm Nw% Wh% UR 
37 43 35 32 
30 39 35 27. 
23 23 


45 


Beschreibung: Das Exemplar (max. Dm 40 mm) besitzt auf der einen Seite einen fast 
kompletten Mundsaum, der durch eine mäßig breite Einschnürung von der Endwindung 
abgesetzt ist. Der Mundsaum zieht an der Naht weit nach vorn, auf Flankenmitte ist eine recht 
schmale, median eingesenkte, lange Apophyse ausgebildet, extern eine kurze „Kapuze“. Der 
auf der Außenwindung zunächst weite Nabel wird auf den inneren Windungen deutlich enger. 

Die Berippung der inneren Windungen — bis zum ersten Viertel der Außenwindung - 
erscheint relativ grob. Sie ist geprägt durch zahlreiche Parabelbildungen, zwischen denen 
einzelne feine Rippen vorhanden sind. Auf den letzten °/, der Endwindung stehen die 
Umsbilikalrıppen dichter, Parabelbildungen fehlen. Die Rippen erscheinen stumpf, sie sind 
leicht geschwungen und biegen z. T. im äußeren Flankendrittel nach rückwärts. Die Rippen- 
einheiten sind biplikat, ungespalten oder ungespalten mit einer Schaltrippe. Die Rippenspalt- 
punkte liegen auf etwas unterschiedlicher Höhe, + im äußeren Flankendrittel. 

Bemerkungen: Die Berippung der Endwindung und die Nabelweite des letzten Umgangs 
entsprechen gut M. niedzwiedzku. Soweit dies bei den abgebildeten Stücken dieser Art zu 
erkennen ist (vgl. Synonymie-Liste in Enav, 1966: 575) sind jedoch die inneren Windungen 
evoluter und dichter berippt als bei dem iranischen Stück. Hier besteht Ähnlichkeit mit dem 
Original zu Bukowski (1887, Taf. 18, Fig. 8: Perisphinctes mirus), das von Enay (1966: 574) zu 
Mirosphinctes frickensis (MOESCH) gestellt wird. Weitere Arten von Mirosphinctes sind in Haas 
(1955) und VIDIEr etal. (1993) abgebildet (vgl. a. BONNOT et al., 1994). 

Vorkommen: Lar-Formation. Nach Enay (1966: 249; Abb. 66) kommt M. niedzwiezkii ım 
oberen Unteroxford (Cordatum-Zone) bis unteres Mitteloxford (Plicatilis-Zone) vor, wäh- 
rend M. frickensis eher auf die Plicauilis-Zone beschränkt zu sein scheint. 


Binatisphinctes sp. 
lat: 1,,E193 


Material: 1 Steinkernrest einer vollständig gekammerten Innenwindung. E-H 11. 

Beschreibung: Der Rest ist relativ dicht berippt mit meist biplikaten Rippeneinheiten. Die 
Sekundärrippen biegen marginal zurück und sind extern unterbrochen oder nach rückwärts 
geknickt. 

Vorkommen: Dalichai-Formation. Nach Cox (1988) kommt die Gattung Binatisphinctes im 
oberen Mittelcallov bis Obercallov (Coronatum- bıs Lamberti-Zone) vor. 


Perisphinctidae gen. et sp. indet. 
Taf. 1, Fig.,6 


Material: 2 verdrückte und z.T. korrodierte Steinkerne. E-H 7, 8. 


Beschreibung: Die mäßig evoluten Stücke (Nw ca. 35% bei Dm 31 mm) sind dicht und fein 
berippt. Die Berippung wirkt durch zahlreiche Parabelbildungen unruhig. Die inneren Win- 
dungen scheinen glatt zu zu sein, auf den äußeren Windungen sind die Rippeneinheiten meist 
biplikat, einige Rippen bleiben ungespalten. Die Sekundärrippen sind auf der Externseite nicht 
unterbrochen. Einschnürungen sind nicht zu erkennen. 

Vorkommen: Dalichai-Formation. 


46 


Zur Bedeutung der neuen Ammonitenfunde 


Die in der vorliegenden Studie untersuchte Fauna beweist erstmals das Vorkommen von 
oberstem Callov (Lamberti-Zone) im Iran. In früheren Untersuchungen der Verfasser (SCHAIRER 
etal., 1991) war bereits unteres und mittleres Callov nachgewiesen worden, während Fantinı 
Sesrinı (1968) unterstes Oxford (Mariae-Zone) mit Ammoniten belegte. 

Der Fund eines Quenstedtoceras im Gebiet 80 km NE Tehran widerlegt die von CarıoU 
et al. (1985: 687) vertretene Ansicht, diese Gattung würde nicht über den Kaukasus und 
Transkaspien hinaus nach Süden gelangen. Heute dürften die Funde von Quenstedtoceras im 
Iran die am südlichsten gelegenen Vorkommen dieser Gattung markieren. Funde aus dem 
Libanon (Haas, 1955) hatte Lewy (1983: 11) als zur Gattung Pachyerymnoceras gehörig 
erkannt. gıLı et al. (1985: 727) konnten andererseits darlegen, daß die von Lewy (1983) als 
„Quenstedtoceraten“ beschriebenen Formen aus Israel zu ihrer neuen Gattung Kurnubiella 
(Pachyceratidae) gehören. 

In Europa sind die südlichsten Vorkommen von Quenstedtoceras aus SE-Frankreich 
bekannt geworden (40°-42° nördliche Breite). Vorkommen in der Schweiz und Süddeutsch- 
land liegen wesentlich weiter im Norden. Diese großen Unterschiede in der südlichen 
Breitenlage der bekannten Vorkommen von Quenstedtoceras erklären sich durch platten- 
tektonische Vorgänge seitdem Jura. Ein Blick auf die palaeogeographische Karte für das Callov 
(z.B. DERCOURT etal., 1985, Karte 2) zeigt, daß alle heute bekannten südlichen Vorkommen von 
Quenstedtoceras ursprünglich am NW- und N-Rand der Tethys, ungefähr in gleicher Position 
nördlich und südlich des 30. Breitengrades, lagen. 


Iranische Zusammenfassung 


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47 


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49 


Tafelerläuterungen 


Soweit nicht anders angegeben, stammen alle Stücke aus der Dalichai-Formation und sind 
in natürlicher Größe abgebildet. 


Tafel 1 
Fig. I Quenstedtoceras sp. ex gr. Q. lamberti (SOwErBY). E-H 9. 
Fig. 2: Rursiceras aff. bodeni (PrıEser). E-H 10. 
Fie.3: Binatisphinctes sp. E-H 11. 
Fig. 4: Hecticoceras (Lunuloceras) pseudopunctatum (LAHUusen). E-H 12. 
Fig. 5: Taramelliceras sp. E-H 5. 
Fig. 6: Perisphinctidae gen. et sp. indet. E-H 7. 
Fig. 7: Mirosphinctes aff. niedzwiedzku (SIEMIRADZKI). Lar-Formation. E-H 1. 
Fig. 8-9: Creniceras renggeri (OPPEı). 
8:E-H 2.x1,. 
92E-E3 22155: 
Tafel 2 
Fig. 1: Reineckeia (Reineckeia) sp. ex gr. R. (R.) anceps (REINECKE). E-H 14. 
Fig. 2: Collotia sp. ex gr. C. gaıllardı (Roman). E-H 16. 
Fig. 3: Collotia sp. 2. E-H 18. 
Fig. 4: Collotia sp. 1. E-H 17. 
Fig. 5: Collotia sp. ex gr. C. carıonı (BouRrQuin). E-H 15. 


50 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 35, 1995 


E1ISS: Ammoniten Tafel 1 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 35, 1995 


KAZEM SEYED-EMAMI, GERHARD SCHAIRER & ARNOLD ZEIsSSs: Ammoniten Tafel 2 


L Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. | 35 | 53-58 München, 15. 12. 1995 


Idoceras (Subnebrodites) in der Platynota-Zone (Unterkimmeridge) 
von Hartmannshof/Mfr. 


Von GERHARD SCHAIRER & VICTOR SCHLAMPP *) 
Mit 1 Abbildung, 1 Tabelle und 1 Tafel 


Kurzfassung 


Aus dem untersten Kımmeridge (untere Platynota-Zone) des Steinbruchs Sebald & Söhne, 
Hartmannshof/Mfr., Bayern, werden 3 Stücke von /doceras (Subnebrodites) beschrieben. Ein 
Exemplar stammtaus einem Handstück mit Sutneria platynota (REINECKE) und Orthosphinctes 
polygyratus (REINECKE). 


Abstract 


From the quarry Sebald & Söhne, Hartmannshof (E Nürnberg, Mittelfranken, Fränkische 
Alb, Northern Bavaria, Germany) three specimens of /doceras (Subnebrodites) ofthelowermost 
Kimmeridgian (lower Platynota zone) are described. One specimen comes from a hand 
specimen with Sutneria platynota (REINECKE) and Orthosphinctes polygyratus (REINECKE). 


Einleitung 


Im Steinbruch der Fa. Sebald & Söhne, Hartmannshof/Mfr. (ca. 40 km östlich Nürnberg, 
Fränkische Alb, Bayern) ist ein Profil erschlossen, das Schichten vom Braunen Jura Beta 
(Eisensandstein, oberes Aalen) bis zum Weißen Jura Delta (Frankendolomit, mittleres 
Kimmeridge) umfaßt, wenn man den Bereich des Weilers Hunas oberhalb Hartmannshof mit 
einbezieht (vgl. MEYER, 1972; KÄsTLe, 1990). 

Die hier beschriebenen Ammoniten stammen aus dem untersten Teil der Platynota-Zone 
(unterstes Unterkimmeridge), aus einer Bank, in der u.a. zahlreiche Reste von Cephalopoden 
enthalten sind (sog. „Ammonitenseife“). Die Bank ist insgesamt ca. 20 cm mächtig, mit welliger 
Ober- und Unterseite. In angewittertem Zustand spaltet sie an einer Mergelfuge in zwei Teile 
auf. Der obere Teil hat eine Dicke von 10-15 cm, der untere ist entsprechend dünner. Die hier 
beschriebenen Ammoniten stammen alle aus dem unteren Teil der Bank. In einem Handstück 
aus dieser Bank (15 x 11 X 6 cm) fanden sich neben /doceras (Subnebrodites) im unteren Teil 
Sutneria platynota und Orthosphinctes polygyratus im oberen Teil. 

Die Bank besteht aus hellem, bräunlich-grauem, etwas mergeligem, rauhbrechendem Kalk, 
der aufgrund der enthaltenen Fossilreste unregelmäßig aufspaltet. Im Schliff ist zu erkennen, 


*) Dr. G. SCHAIRER, Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie, Richard- 
Wagner-Straße 10, D-80333 München; V. ScHLampr, Falkensteinstraße 10, D-86316 Friedberg/Bayern. 


53 


Hartmannshof 


Abb. 1: Lageskizze des Steinbruchs Sebald & Söhne, Hartmannshof /Mfr. (ca. 40 km östlich Nürnberg, 
Bayern). 


daß in einer z. T. umkristallisierten, mikritischen Grundmasse viel feiner und gröberer 
Fossildetritus vorhanden ist. Zu erkennen sind Reste von Echinodermen, Belemniten, Gastro- 
poden, Bivalven und Foraminiferen. Dazu kommen grünliche, Glaukonit-ähnliche Körner, 
Limonitbutzen und schwärzliche, Dendriten-artige Gebilde. 

Das hier beschriebene Material wurde von VICTOR SCHLAMPP (einer der Autoren) und 
seiner Mutter FRANZISKA SCHLAMPP, Friedberg/Bayern, Ende der 80-er Jahre aufgesammilt und 
im November 1989 bzw. September 1994 der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie 
und historische Geologie, München, geschenkt. Es wird hier unter den Inventarnummern 
1989 I und 1994 I aufbewahrt. Die Zeichenarbeiten wurden von Herrn K. Dossow, die 
Fotoarbeiten von Herrn F. Höck, München, ausgeführt. 


Abkürzungen 
Dm Durchmesser in mm 
Nw% Nabelweite in % des Dm 
SR Anzahl der Sekundärrippen auf 10 UR 
UR Anzahl der Umbilikalrippen auf 1 Umgang 
UR/2 Anzahl der Umbilikalrippen auf '/, Umgang 
Wh%  Windungshöhe in % des Dm 


Beschreibung der Ammoniten 


Idoceras (Subnebrodites) sp. 
Tat, Bies1254 


Material: 3 Steinkernfragmente; 1989 159, 1994 I 44, 1994 1 48. 


Beschreibung: Das größte Exemplar (1994 I 48; max. Dm 44 mm, UR/2: 18; SR: 14) 
ist weitnabelig und besitzt neben zahlreichen Einzelrippen auch biplikate Rippen und Rippen 


54 


mit freier Sekundärrippe. Marginal schwingen die Rippen nach vorn und bilden auf der 
Externseite einen deutlichen, gegen die Mündung gerichteten Bogen. Auf der hinteren Hälfte 
der letzten Windung ziehen sie oft unterbrochen und alternieren. 

Das verdrückte Windungsfragment 1989159 (Dm ca. 30 mm) weistbiplikate und ungespaltene 
Rippen auf (UR/2: 18; SR: 15). Die Sekundärrippen sind auf der Externseite nach vorn gebogen 
und z. T. abgeschwächt. 

Der nur wenig verdrückte, weitnabelige Rest 1994 144 (Dm 25 mm) besitztungespaltene und 
biplikate Rippen (SR: 14), die auf der Externseite deutlich nach vorn gezogen sind. 

Bemerkungen: Die Stücke sind aufgrund der Skulptur und Nabelweite dem Kreis um 
Idoceras (Subnebrodites) planula (HEHL) / laxevolutum (FONTANNES) sensu ZIEGLER Zuzu- 
ordnen (vgl. SCHAIRER, 1989). 


Sutneria (Sutneria) platynota (REINECKE, 1818) 
Taf. 1, Fig. 6 


1970 Sutneria (Sutneria) platynota (REINECKE 1818) — SCHAIRER: 155 ff., Taf. 1-2, 13 Abb. (mit 
Synonymie und ausführlicher Beschreibung). 


1991 Sutneria (Sutneria) platynota (REINECKE) - SCHLAMPP: 70; Taf. 19, Fig. 2-3. 
1994 Sutneria (Sutneria) platynota (REINECKE 1818) - SCHLEGELMILCH: 112, Taf. 59, Fig. 4. 


Material: 1 kompletter, verdrückter Steinkern; 1994 I 45. 

Bemerkungen: Inder Dichte der Hauptberippung entspricht das Exemplar dem Original 
zu SCHAIRER (1970: Taf. 1, Fig. 2; 1967 X 605) von Ursheim. Unterschiede sind zu erkennen in 
der Ausbildung des vordersten Marginalknotens, der bei dem Hartmannshofer Stück wesent- 
lich kräftiger ist, dem kräftigeren Knoten zu Beginn der Knotenreihe und den zahlreicheren 
Sekundärrippen (Exemplar 1994 145 weist bei den ersten Knoten 5 SR, Exemplar 1967 X 605 
3-4 SR auf). 


Orthosphinctes (Orthosphinctes) polygyratus (REINECKE, 1818) 
Tat, Fig; 5 


Material: 1flachgedrückter, unvollständiger Steinkern; 1994 I 46. 


Tabelle 1: Merkmalswerte von O. (O.) polygyratus 
Dm Nw% Wh% UR SR 
98 44 33 53 24 

Bemerkungen: Das Exemplar stimmt weitgehend mit den Originalen zu SCHAIRER (1974: 
Taf. 6, Fig. 2; Tab. 4) und Arkops (1982: Taf. 16, Fig. 3; Tab. 1) überein. Das Exemplar zu 
SCHAIRER ist geringfügig gröber berippt, das zu ATROPS ein wenig weiter genabelt. Beide Stücke 
stammen aus der unteren Platynota-Zone. 


Simosphinctes (Simosphinctes) tieringensis (FISCHER, 1913) 
Taf.1, Fig. 3 


1976 Simosphinctes tieringensis (FISCHER) — SCHAIRER: 12; Taf. 1, Fig. 2-6; Abb. 1. 

1977 Simosphinctes tieringensis (FISCHER) — KEupr: 169; Abb. 3. 

1991 Simosphinctes (Simosphinctes) tieringensis FISCHER - SCHLAMPP: 63, Taf. 15, Fig. 4. 
1994 Simosphinctes tieringensis (FISCHER 1913) — SCHLEGELMILCH: 73, Taf. 27, Fig. 2. 


55 


Material: I verdrückter und unvollständig erhaltener Steinkern; 1989 I 60. 


Beschreibung: Das Exemplar besitzt Reste des Mundsaums mit einer externen 
Aufstülpungund lateralen Apophysen. Die vorletzte Windungträgtstumpfe, leicht prorsiradiate 
Rippen, eine Berippung, die auch noch zu Beginn des letzten Umgangs zu erkennen ist. Auf 
der Wohnkammer sind stumpfe, zunächst rursiradiate, dann + rectiradiate, ungespaltene 
Rippen vorhanden, die in der Nähe der Naht verblassen. Ausführliche Beschreibungen finden 
sich in BARTHEL (1957) und SCHAIRER (1976). 


Zusammenfassung 


Das Vorkommen von /doceras (Subnebrodites) zusammen mit Sutneria platynota in einem 
Handstück legt nahe, daß /doceras (Subnebrodites) zumindest bis in die Platynota-Zonerreicht. 
Zu beachten ist, daß das Exemplar von /doceras (Subnebrodites) (1994 I 44) 5 cm tiefer im 
Handstück liegt als Sutneria platynota. So könnte die Grenze Oxford (Planula-Zone)/ 
Kimmeridge (Platynota-Zone) zwischen diesen Ammoniten liegen. Die Morphologie der 
Exemplare von Sutneria platynota (1994 145) und Orthosphinctes polygyratus (1994 I 46) 
spricht aber dafür, daß diese Stücke nicht direkt aus dem Grenzbereich Oxford/Kimmeridge 
stammen. 

Wo die in Frage stehende Bank des Steinbruchs von Hartmannshof im Schema der Bank-für- 
Bank-Parallelisierung (vgl. SCHmiDT-KALER, 1962) zu suchen ist, muß offen bleiben. Es ist zu 
vermuten, daß es sich um eine Bank handelt, die bisher im Parallelisierungsschema noch nicht 
eindeutigeerfaßt wurde. Esistnoch zu bemerken, daß die Bank-für-Bank-Parallelisierung wohl 
auf kürzere Entfernungen möglich ist, aber bei größeren Arealen, wie etwa die gesamte 
Fränkische Alb, unzureichend ist. Es ist nicht anzunehmen, daß Bänke über derartige Distan- 
zen in Mächtigkeit und Fazies durchhalten bzw. gleichartig aussehende Bänke gleich alt sind. 
Die einzig sicheren Anhaltspunkte liefern nach wie vor stratigraphisch verwertbare Fossilien. 


Schriftenverzeichnis 


Arrops, F. (1982): La sous-famille des Ataxioceratinae (Ammonitina) dans le Kimmeridgien inferieur du 
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56 


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ScHMIDT-KALER, H. (1962): Stratigraphische und tektonische Untersuchungen im Malm des nordöstli- 
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über das Riesgebiet mit der schwäbischen Ostalb. - Erlanger geol. Abh., 44: 51 S., 4 Taf. (darunter 
2 geol. Spezialkarten), 1 Texttaf., 16 Abb.; Erlangen. 


Tafelerläuterungen 


Tafel 1 


Fig. 1, 2,4: Idoceras (Subnebrodites) sp. X 1. 


1: 1994 148. 

2: 1989159. 

4: 1994 144. 
Fig. 3: Sımosphinctes (Simosphinctes) tieringensis (FISCHER). 1989 160. X 1. 
Fig. 5: Orthosphinctes (Orthosphinctes) polygyratus (REINECKE). 1994 146. x 1. 
Fig. 6: Sutneria (Sutneria) platynota (REINECKE). 1994 145. X 1. 


57 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 35, 1995 


GERHARD SCHAIRER, VICTOR SCHLAMPP: /doceras Tafel 1 


[ Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. | 35 | 59-63 München, 15. 12. 1995 ] 


Zwei Ammoniten aus dem Mittleren Jura (Bajoc, Bathon) von 


Sengenthal/Opf. 


Von HarrwıG PÜSCHEL und GERHARD SCHAIRER *) 
Mit 2 Abbildungen und 2 Tabellen 


Kurzfassung 


Aus dem Steinbruch Winnberg der Heidelberger Zement AG, Sengenthal bei Neumarkt/ 
Oberpfalz, Bayern, werden je ein Exemplar von Dorsetensia, Unterbajoc und Cadomites 
(Cadomites), Oberbathon, beschrieben. Dorsetensia dürfte aus der unteren Humphriesianum- 
Zone, Cadomites (Cadomites) aus der Orbis-Zone stammen. 


Abstract 


Two new specimens of Dorsetensia and Cadomites (Cadomites) are described from the 
Winnberg quarry of the Heidelberger Zement AG, Sengenthal near Neumarkt/Oberpfalz, 
Bavaria, Germany. Dorsetensia dates probably from the Lower Bajocian, lower Hum- 
phriesianum zone and Cadomites (Cadomites) probably from the Upper Bathonian, Orbis 
zone. 


Einleitung 


Das hier untersuchte Material wurde von HarrwıG PÜscHEL (einer der Autoren) im Mai 
1994 der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie, München, 
geschenkt. Die Stücke wurden von H. PüscHEL im Juli 1983 (Cadomites) bzw. Juli 1989 
(Dorsetensia) im Steinbruch Winnberg der Heidelberger Zement AG, Sengenthal b. Neu- 
markt/Opf., Bayern, aufgesammelt. Sie werden in der Bayerischen Staatssammlung für Palä- 
ontologie und historische Geologie, München, unter der Inventarnummer 1994 I aufbewahrt. 
Die Zeichenarbeiten wurden von Herrn K. Dossow, dıe Fotoarbeiten von Herrn F. Höck, 
München, ausgeführt. 


*) H. PüscHeı, Maximilianstraße 12, D-92353 Postbauer-Heng; Dr. G. SCHAIRER, Bayerische Staats- 
sammlung für Paläontologie und historische Geologie, Richard-Wagner-Straße 10, D-80333 Mün- 
chen. 


59 


Abkürzungen 


Dm Durchmesser in mm 

Nw%  Nabelweite in % des Dm 

SR Anzahl der Sekundärrippen auf 10 UR 

UR Anzahl der Umbilikalrippen auf 1 Umgang 
Wb%  Windungsbreite in % des Dm 

Wh%  Windungshöhe in % des Dm 


Beschreibung der Ammoniten 


Dorsetensia Sp. 


Abb. I 


Material: 1 fast komplettes, z.T. korrodiertes Exemplar; 1994 I 11. 


Tabelle 1: Merkmalswerte von Dorsetensta sp 


Dm Nw% Wb% Wh% 
60 37 30 35 
45 34 40 


Beschreibung: DasStück (Enddurchmesser ca. 60 mm) besitzt Reste des Mundsaumes. 
Dieser ıstan der Naht etwas vorgezogen und verläuft dann in einem weiten, konkaven Bogen 
nach vorn. Eine Apophyse ist durch eine Einsenkung nabelwärts der Flankenmitte angedeutet. 
Der externe Teil der Mündung fehlt. 

Die Externseite weist einen kräftigen, stumpfen Kiel auf, der von flachen Furchen begleitet 
wird. Im vorderen Teil der Endwohnkammer lösen sich die Furchen in Gruben auf, da einige 
Sekundärrippen bis an den Kiel ziehen. 


Abb. 1: Dorsetensia sp.; Unterbajoc, Humphriesianum-Zone; Steinbruch Winnberg bei Sengenthal. 
1994 111. x 1. 


60 


Der Windungsquerschnitt ist hochoval, wobei die Windungsbreite gegen die Mündung 
zunimmt. Die größte Windungsbreite liegt um Flankenmitte. Die Nabelwand steht steil und 
istauf der Endwindung gegen die Flanke durch eine stumpfe Kante abgesetzt. Auf den inneren 
Windungen scheint der Nabelrand fließend in die Flanke überzugehen. 

Die Berippung ist kräftig und + stumpf. Auf den inneren Windungen sind Rippeneinheiten 
zu erkennen, die aus einer kurzen, am Nabelrand knotenartig verstärkten Umbilikalrippe und 
3 bzw. 2 Spaltrippen und einer Schaltrippe bestehen. Die Sekundärrippen verlaufen radiat bzw. 
rursiradiat. 

Auf dem vorderen Teil der Endwindung lösen sich die Rippeneinheiten auf, es sind nur noch 
wenige eindeutig biplikate Einheiten mit Spaltpunkt am Nabelrand zu erkennen. Zumeist sind 
Einzelrippen vorhanden, die am Nabelrand oder knapp extern davon beginnen. Die Rippen 
sind deutlich geschwungen, verlaufen leicht rursiradiat und sind ım marginalen Bereich kräftig 
nach vorn gezogen. 


Bemerkungen: Dorsetensia hannoverana (HILTERMANN) ist insbesondere auf den 
inneren Windungen dichter und weniger grob berippt (vgl. HıLTErmann, 1939, Hur, 1968; 
MorTon, 1972; DIETL et al., 1984; SCHAIRER, 1987; FERNANDEZ-LOPEZ et al., 1994). Die 
mikrokonchen Dorsetensien werden u.a. von FERNANDEZ-LOPEZ (1985) zu Nannına BUCKMAN 
(1927) gestellt. 

Dorsetensia deltafalcata (QUENSTEDT) ist insgesamt dichter berippt und schlanker, weist 
aber z.T. auf der Endwindung ebenfalls eine stumpfe Nabelkante auf (vgl. Hur, 1968; 
FERNANDEZ-LOPEZ et al., 1994). 


Fundschicht: Das Stück wurde von H. PüscHer im Juli 1989 aus einer Bank geborgen, 
die ca. 40 cm über der untersten Abbausohle, der sog. „Sowerbyi-Geröll-Lage“, anstand. Der 
Fundpunkt liegt auf Abb. 2 in CaLLomon et al. (1987) am unteren Bildrand rechts neben dem 
Busch. Trotz der Lage des Fundpunktes spricht jedoch die Gesteinsausbildung für eine 
Herkunft des Exemplares aus Schicht 5 in CaLLomon et al. (1987, Abb. 4). Stratigraphisch 
gehört diese Bank z.T. in die Humphriesianum-Zone (vgl. CALLoMoN et al., 1987: 15). Ursache 
für das tiefe Niveau der Fundschicht könnte in den unterschiedlichen Mächtigkeiten einzelner 
Schichten zu suchen sein (vgl. SCHAIRER, 1989) oder in synsedimentärer Tektonik (vgl. KÄsTLE, 
1990: Abb. 20). 


Cadomites (Cadomites) sp. 
Abb. 2 


Material: Ein wenig verdrücktes, stellenweise korrodiertes, vollständig gekammertes 
Exemplar; 1994 I 12. 


Tabelle 2: Merkmalswerte von Cadomites (Cadomites) sp. 


Dm Nw% Wb% Wh% UR SR 
95 28 60 42 27 32 
75 30 64 43 23 32 


Beschreibung: DasStück, dessen innerste Windungen nicht erhalten sind, besitzt einen 
max. Durchmesser von 95 mm. Der ziemlich enge Nabel weist eine senkrechte bis leicht 
überhängende Nabelwand auf, die über einen gerundeten Nabelrand in die konvexen, gegen 
die Externseite konvergierenden Flanken übergeht. 

Der Windungsquerschnitt ist breiter als hoch: zu Beginn der letzten Windung ist er 
nierenförmig mit hochgewölbter, breiter Externseite, im vorderen Teil trapezförmig mit 
hochgewölbter, relativ schmaler Externseite. Die größte Windungsbreite liegt im Bereich der 
Rippenspaltpunkte. 


61 


Abb. 2: Cadomites (Cadomites) sp-; ( )berbathon, Orbis-Zone; Steinbruch Winnberg bei Sengenthal. 
1994 112. x 1. 


Die Rippen der inneren erhaltenen Windungen sind weitstehend, kräftig und scharf. Die 
meisten verlaufen gerade und rectiradiat, einige sind etwas geschwungen. An der Naht sitzen 
lange und spitze Dornen auf. 

Auf der Außenwindung verlaufen die Umbilikalrıppen - an der Naht beginnend - auf der 
Nabelwand rursiradıiat, biegen dann am Nabelrand in einem weiten Bogen nach vorn und 
ziehen gerade bis leicht konkav über die Flanke. Die Spaltrippen biegen ab dem Rippenspalt- 
punkt ın /, Flankenhöhe z.T nach rückwärts und verlaufen dann gerade über die Externseite. 
Auf den Rippenspaltpunkten sitzen kleine Knoten auf. Die Rippeneinheiten sınd polygyrat, 
einzelne biplikat mit Schaltrippen. 

Bemerkungen: Cadomites (Cadomites) oppitzi SCHAIRER (1990: Taf. 4, Fig. 2) ist insgesamt 
gröber berippt, etwas weiter genabelt und der Windungsquerschnitt am Ende der letzten 
Windung breitoval. Cadomites (Cadomites) crassispinosus Kopık (1974: Taf. 1, Fig. 2; Taf. 2, 
Fig. 1) ıst weiter genabelt, gröber berippt und besitzt mehr Sekundärrippen und einen 
schlankeren Windungsquerschnitt. 

Cadomites (Cadomites) altıspinosus Diet. & HeroLD (1986: Taf. 1) ıst deutlich weiter 
genabelt, auf der Endwindung gröber berippt und kleinerwüchsig. 

Cadomites (Cadomites) westfalicus MÖNNING & BEGinski (1993: Taf. 9, Fig. 1) istkleinwüchsig, 
weiter genabelt, im Windungsquerschnitt schlanker und besitzt weniger Sekundärrippen. 

Fundschicht: Das Stück wurde im Juli 1983 von H. PüscHEı nach einer Sprengung im 
hinteren, südlichen Teil des Steinbruchs gefunden. Anhand des Gesteins und der Erhaltung 
kann geschlossen werden, daß das Exemplar aus dem Bereich von Schicht 16 stammt, die zum 
Orbis-Oolith, Oberbathon gehört (vgl. CaLLomon et al., 1987: Abb.4 ). 


62 


Schriftenverzeichnis 


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Stratigraphie des Mittel- und unteren Oberjuras in Sengenthal bei Neumarkt/Opf. (Fränkische 
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besonderer Berücksichtigung der pingnis-Subzone, basale humphriesianum-Zone (Mittel-Jura, 
SW-Deutschland). - Jber. Mitt. oberrhein. geol. Ver., N. F., 66: 307-320, 4 Abb.; Stuttgart. 

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Abb. (Teil I + II); 23 S., 67 Taf. (Atlas); Madrid. 

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Mönnıc, E. & Besinskı, P. (1993): Ein Cadomites (Ammonoidea) aus dem Unter-Callovium (Mittel- 
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Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 29: 109-131, 3 Taf., 4 Abb., 15 Tab.; München. 


SCHAIRER, G. (1990): Einige Ammoniten aus dem „Orbis-Oolith“ (Oberbathon, Mittlerer Jura) von 
Sengenthal. - Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 30: 15-26, 4 Taf., 2 Abb., 5 Tab.; München. 


63 


iR Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. 35 65-86 München, 15. 12. 1995 


Carangidae, Priacanthidae, Scorpaenidae und Sparidae (Pisces) 
aus den sarmatischen Schichten von Pınarhisar (Thrakien, Türkei) 


Von NERIMAN RÜCKERT-ULKUMEN* 
Mit 6 Abbildungen, 7 Tafeln und I Tabelle 


Kurzfassung 


Bei früheren Grabungen der Verfasserin in Pınarhisar wurden ın Ablagerungen des 
Sarmatium-Pannonium zahlreiche Fische der Carangidae, Priacanthidae, Scorpaenidae und 
ein Sparidae gefunden. Von den insgesamt 10 Taxa sind 4 neu: Caranx hagni n. sp., C. exilıs 
n.sp., ©. gigas n. sp. und Scorpaena acanthophora n. sp. 

Die Fische der Brackwasser-Ablagerungen von Pınarhisar zeigen nach mehreren Jahren 
Studium, daß sie mit den von KRAMBERGER (1882-1884) aus dem Sarmatıum von Podsused 
(Kroatien) und dem Badenium von Celje (Slowenien) sowie den von BOGACEV (1933) aus dem 
Jungtertiär des Kaukasus beschriebenen verglichen werden können. 


Abstract 


Previous excavations of the author in Sarmatian-Pannonian sediments at Pınarhisar (Thra- 
kia, Turkey) had produced numerous fishes of Carangidae, Priacanthidae, Scorpaenidae and of 
one Sparidae. Four out of ten taxa are new: Caranx hagni n. sp., C. exilis n. sp., C. gigas n. sp. 
and Scorpaena acanthophora n. sp.. 

After several years of study of the fish fauna of the brackish water deposits of Pınarhisar it 
became obvious that it can be compared with the fishes from the Sarmatian of Podsused 
(Croatia) and Badenium of Celje (Slovenia) described by KRAMBERGER (1882-1884), and with 
the fishes from the Late Tertiary of the Caucasus Mountains described by BOGAcEv (1933). 


Einleitung 


Das im folgenden beschriebene Material aus Pınarhisar (Thrakien, Türkei) stammt aus 
Schichten von sarmatischem bis pannonischem Alter (vgl. RUCKERT-ÜLKUMEN 1965, 1990, 
1994). Es handelt sich zum größten Teil um Carangidae, von denen ich bisher nur zwei Arten: 
Caranx longipinnatus und C. haueri feststellen konnte. Nach neuen Grabungen kommen 
nunmehr noch sieben weitere Arten dazu, davon drei neue: Caranx hagnın. sp., Caranx gigas 


*) Dr. NERIMAN RÜCKERT-ÜLKUMEN, Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und historische 
Geologie, Richard-Wagner-Straße 10, D-80333 München. 


65 


n. sp. und Caranx exıilis n. sp., ferner Caranx abbreviatus, Caranx ct. rigidicandus, C. 
longipinnatus und Caranx sp. Außerdem wurden gefunden: von den Priacantidae Priacantus 
croaticus, von den Scorpaenidag; Scorpaena acanthophora n. sp. und von den Sparidae Sparus 
intermedins. 

Von diesen Arten hat KRAMBERGER (1882, 1884, 1902) Caranx longipinnatus und Priacantus 
croaticus aus dem Sarmatıum von Podsused (Kroatien), Sparus intermedins aus dem Badenium 
von Celje in Slowenien beschrieben, BOGACEV (1933) Caranx abbreviatus aus dem Jungtertiär 
des Kaukasus, was für ein ungefähr gleiches Alter aller betreffenden Schichten spricht. 


Dank 


An dieser Stelle möchte ich mich bei dem Direktor von Universitätsinstitut und Staatssamm- 
lung für Paläontologie und historische Geologie München, Herrn Prof. Dr. D. HErM für seine 
Unterstützung bedanken, außerdem bei Herrn Dr. D. MULLER für die kritische Durchsicht des 
Manuskripts, bei Herrn K. Dossow für die Anfertigung der Zeichnungen und Mithilfe bei der 
Gestaltung der Tafeln und bei Herrn F. Höck für die Fotoaufnahmen. 


Die Abkürzungen auf den Textabbildungen bzw. im Text bedeuten: 


Br Branchialia, Clt Cleithrum, Corb Circumorbitalia (Suborbitalia), Cor Coracoid, Croc Crista 
occipitalis, Dt Dentalia, Fr Frontale, h Hämapophysen, Hym Hyomandibulare, hyp Hypurale, 
ih Interhämalia, in Interneuralia, Iop Interoperculum, Mt Metapterygium, Mx Maxillare, n Neurapo- 
physen, Op Operculum, Or Orbita, Pclt Postcleithrum, Pmx Praemaxillare, Prd Prädorsalknochen, 
Pt Palatinum, Qu Quadratum, Sop Suboperculum, So Suborbitalia. 

A Analflosse, C Caudalflosse, DI-D2 erste und zweite Dorsalflosse, P Pectoralflosse, V Ventralflosse. 


Familie Carangidae RAFINESQUE 1815 
Gattung Caranx LACEPEDE 1802 


Typ.-Art: Scomber carangus BLOCH 1793 


Caranx hagni n. sp. 
Taf. 1, Fig.1 


Holotypus: 1 Exemplar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 841 

Stratum typicum: Sarmatium. 

Locus Typicus: Pınarhisar. 

Derivatio nominis: Zu Ehren von Herrn Prof. Dr. HERBERT HaGn, München. 

Diagnose: Eine schlanke Caranx-Art mit sehr schlanken Wirbeln, kleinen Cycloid-Schup- 
pen, einer ersten Dorsalflosse mit 7 Stacheln und davor 3 Prädorsalknochen. 

Beschreibung: Ein relativ schlanker Fisch. Die Gesamtlänge vom Mundrand bis zum 
Schwanzende beträgt 240 mm, die Körperhöhe von der Basis der ersten Dorsalis bis zur 
Bauchkante 65 mm, von der zweiten Dorsalis 60 mm, die Länge des Kopfes 68 mm. Die 
Kopfhöhe istnichtexakt zu bestimmen, da bei dem verdrückten Exemplar die Branchiostegalıa 
etwas vom Unterkiefer abgetrennt sind. Sie dürfte um 55 mm betragen. Die Kopflänge ist in 
der Körperlänge 3,5 mal erhalten. 

Der Kopf ist an der hinteren Hälfte unvollständig erhalten und etwas verdrückt; die 
Kiemenstrahlen haben sich etwas vom Kopf getrennt. Der Durchmesser der Orbita beträgt 
10 mm. Ringsherum sind Circumorbitalia vorhanden. Der Fisch hat eine größere Maulöffnung 


66 


mit kräftigem Maxillare, Prämaxillare und Dentale. Die beiden letzteren sind mit kleinen 
spitzkonischen Zähnen besetzt. In der Branchialregion sind 7 Branchialia vorhanden, wobei 
der erste Bogen der kräftigste und größte ist. Die übrigen werden zur Außenseite kleiner und 
dünner. 

Vor der ersten Dorsalis liegen 3 kräftige Prädorsalknochen, die bis zu den Neuralapophysen 
reichen. Die Dorsalis I hat 7 Stacheln; der längste ist 30 mm lang und die übrigen werden 
langsam kleiner; der letzte Stachel mißt nur noch 4 mm. Die zweite Dorsalis hat einen kleinen 
Stachel und noch 20 Strahlen; die letzten sind bei der Grabung zerstört worden. Die Dorsal- 
flossen sitzen auf noch 27 kräftigen Interneuralia, wozu sicher noch ein paar nicht erhaltene 
dazukommen. Die Pectoralis sitzt direkt am Kopf; ihre Strahlen sind leider nicht zählbar. Die 
Ventralis ist brustständig mit langem Metapterygium, besitzt einen Stachel und 5 Strahlen. Die 
Analis liegtam Anfang der zweiten Dorsalflosse an der Ventralseite des Fisches. Sie zeigt vorne 
zwei Dornen, von denen der erste der kleinere und zartere, der zweite der größere ist, ferner 
einen dünnen Stachel und noch 15 Strahlen mit gleich vielen Interhämalia. Auch die Analıs ist 
— wie die zweite Dorsalis - am Schwanzteil beschädigt, so daß die Anzahl der Strahlen nicht 
vollständig ist. Die Caudalflosse mit 7.9-8.? Strahlen ist tief gegabelt. 


Abb.1: Caranx hagni n. sp., ( Abkürzungen vgl. S. 66). 


Die Cycloidschuppen sind klein, zart, etwas gerundet und mit zahlreichen Ringen verziert. 
Die Abdrücke der Laterallinie zeigen vom Kopf aus einen bogenartigen Verlauf; ım hinteren 
Teil sind sie nicht mehr sichtbar. 

Die Anzahl der langen schmalen Wirbel beträgt am Abdominalteil 9 bis 10, am Caudalteil 13. 

Bemerkungen: Unser Exemplar zeigt typische Merkmale der Gattung Caranx innerhalb der 
Carangidae. Vor der Analis liegen nur zwei freie Dornen, die Analis ist ebenso lang wie die 
zweite Dorsalis und der Körper ist mit kleinen Schuppen bedeckt. 

Beziehungen: Der beschriebene Fisch ähnelt in seinen Umrissen Carangopsis brevis und 
C. dorsalıs von BıLoT (1965: 57-77; 77-91, Taf. 4-7; Taf. 4-7; Taf.8-12), zeigt aber Merkmale 
der Gattung Caranx. 


67 


Der Exemplar zeigtinnerhalb der bekannten Arten der Gattung Caranx größte Ähnlichkeit 
zu Caranx haueri KRAMBERGER 1882 (S.126, Taf. 27, Fig. 1) ausdem Obermiozän von Podsused 
(Kroatien), besonders bezüglich der Körperform, unterscheidet sich aber durch die erste 
Dorsalis mit 7 Stacheln, 3 Prädorsalknochen vor der DI und weniger Wirbel am Caudalteil. 
Wegen dieser Unterschiede muß bei dem in Pınarhisar (N Thrakien) gefundenen Exemplar 
eine neue Art vorliegen: Caranx hagni n. sp. 


Caranx exılis n. sp. 


Taf. II, Fig. 1-3 


Holotypus: 1 Exemplar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 842. 

Paratypen: 3 Exemplare, Inv.-Nr. BSP 1980 X 843-845 und 847. 

Stratum typicum: Sarmatıum. 

Locus typicus: Pınarhisar. 

Derivatıio nominis: Exilis, (lat.) schmächtig. 

Diagnose: Eine schlank-ovale Caranx-Art mit einer sehr langen Pectoralflosse, die bis zur 
Analis reicht; kleine Cycloidschuppen. Erste Dorsalflosse mit 6 Stacheln und davor 
4 Prädorsalknochen. Palatinum oval mit sehr feinen, am Rand großen, konisch zugespitzten 
Zähnchen besetzt. 

Beschreibung: Ein ovaler, schlanker Fisch mit einer kräftigen, gegabelten Schwanzflosse. 
Die Gesamtlänge beträgt 155 mm, die Körperhöhe, von der Basis der ersten Dorsalis bis zur 
Bauchkante gemessen, 45 mm, von der Basis der zweiten Dorsalisab 38 mm. Der einigermaßen 
gut erhaltene Kopf ist 40 mm lang und ca 40 mm hoch. 

Die Orbita ist klein. Der Fisch hat eine mittelgroße Maulöffnung mit kräftigem Prämaxillare 
und Dentale. Letzteres reicht bis hinter die Orbita. Prämaxillare und Dentale besitzen kleine, 
dünne, hakenförmige Zähne. Hinter der Orbita liegt oben ein ovales Palatinum, das mit feinen, 
am Rand mit großen, konisch zugespitzten Zähnen besetzt ist. Operculum und Präoperculum 
sind fast gleich groß. Unter dem Kopf ist nur ein Branchiostegale erkennbar. 

Vor der ersten Dorsalis liegen die Abdrücke von 4 Prädorsalknochen, die bis zu den 
Neuralapophysenreichen. Die erste Dorsalis hat 6 Stacheln, die zweite vorne einen Stachelund 
25 Strahlen. Beide Dorsalflossen sitzen auf 33 schwachen Interneuralia. Die Pectoralis sitzt 
direktam Kopf, mit 16 feinen Strahlen, die bis zur Analis reichen. Die Ventralis ist brustständig 
mit langem schwachem Metapterygium, besitzt einen Stachel und 6 kurze Strahlen. Die Analıs 
liegt etwas hinter dem Beginn der zweiten Dorsalis an der Ventralseite des Fisches. Sie besitzt 


Abb. 2: Caranx exilis n. sp., (Abkürzungen vgl. S. 66). 


68 


SEE EEE 


vorne zwei große und starke Dornen, einen dünnen langen Stachel und 23 Strahlen mit 23 
Interhämalıa. Die zweite Dorsalis und die Analıs reichen bis zurSchwanzflosse. Die Caudalflosse 
mit 9.1.10-10.1.8 Strahlen ist tief gegabelt. Der ganze Körper ist mit kleinen Cycloidschuppen 
bedeckt, die mit zahlreichen Ringen verziert sind. An der oberen Hälfte des Körpers ist das 
Schuppenkleid mangelhaft, nur an der unteren Hälfte gut erhalten. Wahrscheinlich deswegen 
ist die Laterallinie nicht sichtbar. 

Die Wirbel sind länger alshoch. Ihre Zahl beträgt am Abdominalteil, wo sie schlecht erhalten 
sind, kaum mehr als 10, am Caudalteil 12. Am Urostyl sitzen zwei etwa gleich große Hypuralia. 

Beziehungen: Diese Art zeigt große Ähnlichkeit zu Caranx hagni n. sp., bezüglich der 
Umrisse, vor allem aber der Wirbel-Zahl. Vor der Dorsalis liegen jedoch 4 kräftige 
Prädorsalknochen; das Palatinum ist oval und es ist mit ganz feinen hakenförmigen, am Rand 
großen, spitzkonischen Zähnen besetzt. Auch die Zähne der Kiefer sind hakenförmig und 
dünn. Ferner ist die Orbita klein. Vergleichbar ist auch der von WEILER (1928: 25, Taf. III, 
Fig. 1) beschriebene „Caranx cf. Archaeus (Caranx?) glarisianus (AGassız)“. Beide Fische 
haben eine lange Pectoralis, die bis zum Beginn der Analflosse reicht, und fast dieselbe Anzahl 
von Strahlen. Unsere Art unterscheidet sich aber durch getrennte DI und D2, zwei größere 
und längere Dornen am Beginn der Analis, eine kräftige Schwanzflosse und größere Schuppen. 
Wegen dieser Unterschiede liegt mit großer Wahrscheinlichkeit eine neue Art vor: Caranx 
exilis n. sp. 


Caranx abbreviatus BOGACEV 1933 
Taf. III, Fig. 1-3 


Material: Drei Exemplare, Inv.-Nr. BSP 1980 X 837-839. 

Fundschicht: Sarmatium. 

Fundort: Pınarhisar. 

Beschreibung: Alle drei Exemplare sind relativ gut erhalten, nur bei einem fehlt die 
Schwanzflosse. Im folgenden wird vor allem das beste Exemplar berücksichtigt. 

Der Fisch ist mit 105 mm Körperlänge ziemlich klein. Seine Körperhöhe beträgt an der 
D1 30 mm, an der D2 25 mm. 

Der massive und stumpfe Kopf ist gut erhalten. Er weist eine Länge von 31 mm und eine 
Höhe von 25 mm auf. Die Orbita ist 8 mm groß und liegt direkt unter dem Frontale. 
Operculum und Praeoperculum sind schmal, mit glatten Rändern. Praemaxillare und Dentale 
sind mit winzigen, spitzigen Zähnen besetzt. Vor der ersten Dorsalis liegen drei kurze 
Praedorsalknochen. Die Dorsalis hat 7 Stacheln, die zweite Dorsalis vorne einen Stachel und 
26 Strahlen. Beide Dorsalflossen sitzen auf insgesamt 33 Interneuralia. Die Pectoralis liegt am 
Kopf, mit 16 langen Strahlen. Die Ventralis ist brustständig mit langem Metapterygium. Sie 
besitzt einen Stachel und 6 Strahlen. Die Analis liegt am Anfang der zweiten Dorsalflosse an 
der Bauchkante des Fisches. Sie hat vorne zwei kurze Dornen und - etwas abgesetzt - einen 
dünnen Stachel und 23 Strahlen. Die Anzahl der Strahlen der tief gegabelten Schwanzflosse läßt 
sich nicht exakt angeben. 

Am Abdominalteil befinden sich 10, am Caudalteil 12 Wirbel. 

Der rombisch-ellipsenförmige Körper ist mit sehr feinen kleinen Cycloid-Schuppen be- 
deckt. Die gut sichtbare Laterallinie entspricht der des Genus Caranx. 

Der oben beschriebene Fisch stimmt bezüglich der Körperform, des massiven und stumpfen 
Kopfes, der kürzeren Analis und der Ausbildung der Flossen mit dem aus dem Jungtertiär des 
Kaukasus von BOGAcEV (1933:53, Taf. 10, Fig. 3-4) erstbeschriebenen Caranx abbreviatus 
überein. 


69 


Caranx cf. rigidicandus HEckEL 1854 
Taf. IV, Fig. 3 


Material: Ein Exemplar, Platte und Gegenplatte, Inv.-Nr. BSP 1980 X 840 a, b. 

Fundschicht: Sarmatıum. 

Fundort: Pınarhisar. 

Beschreibung: Ein ovaler, kleiner Fisch mit mangelhaft erhaltenem Rumpf, ohne Kopf und 
Schwanz. Der Rumpf ist ca 50 mm lang und 23 mm hoch. Eine kleine Biegung des Körpers am 
Dorsalrand könnte auf Verdrückung zurückzuführen sein. Vor den Dorsalflossen liegen drei 
Praedorsalknochen. Die erste Dorsalis ist nicht ganz vollständig erhalten, besitzt wahrschein- 
lich 8 Stacheln. Die zweite Dorsalis hat vorne einen dünnen Stachel und 25 Strahlen. Die 
Pectoralis ist brustständig; von ihren Strahlen sind nur einige übrig geblieben. Die Analıs liegt 
am Anfang der Dorsalflosse an der Ventralseite des Fisches. Sie hat vorne zwei freie kurze 
Dornen, einen Stachel und 23 Strahlen, zu denen wahrscheinlich noch einige fehlende kom- 
men. 

Die Schwanzwirbel sind schlank und dünn. Ihre Anzahl kann leider nicht ermittelt werden. 
An der Schwanzseite der Gegenplatte lassen sich rautenförmige Schuppenschilder wie bei 
Caranx rigidicandus erkennen. 

Der Körper ist mit Cycloidschuppen bedeckt. 

Der Fisch zeigt eine gewisse Ähnlichkeit zu dem von HEcke£L (1854:330; 1861:66) und 
KNER & STEINDACHNER (1863:32, Taf. VII, Fig. 2) aus schieferigen grauen Kalkmergeln des 
Oligozäns von Chavon (Vicentin) beschriebenen und abgebildeten Caranx rigidicaudus. In 
Anbetracht der schlechten Erhaltung und des großen Altersunterschiedes kann aber eine 
Zuordnung nur mit Vorbehalt erfolgen. 


Caranx sp. 
Taf. IV, Fig. 4, Abb. 3 


Material: Ein Exemplar (unvollständig), Inv.-Nr. BSP 1980 X 836. 

Fundschicht: Sarmatium. 

Fundort: Pınarhisar. 

Beschreibung: Der Körper des sehr unvollständig erhaltenen Exemplars, von dem lediglich 
ein Teil des Rumpfs mit Teilen der Flossen vorliegt, ist ziemlich hoch. Seine Länge (ohne Kopf 


Abb.3: Schultergürtel von Caranx sp. (Abkürzungen vgl. S. 66). 


70 


ET 


und Schwanz) betrug wahrscheinlich 160 mm, seine Höhe (am Anfang der Analflosse) mißt 
110mm. An der Analıs lassen sich vorne zwei kleine Dornen erkennen; die Pectoralis und die 
Ventralis sind brustständig. Die Pectoralis besitzt ein langes Metapterygium, verbunden mit 
einem kräftigen Coracoid mit Cleithrum (Abb.3). 

Die Wirbel sind kurz, etwas länger als hoch, mit kräftigen Neurapophysen. Der Körper ist 
mit kleinen Cycloid-Schuppen bedeckt. Die erhaltenen Merkmale sprechen mit großer Wahr- 
scheinlichkeit für eine Zugehörigkeit zur Gattung Caranx. 


Caranx gigas n. sp. 
TarsVs Eis-ala,dıb 


Holotypus: 1 Exemplar, Platte und Gegenplatte, Inv.-Nr. BSP 1980 X 832 a ‚b. 

Paratypen: Drei Exemplare, Inv.-Nr. BSP 1980 X 833-835. 

Stratum typicum: Sarmatium. 

Locus typicus: Pınarhisar. 

Derivatio nominis: Gigas, (griech.) = Riese. 

Diagnose: Eine großwüchsige Caranx-Artmitkräftigen Ventralflossen und auf dem Schwanz- 
stiel mit 29 rautenförmigen gepanzerten Schuppenschildern. Die Ventralflosse hat ein kurzes 
starkes Metapterygium. 

Beschreibung: Ein robuster Fisch mit 300 mm Körperlänge. Seine Körperhöhe beträgtan der 
ersten Dorsalflosse 80 mm. Der schlecht erhaltene, stark verdrückte Kopf ist 90 mm lang und 
ca 80 mm hoch. Die Orbita ist groß. Das Maul zeigt leider schlechte Erhaltung. Seine kräftigen 
Kiefer sind mit kleinen Zähnen besetzt. Die Ränder des Praeoperculum sind gezackt. Die 
Kiemenstrahlen haben sich vom Kopf getrennt; sie weisen 4 starke und drei dünne Branchialıa 
auf. Ober- und Unterkiefer sind mit spitzigen Zähnen besetzt. Die Stacheln der ersten 
Dorsalflosse sind nicht erhalten; ihre Anzahl betrug mit großer Wahrscheinlichkeit 7 bis 8. 
Davor liegen 3 kräftige Praedorsalknochen. Die zweite Dorsalflosse hat vorne einen Stachel 
und 22 Strahlen. Die beiden Dorsalflossen sitzen auf 32 kräftigen Interneuralia. Die Pecto- 
ralflosse sitzt unmittelbar hinter dem Kopf. Ihre Strahlen sind leider nicht zählbar, da siedurch 
die Verdrückung übereinander geraten sind. Die brustständige Ventralflosse besitzt einen 
Stachel und 5 Strahlen. Sie hängt an einem breiten Metapterygium. Vor der Analflosse liegen 
zwei lange, kräftige Stacheln. Die eigentliche Analis besitzt einen dünnen langen Stachel und 


Abb.4: Caranx gigas n. sp., (Abkürzungen vgl. S. 66). 


71 


22 Strahlen. Die zweite Dorsalflosse und Analflosse, die beide bis zur Schwanzflosse reichen, 
sind etwa gleich lang. Die 8 kräftigen Rippenpaare reichen fast bis zur Bauchkante. Die kräftige 
große Caudalflosse mit 7.1.9-8.1.6 Strahlen ist tief gegabelt. Die Cycloidschuppen sind klein. 
Die Laterallinie zeigt vom Kopf bis zum 6. Schwanzwirbel einen bogenartigen Verlauf. Sie ist 
- von der Schwanzflosse aus gezählt - mit 29 bis 30 rautenförmigen Schuppenschildern 
gepanzert. Diese beginnen am Schwanz mit kleinen spitzigen Schildern, werden allmählich 
größer und ab dem 6. Wirbel- vom Schwanz aus gezählt - wieder kleiner. Die Anzahl der 
schlanken Wirbel beträgt sowohl am Abdominal- wie am Caudalteil je 12, mit kräftigen 
Neurapophysen und Hämapophysen. 

Beziehungen: Das vorliegende Exemplar erinnert durch das gezackte Praeoperculum an die 
von Acassız (1844: 53) und WooDwarD (1901: 448) beschriebene Gattung Ductor, aber die 
gleiche Größe der zweiten Dorsalflosse und Analflosse sowie die am Caudalteil breite, mit 
großen Schuppen besetzte Laterallinie sprechen für die Gattung Caranx. 

Das vorliegende Exemplar, das größte bisher im Jungtertiär Thrakiens gefundene, zeigt 
durch Körpergestalt und Größe Beziehungen zu Caranx haneri KRAMBERGER (KRAMBERGER 
1882: 126, Taf. 27, Fig. 1) aus dem Obermiozän von Podsused (Kroatien), unterscheidet sich 
aber durch die kräftigere Ventralis, das gezackte Praeoperculum und die großen gepanzerten 
Schuppenschilder. Wegen der oben genannten Unterschiede liegt eine neue Art vor: Caranx 


gigas n. sp. 


Caranx longipinnatus KRAMBERGER 1882 
Taf. I, Fig. 2-3 


Material: Vier Exemplare, Inv.-Nr. BSP 1980 X 820-823. 

Fundschicht: Sarmatıum. 

Fundort: Pınarhisar. 

Beschreibung: Alle vier Exemplare dieser kleinen Fische sind mehr oder weniger unvollstän- 
dig erhalten; auch bei dem besten und größten Stück (BSP 1980 X 820) fehlt die Ventralseite. 
Dieses Exemplar weist eine Körperlänge von ca 120 mm und eine Körperhöhe von ca 30 mm 
auf; wegen der mangelhaften Erhaltung kann man die Maße nicht genauer ermitteln. 

Der Kopf ist 30 mm lang und 20 mm hoch. Die runde Orbita, mit einem Durchmesser von 
5 mm, liegt direkt unter dem Frontale. Operculum und Praeoperculum besitzen glatte Ränder. 
Das schwache Praemaxillare und Dentale ist mit winzigen Zähnen besetzt. 

Die Dorsalseite des Fisches ist ein wenig gebogen. Vor der ersten Dorsalis liegen drei lange 
Praedorsalknochen, die bis zu den Neuralapophysen reichen. Die erste Dorsalis hat 6 Stacheln, 
die zweite vorne einen Stachel und 22 Strahlen. Beide Dorsalflossen sitzen auf 33 Interneuralıa. 
Die Pectoralis, mit 15 Strahlen, setzt direkt am Kopf an. Von der brustständigen Ventralis ist 
nur das Metapterygium überliefert; die Strahlen fehlen. Die Analis liegt etwas hinter dem 
Beginn der zweiten Dorsalis. Sie besitzt vorne zwei kleine Dornen, während die Anzahl ihrer 
Strahlen nicht ermittelt werden kann. 

Die Caudalflosse mit 7.1.8-7.1.6 Strahlen ist tief gegabelt. 

Die Schuppen sind klein und zart. Die Anzahl der feinen Rippenpaare beträgt 8. 

Die Abdrücke der Laterallinie zeigt vom Kopf aus einen bogenförmigen Verlauf. Im 
hinteren Teil sind ihre langen Schuppen zwar schlecht erhalten aber noch sichtbar. 

Die Anzahl der Wirbel beträgt am Abdominalteil 10, am Caudalteil 14. 

Alle vier Exemplare stimmen bezüglich der Körperform, des massiven Kopfes und der 
Ausbildung der Flossen mitdem aus dem Sarmatium von Podsused (Kroatien) von KRAMBERGER 
(1882: 128-130, Taf. 24, Fig. 7-8) erstbeschriebenen Caranx longipinnatus überein. 


72 


Familie Priacanthidae Gır1 1872 
Gattung Priacanthus OKen 1817 


Typ.-Art: Anthias macrophtalmus BLocH 1792 


Priacanthus croaticus (KRAMBERGER 1884) 
Taf. IV, Fig. 1 


*1884 Acanus croaticus - KRAMBERGER, Palaeoichthyolozki prilozi: 51. 
1891 Apostasis croatica KRAMBERGER.- KRAMBERGER, Ribe sarmatskih naslaga Susjeda, Dolje, 
Sv. Nedelje; Sv. Simuna kod Zagreba: 50, Taf. III, Fig. 1, 1a, b, c, d, e. 
1965 Apostasella sp. aff. sturi (KRAMBERGER 1880). — Rüc KERT-ÜLKÜMEN, Foss. Fische Sarmat 
Pinarhisar: 342-343, Taf. 29, Fig. 53. 


Material: Ein Exemplar ohne Kopf und vorderen Teil des Körpers, Platte und Gegenplatte, 
Inv.-Nr. BSP 1980 X 854 a, b. 

Fundschicht: Sarmatıum. 

Fundort: Pınarhisar. 

Beschreibung: Zwar fehlt dem vorliegenden Exemplar der ganze vordere Teil des Körpers, 
aber ein großer Teil der systematisch wichtigen Merkmale ist noch erkennbar. 

Die Höhe des Körpers, vom Beginn der Analflosse bis zur Dorsalflosse gemessen, beträgt 
60 mm, die Länge des erhaltenen Torso 110 mm; die des ganzen Körpers dürfte ca. 150 mm 
betragen haben. An der vorne unvollständig erhaltenen Dorsalflosse zählt man noch 5 kräftige 
Stacheln; die Zahl der Strahlen beträgt 10. Die sehr gut erhaltene Analflosse beginnt unter dem 
13. Caudalwirbel. Sie hat vorne drei kräftige Stacheln, wovon der erste der kleinste und der 
dritte der längste ist. Anschießend folgen ein ungeteilter und 10 geteilte Strahlen. Die 
abgerundete Caudalflosse hat 3.1.16.1.3 Strahlen. 

Die gesamte Wirbelzahl läßt sich nicht angeben. Am Caudalteil sind 13 kräftige Wirbel 
entwickelt, am Abdominalteil noch 4 Wirbel erhalten geblieben. Auch von den Rippen sind nur 
noch 4 übriggeblieben, alle kurz, gekrümmt und nicht bis zur Bauchkante reichend. Ein Teil 
der Laterallinie ist unter der Dorsalflosse sichtbar. Der ganze Körper ist mit winzigen Ctenoid- 
Schuppen bedeckt. 

Bemerkungen: Bereits DAnıL‘CENKO (in ORLOW 1964: 448) ordnet die Gattung Apostasıs 
KRAMBERGER 1891 der Gattung Priacanthus Oken 1817 zu. Auch nach meiner Ansicht sind die 
beiden Gattungen identisch. 

Beide haben den ganzen Körper mit kleinen Ctenoid-Schuppen bedeckt, eine durchgehende 
Dorsalflosse, eine ungeteilte Caudalis, 3 Stacheln vor der Analflosse, kurze, gebogene Rippen 


und ein gezacktes Praeoperculum. 


imm 


kl 


Abb. 5: Priacanthus croaticus (KRAMBERGER), Schuppen. 


Das oben beschriebene Exemplar ist etwas größer als das von KRAMBERGER 1891, stimmt aber 
in den übrigen Merkmalen überein. Die kleinen Ctenoid-Schuppen, die Zahl der Wirbel am 
Caudalteil, die Strahlen-Zahl der Caudalflosse, die Stacheln an der Analflosse und dıe Körper- 
form lassen sich mit dem von KramBERGER (1891: 50-51, Taf. III, Fig. 1, 1a-e) aus dem 
Sarmatium von Podsused (Kroatien) beschriebenen und abgebildeten Exemplar von „Apo- 
stasıs“ croatica vergleichen. 


73 


Ordnung Scorpaeniformes 
Familie Scorpaenidae Rısso 1826 


Gattung Scorpaena LiNNAEUS 1758 
Typ.-Art: Scorpaena porcus LINNAEUS 1758 


Scorpaena acanthophora n. sp. 
"Taf.6,, Fig. 1a,b; Lat: 74 Biel, 222,3 


Holotypus: 1 Exemplar, Platte und Gegenplatte, Inv.-Nr. BSP 1980 X 500 a, b. 

Paratypen: 3 Exemplare, Inv.-Nr. BSP 1980 X 497-499. 

Stratum typicum: Sarmatium. 

Locus typicus: Pınarhisar. 

Derivatio nominis: Acantha (griech.) = Stachel, Dorn und phoros, phora (griech.) = tragend. 

Diagnose: Ein kleiner Fisch mit einem Frontale mit kammartigen Dornen und gezacktem 
Suborbitale 1. Die Dorsalflosse hat 2 Dornen und dahinter 7 Stacheln. 

Beschreibung: Es liegen 4 Fische vor, ein gut erhaltener aus feinpelitischem Tonmergel und 
drei unterschiedlich erhaltene aus Kalkmergel. Von den letzteren wurde einer mit besonders 
gut überlieferten Feinmerkmalen zum Holotypus erhoben. Die Fische sind ca 35-40 mm lang 
und 12-16 mm hoch, damit etwas kleiner als die 1965 von mir beschriebenen Scorpaena piları 
KRAMBERGER. 

Die Kopflänge beträgt bis 12 mm, die Kopfhöhe bis 11 mm. Abb. 6 ist von allen Exemplaren, 
mit besonderer Berücksichtigung des Holotypus und des Stückes aus dem Tonmergel, 
zusammengestellt. Die Kopfknochen sind einigermaßen gut erhalten und mit sehr feinen 
Dörnchen besetzt. Die große Orbita liegt nahe am Frontale, das an der Dorsalkante kamm- 
artige feine Zacken hat. Hinter dem Frontale liegt eine deutliche Crista occipitalis. Praemaxillare 
und Dentale sind mit einigen sehr winzigen Zähnen besetzt. Das Suborbitale 1 zeigt vorne feine 
Zacken. Das kleine Hyomandibulare ist dreieckig. Das angenähert dreieckige Operculum läuft 
am Hinterende in zwei spitzige Ecken aus. Das Präoperculum hat an der Vorderseite feine 
Zacken. Das kleine Interoperculum ist glatt. Es sind 6 Radiı branchiostegi vorhanden. Die 
Posttemporalknochen sind mit dem Cranıum nicht verbunden und die Subclavicula ist normal 
entwickelt. Die Dorsalflosse hat vorne 2 kleine Dornen und 7 Stacheln, dahinter 18 Strahlen. 
Die Analflosse besitzt 3 Stacheln und 14 Strahlen. Die große Pectoralflosse und Ventralflosse 
liegen nahe beieinander. Die Ventralflossen lassen je einen Stachel und 6 Strahlen, die 
Pectoralflossen 8 Strahlen erkennen. An der Caudalflosse sind 5.16.5 Strahlen erkennbar. Die 
Caudalteile sind mit feinen rundlichen konzentrisch gebauten Schuppen (wahrscheinlich 
Ctenoidschuppen) besetzt. Die Wirbelsäule bestehtaus 22 Wirbeln (lOabdominale, 12 caudale); 
außerdem sind im Kopf 3 Wirbel vorhanden. 

Beziehungen: Scorpaena acanthophora n. sp. zeigt große Ähnlichkeit zu Scorpaena piları 
KRAMBERGER 1882 (S. 109-110, Taf. 22, Fig. 1) aus dem Obermiozän von Radoboj in Kroatien, 
besonders bezüglich ihres Körper- und Flossenbaus. Sie unterscheidet sich aber durch die 
Dorsalis mit 7 Stacheln und 15 Strahlen, während S. pxları nur 2 Stacheln und 18 Strahlen hat 
(siehe Tabelle 1). Die Wirbelzahl beider Arten beträgt 22, aber S. pılari hat am Abdominalteil 
Sundam Caudalteil 14, Scorpaena acanthophora dagegen 10 bzw. 12. Die Analflossen besitzen 
vorne 3 Stacheln, aber $. acanthopora hat statt 7 Strahlen 14. Aufßerdem unterscheidet sıch die 
von mir 1965 aus dem Sarmatium von Pınarhisar beschriebene Scorpaena pıları durch 4 unge- 
teilte Dorsalflossenstacheln und an der Analflosse nur 9 geteilte Strahlen. Von Scorpaena 
minima KRAMBERGER 1882 (S. 110-111, Taf. 22, Fig. 2) unterscheidet sich unsere neue Art 
durch eine längere Analflosse und weniger Dorsalflossenstacheln sowie weniger Wirbel (siehe 


Tabelle 1). 


74 


Scorpaena acanthophora n.sp. III 14 22 NOSF 2) 


Tabelle 1: Flossen-Merkmale und Wirbel-Zahlen bei Scorpaena pilari, minima und 
acanthophora n.sp. 


Wegen der oben genannten Unterschiede liegt bei unserem Exemplar mit großer Wahr- 
scheinlichkeit eine neue Art vor: Scorpaena acanthophora n. sp. 

Bemerkungen: Bei 2 Exemplaren aus dem Kalkmergel fanden sich Otolithen in situ (Taf. 6, 
Fig. 2, 2a). Leider waren die sehr zarten Stücke so schlecht erhalten, daß sie beim Versuch einer 
Isolierung zerstört wurden. 


Icm 


Abb. 6: Scorpaena acanthophora n. sp. (Inv.-Nr. BSP 1980 X498 und 500): Rekonstruktion des 
Schädels (Abkürzungen vgl. S. 66). 


Familie Sparidae BONAPARTE 1831 
Gattung Sparus LINNAEUS 1758 


Typ. -Art: Sparus auratus LINNAEUS 1758 


Sparus intermedius (KRAMBERGER1902) 
Taf. 4, Fig. 2 


*1902 Chrysophrys intermedius KRAMBERGER — KRAMBERGER, Palaeoichtyologische Beiträge: 
12-15, Taf.3. 
1965 Chrysophrys intermedia KRAMBERGER — RÜCKERT-ÜLKÜMEN, Foss. Fische Sarmat 
Pinarhisar: 341-342, Taf. 28, Fig. 45-47. 


Material: Ein schlecht erhaltenes Exemplar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 852. 

Fundschicht: Sarmatium. 

Fundort: Pınarhisar. 

Beschreibung: Das vorliegende Exemplar ist vollständig, aber schlecht erhalten. Immerhin 
sind die Merkmale ım großen und ganzen noch erkennbar. Die Körperlänge, von der Schnauze 


75 


bis hinter dieSchwanzflosse gemessen, beträgt 220 mm, die Körperhöhe vom ersten Stachel der 
Dorsalis bis zur Ventralseite 84 mm. Die Kopflänge von der Maulspitze bis zum hintersten 
Punkt der Clavicula mißt 60 mm, die Höhe 50 mm. 

Die Gestalt des Kopfes zusammen mit dem Supraoccipitale gleicht einem Dreieck. Auch das 
ziemlich große Supraoccipitale hat einen dreieckigen Umriß. Dentale und Maxillare sind 
kräftig und mit gerundeten Mahlzähnen besetzt. Die Maulöffnung ist verhältnismäßig klein. 
Die große Orbita liegt direkt am Frontale. Das Operculum ist groß, das Suboperculum 
dreieckig geformt und die Ränder der Opercularapparate sind glatt. Die kräftige Dorsalis ist 
vom Kopf bis fast zur Schwanzflosse ununterbrochen entwickelt, vorne mit ca. 11 Stacheln 
(nur Abdrücke) und noch mindestens 4 Strahlen. Ca. 18 kräftige Interneuralia sind erkennbar. 
Abdrücke von 3 Prädorsalknochen reichen bis zu den Neuralapophysen. Von der Pectoralis 
und der Ventralis sind keine Strahlen erhalten geblieben, aber man erkennt, daß beide 
brustständig sind. Die Analıs hat vorne drei Stacheln, von denen der mittlere größer und 
kräftiger ıst als die beiden anderen. Der erste Stachel ıst nur als Abdruck erhalten. Die Zahl der 
Strahlen beträgt ca. 18. Die kräftige Caudalflosse ist nicht gegabelt und besitzt 20 Strahlen. 

Von den Ctenoidschuppen sind nur Abdrücke vor der Analflosse an der Bauchseite erhalten. 

Das oben beschriebene Exemplar stimmt bezüglich der Körperform, des dreieckigen Kopfs 
und der Ausbildung der Flossen mit dem aus dem Badenium von Celje (ehem. Cilli) in 
Slowenien von KRAMBERGER (1902: 12-15, Taf. II) erstbeschriebenen „ Chrysophrys“ intermedins 
überein. 

Von Pınarhisar habe ich bereits 1965 zwei gut erhaltene Exemplare dieser Art beschrieben 
(Belege: Geol. Institut Univ. Istanbul). 


Palökologie 


Die hier beschriebenen Fische sind Flachsee-, Brackwasser- und sogar Süßwasserbewohner. 
Die Carangidae bevölkern überwiegend tropische und subtropische Meeresgebiete, aber 
manche gehen auch ins Süßwasser. Sie sind Raubfische und jagen gern hinter Schwarmfischen 
her. Die Sparidae leben in küstennahen tropischen und gemäßigten Meeren, von wo aus sie 
auch ins Brackwasser und einige sogar ins Süßwasser vordringen. Priacanthidae und Scorpaenidae 
sind tropische und subtropische Meeresbewohner. 

Die bisherigen Ergebnisse zeigen, daß die Fische aus Türkisch-Thrakien im großen und 
ganzen ım Brackwasser lebten, aber daneben Süßwasser-Fische wie die Cypriniden, z. B. in 
Kücükdoganca Köyü und Kügükgekmece (RÜCKERT-ÜLKUMEN 1992, 1993) mit der Brackwas- 
ser bewohnenden Morone moravica WEILER gemeinsam vorkommen können. Andererseits 
wurden in Pınarhisar neben Brack wasser-Fischen wie den Clupeiden, Carangiden und Spariden 
auch marine Arten der Priacanthidae und Scorpaenidae zusammen gefunden. Es müssen 
demnach in Pınarhisar auch vorübergehend Einflüsse vom Mittelmeer in die Brackwasser- 
bereiche angenommen werden. 


Schriftenverzeichnis 


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BLoT, ]. (1965): Les Poissons Fossiles du Monte Bolca. Classes jusqu‘ici dans les Familles des Carangidae, 
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Civico di Storıa Naturale dı Verona Memorie Fuori Serie N. 2: 1-525, Taf. 1-84, A-P; Verona. 

BoGacev, V. (1933): Beiträge zur Kenntnis der tertiären Ichtyofauna des Kaukasus. — Aserbaidschaner 
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76 


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Denkschr. math.-naturwiss. Cl. 21: 17-36, Taf.1-7; Wien. 

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WOODWARD, A.S. (1901): Catalogue of the Fossil Fishes in the British Museum (Natural History). 
5: 1-636, Taf. 1-19; London. 


77 


Fig. 
Fig. 
Fig. 


78 


Tafelerläuterungen 


Tafel 1 


: Caranx hagni n. sp., Holotypus, Sarmatium, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 841. 
: Caranx longıpinnatus KRAMBERGER, Sarmatıum, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 820. 


: Caranx longipinnatus KRAMBERGER, Sarmatıum, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 823. 


Tafel 2 


: Caranx exılis n. sp., Holotypus; Sarmatıum, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 842. 
: Caranx exılis n. sp. , Paratypus, Sarmatıum, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 843. 
: Caranx exılıs n. sp., Paratypus, Sarmatıum, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 847. 


Tafel 3 


: Caranx abbreviatus BOGACEV, Sarmatıum, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 837. 
2: Caranx abbreviatus BOGACEV, Sarmatium, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 838 a. 
: Caranx abbreviatus BOGACEV, Sarmatıum, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 839 a. 


Tafel 4 


: Priacantus croaticus (KRAMBERGER), Sarmatıum, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 854 a. 

: Sparus intermedins (KRAMBERGER), Sarmatium, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 852. 
: Caranx cf. rıgidicandus HECKEL, Sarmatium, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 840 a. 
: Caranx sp. Sarmatium, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 836. 


Fig 


ie.1a,b: 


Slasb: 


Tafel 5 


Caranx gigas n. sp., Holotypus, Platte und Gegenplatte, Sarmatium, Pınarhisar, 
Inv.-Nr. BSP 1980 X 832 a, b. 


Tafel 6 


Scorpaena acanthophora n. sp., Holotypus, Platte und Gegenplatte, Sarmatıum, 
Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 1980 X 500 a, b. 


Tafel 7 


Scorpaena acanthophora n. sp., Paratypus, Sarmatıum, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP. 
1980 X 498. 


Scorpaena acanthophora n. sp. Paratypus, Sarmatium, Pınarhisar, Inv.-Nr. BSP 
1980 X 499. 


Scorpaena acanthophora n.sp. Paratypus, Sarmatium, Pınarhisar, Otolith in situ, 
Inv.-Nr. BSP 1980 X 499. 


Scorpaena acanthophora n. sp. Paratypus, Sarmatium, Pınarhisar, Inv.- Nr. BSP 
1980 X 497 


79 


Mitt. Bayer. Staatssle. Paläont. hist. Geol., 35, 1995 


NERIMAN RÜCKERT-ULKÜMEN: Carangidae, Priacanthidae 


80 


Tafel 1 


NERIMAN RÜCKERT-ULKÜMEN: Carangidae, Priacanthidae Tafel 2 


sl 


NERIMAN RÜCKERT-ÜLKÜMEN: Carangidae, Priacanthidae Tafel 3 


82 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 35, 1995 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 35, 1995 


NERIMAN RÜCKERT-ULKUMEN: Carangidae, Priacanthidae Tafel 5 


34 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 35, 1995 


NERIMAN RÜCKERT-ÜLKUMEN: Carangidae, Priacanthidae Tafel 6 


85 


ist. Geol., 35, 19 


NERIMAN 7] Tafel 7 


[ Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. 35 87-108 München, 15. 12. 1995 


Die Entwicklung der großen Democricetodon-Arten und die 
Gattung Collimys (Cricetidae, Mamm.) im späten Mittelmiozän 


Von Kurr HeEiıssıg, München“) 
Mit 5 Abbildungen, 7 Tabellen und 1 Tafel 


Zusammenfassung 


Erstmals seit 70 Jahren wird der Lectotypus von Democricetodon gaillardı (Schaus 1925) 
neu untersucht. Die Art istnicht identisch mit den bisher hierher gestellten Funden von Sansan, 
sondern steht D. affinis (SCHAUBg 1925) nahe, während die Form von Sansan als Vorläufer von 
D. freisingensis FAHLBUSCH 1964 gelten kann. Mit Collimys transversus n.sp. wird eine frühe 
Form dieser aus dem Obermiozän bekannten Gattung im Mittelmiozän beschrieben. Die 
Stücke zeigen im Gegensatz zur Typusart noch zahlreiche Anklänge an Democricetodon aft. 
freisingensis von Sansan, mit dem sie wohl nahe verwandt sind. Die Ergebnisse weisen auf eine 
frühe Radiation des zu Kowalskia FaHLBuscH 1969 und Rotundomys MEın 1965 führenden 
Zweiges von Democricetodon hin. Collimys Daxner-Höck 1972 stellt eine Seitenlinie dar. 


Summary 


70 years after the original description the lectotype of Democricetodon gaıllardi (SCHAUB 
1925) is reexamined. The species is not identical with the assigned specimens from Sansan. It 
is anear relative of D. affınıs (SCHAuB 1925), while the species from Sansan is a predecessor of 
D. freisingensis FAHLBUSCH 1964. An early member ofthe genus Collimys DAxn£r-Höck 1972, 
hitherto known from the upper Miocene, is described as Collimys transversus n.sp. from the 
middle Miocene. It shows several similarities to Democricetodon aff. freisingensis from Sansan, 
not preserved in the upper Miocene type species, which may be due to a near relationship. 
These results point to an early radiation of the Democricetodon lineage leading to the later 
Kowalskia FAHLBUSCH 1969 and Rotundomys MEın 1965. Collimys may be aside branch of this 
lineage. 


*) Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. Kurr Heıssıc, Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und 
historische Geologie, Richard-Wagner-Str. 10/11, 80333 München 


87 


Inhalt 


1. Einleitungssamsnsssneenshescaesmeeraszenseereerentssensnanerenne enaesreneeseenee ep rennssnsnestenenntesrerssesetae nern 88 
2: Viergleicherden Antente..e.ensereessessnsensreseeereergeeneananasearezeennes errors near nenenansereresenernerneeen 90 
211% 2 Taxonomischer.Statusst.ne ee 90 
2.1.1. Art: Democricetodon'gaullardi(SCHAUB 1925) zur neaeasreseerenssnsbensensnsternsnersteedeee 90 
2.1.2 ArtDemocncetodomaffinis. (SCHAUBTIZI) Nr... mes 91 
2.1.3. Art: Democricetodon mutilus (FAHLBUSCH 1964) ...ueeeeesecnencsesessensnenensennnenenennnnenene 92 
2.1.4. Art: Democricetodon freisingensis (FAHLBUSCH 1964) ...eneensnsensnnensenennensonenennennenen 92 
2.1.5. Art: Oollimysprumus (DAXNER- HOCK 1972) ....ceneeseentesneensenennennnszensenesneree ee 93 
22:62, Art:/Collımysitransversusin:spaeesensenenestesantenenennee ne nerenen een 93 
2.2.  Präzisierung von Democricetodon gaillardi und D. affınis ....eneee 94 
2.2.1. Vergleich der Typusexemplare von D. gaillardi und D. affınıs ........eene. 94 
2.2.2. Vergleich der Populationen von Steinheim und La Grive ........unnsnensensnsensenenenne 95 
2.3. Vergleich von Democricetodon mutilus und D. affınis .........eeenenen: 98 
2.4. „Democricetodon gaillardıi“ auct. von Sansan und die Typus-Population ........ 100 
2.5.  Democricetodon freisingensis und seine Beziehungen 101 
2:6... Collimysiprimussund.Gollımysitransversusen..eeenseesnaenenenneenr ee 102 
2% Collimys transversussund DemochHcetodon...e ee 102 
2.8. Morphologische Beziehungen zu jüngeren Gattungen ....uunessensenesensenensenennennn 104 
3: Ergebnisse .canesssecesesesssnenenereentereonenerereeseenernerernecheeensenesgrentne nenne renesnene ern ene 104 
3212 APhylogeneuscheiErsebnissermene 104 
3,20, OkologischeiBemerkun en 106 
4. Titeratur en eeeesaeeeeenseseetrengestenegenensune nfrbeneennen ns seeeseensesverereuenstnere nee sessreneren 106 


1. Einleitung 


Seit der Aufteilung der Gattung Crzcetodon LARTET 1851 durch FAHLBUSCH (1964) ist auch 
dessen Gattung Democricetodon mit mehr oder weniger Berechtigung weiter aufgespalten 
worden. Die Fassung einzelner Arten wird durch die recht einheitliche morphologische 
Grundstruktur der Gattung, bei zugleich erheblichen Größenschwankungen der Populatio- 
nen in der Zeit, erschwert. Lokale Sonderentwicklungen und Endemismen haben früher 
eindeutig erscheinende Korrelationen wieder in Zweifel gezogen. 

Aus den morphologisch einheitlichen Arten des Mittelmiozäns, die bei Democricetodon 
verblieben, hebt sich die Art Democricetodon gaillardı (Schau 1925) durch progressive Züge 
heraus. Alsfrühestes Vorkommen dieser Art galt bisher die südfranzösische Fundstelle Sansan, 
Referenzlokalität für die säugetierstratigraphische Einheit MN 6. Da in gleichzeitigen Loka- 
litäten des süddeutschen Molassebeckens die primitivere Art Democricetodon mutilus FAHL- 
BUSCH 1964 vorkommt, aus der klassischen Lokalität Steinheim a. Aalbuch, der Referenz- 
lokalität für MN 7 aber D. gaillardı und D. affinis (SchAaug 1925) beschrieben waren, hoffte ich, 
durch eine Untersuchung des in den letzten Jahrzehnten dort neu ergrabenen Materials dem 
vermuteten Zusammenhang dieser Arten auf die Spur zu kommen. 

Das untersuchte Material wird am Naturhistorischen Museum Basel (Abk. NMB) und am 
Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart (Abk. SNS) aufbewahrt. Vergleichsmaterial 


88 


wurde von der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie (Abk. 
BSP) und anderen Sammlungen herangezogen. Die Vermessung erfolgte mit einem 
Meßmikroskop Wild-Censor bei 25facher Vergrößerung. Die Terminologie der Kronen- 
elemente der Backenzähne wird in Anlehnung an Woon & Wırson 1936 verwendet. Der 
Begriff Cingulum wird dabei auf niedrige Verschlußcingula des Sinus und der gegenüberlie- 
genden Synklinen resp. Sinusids und Synkliniden, sowie auf niedrige Fortsetzungen von 
Antero- und Posteroloph bezw. -lophid beschränkt, die nicht die Höhe der übrigen Grate 
erreichen (Abb. 1). 


INNEN (LINGUAL) a 
M, inf. 
Mesolophid 
Synkliniden ’ 
Metaconid n A N Prisesnid 
Protolophulid I_ Sr % 


ie 


/ \ 

Be . ; 
N Hypolophulid I 
Vorderer Längsgrat \ N en 


VORN : 
Anteroconid Posterolophid HINTEN 
(mesial) Aal 
in RS (distal) 
a f: \ "Hinnterarm 
Protoconid“ \ en 
Hinierarm rusie\ Vorderarm 
Be u 
AUSSEN (LABIAL) 
1 
M sup. 
Anteromesoloph b 
N Paraconussporn 
N Paraconus | Mesoloph Metaconus 
Protolophulus IL x \ rn Synklinen 
\ ER 
Protolophulus I Posteroloph 

v ' 
> 5 Anteroconus DISLE® 
(mesial) Metalophulus II (distal) 


Vorderer Längsgrat ES 
e Pa os | ; N 
Vorderarm“ 7 Wem | N “Hinterarm 
Protoconus % Sinus | Hypoconus 
Hinterarm | Vorderarm 


1 
Längsgrat 


INNEN (LINGUAL) 


Abb. 1: Kronenelemente der Backenzähne von Cricetiden; a: unterer erster Molar, b: oberer erster Molar 


89 


Quersporne zwischen der Vorderknospe und der ersten Höckerreihe der ersten Molaren 
werden als Anteromesoloph, Anteromesolophid, Antentomesoloph und Antectomesolophid 
bezeichnet. Der Begriff Längsgrat wird informell für den Entoloph der oberen, das Ectolophid 
der unteren Molaren, aber auch für die von der Spitze des Anteroconus oder Anteroconids der 
ersten Molaren nach hinten gerichteten Elemente gebraucht, die zu den Höckern des ersten 
Paares vermitteln. 

Für die Erlaubnis, das Material der genannten Museen zu bearbeiten, danke ich meinen 
Kollegen Dr. B. EnGEsser, Basel und Dr. E. HEızmann, Stuttgart herzlich. Für die Anfertigung 
der Stereoscan-Bilder danke ıch Frau R. LiEBREICH und Herrn F. Höck, München. Herrn 
P. Meın, Lyon danke ich herzlich für die Überlassung eines Abgusses der von SCHAUB 1925 
abgebildeten Stücke von Democricetodon affınıs. Für den freimütigen Informationsaustausch 
und die zahlreichen Diskussionen, die mit zu den Ergebnissen dieser Arbeit beigetragen haben, 
danke ich insbesondere Herrn Dr. V. FanLsuscH und Herrn Dr. TH. BOLLIGER. 


2. Vergleiche der Arten 


21. Taxonomischer Status 


2.1.1. Art: Democricetodon gaillardı (ScHAUB 1925) 


e.p. 1925 Cricetodon gaillardi n. sp. - SCHAUB, $. 28 ff. partim, Taf. 1, Fig. 9 (non Taf. 3, Fig. 10, 11) 
non 1951 Cricetodon gaıllardi SCHAUB - STEHLIN & SCHAUB, Abb. 235, 555 
non 1961 Cricetodon aff. gaıllardı Schaus - Denm, $. 38 
1964 Democricetodon (Democrıc.) gaıllardı - FAHLBuschH, $. 113 
non 1964 Democricetodon (Democricetodon) gaillardi freisingensis nov. subsp. FAHLBUSCH, $. 45 ff., 
Abb. 1a, 2c, 30, 31, Taf. 4, Fig. 1-16 
non 1972 Democricetodon gaillardi (SchAus) - BAUDELOT, $. 258 ff, Abb. 78, Taf. 13. Fig. 1-5. 


Bemerkungen: ScHAug hat seine neue Art gaillardı auf Materialien von Steinheim a. 
A. und Sansan aufgestellt. Einen Holotypus benennt er nicht. Er bezeichnet allerdings das 
Material von Steinheim als das vollständigste. Von dort bildete er auf Taf. 1 eine Mandibel ab, 
die also Abbildungs-Priorität hat. Die beiden oberen Molaren von Sansan, die er auf Taf. 3 
abbildet, wurden als Sammlungsobjekte der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie 
und historische Geologie in München im Jahre 1944 durch Kriegseinwirkung zerstört. 

Fangusch (1964, S. 113) erklärte die Mandibel von Steinheim, die sich ım Stuttgarter 
Staatlichen Museum für Naturkunde befindet, zum Lectotypus. Diese Bestimmung hat daher 
Priorität vor der BAUDELOTSs, die 1972 einen der oberen Molaren zum „Holotypus“ (richtig 
hätte es Lectotypus heißen müssen) erklärte, die zu diesem Zeitpunkt nicht mehr existierten, 
und die sie selbst infolgedessen auch nicht gesehen hatte. 

Daß in Stern & ScHaug 1951 nur Stücke von Sansan als D. gaillardı abgebildet werden, 
ändert an der Prioritätsfrage nichts. 

Locus typicus: Steinheim a.A. 

Stratum typicum: Mittelmiozän (MN?) 

Lectotypus: Rechte Mandibel mit I1 - M3, SNS 43551 


Diagnose: Große Art der Gattung Democricetodon mit komplexem Bau der 
Backenzähne. Mesoloph und Mesolophid lang, als Zusatzelemente sind Anteromesoloph und 
Ectomesolophid häufig. Oberer M’ groß, mit kaum reduzierter Kronenmorphologie. Vorder- 
knospe des M, einfach, ohne zusätzliche Längsleisten, die des M' quer gedehnt aber ungeteilt. 


90 


Material: Vonder Typuslokalität Steinheim liegen 7 Mandibeln und 12 Einzelzähne vor. 
Die Art ist bisher von keiner anderen Lokalıtät bekannt. 


2.1.2. Art: Democricetodon affınis (SCHAUB 1925) 


1925 Cricetodon affine n. spec. - SCHAU, $. 25 ff, Taf. 1, Fig. 3, Taf. 3, Fig.8 
non 1952 Cricetodon affıne SCHAUB — DEHM S. 87 

1964 Democricetodon (Democ.) affınıs affınıs (SCHAUB) — FAHLBUSCH, $. 36, Abb. 22 

Bemerkungen: ScHaus legte seiner Artkonzeption mittelgroße Stücke von La Grive 

zugrunde. Da eine Revision der Cricetiden aus diesem Fundstellenkomplex bisher aussteht, 
kann über den Umfang der Variation und die Abgrenzung gegenüber anderen Arten der 
Gattung Democricetodon nur Vorläufiges festgestellt werden. Die Stücke aus der Collection 
Major in Basel, die den Eindruck einer einheitlichen Population machen, sind als Belege zu 
ScHAuB 1925 mit zur Beurteilung der Art heranzuziehen. Entsprechend ihrer Morphologie 
werden relativ große Exemplare von Steinheim mit einfacher gebauten Kronen auf diese Art 
bezogen. 


Tabelle 1: Länge und Breite der unteren Molaren verschiedener Democricetodon-Arten 
La Grive = Collection F. Major am Naturhistorischen Museum Basel. 
Betlinshsn.* = Betlinshausen, Werte nach Boon 1991, teilweise gerundet. 

S. = Sansan, Werte aus BAUDELOT 1972. 


Gigg. = Giggenhausen. 


| Mı ’ M2 M3 
Democricetodon max ® min N 8 v max ® min 8 v max ® minN 8 v 


N 
laffinis, La Grive L[1,98 1,84 1,77 10 0,06 3,4|1,67 12 3,6[1,58 1,48 1,37 12 0,07 4,4 


| BI1,35 1.25 1,19 10 0,05 4,0|1,39 1,7[1,33 1,19 1,08 12 0,06 5,1 
laffinis, Steinheim L/1,84 1,72 1,62 13 0,22 12 


4,7|1,51 1,43 1,36 7 0,08 5,3] 


ee 1,31 1,16 1,06 13 0,07 6,0]1,47 1,29 5,7|1,31 1,14 1,02 8 0,10 8,6 
Igaillardi, Steinheim L|1,96 1,87 1,80 5 0,08 4,0|1,70 1,64 1,57 373176001.56 ,1,54.1710,024,3 
Meran) 37. 3177727.01%°18%05707052472 3,8|1,37 1,29 1,20 7 0,06 4,7 
i 
, 
D 
7 


r r 
‚ r 
aff.freisingensis S. L|1,84 1,73 1,61 1,48 1,42 1,35 10 
1,97 1,86 1,74 4,6|1,62 1,53 1,46 8 0,06 3,9 
1,34 1,25 1,19 11 0,04 en 

r 

r 

r r 

r 


freisingensis, Gigg. L 


mutilus Langenmoosen L 16 0,08 


18 0,05 


: 
: 


Imutilus, Betlinshen.»L|1,80 1,71 1,60 4,0|1,61 1,52 1,43 9 0,08 5,1|1,34 1,25 1,18 6 0,06 4,6 
a B|1,31 1,22 1,14 15 0,06 4,8|1,38 1,31 1,21 9 0,07 5,0]1,15 1,02 0,91 6 0,09 8,1 


Locus typicus: LaGrive (M) 

Stratum typicum: Mittelmiozän (MN7) 

Lectotypus: Linke Mandibel LG 132, Univ. Lyon 

Diagnose: Mittelgroße bis große Art der Gattung Democricetodon mit einfacher 
Kronenmorphologie. Mesoloph und Mesolophid kurz, vorderer Quersporn (Anteromesoloph) 
der M'! und Ectomesolophid der unteren Molaren fehlt meist. Metaconid der M, nicht an das 
Anteroconid angenähert. Dieses ist einfach, oft mit gerundeter Lingualflanke. Vorderknospe 
des M' quer gedehnt, aber nicht geteilt. Oberer M’ verkürzt, mit stark reduzierter Hinterhälfte. 

Material: Von der Typuslokalität La Grive St. Alban sind Spalten verschiedenen Alters 
bekannt. Das mir vorliegende Material der Sammlung Major in Basel umfaßt 16 Mandibeln 
und 24 Maxillen mit meist unvollständiger Backenzahnreihe. Dazu kommen von Steinheim 
a. A. drei Mandibeln, zweı Maxillen und 49 Einzelzähne. 


91 


2.1.3. Art: Democricetodon mutilus (FanLBuscHh 1964) (ältere Synonyme siehe FAHLBUSCH 
1964, S. 36) 


1964 Democricetodon (Democricetodon) affınıs mutılus nov. subsp. - FAHLBUSCH 1964, $. 36 ff., Abb. 20, 
21, 23-27, Taf. 2, Fig. 23-26, Taf. 3, Fig. 1-23. 

1982 Democricetodon mutilus FAHLBUSCH, 1964 - WU, S. 47 ff, Abb. 3-5. 

1986 Democricetodon mutilus — ZIEGLER & FAHLBUSCH, $. 40. 

1991 Democricetodon mutılus FAHLBUSCH, 1964 — Boon, S. 70 ff, Abb., 21-23, Taf. 5, Fig. 10-21. 

1992 Democricetodon mutılus FAHLBUSCH, 1964 — BOLLIGER, S. 144, Abb. 75, 78. 

1993 Democricetodon mutılus FAHLBUSCH, 1964 — SCHÖTZ, S. 159 ff., Abb., 1, 2, 4, Taf. 3. 

1993 Democrıcetodon mutılus FAHLBUSCH, 1964 — KALin, S. 119, Abb. 74. 


Bemerkungen: Die von FaHıguschH 1964 als Unterart von D. affınıs SCHAUB 1925 
beschriebene Form wird heute generell als eigene Art aufgefaßt. Das ist wegen morphologi- 
scher Unterschiede und einer gewissen Größendifferenz der Typusmaterialien von D. affınis 
und D. mutilus berechtigt. 


Tabelle 2: Länge und Breite der oberen Molaren verschiedener Democricetodon-Arten 
La Grive = Collection F. MAJor am Naturhistorischen Museum Basel. 
Betlinshsn.” = Betlinshausen, Werte nach Boon 1991, teilweise gerundet. 

S. = Sansan, Werte aus BAUDELOT 1972. 


Gigg. = Giggenhausen 


Ml M2 
Democricetodon max % min N 8 v max ® 
laffinie, La Grive L|2,10 1,96 1,91 20 0,07 3,8|1,59 


1,25 19 0,05 3,5|1,48 


affinie, Steinheim L[2,17 
B|1,55 


Igaillardi, Steinheim L|2,14 


aff.freisingensis, S.L|2,06 


|freisingensis, Gigg. L|2,20 8 0,10 7,0 
8 0,06 4,1 
5,6|1,55 19 0,05 3,6]1,15 1,08 
B|1,40 5,0]1,30 19 0,04 3,6]1,22 1,13 


Imutilus, Betlinsh.« L|1,98 10 0,05 3,6|1,09 1,07 
10 0,07 5,1]1,06 1,02 


Erst in neuerer Zeit hat sich herausgestellt, daß diese Populationen durch einen sehr viel 
größeren stratigraphischen Abstand getrennt sind als ursprünglich angenommen. Die inzwi- 
schen besser verfolgbare Geschichte der Art zeigt erhebliche Größenschwankungen in der 
Zeit, doch bedarf es noch eingehenderer Untersuchungenn um zu einer Gesamtwertung zu 
gelangen. 

Locus typicus: Langenmoosen 

Stratum typicum: Ältere Serie der Oberen Süßwassermolasse, MN 5 (tieferer Teil) 

Holotypus:M lı., BSP 1951 XXVII 100 

Diagnose: Siehe FAHLBUSCH 1964, $. 36 


2.1.4. Art: Democricetodon freisingensis (FAHLBUSCH 1964) 


1964 Democricetodon (Democricetodon) gaillardi freisingensis nov. subsp. - FAHLBUscH, $. 45 ff., 
Abb. b 1a, 2c, 30, 31, Taf. 4, Fig. 1-16 


92 


v 1964 Democricetodon (Democricetodon) affınıs cf. mutilus nov. subsp. - FAHLBUSCH, $. 44, Abb. 29. 
1972 Democricetodon gaillardi freisingensis FAHLBUSCH 1964 - ENGESSER, $. 262 ff., Abb. 103-105/1. 
1993 Democricetodon cf. freisingensis FAHLBUSCH 1964 - KAuin, S. 127 f., Abb. 77. 
Bemerkungen: FaHLsuschH (1964) beschrieb die Form als Unterart von D. gaillardi 

ScHAUB 1925 unter der Voraussetzung, daß die Form von Sansan diese Art repräsentiert. Da 

dies nicht der Fall ist (s.o.), muß sie als eigene Art aufgefaßßt werden, wie dies KALın (1993: 127) 

ohne Kommentar tut. Die Frage, ob die zweifellos nahe verwandte, jedoch etwas kleinere Form 

von Sansan nun zu D. freisingensis zu stellen ist, lasse ich offen. 


Locustypicus: Giggenhausen 

Stratum typicum: Jüngere Serie der Oberen Süßwassermolasse, MN 8 (höherer Teil) 
Holotypus:M  lı., BSP 1952 XIV 97 

Diagnose: Siehe FAHLBuscH 1964, S. 45 


2.1.5. Art: Collimys primus Daxner-Höck 1972 


1972 Collimys primus nov. gen. nov. sp. - DAXNER-Höck, $. 145, Abb. 3. 


Bemerkungen: Bei Daxner-Höck umfaßt die Artidagnose auch die Gattungsdiagnose. 
Um auch die weitaus primitivere Form aus dem Mittelmiozän aufnehmen zu können, kann nur 
ein Teil der Merkmale aus der Diagnose der Typusart in die Gattungsdiagnose eingehen (s.u.). 

Locus typicus: Eichkogel bei Mödling, Niederösterreich 

Stratum typicum: Pont (Pannon H), MN 10 

Holotypus: M'Iı., Universitätsinstitut Wien 153/3/1 

Diagnose: Siehe DAxner-Höck 1972, $. 145 

Material: 4 Einzelzähne von der Typlokalität 


2.1.6. Art: Collimys transversus n.sp. 


v? 1993 Democricetodon nov. sp. - Käuın, S. 126, Abb. 64, 78, 79 


Bemerkungen: Die Gattungsdiagnose, die bisher auf den 4 Zähnen der Typusserie 
beruhte, muß, um die vorliegende primitivere Art mit zu umfassen, auf die gemeinsamen 
Merkmale beider Arten beschränkt werden. 

Gattungsdiagnose (Neufassung): Cricetide mit voluminösen Zahnhöckern und 
fissurenartig verengten Zahngruben. Transversale Synklinen und Synklinide gestreckt und 
weniger ın die Längsrichtung gedreht als bei Demo- oder Megacricetodon. Die kräftigen 
vorderen Quersporne, Mesolophe und Mesolophide sind lamellenartig erhöht und werden 
früh in die Kaufläche einbezogen. Anteroconus und Anteroconid ungeteilt, breit. M, mit 
langem Mesolophid, das die Innenwand erreicht. Abkauung in einer ebenen Fläche, über die 
anfangs die posttriten Höcker isoliert emporragen. 

Derivatıonominis: Nach dem gegenüber Democricetodon mehr transversalen Verlauf 
der Synklinen 


Holotypus: M're, NMB Sth. 106 Hi 
Locus typicus: Steinheim am Aalbuch 
Stratum typicum: Astaracium (MN 7) 


Diagnose: Primitive Art der Gattung Collimys mit fast ganz niederkronigen 
Backenzähnen aber weitgehend ebener Kaufläche. Untere Molaren mit langen und kräftigen 


93 


Tabelle 3: Länge und Breite der unteren Molaren verschiedener Collimys-Populationen 
* = Werte aus KäLın 1993 
##= = Werte aus DAXxNnER-Höck 1972 


Collimys max ® min N max ® Min N max [) min N 
[transversus, Steinnein L| 1,68 1,62 1,56 3 1,45 1,40 1,355 2 nicht meßbar 
[> 1,08 1.03 4 %,isir1,10 1,12002 

jsp. Nebelberwg »_  —_ 1]2,08 I,Ber, 707 1,66 1,60 1,52 4 
| 

Ber 


1,20 1,15 1,04 102, ie 
1,80 
1,16 


nicht meßbar 
17924 717,58 
1,28 1,13 


1,48 
1,04 


primus, Eichkogel** 


Tabelle 4: Länge und Breite der oberen Molaren verschiedener Collimys-Populationen 


° = Werte aus KÄLın 1993 
== - Werte aus DAxnER-Höck 1972 


M1 j M2 
Collimys max » min N max 


|ep-. Nebelbergweg + 1|2,12 1,98 
B|1,28 1,16 


primus, Eichkogel** L| 1,96 
1,28 


Ectomesolophiden. Vorderknospe des M, mit rückwärtiger Komplizierung, meist Verdoppe- 
lung des Längsgrats aber kaum Teilung des Anteroconids. Obere Molaren mit langem und 
kräftigem Mesoloph. M' mit breiter Vorderknospe ohne Spaltung und langem, starkem 
Anteromesoloph. Sinus und Sinusid sind ebenso eng wie die Synklinen. Sie verlaufen transver- 
sal und sind meist nicht gebogen. Cingula schwach bis fehlend. 


Material: 14 Einzelzähne von der Typlokalität 


2.2. Präzisierung von Democricetodon gaillardıi und D. affinis 
2.2.1. Vergleich der Typusexemplare von D. gaıllardı und D. affınıs 


Die beiden Typusexemplare lassen sich wegen unterschiedlicher Abkauung nicht gut 
vergleichen. Dem geringen Größenunterschied kann kaum Bedeutung beigemessen werden. 
Die Abbildung ScHaußs (1925, Taf. 1, Fig. 9) beruht nicht allein auf dem später designierten 
Lectotypus. Sie zeigt vielmehr eine Kombination von Merkmalen dieses Exemplars mit denen 
eines zweiten, ebenfalls in der Stuttgarter Sammlung befindlichen. Die Abbildung genügt 
daher nicht zur Beurteilung des Typusexemplars. 

Morphologisch fällt beim M, das kräftige Ectomesolophid bei D. gaillardi auf, das D. affınıs 
fehlt. Der M, hat dieses Element, im Gegensatz zur Abbildung ScHauss (Taf. 1, Fig. 9) bei den 
Typen beider Arten nicht. Der M, hat bei D. gaillardi ein selbständiges, gut entwickeltes 
Mesolophid, das die Innenwand erreicht. Bei D. affınıs fehlt es. Da dieser Zahn nicht, wie man 
annehmen könnte, einer allmählichen Reduktion unterliegt, sondern bei Democricetodon eher 
morphologisch ausgebaut wird, ist auch diese Merkmalsausprägung bei D. gaıllardi progres- 
siv. Bei den vorderen Molaren ist das Mesolophid bei D. affinis kurz, bei D. gaillardi lang. 

Während bei D. affınis am M, nur ein Metalophulid I entwickelt ist, ist beim M, von D. 
gaillardi auch ein genau transversal gestelltes Metalophulid II vorhanden, das stärker ist als 


94 


Abb. 2: Vergleich der ersten Unterkiefermolaren großer Democricetodon-Arten, (okklusale Ansicht, 
x 20 vergr., als linke abgebildet) 
a: D. affınis La Grive, NMB LG 5126 invers, b: D. affınıs, Steinheim, SNS 40221, c: D. gaillardı, 
Steinheim, SNS 46028, d: D. affınis La Grive, Lyon, Orig. z. SCHAUB 1925, invers, e: D. affınis, 
Steinheim, SNS 40004, f: D. gaillardi, Steinheim, SNS 43551, Lectotypus, Neuzeichnung, 
g:D. mutilus, Langenmoosen, BSP 1951 XXVII 280, umgezeichnet aus FAHLBUSCH 1964, 
h: D. freisingensis, Giggenhausen, BSP 1952 XIV 90, umgezeichnet aus FAHLBUSCH 1964, 1: D. aff. 
freisingensis, Sansan NMB, Orig. z. STEHLIN & SCHAUB 1951, Abb. 555. 


Metalophulid I. Beim M, von D. affınıs ıst das Metalophulid I stärker nach vorn gerichtet als 
beiD. gaıllardi,so daß es bei dieser Art den Protoconid-Vorderarm weithinterdem Anterolophid 
trifft. Bei D. affınıs berührt ihr Vereinigungspunkt das Anterolophid. Ob diese Unterschiede 
die Trennung von Arten erlauben, kann nur ein Blick auf ganze Populationen zeigen. 


2.2.2. Vergleich der Populationen von Steinheim und La Grive 


Vergleicht man die Gesamtmenge der unteren Molaren von großen Democricetodon-Arten 
aus Steinheim mit der von La Grive, so zeigt sich, daß unter dem Material von Steinheim eine 
Anzahl von Zähnen ein Ectomesolophid unterschiedlicher Stärke besitzt, während in La Grive 
unter 22 untersuchten Zähnen nur ein einziger einen Ansatz dazu zeigt. Diese Häufigkeit 
entspricht etwa der dieses Merkmals bei D. mutilus von Langenmoosen, während dessen 
Häufigkeit in Steinheim etwa der bei D. gracilis von Langenmoosen entspricht. Damit stellt 
sich die Frage, ob es sich in Steinheim um eine einheitliche Population von D. gaillardi handelt, 
bei der dieses Merkmal geringfügig häufiger auftritt als bei D. affınis, oder ob sich unter den 
Exemplaren von Steinheim zwei Populationen trennen lassen, von denen eine die Typus- 


population von D. gaillardi ıst. 
95 


Tabelle 5: Merkmalsverteilung ın Steinheim und La Grive, untere Molaren 


| Steinheim , La Grive 
Merkmal gesamt "affinis" "gaillardi" affinis 
Typ Population 


Be een] 


kurz 


M2 lang 


+ 80% 


= 
® 
} 
° 
r 
[} 
"Oo 
= 
B- 
[er 
= 
- 
m 
m 
[>] 
{1°} 
nv 
u 
» 
o 
62 


4 
ı)< 
ke} 
be} 
„10 
+10 
»|s 
r 
m 
r 
2 
° 

| 5 


= 
w 
w 
» 


era I MI transvers. 27% 36% - 0% + | 
| stark nach vorn 13% 9% + 25% | 
| az m2 transversal| 31% 18% + 60% 


IEctomesolophid Ml vorhanden 13% + 


o|o 
|» 

[1 
el» 
o|o 
|» 

ı ı 
m m - 
[a [e:] S 
” » » 

| | 


schwach 13% | 
fehlt 66% 100% - 20% + 89% | 
Bas Mm2 vorhanden 6% 0% - 17% | 


Betrachtet man unter den Merkmalen, die die Typen beider Arten unterscheiden, die Länge 
des Mesolophids, so zeigt sich, daß diese mit dem Auftreten des Ectomesolophids stark 
korreliert ist. Ein Ectomesolophid kommt nur bei Zähnen mit langem Mesolophid vor, eine 
schwache Andeutung kann auch bei halblangem Mesolophid noch vorkommen. Diese Korre- 


Abb.3: Vergleich der zweiten und dritten Unterkiefermolaren großer Democricetodon-Arten, (okklusale 
Ansicht, X 20 vergr., als linke abgebildet), a-i M,, j-r M, 
a: D. affınıs La Grive, NMB LG 5126 invers, b: D. affınıs, Steinheim, SNS 40221, c: D. gaillardi, 
Steinheim, SNS 46028, d: D. affınis La Grive, Lyon, Orig. z. SCHAUB 1925, invers, e: D. affınıs, 
Steinheim, SNS 40004, f: D. gaillardi, Steinheim, SNS 43551, Lectotyp, Neuzeichnung, 
g: D. mutilus, Langenmoosen, BSP 1951 XXVII 119, umgezeichnet aus FAHLBUSCH 1964, 
h: D. freisingensis, Giggenhausen, BSP 1952 XIV 78, invers, umgezeichnet aus FAHLBUSCH 1964, 
i: D. aff. freisingensis, Sansan NMB, Orig. z. STEHLIN & ScHaug 1951, Abb. 555, j: D. affınis La 
Grive, NMB LG 5126 invers, k: D. affınıs, Steinheim, SNS 40221, 1: D. gaillardi, Steinheim, SNS 
46028, m: D. affınıs La Grive, Lyon, Orig. z. SCHAUB 1925, invers, n: D. affinis, Steinheim, SNS 
40004, o: D. gaillardi, Steinheim, SNS 43551, Lectotypus, Neuzeichnung, p: D. mutilus, 
Sandelzhausen, BSP 1959 II 219, umgezeichnet aus FAHLBUSCH 1964, q: D. freisingensis, 
Giggenhausen, BSP 1952 XIV 217, umgezeichnet aus FAHLBUSCH 1964, r: D. aff. freisingensis, 
Sansan NMB, Orig. z. STEHLIN & ScHauß 1951, Abb. 555. 


96 


Sg: g5 
ssBcde 
Sag Bde 


lation gilt nicht für die Stücke von D. gracilis und D. mutilus, die FAHLBUscH (1964) abbildet. 
Ich betrachte daher diese Koppelung als Argument für die Abtrennung der Art D. gaillardı aus 
der Gesamtmenge großer Democricetodon-Exemplare von Steinheim. 

Trennt man die Exemplare mit langem Mesolophid der vorderen Molaren ab, so entspricht 
die Häufigkeit kurzer und mittellanger Mesolophide der Restmenge bei den M, genau der 
Verteilung bei der Typuspopulation von D. affınıs von La Grive. Bei den M, sind die 
Verhältnisse anders, auch bei der Betrachtung der Gesamtmenge. 

Die übrigen Merkmale, in denen sich die Typusexemplare unterscheiden, erweisen sich als 
variabel. Weder das Auftreten von Relikten eines Metalophulids IT beimM, noch die Richtung 
des Metalophulids I lassen sich mit zur Trennung der Arten heranziehen. 

Der progressive Ausbau des M, betrifft beide Formen. Seine Ausprägung ist variabel. Auch 
unter den Zähnen, die durch die vorderen Zähne derselben Mandibel als D. gaillardi bestimmt 
sind, findet sich außer beim Typusexemplar bei keinem Stück mehr als eine kurze Verdickung 
anstelle eines eigenständigen Mesolophids. Bei einigen Einzelzähnen findet sich hier ein Sporn, 
der aber im Gegensatz zum Typ von D. gaillardı nicht nach lingual zum Innenrand strebt, 
sondern schräg nach vorn zum Metaconid, das der Sporn allerdings nicht erreicht. Diese Zähne 
werden provisorisch zu D. affınıs gestellt. 

SCHAUB (1925) hat keine oberen Zähne von Steinheim zu D. gaillardi gestellt, sondern zwei 
Molaren von Sansan abgebildet. Traditionell werden seither Stücke mit komplexerem Bau, 
insbesondere M' mit vorderem Quersporn und längerem Mesoloph zu dieser Art gestellt. 
Solche M' kommen in Steinheim vor, nichtjedoch in La Grive, wo nur gelegentlich ein vorderer 
Quersporn angedeutet ist. 

Ein zweiter Unterschied zwischen den Gesamtmengen von Steinheim und La Grive ist das 
Auftreten eines zweiten, wesentlich größeren Typs von M’ in Steinheim, der in La Grive nicht 
bekannt ist. Es sind davon nur Einzelzähne bekannt, während der kleinere Typ im Kiefer 
zusammen mit einem M' mit kurzem Mesoloph erhalten ist. Entsprechend dem Befund bei 
anderen Merkmalen wird diese Erweiterung des Merkmalsbestandes in Steinheim dem Auftre- 
ten von D. gaillardi zugeschrieben. Unter den M? ist kein Exemplar bekannt, das sich - z.B. 
durch einen langen Mesoloph - als D. gaillardi identifizieren läßt. Es ließen sich auch keine 
weiteren Merkmalskomplexe ermitteln, die eine Unterscheidung der Arten erlaubten. 

Verteilt man die bestimmbaren Zähne von Steinheim auf die Arten D. affınıs und D.gaıllardi 
so ergeben sich für die Zahnpositionen etwa vergleichbare Werte: 


D. affınıs D. gaillardı 
M, 69% 31% 
M, 65% 35% 
M, 54% 46% 
M' 76% 24% 
M’ 67% 33% 


23.Vergleich von Democricetodon mutilusund D. affinis 


FAaHLBuscH beschrieb 1964 eine neue Unterart von Democricetodon affınis ScHauß als 
Democricetodon (Democricetodon) affinis mutilus nov. subsp.. WU (1982) betrachtet sie ohne 
Kommentar als eigenständige Art, wie dies die späteren Autoren ebenfalls handhaben. Als 
Unterschiede zu D. affınis führt FAHLBuscH (1964: 89) folgende Merkmale an: 

Durchschnittlich geringere Größe, Form der Vorderknospe der M ‚längeres Mesolophid, 
eine spornartige Ausbuchtung des Metaconids nach vorn am M , eine breitere Vorderknospe 
des M „stärkere Verschmälerung des M, nach hinten und möglicherweise tiefere Außenbucht 
bei diesem Zahn. 


98 


Tabelle 6: Merkmalsvergleich von Democricetodon mutilus und D. affınıs 


Merkmal Democricetodon mutilus Democricetodon affinis | 
Langenmoosen Laimering 3 Goldberg La Grive | 


ILinguales Cg. des 


Anteroconids hoch 58% 53% 33% 25% | 

| niedrig 42% 47% 67% 75% 

|Vorderer Metaconid- | 
Isporn am Ml vorh. 82% 39% 49% 11% 

| fehlt 18% 61% 51% 89% | 

IMesolophid M1 kurz 38% 44% 41% 25% | 
N mittel 46% 44% 45% 63% 
lang 16% 12% 14% 12% 

j | 

|Mesolophid M2 kurz 25% 50% 71% 73% | 

mittel 69% 20% 21% 9% | 
lang 6% 30% 8% 18% 

IMesolophid M3 fehlt| 100% 60% 91% 42% | 

urz 0% 40% 0% 33% | 

lang 0% 0% 9% 25% | 

ICingulum vor Ante- | 

Iroloph des M1 fehlt 100% 77% 87% 53% | 

vorhanden 0% 23% 13% 47% | 
Anteroconus breit 17% 23% 42% 93% 
schmal 87% 77% 58% 7% 

N) 

IMesoloph Ml kurz 0% 42% 34% 20% | 

mittel 33% 54% 62% 67% i 

4% 13% | 

| 

27% | 

38% | 


vorhanden 35% 


Im Lichte eines sehr viel umfangreicheren Materials aus der Oberen Süßwassermolasse 
Bayerns, das allgemein zu D. mutilus gestellt wird, muß die Größe als relevantes Merkmal 
gestrichen werden, da die Entwicklungslinie von D. mutilus mehrfachen Schwankungen 
unterworfen ist und wenigstens zu zwei verschiedenen Zeiten der Größe von D. affınis etwa 
entspricht. Die morphologischen Differenzen, die FAHLBUScH (1964, $. 89) angıbt, gelten ohne 
Abstriche für die Typuspopulationen, doch zeigt die Untersuchung zeitlich dazwischen 
liegender Populationen, daß einige Merkmale sich innerhalb der Art D. mutilus verschieben 
und so bei jüngeren Populationen eine gewissen Annäherung an D. affinis bewirken (siehe 
Tab. 6). 

Merkmale, bei denen dies nicht der Fall ist, wie z. B. das scharfe und hohe linguale Cingulum 
am Anteroconid des M, oder der vordere Metaconidsporn desselben Zahnes, sind demnach 
gute Artmerkmale, während die anderen, insbesonders die Länge des Mesolophids und 
Mesolophs einem allgemeinen Entwicklungstrend (zur Verkürzung) unterliegen. Ebenso 
können die Verlängerung des M,, die sich im Auftreten eines unabhängigen Mesolophids 
ausdrückt, und die Verbreiterung des Anteroconus des M' als Entwicklungstrends angesehen 
werden, die jedoch zwischen den jüngsten Vertretern von D. mutilus aus Laimering 3 und vom 
Goldberg und der Typuspopulation von La Grive einen Sprung zeigen, der wohl auf eine 
Zeitdifferenz zurückgeht. Die oberen M’ lassen jedoch bei den verschiedenen Populationen 
von D. mutilus noch keine Anzeichen erkennen, daß sich das hintere Höckerpaar wieder 
deutlicher abzeichnet, das bei D. affinis klein aber voll entwickelt ist. 

Nach dieser Analyse gehören die Populationen der Oberen Süßwassermolasse und die aus 
den Kalken des Riessees zu Democricetodon mutilus, auch wenn manche schon fortgeschrit- 
tene Merkmalshäufigkeiten zeigen. Sehr wahrscheinlich ist die Wurzel von Democricetodon 
affinis nicht in D. mutilus sondern in der verwandten, kleineren Form von Vieux Collonges zu 
suchen, bei der FanıguscH (1964, S. 90) anmerkt, daß der Metaconidsporn fehlt. 


99 


Abb.4: Vergleich der ersten Oberkiefermolaren großer Democricetodon-Arten, (okklusale Ansicht, X 20 
vergr., als linke abgebildet), 
a: D. affınıs La Grive, Lyon, Orig. z. SCHAUB 1925, invers, b: D. affınıs La Grive, NMB Coll. 
MAJOR, komplizierter Morphotyp, c: D. mutilus, Langenmoosen, BSP 1951 XXVII 134, invers, 
umgezeichnet aus FAHLBUSCH 1964, d: D. affınıs, Steinheim, SNS 46031, e: D. affınıs, Steinheim, 
NMB Sth 106/H3, invers, f: D. freisingensis, Giggenhausen, BSP 1952 XIV 51, invers, um- 
gezeichnet aus FAHLBUSCH 1964, g: D. gaillardı, Steinheim, NMB Sth 42/F4 invers, h: D. gaillardı, 
Steinheim, NMB Sth 42/F1, invers, ı: D. aff. freisingensis, Sansan BSP 1991 XV 16, invers. 


24.,Democricetodon gaillardi“ auct. von Sansan 
und die Typus-Populatıon 


ScHaug (1925, 8.28 f.) selbst hat seine Art Cricetodon gaillardi von Anfang an auf Stücke von 
Steinheim und Sansan begründet. Später, in STEHLIN & SCHAUB (1951, Abb. 235, 555) bildet er 
nur mehr Stücke von Sansan ab. Spätere Autoren haben sich bei der Beurteilung dieser Art vor 
allem auf die Population von Sansan gestützt, auch wenn eine Mandibel von Steinheim zum 
Lectotypus erklärt wurde. Die Ursache für die Identifizierung beider Populationen mit 
derselben Art liegt aber vor allem in einem ähnlichen Komplikationsgrad der Molaren. Es läßt 
sich jedoch zeigen, daß einige charakteristische Unterschiede bestehen, die nicht als Entwick- 
lungstrend und damitals Ausdruck eines Zeitunterschieds interpretiert werden können. Dabei 
läßt die geringe Zahl der Objekte von Steinheim zwar noch einige Zweifel hinsichtlich der 
Variationsbreite offen, doch zeigt die Population von Sansan Merkmale, die in Steinheim 
unbekannt sind. Andere liegen ın einer gänzlich anderen Häufigkeitsverteilung vor (Tabelle 7). 

Am wichtigsten ist wohl die Tendenz, bei den unteren und oberen ersten Molaren die 
Vorderknospe von der Spitze her zu teilen bei der Population von Sansan, dazu der Ansatz von 
zwei rückwärtigen Graten am M.. Ebenso ist ein breiter Fortsatz des Anterolophids des M, 


100 


nach lingual bei den meisten Stücken von Sansan entwickelt, in Steinheim jedoch unbekannt. 
Demgegenüber ist in der Population von Sansan ein Metaconidsporn am M, noch häufig 
vorhanden, in Steinheim nicht. Dieses Merkmal bedingt die Ahnlichkeit von D. gaillardı und 
D. affinis. Die zwei Exemplare des M’ von D. gaillardi von Steinheim sind wesentlich länger 
und morphologisch vollständiger als die von Sansan. 

Die Population von Sansan erinnert also in manchen Zügen noch an D. mutilus, von dem sie 
sich durch eine Reihe von progressiven Merkmalen und Komplikationen unterscheidet, die 
eine Beziehung zu D. gaillardi vortäuschen. 


Tabelle 7: Merkmalsvergleich von Democricetodon sp. von Sansan und D. gaillardi von Steinheim 


Am Anteroconid 
l rückwärtiger Grat 
2 rückwärtige Grate 


| 
Ohne Metaconidsporn 
| vorhanden 


Protoconidvorderam 
unterbrochen 
vollständig 


Mesolophid kurz 
mittel 
lang 


fehlt 
IMesolophid kurz 
lang 


25. Democricetodon freisingensis und seine Beziehungen 


Vergleicht man die Stücke von Giggenhausen, die Typuspopulation FAHLBUSCHs (1964, 
Abb. 30, 31), mit D. gaillardi von Steinheim, so zeigen sie ähnliche Unterschiede wie die von 
Sansan, nur noch stärker ausgeprägt. So sind immer wenigstens zwei rückwärtige Grate am 
Anteroconid desM, entwickelt, während die Stücke von Steinheim immer nur einen besitzen. 
Die linguale Fortsetzung des Anterolophids am M, ist, wie bei den Stücken von Sansan weit 
vom Metalophulid I abgesetzt und kräftig. Die Häufigkeit eines Ectomesolophids übertrifft 
nun die der Population von Sansan und wird der von Steinheimähnlich. Beiden oberen Zähnen 
sind Mesoloph und Anteromesoloph fast immer lang. Der M? ist meist größer als bei der 
Population von Sansan, hat jedoch meist noch keinen klar erkennbaren Metaconus ausgebildet. 

Damit erweist sich Democricetodon freisingensis FAHLBUSCH 1964 als modernere und 
größere Fortsetzung der Population von Sansan. Damit wäre der Name D. freisingensis auch 
für diese Population, diejavon.D. gaillardi verschieden ist, verfügbar. Sie könnte jedoch wegen 
der geringeren Größe und des ursprünglicheren Merkmalsbestandes auch als eigene Art 
abgetrennt werden. 


101 


2.6.Collimys primus und Collimys transversus 


Die Typusserie von Collimys primus DAxner-Höck 1972, der Typusspezies der Gattung, 
besteht aus vier Zähnen, die vier Zahnpositionen belegen. Die dreizehn Einzelzähne von 
Steinheim belegen fünf Zahnpositionen, lediglich der M,, der vom Eichkogel belegt ist, fehlt 
in Steinheim. Damit sind drei vergleichbare Zahnpositionen vorhanden, die beiden vorderen 
Molaren und der zweite des Oberkiefers. 

Zwei generell alle Zähne betreffende Merkmale verbinden beide Arten: Die stark ange- 
schwollenen Grate und Höcker mit entsprechender Einengung der Zahngruben und die 
transversale Streckung der Synklinen und Synkliniden. Ein drittes Merkmal ist bei der älteren 
Form nur im Ansatz erkennbar: Die Entwicklung einer horizontalen Kaufläche unter Einbe- 
ziehung des hochgezogenen Mesolophs resp. Mesolophids. Sie spart bei der älteren Form die 
„posttriten“ Höcker länger aus, so daß diese dann isoliert über eine gemeinsame, schräge 
Kaufläche auf den „prätriten“ Höckern und dem Mesoloph oder Mesolophid herausragen, 
solange bis dann auch die „posttriten“ Höcker einbezogen werden. Doppelte Jochkanten, wie 
sie bei Democricetodon weıt verbreitet sind, kommen nicht vor. 

Dagegen fehlt der älteren Form von Steinheim noch die deutliche Fältelung der Höcker und 
die beginnende Hochkronigkeit. Stellt man den großen Zeitunterschied der Funde, MN 7 bis 
MN 10 in Rechnung, so ist dies leicht mit der langen Entwicklungszeit zu erklären. 

Andere Merkmale, die in Steinheim noch entwickelt sind, fehlen den Stücken vom Eichkogel: 
Das Ectomesolophid der unteren Molaren und die Verdoppelung des Längsgrates auf dem 
Hinterabhang des Anteroconids des M,. Sie wurden wegen der Enge des Sinusids und des 
Anterosynklinids eliminiert. 


27. Collimys transversus und Democricetodon 


Käuın (1993, S. 126 ff.) beschrieb eine ähnliche Form als Democricetodon nov. sp. vom 
Nebelbergweg. In der Tat ist die morphologische Ähnlichkeit zum Formenkreis des 
Democricetodon freisingensis zunächst frappierend. Gäbe es nicht die spätere Art C. primus, 
könnte man Collimys transversus und diese Form ohne weiteres als etwas aberrante Vertreter 
von Democricetodon ansehen. 

Mit Democricetodon stimmen folgende Merkmale überein: 

Kurze, ungespaltene Vorderknospen der ersten Molaren, Ectomesolophid am Vorderab- 
hang des Hypoconids der unteren Molaren, kein Paraconussporn an den oberen Molaren. 


Abb. 5: Vergleich der zweiten und dritten Oberkiefermolaren großer Democricetodon-Arten, (okklusale 
Ansicht, X 20 vergr., als linke abgebildet), a-i M2, j-q M3 
a: D. affinis La Grive, Lyon, Orig. z. SCHAUB 1925, invers, b: D. affinis, Steinheim, SNS 46031, 
c: D. gaillardi, Steinheim, NMB Sth 42/G1,d: D. affinis LaGrive, NMB Coll. Major, e: D. affınis, 
Steinheim, NMB Sth 42/G4, f: D. gaillardi, Steinheim, NMB Sth 42/H3, g: D. mutilus, Langen- 
moosen, BSP 1951 XXVII 10, umgezeichnet aus FAHLBUSCH 1964, h: D. freisingensis, Giggenhausen, 
BSP 1952 XIV 4, umgezeichnet aus FAHLBUSCH 1964, 1: D. aff. freisingensis, Sansan NMB, Orig. 
z. STEHLIN & SCHAUB 1951, Abb. 235, j: D. affinis La Grive, Lyon, Orig. z. SCHAUB 1925, invers, 
k: D. affıinis, Steinheim, SNS 46031, 1: D. gaillardi, Steinheim, SNS 40369/L5, invers, m: >): 
mutilus, Langenmoosen, BSP 1951 XXVII 23, umgezeichnet aus FAHLBUSCH 1964, n: D. affınıs, 
La Grive, NMB Coll. Major, o: D. affınis, Steinheim, SNS 40364/L4, invers, p: D. freisingensis, 
Giggenhausen, BSP 1952 XIV 218, umgezeichnet aus FAHLBuscH 1964, q: D. aff. freisingensıs, 
Sansan, NMB Orig. z. STEHLIN & SCHAUB 1951, Abb. 235. 


102 


Innerhalb dieser Gattung deuten spezifische Merkmale auf eine engere Verwandtschaft zum 
Formenkreis des D. freisingensis hin: Die Entwicklung von zusätzlichen Graten auf der 
Rückseite des Anteroconids am M „die große Häufigkeit des Ectomesolophids und die Stärke 
des vorderen Quersporns am M,. Die langen Mesolophe und Mesolophide kommen zwar auch 
beianderen Formen vor, sind jedoch gerade bei D. freisingensis und der Population von Sansan 
besonders ausgeprägt. 


103 


Folgende Merkmale unterscheiden €. transversus von D. aff. freisingensis von Sansan: Die 
geringere Biegung oder Knickung der Synklinen und Synklinide, die stärker transversal 
ausgerichtet werden, das Fehlen doppelter Jochkanten, die Anschwellung der Höcker und 
Grate bei gleichzeitiger Enge der Gruben, die beginnende Fältelung einiger Kronenelemente 
und die frühe Herausbildung einer ebenen Kaufläche unter Einbeziehung des Mesolophs/ 
lophids. 

Gerade diese Merkmale verbinden die Arten Collimys transversus und C. primus. C. trans- 
versus stellt also ein morphologisches Bindeglied zwischen C. primusund den fortschrittlicheren 
Democricetodon-Arten dar. 


2.8. Morphologische Beziehungen zu jüngeren Gattungen 


FAHLBUSCH (1969, S. 104 ff.) hat die Vorstellung vertreten, seine Gattung Kowalskia könne 
auf Democricetodon, speziell auf die gaillardi-Gruppe zurückgeführt werden, wobei er 
Rotundomys hartenbergeriin Kowalskıa einbezog. In der Folgezeithaben MEIN & FREUDENTHAL 
(1971, 5. 28) auf die Beziehung zwischen Rotundomys und Democricetodon „gaillardi“ auct. 
hingewiesen. Mehrere Autoren haben sich mit den Verwandtschaftsverhältnissen und der 
gegenseitigen Abgrenzungen der Gattungen Kowalskia FAHLBUSCH 1969, Rotundomys MEIN 
1965 und Cricetulodon HARTENBERGER 1965 beschäftigt. DAxNER-Höck (1972, S. 141 ff.) faßt 
diese Diskussion zusammen. 

An der Auffassung, daß sowohl Kowalskıa als auch Rotundomys auf Democricetodon- 
Formen zurückgehen, bei denen eine Teilung von Anteroloph und Anterolophid vorgeformt 
ist, hat sich seither nichts mehr geändert. Unter den besprochenen Formen haben dieses 
Merkmal jedoch zwei Linien. Keine Ansätze dazu haben Democricetodon mutilus und D. 
affınıs. Auch D. gaillardi s. str., der alle anderen Komplikationen der progressiveren Formen 
hat, zeigt keine Entwicklung in dieser Richtung. 

Vergleicht man Democricetodon freisingensis (einschließlich seines Vorläufers von Sansan) 
und Collimys transversus mit den jüngeren Gattungen, so scheidet Collimys als eine dieser 
Linien aus deren Aszendenz aus, da diese Gattung Mesoloph und Mesolophid verstärkt und 
früh in die Kaufläche einbezieht. Mit der Verdickung der Höcker und der Einengung der 
Zahngruben beginnt die Entwicklung zur Hochkronigkeit früher als bei den Gattungen des 
Obermiozäns. Diese beginnen beide mit niederkronigen Formen, bei deren oberen Molaren 
beide Protolophuli erhalten sind, während Collimys schon in Steinheim diese Doppel- 
verbindung abgebaut hat. 

Als Vorläufer für diese jüngeren Formen kommt also nur eine Linie infrage, die über 
Democricetodon freisingensis oder eine nahe verwandte Form geht. Collimys transversus 
kommt auch nicht als Vorläufer der hochkronigen Rotundomys-Arten infrage, weil diese mit 
der Reduktion von Mesoloph und Mesolophid, sowie aller weiteren Zusatzgrate einen anderen 
Weg zur Hochkronigkeit einschlagen. 


3. Ergebnisse 


3.1. Phylogenetische Ergebnisse 


Wertet man die Beobachtungen an den verschiedenen großen Democricetodon-Arten aus, so 
ergibtsich für die Ursprungsform folgender hypothetischer Merkmalsbestand: Der Anteroconus 
der M' ist einfach und schmal. Das Anteroconid der M, ist einfach, kurz und spitz und geht 


104 


lingual und labial in ein hohes, scharfes Cingulum über. Mesoloph und Mesolophid sind, mit 
Ausnahme der letzten Molaren, lang. Die letzten Molaren sind kurz und morphologisch 
reduziert; ein hinteres Höckerpaar ist nur beim M, entwickelt. Der M, besitzt einen nach vorn 
gerichteten Metaconidsporn. Vordere Quersporne fehlen noch. Ein Ectomesolophid ist selten 
ausgebildet. 

Im höheren Untermiozän (MN 5) liegen zwei Entwicklungslinien vor. Eine kleinwüchsigere 
wird von Democricetodon aff. mutilus von Vieux Collonges repräsentiert. Sie unterscheidet 
sich vom größeren D. mutilus aus Süddeutschland vor allem durch das Fehlen eines Meta- 
conidsporns am M,. Möglicherweise bildet sie den Ausgangspunkt für D. affınis des höheren 
Mittelmiozäns. 

Democricetodon mutilus steht der Ausgangsform näher. Er bleibt in Süddeutschland bis ins 
Mittelmiozän (MN 6) erhalten und erlebt einige Merkmalsverschiebungen. So werden 
Metaconidsporn, Mesoloph und Mesolophid allmählich abgebaut. Der Anteroconus des M' 
wird breiter und entwickelt gelegentlich ein Vordercingulum. Das Cingulum lingual vom 
Anteroconid des M, wird niedriger und kann verschwinden. Bei den jüngsten Vertretern der 
Art ist der M, bereits länger und beginnt ein eigenständiges Mesolophid zu entwickeln, wobei 
gleichzeitig das Sinusid weniger weit nach lingual vordringt. 

Im Mittelmiozän (MN 6) tritt eine weitere Entwicklungslinie auf, die bisher erstmals in 
Sansan beobachtet wurde. Sie ist etwas kleiner als D. mutilus und unterscheidet sich vor allem 
durch eine stärkere Tendenz zur Teilung von Anteroconus und Anteroconid. Dieses ist breiter 
gerundet und weniger klar von seinen Cingula abgesetzt. Die Verlängerung des M, geht ebenso 
langsam voran wie bei D. mutilus. 

Diese Linie läßt sich wenigstens bis zum Ende des Mittelmiozäns in D. freisingensis 
verfolgen, der schon einen deutlich größeren M, mit meist vollständigem Mesolophid besitzt. 
Zugleich wird das Ectomesolophid häufig. Diese Art geht vermutlich im Obermiozän in die 
Gattungen Kowalskia und Rotundomys über. Diese wiederum beginnt schon mit reduziertem 
Mesoloph und Mesolophid, verliert bald auch die doppelte Gratverbindung des Paraconus und 
wird hochkronig. Kowalskia bleibt dagegen niederkronig und baut allmählich die Spaltung des 
Anteroconids zu einem weiteren Höckerpaar aus. Bei ihr bleiben Mesoloph und Mesolophid 
lang. 

Im höheren Mittelmiozän (MN 7) von La Grive und Steinheim ist D. affınıs nachgewiesen, 
der durch den Verlust des Metaconidsporns, die beginnende Reduktion des lingualen 
Vorderknospencingulums am M, und kurze Mesolophe/ide gegenüber D. mutilus moderner 
wirkt. D. gaillardi, ebenfalls von Steinheim, mit stärkeren Anteromesolophen, längerem 
Mesoloph und Mesolophid und häufigeren Ectomesolophiden wird als nahe verwandte 
Schwesterart angesehen. Da ihr die Spaltung der Vorderknospen fehlt, kann sie mit jüngeren 
Formen nichts zu tun haben. Diese beiden Arten scheinen noch im Mittelmiozän zu ver- 
schwinden. 

Als vierte Entwicklungslinie tritt im Mittelmiozän erstmals die bisher aus dem Obermiozän 
bekannte Gattung Collimys mit der urtümlichen Form C. transversus auf. Sie zeigt noch 
Anklänge an Democricetodon. Die Verstärkung der Mesolophe und Mesolophide, vereinzelt 
auftretende Doppelgrate am Hinterabhang des Anteroconids und die Häufigkeit eines starken 
Ectomesolophids und eines starken vorderen Quersporns der M, deuten auf eine Verwandt- 
schaft mit der Linie von D. freisingensis hin. Der Verlust der doppelten Gratverbindung des 
Paraconus und die frühen Anzeichen einer Hochkronigkeit schließen sie aus der Vorfahren- 
schaft von Kowalskia und Rotundomys aus. 


105 


32. Ökologische Bemerkungen 


Die große Zahl von Cricetidenarten der Fundstelle Steinheim a. Aalbuch ist zweifellos auf 
sehr unterschiedliche Biotope in der Umgebung zurückzuführen. Die Zusammensetzung der 
verschiedenen Faunen in der Oberen Süßwassermolasse Bayerns zeigt, daß Democricetodon 
insbesondere in den mit stärkerem Relief versehenen proximalen Flußlandschaften verbreitet 
war, während die distalen Flachländer vor allem von Megacricetodon und Cricetodon besiedelt 
wurden. Innerhalb des Verwandtschaftskreises von Democricetodon gibt es offenbar weitere 
Differenzierungen. 

Es fällt auf, daß die Gruppe um D. affınıs sich außer ın Steinheim nur in den Karstspalten von 
La Grive und Vieux Collonges fand. Das legt nahe, daß es sich um Tiere des trockenen, 
verkarsteten Umlandes gehandelt hat. Ähnliches kann man für Collimys transversus vermuten, 
da sich die einzige weitere Fundstelle einer ähnlichen Form ebenfalls in einem lokalen Becken 
auf jurassischen Kalkgesteinen, am Nebelbergweg, fand. 

Die spätere Art C. primus ist jedoch aus der alpinen Molasse des Eichkogels und aus den 
Flußablagerungen von Dorn-Dürkheim im Mainzer Becken bekannt und gehört damit wohl 
eher in feuchtere Umgebung. Da auch die wenigen Vorkommen von D. freisingensis und 
seinem Vorläufer aus feinkörnigen Molassesedimenten stammen, muß auch für diese Gruppe 
eine feuchte Umgebung angenommen werden. 

Eine Korrelation des Gebißmusters mit diesen Habitatpräferenzen läßt sich nicht herstellen. 


4. Literatur 


BAUDELOT, S. (1972): Etude des Chiropteres, Insectivores et Rongeurs du Miocene de Sansan (Gers). — 
These Univ. Toulouse 496: 1-364, 90 Abb., 32 Tab., 16 Taf., Toulouse. 

BOLLIGER, T. (1992): Kleinsäugerstratigraphie in der miozänen Hörnlischüttung (Ostschweiz). - Documenta 
naturae 75: 1-296, 106 Abb., 23 Tab., München. 


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Tafel 1 


Collimys transversus n.sp., Einzelzähne von Steinheim a. A. 


Fig. 1: M, Ii., Staatl. Naturkundemuseum Stuttgart (SNS), 40369/F3 
Fig. 2: M, re., Naturhistorisches Museum Basel (NMB), Sch 106/D3 
Big.3: M, li., NMB, Sth 106/A1 

Fig. 4: M, re., NMB, Sth 64/D1 

Fig. 5: M'lı., NMB, Sth 64/G1 

Fig. 6: M? Iı., NMB, Sth 42/G6 

Fig. 7: M' re., Holotypus, NMB, Sth 106/H1 

Fig. 8: M? lı., NMB, Sth 106/]J2 

Fig. 9: M’ re., SNS, 40369/L6 

Fig. 10: M’lı., NMB, Sth 106/M2 


107 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 35, 1995 


Kurr HEıssic: Collimys transversus Tafel 1 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. | 35 | 109-123 München, 15. 12. 1995 


Cricetodon bolligeri n. sp. ein neuer Cricetide aus dem Obermiozän 
von Petersbuch bei Eichstätt 


Von MICHAEL RUMMEL”) 
Mit 8 Abbildungen und 1 Tafel 


Kurzfassung 


Aus einer obermiozänen Spaltenfüllung bei Petersbuch (Fränkische Alb) wird eine neue 
Cricetodon-Art beschrieben. Die Variabilität der Merkmalsausbildung wird dargestellt und 
eine morphologische Abgrenzung gegenüber relevanten Cricetodontini gegeben. Des weite- 
ren wird kurz auf die besondere palökologische Situation der Fundstelle hingewiesen. 


Abstract 


A new species of Cricetodontini from an Upper Miocene fissure filling near Petersbuch 
(Fränkische Alb) is described. The variability of features and a definition in contrast to relevant 
Cricetodontini are given. In the following part the special ecological situation of the site is 
shortly discussed. 


Einleitung 


Das erstmalige Auffinden von Spaltenfüllungen aus dem Obermiozän (MN 9) der Fränki- 
schen Alb und deren Ausbeutung ergab mehrere umfangreiche Kleinsäugerfaunen. Die 
Füllung „Petersbuch 10” weicht in ihrer Zusammensetzung der Hamsterfauna von den 
anderen Fundstellen dadurch ab, daß Deperetomys hagnı und „Collimys sp.“ deutlich häufiger 
auftreten und die neu beschriebene Art Cricetodon bolligeri ausschließlich in dieser Spalten- 
füllung gefunden wurde. 

Den Herren Dr. TH. BOLLIGER, Zürich und U. SCHMID, Augsburg, danke ich für das 
Überlassen des Materials zur Bearbeitung und Herrn F.Höck, München, für die Fotoarbeiten. 
Herrn Dr. H. De Bruin, Utrecht und Herrn Pror. Dr. K. Heıssıg, München, danke ich für 
wichtige Hinweise und Diskussionen. 

Das Material befindet sich am Paläontologischen Institut und Museum der Universität 
Zürich und ım Privatbesitz von Herrn U. SCHMID und des Autors. Die abgebildeten Exemplare 
sind an der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie, Mün- 
chen inventarisiert. Die Bezeichnung der Zahnkronenelemente erfolgt in Anlehnung an die 
Terminologie von MEIN & FREUDENTHAL 1971. 


*) Dipl. Geol. M. Rummeı, Bayerische Staatsslg. f. Paläontologie u. hist. Geologie, Richard-Wagner- 
Straße 10, 80333 München 


109 


Cricetodon bolligeri n. sp. 


Namengebung: bolligeri, nach Herrn Dr. THOMAS BOLLIGER, für seine Verdienste auf dem 
Gebiet der Kleinsäugerpaläontologie, seiner Mitarbeit bei der Materialbergung und bei der 
Bearbeitung der Gesamtfauna, sowie zum Anlaß seiner Hochzeit. 

Typuslokalıtät: Spaltenfüllung „Petersbuch 10“ bei Petersbuch, Lkr. Eichstätt in Bayern. 

Stratigraphisches Niveau: Obermiozän, basale MN 9. 

Holotypus: Rechter Unterkiefer, il-m3, BSP 1995 XV 1. 

Diagnose: Cricetodontini von mittlerer Größe mit Schmelzrunzelung. Das Schmelzband 
der Schneidezähne zeigt eine schwache Doppelrillung und an der Seite Wachstumslamellen. 
Obere Molaren mit schwachem anteriorem Ectoloph und gut ausgebildetem posteriorem 
Ectoloph, der beim reduzierten M3 mit dem Metaconus verbunden sein kann. Der Mesoloph 
fehlt oder ist sehr kurz ausgebildet. MI mit zweigeteiltem Anteroconus. Auf der Lingualseite 
ist meist ein ausgeprägtes Protostyl und Entostyl, bei den unteren Molaren entsprechend labial 
ein Protostylid und ein Ectostylid entwickelt. Der ml zeigt ein einfache Verbindung des 
Anteroconids mit dem Anterolophulid oder eine zusätzliche mit einem Metalophulid I. Ein 
Ectomesolophid ist bei dieser Zahnposition deutlich ausgeprägt. Ein Mesoconid ist beim m2 
deutlich entwickelt. 


Material: 

Unterkiefer:  Oberkiefer: MI M2 M3 mi m2 m3 
mi-m3: 9 MI1-M3: 20 d. 45 d. 42 d. 10 d. 36 d. 31 d. 26 
mi1-m2: 4 MI1-M2: 34 s. 44 s.41 s. 14 s.25 s. 28 s. 16 
m2-m3: 1 M2-M3: 6 

ml; m3: 6 

mi: 5 

m3: 1 

Y 26 60 89 83 24 61 59 42 


Beschreibung des Holotypus 


Der frühadulte rechte Unterkiefer (BSP 1995 XV 1, Taf.1, Fig.1) befindet sich zwar im 
maximalen Größenbereich, die Morphologie liegt jedoch innerhalb der Variation des Gesamt- 
materials. 

Der Processus angularis ist etwa bei der Hälfte der Gesamtlänge abgebrochen. Der Unter- 
kiefer ist infolge eines Bruches im Bereich des mi geklebt, es fehlt lingual und an der Unterseite 
des Kiefers Knochensubstanz, so daß der ebenfalls gebrochene Schneidezahn sichtbar ist. Das 
Foramen mentale ist bei Aufsicht in der natürlichen Kaustellung nicht sichtbar, es liegt im 
oberen Kieferdrittel zwischen dem anterioren Mandibelende und der Alveole für den ml. Die 
Crista mandibulae rostralis beginnt am anterioren Ende des m3 und verläuft leicht konkav 
gebogen bis zum leicht konvex ausgebildeten Processus coronoideus. Das Foramen mandibulare 
tritt in Kronenhöhe des m3 unterhalb der Incisura mandibularis aus. 

ml: Das Anteroconid liegt auf der Zahnmittelachse, Metalophulid I und Anterolophulid 
verlaufen annähernd parallel zueinander und erreichen das Anteroconid. Der labiale 
Anterolophid-Arm endet vor der Protoconid-Basıs. 

Der anteriore Arm des Hypolophids ist kurz und mündet in ein ausgeprägtes Mesoconid, 
welches eine morphologische Einheit mit einem kräftig entwickelten Ectomesolophid bildet. 
Das Posterolophid reicht nicht zum Entoconid und bildet labial an der posterioren Hypoconid- 
Basıs eine kleine Einkerbung aus. Ein Mesolophid fehlt. 


110 


m2: Der labiale Anterolophid-Arm erreicht die Protoconid-Basis und bildet an dieser eine 
Eintiefung aus. Das Metalophulid I verschmilzt mit dem Anteroconid. Das Mesoconid ist 
deutlich erkennbar mit Kontakt zum posterioren Protoconid-Arm. Entoconid und Mesoconid 
sind durch einen schmalen Spalt getrennt. Das Mesolophid ist kurz. Ein Eetostylid ist deutlich 
vorhanden. Das Posterolophid reicht nicht bis zum Entoconid, das Posterosinusid ist somit 


lingual offen. 


m3: Der labiale Anterolophid-Arm erreicht die Protoconid-Basis und umschließt mit dem 
Anterolophulid eine Eintiefung. Metalophulid I und Anteroconid verschmelzen. Das 
Mesolophid ist lang, erreicht das Metaconid jedoch nicht. Das Posterolophid ist mit dem 
Hypoconid verschmolzen und endet an der Entoconid-Basıs. Zwischen Protoconid und 
Hypoconid ist ein deutliches Stylid erkennbar. 


Meßßwerte: 

max. Kieferlänge ohne I : 21,0 mm 

max. Mandibelhöhe (Corpus incl. Zahnkronen) : 5,2 mm 
Länge Breite 
279 1:77 
2,64 1,94 
2.52 1597 


Länge der Zahnreihen (in mm): 


Position 
MI1-M3 
M1-M2 
M2-M3 
mi-m3 
m1i-m2 


m2-m3 


Beschreibung der Gesamtpopulatıon 


N Min. Max. Mw. 

21 7,05 7,83 7,39 

34 5,08 5577 5,42 
6 4,33 4,57 4,43 
9 6,99 7,87 7637. 
3 5,09 55,29 57 
1 4,86 - - 


Der mi: 


juvenil adult senil 
30 21 10 


111 


Das Anteroconid ist ungeteilt, auf der Zahnmittelachse gelegen und zeigt labial einen 
ausgeprägten Anteroconid-Arm, welcher die Protoconid-Basis etwa bei'/, seiner Gesamthöhe 
erreicht. Metalophulid Iund Anterolophulid verlaufen parallel oder konvergieren leicht nach 
anterior. Bei einigen Zähnen divergieren diese Elemente infolge einer labialen Orientierung des 
Anterolophulids. Ein lingualer Anteroconid-Arm fehlt. 

Das Mesolophid ist bei 3% als kurzer Sporn ausgebildet, bei 15% istesals kleine Verdickung 
am Mesoconid zu erkennen und bei den restlichen Exemplaren fehlt es. Der ml ist 2-wurzelig. 
Die Variation der Merkmalsausbildung des anterioren Bereiches des ml verdeutlicht Abb. 1. 


Anteroconid-Verbindungen (n=57) 


Anteroconid > £ N @ 
ia e_ eo 


Protoconid Nu > 


Anzahl: 7 2 
nur Metalophulid I ausgebildet nur Anterolophulid ausgebildet 


Pe = 


Anzahl:9 37 alle Juvenilstadien 
Anterolophulid reicht zur Ac.-Basis Metal. u. Anterol. kräftig ausgebild. vor Anteroconid kleine Zäsuren 


Metaconid-Protoconid- Verbindungen (n=53) 


t „ t Fu fi , 
3 = e) = > ,) 
or . © N) 
Anzahl:31 3 19 
Protoc.-Hinterarm ıst vorhanden Metalophulid II ist ausgebildet Metac. u. Protoc. an der Basıs verb. 


Abb. 1: Die Variabilität der Morphologie des ml im anterioren Bereich. 


Das Entoconid bildet die maximale Zahnhöhe, die Abkauung ist bei diesem Element am 
stärksten. Das relativ kurze Hypolophid ist in Richtung Ectostylid-Protoconid orientiert. 

Das Ectomesolophid tritt bei 92% auf und ist bei dieser Art ein signifikantes Merkmal. Bei 
den Exemplaren, ohne dieses Element ist immer ein kräftiges Ectostylid ausgebildet (es kann 
über die gedachte Linie Metaconid-Entoconid in der max. Breite hinausreichen). Es findet eine 
Verschmelzung von Ectomesolophid und Ectostylid statt. Das im Umriß runde, labiale Ende 
dieser Ectomesolophid/Ectostylid-Verbindung ist verdickt und füllt das labiale Sinusid voll- 
ständig aus, so daß dieses Element eng an die Protoconid- und Hypoconid-Basıs reicht, wobei 
der Abstand zum Protoconid geringer als zum Hypoconid ist. 

Das Posterolophid verläuft vom Hypoconid diagonal zur Lingualseite, biegt am verdickten 
Ende senkrecht zur Zahnlängsachse um und verläuft bis zur Basıs des Entoconids, ohne mit 
diesem verbunden zu sein. Das gekrümmt verlaufende Posterosinusid bleibt lingual offen. Eine 
kleine Kerbe zwischen Hypoconid und der Labialkante des Posterolophids wird meist von 
einem schwachen Cingulum eingeschlossen. Diese ist bei 61% deutlich, bei 8% schwach 
ausgebildet und fehlt bei 31%. 


112 


2,30 2,40 2,50 2,60 2,70 2,80 


Abb. 2: Die Größenverteilung der mI. 


Dier ’m2: 
L B 

N 59 60 
Mın 2,19 1575 
Max 271 2,01 
Mw 2,52 1591 
S 0,11 0,06 
V 4,21 2,96 
juvenil adult senil 
18 33 8 


Der labiale Anterolophid-Arm erreicht immer die Protoconid-Basis und bildet eine kleine 
Eintiefung aus. Das Metalophulid I zeigt eine kräftige Verbindung zum Anteroconid. 

Ein schwaches linguales Vordercingulum ist bei 39% erkennbar und fehlt bei 61%. Es ist 
immer nach lingual steil abfallend orientiert. Ein Mesolophid ist immer vorhanden, bei 51% 
sehr kurz oder kurz, bei 40% lang ausgebildet und bei 9% tritt eine Verbindung mit dem 
Metaconid auf. Das Hypolophulid Listkurz und endet in ein länglich ausgebildetes Mesoconid. 
Bei juvenilen Exemplaren ist der Kontakt beider Elemente sehr schmal, durch die fortschrei- 
tende Abkauung verbreitert sich diese Verbindung jedoch. Bei 47% befindet sich weit lingual 
am Metaconid eine schwache, nach hinten gerichtete Schmelzleiste, welche ähnlich einem 
Cingulum ausgebildet ist. 


115 


2,10 2,20 2,30 2,40 2,0 2,60 2,70 2,80 


Abb 3: Die Größenverteilung der m2. 


Das Ectomesolophid ist bei 19% als kurzer Fortsatz am Mesoconid vorhanden und bei 
einem Zahn lang (wie am mI) entwickelt. 

Zwischen dem Protoconid und dem Hypoconid tritt immer ein deutliches Ectostylid auf, 
welches in der Breite über das Protoconid und Hypoconid hinausreicht (bei der Messung der 
Breite wurde dieses Element mit einbezogen). Das Posterolophid mit einer kräftigen Verbin- 
dung zum posterioren Hypoconid-Arm erreicht mit einem niedrigen, auslaufenden Schmelz- 
grat die Entoconid-Basis nur schr selten, so daß das Posterosinusid lingual meistens offen 
bleibt. Der m2 ist 2-wurzelig. 


Dier2m3: 

L B 
N 44 44 
Min 2,16 1,76 
Max 2,63 2,03 
Mw 2,36 1,88 
S 0,09 0,07 
V 4,01 3,47 
juvenil adult senil 
10 25 7 


Der labiale Anterolophid-Sporn ıst ähnlich wie am m2 ausgebildet, relativ schmal und 
erreicht die Protoconid-Basis. Das Anterolophulid hat bei juvenilen Exemplaren einen schwa- 
chen Kontakt zum Anterolophid, der sich jedoch bei zunehmender Abkauung verbreitert. Das 


114 


anterior gerichtete, kurze Metalophulid I verschmilzt mit dem Anteroconid, ein linguales 
Vordercingulum fehlt. An der posterioren Metaconid-Basıs kann ein Stylid auftreten (36%), 
welches entweder kreisförmigen Umriß aufweist oder länglich ausgebildet sein kann. Dieses 
Element kann mit dem Mesolophid verbunden sein. Bei drei Zähnen ist zusätzlich ein 
Metalophulid II ausgebildet, das in einem Fall das Mesolophid erreicht. 

Das Mesolophid fehlt bei 14%, ist bei 43% kurz und bei 43% lang. Eine Verbindung von 
Mesolophid und Metaconid (über das bereits erwähnte Stylid) tritt bei 38% auf. Der posteriore 
Protoconid-Arm ist kräftig mit dem Mesoconid verbunden. Drei Exemplare (juvenile Stadien) 
bilden eine „X-Struktur“ mit einem kleinen Trichter ın der Mitte aus. 

Das Posterolophid erreicht nur im stark abgekautem Zustand das Entoconid, das gebogen 
verlaufende Posterosinusid bleibt lingual offen. Der m3 ist 2-wurzelig. 


2,10 

2,00 

1,90 

1,80 

1,70 

2,10 2,20 2,30 2,40 2,50 2,60 2,70 

Abb 4: Die Größsenverteilung der m3. 

Der Mi: 

IE B 

N 88 89 
Min 2,96 1,85 
Max 3,44 2,20 
Mw 3,20 2,02 
5 0,11 0,07 
V 3,28 3,45 
juvenil adult senil 
31 52 6 


115 


Der labial von der Zahnmittelachse gelegene Anteroconus ist zweihöckrig, wobei die 
trennende Furche bei 6% fehlt, bei 44% schwach und bei 50% deutlich ausgebildet ist. Die 
Aufspaltung der beiden Höcker beginnt etwa bei der Hälfte der Gesamthöhe des Anteroconus. 
Der linguale Anteroloph-Arm fehlt bei 7%, ist bei 55% mittellang (ohne Kontakt zum 
Protostyl) und erreicht bei 38% die Basıs des Protoconus, wobei diese Verbindung über eine 
Verschmelzung mit einem ausgeprägten Protostyl erfolgt, welches immer vorhanden ist. 

Die morphologischen Merkmale sind schr variabel und zeigen schematisch folgende Kom- 
binationen: 


Pr FR 


SO 


Dun 


2 
7% 
2) 


\ E, 
& = 
x Paracomus 
Protoconus ) 


Anzahl: 17 1 13 11 12 

nur Anterolophulus Antectoloph ist kurz lab. Anteroconus- lab. Anteroc.-Sporn Antectoloph erreicht 

ausgebildet Sporn ausgebildet reicht z. Labialseite labialen Zahnrand 
FIN SS N S N 

—_ y gm I 8 $ ) Y DD S =, J 

V Sg ) D&D “ N 

Anzahl: 4 16 5 4 3 

gerade Linie von Elemente nach Protolophulus I ist  labialer Ac.-Sporn Antectoloph 

lab. Ac.-Sp./Antect. außen gebogen ausgebildet entwickelt ausgebildet 


& o, Y yı— [ 
ID > 
NV \ 
Anzahl: I 2 
zusätzlich lab. Ac.- lab. Ac.-Sp./Ant- 
Sporn vorhanden ectoloph sind verb 


Abb. 5: Die morphologische Variabilität des anterioren Bereiches des MI (n = 89). 


Bei 7% der MI ist ein lingualer Quersporn ausgebildet. 

Der posteriore Ectoloph ist bei 33% kurz oder mittellang, bei 17% isteinschwacher Kontakt 
zur Metaconus-Basis vorhanden. Bei der Hälfte des Materials trennt nur ein schmaler Spalt den 
Ectoloph vom Metaconus. Ein Mesoloph fehlt oder istnur als kleine Verdickungam Mesoconus 
erkennbar. Als Ausnahme zeigen 2 Zähne eine schwache Verbindung eines kurzen Mesolophs 
mit der Metaconus-Basis. 

Der Entomesoloph ist bei 3% lang, bei 9% kurz und fehlt ansonsten. Ein Entostyl ist immer 
vorhanden und ist morphologisch einem Entomesoloph ähnlich. Manchmal kann es aus zwei 
einzelnen Schmelzhöckern gebildet sein. Bei 10% verläuft von der Basis des Protoconus 
ausgehend ein schmaler Schmelzgrad zum Entostyl. 

Der Posteroloph ist leicht nach posterior gerichtet, mit dem Hypoconus verschmolzen und 
immer im Kontakt mit dem Metaconus. Bei juvenilen Zähnen ist die Verbindungsstelle von 
Posteroloph und Hypoconus sehr dünn und verbreitert sich bei zunehmender Abkauung. Der 
MI ist 4-wurzelig. 


116 


2,90 3,00 3,10 3,20 3,30 3,40 3,50 
Abb 6: Die Größenverteilung der MI. 


Der M2: 
€ B 
N 83 83 
Min 221 1579 
Max 2,65 2-12 
Mw 2,43 1:95 
S 0,09 0,07 
357 3,62 
juvenil adult senil 
12 67 4 


Der linguale Anteroloph-Arm ist kurz und bei der Hälfte des Materials vorhanden. Er fällt 
steil zum Cingulum ab. Der Anterolophulus ist mit dem Anteroconus fest verbunden. 

Der Anteroconus verschmilzt mit dem Antectoloph des Paraconus bei 45% und endet bei 
den übrigen Exemplaren frei. 

Der posteriore Ectoloph ist bei 19% lang (etwa halber Abstand vom Paraconus zum 
Metaconus), erreicht jedoch den Metaconus nie. Bei 77% ist er mittellang und bei 3 Zähnen 
kurz ausgebildet. 

Zwischen dem Protoconus und dem Hypoconus befindet sich fast immer ein Entostyl, 
welches, ähnlich wie am MI, mit einer von der Protoconus-Basis ausgehenden, schwachen 
posterioren Schmelzleiste verbunden ist. 


7 


2,20 


2,10 


2,00 


1,80 


1,70 
2,20 2,30 2,40 2,90 2,60 2,70 
Abb 7: Die Größenverteilung der M2. 


Dieses Element ragt in der Breite bei kräftiger Ausbildung über den Protoconus hinaus. Der 
Mesoloph ist bei 16% kurz und ansonsten nur als Verdickung am Entoloph zu erkennen. Der 
Protoconus-Hinterarm ist diagonal zur Zahnlängsachse gerichtet und endet im Mesoconus. 
Der Posteroloph verschmilzt labial immer mit dem parallel zur Längsachse verlaufenden 
Metalophulus, lingual verbindet er sich mit dem Hypoconus. Der M2 ıst 4-wurzelig. 


IB B 

N 55 55 
Mın 1,79 1,68 
Max 2,14 2,02 
Mw 1,96 1,83 
S 0,08 0,07 
V 3,87 3:91 
juvenil adult senil 
17 35 3 


Der M3: 


Der Anteroconus verschmilzt mit dem anterioren Protoconus-Arm. Der labiale Arm des 
Anteroconus endet bei 93% frei an der Basis des Paraconus, der Anterosinus ist sichelförmig 
gebogen. Bei 7% ist eine Verbindung des Anterconus-Arms mit dem Antectoloph ausgebildet. 
Der posteriore Ectoloph ist bei 45% vollständig, bei den übrigen ist ein schmaler Spalt vor dem 

P P 5 8 


118 


2,10 


2,00 


1,90 


1,80 


1,70 


1,60 
1,70 1,80 1,90 2,00 2,10 2,20 
Abb 8: Die Größenverteilung der M3. 


Metaconus entwickelt, der sich häufig an der Schmelzbasis schließt. Ein Mesoloph ist bei 16% 
als sehr kurzer Sporn vorhanden und fehlt ansonsten. 

Die Verbindung des Protoconus mit dem Paraconus ist kräftig ausgebildet. Der Sporn des 
Protoconus hat bei 27% Kontakt mit dem Hypoconus-Vorderarm und bildet eine kreisför- 
mig geschlossene Struktur aus. 

Bei der Hälfte aller M3 tritt ein Entostyl auf, welches (wie beim M2) eng an die Basıs des 
Protoconus angegliedert ist. Der Metaconus ist bei 60% ausgegliedert, bei den übrigen bildet 
er mit dem Hypoconus und ggf. mit dem Posteroloph eine morphologische Einheit. Der 
Posteroloph ist bei 42% nicht vorhanden, bei 52% als kurze Schmelzleiste erkennbar und 
erreicht bei 6% den Metaconus. Der M3 ist 4-wurzelig. 


Differentialdiagnose 


Die neue Art wird verglichen mit Cricetodon sansaniensis (Sansan), Cricetodon aff. meıinı 
(Ebershausen, Ziemetshausen), Cricetodon lavocati, Cricetodon jotae (Manchones), Cricetodon 
decedens, Cricetodon albanensis, Cricetodon sp. (Anwil), Hispanomys nombrevillae 
(Nombrevilla) und Hispanomys aguirrei (Manchones). 

C. sansaniensis ist deutlich größer, der MI zeigt nie so ausgeprägte posteriore Ectolophe wie 
C. bolligeri. Zudem fehlt bei C. sansaniensis am ml das Metalophulid I, die Stylide und das 
Ectomesolophid ist schwächer entwickelt. Manche M3 zeigen einen ausgeprägten Mesoloph, 
welcher bei €. bolligeri entweder sehr kurz entwickelt ist, oder fehlt. 

Der Vergleich mit dem Material von C. aff. mein: (BooN 1991) ıst mit Unsicherheit behaftet, 
da nur sehr wenige Zähne vorliegen. C. aff. meinz ist kleiner als C. bolligeri, der ml (BSP XXIV 


119 


352) zeigt zwar ein Ectomesolophid, aber es ist ein Mesolophid, welches bei €. bolligeri fehlt, 
erkennbar. Der MI hat außerdem ein kaum entwickeltes posteriores Ectoloph. Style sind zwar 
vorhanden, der labiale Anteroconus-Sporn ist jedoch kurz oder tritt nicht auf. Der m3 von 
C. bolligeri ist kleiner und reduzierter als bei C. aff. meini. Der M3 der letztgenannten Art zeigt 
ım Gegensatz zu C. bolliger: einen vollständigen Mesoloph. Möglicherweise ıst diese Art als 
ein Vorläufer von C. bolligeri zu betrachten. 

Bei dem wenigen Material des größeren Cricetodon sp. von Anwil fehlt am MI das Proto- 
und Entostyl. Der M2 besitzt keinen anterioren Paraconus-Sporn. Der labiale Anterolophid- 
Arm des ml ist ähnlich wie beı €. bolligerı mit dem Protoconid verbunden, ein Metalophulid 
II fehlt jedoch ebenso wie ein Ectomesolophid. 

Der etwa gleich große C. jotae besitzt kein Ectomesolophid am ml. Der posteriore Ectoloph 
des MI ist bei dieser Art ım Vergleich zu C. bolligeri nur ansatzweise vorhanden oder fehlt. 

C. decedens ist größer als C. bolligeri, die Ectolophe der oberen Molaren sind im Gegensatz 
zu €. bollıgeri vollständig. Am mi fehlt bei C. decedens ein Ectomesolophid. 

C. albanensıs ıst etwas größer als C. bolligeri und zeigt am MI weniger entwickelte 
Ectolophe. Das Anteroconid des mi liegt im Vergleich zu C. bolligeri näher am Protoconid; 
ein Ectomesolophid und ein Mesoconid fehlen. 

Hispanomys aguırrei ıst geringfügig kleiner als C. bolligeri und unterscheidet sich am MI 
durch vollständig ausgebildete Ectolophe aber weniger deutliche Style. Das Ectomesolophid 
fehlt am mi. Hispanomys nombrevillae zeigt gegenüber C. bolligeri ein ausgeprägteres 
Anterolophulid am ml. Der posteriore Ectoloph des MI ist zudem vollständig ausgebildet. 

Ein Vergleich mit stratigraphisch ähnlichen türkischen und griechischen Cricetodontini 
zeigt deutliche morphologische Unterschiede (vollständige Ectolophe, Hochkronigkeit usw.) 
gegenüber der weniger evoluierten süddeutschen Art. Diese hat vielmehr einen eindeutigen 
Bezug zu mittel- und westeuropäischen Formen. Cricetodon bolligeri ist in den Cricetodon 
meini/decedens-Formenkreis einzuordnen. Die deutliche Entwicklung eines Ectomesolophids 
am mi ist möglicherweise als eine Anpassung an einen extremen Lebensbereich (Karsthoch- 
fläche) aufzufassen und ist demnach ein regionales Kriterium. 


Begleitfauna (Cricetidae) der Spalte Petersbuch 10 


Neben der neuen Art wurden Deperetomys hagnı, Democricetodon sp. Democricetodon 
brevis, Collimys sp., Megacricetodon sımilis, Megacricetodon aff. gregarıus, Eumyarion cf. 
latior und Anomalomys gaudryı aus der Spaltenfüllung Petersbuch 10 geborgen. Eine einge- 
hende Bearbeitung der einzelnen Gattungen und Arten ist in Vorbereitung. Eine vorläufige 
Liste der Gesamtfauna ist bereits publiziert (BOLLIGER & RUMMEL 1994). 

Auffällig ist, daß die neue Art (ebenso wie Deperetomys hagni) ausschließlich an der 
Fundstelle Petersbuch 10 vorkommt, obwohl aus demselben Steinbruch vier weitere Fundstel- 
len aus diesem stratigraphischen Zeitraum mit gleicher oderähnlicher Faunenzusammensetzung 
bekannt sind. Die wenigen Crzcetodon-Belege der Fundstellen Petersbuch 6 und Petersbuch 18 
sind deutlich größer als Cricetodon bolligeri und in die Cricetodon sansaniensis-Reihe zu stellen. 

Als weitere Besonderheit der Spalte Petersbuch 10 ist die horizontal und vertikal verschie- 
dene Faunenzusammensetzung zu erwähnen. So fehlt z.B. Deperetomys hagni ın den vorderen 
Partien der Füllung gänzlich, erst im weiteren Abbau der Spalte wurden Exemplare gefunden. 

Die Fossilführung war zudem lagenweise konzentriert, was sicherlich auf eine Anreicherung 
von Gewöllresten zurückzuführen ist (BOLLIGER & RuMMEL 1994, 246, 259). 

Diese Besonderheiten deuten möglicherweise auf eine kurzfristige Biotopänderung oder auf 
Änderungen im Verhältnis Beutegreifer - Beutetier hin. 


120 


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Tafelerläuterung 


Tafel 1 


Cricetodon bolligeri n. sp. 


Fig. 1: linker Oberkiefer (BSP 1994 XV 2), MI-M3, Aufsicht, x 10 
Fig. 2: rechter Unterkiefer, Holotyp (BSP 1994 XV 1) m,-m,, Aufsicht, X 10 
Fig. 2a: I, ml-m3, lingual, X 5 


Fig. 2b: I, mI-m3, labial, x 5 
Fig. 2c: I, ml-m3, Aufsicht, X 5 


122 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 35, 1995 


MICHAEL RUMMEL: Cricetodon bollıgeri n. sp. 


BE ua 2 


| Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. | 35 | 125-135 München, 15. 12. 1995 


Rediscovery of fossil antelope holotypes (Mammalia, Bovidae) 
collected from Olduvai Gorge, Tanzania, in 1913 


By A. W. GENTRY, ANTHEA GENTRY & H. MAYR“) 
With 3 Text-figures 


Abstract 


On a study visit to the Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und historische 
Geologie, Munich, in the summer of 1992, the first author discovered that the holotypes of 
Megalotragus kattwinkeli and Rhynotragus semiticus (Mammalıa, Bovidae, Alcelaphini) and 
of Tanrotragus oryx pachyceros (Bovidae, Tragelaphini) from Olduvaı Gorge, Tanzania, had 
escaped destruction by Allied bombing during the Second World War, contrary to previous 
belief. On afurther study visit in the autumn of 1994, the second author madeadiscovery about 
the refound holotype of Rhynotragus semiticus which corroborates its synonymy with 
Megalotragus kattwinkeli. It ıs now known that the name Rhynotragus semiticus is available 
from 1925, and not 1935 as thought previously, and it therefore becomes the senior synonym 
for the commonly used Megalotragus kattwinkeli. The consequences of these discoveries for 
taxonomy and nomenclature are discussed. Taurotragus oryx pachyceros is not conspecific 
with 7. arkelli L.S.B. LEAKEY 1965. 


Zusammenfassung 


Anläßlich eines Studienaufenthaltes im Sommer 1992 an der Bayerischen Staatssammlung 
für Paläontologie und historische Geologie in München entdeckte hier der erstgenannte Autor 
die als vermißt gegoltenen Holotypen von Megalotragus kattwinkeli und Rhynotragus semi- 
ticus (Mammalıa, Bovidae, Alcephalini) sowie von Taurotragus oryx pachyceros (Bovidae, 
Tragelaphini) aus der Olduvai-Schlucht in Tansania. Angeblich waren die Stücke einem 
alliierten Bombenangriff während des Zweiten Weltkrieges zum Opfer gefallen. Bei einem 
weiteren Studienaufenthalt im Herbst 1994 fand die zweitgenannte Autorin am Holotyp von 
Rhynotragus semiticus deutliche Argumente für seine Synonymie mit Megalotragus 
kattwinkeli. Der Name Rhynotragus semiticus erwies sich, nicht wie angenommen erst seit 
1935, sondern bereits seit 1925 verfügbar und somit als älteres Synonym von Megalotragus 


*) A. W. GENTRY, c/o Department of Palaeontology, Natural History Museum, Cromwell Road, London 
SW7 5BD, United Kingdom; 
ANTHEA GENTRY, Secretariat, International Commission on Zoological Nomenclature, c/o Natural 
History Museum, Cromwell Road, London SW7 5BD, United Kingdom; 
H. Mayr, Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie, Richard-Wagner- 
Straße 10/II, D-80333 München, Germany. 


125 


kattwinkeli. Die Konsequenzen dieser Beobachtungen bezüglich Taxonomie und Nomen- 
klatur werden diskutiert. Taurotragus oryx pachyceros ıst nicht konspezifisch mit T. arkelli 
L. S. B. LEAKEY 1965. 


Inhalt 
Introduction. an SE N Rn BASE AT NA E LESE OUNENE 
Studies’of Olduyaı Boyıdae up.to1937. N... nn 
Olduvaı Bovidae since the Second World War 
Studyzyisitsito. Munich 1992an 1994 ven reneereeneene ee 


Acknowledgements.:..:.0.0..2:22020482022000020 Rennens nrretegrnen deren en rene ee 


References en nee ee et eenses leihen SER 


Introduction 


Olduvaı Gorge, also formerly known as Oldoway or Duwai Gorge, is one of the foremost 
sites in the world for the remains of early man. It lies in the Serengeti Plains of northern 
Tanzania at 2°59' S 35°21' E, slightly west of the eastern Rift Valley. The earliest European 
traveller in this part of East Africa was Dr. Oscar BAUMANN in March 1892, who used the name 
Duvaiforasmallhillabout 15 km south-east of Lake Elgarjaor Lgarya, also called Lake Ndutu. 
The name Duvai is from the Masaı word for the sisal plant which grows in the area. The nearby 
gorge runs eastwards from the lake and cuts into Pleistocene and Pliocene beds. After about 
37 km it is Joined by a side gorge from the south and after another 9 km drains into the Balbal 
depression at the foot of the Ngorongoro-Olmoti highlands. 

Thediscovery of Olduvaiı Gorge hasalways been attributed to Professor WILHELM KATTWINKEL 
in 1911, although Frau MARTHA KATTWINKEL was also present at the time (BRAncA 1914: 1171). 
To later generations of paleontologists and anthropologists involved with Olduvaı Gorge the 
name of KATTwinkEL became known as that of a butterfly collector who had stumbled by 
accıdent on the Gorge, and knowledge of his Christian name vanished altogether (CoLE 
1975: 80). GLowaTzkı (1979) resuscitated KATTWINKEL’s reputation by publishing some 
information on his medical career, of which fuller details are given in the Allgemeine Deutsche 
Biographie, and by stressing that the 1911 journey arose from his professional interest ın 
sleeping sickness and was a scientific expedition. REck (1933: 25), however, had pointed out 
that the 1911 trip was partly for hunting, and to that extent recreational. 

While camped at Olduvai, KATTwinke and his wife discovered mammalıan fossils at more 
than one locality in the Gorge. They carried a selection back to Munich. These were identified 
as being from a proboscidean, a hipparionine horse, hippopotamus and a sivathere. Asaresult, 
the beds at Olduvaı were explored more thoroughly in October to December 1913 by an 
expedition under Dr. Hans Reck of the Institut für Geologie und Paläontologie der Friedrich- 
Wilhelm-Universität, Berlin (REck 1914). Further expeditions were abandoned because of the 
outbreak of the First World War in 1914, but a series of faunal reports was initiated (DIETRICH 
1916) and from 1925 onwards the series entitled Wissenschaftliche Ergebnisse der Oldoway- 
Expedition 1913. The bones collected by the 1913 Expedition were divided between the 
Friedrich-Wilhelm-Universität (now the Zentralinstitut Museum für Naturkunde der Hum- 
boldt-Universität), Berlin and the Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und histori- 
sche Geologie, Munich. 


126 


The 1913 Expedition found no artıfacts, but excavated a human skeleton which became the 
subject of a long controversy before being accepted in 1935 (the year of KATtwinkeı’s death) 
as an intrusive burial of Homo sapiens. M.D. LEAKEY (1971: 225) gives asummary and further 
references on this aspect of the early studies at Olduvai Gorge. Notwithstanding the ultimate 
verdict on the skeleton, it helped to maintain interest in the Gorge in the years after the First 
World War. Inthelate 1920s L.S.B. LEAKEY wished to correlate hisown human and faunal finds 
in Kenya with those at Olduvai. Accordingly he twice visited REck in Berlin and eventually 
Reck joined the Third East African Archaeological Expedition of 1931-32 which worked at 
Olduvai (the Second Olduvai Expedition). REck died in 1937 but both L.S.B. and M.D. LEAKEY 
did much more work at Olduvai in later years. On 17 July 1959 came the discovery of the 
famous australopithecine skullnamed Zinjanthropus boiseı by L.S.B. LEAKEY (1959). Thereafter 
financial support was obtained for more intensive studies of the geology and fauna of the 
Gorge. It became clear that most Olduvai fossils come from Beds I-IV of uppermost Pliocene 
and Lower Pleistocene age (Hay 1976). The top of the Olduvaı normal palaeomagnetic event 
inthe Matuyama reversed epoch, now dated to 1.76 Ma (CAnDE & KENT 1992), lies within the 
lower 75 cm or at the base of the Lemuta Member, itself at the top of the lower part of Bed I 
(Hay 1976: 39,64). The date of this palaeomagnetic change is close to that of the Pliocene to 
Pleistocene stratigraphic boundary at 1.795 Ma (Pasını & COLALONGO 1994). 


Studies of Olduvai Bovidae up to 1937 


The family Bovidae is the most abundantly fossilized mammal group at Olduvai Gorge. 
More than half the bones of tetrapods listed by M.D. LEAKEY (1971: 257, table 4 [excluding 
insectivores, chiropterans and rodents]) belong to this family. Early studies on material 
collected by the 1913 Expedition, culminating in the monograph by Schwarz (1937), resulted 
in the following new names for extinct bovids: 


Species Holotype 

Tribe Tragelaphin:: 

Tragelaphus spekei stromeri SCHWARZ 1932 Skull in Munich; 
not illustrated. 

Taurotragus oryx pachyceros SCHWARZ 1937 Cranıum in Munich; 
not illustrated. 

Tribe Bovini: 

Pelorovis oldowayensis RECK 1925 Cranıum ın Berlin; 
(Reck 1925; 1928, 
text-fig.1, pls.1,2). 

Tribe Reduncin:: 

(See GENTRY & GENTRY 1978: 339) 

Thaleroceros radiciformis REck 1925 Frontlet in Munich; 
(Reck 1925; 1935, fıg.2; 
1937, pl.8). 

Tribe Alcelaphini: 

Megalotragus kattwinkeli (SCHWARZ 1932) Right horn core in Munich; 
not illustrated. 

Parmularins angusticornis (SCHWARZ 1937) Crushed cranıum in Munich; 


not ıllustrated. 


127 


Species Holotype 


Tribe not determined: 

Rhynotragus semiticus RECK 1925 Partıal skull in Munich; 
(Reck 1925; 1933: 166, 
fig. 28; 1935, fig.1). 


Tribe Antilopinı: 

Gazella gazella praecursor SCHWARZ 1937 Horn core in Munich; 
not illustrated. 

Antıdorcas recki (SCHWARZ 1932) Skull in Munich; 


(SCHWARZ 1932, pls.1-2; 
1937, pl.1 fig.1). 


Hitherto the name Pelorovis oldowayensis has been dated from Reck (1928) and the names 
Thaleroceros radicıformis and Rhynotragus semiticus from Reck (1935). RECK wrote his 1935 
paper specifically to provide diagnoses for the two latter taxa which he had described in two 
earlier publications (REck 1925, 1933). We have been able to see Reck ’s article in the weekly 
Illustrirte Zeitung, Leipzig, for 19 March 1925. The descriptive remarks in the text, together 
with the ıllustrations with these names in their captions, are sufficient to render allthree names 
available from this publication. 


Olduvai Bovidae since the Second World War 


After the Second World War no Olduvai bovids survived in Berlin other than the Pelorovis 
oldowayensis holotype. Late in 1967 and again in July 1969 A.W. and A. GENTRY were assured 
by Professor Dr. RICHARD DEHM and Dr. FRIEDLINDE ÖBERGFELL that nearly all Olduvaı 
material in the Munich collection had been destroyed by Allied bombing of that city in 1944. 
Only the Thaleroceros radiciformis holotype and a few primates had survived. 

Hence GENTRY & GENTRY (1978) in their lengthy treatment of Olduvaı Bovidae were able 
to use the names Pelorovis oldowayensisand Thalerocerosradicıformis without difficulty. Type 
specimens, illustrations and adequate descriptions were all available. Antidorcas recki also 
presented no problems because there wasa cast of the holotype in the Natural History Museum 
in London, BM(NH) M21460 (now duplicated in the National Museum of Kenya, Nairobi). 
For Parmularius angusticornis, SCHWARZ had specified a paratype, an incomplete right horn 
core in London, BM(NH) M14553, which still exists and which was illustrated by L.S.B. 
LEAKEY (1965: pl. 63). In all these cases there was no difficulty about understanding or 
identifying in later collections the species to which the older names had been applied. However 
GENTRY & GENTRY (1978) abandoned use ofthethree names founded by SCHWARZ as subspecies 
of living antelopes: Tragelaphus spekei stromeri, Taurotragus oryx pachyceros and Gazella 
gazella praecursor. The only ıllustrated pieces were a tibia and cervical vertebra of the gazelle 
and the descriptions were insufficient to allow comparisons. 

For Megalotragus kattwinkeli the position was more complicated. The holotype had been 
arıght horn core with frontal, VI-1099 from an unknown horizon which SCHWARZ (1932: 4, no 
picture) designated as type of his new species Alcelaphus kattwinkeli. The subsequent 
illustration of a cranial piece of this species in SCHWARZ (1937: pl.1 fig.3) showed a frontal 
region with horn bases, which the caption alleged to be VII-468. However ın SCHWARZ’s own 
list (1937: 56) of specimens, VII-468 was the number of a lower jaw. Further, the skull part 
shown in pl.1, fig.3 did not fit the description of the holotype as a right horn core with frontal. 


128 


GENTRY & GENTRY (1978: 356) surmised that the figured specimen could be VI-487, another 
listed skull part. Since the original holotype had been destroyed and never figured, they 
designated a neotype (International Code of Zoological Nomenclature, Article 75). This was 
a damaged skull BM(NH) M21447, lacking nasals and previously used as the holotype of 
Xenocephalus robustus L.S.B.LEAKEy (1965: 62, pls.81-82), aname regarded by GENTRY & 
GENTRY as a junior synonym of Megalotragns kattwinkeh. 

The unique specimen of Rhynotragus semiticus came from Bed IV (DiETricH 1933: 301) and 
was an odd-looking skull fragment with a strongly arched or updomed profile of the nasals. 
Unlessthefossil was deformed, the animal must have had an extremely specialisedmorphology. 
Not surprisingly, RECK came to no conclusion about its tribal affıliation. SCHWARZ (1937: 
60,85) supposed that the fossil was distorted and used the name semiticus as a subspecies of the 
extant alcelaphine Connochaetes taurinus, the blue wildebeest (for which he used the generic 
synonym Gorgon Gray 1850). He assigned much other material in Reck’s collection to the 
same subspecies. GENTRY & GENTRY (1978: 370) considered thatthe holotype could not belong 
to a Connochaetes because of the lack of a sharply-outlined temporal fossa along the side of the 
braincase between the horn core base and the back of the orbit, and because of the rather steep 
inclination of the braincase. But they could offer no alternative suggestion for its identity, so 
the anımal remained mysterious. 

The first step towards the solution of the problem came almost 60 years after the first 
publication of Rhynotragus semiticus. PICKFORD & THoMmAs (1984) described what they called 
„anextraordinary bovid....probably ofthe Tribe Alcelaphini“ from late Pleistocene to Holocene 
strata on Rusinga Island, Lake Victoria, Kenya, as a new genus and species Rusingoryx 
atopocranion. Their fig.2a of the holotype ın lateral view shows a partial skull lacking the face 
anterior to the caudal part of the nasals. If the occipital profile be positioned vertically, then the 
back of the top edge of the face would be rising steeply. This unusual condition is very like 
Rhynotragns semiticus, although the authors did not mention the similarity. In our view 
Rusingoryx can be taken as a junior subjective synonym of Rhynotragns. 

Harris (1991) then showed the connection of Rhynotragus with Megalotragus. Hedescribed 
some Upper Pliocene and Lower Pleistocene Megalotragus remains from the Upper Burgi, 
KBS and Okote Members of the Koobi Fora Formation, Kenya, as a new species M. ısaacı, 
believing them to be distinguishable from the Olduvaı M. kattwinkeli. The illustrated paratype 
of this species (Harrıs 1991: fig.5.47) shows the same updomed nasals as in Rhynotragus 
semiticus. HaRRıs described the face as narrow and the updomed nasals as forming a parallel- 
sıded crest. There can be no doubt that both R. semiticus and Rusingoryx atopocranıon are 
congeneric with the species of Megalotragus. Megalotragus van HOEPEN 1932 isa Pliocene and 
Pleistocene genus of alcelaphine antelopes, some of which, like the South African type species 
M. priscus (BROOM 1909), reached a very large size. On the evidence of the Rusinga and some 
South African finds (Krein 1972, KLEIN & CRUZ-ÜRIBE 1991), it only became extinct close to 
the end of the Pleistocene. No evidence of its facial structure has been published from South 
Afrıca, but it is likely that the updomed nasals would characterise all species of the genus. The 
neotype skull of M. kattwinkeli was said by GENTRY & GENTRY (1978: 358) to be rather poorly 
preserved, but in the light of the Koobi Fora discoveries, it does not seem that it is much 
distorted. With the frontals positioned far above the tooth row, updomed nasals of the same 
shape as in Rhynotragus semiticus could easily have been accommodated. 

The time span of M. isaacı at Koobi Fora largely precedes that of M. kattwinkeli at Olduvaı. 
If the holotype of Rhynotragus semiticus did indeed come from Bed IV, then it would almost 
certainly not be conspecific with the earlier M. isaacı. 


129 


Study visits to Munich, 1992 and 1994 


In July 1992, during a return visit to the Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und 
historische Geologie in connection with Miocene ruminants, A.W. GENTRY noticed that a 
cupboard in the storeroom for mammals was labelled as containing the Reck collection. Athhis 
request the cupboard was unlocked, and within there lay a great many bovid fossils of the 1913 
Olduvai expedition. Among them were three specimens of outstanding interest, the lost 
holotypes of Megalotraguskattwinkeli, Rhynotragussemiticusand Taurotragusoryxpachyceros. 
There was also a piece of mandible labelled as paratype of Gazella gazella praecursor. Even ın 
the pages of a scientific journal it may be permitted to an author to remark what amoving and 
strange experienceitwasonatranquil, midsummer Friday afternoon, to see and handle historie 
fossils which he knew, until a few minutes previously, did not exist. 

H. Mayr had discovered the boxes containing the Olduvai bovids in the basement in 
Theresienstrasse 41, an outstation of the Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und 
historische Geologie, Munich in 1989. The most likely explanation for their survival is that 
shortly before the Second World War material on loan to SCHWARZ in London had been 
returned and part of it was still awaiting reincorporation into the collections. Hence it was not 
intheccollections destroyed by bombing on the night of 24-25 April 1944. Five clues favour this 
explanation. Firstly the Reck collection in Munich, as it now stands, contains only Bovidae, the 
family studied by SCHwARrZ. Secondly, on the afternoon that the cupboard was opened, Dr. V. 
FAHLBUSCH noticed that many of the fossils carried labels of the British Museum (Natural 
History). These were tie-on labels as used in the Department of Zoology and not labels of the 
Department of Palaeontology (known as the Department of Geology until 1956). While in 
England from 1933-1937 as a refugee from the Nazi regime in Germany (Hırı 1962), SCHWARZ 
had been unofficially attached to the mammal room, Department of Zoology, of the British 
Museum (Natural History), and therefore would have had access to labels of this pattern. 
Thirdly, Dr. K. HeıssıG was able to show us, in November 1994, a sheet from a London 
newspaper, the Daily Mail of Wednesday 2 September 1936, used as part ofthe wrapping ofthe 
fossils. He, along with H. Mayr and the preparator M. DROBEK, remembered that both South 
African and British newspapers had been among the wrappings. Fourthly it is clear from the 
museum archives in London (letter from SCHWARZ in Berlin to M.A.C. Hınron [Deputy 
Keeper of Zoology in London] dated 2 August 1933, and an internal memorandum from 
Hınton to W.D. Lang [Keeper of Geology] dated 11 August 1933) and from SCHWARZ’s 
(1937:8) published acknowledgements, that he did indeed take to London Olduvai bovids of 
the 1913 Expedition and that their carriage was paid for by the British Museum (Natural 
History). Fifthly is the surviving inventory of some collections of fossils evacuated in 1941 to 
Oettingen Castle, Bavaria, from the Bayerische Staatssammlung in Munich. A single-line entry 
for cases 197 to 213 reads „Oldoway-Material, Berliner Expedition (Antilopen Schwarz)“. 
These cases were thus outside Munich for the rest of the war. 

The move of material to Oettingen had been organised by Dr. THERESE VON OETTINGEN- 
SPIELBERG who became a scientific research assistant at the Institut in 1943 and, after the war, 
a curator. This Oettingen material was taken back to Munich in 1948. It remained at the so- 
called „collecting point“ for antiquities belonging to public institutions at Arcisstrasse 10 until 
1950 when it was taken to the new premises of the Bayerische Staatssammlung für Paläonto- 
logie und historische Geologie in Richard-Wagner-Strasse 10. In 1969 it was moved again to 
an outstation in Türkenstrasse. By 1989 when H. Mayr investigated the seventeen boxes 
marked inred with the logo of the Shell Oil Company of South Africa, there was no knowledge 
of their contents. Not all the Olduvai bovids of the 1913 Expedition have been recovered from 
the Oettingen consignment. The holotypes of Tragelaphus spekei stromeri, Parmularius 


130 


Fig. 1: Holotype cranium of Taurotragus oryx pachyceros, E-58, in (A) dorsal, (B) lateral and (C) occipital 
views. Scale = 10 cm. 


angusticornis, Gazella gazella praecursor and Antidorcas recki have not made a reappearance 
and were presumably destroyed in 1944. 

The chief interest in the rediscovered type of Taurotragus oryx pachyceros (Fig.1) is that the 
horn cores are inserted at a low inclination in side view, as in the living eland. Therefore it 
cannotbelongto the more primitive, extincet Olduvai species TaurotragusarkelliL.S.B. LEAKEY 
1965, and so this name is not a junior synonym of T. pachyceros. One would expect T. oryx 
pachyceros to have come from a younger stratigraphic horizon than T. arkelli, which was a 
surface find in Bed IV. Elsewhere in Africa, middle Pleistocene T. oryx is known from Broken 
Hill (= Kabwe), Zambia, and Elandsfontein, South Africa (GENTRY & GENTRY 1978:307). In 
general, the Olduvai bovids of the 1913 collection are predominantly from Bed IV, whereas 
those collected in later years by L.S.B. and M.D. LEAKEY are mostly from Beds I and Il. 

The paratype of Gazella gazella praecursor is a piece of arıght mandible with worn P3 to MI, 
numbered II-40. Schwarz (1937) did not list itas a paratype and its status is no different from 
that of other fossils forming part ofthe hypodigm of the subspecies. It is certainly an antilopine 
bovid, but little more can be surmised about its identity. 

The label on the holotype horn core of Megalotragus kattwinkeli reads „Or. No. VI. 1099 
+ Typus Alcelaphus kattwinkeli Schwarz Oldoway O.Afrika Reck Smming. 1913“. Itisindeed 
a right horn core, as indicated by Schwarz (1932: 4; 1937:56), and part of the frontal with 
supraorbital pit and top of the orbit is also preserved (Fig.2). The anteroposterior and 
transverse basal diameters ofthe horn core are 44.4 and 66.0 mm. In our opinion ıt is conspecific 
with the skull designated as the neotype (see above). Two other frontlets of M. kattwinkeli are 
included in this collection, numbered VI-487 and VI-1088, and neither isthe specimen figured 
by Schwarz (1937, pl.1 fig.3) as VII-468 (see above). We can now only suppose that the 
illustration must be of the fourth, unnumbered, „Frontale mit Hornwurzel“ of ScHwarz’s list. 


131 


Fı 


2: Holotype right horn core of Megalotragus kattwinkeli, VI-1099, in anterior view. Scale =5 cm. 


o 
g- 


The holotype of Rhynotragus semiticus, as seen again in 1992, corresponded to REck’s 
(1925, 1933 and 1935) illustrations, but had suffered damage to the ventral orbital rım and side 
wall of the braincase. The broken pieces have been preserved. The undamaged portion bore 
no number or label although both Reck (1935) and ScHwarz (1937: 60) gave its number as 
VII-1111. 

In November 1994 the first two authors visited Munich again, so that ANTHEA GENTRY could 
seetherediscovered Reck collection. She noticed that a separated partial left horn core, VI-306, 
one of many specimens listed by SCHWARZ (1937: 61) as Gorgon (now Connochaetes) taurinus 
semiticus, could be fitted exactly to the R. semiticus holotype, and is unquestionably from the 
same individual (Fig. 3). Thus horn core V1-306 ıs not from a Connochaetes taurinus, in which 
the horn cores are inserted more widely apart, further behind the orbits, and show more 
divergence. The horn core corroborates all the evidence given above that R. semiticus ıs an 
alcelaphine antelope congeneric with the species of Megalotragus. Moreover ıt can at last be 
seen that R. semiticus is indeed conspecific with M. kattwinkeli rather than with M. isaacı; its 
horn cores are only moderately long, they have no backward curvature at their bases, and they 
show a slight diminution in divergence distally. 

It is apparent both from the contents of the RECK cupboard and from SCHWARZ’s (1937) 
lists of assiıgned material that most of the surviving Olduvaı Bovidae in Munich belong to 
the Alcelaphini. SCHWARZ thought that there were four species among the horn cores and 
cranial material of thistribe. Hence itisunlikely that as much postcranial materialas he claimed 
is really from Connochaetes, especially if the presence of a Connochaetes ın addition to 
Megalotragus kattwinkeli ıs doubtful. It is impossible now to recover information about 
the associations of fossils collected in 1913, but there must be a suspicion that many of 
the alcelaphine postcranial elements were from a fossilised herd of Megalotragus kattwinkel. 

The discovery by the present authors of the availability from Reck (1925) of the name 
Rhynotragus semiticus has the unfortunate consequences that Rhynotragus becomes the senior 
generic synonym for Megalotragus VAN HOEPEN 1932, and Rhynotragus semiticus the senior 
specific synonym for Megalotragus kattwinkeli (Schwarz 1932). Megalotragus and M. 
kattwinkeli have both been much used in recent years (e.g. KLEin 1972, GENTRY & GENTRY 


132 


1978, VrBa 1985, Harrıs 1991, KLEın & CrUZ-URIBE 1991). Accordingly the International 
Commission on Zoological Nomenclature is being petitioned by A.W. & A. GENTRY to 
conserve the usage of the famılıar names Megalotragns and M. kattwinkeli. A further decision 
is needed from the Commission as to whether the London neotype or the rediscovered 
holotype of Megalotragus kattwinkeli shall function as future name-bearing type of that 
species. The London neotype isamore complete specimen of known stratigraphic provenance. 
Against this the Munich holotype has a very considerable historic interest and it would be 
satisfying to restore its name-bearing status. Moreover, if ata future date, our assertion of the 
conspecificity of neotype and holotype were challenged, and if the holotype were again the 
name bearer, then kattwinkeli would continue to be the name of the species which SCHWARZ 
had founded. 


Fig. 3: Holotype face of Rhynotragus semiticus, VII-1111, with left horn core VI-306 attached to it, in (A) 
lateral and (B) dorsal views. Scale = 10 cm. 


GENTRY & GENTRY (1978: 356, 360, figs. 21,22) stressed the large size, simple occlusal pattern 
ofthe check teeth, and lengthened limb bones of Megalotragus kattwinkeli in comparison with 
contemporaneous Connochaetes. Their assertion applied particularly to the material of 
Megalotragus kattwinkeli from middle and upper Bed II at Olduvai. It remains to be 
ascertained how far these Megalotragus/Connochaetes differences are maintained at other time 
periods or localities and between other species of the genera. 


133 


Acknowledgements 


A.W. & ANTHEA GENTRY thank past and present members of the Institut and Bayerische 
Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie der Universität, Munich, for their 
assistance and hospitality to overscas visitors spanning 28 years. The photographic illustrations 
were provided by Franz Höck. We thank Dr. Hans-]J. PAEpke of Berlin, and Mr J. THACKRAY 
of London for helpful information, and the Newspaper Library of the British Library for 


assıstance. 


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135 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. | 35 | 137-168 München, 15. 12. 1995 


DFG-Schwerpunkt 
BIOGENE SEDIMENTATION 


Rift-Evolution 
und 
Kreide-Sedimentation 


Das Verteilungsmuster des Dinoflagellaten-Planktons im 
Alb/Cenoman-Grenzbereich des Vocontischen Trogs am Beispiel 
des Profils La Vierre/Südfrankreich 


Von RAIMOND BELOW" & Karı-HEınz KırscH** 


Mit 35 Abbildungen 


Kurzfassung 


Die Daten einer quantitativen Analyse der Dinoflagellatenzysten-Assoziationen ım Alb/ 
Cenoman-Grenzbereich des Profils La Vierre (Südfrankreich), die FECHNER (1989) publizier- 
te, werden mit der von BELOw & KırscH (1994) vorgestellten Methode neu berechnet. Dabei 
zeigen sich im Gegensatz zu den Ergebnissen traditioneller Bearbeitungsweise sehr oft 
markante Häufigkeitsverteilungsmuster vieler Dinoflagellaten-Zysten-Gruppen. 


Abstract 


FECHNER (1989) published data of a quantitative analysis of dinoflagellate-cyst assemblages 
from the Upper Albian to Lower Cenomanian of the La Vierre section (Southern France). 
These data are used for new calculations according to the method of BELOw & KırscH (1994). 
A lot of significant distribution patterns of relative abundances of dinoflagellate-cyst taxa can 
be observed with this new method in contrary to the results using the traditional calculation 
only. 


*) Privatdozent Dr. R. BELow, Büchelstraße 1, 53227 Bonn-Oberkassel, Deutschland; 
**) Dr. K.-H. KırscH, z. Z. Institut für Paläontologie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms- 
Universität Bonn, Nussallee 8, 53115 Bonn, Deutschland. 


137 


Einleitung 


Bei den paläoökologischen quantitativen Analysen prätertiärer Dinoflagellaten-Zysten 
wird aus Zeitnot oder Bequemlichkeit meist nur auf Gattungs-Niveau ausgezählt und die 
relative Häufigkeit von Gattungen innerhalb der Gesamt-Dinoflagellaten-Zysten-Assoziati- 
on ermittelt. Diese alleinige Nutzung der Gattung bedingt bereits starke Einschränkungen von 
Aussagemöglichkeiten. Zusätzlich kann auch das heutzutage gleichermaßen übliche, sehr 
starke Splitting auf Gattungs-Niveau eventuell in den Fossilvergesellschaftungen tatsächlich 
dokumentierte Verteilungen natürlicher, biologisch definierbarer Gruppen verschleiern. Die- 
se inflationäre Aufspaltung in mittlerweile zu 35% monotypische Gattungen berücksichtigt 
morphologische Unterschiede von in der Regel lediglich phaenotypischen Merkmalen, die 
nicht in jedem Fall die tatsächlichen biologischen Verwandtschaftsbeziehungen, respektive 
Unterschiede, widerspiegeln und künstliche Formgattungen in Fülle bedingen. Deshalb wird 
bei quantitativen Analysen sehr oft getrennt gezählt, was taxonomisch zusammengehört und 
eine sinnvolle ökologische Aussage erlauben könnte. Es besteht dann die Gefahr ökologisch 
sensitive natürliche Taxa nicht zu erkennen und führt unseres Erachtens zu mehr und mehr 
aussagelosen Häufigkeitsverteilungsmustern in den Profilen. Dies finden wir bei unseren 
Arbeiten über Dinoflagellaten-Zysten-Assoziationen aus der Unter-Kreide immer wieder 
bestätigtund darauf haben wir bereits ausführlich hingewiesen (BELOw & KırscH 1994, KIRSCH 
& BELow 1994, 1995). BELOW & KırscH (1994) entwickelten deshalb eine alternative Methode, 
um paläoökologische Interpretationen mit Hilfe von fossilen Dinoflagellaten-Zysten aussage- 
kräftiger, zuverlässiger und sicherer zu machen. Dabei werden die relativen Häufigkeiten 
natürlicher Taxa (hier: Zählgruppen) unterschiedlichster hierarchischer Rangstufe in einem 
evolutionsbiologisch begründeten Klassifikationsschema an verwandten, aber höherrangigen 
Taxa (Zählgruppen) bis hin zur Gesamtassoziation ermittelt. Die Details der Methodik sind bei 
BELOw & KırscH (1994) beschrieben. 

Es liegt nahe, auf dieser Methode die geologisch überlieferten Verteilungsmuster von 
Dinoflagellaten-Zysten zunächst in möglichst umfangreichen Probenserien zu ermitteln und 
mit Paläodaten zu vergleichen, die mit anderen geologisch/paläontologischen Methoden 
erarbeitet wurden, um so zunächst empirisch eine umfangreiche Vergleichsdatenbasis zu 
schaffen. Das bezieht die Nutzung publizierter Daten mit ein. Bei einer Sichtung der Literatur 
mit quantitativen Dinoflagellaten-Zysten-Analysen stellte sich jedoch heraus, daß das Gros 
der Daten nicht benutzt werden kann, weil Angaben über die exakte Zahl der insgesamt pro 
Probe ausgezählten Dinoflagellaten-Zysten-Individuen fehlen. Kırsch & BELow (1995) dis- 
kutieren an Beispielen ausführlich die unabdingbare Notwenigkeit jede %-Berechnung von 
Taxa mit der Berechnung des Konfidenzintervalls zu koppeln (siehe S. 141). Nur so können 
%-Häufigkeiten, wie wir sie nach unserer Methode berechnen, miteinander verglichen und 
interpretiert werden. Zur Berechnung des Konfidenzintervalls wird aber immer die genaue 
Zahl der insgesamt ausgelesenen Individuen einer Probe benötigt und diese Angabe fehlt bei 
den meisten Publikationen. Eine der wenigen Ausnahmen stellt die Arbeit von FECHNER (1989) 
über Dinoflagellaten-Zysten aus dem Alb/Cenoman-Grenzbereich von La Vierre dar. FECHNER 
zählte sehr viele Dinoflagellaten-Zysten-Individuen pro Probe aus, was ein sehr enges 
Konfidenzintervall mit entsprechend hoher Aussagegenauigkeit bedingt. FECHNER gibt aber 
auch die genaue Anzahl ausgezählter Individuen an und aus seinen %-Häufigkeitsangaben der 
Taxa lassen sich deshalb die Individuenzahlen eines jeden Taxons pro Probe berechnen, die für 
unsere Methode benötigt werden. 


138 


” Vocontischer 
P4 
Trog. 


Mittelmeer 
een 
rovence Trog 


Pyrenäen -P 


Legende 
S= Mergel und mergelige Kalksteine mit Ammoniten 
_L_L Penninische Faltungsfront und planktonischen Foraminiferen 


Schwarzschiefer (Thomel - level) 


Kalkstein der Süd - Provence Plattform 
mit Rudisten 


=- -- 0-m Isopache 


Kreidezeitliche Störung Hl 
Sand, Sandsteine und sandige bioklastische A 
ı Kalksteine mit Flachwasserfauna Grundgebirge 


Sand - Glaukonitfazies 


Abb. 1: Paläogeographische Lage des Profils La Vierre (Pfeil) (umgezeichnet und vereinfacht nach Phi ır 
et al. (1984)). 


Geologische Übersicht 


Die Sedimente des Profils La Vierre wurden im Zentrum des Vocontischen Troges abgela- 
gert (Abb. 1). Dieses E-W streichende Randbecken der Tethys war im NW, W und S von 
Hochgebieten umgeben. Dabei trennte das Hochgebiet der Provence-Plattform im Süden des 
Vocontischen Trogs diesen vom weiter südlich gelegenen Pyrenäen-Provence-Trog. Nur ım 
Osten hatte das Subsidenz-Becken Verbindung mit dem offenen Ozean. Die Grundzüge der 


139 


Faziesausbildung während des Cenoman im heutigen SE-Frankreich sind in Abb. 1 dargestellt. 
Weitere Literatur findet sich ın den zusammenfassenden Arbeiten von DEBRAND-PASSARD, 
COURBOULEIX & LIENHARDT (1984) und PORTHAULD (1978). 

Ein Sand/Sandstein/Bioklastika-Faziesgürtel säumt die Ränder des Vocontischen Troges 
gegen die Hochgebiete. Daran schließt sich ein Glaukonit/Sandstein-Faziesgürtel an. Im 
Zentralteil schließlich herrscht eine Mergel/mergelige Kalkstein-Fazies vor, die unter Bedin- 
gungen des äußeren Neritikums bis hin zu ozeanischen Bedingungen sedimentiert wurde. Im 
Subsidenzzentrum schließlich sind Schwarzschiefer verbreitet. 

Das Profil La Vierre (Abb. 2) wurde von van ErvE (VEBA OEL AG, Gelsenkirchen) in 
einem frischen Straßenanschnitt unweit des Dorfes La Vierre im Department Drome, ca. 40 km 
westlich von Gap aufgenommen und beprobt. FECHNER (1989) publiziert eine detaillierte 
Beschreibung des Profils und die Ergebnisse seiner Palynofaziesuntersuchung von insgesamt 
39 Proben. 

Die ca.17 m umfassende Schichtenfolge besteht aus dunkelblaugrauen bis schwarzen Mergeln. 
In diese monotone Abfolge sind vier härtere Bänke eingeschaltet. FECHNER (1989) findet in 
diesen Bänken einen gegenüber den Mergeln nur leicht erhöhten Karbonatgehalt und führt 
deshalb die höhere Härte der Bänke auf stärkere Zementation zurück und nicht etwa auf 
Wechsel der paläoozeanischen Bedingungen. Die Palynofazies einiger Proben und Proben- 
intervalle weist nach FECHNER (1989, 5.61 ff.) jedoch auf Schüttungen, also Umlagerungen von 
Sediment aus einem landnäheren, höher gelegenen und flacheren Sedimentationsraum hin, so 
daß in den Sedimentationsmodus der pelagischen Normalsedimentation immer wieder 
turbiditische mud-flow Resedimente eingeschaltet sein sollen. 

Die Alb/Cenoman-Grenzziehung im Profil La Vierre führte FECHNER mit planktonischen 
Foraminiferen durch. 

Proben Lithologie 


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Abb. 2: Profil La Vierre (umgezeichnet nach FECHNER (1989)). 


Methodik 


FECHNER (1989) untersuchte die Dinoflagellaten-Zysten und Acritarchen sowie die Pollen- 
und Sporen-Gehalte von 39 Proben (LV24 - LV65) des Profils quantitativ. Die prozentuale 
Häufigkeit der verschiedenen Taxa ist in seiner Abb. 10 publiziert, ebenso die Summe aller 
gezählten Dinoflagellaten-Zysten pro Probe. Diese Abbildung 10 enthält ebenfalls Angaben 
über die Menge der nıcht bestimmten Zysten, die mit 48% in LV24, 40% in LV25 und 34% in 


140 


| 


| 
| 
| 


I 


LV26 der Gesamtsumme der gezählten Dinoflagellaten-Zysten extrem hoch liegt. Diese Daten 
der Zählgruppen FECHNERSs (auf Art aber auch auf Gattungsniveau) übernehmen wir unkri- 
tisch. Die Taxa dieser Zählgruppen sind in der Regel eindeutig zu erkennen. Wir gehen deshalb 
davon aus, daß sie von FECHNER in den Proben ziemlich vollständig erkannt und in seinen 
Zählgruppen erfaßt wurden und ın seinen Berechnungen berücksichtigtsind und deshalb nicht 
als „unerkannte“ Taxa in dem zum Teil recht hohen Anteil unbestimmter Dinoflagellaten- 
Zysten verborgen sind. Aus diesem Grund haben wir zunächst für jede Probe die tatsächliche 
Anzahl der unbestimmten Dinoflagellaten-Zysten aus FECHNERs %-Angaben und der Ge- 
samtsumme aller gezählter Dinoflagellaten-Zysten pro Probe zurückgerechnet und diese 
Anzahl von der Gesamt-Summe der gezählten Dinoflagellaten-Zysten pro Probe abgezogen. 
Dann erst wurden die %-Anteile der einzelnen Taxa an dieser neuen Gesamtsumme der 
tatsächlich von FECHNER bestimmten Zysten (= „DO“) berechnet. Mit diesen Individuen- 
zahlen haben wir unsere Berechnungsweise (BELOW & KırscH 1994) durchgeführt. Das den 
Berechnungen zugrunde liegende, auf natürlichen Verwandtschaftsbeziehungen basierende 
System ist zusammen mit den dazugehörenden Codes in Abb. 3 dargestellt. 

Wie in Kırsch & BELow (1995) dargelegt, ıst es bei der Berechnung der relativen %- 
Häufigkeiten von Taxa wichtig, neben dem berechneten %-Wert der Häufigkeit eines Taxons 
auch das Konfidenzintervall anzugeben innerhalb dessen mit 95%-iger Sicherheit der wahre 
%-Wert liegt. Innerhalb des 95%-Konfidenzintervalls (+/- 2 Sigma) kann dieser wahre %- 
o=.)%2 Wert sehr vom berechneten %-Wertabweichen. Die Berechnung erfolgte nach der 
Formel(mit n = Gesamtzahl der Dinoflagellatenzysten-Individuen einer übergeordneten 
Zählgruppe an der die %-Häufigkeiten (die Anteile) der untergeordneten Zählgruppe p 
berechnet werden und p = errechnete %-Häufigkeit eines Dinoflagellaten-Taxons an n). 

Pro Probe wurden auf diese Weise 381 relative %-Häufigkeiten von Taxa an hierarchisch 
übergeordneten Zählgruppen ermittelt und dann in 381 Kurvendiagrammen dargestellt und 
analysiert. Davon werden hier 116 Kurven in den Abbildungen 4 bis 35 vorgestellt und ım Text 
beschrieben. Die nicht abgebildeten Kurven zeigen lediglich Einzelvorkommen oder sporadi- 
sches Auftreten von Taxa ım Profil oder kontinuierliche Präsenz des Taxons in allen Proben 
mit jeweils schr niedrigen %-Häufigkeiten. Bei anderen nicht dargestellten Kurven sind 
Aussagen aufgrund eines zu breiten 95%-Konfidenzintervalls nicht sinnvoll. 

Hinsichtlich der Darstellung und traditionellen Analyse der %-Häufigkeiten von Gattun- 
gen und ausgewählten Dinoflagellaten-Zysten-Arten an der Gesamt-Assoziation der 
Dinoflagellaten-Zysten aus organischer Substanz („DO“) und Diskussion dieser Ergebnisse 
wird auf FECHNER (1989) verwiesen. 


Ergebnisse 


Die relativen %-Häufigkeiten von Dinoflagellaten-Zysten Gattungen wie sie FECHNER 
(1989) auf traditionelle Weise berechnete, zeigen keinerlei wirklich auffällige Schwankungen 
im Profil, die auf merkliche Wechsel der paläoozeanischen Bedingungen hinweisen könnten. 
Sogar die von FECHNER (1989, S. 62) als besonders markant genannten Veränderungen der 
relativen Häufigkeiten zwischen den Proben LV26 und LV27 bei Ovoidinium scabrosum (von 
3% auf 38%), bei Cyclonephelium distinctum (von 2% auf5%), beider Pterodinium cingulatum- 
Gruppe (von 2% auf 5%), bei der Spiniferites-Gruppe (von 18% auf 13%), bei Odontochitina 
operculata (von 7% auf 4%) und bei Palaeohystrichophora infusorioides (von 3% auf 0%) 
erscheinen mit Ausnahme des Anstieges bei Ovoidinium scabrosum zu gering um als 
signifikant gedeutet werden zu können. Diese doch sehr gleichmäßigen Verteilungsmuster von 
Dinoflagellaten-Gattungen im Profil würden die Erwartung von über einen längeren Zeitraum 


141 


% G-S-L-pA 
% G-S-L-pA-mO 


% G-S-L-pA-bOmax 


% G-S-L-pA-mO-derb 


% G-S-L-pA-mO-sonst. 
% G-S-L-eA 


% G-S-L-aA 
% G-S-L-aA-sph 


% G-S-L-aA-sph-accedat 
% G-S-L-aA-sph-prox 


% G-S-L-aA-sph-proxtec 


% G-S-L-aA-cer 
% G-S-L-aA-cer-cor 
% G-S-L-aA-cer-lent 


% G-S-L-aA-cer-lent-tec 


Zählgruppe 


Dinoflagellaten-Zysten (det.) aus org. Substanz 
Incertae Sedis 

Cladopyxidiaceae 

Triadiniaceae 

Peridiniaceae 


Gonyaulacaceae 


Gonyaulacaceae-sexiform 
Gonyaulacaceae-sexiform-S/Typ 


Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ 


Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ-praecingulare Archaeopyle 
Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ-praecingulare Archaeopyle- 
monooperculat/3“ 

Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ- 

praecingulare Archaeopyle-bioperculat/2“ +3“ 
Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ- 

praecingulare Archaeopyle-monoopercular/3“ 

mit derber, dicker Zystenwand 
Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ- 

praecingulare Archaeopyle-monooperculat/3“, sonstige 


Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ-epizystale Archaeopyle 


Gonyaulacaceac-sexiform-L/Typ-apicale Archaeopyle 
Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ-apicale Archaeopyle, 
+/- sphaeroidaler Körper 
Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ-apicale Archaeopyle, 
+/- sphaeroidaler Körper, accedat 
Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ-apicale Archaeopyle, 
+/- sphaeroidaler Körper, proximat 
Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ-apıcale Archaeopyle, 
+/- sphaeroidaler Körper, proximat und 

durch +/- ausgebildetes Tectum z.T. cavat 
Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ-apicale Archaeopyle, 
ceratioidaler Habitus 
Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ-apicale Archaeopyle, 
ceratioidaler Habitus, deutlich cornuat 
Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ-apicale Archaeopyle, 
ceratioidaler Habitus, lenticular d/v abgeplattet 
Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ-apicale Archaeopyle, 
ceratioidaler Habitus, lenticular d/v abgeplattet, mit Tectum 


Abb. 3: Die im Profil auftretenden Gattungen von Dinoflagellatenzysten und die auf biologischer 
Verwandtschaft basierenden, übergeordneten Zählgruppen unterschiedlicher hierarchischer 
Klassifikations-Rangstufen, ihre Codierung (Abb. 3a) und ihre Darstellung im Cluster-Dia- 


gramm (Abb. 3b). 


142 


% G-S-L-aA-cer-lent-nontec 


% G-S-L-aA-elo 


% G-S-S-prox 
% G-S-S-prox-areat 


% G-S-S-prox-nonareat 


% G-S-S-chor 

% G-S-S-chor-sep 
% G-S-S-chor-fifo 
% G-S-S-cav 

% G-S-S-cin-cav 


% P-aAıAcomb. 


% P-transA 


% T-pA 

% T-aA 

% T-aA-accedat 
% T-aA-areat 


Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ-apicale Archaeopyle, 
ceratioidaler Habitus, lenticular d/v abgeplattet, ohne Tectum 


Gonyaulacaceae-sexiform-L/Typ-apikale Archaeopyle, 
elongater Habitus 


Gonyaulacaceae-sexiform-S/Typ-proximat 
Gonyaulacaceae-sexiform-S/Typ-proximat, areat 
Gonyaulacaceae-sexiform-S/Typ-proximat, nicht areat 
Gonyaulacaceae-sexiform-S/Typ-chorat 
Gonyaulacaceae-sexiform-S/Typ-chorat, septat 
Gonyaulacaceae-sexiform-S/Typ-chorat, finate Fortsätze 
Gonyaulacaceae-sexiform-S/Typ-cavat 


Gonyaulacaceae-sexiform-S/Typ-cingulocavat 


Peridiniaceae, 
apicale Archaeopyle mit interkalarer Archaeopyle combiniert 


Peridiniaceae, transapikale Archaeopyle 


Triadiniaceae, praecingulare Archaeopyle 
Triadiniaceae, apicale Archaeopyle 
Triadiniaceae, apicale Archaeopyle, accedat 


Triadiniaceae, apicale Archaeopyle, areat 


Abb. 3: (Fortsetzung) Die im Profil auftretenden Gattungen von Dinoflagellatenzysten und die auf 
biologischer Verwandtschaft basierenden, übergeordneten Zählgruppen unterschiedlicher hier- 
archischer Klassifikations-Rangstufen, ihre Codierung (Abb. 3a) und ihre Darstellung im Clu- 
ster-Diagramm (Abb. 3b). 


143 


stabilen paläeoozeanischen Bedingungen im Zentrum des Vocontischen Trogs bestärken, wie 
sie vor allem bei Kenntnis der palaeogeographischen Lage des Profils im Zentralteil des 
Vocontischen Trogs und der makroskopisch sehr monotonen Sedimentabfolge spontan ent- 
steht. 

Im Gegensatz zu diesen Ergebnissen der traditionellen Ermittlung von relativen Häufigkei- 
ten von Taxa innerhalb einer Assoziation zeigt diese neue Berechnungsweise in sehr vielen 
Fällen ausgeprägte, markante plötzliche Schwankungen der %-Häufigkeitswerte von Taxa 
unterschiedlichster hierarchischer Rangstufe zwischen zwei Proben, sowie deutliche Trends ın 
der %-Häufigkeitsverteilung über den gesamten Profilverlauf hinweg. Diese Verteilungs- 
muster von biologisch natürlichen Dinoflagellaten-Taxa machen auf Umweltveränderungen 
aufmerksam, die man bei der eintönigen Lithologie der Abfolge nicht erwarten würde. Diese 
Verteilungsmuster werden nun im folgenden detailliert besprochen. 

Auf der anderen Seite zeigen diese Berechnungsergebnisse ebenso wie die traditionellen 
Resultate, daß die zwischengeschalteten Kalkbänke sich nicht(!) durch typisch geänderte 
%-Häufigkeiten der Dinoflagellaten von den Mergeln unterscheiden. Die Entstehung ist dann 
nicht auf veränderte physikalisch-chemische Umweltbedingungen und Bioproduktivität in 
der Wassersäule, sondern vielmehr auf Reaktionsmechanismen ın der Sedimentsäule während 
der Diagenese zurückzuführen, was ja auch schon FECHNER (1989) vermutete. 

Die Assoziationen der Dinoflagellaten-Zysten aus organischer Substanz („DO“) des Profils 
La Vierre setzen sich überwiegend aus den drei Familien Gonyaulacaceae („G“) (Abb. 4a), 
Peridiniaceae („P“) (Abb. 4b) und Triadiniaceae („T“) (Abb. 4c) zusammen. Nur sporadisch 
treten Cladopyxidiaceae („C“) mit 1,3% an „DO“ in LV33 und unter 1% an „DO“ in LV26, 
LV28, LV34, LV48, LV49 und LV60 auf (Abb. 4d). Der Anteil der Incertae Sedis mit den 
Gattungen Maghrebinia und Rhombodella an „DO“ bleibt unter 3% (Abb. 4e). 


1. Die Gonyaulacaceae („G“) 


Die Gonyaulacaceae dominieren in der Regel zwischen 80% und 90% an „DO“ die 
Vergesellschaftungen (Abb. 4a). Die Oszillatuionen der %-Häufigkeitswerte bleiben weitge- 
hend moderat. Hiervon ausgenommen ist ein markanter Abfall der %-Werte in den Proben 
LV28 - LV30 unmittelbar über der Alb/Cenoman-Grenze, wo die Gonyaulacaceae nur noch 
50% - 60% an „DO“ erreichen. In diesen Proben sind die Peridiniaceae entsprechend häufiger 
(Abb. 4b). Diesem Einbruch der Gonyaulacaceae %-Häufigkeit geht eine sukzessive Abnah- 
me von 90% auf ca. 80% voran und diesem folgt ein ebenso sukzessiver Anstieg der relativen 
Häufigkeit, bis in LV36 die Gonyaulacaceae wieder 90% an „DO“ erreichen. Dieser Wechsel 
von gleichmäßig sehr hohen %-Anteilen der Gonyaulacaceae um immerhin 30-40% ist 
auffällig. Ein zweiter, wenn auch schwächerer Rückgang der Gonyaulacaceae-Häufigkeit auf 
70% an „DO“ ıst in LV59 zu erkennen. 


1.1. Die „G-S“-Zysten 


Die Familie Gonyaulacaceae wird im vorliegenden Material zu 100% vom sexiformen 
gonyaulacoıden Bautyp („G-S“) gebildet, so daß die %-Häufigkeits-Verteilungskurve „G-S“ 
an „DO“ der Kurve „G“ an „DO“ (Abb. 4a) entspricht. Ebenso sind deshalb alle %- 
Häufigkeits-Kurven von Zählgruppen an „G-S“ identisch mit denen an „G“. 

Innerhalb des sexiformen gonyaulacoiden Bautyps werden die zwei prinzipiell verschiede- 
nen Zystentypen mit S-Sulcus („G-S-S“-Zysten) und mit L-Sulcus („G-S-L“-Zysten) unter- 
schieden (Abb. 5). 


144 


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REBBBBSCRBERRESKBBSRBLRSASESSRDLHBASEBERBER 


SUEBEBBSCKRERRESEBBESRBLRESESTCRELHBUSSEBERBER 


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o 10% o 10% 

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Abb. 4: Relative %-Häufigkeiten der Gonyaulacaceae (Abb. 4a), Peridiniaceae (Abb. 4b), Triadiniaceae 
(Abb. 4c), Cladopyxidiaceae (Abb. 4d) und der Sammelgruppe Incertae Sedis (Abb. 4e) an der 
gesamten Sporopollenin-Dinoflagellatenzysten Menge („DO“). 


1.1.1. Die „G-S-S“-Zysten 


Rhythmische, sukzessiv über mehrere aufeinander folgende Proben stattfindende Zunahme 
und Abnahme ihrer %-Häufigkeiten an „G“ findet bei den „G-S-S“-Zysten und „G-S-L“- 
Zysten statt (Abb. 5b, d), wobei die %-Werte der „G-S-S“-Zysten an „G“ meist zwischen 20% 
und 35% liegen. Die %-Häufigkeiten der „G-S-L“-Zysten an „G“ liegen, mit Ausnahme von 
LV57, mit 65% bis 89% in aller Regel deutlich höher. Diesen rhythmischen Oszillationen ist 
ein extrem schwacher Trend der %-Häufigkeitsabnahme der „G-S-S“-Zysten an „G“ überla- 
gert. Markante Häufigkeitsverschiebungen wie von „G“ an „DO“ im Alb/Cenoman-Grenz- 
bereich (siehe oben) sind nicht zu erkennen. 


145 


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Sa 5b 


Abb.5: Relative %-Häufigkeiten der „G-S-S“-Zysten an den übergeordneten Zählgruppen „DO“ (Abb. 
5a) und „G“ (Abb. 5b); relative %-Häufigkeiten der „G-S-L“-Zysten an den übergeordneten 
Zählgruppen „DO“ (Abb. 5c) und „G“ (Abb. 5d). 


1.1.1.1. Die choraten „G-S-S“-Zysten 


Innerhalb der „G-S-S“-Zysten dominiert der chorate Bautyp gleichmäßig mit 90% - 95% 
(Abb. 6b) gegenüber dem cavaten und proximaten Bautyp mit jeweils unter 5%. Diese 
Vormacht bedingt auch den sehr ähnlichen Kurvenverlauf der „G-S-S-chor“-Zysten an „G“ 
(Abb. 6a) und der „G-S-S“-Zysten an „G“. Aus diesem Grunde stimmt die %-Häufigkeits- 
kurve der „G-S-S-chor“-Zysten an „DO“ auch weitgehend mit der %-Häufigkeitskurve der 
„G-S-S“-Zysten an „DO“ (Abb. 5a) überein. 

Beim Vergleich der Abb. 7d mit Abb. $d ist zu erkennen, daß zu den choraten Zysten der 
Gonyaulacaceae mitS-Sulcusüberwiegend Taxa mit finaten Fortsätzen gehören (im vorliegen- 
den Material die dominante Gattung Spiniferites und die selten vorkommende Gattung 
Cannosphaeropsis) und das einzige Taxon mit finaten Septen, die Gattung Pterodinium, 
auffällig weniger häufig ist. 

Da Spiniferites, von wenigen Ausnahmen abgesehen, zu 100% die übergeordnete Zähl- 
gruppe „G-S-S-chor-fifo“ und Pterodinium zu 100% die übergeordnete Zählgruppe „G-S-S- 
chor-sep“ aufbaut, sind die folgenden %-Häufigkeitskurven identisch: Spiniferites an „G-S-S- 
chor“ und „G-S-S-chor-fifo“ an „G-S-S-chor“, Spiniferites an „G-S-S“ und „G-S-S-chor- 
fifo“ an „G-S-S“, Spiniferitesan „G“ und „G-S-S-chor-tifo“ an „G“, Spiniferitesan „DO“ und 
„G-S-S-chor-fifo“ an „DO“, Pterodinium an „G-S-S-chor“ und „G-S-S-chor-sep“ an „G-S-S- 
chor“, Pterodinium an „G-S-S“ und „G-S-S-chor-sep“ an „G-S-S“, Pterodinium an „G“ und 
„G-S-S-chor-sep“ an „G“, Pterodinium an „DO“ und „G-S-S-chor-sep“ an „DO“. 

Über weite Bereiche des Profils sind die Häufigkeiten der „G-S-S-chor-fifo“-Zysten und 
„G-S-S-chor-sep“-Zysten an den ihnen übergeordneten Zählgruppen „G-S-S“ und „G-S-S-chor“ 
sehr stabil und oszillieren nur leicht. Davon gibt es zwei Ausnahmen: deutlich ist ın 
Abb. 7c, d die kontinuierliche Verringerung der Taxa mit finaten Anhängen ab Probe LV24 über 
die Alb/Cenoman-Grenze hinweg zum Minimalwert des Profils in LV29 und dann ein erneuter 
Anstieg der %-Häufigkeit bis LV32 zu erkennen. Eine schwächere Reduktion ist ın LV62 aus- 
gebildet. Bei der Gattung Pterodinium respektive der Zählgruppe mit finaten Septen ist stattdessen 
entsprechend eine %-Häufigkeitszunahme im Alb/Cenoman-Grenzbereich entwickelt. 


146 


BEBERELRSSESTIRBTHSUBEBERBER 


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Abb. 5: (Fortsetzung) Relative %-Häufigkeiten der „G-S-S“-Zysten an den übergeordneten Zähl- 
gruppen „DO“ (Abb. 5a) und „G“ (Abb. 5b); relative %-Häufigkeiten der „G-S-L“-Zysten an 
den übergeordneten Zählgruppen „DO“ (Abb. 5c) und „G“ (Abb. 5d). 


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Abb. 6: Relative %-Häufigkeiten der „G-S-S-chor“-Zysten an den übergeordneten Zählgruppen „G“ 
(Abb. 6a) und an „G-S-S“ (Abb. 6b). 


1.1.1.2. Die cavaten und cingulocavaten „G-S-S“-Zysten 


Cavate „G-S-S“-Taxa, im vorliegenden Material ist das im wesentlichen die Gattung 
Stephodinium und selten auch die Gattung Thalassıphora, treten mit bis maximal 10% an 
„G-S-S“ gleichmäßig ım Profil auf (Abb. 9a, b). 


1.1.1.3. Die proximaten „G-S-S“-Zysten 


Proximate „G-S-S“-Taxa, im wesentlichen Gonyaulacysta und nur in LV34 zwei Individuen 
der Gattung Psaligonyanlax, treten mit bis maximal 10% an „G-S-S“ gleichmäßig im Profil auf 


(Abb. 9c, d). 


147 


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Abb. 7: Relative %-Häufigkeiten der „G-S-S-chor-fifo“-Zysten an den übergeordneten Zählgruppen 
„DO“ (Abb. 7a), „G“ (Abb. 7b), „G-S-S“ (Abb. 7c) und „G-S-S-chor“ (Abb. 7d). 


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Abb. 8: Relative %-Häufigkeiten der „G-S-S-chor-sep“-Zysten an den übergeordneten Zählgruppen 
„DO“ (Abb. 8a), „G“ (Abb. 8b), „G-S-S“ (Abb. 8c) und „G-S-S-chor“ (Abb. 8d). 


1.2. Die „G-S-L“-Zysten 

Rhythmische, sukzessiv über mehrere aufeinander folgende Proben stattfindende Zunah- 
me und Abnahme ihrer %-Häufigkeiten an „G“ findet wie bei den „G-S-S“-Zysten auch bei 
den „G-S-L“-Zysten statt (Abb. 5c, d). Die %-Häufigkeiten der „G-S-L“-Zysten an „G“ 
liegen mit Ausnahme von LV57 zwischen 65% und 89% in aller Regel deutlich über der %- 
Häufigkeit der „G-S-S“-Zysten an „G“. Diesen rhythmischen Oszillationen ist ein sehr 
schwacher Trend der %-Häufigkeitszunahme der „G-S-L“-Zysten an „G“ überlagert. Mar- 
kante Häufigkeitsverschiebungen wie bei den Anteilen der Gonyaulacaceae an „DO“ (siehe 
oben) sind nicht zu erkennen. 


148 


BEBERBESHKUERBSIEBBCRBLSAESTRELEKAUSEBERBER 


REBEBBSCREERESEBBSABSLSNESURBIHSAUEBZERBLE 


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EUBSEBBCHREEBBUEBBESRBLSASESCRBTEBASBBERAFE 


BEBBBCHRBREBSUKBBESRBRENESSRBTESAESB 


Abb. 9: Relative %-Häufigkeiten der „G-S-S-cav-cin“-Zysten an den übergeordneten Zählgruppen „G“ 
(Abb. 9a) und an „G-S-S“ (Abb. 9b); relative %-Häufigkeiten der „G-S-S-prox“-Zysten an den 
übergeordneten Zählgruppen „G“ (Abb. 9c) und an „G-S-S“ (Abb. 9d). 


1.2.1. Die „G-S-L“-Zysten mit apikaler Archaeopyle 


Innerhalb der Gonyaulacaceae mit L-Sulcus dominieren die Taxa mit apikaler Archaeopyle 
gleichmäßig mit zwischen 85% und 95%, in LV32 sogar zu 100% (Abb. 10) gegenüber dem 
Bautyp mit präcingularer Archaeopyle (Abb. 22) und dem nur sporadisch auftretendem 
Bautyp mit epizystaler Archaeopyle (Abb. 23). Im Profilverlauf ist ein schwacher Trend der 
%-Häufigkeitszunahme der „G-S-L-aA“-Zysten an „DO“ (Abb. 10c) und an „G“ (Abb. 10b) 
zu erkennen. 

Innerhalb der „G-S-L“-Zysten mit apikaler Archaeopyle können die drei typischen Aus- 
bildungen des Zystenkörpers unterschieden werden: 1) sphaeroidaler Habitus, 2) ceratioidaler 
Habitus und 3) elongater Habitus. 


149 


BECRBLHBUSBBERERS 


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Abb. 10: Relative %-Häufigkeiten der „G-S-L-aA“- a 
Zysten an den übergeordneten Zählgruppen |, R en, 
„DO“ (Abb. 10a), „G“ (Abb. 10b) und „G-S- a 
L“ (Abb. 10c). 10a 


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10b 10c 


Von elongaten Zysten der „G-S-L-aA“-Gruppe fand FECHNER (1989) in La Vierre nur die 
Gattung Tanyosphaeridinm, die nur sporadisch und dann auch nur mit maximal 1% Häufig- 
keitan „DO“ auftritt. 

Demgegenüber sind die beiden anderen Gruppen wesentliche Elemente der Dinoflagellaten- 
Assoziationen von La Vierre, wobei die %-Häufigkeit von „G-S-L-aA-sph“ an „DO“, an 
„G“,an „G-S-L“ undan „G-S-L-aA“ immer über der von „G-S-L-aA-cer“ an „DO“, an „G“ 
und an „G-S-L“ liegt (vergleiche Abb. 11 mit Abb. 17). 


1.2.1.1. Die „G-S-L-aA“-Zysten mit sphaeroidalem Habitus 

Die %-Häufigkeitsverteilung von „G-S-L-aA-sph“ an „DO“, an „G“, an „G-S-L“ und an 
„G-S-L-aA“ erlaubt eine Zweiteilung des Profils durch einen markanten Anstieg der %- 
Häufigkeit der „G-S-L-aA-sph“-Zysten, z.B. an „G-S-L-aA“ (Abb. I11d) um 40% von 50% 
auf 90% unmittelbar über der Alb/Cenoman-Grenze von Probe LV28 ab sukzessive über 
mehrere Proben bis zu LV32. Im Hangenden von LV32 beträgt die %-Häufigkeit dann 
gemittelt etwa 75%, aber mit deutlichen Oszillationen der %-Werte zwischen 65% und 85%. 


150 


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Abb. 11: Relative %-Häufigkeiten der „G-S-L-aA-sph“-Zysten an den übergeordneten Zählgruppen 
„DO“ (Abb. 11a), „G“ (Abb. 11b), „G-S-L“ (Abb. I1c) und „G-S-L-aA“ (Abb. 11d). 


Im Liegenden der Alb/Cenoman-Grenze ist zwischen LV24 und LV28 eine sukzessive 
Reduktion der %-Häufigkeit von 65% auf den Minimalwert im Profil von 50% zu erkennen. 
Ein kongruenter Kurvenverlauf zu diesem Beispiel, dann aber mit anderen %-Werten, findet 
sich auch bei den Häufigkeiten von „G-S-L-aA-sph“-Zysten an „DO“, an „G“ und an 
„G-S-L“ (Abb. 11a, b, c). 


1.2.1.1.1. Die „G-S-L-aA-sph-prox+proxtec“-Zysten 

Zu den %-Häufigkeitskurven der „G-S-L-aA-sph“-Zysten an „DO“, „G“ und „G-S-L*“ 
fast kongruenter Kurvenverlauf gilt auch für die %-Häufigkeiten des Subbautyps der 
„G-S-L-aA-sph-prox+proxtec“-Zysten (vergleiche Abb. 12a, b, c, d mit Abb. 11a, b, c, d). 
Diese „G-S-L-aA-sph-prox+proxtec“-Zysten stellen im Hangenden der Alb-Cenoman-Grenze 
fast konstant 90%-95% der „G-S-L-aA-sph“-Zysten (Abb. 12e). Nur in LV29 und LV62 
gehen sie auf 85% an „G-S-L-aA-sph“ zurück. Auffällig ist jedoch die Verteilung in den 


151 


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12 a 12 b 12c 


Abb. 12: Relative %-Häufigkeiten der „G-S-L-aA-prox+proxtec“-Zysten anden übergeordneten Zähl- 
gruppen „DO“ (Abb. 12a), „G“ (Abb. 12b), „G-S-L“ (Abb. 12c), „G-S-L-aA“ (Abb. 12d) und 
„G-S-L-aA -sph“ (Abb. 12e). 


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13 a 13b 13 c 


Abb. 13: Relative %-Häufigkeiten der „G-S-L-aA -sph-proxtec“-Zysten an den übergeordneten Zähl- 
gruppen „DO“ (Abb. 13a), „G“ (Abb. 13b), „G-S-L“ (Abb. 13c), „G-S-L-aA“ (Abb. 13d), 
„G-S-L-aA -sph“ (Abb. 13e) und an „G-S-L-aA -sph-prox+proxtec“ (Abb. 13f). 


3 Proben (LV24 - LV26) im Liegenden der Grenze. In LV24 ist die %-Häufigkeit mit 80% 
bereits deutlich niedriger als im Hangenden der Grenze (siehe oben) und geht dann in LV25 
abrupt um 25% auf 55% zurück (beziehungsweise 60% in LV24). Dann erfolgt über die Alb/ 
Cenoman-Grenze hinweg wiederum abrupt ein Anstieg von 60% in LV26 um 35% auf 95% 
in LV28 (Abb. 12e). 

Zu diesem Bautyp zählen wir kleine, sphaeroidale Zysten, die areat oder nonareat sind und 
auch einen mehr oder weniger dichten Besatz mit niedrigen Fortsätzen haben können. Über 
diesen Fortsätzen kann sich partiell, oder die gesamte Zyste einhüllend, ein Tectum entwik- 
keln. Die Reduktion der das Tectum tragenden Fortsätze ist möglich, was zu Zysten mit 
Pericoelen oder cavaten Zysten führt. Oder das Tectum liegt partiell dem Pedium auf und 


152 


RERSAESERBLHEUEHBBERBER 


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13 d 13 e 13 f 


——— 


stützt und trägt sich somit selber. Alveolen zwischen Pedium und undulierendem Tectum 
geben der Zystenwand dann eine blasige Struktur. Diese sehr weite Variation im Zysten- 
Wandbau führte in der bisherigen Klassifikation zu einer extremen Aufsplittung in eine 
Vielzahl von Gattungen. 


1.2.1.1.1.1. Die „G-S-L-aA-sph-proxtec“-Zysten 


Die Abb. 13f zeigt, daß mit Ausnahme der untersten Probe LV24, die „G-S-L-aA-sph- 
proxtec“-Zysten mit95%-100% dieübergeordnete Zählgruppe „G-S-L-aA-sph-prox+proxtec“ 
dominieren (in LV24 sind es nur 65%). 

Die Anteile der „G-S-L-aA-sph-proxtec“-Zystenan „G-S-L-aA-sph“ (Abb. 13e), an „G-S- 
L-aA“ (Abb. 13d),an „G-S-L“ (Abb. 13c)und an „G“ nehmen ım Alb/Cenoman-Grenzintervall 
von den niedrigsten Werten in der tiefsten Probe LV24 bis LV29 etwas zu, im Hangenden von 
LV29 bis LV32 aber verdreifachen sich die %-Werte rasch und kontinuierlich. 


153 


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Abb. 14: Relative %-Häufigkeiten der Gattung Chlamydophorella an den übergeordneten Zählgruppen 
„DO“ (Abb. 14a), „G“ (Abb. 14b), „G-S-L“ (Abb. 14c), „G-S-L-aA“ (Abb. 14d), „G-S-L-aA- 
sph“ (Abb. 14e), „G-S-L-aA-sph-prox+proxtec“ (Abb. 14f) und an „G-S-L-aA-sph- 
prox+proxtec-proxtec“ (Abb. 14g). 


Diese %-Häufigkeitsverteilung der „G-S-L-aA-sph-proxtec“-Gruppe wird durch die 
Chlamydophorella-Häufigkeit diktiert. Die Gattung erreicht im Alb/Cenoman-Grenzbereich 
LV24 bis LV30 5%-10% an „DO“, im Hangenden von LV30 ist Chlamydophorella mit 20% 
bis 50% an „DO“ eine sehr häufige Gattung der Dinoflagellaten-Zysten-Assoziationen aus 
organischer Substanz. In Abb. 14a-g haben wir deshalb für dieses dominante Taxon beispiel- 
haft einmal die komplette Serie der %-Häufigkeiten an übergeordneten verwandten Taxa 
abgebildet. Dabei ist immer die deutliche Zweiteilung des Verteilungsmusters im Profil mit 
hohen Werten im Hangenden von LV32 zu erkennen im Gegensatz zu den drastisch niedrige- 
ren %-Werten im Alb-Cenoman-Grenzbereich im Liegenden von LV32. 

Im Gegensatz dazu zeigt die zweite Gattung der „G-S-L-aA-sph-proxtec“-Zysten eine sehr 
gleichmäßige Häufigkeitsverteilung mit fast konstanten %-Werten an „DO“ (vergleiche Abb. 


154 


14 mit Abb. 15a). Während bei Chlamydophorella bereits in der Kurve der %-Häufigkeits- 
werte an „DO“ deutlich erkennbare Schwankungen dann durch unsere Berechnungen der 
%-Häufigkeiten an „G“, an „G-S-L“, an „G-S-L-aA“, an „G-S-L-aA-sph“, an „G-S-L-aA- 
sph-prox+proxtec“ und an „G-S-L-aA-sph-proxtec“ noch verstärkt werden (Abb. 14b-g), 
zeigt das von uns ebenfalls komplett abgebildete Beispiel der %-Häufigkeitskurven der 
Gattung Cleistosphaeridium wie durch unsere Methode zusätzliche Informationen gewonnen 
werden können. Die geringen Schwankungen im Kurvenverlauf von Cleistosphaeridium an 
„DO“ fallen nicht auf, wohl aber die dann in den %-Kurven von Cleistosphaeridum an 
„G-S-L“, an „G-S-L-aA“, an „G-S-L-aA-sph“, und an „G-S-L-aA-sph-prox+proxtec“ er- 
kennbaren markanten Verteilungsunterschiede. Die Abb. 15d-f lassen zunehmend deutlicher 
erkennen, wie die %-Häufigkeit von Cleistosphaeridium an verwandten hierarchisch überge- 
ordneten Zählgruppen im Alb/Cenoman-Grenzbereich bis einschließlich LV30 hoch sind, 
dann von LV30 zu LV31 auf unter 10% an „G-S-L-aA“, an „G-S-L-aA-sph“, an „G-S-L-aA- 
sph-prox+proxtec“ und an „G-S-L-aA-sph-proxtec“ absinken. Im Hangenden von LV31 ist 
ein Trend stetiger Zunahme bis LV57 und dann ein Trend stetiger Abnahme zum Top des 
Profils zu erkennen. 


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Die nur sporadisch und dann mit nur wenigen Individuen auftretenden Gattungen 
Kallosphaeridium, Polygonifera und Meiourogonyanlax fallen bei diesen Verteilungsmustern 
proximater und proximotectater „G-S-L-aA-sph“-Zysten nicht ins Gewicht. 


1.2.1.1.2. Die accedaten „G-S-L-aA-sph“-Zysten 


Die accedaten sphaeroidalen „G-S-L-aA“-Zysten sind zwar an allen übergeordneten Zähl- 
gruppen wesentlich geringer beteiligt als die „G-S-L-aA-sph-prox+proxtec“-Zysten (verglei- 
che Abb. 16a-e mit Abb. 12), zeigen aber ebenfalls ein charakteristisches Verteilungsmuster. 
Es fällt auf, daß die %-Häufigkeit von „G-S-L-aA-sph-accedat“ an „DO“ (Abb. 16b), an 
„G-S-L“ (Abb. 16c), an „G-S-L-aA“ (Abb. 16d) und an „G-S-L-aA-sph“ (Abb. 16e) im Alb/ 
Cenoman-Grenzbereich ın den Proben LV24-LV26 markant ansteigt, im Intervall LV28 bis 
LV65 aber extrem stabil niedrige %-Werte aufweist. Hiervon ist der auffällige Ausschlag in 
LV62 ausgenommen. Diese Kurven (Abb. 16) entsprechen weitgehend denen der Gattung 
Lithosphaeridium an den ihr übergeordneten Zählgruppen. 


155 


ESLERBLEKUKEBZERBER 


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SBBERBLALESERBETEBAEEBERBER 


Abb. 15: Relative %-Häufigkeiten der Gat- 
tung Cleistosphaeridium an den über- 
geordneten Zählgruppen „DO“ (Abb. 

2 15a), „G“ (Abb. 15b), „G-S-L“ (Abb. 
u 15c), „G-S-L-aA“ (Abb. 15d), „G-S- 


SEBBERBSCKREERSSESBESABRENESSERELKBUGEBSRBER 


BERBSERBERE 


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ld,e 15 f L-aA-sph-prox+proxtec“ (Abb. 15f). 


Das bedeutet, von den „G-S-L“-Zysten mit apikaler Archaeopyle und sphaeroidalem 
Habitus sind die großen Zysten mit langen Fortsätzen in dieser Fazies des äußeren Neritikums 
und Ozeans generell seltener als die kleinen, massiven proximaten Zysten. 


1.2.1.2. -Die „G-S-L-aA“-Zysten mit ceratioidalem Habitus 


Die zweithäufigste Subgruppe der „G-S-L“-Zysten mit apikaler Archaeopyle sind nach den 
Zysten mit sphaeroidalem Habitus die Zysten mit ceratioidalem Habitus. Dabei lassen die 
%-Häufigkeitswerte dieses Bautyps und aller hierarchisch niedriger Bautypen an „DO“ keine 
charakteristischen Verteilungsmuster erkennen (Abb. 17a, 18a, 19a, 20a, 21a). Dies ändert sich 
jedoch bei der %-Häufigkeitsverteilung von „G-S-L-aA-cer“ an „G-S-L (Abb. 17c) und an 
„G-S-L-aA“ (Abb. 17d). Deutlich ist ein Anstieg der %-Häufigkeit zu maximalen Werten ın 
LV28 direkt über der Alb/Cenoman-Grenze und anschließender deutlicher Abfall der Werte 
zu erkennen. Ab LV30 oszillieren die %-Werte zwischen 10% und 30% im weiteren Profil- 
verlauf. Diese Werte liegen dann im Mittel niedriger als noch vor dem Ausschlag an der Alb/ 
Cenoman-Grenze. An der Zusammensetzung der „G-S-L-aA-cer“ Gruppe sind lenticulare 
und cornuate Zysten gleichermaßen beteiligt (vergleiche Abb. 18e mit Abb. 21e). 


156 


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RKOBBEBSSCRESHBSISEBBARBERIESORBLHEALBBERBER 
BEBBRSCHBEERKBSEBBESABLATESURETCHSABEBERBER 
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oo 2% o 02 0 0 5% 


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Abb. 16: Relative %-Häufigkeiten der „G-S-L-aA - s K 
sph-accedat“-Zysten an den übergeordne- »\ 
ten Zählgruppen „DO“ (Abb. 16a), „G“ al = = 
(Abb. 16b), „G-S-L“ (Abb. 16c), „G-S-L- Yen 
aA“ (Abb. 16d) und an „G-S-L-aA -sph“ a El Er 


(Abb. 16e). 16 


1.2.1.2.1. Die lenticularen „G-S-L-aA-cer“-Zysten 


Der bei den „G-S-L-aA-cer“-Zysten erkennbare Ausschlag zu maximalen %-Werten an 
„G“, an „G-S-L“ und an „G-S-L-aA“ ım Alb/Cenoman-Grenzbereich ist auch bei den „G-S- 
L-aA-lent“-Zysten an „G“ (Abb. 18b), an „G-S-L“ (Abb. 18c) und an „G-S-L-aA“ (Abb. 18d) 
zu erkennen. So steigen die Werte von jeweils 0% in LV24 auf 20% an „G“ (Abb. 18b), auf 33% 
an „G-S-L“ (Abb. 18c) und auf fast 40% an „G-S-L-aA“ (Abb. 18d) sukzessive an, um dann 
ebenso gleichmäßig wieder bis auf jeweils 0% in LV32 abzufallen. Im Hangenden von Probe 
LV32 stellt sich dann eine recht konstante %-Häufigkeit mit moderaten Oszillationen ein. 
Dabei sind die %-Häufigkeitskurven der Gattungen Cyclonephelium (Abb. 19) und Canningia 
(Abb. 20), welche die „G-S-L-aA-lent“-Zystengruppe aufbauen, einander auffallend ähnlich. 
Cyclonephelium hat etwas höhere %-Werte als Canningia, die auch etwas stärker oszillieren. 


1.2.1.2.2. Die cornuaten „G-S-L-aA-cer“-Zysten 


Die cornuaten „G-S-L-aA-cer“ Zysten nehmen von maximalen %-Werten in LV24 im Alb/ 
Cenoman-Grenzbereich bis LV33 kontinuierlich an Häufigkeit an „DO“ (Abb. 21a), an „G“ 


157 


BABESURBIHRASEBERBER 


BBESABRESESURBLHSEASEBERBRR 


RESHESSSBESREREIESCRELEHEUSSBSERBER 


SUBEBSECRELEESEBBSRBRSSESTCRETESISSBERBRR 


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17 a 17b I7Ate 17d 


Abb. 17: Relative %-Häufigkeiten der „G-S-L-aA-cer“-Zysten an den übergeordneten Zählgruppen 
„DO“ (Abb. 174), „G“ (Abb. 176), „G-S-L“ (Abb, 17c) und „G-S-L-aA* (Abb. 17d), 


(Abb. 21b), an „G-S-L“ (Abb. 21c) und an „G-S-L-aA“ (Abb. 21d) ab. Danach verändern sich 
die %-Werte nur noch in geringem Maße. Mit Ausnahme von je einem Xenascus-Exemplar in 
LV44, LV45 und LV51 baut die Gattung Odontochitina diese Zählgruppe der „G-S-L-aA-cer- 


cor“-Zysten auf. 


Die „G-S-L“-Zysten mit praecingularer Archaeopyle sind ın allen Proben seltener als die 
„G-S-L“-Zysten mit apikaler Archaeopyle (vergleiche Abb. 22 mit Abb. 10). Von etwas 
höheren %-Werten im Alb/Cenoman-Grenzbereich (aber bei ebenfalls vergrößertem 
Konfidenzintervall!) abgesehen, sind die Anteile der „G-S-L-pA“-Zysten an „DO“ (Abb. 
22a), an „G“ (Abb. 22b) und an „G-S-L“ (Abb. 22c) im Profilverlauf konstant sehr niedrig. 
Dies gilt auch für alle untergeordneten Zählgruppen. 


1.2.3. Die „G-S-L“-Zysten mit epizystaler Archaeopyle 


Die „G-S-L“-Zysten mit epizystaler Archaeopyle, von denen in La Vierre nur 
Callaiosphaeridium asymmetricum auftritt, sind ein seltenes Element der Dinoflagellaten- 
Zysten-Assoziationen und fehlen auch in mehreren Proben (Abb. 23). 


2. Die Peridiniaceae („P*) 


Die Familie der Peridiniaceae ist die zweithäufigste Familie, obwohl sie nur durch die drei 
Arten Ovoidinium scabrosum, Palaeohystrichophora infusorioides und Palaeoperidinium 
cretaceum vertreten ist. Die Peridiniaceae erreichen recht konstant zwischen 5% und 15% an 
„DO“ im Hangenden von LV36 und der Basis des Profils (LV24 - LV26). Dagegen ist an der 
Alb/Cenoman-Grenze ein plötzlicher Anstieg auf 30% bis 40% an „DO“und zwischen LV28 
und LV36 ein kontinuierlicher Rückgang auf den Ausgangswert festzustellen (Abb. 4b). 

Dieser Kurvenverlauf wird im wesentlichen diktiert durch die 75%-100% Dominanz der 
peridinoidalen Zysten mit aAıAcomb.-Archaeopyle (mit Ovozdinium als einziger Gattung) 
(Abb. 24b) gegenüber den Zysten mit transapikaler Archaeopyle, die nur zwischen 0% und 


158 


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18a 18 b 18 18d 
Abb. 18: Relative %-Häufigkeiten der „G-S- s 

L-aA-cer-lent“-Zysten an den über- = 

geordneten Zählgruppen „DO“ (Abb. 2 —— 

18a), „G“ (Abb. 18b), „G-S-L“ (Abb. A er 

18c), „G-S-L-aA“ (Abb. 18d) und „G- ee Feen euer 


S-L-aA-cer“ (Abb. 18e). 18 e 


25% erreichen (Abb. 25b). Deshalb ähnelt auch die %-Kurve der „P-aAiAcomb.“-Gruppe 
sehr der Kurve „P“ an „DO“. Hiervon gibtes zwei auffällige Ausnahmen. Die „P-aAiAcomb.“- 
Zysten fallen in den drei Proben LV24, LV25 und LV26 sukzessive von 100% (an “P“) in LV24 
auf 45% (an „P“) in LV26 ab. Nach der Alb/Cenoman-Grenze werden in LV28 schlagartig 
wieder 100% an „P“ erreicht und bis LV37 bleibt dieses hohe %-Wert-Niveau bestehen. Von 
LV37 bis LV45 nimmt die %-Häufigkeit der „P-aAiAcomb.“-Gruppe an „P“ wieder sukzes- 
sive auf 45% ab. Zu LV48 steigt die %-Häufigkeit plötzlich auf etwa 90% (an „P“) und um 
diesen Wert pendeln dann die „P-aAıiAcomb.“-Zysten %-Häufigkeiten an „P“ in den Proben 
im Hangenden von LV48. 

Spiegelbildlich verläuft die Entwicklung für die Peridiniaceae mittransapikaler Archaeopyle 
(Abb. 25a, b) mit zwei markanten %-Häufigkeitsanstiegen in den Abschnitten LV25 - LV26 
und LV44 - LV45. Die untere Häufigkeitszunahme wird durch eine Zunahme der Gattung 
Palaeohystrichophora bedingt, die obere Häufigkeitszunahme aber durch eine Zunahme der 
Gattung Palaeoperidinium. Meist ist die Gattung Palaeoperidinium (Abb. 27) innerhalb der 
Gruppe der „P-transA“-Zysten häufiger als die Gattung Palaeohystrichophora (Abb. 26). Das 
gilt nicht für die Proben LV24 - LV26, LV47 - LV48 und LV60 - LV65. 


159 


ARBRESESICHECHEAUSBBERBER 


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Abb. 19: Relative %-Häufigkeiten der Gattung Cyclonephelium an den übergeordneten Zählgruppen 
„DO“ (Abb. 19a), „G“ (Abb. 19b), „G-S-L“ (Abb. 19c), „G-S-L-aA“ (Abb. 19d), „G-S-L-aA- 
cer“ (Abb. 19e) und an „G-S-L-aA-cer-lent“ (Abb. 19f). 


3. Die Triadiniaceae (,T) 


Die Triadiniaceae als dritthäufigste Familie erreichen zwischen 5% und 15% Häufigkeit an 
der Gesamt-Dinoflagellaten-Zysten-Assoziation aus organischer Substanz („DO“). Markan- 
te Veränderungen der Häufigkeit fallen dabei nicht auf (Abb. 4c). 


3.1. Die Triadiniaceae mit apikaler Archaeopyle 


Auch die %-Häufigkeitskurven der beiden Zystenbautypen der Triadiniaceae mit apikaler 
Archaeopylean „DO“ (Abb. 28a) und praecingularer Archaeopylean „DO“ (Abb. 33a) zeigen 
eine recht gleichmäßige, stabile Verteilung der %-Werte im Profilverlauf ohne markante 
Schwankungen. Bei der Berechnung der %-Anteile dieser beiden Zystengruppe an „T“ zeigen 
sich jedoch markante Veränderungen. Trotz des breiten Konfidenzintervalls ist ein deutlicher 


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38 


19 e 19 


Trend der %-Häufigkeits-Abnahme an „T“ beiden Triadiniaceae mitapikaler Archaeopyle zu 
erkennen (Abb. 28b). 


3.1.1. Die „T-aA-accedat“-Zysten 


In Abb. 29 ist die %-Häufigkeitsverteilung der accedaten Triadiniaceae mit apikaler 
Archaeopyle an den verwandten, übergeordneten Zählgruppen dargestellt. Innerhalb der 
Triadiniaceae mit apikaler Archaeopyle ist diese Gruppe häufiger als die Gruppe der areaten 
Triadiniaceae mit apikaler Archaeopyle (vergleiche mit Abb. 30). Da nun die Zysten-Gruppe 
der accedaten Triadiniaceae mit apikaler Archaeopyle nur von der einzigen Gattung 
Hoystrichosphaeridium aufgebaut wird, sind die Kurven „T-aA-accedat“ an „DO“,an „T“ und 
an „I-aA“ mit denen von Hystrichosphaeridium an „I-aA-accedat“, an „DO“ undan „T-aA“ 
identisch. Die %-Häufigkeitskurvean „DO“ (Abb. 29a) verläuft sehr stabil ohne nennenswer- 
te Ausschläge. Dagegen erlaubt die Verteilung der %-Häufigkeitswerte von „T-aA-accedat“ 
an „I“ (Abb. 29b) und an „T-aA“ eine Zweiteilung des Profils. Die Werte liegen im unteren 
Teil des Profils bis Probe LV39 sehr hoch, abgesehen von einem deutlichen Rückgang in Probe 


48 


BELREEHBUSBZERBER 


Abb. 20: Relative %-Häufigkeiten der Gattung Can- 
ningia an den übergeordneten Zählgruppen 
„DO“ (Abb. 20a), „G“ (Abb. 20b), „G-S-L“ 
(Abb. 20c), „G-S-L-aA“ (Abb. 20d), „G-S- 
L-aA-cer“ (Abb. 20e) und an „G-S-L-aA- 
20f cer-lent“ (Abb. 20f). 


161 


EBBBBSSRBEHBSSEBBSRBESSIESURHIGBASBZERBER 
EKUBBEBBECHBERBUEBESRBRBNESUKRBLEKUSBBERBER 


Abb. 21: Relative %-Häufigkeiten der „G-S-L-aA- 
cer-cor“-Zysten an den übergeordneten 
Zählgruppen „DO“ (Abb. 21a), „G“ (Abb. 
21b), „G-S-L“ (Abb. 21c), „G-S-L-aA“ 
(Abb. 21d), und „G-S-L-aA-cer“ (Abb. 
21e). 


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SUBEBBSERBEHSSUEBBSRBRSSSSUNLTHSUSBBARBRR 


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RELBEUSEBBZERBER 


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LV25 und Probe LV26. In LV40 und LV41 erfolgt eine plötzliche Verschiebung zu den 
niedrigsten %-Werten, die im Profil erreicht werden und anschließend ein sukzessiver Anstieg 
bis zum Top des Profils. Dort erreicht die Gruppe „T-aA-accedat“ wieder 100% an „T“. 


3.1.2. Die „T-aA-areat“-Zysten 


Spiegelbildlich verläuft die Entwicklung der areaten Triadiniaceae mitapikaler Archaeopyle 
(Abb. 30). Die %-Werte liegen im unteren Profilintervall niedrig, steigen plötzlich zu maxima- 
len %-Häufigkeitswerten im Intervall LV40 - LV41 an und gehen im weiteren Profilverlauf 


wieder sukzessive zurück. Dieser Kurvenverlauf wird weitgehend vom Auftreten der Gattung 
Dinopterygıum bestimmt (Abb. 31). Die Gattung Xiphophoridium hingegen zeigt eine andere 
Häufigkeitsverteilung mit normalerweise sehr niedrigen %-Werten aber einem deutlichen 
Häufigkeitsmaximum zwischen LV43 und LV51 (Abb. 32). 


162 


BRERENEBURBLERUEHBERBER 
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Abb. 22: Relative %-Häufigkeiten der „G- Abb. 23: Relative %-Häufigkeiten der 
S-L-pA“-Zystenandenübergeord- „G-S-L-eA“-Zysten an den 
neten Zählgruppen „DO“ (Abb. übergeordneten Zähl- 
222), PICS (Abb. 22b) und „G-S-L“ gruppen -DO# (Abb. 23a), 
(Abb. 22c). „G“ (Abb. 23b) und „G-S- 

L“ (Abb. 230). 


RULHKIBBEBERABER 


SKREBBSCHEEKSUEBSSRBESASSIRELHBEUKBBERBER 
BERBBCKEEHBURBBEABLENEE 


24a 24 b 


Abb. 24: Relative %-Häufigkeiten der „P-aAiAcomb.“-Zysten an den übergeordneten 
Zählgruppen „DO“ (Abb. 24a) und „P“ (Abb. 24b). 


163 


BLIESUEHZERBER 


[22 


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25a 25 b 


Abb. 25: Relative %-Häufigkeiten der „P-transA“-Zysten an den übergeordneten Zählgruppen „DO“ 
(Abb. 25a) und „P“ (Abb. 25b). 


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26 a 26 b 26c 


Abb. 26: Relative %-Häufigkeiten von Palaeohystrichophora infusorioides an den übergeordneten Zähl- 
gruppen „DO“ (Abb. 26a), „P“ (Abb. 26b) und an „P-transA“ (Abb. 26c). 


3.2. Die Triadiniaceae mit praecingularer Archaeopyle 


Die Triadiniaceae mit praecingularer Archaeopyle zeigen eine recht gleichmäßige Verteilung 
der %-Häufigkeitan „DO“ im Profilverlauf (Abb. 33a). Die Berechnung der %-Anteile dieser 
Zystengruppe an „T“ zeigt jedoch markante Veränderungen. Trotz des breiten Konfidenz- 
intervalls istein deutlicher Trend der %-Häufigkeitszunahme an „T“ beiden Triadiniaceae mit 
praecingularer Archaeopyle (Abb. 33b) zu erkennen. Dies gilt nicht für die %-Kurven der 
beiden, in den Assoziationen seltenen Gattungen Hystrichosphaeridium (Abb. 34) und 
Florentinia (Abb. 35), die zusammen diese Zählgruppe aufbauen. 


164 


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Abb. 27: Relative %-Häufigkeiten von Palaeoperidinium cretaceum an den übergeordneten Zählgruppen 
„DO“ (Abb. 27a), „P“ (Abb. 27b) und „P-transA“ (Abb. 27c). 


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Abb. 28: Relative %-Häufigkeiten der „T-aA“-Zysten an den übergeordneten Zählgruppen „DO“ (Abb. 
28a) und „T“ (Abb. 28b). 


Dank 


Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte diese Arbeit im Rahmen des Schwerpunkt- 
Projekts „Globale und regionale Steuerungsprozesse biogener Sedimentation“ (Be-958/4) und 
durch ein Heisenberg-Stipendium (Be-958/2). Herr Prof. Dr. HENK VISsScHEr nahm R. BELOWw 
als Gastwissenschaftler der Rijks-Universiteit te Utrecht/Niederlande auf. Wiederum zu 
großem Dank sind wir Herrn R. PhıLıpp, Fa. Siemens, für die Mithilfe bei der EDV verpflichtet. 


165 


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Abb. 29: Relative %-Häufigkeiten der „T-aA-accedat“-Zysten an den übergeordneten Zählgruppen 
„DO“ (Abb. 29a) und „T“ (Abb. 29b). 


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30a 30 b 


Abb. 30: Relative %-Häufigkeiten der „T-aA-areat“-Zysten an den übergeordneten Zählgruppen „DO“ 
(Abb. 30a) und „T“ (Abb. 30b). 


166 


KERESUBBBERBER 


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Abb. 31: Relative %-Häufigkeiten von Dino- Abb. 32: Relative %-Häufigkeiten von Xıpho- 
pterygium an der übergeordneten phoridium an der übergeordneten 
Zählgruppe „T“ (Abb. 31). Zählgruppe „T“ (Abb. 32). 


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33 a 33 b 


Abb. 33: Relative %-Häufigkeiten der „T-pA“-Zysten an den übergeordneten Zählgruppen „DO“ 
(Abb. 33a) und „T“ (Abb. 33b). 


167 


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Abb. 34: Relative %-Häufigkeiten von Hy- Abb. 35: Relative %-Häufigkeit von Flo- 


strichodinium an der übergeord- rentinia an der übergeordneten 


neten Zählgruppe „T“. Zählgruppe „T“. 
Code der Abbildung 3a 


Schriftenverzeichnis 


Brrow, R. & Kırsch, K.-H. (1994): Die Verteilung des Palynophytoplanktons einer dunkel/hell/dunkel 
Sequenz des höchsten Apt (jacobi-Zone) von Vöhrum (Niedersachsen/Deutschland) - Neue 
methodische Ansätze bei der quantitativen Analyse mariner Floren.- Palaeontographica, Abt. B, 
232: 59-102, 5 Abb., 8 Tab., 2 Taf., Stuttgart. 

DEBRAND-PASSARD, S.; COURBOULEIX, $. & LIENHARDT, M.]J. (Eds.) (1984): Synthese geologique du Sud- 
Est de la France. Vol.1. Stratigraphie et pal&ogeographie.- Mem. BRGM, 125: 1-615; Orleans. 

FECHNER, G. (1989): Palynologische Untersuchungen im Alb/Cenoman-Grenzbereich von Rüthen 
(NW-Deutschland) und La Vierre (SE-Frankreich).- Documenta Naturae, 53; 1-136, 27 Abb., 
34 Taf., München. 

KırscH, K.-H. & BELow, R. (1994): Paläoozeanographisch gesteuerte Veränderungen des Dinophyta- 
Planktons während des Unter-Cenoman Transgressions-Events-Eine Trendanalyse der Dinoflagel- 
laten-Zysten Verteilungsmuster im Profil Rüthen (Münsterland /Deutschland). - Mitt. Bayer. 
Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 34: 3-33; München. 

KırscH, K.-H. & BELow, R. (1995): Quantitative Untersuchung der Dinoflagellaten Verteilung in den 
hell/dunkel-Rhythmiten des Hauterive-Barreme-Grenzbereichs im Niedersächsischen Becken 
(Norddeutschland) am Beispiel des Profilsder Tongrube Otto Gott bei Sarstedt. - Palaeontographica, 
Abt. B: x-y, 44 Abb., 2 Taf., Stuttgart. 

Philip, J. etal. (1984): Cretace sup£rieur. - In: DEBRAND-PASSARD, $., COURBOULEIX, $. & LIENHARDT, M.- 
]. (Eds.) (1984): Synthese geologique du Sud-Est de la France. - Vol. 2., voir l’atlas, Mem. BRGM, 
126: CS1-CS5, 339-387, Fig. 7.1-7.36; Orleans. 

PorTHAULD, B. (1978): Pal&ogeographie et repartition des facies au Cenomanien dans le bassin rhodano- 
vocontien.- Geologie Mediterraneenne, 5 (1): 173-182; Aix-en-Provence. 


168 


| Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. | 35 | 169-192 München, 15. 12. 1995 


Eucaryoxylon castellanii n. sp., (Juglandaceae), a silicified wood 
from the Eocene of Castellane, France 


Von ALFRED SELMEIER") 


With 18 Text-figures 


Abstract 


Tertiary sediments from Castellane, France, yielded in the past several pieces of fossil wood 
assigned to Hamamelidaceae, Icacinaceae, Rosaceae, Sapındaceae and Sapotaceae (GRAMBAST- 
FEssaRD 1966, 1968, 1969). The new fossil, Eucaryoxylon castellanii, family Juglandaceae, has 
an excellent preserved wood structure. Its anatomical features are similar to extant Carya 
species. A conspicuous feature of the fossil are crystalliferous chains in axial parenchyma and 
enlarged barrel-shaped cells (idioblasts). The crystals of the fossil are formed in what may be 
called a „mirror-image“ fashion (CarLauist 1988: 221). 


Kurzfassung 


Ein Kieselholz aus Castellane, Frankreich, zeigt die anatomischen Merkmale der rezenten 
Gattung Carya, Familie Juglandaceae (Walnußgewächse). Das Holz aus dem Eozän ist in 
seiner mikroskopischen Struktur hervorragend erhalten geblieben. Es wird als Eucaryoxylon 
castellanıı n. sp. beschrieben. Ein auffallendes Merkmal des dunklen Holzes ist das Vorkom- 
men zahlreicher Einzelkristalle in axialen Parenchymzellen sowie in Idioblasten. 


Contents 
Te ihei@anyawoodiixo mi@astellanek ses 170 
1.1 Anatomical description 170 
1.2 Comparison with extant woods 174 
SEC omparisonswäthrtossiliWOOdstreemeeerereerzernessasennerrnnnesnenensenneeneszpesener nennen eeereennkessneresrenssens 183 
PB Eossilnecordioßtheljuslandacezemmren een eeeeeneeseneenessaesseree ee nnee ser eeear ee eene rennen erneansersenereennee 185 
3.  Acknowledgements .. 188 
ABERleferencesh. rennen ensenenrree are ensenenten ne tpeenesaskargegrtasrnhnententertsneeneseraenue engen Teen Tanner nen rteteürherastten 189 


*) Prof. Dr. A. SELMEIER. - c/o Institut für Paläontologie und historische Geologie der Universität, 
Richard-Wagner-Straße 10, D-80333 München. 


169 


1. The Carya wood from Castellane 


The fossil wood, deposited in the Bavarıan State Collection of Palaeontology and historic 
Geology, Munich (Collection R. BAUMGARTNER), was found in Eocene sediments of Castellane, 
Basses-Alpes, SE France. Several fossil woods from tertiary sediments of Castellane have been 
described in the past (GRAMBAST-FESSARD 1966, 1968, 1969). The anatomical structure of the 
new silicified wood is partly excellent preserved, especially the rays, the crystalliferous 
chambered parenchyma strands and the ıdıoblasts. 

Tertiary sediments from Castellane have yıelded up to date the following silicified wood 
specimens (GRAMBAST-FESSARD 1966, 1968, 1969): 


Sapıindoxylon elattostachyoides (1966) - Sapındaceae 

Maloidoxylon castellanıi (1966) - Rosaceae 

Manilkaroxylon crystallophora (1968) - er 

Palaeosideroxylon flammula (1968) — Sapotaceae 

Apodytoxylon hamamelidoides (1969) — Icacinaceae 
( 


Hamamelidoxylon castellanıı 1969) - Hamamelidaceae 


1.1 Anatomical description 


Juglandaceae 
Eucaryoxylon MÜLLER-STOLL & MäDeL (1960) 


Generotype: E. crystallophorum MULLER-STOLL & MADEL (1960: 275) 
Eucaryoxylon castellanı n. sp. 


Material: One silicified specimen, 11,5 cm long, maximal diameter 5,5 cm, color dark, 
4 thin-section slides; Inv.-No. BSP 1990 IV, Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und 
historische Geologie, München (Collection R. BAUMGARTNER). 

Locality: Castellane, Basses-Alpes, SE France. No further information about the finding 
site is available. The surrounding of Castellane has yıielded in the past several silicified 
dicotyledonous woods (GRAMBAST-FESSARD 1966, 1968, 1969). 

Age: After the label “Eozän”, Eocene. 

Derivation of the name “castellanıi”: Locality Castellane. 


Diagnosis 


Growth rings absent or inconspicuous. 

Wood diffuse-porous, vessels solitary (21 %) and radial multiples up to 6 pores, tangential 
diameter 55-105 um, thick-walled, ca. 10 um, perforation plates exclusively simple, vessel 
elements 315-610 (middle 476) um, intervessel pits ca. 5 um, vessel-ray pits similar, not enlarged 
or gash-like; jellowish brown to dark deposits, thin-walled tyloses (?). 

Axial parenchyma apotracheal, scattered wavy parenchyma bands 1-2 cells wide, only few 
individual parenchyma cells associated with vessels, abundant conspicuous chambered 
parenchyma cells (strands) with prismatic crystals and large idioblasts. 

Fibres thick-walled, polygonal in cross section, mostly in radial rows. 

Rays 1-2seriate, decidedly heterocellular with procumbant and upright cells, more than 4 
rows of upright cells common, bi-seriate portions of rays partly not wider than uniseriate 
portions, large rays up to 880 um high, exceptionally 1,4 mm; crystals in ray cells absent. 


170 


Microscopic features 
(Fig. 1-16) 


Silicified secondary dicotyledonous wood without pith or bark. 


Transverse thin-section slides: ısolated patches with wood structure are interrupted by dark 
compression zones (partly wıth prismatic crystals). 


Growth rings 


55 


Absent, without any zones; locally by microscopic enlargment inconspicuous 4-7 radial 
flattened fıbres. No significant varıation in the vessel diameter is noticed. 


Fig. 1. Cross section. Left: Dark compression zones and isolated patches with wood structure. * 


Right: Thick-walled fibres in radial rows, four parenchyma cells with rhomboid crystals. 


Vessels 


Diffus-porous. Solitary 21%, radial multiples of two 38%, three 25%, four 7%, five 3% , six 
6% and afaint tendency to tangential, nest-like clusters; shape of vessel outline circular to oval, 
22-33 vessels/mm? (counting method: IawA List 1989; WHEELER 1986). 

Tangential diameter of solitary vessels 55-85 um, multiples of two (radial: tangential) 135:70 
um, multiples of three 170:70 um, 175:100 um, 205:105 um, multiples of four 250:96 um, 
multiples of five to six vessels 230:50 um, 325:90 um, 450:80 um; clusters with 7 vessels, 260:135 
um; vessels thick-walled, ca. 1O um (transverse section); yellowish brown to dark deposits (Fig. 


8, left), thin-walled tyloses (?). 


Fig 


2.2. 


Cross section. Vessels in radial multiples of 3-6, tangential parenchyma bands and crystalliferous 


parenchyma cells. X 115. 


Large vessel members 315-610 (middle 476) uum long, small vessel members 65-142 um long, 
perforation plates exclusively simple, end walls of short elements mostly with right angles, 
large elements often showing caudate ends, attenate-tailed on both sides (Fig. 6, right), 
intervessel pits 4-5 um (Fig.7), alternate, arranged in diagonal rows, the outline of crowded pits 
is polygonal in surface view. 

Vessel-ray and parenchyma-ray pitting in size and shape similar to intervessel pits, not 
enlarged or gash-like; vessel-ray pits ın crossfields crowded, polygonal, e.g. crossfield 8X 32 


um with about 34 vessel-ray pıts. 


Groundtissue 


Fibres libriform, main part of the ground tissue, mostly in radıal rows, 2-8 rows between 
two rays, diameter 15-20 um, moderatly thick-walled, ca. 5 um (Fig. 5). 


172 


Axialparenchyma 

Predominatly apotracheal, scattered interrupted bands, 1-2 cells wide with dark deposits, 
locally a net-like structure with the rays, distance of two bands in radial direction e.g. 60 im. 

Parenchyma cells very scarse in contact with vessels, parenchyma cells e.g. axıal 50-80 um, 
radıal 25-30 um. 

Hundreds of diffuse distributed parenchyma cells with prismatic crystals, conspicuous 
already in transverse section (Fig. 1-3, 6 left), partly also within the dark compression zones. 
Longitudinal slides: chambered strands with crystals abundant, 2-5 strands/mm in radial 
section, 1-3 strands/mm in tangential section (Fig. 8, 15). Number of vertical chambered 
cells (e.g.): 7 cells (185 um), 8 (430-575 um), 9 (470 um), 12 (410 um), 14 (580 um), 16 (550-600 
um), 19 (750 um), 22 (835 um); locally 2 axıal parenchyma strands in contact, radial 75-110 um 
wide. 


Fig. 3. Cross section. Vessels in multiples of 2-3, fibres in radial rows, rays and parenchyma cells with 
erystals (above). x 115. 


173 


Pocket-like idioblasts measuring 50-95 um ın axial and 25-60 um in radıal section containing 
single rhomboid crystals, maximal diameter of large prismatic crystals 40-60-(72) um 
(Fig.13-14, 16). 


Rays 


1-2seriate, 11-14 rays/mm; uniseriate rays e.g. 2-13 cells high, (105-335 um), mostly 4-12- 
(18) cells; 1-2seriate rays 20-40 cells in height, mostly 340-882 um, exceptionally up to 1,4; rays 
decidedly heterocellular, part of uniseriate sections often not larger than sections with 
procumbant cells, procumbant cells 15-35 um, axial elongated cells 65-80 um, ray cells mostly 
filled by dark plugs (Fig. 9-12). 


Anatomical features of the Carya wood from Castellane, Inv.-No. BSP 1990 IV, according 
Iawa List of microscopic features for hardwood identification (ed. by WHEELER, BAAs & 
Gasson, 1989). 


Feature No. List of features 
2 Growth ring boundarıes indistinct or absent 
5 Wood diffuse-porous 

10 Vessels in radial multiples of 4 or more common 

13 Simple perforation plates 

22 Intervessel pits alternate 

23 Shape of altenerate pits polygonal 

25 Intervessel pit size small, 4 - 7 um 

30 Vessel-ray pits similar to intervessel pits 

4 Mean tangential diameter of vessel lumina, 50-100 um 

48 Vessels per square millimetre, 20-40 

53 Mean vessel element length, 350-800 um 

56 Tyloses common (?) 

58 Brown deposits in vessels 

69 Fibres thin- to thick-walled 

86 Axial parenchyma in narrow bands or lines up to three cells wide 

97 Ray width 1 to 3 cells 

108 Body ray cells procumbent with over 4 rows of upright and/or square marginal cells 
115 Rays per millimeter 4-12/mm 

136 Prismatic crystals present 

142 Prismatic erystals in chambered axial parenchyma cells 
156 Crystals in enlarged cells 


1.2 Comparison with extant woods 


Theanatomical structure ofthe fossil was compared with microscopic descriptions: BOUREAU 
(1957); BRAZIER & FRANKLIN (1961); CHATTAwAY (1955, 1956); DETZNER (1910); DuUPERON 
(1988); GAssON & CUTLER (1990); GREGuss (1959); TawA List (1989); ILıc (1991); Krıss (1927, 
1928); LECOMTE (1921, 1925); MANCHESTER (1983); METCALFE & CHALK (1950); MiLLEr (1976); 
MÜLLER-STOLL & MäÄDEL (1960); PANSHIN & ZEEUW (1964); RECORD (1934); SCURFIELD & 
MicHeıı (1973); WHEELER (1986, 1991a, 1991b). 


174 


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001000 


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Fig. 4. Cross section. Vessel groupings, vessels thick-walled. 


OD) 


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300 um 


> 


Thick-walled vessels, comparatively few pores, vessel perforations exclusively simple, fine 
apotracheal wavy tangential parenchyma bands, inconspicuous rays, crystal-bearing axial 
parenchyma strands, barrel-shaped cells with large rhomboid crystals (idioblasts) are 
characteristic features from the present silicified wood. The fossil resembles the wood of the 
genus Carya, family Juglandaceae. 

The Juglandaceae comprise 4 tribes with 8 extant genera: Juglandeae (Juglans, Pterocarya, 
Cyclocarya), Engelhardieae (Engelhardia, Oreomunnea, Alfaroa), Hicorieae (Carya) and 
Pterocaryeae (Platycarya). Anatomical features important in distinguishing the 4 extant tribes 
are presented by MANCHESTER & WHEELER (1993: 107, Tab. 1). The most fundamental 
differences involve pith and vessel element perforations. 

The wood anatomy of extant genera of the Juglandaceae has been investigated mainly by 
Krıss (1927, 1928), HEIMSCH & WETMORE (1939), STARK (1953), MÜLLER-STOLL & MÄDEI 
(1960), MiıLLEr (1976) and MANCHESTER (1981). Further references, see GREGORY (1994: 71-72). 

Krıss (1927), based on the limited material available to him, has published a first key for 
identification and separation, emended by MÜLLER-STOLL & MäDEL (1960: 261, Tab. 1), 


175 


MANCHESTER (1983: 163) and Dur£ron (1988: 274). The anatomical keys to fossil and extant 
juglandaceous woods from MANCHESTER (1983) and Dur£ron (1988) are a valuable aid for 
identification of the present fossil: MANCHESTER - “Vessel perforations plates exclusively 
simple - vessels very thick-walled - crystals, when present, in large solitary idioblasts of the 
axial parenchyma - Eucaryoxylon, Carya.” DUPERON - II, B, 2, a. “Cristeaux dans les grosses 
cellules en forme de tonneau, isolees ou en files de 2-3 - Eucaryoxylon spp.” 

Barrel-shaped idioblasts (Fig. 12-16), thick-walled vessels (Fig. 2-5) and exclusively simple 
perforation (Fig. 6-7) are definitely three conspicuous features of the present fossil. MÜLLER- 
STOLL & MÄDEL-ÄANGELIEWA (1983: 662): 

Idioblasts are within the Juglandaceae a typical feature for the genus Carya („Sobald jedoch 
Kristallidioblasten vorhanden sind, können sie sicher auf Carya bezogen werden“). The 
taxonomic value ofidioblasts in axial parenchyma (not in rays; exeption Carya myristicaeformis) 
is a consistent feature of Carya (MANCHESTER & WHEELER 1993: 108). 


or 


3 


IM 
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gas @ 
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Fie. 5. Cross section. Thick-walled vessels, thick-walled fibres and dark parenchyma cells, 2 erystals. 
185 


300 um 


Fig. 6. Cross section (left): Crystalliferous parenchyma cells between two rays. Tangential section (right): 
Vessel elements with single perforation. 


The structural features of this fossil, particularly ıdioblasts in combination with a suite of 
other features diagnostic of the Juglandaceae, clearly indicate its affınities with the genus 
Carya. 


Prismatie erystals 
The most distinctive feature of the fossil from Castellane ıs the abundant occurence of 

erystals (Fig. 12-16): 

a) crystalliferous chains with septate cells in axial parenchyma, is a typical feature of Juglans 
(MÜLLER-STOLL & MäDer 1960: 259, Abb.5; Fig. 18, this paper) 

b) idioblasts with large rhomboidal crystals (if present), is a typical feature of Carya (MÜLLER- 
StoLL & Mäpeı 1960: 259, Abb.6; Fig. 18, this paper). 


The fossil wood does not possess crystals (idioblasts) in the rays - see extinct Juglandaceae 
Clarnoxylon MANCHESTER & WHEELER (1993), with „rhomboidal crystals common in rays“ or 


177 


Fig. 7. Tangential section. Vessels with simple perforation, intervessel pits alternate, heterocellular rays. 
x 290. 


Juglandaceae Engelhardioxylon macrocrystallosum GOTTwALD (1992), with enlarged erystals 
in the procumbent ray parenchyma. 

All available thin-sections (Xylothec Dr. GROSSER; — STERN 1988, Index Xylarıiorum, p. 229 
-230) and published descriptions of extant Carya were compared. There was not an single 
species with similar occurrence and distribution ofcrystalslikethefossil (abundantcristalliferous 
parenchyma strands + idioblasts). After MÜLLLER-STOLL & MäDeı (1960) and MANCHESTER & 
WHEELER (1993: 108) crystalliferous chains of axial parenchyma are a consistent feature in 
Juglans, ıdıoblasts in axial parenchyma a typical feature of Carya. 

Crystalliferous cells are obviously not allways a consistent feature within all taxa or samples 
of extant and fossil Juglandaceae (e.g. Carya). However, the presence of large barrel-shaped 
cells (idioblasts) is of great diagnostic value to separate definitely Carya and Juglans (DUPERON 
1988, pl. I, 2 - Carya tonkinensis; pl. I, 4 - Juglans neotropica). The long chain of 23 
erystalliferous parenchyma cells from Juglans neotropica (Dur£ron 1988: 255) is similar with 
the numerous axial parenchyma chains of the fossil wood from Castellane. 


178 


is 


3 
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Fig. 8. Tangential section (left): Brown deposits in vessels. X 185. Radial section (right): crystalliferous 
chambered parenchyma strands. X 115. 


The fossil wood resembles in transverse section, but only with regard to the abundant 
occurrence of crystals, Carya tonkinensis LECOMTE (HEIMSCH & WETMORE 1939: 657, Fig. 21; 
see Fig. 17, this paper). Especially in longitudinal sections, the crystals of the fossil are formed 
in what may be called a “mirror-image” fashion (Carrauıst 1988: 221; Fig. 7.2.1-4). Mention 
should be made of these various manifestations, which are according CArLauısT (1988) of 
systematic value. 

MÜLLER-STOLL & MäÄDEL (1960) emphasises that they have found either crystalliferous 
parenchyma strands (Juglans-species, asiatic Carya-species) or idioblasts (american Carya- 
species). In the fossil wood from Castellane both crystalliferous cell types are present 
(Fig. 14-16). 

The literature on crystals in wood does not indicate that climate or latitude influences crystal 
arrangement (MiLLEr 1976: 375). After the experience of R. B. MıtLEr (1976) crystals occur 
more abundant in tropical species than in temperate species. Species in tropical zones seem to 
accumulate crystals more frequently (Baas 1973; MiLLER 1976). 


179 


Fig. 9. Tangential section. Rays heterocellular, axial parenchyma cells and nonseptate fibres. X 290. 


Vessels 


The majority of the extant Carya species (25; MANCHESTER & WHEELER 1993: 108)) is 
distinctive ring-porous (taxa of North Amerika). However, there are some taxa with semi- 
porousor diffuse porous structure (DUPERON 1988: 253, “certains Carya, comme beaucoup des 
Juglans, ont des bois semi-poreux a diffus”; Prıve (1974: 250, “chez les especes asıatique de 
Carya, les pores sont diffus ou disposes en zones semi-poreuses; MANCHESTER & WHEELER 
(1993, Tab. 1; Hicorieae - ring-porous & semi). 

The fossil wood has indistinct (absent) growth rings with locally some radıally flattened 
fibres. The vessels are diffuse-porous, perhaps with a tendency to semi-ring-porous. Vessels 
and fibres are thick-walled (Fig. 2-5). 

Finally, it should be stressed that the vessel grouping of the fossil (radial multiples of 4-6) 
is untypical in most of the extant Carya species (available thin sections and published 


180 


Fig. 10. Tangential section. Decidedly heterocellular rays with procumbent and upright cells, 
1-2seriate. X 290. 


descriptions of stem wood). Only C. tonkinensis LECOMTE, an asiatic ring-porous species, has 
radial multiples of 2-4 with occasional short chains and clusters. But the pores are “chiefly 
solitary”, however only 21 % of the pores in the present fossil wood. Although variability in 
the anatomical characters of Carya trunck wood has been studied by various authors, 
published comparable work on Carya root or branch wood was not available. Root wood is 
more difficult to obtain, and its economic importance is slight (CuTLer 1976: 143). 


Rays 


The rays of the fossil are distinctly heterocellular, but only 1-2seriate (Fig. 9-12). In the 
collection of trunck wood slides or in published descriptions no similar extant Carya sample 
with this ray type was available. The rays of C. tonkinensis are heterocellular. As Krızs (1928) 
states, the rays of C. tonkinensis are more heterogeneous as those of the american species. 


181 


200 um 


N 
H 


Fig. 11. Tangential section. Heterocellular rays, 1-2seriate, body ray cells procumbent with over 4 row 
of upright and/or square marginal cells; feature No. 108 of the Iawa List of microscopic features 


for hardwood identification (1989). 


Result 


Characteristics which serve to distinguish the fossil wood from the american and asiatic 
extant Carya species are predominantly the following features: a) vessels diffuse-porous, 
solitary only 21 %, multiples 2-6, b) crystals in long axial parenchyma strands (Juglans type) 
+ idioblasts (Carya type) c) decidedly heterocellular rays, 1-2seriate. 

On closer consideration the fossil Carya wood from Castellane is perhaps a small silicified 
piece of a root (twig, branch) with unknown topographical position in the eocene tree 
individuum. In this case, the fossil wood is not a material suitable for comparative studies with 
trunc anatomy (CUTLER, RUDALL, GASSON & GALE 1987; GAssON & CUTLER 1990). 


Remarks 
At the begin of identification certain species of Apocynaceae (Alstonıa, Aspidosperma, 


Lacmellia, etc.) have been compared with the fossil. In a personel communication (24.05. 1994) 


182 


Dr. P. DETIENNE, CiRAD, Nogent sur Marne, remarks: „Il me semble plutöt qu’il s’agit d’une 
Juglandacee, ayant l’aspect de Juglans americain, ou d’un autre genre.“ 


1.3 Comparison with fossil woods 


Fossil woods assigned to the familiy Juglandaceae are known from a wide range of localities 
in the Northern Hemisphere. 

MÜLLER-STOLL & MäDeL (1960) established the 3 genera Caryojuglandoxylon, Encaryo- 
xylon and Pterocaryoxylon for junglandaceous fossil woods. Additional fossil generea: 
Engelhardioxylon MANCHESTER (1983), Eucaryoxylon MÜLLER & StoLL-MÄDEL, emend. 
Dupfron (1988: 236), Rhysocaryoxylon Dureron (1988) and Clarnoxylon MANCHESTER & 
WHEELER (1993). 


>“ 


Fig. 12. Tangential section. Prismatic single crystals in axial parenchyma cells, heterocellular rays and 
vessels with alternate pits. X 290. 


183 


One of the distinctive features of the genus Eucaryoxylon is the occurrence of barrel-shaped 
parenchyma cells (idioblasts) with Bee rhomboidal cerystals. MÜLLER-STOLL & MADEL- 
ANGELIEWA (1983, p. 662): „Sobald jedoch Kristallidioblasten vorhanden sind, können sie 
sicher auf Carya bezogen werden und gehören dann zu Excaryoxylon“. Dup£ron (1988, 
p. 263): “Si les cristeaux sont dans les grosses cellules gonflees le plus souvent isolees, il s’agit 
d’un Carya”. 

The fossil wood from Castellane has numerous large barrel-shaped idioblasts outside of the 
rays. A conspicuous feature ofthe fossil is further the abundant presence of long crystalliferous 
parenchyma strands. 

Durrron (1988) has given an inventar of all fossil woods ascribed to the family Juglandaceae, 
including G. F. Becks collection from the western United States. To date, about 10 fossil woods 
of the genus Eucaryoxylon MüLter-StoLL & MäApeı (1960) have been described. 


Finding site Identification References 

Washington, Oregon; USA Carya sp., Dup£ron (1988: 258) 
(BECK 1942) 

Hungary E. crystalliphorum MÜLLER-STOLL & MADEL (1960) 

Hungary E.budense GRrEGuss (1969) 

Canada E. canadensıis Roy & STEwART (1971); 
(Betulaceae ?) (MANCHESTER 1981) 

France E. boureanı Dur£ron (1975, 1977) 

Washington, USA Carya sp. Dup£ron (1988: 258) 
MANCHESTER (1981) 

Willershausen, Germany Errsp: GOTTWALD (1981) 

Wagenhofen, Germany E. guembelu (FeLıx) MÜLLER-STOLL & 


MADEL-ÄNGELIEWA (1983) 


Neu-Isenburg, Germany E. moenanum MÜLLER-STOLL & 
MADEL & ANGELIEWA(1983) 


Attenfeld, Germany E. crystallophorum SELMEIER (1986) 
Bergheim, Germany E. sp. SELMEIER (1986) 
Hoyerswerda, Germany E. crystallophorum SELMEIER (1990) 
Castellane, France E. castellanü (1995) 


Anatomical criteria for recognising fossil woods of the above listed Eucaryoxylon-Taxa have 
been reviewed and compared with the present fossil from Castellane. 

The fossil wood must be assigned to the genus Eucaryoxylon MÜLLER-STOLL & MADEL 
(1960). But the range of structural variation in the secondary xylem of the fossil ıs not exact to 
determine. 

The fossil under consideration differs markedly from all the above listed Eucaryoxylon- 
Taxa, also from Carya tertiaria PRAKASH & BARGHORN (1961). Rhysocaryoxylon DUPERON 
(1988: 263) has 1-3-(5)seriate homocellular rays and is without idioblasts. 


154 


Fig. 13. Radial section. Crystalliferous axialparenchymacellsand separated by some fibres 4 (5) idioblasts 
with prismatic single crystals. X 290. 


Important anatomıcal differences of the present fossil are mainly: a) vessel grouping and 
arrangement, b) decidedly heterocellular ray structure, exclusively 1-2seriate rays, c) 
erystalliferous cells as long axial parenchyma strands + idioblasts. 

The fossıl wood sample from the Eocene of Castellane clearly represents a new species: 
Eucaryoxylon castellanıı. 


2. Fossil record of the Juglandaceae 


The Juglandaceae have an excellent fossil record in the Tertiary ofthe Northern Hemisphere. 
Thefossil record includes both extant and extinct genera (MANCHESTER 1983, 1987, 1989; STONE 
1989). The major radiation of the family occured during the early Tertiary, recorded in the 
diversification of pollen, in fruit types and in types of juglandaceous foliage (MANCHESTER 
1989; MANCHESTER, COLLINSON & GOTH 1994; THIELE-PFEIFFER 1988; WILDE 1989). Amongthe 


185 


Fig 


14. Radial section. Crystalliferous axial parenchyma strands, idioblasts and cellular composition of 


the rays. X 115. 


juglandaceous pollen taxa recognized at Messel by THIELE-PFEIFFER (1988), Hicorieae is 
represented by 2 species of Caryapollenites. The middle Eocene Messel flora (Germany), well 
known for their excellent preserved anımal and plant fossils, provided many of the most useful 
characters for generic distinction among extantand extinct Juglandaceae. Three genera of fruits 
belonging to the Juglandaceae among the collections from Messel: Palaeocarya, Hooleya and 
Cruciptera. 

Detailed information about fruits, leavesand pollen, assigned to fossiland extantjuglandaceous 
taxa, see MANCHESTER, COLLINSON & GOTH (1994). Comparative plant material from the 
Tertiary of western North America and from the Tertiary of Europe: It is more similar to each 
other than to the Asian species (MANCHESTER 1987). 

The tertiary flora from the northalpine molasse basın and adjacent regions has provided as 
well numerous remains of Juglandaceae (leaves, fruits, pollen and wood): e.g., JunG (1963, 
Carya serraefolia; 1970); GREGOR (1978, 1982); KIRCHNER (1984) and THIELE-PFEIFFER (1980); 


186 


Fig. 15. Radial section. Crystalliferous axial parenchyma strands and cellular composition of a ray. 


SELMEIER (1985, 1986, 1995). Further information about tertiary leaves and fructifications of 
Juglandaceae in central Europe, see MANCHESTER, COLLINSON & GOTH (1994) and SELMEIER 
(1986: 76). The genus Carya, on the whole, possesses (probably) the most specializised 
conditions of the inflorescence in the family (MANCHESTER 1987; MANNING 1978; STOJAN 1972). 

Fossil wood has the potential to record several aspects of the palaeoenvironment ıt which it 
grew (CHAPMAN (1994). Butmany anatomical features vary withinatree depending on position 
ofthe wood. As mentioned above (1.2), the growing position ofthe eocene fossil fragment from 
Castellane is not identified. 

The fossil record for dicotyledonous wood supports the BAıLEyan model for xylem 
evolution (WHEELER & Baas 1991). The incidence of ‘primitive’ features (e.g., scalariform 
perforation plates) is much higher in the Cretaceous than in the Tertiary, while the incidence 
of ‘advanced’ features (e.g., simple perforation plates) is lower. 

Percent incidence ‘Perforation all simple’ during the Eocene 69-95% (WHEELER & Baas 
1991, Tab. 1), ‘Intervessel pits alternate’ during the Eocene 68-93% (Tab. 3). 


187 


200 pm 
| 


+ IE 


Fig. 16. Barrel-shaped enlarged cells in radial and in tangential (t) section. Diagnostic crystal feature No. 
156 of the Iawa List of mieroscopic features for hardwood identification (1989). 
‘Ray structure heterocellular’ during the Eocene 70% (Tab. 10), ‘More than 4 rows of 
upright/square marginal cells in heterocellular rays’ during the Eocene 12-17% (Tab. 11). 
The four above mentioned features are well preserved in the eocene wood from Castellane. 


3. Acknowledgements 


The author wishes to express his thank and appreciation to many collegues. 

Calling the attention to Juglandaceae: PIERRE DETIENNE (CiRAD, Nogent sur Marne, France). 

Making available samples of Juglandaceae (e.g. Alfaroa spp.), of Apocynaceae and/or special 
papers of Juglandaceae: ELisaBETH A. WHEELER (Raleigh, N. C. State University), PIERRE 
DETIENNE, STEVEN R. MANCHESTER (Gainsville, Florida Museum of Natural History), REGIS 
B. Mır£er (Madison, US Forest Products Laboratory) and Bundesforschungsanstalt für Forst- 
und Holzwirtschaft (Hamburg, Germany). 


188 


| 


m 


Fig. 17. Carya tonkinensis LECOMTE. Tangential section (left) showing heterocellular rays and cross 
section (right) with solitary vessels, banded parenchyma and prismatic erystals (HEımscH & 
WETMORE 1939: 657). C. tonkinensis differs markedly from the fossil ın the wood structure, but 
similar ıs the abundant occurrence of erystals. 


Information about Castellane and/or fossil wood remains from thıs locality: CATHERINE 
Priv£-Girt, (Lab. Paleobotanique, Paris), NICOLE GRAMBAST-FESSARD (Montpellier, France), 
GERO MOOSLEITNER (Salzburg-Morzg, Austria). 

Technical assistance in Munich: HEINZ MERTEL (thın-section slides) and RoLr Rosın (film 
processing). lam grateful to Dr. DIETGER GROSSER, Munich, for access to hıs valuable xylothec. 


4. References 


Baas, P. (1973): The wood anatomical range in Zlex (Aquifoliaceae) and its ecological and phylogenetic 
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189 


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7 


Fig. 18. Juglans nıgra (left). Cristalliferous axial parenchyma cells. x 190. Carya alba (right). Four 
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| Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. | 35 193-215 | München, 15. 12. 1995 


Zu Fossilinhalt, Sedimentologie und Stratigraphie der Kohle 
der Lagerstätte Apophyse- -Ag. Anargyri in NW-Griechenland 


Von PRODROMOS ANTONIADIS und ERNST RIEBER ) 
Mit 3 Abbildungen, 1 Tabelle und 2 Tafeln 


Zusammenfassung 


Die paläobotanische Untersuchung der Kohlevorkommen von Apophyse-Anargyrı bei 
Amynteon hat vorläufig ohne Ergänzung durch kohlepetrographische Forschungen (Arbeit 
von Antoniadis in Vorbereitung) zu folgenden Ergebnissen geführt: 


1. Inschwach durchströmten Seen- und Altwasserbereichen kamen vorwiegend Pflanzen der 
offenen Gewässer und des Sumpfwaldes allo- und autochthon zur Einbettung. 


2. Der hohe Anteil sogenannter „tertärer Elemente“ und die Häufigkeit von „Tertiär- 
gattungen“ verweisen die Flora von Apohyse-Anargyri ın das Jungtertiär, wahrscheinlich 
Oberpont. Die obersten 30 bis 40 m Sande, Tone und Mergel könnten schon zum Alt- 
pleistozän gerechnet werden. 


3. Die Gattungen und Arten fast ausschließlich gemäßigter Breiten belegen deutliche Unter- 
schiede zum heutigen Klima der dortigen Region. Weniger die Temperaturen, die, kaum 
abweichend von den jetzigen Verhältnissen, um 14 bis 15° im Jahresmittel gelegen haben 
dürften, sind es, vielmehr die zur Kohlebildung notwendigen Niederschläge, die mit 1300 
bis 1500 mm die heutigen Werte fast um das Dreifache übertreffen. 


4. Die genannten Klimaeckwerte müssen über 800 bis ca. 15 000 Jahre entsprechend den 
Kohlemächtigkeiten von 0,3 bis 8,5 m gegolten haben. Mit großer Wahrscheinlichkeit sind 
Bodenfröste äußerst selten aufgetreten. 


Abstract 


This short account gives informations geological, paleobotanical und stratigraphical records 
obtained from borehole-material of the Apophyse-Anargyri-Amynteon basın, NE-Greece. 
The first analysis of paleobotanical remains leads to the following conclusions: 


*) Anschriften der Verfasser: 
Ass. Prof. Dr. PRODROMoS ANTOoNIADIS, Nat. Techn. University, Dep. of Min. Ing., 9 Iroon Poly- 
techniou, Zografou-Athens 
Dipl.-Geol. Ernst RiEBER, Institut für Paläontologie und historische Geologie, Richard-Wagner- 
Straße 10, 80333 München 


193 


l. Water plants and vegetation of bogs and swamps were dominant in sediments of lakes and 
tied off river channels. Slow and sluggish currents deposited the plant material (seeds, fruits 
and leaves) only in short distance to its original living space. 


m 


. The Flora of Apophyse-Anargyri lived during Tertiary times (probably Upper Pontian 
sensu LINDSAY, FAHLBUSCH & MEın 1987). The high degree of genera and species restricted 
to the Neogene is a main indicator to our stratigraphical appointment. 


3. Usingthe climatological data of comparable recent plant communities, the flora of Anargyri 
needs on annual temperature of about 14 to 15° C, only one degree higher than today. 
Because of the intense coal formation (coal seams with a thickness of more than 8 m) annual 
amounts of precipitation of 1300 to 1500 mm are required. 


4. The coal formation went on over a period of 1000 to 20 000 years. Probably there was no 
cold season like a winter today. 


Einleitung 


Im Rahmen eines Forschungsprogrammes zur Erkundung der Kohlelagerstätten Nord- 
griechenlands werden die aus Bohrungen bekannten pflanzlichen Fossilmakroreste und ihre 
Bedeutung für Stratigraphie und Sedimentologie behandelt. Die hieraus abzuleitenden Schluß- 
folgerungen „Paläogeographie“ oder sogar „Klimatologie“ betreffend sollen gleichfalls nicht 
verschwiegen sein. Schon an dieser Stelle sei darauf aufmerksam gemacht, daß die zahlreichen 
aus dem Bohrkernmaterial ausgeschlämmten Charophyten, Gastropoden und Fischreste 
Gegenstand einer gesonderten Betrachtung sein werden. 


1. Geologischer Rahmen und tektonischer Überblick 


Das Untersuchungsgebiet von Apophyse -— Anargyrı - Amynteon liegt in einem der 
größeren, NW-SE-streichenden kohleführenden Gräben, die man von Südjugoslawien 
(Monastır) über Vevi - Ptolemais - Kozanı - Servia bıs Nordthessalıen sich erstreckend kennt. 
Dieser „Großbeckenzug“ gehört tektonisch zum Westmazedonischen Massıv der 
Pelagonischen Zone. Diese, im Paläozoikum von basischen Eruptiva, Amphiboliten, Gneisen 
usw. aufgebaut, bildete während des Mesozoikums eine etwa 420 km lange und 40 km breite 
submarine Schwelle (Sedimente der Trias- bis Kreidezeit) von NNW-SSE-lichem Streichen 
(vgl. hierzu die ausführlichen Arbeiten von Brunn 1956 und MERCIER 1966). 

Zur Entstehung des o. g. Grabensystems kam es aber erst infolge intensiver Bruchtektonik 
während des Neogens und Quartärs (Miozän-Pliozän, attische bis wallachische Phase der 
alpidischen Gebirgsbildung). Wieder streichen die tektonischen Lineamente NNW-SSE. Es 
waren jüngste, „sekundäre“ Bewegungen, die nach der Bildung der Hauptflözgruppen das 
„Großbecken“ von Ptolemais weiter in Teilbecken und Horste zerfallen ließen (PAvLiDes 
1986). Diese sogenannten metapliozänen Horste kleinräumiger Ausdehnung bewirkten durch 
ihre Heraushebung, daß etwa bei Lakia oder westlich von Perdikas die alten Sockelgesteine an 
der Oberfläche anzutreffen sind. (Koukouzas et al. 1979). Ferner entstanden auf diese Weise 
die verschiedenen, auch altersmäßig getrennten Kohlevorkommen, wie man sie in Bohrungen 
und Aufschlüssen nachweisen konnte (vgl. Mıxıus 1966, BrüHL 1968, Aronıs 1971, 
ANASTOPUOLOS 1972, KOUKOUZAS 1979, PAVLIDES 1985). 


194 


Vegoritis- 
see 


AMYNTEON 


o Lakio 


"Apophse- 
Lagerstätte" 


PTOLEMAIS 
(0) 


Torf - rezent 

Ligoit - Quortär 

Lignit - Ptolemais-Typ 

Lignit - Komninon-Typ Genen 
Massivgesteine der Pelagonischen Zone 
"Apophyse-L."-Gebiet 

Probenbohrung 


Abb. 1 Geologische Karte nach Koukouzas et al. 1979 (aus PAPLCF Arch) 


Abb. 1: Geologische Karte des Beckens von Anargyri-Amynteon mit Position der untersuchten Bohrung 


195 


1.1 Das Untersuchungsgebiet 


Im Folgenden beschreiben wir kurz die Entwicklung des Gebietes vom Paläozoıkum bis 
zum Neogen, vom Neogen bis in das Quartär. 


Paläozoikum bis Neogen 
Pelagonisches oder Westmazedonisches Massiv 


Die West- und Nordumgrenzung des Untersuchungsgebietes bilden (vor-)paläozoische, 
kristalline Gesteine: Amphibolite, Augengneise, Serizit-Chloritschiefer, Gneise, Diorite, 
Peridotit, Phyllit, Serpentinite und Marmor. Nach der „Erstlieferung“ metamorphen Mate- 
rıals wurde das pelagonische Massıv mehrmals schwach „aufgeheizt“, was sich in Albitisierung 
und Marmorbildung zur Zeit der unteren Trias zeigt. 

Im Osten und Süden umrahmen mesozoische Deckgesteine über dem pelagonischen Massiv 
die alten Kristallingebiete. Es handelt sich um mehrere Tausend Meter mächtige Marmore, vor 
allem aus untertriassischen bis jurassischen Zeiten, Hornschiefer mit Ophiolithen (Mitteljura 
aufgrund von Ammonitenfunden) sowie Kalksteine der Mittel- bis Oberkreide, bekannt 
wegen der reichlichen Foraminiferenführung). Die Kreidekalke liegen den übrigen Schichten 
diskordant auf. Flyschsedimente des Maastrichts nehmen ın beachtlicher Mächtigkeit (400 bis 
700 m) größere Areale ein. 


1.2. Nieo’gen bıs Quartär 


Über den v.a. mesozoischen, teilweise metamorphen Deckgesteinen folgen diskordant 
Sande, Kalksteine, Tone und Mergel des Neogens, in jüngster Zeit detailliert von KOUKOUZAS 
et al (1979, 1988) beschrieben. Man gliedert es ın eine Untere und eine Obere Serie. 

Untere Serie 

Diese zeigt in über 100 m Sanden, Kalksteinen, Tonen und Mergeln bei gelegentlicher 
Geröllführung die Xylite („Bretterkohle“), wie man sie in Komnina, Vegora und anderen 
Becken nachgewiesen hat. Sie entwickeln sich in höchst unterschiedlicher Mächtigkeit (0,5 
bis 20 m bei Vevi) aus geröllführenden Sanden. 

Obere Serie 

Sie ıst Gegenstand der paläobotanischen und sedimentologischen Besprechung in dieser 
Arbeit. Diese Serie umfaßt ca. 100 m Tone, Sande, Mergel mit 0,5 bis 9 m Kohle, im 
Unterschied zur Unteren Serie mit „normalen“ Ligniten (Weichbraunkohle). Die Haupt- 
vorkommen liegen in Ptolemais, Agio, Christophoros und natürlich Anargyrı-Amyn- 
teon. 


Die xylitführende Serie wird ins Unter- bis Obermiozän eingestuft (KOUKOUZas etal. 1979), 
während für die Lignite oberpliozänes Alter erwähnt ist, freilich ohne präzises Belegmaterial 
hierzu vorzulegen. Als Leithorizont für die Lignitserie gilt eine im ganzen Gebiet durchzu- 
verfolgende Mergelbank mit Gastropoden der Gattung Neritina. 


Hohe Mächtigkeiten (fast 100 m) und unterschiedliche Fazies gestatten, im Gebiet zwei 
quartärzeitliche „Formationen“ auszugliedern: 


Proastionformation 

Im Osten des Untersuchungsgebietes findet man sie allenthalben aufgeschlossen; sie 
besteht aus mindestens 30 m Wechsellagerung von z. T. recht groben Geröllen, Sanden und 
Roterden. 


196 


Perdikaformation 

40 m sandige Tone und Mergel mit nur wenigen Linsenkörpern aus Psephiten bedecken 
im restlichen Gebiet von Anargyrı das Tertiär bzw. entwickeln sich örtlich fast ohne 
Übergang aus dem Untergrund. Durch Bohrungen konnte bei Anargyri ein Torfvor- 
kommen von 1,4 m Mächtigkeit nachgewiesen werden (KOUKOUZas 1979). 


Mächtige alluviale Verwitterungsprodukte, Hangschotter und Flußsedimente schließen 
tertiäre und quartäre Serien nach oben ab. 


2. Die Kohleserie von Anargyri 


Sie lieferte in den im Folgenden beschriebenen Kohlen und Mergeln eine auch stratigra- 
phisch interessante Flora, die Aussagen zu Klima und Geographie der damaligen Zeit ermög- 


licht. 


2.1 Profilbeschreibung 


Die Kernbohrung E von Anargyri, die in Abb. 2 ersichtlich ist, liefert das wesentliche 
Material zur Profildarstellung und Fossilgewinnung: In über 80 m Tiefe fährt die Bohrung das 
Liegende der Kohleserie an: 3 bis 5 m graugrüner Feinsand mit Glimmerlagen, in dessen 
oberem Teiltonige Lagen auftreten und der in den nächsten 3 Metern kontinuierlich ın dunkle, 
graugrüne Tone und schließlich kohlige Tone übergeht. Immer macht sich ein gewisser Sand- 
und Siltanteil bemerkbar; Gastropoden in großer Zahl konnten aus dem Kernmaterial gewon- 
nen werden. 


Untere Flözserie 


Aus den Tonen mit kohligen Lagen ım cm-Bereich entwickeln sich 2 m Kohletone, wieder 
mit einem gewissen Sand-Siltanteil. Eine kleinwüchsige Gastropodenfauna, die in einer 
gesonderten Arbeit noch bestimmt werden wird, entstammte den kohligen Lagen. Die Tone 
haben muscheligen Bruch, weisen Harnischflächen auf - ein Hinweis auf Rutschungen nach 
der Sedimentation - und enthalten in geringem Umfang Fusitanteile. 

Bis 1 m mächtige Grundmassenkohle (Huminite der stückigen Weichbraunkohle, Lignite) 
überlagert den Kohleton. Sie ist gekennzeichnet durch erdigen Zerfall, glatten und muscheli- 
gen Bruch und beträchtlichen Fusitanteil, was auf Oberflächenbrände im ehemaligen Torf- 
moor schließen läßt (vgl. folgendes Kapitel). Wiederholt schalten sich tonige Lagen in cm- 
Dicke ein. Über dem untersten Flöz folgt 1 m Gewebegrundmassenkohle (Huminite) mit 
„rieseligem Zerfall“ und rauher Bruchfläche. Nach oben zu geht die Gewebegrundmassen- 
kohle ın tonige Kohle über. Diese enthält Pflanzenreste (Samen und Früchte) sowie im 
obersten Teil Wurzelhorizonte, ein Hinweis auf teilweise autochthone Entstehungs- 
bedingungen im Kohlebecken. Die tonige Kohle zerfällt stückig mit muschelig glattem Bruch. 

Die nächsten 8,5 m Sediment über der Unteren Flözserie bestehen aus zunächst 2 m grauer 
bis gelbgrauer Mergel mit Wurzelhorizonten, gefolgt von weiteren 3 m grauer Mergel 
(Sandanteil) mit kohligen Lagen. Sie enthalten Gastropoden und Blattreste, die, wie leicht 
einzusehen ist, infolge der „Bergungsmethode“ in kaum zur Bestimmung ausreichenden 
Zustand auftreten. 3,5 m mächtiger, dunkler kohliger Ton leitet zur nächsten Kohleflözgruppe 
über. Auch in diesen Kohlemergeln finden sich Gastropoden und Blattlagen. 


197 


198 


PROFILBESCHREIBUNG 


Rezente Lehfie 


Brounroter Ton, sandig, kalkig 


Grougelblicher Sand. etwas tonig 


und kolkig 


Grougelber bis grougrüner Ton, 
sondig; Sondgeholt in den unter- 


sten Partien zunehmend 


Graugrüner Ton, sondig; stellenwei- 


se Geröllführung 


Dunkelgroue Mergel 

Grougrüner Ton mit cm-dünnen Lignit- 
lagen 

Grougrüner Feinsand, etwas tonig 
Grougrüner Ton, wechselnde Sondgeholte 


Grougrüner Mittel- bis Feinsand, etwos 


tonig 


Graugrüner Ton mit stark wechselnden 


Sandgeholten 


Graugrüner Ton mit Kohletonen 


Dunkelgraver Ton mit Kohlelogen von 


0,5 bis 0,8m Mächtigkeit 


Grauer, sandiger Mergel 


Dunkelgraver Kohleton mit Kohlelagen 
Groue Mergel mit Pflonzenresten 


Insgesomt 5,70m Kohle mit tonig-mer- 


geligen Zwischemmitteln 


Dunkler Ton, kohlig; in den untersten 
Partien mit zunehmendem Siltgehalt 
Grauer Mergel mit Pflonzenresten 
Graue, kohlige Mergel 


Grove bis grougelbe Mergel 


Bis 2m Kohleflöz 


Kohliger Ton 


Graugrüner, sondiger Ton, nach unten 
in 
grougrünen Feinsond mit hohem Glimmer- 


onteilübergehend 


FOSSILINHALT 


LEGENDE 


Wurzelhorizont 


Wurzelhorizont 


Wurzelhorizont, Holzreste 


Wurzelhorizonte 


Wurzelhorizonte 


Blottreste 


Blottreste, nicht selten 


Blattreste 


Blottreste, Gastropoden 


Wurzelhorizont 


Gostropodenreste 


Abb. 2: Säulenprofil der untersuchten Bohrung 


Gastropoden 


Lehm 


Geröll 


sandig/kalkig 


tonig, teilweise kohlig 


Mergel 


kohlig 


Kohle 


Mittlere Flözgruppe 


Die insgesamt 8,20 m starke Mittlere Flözgruppe weist die größte zusammenhängende 
Kohlemasse auf. Das tiefste, 5,70 m mächtige Flöz beginnt unvermittelt über den grauen 
Mergeln und zeigt im untersten Teil cm-dünne tonig-mergelige Zwischenlagen. Wiederholt 
schalten sich Wurzelhorizonte ein. Wie in der Unteren Flözserie liegt die Kohle als Weich- 
braunkohle mit stückigem Zerfall an muschelig-glatten Bruchflächen vor. Pflanzenreste 
(Kutikeln, Samen) sind immer wieder feststellbar. Die oberen Flözpartien werden mergeliger 
und führen wie die unteren Tonmergel Kleingastropoden. Der hohe Fusitanteil beschränkt 
sich auf die mittleren Flözabschnitte. Ohne deutlichen Übergang beobachtet man ein 
Zwischenmittel von I m grauer Mergel mit Pflanzenresten (Samen, Früchte), im weiteren 
gefolgt von dunkelgrauen Kohletonen mit insgesamt 1,5 m Weichbraunkohle. Wurzel- 
horizonte und bestimmbare Holzreste (xylitische Flözentwicklung) sind nachgewiesen. Die 
gesamte Kohlemächtigkeit der mittleren Serie beträgt kumulativ 7,20 m. Darüber trennen 
4,20 mgraue sandige Mergel die Mittlere von der Hangenden Flözserie. Gelegentlich unterbre- 
chen Tonlinsen und Sandlagen die eintönige Abfolge. 


Hangende Flözserie 


Dunkelgrauer Ton löst die vorherigen Mergelschichten ab. Im unmittelbaren Kontakt zum 
Sandmergel führt auch der Ton erhebliche Sandanteile. Die Flöze von 0,5 bis 0,8 m Mächtigkeit 
- Gewebegrundmassenkohle mit muscheligem Bruch, stückig zerfallend (Lignite) - eigentlich 
als Teil einer Ton-Mergel-Kohle-Wechsellagerung zu bezeichnen. Neben Gastropoden finden 
sich auch Wurzelhorizonte in Kohle und Ton. Die Hangende Flözserie schließt mit graugrü- 
nen Tonen, Kohletonen und geringmächtigen Kleinflözen ab. 


Hangende Neogenschichten und Holozän 


Insgesamt 45 m sehr eintönige Wechsellagen von graugrünen Tonen, Mittel- bis Feinsanden, 
dunkelgrauen Mergeln, graugelben Tonen und kalkigen Sanden bedecken die Kohleserien von 
Anargyri. Bis auf cm-dünne Lignitbänder in der Tiefe von 28,0 bis 30,5 m zeigen sich keine 
organischen Bildungen in den Neogenschichten. Zwischen 22,0 und 24,0 m belegen Geröl- 
lagen, daß die Sedimentation etwas lebhafter war bei ansonsten schwacher Strömung (Ton- 
Mergel-Feinsandablagerung). Keinerlei Fossilien wurden nach Auslesen der aufbereiteten 
Bohrproben bisher aus der Hangenden Neogenserie gewonnen. Scharfe Grenzen zwischen 
den genannten „Schichtgliedern“ können nicht festgestellt werden. 

Braunrote, sandig-kalkige Tone und braungelbliche Auelehme bilden die jüngsten holo- 
zänen Ablagerungen im Raum Anargyrı. Es sind Sedimente des limnischen, gelegentlich 
fluviatilen Bereichs, die aus der Neogenserie hervorgehen. 


2.2 Paläobotanische Ergebnisse 


Obwohl eine Kernbohrung naturgemäß nur in beschränktem Umfang Material liefert, 
konnte doch durch Ausschlämmen und Präparation eine ausreichende Menge bestimmbarer 
Pflanzenreste gewonnen werden, um einen aussagekräftigen Überblick über die Flora von 
Apophyse-Anargyrı zu erlangen. Selbst Hinweise auf die stratigraphische Zuordnung im 
Vergleich mit anderen europäischen Pflanzengemeinschaften (gesonderte Abhandlung folgt) 
fehlen nicht. Insgesamt darf - somit - die vorliegende Arbeit als vorläufiger Bericht gelten. 


199 


Charophyta 
Charophyceae, Characeae 


Zwei Proben enthalten zahlreiche Gyrogonite unterschiedlicher Gattungs- und Arten- 
zugehörigkeit. In die „engere Wahl“ kommen vor allem Nitellopsis, Tolypella und die Gattung 
Chara selbst. Die große Zahl der Arbeiten über jungtertiäre und pleistozäne Charophyten 
macht es notwendig, eine zuverlässige und stratigraphisch bedeutsame Bestimmung in einer 
ergänzenden Publikation vorzunehmen. So kann an dieser Stelle nur kurz die fazielle Bedeu- 
tung der Charophyten als Bewohner stehender bis langsam fließender, mäßig kalkreicher 
Gewässer, wo sie im Sublitoral in 2 bis 4 m Tiefe leben, betont werden. Starke Wasserbewe- 
gungen werden nicht vertragen. 


Spermatophyta 

Gymnospermae 

Coniferophytina, Coniferales, Taxodiaceae 
Glyptostrobus europeus (Brongn.) Ung. 


In zahlreichen Kohlevorkommen, besonders im Hausruck/Oberösterreich, dort mit 
Stammresten, Luftwurzeln und cupressoider Beblätterung, muß Glyptostrobus als Haupt- 
kohlebildner bezeichnet werden. In geringerem Ausmaß dürfte dies auch in Apophyse- 
Anargyri der Fall gewesen sein (eine Untersuchung der xylitischen Kohle steht noch aus). Die 
nierenförmigen Samen sind jedenfalls inmehreren Proben nicht selten. Die heutige Vergleichs- 
form dieses klassischen „tertiären Elements“, Glyptostrobus lineatus, wird in Südostchina bis 
in die tropischen Breiten entlang von Flüssen angepflanzt und erfordert für ausreichendes 
Wachstum hohe Grundwasserstände und gleichmäßige Niederschläge. 


Pinaceae 
Abies sp. 
Picea sp. 

Beide allseits bekannten Gattungen sind in meist ungünstiger Erhaltung lediglich als 
Nadelreste und Bruchstücke von Samen nachzuweisen. In keinem Fall reicht die Qualität der 
Überlieferung für eine Artbestimmung aus. Jedenfalls können diese Kosmopoliten seit dem 
Alttertiär als „Vertreter“ der gemäßigten Nadel- und Laubmischwaldzonen in vielen Fund- 
stellen Europas angetroffen werden. 


Pınaceae 


Pıinus sp. 


Bruchstücke von stark abgeflachten, 6 mm langen und 3 mm breiten, mit kräftiger Längs- 
kante versehenen Samen gehören sicher zur Gattung Pinus. Eine weitergehende Bestimmung 
war wegen des Erhaltungszustandes nicht möglich. Für Lebensraum und Verbreitung gilt das 
unter „Abies und Picea“ Gesagte. 


Angiospermae 

Dicotyledoneae (= Magnoliatae) 

Juglandales Myricaceae 
Myrıca sp. 


Bruchstücke von 2,5 mm langen rundlichen Steinfrüchten mit schwach ausgeprägten Fur- 
chen und einigen, noch erkennbaren Harzdrüsen stammen höchstwahrscheinlich von dieser 


200 


Gattung, wenngleich der Erhaltungszustand besser sein könnte. Der Gagelstrauch findet sich 
weitverbreitet auf Mooren (Heide-, Waldmoore) und in Torfbrüchen. Als „Element“ der 
feuchtigkeitsbetonten Sumpfwälder ist Myrica fester Bestandteil nahezu jedes Kohlevorkom- 
mens. 


Salicales Salicaceae 
Populus sp. 


Wiederum liegen lediglich Bruchstücke von 2,3 x 1,1 mm großen, birnenförmigen Samen 
mit Längsriefung vor. Aufgrund des Vergleichs kann es sich nur um einen Pappelrest, wie man 
ihn von vielen schon alttertiären Fundstellen kennt, handeln. Pappeln wachsen gerne auf 
feuchten Standorten mit hohem Grundwasserstand. 


Fagales Betulaceae 
Alnus sp. 


Wenige Nußbruchstücke (2,2 X 1,7 mm) von fast kreisförmigem Umriß weisen an der Spitze 
noch Narbenreste auf. Anlösung im Sediment, Abrollung und Inkohlungsvorgänge verhin- 
dern eine artliche Bestimmung. Möglicherweise gehören die Nußreste zu Alnus glutinosa, die 
heute in feuchten (Auen-)Wäldern entlang von Flüssen bis in Moorbereiche wächst, wie schon 
seit alttertiären Zeiten. 


Betula cf. pubescens Ehrh. 


Im Fall der Moorbirke waren die Erhaltungsbedingungen günstiger: 2,9 X 2,0 mm große 
Nüsse (ohne Flügel), eiförmig, an beiden Enden zugespitzt, lassen sich gut mit Betula 
pubescens vergleichen. KATz (1965) erwähnt die Art schon aus dem Obermiozän, besonders 
aber ım Pleistozän, wo sie ein wesentlicher Bestandteil von Moorwäldern, z. B. der süd- 
sibirischen Regionen war. Andere Samen in weniger guter Erhaltung konnten nur als Betula 
sp. bestimmt werden. 


Centrospermae Caryophyllaceae 
Dianthus sp. 


Kleine (1,2 x 0,9 mm), flache, fast kreisrunde Samen mit zentralem, kleinem Nabel passen 
am besten zur Gattung Dianthus. Wegen deutlicher Anlösungserscheinungen muß eine 
weitere Bestimmung unterbleiben. Nelkengewächse besiedeln als Gattung seit dem Ober- 
miozän (? Mittelmiozän) meist trockenere Waldränder, sandige Hänge und Wiesen (Mager- 
rasen). 


Magnoliales Magnoliaceae 
Magnolia sp. 

Einige Bruchstücke glattschaliger und dünnwandiger Samenreste gehören wahrscheinlich 
zu Magnoliengewächsen. Vielleicht könnte eine weitere Materialbergung einen klaren Nach- 
weis dieser „alten Tertiärgattung“, die in vielen Kohlevorkommen durch zahlreiche Arten 
bekannt ist, erbringen. 


Ranunculales Nymphaeaceae 
Nymphaea cf. alba L. 


2,2 x 1,4 mm große Samen und eine Anzahl von Bruchstücken zeigen Längskanten und 
Längsriefung, wie man sie von Seerosengewächsen, speziell Nymphaea, kennt. Als Pflanzen 


201 


des offenen Wasserbereichs (Schwimmblattpflanzengürtel) ist Nymphaea fester Bestandteil 
limnofluviatiler Ablagerungen in ganz Europa. Die Gattung ist ab Alttertiär, die (hier frag- 
liche) Art erst ab Oberpliozän ın Europa verbreitet. 


Brasenia schreberi Gmel. 


Einzelne wenige, jedoch typische Reste dieses Seerosengewächses erkennt man an der 
grubigen, reihig angeordneten Oberflächenzellstruktur. Nur eine einzige europäische Art der 
Gattung Brasenia ıst in offenen, gelegentlich von schwachen Strömungen durchzogenen 
Gewässern seit dem Pliozän „zu Hause“. 


Ranunculaceae 
Ceratophyllum demersum L. 


Man kann die 3,5 X 2,9 mm großen Fruchtreste unschwer an den Ansatzstellen der meist in 
fossilem Zustand abgebrochenen Dornen erkennen. Das ganz untergetaucht in stehenden 
Gewässern lebende Hornblatt ist ein bedeutsamer Faziesindikator ın den Sedimenten vom 
Untermiozän bis heute. 


Rosales Rosaceae 
Rubus cf. laticostatus Kirchh. 


Es handelt sich um 1,9 x 1,3 mm große, auf der Rückseite fast halbkreisförmig gewölbte 
Samen mit gerader Bauchseite. Die Oberfläche dieses Samens ist mit einem gerade noch 
erkennbaren Netzwerk von rundlichen bis eckigen Gruben bedeckt. Größe, Umriß und 
Skulptur gleichen am ehesten den schon von KIRCHHEIMER (1957) beschriebenen Fossilien. 
Weitere Reste können nur bis zum Gattungsniveau bestimmt werden. 


Myrtales Lythraceae 
Decodon globosus (E. M. Reid) Nik. 


Die 1,4 x 1,1 mm messenden, glatten und oft seitlich zusammengedrückten Samen dieser nur 
fossil bekannten Art werden von vielen Autoren (z. B. DOROFEEV 1957, NEGRU 1972) aus 
limnisch.-fluviatilen Sedimenten, häufig mit Kohlelagen, beschrieben. Man vergleicht sie mit 
Decodon verticıllatum, einem Weiderichgewächs, das an feuchten Gräben und in stauden- 
reichen Nafßwiesen siedelt. Die stratigraphische „Reichweite“ ist mit Mittelmiozän bis Pleisto- 
zän anzunehmen (KaTz 1965). 


Myrtales Trapaceae 
Trapa cf. natans L. 


Meist genügen bereits die Stacheln der spitzen Fortsätze an den Früchten der Wassernuß 
(ehemalige Kelchblätter), um die Gattung zu bestimmen. Nach einem Vergleich unter Zu- 
hilfenahme des REM handelt es sich bei den wenigen Resten von Anagyri sehr wahrscheinlich 
um die heutige Trapa natans. In jedem Fall beweist das Vorkommen der Art, wintermilde und 
gleichmäßig feuchte Lebensbedingungen zur Zeitder Kohlebildung. Die Wassernuß lebt heute 
in nährstoffreichen, warmen Altwässern und Teichen. 


Umbelliflorae Araliaceae 
Aralıa pusilla Dor. 


Samenreste (2,5 X 1,4 mm) mit gerader Ventralkante und fast halbkreisförmiger Rückenseite 
weisen die für Aralia pusilla typischen knotig-reihigen Längs- und Querrunzeln auf. Heute als 


202 


Strauch in den Laubmischwäldern der gemäßigten Zonen heimisch, darf speziell die vorliegen- 
de Art als Tertiärelement (mindestens Mittelmiozän) bezeichnet werden. 


Umbelliferae 
Hydrocotyle vulgaris L. 


Berippte Teilfrüchte mit körnig-rauher Oberfläche und halbkreisförmigem Umriß und 
1,7 x 0,9 mm Größe gehören zum Wassernabel, der als Pflanze der Moore und Torfbrüche 
auch flutend in Wiesentümpeln vorkommen kann. Nach bisheriger Kenntnis bei uns seit dem 
Pliozän (sensu FAHLBUSCH 1981) weit verbreitet, besiedelt Hydrocotyle selbst in Nordafrika die 
genannten Biotope. 


Tubiflorae Callitrichaceae 
Callitriche stagnalıs Scop. 


Die kleinen Samen (1,4 X 0,7 mm) sind schief-eiförmig, leicht zusammengedrücktund haben 
eine gerade bis leicht gekrümmte Kante. Feine Höckerchen bedecken die rauhe Oberfläche. Es 
handelt sich um ein typisches Faziesfossil aus stehenden, kaum durchströmten, flachen 
Gewässern. 


Dipsacales Caprifoliaceae 


Sambucus pulchella (E. M. Reid) Sz. 


Die länglichen, auf der Rückseite flach gewölbten Samen (3,1 x 1,6 mm) haben ähnlich wie 
bei der rezenten Sambucus nigra (Schwarzer Holunder) eine grob quergerunzelte Oberfläche, 
jedoch im Gegensatz zu diesem fast in Einzelknoten aufgelöste Rippenreihen (SzArEr 1954). 
Selbst Bruchstücke können so unschwer identifiziert werden. Heute wie zu Zeiten des 
Miozäns findet der Holunder seine Hauptverbreitung an Waldrändern, in Auewäldern und in 
offenen Waldschlägen. Die Art S. pulchella wird zuletzt aus dem Pleistozän erwähnt (Katz 
1965). 


Compositae 


Im Falle der vorliegenden Compositae steht die Anzahl im umgekehrten Verhältnis zur 
Qualität des Erhaltungszustandes. Äußerstenfalls war eine Familienzuordnung möglich und 
damit der Nachweis von Pflanzen offener und „trockener“ Lebensräume. 


Monocotyledoneae 
Helobiae Alismataceae 
cf. Alisma plantago-aqnatica L. 


In wenigen Exemplaren lieferte das Bohrkernmaterial die keilförmigen, unten eingekerbten 
Früchte von 1,4x0,6mm Größe. Längsfurchen und rechteckiges, grubiges Oberflächenmuster 
sind trotz starken Abrollungsgrades noch erkennbar. Wegen dieser Unsicherheit erfolgt 
lediglich eine vergleichende Bestimmung. Der Froschlöffel lebt unweit der Uferregion im 
flachen Wasser. Älteste Funde der Gattung werden aus dem Obermiozän berichtet (KırcH- 
HEIMER 1957). 


Caldesia jacutica Dor. 


Diese nur fossil bekannte Art (ab Mittelmiozän in vielen osteuropäischen Vorkommen) tritt 
in den Kohlen von Anargyri in Form von kleinen (1,1 X 0,6 mm) Samen mit stäbchenförmigem 
Umriß und flacher Furche in der Mitte auf. KATZ (1965) führt Caldesia-Samen auch aus dem 
osteuropäischen oberen Pleistozän an. 


203 


Hydrocharitaceae 


Stratiotes intermedius (Hartz.) Chandl. 


Von der Individuenzahl her ist Stratiotes die mit Abstand häufigste Art in Apophyse- 
Anargyrı. Meist in (jedoch leicht identifizierbaren) Bruchstücken vorliegend, bestimmt man 
die Art nach der Sklerotesta, die sich hier von der ım Tertiär wohlbekannten Stratiotes 
kaltennordheimensis durch weniger ausgeprägte Höckerskulptur, kaum abgesetzter Basis und 
den kurzen Leitbündelkanal unterscheidet. Die Art wird erst ab dem Oberpliozän (im — 
früheren - Sinn) in europäischen Fundstellen beschrieben. 


Potamogetonaceae 


Laichkrautgewächse aus Teichen, Seen, Altwässern und wassergefüllten Gräben „gehören“ 
zu jeder Feuchtfazies einschließlich der Kohlelagerstätten. Wegen ihrer großen artlichen 
Ähnlichkeit und enormen Varianz führt oft nur eine statistische Analyse weiter, wie sie z. B. 
KnoßLochH (1977) versucht hat. Hierzu reicht das Material von Apophyse-Anargyri insgesamt 
nicht aus. Trotzdem konnten, besonders nach Vergleich mit dem rezenten Material bestimmt 
werden: 


Potamogeton acntıfolins Link. 


Für die Bestimmung als ?. acntıfolius spricht beim leider schlecht erhaltenen Rest die stark 
bezahnte Keimklappe und der hakenförmig gekrümmte Schnabel. Obermiozän bis Pleistozän 
werden von Katz etal. (1965) als zeitliche Grenzen genannt. 


Potamogeton pusıillus L. 


Der Same dieser Art weist keine Zentralöffnung auf und gehört mit 1,8 X 2,2 mm auch zu 
den größeren Laichkrautresten. Sie wird wie P. acutıfolins aus dem Obermiozän erwähnt. 


Potamogeton heterophyllus Schreb. 


Einige große Laichkrautsamen (2,6 X 1,9 mm) dürften, Katz et al. (1965) folgend, zu 
P. heterophyllus mit gerader Ventralkante und stets anliegender, schwach gekielter Keim- 
klappe gehören. 


Potamogeton ei natans L. 


Die 2,0 x 2,8 mm großen, verkehrt-eiförmigen Samen mit zentraler Vertiefung passen zu der 
heutigen P. natans. Indes ist wegen des mäßigen Erhaltungszustandes eine endgültige Ent- 
scheidung nicht möglich. 

In ähnlicher Form gilt dies auch für weitere Reste, die aufgrund der Übereinstimmung 
einiger Merkmale versuchsweise zu 


Potamogeton cf. mallinus Miqu.: Große, tropfenförmige Zentralvertiefung, 
Schnabel am stumpfen Ende der Ventralseite. 


Potamogeton cf. asiaticus A. Beun: Große, runde Zentralvertiefung, Keimklappe z. T. 
gekielt und leicht gezackt. 


gestellt werden sollen. Mangels Erhaltungsqualität müßte besseres Material Klarheit verschaf- 
fen. 


204 


Najadaceae 
Najas cf. foveolata Al. Br. 


Wieder verhindert der Erhaltungszustand (Abrollung, z. T. Anlösung im Sediment) eine 
absolut sichere Bestimmung der Art. Wegen der Regelmäßigkeit des Musters aus polygonalen 
Zellen (rechteckige Reihen) auf der Operace der 3 mm langen und 1,8 mm breiten Samen 
paßt der vorliegende Rest etwa zu N. foveolata. Die Art, aus vielen tertiären Fundstellen 
bekannt, kann bis in das Obermiozän „zurückverfolgt“ werden. Das Nixkraut lebt in Seen- 
buchten und Altwässern. 


Pandanales Typhaceae 
Typha sp. 

Bruchstücke von Rohrkolbendeckelnüssen mit der charakteristischen Struktur aus recht- 
eckigen und polygonalen Oberflächenzellen sind oft aus Kohleflözen geborgen worden. 
Damit sind in der Flora von Apophyse-Anargyrı auch Pflanzen des Uferröhrichts „repräsen- 
tiert“. Die Gattung war schon im Alttertiär ein kennzeichnendes „Element“ der europäischen 
Fundstellen. 


Cyperales Cyperaceae 
Dulichium cf. spathacenm Pers. 


Länglich-lanzettförmige Samen (2,4 X 1,3 mm) mit feiner Längsstreifung lassen sich mit der 
Art D. spathaceum gut vergleichen. Die geringe Zahl und der Erhaltungszustand verhindern 
eine genauere Bestimmung. Die „Schneide“ aus Teichen, Mooren und feuchten Uferregionen 
war in Europa mindestens vom Karpat bis in das Pleistozän ein weitverbreitetes „Element“ 
(heute besonders in den USA vorkommend). 


Carex flagellata Cl. & E. M. Reid 


Dreikantige, glatte Nüßchen von birnenförmigem Umriß lassen sich ohne weiteres der Art 
C. flagellata zuordnen. Zahlreiche Autoren beschreiben sie aus jungtertiären Fundstellen 
Mitteleuropas. C. flagellata ist typisch für Seggenriede verlandender Gewässer und „paßt“ 
somit zu einer „Kohleflora“ wie aus Anargyrı. 


Carex cf. psendocyperus L. 


Dreiseitige, zur Basis und zum Gipfel hin verjüngte Früchte sind „oberflächlich“ von 
undeutlich polygonalen Zellen bedeckt; der normalerweise kurze Stiel fehlt beim vorliegenden 
Rest, der außerdem durch Anlösung ım Sediment in weniger gutem Zustand erhalten ist. Die 
Seggenarten, zu denen sich noch Reste lediglich der Gattung Carex sp. „gesellen“, repräsen- 
tieren als einzige „Ökoindikatoren“ den Biotop des Großseggenrieds. 


Cyperus cf. glomeratus L. 


Dreikantige Früchte mit weniger scharf ausgeprägten Kanten als etwa Cyperus fuscus und 
rundlichem Umriß (1,1 x 0,75 mm messend) zeigen wie andere Zypergrasarten die rechtecki- 
gen, in Längsrichtung angeordneten Zellen. Zu C. glomeratus passen die vorliegenden Reste 
am besten. Auch der Lebensraum heute - Uferbereiche und Naßstellen entlang wassergefüllter 
Gräben - dürfte zur Zeit der Kohlebildung von Anargyrı kaum anders gewesen sein. 


205 


BOHRPROBEN 


FOSSILINHALT LEGENDE 


Lehm 


Geröll 


sandig/kalkig 


tonig, teilweise kohlig 


Mergel 


kohlig 


Kohle 


Gastropodenreste 


Fischwirbel,-zähnchen 


Knochenreste 


Abies sp. Myrica sp. Magnolia sp. Brosenio schreberi Ceratophyllum 
g' 


demersum Nojaos foveolato 


Glyptostrobus europoeus Abies sp. Picea sp. Najaos foveolato 


Chorophyto Betula sp. Decodon globosus Clodium mariscus 


Chorophyta Glyptostrobus europaeus Picea sp. Pinus sp. 


tulo cf. pubescens Betula sp. Nymphaea cf. alba Compositse 


Alnus sp. Be 


Glyptostrobus europaeus Populus sp. Mal. Fogaceoe Dionthus sp. Brose- 


nia schreberi Brosenia sp Rubus cf. loticostatus Rubus sp. 


bosus Tropa cf. natons Arolio pusillo Hydrocotyle vulgaris 


Decodon glo 


Collitri- 


che stognalis Sombucus pulchella Composite Cf. olisma plantago-oquati- 


co Coldesia jacutica Strotiotes intermedius Potomogeton acutifolius Po 


tomogeton pusillus P. heterophyllus P. cf. notans Typha sp. 


Dulichium 


spothoceum Carex flogelloto C. cf. pseudocyperus Cyperus glomeratus 


Populus sp. Betula sp. Tropa cf. natons Potomogeton cf. natons Najas 


foveolato Clodium moriscus 


—— Abies sp. Picea sp. Strotiotes Intermedius 


206 


Abb. 3: Probepunkte und Fossilinhalt 


Cladium mariscus (L.) Pohl 


Tonnenförmige, 1,8 X 1,3 mm messende Samen mit in drei „Zipfel“ ausgezogener Basis 

dürfen wie ein Großteil der vorher erwähnten Gattungen allochthon an ihren Fundpunkt 
: . ERS i 

gelangt sein, können aber nach den vorhandenen Merkmalen als „Sumpfried“ bestimmt 

werden, wie es seitdem Obermiozän Flachmoortümpel, Uferröhrichte und Gräben besiedelt. 


Besonderes 


Neben den bestimmbaren Pflanzenresten lieferte das Bohrkernmaterial von Anargyri eine 
Reihe von Bruchstücken einzelner Pflanzenorgane. Davon stammen zahlreiche Knospen und 
Zweigreste wahrscheinlich von Fagaceen, andere Reste gleichen inkohlten Vitaceenranken. 
Die Bestimmung von Blattansatzpolstern und Dornen erscheint nur sehr schwierig möglich. 
Als Pflanzengallen identifizierbare Organe könnten nach Rezentvergleich von der Tannen- 
schildlaus (Adelges laricis) stammen. Ähnliche Überreste finden sich in großer Menge in den 
pannonzeitlichen Kohlen des Hausruck in Oberösterreich (RIEBER, in Vorber.). 


Tierische Reste 


Die Aufbereitung der Apophyse-Anargyri-Proben erbrachte eine große Zahl von „tieri- 
schen“ Resten, die in jedem Fall qualitativ einer gesonderten Bearbeitung bedürfen. Vorwie- 
gend Gastropodenreste, nicht selten Verschlußdeckel, kommen lagenweise angereichert in den 
Probeteufen zwischen 50 und 72 m vor. Einer improvisierten Durchmusterung zufolge handelt 
essich um „Vertreter“ der Gattungen Bithynia, Gyraulus, Planorbis und Radıx. Viele Gehäuse 
wiesen ebenso wie die Samen- und Fruchtreste Abrollungserscheinungen auf. In der Mehrzahl 
der Proben waren Fischwirbel und -zähnchen zusammen mit vielen Knochenbruchstücken 
„anzutreffen“. Von diesen bestimmbaren Fossilien wird in einer eigenen Arbeit berichtet 
werden. 


Auswertung 


Eine quantitative Auswertung der absoluten Zahl der fossilen Reste verspricht wegen der 
geringen Menge und der „Bohrkernselektion“ keine aufschlußreichen Ergebnisse in bezug auf 
die Verteilung der Arten. Lediglich Familien, Gattungen und Arten gestatten eine Aufschlüs- 
selung nach Lebensräumen. Demnach wachsen 15,4 % des Bestandes in „offenen Lebensräu- 
men“ (Waldränder, staudenreiche Naßwiesen, Verlandungsgesellschaften), immerhin 23,1 % 
der Arten kommen in Laubmisch- und Koniferenwäldern vor. Im Fall der vorliegenden Flora 
istan Wälder der gemäßigten Bereiche (Mixed mesophytic Forests, WAnG 1961) zu denken, 
denen aber (bis jetzt noch) typisch mediterrane Gattungen (z. B. Olea, Laurus, Morus, Ficus) 
fehlen. Möglicherweise ändert eine weitere Materialbergung den „gemäßigten“ Charakter der 
Waldelemente. 17,9 % aller Arten „repräsentieren“ Sumpfwald und Moorgemeinschaften, ın 
diesem Fall der weniger feuchtigkeitsbetonten Biotope. Bemerkenswert ist hier die Häufigkeit 
eines der bedeutendsten Kohlebildner der Teruärs, Gyptostrobus (zahlreiche Samen), gleich- 
zeitig ein Hinweis auf Wuchsbedingungen und Alter der Flora. Mit 43,6 % dominieren 
naturgemäß Pflanzen der Uferregion und Gewässer, darunter solche, die, etwa wie die 
Wassernuß, hohe Temperaturansprüche (ausgesprochen sommerwarme Gewässer) stellen. 


207 


Hieraus sind zusammenfassend folgende Informationen abzuleiten: 


l. Sedimentologie und Pflanzenzonierung (Tab. 1.) 


Das Fehlen jeglicher grobkörniger Sedimentation (Schotter, Geröllagen, Kreuz- und 
Schrägschichtung) und der kontinuierliche Wechsel von Tonen, Silten, Mergeln und 
Feinsanden weisen auf die Existenz schwach durchströmter Seenbecken und Altwasser- 
bereiche hin. Dort sammelte sich die große Menge der Samen von Pflanzen der Ver- 
landungsgesellschaften wie Seggenried (Carex, Dulichinum) bis ins Uferröhricht (Cladium, 
Typha). Diese Fossilgemeinschaften sind am ehesten mit heutigen Pflanzenassoziationen zu 
vergleichen. Die zahlreichen Gattungen der Schwimmblattpflanzenzone (z. B. Brasenia, 
Nymphaea, Najas) kamen subautochthon zur Ablagerung. Infolge Einwehung und gele- 
gentlicher Wasserbewegungen finden sich allochthon Samen, Früchte und Blätter auch des 
Hinterlandes (15,4 bzw. 23,1 % aus Laubwäldern und Waldrand-Rasengesellschaften). 


Von großer Bedeutung ist der auch von der Individuenzahl beachtliche Anteil von Samen 
und Zapfenresten der Chinesischen Wasserfichte (Glyptostrobus). Dieser klassische Kohle- 
bildner in nahezu allen europäischen Kohlevorkommen gilt als Indikator für den teilweise 
überfluteten Sumpfwald („swamp“, schon durch das Vorhandensein von Kohle bestätigt), 
der somit in Apophyse-Anargyri— wenn auch längst nicht in der enormen Ausdehnung wie 
in mitteleuropäischen Kohlesümpfen - in ansehnlichen Beständen vorhanden war. Hieraus 
ergeben sich auch Hinweise auf die stratigraphische Stellung der Kohlelagerstätte. 


2. Stratigraphie 


Außer den noch zur Bearbeitung anstehenden Charophyten-Fossilien weist der hohe 
Anteilan „Tertiärelementen“ (28,2 %) auf ein vorpleistozänes Alter hin. Davon sind Rubus 
cf. laticostatus, Decodon globosus, Aralia pusilla, Sambucus pulchella und Caldesia jacntica 
ausschließlich ins Jungtertiär (bis Oberpont, siehe Tab. 1) zu stellen. Umgekehrtreichen die 
jüngsten Elemente Dianthus sp., Callitriche stagnalıs, Potamogeton natans und Cyperus cf. 
glomeratus noch bis in ebenfalls pontische Zeiten zurück, ein starker Beleg für das 
jungtertiäre Alter der Flora. Auch die „Gesellschaft“ Glyptostrobus - Magnolia - Trapa - 
Brasenia — Stratiotes mit tertiärtypischen Gattungen in größerer Individuenzahl läßt 
höheres Alter vermuten. Diese Elemente des offenen Wassers und des Sumpfwaldes hatten 
ihre Hauptverbreitung in den mitteleuropäischen Kohlen vom Oligozän bis in das Ober- 
miozän. Wie schon oben erwähnt, war es besonders Glyptostrobus, die in vielen Vorkom- 
men (z.B. Wackersdorf, Trimmelkam, Hausruck und polnische sowie französische Lager- 
stätten, weitere Vergleichsarbeit in Vorbereitung) bis 10 m mächtige Flöze aufbaut. Auch 
der Vergleich mit anderen griechischen Kohlevorkommen wie Drama (11,54 % Tertiär- 
elemente) und Lava (44,92 %) zeigt, daß in Anargyri insgesamt eine Tertiärflora vorliegen 
dürfte. 


3. Klimatologie 


Wie aus Tab. 1 hervorgeht, finden sich ca. 90 % der Arten in den gemäßigten Breiten 
zwischen 46° und 36° ndl. Breite. Etwa 10% (hier Glyptostrobus, Magnolia, Dulichium und 
Trapa) haben weite Verbreitung in „subtropischen“ Bereichen, wo sie ausgesprochen die 
oft küstennahen Standorte bevorzugen. Wieder einmal gibt die schon so oft genannte 
Glyptostrobus Auskunft, deren heutiges Hauptareal — gelegentlich unter ungestörten 
natürlichen Bedingungen - in Südchina liegt, wo ganzjährige Temperatur- und Nieder- 
schlagsmittel von 14 bis 17°C und 1600 mm erreicht werden. Freilich wächst die heutige Art 
G. lineatus auch in wesentlich kühleren Gegenden, z. B. bis Inverness/Schottland; dort ist 


208 


Tabelle 1: 


Fossilliste mit stratigraphischer Reichweite der Arten 


Brascnia schreberi Gmel. 
Brascnia sp. 
Ceratophyllum demersum L. 


‚Rubus cf. laticostatus Kirchh 


Rubus sp. 
Decodon globosus (E.M. Reid) Nik 


Compositac 
CT. Alisma plantago-aquatica L. 


Caldesia jacutica Dor. 
Stratiotes intermedius (Hartz.) Chandl 


Potamogelon acutifolius Link. 
P. hetcrophylius Schreb. 

P. pusillus L. 

P. cf. natans L. 

Najas cf. foveolata Al. Br. 
Typha sp. 

Dulichium spathaceum Pers. 


Carcx Nagellata Cl. & E,M. Reid 


Carcx cf. pseudocyperus L. 
Cyperus ef. glomeratus L. 


Cladium mariscus (L.) Pohl 


Brasenia schreberi Gmel. 
Brasenia Schrb, 
Ceratophyllum demersum L 


Rubus idacus L. 


RubusL. 
Decodon verticillatum L. 


Alisma plantago-aquatica L. 


Caldesia parnassifolia (Bassi) Parl 
Stratiotes aloides L. 


Potamogeton L. 


P. pusillus L. 

P. natans L. 

Najas marina L. 

TyphaLL. 

Dulichium arundinaccum (L.) Britt 


Carex rostrata Stok. 


Carcx pscudocyperus L. 
Cyperus glomeratus L. 


Cladium mariscus (L.)Pohl 


bis langsam fließenden Gewässern 


Submers in stehenden und schwach durch- 
strömten Gewässern 
Waldränder, Auwälder, Heide, Schluchten 


Staudenreiche Naßwicsen, feuchte Gräben 


Pflanzen offener und trockener Biotope 
Nährstoffreiche Teiche, Seen mit Röh- 
richt- und Seggengesellschalten 

Feuchte Uferregionen, stehende Gewäs- 
Stehende bis schwach durchströmte, nähr- 
stoffreiche Gewässer und Altwässer 
Submers bis flutend ın stehenden und 
Nießenden Gewässern 


Bis 3 m in stehenden bis langsam fic- 
Benden Gewässern (Altwässer) 
Uferröhricht von stchenden Gewässern 
und Sümpfen 

Teiche, Gräben, Großseggen-Verlan- 
dungsgesellschaft 
Großsceggengesellschaften, Ufer, Teiche, 
‚Gräben, Moorschlenken 

Offene Feuchtwiesen bis Uferbereiche in 
Seggenrieden 

Uferröhricht, Gräben, Flachmoortümpel, 
Torfsümpfe und Seen hinter dem Schilf- 
gürtel 


Trapa cl. natans L. Trapa natans L. Kalkarme, sommerwarme, stchende Ge- I > 
wässer | 

Aralia pusilla Dor Aralia cinensis L. Laubmischwälder der gemäßigten Zonen Sana | 
bis montan I 

Hydrocotyle vulgaris L. Hydrocotyle vulgaris L Flutend in Mooren, Tümpeln, Gräben und an ud 
Uferbereich 

Callitriche stagnalis Scop Callitriche stagnalis Scop. Flache, stehende bis schwach durchström- 3 
te Gewässer in beschattender Vegetation 

Sambueus pulchella (E.M. Reid) Sz. Sambucus nigra L. Waldränder, Flußufer, feuchte Gräben SPAN 


HEUTI ZEITLICHE VERBREITUNG 
REZENTE VORLESEN, EIEISIZIEIFIF 
Gem. Sub- ER Isa lals 5 
FOSSILBESTAND VERGLEICHSFORM LEBENSRAUM ee! 8 EIEIHIE 
5 
—ı | 
Charophyta (zahlreiche Gyrogonite 20 bis 40m tief in stehenden bis langsam | SOON 
Nießenden, kalkreichen Gewässern 
Glyptostrobus europaeus (Brongn.) Ung. Glyptostrobus lincatus (Poir.) Dr. Feuchter Flußbereich, Waldmoore mit | 
hohen Grundwasserständen 
Picea sp. PiceaL. Laubmisch,- Koniferenwälder 
‚Abics sp. Abies L. Laubmisch,- Koniferenwälder 
Pinus sp. Pinus L. Laubmisch,- Koniferenwälder SEDEuuE 
Cf. Myrica sp. Myrica L. Häufig in Mooren (Heidemoore, Wald- 11 
sumpf) und Torfbrüchen | | 
Populus sp. Populus L. Auenwälder, gemäßigte Laubmischwälder MArmeEmmm 
Alnus sp. Alnus B. Ehrh. Auenwälder, Bruchwälder und feuchte m 
Uferbereiche bis in die Montanregion 
Betula cf. pubescens Ehrh Betula pubescens Ehrh Bewaldete Moore, Ufer, Laub- mare 
mischwälder, Auen | 
Betula sp. Betula L, ü B ll Mi 
Dianthus sp. Dianthus L. Waldränder, sandige Hänge, Magcrrasen 
Magnolia sp. Magnolia L. Warmgemäßigte Laubmischwälder, I am | 
Waldmoore (trockene Bereiche), tiefere 
Montanwälder 
Nymphaca ef. alba L. Nympbaca alba L. Schwimmblattpflanzengürtel in stehenden 


Tertiärclemente 28,2% 


PROZENTANTEILE bezüglich der Gattungen: 


Olfene Landschaft 15,4% 


Laubmischwald - Aucnwald 23,1% 


Sumpfwald - Moorgemeinschaft 17,9% Gewässer - Uferregionen 43,6% 


a 


ee Formen 71,8% 


aber mit 8,5° und 612 mm im Jahresmittel das absolute Wachstumsminimum im Freien zu 
verzeichnen. Der Bedarf an mindestens sommerwarmen Gewässern wie bei Trapa, ebenso 
wie das Vorkommen von Magnolien lassen Temperaturen mindestens wie heute - gemessen 
in den Klimastationen Kawala, Alexandroupolis und Thessaloniki — mit 14,4 bis 15° C als 
wahrscheinlich annehmen. Eine deutliche Abweichung zu den heutigen Verhältnissen ergibt 


209 


sich bei den Niederschlägen. Zur Kohlebildung mit hoher Pflanzenproduktion sind minde- 
stens 1300 mm Niederschläge ım Jahr erforderlich. Heutzutage fallen, den Angaben der 
o.e. Klimastationen folgend, gerade 450 bis 560 mm im Jahr. Zusammenfassend darf also in 
Apophyse-Anargyri zur Zeit der Kohlebildung mit etwa 15° C als Jahresmitteltemperatur 
bei über 1300 mm Niederschlag gerechnet werden. 


4. Zur Zeitdauer der Kohlebildung 


Die Bestimmung der Zeitdauer der Kohlebildung ergänzt notwendigerweise den Ansatz zu 
einem klimatologischen Befund. Diese Versuche gibt es schon seit 1865, als Heer durch 
Berechnung der Kohlenstoffproduktion eines Moores die Ablagerungsdauer der Schiefer- 
kohle von Dürnten mit 2400 Jahren pro Flöz von 1,25 m Mächtigkeit berechnete. Den 
Verhältnissen in Anargyrı recht nahe kommen Messungen von Sedimentationsraten in 
heutigen Wald- und Torfmooren, beispielsweise von SCHWARZBACH (1942, 1946), Fisk 
(1960), ANDERSON (1964), GÖTTLICH (1981), BROOKS (1985), oder SUCCOW & JESCHKE (1986) 
angegeben. Entsprechend den von TEICHMULLER & THOMSON erwähnten Setzungsbeträgen 
von Torf zu Weichbraunkohle wie 2:1 ergeben sich für die 0,3 bis 8,5 m mächtigen Flöze von 
Anargyri 30 bis 42 000 Jahre Bildungszeit. Ohne die Extremwerte für die Bildung dürften 
800 bis 15 000 Jahre zur Entstehung der Kohlelagerstätte erforderlich gewesen sein. Mit 
Brooks (1985) gilt, daß diese Zahlen lediglich als einigermaßen verläßlicher Orientierungs- 
rahmen angesehen werden können. 


Danksagung 


Für die jederzeit freundliche Überlassung des wissenschaftlich interessanten Materials 
dürfen wir uns herzlich bei Herrn ArHnanasıou, dem Direktor der Forschungsabteilung der 
P.P.C. bedanken. Ebenso gilt unser Dank Herrn Dipl.-Ing. Kavourıpıs und Herrn Dipl.- 
Geol. KALAITZOPOULUS und KYRrIAkIDIs für mannigfache Hilfe für das Zustandekommen dieser 
Arbeit. 


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Tafel 1 


Nitellopsis sp. 

„Krönchen“, 35 x 

Glyptostrobus europaeus (BRONGN.) UNG., Samenreste, 3,2 X 
Chenopodium cf. album L. 

Nymphaea alba L., verdrückt 

Samentesta, 85 X 

Brasenia schreberi GMEL., „Deckel“, 36 X 

Samenrest, Gesamtansicht 

Nymphaea cf. albaL. 


Trapa cf. natansL. 


Tafel 2 


Stratiotes intermedins (HARTZ.) CHANDL. 
Samenrest, 8,3 X 


Najas marına L. 

Carex elongataL. 

Carex cf. gractlis L. 

Cladium mariscus (L.) POHL, 
Rubus cf. laticostatus KırCHH. 
Potamogeton cf. natans L. 


Potamogeton ct. coloratus L. 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 35, 1995 


Tafel 1 


alt 


ERNST RiEBER: Fossilinh 


b) 


NIADIS 


PRODROMOS ANTO 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 35, 1995 


aha 


PRODROMOS ANTONIADIS, ERNST RIEBER: Fossilinhalt 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. | 35 | 217-237 München, 15. 12. 1995 | 


Die Entwicklung der Paläontologie und Geologie 
von den Anfängen bis ins 19. Jahrhundert! ) 


Von HERBERT HaGn?) 
Mit 1 Abbildung und 2 Tafeln 


Inhalt 
NO TEWIOHÜR nneenkenennettennentansonnnenecnseasreenerergneunenensnnt un nentenee erben ee 217. 
DenBesritiEossilueeeeeeenreeeereeneeenentergenkranseusskeker teuer ee 218 
Deutung der Versteinerungen als Überreste ehemaliger Organismen 
(antikeibisszzumiB eeinniden Neuzeit) 
DiesanoreanıscheDeutunerdemBossilienn... ernennen 
BossilienunSagesundlleegendei........0e essen 22 2 
Die Sündflut-Theorie belebt die Forschung ..................... 
Ordnung im Pflanzen- und Tierreich: Carı v. LinN£ 
Denbesinnrderrmodernen:Geologie: NIKOLAUSISTENO reseensenseeneetnsennetnnsensnnee nee ee 225 
UrgebirgemndUÜrozean ID eJNeptunismuskrn. een 226 
Eineeinzizeiklunreichnnich IC EOR CE 228 
DerEutyicklungsgedankeralstAuswegeeerersnsenneeeeneeernenernerene tree ee nesteen ee eeeerneee 230 


Vorwort 


Die Paläontologie, die Lehre von den Bewohnern der Urwelt („des uralten Seins“), ist eine 
sehr junge Wissenschaft, zumindest im modernen Sinn. Ihre Grundlagen wurden vor ca. 200 
Jahren von dem berühmten französischen Forscher GEORGES CuvI£r gelegt. Ihre Wurzeln 
reichen aber bis in die Antike und in noch frühere Zeiten zurück, als der Mensch von den 
wundersamen Formen und Zeichen der Versteinerungen in ihren Bann geschlagen wurde. 
Selbst der prähistorische Mensch sammelte bereits Fossilien, verwendete sie im täglichen 
Gebrauch, trug sie als Schmuck und legte sie den Verstorbenen zum Schutz gegen böse Mächte 
ins Grab. Eng mit der Paläontologie verbunden ist die Geologie, die Kenntnis unserer Erde. 
Beide Wisssensgebiete sind innig miteinander verflochten und losgelöst voneinander nicht 


denkbar. 


1) Erweiterte Fassung eines Vortrags, gehalten am 13.5.1992 vor den Freunden der Bayerischen Staats- 
sammlung für Paläontologie und historische Geologie in München und am 19.11.1992 vor dem 
Naturwissenschaftlichen Verein Landshut e.V. 

2) Anschrift des Verfassers: Institut für Paläontologie und historische Geologie, Richard-Wagner-Str. 10, 
80333 München 


217 


Unsere Aufgabe ist es, den Geistesströmungen nachzuspüren, die zu unserem heutigen 
Weltbild geführt haben. Im Vordergrund steht naturgemäß die naturwissenschaftliche Beob- 
achtung. Bei der Deutung der Befunde spielten aber sehr häufig theologische und philosophi- 
sche Maximen eine bedeutende Rolle, so daß auch Fragen der Geisteswissenschaften gebüh- 
rend zu berücksichtigen sind. Dies ist auch heute noch der Fall. Gerade der historische Aspekt 
der Erdgeschichte vermittelt uns tiefe Einblicke in das Werden und Vergehen von Ländern, 
Meeren und ihrer Bewohner. Auch die Wissenschaftsgeschichte zeigt uns, wie kurzlebig die 
Vorstellungen auch der berühmtesten Geistesgrößen waren. Standen in früheren Jahrhunder- 
ten vor allem Fragen nach der Heilsgeschichte des Menschen ım Brennpunkt des Interesses, 
erörtern wir heute in zunehmendem Maße besorgt die Zukunft unseres gefährdeten Planeten. 
Dabeı kann tröstlich sein, daß unser Erdball schon viele ökologische Katastrophen überstan- 
den hat. Eine Zusammenschau aller Erkenntnisse kann daher sehr hilfreich sein bei unserer so 
dringlichen Standortbestimmung. Eine Zukunftsplanung ist jedenfalls ohne Kenntnis der 
(Erd-)Vergangenheit nicht möglich. 


Der Begriff Fossil 


Der Name Fossil, ein Schlüsselwort unserer Betrachtungen, wurde von GEORG AGRICOLA 
(latinisiert aus BAUER) in der Mitte des 16. Jahrhunderts geprägt. Er leitet sich von lat. fodere 
= graben bzw. fossa = Graben ab. Ursprünglich verstand man darunter alle Bodenfunde, vor 
allem Minerale und Erze, aber auch Münzen, Steinbeile und eben auch Versteinerungen (vgl. 
hierzu GESNER 1565). Letztere deutete Agricolaüberwiegendals „verhärtete Wassergemenge“, 
also als mineralische Bildungen. Lediglich für versteinerte Blätter, Hölzer, Knochen und 
Fische schloß er eine organische Entstehung nicht aus , wobei ein „succus lapidescens“, ein 
versteinernder Saft, die Verfestigung bewirken sollte. 

AcrıcoLa wurde 1494 in Glauchau in Sachsen geboren. Er studierte zunächst an der 
Universität Leipzig Philologie, Theologie und Philosophie und erwarb sich so das geistige 
Rüstzeug eines Humanisten. Nach kurzem Aufenthalt in Zwickau widmete er sich, wieder in 
Leipzig, den Fächern Medizin, Physik und Chemie. Sein Fernweh zog ihn nach Bologna, 
Padua und Venedig. Auf der Insel Murano kam er mit der Glasmacherkunst in Berührung. 
Nach seiner Rückkehr in die Heimat treffen wir ihn als Stadtarzt in Joachimsthal, wo er sich 
mit dem Silberbergbau und der medizinischen Verwendung von Mineralen befaßte. Seine 
letzte Station war die Stadt Chemnitz, der er als Ratsherr und Bürgermeister diente. Er verstarb 
im Jahre 1555. Er gilt als ein Pionier auf dem Gebiet der Mineralogie, Metallurgie und 
Bergbaukunde. Im Jahre 1546 veröffentlichte er ın Basel zehn Bücher (in einem Band) über „De 
natura fossilium“, ein Standardwerk der Mineralogie. Sein berühmtestes Buch „Deremetallica 
librı duodecim“ erschien 1556, also kurz nach seinem Tod, gleichfalls in Basel. Es enthielt 273 
Holzschnitte und wird auch heute noch als Meilenstein in der Entwicklung der Hüttenkunde 
geschätzt. Ein Jahr darauf (1557) wurde eine deutsche Übersetzung der Fachwelt übergeben. 
AGrıcoLa war dank seiner universalen Begabung und seines unermüdlichen Fleißes befähigt, 
zu Beginn der Neuzeit auf einem mehr praktischen Gebiet der Erdwissenschaften bahnbre- 
chend zu wirken (vgl. hierzu HARTMANN 1953). 


Deutung der Versteinerungen als Überreste ehemaliger Organismen 
(Antike bis zum Beginn der Neuzeit) 


Versteinerte Muscheln hoch im Gebirge, weitab vom Meer, Abdrücke von Lorbeerblättern 
in festem Gestein und ähnliche Funde erregten schon sehr früh die Aufmerksamkeit des 
Menschen. Allerdings hatten die Bewohner der Küstengebiete des Mittelmeers keine Schwie- 
rigkeiten, sie auf ehemalige Überflutungen des Festlandes zurückzuführen. Sie kannten die 
Kraft des Meeres und den ewigen Kampf zwischen dem Flüssigen und dem Festen. Nichts sei 
beständig auf dieser Erde, lehrten sie. Alles sei einem dauernden Wechsel unterworfen. Als 
Gewährsleute für diese Ansichten sind XENOPHANES aus Kolophon (um 565-470 bzw. 580-485 
v. Chr.), XANTHOS aus Sardes (5. Jahrhundert v. Chr.) und HERrAKLIT (um 540 -480 v. Chr.) zu 
nennen. Auch HERODOT (484 —424 v. Chr.) nahm an, daß große Teile Unterägyptens einstmals 
vom Meer überflutet waren. Im Anschluß an die Beschreibung der Pyramiden von Gizeh bei 
Kairo bemerkte er: „Conchylia videamreperiri inmontibus, etsalsuginem ubique efflorescere“ 
(Ich sah Schalentiere sich finden in den Bergen und reizvoll überall hervorsprießen; NEVIANI 
1935: 134). Aus späterer Zeit ist der griechische, aus Kleinasien stammende Geograph und 
Geschichtsschreiber STRABO (63 v.-23 n. Chr.) anzuführen, dem wir eine Fülle ähnlicher 
Beobachtungen verdanken. Schließlich schrieb Publius Ovinıus Naso (43 v.-18 n. Chr.), ein 
Dichter der römischen Kaiserzeit, im Buch seiner „Metamorphosen“: 

„Vidi factas ex aequore terras, 
et procul a pelago conchae iacere marinae“ 
In einer späteren deutschen Nachdichtung (Breitenbach 1964: 488) lautet diese Textstelle: 


„Sah ich doch selbst einen Sund sich breiten, wo vordem solide 
Erde gewesen, und Länder erblickt’ ich, dem Meere entstiegen. 
Fern von der Hochsee lagen dem Meer entstammende Muscheln“. 

Dieser „natürlichen“ Deutung der Versteinerungen begegnet man auch noch nach weitüber 
1000 Jahren bei LEONARDO DA Vinci (1452 -1519) wieder. Er war Maler, Zeichner, Baumeister 
und Naturforscher; er gilt wohl als größtes Genie der Renaissance. Er kam in jungen Jahren 
bei Kanalbauten in der Lombardei mit Versteinerungen in Berührung und hielt sie für 
Überreste ehemaliger Organismen. Er lehnte jede spekulative Erklärung entschieden ab. Er 
legte seine Aufzeichnungen in Spiegelschrift nieder, so daß sie erst viel später entschlüsselt 
werden konnten (vgl. hierzu WEyı. 1958). 

Dieselbe Ansicht vertrat wenig später GIROLAMO FRACASTORO (1478-1553), ein Arzt, 
Dichter und Astronom, der in Lago di Garda und in Verona lebte. Er wurde u.a. durch ein 
lateinisches Gedicht über die Syphilis bzw. Morbus gallicus (1530) berühmt und gilt als der 
Begründer der Epidemologie. 

Aus alledem geht hervor, daß die Versteinerungen ursprünglich völlig unbefangen als das 
gedeutet wurden, was sie in Wirklichkeit waren. Diese Erkenntnis ging allerdings in der 
Folgezeit durch eine gedankliche Überfrachtung durch Philosophie und Theologie wieder 
verloren. 


Die anorganische Deutung der Fossilien 


Im Jahre 384 vor Chr. wurde in Stageira in Mazedonien ein Mann geboren, dessen Gedan- 
kenwelt die Philosophie und Theologie des christlichen Abendlandes bis in das Mittelalter und 
darüber hinaus bestimmen sollte. Es war ARISTOTELES. Er wurde nach seinem Geburtsort der 
„Stagirit“ genannt. Sein Vater war Arzt am Königshof in Mazedonien. Mit 18 Jahren ging er 
nach Athen, um seine Studien zu vervollständigen. Er war Schüler von Praron. Nach dessen 


219 


Tod (346 v. Chr.) kehrte er nach Mazedonien zurück, um ALEXANDER d. Gr. zu unterrichten. 
Wieder in Athen, begründete er die Philosophenschule der Peripatetiker. Im Jahre 323 mußte 
er Athen verlassen, da man ıhn der Gottlosigkeit bezichtigte, und floh nach Euböa. Dort starb 
er.322,y..Chr. 

ARISTOTELES hinterließ zahlreiche Abhandlungen über Physik, Himmelskunde sowie über 
Pflanzen und Tiere. So manche seiner Schriften wurde später verfälscht. In seinen Werken 
verbindet sich empirische Naturbeobachtung mit spekulativen Erklärungen. Die Tragpfeiler 
seines naturphilosophischen Gedankengebäudes waren Stoff (Materie), Form, Bewegung und 
Ziel (Teleologie). ARISTOTELES nahm für die niederen Tiere eine elternlose Urzeugung im 
feuchten Schlamm an, eine Ansicht, die für die spätere Versteinerungslehre eine verheerende 
Wirkung haben sollte. Die Schriften des ARISTOTELES wären der Nachwelt wohl nicht erhalten 
geblieben, wenn sie nicht um die erste Jahrtausendwende von islamischen Gelehrten ins 
Arabische, der damaligen Amts- und Wissenschaftssprache, übersetzt worden wären. Zu 
ihnen gehört AvıcEnNna oder IBn SiNA aus Afschana bei Buchara (heute Rußland). Er wurde 980 
n. Chr. geboren und starb 1037 in Hamadan (Iran). Er war Philosoph, Politiker, Arzt und 
Naturwissenschaftler, der die Werke von ARISTOTELES übersetzte und kommentierte (BRENTJES 
& BrENTIjEs 1979). Er ergänzte dessen Ansichten über die niederen Tiere, indem er dem 
Urschlamm eine schöpferische Kraft zuschrieb, die er „vis plastica“ nannte. Sein medizinisches 
Hauptwerk, der „Kanon“, wurde ım 12. Jahrhundert von GERARD VON CREMONA ins Lateini- 
sche übersetzt. Es bestimmte die abendländische Medizin bıs ın das 17. Jahrhundert hinein. 
Aber auch sein umfangreiches Werk „Kitab asch-Schifa“ (Buch der Genesung der Seele) hatte 
auf das Abendland großen Einfluß, da es Angaben zur Geologie, Mineralogie und Meteorolo- 
gie enthielt. Teile davon wurden früher als Steinbuch des ARISTOTELES gedeutet. 

Die arabischen Fassungen von Werken antiker Autoren gelangten durch die „Mauren“ nach 
Spanien, das sie Jahrhundertelang besetzt hielten. In dieser Zeit blühten im westlichen Europa 
Kunst und Wissenschaft. An bedeutenden „einheimischen“ Namen sei vor allem AVERROES 
(Is RusSCHD) genannt. Er wurde 1126 in Cördoba geboren und starb in Marrakesch im Jahre 
1198. Auch dieser arabische Philosoph, Arzt und Astronom kommentierte die Werke des 
ARISTOTELES. In diesem Zusammenhang ist ferner Moses MAIMONIDES (geb. 1135 in Cördoba, 
gest. 1204 in Kairo), ein jüdischer Philosoph, Theologe und Arzt, zuerwähnen. Auch er vertrat 
die arabische Form des Aristotelismus. Ab dem 12. Jahrhundert wurden die arabisch geschrie- 
benen Werke ins Lateinische übersetzt und so für das christliche Abendland zugänglich. 
Hauptort der Übersetzungstätigkeit war Toledo. 

Bei der Übernahme antiken Geistesgutes in die Lehrgebäude des Christentums spielte 
ALBERTUS MaGnus, Graf von Bollstädt, eine entscheidende Rolle (1193 bzw. 1206 -1280). Er 
war Philosoph, Theologe und Naturforscher und lehrte in Köln und Paris. Als Dominikaner 
begründete er die Scholastik, ein mittelalterliches Denksystem, das auf ARISTOTELES aufbaute. 
Er nahm eine „virtus formativa“ ın der Erde an. Tiere und Pflanzen könnten nur dort 
versteinern, wo eine steinmachende Kraft am Werke seı. 

Sein Schüler Tuomas von AQum (1225-1274), auch „doctor angelicus“ genannt, war 
gleichfalls scholastischer Philosoph und Theologe. Auch er schrieb Kommentare zu ARISTO- 
TELES und faßte seine Erkenntnisse in seinem Hauptwerk „Summa theologiae“ zusammen. Die 
Scholastik (eigentlich „Schulweisheit“) beherrscht bis in unsere Tage das christliche Denken. 
In ihr sind neben aristotelischen auch neuplatonische und augustinische Gedankengänge 
miteinander verwoben. Die Scholastik bewirkte zweifellos eine Gräzisierung der christlichen 
Lehre. In ihr hatten Fossilien keinen Platz, da sie zur Heilsgeschichte des Menschen nichts 
beitragen konnten und eher als störend empfunden wurden. Man hielt sie lieber für „lusus 
naturae“ (Naturspiele) oder „naturae ludibria“ (Gaukelspiele der Natur). Damit war der 
Spekulation naturgemäß Tür und Tor geöffnet. Man schreckte selbst nicht davor zurück, den 


220 


Einfluß der Gestirne für die so seltsamen Gebilde im Schoß der Erde verantwortlich zu 
machen. 

Das erste, reich illustrierte Werk, in dem neben Gesteinen, Edelsteinen und Artefakten auch 
Versteinerungen abgebildet wurden, stammt aus der Feder des Zürcher Humanisten Conrad 
GESNER, der knapp 50jährig an der Pest starb. Es trägt den Titel „De rerum fossilium, lapıidum 
etgemmarum maxime figuris etsimilitudinibus“ (1565). Seine Vorstellungen von den Fossilien 
im heutigen Sinn sind noch recht unbestimmt. Er bevorzugte die Deutung als Naturspiele. 

In den Jahren kurz vor 1580-1585 verfaßßte ULissE ALDROVANDI ein Werk mit dem Titel 
„Musaeum Metallicum“, das allerdings erst 1648 in Bologna im Druck erschien. Er hielt die 
Versteinerungen, u.a. Foraminiferen und andere Meerestiere, teils für Scherze der Natur, teils 
für Deckel von Schnecken, teils für Nachbildungen von Früchten und Samen ım Erdboden. So 
schrieb er z.B.: „Lapis... in quo natura nos ludificans, triticum effigiavit“ (Ein Stein... in dem 
uns die Natur zum Narren hält, hat ein Weizenkorn abgebildet; Nevıanı 1935: 137). 

Ein drittes Werk aus dem 16. Jahrhundert wurde bereits 1575 vollendet, konnte aber erst ın 
den Jahren 1717-1719 als „Metallotheca Vaticana“ im Druck erscheinen. Sein Autor war 
MICHELE MERCATI, der als Arzt und Präfekt der Vatikanıschen Gärten wirkte. Er nahm für die 
Bildung der Versteinerungen eine „vis formativa“ an, die im Gegensatz zur „vis plastica“ des 
Erdreichs von den Gestirnen ausging. Bekannt ist vor allem seine Darstellung fossiler Haifisch- 
zähne, die er unter der Bezeichnung „Glossopetren“ (Zungensteine) als Naturspiele deutete 
(vgl. hierzu HÖöLDEr 1989: 11-12). 

Auch ım 17. Jahrhundert treffen wir auf anorganische Deutungsversuche. Als Beispiel sei 
hier das Werk „Mundus subterraneus“ (Unterirdische Welt) des berühmten Jesuiten ATHANASIUS 
KırcHER herausgegriffen, dessen Erstauflage im Jahre 1665 in Amsterdam erschien (Tafel 1, 
Fig. 1-3). In seinem 8. Buch „De lapidibus“ (in Band II) beschrieb er ausführlich die „lapides 
figurati“ oder Figurensteine (S. 27-45, Taf. 1-4). Er war der Ansicht, die Natur hätte den 
Steinen und Gemmen kunstvolle Figuren, Formen und Bilder aufgeprägt. Es handelt sich 
hierbei um bizarre und höchst phantastische Darstellungen (Taf. 1, Fig. 3). KiRCHER nahm eine 
„vis lapidifica“, eine versteinernde Kraft sowie einen „spiritus Architectonicus seu plasticus“ 
an (S. 6). Er ging ferner (S. 45) auf die Bedeutung eines „succus petrificus“, eines versteinernden 
Saftes, ein, der bei der Erhaltung von Fischen, Hölzern und Blättern wirksam sein sollte. 

A. KiRCHER (geb. 1602 bei Eisenach, gest. 1680 in Rom) war ein vielseitig gebildeter 
Wissenschaftler. Er wurde ın Fulda bei den Jesuiten erzogen und wirkte ab 1630 als Professor 
in Würzburg. Im Jahre 1633 floh er vor den Schweden nach Rom, wo er am Collegium 
Romanum bis zu seinem Tod tätig war. Er verfaßte eine ganze Anzahl dickleibiger Werke über 
Mathematik, Physik, Musik und Sinologie; er war demnach auch ein Kenner orientalischer 
Sprachen. 

Selbst noch zu Beginn des 18. Jahrhunderts erlebten die Versteinerungen eine anorganische 
Deutung. In seiner „Historia lapidum figuratorum Helvetiae“ (Venedig 1708) beschrieb der 
Luzerner Arzt Carı NıkoLaus Lang (1670-1741) Gesteine aus dem Jura und dem Alttertiär 
der Schweiz ‚die er im Stile von MErcATI mit klangvollen Namen wie Cenchrites (Hirsestein) 
und Meconites (Mohnstein) belegte (vgl. hierzu Nevıanı 1935: 141-145; HAGN, DaRGA & 
SCHMID 1992: Tafel 21). Er verwendete ferner den Ausdruck „lapis frumentarius“ (Frucht- 
stein), daerin bestimmten Versteinerungen Nachbildungen von Früchten und Samen erblickte 
(Tafel 2, Fig. 3). Dies mag immerhin überraschen, da Lan Mitglied der Academia Caesarea 
Leopoldina Naturae Curiosorum Germaniae in Halle war, einer Vereinigung von Naturfor- 
schern, die 1652 gegründet wurde und deren Statuten 1677/78 durch Kaiser Leopold eine 
Bestätigung erfuhren. 


221 


Fossilien in Sage und Legende 


Gleichsam auf einer anderen Ebene wurden den Versteinerungen über Jahrhunderte hinweg 
andere, wenn auch nicht minder spekulative Deutungen zuteil. Fern der Studierzimmer großer 
Gelehrter entwickelten sich Sagen und Legenden, die im Volksmund tradiert wurden und 
gelegentlich als Kuriosa in wissenschaftlichen Werken Aufnahme fanden. Die wohl erste 
Deutung dieser Art überlieferte der bereits genannte griechische Reiseschriftsteller STRABO, 
der über Nummuliten, die aus den Kalkquadern der Pyramiden von Gizeh beı Kairo heraus- 
wittern, berichtete. Die Textstelle: „Dicunt reliquias cıborum qui operantibus supererant in 
lapidem induratas“ (Man sagt, es handle sich um die Überreste der Speisen der Arbeiter, die zu 
Stein geworden sind) ist in einer lateinischen Ausgabe seines Werkes (Basel 1539) enthalten 
(Nevianı 1935: 134-135). Dabei ist zu beachten, daß STRABO diese Ansicht nur referierte, sie 
selbst aber für unglaubwürdig hielt. 

Auch Gaius PLinius Secundus (der Ältere), der große Kompilator des Altertums (23-79 n. 
Chr.), nahm in seine Naturgeschichte (Naturalıs historia) zahlreiche derartige Legenden auf. 
So berichtete er in seinem 37. Buch darüber, daß die Glossopetren (Zungensteine, von griech. 
glossa = Zunge, petra = Fels, Gestein) bei abnehmendem Mond auf die Erde fielen (vgl. hierzu 
STRACK 1885: 564). Hinter dieser Vorstellung verbirgt sich die Annahme der alten Germanen, 
es handle sich hierbei um die ausgebissenen Zähne des Mondwolfs, der den Mond (Neumond!) 
periodisch zu verschlingen trachte. Ab dem Mittelalter wurde dieser paganen, also heidnischen 
Deutung ein christlicher Sinn unterlegt und die Zungensteine, fossile Haifischzähne, mit dem 
Schiffbruch des Hl. Paulus vor Malta in Verbindung gebracht (Apg 28, 3-6). Diese Umdeutung 
brachte auch wirtschaftlichen Gewinn, da dıe Glossopetren jahrhundertelang als Giftabweiser 
gehandelt wurden. 

Weitere Beispiele wären die Belemniten (Name von AGrıcoLa), die als Donnerkeile galten, 
weil sie nach Gewitterregen ausgewaschen auf den Feldern gefunden wurden. Der Bernstein 
wurdeals versteinerter Luchsharn (Lyncurius) gedeutet. Nummuliten, also Großforaminiferen 
aus dem Alttertiär, deutete man in Siebenbürgen als versteinertes Geld (St. Ladislaus-Pfennige) 
oder anderswo als versteinerte Feldfrüchte (lapıdes frumentarii). Hierher gehören z.B. die 
versteinerten Linsen von Guttaring in Kärnten, über die Wulfen 1793 berichtete. Als Ursache 
für die Versteinerung wurde zumeist ein Strafwunder (Fluchmotiv!) wegen Geiz oder Mißach- 
tung des Sonntags angenommen. Auch hier setzte sich der christliche Aspekt im Laufe der Zeit 
immer mehr durch (vgl. hierzu Astı. 1939, dort weitere Literatur; ferner HaGn, DARGA & 
SCHMID 1992). 

Auf die Bedeutung der Fossilien für die Volksmedizin kann hier nicht eingegangen werden, 
desgleichen auf ihre Wertschätzung in den Kunst- und Raritätenkammern hochgestellter 
Persönlichkeiten des 17. und 18. Jahrhunderts. Je weniger man von der wahren Natur der 
Versteinerungen wußte, umso begehrter waren sie, vor allem ım wundersüchtigen 17. Jahrhun- 
dert. 


Die Sündflut-Theorie belebt die Forschung 


Ein Ausweg ausderjahrhundertelangen Fehldeutungder Fossilien war der sog. Diluvianismus, 
also die Lehre, die Versteinerungen seien Überreste von in der Sündflut ertrunkenen Tieren. 
Auch die pflanzlichen Reste seien von einer gewaltigen Flut (engl.: universal deluge) zusammen- 
geschwemmt worden. Die ursprüngliche Bezeichnung war Sintflut (von alt- und mittelhoch- 
deutsch sin = immerwährend, gewaltig), doch wurde der Name im Hinblick auf den angenom- 
menen Strafcharakter der riesigen Überschwemmung im Mittelalter volksetymologisch in 
Sündflut umgewandelt. 


222 


Die Idee, das Auftreten von Versteinerungen weitab vom Meer miteinem in der Bibel (1 Mos 
6, 14 usf.) beschriebenen einschneidenden Ereignis in Verbindung zu bringen, war an sich nicht 
neu, denn schon der Kirchenlehrer TERTULLIAN (gest. nach 230 n. Chr.) wies auf die Bedeutung 
der Sündflut hin. Auch sei in diesem Zusammenhang an die Deukalionische Flut der alten 
Griechen erinnert. Dementsprechend gab es auch im 16. und 17. Jahrhundert Autoren, die den 
Sündflutgedanken in ihre Überlegungen einbauten, doch war ihnen kein durchgreifender 
Erfolg beschieden. Erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts war die Zeit reif für die neue Deutung, 
über die man heute lächeln mag. Sie führte zwar aus einer Sackgasse in eine andere, doch 
vermittelte sie der Versteinerungskunde ungeahnte Impulse. Endlich galten Fossilien wieder 
als Reste ehemaliger Organismen, deren Erforschung sich lohnte. 

Den Reigen eröffnete der anglikanische Geistliche Tuomas BURNET (1632-1715) mit einem 
Werk, das er „Telluris Theorıa Sacra“ betitelte und dessen Erstausgabe 1681 in London 
erschien. Dieser englische Autor war bestrebt, seine Beobachtungen und Folgerungen mit dem 
Wortlaut der Genesis in Einklang zu bringen. Am Anfang war das Chaos. Durch Sonderung 
des Schweren vom Leichten entstand eine schalig gebaute Erde. Die äußere Wasserschicht 
bedeckte sich mit einem Gemisch aus Erde und Öl, das sich zu Land verfestigte, auf dem die 
ersten Menschen wohnten. Das Festland war ohne Berge und Täler. Durch die Einstrahlung 
der Sonne wurde die Erdkruste ausgetrocknet, so daß sie zerbarst. Esbrach die Sündflut herein, 
die BurnET als Strafgericht deutete. Durch diese Umwälzungen wurde das heutige Antlitz der 
Erde geschaffen (vgl. hierzu HöLper 1989: 21). Nach weiteren Katastrophen und einem 
erneuten Chaos setzt das Goldene Zeitalter ein. 

Der nächste im Bunde war J. WOODWARD (1665-1722), seines Zeichens Professor ın London. 
Er war mitder Welt der Fossilien sehr wohl vertraut, da er eifrig Versteinerungen sammelte und 
seine Schätze der Universität Cambridge vermachte. Im Jahre 1695 erschien ın London sein 
Buch „Essay towards the Natural History of the Earth“. In ihm vertrat er die Ansicht, alle 
fossilen Reste von Pflanzen und Tieren seien durch eine erdballumspannende Flut zusammen- 
geschwemmt worden. Sie hätten nicht an der Stelle gelebt, wo man sie heute findet. Beim 
Rückgang der Sündflut, die auch die höchsten Berge bedeckte, sanken die aufgewirbelten 
Gemengteile zu Boden, wobei eine Trennung nach der Schwerkraft erfolgte. Zuerst wurden die 
schwersten Komponenten (Erze, Minerale, Marmore usw.) abgesetzt. Es folgten die weniger 
schweren Fossilien wie z.B. die Mollusken und Seeigel der englischen Schreibkreide. Die 
leichtesten und damit zuletzt abgelagerten Schichten, Sande und Tone, enthalten Knochen von 
Menschen und Vierfüßlern, ferner Fische, Land- und Süßwasser-Mollusken sowie Pflanzen. 

WOODWARD’s eifrigster Mitstreiter auf dem Festland war JOHANN JACOB SCHEUCHZER, ein 
Paradebeispiel für einen barocken Polyhistor („Vielwisser“). 1672 in Zürich geboren, studierte 
erin den Jahren 1692-1694 in Altdorf bei Nürnberg und in Utrecht Medizin; an letzterem Ort 
erwarb er seinen Doktorgrad. Im Jahre 1693 wurde er 2. Stadtarzt von Zürich, 1710 erhielt er 
eine Professur für Mathematik am Zürcher Gymnasium Carolineum. Wenig später (1714) 
lehnte er einen Ruf Zar Peter I. nach St. Petersburg ab. Erst 1733, im Jahr seines Todes, wurde 
erzum 1. Stadtarzt von Zürich ernannt. SCHEUCHZER war einer der vielseitigsten Forscher aller 
Zeiten. Er war Arzt, Geodät, Geograph, Geologe, Paläontologe, Numismatiker, Theologe, 
Philosoph und Historiker. Er gilt außerdem als Begründer der physischen Geographie des 
Hochgebirges („Itinera alpına“, London 1708). Er hinterließ seiner Nachwelt nahezu 200 
Publikationen. 

In seiner Anfangszeit deutete SCHEUCHZER die Fossilien noch als Naturspiele („naturae 
iucantis ludibria“). Seit 1704 Mitglied der Philosophical Society of London, kam er sehr bald 
mit dem Gedankengut WOooDwarD’s in Berührung, dessen Werk er unter dem Titel „Specimen 
geographiae physicae quaagitur deterraetcorporibus terrestris“ (Zürich 1704) ins Lateinische 
übersetzte. Von diesem Zeitpunkt an war SCHEUCHZER mit Leib und Seele Diluvianer. So 


223 


veröffentlichte er 1726 ein Flugblatt, auf dem er einen in der Sündflut ertrunkenen Menschen 
beschrieb und abbildete. Das Fossil stammte aus der obermiozänen Molasse des Schienerbergs 
bei Öhningen am Bodensee und entpuppte sich später als Skelett eines Riesensalamanders. Es 
wurde in der Folgezeit ihm zu Ehren Andrras scheuchzeri benannt. Das Original wird heute im 
Teylerschen Museum in Haarlem (Holland) aufbewahrt. 

SCHEUCHZER’s Hauptwerk ist zweifellos seine vierbändige „Kupfer-Bibel“ („PhysicaSacra“), 
die in den Jahren 1731-1735 in Augsburg und Ulm erschien (Tafel 2, Fig. 1-2). Sie enthält über 
2000 Seiten und ist mit 750 Kupferstichen zu Zitaten aus dem Alten und Neuen Testament 
ausgestattet. In diesen Foliobänden referierte SCHEUCHZER nahezu das gesamte naturwissen- 
schaftliche Wissen seiner Zeit (vgl. hierzu WEYL 1966; Krauss 1984). Dem erklärenden Text 
sind Knittelverse aus der Feder des Leipheimer Pfarrers Johann Martin Miller eingestreut, die 
vor allem die moralische Seite betonen. So wird z.B. das oben erwähnte Skelett mit folgenden 
Worten apostrophiert (S. 66): 

„Betrübtes Bein-Gerüst von einem alten Sünder, 
Erweiche Stein und Hertz der neuen Boßheits-Kinder!“ 
An anderer Stelle (S. 68) heißt es: 
„Sind die Fische selbst versuncken: 
Ist das Lufft- und Erden-Heer unumgänglicher ertruncken“ 

Köstlich ist hier vor allem der Komparativ von „ertrinken“. SCHEUCHZER war wie viele seiner 
Zeit „Physiko-Thologe“ (von griech. physis= Natur), der bestrebt war, die naturwissenschaft- 
lichen Befunde mitdem Schöpfungsbericht in Einklang zu bringen. Hätte man den Schöpfungs- 
mythus der Genesis allegorisch gedeutet wie z.B. das Hohelied, wären all die geistigen 
Verrenkungen nicht notwendig gewesen. ’) 

Daß unser Erdball im Laufe der Erdgeschichte von großen Überschwemmungen heimge- 
sucht wurde, ist allerdings unbestritten. Schon der Wiener Geologe und Politiker EDUARD 
Surss (1885) versuchte, die Sündflut mit geologischen Methoden nachzuweisen und zu 
erklären. In jüngster Zeit legten Krısran-TOLLMANN & TOLLMANN (1992) °°) eine ausführliche 
Studie vor, ın der sie mit Hilfe natur- und geisteswissenschaftlicher Methoden eine gewaltige 
Naturkatastrophe um das Jahr 9545 vor heute belegen, die mit der biblischen Sündflut 
gleichgesetzt wird. 


Ordnung im Pflanzen- und Tierreich: Carı von LINNE 


Die nunallseits einsetzende „Sammelwut“ erforderte zunehmend Richtlinien für die Benen- 
nung von Fossilien. In der Vergangenheit wurden sie oft recht umständlich beschrieben. So 
nannte man z.B. eine Wurmröhre (Serpula) „tubulus marinus irregulariter contortus“ (eine 
unregelmäßig eingerollte kleine Röhre aus dem Meer). Hier schuf Car von LINNE, ein 
schwedischer Arzt und Naturforscher, Abhilfe. Im Jahre 1758 erschien in Stockholm die 
10. Auflage seines berühmten Werkes „Systema Naturae per Regna tria“ (Pflanzen-, Tier- und 
Mineralreich). Der 1. Januar dieses Jahres gilt als magische Marke für die Gültigkeit von 
Tiernamen. Linn£ führte die binäre Nomenklatur ein, die auf Gattungs- und Artnamen beruht. 


3) Daß der Sündflutgedanke auch heute noch wunderliche Blüten treibt, geht aus einer Notiz der 
Sonntagszeitung Augsburg vom 4./5. Dezember 1993 hervor. Sie berichtet, daß der niederländische 
Theologe Ben van Noort das plötzliche Aussterben der Dinosaurier mit der Sündflut erklärt, weil 
Noah nur „Landtiere und Vögel“, nicht aber „Sumpftiere“ in seine Arche ließ. 

3a)Vgl. hierzu A. & E. ToLLmann (1993). 


224 


Alle vor 1758 geprägten Namen gelten daher als prälinneisch und wurden im späteren 
Schrifttum nicht mehr berücksichtigt. 

CARL voN LINNE (auch LINNAEUS geschrieben) wurde 1707 als Sohn eines armen Hilfspre- 
digers geboren. Sein Schulbesuch verlief zunächst wenig erfolgreich. Er studierte in Lund, 
später in Uppsala Medizin. 1732 trat er eine ausgedehnte Reise durch Lappland an, die für ıhn 
zwar ein wissenschaftlicher, aber kein finanzieller Erfolg war. Um seiner wirtschaftlichen Not 
zu entfliehen, wandte er sich 1735 nach Holland, wo er in Haderwijk promovierte. Gleichzeitig 
gelang es ihm, durch Unterstützung von J.F. Gronovıus in Amsterdam die 1. Auflage seines 
Werkes „Systema Naturae“ erscheinen zu lassen. Sie kam prompt auf den „Index librorum 
prohibitorum“, dader junge Linn£ die Stempel und Staubgefäße der Pflanzen allzu menschlich 
interpretierte (JAHN &SENGLAUB 1978:46). Im Jahre 1741 wurde er Professor für Anatomie und 
Medizin an der Universität Uppsala. Ein Jahr darauf konnte er den Lehrstuhl für Botanik 
übernehmen. Von nun an war er ein gemachter Mann, dem mannigfache Ehrungen (z.B. 
Erhebung in den Adelsstand 1762) zuteil wurden. Linne starb 1778 (KUHN-SCHNYDER 1969: 
Fußn. 19 auf S. 89-90). 

Weniger bekannt ist im allgemeinen, daß Linn£ auch auf dem Gebiet der Geologie und 
Paläontologie Hervorragendes leistete. So veröffentlichte er 1745 eine Schriftüber die „Corallia 
baltica“, in der er altpaläozoische Fossilien von Gotland beschrieb und abbildete (NATHORST 
1909). Ferner beschäftigte er sich mit Trilobiten, die er richtig in die Nähe der Insekten stellte. 
Auch die Fossilien der schwedischen Oberkreide waren ihm nicht fremd. Er lehnte ihre 
Deutung durch die Sündflut zwar ab, konnte sich aber zu einer endgültigen Entscheidung nicht 
durchringen. Er ahnte zwar die Länge der geologischen Zeit, scheute aber davor zurück, den 
Wortlaut der Bibel zu widerlegen. Er war ein frommer Mann, der an der Unveränderlichkeit 
einmal geschaffener Arten festhielt. 


Der Beginn der modernen Geologie: NIKOLAUS STENO 


Um es gleich zu sagen: Der Begriff Geologie war zu Zeiten STENO’s noch unbekannt. Er 
wurde erst 1778 von dem Genfer DE Luc geprägt und ein Jahr später von SAUsSURE übernom- 
men. Ein Jahr darauf (1780) hob ABRAHAM GOTTLOB WERNER, auf den noch zurückzukommen 
sein wird, den Namen Geognosie aus der Taufe. 

Dem Begriff Geologie hing lange der Geruch des Unseriösen an, da mit ihm Spekulationen 
über die Entstehung der Erde verbunden waren. Die Geognosie („Erderkennung“) galt 
hingegen unter den Zeitgenossen als viel solider, da sie auf unmittelbarer Naturbeobachtung 
beruhte. Dieser Begriff wurde noch bis in unser Jahrhundert hinein verwendet (vgl. hierzu die 
Geognostischen Jahreshefte in München). Im heutigen Sprachgebrauch umfaßt die Geologie 
nunmehr alle Aspekte der Erdwissenschaften. 

Nun zurück zu STENO, der eigentlich NiELs STENSEN hieß und Däne war (1638-1687). In 
Kopenhagen geboren, studierte er an seinem Geburtsort und in Paris Medizin und Anatomie. 
Er bereiste in der Folgezeit Holland, Frankreich und Deutschland und ließ sich schließlich in 
Florenz nieder, wo er als Leibarzt des Großherzogs Ferdinand II. tätig war. Im Jahre 1667 
konvertierte er zum katholischen Glauben. 1672 erhielt er einen Ruf als Professor für 
Anatomie in Kopenhagen, kehrte aber wegen Anfeindungen aus Glaubensgründen bald 
wieder nach Florenz zurück. Er wurde später zum apostolischen Generalvikar von Nieder- 
sachsen ernannt, lebte in Hannover, Münster und Hamburg und starb in Schwerin. Man kann 
daher diesem berühmten Arzt, Theologen, Seelsorger, Philosophen und Naturwissenschaftler 
durchaus ein abwechslungsreiches Leben bescheinigen (vgl. hierzu SCHERZ 1964, 1971). 


225 


In seiner toskanischen Zeit hatte STENO Gelegenheit, einen bei Livorno gestrandeten Hai zu 
sezieren. Dabei stellte er fest, daß seine spitzen Zähne den Glossopetren glichen, wie man sie 
von der Insel Malta kannte. Er teilte seine Beobachtungen und Folgerungen in der Schrift 
„Canis Carcharıae diıssectum caput“ (1667) mit. Noch vor STENO hatte bereits der Italiener 
FaBıo CoLONNA (1616) die wahre Natur der Glossopetren erkannt, wobei er das Auftreten von 
fossilen Haifischzähnen mit der Sündflut in Zusammenhang brachte. 

Zwei Jahre später erschien in Florenz sein Hauptwerk „De solido intra solidum naturaliter 
contento dissertationis prodromus“ (1669), das als vorläufige Mitteilung zu einer größeren, nie 
erschienenen Abhandlung gedacht war. Es behandelt das Feste, ın unserem Fall Fossilien, das 
auf natürliche Weise in Festem, d.h. in Gesteinen, eingeschlossen ist. STENO wies insbesondere 
auf das Wasser als Medium für die Einbettung von Fossilien hin. Seine Gedankengänge sind 
Wegbereiter für eine moderne Sedimentologie. Außerdem stellte er fest, daß in Profilen die 
höheren Schichten zugleich die jüngeren sind. Damit bescherte er uns das Lagerungs- bzw. 
Superpositionsgesetz, das eine erdgeschichtliche Gliederung in späterer Zeit erst möglich 
machte. STENO nahm ferner an, daß bereits vor der Sündflut, die er selbstverständlich in seinen 
Überlegungen berücksichtigte, Schichten abgesetzt wurden, dienoch keine Fossilien enthalten 
und daher als primär zu betrachten sind. Die Steilstellung von Ablagerungen führte er auf 
vulkanische Tätigkeit und auf andere erdumbildende Kräfte zurück. STENO gilt ferner als Vater 
der Kristallographie, doch kann hierauf nicht näher eingegangen werden. 

Der dänische Gelehrte war seiner Zeit weit voraus. Er erhielt zwar für seinen Prodromus von 
einigen Gönnern freundlichen Beifall, aber Wirkung zeigte sein Werk nicht. Erst 100 bzw. 200 
Jahre später wurden seine Gedankengänge wieder aufgegriffen und in moderne Lehrgebäude 
integriert. Sie erscheinen uns heute so selbstverständlich, daß wir meist ihren Urheber, 
NIKOLAUS STENO, vergessen. 


Urgebirge und Urozean - Der Neptunismus 


Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Frage nach der Entstehung der Erde 
und ihres Aufbaus in einigen grundlegenden Werken erörtert. Beginnen wir mit dem franzö- 
siıschen Grafen GEORGES LOUIS LECLERC DE BUFFON (1707 -1788), der ab 1739 als Intendant des 
„Jardin du Roi“ in Parıs tätıg war. 

In seinem Werk „Epoques de la Nature“ (Band 9 und 10 im Jahre 1778 erschienen) werden 
7 Perioden bzw. Epochen aufgestellt. In der 1. Periode kam es zu einem Zusammenstoß eines 
großen Kometen mit der Sonne. Die von der Sonne losgerissene Masse bewegte sich ın 
schmelzflüssigem Zustand um das Zentralgestirn und um die eigene Achse. Aufgrund von 
Versuchen mit geschmolzenen Gußeisenkugeln verschiedener Größen berechnete BUFFON die 
Zeit bis zur Abkühlung auf unsere heutige Temperatur auf mindestens 74.800 Jahre. In der 
2. Periode verfestigte sich die Erde immer mehr. In der 3. Periode schlug sich Wasser nieder und 
es entstand ein Urmeer. Das noch heiße Wasser zersetzte die Gesteine der Erdkruste, so daß 
sich Ton, Schiefer, Mergel und Sand bilden konnten. Da sich das Urmeer immer mehr abkühlte, 
bot es schließlich Lebensraum für verschiedene Organismen, die einander ablösten (erst 
Ammoniten und Belemniten, später Nummuliten). Es entstanden auf diese Weise geschichtete 
Kalksteine. Die trockenen Teile der Erdoberfläche bedeckten sich mit tropischer Vegetation, 
die in Steinkohlenflöze umgebildet wurde, die „einen Vorrath an Brennmaterial lieferten, den 
die gütige Natur für die Bedürfnisse des kommenden Menschengeschlechtes aufgespeichert zu 
haben scheint“ (vgl. hierzu v. ZırTeL 1899: 67). In der 4. Periode kam es durch das Zusammen- 
treffen von Wasser mit dem heißen Erdinneren zu vulkanıscher Tätigkeit, die von Erdbeben 
begleitet war. 5000 Jahre wütete der Kampf zwischen Feuer und Wasser. In der 5. Periode trat 


226 


Ruhe ein, die Abkühlung schritt voran. Es konnten große Landtiere wie Elefanten und 
Nashörner gedeihen, deren Überreste man heute in Nordeuropa, Nordasien und Nordameri- 
ka findet. In der 6. Periode nahm die Erde ihre heutige Gestalt an. Es kam zu lokalen 
Umwälzungen, darunter die mosaische Flut (Sündflut). Zeuge dieser letzten Ereignisse war 
bereits der Mensch. Er verbreitete sich über die ganze Erde. In der 7. Periode dauert die 
Weltherrschaft des Menschen so lange an, bis die Erde völlig abgekühlt ist und alles Flüssige 
erstarrt. Das ist dann das Ende der Schöpfung. 

Der selbstsichere und einflußreiche Burron, dem auch die Zoologie sehr viel verdankt, war 
demnach der geborene „Geologe“, der trotz empfindlicher Wissenslücken seiner Zeit ein 
faszinierendes Bild von der Entwicklung unseres Erdballs entwarf. Dabei ist zu beachten, daß 
dieser französische Forscher eine Vielzahl von Geschehen annahm, die nacheinander stattfan- 
den und zusammengenommen daher eine (Erd-) Geschichte ergeben. Als geradezu kühn, um 
nicht zu sagen revolutionär, mußte das von ihm durch Versuche ermittelte Alter der Erde auf 
seine Zeitgenossen wirken. Man bedenke, daß man in kirchlichen Kreisen durch Rück- 
rechnung der biblischen Geschlechter den Beginn der Schöpfung auf das Jahr 4000 v. Chr. 
festlegte (vgl. hierzu RoyaumonT 1789: VIII; nach diesem Autor fand die Sündflut im Jahre 
1656 v. Chr. statt). Der irisch-anglikanische Erzbischof JAMES UssHER machte um die Mitte des 
17. Jahrhunderts noch genauere Angaben; nach ihm wurde die Erde am 26. Oktober des Jahres 
4004 v. Chr. morgens um 9 Uhr erschaffen. Ähnliche Zeitangaben werden durch sektenartige 
Glaubensgemeinschaften noch heute verbreitet. 


Vor Burron unterschied der Abt Antonıo LAzzaro MorO (1687-1740) primäre und 
sekundäre Gesteine. Erstere erweisen sich als fossilleer, letztere schließen Überreste von 
Meerestieren ein. Der italienische Autor maß im übrigen den vulkanischen Kräften der Erde 
eine allzu große Bedeutung bei. MORO war Professor für Rhetorik und Philosophie in Feltre, 
Belluno. Er faßte seine Ansichten in seinem Werk „De’ Crostacei e degli altrı marini corpi che 
sı trovano su’ monti librı due“ (Venedig 1740) zusammen. 


GIOVANNI ArDUINO (1713-1795) gliederte die Berge nördlich von Verona und Vicenza in 
„montes primarıi, secundarii und tertiarıı“ (1759). Dabei können die „montes primarıi“ als 
Urgestein aufgefaßt werden. Die „montes secundarii“ entsprechen den von BUFFON erwähnten 
gebankten Kalken mit Ammonshörnern und anderen marinen Fossilien. Hierher gehören so 
bekannte Ablagerungen wie der Ammonitico rosso, die Maiolica sowie die Scaglıa. Die 
„montes tertiarii“ erweisen sich hingegen mehr als Lockergesteine, wie sie in der Erdneuzeit 
weit verbreitet sind (der Ausdruck Tertiär wurde von CUVIER & BRONGNIART erst 1809 
geprägt). ARDUINO war Bergwerksdirektor in Padua und in der Toskana sowie Professor für 
Mineralogie und Metallurgie in Venedig. 


PETER Sımon ParLas (1741-1811) stellte fest, daß der Kern von Gebirgen aus Granit, also aus 
Urgestein besteht. Darüber folgen marine Kalke mit Versteinerungen. Am Fuße der Berge 
stellen sich weniger verfestigte Sandsteine, Mergel und Tone mit Pflanzen und Landtieren ein. 
Auch hier haben wir es wieder mit einer Dreigliederung in Urgebirge, Ablagerung eines 
Ozeans und späteren Verwitterungsprodukten zu tun. PaLLas sammelte seine Beobachtungen 
im Ural. Er führte auf Befehl der Zarın Katharina II. und auf Anregung des russischen 
Gelehrten und Dichters MicHaı W. LOoMONOossow in den Jahren 1768-1774 eine Expedition 
nach Sibirien durch, über deren Ergebnisse er 1777 berichtete. 

Daß die fossilführenden Kalke in einem (Ur-) Ozean abgelagert wurden, war wohl für alle 
Autoren eine unbestrittene Maxime. Die Annahme einer erdballumspannenden Wasserhülle 
entsprach ja auch dem Wortlaut der Genesis (1 Mos 1, 1-2): „Bereschit bara elohim et 


227 


haschamajım we et haaretz. Wehaaretz hajeta tohu wabohu wechoschech al-pne tehom 
weruach elohim merachefet al-pne hamajım“. Wasser und Flut, über denen der Geist Gottes 
schwebte, waren daher geradezu magische Worte. 

Doch wie entstanden die Urgebirge, die fossilleeren montes primarıi? Nach BuFFoN wurde 
wenigstens ein Teil von ihnen durch Abkühlung einer schmelzflüssigen Masse, die von der 
Sonne losgelöst wurde, gebildet. Davon stand aber nichts ın der Bibel. Es lag daher nahe, auch 
sıe als Ausfällungen aus einem heißen Urozean zu erklären. Damit war die Denkrichtung des 
Neptunismus (nach dem römischen Meeresgott) geboren. 

Ihr Begründer war ABRAHAM GOTTLOB WERNER (1749-1817), Professor für Mineralogie und 
Bergbaulehre an der Bergakademie in Freiberg in Sachsen. Er vertrat die Ansicht, fast alle 
Gesteine seien aus wässerigen Lösungen abgesetzt worden. Im heißen Urozean wurden 
zunächst Granit und Gneis ausgefällt. Bei abnehmenden Temperaturen entstanden die „Über- 
gangsgebirge“ (z. B. Tonschiefer, Grauwacken), während die versteinerungsführenden Kalke 
dem „Flötzgebirge“ zugerechnet wurden. Störend wirkten lediglich die vulkanischen Ge- 
steinsarten, vor allem der Basalt. WERNER behalf sich ım allgemeinen mit der Annahme 
brennender Kohlenflöze. Im Jahre 1774 veröffentlichte er in Leipzig sein wichtigstes Werk mit 
dem Titel „Von den äußerlichen Kennzeichen der Foßilien“. Gemeint waren damit Minerale 
und Gesteine. Da WERNER zahlreiche Schüler um sich scharte, von denen einige (z. B. LEOPOLD 
voN BUCH und ALEXANDER VON HUMBOLDT) später sehr berühmt wurden, und außerdem 
durch sein gewinnendes Wesen Menschen anzuziehen vermochte, konnte sich seine Lehre 
rasch ausbreiten. 

Gefahr drohte dem Neptunismus durch den Plutonismus (nach dem Gott der Unterwelt), 
den der Schotte JAMES HuTTon (1726-1797) begründete. Für ıhn war das Feuer im Erdinneren 
die treibende Kraft. Er faßte seine Erkenntnisse indem Werk „Theory of the Earth“ zusam- 
men, das 1788 und 1795 erschien. Es kam zum sog. Neptunistenstreit (1789-1795), der letztlich 
zugunsten des Plutonismus entschieden wurde. Ausschlaggebend war die Untersuchung der 
Basalte in der Auvergne (Frankreich), die LEOPOLD von BUCH durchführte. 

GOETHE, der mit WERNER persönlichen Umgang pflegte, war Anhänger des Neptunismus. 
Auch er nahm an, daß der Granit in einem Urozean durch Solideszenz (Verdichtung) 
entstanden sei '). Bekannt ıst sein Gedicht aus den „Zahmen Xenien“, das er im Hinblick auf 
den Tod WERNER’s schrieb: 

„Kaum wendet der edle Werner den Rücken, 
Zerstört man das poseidaonische Reich; 
Wenn alle sich vor Hephästos bücken, 

Ich kann es nicht sogleich“. 


Eine einzige Flut reicht nicht: GEORGES CUVIER 


Kehren wir zur Paläontologie zurück. Wie bereits eingangs erwähnt, ist ihr Begründer der 
Franzose GEORGES CUVIER (1769 - 1832). Er starb im gleichen Jahr wie GOETHE an der Cholera. 
In Mömpelgard, dem späteren Montbeliard, geboren, erreichte er in Wissenschaft und Politik 
(Präsident des Staatsrates, Freund von Napoleon) großen Einfluß. 

Cuvi£er war auf den Gebieten der vergleichenden Anatomie der Wirbeltiere, der Wirbeltier- 
paläontologie, der Klassifikation des lebenden Tierreiches und der Geschichte der Naturwis- 
senschaften tätig (vgl hierzu KUHN-SCHNYDER 1969). Er vertrat die Ansicht, daß alle einmal 
geschaffenen Arten unveränderlich seien. Die im Pariser Becken aufeinanderfolgenden Faunen 


4 Vgl. hierzu seinen Aufsatz „Der Granit“ (1946) 


228 


mit all ihren Verschiedenheiten und Veränderungen erklärte er durch Katastrophen, die ein 
(lokales) Aussterben der Faunengemeinschaften bewirkten (1820-1824). Man spricht in die- 
sem Zusammenhang von einer Katastrophen- oder Kataklysmen-Theorie (von griech. 
kataklysmos = Überschwemmung). Sie ist die logische Fortsetzung der Sündflut-Theorie, da 
man in der Erdgeschichte mit einer einzigen Katastrophe wie der mosaischen Flut nicht 
auskam. Neben dieser gemäßigten Katastrophen-Theorie wurde eine verschärfte Fassung 
durch den französischen Paläontologen ALCIDE D’ORBIGNY vertreten. Nach ihm wurden die 
Faunen global vernichtet und jeweils durch Neuschöpfungen ersetzt. Es kann nicht überra- 
schen, daß derartige Gedankengänge gerade in Frankreich heranreiften. Das Pariser Becken 
gilt als Paradebeispiel für eine wiederholte Abfolge von Transgressionen und Regressionen, ın 
deren Gefolge sich die Faunen mehrfach veränderten (Abb. 1). 


Kalk von Beauce 


HH a 


Stamp 


ul 


Sannois 


Sparnac Lignites du Soissonnais, Argile plastique 


auger von Cernay 
Im: 


Thanet | 


TTTTEeme en Beh 11 EEE 


Abb. 1: Transgressionen und Regressionen im Alttertiär des Pariser Beckens. Nach ScHauß 1962, 


Abb. 1. 


Cuvier hinterließ zahlreiche gewichtige Werke, auf die hier im einzelnen nicht eingegangen 
werden kann. Seine wichtigsten Erkenntnisse seien wenigstens kurz zusammengefaßt: 
1. Es gibt ausgestorbene Arten 
2. In der Erdgeschichte kommt es zur Abfolge verschiedener Faunen 
3. Die aufeinanderfolgenden Faunen zeigen eine zunehmende Organisationshöhe 
4. Da die Faunen nicht wirr gelagert sind, besteht die Möglichkeit einer stratigraphischen 
Gliederung 


229 


Der Nachteil der Katastrophen-Theorie war, daß man bei zunehmender Kenntnis immer 
mehr Katastrophen bzw. Revolutionen auf dem Erdball annehmen mußte, um der Fülle des 
neuen Materials Herr zu werden. So wurden im Schrifttum schließlich bis zu 30 Katastrophen 
postuliert. Damit war die Forschung wiederum in eine Sackgasse geraten. Allerdings war 
nunmehr der Anreiz gegeben, Faunen aus allen möglichen Teilen der Erde zu beschreiben. 
Wurde die Zeit zwischen 1790 und 1820 von v. ZITTEL (1899: 76 ff) das „heroische Zeitalter der 
Geologie“ genannt, folgte ıhr das Jahrhundert der beschreibenden Literatur. Als Beispiel sei 
ein Werk von ALEXANDER BRONGNIART (1770-1847) über die Gesteine und Fossilien des Kalk- 
Trapp-Gebirges des Vicentins in Nordost-Italien (1823) erwähnt. BRONGNIART war Professor 
für Mineralogie und Geologie in Paris. Er wurde aber auch mit der Leitung der Porzellanma- 
nufaktur von Sevres betraut. 

Abschließend sei noch zweier Männer gedacht, die dem Prinzip des Leitfossils zum 
Durchbruch verhalfen. So entwarf der englische „Kanalbauer“ WırLıam SMITH (1769-1839) 
bereits 1793 eine tabellarische Übersicht von Schichten und Fossilien der Gegend von Bath. 
1815 konnte er 15 Blätter einer farbig gehaltenen geologischen Karte von England vorlegen. 
Das Erstaunliche ist, daß SmiTH seine Leistungen als Autodidakt ohne fremde Hilfe erbrachte 
(KUHN-SCHNYDER 1969: 97-98, Fußn. 40a). Auch LEOPOLD von Buch (1774-1853), ein 
WERNER-Schüler, machte sich um die Stratigraphie sehr verdient. Daneben sind seine Erfolge 
auf dem Gebiet der Vulkanologie und Geologie hervorzuheben. 


Der Entwicklungsgedanke als Ausweg 


Aus dem geschilderten Dilemma konnte nur der Entwicklungsgedanke heraushelfen, den 
JEAN BAPTISTE PIERRE ANTOINE DE MONET, CHEVALIER DE LAMARCK (1744-1829) als erster klar 
formulierte. Zwar gab es vor ihm schon vereinzelt zaghafte Ansätze, doch wurde erst von ihm 
die Maxime der Unveränderlichkeit der einmal geschaffenen Arten ins Wanken gebracht. Seine 
neue Lehre, die er 1809 in seinem Werk „Philosophie zoologique“ der Öffentlichkeit übergab, 
nannte er selbst „Transformismus“. Sie geht von gemeinsamen Urformen innerhalb der 
Tierwelt aus. So mußte LAmARcK die Gegnerschaft Cuvier’s geradezu herausfordern. Aber 
auch sonst stieß er mit seinen Ansichten auf Widerstand, so bei dem Engländer CHARLESLYELL, 
der sich später zu Darwın bekannte. 

Trotz seines bombastischen Namens war LAMARCK zeitlebens eine eher tragische Figur, die 
es im Leben sehr schwer hatte. Zunächst Jesuitenzögling in Amiens, wandte er sich der 
Offizierslaufbahn zu. Nachdem er den Militärdienst vorzeitig quittieren mußte, schlug er sich 
als Bankangestellter, Student, und botanischer Schriftsteller durchs Leben. Mit 49 Jahren 
wurde er endlich Professor für Würmer und Insekten am Museum d’Histoire Naturelle in 
Paris. Er starb blind und verarmt im Jahre 1829 (vgl. hierzu TscHhuLok 1937; ferner KUHN- 
SCHNYDER 1969: 102, Fußn. 51). 

CHARLES DArWwın (1809-1882) kam auf einem ganz anderen Weg zur Entwicklungslehre. Er 
baute nicht auf Lamarck auf, sondern folgte eigenen Beobachtungen und Überlegungen. 
Darwın wurde übrigens im Erscheinungsjahr der „Philosophie zoologique“ LAMARCK’s 
geboren. Nach langem innerem Ringen veröffentlichte er 1859 sein berühmtes Werk „The 
Origin of Species by means of Natural Selection, or the Preservation of Favoured Races in the 
Struggle for Life“. Die 1250 Stück der Erstauflage wurden noch am selben Tag verkauft 
(ZIRNSTEIN 1978: 50). Die Wirkung seines Buches auf seine Zeitgenossen war überwältigend. 
Darwın wurde in der Folgezeit verehrt, gehaßt und bekämpft. Man schimpfte ihn einen 
Atheisten und Materialisten. Seit Darwin ist der Begriff Evolution in aller Munde. 


230 


Darwin war, wie vor ihm Linn, ein schlechter Schüler. Seine ersten Sporen erwarb er sich 
auf dem Forschungsschiff „Beagle“, mit dem er in den Jahren 1831-1836 um die Welt segelte. 
Eine Frucht dieser Erfahrungen war u. a. seine Studie über Korallenriffe. Im Gegensatz zu 
LAMmARCK hatte Darwin keine wirtschaftlichen Sorgen, auch konnte er ohne dienstliche 
Verpflichtungen seinem Beruf als Privatgelehrter nachgehen. Dadie Lebensgeschichte DARrwın’s 
gut bekannt ist, sei hier nicht näher darauf eingegangen. 

Das Sprachrohr Darwın’s ın Deutschland war Ernst HazckeL (1834-1919), der als Arzt 
(Schüler von VırcHow), Zoologe und Philosoph wirkte. Ab 1865 war er Professor für Zoologie 
in Jena; die Professur wurde ıhm in Anerkennung seiner Studien über Radiolarıen angetragen. 
Hazcktı verdanken wir sowohl das biogenetische Grundgesetz als auch den Begriff Ökologie, 
der heute zu einem modernen Schlagwort geworden ist. Weniger bekannt sein dürfte, daß 
HAECKEL durch die von ihm beschriebenen „Kunstformen“ der Natur den Dekor des Jugend- 
stils beeinflußte. Auch er wurde, ähnlich Darwin, wegen seines Eintretens für den Entwicklungs- 
gedanken angefeindet und verunglimpft °). 

Dank Darwın und HAECcKEL bewegte sich die Paläontologie in der zweiten Hälfte des 
19. Jahrhunderts auf die Biologie zu. Dies zeigte sich z.B. in der DoLLo’schen Regel (1893) von 
der Irreversibilität der organischen Entwicklung, die später von OTHENIO ABEL bestätigt und 
ausgebaut wurde. Auch die Cope’sche Regel von der phylogenetischen Größenzunahme sowie 
die Lehre des Dimorphismus bei den Foraminiferen (große und kleine Anfangskammern, vgl. 
hierzu MUNIER-CHALMAS und LISTER) gehören hierher. Eine Modeerscheinung war aber auch 
das Zeichnen von Stammbäumen. „Natürliche“ Klassifikationen (z.B. von MELCHIOR NEUMAYR 
in Wien) gehörten von jetzt an zum guten Ton. 

Daneben gab es kräftige weltanschauliche Turbulenzen. Sozusagen als Gegenreformation 
zum „Modernismus“ kam es zu einer kurzfristigen Neubelebung des Neptunismus 
(„Neoneptunismus“). Die Diskussion um eine „präadamitische“ Welt brachte seltsame und 
schillernde Blüten hervor. Es galt erneut, den Wortlaut der Bibel mit Haut und Haaren zu 
verteidigen. So unterstellte z. B. ANDREAS WAGNER (1797-1861), ab 1843 Professor für Palä- 
ontologie an der Universität München, dem Noah der Bibel, er hätte in seiner Arche anstelle 
von Heu die „Körnerfütterung“ gewählt. So schrieb er in seiner „Urwelt“ (1857: 533): „Man 
wird aber Noah wohl zutrauen dürfen, daß er nicht ganz blödsinnig und in der Viehzucht so 
unerfahren war, daß er zur Durchführung seiner Aufgabe gerade die ungeeignetsten Mittel 
gewählt hätte“. Auch Karı EmiıL SCHAFHAUTL (1803-1890), ab 1844 0. Professor für Geognosie, 
Bergbaukunst und Hüttenkunde an derselben Universität, bemerkte in seiner Antrittsrede 
(1843: 10): „Der Lehre des Moscheh zu Folge ist der gegenwärtige Zustand der Erde durch 
Wasser hervorgebracht worden und sıe ist also die erste rein neptunische Geogonie“. Dement- 
sprechend nannte er die Plutonisten „Feueranbeter“ (vgl. hierzu HAcn 1979). Sein Mitstreiter 
war im übrigen der Chemiker und Mineraloge JOHANN NEPOMUK Fuchs *). In diesem 
Zusammenhang sei an den Dichter und Denker JOHANN GOTTFRIED HERDER erinnert, der in 
seinen „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ (1784-791: 265-267) Moses als 
den „ältesten Naturforscher“ und einen „Naturweisen“ bezeichnete. 

Kehren wir auf gesicherten Boden zurück. In der Geologie brachte das 19. Jahrhundert das 
Aktualitätsprinzip hervor, das in England von CHARLES LyeLL (1797-1875) und in Deutsch- 
land von KArı ErNST ADoLF von Horf (1771-1837) entdeckt wurde. Es besagt, daß auch in der 


5 Der Kampf gegen den Entwicklungsgedanken tobt auch heute noch in voller Stärke, vor allem in 
Nordamerika. Über das „Creationist Movement“ berichteten unlängst Eve & HARROLD (1991). 


6 Fuchs (1774 - 1856) ging von einem gelatinös-amorphen Zustand der ersten Ausscheidungen aus. Die 
Lehre des Neoneptunismus stellt sich daher gegenüber den Anschauungen WERNERs modifiziert dar 
(Jung-HÜürtL 1991). 


231 


Erdvergangenheit dieselben Kräfte wirksam waren wie heutzutage. Die Tektonik, u.a. auch die 
Alpengeologie, nahm gegen Ende des Jahrhunderts einen gewaltigen Aufschwung. Um die 
Jahrhundertwende kam noch, ausgehend von MARCEL BERTRAND in Paris, die Deckenlehre 
oder Nappismus (franz. nappe = Decke) hinzu. Ab 1950 erleichterte die Lehre von den 
Turbidity currents (Trübe- oder Suspensionsströme) die sedimentologische Deutung von 
Tiefseesedimenten. 70 Jahre später wurde die Idee der Plattentektonik (plate tectonics) 
geboren, die Erdbeben nicht als Strafe Gottes, sondern als Reibung an Plattenrändern erklärt. 
Sie geht auf ALFRED WEGENER zurück, der im Jahre 1912 die Theorie von der Kontinentaldrift 
aufstellte. 


Ausblick 


Der kurze Überblick zeigt, wieviele Irrwege der menschliche Geist gegangen ist, bis ein 
einigermaßen gültiges Bild von der Entstehung der Erde und ihrer Bewohner geschaffen 
werden konnte. Als sehr verhängnisvoll erwies sich hierbei die wortwörtliche Auslegung des 
biblischen Schöpfungsmythus, der als verbindliche Richtschnur allen Denkens angesehen 
wurde. Was nicht in der Hl. Schrift stand, durfte einfach nicht sein. Eigentlich müßte man allen 
Fundamentalisten den Verzehr von Kartoffeln verbieten, da diese Nahrungsquelle in der Bibel 
nicht aufgeführt wird. 

Auch heute noch warten auf die Paläontologie vielfältige Aufgaben. Zunächst ist hier der 
weitere Ausbau der Brostratigraphie zu nennen, die immer mehr Tier- und Pflanzengruppen 
(z. B. Dinoflagellaten, Fischotolithen) zu berücksichtigen hat. Sodann ist die Palökologie, die 
Ermittelung des früheren Lebensraumes, von zunehmender Bedeutung. Dieses Arbeitsgebiet 
untersucht demnach das Verhältnis eines Organismus zu seiner Umwelt. Auch in früheren 
Zeiten, vor vielen Jahrmillionen, gab es Katastrophen, die von Massensterben begleitet waren, 
so. z.B. an der Kreide-Tertiär-Grenze. Ferner muß die Klassifikation des fossilen Pflanzen- 
und Tierreiches weiter verfeinert werden, wobei vor allem phylogenetische Gesichtspunkte im 
Vordergrund stehen sollten. Hingegen wäre die Flut immer neuer Namen einzudämmen, da sie 
eher hinderlich als nützlich ist. 

Die größte Bedeutung aber kommt der Paläontologie für die Ausgestaltung des modernen 
Weltbildes zu. Während der Zoologe über Experimente verfügt, stehen dem Paläontologen 
Dokumente aus 600 Millionen Jahren zur Verfügung. Stellt man die Erdgeschichte in Form 
einer Uhr dar, so hat der Mensch unsere Erde erst fünf Minuten vor Mitternacht betreten. Rein 
vordergründig gesehen hat demnach die Entwicklung ganzer Tierstämme (z. B. Trilobiten, 
Ammoniten, Dinosaurier) und ihr Aussterben mit der Heilsgeschichte der Menschheit nichts 
zu tun. Auf der anderen Seite ıst der Mensch nach TEILHARD DE CHARDIN (1881 - 1955), einem 
französischen Paläontologen, Jesuiten und Philosophen, Teil einer gerichteten Entwicklung, 
die zur Vollendung der Schöpfung führt. Diesen Gedanken hat schon der weiter oben zitierte 
J. G. HERDER gegen Ende des 18. Jahrhunderts in folgende Worte gekleidet: „So wuchs die 
Schöpfung in immer feinern Organisationen stufenweise hinan, bis endlich der Mensch 
dasteht, das feinste Kunstgebilde der Elohim, der Schöpfung vollendende Krone“. Freilich ist 
einem bei diesem Satz nicht immer ganz wohl zumute. 


Literatur 


Grundlegend für die vorliegende Darstellung ist das klassische Werk v. Zırter’s (1899) über 
die Geschichte der Geologie und Paläontologie. Die übrigen zitierten Schriften sollen als 
Ergänzung dienen. Es versteht sich von selbst, daß keine Vollständigkeit angestrebt werden 
kann. 


232 


Age, ©. (1939): Vorzeitliche Tiere im Deutschen Mythus, Brauchtum und Volksglauben. i - xiiı, 1-304, 
186 Abb., Jena (G. Fischer). 

BREITENBACH, H. (1964): Publius Ovidius Naso. Metamorphosen. 792 S., Stuttgart (Reclam), 2. Auflage. 
- Von sprachlicher Schönheit ist vor allem die Nachdichtung von Johann Heinrich Voss (Braun- 
schweig 1829), die gelegentlich im geologischen Schrifttum zitiert wird —. 

BRENTIES, B. & BRENTIES, $. (1979): Ibn Sina (Avicenna). Der fürstliche Meister aus Buchara. - Biographien 
hervorragender Naturwissenschaftler, Techniker und Mediziner 40: 100 S., 11 Abb., Leipzig 
(Teubner). 

Eve, R. A. & HarroLD, F. B. (1991): The Creationist Movement in Modern America. 234 S., Boston 
(Twayne Publishers). 

GOETHE, J. W. v. (1946): Der Granit. 15 S., Iserlohn (Silva Verlag). 

Hacn, H. (1979): Karl Emil Schafhäutl - der erste Bearbeiter der Großforaminiferen des bayerischen 
Alpenvorlandes.- Jber. 1978 u. Mitt. Freunde Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. 7: 21-52, 4 Abb., 
4 Taf., München. 

Hacn, H., DarGA, R. & SCHMiD, R. (1992): Siegsdorf im Chiemgau. Erdgeschichte und Urwelt (Fotos v. 
F. Höck). 241 S., 20 Abb., 80 Taf., Siegsdorf. 

HARTMANN, N. (1953): Georg Agricola 1494 - 1555. Begründer dreier Wissenschaften: Mineralogie — 
Geologie -— Bergbaukunde. - Große Naturforscher 13: 134 S., 13 Abb., Stuttgart (Wissenschaftl. 
Verlagsges.). 

HERDER, J. G. (1784 - 1791): Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. — Ausg. 1985 (mit 
einem Vorwort von Gerhard SCHMIDT). 552 S., Wiesbaden (Fourier Verlag). 

HötLper, H. (1960): Geologie und Paläontologie ın Texten und ihrer Geschichte. - Orbis Academicus II/ 
11: i-xviii, 1 - 566, 51 Abb., 16 Taf., Freiburg-München. 

HöLDER, H. (1989): Kurze Geschichte der Geologie und Paläontologie: ein Lesebuch. i-viii, 1-244, 
39 Abb., Berlin, New York etc. (Springer). 

Jaun, I. & SENGLAUB, K. (1978): Carl von Linne. - Biographien hervorragender Naturwissenschaftler, 
Techniker und Mediziner 35: 122 S., 17 Abb., Leipzig (Teubner). 

Juns-Hürtı, A. (1991): Franz von Kobell (1803 - 1882) als Naturwissenschaftler. Ein Beitrag zur 
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Krauss, H. (1984): Berühmte Bilder zur Menschheitsgeschichte aus JOHANN JACOB SCHEUCHZER’s Physica 
Sacra. 110 Kupfertafeln ausgewählt und erläutert. 248S., 110 Taf., 1 Portrait, Konstanz (Universitäts- 
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Krısrtan-ToLLMANN, E. & TOLLMANN, A. (1992): Der Sintflut-Impaet. - Mitt. Österr. Geol. Ges. 84, 1991: 
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NATHORST, A. G. (1909): Carl von Linne als Geolog. 86 S., 10 Abb., 2 Taf., Jena (G. Fischer). 

Nevianı, A. (1935): Appunti per una storia intorno ai foramıniferi dall’antichitä al secolo XVIII. - Mem. 
Pont. Acad. Scı. Novi. Lyncaei, Ser. III, 2: 131-210, 3 Abb., Rom (Vatikan). 

RovauMmonT (1789): Biblischer Geschichtsspiegel, das ist: historischer Auszug aller Begebenheiten des 
Alten und Neuen Testamentes, nebst den auserlesensten Erklärungen der heiligen Kirchenväter zur 
Bildung der Sitten in allen Ständen. 680 S., 1 Frontispiz, Augsburg (Nicolaus Doll). 

SCHAFHÄUTL, K. (1843): Die Geologie in ihrem Verhältnisse zu den übrigen Naturwissenschaften. 
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ScHaus, H. (1962): Stammesentwicklung und geologische Zeitbestimmung. - Verh. Naturf. Ges. Basel 73: 
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SCHERZ, G. (1964): Niels Stensen. Denker und Forscher im Barock, 1638-1686. - Große Naturforscher 28: 
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SCHERZ, G. (1971) Hg.: Dissertations on Steno as Geologist. - Acta Hist. Sci. Nat. et Med. 23: 319 S., zahlr. 
Abb., Odense. 


233 


STRACK, Ch. F. L. (1855): Cajus Plinius Secundus. Naturgeschichte - 7. Buch: 529-573, Bremen. 

TOLLMANN, A. & TOLLMANN, E. (1993): Die Sintflut gab es doch. Vom Mythos zur historischen Wahrheit. 
560 S., 146 Abb., 8 Tab., München (Droemer-Knaur). 

TSCHULOK, S. (1937): Lamarck. Eine kritisch-historische Studie. 1 -190, 4 Tab., Zürich - Leipzig (Max 
Niehans Verlag). 

WAGNER, A. (1857): Geschichte der Urwelt, mit besonderer Berücksichtigung der Menschenrassen und 
des mosaischen Schöpfungsberichtes. Zweite vermehrte Auflage, Erster Teil: i-xvi, 1-550,31 Abb., 
Leipzig (Voss). 

Weyr, R. (1958): Leonardo da Vinci und das geologische Weltbild der Renaissance. - Nachr. Gießener 
Hochschulges. 27: 109-121, 5 Abb., Gießen. 

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Raum Konstanz. - Konstanzer Bl. f. Hochschulfr. 11: 82-92, 5 Abb., Konstanz. 

ZIRNSTEIN, G. (1978): Charles Darwin. - Biographien hervorragender Naturwissenschaftler, Techniker 
und Mediziner 13: 88 S., 7 Abb., Leipzig (Teubner). 

Zırrei, K. A. v. (1899): Geschichte der Geologie und Paläontologie bis Ende des 19. Jahrhunderts. - In: 
Geschichte der Wissenschaften ın Deutschland, Neuere Zeit 23: i-xı1, 1-868, 1 Tab., München u. 
Leipzig (Oldenbourg). 


234 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


1557 


Tafel 1 


: Portrait von ATHANASIUS KIRCHER aus „Mundus subterraneus“, Amsterdam 


1665. 


: Tafel 3 auf S. 34 aus „Mundus subterraneus“ von ATHANASIUS KIRCHER mit 


Fischversteinerungen (Piscium figuras exhibens). 


: Tafel 1 aufS. 32 aus „Mundus subterraneus“ von ATHANASIUS KIRCHER mit 


bizarren Darstellungen von Vögeln (Figurae volucrium), partim. 


Tafel 2 


: Portrait von JOHANN JACOB SCHEUCHZER im Alter von 59 Jahren aus 


„Physica Sacra“, Augsburg und Ulm 1731 (1. Band). Schabkunstblatt. 


: Tafel 53 aus „Physica Sacra“ von JOHANN JACOB SCHEUCHZER mit 


verschiedenen Versteinerungen, Stich von I. A. Corvinus. 


: Tafel 18 aus „Historia lapıdum figuratorum Helvetiae“ von CARL NIKOLAUS 


Lang, Venedig 1708, partim. 


235 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 35, 1995 


34 LIBER OCTAVUS, Ser 


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Pf figurm exhden. 


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1 Form jur fe enpram er Jane 
3 Farm Tinon erprome ur jasmem parsjads. an 


TDAEN 
RIGURZ VOLUVTERIUM 


‚Quas natura m lapidibus depinxit ex variıs Mufeisdecerpt«, 
& alinde tranfmiffe. 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 35, 1995 


Cenchrites, L apıs frumentarnıs Heluelticus 
RZ Ger cinereus seimina melonum, 
anısi,keniculi referens, 


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HERBERT Hacn: Die Entwicklung der Paläontologie Tafel 2 


Richtlinien für die Autoren 


Artikel zur Veröffentlichung in den Mitteilungen der Bayerischen Staatssammlung für Palä- 
ontologie und historische Geologie sind zu senden an die Schriftleitung: 


Prof. Dr. Kurt Heißig, Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und historische Geolo- 
gie, Richard-Wagner-Str. 10/11, 80333 München 


Einsendeschluß ist jeweils der 31. Mai. 


Die Texte sind grundsätzlich ausgedruckt und auf Diskette einzureichen. Der Umfang eines 
Artikels sollte einschließlich der Tafeln 30 Druckseiten nicht überschreiten. Außer in Deutsch 
werden Artikel in den Verhandlungssprachen der EU akzeptiert. 


Der Überschrift sollten folgen: Die Autorennamen (zentriert) mit Adressen (als Fußnote), 
darunter die Anzahl der Abbildungen, Tabellen und Tafeln (zentriert), darunter Kurzfassun- 
gen in Deutsch und einer oder mehreren Fremdsprachen, bei längeren Texten ein Inhaltsver- 
zeichnis ohne Angabe der Seitenzahlen. 


Eine ausgeschriebene Gliederung sollte dem Dezimalsystem folgen. 


Für den Datenträger werden folgende Schreibprogramme akzeptiert: Alle Versionen von 
MS Word, WordPerfect, Quark XPress, PageMaker. 


Folgende Formatiermerkmale sollen auf dem Datenträger vorhanden sein: 
Autorennamen (auch mit Vorname) in Kapitälchen (keinesfalls groß!) 
Fossilnamen (nur Gattungs- und Artniveau) in Kursiv 
Gesamtüberschrift: Fett, zentriert 
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Absätze sind nur durch (automatische! oder Tab.) Einrückung, nicht durch Leerzeilen 
voneinander zu trennen. 


Tabellen sind entweder in reprofähiger Form beizugeben oder computergeneriert auf der 
Diskette (EPS-, TIFF-Format) zu speichern. Im zweiten Fall sollen sie in das Satzspiegelformat 
der Mitteilungen passsen: 126 x 198 mm. Reprofähige Tabellen werden auf Satzspiegel 
verkleinert falls nötig. Die Schriftgröße sollte darauf eingerichtet werden, daß die Tabelle dann 


lesbar bleibt. 


Textabbildungen und Tafeln sind im Original, notfalls mit Verkleinerungsmaßstab beizuge- 
ben. Falls eine Verkleinerung auf Satzspiegel vorgesehen ist, sollte ein Balkenmaßstab auf der 
Tafel oder Abbildung vorhanden sein, da dies genauer ist als Angaben auf der Tafel- oder 
Abbildungserläuterung. 


Im Literaturverzeichnis ist außer Seitenangaben auch die Zahl der Textabbildungen, Tabellen 
und Tafeln anzugeben. Die Jahrgangs- oder Band-Nr. ist fett zu formatieren. 


Jedes einzelne Zitat entspricht dabei einem Absatz, dessen erste Zeile am Seitenrand, ohne 
Absatzeinzug beginnt. Die weiteren Zeilen sind dagegen (automatisch oder Tab.) eingerückt. 
Zwischen den Zitaten werden keine Leerzeilen eingeschoben. 


Mitteilungen der Bayerischen Staatssammlung 
für Paläontologie und historische Geologie 


Heft 35, 1995 


INHALT 


In memoriam FRANZ TRAUB ...eeneeeenenasdenennnnennanneanennan anna en anna 


VOIGT, EHRHARD: Diaperoecıa neumeieri, eine neue multilamelläre cyclostome Bryozoenart aus 
dem Turon von Zaitzkofen (Oberpfalz, Bayern) .....unsenssrneonnezonsznnschsssnssran one sun ansnzer EEE EEREEE 


WESTERMANN, GERD E. G. & AxEL v. HILLEBRANDT: A Late Bathonian morphoceratid (Jurassic, 
Ammonitina) from Peru sa.l.u...u..200200asaeseaneeensnne sangen re RE 


SEYED-EMAMI, KAZEM, GERHARD SCHAIRER & ARNOLD Zeiss; Ammoniten aus der Dalichai- 
Formation (Mittlerer bis Oberer Jura) und der Lar-Formation (Oberer Jura) N Emamzadeh- 
Hlashem.(Zentralalborz, Nordiran) ............ een 


SCHAIRER, GERHARD & VICTOR SCHLAMPP: Idoceras (Subnebrodites) in der Platynota-Zone 
(Unterkimmeridse) von Hartmannshoß/Min........neeeenneenene nee 


PÜSCHEL, HARTWIG & GERHARD SCHAIRER: Zwei Ammoniten aus dem Mittleren Jura (Bajoc, 
Bathon) von Sengenthal/Opf. .........uscnn1e02r0B22nn2 202220010 H122B010BBBenL2nBE2BBEnBERAGEBn ar Erreee ern En rREEEREEREE 


RÜCKERT-ÜLKUMEN, NERIMAN: Carangidae, Priacanthidae, Scorpaenidae und Sparidae (Pisces) aus 
den sarmatischen Schichten von Pınarhisar (Thrakien, Türkei) ....usnssnsesssnsensnsnennenenennnnenne 


Heıssı, Kurt: Die Entwicklung der großen Democricetodon-Arten und die Gattung Collimys 
(Cricetidae, Mamm.)ım späten Mittelmiozan ....... wenn 


RUMMEL, MICHAEL: Cricetodon bolligeri n. sp., ein neuer Cricetide aus dem Obermiozän von 
Petersbuch'bei Eichstätt ....u......00000000u0neeusaauncareeendeengenesnnnnunnne nn nenne HER 


GENTRY, ALAN, W., ANTHEA GENTRY & HELMUT Mayr: Rediscovery of fossil antelope holotypes 


(Mammalia, Bovidae) collected from Olduvaı Gorge, Tanzania, in 1913 .....neanencensensenseunee 


BELOW , RAIMOND & KarL-HEınz KırscH: Das Verteilungsmuster des Dinoflagellaten-Planktons 
im Alb/Cenoman-Grenzbereich des Vocontischen Trogs am Beispiel des Profils La Vierre/ 
Südfrankreich .............u..2..20000021Ha0azaesnnennanenonenner enneananRe unsre Leere EEE 


SELMEIER, ALFRED: Eucaryoxylon castellaniin.sp. (Juglandaceae), asilicified wood fromthe Eocene 
of Castellane, France... 22200acssnneneernundne nenne seen 


ANTONIADIS, PRODROMOS & ERNST RIEBER: Zu Fossilinhalt, Sedimentologie und Stratigraphie der 
Kohle der Lagerstätte Apophyse-Ag. Anargyri in NW-Griechenland .....zuseensennseensennseneeenne 


Hacn, HERBERT: Die Entwicklung der Paläontologie und Geologie von den Anfängen bis ins 
19. Jahrhundert............420242202000e20020n02nn2ErnentnnGennan nn nBeoseB re enne Tannen rennen een neErEnTRreE 


München, 15. Dezember 1995 
Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und historische Geolögie 
Richard-Wagner-Straße 10, 80333 München 


Gesamtherstellung: Gebr. Geiselberger GmbH, 84503 Altötting 
ISSN 0077-2070 


27 


39 


53 


59 


65 


87 


109 


125 


137 


169 


193 


217 


Mitteilungen 
der Bayerischen Staatssammlung 
tür Paläontologie u. histor. Geologie 


36 


München, 15. 12. 1996 
ISSN 0077-2070 & 


Nur 


. 
5 


Mitteilungen der Bayerischen Staatssammlung 


für Paläontologie und histor. Geologie 


HEFT 36 
INHALT 

IRICHARDAD EHM: (6. JULI1907.220, MARZUIGG er eneeeeeneennnnneeonsennenncennssneenae nennen 3 
Imineimo nIarmlETANSURERZOBEDEIN Eee een era eseuatneenunnsseacencnnnnnseess seen ee ee 11 
KOWALKE, THORSTEN & Kraus BAnDEL: Systematik und Paläoökologie der Küstenschnecken der 

nordalpinen Brandenberg-Gosau (OÖberconiac/Untersanton) mit einem Vergleich zur 

Gastropodenfauna des Maastrichts des Trempbeckens (Südpyrenäen, Spanien). 15 
SCHAIRER, GERHARD & JÜRGEN SYLLA: Zum Alter der Kalke von Saal a. d. Donau ........................ 73 
KÖSTLER, LUDWIG & GERHARD SCHAIRER: Morphoceras aus dem „Parkinsonien-Oolith“ (Mittlerer 

Jura)ivonisengenthallOpf:rmereseesesaeseereessrereenssnsesrenesensanssndssnstehaensatnesenaennertes sans ee easee 81 
SEYED-EMAMI, KAZEM, GERHARD SCHAIRER und ARJANG BEHROOZI: Ammoniten aus dem oberen 

Bajoc (Mittlerer Jura) des SE-Koppeh Dagh und SE-Alborz (NE-Iran) ............eaee 37 
HELLMUND, MEINOLF & WINFRIED HELLMUND: Zur endophytischen Eiablage fossiler Kleinlibellen 

(Insecta, Odonata, Zygoptera), mit Beschreibung eines neuen Gelegetyps .....- 107 
RÜCKERT-ÜLKÜMEN, NERIMAN: Weitere Beiträge zur Otolithenfauna von Avcılar W Kücükcekmece 

SeeillihrakienpRürkei)eer ee errentreesersrseeteeneesenreanereessnsensgenendestetensedectene 117 
UHriG UnDinE: Erstfund eines juvenilen Unterkiefers von Epiaceratherium bolcense Abel, 1910 

(Rhinocerotidae, Mammalia) aus dem Unteroligozän von Monteviale (Italien) .............. 135 
HeıssıG, Kurt: Ein Schädel von Hoploaceratherium aus dem Obermiozän Bayerns ............... 145 
SELMEIER, ALFRED: Tertiary Platanus woods from the northalpıne Molasse basın (Austria, 

GELMAnyı)eeerkeneenennenssseneesrsnnnaeonneenenannaoarnnnaennenänannsedtnseneeneneeksnnenannsnstnenseneenensenecnrnnrengeseetnensensesenetneneee 157 
SELMEIER, ALFRED: Ein verkieseltes Gymnospermenholz mit Fraßgängen von Teredo aus La 

GalamineiiBelsien) rm erento tens ee see 185 
ER KatLUNNWerreneeersneensneenenesseanennurtrerussgseernecsrersusnanteenezareseanntsetnerenersnssnennnernensgnseenesnnnnnaneneseenenneenesheneneeneheresee 197 


München, 15. Dezember 1996 
Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie 
Richard-Wagner-Straße 10, 80333 München 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. 36 | 1978. | 20 Taf. | München, 15. 12. 1996 


ISSN 0077-2070 


Herausgegeben von Prof. Dr. Dietrich Herm, 
Bayerische Staatssammlung für Paläontologie 
und historische Geologie 
Redaktion: Prof. Dr. Kurt Heißig 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. 36 | 3-10 


München, 15. 12. 1996 


Richard Dehm 


6. Juli 1907 - 20. März 1996 


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Am 20. März 1996 verstarb RICHARD DEHM, emeritierter ordentlicher Professor am Institut 
für Paläontologie und historische Geologie der Ludwig-Maximilians-Universität München 
und ehemaliger Direktor der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische 
Geologie in München. Über mehr als 25 Jahre hat er die beiden Institutionen, „die Münchner 
Paläontologie”, geleitet. Rechnet man Asisstenten- und Dozentenjahre sowie die Zeit der 
Emeritierung hinzu, so umfaßt sein Wirken in München mehr als ein halbes Jahrhundert. Er 
gehörte zu den wenigen, die noch die große Zeit der Paläontologie und Geologie der 
Vorkriegszeit in München erlebt hatten. Sie aber waren es auch, die erfahren mußten, welche 
verheerenden Schäden der Krieg bei den berühmten Münchner Sammlungen, zumal in der 
Paläontologie und historischen Geologie, angerichtet hatte. An die Tradition der Vorkriegs- 
zeit anknüpfend war es für ıhn höchste Verpflichtung, den Wiederaufbau der Münchner 
Paläontologie als vordringliche Aufgabe zu betreiben und Forschung und Lehre an Institut 
und Sammlung wieder zu einem hohen Standard zu führen. Die Münchner Paläontologie in der 
wohl schwersten Zeit ihrer Geschichte und während des Wiederaufbaus erneut zu Ansehen ım 
In- und Ausland geführt zu haben, wird mitdem Namen RICHARD DEHM für immer untrennbar 
verbunden sein. 


Eine Darstellung des Lebensweges von RICHARD DEHM wurde 1977 aus Anlaß seines 
70. Geburtstages in diesen „Mitteilungen” veröffentlicht, welche hier nicht wiederholt werden 
soll. Stattdessen erscheint es angebracht, an dieser Stelle vielmehr Abschnitte widerzugeben, 
die er in einer 1994 verfaßten selbstbiographischen Skizze niedergeschrieben hat 


Nicht ohne einen gewissen Stolz war er sich seiner Vorfahren und seiner Heimatstadt 
Nürnberg bewußt: „Die Mehrzahl meiner Vorfahren, väterlicher- und mütterlicherseits, 
soweit bisher zurückverfolgt (bis 1640), waren Bauern im fränkischen Kenperland zwischen 
Ansbach und Nürnberg. Erst die Großväter zogen nach Nürnberg und gründeten da einträg- 
liche Handwerksbetriebe, die beiden Metzgereien Dehm und List. Da das väterliche, das 
Dehm’sche Geschäft mein Bruder Wılly, ein Jahr älter als ich, übernehmen sollte und auch nach 
der Meisterprüfung übernahm, war ıch bei der Berufswahl nicht an Familientradition gebun- 
den und konnte meiner wohl von der Mutter überkommenen Natur-Neigung folgen.” 


Entscheidende Ereignisse und Begegnungen, die den künftigen Berufsweg von RICHARD 
DEHM vorzeichneten, beschreibt er folgendermaßen: „Am Realgymnasium Nürnberg, das ich 
besuchte, verstand es Gymnasialassıstent OTTO Hoss£uvs, einen kleinen Kreis von interessierten 
Schülern der 2. und 3. Klasse durch Führungen im Schulgarten und durch naturkundliche 
Wanderungen zu fördern. Dieser Kreis formierte sich 1920, als Hosseus nach Windsheim 
versetzt wurde, zu einer Naturkundlichen Schüler-Vereinigung (NSV). Sıe überlebte kein 
ganzes Jahr; aber aus ıhr fanden sich FLORIAN HELLER (zwei Klassen vor mir; der spätere 
Professor für Geologie und Paläontologie an der Universität Erlangen) und ich im Aprıl 1922 
zu einer ersten geologisch-paläontologischen Sammelwanderung in das Nördlinger Ries und 
zum Hesselberg zusammen. Im Laufe der folgenden Jahre füllten sich einige Schubladen mit 
Gesteinsproben und Fossilien aus Keuper und Jura Frankens; Land- und Süßwasserschnecken 
aus postglazialem Kalktuff waren auch dabei.” 


„Das Studium der Naturwissenschaften, im besonderen der Geologie und Paläontologie, an 
den Universitäten Erlangen und München, wurde 1930 mit der Lehramtsprüfung ın Chemie, 
Biologie und Geographie und mit der Promotion abgeschlossen. — Das von Prof. Dr. FERDI- 
NAND BroOILL, dem Vorstand des Instituts für Paläontologie und historische Geologie der 
Universität München gegebene Thema, eine Kartierung im Gebiet des Nördlinger Rieses, lag 
in der Fortsetzung der bereits von BrOILI’s Amtsvorgänger Prof. Dr. August ROTHPLETZ 
geplanten Ries-Kartierung. Diese Dissertation wurde für mein folgendes Arbeiten richtungs- 
weisend in zweierlei Hinsicht: Einmal das Ries selbst durch die Betreuung mehrerer Doktoran- 


4 


den Bro1ır’s, später bei der Weiterführung durch eigene Doktoranden und Diplomanden im 
bayerischen Anteil des Rieses bis zur Rieskarte von Dr. Horst GaLL. Zweitens: Der erste Fund 
einer Wirbeltierreste und Landschnecken führenden oberoligozänen Spaltenfüllung 
(Gunzenheim) erwies sich als Zündfunke für das Thema der Habilitationsschrift über Spalten- 
füllungen im Schwäbischen und Fränkischen Jura. Mit weiteren Funden olıgozäner und 
miozäner Spaltenfüllungen, darunter die besonders reichen von Gaimersheim (Chattium, 
Oberoligozän) und Wintershof-West (Burdigalium, Untermiozän) festigte sich der Befund, 
daß Faunen aus Spaltenfüllungen nicht Mischfaunen mehrerer Tertiärstufen sind, sondern im 


> 


Gegenteil kurzfristige Ausschnitte aus der tertiären Faunenfolge repräsentieren. 


Zu diesen beiden Themenbereichen - Tertiäre Säugetiere und Nördlinger Ries - haben 
RICHARD DEHM selbst und eine ganze Generation von ihm betreuter Diplomanden und 
Doktoranden vielfältige Beiträge mit neuen Erkenntnissen geliefert: Geologische Kartierun- 
gen mit biostratigraphischen und fazieskundlichen Schwerpunkten, Taxonomie und Systema- 
tik jurassischer und tertiärer Evertebraten sowie stammesgeschichtliche Fragestellungen bei 
oligozänen und jungtertiären Säugetieren standen im Mittelpunkt seiner Tätigkeiten. Aber 
hierauf blieben eigene Forschungen und die Betreuung seiner Schüler nicht beschränkt. Das 
mag durch Stichworte belegt sein wie „Echinodermen aus den unterdevonischen Bunden- 
bacher Schiefern”, „Crossopterygier aus dem Keuper Frankens”, „Teleostier und Flugsaurier 
aus dem Oberjura der Solnhofener Schichten”, „Stratigraphie und Fazies des Mesozoikums 
der Nördlichen Kalkalpen, insbesondere im Chiemgau und Wendelsteingebiet”, „Pleistozäne 
und holozäne Land- und Süßwassergastropoden”, um nur die wichtigeren und umfangreiche- 
ren Interessengebiete aus seinem vielfältigen Schaffen zu nennen. 


Bereits vor dem zweiten Weltkrieg, als größere Auslandsexpeditionen noch nicht zum Alltag 
von Paläontologen gehörten, wurde eine Reise nach Indien und Australien realisiert, zu der er 
selbst folgendes schrieb: „Die Fossilführung der Oberen Süßwassermolasse Süddeutschlands 
läßt sich am ehesten mit der Siwalik-Serie im Himalaya-Vorland von Pakistan und NW-Indien 
vergleichen; doch bestehen Unstimmigkeiten, so im ersten Auftreten des Hipparion. Um diese 
zu klären und um horizontiertes Vergleichsmaterial zu erhalten, unternahmen Dr. JoACHIM 
SCHRÖDER, Konservator an der Staatssammlung, und ıch eine Reise ın die Siwaliks 1939; ihr 
folgte 1955/56 eine weitere, gemeinsam mit Dr. THERESE PRINZESSIN ZU OETTINGEN-SPIELBERG, 
Konservatorin an der Staatssammlung, und Dr. HEımur V DAL. ”... „ Die Staatssammlung besaß 
aus allen Kontinenten Original-Fossilien, mit Ausnahme von Australien. Auf Anregung von 
Prof. BroıLı, der besonders an die Beuteltier-Faunen in pleistozänen Höhlenablagerungen 
dachte, unternahmen Dr. SCHRÖDER und ich 1939 - nach der Siwalik-Tour - die Weiterreise 
nach Australien und widmeten uns vor allem den seit langem durch ihre Fossilführung 
bekannten Ablagerungen der Wellington Caves und der Wombeyan Caves in Neusüdwales. 
Der Großteil der Funde und alle Notizen sind dem Krieg zum Opfer gefallen.” Nach außen hin 
sichtbare wissenschaftliche Erträge konnte daher die Reise nach Australien nicht liefern. Umso 
größer war die Genugtuung für RICHARD DEHM, daß er in den letzten Jahren seines Lebens von 
dem australischen Kollegen M. AuGeEE aus Sydney persönlich aufgesucht wurde, der so viel wie 
irgend möglich über die Arbeiten in Australien noch von Prof. DEHm selbst erfahren wollte. 
Es ist bewundernswert, wie vieler wertvoller Details er sich zu den Fossilaufsammlungen und 
persönlichen Begebenheiten auch nach 55 Jahren noch zu erinnern wußte, wobei seine 
persönlichen, stets gewissenhaft geführten Exkursionsbücher, welche den Krieg überlebten, 
eine wertvolle Hilfe waren. 


Die Tätigkeiten in der Kriegs- und ersten Nachkriegszeit faßte Richard Dehm in folgenden 
Sätzen zusammen: „Die Kriegsjahre dienten 1941-1944 dem Aufbau des auf Anregung von 
Prof. Dr. KarL BEURLEN neu gegründeten Paläontologischen Instituts an der „Reichsuniversität 


5 


Straßburg“; fruchtbar war in Straßburg die Zusammenarbeit mit Dr. PauL WERNERT an seiner 
bedeutenden Sammlung pleistozäner Wirbeltierreste aus der Umgebung von Straßburg.” ... 
„In den Tübinger Jahren 1946-1950, als ıch der Einladung von Prof. Dr. Epwin HENNIG folgte 
und die Nachfolge von Hauptkonservator Prof. Dr. FRIEDRICH von HUENE antrat, konnten die 
Arbeiten an den Raubtieren und Nagetieren aus der miozänen Spaltenfüllung von Wintershof- 
West abgeschlossen werden. Die Suche nach neuen Spaltenfüllungen hatte Erfolg (Oligozän 
von Bernloch).” In diesen Zeilen findet sich nichts, was auf seine Gedanken im Zusammenhang 
mit der großartigen Paläontologischen Sammlung in München schließen ließe. Mehrfach hatte 
er bei kurzen Besuchen in München vor der Bombennacht ım April 1944 noch versucht, eine 
zügigere Auslagerung der wichtigeren Sammlungsteile zu erwirken - nur mit geringen Erfol- 
gen. Wer RICHARD DEHM über die ehemalige Münchner Sammlung jemals erzählen hörte, der 
weiß, wie sehr ihn die Verluste im Gebäude der Alten Akademie an der Kaufinger Straße bis 
in sein hohes Alter hinein bewegten. 


Dennoch oder gerade hieraus schöpfte er die Kraft, die erforderlich war, sein ganzes weiteres 
Leben in den Dienst von Universitätsinstitut und Staatssammlung als gemeinsame Stätte von 
Forschung und Lehre zu stellen: „Die Berufung an die Ludwig-Maximilians-Universität 
München auf den Lehrstuhl meines Lehrers BroILL1, verbunden mit der Direktion der Bayeri- 
schen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie, galt dem Wiederaufbau der 
im April 1944 zerstörten Institute. Er erfolgte im Gebände der ehemaligen Kunstgewerbeschule 
an der Richard-Wagner-Straße: Unterbringung der ausgelagerten, fast vollständig erhaltenen 
Bibliothek, Einrichtung der Arbeitsräume für Personal, einschließlich Präparatorinm, und für 
Studierende, Anschaffung von Schrankserien für die Staatssammlung usw. Bereits im Herbst 
1950 konnte der Unterricht mit Vorlesungen, Übungen und Exkursionen aufgenommen 
werden. Dazu kamen Überlegung und Vorbereitung geologisch-paläontologischer Themen für 
Studierende, für Mitarbeiter und für mich selbst. Nahe lag die Fortsetzung früherer und 
begonnener Arbeiten: geologische Kartierung im Nördlinger Ries, tertiäre Spaltenfüllungen 
und ıhre Faunen, Funde aus der Oberen Süßwassermolasse; außerdem boten sich Einzelthemen 
der Nördlichen Kalkalpen an.” Der unermüdlichen Einsatzbereitschaft von RICHARD DEHM 
und seinen damaligen Mitarbeitern ıst es zu danken, daß in München bald wieder eine 
Paläontologie betrieben werden konnte, wie man sie - gestützt auf die Fossilien als Dokumente 
stammesgeschichtlicher Urkundenforschung - seit ZiTTEL’s Zeiten in München kannte. 


Eigene Forschung und Ausbildung einer zunehmenden Zahl von Studierenden blieben 
Kernpunkte seiner Tätigkeit, welche er folgendermaßen beschrieb: „Eigene Arbeiten im 
Bereich der Oberen Süßwassermolasse dienten der weiteren Klärung der Altersfolge und 
führten zur Entdeckung neuer wichtiger Fundstellen (Sandelzhausen). Mit den ersten Seeigeln 
aus dem Unterdevon von Bundenbach setzte ıch dıe Beschäftigung mit Echinodermen aus dem 
rheinischen Unterdevon fort. Von den Pakistan-Funden verdienten Primaten-Gebißreste aus 
der jungtertiären Sıwalik-Serie und verschiedene Sängetierreste besondere Beachtung.” 


Aber neben der reichlich bemessenen Arbeit in Forschung und Lehre - insgesamt betreute 
RıcHArD DEHM rund 90 Diplom- und Doktorarbeiten - war die Übernahme ständig neuer 
Verantwortungen im universitären und außeruniversitären Bereich unausweichlich. Mit dem 
gleichen großen Einsatz stellte er auch hier selbstlos seine wachsenden Erfahrungen als 
Wissenschaftler und akademischer Lehrer zur Verfügung: Das Amt des Dekans hatte er 
zweimal inne, lange Jahre stand er der Deutschen Forschungsgemeinschaft als Gutachter zur 
Verfügung, Mitgliedschaften in der Bayerischen wie der Österreichischen Akademie der 
Wissenschaften folgten. In all den ihm damit übertragenen Aufgaben und Verpflichtungen, 
welche hier nicht alle aufgezählt werden sollen, drückt sich das große Vertrauen aus, das er sich 
dank seines bescheidenen Wesens, seines sicheren und stets selbständigen Urteilsvermögens 


6 


und seines großen Verantwortungsbewußtseins erwarb. Dasselbe drückt sich in den Ehrungen 
aus, die ihm zuteil wurden. 

Nicht alle seine Pläne und Wünsche, die er für Institut und Sammlung entwickelte, waren in 
die Tat umzusetzen. So galtjahrelanges Arbeiten den Planungen für ein würdiges Museum und 
eine angemessene Unterbringung der inzwischen wieder reichen, aber teilweise noch immer 
unzugänglichen Sammlungen. Wie schmerzlich muß es für ihn gewesen sein, als diese Bemü- 
hungen unter dem zeitbedingten Druck großer Studentenzahlen an der Universität München 
kurzfristig zunichte gemacht wurden. 

Mit der Emeritierung zum 30.9.1976 zog sich RICHARD DEHM bewußt, schnell und deutlich 
spürbar von dem Alltag ın Institut und Staatssammlung zurück, um einer jüngeren Generation 
an keiner Stelle im Wege zu stehen. Aber seine tief verwurzelte Anteilnahme an allen 
Vorgängen in Institut und Sammlung blieb unverändert bestehen und seine Hilfsbereitschaft 
in wissenschaftlichen und menschlichen Belangen versagte er niemandem, auch jungen Diplo- 
manden und Doktoranden nicht. Und selbstverständlich ging er seinen eigenen wissenschaft- 
lichen Interessen nach, darunter manchen, die er lange hatte zurückstellen müssen. Hierzu 
schreibt er selbst: 

„Schließlich eröffnete sich ein altes Feld nen, das für die Gliederung des Pleistozäns in Kalt- 
und Warmzeiten klassische Hügelland zwischen Alpen und Donau. Es ist Gegenstand moder- 
ner Untersuchungen, besonders von Köln aus. In die sehr gleichförmigen Schotter eingeschal- 
tete Lagen von Schwemmlehm enthalten Land- und Süßwasser-Mollusken; deren genaues 
Studium trägt zur Gliederung und Klima-Deutung bei. Zum Vergleich stand der Staatssamm- 
lung die einschlägige, gut bestimmte Kollektion von Dr. Richard Schröder zur Verfügung; sıe 
ıstim 2. Weltkrieg vernichtet worden. Da traf es sich günstig, daß ich mich mit ähnlichen Faunen 
seit längerem beschäftigt habe: Altpleistozän von Fischach, Marktbuch und Uhlenberg, Mittel- 
pleistozän von Schmiechen. Bei Gelände-Begehungen gelangen weitere Funde; deren Bearbei- 
tung und Auswertung würzt den Emeriten-Stand” und schuf eine in Sorgfalt der Unterbrin- 
gung, gewissenhafter Bestimmung und Reichhaltigkeit unersetzliche, heute kaum mehr zu 
erstellende Kollektion pleistozäner und holozäner Land- und Süßwassermollusken. 

RICHARD DEHM hat die Münchner Paläontologie im Verbund von Universitätsinstitut und 
Staatssammlung in einer schweren Zeit auf nachhaltige Weise geprägt, mit seinen Mitarbeitern 
und Schülern neue Aufgaben in Angriff genommen und maßgeblich dazu beigetragen, das 
Münchner Universitätsinstitut und die Staatssammlung wieder zu angesehenen Stätten palä- 
ontologischer Forschung werden zu lassen. 


In tiefer Dankbarkeit werden wır Prof. Dr. RICHARD DEHM in ehrendem Andenken behalten. 


Volker Fahlbusch 


RiıcHARD DEHM: Lebensdaten 


(von ihm selbst zusammengestellt ım Juni 1994) 


6. Juli 1907 geboren zu Nürnberg, Sohn von Willy Dehm, Metzgermeister in Nürnberg, und 
dessen Ehefrau Margarete, geb. List 

1913 - 1917 Volksschule in Nürnberg 

1917 - 1926 Realgymnasıum (jetzt Richard-Willstätter-Gymnasium) in Nürnberg 

1926 - 1930 Studium der Naturwissenschaften, im besonderen der Geologie und Paläontolo- 
gie, an den Universitäten Erlangen und München 

Februar 1930 1. (wissenschaftliche) Prüfung für das höhere Lehramt in Chemie, Biologie und 
Geographie 

November 1930 Promotion zum Dr. phil. an der Philosophischen Fakultät 2. Sektion der 
Universität München 

1930 - 1931 Naturkundliches Seminar am Alten Realgymnasıum ın München 

Februar 1931 2. (pädagogische) Prüfung für das höhere Lehramt 

1.5.1931 - 30.4.1932 Vorbereitungsdienst als Studienassessor am Alten Realgymnasium in 
München 

Februar 1932 besondere Prüfung für das höhere Lehramt 

1.5.1932 - 30.9.1936 Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Paläontologie und historische 
Geologie der Universität München 

1934 - 1935 Habilitation für das Fach Geologie und Paläontologie an der Mathematisch- 
Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität München (Habil. 5.6.1935; Dozen- 
tur 28.7.1936) 

1.10.1936 - 31.12.1937 Wissenschaftliche Hilfskraft an der Bayer. Staatssammlung für Paläon- 
tologie und historische Geologie in München 

1.1.1938 - 30.9.1941 Konservator, ebenda 

1.10.1941 - 31.7.1945 ao. Professor und Vorstand des Paläontologischen Instituts der “Reichs- 
universität Straßburg” 

1946 - 1948 Lehrbeauftragter für Geologie und Paläontologie an der Universität Tübingen 

3.9.1948 - 30.4.1950 Hauptkonservator am Geologisch-Paläontologischen Institut der Uni- 
versität Tübingen 

1.5.1950 - 30.9.1975 o. Professor der Paläontologie und historischen Geologie an der Univer- 
sıtät München, Vorstand des gleichnamigen Instituts und Direktor der gleichnamigen 
Bayer. Staatssammlung 

30.9.1975 Emeritierung 


Am 14. März 1940 schloß ıch die Ehe in Melbourne, Victoria, mit Fräulein Antonia Marıa Grill 
aus Wien-Langenzersdorf; der Ehe entsprangen die 2 Söhne: Peter 1941 und Christian 
1942. 


Forschungsreisen 


Jan. - Sept. 1939, gemeinsam mit Dr. Joachim Schröder, nach Britisch-Indien: jungtertiäre 
Siwalik-Serie in Nordwest-Indien; und nach Südost-Australien: insbesondere pleistozäne 
Beuteltiere und Nager in Höhlenablagerungen. Bei Antritt der Rückreise in Melbourne am 
4. Sept. 1939 interniert; am 17. Nov. aus dem Internment Camp Tatura entlassen. Bei der 
Rückreise im Mai 1940 in Niederländisch-Indien kurz interniert; dann Heimreise über Japan, 
Korea, Sibirien und Moskau, bis Juli 1940. 


8 


Nov. - März 1956, gemeinsam mit Dr. Therese Prinzessin zu Oettingen-Spielberg und Dr. 
Helmut Vidal nach Nord-Pakistan: jungtertiäre Siwalik-Serie und Eozän von Ganda Kas. 


Ehrungen 


16. Febr. 1962 Ord. Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 
25. Mai 1972  Korresp. Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 
19. März 1980 Ehrenmitglied der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg 
20. Nov. 1983 Rieser Kulturpreis 
24. Sept. 1984 Ehrenmitglied der Paläontologischen Gesellschaft 
9. Okt. 1989 Ehrenmitglied der Friedrich-Held-Gesellschaft 
25. Okt. 1991 Honorary Member, Society of Vertebrate Paleontology. 


1966 
1966 
1966 
1967 


1970 


1970 


1970 


1970 


1976 


1977 


1977. 


1977 


1978 


1978 


Liste der Veröffentlichungen ': Nachträge und Zitate ab 1975 


Gümbel, Carl Wilhelm v. - Neue Deutsche Biographie, 7: 259. 

Gürich, Georg Julius Ernst. - Neue Deutsche Biographie, 7: 282. 

Haas, Hippolyt Julius. - Neue Deutsche Biographie, 7: 375. 

Historia genealögica de los anımales. - Universitas, Edit. trimestral en Lengua 
Espanola, 5: 233-240. 

Über den Fundort der Wartenberger Andrias-Reste und dessen Stratigraphie. - In: 
Westphal, F.: Neue Riesensalamander-Funde (Andrias, Amphibia) aus der Oberen 
Süßwassermolasse von Wartenberg in Bayern. - Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. 
Geol., 10: 253-260; München. 

La evoluciön de la vista por la investigaciön geologica. - Universitas, 12: 115-124. 
The Development of Life in the Light of Geological Research. - Universitas, 12: 337- 
345. 

Das Werden der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geo- 
logie in München. - Jber. Generaldirektion Staatl. Naturwiss. Sig. Bayern: 44-52; 
München. 

Joachim Schröder 14.12.1891 - 29.4.1976. - Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 
16: 3; München. 

Erich Kaiser. - Neue Deutsche Biographie, 10: 35-36. 

(zusammen mit H. Gall, R. Höfling, W. Jung und H. Malz) Die Tier- und Pflanzenreste 
aus den obermiozänen Riessee-Ablagerungen in der Forschungsbohrung Nördlingen 
1973. - Geologica Bavarica, 75: 91-109; München. 

Specimina historica in der Bayer. Staatssammlung für Paläontologie und historische 
Geologie. IV. Die frühesten Mastodon- und Dinotherium-Fundstücke aus Südbayern. 
- Jber. Mitt. Freunde Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 5: 10-23; München. 

Zur Geschichte von Bayerischer Staatssammlung und Universitäts-Institut für Paläon- 
tologie und historische Geologie in München. - Jber. Mitt. Freunde Bayer. Staatsslg. 
Paläont. hist. Geol., 6: 13-46; München. 

Neue tertiäre Spaltenfüllungen im süddeutschen Jura. - Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. 
hist. Geol., 18: 289-313; München. 


1 Zitate bis incl. 1974 finden sich in: FAHLBUSCH, V. (1977): Richard Dehm zum 70. Geburtstag. - Mitt. 
Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 17: 5-13; München. 


1979 


1979 


1980 


1981 


1981 


1982 


1982 


1982 


1982 


1982 


1983 


10 


Die pleistozänen Mollusken der Bohrung Eurach 1. - Geologica Bavarica, 80: 115-121; 
München. 

Artenliste der altpleistozänen Molluskenfauna vom Uhlenberg bei Dinkelscherben. - 
Geologica Bavarica, 80: 123-126; München. 

Horst Gall 31.1.1938 - 15.9.1980. - Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 20: 3-10; 
München. 

Beiträge zur Geschichte der Paläontologie in Bayerns. - II. Pikermi-Athen und 
München. - Jber. Mitt. Freunde Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 9: 17-26; Mün- 
chen. 

Geschichte der Riesforschung. - Bayerland 83, 9: 4-5; München. 

Jungpleistozäne Elefanten-Funde am südbayerischen Alpenrand. - Mitt. Bayer. 
Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 22: 113-115; München. 

(zusammen mit L.L. Jacobs, W. Wessels, H. de Bruijn und S.T. Hussain) Fossil rodents 
from the type area of the Chinjı Formation, Siwalik group, Pakistan. - Proc. Kon. 
Nederl. Akad. Wetensch., B 85: 259-263; Amsterdam. 

Albert Maucher 22.12.1907 - 1.4.1981.- Jb. Bayer. Akad. Wiss., 1982: 220-222; Mün- 
chen. 

August Wetzler - sein Wirken für Geologie und Paläontologie in Schwaben. - 
Heimatkdl. Schriftenreihe Landkreis Günzburg, 2 (August-Wetzler-Gedenkband): 
11-21; Günzburg 

Die (interglaziale) Schneckenfauna (Großer Bichl bei Vorderhindelang). - In: R. Ebel: 
Die Lagerungsverhältnisse der Schieferkohlen zwischen Ostrach und der Iller bei 
Sonthofen im Oberallgäu. - Geologica Bavarica, 84: 135-137; München. 

(zusammen mit C.T. Madden, K.W. Glennie et al.) Stegotetrabelodon (Proboscidea, 
Gomphotheriidae) from the Miocene of Abu Dabı. - U.S. Geol. Survey, Saudi Arabian 
Project Report: 1-20; Jiddah, Saudi Arabia. 

Miocene Hominoid Primate Dental Remains from the Sıwaliks of Pakistan. - In: R.L. 
Ciochon & R.S. Corrucini (edits.): New Interpretations of Ape and Human Ancestry. 
- 527-537; New York (Plenum Publ. Corp.). 

Molar size enlargement in Siwalik hominoid primates and ist significance. - Cour. 
Forsch.-Inst. Senckenberg, 69: 49-52; Frankfurt a.M. 

Dankesworte zur Verleihung des Rieser Kulturpreises 1983. - In: Das Ries und der 
Kulturpreis des Vereins Rieser Kulturtage 1983. 44-48; Nördlingen (Steinmeier). 
Eric Stensiö 2.10.1891 - 11.1.1984. - Jb. Bayer. Akad. Wiss., 1984: 256-258; München. 
(zusammen mit M. Augee & L. Dawson) The Munich Collection of Wellington Cave 
Fossil Marsupials. - Australian Zoologist, 22: 3-5; Sydney. 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. 36 11-14 München, 15. 12. 1996 


In memoriam Hans K. Zöbelein 


(1910 - 1996) 


Nach einem mit viel Energie und großer Tapferkeit ertragenen schweren Leiden ist Herr 
Landeskonservator Dr. Hans Karl Zöbelein am 20.8.1996 verstorben. Seine fast 30-jährige 
aktive Tätigkeit an der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geolo- 
gie fiel in die schwere Zeit des Wiederaufbaues. Mit größtem Engagement und Einsatz hat er 
die verschiedensten Aufgaben übernommen und mit vollem Einsatz vorangetrieben, so u.a. die 
Neuordnung und den Wiederaufbau der kriegsbeschädigten Sammlungs-Reste, Baumaßnah- 
men, Erweiterung der Sammlung durch gezielten Erwerb und unermüdliche eigene Auf- 


sammlungen. 


11 


Sein Name ist fest verbunden mit dem Ruf unserer Bibliothek. Er hat sie gestaltet und ein 
weltweites Tauschnetz aufgebaut. 

Seine väterliche Hilfsbereitschaft für die vielen Gäste oder Diplomanden und Doktoranden 
und das Weitergeben seines breiten Wissens im Zusammenhang mit der Geologie wird 
unvergeßlich bleiben. 

Seine Verdienste prägen sich aus im heutigen Zustand und in der großen nationalen und 
internationalen Bedeutung unserer Staatssammlung. 


Hans Zöbelein fühlte sich als echter Münchner obwohl in Frankfurt/Main am 20.7.1910 
geboren. In München legte er ın einer Oberrealschule 1930 das Abitur ab und wandte sich dem 
Studium der Naturwissenschaften zu, das 1936 mit den Prüfungen zum Lehramt in Chemie, 
Biologie und Geographie abgeschlossen wurde, neben einer zusätzlichen Ausbildung für 
Leibesübungen. 

Seine Begeisterung für die Geologie, besonders für die Molasse, begonnen mit einer 
einschlägigen Zulassungsarbeit, konnte er neben der Tätigkeit als Studienassessor im Rahmen 
der Kartierungen und sedimentpetrographischen Untersuchungen im niederbayerischen 
Jungtertiär ab 1937 steigern. Es folgte ein Forschungsstipendium ab 1937 am Institut für 
Allgemeine und Angewandte Geologie, 1938 eine außerplanmäßlige Assistentenstelle am 
Mineralogischen Institut. Im Juli 1937 wurde er mit einer Arbeit über das Blatt Pfarrkirchen 
mit dem Prädikat “mit Auszeichnung” promoviert; 1940 ist diese Arbeit erschienen, in der er 
die Bedeutung der Schwermineralführung für die Stratigraphie der Oberen Süßwasser- 
Molasse richtungsweisend herausgearbeitet hat und Gliederungen vorschlug. 


Der Wehrdienst von 1939 bis 1945 brachte ıhm eine körperliche Beschädigung, an der er sein 
weiteres Leben zu leiden hatte. Seit Februar 1943 hatte er die Stelle eines wissenschaftlichen 
Assistenten an der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie 
inne. Erst nach der Gefangenschaft und den Wirren des Kiegsendes konnte er im Februar 1948 
nach schweren Zeiten die volle Tätigkeit in der Staatssammlung wieder aufnehmen. Er 
verlagerte sein Arbeitsgebiet ın die Subalpıne Molasse am Alpenrand an der Ammer und am 
Lech. Zu den sedimentologischen Ergebnissen kamen nun Bearbeitungen von biostratigraphisch 
wichtigen Landschnecken zur Gliederung hinzu. Die mehrfach wechselnden Schichten mit 
ihren diachronen Grenzen zwischen marin, brackisch und limnischen Ablagerungen im 
Bereich Oligozän/Miozän wurden nach paläoökologischen Gesichtspunkten unter Einbezie- 
hung paläogeographischer Zusammenhänge gegliedert. Eine Aufgabe der er sich auch bis über 
seine Pensionierung hinaus widmete. 


Wesentliche Arbeiten sind in seinem Ruhestand seit Juli 1975 erschienen. Über seine 
grundlegenden Forschungen im Bereich der Subalpinen Molasse des westlichen Oberbayerns 
und des Allgäus werden zunehmend die überregionalen Ereignisse wie die Hoewenegg- 
Schichten der Vorlandmolasse im Hegau, wo der postorogeneVulkanısmus spürbar ist oder die 
Randgebiete der Molasse auf der Schwäbisch-Fränkischen Alb wie die Kirchberger Schichten 
oder die Grimmelfinger Schichten behandelt. 

Die Sedimentfolgen sind nur in einem großen Zusammenhang des Erkennens der Gesamt- 
Paläogeographie und der Faunen- und Florenwelt von Meeresmuscheln über Landschnecken 
bis zu Säugetierresten zu sehen. Seine letzte größere paläoökologische Arbeit über die 
Salzverträglichkeit von Faunen fossiler und rezenter Brackwässer konnte leider nicht mehr 
vollendet werden. 


Es ist ein sehr umfassendes, tiefgreifendes, wissenschaftliches Werk über die nordalpine 
Molasse, das uns Hans Zöbelein in seiner Laufbahn an der Sammlung geschaffen hat. Diese 


12 


Laufbahn lief vom wissenschaftlichen Assistenten, ab November 1950 als Konservator, seit 
Januar 1959 als Oberkonservator, gefolgt vom Landeskonservator ab April 1969; hierbei 
wurde besonders der Zuwachs der Sammlung durch die betreuenden Kontakte zu Privat- 
sammlern, unermüdlichen Einsatz durch persönliche Aufsammlungen und die Auftragser- 
füllung für die Erdölindustrie, die der Institution eine finanzielle Unterstützung brachte, 
hochgehalten. Der Brückenschlag zur Geologie in der Einordnung der Paläontologie in die 
Stratigraphie und Paläoökologie und damit in die geodynamischen Zusammenhänge war 
durch immenses Wissen der Literatur sehr gefestigt, es zeigte sich auch in den über 400 
Literaturreferaten, die er für das Zentralblatt für Geologie und Paläontologie anfertigte. 

Sein wissenschaftliches Werk wird weiterbestehen. Stets wird darauf zurückgegriffen, wenn 
in der Molasse und den Randzonen weiter gearbeitet wird. 


Uns, die ihn über lange Zeit kannten, wird Herr Zöbelein unvergessen bleiben in seiner 
kollegialen Hilfsbereitschaft, in seiner, wenn auch oft kritischen, stets positiven, konstruktiven 
Einstellung zur Problembewältigung im personellen, verwaltungstechnischen und organisato- 
rischen Sammlungsbereich. 


Wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet. 


Dietrich Herm 


Dr. Hans Karl Zöbelein 


Schriftenverzeichnis 


ZÖBELEIN, H. K. (1940): Geologische und sedimentpetrographische Untersuchungen im niederbayerischen 
Tertıär (Blatt Pfarrkirchen). - N. Jb. Miner. Geol. Paläont., Beil.-Bd. 84, B: 233-302, 6 Abb., Taf. 15- 
18, 2 Tab.; Stuttgart. 

ZÖBELEIN, H. K. (1952): Die bunte Molasse bei Rottenbuch (Obb.) und ihre Stellung in der Subalpinen 
Molasse. - Geologica Bavarica, 12: 86 S.,9 Abb., 1 Foss.-Liste, 1 Lageplan mit Prof.; München. 

ZOBELEIN, H.K. (1952): Beiträge zur Kenntnis der Faltenmolasse im westlichen Oberbayern. - Erdöl und 
Kohle, 5: 617-623; 2 Tab.; Hamburg. 

ZOBELEIN, H. K. (1953): Zur Altersdeutung der Cyrenenschichten in der Subalpinen Molasse Ober- 
bayerns. - Geologica Bavarica, 17: 113-134, 2 Abb.; München. 

ZÖBELEIN, H. K. (1953): Über Leitgeschiebe im Inngletscherbereich. - Geologica Bavarica, 19: 304-306; 
München. 

ZÖBELEIN, H.K. (1954): Helvetische Landschnecken aus einem Knollenkalk bei Riedöschingen (Baden). - 
Paläont. Z., 28: 155-158; Stuttgart. 

ZÖBELEIN, H.K. (1955): Über Alttertiär-Gerölle aus der subalpinen Molasse des westlichen Oberbayerns 
und der inneralpinen Molasse (Angerbergschichten) des Tiroler Unterinntales. - N. Jb. Geol. 
Paläont., Mh, 1955 (8): 342-348; Stuttgart. 

ZÖBELEIN, H.K. (1955): Funde von Land- und Süßwasserschnecken in der chattischen und aquitanischen 
Bunten Molasse des bayerischen Allgäus. - Z. deutsch. geol. Ges., 105 (3) (für 1953): 384-395; 
Hannover. 

ZÖBELEIN, H. K. (1955): Die Erdölaufschlußbohrung Scherstetten I südwestlich Augsburg. Die Makro- 
fossilien des Tertiärs aus der Bohrung Scherstetten 1 (nebst einigen Bemerkungen zur Fazies, 
Stratigraphie und Paläogeographie). - Geologica Bavarıca, 24: 22-39; München. 

ZÖBELEIN, H.K. (1957): Kritische Bemerkungen zur Stratigraphie der Subalpinen Molasse Oberbayerns. 
- Abh. hess. Landesamt Bodenforsch., 23: 1-76, 2 Abb.; Wiesbaden. 


13 


ZÖBELEIN, H.K. (1958): Land- und Süßwasserschnecken aus dem Chattien und Aquitanien der Subalpinen 
Molasse des westlichen Allgäus. - Erl. geol. Karte 1:25 000, Bl. Nr. 8426 Oberstaufen: 42-55; 
München (Bayer. Geol. Landesamt). 

ZÖBELEIN, H. K. (1958): Empfehlung, wissenschaftliche Literatur durch Angabe von Seitenzahlen zu 
zitieren. - N. Jb. Geol. Paläont., Mh, 1958 (8/9): 426; Stuttgart. 

ZÖBELEIN, H. K. (1961): Über die chattische und aquitanische Stufe und die Grenze Oligozän/Miozän 
(Palaeogen/Neogen) in Westeuropa. - Mitt. geol. Ges. Wien, 52 (für 1959): 245-265, 2 Abb.; Wien. 

ZOÖBELEIN, H. K. (1962): Über die Bausteinschichten in der Subalpinen Molasse des westlichen Oberbay- 
erns. - Z. deutsch. geol. Ges., 113 (2 u. 3) (Jg. 1961): 261-265, 2 Abb.; Hannover. 

ZOBELEIN, H.K. (1963): Zur Biostratigraphie der gefalteten Molasse (Chattien/Aquitanien) im Süden des 
Oberen Zürichsees. - Bull. Ver. Schweiz. Petrol.-Geol. u. -Ing., 29, Nr. 77: 11-28; Riehen/Basel. 

ZÖBELEIN, H.K. (1970): Hans Modell f (1898-1969). - Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. Hist. Geol., 10:441- 
445, 1 Abb.; München. 

ZÖBELEIN, H. K. (1973): Über das Pleistozän um Zwiefaltendorf an der Donau (Baden-Württemberg). - 
Jh. geol. Landesamt Baden-Württemberg, 15: 251-302, 11 Abb., 5 Tab.; Freiburg ı. Br. 

ZÖBELEIN, H. K. (1977): Anstehende und eiszeitlich verschleppte Obere Süßwasser-Molasse (Ober- 
Miozän) im Bereich des Riedlinger Beckens (Baden-Württemberg). - Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. 
hist. Geol., 17: 291-334, 5 Tab., 1 Prof.-Taf.; München. 

ZÖBELEIN, H. K. (1979): Sohlmarken an steilstehenden Konglomeraten der Bunten Molasse als Liegend/ 
Hangend-Anzeiger. - Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 19: 195-197, 1 Abb.; München. 

ZÖBELEIN, H. K. (1983): Die Vorlandmolasse bei Günzburg a. d. Donau und Heggbach bei Biberach a. d. 
Riß im Rahmen des süddeutschen Jungtertiärs. - Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 23: 151- 
187, 2 Tab.; München. 

ZÖBELEIN, H. K. (1985): Helicidenschichten und Albstein in der miozänen Vorlandmolasse Südwest- 
deutschlands. - Jh. geol. Landesamt Baden-Württemberg, 27: 41-92, 1 Abb.; Freiburg i. Br. 

ZÖBELEIN, H.K. (1985): Stratigraphie der nördlichen und teils mittleren Vorlandmolasse zwischen Hegau 
und Isar anhand von 11 Profilen. - Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 25: 209-273, 1 Abb., 3 
Tab.; München. 

ZÖBELEIN, H. K. & FÜCHTBAUER H. (1986): Grimmelfinger Schichten (Helvet der Vorlandmolasse) bei 
Manching und Ingolstadt an der Donau und ihre Beziehungen zur Nachbarschaft. - Mitt. Bayer. 
Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 26: 137-162, 4 Tab.; München. 

ZÖBELEIN, H. K. (1988): Die jungtertiären Hoewenegg-Schichten im Hegau (Baden-Württemberg) und 
ihre Umgebung nach der Literatur. - Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 28: 173-186; 
München. 

ZÖBELEIN, H. K. (1991): Urmain, Urnaab, Urdonau und ihre Gebiete, bezogen auf das weitere Ries- 
Gebiet. (Bestandsaufnahme und Diskussion neuerer Literatur). - Münchner Geowiss. Abh., A, 19: 
129-194, 3 Abb., 2 Tab.; München. 

ZÖBELEIN, H. K. (1994): Die Kirchberger Typusschichten an der Iller (Untermiozän, Vorlandmolasse 
Württembergs) und ihre stratigraphisch-paläogeographischen Beziehungen. - Mitt. Bayer. Staatsslg. 
Paläont. hist. Geol., 34: 47-108, 7 Abb., 5 Tab.; München. 

ZOBELEIN, H.K. (1995): Die jungtertiäre Graupensandrinne in der Vorlandmolasse Südwestdeutschlands. 
- Documenta naturae, 91: 108 S., 8 Abb., 3 Tab.; München. 


14 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. 36 15-71 | München, 15. 12. 1996 


Systematik und Paläoökologie der Küstenschnecken der 
nordalpinen Brandenberg-Gosau (Oberconiac/Untersanton) 
mit einem Vergleich zur Gastropodenfauna des Maastrichts 

des Trempbeckens (Südpyrenäen, Spanien) 


Von THORSTEN KOWALKE und Kraus BANDEL*) 
Mit 5 Abbildungen und 10 Tafeln 


Kurzfassung 


Die Gastropoden des Litorals der nordalpinen Brandenberg-Gosau (Oberconiac/Unter- 
santon) und des Beckens von Tremp (Maastricht, Südpyrenäen/Spanien) werden hinsichtlich 
ihrer Lebensweise und systematischen Beziehungen verglichen. Die Sedimente beider Ab- 
lagerungsräume sind durch autochthone Gastropodenvergesellschaftungen charakterisiert 
und konnten so einem ehemaligen Ablagerungsmilieu zugeordnet werden. Erkenntnisse zur 
Frühontogenese und systematischen Stellung der Faunenelemente ermöglichen Aussagen zu 
Paläohabitat und -salinität. Die Schneckenarten des dynamischen, stärker marin geprägten 
Milieus der Gosau sind fast alle durch eine Larvalentwicklung mit einem planktotrophen 
Veligerstadium gekennzeichnet. Im stärker gegliederten, überwiegend limnisch geprägten 
Küstenstreifen des Trempbeckens hingegen führten die meisten Schnecken eine dotterreiche 
Embryonalentwicklung durch und schlüpften kriechend. Mit Hilfe der Protoconch- 
morphologie konnten die bearbeiteten Gastropoden auch besser systematisch eingeordnet 
werden. Bisher den Rissooidea (Caenogastropoda: Littorinimorpha) und Pyramidelloidea 
(Heterostropha: Allogastropoda) zugeordnete Formen erwiesen sich als den Cerithioidea 
zugehörig. Die ausschließlich fossile Familie Cassiopidae konnte als den Cerithioidea zugehö- 
rig und den Potamididae nahe verwandt bestimmt werden. Die Familie Pseudamaurinidae 
sowie die Gattungen Hermiella, Krumbachiella (Cerithioidea) und Parvonerinea werden neu 
vorgestellt. Die neuen Arten Parvonerinea nachbergensis, Anomalorbis brandenbergae und 
Anomalorbis harbeckı (alles Allogastropoda) werden beschrieben. 


Abstract 


The littoral gastropod faunas from the northern Alpine Brandenberg-Gosau (Upper 
Conıacıan/Lower Santonian) and the southern Pyrenean basın of Tremp (Maastrichtian) are 
compared in regard to their palecology and taxonomy. 

In both deposits sediments contain autochthonous gastropod assemblages that characterize 
them and assigne them to a distinct depositional environment. The course of early ontogeny 
and the place inthe taxonomic system are reflected in protoconch morphology of the discussed 
gastropods and provide data about paleohabitat and -salinity. The gastropods from the Gosau 


*) Dipl.-Geol. T. KOwALkE, Prof. Dr. K. Banpeı, Geologisch-Paläontologisches Institut und Museum, 
Bundesstr. 55, 20146 Hamburg. 


15 


have lived inamore marıne and more dynamic environment and usually have an indirect mode 
of larval development with a planktıic veliger stage. Most species from the more varıed and 
freshwater influenced littoral of the basin of Tremp show a direct development with crawling 
young hatching. Protoconch morphology enabled usto carry outasystematic revision. Species 
that had been assigned to the superfamilies Rissooidea (Caenogastropoda: Littorinimorpha) 
and Pyramidelloidea (Heterostopha: Allogastropoda) actually represent members of the 
Cerithioidea. It was possible to fix the extinct family Cassiopidae as group within the 
Cerithioidea and here close to the Potamididae. We introduce the new family Pseuda- 
maurinidae and the new genera Hermiella, Krumbachiella (Cerithioidea) and Parvonerinea 
and define the new species Parvonerinea nachbergensis, Anomalorbis brandenbergae and 
Anomalorbis harbecki (all three Allogastropoda). 


Inhalt 
1.2 Einleitung teseseareesanessestereenesneenene re 16 
2. Palaookologien..emsessessusstsässsenessaeseetedenssannsereesensnesseretretneneeh rereee resp een 17 
3.1. Systematischerilenl nu... men ne ereteiereeeeeeee 24 
3.1 Unterklasse Neritimorpha GoLIKOV & STARABOGATOV 1975 ... 24 
3.2. Unterklasse'CaenogastropodalCox LI60 crs:2u20220220002222nssnannannaneansaneeensaneneee 26 
3.3. Unterklasse Heterostropha FISCHER-1SSScuze.nu20200220020Benaensenenneheeesnernereskezese 42 
Diskussion ......nmessscseoseoieesfäsnesseteenennntrnsnenseneer baren rerneereresentt entre zerrissen 52 
Dankı... u.a ae 53 
Literatur. eceentscteoneenheisecsentkessettssnhensukünnensaenekenarennnenedessesasareseteere ange nemenree rennen 53 


1. Einleitung 


Das Ablagerungsmilieu der Gosau in den Nördlichen Kalkalpen läßt sich mit dem der 
Sedimente des Trempbeckens in den südlichen Mittelpyrenäen vergleichen. Die Genese beider 
Ablagerungsbereiche geht auf raumverengende Tektonik zurück. 

In den Nördlichen Kalkalpen bewirkte die Deckengenese als Folge von Subduktions- 
vorgängen Kompressionen des epikontinentalen Intrakalkalpıns. Durch diese Einengungen 
wurden asymmetrische Tröge mit einem flachen Nordschenkel und einem steileren Süd- 
schenkel eingemuldet. Nach Beendigung des plastischen Deformationsstadiums setzte Bruch- 
tektonik ein und die Südschenkel der Mulden wurden abgeschert. Die beginnenden Über- 
schiebungen setzten sıch fort und es entstanden listrische Deckenbewegungsbahnen (Leiss 
1990). Die Sedimentation ın die intrakalkalpınen Becken war vom tektonischen Stockwerk 
abhängig. So zeigen die Tröge auf den basalen Decken (Bajuvarıkum) kontinuierliche 
jurassisch-neokome Sedimente. Auf den höheren deckentektonischen Einheiten (Tirolikum) 
wiederholte sich die Bildung von Intrakalkalpinen Becken. Die Sedimente der oberkreta- 
zischen Gosau-Formation von Brandenberg/Tirol kamen nach Meeresingression in einem 
solchen Trog zum Absatz. Nach einem Hiatus im Turon griff das Oberkreidemeer transgressiv 
auf den Ablagerungsraum über. Es stellten sich anfangs Bedingungen eines epikontinentalen 
Flachmeeres ein. Durch zunehmende Subsidenz des kalkalpinen Beckens traten dann auch 
hemipelagische Sedimentationsbedingungen ein. Der Litoralbereich des Meeres war durch 
eine mehrfach oszillierende Küstenlinie geprägt, die einen raschen horizontalen und vertikalen 
Fazieswechsel bewirkte. 


16 


Im Pyrenäengebiet entstand infolge der Öffnung des Ozeanbodens und der Rotation der 
iberischen Platte ein großes Zentralbecken. Als randliche Ausläufer dieses Beckens bildeten 
sich zwei große Oberkreidetröge im Gebiet um Pamplona und weiter östlich zwischen Campo 
und Pobla de Segur (GArRIDO-MesGiAs 1973). Das Becken von Tremp stellte den östlichen 
Randbereich des letztgenannten Troges dar. In der von Santon bis Maastricht andauernden 
Ausdehnungsphase mit rascher Beckensubsidenz bildeten marine Mergel mit Turbiditen und 
Olisthostromen das vorherrschende Sediment (NAGTEGAAL 1972). Im Untermaastricht trat 
infolge der Kollision der iberischen mit der europäischen Platte ein Wechsel zur 
Kompressionstektonik ein. Die vorherrschenden Sedimente stellen flachmarin gebildete 
Kalkarenite (Aren-Sandstein) sowie kohlig-mergelige und kalkige Küsten- und Lagunen- 
sedimente dar, aus denen die untersuchten Gastropoden stammen. 

Die Sedimente des Trempbeckens kamen also in einem ruhigeren Milieu auf autochthonem 
Untergrund zum Absatz, wogegen die Gosausedimente in einem dynamischen Milieu auf 
allochthonem Untergrund gebildet wurden. Sedimente des Küstenbereichs konnten in der 
Gosau (Krumbachalm, Nachbergalm, Zöttbachalm) und ın Tremp mittels charakteristischer 
Gastropodenvergesellschaftungen einem ehemaligen Ablagerungsmilieu zugeordnet werden. 

Das abgebildete Material wird unter den Inventarnummern 1996 III 1 - 1996 III 50 in der 
Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie, München, aufbe- 
wahrt. 


2. Paläoökologie 


Wie der Vergleich mit heutigen Faunengemeinschaften erkennen läßt, traten auch in fossilen 
bestimmte Gastropodenarten immer in ähnlichen Faziesbereichen auf. Maßgebliche Faktoren, 
die die Besiedlung eines Paläobiotops steuerten, waren, wie im Rezenten, die Wasserenergie 
(Bewegtwasser/Ruhigwasser), die Salinität sowie das Klima. Durch Gastropodengemein- 
schaften charakterisierte Zonen (Biofaziesbereiche) sind in der Regel nicht sehr scharf be- 
grenzt, sondern überlappen mehr oder weniger miteinander wie das im Rezenten auch der Fall 
ist. 


Kalk 


Mergel 


Mergel,siltig 


Mergel,tonig + Bioturbation 


> Grabgänge 
Mergel,kohlig 
4 d Gastropoden 


Kohle 
7 > Rudisten, Muscheln 


Abb. 1: Legende zu den Profildarstellungen 


17 


Zyklothem Biofazies- 
bereich 


Abb. 2: Biofazielles Profil des mittleren Nachberggrabens (Brandenberg) 


HeErm (1977) beschrieb im Rahmen von Profilanalysen in der Gosau von Brandenberg 
zyklische Sedimentabfolgen. Bei der Rekonstruktion der Zyklotheme wurden Sukzessionen 
vom vollmarinen karbonatischen Bewegtwasserbereich über das Litoral, den brackisch- 
lagunären Ruhigwasserbereich zu pflanzenreichen Verlandungszonen mit vorwiegend 
Süßwassereinfluß erfaßt. HErM ordnete dabei den bearbeiteten lithologischen Einheiten die 
typischen Faunengemeinschaften zu. 

Im folgenden werden nun, analog für den im Rahmen dieser Arbeit untersuchten Bereich 
und ım Sinne Herus, den lithologischen Einheiten charakteristische Fossilvergesell- 
schaftungen zugeordnet (Abb. 1, 2). Hierzu wurde die Gastropodenfauna herangezogen, da 
Schnecken das ın der Gosau dominierende Fossilelement darstellen und bestimmte 
Gastropodentaxa immer gleiche Lithofaziesbereiche charakterisieren. Bei dieser Rekonstruk- 
tion der Biofazieszonen sollen insbesondere neue Erkenntnisse zur Lebensweise und 
Paläohabitat der Faunenelemente Berücksichtigung finden (Abb. 3). Die Hippuriten-Koral- 
len- Vergesellschaftung als Endglied der Oszillation im marinen Bereich (HErM 1977) istinden 


18 


Pyrgulifera 


C Cassiope/ 
Pirenella 


B 
Parvonerinea 


A Trochactaeo 
Nerinea (S.) 
— zn buchi 
Anti- Zu NN, 
kline Lagune 


Abb. 3: Lebensbereiche der Gastropodenvergesellschaftungen im gegliederten Küstenstreifen der 
Brandenberg-Gosau 


bearbeiteten Profilabschnitten nicht dokumentiert. Es weist auch die geringste Schnecken- 
diversität auf. Ein Beispiel hierfür findet sich oberhalb der Straße Oberberg-Atzl bei Branden- 
berg, wo ein mehrere Meter mächtiges Hippuriten-Riff („Atzl-Riff“) erhalten ist. Zur Charak- 
terisierung der lithofaziellen Einheiten der bearbeiteten Küstensedimente wurden folgende 
Gastropodengemeinschaften beschrieben (in der Sukzession vom marinen zum brackischen 
Habitat) : 


A: Trochactaeon - Nerinea (Simploptyxis) buchi-Vergesellschaftung 


Das vorherrschende Sediment, welches diese Faunengemeinschaft häufig in monotypischen 
Massenvorkommen charakterisiert, ist aus laminierten Grob- bis Mittelsanden zusammenge- 
setzt. Strukturen wie Schrägschichtung, Geröllagen, zusammengeschwemmte Fossillagen und 
Krebsbauten deuten auf einen vollmarinen, hochenergetischen Ablagerungsraum im Strand- 
und Vorstrandbereich hin. Untergeordnet auftretende siltige Abschnitte mit Erosionsrinnen 
und aufgearbeiteten Restgeröllagen belegen einen Ablagerungsraum, der mit den Gezeiten- 
ebenen rezenter Küsten vergleichbar ıst (HErm 1977). In der näheren Umgebung bildeten 
vollmarine Gastropoden in hoher Populationsdichte häufig monotypische Siedlungen. Neben 
Trochactaeon und Actaeonella sind Nerineen-Großformen der Untergattung Simploptyxıs 
typische Vertreter dieses Habitats. Als Begleitfauna kommen untergeordnet Brackwasserarten 
vor, die gegenüber vollmarinen Bedingungen Toleranz zeigen (z. B. Cassiope). Recht häufig 


19 


treten auch Radiolitiden auf, die ebenfalls für diesen Ablagerungsraum als typisch gelten. Sie 
stellen Pionierbesiedler unter den Rudisten in der marınen Bewegtwasserzone dar. So be- 
schrieben HErRM & SCHENK (1971) Fälle von parasitärer Epökie von Radholites angeoides auf 
Trochactaeon sp.. Hier stellten die Schalenpflaster von Trochactaeon in flachmarinen Rinnen 
offenbar einen geeigneten festen Untergrund für die Ansiedlung der Rudisten dar, die somit 
strandnahe, möglicherweise sogar im unteren Gezeitenbereich lebten. 


B: Parvonerinea nachbergensis n.g.n.sp. - Vergesellschaftung 


Die Vergesellschaftung mit Parvonerinea nachbergensis n.g.n.sp. ist charakteristisch für 
feinkörnige, siltig-schlickige Sedimente. Die in hoher Populationsdichte auftretenden 
Nerineiden lebten wahrscheinlich als Vertreter der autochthonen Infauna ım Sediment. Als 
Begleitelemente treten Neritidae und untergeordnet Brackwasser-Cerithioideen hinzu, die 
aus benachbarten Biotopen stammen. Als Epöken treten häufig Kalkalgen auf, wohingegen 
Hydrozoen und Bryozoen fehlen, die in der Vergesellschaftung A häufig Schalen besiedelten. 
Als Habitat der Parvonerinea nachbergensis n.g.n.sp.-Vergesellschaftung ist ein Übergangs- 
bereich vom marinen zum leicht brackischen Milieu wahrscheinlich, ein Bereich der äußeren 
Lagune und marinen Stillwasserlagune. Dieser ist durch geringere Wasserenergie gekenn- 
zeichnet als der der Vergesellschaftung A und es traten Salinitätsschwankungen auf. 


C: Cassiope - Pırenella - Vergesellschaftung 


Es sind siltig-mergelige Sedimente mit eingeschalteten sandigen Lagen und Schillbändern, 
die durch diese Vergesellschaftung charakterisiert werden. Cassiope und Pirenella bilden die 
oft massenhaft vorkommenden Charakterfossilien und lebten wahrscheinlich im brackisch- 
lagunären Milieu mit Zugang zum offenen Meer. Als Begleitfauna treten Echinobathra, 
Terebraliopsis und Hermiella n.g. auf, die in ihrer Ontogenese und Lebensweise mit rezenten 
Brackwassergastropoden der Familie Potamididae innerhalb der Cerithioidea vergleichbar 
sind. Sehr häufig sind in dieser Vergesellschaftung Corbicula-Muscheln, oft doppelklappig 
noch in Lebendstellung erhalten. Sie deuten als autochthone Vertreter ebenfalls auf ein 
brackisch-lagunäres Milieu. 

In dem Ablagerungsraum lebte trotz der herabgesetzten Salinität eine reichhaltige Infauna, 
wie an der Bioturbation ersichtlich ist. Knollige und wellige Bankoberflächen sowie das 
Auftreten von Schillagen deuten auch auf wiederholte Umlagerungsprozesse hin, wobei aber 
der gute Erhaltungszustand der Schillkomponenten einen kurzen Transport bei geringer 
Wasserenergie dokumentiert. 


D: Pyrgulifera - Vergesellschaftung 


Zwischen dieser Vergesellschaftung und der Vergesellschaftung C bestehen lückenlose 
Übergänge. Allerdings sind durch die Pyrgulifera-Vergesellschaftung charakterisierte siltig- 
mergelige Sedimente durch einen deutlich höheren Gehalt an Pflanzenresten gekennzeichnet. 
Das sehr ruhige Milieu lag wohl im (schwach-) brackischen Verlandungsbereich einer Lagune. 
Gelegentlich auftretende Schillagen und Tongerölle deuten auf periodisch auflebende stärkere 
Strömung in der sonst meist ruhigen Umgebung hin. HERM (1977) interpretierte diese 
Sedimente als Absätze von Prielen, die einen Ablagerungsraum einer „lower marsh“ (unterer 
Küstensumpf) durchzogen. HarBEcK (1989) beschrieb die Charakterform Pyrgulifera vor- 
wiegend aus durchwurzelten Mergeln, was auf ein der rezenten Mangrove-Zone vergleichba- 
res Habitat hindeutet. In Ajka/Ungarn trat Pyrgulifera zusammen mit Melanopsis und 
Unioniden im vornehmlich von Süßwasser beeinflußten Bereich auf. 


20 


Pyrgulifera findet sich häufig in nahezu monotypischen Vorkommen. Als Begleitfauna 
treten untergeordnet Brackwassercerithioideen wie in den Bereichen B und C auf. Da 
Unioniden und Characeen in den bearbeiteten Profilabschnitten fehlen, gelangte dieser 
Bereich des Küstensumpfes nicht zur vollständigen Aussüßung. 

HARBEcK (1989) faßte die Fossilien des Trempbeckes zu Fossilvergesellschaftungen zusam- 
men und rekonstruierte für diesen Ablagerungsraum eine modellhafte Abfolge von 
Biofaziesbereichen (Abb. 4, 5). Vom vollmarinen zum limnischen Milieu sind dies: 


Biofazies- 
bereich 


Abb. 4: Biofazielles Profil des Isona-Member der Tremp-Formation NE Isona (nach HARBECK 1989, 
verändert) 
21 


limnısch - 
brackısch 


Siromun 


Verlandung —e 
ınıtal 


Sal 


brackısch 


zunehmende 
abnehmende 


Abb. 5: Lebensbereiche deı Gastropodenvergesellschaftungen ım gegliederten Küstenstreifen des 


Beckens von Tremp (nach HArBECK 1989, verändert) 


Bereich A : Rudisten - Korallen 


In Abhängigkeit von Sediment und Wasserenergie wechselte die Zusammensetzung der 
Vergesellschaftung. In klarem Wasser innerhalb des durchlichteten Bereichs siedelten 
Hippuriten und Korallen auf mikritisch-kalkigem Sediment. Wo klastische Schüttungen 
überwogen, sowohl auf der dem Meer zugewandten Außenseite mit gut sortiertem ausgewa- 
schenen Riffschutt als auch auf der Innenseite mit schlecht sortiertem groben Sediment, stellten 
Radiolitiden marine Pionierbesiedler dar. Im Rückriffbereich traten Gastropoden der Gattung 
Trochactaeon als typische Bewohner vollmariner Lagunen mit ruhigem Wasser hinzu. Der 
Lebensraum verbrackte anschließend meist, so daß die Rudisten und Korallen abstarben und 
Austern als Anheftungssubstrat dienten. 


Bereich B : Allogastropoden - Nerinea 


Die Charakterfossilien dieses Bereichs sind Nerineen und andere Allogastropoden mit 
heterostrophem Protoconch. Seltener treten Neritidae auf. Das sandige Sediment mit Linsen- 
und Flaserschichtung deutet auf den Bereich einer ungeschützten Außenlagune hin, ein 
prinzipiell marines Habitat, das jedoch Salinitätsschwankungen unterworfen sein konnte. 


Bereich © : Neritidae - Melanopsis serchensis 


Die Charakterfossilien dieser Vergesellschaftung sind unter den Schnecken Neritidae und 
Melanopsis serchensis (mit planktotropher Veligerlarve). Als Begleitfauna und zahlenmäßig 
häufiger als Schnecken treten autochthone Corbicula-Muscheln hinzu. Diese blieben häufig in 
Lebendstellung mit nicht disartikulierten Klappen in dichten Siedlungen lagenweise erhalten, 
was auf plötzliche Sedimentationsschübe hinweist, wie sie heute in solchen Milieus auftreten 
können (BANDEL & WEDLER 1987). Aus der Vergesellschaftung und dem von ihr charakterisier- 
ten sıltig-mergeligen Sediment mit Sandlagen und Schillbänken wird auf ein brackisches Milieu 
mit Zugang zum offenen Meer geschlossen (HARBECK 1989). 


Bereich D : Hydrobiiden 


Den Hydrobiiden ähnliche kleine Caenogastropoden verschiedener Arten charakterisieren 
Mergel mit hohem Anteil organischer Substanz. Marine Faunenelemente fehlen. Als Habitat 
gilt die Zone eines flachen Stillwasser-Verlandungsbereichs. Hydrobiide Schnecken könnten 
auch im Supratidalbereich gelebt haben, da sie wie ihre heutigen Verwandten keine permanente 
Wasserbedeckung benötigten. 


Bereich E : Pyrgulifera - Melanopsıis crastina 


Die Gastropoden dieser Vergesellschaftung weisen alle eine direkte Entwicklung ohne 
freischwimmende Veligerlarve auf. Die durch diese Faunengemeinschaft charakterisierten 
durchwurzelten Mergel werden mit rezenten Ablagerungen der Salzwiese bzw. dem unteren 
Küstensumpf, der heute in den Tropen von der Mangrove eingenommen wird, verglichen. Die 
in der Vergesellschaftung als Begleitfauna auftretende Gattung Echinobathra wäre einer 
modernen Mangroveschnecke vom Typ Terebralia vergleichbar. 


Bereich F: Physa und Planorbiden 


Sedimente mit autochthonen, den modernen Physa und Planorbiden ähnelnden Gastropo- 
den werden als Süßwasserablagerungen interpretiert. Dies wird durch das häufige Auftreten 
von Characeenresten und -oogonien bestätigt. Eingeschwemmte Landschnecken sind 
allochthone Faunenelemente, die aber authochthone Bewohner der Schwemmlandebene und 
des ausgetrockneten Küstensumpfs darstellen können. 

All diese Faziesbereiche liegen eng beeinander und sind sowohl lateral als auch in der 
Profilsäule miteinander verzahnt (HARBECK 1989, ZiELINSKI 1989). 


3. Systematischer Teil 
3.1 UnterklasseNeritimorpha GOLIKOV & STARABOGATOV 1975 


Überfamilie Neritoidea RAFINESQUE 1815 
Familie Neritidae RAFINESQUE 1815 
Unterfamilie Neritinae RAFINESQUE 1815 


Gattung Neritoplica OPPENHEIM 1892 
(Taf.1, Fig.1) 


Typus: Neritoplica globulus (DESHAYES) OPPENHEIM 1892 (= Neritoplica uniplicata [SOWERBY]) 
aus dem späten Paläozän des Pariser Beckens. 


Art Neritoplica matheroni (OPPENHEIM 1892) 
(Taf.1, Fig.1) 


1895 Neritina (Neritoplica) Matheroni - OPPENHEIM: 341, Taf. 17, Fig. 6 - 8. 
1970 Neritoplica matheroni (OPPENHEIM) - SCHENK: 32, Taf. 1, Fig. 11a, b. 


Material: Neben dem abgebildeten Exemplar, 1996 III 20, wurden fünf weitere aus der 
Sammlung der Autoren, GPluM Hamburg, untersucht. 

Beschreibung: Das kugelige bis eiförmige, dünnschalige Gehäuse ist glatt und mit va- 
riablem Streifenmuster ornamentiert, das sich rotbraun vom beigefarbenen Grund abhebt. 
Bänder bilden regelmäßige Muster, die den Anwachsstreifen gedrängt oder in Abständen fol- 
gen können, aber auch zickzackartig verlaufen. Sie verbreitern sich zur Basıs hin. Der Naht 
folgt oft ein spiraler Farbstreifen, andere Streifen verzweigen sich bei Annäherung an die 
Mündung und zerfließen in breite Farbflecken (SCHENK 1970). Die Mündung hat einen schief 
halbkreisförmigen Querschnitt mit scharfem, schwach geschwungenen Rand. Die etwas ver- 
dickte, glatte Innenlippe ıst rundlich begrenzt und reicht nur wenig über die Windungsansätze 
hinaus. Die Spindelkante ist z.T. gerunzelt und mit einem adapikalen Mündungszahn verse- 
hen. Die Innenwände der Windungen sind in der für Neritiden typischen Weise resorbiert. 
Die Außenwände sind hingegen durch massive Kreuzlamellestruktur der dicken Innenschicht 
gekennzeichnet. Diese wird von einer dünnen kalzitischen Außenlage bedeckt, in der die ur- 
sprüngliche Schalenfärbung erhalten blieb. 

Bemerkungen: Der einzelne Mündungszahn unterscheidet Neritoplica von Neritina, 
welche heute den Brackwasserbereich der Tropen kennzeichnet. Typisch für die Arten dieser 
Gattung ist eine planktrotrophe Larve, die sich im Meer von Phytoplankton ernährt, während 
sich das benthische Tier nach der Metamorphose im Brackwasser aufhält oder sogar in das 


24 


Süßwasser von Flüssen einwandert. Eine ganz ähnliche Art ist Semineritina subhercynica 
MErTINn 1939 von Quedlinburg. SCHENK (1970) schlug vor, die Exemplare mit wenigen breiten, 
subangularen Farbstreifen von der Art abzutrennen. Bereits OPPENHEIM (1895) wies jedoch 
auf die große Variabilität der Zeichnung hin, was für die modernen Neritinen bestätigt werden 
kann. Da die Brandenberger Art in ihrer sonstigen Gehäusemorphologie vollständig mit 
N. matheroni übereinstimmt, ist sie wohl keine eigene Art. Neritoplica tritt im brackisch- 
lagunären Milieu mit Verbindung zum offenen Meer auf. Im Profil Nachbergalm bildet die 
Art ein charakteristisches Begleitelement des Biofaziesbereichs C. 

In der Fauna des Isona Members der Tremp-Formation fand Hargeck (1989 Taf. 6, Fig. 1A 
u. 1B; diese Arbeit: Taf.1, Fig. 2) eine glatte, oval-kugelige Neritide, die er als Neritoplica cf. 
matheroni bestimmte. Die Exemplare sind nicht gut erhalten, lassen aber die Mündung 
erkennen. Neben einem apikalen großen Zahn auf dem Columellarseptum sind mehrere 
kleinere Mündungszähne sowie ein gezähnelter Mündungsaußenrand zu erkennen. Die 
Mündungszähne weisen darauf hın, daß sich diese jüngere Neritoplica-Art von jener aus der 
Gosau erheblich unterscheidet. 


Gattung Nerita Linn£ 1758 
(Taf. 1, Fig. 3-6) 


Typus:N. peloronta Linneus 1758 aus dem karibischen Meer. 


Beschreibung der Gattung: Die ovale bis halbkugelige Schale besitzt ein niedriges 
Gewinde. Die letzte Windung umfaßt die vorherigen weitgehend. Alle Innenwände sind auf- 
gelöst. Der Protoconch ist glatt kugelig aufgebaut und besteht aus mehreren Windungen einer 
aragonitischen Schale, deren Zwischenwände ebenfalls aufgelöst sind. Die Mündung ist halb- 
kreisförmig mit Zähnchen auf dem Columellarseptum. Die Schale des Teleoconches besitzt 
eine äußere meist kräftig entwickelte Kalzitschicht und eine innere aragonitische Kreuz- 
lamellenschicht. Die Skulptur besteht aus Spiralrippen und den Anwachsstreifen folgenden 
Kollabralrippen oder ıst glatt. 


Art Nerita goldfussii KEFERSTEIN 1829 
(Taf.1, Fig. 3-6) 


1829 Nerita Goldfussii KEFERSTEIN: 529. 

1844 Nerita Goldfussii KEFERSTEIN - MÜNSTER in GOLDFUss: 115, Taf. 198, Fig. 20 a,b. 
1852 Nerita Goldfussii KEFERSTEIN - ZEKELI: 49, Taf. 8, Fig. 10. 

1970 Neritopsis (Neritoptyx) goldfussi (KEFERSTEIN) - SCHENK: 26, Taf. 1, Fig. 9. 


Material: Dieabgebildeten Exemplare, 1996 111 22-23, sowie 12 weitere aus der Sammlung 
der Autoren. 

Beschreibung: Das bis 6.5 mm hohe und 8 mm breite, dickschalige Gehäuse ist von 
mehr oder weniger halbkugeliger Gestalt. Der stark aufgeblähte Schlußumgang umfaßt etwa 
’/ „der Gesamthöhe. Der Teleoconch ist von dichten Spiralbändern ornamentiert, die mit der 
Anwachsstreifung ein Netzmuster bilden. Im Schnittpunkt bilden sich Knoten heraus, die 
rechteckige bis rautenförmige Umrisse haben und auf der letzten Windung auch kugelig aus- 
gebildet sein können. In der Regel werden die Knoten zur Basis hin dicker. Die einzelnen Rei- 
hen können auf den letzten Windungen etwas größeren Abstand zueinander einnehmen, so 
daß auf dem Schlußumgang mehr oder weniger isolierte Reihen vorliegen. Diesen können fei- 
ne, stabförmig geriefte Reihen zwischengeschaltet sein. Die Innenwände des Gehäuses sind 
resorbiert, die äußeren zeigen massive kreuzlamellare Struktur und eine dünne äußere Kalzit- 


25 


schicht. Die Mündung ist halbkreisförmig, ihr Außenrand infolge der Perlung gefaltet. Die 
Innenlippe trägt drei sich abapikal abschwächende Zähne. 

Protoconch: Der Protoconch erreicht einen maximalen Durchmesser von etwa 460 um. 
Er besteht aus einer 75 um messenden Initialkalotte und ca. zwei Larvalwindungen. Die Win- 
dungen umfassen die vorausgehenden stark. Die Innenwände des Protoconches sind 
resorbiert. 

Bemerkungen: Die Art wurde aufgrund der gekörnelten Skulptur häufig der Gattung 
Neritopsis GRATELOUP 1832 zugeordnet (z. B. SCHENK 1970). Da jedoch die Innenwände der 
Windungen resorbiert sind, gehört die Art vielmehr in die Verwandtschaft der Neritidae. Bei 
Neritopsis werden weder die Innenwände des Protoconches noch jene des Teleoconches auf- 
gelöst. SCHENK (1970) führte aus, daß sich die Brandenberger Stücke durch geringere Größe 
von Vergleichsmaterial aus Niederösterreich und der Steiermark unterscheiden, was der 
Autor auf eine Anpassung der Brandenberger Formen an verminderten Salzgehalt bzw. 
Aussüßung zurückführt. Die Art tritt in Brandenberg jedoch nicht in einer „brackisch- 
fluviatilen“ Schlammfazies (SCHENK 1970) auf, sondern bewohnte primär vollmarine Biotope 
(Biofaziesbereich A, z. B. im Profil Nachbergalm). Im Profil Zöttbachalm tritt die Art auch 
mit Faunenelementen der Biofaziesbereiche B und C zusammen auf, was jedoch auf 
Bioturbation zurückgeführt werden kann. SCHENK betonte, daß die Formen von der 
Pletzachalm (Rofan) den Stücken aus Niederösterreich und der Steiermark in Gehäusegröße 
und Ornament gleichen. SCHENK zu Folge weisen Exemplare von der Pletzachalm z. T. glatte 
Spiralreifen auf, die auch weitgehend reduziert sein können. Diese Beschreibung spricht eher 
dafür, daß bei besagten Formen eine eigene Art vorliegt. Bei den Brandenberger Stücken ist 
keine auf Milieu oder Salinität zurückführbare Größen- oder Skulpturveränderung zu beob- 
achten. 

Aus dem Campan Mississippis ist die Art Nerita reticulirata DOCkEry 1993 bekannt, deren 
etwa 4 mm große Schalen einen glatten Protoconch und einen kräftig spiralgestreiften 
Teleoconch besitzen. Die Form hat nur einen einzigen Zahn im oberen Teil der Innenlippe der 
Mündung. Wie Dockery (1991 Pl.2, Fig.12) zeigte, besteht die auf den Protoconch folgende 
Windung anfangs aus fast unornamentierter Schale und erst später setzt die Spiralskulptur ein. 
Der Protoconch ähnelt jenem der Nerita aus der Gosau, wie auch jenem einer modernen 
Smaragdia, wie sıe BANDEL (1982, 1992) vorstellte. Der Protoconch mißt etwa 0,15 mm ım 
Durchmesser und ist kugelig und glatt. Bei einem weiteren Individuum dieser Art vom Coffee 
Sand in Mississippi zeigte sich ein weiteres Zähnchen in der Innenlippenkante. Damit ist die 
amerikanische Art der Nerita goldfussii nicht unähnlich, unterscheidet sich von ihr aber 
besonders hinsichtlich ıhrer geringen Jugendskulptur. 


3.2 Unterklasse Caenogastropoda Cox 1960 


Überfamilie Cerithioidea FLeming 1822 


Gattung Pyrgulifera MEER 1877 
(Taf. 2, Fig. 1-3, 5, 6) 
Typus: Melania humerosa MEEK 1860 aus der Cenomanen Bear River Formation (Wyo- 
ming, USA). 
Beschreibung der Gattung: Das 1-4cm hohe Gehäuse ist gedrungen kreiselförmig 


(apikal turmförmig, darunter mehr oder weniger gewölbt). Der dickschalige Teleoconch zählt 
wenige dextrale, angulierte Umgänge. Das Ornament beginnt mit zwei Spiralkielen, mehr 


26 


oder weniger deutlicher axialer Berippung, Dornen und Spiralstreifung. Die Naht ist 
linienförmig, etwas gewellt. Der Umriß der Apertur ist schief eiförmig. Sie ist basal mehr oder 
weniger deutlich eingekerbt und parietal kallös begrenzt. Der Umbilicus ist geschlossen oder 
schwach geritzt. Der Protoconch (der Typusart unbekannt) ist in der Regel bei moderneren 
Arten glatt bis schwach gekörnelt und umfaßt etwa 1,5 Windungen. 

Material: Aus Brandenberg wurden die abgebildeten Exemplare, 1996 III 24-26, sowie 
zahlreiche weitere bearbeitet. 

Beschreibung der Brandenberger Formen: DieSchalengestalt der conchologisch 
sehr variablen Brandenberger Individuen ist meist gedrungen-kreiselförmig mit je nach Er- 
scheinen der Dornen mehr oder weniger deutlich gestuften Windungen. Juvenile Formen ohne 
Dornen sind z.T. ungetreppt, von eikegelförmiger Gestalt. Meist sind 5 (- 7) Windungen erhal- 
ten bei einer Höhe von 1,5 cm und einer Breite biszu I cm. Der Apikalwinkel beträgt 60-80°, ist 
beijuvenilen Exemplaren jedoch meist geringer (40-50°). Der Nahtwinkel beträgt etwa 5°. Der 
Teleoconch setzt mit zwei Spiralkielen ein, deren Anzahl im Verlauf der Ontogenese auf bis zu 
12 (am häufigsten 4) Spiralreifen anwachsen kann. Meist besteht die Spiralskulptur aus schma- 
len Leistchen. Manchmal treten auch 2-3 spiralige Perlenreihen auf. Im Verlauf der dritten Win- 
dung bilden sich oft 8-9 (max. 16) Axialrippen, die häufig opisthocyrt gebogen sind. Bei 
manchen Exemplaren vom Nachberggraben treten die Rippen schmal sichelförmighervor oder 
sind spitzwellig ausgebildet. Die Kreuzungspunkte der Spiralskulptur treten oft knotighervor. 
Auf der vorletzten Windung sind die Axialrippen meist zu mehr oder weniger deutlichen, 
häufig adapikal ausgerichteten Dornen verlängert. Bei einem Exemplar tritt ein horizontaler 
Mündungsdorn auf. Die Mündung adulter Schalen hat mehr oder weniger schiefovale Form, 
die juveniler Schalen ist tropfenförmig. An der Basıs findet sich ein kurzer, schiefer Ausguß, 
der vielfach durch einen Callus, bei einigen Exemplaren auch durch einen lappigen Umschlag 
auf der Spindel begrenzt ist. 

Protoconch:Der etwa 1,5 Windungen umfassende konisch-orthostrophe Protoconch 
weist eine schwach gerunzelte Oberfläche auf und ist durch einen Absatz und zwei folgende 
Spiralkielevonder Adultschale abgesetzt. Die Initialkalotte ist meist 50-80 umbreit, der Durch- 
messer der ersten Windung beträgt 120-190 um. Die Höhe des Protoconchs liegt bei erwa 
210-250 im. 

Zur conchologischen Variabilität: Das Brandenberger Material ist so variabel, daß 
aufgrund der conchologischen Polymorphie von einer Speziesdifferenzierung abgesehen wer- 
den muß. SCHENK (1970) unterzog die Pyrgulifera-Formen im Brandenberger Raum einer sta- 
tistischen Analyse und wies auf die extreme conchologische Variabilität hin. Er stellte fest, daß 
bei seinem Material sämtliche Übergänge in der Schalengestalt vorgelegen hätten. Dennoch 
übernahm erdievon YEn (1958) vorgeschlagene Differenzierungin P. pichleripichleri (HÖRNES 
1856), P. pichleri nassaeformis (SANDBERGER 1875) und P. spinosa (SANDBERGER 1875). Die von 
YEn zur Unterscheidung der Arten angeführten Merkmale Ausprägung der Spirallinien, 
Rippenabstand und Grad der Angulation der Windungen (1958: 206) rechtfertigen aufgrund 
von intermediären Formen keine Trennung. Die Brandenberger Formen sollten im Sinne von 
SANDBERGER (1875) als Variationen innerhalb eines Taxons gesehen werden. 

In Ajka (Bakony-Gebirge/Ungarn) konnten BAnDEL & RıEDEL (1994) ebenfalls keine 
getrennten Spezies definieren. Bereits OPPENHEIM (1892) betonte: „...wollte man consequent 
sein, müsste man hier fast jedes Individuum mit einem Namen belegen.“ Dennoch stellte der 
Autor ebenso wie YEn (1958) eine Reihe von Arten auf. Es existieren jedoch intermediäre 
Formen zwischen allen sogenannten „Arten“. Die Vermessungen der Protoconche des Ajka- 
Materials durch BanDEL & Rıepeı (1994) ergab jedoch drei zu unterscheidende Protoconch- 
Typen: Der Durchmesser der ersten Windung beträgt gewöhnlich 250-300 um, die 
Initialkalotte ist 100-140 um breit. Es wurden auch Stücke untersucht, deren Anfangskappe 


27. 


nur 90 um mißt, deren erste Windung lediglich einen Durchmesser von 230 um erreicht. Der 
dritte Protoconch-Typ ist durch eine erste Windung mit einem Durchmesser von etwa 430 um 
gekennzeichnet. Die Autoren betonten, daß das Auftreten mehrerer Protoconch-Typen eher 
für das Vorhandensein mehrerer Arten spricht, konnten aber aus der Vielzahl der Teleo- 
conchformen keine den Protoconch-Typen zuordnen. 

Die Brandenberger Formen sind ebenfalls durch unterschiedliche Protoconch-Typen ge- 
kennzeichnet. Es war hier jedoch wie in Ajka nicht möglich, dıe juvenilen den adulten Formen 
zuzuordnen, da adulte Teleoconche in der Regel keinen erhaltenen Apex aufweisen. Auch 
treten unterschiedliche Protoconch-Typen innerhalb eines Stratums auf, die eine sichere 
Zuordnung und damit eine Differenzierung von Arten nicht möglich machen. Auffällig ist die 
geringere Durchschnittsgröße der Protoconche der Brandenberger Stücke ım Vergleich zu 
dem Ajka-Materıal und zu dem von HARBECK (1989) untersuchten Material aus Isona (Süd- 
pyrenäen, Spanien). 

Sowohl die unterschiedlichen Protoconchmaße als auch das Auftreten mehrerer Proto- 
conch-Typen an den untersuchten Fundorten lassen vermuten, daß innerhalb der spätkreta- 
zischen Gattung Pyrgulifera diverse Arten vertreten sind. Es ist jedoch aufgrund der ausge- 
prägten Schalen-Polymorphie und der fehlenden Apexerhaltung bei adulten Stücken nicht 
möglich, Arten voneinander abzutrennen. Es wäre lediglich möglich, im zeitlichen Rahmen 
allochrone Formen im Sinne von Chronospezies abzugrenzen, wie GLAUBRECHT (1994) 
vorschlug. Im Cenoman treten P. humerosa aus der Bear River-Formation (Wyoming/USA) 
und ?P. munter! (Gardonische Formation/S Frankreich) synchron auf. Die verwandtschaftli- 
chen Beziehungen dieser Formen sind aufgrund der räumlichen Distanz unklar. Nach einer 
Überlieferungslücke im Turon/frühen Coniac bilden die Brandenberger Formen die nächst- 
jüngeren auf das späte Coniac/frühe Santon datierten Funde. Es schließen sich chronologisch 
die in das späte Santon einzustufenden Ajka-Formen an. 

Der mit P. Iyra und P. matheroni aus dem Rhonebasin beschriebene Formenkreis datiert auf 
das Untercampan (FABRE-TaxY 1951). Es schließen sich zeitlich die Pyrguliferen des Isona- 
Beckens (Maastricht) an. Aus einer subjektiven Abgrenzung von Chronospezies lassen sich 
keine phylogenetischen Beziehungen innerhalb des Taxons ableiten. 

Material: Ausdem Becken von Tremp wurden 52 Exemplare untersucht, die sich in der 
Sammlung der Autoren befinden. 

Pyrgulifera aus der Tremp Formation: Die Schalen aus dem Isona Member der 
Tremp Formation werden bis 2,5 cm hoch und 2 cm breit mit einem apikalen Winkel von etwa 
45° und6 Windungen. Die Anzahl der Embryonalwindungen beträgt 1,5 und siemessen 0, 1mm 
in der Breite der Initialkalotte, 0,25 mm im Durchmesser der ersten Windung und 0,3 mm in der 
Höheder Embryonalschale. Aufderdritten Windung setzen alsSkulpturelement meist Dornen 
einunddie Windungsgestaltistgestuft. Aufden glatten Protoconch mitdeutlichem Absatz zum 
Teleoconch folgt ein Muster von anfangs zwei Spiralstreifen, die sich später auf 20 vermehren 
können. Die Anzahl und Ausbildung der Dornen der Skulptur ist variabel und es treten zwi- 
schen 8 und 12 pro Umgang auf. 

Vıpaı (1874) beschrieb aus dem Garumnium vier Arten der Gattung Pyrgulifera, nämlich 
Melanıa saginata, Melania ılerdensis, M. petrea und Melanıa heptagona. Es ist durchaus 
möglich, daß all diese Arten Varianten der einen Art darstellen, wie HARBECK (1989, Taf. 1, Fig. 
3,4, Taf. 10, Fig. la,b, 2) vermutete. HARBECK (1989) fand Pyrgulifera in Mergeln zusammen mit 
Characeenresten und im Wurzelhorizont und interpretierte den Ablagerungsraum als ım 
Gezeitenbereich nahe reinen Süßwassers im Ästuar gelegen. Die Begleitfauna besteht aus 
Melanopsis und Echinobathra (Biofaziesbereich E). 

Ökologie: BARTHA (1962) interpretierte glattschaligeund schwach costulierte Pyrgulifera- 
Formen als Vertreter des Süßwassers und war der Ansicht, daß bei Salinitätszunahme ein Wech- 


28 


sel zu dickschaligeren Formen mit stärkerer Berippung einsetzte. Dagegen gingSCHENK (1970) 
von der Annahme aus, daß mit zunehmendem Salzgehalt und der Verschiebung vom limnisch- 
fluviatilen in das brackische Milieu eine Reduktion der Dornenstärke einherging. Der Autor 
sprach von einer umgekehrten Milieuanpassung ım Vergleich zu den Formen der Ajka-Forma- 
tion. 

Unsere Untersuchungen des Brandenberger Materials bestätigen keinen Zusammenhang 
der Salinität mit Größe oder Skulptur der Teleoconche. So finden sich in verschiedenen Proben 
autochthonen Materials sowohl bedornte alsauch unbedornte Formen. HERM (1977) beschrieb 
die Brandenberger Formen in Vergesellschaftung mit typischen Brackwasservertretern der 
Cerithioidea und nannte als Habitat ein ruhiges Milieu, rezenten Küsten-Lagunen vergleich- 
bar. Nach BanDeL & RıeDeL (1994) ergab eine Analyse des Strontiumgehalts von 35 verschie- 
denen Teleoconchen des Ajka-Materials Werte von 559 ppm (limnisch) bis 1471 ppm (brak- 
kisch/marin). Es bestand kein Zusammenhang zwischen dem Strontiumgehalt und Größe oder 
Skulptur der Teleoconche, so daß wahrscheinlich jedes Individuum sowohl an Süß- als auch 
an Brackwasser angepaßt war. Die Autoren fanden einige Exemplare, die Bohrspuren von 
Clioniden aufwiesen. Diese Bohrschwämme sind marine Tiere, die auch im Brackwasser, nicht 
aber im Süßwasser auftreten. Einen weiteren Hinweisauf einen brackischen Lebensraum sahen 
BAnDEL & Rıepe (1994) in der großen Individuendichte einer Art, die häufig in Brackwasser- 
biotopen festgestellt wird, jedoch untypisch für Süßwasserfaunen ist. So wurde Pyrgulifera als 
eine Brackwasser-Form interpretiert, die Süßwasser tolerierte. Das stimmt mit der Interpre- 
tatıion HARBECKs (1989) überein, der die Isona-Formen in durchwurzelten Mergeln in einem 
Ablagerungsraum fand, den er der „Küstensumpf-Mangrovezone“ zuordnete. In dieser sei mit 
wechselnder Salinität und zeitweiligem Trockenfallen zu rechnen. Die oberkretazische Gat- 
tung Pyrgulifera lebte in ihrem tropischen Verbreitungsgebiet in einem brackischen Milieu 
küstennaher Lagunen und Sümpfe. 

Zursystematischen Stellungder Gattung Pyrgulifera: Die Gattung Pyrgulifera 
wurde in der Vergangenheit von verschiedenen Autoren den Thiaridae innerhalb der 
Cerithioidea zugeordnet (WENZz 1938, BARTHA 1962, SCHENK 1970, HARBECK 1989). Diese Ein- 
stufung des Taxons beruhte wohl aufder Annahme, die rezenten Gattungen Paramelania SMITH 
1881 und Lavigeria BOURGUINAT 1888 aus dem Tanganyıka-See könnten lebende Abkömmlın- 
ge von Pyrgulifera sein (z.B. OPPENHEIM 1892, HARBECK 1989, RıEDEL 1993). YEN (1958) und 
GLAUBRECHT (1994) meinten jedoch, daß lediglich eine oberflächliche conchologische Ähnlich- 
keit bestünde. Beim Vergleich der Teleoconche zeigte sich, daß insbesondere bei Betrachtung 
der Apertur deutliche Unterschiede zu erkennen seien. So fehlte Pyrgulifera das extrem ausge- 
zogene Peristom von Paramelania des Tanganyıka-Sees. Diese zeigte außerdem eine holostome 
und im Bereich der Außenlippe kallös verdickte Apertur, wogegen Pyrgulifera einen leichten 
basalen Ausguß und einen Kallus im Parietalbereich der Mündung aufwies. Die von YEN und 
GLAUBRECHT erwähnten Unterschiede sind allerdingsnicht sehr deutlich. So ist das Peristom bei 
Paramelania nicht immer extrem ausgezogen. Dies istnur im Zusammenhang mit einem ausge- 
prägten Mündungsdorn (bei Paramelania irıdescens) der Fall, wie er auch bei Pyrgulifera häufig 
auftrat. Die Mündung ist bei Pyrgulifera auch nicht immer deutlich eingekerbt und im 
Parietalbereich kallös verdickt (z. B. Abb. in BanDeL & Rıeper 1994: 51, Taf. 9). Die Gattung 
Lavigeria weist keine kallöse Verdickung im Bereich der Außenlippe auf. 

BANDEL & Rıeper (1994) verglichen die Protoconchmorphologie der Pygulifera-Formen aus 
Ajka mit der von Lavigeria aus dem Tanganyıka-See. Die Formen konnten klar getrennt 
werden: Die Frühontogenese der Lavigeriinae verläuft in einem Brutbeutel, der Übergang vom 
Protoconch zum Teleoconch ist nicht durch einen Absatz gekennzeichnet. Dagegen ist die 
Schale des frühen Embryos oft sehr deutlich von jener des späten abgesetzt. Der Absatz 
zwischen Protoconch und Teleoconch liegt jedoch beı Pyrgulifera vor, so daß von einer 


29 


lecıthotrophen Ontogenese, vielleicht in Gestalt eines lecithotrophen Veligers ausgegangen 
wird (:17). Dieser schlüpfte eventuell noch als schwimmfähige Veliconcha, die jedoch kein 
Plankton mehr fraß. 

Banpeı (1991a, Pl. 3, Fıgs. 3-6) zu Folge stellt Pyrgulifera purbeckiensis BANDEL 1991 die 
bisher älteste Art der Gattung Pyrgulifera dar. Diese Brackwasserform des Wealden aus dem 
Französischen Jura wıe von Portland in England besitzt zwei glatte Anfangswindungen von 0,3 
mm Breite in der ersten Windung. Auf der dritten Windung erscheint eine Spiralrippe, auf der 
vierten sind drei vorhanden. GLAUBRECHT (1994) hält Pyrgulifera purbeckiensis für nicht 
eindeutig zuordenbar und meint daß Pyrgulifera nur aus der jüngeren Kreide überliefert sei, 
dann aber mit Ende der Kreide ausstürbe. GLAUBRECHT (1994) meint, daß Pyrgulifera eine 
Brackwasserschnecke sei und wegen des Absatzes zwischen Protoconch und Teleoconch, der 
von BANDEL & RıeDEL (1994) belegt ıst, den Potamididae zuzuordnen sei. Dieses Argument ist 
nicht sehr aussagekräftig, da wir innerhalb der heute lebenden Vertreter der Potamididae keine 
Pyrgulifera ähnlichen Schnecken antreffen, und außerdem der Protoconch bei jeglicher 
Cerithioidee mit nichtplanktotropher Entwicklung in gleicher Weise ausgebildet sein könnte. 
Zudem besitzt Pyrgulifera auch nach Ende der Kreide im mittleren Eozäns mit Pyrgulifera 
gradata (ROLLE 1858) noch einen charakteristischen Vertreter, der in ähnlichem Milieu lebte, 
wie die oberkretazischen Vertreter dieser Gattung. Sowohl im Doroger Becken nahe der 
Donau (KECSKEMETI-KÖRMENDY 1972) als auch bei Dudar im Bakony Gebirge (STRAUSZ 1966) 
wurde diese Art aus dem Tertiär beschrieben, im ersteren Fall sogar zusammen mit Viviparus 
im Süßwassermilieu. Es ist daher keineswegs ausgeschlossen, daß eine Beziehung zu den 
modernen Schnecken des Tanganyıkasees besteht, etwa zu den Gattungen Lavigeria oder 
Paramelanıa. 


Gattung Krumbachıella n.g. 
(Tatı2, Fig. 4,7) 

Typus: Eulima conıca ZEKELI 1852. 

Derivatio nominis: Nach der Typuslokalität Krumbachalm (Brandenberg, Tirol/ 
Österreich). 

Diagnose: Das Gehäuse ist zugespitzt kegelförmig mit geraden bis schwach konvexen 
Umgängen. Die jüngeren Windungen werden von den älteren teleskopartig umgriffen. Die 
Gehäusehöhe erreicht bis zu 3 cm, die Breite bis zu 1,25 cm. Das porzellanartig glänzende Ge- 
häuse ist glatt, auf den letzten Windungen schwach spiral gekörnelt. 


Art Krumbachıella conıca (ZEKELI 1852) 
(Tat.2, Bie:4, 7) 


1852 Eulima conica ZEKELI1: 31, Taf. 3, Fig. 7 a,b. 
1852 Eulima tabulatum Zee: 32, Taf. 3, Fig. 9 a. 
1865 Keılostoma conicum (ZEKELI) - STOLICZKA: 22, 115. 
1865 Keılostoma tabulatum (ZEKELI) - STOLICZKA: 22, 113. 
1970 Kerlostoma conica (ZEKELI) - SCHENK: 43, Taf. 1, Fig. 17. 

Material: Neben dem abgebildeten Exemplar, 1996 IIl 27, wurden neun weitere unter- 
sucht. 

Beschreibung der Art: Daszugespitzt kegelförmige Gehäuse zählt mehralszehn gerade 
bisschwach konvexe Umgänge. Die Gehäusehöhe erreicht 2-3 cm ; die Breite beträgt 1-1,25 cm. 
Der Apikalwinkel umfaßt 33-39°. Ab der dritten Windung beginnen die älteren, die jüngeren 


30 


Umgänge teleskopartig zu umgreifen. Die Windungen sind, von der opisthoklinen An- 
wachsstreifung abgesehen, meist glatt. Auf den letzten Windungen tritt eine schwache spirale 
Körnelung auf. Das Gehäuse zeigt einen porzellanartigen Glanz. SCHENK (1970) beschrieb bei 
vollständig erhaltenen Stücken eine infolge einer Varix abgesetzte, gerundet rautenförmige 
Mündung. 

Protoconch: Die Initialkalotte dieser Art ıst 60-70 um breit, der Durchmesser der ersten 
Windung beträgt 160 um. Die Abmessungen machen eine direkte Entwicklung wahrscheinlich, 
die sich jedoch aufgrund der schlechten Erhaltung der juvenilen Exemplare nicht gesichert be- 
legen läßt. 

Bemerkungen: Die Zuordnung dieser Art zu den Rissoidae (z.B. durch SCHENK 1970) ıst 
aufgrund der erheblichen Größe (über 2 cm Höhe) zu bezweifeln. Vielmehr wird von einer Ver- 
wandtschaft innerhalb der Cerithioidea ausgegangen. 

Die Art muß aus der Gattung Keilostoma DEsHAYEs 1848 mit dem Typus Bulimus turricula 
BRUGIERE aus dem mittleren Eozän des Pariser Beckens ausgegliedert werden, da der Typus 
dieser Gattung durch kräftige Spiralrippen gekennzeichnet ist. Auch fehlt Kezlostoma die 
teleskopartige Anordnung der Windungen. 

SCHENK (1970) beschrieb Formen, bei denen zu der feinen spiralen Körnelung feine Fältchen 
im Sinne der opisthoklinen Anwachsstreifung hinzutreten. Die Art lebte im Biotop der 
äußeren Lagune mit primär marinem Habitat, allerdings bei variabler Salinıtät (Biofazies- 
bereich B). Sie wanderte auch in ruhigere, küstennähere Bereiche ein (Biofaziesbereich C). 


Gattung Echinobathra CossMANN 1906 
(Taf. 3, Fig. 1-5) 


Typus: Cerithium simonyi ZEKELI 1852 aus der nordalpinen Gosau-Formation. 

Beschreibung der Gattung: Dasspitz pyramidenförmige Gehäuse ist mittelgroß bis 
groß und durch einen weit aufgeblähten Schlußumgang gekennzeichnet. Die Skulptur besteht 
aus axialen und spiralen Rippen, in deren Kreuzungspunkt sich Knoten oder Dornen bilden 
können. Die Mündung besitzt einen rundlichen bis angedeutet schief-ovalen Querschnitt. Die 
Frühontogenese verlief direkt oder indirekt. 

Bemerkungen: Voneiner Zuordnung zur rezenten Gattung Pyrazus MONTFORT 1910 ın- 
nerhalb der Batillariidae ist aufgrund der abweichenden Mündungsform (Abb. in WEnz 1938: 
744, Abb. 2155) abzusehen. Protoconche der im Küstenbereich Ost- und Nordaustraliens le- 
benden Gattung Pyrazus sind jedoch noch unbekannt. Der Protoconch von £. debile zeigteine 
an Procerithiidae erinnernde Skulptur. Bemerkenswert ist die große Ähnlichkeit zu den be- 
schriebenen larvalen Windungen der Cassiopidae und den Gattungen Pirenella und 
Terebraliopsis, sowie auch der rezenten Potamidide Terebralia. 


Art Echinobathra debile (ZEKELI 1852) 
(Taf. 3, Fig. 1-2) 


1852 Cerithinm debile Zexeı: 112, Taf. 23, Fig. 2. 

1885 Cerithium debile ZEkELI - v. Kuippstein: 115. 

1906 Pyrazus (Echinobathra) debile (ZEKELI) - COSsMANN: 132. 

1906 Pyrazus (Echinobathra) sexangnlare (ZEKELI) - COSSMANN: 132. 

1970 Pyrazus (Echinobathra) debile (ZEKEL1) - SCHENK: 116, Taf. 3, Fig. 2 a,b. 

1970 Pyrazus (Echinobathra) spinosus spinosus (ZEKELI) - SCHENK: 117, Taf. 3, Fig. 3. 
1970 Pyrazus (Echinobathra) spinosus carınatus (ZEKELI) - SCHENK: 119, Taf. 3, Fig. 4. 
1970 Acırsa (Hemiacırsa) brandenbergensis SCHENK: 125, Taf. 3, Fig. 9 a,b. 


31 


Material:Dieabgebildeten Exemplare, 1996 III 28-29, sowie zahlreiche weitere. 

Beschreibung der Art: Dasspitz pyramidenförmige Gehäuse erreicht eine Höhe von 
4 cm und ist bis zu 2 cm breit mit weit aufgeblähtem Schlußumgang und etwa zehn erhaltenen 
Windungen. Der Teleoconch beginnt mit der dritten Windung erkenntlich anzweischwach ge- 
wellten, spiralen Kielen, wobei der basale in Nahtnähe deutlich ausgeprägt istund der oberenur 
schwach hervortritt. Aufder vierten Windung verstärktsich der adapikale Kielund es treten bis 
zu drei weitere Kiele hinzu. Auf den letzten Windungen können den Hauptspiralreifen bis zu 
vier feine Fäden zwischengeschaltet sein. Die Windungen weisen bis zu neun mehr oder weni- 
ger stark hervortretende Axialrippen auf. Im weiteren Verlauf der Ontogenese verringert sich 
die Zahl der Axialrippen auf vier bis fünf, kann auf den letzten drei Umgängen wieder auf bis 
zu sechs ansteigen. Die halbkreisförmig gebogenen Axialrippen sind z. T. gegenüber denen 
der folgenden Windungen versetzt. Im Schnittpunkt zwischen Axialrippen und spiraler 
Ornamentation sind schmale Leisten oder Tuberkel ausgebildet. Auf den letzten zwei bis drei 
Umgängen, bei einigen Exemplaren auch nur auf der Endwindung, sind die zwei oberen 
Spiralleistchen im Kreuzungspunktmitden Axialrippen zu Dornen verstärkt, wobei dieoberen 
größer sind. Die Mündung besitzt einen rundlichen bis angedeutet schief-ovalen Querschnitt. 

Protoconch: Der 3,25 Windungen umfassende Protoconch erreicht eine Höhe von 
380-390 um. Die Breite der Initialkalotte beträgt 40-50 um, der Durchmesser der ersten Win- 
dungum 100 um. Dieerste Windung ist von einer schwachen Runzelung abgesehen nicht skulp- 
tiert. Auf dem zweiten Umgang setzen zwei deutlich hervortretende Spiralkiele ein. Oberhalb 
und unterhalb dieser finden sich ın der Nähe der Sutur noch zwei schwache Spiralstreifen. In 
Nahtnähe, sowie den Spiralkielen zwischengeschaltet sind Reste spiraler Körnelung erhalten. 
Ein deutlicher Larvalhaken markiert den Übergang Protoconch/Teleoconch. 

Bemerkungen: Die Art unterscheidet sich vom Typus darin, daß bei E. simonyi die Axial- 
rippen bereits frühontogenetisch zu adapikalen Dornen verlängert sind. Auch treten beim 
Typus auf den letzten drei Windungen basal knotenförmige Dornen hinzu, die von den 
adapikalen deutlich abgesetzt sind. 

Die von SCHENK (1970) beschriebene Art „Pyrazus“ (E.) spinosus ist mit der variablen Art 
E. debile identisch. Bei den von SCHENK untersuchten Stücken handelt es sich um voll 
ausgewachsene große Individuen mit dem charakteristisch aufgeblähten Schlußumgang, der 
eine Höhe von mehr als I cm erreicht. Die Beschreibung der Spira bei P. spinosus stimmt völlig 
mit den von SCHENK E. debile zugeordneten Formen überein. Die großen Individuen kommen 
sämtlich in denselben Strata vor, in welchen Z. debile häufig ist. Die als Acırsa (Hemiacırsa) 
brandenbergensis beschriebenen Formen sind ebenfalls zu E. debile zu stellen. Hier handelt es 
sich um Jugendformen unter 2 cm Höhe und 0,5 cm Breite (Taf. 3, Fig. 1). Die Beschreibung 
dieser jugendlichen Individuen stimmt völlig mit der der apıkalen Windungen von E. debile 
überein. 

Der einem planktotrophen Veligerstadium entsprechende Protoconch spiegelt eine marine 
Larvalentwicklung wider, in deren Anschluß die Besiedlung des brackisch-lagunären Adult- 
biotops erfolgte. 


Art Echinobathra stıllans (VınaL 1874) 
(Taf. 3, Fig. 3-5) 


1874 Melania stillans VınaL: 26, Fig. 10, 11, 26 a,b. 

1906 Pyrazus stillans (VıDaL) - CossMann: 130. 

1949 Pyrgulifera stillans (ViDAL) - BATALLER: 85, Fig. 565. 
Material: Dasabgebildete Exemplar, 1996 III 30, sowie 45 weitere. 


32 


Beschreibung: Diebis8cmhoheSchale umfaßt etwa 17 Windungen und hateinen Apikal- 
winkel von etwa 30°. Die turmförmige Schale wird von etwa 20 Spiralrippen eingenommen, die 
von 8-9 axialen kräftigen Querrippen gekreuzt werden. Anfangs sind 16 davon auf jeder Win- 
dung gelegen und sie vereinen sich in aufeinanderfolgenden Windungen zu Längsleisten, die 
sich über die Windungen hinweg fortsetzen. Später verlaufen sie allerdings etwas versetzt zu- 
einander. Der Protoconch besteht aus einer 0,09 bis 0,1 mm breiten Initialkappe, die erste Win- 
dung mißt etwa 0,2 mm im Durchmesser. 

Bemerkungen: Die Art wurde aus dem Becken von Tremp als ?Melanatria stillans von 
HaRBEcK (1989, Taf.1, Fig.6,7, Taf. 10, Fig.3 - 7) und als Potamides sp.2 von ZıeLinskı (1989, 
Taf. 6, Fig.4,5) beschrieben. Im Isona-Member der Tremp Formation lebte die Art zusammen 
mit Pyrgulifera und Melanopsis im Gezeitenbereich auf Weichboden. Da die ersten 1,25 Win- 
dungen glatt sind, schlüpfte das Jungtier wohl damit aus dem Ei, wahrscheinlich auf Grund sei- 
ner Größe kriechend. HArBEcK (1989) belegte, daß die große Schnecke in der Gezeitenmarsch 
eines Ästuars lebte, wo zumindest vorübergehend auch Süßwasserbedingungen herrschten. 
Nach BATALLER (1949) ist die Artauch in Auzäs (Südfrankreich) verbreitet. In Habitat und Le- 
bensweise entspricht Echinobathra modernen Mangroveschnecken wie Terebralia aus dem 
Indopazifik oder Tympanotonos aus dem westlichen tropischen Atlantik. Mit letzterer hat sie 
auch von der Gestalt her viel gemeinsam. 


Gattung Hadraxon OPPENHEIM 1892 
(Taf. 3, Fig. 6-7) 


Typus: Hemisinuscsingervallensis Tausch 1886 aus dem Santon von Ajka/Ungarn (BANDEL 
& RıEDEL 1994). 

Material: Dasabgebildete Exemplar, 1996 III 31, sowie drei weitere. 

Gattungsbeschreibung: Dasturriculate, dünnschalige Gehäuse erreichteineHöhe von 
etwa 15 mm bei erwa 20 Umgängen. Das Ornament besteht aus einem suturalen Kiel, Spiral- 
streifen und stärker betonten Axialrippen. Ein Umbilicus fehlt. Der Protoconch der Typusart 
umfaßt zwei Windungen bei einem Durchmesser von etwa 0,3 mm. Er weist eine gerunzelte 
Oberfläche auf. Der Übergang von der zweiten zur dritten Windung ist durch das Einsetzen 
deutlicher Anwachsstreifung und eines Spiralkiels auf dem apikalen Teil des Umgangs gekenn- 
zeichnet. Der apikale Kiel verschwindet auf der vierten oder fünften Windung. In der Nähe der 
Basalsutur der vierten Windung entsteht ein weiterer Kiel, der mehr oder weniger deutlich auf 
allen folgenden Windungen hervortritt. Axialrippen erscheinen erstmals von der Mitte der drit- 
ten Windung an. Die folgenden zwei bis vier Windungen zeigen 14-18 deutliche gebogene 
Axialrippen, welche die Spiralstreifung dominieren. Die Zahl der Axialrippen in späteren 
Ontogenesestadien variiertstark. So kann sieaufdenrestlichen Windungen zu ca. lOabnehmen, 
bei anderen Exemplaren für ein bis zwei Umgänge auf etwa 15 ansteigen und später wiederum 
abnehmen. Der Schlußumgang zeigt, daß die Spiralkiele eine nicht berippte Basis mit ein bis 
zwei Kielen von einer berippten suturalen Rampe trennen. Die Apertur ist verhältnismäßig 
klein und nimmt bei ausgewachsenen Stücken nur '/, bis '/, der Gesamthöhe ein. Die 
Columellarlippe ist von einem regelmäßigen Callus bedeckt. Die Außenlippe istgerundet wäh- 
rend die Basıs einen mehr oder weniger deutlichen Ausguß zeigt. 

Bemerkungen: HarBEck (1989) beschrieb aus Tremp einige juvenile Stücke als Potamides 
sp. und ?Melanatrıa stillans (1989 : Taf. 1, Fig. 5 - 7), die H. csingervallensis (Taf. 3, Fig. 6) sehr 
ähneln, sich jedoch durch geringere Protoconchgröße (Durchmesser etwa 0,2 mm) von der 
Typusart unterscheiden (Taf. 3, Fig. 7). 


33 


Familie Potamididae ADams & Apanms 1854 


Gattung Pirenella Gray 1847 
(Taf. 4, Fig. 1-3, 5-7) 


Typus: Cerithiumconicum BLAINVILLE 1825 ausdemöstlichen Mittelmeer (Taf. 4, Fig. 3,5). 
Ihre Schale wird etwa 2 cm hoch und besteht aus mehr als 10 etwas gerundeten Windungen in 
turmförmiger Gestalt. Das Ornament besteht aus einem der Sutur folgenden Spiralstreifen so- 
wieaxialen Rippen und spiraligen Reihen von Knoten, die teilweise in geschlossene Spiralreihen 
übergehen. Die Apertur weisteine gerundete Außenlippe auf, hat einen kurzen Ausguß und ei- 
nen breiten Kallus auf der Innenlippe. Der Protoconch der sich direkt entwickelnden Typusart 
besteht aus anderthalb glatten Windungen. Er wird zum ersten Mal beschrieben (Taf. 4, Fig. 5). 
Das Individuum lebte im Birket el Qarun in Ägypten, dem Endsee des Nilkanals, der zur 
Fayum-Oase führt. Der Brackwassersee liegt weitvom Mittelmeer entfernt, wo die Artetwabei 
Alexandria auch im lagunären Bereich vorkommt. Fossile Arten der Gattung Pirenella werden 
in größerer Zahl aus der Ablagerungsgeschichte der Paratethys genannt. 


Art Pirenella münsteri (KEFERSTEIN 1829 ) 
(Taf. 4, Fig. 1,2, 6, 7) 


1852 Cerithinm Münsteri KEFERSTEIN - ZEKELI: 105, Taf. 21, Fig. 1,3. 
1865 Cerıthium (Pirenella) Münsteri KEFERSTEIN - STOLICZKA: 101. 
1970 Pirenella münsteri (KEFERSTEIN ) - SCHENK: 109, Taf. 2, Fig. 12 a,b. 


Material: Neben denabgebildeten Exemplaren, 1996 III 32-33, wurden zahlreiche weitere 
untersucht. 

Beschreibung: Das um 7 bis maximal 10 mm hohe und etwa 2 mm breite Gehäuse weist 
6-7 Windungen auf. Da der Apex jedoch beı keinem der adulten Stücke erhalten ist, kann von 
einer Windungszahl von mindestens 10 ausgegangen werden. Das Gehäuse nimmt zunächstre- 
gelmäßig an Breite zu (Apikalwinkel45°), dann niımmtder Apikalwinkelallerdingsaufetwa 15° 
ab. Die Windungen sind von 5 deutlichen Spiralreifen ornamentiert, denen je 1-2 feine Fäden 
zwischengeschaltet sind. Diese treten bei einigen Stücken auch stärker hervor. Vereinzeltbefin- 
den sich zwischen den Hauptspiralreifen auch 4 feine Bänder. Die letzten 4-5 Windungen des 
Teleoconchs sind zudem von 9 Axialrippen bedeckt. Im Kreuzungspunkt von Axıalrıppen und 
Spiralreifen bilden sich auf den oberen 4 Reihen knotige Verdickungen aus, die im Verlauf der 
vorletzten Windung verlängert sind. Der Spiralreifen über der Naht bleibt unverziert. Bei zwei 
Individuen von der Nachbergalm erstrecken sich die Axialrippen nur über die oberen drei Rei- 
fen. Die schief-ovale Mündung zeigt eine gerundete Außenlippe, einen deutlichen Callus auf 
der Innenseite und einen kurzen basalen Ausguß. 

Protoconch: Der3 Windungen umfassende Protoconch istetwa 350 um hoch. Der Durch- 
messer der ersten Windung beträgt 120-130 um, die Initialkalotte ist 50 um breit und zeigt eine 
runzelige Oberfläche. Die erste Windung ist leicht aufgebläht. Die Schale ist anfangs von 
Anwachsstreifung abgesehen unverziert. Nach etwa 1,5 Windungen setzt dann der durch zwei 
deutliche, gekörnelte Spiralkiele gekennzeichnete Larvalteil ein. Den Hauptspiralreifen sind 
feine, spirale Körnchenreihen zwischengeschaltet. Der Übergang zum Teleoconch ist durch 
einen deutlichen Larvalhaken gekennzeichnet. 

Bemerkungen: StoLıczka (1865) stellte Cerithium complanatum ZEkELIı und C. breve 
ZEKELI zu der conchologisch variablen P. münsteri. SCHENK (1970) verglich die Brandenberger 
Formen mit Material von der Pletzachalm/Rofan und stellte fest, daß die Pletzacher Stückez. T. 
auf den letzten vier Windungen Übergänge zu vollständiger Spiralreifung zeigen. Der Autor 


34 


erwähnte, daß die Brandenberger Formen vom Material anderer Gosaulokalitäten (Gosau/ 
Abtenau, Wolfgangsee, Gams/Hieflau) durch geringere Durchschnittsgröße abweichen. 

Die Art wurde der rezenten Gattung Pirenella innerhalb der Potamididae zugeordnet, da sie 
conchologisch was den Teleoconch anbelangt sehr ähnlich ist und zudem auch einem ver- 
gleichbaren Biotop zuzuordnen ist. Charakteristisch für die kretazische Art ist die für die 
Potamididae typische freie Larvalphase, die der modernen Art aus dem östlichen Mittelmeer 
fehlt. Die Larvalschalenskulptur von P. mänsteri mit zwei deutlichen Spiralkielen zeigt auch 
die rezente Potamidide Terebralia palustris (LiNNE 1767) aus Bagamoyo/Tansanıa (Taf. 4, 
Fig. 4, 8). Die frühere Zuordnung von P. münster: zur Gattung Cerithinm BRUGUIERE 1789 ist 
fraglich, da diese vornehmlich vollmarine Formen repräsentiertund kaum Toleranz gegenüber 
herabgesetzter Salınität zeigt. Auch Teleoconchmerkmale unterscheiden die Art deutlich vom 
Typus der Gattung Cerithium - C. vulgatum LinN£ 1758 - aus dem Mittelmeer. 

P.münsteri zeigt Ähnlichkeit mit P.supracretacea (TauscH 1886) aus der santonen Ajka- 
Formation (Bakony-Gebirge/Ungarn) (BANDEL & RırpEL 1994: Taf. 8, Fig. 1-4). Diese ist 
jedoch durch einen geringeren Apikalwinkel und nur zwei Spiralreifen auf der Basis der letzten 
Windung gekennzeichnet. Der Protoconch umfaßt nur 1,5 Windungen und wurde als dem 
lecıthotrophen Veligerstadium entsprechend interpretiert (BANDEL & RIEDEL1994). 


Art Pirenella figulina (VıpaL 1874) 


1374 Cerithium figulinum Vıpar: 95, Fig. 578. 
1874 Cerithium Guzmani VıDar: 97, Fig. 581. 
1874 Cerithium isonae VıDaL: 100, Fig. 586. 


Material: Es wurden 12 Exemplare untersucht, die sich in der Sammlung der Autoren 
befinden. 

Beschreibung: Diebis zu 20 mm hohe schlank turmförmige Schale hat anfangs 14, später 
acht Axialrippen auf jeder Windung, die von meist vier Knotenreihen gekreuzt werden. Der 
Protoconch scheint glatt zu sein. 

Bemerk ungen: Der Typus C. figulinum Vınaı 1874 gleicht den von ZıELinsk1 (1989: 
Taf. 6, Fig. 1-3, Taf. 8, Fig. 7-9) abgebildeten Individuen.Vipar (1874) nannte die Art Cerithium 
isonae, Cerithium guzmani und Cerithium figulinum. Seiner Ansicht nach hat €. isonae vier 
Spiralreihen, während C. figulinum und C. guzmani nur drei aufwiesen. Die letztgenannten 
Arten seien anhand der Form der Tuberkel zu unterscheiden, welche bei C. figulinum longitu- 
dinale, bei C. guzmani konische Gestalt hätten. Auch sei der Apikalwinkel bei C. guzmani grö- 
Ber als bei C. figulinum. Aus den Abbildungen BATALLERs (1949: 95, Fig. 578; 97, Fig. 581; 100, 
Fig. 586) geht jedoch hervor, daß alle „Arten“ vier Knotenreihen aufweisen. ZIELINSKI (1989) 
zufolge könnte es sich bei den geringfügigen Änderungen in Größe und Form der Tuberkel um 
Variationen inncıhalb einer Art handeln. 


Gattung Terebraliopsis CossmanN 1906 
(Taf. 5, Fig. 2) 


Typus: Cerithiumarticulatum ZEKELI 1852 aus der nordalpinen Gosau - Formation 

Beschreibungder Gattung: Dasetwa 15 Umgänge umfassende mittelgroße Gehäuse 
ist durch eine sehr hoch und spitz ausgezogene Spira und aufgeblähte Endwindungen gekenn- 
zeichnet. Die Skulptur besteht aus mehr oder weniger unterbrochenen spiralen Reifen und 
orthoklinen Axialrippen, die einander auf den einzelnen Windungen entsprechen und entgegen 
dem Drehsinn gewundene Reihen bilden. Die Apertur ist ei- bis tropfenförmig mit basalem 
Ausguß. 


35 


Bemerkungen: DieZuordnungzuderrezenten Gattung Terebralia Swaınson 1840 durch 
frühere Bearbeiter ist fraglich, wie auch Wenz (1940) feststellte. Zum einen fehlt den 
Gosauformen die für die Gattung charakteristische stark aufgeblähte Schlußwindung mit der 
weitausgezogenen Außenlippe. Die Verdrehung der Axialrippen entgegen dem Windungssinn 
im Verlauf der Ontogenese ıst bei der rezenten Gattung unbekannt. Schon dieses Merkmal 
spricht für eine separate Gattungseinstufung. Eine systematische Stellung als eigene Gattung 
innerhalb der Potamididae ist aufgrund der Protoconchmorphologie und der freien Larval- 
phase bei rekonstruierter brackisch-lagunärer Lebensweise wahrscheinlich. 


Art Terebraliopsis articnlata (ZEKELI 1852) 


1852 Cerithium articulatum ZEKEL1: 113, Taf. 23, Fig. 4 a,b. 

1865 Cerıthium articnlatum ZEKELI - STOLICZKA: 108, 119. 

1906 Terebralia (Terebraliopsis) articulata (ZEKELI ) - COSSMANN: 129. 

1948 Tympanotonus Vasseurı REPELIN mut. articulatum ZEKELI - FABRE-TaxY: 84, 85. 

1964 Terebralia (Terebraliopsis) articulata (ZEKELI ) - KOLLMANN: 91. 

1970 Terebralia (Terebraliopsis) articnlata (ZEKELI ) - SCHENK: 122, Taf. 3, Fig. 7, non Fig. 8. 


Material: Dasabgebildete Exemplar, 1996 III 38, sowie 24 weitere. 

Beschreibung: Das Gehäuse ist auf den letzten vier Windungen aufgebläht, die Spira ist 
sehr hoch und spitz ausgezogen. Die maximale Höhe beträgt 6,55 cm, die Breite bis zu 2,1 cm 
(SCHENK 1970). Die Zahl der Umgänge erreicht etwa 15. Das Ornament des Teleoconchs be- 
ginntaufder dritten Windung mitzehnanfangsschwachen orthoklinen Axialrippen. Schon auf 
den nächsten zwei Umgängenrreduziertsich dieZahlder Axialrippen auf sechs bis sieben, umim 
weiteren Verlaufder Ontogenese wieder anzusteigen. Beiadulten Exemplaren beträgtihre Zahl 
acht bis zehn, meist neun (SCHENK 1970). Die Axialrippen entsprechen einander auf den einzel- 
nen Windungen und bilden entgegen dem Drehsinn gewundene Reihen, diedurch vierbissechs, 
zumeist fünf Spiralstreifen gekreuzt werden. Auf der Hälfte der letzten Windung schwächen 
sich die Axialrippen ab und es verbleiben sechs bisacht mehr oder weniger unterbrochene spira- 
le Reifen, die zur Basıs hin in schwache Knotenreihen übergehen können. SCHENK (1970) be- 
schrieb die Mündung als tropfen- bis eiförmig und basal verschmälert, was auf einen Ausguß 
hinweist. Die etwas vorgezogene Innenlippe ist glatt und scharfrandig begrenzt und hebt sich 
vom Gehäuse als konkaver Spindelstrang ab. Unter der Lippe kragt eine Lamelle vor, die auch 
die Spindel begleitet und einen Nabelschlitz vortäuscht. 

Protoconch: Der Protoconch umfaßt etwa 2,5 Windungen und erreicht eine Gesamthöhe 
von 330 um. Die Initialkalotte ist 60-70 um breit. Die erste Windung ist schwach aufgebläht 
und mißt etwa 140-150 um im Durchmesser. Die zweite Windung zeigt Reste einer spiralen 
Körnelung, ist aber schlecht erhalten. Ein Larvalhaken markiert den Übergang zum 
Teleoconch, ist aber nicht guteerhalten. 

Bemerkungen: ScCHENK (1970) beschrieb einzelne Formen, bei denen die Axialrippen 
opisthocyrt gebogen sind und einander auf den folgenden Windungen nicht entsprechen. 
Wahrscheinlich handelt es sıch um Formen, dıe zu Echinobathra zu stellen sind. Ebenso 
entsprechen wohl auch von der Krumbachalm beschriebene Exemplare mit opisthocyrt ge- 
bogenen Axialrippen und einer kantengerundeten Schlußwindung bei konvexer Apertur 
Echinobathra. FABRE-Taxy (1948) beschrieb aus dem Turon der Provence (Allauch, La Mede) 
eine Form als Tympanotonus Vasseuri mut. articulatum, die morphologisch der Beschreibung 
der Gosauformen entspricht und die gleiche Art darstellen könnte. 


36 


Gattung Hermiella n.g. 
(Taf.5, Fig: 1, 3,4) 


Typus: Ebala tuberculata SCHENK 1970. 

Derivatıo nominis: Nach Herrn Prof. Dr. D. HErm, München, der inder Brandenberg- 
Gosau Sedimentationszyklen und Fossilvergesellschaftungen beschrieb. 

Diagnose: Das Gehäuse istjuvenileikegelförmig, adult zylindrisch und umfaßt 10-12 Win- 
dungen. Es ist max. 10 mm hoch bei einer Breite von bis zu 3 mm. Die Mündung ist spitz ellip- 
tisch, der Außenrand gemäß der opisthocyrten Anwachsstreifung leicht geschwungen. Der 
planktotrophe Protoconch istmitzwei medianen Kielen und untergeordneten feinen Leistchen 
spiral ornamentiert. 


Art Hermiella tuberculata (SCHENK 1970) 
(«Kat.5,(Eis.1,,3,4) 


1970 Ebala tuberculata SCHENK: 126, Taf. 3, Fig. 10 a,b 


Material: Neben den abgebildeten Exemplaren, 1996 III 36-37, wurden 24 weitere unter- 
sucht. 

Beschreibung: Vom Gehäuse sind meistsechsbis sieben Windungen erhalten. Beiadulten 
Stücken muß von einer Windungzahl von etwa 12 ausgegangen werden. Juvenile Stücke bis 
etwa 4 mm Höhe sind von eikegelförmiger Gestalt, wobei die letzte Windung etwa die Hälfte 
der Höhe erreicht. Bei adulten Exemplaren nimmt der Schlußumgang etwa '/, bis '/, der 
Gesamthöhe ein. Im Verlauf der Ontogenese nimmt der Apikalwinkel von ca. 30° auf 10° ab. 
Der Teleoconch beginntmitunverzierten zylindrischen bisschwach konvexen Windungen, die 
zunächst rasch, dann langsamer an Breite zunehmen. Auf den letzten vier bis fünf Windungen 
differenzieren sich schwache axiale Rippen, die untergeordnet spiral gestreiftsind. Die Skuptur 
kann zur Schlußwindung hin abgeschwächt sein oder ganz verschwinden. Auf den letzten drei 
bis vier Umgängen tritt unterhalb der Naht ein markanter, gekörnelter Gürtel hervor, der auf 
der Schlußwindung am deutlichsten ausgeprägt ist. Die Mündung ist spitz-elliptisch, der 
Außenrand gemäß der opisthocyrten Anwachsstreifung leicht geschwungen. 

Protoconch: Der Protoconch umfaßt 2,5 Windungen und ist 260 um hoch. Die 
Initialkalotte ist etwa 50 um breit. Nach einer glatten 120-140 um messenden Windung setzen 
zwei gleichmäßige spirale Kiele ein, die Reste einer Körnelung zeigen. Basal und apikal ist der 
Umgang durch zwei weitere Leistchen abgesetzt. Den Übergang zum Teleoconch bildet ein 
Larvalhaken. 

Bemerkungen: Die Art wurde von SCHENK (1970) der Gattung Ebala LEACH 1847 inner- 
halb der Pyramidellidae zugeordnet. Die Untersuchungen des Protoconches haben ergeben, 
daß keine Heterostrophie vorliegt, wie sie Zbala und Verwandte charakterisiert (BANDEL1986, 
SCHRÖDER 1995). Vielmehr ist eine dem planktotrophen Veligerstadium entsprechende Larval- 
schale erhalten, die mit den charakteristischen spiralen Kielen eine Verwandtschaft innerhalb 
der Cerithioidea dokumentiert. Die Art ist mit Brackwasserformen vergesellschaftet, so daß 
Hermiella eine brackisch-lagunäre Lebensweise zugeordnet werden kann. 


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Familie Cassiopidae KoLLMANN 1979 (= Glauconiidae PCHELINTSEV 1953) 


Gattung Cassiope COQUAND 1865 
(Taf. 5, Fig. 5-7) 


Typus: Cerithium kefersteini MÜNSTER ın GOLDFUSS 1844. 


Beschreibung der Gattung: (nach CLEEvLEY & Morris 1988) Das breite, turriculate 
oder cyrtocone Gehäuse mit gleichmäßigen Windungen wird durch glatte oder geknotete 
Spiralreifen ornamentiert. Opisthocyrte Anwachsstreifung formt auf der oberen Hälfte der 
Windung einen deutlichen Sinus. An der Mündung verläuft der Rand der Außenlippe gemäß 
der opisthocyrten Anwachsstreifung. Die Basis ist schwach gekerbt oder leicht in Wachstums- 
richtung geschwungen. 

Bemerkungen: Dernochhäufiggebrauchte Gattungsname Glauconia (GIEBEL 1852) stellt 
ein nomen nudum dar. Dieses wurde erstmals von STOLICZKA (1868) ım beschreibenden Sinne 
verwendet. Cossmann (1909) stellte die Typusart für das Taxon auf. Dennoch ist der Gattungs- 
name ungültig, da die Erstbeschreibung der Gattung auf ZEkELi (1852) zurückgeht (Omphalia 
ZEKELI 1852). Dieser Name war jedoch bereits durch die Nautiliden-Gattung Omphalıa de 
Haan 1825 besetzt. So wurde der heute gültige Ersatzname Cassiope COQUAND 1865 geprägt. 


Art Cassiope kefersteinu (MÜNSTER in GOLDFUSsS 1844) 
(Taf. 5, Fig. 5-7) 


1844 Cerithium kefersteini MÜNSTER ın GOLDFUSS: 36, Taf. 174, Fig. 11. 

1852 Omphalia kefersteinu ZEKELI: 27, Taf. 2, Fig. 3 a-e. 

1984 Hexaglauconia (Hexaglauconıa) schenki MENNESIER: 46, Taf. 10, Fig. 10. 
1984 Hexaglauconia (Hexaglauconıa) fallaciosa MENNESIER: 43, Taf. 11, Fig. 2-3. 
1988 Cassiope kefersteinu (MÜNSTER) - CLEEVLEY & Morris: 245, Fig. 4. 


Material: Dieabgebildeten Exemplare, 1996 III 39-40, sowie zahlreiche weitere. 

Beschreibung: Das bis 4 cm hohe Gehäuse ist von kegelförmiger, apikal zugespitzter 
Gestalt. Meist sind nur fünf Windungen erhalten, der Apex fehlt bei adulten Stücken immer. 
Vollständige Exemplare zählten wohl mindestens 10 Windungen. Der Apikalwinkel beträgt 
30-40°. Der Teleoconch setzt mitzweiSpiralkielen ein, wobei der oben aufder Windung gelege- 
ne nur als sehr schwache, kaum wahrnehmbare Erhebung ausgebildet ist. Der basale Kiel tritt 
deutlich in der Nähe der Naht hervor, so daß juvenile Stücke ein charakteristisches Pagoden- 
förmiges Aussehen besitzen. Ab der vierten Windung treten dann noch sukzessive weitere 
Spiralreifen hinzu, wobei die Dominanz des zweiten Kiels bestehen bleibt und die folgenden 
unterhalb in Nahtnähe angeordnet sind. Im weiteren Verlauf der Ontogenese treten neben dem 
dominanten Spiralreifen meist noch ein bis zwei weitere stärker hervor, die übrigen schwächen 
sich ab. Häufig sind die Adultwindungen dann also nur durch drei spirale Reifen gekennzeich- 
net, wobei zwei basal in Nahtnähe und einer im adapikalen Teil der Windungen angeordnet 
sind. Zwischen dem mittleren und oberen Reifen ist ein bis 2 mm breites, flaches oder schwach 
gewölbtes Feld ausgebildet, das glatt ist oder von bis zu acht (meist vier) feinen Zwischenfäden 
ornamentiert wird. Es treten auch Exemplare auf, bei denen die drei Spiralreifen in gleichem 
Abstand über die Windungen verteilt angeordnet sind. Hier grenzen der obere und der basale 
jeweilsan die Naht. Der mittlere schwächtsich bei einigen Stücken ab und verschwindet. So ent- 
steht ein breites Feld, das glatt oder untergeordnet spiralgestreift ist. Die Hauptspiralstreifen 
sind verschiedenartig ausgebildet. Häufig liegen glatte, bandartige Reifen vor, dienur von einer 
opisthocyrten Anwachsstreifung gequert werden. Bei vielen Stücken sind die Reifen mehr oder 


38 


weniger stark eingeschnürt, so daß sich eine knotige Skulptur bildet. Oft schwächt sich die 
Skulptur vom Basisreifen zum Oberteil der Windungen ab. Bei einigen Exemplaren sind die 
basalen Reifen deutlich eingeschnürt, der obere aber ist glatt. Die leicht gewellte Naht ist meist 
eingesenkt, manchmal wird sie von einer schwachen Nahtwulst begleitet. Die Mündung hat 
eine gestrecktovale, mehr oder weniger vertikalangeordnete Form, ist aber meist zerbrochen. 

Protoconch: Der Protoconch umfaßt drei Windungen und erreicht eine Höhe von ca. 
320 um. Die Initialkalotte ist 50 m breit, der Durchmesser der ersten aufgeblähten Windung 
beträgt etwa 120 um. Mit Einsetzen der zweiten Windung treten zwei deutliche Spiralkiele her- 
vor. Auf den Spiralkielen und zwischengeschaltet finden sich Reste einer spiralen Körnelung. 
Der Übergang Protoconch/Teleoconch ist durch einen Larvalhaken gekennzeichnet. 

Bemerkungen: SCHENK (1970) wies auf die große Variabilität dieser Art hin. Er fand 
lückenlose Übergänge zwischen Exemplaren mit zwei und drei Hauptspiralreifen, trennte aber 
dennoch die zweireifigen Formen als neue Unterart „Glauconia (G.) kefersteini bicostata“ von 
kefersteinüi ab. CLEEvLEY & Morris (1988) und MENNESSIER (1984) sahen in der zweireifigen 
Form gar eine eigene Art, ohne diesallerdings zu begründen. Unsere Untersuchungen ergaben, 
daß zwischen den zweireifigen und den dreireifigen Formen vermittelnde Zwischenformen 
existieren. Formen mit mehr oder weniger abgeschwächtem Mittelreifen treten auch beı 
Individuen in ein und derselben Schicht auf. Von der abweichenden Skulptur abgesehen sind 
die Schalen bezüglich der Gehäuseabmessungen aber ähnlich. Aufgrund dieser Tatsachen 
ist es nicht gerechtfertigt, die zweireifige Variation als Unterart oder gar eigene Art von 
C. kefersteinii zu trennen. 

Die von früheren Bearbeitern (MErTIN 1939, SCHENK 1970) als eigene Art betrachtete 
„Glauconia“ ornata (DRESCHER 1863) ist ebenfalls als Variation innerhalb von C. kefersteinii 
zu sehen. Diese durch zwei bis drei vorwiegend glatte, bandartige Reifen spiral ornamentierte 
Variante wurde von CLEEVLEY & Morris (1988) als mögliche eigene Art betrachtet. Die 
Autoren vermuteten nämlich, daß die Formen mit zwei Spiralreifen in einem Milieu herabge- 
setzter Salinität gelebt haben könnten, wogegen die dreireifigen vollmarine Tiere gewesen 
seien. Die Autoren begründen den marinen Lebensraum von C. kefersteinii mit Funden im 
Atzl-Graben, der von ihnen als marine Sequenz bezeichnet wird (: 276). Die Schichtenfolge, 
auf welche sich die Autoren beziehen, entstand aber im nicht vollmarinen Milieu, sondern ist 
als Ablagerung einer ruhigen Lagune mit herabgesetzter Salinität zu interpretieren (HERM 
1977: 267). In Brandenberg treten zwei- und dreireifige Formen häufig auch in einer Schicht 
auf (s.0.). Sie bildeten mit Corbicnla und anderen Brackwasserorganismen typische Ver- 
gesellschaftungen der ruhigen Lagune. Vergesellschaftungen auch mit Nerineen und 
Actaeonellen belegen aber auch eine Toleranz gegenüber normalmarinen und hochener- 
getischen Bedingungen, wobei allerdings wechselnde Salinitäten auftraten. VAUGHAn (1988) 
untersuchte Individuen von C. kefersteinii auf Kohlenstoffisotopengehalt (13C) zur Ermitt- 
lung der Paläosalinität bei Fossilien der Zöttbachalm und ermittelte Werte, die auf ein 
brackisches Milieu hindeuten (1988: 188, Tab. 4.2). C. kefersteinii kann also als Vertreter des 
Brackwassers im Ästuar mit Toleranz gegenüber vollmarinen Bedingungen interpretiert 
werden. 

Die „Glauconien“ wurden in der Vergangenheit häufig den Thiaridae zugeordnet (z.B. 
WEnz 1938, SCHENK 1970), bis sie als eigene Familie Glauconiidae PCHELINTSEV 1953 syn. 
Cassiopidae KoLLMann 1979 innerhalb der Cerithioidea gestellt wurden. Ihre genaue Stellung 
innerhalb der Cerithioidea war bisher unklar (Banper 1993). Bei einem Exemplar von 
C. kefersteinii aus dem Nachberggraben ist ein multispirales Operculum mit zentralem 
Nucleus erhalten (Taf. 5, Fig. 7). Dieses ähnelt Opercula rezenter Potamididae und deutet auf 
eine Verwandtschaft der Cassiopidae innerhalb der Certhioidea zu dieser Familie tropischer 
und subtropischer Küstensumpfschnecken. Der Protoconch belegt ein planktotrophes 


39 


Veligerstadium. Die zwei Spiralkiele und die spirale Körnelung zeigen Ähnlichkeit mit der 
Skulptur der frühontogenetischen Windungen der Procerithiidae (SCHRÖDER 1995, BANDEL 
1993, GRÜNDEL 1974), was die systematische Stellung der Cassiopidae innerhalb der 
Cerithioidea bestätigt. 


Familie Melanopsidae 


Gattung Melanopsis Ferussac 1807 
(Taf. 6, Fig. 1-2) 


Beschreibung: Gattungstypusist Buccinum praemorsum LinNE 1758 aus dem Süßwasser 
verschiedener Lokalitäten, die um das Mittelmeeer herum gelegen sind (GLAUBRECHT 1994). 
Die Schale ist von eikegeliger Gestalt mitabgeflachten Windungen und hoher Apertur, die vor- 
ne einen breiten Ausguß bildet und an der apikalen Seite des Innenlippenkallus eine Schwiele 
hat. Der Protoconch ist einfach, nicht klar vom Teleoconch abgesetzt und 0,2 bis 0,4 mm breit. 
Ein offener Umbilicus ist nicht entwickelt und die Windungen können sich weit umfassen. 

Bemerkungen: BanDEı & Rıepeı (1994, Pl.11, figs. 9-10; Pl.12, fig.1) beschrieben die spät- 
kretazische Melanopsıs ajkaensıs TauscH 1886 aus Ajka in Ungarn im Detail. Hier besteht die 
etwa 5 mm hohe Schale aus etwa 9 Windungen von denen die erste 0,23-0,27 mm breit ist. Als 
Ornament liegen nur Anwachssteifung vor und die Mündung erweist sich als diagnostisch. 
Melanopsis baconica OPPENHEIM 1892 ist durch eine etwas schwächere Kallusausbildung der 
Innenlippe gekennzeichnet, wie sie jugendliche Schalen bei Melanopsıs ganz allgemein zeigen. 
Melanopsis pauli BANDEL & RıepeL 1994 aus dem Csingertal bei Ajka im Bakony Gebirge ist 
etwas breiter (BANDEL & Rıepeı 1994, Taf.12, Fig.2-6) und die Windungen umfassen sich noch 
mehr. Ansonsten ähnelt sie der anderen Art aus dem Kreideästuar Ajkas. Der Protoconch und 
die jugendlichen Windungen von M. ajkaensis unterscheiden sıch kaum von jenen von M. pauli 
und nur die Gestalt des Teleoconches trennt beide voneinander. Die moderne zirkum- 
mediterrane Art Melanopsis praemorsa ist größer und der Protoconch ist glatt, nicht runzelig 
wie bei den kretazischen Arten (RıEDEL 1993). Die Gosauart Melanopsis laevıs wurde von 
SCHENK (1970) mit Melanopsis aus der Kreide von Quedlinburg verglichen und der gleichen Art 
zugerechnet. 


Art Melanopsis crastina Vıpaı 1874 
1949 Melanopsıs crastina VıDaL - BATALLER: 79, Fig.554. 


Material:Es wurden drei Exemplare aus der Sammlung der Autoren untersucht. 

Beschreibung: Aus dem Isona-Member der Tremp-Formation bei Isona beschrieben 
HARBEcK (1989, Taf. 2, Fig. 4, 5; Taf. 10, Fig.13-16) und ZıeLinskı (1989, Taf. 8, Fig. 5,6) 
Melanopsıs crastina VıDaı 1874. Die fusiforme Schale ist mit etwa acht Windungen 2 bis 2,5 cm 
hoch und 7 bis9 mm breit mit der größten Breite etwas apikal der Schalenmitte. Die letzte Win- 
dung umfaßtetwazwei Drittel der Schalenhöhe und die abgeflachten Windungen umgreifen die 
nächstälteren stark. Die Mündung weist ein dickes Kalluskissen im engen apikalen Teil auf und 
ist vorne zu einem Kanal ausgezogen. Die erste napfförmige Schale ist etwa 0.12 mm breit und 
nicht vom Teleoconch abgesetzt. 


40 


Art Melanopsıs serchensis VıDaL 1874 
(Taf 6, Fig. 1-2) 


1374 Melanopsis serchensis VıDAL - 28, fig. 14a. 
1949 Melanopsis serchensis VIDAL - BATALLER: 80, Fig. 555. 


Material: Dasabgebildete Exemplar, 1996 III 41, sowie neun weitere. 

Beschreibung: Dieetwa 15mmhoheSchale bestehtaus 9 bis 10 Windungen und zeigtihre 
größte Breite etwa in der Mitte der letzten Windung. Der Teleoconch ist etwas schlanker als je- 
ner von M. crastına aber die Windungen überlappen einander in ähnlicher Weise. Die letzte 
Windung macht etwa die Hälfteder Gesamthöhe aus. Die Apertur weist die zugespitze eiförmi- 
ge Gestalt auf und ist durch ein dickes Kalluspolster im apikalen Teil der Innenlippe gekenn- 
zeichnet. Der Protoconch besteht aus drei Windungen und endet mit einem Mündunghaken, 
der weıt vorspringt. Die Embryonalwindung mißt 0,09 mm im Durchmesser und der ganze 
Protoconch ist etwa 0,2 mm hoch. Das Ornament der Larvalschale ıst nicht erhalten (HARBECK 
1989, Taf. 2 Fig. 1-3, Taf. 10, Fig. 8-12). 

Vergleich: Melanopsis ajkaensıs (BANDEL & RıeDEı 1994, Pl.11, Fig.9) ist schlanker als 
Melanopsis pauli (BANDEL & RıepeL 1994, Pl. 12, figs. 2,3), die sich von Melanopsis crastina 
(HARBECK 1989) dadurch unterscheidet, daß ihre größte Breite in der Schalenmitte gelegen ist. 
Melanopsıis serchensis unterscheidet sich von den beiden anderen kretazischen Arten durch die 
Gestalt des tönnchenförmigen Protoconches (HARBECK 1989: Taf. 2, Fig. 1-3), während die 
Teleoconchgestalt jener von Melanopsis pauli ähnelt. HArBECK (1989) stellte fest, daß 
Melanopsis serchensis zusammen mit „Neritoplica“ und Deianira sowie der Muschel Corbicula 
im Brackwassermilieu lebte. Melanopsis crastina lebte hingegen im stärker vom Süßwasser 
beinflußten ästuarinen Bereich zusammen mit Pyrgulifera und Echinobathra (HarBEcK 1989 
Fig. 56, 58). Melanopsis serchensis stellt einen kretazischen Vertreter jener Melanopsiden dar, 
der wie diemoderne Zemelanopsis trifasciata von Neuseeland eine planktotrophe marine Larve 
besitzen (BANDEL 1993, GLAUBRECHT 1994, Taf. 24, Fig. 8, 9). 


Familie Pseudamaurinidae n. fam. 


Diagnose: Naticoide niedere Caenogastropoden mit eikegelförmiger, großer Schale. Die 
Windungen sind oben gewölbt oder abgeflacht und die Endwindung ist groß, rundlich bis eiför- 
mig. Die Innen- und Kolumellarlippe ist mit einfachem Kallus verdickt. 


Gattung Psendamanra P. FISCHER 1885 
(Taf. 6, Fig. 3-6) 


Typus: Pseudamanra bulbiformis (SOwERBY [Natica]) aus der Gosau-Kreide. 

Gattungsbeschreibung: Dasgroße, dickschalige, eiförmige bis eikegelförmige Gehäuse 
ist nicht genabelt oder zeigt einen schmalen Nabelschlitz. Die Windungen sind gerundet oder 
gestuft. Die Apertur ist nahezu oval oder spindelförmig. Die Innenlippe kann einen dicken 
Columellar- und Parietalkallus haben. 

Bemerkungen: Wahrscheinlich liegen mit der Gattung Pseudamaura Caenogastropoden 
aus der Verwandtschaft der Cerithioidea vor. Eine ganz ähnliche Gestalt zeigen etwa rezente 
Süßwasser-Cerithioidea wie Cleopatra, Balanocochlis oder Paludomus. Ähnliche Gehäuse 
weisen aber auch Vertreter der Amphibolidae (Archaeopulmonata) auf. Aufgrund des schlech- 
ten Erhaltungszustandes der Protoconche ist allerdings nicht zu entscheiden, ob Hetero- 
strophie vorliegt. Die systematische Stellung dieser offenbar nicht den Naticidae zugehörigen 


41 


und doch von der Teleoconchgestalt ihnen so ähnlich wirkenden Schnecken muß noch offen 
bleiben. Sie lassen sich mit ähnlichen Formen Indiens und Südafrikas in Verbindung setzen, die 
ebenfalls mit einiger Sicherheit keine räuberischen Caenogastropoden darstellen, wie es die 
Naticiden sind. Wenn fossile Naticidae vorlägen, müßten sich wie im Rezenten in großer An- 
zahl Naticiden-Bohrlöcher ın Schalen der Beutetiere finden. Diese fehlen jedoch ın Branden- 
berg trotz der Häufigkeit der Gattung Psendamanra. 


Art Psendamanra Iyrata (SOWERBY 1831) 
(Taf. 6, Fig. 3-6) 


1852 Natıca lyrata (SOWERBY) - ZEKELI: 46, Taf. 8, Fig. 5. 
1865 Natica lyrata (SOWERBY) - STOLICZKA: 45, 114. 
1970 Ampullina lyrata (SOWERBY) - SCHENK: 130, Taf. 3, Fig. 13 a,b. 


Material: Dieabgebildeten Exemplare, 1996 Ill 42-43, sowie neun weitere. 

Beschreibung: (nach SCHENK 1970) Das dünnschalige, kugelige Gehäuse erreicht eine 
Höhe von 4 cm und eine Breite bis zu3 cm. Die Windungen bilden in zunehmendem Maße 
Rampen aus, die sich auf der Endwindung bis auf 0,4 cm verbreitern. Die Umgänge sind von 
zwei bıs vier feinen Reifen, denen noch feinere zwischengeschaltet sein können, spiral orna- 
mentiert. Die Spiralreifen endigen mit der vorletzten Windung. Eine äußerst feine orthokline 
Zuwachsstreifung bedeckt die Umgänge. Die Mündung ist von schief halbkreisförmigem Um- 
riß und istim Nahtbereich etwas vorgezogen. Der Mündungsrand ist scharf begrenzt. 

Protoconch: Der Protoconch umfasst etwa 1,7 Windungen bei einem Durchmesser von 
0,31 mm. Er ist durch einen Absatz auf der Schale vom Teleoconch abgesetzt. Die erhebliche 
Größe der ersten Windung von ca. 180 um deutet auf eine dotterreiche Frühontogenese, evtl. in 
Gestalt eines lecithotrophen Veligers hin. 

Vergleich: Eine sehrähnliche Form beschrieb Hargeck (1989: Taf. 11, Fig. 8a,b) aus dem 
Maastricht von Isona (Pyrenäen, Spanien). Der Protoconch einer als Ampullina sigaretina 
dudariensis Strausz 1966 aus der Brackwasserfazies des Kohlebeckens von Dudar im ungari- 
schen Bakonygebirge beschriebenen Form zeigt große Ähnlichkeit zu den frühonto- 
genetischen Windungen der Brandenberger Spezies. Er weist große Unterschiede zu den 
Protoconchen moderner Naticiden auf, welche durch eine fein spiralig ornamentierte Larval- 
schale gekennzeichnet sind. DOckErY (1993: Pl. 20, Fig. 15) beschrieb Ampullina potens WADE 
1926 aus der Coffee Sand-Formation des Campans von Mississipi mit schlankem Salinator- 
ähnlichen Gehäuse. 


3.3 Unterklasse Heterostropha FiscHEr 1885 
Ordnung Allogastropoda HASZPRUNAR 1985 


Gattung Anomalorbis PauL 1991 
(Taf. 7, Fig. 1-6) 


Beschreibung der Gattung: Daskleine, nahezu planspiral aufgerollte Gehäuse umfaßt 
etwa vier Windungen mitangularer Apertur. Die Außenseiten der Windungen sind gekieltund 
untergeordnet mehr oder weniger deutlich spıral gestreift. Das Gehäuse ist apikal abgeflacht, 
umbilikal gerundet mit tiefem, offenen Umbilicus. Der Protoconch beginnt sinistral mit der 
Embryonalschale, die ein schwaches Grübchenmuster zeigt. Im Verlauf der axial gefalteten 


42 


Larvalschale wechselt der Drehsinn in die schwach dextrale bis planspirale Aufrollung. Ein 
deutlicher Absatz auf der Schale dokumentiert den Übergang zum Teleoconch. 

Vergleich: Pauı (1991) beschrieb die Gattung Anomalorbis aus dem britischen Eozän von 
Hampshire. Der Autor gab als Lebensbereich das vollmarine bis brackische Milieu an. In ein 
solches ästuarines Milieu könnten die leichten Gehäuse auch vom Gezeitenstrom ein- 
geschwemmt worden sein. Sehrähnliche Schnecken sind auch ausdem Eozän (Lutet) von Saffre 
(Pariser Becken) bekannt (eigene Daten) und hier aus vollmarinem Milieu. Anomalorbis erin- 
nert besonders auch hinsichtlich der Protoconchmorphologie an Stuoraxidae, die bereits aus 
den St.Cassıan-Schichten (späte Trias) der Dolomiten beschrieben wurden (BAnDEL 1996). 
Jedoch fehlt bei Stuoraxis der markante Spiralkiel des Teleoconches. Sehr ähnliche Formen 
treten auch rezent vor der Küste Cebus (Philippinen) auf (BAnpeL 1991b: Taf. 7, Fig.1). Der 
Protoconch gleicht auch jenem mancher Vertreter der Orbitestellidae, deren Teleoconch 
jedoch Axialrıppen trägt und sich so klar von Anomalorbis unterscheidet (BAnDEı 1991b: 
at. 7, Fig.5). 


Art Anomalorbis brandenbergae n.sp. 
(llat.7, Eıg. 34,16) 


Material: Holotypus, 1996 III 1, sowie drei Paratypen, 1996 III 2-4, und vier weitere Ex- 
emplare. 

Derivatio nominis: Nachder Typuslokalität bei Brandenberg in Tirol/Österreich. 

Locus typicus: Zöttbach-, Krumbach- und Nachbergalm bei Brandenberg (Tirol/Öster- 
reich). 

Stratum typicum: siltige Mergel, Oberconiac/Untersanton der nordalpinen Gosau. 

Beschreibung: Dasdextrale Gehäuse mit zumeist vier erhaltenen, nahezu planspiral auf- 
gerollten Windungen erreicht einen maximalen Durchmesser von 1,4 mm. Die Außenseite der 
Windungen weist einen markanten Kiel auf und ist untergeordnet mehr oder weniger deutlich 
spiral gestreift. Der marginale Spiralkiel trennt die Schale in eine abgeflachte apikale und eine 
gerundete umbilikale Seite mit tiefem, offenem Umbilicus. Der Protoconch umfasst etwa 
1,5 Windungen bei 160 um Durchmesser. Er beginnt sinistral (Embryonalschale und frühe 
Larvalschale). Im weiteren Verlauf wendet sich die Larvalschale in die planspirale und dann 
schwach dextrale Aufrollung ein. Die Embryonalschale zeigt ein schwaches Grübchenmuster. 
Auf der letzten halben Windung des Protoconches treten acht bis zehn deutliche axiale Falten 
auf und im Übergang Protoconch/Teleoconch ist ein deutlicher Absatz ausgebildet (aperturale 
Verdickung des Pediveligers). 


Art Anomalorbis harbecki n.sp. 
(ati 25) 


Material: Holotypus, 1996 III5,sowie drei Paratypen, 1996 III 6-8, und drei weitere Exem- 
plare. 

Derivatio nominis: Nach Klaus HarBeck, der die Artim Rahmen seiner Diplomarbeit 
bei Isona im Becken von Tremp fand. 

Locus typicus: Östlich von Isona im Becken von Tremp, Südpyrenäen, Spanien. 

Stratumtypicum: siltige Mergel; Isona-Member der Tremp-Formation, frühes Maast- 
richtium. 

Beschreibung: Das planspiral aufgerollte Gehäuse erreicht einen maximalen 
Durchmesser von 1,7 mm und umfasst etwa vier Windungen. Die Umgänge des Teleoconchs 
weisen als Ornament zwei kräftige spirale Kiele im oberen und unteren Drittel auf. Die Kiele 
trennen die glatten Flanken von der apikalen Fläche und der umbilikalen Basis, die durch 


43 


jeweils vier weitere Spiralstreifen verziert sind. Der Protoconch umfasst etwa 1,25 Windungen 
bei einem maximalen Durchmesser von ca. 160 um. Im Verlauf des ersten Drittels des 
Protoconchs trittein Wechsel von der Links- zur Rechtswindung ein: Der linke Windungssinn 
geht also schon in der Embryonalschale in die Planspirale über. Sie umfaßt gut 2/3 des 
Protoconches und wird von einem Grübchenmuster bedeckt. Das letzte Drittel des 
Protoconchs wurde wohl während eines kurzen planktotrophen Veligerstadiums gebildet. 
Hier sind axiale Falten ausgebildet. Den Übergang zum Teleoconch bildet ein deutlicher 
Absatz auf der Schale, der einer Aperturverdickung der ausgewachsenen Schale des 
Pediveligers entspricht. 

Bemerkungen: Dieähnlichen Orbitestellidae leben rezent in Algendickichten desLitorals 
unteranderemauch vor der Küste Cebus (Philippinen), wo sie wahrscheinlich mittelsder Zähne 
ihrer Radulae Algenzellen öffnen und sich von dem Zellsafternähren (Banpeı 1991b:462). Eine 
analoge Lebensweise und entsprechendes Habitat im Flachmeer können für die Gosau- und 
Trempformen angenommen werden. Da die Schalen von Anomalorbis in den Sedimenten des 
brackisch-lagunären Ablagerungsraumes auftreten, reflektieren sie vollmarine Phasen in der 
Ablagerungsgeschichte, die aber nicht länger als einige Monate gewährt haben müssen. 


Überfamilie Nerineoidea ZıTtEL 1873 


Familie Nerineidae ZırrEı 1873 


Gattung Parvonerinea n.g. 
(Taf. 8, Fig. 1,2,6,7) 


Typus: Parvonerinea nachbergensis n.g.n.sp. 

Derivatıonominis: Nachder geringen Größe dieser Art der Nerineidae. 

Diagnose: Das Gehäuse ist zylindrisch-kegelförmig, erreicht eine Höhe von 9 mm und 
eine Breite bis 4 mm. Die Umgänge werden durch glatte oder gekörnelte Spiralreihen ornamen- 
tiert. Die Internmorphologie der Windungen charakterisiert eine langgestreckte, schlanke 
Columellarfalte und eine kräftige, scharf zugespitzte Parietalfalte. Der Protoconch umfaßt eine 
sinistrale Windung und seine Achse bildet mitder des Teleoconches einen Winkel von etwa 80°. 

Vergleich: Inder Literatur wurden Kleinformen von Nerineen aus dem Brandenberger 
Raumals „Nerineenbrut“ bezeichnet (z.B. SCHENK 1970). Die Untersuchungen an Exemplaren 
aus dem Nachberggraben ergaben jedoch, daß mit Parvonerinea nachbergensis eine eigene 
kleinwüchsige Art vorliegt. Am deutlichsten unterscheidet sich diese Form von den Groß- 
formen der Untergattung Simploptyxis hinsichtlich des internen Faltenbildes: Parvonerinea 
nachbergensis weist mit einer Columellar- und einer Parietalfalte lediglich zwei interne Falten 
auf, während bei Szimploptyxis vier interne Falten ausgebildet sind. PCHELINTSEV (1968) 
beschrieb mit Diptyxıs und Cylindroptyxis zwei Gattungen aus dem Kaukasus (1968: Taf. 7, 
Fig. 2-9), die ein ähnliches Faltenbild aufweisen und möglicherweise näher mit Parvonerinea 
verwandt sind. Die Arten dieser Gattungen unterscheiden sich jedoch von P. nachbergensis 
deutlich durch größere Abmessungen. Bei Diptyxis ist zudem die Parietalfalte länger als die 
Columellarfalte. 


44 


Art Parvonerinea nachbergensis n.g.n.sp. 
(Taf. 8, Fig. 1,2,6,7) 


Material: Holotypus, 1996 III 9, neun Paratypen 1996 III 10-13, 15, 16-19, sowie das ab- 
gebildete Exemplar, 1996 III 14, und zahlreiche weitere. 

Derivatio nominis: Nach der Typuslokalität Nachbergalm. 

Locustypicus: Nachbergalm, Brandenberg, Tirol/Österreich. 

Stratum typicum: Siltige Mergel, Oberconiac/Untersanton. 

Beschreibung: Die Exemplare zeigen die typische Erhaltung der Nerineen in der 
Brandenberg-Gosau, beider Apexund Mündung beidenadulten Individuen fehlen. Meistzählt 
das zylindrisch-kegelförmige Gehäuse acht bis zehn erhaltene Windungen bei einer maximalen 
Höhe von 0,9 cm und einer Breite von bis zu 0,4 cm. Die ersten zwei Umgänge des Teleoconchs 
sind von der opisthoclinen Anwachsstreifung abgesehen glatt. Dann differenzieren sich zwei 
deutliche Spiralreifen heraus, von denen der obere jeder Windung in etwa 25 gleichmäßige Ab- 
schnitte eingeschnürt ist. Der kräftiger ausgebildete basale Reifen ist in unregelmäßigen Ab- 
schnitten schwach eingeschnürt oder bleibt glatt. Im weiteren Verlauf der Ontogenese treten 
noch zwei mehr oder weniger deutlich ausgeprägte glatte oder unregelmäßig gekörnelte Spiral- 
bänder hinzu, wobei eines in der Nähe der Naht, das zweite nahe der Basis angeordnet ist. Die 
Basıs des Schlußumgangs trägt zusätzlich drei bis fünf glatte Spiralbänder. Das Windungs- 
innere ist durch zwei einfache Falten gekennzeichnet. Hiervon ist die längere schlanke die 
Columellarfalte und eine kräftige, scharf zugespitzte die Parietalfalte. 

Protoconch: Der glatte Protoconch umfaßt eine sinistrale Windung und erreicht eine 
Höhe und Breite von etwa 200 um. Der Wechsel von der Linkswindung zur Rechtswindung 
erfolgt im Übergang vom Protoconch zum Teleoconch. Der Übergang zum dextralen 
Teleoconch ist durch einen deutlichen Absatz auf der sonst glatten Schale gekennzeichnet. Die 
Windungsachsen von Protoconch und Teleoconch schließen einen Winkel von etwa 80° ein. 

Bemerkungen: Die Morphologie und Abmessungen des Protoconches von Parvonerinea 
nachbergensis sind typisch für das, was in dieser Hinsicht bisher von Nerineoidea bekannt ist. 
So gleichen Protoconche von Arten der Familien Nerinellidae und Nerineidae in VAUGHAN 
(1988: 222,223) dem von P. nachbergensis. Auch die von HARBEcK (1989: Taf. 5, Fig. 3, 4) abge- 
bildeten Formen aus der Tremp-Formation der Südpyrenäen zeigen Ähnlichkeit (siehe Taf. 8, 
Fig. 3). P. nachbergensis trittim Nachbergraben autochthon in siltigen Sedimenten auf. Sie cha- 
rakterisiert hier den Biofaziesbereich B, eine Gastropodenvergesellschaftung des marinen bis 
leicht brackischen Milieus bei herabgesetzter Wasserenergie. 


Gattung Nerinea DESHAYES 1827 


Typus: Nerinea mosae DESHAYES 1827. 

Beschreibung der Gattung: (nach VAuGHAn 1988) Das mittelgroße bis große Gehäuse 
ist dickschalig und konisch. Die Windungen sind konkav mit hervortretenden suturalen Ram- 
pen. Die Internmorphologie der Windungen zeigt zwei Columellar-, eine Parietal-, eine Pala- 
tal- und eine Basalfalte. 


Untergattung Sımploptyxis TieDt 1958 


Typus: Nerinea nobilis MÜNSTER in GOLDFUSS 1844. 
Beschreibung: (nach Tıepr 1958) Das Gehäuse ist groß bis sehr groß. Die Umgänge 
sind fast eben bis konkav, glatt bis knotig, mit deutlichem, nicht verdickten Nahtband. An der 


45 


Spindel sind zwei Falten ausgebildet, von denen die untere stärker ist. Parietal findet sich eine 
kräftige Falte, palatal eine weitere, die zwischen den Columellarfalten steht. 


Art Nerinea (Simploptyxis) buchi KEFERSTEIN 1828 


1844 Nerinea bicincta MÜNSTER ın GOLDFUsS: 44, Taf. 177, Fig.5 a - c. 
1852 Nerinea buchi (KEFERSTEIN ) - ZEKELI: 34, Taf. 4, Fig. 3, 4. 

1865 Nerinea buchi (KEFERSTEIN ) - STOLICZKA: 27. 

1958 Nerinea (Simploptyxis) bucht (KEFERSTEIN ) - TIEDT: 492, Taf. 1, Fig. 3. 


Material: Es wurden acht Exemplare aus der Sammlung der Autoren bearbeitet. 

Beschreibung: Dasüber 10 cm große, steil-kegelförmige Gehäuse ist in der Regel ohne 
Apex und Mündungerhalten. Die Windungen sind durch 10-15 mehr oder weniger starke Kno- 
ten ornamentiert, die in mehr oder weniger schräge Rippen auslaufen. Die Spindel trägt zwei 
Columellarfalten, von denen die basale etwas kräftiger ausgebildet ist. Außerdem liegt eine 
schwächere Parietal- und eine kräftige Palatalfalte vor. 

Bemerkungen: Das Habitat dieser Spezies ist der flachmarine Bewegtwasserbereich. Die 
Nerineen-Schwemmlage im Arbeitsgebiet (Profil Nachbergalm, Abb. 2) stellt eine par- 
autochthone Taphozönose dar, wobei von einem lokalen, geringfügigen Transport der schwe- 
ren Gastropodengehäuse auszugehen ist. 

Hörtuıing (1985) nannte als primären Lebensraum von Nerineen das obere Subtidal, von dem 
aus die Gehäuse lokal umgelagert wurden. Dies könnte nach dem Absterben z. B. durch 
sporadisch wirksame Sturmereignisse erfolgt sein. VAUGHAN (1988) gab für Nerineidae 
normalmarine Habitate an, wobei die häufige Vergesellschaftung mit stenohalinen Gruppen 
wie Korallen und Brachiopoden als Hinweis auf vollmarine Bedingungen angeführt wurde. 
VAUGHAN analysierte erhaltenes Aragonit-Schalenmaterial verschiedener Gosau-Lokalitäten 
auf den Gehalt an Kohlenstoff- und Sauerstoffisotopen zur Ermittlung der Paläotemperatur 
und -salinität. Die untersuchten Stücke von N. (Simploptyxis) bucht aus Lanzing und von der 
Zöttbachalm (Brandenberg) ergaben Werte, die ein marines Habitat und eine durchschnitt- 
liche Paläotemperatur von 27.7°C dokumentieren (1988: 187, Tab. 4.2). Dieser Wert liegtetwas 
über der von Housrick (1974) für rezente flache Meere der Tropen angegebenen Durch- 
schnittstemperatur von 25°C. 


Familie Nerinellidae PCHELINTSEV 1965 


Gattung Aptyxzella FISCHER 1885 


Beschreibung der Gattung: Das Gehäuse ist mittelgroß, sehr schlank, kegelförmig bis 
stabförmig, glatt oder durch spirale Knotenreihen skulptiert. Die Endwindung besitzt kantige 
Gestalt. Die Windungen sind innen durch eine Columellar-, eine Parietal- und eine Palatalfalte 
gekennzeichnet. 


Untergattung Acroptyxıs TIEDT 1958 
(Taf. 8, Fig. 4-5) 


Typus: Nerineagracılis ZEKEL1 1852. 


Beschreibung der Untergattung: Dasheterostrophe, fast stabförmige Gehäuse zeigt 
hohe, durch feine spiralige Knotenreihen skulptierte Umgänge. Die Endwindung ist kantig. Die 
Spindel trägt eine tiefliegende Falte. Weitere Falten finden sich parietal und palatal in der Mitte 
der Außenwand. 


46 


Art Aptyxiella (Acroptyxıs) gracılis (ZEKELI 1852) 
(Taf. 8, Fig. 4-5) 


1852 Nerinea gracılis ZExeLı: Taf. 5, Fig. 7 a, b. 
1865 Nerinea gracılis ZEKELI - STOLICZKA: 134. 
1958 Aptyxiella (Acroptyxis) gracılis (ZEKEL1) - TiEDT: 501, Abb. 9; Taf. 2, Fıg. 4. 


Material: Dasabgebildete Exemplar, 1996 III 44, und ein weiteres. 

Beschreibung: (nach TıEpr 1958) Das bis 2 cm große Gehäuse ist sehr schlank, kegelför- 
mig, fast stabförmig und seine Windungen sind hoch, mit mehreren Knotenreihen oder Eıin- 
schnürungen versehen. Sie werden durch deutliche, kräftig erhobene Nähte getrennt. Die 
Endwindung ist kantig. Die solide Spindel trägt eine tiefliegende Columellarfalte. Weiterhin 
sind eine Parietalfalte und eine Palatalfalte in der Mitte der Außenwand ausgebildet. 

Bemerkungen: Dievonder Krumbachalm stammenden Exemplare stellen Jugendformen 
(unter 2 mm Höhe) der Art dar. Ergänzend zur Beschreibung durch TiepDr (1958) sei bemerkt, 
daß die ersten fünf glatten Windungen des Teleoconches einen schwach konvexen Umriß und 
eine geringere Höhe als Breite besitzen. Erst die folgenden Umgänge zeigen die für die Art 
typische Verschmälerung der unteren Hälfte der Windungen und eine rasche Zunahme der 
Windungshöhe. Somit sind die juvenilen Formen durch eine anfangs kegelförmige, dann nahe- 
zu stabförmige Gestalt gekennzeichnet. Untergeordnet tritt eine sehr feine Spiralstreifung und 
deutliche opisthocyrte Anwachsstreifungen auf. Etwa auf der Mitte der Umgänge tritt ein 
gekörneltes Band stärker hervor. Der schlecht erhaltene Protoconch gleicht weitgehend jenem 
von Parvonerinea nachbergensis n.g.n.sp., erreicht jedoch eine geringere Höhe (ca. 130 um). 


Familie Actaeonellidae PCHELINTSEv & KOROBKOV 1960 


Gattung Trochactaeon MEEK 1863 
(Taf. 9, Fig. 3, 4, 6, 7) 


Typus: Trochactaeon renauxinianus (D’ORBIGNY 1842). 

Beschreibung: (nach MEEk 1863, cit. nach KOLLMANN 1967) Das Gehäuse istturmförmig, 
ziemlich dick; am breitesten immer in der Mitte des letzten Umgangs. Der letzte Umgang ist 
groß, oben gerundet und läuft von der Nähe der Spitze mit konvexen oder aufgeblähten Seiten- 
wänden zur Basis. Die Spira ist im allgemeinen niedrig, erhebt sich manchmal kaum über den 
letzten Umgang und kann sogar eingesunken sein. Die Oberfläche istnahezu glatt. Die Apertur 
istsehr eng und lang, unten im allgemeinen fast spitz oder nur wenig gerundet. Die Außenlippe 
istinnen glatt während die Innenlippe unten verdickt und in drei Falten gelegt ist, die sich von 
Umgang zu Umgang an der Spindel fortsetzen. 


Untergattung Trochactaeon MEEK 1863 


Typus: Trochactaeon renauxinianus (D’ORBIGNY 1842). 

Beschreibung: Die Untergattung Trochactaeon ist durch ein rettichförmiges bis 
kugeliges, dickschaliges Gehäuse gekennzeichnet (Höhe:Breite-Verhältnis: 1.4:1 bis 2:1). Die 
Umgänge sind stark nach außen gewölbt. Die Suturrampe ist deutlich ausgeprägt. Die 
Mündung ist basal immer deutlich erweitert. Die Spindel trägt drei bis vier Falten. 

Vergleiche: Nach Sour & KoLımann (1985) unterscheidet sich die Untergattung 
Neocylindrites von T. (Trochactaeon) durch die zylindrische oder nahezu zylindrische 
Gehäuseform und die flach gewölbten Seitenwände. T. (Mexicotrochactaeon) ıst durch ein im 


47 


oberen Teil schwach konvexes Gehäuse gekennzeichnet, das sich basal stark verschmälert, so 
daß es hier eine konische Form besitzt. Im Unterschied zu Neocylindrites ist zu den 2-3 
Columellarfalten noch eineschwache Palatalfalte ausgebildet. T. (Sevanella) besitztein Gehäu- 
se mit hoher Spira und breiter und tiefer medianer Einsenkung. Oberhalb und unterhalb dieser 
treten spirale Rippen oder Knotenreihen auf. 


Art Trochactaeon (Trochactaeon) lamarcki (SOWERBY 1835) 


Typus: Trochactaeon (T.) lamarckı lamarckı (SOwERBY 1835). 


Unterart Trochactaeon (T.) lamarcki lamarckı (SOwERBY 1835) 
(Taf. 9, Fig. 3, 6, 7) 


1844 Tornatella voluta MÜNSTER in GoLDFUuss: 49, Taf. 177, Fig. 14. 

1852 Actaeonella voluta ZEKELI: 42, Taf. 7, Fig. 6a -d. 

1865 Actaeonella Lamarcku (SOWERBY) - STOLICZKA: 37. 

1959 Actaeonella lamarcki (SOWERBY) - POKORNY: Taf. 2, Fig. 7. 

1967 Trochactaeon (T.) lamarckı lamarckı (SOwERBY) - KOLLMANN: 224,Taf. 5, Fig.29 - 31. 


Material: Neben dem abgebildeten Exemplar, 1996 III 47, wurden sieben weitere 
untersucht. 

Beschreibung: Das Gehäuse erreicht eine Höhe von 2-6 cm bei mehr als sieben 
Windungen. Die treppenförmige Spira umfaßt 1/2 bis 1/4 der Gesamthöhe. Der Apikalwinkel 
beträgt 50-75°. Bei nahezu parallelen Seitenwänden tritt in der Gehäusemitte eine seichte 
Verflachung auf. Die schlitzförmige Apertur ist basal etwas weiter als apıkal. Die Höhe der 
Columella beträgt etwa 1/3 der letzten Windung und ca. 1/4 bıs 1/5 der Gesamthöhe. Sie trägt 
drei Spindelfalten, die in apıkaler Richtung an Stärke zunehmen. 

Protoconch: Der Protoconch umfaßt etwa zwei sinistrale Windungen und mißt 150 um. 
Seine Umgänge sind schwach gerunzelt und ein deutlicher Absatz und einsetzende 
Anwachsstreifung kennzeichnen den Übergang zum Teleoconch. Der Übergang von der 
sinistralen Larvalschale zu den dextralen Adultwindungen erfolgt beim Übergang zum Boden- 
leben und somit am Ansatz des Teleoconchs. Die Achsen von Protoconch und Teleoconch 
schließen einen Winkel von etwa 45° ein. 

Bemerkungen: Aus dem Brandenberger Raum sind Stücke mit Farberhaltung be- 
schrieben worden (Pokornv 1959, KOLLMANN 1967). Hierbei handelt es sich um ein spirales 
Zickzack-Muster, wobei die Spitzen in Aufrollungsrichtung weisen. Dieses Muster ist auch 
von Exemplaren der Art aus dem Turon Jordanıens bekannt (MusTtara & BAnDEL 1992). 

Aus der Vergesellschaftung mit Rudisten kann auf ein Habitat im flachen Poly- bis 
Euhalinikum geschlossen werden. Der Befall durch Bohrschwämme (Chona sp.), der bei 
manchen Individuen auftritt, deutet auf marine Bedingungen hin. Im Gegensatz zu den 
beschriebenen Actaeonellen sind Trochactaeon-Formen auch z.T. mit Faunenelementen der 
äußeren Lagune vergesellschaftet, so daß auf eine Toleranz gegenüber wechselnden Salıinitäten 
geschlossen werden kann. KoLLMANN (1965) nennt als Salinitätsspektrum der Gattung 
Trochactaeon den Bereich Polyhalinikum bis Meiomesohalinikum. Das Meiomesohalinikum 
entspricht mit5 -10[8] ppt dem Brack wasser. Die Brackwassertoleranz leitet der Autor aus der 
Vergesellschaftung mit Cassiopidae ab, wobei letztere jedoch als lagunäre Gastropoden auch 
in Habitaten auftraten, die auf höhere Salinität schließen lassen. Eine Brackwassertoleranz von 
T. lamarcki lamarcki läßt sich mit diesem Argument nicht belegen. 


48 


Unterart Trochactaeon (T.) lamarcki brandenbergensis KOLLMANN 1967 
1967 Trochactaeon (T.) lamarckı brandenbergensis KOLLMANN: 226, Taf. 5, Fig. 32, 33. 


Material: Es wurden 15 Exemplare aus der Sammlung der Autoren untersucht. 

Beschreibung: (nach KoLLmann 1967) Das Gehäuse erreicht eine Höhe bis zu 60 mm. 
Der letzte Umgang ist etwas aufgebläht. Das Verhältnis Höhe der Spira zu Gesamthöhe 
schwankt zwischen 1/3 und 1/4. Der Apikalwinkel beträgt 60-90°. Die für 7. lamarcki 
charakteristische getreppte Spira ist hier insofern modifiziert, daß die breiten Suturrampen 
flache, nach außen geneigte Rinnen aufweisen. Von den Spindelfalten ist die erste kräftig und 
scharf, die unteren sind rund und flach. Die Inductura ist dünn. Ihr Außenrand ist im oberen 
Abschnitt gegenüber der Gehäuseachse mit etwa 30° geneigt. An der Verflachung der 
Gehäusemitte ist ein deutlicher Knick im Rand der Inductura zu beobachten. Von hier verläuft 
dieser mit einer Neigung von etwa 25° in die Basallippe. Die Inductura umschließt bei 
T. lamarckı brandenbergensis im Gegensatz zu T. lamarcki lamarcki die Columella. 

Bemerkungen: T. lamarckı brandenbergensis charakterisiert im Profil Zöttbachalm 
mächtige sandige Sedimente des vollmarinen Bewegtwasserbereichs mit Schrägschichtung, 
Rudistenschill- und konglomeratischen Lagen. Die Unterart bildete hier mit Radiolites sp. eine 
typische Vergesellschaftung (Biofaziesbereich A). 


Art Trochactaeon (T.) gigantens gigantens (SOWERBY 1835) 


1865 Actaeonella gigantea (SOWERBY ) - STOLICZKA: 35. 
1959 Actaeonella (Trochactaeon) gigantea gigantea (SOWERBY) - POKORNY: 958. 


1967 Trochacteaon (T.) giganteus giganteus (SOWERBY) - KOLLMANN: 238, Taf. 6, Abb. 38, 
Taf. 8, Abb. 52. 


Material:Es wurden fünf Exemplare aus der Sammlung der Autoren untersucht. 

Beschreibung:Das Gehäuse erreicht eine Höhe von mehr als 130 mm (Gosau-Becken 
von Grünbach). Die Höhe der Brandenberger Stücke beträgt 30-80 mm. Von den mehr als 
10 Windungen sind die ersten meist vollkommen aufgelöst. Die Gehäusebreite beträgt 2/3 bis 
3/4 der Höhe. Die Spira schließt bei juvenilen Stücken einen Winkel von 70-80°, bei adulten 
von etwa 120° ein. Die Spirahöhe beträgt weniger als 1/4 der Gesamthöhe. Die Seitenwände der 
ersten Windungen sind nahezu parallel. Im weiteren Verlauf der Ontogenese werden die 
oberen Abschnitte der Seitenwände mehr oder weniger stark aufgebläht. Spätontogenetisch 
sind die adapikalen Abschnitte der Seitenwände dann wieder nahezu parallel. Die Columella 
trägt drei Falten, von denen die adapikale im letzten Umgang sehr deutlich hervortritt. 

Bemerkungen: T. giganteus giganteus tritt als parautochthone Schwemmlage an der 
Basıs des Profils Krumbachalm (unterhalb des Krumbachweges bei Brandenberg) auf. Die Art 
charakterisiert hier mit Rudisten-Schillagen glauconitische Sande des hochenergetischen 
Flachmarins (Biofazıesbereich A). 


Trochactaeon sp. aus dem Barranco de Barcedana, Becken von Tremp 
(Taf. 9, Fig. 4) 


Material: Das abgebildete Exemplar und 15 weitere aus der Sammlung der Autoren. 

Beschreibung: Das bis 1.5 cm hohe Gehäuse ist apıkal stumpf-kegelförmig, erreicht 
im oberen Drittel die größte Breite und läuft dann zur Basis hin spitz zu. Der Schlußumgang 
nımmr gut zwei Drittel der Gesamthöhe ein. Die Windungen sind schwach abgesetzt. Die 
Aperturistschlank, basal etwas weiter als apıkal. Die Columella wird vom Mundsaum bedeckt, 


49 


von bis zu sechs Spindelfalten umgriffen, wobei drei kräftigere dicht gedrängt an der Basis 
angeordnet sind. Darüber finden sich bis zu drei weitere, die schwächer ausgeprägt sind und 
in größerem Abstand zueinander stehen. Nach Harseck (1989) sind die Innenwände der 
Windungen verdünnt und zur Basis hin aufgelöst. 

Bemerkungen: Obwohl Trochactaeon sp. bis zu sechs Columellarfalten aufweist, 
nehmen wir Abstand davon, eine neue Untergattung von Trochactaeon aufzustellen. Das 
Merkmal Anzahl der Columellarfalten ist bei einigen Arten sehr variabel (z.B. auch bei 
T. Neocylindrites: 2-3). Bei der Form könnte auch ein Vertreter der Ellobiidae (Archae- 
opulmonata) vorliegen. Wie bei der rezenten Gattung Melampus etwa löst die Tremp-Form die 
Innenwände der Windungen an, aber nicht völlig auf. Schalen aus dem Barranco de Barcedana 
mit ca. zwei Windungen könnten Protoconche von Trochactaeon sp. darstellen (Taf. 9, Fig. 4). 
Diese sind jedoch schlecht erhalten und zeigen keine Skulpturmerkmale. Sie ähneln sowohl 
den frühontogenetischen Windungen moderner Ellobiiden als auch denen der fossilen Gat- 
tung Trochactaeon, wobei beiden aber die gleiche Schalengestalt zu eigen ist, was die Einstu- 
fung dieser Formen in das System erschwert. 


Gattung Actaeonella D’ORBIGNY 1842 
(at 9YEie- 1, 2,5) 


Typus: Actaeonella laevis (SOWERBY 1835). 

Beschreibung:(nach KoLLmanN 1965) Das Gehäuse ist ei- bis spindelförmig, eher dick, 
involut, oben mehr oder weniger zugespitzt, am weitesten unterhalb der Mitte, vollkommen 
ohne Andeutung einer Spira. Die Oberfläche ist nahezu glatt. Die Apertur ist schr eng, 
gebogen, nahezu so lang wie die Gehäuschöhe. Die Außenlippe ist glatt, im allgemeinen 
stumpf, die Innenlippe nahe der Basis der Apertur verdickt und nach außen gedreht, so daß an 
der Columella drei deutliche Falten gebildet werden; im allgemeinen auch im obersten 
Abschnitt der Apertur verdickt. 


Unterart Actaeonella laevis zekelii KOLLMANN 1965 


1852 Actaeonella laevis Zekeuı: 44, Taf. 7, Fig. 11 c,d [non Fig. 11 a= A. elongata KOLLMANN; 
non Fig. 11 b = A. laevis laevıs (SOWERBY)]. 
1965 Actaeonella laevis zekelii KoLLMann: 248, Taf. 1, Fig. 1-4. 


Material: Von der Nominatunterart A. laevis laevis aus dem Edelbachgraben (Gosau) 
wurden neben den abgebildeten Exemplaren, 1996 III 45-46, zahlreiche weitere untersucht. 

Beschreibung: (nach KotLLmann 1965) Die Seitenwände des Gehäuses dieser klein- 
wüchsigen Form sind parallel oder schwach konvex. Sie biegen im letzten oberen Viertel in 
einem Knick plötzlich zu der kurzen stumpfen Spitze um. Der letzte Umgang zeigt deutliche, 
schwach s-förmig gekrümmte Anwachsstreifung. Die Gehäusemündung ist eng und zeigt im 
untersten Abschnitt eine bedeutende Verbreiterung. Die Außenlippe steht an der Basis 
senkrecht zur Gehäuseachse und biegt um 90° in die Richtung parallel dazu um. Die Spindel- 
falten sind wenig hervortretend. Die unterste ist äußerst schwach entwickelt oder kann auch 
überhaupt fehlen. Die Gehäusehöhe beträgt 11-19 mm, die Breite 5-8 mm. 

Protoconch: Das Material von A. laevıs zekelii zeigte keine erhaltenen Protoconche. So 
wurden Exemplare der Nominatunterart A. laevıs laevıs aus dem Edelbachgraben (Gosau) un- 
tersucht (Taf. 9, Fig. 1, 2, 5). Bei ihnen besteht der etwa 140 um hohe Protoconch aus zwei 
sinistralen Windungen, die beider Metamorphose in den dextralen Teleoconch übergehen. Die 
Achsen von Protoconch und Teleoconch schließen dabei einen Winkel von etwa 45° ein. 


50 


Bemerkungen: Korımann (1965) unterschied A. laevis zekeli von A. laevis laevis 
(SOWERBY), wobei letztere durch deutlich konvexe Seitenwände gekennzeichnet ist, die ohne 
Knick in die Spira verlaufen und auch mit 10-30 mm eine größere Gewindehöhe besitzt. A. 
laevis zekelii ähnelt A. delgadoi CHorrar 1901, die jedoch immer drei Columellarfalten 
aufweist, wie MUSTAFA & BAanDEL (1992) an Individuen aus dem Cenoman Jordaniens zeigten. 
SOHL & KoLLMmann (1985) untersuchten A. delgadoıi aus dem Alb von Texas, die sogar eine 
schwach hervortretende vierte Spindelfalte aufweist. Es zeigte sich also vom Alb bis in das 
Santon eine weite Verbreitung der nahe verwandten Arten dieser A. delgador-A. laevis Gruppe 
mit einer Tendenz zur Reduktion der Zahl und Stärke der Columellarfalten (Mustara & 
BAnDer 1992). 

Als Biotop der Actaeonelliden gilt der flachmarine Ruhigwasserbereich (vollmarine Lagune, 
Mustara & BanDEL 1992). KOLLMANN (1965) beschrieb geringmächtige sandige Einschaltun- 
gen ın Serien von Kohlenmergeln/Flözen als typisches Stratum, in dem Actaeonellen der 
Gosau gefunden werden. Hieraus wurde in der Vergangenheit häufig auf ein brackisches 
Milieu als Habitat der Actaeonellen geschlossen (ZaprE 1937, POKoRNY 1959). KOLLMANN 
betonte jedoch , daß es sich bei den sandigen Zwischenlagen („taube Mittel“) um marine 
Absätze handelt, repräsentiert durch kurze Überflutungen der Küstensümpfe. 


Terrestrische Gastropoda 
(Taf. 10, Fig. 1-6) 


Terrestrischer Gastropode sp. I 
(Taf. 10, Fig. 1-2) 


Material: Das abgebildete Exemplar, 1996 III 48. 

Beschreibung: Das reifenförmige Gehäuse erreicht eine Höhe von 0,6 mm bei einem 
maximalen Durchmesser von 0,88 mm. Die 2.8 erhaltenen Windungen haben gerundeten 
Querschnitt. Die jüngeren Windungen umfassen die nächstälteren etwa zur Hälfte, so daß die 
Spira nur wenig erhoben ist. Die Windungen sind von dichten prosoclinen Anwachsstreifen 
bedeckt. Der Protoconch zählt etwa 1,7 Windungen bei einem maximalen Durchmesser von 
456 Im. 


Terrestrischer Gastropode sp. 2 cf. Leptopoma sp. 
(Taf. 10, Fig. 3-4) 


Material: Das abgebildete Exemplar, 1996 III 49 und ein vergleichbares aus Isona, 1996 
III 50. 

Beschreibung: Das unvollständig erhaltene, 0,7 mm hohe Gehäuse mit einem 
Durchmesser von 0,61 mm besteht aus ca. 2,75 Umgängen. Die Windungen haben schwach 
gerundeten Querschnitt und umgreifen die älteren nur geringfügig. Es deutet sich eine 
kegelförmige Gestalt an. Die Umgänge weisen dichte, schiefe Axialrippen auf. Der glatte 
Protoconch mißt 374 um im Durchmesser und erreicht eine Höhe von ca. 250 um. Nach etwa 
1,45 Windungen markiert ein Absatz den Übergang zum Teleoconch. 

Bemerkungen: Der terrestrische Gastropode sp. 2 ähnelt von HRUBESCH (1965) 
beschriebenen Formen der Gattung Leptopoma (Architaenioglossa, Cyclophoridae) aus Bau- 
xiten der Gosau von Glanegg/Salzburg (1965 : 88, Taf. 5, 1-5). Eine ähnliche axial berippte 
Landschnecke aus Isona zeigt eine 1,7 Windungen umfassende glatte Embryonalschale 
(Taf. 10, Fig. 5-6). Die Landschnecken lebten wohl im Strandbereich, ausgetrockneten 


51 


Lagunenflächen oder Küstensumpf, von wo sie in den Sedimentationsraum umgelagert 
worden sind. Die allochthonen Faunenelemente können aufgrund der geringen Größe auch 
durch Flußsysteme einem weiteren Transport unterlegen sein. 

Die Gastropoden des Landes besitzen den typischen großen, einfachen und glatten 
Protoconch, der bei Landschnecken unterschiedlicher systematischer Zugehörigkeit auftritt, 
da diese sich im Schutze dotterreicher Eikapseln bis zum Schlupf als Miniaturadulte entwik- 


keln. 


4. Diskussion 


Die Analyse der Gastropodenfaunen der Brandenberg-Gosau und des Trempbeckens 
belegt, daß der gegliederte Küstenstreifen beider Ablagerungsräume infolge einer oszillieren- 
den Küstenlinie einem raschen Fazieswechsel unterlag: Durch bestimmte Gastropoden- 
vergesellschaftungen werden unterschiedliche, ineinander übergehende Lithotope charakteri- 
siert. 

Das Ablagerungsmilieu der Gosau war allerdings dynamischer als das ın Tremp. Dies ıst 
wahrscheinlich auf die Geländemorphologie zurückzuführen: In Brandenberg ragten die 
antiklinalen Erhebungen oft bisan das Gosaumeer heran, wogegen in Tremp die Küstensumpf- 
fazies -vergleichbar den Ajka-Küstensümpfen in Ungarn (BANDEL & RıeDEL 1994)- ım ebenen 
Gelände dominierte und Hügel weiter vom Meer entfernt lagen. Diese Unterschiede in den 
Milieus spiegeln sich in den Faunengemeinschaften wider. So läßt sich in Tremp der 
Brackwasserbereich weitergehend untergliedern als der der Gosau. Der brackische Bereich ist 
in der Gosau durch die Casszope-Pirenella-Vergesellschaftung (Biofaziesbereich C) gekenn- 
zeichnet und geht unter Abnahme der Wasserenergie und Salinität in die Pyrgulifera-Verge- 
sellschaftung über (Biofaziesbereich D). Die Cassiope-Pirenella-Vergesellschaftung ent- 
spricht der Neritidae-Melanopsis serchensis-Vergesellschaftung im Trempbecken. Die in der 
Sukzession zum landnahen, überwiegend limnisch geprägten Milieu folgenden Faunen- 
gemeinschaften können in Tremp in drei weitere Bereiche differenziert werden (D: Hydro- 
biiden, E: Pyrgulifera-Melanopsis crastina ,F: Physa-Planorbiden). Im Gegensatz zur Gosau 
ist der Brackwasserbereich im Trempbecken stärker gegliedert und mehr limnisch geprägt mit 
großer fazieller Ähnlichkeit zur Küstensumpffazies von Ajka (Ungarn). 

Dies spiegelt sich auch in der Lebensweise der Gastropodenfaunen wider. Die Unterschiede 
lassen sich insbesondere in der Frühontogenese der Schnecken erkennen. So weisen fast alle 
Schnecken der Brandenberg-Gosau eine dem planktotrophen Veligerstadium entsprechende 
Larvalschale auf. Da eine solche Frühontogenese an das marine Milieu gebunden ist, vollzieht 
sich auch die Entwicklung nahezu aller Brackwassergastropoden im Meer. In Tremp zeigen 
unter den Brackwasserbiotope charakterisierenden Gastropoden nur Neritidae und 
Melanopsis serchensis eine Veligerschale. Innerhalb der Gattung Echinobathra lebte in der 
Gosau E. debile im brackisch-lagunären Biotop, wohin die Veligerlarven zur Metamorphose 
aus dem offenen Meer einwanderten. In Tremp charakterisierte die direkt entwickende Art 
Echinobathra stillans die ästuarine Gezeitenmarsch, einen Lebensraum der fast schon limnisch 
war. Die direkt entwickelnde Gattung Hadraxon tritt in Tremp ebenso auf wie in den 
Küstensümpfen von Ajka. Sie fehlt jedoch in der Gosau von Brandenberg. Bei Hadraxon 
könnte es sich um eine primär limnische Schnecke handeln, die nur geringfügigen sporadischen 
Salzeinfluß tolerierte und im marin geprägten Milieu der Gosau nicht leben konnte. Sie ist 
hinsichtlich ihrer Lebensweise und Ontogenese mit der rezenten Thiarıde Melanoides 
tuberculata der Ästuare Südostasiens vergleichbar. Die Gattung Pirenella ist in der Gosau mit 
freier Larve vertreten. Damit wird nun der Vergleich zu den Formen anderer planktotropher 


52 


Protoconche der Potamididae möglich und bestätigt dietaxonomische Einstufung der Gattung 
Pirenella auch von seiten der Protoconchmorphologie. Der Protoconch von Pirenella figulina 
aus Tremp ist ebenso glatt wie die Protoconche der Arten aus Ajka, was auf eine direkte 
Entwicklung hindeutet. 

Der überwiegend marin geprägte Bereich des Küstenstreifens wird in der Gosau wie in 
Tremp von Vertretern der Nerineidae, hier insbesondere Kleinformen mit Protoconch- 
erhaltung, besiedelt. Diese bevorzugten siltige Substrate in Bereichen herabgesetzter Wasser- 
energie. 

Wie in modernen tropischen Küstenzonen sind Vertreter der Neritiden im brackischen 
Bereich vertreten, in Tremp wie Ajka auch mit der für die späte Kreide typischen Gattung 
Dejanira. Sie verbreiteten sich im Meer mittels einer planktotrophen Larve, lebten dann aber 
vornehmlich im brackischen und Süßwassermilieu des Küstensumpfes. Die Gattung Nerita 
lebte hingegen, wie auch rezent noch, vollmarin. 

Die Untersuchung der frühontogenetischen Windungen der Gastropoden der Branden- 
berg-Gosau ermöglichten auch Aussagen zur Systematik. So konnten bisher als „Keilostoma“ 
(Rissooidea) und „Ebala“ (Pyramidelloidea) beschriebene Formen aufgrund ihrer Gehäuseab- 
messungen und Protoconchmorphologie klar als den Cerithioidea zugehörig identifiziert 
werden. Die Cerithioideen stellen das dominierende Faunenelement des Brackwasserbereichs 
der Gosau dar. Die Brandenberger Formen wurden den Familien Cassiopidae und Pota- 
mididae zugeordnet. Die Protoconche sind durch zwei Hauptspiralkiele und untergeordnetes 
Streifen- und Tuberkelmuster ornamentiert. Diese Skuptur zeigt große Ähnlichkeit zu den 
frühontogenetischen Windungen der jurassischen und kretazischen Procerithiidae, von denen 
sich die Brandenberger Formen möglicherweise ableiten lassen. Die übereinstimmende 
Larvalschalenmorphologie gibt auch einen Hinweis auf eine nähere Verwandtschaft der 
Potamididae zu den Cassiopidae, deren systematische Stellung innerhalb der Cerithioidea 
bislang unklar war. Diese systematische Stellung der Cassiopidae wird auch durch den Fund 
eines multispiralen Operculums bei Cassiope kefersteinii bestätigt. Das multispirale 
Operculum mit zentralem Nucleusähnelt dem rezenter Potamididae, nichtaber dem innerhalb 
der Cerithioidea (z.B. bei Thiaridae) auch angetroffenen paucispiralen Typ mit randlichem 
Nucleus. 


5. Dank 


Herrn Prof. Dr. D. Herm, Herrn Dr. R. HöruinGg und Herrn Dr. G. SCHAIRER von der 
Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie, München, seı für 
ihre Diskussionsbereitschaft und die Möglichkeit zur Sichtung von Vergleichsmaterial zu 
SCHENK 1970 (BSP 1969 III) sehr herzlich gedankt. 


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56 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


m 


Erläuterungen zu den Fototafeln 
Tafel 1: Neritidae 


Neritoplica matheron: (OPPENHEIM 1892). 1996 III 20. Das 4 mm lange Exemplar von der 
Nachbergalm zeigt ein regelmäßiges Streifenmuster, das sich rotbraun vom beigefarbenen 
Grund absetzt. 


1996 III 21. Die 1,86 mm lange Neritide aus dem Isona Member der Tremp-Formation (coll. 
HARBECK) zeigt einen gezähnelten Mündungsaußenrand. 


Das juvenile Exemplar von Nerita goldfussii KEFERSTEIN 1829, 1996 III 22, in dorsaler Ansicht 
zeigt auf dem Teleoconch dichte Spiralstreifen, die im Schnittpunkt mit der Anwachsstreifung 
eine knotige Skulptur ausbilden. Die Länge des Stückes von der Zöttbachalm beträgt 0,86 mm. 


Die apikale Ansicht desselben Exemplares zeigt einen Protoconch mit ca. zwei stark involuten 
Larvalwindungen. 


Protoconch desselben Exemplares mit nachgezeichneter Sutur. Der maximale Durchmesser 
des Protoconches beträgt 0,46 mm. 


Die Innenansicht eines unvollständig erhaltenen Exemplares von N. goldfussiz, 1996 III 23, 
zeigt, daß die Columella vollständig aufgelöst ist. Die Länge des Stückes von der Zöttbachalm 
beträgt 0,83 mm. 


Tafel 2: Pyrgulifera MEER 1877 und Krumbachiella n.g. 


Variationsbreite juveniler Exemplare von Pyrgulifera MEER 1877, 1996 III 24-26, Nachberg- 
alm. Die Höhe der Exemplare beträgt etwa 0,9 mm. 


Juveniles Exemplar von Krumbachiella conıca (ZEKELI 1852), 1996 III 27, Krumbachalm. Die 
Höhe beträgt 1,1 mm. 


Apex zu Fig.1. Nach ca. 1,5 glatten Windungen der Larvalschale eines lecithotrophen Veligers 
dokumentiert ein Absatz auf der Schale und das Einsetzen zweier Spiralkieleden Übergang zur 
Adultschale des kriechenden Jungtieres. Der Protoconch ist etwa 0,22 mm hoch. 


Apex zu Fig. 2. Der Protoconch erreicht eine Höhe von 0,25 mm, der Durchmesser der ersten 
Windung beträgt ca. 0,19 mm. 


Apikale Ansicht zu Fig. 4. Das Fehlen eines Absatzes auf der Schale und die Größe der ersten 
Windung (max. Durchmesser = 0,16 mm) deuten auf eine direkte Entwicklung hin: Die 
Schnecke schlüpfte als kriechendes Jungtier aus dem Ei. 


57 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


58 


4-5: 


6-7: 


Tafel 3: Echinobathra CossmAanN 1906 und Hadraxon OPPENHEIM 1892 


Echinobathra debile (Zekeuı 1852). 1996 III 28. Das juvenile Exemplar von der Nachbergalm 
zeigt einen nahezu vierseitigen Querschnitt. Die Höhe beträgt 5,9 mm. 


Das 0,97 mm hohe Exemplar von £. debile, 1996 III 29, von der Zöttbachalm zeigt eine drei 
Windungen umfassende, durch zwei dominante Spiralkiele ornamentierte Larvalschale. 


Juveniles Exemplar von Echinobathra stıllans (VınaL 1874), 1996 III 30, aus dem Isona- 
Member der Tremp-Formation (coll. HArBECK). Die Höhe beträgt 1,8 mm. 


Apex desselben Exemplares, lateral und apikal. Die glatten 1,5 Anfangswindungen mit einer 
Höhe von 0,21 mm und einem max. Durchmesser von 0,2 mm deuten auf eine direkte 
Entwicklung hin: Das Tier schlüpfte als kriechende Jungschnecke aus dem Ei. 


Hadraxon cingervallense (TauscH 1886) aus dem Santon von Ajka (Ungarn). Die Höhe beträgt 
1,63 mm. Das Exemplar befindet sich in der Sammlung der Autoren (GPluM, Hamburg). 


Hadraxon sp., 1996 III 31, aus dem Barranco Fonguera (Tremp), coll. HARBECK. Der Durch- 
messer der ersten 1,5 Windungen von etwa 0,2 mm deuten auf eine direkte Frühontogenese hin. 
Die Höhe des Exemplares beträgt 0,73 mm. 


Tafel 4: Pirenella Gray 1847 und Terebralia SwaınsoNn 1840 


Pirenella münsteri (KErErstEin 1829), 1996 11132, von der Nachbergalm. Die Höhe des adulten 
Exemplares beträgt 5,25 mm. 


P. münsteri, 1996 III 33, juveniles Exemplar von der Nachbergalm. Die Höhe beträgt 1,7 mm. 


Pirenella conica (BıaınviLtr 1825), 1996 III 34, rezent, aus dem Birket Qarun (Ägypten). Die 
Höhe beträgt 3,6 mm. 


Terebralia palustris (Linn£ 1767), 1996 II1 35, rezent, aus Bagamoyo (Tansania). Die Höhe des 
Juvenilexemplares beträgt 3 mm. 


Apex zu Fig. 3, lateral. Die Höhe der ersten 1,5 Windungen dieses Direktentwicklers beträgt 
0,21 mm. 


Apex zu Fig. 2, lateral und apikal. Der Protoconch ist 0,35 mm hoch, der Durchmesser der 
ersten Windung beträgt 0,13 mm. Die Initialkalotte weist eine gerunzelte Oberfläche auf. Die 
Larvalschale ist durch zwei kräftige Spiralkiele ornamentiert. Ein Larvalhaken dokumentiert 
den Übergang zur Adultschale. 


Die 0,19 mm hohe Larvalschale zu Fig. 4 zeigt die für Potamididae typische Skulptur mit zwei 
spiralen Kielen. 


Tafel 5: Hermiella g.n., Terebraliopsis Cossmann 1906 und Cassiope CoQUAND 1865 


Fig. 1: 


Fig. 2: 


Fig. 3: 


Fig. 1: 


Fig. 2: 


Biss: 


Fig. 5: 


Die Höhe des adulten Exemplares von Hermiella tuberculata (SCHENK 1970), 1996 III 36, von 
der Zöttbachalm beträgt 5,8 mm. 


Juveniles Exemplar von Terebraliopsis articulata (ZEkELı 1852), 1996 IIL 38, von der Zöttbachalm. 
Die Höhe beträgt 1,2 mm. Die vom Teleoconch abweichende Spiralskulptur der ersten 2,5 
Windungen deutet auf eine dem planktotrophen Veligerstadium entsprechende Larvalschale 


hin. 


H. tuberculata, 1996 III 37, juveniles Exemplar von der Nachbergalm. Die Höhe beträgt 0,73 
mm. 


Laterale Ansicht des Protoconches zu Fig.3. Die Höhe des dem planktotrophen Veligerstadium 
entsprechenden Protoconchs beträgt 0,26 mm, der maximale Durchmesser der ersten Windung 
0,14 mm. 


Juveniles Exemplar von Cassiope kefersteinii (MÜNSTER in GoLDFUSss 1844), 1996 III 39, von der 
Zöttbachalm. Die Höhe beträgt 0,83 mm. 


Apex desselben Exemplares. Die mit zwei kräftigen Spiralkielen skulptierte Larvalschale zeigt 
große Ähnlichkeit zu der jurassischer und kretazischer Procerithiidae. Die Höhe beträgt 0,24 
mm. 


Unvollständig erhaltenes Exemplar von C. kefersteinii, 1996 III 40, von der Nachbergalm mit 
Operculum. Die Länge des Exemplares beträgt 0,9 mm. 


Tafel 6: Melanopsis Ferussac 1807 und Psendamanra P. FiscHEr 1885 


Juveniles Exemplar von Melanopsis sechensis VıDaL 1874, 1996 III 41, aus Isona (Becken von 
Tremp, coll. HArBeck). Die Höhe beträgt 1,56 mm. 


Der vom Teleoconch abgesetzte Apex desselben Exemplars mit spiraler Skulptur deutet auf 
eine planktotrophe Larvalphase hin. Die Höhe beträgt 0,2 mm. 


Pseudamaura Iyrata (SOWERBY 1831), 1996 III 42, von der Nachbergalm. Die Höhe des 
Exemplares beträgt 4,8 mm. 


P. Iyrata, 1996 III 43, juveniles Exemplar von der Nachbergalm. Höhe: 1,24 mm. 


Die apikale Ansicht desselben Exemplares zeigt einen Protoconch, der mit einem Absatz in die 
Schale des Adultus übergeht. Der Durchmesser des Protoconches beträgt 0,31 mm. 


Der Absatz aus Fig.5 im Detail dokumentiert den Übergang der Schale eines ?lecithotrophen 
Veligers in die Adultschale des am Boden lebenden Tieres. 


59 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


60 


Tafel 7: Anomalorbis PauL 1991 


Anomalorbis harbecki n.sp., Holotypus (1996 III 5), apertural. Der Durchmesser des Exem- 
plares aus dem Becken von Tremp (coll. HarBeck) beträgt 1,69 mm. 


Dasselbe Exemplar, apikal. Die Windungen sind durch zwei kräftuge Spiralkiele in glatte 
Flanken und spiral gestreifte apikale und umbilikale Flächen aufgeteilt. 


Anomalorbis brandenbergae n.sp., Holotypus (1996 III 1), aperturale Ansicht. Der Durch- 
messer des Exemplares von der Nachbergalm beträgt 1,4 mm. 


Apikale Ansicht desselben Exemplares. Die Windungsaußenseite weist einen kräftigen Spiral- 
kiel auf. 


Protoconch zu Fig.l. Die Embryonalschale zeigt ein Grubenmuster. Die axial gefaltete 
Larvalschale entspricht einem kurzen planktotrophen Veligerstadium und ist durch einen 
Aperturvorsprung des Veligers vom Teleoconch abgesetzt. Der Protoconch mißt 0,16 mm. 


Protoconch von A. brandenbergae n.sp., Paratypus (1996 IIL 2), Zöttbachalm. Die Larvalschale 
weist axiale Falten auf und ist durch einen deutlichen Aperturvorsprung des Veligers von der 
Adultschale abgesetzt. Der max. Durchmesser des Protoconches beträgt 0,16 mm. 


Tafel 8: Parvonerinea n.g. und Aptyxiella FISCHER 1885 


Parvonerinea nachbergensis n.g.n.sp., Paratypus (1996 III 10), Nachbergalm. Die Höhe des 
Exemplares beträgt 5,77 mm. 


Juveniles Exemplar von P. nachbergensis, Holotypus (1996 III 9), Nachbergalm. Die Höhe 
beträgt 2,17 mm. 


Nerineide sp., Isona (coll. Harszck). Die Höhe des Exemplars beträgt 2,47 mm. Es befindet 
sich in der Sammlung der Autoren (GPluM, Hamburg). 


Aptyxiella (Acroptyxis) gracılis (ZEKELI, 1852), 1996 III 44, Krumbachalm. Das unvollständig 
erhaltene Exemplar zeigt anfangs kegelförmige, dann nahezu stabförmige Gestalt. Die Höhe 
beträgt 1,75 mm. 


Apikale Ansicht desselben Exemplars. Die Länge beträgt 0,7 mm. 


Apex von P. nachbergensis. 1996 III 11. Der 0,2 mm hohe heterostrophe Protoconch ist durch 
eine Aperturverdickung des Veligers vom Teleoconch abgesetzt. 


Internmorphologie einer Windungskammer von P. nachbergensis. 1996 III 14. Faltenbild: Eine 
längere schlanke Columellarfalte und eine kurze zugespitzte Parietalfalte. Die Höhe der 
Windungskammer des Exemplars von der Nachbergalm beträgt 0,63 mm. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Tafel 9: Actaeonella D’OrBıGnYy 1842 und Trochactaeon MEEK 1863 


Actaeonella laevis laevıs (SOWERBY 1835), 1996 III 45, adultes Exemplar aus dem Edelbach- 
graben (Gosau). Die Höhe beträgt 10,8 mm. 


A. laevis laevis, 1996 III 46, juveniles Exemplar aus dem Edelbachgraben (Gosau) mit 
heterostrophem Protoconch. Die Achsen von Protoconch und Teleoconch schließen einen 
Winkel von erwa 45° ein. Die Höhe beträgt 1,09 mm. 


Tochactaeon (Trochactaeon) larmarcki larmarcki (SowerBY 1835), 1996 III 47, Zöttbachalm. 
Die Höhe des juvenilen Exemplars beträgt 0,63 mm. 


Trochactaeon sp., Barranco de Barcedana (Becken von Tremp, coll. HarsEck). Die Höhe des 
Juvenilexemplars beträgt 0,59 mm. Das Exemplar befindet sich in der Sammlung der Autoren 


(GPIuM, Hamburg). 
Heterostropher Protoconch zu Fig. 2. Die Höhe beträgt 0,15 mm. 


Apex zu Fig. 3. Die Achsen von Protoconch und Teleoconch schließen einen Winkel von etwa 
45° ein. Die Höhe beträgt 0, 22 mm. 


Apikale Ansicht desselben Exemplars, Fig. 6. Eine Aperturverdickung des Veligers dokumen- 
tiert den Übergang der Larvalschale zur Adultschale. Die Protoconchlänge beträgt 0,15 mm. 


Tafel 10: Terrestrische Gastropoda 
Terrestrischer Gastropode sp.1, 1996 III 48, von der Krumbachalm, apertural. Höhe: 0,6 mm. 


Apikale Ansicht desselben Exemplars. Der Protoconch umfasst etwa 1,7 Windungen. Der 
Durchmesser des Exemplars beträgt 0,88 mm. 


Terrestrischer Gastropode sp. 2 cf. Leptopoma sp., 1996 III 49, von der Zöttbachalm, apertural. 
Die Höhe beträgt 0,7 mm. 


Apikale Ansicht desselben Exemplares. Der Protoconch umfasst etwa 1,4 Windungen. Der 
Durchmesser des Exemplars beträgt 0,61 mm. 


Terrestrischer Gastropode, 1996 III 50, Isona. Die Länge des unvollständig erhaltenen Exem- 
plares beträgt 1,7 mm. 


Protoconch desselben Exemplares. Nach ca. 1,7 Windungen dokumentiert ein Absatz auf der 
Schale den Schlupfzeitpunkt und die axial berippte Adultschale setzt ein. Der Durchmesser des 
Protoconchs beträgt 0,63 mm. 


61 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 36, 1996 


[THORSTEN KOWALKE, KLAaus BANDEL: Neritidae Tafel 1 


62 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 36, 1996 


THORSTEN KOWALKE, Kraus BAnDEL: Pyrgulifera und Krumbachiella Tafel 2 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hıst. Geol., 36, 1996 


s Bannpeı: Echinobathra und Hadraxon 


Mitt. Bayer. Staatsslg. P: 


THORSTEN KOWALKE, KLaus Banner: Pirenella und Terebralia 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 36, 1996 


THORSTEN KOWALKE, KLAus BANDEL: Hermiella, Terebraliopsis und Cassiope 


66 


Mitt. Bayer. Staatssl aläont. hist. Geol., 36, 1996 


THORSTEN KOWALKE, KLAUS BANDEL: Melanopsis und Pseudamaura Tafel 6 


67 


Mitt. Bayer. Staatssle. Paläont. hist. Geol., 36, 1996 


THORSTEN KOWALKE, Kraus BANDEL: Anomalorbis Tafel 7 


68 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 36, 1996 


THORSTEN KOwALKE, Kraus BANDEL: Parvonerinea und Aptyxiella Tafel 8 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 36, 1996 


THORSTEN KOWALKE, KLAauUs BANDEL: Actaeonella und Trochactaeon Tafel 9 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. C ., 36, 1996 


IORSTEN KOWALKE, Kraus BANDEL: Terrestrische Gastrog Tafel 10 


nn 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. 36 | 73-80 München, 15. 12. 1996 


Zum Alter der Kalke von Saal a. d. Donau 


Von GERHARD SCHAIRER und JÜRGEN SYLLA *) 
Mit 2 Abbildungen und I Tafel 


Kurzfassung 


Aus dem Steinbruch des Kalkwerkes Saal GmbH & Co., Saal a.d. Donau bei Kelheim, 
werden je ein Exemplar von Virgataxioceras sp., Sutneria subeumela SCHNEID, Hybonoticeras 
beckeri (NEUMAYR) und A. aff. harpephorum (NEumaAyRr) beschrieben. Anhand dieser Ammo- 
niten, die aus unterschiedlichen Niveaus (Abb. 1) des Steinbruchs stammen, können die Kalke 
von Saal in das Oberkimmeridge eingestuft werden. 


Abstract 


From the quarry Kalkwerk Saal GmbH & Co., Saal a.d. Donau, near Kelheim, Niederbay- 
ern, Bavaria, Germany, specimens of Virgataxioceras sp., Sutneria subeumela SCHNEID, 
Hybonoticeras beckeri (NEUMAYR), and H. aff. harpephorum (NEUMAYR) are described. By 
means ofthisammonites found in different levels (fig. 1) the limestone of Saal belongs to Upper 
Kimmeridgıan. 


Einleitung 


Der derzeit größte Aufschluß in den Kalken der Kelheimer Fazies (vgl. OscHMmaAnNN, 1958: 
53-55; RUTTE, 1962: 22-32) ist der Steinbruch des Kalkwerkes SaalGmbH & Co., D-93342 Saal 
a.d. Donau bei Kelheim, Niederbayern (derzeit Tochterfirma der Rheinisch-Westfälischen 
Kalkwerke, RKW Kalk AG, Wuppertal; früher zugehörig zu: Süddeutsche Kalkstickstoff- 
werke, SKW Trostberg AG, Werk Saal). Er erschließt sie zur Zeit in einer Mächtigkeit von ca. 
85 m, darüber folgen noch ca. 25 m Grünsandstein der oberen Kreide. Bohrungen ergaben, daß 
unter der tiefsten Sohle, heute durch Abraum bzw. Grundwasser bedeckt, noch ca. 75 m 
„Echinodermen-Schuttkalke mit Korallen“ anstehen (MEyvEr, 1977: 15). 

Trotz der stellenweise reichen Fauna sind Ammonitenfunde relativ selten. Erst durch 
langjähriges Sammeln kam einiges einschlägiges Material zusammen, das vor allem in Privat- 
sammlungen liegt. Eine einzigartige Fossilsammlung aus den Weifßjurakalken von Saal befin- 
det sich im Besitz von Herrn JÜRGEN SyLLa (einer der Autoren), der seit 1970 diese Lokalität 
regelmäßig begeht. Daraus stammen die hier publizierten Ammoniten, die er der Bayerischen 
Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie, München, überlassen hat. 


*) Dr. G. SCHAIRER, Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie, Richard- 
Wagner-Straße 10, D-80333 München; Dipl.-Ing. (FH) J. Syıra, Finkenweg 7, D-82054 Sauerlach- 
Arget. 


73 


Abb. 1: Skizze des Steinbruchs von Saal (Entwurf J. SyrıA, 1996). Grob schraffiert: Abraum; fein 
schraffiert: Bruchkanten; gepünktelt: Grundwasserseen; Zahlen: Fundstellen. 


Unser besonderer Dank gilt der Werksleitung des Saaler Steinbruchs, vertreten durch den 
Geschäftsführer Herrn Dipl. Ing. GERFRID DIETZ, die es immer wieder ermöglichte, hier 
Material zu sammeln. Die Fotoarbeiten wurden von Herrn F. Höck, München, die Zeichen- 
arbeiten von Herrn K. Dossow, München und Herrn J. Syra, Sauerlach-Arget, ausgeführt. 


Abkürzungen 


Dm Durchmesser in mm 

Nw%  Nabelweite in % des Dm 

SR Anzahl der Sekundärrippen auf 10 UR 

UR Anzahl der Umbilikalrippen auf 1 Umgang 


Wb% _ Windungsbreite in % des Dm 
Wh% _ Windungshöhe in % des Dm 


Beschreibung der Ammoniten 


Virgataxioceras sp. 
Tal, Bieyt 
Material. 1 unverdrückter Steinkern, bei dem ein Teil der Innenwindungen als Abdruck 
erhalten ist. 1996 I 8. 


Fundpunkt im Steinbruch. Das Stück konnte 1995 auf der obersten Sohle geborgen werden 
(s. Abb. 1, 1; vgl. BARTHEL, 1977: Abb. 1 unten, Fundhöhe 415). 


74 


Merkmalswerte von Virgataxioceras sp. 


Dm Nw% Wh% Wb% UR SR 
70 44 34 31 55 32 
59 42 53 34 

39 35 39 


Beschreibung. Der Mundsaum des mäßig evoluten Exemplares istnichtvollständig erhalten. 
Zu erkennen sind eine sehr flache Einschnürung, ein Vorsprung an der Naht und der Rest der 
Apophyse etwas extern der Flankenmitte. Die Wohnkammerlänge beträgt einen ’/, Umgang. 
Der Windungsquerschnitt ist hochoval mit vom Nabelrand konvergierenden, flach-konvexen 
Flanken und einer gewölbten Externseite. Der Nabel ist wenig tief, die Nabelwand fällt mäßig 
steil ein, verflacht auf dem vordersten Teil der Wohnkammer und geht über einen gerundeten 
Nabelrand + fließend in die Flanke über. 

Die Berippung ıst dicht und ziemlich fein. Die Umbilikalrippen beginnen rursiradiat in der 
Nähe der Naht, biegen dann in einem flachen Bogen nach vorn und verlaufen anschließend 
prorsiradiat und + gerade über die Flanke. Die Rippeneinheiten auf den inneren (im Abdruck 
erhaltenen) Windungen sind meist biplikat, einzelne polygyrat. Nach vorn nimmt die Anzahl 
der polygyraten Einheiten zu. Diese Tendenz verstärkt sich auf der Außenwindung, bis dann 
auf der vorderen Hälfte der Wohnkammer nur noch polygyrate Rippen vorhanden sind. Auf 
dem vordersten Teil der Wohnkammer sind einzelne Schaltrippen entwickelt. Die Rippen- 
spaltpunkte auf der Außenwindung liegen im äußeren Flankendrittel, auf den inneren Win- 
dungen etwas weiter extern. 

Bemerkungen. Der relativ gute Erhaltungszustand des Saaler Exemplares erschwert einen 
Vergleich mit den meist verdrückten Originalen (und soweit nicht mehr vorhanden mit deren 
Abbildungen) zu ScHneip (1915/1916). Virgataxioceras setatus (SCHNEID) dürfte enger 
genabelt sein, ist aber gröber berippt, die Art der Rippenspaltung jedoch ähnlich. Ein etwas 
evoluteres Stück dieser Art wurde in BERCKHEMER & HöLDer (1959: Abb. 26 b) abgebildet. 

Virgataxioceras supinus (SCHNEID) ist enger genabelt, dichter berippt, und auf der letzten 
Windung sind noch zahlreiche biplikate Rippeneinheiten vorhanden. V. comatus (SCHNEID) 
scheint enger genabelt zu sein und unterscheidet sich sonst in der Art der Rippenspaltung. V. 
subsetatus (SCHNEID) ist möglicherweise involuter und unterscheidet sich ferner durch die 
gröbere Berippung der Innenwindungen und die dichtere des vordersten Windungsteiles. 

Virgataxioceras setatulus (BERCKHEMER & HÖLDer) stellt eine kleinwüchsige, relativ 
weitnabelige Form dar, deren Berippung (vgl. Holotypus) durchaus mit der des Saaler Stückes 
vergleichbar ist. Die inneren Windungen scheinen aber gröber berippt zu sein. 

Vorkommen. Die Gattung Virgataxioceras scheint auf das höhere Oberkimmeridge be- 
schränkt zu sein (vgl. ZEıss, 1968; SCHLEGELMILCH, 1994; SCHWEIGERT, 1994). 


Sutneria subenmela SCHNEID 
ars Bier 


v1915  Sutneria subeumela n. sp. - SCHNEID: 124; Taf. 6, Fig. 7. 
v1959  Sutneria subeumela SCHNEID - BARTHEL: Taf. 6, Fig. 11 - 12; Abb. 4g, Abb. 5. 
v1994 _ Sutneria (Enosphinctes) subeumela SCHNEID - SCHLEGELMILCH: 114; Taf. 59, Fig. 12. 


Material. 1 Rest der Endwohnkammer mit Abdruck der Innenwindungen. 1996 19. 

Fundstelle im Steinbruch. Ca. 20 m unter Fundstelle I mit Virgataxioceras (Abb. 1, 2), über 
Bruchkante von Sohle 2 (vgl. BARTHEL, 1977: Abb. 1 unten, Fundhöhe 395). 

Bemerkungen. Das Exemplar (max. Dm 21 mm) ist etwas kleinerwüchsig als der Holotypus 
(1913 IX 183; max. Dm ca. 27 mm). Vom Endmundsaum sind ein Teil der Apophyse und des 


75 


externen Vorsprungs erhalten. Die inneren Windungen (Dm ca. 15 mm) weisen, ım Vergleich 
zum Belegstück zu SCHNEID (1915: 124; 1913 IX 183 a) eine vergleichbare, jedoch etwas 
dichtere Berippung auf. 

Vorkommen. Sutneria subeumela gilt allgemein als Leitfossil für das mittlere Ober- 
kımmeridge (vgl. u.a. BERCKHEMER & HÖLDER, 1959: 61; SCHLEGELMILCH, 1994: 114). 


Hoybonoticeras becker: (NEUMAYR) 
Abb. 2 


v 1873 Aspıdoceras Beckerı Neumayr - NEUMAYR: 202, Taf. 18, Fig. ? 
v1978  Hiybonoticeras beckeri (NEUMAYR) - BARTHEL & SCHAIRER: 25 


Material. 1 Steinkern mit Abdruck (Dm ca. 71 mm). 1978 1143. 

Fundstelle im Steinbruch. Das Stück stammt aus einem „Fossilnest“ 3 m unter Sohle 3 (s. 
Abb. 1, 3; gefunden 1977; vgl. BARTHEL, 1977: Abb. 1 unten, Fundhöhe 335). 

Bemerkungen. Das Stück stimmt ım Durchmesser mit dem Original zu NEUMAYR (1873: Taf. 
38, Fig. 3) überein. Das Original unterscheidet sich aber durch eine gewisse Entrollung des 
letzten Windungsviertels, eine kräftigere Berippung, auf einzelnen Abschnitten unterschied- 
lich dicht stehenden Umbilikalknoten und dichtere Berippung der innersten Windungen. 

Vorkommen. Die Art kommt ım Oberkimmeridge vor. Angaben aus dem unteren Tithon 
wurden durch SCHWEIGERT (u.a. 1993) korrigiert. 


Abb. 2: Hybonoticeras becker: (NEUMAYR), Negativ. 1978 1143. x1. 


Hoybonoticeras aft. harpephorum (NEUMAYR) 
kat 1, Eı9,2 


aff. 1873 Aspidoceras harpephorum Neumayr - NEUMAYR: 203, Taf. 39, Fig. 4, 5. 
v 1978 Hybonoticeras pressulum (NEUMAYR) - BARTHEL & SCHAIRER: 18; Taf. 2, Fig. 4 - 7. 
v 1978 Hybonoticeras pressulum (NEUMAYR) - BARTHEL & SCHAIRER: 25. 


Material. 1 Gesteinsabdruck + Rest der Wohnkammer. 1978 1141. 

Fundstelle im Steinbruch. Das Stück konnte 1977 im Bereich 3 m unter der damaligen 
Sohle 3, „Fossilnest“, geborgen werden (s. Abb. 1, 3; vgl. BARTHEL, 1977: Abb. I unten, 
Fundhöhe 335). 

Beschreibung. Die innersten Windungen (Dm ca. 15 - 20 mm) mit deutlichen, rursiradiaten 
Rippen weisen meist sowohl umbilikale Knoten als auch marginale Dornen auf. Von den 
marginalen Dornen ziehen zusätzlich + lange Rippen gegen den Nabelrand, die z.T. mit der 
nächst vorderen zusammenzuhängen scheinen. Ab ca. 30 mm Dm bis ca. Dm 50 mm sitzt 
umbilikal auf jeder Rippe ein Knoten bzw. ein Dorn auf. Diesen entspricht marginal jedem 
3.- 4. Knoten/Dorn ein Marginaldorn. 

Ab ca. 50 - 60 mm Dim scheinen keine Marginaldornen/-knoten mehr vorhanden zu sein, 
wogegen Umbilikaldornen/-knoten bis zum Ende (ca. 120 mm Dm) vorhanden sind. Die von 
den Umbilikaldornen/-knoten ausgehenden Rippeneinheiten sind rursiradiat, geschwungen, 
biplikat bzw. triplikat, wobei bei triplikaten Rippeneinheiten nur zwei Sekundärrippen 
kräftiger ausgebildet sind. Im marginalen Bereich sind die Rippen oft verstärkt. Zwischen die 
Rippeneinheiten mit umbilikalen Knoten/Dornen schieben sich einzelne, deutlich schwächere 
Rippen, die umbilikal und marginal verstärkt sein können. 

Bemerkungen. Die hierher gestellten Stücke von Saal unterscheiden sich von Hybonoticeras 
pressulum (NEUMAYR) durch die # deutlich erkennbare Flankenberippung der äußeren Win- 
dungen. Hierin sind sie vergleichbar mit Hybonoticeras harpephorum (NEUMAYR). Zu bemer- 
ken ist, daß die Berippung auf dem inneren Flankendrittel bis Flankenmitte verblaßt, was 
möglicherweise auf den Erhaltungszustand zurückzuführen ist. Von H. harpephorum unter- 
scheiden sich die Saaler Stücke durch das relativ frühe Aufhören der Marginalbeknotung, die 
jedoch bis zu einem größeren Durchmesser als bei A. pressulum durchhält. 

Im einzelnen ist anzuführen: Bei Exemplar 1962 I 524 (BARTHEL & SCHAIRER, 1978: Taf. 2, 
Fig. 5) istdie Außenwindung ab 110 mm Dim schlecht erhalten. Zu erkennen sind weitstehende 
rundliche Umbilikalknoten und Reste einer Flankenberippung. Auf den nächst inneren 
Windungen fallen auf: eine auf dem inneren Flankendrittel abgeschwächte Flankenberippung, 
dichtstehende, z.T. rursiradiat ausgelenkte Umbilikalknoten und bis Durchmesser ca. 55 mm 
erhaltene Marginaldornen. Auf den innersten Windungen (bis ca. 20 mm Dm) ist eine kräftige 
Flankenberippung vorhanden. 

Exemplar 1962 1525 (BARTHEL & SCHAIRER, 1978: Taf. 2, Fig. 4; max. Dm ca. 80 mm) besitzt 
eine ab 30 mm Dm schwach ausgebildete, rursiradiate, geschwungene Flankenberippung. In 
diesem Bereich sind zahlreiche Umbilikalknoten und sicher bis ca. Dm 60 mm nachweisbar, 
nach vorn in abnehmender Zahl, spiral ausgelenkte Marginalknoten vorhanden. Nach innen 
schließen sich einige biplikate Rippen an, deren Äste an Umbilikalknoten entspringen und sich 
an den entsprechenden Marginalknoten wieder treffen („looped“). Weiter nach innen setzen 
die Umbilikalknoten aus, während Marginalknoten noch vorhanden sind. Ganz innen sind 
weder Umbilikal- noch Marginalknoten zu erkennen. 

Bei Exemplar 1978 I 140 (BARTHEL & SCHAIRER, 1978: Taf. 2, Fig. 6 - 7) sind die Innen- 
windungen schlecht erhalten, nur ein Teil der Wohnkammer ist körperlich erhalten. Hier sind 
im Umbilikalbereich zahlreiche Knoten vorhanden, deren Basis z. T. rursiradiat ausgelenkt ıst. 


77 


Die Flankenberippung ist auf dem inneren Flankendrittel abgeschwächt, marginal sind kräf- 
tige, stumpfe, marginal z.T. verstärkte, konkave Rippen vorhanden. 

Hybonoticeras harpephorum sensu FONTANNES (1879: Taf. 12, Fig. 2; vgl. a. BERCKHEMER & 
HöLDER, 1959: Taf. 4, Fig. 16) ist deutlich dichter berippt und die Beknotung setzt sehr früh 
aus. 

Vorkommen. Wohl tieferes Oberkimmeridge. 


Bemerkungen zur Stratigraphie 


Die im Steinbruch Saal erschlossenen Kalke werden zu ihrem überwiegenden Teil in das 
Oberkimmeridge (Weißer Jura epsilon) gestellt. Die höchsten Bereiche sollen dem Untertithon 
(Weißer Jura zeta) angehören, begründet auf einem Fund von Neochetoceras steraspis (OPPEL) 
(BARTHEL, 1977: 206; BARTHEL & SCHAIRER, 1978: 24, 25; Taf. 2, Fig. 3). Der Fund eines 
Virgataxioceras (1996 18; Taf. 1, Fig. 1) aus einem vergleichbaren Niveau wie N. steraspis läßt 
die Vermutung zu, daß auch die obersten Bereiche der Kalke von Saal in das Oberkimmeridge 
zu stellen sind. Die Bestimmung des bisher als N. steraspis bezeichneten Ammoniten muß 
daher überdacht werden. Da es sich bei diesem Stück um eine vollständig gekammerte 
Innenwindung handelt, besteht die Möglichkeit, daß sie die Innenwindung eines engnabeligen 
Taramelliceras darstellt. Für die Annahme, daß auch die oberen Teile der Kalke von Saal in das 
Oberkimmeridge zu stellen sind, spricht auch der Fund von Sutneria subeumela SCHNEID nur 
20 m unterhalb des Fundpunktes von Virgataxioceras. 


Schriftenverzeichnis 


BarTHEL, K.W. (1959): Die Cephalopoden des Korallenkalks aus dem oberen Malm von Laisacker bei 
Neuburg a.d. Donau. I. Gravesia, Sutneria, Hybonoticeras. - N. Jb. Geol. Paläont., Abh., 108 (1): 
47-74, Taf. 5-6, 7 Abb., I Tab.; Stuttgart. 

BARTHEL, K.W. (1977): A spur and groove system in Upper Jurassic coral reefs of Southern Germany. - 
Proc. 3. Int. Coral Reef Symp. Univ. Miami: 201-208, 4 Abb.; Miami. 

BARTHEL, K.W. & SCHAIRER, G. (1978): Das Alter einiger Korallenriff- und Stotzenkalke des Oberjura 
entlang der Donau in Bayern. - Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 18: 11-27, Taf. 1-2, 1 Abb.; 
München. 

BERCKHEMER, F. & HöLDER, H. (1959): Ammoniten aus dem oberen Weißen Jura Süddeutschlands. - Beih. 
geol. Jb., 35: 3-135, Taf. 1-27, 89 Abb.; Hannover. 

FONTAnnES, F. (1879): Description des ammonites des calcaires du Chateau de Crussol - Ardeche (Zones 
a Oppelia tenuilobata et Waagenia Beckeri). - XI + 123 S., 13 Taf.; Lyon (Georg), Paris (Savy). 

MEYER, R.K.F. (1977): Stratigraphie und Fazies des Frankendolomits und der Massenkalke (Malm).3. Teil: 
Südliche Frankenalb. - Erlanger geol. Abh., 104: 40 S., 5 Taf., 10 Abb.; Erlangen. 

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anstalt, 5: 141-259, Taf. 31-43; Wien. 

ÖSCHMANN, F. (1958): Erläuterungen zur geologischen Karte von Bayern 1:25000, Blatt Nr. 7038 Bad 
Abbach. - 184 S., 3 Taf., 2 Abb., 5 Beil.; München. 

Rurte, E. (1962): Erläuterungen zur geologischen Karte von Bayern 1:25000, Blatt Nr. 7037 Kelheim. - 
243 S., 25 Abb., 3 Beil.; München. 

SCHLEGELMILCH, R. (1994): Die Ammoniten des süddeutschen Malms. Ein Bestimmungsbuch für 
Geowissenschaftler und Fossiliensammler. - 297 S., 73 Taf., 9 Abb.; Stuttgart (Fischer). 

SCHNEID, T. (1915/1916): Die Geologie der fränkischen Alb zwischen Eichstätt und Neuburg a. D. I. 
Stratigraphischer Teil 1. - Geogn. Jh., 27 (1914): 59-172, Taf. 1-9 (1915); Stratigraphischer Teil 2. - 
Geogn. Jh., 28 (1915): 1-61, 1 Abb. (1916); München. 


78 


SCHWEIGERT, G. (1993): Die Ammonitengattung Gravesia SALFELD und Tolvericeras HANTZPERGUE und 
ihre Bedeutung für den Grenzbereich Oberkimmeridgium/Untertithonium im Schwäbischen Jura. 
- Geol. Bl. NO-Bayern, 43 (1-3): 167-186, Taf. 16-18, 1 Abb.; Erlangen. 

SCHWEIGERT, G. (1994): Über einige bemerkenswerte Ammoniten im Oberkimmeridgium der Schwäbi- 
schen Alb (Südwestdeutschland). - Stuttgarter Beitr. Naturkde. B, 203: 15 S., 2 Taf., 1 Abb.; 

Stuttgart. 

Zeıss, A. (1968): Untersuchungen zur Paläontologie der Cephalopoden des Unter-Tithon der Südlichen 

Frankenalb. - Bayer. Akad. Wiss., math.-naturw. Kl., Abh., N.F., 132: 190 $., 27 Taf., 17 Abb., 6 Tab.; 


München. 


Tafelerläuterungen 
Tafel I 


Fig. 1:  Virgataxioceras sp. 1996 18. x1. 

Fig.2:  Hybonoticeras aff. harpephorum (NEUMAYR), Negativ. 1978 1 141. xl. 
Fig. 3:  Sutneria subeumela Schneip. 1996 I 9. Oben: Rest der Endwohnkammer; unten: Seite + 
Externseite der Innenwindungen, Silikonausguß. x2. 


79 


Mitt. Bayer. Staatssle. Paläont. hist. Geol., 36, 1996 \ 


GERHARD SCHAIRER & JÜRGEN SYLLA: Saal Tafel 


ben] 
a 


81-85 München, 15. 12. 1996 


| Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. 


Morphoceras aus dem „Parkinsonien-Oolith“ (Mittlerer Jura) 
von Sengenthal/Opf. 


Von LupwiG KÖSTLER & GERHARD SCHAIRER®) 
Mit 2 Abbildungen 


Kurzfassung 


Aus dem „Parkinsonien-Oolith“ (meist in das Oberbajoc, Parkinsoni-Zone eingestuft) des 
Steinbruchs Winnberg der Heidelberger Zement AG, Sengenthal bei Neumarkt/Oberpfalz, 
Bayern, werden zwei Exemplare von Morphoceras beschrieben. Die Gattung Morphoceras ist 
bisher nur aus dem unteren Bathon bekannt. 


Abstract 


Two specimens of Morphoceras, found in the „Parkinsonien-Oolith“, are described from the 
quarry Winnberg of the Heidelberger Zement AG, Sengenthal near Neumarkt/Oberpfalz, 
Bavaria, Germany. Till now the „Parkinsonien-Oolith“ means to be of Upper Bajocıan age 
(Parkinsoni zone). However Morphoceras isknown only from the Lower Bathonian. Therefore 
parts of the „Parkinsonien-Oolith“ seem to be of Lower Bathonian age, supported too by the 
occurrence of Parkinsonia (Gonolkites) convergens (BUCKMAN) and Pol ysphinctitespolysphinctus 
BUCKMAN. 


Einleitung 


Die beiden Exemplare von Morphoceras wurden von Herrn LupwıG KÖSTLekr (einer der 
Autoren) im Mai 1995 der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische 
Geologie, München, geschenkt. L. KÖSTLER sammelte seit Oktober 1980 im Steinbruch 
Winnberg der Heidelberger Zement AG, Sengenthal bei Neumarkt/Oberpfalz. Die beiden 
Stücke von Morphoceras konnte er 1985 an der Ostseite des Steinbruchs bergen, wo der 
„Parkinsonien-Oolith“ damals nur in kleinen Bereichen aufgeschlossen war. Morphoceras aft. 
multiforme ArKELL stammt aus dem Anstehenden, während M. aff. parvum WETZEL lose im 
Schutt darunter gefunden wurde. Der „Parkinsonien-Oolith“ war am Fundort etwa 50-60 cm 
mächtig und in der Farbe etwas heller als in anderen Bereichen. Auffallend war, daß hier im 
tieferen Teil relativ häufig Bruchstücke von Megateuthis vorkamen. Die Gesteinsausbildung 
stimmt weitgehend mit den Beschreibungen von CALLOMON et al. (1987: 8) und KÄSTLE (1990: 
21) überein. Zu bemerken ist, daß die Ooide z.T. ın umkristallisierter Matrix eingebettet und 
kleine, unregelmäßige Fetzen eines hellen, grünlichgrauen Materials vorhanden sind. 


*) L. KösTLEr, Leonrodstraße 74, D-80636 München; Dr. G. SCHAIRER, Bayerische Staatssammlung für 
Paläontologie und historische Geologie, Richard-Wagner-Straße 10, D-80333 München. 


81 


Für Diskussionen möchten wir Herrn Dr. G. DIETL, Stuttgart, 
Zeichenarbeiten wurden von Herrn K. Dossow, die Fotoarbeiten 
München, ausgeführt. 


Abkürzungen 


Dm Durchmesser in mm 

Nw% Nabelweite in % des Dm 

SR/2 Anzahl der Sekundärrippen auf '/, Umgang 
UR/2 Anzahl der Umbilıikalr ippen auf '/, Umgang 
Wb% Windungsbreite ın % des Dm i 

Wh% Windungshöhe in % des Dm 


Beschreibung der Ammoniten 


Morphoceras aff. multiforme ArkELL, 1951 
Abb. I 


cf. 1970 Morphoceras multiforme ArkELL - Hann: Taf. 5, Fig. 5. 


herzlich danken. Die 
von Herrn F. Höck, 


Material. Ein vollständig gekammertes Exemplar, bei dem die Schale weitgehend erhalten ist. 


19954263: 


Merkmalswerte von M. atf. multiforme 


Dm Nw% Wh% Wb% UR/2 SR/2 
40 13 50 52 9 41 
33 8 54 58 


Beschreibung. Die Nabelweite der letzten eineinhalb Windungen - bis Dm 35 mm - ist sehr 
gering. Dann öffnet sich der Nabel, die vordere Hälfte der letzten Windung egrediert deutlich. 
Der Nabel der inneren Windungen ıst weiter und wird durch die folgenden Umgänge 


überlappt. Die Nabelwand steht bis Dm 38 mm senkrecht und weist einen gerundeten 


Nabelrand auf. Nach vorn verflacht sie dann sehr rasch, der Übergang Nabelwand/Flanke 


wird fließend. 


Abb. I Morphoceras aff. multiforme Arkeıı. 1995 1 63 


Der Windungsquerschnitt der letzten Windung ist oval, etwas breiter als hoch. Die größte 
Windungsbreite liegt in der Nähe des Nabelrandes. Die Flanken sind konvex und gehen 
allmählich in die gewölbte Externseite über. 

Die Berippung ist kräftig und auf der Externseite durch ein Band unterbrochen. Hier stehen 
sich die Sekundärrippen + deutlich alternierend gegenüber. Die meist kurzen, am Nabelrand 
leicht verstärkten Primärrippen sind rursiradiat. Die Sekundärrippen ziehen ab '/, bis '/, der 
Flankenhöhe in einem konkaven Bogen nach vorn. Die Rippenspaltpunkte sind oft undeutlich 
und liegen in der Nähe des Nabelrandes oder wenig höher. Gegen die Externseite zu teilen sich 
die Rippen dann nochmals in unterschiedlicher Höhe. 

Auf dem letzten Umgang sind 3 Einschnürungen vorhanden. Sie sind schmal, ziemlich tief 
und konkav. Die nächst innere Windung ist durch eine breite, tiefe Einschnürung abgesetzt. 

Bemerkungen. Von anderen Arten der Gattung Morphoceras, insbesondere von M. multi- 
forme Arkeıı (1955: 132; Taf. 16, Fig. 1-2; vgl.a. MAnGo1ıD,1970: 59; Taf. 4, Fig. 1- 11;HaHn, 
1970: 33; Taf. 5, Fig. 1 - 4; SEvED-EMaMI et al., 1985: 67; Taf. 4, Fig. 6 - 7) unterscheidet sich das 
Exemplar von Sengenthal durch den extrem engen Nabel. Ein hierin vergleichbares Stück ist 
das Original zu Hann (1970: Taf. 5, Fig. 5). Ebenfalls auf den inneren Windungen sehr eng 
genabelt ist Dimorphinites dimorphus (ORBIGNY) (vgl. u.a. STURANI, 1964: Taf. 6, Fig. 4; 
Krystyn, 1972: Taf. 8, Fig.3), der sich jedoch in der Berippung unterscheidet, insbesondere 
durch das Fehlen der Rippenunterbrechung auf der Externseite. 

Vorkommen. Das Sengenthaler Stück stammt aufgrund des umgebenden Gesteins und der 
Fundlage einwandfrei aus dem „Parkinsonien-Oolith“. M. multiforme ist aus dem Unterbathon 
bekannt (vgl. MAnGoLD, 1970: 66; HAHN, 1970: 35). STURANI (1967: 35) führt die Art aus der 
Convergens- und Macrescens-Subzone an, wobei anscheinend die Hauptverbreitung in der 
Convergens-Subzone liegt. 


Morphoceras aff. parvum WETZEL 
Abb. 2 


aff. 1937 M. inflatum Qu. sp. var. parva n. var. - WETZEL: 131; Taf. 14, Fig. 6. 


Material. Ein weitgehend mit Schale erhaltenes Exemplar, das bis Dm 35 mm sicher 
gekammert ist. 1995 I 64. 


Merkmalswerte von M. aff. parvum 


Dm Nw% Wh% Wb% UR/2 SR/2 
48 33 35 29 16 48 
38 24 42 37 

30 14 50 47 


Beschreibung. Die Nabelweite der vorletzten Windung (bis ca. 30 mm Dm) ist gering. 
Danach egrediert die letzte Windung, der Nabel wird deutlich weiter. Die inneren Umgänge 
sind weiter genabelt, die vorletzte Windung überlappt die vorhergehenden. Die Nabelwand 
steht bıs ca. 30 mm Dm senkrecht, verflacht dann aber gegen die Mündung. Hier geht sie 
fließend in die Flanke über, auf den älteren Windungen ist ein gerundeter Nabelrand ausgebil- 
det. 

Soweit zu erkennen, istder Windungsquerschnitt hochoval, höher als breit. Die+ konvexen 
Flanken konvergieren gegen die gewölbte Externseite und gehen fließend in diese über. Die 
größte Windungsbreite liegt im Bereich des Nabelrandes. 

Die Berippung ist relativ kräftig und auf der Externseite durch ein Band unterbrochen. Hier 
stehen sich die Sekundärrippen + deutlich alternierend gegenüber. Die Primärrippen scheinen 


83 


Abb. 2: Morphoceras aff. parvum WETZEL. 1995 164. X 1 


am Nabelrand zu beginnen, sind rursiradiat, besonders auf der vordersten '/, Windung 
verstärkt, meist konkav und unterschiedlich lang. Je nach Höhe des Rippenspaltpunktes 
reichen sie vom Nabelrand bıs auf '/, der Flankenhöhe. Die Sekundärrippen sind prorsiradiat, 
auf dem hinteren Teil der letzten Windung gerade, dann konkav und schließlich wieder + 


gerade. 


Die Einschnürungen - 4 auf der letzten Windung - sind kräftig ausgebildet, konkav und 
deutlich prorsiradiat. 

Bemerkungen. Das Exemplar von Sengenthal scheint relativ kleinwüchsig zu sein. In der 
Ausbildung der Skulptur, der Einschnürungen und des Windungsquerschnittes besteht Ahn- 
lichkeit mit dem Original zu ManGotıD (1970: Taf. 3, Fig. 3, 4). Es unterscheidet sich aber ın 
der geringeren Nabelweite. Hierin ist es vergleichbar mit M. egrediens WETZEL und M. 
macrescens (BUCKMAN). M. macrescens ıst wesentlich größerwüchsig, M. egrediens dichter 
berippt, und bei dieser Art wird die letzte Hälfte der Wohnkammer auch # glatt (MANGOLD, 
1970: 66). Bei dem Sengenthaler Stück ıst zu erkennen, daf3 auf dem vordersten Teil des letzten 
Umgangs noch Rippen ausgebildet sind. 

Vorkommen. Das Exemplar von Sengenthal stammt aufgrund der Gesteinsausbildung aus 
dem „Parkinsonien-Oolith“. Sturanı (1967: 37) führt M. parvum aus der Convergens- 
Subzone an, ManGoLD (1970:56) aus der Macrescens-Subzone. Der Holotypus stammt 
möglicherweise aus den Wuerttembergica-Schichten von Vandenesse (WETZEL, 1937: 157). 


Bemerkungen zum „Parkinsonien-Oolith“ 


Das Vorkommen von Morphoceras scheint nach den bisherigen Kenntnissen auf das untere 
Bathon beschränkt zu sein (vgl. u.a. MAanGoıp, 1970; HaHn, 1970). Da die beiden Exemplare 
von Morphoceras aufgrund des Gesteins und z.T. der Fundumstände eindeutig aus dem 
„Parkinsonien-Oolith“ stammen, ıst zu vermuten, daß dieser, der ja zahlreiche Oberbajoc- 
Ammoniten enthält, z.T. bis in das untere Bathon reicht. Hierfür spricht auch das Vorkommen 
von Parkinsonia (Gonolkites) convergens (BUCKMAN) (vgl. SCHAIRER, 1987: 21,45; Taf. 3, Fig. 2; 
KAsTLE, 1990: 22, 40; Taf. 8, Fig. 7) und Polysphinctites polysphinctus BUCKMAN (SCHAIRER, 


84 


1994). Vermutlich enthält der „Parkinsonien-Oolith“ in verschiedenen Bereichen des Stein- 
bruchs Winnberg in unterschiedlichen Anteilen Unterbathon. Dies würde den Beobachtun- 
gen, die für eine jüngere Bank (Bank 12 in CaLLomon et al., 1987) gemacht wurden, entspre- 
chen. 


Schriftenverzeichnis 


ARKELL, W.J.: A monograph of English Bathonian ammonites. - Palaeontogr. Soc., 1951-1958: VIII + 264 
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CALLOMON, J.H.; DIETL, G.; GALACZ, A.; GRADL, H.; NIEDERHÖFER, H.-J. & Zeıss, A. (1987): Zur 
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85 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. | 36 | 87-106 München, 15. 12. 1996 


Ammoniten aus dem oberen Bajoc (Mittlerer Jura) des SE-Koppeh Dagh und 
SE-Alborz (NE-Iran) 


Von KAZEM SEYED-EMAMI, GERHARD SCHAIRER & ARJANG BEHROOZI *) 
Mit 6 Abbildungen, I Tabelle und 3 Tafeln 


Kurzfassung 


Aus dem oberen Bajoc der Kashafrud-Formation im südöstlichen Koppeh Dagh und der 
Dalichai-Formation ım südöstlichen Alborz wird eine kleine Ammonitenfauna beschrieben. 
Diese setzt sich aus folgenden Gattungen und Untergattungen zusammen: Phylloceras, 
Adabofoloceras, Holcophylloceras, Spiroceras, Cadomites, Garantıana (?Psendogarantiana), 
G. (Orthogarantiana), G. (Hlawiceras), G. (Garantiana), Parkinsonia und Leptosphinctes. 
Damit können folgende Ammonitenzonen belegt werden: Niortense, Garantiana und 
Parkinsoni. 


Abstract 


A small ammonite fauna is described from the Upper Bajocıan of the Kashafrud Formation 
in southeast Koppeh Dagh and the Dalichai Formation in southeast Alborz. The fauna 
comprises the following genera and subgenera: Phylloceras, Adabofoloceras, Holcophylloceras, 
Spiroceras, Cadomites, Garantıana (?Psendogarantiana), G. (Orthogarantiana), G. (Hlawi- 
ceras), G. (?Garantıana), Parkinsonia and Leptosphinctes. They are assigned to the ammonite 
zones: niortense, garantiana and parkinsoni. 


Einleitung 


Die in dieser Arbeit beschriebene Ammonitenfauna wurde bei sporadischen Aufsamm- 
lungen im südöstlichen Koppeh Dagh und südöstlichen Alborz zusammengetragen (Abb. 1). 
Die Stücke aus dem Koppeh Dagh stammen von der Basıs der Kashafrud-Formation im Raum 
südöstlich Mashhad. Die lithologische Zusammensetzung der Kashafrud-Formation und der 
strukturelle Aufbau des südöstlichen Koppeh Daghs wurden bereits von SEYED-EMAMI et al. 
(1994) eingehend diskutiert. Die einzelnen Vorkommen sind in Abb. 2 durch Sternchen 
gekennzeichnet. 


*) ProF. Dr. K. SEYED-EMmaMi, University of Tehran, Faculty of Engineering, P.O.Box 11365-4563, 
Tehran, Iran; Dr. G.SCHAIRER, Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie, 
Richard-Wagner-Straße 10, D-80333 München; Dipl.- Geol. A. BEHROOZI, Geological Survey of Iran, 
Mashhad, Iran. 


87 


Munıl, 


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[Hamedän 


Esfahän _ 


Zähedän 
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Abb. 1: Die lithologische Ausbildung des Mittleren Juras im Nord-(Alborz) und Nordost-(Koppeh 
Dagh) Iran. 1: Dalichai-Formation; 2: Chaman-Bid-Formation; 3: Kashafrud-Formation (im 
SW-Koppeh Dagh = Bash-kalateh-Formation). 


Senjedak-Paß (Abb. 2/1; Abb. 3). Die Kashafrud-Formation transgredierthier mitbasalen 
Konglomeraten von wenigen m Mächtigkeit über basische Vulkanite des ?oberen Perms. Die 
Ammonitenkommen durchwegsaus einzelnen kalkigen Einschaltungen ander Basıs. 


Tappeh-Nader (Abb.2/2; Abb.4). WieamSenjedak-Paßtransgrediertdie Kashafrud-For- 
mation mit basalen Konglomeraten über basische Vulkanite des ?oberen Perms. Der folgende 
Teilbestehtdann ausknolligen Kalken (ca. 1O m), dieim unteren Abschnitt häufig dünnschalige 
Pectiniden führen. Nachobenzu werdendie Kalkeetwassandigund enthalten häufiggroße, ver- 
drückte Parkinsonien und Bivalven. 

Shahtutak (Abb. 2/3). Das Vorkommen befindet sich im SE des Dorfes Shahtutak, wo die 
Kashafrud-Formation an einer Verwerfung an die roten Sandsteine und Koglomerate der 
Qara-Gheitan-Formation (oberes Permbis untere Trias) grenzt. Sie bestehtausflachliegenden, 
dunklen Tonmergeln mitzahlreichen Konkretionen. 


Die Ammonitenfauna der Dalichai-Formation des südöstlichen Alborz stammt aus dem 
Gebiet nördlich Gardaneh-Ahovan, ca. 60 km NE Semnan. Die Vorkommen wurden bereits 


88 


TURKMENISTAN 


2 


N) MASHHAD 


*) Aghdarband® 
"3 


oFariman 


Torbat- 
Q e-Jam 


AFGHANIST.! 


Abb. 2: Lageskizze der Ammonitenfundpunkte in der Kashafrud-Formation SE Mashhad. 1: Senjedak- 
Paß; 2: Tappeh-Nader; 3: Shahtutak. 


von Aravı-Nainı (1972) behandelt, die reichhaltige Ammonitenfauna (unteres Bathon, 
Callov) von SEYED-EMAMI et al. (1989) und SCHAIRER et al. (1991) beschrieben. Eine geographi- 
sche Übersicht gibt Abb. 4. 


Kuhe-Namord (Abb.5). Das Vorkommen befindetsicham Nordhangdes Kuhe-Namord, 
ca.1,5kmSE deskleinen Dorfes Koms. Dieüber 200 mmächtige Dalichai-Formationbestehtaus 
einer Folge von grauen Mergeln, in die einige kalkige Pakete eingeschaltet sind. Die Ammoniten 
stammen etwa aus demmittleren Bereich graugrüner Tonmergel, die mit einer Mächtigkeit von 
ca. 60 m den unteren Abschnitt der Dalichai-Formation bilden. Die spärliche Fauna besteht 
durchwegs aus kleinen, verkiesten Innenwindungen von Ammoniten: Phylloceratidae (1), 
Lissoceras (5), Spiroceras (2), Garantiana (über 20) und einzelnen Bruchstücken von Poriferen 
(7), Crinoiden-Kelch (1), Seeigelstachel (1) und Belemnitenresten (7). Die Zahlen in Klammern 
geben die Anzahl der gefundenen Stückean. 


89 


4 


I 
l 
Kashafrud Fm. ı Mozduran Fm. 
| 
l 


Abb. 3: Idealisiertes Profil der Kashafrud-Formation bei Tappeh-Nader. 1: basische Vulkanite (?oberes 
Perm); 2: basales Konglomerat (ca. 5-6 m); 3: knollige, etwas sandige Kalke mit Ammoniten vor 
allem in den obersten Teilen (ca. 10 m); 4: viele hundert Meter dunkler, monotoner, z.T. 
turbiditischer Tonschiefer mit eingeschalteten sandigen Bereichen; 5: gelbroter Verwitterungs- 
horizont (ca.2 m); 6: rötlich-braune, oolitische, dickbankige Kalksteine (Mozduran-Formation), 
die mit deutlicher Diskordanz über der Kashafrud-Formation folgen. *: Fossilfundpunkt. 


y\ 
Kuhe - 
Sharaf 


a 


Kane Namord.- 
Namord 


Gardaneh- 
Ahovan 


Abb. 4: Lageskizze von Kuhe-Namord und Kuhe-Sharaf im SE-Alborz. 


90 


Kuhe-Sharaf (Abb.6). Der Fundpunktbefindetsicham Nordostabhang des Kuhe-Sharaf, 
die Zusammensetzung der Fauna ähnelt der des Vorkommens am Kuhe-Namord. Die Fauna 
stammt aus einer kalkigen Bank im oberen Abschnitt graugrüner Tonmergel, die auch hier den 
unteren Teilder Dalichai-Formation bilden. Diese Bank befindet sich etwa 15 munterhalb eines 
Kalkpaketes mit zahlreichen Ammoniten des unteren Bathons (vgl. SEyED-EMAaMI et al., 1989). 
Die spärliche Fauna besteht aus einem Seeigel, 2 Belemnitenresten, 2 nicht näher bestimmbaren 
Resten von Oppeliiden und 5 Parkinsonien. 


S 


Shemshak Fm.' Dalichai Fm. 
Abb. 5: Idealisiertes Profil der Dalichai-Formation am Nordabhang des Kuhe-Namord. *: Fossilfund- 
punkt. 


: c E 
Lar Formation - Dalichai Fm. - Shemshak Fm. 
> 1000 m - 200m 


Abb. 6: Schematisiertes Profil durch die Dalichai- und Lar- Formation am NE-Abhang des Kuhe-Sharaf. 
*: Fossilfundpunkt. 


91 


Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen eines gemeinsamen Forschungsprogrammes 
der Universität Tehran, des Geological Survey of Iran und des Universitätsinstituts für 
Paläontologie und historische Geologie, München. Allen diesen Institutionen möchten wir für 
ihr Entgegenkommen unseren Dank zum Ausdruck bringen. Ein Teil der Ammoniten- 
fauna von Tappeh-Nader wurde von Frau Dipl.-Geol. Hosseinıun aufgesammelt, wofür wir 
uns bedanken möchten. Die Zeichnungen wurden von Herrn K. Dossow, die Fotoarbeiten von 
Herrn F. Höck, München, ausgeführt. Das Material wird vorläufig in der Bayerischen 
Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie, München, aufbewahrt. 


Abkürzungen 
Dm Durchmesser in mm 
Nw% Nabelweite in % des Dm 
UR Anzahl der Umbilikalrippen auf 1 Umgang 
Wb% Windungsbreite in % des Dm 
Wh% Windungshöhe in % des Dm 


Beschreibung der Ammoniten 


Adobofoloceras abıchı (UHLiG, 1892) 
Taf. 1, Fig. 2 


1956  Partschiceras abichi Uhl. - KAkHADzE & ZesashviLı: 22; Taf. 2, Fig. 4-6. 

1973  Partschiceras abichi (Unis) - Pavıa: 91; Taf. 14, Fig. 3, 7; Abb. 2. 

1980  Adobofoloceras abichi (Uni, 1892) - GaLAacz: 36; Taf. 5, Fig. 2 (mit Synonymieliste). 
1982  Partschiceras abıchı (UHLIG) - AZARIAN: 46; Taf. 7, Fig. 3, 4. 


Material. 2 verdrückte Steinkerne von Tappeh-Nader; SE-95-7, 8; ein Fragment von 
Shahtutak, SE-95-18. 

Beschreibung. Involute Phylloceratidae mit hochovalem Windungsquerschnitt und einem 
trichterförmigeingesenkten Nabel. Die Externseiteistwenigbreitundgerundet. Diemäßigfeine 
Berippungbestehtausrectiradiaten bis leicht prorsiradiaten Rippen, die im wesentlichen auf die 
äußere Flankenhälfte beschränkt sind. Auf der Externseite werden die Rippen kräftiger und 
überqueren sie in einem leicht nach vorn gerichteten Bogen (bei Dm 50 mm sind 29 Rippen auf 
'/, Umgang vorhanden). 

Bemerkungen. Zur Differentialdiagnose, insbesondere in Bezug auf A. subobtusum 
(KUDERNATSCH), S. STURANI (1971: 85) und GALACZ (1980: 36). 

Vorkommen. A. abichi ist eine in der Tethys weit verbreitete Art und wird gewöhnlich aus 
dem oberen Bajoc erwähnt. Die Stücke von Tappeh-Nader wurden zusammen mit Parkinsonien 
aus der Parkinsoni-Zone aufgesammelt. 


Phylloceras sp. 
Tat. 1, Ries 


Material. Ein zur Hälfte erhaltener Steinkern von Shahtutak, SE-95-19. 


Merkmalswerte von Phylloceras sp. 


Dm Nw% Wh % Wb% 
SE-95-19 70 10 60 34 


Beschreibung. Involutes Phylloceras mit hochovalem Windungsquerschnitt, schwach ge- 
wölbter Externseite und trichterförmigem Nabel. Aufgrund der starken Korrosion ist die 


92 


Berippung nur teilweise erkennbar. Sie besteht auf einem Rest Schaleam Nabel aus einer feinen 
Streifung, auf der Externseite aus mäßig feinen Rippen, die etwas an Adabofoloceras abichi 
erinnern. 

Vorkommen. Oberes Bajoc von Shahtutak. 


Holcophylloceras aff. zignodianum (ORBIGNY, 1848) 
af. Biol 


aff. 1980 Holcophylloceras zignodianum (D’OrBıIGNY, 1848) - GaLacz: 41; Taf. 5, Fig. 4-5; Taf. 6, Fig. 1; 
Taf. 7, Fig. 1; Abb. 30-32 (mit Synonymieliste). 


Material. 2 Stücke von Shahtutak; SE-95-20, 21. Bei dem größeren Exemplar (SE-95-20) sind 
ein Teil der Wohnkammer und Teile der Schale erhalten. Die Wohnkammer beginnt bei Dm 
53 mm und nimmt fast die Hälfte der letzten Windung ein. 


Merkmalswerte von AH. aff. zıgnodianum 


SE-95-20 Dm Nw% Wh% Wb% 
53 15 53 37 


Beschreibung. Mittelgroßer Phylloceratide mit hochovalem Windungsquerschnitt, der sich 
allmählich gegen die Externseite verjüngt und dessen größte Windungsbreite auf dem inneren 
Flankendrittel liegt. Die Externseite ist leicht gerundet bis flach. Der relativ weite, tief 
eingesenkte Nabel besitzt eine senkrechte Wand. Die letzte Windung des abgebildeten 
Exemplares (SE-95-20) weist 6 bikonkave Einschnürungen auf, die bei Schalenerhaltung flach 
erscheinen, auf dem Steinkern jedoch tief ausgebildet sind und einen deutlichen Saum auf der 
Externseite zeigen. Eine Berippung ist aufgrund der Erhaltung nicht zu erkennen. Die 
Lobenlinie weist einen tiefen, dreiästigen Laterallobus und einen diphyllen Lateralsattel auf. 

Bemerkungen. Die vorliegenden Stücke unterscheiden sich von H. zignodianum durch 
einen schwachen, nicht zungenförmigen Knick der Einschnürungen auf der Flanke. Hinsicht- 
lich des schwachen und abgerundeten Knicks der Einschnürungen lassen sich die iranischen 
Exemplare mit A. mediterraneum vergleichen (NEUMAYR, 1871: Taf. 17, Fig. 2). H. mediterrane- 
um wird von Loczy (1915), GALacz (1980) und anderen Autoren als jügeres Synonym zu 
H. zignodianum angesehen. Zugleich verweisen beide Autoren auf die große Variabilität der 
Ausbildung der Einschnürungen und der Lobenlinie. 

Ähnlichkeit besteht auch mit A. insulinidae (BÖHM, 1907: 83; vgl. a. Krystyn, 1972: 222). 
Eine weitere nahestehende Art ist H. indicum (LEMOINE) in JoLy (1976: 239). Diese beiden 
letzteren Arten sind möglicherweise ebenfalls synonym zu H. zignodianum. 

Vorkommen. H. zignodianum kommt weltweit in der Tethys vor, vom mittleren Bajoc bis 
in den oberen Jura. Bei Shahtutak stammt die Art aus dem oberen Bajoc. 


Spiroceras sp. 
Taf.2, Big. 3 


Material. 2 kleine, verkieste Bruchstücke vom Kuhe-Namord; SE-95-22, 23. 

Beschreibung. Das größere Exemplar (SE-95-22) besitzt einen kreisförmigen Windungs- 
querschnitt von 6 mm Dm. Die Skulptur besteht aus etwas schräg verlaufenden Rippen mit 
kleinen, rundlichen Lateral- und Ventralknoten, die an einem deutlichen Ventralband enden. 
Dorsal sind die Rippen deutlich schwächer und überqueren die Innenseite. Das kleinere 
Exemplar (SE-95-23) ist stark verdrückt und zeigt keine Lateralknoten. 

Bemerkungen. Das größere Exemplar zeigt hinsichtlich der Berippung gewisse Ähnlichkei- 
ten mit Spiroceras orbignyi (BAUGIER & SAUZE) in DIETL (1978: 33), unterscheidet sich aber 


93 


durch den geradlinigen Verlauf der Rippen auf der Innenseite. Das kleinere Stück erinnert an 
S. annnlatum (DESHAYES). 

Vorkommen. Spiroceras ist weltweit im oberen Bajoc verbreitet. Die Stücke vom Kuhe- 
Namord kommen zusammen mit Garantiana (?Pseudogarantiana) in der Niortense-/ 
Garantiana-Zone vor. 


Cadomites (Cadomites) cf. deslongchampsi (ORBIGNY, 1846) 
TardaEıe 4 


cf. 1980 Cadomites (Cadomites) deslongchampsi (D’ORBIGNY, 1846) - GALAcZz: 67; Taf. 15, Fig. 1; Abb. 54 
(mit Synonymieliste). 

cf. 1983 Cadomites (Cadomites) deslongchampsı (DEFRANCE in D’ORBIGNY, 1846) - SANDOVAL: 269; 
Taf. 18, Fig. 2; Taf. 21, Fig. 21; Abb. 101 B, 102 A (mit Synonymieliste). 


Material. 3 Phragmokonbruchstücke von Shahtutak. Die Reste wurden nebeneinanderlie- 
gend gefunden und gehören wahrscheinlich zu einem Exemplar; SE-95-15, 16, 17. 

Beschreibung. Der Windungsquerschnitt ist breitoval bis trapezoid. Die Windungen sind 
bedeutend breiter als hoch (Wb:Wh ca. 5:3). Die Berippung ist fein, dicht und ziemlich scharf. 
Die leicht proconcaven und rectiradiaten Primärrippen tragen an der Rundung zur Externseite 
rundlich-spitze Knoten. Von diesen gehen jeweils drei bis vier feine Sekundärrippen aus, eine 
zusätzliche Schaltrippe kann vorhanden sein. 

Bemerkungen. Die Bruchstücke lassen sich in der feinen, scharfen Berippung und dem ca. 
trapezoiden Windungsquerschnitt recht gut mit C. deslongchampsi vergleichen. Eine weitere 
ähnliche Art ist ©. (C.) rectelobatus (Haurr). Eine eindeutige Zuordnung istjedoch wegen der 
bruchstückhaften Erhaltung nicht möglich. 

Vorkommen. Wahrscheinlich oberes Bajoc. Nicht weit entfernt vom Fundpunkt stammt aus 
einer früheren Aufsammlung (vgl. SEYEp-Emami etal., 1994: 148) ein Exemplar von Garantiana 
(Hlawiceras) platyrryma (BUCKMAn) aus der Garantiana-Zone. 


Garantiana (?Psendogarantıana) sp. 
Taf: 29 E1g. 192 


Material. 25 kleine, verkieste Innenwindungen vom Kuhe-Namord, u.a. SE-95-24, 25, 26. 


Merkmalswerte von G. (?Pseudogarantiana) sp. 
Dm Nw% Wh% Wb% UR 
SE-95-24 14 38 40 40 31 


Beschreibung. Das größte Exemplar hat einen Dm von 17 mm (SE-95-25). Bei dem 
abgebildeten Stück (SE-95-24) handelt es sich um eine mäßig evolute Garantiana mit quadra- 
tisch-hexagonalem Windungsquerschnitt des letzten Umgangs, der deutlich breiter als hoch 
ist. 

Die Berippung ist fein, dicht und scharf. Die kräftig prorsiradiaten Rippen beginnen an der 
Naht und teilen sich kurz über der Flankenmitte fast regelmäßig in zwei, ebenfalls deutlich 
prorsiradiate Sekundärrippen. Einzelne ungespaltene Rippen sind vorhanden. An der 
Gabelungsstelle sitzen feine, spitze Knötchen. Auf der Externseite enden die Rippen mit einem 
stumpfen Winkel an einem relativ breiten Externband. An den Rippenenden sitzen äußerst 
feine Knötchen. 

Bemerkungen. Bei den vorliegenden Stücken sind die lateralen Knötchen stets kräftiger als 
die ventralen und die Berippung fast immer biplikat. Aus diesen Gründen wurden die 
Ammoniten zu Garantiana und nicht zu Strenoceras gestellt (vgl. DietL, 1983: 10). Die 


94 


Exemplare lassen sich mit Garantiana (Psendogarantiana) dichotoma subsp. vergleichen 
(Dietr, 1981: Taf. 1, Fig. 5). 

Unter dem Material befinden sich auch einzelne breitere, fast koronate Formen (SE-95- 
26). Bei diesen sind die Lateralknoten etwas kräftiger ausgebildet, und auf der Externseite 
stehen sich die Rippen senkrecht gegenüber. Diese Stücke erinnern etwas an Garantiana 
(Subgarantiana) dichotoma nodosa BENTZ (vgl. DiEtL, 1981: Taf. 1, Fig. 2, 4). 

Vorkommen. Zusammen mit Spiroceras sp. aus der Niortense-/Garantiana-Zone. 


Garantiana (Orthogarantiana) conjugata (QUENSTEDT, 1887) 
Taf, Big.5 


1925 Garantiana conjugata QUENSTEDT - BENTZ: 162; Taf. 6, Fig. 5, 6; Abb. 11. 

1971  Orthogarantiana conjugata (QUENSTEDT) - STURANI: 157; Taf. 13, Fig. 1, 4, 8. 

1985  Orthogarantiana conjugata (Qu. 1886) - SCHLEGELMILCH: 89; Taf. 31, Fig. 7 (Neuabbildung 
des Originals zu QUENSTEDT). 

1993 _ Orthogarantiana? conjugata (QUENSTEDT), 1887 - BEZNOSOV & MuTTa: 73; Taf. 7, Fig. 4. 


Material. Ein zu '/, erhaltener Steinkern vom Senjedak-Paß, SE-95-9. 

Beschreibung. Das mäßig evolute Exemplar besitzt einen breitovalen bis hexagonalen, 
deutlich breiteren als hohen Windungsquerschnitt. Die Berippung ist mäßig grob und 
+ rectiradiat. Die Primärrippen beginnen an der Naht und gabeln sich kurz über der Flanken- 
mitte in 2 Sekundärrippen. Einzelne Rippen bleiben ungespalten. An der Gabelungsstelle sind 
kleine, rundliche Knoten vorhanden. Die Sekundärrippen ziehen gerade über die Externseite 
und enden senkrecht an einem schmalen Band. Auf der Innenwindung sind die Rippen median 
eingedellt, scheinen aber über die Externseite hinwegzuziehen. 

Bemerkungen. Von der sehr ähnlichen Art G. (O.) schroeder: (BENTZ) unterscheidet sich das 
iranische Exemplar durch die median nicht ganz unterbrochenen Rippen auf der Innen- 
windung. 

Vorkommen. G. (O.) conjugata ıst aus der Niortense-Zone von Europa, dem mediterranen 
Raum und dem Kaukasus bekannt. 


Garantiana (Hlawiceras) sp. 
Tat.,1, Big. Z 


Material. Ein fragmentär erhaltener Steinkern von Tappeh-Nader, SE-95-5. 

Beschreibung. Bei dem Rest handelt es sich um einen Teil der Wohnkammer mit gerundet- 
quadratischem Windungsquerschnitt. Die Rippen sind mäßig grob und deutlich prorsiradiat. 
Die Primärrippen teilen sich kurz oberhalb der Flankenmitte in zwei Sekundärrippen. Diese 
überqueren mit einem kräftig nach vorn ziehenden Bogen die Externseite. 

Bemerkungen. Die auf der Externseite nach vorn ziehenden und nicht unterbrochenen 
Rippen sprechen für eien Zugehörigkeit des Stückes zu Garantıana (Hlawiceras). Eine gewisse 
Ähnlichkeit besteht mit G. (H.) subgaranti WETZEL ın BENTZ (1928: Taf. 16, Fig. 1) und 
BEZNosov & Murta (1993: Taf. 8, Fig. 2). 

Vorkommen. Das Stück wurde zusammen mit Parkinsonien aufgesammelt und stammt 
wahrscheinlich aus dem Grenzbereich Garantiana-/Parkinsoni-Zone. 


Garantiana (?Garantiana) ct. wetzeli TRAUTH, 1923 
Taf. 1, Fig. 6 


cf. 1985 Garantiana (?Garantiana) wetzeli TRAUTH 1923 - SCHLEGELMILCH: 91; Taf. 32, Fig. 5 (Wieder- 
gabe des Holotypus’ zu QUENSTEDT, 1886). 


Material. Bruchstück eines Steinkerns von Tappeh-Nader, SE-95-6. 
95 


Beschreibung. Eine sehr dicht berippte Garantiana mit rundlichem Windungsquerschnitt. 
Die Primärrippen sind feın und deutlich prorsiradiat. Sie teilen sich etwa auf Flankenmitte in 
zweı, selten drei Sekundärrippen. Am Spaltpunkt sind kleine Knötchen ausgebildet. Die 
Sekundärrippen ziehen in einem konkaven Bogen nach vorn und enden in einem Winkel an 
einer seichten, schmalen Externfurche. An den Rippenenden sitzen äußerst feine Knötchen. 

Bemerkungen. Garantıana (?G.) wetzeli wird von BENTZ (1928: 189) zu der neuen Unter- 
gattung Subgarantiana gestellt. Subgarantıana ıstjedoch nach Arkeıı (1956: 143) ein jüngeres 
Synonym zu Hlawiceras. Dem Beispiel von SCHLEGELMILCH (1985: 91) folgend wird die Art als 
fraglich zu der Untergattung Garantıana gestellt. 

Vorkommen. Vermutlich aus dem Grenzbereich Garantiana-/Parkinsoni-Zone. 


Parkinsonia (Parkinsonia) aff. rarecostata (BUCkMman, 1881) 
Tar3,lEie,3 


aff. 1985 Parkınsonia rarecostata (BUCKMAN) 1881 - FERNANDEZ Lopez: 454; Taf. 47, Fig. 4, 5 (mit 
Synonymieliste). 

aff. 1993 Rarecostites rarecostatum (BUCKMAN), 1881 - BEZNOSOV & MurTa: 180; Taf. 35, Fig. 2; Taf. 38, 
Fig. 2 (mit Synonymieliste). 


Material. Ein leicht verdrückter Steinkern mit Schalenresten von Tappeh-Nader, SE-95-2. 


1 r 
ig. 


Merkmalswerte von P. (P.) aff. rarecostata 
Dm Nw% Wh% Wb% UR 
SE-95-2 133 46 32 26 45 


Beschreibung. Es handelt sich um ein großwüchsiges Exemplar, das bei einem Dm von 
133 mm noch gekammert ıst. Das Gehäuse ist evolut und besitzt einen etwas höheren als 
breiten, rechteckig-ovalen Windungsquerschnitt des letzten Umgangs. Die Berippung ist 
mäßig grob. Die leicht prorsiradiaten Primärrippen beginnen am Nabelrand und teilen sich 
hoch auf der Flanke in zwei prorsiradiate Sekundärrippen, die etwas schräg gestellt und 
alternierend an einem Externband enden. 

Bemerkungen. Das Exemplar ist im Vergleich zu dem Original von Buckman (1922: Taf. 
352) aus den Garantiana-Schichten bei Dorset deutlich enger genabelt, was auch für das von 
BEZNOSoV & Kurtuzova (1982: Taf. 3, Fig. 2) abgebildete Stück zutrifft. BEZNOSOV & KUTUZOVA 
(1982: 42) stellten für evolute und niedermündige Parkinsonien aus der Garantiana-Zone die 
Gattung Rarecostites auf. 

Ähnliche Arten zu P. rarecostata sind P. orbignyana (WETZEL) und P. subarietis WETZEL. 
Beide Arten werden von STURANI (1964: 26), Pavıa (1973: 120), GaLacz (1980: 92) und 
BEZNosov & Kutuzova (1982: 43) als synonym zu P. rarecostata angesehen. Von anderen von 
der selben Lokalität stammenden Parkinsonien, die zu P. aff. parkinsoni gestellt werden, 
unterscheidet sich das Exemplar durch einen weiteren Nabel und niedrigere Mündung. 

Vorkommen. P. rarecostata ıst im europäischen Raum und dem Kaukasus verbreitet. 
FERNANDEZ LOPEZ führt dıe Art aus der tieferen Parkinsoni-Zone an, BEZNOSOV & MUTTA 
(1993: 11) beschreiben sie aus der Garantiana-Zone des Kaukasus’. Bei Tappeh-Nader dürfte 
die Art in Anbetracht der Beifauna aus der untersten Parkınsoni-Zone kommen. 


Parkinsonta (Parkinsonıa) aff. parkınsoni (SOWERBY, 1821) 
Taf. 2, Fig. 4, 5 


aff. 1985 Parkinsonia parkınsoni (SOWERBY) - SEYED-EMAMI et al.: 67; Taf. 3, Fig. 1 (mit Synonymieliste). 
aff. 1993 Parkinsonia parkıinsoni (SOWERBY), 1821 - BEZNOSOV & Murra: 189; Taf. 39, Fig. 1. 


Material. 3 verdrückte Steinkerne von Tappeh-Nader: SE-95-1, 3, 4. Sechs, z.T. fragmentär 
erhaltene Exemplare vom Kuhe-Sharaf, darunter SE-95-14. 


96 


Merkmalswerte von P. (P.) aff. parkınsoni 


Dm Nw% Wh% Wb% UR 
SE-95-1 132 41 33 19 46 
SE-95-14 26 42 36 26 32 


Beschreibung. Bei dem Stück SE-95-1 handelt es sich um ein großwüchsiges, verdrücktes 
Exemplar, das bei Dm 132 mm noch komplett gekammert ist. Das Gehäuse ist mäßıg evolut 
und weist einen hochovalen bis rechteckigen Windungsquerschnitt auf. Die Windungen 
umfassen sich zu etwa 50 %. Die Berippung ist deutlich prorsiradiat und streng biplikat. Der 
Rippenspaltpunkt liegt ziemlich hoch auf der Flanke, ohne erkennbare Knoten auf dem letzten 
Umgang. Bei dem kleineren Exemplar SE-95-3 ist zu erkennen, daß die Sekundärrippen nach 
vorn ziehen und alternierend an einem Externband enden. 

Das Exemplar SE-95-14 ist ebenfalls mäßig evolut und hat einen rechteckig-hochovalen 
Windungsquerschnitt. Die proconcaven, deutlich prorsiradiaten Primärrippen teilen sich fast 
regelmäßig auf der äußeren Flankenhälfte in zwei stark prorsiradiate Sekundärrippen. Sie 
enden alternierend und in einem spitzen Winkel an einem schmalen Externband. Einzelne 
Rippen bleiben ungespalten. Am Spaltpunkt sind kleine Knötchen vorhanden. 

Bemerkungen. Das große Exemplar (SE-95-1) läßt sich insgesamt, abgesehen von der 
weniger dichten Berippung, gut mit dem von ArkEıL (1956: 144; Abb. 53) designierten 
Lectotypus von P. parkinsoni vergleichen. Auch in der einschlägigen Literatur weichen die 
meisten der zu dieser Art gestellten Stücke hinsichtlich Berippungsdichte, Nabelweite und 
Endgröße z.T. erheblich vom Lectotypus ab. CaLLomon etal. (1987: Taf. 1, Fig. 4) bilden von 
Sengenthal ein Exemplar ab, das auch in der Berippungsdichte dem iranischen Stück sehr nahe 
steht. Das kleine Exemplar (SE-95-14) läßt sich gut mit dem Original in DiEtt et al. (1983: 82; 
Abb. 5) vergleichen. 

Vorkommen. P. parkinsoni ist im europäisch-mediterranen Raum und dem Kaukasus 
verbreitet und stammt aus der Parkinsoni-Zone. 


Leptosphinctes (Leptosphinctes) kitiae (KAKHADZE & ZESASHVILI, 1956) 
Taf.3, Fig. 2 


1994 Leptosphinctes (Leptosphinctes) kitiae (KAKHADZE & ZEsAsHVILı, 1956) - SEYED-EMAMI et al.: 
149, Taf. 1, Fig. 4. 


Material. Ein fast vollstängig erhaltener Steinkern (SE-95-10) und ein Wohnkammer- 
bruchstück (SE-95-11) vom Senjedak-Paß. 


Merkmalswerte von ZL. (L.) kıtiae 


Dm Nw% Wh% Wb% 
SE-95-10 45 50 28 28 

(Werte am Ende des Phragmokons) 
SE-93-3 37 49 28 34 


(aus SEYED-EMAMI et al., 1994) 


Beschreibung. Zusätzlich zu den Ausführungen in SEYED-EMAMI et al. (1994: 149) ist zu 
bemerken: Die Wohnkammer beginnt bei beiden Exemplaren bei Dm 46 mm. Bei dem Stück 
vom Senjedak-Paß zeigt die Wohnkammer eine deutliche Egression, wobei der Windungs- 
querschnitt von breitoval auf dem Phragmokon zu hochoval auf der Wohnkammer übergeht. 
Die Primärrippen (bei Dm 35 mm 16 auf '/, Umgang) teilen sich gewöhnlich in zwei, seltener 
in dreiSekundärrippen, die auf der Externseite deutlich nach vorn ziehen. Auf dem Phragmokon 
sind auf den Rippenspaltpunkten kleine Knoten vorhanden. 


97 


Vorkommen. Im Einklang mit der Beifauna: Niortense-Zone (vgl. a. SEyED-EMAMI et al., 
1994). 


Leptosphinctes (Leptosphinctes) aff. festonensis Pavıa, 1973 
ala Eis 
aff. 1973 Leptosphinctes (L.) festonensis n. sp. - Pavıa: 126; Taf. 25, Fig. 6; Taf. 26, Fig. 1. 

Material. Ein größerer, leicht verdrückter Steinkern (SE-95-12) und eine kleine Innen- 
windung (SE-95-13); Senjedak-Paß. 

Beschreibung. Evoluter Leptosphinctes mit quadratisch-ovalem Windungsquerschnitt des 
letzten Umgangs (SE-95-12). Das kleinere Exemplar (SE-95-13) besitzt bei Dm 18 mm einen 
breitovalen Windungsquerschnitt. Die Externseite ist flach bis schwach gewölbt. 

Die Berippung ist verhältnismäßigdicht und fein. Die deutlich prorsiradiaten und proconcaven 
Primärrippen teilen sich auf der äußeren Flankenhälfte fast regelmäßig in zwei ebenfalls 
prorsiradiate Sekundärrippen. Auf den Rippenspaltpunkten sind äußerst feine Knötchen 
angedeutet. Bei dem kleineren Exemplar ziehen die Rippen ununterbrochen über die Extern- 
seite hinweg, bei dem größeren werden die Rippen auf der Externseite deutlich schwächer. 
Aufgrund der Erhaltung kann nicht eindeutig erkannt werden, ob ein Externband besteht. Auf 
dem letzten Umgang des größeren Exemplares sind drei tiefe Einschnürungen vorhanden. 

Bemerkungen. In der Art der Berippung und der tiefen Einschnürungen zeigt Exemplar SE- 
95-12 gute Übereinstimmung mit dem Holotypus (Pavıa, 1973: Taf. 26, Fig. 1; vgl. a. DiEtt, 
1980: Taf. 9, Fig. 2 und FERNANDEZ LoPez, 1985: Taf. 48, Fig. 3). Gegenüber Z. (L.) festonensis 
hat das iranische Stück jedoch einen deutlich breiteren Windungsquerschnitt. Ähnlichkeiten 
bestehen auch zu L. (L.) davidsoni (Buckman). Vor allem das von DiEtL (1980: 18; Abb. 7) 
abgebildete Exemplar aus der Slg. Buckman zeigt in der Art der Berippung gute Übereinstim- 
mung, unterscheidet sich aber wieder durch einen schlankeren Windungsquerschnitt. Gewisse 
Ähnlichkeiten, vor allem im Bezug auf den Windungsquerschnitt, bestehen mit Z. (L.) leptus 
BUCKMAN. 

Vorkommen. Pavıa (1973: 126) führt Z. (L.) festonensis aus der Humphriesianum-Zone an. 
Nach Dirrı (1980: 21) und FErRNANDEZ LoPzz (1985: 468) kommt die Art in der Niortense- 
Zone vor, was für die iranischen Exemplare, in Anbetracht der Beifauna, ebenfalls zutrifft. 


Diskussion 


Die hier beschriebene Ammonitenfauna hat folgende Zusammensetzung: 


SE-Koppeh Dagh SE-Alborz Alter 
A. abichi Tappeh-Nader, Shahtutak - oB 
Phylloceras sp. Shahtutak - - 
H. aff. zignodianum Shahtutak - mB-o] 
Spiroceras sp. - Kuhe-Namord N/G 
C. deslongchampsı Shahtutak - oB 
G. (?Psendogarantıana) sp. - Kuhe-Namord N/G 
G. (O.) conjugata Senjedak-Pafß - N 
G. (Hlawiceras) sp. Tappeh-Nader - G/P 
G. (?G.) cf. wetzeli Tappeh-Nader = G/P 
P. (P.) aff. rarecostata Tappeh-Nader = B 
P. (P.) aff. parkinsoni Tappeh-Nader Kuhe-Sharaf B 
L. (L.) kitiae Senjedak-Paß = N 
L. (L.) aff. festonensis Senjedak-Paß - N 


G: Garantiana-Zone; mB: mittleres Bajoc; N: Niortense-Zone; oB: oberes Bajoc; oJ: oberer Jura; 
P: Parkinsoni-Zone. 


98 


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99 


Die Ammonitenfauna aus dem SE-Kopeh Dagh stammt durchwegs aus dem tiefsten Teil der 
Kashafrud-Formation. Die Zusammensetzung der einzelnen Faunen an den verschiedenen 
Lokalitäten ist jedoch nicht identisch. Dies mag ein Zeichen dafür sein, daß die Transgression 
der Kashafrud-Formation in diesem Raum nicht isochron verlief, und daß die einzelnen 
Faunen verschiedenen Ammonitenzonen angehören. 

Das Vorkommen am Senjedak-Paß mit G. (O.) conjugata, L. (L.) kitiae und L. (L.) aff. 
festonensis ıst in die Niortense-Zone einzustufen. Dies ist im Einklang mit den Feststellungen 
von SEYED-EMAMIetal. (1994), die zusätzlich ein Sphaeroceras brongniartı (SOWERBY) beschrie- 
ben. 

Die Fauna von Shahtutak mit C. (C.) cf. deslongchampst, und vor allem mit G. (H.) 
platyrryma (BUCKMAn) (vgl. SEYED-EMAMI et al., 1994) ist etwas jünger uund gehört der 
Garantiana-Zone an. Bei diesem Vorkommen fällt die große Anzahl an Phylloceratidae auf, die 
bei weitem die Mehrzahl der Ammoniten ausmacht. 

Die Fauna von Tappeh-Nader enthält neben einzelnen Adabofoloceras abichı und wenigen 
Exemplaren von Garantiana (?Garantiana) cf. wetzeli zahlreiche, z.T. großwüchsige 
Parkinsonien wie Parkinsonia (P.) aff. rarecostata und P. (P.) aff. parkinsoni. Altersmäßig ist 
es das jüngste von den drei Vorkommen und gehört der höheren Garantiana- bis tieferen 
Parkıinsoni-Zone an. 

Somit scheinen in den Vorkommen südöstlich von Mashhad alle Zonen des oberen Bajocs 
- Niortense, Garantiana und Parkınsoni - vertreten zu sein. 

Die Kashafrud-Formation geht nach oben zu in turbiditische Ablagerungen des tieferen 
Wassers über, die abgesehen von vielen Kriechspuren keine weitere Fauna führen. 

Die Ammonitenfaunen der Vorkommen aus dem SE-Alborz stammen aus dem unteren 
Bereich der Dalichai-Formation. Die kleinen, verkiesten Ammoniten vom Kuhe-Namord mit 
Spirocerassp.und Garantiana (?Pseudogarantıana) sp. dürften aus dem Grenzbereich Niortense- 
/Garantiana-Zone kommen. Die Fauna vom Kuhe-Sharaf mit Parkınsonia aff. parkinsoni 
gehört eindeutig der Parkinsoni-Zone an. 

Im ganzen weisen die Ammonitenfaunen vom Alborz ebenso wie vom Koppeh Dagh einen 
europäisch-mediterranen Einschlag mit einzelnen kosmopolitischen Elementen auf. Es ist 
auch zu belegen, daß die Transgression im Dogger sowohl ım Alborz als auch im Koppeh Dagh 
im oberen Bajoc erfolgte (vgl. SEvED-Emamı & ALavı-Nainı, 1990). 

Bei dieser Gelegenheit sollte daraufhingewiesen werden, daß die Dalichai-Formation im 
östlichen Alborz, sowohl lithologisch als auch hinsichtlich einer größeren Mächtigkeit, bereits 
große Ähnlichkeiten zu den äquivalenten Sedimenten im westlichen und zentralen Koppeh 
Dagh (i.e. Chaman-Bid-Formation) zeigt. Beide dürften im etwas tieferen Bereich des Schelfs 
abgelagert worden sein. 

Dagegen gehört die Kashafrud-Formation, vor allem nach oben zu, einem noch tieferen 
Sedimentationsraum an und weicht lithologisch vollkommen von den beiden oben erwähnten 
Formationen ab. Dazu kommt noch, daß die Chaman-Bid-Formation im südöstlichen Koppeh 
Dagh nicht ausgebildet ist und gänzlich von der Kashafrud-Formation ersetzt wird (Abb. 1; 
Tab. 1). Hier fogt die oberjurassische Mozduran-Formation direkt über der Kashafrud- 
Formation. 


100 


Iranische Zusammenfassung 


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Fig. 
Fig. 
Fig. 


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Fig. 


Fig. 6: 


Fig. 7: 


Fig. 1-2: 


Fig. 3: 


Fig. 4-5: 


Tafelerläuterungen 


Tafel 1 


Holcophylloceras aff. zignodianum (OrBıGnY), Kashafrud-Formation, Shahtutak. SE-95-20. x1. 
Adabofoloceras abichi (UHLic), Kashafrud-Formation, Tappeh-Nader. SE-95-7. x1. 
Phylloceras sp., Kashafrud-Formation, Shahtutak. SE-95-19. x1. 


Cadomites (Cadomites) cf. deslongchampsi (ORBIGNY), Kashafrud-Formation, Shahtutak. SE- 
95-16. x1. 


Garantiana (Orthogarantiana) conjugata (QUENSTEDT), Kashafrud-Formation, Senjedak-Paß. 
SE-95-9. x1. 


Garantiana (?Garantiana) cf. wetzeli TRAUTH, Kashafrud- Formation, Tappeh-Nader. SE-95- 
6.x1. 


Garantiana (Hlawiceras) sp., Kashafrud-Formation, Tappeh- Nader. SE-95-5. xl. 


Tafel 2 


Garantıana (?Psendogarantiana) sp., Dalichai-Formation, Kuhe-Namord. 
1: SE-95-24.x2. 

2: SE-95-26. x2. 

Spiroceras sp., Dalichai-Formation, Kuhe-Namord. SE-95-22. x3. 
Parkinsonia (Parkinsonia) aff. parkınsoni (SOWERBY). 

4: Dalichai-Formation, Kuhe-Sharaf. SE-95-14. x1. 

5: Kashafrud-Formation, Tappeh-Nader. SE-95-1. x1. 


Tafel 3 


Leptosphinctes (Leptosphinctes) aff. festonensis Pavıa, Kashafrud-Formation, Senjedak-Paß. 
SE-95-12. x1. 


Leptosphinctes (Leptosphinctes) kitine (KAKHADZE & ZEsasHvILı), Kashafrud-Formation, 
Senjedak-Paß. SE-95-10. x1. 


Parkinsonia (Parkinsonia) aff. rarecostata (BuckMman), Kashafrud-Formation, Tappeh-Nader. 
SE-95-2. x1. 


103 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 36, 1996 


KAZEM SEYED-EMAMI, GERHARD SCHAIRER & ARJANG BEHROOZI: Ammoniten Tafel 1 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 36, 1996 


Tafel 2 


KAZEM SEYED-EMAMI, GERHARD SCHAIRER & ARJANG BEHROOZI: Ammoniten 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 36, 1996 


KAZEM SEYED-EMAMI, GERHARD SCHAIRER & ARJANG BEHROOZI: Ammoniten Tafel 3 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. 36 107-115 München, 15.12. 1996 


| Zur endophytischen Eiablage fossiler Kleinlibellen (Insecta, 
Odonata, Zygoptera), mit Beschreibung eines neuen Gelegetyps 


Endophytic reproduction of fossil damselflies (Insecta, Odonata, Zygoptera), 
with the description of a new type of egg-sets 


Von MEINOLF HELLMUND *) & WINFRIED HELLMUND **) 
mit 8 Abbildungen 


Kurzfassung 


Es werden zwei neue Fundstücke von fossilen Zygopteren-Eigelegen vorgestellt. Das eine 
stammt vom Randecker Maar und wird dem „Coenagrioniden-Typ“ sensu HELLMUND, M. & 
HeLımunn, W. (1991) zugeordnet. Das zweite aus der Fundstelle Seifhennersdorf weist 
dagegen ein Gelegemuster auf, das zu keinem der bisher beschriebenen, fossilen Gelegemuster 
paßt. Es hat zwar Gemeinsamkeiten (lineare Anordnung) mit dem „Lestiden-Typ“ sensu 
HELLMUND, M. & Heıımunn, W. (1991) entspricht diesem aber nicht in der Anordnung der 
Einzellogen, da keine Doppelreihe ausgebildet ist. Analoga zu dem fossilen Gelege lassen sich 
bei den rezenten Lestiden, Lestes sponsa HAUSEMANN (Gemeine Binsenjungfer), Lestes virens 
CHARPENTIER (Kleine Binsenjungfer) und Sympecma fusca VAN DER LINDEN (Gemeine 
Winterlibelle) beobachten. Auf dieser Grundlage wird ein neuer Gelegetyp eingeführt. 


Abstract 


Two leafs of angiosperms bearing egg-sets of Zygoptera (Insecta, Odonata) are thoroughly 
described and figured. One of them originates from the Uppermost Miocene localıty 
Randecker Maar (Baden-Württemberg, Southwestern Germany). Itcan be attributed to the so 
called „Coenagrioniden-Typ“ sensu HELLMUND, M. & HELLMUND, W. (1991). 

A second specimen comes from the Middle Oligocene of Seifhennersdorf (Saxony, Eastern 
Germany) being not comparable to any fossil egg-set described yet. It is characterized by a 
„linear row“ ofsingle eggs, whereas the „Lestiden-Typ“ sensu HELLMUND & HELLMUND (1991) 
consists of adouble row. Recent analoga of those „linear rows“ are produced by Lestes sponsa 
HAUSEMANN, Lestes virens CHARPENTIER and Sympecma fusca VAN DER LINDEN. Thus the new 
fossil mode is the basis of the now so called „Lestiden-Typ vom Einzelreihen Modus“. 


Anschriften der Autoren: 


*) Dr. MEINOLF HELLMUND, Institut für Geologische Wissenschaften und Geiseltalmuseum, Domstr. 5, 
D-06108 Halle (Saale), Bundesrepublik Deutschland. 


**) Studiendirektor i. R. WINFRIED HELLMUND, von-Loe-Str. 31, D-53840 Troisdorf, Bundesrepublik 
Deutschland. 


107 


1. Einleitung 


Über fossile Gelege von Kleinlibellen und deren Interaktionen mit Angiospermenblättern 
bei ihrer Reproduktion haben wir in den letzten Jahren verschiedentlich berichtet. Die 
intensivere Beschäftigung gerade im Hinblick auf aktuopaläontologische Studien und Verglei- 
che führte zu weiterem Erkenntniszuwachs. Es zeigt sich auch, daß die ursprünglich als extrem 
selten eingestuften Phänomene doch häufiger beobachtbar sind als erwartet. Sie werden 
allerdings in der Regel übersehen. 

Im folgenden werden zwei Angiospermenblätter mit Eilogen vorgestellt, die von Vertretern 
zweier unterschiedlicher Zygopterenfamilien produziert wurden. Eines stammt aus der Fund- 
stelle Randecker Maar (höchstes Untermiozän, MN 5), es handelt sich hierbei um den zweiten 
Beleg aus dieser Fundstelle (vgl. HELLMUND, M. & HELLMUND, W. 1996: 2, Abb. 1); das andere 
stammt aus der mitteloligozänen Diatomitlagerstätte Seifhennersdorf. 

Die bislang beschriebenen Eigelege reichen stratigraphisch, abgesehen von (derzeit noch) 
einigen Lücken, bis in das Cenoman zurück (HELLMUND, M. & HELLMmUND, W. 1996), das 
Mitteloligozän ist jetzt erstmalig belegt. 

In der Biologie der rezenten Kleinlibellen werden bei paarweise ablegenden Species die 
Eiablage-Typen nach dem Verhalten der Partner zueinander unterschieden; d. h. sitzen 
Männchen und Weibchen vertikal übereinander, liegt der „Lestes-Typ“ vor, sitzen sie dagegen 
horizontal hintereinander, der „Sympecma-Typ“. Steht das Männchen mit den Hinterleibs- 
zangen verankert über dem Pronotum des Weibchens, spricht man vom „Coenagrion-T'yp“ 
(BELLMANN 1987). 

Wir unterscheiden die fossilen Eigelege nachdem Muster ihrer Eilogen (vgl. HeLıLmunD, 
M. & HELLmunD, W. 1991, 1993, 1996). 


Erläuterung der Abkürzungen: 
SMNS Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart 
SMMGD Staatliches Museum für Mineralogie und Geologie Dresden 


2. Beschreibung der Funde 


Fund 1 

Fundlokalıtät: Randecker Maar, Baden-Württemberg, Bundesrepublik Deutschland 

Alter: höchstes Untermiozän, Oberes Orleanium, MN 5 (vgl. HEIZMAnN 1983: 
818) 

Objekt: Angiospermenblatt, Druck- und Gegendruck, (?) Juglandaceae, einzelne 


Fieder, SMNS 62599, (Tausch U. Seehuber, März 1995) 


Aufbewahrungsort: Staatliches Museum f. Naturkunde, Museum am Löwentor, Stuttgart 


Es handelt sich um eine einzelne, ganzrandige Fieder eines (?) Juglandaceenblattes. Der 
basale Teil ist aufgrund des schräg abgebrochenen Gesteinsstückes nicht erhalten, das apicale 
Ende mündet in einer stumpfen Spitze. Die maximale, erhaltene Länge (Spitze - linke Hälfte) 
mißt 55 mm; die maximale Breite im unteren Drittel 24 mm. Das Blatt ist mit insgesamt 63 
Eilogen bestückt, deren Längen zwischen 1,40 - 1,80 mm messen, ihre maximale Breite liegt 
bei 0,40 mm - 0,50 mm. Einstichspuren bzw. Schlupföffnungen werden nicht festgestellt, es 
sind aber vereinzelt kohlig erhaltene Eireste erkennbar (Abb. 1-3). Es werden drei scheinbare 
„Doppellogen“ beobachtet. Dieses Phänomen wurde von HELLMUND, M. & HELLMUND, W. 
(1996: 9, Abb. 12) bereits an einem Angiospermenblatt aus Messel festgestellt und gedeutet. Bei 


108 


Abb. 1a: Angiospermenblatt, (?) Juglandaceae, Abb. 1b: dito, Gegendruck. 
eine einzelne Fieder mit Eilogen vom Fig. 1b: dito, counter part. 
„Coenagrioniden - Typ“, SMNS 62599, 

Randecker Maar (Baden-Württemberg), 
oberstes Untermiozän, Zeichnung M. 
HELLMUND. 

Fig. 1a: Leafofanangiosperm, (?) Juglandaceae, 
a separate leaflet with egg-sers, 
„Coenagrioniden-Typ“, SMNS 62599, 
Randecker Maar (Baden-Württemberg, 
Southwestern Germany), Uppermost 
Miocene, drawn by M. HELLMUND. 


der Aufspaltung kann die Epidermis zwischen benachbarten Eilogen abreißen und das 
darunterliegende Gewebe kann dann die Logen wie verbunden erscheinen lassen. Das neuer- 
liche, vereinzelte Auftreten im Gesamtgelege erhärtet diese Deutung. 

Obwohl die abgelegten Eier bei einer ersten Betrachtung überwiegend regellos plaziert 
erscheinen, führt die genauere Analyse doch zu einer gewissen Ordnung. 

Die Logen wurden vom Blattgrund zur Spitze hin vorrückend abgelegt. Dies ergibt sich zum 
einen aus der Orientierung der Einzellogen, die mit ihren spitzen Enden zum Apex des Blattes 
weisen, zum anderen konvergieren die Logenachsen generell zum Blattgrund (vgl. hierzu 
HELLMUND, M. & HELLMUND, W. 1991: 11, Abb. 6; 1996: 17, Abb. 21). 

Es liegen mindestens zwei Gelege vor, denn die Logenachsen haben zwei Hauptrichtungen. 
Das eine Gelege nimmtdie „linke“ untere Blatthälfte, das andere überwiegend die „rechte“ ein. 
Die „rechte“ Blatthälfte läßt wegen der räumlichen Nähe der Logenbögen und einzelner Logen 
zueinander ein drittes Gelege vermuten, das sich mit dem zweiten aber unentwirrbar über- 
schneidet. 

Im oberen Drittel, zum Ende des einen Geleges hin, sind schließlich drei Reihen eines 
Zickzackbandes von Logen erkennbar, das dem „Coenagrioniden-Typ“ sensu HELLMUND, M. 
& HELLMUND, W. (1991) entspricht. 


109 


Angıospermenblatt, (?) Juglandaceae, 


eine einzelne Fieder mit Eilogen vom 
„Coenagrioniden - Typ“, SMNS 62599, 
Randecker Maar (Baden-Württemberg), 
oberstes Untermiozän, Maßstab = I cm, 
Foto W. HELLMUND. 


Abb. 3: 


Eigs3:: 


vergrößerter Ausschnitt aus dem Gegen- 
druck, drei Einzellogen aus einem Zick- 
zackband, mittlere mit Eirest, jeweils 
mit stumpfem und spitzem Ende, Maß- 
stab = | mm, Foto W. HELLMUND. 
enlarged detail of the counter part, three 
eggs of a zigzag-band with a pointed and 
a blunt end, scale = 1 mm, photo 
W. HELLMUND. 


Fig. 2: Leaf ofanangiosperm, (?) Juglandaceae, 
a separate leaflet with egg-sets, „Coen- 
agrioniden-Typ“, SMNS 62599, Rand- 
ecker Maar (Baden-Württemberg, South- 
western Germany), Uppermost Miocene, 
scale = 1 cm, photo W. HELLMUND. 
Fund 2 
Fundort: Seifhennersdorf, Oberlausitz (Freistaat Sachsen), 
Bundesrepublik Deutschland 
Alter: Mitteloligozän (Maı 1995: 62, 79) * 
Objekt: Carpinus grandis UNGER, 
Sediment: Diatomit (Polierschiefer), SMMGD Sf 5026 
Aufbew 


ahrungsort: Staatliches Museum f. Mineralogie und Geologie Dresden, Paläobota- 


nische Sammlung. 


* höheres Rupel aufgrund des Leitpollens Boehlensipollis hohlii KruTzscH (KrUTZSCH 1993); 30,44 # 1,52 
Ma nach einer K-Ar-Datierung in der Nähe der Fundstelle Seifhennersdorf (vgl. WALTHER 1996: 10, 21). 


110 


Beschreibung: 


Es handeltsich um den Abdruck eines Hainbuchenblattes, Carpınus grandis UnGER, bei dem 
die kohlige Blattsubstanz nur noch in Rudimenten erhalten ist. Das Fossil wurde zur Stabili- 
sierung mit einem transparenten Lack abgedeckt. Generell zählen Hainbuchenblätter, 
Carpinus grandis UNGER, in Seifhennersdorf zu den häufigen Blattfossilien (WALTHER, H. 
1974: 20). Das Fundstück ist ein bis auf randliche Beschädigungen und den fehlenden Blattstiel 
überwiegend als Abdruck überliefertes Laubblatt. Die maximale Spreitenlänge beträgt 58 mm, 
die maximale Breite 37 mm (Abb. 4-5). 

Auf der Mittelrippe befinden sich 15 (16 ?) längsovale übereinander angeordnete Gruben, die 
von kohliger Substanz erfüllt sind. Die Länge dieser Gruben variiert zwischen 1,50 und 2,00 
mm, ihre Breite zwischen 0,50 und 0,80 mm. Sie liegen damit in der Größenordnung fossiler 
Eilogen von Zygopteren und entsprechen solchen auch in der Gestalt (HeLıLmunD, M. & 
HELLMUND, W. 1991: Abb. 11; diese Arbeit Abb. 4-5). 

Die definitive Zahl der hier überlieferten Eilogen bleibt jedoch wegen der teilweise unzurei- 
chenden Erhaltung des Blattes und wegen des geringen Abstandes der Logen zueinander 
ungeklärt. Sehr deutlich heben sich die drei Logen in der Nähe des Blattgrundes ab. Sie wurden 
in einem Abstand von jeweils 3,00 mm eingestochen. Die nächsten vier Logen liegen ohne 
meßbaren Abstand von der dritten unmittelbar hintereinander. Nach einer Lücke von 5,00 mm 
auf der Mittelrippe folgt eine weitere „Logenkette“ aus fünf oder sechs Logen und im Abstand 
von 4,00 mm eine solche von (offenbar) drei Eilogen (Abb. 6). Ob ein weiterer getreide- 


Ocm 


Abb. 4: fossiles Angiospermenblatt, Carpinus grandis UNGER, mit Eilogen, „Lestiden-Typ vom Einzel- 
reihen Modus“, SMMGD Sf 5026, Seifhennersdorf (Freistaat Sachsen), Mitteloligozän, Zeich- 
nung M. HELLMUND. 


Fig. 4: Leafofanangiosperm, Carpinus grandis UNGER, with egg-sets, „Lestiden-Typ vom Einzelreihen 
Modus“, SMMGD Sf 5026, Seifhennersdorf (Saxony), Middle Oligocene, drawn by M. HELL- 
MUND. 


111 


kornähnlicher, kohliger Rest auf der Mittelrippe 12,50 mm entfernt ebenfalls als Eiloge zu 
deuten ist, bleibt ungewiß. Inwieweit die Eiablage vom Blattgrund zur Blattspitze oder 
umgekehrt erfolgt ist, läßt sich nicht rekonstruieren; dafür liegen die als Einstich- oder 
Schlupfmarken in Frage kommmenden Kohlekörnchen in den beiden oberen „Logenketten“ 
zu zentral (Abb. 6). 

Die Tatsache, daß um die „Logengruben“ kohlige Partikel erhalten sind, während sie sonst 
auf der Mittelrippe und auf den Nebenadern fast ganz fehlen, läßt an den betreffenden Stellen 
verdicktes, ehemalig gallenartiges Gewebe vermuten. 

Die Anordnung der Logen in einer Längsreihe übereinander spricht für einen Verursacher 
aus der Familie Lestidae. 


Rezente Lestiden stechen ihre Eier in Zweier-Reihen (Lestes virıdis, Lestes sponsa und Lestes 
virens) oder (Lestes virens, Lestes sponsa und Sympecma fusca) als Einzellogen in lebende 


Abb. 5: fossiles Hainbuchenblatt, Carpınus Abb. 6: vergrößerter Ausschnitt aus Abb. 5 
grandıs UNGER, mit Eilogen, „Lesti- (Pfeil), fünf (sechs?) Logen, „Lestiden- 
den-Typ vom Einzelreihen Modus“ Typ vom Einzelreihen Modus“, Maß- 
(Pfeil), SMMGD Sf 5026, aus der Dia- stab = 1 mm, Foto W. HELLMUND. 
tomitlagerstätte Seifhennersdorf (Frei- Fig. 6: enlarged detail of fig. 5 (arrow), five 
staat Sachsen), Mitteloligozän, Maß- (six?) egg-sets, „Lestiden-Typ vom Ein- 
stab = Kantenlänge 1 cm, Foto W. zelreihen Modus“, scale = | mm, photo 
HELLMUND. W. HELLMUND. 

Fig. 5: Fossil leaf of an angiosperm, Carpinus 


grandis UNGER, with egg-sets, „Lesti- 
den-Typ vom Einzelreihen Modus“, 
SMMGD Sf 5026, Seifhennersdorf 
(Saxony), Middle Oligocene, scale = 
1 cm, photo W. HELLMUND. 


Pflanzenteile ein (SCHIEMENZ 1957, Abb. 12 B1-D; HELLMUND, W. 1994, Abb. 30-31). Fossile 
Zweierreihen, die beiderseits eines der Hauptblattnerven abgesetzt waren, wurden bereits aus 
dem Oberoligozän von Rott bei Bonn (Siebengebirge, Rheinland) beschrieben (HELLMUND,M. 
& HELLMUND, W. 1991: Abb. 1, Fig. 1-3; Abb. 2). 

Die Ablage fossiler Eilogen ın Form einer übereinanderliegenden Reihe ist dagegen neu, sıe 
wird an dem Hainbuchenblatt aus dem Mitteloligozän von Seifhennersdorf (Oberlausitz, 
Freistaat Sachsen) erstmalig beobachtet. Ein rezentes Vergleichsstück bildet HELLMUND, W. 
(1994: Abb. 30, 31) ab. Es handelt sich hierbei um eine Eilogenreihe, die ın einer Binse (Juncus 
sp.) plaziert wurde und auf Lestes sponsa, die Gemeine Binsenjungfer, zurückgeht. Die Länge 
dieser rezenten Eilogen beträgt ca. 1,00 mm, die Breite ca. 0,5 mm. Sie sind also etwas kleiner 
als die fossilen. 

Für den neuen fossilen Gelegetyp wird die Bezeichnung „Lestiden-Typ vom Einzelreihen 
Modus“ (s. 3. Diskussion) eingeführt. 


Abb. 7: rezente „Lestiden Eilogen vom Einzel- Abb. 8: rezente „Eilogen vom Einzelreihen 
reihen Modus“, Verursacher: Lestes Modus“, Verursacher: Lestes virens in 
sponsa in Juncus sp., Maßstab = 1 mm; Juncus sp., Maßstab = 1 mm, Woll 
Wollgrassumpf in Troisdorf-Altenrath, grassumpf Troisdorf-Altenrath, Natur- 
Naturschutzgebiet „Wahner Heide“ bei schutzgebiet Wahner Heide, Oktober 
Bonn, August 1992, Foto W. HELL- 1995, Foto W. HELLMUND. 

MUND. recent egg-sets, „Eilogen vom Einzel- 

Fig. 7: recent egg-sets, „Lestiden Eilogen vom reihen Modus“, Lestes vırens ın Juncus 
Einzelreihen Modus“, produced by sp-, scale = 1 mm, swamp Troisdorf- 
Lestes sponsa in Juncus sp. ,scale=1 mm, Altenrath, nature reserve „Wahner Hei- 
swamp in Troisdorf-Altenrath, nature de“ near Bonn, October 1995, photo 
reserve „Wahner Heide“ near Bonn, W. HELLMUND. 


August 1992, photo W. HELLMUND 


3. Diskussion 


Aufgrund der Übereinstimmungen mit rezenten Gelegen (lineare Anordnung, nahezu 
entsprechende Logengröße und Abstände) gehört das fossile Gelege offenbar dieser Formen- 
gruppe an. Es entspricht aber nicht dem seinerzeit eingeführten „Lestiden-Typ“ (HELLMUND 
& HeLımunn 1991, Abb. 1). Diese Bezeichnung bezog sich auf Logendoppelreihen mit winklig 
zueinander stehenden Logenpaaren, wie sie von der rezenten Lestes virıdis (nach SCHIEMENZ 
1957 auch von Lestes sponsa und Lestes virens) belegt sind. Die beiden letztgenannten Arten 
legen ihre Eier aber auch in einfachen Reihen hintereinander ab (HELLmMunD, W.;l.c. und diese 
Arbeit Abb. 7 u. 8). Nach SCHIEMENZ (1957) werden auch die Eilogen der Lestide Sympecma 
fusca (Gemeine Winterlibelle) reihenweise angeordnet. 

Es liegt also nahe, für den fossilen „Lestiden-Typ“ der Eiablage künftig zwei Modi zu 
unterscheiden: a) „Lestiden-Typ vom Doppelreihen Modus“, b) „Lestiden-Typ vom Einzel- 
reihen Modus“. Letzterem entspricht das neue Gelege von Seifhennersdorf. 

Wie oben beschrieben haften den Logenresten auf dem Fundstück von Seifhennersdorf 
(SMMGD Sf 5026) kohlige Reste an, die an gallenartiges Gewebe erinnern. Unter dieser 
Annahme wären die Eier in ein lebendes, d. h. inseriertes Blatt eingestochen worden. Dies 
erforderte aber einen Standort der Pflanze unmittelbar am Gewässer mit überhängenden 
Zweigen, damit die Prolarven entsprechend ins Wasser gelangen könnten. Dieser Erklärung 
widerspricht aber das Eiablageverhalten der rezenten Arten, das indem Fundstück eher ein auf 
dem Gewässer treibendes Blatt vermuten läßt; denn die Lestidenarten, die in lebendes Substrat 
ablegen (Lestes), bevorzugen vertikal orientierte Vegetation, während diejenigen, die in totes 
Pflanzenmaterial ablegen (Sympecma), im Wasser treibendes, horizontales Pflanzenmaterial 
dafür nutzen. 

Die Blattfieder vom Randecker Maar dürfte im Wasser treibend mit Eıern bestückt worden 
sein. Es existieren keine Hinweise am Fundstück, die auf eine Eiablage zur Zeit der Insertion 
schließen lassen. Dies ist auch im Hinblick auf den möglichen Standort der Pflanze (? 
Juglandaceae) unwahrscheinlich. 

Im Wasser treibende Blätter werden dagegen oft als Legesubstrat aufgesucht und tragen 
daher häufig wie in dem in Rede stehenden Fall mehrere Gelege. Das Gelegemuster kann 
unzweifelhaft dem „Coenagrioniden-Typ“ sensu HELLMUND & HELLMUND 1991 zugeordnet 
werden. 


4. Schlußfolgerungen 


Die Ausführungen bestätigen und untermauern die Fakten zum Eiablagemodus der fossilen 
Coenagrionidae. Es hat sich außerdem gezeigt, daß der seinerzeit als „Lestiden-Typ“ sensu 
HELLMUND & HELLMUND (1991) bezeichnete Gelegetyp weiter diffenziert werden kann. Bei 
der Erstbeschreibung an fossilen Lauraceenblättern aus Rott (SMNS 22144-22146) handelte es 
sich ausschließlich um Doppelreihen, rechts und links von einem Hauptblattnerv plaziert. Das 
Hainbuchenblatt aus Seifhennersdorf (SMMGD Sf 5026) zeigt jedoch eine Einzelreihe entlang 
des Hauptnervs. Dieser Unterschied im Logenmuster, zu dem es rezente Analoga gibt, wird 
fortan als „Lestiden-Typ vom Einzelreihen Modus“ bezeichnet. 


Im Unterschied zur Fundstelle Randecker Maar sind Arthropoden in Seifhennersdorf 
generell selten und oft nur unzureichend erhalten. Zu den größten Seltenheiten gehören jedoch 
feinste Abdrücke von Libellenflügeln (Anisoptera) (WALTHER 1974: 25). An verschiedenen 
Tertiärlokalitäten wie Randecker Maar, Rott und Messel konnte gezeigt werden, daß die 
Zygopteren sowohl als Larven als auch als Imagines der Fossilisation meist aus bio- 
stratinomischen Gründen entgehen. 


114 


Aus der fossilen Überlieferung derart vergänglicher Spuren wie Eigelege in so differenzier- 
ter Gestalt läßt sich zweifelsfrei folgern, daß die Zygoptera der Familie Lestidae in 
Seifhennersdorf keineswegs so selten waren, wie dies die geringe Anzahl der Funde glauben 
macht. 

Das Gelege aus Seifhennersdorf ist mit einem mitteloligozänen Alter das bislang älteste 
Lestiden-Gelege überhaupt. 


5. Dank 


Für die Erlaubnis, die Fossilien ausleihen, untersuchen und bearbeiten zu dürfen, schulden 
wir den Kustoden Herrn Dr. M. UrLicHs (Stuttgart), Herrn Dr. sc. H. WALTHER (Dresden) und 
Herrn Dipl. Geol. L. Kunzmann (Dresden) unseren verbindlichsten Dank. Herr Dr. G. 
SCHWEIGERT (Stuttgart) gab uns den Hinweis auf das in Stuttgart verwahrte Angiospermen- 
blatt. Photographische Zuarbeit leistete in bewährter Weise Frau C. NustiscH (Halle/Saale). 


6. Schriftenverzeichnis 


BELLMANN, H. (1987): Libellen: Beobachten - Bestimmen, 268 S., zahlr. Abb., Melsungen (Neumann - 
Neudamm). 

HEIZMaNN, E. P. J. (1983): Die Gattung Cainotherium im Orleanıum und im Astaracıum Süddeutsch- 
lands. - Eclogae geologicae Helvetiae, 76 (3), 781-825, 17 Textfig., Basel. 

HELLMUND, M. & HELLMUND, W. (1991): Eiablageverhalten fossiler Kleinlibellen (Odonata, Zygoptera) 
aus dem Oberoligozän von Rott im Siebengebirge. - Stuttgarter Beitr. Naturk., Ser. B, 177,17 $.,12 
Abb., Stuttgart. 

HELLMUND, M. & HELLMUND, W. (1993): Neufund fossiler Eilogen (Odonata, Zygoptera, Coenagrionidae) 
aus dem Oberoligozän von Rott im Siebengebirge. - Decheniana, 146, 348-351, 3 Abb., Bonn. 
HELLMUND, M. & HELLMmuND, W. (1996): Zum Fortpflanzungsmodus fossiler Kleinlibellen (Insecta, 

Odonata, Zygoptera). - Paläont. Z., 70 (1/2), 153-170, 22 Abb., Stuttgart. 

HELLMUND, W. (1994): Unsere Libellen - Versuch einer Bestandsaufnahme, III. Teil: Unsere Teich- 
jungfern. - Troisdorfer Jahreshefte, XXIV, 22-30, 33 Abb., Troisdorf. 

KrurzscH, W. (1993): Neues über Boehlensipollis W. Kr. 1962 (Morphologie, botanische Deutung, Arten, 
räumliche und zeitliche Verbreitung, ökoklimatische Stellung). - Paläontol. Ges. 63. Jahrestg., 
Abstrakte, 45-46, Praha. 

Maı, D. H. (1995): Tertiäre Vegetationsgeschichte Europas. - 691 S., 257 Abb., 14 Taf., 23 Tab., Jena- 
Stuttgart-New York (G. Fischer). 

SCHIEMENZ, H. (1957): Die Libellen unserer Heimat. - 154 S., 30 Taf., Stuttgart (Franckh). 

WALTHER, H. (1974): Die geologische, paläontologische und bergbaugeschichtliche Ausstellung des 
Museums Seifhennersdorf, 44 S., 40 Abb., Seifhennersdorf. 

WALTHER, H. (1996): Das Tertiär-Vorkommen von Seifhennersdorf (Oberlausitz, Deutschland). - 
N.Jb.Geol.Paläont. Abh., 200 (1-2), 5-26, Stuttgart. 


115 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. | 36 117-133 München, 15. 12. 1996 


Weitere Beiträge zur Otolithenfauna von Avcılar W 
Kücükcekmece See (Thrakien, Türkei) 


Von NERIMAN RÜCKERT-ÜLKÜMEN* 
Mit 3 Tafeln und 1 Tabelle 


Kurzfassung 


Aus jungtertiären Sedimenten von der Westseite des Kücükcekmece Sees werden weitere 
Otolithen mit begleitenden Fossilien beschrieben. Es handelt sich um 14 Taxa mit 3 neuen 
Arten: Blennius schwarzhansı n. sp., Serranus acuterostratus n. sp. und Atherina mautıla n. sp. 
Sie werden begleitet von Foraminiferen, Mollusken, Amphibien, Mammalia und Pflanzen- 
resten. Gesamtfauna und Flora weisen auf ein schwach bis stärker brackisches Milieu, 
gelegentlich mit schwach marinen Einflüssen hin. Das bisherige Alter - Sarmatium bis 
Pannonium - wird bestätigt. 


Abstract 


Further otoliths together with associated fossil material from the western edge of Lake 
Kücükcekmece will be described, especially 14 fish taxa including 3 new species (Blennius 
schwarzhansin.sp., Serranus acnterostratusn. sp. and Atherina mutıla n.sp.). The other faunal 
elements are foraminifera, molluscs, amphibians and mammals; several plant remains could be 
determined in addition. The material indicates brakish water conditions with occasional 
marine influences. The Sarmatian to Pannonian age of the fossiliferous sequence hitherto 
assumed is confirmed. i 


Einführung 


Der Fundpunkt Avcılar liegt ca 20 km SW von Istanbul, am westlichen Ufer des 
Kügükcekmece Sees. Die an diesem Fundpunkt entnommenen Proben lieferten folgende 
Fauna und Flora: 

Foraminiferen: 

Ammonıa sp. 

Elphidium sp 

Quinqueloculina sp. 

Eponides sp 

Vaginulinopsis sp. 


*) Dr. NERIMAN RÜCKERT-ÜLKUMEN, Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und historische 
Geologie, Richard-Wagner-Straße 10, D-80333 München. 


117 


Alle angeführten Taxa sind marine Seichtwasserbewohner und weisen auf ein Jungtertiär- 
Alter hin, ebenso wie die zahlreichen Ostracoden. 


Otolithenfauna: 

Clupeidae: Clupeonella bothrophora RUCKERT-ULKUMEN 1992, Sardina pulchra (SMIGIELSKA 
1966). 

Gobiidae: Neogobius rhachis RÜCKERT-ÜLKUMEN 1993,.Gobius aff. multipinnatus (H.v. MEY- 
ER 1851), Gobiidarum sp. juv., Gobius vicinalis KOKEn 1891. 

Sciaenidae: Sciaenidarum sp. juv. 

Blennüidae: Blennius schwarzhansı n.sp. 

Trachinidae: Trachinus sp. 

Serranidae: Serranus acuterostratus n. sp. 

Soleidae: Solea kırchbergana H.v. MEYER. 

Atherinidae: Atherina austriaca SCHUBERT 1906, Atherina kalinoraensis RÜCKERT-ÜLKÜMEN 
1993, Atherina mautıla n. sp. 


Großreste von Fischen: 

Gadidae: Mehrere Praemaxillare, gen. et sp. indet. 
Cyprinidae: Schlundzähnchen, gen. et sp. indet. 
Mehrere Prootica gen. et sp. indet. 

Mollusken: 

Gastropoda: 

Hydrobia sp., Gehäuse und zahlreiche Opercula. 
Bithynia sp., Gehäuse und zahlreiche Opercula. 
Cerithiidae gen. et sp. indet. 

Melanopsıs sp. 

Gyraulus sp. 

Enidae gen. et sp. indet. 

Clausiliidae gen. et sp. indet. 

Hygromiidae gen. et sp. indet. 

Cecılioides acıcula (O.F. MÜLLER), rezent. 
Lamellibranchiata: 

Corbula sp. 

Die meisten Mollusken gehören dem Süß- bis schwachen Brackwasser an, einzelne weisen 
auf höheren Salzgehalt hin (vor allem Cerithiidae). Gehäusereste der Enidae, Clausiliidae und 
Hygromiidae sind vom Land eingeschwemmt (Wälder, Gebüsche und Trockenrasen). Alle 
Taxa gehören noch heute lebenden Familien und Genera an; Leitarten des Alttertiärs fehlen. 
Somit spricht nichts gegen eine Einstufung ins Jungtertär. 


Amphibien: 
Hinterhaupt-Condyli und Wirbel von Amphibia gen. et sp. indet. 


Mamalıa: 
Grundphalanx-Knochen von Mammalıa gen. et sp. indet. 


Pflanzen: 

Charophytenreste: Oogonien der Gattung Nitellopsis, Tectochara und Tolypella. 
Nymphaeaceae: Nuphar lutea (L.) SM ‚ Samenreste. 

Polygonaceae: Polygonum lapathıfolium L., Samenreste. 


118 


Die Charophytenreste weisen auf Süßwasser bis allenfalls schwach brackisches Wasser hin, 
ebenso wie die noch heute lebende Nymphaeaceen-Art. Auch Polygonum lapathifolium lebt 
noch heute, in offenen terrestischen ufernahen Biotopen. 


Dank 


Mein bester Dank geht zuerst an den Direktor von Institut und Staatssammlung für 
Paläontologie und historische Geologie München, Herrn Prof. Dr. D. Herm für seine 
Unterstützung. Weiterhin danke ich Herrn Dr. W. SCHwARZHANS und Dr. D. MÜLLER für die 
kritische Durchsicht des Manuskripts, Herrn G. FALKNER für die Bestimmung der Gastropo- 
den und Herrn E. Rieger für die der Pflanzenreste, Herrn K. Dossow für die Anfertigung der 
Tabellen und Mithilfe bei der Gestaltung der Tafeln sowie Herrn F. Höck für die Fotoauf- 
nahmen. 


Die Otolithenfauna 


Ordnung Clupeiformes 


Familie Clupeidae Cuvier 1817 
Gattung Clupeonella KEssLEr 1877 
Typus-Art: C/lupeonella grimmi KessLer 1877 


Clupeonella bothrophora RÜCKERT-ÜLKUMEN 1992 
Tara Biol 


1992 Clupeonella bothrophora n. sp.- RÜCKERT-ÜLKUMEN, Braunkohlenschichten Kügük Dofanca 
Köyü Kesan: 101-102, Taf. 1, Fıg. 1-3; Taf. 3, Fig. 10. 


Material: Eine rechte Sagitta, Inv.-Nr. BSP 1980 X 879. 

Fundort: Avcılar (W Kücükcekmece See). 

Fundschicht: Miozän, Sarmatium-Pannonium. 

Kurzbeschreibung: Es liegt nur eine vollständige Sagitta mit geradem Dorsalrand vor. 
Antırostrum und Rostrum sind senkrecht abgestutzt und sehr kurz. Eine detaillierte Beschrei- 
bung dieser Art ist bei RÜCKERT-ULKÜMEN 1992 zu finden. 

Maße der Sagıtta: 

Länge: 1,5 mm 

Höhe: Imm 

Dicke: 0,5 mm 

Länge/Höhe: 1,5 

Vorkommen: Oligo-Miozän von Kügük Doganca Köyü beı Kesan und Sarmatium- 
Pannonium von Avcılar W Kügükcekmece See (Thrakien, Türkei). 


119 


Gattung Sardına AnTipa 1906 
Typus-Art: Sardina beogica Antıpa 1906 


Sardına pulchra (SMIGIELSKA 1966) 
are Kıss2 


1966 Clupea pulchra n. sp. - SMIGIELSKA, Otoliths Tortonian Southern Poland, S. 205-276, Pl. XII; 
Fig. 1a-b, 2a-b. 

1979 Clupea pulchra SMIGIELSKA.-SMIGIELSKA, Fish Otoliths Korytnica Clays, S.295-336, Textfig. 3, PI.I, 
Fig. 4. 

1993  Sardına pulchra (SMIGIELSKA 1966). - RÜCKERT-ÜLKUMEN, Beiträge Tertiär-Stratigraphie Otolithen- 
fauna Istanbul. S. 65, Taf.1, Fig. 3. 


Material: Eine rechte Sagitta, Inv.-Nr. BSP 1980 X 880. 

Fundort: Avcılar (W Kücükcekmece See). 

Fundschicht: Miozän, Sarmatium-Pannonıum. 

Kurzbeschreibung: Eine gut erhaltene rechte Sagitta, oval, mit tiefer Excisura. Das Antirost- 
rum ist wesentlich kleiner als das Rostrum. 

Maße der Sagiıtta: 

Länge: 0,65 mm 

Höhe: 0,55 mm 

Dicke: 0,25 mm 

Länge/Höhe: 1,18 


Ordnung Perciformes 


Familie Gobiidae BONAPARTE 1832 
Gattung Neogobins Iujın 1927 
Typus-Art: Gobius (Neogobius) flnviatilis Iujın 1927 


Neogobius rhachis RÜCKERT-ÜLKUMEN 1993 
Mar lBier3 


1993 Neogobins rbachis n. sp.- RUCKERT-ULKUMEN, Tertiär-Stratigraphie u. Otolithenfauna Umgebung 
Istanbul: 76, Taf. 3, Fig. 4-9. 


Material: 7 rechte und 4 linke Sagitten, Inv.-Nr. BSP 1980 X 881. 

Fundort: Avcılar (W Kügükcekmece See). 

Fundschicht: Miozän, Sarmatium-Pannonium. 

Kurzbeschreibung: Mehr oder weniger rechteckige Sagitten mit einem postdorsalen, zum 
postventralen Rand verlaufenden Grat. Der Hinterrand ist stumpf und kurz, mit breitem 
Suleus. Die Area ist oval; die tief eingeschnittene Ventrallinie läuft parallel zum Ventralrand. 


Maße der abgebildeten Sagıtta: 
Länge: 2,5 mm 

Höhe: 2 mm 

Dicke: 0,7 mm 

Länge/Höhe: 1,25 


120 


Vorkommen: Miozän, Sarmatium-Pannonium: Kalinoraburnu, Fundpunkt 6 und Avcılar 
(W Kücükcekmece See). 


Gobins aff. multipinnatus (H.v. MEYER 1851) 
Taf. 1, Fig. 4 


Material: Eine linke und zwei rechte Sagitten, Inv.-Nr. BSP 1980 X 882. 

Fundort: Avcılar (W Kügükcekmece See). 

Fundschicht: Miozän, Sarmatium-Pannonium. 

Beschreibung: Die angenähert rhombenförmige Sagitta hat eine leicht konvexe Innen- und 
eine konvexe Außenseite. Der stark gewölbte Dorsalrand hat eine vorgezogene postdorsale 
Ecke. Der median liegende Sulcus zeigt ein breites Ostium und eine scharfkantige Crista 
superior. Die Area ist oval und mehr oder weniger deutlich ausgebildet. Die tief liegende 
Ventralfurche läuft fast parallel zum Ventralrand. 


Maße der Sagiıtta: 
Länge: 2,5 mm 
Höhe: 1,9 mm 
Dicke: 0,75 mm 
Länge/Höhe: 1,3 


Gobiuidarum sp. juv. 
Taf. 1, Fig. 5-6 


Material: Eine rechte und 4 linke Sagitten, Inv.-Nr. BSP 1980 X 883-447. 

Fundort: Avcılar (W Kügükcekmece See). 

Fundschicht: Miozän, Sarmatium-Pannonium. 

Beschreibung: Die Otolithen sind fast quadratisch. Der Dorsalrand ist hoch gewölbt, glatt 
und erwas kürzer als der Ventralrand. Der Sulcus ist tief eingesenkt und zeigt die für Gobiidae 
typische Form. Die ovale Area ist sehr deutlich entwickelt. Die tiefliegende Ventralfurche läuft 
parallel zum Ventralrand. Die Innenseite ist fast gerade, die Außenseite dagegen kräftig 
gewölbt. 


Maße der abgebildeten Sagiıtta (Fig. 5): 
Länge: 0,6 mm 
Höhe: 0,6 mm 
Dicke: 0,2 mm 
Länge/Höhe:1 


Gobius vicinalis KOKEn 1891 
Taf, Ei9.7 


Material: Drei rechte adulte Sagitten, Inv.-Nr. BSP 1980 X 889 und 23 juvenile. 

Fundort: Avcılar (W Kücükcekmece See). 

Fundschicht: Mıiozän, Sarmatıium-Pannonium. 

Beschreibung: Die adulten Sagitten zeigen einen fast rundlichen Umriß. Die Innenseite ist 
flach, die Außenseite stark konvex. Ihr skulpturierter Dorsalrand ist fast gerade und vorne 
etwas abgerundet. Der Sulcus ist ziemlich flach und zeigt ein größeres Ostium, das zum 
Ventralrand etwas abwärts geneigt ist und mit stumpfer Spitze endet. Die Crista superior ist 
deutlicher als die Crista inferior. Die flache Area ist rundlich-oval. Eine tiefe Ventralfurche 
liegt nahe dem Ventralrand und beschreibt einen leichten Bogen. 


Bemerkungen: Fast alle der 23 juvenilen Exemplare haben einen fast glatten Rand, der beider 
Entwicklung vom jugendlichen zum erwachsenen Zustand allmählich skulpturiert wird. 


Maße der Sagitten: 

Länge: 1,01 mm; 0,9 mm; 0,75 mm 
Höhe: I mm; 0,9 mm; 0,6 mm 
Dicke: 0,4 mm; 0,4 mm; 0,3 mm 
Länge/Höhe: 1,0; 1,0; 1,3 


Familie Sciaenidae CuvIEr 1829 


Sciaenıdarum sp. juv. 
Taf. 1, Fig. 8 


Material: I rechte und 4 linke Sagitten; Inv.-Nr. BSP 1980 X 890. 

Fundschicht: Sarmatium-Pannonıum. 

Fundpunkt: Avcılar, (W Kügükcekmece See) 

Beschreibung: Länglich-eliptische Sagitten mit convexer Innenseite und im allgemeinen 
flacher Außenseite, die in der Mitte mit etwas höckerartigen Wülsten versehen ist. Innenseite 
gewölbt; Sulcus mit kurzem, breitem, weit geöffnetem Ostium und langer, schmaler Cauda, die 
sich rechtwinklig zum Ventralrand hinzieht. Der schwach gebogene Ventralrand endet vor 
dem Caudalende. Der Ventralrand zeigt ein prae- und postdorsales Eck. Das praedorsale Eck 
ist mehr oder weniger abgerundet und nach vorn unten gebogen. Die Crista superior verläuft 
direkt parallel über der Cauda, die Crista inferior ebenso am Ventralrand. 


Maße der rechten Sagitta: 
Länge: 0,47 mm 

Höhe: 0,26 mm 

Dicke: 0,10 mm 
Länge/Höhe: 1,8 


Familie Blennıidae RAFINESQUE 1810 
Gattung Blennıus LiNNaEUSs 1758 


Typus-Art: Blennius ocellarıs LinNAEUS 1758 


Blennius schwarzhansı n. sp. 
Taf. 1, Fig. 9-11 


Syn. 1980 Blennins sp. - NOLF & MARTINE, Otolithes T@leosteens Pliocene Figureras: 213, Taf. 4, Fig. 27. 


Holotypus: Eine rechte Sagitta, Inv.-Nr. BSP X 891. 

Paratypen: Zwei linke Sagitten (juv.), Inv.-Nr. BSP 1980 X 892-893. 

Locus typicus: Avcılar (W Kücükcekmece See). 

Stratum typicum: Sarmatium-Pannonıum. 

Derivatio nominis: Zu Ehren von Herrn Dr. WERNER SCHWARZHANS, Mülheim/Ruhr. 

Diagnose: Eine kleine Sagitta mit stark ausgeprägtem Antirostrum, mäßig gewölbtem 
Dorsalrand und nur leicht gewölbtem Ventralrand. 

Beschreibung: Die kleine ovale Sagitta hat eine konvexe Innen- und Außenseite. Der glatte 
Dorsalrand ist mäßig gewölbt. Er leitet sanft zum postdorsalen und zum postcaudalen Ende 
über. Der Ventralrand ist nur leicht gewölbt und die Ränder sind glatt. Das kräftige Rostrum 
springt gegenüber dem stark ausgeprägten Antirostrum deutlich hervor. Der mediane Sulcus 


122 


zeigt in der Mitte ein großes Ostium und eine runde Cauda. Beide sind tief eingesenkt und 
werden durch ein starkes schleifenförmiges Colliculum getrennt. Eine tief eingeschnittene 
Crista inferior liegt parallel zum Ventralrand. Die Area ist undeutlich. 


Maße des Holotypus: Maße der Paratypen: 
Länge: 1,3 mm Länge: 0,8 mm - 0,6 mm 
Höhe: 0,8 mm Höhe: 0,13 mm - 0,04 mm 
Dicke: 0,3 mm Dicke: 0,02 mm - 0,02 mm 
Länge/Höhe: 1,6 Länge/Höhe: 1,3 - 0,3 


Beziehungen: Die Ähnlichkeit von Blennius schwarzhansi n. sp. zu Parablennius 
sanguinolentus (Parzas 1811) aus dem Marmarameer ( Belegmaterial: Inv.-Nr. BSP 1980 X 
894) läßt auf eine enge Verwandschaft der beiden Arten schließen (Taf. 1, Fig. 12). Blennins 
schwarzhansi n. sp. hat aber ein breiteres Ostium und keine excisurale Bildung. Durch einen 
weniger convexen Dorsalrand und ein mehr längliches Ostium unterscheidet er sich auch von 
dem rezenten mediterranen Blennius ocellaris LINNAEUS 1758 (vg. NOLF 1980: 8, Fig. 5a). Auch 
der von GAEMERS & HinsBERGH ( 1978: Pl.15, Fig. 8-15) beschriebene und abgebildete 
Blennidarum minisculus (NoLF 1977) aus dem Mittel-Oligozän von Winterswijk (Niederlan- 
de) hat einen stärkeren Dorsal- und Ventralrand als Blennius schwarzhansi n. sp. Dagegen 
gehört der von NoLF & MARTINEL (1980: 213, Taf. 4, Fig. 27) abgebildete Otolith „Blennius sp.“ 
aus dem Pliozän von San Miguel de Fluvia (Spanien) mit großer Wahrscheinlichkeit zu 
Blennius schwarzhansi n. sp. 


Familie Trachinidae Rısso 1826 
Gattung Trachinus LINNAEUS 1758 


Typus-Art: Trachinus draco Linnakus 1758 


Trachınus sp. 
Taf. 2, Fig. 1-3 


Material: Eine rechte Sagitta, Inv.-Nr. BSP 1980 X 895 und zwei linke Sagitten, 914-915. 

Fundort: Avcılar (W Kücükcekmece See). 

Fundschicht: Miozän, Sarmatim-Pannonium. 

Beschreibung: Die Sagitta hat einen verlängerten elliptischen Umriß und ist hinten etwas 
schräg abgestutzt. Die Innenseite ist mehr oder weniger konvex, die Außenseite fast glatt, nur 
dorsal ein wenig onduliert.. Der schmale, seichte Sulcus liegt in der Mitte, mit einem längeren 
Ostium als die Cauda. Eine längliche tiefe Area ist deutlich zu sehen. 

Maße der Sagıtra: 

Länge: 1,8 mm 

Höhe Imm 

Dicke 0,25 mm 

Länge/Höhe: 1,8 


Familie SerranidaeSwaınson 1839 
Gattung Serranus CUVIER 1817 


Typus-Art: Perca gigas BRÜNNICH 1768 


Serranus acnterostratus n. Sp: 


Taf. 2, Fig. 4-6 


Holotypus: Eine rechte Sagitta, Inv.-Nr. BSP 1980 X 897. 

Paratypen: 2 linke Sagitten, Inv.-Nr. BSP 1980 X 898-899. 

Locus typicus: Avcılar (W Kügükcekmece See). 

Stratum typicum: Miozän, Sarmatium-Pannonium. 

Derivatio nominis: acutus, (lat.) = spitz; rostratus (lat.) = geschnäbelt. 

Diagnose: Eine länglich-ovale Sagitta, mit spitzem Rostrum und zugespitztem Posterior- 
Ende. Ostium und Cauda liegen median, sind seicht und etwa gleich lang. 

Beschreibung: Eine ziemlich lange, ovale Sagitta, vorne und hinten zugespitzt. Der Dorsal- 
rand steigt von vorne etwas hoch und verläuft mit sanfter Neigung abwärts zur Cauda. Der 
Ventralrand ist regelmäßig gebogen. Innen- und Außenseite sind etwas konvex. Das Ostium 
ist oval und zeigt keine Excisura. Crista superior und inferior sind stark entwickelt. Bei 
jüngeren Exemplaren ist eine unbedeutende längliche Area vorhanden. 

Beziehungen: Unsere Art weist eine gewisse Ähnlichkeit mit Centropristis integer SCHUBERT 
1906 aus dem Mittelmiozän (Badenium) von Steinebrunn/ Niederösterreich (vgl. SCHUBERT 
1906: 626, Taf. 4, Fig. 6) vor allem bezüglich des Umrisses. Ihr Ostium ist aber anders 
ausgebildet und die Cauda biegt stark zum Ventralrand ab. Außerdem hat sie ein stärker 
verlängertes hinteres und vorderes Ende. 

Noch näher steht Serranus insignis PROCHAZKA 1893 aus dem Miozän von Mähren (vgl. 
ProcHazka 1893: 83, Taf. II, Fig. 9).Gemeinsam sind eine länglich-elliptische Gestalt, das 
löffelförmige Ostium und die hakenförmige gebogene Cauda. Serranus acuterostratusn.sp.hat 
aber ein spitzigeres vorderes und hinteres Ende; außerdem sind Ostium und Cauda fast gleich 
lang. Mit großer Wahrscheinlichkeit liegt eine neue Art vor. Serranus acuterostratus n. sp. 


Maße des Holotypus: Maße der Paratypen: 
Länge: 4,4 mm Länge: 2,3 mm - 2 mm 
Höhe: 1,8 mm Höhe: 1,1 mm - Imm 
Dicke: 0,6 mm Dicke: 0,4 mm - 0,4 mm 
Länge/Höhe: 2,44 Länge/Höhe: 2.09 - 2 


Ordnung Pleuronectiformes 


FamilieSoleidae BONAPARTE 1832 
Gattung Solea QUENSEL 1806 
Typus-Art: Solea vulgaris QUENSEL 1806 


Solea kirchbergana H .v. MEYER 
Taf. 2, Fig. 7-8 


1852 Solea kirchbergana H. v. MEyEr.- H. v. MEYER, Fossile Fische Unterkirchberg: 102-103, Taf.17, 
Fig. 2-3. 

1852 Solea antigua H. v. MEYER.- ibid.: 103-105, Taf.17, Fig. 4-7. 

1906 Solea subvulgaris n. sp. - SCHUBERT, Fischotolith. österr.-ungar.Tertiär.: 670, Taf.V., Fig. 53-55. 


1955 Solea kirchbergana H. v. MEYER. - WEILER, Fischfauna Unter-u. Oberkirchberg: 91-93, Abb.9-10. 

1968 Solea kirchbergana H. v. MEYER. - WEILER, Foss. Cat., Pars 117: 86. 

1973 Solea kirchbergana H. v. MEYER.- JONET, Etude des Otolithes: 230, Fig. 13 (Abb. 23), Taf. 4, Fig.139. 

1988 Solea kirchbergana H. v. MEYER.- REICHENBACHER, Fischfauna Kirchberger Sch. (Unter-Miozän) 
Illerkirchberg b. Ulm: 30, Taf. 1, Fig. 5-6. 


Material: Eine rechte Sagitta, Inv.-Nr. BSP 1980 X 900. 

Fundort: Avcılar (W Kügükcekmece See). 

Fundschicht: Miozän, Sarmatium-Pannonium. 

Beschreibung: Der Umriß der Sagitta ist rundlich-oval und die Ränder sind glatt. Die 
Außenseite ist ein wenig, die Innenseite stärker gewölbt. Der Dorsalrand ist in der Mitte etwas 
erhoben, während der Ventralrand gleichmäßig gerundet verläuft. Der Sulcus liegt median und 
ist tief eingesenkt. Er wird von einem Wulst umgeben, an der Ventralseite stärker als an der 
Dorsalseite entwickelt. Das ovale Ostium ist länger und tiefer eingeschnitten als die Cauda. 
Das Stück aus Avcılar stimmt in allen Merkmalen mit Solea kirchbergana aus den Kirchberger 
Schichten (Untermiozän) bei Ulm überein. 

Vorkommen: Miozän (Ottnang bis Pannon), Kirchberg bei Ulm, Niederösterreich, Mähren, 
Steiermark, Thrakien (Türkei). 


Maße der Sagıtra: 
Länge: 1,01 mm 
Höhe: 0,9 mm 
Dicke: 0,35 mm 
Länge/Höhe: 1 


Ordnung Atheriniformes 


Familie Atherinidae Rısso 1826 
Gattung Atherina LinnAEus 1758 


Typus-Art: Atherina bebsetus Linnarus 1758 


Atherina austriaca SCHUBERT 1906 
Taf. 2, Fig. 9-10 


1906 Otolithus (Atherina) austriacus n. sp. - SCHUBERT, Fischotolithen österr.-ungar. Tertiär: 650-651, 
Taf. IV, Fig. 45. 


Material: Eine rechte und eine linke Sagıtta, Inv.-Nr. BSP 1980 X 901. 

Fundort: Avcılar (W Kügükcekmece See). 

Fundschicht: Miozän, Sarmatium-Pannonium. 

Beschreibung: Eine rundlich-ovale Sagitta mit der größten Höhe in der Mitte. Dorsal- und 
Ventralrand sind gekerbt. Der gut ausgeprägte Sulcus mit etwas breiterem Ostium ist wie für 
Atherina charakteristisch entwickelt und verläuft gerade. Die Crista inferior ist schwächer als 
die Crista superior ausgebildet. Dorsal- und Ventralrand sind konvex gebogen. Die Außenseite 
ist weniger stark gewölbt als die Innenseite. 

Bemerkungen: Die beiden Sagitten stimmen in allen Merkmalen gut mit Atherina austriaca 
SCHUBERT 1906 aus dem marinen Mittelmiozän von Niederösterreich bei SCHUBERT (1906: 
650-651, Taf. IV, Fig. 45) überein. 

Die Gattung Atherina ist auch heute noch mit mehreren Arten zahlreich an der Küste des 
Marmarameers verbreitet. 


125 


Maße der Sagitten: 
Länge: 1,3 mm 
Höhe: 0,47 mm 
Dicke: 0,3 mm 
Länge/Höhe: 2,8 


Atherina kalinoraensis RÜCKERT-ÜLKÜMEN 1993 
Taf. 3, Fig. 1-6 


1993 _ Atherina kalinoraensis n. sp..- RÜCKERT-ÜLKUMEN, Tertiär-Stratigraphie Otolithenfauna Umge- 
bung Istanbul: 70, Taf. 1, Fig.1, Fig.14; Taf. 2, Fig. 4, 7; Taf.3 ‚Fig. 11. 


Material: Zwei rechte und vier linke Sagıtten, Inv.- Nr. BSP 1980 X 903-907. 

Fundort: Avcılar (W Kügükcekmece See). 

Fundschicht: Miozän, Sarmatium-Pannonıum. 

Kurzbeschreibung: Die ovalen Sagitten haben ein spitziges Rostrum und tief gelegenes 
Ostium. Der Dorsalrand ist bei adulten Exemplaren stark gebogen und manchmal gekerbt, der 
Ventralrand glatt und etwas gebogen (vgl. RUCKERT-ÜLKUMEN 1993). 


Maße der Sagıtra: 
Länge: 2,2 mm 
Höhe: 1,25 mm 
Dicke: 0,35 mm 
Länge/Höhe: 1,8 
Atherina mutıla n. sp. 


Taf. 3, Fig. 7-8 


Holotypus: eine rechte Sagıtta, Inv.-Nr. BSP 1980 X 909. 

Paratypus: Eine linke Sagıtta, Inv.-Nr. BSP 1980 X 910. 

Locus typicus: Avcılar (W Kügükcekmece See). 

Stratum Typicum: Miozän, Sarmatium- Pannonium. 

Dervatio nominis: mutilus, (lat.) = abgestumpft. 

Diagnose: Eine oval-langstreckte Sagitta, mit schmalem Rostrum und stumpfem Hinter- 
ende; das schmale, kurze Ostium und die lange Cauda liegen median. 

Beschreibung: Die oval-langgestreckte Sagitta hat einen stumpfen Posteriorrand, dagegen 
einen etwas zugespitzten Österialrand. Der Sulcus liegt in der Mitte, mit gerader und längerer 
Cauda. Das Ostium ist kurz und schmal. Das Antirostrum springt etwas nach vorne vor. Die 
Excisura ist tief eingeschnitten, der Ostialrand kurz. Dorsal- und Ventralränder sind ein wenig 
gebogen, aber die ganze Sagitta hat einen fast rechteckigen Umriß. Crista superior- und inferior 
sind gut entwickelt. Die Area ist undeutlich und schmal. 

Beziehungen: Atherina mutilan. sp. weist eine gewisse Ähnlichkeit zu der rezenten Atherina 
(Hepsetia) boyeri Rısso 1810 auf (Inv.-Nr. BSP 1980 X 902) (vgl. Taf. 2, Fig. 11-12). Beide haben 
längliche Sagitten, aber bei Atherina (Hepsetia) boyeri ist der Ventralrand viel stärker gebogen 
und das Ostium größer. Bezüglich des schmalen Ostium steht Atherina mutila n. sp. auch 
Atherina kalinoraensis RÜCKERT-ULKUMEN 1993 nahe, hat aber eine schmalere Sagitta. 


Maße des Holotypus: Maße des Paratypus: 
Länge: 0,9 mm Länge: 0,95 mm 
Höhe: 0,5mm Höhe: 0,5 mm 
Dicke: 0,2 mm Dicke: 0,2mm 
Länge/Höhe: 1,8 Länge/Höhe: 1,9 


126 


Palökologie 


Dierezenten Verwandten der beschriebenen fossilen Fische (Clupeidae, Gobiidae, Sciaenidae, 
Blennidae und Atherinidae) leben überwiegend ın Küsten-Nähe, steigen zur Laichzeit aber 
auch die Flüsse aufwärts. Manche sind sogar im Brack- und Süßwasser seßhaft geworden. In 
diesen Bereichen lebten damals wie heute Raubfische der Familie Trachinidae und Serranidae, 
deren Darminhalt wir die meist sehr gut erhaltenen Otolithen zu verdanken haben. 

Auch die Mollusken, die gemeinsam mit den Otolithen vorkommen, zeigen überwiegend 
schwach brackische, einzelne Arten limnische, einzelne fast marine Verhältnisse an. Die 
Gesamtfauna weist somit auf ein schwach brackisches bis brackisches Milieu mit gelegentlich 
schwach marinen Einflüssen hın. 


Schriftenverzeichnis 


GAEMERS, P.A.M. &: SCHWARZHANS, W. (1973): Fisch-Otolithen aus dem Pliozän von Antwerpen (Belgien) 
und Ouwerkerk (Niederlande) und aus dem Plio-Pleistozän der Westerschelde (Niederlande). - 
Leidse Geol. Meded., 49: 207-257,10 Taf., 2 Abb. 4 Tab.; Leiden. 

HEINRICH, W.-D. (1969): Fischotolithen aus dem Obermiozän von Hohen Woos. - Z. Gesamtgeb. geol. 
Wiss., 18: 1-111, 19 Taf., 12 Abb.; Berlin. 

JONET, S. (1973): Etude des otolithes des tel&osteens (Pisces) du Miocene des environs de Lisbonne. - 
Communic. Serv. Geol. de Portugal, 56: 107-307, 4 Taf., 14 Abb., 10 Tab.; Lisboa. 

Koken, E. (1884): Ueber Fisch-Otolithen, insbesondere über diejenigen der norddeutschen Oligocän- 
Ablagerungen. - Z. Deutsch. Geol. Ges., 36: 500-565, Taf. 9-12; Berlin. 

Koken, E. (1891): Neue Untersuchungen an tertiären Fischotolithen, II.- Z. Deutsch. Geol. Ges., 40: 
77-170, 10 Taf.; Berlin. 

MEYER, H. v. (1852): Fossile Fische aus dem Tertiärthon von Unterkirchberg a. d. Iller.- Palaeontogr., 
2: 85-113, 4 Taf.; Kassel. 

PosrtHumus, ©. (1923): Bijdrage tot de kennis der tertiaire vischfauna van Nederland. - Verh. geol.- 
mijnbouw kund Genootschap. Nederl. Kolon. Geol., Ser. 7: 105-142, Taf.1 ; s’Gravenhage. 

PROCHAZKA, VL. J. (1893): Das Miozän von Seelowitz in Mähren und dessen Fauna.- Rozpravy Ceske 
Akad. £is. Frantiska Josefa prov. slovenost a um ni. (Sitzber. Böhm. Franz-Josef-Akad.), TridaIl (2): 
65-83, 3 Taf.; Prag. 

REICHENBACHER, B. (1988): Die Fischfauna der Kirchberger Schichten (Unter-Miozän) an der Typus- 
lokalität Illerkirchberg bei Ulm. - Stuttgarter Beitr. Naturk., B. 139: 1-53, 6 Taf., 11 Abb., 2 Tab.,; 
Stuttgart. 

RÜCKERT-ÜLKÜMEN, N. (1992): Zur Stratigraphie, Palökologie und Otolithenfauna der Braunkohlen- 
schichten (Oligo-Miozän) von Kügük Doganca Köyü bei Kesan (Thrakien, Türkei). - Mitt. Bayer. 
Staatsslg. Paläont. hist. Geol. 32: 93-114, 3 Taf., 3 Abb., 2 Tab.; München. 

RÜCKERT-ULKÜMEN, N. & Kaya, ©. & HOTTENROTT, M. (1993): Neue Beiträge zur Tertiär-Stratigraphie 
und Otolithenfauna der Umgebung von Istanbul (Kügükcekmece- und Büyükgekmece See), Türkei. 
- Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 33: 51-89, 5 Taf., 5 Abb.; München. 

SCHUBERT, R. J. (1906): Die Fischotolithen des öster.-ungar. Tertiärs. III. - Jahrb. geol. Reichsanst., 56: 
623-706, 3 Taf.; Wien. 

SCHWARZHANS, W. (1993): A comparative morphological treatise of recent and fossil otolıths of the family 
Sciaenidae (Perciformes). - Piscium Catalogus. A continuing file of all recent and fossil fishes from 
a paleoichtyological point of view, Part Otolithi Piscium, V. 1: 1-245; München. 

WEILER, W. (1942): Die Otolithen des rheinischen und nordwestdeutschen Tertiärs. - Abh. Reichsamt 
Bodenforschung, N.F., H. 206: 1-140, 14 Taf.; Berlin. 

WEILER, W. (1968): Fossilium Catalogus, I: Animalıa, Pars 117, Otolithi Piscium (Neubearbeitung): 1-196; 
s’Gravenhage. 


127 


Tab. 1: Die von 1960 bis 1995 in Thrakien gefundenen Fische und Otolithen, mit Fundorten und 


Alters-Einstufung 


Alter 

Fundort 
Erhaltungszustand: 
F Fisch-Skelett 
oO Otolith 


Taxa 


MITTELOLIGOZÄN 


OLIGO - MIOZÄN 


MIOZAÄN 


BADENIUM - 


SARMATIUM 
SARMATIUM - 
PANNONIUM 


Kartaltepe 
(Kügükcekmece) 


Kigükdodanea-Köyü 


(Kesan) 


Y 


——— 4 SARMATIUM 


Edirne 


(Eskikadın Köyü) 


Gatalca-Maden 
(silivri) 

Edirne 
(Sülodlu) 


L 


b) 
° 
’q 


o° 
u} 


I— Güzelce Kö' 
H——] Pınarhisar 
H—] Kügükcekmece 
HJ Kalinoraburnu 


o° 
LE) 
H— Avcılar 


° 
io) 
— 
[o} 
7 


° 
7 
° 
7 
I] 


Diaphus Sp. 
Pseudophichthys Sp- 

Clupeonella bothrophora RÜCKERT-ULKUMEN 
Dapalis formosus (MAYER) 

Cyprinidarum gen. indet. sp. (Lapilli) 
Dapalis macrorhamphus RÜCKERT-ULKUMEN 
Morone moravica WEILER 
Sillago aff. schwarzhansi 
Sparidarum sp. 

Butis schwarzhansi RÜCKERT-ULKUMEN 


STEURBAUT 


oo 


Prionobutis koronoides RÜCKERT-ULKUMEN 
Leuciscus sp. (Schlundzähnchen) 

Diplodus sp. (Schuppen) 

Sparidae (Zähnchen) 

Selachii (Hautschuppen) 

Sardina pulchra (SMIGIELSKA) 

Atherina kalinoraensis RÜCKERT-UÜLKUMEN 
Eugomphodus cuspidatus (AGASSIZ), (Zahn) 
E. acutissimus (AGASSIZ), (Zahn) 


Carcharodon angustidens AGASSIZ, (Zahn) 


0000 


0[00000000 


oo 


Galeorhinus aff. latus (LERICHE), 
Scyllium sp. (Schuppen) 

Clupea doljeana KRAMBERGER 
Knightia sp. 

Ctenopharyngodon hermi RÜCKERT-ULKUMEN 
Clupeonella marmorensis (WOODWARD) 
Clupea tenuissima AGASSIZ 

c. lanceolata MEYER 

c. arcuata KNER 

c. melettaeformis STEINDACHNER 


(zahn) 


000000 


o 


Clupeonella humilis (MEYER) 
Clupea bosniaskıi BONOMI 

€. gregaria (BOSNIASKI) 

©. cf. trinacridis SAUVAGE 
Alosa spinosa (RÜCKERT-ULKUMEN) 
A. sagorensis (STEINDACHNER) 

A. heterocerca (KRAMBERGER 

A. crassa SAUVAGE 

A. cf. elongata AGASSIZ 

weileri RÜCKERT-ULKUMEN 


baykali RÜCKERT-ULKUMEN 

A. brevis RUCKERT-ULKUMEN 
fortipinnata RÜCKERT-ULKUMEN 
Ppinarhisarensis RÜCKERT-ULKUMEN 
ovalis RÜCKERT-ULKUMEN 

Caranx longipinnatus KRAMBERGER 

€. haueri KRAMBERGER 

Caranx sp. 1 

Caranx Sp. 2 

Capros breviventralis RÜCKERT-ULKUMEN 


Sparus brusinai (KRAMBERGER) 
S. intermedius (KRAMBERGER) 
Apostasella Sp. aff. sturi 
Scorpaena pilari KRAMBERGER 
Caranx hagni RÜUCKERT-ULKUMEN 

©. exilis RÜCKERT-ULKUMEN 

€C. abbreviatus BOGACEV 

©. cf. rigidicaudus HECKEL 

©. gigas RÜCKERT-ULKUMEN 

©. longipinnatus KRAMBERGER 

cf. Cepola vöslauensis SCHUBERT 
Priacanthus croaticus (KRAMBERGER) 
Scorpaena acanthophora RÜCKERT-ULKUMEN 
Lucioperca martinii RÜCKERT-ULKUMEN 
Lucioperca Sp. 

Lates sp. 

Serranus altus KRAMBERGER 

S. muelleri RÜCKERT-ULKUMEN 
Clupeidarum sp. 

Sparidarum sp. 


(KRAMBERGER) 


: 


00000000000000000000000000000000000000/|00000 


Thymallus latisulcatus RÜCKERT-ULKUMEN 
Palaeogadus aequipartitus RÜCKERT-ULKUMEN 
Oligopus sp. 

Cottidarum sp. 

Perca aff. öcsensis SCHUBERT 

Mugil aff. applanatus (RZEHAK) 

Chanda thraciensis RÜCKERT-ULKUMEN 

Serranus Sp. 

Scomber Sp. 

Prolebias triangulorotundata RÜCKERT-ULKUMEN 


00000000000 


Atherina charagma RÜCKERT-ÜLKÜMEN 
Atherinidarum sp. 

Neogobius rhachıs RÜCKERT-ULKUMEN 
Gobius Sp. 1 

Gobius Sp. 2 

Pomatoschistus Sp. 

Bothidarum sp. 

Alosa avcilarensis RÜCKERT-ULKUMEN 


00000000 


128 


Tafelerläuterungen 


Soweit nicht anders angegeben, stammen alle Otolithen aus Schichten des Sarmatium- 
Pannonıum von Avcılar westlich des Kügükcekmece-See. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


ww N 


9-10: 


11-12: 


Tafel 1 


Clupeonella bothrophora RÜCKERT-ULKUMEN 1992, rechte Sagitta, Innenseite Inv.-Nr. BSP 
1980 X 879. 


Sardına pulchra (SMiGIELSKA 1966), rechte Sagitta, Innenseite, Inv.-Nr. BSP 1980 X 880. 


Neogobiusrhachis RÜCKERT-ULKUMEN 1993, linke Sagitta, Innenseite, Inv.-Nr. BSP 1980 X 
881. 


Gobins aff. multipinnatus (A.v. MEYER 1851), rechte Sagıtta, Innenseite, Inv.-Nr. BSP 1980 
X 882. 


Gobiidarum sp. juv., zwei rechte Sagitten, Innenseiten, Inv.-Nr. BSP 1980 X 883-884. 
Gobins vıcinalis KOKEN 1891, rechte Sagitta, Innenseite, Inv.-Nr. BSP 1980 X 889. 
Sciaenidarum sp. juv., linke Sagitta, Innenseite, Inv.-Nr. BSP 1980 X 890. 

Blennius schwarzhansı n.p., rechte Sagıtta, Holotypus, Innenseite, Inv.-Nr. BSP 1980 X 891. 


Blennius schwarzhansı n. sp., eine rechte und eine linke Sagitten, Innenseiten, Paratypen, 
Inv.-Nr. BSP 1980 X 892-893. 


Parablennius sanguinolentus (PaLLas 1811) rezent, rechte Sagitta, Innenseite, Belegmaterial, 
Inv.-Nr. BSP 1980 X 894. 


Tafel 2 


Trachinus sp., rechte Sagitta, Innenseite, Inv.-Nr. BSP 1980 X 895. 
Trachinus sp. juv., zwei linke Sagitten, Innenseiten, Inv.-Nr. BSP 1980 X 914-915. 


Serranus acuterostratus n. sp., rechte Sagitta, Innenseite, Holotypus, Inv.-Nr. BSP 1980 X 
897. 


Serranus acuterostratus n. sp., linke Sagitta, Innenseiten, Paratypen, Inv.-Nr. BSP 1980 X 
898-899. 


Solea kirchbergana H. v. MEYER, rechte Sagitta, Innen- und Außenseite, Inv.-Nr. BSP 1980 X 
900. 


Atherina austriaca SCHUBERT 1906, eine linke und eine rechte Sagitta, Innenseiten, Inv.-Nr. 
BSP 1980 X 901. 


Atherina (Hepsetia) boyeri Rısso 1810, rezent, eine linke und rechte Sagitta, Innenseiten, 
Inv.-Nr. BSP 1980 X 902. 


129 


130 


Tafel 3 


Atherina kalinoraensis RÜCKERT-ÜLKUMEN 1993, Fig. 1-3 u. 5 linke Sagitten; 4 u. 6 rechte 
Sagitten, Innenseiten, Inv.-Nr. PSP 1980 X 903-908. 


Atherına mutila n.sp., rechte Sagitta, Paratypus, Innenseite, Inv.-Nr. BSP 1980 X 910. 


Atherina mulita n.sp., rechte Sagıtta, Holotypus, rechte Sagitta, Innenseite, Inv.-Nr. BSP 
1980 X 909. 


Prooticum, indet., Inv.-Nr. BSP 1980 X 913. 
Gadidae, Praemaxillare, gen. et sp. indet., Inv.-Nr. BSP 1980 X 911. 
Cyprinidae, Schlundzähnchen, gen. et sp. indet. Inv. Nr. BSP 1980 X 912. 


Mitt. Bayer. Staatssl; 


NERIMAN RÜCKERT-ULKÜMEN: Avcılar Tafel 1 


Mitt. Bayer. Staatssle. Paläont. hist. Geol., 36, 1996 


N RÜCKERT-ULKÜMEN: Avcılar 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 36, 1996 


NERIMAN RÜCKERT-ULKÜMEN: Avcılar Tafel 3 


| Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. 36 | 135-144 München, 15. 12. 1996 


Erstfund eines juvenilen Unterkiefers von Epiaceratherium 
bolcense AseEı, 1910 (Rhinocerotidae, Mammalia) 
aus dem Unteroligozän von Monteviale (Italien) 


Von UNDINE UHLIG *) 
Mit 3 Abbildungen, 4 Tabellen und 1 Tafel 


Kurzfassung 


Aus den unteroligozänen Ligniten von Monteviale (Vicentino, Italien) wird der erste 
juvenile Unterkiefer des kleinen Rhinocerotiden Epzaceratherium bolcense Aseı 1910 be- 
schrieben. Bei einem Vergleich mit jüngeren Arten fällt insbesondere die primitive Ausbildung 
des d2 auf. Außerdem werden einige Entwicklungstendenzen der unteren Milchmolaren beı 
oligozänen bis miozänen Rhinocerotiden diskutiert. 


Abstract 


The first juvenile mandible of the little rhinocerotid Epiaceratherium bolcense Aseı 1910 
from the Lower Oligocene lignite of Monteviale (Vicentino, Italy) is discribed. A comparison 
with younger species reveals, that the morphology specially of the d2 is very primitive. 
Additional some tendencies of evolution of the lower milk-molars in Oligocene up to Miocene 
rhinocerotids are discussed. 


1. Einleitung 


Die Art Epiaceratherium bolcense wurde von Ag£ı (1910: 20) aufgestellt. Dar Pıaz (1930: 
1-57) beschrieb unter dem Namen Trigonzas ombonıi fossiles Material von mindestens sieben 
adulten Individuen dieser Art. (Auf die Synonymie dieses Namens mit Epiaceratherium 
bolcense AseıL 1910 wies WooD (1932: 169) hin.) 

Die Art ist nur von Monteviale (Vicentino, Italien) bekannt (Abb.1). Weiteres, zur Zeit in 
Bearbeitung befindliches Material der Gattung Epzaceratherium liegt von der unteroligozänen 
Spaltenfüllung „Möhren 13“ bei Treuchtlingen, Fränkischer Jura, (HEıssıG 1973: 180 und 1978: 
267) und von der Fundstelle „Habach 5“ in der Unteren Süßwassermolasse der Murnauer 
Mulde, Bayern, (GöHLIcH 1992: 81) vor. 

Das meiste Material von Epiaceratherium bolcense wird im Museo di Geologia e Paleonto- 
logia dell’Universitä di Padua aufbewahrt, einige weitere Stücke ım Naturhistorischen Mu- 
seum Basel. 


*) Dipl.-Geol. UnDINE UHLIG, Institut für Paläontologie und hist. Geologie der Universität München, 
Richard-Wagner-Straße 10, D-80333 München 


135 


o Cittadella 


\O_VICENZA 


N 


Abb. 1: Geographische Skizze zur Lage der Fundstelle Monteviale 


Im März 1996 fand die Autorin im Museo dı Geologia e Paleontologia in Padua bisher 
unveröffentlichtes Material dieser Art, unter anderem auch nachfolgend beschriebenen, juve- 
nilen Unterkiefer. Laut beiliegendem Etikett gelangte er erst 1942 in die Paduaner Sammlung. 
Er war bereits von Daı Pıaz bestimmt. 

Milchmolaren von Rhinocerotiden, noch dazu im ursprünglichen Verband, sind im europäi- 
schen Unteroligozän sehr selten. Von Epzaceratherium bolcense lagen bisher überhaupt keine 
Funde vor, auch keine Eıinzelzähne. 


2. Geologische Situation und Altersstellung von Monteviale 


Nach AnToNnELLI (1990: 18, 19) kam es am Ende des Eozäns ım Gebiet um Vicenza zur 
Ausbildung einer Lagune, die im Norden von einem Festland und im Süden von einem 
Barriereriff begrenzt war. In der Lagune lagerten sich während des Oligozäns hauptsächlich 
Kalkarenıte ab. Zwischengeschaltete vulkanische Tuffe weisen auf einen regen basaltischen 
Vulkanismus hin. In Küstennähe breiteten sich Sumpfwälder aus, in denen neben Schildkröten 
(Trionyx monsvialensis) und Anthracotherien auch Epzaceratherium bolcense lebte. 

Für die Lignite von Monteviale wird bei AntoneıLı (1990: 19) ein oligozänes Alter 
angegeben. Nach Heissıc (frdl. mündl. Mittlg.) sind die Lignite aufgrund der Faunengemeinschaft 
ins Unteroligozän zu stellen. 


3. Beschreibung 
Fundort (laut Etikett): Monteviale (Vicentino, Italien) 
Fundschicht: Lignite des Unteroligozäns 


Aufbewahrung: Museo di Geologia e Paleontologia dell’ Universitä dı Padova, Nr. 28011 


136 


Unterkiefer (Taf. 1, Abb. 1-3): 
Meßstrecken (Tab. 1): Vergleiche DriescH, v.d. 1976: 49, 50; Meßstrecken des Corpus 
mandibulae (Tab. 2); Terminologie: Siehe NICKEL, SCHUMMER & SEIFERLE 1977: 134, Abb. 247. 


Tabelle 1: Maße des Unterkiefers 


Länge: Gonion caudale - Hinterrand der Alveole des ml 125 mm 


Länge: Gonion caudale - Vorderrand der Alveole des pl 235 mm 


Länge der Milchmolarenreihe (Alveolenmaß): d2 - d4 | 7l mm 


Aborale Asthöhe: Gonion ventrale - höchster Punkt des Processus condyloideus 120 mm 


Mittl. Asthöhe: Gonion ventrale - tiefste Stelle in der Incisura mandibulae 101 mm 


Tabelle 2: Maße des Corpus mandibulae 


Zahnposition d2 | d3 | 
Höhe unter ca. 33 mm | 42 mm | 
Stärke unter 13 mm | 16 mm | 


Erhalten ist der rechte Unterkieferast mit der einwurzligen Alveole des pl. Der d2 ist apikal 
etwas beschädigt, d3 und d4 sind ausgezeichnet erhalten. Der ml liegt als Keim vor. Er ist im 
Bereich des Endoconids geringfügig beschädigt. Der Unterkieferast ist ca. 1,5 cm vor der 
Alveole des pl abgebrochen. Lingual ist er geringfügig eingedrückt. 

Das Corpus mandibulae ist schlank und mäßig hoch. Die Höhe nımmt nach vorn nur 
allmählich ab. Der Ventralrand ist nahezu gerade, steigt allerdings unterhalb der Alveole des 
pl sanft nach anterior an. Die Symphyse ist unterhalb des Vorderrandes der pl-Alveole 
abgebrochen. An dieser Stelle lag vermutlich auch ihr Hinterrand. Das Foramen mentale liegt 
unter dem d2, ca. auf halber Höhe des Corpus. Das Foramen mandibulae befindet sich 
verhältnismäßig tief unter den Zahnbasen. 

Am Ramus mandibulae ist der Processus coronoides abgebrochen. Das flach walzenförmige 
Caput mandibulae ist etwas beschädigt. Die Incisura mandibulae ist halbkreisförmig ausgebil- 
det. Der Vorderrand des Ramus steigt steil nach hinten an. Der Angulus mandibulae ist 
gleichmäßig gerundet. Zwischen dem Processus condylarıs und dem Angulus mandibulae ist 
der Hinterrand des Ramus etwas eingeschnürt. Die Fossa masseterica ist schwach konkav 
eingesenkt. 


Milchmolaren und mi (Abb.2): 
Meßßmethode: Die Maße einzelner Zähne werden auf 0,5 mm genau angegeben. Die Messun- 
gen erfolgten mit einer Schublehre (auf 0,1 mm genau ablesbar). Meßstrecken (Tabelle 3): 
- L lab (Länge, labial): Siehe HeıssıG 1969: 9, 10 
- Bant (Breite, anterior): wird basal gemessen, entspricht der maximalen Breite des Trigonids 
- B post (Breite, posterior): wird basal gemessen, entspricht der maximalen Breite des 
Talonids 
- H (Höhe): wird an der Aufßßenfuche gemessen, von der Basıs bis zum Top 
Terminologie: Siehe HEıssıG 1969: 12, Abb.3 


d2: 

Der kleine, schmale Zahn besitzt einen länglich-ovalen Umriß. Der Zahn verschmälert sich 
nach vorn nur geringfügig. Das Trigonid ist länger als das Talonıd. Das Paralophid ist zweiästig 
ausgebildet. Der vordere Ast ist länger und verläuft sagittal nach vorn. Der hintere Ast ist 
annähernd rechtwinklig zum vorderen Ast nach lingual abgezweigt. Das Metalophid ist 
stumpfwinklig geknickt. Der Innenschenkel ist stark nach hinten gerichtet und fällt steil nach 


137 


Tabelle 3: Maße der Milchmolaren und des ml 


Zahnposition | d2 d3 | d4 mi 

L lab / mm | 16,5 25,0 | 22,5 24,0 
B ant / mm 8,0 12,0 14,5 16,0 
B post / mm Ä 9,0 13,5 16,0 17,0 
H / mm | 10,0 9,0 10,0 13,0 


lingual ein. Die schmale Protoconidfalte ist relativ lang. Sie steht nahezu senkrecht zur 
Längsachse des Zahns. Posterior der Protoconidfalte ist eine steilabfallende Kerbe eingetieft. 
Der sagittal verlaufende Metalophid-Außenschenkel ist etwa genauso lang wie der Metalophid- 
Innenschenkel. 

Das Hypolophid ist ca. rechtwinklig geknickt. Der Innenschenkel ist halbkreisförmig nach 
vorn gebogen und annnähernd genauso lang wie der Außenschenkel. Im Bereich des 
Hypoconulids zweigt ein kurzer, schmaler Ast nach anterior ab. Das Endoconid ist nicht als 
separater Höcker ausgebildet, sondern vollständig mit dem Hypolophid verschmolzen. 

Die Trigonidgrube ist auf eine zarte, steile Kerbe reduziert, die ca. 2 mmüber der Basis endet. 
Die Talonidgrube ist als kleiner Trichter entwickelt, der nach lingual nur eine sehr schmale 
Öffnung besıtzt. 

Die Protoconidrippe ist äußerst flach ausgebildet. Sie ist nach posterior nicht ausgezogen. 
Die Außenfurche ist schwach gekerbt. Die Kerbe verläuft nicht bis zur Basis. Eine zweite, 
vordere Außenfurche zieht zwischen Paraconid und Protoconid als leichte Eindellung fast bis 
zur Basıs. 


Abb. 2: Untere Milchmolaren und ml von Epiaceratherium bolcense Aseı 1910, Monteviale (Italien), 
Unteroligozän, Museo di Geologia e Paleontologia dellUniversitä di Padova, Nr. 28011.- a: d2; 


b: d3; c: d4; d: ml; alle dext. und occlusal 


Das Cingulum zieht nur sehr geringfügig von anterior nach labial und lingual. Deutlich sind 
zwei Wurzeln zu erkennen. Es ist nur eine leichte Abkauung im Bereich des Metalophid- 
Innenschenkels und des Hypolophids zu beobachten. 


d3: 

Der Zahn ist deutlich länger und breiter als der d2. Sein Umriß ist länglich-rechteckig mit 
abgerundeten Kanten. Der Zahn verschmälert sich etwas nach anterior. Das Trigonid ist 
deutlich länger als das Talonid. Das Paralophid ist zweiästig ausgebildet. Die beiden Äste sind 
länger als am d2. Der vordere Ast verläuft sagittal. Anterior biegt er etwas nach lingual um. Der 
hintere Ast zweigt im Bereich des Paraconids rechtwinklig nach lingual ab. Er ist etwas schräg 
nach hinten gerichtet und verläuft damit annähernd parallel zum Metalophid-Innenschenkel. 
Der hintere Ast ist sehr lang. Er erreicht fast die Lingualseite des Zahns. 

Das Metalophid ist stumpfwinklig geknickt. Der Innenschenkel ist schwächer als am d2 
nach hinten gerichtet. Er ist ungefähr genauso lang wie der Außenschenkel. Das Metaconid ist 
labio-anterior durch eine tiefe Kerbe vom Metalophid-Innenschenkel abgeschnürt. 

Das Hypolophid ist spitzwinklig geknickt (ca. 80°). Der Hypolophid-Innenschenkel ver- 
läuft parallel zum Metalophid-Innenschenkel. Der Hypolophid-Innenschenkel ist länger als 
der Hypolophid-Außenschenkel. 

Die Trigonidgrube isttief gekerbt. Sie fällt allerdings im oberen Abschnitt kaum nach lingual 
ein. Die Talonidgrube ist etwas weiter, ansonsten ähnlich ausgebildet. Beide Gruben setzen 
etwa gleichhoch über der Basıs an. 

Die Protoconidrippe steht stark nach außen vor. Die Außenfurche ist tief gekerbt. Sie zieht 
nicht bis zur Basis, da sie von einem zarten Cingulumriegel begrenzt wird. Eine zweite, vordere 
Außenfurche ist als seichte Eindellung erkennbar. 

Lingual ist das Cingulum vollständig reduziert; labial zieht es von anterior nur bis zur 
vorderen Außenfurche. 


d4: 

Der Zahn ist kürzer und breiter als der d3. Sein Umriß ähnelt einem abgerundeten Rechteck. 
Nach anterior verschmälert er sich etwas. Das Trigonid ist etwa genauso lang wie das Talonid. 
Das sehr niedrige und relativ lange Paralophid verläuft geringfügig schräg nach hinten, 
annähernd parallel zum Metalophid-Innenschenkel. 

Das Metalophid ist spitzwinklig geknickt (ca. 80°). Der Außenschenkel ist kürzer als der 
Innenschenkel. Das Metaconid ist labio-anterior durch eine schwache Kerbe vom Metalophid- 
Innenschenkel abgeschnürt 

Das Hypolophid ist nahezu rechtwinklig geknickt. Der Innenschenkel verläuft etwas schräg 
nach hinten, parallel zum Metalophid-Innenschenkel. Der Außenschenkel ist kürzer als der 
Innenschenkel. 

Die Trigonidgrube fälltim oberen Abschnitt nur schwach nach lingual ein. Die Talonıdgrube 
istals seichtes Quertal ausgebildet. Am Boden des Quertales verläuft eine schwach gekrümmte 
Kerbe. Beide Gruben setzen ungefähr im gleichen Abstand zur Basıs an. 

Die Protoconidrippe steht zugeschärft nach außen vor. Die tief gekerbte Außenfurche ist 
basal durch einen zarten Cingulumriegel begrenzt. Eine zweite, vordere Außenfurche ist nicht 
ausgebildet. 

Das Cingulum ist labial bis auf den zarten Riegel an der Basıs der Außenfurche vollständig 
reduziert; lingual ist kein Cingulum entwickelt. Die Schmelzstärke ist sehr dünn. Sie beträgt 
bei allen Milchzähnen weniger als 0,5 mm. 


ml: 
Der mi ähnelt stark dem d4. Folgende Merkmale sind abweichend ausgebildet: 
Der mi ist etwas größer, vor allem höher als der d4. Das Metaconid ist labio-anterior nicht 


139 


durch eine Kerbe vom Metalophid-Innenschenkel abgeschnürt. Die Trigonid- und die 
Talonidgrube sind ähnlich wıe am d4 ausgebildet. Sie setzen allerdings bedeutend höher über 
der Basis an. Die Außenfurche zieht bis zur Basis, da kein Cingulumriegel ausgebildet ist. Der 
Zahnschmaelz ist deutlich dicker. 


4. Vergleich und Diskussion 


Die für den Vergleich herangezogenen Arten sind in Tabelle 4 aufgeführt. 


d2: 

Die Vergleichsarten sind wesentlich größer, vor allem länger (Abb.3). Bei Ronzotherinm 
filholi romani, Plesiaceratherium fahlbuschi und Chilotherinm intermedium complanatum ist 
die Zahnkrone außerdem deutlich höher. Bei Ronzotherinm fılholi, Plesiaceratherium fahlbuschı, 
Prosantorhinus germanicus und Chilotherium intermedium complanatum verschmälert sich 
der d2 nach anterior bedeutend stärker, so daß der Umriß des Zahns eher dreieckig ist. Von den 
Vergleichsarten besitzen nur Ronzotherium velaunum, Protaceratherium albigense und 
Subhyracodon occidentale ein zweiästiges Paralophid. 

Dieses Merkmal kann bei den miozänen Vergleichsarten nicht mehr beobachtet werden. Die 
Reduktion des hinteren Astes beginnt schon im Mitteloligozän (Siehe auch HeıssıG 1969: 17). 
Am d2 von Epiaceratherium bolcense ist die verhältnismäßig lange Protoconidfalte auffällig. 
Das unteroligozäne Ronzotherium velaunum von Ronzon besitzt eine ähnlich ausgebildete 
Protoconidfalte, allerdings ist die Falte bei diesem d2 mehr nach vorn gerichtet. Bei jüngeren 
Arten kommt sie in dieser Stärke nicht mehr vor. Der Hypolophid-Innenschenkel ist bei den 
miozänen Vergleichsarten nicht nach vorn gebogen, sondern verläuft senkrecht zur Längsach- 
se des Zahns. Bei Chrlotherium intermedium complanatum verläuft der Hypolophid-Innen- 
schenkel sogar etwas schräg nach hinten. Der kleine, schmale, nach anterior abzweigende Ast 
des Hypolophid-Innenschenkels der am d2 von Epiaceratherium bolcense ausgebildet ist, 
konnte bei keiner Vergleichsart beobachtet werden. Vermutlich handelt es sich dabei um ein 
sehr primitives Merkmal. Interessant ist, daß bei diesem Zahn neben dem zweiästigen Paralophid 
auch der Metalophid-Innenschenkel aufgrund der langen Protoconidfalte aufgespalten ist. Es 


Tabelle 4: Vergleichsarten 


Protaceratherium 
albigense 


complanatum 


*Ukb: Unterkieferbruchstück 


140 


BS 


Unteres 


La Benissons- 
Dieu 


Stamp 
Ronzotherium Villebramar Unteres Ukb, ee BRUNET 1979: 
Iholi ee Stamp dext. -183 | Taf. XII, b 
Ronzotherium Gaimersheim, Mittleres Ukb, BSP 1952 II | HEISSIG 1969: 
Iholi romani Stamp sin. 223 86, Taf.IIV9 
Subhyracodon Bad Lands, Süd- Per Ukb, [BSP 
Plesiaceratherium |Sandelzhausen, | Mittleres Ukb, BSP Zum 
Moin [den 
Georgensgmünd, | Mittleres Ukb, |BSP 190712 | WANG 1928: 
germanicus Mittelfranken Miozän sin. Taf. IX/2 
Chilotherium Dhok Pathan 5, HEISSIG 1972: 
intermedium Pakistan Taf. IX/1 


Ukb*, pe® 1968 
sin. XIV 30 


** BSP: Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Historische Geologie, München 


15 20 25 Llab/mm 25 30 35 40 Llab/ 


en Legende: 


mm 
Epiaceratherium bolcense 


25 
Protaceratherium albigense 
Ronzotherium velaunum 
” Ronzotherium filholi 
Ronzotherium filholi romani 
Subhyracodon occidentale 
Plesiaceratherium fahlbuschi 


15 


Prosantorhinus germanicus 


oO wu re Do Ex 


Chilotherium intermedium complanatum 


20 25 30 35 Llab/mm 


Abb. 3: Längen-Breiten-Diagramme der unteren Milchmolaren von Epzaceratherium bolcense und eini- 


gen Vergleichsarten 


wäre denkbar, daß die Protoconidfalte in ihrer schwachen Ausbildung, wie sie noch bei einigen 
mittel-und oberoligozänen Arten auftritt, nur der reduzierte Rest eines Vorderastes des 
Metalophid-Innenschenkels ist. 

Die Außenwand zeigt bei einigen Arten unabhängig von der Altersstellung eine Besonder- 
heit und zwar ist die Protoconidrippe bei Subhyracodon occidentale, Plesiaceratherium 
fahlbuschi und Chilotherium intermedium complanatum stark nach hinten ausgezogen. Das 
labiale Cingulum ist bei Subhyracodon occidentale und Protaceratherium albigense fast 
durchgehend, beı allen anderen Vergleichsarten ist es wesentlich stärker reduziert. Eın 
linguales Cingulum ist nirgends entwickelt. 


d3: 

Der d3 ist bei allen Vergleichsarten deutlich größer, vor allem länger (Abb.3). Bei den 
miozänen Formen auch bedeutend höher. Bei Plesiaceratherium fahlbuschi und Chilotherium 
intermedium complanatum verschmälert sich der Zahn wesentlich stärker nach vorn. Ein 
zweiästiges Paralophid konnte bei allen Vergleichsformen, außer Chilotherium intermedium 
complanatum beobachtet werden. Nach Heıssıs (1989: 401) erfolgte die Reduktion des 
Vorderastes bei mehreren Gattungen der Rhinocerotidae. HEıssıG (1969: 17) weist außerdem 
darauf hin, daß der Vorderast bei einigen rezenten Formen noch entwickelt ist. 

Das Metaconid ist bei allen Vergleichsarten schwächer vom Metalophid-Innenschenkel 
abgeschnürt. Das Hypolophid ist bei Epiaceratherium bolcense annähernd rechtwinklig 
geknickt, bei Ronzotherium velaunum, Plesiaceratherium fahlbuschi und Chilotherium 
intermedium complanatum istes stumpfwinklig geknickt. Bei Prosantorhinus germanicus und 
Chilotherium intermedium complanatum fällt die Trigonidgrube bereits im oberen Abschnitt 
steil nach lingual ein. Bei Chilotherium intermedium complanatum ıst die vordere Außen- 


141 


furche nicht mehr entwickelt. Das labiale Cingulum ist bei Subhyracodon occidentale und 
Protaceratherium albigense nur unterhalb der Außenhöcker reduziert. Epiaceratherium bolcense, 
Ronzotherium velaunum, R. filholi und Prosantorhinus germanicus haben nur einen schwa- 
chen Cingulumriegel unterhalb der Außenfurche entwickelt, bei den übrigen Vergleichsarten 
ist das labiale Cingulum vollständig reduziert. 


d4: 

Die Vergleichsarten sind deutlich größer, vor allem länger (Abb.3). Ronzotherium filholi 
romani, Prosanthorhinus germanicus, Plesiaceratherium fahlbuschi und Chilotherium 
intermedium complanatum sind außerdem bedeutend höher. Das Paralophid ist bei allen 
Vergleichsarten höher, bei Subhyracodon occidentale und Prosantorhinus germanicus zusätz- 
lich kürzer. Der Metalophid-Außenschenkel ist bei den oligozänen Formen Epiaceratherium 
bolcense, Ronzotherium velaunum und R. filholi noch kürzer als der Metalophid-Innen- 
schenkel. Bei den jüngeren Arten wird er verlängert, so daß Außen-und Innenschenkel etwa 
gleichlang werden. Diese Entwicklungstendenz verläuft etwa gleichzeitig mit einer Längen- 
zunahme des d4. Bei zwei Vergleichsarten (Ronzotherium velaunum und R. fılholi romanı) ist 
das Metaconid nicht durch eine schwache Kerbe abgeschnürt. Das Hypolophid ist bei 
Ronzotherium velaunum, R. filholi romani und Chilotherium intermedium complanatum 
stumpfwinklig geknickt. Bei Ronzotherium filholi romani, Prosantorhinus germanicus und 
Chilotherium intermedium complanatum zieht die Außenfuche bis zur Basis durch, da kein 
Cingulumriegel mehr entwickelt ist. 


ml: 

Metrische als auch morphologische Unterschiede zu den anderen ml von Epiaceratherium 
bolcense sind nicht feststellbar. Der Zahn kann durch seine geringe Größe deutlich von 
Ronzotherium filholi (BSP: 1968 XIV 15) unterschieden werden. Der bei Roman (1912: 34 und 
Taf. III / 5) beschriebene ml von Protaceratherium albigense ist nur geringfügig größer, das 
Paralophid ist allerdings deutlich höher, die Trigonidgrube fällt steiler nach lingual ein und die 
Protoconidrippe ist eher rundlich und steht schwächer nach labial vor. 


5. Danksagung 


Herrn Dr.L. Altichieri, Museo di Geologia e Paleontologia dell’ Universitä dı Padova, danke 
ich für seine Betreuung in Padua und für das Anfertigen der Fotos. Herrn Prof. K. HEıssıc, 
Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und hist. Geologie, München, gebührt Dank für 
seine zahlreichen Hinweise und Tips, die ich während der Bearbeitung oligozäner Nashörner 
erhalten habe. Herr Dr. B. EnGesser, Naturhistorisches Museum Basel, ermöglichte die 
Untersuchung der Baseler Exemplare von Epiaceratherium bolcense. Herr Dr. J. PETERS, 
Institut für Paläoanatomie der Universität München, gab wichtige Hinweise zur Anatomie 
juveniler Unterkiefer bei rezenten Nashörnern. 


6. Literatur 


Aseı,O.(1910): Kritische Untersuchungen über die paläogenen Rhinocerotiden Europas.- Abh.k.k.geol. 
R.A., 20: 1-52, Tf. 1-2; Wien. 

ANTONELLI,R. etal. (1990): Erläuterungen zur geologischen Karte von Venetien 1:250 000, 31 $.,55 Abb., 
Universitä di Padova, Istituto di Geologia; Padova. 

BruneT, ]. (1979): Les Grands Mammiferes Chefs de File de !’Immigration oligocene en Europe. Editions 
de la Fondation, Singer-Polignac: 281p., 28 Taf., 135 Abb., 88 Tab.; Paris. 


142 


Daı Pıaz, G. (1930): Imammiferi dell’Oligocene Veneto. - Trigonias ombonii. - Mem. Ist. geol. Univ. 
Padova, 9: 1-63, 1 Abb., Tf. 1-20; Padua. 

DrısschH v.d., A. (1976): Das Vermessen von Tierknochen aus vor- und frühgeschichtlichen Siedlungen, 
115 S., 26 Abb.; München. 

GÖHLICH, U. (1992): Geologisch-paläontologische Untersuchungen im Nordost-Teil der Murnauer 
Mulde.- Unveröff. Dipl.-Arb., Inst. für Paläont. u. Hist. Geol. der Univ. München; München. 
Heiıssıc, K. (1969): Die Rhinocerotidae (Mammalia) aus der oberoligozänen Spaltenfüllung Gaimersheim 
bei Ingolstadt in Bayern und ihre phylogenetische Stellung. - Abh. Bayer. Akad. Wiss., Math.- 

Nat.Kl.N.F. 138: 1-133, 34 Abb., 24 Tab., 5 Taf.; München. 

— (1972): Geologische und paläontologische Untersuchungen im Tertiär von Pakistan, 5., Rhinocerotidae 
ausden unteren und mittleren Siwalik-Schichten.- Abh. Bayer. Akad. Wiss. Math.-Nat.KI.N.F. 152: 
1-222, 3 Abb., 41 Tab., 25 Taf.; München. 

— - (1973): Oligozäne Vertebraten aus der Spaltenfüllung „Möhren 13“ bei Treuchlingen, Fränkischer 
Jura. - Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. 13: 177-182; München. 

- (1978): Fossilführende Spaltenfüllungen Süddeutschlands und die Ökologie ihrer oligozänen Huf- 
tiere.- Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. 18: 237-288, 7 Abb.; München. 

— (1989): The Rhinocerotidae.- ın: PROTHERO, D.R. & SCHOCH, R.M.: The Evolution of Perissodactyls.- 
Oxford Monogr. Geol. Geophys. 15: 399-417, 4 Abb.,; New York. 

NickEL, R., SCHUMMER, A., SEIFERLE, E. (1977): Lehrbuch der Anatomie der Haustiere, Bd. I Bewegungs- 

apparat: 1-502, 517 Abb..; Berlin, Hamburg (Parey). 
Roman, F. (1912): Les Rhinocerides de l’Oligocene d’Europe. - Arch. Mus. Hist. Nat. Lyon, 11: 1-92, 
21 Abb., Tf. 1-9; Lyon. 

Wang, K.M. (1928): Die obermiozänen Rhinocerotiden von Bayern. - Pal. Z., 10: 184-212, 3 Abb., 4 Taf.; 
Berlin. 

Woop, E.H. (1932): Status of Epiaceratherium (Rhinocerotidae). - J. Mamm., 13: 169-170; New York. 


Tafel 1 


Epiaceratherium bolcense AseL 1910 


juveniler Unterkiefer, dext., mit Alveole des pl, d2, d3, d4 und ml, von Monteviale (Italien), Unter- 
oligozän; Museo di Geologia e Paleontologia dell’Universitä di Padova, Nr. 28011 


Fig. 1: labial 
Fig. 2: occlusal 


Fig. 3: lingual 


143 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 36, 1996 


UNDINE UHLic: Epzaceratherium bolcense Tafel 1 


144 


| Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. | 36 | 145-155 München, 15. 12. 1996 


Ein Schädel von Hoploaceratherium aus dem Obermiozän Bayerns 


Von Kurr HeiıssıG* 


mit 2 Tafeln und 2 Tabellen 


Kurzfassung 


Ein Schädelrest ausder Oberen Süßwassermolasse von Hinterauerbach bei Wartenberg wird 
als zu „Aceratherium“ belvederense (Wang, 1929) gehörig identifiziert. Sowohl die Gebiß- 
merkmale des Typus als auch die Merkmale des Oberschädels sprechen für eine nahe Ver- 
wandtschaft zu Hoploaceratherium tetradactylum (LARTET 1837). Die Art muß daher zur 
Gattung Hoploaceratherinm GinsBURG & HeıssıG 1989 gestellt werden und erweist sich als 
Fortentwicklung der Typusart. 


Abstract 


A partial skull from the Upper Freshwater Molasse from Hinterauerbach near Wartenberg 
(Bavaria) is identified as belonging to the species „Aceratherium“ belvederense (Wang 1929). 
Both the dental characters of its holotype and the characters of frontals and nasals of the partial 
skull point to a near relationship to Hoploaceratherium tetradactylum (LARTET 1837). 

The species therefore is to transfer to the genus Hoploaceratherium GINSBURG & HeissıG 1989. 
It is amodernized version of the type species. 


Einleitung 


Ein Schädelfragment mit Unterkiefer und Resten des Schulterblatts und des Atlas aus dem 
Obermiozän von Hinterauerbach bei Wartenberg bietet eine in dieser Zeit noch nicht 
beobachtete Merkmalskombination. Unglücklicherweise sind nur die weniger diagnostisch 
brauchbaren Unterkieferzähne, sowie stark verdrückte Reste der Oberkieferzähne erhalten. 
Trotzdem ist die Zuordnung des Schädels wichtig, da er zur Kenntnis seiner Art erstmals die 
Schädelmerkmale beisteuert. Die Nashornfauna der Jüngeren Serie der Oberen Süßwasser- 
molasse wurde seit mehr als 50 Jahren nicht mehr ernsthaft bearbeitet. So kann dieser Schädel 
zum Anlaß genommen werden, die Aceratherien dieser Fauna einer kritischen Betrachtung zu 
unterziehen. 

Während in den mittelmiozänen Serien der Oberen Süßwassermolasse die Arten 
Plesiaceratherium fahlbuschi (HeıssıG 1972), Hoploaceratherium tetradactylum (LARTET 1837) 
und Alicornops simorrensis (LARTET 1851) neben Vertretern anderer Tribus bekannt sind, muß 


*) Prof. Dr. Kurr Heıssıs, Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie, 
Richard-Wagner-Str. 10/II, D-80333 München 


145 


die Zugehörigkeit der Formen aus der mittel- bis obermiozänen Jüngeren Serie als ungeklärt 
betrachtet werden. 

Aus dem Obermiozän Europas sind, neben den asiatischen Einwanderern der Gattung 
Chilotherium, Aceratherini folgender Arten bekannt: Aceratherium incisivum KauPp (1832), 
Alicornops simorrensis (LARTET 1851), Alicornops alfambrensis (CERDENO & AıcALA 1989), 
„Aceratherinm“ bavaricum STROMER 1902 und „Aceratherium“ belvederense (Wang, 1929). 
Unter diesen Formen scheiden die Chilotherien wegen ihrer morphologisch abweichenden 
Backenzähne für einen näheren Vergleich aus. Mit den übrigen Formen muß der vorliegende 
Schädel verglichen werden, wobei für die bisher wenig bekannten Arten bavaricum und 
belvederense möglicherweise eine Präzisierung ihrer Stellung erwartet werden kann. 

Das hier beschriebene Objekt wird an der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie 
und historische Geologie unter der Inverntarnummer 1950 131 aufbewahrt. 


Der vorliegende Schädelrest 


Beschreibung des Oberschädels (Taf. 1): 


Die Nasenbeine sind stark verkürzt und tragen an der Spitze einen kleinen, gespaltenen 
Hornstuhl. Die Teilung der Nasalia erstreckt sich aber nur etwa auf die Hälfte ihrer Länge. 
Dahinter sind sie vollständig miteinander verwachsen, jedoch äußerlich durch eine schwache 
mittlere Rinne voneinander abgegliedert. In der vorderen Hälfte bilden sie eine einheitliche, 
kräfuig zylindrische Querwölbung, dahinter die häufig bei Aceratherien beobachtete Doppel- 
wölbung. Die Seitenkanten der Nasalia steigen nach vorn gleichmäßig an und biegen neben 
dem Hinterrand des Hornpolsters nach oben bis auf gleiche Höhe mit der massiven Median- 
leiste der Unterseite. Dann läuft der Außenrand als stumpfer Wulst in gleichmäßig halbrunder 
Biegung um das Ende der Nasalıa herum. 


Tabelle 1: Maße am Schädel und den oberen Backenzähnen in mm 


Maximale Länge der Schädeloberseite 435 
Maximale Stirnbreite (155) 
Breite der Nasenwurzel über der Nasalıncisur 112 
Breite der Nasalspitze an der Umbiegung des Seitenrands 57 
Gesamtlänge der Nasalia (155) 
Länge der freien Nasalia (Incisur - Spitze in Projektion) 118 
Länge Crista occipitalis - Orbita-Vorderrand in Projektion 262 
Orbıta - Nasalincisur in Projektion 53 
Minimale Distanz der Cristae parietales 27, 
Höhe des Hinterhaupts über Processus retroarticularis 215 
Hintere Breite des M' 42 
Vordere Breite des M? 46 


Das Querprofil der Stirn ist über den Augen nur schwach konvex. In Längsrichtung verläuft 
die Mittellinie des Schädels bis weit hinter die Augen völlig gerade und steigt erst dann mit 
allmählich zunehmend konkaver Biegung nach hinten an. Die Kontur der Stirn- und Nasen- 
beine läuft nach vorn vollkommen gleichmäßig keilförmig zu, ohne daf die Nasenwurzel 
stärker eingezogen oder verschmälert wäre. Nach hinten konvergieren die Lineae temporales 
eher stärker als die Seitenkanten der Nasalia vorn, nähern sich aber nur auf etwa 3 cm an, ohne 
eine Linea sagıttalis zu bilden. 

Das Hinterhaupt ist oben schmal, jedoch etwas breiter als bei Hoploaceratherium 
tetradactylum und erheblich breiter als bei Plesiaceratherium fahlbuschi. Die Orbita ist relativ 


146 


klein und liegt hoch. Der Abstand von der Orbita zur Nasalincisur ist kurz. Das Foramen 
infraorbitale ist von normaler Größe. Dem Jochbogen fehlt eine oberseitige Incisur am 
Hinterrand. 


Die oberen Backenzähne (Taf. 2, Fig. 4): 


Von den drei oberen Backenzähnen fehlen dem M' Vorder-, Hinter- und ein Teil der 
Außenwand, dem M’fehlt das hintere Drittel und vom M’ ist lediglich der Hinterrand erhalten. 
Zudem sind die Zähne stark abgekaut. Die vorderen Molaren zeigen, soweit erhalten, einen 
breiten, fast kegelförmigen Paraconus mit einem dicken Parastyl. Die Parastylfurche reicht 
beim M? bis zur Basıs. Der gut abgegliederte Protoconus ist lingual stark abgeplattet. Das 
ausladende Antecrochet liegt relativ weit lingual, hat jedoch keinen Fortsatz auf dem Grund 
des Medisinus. Dieser ist eng und schlitzförmig. Das Crochet ist bist zur Basis des Medisinus 
erkennbar. Eine vordere Hypoconusfurche ist am M?, eine in der Tiefe trichterförmige 
Postfossette beimM' erhalten. Der linguale Rand des Vordercingulums und die Cingulumspuren 
im Medisinus liegen hoch über der Schmelzbasıis. 

Die Hinterecke des weniger stark abgenutzten M’ zeigt ein stark vorspringendes Crochet. 
Eine Hypoconusfurche fehlt. Das Cingulum ist in seiner ganzen Länge flach an die Wände des 
Hauptgrates angepreßt. Es bildet am Hinterrand des Medisinus einen Zapfen, der in eine 
Lingualkante des Ectometalophs übergeht. Auf der Außenseite dieses Grates liegen zwei 
angelehnte Spitzen, eine linguale und eine labiale, deren aufeinander zu laufende Kanten durch 
eine Kerbe getrenntbleiben. Über der labialen Spitze ziehteine rasch verlaufende Metastylleiste 
die Hinterwand aufwärts. Nach labial setzt sich ein sehr niedriges, schwaches Cingulum noch 
kurz auf die Außenseite fort. 


Der Unterkiefer (Taf. 1, Fig. 1, Taf. 2, Fig. 2, 3): 

Der Unterkiefer ist doppelseitig erhalten, wobei nur die rechte Seite einen gut erhaltenen 
Ramus erkennen läßt. Der Vorderrand der Symphyse ist abgebrochen, doch sind die Reste der 
großen Incisivenalveolen noch vorhanden. Sie stehen dicht beieinander und reichen bis unter 
die P,. Der Hinterrand der Symphyse liegt neben den Vorderhälften der P,. In derselben 
Querebene liegt auch das Foramen mentale. Der Kinnwinkel ist steil. Die beiden Kieferäste, 


Tabelle 2: Maße am Unterkiefer und unteren Backenzähnen in mm 


Länge vom Symphysenwinkel zum Angulus mandibulae (li.) 335 
Länge vom P2 Vorderrand bis zum Angulus mandibulae (li.) 365 
Minimale Länge des Ramus mandibulae (i.) 105 
Höhe des Ramus mandibulae an der Incisur (lı.) 160 
Breite der Symphyse am P2 90 
Maximale Dicke der Symphyse 51 
Querdistanz der Backenzähne: P2 hinten (44) 
MI vorn (72) 

M3 hinten (90) 

Querschnitt der Mandibel unter P3 hinten (lı.) 69:36 
P4/MI (li) 75:34 

hinter M3 (re.) 79:43 (lı.) 84:36 

Längen der unteren Zahnreihe (li.) P2 - P4 37 
M1-M3 113 

P2-M3 199 

P2 P3 P4 MI M2 M3 

Länge der Backenzähne (li) 27 - 33 34 38 40 
Breite der Backenzähne (lı.) 18 22 23 - 26 25 


147 


aber auch die Zahnreihen divergieren relativ stark nach hinten. Der Symphysenwinkel beträgt 
ca. 20°. 


Der Ramus ist lang und niedrig. Sein Hinterrand schwingt nicht übermäßig aus. Der Vorder- 
rand steigt, wie bei alten Tieren üblich, in deutlichem Abstand hinter dem M, in langsamer 


Biegung an und steht etwa senkrecht zur Zahnreihe. Das Foramen mandibulare liegt unter der 
Ebene der Zahnbasen. 


Die Unterkieferzähne (Taf. 2, Fig. 1): 


Die stark abgenutzten Zähne, von denen nur ein Teil erhalten ist, zeigen flache Außen- 
furchen und eine auffällig deutliche Anwachsstreifung der Schmelzoberfläche. Eine senkrech- 
te Schmelzrunzelung kommt nicht vor. Das Cingulum beschränkt sich oft auf kurze Vorder- 
und Hinterleisten. Spuren eines Außencingulums finden sich bei P,,P,,und M,; nur der M, hat 
ein längeres tief sitzendes Außencingulum. Nur der P, zeigt noch mehrere Einzelmerkmale. Er 
ist vorn relativ kurz und hat nur eine schwache Andeutung einer vorderen Außenfurche. Auch 
die Trigonidrinne ist flach. Das Paralophid ist leicht einwärts gerichtet und gerade gestreckt. 
Die Krone ist relativ hoch. Die zwei Wurzeln verwachsen auf einen erheblichen Teil ihrer 
Länge. 


Die Alveolen der Incisiven deuten auf einen sehr mächtigen Hauer hın. 


Diskussion 


Da bei einem Teil der Vergleichsarten lediglich Gebißreste bekannt sind, diese aber beim 
vorliegenden Exemplar wenig aussagekräftige Merkmale bieten, soll das Stück zunächst in den 
Rahmen der zeitgleichen Fundkomplexe der Oberen Süßwassermolasse Bayerns gestellt 
werden, um auf diesem indirekten Weg eine Annäherung zu versuchen. Erst danach soll ein 
Vergleich mit bekannten Schädeln durchgeführt werden. 


Die Fundkomplexe der Jüngeren Serie der Oberen Süßwassermolasse 


Die Obere Süßwassermolasse wurde von DEHM (1951) anhand von Elefantenfunden in eine 
Ältere, Mittlere und Jüngere Serie gegliedert, ohne zunächst deren lithologische Entsprechung 
zu definieren. Im Gegensatz zu den tieferen Serien enthält die Jüngere großwüchsige Arten der 
Gattungen Deinotherinm und Gomphotherium oder Tetralophodon. Nach heutiger Einstu- 
fung sind Ältere und Mittlere Serie in die europäischen Säugetierstufen MN 5 und MN 6, die 
Jüngere Serie aber inMN 8 und MN 9 zu stellen. Während der Zwischenzeit, die den höheren 
Teil vonMN 6, MN 7 und den tieferen Teil von MN 8 umfaßt, haben sich die bodenständigen 
Elefantenarten zu größeren Formen entwickelt. 

Innerhalb der Jüngeren Serie der Oberen Süßwassermolasse (OSM) Bayerns existieren zwei 
Fundgebiete, die jeweils mehrere Nashornfunde geliefert haben. Dazu gehört einerseits die 
Umgebung von Erding (Sandgruben von Wartenberg und Frauenberg) , wo auch die Fundstel- 
le des vorliegenden Schädels, Hinterauerbach liegt, andererseits das nördliche Randgebiet von 
München (Oberföhring, Aumeister und Ingolstädter Landstraße). Dazu kommt außerhalb 
dieser Fundgebiete der Einzelfund von Niedernkirchen, der im Krieg zerstörte Holotypus von 
„Aceratherium“ bavarıcum. 


Vergleichsformen der Oberen Süßwassermolasse 


Innerhalb dieser Fundkomplexe lassen sich jeweils zwei Arten von Aceratherien unterschei- 
den, eine kleinere mit kurzem Parastyl der oberen Backenzähne, relativ kurzen Prämolaren 
und geringer Höhe des Cingulums über der Schmelzbasis und eine größere mit längerem 
Parastyl, längeren Prämolaren und einem deutlicher über die Zahnbasis erhobenen Cingulum. 
Weitere Detailmerkmale erlauben meist auch eine Unterscheidung einzelner Backenzähne. 
Der Einzelfund von Niedernkirchen, der Holotypus von „Aceratherium“ bavarıcum läßt sich 
zwanglos in den Komplex der kleineren Form einbeziehen, wie die Zahnreste dieses Stücks 
belegen. Ob der vorliegende Schädelrest, der mit „A.“ bavarıcum in seinen Merkmalen nicht 
übereinstimmt, mit der größeren der beiden Formen zu identifizieren ist, muß vorerst eine 
Vermutung bleiben. 


Die Bestimmung der beiden Arten der Jüngeren Serie 


Die kleinere der beiden Formen, für die jaauch der Name Aceratherium bavarıcum STROMER 
1902 zur Verfügung stünde, läßt sich leicht mit der bekannten Art Alicornops simorrensis 
(LARTET 1851) identifizieren, wobei offen bleiben muß, ob es sich nicht um das nahestehende 
A. alfambrensis (CERDENO & Aıcara 1989), handelt, da sich dieses nur durch kürzere 
Extremitäten unterscheidet. Schon Wang 1928 (S. 200 f.) hat eine mögliche Synonymisierung 
von „A.“ bavarıcum mit der Art simorrensis angedeutet. 

Die zweite Art entspricht morphologisch „Aceratherium“ belvederense (WanG 1929), 
wobei offen ist, zu welcher der Gattungen ım heutigen Verständnis der Aceratherini diese Art 
zu stellen ıst. 


Schädel und Unterkiefer 


Keine der bekannten miozänen Gattungen der Aceratherini stimmt mit dem vorliegenden 
Schädel überein. Das ist angesichts der großen pylogenetischen Plastizität des Schädels unter 
den Rhinocerotiden keine Besonderheit. Die wesentlichen Unterschiede liegen im Vorder- 
gebiß, das jedoch nur selten erhalten ist. Trotzdem sind beim Vergleich die Tendenzen zu 
beachten. Man kann also den vorliegenden Schädel keiner Gruppe zurechnen, die schon früher 
hornlos war, denn der Verlust eines Hornes liegt in der Entwicklungstendenz des Tribus, nicht 
aber die Neubildung. 

Die Gattung Aceratherium s. str. ist durch hornlose, leicht aufwärts gekrümmte Nasenbeine 
und eine deutliche Einziehung der Nasenwurzel gegenüber der Stirnbreite gekennzeichnet. Ihr 
ähnlich in Skelett und Backenzahn-Morphologie ist die kleinere Form Alicornops, die jedoch 
längere Nasalia mit deutlichen Hornstühlen besitzt. Auch die dritte miozäne Acerathe- 
riengattung Hoploaceratherium besitzt kleine Hornstühle und eine kurze Wangenfläche, hat 
jedoch ihre oberen Incisiven völlig verloren, während diese bei Aceratherium und Alicornops 
noch voll in Funktion sind. Plesiaceratherium hingegen ist in allen Merkmalen primitiv, außer 
dem Verlust des Hornes schon im Mittelmiozän und der beginnenden Reduktion der Incisiven. 

Von all den genannten Gattungen unterscheidet sich das vorliegende Stück durch den 
geradlinigen Übergang von der Stirnseite in die Seitenkante der Nasalia. Da das Stück ein Horn 
trägt, kann es nur auf Alzcornops oder Hoploaceratherinm bezogen werden. Vergleicht man den 
Unterkiefer, so tragen zwar beide Gattungen mächtige Incisiven, doch stehen diese bei der 
ersteren auf Distanz (CERDENO 1989, Taf. 9), während sie bei der zweiten so eng beieinander- 
stehen, daß die kleinen ersten Incisiven auf die Unterseite verdrängt werden. Außerdem ist der 
Kinnwinkel bei Hoploaceratherium steiler, der Ramus vergleichsweise niedriger. Dies ent- 
spricht der Konfiguration beim vorliegenden Schädel. 


149 


Folgerungen 
Hoploaceratherinm ım Obermiozän 


Die Fortdauer einer weiterentwickelten Art von Hoploaceratherium mit verkürzten Nasalıa 
ins Obermiozän wird durch weitere Funde bestätigt. Unter den der Art „A.“ belvederense 
zugeordneten Funden aus Bayern findet sich ein Exemplar von Fraunberg bei Erding, das 
neben unteren Backenzähnen auch zwei mächtige Hauer umfaßt. Diese zeigen keine Ab- 
nutzungsfacetten durch einen oberen Incisiven, was auf dessen weitgehende oder vollständige 
Reduktion schließen läßt. Dies ist eines der wesentlichen Merkmale der Gattung 
Hoploaceratherium. Damit kann eine Stellung der Art belvederense zu Hoploaceratherium 
wahrscheinlich gemacht werden. 


Die Zuordnung von STROMERS Originalen (1928, 1938, 1940) 


Wang 1928 bildet nur drei Zähne von Aceratherini aus der Jüngeren Serie ab (Taf. 7, Fig. 8 
- 10), die, wie auch der größte Teil der übrigen Belegstücke, im Krieg verloren gegangen sind. 
Dagegen blieben die Originale zu STROMER 1928, 1939, 1940 weitgehend erhalten. Die 1928 
abgebildeten Gebißreste lassen sich, soweit erhalten, der Gattung Alicornops zuweisen. 
Lediglich das Kieferstück Taf. 3, Fig. 14 konnte nicht mehr aufgefunden werden. Die beiden 
anderen stimmen in der tiefen Außenfurche und dem starken Außencingulum mit A. simorrensis 
gut überein, übertreffen aber deren mittelmiozäne Vertreter an Größe. Das auf Tafel 2, Fig. 24 
abgebildete MT IV ist relativ massiv, jedoch deutlich länger als das von A. alfambrense. 
Zugleich ist es erheblich kürzer und etwas schlanker als der entsprechende Knochen von 
Hoploaceratherium tetradactylum. Morphologisch weicht er von dieser Art durch die stärker 
nach untern gewendete plantare Gelenkfläche für das MT III ab, worin er mit A. alfambrense 
und Aceratherium incisivum übereinstimmt. Das spricht für eine Bestimmungals A. simorrensis, 
von dem ein sicher zugeordnetes MT IV noch nicht bekannt ist. 

Der 1938 auf Taf. 1, Fig. 3 als Dicerorhinus cfr. germanicus abgebildete obere Prämolar wirkt 
gegenüber dem Typusexemplar von H. belvederense primitiver, insbesondere im stärker nach 
hinten geneigten Paraconus, aber auch in dem geschlossenen, hoch liegenden Innencingulum. 
Beides sind Merkmale, die an H. tetradactylum erinnern, A. simorrensis jedoch ausschließen. 
Es handelt sich also mit großer Sicherheit um die Art H. belvederense. 

Der 1940 als Zeichnung abgebildete M? ist schwer zu bestimmen, da er sowohl von 
A. simorrensis als auch von H. belvederensis in einigen Merkmalen abweicht. Das längere 
Parastyl und das Fehlen eines Cingulums in der vorderen Hälfte der Außenwand sprechen eher 
für eine Bestimmung als H. belvederensis, wobei das Stück eher mit den Exemplaren aus dem 
Pannonium von Inzersdorf als mit dem Typusexemplar übereinstimmt. 

Das weibliche Unterkieferfragment Abb. 2, mit dem sich STROMER sehr ausführlich ausein- 
andersetzt, kann wegen seiner geringen Größe nicht zu Brachypotherium brachypus gehören. 
Die extrem stark entwickelten inneren und äußeren Cingula sind für alle Rhinocerotiden dieser 
Zeit ungewöhnlich. Ihre hohe Lage über der Schmelzbasis ist aber ein charakteristisches 
Merkmal der primitiveren Aceratherini, von denen in dieser Zeit nur noch Hoploaceratherium 
persistiert. Solcheüberstarken Cingula treten sowohl bei Aceratherini als auch bei Teleoceratini 
gelegentlich auf. Die Lage des Symphysenhinterrandes und des Foramen mentale entspricht 
dem männlichen Unterkiefer des vorliegenden Schädels. Da kaum andere Zahnmerkmale 
erhalten sind und die Symphysenform weiblicher Unterkiefer bei fast allen Aceratherini 
unbekannt ist, kann das Stück nur mit Vorbehalt der Gattung Hoploaceratherium zugewiesen 
werden. 


150 


Weitere Funde von Hoploaceratherium im Obermiozän 


Wang 1929 stellt nur den Holotypus zu seiner neuen Art „Dicerorhinus belvederensis“. 
Dieses Stück zeigt jedoch einige individuelle Merkmale, die bei anderen Stücken dieser Art 
nicht auftreten, so daß er andere Exemplare aufgrund des generellen Entwicklungsstandes den 
Arten „Aceratherium“ tetradactylum und Aceratherium incisivum zuwies. Von diesen gehö- 
ren vermutlich alle Stücke aus dem Pannon des Wiener Beckens, mit Sicherheit die von 
Inzersdorf und aus dem Belvedereschotter zu Hoploaceratherium belvederense, nicht jedoch 
die aus dem Mittelmiozän. 

Danach den vorliegenden Ergebnissen mit einer Persistenz der Gattung Hoploaceratherium 
ins Obermiozän auch an anderen Lokalitäten gerechnet werden muß, sollten auch die 
Aceratherien aus dem Dinotheriensand des Mainzer Beckens, insbesondere sehr große Zähne 
mit starken, hoch über der Basis liegenden Cingula daraufhin überprüft werden, ob sie zu 
Aceratherium incisivum oder zu Hoploaceratherium zu stellen sind. Für die Prämolaren mit 
langem Parastyl (Kaur 1832: Taf. 14, Fig. 6) ist letztere Bestimmung kaum zu bezweifeln. 


Systematik 


Familie Rhinocerotidae OwEn 1845 
Unterfamilie Aceratheriinae DoLLo 1885 


Tribus Aceratherini DoLLo 1885 


Gattung Hoploaceratherium GINSBURG & HeEıssıG 1989 


Art: Hoploaceratherium belvederense (Wang 1929) 


v 1832 Acerotherium incisivum - Kaup, Taf. 14, Fig. 6 
1928 D. belvederensis - Wang, S. 199, n. nud. 
v 1929 Dicerorhinus belvederensis nov. spec. - Wang, S. 4, Taf. 3, Fig. 6 


vpartim 1929 Aceratherium cfr. tetradactylum (LARTET) - Wang, S.2, at 1 E1652 at ie 
vpartim 1929 Aceratherium incisivum Cuvier. - Wang, S. 3, Taf. 2, Fig. 4a, 4b 


v 1938 Dicerorhinus cfr. germanicus - STROMER, $. 31, Taf. 1, Fg. 3 
v 1940 Dicerorhinus simorrensis (LARTET) - STROMER, $. 68, Abb. 1 
v? 1940 Brachypotherium brachypus (LARTET) - STROMER, $. 69, Abb. 2 


Diagnose (Neufassung): Art der Gattung Hoploaceratherium mit verkürzten, dreieckigen 
Nasalia, ohne Einziehung der Nasalbasis gegenüber der Stirn. Backenzähne gegenüber der 
Typusart meist etwas größer, mit höheren Zahnkronen. Prämolaren auffällig schmal. Untere 
Backenzähne mit verflachter Außenfurche. 

Verbreitung: Bisher für tieferes Obermiozän nachgewiesen (MN 9 - ?10) 


Literatur 


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151 


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Tafelerklärungen: 


Tafel 1 


Hoploaceratherium belvederense (Wang 1929), 
Jüngere Serie der Oberen Süßwassermolasse, 
Hinterauerbach bei Wartenberg, Bayern 


ca '/, nat. Größe 


Fig. 1: Oberschädel mit Unterkiefer, montiert, von lateral, 


Fig. 2: Oberschädel, Dorsalansicht 


Tafel 2 


Hoploaceratherium belvederense (Wang 1929) 
Jüngere Serie der Oberen Süßwassermolasse, 


Hinterauerbach bei Wartenberg, Bayern 


Fig. 1: Untere Backenzahnreihe links, P2-M3, okklusal, etwas ergänzt, ca '/, nat. Größe 
Fig. 2: Unterkiefer okklusal, ca. '/, nat. Größe 
Fig. 3: Unterkiefer links, lateral, ca '/, nat. Größe 


Fig. 4: Oberes Molarenfragment, Mi lı., nat. Größe 


153 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 36, 1996 


Kurt Heıssıc: Hoploaceratherium belvederense Tafel 1 


154 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 36, 1996 


Kurr HeıssıG: Hoploaceratherinm belvederense Tafel 2 


155 


mus 

uf m 
Pr 

\ . 


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ui! 


Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. | 36 | 157-183 München, 15. 12. 1996 


Tertiary Platanus woods from the northalpine Molasse basin 
(Austria, Germany) 


ÄLFRED SELMEIER”) 


With 17 text-figures and 2 tables 


Abstract 


In Tertiary sediments from the northalpine Molasse basin thousands of silicified wood 
pieces have been collected in the last decades. In continuation of studiing these fossils some 
further dicotyledonous woods are described. The anatomical features are similar to extant 
Platanus spieces, assigned to the genus Platanoxylon ANDREANSKY (1951) emend. Süss & 
MÜLLER-STOLL (1977). Problems of nomenclature are discussed. 


Zusammenfassung 


In den tertiären Sedimenten des nordalpinen Molassebeckens sind in den letzten Jahrzehnten 
tausende verkieselter Holzreste gesammelt worden. In Fortsetzung früherer Arbeiten werden 
weitere Laubhölzer anatomisch beschrieben. Sie gehören zu Platanoxylon ANDREANSKY (1951) 
emend. Suss & MÜLLER-STOLL (1977). Fragen der Nomenklatur werden diskutiert. 


Contents 
MalnttodUCtIO me ee 158 
INK ET 158 
IS Anatomicalldeserıption.rneneneeseetersesersseszernenselererrerneneen are eeseneensneneeessereneegeraeee 160 


3.1 The Platanus wood from Frankenmarkt 
SPEIheIRlztanus wood trom Pfattingrreseereeseasnareercneneneebereerneeeenaekeenterennenernerneree ea 


3.3 The Platanus wood from Unterbachham 


3.4 Kossilrecord ot Platanus woodin Bavyanla ...eeeneneenenteennseenannnensnerenspersne nennen 117. 
DISCUSSION Srere ee ee ee ehmuree 179 
BISNckNowledgemernits:.r..eenesecseeeneeneheteensseerorsensnenerteeeenen rest ernssnsnetee en erets een 180 
(Se TEN In run 180 


— 


c/o Institut für Paläontologie und historische Geologie der Universität, 
Richard-Wagner-Straße 10, D-80333 München 


157 


1. Introduction 


The present investigation is in continuation of the systematie study carried out on a 
collection of some thousand silicified wood samples from the northalpine Molasse basin 
deposited in the Bavarian State Collection of Palaeontology and historical Geology, Munich. 
In previous papers the author (SELMEIER 1989b, 1995) described in detail gymnosperm and 
dicotyledonous woods, representing different genera (Dacrydium, Pinus, Taxodıum; Albizia, 
Anacardium, Bombax, Bumelia, Carapa, Carya, Castanea, Castanopsıs, Cedrela, Celtıs, 
Crataegus, Dichrostachys, Diospyros, Grewia, Juglans, Laurus, Lithocarpus, Morus, Platanus, 
Populus, Prunus, Pterocarya, Quercus, Robinta, Zanthoxylum). 

The number of fossil-bearing localities known in the Upper Freshwater Molasse has 
increased greatly during the last 20 years. New faunal informations permit development of a 
detailed stratigraphy for the northalpine Molasse basın within the framework of European 
Tertiary stratigraphy (Mammal Neogene Units; MN 4 to MN 9). The fossil woods described 
below are fairly well preserved and show partly fine structural details of minute anatomy. 


2. Nomenclature 


The problematic affinities of fossil Platanus and platanoid woods have been discussed in 
different length by many authers: PRAKASH & BARGHORN (1961); PAGE (1968, 1981); GREGUSS 
(1969); PRAKASH, BREZINOVA & BÜZER (1971); Süss (1971); Brert (1972); SUss & MÜLLER-STOLI 
(1977); WHEELER, SCOTT & BARGHORN (1977); SCOTT & WHEELER (1982); WıLKınson (1984); 
CRAWLEY (1989); SELMEIER (1989a). All authors distinguish between the form genus Platani- 
nium UNGER (1842) and the organ genus Platanoxylon ANDREANSKY (1951). 


Platanıninm UNGER 1842 


The genus Plataninium was established by Unger without illustrations for fossil woods 
resembling the wood structure of Platanus. 


UNGER (1842: 174), Conspectus diagnosticus: 


Plataninum Ung. Ligni strata concentrica linean lata. Radii medullares uniformes magnı 
(usquo 1/8 ” lati) corpore subelongato, cellulis magnis pachytichis. Vasa numerosa, aequa- 
biliter distributa, subsimplicia, angustiora, vacua, continua, poroso-spiralia, dissepimentis 
distantibus, scalariformibus, obliquis, latera versus spectantibus. Cellulae ligni pachytichae. - 
1) Pl. acerinum Ung. Pori vasorum dissiti. - E formatione ıgnota. - E musco Universitatis 
Graecae sublatum. 

A first emended diagnosis has been given by VATER (1884: 842). In this diagnosis Phegonium 
(Fegonium) UnGER (VATER 1884, Taf. 28, Fig. 7-14) has been united with Plataninium UNGER 
1842. Specific diagnosis has been given by FeLıx (1894: 101-102, Taf. 9, Fig. 5; 1896: 251-252; 
Felix 1887). 

A second emended diagnosis for Platanininm has been given by PaGe (1968: 168): 

Diagnosis: A form genus for fossil woods resembling certain members of the Fagaceae 
(Fagus), Platanaceae (Platanus), Eupteleaceae (Euptelea), and Icacinaceae (Citronella, Otto- 
schultzia), whose familial relationship cannot be determind with certainty, but which have 
these structural features: solitary pores, scalariform to opposite vessel pitting, scalarıform or 
scalariform-simple perforation plates, broad rays up to 10 or more cells wide and more or less 
homogeneous, apotracheal parenchyma diffuse or in short uniseriate tangential lines. The 


158 


diagnosis given by PaGe (1968) is in general terms and not in the usual style of diagnosis (BRETT 
1972: 499). 

An third emended diagnosis for “Organ-genus Plataninium UNGER” has been given by 
Brett (1972:497), and in addition a specific diagnosis for Plataninium decipiens from the Isle of 
Sheppey, Kent. 

According to PAGE (1968: 168) Platanıninm UNGER is a “form genus”, according to BRETT 
(1972: 497) an “Organ-genus”. 


An emended specific diagnosis has been given by 


a) PrakasH, BREZINOVA & BÜZEK (1971: 121) for Plataninium europeanum from northern 
Bohemia, 


b) WHEELER, SCOTT & BARGHORN (1977: 142-143) for Plataninium haydeni Fruıx 1896 
c) CRAWLEY (1989: 613) for Plataninium brettii (1972) from Mull, Inner Hebrides. 


Platanoxylon ANDREANSKY 1951 


Süss & MÜLLER-STOLL (1977) have published a comprehensive monograph with 70 referen- 
ces of the genus Platanoxylon ANDREANSKY 1951 including a critical survey of all platanoid 
wood fossils. In this monograph both authors exclude the form genus Platanınium UNGER 
1842 from their list of fossil woods allied to Platanus (1977: 5-7, 55-58). 

For the first time a diagnosis for the genus Platanoxylon ANDREANSKY has been given by Süss 
& MÜLLER-STOLL (1977: 4). Generotype of Platanoxylon ıs Platanoxylon andreanszkyi from 
Szökehegy near Mikofalva, Hungary. The following diagnosis for the generotype has been 
given by Süss & MÜLLER-STOLL (1977: 9): 

Sekundärholz mit Stammholzstruktur, Jahresringe schmal aber deutlich, 100 Gefäße je mm? 
gleichmäßig über Jahresringe zerstreut, Durchmesser der Gefäße im Mittel radıal 105 tum, 
tangential 75 um, Gefäßdurchbrechungen einfach und leiterförmig, 1-28 Sprossen, Hoftüpfel 
auf den Längswänden der Gefäße opponiert, Spiralverdickungen fehlend, Holzfasern hof- 
getüpfelt, Wände im Mittel 5,4 um, Holzparenchym apotracheal in kurzen einreihigen 
tangentialen Bändern und einzeln zerstreut, Markstrahlen sehr hoch und bis 14 Zellen breit, an 
den Jahrringgrenzen stark verbreitert, Anteil der Markstrahlen an der Masse des Holzes 24%, 
Markstrahlquotient 13, homogen, Markstrahlzellen im Mittel 26 um hoch. 

After Süss-MÜLLER-STOLL (1977: 5-6) the name Plataninium is a useless name, no longer 
valid, anomen abiguum: Der Name Plataninium ist aus mehreren Gründen unbrauchbar. 
Zunächst ist die erste hierzu gestellte Art UngGers kein Platanenholz. In späterer Zeit wurde 
der Name in recht verschiedenem Sinne verwendet, und nach der neuerdings von PAGE (1968: 
168; Diagnosis) vorgenommenen inhaltlichen Erweiterung ist die Gattung zur Bezeichnung 
einer Abstammungsgemeinschaft vollends unbrauchbar geworden und wurde in jüngster Zeit 
nur noch für von vornherein als zweifelhaft angesehene Reste gebraucht. Damit ist 
Plataninium als nomen abiguum auch für tatsächlich zu den Platanen gehörige Fossilien 
vollends unbrauchbar geworden. 

The anatomical features of Platanoxylon/Platanus woods, as mentioned above were 
discussed in detail and critically reviewed by Süss & MUÜLLER-SToLL (1973, 1975, monograph 
1977). The authors found characteristic differences between trunc and root wood. 

Trunc wood structure of four Platanoxylon species - rays<30% ofthe wood 


ray-quotient 15 rays 14-20 cells wide 
ray-quotient 20 rays 13-26 cells wide 
ray quotient 30 rays 18 cells wide 


159 


Root wood structure offour Platanoxylon species -rays> 30% ofthe wood 
ray quotient 7 rays 45% 


ray quotient 10 rays 33-40-56% 


Tab. 1. Comparison of some anatomical features between the form-genus Platanınıum UNGER 1842 
(emend.) and the organ-genus Platanoxylon ANDREANSKY 1951 (emend.) according CRAWLEY 
(1989), SCOTT & WHEELER (1982), Suss (1971), Suss & MÜLLER-STOLL (1977) and WHEELER, SCOTT 
& BARGHORN (1977). 


Anatomical features Platanınium Platanoxylon, Platanus 

vessel perforations exclusively or predominantly predominantly simple, 
scalarıform scalarıform present 

intervessel pits opposite opposite 

spiral thickenings partly present absent 

rays uniseriate many very rare 

ray cells markedly heterocellular homocellular 

height ray cells mean < 30 um mean >30 um 


3. Anatomical description 


The silicified wood pieces from Frankenmarkt (3.1), Pfaffing (3.2) and Unterbachham (3.3) 
are partly good preserved. Thin sections were prepared in the 3 standard orientations for 
observation by optical microscop. The average density of vessels per unit area was determined 
by counting as an individual any vessel present, whether or not it occured as a solitary vessel 
or as one component of aradial or tangential multiple (WHEELER 1986). The description of the 
woods follows the outline and terminology recommend by an International Association of 
Wood Anatomists (IAwA) Commitee (1989). 


Comparison with descriptions and illustrationsof extant woods: 


Baas (1969); BAREFOOT & Hankins (1982); BRAZIER & FRANKLIN (1961); CARLQUIST (1988); 
CUTLER, RUDALL, GASSON & GALE (1987); GREGUSS (1959); GROSSER (1977); FAHN, WERKER & 
Baas (1986); ILıc (1991); NiLOOFARI (1961); METCALFE & CHALK (1950); MıLes (1978); PANSHIN 
& DE ZEEUW (1970); SCHWEINGRUBER (1978, 1990); Süss & MÜLLER-STOLL (1973, 1975); 
\WAGENFÜHR & SCHEIBER (1985) and standard references als listed in GREGORY (1994: 118-119). 


Comparison with thin slides: Xylothek, Dr. D. Grosser, Institut für Holzforschung, 
University Munich, STERN’s Index Xylariorum p. 229-230 (STERN 1988). 


Comparison with descriptions and illustrations of fossil woods: 


ANDREANSsKY (1951); BRETT (1972); FELıx (1894, 1896); GrEGuss (1969); HOFMANN (1952); 
PAGE (1968); PRAKASH & BARGHORN (1961); PRAKASH, BREZINOVA & BBZER (1971); SCOTT & 
WHEELER (1982); SELMEIER (1975, 1989), Süss (1971,1980); Süss & MÜLLER-STOLL (1977); 
Suzukı (1976); UnGER (1842a): VATER (1884); WHEELER, SCOTT & BARGHORN (1977); WHEELER 
(1991c) and Fossil Wood Database 11 March 1991, p. 23, with 25 Platanus records (WHEELER 
1991a,b). 


160 


31 The Platanus wood from Frankenmarkt 


Ordnung Hamamelidales 


Familie Platanaceae 


Platanoxylon sp. 


Organgattung: Platanoxylon ANDREANSKY 1951 
Typusart: Platanoxylon andreanskyıi, Süss & MÜLLER-STOLL 1977: 7-9, Abb. 1, Taf. I, 
Fig. 1-4, Taf. II, Fıg. 1-2. 


Minute anatomy 
(Fig 1-7) 


“0 
Fr 4 
En 7 
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Me 
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& 
12 


2 


ne 


Fig. 1. Cross section (Frankenmarkt). Wood diffuse-porous with five growth bounderies, vessels very 
numerous, evenly distributed. X 25. 


161 


The present description is based on 6 thin slides, maximum ca. 3 x 3 cm (cross section). The 
petrified secondary xylem shows only in transversal section good preservation. 
Growth rings 

Present, partly visible to the naked eye, boundaries marked by few rows of radıally flattened 
latewood fıbres and swollen rays, narrow, e. g. 20 growth rings per 2,3 mm, growth rings width 
variable, 0,7-2,2 mm, boundarıes often bended between two rays. 
V ErS-SIG | N 

Diffuse-porous; vessels numerous and fairly evenly distributed, within some growth rings 
vessels slightly more crowded and larger ın the early wood, solitary pores oval or tending to 
be angular ın outline, mean tangential diameter 71 tim , range 48-121um; multiple pores in 


various directions or ın clusters, vessels thın-walled; 161 vessels per sq. mm; perforation plates 


Fig. 2. Cross section (Frankenmarkt). Radially flattened latewood fibres on the growth boundaries, dark 
rays comparatively wide and broader at the growth rings, shape of vessel outline partly angular. 


50. 


162 


Fig. 3. Cross section (Frankenmarkt). Vessels solitary and in ırregular groups, growth ring boundaries 


bended between the noded rays, wood tissue tangentially distorted before mineralisation. X 50. 


with one exception (scalarıform) exclusively simple with a single circular or elliptical opening, 
end wall of vessel elements transverse or oblique, locally also with truncated or tapered ends; 


intervessel pits opposite in horizontal rows, rarely alternate, elongated intervessel pits, e.g. 


fe} 


20 um to 8 um, opposite oval intervessel pits e.g. 6 per 75 um transverse vessel wall, apertures 
invisible; vessel element length 148- 711 um, mean 312 um. 


Rays 

Visible to the naked eye, on the growth ring boundaries often abruptly swollen and broader, 
rays sometimes closely and vertically placed upon each other so as to appear as parts ofthe same 
ray dissected into smaller units. Multiseriate rays 3 to 21 cells (mean 13 cells), 40 to 351 um 
(mean 210 um) wide, multiseriate ray heigh 0,7 to 5,5 mm high (mean 2,1 mm), sheat and 
marginal cells absent; (1)-2-(3)seriate rays very rare, (1)-2seriate rays, e.g. 400 um high, 35 um 
wide; ray tissue almost homocellular, composed of procumbent cells, individual cells oval, 
round to polygonal in tangential section, ray cells in tangential section 12 to 39 um high, mean 
21,5 um; ray cells thin-walled; occasıonally apparently crystals ın ray cells; ray quotient 
(proportion height to width) 6-16-(23), mean 10; ray percentage inthe wood 22%; rays permm 
2-3. 


Fibres 

Fibres ırregularly distributed ın cross-section, libriform fıbres tissue form only small spaces, 
partly a small network between the numerous vessels in cross section, cells polygonal, not 
thick-walled, diameter 11-18 um. 


163 


ww 


5 
RE Ge 


g 
us 


Tan 


w 


— 


Fig. 4. Tangential section (Frankenmarkt). Rays mostly broad, sometimes closely and vertically placed 


upon each other. X 50. 


Axial parenchyma 

Parenchyma scarce paratracheal-and apotracheal diffuse, difficultto distinguish parenchyma 
cells from thin-walled fıbres. 

Occurence: Frankenmarkt, Austria, Oberösterreich, about 35 km NE of Salzburg. 

Material: Silicified dicotyledonous wood, 18 X 6,5 X 4 cm, collection R. BAUMGARTNER; 
deposited in the Bavarian State Collection of Palaeontology and historical Geology, Munich , 
Inventar-Nr. BSP 19901151. 

Horizon: Upper Tertiary; ?reworked in glacial sediments. 
Affıinities 

The most outstanding feature of the silicified wood is the presence of conspicuously large 


rays already visible with the naked eye, diffuse porousness, exclusively simple perforation 


164 


Fig.5. Tangential section (Frankenmarkt). Broad rays up to 14 cells wide. 


fo} 
x 125. 


plates, opposite intervessel pits in horizontal rows, homocellular procumbent rays. The 
combination of these features and other characteristics indicate a close relationship with the 
genus Platanus. A survey ofthe available woods of the genus Platanus indicates that the nearest 
affınity of the fossil within the genus is with P/. occidentalis L.(Tennessee, HMNTr. 266) and Pl. 
orientalis, (Poland, RAKF Nr. 3968). 

Vessel diameter, ray width, ray frequency and ray arrangement are variable, and even in the 
same silicified species examples may be found different other mean numbers (ranges). Because 
of this, mostly no actual measurements are given in anatomical descriptions and wood 
identification manuels of extant trees and shrubs. Consequently accurate measurements, as 
usual in palaeoxylotomic descriptions, are not always very useful in the process of identification. 

The combination of features of this fossil is identical with Platanoxylon ANDREANSKY (1951), 
not with Plataninium, sensu PAGE (1968). A similarity in some features is apparently given with 


Platanoxylon amerıicanum from the Columbia Lava Series of Vantage, e.8., vessels persgq. mm, 


165 


Fig. 6. Tangential section (Frankenmarkt). Ray tissue almost homogenous, composed of procumbent 


cells. X 250. 


140 to 161 (Frankenmarkt), intervessel pits opposite, cellular composition of the rays, ray 
percentage 25 to 22 % (Frankenmarkt). It differs, however in the absence of scalarıform 


perforation plates. 


166 


Fig. 7. Radial section (Frankenmarkt). Intervessel pits opposite. X 250. 


3.2 The Platanus wood from Pfaffing 


Ordnu ng Hamamelidales 


Familie Platanaceae 


Platanoxylon sp. 
Organgattung: Platanoxylon ANDREANSKY 1951 


Typusart: Platanoxylon andreanskyı Süss & MÜLLER-STOLL 1977: 7-9, Abb. 1, Taf. 1, 
Fig. 1-4, Taf. II, Fig. 1-2. 


167 


Minute anatomy 
(Fig. 8-9) 


The present description is based on 3 thin slides, maximum ca. 3,7 x 1,8 cm. The petrified 
secondary xylem is poorly preserved. The poor preservation, wood tissue decayed, obscures 
some critical anatomıcal features. 

Growth rıngs 

Present, visible to the naked eye, narrow, 15 growth rings, variable 0,4-3,0 mm wide, mean 
1,5 mm; microscopically marked by bended boundaries and distended rays. 

Vessels 

Diffuse porous; vessels randomly arranged, solitary and ın tangential multiples of 2 to 4; 
vessels more crowded and larger in the early wood, less abundant and widely spaced in the late 


summer wood, solitary vessels tending to be angular in outline; tangential diameter, range 31- 
112 um, mean 67 um; tangential diameter of early wood pores 53-112 um, mean 81 um; vessel 


.8. Cross section (Pfaffing). Wood diffuse porous with 12 growth boundaries and dark rays. X 15. 


168 


diameter tangential to radial in early wood e.g. 70 um to 128 um, 67 um to 119 um, 57 um to 
107 um; tangential diameter of late wood pores 31-66 um, mean 46 um; vessels thin-walled; 91 
vessels per sg. mm, range 80-103; perforation plates predominantly simple, occasional 
scalarıform, 14-17 bars, opposite intervessel pits present, outline oval to elongate; vessel 
element length apparently 95-362 um, mean 274 um, end wall of vessel elements transverse, 
rarely something oblique. 
Rays 

Visible to the naked eye, partly distended on the growth ring boundaries, rays frequent 
closely and vertically placed upon each other so as to appear as parts of the same ray dissected 
into smaller units, rays almost homocellular, sheat or margınal cells absent; small rays wıth (1)- 
3 cells very rare, larger rays commonly to 16 cells (266 um) wide, multiseriate rays 0,6-4,3 mm 
high, mean 2,7 mm; ray quotient (proportion height to width) of large rays (4)-7-14; cells of 
small rays 14-32 um high, mean 22,3 um; cells of larger rays 18-36 um high, mean 23,6 um, ray 
cells thin-walled; ray percentage in the wood about 26 %; rays per mm 2-3-(4). 


Fig. 9. Tangential section (Pfaffıng). Rays mostly broad, sometimes vertically placed upon each other. X 60. 


169 


Fibres 
Poorly preserved, cells rectangular, diameter in cross section 17-24 lim. 
Axıal parenchyma 
Parenchyma cells not preserved in detail, difficult to distinguish within the general pattern. 


Occurence: Pfaffing near Munderfing, Austria, Oberösterreich, “am Rande des 
Kobernaußerwaldes“ (letter J. MÜHLBACHER, 17.7.1972); leg. J. WERNDL, sawmill Pfaffing. 


Material: Abigsilicified specimen, as notified, an historical border stone at the time of 
CHARLESTHE GREAT (personel information Prof. W. Jung, 18.12.1973); thin-section slides with 
Inventar-No. BSP 1972125. 


Horizon: Pliocene 


Tab. 2. Comparison of some anatomical features of the woods described above 


Anatomical features Frankenmarkt Pfatfing Unterbachham 
Growth rings 0,7-2,2 mm 0,4-3,0 mm 6,0-7,7 mm 
Vessels 
mean per sg. mm, 161 91 78 
mean tg. diameter 7lum 67 um 65 um 
perforations simple simple and scalariform | simple and scalarıform 
intervessel pits opposite opposite opposite 
Rays 
(1)-2seriate rare rare rare 
multiseriate 21 cells 16 cells 18 cells 
maximal heigh 5,5 mm 4,3 mm 3,4 mm 
cellular composition | homocellular homocellular homocellular 
height ray cells mean 21,5 im mean 24,5 um mean 23 um 
ray quotient 6-16-23 4-7-14 5-18-27 
% rays in wood 22% 32% 32-45% 


Affıinities 

This fossil wood most closely resembles the anatomical features of the extant genus Platanus 
(diffuse porous, large rays visible with the naked eye, noded rays on growth ring boundaries, 
simple and scalariform perforations plates, opposite intervessel pits, homocellular rays, ray 
cells vertically 22-23 um and other characteristics). The wood shows similarities with available 
extant microscopic samples, e.g. Pl. orientalis (Israel, No. 38), Pl. occidentalis L. (Madrid, Sp 
19) and (USA, HMNTr. 2032); Pl. acerifolia WırLo., (München, HMNr. 753). 

As mentioned above (3.1), many anatomıcal (diagnostic) featuresare variable, and even in the 
same fossil species examples may be found different ranges. Consequently, accurate microscopic 
measurements are often useless in the process of identification. 

The minute structure of this fossil is identical with the anatomical features of Platanoxylon 
ANDREANSKY (1951), not with Platanınıum, sensu PAGE (1968). The fossil wood from Pfaffing, 
Austria, resembles in some features to the wood structure of Platanoxylon andreanskyi from 
Hungary, Miköfalva. There are only slightly differences in the mean numbers, e.g. vessels per 
sq. mm (100/91), vessel diameter tangential (75/67 um), large rays (14/16 cells) wide, ray 
percentage ın wood (24/26 %). But the fossil differs in some other anatomical aspects. 


170 


33 The Platanus wood from Unterbachham 


Ordnung Hamamelidales 


Familie Platanaceae 


Platanoxylon sarmaticum Süss & MÜLLER-STOLL 1977 


Organgattung: Platanoxylon ANDREANSKY 1951 


Typusart: Platanoxylon andreanskyi, Süss & MÜLLER-SToLL 1977: 7-9, Abb. 1, Taf. I, 
Fig. 1-4, Taf. II, Fig. 1-2. 


Minute anatomy 


(Fig. 10-15) 


Fig. 10. Cross section (Unterbachham). Growth ring boundary distinct, vessels in the early wood are 
larger than those in the latewood of the previous growth ring. X 50. 


171 


The present description ıs based on 6 thın slides, maxımum ca. 3 x 3 cm (cross section). In 
comparison with the silicified wood specimens from Frankenmarkt (3.1) and Pfaffing (3.2), the 
longitudinal slıdes from Unterbachham show some more anatomically details; wood structure 


locally dıstorted by compression. 
Growth rıngs 

Present, distinct, visible to the naked eye, marked by a few rows of radıally flattened fibres 
and distended rays; 3 relatively broad growth rings, 6,0-5,3-7,7 mm. 
Vessels 

Diffuse porous; vessels randomly arranged, solitary and in tangential multiples of 2 to 3, 
vessels more crowded and larger ın the early wood, less abundant and widely spaced in the late 


summer wood, solitary vessels tending to be angular ın outline; tangential diameter of early 


wood pores 82-122 um, mean 95 um, tangential vessel diameter of late wood pores 48-71 um, 


Fig. 11. Cross section (Unterbachham). Growth rıng boundary between the dark rays, rays markedly 


broader on the growth ring boundary. X 125 


vessel thin-walled; wood pores 78 per sq. mm, range 64-89, late wood pores 49 Im per sq. mm, 
range 27-62; perforation plates predominantly simple, occasionally scalarıform, number and 
thickness of bars variable,(7)-12-22 bars; intervessel pits in horizontal opposite rows; vessel 
element length 108-362 um, mean 294 um, end walls of vessel elements transverse or oblique. 


Rays 

Visible to the naked eye, on the growth ring boundaries often abruptly swollen and broader, 
some rays closely and vertically placed upon each other so as to appear as parts of the same ray 
dissected into smaller units; multiseriate rays 3 to 18 cells wide, mean 12 cells, 42 to 275 um 
wide, mean 167 um; 1(2)seriate rays very rare, e.g.12 cells (305 um) high, 20-45 um wide; ray 
tissue almost homocellular with sligthly tendency to heterocellular, individual cells oval to 
polygonalintangential section, vertically 19-37um, mean 23 um, nearly allray cellsprocumbent, 
marginal cells occasionally not procumbent, e.g. radial 71 um, tangential 32 um; ray cells thin- 
walled; solitary crystals present in procumbent cells (radial section) and in an individual 


Fig. 12. Tangential section (Unterbachham). Rays mostly broad, closely associated with one another, 
some rays vertically placed upon each other. x 50. 


173 


l(2)seriate ray (tangential section); ray quotient (proportion heightto wıdth) 5-18-27, mean 10; 
ray percentage in the wood 32-45-52%, mean 41%; rays per mm 3-4-(5). 
F 1 b IIE3S 

Fibres ırregularly distributed ın cross-section, libriform fibres thick-walled with small 
lumen, polygonal in cross-section, e.g. diameter 25 um, lumen 6 um. 
Axıal parenchyma 

Parenchymaparatracheal-scanty, apotracheal diffuse, isolated cellsand diffuse-in-aggregates, 
cells thin-walled, rectangular or flattened ın cross section. 

Material: Silicified dicotyledonous wood, 50x20x 10cm, collected by Dr. H. J. UnGER, 
1994. Wood specimen deposited ın Bayerisches Geologisches Landesamt, Munich, sectioned 


small samples and thin slides deposited in Bavarıan State Collection of Palaeontology and 
historical Geology. 


Fig. 13. Tangential section, left (Unterbachham). Ray tissue almost homocellular, partly destroyed. 
Radıal section, right (Unterbachham). Procumbent ray cells with crystals. X 125. 


174 


Horizon: Tertary, Upper Freshwater Molasse, middle Series, apparently Mammal 
Neogen Unit, MN 6. Detailed information about the geological and stratigraphic situation of 
thebentonitelocalitiesintheareaof Unterbachham, Landshutand Mainburghhas been published 
by geologists (UNGER 1981, 1991; UNGER & NIEMEYER 1985a,b). 

Affıinities 

The wood described above do not differ in any anatomical detail from the wood of extant 
available species of Platanus (Xylothek Dr. D. Grosser). The fossil exhibits the combination 
of features listed as diagnostic in the above cited literatature and listed in Tab. 1. 

This silicified wood markedly resembles to the wood structure of Platanoxylon sarmaticum 
from the locality Thonstetten (SELMEIER 1989). Some anatomical features in comparison (in 
brackets anatomical details of the wood from Thonstetten): Growth rings maximal 7,7 (4,8) 
mm, vessels 78 (56) per sq. mm, perforation plates predominantly simple and scalarıform, 


a = f - 
u 8 ud si’. 
Fig. 14. Radial section (Unterbachham). Vessel perforations simple and scalariform with about 15 bars. 
x 250. 


175 


intervessel pits in transverse oppositerows, I-(2)seriateraysrare, large rays maxımal 3,4(5) mm 
high, height ray cells mean 23 (23) (Im, ray percentage in wood 32-45%, (43)%. 

Marginal ray cells occur in the wood tissue of this fossil. In the “Root identification manual 
oftrees and shrubs”, (1987), ray cells of extant Platanus roots are described as “heterocellular, 
cells in RLS procumbent, square and upright” (CUTLER et al., 1987: 140). 

Comparison between fossil trunk and root wood has been investigated by Süss & MÜLLER- 
StoLı (1977), summarızed by SELMEIER (1989: 252). 


Ray percentage by Platanoxylon trunk wood (7 species) 18-26% 

Ray percentage by Platanoxylon root wood (5 species) 33-50% 
F ge D) ) F 

Ray percentage by Platanoxylon, localıty Unterbachham 32-45% 


The Tertiary wood from Unterbachham described above falls within ın range of structural 
variability of Platanoxylon sarmaticum and, consequently, ıs given that name. 


Fig. 15. Radial section (Unterbachham). Left: Vessel perforations simple and scalarıfom with some bars. 


Right: Intervessel pıts opposite. X 250 


34 Fossıl record of Platanus wood in Bavaria 


Up today about 30 silicified platanoid and Platanus wood samples were er in Upper 
Tertiary sediments of southern Bavarıa by L. FRUTH, W.-D. Grimm, H. Hörzı, M. LEncL, D. 
MÜLLER, F. PFEIL, K.-H. SCHRETTENBRUNNER, A. SELMEIER and J. WERNDL. Thin Me lesand most 
of the wood samples are deposited in the Bavarıan State Collection of Palaeontology and 
historical Geology (BSP), Munich. The four digit number in brackets following names of 
places always refers to the survey map number of topographical map 1: 25000 showing where 
the silicified wood specimens were found. 

The more than 30 fossil wood samples were collected in the following localities wıthin 
southern Bavarıa: Bergham (7340), Bergheim (7233), Gammelsdorf (7437), Jettingen (7528), 
Joshofen (7233), Landshut 7438/39), Möckenlohe (72713), Obertürken (7744), Passau (7446), 


| | | | 


fl 


Il 


| 


IN IN j) 


|| 
= ll N 


Fig. 16. Comparison ofrays in tangential section from 4 different localıties; Bergham (Ba), Bergheim (Be), 
Gammelsdorf (Ga), Joshoten (Jo) 


1727; 


Prielhof (7133) - 13 specimens, leg. A. SELMEIER; Schrobenhausen (7433), Schloßberg (7445), 
Thonstetten (7537), SELMEIER (1989a); Unterbachern (7432) and Zanklau (7342). A comparison 
of the ray arrangement when viewed in tangential section is drawn ın Figs. 16-17. The 30 
silicified Platannus and platanoıd woods represent only a small fraction of an extensive 
collection of about 5000 pieces made ın the last decades. More than 2100 pieces of the BSP- 
collection L. LANG were cross sectioned by B. BEAUERY (1992). 

Leaves and blossom rests of the family Platanaceae are known from Tertiary sediments of 


southern Bavarıa and Austria (e.g., GREGOR 1982; JunG 1963, 1968, 1970, 1986; Kovar 1986; 
KovAr-EDER 1988). 


ll 
UN 


| 
W 


| | \ N) m 


Comparison of rays in tangential section from 4 different localities; Möckenlohe (Mö), Ober- 
türken (Ob), Prielhof (Pr), Pfaffing, Austria (Pf). 


en — — 
—— 
— —— —- 
zz __- 
—,— | 
EEE 
= 
5 mm 


Fig 


g. 17. 


4. Discussion 


The wood tissue ofthethree different samples from the localities Frankenmarkt, Pfaffingand 
Unterbachham seems to fall within the known range of variation of wood from the extantgenus 
Platanus. The 3 silicified woods do not differ in any major anatomical detail from the wood of 
living species of Platanus. There can be little doubt about the similarity with extant Platanus 
species. The minute structure of the fossils from Frankenmarkt, Pfaffing and Unterbachham 
seems to fall within the known range of varıation of wood from the extant genus. 

The 3 silcified woods have distinct growth rings. It is suggested that these trees grew in a 
seasonal environment. Data support the hypothesis that correlations of wood anatomıcal 
features with environmental parameters have not been constant over geological time (BAAs 
1990; WHEELER & BAas 1993). External palaeoenvironmental influences on anatomical features 
in Cretaceous wood from Anatarctica and Alaska has been investigated by CHapmann (1994). 
Fossil wood has the potential to record several aspects of the palaeoenvironment in which it 
grew. It is known that the anatomical features vary considerable within a tree depending on 
especıal position ofthe wood (trunk, stump, root, twig or branch). After CHAPMANnN (1994: 19) 
it is therefore important that the grewing position of fossil fragments is exactly identified so 
that comparisons of wood characters between sites can be made. The three fossil wood 
specimens described here represent probably mature secondary xylem. But the exactly 
position of the three fossil fragments within the tree is unknown. In consideration of the 
percentage of the rays (Süss & MÜLLER-STOLL 1977:43-44), the Platanoxyylon wood specimen 
of Unterbachham with 32-45% rays represents obviously secondary xylem from a root. 
Platanoxylon sarmaticum from the locality Thonstetten near Moosburg, Bavaria, also shows 
root structure with 37-50% ray percentage (SELMEIER 1989). 

The major difference between Plataninium and Platanoxylon/Platanus (extant sycamore 
wood) seems to be the presence of predominantly or exclusively scalariform perforation plates 
by the fossil genus Platanınium (WHEELER, SCOTT & BARGHORN (1977: 296). Fossil forms with 
predominantly scalarıform perforations plates have been assigned in the last decades to 
Plataninium UNGeEr (1842), fossil forms with numerous simple perforation plates have been 
placed in Platanoxylon ANDREANSKY (1951) or to extant Platanus (BRETT 1972: 496-497). A 
further difference between Platanınınm (sensu PAGE) and Platanoxylon/Platanusisthe frequence 
of uniseriate rays. Platanoxylon/Platanus have only occasionally 1(-2) seriate rays (Tab.1). 

The fossil record for platanoıd woods and Cretaceous woods (PAGE 1981: 442) support the 
Baileyan concept (BAıLEy 1953; Frost 1930a, b) that scalarıform perforation plates are more 
primitiv. The results of a comprehensive survey of incidences (frequency of occurence) of 
wood features through time has been investigated by WHEELER & Baas (1991). The feature 
“exclusively scalarifom perforation plates” (1991: 282, Fig. 2) decreases in incidence from the 
Cretaceous to Pliocene. The Platanoxylon woods from Frankenmarkt (? Pliocene) and 
Pfaffing/Unterbachham (Upper Tertiary) support the Bayleyan concept. The genus Platanus 
apparently was undergoing complex genetic changes during Late Cretaceous and Paleogene 
time (WHEELER etal., 1977:297). After Süss & MÜLLLER-STOLL (1975) characteristics of raysare 
presumably controlled more by internal (genetic) factors whereas the features of vessels are 
strongly dependant from environmental influences. Seasonal changes in the distribution of 
water intheouter growth rings were recently visualised by cryo-scanning electron microscopy 
using Fraxinus mandshurica var. japonica by UTsumi et al. (1996). 


MANCHESTER (1986) reviewed the fossil record and evolution of the Platanaceae. The family 
is abundant in the Early Tertiary of North America, records already in the Upper Cretaceas of 
Alascaand America (HiRMER 1942: 366-367; PAGE 1968, 1981). A great number of fossil woods 
belonging to the family Platanaceae are known from various localities in the world (Europe, 


179 


North America, Japan). They are mentioned and partly critical reviewed by different authors 
(e.g., WHEELER etal. 1961; Süss & MÜLLER & StoLı 1977: 46-58, Tab. 3; WHEELER 1991a - Fossil 
Database, p. 23). Fossil woods belonging to the family Platanaceae have been enumerated by 
PRAKASH & BARGHORN (1961) and Süss & MÜLLER-STOLL (1977: 46-58). After TAYLOR & 
Tayıor (1993: 761) Platanınıum ıs a relatively common wood type at many localities 
containing Platanus-like leaves. Platanoıd and Platanus woods and leave assemblages are 
known from the Cretaceous and Eocene of North America, from the Early and Late Tertiary 
of Europe (Maı 1995) and from the Palaeogene of Japan (Suzuki 1976). 

The only genus of the Platanaceae is Platanus. The genus Platanaceae includes about eleven 
species of large trees, three in southern Europe and Asia (Laos), eight in temperate North 
America, in Mexico and Guatemala. Five species are found only in Mexico. Pl. orientalis L. 
grows ın North America, ın South and Middle Europe, ın Asıa Minor and Iran. 


Tertiary wood siıtesin Austriaand southern Bavaria 


The Molasse basın ıs a foreland basin located north of the European Alps. It is over 1000 km 
in length, extending west of Lake Geneva and east to the Carpathiens. Thousands of silicified 
wood specimens have been collected in the “Tertiary hilly region” ın Bavarıa and Austria 
during the last decades. 

After experiencing a lapse in the second half of this century, research on fossil wood was 
revived by CicHock1 (1988, 1992). In Austria there are extensive collections of silicified wood 
specimens. Many discovery areas and sites are recorded ın papers from the last decade 
(CıcHockı 1988, 1992; REITER 1989; SELMEIER 1994). The publications from CıcHockı (1988) 
and REITER (1989) refer to 430 respectively 327 literary citations. 

The finding sites (<300) of Tertiary woods from Bavariaare also enumerated (SELMEIER 1989, 
1997). 


5. Acknowledgements 


Thanks are due to Dr. H. J. UnGer, Bayerisches Geologisches Landesamt, Munich, making 
available the fossil wood remaın from Unterbachham and Dr. D. Grosser; Munich, for 
facilities in the Institut für Holzforschung, University Munich. Technical assistance: H. 
MERTEL (thin section slides) and R. R. Rosın (photos fig. 1, 8 and film processing). 


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Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol. | 36 185-196 München, 15. 12. 1996 


Ein verkieseltes Gymnospermenholz mit Fraßgängen von Teredo 
aus La Calamine (Belgien) 


Von ALFRED SELMEIER *) 
Mit 7 Abbildungen 


Kurzfassung 


Ein Kieselholz aus der Oberen Kreide von La Calamine, Belgien, ist von zahlreichen 
Fraßgängen der Bohrmuschel Teredo durchlöchert. Die Dünnschliffe zeigen ein stark abge- 
bautes Gymnospermenholz. Proben aus der Füllsubstanz der Bohrgänge wurden qualitativ 
(EDS) und quantitativ (ICP) untersucht. 


Abstract 


A silicified wood from La Calamine, Belgium, has holes and ducts bored by wood-eating 
Teredo bivalves. The microscopic structure of the gymnosperm wood is poorly preserved. 
Material from the Teredo borcholes has been tested qualitatively (EDS) and quantitatively 


(ICP). 


VsJEinletungg een een 
2 DAYS ynnospermen holz en. 


DA IENnatomıscher Merkmalen 
DDMEraN Tan Seo ER, 
Holzzerstörende Bohrmuscheln 


SI a 


1. Einleitung 


Über fossile Holzreste aus dem Gebiet südwestlich von Aachen, Alter obere Kreide, wird in 
jüngster Zeit mehrfach berichtet (DERNBACH 1996; Gaipı. 1996; RICHTER 1995). Übereinstim- 
mend verweisen diese Autoren auf den Befall der Hölzer durch die Bohrmuschel Teredo: 
DERNBACH (die kleinen Äste und Stämme sind von verschieden großen Fraßgängen durch- 


*) c/o Institut für Paläontologie und historische Geologie der Universität, 
Richard-Wagner-Straße 10, D-80333 München 


185 


löchert), GaipL (verkieseltes Holz zeigt sehr oft Spuren von Bohrmuscheln), RICHTER (bizarr 
geformtes Holz mit Teredo-Löchern und Astansätzen). Nach DERNBACH (1996) sind beı 
manchen Hölzern die Fraßgänge mit tiefblauen Calcedonen oder Achaten ausgefüllt. Die 
zahlreichen Holzfunde der Aachener Sande sind, soweit aus der Literatur ersichtlich, bis heute 
anatomisch unbearbeitet geblieben. Ein Kieselholz mit Teredo-Befall, aufbewahrt ın der 
Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie, stammt laut Etikett 
ebenfalls aus der Oberen Kreide südwestlich von Aachen. Es wird nachfolgend anhand von 
Dünnschliffen beschrieben. 


2. Das Gymnospermenholz 
(Abb. 1 - 4) 


2.1 Anatomische Merkmale 


Material: 5 Dünnschliffe auf 3 Objektträgern., Fläche der Schliffe maximal 1,2 x 3,2 cm. 
Fund-, Handstücke und Dünnschliffe werden in der Bayerischen Staatssammlung für Paläon- 
tologıe und historische Geologie, München, aufbewahrt, BSP 1987 I 131; ded. Prof. Dr. H.H. 
SCHLEICH, München. 

Alter: Obere Kreide, oberes Santon (unteres Campan); Aachener Sande. 


Mikroskopie 


Die am Fundstück bereits makroskopisch erkennbare Gymnospermen-Struktur wird bei 
mikroskopischer Untersuchung der Dünnschliffe bestätigt. Das Holz ist in seiner anatomı- 
schen Struktur schlecht erhalten. 


Abb. 1: Kieselholz mit Bohrlöchern von Teredo sp., Inventar-Nr. BSP 1987 1131. 


186 


prrprioguungranguung 4 


0cn 1 2 3 
Abb. 2: Anschliff, quer. Bohrgänge von Teredo mit Füllsubstanz; Inventar-Nr. 1987 1131. 


Zuwachszonen fehlen. Abgeflachte, dickwandige Tracheiden als Begrenzungslinien von 
Wachstumszonen konnten weder mit Lupe noch im Mikroskop gefunden werden. 

Tracheiden in radialen Reihen, (1) - 3 - 6 - (14) Tracheidenreihen zwischen zwei Holz- 
strahlen, Tracheiden im Querschnitt rundlich oval, daneben auch polygonal, Durchmesser 
radıal maximal bis 40 im, im Querschliff 1780 - 1920 Tracheiden je mm?. Die Tracheiden sind 
auf den Längsschliffen ohne Tüpfel. 

Axiıales Parenchym ist nicht erkennbar. 

Holzstrahlen einreihig, niedrig, nur 2-7stöckig, nur aus Parenchymzellen bestehend (?), 
Kreuzungsfeld - Tüpfel nicht mehr erhalten; tangential 7-11 Holzstrahlen je mm. 

Beurteilung: Sekundärholz einer Gymnosperme. Die für eine xylem-anatomische 
Bestimmung der pyknoxylen Holzstruktur erforderlichen Merkmale sind an den vorliegenden 
Dünnschliffen nicht mehr erhalten. Die Bestimmung einer Familie oder einer Gattung ist bei 
Gymnospermen ohne das anatomische Merkmal „Form der Kreuzungsfeld-Tüpfel“, sichtbar 
im Radıalbild, nicht möglich. Um den wertvollen Fossilrest zu schonen, wurden zusätzliche 
Schliffe nicht angefertigt. 


2.2 Fraßgänge von Teredo 


Das Kiıeselholz, Gewicht etwa 1 kg, Umfang 36 cm, ist allseitig von Bohrlöchern und 
Bohrgängen durchsetzt. Der Durchmesser der Bohrlöcher beträgt etwa (3) - 5 - 8 mm, eine 
breitere Gangfüllung mißt 11 mm. Die Bohrgänge verlaufen nur teilweise zellaxial, d. h. 
achsenparalell zur vertikalen Orientierung der Tracheiden. Die Füllsubstanz der Löcher 
und der angeschnittenen Gänge ist gegenüber dem äußerlich hellen, etwas gelblichen 
Gymnospermenholz deutlich braun bis rötlich gefärbt. Der reale Anteil der Bohrgänge 


187 


RR 
Ri 7% 


Abb. 3: Querschliff. Gy mnospeı menholz und Teil eines zellaxialen Bohrganges 


mit Füllsubstanz. - x 55 


wechselt innerhalb der angeschnittenen (Holz)-Fossilflächen. Es sind, je nach einsehbarer 
Stelle der Querschnitte, 30 - 55 - (80) % der Holzsubstanz von Bohrgängen durchzogen. 
Wurde das Holz aus La Calamine vor der Verkieselung von Bohrmuscheln aus der Familie 
der Teredinidae befallen? Die Frage ıst berechtigt, da grundsätzlich verschiedenste holz- 
zerstörende Meerestiere in Frage kommen.Vergleicht man jedoch die typischen Querschnitts- 
formen und die räumliche Gestalt der Bohrgänge aller wichtigen holzzerstörenden Meeres- 
tiere (Limnorza, Martesia, Sphaeroma, Teredo), so kommt nur die Bohrmuschel Teredo in 
Frage. Die Bohrgänge von Limnorza, Martesia und Sphaeroma sehen erheblich anders aus. 
Der Angriff durch Bohrmuscheln begann mit der Lagerung des Holzes im salzhaltigen 
Wasser des damaligen Kreidemeeres. Aus der Dichte und dem Durchmesser der Fraßgänge läßt 
sich nach GoTTwaLD (1992: 81; Taf. 1, Fig. 1) die zeitliche Dauer des Befalls „berechnen“. Für 
das erforderliche Wachstum von Teredo navalis kommen etwa 12 - 36 Monate in Frage. 
GoTTwaLD (1982) berücksichtigt für die eozänen Hölzer aus Helmstedt alle biologisch 
erforderlichen Minimal- und Maximalzeiten für den Befall durch Bohrmuscheln, Pilze und 


188 


Abb. 4: Querschliff. Gymnospermenholz mit radialen Tracheidenreihen 
und einreihigen Holzstrahlen. - X 125. 


Insekten. Unter dieser Voraussetzung können zwischen dem Abbrechen (Entwurzelung) und 
dem frühesten Beginn der Mineralisierung etwa 65 Monate angesetzt werden. Für die Befalls- 
dauer durch Bohrmuscheln beim vorliegenden Treibholz aus La Calmine kann eine ähnlich 
lange Zeitdauer vermutet werden. 


Füllmaterial der Bohrgänge 


Kontrolliert wurden unterschiedliche Proben eines Bohrganges im Rasterelektronen- 
mikroskop. Die häufigsten Bilder sind mehr oder weniger amorphe Strukturen (Abb. 5). Bei 
einer Probe wird vermutet, daß eventuell abgeraspelte Holzzellen (Nadelholztracheiden) im 
Bohrgang erhalten geblieben sind (Abb. 6). Ob es sich um unverdaut ausgeschiedene Zellen 
handelt, ist schwer beurteilbar. 

Einige Proben der Füllsubstanz wurden qualitativ mit EDS (Energy dispersive analysis 
spectroscopy) untersucht. Sı bildet mit großem Abstand das Maximum der Line markers 


189 


(peaks), ergänzt durch einen sehr geringen Anteil an Fe und Al. Die EDS-Methode erfaßt die 
Elemente erst ab der Kernladungszahl von Fluor (9). Somit bleiben Sauerstoff (Oxide) und C 
unberücksichtigt. 


Abb. 5: Probe aus der Füllsubstanz eines Bohrganges ım Rasterelektronenmikroskop; Maßstab 10 um. - 


1000 


\bb. 6: Probe aus der Füllsubstanz eines Bohrganges ım Rasterelektronenmikroskop. ? Abgeraspelte 


ann 


Tracheidenzellen des Gymnospermenholzes; Maßstab 10 um. - X 1200. 


190 


Zusätzlich wurden Proben der Füllsubstanz eines Bohrganges mit ICP (Inductively coupled 
plasma spectrometry) geochemisch quantitativ untersucht (PoTTs et al. 1995). 

Methodisches: 0,5 g der pulverisierten Füllsubstanz wird mit 6 ml HF (40 % ) und 4 ml 
HNO, (60 %) ın einem Druckautoklaven 8 Std./180°C aufgeschlossen. 

Die Probe wird abgeraucht und mit 50 ml einer 1,75 molaren HCl aufgenommen (Verdün- 
nung 1: 100). - Für die prozentualen Werte wurden neun Elemente als Oxide umgerechnet. 


Sio, 60,50 % CaO 1,2% 
ALO, 19% K,O 0,9% 
FeO 4,3% Io) 0,85 % 
MgsO 2,3% E&5O, 0,80 % 
Na,O 1,3 % MnO 0,052 % 
Ba 700 ppm Y 39 ppm 
Cu 460 ppm Co 16 ppm 
Cr 280 ppm Pb 8 ppm 
Sr 88 ppm Sn 6 ppm 
Ni 40 ppm Cd 4,8 ppm 
Sb 3,4 ppm 


Fossile Hölzer mit Fraßgängen von Teredo sp. 


Vermutlich eine der ersten Abbildungen eines fossilen „Teredo-Holzes“ stammt von 
MANTELL (1844, p. 168). Über ein Koniferenholz in Kiesel-Konkretionen (Flint) mit Teredo- 
Löchern aus der Kreide von Croydon berichtet SEwWARD (1898: 61 - 62, Fig. 8): The wood must 
have floated for some time before it became water-logged and sank to the sea-flor (Cretaceous 
sea). Zeitlich etwas früher beschreibt VATER (1884: 790-791) den Teredo-Befall an 120 Phos- 
phorit-Hölzern aus Harzburg wie folgt: „Die Hölzer sind sämmtlich von zahlreichen, 2-6mm 
breiten Bohrlöchern durchzogen, welche den durch Insectenlarven hervorgebrachten Gängen 
nicht ähneln, wohl aber vollkommen den Bohrlöchern der recenten Treibhölzer gleichen. Es 
haben demnach die Phosphorithölzer vom Nordharz vor ihrer Versteinerung im Meere 
gelegen.“ 

Aus jüngster Zeit liegen ähnliche Beobachtungen bei den eozänen Phosphorit-Hölzern aus 
Helmstedt vor. Prof. GOTTwALD nımmt als mögliche Lagerzeiten zwischen Abbrechen oder 
Entwurzelung der eozänen Bäume und dem frühesten Zeitpunkt der Mineralisierung dieser 
Holzreste 48 - 84 Monate an. 

Teredo-Befall ist in Europa ferner an Geschiebehölzern der norddeutschen Tiefebene sowie 
an Tertiärhölzern aus Bayern und Österreich gelegentlich zu beobachten. Eine Auflistung und 
Untersuchung aller in Europa oder weltweit gefundenen fossilen „Teredo-Hölzer“ fehlt bis 
heute. Die zukünftige Bearbeitung müßte Fund- und Aufbewahrungsorte, geologisches Alter, 
anatomische Holzbestimmung und Literatur berücksichtigen. 


3. Holzzerstörende Bohrmuscheln 


Die wichtigsten tierischen Holzzerstörer im Meerwasser sind „Bohrmuscheln“ der Familien 
Pholadidae und Teredinidae, ferner Krebse der Ordnung Isopoda (Asseln). Die Bekämpfung 
der tierischen Meeres-Holzschädlinge und somit die Erhaltung des Holzes im Meerwasser 
durch künstliche Maßnahmen hat eine außerordentlich große wirtschaftliche Bedeutung 
(Brückenanlagen, Schiffe). Bis heute liegen etwa 130 Fachpublikationen vor, die über (experi- 
mentelle) Untersuchungen an holzzerstörenden Tieren und über entsprechende Maßnahmen 
des Holzschutzes berichten. Die folgende Übersicht berücksichtigt nur die im Meerwasser 
lebenden holzzerstörenden Muscheln. 


191 


Wichtige Lebenserscheinungen holzzerstörender Muscheln (Nach G. BECKER). 


Familien Pholadidae Teredinidae 
Gattungen Martesıa Teredo, Bankıa, Nausıtora 
Verbreitung Tropen bis Subtropen alle Meere 
Situation der Tiere im Holz fest eingeschlosssen fest angewachsen 
Neuer Befall des Holzes frei schwimmende Larven 
Ernährung ım Holz Plankton, kein Holz Holz und Plankton 
Bei niedrigem Salzgehalt widerstandsfähig Verschluß der Bohrgänge 
durch Paletten 
il! 


Die Bohrmuschel Teredo sp. 
Literatur: BAVENDAMM (1974); BAVENDAMM & RocH (1970); BECKER (1938, 1958); GRZIMEK 
(1979); HEINZE (1983); MÜLLER (1980); REMANE (1980). 
Körperbau (Abb. 7): Die Tiere sind an die bohrende Lebensweise hervorragend angepaßt 
(Teredon, griech. - ein nagender Wurm im Holz). Die Fraßgänge erreichen einen von außen 


Schale mit Rippen 
zum Holzbohren 


Ausström-Sipho 

hinterer Teil 
der 
Bohrmuschel 


Einström-Sipho 


Paletten 
aus Kalk 


Abb. 7: Schema des Körperbaus einer Teredinidae. - Zeichnung K. Dossow (Nach R. D. TURNER; HEINZE 
1983). 


192 


nach innen zunehmenden Durchmesser. Mit einer napfartigen Drüse erzeugt das Tier eine 
dünne Kalkschicht, mit der die Fralßgänge tapetenartig belegt werden. Die (Reib-)Schalen am 
Vorderende, ausgestattet mit feilenähnlichen Rippen und Zähnchen, sind als Gelenkkopf zum 
Bohren beweglich. Als Bohrwerkzeuge umgeben sie ringförmig das Vorderende der wurmför- 
migen Muschel. Röhrig verlängerte Ein- und Ausfuhröffungen bilden das Körperende und 
stellen den Kontakt zum Meerwasser her. Sinkt der Salzgehalt unter den kritischen Wert, 
Toleranzbereich etwa 9% -3%o, so werden die Siphonen eingezogen und der Bohrgang mit 
kalkıgen Paletten (Skelettplättchen) verschlossen. 

Lebensweise: Die Bohrmuschel der Gattung Teredo scheidet als echter Holzfresser 
geformte Kotpartikel aus. Die Muschel ernährt sich von abgeraspeltem Holz, zusätzlich auch 
von eingestrudeltem Plankton. Die Tiere leben meist nur einen Sommer. Teilweise ermöglicht 
Kältestarre das Überleben im Winter. Die Teredo-Fraßgänge sind 20-30 -(80) cm lang, Durch- 
messer 5-10 mm. Zur Auflösung der Holzbestandteile (Cellulose, Hemicellulose, Lignin) pro- 
duziertdie Muschel mitHilfesymbiontischer Bakterien das substratspezifische Enzym Cellulase. 
Etwa 80% der Cellulose und 50 % der Hemicellulose können verwertet werden. Das mechani- 
sche Vordringen im nassen Holz erfolgt durch das Bohren der gelenkbeweglichen Schalen am 
Vorderende der wurmartigen Muschel (Abb. 7). Die abgeschabten Holzteilchen werden durch 
Wimpern zur Mundöffnung transportiert. Durch eine spezielle Thigmotaxis wird weitgehend 
verhindert, daß die Tiere ihre Fraßgänge gegenseitiganschneiden und sich somit begegnen wür- 
den. Natürliche Feinde (Borstenwürmer, Bohrasseln) beeinträchtigen die Holzzerstörer auf- 
grund ihrer massenhaften Vermehrungnur wenig. Vermutlich können holzbewohnende Meeres- 
pilze die frei umherschwimmenden Larven vor ihrer Metamorphose anlocken. 


4. Fossile Hölzer mit Löchern 


Über fossile Hölzer mit aufallenden „Löchern“ wird in der Literatur seit über 150 Jahren 
berichtet. Jenach Form und Aussehen der Löcher und Gänge kommen in Kombination mitden 
anatomischen Merkmalen des Fossilrestes (Nadel-, Laubhholz, Palmen) verschiedene Ursa- 
chen in Frage: 


a) Befall durch Insekten 


Insekten oder deren Larven verursachen Fluglöcher, Fraßgänge, Fraßspuren und Kotpillen; 
Insektenordnungen: Coleoptera (Käfer), Diptera (Zweiflügler), Formicidae (Ameisen), Isoptera 
(Termiten). Einige Beispiele: Bohrgänge von Anobichnium sımile in einem Keuperholz (Linck 
1949); Anobium sp. in einem Lorbeerholz (SELMEIER 1984); fossiler Termitenfraß an Nadelholz- 
resten (SCHULTZE-DEWITZ & Süss 1988); dreifach verschiedener Insektenbefall (GOTTwALD 
1992). 


b) Befall durch Bohrmuscheln 


Beispiele: MANTELL (1844); BRONGIART (1877); VATER (1884); SEWARD (1898); GOTTWALD 
(1992); RICHTER (1995); SELMEIER (1995); GAiPL (1996). 


c) Canaliculatus Struktur 

Die wurmähnlichen, meist „leeren“ Gänge oder Löcher der verkieselten Palmenstämme sind 
erst beim Vorgang der Versteinerung entstanden. Die monomolekular gelöste Kieselsäure 
konnte das zarte Parenchymgewebe der Stammreste ausreichend durchtränken, nicht jedoch 
die verstreut und isoliert im Parenchym eingebetteten axial verlaufenden Leitbündelstränge. 
Die nicht von Kieselsäure durchdränkten Leitbündel sind daher meist zerstört und ausgefault. 


193 


Es entstanden häufig Löcher und Gänge, die sog. Canaliculatus-Struktur, ein typisches 
Merkmal bei vielen versteinerten Palmen-„Hölzern“. Obwohl allgemein als Palmenholz 
bezeichnet, handelt es sich beim Stamm der Palmen bekanntlich nicht um sekundäres Xylem 
(Holz) mit Zuwachszonen. 


5. Flora der Aachener Oberkreide 


Ab der Oberen Kreide im Cenoman, beginnend im Apt und Alb, erfolgte weltweit eine 
rasche Entfaltung und Radiation der Angiospermen. Gegenüber den Pteridophyten und 
Gymnospermen wurden die Angiospermen (Laubbäume, Blütenpflanzen) zum dominieren- 
den Element der Vegetation. Pflanzliche Fossilfunde aus der Kreide, besonders auch struktur- 
bietende Kieselhölzer, beanspruchen daher stets besonderes Interesse. 

Über urweltliche Pflanzenreste, teilsin Bohrkernen der Aachener Kreideschichten entdeckt, 
haben bereits DEBEY (1848) und Kräuser (1923) berichtet. Heute werden im Gebiet der 
Aachener Kreide nach Information ortskundiger Geologen immer mehr Sandgruben geschlos- 
sen. Die Bergung neuer Fossilreste ist somit zunehmend eingeschränkt. 

Nach Gaipı (1996) existieren jedoch mehrere reichhaltige kreidezeitliche Aufsammlungen 
aus dem Großraum Aachen: R. Gaıpı (Fundgebiet Alsdorf), H. Knorı (Fundgebiet Alsdorf), 
H. Lanaye (Fundgebiet Vaals, Niederlande), H. MADERITSCH (Fundgebiet Stolberg), P. Sımons 
(Fundgebiet Kelmis/La Calamine, Belgien). Gefunden wurden u.a. verkieseltes Holz „der 
verschiedenen Nadel- und Laubbäume“ (Gaipı. 1996: 84), ferner Blätter, Blattabdrücke mit 
Kutikeln, Früchte, Fruchtbecher, Zapfen und Zweige. Die Sandgrube Hauset, Belgien, soll 
zusätzlich genannt werden. Sie lieferte „Jahrelang schöne Hölzer, mitunter auch Zapfen von 
Gymnospermen“ (RıCHTER 1995). Die Hölzer aus Hauset, relativ porös und angewittert, 
zeigen häufig bizarre Formen und gelten als attraktive Sammlungsstücke. Eine wissenschaft- 
liche Bearbeitung des Materials der erwähnten Sammlungen ist nach Gaıpı (1996) durch Herrn 
Dr. H.-J. GREGOR und Mitarbeiter vorgesehen. 

Verkieselte, kohlige oder pyritisierte Holzreste, Nadeln, Wurzeln, Zweigbruchstücke, 
Zapfen, Früchte, Kupulen, Samen, Blätter und Kutikeln werden aus dem Verbreitungsgebiet 
der Aachener Sande in der Literatur mehrfach erwähnt, abgebildet und teils ausführlich 
beschrieben. Beispiele: Araucarıa sp., Elatocladus elegans (CORDA) SEWARD; Sequoia sp., ? 
Betula sp. (KrÄuseL 1923); eine Konifere, Aachenia debeyi, verwandschaftlich nicht näher 
eingrenzbar (KnogLocH 1972, 1984; KNOBLOCH & Maı 1984); farnähnliche Wedel, Credneria 
triacuminata, Dicotylophyllum, cf. Aralia sp., sowie Sassafras-ähnliche Blätter, verkieselte 
Zapfen in Sand-Limonit-Matrix, ferner Flügelfrüchte und mehrfächrige Fruchtstände (GAIPL 
1996). Alle Bearbeiter weisen darauf hin, daß die Erhaltung der Fossilreste für eine gesicherte 
Bestimmung meist unzureichend ist. Die „Aachener Sande“ werden vielfach als Reste einer 
Strand- und Dünenformation gedeutet. In den zeitweise überfluteten Strandgebieten konnte 
sich vermutlich eine reiche Vegetation entfalten. 

Fossile Hölzer aus der Aachener Oberkreide sind bisher, soweit aus der Literatur ersichtlich, 
xylem-anatomisch nicht bearbeitet. Bis heute wurde offensichtlich noch kein Holzfund aus 
den Aachener Sanden anatomisch bestimmt und publiziert. Eventuell ist die ungenügende 
Erhaltung der mikroskopischen Holzstruktur ein Grund dafür, daß anatomische Bestimmun- 
gen anhand von Dünnschliffen/(Peel-Methode) bisher nicht erfolgten. Der Hinweis auf 
verschiedene „Nadel- und Laubbäume“ (Gaipr 1996) beruht vermutlich auf einer makrosko- 
pischen Identifizierung. 


194 


6. Dank 


Frau M. WERNER danke ıch für die Aufnahmen am Rasterelektronenmikroskop, Frau 
E. Böck für die ICP-Analyse der Proben aus den Fraßgängen. Herr H. MERTEL hat die 
Dünnschliffe angefertigt. Filmentwicklung und Bildabzüge übernahm Herr R. R. Rosın, die 
Zeichnung Herr K. Dossow. Allen Genannten gilt herzlicher Dank. 


Herrn Dr. Uwe NoOLDT, Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft, Hamburg, 
danke ich für einen fachlichen Hinweis. Anstelle des Namens Teredo wäre Teredinidae bei 
einigen Formulierungen zutreffender gewesen. 


7. Schriftenverzeichnis 


BAVENDAMM, W. (1974): Die Holzschäden und ihre Verhütung. - 131 S.,50 Abb., 3 Tab.; Stuttgart (Wiss. 
Verlagsges.). 

BAVENDAMM, W. & RochH, F. (1970): Untersuchungen über die natürliche Resistenz von Tropenhölzern 
gegen Meerwasserschädlinge. - Holz als Roh- und Werkstoff, 28: 105-117, 12 Abb., 2 Tab.; Berlin. 

BECKER, G. (1938): Die Bohrmuschel Teredo, der gefährlichste Holzzerstörer an deutschen Küsten. - Holz 
als Roh- und Werkstoff, 1: 249-254, 6 Abb.; Berlin. 

BECKER, G. (1958): Holzzerstörende Tiere und Holzschutz im Meerwasser. - Holz als Roh- und 
Werkstoff, 16: 204-215, 14 Abb., 2 Tab.; Berlin. 

BRONGNIART, C. (1877): Note sur des perforations observees dans deux morceaux de bois fossile. - In: Ann 
soc. Entom. France, 5: 215-220; Paris. 

Desry, M. H. (1848): Übersicht der urweltlichen Pflanzenreste des Kreidegebirges überhaupt und der 
Aachener Kreideschichten im Besonderen. - Verh. naturh. Ver. preuß. Rheinl., 1848: 113-125; Bonn. 

DERNBACH, U. (1996): Der versteinerte Wald von La Calamine. - In: DERNBACH, U. (Hrsg.) et al.: 
Versteinerte Wälder. Die 31 schönsten versteinerten Wälder der Erde. - 188 S.; Heppenheim (D'Oro 
Verlag). 

Gap, R. (1996): Pflanzen aus der Aachener Kreide. - Fossilien, 2: 84-88, 13 Abb.; Korb. 

GOoTTwALD, H. (1992): Hölzer aus marınen Sanden des Oberen Eozän von Helmstedt (Niedersachsen). - 
Palaeontographica, B, 225: 27-103, 2 Abb., 2 Tab., 20 Taf.; Stuttgart. 

GRZIMEK, B. (1979): Grzimeks Tierleben. Weichtiere, Stachelhäuter, Bd. 3. - 546 S.; München (dtv). 

HEINZE, K. (1983): Leitfaden der Schädlingsbekämpfung, IV. - 348 S., 152 Abb., 13 Tab.: Stuttgart (Wiss. 
Verlagsges.) 

KNnoBLOcH, E. (1972): Aachenia debeyı n. g.n. sp. - eine neue Konifere aus dem Senon von Aachen. - N. 
Jb. Geol. Paläont., Mh., 7: 400-406, 10 Abb.; Stuttgart. 

KNOBLOCH, E. (1984): Fossile Früchte und Samen. - Fossilien, 1: 49-96, 10 Abb.; Korb. 

KNOBLOCH, E. & Maı, H. D. (1984): Neue Gattungen nach Früchten und Samen aus dem Cenoman bis 
Maastricht (Kreide) von Mitteleuropa. - Feddes Rep., 95: 3-41, 20 Abb., 16 Taf.; Berlin. 

KrAuseEL, R., (Beitr.) JONGMANSs, W. J. (1923): Über pflanzenführende Kreideschichten aus der Umgebung 
von Heerlen (Holländ. Limburg) und die Verbreitung des Aachener Sandes in den südlichen 
Niederlanden. - Senckenbergiana, V: 145-154, 1 Taf.; Frankfurt a. M. 

Linck, O. (1949): Fossile Bohrgänge (Anobichnium sımile n. g.n. sp.) an einem Keuperholz. -N. Jb. Min. 
etc., Mh., B., 1949: 180-185, 2 Abb.; Stuttgart. 

MANTELL, G. (1844): Medals of Creation, I. - 456 p., 99 figs.; London. 

MÜLLER, A. H. (1980): Lehrbuch der Paläozoologie, Bd. II, Invertebraten, Teil 1, Protozoa-Mollusca. - 
3. Aufl., 628 S.; Jena (G. Fischer). 

Ports, P. J. et al. (1995): Microprobe Techniques in the Earth Sciences. - 419 p., numerous figs. and tabs.; 
London etc. (Chapman & Hall). 

REMANE, A. et al. (1980): Systematische Zoologie. - 682 S.; Stuttgart (G. Fischer). 

RICHTER, A. E. (1995): Bizarres Holz aus den Aachener Sanden.- Fossilien, 4: 198-199, 1 Abb.; Korb. 

SCHULTZE-DEWITZ, G. & Süss, H. (1988): Fossiler Termitenfraß an Holzresten aus dem Tertiär von Stare 
Sedlo (CSSR). - Z. geol Wiss., 16: 169-173, 3 Abb., 1 Tab.; Berlin. 


195 


SELMEIER, A. (1984): Fossile Bohrgänge von Anobium sp. in einem Jungtertiären Lorbeerholz aus Egweil 
(Südliche Frankenalb). - Archaeopteryx, 1984: 13-29, 14 Abb.; Eichstätt. 

SELMEIER, A. (1995): Fossile Hölzer mit Teredo-Befall. - Fossilien, 1: 55 - 57, 3 Abb.; Korb. 

SEWARD, A. C. (1898): Fossil plants, I. - 452 p., 111 figs.; Cambridge (Univ. Press). 

VATER, H. (1884): Die fossilen Hölzer der Phosphoritlager des Herzogthums Braunschweig. - Z. dtsch. 
geol. Ges., 36: 783 - 853, 2 Taf.; Berlin (W. Hertz). 


196 


Erratum 


In Heft 35 dieser Zeitschrift hat sich in der Arbeit: 


ANTONIADIS, P. & RiEBER, E.: Zu Fossilinhalt, Sedimentologie und Stratigraphie der Kohle 
der Lagerstätte Apophyse-Ag.Anargyri in NW-Griechenland ein bedauerlicher Irrtum einge- 
schlichen. 

Infolge einer Verwechslung von Fotovorlagen wurden auf Taf. 1, Fig. 3, 4a+b, 5a+b und 
Taf. 2, Fig. 2 und 5 Exemplare aus der im Artbestand sehr ähnlichen Fundstelle Drama 
abgebildet, die bereits in der Arbeit: ANTONIADIS, P. & RiEBEr, E.: Zu Genese und Stratigraphie 
der Braunkohle von Drama unter Berücksichtigung des Fossilinhalts, Newsl.Stratigr. 27: 1-32, 
Berlin/Stuttgart, abgebildet wurden. Die betreffenden Formen kommen auch in Apophyse- 
Ag. Anargyrı vor. 

Wir bitten, das Versehen zu entschuldigen. 


P. Antoniadis 


197 


Richtlinien für die Autoren 
Artikel zur Veröffentlichung in den Mitteilungen der Bayerischen Staatssammlung für Palä- 
ontologie und historische Geologie sind zu senden an die Schriftleitung: 
Prof. Dr. Kurt Heißig, Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und historische Geolo- 
gie, Richard-Wagner-Str. 10/II, 80333 München 
Einsendeschluß ist jeweils der 31. Maı. 
Die Texte sind grundsätzlich ausgedruckt und auf Diskette einzureichen. Der Umfang eines 
Artikels sollte einschließlich der Tafeln 30 Druckseiten nicht überschreiten. Außer in Deutsch 
werden Artikel in den Verhandlungssprachen der EU akzeptiert. 
Der Überschrift sollten folgen: Die Autorennamen (zentriert) mit Adressen (als Fußnote), 
darunter die Anzahl der Abbildungen, Tabellen und Tafeln (zentriert), darunter Kurzfassun- 
gen in Deutsch und einer oder mehreren Fremdsprachen, bei längeren Texten ein Inhaltsver- 
zeichnis ohne Angabe der Seitenzahlen. 
Eine ausgeschriebene Gliederung sollte dem Dezimalsystem folgen. 
Für den Datenträger werden folgende Schreibprogramme akzeptiert: Alle Versionen von 
MS Word, WordPerfect, Quark XPress, PageMaker. 
Folgende Formatiermerkmale sollen auf dem Datenträger vorhanden sein: 

Autorennamen (auch mit Vorname) in Kapitälchen (keinesfalls groß!) 

Fossilnamen (nur Gattungs- und Artniveau) in Kursiv 

Gesamtüberschrift: Fett, zentriert 

Überschriften I. Grades: Fett, zentriert 

Überschriften 2. Grades: Normal, zentriert (evtl. gesperrt) 

Absätze sind nur durch (automatische! oder Tab.) Einrückung, nicht durch Leerzeilen 

voneinander zu trennen. 
Tabellen sind entweder in reprofähiger Form beizugeben oder computergeneriert auf der 
Diskette (EPS-, TIFF-Format) zu speichern. Im zweiten Fall sollen sie in das Satzspiegelformat 
der Mitteilungen passsen: 126 x 198 mm. Reprofähige Tabellen werden auf Satzspiegel 
verkleinert falls nötig. Die Schriftgröße sollte darauf eingerichtet werden, daß die Tabelle dann 
lesbar bleibt. 
Textabbildungen und Tafeln sind im Original, notfalls mit Verkleinerungsmaßstab beizuge- 
ben. Falls eine Verkleinerung auf Satzspiegel vorgesehen ist, sollte ein Balkenmaßstab auf der 


Tafel oder Abbildung vorhanden sein, da dies genauer ist als Angaben auf der Tafel- oder 
Abbildungserläuterung. 
Im Literaturverzeichnis ist außer Seitenangaben auch die Zahl der Textabbildungen, Tabellen 


und Tafeln anzugeben. Die Jahrgangs- oder Band-Nr. ist fett zu formatieren. 


Jedes einzelne Zitat entspricht dabei einem Absatz, dessen erste Zeile am Seitenrand, ohne 
Absatzeinzug beginnt. Die weiteren Zeilen sind dagegen (automatisch oder Tab.) eingerückt. 
Zwischen den Zitaten werden keine Leerzeilen eingeschoben. 


Mitteilungen der Bayerischen Staatssammlung 
für Paläontologie und historische Geologie 


Heft 36, 1996 


INHALT 


RICHARD DEHM, 6. JUL 19072 207MARZ 1996... nennen ee 
Im:memortam FIANS K..ZOBELEINt eeeenensneennasnenanenn tn danenennenan dene nenne nee ee ER 
KOWALKE, THORSTEN & Kraus BAanDEL: Systematik und Paläoökologie der Küstenschnecken der 
nordalpinen Brandenberg-Gosau (Oberconiac/Untersanton) mit einem Vergleich zur 
Gastropodenfauna des Maastrichts des Trempbeckens (Südpyrenäen, Spanien)... 
SCHAIRER, GERHARD & JÜRGEN SyLLa: Zum Alter der Kalke von Saal a. d. Donau... 


KÖSTLER, LUDWIG & GERHARD SCHAIRER: Morphoceras aus dem „Parkinsonien-Oolith“ (Mittlerer 
Jura); von Sengenthal/Opk....un.u.2use0000n2esnneenennnernennnnntan nen ateene ner 


SEYED-EMAMI, KAZEM, GERHARD SCHAIRER und ARJANG BEHROOZI: Ammoniten aus dem oberen 
Bajoc (Mittlerer Jura) des SE-Koppeh Dagh und SE-Alborz (NE-Iran)......uuuseseneeeeennenne 
HELLMUND, MEINOLF& WINFRIED HELLMUND: Zur endophytischen Eiablage fossiler Kleinlibellen 
(Insecta, Odonata, Zygoptera), mit Beschreibung eines neuen Gelegetyps... 


RÜCKERT-ÜLKUMEN, NERIMAN: Weitere Beiträge zur Otolithenfauna von Avcılar W Kügükeekmece 


See(Ihrakien, Türkei) au.u.usceassssscnnaeansaeneseetnaanann een aeneene suer anne ee ee 
UHLiG UnDinE: Erstfund eines juvenilen Unterkiefers von Epiaceratherium bolcense Abel, 1910 
(Rhinocerotidae, Mammalia) aus dem Unteroligozän von Monteviale (Italien) ............... 
Heissıc, Kurt: Ein Schädel von Hoploaceratherium aus dem Obermiozän Bayerns .unenenseeseensenne 


SELMEIER, ALFRED: Tertiary Platanus woods from the northalpine Molasse basin (Austria, 
ea eeeeirenmeitrincken 


SELMEIER, ALFRED: Ein verkieseltes Gymnospermenholz mit Fraßgängen von Teredo aus La 
Calamine (Belgien) .. 


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München, 15. Dezember 1996 
Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie 
Richard-Wagner-Straße 10, 80333 München 


Gesamtherstellung: Gebr. Geiselberger GmbH, 84503 Altötting 
ISSN 0077-2070 


135 
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SEPT 98 


III 9 


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