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Full text of "Mittheilungen des Historischen Vereines für Steiermark"

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MITTHETLUTSTGEN 


DES 


HISTORISCIM  TMEIMS 


PUR 


STEIERMARK. 


Herausgegeben 
von  dessen  Ansschnsse. 


XIXII"^.    HEFT. 


•    -     : 


Graz,  1876. 

Im  Selbstverlage. 


In  Commission  der  k.  k.  Üniversitäts-Buchhandlung 
Leuschner  &  Lubensky. 


Cancclled  T 
d.  M.  JV.  E.  C 


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Inhalt. 


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XV 


A.  Vereins-Angelegenheiten. 

Geschäfts- üeb  er  sieht 

I.  Chronik  des  Vereines  über  die  Zeit  von  der  26.  bis  zur  27. 
JahresYersammlong.  28.  Jänner  1875  —  7.  Jänner  1876 

n.  Uebersicht  Aber  die  Empfänge  und  Ausgaben 

m.  Veränderungen  im  Personalstande 

IV.  Sammlungen. 

A.  Für  die  Bibliothek 

B.  Für  das  Archiv XXIV 

C.  Für  die  Kunst-  und  Alterthums-Sammlung XXV 

B.  Abhandlung. 

Georg  Matthaeus  Vischer  und  seine  Wirksamkeit  in  Steiermark. 

Von  J.  y.  Zahn 8 

C'  Kleinere  Aufsätze  und  Mittheilungen. 

Buch  er- Anzeigen. 

Graz,  (beschichte  und  Topographie  der  Stadt  und  ihrer  Umgebung, 

Ton  Franz  Ilwof  und  Karl  F.  Peters 139 

Geschichte  der  religiösen  Bewegung  in  Inner-Oesterrdch  im  acht- 
zehnten Jahrhundert,  yon  Dr.  Hans  von  Zwiedineck- 
Südenhorst 140 

Die  Deutschen  auf  den  KreuzzUgen,  von  R.  Röhricht,  besprochen 

von  Prof.  Rudolf  Reichel       141 


Eegister. 


Di«  BeiteBiBgaben  mit  Torgeietatsm  A  beseiohnen  dU  Aea  AdmlBfatratlTbertelite». 


idmoiit,  grosse  Vischerische  Ansicht 
von  --,  105  uff. 

Baneraanniheii  in  Steiermark,  Vor- 
trag über  die  —  A.  4. 

Beekh-Widmanstetter,  Austritt  aus 
dem  Anssch.  A.  7. 

..Beiträge'*,  Reorganisation  derRe- 
daction  der  — -  A.  6. 

BischoH;  Dr.  F.  — ,  Wahl  z.  Vor- 
stand-Stellvertreter A.  6,  —  in 
das  Redactionscomit^  der  „Bei- 
träge« A.  6. 


Oassebericht, .  A.  10. 

Correspondirende  Mitglieder,  Wahl 
von  solchen  A.  4. 

Dümmler,  Dr.  E.  — ,  Halle,  Wahl 
zum  Ehrenmitgliede  A.  8. 

Ehrenmitglieder,  Wahl  von  solchen 

A.  8. 

Felicetti,  M.  —  v.  Liebenfels,  Wahl 
in  dem  Ausschuss  A.  4. 

Forchtner  J.  B.  — ,  Kupferdrucker 
in  Graz  51,  52. 


Credächtnisstafeln,  Errichtung  von 
—  in  Graz,  Comit^  z.  ~  A.  3. 

Graos,  J.  —  Conservator,  Wahl  in 
den  Ausschuss  A.  5. 

Gras,  grosse  Yischerische  Ansicht 
V.  —  107  uff.,  —  Landhausca- 
pelle,  Leuchter  von  Vischer  ge- 
ziert mit  Wappen  109,  -  Comit^ 
zur  Errichtung  von  Gedächtniss- 
tafeln A.  3,  —  Vortrag  über  — 
im  Mittelalter  A.  4. 

Greischer,  Kupferstecher  99. 

Gross,  Dr.  K.  — ,  Austritt  aus  dem 
Ausschusse  A.  4. 

Häckhl,  M.  B.  —  in  Graz  51,  52. 

Dwof.  Dr.  F.  —,  Wahl  in  den  Aus- 
schuss A.  3,  4.  —  Vortrag  über 
Graz  im  Mittelalter  A.  4. 

Kilian,  Kupferstecher  99. 

Krainz,  Joh.  —  Lehrer  zu  Knittel- 
feld,  Bezirkscorrespondent  A.  7. 

Krones,  Dr.  F.  — ,  Wahl  in  das 
Redactions-Comit^  der  „Beiträge« 
A.  6  —  in  das  Wanderversamm? 
lungs-Comit6  f.  1876  A.  6,  —  in 
den  Ausschuss  A.  8. 

Mandling,  Karte  über  den  Pass  an 
der  —  109  uff. 

Mayer,  Dr.  F.  — ,  Vortrag  über  die 
Bauemunnihen  A.  4.  —  Wahl 
in  den  Ausschuss  A.  5.  —  zum 
Schriftführer  A.  8. 

Mommsen,  Dr.  Th.  —  Berlin,  Wahl 
zum  Ehrenmitgliede  A.  8. 

VameD,  Vortrag  über  Bildung  der 
Geschlechts  —  in  Steiermark  A.  7, 

Pest,  Vortrag  über  die  —jähre  in 
Steiermark  A.  8. 

Peinlich,  Dr.  R.  -  ,  Wahl  in  das 
Comit^  für  Gedächtnisstafelu  A. 
3,  —  in  das  fftr  die  Wanderver- 
sanunlung  von  1876  A.  6.  — 
Vortrag  über  die  Pestjahre  A.  8. 

Ranke,  Dr.  L.  v.  —  Beriin,  Wahl 

zum  Ehrenmitgliede  A.  8. 
Reichel,  Prof  R.  -,  Vortrag  über 
Entstehung  der  Geschlechtsnamen 
A.  5,  Wahl  in  das  Wander- 
versammlungs-Comite's  für  1876, 
A.  6. 

Reicher,  G.-L.-Gerichtsrath  Joh.  — , 
Austritt  aus  dem  Ausschusse  A.  4. 


Riegersbnrg,  Text  zu  den  Vische- 
rischen  Ansichten  v.  — ,  lOO  uff. 

Schriftführer,  Beschluss  über  dessen 
Honorirung  für  den  Administrativ- 
bericht A.  3. 

Semmring,  Karte  über  die  Grenze 

am  — ,  112  uff. 
Sickel,  Dr.  Th.   — ,  Wien,  Wahl 

zum  Ehrenmitgliede  A  8. 
SpUlmann,  F.  B.  -,  Kupferstecher, 

Steiermark,  Bauemunnihen  A.  4, 
Geschlechtsnamen  A.  5,  Pestjahre 
A.  8  (sämmtlich  Vorträge);  — 
Karte  Vischers  14  uff.,  18  uff.; 
--  Schlösserbuch  Vischers  34  uff. ; 
Kriegsthaten  der  —  116  uff. 

Tilesins,  Staatsrath,  —  v.  Tilenau, 
Petersburg,  Wahl  zum  corresp. 
Mitgliede  A.  4. 

Trost,  A.  ■— ,  Kupferstecher  38 
Note  53,  51  uff.,  98,  99. 

Ungarn,  Nationalmuseum,  Schriften- 
tausch mit  dem  —  A.  4. 

ünger,  Theod.  — ,  Wahl  in  das 
ComitÄ  für  Gedächtnisstafehi  in 
Graz  A.  3. 

Vischer,  G.  M.  — ,  Geograph,  sein 
Wirken  in  Steiermark  1  uff. 

Vorträge:  von  Mayer,  über  die 
Bauemunnihen  A.  4,  Ilwof,  über 
Graz  im  Mittelalter  A.  4,  Reichel, 
über  Entstehung  der  Geschlechts- 
namen A.  5.  Peinlich,  über  die 
Pestjahre  .in  Steiermark  A.  8. 

Walch,  Jos.  — ,  Kaufinann  in  Graz 
51,  52, 

Wanderversammlnng  d  historischen 
Vereines,  eventuell  für  1875  A.  8, 
ftir  1876  A.  6. 

Wnrzbach,  Dr.  C.  v.  — ,  Wien,  Wahl 
zum  corresp.  Mitgliede  A.  4. 

Zahn,  Prof.  J.  - ,  Wahl  zum  Vor- 
Stande  A.  4;  in  das  Redactions- 
Comitö  der  „Beiträge«  A.  6,  — 
in  das  Wanderversammlungs-Co- 
mit^  für  1876  A.  6. 

Zwiedineck,  Dr.  J.  v.  - ,  Wahl  in 
das  Wanderversammlungs-Comitö 
für  1876   A.  6. 


■«••■ 


A. 


Vereins- Angelegenheiten. 


Geschäfts-Uebersicht. 


Chronik  des  Vereines 

über  die  Zeit  von  der  26.  bis  zur  27..  Jahresversammlung. 
28.  Jäimer  1875  —  7.  Jämier  1876. 

1.  In  der  Ausschu8S-Sitzungyom8.M&rz  wurde  beschlossen, 
den  Schriftführer  für  die  Zusammenstellung  des  geschtftlichen 
Theiles  der  Mittheilungen  so  zu  honoriren,  wie  die  Schrift- 
steller für  ihre  Arbeiten.  (Dieser  Beschluss  wurde  der  nächsten 
öffentlichen  Versammlung  mitgetheilt)  Ausserdem  wurde  der 
Prds  des  vom  Verein  herausgegebenen  ältesten  Landrechtes 
für  die  Mitglieder,  welche  dassdbe  durch  den  Verein  bezieh^ 
auf  2  fl.  festgesetzt,  gegenüber  dem  Preise  von  3  fl.  im  buch- 
hfindlerischen  Vertriebe. 

2.  In  der  Ausschuss-Sitzung  vom  14.  April  wurde  der 
Schriftentausch  mit  der  „Bataafsch-Genootschaft  der  Roefon- 
deroindelyke  wysbegeerte  in  Botterdam**  angenommen. 
Ausserdem  wurde  beschlossen,  zur  eingehenden  Verhandlung 
über  den  vom  Herrn  Prof.  Dr.  Ilwof  in  der  letzten  Jahres- 
versammlung gestellten  Antrag  zur  Anbringung  von  Gedächtniss- 
tafeln an  soldien  geschichtlich  merkwürdigen  Stellen,  welche 
dm*ch  die  bevorstehende  Annahme  des  neuen  Stadtplanes  von 
Graz  eine  Veränderung  ihrer  bisherigen  Bestimmung  erfahren 
werden,  ein  Dreier-Comit^  einzusetzen  und  fiel  die  Wahl  auf 
die  Herren  Regierungsrath  Dr.  R.  Peinlich,  Prof.  Dr.  F. 
Ilwof  und  Archiv- Adjunkt  Th.  Unger. 


3.  Am  30.  April  fand  die  17.  Quartal-,  zugleich  ausser- 
ordentliche Jahresversammlung  des  historischen  Vereines  statt 
Die  Versammlung  bewilligte  die  Kosten  einer  eventuell  in 
diesem  Jahre  abzuhaltenden  Wanderversammlung.  Dann  wurden 

KtiheiL  d.  bist  Vereina  f.  Steiermark.  XXIV.  Heft,  1876.  A* 


—    IV    — 

die  in  der  Jahresversammlung  vom  28.  Jänner  unterbliebenen 
Wahlen  vorgenommen:  Zum  Vorstand  wurde  gewählt  Herr 
Prof.  J.  Zahn,  zum  Vorstand-Stellvertreter  Herr  Prof.  Dr.  F. 
B  i  s  c  h  0  f  f^  zu  Ausschüssen  die  Herren  Prof.  Dr.  1 1  w  o  f  und 
Hauptmann  M.  Felicetti  von  Liebenfels.  Femer  wurden 
die  Herren  k.  k.  Regierungsrath  Gonstant  Wnrzbach  von 
Tannenberg  und  der k. k. russische Staatsrath A. T i  1  e s i u s 
von  T  i  1  e  n  a  u  in  Petersburg  zu  correspondirenden  Mitgliedern 
ernannt. 

Endlich  hielt  Herr  Prof.  Dr.  Franz  Mayer  einen  Vortrag: 
„Ueber  die  ersten  Bauemunruhen  in  Steiermark  und  den  an- 
grenzenden Ländern,  ihre  Ursachen  und  ilir  Verlauf,"  der 
im  23.  Hefte  der  Mittheilimgen  abgedruckt  erschien. 


4.  In  der  Ausschuss-Sitzung  von  18.  Mai  wurde  beschlossen, 
den  Preis  des  1 .  Bandes  des  steiennärkischen  Urkundenbuches 
fUr  die  Mitglieder,  welche  dasselbe  durch  den  Verein  beziehen, 
auf  5  fl.  gegenüber  8  fl.  im  buchhändlerischen  Vertriebe,  fest- 
zusetzen. Die  Herren  Prof.  Dr.  Karl  Gross  und  Oberlandes - 
gerichtsrath  Johann  Reicher  zeigten  ihren  Austritt  aus  dem 
Ausschusse  an. 


5.  In  der  am  15.  Juli  abgehaltenen  18.  Vierte^jahresver- 
jBammlung  hielt  Herr  Prof.  Dr.  Franz  Ilwof  einen  Vortrag: 
„lieber  Graz  im  Mittelalter,  "^  der  folgenden  Inhalt  hatte. 

Dr.  II  w  of  erörterte  erst  die  geographische  Lage  der  Stadt, 
sprach  von  den  keltischen  und  römischen  Funden  daselbst,  ging 
sodann  auf  die  Gründung  der  Stadt  als  Hengistiburg  in  der 
Mitte  des  11.  Jahrhunderts  über  sowie  auf  das  Erscheinen 
des  Namens  Graece  um  1136.  Er  entwickelte  sodann  aus  dem 
darüber  vorhandenen  urkundlichen  Materiale  ein  Bild  der 
Stadt  und  des  Lebens  ihrer  Bewohner,  sowie  der  geschichtlichen 
Ereignisse,  welche  sich  in  ihr  abspielten  in  der  Periode  der 
Traungauer,  unter  den  Babenbergern,  im  Zwischenreiche  und 
unter  den  Habsburgem  bis  zum  Regierungsantritte  Friedrichs  HI. 
im  Jahre  1424. 

Der  Vortrag  fand  bei  der  Versammlung  lebhaften  Beifall. 


6.  In  der  Ausschuss*Sitzung  vom  18.  October  wurde  in 
Folge  Angebotes  eines  werthvoUen  archäologischen  Werkes 
von  Seite  des  Directors  des  ungarischen  Nationalmuseums  be- 
schlossen, dieser  Anstalt  den  Schriftentausch  anzubieten  (der 
mit  Beginn  1876  regelrecht  eingeleitet  wurde). 


~     V    — 

7.  In  der  am  3.  November  abgehalteixea  19.  Vierte^ahrs- 
Versammlung  (ausserordentliche  allgemeine  Versammlung)  wur- 
den zu  Ausscbussmitgliedem  gewählt  di^  Herren  Prof.  Dr. 
Fr.  Mayer  und  k.  k.  Conservator  Johann  Graus.  Herr  Prof. 
Budolf  Reicbel  hielt  einen  Vortrag  «lieber  die  Entstehung 
der  Familiennamen  im  Mittelalter^: 

Nach  einer  kurzen  Einleitung,  in  der  die  wichtigsten 
Sammlungen  von  Familiennamen  und  die  hervorragendsten 
Schriften  über  die  Entstehung  und  Bedeutung  derselben  Er- 
wähnung und  Würdigung  fanden^  besprach  der  Vortragende  zu* 
nächst  die  Entstehung  der  sogenannten  Familiennamen  und 
ihre  Bedeutung  für  die  Kulturgeschichte.  Er  wies  nach, 
dass  der  Vorgang  überall,  wenn  auch  nicht  ein  gleich» 
zeitiger,  doch  in  der  Hauptsache  gleichartiger  war, 
wenn  auch  einzelne  Gegenden  gewisse  Kategorien  dieser  Namen 
mit  Vorliebe  entwickelten.  Nachdem  der  Vortragende  den 
allmählichen  Uebergang  von  Beinamen,  die  nur  einer  ein- 
zdnen  Person  zukamen,  zu  erblich  gewordenen  Fa- 
miliennamen an  Beispielen  gezeigt  hatte,  besprach  er 
unter  Hinweisung  auf  das  von  ihm  in  Marburger  Gymnasial- 
Programmen  (1867,  1869,  1870)  veröffentüchte  Material  und 
gestützt  auf  zahkeiche,  dem  Urkundenschatze  des  Landes* 
archivs  entlehnte  Belege  die  steirischen  Namen  des  Mittel- 
alters nach  ihren  verschiedenen  Kategorien.  Es  kamen  zunächst, 
zur  Besprechung  die  patronymischen  und  metrony- 
mi sehen  Namen  nebst  den  sich  daranreihenden  zahllosen 
Koseformen  und  den  Entstellungen,  femer  die  dem  Amte 
oder  der  Würde  entlehnten  Namen  (wozu  auch  manche 
Scherznamen  gehören)  nebst  ihren  Zusammensetzungen.  Drittens 
die  Namen  vom  Geschäft,  Handwerk,  Gewerbe  ent- 
lehnt, welche  in  culturhistorischer  Beziehung  zum  Theil  be- 
sonders interessant  sind,  da  sie  uns  Bezeichnungen  erhalten 
haben,  die  im  Leben  ganz  verschwunden  oder  nur  mehr  ni 
bestimmten  Gegenden  mehr  oder  minder  üblich  geblieben  sind. 
(Z.  B.  Flad^er,  Grätterstriddier,  Seidennater,  Sudlkoch,  Wat- 
manger; Wiltwercher,  Sauerpeckh,  Semmler,  Fueterer,  Spindler 
u.  s.  £) 

Auch  die  von  der  Nation  oder  der  Heimat  her-' 
genommenen  Bezdchnungen  bieten  historisches  Interesse,  in- 
dem sich  aus  ihnen  erkenneü  läset,  aus  welchen  Gregenden 
man  besonders  nach  Steiermark  einwanderte.  (Oesterreieh, 
Kärnten,  Baiem  lieferten  (fie  meisten  Einwanderer,  vereinzelt 
treffen  wir  auch  Italiener^  Tiroler,  Franken,  Böhmen  u.  a.  L.) 
Sehr  zahlreich  sind  die  dem  Namen  oder  der  Lage 


—    VI    — 

des  Hauses  oder  Hofes  entnommenen  Unterscheidungen. 
In^eweit  es  auch  in  Steiermark  Sitte  war,  Häuser  mit  be- 
stimmten Namen  zu  bezeichnen,  wagte  der  Vortragende  nach 
dem  vorhandenen  Materiale  nicht  bestimmt  zu  entscheiden, 
doch  erschien  es  ihm  wahrscheinlich,  da  sich  sonst  eine  grosse 
Zahl  von  Namen  nicht  erklären  lässt  Hierauf  kam  der  Vor- 
tragende auf  jene  Gruppe  von  Namen  zu  sprechen,  welche 
ton  geistigen  oder  körperlichen  Eigenschaften 
und  auch  von  Kleidern,  Waffen  u.  s.  f.  entlehnt 
sind.  Von  dieser  Kategorie  bieten  schon  die  Register  des  stei- 
rischen  Urkundenbuches  viele  Beispiele.  (Prunzagü,  Genszagil, 
Pttchilhart,  Chelbl,  Crophet,  Urch,  Gir,  Gallina,  Gokkil,  Glaz, 
Hufhagel,  Rufiis,  Schieb,  Longus,  Zunpreche  u.  A).  —  Den 
Schluss  bildeten  die  sogenannten  imperatorischen  und 
Satznamen,  an  denen  Steiermark  Oberaus  reich  ist  (z.B.  Swen- 
tenkrieg,  Schreckenast,  Schwingenhammer,  Hebenstreit,  Schlagen- 
öchs,  Nachenstier,  Nagengast,  Cuksswert  u.  s.  f.).  Wiederholt 
hatte  der  Vortragende  Veranlassung,  darauf  huizuweisen,  wie 
empfindlich  sich  gerade  auf  diesem  Gebiete  der  Mangel  eines 
steirischen  Idiotikons  geltend  mache  und  zum  Beweis  sah  er 
ich  zum  Schiusse  veranlasst,  eine  Anzahl  Namen  mitzutheilen, 
deren  Erklärung  ihm  nicht  gelingen  wollte,  um  Andere,  ndt 
dem  Dialect  Vertrautere  zu  Lösung  derartiger  Schwierigkriten 
zu  veranlassen. 

Der  Vortrag  wurde  mit  lebhaftem  Beifall  aufgenommen. 


8.  In  der  Ausschuss-Sitzung  vom  10.  November  wurde 
beschlossen,  den  Plan  der  systematischen  Herausgabe  steirischer 
Geschichtsquellen  aufzugeben,  das  betreffende  Comite  aufzu- 
lösen, QueUenpublicationen  nach  Massgabe  der  Mittel  selbst  zu 
besorgen,  die  „Beiträge^  aber  bestehen  zu  lassen  und  ein 
neues  Bedacüonscomitä  mit  eigener  Geschäftsordnung  zu  wählen. 


9.  In  der  Ausschuss*Sitzung  vom  19.  November  wurden  die 
Statuten  des  Gomit^'s  zur  Herausgabe  der  „Beiträge''  ange- 
nommen und  die  Herren  Bischoff,  Krones  und  Zahn 
in.  das  Comite  gewählt  —  Femer  wurde  em  Comit6  zum 
Zw  ecke  der  Berathungen  einer  Wanderversanunlung  nach  Mar- 
burg im  Sommer  1876  zu  bilden  beschlossen  und  in  das- 
selbe gewählt  die  Herren  Prof.  Krones,  Regierungsrath 
Peinlieh,  Prof.  Reichel,  Prof.  Zahn,  Prof.  von  Zwie- 
dineck. 


—  vn  — 

10.  In  der  Ausschuss-Sitzung  vom  22.  December  zeigte 
Sdujftfbbrer  Herr  L.  v.  B  e  c  k  h  -  Widmanstetter  seinen  Austritt 
ans  dem  Anssehnsse  an. 


11.  Am  7.  Jänner  1876  fand  die 28.  Jahresversammlung  statt. 

Aus  dem  vom  Vorsitzenden  Herm  Prol  Josef  Zahn 
YOiigelesenen  Jahresberichte  verdient  Folgendes  erwähnt  zu 
werden : 

Dem  Vereine  sind  in  diesem  Vereinsjahre  neu  beigetreten 
19  Mitglieder;  ausgetreten  sind  14,  gestorben  3  Ehrenmit- 
glieder und  6  ordentliche  Mitglieder. 

Der  Verein  zählt  also  (Eode  December): 
ordentliche  Mitglieder  369 

Ehrenmitglieder  24 

correspondirende  Mitglieder     15. 

Die  Zahl  der  Bezirks-Correspondenten  beträgt  21. 

Die  Zahl  der  Vereine,  mit  denen  der  histor.  Verein  im 
Schriftentausch  steht,  ist  183. 

Die  Zahl  der  Ortschronisten  ist  bis  auf  39  gestiegen ;  es 
haben  sich  nämliefa  zur  Führung  von  OrtschroniKen  in  ihren 
Wohnorten  gemeldet  die  Herren:  Friedrich  Böser,  Schul- 
director  in  Voitsberg,  Johann  Lakitsch,  Lehrer  in  Jager- 
berg, CarlPichl,  lUtter  von  Gamsenfels,  Gutsbesitzer  zu 
Eggenwald  für  Eerschbach,  Jacob  Pils,  Oberlehrer  in  Krau- 
bat,  Clement  P  r  0 1 1 ,  Lehrer  in  Pischelsdorf,  Johann  Schmutz, 
Lehrer  zu  St  Ste&n  ob  Leoben,  Franz  Schöpfer,  Ober- 
lehrer in  Weiz,  Johann  Slana,  Lehrer  in  Liezen;  femer 
Frau  Amalia  Steuber,  Private  in  Oberwölz  und  Fräulein 
Anna  Pichl  von  Gamsenfels,  Gutsbesitzerstochter  in 
Eggenwald  für  Ober-Radkersburg. 

Ergiebig  hat  sich  dieses  Jahr  in  Publicationen  und  Er- 
werbungen gestaltet  Von  erster en  erschienen:  Das  23.  Heft 
der  Mittheflungen,  das  12.  Heft  der  Beiträge,  das  steiermär- 
kisehe  Landrecht  des  Mittelalters  und  der  1.  Band  des  T7r- 
kondenbuches.  Mit  Befriedigung  kann  der  Verein  seine  Lei- 
stungen mit  jenen  jedes  Nachbarvereines  in  Vergleich  stellen. 
Die  Auslagen  für  die  Publicationen  fanden  ihre  Deckung  in 
den  MitgUederbeiträgen,  in  der  jährlichen  Subvention  des 
Landes  und  die  durch  das  hohe  Ministerium  für  Cultus  und 
Unterricht  für  3  Jahre  bewilligte  Subvention  von  jährlieh 
500  Gulden. 

Ueber  die  Erwerbimgen  berichtet  der  Verwaltungsbericht 

Unter  den  Bezirkscorrespondenten  ist  Herr  Lehrer  Johann. 
K  r  a  i  n  z  in  Enittelfeld  weitaus   der  thätigste  und  fleissigste 


—  vm  — 

Seio^em  Eifer  ist  es  gelungen,  dem  Vereine  das  Archiv  von 
Neumarkt  zuzuwenden,  er  hat  dem  Vereine  auch  sonst  Acten 
zugesendet.  Er  hat  femer  die  Gemeinde  Oberwölz  bewogen, 
verschiedene  durch  einen  auswärtigen  Antiquitätenhändler  im 
Schloss  Oberwölz  gekaufte  Folterwerkzeuge  zurückzukaufen 
und  in  der  genannten  Stadt  Vorträge  über  die  Geschichte  der 
Stadt  gehalten.  Zu  Winklem  bei  Oberwölz  hielt  er  femer  einen 
Vortrag  über  die  Gründung  der  dortigen  Kirche  zu  Gunsten 
amier  Schulkinder  und  zur  Einbringung  der  Kosten  für  die 
Benovirung  eines  alten  Altarbildes  daselbst  Er  rettete  einen 
Peststein  zu  Niederwölz,  der  die  Altarstelle  bezeichnet,  wo  im 
J.  1715  im  Freien  der  Pest  wegen  eine  Messe  gelesen  wurde 
und  berichtete  über  eine  Münzsammlung  zu  Neumarkt  und  ^ 
einen  neuentdeckten  Bömerstein  bei  Einöd  südlich  von  Neumarkt  * 

Die  Versammlung  ernannte  dann  einstimmig  die  Herren 
Prof.  Dr.  Theodor  Sickel  in  Wien,  Prof.  Dr.  Ernst  Dum  ml  er 
in  Halle,  Hofirath  Dr.  Leopold  von  Ranke  und  Prof.  Dr.  Theodor 
Mommsen  in  Berlin  zu  Ehrenmitgliedern. 

Darauf  wurde  Herr  Prof.  Dr.  Franz  Mayer  zum  Schrift- 
führer gewählt  Da  dieser  Herr  dem  Ausschusse  angehört,  so 
ward  dadurch  eine  Ersatzwahl  nothwendig,  die  auf  Prof.  Dr. 
Fr.  Krön  es  fiel. 

Der  Ausschuss  besteht  demnach  aus  folgenden  Herren: 
Prof.  Jos. Zahn,  Vorstand,  Prof.  Dr.  Ferd.  Bischoff,  Vor- 
standstellvertreter, Prof.  Dr.  Fr.  Mayer,  Schriftführer,  Ernst 
Fürst,  Cassier,  Hauptmann  Felicetti  von  Liebenfels, 
k.  k.  Conservator  Johann  Graus,  Director  Dr.  Fr.  1 1  w  o  f 
und  Prof.  Dr.  Fr.  Krön  es. 

Der  Cassier  legte  dann  die  Jahresrechnung  für  das  Jahr 
1875  vor  und  liest  den  Gassabericht  und  den  Voranschlag  der 
Einnahmen  und  Ausgaben  für  das  Jahr  1876  vor. 

Zuletzt  hielt  Herr  Begiemngsrath  Dr.  Bichard  Peinlich 
einen  Vortrag  „lieber  die  Pest  in  Steiermark*': 

Wiewohl  die  Pest  durch  400  Jahre  auch  in  der  Steier- 
mark eine  häufige  und  furchtbare  Landplage  gewesen  war,  so 
finden  sich  doch  in  den  histor.  Schriften  bisher  wenig  Aufzeich- 
nungen. Dennoch  ist  das  Thema  wichtiger,  als  es  scheint,  da 
solche  Jahrhunderte  hindurch  wiederkehrende  Volkskrank- 
heiten auf  die  Cultur  einen  grossen  Einfluss  gehabt  haben 
müssen.  Die  vielen  Votiv-Capellen,  Statuen^  Gemälde  und  Pest* 
kreuze  im  Lande  deuten  es  heutzutage  noch  an,  in  welchem 
Jammer  und  Elende  sich  das  Volk  befand.  Auch  Graz  hat 
solche  Denkmäler,  aus  denen  das  Voüvbild  an  der  Domkirche 
vom  J.  1480  und  die  Dreifaltigkeitssäule  von  1680  (welche 


^    IX    — 

am  Haaptpl^tz  stand)  merkwürdig  sind,  letztere  auch  als  histor. 
Wahrzeichen,  dass  Graz  seit  der  Errichtung  dieser  Säule  von 
der  Fest  verschont  blieb. 

Nach  einigen  Andeutungen  über  das  Wesen  der  Pest, 
die  verschiedenen  Erscheinun^ormen  und  das  charakteristische 
Merkmal  derselben  durch  alle  Perioden,  tückisches  Auftreten, 
rasche  Verbreitung  durch  Ansteckung  und  massenhaftes  Ster- 
ben, sovrie  über  die  Unzulänglichkeit  der  Heilkunde  wurde  der 
panische  Schrecken  bei  ihrem  Ausbruche,  die  Flucht  der  ver- 
möglichen Leute  und  der  Behörden  und  andere  Folgen  dar- 
gestellt und  eine  kleine  Schilderung  gegeben,  wie  es  in  einer 
infizirten  Stadt  aussah. 

Hieran  schloss  sich  eine  gedrängte  Anfbhrung  der  Pest- 
jahre und  Orte  ihres  Grassirens  im  Lande  von  1348  bis  1716. 
Bei  70  Seuchenjahre  wurden  aufgezählt,  unter  welchen  die 
wichtigsten  1349,  1480,  1562,  1585  und  1586,  1633  und  1634, 
1646,  1680  bis  1683  1713  bis  1715  mit  einigen  hervor- 
ragenden Momenten  charakterisirt  wurden.  In  Graz  herrschte 
die  Seuche  zum  mindesten  12mal,  am  ärgsten  1480,  1636 
und  1680.  1358  und  1359  verödeten  viele  Orte  in  der  oberen 
Steiermark,  1503 — 5  litt  das  Viertel  Voran  furchtbar,  1541 
das  Mürzthal;  1585  erhielt  Graz  eine  spedelle  Infecüonsord- 
nrmg,  1598  wurde  die  Gegend  hinter  dem  Schöckel  arg  her- 
genommen, 1646  viele  Orte  im  Gillier  Viertel  fast  menschen- 
leer gemacht,  1680  und  1681  durchzog  sie  das  ganze  Land 
und  hauste  insbesondere  auch  zu  Badkersburg  und  Pettau, 
beide  Städte  waren  überhaupt  oft  heimgeßucht;  1713  wurde 
der  nordöstliche  und  1715  nordwesüiche  Theil  der  Steiermark 
in  schreckhcher  Weise  dezimirt 

Den  Schluss  des  Vortrages  bildete  eine  Hinweisung  auf 
das  gehäufte  Unglück,  welches  Türkenkrieg,  Heuschrecken, 
Missjahre,  Pest  und  Schadenfeuer  über  die  Steiermark  brachten. 
Hiedurch  wurde  zwar  der  volkswirthschaftUche  Fortschritt  nicht 
wenig  gehemmt,  aber  die  kräftige  Natur  des  Steirers  nicht 
gelähmt 

(Der  Vortrag,  vielfach  erweitert  und  quellenmässig  bear- 
beitet,' wird  unter  dem  obigen  Titel  im  Drucke  erscheinen.) 

Der  gedi^ene  Vortrag  fand  den  lebhaftesten  Beifall  und 
reiche  Anerkennung. 


^jt^f 


—    X     - 


n.  Ueber- 

übei  die  Empfänge  und 


Nr. 

Empfinge 

kt  Wainr. 

1 

fl. 

kr. 

I 

Gassarest  vom  81.  Deoember  1874 

847 

68 

n 

Jahresbeiträge  der  P.  T.  Mitglieder 

1754 

98 

m 

IV 

Für  erhaltene  Interessen 

24 
27 

74 
24 

An  Diplomgebtlhren 

V 

VI 

Sabvention  vom  hohen  Ministerinm  ihr  Goltus  and 
Unterricht 

600 
600 

— 

ünterstütsnngsbeitrag  Ton  der  hochlöbüchen  steier^ 
mftrlkijfchen  BparcABfw  .    .    .    .    t    .    t    -    r    - 

vu 

Jahressnbvention  der  hohen  steierm.  Landschaft 

626 

— 

vin 

Geschenk  des  Herrn  Reg. -Rathes  Dr.  R.  Peinlich 

1 

— 

IX 

Fttr  verkaufte  Vereinsschriften 

647 

68 
17 

Somme  der  EmpftUige    .    .    . 

4728 

Wird  die  Summe  der  Ausgaben  von  der  der  EmpflUige 
abgezogen  mit 

8787 

48 
69 

so  verbleibt  am  81.  December  1876  ein  Rest  von 

940 

Dieser  Gassarest  zerf&llt  in  2  Theile,  als: 

a)  in  angelegte  Gapitalien      .    816  fl.  60  kr.  aod 

m 

b)  in  barem  Gelde    ....    126  „  19  » 

• 

69 

1 

also  in  Somma  wie  oben     .    .    940  fl.  69  kr. 

940 

Graz,  am  81.  December  1876. 

—    XI    — 


Sicht 

Ausgaben  im  Jahre  1876. 


Hr. 


Auegaben 


öat  wahr. 


fl. 

kr. 

41 

« 

92 

84 

11 

63 

8 

26 

7 

96 

180 

— 

96 

— 

50 

66 

9 

80 

780 

76 

6 

— 

28 

42 

1 

8 

4 

6 

6 

7 

8 

9 

10 

11 

12 

18 

14 

16 
16 
17 
18 
19 
20 


Remanerationen  an  die  Dienerschaft 

Fftr  Porti  und  Speditionsaaslagen 

Ftkr  EanzleibedürfiÜBBe 

llfit^edbeitrag  für  den  Geschichts-  nnd  Alterünims« 
verein  in  Darmstadt  pro  1875  (5  Thaler)    .    .    . 

Ffir  Stempelaaslagen      

Gehalt  an  den  Hflfsbeamten  des  Vereines     .    .    . 

Entlohnung  an  den  Vereinsdiener     .    .    .    .    .'  '. 

Kosten  der  Versammlungen  pro  1875 

Für  die  kalligraphische  Ansarheitong  der  Diplome 

Kosten  der  Mitthdlangen  XXn.  Heft 

Fttr  Reinigong  der  Kanzlei  pro  1874 

Für  Büchbinderarbeiten 

Kosten  des  steierm&rkischen  Landrechtes  des  Mittel- 
alters von  Prof.  Dr.  Ferdinand  Bisch  off      .    . 

Jahresbeitrag  an  das  germanische  Nationahnaseom 
in  Nürnberg  pro  1875 

Ausgaben  für  das  ürkundenbucb  der  Steiermark,  1.  Bd. 

Honorar  für  auBhilÜBweise  geleistete  Kaosleidienste 

Ausgaben  ftkr  die  Beitr&ge,  XII.  Jahrgimg     .    .    . 

Kosten  der  IGttheilungen  XXm.  Heft      .... 

Für  angekaufte  Bücher 

Für  Buchhttndlerbeischlüsse .    . 


Summe  der  Ausgaben 


543 

5 

1166 

15 

204 

572 

2 

21 


8787 


Ernst  FQrst, 

d.  z.  Cassier. 


9 


80 


10 
16 
63 


48 


—  xn  — 


III. 

Veränderungen 


im 


1875, 


Neu  aufgenommene  ordentliche  Mitglieder. 

Die  P.  T.  Herren:  Bellegarde  Heinrich  Graf  von, 
Gutsbesitzer  auf  Klingenstein  bei  Vasoldsberg.  —  Bochinz 
Filipp  Jacob,  f.  b.  Lavanter  geistlicher  Rath,  Professor  der 
Eirchengeschichte  und  Spiritual  im  Priester-Seminar  in  Marburg. 
—  Dimitz  August,  k.  k.  Finanzrath  und  derzeit  Secretär 
des  histor.  Vereines  für  Krain  in  Laibach.  —  Forcher  Franz 
Ton,  k.  k.  Reserve  -  Lieutenant  im  Pionier -Regimente,  Guts- 
besitzer zu  Schloss  Hauzenbichl.  —  Goehlert  J.  Vinzenz, 
Dr.,  k.  k.  Regierungsrath  im  Ruhestande  in  Graz.  —  Himmel- 
bauer Isidor,  k.  k.  Notar  in  Graz.  — Hut ter  Josef,  Caplan 
in  Hitzendorf.  —  Kaltenegger  Leonidas,  Capitular  und 
Kästner  der  Benedictinerabtei  in  Admont  —  Euenburg 
Walther  Graf  von,  k.  k.  Auskultant  in  Troppau.  —  Lange 
Johann,  Bürgerschullehrer  und  k.  k.  Lieutenant  a.  D.  in  Für- 
stenfeld. —  Ludewig  Heinrich,  Buchhändler  in  Graz.  — 
Müller  Gottfried,  bürgert.  Uhrmacher  in  Graz.  —  Pils 
Jacob,  Oberiehrer  zu  Kraubat  ob  Leoben.  —  Plaimschauer 
Eduard,  Pfarrer  zu  Wartberg  im  Mürzthale.  —  Pro  11  Ludwig 
August,  k.  k.  Bezirksrichter  in  Frohnleiten.  —  Razlag  Jacob, 
Dr.,  Advocat  und  Administrator  der  gräflich  Attems'schen  Güter 
in  Untersteier,  Reichsraths- Abgeordneter  und  Mitglied  des 
Staatsgerichtshofes  in  Rann.  — Rösch  Franz,  Oberlehrerund 
Ortschronist  inScheifling.  —  Spork  Emest,  Lehrer  in  Graz. 


—  xm  — 

Correspomiifende  Mitglieder. 

Czerwenka  Bernhard,  Dr.  der  Theologie  und  evange- 
lischer Pastor  in  Frankfürt  am  Mam. 

Tilesius  yon  Tilenau  Adolf,  kaiserl.  russiflcher  wirk- 
liche Staatsrath,  Mitglied  namhafter  wissenschafUicher  Institute 
in  Petersburg. 

Wurzbach  von  Tannenberg,  Dr.  Constantin,  k.  k. 
Regierungsrath  und  Vorstand  der  administrativen  Bibliothek 
im  k  k.  Ministerium  des  Innern,  Ritter  des  Ordens  der  eisernen 
Krone  und  Mitglied  namhafter  wissenschaftlicher  Institute  in 
Wien. 


Bezirkscorrespondenten. 

Kigler  Johann,   Pfarrprovisor  zu  Frauenburg  bei  Unz- 
markt 


Ausgetretene  ordentliche  Mitglieder. 

Franck  Alfred  Ritter  von,  k.  k.  Major  in  Graz.  — 
Gradt  Johann,  Archidekt  in  Wien.  —  Heinzl  Richard,  Dr. 
der  Philosophie  und  k.  k.  Professor  an  der  Universität  in  Wien. 
—  Hofrichter  J.  C,  k.  k  Notar  in  Windischgrätz.  — 
Hör  mann  Ludwig,  Dr.  und  Scriptor  an  der  Universitäts- 
Bibliothek  in  Graz.  —  Mayerhofer  Wenzel,  Gutsbesitzer 
zu  Schloss  Rottenfels  bei  Oberwölz.  —  Pferschy  Hermann, 
Capitular  des  Stiftes  Rein,  Pfarrer  zu  St  Bartholomä.  — 
Keits  am  er  Martin,  k.  k.  Postverwalter  in  Leoben.  — Rohrau 
Karl,  Ritter  von,  Gutsbesitzer  zu  Schloss  Wetzeisdorf  nächst 
St  Stefan  im  Rosenthale.  —  Semlitsch  Anton,  Dechant  in 
Strassgang  bei  Graz.  —  Strachwitz  Mauritz,  Graf,  von, 
k.  k.  Kämmerer  und  Gutsbesitzer  in  Graz.  —  Yalentinitsch 
Franz,  Professor  in  Graz.  —  W  a  i  z  1  a  b  Anton,  Pfarrer  in  Dz. 


Gestorben  die  P.  T.  Herren: 

Ehrenmitglieder. 

Legat  Bartholomäus,  k.  k.  Gubemialrath  und  Bischof 
von  Triest  und  Capo  d'  Istria,  in  Triest,  am  12,  Februar  1875. 
—  Rauscher  Josef  Othmar,  Ritter  von,  Eminenz,  Cardinal- 
Fürsterzbischof  in  Wien,  am  24.  November  1875.  —  Sei  dl 
Johann  Gabriel  k.  k.  Hofrath  und  MitgUed  der  kaiserl.  Akademie 
der  Wissenschaften  in  Wien,  am  18.  Juli  1875. 


-    XIV    - 

Ordentliche  Mitglieder. 

Baumg&rtner  Peter,  Wund-  und  Geburtgarrt  in  Graz, 
am  10.  August  1875.  —  Gödl  Johann^  Domherr  in  Graz,  am 
18.  Februar  1875.  —  Grein  er  Ubich,  Capitular  des  Stiftes 
Ran,  Curat  in  Strassengel,  am  6.  Mai  1875.  —  E&ferbftck 
Virgfl,  Capitular  des  Stiftes  Admoat  und  Gymnasial-Professor 
in  Graz,  am  19.  Jänner  1875.  —  Pichl  Bitter  von  Gamsen- 
fe  is  Oswald,  k.k.  Telegrafen-Offizial  in  Leoben,  am  5.  Mitarz  1875. 


—    XV    — 


IV. 

Den  Sammlungen  des  Vereines 

sind  im  Jahre  1875  zugekommen: 
JU  FMU*  die  Bibliothek. 

I.  Durch  Schenkung. 

3694.  Yon  den  Bisfhttmern  Lavant  und  Seckau  die  Personal- 
Verzeichnisse  pro  1875. 

3695.  Brunn,  vom  mährischen  Landes-Ausschusse :  Mährens 
allgemeine  Geschichte  (von  Dr.  Beda  Dudik).  VL  Band, 
1875. 

3696.  Dimitz  August,  k.  k.  Finanzrath  und  Secretär  des  histor. 
Vereines  Air  Erain:  Geschichte  Erain's,  1.  bis  3.  Lie- 
ferung des  2.  Theiles,  und  1.  bis  4.  Lieferung  des 
3.  TheUes. 

3697.  Graz,  Sparcasse:  Gedenkbuch  zurFei^  des  50jährigen 
Jubiläums  der  Steiermark.  Sparcasse  am  15.  Mai  1875. 

3698.  Einnast  P.  Florian:  Album  Admontense  seu  catalogus 
religiosorum  ordinis  S.  P.  Benedicti  in  abbatia  Admon- 
tensi  superioris  StirisB  anno  jubilseo  1874. 

3699.  Erainz  Johann,  Schullehrer  und  Bezirkscorrespondent  in 
Oberwölz:  a)  Burg  Rotenfels;  —  Kleine  Beiträge  zur 
Lindwurmsage  in  Steiermark. 

3700.  Krczyianowski  de  Wola-Sienenska  Stanislaus,  Dr.,  corres- 
pon(Urendes  Mitglied  der  polnischen  Akademie  der 
Wissenschafben  in  Krakau:  Ryszard  z  Krzyianomc 
chorai^  krakowski  Legenda  z  Wieku  XL  Gedruckt 
Odessa,  1875. 

3701.  Luschin  von  Ebengreuth  Arnold,  Ritter,  Dr.,  k.  k.  a.  o. 
Professor  an  der  k.  k.  Universität  in  Graz,  seine  Ab- 
handlung :  „Die  mittelalterlichen  Siegel  der  Abteien  und 
Convente  in  Steiermark"  1874. 

3702.  Peinlich  Richard,  Dr.,  k.  k.  Regierungsrath  in  Graz,  mn 
Werk:  „Die  Egkennperger  Sfift  zu  Graz  im  15.  u.  16. 


—    XVI    — 

Jahrhundert    (Ein  Beitrag   zur  Culturgeschichte    und 
Topographie  der  Stadt  Graz,  1875.) 

3703.  Badkersburg,  die  Direction  der  steierm.  Landes-Bttrger- 
schule:  4.  und  5.  Jahresbericht,  1875.) 

3704.  Rosenthal  Ludwig,  Antiquariat  in  München: 

a)  Geschichte  des  baierischen  Herzogs  und  Eurfbrsten 
Maximilian  I.,  1.  Band,  Heidelberg  1842;  —  b)  Chro- 
nologisches Yerzeiehniss  der  baierischen  StaatsTerträge 
vom  Tode  Herzogs  Georg  des  Reichen  (1503)  bis  zum 
Frankfurter  Territorial-Recess  (1819).  Passau,  1838. 

3705.  Seyder  Karl  Ludwig,  Domorganist  in  Graz:  »Christlichen 
Feier-Abend",  die  Nummern  15  und  16  ddo.  1873,  — 
14,  15  und  16  ddo.  1874,  mehrere  von  ihm  verfasste 
geschichtliche  Aufsätze  enthaltend. 

il.  In  Schriftentauscb. 

3706.  Agram,  sttdslavische  Akademie  der  Wissenschaften :  Rad 
jugoslavenske  Academrje  znanosti  i  unyetnosti,  Heft  29 
■bis  32. 

3707.  Altenburg,  die  geschichts-  und  alterthumsforschende 
Gesellschfdft  des  Osterlandes:  Mittheüungen,  8.  Band, 
1.  Heft,  1875. 

3708.  Amsterdam,  die  königl.  Akademie  i€t  Wissenschaften: 

a)  Jaarbock,  1873;  —  b)  Verslagen  en  Mededeehngen 
Afdeeling  Letterkunde ,  tweede  reeks,  vierde  Deel,  1874. 

3709.  Baireuth,  histor.  Verein  für  Oberfranken:  Archiv,  12. 
Band,  3.  Heft,  1874. 

3710.  Basel,  histor.-antiquarische  Gesellschaft: 

a)  Das  Umer-Spiel  von  Wilhelm  Teil.  (Von  Wilhelm 
Vischer.)  b)  „Beiträge  zur  vaterlandischen  Geschichte,* 
10.  Band,  1875. 

3711.  Berlin,  königl.  preussische  Akademie  der  Wissenschaften: 

a)  Monatsberichte,  Jahrgang  1875;  —  b)  Ab- 
handlungen philos.  histor.  Classe  aus  dem  Jahre  1874. 

3712.  —   Verein  für  die  Geschichte  der  Stadt  Berlin: 

a)  Berlinische  Chronik  nebst  Urkundenbuch ;  — 
b)  Schriften  des  Veremes,  Heft  XI,  1874;  —  c) 
Mitglieder  -  Verzeichniss  Nr.  8,  Jänner  1875;  — 
d)  Programm  der  184.  Versammlung  des  Vereines. 

3713.  —    Verein  „Deutscher  Herold" :  Monatsschrift  5.  Jahr- 

gang, 1874. 

3714.  Bern,  histor.  Verein    des  Cantons:    Archiv,   8.  Band 

3.  Heft,  1874. 


—  xvn  -- 

3715.  Bern,  aUgememe  geschichtsforschende  GeseUschaft  der 

Schweiz:  Archiv,  19.  Band,  1874. 

3716.  Bistritz,  das  evangelische  Obergynmasiiim :  „Programm^ 
des  Schuljahres  1874 — 75. 

3717.  Bonn,  Verein  der  Alterthumsfreunde  im  Rheinlande: 
Jahrbücher,  Heft  52  bis  56. 

3718.  Brandenbarg  a.  d.  Havel,  histor.  Verein:  Jahresberichte 
1  bis  6  der  Jahrgänge  1870  bis  1874. 

3719.  Braunsberg,  historischer  Verein  für  Ennland: 

a)  Zeitschrift,  Jahrgänge  1873—74,  15.  und  16.  Heft, 
gedruckt  1874;  —  b)  Monumenta  historiaß  Wanniensis, 
Band  5.  I.  Abtheilung  Codex  diplomaticus  Wanniensis, 
3.  Band,  Schlussheft,  1874. 

3720.  Bremen,  Abtheilung  des  Künstler- Vereines  fllr  bremische 
Geschichte  und  Alterthümer:  Jahrbuch,  7.  Band,  1874. 

3721.  Breslau,  die  schlesische  GeseUschaft  für  vaterländische 
Cultur: 

a)  52.  Jahresbericht  1874;  b)  Festgruss  an  die  47. 
Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Aerzte  vom 
18.  September  1874. 

3722.  Breslau,  Verein  für  Geschichte  und  Alterthum  Schlesiens : 

a)  Zeitschrift,  12.  Band,  1.  und  2.  Heft;,  1875;  —  b) 
Scriptores  rerum  silesiacarum,  9.  Band,  1874;  c)  Codex 
diplomat  Silesiae  (Regesten)  von  1259  bis  1280,  7. 
Band,  2.  Theil,  1875. 

3723.  Brunn,  histor.  statistische  Section  der  mährisch-schles. 
Gesellschaft  zur  Beförderung  des  Ackerbaues,  der  Natur- 
kunde etc.:  Schriften,  Band  22,  1875. 

3724.  Brunn,  mährisches  Landesarchiv:  Codex  diplomaticus 
et  epistolaris  Moraviae,  Band  IX,  1875. 

3725.  Budapest,  königl.  ungarisches  National-Museum :  „Monu- 
ments Epigraphiques  du  Mus^e  National  Hongrois  de 
Buda-Pest  (Von  Ernest  Dejardins.)  1873. 

3726.  Cassel,  der  hessische  Verein  für  Geschichte  und  Alter- 
thumskunde : 

a)  Zeitschrift,  N.  F.  4.-5.  Band,  1873—74;  —  b) 
Festschrift  der  Jahresversammlung  vom  23.  Juli  1874; 
—  c)  Mitgheder- Verzeichnisse  pro  1874—75. 

3727.  Chambery,  Societe  savoisienne  d'  histoire  et  d'  archeo- 
logie:  Memoires  et  documents,  tome  15,  1875. 

3728.  Cilli,  das  Real-Gymnasiura :  Programm  des  Schuljahres 
1875. 

3729.  Dannstadt,  histor.  Verein  für  das  G.-H.  Hessen:  Archiv, 
13.  Band,  3.  Heft,  1874. 

Mltthml.  d.  hUt.  Vereins  f.  Steiermark.  XXIV.  Heft,  1876.  B 


—  xvm  — 

3730.  Dorpat  gelehrte  estnische  GeseUscfaaft : 

a)  VerhandJungen ,  8.  Band,  2.  Heft,  1875;  —  b) 
Sit^ngsberichte  pro  1874. 

3731.  Dresden,   königl.  sächsicher  Alterthumsverem :  Mitthei- 

lungen, 25.  Heftig  1875. 

3732.  —   Verein  für  Geschichte  und  Topographie  Dresdens 

und  Umgebung:  MittheSungen,  2.  Heft,  1875. 

3733.  Elberfeld,  bergischer  Geschichts-Yerein:   Zeitschrift,   9. 
und  10.  Band,  1873—1874. 

3734.  Frankfurt  a.  Main,  Verein  fllr  Geschichte  und  Alter- 
thumskunde : 

a)  Mitthölungen,  V  Band,  Nr.  1.  März  1874;  —  b) 
Die  deutsche  Ordenskomende  Frankfurt  a.  Main  (yon 
Df.  Euler),  1874. 

3735.  Freiberg  in  Sachsen,  Alterthumsverein :  „Mittheilungen,*» 
11.  Heft,  1874. 

3736.  St.  Gallen  (Schweiz),  histor.  Verein: 

a)  Urkundenbuch  der  Abtei  St  Gallen,  HL  Theil,  1.  Lie- 
ferung, und  b)  Toggenburg  unter  äbtischer  Herrschaft, 
1875. 

3737.  Genfeve,  Society  d'  histoire  et  d'  arch^ologie:  Memoires 
et  documents,  19.  Band,  1.  Lieferung,  1875. 

3738.  Genova,  la  Sodeta  Ligure  die  storia  patria: 

a)  Atti,  7.,  10.,  IL,  und  12.  Band,  1874.  — 
b)  II  palazzo  del  principe  Döria  a  Fassolo  in  Genova 
(von  A.  Merü  und  L.  T.  Belgrans),  1874. 

3739.  Glarus,  histor.  Verein:  Jahrbuch,  12.  Heft^  1876. 

3740.  Görlitz,  Oberlausitzische  Gesellschaft  der  Wissenschaften : 

Neues  Lausitzisches  Magazm,  51,  Band,  Heft  1, 
1874. 

3741.  —   Naturforschende  Gesellschaft:    Abhandlungen,   15. 

Band,  1875. 

3742.  Göttingen,  köngl.  Gesellschaft  der  Wissenschaften:  Nach- 
richten, 1874. 

3743.  Graz,  Joanneum:  63.  Jahresbericht  über  das  Jahr  1874. 

3744.  —   IL  Staatsgymnasium:  Jahresbericht  1875. 

3745.  —    steierm.   landschaftliche   Oberrealschule:  23.   und 

24.  Jahresbericht,  1874—1875 
3746     —   k.  k.  Staats-Oberrealschule :  3.  Jahresbericht  1875. 

3747.  —   Verein  der  Aerzte  in  Steiermark :  „Mittheilungen,** 

Jahrgang  1674  75. 

3748.  —   christlicher  Kunstverein  der  Diöcese  Seckau: 

a)  Kirchenschmuck,  Jahrgang  1875;  —  b)  Bericht 
über  die  Thätigkeit  des  Vereines  im  Jahre  1874. 


—    XIX     — 

3749.  Oraz,  akademischer  Leseverein:  8.  Jahresbericht,  1875. 

3750.  —   steienn.  Gewerbeverein :   38.  Jahresbericht,  1874. 

3751.  —  geognostiseh-montanistischer  Verein  für  Steiermark : 

Schlussb^cht,  Graz,  1874. 
.  3752.  Greifswalde,  GeseDschaft  für  Pommer'sche   Geschichte 

und  Alterthmnskimde :  a)  Pommer'sche  Geschichts- 
denkmäler, 5.  Band,  1875.  —  b)  Vom  Baltischen 
Strande.  (Bügisch-  Pommerische  Lebensbilder  von 
Karl  von  Bösen.)  1876. 

3753.  —  königl.  Uniyers.-Bibliothek:  Convolut  von  72  Stück 

Inaugural-Dissertationen  der  medidnischen  Facultät 

3754.  Haue,  thüringisch-säcl^cher  Verein  für  Erforschung 
des  vaterl.  Altertfaums:  Neue  Mittheilungen  aus  dem 
Gtebiete  histor.  antiquarischer  Forschungen,  13.  Bd.,  4. 
(Schlussh^)  1874. 

3755.  Hamburg,  Verein  für  hamburgische  Geschichte:  Zeit- 
schrift N.  F.  3.  Bd.,  4.  Heft.  1875. 

3756.  Hannover,  histor.  Verein  für  Niedersachsen:  a)  Zeit- 
schrift Jahrg.  1873;  —  b)  36.  Nachricht,  1874. 

3757.  Hard,  Vorarlberger  Museumsverein:  14.  Bechenschafts- 
bericht,  1873. 

3758.  Hermannstadt,  Verein  für  siebenbürgische  Landeskunde : 

a)  Archiv,  N.  F.,  11.  Bd.,  3.  Heft  u.  12.  Bd.,  1.  Heft, 
1874;  —  b)  Jahresbericht  1873/74;  —  Programm  der 
Gymnasien  von  Hermannstadt,  Mühlbach  und  Schäss- 
burg,  1873/74;  —  d)  der  siebenbürgisch-sächsische 
Bauer  (eine  social-hist  Skizze)  1873,  und  e)  Beiträge 
zur  Eeimtniss  Sächsisch-Beens  (Festgabe)  1870. 

3759.  Innsbruck,  Ferdinandeum :  Zeitschrift,  3.  Folge,  19.  Heft, 
1875. 

3760.  Kid,  Gesellschaft  für  die  Geschichte  der  Herzogthüm^ 
Schleswig-Holstein  und  Lauenburg: 

a)  Zeitschrift,  4.  Bd.  (ScUussheft)  1872,  6.  Bd., 
1.  Heft,  1874,  dann  Schlussheft  1875;  —  b)  Quellen- 
sammhmg,  4.  Bd.,  1.,  2.  Heft,  1874—75;  —  c)  ür- 
kondensammlung,  4.  Bd.,  Fase  I.,  H.,  1874 — 1875;  — 
d)  die  prähistor.  Archäologie  in  Schleswig-Holstein  (von 
H.  Handelmann)  1875. 

3761.  Elageofurt,  k.  k.  Gymnasium:  Programm  des  Studien- 
jahres 1875. 

3762.  Köln,  histor.  Verem  für  den  Niederrheih:  Annalen, 
26.-27.  Heft,  1874. 

3763.  E(hDdg8berg,  königl.  und  Univera-Bibttothek :  Altpreus- 
sische  Monatsschrift.  Neue  Folge,  Jahrg.  1875,  Heft  1—6. 

B* 


—    XX     — 

3764.  Kopenhagen,  königl.  dftnische  Gesellschaft  für  nordische 
Alterthumskunde : 

a)  Aarboger,  .1.-4.  Heft,  1874;  —  b)  TyDaeg  til 
Aarboger,  Jahrg.  1873;  —  c)  Memoires,  Neue  Serie, 
1873—74. 

3765.  Erakau,  histor.  Commission  der  königl.  poln.  Akademie 
der  Wissenschaften: 

a)  Rozprawy  i  Spravosdania  z  Posiedz^n  wydoziala 
filologicznego,  Tomo  1  und  2,  1874  und  Tomo  2  und  3, 
1875;  —  b)  Dzieje  Bezkrölewia  poskonie  Jana  m., 
Tomo  I.,  1874;  —  c)  A.  Z.  Heida  Pism-Pozostalych 
wydanie  fosmiertne,  Tomo  L,  1874;  —  d)  Monumenta 
medii  aevi  historica  res  gestas  poloniae  illustrantia, 
Tomus  L;  —  Pomniki  Dziejowe  Wieköw  Srednich  do 
objasnienia  rzeczy  polskich  sluzace  Tomo  L,  1874;  — 
e)  Rocznik  Zarzadu  Akademii  umiejetnosd  w  Erakome, 
Jahrg.  1874;  -  f)  Pamietnik,  Bd.  2,  1875;  —  g)  Biblio- 
grafia  Polska  des  15.  und  16.  Jahrhunderts,  1875 

3766.  Laibach,  k.  k.  Obergymnasium:  Jahresbericht  1875. 

3767.  Landshut,  histor.  Verein  ftü*  Niederbaiem:  Verhand- 
lungen, 17.  Bd.,  1.— 4.  Heft,  18.  Bd.,  1.    2.  Heft,  1873. 

3768.  Lausanne,  histor.  Gesellschaft  der  romanischen  Schweiz: 
Memoires  et  documents,  29.  Bd.,  1875. 

3769.  Leeuwarden,  Frisch  Genootschap  van  Geschied-,  Oud- 
heid-  en  Taalkonde:  Verslag  der  Handelingen  fbr  das 
Jahr  1873/74. 

3770.  Leiden,    Matschappy    der  Nederlandsche  Letterkunde: 

a)  Handelingen  en  Mededeelingen  ftkr  das  Jahr  1874; 
—  b)  Levensberichten  der  a^estorvene  Medeleden, 
Beilage  zu  den  Handelingen  von  1874. 

3771.  Leipzig,  deutsche  morgenl&nd.  Gesellschaft:  Zeitschrift, 
28.  Bd.,  4.  Heft,  1874,  und  29.  Bd.,  1.  u.  2.  Heft,  1875. 

3772.  Lemberg,  Graf  Ossolinski'sches  National-Institut : 

a)  Czasopismo  naukowe,  Jahrg.  1829,  30  und  31, 
je  4  Hefte;  b)  Bibliotheka  naukoirego  zaUadu 
imienia  Ossolinskich,  1842^1844  in  12  Bd.,  1847 
2  Bde.  in  12  Heften,  1848  l  Bd.  in  4  Heften;  — 

c)  Pamietnik  literacki   1850,   Heft  1    bis  29; 

d)  Bibliotheka  Ossolinskich,  12  Bde.,  1862-1869; 

e)  Biblia  Krölöwej  Zofii,  1871 ;  —  f)  Sprawoz- 
danie  z  czynnösci,  L,  1870-72,  IL  1873,  III,  1874. 

3773.  —  Leseverein   der  ruthenischen  Jugend  an  der  Uni- 

versität und  technischen  Akademie  „Akademiczesky 
kruzok". 


—    XXI    — 

3774.  Leoben,  Realgymnasium:  9  Jahresbericht  1875. 

3775.  Lübeck,   Verein  für  Lübeckische  Geschichte: 

a)  Zeitschrift,   Bd.  3,  Heft  2,  1873;   —   b)  Jahres- 
bericht,  1873;    -    c)  Pauli,  Dr.  E.   W.  Lübeckische 
Zustände  im  Mittelalter,  1872. 
3756.  Luxembourg,  Soci^t^  arch^logique :  PubUcations,  28.  xmd 

29.  Bd.,  1873  und  74. 

3777.  Luzem,  histor.  Verein  der  ftlnf  Orte  Luzem,  üri, 
SchwyÄ,   Zug   und   Unterwaiden:     „Geschichtsfreund" 

30.  Bd.,  1875. 

3778.  Mainz,  Verein  zur  Erforschung  der  riieinischen  Ge- 
schichte und  Alterthümer :  Zeitschrift,  Bd.  3,  Heft  2, 1875. 

3779.  Marburg,  k.  k.  Gymnasium:  Programm,  Jahrg.  1873 
und  1875. 

3780.  Metz,  L'acad^mie  des  lettres,  sciences,  arts  et  agricul- 
ture:  Memoires,  54.  Jahrg.  1872—73.  (3.  Serie,  2.  Jahrg.) 
gedr.  1874. 

3781.  Mitau,  knrländische  Gesellschaft  für  Literatur  und  Kunst: 
„Sitzimgsberichte  aus  dem  Jahre  1874,"  gedr.  Riga,  1875. 

3782.  Mens,  Sod^t^  des  sciences,  des  arts  et  des  lettres  du 
Hainaut:  Memoires  et  PubUcations,  9. — 10.  Bd.,  1874 
bis  1875;  —  Concours  de  1875. 

3783.  München,  königl.  bair.  Akademie  der  Wissenschaften: 

a)  Sitzungsberichte,  Bd.  2,  Heft  1—2,  1874  und 
Bd.  1,  Heft  1,  2,  3,  Bd.  2,  Heft  1,  2,  1875;  - 
b)  Abhandlungen  der  histor.  Classe,  12.  Bd.,  3.  Abt., 
13.  Bd.,  I.Abt,  1875:  —  c)  Festrede  von  Franz 
vonLöher  „über  Deutschlands  Weltstellung*',  1874; 
—  d)  Festrede  des  Dr.  Eonrad  Bursian  „über  den 
religiösen  Charakter  des  griechischen  Mythos,  1875. 

3784.  —  Alterthumsverein   ftlr  Kunst   und  Kunstgewerbe: 

„Die  Wartburg«,  HI.  Jahrg.  1875,  Nr.  1—6. 

3785.  Münster,  literarischer  Handweiser:  Nr.  1 — 18  des 
14.  Jahrg.  1875. 

3786.  Neuburg  an  der  Donau,  histor.  Filial-Verein :  CoUec- 
taneenblatt,  38.  Jahrg.,  1874. 

3787.  Nürnberg,  germanisches  Museum:  Anzeiger,  21.  Jahrg., 
1874. 

3788.  Osnabrück,  Verein  für  Geschichte  und  Alterthumskunde : 
Mittheilungen,  10.  Bd.,  1875. 

3789.  Paderborn,  Verein  für  Geschichte  und  Alterthumskunde 
Westphalens:  „Zeitschrift,"  Bd.  32  und  33  (4.  Folge, 
2.  und  3.  Bd.)  1874—75. 

3790.  Poitiers,  Gesellschaft  der  Alterthumsforscher  des  west- 


—  xxn  — 

liehen  Frankreichs:    Bulletin,  1.,  2.,  3.  und  4.  Quartal, 
1875. 

3791.  Prag,  königl.  böhmische  Gesellschaft  der  Wissenschaften  : 

a)  Sitzungsberichte  pro  1875,  Nr.  1—6;  — 
b)AbhandluDgeiI,  6.  Folge,  7.  Bd.,  1874,  gedr.  1875. 

3792.  —  Yereux  fUr  Geschichte  der  Deutsehen  in  Böhmen : 

a)  Mittheilungen,  13.  Jahrg.,  Heft  3  und  4. 
14.  Jahrg.,  1.,  2.  Heft,  1875;  —  b)  Jahresbericht 
pro  1874/75;  —  c)  Horawitz:  Caspar  Bruschius, 
Prag  und  Wien  1874;  —  d)  Leeder:  Geschichte 
von  Aman,  H.  Prag  1873;  —  e)  Pangeri:  Die 
Choden  zu  Taus,  Prag  1875. 

3793.  —  akademischer    Leseverein     der    böhmiseben    Sta* 

denten :  Jahresbericht  (Vyrofcni  zpräva)  pro  1873/74 
und  1874/75. 

3794.  —  Lese-   und  Redehalle   der    deutschen  Studenten: 

Jahresbericht  pro  1874/75. 

3795.  Regensbui^,  histor.  Verein  von  Oberpüalz: 

a)  Verhandlungen,  30.  Bd.  (der  N.  F.  22.)  1874;  — 
b)  Verzeichniss  über  die  Schriftsteller  und  Abhandlungesi 
zu  den  bisher  erschienenen  30  Bdn.,  1874. 

3796.  BJga,  Gesellschaft  ft^  Geschichte  und  Alterthumskunde 
der  Ostse^rovinzen  Busslands: 

a)  Mittheilungen,  12.  Bd.,  1.  Hdä,  187^;  —  Sitzungs- 
berichte pro  1874. 

3797.  Salzburg,  Gesellschaft  für  Salzburger  Landeskunde: 
Mittheilungen,  14.  u.  15.  Vereinsjahr,  1874/75. 

3798.  Salz^edel,  altmärk.  Verein  für  vaterländ.  Geschichte  und 
Idodustrie:  18.  Jahresbericht,  1875. 

3799.  Schmalkalden,  Verein  filr  Hennebergische  Geschichte  und 
Landeskunde:  Zeitschrift,  Heft  1,  1875. 

3800.  Schwerin,  Verein  fllr  meklenburgische  Geschichte  und 
Alterthumskunde:  Jahrbuch,  39.  Jahrg.,  1874 

3801.  Stettin,  Gesellschaft  fttr  Pomraer'sche  Gesdiichte  und 
Alterthumskunde:  Baltische  Studien,  25.  Jahi^  2.  HeDt» 
1875. 

3802.  Strassbnrg,  la  Societe  pour  la  conservation  des  moiaai« 
ments  historiques  d'Alsace: 

a)  Bulletin,  2.  Serie,  9.  Bd.,  1874;  —  b)  Siteuags- 
berichte  anno  1875,  Nr.  1  bis  8. 

3803.  Stuttgart^  köoigl.  Statifitisch-topograf.  Bureau: 

a)  Württembergische  Jahrbücher  fbr  Statistik  und 
Landeskunde,  Jahrg.  1873,  1.  und  2.  Theil,  gedr.  1874; 
Jahrg.  1874,  1.  und  2.  Theil,  gedr.  1875;  —  b)  Ver- 


—  xxin  — 

.    zeichniss  der  Ortschaften  des  Königreichs  Württemberg, 
1874. 

3804.  Trier,  Gesdlschaft  fftr  nützliche  Forschungen:  Jahres- 
berichte von  1872  und  73,  gedr.  1874. 

3805.  Uhn,  Verein  für  Kunst  und  Alterthum  in  Ulm  und 
Oberschwaben:  Verhandlungen.  Nene  Reihe,  7  Heft^ 
1875. 

3806.  Utrecht,  histor.  Genootschap: 

a)  Kroniek,  6.  Serie,  4.  Theil,  29.  Jahrg.,  1873,  gedr. 
1874;  —  b)  Werken,  neue  Serie  Nr.  20,  1874  (Rogge's 
Briefe  von  Johann  Wtenbogaert) ;  —  c)  Histoire  des 
Prbvinces  Unies  des  Paifs  Bas,  Tome  4,  1874. 

3807.  Venedig,  Istituts  Veneto  di  scienze,  lottere  ed  arti: 
Atti,  tomo  terzo,  serie  quarta,  Dispensa  decima,  poi  tomo 
primo,  serie  quinta,  Dispensa  prima,  seconda,  terza, 
quarta,  quinta  e  sesta,  1874/75. 

3808.  Wernigerode,  Harz-Verein  für  Geschichte  und  Alter- 
thumskunde : 

a)  Zeitschrift,  7.  Jahrg.,  4.  Heft,  1874;  —  8.  Jahrg., 
1.  und  2.  Heft,  1875;  b)  Teppiche  des  Jungfrauen- 
stiftes Marienberg  bei  Helmstedt  vom  Landschaftsrath 
A.  F.  von  Münchhausen  in  Hannover,  gedr.  1874. 

3809.  Wien,  kais.  Akademie  der  Wissenschaften: 

a)  Sitzungsberichte  philos.-histor.  Classe,  75.  Bd., 
Heft  1—3,  1873;  76.  Bd.,  Heft  1  3,  1874; 
77.  Bd.,  Heft  1—4;  78  Bd.,  Heft  1.  1874  und 
Register  zu  Bände  1  bis  70;  —  b)  Archiv  für 
österr.  Geschichte,  51.  Bd.,  2.  Hälfte  1873,  52.  Bd., 
1.  Hälfte   1874;  c)  Register  zu  den  Bänden 

des  Archiv  1—50,  1874;  —  d)  Denkschriften, 
23.  Bd.,  1874. 

3810.  —  k.   k.   Central- Commission    zur   Erforschung    und 

Erhaltung  derBaudenkmale :  Mittheilungen,  20.  Bd., 
1874,  und  1.  Bd.,  1.  und  2.  Heft  der  neuen  Folge, 
1875. 

3811.  —  k.    k.    geographische    Gesellschaft:    Mittheilungen 

17.  Bd.  (der  N.  F.  7.)  1874. 

3812.  —  Verein  für  Landeskunde  in  Niederösterreich: 

a)  Blätter,  N.  F.  8.  Heft,   1874;    —    b)  Topografie 
von  Niederösterreich,  8.  Heft,  1875 

3813.  —  heraldisch-genealogisch§r   Verein    „ Adler ^:    Jahr- 

buch, 1.  Jahrg.,  1874. 

3814.  —  der  Tourist:  Jahrg.  1875. 

3815.  —  Lese  verein  der  deutschen  Studenten: 


—    XXIV     « 

a)  Jahresbericht  pro  1873  und  74 ;  —  b)  Kaufs 
Kategorischer  Imperativ  und  die  Gegenwart  (Vor- 
trag des  Dr.  Johann  Volkelt),  1875. 

3816.  Wien,  akademische  Lesehalle  an  der  k.  k.  Universität: 

Jahresbericht  1873,  1874  und  1875. 

381 7.  —  Alterthumsverein :  Berichte  und  Mittheilungen,  Bd.  1 3 

und  14,  1873—74. 

3818.  Wiesbaden,  Verein  für  nassauische  Alterthumskunde  und 
Geschichtsforschung:  Annalen,  13.  Bd.,  1874. 

3819.  Würzburg,  histor.  Verein  für  Unterfranken  und  Aschaf- 
fenburg: Archiv,  23.  Bd.,  1.  Hefl,  1875. 

3820.  Zürich,  Antiquarische  Gesellschaft :  Neujahrsblatt  XXXIX, 
1875. 

III.  Durch  Ankauf. 

3821.  Dannstadt,  Gesammtverein  der  deutschen  Geschichts- 
und Alterthumsvereine :  Correspondenzblatt,  Jahrg.  1875. 

3822.  Mainz,  römisch-germanisches  Centralmuseum :  Die  Alter- 
thümer  unserer  heidnischen  Vorzeit,  von  Dr.  L.  Linden- 
schmit,  5.  Heft  des  3.  Bd.,  1875. 


I.  Urkunden  und  Acten. 

Geschenk  von  den  Herren: 

1606.  Götz  Franz,  Buchhändler  in  Leibnitz:  Eine  Gopie  des 
Grazer  Dombildes,  den  Einfall  der  Türken  in  die  Steier- 
mark im  Jahre  1480  darstellend.  (Aus  der  steierm. 
Zeitschrift.) 

1607.  Hofrichter  J.  C.,  k.  k.  Notar  in  Windischgrätz :  Mehrere 
gedruckte  Stammbäume  europäischer  Fürstenhäuser, 
dann  einige  Entwürfe  zu  Panoramen  aus  der  Steiermark. 

1608.  Napreth  Ignaz,  Kaufmann  in  Graz:  Zunftordnung  von 
Kaiser  Leopold  ddo.  Wien  16.  Juli  1698,  dann  Siegel 
sammt  Kupferplatte  (Kundschaft)  der  Barett-,  Socken- 
und  Strurapfstricker  in  Graz. 

1609.  Pichl  von  Gamsenfels  Carl  Ritter,  Gutsbesitzer  in  Eggen- 
wald: 

a)  Mehrere  Acten  aus  dem  laufenden  Jahrhundert, 
Gülten  bei  Radkersburg  betreffend ;  —  b)  einen  Situa- 
tionsplan der  neuerbauten  Jakomini- Vorstadt  in  Graz 
vom  Jahre  c.  1790. 


-    XXV    — 

1610.  Schmutz  Johann,  Lehrer  in  St.  Stefan  ob  Leoben:  Ori- 
ginal eines  Vergleiches  der  Herrschaften  Eaisersberg, 
Massenberg,  Stift  Neuberg,  und  Göss  in  Zehentstreitig- 
keiten ddo.  Eaisersberg  18.  April  1759. 

II.  Handschriften. 

503.  Eamer  Josef,  pens.  Pfarrer  in  Graz:  Eine  etymologisch- 
topografische  Berichtigung  des  Namens  des  Dorfes  Eals- 
dorf  oder  Earlsdorf. 

504*  Pils  Jacob,  Oberlehrer  zu  Kraubat  in  Obersteier :  Schät- 
zungs-Urkunde des  Amtes  Ehober  ddo.  17.  Juni  1642 
Ober  den  Nachlass  des  verstorbenen  Bernhardt  Ehober. 

505.  Seidl  J.  G.,  k.  k.  Hofirath :  Eine  Sammlung  von  steirischen 
Gesängen  und  Tänzen. 


O.  FtLV  die  Klixnst-  und  AJteirtliixms- 


Geschenk  vom  Herrn: 

1132.  Graggober  Johann,  Hauptmann  der  Feuerwehr  in  Ober- 
wölz:  Eine  Münze,  sogenannten  „  Talismann  ^. 

1133.  Pichl  von  Gamsenfels  Carl  Ritter,  Gutsbesitzer  in  Eggen- 
wald :  Einen  Kupferabschlag  der  Aversseite  einer  Denk- 
münze auf  Martin  Luther. 

1134.  Pils  Jacob,  Oberlehrer  zu  Eraubat  in  Obersteier:  5  Stück 
alte  Silber-  und  4  Stück  alte  Bronze-Münzen. 

1135.  Schmutz  Johann,  Lehrer  zu  St  Stefan  ob  Leoben: 
Eine  kleine  tirolische  Silbermünze  des  15.  Jahrhunderts 
aus  dem  Galler'schen  Funde  zmschen  Eaisersberg  und 
Kraubat,  dann  4  Stück  römische  Silbermünzen. 

1136.  Tilesius  von  Tilenau,  kaiserl.  mssischer  Staatsrath  in 
Petersburg,  em  Facsimile  jenes  Bildes,  welches  der 
Manesse'sche  Codex  in  Paris  zur  Verherrlichung  des 
steir.  Minnesängers  Ulrich  von  Liechtenstein  enthält 


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B. 

Abhandlungen. 


Georg  Maiaeus  Visclier 

und 

seine  Wirksamkeit  in  Steiermark. 


Von 

J.  V.  Zahn. 


Das  Leben  und  Wirken  des  hochverdienstlichen  Mannes, 
dessen  Name  hier  obenan  steht,  ist  in  umfassender  Weise 
bereits  vor  einer  Reihe  von  Jahren  Gegenstand  der  Darstellung 
gewesen. 

Durch  weiland  J.  Feil,  welcher  1857  mit  der  ihm  eigenen 
Gründlichkeit  G.  M.  Vischer's  karto-  und  topographische  Ar- 
beiten für  Ober-  und  Nieder-Oesterreich  und  für  Steiermark 
—  von  den  nebenläufigen  allgemeinen  und  jenen  localen  für 
Mähren  und  Ungarn  abgesehen  —  behandelte  '),  goss  sich 
eigentlich  zum  ersten  Male  das  Licht  der  Forschung  über  den- 
selben aus.  Vor  ihm  gab  es  nur  sehr  verstreute  Notizen  und 
fromme  Wünsche  Einzelner  nach  genauer  Kenntniss  des  Lebens 
und  Arbeitsganges  eines  Mannes,  der  in  gewisser  Beziehung 
und  für  die  obgenannten  Lande  phänomenalen  Wirkens  gewesen. 


^  In  den  „Berichten  und  Mittheilungen  des  Alterthumsvereines  in  Wien", 
2.  Bd.  Auf  diese  treffliche  Arbeit  mag  auch  für  alle  Fälle  jenseits 
des  Rahmens  vorliegendeu  Aufsatzes  verwiesen  sein.  Einen  Auszug 
von  Feiles  Darstellung,  doch  ohne  Ergänzungen,  lieferte  F.  Simony 
1858  in  den  „Mittheilungen  der  k.  k.  geograph.  Gesellschaft^',  2.  Heft, 
p.  13  uff.  Wegen  der  verhältnissmässigen  Seltenheit,  in  welcher  Fe  iTs 
Arbeit  im  Lande  existirt,  ist  hier  sein  rein  beschreibender  und  ver- 
zeichnender Theil  in  grösserer  AusfÜrlichkeit,  mit  Zusatz  der  Nach- 
träge, verwendet,  um  den  Artikel  so  weit  möglich  an  Einem  Flecke 
erschöpfend  und  för  Sammler  handbar  zu  gestalten. 

KittheU.  d.  hist.  Vereine  f.  Steiermark.  XXIV.  Heft,  1876.  1* 


—     4     — 

Das  Bild  spricht  für  bestimmte  Fälle  eine  weit  klarere, 
kürzere  und  verständlichere  Sprache,  als  jede  wörtliche  Dar- 
stellung. In  örtlichen  Fragen  tritt  aus  ihm  das  Vergleichs- 
materiale  weit  greifbarer,  weil  sichtlich,  an  den  desselben 
Bedürftigen  heran,  als  es  durch  die  schriftliche  Auseinander- 
setzung geboten  werden  könnte.  Als  Erzeugniss  der  graphischen 
Kunst  ist  ihm  eine  weitere  Stufe  in  der  gewönlichen  Pietät 
gesichert  Ist  der  Kunstwerth  gering,  so  wiegt  ihn  die  Ver- 
einzelung oder  das  Alter  des  Stückes  auf.  Es  veraltet  eigentlich 
nie  so  leicht  wie  ein  Buch,  und  kann,  seiner  fassUchen  Sprache 
wegen,  auf  einen  weit  ausgedehnteren  Kreis  rechnen  als  ein 
solches,  womit  freiUch  auch  wieder  die  Gefar  des  Sichver- 
lierens  erhöht  ist. 

An  der  reichen  Folge  von  Ortsbildem,  welche  V  i  s  c  h  e  r 
in  verhältnissmässig  wenig  Jahren  —  weit  mehr  als  1000  in 
etwa  1 5  Jahren  —  hervorrief  oder  selbst  schuf,  an  den  vielen 
Ansichten  von  Städten  und  Märkten,  Burgen  und  Klöstern,  wie 
selbe  um  c.  1670  in  den  genannten  drei  Ländern  bestanden, 
hat  sich  so  Mancher  von  Jung  und  Alt  erfreut  und  erfreut 
sich  noch  jetzt.  Dem  ausgeprägten  heimatlichen  Sinne  ist  da- 
durch die  Wandlung  des  Schönen  und  Grossen  auf  Erden  so 
nahe  gelegt,  dem  unklaren  verhilft  das  Werk  zum  Gepräge. 
Es  dürfte  Wenige  geben,  denen  an  dem  Vergleiche  der  Gegen- 
wart bei  ihnen  wolbekannten  Oertlichkeiten  mit  deren  Zustande 
in  der  Vergangenheit  nichts  gelegen  ist  und  die  daraus  nicht 
eine  Bereicherung  ihrer  Kenntnisse  auf  angeneme  Art  ersehen. 
Da  sind  vielthürmige  Burgen  auf  weitschauender  Höhe,  zu  ihrer 
Zeit  der  Stolz  des  Landes  und  der  alt  eingesessenen  vomemen 
Familien,  denen  sie  gehörten:  heute  sind  die  Geschlechter 
ausgestorben  oder  verarmt,  und  von  ihren  Vesten  ragen  einsame 
Thurm-  und  Mauerreste  aus  Geröll  und  wucherndem  Gestrüppe 
allein  noch  empor.  Hier  zeigen  sich  uns  kleine,  bescheidene 
Schlösschen,  anspruchslos  wie  vielleicht  auch  vor  Zeiten  die 
Geltung  ihrer  Eigentümer :  heute  sind  daraus  stattliche  Land- 
sitze geworden,  oder  auch  sind  sie  fast  sogar  mit  dem  Namen 
von  der  Scholle  verschwunden,  welche  sie  trug.  Dort  sind  Klöster 


—     5     — 

abgebfldet,  die  weit  in  die  Culturgescliichte  des  Landes  mit 
ihrer  Gründung  zurückreichen,  umfassende  Bauten,  reichbelebt : 
heute  dienen  sie  profanen  Zwecken  oder  es  weiden  die  Ziegen 
auf  ihrem  übergrünten  Getrümmer  und  durch  die  geborstenen 
Wände  pfeift  der  Wind.  Endlich  die  Städte  und  Städtchen, 
die  einen  hinter  Mauergürteln  geborgen  vor  der  ostnachbar- 
lichen Unsicherheit,  die  anderen  meist  mehr  malerisch  gelegen 
als  bautenreich :  heute  haben  sie  sämmtlich  ihren  Umfang  aus- 
gedehnt, die  Mauern  fielen,  die  Strassen  recken  sich  weit  in 
die  Umgebung  hinein  und  ziehen  die  nächsten  Dorfschaften 
zur  Stadt,  Fabriken  und  Gewerke  beleben  die  Nachbarschaft 
und  nur  wenige  haben  durch  eigentümliche  Verhältnisse  in 
der  Zeit  nicht  gewonnen. 

Und  weil  diese  Bildwerke  so  deutlich  von  der  Heimat 
sprachen,  standen  sie  auch  hoch  in  der  —  contemplativen 
Pietät  Es  steht  zwar  mit  anderen  Dingen  in  Beziehung,  aber 
demungeachtet  fest,  dass  nur  Einmal  ernstlich  gefragt  wurde, 
welches  denn  der  Lebensgang,  die  Werke,  dieMühenVischer's, 
durch  die  er  sich  emporgerungen,  gewesen  ?  —  und  dass  diese 
Eine  Frage  erst  nach  langen  Jahren  beantwortet  wurde.  Die 
gediegene  Studie  Feils  hatte,  im  Zusammenhange  mit  dem 
frisch  auflebenden  historischen  Sinne  und  Schaffen,  den  Erfolg, 
dass  Vi  scher 's  Bilderwerke  mehr  und  mehr  gesucht,  dass 
die  Exemplare  verglichen  und  durch  neue  Abdrücke  aus  den 
erhaltenen  Platten  *)  ergänzt  wurden,  und  dass  —  für  Steier- 
mark wenigstens  —  dieselben,  je  nach  ihrer  Vollständigkeit, 
namhaften  Sammelwert  errangen. 


'")  Das  Bteierm.  Landesarchiv  bewart  ihrer  289;  andere  13  (darunter 
die  grosse,  doch  teilweise  umgearbeitete  des  Stiftes)  befinden  sich  zu 
Admont,  andere  5—6  zu  s.  Lambrecht.  Es  dürften  wohl  auch  zu 
Reun  und  Yorau  deren  noch  vorhanden  sein.  Einzekie  Platten  von 
Schlossern  geraten  zuweilen  in  Handel,  wie  denn  deren  2  (Königsberg 
und  Wisell)  der  bekannte  Vischerkenner,  Herr  Privatier  E.  F  ü  r  s  t  zu 
Graz,  in  Pettau  (aus  dem  Nachlasse  des  bekannten  Historikers  Sim. 
Povod-en)  erworben  hat  und  dem  Landesarchive  zum  Geschenke 
machte.  Wartinger  gibt  1834  nur  mehr  285  als  im  stand.  Archive 
befindlich  an.  (Stmk.  Zeitschr.,  Neue  Folge,  I.,  2.  Heft,  p.  73.) 


—     6     — 

Freilich  darf  man  nicht  verkiennen,  dass  die  Erhaltung 
in  Zal  und  Güte  der  Exemplare  sehr  durch  den  Umstand 
gefördert  wurde,  dass  dieselben  in  Buchform  uns  überkommen 
sind,  worin  sie  je  einen  starken  Band  abgaben.  Ungebunden 
hätten  sie  sich  verzettelt,  wie  dies  noch  bis  in  die  neueste 
Zeit  kostbaren  Suiten  von  Ortsbildem  und  wie  es  auch  den 
Einzelblättem  Vischer's  von  Admont,  Graz,  Kremsier  und 
Wien  mid  auch  seinen  Landkarten  begegnete. 

Die  Bedeutung  Vi  seh  er 's  ruht  nicht  in  seinen  Werken 
allein,  in  der  Ausdehnung,  Zal  und  Umfassend  heit  derselben, 
sondern  noch  in  dem  Umstände,  dass  er  in  seiner  Art  und 
speciell  für  unser  Land  der  Erste  gewesen  und  es  auch  für 
lange,  lange  Jahre  gebUeben.  Die  wenigen  Karten  der  Steier- 
mark, welche  vor  ihm  erschienen  waren''),  halten  in  keiner 
Weise  mit  der  seinen  den  Vergleich  aus,  weder  in  Grösse, 
noch  in  Reichtum,  noch  in  Richtigkeit.  Zum  Teile  sind  es  nur 
kartographische  Incunabeln,  zum  Teile  buchhändlerische  Unter- 
nemungen,  welche,  für  diese  unbekannten  Landstriche  wenig- 
stens, Anspruch  auf  Stichhältigkeit  nicht  machten  und  für  uns 
mehr  Curiosa  als  Gegenstände  von  Studien  über  Auffassung 
abgeben.  Wie  etwa  jenes  Augustinermönchs  von  Fürsten- 
feld im  Auftrage  Ferdinand's  IL  begonnene  Karte  der  Steier- 
mark ausgefallen  wäre,  lässt  sich  nach  den  wenigen  uns  er- 
haltenen Skizzen  und  Aufnamen,  so  geschickte  Zeichnerhand 
sie  auch  verraten,  nicht  mit  Gewissheit  schliessen.  Nicht 
minder  gab  es  vor  V  i  s  c  h  e  r  der  Ortsbilder  für  unser  Land  sehr 


*)  Von  Lazius  (1561),  Dakert's,  Mercator  (1611)  und  Blaeiuv 
(1644),  welche  Feil  anftirt.  Für  das  16.  Jahrh.  besitzt  das  steierm. 
Landesarchiv  eine  kleine  Karte  von  Steiermark  auf  Pergament  und 
illuminirt,  welche  bisher  unbekannt  geblieben  scheint.  Zu  den  obge- 
dachten  vorvischerischen Karten  fUgen  wir  noch  Merlan  resp.  Sut- 
t  i  n  g  e  r  (1 649  in  des  Erstercn  Topogr.  Stiri«),  welche  offenbar  eine  Ver- 
kleinerung der  holländischen  von  Blaeiuv  ist,  weiters  die  im  steierm. 
Landesarchive  befindliche  Handzeichnung  Joh.  Caspar  Spengler 's 
„Steinschneider  zu  Graz",  für  Innerösterreich  von  1655,  dann  die 
Karte  Martin  Stier's,  kais.  Oberingenieurs,  für  Ungarn  von  1664, 
die  jedoch  auch  ganz  Steiermark  u.  s.  w.  enthält. 


—     7     — 

wenige  —  nach  dem  Erhaltenen  zu  urteilen  —  und  von  dem 
Dutzend  fällt  ein  gut  Teil  auf  die  Untememung  Merian's 
(1649),  welche  der  zu  Kanten  in  Obersteier  geborene  Martin 
Zeiller  mit  begann.  Steieimark  lag  eben  abseits  der  grossen 
europäischen  Verkehrswege  und  fand  und  bot  in  dieser  Neben- 
stellung nicht  genügend  Interesse.  Die  Kunstthätigkeit  in 
besagter  Richtung  wirkte  damals  an  weit  mehr  entwickelten 
Culturstätten  in  dem  viel  geld-  und  ereignissreicheren  und 
untemeraungslustigeren  Centrum  und  Westen  von  Europa,  und 
richtete  sich  nach  Abnemem  und  Mäcenen,  die  mit  allen  früher 
genannten  Veranlassungen  bei  uns  feiten.    Hat  doch  selbst 

V  i  s  c  h  e  r  nur  mit  Mühe  seinen  Arbeitslohn  für  das  Schlösser- 
buch blos  zum  Teile  hereinbringen  können !  Dieser  Mangel  an 
Ortsbildem  behob  sich  durch  sein  Erscheinen  mit  einem  Male, 
und  die  Sachlage  änderte  sich  so  sehr,  dass  von  da  ab  Steier- 
mark zu  den  mit  Ortsansichten  bestausgestatteten  Ländern  zälte. 

So   vortrefllich   auch  Feil's    oberwänter  Aufsatz    über 

V  i  s  c  h  e  r  ist  und  so  gründhch  er  auch  alles  damals  zugäng- 
üche  Materiale  verarbeitet  bietet,  so  entbehrt  er  doch  nicht 
der  Lücken.  Sie  sind  aber  nicht  auf  des  ungemein  umsichtigen 
und  gewissenhaften  Forschers  Rechnung  zu  setzen.  Seit  Feil 
haben  sich  —  in  Steiermark  wenigstens  —  neue  Arbeiten 
Vischer's,  sowol  im  Stiche  als  in  Handzeichnungen  gefunden; 
zu  den  schon  bekannten  Actenstücken  treten  neue,  welche 
sowol  sein  Leben  und  Streben  als  auch  seine  Werke,  ausge- 
fürte  und  nicht  ausgefürte  oder  verkommene,  dann  andere, 
von  welchen  früher  Kenntniss  nicht  vorhanden  war,  erwänen. 
Für  Steiermark  sind  um  1857  nur  etwa  30  Documente  Feil 
zugänglich  gewesen,  wogegen  die  Protokolle,  sowol  der 
Verordneten  als  der  Landtage,  der  Buchhaltung,  des  Zalamtes, 
der  Registratur  und  des  Expedites  nicht  benützt  worden  sind. 
Diese  neuen  Funde  an  Arbeiten  Vischer's  und  Aufschrei- 
bungen ihn  betreffend  liegen  diesem  gegenwärtigen  Aufsatze 
zu  Grunde.  Er  hat  die  Absicht,  das  Wirken  Vischer's 
auf  steirischem  Boden  allein,  doch  im  Zusammenhange 
mit  dem  schon  Bekannten,  darzustellen.  Freilieb  mangelt  es 


—     8     — 

auch  hier  nicht  an  mehr  oder  minder  empfindlichen  Lücken; 
zum  Teile  sind  —  z.  B.  die  Cassenbücher  —  einzelne  Pro- 
tokolle nicht  mehr  vollständig,  zum  Teile  lassen  ihre  Auf- 
schreibungen an  Ausfürlichkeit  zu  wünschen  übrig.  Die  fülbarste 
Lücke  ist  jene  der  Jahre  1673 — 1676  und  sie  wäxe  nur  durch 
das  Tagebuch  Vischer's  zu  decken,  das  bereits  Simony 
vergeblich  herbeisehnte  Es  kann  auch  sein,  dass  sich  an  Acten 
einzelne  Nachträge  noch  finden.  Jedenfalls  dürfte  aber  an  dem 
Faden  des  neuaufgeschlossenen  Materiales  die  bisherige  Kenntniss 
über  V  i  s  c  h  e  r  einigermassen  bereichert  werden. 

Georg  Matthaeus  Vis  eher  war  der  Geburt  nach  ein 
Tiroler,  sonach  ein  Landsmann  des  ihm  geistesverwandten 
Peter  An  ich.  Man  nimmt  an  —  und  wol  mit  Recht  —  dass 
seine  Eltern  Bauersleute  gewesen,  Mathias  V  i  s  c  h  e  r  und  Mar- 
garetha  geb.  Anderer,  sesshaft  zu  Wens  im  Pitzthale,  das 
gegenüber  von  Jmst  in  das  Oberinnthal  mündet.  Dort  erblickte 
Georg  Matthaeus  am  22.  April  1628,  eine  Schwester  Anna 
1633  das  Licht  der  Welt.  Damit  schliessen  aber  auch  die 
Familiendaten.  Wir  wissen  nicht,  was  den  Knaben  zum  Stu- 
diren brachte,  wer  ihn  darin  förderte,  wo  er  die  unteren,  wo 
er  die  theologischen  Schulen  absolvirte ;  nur  das  giebt  er  selbst 
in  seiner  „Erdbeschreibung"  an,  dass  er  als  1  öjähriger  Knabe 
über  die  Rauhe  Alp  bei  Ulm  gewandert  sei.  Es  mag  auch 
sein,  dass  Vis  eher  das  Los  der  vielen  tiroler  und  vorarl- 
berger Jungen  teilte,  welche  —  vor  Zeiten  wenigstens  —  um 
die  Familie  zu  entlasten  in  die  Fremde  zogen,  als  Hirten  u.  dgl. 
sich  verdingend,  dass  sein  guter  Stern  sein  mathematisches 
und  Zeichnentalent  dort  entdecken  liess,  wo  man  geneigt  und 
in  der  Lage  war,  diese  Anlage  auszubilden,  dass  unter  solcher 
Förderung  er  spät  zu  studiren  begann  und  endlich  um  das 
Fortkommen  zu  haben,  Geistlicher  wurde.  Mit  der  Anname 
Feil's,  dass  Vis  eher,  wie  es  heutzutage  gewönlich  geschieht, 
mit  24  Jahren  als  absoMrter  Theologe  in  die  Welt  getreten 
sei,  kann  ich  mich  nicht  recht  befreunden.  Wie  käme  der  ein- 
same Knabe  mit  15  Jahren  auf  die  Rauhe  Alp?  Die  unteren 
Classen  zälten  damals  nicht  so  viele  Jahrgänge  wie  jetzt  und 


Hessen  sich  auch  von  Späterkommenden  in  noch  kürzerer  Zeit 
zusammenfassen.  So  meine  ich  denn,  dass  V  i  s  c  h  e  r  keineswegs 
den  gewönlichen  Schulgang  gemacht,  sondern  erst  später  mit 
gutem  Glücke  die  Bahn  betreten  habe,  die  ihm  von  Haus  aus 
kaum  vorgezeichnet  war. 

Genug  an  dem,  wir  finden  Vis  eher  als  38jährigen  Mann 
mit  Einem  Male  in  der  Stellung  eines  Caplans  zu  Andrichs- 
fiirt,  bei  Schärding  im  Innviertel  gelegen,  das  heute  zu  Ober- 
österreich und  der  Diöcese  Linz  gehört,  damals  aber  in 
politischer  Beziehung  dem  Eurfürstenthume  Baiem,  in  geist- 
licher dem  Bisthume  Passau  unterstand.  Es  war  dies  1666, 
und  er  tritt  uns  in  einem  Documente  entgegen,  in  welfchem 
er  bei  dem  Patron  von  Leonstein,  dem  Grafen  Georg  Sigmund 
von  Salburg,  um  Verleihung  dieser  Pfarre  nachsuchte.  Bereits 
damals  muss  er  jedoch  schon  ausgedehnte  geometrische,  resp. 
kartographische  Arbeiten  getrieben  haben,  denn  zugleich  mit 
jenem  Gesuche  legte  er  den  Ständen  von  Oberösterreich  auch 
den  Antrag  der  Abfassung  einer  Karte  des  Landes  ob  der  Ens 
vor.  Beides  glückte  ihm,  schlug  indess  in  der  Folge  nach  keiner 
Seite  zur  Zufridenheit  aus.  Die  gedachte  Pfarre  Leonstein 
wurde  ihm  am  9.  Juni  1666  verliehen.  Die  Verhandlungen 
mit  den  Ständen  gewannen  aber  erst  1667  festere,  ihm  mehr 
zusagende  Formen.  Mit  Erlaubniss  des  Ordinariates  zu  Passau 
verbrachte  Vischer  die  gute  Zeit  mit  seinen  geometrischen 
Auihamen  und  Zeichnungen,  den  Winter  aber  in  der  Seel- 
sorge  auf  seiner  Pfarre,  und  wol  auch  mit  Uebertragung  seiner 
sommerlichen  Ergebnisse.  Das  stand  aber  wenig  nach  dem 
Sinne  des  neuen  Gutsherrn  und  Patrons,  des  Grafen  Gott- 
hard  Heinrich  von  Salburg.  Wie  weit  der  Conflict  gedieh, 
lässt  sich  nicht  sagen.  Möglich  auch,  dass  Vischer  die  Zeit 
für  gekommen  erachtete,  wo  er  auf  die  geistliche  Pfründe  als 
Lebensschutz  nicht  mehr  zu  reflectiren  brauchte  und  dass  er 
die  Hoffnung  hatte,  mit  seinen  Lieblingsstudien  allein  sich  ent- 
sprechend fortzubringen,  —  kurz,  Ende  1668  legte  er  das 
Pfarramt  zurück  und  am  15.  Jänner  1669  finden  wir  ihn  schon 
als  agewesten"  Pfarrer  bezeichnet 


—     10     — 

In  Oberösterreicb,  wo  Vis  eher  Jahre  hindurch  weder 
mit  Liberalität,  noch  besonderer  Glimpflichkeit  behandelt  wurde, 
war  ihm  indess  ein  Gönner  in  dem  Grafen  Bartholomä  von 
Starhemberg  erwachsen,  der  (wol  zur  Zeit  der  Wendung  seiner 
Angelegenheiten  im  Lande  ob  der  Ens)  dem  Kaiser  von 
der  neuen  ^perfecten  Mappa^  sprach,  und  dass,  wenn  es 
Sr.  Majestät  gefiele,  man  den  Geographen  auch  für  Nieder- 
österreich haben  könne ;  worauf  Leopold  L  antwortete,  er  sähe 
es  gerne,  wenn  sich  der  Untememer  einmal  in  Wien  einfinden 
würde.  Der  Graf  liess  diese  günstige  Aussicht  Vis  ehern 
durch  seinen  Secretär  mitteilen  und  ihm  zugleich  angeben, 
wo  er  sieh  zu  melden  hätte  *).  Auf  diese  Art  wurde  unserem 
damals  wol  ziemlich  bedrängten  Kartographen  eine  schöne  Per- 
spective eröflhet.  Zwar  war  seine  erste  Arbeit  noch  keines- 
wegs vollendet;  aber  gerade  auch  das  kennzeichnet  diesen 
thätigen  Mann,  dass  er  stets  3 — 4  Untememen  auf  einmal  im 
Auge  und  unter  der  Hand  hatte.  In  Wien,  unter  der  wol- 
woUenden  Aegide  des  Monarchen  und  hoher  Herren,  wo  er 
eben  so  leicht  Helfer  als  Auftraggeber  finden  konnte,  wo  seine 
seltene  Kunst  Anerkennung  und  Lohn  erwarten  durfte,  was 
doch  in  der  Provinz  ihm  nicht  zu  blühen  schien,  konnte  er 
auch  eher  mehreren  Plänen  auf  einmal  sich  widmen. 

Noch  anfangs  1669  wendete  er  sieh  dahin.  Sein  Project 
kam  bereits  am  18.  Februar  im  Landtage  vor  und  am  11.  bis 
12.  wurde  die  niederösterreichische  Landschaft  unter  für  ihn 
ungewönlich  günstigen  Bedingungen  vertragseinig''). 


^)  Diese  an  sich  ganz  neuen  Daten  resultiren  aus  dem  Briefe  Vi  seh  er 's 
an  die  stmrk.  Verordneten  vom  3.  April  1673;  s.  dens.  in  Note  14 

^)  Feil  beklagt  den  Mangel  der  Erhaltung  des  niederöst  Gontractes 
Ihn  ersetzende  Auszüge  aus  niederöst. -ständischen  Einreichungs-  and 
Expeditsprotokollen  finden  sich  bei  unseren  Acten,  besorgt  durch  den 
n.  ö.  Expeditor  Adolf  Crem  er  und  offenbar  1672  den  steir.  Ständen 
entweder  durch  Y  i  s  c  h  e  r  selbst  oder  mit  dem  Empfelungsschreiben 
der  n.  ö.  Verordneten  (vgl.  Note  6)  vorgelegt.  Ausnams weise  lassen 
wir  diese  Protokollsauszttge  zur  Ergänzung  der  bisherigen  n.  ö.  Daten 
hier  folgen. 


—    11    — 

Die  niederösterreichische  Karte  schloss  V  i  s  c  h  e  r  in  der 
Aufiiame  bereits  1669  ab,  vollendete  sie  im  Stiebe  1670,  druckte 
sie  —  stets  noch  mit  den  Arbeiten  für  Oberösterreich  be- 
schäftiget —  1671  und  gab  sie  anfangs  1672  an  die  Oeffent- 
lichkeit 

Das  Jahr  1671  war  auch  jenes,  in  welchem  er  mit  den 
Ständen  der  Steiermark  behufs  Abfassung  einer  Karte  für 
dieses  Land  sich  in  Verbindung  setzte.  Es  muss  das  etwa  gegen 
Ende  Septembers  gewesen  sein,  denn  am  1.  October  erfolgte 
im  Landtage  über  seine  Eingabe  der  Beschluss,   die  Fürung 


„Copi  des  vnterösterreichlschen  Contracts.  Yischer  Georg  Mattheuss 
berichtet,  dass  (er)  eine  Mappam  vber  Ober-Ossterreich  gemacht,  tiiuet 
sich  bey  den  lobl.  Ständen  in  Y.  0.  vmb  dergleichen  Arbeit  auch 
anmelden. 

Rathschlag. 

Herr  Landtmarschalkh  wird  von  denen  drey  obei  en  Ständen  hiemit 
freintdienstlich  ersucht,  ob  derselbe  ihme  belieben  lassen  hette,  den 
Suplicanten  fir  sich  zu  fordern  vnd  Yon  ihme  zu  Ternemben  wie  vnd 
welcher  Gestalten,  auch  mit  wass  fir  einem  Vnkosten  er  innermelte 
Mappam  inss  Werkh  zu  stöUen  Yorhabenss,  auch  wan  er  damit  förtig 
zu  sein  ihme  getraue,  folgents  die  löbl.  Stände  dessen  Erclärung 
widerumben  zu  erindern. 

Wien  im  Landtag  den  18.  Febr.  1669. 

Idem  zttfolg  seines  am  18-  Febr.  verbschaidten  Anbringenss  vber- 
gibt  hernach  volgente  Puncta.  l^°  solle  die  Mappa  von  khonfftigen 
Ossteren  inner  zwayen  Jahren  verförtiget  werden,  2J^  Raissuncosten, 
Mühe  vnd  Arbeith,  Bezahlung  der  Khupffer  3600  fl.  gegen  Liferung 
derselben  vnd  150  Exemplarien,  3<^  Bezahlung  dieser  8600  fl.  alss 
zum  Anfang  1000  fl. ,  der  Änderte  auf  Martini  huius  anni  wider 
1000  fl.,  der  dritte  Ossteren  1670,  der  vierte  wan  die  Mappa  zu- 
ständen gebracht,  4^  Patent  zu  Freypassierung  vnd  dass  er  aller 
Orth  eingelassen,  mit  dem  Praedicat  Landschafft  Geographi,  vnd 
solches  durch  die  Viertlbotten  intimieren  zu  lassen ;  dafehren  Gaution 
desideriert  werden  sollte,  schützet  vor  Herrn  Graffen  Bärtholme  von 
Starhmberg. 

Rathschlag. 

Dem  Suplicanten  widenimb  hinausszugeben,  vnd  haben  die  lobl. 
Stände  in  heutiger  dero  Yersamblung  geschlossen,  dass  demselben 
zu  Perficierong  innermelten  Operis  geographici  in  Allem  3000  fl., 
vnd  zwar  gleich  anieczto  die  500  fl.,  nach  Yerfbrtigung  eines  jeden 


—     12     — 

(ier  Angelegenheit  den  Verordneten  zu  überlassen*').  Dann 
ruhte  selbe  den  Winter  über,  wol  Vi  scher 's  selbst  wegen, 
der,  wie  eben  erwänt,  just  mit  den  Schlussarbeiten  der  nieder - 
österreichischen  Karte  zu  thun  hatte  und  begann  wider  im 
März  1672  in  Fluss  zu  kommen.  Vis  eher  mag  um  diese  Zeit 
selbst  in  Graz  gewesen  sein,  wohin  er  ein  freundliches  Für- 
wort der  niederösterreichLschen  Stände  mitbrachte.  Er  habe 
ihnen,  sagten  diese,  mit  seiner  Eartenarbeit  „ein  saatsames 
Contento  vnd  Wohlgefallen"  erwiesen').  Wenn  auch  die  Ver- 
handlungen noch  nicht  bis  zum  schriftlichen  Vertrage  gediehen, 
so  muss  doch  ein  mündliches  Uebereinkommen  getroffen  worden 


Viertls  aber  alle  Zeit  widerumb  500  fl.  vnd  den  Vberrest  nach  Voll- 
endung des  Toelligen  Werkhs  geraicht,  ihme  auch  dass  gebettne  Pa- 
tent! eruolgt  werden  solle,  hingegen  er  ihnen  lobl.  Ständen  von  jeden 
Yiertlen  gleich  das  erste  Exemplar  vnd  hernach  so  es  ihnen  gefellig 
200  derselben  ohne  ihren  Entgelt  herein  geben,  wie  auch  den  Khu- 
pferstich,  nachdem  er  hieruon  800  Exemplaria  für  sich  verförtigen 
lassen,  restituieren  vnd  kheinen  andern  darnach  stechen  lassen  solle. 
Wien  im  Landtag  den  11.  April  1669. 
Vischer  Georg  Mattheuss  ist  erbüettig  der  löbl.  Stände  am  11. 
diss  ergangnen  Schluss  zufolg  dass  Werkh  vmb  die  versprochne 
8000  fl.  eheistens  anzufangen,  bitt  anieczto  vmb  500  fl.  ein  Geschafft 
an  den  Einnember  ausszuförtigen. 

Rath  schlag. 
Fiat  allermassen  der  lÖbl.  Ständt  Schluss  vermag  dem  Einnember 
vnd  der  Ganczley  aufzulegen  wie  begehrt  vnd  disses  sambt  gedachten 
Schluss  bey  der  Registratur  alles  Fleisses  aufzuheben,  dem  Supli- 
canten  aber  auf  Begehren  vidimirte  Abschrifften  zu  erthailen. 

12.  April  1669. 
«)  1671,  1.  October. 

„G.  Vischer  der  löbl.  n.  ö.  Landtschafft  Geographus  offerirt  die 
Landtcharten  vber  Steyer  gegen  Bezallung  zuuerfbrttigen. 

Rathschlag. 
Der  löbl.  Verordneten  Stöll  einzuraichen,  die  wollen  communi  con- 
silio  mit  Herrn  Landtshaubtmann  wegen  hierin  angebottener  Ver- 
förttigung  der  Landtcharten  vber  Steyer  mit  dem  Supplicanten  auf  ein 
Leidenliches  zu  tractim  gedacht  sein." 

Stmrk.  L.- Archiv,  Landtagshandlungen  1671,  f.  360. 
')    Feil  a.  a.  0.  p.  68  (Sonderabdruck). 


—     13     — 

sein.  Denn  aus  einer  späteren  Eingabe  Vischer's  stellt  sich 
heraus,  dass  man  sich  damals  bereits  auf  einen  Pauschalbetrag 
von  2000  fl.  geeiniget  hat,  womit  Vischer's  Mühen  und 
Kosten  gelont  werden  sollten  und  wofür  er  200  Exemplare 
der  Karte  in  das  Landhaus  abzuliefern  hätte  ^).  Dass  man  die 
Arbeit  seitens  der  Stände  mit  gewisser  Bestimmtheit  in's  Auge 
gefasst,  dafür  spricht  auch,  dass  als  Abschlag  des  erst  fest- 
zustellenden Vertrages  das  Einnemeramt  schon  am  31.  März 
d.  J.  angewiesen  wurde,  ihm  einen  Betrag  von  50  fl.  auszu- 
bezalen  ^.  » 

Nicht  weniger  steht  fest,  dass  V  i  s  c  h  e  r  die  Absicht  hatte, 
sogleich  im  Frühjahre  1672  die  Aufhamen  zu  beginnen.  In- 
dessen traten  Gelegenheitsarbeiten  in  Wien  an  ihn  heran, 
welche  den  Beginn  jener  um  ein  ganzes  Jahr  hinausschoben. 
Um  Ostern  nämlich  entsendete  ihn  die  Hofkanuner  in  Be- 
gleitung des  General-Kriegscommissärs  Grafen  von  Hochenfeld 
nach  Ungarn,  um  die  Wieselburger  Gespanschaft  und  das 
Altenburger  Comitat  zu  mapprren,  und  nach  Vollendung  dieser 
Arbeit  der  Hofkriegsrat  in  Begleitung  des  Generalwacht- 
meisters Grafen  von  Kielmannsegg  zu  gleichem  Behufe  in 
die  Schutt  Die  noch  übrige  gute  Zeit  des  Jahres  1672  konnte 
er  nicht  für  Reisen  verwenden,  da  eine  seitens  der  nieder- 
österreichischen Stände  ihm  zugesagte  Remuneration  von 
100  Ducaten  erst  im  October  flüssig  wurde,  und  nun  war  es 

«)  Vgl.  Wortlaut  in  Note  9  und  Resolution  in  Note  10. 
»)  1672,  31.  März. 

„Georgen  Vis  eher  Geographo  in  Abschlag  des  mit  ihm  chOnftig 
aufrichtenden  Contrats  angeschafft  50  fl." 

Strmk.  Landesarch.,  Yerordnetenprotokolle,  1672 — 73,  f.  70. 
Daraus  gestaltet  der  Einnemer  folgende  Aufschreibung: 
„Georgen  Vi  scher,  Buchhändler,   welcher  wegen  etlicher  darge- 
botener BQecher  sein  Beiss  nach  Wien  vorgenomben,  vnd  dits  Orts 
mit    ihme    ein  Contract   geschlossen  wierdet,   in  Abschlag   dessen 

entricht 50  fl." 

Ebend.,  Ausgabenbuch,  1672,  Extraordinary. 
In  Graz  existirte  damals  auch  ein  Buchhändler  Mathias  Vi  scher; 
ob  der  Einnemer  ihn  mit  unserem  Georg  Matthaeus  verwechselt  habe, 
lässt  sich  sieht  constatiren,  ist  aber  kaum  wahrscheinlich. 


—     14     - 

zu  spät  für  Aufiiamen  im  Gebirge.  So  erklärt  er  denn  im 
März  1673  den  steierm.  Verordneten,  er  habe  die  Winterszeit 
auf  das  oberösterr.  „Schlösserbuch"  und  an  die  „österreichische 
Histori  vnd  Beschreibung"  gewendet,  sei  aber  jetzt  bereit, 
mit  Steiermark  zu  beginnen,  falls  die  Angelegenheit  noch 
im   Belieben   der   Stände  läge  ^°).    Das   war   allerdings   der 


i^*)  „Vnterthänig  gehorsambes  Memoriale  Georg  Matthei  Y  ischers  Geo- 
graph! betr.  die  Verfertigung  der  Landcarthn  (an  die  steierm.  Ver- 
ordneten). 

Vor  ainem  Jahre  hahe  bey  denen  hochlöblichen  Herren  Herren 
Verordneten  ich  mit  gehabter  hiessig  Wiennerischen  Recommendation 
die  Landcarthen  vber  das  Herczogthumb  Steyer  zu  machen  angemelt, 
worauf  mit  mir  vor  Allem  Raissvnkhosten,  Mühewaltung  vnd  Khupfer- 
Btüch  denen  hochlöblichen  Herren  Herren  Landtständen  einzuant- 
worten 2000  fl.  tractiert  worden,  ich  wol  vnd  gewiss  vermaint 
verschinen  Früeling  gleich  anzufangen,  aber  so  bin  ich  gleich  zuuer- 
Bchinen  Ostern  von  kay.  Hofkammer  mit  Ihr  Excellents  Herren 
General  Eriegscommissario  Herren  Grafen  von  Hochenfeld  erstens 
ein  Garthen  vber  die  Wisslburgische  Gespon-  vnd  Altenburgische 
Grafschafft,  dan  vnd  andemss  von  kay.  Hofkriegsrath  mit  Ihr  Excellents 
Herren  General  Wachtmaister  von  Eielmansegg  eine  dergleichen 
Carthen  vber  die  grosse  vnd  khleine  Schutt,  auch  Rabau  vnd  Tökhes 
zu  machen  verschikht  worden,  drittenss  haben  mir  hiessige  Osster- 
reichische  H.  H.  Stände  ein  Recompens  von  hundert  Duggaten  ver- 
wüligt,  aber  die  Expedition  erst  im  October  eruolgt,  zu  welcher  nun 
der  verhinderliche  Winter  mich  in  dem  Gebürg  zu  raissen  vnd  zu 
operiem  herzugenachet  (!),  habe  also  zu  Gewinung  der  Zeit  dissen 
Winter  hindurch  die  Ober  Ossterreichische  Topographiam  (Gemmae 
Norici  ripensis  intitulirt)  zuuerfertigen,  auch  mich  auf  die  Osster- 
reichische Histori  vnd  Beschreibung  begeben,  welche  beide  bis  Osstem 
fertig  werden.  Sehen  also  Ihr  hochgräfl.  gnädiger  Herr  Herr  Praesident 
vnd  Ihro  hochwürdig  Gnaden  vnd  Gnaden,  dass  ich  gar  mit  gewichtigen 
Vrsachen  biss  hiehero  seye  verhindert  worden,  wann  aber  ieme  nach 
noch  beliebig  vnd  gefilllig,  dass  ich  diss  Werkh  (Ihr  Landtcarthen) 
solle  noch  anfangen,  bitte  ich  vnterthänig  vmb  geiiadige  Signatur,  Eür 
hochgräfl.  Gnaden  vnd  hochwürdig  Gnaden  vnd  Gnaden  mich  gehör-, 
samblich  befelchent. 

Eür  hochgräfl.  Gnaden,  hochwürdig  Genaden  vnd  Genaden 

vnterthänig  gehorsamer  Diener 
Georg  Mattheus  Vis  eher  Geographus  m.  p.** 

Orig.,  strmk   Landesarchiv. 


---     15     — 

Fall  *0  ^^d  datirt  vom  Tage  des  Bescheides  (21.  März)  auch 
der  fönnliche  Vertrag,  welchen  Vis  eher  indess  1676  noch 
nicht  unterzeichnet  hatte  **). 

Dieser  setzte  fest,  dass  Vischer  die  Karte  binnen  zwei 
Jahren,  wahrend  welcher  er  die  Mappirung  vomemen  sollte, 
fertig  zu  bringen,  jede  Fünflelsaufhame  —  denn  Steiermark 
zerfiel  damals  in  fünf  Kreise  —  in  der  Au&ame  behufs  Revision, 
respective  Besserung  und  Vervollständigung  den  Verordneten 
vorzulegen,  endlich  200  Beindrucke  sammt  den  Kupferplatten 
einzuUefem  hätte.  Dafür  verpflichten  sich  die  Stände  2000  fl. 
ihm  derart  zu  bezalen,  dass  ihm  zu  Beginn  300  fl.  und 
für  jedes  eingebrachte  fertige  Fünftel  abermals  300  fl.  entrichtet 
würden,  der  Rest  aber  nach  Abgabe  der  200  Exemplare  und 
der  Platten.  Es  stünde  ihm  frei,  sich  800  Exemplare  (für  den 
Handverkauf)  abzuziehen.  Ebenso  würde  man  ihm  ein  Patent 
ausfertigen,  welches  ihm  seitens  der  Obrigkeiten  und  Herr- 
schaften, der  Städte  und  Märkte  alles  Entgegenkommen  sicherte. 


^1)  Auf  der  Aussenseite  obiger  Eingabe  findet  sich  folgende  Resolution: 

„Die  löbl.  verordnete  StöU  lasst  es  communi  consiiio  mit  Herrn 
Landtshanbtmann  bey  der  mit  dem  Supplicanten  ratione  Formirung 
der  Steyrischen  Landtkarten  beschlossenen  Accord,  hieromben  auch 
demselben  bewiUigten  zweytausend  Gulden  nachmaUen  allerdings  ver- 
bleiben vnnd  solle  derenthalben  ein  ordentlicher  Gontract  verfertigt 
vnd  gegeneinander  verwexlt  werden,  des  Versehens,  er  Geographus 
werde  ihme  die  Landtkarten  accurat  emzurichten,  auch  bestmüglichst 
zu  befllrdem  angelegen  sein  lassen. 

Graz  den  21.  Merzen  1673. 

Galnstein  m.  p.*^ 

und  das  Yerordnetenprotokoll  1673—79,  £  1'  fasst  den  Beschluss 
wie  folgt: 

„Dem  Vis  eher  Geographo  Yerbschaidung,  bleibt  bei  dem  mit  ihme 
getroffenen  Accord,  wirt  sich  mit  einem  gueten  Ehupferstecher  zu- 
aersehen  wissen.'' 
<*)  Original,  Concept  und  Abschrift  im  st.  Landesarchive;  voUer  Wortlaut 
desselben  bei  Feil  a.  a.  0.  p.  62—68.  —  Dass  Vischer  zur  Zeit 
des  Abschlusses  des  Vertrages  nicht  in  Graz  war,  geht  aus  seiner 
Eingabe  vom  23.  April  1673  (Note)  hervor;  wegen  des  Vertrages 
und  seiner  Unterschrift  s.  auch  Note  15  und  20. 


—     16     — 

Wegen  der  Form  des  Patentes  wendete  sich  der  Präsident 
der  Verordneten  *  '*)  an  V  i  s  c  h  e  r,  um  das  niederösterreichische 
als  Muster  zu  erhalten,  und  auch  mit  der  Anfrage,  ob  die 
niederösterr.  Stände  ihren  Beschluss  wegen  der  Abfassimg  der 
Landkarte  dem  Kaiser  zur  Genemigung  vorgelegt  hätten.  Das 
Erstere  Uess  V  i  s  c  h  e  r  mit  seiner  Antwort  nach  Graz  gelangen, 
wegen  des  Letzteren  konnte  er  nur  berichten,  wie  eigentlich 
des  Kaisers  Gnade  ihn  nach  Wien  gezogen,  wie  selbe  ihm  die 
Ueberreichung  der  n.  ö.  Karte  reich  gelont  und  wie  hohe 
Regierungsbeamte  für  die  Aufhame  sämmtlicher  Erblande,  und 
hohe  Herren  für  jene  von  Steiermark  besonders  sich  in- 
teressirten  ^^).  In  diesem  Zweifelfalle  zogen  die  stehischen 
Verordneten  vor,   ihre  Beschlussfassung  der  Regierung   zur 


^s)  Diess  war  damals  Joh.  Maximil.  Graf  Ton  Herberstein. 

**)  Orig. -Schreiben,  strmk.  Landesarchiv: 

' ,,Hochwolgebohrner,  gnädig  und  hochgebüettonder  Herr! 
Auss  Eur  Genaden  Briefl  habe  ich  vernomben,  dass  ein  Abschrift 
dess  Patent!  verlangt  werde,    welche  hierbey  sambt  dess  Contracts 
eruolgen;    2^^*  ob   die    österreichischen  Stände    bey  dem  kai.    Hof 
desswegen   schiifflich  angelangt  vnd  aiuen  Bschaid  dariber  erwartet, 
auf  welches  ich  in  Ynterthänigkheit  berichte,  dass  Herr  Graf  Bartlme 
von  Starhmberg  Ihr  khay.  Mayt    mündtlich  vorgetragen,    wie   dass 
Einer  ein  perfecte  Mappam  vber  Oberössterreich  gemacht  habe,  wan 
nun  Ihr  Mayt.  allergnädigst  WolgefaUen   daran  trugen,   dass   auch 
Ynterössterreich   also    sollte    gemacht   werden,   khonte   man   dissen 
Gteographum  wol  hieher  bekhomen.  Worauf  Ihr  Mayt.  geantwort,  dasa 
Sie  es  von  Herzen  geren  sechen  wurden,  wan  nun  ein  solcher  sich 
einmal  anmelden  wurde.  Darauf  hat  Herr  Graf  Bartlme  von  Starhm- 
berg mirs  durch  seinen  Secretarium  lassen  zu  wissen  thun  vnd  alle 
Gelegenheit  lassen  an  die  Hand  geben,  wo  ich  mich  an  zu  melden 
habe.  Dan  ist  auch  aus  dissem  abzunemben,   dass  Ihr  khay.  Mayt. 
allergnädigst  WolgefaUen  an  dissem  Werkh  getragen  haben,  dass  Sie 
mir  nach  Praesentii-ung  einer  Mappa  em  gülden  Khetten  von  60  Cronen 
vnd  noch   darzu  100  Reichstaller  angeschafft  haben.   Tertio  Ihr  Ex- 
cellents   Herr    Cammerpraesident   Herr    von     Sintzendorf    verlangt 
sehr,  dass  alle  österreichische  Erblandt  soUen  also  gemacht  werden , 
dessgleichen  fragen  mich  fast  alle  Grandes,  ob  Steyermarkh  noch  nit 
förtig   seye,    wan  sie   mich  nur  ersechen.    Eur  Genaden  haben  mit 
Ausstheilung  der  Topographia  nit  folgen  khinden,  desswegen  ich  noch 


—     17     — 

Anerkennung  einzubringen  "),  warscheinlich  nicht  so  sehr,  weil 
sie  über  ihre  Befugnisse  im  Unklaren  waren,  als  vielmehr  um 
ihre  Thätdgkeit  auch  auf  diesem  Gebiete  dem  Monarchen,  der 
thatsächlich  viel  Sinn  für  dergleichen  Untememungen  hegte, 
zur  Kenntnissname  vorzulegen.  Ausserdem  hatte  es  noch  be- 
sonderes Gewicht,  wenn  es  im  Patente  hiess,  die  Regierung 
protegire  diese  Arbeiten.  Die  Ratification  seitens  der  Letzteren 
erfolgte  am  2.  Mai  1673  '^)  und  das  sie  bereits  ausdrücklich 
erwänende  Patent  trägt  das  Datum  des  15.  Mai  *'). 

Es  liegt  in  dfer  Natur  der  Sache,  dass  wir  von  jetzt  ab 
von  strenger  Chronologie  in  der  folgenden  Darstellung  des 
Vischerischen  Wirkens  auf  steirischem  Boden  absehen.  Wie 
nämlich  schon  erwänt,  hatte  Vi  seh  er  stets  3 — 4  verschiedene 
Arbeiten  im  Zuge  und  wir  würden  die  UebersichÜichkeit 
stören,  wollten  wir  nach  der  Zeitfolge  der  Daten,  wie  sie 
vorliegen,  berichten.  Es  ist  dafür  die  Wal  gegeben,  entweder 
nach  der  Chronologie  der  einzelnen  Leistungen  in  der  Er- 
zälung  vorzugehen,  oder  aber  diese  selbst  in  Gruppen  zu 
teilen  imd  für  diese  die  Quellen  abzuhören.  In  ersterem  Falle 
würden  umfassende  und  zwischenlaufende  kleinere  Arbeiten 
wechseln  und  nicht  viel  weniger  als  die  reine  Chronologie  die 
Ueberschau  erschweren.  Anders  in  letzterer  Weise,  da  es 
denn  doch  weniger  auf  die  unbedingte  Festhaltung  des  Zeit- 
fadens in  der  Beurteilung  des  Wirkens  Vischers  ankömmt, 
als  auf  die  möglichst  erschöpfende  Erörterung  dessen  Wirkens. 


3  vberschikhe,  bittend  mich  dannit  an  gehörigen  Orthen  zu  recom- 
mendieren,  dass  ich  möchte  ein  Remuneration  davuor  bekhomen,  dan 
mich  auch  AUes  Gelt  khost.  Befilche  Enr  Gnaden  mich  vnterthänig 
gehorsamlich. 

Wien  den  5.  April  1673. 
£ur  Genaden 

vnterthftnig  gehorsamer 
Georg  Mattheuss  Vischer  m.  p." 
«5)  Steierm.  Landesarchiv,  Registraturbücher  1669—74,  f.  241';  Feil  a. 

a.  0.  63.  Das  Anlangen  datirt  vom  26.  April. 
«)  Orig.  strm.  Landesarchiv;  Feil  a.  a.  0. 
")  Concept  ebd.;  Feil  a.  a   0.  63-64. 

Vittbeil.  d.  hist.  Vereins  f.  Steiermark.  XXIV.  Heft,  1876.  2 


—     18     — 

Daher  ziehen  wir  die  Sonderung  der  Leistungen  nach  Gruppen 
vor  und  glauben  damit  der  Sache  und  deren  Verständniss 
oder  leichterem  Verfolge  beim  Leser  zu  dienen. 

Solcher  Gruppen  sind  drei:  die  erste  bildet  die  Karte 
mit  ihren  .verschiedenen  Formen,  in  welchen  sie  noch  durch 
V  i  s  c  h  e  r  zur  Vorlage  gebracht  wurde.  Denn  die  von  F  e  i  1  be- 
schriebene eine  Form  ist  keineswegs  auch  die  einzige.  Die  zweite 
begreift  das  „Schlösserbuch"  oder  die  sogenannte  Topo- 
graphie, und  die  dritte  die  Einzel-  und  Kleinarbeiten, 
welche  teils  der  einen,  teils  der  anderen  Gruppe,  teils  auch 
keiner  von  beiden  angehören,  und  welche  bisher  nicht  so  wie 
seine  übrigen  Arbeiten  bekannt  geworden  smd. 

Was  die  sogenannte  Mappa  oder  steirische  Land- 
karte anbelangt,  so  sind  wir  zwar  in  der  angenemen  Lage 
eine  grosse  Anzal  an  sich  neuer  und  auch  interessanter 
Belege  beizubringen,  doch  ist  zu  bedauern,  dass  nicht  sämmt- 
liehe  datirt  sind,  daher  nur  dem  begründeten  Vermuten  nach 
sich  einreihen  und  verwerten  lassen,  dann  dass  über  den 
Anfang  und  die  Detailbegebnisse  der  Arbeiten  auch  wir  mit 
dem  sichtlich  vermehrten  Stoffe  an  Quellen  nichts  Sicheres 
anzugeben  vermögen.  Das  Eine  nur  ist  gewiss,  dass  auch 
hierlands  V  i  s  c  h  e  r  sich  betreflFs  der  Abschlusszeit,  wie  sie 
der  Contract  festsetzte,  verrechnete,  dass  er  1675  nicht  schon 
mit  der  Arbeit  fertig  wurde,  sondern,  sehr  warscheinlich  sie 
damals  erst  begann.  Nicht  minder  schwankte  er,  an  welchem 
Ende  anfangen.  Zuerst  schwebte  ihm  die  Angrifihame  des 
Vorauer  Viertels  vor.  Das  ist  aus  seinem  an  einen  der  Ver- 
ordneten  gerichteten  Briefe  vom  23.  April  1673  ersichtlich.  Er 
bat  darin  um  das  Patent,  damit  er  nicht  mit  Abholung  desselben 
in  Graz  Zeit  und  Geld  unnötig  opferte;  käme  er  später  nach 
der  Landeshauptstadt,  so  würde  er  den  Vertrag  unterzeichnen  *  *"). 
Das  Patent  erhielt  er  nun,  wol  in  bureaukratischer  Vorsicht, 


**)  Orig.,  strm.  Landesarchiv. 

pHoch  vnd  Wolgebohmer  Genaedig-  vnd  Hochgebüettunder  Herr  Herr! 
Eur  Genaden  Briefl  sambt  beyligentem  Exemplar  ist  in  meiner 


—     19     — 

nicht,  und  ebensowenig  begann  er  mit  dem  Vorauer  Gebiete, 
denn  dieses  wurde  erst  2  Jahre  nach  Vorlage  des  obersteirischen 
Districtes  (1677)  fertig.  Vergleicht  man,  dass  (nach  Feil  a.  a. 
O.  p.  54)  die  oberösterr.  Stände  Vi  seh  er  am  11.  April  1673 
dringend  einluden,  persönhch  nach  Linz  zu  kommen,  so  scheint 
ein  undatirter  Brief  an  den  Landeshauptmann  von  Steiermark 
von  dort  durch  ihn  geschrieben  in  den  Beginn  Sommers 
1673  zu  gehören.  Darin  bittet  er  neuerdings  um  das 
Patent,  weil  er  von  Linz  aus  in  Obersteier  seme  Arbeiten 
anheben  wolle  ^^,  Möglich,  dass  ihm  jetzt  das  Patent  zukam, 
möglich  auch,    dass  er  wirklich  zu  mappiren  anfing;   gewiss 


Abwessenheit  in  mein  Zimmer  gelifert  worden,  desswegen  erst  bey 
disser  Pos8t  dass  Yiertl  Ynter  Mannhartsberg  begehrtermassen  vber- 
sende,  mich  darmit  gehorsamblich  zu  befelhen. 

Es  melden  £ur  Genaden,  dass  zn  erster  Zusamenkhanfft  der 
hochlobl.  Herren  Herren  Verordneten  der  Contract  werde  geförtiget 
werden,  vnd  auch  nothwendig  seye  von  mir  vnterschribn  zu  werden, 
welches  zwar  alhier  von  mu:  nicht  begehrt  worden,  khan  doch  solches 
gar  wol  sein,  wan  ich  hinein  khome.  Allein  zu  Gewinnung  der  Zeit 
vermainte  ich  gleich  in  der  Hineinraiss  dass  Vorauer  Vicrtl  zu  be- 
reithen  vnd  zuuerfertigen,  desswegen  dan  mein  vnderthanige  Bitt  ist, 
wan  dass  Patent  verfertigt,  mir  solches  herausszuschikhen,  will  mich 
alss  dan  nit  säumen  den  Anfang  zu  machen.  Befilche  £ur  Genaden 
alss  meinem  genädigen  Patron  mich  vnderthänig  gehorsamblich 
-verbleibent 


£ur  Genaden 


vnterthänig  gehorsamer  Diener 
G.  M.  Vischer.« 


Wien  den  23.  April  1673. 
^^  Orig.,  strm.  LandesarchiT. 

„Hoch  vnd  Wolgebohmer  Graf  vnd  Herr  Herr  Praesident,  auch 
hochlöbliche  Herren  Herren  Verordnete. 

Ich  supponiere  nunmehr  dass  denen  hochloblichen  Herren  Herren 
Verordneten  genädig  beliebe,  dass  icli  diese  Geographische  Arbeith 
Tnd  Ihr  Landcarthen  zu  machen  eheistenss  anfangen  vnd  so  bald  ess 
möglich  beforderen  solle.  Gelangt  deme  nach  an  dieselben  mein  vnter- 
thfinig-gehorsame  Bitt,  Sie  wollen  Ihnen  genädig  belieben  lassen  mir 
ein  Patent,  damit  ich  aller  Orthen  sicher  vnd  vngehindert  passiert 
werde,  aussförtigen  zu  lassen.  Vrsach,  warumb  ichs  anineczto  begehre, 
ist,  dieweillen  ich  von  Lincz  hinein  raissen  werde,   vnd  auf  disser 

2* 


—     20     — 

ist  nur,  dass  er  am  23.  October  1673  seitens  der  Ver- 
ordneten 300  fl.  in  Abschlag  angewiesen  erhielt  '^),  dass 
er  mit  der  ober-  und  niederösterreichischen  Topographie  Ab- 
haltungen in  Menge  hatte  und  erst  1675  die  zwei  ersten 
Fünftel  im  Aufrisse  den  Verordneten  zur  üeberprüfung 
vorlegte.  Vielleicht  stammt  sein  anderes  undatirtes  Sclweiben 
an  einen  steir.  Verordneten  aus  dem  Frühjahre  1674  oder 
1675,  worin  er  anzeigt,  dass  er  in  den  nächsten  3 — 4  Wochen 
die  Viertel  Ensthal  und  Judenburg  bereisen  und  dann  sich 
nach  Graz  verfügen  wolle ;  man  möge  sein  —  uns  abgängiges 
—  „Memoriale",  worin  er  offenbar  um  Geldanweisung  nach- 
suchte, erledigen,  damit  er  nicht  lange  aufgehalten  werde  ^  *). 
Im  October  1675  lieferte  Vi  seh  er  die  Bisse  des  „ober- 
steyrischen  District  delineirt"  ein  und  die  Verordneten,  welchen 
schien,  „als  ob  vnterschidliche  Orth  vnd  Situs  ein  bössere 
Regl  vnd  Situation  vonnöthen  betten,"  gaben  dieselben,  wie 
es  in,  dem  Contracte  bestimmt  war,  verschiedenen  Stände- 
herren  zur  Üeberprüfung,  die,  ihrer  Anname  nach,  der  dortigen 


Raiss  durch  Steyr  diss  Werkh  gleich  anfangen  khonde,  vnd  nit  ver- 
gebens die  Zeith  vnd  Zöhrung  verzöhrt  werde,  dan  auch  ess  möchte 
Bein  wol  sein,  dass  ich  nacher  Grätz  khäme,  zu  welcher  Zeit  die 
hochlöbl.  Herren  Herren  Verordnete  nit  versamblet  wären,  ich  aber- 
mall wegen  Ermanglung  dess  Patents  nit  raissen  khunte  vnd  ein 
zimbliche  Zeit  vmbsonst  verzöhren  müeste.  Befilche  mich  in  vnter- 
thänigem  Gehorsamb  zu  gewehrlicher  Resolution. 

Eur  hochgräfl.  Gnaden  hochwirdig  Gnaden  vnd  Gnaden 

vnterthänig  gehorsamer  Diener 
Georg  Mattheus  Vischer  m   p." 
20)  1673,  23.  Oct. 

„Angeschafft  worden. 

Georg  Mathesen  Vischer  Geographo  in  Abschlag  zu  Verförti|nmg 
der  steyrischen  Landtcharta  300  fl/' 

VerordnetenprotokoU,  1673-74,  f.  114'. 
2')  Orig.,  strmk.  Landesarchiv;  Feil  a.  a.  0.  71.  Feil  bezieht  diesen 
Brief  auf  das  J.  1677,  was  aber  nicht  passend  scheint,  da  Vischer 
die  berUrten  obersteir.  Fünftel  schon  mindestens  1675  bereist  haben 
musste,  wie  aus  dem  Folgenden  hervorgeht;  —  dass  1674  schon  die 
grosse  Ansicht  von  Admout  gearbeitet  ist,  fallt  hier  wenig  in's  Gewicht. 


—     21     — 

Gegend  kundig  sein   sollten.    So   (am  19.  Oct.)  dem  Grafen 
Geoi^  Sigmund  von  Herberstein    und  dem  Freiherrn   Hans 
Balthasar  Galler,    am    8.  November   dem    Dompropste   von 
Seckau   [Freiherrn  Max  Ernst  von  Gleispach]  '"•).    Die  beiden 
Ersteren    lehnten    das   Gutachten    ab,    weil    sie   vom  Ens- 
und  Paltenthale  „ainiche  Information"  nicht  besassen*^);  vom 
Dompropste  liegt  keine  Auskunft  vor.    Darauf  wurde  (Franz) 
Springer,  welcher  eine  Stellung  beim  Haiamte  zu  Aussee  be- 
kleidete**), am  4.  März  um  die  Revision  und  zwar  in  Gemein- 
schaft   mit    Freiherm    von    Weisersheim     angegangen.    Des 
Letzteren  Bericht  mangelt,   während  jener  des  Ersteren  vor- 
liegt   Aus  ihm  ersehen  wir,   dass    Baron  von  Weisersheim 
die  Gegend  um  Brück   und  Leoben   und  weiter  aufwärts  bis 
zur   Ensbrücke   (bei   Gröbming)   untersuchte,    dass   Springer 
mit    V  i  s  c  h  e  r    persönlich    verkehrte    —    was    also    Ende 
März   oder  anfangs  April  gewesen   sein  muss  —  ihn  4  Tage 
in    seinem  Hause  zu  Gaste  hatte,   ihm   die  feienden  Partien 
nachwies  imd  ihn  auf  Lücken   oder  Bessenmgen  aufmerksam 
machte,   worauf   „die  Mappa   der  Notturfft  nach  perlustriert" 
wieder  an  die  Landschaft  gelangte ''^). 


**)  Concept  an  dieselben  im  stnnk.  Landesarchive ;  Feil  a.  a.  0.  66. 

«*)  Unterm  29.  Jänner  1876,  Orig.,  strmk.  Landesarchiv;  F  eil  a.  a.  0.  66. 

-*)  Er   erscheint  in   dieser   —    doch  nicht   ausdrücklich  benannten 
Eigenschaft  in  den  Expeditsbüchern  des  Landesarchive s. 

'5)  Orig.,  strmk  Landesarchiv;  Feila.  a.  0.  66  gibt  den  Auszug  dieses 
an  sich  interessanten  Schreibens  so  kurz,  dass  wir  hier  es  mit  Weg- 
lassnng  der  Formalien,  anf&ren  wollen: 

9  Was  massen  Euer  hochgräfl.  Excellenz,  Hochwürden  Gnaden  vnd 
Gnaden  mier  genedig  anbevolhen,  das  neben  Herrn  Landtscommissario 
Baron  von  Welsersheimb  ich  die  durch  Herrn  Vi  scher  einge- 
hendigte Mappa,  sovil  dass  Ennss-  und  Baltenthall  betrifft,  reuidiern, 
tind  was  darbei  ratione  situum  und  nominum  etwann  verbessert,  be- 
richten, oder  aber  dem  Geographo  andeitten,  nichtweniger  wegen  der 
Zusambenkhunfft,  oder  ob  jetweder  einen  gewissen  District  zur  Ke- 
uidiening  vor  sich  nemben  will,  wier  mit  einander  corrospondiern 
sollen,  des  habe  ich  mit  Ymhstendten  auss  dem  sub  dato  4.  Mart\j 
an  mich  abgeloffenen  Befelch,  so  ich  den  2.  Aprill  mit  gebierenter 
Reuerenz  erhalten,  vemomben,  auch  darauf  nit  vnderlassen,  mit  Herrn 


—     22     — 

Vi  scher  hatte  bereits  am  Februar  1676  um  Anweisung 
der  nach  Vorlage  der  Entwürfe  ihm  gebürenden  600  jä. 
nachgesucht ;  es  wurden  ihm  auch  dieselben  am  4.  März  an- 
gewiesen, ausbezalt  aber  erst  in  4  Terminen,  deren  letzter  am 
12.  September  war^''). 

Zur  selben  Zeit,  als  die  genannten  Kartenteile  in  Ueber- 
prüfung  gegeben  wurden,  überreichte  Vi  seh  er  auch  seine 
grosse  Ansicht  der  Stadt  Graz  der  Landschaft.  Sie  voran- 
sendend hoffte  er  um  so  eher  auf  Einwilligung  der  Stände 
behufs  Abfassung  einer  steir.  Topographie,  wie  er  solche  schon 
für  Ober-  und  Niederösterreich  gearbeitet  hatte.  Auf  diese 
Richtung  seiner  Thätigkeit  kommen  wir  später  ausfürlich  zurück. 


Landtscommissario  Baron  von  Welsersheimb  zu  correspondiern, 
der  mich  dan  berichtet,  das,  weillen  ohnedem  die  Heylige  Zeit  ob- 
handten,  er  den  District  von  Leoben  vnd  Prugg,  auch  andern  umb- 
ligenden  Orthen  bis  auf  die  Ennspruggeir  vor  sich  genomben,  vnd 
was  ihme  wissentlich  bekhannt,  in  der  Mappa  verbessert,  das  Uebrige 
aber  von  der  Ennspruggen  bis  nach  der  Salzburgischen  vnd  Oesster- 
reichischen  Confin,  micr  überlassen,  hierauf  habe  ich  auch  nit  vmb- 
gangen,  obgedachten  Herrn  Vi  scher  die  jenige  Gegent,  so  sich  in 
der  Mappa  noch  nicht  befunden,  vorzuweisen,  damit  er  den  Situm 
auch  verzaichnen  khönne^  vnd  ihme  desshalben  ein  vier  Tag  bey  mier 
behalten,  auch  die  Mappa  der  Nottiu-fft  nach  perlustriert,  vnd  reuidiert, 
vnd  was  etwan  ausgelassen  gewesen,  derselben  beygerukht,  das  ich 
also  verhoffe,   souil  disen  District  betrifft,   wenig  Fäller  sich  zeigen 

sollen 

Aussee  den  8.  Aprill  1676 " 

2«)  VerordnetenprotokoU  1676,  f.  29  u.  Expeditbuch  1675—76,  f  78'  vom 
8  Febr.  Jetzt  forderte  man  strenge  von  ihm  die  Unterschrift  des 
Contractes  und  Hess  durchblicken,  dass  davon  die  Anweisung  des 
Geldes  abhinge  („soll  vorhin  den  gefertigten  Contract  hinauss  em- 
pfangen vnd  vnter  seiner  Fertigung  einen  herein  geben,  so  dan  ferrer 
Beschaidt  erfolgen  wirdt").  Die  Anweisung  geschah  am  4.  März  (Ver- 
ordnetenprotok.  1678-79,  f.  65  und  1676,  f.  42'),  die  nochmalige 
Weisung  an  den  Einnemer  am  16.  März  {Expeditbuch  1675 — 76, 
f.  96'),  die  erste  Zalung  mit  150  ff.  am  19.  März;  die  folgenden 
Termine  waren  der  80.  April  (150  fl),  2  Mai  (I50  fl.)  und  der 
12.  Sept.  (150  fl.)  (Ausgabenbuch  1676,  „Extraordinary**,  Nr.  13,  86, 
93  u.  228.) 


—     23     — 

Hier  wird  ihrer  weniger  der  Zeitfolge  seiner  Leistungen  auf 
steir.  Boden  wegen  gedacht,  als  vielmehr,  weil  selbe  schuld 
war,  dass  es  mit  der  Karte  nicht  vorwärts  ging.  Die  Ver- 
ordneten und  die  Stände  hatten  ihn  bereitwilligst  für  das  neue 
Untememen  gefördert,  allein  da  im  Frühjahre  1677  die 
Karten  der  erwänten  zwei  Fünftel  noch  immer  die  .einzigen 
waren,  sahen  sie  am  2.  Mai  gen.  Jahres  sich  gezwungen,  ihn 
zu  manen.  „Nachdeme  sie  . .  in  eflfectu  verspürret,  dass  solches 
Werkh  (der  Mappa)  gar  langsam  von  statten  gehet,  vnd  (Vischer) 
mer  der  Priuat  - Verförtigung  der  Schlösser  Vnd  Clöster  alda 
alss  iecztbesagter  Toppographia  obliget",  forderten  sie  ihn 
au^  ;,dass  er  mit  Hindansezung  anderer  dergleichen  Occupa- 
tionen  seinem  Contract  gemess  ohne  Aussezung  solche  steyerische 
Mappa  in  die  Volkomenheit  dermalen  ainist  bringen  solle"  ^'). 

Von  da  ab  wurde  Vischer  nicht  mehr  gemant,  wol 
aber  hatte  man  den  Herrschaftsbesitzem  das  Untememen, 
welches  sie  gerade  wie  die  Abfassung  des  „  Schlösserbuches  *^ 
in  Kleinsinn  oder  Bequemlichkeit  ignorirten,  neu  an's  Herz  zu 
legen.  Denn  er  beschwert  sich  —  wol  um  1677  —  dass  „die 
wenigsten  Caualier  etwass  von  der  Mappa,  von  der  Topographia 
aber  gar  kein  WissenschaflFt  haben",  und  sucht  abermals  um 
ein  Patent  nach  '*).  Es  mag  dieser  Notschrei  wol  der  Zeit 
angehören,  wo  der  Sage  nach  Vischer  bei  Aufhame  eines 
Schlosses  mit  einem  Schusse  aus  einem  Doppelhaken  begrüsst 
wurde,  dessen  Kugel  glücklicherweise  nur  über  seinem  Haupte 
in  einen  Baum  schlug*^. 

Für  das  Jahr  1677  begegnet  uns  eine  Anfrage  Vischers, 
ob  die  Karte  „beyfündige  (also  in  Skizze  vorgelegte)  Parerga 
vnd  Zierden"  erhalten  sollte,  was  die  Verordneten  insofeme 
genemigten,  als  sie  den  Wunsch  aussprachen,  dass  er  „die 
Tier  auch  in  die  Landtkhardten  einbringe"  ^^).  Damit  sind 
offenbar  die   symbolischen  Ausstattungen  gemeint,   welche  am 


*')  Concept,  steierm.  Landesarchiv ;  Feil  a.  a.  0.  69. 

**)  Orig.,  ßtrmk.  Landesarchiv;  Feil  a.  a.  0.  70. 

*•)  Feil  a.  a.  0.  65.  Perneck  i.  d.  Elsenau  soll  der  Ort  gewesen  sein. 

*•)  Verordnetenprot.  (3.  Juni)  1677^  f.  99'  und  Expeditsbuch  1677,  f.  87. 


—     24     — 

oberen  (heraldisch)  linken  und  rechten  unteren  Rande  ange- 
bracht erscheinen. 

Wol  im  März  1678  war  es,  dass  Vi  seh  er  auch  die  drei 
übrigen  Fünftel  des  Landes  in  den  Rissen  einbrachte.  Die- 
selben wurden  seitens  der  Verordneten  behufs  Revision  so 
verteilt,  dass  jenes  zwischen  Mur  und  Drau  der  Propst  von 
Stainz  (Georg  Sigfrid  Freih.  von  Jöchlingen)  und  Graf 
Erasmus  Fridrich  von  Herberstein,  das  von  Cilli  Graf 
Wolf  Ferdinand  von  •  Schrattenbach,  und  endlich  jenes  von 
Voran  HeiT  Franz  von  Stubenberg  zur  „Ruminierung" 
überkam'^*).  Am  selben  Tage  wurden  Vi  seh  er  neuerdings 
300  fl.  angewiesen  '  ),  und  ihm  befal  man  nach  Ueberprüfung 
der  Karte  und  ihrer  Aufschriften  und  Beigaben  und  nach 
Vollendung  des  Stiches  unter  anderen  auch  12^  illuminirte 
Exemplare  der  Landschaft  einzureichen'*').  Die  llluminirung 
aber  hatte  er  selbst  beantragt. 

Am  5.  August  1678  wurden  die  Karten  den  Verordneten 
fertig  übergeben^*). 

Was  ihre  Beschreibung  anbelangt,  so  folge  ich  der  ge- 
wissenhaften Darstellung  F  e  i  1  s  (a.  a.  0.  1 9),  in  teilweiser  Ver- 
gleichung  mit  dem  mir  vorliegenden  Exemplare  des  Landes- 
archives. 

Nach  dem  Erzälten  ist  die  Karte  begonnen  worden  1674 
oder  1675,  wurde  vollendet  1678  und  ist  in  Kupfer  gestochen 
von  Andreas  Trost. 


»)  1678,  30.  März,  VerordnetenprotokoU  1673—79,  f  136';  Registratur- 
buch 1675-78,  f.  151'. 

«)  VerordnetenprotokoU  1677     78,  f.  234. 

»2)  Ebd.  f.  231'  u.  Expeditbuch  1678-79,  f.  47. 

3*)  Vis  eher  suchte  zugleich  um  „Recompens"  an  (LandtagsprotokoU 
1678-79,  f  70').  Ein  weiteres  Anlangen  um  Bezalung  vom  10.  Sept. 
wurde,  da  fllr  dringendere  Bedürfnisse  das  Geld  mangle,  zur  Geduld 
verwiesen  (Verordnetenprot  1678,  f.  40'  und  41'  und  Expeditsbuch 
1 678  —  79,  f.  1 20).  Was  ihm  fUr  seine  Kartenarbeit  von  da  ab  ange- 
wiesen und  bezalt  wurde,  stellen  wir  hier  zusammen:  1679,  3.  Oct. 
angewiesen  150  f.  (Verordnetenprot.  1679—80,  f.  46'),  5.  Oct. 
(fi\r  9  illuminirte  Karten  und  „vor  alles")  150  fl.  (ebd.  47'),  10.  Nov. 


j 


—     25     — 

Die  Ueberschrift  an  dem  oberen  Rande  ausserhalb  iles 
Massstabes  lautet:  „Styriae  Ducatus  Fertilissimi  Nova  Geo- 
graphica descriptio  Authore  G:  M:  Vischer  1678." 

Die  Karte  besteht  aus  12  gleich  grossen  Blätteni,  jedes 
11"  8'"  höh,  16"  10"'  breit  und  ist  sie  im  Ganzen  3'  10" 
8"'  höh,  4'  G"'  breit.  Der  |klassstab  der  Ausfllrung  ist  1  :  172.000. 

Blatt  3  enthält  in  einem  nach  der  Breite  gestellten  grossen 
von  Lorbem  eingeramten  Ovalfelde  folgende  Widmung: 
„REVEREND.""  ET  AMPL.™^«  NEC  NON  EXCELL,^'  \  ET 
ILLVST."^"  PERILL.^^«  AC  GENEROSIS  DOMINIS  DOMINIS  | 
IMCLYTI  DUCATUS  •  STYRI^  STATIBUS:  |  ILLUST :»°  ET 
EXCELL:"»«  |  DOMINO  DOMINO  \  JOANNI  HAXIMILIANO  | 
COMITI  AB  ET  IN  HERBERSTEIN  |  Libero  Baroni  ab 
&  in  Neuberg,  a  Gutenhag  &  Lanckowitz,  Domino  in  |  in- 
feriori  Flädnitz,  Stubenberg,  Mühlhausen,  Auffen  &  Liebenau  | 
HiEREDITARIO  CUBICULARIO,  ET  DAPIFERO  CARIN- 
THUE,  I  SAC.  C^S.  MAJEST.  |  CONSILIARIO  INTIMO, 
CUBICULARIO,  ET  MARESCHALLO  |  AULICO,  HUJUS 
DUCATUS  CAPITANEO  SUPREMO.  |  Simul  ac  Pro  tempore  | 
Reverendissimo,  ac  Dlustrissimis  Deputates  Patriae  Patribus, 
Dnis  Dnis.  |  GEORG.  SIGEFR,  Praepos.  in  Stainz.  JOAN. 
CHRISTOPH.  Com.  de  Rotthal  Praesidü.  j  WOLF.  FRIDER. 
Comiti  a  Schrottenbach.  ERASMO  FRIDER  Com.  ab  Herber- 
stein. '  FRANCISCO  Domino  a  Stubenberg  |  Dominis  Dominis 
meis  clementissimis  ac  Gratiosissimis  {  Geographicam  hanc 
Styriae  Iconem  (ut  quorum  Auspidjs  &  Impensis  caepta  est,  | 
Eonmdem  in  Gloriam  permaneret.)  Non  minori  labore,  quam 


250  fl.  (ebd.  .  51')  und  260  fl.  (ebd.  54);  —  1680,  8.  Juni  250  fl. 
(ebd.  1680—81,  61),  bezalt  16.  Juni  250  fl.  (Ausgabenbuch  1680, 
„Extraordinary"  Nr.  95),  17.  Juni  ange^viesen  (für  7  gemalte 
Karten)  56  fl.  (Verordn.-Prot.  1680-81,  f.  9);  —  1682,  3.  März  für 
100  Landkarten  75  fl.  (ebd.  1681—82,  f.  59),  die  aber  erst  1684 
gezalt  wnrden;  —  1684,  19.  Sept.  für  gelieferte  Karten  75  fl.  (ebd. 
1684,  f.  199),  bezalt  21.  Oct  76  fl  Ausgabenb.  1684,  „Extraordinary 
Nr.  131);  —  1685,  24.  März  für  50  gelieferte  Karten  angewiesen 
100  fl.  (Landtagsprot.  1684-85,  f.  212  und  Verordn.-Prot  1685, 
f.  117),  bezalt  26.  Mai  100  fl.  (Ausgabenbuch  1685^  f.  135'). 


—     26     — 

et  Me  a  se  delineatam  |  Aeriq.  insculptam,  |  In  aetemum 
Obsequij,  ac  Venerationis  Monumentum  |  D.  D.  Dq.  |  Author 
G.  M.  V.  Tyrol.  Wensius.« 

Auf  Blatt  6  zeigt  sich,  bereits  im  Gebiete  von 
HÜNGAEIiE  •  PARS,  in  einer  grösseren  Gruppe  der  Erzengel 
Michael,  den  Lindwurm  erlegend,  dabei  ein  ebenfalls  auf  diesen 
einstürmender  Adler,  und  neben  Scepter  und  Schwert  ein 
Schriftstreifen  mit  dem  Reime: 

„Zu  Ruckh  von  dannen  mit  dem  Drachen 
Zerstosst,  vnd  Zaumbt,  ihm  seinen  Rachen." 

Bei  der  Stadt  „Stein  am  Anger,  Sabaria**  ist  angefügt: 
„Locus  Natiuitatis  S.  Martini  Episcopi  Turonensis  et  Sepul- 
turae  Pub.  Ouidij  Nasonis  Poötae"  und  bei  S.  Gothard:  „Hie 
Acerrimus  Confllctus  inter  Christianos  et  Turcas  fuit  Anno 
MDCLXini  Prima  Die  Augusti,  ex  quo  Christiani  reportanmt 
Victoriam."  Dabei  steht  aber  unterhalb  dem  Rabfluss  noch: 
„HAEG  PARS  HVNGAR  \  UE  TVRCJS  TRIBVTAItlA.'' 

Auf  Blatt  7  zeigt  sich  ein  von  4  neben  einander  ge- 
spannten Pferden  gezogener  vierräderiger  Triumphwagen  mit 
dem  von  Trophäen  umgebenen  Wappenschilde  des  steirischen 
Panthers,  unterhalb   die   6   Wappenschilde   der  obgenannten 
ständischen  Verordneten;  nebenan   sind  die  beiden  Distichen: 
;,Ite  triumphales  Fama  plaudente  Quadrigae 
Qua  venit  orta  dies,  qua  moritura  cadit. 
Haec  Mundi  monstrate  oculis,  dignissima  visu 
Cum  totam  Patriam  paucula  Scuta  tegunt." 

Auf  Blatt  9  ist  eine  eingeramte  Tafel  mit  Emblemen  von 
astronomischen,  kosmographischen  und  geographischen  Werk- 
zeugen u.  s.w.,  dann  die  SCALA  MILLIARVM  und  eine  NOTARVM 
EXPLICATIO,  nämUch  Erklärung  der  Zeichen  auf  der  Karte. 
An  den  beiden  Ecken  der  Tafel  sind  zwei  Engel,  welche 
Schilde  halten,  und  zwar  der  eine  rechts  mit  dem  Porträt 
Vi  Sehers,  der  andere  Unks  mit  seinem  Wappen:  einem 
Fische  in  Gold  und  Grün  im  grünen  und  goldenen  von  links 
nach  rechts  schräg  abwärts  geteilten  Felde.  Unter  der  Zeichen- 
erklärung steht:  „Cum  Priuilegio  |  Sac.  1  Caes.  |  Mayestatis* 


^     27     — 

und  darunter  ist  die  Magnetnadel  mit  den  Nam^n  der  vier 
Weltgegenden  auf  dem  Rande  der  Scheibe  in  den  mit  Lorber- 
zweigen  besteckten  Kamen  der  Tafel  eingefügt. 

Blatt  1 0  ist  fast  ganz  mit  einer  allegorischen  Anspielung 
auf  die  Naturproducte  SteiermaAs  ausgefüllt  Im  Hintergrunde 
hohe  Felsengebirge  mit  Gemsen  u.  dgL,  Brücken  und  Schachten, 
an  deren  Fusse  Gewerke,  ein  Strom,  daneben  „Goldwascher*' 
und  darauf  eine  „Saltzfuhr*'.  Ein  Bergmann  und  ein  Jäger 
(hinter  welchen  ein  Fischer)  halten  ein  ausgebreitetes  Tuch 
mit  folgenden  Versen: 

„Gold,  Silber,  Kupfer,  Eisen,  Bley, 
Vns  Flüss  vnd  Berg  hier  geben, 
Der  Fisch,  vnd  Wildpräth  mancherley 

Zu  nutz  des  Menschen  lebea 
Des  Saltz  ist  hier  ein  vberfluss 

Mann  führts  in  frembde  Lande, 
Vnd  was  nur  dient  zum  Lebensgnuss 

Gibt  aus  diss  Land  zur  hande. 
Zur  Menschen  gsundheit  gibt  es  auch 

Wildbäder,  vnd  Saurbrünnen, 
Die  ohne  vblen  gschmach  vnd  rauch 

Reichquellent  hervor  rünnen." 
Blatt  1 1  bringt  endlich  eine  Verwarung  betreffs  des  Zuges 
der  Landesgrenzen  hinsichtlich  der  unmassgeblichen  Richtigkeit 
mit  den  Worten:  „Hisce  Punctulis  Terminos  Provinciae  deno- 
tare,  nuDius  Tarnen  luribus  quidquam  Derogare  volui*  *'*). 

Blatt  12  hat  ein  grosses  Postament  mit  einer  Vase  und 
herabhängenden  Guirlanden  von  Blättern  und  Fruchten,  zur 
Lmken  desselben  die  nackte,  sitzende  Gestalt  eines  bärtigen 
Mannes  mit  Schilfblättem  statt  der  Haare,  der  seine  rechte 
Hand  mit  einem  Ruder  auf  die  eine  Ecke  des  Postamentes 


'^)  Es  erinnert  diese  an  die  GrenzBtreiUgkeiten,  welche  Steiermark  mit 
Oesterreich  am  Semmering  und  mit  Salzburg  an  der  Mandling  damals 
hatte,  und  wohei  auch  Vischer  in  seiner  Eigenschaft  als  Geometer 
intervenirte.  Auf  diese  Angelegenheiten  werden  wir  bei  der  dritten 
Gmppe  seiner  Arbeiten  zu  sprechen  kopmien, 


—     28     — 

stützt  und  die  Linke  über  eine  Ume  hält,  aus  der  Wasser 
strömt.  Auf  der  anderen  Seite  des  Postamentes  sind  vier  an 
der  Guirlande  ziehende  Engel  und  weiter  vorne  fünf  rebenum- 
kränzte  Kinder  mit  Kannen,  Vasen  und  Schalen.  Die  Bedeutung 
dieser  allegorischen  Darstellung  erläutert  folgende  Inschrift: 
„Der  Muhrfluss  streittet  mit  '  Andern  FlUssen  wegen  I 
Des  Kostparisten  Weins." 

Darunter  sind  folgende  Reime: 
„Rhein,  Mosell,  Main,  vnd  Thonaw  Stromb 
Auch  ander  Flüsse  all  zu  samb 

Ihr  habt  nit  Wein  mems  gleichen: 
Dreyhundert  gülden  war  der  werth 
Nur  vmb  ein  Vass,  so  ziecht  ein  pferdt. 

Mir  must  ihr  alle  weichen: 
Der  Luettenperger  hier  in  Landt 
Den  Sigkhrantz  helt  vnd  Oberhandt" 
Auf  dem  unteren  Rande  des  Postaments,  ober  dem  Sockel 
steht:  „Andr.  Trost  sculpsit** 

In  Beziehung  auf  die  Darstellung  der  Gebirge  ist  die 
Karte  in  der  damals  gepflogenen  Weise  gehalten:  es  gibt 
keine  Gebirgszüge,  sondern  nur  mehr  minder  dicht  an  einander 
gestellte  Berge.  Von  Interesse  sind  die  Darstellungen  der 
Schlösser,  fast  sämmtlich  kleine  Skizzen  ihres  wirklichen  Aus- 
sehens in  damaliger  Zeit. 

Von  dieser  Karte  gibt  es  eine  Variante,  die  Feil  unbe- 
kannt geblieben  ist.  Sie  besteht  in  einem  Zusätze,  respective 
in  einer  Weglassung,  und  zwar  insofeme  als  auf  Blatt  10  ein 
Parallelogranun  in  der  Länge  von  10"  4'"  und  Höhe  von  3" 
4\'i'"  aus  dem  Vordergrunde  links  von  dem  Tuche  mit  dem 
Lobmeir  auf  Steiermark  ausgeschnitten  ist,  derart,  dass  der 
Jäger,  welcher  jenes  Tuch  mit  hält,  bis  zur  Brust  davon  ge- 
deckt ist.  Auf  dem  Ausschnitte  ist  „Graz  die  Haubt-Stadt  in 
Steyermarck"  und  zwar  von  der  Vis  eher  geläufigen  Murseite 
aus  abgebildet.    Da   die  Platten  nicht  mehr  erhalten  sind  **), 

"^)  In  der  Landschaft  wurden  ebmals  viele  Platten,  welche  einst  ver- 
schiedenen Zwecken  gedient  hatten,   aufbewart.    Eine  Anzal  davon 


—     29     — 

lässt  sich  nicht  sagen,  ob  diese  Einfügung  eine  ursprüngliche 
oder  eine  nachträgliche,  zu  veimuten  ist  indess  das  Letztere- 
Von  dieser  interessanten  Karte  befindet  sich  ein  Exemplar 
im  strmk.  Landesarchive. 

Von  einer  ganz  eigenthümlichen  phantastischen  Ausstattung 
und  Verarbeitung  der  steir.  Landkarte  durch  Vis  eher  geben 
uns  zwei  Notizen  in  den  Landtagsbüchem  Nachricht.  Sie  Hessen 
sich  nur  annähernd  erklären,  wenn  nicht  ein  günstiger  Zufall 
das  Stück  selbst,  um  welches  es  sich  handelt,  uns,  wenn  gleich 
in  defectem  Zustande  erhalten  hätte,  das  uns  glücklich  auch 
auf  eine  andere  bisher  als  Vischer's  Arbeit  nicht  bekannte 
Leistung  fürt. 

Die  eine  Notiz  besagt:  „G.  M.  V.,  so  die  steyrische 
Landtkarten  in  forma  eines  martialischen  Kopfs  praesentirt, 
wirdt  mit  seinem  Anbringen  auf  die  Verordneten-StöU  remittirt 
puncto  Verehrung"  '•),  und  die  andere:  „G.  M.  V.  Geogr. 
offerirt  denen  gesambten  Ständten  die  steyerische  Landtkarten 
in  forma  eines  martialischen  Kopfs  illuminirter,  damit  des 
Landt  Figur,  Situm  vnd  Gleichnuss  zu  zaigen,  dabey  sich  zu 
Gnaden  reconunendirent.  Auf  die  löbl.  Verordnete  Stöll  vmb 
Bericht  vnd  Guetachten  remittirt"  =^). 

Beide  Notizen  datiren  vom  3.  Aprü  1680.  In  den  Aus- 
gabebüchem  findet  sich  kein  bestimmt  darauf  bezüglicher  Beleg, 
welcher  eine  ^Verehrung"  auf  Grund  dieser  Widmung  nach- 
weist. Ob  selbe  nicht  in  der  Zalung  fllr  andere  illummirte 
Karten  begriffen,  lässt  sich  nicht  sagen.    Endlich  ist  es  auch 


meist  mit  Wappen  u.  s.  w.,  deren  Stichveranlassung  unbekannt,  bewart 
noch  das  Landesarchiv.  Andere  hatten,  der  Sage  nach,  ein  eigen- 
tümliches Geschick.  Ein  Beamter,  welcher  diese  Gegenstände  in  Ver- 
warlosung  sah,  meinte  sie  besserer  Verwendung  zuzuitlren,  wenn  er 
—  versteht  sich,  ohne  um  Erlaubniss  nachzusuchen  —  für  seinen 
Haushalt  Eüchengeschirr  daraus  machen  Hess.  Natürlich  nahm 
er  nicht  die  kleineren  Eupferplatten.  Möglich  denn,  dass  jene  der 
Vischer'ßchen  Karte  auch  darunter  gewesen.  Das  soll  in  der  1.  Hälfte 
unseres  Jahrh.  sich  begeben  haben. 

•')  Landtagsprotokoll,  1860-81,  f.  64'. 

^  Landtagbhandlungen,  1680  -  83,  f.  48. 


—     30     — 

denkbar,  dass  die  schrekliche  Pest  dieses  Jahres  das  Ganze 
in  Vergessenheit  geraten  liess. 

Die  Karte  selbst  hat  sich  indess  erhalten  und  ist  erst 
vor  wenigen  Jahren  seitens  der  landschaftl.  Registratur  an  das 
Archiv  abgetreten  worden. 

Sie  ist  nicht  selbstständig  gearbeitet,  sondern  aus  der 
alten  Karte  mit  Zuziehung  der  erwänten  bisher  unbekannten 
künstlerischen  Leistung  hergestellt.  Die  Grösse  ist  dieselbe 
wie  schon  oben  beschrieben.  Von  der  Karte  von  1678  ist 
nur  Kand  mit  Gradmesser  und  die  geographische  Figur  des 
Landes  verwendet.  Beide  sind  scharf  von  einem  Exemplar  der 
alten  Karte  herausgeschnitten  und  auf  em  Blatt  grundirter 
Leinwand  aufgeklebt. 

Die  Ueberschrift  am  oberen  Rande  ist  geschrieben  und 
gleichfalls  aufgeklebt.  Sie  lautet:  „Styriae  Ducatus  Bellicosissimi 
Genuina  Figura.  Authore  G.  M.  Vischer.  1681".  Warum 
hier  ein  anderes  Jahr  als  in  den  darauf  weisenden  Notizen, 
lässt  sich  vielleicht  eruiren.  Ob  er  nicht  etwa  zuerst  den 
„martialischen  Kopf"  ohne  die  Randbeigaben,  von  denen  wir 
sogleich  sprechen  werden,  vorlegte  und  dann  1681  denselben 
„Kopf*  m  i  t  denselben  und  dass  uns  jetzt  nur  mehr  letzteres 
Product  erhalten? 

Die  eigentümliche  Figur  des  steirischen  Landgebietes  hat 
nun  Vischer  durch  Handarbeit  in  einem  federgeschmückten 
geschlossenen  Ritterhehn  anschaulich  machen  wollen  und  mit 
einigem  Zwange,  der  begreiflich  dabei  nicht  fehlen  kann,  für 
etwas  Phantasie  es  auch  richtig  zu^  Stande  gebracht  Das 
Oberhaupt  ist  an  der  österreichischen  Grenze  und  die  not- 
wendige Abrundung  des  natürlidien  Linienzickzacks  ist  durch 
Farbenzüge  hergestellt.  Der  Gesichtsteil  ist  an  der  Strecke 
von  Fridberg  bis  nach  Pettau  hinab  und  hat  aUerdings  Un- 
ebenheiten die  nicht  ganz  so  auf  einem  wirklichen  Helme  vor- 
kommen. Namentlich  ober  Pettau  ist  diess  der  Fall  und  bei 
dieser  Stadt  ein  starkes  Kinn  sichtbar.  Den  Hals  und  die 
Halsberge,  wie  den  Brustaufsatz  bildet  das  ehemalige  Viertel 
Cilli.  Von  Fridberg  nach  Westen  zur  Mur  hat  ein  Farbenzug, 


—     31     - 

von  da  abwärts  und  nach  Osten  die  Mur  selbst  den  Helmes- 
rand zu  veranschaulichen.  Der  von  dieser  Linie  eingeschlossene 
Teil  stellt  das  Gesicht  vor  und  ist  ohne  Farbe,  wärend 
der  Hehn  dunkler  gehalten  ist.  Der  erwänte  Farbenzug 
geht  für  sich  tiefer  abwärts  bis  in  die  Ohrgegend  und  trifft  da 
mit  emem  anderen  zusammen  der  vom  Oberhaupte,  d.  h.  von 
Gallenstein  aus  sich  herabzieht.  Beide  zusammen  zeigen  das 
aufgeschlagene  Visir  an.  Das  Hinterhaupt,  d.  h.  die  Gegend 
von  Gallenstein  bis  Obdach,  ist  durch  eine  andere  im  Halb- 
bogen gezogene  Farbenlinie  angegeben.  An  ihm  setzen  sich 
in  der  Horizontale  gegen  Westen  die  (5)  Federn  an ;  zu  ihrer 
Bildung  sind  Berge,  Thäler  und  Flüsse  jener  obersteirischen 
Gebiete  verwendet  und  hier  hat  der  Pinsel  in  gar  kühnen 
Strichen  der  Phantasie  nachgeholfen.  Die  Ausbeugung  des 
Helmes  vom  Kinne  nach  rückwärts  ist  durch  die  Drau  ange- 
zeigt und  von  Windischgraz  zieht  sich  eine  Farbenlinie  nach 
Windischlandsberg  abwärts,  womit  Vis  eher  ohne  Zweifel  die 
Bitterkette  andeuten  wollte. 

Die  von  der  alten  Karte  bekannten  „Parerga  und  Zierden" 
feien  ganz  und  sind  durch  Darstellungen  ersetzt,  deren  Inhalt 
mit  dem  Ausdrucke  „bellicosissimi  ducatus"  stimmt.  Auf  der 
linken  Seite  sind  deren  9;  daran  reiht  sich  gegen  rechts  das 
Widmungsblatt  mit  6  Wappen  und  einer  Inschrift,  die  gleich- 
falls auf  die  steirische  Kriegstüchtigkeit  Bezug  hat.  Hechts 
unten  ist  die  Beschreibung;  darüber  befinden  sich  noch 
3  kriegsgeschichtliche  Bilder,  deren  sonach  im  Ganzen  1 2  sind, 
und  zur  Deckung  der  Lücke  zwischen  ihnen  und  dem  Helme 
ist  das  steirische  Pantherwappen,  aus  dem  Titelblatte  des 
^ Schlösserbuches"  geschnitten,  aufgeklebt. 

Diese  Arbeit  ist  an  sich  ein  Curiosum  und  hat  nur  den 
Wert  eines  solchen.  In  ihr  liegt  die  absonderliche  Ver- 
schmelzung zweier  Leistungen  Vischers  zu  einem  Ganzen 
vor,  das  an  sich  nicht  übel  gedacht  und  auch  nicht  schlecht 
ausgeführt  ist.  Wir  wollen  nur  hoffen,  dass  seine  Idee  ihm 
auch  Früchte  getragen  habe.  Der  Hauptwert  indess  beruht 
in  dem  thatsächlich  dadurch  ermöglichten  Nachweis,  dass  die 


-     32     — 

in  einzelnen  Blättern  schon  bekannten  Bilder  aus  der  stei- 
rischen  Kriegsgeschichte  wirklich  V  i  s  c  h  e  r  zum  Autor  haben 
und  somit  eines  ganz  neuen  Werkes  seiner  Hand. 

Wir  müssen  es  uns  versagen  in  die  Beschreibung  dieser 
Kriegsbilder  hier  einzugehen  und  versparen  dieselbe  auf  den 
Punct,  da  wir  dem  Systeme  der  Erzälung  entsprechend  weiter 
unten  an  sie  gelangen. 

Von  der  Landkarte  überreichte  V  i  s  c  h  e  r  den  oberösterr. 
Ständen  200  Exemplare,  wofür  selbe  ihm  320  fl.  (sonach  für 
das  Exemplar  1  fl.  36  kr.)  spendeten  und  ebenso  dem  Kaiser, 
der  ihm  eine  Remuneration  von  150  fl.  angedeihen  liess'**). 
Wie  die  steir.  Landschaft  ihm  etwa  mittelst  Schreibens 
die  Arbeit  gedankt  habe,  ist  nicht  bekannt,  wol  aber  wissen 
wir  aus  einem  Buchhaltereiberichte  von  1703,  der  durchaus 
auf  Acten  gegründet  erscheint,  dass  „ermelter  Vis  eher 
dise  Landcharten  ...  zu  voUstendigen  Vergnügen 
ad  typum  gebracht,  auch  daruor  sein  accordierte  Bezahlung 
erhalten". 

Sein  Werk  ist  im  18.  Jhrh.  in  den  Atlassen  von  Ho- 
mann,  dann  von  Seutter  mit  ausdrücklicher  Angabe  seines 
Namens  auf  17  :  20"  verkleinert  neu  verwertet  Das  war  nun 
just  dasselbe  was  auch  Vis  eher  einmal  damit  beabsichtiget 
hatte.  Damals,  1696,  als  er  den  betreffenden  Antrag  der  Land- 
schaft vorlegte,  befand  er  sich  bereits  an  der  Edelknabenschule 
zu  Wien.  AUein  die  Stände  hatten  damals  eben  ihre  leidige 
Not  mit  dem  Abschlüsse  des  „Schlösseibuches"  und  mochten 
auch  der  ohnehin  damit  beschäftigten  Arbeitskraft  des  schon 
66jährigen  Mannes  nicht  mehr  zu  viel  zutrauen.  Ob  wol  die 
Kosten  nur  auf  200  fl.  veranschlagt  waren,  lehnten  sie  doch 
ab  *«). 


3*)  Feil  a.  a.  0.  69.  Auch  der  inneröst.  Hofkammer  verehrte  Vi  scher 
25  Exemplare  und  wurde  der  Hofpfennigmeister  am  25.  Aug  1678 
angewiesen,  ihm  50  fl.  auszubezalen  (Acten  der  k.  k.  Statthalterei 
in  Graz.) 

*o)  1696,  10.  März. 

„G.  M.  V.  Geogr.  betr.  die  grosse  hie  bcuorn  steyrische  Landt  Garten 


-     ä3     - 

Es  dürfte  interessiren,  welche  Summen  sich  Vi  scher 
durch  seine  Karte  bei  den  Ständen  erwarb.  Leider  sind  daf&r 
die  Au&dcfannngen  weder  ganz  klar,  noch  auch  vollständig. 
Die  Protokolle  nämlich  lassen  es  nicht  mit  Sicherheit  fest- 
steDen,  ob  nicht  der  eme  Posten  mit  dem  andern  trotz  des 
Zeitonterschiedes  der  Aufschreibung  identisch  sei  Am  ge- 
wissesten w&ren  freilich  die  Ans&tze  der  Cassenbücher,  aUein 
da  feien  eben  einzelne  Jahrg&nge.  Wir  haben  indess  alle  Anwei- 
sungsposten (sogenannte  „Anschaffungen^),  die  nur  einigermassen 
darauf  sehliessen  lassen,  dass  sie  Beproductionen  wären,  aus- 
geschieden und  nemen  als  Grundlage,  dass  ihm  2000  fl.  ver- 
tragsmässig  zugesichert  waren,  dass  Einiges  sicher  als  Re- 
muneration ihm  zugeflossen  sei  und  endlich  hat  er  auch  nach- 
weisbar Karten  in  gewisser  Mehrzahl  an  die  Landschaft  „ver- 
ehrt". Es  muss  also  sein  Erwerb  sicher  ein  Erkleckliches  über 
2000  fL  betragen  haben,  während  wir  nach  den  Ausgabebüchern 
nur  1131  fl.  zusammenbringen. 

Nach  den  Protokollen  wies  man  Vi  seh  er  1672  in  Ab- 
schlag des  Vertrages  50  fl.  an,  1678  dessgleichen  300  fl.,  1676 
dessgleichen  600  fl.  und  1678  dessgleichen  300  fl.  und  eine 
„Extrarecompens"  von  300  fl.  Es  war  das  Jahr  der  Fertigung 
der  Karte.  Im  Jahre  1679  wurden  ihm  in  Abschlag  ;, ange- 
schafft'' 1 50  fl.,  dann  für  9  üluminirte  Karten  und  als  „Re- 
compens**  150  fl.,  laut  Vertrages  250  fl.  und  aus  demselben 
Grunde  25Ö  fl.,  1680  zu  vollständiger  Bezälung  250  fl.,  fbr 
7  üluminirte  Karten  56  fl.,  1682  für  100  Landkarten  75  fl., 
1684  für  Landkarten  75  fl.  und  1685  für  50  Landkarten 
100  fl.  ADe  diese  Posten  geben  zussmmen  die  Summe  von 
2906  fl.,  als  Auslagen  der  Landschaft  für  das  Kartenwerk  und 
als  besondere  Anerkennung  für  dessen  Autor. 


zaaerklüienern  nach  Inhalt  beyligentes  Formular,  die  erforderlichen 
Yncossten  belauifen  sich  auf  200  fl. 

Rathschlag 
Die  löbl.  Stöll  will  in  dise  Aussgaaben  nicht  willigen. 

Gr.  Maister." 
Expeditsbuch  1696—97,  f  28'. 

IBitheU.  d.  hist.  Yereins  f.  Steiermark.  XXIY.  Heft,  1876.  8 


—     34     — 

Welche  Abdrucke  sp&ter  noch  von  den  Platten  gemacht 
worden,  ist  unbekannt  Nur  das  ist  sicl^er,  dass  1706  der 
Eupferdrucker  J*  B.  Forchtner  60  Exemplare  fiUr  die  Land« 
Schaft  abzog,  wofür  man  ihm  36  fl.  bezalte  ^  *). 

Die  zweit«  fbr  Steiermark  noch  interessantere  und  heute 
noch  sehr  wertvolle  Gruppe  ist  die  seiner  topographischen 
Arbeiten.  Wir  wollen  darunter  nur  das  sogenannte  „Schlös^ 
serbuch^  verstehen,  weil  dasselbe  an  sich  schon  eine  Gruppe 
bildet,  und  davon  die  separaten  topographischen  Arbeiten  von 
Graz  und  Admont  als  Einzelarbeiten,  welche  nicht  in  Zeit  und 
nicht  in  Format  mit  dem  „Schlösserbuche''  in  unscheidbarem 
Zusammenhange  stehen,  davon  trennen  und  ihre  Besprechung 
der  letzten  Gruppe  zuweisen. 

Richtig  scheintallerdings,  wie  Feil  ^^)  meint,  dass  Vischer 
nüt  der  Widmung  der  grossen  Ansicht  von  Graz  (1675)  sich 
die  Geneigtheit  der  Stände  für  Abfassung  einer  Topographie 
nach  dem  Muster  der  ober-  und  unterösterreichischen  ge* 
winnen  wollte.  Nach  dieser  Richtung  ging  seine  Neigung  und 
so  war  das  Mittel  recht  passend.  Vielleicht  hätten  aber  die 
Verordneten  auch  ohne  diese  Vorlage  sich  zur  Genemigung 
bereit  gefunden.  Denn  sie  gehörten  grossdenkenden,  prunklie- 
benden Geschlechtem  an  und  sahen  nach  dem  Style  der  Zeit 
und  der  Tradition  ihrer  Geschlechter  in  dem  Werke  einen 
Ruhmeszweig  in  dem  Lorbeerkranze  ihres  Vaterlandes.  Aber 
mochte  Vischer 's  Unpünktlichkeit  in  Vollendung  der  Karte 
oder  die  grössere  Sunune,  die  auf  die  Durchftlrung  des 
Untememens  überhaupt  zu  wenden,  sie  vorsichtiger  ge- 
macht haben,   —   kurz   sie   acceptirten  unter  Bedingungen, 


*•)  1706,  12   Juli. 

„Joh.  Bapt  Fortaer  Drackher  p.  gnädiger  Anschaffung  36  fl.  vor 
60  Stackh  Landtkhardten  zu  druckhen  deren  jede  in  12  Pögen  Medion 
Papier  vnd  contrahirtormassen  vor  das  Stackh  36  kr.*" 

Expeditbuch  1706,  f.  218'. 
^<)  A.  a.  0.  67.  Es  fällt  aber  auf,  dass  er  in  den  ProtokoUen  nicht  mit 
der  „Verehrung*'  seines  1674  gefertigten  grossen  Bildes  von  Admont 
erscheint.  Vermutlich  ist  diese  Arbeit  rein  Privatarbeit  und  nicht  zu 
seiner  Verfügung  gewesen. 


—     35     — 

weldie  sich  nachträglich  als  wahre  Quäle  von  Verlegenbetten 
fbr  beide  Teile  und  als  unhaltbar  erwiesen.  Aus  dieser  Lei^ 
stung  erwuchs  in  deren  Fortgänge  den  Ständen  wenig  An- 
genemes,  dem  armen  Topographen  aber  rechte  Not.  Das  ganze 
Zustandekommen  des  „Scfalösserbuches"  stellt  sich  als  eine  auf 
20  und  mehr  Jahre  ausgeddmte  Kette  von  Verlegenheiten 
dar,  welche  Yischer  nahezh  aus  dem  Lande  trieben,  den 
Abscbhiss  des  Werkes  selbst  m  Frage  steten  und  nur  die 
Vollendung  als  merhwOrdig  erscheinen  lassen.  * 

Am  4.  März  1676  trug  Vischer  sein  Angebot  vor**). 
Für  die  „controfaitischen  Riss  . . .  vnd  in's  Kupfer  stöchen 
lassen"  in  vorgelegter  Grösse  verlangte  er:  für  das  Kupfer  6  fl^ 
200  Exemplare  fttr  sich  (auf  seine  Kosten  abgezogen),  und  dass 
die  Landschaft  von  ihren  Drucken  kernen  verkaufe**).  Der 
Kostenpunct,  welcher  noch  an  dritthalbtausend  Gulden  streifte, 
genirte  die  Verordneten  in  ihrer  selbstständigen  Gebarung  und 
sie  legten  das  Project  den  im  Mai  versammelten  Ständen  vor. 
Wol  wiesen  sie  darauf  hin,  dass  „  ein  solches  Werkh  dem  ganzen 
Landt  vnd  dessen  Ständten  ad  decus  publicum  geraichete**, 
fanden  es  aber  vorsichtiger,  den  Antrag  zu  stellen,  dass  die 
Bezalung  nicht  aus  der  Ständecasse,  sondern  von  jedem  Ein- 
zelnen fttr  sich  zu  leisten  sei,  der  „mit  dem  Closter,  Herrschafft 
oder  Statt  interessirt  ist".  Es  solle  eben  Jedem  freistehen, 
^  diese  Spesa  zu  machen  vnd  sem  Closter,  Herrschaft  oder 
Statt  in's  Kupffer  bringen  zu  lassen  oder  nit"  *').  Dazu  hätte 
es  aber  ständischer  Genemigung  eigentlich  gar  nicht  bedurft! 
Von  derlei  Auffassung  mag  Vischer  nicht  sehr  erbaut  ge- 
wesen sein,  denn  knapp  vor  dem  Landtagsbeschlusse  (am 
20.  Mai)  erneuerte  er  sein  Angebot  und  suchte  durch  den  Vor- 
schlag, die  Landschaft   soQe   das  Papier  hergeben  und   den 


^*j  Orig.,   steierm.  LandeBarchir;    Feil  a.  a.  0.  68.    Das  Datum  geht 

aus  den  Bflchem  m  Note  46  hervor. 
^  Yertragsentwarf,  steierm.  Landesarchiv;  Feil  a.  a.  0.  68. 
^*)  Orig.;  steierm«  Landesarchiv,  Feil  a.  a.  0.  68;  Landeshaaptmanns- 

mid  YerordnetenprotokoU  1673—79,  f.  65'  und  Begistraturbuch  1675 

bis  1678,  £  50.  Beide  vom  4.  März. 

8* 


—     36     — 

Dradcer  bezalen,  er  woDe  dann  eine  Menge  Exemplare  liefern  ^*), 
die  Landschaft  unmittelbar  an  d^n  Werke  zu  interesairen. 
Doch  schon  am  21.  Hai  genemigte  der  Landtag  den  An- 
trag der  Verordneten  und  ttberiiess  diesen  die  weitere  Aas- 
^^i^i^^S^^)*  Später  musste  er  dann  hoch  bedauern,  dass  er  nicht 
directe  eingegriffen  und  sich  mittelst  Steuenunlagen  gedeckt; 
erst  vide  Collisionen  und  grosse  Aergemisse  brachten  ihn 
dahin,  zu  dem  Untememen  eine  Stellung  zu  gewinnen,  welche 
am  besten  gleich  anfangs  genommen  gewesen  wftre. 

Die  Verordneten  hielten  den  privativen  Ciharakter  des 
Untememens,  den  sie  durch  keinerlei  ämthche  Ingerenz  zu 
ändern  vorhatten,  so  strenge  fest,  dass  sie  Vischer  sogar 
die  Beistellung  eines  Patentes,  um  welches  er.  am  22.  Juni 
zur  Unterstützung  seiner  Reisen  nachgesucht  hatte,  verwei- 
gerten. Da  Jeder,  der  seine  Besitzung  aufgenommen  haben 
wolle,  ohnehin  den  Zeichner  fördern  würde,  —  wie  selbst- 
verständlich —  bedürfe  es  keines  Pat^tes^^.  Ob  es  nun 
ohne  solches  nicht  recht  ging  oder  noch  andere  Gründe 
für  den  berechtigten  Wunsch  Vischer 's  sich  ei^aben  — 
kurz,  am  24.  November  wurde  ihm  doch  em  Unterstütznngs- 
schreiben  ausgefertiget.  Darin  ist  die  Bezalung  der  Emzel- 
arbeit  durch  jeden  Gutsbesitzer  ausdrückhch  hervorgehoben, 
Jedem  aber  in  Form  eines  Ehrenpunctes  nahe  gelegt,  seine 
Schlösser  u«  s.  w.  für  das  Werk  stechen  zu  lassen,  den 
Künstler  zu  fördern  und  endlich  auch  gebürlich  zu  bezalen^*). 

Von  da  ab  vergeht  ein  volles  Jahr,  bis  wieder  eine  Nach- 
richt über  das  Gedeihen  des  Untememens  zu  uns  dringt  und 
diese  zeigt  bereits  die  Schattenseite  des  allzu  vorsichtigen 
Vertrages. 

Die  Karte  war  Landesbedür&iss  gewesen;  ihrethalben 
konnten  die  Verordneten  leicht  für  ihre  Contrahirung  als  einer 
Arbeit  für  Amtszwecke  eintreten  und  die  Landescasse  mit  den 


*")  VerordnetenprotokoU   1676,  f.  107.  Expeditsbuch  1676-76,  f.  131. 
♦')  Rubrum  auf  Act  von  Note  43;    LandtagsprotokoU,  1676—78,  f.  64. 
*")  Expeditbuch  1675-76,  f.  154. 
*^  Concept,  strmk.  Landesarchiv;  Feil  a.  a.  0.  69. 


—     87     — 

Kosten  belasten.  Mieht  so  ftmtlieh  freiUdi  Hess, sich  das 
nSeUlteserbueh^  «uSassen;  doch  hätte  sidi,  me  bei  anderen 
Gd^eidieiten,  die  nur  pro  deearo  des  Landes  viaren,  die  Ver- 
einbarung leicht  erzielen  lassen,  die  Auslagen  zwar  als  private 
za  betraditen^  zur  Sirtdcbterung  und  ani^andslosen  Fertigung 
des  Werkes  aber  sie,  je  nadid^n  die  Besitzer  mit  einem  Stiebe 
oder  mänr  darin  interessirt,  auf  die  Heirengolte  zu  schilpen  und 
mit  der  Steuer  einauheben.  Dann  hfttte  eine  gewisse  autori« 
tative  Oberleitung  bestanden  und  Vis  eher  w&re  nicht  auf 
de»  unangenemen  Weg  geraten,  sich  seme  wenigen  Gulden 
mOhsam  von  samuigen  Schuldnern  beitreiben  zu  müssen.  Ander- 
seits wttrde  der  Landschaft  erspart  worden  sein,  nicht  allem 
an  dem  Gemeinsinne,  sondern  auch  an  der  privaten  Ehren- 
haftigkeit vieler  ihrer  Mitglieder  laute  Zweifel  zu  erheben. 

Vischer  reichte  am  10.  October  1677  die  zwei  Stiche 
de«  Landhauses  ein,  wie  sie  —  Strassen-  und  Hofsmte  —  im 
«SchlOsserbuche^  figuriren^^),  zugleich  aber  auch  die  Bitte 
um  ein  Mahnpatent  an  seine  Schuldner:  nun  hatte  er  180  Kupfer 
gestochen  und  71  (also  nahezu  die  Hälfte)  seien  ihm  nicht 
bezalt  worden  ^^).  Es  lässt  sich  nicht  lAugnen,  dass  jetzt  die 
Verordneten  sehr  lebhaft  seiner  sich  annamen.  Nicht  nur,  dass 
sie  es  als  „v^-sdmnpffich^^  erklärten,  wegen  so  gerii^;ftkgiger 
Betrage  sich  man^  zu  lassen,  so  würden  audi  die  ordentlich 
zalenden  Teilhaber  am  Werke,  ja  dieses  selbst  im  Ganzen 
geschädigt;  denn  durch  solche  Saumsal  könne  das  Unter- 
nemen  förmlich  gesperrt  werden,  da  ohne  Zalung  der  Künstler 
nicht  weiter  arbeiten  würde  und  es  sei  Sache  der  Anstän- 
digkeit und  des  Gemeinsinnes  „pro  decoro  des  Vatterlanndts^ 
zur  rechten  Zeit  der  Verpflichtung  nachzukommen**). 

Vielleicht  rürt  auch  aus  diesem  Jahre  die  Anzeige  Vi- 


>0)  Yerordnetenprotokoü  1677—78,  f.  165;  die  Bezalang  dafür  mit  12  fl. 

erhielt  er  am  .16.  Jftmier  167Ö  (Ausgabenbuch  1678,  „Extraordioary**, 

Nr.  258). 
^<)  Orig.,  strmk.  Landesarchiv;  Feil  a.  a.  0.  71 — 72;  Begistraturbuch, 

1676—78,  f.  189. 
'^  CoDoept,  steierm.  Landesarchiv;  Feil  a.  a.  0.  72. 


—     38     — 

sGher's,  €ar  halM,  da  der  AMgaburgiiefae  KtqpfeKStechar  ihn 
immer  hinhalte,  einen  eigenen  Stecher  in's  Land  gesogen,  dssaen 
Arbeitrtttchtigkeit  er  anch  »dureh  eine  —  nicht  mehr  erhaltene 
—  Beilage  nachivies^'). 

Von  hier  an,  gestaltet  sich  die  Angeleesnbeit  mehr  und 
m^r  un^quicklich.  Sie  zeigt  nns  ein  chronischea  Bingen  Vi^ 
8  eher 's  mit  der  UnpQnotlkhkeit  sein^  Schuldner,  derUnentt 
scUoBsenheit  der  Landschaft,  aof  das  Zuatandekemmm  des 
Werkes  den  Druck  ämtlieher  Autocit&t  za  ttbcn,  endlich  den 
höchst  ungünstigen  Zeitverhältniasen.  Dass  Vi  seh  er  dem 
Davongehen  niher  stand,  ab  dem  feisdien  Fortarbeiten,  daas 
ihn  die  Unlust  zur  Arbeit  endlich  auch  zeitweilig  bemeistem 
musste  und  das  ^^Schlösserbuch'',  so  frisch  begonnen,  nahem 
im  Sande  verlief,  wenigstens  durch  ihn  nicht  den  entspre- 
chenden Abschluss  erlangte,  wie  die  beiden  östermehischen 
Vorganger,  wird  man  nach  d&ai  Folgaaden  erklärlich  findat 

Im  Frühjahre  1678  suchte  Vischer  neuerdings  um 
thatkräüige  Unterstützung  und  um  einen  Zehrpfiennig  fbr  die 
Landesbereisung  nach.  Zugleich  zeigte  er  an,  dass  ^  1 94  Kuirfer 
fertig  gemacht  habe,  davon  130  bezalt,  64  aber  noch  unbe- 
zalt  seien  ^^).  Im  Zusammenhalte  mit  seiner  Mekhing  vom 
10.  October  1677  hatte  er  den  Winter  über  14  Platten  ge- 
stochen und  von  den  damals  ausstandigen  waren  ihm  7  gedeckt 
worden.  Er  wies  darauf  hin,  dass  in  der  bisherigen  Art  die 
Arbdt  nicht  gedeihen  könne;    entweder  solle  man   ihn  im 


^*)  Orig.,  Bteierm.  LandesarchiY;  Feila.ii.0.  71.  Sehr  Termutlich  ist 
Trost  gemeint,  denn  Trost  arbeitete  nachweisbar  schon  Yor  1679 
für  Vischer,  wie  aus  den  Ansichten  Yon  Gutenhag,  Herberstein, 
Nenberg  und  Lankowitz  hervorgeht,  welche  schon  lange  Yor  Erscheinen 
des  „Seldösserbnches*',  1680,  dem  Werke  des  Naso  von  Leuenfels 
über  die  Familie  Herberstein  beigegeben  erschein^.  Auch  sind  die 
beiden  Stiche  des  Landhauses  in  Graz,  welche  1677  datiren,  wie 
obige  Notiz  besagt,  schon  mit  Trost 's  Namen  versehen  und  ebenso 
die  Karte  you  Steiermark  1678. 

^^)  Undat.  Orig.,  steierm.  LandesardÜT  (mit  Weglassung  der  FormaUen) : 

„Die  hochldbl.  Herren  Herren  Landtstände  haben  auss  dissen  vier 

aufgehöfften  Taflen  genädig  zuersechen,  dass  an  dero  nur  angedingten 


—     89    — 

Yorans  bezalen,  oder  das  (MA  bei  einem  bestimmten  land- 
sdiaftlielien  Beamten  deponiren,  der  ihm  je  nach  Etnliefenrng 
der  Platten  Zalung  leiste.  Zugleidi  bot  er  sidi  an,  ein  Ver^ 
zeidmiss  des  Baches  nadi  den  Orten  und  Besitzern  heim- 
stellen. Was  er  mit  d«r  Zugabe  alter  Doeomente  beabsichtigte 
nnd  ^rie  äiese  in  dem  Index  mi  figuriren  h&tten,  i^rt  unklar. 
In  der  That  brach  sich  die  entsprechende  Ueberzeugung 
bei  den  Ständen  Bahn.  Man  acceptirte  sein  letzteres  Angebot 
und  sagte  ihm  „eine  merer  alss  Merunden  begrifene  £rge2>- 
lieUdieit  Umnftig  zu",  wenn  er  besagten  Index  liefern  wtU'de  ^*) 
und  zeigte  auch  in  dem  Patente,  dass  maai  ernstere  Mittel  zu 
«greifen  Wülens,  um  nicht  durch  die  Saumsal  Einzeher  m 
an  sidi  schönes  Werk  scheitern  zu  lassen.  Der  Zahii^sauftrag 
an  die  „Benitenten*^  lautet  in  d^n  betreffenden  Patente  ziemlich 


Topograpbia  dess  Herzogthumbs  Steyer  194  Ehupfer  yerfbrtifirt«  von 
denen  mir  bereits  180  bezahlt  vnd  64  noch  zu  bezahlen  ausständig 
seindy  welche  mier  zn  soledtieren  also  sehwehr  Cülen,  dads  mir  vn- 
mdgUch  ist,  in  disser  Arbeit  auf  solche  Weiss  fortzufahren.  Gelangt 
demenach  an  die  hochlöbl.  Herren  Herren  Landtstände  mein  vnter- 
thönig  gehorsambe  Bitt  vmb  einen  genädigen  Schluss,  wie  ich  möchte 
wegen  der  ausständigen  Khupfer  bezahlt  (werden),  vnd  so  ich  soU 
diese  Atbeit  continnieren,  amtwederss  dass  Gelt  ich  yorhinein  oder  zu 
einem  Landtechafllofficier  depositierter  ohne  yüflUtiges  SoMcilBeven 
nach  verfertigten  Ehnpferen  versichert  zn  empfangen  habe.  Will  mich 
alssdan  befieissen,  alle  bezahlten  Kupfer  oder  Landtgttther  disser 
Topographiae  oder  Buchs  mit  einer  authentisierten  Beschreibung,  wo 
iedwederess  lige,  die  Possessofes  zu  benennen  vnd  mit  alten  Docu- 
mentiB  lu  siehren.  Befilche  nuch  zn  wüMiriger  Resolutien  md 
gnädigem  Sehlass. 

Der  hochlabL  HH.  HH.  Landtstände 

vnterthänig  gehorsamber  Diener 
Georg  ÜAattheuss  Vi  scher  Geographus.'' 

Der  Act  stammt  vom  28.  März;  vgl.  Landtagsprotokoll  1678—79, 
f.  86'. 
**)  ExpedHbneh  1678—79,  f.  40.  Er  scheint  auch  wirklich  sein  Wort 
—  nnr  wissen  wnr  nicht  die  Form  —  gelöst  zu  haben,  denn  am 
17.  März  1678  weisen  ihm  die  Verordneten  «wegen  sechs  Bfiecher  mit 
den  steyrischen  Lanndt  Gflettem  zur  Verehrung**  80  fl.  an.  (Ver- 
ordnetenprotokoU  1677—78,  f.  219.) 


—    40     — 

unverblümt  Indem  manAUe,  wekfae  dieAufiiame  ibrer  ScUitaser 
u.  s.  w,  noch  nicht  bestellt,  aufforderte,  die  Anmeldung  unverr 
züglich  zu  thun,  sprach  man  förmlich  die  Verpflichtung,  einem 
Untememen  beizutreten  aus,  dem  man  ursprünglich  rein  facul- 
tativen  Charakter  beigemessen.  Warum  man  doch  nicht  so- 
gleich zur  Herstellung  aus  Landesmittebi  und  Deckung  dieser 
aus  den  Herr^igttlten  griff?  Die  Kupfer,  hiess  es,  würden 
an  die  Landschaft  geliefert  und  dort  revidirt,  alle  Interessenten 
hätten  an  den  Landschaftssecretär  den  landtäglich  festgestellten 
Betrag  per  Platte  unverzüglich  zu  leisten.  Dort  könnten  auch 
die  Einzelnen  ihre  Kupfer  beheben.  Ebenso  sei  Vis  eher  auf 
alle  Weise  in  dem  Vorhaben  zu  unterstützen,  dem  „Schlösser- 
buche'' „eine  authentisirte  Beschreibung**  mit  „alten  Documentis 
gezührt''  beizugeben^*).  Betreffs  Letzterer  ist  noch  ein  An- 
suchen V  i  s  c  h  e  r  's  notirt  um  Mitteilungen  aus  dem  „Titular^ 
buch  vonderLandtsMatricul*',  womit  der  Begistrator  beauftragt 
wurde  *'). 

Mit  Vischer's  wenig  fireudvollem  Wiiken  im  Lande  steht 
wol  seine  Bitte  an  die  Stände  in  Beziehung,  ihn  dem  Kaiser 
flir  Verleihung  einer  Pfarre  zu  empfehlen,  ein  Ansuchen,  dem 
der  „obhabenten  gueten  Qualiteten  willen"  auch  willfart  wurde  **). 

Daraus  erfolgte  indess  kein  Resultat;  wenigstes  begegnet 
er  uns  nicht  in  der  Seelsorgereigenschaft.  Dafür  treffen  wir 
zunächst  eine  seiner  Arbeiten,  welche  die  Ergänzung  des 
„Schlösserbuches"  beabsichtigte.  Er  legte  nämlich  am  20.  Mai 
1679  sdne  „Schriften  . .  der  steyerischen  neuen  Topographia 
so  in  Truckh  kernen  sollen"  vor.  Leider  fand  man  so  viel 
Feierhaftes  darin,  dass  selbe  ihm  behufs  Ueberarbeitung  rück- 
gestellt wurden  *").  Und  wieder  zeigt  er  36  säumige  Schuldner 
an,  wegen  143  anderer  fordert  man  ihm  das  namentliche  Ver- 


&6)  CoDcept  Yom  23.  März,  Btrmk.  Landesarchiv. 

^^  YerordnetenprotokoU  vom  6.  Mai  1678,  f.  158'   und  fixpeditsbuch, 

1678-79,  f.  71. 
&»)  30.  Sept  1678,  LaodtagsprotokoU,  1678—79,  f.  81'  und  B^gistratur- 

buch,  1675—78,  f.  174\ 
*»)  Verordnetenprotokoll  1678  (u.  79),  1  160. 


—     41     — 

zeichmss  ab  *®).  Wir  stosam  bier  auf  Namen,  daran  Neimung 
auf  diesem  Flecke  man  sonst  nicht  erwartet  hätte;  so  GrOn- 
berg,  Bischof  TonGurk,  Gwissinger,  kais^Hofkammer,  Jabomigg, 
Kazianer,  Lengheim,  Mörsberg,  Kloster  Neuberg,  Kloster  s.  Paul, 
Putterer,  Kadmannsdorf^  Bamschfissel,  Bechlingen,  Schranz, 
Schrottenbach,  Steinadi,  Stibich,  Trautmannsdori^  Tschurtschen- 
thaler,  Vetscher  (Utscher?^  Stadt  Voitsbei^,  Kloster  Voran, 
Wagensberg,  Weisersheim  und  Zechetner.  Jetzt  zum  ersten 
Male  wurde  im  betreffenden  Patente  den  S&umigen  mit  Pfiln- 
dung  gedroht,  allein  bis  zur  einzig  richtigen  Handhabe,  die 
Allgelegenheit  thunlichst  glatt  abzuwickeln,  hatte  man  sich  noch 

nicht  aufgeraSl"' )• 

Mittlerweile  war  bekanntlich  die  steirische  Karte  fertig 
geworden,  und  wol  zum  Danke  ftü:  sie  hatte  man  Vischer 
mit  der  gewünschten  Pfarrempfehlung  ausgestattet  Auf  die  För- 
derung des  Kupferwerkes  hatte  jener  Abschluss  keinen  ent- 
scheidenden Einfluss.  Ungeachtet  Vischer  nachgewiesen,  dass 
die  wenigsten  „Cavaliere''  von  der  Karte  und  erst  gar  von  der 
Topographie  Ahnung  hatten,  blieb  es  auch  1679  noch  bei  dem 
Hinschleppen  und  sein  Drängen  wegen  der  Massregeh  für  die 
Vollendung  zu  einem  bestimmten  Schlüsse  zu  kommen,  blieb 
firuchtlos'O-  £f  beschäftigte  sich  indess  mit  dem  Stiche  des 
Schlosses  Kremsier,  wol  auch  mit  den  steirischen  Arbeiten, 
darunter  das  Eintreiben  der  Schuldposten  eine  ansehnliche 
Stelle  eingenommen  haben  mag,  und  darüber  kam  das  „Schlös- 
serbuch "*  ganz  in's  Stocken.  Die  Pest  von  1680  trug  selbst- 
rerständbch  ungemein  dazu  bei.  Als  Vischer  am  13.  Juli 
anfragte,  wo  er  diess  Werk  weiterarbeiten  sollte  und  für 
seine  Abreise  von   Graz  am    pestfreien   Ort  Zehrgelt    sich 


•o)  Expeditblich,  1678—79,  f.  219.  Diese  Ziffern  Bind  mcfat  recht  ver- 
ständlich im  Zusammenhalte  mit  den  oben  genannten;  daran  ist  wol 
die  Kürze  der  Auszüge  Schuld. 

**)  1679,  7.  Juni,  Orig.  und  Concept,  steiefm.  Landesarchiv;  Yerordneten- 
ProtokoU  1673—79,  f.  182  imd  Eqieditbuch,  1678-79,  f.  219. 

•-)  1679,  30.  Juni,  YerordnetenprotokoU  1678  (u.  79),  f.  183'  und  Ex- 
peditbuch, 1678-79,  f.  229'. 


—     42     — 

erbat,  bedeutete  man  ihm,  er  könne  in  Graz  auch  bleiben  ••). 
Und  doch  hatte  sich  die  gesammte  ständische  Amtirnng  nach 
Brück  a.  d.  M.  gerettet  und  als  einmal  der  Registrator  es 
wagte,  aus  der  verpesteten  Stadt  Acten  zu  holen,  wurde  es 
ihm  sehr  höh  angerechnet! 

Als  die  entsetzliche  Epidemie  verschwunden,  wurde  Ti- 
sch e  r  Ende  1 680  und  Anfang  1681  zur  Aufhame  der  strittigen 
Grenze  auf  dem  Semmering  abgesendet  —  wovon  wir  später 
erzälen  wollen  —  und  Mitte  des  letztgenannten  Jahres  brachte 
er  das  „Schlösserbuch*  und  dessen  Abschluss  wieder  vor.  Er 
bat  um  300  fl.  Anweisung  und  um  Besöhition  wegen  der 
sogenannten  Beschreibung,  die  jedenfalls  etwas  ganz  Anderes 
enthalten  haben  mag,  als  der  uns  bekannte  gedruckte  Index. 
Seinem  Gesuche  hat  wol  ein  Passus  innegelegen,  der  f&r  den 
Fall  der  Fortschleppung  der  Angelegenheit  seine  Entfernung 
aus  dem  Lande  in  Aussiebt  stellte,  denn  die  Verordneten 
resolvirten,  „die  Abreis  stehe  bei  ihm*.  Sonst  verlangten  sie 
nur  Ausweise  über  die  Rückstände  behufs  Einmanung  und 
verwiesen  betreffs  des  2.  Punctes  an  den  Landtag**). 

Das  Eine  lässt  sich  von^  diesem  Jahre  noch  berichten, 
dass,  wenigstens  dem  Datum  nach.  Vis  eher  das  Titelblatt 
des  „Schlösserbuches**  fertigte. 

Durch  drei  volle  Jahre  schweigt  nun  jede  Quelle  über 
seine  hierländigen  Arbeiten,  selbst  die  sonst  so  fleissig,  wenn 
auch  nur  kurz  sprechenden  Bücher  der  Landschaft.  Das  Kriegs- 
jahr 1688  würde  sich  m  seiner  Unfrachtbarkeit  für  uns  selbst 
erklären.  Es  war  das  Jahr  der  „  Türkenflucht  •*,  wie  der  Buch- 
halterbericht von  1703  am  Ende  unserer  Darstellung  sagt 
Anzunemen  ist,  dass  Vis  eher  in  demselben  den  Gedanken 
an  die  Ausftlrung  der  ungarischen  Kriegskarte  fasste,  welche 
er  in  12  Blättern  1685  herausgab. 

Erst  1684  treten  wieder  Nachrichten  auf.  Vi  seh  er  legte 


•»)  VerordnetenprotokoU  168Q— 81,  f.  28,  Expeditbuch  1680-82,  f.  9i. 
^)  1681,  26.  Juni,  Yerordnetenprotokoil    1680-83,  f.  29'  und  Expedit- 
buch, 1680—82,  f.  178'. 


~     48     — 

etwa  im  Sqrtember  d.  J.  (in  einer  uns  yertarenen  Eingabe)  der 
Ltfkdsdiaft  vor,  irie  er  bis  wm  211  Kupfer  getleeheB,  dftTon 
48  Bodi  nnbesalt  seien;  162  sollten  noch  gearbeitet  werden, 
damit  das  Werk  vollständig  wäre.  Sonach  war  der  UmiiBg 
lüeeee  auf  393  AosieUen  geplant,  d.  h.  jenen,  in  welchen  die 
sogeaannte  Wiener  Ausgabe  zumeist  ersdieiBt  Die  „Renitenten^ 
wofiten  nidit  beulen,  ja  vide  Prälaten  imd  Herren  ibre 
KMster  imd  Sddösser  „gar  nit  dreoibringm  lassen*.  Die  Ans* 
weise  über  das  Verendete  und  die  Rackstände  liegen  ideht 
vor;  wenigstais  passen  die  eitekenen  »cht  zlSermässig  am 
dieser  Emgabe  und  gehören  (auch  der  Schrift  nadi)  späteren 
Daten  an. 

Abemab  beschränkten  sich  die  Verordneten  darauf  von 
iHesen  Usständen  Kenntniss  zu  nemen  und  den  Ständen 
lUnimg  und  Pftndungsdrethnng  als  Ifittd  zu  empfrtden  *^). 
Deeswegen  enthält  auch  dae  betreffende  Patent  vom  2.  Oo- 
tober  1684  nur  die  Auffordenmg,  bis  nächsten  1.  November 
zu   bezalen,   Appellationen  an  die  Emsieht,    dass   das  zur 


«B>  1684,  19.  Sept.,  Eingabe  der  Verordnelen  an  den  Landtag,  Goneept 
nnd  Orig.,  stnnk.  Landeeairohiv.  Sie  besagt  znerst  die  bekanaten 
Gmndzflge  des  Vertrages  und  spricht  dann: 

»Non  gibt  ermelter  Geographus  Vischer  ein  ordentliche  Speci- 
fication  .  .  .  ein,  wassmassen  168  Kupffer  schon  verförtiget  vnd  be- 
zahlt, 48  aber  yerförtiget,  aber  nit  bezahlt,  vnd  I82  noch  nit  in's 
KhupS^  gebracht  worden,  anss  Vrsach,  dass  selbige  Particolam  oder 
Beaiser  die  ringe  Besallung  der  6  fl.  ni^  laissten,  imo  theils  ihre 
QMcfalöeser  ynd  dösster  gar  nicht  dreiA  bringen  lassen  wolloi. 

Weillen  dann  das  Maisste  schon  gerichtet  das  Pretium  ring,  also 
sdüoiiifflich  ist,  das  solches  sn  allgemainer  Zier,  Gedächtnus,  Nach- 
richt vnd  Ehr  des  Landts  angesehenes  ringes  Quantum  nit  erfolgen 
adle,  massen  auch  andere  Erbländer  als  U:  und  0:  Osstoreich, 
item  Khimdten  ynd  Grain  ein  solches  Werekh  aussgehtti  lassen, 
alss  thnen  wflr  bisshero  nur  aoss  Hinderung  etlicher  Particularn  ins 
Stdckhen  gerathenes  guetes  Vorhaben  hiemit  erindem,  mit  ymnass- 
geblichen  Guetachten  ynd  Wolmainung,  dass  ein  Idbl.  Landtschafit, 
wass  de  in  Sachen  schon  zum  Oefftern  anbefohlen  ynd  aUo  ein  ge- 
schlossenes Wesen  ist,  nunmehr  zur  giazlichen  VolziehoAg  vnd  Per- 
fectioo  bringen,  dahero  die  yerzdgerenten  Interessurten  entweder  durch 


—     44     — 

HUfte  schoB  fartjge  Werk  doeh  nicht  wegen  Emseiner  ganz 
Men  gelassen  werden  könne,  an  die  Ehre,  Drohung  der 
Pfikndung  11.  s.  w.,  was  doch  Alles  bish«:  nidit  gefruchtet 
hatte "'). 

Um  wenigstens  das  vorhandene  Matmaie  einigennassen 
zu  verwerten,  vielleicht  auch,  weil  er  sich  mit  dem  Gedanken 
trug,  das  Ganze  als  verlorne  Muhe  au&ugeben,  stellte  Y  i  s  ch  er 
aus  den  bisherig»  Abzogen  55  Exemplare  zusammen  und 
Überreichte  sie  der  Landschaft  So  wenigstens  fassen  wir  den 
Ausdruck  „55  StQckh  Topographien''  »jf,  ftür  welche  er 
„accordirtermassen''  3  fl.  per  Stück  verlangte.  Es  muss  sonach 
ein  Abkommen  für  diese  Lieferung  getroffen  gewesen  sein,  etwa 
fbr  den  Fall,  dass  das  Untememen  nicht  weiter  gediehe  *''). 
Unter  Accord  scheint  man  nämlich  damals  eine  Yorverabredang 
verstanden  zu  haben,  welche  jedem  Teile  gestattete,  ehe  maa 
schlüssig  wurde,  nach  Umstanden  zurackzutreten.  Denn  wenn 
er  bindend  gewesen  wäre,  hätten  fb^di  die  Yerordneten  auf 
Yisch  er 's  Eingabe  nicht  erklären  können,  sie  würden  diesen 
Betrag  erst  bezalen,  wenn  die  YoUendung  des  Schlösser- 
buches nahe  stünde.  Dann  beisst  es  weiter  in  dem  Condusum: 
^Jn  aber  folget  zum  Bericht,  dass  sich  die  Partheyen  nur 
selbst  seiner  Nachlässigkheit  beklagen'  "*).  Wie  bei  ämtlich 
so  oft  nachgewiesener  Saumsal  der  Besitzer,  bei  der  Mittel- 
losigkeit des  Künstlers,  der  (wie  belegt  werden  kann)  gutenteils 
auf  fremde  Kosten  lebte  und  arbeiten  musste,  in  Anwartschaft 
der  Zalung,  die  con^tant  ausblieb,  wie  unter  solchen  Yer- 
hältnissen  dieser  Yorwurf  ihn  treffen  konnte,  ist  nicht  erklärlich. 


Patent  oder  Zueschreiben  dahin  vermdgen  lassen  woUe,  dass  sie  das 
geringe  Quantum  der  6  fl.  nit  ansehen,  sondern  zu  Ehr  der  Stftndte 
vnd  des  gantzen  Landts  dises  Vorhaben  befördern  helfen,  im  Widrigea 
sie  mit  der  Pfandtung  bezogen  werden  sollen. '^ 

Vgl.   auch    Landtagsprotokoll  <28.   Sept.)   1684-85,  f.  121   und 
Kegistraturbuch,  1684  -  85,  f.  64. 
**)  Concept,  steierm.  Landesarchiv;  Registraturbuch,  1684—85,  f.  69\ 
*^)  Von  einem  „Versprechen*  sagt  auch  der  auf  Acten  beruhende  Buch- 
haltersbericht am  Schlüsse  dieses  Artikels. 
^  Verordnetenprotokoll,  1684,  f.  243  und  £xpeditsbuch,  1684—85,  f.  95. 


—     45     — 

Vischer  arbeitete  damals  allerdings  an  der  Karte  des  Kri^^ 
sAanplatzes  in  Ungarn,  allein  diese  Unternemnng,  über  weldie 
er  frei  Terfbgte,  trug  ihm  doeh  wenigstens  6dd  zum  Leben. 

Die  Angelegenheit  des  „Schkysserbuches"  schien  bis  zum 
Brechen  gediehen.  Allein  wie  das  so  häufig  der  Fall,  geriet 
sie  noch  im  letzten  Augenblicke  in  besseres  Geleise.  Die 
GrOnde,  wenn  aasser  der  durch  die  Thatsachen  belegten  Ein- 
sicht etwa  noch  persönlicher  Einfluss  sich  geltend  machte,  sind 
unbekannt  Im  J&nner  1685  fassten  die  Verordneten  mit  Einem 
Male  den  Beschluss,  die  Kosten  in  erster  Reihe  auf  die  Landes- 
mittel  zu  nbememen  und  auch  das  Kupfer  zu  Kefem.  Sie  er- 
klftrten,  ftlr  je  25  fertig  vorgelegte  Platten  mit  den  dazu  ge- 
hörigen Abzügen  100  Reichsthaler  (=  150  fl.)  zu  bezalen 
und  die  Einzelbeträge  von  Amtswegen  bei  den  Interessirten 
dnzuholen  **).  Zugleich  auch  kam  man  betrefis  der  55  halb- 
fert^en  Topograhien  zu  einem  billigen  Schlnsse,  anerkannte 
die  Forderung  und  zaite  ihm  auf  die  165  fl.  den  Betrag  von 
81  fl.  in  Abschlag  aus  '^). 

Durch  mehrere  Jahre  besitzen  wir  nun  fast  blos  Notizen 
aber  angewiesene  oder  bezalte  Summen  ^*).  Nur  Einmal  (1686) 
wurde  eine  Eingabe  Vischer's  um  Geldanweisung  mit  dem 
Bemerken,  dass  er  vorher  die  Kupfer  vorzulegen  hätte,  abge- 


•^  Verordnetenprotokoll,  1684—85,  f.  125  und  Expeditsbuch  1684—85, 

f  126. 
''^  Am  26.  Febr.,  laut  Bttchhaltersbericht   am  Schlüsse  dieses  Artikels 
'*)  1685,  18.  Jnni  fftr  50  Knpfer  bezalt  200  fl.  (Ansgabenbucb,  1686, 
£82');  —  22.  Juni  in  Abschlag  angewiesen  100  iL  (Verordneten- 
Protokoll,  1685,  f.  1690;        9-  J^li  bezalt  100  fl  (Ausgabb.,  a  J. 
f.  1840;   —    22.  Aug.  för  25  Knpfer  in   Abschlag  angewiesen 
100  fl.  (Verordn.-Prot.  a.  J.  f.  203);    -    25.  Aug.  bezalt   100  fl. 
(Ansgabb.    a   J.  f.  188);    —    28.    Oct   in  Abschlag   angewiesen 
100  fl.   {Verordn.-Prot  a.  J,   f.  229);    —    5.  Nov.  bezalt   100  fl 
(Ansgabb.  a.  J.,  f*  1920;  —  13.  Dec.  flUr  25  Kupfer  in  Abschlag  an- 
gewiesen 100  fl.  (Verordn^Prot.  a.  J.  f.  265);    -    1686,   9   JÄn. 
bezalt  100  fl.  (Ausgabb.  1685  n.  86,  f.  i960;  —  80.  März  in  A])- 
sefalag  angewiesen  75  fl.  (Verordn.-Prot  1686,  f.  60);  —  17.  Apr. 
bezalt  75  fl.  (Ausgabenb.  1686,   f.  1680;  —  17.  Jtmi  in  Abschlag 


—     46     — 

M»it^*)  und  1688  er  um  N«cUi«fenuig  noch  ausstftndtger 
Kupfer  gemanf).  Es  scheint,  dass  er  Ende  1686  oder  an- 
fwiga  1687  Staermaik  verlassm,  um  den  Posten  eines 
Mathematjktehrers  der  Edelknaben  in  Wien  anzutretend^). 
Denn  nach  1686  tritt  eine  lange  Pause  in  der  Einlieienuig 
ein,  welche  sich  auf  diese  Art  erklftren  liess ;  auch-  erfolgte  (tie 
Zustellung  der  Manung  von  1688  laut  Rubrum  auf  dem  Acte 
obme  genaue  Kenntniss  der  Adresse  seitens  der  Landadiaft^^). 
Ob  das  Veizeicfaniss,  wdches  dieser  Aufforderung  nach  Feil 
beigelegen  und  sich  noch  erhalten  hat,  auch  wirklich  das  ent* 
sprechende,  möchte  ich  fast  bezweifeln.  D^m  bis  1686  (resp. 
1688)  waren  im  Ganzen  311  Platten  gestochen,  resp.  einge- 
liefert worden:  sonach  feiten  noch  81 — 83  zur  nachweisbar 
gelieferte  Zal,  welche  auch  mit  der  geplanten  bis  auf  2  Stacke 
stimmt  Das  Verzeichniss  enthält  aber  nur  71  Stttdce  und 
zwar  darunter  einige,  welche  me  gemadit  wurden.  Jeden&Us 
indess  hat  dasselbe  den  Wert,  dass  seine  aufjgezaltra  Schlosser 
u.  s.  w.  zu  irgend  welchem  Jahre  jener  Zeit  fbr  die  Aufhame 
vorgemerkt  waren  '*). 

Noch    1694   war  Vischer  nicht  zum  AbscUusse  ge- 
kommene^).   Die  Bevision  seitens  der  Landsdiaft  filrte  deren 


angewiesen  100  fl.  (yerordn.-Prot  a.  J.,  f.  186'};  —  19.  Juli, 
bezalt  tOO  fl.  (Ausgabb.  a.  J.,  f.  169')2  —  18.  Sept  in  Abschlag 
angewiesen  300  fl.  (Verordn.-Prot.  a.  J.,  £  156);  —  20.  Sept. 
bezalt  800  fl.  —  (Ausgabb.  a.  J.,  f.  172). 

^«)  Verordneten-Protokoll,  1686,  f.  78  und  Expeditsbuch  1686—87,  f.  58'. 

^^  Goncept  v.  l.  Juli,  stdenn.  Landesarchhr;  Feil  a  a.  0.  p.  74-75. 

'*)  Feil  a.  a.  0.  78. 

''^)  „An  Matthaeum  Vischer  Qeographum  zu  ezpediren,  Tnd  die  Spe- 
dfication  deren  abgflngigen  beizuschliessenj  sodan  dem  Hftckhl  Huet- 
stOpper  alhie  einzuhändigen,  oder  von  ihm  zu  erfragen,  wohin  es 
miesse  dirigirt  werden.' 

''^  Dieses  Yeneiehmss  bei  Feil  a  a.  0.  75  in  Note. 

'')  YerordaetenprotokoU  1694,  f.  2'  und  Expeditsbuch  1694—95,  f.  i. 
Doch  wurden  ihm  am  18.  Febr.  75  fl.  „pro  recompensa''  ange- 
wiesen (Yerordn -Prot.  1694,  f.  89);  am  21.  Mai  f&r  25  Platten 
neuerdings  angewiesen  150  fl.  (ebend.  f.  149)  und  am  10.  Juli 
bezalt  150  fl.  (Ausgabenbuch,  1694,  f.  210'). 


—     47     — 

SecretAr  Dr.  Maister^O*  I^  letzten  Platten^  welche  Vischer 
selbst  noch  vorlegte,  kamen  1696  ein  und  waren  37  Stücke  ^^; 
dietetzten  Kiq^fer  (1 9)  überhaupt,  welche  aus  der  V  i  s  c  h  e  r  'sehen 
Arbeitsleitung  datiren,  wurden  1699  von  sdnen  Erbw  oder 
Nachlasswerbem  vorgelegt  **),  worauf  die  Landschaft  den  Be- 
fehl erteilte,  dass  aUe  vorhandenen  £xemplare  des  »Schlösser- 
boches"  gegen  Ersatz  des  Papieres  und  der  Druckkosten  von 
den  Erben  auagehändiget  werden  sollten  und  sistirte  bis  dahin 
den  für  diese  Platten  entMenden  Betrag  von  115  fl.  ^'). 

Bis  zu  seinem  Abgälte  von  Graz  (1686  oder  1687)  hatte 
Vischer  mehrere  Jahre  bei  dem  Hutstq^per  Hftckhl  ge* 
wont  ^'').  Dieser  und  ein  gewisser  Walch  hielten  ihn  zusammen 
über  Wasser.  Nicht  nur  nut  dem  täglichen  Bedarfe,  sondern 
auch  mit  dargeUehen^  Geldern  für  seine  Untememungen 
hatten  sie  ihn  gefördert  und  war  namentlich  Walch  damit  tief 
in's  , Haben"  und,  wie  er  später  behauptet,  «auf  das  weithe 
Feldt  vnnd  auf  den  Beüstab  gerathen"  ^').  Mit  Beiden  gab  es 
nach  Yischer's  Tode  noch  eine  langwierige  Auseinander- 
setzung. Ueber  sie  und  so  Manches  aus  der  ganzen  Unter- 
nemung  gibt  des  Buchhalters  Bericht  von  1703,  den  wir  weiter 
unten  wörtlich  geben,  eine  zwar  schwerfäUige,  aber  klärende 
und  interessante  Darstellung. 

Berücksichtiget  man,  dass  die  Erben,  respective  die  Gläu* 
biger  Yischer's  sicherlich  ihre  Anrechte  bald  nach  dem 
Tode  des  Mannes  geltend  machen  mussten,  und  dass  es  sich 
nicht  absehen  lässt,  warum  sie  ihre  Anmeldung  ein  par  Jahre 
aufsparen  hätten  sollen,  so  kann  man  nicht  mit  F  e  i  1  annemen. 


^  Yerordnetenprotokoll,  1694,  f.  115  und  Expeditsbucb  1694—96,  f.  68'. 

'»)  VcrordnetenprotokoU,  1696,  f  77'  und  Expeditsbuch  1696-97,  f.  74'; 
Tgl.  Yerordnetenprot.  v.  gl  J.,  f.  82,  19.  Mai.  Von  den  auf  dieser 
Sendung  haftenden  222  fl.  wurden  ihm  am  30.  Noy.  d.  J.  168  fl.  in 
Abschlag  bezalt  (Ausgabenbuch  1696,  £  241'). 

W)  Expeditsbucb,  1698-99.  f.  201. 

sf)  Registratnrbuch,  1697-99,  f.  118. 

^^  Vgl.  oben  Kote  75. 

*^  Bachhaltersbericht  Ton  1708  am  Schlosse  dieses  Artikels. 


—     48     — 

dass  er  schon  1697  gestorben  sei**).  Die  Einlieferang  der 
19  Platten  darch  die  Erben  geschab  am  4.  Juni  und  so  ist 
anzunemen,  dass  Vis  eher  spätestens  im  Mai  1699  mit  Tod 
abgegangen  sei*').  Anderseits  muss  zugegeben  werden,  dass 
es  auffldlig,  wie  Jac.  Hoffmann  und  Jac.  Hermundt  zu  Augs- 
burg es  noch  bei  seinen  Lebzeiten  (1697)  wagen  durften, 
seinen  Namen  aus  der  niederösterr.  Karte  zu  schleifen,  die 
ihren  einzusetzen  und  unter  denselben  eine  Neuausgabe  zu 
veranstalten. 

Grehen  wir  die  Zal  der  von  Vis  eher  actenmässig  als 
vorgelegt  nachweisbaren  Platten  durch,  so  finden  wir,  dass  er 
180  bis  1677  gearbeitet  hatte,  14  im  Jahre  1678  und  17  bis 
1684;  dann  lieferte  er  im  Jahre  1685  100  Stück,  1695  25, 
1696  37  und  seine  Erben  gaben  19  Stücke  ab.  Ihre  Summe 
gibt  392.  Als  er  1684  mit  211  fertigen  Kupfern  sich  auswies, 
sagte  er,  dass  noch  182  zu  machen  wären,  womit  die  Summe 
auf  393  gerückt  wäre.  Ob  damit  alle  Platten  auch  gemeint 
oder  ob  welche  als  bezalt  an  die  Parteien  gegeben  und  sonach 
nicht  mitgerechnet  wurden,  lässt  sich  nicht  sagen.  Das  scheint 
nicht  imwarscheinlich,  dass  zwischen  den  Eingelieferten  und 
Gemachten  ein  Unterschied  besteht  und  Vi  seh  er  sonach 
mehr  gearbeitet  habe,  als  obige  Ziffern  enthalten.  Denn  diese 
nennen  bis  1684  zwar  die  gestochenen  Platten  überhaupt, 
von  da  ab  jedoch  nur  die  eingelieferten.  Nun  ist  aber  bekannt, 
dass  mehrere  Oertlichkeiten  von  2 — 4  Seiten  aufgenonmien 
und  auch  in  Kupfer  gebracht  wurden.  Wie  mit  diesen  in 
Rechnung  das  Zalenverhältniss  sich  stelle,  lässt  sich  nicht 
sagen,  sowie  überhaupt  eine  Constatirung  desselben  nach  dem 
gegebenen  Actenmateriale  m'cht  ausfilrbar  ist 


"*)  A.  a.  0.  79.  Auf  ^ar  keinen  Fall  aber  ist  er  1695,  wie  Feil  durch- 
blicken lässt,  gestorben;  vgl.  auch  Note  40. 

^^)  Nach  dem  Buchhaltersberichte  v.  i708  geschah  die  Einlieferung  der 
Platten  seitens  der  Erben  am  30.  März  1699,  was  bei  denselben 
Annamen  den  Tod  um  einige  Monate  vorrücken  würde.  Wie  mir 
aus  Wien  mitgeteilt  wird,  enthalten  die  magistratischen  Todtenbücher 
von  1697—99  den  Namen  Vi  scher 's  nicht. 


—     49     — 

Zq  diesem  treten  vier  VerzeiclmisBe,  davon  wir  des  einen 
bereits  gedachten.  Sie  hdfen  insofeme,  als  sie  einerseits  fest- 
stellen lassen,  von  welchen  Orten  Yischer  Platten  zu  ge- 
gebener Zeit  vorgelegt,  dann  welche  (nieht  ansgeftürte)  OerÜidi- 
keiten  unter  anderen  vorzunemen  beabsichtiget  waren.  Wir 
betrachten  sie  als  überhaupt  zugehörigen  Stoff  und  wollen 
daraus  so  viel  Nutzen  zidien,  als  uns  möglich. 

Nach  unserem  Dafbrhalteii  ist  das  Uteste  derselben 
die  »Specification  d^en  Gschlösser  vnd  adelichen  Sttczen  in 
Steyr,  wdiche  annoch  nicht  topographice  abgebttldet,  demnach 
noch  zuuerfördtigen  seynd".  Es  ist  von  FeiP^  zum  Jahre 
1688  gestellt,  enthlllt  71  Namen  und  war  das  einzig  von  diesem 
Autor  benützte.  Uns  scheint  es  weit  mehr  1681  oder  noch 
vorher  zu  gehören.  Denn  z.  B.  seine  erste  Oertlichkeit  „Altm- 
hoffen  Siez""  wird  daselbst  „Herrn  Pflniquftr'  zugeschrieben, 
wihrend  dieselbe  1681  in  die  Hftnde  des  Ghrafen  v.  Saurau 
überging.  Die  Schlussnote  «ess  befindten  sich  aber  deren  noch 
mehrer,  welliche  mier  dissmal  mit  Namben  nit  einMen,** 
seheint  mehr  auf  eine  der  Arbeit  vorausgdiende,  seitens  der 
Stftnde  von  einem  ^«mer  des  Landes  gewünschte  und  benutzte 
gutachtliche  Aufzeichnung  zu  deuten,  nicfat  aber  auf  eine 
strenge  Ergänzung  des  Mandates,  zu  welchem  Feil  sie  als 
Bdlage  nimmt 

Das  zweite  Yerzeichniss  mag  in  die  Mitte  der  80er  Jahre 
gehören.  Es  enth&lt  eine  Desideratenliste  unter  der  Aufechrift 
«Spedfication  der  Kupferstich,  so  noch  zu  machen  vnd  weme 
derentwegen  zuzuschreiben''.  Es  bringt  die  Namen  von  128 
Oertiichkeiten.  Whr  möchten  es  desshalb  in  die  besagte  Zeit 
und  vor  1687  legen,  weQ  die  3.  Liste,  welche  wir  1687  zu- 
schrdben,  von  vielen  Orten  derselben  bereits  die  Platten  als 
eingeliefert  bezeichnet  Sie  kann  also  nicht  nach  dieser  datiren. 

Das  dritte  Yerzeichniss,  die  „Lista  der  von  Georg  Mathie 
Yischer  Mathematid  (!)  hereingegebenen  Ehupffer*',  welches 
198  Orte  au&&lt,  dürfte  wol  dem  Jahre  1687  angehören,  in 


•^  Vgl.  Kote  auf  p.  74  a.  a.  0. 

MiUkeg.  a.  liist:.  Vereins  f.  Stelermftrk.  XXIV.  Heft,  l876. 


—     50     — 

welchem  Vis  eher  aus  Steiermark  forteog,  oder  £&de  1686^^ 
Da  er  bis  dabin  nachweisbar  311  Platten  (mit  dem  Landhause 
313)  gemacht,  so  muss  der  Ueberscfauss  wol  den  Besitzern 
bereits  aosgehftndiget  worden  sein.  Dass  in  dieser  Liste  die 
2  Landhansplatten  sich  nicht  Torfinden,  würde  auch  die  Ver- 
mutung znlassBi,  es  seien  damit  nur  die  zur  Zdt  seiner  Ab- 
reise in  seinen  Händen  befindlichen  Kupfer  und  nicht  seine 
überhaupt  abg^ebenen  gemeint  gewesen. 

Das  vierte  Verzetchniss  ist  die  «Spedfication  deren 
Schlössern  in  Land  Stejrer,  welche  in  Eupffer  abgängig  seint*" ; 
es  gehört  jedenfalls  dem  18.  Jhrh.  und  darin  einer  Zeit  an, 
welche  für  uns  kein  Interesse  mehr  bietet  und  scheint  aus 
der  Ver^eichung  der  deponirten  Platten  mit  der  Zal  der 
Kupfer  in  einem  Exemplare  der  2.  oder  sogenannten  Grazer 
Ausgabe  zu  stammen. 

Wir  werden  indess  die  3  ersteren  Verzeichnisse  in  der 
unten  fdigenden  Gesammtflbersicht  benutzen. 

Betrachten  wir  nun  die  Sununen,  welche  Vischer  aus 
setaiem  „Schlösserbuche''  zu  fordern  hatte,  und  jene,  die  er 
nachweisbar  bekam. 

Aus  den  392  nachweisbar  gestochenen  Platten  ^^)  sollte 
Vischer,  zu  6  fl.  das  Stück,  ein  Honorar  von  2352  fl.  zuteil 
werden.  Die  Cassebttcher  weisen  Zalungen  an  ihn  im  Betrage 
von  1423  fl.  auf;  der  Buchhaltersbericht  von  1703  spricht 
auch  von  einer  AbschUigzalung  von  81  fl.  auf  die  überreichten 
55  Topographien.  Beide  Posten  gäben  die  Summe  von  1504  fl., 
womach  also  Vischer  noch  mit  847  fl.  bei  der  Landschaft 
im  „Haben**  gewesen  wäre.  Der  Gegenschreiber  jedoch  wdss 
(im  genannten  Berichte  von  1703)  nur  von  1075  fl.  Zalung 
gegen  2364  fl.  Forderung,  und  wären  sonach  die  Stände  bei 
Vischer  mit  1289  fl.  im  „Sollen^  gestanden,  und  er  hat 
vielleicht  auch  Recht 


*'')  Feil  a.  a.  0.  78   gibt   an,    dass  Vischer  von   da  ab   den  Titel 

Mathematicus  führte. 
•«)  Der  Bachhaltersbericht  von  1703  zält  394  Platten;    vielleicht  bilden 

die  2  Landhausplatten  die  Differenz. 


—     51     ~ 

Zveieriei  geht  aus  diesen  Betrachtungen  heiror :  V  i  s  c  h  e  r 
hat  mit  der  steirischen  Topographie,  wdehe  zu  sehr  von  der 
Efaisieht  und  dem  guten  Willen  der  Einzelnen  abfaing,  weder 
ein  gutes  Cresehäft  gemacht,  noch  seine  kfinstlerische  SteQung 
irgendwie  entsprechend  gelohnt  gefunden.  Anders  wäre  es 
gegangen,  hätten  die  Stände  sogleich  J^e  Massr^l  ergtißeit, 
welche  sie  unter  Aem  Dmeke  der  Lässigkeit  erst  zu  Ende 
anfiuunen.  Weiters  ist  klar,  dass  das  „ScUOsserbudi'  bis 
1699  nicht  herauskam,  dass  die  von  Vi  scher  1684  ftber- 
reichten  55  Exemplare  nur  Notzusanmenstellungen  waren,  die 
irfcht  viel  aber  200  Kupfer  begriffen,  und  dass  sonach  Vi  sc  her 
selbst  die  erste  annähernd  vollständige  Ausgabe 
nicht  erlebte,  noch  weniger  aber  die  vermehrte.  Es  wider'^ 
spricht  dies  zwar  der  bisherigen  Anname,  auch  den  Angaben 
FeiTs,  der  memt,  1681  sä  „der  grösste  Teil'  des  Stfashes 
der  Kupfer  sammt  dem  Titelblatte  bereits  beendiget**  ^^)  ge* 
wesen,    veriiüt  sich  aber  doch  so. 

Wenn  wir  nun  schon,  wie  oben  gesagt^  nicht  vollkommen 
genao  alle  Stiche  der  Zeit  Vischer's  und  jener  hadi  ihm 
namhaft  machen  kennen,  so  haben  wir  doch  ein  gesammtes 
Yerztfdmiss  sämmtlicher  projectirter,  ausgeAkrter  und  über- 
arbeiteter Platten  zu  geben  vor.  Damit  steht  im  ElnkhiBge 
froher  noch  tn  berichten,  was  unmittelbar  nach  dem  Tode 
des  Geographen  an  seinem  Werke  noch  unternommen  wurde, 
und*  was  sich  dabei  zutrug,  soweit  es  uns  dieAuibchreibuagea 
gestatten. 

Das  ist  sehott  erwänt  worden,  dass  die  Landsdiaft  Auftrag 
gegeben,  über  die  Einlieferung  sämmtUdier  Abzüge  der  Plattm, 
die  bei  Vischer's  Gläubigem  und  Nadilasserben  aushaften 
moditen,  zu  wachen. 

Das  Geschäft  der  Kupferstichlieferuii^  lag  in  Händen  des 
Kaufinannis  Jos.  Walch,  der  Witwe  Maria  Barbara  Häckhl  und 
des  Künstlers  And.  Trost,  der  nebenbei  auch  Tagsarbeiten, 
z.  B.  Sackkalender  u.  s.  w.  fabridrte.  Als  Kupferdrucker  wirkte 
Joh.  Bapt  Forchtoer. 

«»•)  A.  a.  0.  22. 


-     52     — 

Die  Daten,  welche  uns  vorliegen,  sind  leider  nicht  solchen 
Zusammenhanges,  dass  wir  das  Yerhilltniss  in  all  seinen  Teilen 
klar  ttbarsehen  könnten.  Auf  alle  Fülle  waren  erstgenannte 
Zwei  durch  ihr»  frttheren  Bezidiungen  zuVischer  und  durdi 
ihre  Forderungsrechte  die  materiellen  Lieferanten  des  ver- 
vollständigten „Schlösserbuches*. 

Wir  sehen  dies  aus  Folgäidem: 

Ende  1 700  sucht  Walch  um  Vorschuss  von  50  fl.  behufe 
Fertigung  der  Stiche  (soll  wol  heissen  behufs  Lieferung  der 
Abdrücke)  an.  Die  Landschaft  verweigert  sie,  wirft  ihm  Saumsal 
und  Unsauberkeit  der  Arbeit  vor,  und  fordert,  zumal  er  ohnehin 
schon  das  Notwendige  erhalten,  reine  Abdrücke  *').  Drei  Wochen 
später  bittet  Frau  Häckhl  um  150  fl.  als  Abschlag  (Ür  100 
Topographien,  wofür  sie  300  fl.  zu  fordern  hätte  und  die 
Landschaft  weist  auch  sie  auf  Vervollständigung  der  Leistung, 
wozu  ihr  die  Kupfer  hinausgegeben  worden  seien  *  ^.  Ende 
1701  findet  sich  fbr  Beide,  entgegen  einem  Ansprüche  von 
600  fl..  ein  Abschlagsposten  von  227  fl.  **')•  Der  Kupfer- 
drucker  Forchtner  hatte  von  19  Platten  (wol  die  1699  eiDige- 
lieferten)  100  Abzüge  hergestellt,  die  ihm  mit  43  kr.  vom 
Hundert  berechnet  wurden  *')>  und  Ende  1702  bekam  er 
abermals  füi*  2000  Abdrücke  14  fl.  *"). 

Trost,  über  dessen  Herkunft  man  leider  nichts  und  sonst 
nur  weiss,  dass  er  1686  zu  Wagensberg  in  Kärnten  fbr 
Valvasors  Beschreibung  von  Kärnten  arbeitete"'),  setzte 
die  TMügkeit  Vischer's  in  künstlerischer  Beziehung  fort 
Als  Zeichner  und  Stecher  überragte  er  ihn  indess  bei  weitem. 
Seine  Arbeiten  sind  weit  durchsichtiger  und  klarer  und  seine 
Blätter  von  Graz  übertreiFen  ohne  Zweifel  jene  Yischer'a. 

•)  1700,  1.  Dec,  Verordnetenprotokoll  1700,  f.  214. 

•»)  1700,  23.  DJBc.,  Expeditboch  1700—01,  f.  187'. 

•*)  1701,  29.  Dec.,  Anegibenbnch  1701,  f.  182'  und  Verordnetenprotokoll 

1701,  £  241'. 
»»)  Verordnetenprotokoll  1701,  f.  227,  Expeditbuch  1700—01  f.  387  und 

Ausgabenbuch  1701,  f.  188'.  (27  fl.  1  ß.  26  $».) 
^)  1702,  23.  Dec,  Verordnetenprotokoll,  1702,  f.  180. 
«)  Feil  a.  a.  O.  29. 


—     63     — 

Anfangs  1700  widooete  er  der  Landschalt  eine  Ansicht 
von  Graz**)  und  wurde  ihm  daftür  ein  klingender  Dank  von 
60  fl.  *^  und  ein  weiterer  von  18  fl.  '*)  vetirt  Wenn  nicht 
schon  durch  seme  froherm  Leistungen  in  Y  i  s  c  h  e  r 's  Diensten, 
schdnt  er  dadurch  sich  der  Landschaft  fbr  die  FortfCirung 
des  ,»Schl(ysserbuches^  empfolen  zu  haben. 

Es  fragt  sich  nun,  welche  Ansicht  von  den  uns  bekannten 
diess  war?  —  Um  1700  erschien  Macher's  Werk  „Graedum 
ind.  ducatus  Stjrrise  metropolis^  welches  5  Stiche  von  Trost 
enthalt  und  auch  eine  mittelgrosse  Aufiiame  von  Graz  von  der 
Sud-  oder  Jacominisdte  her.  Letztere  zeigt  zwar  weder  T  r  o  s  t's 
Namen,  noch  Monogramm,  demungeachtet  jedoch  stammt  sie 
nadi  diüea  Merkmalen  der  Arbeit  von  ihm.  Es  ist  unltogbar 
sdne  Strichfbrung,  seine  Behandlung  der  Bftume  u.  s.  w.  Das 
Blatt  ist  etwa  zwdmal  so  gross  als  eines  im  „  Schlosserbuche ", 
und  war  ausserdem  fbr  den  Privatbedarf  gearbeitet,  sonach 
nur  in  Abzügen,  dodi  nicht  in  der  Platte  der  Landschaft 
gewidmet  Wenn  Vis  eher  ftlr  seinen  dreimal  grösseren 
Stich  von  Graz  nur  12  fl.  „Recompens^  erhielt,  so  lässt  sich 
nicht  annemen,  dass  man  Trost  flu*  eine  so  viel  kleinere 
Aufiiame  und  ohne  dass  die  Platte  in  den  Besitz  der  Stftnde 
überging,  von  diesen  78  fl.  Remuneration  erhalten  haben 
sollte.  Es  muss  sich  hier  sonach  um  eine  weit  grössere 
Arbeit  handeln. 

Nun  sind  die  beiden  prächtigen  Aufiiamen  von  Graz, 
weldie  der  Deyerlspergischen  Erbhuldigung  v<m  1728  beige- 
geben sind,  und  wdche  auch  Feil  (a.  a.  0.  18)  so  sehr  rühmt, 
wol  Vielen  unserer  Leser  bekannt  Es  hat  sich  aber  in  neuester 
Zeit  herausgestellt,  das  die  eine  derselben,  die  Westseite,  von 
Trost  gearbeitet  ist.  Es  liegt  uns  nämlich  ein  Abzug  vor, 
der  scheinbar  nie  mit  der  Deyerlspergischen  Pubhcation  in 
Verbindung  stand  und  der  auf  der  Basis  des  Steines  im  rechten 


•^  1700,  9.  Jan.,  LandtagsprotokolT  1699—1700,  f.  244. 
^  Ebd.  f.  251'  und  Verordnetenprotokoll  1700,  f.  8'. 
^  Yerord..Pjrot.  1700,  f.  4'. 


—     54     ~ 

Wiidoel  unten  aiif  dem  Blatte  die  biacbift  zeigt  »Andreas 
Trost  delin.  etsculpsit  1703/  Die  Abdillicke  belDeyerls* 
perg  und  die  Platte  zeigen  diese  Legende  heraiisgesdbliffen  und 
so  kam  es,  dass  erst  durch  Einaelahsttge  früherer  Zeit  als  die 
„Erbhuldigung''  man  über  die  Autorschaft  Trost's  an  dieser 
herrlichen  Arbeit  aufgeklärt  werden  konnte.  Das  SatenstQck 
dazu,  die  Ostseite,  weist  keinerlei  Namenszug  auf.  D^nunge- 
ad^t  wird  Niemand,  der  die  beiden  Stiche  ver^eicht,  ver- 
kennen, daes  sie  Einan  Griffel  entstammen.  Die  Unterschiede, 
weldie  allerdings  sich  ergeben,  bestehen  einzig  in  einigen  d^ 
Schriftcharaktere  und  in  der  Form  der  omamentalen  Beigaben. 
Das  kttm  auch  davon  rüren,  dass  das  eine  Blatt  einige  Jahre 
früher  als  das  andere  gearbrttet  ist  In  der  Hauptsache,  der 
Behandlung  der  Perspective,  der  Baulichkeiten  und  der  Land- 
schaft veiTät  sich  dieselbe  Hand  Man  kann  sich  der  lieber- 
zeugong  nicht  verschMessen,  dass  man  es  hier  gleichfalls  mit 
einem  Werke  Trost's  ai  thun  hat  Dieses  angenommen,  kann 
es  ebensogut  sein,  dass  dieser  Stich  vor  1703,  also  um 
1699  gearbeitet  worden,  um  im  Jänner  1700  den  Sttodoi 
dedidrt  zu  werden.  Es  ist  auch  durch  die  fbr  jene  Zeit  grosse 
Summe  von  78  fl.  Geschenk  constatirt,  dass  die  Widmung  ein 
sehr  grosser  und  schöner  Stich  gewesen  sein  muss,  wenn 
Vischer  für  seine  an  sich  schon  grosse  Ansicht  von  Graz 
nur  mit  einer  so  kleinen  Remuneration  bedacht  wurde.  In  der 
That  ist  aber  eben  diese  Aufiiame  von  der  Ostsdte  die  um- 
fangreichste und  klarste  künsüerisdie  Darstellung  der  Stadt, 
und  so  sehen  wir  uns  zum  Schlüsse  gedrängt,  dass  diese  An- 
sicht und  keine  andere  die  dar  Trostischen  Widmung  ist 
Dass  über  die  Einbringung  der  Platte  Westsäte  Graz  1703 
die  Aufzeichnung  der  Honorirung  feit,  liegt  an  dem  Mangel 
der  Bücher  von  1704  ab. 

Im  Jahre  1700  scheint  auch  mit  Trost  das  Abkommen 
betreffs  Vervollständigung  des  „  Schlösserbuches  ^  getroffen  worden 
zu  sein,  denn  am  8.  Jänner  »1 701  bittet  er  um  einen  Pass- 
brief für  Bereisung  des  Viertels  Cilli  zu  diesem  Zwecke,  mit 
dem  Bemerken,    „mecht  ohne  dem  für  suspect  gehalten  vnd 


—     55     — 

Bit  gestatt  werden''  *").  Das  Patent  gab  man  ihm  ^eicbfi^  *^% 
Am  15.  Jmii  legte  er  Stiebe  —  ohne  Angabe  der  Zal  —  Tor; 
die EnÜohmmg  fdr  das  Stück  betrug  wie  beiVischer  6  fl.  *^*). 
Am  18..MSarz  1702  erseheint  er  mit  3  nnd  am  29.  November 
d.  J.  mit  9  neuen  Kupfern  *^*).  Zur  Bereisung  behufs  „Ab- 
reissung  der  Osefalösser"  hatte  man  ihm  12  fl.  versprochen!  Er 
bat  am  12.  Februar  1708  um  «Zurugkhung  ekiiger  Onade^, 
da  er  16  Tage  aussen  zugebracht;  es  findet  sich  aber  nicht, 
dass  man  sich  bewogen  geibhlt  hiltte,  ihm  mehr  als  besagte 
Summe  zu  bezalen '®').  Wofbr  ihm  1706  cKe  „Ergeziichldieit'* 
von  60  fl.  zu  Teil  geworden,  ist  unbdcannt  ^^^).  Um  1709  er- 
sdieint  er  als  gestorben,  just  10  Jahre  nach  Vischer.  Seine 
Witwe  feilt  der  Landschaft  ihre  „Sackcalendi^le''  veigebUch 
an  und  als  sie  um  Bezalung  der  angewiesenen  50  fl.  „vmb 
Att  Kfaupffer  der  Stadt  vnd  Vestung  Graz*  (worunter  vielleicht 
die  Westseite  von  1703  verstand^  ist)  bittet,  wnrd  sie  auf 
TeOzahmgen  gesetzt**^'). 

Diess  ist  aetenmftssig  der  Ausgang  des  grossgeplanten 
echlhien  Untememens.  Es  ist  eine  Art  von  Veiiaufen  im  Sande 
daran  nicht  zu  verkennen.  Und  wie  der  Schhiss  unerquicklich 


M)  Verardnetenprotokoll  1701,  f.  7. 

*^  1701,  12.  Jftn.  Concept  stnnk.  Landesarchi? ;  RegiBtraturbüoh 
1700—01,  f.  67. 

w')  Verordnetenprotokoll,  1701,  f.  168'. 

««)  Ebd.  1702,  ff.  35,  169  n.  160\ 

«»<)  EzpedttiNicli  1702—03,  f.  206'  und  Ausgabenbuch  (19.  Mftn)  170S, 
f.  142. 

*^)  Ausgabenbuch  1706,  f.  iSl. 

<<»^)  Expeditbach  1709—10,  ff.  167',  202.  Ausser  den  zu  bezeichnenden 
Blättern  des  uSchlÖsserbuches**,  den  Arbeiten  mit  Valvasor,  den  zwei 
erwftnten  grossen  Ansichten  yon  Oraz,  endlich  der  Ansicht  von  Qraz 
bei  Macher  hat  Trost  noch  gearbeitet  fftr  Macher:  den  Platz  und 
die  Sackstrssse,  die  Biirg^  das  Mausoleum  und  das  Bathaus  in  Gras, 
dann  das  Schloss  Karlan  (diese  sflnuntUch  mit  Namen),  femer  Schloss 
Eggenberg  (ohne  Namen),  endlich  den  Stich  des  Altarblattes  in  der 
Khrche  von  Maria  Wasen  zu  Leoben.  Letzteres  Blatt  ist  erst  vor 
kflrzester  Zeit  dem  Landesarchive  als  Geschenk  seitens  des  P.  Wichner 
zu  A<httuiil  sQgegangen. 


—    Se- 
als Zank  bei  der  Landschaft  spielte,  davon  handdt  der  Buch- 
haltersbericht,  welchen  wir  dieser  Darstellung  sraiem  Wortlaute 
nach  beifügen. 

In  dem  Nachfolgenden  geben  wir  eine  soweit  möglidi 
vervollständigte  Uebenddit  der  Stiche  für  das  rSohlösserbuch". 
Wir  nemen  in  dieselbe  auch  die  als  überarbeitet  bekannt  ge- 
wordenen Blätter  au^  wozu  namentlich  13  Stücke  von  Admont 
und  semen  Besitzungen  zälen.  Um  die  Anlage  und  Bichtig- 
Stellung  dieses  Verzeichnisses  hat  sich  ein  wesentliches  Ver- 
dienst Herr  Privatier  Ernst  Fürst  zu  Graz  erworben,  wdcher 
mit  besonderer  Liebe  der  Sammlung  Vischerischer  Arbeiten 
zugethan  ist  Er  hatte  die  grosse  GreftUigkeit,  vorliegende 
Zusammenstellung  zu  prüfen,  und  gestattete,  seine  Eilarungen 
hier  verwerten  zu  lassen. 

Im  Allgemeinen  pflegt  man  der  alphabetischen  Ordnung 
des  Vischerischen  (ziemlich  seltenen)  Index  zu  folgen.  Die 
Anlage  dieses  wird  wol  kaum  Jemand  als  sachgemässe  und 
nach  unseren  heutigen  Forderungen  durchgefürte  erkennen. 
Wenn  unser  Verzeichniss  für  Sammeln  und  Nachschlagen  bequem 
sein  sollte,  musste  es  nach  heutiger  Schreibung  der  Ortsnamen 
und  in  strengerer  Ordnung  so  wie  mit  Unterordnung  der 
TeOe  eines  Ganzen  unter  dieses  angelegt  werden.  So  musste 
der  Lidl-;  der  Pranker-,  der  Weisseckerhof  u.  s.  w.  zu  Graz 
und  nicht  zu  L,  P  oder  W  sich  stellen.  Auf  diese  Weise  hat 
sich  aber  auch  ergeben,  dass  Nr.  388  und  418  (Wallan  und 
W()länä)  identisch  und  dass  (was  bisher  übersehen  worden) 
Nr.  34  und  410  zwei  zusammengehörige  Ansichten  von 
Windisch-Feistritz  sind,  während  sie  im  Vischerischen  Index 
weit  auseinanderstehen.  Anderseits  wird  man  nicht  verkennen, 
dass  der  Vischerische  Index  einer  willkürlichen,  weil  nicht 
streng  methodischen  Ordnung  folgt  und  kann  es  daher  kaum 
von  Nutzen  sein,  ihn  hier  etwa  abgesondert  und  mit  Ver- 
weisen auf  unsere  Anordnung  gleichMs  einzustellen.  Aller- 
dings muss  auch  der  Benutzer  unseres  Verzeichnisses  sich  in 
dasselbe  finden,  doch  wird  bei  Jedem  vorauszusetzen  sein, 
dass  er  mit  der  Topographie  überhaupt  befreundet  ist,   die 


—     57     — 

Lage  der  sogen.  „Höfe^^  kennt  und  sie  audi  unter  dem  Schlag- 
worte des  Ortes  sucht,  dem  sie  jener  gemäss  zukommen.  Die 
unstatthafte  Vermengung  der  Anlaute  A  und  £,  B  und  P,  C 
und  K,  D  und  T,  F  und  V,  wie  sie  im  alten  Index  so  viel- 
fifltig  erscheint,  muss  wol  einmal  angegeben  werden.  Nur  bei 
mehreren  Oertlichkeiten^  welche  heute  gSnzKdi  anderen  Anlaut 
haben,  als  im  Vischerischen  Index,  wie  z.  B.  „s.  Jörgen' 
(s.  Georgen),  „Stöckel  Schierhoff''  (Schierhof)  u.  s.  -w.  Dann 
die  Zusammensetzungen  mit  Ober-,  Unter-  u.  dgl.  mttssen 
besonderer  Beachtung  empfohlen  sein. 

Die  streng  alphabetische  Ordnung  nach  modemer  Schrei- 
bung bildet  die  Grundlage  der  laufenden  Nummern.  Varianten 
sind  als  neue  Nummern  betrachtet 

Neben  diesen  Nummern  sind  jene  des  Vischerischen 
Index  gereiht' 

In  den  folgenden  3  Rubriken  sind  die  Namen  der  oben 
gedachten  3  handschriftlichen  Verzeichnisse  verwertet,  welche 
die  projectirten  und  gewünschten  Blätter,  dann  jene  enthalteni 
wovon  Vischer  die  Platten  abgeliefert 

Ihnen  folgt  die  Rubrik  des  heutigen  Alphabetes  der 
Ortsnamen. 

Dieser  schliesst  jene  der  Aufschriften  auf  den  Blättern  an. 
Wovon  die  Platten  noch  vorhanden,  da  ist  in  dieser  Rubrik 
ein  *  oben  emgestellt,  wenn  selbe  die  des  Landesarchives  sind. 
Im  Stifte  Admont  befinden  sich  die  Platten  von  Admont, 
Admontbichel,  Frauenberg,  Gstad,  Jaringhof^  Kammern,  Rötel- 
stein, Strechau,  Thalhof  und  Zeving  —  in  s.  Lamhrecht 
jene  von  Aflenz,  Biber,  s.  Gothard,  s.  Lamhrecht  und  Maria-Zeil. 

Dann  folgt  die  Bezeichnung  der  örtlichen  Lage  des 
Schlosses  u.  s.  w.  behufis  leichteren  Findens,  femer  die  Be- 
zeichnung der  Künstler,  wenn  genannt  oder  monogrammirt, 
des  Zeichners  oder  des  Stechers  oder  Beider. 

Die  Schlussrubrik  bilden  Bemerkungen,  welche  sich  teils 
auf  die  Variation,  die  Projectirung  oder  andere  wissenswerte 
Besonderhdten  beziehen. 


Ver- 

der  bisher  bekanfit  gewordflnen  OitsbÜdsr 


Lmn- 
fenile 
Nun- 

4» 

Hud. 

Ver- 

zdchnia» 

1 

1 

2 

3 

2 

, 

4 

5 

3 

6 

4 

7 

5 

8 

11 

2 

3 

9 

12 

3 

10 
11 

13 
U 

2 

3 

12 

17 

1 

13 

U 

15 

18 

16 

19 

17 

20 

18 

21 

3 

19 

26 

20 

28 

1 

21 

253 

3 

22 

255 

3 

23 

256 

2 

3 

• 

DathothfinÜ.St^tAdmonlOrä. 
S.  •Benedicii   in  Steyennareh. 

Admontbichel 

ADMONTPIHEL(,c»,i«» 

Alenz 

AFFLENZ 

Aäing 

•AFLING 

Aheim 

♦AHAIMB 

Algeisdorf 

•ALGF,RSTORF 

Altenberg 

ALTENBERG  i„  „.toI. 
tävsent  lvst 

Altenburg 

•ALTENHVRG 

Altenhofen 

•ALTENHOFEN 

Ankenstein 

ANCKHENSTEIN  a. 
b. 

Ar^ 

ARNFELS 

Anltenhof 

AUFFEN 

Autbal 

AUTHAL 

Baierdorf 

•BAIDORF 

Bertholdsteiii 

KERTOLSTEIN 

Biber 

PROBSTEY  BIBER 

ichel  im  MDrzflial 

•PIHEL 

BicMhofen 

•PIHELHOF 

^ 

•PIHELHOF 

—    89    ~ 


zeichniss 

n  Yischers  „TopograpMa  Stiriae"- 


Ijage  der  Orte 

Kflnnüer 

Bemerkungen 

Zdchner 

Stecher 

! 
a.  d.  Ens,  dsti.  von  Uesen  i 

Yißcher 

Trost 

1 

! 

n 

n 

Yariante  im  Titel  durch 
Kachstich. 

vOdML  Ton  Judenburg 

ff 
nordwestL  Ton  Brock  a.'M. 

Vißcher 

n 

9 

n 

Yariante  im  Thurme  u.  A. 
durch  Kachstich. 

nOrdl.  ▼(«  Yoitsberg 

Ug  DordwestL  t.  Feldbach 
im  Rabthal 

9 

vcsti.  vea  Graz  bei 
Edoenbeiig 

IML  von  Yoitsberg  bei 
MoBldrchen 

1 

M.  6(rei8cher) 

" 

nordwestl.  yon  Cflli 

wesd.  T.  Graz  b.  Plankenwart 
zflddstl.  von  Fetten 

► 

Trost 
M.  OCrdscher) 

Wurde  1848  abgerissen. 

Dieselbe  Seite  doch  weit 
richtigere  und  schönere 
Aufiiame. 

tOdwestl.  V.  Leibnitz 

lag  a.  d.  Feistritz  östl.  v. 
Herfoerstein 

Q.P. .  .ict 

7> 

Trost 

Westseite;  Feil  liest  fOr 
den  Zeichner  Q.  Pict.  was 
nicht  angeht. 

mrddstL  ▼.  Jndenburg 

» 

• 

nordösü.  von  Murau 

• 

sfidöstl.  Ton  Feldbach 

n 

• 

nordwestl.  bei  Voitsberg 

1 

bei  Kindberg,  Mflrzthal 

bd  Unzmarkt,  ob.  Murthal 

* 

sadastL  V.  Nemnarkt  b.  S^Veit 

l 

1 

1 

35 

•HERRSCHAFT  BVRGAV 
Brie  Sie  >wn  Osttrrtick  her 
gtiechtn  wirdl 

36 

■ 

•HERRSCHAFT  BVRGAV 
me  Sie  von  Vngam  her  ge- 
stehen mrdt 

37 

■ 

DER  GARTEN  ZV  BVR- 

38 

31 

BurptaU 

BVRCKHSTAL 

39 

32 

1 

•BURCKSTAL 

40 

40 

2 

3 

räui 

•CILIA 

41 

42 

3 

Gorpula 

CORPULA 

42 

44 

Diernberg 

DlERNl'El'fi 

43 

45 

3 

Dienslem 

«DIERNSTAIN 

44 

47 

Donnersbach 

DONNF.RSPACH 

45 

51 

1 

2 

Doniau 

DORNAU 

46 

49 

2 

3 

Dorneck 

•DORNECKH 

47 

4S 

Domhofen 

DORNHOFEN 

—     61 


Lage  der  Orte 

Kiln  stier 

Bemerkungen 

Zeichner 

Stecher 

nördl.  bei  Nemnarkt 

• 

sQdl.  bei  Irdning 

nordöstL  von  Graz 

ifid08U.  ?on  Graz 

Trost 

■ 

bd  Eibiswald 

nfirdl.  von  Graz 

veid.  bei  Cnii  heute  Nen- 
GiHi 

sflddsd.  von  Leibnitz 

Vischer 

Trost 

lag  bei  Gnaa 

veiü.  von  Marburg  a.  d. 
kämt.  Grenze 

nordOetl.  von  Graz 

Trost 

Vischer 

n 

ff 

Bordvest].  von  Marburg 
bei  Amfels 

» 

• 

westl.  von  COli 

BtkdwestL  von  Marburg 

Wegen  Nen-Gilli  s.  Brunn- 

M.  v.  Cilli  b.  Erlachstein 

ben?. 

M.  b.  Seckau  (Obstrm.) 

sttdl.  von  Nemnarkt  a.  d. 
Idmt  Grenze 

B&dOstl.  von  GtObming 

Spillmaim 

oorde^stL  b.  Pettan 

BordwestL  von  Leibnitz 

■ 

oorddstl.  von  Graz 

ViBcher 

Trost 

53 

57 

54 

59 

3 

55 

56 

6 

2 

57 

7 

3 

58 

1 

59 

8 

3 

60 

9 

61 

10 

62 

60 

2 

3 

63 

61 

3 

64 

56 

3 

65 

66 

2 

3 

66 

62 

67 

63 

1 

68 

61 

2 

3 

69 

69 

2 

3 

,70 

66 

3 

71 

34 

1 

2 

3 

72 

410 

EibWeld 
Eibiswald 


Eicbberg 


Fal 

Falkenburg 

Farrach 

Feistnt2  b.  Schilder 

Feistritz  b.  POlhu 

Feiatritz,  Windisch- 


SCHLOS  EGGENl'ötG 
•EIBESFELD 
EIBESWALD 

•AICHBERG 
•AICHPERG 
•AICHBERG 
•AKEN 

AINÄDT 

AINED 

•EPPENSTAW 
•ERLACHSTEIN 
•EHRNAV 

•EHRNHAVSEN 

DIE  FALL 

FALCKHENBVRG 
•FARACH 
•FEISTRE 
•FEYSTRIZ 
•BVRG  VNP  STArr 

FEISTRE 
•STATT  WINDISCH 
FFJSTRE 


—     83     — 


Lage  der  Orte 

Kim  Rtler 

Bemerkuttoen 

Zeichner 

Stecher 

• 

ndrdl.  Ton  Bann 

8&d5giL  Ton  Marburg 

Trost 

• 

nordwestL  von  Cüli  im 
SchaUtbale 

Variante  in  SteUong  des 
SchloBses  lind  nächster 
Umgebung. 

Hiebst  dem  Weiasedceriiof 
vesüidi  bfli  Orax 

Vischer 

Trost 

Des  Grafen  Tattenbach; 
nicht  ausgeführt )  wenn 
nicht  mit  Graz:  Lidelhof 
identisch. 

^ML  v(Mi  Leibnits 

sfidwestl.  von  Leibnitc 

Trost 

1 

w 

sfldflgd.  Ton  Voran 

Ansicht  mehr  in  Vogelper- 
spective. 

unbekannt 

bei  Eibiswald 
dfitl.  Ton  Irdning 

F.  B.  Spillmann 

Des  Grafen  Sohrottenbacfa ; 
vgl.  2.  Ansicht  von  Eibis- 
wald. 

sfldl.  bei  Knittelfeld 

Trost 

nördL  von  Cflli 

«WwestL  Ton  Knittelfeld 

ÖstL  von  Cilli 

nordwesü.  von  Leoben 

1 
ifldl.  von  Leibnitz 

Monogramm 
F  S(pillmann) 

Feil  meint  hier  und  sonst 
noah,  es  sei  das  Mono- 
gramm T.  8.  und  zwar 
A.  Trost's. 

▼esü.  von  Marburg 

1 

. 

sfld].  von  Irdning 

F.  B.  Spillmann 

^tl.  von  Knittelfeld 

• 

BordöstL  von  Murau 

nordOstl.  von  Graz 

1 

Trost 

Bfidl.  von  Marburg 

Stadt  und  Burg  nach  der 
einen  Seite  der  letzteren. 

1 

* 

Stadt  u.  Burg  nach  der  an- 
deren Seite  der  letzteren. 

—    66    — 


Lage  der  Orte 

1 

ütbistler 

1 

BenerkHiHiM 

Zeichner 

Stecher 

• 

TroBt  in  Ifono- 

Das  ScUoBB  im  NeabtffcL 

gramm  A.  T. 

1 

» 

destgldchen.    . 

1 

,    aordfiitL  von  Ekidberg 

t 

bei  Ncfumarkt 

BfldL  bei  Wmd.-6rae 

Trost 

iML  bei  Vonui 

ditL  bei  WndoD 

" 

MrdM.  T.  Gras  b.  WeiU 

• 

• 

bei  8t  Bnprecht 

1 

M^dwetO.  bei  I<eibnitE 

Trost 

■                                                     " 

iM].  bei  Jndenbiurg 

AdL  TOD  Windifich-Grax 

1 

Qordwesü.  toh  Oilli 

1 

» 

n  Nenmarkt 

Mrdwofltl.  bei  Admoat 

P.  Kilifln 

«ördL  bei  Unsmarkt 

■ 

bei  lyeotsh-Landsberg 

Vischer 

Trost 

BordöstL  hei  Leibnitz 

Ml.  bei  Marburg 

öelL  Ton  Qrkt 

Trost 

m 

1t 

n 

iBitML  d.  kkt  T«r«iu  f.  SUierouk.  XXIY.  H«ft,  287«. 


100 

79 

2 

3 

101 

77 

2 

3 

102 

78 

3 

lOS 

80 

104 

85 

2 

3 

105 

86 

2 

3 

106 

41 

3 

107 

88 

1 

2 

108 

89 

109 

110 

92 

1 

2 

111 

307 

3 

112 

91 

2 

113 

93 

1 

lU 

94 

1 

115 

95 

3 

116 

96 

in 

90 

2 

3 

HS 

97 

2 

3 

119 

98 

120 

99 

1 

Fridnu 

•Sull  und  Schloss  FROAV 

:       Fridberg 

•FRIDBKRG 

Fridhofen 

•FRIDHaFEN. 

:       Fridstan 

•FRIDSTEIS 

1     Frondaberg 

•FRONSBER»; 

!      FaiBtenfeld 

"STATT  FORSTENFELD 

FtatenJeld  Oomthurei 

•COMMENDA    MALTE- 

1 

SER    ORDENS     ZV 

FVRSTENFELX) 

'     OaUOThoten 

•GALENHOFEN 

'      GaUenatein 

GALLENSTEIN 

Geirach 

•GEKACH  ^Wra..«.  c«r- 

lAUKH 

s.  Georgen  a.  d.  Stie«iig 

•S.  JÖRGEN 

.  Gjaidliof  Tobel 

GEIAIDHOK 

GOgenberg   , 

•GILGENPF.RC. 

;     GUgenbichel 

•GlLGENl'niEL 

Gleicbenberg 

•GLEICHENPERG 

Gleinstetten 

GLEINSTOTTEN 

Gonovitz 

•GANOWB 

GoppelBbach 

•GOPPELSl'ACH 

G«ss 

DAS     HOCHADELICHF 

ITOGFRAW  CL(  ISTER 

GÖSS 

Gösting 

GOSTINC. 

--    Wf.    ^ 


Lage  der  Orte 


üS^tUistler 


iQdwestl.  TOD  .Wt<lMi 


Bftdvesü.  von  Mavbiirg 
^v^.  bei  BadkerskiKg ' 

&<tl.  Ton  Pettau 
nördL  «OQ  Hutbetg 

oordwestl.  ran  Jj6»hm 

s&dweati.  bei  Ll^Uen 

..flonIM.  Ton  Graz 

M.  TOD  Gm»  a.  d. 
nag.  üheate 


«dÖBtL  bei  Wind]0€hgraif 
oordOsÜ.  TOB  Admont 


bW.  Von  CiUf 

dsü/bel  Wfldon 

sOdwestl.  Von  Graz 

Miiwmtl.  Ton  GiUi 

i&ddstL  Ton  Voitsberg 

sfiddsü.  Ton  Graz 

r 

sttdweftL  Ton  Leibnitz 

sfidwestL  Ton  Marburg 

wesü.  Ton  Murau 

bei  I^oben 

nördL  bei  Grass 


Vischer 


■Ol 


ürfNitwMoDO- 

r  •»-  ' 

M.  G(reißcher) 
Trost  in  Mono- 


.  I 


r  •    • 
&  > 


•  •:'   .1 


P.B:8Q[ifflto'aim) 
in: 


*a4  ..:  '»f.MiHii 


i  ' 


Unoti 


It 


'  Vischer 


• .   «  .  ' 


I' 


i      > 


i 


Vischer 


ii  • 


t 


J!  ri,j-fc^'  ru.  i 


Trost 


•Jl     '     •• 

frofst 


« ■  » 


I  •  ,. 


YariiRnte  durch  Nachstich 
im  grossen  Thühfte. 


u . 


5* 


123 

104 

_ 

1 

lae 

100 

2 

3 

127 

39 

3 

128 

105 

129 

130 

174 

1 

2 

131 

187 

— 

1 

132 

213 

2 

3 

133 

242 

3 

134 

268 

2 

3 

135 

397 

2 

3 

136 

398 

137 

106 

1 

3 

138 

111 

139 

112 

140 

113 

3 

141 

114 

3 

142 

107 

1 

143 

108 

' 

2 

Graz 

*GRAZ    nk    Maubt   ^att  in 

HertjOKlum  Suyvr 

Gm:  dfe  Baig 

— 

„      Gnbenhof 

«GRABENHOF 

„      Kariaa 

•CARL-AV 

DAS   LANDTHAVS  .« 

tnnem  Av^MCI  in  GrM^ 

„      Landhaus,  Hof 

DAS    LANDTHAVS    IN 

GRAZ  wt,  <i  i.-»«d« 

TMteAn 

j      LechUrcbe 

•COMMENDA  LECH 

„      Udelhof 

•LnX-HOF 

— 

J        MoMThtf 

•MOSERHÜF 

„      OrUwt 

Cr  F,v'  ORTHOF  „M 

der  Smt  GfU^Mjitm  graben 

„      Prankerhof 

•PRANKHERHOF 

•WEISEGGERHOF 

WEISSFJiHOF  „au  J,r 

1 

statt  Gratf 

Greü«hern 

— 

:     Greisaeneck 

•GREISSENECK 

GrottenlKibii 

GROTTENHOFEN 

Grob 

GRUEB 

Gmiwcli 

•GRVEBEGG 

Grabhof 

GRVEBHOFEN 

Gmnben! 

•GRIENBERG 

Grmibiche] 

•GRIENBIHEL 

—    (W    — 


Lai^e  der  Orte 

1     "    X&ltnstler 

Zeicbner 

i 

Steebcr 

nOrdl.  bei  Gnus 

i 

1 

l         bei  Wmdischgraz 

, 

• 
1 

westL  bei  Lieteeo 

• 

'»  1 

nordOttL  von  Ofllf? 

« 

•   •                   t         • 

.  .  '       '  ;  ! 

in  der  Vorstadt  Graben 

■ 

* 

1 

Fftr  zwei  Anfiiamen  projec- 
tirt  und  nicht  anai^sf&brt. 

Murrorstadt,  Strafbaus 
1       SUMÜty  Herrengasse 

Vischer 

TroBt 

w 

n 

9 

t» 

ElWbetkToraladt 

i.  d.  Mnrvorstadtldlhofgasse 

Stadt 

am  Mflnsgraben  sog. 
MIlnsgrabenscblAssel 

0  , 

Für  swei  Male  projectirt 
imd  nieht  aiisgefbhrt. 

Giabenvorstadt 

M.  G(reS8cher) 

IfavTorstadt  n&chst  derBalin| 

• 

1 

1 

Ifnnrorstadt  GgS^tnbei^ger  tfU  .1 

■lebt  weüer  b^annt 

M-üirtoBtiKK) 

• 

westl.  Ten  Lieteen 

bei  Yoitoberg 
uML  von  Le8)nits 

.  Trost 

Des .  Gniüen  Wels^i^shdin, 
projectirt;  wol  identisch 
mit    Mitter-Stefnaoh ;    s. 
dieoes;. 

Bordwestl.  Ton  Voitsberg 

slldMl.  Yen  Aiissee 

< 

sIldL  bei  Jndenburg 

• 

• 

tfidweatL  ron  Mari^urg 

1 

ft 

bei  Bolenmann 

/ 

U4 

116 

Uö 

146 

119 

147 

116 

148 

117 

1 

149 

118 

160 

161 

152 

163  1  121 

164  1  13» 

155 

124 

166 

127 

3 

157 

125 

158 

126 

2 

3 

169 

3 

180 

12« 

2 

9 

161 

129'/. 

162 

129 

2 

S 

163,  130 

2 

3 

164  1  131 

2 

3 

166  1  120 

166 

122 

il 

l'ROBSTEY  aSTADT 


Giunpensteiii 

GVMPENSTEIN 

Gntenberg 

•GVF.TENBERG 

Gutenbichel 

•GUETENPICHL 

Gatenbag 

GVTENHAAG  wi™  iu 

voll  Mohtregg  körnende  an- 

fMwAo  kabe»,     ■ 

^ 

GVETENHAAG  wium 

IM  gtilUHt  KnOnitl 

^ 

GVTENHAAG  wi,„j,n,. 

von     Ptttav     koHitndtti     im 

geeickl  falltt 

^ 

GVTENHAAG  i«,„j,„. 

m  IMmrnrg  ttmmitn  ,r. 

KheineKl) 

Haiifeld 

HAINFPXD 

Halbeinm 

HALBF.NKAIN 

HanfeMen 

HANFELDEN 

Hanudoi« 

•HARMANNSTOKFF 

H»rt 

•HARDT 

Hartberg 

•STATT    md    SCHI.OSS 

HARTBERG 

■Mtmg:  SiOloas 

•SCHLOSS     m    HART- 

BERG 

Harteuateiii 

•HARTENSTEIN 

Hartenilorf? 

HARDTMANNSDORFF 

auB  am  Bacher 

•HAVS  AM  BACHER 

Haraeiibichel 

.HAVZENPIHEL 

Heckenberg 

•HEGGENBFJ4G 

HeQeiuteiD 

HAILENSTEIN 

Hemiicbsberg 

HAINRICHSPERG 

-    91     - 


X^age  der  Orte 

KtiTistler 

>                                    • 

BMieriuMHUn.  . 

Zeichner  |        fiteeher 

1 

nordöBtl.  bei  Gröbming 
>> 

1 

l^ttflhtttoii 

Yariante  dnreh  Kachaüoli 
in  dei>^  Thltnnen. 

nordÖBtl.  voD  Gras 

Vischer 

•               • 

■   •  ■ 

südlich  Ton  Windischgraz 

1 

1 

• 

1      ' 

östlich  voQ  Marburg 

1 

■ 
■ 

9 

1 

0 
V                                                       « 

9 

9 

• 

• 

9 

^  i 

öBÜich  T.  Gras  b.r6ldbaeh 

9 

* 

nördlich  bei  Radkersburg 

9        ' 

'1. 

nordwestL  von  Judenbnrg 

« 

9     '     ••• 

:     -            :    V      '  ' 

BfidBcfa  bei  Ona 

•              • 

• 

DordöstL  TOD  Bmck  a.  M. 

•»        '•    : 

norddstl.  Ton  Gras  a.  d. 
ung.  Grevtte 

1 

• 

nördl.  Ton  B^im 

• 

• 
f 

1                        * 

1 

ÖBÜ.  T.  Graz  i.  Bitscheinthale 
sfldl.  Toti  Marbosg 

• 

K  TCroiat).  in 
Monograinm 

Anfschrift  nach  Vischer's 
Index;  das  Kupfer  selbst 
miirda:  bisher  ton   Nie* 
mandem  gesebf^«. 

ndrdl.  bd  Kmild&M 

wesü.  von  (HIB 

nordivestl.  von  Cilli 

j 

aüdl.  ^i  Judenburg 

a 

1  • 

•     « 

, 

167 

132 

1 

2 

IM 

169 

133 

2 

3 

170 

136 

2 

171 

136 

3 

172 

134 

173 

174 

175 

176 

137 

2 

3 

177 

138 

1 

178 

140 

3 

179 

141 

2 

180 

204 

2 

3 

181 

139 

182 

142 

183 

143 

184 

306 

3 

185 

186 

144 

1 

187 

146 

188 

18» 

146 

2 

3 

190 

308 

3 

191 

309 

192 

310 

' 

HelfeDbei^ 


Berber 

Herbendorf 


Hiiitaifeld 

Hofrajn 

Hohenbrncb 

Hohenbm^ 

Hohenmaathai 

Hobenwang 

Holeneck 

Horneck 

8.  Jacob 

Junnik 
Jaringbof 

JeimerBdorf 
3  is.  jjobann  a.  d.  Fetetritz 


,  Johano 
8.  ';JoBeph  in  Kroisbacti 


»HELFENPERG 

•HERBERG 
•HERBERSTORF 

Ptrspectiuischer  Äuf^g  äet 
SCHLOSS  HERBERSTEIN 
HERBERSTEIN  wuai^on 

Mittag  her  anstehen 
HERBERSTEIN  wUt,yon 
StpItHtrion  gesedun  wir  dt 

DAS  SCHLOS  HERBER- 
STEIN tamit  dem  lutlgarten 
alda  in  ptripectiu 
•HINTENFELD 
»HOFRAIN 
•HOHENBRVCKH 

HOHENBVRG 
•MAVTH 

HOHENWANG 

HOLENECKH 

HORNEGG 
♦SANGT  [ACOB 

*IAMNIK 
lARlNGHOF 

♦lENNERSTORF 

*S  lOHANS  mn  Closter  der 
Reformierten  Augktüner,  Ge- 
ttißt  von  Grafen  Hans  Max 
f  u  Herberttein 

S  lOHANNS 
•SlOSEPHINKROISPACH 


•—     78     — 


1 

LiSitge  der  Orte 

K-tlnstler 

» 

Benerkungen 

Zeidiiier 

flAn  all  Uli 

uaiuier 

iieriv««a  TOD  Gtti 

iNSt 

ScbloBB  von  uQten. 

■önll  nm  Rana 

• 

• 

Yadante,  SchlosB  mehr  vot 
dtt*  Höhe. 

•                     1 

lioidOstL  rofi  Wfldoii 

FJ3.8^iniiiaim) 

lag  weHL  Too  Wüdon 

nordUML  ron  Graz 

Trost 

* 

• 
1             ... 

1 

Trost 

• 

MaDd  sadöstl.  bei  Gnu. 

BordweaU.  bei  Oftli 

•BdL  TOD  Fllrsteitfeld 

1         ' 
1 

* 

Trost 

4 

Andere  behaupten^  es  sei 
das  Militär-Yerpflegama- 
gaain  in  der  8ctkdrgelgaste 
in  Graz. 

rtdML  von  Yoitaberg 

irettL  von  Maibvrg 
-   aoidML  ▼on  Bruek  a.  M. 

M.  Oreischer 

aBdweaO.  Ton  Wüdon 

Trost 

• 

weaU.  Ton  Wildon 

i 

» 

■oidwesd.  Ton  Marburg 

1 

■ 

1 

Yaciante,  Neubao. 

nordöati.  too  Gflli       I 

1 

- 

— 

nordifed  TOD  llaiborg 
nMML  Ton  Foldbacb 

1 
1 

Trost 

•        — • 

Yariante  durch  Kachatieh 
in  den  ThOrmen. 

nordMl.  Ton  Grat 

! 

1 
( 

tfidAaÜ.  TOD  Harburg 

i 

• 

did.  bei  Graa 

. 

— 

208 

97  J 

204 

152 

205 

38 

1 

206 

153 

207 

154 

2 

208 

209 

169% 

210 

IM 

211 

156 

2 

212  167 

2 

213 

158 

214 

169 

215 

159 

216 

160 

217 

161 

216 

162 

2 

219 

Kapfenbei^ 
KapfenBtein 


SUbel 


I 


Kindberg 
8  ^   Kirchberg  a  d.  Rab 
Kjrchberg  am  Wald 
I       SUbam 
'         Klach 
■KUngenstein 
KüiUelfeld 
KftnigBberg 
Kopreinig 
Komberg 


MERN   '  obtr  Leoben 
CAMMERSTEM"      ' 
•KAPFKNBERO' 
CAPPKNSTRIN 

KAfSCH 

KHILBKL 

KILBL 

KYUBEBC 

KIRCHRERG  „  ie,  K 
•KIRCHBERG 
•KLAI'FKNAV 

KLECH 

KLINGENSTEIN 
•KNITTUfELD 
•KONIGSPERG 

KOPREINIG 
•KORENBEKG 
•KORNBKRG , 


-^    T6    — 


■ 

Lage  der  Orte 

•               ■      » 

KLttnstier  ' 

■         1     l' 

BenerkififM 

< 

Zeichner 

'  otecheif 

vesfl.  YOtL  Mnratr 

i 

• '  •       '. 

i&dv€iCl.'voa  Bnic^  a.  M. 

^ 

■ 

■■ 

XQ  JadeDbnrg 

1 

^ 

,1 

i 

1 

nönD.  Ton  Yoitsberg 

' 

■ 

! 

1                                                  V 

Trost 
in  Monogfamm 

< 

BordOBlL  von  Gf«& 

.  Xroßt 

sldwestl.  ¥Ott  Leobeir 

t 

:  f         .» 

öttL  von  GnuB 
oordvettL  rm  Lepbm 

■ 

• 

t 

1 

Dr.  Fleckh  su  Kirchb«^ 
a.  Rab  soll  eine  Yarikiite 
dAYcm  besitsen. 

1 

■ 

'  oontostl.  M  Brtidc  a.  Bl 

MM,  Ton  6ra£  an  d^ 
äug.  Grellst 

• 

TWmt 

• 

nordML  tob  Mmwa 

ViBcher 

Tn)8t 

*•  '  •       .'     • 

Aorddsa.  Ton  Qrae 

•   1 

. 

3» 

' 

Xr^.: 

Variante;  vgl.  Fei}.     , 

iMidSstl.  vim  Brüek  a.  JML 

1 

« 

« *           .4       ' 

«MML  von  Gmc 

'  Ttm 

1  • 
1 

lordOttl.  bei  BarflMrr 

k 

i ' 

diä.  bs&  Aifttiers 

1 

.  1 
■ 

nardH.  b^  B«4kei«btlrg; 

Tnw4.: 

• 

•          *                                                      • 

8fldd0tf.  Toa  Giw 

t 

•                                     m 

Adwestt.  tqh  Leobtt 

'                                               .  1 

• 

m 

aardSfltl   toh  Ram 

TNpt 

westi.  TOD  Leibnitz 

lUOad.  T.  Gras  b.  Fildhacb 

« 

i 

« 

- 

Variante,  schlecbterer  Btioku 

77     — 


I 
Lage  der  Orte 

Künstler 

BMierkunfeii 

1 

1 

Zeiehner 

Steeber 

iQdL  f OD  Marburg 

- 

MM,  bei  Toitsberg 

noidfisä.  Ton  Bmck  a.  M. 

ML  bei  Qrtt. 
oordM.  von  Bmdc  a.  M. 

vestL  von  Leibnitz 
•fldM.  voD  Mnrau 

• 

Viflcher 

M.  Greiseher 
Trost 

n 

Dieses  (das  Graf  Galler 
geborte)    ist     v^eUeicht 
identisdi  mit  Kroisbacb 
des  Verzeichnisses  I ,  das 
daataU  des  Grafen  Inza- 
glii  war. 

BordwestL  tod  Wildoi» 

1        ■ 

cfidwetd.  TOB  wndon  -  • 

.bischer 

TNBt 

1 

bML  ?on  Badii 

iMriw€ta.  ?oii  Vdtfiberg 

Vischer 

TltMt 

I 

MM.  wn  WindiBcfagns 

• 

iiord08tl  Ton  Graz 

Variante  dorch  Znsittze  im 
Hinter-  nnd  Vordergrtad 

veiiL  TOD  Marburg 

nordvestL  von  GiBi 

MvMlL  Toa  Bnnk  a.  M. 

Visdier 

Trost 

lOdLbei  Yoitsberg 

MrdwestL  roii  Eisenerz 

- 

1 

mHwäL  bti  Anaaaa      | 

taar  bei  Graz 

aordBtd.  von  Wilden 

* 

«füL  Ton  Wfldon 

MdöttL  Ton  Brack  a.  M. 

bei  Jadenborg 

ifkddttL  Ton  Gflli 

• 

MM.  Ten  Toit8b*g 

M.  Greiseher 

n 

Mrdwestl.  nm  Cilli 

Trost 

Variantws  «ibteebfrer  Stich 
(M  Mit»  von  Frank). 

MnlwettL  mm  Marburg 

• 

n 

263 

33 

ist 

265 

233 

266 

196 

267 

200 

268 

269 

201 

270 

271 

312 

! 

Borg 

DE  BURG. h  <fer  Sbtf 

makrburg 

■                            B 

BVRG    WU  ii€  in  der  .statt 

^u  geweht  kombt 

Ober- 

OBERMARftBVRG 

[flrenberg 

•MÄHRNRERG  Ei«  JunM 

frm    Clantf-  S.   DamWa 

Ordens 

HBriahilf  i.  d.  Wüste 


(Inneres  der  Kirche) 


a.  Martin  bei  Graz 


MARLE  HILF /„4er  H-ä«(rt 
Neckst  der  Fall  an  der  Draw 
denen  P.  P.  BenoUettmtr»  p 
i.  Faul  in   Kämthen  gehörig 

MARIA    HIF  0)     ,-„ 

Wueslen  i  NEV  ERBAVTE 
KIRCH   H«   ti   in   wendig 

Contrafee  derbekanthen  Kirch: 
vnd  n'allfarth  MARL€ 
ZI-LL 

MARLG    ZELL    Vo« 

andern  Seithen  j 

S.  HÖRTEN  K.  /^«te,J 

nechst  Gräl^ 


^   »fl    — 


z»z 

'£•£1 

a 

293 

220 

2 

3 

294 

295 

223 

2 

3 

296 

226'/, 

297 

227 

2 

3 

298 

22« 

3 

1 

neiiDanB 
NeaUoster 

NeusdJou 

•NEVCLÖSTERL  /vrfii" 

Orifl» 

•NEÜCLOSTER     /v,«pr 

Oräem 
•NEVSCHLOSS 

Neiutift 

•NEY-STIFFT 

Obarndorf 

•OBERBVRG 
•OBERNDORF 

—     81 


Lag^  der  Qrte. 

Künstler 

» 

Bemerkungen 

1 
Zeficbner 

Stecher 

rtand  nAchst  Leoben 

Trost 

westl.  bei  Knittelfeld 

nördL  von  L^soben 

» 

Bfidötd.  T<«  Pettan 

sfidl.  bei  Graz 

ffldteü.  von  Oilli 

sfidl.  bei  Gras 

>i 

yariante,HaaB  vergröBaert) 
rttckwftrtigeB    Haus   zor 
Ci^pelle  gemacht  u.  s.  w. 

OstL  von  Graz  bei  Freiberg 
norddstl.  von  Graz 

ViBcher 

Greischer 

Variante,  Hans  vollBtändig 
auBgebant  im  Seitentract 
n  B.  f. ;  Bämmtliche  Exem- 
plare bei  Herrn  Fflrst. 

wesd.  von  Jndenbnrg 

«estl  TOD  Badkersborg 

Dordwestl.  von  CilH 

üordöttL  Ton  Brack 

• 

• 

tfidl.  bei  Radkersburg 

Trost 

nonhresd.  v.  Mfirzznschlag 

Viflcher 

» 

nordwestl.  bei  Hartberg 

fi 

T) 

bd  FQrstenfeld 

9 

fi 

ösü.  bei  Vmdon          | 

BorddBtl.  von  Graz        | 

1 

oordvestl.  von  Gill] 

n 

Variante,  Bchleehterer  Stich. 

1 

1 

nordwesü.  von  Wüdon 

1 

flüiftgt].  TOB  Marburg 

Trost  (in 

Monogramm) 

weaü.  Ton  Cilli 

« 

■ 

ndrdl.  von  Leoben  in  der 
TragOBi 

, 

Ißttäeil.  d.  Mal.  T«reiu  f.  Stoiennwk.  XXIY.  H«ft,  1876. 


6 


300 

417 

2 

't 

301 

243 

302 

244 

303 

245 

1 

304 

246 

2 

3 

305 

263 

306 

307 

308 

22 

1 

2 

3 

309 

266 

310 

249 

3 

311 

23 

3 

312 

26 

2 

313 

260 

3 

3U 

234 

1 

315 

251 

316 

248 

1 

317 

260 

3 

318 

261 

1 

2 

319 

262 

320 

264 

321 

322 

323 

Olimie 

•GLOSTERO)  WOLIMIA 

SJ-auti  j>nm  Ertmitae  Ordeni 

OBtenritz 

OSTERWIZ 

Otterebach 

OTTERSPACH 

Pack 

•DIE  PACKH 

Paclntem 

•PACKSTEIN 

Feckau 

•PÖKACH 

Peilenstejn 
Fels  bei  Wildon 

FenkhofeD 

Peoneck  a.  M. 

P^neck  i  d.  Easenaa 

Pettau,  Stadt 

.      Sdiloss 

Pfaimberg 


Pjschatz 

Flaokenstein 

Plankenwart 

Pollau,  Kloster 


»BEILENSTEIN 

POLS 

»PENKHHOF 
•BERENECK 

BERNECK 

PETTAV 
•SCHLOSS  OBER 
TAV 

PFANNBERG 
•PELINSPERG  (!) 
•PISCHAZ 
•PLANHENSTEIN 

PLANCHKENW/ 

VÖLA  Ein  Sirfft  Ca* 

Regularium 
Dom  HochUblicIu   |    Stim 

PÖLLA  ; 

PÖLLA  «i»  siafft  CtfioJ 
corum  Regul/"^"—  ' 

PÖLLA     von    der    «. 
StUtn 


rnderca 


—     »3     — 


Lage  der  Orte 


nordöstl.  bd  Jadenburg 
söddstl.  Ton  Gilli 

sädwestL  von  Cilli 

westi.  nm  Leibnitz 

sAdvesti.  ron  Yoitsberg 

nordwestL  tod  Cilli 

nÖnO.  Ton  Graz 


sfldöfttl.  von  Cilli 

Bflfdirestl.  bei  Wildon 

öBtl.  bei  Jadenborg 

sflddstl.  bei  Brack  a.  M. 

Bordöfitl.  TOD  Hartberg 
sfiddstl.  Ton  Marburg 

n 

nördL  ron  Graz 

wesü.  Ton  Aassee 

loidöstlieh  von  Rann 

nordöttl.  von  Cilli 

BordwestL  bei  Graz 

« 

aord(M.  von  Graz 


>i 


Vischer 


Trost  (in 
Monogramm) 


Trost 


Trost 


F£.S(pinmami) 


Vischer 
Trost 


Trost 


11 


w 


Variante  durch  Nachstich, 
Vorderhaus  dyrch  Terasse 
ersezt,  Mittelhäuschen  un- 
fertig, Stich  unvollendet. 
Exemplar  bei  Scheiger. 

Variante  durch  Nachstich, 
wie  oben,  2  Seitenhäas- 
chen  fertig. 


Der  Sage  nach  soll  hier 
auf  Vischer  beün  Zeichnen 
ans  dem  Schlosse  ge' 
schössen  worden  sein. 


6* 


348 
349 

281 

Riegersburg 


Cloiter  wie  «  von  OeddenU 
hiemali  ^utehtn 
•RHEIN  Dat  Fyrstl.  Styfl  vni 
Closter  Wie  es  von  OccidenU 
hiemali  gesehen  wird 

SCHLOSS    REGGERS- 

PVRG  Wiees  von  MiHmtuM 
ynd  Österreicher  gesehen  wirJt 


—     85     — 


JjObge  der  Orte 

Künstler 

Bamerkunien 

Zeicbner 

Steeber 

nOrdL  von  Hured^ 

i 

vestL  Ton  Cilli 

ViBcher 

Trost 

nordted.  bei  Knittelfeld 

fttdirad.  bei  Gras 

indL  im  Marburg 

- 

n 

Trost 

,    vead  fon  JndeDbarg 

DordwMtL  T<m  Mure<^ 

r 

oordwnfl.  von  GüU 

odrfl.  von  Graz 

F3^illnuum) 

sOdffstL  von  Graz 

n 

lag  wesiL  bei  Mureck 

Trost 

BftddsÜ.  von  CiUi 

9 

DordweatL  bei  Mnrau 

- 

aonhrestL  bei  Bann 

, 

ffldtetL  von  GiUi 

nAnfl.  bei  Judenburg 

aoidDstL  von  Om 

Yiseher 

Trost 

«BdfiatL  bei  Graz 

— 

— 

anageflirt. 

uML  von  Hartberg 

Trost  (in 

weafl.  von  Gnus 

Monogrannu) 

• 

aordwesd.  von  Graz 

11 
ifidöBlL  von  Graz 

Viflcher 

Trost 

• 

356 

279 

1 

357 

294 

358 

295 

3 

359 

296 

360 

297  V, 

1 

361 

282 

2 

3 

362 

363 

299 

364 

297 

2 

3 

365 

298 

2 

3 

366 

300 

2 

3 

367 

368 

301 

3 

369 

302 

3 

S,0 

303 

2 

3 

Rogei« 

•ROGEIS 

RoMtsch 

ROHITSCH 

Bohr 

•ROHR 

Robrbach 

RORBACH  »«,-.,,10  >,  jMtpl, 

genant 

BoQau 

ROLLAV 

Rötelsteiii 

•RETTLSTAIN 

^ 

SMm  1  RETTLSTAIN    | 

gleich  Ober  Admont 

Botenbsch 

ROTTENPACH 

Boteneok 

•ROTENECKH 

BolenfelB 

•ROTTENFELS 

•ROTTENMANN 

»            » 

STYFFT  ROTENMANN 

Saft 

•STIFT  ROTTENMANN 

•ROTTENTVRNfad^Po-- 

itnt^  an  der  Muer 

•SÄLHOFEN 

—     87     — 


Lage  der  Orte 


Ktlnstler 


Zeichner 


Stecher 


Bemerkungen 


sflddstl.  Y<m  Graz. 


)9 


n 


Vischer 


dMI.  bei  Judenborg 
norddsti  v<m  Feldbach 

sfidl.  ¥on  Marburg 
BQdwegÜ.  TOD  Pettao 

tOddsa  bd  Wüdxm 
Ö8Ü.  bei  StaiiuB 

BttdOsÜ.  von  Yoitsberg 
bei  Admont 


mderKihe  t.  WindischgralE 
iiOTdwesIl.  von  Gilli 

bei  Ober  wels 
MldwestL  von  Admont 


w 


wesü.  bei  Jndenburg 
wesil.  ▼<m  Maiborg 


Trost 


n 


Trost 


Rpillinflnn 

(Trost) 

Paulus  EitiaD 
Trost 


M.  Qreischw 


ffienn  im  LandeBarddre 
als  bisheriges  Unicum  der 
eiUarende  Text,  1869 
photolithografisdi  Terviel- 
fiUtiget. 

Heisst  heute  Gabelkoto. 

Heiflst  heute  Narrenbichel, 
frflJier  auch  Narrengra- 
ben. 


Tariante^  schlechterer  aber 
ilterer  Stich. 


380 

356 

1 

381 

325 

1 

382 

324 

383 

35 

3 

384 

326 

385 

322 

386 

323 

387 

327 

3 

388 

328 

— 

2 

389 

331 

2 

3 

390 

329 

391 

330 

392 

361% 

1 

393 

317 

Schladming 
SchlangenbuTg 

Schleinjtz,  Bmf- 

Schmierenberg 

Scbßnbichel 

SefaOnateiii 

Scbrattenberg 

Schffant>erg 

Schwarzeneck 

Schwarzensteio 

Schwarahof;  (wo!  das 

hantige  Schnaizeneck) 


Seckaii„S|üft 


STÖKL  ALLERNECHST 

ARNFELS 
•SCHLADMING 
•SCHLANGENBVRG  Sodi 

der  btyligindtn  TßptiU  jtnJ 

Wildpad 

•BVRG  SCHLEMZ 

SCHMIERNBERG 

SCHENPHEL 

SHENSTEIN 
•SCHRATENBERG 
•SCHWANBERG 

•SCHWARZENSTEIN 
•SCHWARZHOF 


SWÖLLA 

DAS  FÜRST.TVMSTYFT 
SECAV  Wi.  ..  .iH>ii  M/- 
gattg  der  Sonne»  fm  leHen 


—    69    — 


Lage  der  Orte 

Künfltler 

Beaerkwigen 

Zdchner . 

Stectar 

nudwesfl.  ?oo  fhlH 

» 

TroBt 

nordweitL  ron  OiSi 

1 

westl.  bei  Jadenburg 

1 
1 

« 

ösä.  bei  Morau 

t 

• 

Bfldösti.  bei  Pettau 

1 

Dordwestl.  von  Brück  a  M. 

1 
t  . 

oordwesü.  Ton  Cüli 

1 

t « 

▼estL  Ton  Jtidenburg 

' 

nordÖBÜ.  tob  Graz 

• 

Trost 

sfidwestl.  von  Leibnitz 

t 

• 

sQdweBÜ.  Ton  Admont 

m 

• 

Bord^esil.  von  Cilli 

# 

Trost 

* 

sftdl.  von  Marburg 

Monogramm 
A.  T(roBt) 

OMdwestL  Yon  Marburg 

wesü.  bei  Cüli 

M.  6(reisch^) 

nordwestl.  von  Cüli 

Vischer 

1 

Trost 

95d«eBtL  Yon  Jadenburg 

VMÜ.  TOB  Tiflibmtz 

Trost 

ttordwestl.  bei  Wildon 
nordwestl.  yod  CUU 

Projectirt  nnd  nicht  ans- 
gefdit;  ygl.  Schwarzhof. 

BArdvead.  bei  Wiidon 

▼estl.  Ton  EibiBwald 

_• 

nidit  nachweisbar 
nordvestf.  ron  Kmttelfeld 

1 

Dee  Grifen  Schrattenbach, 
wenn  nicht  m:it  878  odw 
879  identisch,  projectirt 
and  nicht  ansgcrort. 

9 

y. 

408 

312 

1 

409 

313 

110 

315 

111 

112 

113 

316 

2 

3 

411 

317 

2 

3 

115 

209 

3 

116 

238 

417 

381 

3 

118 

311 

2 

119 

318 

1 

Spitzhart 
Stadel 

•SPIZHARDT 
STADL 

Slainz 

STAINZ  H.  Siyfi  Ciioril- 

eorum  Rtgularium 
STAINZ  H.  SM/I  Cii.o«i- 

COmm    Regularimn    WU   tt 

wn  Au/gattg  gigm    Vnttr- 

gang  i«  Kken  ist 
STAINZ   w„  a  ym  f.lo- 

gang  gegilt  aufging  pueA* 

ist 

Stattenbeix 
Steil 

•STATTENBERG 
•STEIN 

Steinach,  Mitter- 
ObM^ 

•MITTERSTEINACH 
•OBERSTEINACH 

,       Unter- 

•VNTERSTEWACH 

Steinhof 

•STADJHOF 

Stermol 

•STERMOL 

—     91     — 


XiSge  der  Orte 

Künstler 

Benerkungan 

Zeicbner 

Stechttr 

«ordwestL  ^on  Knittelfeld 

westl.  TOD  Leibnite 

• 

• 

s&dwestl.  von  Graz 

t 

« 

• 

norddstl.  von  Oilli 

■ 

ft 

Variante,  sdüediterer  Stich. 

sIldL  Ton  Gröbming 

tftdÖBtl.  TOD  Oraz 

M.  6(fei8eher) 

sfldLv.Neamarkti.  Kärnten 

BQddstL  von  Cilli 

M.  Oreiseher 

astl.  von  Pettau 

Trost 

BfldMl.  bei  Graz 

ncnddsd.  tob  Brack  a.  M. 

• 

nordwestl.  bei  Knittelfeld 

Trost 

südöstl  Yon  Leibnitz 

Bfidl.  bei  FnrstenfiBld 

nordöstL  von  Graz 

Trost 

SoU  das  heutige  Gütchen 
Hartberg  sein. 

westL  von  Wildon 

n 

n 

Trost 

v 

n 

« 

Bttdl.  von  Marburg 

- 

Ostl.  von  Moran 

westl.  von  Admont 

1 

1 

F.  SOoillmaiui) 

>» 

Vischer 

Trost 

n 

F.  SCpfltanaim) 

• 

ittdweztL  von  Radkenborg 

• 

• 

weatl.  bei  Rohitgch 

420 

351 

stralecJi 

OMttnluiag  gthMg 

421 

352 

SInse 

ScUou  STRASS 

422 

353 

1 

•STRASS-ENGL 

_ 

1 

(von  der  andern  Seiten) 

423 

364 

1 

2 

s 

Straussenecb 

•STRAVSSENECKH 

424 

356 

Strechau 

STROCHÄ 

425 

. 

426 

367 

Stubeck 

•STVBECKH 

427 

358 

STVBENBERG 

428 

349 

StDbichhofen 

STIBICHHOF 

429 

360 

Stubiiig 

STIBING 

430 

359 

3 

Studenitz 

•STVDENITZ 

431 

360 

Stuimberg 

STVRMBERG 

432 

43 

Tum 

DANN  gtgtn    Aufgang    tUr 

SOBWPf 

433 

■ 

DANN  gegen  Vntergang  dtr 
Sonnen 

434 

46 

3 

Tiumeck 

•DONNEGG 

435 

367 

Tenfenbuch 

TIEFFENPACH 

436 

239 

Tbil,  Ober- 

•SCHLOSS  OBER  THAL 
nüt    seinem    Schönen    Lnit- 
ganen 

437 

382 

,    ünter- 

VNTER  THAAL 

438 

365 

2 

3 

Tbalberg 

•THALBERG 

4S9 

362 

2 

3 

Thalerhof 

•TALERHOF 

440 

364 

3 

ThuUiof 

•THALHOF 

441 

^ 

442 

363 

„ 

TALHOF 

443 

374 

2 

3 

Thuni 

•TVRN 

144 

366'/, 

3 

Thum  im  Scballtbal 

•THURN 

~    »8    — 


La^e  der  Orte 

ILünstiLer 

BmierkmifeA 

Zdchner 

Siectar 

sttdtetl.  TOA  Maiburg 

Yischer 

Trast 

«ndl.  TOD  LeibiiitK 

ii 

• 

nordwesd.  Yon  Graz 

1 

1 

n 

nordwesU.  ron  Cilli 

Prqjeetirt  und  nicht  aus- 
gefUirt. 

westl.  bei  RotemBton 

nordÖBtL  yon  Gnus 

1 
1 

Variante  dnrch  Nachatich 
in  den  ThOrmen. 

)9 

Trost 

inTrofiuach  nordwesü.  von 
Leoben 

ndnfl.  Yon  Gru 

9 

südl.  Yon  Marburg 

- 

norddBÜ.  Yon  Gras 

Vischer 

9 

ftstL  Yon  Judenborg 

w 

1 

» 

n 

MmeeÜ.  von  Gröbming 

• 

SpQhDann 

dstl.  Yon  Morau          j 

westl.  bei  Graz 

» 

Trost 

sfidwesü.  Yon  Friedberg 

sfidl.  bei  Graz 

westl.  bei  Botenmann 

Trost 

unnacbweisbar 

Variante  durch  Nachstich 
mitZubau  von  Tfatümchen 

nördl.  Yon  Munn 

TroBt 

nordwestl.  von  Cilli 

- 

—     9*    — 


448 

449 

371 

450 

372 

1 

451 

422 

1 

452 

368 

453 

373 

1 

454 

3747. 

455 

366 

456 

374'/, 

457 

377 

458 

383 

3 

459 

384 

1 

460 

376 

461 

462 

463 

394 

3 

464 

386 

1 

2 

465 

387 

466 

389 

3 

467 

390 

— 

1 

2 

468 

391 

3 

469 

392 

470 

393 

2 

3 

^ 

•TRAUTENFELS  jfmjio. 

itfl/ij  facin 

•TRAVTMANSTORF 

Tribein 

•TRIBEIN 

Tschakathum 

•ZSCHAKATVRN   i.  os,r 

st,r„ 

'Tüffer 

•TIFER 

Timau 

•TUNA 

Tnraiach 

•TURNISCH 

Tumowitz 

TERNOVTZ 

Tumoviz  {nach  dtm  Register] 

Vasoldsbei« 

VASOLTSBERG 

Voitsberg,  Stadt 

•STATT  VorrsPERG 

.       Ober- 

•SCHLSSf!)  OBER  VOITS- 

PERG 

Votau 

STYFFT  VARAV 

„ 

STYFFT  VARAV 

^ 

VARAV 

Wacbseneck 

•WAXENEGG 

Wagna 

•WAGNA 

Waldeck 

WALDECKH 

Waldscbachen 

•WALDSCHACH 

Waldstem 

WALDSTEIN 

^ 

oberes  oder  altes  Schloss 

•WALLENSTEIN 

Waaen 

WASEN 

Waaserberg 

•WASSERBERG 

—     96     — 


La^e  der  Orte 


KLUnstler 


ZeSidmer 


Siedler 


Bemerkungen 


sftdveeü.  bei  Onus 

oordwesil.  von  Marburg 
nordÖBÜ.  Yon  Gröbming    |i 

s&dl.  von  Feldbach 
aOdweed.  von  Radkersburg  i 
sOdl.  bei  Scheoffing 

sfldl.  Ton  Gilli 

nordwesd.  von  Marburg 

sftdwesü.  bei  Pettau 

Unter-Steiermark 

BfldÖstL  von  Graz 

westL  von  Graz 

nordwegü.  von  Hartberg 

n 

nordOstl.  von  Graz 
fl&dÖBÜ.  von  Leibnitz 

nordwestl.  von  Gflli 

BordwestL  von  Leitmiti 

nordvrestL  von  Peckau 

in  Steiennark  nicht  nach- 
weisbar 

nordfiatL  von  Wildon 

nordwestl.  von  Knittelfeld 


Trost 

M.  Greischer 
Trost 


Trost 
T(rost?) 


M.  Greischer 


M.  Greischer 


Trost 


Trost 


Trost 


Projectirt  und  nicht  ans- 
gefürt. 


Nie  noch  von  Jemand  ge- 
sehen. 


Der  Neubau  des  Stiftes 
ohne  Zweifel  von  Trost 
nach  Entwürfen. 

Hiess  froher  Naireneck. 


Projectirt  und  nicht  ans- 
gef&rt. 

Ist    wol   Waldenstem   in 
Kirnten. 


491 

414 

11 

492 

415 

2 

A 

493 

416 

494 

418 

s 

495 

388 

496 

419 

497 

420 

498 

499 

421 

s 

Wisell 

•WISFXL 

Wittdiem 

•WITSCHEIN 

WolkeMtein 

•WOLCKHENSTEIN 

Wallan 

•WÖLÄNÄ 

^ 

WALLAN 

Wnmbei^ 

WVRMBERG 

Zeiring,  Propstei 

l'ROBSTEY  ZEYKING 

—     97    — 


ÜAge  der  Orte 


ndrdl.  toh  CUli 

sfidl.  bei  Judenburg 

Dfirdl.  bei  Frohnleiten 

BQdöstl.  Yon  Leibnitz 

Büd].  von    Graz 

ÖbU.  von  Judenburg 

ndrdl.  von  CiUi 

west).  bei  Mureck 

nordwestl.  von  Marburg 

sfidwcstl.  von  Fürstenfeld 


n 


n 


nordwestl.  von  Judenburg 

sftdl.  von  Windiscbgraz 

nordwestl.  von  Leibnite 

westl.  von  Marburg 

südl.  von  Graz 

südl.  bei  Marburg 

nordwestl.  von  GiJli 

stand  nordwestl.  von  Wildon 

nordOstl.  von  Rann 

nordwestl.  von  Marburg 

nordwestl.  von  Rotenmann 

nordwestl.  von  Cilli 

« 

nordwestl.  von  Pettau 

nordwestl.  von  Judenburg 

n 

nordwestl.  von  Leoben 


i* 


mmmmmimmmtm 

Ktmstler 


Zdchner 


Stecher 


Bemerkungen 


Trost 

Spillmann 

Trost 


Trost 
Trost 

J1 


M.  G(reischer) 


Trost 


Das  Schloss  von  unten. 

Das  Schlossgebäude  allein. 

Variante  ohne  die  Fignr 
unter  dem  Thore  und  dem 
4spänn.  Wagen. 


Vischer 


Vischer 


Schlechterer  Stich. 


ÄttkeiL  d.  hitt.  V«TeiBt  f.  Steiermaric.  XXIV.  Heft,  1876. 


Variante  durch  Nachstich 
in  den  Thürmen. 


—     98     — 

O^en  wir  die  Statistik  dieser  Ansiditeii  in  Beziehung 
auf  ihre  Arbeiter  durch,  so  inden  wir  zuvörderst  Vi  scher 
auf  48  Stücken  als  Zeichner  angegeben  *^*),  als  Stecher 
nie,  und  zwar  in  ersterer  FjgftnsnhAft  stets  mit  A.  Trost  zu- 
sammen, ausgenommen  Nr.  57  (Ober  -  Maierhofen) ,  wo  kein 
Stecher  genannt  ist  In  Gesellschaft  eines  anderen  Künstlers 
wird  Vischer  auf  diesen  Platten  nie  genannt  Da  Vischer 
nach  FeiTs  Ansicht  ein  geübter  Stecher  nicht  war  und  er 
um  1677  schon  180  Platten  fertig  hatte,  dürfte  wol  eine 
Anzal  der  nicht  signirten  schlechteren  Platten  auf  seine  Rech- 
nung zu  stellen  sein.  Wir  überlassen  es  einem  Freunde  des 
Topographen,  aus  dem  Verzeichnisse  3  der  von  Vischer  um 
1686—87  eingegebenen  Platten  unter  den  nicht  signirten 
Vischer's  Stil  vielleicht  herauszufinden,  ***'). 

Der  fleissigste  Mitarbeiter  am  Werke  war  A.  Trost 
Von  ihm  sind  nachweisbar  159  Platten  gravirt  *^*)  und  es 
dürften  noch  einige  an  seiner  Manier  zu  erkennen  sein,  welche 


*^^  Die  Nummern  sind  nach  unserem  laufenden  BegiBter  1,  3,  5,  31, 
S5,  47,  50,  90,  108,  116,  119,  128,  129,  147,  149,  151,  152,  15S, 
206,  226,  227,  229,  281,  287,  257,  268,  266,  270,  281,  288—290, 
809,  820,  825,  848,  849,  850-852,  886,  416,  420,  421,  481,  482, 
498,  496. 

^^t)  Es  sind  diess  8,  10,  18,  21-26,  28,  80,  82,  88,  40.  41,  45,  46,  48, 
57,  59,  62,  68,  65,  68,  69,  71,  78,  79,  86,  89,  91,  102,  104—106, 
117,  118,  121—124,  126,  127,  182,  184,  185,  187,  140,  141,  156, 
158—160,  163,  164,  169,  171,  176,  178,  180,  184,  189,  190,  198, 
194,  196  (?  197  ?),  208,  212,  215,  218,  220,  224,  228,  282,  289—241, 
244—246,  251,  255,  256,  260,  262,  278,  276-278,  288,  286,  292, 
298,  824,  834,  885,  887,  889-842,  846,  847,  358,  861,  364-866, 
870,  872,  376,  886,  889,  395,  897,  399,  401,  404,  405,  413,  414, 
428,  430,  438,  439,  444,  445,  447,  458,  466,  468,  470,  471,  475, 
476,  477,  479,  488,  484,  4{j6,  489,  490,  492,  494,  499. 

«o«)  Es  sind  die  Nummern  1-5,  7,  1>,  16,  17,  19,  27,  81,  84-38,  47, 
49,  50,  54,  60,  70,  78,  74,  77,  88,  90,  93-99,  101,  108,  111,  115, 
116,  119,  120,  128,  129,  138,  147,  149—155,  162,  167,  172,  173. 
175,  177,  182,  188,  187,  188,  198-201,  205,  206,  208,  210,  213, 
214,  216,  226,  227,  229,  231,  287,  249,  250,  263  -267,  269—272, 
275,   281,  287—290,  296,  800,  805,  309,  811,  813,  820—828,  825, 


—     99     — 

er  nicht  mit  Namen  oder  Monogramme  gezeichnet  Uebrigens 
arbeitete  er  bekanntlich  nach  1700  auch  als  Zeichner,  doch 
scheint  er  nicht  auf  allen  hieher  gehörigen  sieh  auch  graaaat 
au  haben.  Denn  in  dieser  Eigenschaft  tritt  er  nur  bei  dea 
Bl&ttem  321,  322  und  323,  dann  bei  411  hervor.  Seine 
Signimng  ist  übrigens  wechselnd;  bald  zeichnete  er  sich  mit 
vollen,  bald  mit  abgekürztem  Namen,  bald  mit  Monogrammen 
verschiedener  Form^  bald  auch  nur  mit  A.  T.  oder  gar  nur  T. 
Es  ist  sogar  zweifeUiaft,  ob  die  verschiedenen  Verbindungen 
von  A  und  T.  jederzeit  auch  ihm  angehören. 

Greischer  und  Spillmann  arbeitten  auch  schon 
vor  1687  mit  Vis  eher,  da  manche  ihrer  Stiche  im  Ver- 
zeichnisse von  1687  erscheinen.  DerErstere  erzeugte  19  '®'), 
der  Letztere  14  Platten  *'").  Greischer's  Monogramm  ist 
nie  unklar,  wol  aber  wurde  jenes  Spillmann's  von  Feil 
öfter  mit  jenem  T  r  o  st's  verwechselt  Es  ist  eine  eigentümliche 
Verbindung  von  F.  B  und  S,  so  dass  das  F  nur  durch  den 
Querstrich  von  T  unterschieden  werden  kann  und  die  2  Halb- 
bäuche von  S  auch  jene  von  B  bilden. 

Wer  der  Zeichner  Q.  P ict  auf  Nr.  14  ist,  welchen 

Feil  ftar  Q.  Pict  liest,  ist  unklar. 

Kilian  arbeitete  eigentlich  bloss  zur  Ergänzung  der 
Admonter  Besitzungen  c.  1707  die  Platten  Nr.  88  und  362 
im  Vi  seh  er 'sehen  Formate  und  gehört  nur  nebenbei  in's 
SchlOsserbudL 

Wie  schon  im  Beg^ter  erwänt,  ist  vor  einigen  Jahren 
das  bisherige  Unicum  der  gedruckten  Beschreibung 
von  Biegersbui^  entdeckt  worden.   Das  befindet  sich  jetzt  im 


839,  886,  843,  845,  849-852,  865,  860,  868,  871,  879,  882,  888, 
886,  888,  403,  406,  407,  409-413,  416,  420,  421,  427>  429,  481 
bis  488,  487,  440,  448,'  446,  449,  458,  454,  465,  467,  472,  474, 
478,  480—482,  491,  498,  405  -  497. 

<••)  Nftmlich  9,  18,  14,  100,  188,  186,  181,  225,  247,  282,  868,  809, 
885,  400,  402,  448,  461,  468,  487. 

«>0)  AlB  44,  59,  61,  67,  108,  146,  170,  815,  888,  359,  415,  417,  484 
a.  478. 

7* 


—     100     — 

Landesarchive.  Es  ist  in  einer  geringen  Anzal  von  Exemplaren 
photo-lifhographisch  vervieUUtiget  worden.  Diese  Arbeit  ist  als 
eine  der  wenigen  Schriftdrueke  aus  Vischer's  Hand  zn  be- 
trachten und  wir  setzen  sie  ihrer  grossen  Seltenheit  wegen 
hier  ein»  Der  Text  ist  in  2  breiten  Spalten,  das  Blatt  von 
der  Grösse,  um  in's  „Sehlösserbuch^  eingelegt  zu  werden. 
Unten  am  Rande  ist  in  31  Puncten  die  Erklärung  zum  Grund- 
risse der  Burg  (Nr.  353).  Der  Text  huitet: 

..Beschreibung  dess  Schloss  fteggerspurg. 

Reggerspurg  ein  Herrschafft  in  Vndter-Steyer  6.  Meilen 
vnter  der  Haupt-Stadt  6r&tz  /  vnd  eme  von  Fürstenfeld  / 
zwischen  den  Flössen  Raab  vnd  Feystritz  auff  einen  von  Wein 
vnd  Traidt  gar  fruchtbaren  Boden  /  von  dannen  noch  1.  Meil 
in  Vngam  /  allwo  die  Christen  wider  den  Türeken  vnweit  S. 
Godhard  /  Anno  1664.  standhaift  gelochten  /  darumben  die 
Schlacht  vnd  das  Feld  erhalten.  Das  Schloss  liget  auf  einen 
hohen  auss  der  Erden  alleinig  hierumb  auffisteigenden  gäben 
Felsen  /  auff  welchen  vnterschiedliche  grosse  Ebene  vnd  Vn- 
ebene  Platz  /  auff  denen  theils  nothwendige  Gebäu  erbauet  / 
thefls  aber  neben  einer  Reitt-Schul  /  vnd  ffingelren-Bahn  zu 
fruchtbaren  Obst-Garten  vnd  Wein-GebOrg  zugericht  /  auss 
welchem  so  der  Wein  wol  gerathen  biss  in  15.  Stärtin  das 
ist  1 50.  Emmer  gefechsnet  worden.  Das  Schloss  hat  inwendig 
5.  Höf  7  von  welche  nothwendige  Wirthschaffts  -  Gewölb  vnd 
oben  auff  lustige  Wohnungs-Zimmer  erbauet  seynd  /  zwischen 
welchen  auch  ein  schön  alte  CapeDen  zusehen  /  in  dero  täglich 
Abends  ieTö  man  schlaS^en  gehen  will  Litaniae  Lauretanae  von 
der  gesambten  anwesenden  •  Herrschafit  vnd  DiensÜeuthen  / 
GOtt  zu  forderst  /  dann  Mari8B  der  Mutter  GOttes  zu  Ehren 
l^ut  /  gebettet  wird  /  in  dem  umem  Hof  /  ist  ein  grosse  Cistisren 
dessgleichen  eine  bey  dem  Reittstall  /  vnd  dennoch  5.  Ziech- 
brunn mit  Stareken  Zuflüssenden  Wasser  /  dass  diser  gantze 
Orth  mit  Wasser  genugsamb  versehen  ist.  Vor  dem  Schloss 
seynd  verwunderlich  zu  sehen  von  einer  Gäbe. dess  Felsens 
biss  mr  andern  zwee^.  in  harten,  gantzen  Felsen  eingebaute 
Graben  /  dem  der  innere  allzeit  mit  Wasser  erfüllt  /•  der 


—     lOl     - 

äussere  aber  drucken  ist  /  zwischeu  disen  hat  es  ein  \^öhr* 
hafte  Gallerie  mit  einer  Pastey  darauss  alles  gar  wol  kan 
defendirt  vnd  bestrichen  werden.  Von  disen  kombt  man  zwischen 
dem  Weingebürg  /  Obst-  und  Kräntzl-Garten  durch  ein  weitbe 
mit  breithen  Steinblatten  270  Sckritt  (!)  lang  inperspectiv  ge- 
pflasterte Strassen  erst  zum  ßeittstall  vnd  Mayrhof  /  welche 
aber  schon  vil  niderer  als  obgenante  Gebftu  ligen  /  doch  mit 
absonderlichen  Thor  /  Thum  vnd.  Ringmauern  abermals  be- 
schossene!). Ausser  disen  endet  sich  die  Ebene  vnd  fanget 
erst  an  die  Gäbe  dess  Felsens  /  welche  nicht  genugsamb  zur 
(2,  Colomne)  wöhrhaflften  Defen^ion  verbauet  wäre  /  ist  solche 
von  Ihre  Hoch-Gräflfl.  Gnaden  Herrn  /  Herrn  Johann  Ernst 
Grafen  von  Burggstall  /  als  er  zur  Gmahel  hätte  Catharinam 
Beginam  gebome  Gällerin  /  mit  Cortmnen  vnd  Pasteyen  wie 
es  das  Orth  zugelassen  auff  dise  Weiss  /  (desswegen  beige- 
setzte lateinische  mscription  in  die  Leopoldi  Pastey  einmauern 
lassen)  wie  auss  den  5.  Eupffer-Blättem  zusehen  eingeschlossen 
worden  /  so  alles  mit  Ziffern  bezeichnet  zu  erkennen. 
Dum  regit  Imperium  Leopoldus  Primus  et  äuget. 

Quae  cemis  sumpta  facta  fiiere  meo 
Jn  multis  normam  transgressus  non,  tibi  mirum 

Sit,  cogor  montes  aedificando  sequi. 
*)  Als  Leopold  der  Erst  die  Welt 

Beherrscht  vnd  das  Reich  mehret 
Hab  ich  zur  Zeit  mit  eignem  Gelt 

Diss  Felsen-Beth  vmbkheret  / 
Ob  zwar  die  Regl  dess  Gebäu 

AUhier  gehabt  zu  büssen. 
Bin  zwungen  worden,  sag  es  frey  / 

Den  Kluppen  weichen  müssen. 
Gleich  vnter  dem  Schloss  doch  noch  auff  dem  Berg  ist 
ein  hierzu  gehöriger  Marcktflecken  darinnen  ein  schöne  Pfarr- 
Kirch  vnd  Spital  /  ausser  dess  Marckts  ist  der  Hanpt(!)- 
Pfarrhoff  auff  welchem  wohnt  der  Haupt-Pfarrer  /  so  von  der 
Herrschafft  auss  praesentirt  wird  /  er  aber  acht  vornehme  vnd 

*)  Im  Originale  steht  die  üebersetzung  neben  den  latein.  Versen. 


—     102     — 

erträgliche  Pfarren  hierumb  zuverleihen  hat  I  welchen  annjetzo 
besitzet  der  Wol-Edle  vnd  Hochgelehrte  Herr  Joan.  Antonius 
de  Gabrielis  SS.  Theologise  Doctor  von  Fleimitz  auss  Tyrol 
gebürtig  mein  gar  hochwerter  Herr  vnd  Patron 

G.  M.  Vischer  Geograph." 

Die  Ziffemerkläningen  am  unteren  Rande,  zu  dem  Grund- 
risse der  Burg  gehörig,  besagen: 

„1.  Das  Schloss.  —  2.  Das  Cronegg  davon  ein  Gangsteig 
in's  Schloss  hinauff.  —  3.  Der  Wassergraben.  —  4 .  Zeughauss.  — 
5.  Officier-Quartier.  —  6.  Galleria  vnd  Pastey.  —  7.  Druckner 
Graben.  —  8.  Weinpress  vnd  Feigen-Hauss.  —  9.  Weinge- 
burg.  —  10.  Kuchelgarten.  11.  Kräntzlgartea  —  12.  Obst- 
garten. —  1 3.  Provianthauss.  —  14.  Reittstal].  —  15.  Mayr- 
hoflf.  —  16.  Hochegg  Pastey  vnd  Thor.  —  17.  Alte  Pastey. 
~  18.  St  Johanes-Thor.  —  19.  St  Johanes-Pastey.  —  20. 
Leopold!  Pollwerck.  —  21.  St  Antoni.  —  22.  St  Josephi.  — 
23.  St.  MariÄ.  —  24.  St  Kaveri.  —  25.  St  Michaelis.  — 
26.  St  Regina.  —  27.  St  Catharinä  Polwerck.  —  28.  Alte 
Defension.  —  29.  Burgthor.  —  30.  Der  erste  Eingang.  — 
31.  Höh  gäher  Felsen." 

Gelegentliche  Untersuchung  der  ün  Landesarchive  aufbe- 
warten  Platten  hat  ergeben,  dass  auch  deren  Rückseiten 
Gravirungen  enthielten,  und  zwar  sind  selbe  mannigfacher  Art 
So  sind  auf  Nr.  14  und  249  der  Platten  (453  und  479  unseres 
Index,  Tüffer  und  Welsbergl)  geometrische  Zeichnungen,  auf 
Nr.  265  (470  des  Index,  Wasserberg)  das  figuralische  Titel- 
blatt zum  Schlösserbuche,  auf  Nr.  90,  101  und  119  (164, 
174  und  234  des  Index,  Heckenberg,  Judenburg  und  Lehen- 
hofen)  Darstellungen  aus  den  unten  zu  besprechenden  „Kriegs- 
thaten"  der  Steirer,  nämlich  das  Widmungsblatt  dazu,  die  „Propa- 
gatio  Tauriscorum''  und  die  Schlacht  bei  Brück  a.  M.  von  1291, 
auf  Nr.  20  und  21  (73  und  74  des  Index,  Burg  Feistritz  von 
Innen  und  Aussen)  Tafeln  zu  Ahnenproben  und  endlich  auf 
Nr.  96  (177  des  Index,  Hofrain)  stark  verklopfte  Darstellungen 
zu  sehen  mit  Resten  von  Rahmen,  Wappen,  Ornamenten 
u.  s.  w.,  welche  von  einem  grossen  Stiche  stammen. 


103 

Das  eben  erwftnte  Titelblatt  des  „ScUösserbuches'^  zeigt 
inmitten  des  Feldes  ein  Medaillon  mit  dem  steir.  Panther,  vom 
Herzogshttte  gedeckt  und  mit  Oel-  und  Lorberzweigen  einge- 
rahmt, darüber  ein  Band  mit  der  Inschrift:  „Topographia 
Dncatas  Styriae  1681.  Cum  Privileg.  Sac:  Caes:  May."  und 
in  der  linken  unteren  Ecke  ein  Quadrat  mit  den  Worten: 
„Avthore  et  DeHneatore  Georgio  Matheo  Yischer.*'  Rechts 
unten  ein  Theil  der  Stadt  Graz  mit  dem  Schlossberge,  links 
Über  dem  Schriftquadrate  ein  Hügel,  darauf  ein  Mann  ein 
entferntes  Schloss  visirt 

Dass  dieses  Titelblatt  das  Jahr  1681  zeigt,  berechtiget 
nadi  dem  obigen  Beweise,  dass  Vi  seh  er  überhaupt  die 
Topographie  nie  abgeschlossen,  durchaus  nicht  zur  Anname, 
dass  um  1681  die  Ausgabe  gemacht  worden.  Es  zeigt  nur, 
dass  das  Titelblatt  des  Gkmzen  und  zwar  im  Jahre  1681  vor- 
gearbeitet worden. 

Doch  unterscheidet  man  2  Ausgaben,  eme  Wiener  und 
eine  Gratzer.  Die  erstere  hat  ein  gedrucktes  Titelblatt  und 
kein  Verzeichniss,  die  letztere  hat  ein  Yerzeichniss  und  kein 
gedrucktes  Titelblatt.  Dieses  lautet: 

„G.  M.  Vischers  KayserHchen  GEOGRAPH!  [  TOPO- 
6RAPHIA  DUCATVS  STIRIiE  |  Das  ist:  EigentUche  DELI- 
NEATIon  vnd  Abbildung  aller  |  Städte,  Schlösser,  Marckfleck, 
Lustgärten,  Probsteyen,  Stiilter,  |  Clöster  vnd  Kirchen,  so  sich 
im  Hertzogthumb  Steyermark  befinden;  |  Und  aojetzo  |  vmb 
einen  billigen  Preyss  zu  finden  seynd  |  bey  Johann  Bitsch 
Universitäts  Buchhändlern  Aufif  dem  Juden-Platz  *  *  ^  bey  der 
güldenen  Säulen.  ** 

Gegen  FeiP'*)  sind  wir  der  Ansicht,  dass  dieses  Titel- 
blatt der  älteren,  also  der  sogenannten  Wiener  Ausgabe 
angehöre.  Wir  nemen,  wie  wol  ganz  sicher,  an,  dass  erst  die 
Nachlassgläubiger  Yischer's,  Walch  und  Häckel,  nebst 
anderen  Rechten  aus  V  i  s  c  h  e  r 's  Erbschaft  auch  das  des  Abzuges 


«'«)  In  V^ien. 

^«*)  Am  a.  0.  p.  22. 


—     104     - 

von  200  Exemplareu  ausübten  und  dem  ^ucihhAndler  Bitsch 
in  Wien  die  Commission  derselben  Obertnigen,  um  zu  ihrem 
Gelde  201  kommen.  Das  mag  allerdings  um  1 700  gewesra  sein. 
Daher  das  gedruckte  Titelblatt  und  die  geringe  Vorsoige  für 
Beigabe  eines  InhaltsTerzeichnisses.  Diese  Wiener  Ausgabe  ist 
auch  weniger  reichhaltig,  doch  wechselnd  in  der  Zal  und  zwar 
von  370—390,  aber  auch  mit  427—437  Bildern.  Wie  diese 
Verschiedenheit  kam,  ist  schwer  zu  erklären.  Endlich  sind  in 
dieser  Ausgabe  von  s.  Jacob,  PöUau,  Stainz,  Voran  und 
Welsdorf  nur  die  alten,  nie  aber  die  Um-  und  Neubauten 
enthalten. 

Die  Grazer  Ausgabe,  d.  h.  die  durch  Trost  allein  ver- 
mehrte Auflage  hält  stets  462—465  Blätter,  besitzt  kein  ge- 
drucktes Titelblatt,  doch  den  Begister  und  fehlen  in  ihr  die 
alten  Bauten,  wol  aber  bringt  sie  die  Neubauten  der  eben 
erwänten  fünf  Oertlichkeiten,  und  zwar  sind  einzelne,  deren 
Stiche  nicht  nach  der  Natur,  sondern  nach  den  Entwürfen 
gearbeitet.  Das  zeigt  sich  bei  PöUau,  dem  noch  jetzt  der  zweite 
Thurm  mangelt,  und  bei  Voran,  das  noch  heute  seine  alten 
spitzen  Eirchthurmdächer  aufweist  Ob  die  Landschaft  diese 
vermehrte  Auflage  veranstaltete  oder  gleichfalls  die  Gläubiger- 
schaft Vis  eher 's,  oder  ob  die  Stände  sie  Dritten  übertrugen, 
ist  unbekannt 

Als  sehr  seltene  Blätter  sind  zu  bezeichnen,  s.  Jacob 
(Nr.  185),  Kilbel  (Nr.  208),  Mosbrunn  (ältester  Bau,  Nr.  278) 
Peckau  (Nr.  306  und  307)  und  Stift  Rotenmann  (Nr.  367). 

Diese  letzten  Angaben  über  die  Auflagen,  ihren  Reichtum 
und  die  seltenen  Blätter  verdanken  wir  dem  emsigen  Fleisse 
des  Herrn  E.  Fürst 

Nachdem  wir  mit  Karte  und  „Schlösserbuch''  die  umfang- 
und  inhaltreichsten  der  Vi  sc  her 'sehen  Arbeiten  ftür  Steier- 
mark abgetan,  woUen  wir  zur  3.  Gruppe,  zu  den  Einzel- 
und  Kleinarbeiten  übergehen.  Dabei  sei  es  vorbehalten, 
am  Schlüsse  der  Darstellung  die  verschiedenen  Leistungen 
Vischers  im  Lande  und  für  dasselbe  in  chronologischer 
Uebersicht  aufzureihen,  um  so  die  Wirksamkeit  des  Mannes, 


—    les    — 

weidie  wir  bis  jetzt  mahr  nach  bestimmten  Themensorten 
belmchtet,  auch  in  dieser  Art  zur  Anschauung  zu  bringen 
und  gewissennassen  zu  recapituUren. 

Hier  tritt  uns  zuerst  ein  ganz  neues,  Feil  unbekannt 
gebliebenes  Werk,  das  in  dessen  Liste  als  Nr.  13  figuriren 
sollte^  entg^en,  die  grosse  Ansicht  von  Admont  Als 
vor  einer  Reihe  von  Jahren  am  Joanneumsarchive  die  vor- 
rätigen Platten  Vis  che  r's  neu  abgezogen  wurden  und  allent- 
halben im  Lande  eine  Bewegung  zur  Ergänzung  mangelhafter 
Exemplare  Vis  eher 's  auf  diesem  Wege  entstand,  gelangte 
auch  Manches  zu  Tage,  was  früher  an  emschlägigem  Materiale 
unbeachtet  geschlummert  hatte.  So  brachte  Herr  Regienmgsrat 
Dr.  B. Peinlich  damals  jenes  Kupfer  ein;  es  kam  dann  auch 
die  (überarbeitete)  Platte  davon  zu  Tage,  und  weitet's  langten 
noch  13  Kupferplatten  zum  „  Schlösserbuche  **  aus  Admont  an. 

Diese  Ansicht  des  Klosters  besteht  aus  dem  eigent- 
lichen Bilde  und  dem  Erklärungsrande  unterhalb;  mit  letz- 
terem  hat  sie  13"  9",  ohne  demselben  13"  1"  Höhe,  gegen 
19"  Breite. 

Das  Stift  ist  darauf  von  der  Westseite  in  Vogelperspective 
aufgenommen,  ganz  so  wie  es  die  Ansicht  im  « Schlösserbuche  ^ 
zeigt,  nur  aus  grösserer  Höhe,  so  dass  die  rückwärtigen  Höfe 
und  der  Garten  sich  mehr  ausdehnen.  Eben  desshaib  schliesst 
auch  dieses  Blatt  oben  mit  der  Gartenmauer  ab  und  feit  der 
Thal-  und  Berghintergrund  des  kleinen  Bildes.  Wo  auf  diesem 
in  der  linken  unteren  Ecke  das  Erklärungsquadrat  angebracht 
ist,  eben  dort  ist  auf  der  grossen  Ansicht  eine  besondere  Orna- 
mentik eingesteUt  Zwei  Pyramiden,  oben  mit  Rosetten  und 
Maschen  geziert,  stehen  mit  Kugelfüssen  je  auf  4  konischen 
Felsblöcken;  ihre  Spitzen  sind  durch  ein  Band  verbunden, 
über  welchem  eine  Gemshaut  herabhängt  und  diese  hat  die 
Inschrift:  „REVEREND™^  PERILLVSTBI  i  et  Amplissimo 
Praesuü  ac  Duo  Dno  |  BAIHYNDO  \  Dei  Gratia  Celeber™^ 
Monasterii  |  Admontensis  i  Ordinis  S.  Benedicti  abbati  Vigilant"'^^ 
j  Superioris  Styri«  Archidiacono,  Sac:  |  Caes.  May:  et  Cel- 
sissimi   Principis   et   Archi-   {  Epi    Salisburgensis   consiliario 


—     106     — 

respectrae  |  Intimo  ete.  Dno  ac  Maecenati  suo  {  clementissimo 
hanc  Monasterii  |  sui  frenographicam  delineatiosem  hmnillime 
oflfert  I  G:  M:  Vischer.  |  Geograpbus.  |  Anno  1674/ 

Sonach  wäre  dieses  Blatt  das  erste  Werk  Vischer's 
auf  steirischem  Boden  nnd  fbr  denselben,  noch  vor  seiner 
Ansicht  von  Graz  und  lange  vor  der  Karte  selbst  datirend, 
und  eigentlich  die  Inauguration  seiner  späteren  topographischen 
Arbeiten.  Leider  enthält  das  Sttftsarchiv  nach  den  Mitteilungen 
des  Capitulars  und  Archivars  P.Jacob  Wi ebner  keinerlei 
Daten,  welche  über  die  Verbindung  V  i  s  c  h  e  r  's  mit  dem  Kloster 
und  dem  Prälaten  Baimund  (Baron  von  Bechlingen)  aufklären. 

Da  nicht  nachgewiesen  werden  kann,  dass  Vischer  seine 
Landesbereisung  behufs  der  Karte  schon  1674  gemacht,  ist 
es  auch  nicht  grundlos  anzunemen,  dass  er  schon  früher  das 
Bild  von  Admont  vorbereitet  habe.  Denn  das  Stiit  liegt  nur 
eine  kurze  Wegstrecke  von  der  oberösterreichischen  Grenze 
ab  und  es  ist  sehr  zu  vermuten,  dass  er  bei  seiner  Bereisung 
jener  Gegenden  des  Landes  ob  der  Ens  es  besucht,  gezeichnet, 
noch  vor  Beginn  seiner  steirischen  Arbeiten  gestochen  und 
dem  Pr&laten  überreicht  habe. 

Diese  Ansicht  ist  älter  als  die  kleine  im  „Sctdösserbuclie". 
Abgesehen  davon,  dasa  letztere  von  dem  erst  später  beige- 
zogenen Trost  gestochen  wurde,  liegt  der  Beweis  auch  in  der 
Grestalt  der  Thürme  der  Klosterkirche.  Der  rechte  oder  nörd- 
liche nämlich  hat  auf  dem  grossen  Bilde  noch  die  alte  Form, 
das  Spitzdach  und  das  vortretende  ührfenster  darauf,  und  ist 
niederer  als  der  südliche,  welcher  auf  dem  viereckigen  alten 
Thurm  bereits  den  achteckige  Aufsatz  mit  dem  Zwiebeldadie 
trägt  Ausserdem  tritt  auf  dem  grossen  Blatte  die  rechte 
Thurmfront  etwas  gegen  den  Stiftsvorbau  vor  und  ist  dagegen 
der  Kirchenvorhof  Meiner  als  auf  der  Ansicht  im  „Schlösser- 
buche ^.  Letztere  hat  schon  beide  Thürme  gleich  und  die 
äussere  Linie  des  nördlichen  Thurmes  Mt  mit  jener  des 
Stiftsvorbaues  zusammen. 

Der  Erklärungsrand  zält  32  Nummern,  während  die  kleine 
Ansicht  nur  6  Teile  erklärt 


—     107     — 

Zeidmer  und  Stecher  sind  auch  in  Monogramm  genannt 
nicht  zu  entdecken.  Es  soQte  wol  das  „6.  M.  Yischer  6eo- 
graphns  offert"  Alles  decken.  Ob  unser  Topograph  denn  auch 
wirkKch  der  Aetzer  gewesen,  mag  fraglich  sein. 

Dieses  Blatt  mnss  als  Unicum  gelten.  Ein  zweites  Exem- 
{dar  ist  bisher  nicht  vorgefunden  worden. 

Wie  die  anderen  Besitzungen  Admonts,  welche  im 
^SehKVsserbuche^  .  erscheinen ,  hat  dieses  Kupfer  38  Jahre 
sp&ter  eine  üeberarbeitung  erfahren. 

Abt  Raimund  wai*  bereits  1675  gestorben  und  der  4.  Abt 
nach  ihm,  Anselm  (Lürzer  von  Zechenthal),  inaugurirte  das 
Jahr  seines  Regierungsantrittes  unter  Anderem  auch  mit  diese 
Massregel.  Diese  wurde  hübsch  bequem  aufgefasst;  statt  des 
alten  Thurmes  wurde  ein  neuer,  d^n  südlichen  gleicher,  AN- 
SELMO  statt  RAIMVNDO,  und  1707  statt  1674  eingestellt 
Alles  Andere  blieb.  Dass  Yischer  damals  schon  mindestens 
8  Jahre  todt  war  und  seinen  angeblichen  Mäcen  Anselm  ver- 
mutlich gar  nicht  kannte,  beirrte  nicht 

Auch  auf  dieser  Üeberarbeitung  ist  keinerlei  Namens- 
zeichen zu  entdecken. 

Die  Platte  davon,  weitaus  wol  Vischerisches  Operat, 
befindet  sich  im  Stifte. 

Die  nächste  Einzelarbeit  Vi  seh  er 's,  der  wir  in  der  Zeit 
begegnen,  ist  die  bei  Feil  (p.  18)  als  Nr.  8  der  Werke  be- 
zeichnete grosse  Ansicht  von  Graz. 

Yischer  reichte  das  Blatt,  welches  entschieden  keine  Ver- 
trags-, sondern  eine  Privatarbeit  ist  und  das  er  1675  fertig 
brachte,  im  Jänner  1676  der  Landschaft  ein.  Zu^eich  brachte 
er  zu  ihrer  Eenntniss,  dass  er  auch  eine  Beschreibung  der 
Stadt  drucken  lassen  wolle  und  dazu  der  Namen  der  vomemsten 
in  ihr  sesshaften  oder  wirkenden  Landeswürdenträger  bedürfe. 
Nach  unserer  Auffassung  der  Eingabe  * '')  scheint  es  sich  um 
eine  Ausstattung  des  Bildrandes  mit  erklärenden  Daten  ge- 

1  *)  „  .  .  .  allhiegBige  kaisserl.  Tiid  auch  einer  hochlöbl.  Landtschaflft 
Stollen  aUhero  vnd  darunter,  neben  herab  aber  ancli  die  kurze  Be* 
schreibang  der  Statt  .  .  ." 


—     108     — 

haaddt  zu  haben  und  die  Landschaft  sollte  nach  seiner  Bitte 
die  Revision  der  Bichtigkeü;  pflegen  lassea  Sie  beauftragte 
zwar  den  Begistrator  damit '  '^),  aber  es  ist  nicht  bekannt,  dass 
die  Sache  bis  zur  Ausftünng  gediehen  sei.  Vi  sc  her  erwänt 
zwar  in  wenig  späterer  Eingabe,  er  arbeite  daran  '^'),  allein 
es  ist  kein  Exemplar  dieser.  Beschreibung  oder  eine  Stadt - 
ansieht  mit  derselben  bisher  bekannt  geworden.  Nur  das'  ist 
aus  den  bücherlichen  Aufzeichnungen  gewiss,  dass  man  ihm 
ftlr  die  Widmung  ein  Geschenk  von  12  fl.  gab  '**). 

Bezüglich  der  Beschreibung  dieser  Langansicht ,  davon 
das  Landesarchiv  leider  kein  Exemplar  besitzt,  das  wir  aber 
aus  dem  etwas  verletzten  des  Herrn  Privatiers  £,  F  ü  r  s  t  kennen, 
folgen  wir  Feil  (a.  a.  0.  18), 

Sie  besteht  aus  2  zusammenpassenden  Blättern,  welche 
im  Ganzen  35"  3'"  Breite  und  10"  7"'  Höhe  haben. 

Oben  in  der  Mitte  ist  ein  auf  Wolken  gestelltes  Medaillon 
mit  dem  steir.  Panther,  über  welchem  ein  blasender  Engel 
den  Lorberkranz  hält,  während  ein  zweiter  Engel  in  der 
Rechten  mit  einem  grossen  Zweig,  den  Schild  mit  der  Linken 
zu  halten  scheint.  Die  Aufschrift  lautet: 

.,(Srät(  bie  jQanlit  Statt  im  l|ör^09tt|itmli  3tti|er.'' 

Die  Stadt  ist  vom  Westen  aus  der  Murvorstadt  aufge- 
nommen. Den  Schlossberg  krönt  das  alte  wolerhaltene  Schloss. 
An  seinem  Fusse  ist  „Der  Änderte  Sackh"^  und  „Der  Dritte 
Sackh*",  rechts  im  Hintergrunde  der  „Rosenberg''  mit  2  Schloss- 
chen,  links  etwas  tiefer  ,,St.  Leonhart"  und  unten  „am  Graben''. 

In  der  Mitte  des  Bildes  und  der  von  der  Flussmauer 
eingesäumten  Stadt  ist  das  Murthor  mit  der  in  halber  Länge 
gedeckten  Brücke  und  dem  Blockhause  darauf  mit  den  Auf- 
zügen. Die  Einzelbauten  der  Stadt  sind  in  25  Nummern  erklärt 

In  jeder  der  beiden  oberen  Ecken  sind  eingeramte  Tafehi, 


*•*)  Orig.,  stimk.  Landesarchiv j  Feil  a.  a.  0.67;  Verordne tenprotokoU 

1676,  f.  16,  Expeditbuch  1675—76,  f.  67'. 
«^•»)  Orig.  ebd.;  Feil  a.  a.  0.  68. 

ii**)  Yerordnetenprot.  (9.  März)  1676,  f.  46  und  Ausgabenbuch  (16.  März) 
1676,  f.  190'. 


—     109     — 

darin  Uehie,  aber  recht  klar  gearbeitete  Ansichten  von  Graz 
uod  zwar  von  anderen  Seiten  als  die  grosse  darstellen.  Die 
rechts  gibt  „Die  Hanbt  Vestung  Gratz  wie  sie  denen  von 
Wienn  vnd  Saltzbnrg  körnenden  sieh  erzeiget*',  also  von  Norden, 
jene  links  „Die  Haubt  Vestung  vnd  Statt  Grätz,  wie  sie  denen 
aus  Krabatten  vnd  windischen  Marckh  khonunenden  zu  sehen 
vorkhömbt'',  sonach  von  Süden. 

Der  Name  des  Zeichners  und  Stechers  ist  nicht  bemerkt; 
dass  aber  wenigstens  die  Zeichnung  von  Vi  seh  er  stammt, 
ist  wol  sicher;  ob  der  Stidi,  wird  nach  Kennern  wie  Feil, 
die  Vischer's  Aetzkunst  gering  anschlagen,  bezweifelt 

Eine  andere  fast  gleichzeitige  Kleinarbeit  V  i  s  c  h  e  r  's  ist, 
dass  er  die  Wappen  der  Verordneten  auf  6  silbeme 
Leuchter  der  Landhauscapelle  stach.  Der  Auftrag 
dazu  wurde  1676  vollzogen  und  betrug  sein  Honorar  dafbr 
12  fl.  ^").  Diese  Objecto  befinden  sich  heute  längst  nicht 
mehr  im  Inventare  der  Landschaftscapelle ;  gegenwärtig  dienen 
daselbst  die  gewönhchen  hölzernen,  geschnittenen  und  reich 
vergoldeten  Leuchter. 

Weitere  Bethätigung  seiner  Geometerkenntnisse  wurde 
Vischer  aus  den  Grenzstreitigkeiten,  welche  zwischen  Steier- 
mark und  Salzburg  einer-,  dann  Steiermark  und  Niederöster- 
reich  anderseits  obschwebten. 

Mit  dem  Erzbisthume  warte  der  Zwist  an  der  Mandling 
hn  Ensthale  zwischen  Schladming  und  Radstadt  schon  seit 
1589.  Gegen  Mitte  der  siebziger  Jahre  des  17.  Jhrh.  ergab 
es  sich,  dass  die  Salzburger  mit  ihrem  Ausbau  der  Befesti- 
gungen zu  empfindlich  das  steir.  Gebiet  berttrten.  Es  wurde 
1677  eine  Commission  ernannt,  bestehend  in  dem  Grafen 
Erasmus  Friedr.  von  Herberstdn  und  dem  Propste  Maximilian 
von  Seckau.  Letzterer  hatte  ohnehin  seine  Hausdifferenzen 
mit  dem  Erzbischofe,  mochte  sich  dessen  Abneigung  nicht 
anssetzen  und  trat  gar  nicht  in  die  Commission.  Für  ihn  nam 


'*^  Verordnetenprot.  (8.  Juli)  1676,  f.  1S8  und  Ausgabenbuch  (26.  Aug.). 
1676,  f.  221'. 


-     110     — 

Abt  Franz  von  s,  Lambrecht  das  Amt  an.  Die  CiMmaisaion 
sollte  am  28.  Juli  an  der  Mandling  sich  mit  den  Salzburger 
Abgeordneten  zusammenfinden.  Ihr  Begleiter  war  unser  „Geo- 
graphus  Georgius  V  i  s  c  h  e  r,  welcher  ohne  dessen  die  Steyrische 
Landt  Karten  zuuerfasssen  hat^^  Er  hatte  den  Auftrag  um 
einen  Tag  (4.  August)  vorauszugdien,  „dass  er  situm  loci 
adamussim  abmessen,  in  Grund  legen  vnd  getreulich  zu  Papier 
bringen,  massen  dan  er  beykombenden  in  der  Bamb  einge- 
fasten  Abriss  .  .  geometrice  entworfifen^,  denselben,  den  wir  in 
der  ersten  Eunstbeilage  hier  in  autographischer  Copie  bieten. 
Die  Comnüssion  einigte  sich  in  einem  Vergleiche  vom  7.  Au- 
gust 1677  und  —  die  Streitigkeiten  dauerten  fort*'"). 

Das  Ei^ebniss  der  Vi  scherischen  Mitarbeit  ist  eine 
Doppelaufioame  der  salzburgischen  Befestigungen  und  deren 
salzburgischer  und  steirischer  Umgebung,  in  Ansicht  nämlich 
und  in  Grundriss.  Das  Origmal  ist  uns  nicht  mehr  erhalten 
und  dürfte  in  einem  der  kaiserlichen  Archive  liegen,  da  auch 
der  Vertrag  im  Original  an  die  Hofkammer  ging;  doch  liegt 
uns  eine  voraussichtlich  getreue  Copie  des  18.  Jhrh.  vor, 
welche  wir  fbr  die  Wiedergabe  bentttzen. 

Der  obere  Teil  der  Doppelau&ame  nennt  sich  nAui^e- 
zogener  Abris  der  Salzburgerischen  Schanz  an  der  Mandling*', 
der  untere  „Geometrischer  Grund-Riss  der  Lands-Confia 
zwischen  Steyer  vnd  Salzburg  auf  der  MftndUng  im  Ennsthall 
1677^.  Der  Copist  besagt  ausdrucklich,  „das  Original  ist  von 
G.  M.  Vischer  Geograph.^ 

Da  die.autographirte  Copie  gleicher  Grösse  mit  der  Vor- 
lage, so  ist  das  Mass  gegeben  Nur  ist  zu  bemerken,  dass 
auf  Letzterer  unten  noch  ein  5"  hoher  lUnd  sich  in  den 
Gesammtramen  einbezogen  findet,  welcher  die  Erklftrungen 
von  A— AA  enthält  Unser  Quasioriginal  ist  ziemlich  schlecht 
in  Wasserfarben  gehalten  imd  hat  man  daher  in  unserer  Copie 
von  Farbendruck  absehen  zu  sollen  ge^^bt  Es  ist  eine 
folbar  getreue,    aber  harte  und  fasst  möchte  man   sagen. 


<i8j  Grencacten  des  LandesarchiTes. 


—     lU     — 

bnreaakratische  Wiedei^e  des  unbekaimt  gebliebenen  Ori- 
ginales, ohne  Spur  jener  künstlerischen  Hand,  die  man  in  der 
2.  Beilage  allerdings  erkennt 

Wie  man  aus  unserer  Copie  ersieht,  waren  damals  die 
salzburgischen  Grenzbauten  an  der  Mandling  sehr  umfangreich ; 
ans  den  heutigen  Ueberresten  würde  man  diess  kaum  mehr 
ahnen.  Zum  Verständniss  der  einzelnen  Bauten  und  Oertlich- 
keiten  wollen  wir  hier  die  in  der  Copie  ersparungshalber 
weggelassenen  Erklärungen  folgen  lassen. 

«A  Gruener  Püchl  woruon  man  die  Salzburgerische  Schanz 
völlig  besehen  kan. 
^    B  Die  Salzburgerische  Schanz  sambt  der  Soldaten  Wohnung. 

C  Die  Mauer  mit  welcher  die  Schanz  von  hinten  her 
umbfEmgen. 

D  Palissaden  mit  welchen  was  nit  mit  Mauren  einge- 
ÜBügen  beschlossen. 

E  Zwey  Bastionen  von  starcken  dicken  Mauren  au%e- 
fbhret 

F  Die  Cordinen  zwischen  beeden  Pastionen. 

G  Die  Streichwöhren, 

H  Drey  Schild  und  WachlrHaussl. 

J  Plochhaus  von  Holz  aufgesezt 

E  Der  Ausfall  in  der  untern  Bastion  bey  der  Ennss. 

L  Der  Grästein  wohin  Salzburg  anfangs  seine  Gränizen 
vorzeigt  vnd  praetendirt  hat. 

M  Hueber  Palfen  in  dem  ein  eingebautes  Creuzl  zu  sehen, 
von  welchem  anfangs  bis  zu  der  Rottenwan(d)  die  Steyrische 
Confin  von  unss  begehrt  worden. 

N  Die  rotte  Wand  wie  mans  in  gemein  pflegt  zu  nennen. 

0  Der  neue  MüUschlag  vorhin  strittigen  Confin  Orths, 
aniezo  aber  auf  der  Salzburgerischen  Grund  stehend. 

P  Die  Mandling  Pruggen  wie  in  obem  Riss  zu  sehen. 

Q  Der  Fluss  Mändüng  ober  der  Pruggen,  welcher  aniezo 
biss  zu  der  Prüften  P  die  Confinen  auf  der  Mitte  des  Rmsall 
schaidet 

R  Der  Fluss  Ennss. 


—     112     — 

S  Der  Fluss  Mtodling  wie  er  unter  der  Pruggen  in  die 
Ennss  flüest 

T  Die  Scbriembs  unbequeme  Pruggen  von  Schanzthor 
heraus,  me  sie  bishero  gestanden  und  in  untern  Ria  zu 
sehen  ist 

V  Wie  die  vorbenante  Pruggen  T  aniezo  grader  und 
bequember  zu  machen  verglichen  worden,  vnd  in  obem  Bis 
zu  sehen. 

W  Rott  spiziger  Stainfels  wohin  man  sich  aniezo  wegen 
der  Confinen  verstanden  hat 

X  Die  gerade  Grundlinien  von  obbesagter  Hueber  Palfen 
M  bis  zu  der  Bottenwandt  N  wie  in  den  untern  und  obem 
Bis  angezaigt  und  vermerkt  wirdet 

Y  Diese  Linien  zaigt  von  Mitte  der  Mftndling  Pruggen 
P  die  Confin  bis  an  den  rothspizigen  Steinfelsen  W. 

Z  Die  verglichene  LandmarchseuUen,  wie  sie  sollen  gesezt 
werden  und  in  obem  Bis  vermörkt  seyn  *'•). 

AA  ain  gemaurtes  Pastein-Egg,  welches  noch  vorhin  von 
den  Salzburgerischen  zu  weit  herein  in  den  Fluss  Mändling 
auf  Steyrischer  saits  erbauet  worden." 

Visch^r's  Entlohnung  fbr  seine  Mtthewaltung  bestand 
in  der  Summe  von  60  fl:  „Lifergelt^  (Di&ten),  worin  wol  Alles 
begriffen  scheint  Graf  Herberstein  bekam  300  fl.  "^. 

Drei  Jahre  später  ging  Vis  eher  als  Grenzgeometer  an 
den  Semmring. 

Acten  liegen  darüber  nicht  vor,  wol  aber  besitzen  wir 
seinen  „Abriss  der  Landtgranitz  auf  dem  Semring  zwischen 
dem  Hertzogthumb  Steyer  vnd  Ertzhertzogthumb  Ostereich 
die  alhier  mit  rother  Färb  gezeichnet  zusehen  "^  und  beigefügt 
ist  unten  „Gemacht  durch  Georg  Mattheum  Vi  scher  Geo- 
graphum  Anno  1680  den  9.  9br." 


***)  Bei  den  Gi^nxacten  und  zwar  der  Vergleichscopie  Yom  7.  Aug  liegt 
eine  Curbige  Abbildung  einer  solchen  «Lundmarcbsaulen*,  die  Yon 
gewandter  Hand  gearbeitet  ist  und  möglicherweise  von  Vis  eher 
Btanunt,  wenn  sie  nicht  ebenfalls  doch  gleichzeitige  Copie  ist. 

<«)  Verordnetenprotokoll  1677-78,  f.  174. 


—     113     — 

Aiieb  diese  Arbät  g^en  w  in  autographirter  Nach- 
büduig  als  zweite  KuBStbeilage. 

Die  GreBzkarte  am  Semmring  ist  uns  in  4  Exemplaren 
ecliallen.  Davon  sind  3  gleicbzeitig  mit  1680  und  scheinbar 
von  derselben  Hand  gemadit;  eine  derselben  ist  nur  in  Feder 
geaeicbnet  und  luit  wol  obige  Aufschriften,  doch  keine  Ter- 
weiabucbstaben;  die  anderen  zwei  sind  mit  der  Feder  gemacht 
und  haben  leichte  Farbentinetur,  doch  keine  Au&chrift,  wd 
ab^  die  Eiklänmgsbuchstaben.  Letztere  beide  zeigen  $xtA 
eine  grüne  und  eine  blaue  Grenzlinie  auf  steirischem  Gebiete, 
wie  Oesterrelch  sie  prfttendirte,  welche  Beide  wider  auf  der 
festeren  feien.  Endlich  ist  noch  eine  Copie  des  18.  Jhrh.  in 
Federzeichnung  und  Farben  vorhanden,  die  aber  gegenüber  den 
anderen  drei  nidit  in  Betracht  kommt.  Unsere  Copie  in  Beilage 
2  ist  eine  Compositicm  aus  den  ersten  dreiai,  weil  es  uns 
mcbt  allein  auf  die  Yisc herische  Arbdt,  sondern  auch  auf 
den  Stand  der  Angelegenheit  anzuk(»nmm  scheint 

Es  ist  schwer  zu  entscheiden,  ob  die  drei  ^eichzeitigen 
Karten,  deren  Schriftettge,  wie  gesagt,  durchaus  dieselben  sind^ 
von  Vi  seh  er  oder  von  einem  Copisten  —  etwa  Trost  — 
rttren.  Die  Züge  sind  in  lateinischer  Cursiv  mit  dn^  gewissen 
Sorgfalt  gemadit,  und  darnach  lässt  sich  Identität  der  Schriften 
weit  schwerer  feststellen,  als  wenn  sie  gewdnliche,  man  möchte 
sagen,  Wochentagszüge  machen.  Von  Vis  eher  liegen  uns 
nur  seine  gewönlichen  Briefe  m  deutscher  Cursiv  vor,  auch 
die  Unterschriften  darin.  Selbe  sind  wol  ganz  anders  als  die 
Züge  auf  diesen  Karten.  Wenn  man  aber  deren  Unterschrift 
mit  jener  auf  Feils  Porträt  vergleicht,  dann  ergibt  sich 
allerdings  grosse  Aehnhchkeit  und  die  Anname  der  eigen- 
händigen Erzeugung  der  Karten. 

Sei  dem  wie  immer,  so  ist  die  Gleichzeitigkdt  dieser  mit 
Vischers  Operate  nicht  zu  läugnen  und  so  wie  die  drei 
Karten  unter  sich  stimmen,  stimmten  sie  wol  auch  mit  Vi- 
schers Originale,  wenn  sie  nicht  selbst  Originale  sind. 

Die  Art  der  Aufoame  erinnert  sehr  an  die  grosse  Karte 
von  Steiermark.  Die  Berge  sind  hier  im  grösseren  Massstabe 

Mittheil.  d.  hist.  Yereins  f.  .Steiermark.  XX lY.  Heft,  1876.  8 


—     114     — 

ganz  so  behandelt,  wie  dort  im  Kleinen,  und  die  Orte  Spital, 
Schottwien  und  Klamm  eigentlich  nur  Gopien  ihrer  Sldzssen 
daselbst  Den  kansüerischen  Strich  erkennt  man  an  der  leichten 
Weise  der  Waldberandnng  der  Berge,  an  der  nicht  uneleganten 
Auffassung  der  Orte  und  an  der  Weise  d^  Farbentingnrung. 

Wür  haben  auf  unserer  Copie  m  Beilage  2  die  3  Grenzen 
in  Farben  nicht  geben  lassen,  sondern  selbe  durch  verschiedene 
leicht  verständlidie  Striche  markirt;  fOr  das  Detail  der  Oert- 
lichkeiten  soll  die  Erklärung  sprechen,  welche  in  den  Acten 
erhalten  ist.  Sie  lautet: 

^Abriss  einer  gewissen  Landts  Confin  zwischen  N:  Ö: 
ynd  Steyer,  gegen  dem  Berg  Semring,  darinnen  der  rothe 
Strich  (mit  denen  Buechstaben  A  B  G  D  E  F  6)  die  von  steyri- 
scher  Seithen  angezogne  Confinen,  der  blaue  Strich  aber  (mit 
L  M  N)  die  von  Seithen  'S:  (f:  vermaintlicbe  Landscheidung 
bedeüttet,  der  griene  Strich  aber  (mit  O  P)  zeiget,  wie  weit 
die  Österreicher  ihren  Wildpan  extendiem  wollen. 

Bedettttung  der  emgesetzten  Buchstaben. 

A  Auf  dissen  Peillstein  ist  die  Confin  vndisputierlich  vnd 
fangt  aldorten  an. 

B  Ein  Marchpaum  darin  ein  Khreitz  gehauen. 

C  Ein  SchnöUgalgen,  so  von  steyerischer  -  Seithen  auf- 
riebt worden,  herentgegen  von  Östereichem  wider  abgethon 
worden. 

D  Alda  bey  einem  Prttndl  fangt  an  der  Mörtengraben, 
gehet  hinauf  zwischen  den  Göstritz  Kogl,  vnd  Ärtzt-KogL, 
vnter  der  Strasss  aber  haisst  es  in  der  Haarpoint  vnd  ist 
ostereichisch. 

E  Auf  der  Höche  dess  ArtzkogI  fangt  an  ein  Zaun,  der 
scheidet  die  Burgerwissen  vnd  Spittälerwissen  biss  auf  den 
Weinweeg.  NB.  Die  Burgerwissen  ist  vndisputierlich  ostereichisch 
vnd  die  Spittälerwissen  vndisputierlich  steyerisch. 

F  Ein  Tafele,  alss  ein  Martersaul  an  ein  Baum  angehöfft, 
biBS  dahin  gehet  Kranichbergisch  (id  est)  Ostereicher  gebUett 
vndisputierlich. 

G  Der  Pfaff  ein  grossser  Berg,  der  nach  der  Wasssersag 


I  —     115     — 


steyerischer  Sdthen  steymsch,  vnd  Ostereicher  Seithen 
osteraehischviidisputierlich  eikhenat  wirdt. 

H  Em  Martersaul,  so  Herr  General  von  Kielmannssegg 
Ttxr  Bit  langen  Jahren  auss  Andacht  dahin  setzen  lassen,  gegen 
zum  StOfft  Neuberg  (welchess  aldort  den  Grundt  ynd  Poden 
hat)  gegebnen  Reuers,  vnd  also  khein  Zeichen  der  Landschi- 
dung ist,  oder  allegiert  werden  khan. 

K  Ostereichisch  neygemachtess  Verh&kh,  darbey  sie  Wacht 
gebalten,  vnd  den  26.  Octob.  1680  durch  die  steyerischen 
Henmi  Clonnnissarien  cassiert,  auch  die  österdchische  Wacht 
in  den  M(Mengraben  alss  zur  rechten  Confin  hinab  geschafft 
vnd  be^ait  worden. 

L  Ostereichisch  gesuechte  Landt  Gränitz,  so  bey  M  den 
Buechwald  ihrerseits  einschüesset,  vnd  sich  biss  an  den  Wein- 
weg N  extendiem  solle,  der  in  die  Dierr  gehet 

0  Ostereichisch  praetendierter  Wildpahn^  so  sich  biss  an 
Weinweg  P  der  in  die  FrOschnitz  gehet,  erströkhen  solle.  ** 

Fitr  die  Leistung  wurden  Vischer  i,als  wegen  Be- 
reithung  der  strittigen  Landtsconfin  auf  dem  Sembring  fQr 
Raiss  alss  andere  Vncossten^    150  fl.  angewiesen  und  am 

15.  Jfinner  1681  ausbezalt '*  0* 

Schon  oben  ***)  ist  des  ümstandes  gedacht  worden,  dass 
1680  eine  seiner  stdrischen  Landkarten  zugeschnitten  und  in 
der  Form  eines  Ritterhelms  mit  zurückgeschlagenem  Visir 
bemalt  den  Ständen  vorlegte  und  dass  dasselbe  Product  mit 
gewissen  Randbeigaben  uns  vom  Jahre  1681  erhalten  ist. 

Auf  diese  letzteren  kommen  wir  jetzt  zu  sprechen.  Sie 
zeigen  uns  Vischer  in  einer  Sph&re,  fbr  welche  wir  bisher 
nur  Andentungen  besassen,  nämlich  als  Historiker.  Congruent 
ist  diese  Thätigkeit  bis  auf  gewissen  Grad  mit  der  ungarischen 
Landkarte,  welche  als  Karte  des  Kriegsschauplatzes  eigentlich 
der  Tagesgeschichte  diente.  Es  lag  dann  nahe,  dass  er 
aach  die   Herausgabe    anderer   kriegsgeschichtlicher  Blätter 


"')  Verordnetenprotokoll  (9.  Dec.)   1680-- 81,  f.  51'  und  Ausgabenbuch 

1680-81,  Nr.  198. 
'««)  Seite  29. 

8* 


—     116     — 

unt^mam,  warn  Dimlich  der  Getet  im  Lande  seiner  Fferivai- 
unternemun^  Unterstützung  imd  ihren  Leistungen  Abname 
versprach.  Und  das  mnsste  doob  wol  sein,  sonst  konnte  er 
zu  dner  ganzen  Serie  von  Stieben  sich  kaum  herbeilassem 
und  spricht  filr  den  geschichtlichen  Sinn,  und«  fast  müdite  man 
sagen,  den  Eriegsstok  des  Landes. 

Nach  der  Fassung,  in  welcher  die  Notiz  von  1681  spiidii, 
dürfte  unzweifelhaft  ein  doppeltes  Substrat  der  Landschaft  zur 
Anerkennung  vorgelegt  worden  sein,  im  Jahre  1680  der 
^martialische  Kopf**  zuerst  allein,  und  am  2S.  Mai  1681  abemalfi 
als  „inuentierte  rC^embhche  Landts  Figur,''  die  jedoch  sehen 
die  lobwttrdigen  Khriegsthatten  in  sich  haltet'**).  Was 
er  fUr  das  Eine  erhielt,  wissen  wir  nicht;  von  dem  anderen 
wissen  wir,  dass  er  nidits  erhielt  Er  wurde  dafür  auf  das 
„vorige  Quantum'^  gewiesen;  folglich  hatte  er  w^gstens  etwas 
erhalten. 

Von  der  Existenz  der  „Kriegsthaten**  wussten  wir  bereits. 
Ein  Exemplar  —  in  welcher  VoUständigkeit  kt  uns  nicbt'  mehr 
erinnerlich  —  haben  wir  vor  Jahren  in  Privathaad  gesehen; 
verstreute  BUtter  derselben  kommen  hie  und  da  v<Hr  und  hat 
auch  emes  derselben  (die  Schlacht  vor  Graz  von  1260  darstellend) 
einen  Unkundigen  vor  kurzer  Zeit  bewogen,  darin  eine  echte 
Ansicht  unserer  Landeshauptstadt  zu  erkemien  und  mit  litho- 
graphischer Wiedergabe  ein  verfdtes  Unteraemen  auf  den 
gläubigen  patriotischen  Sinn  zu  eröffnen;  eine  gute  Anzai 
davon  findet  sich  in  Einzelblättem  im  Landesarchive.  Den 
ersten  Wink  über  die  Urhebersbeziehung  gab  eine  gelegentliche 
Untersuchung  der  noch  erhaltenen  Platten  des  ^SchUteei^ 
buches''.  Da  ist  auf  der  Rückseite  des  Kupfers  von  Sehloss 
Heckenberg  die  „Propagatio  Tauriscorum'',  auf  der  von  Lehen- 
hofen  die  Schlacht  Albrechts  L  gegen  die  Aufistlbidischen  bei 
Brück  *^^)    und    auf   der  von  Judenburg  eine   omamentirte 


**»)  Verordnetenprotokoll    1680  -81,  f.  128  und  Expeditbuch  1680—82, 

f.  164'. 
^*^)  Ist  in  lithogr.  Copie   und  vergrössert  auch  als  Titelbild  in  Graffis 

Gescb.  V.  Brück  a.  M.  ververtet. 


—   11t   — 

Widntong  in  lateni.  Distidieii  gravirt,  die,  allein  genommen 
wenig  Terstfindlich ,  Ton  Einigen  oberflftclüich  als  Dedica- 
tiond>latt  zum  Schlösseibuche  genommen  wurde.  Nicht 
die  Verse  sprachen  dalbr  (Aeim  waa  hätten  die  ,,duodecies 
Tictrida  arma**  mit  den  steir.  Burgen  u.  s.  w.  zu  thun  ?)  aber 
dass  ^Vischer  Author*  darunter  stand,  das  stellte  fest,  das 
Blatt  gehöre  zu  einer  Arbeit,  welche  eben  vor  wenigen  Jahren 
noch  nicht  sonstatirt  war.  Es  gab  sich  mit  der  genaueren  Unter- 
sudiung  des  gesammten  Yischer-Materialee  Niemand  ab,  sonst 
hätte  mit  einiger  Bestimmtheit  das  Zttsanmiengeh(Vren  der  De- 
dication  und  der  Oeschichts-  und  Kriegsbilder  wol  schon  nach- 
gewiesen werden  könnm.  Durch  die  Erhaltung  und  Entdeckung 
der  Gesuchsbeilage  Ton  1681,  des  „martiaüsehen  Kopfes  mit 
der  kOnstlerischen  Randglossirung,  dem  Widmungsblatte  und 
der  „Beschreibung^  ist  die  Arbeit  als  eine  Vischerische 
YoUkMunen  ausser  Frage  gestellt 

Wer  die  Studie  Feirs  durchliest,  wird  finden,  dass  Vi- 
scher  manches  Nebensächliche  zu  seinen  rein  karto-  und 
topographischen  Arbeiten  betrieb  und  Zugaben  dieser  im 
Schilde  fürte,  welche  zwar  im  geistigen,  doch  aber  nicht  in 
sachlich  notwendigem  Zusammenhange  mit  denselben  standen. 
Auch  oben  haben  wir  bereits  derartiges  nachgewiesen.  So 
stodirt  er  die  österr.  Chroniken,  um  itlr  sein  niederöster- 
reichisdies  »Schlösserbuch''  einen  begleitenden  Text  zu 
schreiben;  auch  Air  die  Ansicht  von  Graz  trug  er  sich  sehr 
ernst  mit  einem  gleichen  Gedanken  und  von  Schloss  Riegers- 
burg  hat  er  wirklich  ein  Textblatt  geliefert,  das  zu  den 
grOssten  Seltenheiten  gehört  Nicht  minder  war  diess  beim 
steir.  „Schlösserbuche^  der  Fall.  Doch  was  ihm  geriet,  behagte 
den  Ständen  nicht  Allein  ei^hat  nachweisbar  einige  Exemplare 
„Büecher  mit  den  steyerischen  Landt  Glletem"  vorgelegt,  wo- 
mit eine  Beschreibung  gemeint  sein  kann.  Diese  Unter- 
nemungen  sollten  wol  seine  Bildwerke  landläufiger  madien. 
Es  gab  da  mancherlei  Namen  zu  nennen,  und  das  gefiel  und 
konnte  den  Absatz  fördern  Und  so  wie  dann  die  Karte  mit 
dem  „martialischen  Kopf^  die  weitere  Ausnutzung  emes  ver- 


—     118     — 

wirklichten  Gedankens,  eine  Speculationssache  war,  so  ist  das 
mit  den  sogenannten  Beschreibungen  nicht  anders  und  ganz 
so  auch  mit  den  „Kriegsthaten'' .  Sie  rechneten  auf  den  selbst- 
bewussten  historischen  Sinn  und  waren  eine  Verwertung  der 
winterlichen  Lesestunden  Vi  seh  er  s.  Er  textirte  eben  seine 
Geschichtsstudien  durch  Bilder,  und  seine  Bilder  wider  durch 
erklärende  Worte.  So  viel  wir  wissen,  war  er  in  jenen 
glücklicher. 

Diese  „Kriegsthaten''  hat  er  dem  illuminirten  „martialischen 
Kopf  illuminirt  als  Bandzier  beigeklebt,  das  Widmungsblatt, 
den  steir.  Panther  aus  dem  „Schlösserbuche^^  und  endlich  ein 
Blatt  Text  in  3  breiten  Columnen  beigefügt,  an  dessen  Schlüsse 
es  heisst:  „Inventirt  vnd  zusammengetragen  durch  G.  M.  Vi* 
scher." 

Ausser  Zweifel  scheint  es,  dass  Vis  eher  diesen  Text 
ganz  besonders  für  dieses  Verschneiden  vüxd  diese  Ausstattung 
der  Karte  habe  drucken  lassen.  Die  Aufschrift  desselben 
lautet  nämlich: 

„Bedeutung  der  beygefügten  Kupfferstichen,  welche  an- 
zeigen, glorwürdige  Kriegs-Thaten  der  Steyerer,  die  mit  der 
Figur  ihres  Vatterlands  (so  da  ist  eines  Kriegs-* 
Helden  Haupt)  übereinkommen.^' 

Es  scheint  aber,  dass  er  die  12  Blätter  „Kriegsthaten^^ 
nur  aus  einer  um  3  Blätter  reicheren  Serie  genommen  und  zu- 
sammengestellt habe.  Es  sind  nämlich  noch  3  Blätter  einzeln 
vorhanden,  die  „Origo"  und  die  „Propagatio  Tauriscorum* 
und  die  Belagerung  von  Brück  1291,  welche  mit  den  „Kriegs- 
thaten''  Eine  Grösse  und  entschieden  innere  Beziehung  haben. 
Da  nun  die  „Kriegsthaten"  manchmal  so  sagenhaft,  wie  die 
„Origo''  und  „?ropagatio",  da  sie  öfters  aber  auch  gar  keine 
„Kriegsthaten''  sind,  so  scheint  die  ganze  Serie  nur  Geschichts- 
bilder des  Landes  darstellen  zu  sollen,  davon  Vis  eher  eine 
Anzal  walte,  ihnen  einen  besonderen  Titel  gab  und  so  auch 
dieses  Werk  nochmals  in  zweiter  Weise  verwendete.  Und  eben 
für  diese  secundäre  Verwertung  druckte  er  das  Textes-,  aber 
auch  das  Widmungsblatt,  welches  nur  von  1 2  Bildern  spricht. 


—     U9     — 

Dieses  letztere  ist,  wie  schon  gesagt,  auf  der  Rückseite 
des  Kupfers  von  Jadenburg  gravirt  Diese  Stadt  niiiss  erst 
nachträglich  darauf  gestochen  und  die  Platte  beschnitten 
worden  sein,  denn  dermalen  ist  die  Basis  des  Architekturwerkes 
um  etwa  \V*  abgestossen.  Das  Dedicationsbild  stellt  einen 
zweistufigen,  oben  veijüngten  Aufbau  vor;  auf  der  Mitte  des 
Randes  der  oberen  geschweiften  Stufe  prangt  zwischen  zwei 
Eckkugehi  das  Wappen  des  Landeshauptmanns  Grafen  von 
Saurau;  auf  dem  Rande  der  unteren  Stafe  sind  die  Schilde 
der  5  Verordneten  gestellt,  des  Propstes  von  Seckau  (eines 
Gleispach),  des  Herrn  von  Stubenberg  und  der  Grafen  von 
Lengheim,  Tattenbadi-Rheinstein  und  Auersperg. 

Die  Inschrifttafel  dieser  unteren  Stufe  trägt  folgende 
etwas  schwerfällige  Dichtung: 

„Conveniunt  Patriae  Styrorum  praelia  formse 

Quse  indigitat  Martis  (pulchra)  regale  caput 
Anna  duodedes  Victricia  conseruerunt 

Pro  patria  et  Populo,  Principe  namque  suo. 
Patribus  ut  Patrice  sie  gloria  karta  perennet 
Trophseum  hoc  Styris  pono  solerte  manu 

Vi  seh  er  Author.** 

An  der  Basis  steht  links  unten  „Cum  Priv.  Sac.  Caes. 
Mai. ." 

Wir  wollen  nun  die  einzebien  Blätter  mit  ihren  Auf- 
schriften, den  entsprechenden  Stellen  aus  dem  Textblatte  und 
ihren  Darstellungen  anftkren.  Nur  bemerken  wir,  dass  die 
ersten  2  Notizen  wol  zum  Werke  in  seiner  angenommenen 
ersUm  Form  zu  gehören  scheinen  (denn  wo  gehörten  sie 
sonst  hin?),  begreiflich  aber  als  Nicht -„Kriegsthaten^^  auf  der 
Karte  des  „martialischen.  Kopfs^'  feien.  Die  eingeschlossenen 
Nummern  sollen  die  ganze  Serie,  die  oifenen  jene  auf  der 
fraglichen  Karte  bezeichnen. 

(1)  „Origo  Tauriscorum  |  Liberi  Sem  Cham  et  Japhet 
filiorum  Noe,  colonias  nusquam  non  deduxerunt,  teste  Flauio 
Josephe  L.  1.  c.  6/^ 

Rechts    das    kaspische  Meer  mit  Felsengebirge   (Mens 


—     130 

Taurus  et  Amanus  in  Asia,  honim  Accolaa  Tanridd  et  Amoiütae), 
links  Ebene,  dnrch  welche  ein  langer  Zug  sich  bew^;  im 
Vordeif^runde  Frauen  auf  Kamelen,  rechts  3  Männer,  dayon 
der  vorderste  auf  das  Meer  weist;  im  Hintergrunde  Stadt  und 
Thurm  Babel  (Vrbs  Babel). 

(2)  „Propagatio  Tayriscorum,  eorvmque  Provindtt  et 
Ciyitates  excitatse." 

Zusammenstellung  der  OerÜkfakeit^  in  deren  Namen 
der  Laut  Taur  oder  Tur  enthalten;  so  ,,Taurus  mons^  mit 
„Tauris  CSuitas^^  daneben  „Chersonesus  Taurica,  Taurunum  (Grrie- 
ehisch-Weisenburg),  Tarui8ia(r),  Turinum  in  Pedemonte,  Tur- 
gouia  in  Heluetia,  Thuringia  oUm  ampKssimum  Regnum^'  and 
„Tauriscorum  Comitatus  vulgo  Steyer^^  in  Ober  Oestereich,  je 
mit  Ansichten  von  Städten,  Bergen,  Landschaften,  Seen  und 
Meeren  —  offenbar  eine  Filiation  Steiermarks  als  des  Landes 
der  Taurisker  und  seine  Parentel  mit  lautlich  verwandten 
Ortsnamen. 

Die  Gravüre  dieser  Gruppe  ist  auf  der  Rückseite  des 
Kupfers  von  Schloss  Heckenberg  erhalten. 

Folgen  nun  die  Blätter  auf  der  Karte,  doch  muss  bemerkt 
werden,  dass  diese  vollkommen  aufschriftslos,  da  sie  des 
Raumes  wegen  und  weil  ohnehin  eine  Beschreibung  beigegeben, 
beschnitten  worden  sind.  Wo  wir  davon  noch  Einzelblätter 
besitze,  werden  wir  die  Aufschriften  aus  diesen  geben. 

1  (3)  Aufechrift:  — 

Beschreibung:  „L  Figur.  Otto  der  erste  Römischer  Kayser  / 
zu  genannt  der  Grosse  /  stillet  mit  den  Marcheren  (hernach 
die  Steyrmarcher  genannt)  die  Rebellische  Windische  Marcher 
entzwischen  überziehen  die  Hunnen  abermahl  Teutschlandt  ' 
diso  hat  Otto  der  Grosse  bey  Augspurg  mit  denen  bey  äch 
habenden  Marchem  vnd  andern  bemühen  teutschen  Völckeren 
sambüich  erleget.  Anno  955.  den  10.  Augusti.  Ita  Abbas 
Ursperg:  Aventinus  et  Megiserus  in  suis  chronids.^' 

Geschlossene  Herrhaufen  in  Kreiss^^mentform  kämpfend; 
im  Hintergrund  das  vielthurmige  Augsburg, 

2  (4)  Aufschrift:    „OTTOCARVS  TERTIVS   MARCHIO 


-     121     - 

• 

ST¥BiE  CmCA  ANNVMDNI 1 1 10 1  Hungaroft  Prope Petteuiim 
terribiliter  caedit  Latius  de  migralioiie  Gentium.  £oL  224.'' 

Beschreibiiiig:  JL  Figur.  Ottocarus  der  Dritte  /  auss 
denen  Marggraffen  von  Sleyr  /  begegnet  denen  Feindseelig 
einfidlenden  Vngani  bey  Pettau  /  erleget  die  meiste  /  die 
übrige  jagt  er  ausB  dem  Land.  Anno  1110.  Joan.  Cuspinianus 
in  lib.  2.  de  Anstria  et  ZeSerus  in  topograph.  Styri».'' 

Im  Hintergrunde  Ansicht  TOn  Pettau  (ganz  wie  im 
SehUteerbuche),  die  Dran,  dann  Tome  2  dichte,  furchtbar 
gedr&ngte  Heerscharen  Ton  Reitem. 

3  (5)  Aufechrift-  ^VCATVS  STYEM;  A»  1260 
BELA.  nn.  HVN6AB0RVM  REGE  |  muaditur,  Graecium- 
que  obsidetm*,  sed  fortiter  repelEtur.  Cuspinia:  m  Lib:  de 
Anstria.'^ 

■ 

Beschreibung:  ,4n.  Figur.  Durch  den  zu  Neapel  ent- 
lumpten  Qertzogen  Friderich  /  stunden  die  Östereichischen 
Landt  ohne  Mannliches  Haubt  /  Bela  der  Vierdte  König  in 
Vngam  yersuchet  sein  Glück  an  dem  Hertzogthumb  Steyr  / 
belagert  Grätz  /  wird  aber  mit  seinem  Vnglück  wider  abge- 
triben  /  1269.  den  29.  Octob.  Ita  Cuspin.  Latius  in  reb.  Vienn. 
Zcäerus  ex  Boreghio  Cron.  Bohem.  foL  227/^ 

Ansicht  Ton  Graz  (Ton  1675)  wie  es  auf  der  2.  Vignette 
des  grossen  Vis  eher ischen  Budes  erscheint;  rechts  vorne 
Lager,  auf  dem  „Glacis*^  kämpfende  Scharen ;  von  Norden  ziehen 
zalreiche  Truppen  herbei 

4  (6)  Aufschrift:  „STYRI  RVDOLPHO  L  ROM:  IMP: 
CONTRA  OTTOCARVM  REGEM  BOHEMÜE  Ann**  1278 
Opern  ferunt,  Vietoriamque  cum  alijs  reportant  Gerhard  de 
Boo:  in  Hystoria  Austriaca  {  L.  i.  fol.  28.^' 

Beschreibung :  „I^.  Figur.  Rudolphe  dem  Ersten  /  Römi- 
schen Kayser  /  schicken  die  Steyrer  zu  Behaubtung  Kayserl 
Authoritat  /  1000.  ausserlesene  Reitter  /  dise  halffen  Ottocarum 
König  in  Böheimb  überwinden  /  kommen  Sig^uiSt  wider  nach 
Haus.  Anno  1278.  Cuspin.  Loc.  cit.  Gerhard,  de  Roo.  Megi-> 
serös  et  Spec  Austriacorum.^ 

Eine  in  Halbmondform    gebildete  Schlachtlinie  von    12 


—     122     — 

starken  Geschwadern,  gegen  deren  inneren  Kreis  1 3  feindliche 
anstürmen  und  zum  Teile  auch  zerstieben. 

Nun  tritt  wieder  ein  Blatt  in  den  Kreis,  welches  auf  der 
Karte  nicht  erscheint,  obgleich  es  eine  „Kriegsthat^  enthftlt 

(7)  „Mvhrae  Pontani  Ao  1291  obsessi,  in  svltibvs  hostivm 
valide  resistvnt,  |  Donec  ä  Prindpie  TerrsB  Alberto  I.  Born. 
Imp.  Obsidione  liberantur.  Gerh:  de  Boo.  L.  2.  fol.  54/^ 

Ansicht  von  Brück  a.  M.  wie  im  „Schlösserbuche'',  vorne 
Lager,  die  drei  Brücken  von  Soldaten  besetzt,  2  Heerhaufen, 
rechts  und  lipks  (in  5,  resp.  14  Scharen)  ziehen  an. 

Die  Karte  setzt  fort: 

5  (8)  Aufschrift:  ,JEENESTVS  FEBREVS  DVX  STYRLE 
CARNIOLiE  ET  VINDOMABCELE  TVECAS  ANO  1418  | 
primitus  in  Styriam  irruentes  prope  Bakaspurgum  terribiliter 
profligat.  Zeilerus  in  Topographia  Styriae  Fol.  77." 

Beschreibung:  „V.  Figur.  Emestus  Ferreus  (4er  Eisene) 
Hertzog  in  Steyr  schlagt  bey  Backaspurg  die  ersthch  emfallende 
Türeken  meistens  Todt  /  die  übrigen  in  die  Flucht  Anno 
1418.  Zeilerus  in  Topographia  Aust  fol.  65." 

Umriss  von  Backersburg  in  den  Befestigungen;  von  der 
Stadt  nur  ein  Thorthurm  und  2  Kirchen,  der  sonstige  Baum 
leer;  im  Hintergrunde  Oberradkersburg ;  vorne  Schlacht. 

6  (9)  Aufschrift:  „STYBI  FBIDEMCO  Iffl.  BOM:  IMP: 
VIENNi*^.  IN  SVA  AVLA  OBSESSO  |  Succurrunt  Anno  1462. 
Specul.  Honor.  Archiducum  Austriae.  L.  5.  Fol.  696. 

Beschreibung:  „VI.  Figur.  Fridericus  der  Vierdte  Bömi- 
scher  Kayser  wird  von  den  Burgeren  zu  Wienn  in  seiner 
Burg  alda  belagert  vnd  bestürmet  zu  dessen  Eriedigung  die 
Steyrer  mit  nambhafiften  Succurs  zu  Hilfif  kommen.  Anno  1462. 
Sigism.  von  der  Birckhen  in  speculo  Austriacorum  fol.  695.'^ 

Burg  von  Wien,  Westseite  wie  in  der  niederösterr.  Topo- 
graphie; vorne  Schanzen,  rechts  und  links  zwischen  Schanz- 
körben  je  2  Kanonen,  dann  ein  Lager  und  4  Heerhaufen; 
heftiges  Feuern  aus  der  Burg. 

7  (10)  Aufechrift:  „FBIDEBICVS  BOM:  IMP:  EX  OB- 
SIDIONE UBEB  IMPEBATBICEM  ELEONOBAM  ET  1  Filio- 


—     133     — 

Iiun  Maximtlimmn  I""^  Sab  armis  Styrorum  Neoetadiam 
Austrise  mittit  Big.  von  der  Birken  in  Specalo  Aast/' 

BeschreibaBg :  ^VH.  Figur.  Nach  aoffgehobner  BeUgerung 
schickt  Kayser  Friderrich(!)  sem  Frau  Gemahel  vnd  den  KayserL 
jungen  Printzen  Maximilianum  L  vnter  Steyrischer  Völcker 
Schutz  in  die  Wienerische  Neustatt.  Anno  1462.  Laz.  in  rebus 
vien.  Gerhard,  de  Bog  in  Hist.  Aust.  fol  256.  Sigism.  von 
der  Birckhen  loc.  dt.  fol.  703." 

In  Form  eines  S  gewundener  Zug  von  nicht  weniger  als 
16  grösseren  und  kleineren  Reiterscharen,  in  deren  Mitte 
8  Equipagen",  durchaus  sechsspännig. 

8  (11)  Aufschrift:  ,,ABEL  DE  HOLENECK  COPIAS 
AVXILIARES  STYRORVM  VIENNAM,  AD  DEFENDEN 
DAM  EAM  ANO  |  1529  Contra  Obsidionem  Solymanni  Türe. 
Imp.  Ducit,  locumque  cum  illis  propetulam  Caesaris  defendit 

j  Ortel.  in  Cron:  Vng.  D.  Cent.  Megisserus  Cron.  Carinth.  L.  11. 

i  C.  22." 

Beschreibung:  „Vni.  Figur.  Zuvor  als  Wienn  von  Soli- 
manno  TürckiscHen  Kayser  belagert  worden  /  schicken  die 
Steyrer  nambhafften  Succurs,  der  in  w&hrender  Bel&gerung 
die  Seiten  von  dem  Burg-  (!)  biss  zum  Kämer^Thor  zu  beschützen 
hatte.  Anno  1529.  Ortelius  in  Cron.  üng.  et  Megiserus  in 
Cron.  Carint.'* 

Ansicht  der  Stadt  von  Sttden ;  im  Hintergrunde  der  „untere 
Wort"  (die  Leopoldstadt)  in  Flammen;  im  Vordergründe 
tOrkisches  Lager,  Truppen  und  4  Batterien  zu  6  Geschützen; 
rechts  gegen  die  Donau  und  so  auch  hnks  andere  Batterien. 

9  (12)  Aufschrift:  „SOLYMANNVS  TVRC:  IMP:  FRV- 
STRA  ATTENTATO  GVNSIO  ANNO  1532  STYMAM  | 
Graedumque  Obsessurus  muadit  at  Fortitudine  ards  territus 
Turciam  repetit.  Megisserus  Chron.  Carinth.  L.  11.  C.  25." 

Beschreibung:  ,JK.  Figur.  Erstbemeldter  Solimannus  be- 
lagert die  Stadt  GOnss  in  Ungarn  /  ziecht  verlurstig  ab  /  gehet 
in  Steyer  Grätz  zu  belagern  /  findt  aber  ein  Haabt  ^Yestung 
wolbesetzet  /  gehet  vorbey  vnd  wider  in  Tttrckey.  Anno  1532. 
Megiserus  loc.  cit.  1.  11.  c.  25." 


—     124     — 

Graz  wie  auf  3  (5);  Iniks  (Ostseite)  schwedcen  starke 
und  viele  Heerhaofen  in  Halbfareisform  um  die  Stadt 

10  (13)  Aufschrift:  ^COMENDANTE  DNO  lOANNE  KA- 
ZIANER  EXCVRRVNT  GR^CENSES,  RETROQVARDIAM  | 
Turcarum  agrediuntur,  eamque  caedunt  supremique  Bassse 
Caput  Graecio  important.  Megisser:  Loc.  lit  L.  11.  C  25. 

Beschreibung:  „X.  Figur.  Vnter  dem  Commando  Herr 
Hansen  Eatzianer  /  fallen  die  Grätzer  in  des  TOrcken  Hinter- 
halt /  erschlagen  vil  hundert  /  sambt  dem  Christ  Bassa  /  dessen 
Eop£f  in  Grätz  gebracht  worden.  Anno  1532.  Megiserus  loc. 
cit.  1.  11.  c.  25." 

Ansicht  von  Graz  von  Südwest;  die  Nachhut  der  ab- 
ziehenden Türken  auf  dem  linken  Ufer  von  den  Grazem 
angefallen ;  man  sieht  einen  einzelnen  Reiter  mit  hoher  Lanze 
und,  darauf  ein  Haupt,  der  Stadt  zusprengen. 

11  (14)  Aufschrift:  „CAROLVS  ARCHI:  AVST:  ET 
DVX  STYRLE  IN  CONFINIBVS,  PRiESENTU  SVA  ET  | 
Copijs  Styrorum  Solymanni  Sigethum  Obsidentis,  incursiones 
in  has  partes  reprimit.  Anno  1565.  Megisserus  Lab.  12.  C.  1.'' 

Beschreibung :  „XI.  Figur.  In  TOrckischer  Bel&gerung  der 
Yestung  Sigeth  /  stellt  sich  Ertz^Hertzog  Karl  Hertzog  in 
Steyer  mit  seinem  Adel  au£f  die  Gräntzen  verhilett  mit  seiner 
Gegenwart  der  TOrcken  Einfall  /  vnd  beschützt  Land  vnd 
Leuth.  Anno  1565.  Megiserus  loc.  cit.  l  12.  c.  1. 

HeeresaufsteUung  in  2  Linien  mit  Vor-  und  Nachhut,  im 
Ganzen  22  Haufen;  vorne  und  links  Trompeter  und  Anfilrer. 

12  (15)  Aufschrift:  „T\TIC^  1664  STYRIAM  INVASVRI 
IN  CONFINIBVS  PROPE  S.  GOTHARDVM  j  acie  vincuntur 
pacificantes  que  repdluntur.  Auth.  huius  Vestigia  perlustrauit. 
Cadauerum  Gssa  adhuc  iacentia,  vidit.^ 

Beschräbung:  „XH.  Figur.  Der  Türckische  Gross=Vezier 
will  gewaltiglich  in  Steyer  eindringen  /  wird  aber  in  denen 
Cionfinen  bey  S.  Gotthard  hart  geschlagen  vnd  Fried  zu 
begehren  gezwungen.  Anno  1664.  den  1.  Augusti.  Author 
vestigia  perlustrauit." 


—     125    — 

Türcken  dringen  in  Fom  einer  8  Über  die  Bftb,  wo 
sie  längs  des  Ufers  auf  die  kais.  Armee  etossen. 

Sieht  man  von  einzelnffli  wenigen  Städtesnaicfaten  ab 
(wovon  namentlich  die  von  6  (9)  die  beste),  so  bleibt  von 
kflnsflerisch^n  Werte  sehr  wenig  ttber  imd  historischer  ist 
gar  keiner  in  dieser  Suite.  Das  Ganze  ist  in  hohem  Grade 
sobjectiv,  um  nicht  zu  sagen  kindlich  ao^e&sst..  Die  Städte 
haben  im  10.,  12.  und  13.  Jhrh.  ganz  dasselbe  Aussehen,  wie 

m 

am  Ende  des  17;  die  „Marcheren^^  in  der  Lechfeldschlacht 
erinnem  setac  an  die  Sage  in  der  Familie  Herberstein,  wor* 
nach  ein  Herbert  vor  Augsburg  955  von  Otto  zum  Ritter 
gesfishlagen  worden  sein  sdl,  der  Ahnherr  des  Geschlechtes, 
und  eben  mit  denen  von  Herberstein  scheint  Vischer  sich  gut 
gestanden  zu  haben;  bei  der  Belagerung  der  Wiener  Burg 
sieht  man  von  jedem  Schusse  die  Kugel  und  aus  den  Thürmen 
der  Burg  wird  mit  Kanonen  gefeuert  Warhaft  erheiternd  ist 
der  Zug  der  Kaiserin  in  8  schönen  Equipagen,  wie  sie  Leo- 
{Mdd  I.  nicht  besser  hatte,  und  die  Heerhaufen  haben  sämmtlich 
eine  solche  Dichte,  dass,  wenn  sie  sich  nicht  erschlagen, 
ersticken  müssen.  Es  zeigt  sich  darin  eine  gewisse  naiv 
unvollkommene  Anschauung,  die  wir  ja  vor  50—60  Jahren  in 
Darstellungen  „aus  den  Ritterzeiten''  auch  kennen.  Es  mag 
das  Ganze  fUr  das  Volk  berechnet  gewesen  sein,  und  da  dieses 
nach  kritischer  Richtigkeit  nicht  zu  fragen  pflegt,  erfnllte  es 
wol  auch  seinen  Zweck,  und  das  war  die  Hauptsache.  Für  uns 
aber  muss  die  Suite  interessant  sein  als  neues,  bisher  unbe- 
kanntes Werk  Vischer's,  als  eine  andere  Sichtung  seiner 
gewiss  sehr  auf  Broderwerb  gestellten  Thätigkeit  und  er  hat 
so  viel  Schönes  uns  hinterlassen,  dass  wir  von  dieser  einseitigen 
Leistung  uns  höchstens  das  Urteil  fOr  sein  tägliches  Streben 
ergänzen,  nicht  aber  das  Hauptorteil  über  den  Künstler  be- 
einflussen lassen  wollen. 

Bisher  haben  wir  nach  Massgäbe  miserer  Quellen  genau 
anzugeben  versucht,  welche  Summen  Vischer  für  seine  un- 
mittelbaren, im  Interesse  unseres  Landes  gelieferten  Arbeiten 
erhielt.    Es  ist  nun  schon   früher  erwftnt  worden,   dass  er 


—     126     — 

manidg&ch  beflissen  war,  seine  Werke  nach  mehreren  Seiten 
zu  verwerten:  stdrische  auf  aussersteirischem  Boden  und 
umgekehrt  Das  war  ihm  wol  zu  gönnen.  Zur  Abnmdung  des 
Oanzen  mag  auch  hier  Platz  finden,  welche  Summen  er  fbr 
seine  sonstigen  Widmungen,  die  das  Steirerland  gegenständfich 
nicht  berürten,  von  unseren  Ständen  bekam. 

So  erhielt  er  am  31.  Mai  1676  „wegen  verehrter  nieder- 
östereichischer  Topographia"  30  fl.  ••*),  aiA  4.  Sept  „vmb  dass 
er  den  Indicem  zur  vndterösterr.  Topographia  truckhen  lassen* 
9  fl.  '*•)  und  am  17.  Oct.  „wegen  gelifferter  oberössterr.  Topo- 
graphie Recompens^  30  fl.  ^'^).  Am  30.  März  1678  wies  man 
ihm  „wegen  verehrten  6  astronomischen  Sonnen-Yhm"  30  fl. 
an,  „jedoch  auf  vorhero  hereingebente  schrüitliche  Infor- 
mation" ^*^),  letztere  vermutlich  um  doch  die  Uhren  handhaben 
zu  können.  Am  24.  März  1685  sprach  ihm  der  Landtag  für 
die  eingereichte  Landkarte  von  Ungarn  30  fl.  zu  ^^*)  und 
1694  am  5.  Aug.  das  VerordnetencoUegium  fbr  12  Exemplare 
seiner  Kosmographie  48  fl.  "»•).  Eine  für  den  19.  Nov;  1679 
angewiesene  „Becompens*  von  30  fl.  ^'^)  lässt  durch  Mangel 
der  Angabe  des  Grundes  unbekannt,  wofür  sie  ihm  zuge- 
sprochen worden. 

Um  aber  den  Fleiss  des  Mannes  auch  nach  anderer 
Richtung  zu  constatiren,  wollen  wir  hier  die  Chronologie  seiner 
Arbeiten  Übersichtlich  bringen,  während  wir  früher  selbe  nur 
nach  Gruppen  behandelt.  Die  Lücken  von  1681  ab  erklären  sich 
durch  erhöhte  Leistungen  für  das  „Schlösserbuch"  und  seinen 
Abgang  aus  Steiermark. 

Die  Reihenfolge  der  Arbeiten  ist  folgende: 


1^*)  YerordnetenprotokoU  1676,  f.  105  und  Attsgabenbuch  1676,  f.  201. 

"«)  Ebd.  f.  149'  und  ebd.  f.  223'. 

««')  Ebd.  f.  173  und  ebd.  f.  230. 

»8»)  VerordnetenprotokoU  1677—78,  f.  283'. 

««•)  LandtagsprotokoU  1684—85,  f.  197. 

^^  VerordnetenprotokoU  1694,  f.  158'  und  Ausgabenbuch  1694,  f.  215. 

"•)  VerordnetenprotokoU  1679—80,  f.  56. 


—     127     -- 

1674,  grosse  Ansicht  von  Adm<mt  (neu). 

1675,  ^  n         if     Graz. 

1676,  Stich  der  Wappen  auf  Leuchter  der  Landhauscapelle 
(neu).       , 

1677,  Aufhame  der  Grenze  an  der  MandUng  (neu). 

1678,  Karte  der  Steiermark. 

1680,  Karte  mit  dem  „martialischen  Kopf^  (neu), 
a     Au&ame  der  Grenze  am  Semmring  (neu). 

1681,  Kriegsthaten  der  Steirer  (neu). 

1677 — 99  das  „Schlösserbuch*,  dessen  Vollendung  Vis  eher 
nicht  erlebte. 

Wie  es  mit  seinen  Ansprüchen  an  die  steir.  Landschaft 
nach  seinem  Tode  ausging,  mag  der  Buchhalters-Bericht  in 
der  Beilage  erzälen. 

Der  Wert  Vischer's  Leistungen,  namentlich  der  topo- 
graphischen, springt  allseitig  in  die  Augen.  Es  liegt  in  jedem 
Menschen,  der  des  angenemen  Gefüles  der  Fesselung  an  eine 
grössere  Scholle  Landes  fähig  ist,  die  Neigung,  zu  sehen,  zu 
vergleichen,  wie  die  Orte,  an  denen  sein. Herz  oder  doch 
seine  Teilname  hängt,  firOher  gestaltet  waren.  Weniger 
Interesse  praktischer  Bedeutung  mag  die  Karte  haben.  Sie 
ist  überlebt  und  eine  Karte  spricht  auch,  es  mögen  ihre 
Vorzüge  welche  immer  sein,  nie  so  leicht  verständlich,  leicht 
begriffen  zum  Beschauer  als  ein  Bild.  Daher  kann  ein  Bild 
streng  genommen  auch  nie  veijähren.  Vi  seh  er  war  es  be- 
schieden, uns  darin  Steiermark  in  reicher  Fülle  zu  zeigen. 
Es  dürfte,  ausser  den  österr.  Landen,  wenige  geben,  die  eine 
solche  Fülle  von  Ortebildem  au&uweisen  hätten,  wie  Steier- 
mark, versteht  sieh,  am  Ende  des  17.  Jhrh.  Die  Illustration 
ist  eine  Erzälung  durch  den  Griffel,  und  jedem  Erzäler  vom 
eigenen  Lande  soll  man  Dank  nicht  versagen.  Umsomehr  fült 
man  sich  dazu  gedrängt;  wenn  man  die  grosse  Leere  vor  und 
die  grosse  Lücke  nach  Vi  seh  er  betrachtet,  die  sich  in 
bildnerischen  Darstellungen  über  Steiermark  ausdehnt.  Hätten 
wir  V  i  s  e  h  e  r  nicht,  so  besässen  wir  auch  keine  Ahnung  von 
dem  Zustande  unserer  mit  Burgen  und  Städten  reich  ausge- 


—     128     — 

Blatteten  Heimat,  und  irie  sdbe  darin  vor  2  JiArtraiideiteH  ans- 
gesehen.  Er  war  der  Erste  und  auf  lange,  lange  Zeit  auch  der 
Leiste,  der  uns  davon  zeichnete  und  zeigte,  der  die  dOrre 
Oede  der  bildlichen  Darstellungen  unterbrach^  der  unser  Land 
den  westliche^  Gebieten  auf  diesem  Felde  der  Heimatskunde 
in  hervorragender  Weise  anreihte,  der  den  Stolz  alter  Zeit 
uns  durch  seine  kunstgettbte  Hand  vererbte,  und  daher  sei 
in  Ehren  sein  Andenken! 

Graz,  11.  Jänner  1876. 


Seilage. 

Bericht  des  landschaftl.  BnchhalterB  über  die  rückständigen 
Forderungen  des  Verlasses  0.  M.  Vischer's  an  die  steierm. 

Stände. 

1708,  13.  Mftrz. 

Buchhalters  gehors.  Berichts-Erstattting. 

Teber  Josephen  Walch,  als  des  Georg  Mathe!  Yischers, 
gewesten  Geographi  see :  vorgebent  nachgelasssenen  Erbens  ein- 
geraichtes  Anbringen  wegen  praetendierten  Bnckhstandts  per 
488  fl.  vor  die  von  obgemelten  Vis  eher  see:  eingelifferte 
Original  Knpferbleter,  auch  derentwillen  von  H:  Laa:  Gegen- 
Schreiber  beraiths  abgestatten  Beiicht. 

H.  H.  Verordnete  etc.  etc. 

Demnach  Joseph  Walch,  als  des  Mathei  Vi  scher,  Geo- 
graphi see:  £rb  vnnd  Creditor  mit  nebenfdndtigen  Memorial 
A:  bey  der  Löbl:  Stöll  vnterth.  angebracht,  wie  dass  gleich 
ementen  Vi  sc  her,  als  da  derselbe  die  Kupfer  yber  die  im 
Landt  befindtliche  adellicbe  Süz  vnnd  Schlösser  verfertiget,  in 
wehrenter  diser  Zeith  demeselben  nit  allein  die  alimenta,  sondern 
auch  die  erforderlichen  Spesen  vnnd  Beqoisiten  in  Hoffnung  der 
richtigen  Befandiemng  völlig  dargeraicbt  habe,  wardurch  er 
Suppt.   dergestalten   an   seinen  Mitlen    sich   entblesset,    dass   er 


—     124      - 

dardnrch  auf  das  weithe  Feldt  vnnd  auf  den  Beüstab  gerathen 
6eye,  Tnnd  ob  er  zwar  mit  der  Maria  Barbara  Häkhlin  sab  B 
vmb  das  mkhstendige  Contingent  vnterths:  angelanget,  anch 
hierttber  vnterm  dato  15  Xbris  701  eine  Anschaffung  pr  550  11. 
erlialten  betten,  anch  ob  der  Snppt.  sich  zwar  dessen  herzlichen 
erfrenet,  so  wehre  er  doch  nachgents  nnr  in  mehrerer  Bestflrznng 
khomben,  zumahln,  vnnd  da  die  gemelte  Häkhlin  ihre  Anfordenmg 
mit  250  fl.  wttrkhlichen  erhalten,  er  dahingegen  sein  Quantum 
pr  300  fl.  weg^n  eines  von  dem  Fischer  see:  prae  tendierten 
Hansszinnss  ohne  vorgegangener  Anmeldung  bej  dem  Yerlass 
oder  Clag  arrestiert,  sondern  auch  diejenige  Anschaffung  mit 
114  fl.  80  "den  30.  Marty  1699  wegen  eingeraichter  Original 
Kupfer,  ergangen,  also  bayde  Posten  sye  Häkhlin  enthaltet,  da 
doch  der  Suppt:  mit  ihro  in  pari  statu  gestandten,  vnnd  wann 
etwas  nach  dem  Fischer  see:  zu  bezahlen,  so  woll  sie,  als  er 
zu  entgelten  gewest  wehm. 

Vmb  dass  nun  aber  vermög  Speciflcation  C:  an  solchen 
eingeraichten  Kupferstichen  yber  die  bezahlte  100  fl.  annoch 
488  fl.  restierendt,  wehre  hierüber  dem  H:  Secretario  Maister 
aufferlegt  worden,  dass  derselbe  in  Sachen  die  gehörige  Nach- 
seUagung  vorkheren  solte ,  wie  zumahln  aber  er  Suppt :  bis  anhero 
von  gemeltem  H:  sein  intentum  nicht  erhalten  khönnen,  dahero 
er  gemHessset  wurde  vmb  die  Remedierung  bey  der  löbl:  Stell 
etc.  anzulangen. 

Zu  dem  Ende  er  Suppt:  vnterth:  gebetten,  die  löbl:  Stell 
gemhete  sich  sein  vnnd  seiner  armen  8  Ehfinder  genedig 
zu  erbarmben,  vnd  dahin  die  gdige:  Verordnung  ergechen  zu 
lassen,  dass  dermahleinst  wegen  des  Ruckhstandts  pr.  488  fl. 
die  Nachschlagung  beschechen,  solche  referirt  vnnd  enndtlichen 
darauf  die  Richtigkheit  mit  der  gebtthrendten  Anschaffung  ge- 
troffen werden  möchte,  yber  welch  des  Suppt :  sub  A  eingeraichtes 
Anbringen  die  löbl:  Stell  etc.  vnterm  11.  Aug:  1702  von  dem 
Einnember  Ambt  vnnd  Gegenschreiberey  den  Bericht  vnnd  die 
Aahlungs  Nachschlagung  genedig  abgeforderet. 

Gegenschreibers  gehors:  Bericht. 

Auf  vorstehunt   genedige   Verordnung   der   H:    Jacob  Sig: 

Mittheil.  0.  bist.  Vereins  f.  Steiermark.  XX IV.  Hefl,  J876.  9 


—     ISO     — 

Pftrman  Laa:  Gegeasehreiber  sab  D  seines  thaUls  den  Bericht  er- 
stattet, vnnd  hat  in  disen  gleich  anfangs  gemeldet,  dass  das 
Generall-Einnember  Ambt  vorgeben,  in  Sachen  nichts  berichtlich^s 
beyznbringen  wdssete,  dahero  gdig:  zu  wflssen  wehre,  dass  anf 
dessen  in  dennen  Anssgaab  Blechern  beschechenes  fleissiges 
Nachschlagen  wie  der  Extract  E :  das  mehrere  anssweissete,  dem 
Fischer  see:  auf  die  eingeraichte  3^4  Stnckh  Khnpfer,  deren 
eines  lanth  des  den  11.  9ber  1676  ergangenen  Patent  auf  6  fl. 
taxirt  worden,  ihme  Fischer  nicht  mehr  dan  1075  fl.  besahlt 
worden  wehren,  dahingegen  trogen  die  394  gelifferte  Stnkh 
znsamben  2364  fl.  richtig  ans,  ans  welchem  abznnemben,  dass 
denen  Fischerischen  Erben  yber  oben  empfangene  1075  fl, 
noch  wttrckhlichen  1289  fl.  zn  vergfletten  mkhstendig  wehren, 
yber  welch  abgelegten  gegenschreiberischen  Berieht  die  16bl: 
Stell  vnterm  23.  Xber  1702  mir  ex  offo  gdig:  anfferlegt,  dass 
ich  disen  von  der  Oegenschreiberey  gezogenen  Best  woU  nuni- 
niem,  vnnd  wie  zomahhi  nicht  verlanget  wirt,  dass  ainem  oder 
andern  ThaiU  etwas  zn  Schaden  verhandlet  werde,  ich  hieryber 
meinen  anssfOhrlichen  Bericht  abstatten  solte. 

Bnechhalters  gehors:  Bericht. 
Zn  vnterth:  vnnd  schuldigster  Nachlebnng  vorstehent  ge- 
nediger  Verordnung  belieben  Euer  HochwQrden,  Hochgräffl:  Exe: 
Gden:  vnnd  Oden:  etc.  hierüber  als  souill  ich  aus  dennen  bey 
der  Buechhalterey  befindtlichen  actis,  dan  anderwerths  zur  Sachen 
dienlichen  Information  colligieren  vnnd  abnemben  khönnen,  mithin 
gdig:  zu  vememben,  dass  noch  hiebeuom  Ao  1676:  als  da  Ihre 
hochgr :  H :  H :  Joh :  Maximillian  Gr :  von  Herberstain  hochsee : 
Angedenkhens  dem  Landtsobrigkheitlichen  Gubemp  höchst  mehm- 
wttrdigist  vorgestandten ,  dieselbe  coi^jonctim  mit  diser  löbl: 
Stell  sich  dahin  entschlossen,  yber  das  Landt  Steyer  eine  Geo- 
graphische Mappam  oder  Landt  Charten  aui&ichten  vnnd  ver- 
fertigen zu  lassen  zu  dem  Ende  dieselbe  veranlasset  worden,  dlses 
Werkh  dem  H:  Georg  Mathias  Tis  eher,  als  einem  bemeffenen 
Geographo  gdig:  zu  commlttiren,  wie  dan  mit  deme  ein  ordent- 
licher Contract  celebriert,  vermitlss  dessen  zu  Anssführung  dises 
lobwürdigen    Werckhs   2000   fl.    zu   bezahlen   accordirt  worden; 


—     181     - 

als  nun  ermeiiter  Vis  eher  difte  JLandt  Charten  aafQgericht  vnnd 
zu  YollBtendigeD   YergnOegen   ad   typua   gebracht,  auch  daroor 
sein  aeoordierte  Bezahtauig   erhalten,  seint  mit  deme  hochgemelt 
8:  Landtshaabtoianas  £x :  see:  mit  gleichmösssiger  Beystimmang 
diser  k>bl:   Stell  etc.  fehrer  dahin  angeeylEert  worden,  zur  ver- 
ewigten Benomienmg  dero  wehrten  Yatterlandts  eine  recht  voll- 
st^dige   Topograf hiam   aller   in  Landt  stechenten   nambhafften 
Domidllien,  StOtt,  Stflfft,   Cldsster  vnd  Herrschafften  durch  ihme 
Yischer  zu  copieren  ynnd  folgents  in  ein  gedmkhtes  volumen 
zusammen   sezen  zu  lassen,  zu   dem  Ende  von  banden  Thaillen 
dahin  beliebet  worden,  dass  er  Yischer  an  alle  dise  im  Landt 
Ugente  Orth  sich  verfliegen,  solche  in  dem  Grundt  oder  Abrt^ss 
legen,  darOber  die  Kupfer  Blfttter  v^ertigen,  dauon  genuegsambe 
Abdruckh   nemben   vnnd  volgsamb   die   Original  Kupfer  Bletter 
denen  interessierten  Aigenthumbem  der  Domicillien,  Stött,  Stttfft, 
Qdster  vnnd  Henrschafiten  gegen  Jedtwed  dauor  erlegenten  6  fl. 
einhändigen   vnd   zuestellen   sollte,    vnnd  wie   nun  dises  ruehm- 
wardige  Werkh  so  gestalten  ohne  Entgelt  der  Ua:   Cassa,   dan 
ohne  sonderbahre  Empfindtligkheit  eines  jedtwedem  interesssierten 
einzurichten  ordiniert  gewest,  aJss  hat  man  dise  gefaste  Intention 
vermi^^  dnes  vnterm  24.  9ber  1676  aussgefertigten  öffentlichen 
Patents,  so  ihme  Yischer  mitgegeben  worden,  jedermenigkhlich 
pro  Informatione  vnnd   gehöriger  Nachlebung   dessen  ernstlichen 
khundt  gemacht.    Alss  nun   gleich  mehr  gemelter  Yischer  zu 
Folge  seüer  angenuhmenen  Obligation  das  Werkh  inoamminiert, 
yber   etwelche  Domiciüa   die   Kupfer  Bl&tter   verfertiget,   mitbin 
der    Mainung    gelebent,    dass    dise    so    gleich    von    denen    in- 
teressierten Herrschafften   paar  abgelediget   werden   selten,  mit 
demp   er  sein  pro  rato  aussgelegte  Ynkhosten  recuperiem  vnnd 
zu  Fortsezung  dises   khoatbahren  Werkhs  einen   beysteuerlichen 
fundum  verschaffen  khönnen,  so  hailsamb,  lobwUrdig  vnnd  unendt- 
pfindtlich   nun   dise   genedige   Intention   des   hochlöbk    Gubemi 
hinanes   gesechen,   so   unuerhofft   fruchtlosss   hat   dise   in   praxi 
aussgeschlagen,  angemerkht  die  wenigste  interessierte  Herrschafften 
dero  verfertigte  Kupfer  Bletter  gegen  Dargebung  der  statuierten 
6  fl.  zurukhnemben  wollen   dahero   nit  allein  ex  hoc  eroergenti, 

9* 


—     18S    - 

sondern  äti6h  da  zur  selben  Zeitii  ob  hochgemek  S:  Läudts» 
bftUbtmans  Ex:  s^:  dei^  fraezetttige  Tett  vnnersecbeas  jber- 
fallen,  Auch  balt  hernacb  die  Pestztiith,  iia^h  diser  die  TOrggen- 
ilaeht  vnterbrochen,  dises  vorhabente  Werkh  nach  verfloössner 
geraiünber  Zeith  mithin  gebzlichen  in  das  Stekhen  gerathen; 
nachdem  nun  di^e  Tronblen  sich  in  etwas  geleget,  hat  widemmben 
offtgemeHer  Y  i  s  c  h  e  r  diser  Gelegenheit  sich  bedienet  vnnd  den 
Statimi  remm  gehörig  hinterbradit,  anch  vmb  die  billiche  Reme- 
dierüng  vnnd  vmb  paare  Abledigung  seiner  iti  Handten  zornckh 
gebübenen  Enpferbleter  angehalten.  Indeme  nnn  die  löbl:  Stell 
etc.  aus  deme  genuegsamb  wahmemben  Idtönnen,  dass  der  anfangs 
projectierte  modus,  dass  nemblichen  jedtwedere  Herrschaft :  dero 
ver^rtigtes  Kupferblat  mit  Dargebung  6  fl.  an  sich  lesen  solte, 
^ich  nicht  durchgehenfs  vnnd  vollstendig  practiciem  lasse,  wie 
zumahlen  die  mehriste  Partheyen  zu  soAaner  Ablösung  auf 
kheine  Weiss  in  der  Güette  nicht  tu  bequemben  gewest,  dahin- 
gegen aber  beherziget,  dass  bey  so  gestalten  Dingen  das  vor- 
habente vnnd  beraiths  incamminierte  lobwftrdige  Werkh  genzlichen 
cessieren  vnnd  zu  Wasser  werden  mieste,  als  hat  mehr  hochge- 
melt  löbl :  Stell  etc.  com"* :  cons"* :  mit  H :  H :  Landtshaubtmann 
zu  Restiscitierung  sothaneü  Vorhabens  sieh  dahin  entschlossen, 
ofitgemelten  Y  i  s  c  h  e  r  dahin  in  verbschaiden,  dato  er  die  ange* 
fangene  Topographia  wider  zur  I&ndt  nemben,  vnnd  damit  er 
die  erforderliche  Spesen  vnib  so  uiU  leichter  beyschaffen  khönte, 
als  solte  derselbe,  so  baldten  er  25  Kupferblat  ad  perfectionem 
gebracht,  solche  der  löbl:  Stell  etc.  so  dan  selbsten  einraicben, 
dauor  ihme  vor  jedes  Biat  vorhin  gedungener  Massen  6  fl«  an- 
geschafft vnnd  bezahlt,  vnnd  von  Seithen  diser  löbl:  Stell  etc. 
Bodan  die  Einbringung  von  denen  interessierten  Landts  Mit- 
glidem  bewerkhstellet  werden  solte,  welcher  gdigen:  Yerbschaid 
vnnd  Verot^nung  er  Vis  eher  auch  so  gestalten  nachgelebet, 
wie  dan  derselbe  zu  verschidenen  Mahlen  die  Lifferungen  ge^ 
pflogen,  dauor  aber,  damit  er  mithin  obligiert  wurde  das  Werkh 
zu  endtlichem  Schlusss  zu  bringen,  niehmahlen  die  voUstendige 
Contentierung  erhalten,  sondern  bey  jedtwederer  seiner  Lifferung 
nur   das   Advenant   laut    des   Extract  E:   in   Abschlag   die  An- 


—     188     -. 

sehafiiug .  vnnd  ZaUttBgen  erhaltw,  gestalten  dan  die  Anssgaab- 
bieher  enthalten,   dass   ^der  offtgedachten   Visclier   von  A: 

1685  biss  1696  inoloaive  mit  Einlifisningeq  solcher  Knpfer- 
bleter  coatinairet,  vnnd  ob  nun  zwar  vermög  der  vntern 
20.  Septb.  1686  vorgemerkht  vi^nd  eingetragenen  Zahlung  der 
300  fi.  vnnd  in  faac  co;iifonmtate  auch  hierüber  beschechenen 
Anschaffung  enthalten  st^et,  wannit  auch  der  H :  Oegeaschreiber 
seinen  abgelegten  Bericht  fimdieren  wollen,  dass  von  disen  Kupfer 
Bietern  bis  dahin  894  Stnkh  wehren  geliffert  worden,  so  khann 
doch  dieer  angeseste  Numero  der  gleich  benenten  894  Stuckh 
aus  des  Yischers  vorhin  eingegebenen  aigenh&ndigen  Original 
Anbringen,  vnnd  hierinuen  benenten  Liflferung  auch  darauf  er- 
uolgten  Abschlags  Anschaffungen  dise  Gewissheit  gantz  nit  abge- 
nomben  werden,  zumahln  enhalt  solcher  Anbringen  bis  20.  Septb: 

1686  nicht  mehr  in  der  dach  selbsten  als  192  Stuckh  wehrn 
eingeüffiert  worden. 

Keben  welchem  auch  genedig  zu  w&ssen  ist,  dass  der  Ti- 
sch er  noch  Ao&ngs  1685  ^5  topographische  Baeher  diser 
löbl :  Stell  etc.  eingeraichet,  dauor  als  vor  jedes  Buech  demeselben 
3  fl.  zu  bezahlen  versprochen  worden,  daran  er  auch  vnterm 
26.  Febr:  1685  81  fl.  in  Abschlag  angeschafft  vnnd  bezahlter 
erhalten;  indeme  derselbe  aber  hernach  vermitls  eines  andern 
Anbringens  yber  dise  geUfferte  55  Bieher  die  voUstendige 
Contentierung  begehrt  vnnd  in  disem  Gontext  anfangs  vermeldet, 
dass  er  mithin  150  Blat  zu  Ergenzung  des  Steyerischen  Topo- 
graphia  einliffere,  in  dem  Schluss  dlses  seines  Anbringen,  dahin- 
gegen nur  alleinig  die  an  dennen  gleich  gemelt  gelifferten  55 
Bjieher  die  voUstendige  Gontentiernng  begehrt,  so  ist  hierüber 
die  AnschaArag  dises  Inhalts  ergangen,  dass  ihme  Vischer  wegen 
febrers  gelifferten  Kupfer  100  iL  bezahlt  werden  solten,.  welche 
ergangene  Anschaffung  vnnd  das  hierCüber  verfaste  Anbringen,  wie 
sub  F.  dauon  die  Beylag  genedig  zusechen,  einander  repugnieren, 
aus  welchen  nun  der  clare  Zweiffei  entstechet,  ob  der  Tis  eher 
lauth  dises  seines  Anbringens  etwas  von  denen  Original  Kupfer 
Bietern  mithin  eingeliffert  habe  oder  nicht?  dass  er  von  disen 
nichts   eingeliffert,   khdnte   mit  deme   behaubt   werden,    indeme 


—     134     — 

derselbe  in  dem  Schlass  dises  leines  Anbrmgens  vor  solche 
LHFening  kheine  AnsctoAmg,  sondern  alleinig  den  Rest  von 
dennen  vorhin  eingegebenen  65  Biehem  angesueehet,  woher  es 
dan  aber  Sach,  dass  renerä  ein  Lifferong  beschechen,  wie  dan 
die  hierfiber  ergangene  Anscfcaffhng  die  Praesnmption  fast  be- 
hanbten  will,  so  entstechet  abennahfai  die  Frag  wie  niU  deren 
Kupfer  Bieter  miessen  eigentlich  gewest  sein,  vnnd  ob  zwar  er 
Vischer  in  disen  seinen  angezogenen  Memorial  anümgs  ein- 
fahret, dass  er  nfiithin  180  Bttftzn  Erjgenzung  der  steyerischen 
Topographia  einraiche,  so  findte  ich  doh  meines  Erachtens,  dass 
solche  150  Blat  nit  Original-Kupfer,  sondern  nur  Eupferstieh, 
so  zu  Completiemng  der  obgemelten  55  Bieher  gehört,  miessen 
eingeraickt  worden  sein.  Auf  eine  gleiche  Weiss  lauthet  auch 
ein  anders  dessen  eingeraichtes  Anbringen,  waruon  anfangs  gemelt 
wiert,  dass  er  13  Kupfer  einraiche,  in  den  Schlnss  aber  nicht 
das  gedungene  Pretiom  aequivalens,  sondern  nur  vor  die  55  Bieher 
als  vor  jedes  3  fl.  anzuschaffen  gebetten.  Indeme  ich  nun  ge- 
sechen,  dass  vermitls  diser  ergangenen  Anschaffungen  nicht  auf 
den  Chrtindt  der  real  beschechenen  Lifferung  zu  khomben,  zudeme 
auch  die  lObi :  Stell  etc.  hiebeuom  der  Buechhaherej  pro  futura 
norma  in  Sachen  gantz  nichts  zuekhomben  lassen,  als  hab  ich 
mich  beworben  zu  Abstattung  abgefordert  aussfohrüchen  Berichts 
bey  denen  zwayen  Herrn  laa:  Secretarien  H:  v.  Monzell  vnnd 
H :  Maister  als  welche  hierin&hls  damahln  die  Incumbenz  gehabt, 
efn  vnnd  andere  nechere  Information  einzuheilen,  welche  Herrn 
aber  mier  eben&hls  hierfiber  nichts  verlftslich  vnnd  aigentlicfaes 
zu  communiciem  gewust,  vnnd  da  ich  volgents  erfahren^  dass 
dise  eingeraichte  Original  Kupfer  Bieter  zu  des  H:  Laa: 
Registratoris  Handten  abgesezt  worden,  hab  ich  Hoffnung  gemäht, 
mit  Abzehlnng  deren  in  cognitionem  certi  numeri  zu  khomben, 
dabey  aber  gleichmessig  vememben  miessen,  dass  solch  von  dem 
Vischer  verfertiget  vnnd  eingeraichte  Original  Kupfer  Bieter 
nicht  vollstendig  in  die  Canzley  reponiert  worden  wehren,  aus 
welch  der  Sachen  befindthchen  vngleichen  Bewandtnus  weder  ich 
noch  jemandt  anderer,  zumahln  der  principal  Interesssirte  nicht 
mehr   im  Leben,   auch    dem  Vememben   nach  khein  zur  Sachen 


—     135     — 

dienstliehe  Yerzaichims  von  ibme  nicht  beyznbiingen  seye,  aof 
den  Gnmdt  wahrer  Beschaffenheit  zn  gehingen  yennag,  ex  qnibns 
prioniBsis  aach  des  H:  Gegenschreibers  in  Sachen  erstatter 
Berieht,  in  welchen  er  dlsen  Sappten:  1289  fl.  noch  gnett  zn- 
maehen  attribnieren  will,  da  doch  derselbe  nnr  488  fl.  ersnechet, 
handtgreifilichen  ynfiindiert,  anch  billich  zn  reformieren  ist. 

Damit  nnn  die  lObl:  Stell  etc.  in  disen  verwahrten  Werckh 
sichentlichen  gdig:  determinieren,   auch  disen  Snppten:,   welcher 
ohne  deme    ein   anner  vnnd   indebitierter   Mann   ist,    zofriden 
Btellen  möge,  findte  nichts  anders  ybrig  zn  sein,  als  hierttber  so 
vnvorgreüHich  als  vnterth :  einznratten,  dass  deme  sein  eingelegte 
Praetension  in  gnediger  Beherzignng  dise  von  Seithen  hochlobl: 
Laa:   nicht   abgelainet,    noch  mit  andern  Oegenbeweisthnmben 
retorqniert  werden   khann,  nach   billichen  Dingen   de   aeqno  et 
bono  zu  vergietten  wehre,  wie  znmahln  aber  er  Snppt :  in  obge- 
melt  snb  G:   eingelegter  Praetension  anfhhret,    dass   ihme   anff 
denen  aosstendigen   558  fl.  nur   100   fl.  guett  gemacht,  dahin- 
gegen aber  ans  dennen  hienom  ergangenen  Anschaffungen  abzu- 
nemben  ist,  dass  die  Jenige  165  fl.  welche  wegen  der  55  Bieher 
angerechnet  stechen,  vollstendig  abgestossen  werden,  als  khOnten 
dise   gleich   gemelte   165   fl.   an   der  Praetension   der   588   fl. 
de&ldert,  vnnd  der  Veberrest  mit  423   fl.  so  gestalten   ange- 
schaffet  werden,  dass  der  Suppt :  mit  disen  respectu  seiner  zwar 
zweiffelhafftig  eingeraichten  Praetension  mithin  semel  pro  semper 
vergnieget,    auch  derentvdUen  khtknfltig  sich   nichts  mehr  anzu- 
fordern   haben    solte    welches    ich    gehors:    berichten    vnnd   zu 
dero   hohen  Gnaden  mich  vnterth:    empfelhen  sollen.    Gr&z  den 
13.  Marty  1703. 
Berichtbuch  de  ao.  1703  fol.  72 — 75',  stnnk.  Landesarchiv. 
Die  angezogenen  Beilagen  A — F  feien. 


c. 


Kleinere  Aufsätze 


und 


Mittlieilmigen. 


—     189     — 


Btlolier-  Anzeigen. 


Qtaz.   Oeftcliichte  und  Topographie  der  Stadt  und  ihrer 

Umgebimgy  ron  Fmas  Ilwof  und  Karl  F.  Peters  . . .  Gn»  1876. 
Verlftg  der  GesehilMUininf  der  46.  VerMiniiiliiiif  der  deutschen 
Katmfonoher  und  Aenle.  6,  488,  4  SeiteD,  i  Pltn  von  Gras.  8^. 

Gelegentlich  der  hn  September  1875  in  Graz  abgehaltenen  48.  Ver- 
sammlnng  deutscher  Naturforscher  und  Aerzte  erschien  als  Festschrift  das 
vorliegende  Werk,  weldies  durch  seinen  historischen  und  statistischen 
Thefl  eine  wesentliche  Bereicherung  ftr  die  Geschichtschreibung  unseres 
Landes  bietet  Auf  188  Seiten  behandelt  Herr  Dr.  Franz  Ilwof  die  Ge- 
schichte der  Stadt  Graz  und  erfilUt  dadurch  einen  von  Freunden  der 
Tsterlindischen  Geschichte  schon  vielfach  geäusserten  Wunsch  nach  einer 
dem  Standpunkte  der  heutigen  Forschung  entsprechenden  zusammen- 
hängenden Darstellung  der  Schicksale  des  materiellen  und  geistigen  Lebens 
mtserer  Hauptstadt  In  der  Vorgeschichte  (Seite  68—69)  wird  ein 
UeberbHck  Aber  die  TerhSltnisse  der  St^ermark  während  der  Kelten- 
ond  Römerzeit,  sowie  während  der  Völkerwanderung  gegeben;  die  Grün- 
dung (Seite  70—78)  wird  auf  Grundlage  der  v.  Felicetti'schen  For- 
Mhungen  eingehend  behandelt,  es  folgt  dann  die  Erzählung  der  wichtigsten 
anf  Graz  Bezug  habenden  Begebenheiten  unter  den  Traungauern 
(8.  74—77),  unter  den  Babenbergern  (S.  77—83),  im  Zwischen- 
reiche (S.  84—91)  und  im  Anschlüsse  daran  eine  Zusammenstellung  jener 
auf  Bauten,  Gewerbe,  Handel,  Gerichtspflege  etc.  bezüglichen  Daten,  welche 
sich  ftr  das  13.  Jahrhundert  erheben  Hessen.  Eben  solche  Eulturskizzen 
tcUiessen  sieh  an  fllr  die  nächsten  Kapitel :  Unter  denHabsburgern 
von  1276  bis  1424  (S.  91  —  116),  Unter  Friedrich  HI.  und  Maximilian  I. 
(8.  116—142),  und  erhalten  durch  zwei  weitere  Kapitel:  Rechts- 
historisches und  Volkswirthschaftliches  (S.  142-152)  und 
Schulwesen  im  Mittelalter  (152 — 155)  vielseitige  Ergänzungen. 

Für  die  bisher  aufgezählten  Perioden  hat  Ilwof  nicht  nur  das  ge- 
sammte  in  Publicationen  niedergelegte  Material  gewissenhaft  benutzt, 
sondern  seine  Erzählung  auch  anf  eigene  Quellenstudien  gestützt,  indem 
er  sämmiliche  mit  Graz  in  Beziehung  stehende  Urkunden  des  steier- 
näridsehen  Landesarchives  einer  Durchsicht  unterzog,  so  dass  wir  eine 
statdiehe  Reihe  neuer,  bisher  nicht  gekannter  Thatsachen  hier  zum  erstenmal 
aufgenommen  finden.  Für  die  Geschichte  der  letzten  drei  Jahrhoadarte 
verstand  es  der  Veriasser  die  vorhandene  Literatur  mit  grossem  Gescfaieke 


—     140     — 

au8ziuiQtsen  and  aus  den  viel&ch  zerstrenten  Details  ein  zosammen- 

biogendes  wolgeordnetes  Gaoaes  zu  gestalten.  Wir  finden  den  Stoff  in  der 

Weise  angeordnet,  das^  sich  die  Abschnitte:  Unter  Ferdinand  L  and 

Karl   n.  (S.    1557-173),  Reformation  und  O'egenreformation 

(S.   179-194),    Von   1600  bis    1740   (8.   194-220),    Unter  Maria 

Theresia,  Josef  11.  und  Leopold  ü.  (S.  221— 229),  Von  1792  bis 

1815  (8.  229—240)  und  Von  1815-1875  (8.  240    246)  ergeben.    Auch 

1s  diesen  TheOe  des  Werkes  ist  nidbt  nur  anf  alle  irgendwie  erhebHdien 

.Begebenheiten  Btkdasidit.ge&oiBBMB,  Ten  welehen  ansere  LsttdeBhmptstadt 

berthrt  wurde,  sondem  es  ist  auch  nai^  Mtfgitehkeit  der  Fordfirong  nach 

KlarstdUung  der  LebensTetUtnisse,  der  ProdB0ti<»L  and  GoososBlion,  sowie 

der  Gliederung  der  politischen   und  Admini&tratiybehörden  Bechnnng  ge- 

tragen.  Dass  Ilwof  zu  erzfthlen  Tersteht^  ist  im  Kreise  der  Leser  dieser 

Bl&tter  längst  bekannt,  ebenso,  dass  er  in  die  chronologisch  geordnete 

Kette  von  Begebenheiten  gerne  fsrbenreiche  Bilder  fingt,  welche  durch  den 

.Eeiz  der  Schilderung  das  Interesse  filr  die  Erzfthlung  erhöhe    In  dem 

vorliegenden  Falle  entspricht  es  dem  Zwecke  des  Buches  als  Festschrift, 

dass  dabei  die  Darstellungen  von  Festlichkeiten  und  öffentliche  Yorgftngen 

besonders  bedacht  sind. 

Ausser  der  Geschieht»  von  Graz  enthält  das  besprochene  Werk  die 

poetische  Wiedergabe  der  «Sage  von  Grätz*"  von  G.  G.  Bitter  von  Lei  tue  r, 

die  Schilderung  des  Bodens  von  Graz  und  Umgebung  von  Prof  Peters, 

sowie  die  Topographie  von  Graz,  ebenfalls  von  Ilwof  bearbeitet,   in 

weldier  die  Lehranstalten,  Sammlungen,  Spitäler,  Vereine,  Yertretungs- 

körper  und  Behörden  besonders  beracksichtigt  sind.  Der  „Anhang*'  bietet 

Aufsätze  „aber  Eisenerze  in  der  Steiermark*'  und  die  „Braunkohle  in  der 

Steiermark**  von  Peters,  „ttber  die  Braunkohlenfloren  der  Steiermark', 

von  Gonst.  Freih.  von  Ettingshausen  und  „Mineralquellen  und  Cur- 

orte**  von  Peters  und  Conrad  Clar. 

V.  Zw. 

Oescliichte  der  religiösen  Bewegung  in  Inner-^Oesterreich 

im  achtzehnten  Jahrhundert,  von  Dr.  Hans  von  Zwiedineck- 
Südenhorst.  Wien  1875.  (Separatabdruck  aus  dem  53.  Bande  des  Ar- 
cbives  flu*  österreichische  Geschichte,  herausg.  von  der  zur  Pflege 
vaterländischer  Geschichte  aufgestellten  Commission  der  kais.  Akademie 
der  Wissenschaften.) 

Es  ist  ein  sehr  dankbarer  Stoff,  den  sich  Herr  Prof.  Dr.  H.  von 
Zwiedineck-SiVdenhorst  in  der  vorstehenden  Abhandlung  zur  Be« 
arbeitung  gewählt  hat:  das  Gebiet  der  religiösen  Bewegung  in  Oesterreich 
im  achtzehnten  Jahrhundert  vor  Kaiser  Josef  ü.  war  bisher  nur  sehr 
dOrfkig  bearbeitet  worden.  Der  Verfasser  verarbeitete  das  Material,  das 
ihm  das  Archiv  des  Cultusministeriums  in  Wien,  die  Registratur  der  k.  k. 


—     141     — 

StattItaHerei,  und  das  Landesaxdifv  in  Gras  sowi^  das  landsch.  Archiv 
in  Elagenfiirt  bolen,  zu  «iner  angcRMliiii  lesbaren,  an  Anftdilttssen  reichen 
Ablmdlinig. 

Diese  aerfldlt  in  zwei  Theile :  Im  ersten  werden  die  BeUgfonsnnniben 
in  Kirnten  und  Steiermark  1731  - 1796  und  die  Gegenrefcntnation  unter 
Kaiser  Karl  Tl.,  im  zweiten  die  confesdoneUen  Wirren  in  Innarl(sterr»ieb 
unter  Maiia  Yberesia  behandelt  Im  Anhange  werden  zehn  besottders 
interessanie  ActenstOcke  theüs  ToUinfaaltlich,  theils  in  ansgewIhHen  Stellen 
mMgetheiH  # 

in  ehngen  Gegenden  Kärntens  und  Steiermarks  war  die  Lehre  Lu- 
ther^ nie  aasgestorben,  aber  von  religiösen  Streitigkeiten  und  ümtdien 
hörte  man  nichts,  bis  1781  der  Salzbnrger  Erzbischof  seine  protestantischen 
ünterlhanen  zur  Answanderung  ndthigte.  Noch  bevor  das  Emigratfons- 
patent  vom  81.  Oetober  1781  erschien,  dureh  welches  ^e  letzte  nnd 
lanfiwsendste  Austreibnng  der  Protestanten  veranlasst  wurde,  sah  sich  di^ 
österreichische  Regierung  bewogen,  Massregeln  gegen  die  Oebertragnng 
der  Bewegung  auf  Österreichisches  C^ebiet  zu  ergreifen.  Gi^ssere  Zu- 
sammenkünfte der  Bauern  wurden  untersagt,  die  militärische  Besetzung 
der  von  Salzburg  in  österreichisches  Gebiet  führenden  Pftsse  ward  ange- 
ordnet, die  Grundherrschaften  wurden  verhalten,  Ober  verdächtige  Be^ 
wegungen  auf  ihrem  Grund  und  Boden  an  die  Behörden  Bericht  ztf 
erstatten. 

Von  da  an  bereiteten  die  Protestanten  in  Steiermark  und  Kärnten  der 
Regierung  manche  Verlegenheiten,  die  von  dem  Herrn  Verfasser,  soweit 
seine  Quellen  reichen,  geschildert  werden.  Dass  die  Begierung  bei  ihrem 
Vorgehen  stets  mehr  <fie  politische  Seite  im  Auge  hatte,  vrird  bewiesen; 
auf  die  Einwiikung  der  protestantischen  Staaten  Deutsehlands  fällt  manches 
Licht  —  So  bezeichnet  die  erwähnte  Abhandlung  eine  wesentiiche  Er-* 
Weiterung  unserer  Kenntnisse  über  eine  bisher  vernachlässigte  Zeit  lnner-> 
Österreichs.  M. 

Die  Deutachen  auf  den  Xrenszftgen,  von  R.  Röhricht 

In  Zache r's  Zeitschrift  ftlr  deutsche  Philologie,  Bd.  VII,  Heft  2, 
bringt  H.  Röhricht  eme  von  Historikern  und  Philologen  gewiss  längst 
ersehnte  Zusammenstellung  hervorragender  Deutscher,  die  in  der  Zeit  von 
1096 — 1190  das  gelobte  Land  als  Pilger  oder  als  Kreuzfahrer  besucht 
haben.  Das  zu  bewältigende  Material  ist  ein  gar  grosses  und  so  wird  es 
denn  Nieniand  Wunder  nehmen,  dass  es  bei  diesem  ersten  Versuch  nicht 
an  Verstössen  fehlt,  insbesondere  erfreut  sieb  die  österreichische  Provin- 
zialgeschichte  in  Deutschland  noch  nicht  der  verdienten  Beachtung,  sonst 
worden  Fehler  wie  p.  142  Wilhering  in  Steiermark  (!),  p.  146  Cister- 
z i e n s e r kloster  Melk,  p.  186Cisterziense r kloster  Admont  unterblieben 
sein;  man   hätte  auch  nicht  p.  157  Medling  und  158  Mödling  für  zwei 


—     142     — 

verschiedene  Orte  gehalten.  Auch  ein  (^itecreichiaeher  Herzog  von  Meidlits 
(sict)  ist  mir  unbekannt  Was  Steiermark  anbelangt,  so  ffthrt  Röhricht 
Bernhard  von  Sponheim,  der  von  Kärnten,  von  Marburg  und  von  Truhsen 
rabenannt  wird,  dreimal  an,  p.  139,  140  u.  143,  in  dem  Glauben,  es  mit 
drei  verschiedenen  Personen  zu  thun  zu  haben.  Pag.  142  wird  Ottokar 
YII.  genannt,  sein  Sohn  heisst  aber  p.  162  Herzog  Ottokar  YI.,  also  sind 
die  beiden  ZJUilungen  konfundiert  P.  145  wird  gesagt,  Markgraf  Otto 
von  Steiermark  (soll  wohl  heissen  Ottokar)  sei  1172  mit  Heinrich  dem 
Löwen  im  Morgenlandg  gewesen,  das  ist  aber  unmöglich,  denn  Ottokar 
ym  (VI)  war  am  19.  August  1168  geboren,  damals  also  erst  9  Jahre 
alt,  urkundet  Übrigens  anoh  am  16.  Mai  1172  zu  Graz,  wahrend  Heinrich 
am  2.  Februar  von  Regensburg  aufbrach.  Auch  die  Schreibung  der 
Namen  ist  schwankend,  p.  187  Bilstein,  p.  169  Peilstein;  der  zweimal 
erwähnte  Rupert  von  St  Georg,  heisst  (s.  Wichn«,  der  dtirt  wird)  von 
St  Georgen  an  der  Stiefing.  Mehrere  hervorragende  Persönlichkeiten 
fi^en  ttberdiess.  —  Einige  Kreuzfiihrer  werden  zweimal  genannt,  beim 
zweiten  und  beim  dritten  Kreuzzug.  Von  dem  einen,  Rupert  von  St 
Georgen,  läast  sich  nun  bestimmt  nachweisen,  dass  er  auf  dem  zweiten 
KrenzzQg  und  nicht  auf  dem  dritten  war.  Muchar  EI.  847  führt  als 
Quelle  das  Admonter  Salbuch  lY  an,  ebendasselbe  auch  Wichner, 
der  die  Urkunde  abdruckt  In  derselben  erscheint  als  Zeuge  Ditricus  de 
Cholbam  minisiteralip  marchionis  de  Stiria;  das  passt  nun  nicht  mehr 
f&r  die  achtziger  Jahre,  wo  es  keinen  marcMo  mehr  gab.  Dieselbe  Be- 
wandtzdss  wird  es  auch  mit  Hartnit  von  Riegersburg,  Richer  von  Wildon 
und  During  von  Sulz  haben,  die  Röhricht  auch  beim  zweiten  und 
dritten  Kreuzzng  nennt  Richer  von  Wildon  spendete  1147  zwei  Hüben 
an  Admont,  unter  den  Zeugen  erscheint  Heinricus  Mutil  ein  Admonter, 
derselbe  erscheint  aber  auch  in  der  vorerwähnten,  sicher  in  die  Zeit  des 
zweiten  Kreuzzugs  gehörigen  Urkunde  Ruperts  von  St  Georgen.  Der 
Zeuge  Switker  de  Dorf  erscheint  aber  wieder  in  der  folgenden  Urkunde 
Hartnits  von  Riegersburg  (eines  Bruders  Richers  von  Wildon),  die  also 
auch  gleichzeitig  ist  Ich  erianbe  mir  nun  im  folgenden  den  Freunden 
steir.  Geschichte  das  rektifizirte  Yerzeichniss  mitzutheilen  : 

I.  Kreuzzug:  Bei  Röhricht  ist  Steiermark  unvertreten.  Als  Reisege- 
nosse des  von  ihm  erwähnten  Erzbischofs  Thiemo  von 
Salzburg  und  der  Markgräfin  Ita  von  Oestenreich  gieng 
aber  Abt  Gisilbert  von  Admont  nach  dem  Orient, 
der  am  1.  October  1101  bei  Jerusalem  starb. 
n.  Kreuzzug:  1)  Heinrich  von  Dnnkelstein,  Ministerial  Ottokars  Yü.,  ui-- 

kundet  für  Rein  (nicht  Nein,  wie  p.  138  steht),  D.  in 
der  Grafschaft  Ptttten. 

Rupert  von  St  Georgen  (a.  d.  Stiefing), 

Giselher,  Ministerial  von  A<imont, 


—     143     — 

Sigfrid  ¥00  QiMu  (Glouey  Heinrich  von  (Hone  and 
Rnodbert  Tim  Ginne,  beide  ÜBhlen  bei  Röhricht), 

Bernhard  von  Sponheim  (Elmten,  Marbarg,  Tmchien) 
starb  im  Orient, 

Poppe  ton  Fiber, 

Hartnit  von  Biegenburg  (Rutkerspurch), 

Bicher  von  Wildon, 

Markgraf  Ottokar  YII., 

Sighart,  der  Sohn  Muto's, 

Döring  von  Sulz, 

Graf  Konrad  von  Peilenstein  (schenkt  Gftter  in  üntersteier 
an  Admont), 

Bndolf  Ton  ,.Huaenberg', 

Bertold  von  Ettmsdorf  (Ettendorf,  nach  Widmer  bei  Stains, 
oder  im  Lavantthal,  Röhricht  meint:  Tirol?). 

1164  zog  mit  Ottokar  vn^  der  in  Fttnfkirchen  starb, 
Heinrich  von  Trosmarsdorf^  Graf  Gebhart  von  Borg- 
hausen,  SchirmTogt  von  Admont,  Graf  Sigftied  von 
Liebenau  und  Beimbert  von  Mnreck  (der  Letztere  bei 
Bdhricht  nicht  erwfthnt);  der  aach  mitziehende 
Beginhef  von  Tovenuch  ist  ein  Efarntner. 
in.  Kreozzug:     Abt  Isenrik  von  Admont,  starb  in  Bulgarien  10.  August 

1189  (zwischen  Nissa  und  Sofia)  —  Heiwic  der  Böhme, 
Marschall  in  Steiermark. 

Graf  Sigfrid  von  Liebenau  (nicht  bei  Graz,  wie  Röhricht 
meint  —  denn  dieses  Liebenan  hiess  früher  Vaters- 
dorf —  sondern  in  Oberbaiem), 

Liutold  von  Waldstein, 

Graf  Eonrad  U  von  Peilenstein  (Bilstein)  —  Liutold  U. 
von  St.  Dionysen  —  Ghitenberg. 

Nicht  erwfihnt  ist  Ubrich  von  Peckau  (Muchar  UI.  847). 
Ich  werde  seinerzeit  nicht  ermangeln,  die  versprochene  Fortsetzung 
der  Arbeit  Röhricht's  zu  besprechen. 

Graz,  28.  April  1876. 

Prof.  Radolf  Rcichcl. 


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MITTHEILÜNGEN 


HISTORISCHEN  VEREINES 


STEIEEMAKK. 


VON  I)ESSB;N  AUSSCHÜSSE 


2Z3CTr.    HEE"!". 


Graz,  1877. 
Im  Selbstverlage. 

In  Commission  der  k,  k.  Univeraitfits-Biichhandliing. 
Leuschner  &  Lubensky. 


MITTHEILÜNGEN 


DES 


fflSTOßISCHEN  VEREINES 


FÜR 


STEIERMARK. 


HERAUSGEGEBEN 

VON  DESSEN  AUSSCHUSSE. 


SISITr-    HE^"!«- 


Oraz,  1877. 

Im  Selbstverläge. 


In  Commission  der  k.  k.  Üniversitäts-Buchhandlang. 
Leuschner  &  Lubensky. 


|^ykiim-.in«efWUi»l.  Or%». 


Inhalt. 

A.  Vereins -Angelegenheiten. 

Geschäfts-Üebersicht. 

Seite 

I.  Chronik  des  Vereines III 

Beriebt   über  die  2.  Wanderversammlung    des  histor. 

Vereins  /Qr  Steiermark XIII 

Aus  den  Berichten  der  P.  T.  Bezirks- Correspondenten  XXI 

II.  Veränderungen  im  Personalstande  des  Vereines    ....  XXVII 

in.  Uebersicht  über  die  Empfänge  und  Ausgaben  im  Jahre  1876  XXX 
IV.  Sammlungen: 

A.  Für  die  Bibliothek XXII 

B.  Für  das  Archiv LXI 

C.  Für  die  Kunst-  und  Altertliums-Sanuulung     .    .    .  XLII 

B.  Abhandinngen. 

Zur  Geschichte  Herzog  Emsts  des  Eisernen  (1406—1424),  von  Emil 

Kümmel 8 

Beitrftge   zur  Zeit-  und  Gulturgeschichte   der   östlichen  Steiermark, 

von  Gttokar  Eemstock 66 

Die  Gründung   des  katholischen  Vicariates   St.  Ruprecht   am  Kulm 

in  der  evangeliscffen  Ramsau  (1748),  von  Franz  Ilwof  ...  75 
Das  steirische  Aufgebot  von  1566  etc.,  von  Dr.  H.  von  Zwiedineck- 

Sodenhorst 87 

Der  Brotpreis  zu.  Graz  und  in  Steiermark  im  17.  Jahrhunderte,  von 

Dr.  R.  Peinlich 103 

C.  Gedenkbnch. 

(Fortsetzung   aus   dem   XIV.,    XV.,    XXI.  und   XXIII.    Hefte   der 

„Mittheilungen''). 
Mathias  Macher,  von  Dr.  Franz  Ilwof 47 


•_ 


* 


Register. 


Die  Seitenangaben  mit  Torgesetxtem  A  beseichnen  die  des  AdministratiTberiebtea. 


A. 

Anlagepunkt,  ältester  voo  Marburg 

A.  14. 
Aufgebot,  das  steirische,  von  1565. 

Abhandlung  von  Dr.  H.  v.  Zwie- 

dineck-Sndenhorst  87. 
Anst  A.,  Bericht  als  Bez.-Gorre- 

spondent  A.  22. 

B. 

Bacher,  Ruinen  auf  dem  A.,  15. 

Banoalari,  A.  15. 

Blschofr,  Dr.  F.,  Wahl  zum  Vor- 
stand A.  12. 

Brotpreis,  der  in  Steiermark  etc. 
Abhandlung  von  Dr.  R.  Peinlich 
103. 

c. 

Caosaberioht,  A.  80,  31. 

Conservatorium,  grossherzogliches 
der  Alterthümersammlungen  in 
Karlsruhe ,  Schriftentausch  mit 
demselben  A.  4. 

D. 

Dnohatsoh,  Dr.,  Vicebfirgeemeister 
von  Marburg  A.  18  u.  ö. 

E. 

Ehrenmitglied,  Wahl  eines  solchen 
A   7. 

Erdbeben,  A.  16. 

Ernst  der  Eiserne,  Herzog.  Abhand- 
lung von  E.  Kümmel  3. 

F. 

Felber,   Schreiben  desselben  über 

das  Bild  von  Marburg  A.  17. 
Felioetti  •  Liebenfeis    Moriz    von, 

Wahl  zum  Ausschuss  A.  12. 
Floker  Adolf,  Dr.,  Wahl  desselben 

zum  Ebrenmitgliede  A.  7. 
Fleol(,   Stadtpfarrvicar  in  Marburg 

A.  16  u.  ö. 


Franzosen  in  Marburg  A.  16,  19. 
Friedhof  der  Marburger  Juden  A.  15. 
Fürst  Ernst,  Wiederwahl  zum  Cassier 
A.  12. 

6. 

Gemälde  zu  Niederwelz  A.  22. 

Goidwäsoherei  in  der  Dran  A.  20. 

65dl,  Stadtcassier  in  Marburg  A.  15. 

G5hlert  V.,  Dr.,  Vorweisung  einer 
Karte  von  Gallien  A.  4.  —  Vor- 
trag über  die  ältesten  Ortsnamen 
in  Steiermark  A.  11. 

Grans  J.,  Conservator,  Vortrag  über 
Steiermarks  älteste  Baudenlanäler 
A.  4. 

Gutscher  J. ,  Gymnasialdirector  in 
Marburg  A.  13. 

H. 

Hasendorf,  Funde  bei  A.  25. 

Hofrichter,  Notar,  A.  15.; 

Hoiztafein  an  der  Pfarrkirche  von 
Krieglach  A   26. 

Horak,  Gymnasialprofessor  in  Mar- 
burg A.  13. 

I. 

liwof,  Dr. ,  Wahl   zum  Vorstand- 
Stellvertreter  A.  12. 
Invasionszeit,  französische  A.  16. 
Ipavio,  Dr.,  A.  15  u.  ö. 

K. 

Kogei,  über,  A.  26. 

Kozirep,  Schlossruine  von,  A.  15. 

K5tiach,  Funde  bei  A.  23. 

Krainz  Job.,  Lehrer  in  Knittelfeld, 
Aufsatz  für  die  pädagogische  Zeit- 
schrift A.  9;  ~  Erwerbung  des 
Archives  von  Wasserberg  A.  10; 
—  Berichte  A.  10,  21  ff. 

Krones Fr., Dr.,  Obmann  des  Comit^'s 
für  die  Wanderversammlung  A. 
13;  —  Vortrag  in  Marburg  A.  14. 


I 


L. 

Landsoha,  Funde  bei  A.  28. 
Lebring,  Funde  bei  A.  28. 
Leihnitzer  Feld,  Funde  auf  dem 

A.  28. 
Leitrlng,  Funde  bei  A.  28  u.  ö. 
Lnsohin  Arnold  v.,  Dr ,  Wahl  zum 

AusBchusB  A.  12. 

M. 

Macher  M.,  Dr.,  seine  Biographie, 
von  Dr.  llwof,  im  Gedenkbuche  47. 

Marburg,  WanderTersammlung  A.  6, 
18  ff.;  —  Bild  von  M.  A.  17. 

Marienwerder,  histor.  Verein  von, 
Schriftentausch  mit  demselben  A.  4. 

Meixner  A. ,  Kaplan ,  Bericht  als 
Bez.-Gorrespondent  A.  28. 

Mayer  Frauz ,  Dr. ,  Schriftführer, 
Yerzichtleistnng  auf  das  Honorar 
des  Geschäftsberichtes,  zu  Gunsten 
der  Vereinscassa  A.  6;  —  Vor- 
trag in  Marburg  A.  14. 

0. 

Ortsnamen,  Vortrag  über  die  ältesten 
0.  der  Steiermark,  von  Dr.  W. 
Göhlert  A.  11. 

P. 

Pajk,  Professor  in  Marburg  A.  14  u.  Ö. 

Pauer  Ludwig,  Bericht  als  Bez.- 
Gorrespondent  A.  25. 

Peinlich  Richard,  Dr.,  k.  k.  Re- 
gierungsrath,  Antrag  auf  Statuten- 
änderung A.  6;  —  Mitglied  des 
Comit^*s  f&r  die  Wanderversainm- 
lung  A.  13;  —  Vortrag  Ober  die 
Brotfrage  in  Steiermark  A.  10. 

Perfall  Joh.  Benedikt  von,  Propst 
von  Voran  66  u.  ö. 

Pest,  die  A.  16,  18,  21  u.  ö. 

Peststein  in  Niederwelz  A.  21. 

Pichl  K.  Ritter  von ,  Bericht  als 
Bez.-Gorrespondent  A.  21. 

Pivola,  Tarkenhügel  bei,  A.  15. 

B. 

Relohel  Rud.«  Professor,  Mitglied 
des  Gomitö*8  für  die  Wanderver- 
sammlung A.  13 ;  —  Vortrag  in 
Marburg  A.  14. 


Reiser  Math.,  Dr.,   Bürgermeister 

von  Marburg  A.  18  u.  ö. 
Rothwein  A.  16. 

S. 

Sohiossar  A.,  Dr.,  Vortrag  über 
einen  steier.  Dichter  des  18.  Jahr- 
hunderts A.  6. 

Schnabel,  Prof.  in  Marburg  A.  18. 

Stadtbefestigung  vonMarbnrg  A.15. 

Staromesto    bei  Rothwein  A.  16. 

St.  Heinrich,  Ruine  bei,  A.  16. 

St.  Ruprecht  am  Kulm,  Gründung 
des  kathol.  Vicariates  zu,  Abhand- 
lung von  Franz  Uwof  75. 

T. 

Türkeneinfllle ,  TOrkengräber  A. 
15  ff.,  18  ff. 

T. 

Vorträge :  von  Dr.  V.  Göhlert,  über 
eine  Karte  von  Gallien  A.  4;  — 
von  Dr.  V.  Göhlert,  über  die 
ältesten  Ortsnamen  in  Steiermark 
A.  11;  —  von  J.  Graus,  über 
Steiermarks  älteste  Baudenk- 
mäler A.  4 ;  —  von  Dr.  R.  Pein- 
lich, über  die  Brotfrage  in  Steier- 
mark etc.  A.  10;  —  von  Dr. 
Schlossar ,  über  einen  steier. 
Dichter  des  18   Jahrh.  A.  6. 

w. 

Wagna,  Funde  bei  A  23 
Wanderversammlung ,  in  Marburg 
A.  6,  13  ff. 

Wiesthaler  A.  16. 
Wohnungen,  älteste  der  Marburger 
Juden  A.  15. 

Z. 

Zahn  Josef  von,  Wahl  zum  Aus- 
schuss  A.  12;  ->  Mitglied  des 
Gomit^'s  fhr  die  Wanderversamm- 
lung A.  18  u.  ö. 

Zeit-  und  Gulturgeschichte  der  6A* 
liehen  Steiermark,  Beiträge  zur, 
Abhandlung  von  Ottokar  Kern» 
stock  66. 

Zwiedineok  H.  von,  Mitglied  des 
Gomit^'s  für  die  Wanderversamm- 
lung A.  18. 


A. 


Vereins  -Angelegenheiten. 


MUtk*U.  d«i  kiat.  V*reln«  f.  8trl«nnark,  XXV.  Heft,  1R77. 


J 


Geschäfts  -  Uebersicht. 


I. 

Chronik  des  Vereines 

Über   die  Zeit  von  der  27.  Jahresversanimlung  am  7.  Jänner  187G   bis- 
zur  23.  Yierteljahrs-Yersammlung  mit  den  Rechten  einer  Jahresversamm- 
lung am  30.  April  1877. 

1.  Am  19.  Jänner  1876  fand  eine  ausserordentliche 
Versammlung  statt,  welcher  der  Ehrenpräsident  Herr  Dr.  M  o  r  i  z 
Edler  von  Kaiserfeld  präsidirte.  Die  Ursache  dieser 
Versammlung  waren  die  Forderungen  und  Anwürfe  des  früheren 
Schriftführers  Herrn  Oberlieutenant  L.  v.  Beck  - Widmanstetter 
gegenüber  dem  Vereinsausschusse  in  Betreff  der  Ablehnung 
des  letzteren,  die  von  jenem  Herrn  angebotene  Vercinsmatrikel 
so  in  Druck  zu  legen,  wie  derselbe  verlangte.*) 

In  dieser  vertraulichen  Versammlung  verlas  der  Vorstand 


*)  Nur  eine  umfangreiche  Darstellung  des  ganzen  Sachverhaltes 
könnte  das  grosse  Publikum  vollkommen  orientiren.  Eine  solche  erscheint 
aber  dem  Ausschüsse  als  Träger  eines  Vertrauensamtes  um  so  weniger 
nothwendig,  als  ein  doppeltes  Verdict  der  Vereinsversammlung  (v.  1 9.  Jänner 
1876  und  80.  April  1877)  zu  seinen  Gunsten  actenmässig  vorliegt.  — 
Die  Protokolle  liegen  in  der  Yereinskanzlei  (Joanneum, 
I.  Stock),  die  vorstehende  Angelegenheit  betreffenden 
Actenstflcke  bei  dem  dermaligen  Yereinsvorstandc  Herrn 
Prof.  Dr.  Bischoff  zu  jeder  Zeit  und  jedem  Vereinsmit- 
gliede  zur  Einsicht  bereit. 

A» 


—    IV    — 

Herr  Prof.  v.  Zahn  den  Rechenscliaftsbericht  des  Ausschusses 
gegenüber  den  Anwürfen  des  genannten  Herrn  und  erklärte 
in  demselben,  dass  der  Ausschuss  seine  Mandate  in  die  Hände 
der  Wähler  zurücklege. 

Nach  längeren  Debatten  wurde  der  Antrag  des  Herrn 
Prof.  Dr.  Bidermann:  „die  Versammlung  anerkennt  das 
abwehrende  Verhalten  des  Vereinsausschusses  gegen  den  ge- 
wesenen Schriftführer  als  vollkommen  gerechtfertigt**  an- 
genommen und  zwar  von  allen  Anwesenden,  mit  Ausnahme  von 
dreien,  welche  sich  bei  der  Abstimmung  nicht  erhoben,  und 
der  Ausschuss  per  acclamationem  wiedergewählt. 

2.  In  der  Ausschusssitzung  vom  7.  April  wurde  der 
Schriftentausch  mit  dem  grossherzogl.  Conservatorium  der 
Alterthümersammlungen  in  Karlsruhe  und  mit  dem  historischen 
Verein  zu  Marienwerder  in  Ostpreussen  angenommen. 

3.  In  der  20.  Vierteljahrsversammlung,  abgehalten  am 
25.  April,  wies  Herr  Dr.  V.  Göhlert,  Bibliothekar  desReichs- 
rathes  und  Regierungsrath,  eine  Karte  von  GaUien  vor,  die 
auf  Befehl  des  Kaisers  Napoleon  III.  angefertigt  worden  und 
auf  der  sich  alle  Fundorte  keltischer  Alterthümer  eingetragen 
finden.  Der  Herr  Regierungsrath  knüpfte  daran  einen  kurzen 
Vortrag  über  die  Einrichtung  dieser  Karte. 

Dann  hielt  der  hochwürdige  Herr  Johann  Graus,  k.  k, 
Conservator,  einen  Vortrag  „über  Steiermarks  älteste  Bau- 
denkmäler." 

Der  Redner  macht  in  einigen  Zügen  auf  den  Unterschied 
eines  kunstgeschichtlichen  und  rein  historischen  Excurses  auf- 
merksam, betont  den  Zusammenhang  der  Kunstgeschichte  mit 
der  Menschengeschichte  überhaupt,  verbreitet  sich,  die  Perl o de 
der  Römerherrschaft  und  des  antiken  Einflusses  auf 
Steiermark  fixirend,  auf  die  Erwartungen,  welche  der  Forscher 
hegen  könnte  von  Denkmalen,  die  hier  zu  Lande  dem  Einflüsse 
ihrer  Kunst  entstammen  und  welche  auch  die  spätere  mittel- 
alterliche Kunst  in  concreter  Weise  beeinflusst  haben  müssteo. 
Constatirend,  wie  die  überaus  heftigen  Sturmfluthen  der  Völker- 
wanderung  diesen   directen  Einfiuss    der  antiken   Kunst  fllr 


UDser  Land  vernichtet  haben,  weist  er  auf  die  zwei  kirchlichen 
Radiationspunkte  des  Christenthums :  der  Cultur  und  Kunst 
hin,  von  denen  man  die  Einwirkung  auf  das  mittelalterliche 
Kunstleben  Steiermarks  herleiten  muss,  nämlich:  Aquileja 
und  mehr  noch  Salzburg,  dessen  überwiegende  Thätigkeit 
das  altersschwache  Aquileja  nicht  paralysiren  konnte,  so  dass 
zur  Bestimmung  der  Kunstrichtung  unserer  Heimat  das  ger- 
manistische Salzburg  völlig  die  Oberhand  erhielt.  Durch  Salz- 
burg kam  die  erste  Kunstphase  der  germanischen  Völker  bei 
uns  zur  Geltung:  der  romanische  Styl;  als  sein  be- 
deutendstes heimisches  Denkmal  erscheint  die  Säulenbasilika 
Seckau  in  Obersteier,  nach  1142  gegründet,  1163  ge- 
weiht. Pfeilerbasiliken  geringerer  Dimensionen,  schlichterer 
Aufführung  stehen  diesem  ansehnlichen  Werke  zur  Seite ;  zum 
Theile  Städtekirchen  wie  die  Stadtpfarrkirche  zu  Pettau,  zu 
Marburg,  zum  Theile  Gotteshäuser  an  alten  bedeutenden 
Orten  wie  Pols,  P  ü  r  g  g,  L  o  r  e  n  z  e  n  im  Mürzthale,  repräsen- 
tiren  sie  eine  Mittelklasse  von  materieller  Kraftanstrengung 
und  Kunststreben.  Noch  einfacher  sind  die  Kirchen  alter 
„Mutterpfarren**  ausgefallen,  nach  der  Aera  der 
Holzbauten  im  II.  und  1 2.  Jahrhunderte  errichtet,  durch 
einen  bestimmten  Typus  in  der  baulichen  Anlage  (einfaches 
Schiff,  Thorquadrat,  darüber  häufig  der  massive  Thurm,  mit 
oder  ohne  vorgelegter  Apsis)  charakterisirt  als  romanische 
Dorfkirchen.  Dergleichen  wären  (uiehr  oder  minder  aus  dem 
ursprünglichen  Status  gewichen)  Kobenz,  St.  Marein  bei 
Neumarkt,  Stadtkirche  zu  Voitsberg,  Friedhofkirche  zu 
Knittelfeld,  Piber,  St  Ruprecht  bei  Brück  u.  s.  w. 
Beinhäuser,  „Karner**  genannt,  bilden  dagegen  abweichende 
Anlagen  jener  Zeit;  zu  erwähnen  als  hervorragend  unter  diesen 
Friedhofkapellen  sind:  Hartberg,  St.  Lambrecht,  Geist- 
thal, Köflach,  Pernegg,  Pols  etc.  Aus  der  Profan- 
architektur wurden  namhaft  gemacht  für  jene  Kunst- 
epoche die  Burgen  von  Thalberg,  Gösting,  Frauen- 
burg, Pfannberg,  Waldstein  mit  deutlich  erkennbaren 
Kapellenanlagen  oder  sonstigen  architektonischen  Details.  Mit 


1 


—     VI     - 

der  Erinnerung  an  die  bösen  Schicksale,  welche  diese  unsere 
ältesten  Baudenkmale  erfahren  mussten,  mit  dem  Wunsche,  die 
jetzigen  glücklichen  Zustände  unserer  Steiermark  möchten  auch 
diesen  Zeugen  einer  oft  bittersten  Vergangenheit  bessere  Zeiten 
bringen  durch  Erhaltung  und  Restauration  derselben,  schliesst 
der  Redner. 

Beide  Vorträge  wurden  mit  grossem  Beifalle  auf- 
genommen. 

4.  In  der  Ausschusssitzung  vom  20.  Mai  wurde  der 
Schrifbenaustausch  mit  dem  Vereine  fllr  Chemnitzer  Geschichte 
angenommen. 

5.  Die  21.  Quartal  Versammlung  wurde  als  zweite 
Wanderversammlung  am  4.  und  5.  Juni  zu  Marburg 
abgehalten  und  folgt  darüber  (p.  XIII.  uff.)  ein  eigener  Bericht 

6.  In  der  6.  Ausschusssitzung  vom  10.  Juli  wurde  der 
Schriftentausch  mit  dem  archäologischen  Vereine  zuLemberg 
beschlossen. 

7.  In  der  22.  Quartalversammlung  hielt  Herr  Dr.  Anton 
Schlossar  einen  Vortrag  ;,über  einen  steiermärkischen 
Dichter  des  18.  Jahrhunderts^  (J.  v.  Kalchberg),  der  vielfach 
erweitert  in  den  Mittheilungen  des  nächsten  Jahres  veröffent- 
licht werden  wird. 

8.  In  der  Ausschusssitzung  vom  14.  December  erklärt 
Schriftführer  Prof.  Mayer  auf  die  Honorirung  der  Abfassung 
des  Geschäftsberichtes  zu  Gunsten  der  Vereinscassa  zu  ver- 
zichten. 

9.  In  der  Ausschusssitzung  vom  20.  Jänner  1877  wurde 
beschlossen,  dem  neugegründeten  „deutsch  -  österreichischen 
Leseverein  der  Wiener  Hochschiden"  auf  sein  Ansuchen,  in 
Anbetracht  der  patriotischen  Tendenz  desselben,  ein  Exemplar 
der  Vereinsschriften  zu  bewilligen. 

10.  Am  23.  Jänner  1877  fand  die  29.  Jahresversamm- 
lung statt  In  derselben  besprach  Herr  Regierungsrath  Dr. 
R.  Peinlich  die  Nachtheile,  welche  dem  Vereine  daraus 
entstehen,  dass  es  statutenmässig  nicht  gestattet  sei,  solche 
Mitglieder  des  Ausschusses,   welche  mit  den  Geschäften  voll- 


r 


—   vn   — 

kommen  vertraut,  nach  zweijähriger  Functionsdauer  aus  dem 
Ausschusse  scheiden  sollen,  wieder  zu  wählen,  und  stellte  den 
Antrag,  die  Versammlung  möge  beschliessen : 

„Die  Alinea  3  des  §  8  der  Vereinsstatuten  hätte 
zu  lauten :  Die  Wiederwählbarkeit  der  Ausscheidenden  in 
den  Ausschuss  ist  zulässig.  Nur  der  Vereinsvorstand  darf 
binnen  der  nächsten  zwei  Jahre  als  solcher  nicht  wieder 
gewählt  werden." 

Dieser  Antrag  wurde  einstimmig  angenommen  und  in 
Folge  dessen  die  Ausschusswahlen,  welche  in  dieser  Ver- 
sammlung hätten  vorgenommen  werden  sollen,  für  die  nächste 
Quartalversammlung,  welche  deshalb  als  allgemeine  Versamm- 
lung mit  den  Rechten  der  Jahresversammlung  zu  berufen  wäre, 
verschoben. 

Auf  den  im  Namen  des  Ausschusses  vom  Herrn  Rector 
Dr.  Franz  Krones  gestellten  Antrag  wurde  Herr  Dr.  Adolf 
Ficker,  Sections-Chef  in  Wien,  zum  Ehrenmitgliede  des  Vereines 
einstimmig  ernannt. 

Aus  dem  vom  Schriftführer  verlesenen  Jahresberichte  sei 
F'olgendes  hervorgehoben: 

Dem  Vereine  sind  in  dem  verflossenen  Vereiixsjahre  (bis 
Ende  December)  zugetreten  2)  Mitglieder«  ebensoviele  sind 
ausgetreten.  Doch  ist  deshalb  die  Zahl  der  Mitglieder  nicht 
unverändert  geblieben:  wir  müssen  leider  constatiren,  dass 
dem  Vereine  in  diesem  Jahre  durch  den  Tod  weitaus  mehr 
Mitglieder  entrissen  worden  sind,  als  dies  je  in  einem  der 
früheren  Jahre  der  Fall  gewesen.  Es  sind  nämlich  1 2  Mitglieder 
gestorben  und  zwar:  Frau  Gräfin  Franziska  Stubenberg 
und  die  Herren :  Graf  Anton  Auersperg,  Domherr  Ludwig 
Donin,  Notar  Dr.  Johann  Fleckh,  Gymnasial  -  Director 
Theodor  Gassner,  Chorherr  Ferdinand  Gebhardt,  Franz 
Grub  er,  Dr.  Mathias  Macher,  Gymnasial-Professor  Johann 
Oreschek,  Anton  Wilhelm,  Fürst  Alfred  von  und  zu 
Windischgrätz,  Capitular  Eugen  Edler  von  Wi m m e r. 

Der    Verein    zählt    demnach    (Ende    December)    356 


—    VIII     — 

ordentliche,  26  Ehrenmitglieder  und  15  correspondirende 
Mitglieder. 

Die  Zahl  der  Bezirkscorrespondenten  beträgt  23,  die 
Zahl  der  Vereine,  mit  denen  der  historische  Verein  im 
Schriftentausch  steht,  ist  188.  Die  Zahl  der  Ortschronisten  ist 
auf  48  gestiegen. 

Es  haben  sich  zur  Führung  von  Ortschroniken  in  ihren 
Wohnsitzen  im  verflossenen  Vereinsjahr  erboten  die  Herren: 
Alois  Friedrich,  Lehrer  in  Langen wang,  Emerich  Hiden, 
Lehrer  in  Eisenerz ;  Isidor  K  a  d  i  v  e  c ,  Oberlehrer  in  Neumarkt 
an  der  Rudolfsbahn;  Franz  Krone  s,  Oberlehrer  in 
Kumberg;  Franz  Küschall,  Oberlehrer  zu  Schöder  bei 
Murau;  Alois  Mi  kusch,  Lehrer  zu  Baierdorf,  Gemeinde 
Eggenberg;  Ludwig  Pauer,  Lehrer  in  Krieglach;  Karl 
Stark,  Oberlehrer  zu  St  Veit  ob  Graz,  und  Johann  Vogl, 
Lehrer  in  Lödersdorf. 

Es  wird  hier  bemei*kt,  dass  im  kommenden  Jahre  die 
Einreichung  und  Prämiirung  der  Ortschroniken  stattfinden 
wird.  Auch  kann  der  Ausschuss  mit  Genugthuung  darauf 
verweisen,  dass  sich  das  vom  Vereine  geschaffene  Institut 
der  Ortschroniken  auch  ausserhalb  Steiermark  Geltung  und 
Anerkennung  verschafft  hat:  von  Ried  in  Oberösterreich 
und  von  der  Stadtgemeinde  Waidhofen  a.  d.  Y.  in 
Niederösterreich  sind  an  den  Ausschuss  Gesuche  um  Mit- 
theilung der  Formularien  gestellt  worden. 

Der  Ausschuss  hat  zur  Herausgabe  einer  kleinen 
Schrift  eine  Subvention  bewilligt,  welche  den  Zweck  verfolgt, 
dem  Verein  neue  Mitglieder  zuzuftkhren.  Der  Ausschuss  hielt 
sich  nämlich  immer  vor  Augen,  dass  besonders  die  Lehrer- 
welt des  Landes  durch  Bildung  und  Stellung  berufen  sei, 
jene  Bestrebungen  des  Vereins  zu  unterstützen,  welche  darauf 
abzielen,  die  Kenntniss  von  den  Geschicken  unseres  engeren 
Vaterlandes  in  immer  weitere  Kreise  zu  verbreiten,  Thdl- 
nahme  allenthalben  für  das  zu  wecken,  was  irgend  mit  Steier- 
mark in  Verbindung  steht.  Die  Lehrer  des  Landes  von  dem 
Wirken  des  historischen  Vereins  und  der  Art  und  Weise  der 


-     IX     -- 

Theilnahme  an  seinen  Arbeiten  und  Bestrebungen  von  Seite 
der  Lehrer  in  nähere  Kenntniss  zu  setzen,  hat  Herr  Johann 
Krainz  inKnittelfeld  einen  Aufsatz  für  die  pädagogische 
Zeitschrift  verfasst,  der  den  Titel  ftthrt:  Der  Lehrer  als 
Förderer  der  Heimatskunde.  Dieser  Aufsatz  wurde 
als  Sonderabdruck  durch  den  hohen  Landesschulrath  unter 
die  Lehrer  verbreitet.  In  ganz  erschöpfender  Weise  behandelt 
darin  Herr  Lehrer  Krainz  sein  Thema:  der  Ausschuss  hofit, 
dass  die  kleine  dafUr  gewährte  Unterstützung  dem  Vereine 
gute  Früchte  tragen  werde. 

Eine  kleine  Unterstützung  hat  der  Ausschuss  dann  auch 
zur  Herbeischaflfung  eines  Römersteins  gewidmet,  der  jetzt 
im  Joanneum  sich  eingemauert  findet. 

An  Publicationen  erschienen  im  vei*flossenen  Jahre  das 
24.  Heft  der  Mittheilungen  und  das  13.  Heft  der  Beiträge. 
Am  zweiten  Bande  des  Urkundenbuchs  wird  stetig  gearbeitet. 
Die  Auslagen  fanden  ihre  Deckung  in  den  Mitgliederbeiträgen, 
in  der  jährlichen  Subvention  des  Landes  und  der  Subvention 
des  hohen  Ministeriums  f.  C.  u.  U. 

Von  den  Bezirkscorrespondenten  haben  diesmal  die 
Herren  Kaplan  A.  M  e  i  x  n  e  r  zu  St.  Veit  am  Vogau  ; 
J.  Wichner  in  Admont;  A.  Aust  zuGaal;  IgnazSchlagg 
in  Obdach;  Ludwig  Pauer  in  Krieglach;  J.  Krainz  in 
Knittelfeld,  Karl  PichlR.  v.  Gamsenfels  mehr  oder  minder 
wichtige  Berichte  zukommen  lassen.  Ueber  das  Wichtigste 
wird  besonders  berichtet  werden. 

Von  einigen  dieser  Herren,  sowie  von  den  P.  T.  Herren 
Pfarrer  Fei  kl  in  Assach,  Oberlehrer  Jakob  Pils  in  Kraubat, 
August  Diroitz  in  Laibach,  Kaplan  Andreas  Strerapfl 
in  Riegersburg,  Domherrn  Oroäen  in  Marburg,  Oberiehrer 
Schönegger  in  Krieglach  (durch  Herrn  Bez.- Corresp. 
Lud.  Paur),  Herr  Realitätenbesitzer  Jakob  Walter  in 
Knittelfeld  (durch  Herrn  Lehrer  Krainz);  endlich  aus  dem 
Nachlasse  des  Notars  Job.  Fleckh  sind  dem  Vereine  nam- 
hafte Geschenke  zugemittelt  worden,  wofür  hier  noch  einmal 
der  geziemende  Dank  abgestattet  wird. 


—     X     — 

Als  die  wichtigste  Erwerbung  muss  jedenfalls  die  des 
Archivs  von  Wasserberg  in  Obersteier  bezeichnet  werden. 
Auf  Anregung  des  Herrn  Lehrers  Job.  Krainz  und  durch 
Vermittlung  der  Herren  Franz  von  Forcher  auf  Schloss 
Hauzenbichl  und  Oberlandesgerichtsrath  Reicher  hat  die 
Besitzerin  des  Schlosses  Wasserberg,  Frau  Johanna  Se ssler 
sich  entschlossen,  das  Archiv  dem  historischen  Vereine  ge- 
schenkweise zu  überlassen.  Von  diesem  Archive  dürfen  die 
Freunde  vaterländischer  Geschichte  manche  Bereicherung  ihrer 
Kenntnisse  erwarten  und  gewiss  gebührt  der  Frau  Sessler, 
sowie  den  vermittelnden  Herren  für  das  bedeutende  Geschenk 
der  lebhafteste  Dank  des  Vereins. 

Der  Jahresbericht  schloss  mit  folgenden  Worten: 

„Noch  auf  einen  Punkt  glaubt  der  Ausschuss^ schliesslich 
aufmerksam  machen  zu  sollen:  es  ist  nämlich  in  diesem  Jahre 
trotz  der  Zeitverhältnisse,  die  natürUch  auch  auf  unseren 
Verein  rückwirken  mussten,  der  seine  Mitglieder  in  aUen 
Ständen  der  Bevölkerung  hat,  gelungen,  denVerein  schulden- 
frei hinzustellen.  Denn  sowohl  das  Urkundenbuch,  wie  das 
Landrecht  wie  endhch  auch  die  regelmässigen  Publicationen 
sind  bereits  bezahlt.  Es  ist  dies  ein  Resultat,  wie  es  der 
Verein  schon  seit  Langem  nicht  aufzuweisen  hatte. 

Und  somit  schUesst  der  Ausschuss  seinen  Bericht  mit 
dem  Wunsche,  es  möchte  den  Leistungen  des  Vereins  auch 
in  Hinkunft  die  ehrende  Anerkennung  zu  Theil  werden,  die 
ihnen  bisher  immer  geworden,  es  möchte  den  Bestrebungen 
des  Vereins  auch  fürder  die  Unterstützung  zu  Gute  kommen? 
die  ihn  bisher  förderte,  damit  der  Verein  nach  und  nach 
wirklich  das  werde,  was  er  zu  sein  berufen  ist:  das  geistige 
Band,  das  in  allen  Gauen  der  Steiermark  alle  jene  umschlingt 
welche  der  Vergangenheit  des  Landes  wie  des  Volkes  ihr 
Interesse  zuwenden.*^ 

Nach  Abwicklung  des  geschäftlichen  Theils  hielt  Herr 
Regierungsrath  Dr.  Richard  Peinlich  einen  Vortrag :  „  Ueber 
die  Brotfrage  in  Steiermark,  namentlich  in  Graz,  während  des 
17.  Jahrhunderts".    Dieser  gediegene  Vortrag  findet  sich  mit 


—    XI    — 

einigen  Zusätzen   versehen  in  den  diesjährigen  Mittheilungen 
abgedruckt. 

12.  In  der  23.  Vierteljahrs-,  zugleich  allgemeinen  Ver- 
sammlung, abgehalten  am  30.  April,  hielt  Herr  Regierungsratb 
Dr.  Vincenz  Göhlert  einen  Vortrag  über  die  ältesten  Orts- 
namen der  Steiennark.  Nachdem  der  Redner  betont,  dass 
man  stets  die  ältesten  Namensformen  in  Betracht  ziehen  müsse, 
weist  er  darauf  hin,  dass  dann,  wenn  mehrere  Volksstämme 
ein  Land  bewohnen,  wie  dies  in  Steiermark  der  Fall  ist,  bei 
der  Verschiedenheit  der  Sprachen  Lautverschiebungen  und 
Zwitterformen  entstanden  sind,  indem  z.  B.  das  Grundwort 
dem  Deutschen,  das  Bestimmungswort  dem  Slavischen  ange- 
hört. Auch  aus  den  sprachlichen  Verhältnissen  ergibt  sich, 
dass  Steiermark  ehedem  durchaus  von  Slaven  bewohnt  ge- 
wesen ist  Dass  vorher  Kelten  dagewesen,  geht  auch  aus 
jenen  Ortsnamen  hervor,  die  aus  der  Römerzeit  überliefert 
sind;  hiebei  werden  einige  keltische  Appellativa,  welche  in 
alten  und  heutigen  Ortsnamen  der  Länder  West -Europas 
(von  Spanien  bis  Schottland)  enthalten  sind,  näher  erörtert. 
Ans  den  alten  Ortsnamen  wird  zugleich  ein  Schluss  gezogen, 
wie  es  vor  nahezu  tausend  Jahren  in  Steiermark  ausgesehen 
haben  möge,  da  noch  der  Elenn  (Scheich  oder  Alch)  Auer 
(Ur),  Bison  (Wisent)  und  Biber  in  den  dichten  Urwäldeni 
hausten. 

Herr  Dr.  Göhlert  erklärt  schliessUch  noch  einige  Orts- 
namen, die  im  ersten  Bande  des  Urkundenbuchs  vorkommen 
und  die  er  in  5  Gruppen  theilt:  die  deutschen,  die  slavischen, 
die  slavisch-deutschen,  die  keltischen  und  jene  zweifelhafter 
Natur. 

Der  Vortrag  wurde  beifällig  aufgenommen. 

Nach  Verlesung  des  Verwaltungs-  und  Gassaberichtes 
gab  Herr  Rector  Dr.  Krones  im  Namen  des  Ausschusses 
eine  Erklärung  ab  bezüglich  der  „Anmeldung"  des  Herrn 
Oberlieuterants  v.  Beckh-Widmanstetter.  Dieser  hatte  nämlich 
seinen  Eintritt  in  den  Verein  angemeldet  mit  der  Bemerkung 
um   als  Mitglied   sein  (vermeintliches),    „nicht  aufgegebenes 


—   XU   — 

Recht"  betreffs  der  Matrikel  wieder  verfechten  zu  können. 
Eine  derartige  und  sogestalt  motivirte  Eintrittserklärung,  die 
förmliche  Inaugnrirung  neuer  Streitigkeiten  und  Wirrnisse 
zum  Schaden  des  Vereins,  konnte  der  Ausschuss  nicht  an- 
nehmen und  er  beschloss,  den  genannten  Herrn  als  Mitglied 
nicht  aufzunehmen.  Diesem  ihr  eröffneten  Beschluss  stimmte 
die  Versammlung  einhellig  bei. 

Da  die  hohe  k.  k.  Statthalterei  die  in  der  Jänner- 
Versammlung  beschlossene  Statuten-Aenderung  bestätigt  hatte, 
so  konnte  jetzt  zu  den  Wahlen  geschritten  werden.  Es  wurden 
gewählt:  Herr  Prof.  Dr.  Ferd.  Bischoff  zum  Vorstand; 
Herr  Dir.  Dr.  Franz  Ilwof  zum  Vorstand-Stellvertreter. 
Zum  Cassier  wurde  HeiT  Ernst  Fürst  per  acclamationem 
wieder  gewählt.  Zu  Ausschüssen  erschienen  gewählt  die 
Herren:  Prof.  J.  v.  Zahn  und  A.  v.  Luschin.  Da  aber  der 
letztere  erklärte,  diesmal  die  Wahl  wegen  UeberbOrdung  mit 
Amtsgeschäften  und  literarischen  Arbeiten  nicht  annehmen  zu 
können,  und  dass  es  ihm  gerecht  und  passend  erscheine,  dass 
der  Ausschuss  in  derselben  Personal  -  Zusammenstellung  wie 
seit  1875  auch  jetzt  wieder  fungire,  so  wurde  an  seine  Stelle 
Herr  Hauptmann  v.  Felicetti  gewählt.  — 


j 


Bericht  über  die  2.  Wanderversammlung  des 
hißt.  Vereins  für  Steiermark. 

(4.  und  5.  Juni   1876.) 

Zur  zweiten  Wanderversamml  ung  des  historischen  Vereines 
fdr  Steiermark  im  Sommer  des  verflossenen  Jahres,  war  der  Vorort  des 
Unterlandes,  Marburg,  ausersehen.  Das  Grazer  Comit^,  bestehend  aas 
den  Herren:  Landesarchivar  und  Vereinsvorstand  Prof.  v.  Zahn,  Re- 
gierungsrath  Director  Peinlich,  den  Professoren:  Dr.  Reichel,  Dr.  v. 
Zwiedineck-Südenhorst  und  Dr.  Krones,  dem  Obmanne,  —  setzte  sich  in 
Bezug  des  Programmes,  der  Einladungen  u.  s.  w.  mit  dem  Marburger 
Localcomit^  in  Verbindung,  an  dessen  Spitze  der  HeiT  Bürgermeister 
Dr.  6.  Reiser  als  Obmann,  Vicebürgermeister  Dr.  Duchatsch  als 
Stellvertreter  standen  und  zu  welchem  in  erster  Linie  die  Herren:  6ym- 
nasialdirector  Gutscher,  Professoren:  Horak,  Schnabel  zählten^ 
Obmann  und  Comit^mitglieder  boten  Alles  auf,  um  den  Ankömmlingen 
den  Aufenthalt  in  Marburg  aufs  angenehmste  zu  gestalten.  Am  Pfingst- 
sonntage,  den  4.  Juni  1876,  Vormittags,  trafen  die  Grazer  Gäste,  durch 
Gesinnungsgenossen  aus  der  Nachbarschaft  verstärkt,  in  dem  freundlichen 
Marburg  ein,  aufs  herzlichste  begrtisst  von  dem  dortigen  Gomit^.  Sie 
brachten  die  Festgabe  des  Vereines,  Exemplare  der  lithographisch  nett 
ausgeführten  Copie  der  bislang  ältesten,  in  Oelfarbe  gemalten  Abbildung 
der  Marburger  Stadt  mit. 

Um  11  Uhr  versammelte  sich  in  den  freundlichen  Casinoräumen 
eine  gewählte  Gesellschaft  von  Geschichtsfreunden,  in  der  auch  die  Frauen- 
welt ihre  willkommene  Vertretung  fand,  um  den  drei  festgesetzten  Vor- 
trägen der  Grazer  Gäste  beizuwohnen.  Vicebürgermeister  Dr.  Duchatsch 
begrQsste  im  Namen  Marburgs  mit  ebenso  wannen  als  gewählten  Worten 
die  Gäste,  worauf  dann  unter  der  Leitung  des  Vereinsvorstandes  Landes- 
archivars Prof.  V.  Zahn   das  Geschäftliche   der  Wanderversammlung   zur 


—    XIV    — 

Behandlung  kam  und  vom  genannten  Vorstände  zunächst  Bedeutung  und 
Programm  der  Wanderversammlung  erörtert  wurde. 

Den  Reigen  der  Vorträge  eröffnete  der  Schriftführer  des  historischen 
Vereins  Prof.  Dr.  Franz  Mayer  mit  einem  historischen  Spaziergange 
durch  die  Jahrhunderte  des  Marburger  Geschichtslebens,  wobei  das  Jahr  76 
vom  karolingischen  Zeitalter  ab  den  Schwerpunkt  des  Vortrages  aus- 
machte. An  ihn  reihte  sich  eine  historische  Skizze  Professors  Dr.  Fr. 
Krön  es  Über  die  historische  Physiognomie  Marburgs  am  Schlüsse  des 
Mittelalters,  worauf  Prof.  Dr.  R.  Reich el  einen  dem  Unterlande  zustän- 
digen Hexenprocess  culturgeschichtlichen  Betrachtungen  unterzog.  Gegen 
2  Uhr  begann  das  gemeinsame  Festmahl  und  verlief  in  der  gehobensten, 
zwanglosesten  Stunmung,  durch  Trinksprüche  gewnrzt,  deren  ersten  Herr 
Bürgermeister  Dr.  G.  Reiser  als  gemüthvoHen  Gruss  ausbrachte.  Ihm  er- 
widerte Prof.  Krones  mit  einem  Toast  auf  Marburg.  An  das  Festmahl 
reihte  sich  ein  genussvoller  Gesammtausflug  und  der  Abend  versammelte 
dann  die  Theilnehmer  in  den  Räumlichkeiten  des  Gasino's  zur  heiteren 
Geselligkeit. 

Der  nächste  Morgen  —  die  FrUhstunden  des  Pfingstmontages  — 
fand  die  Wanderversanimlung  auf  dem  deutschen  Kalvarienberge ,  einem 
der  reizendsten  Aussichtspunkte,  vor.  Es  war  ein  Häuflein  froher  Menschen 
und  dass  es  diesem  nicht  an  mannigfaltiger  Labung  fehlte,  daf^  sorgte, 
unterstützt  von  anderen  Damen,  die  liebenswürdige  Gattin  des  Herrn 
Bürgermeisters.  Es  schien  daher  kein  geringes  Wagniss,  den  Freuden 
im  Grünen  die  zweite  Hauptaufgabe  der  Wanderversammlung,  die  Er- 
örterung jener  Marbiu*g  betreffenden,  localgeschichtlichen  Fragen  unmit- 
telbar folgen  zu  lassen,  welche  das  Grazer  Gomit^,  im  Einvernehmen 
mit  dem  Marburger,  zusammengestellt  hatte,  und  welche  durch  das 
Letztere  einige  Zeit  vor  der  Wanderversammlung  im  dortigen  Localblatte 
zur  allgemeinen  Verständigung  veröffentlicht  worden  waren.  Allein  der 
Erfolg  dieser  Besprechung,  die  nach  11  Uhr  im  Casinosaale  unter  starkem 
Zuspruche  und  unter  Leitung  des  Grazer  Gomit^obmannes  Prof.  Dr. 
Krones  vor  sich  ging,  war  ein  so  günstiger  in  reger  Betheiligung  und 
vielseitigen  Aufschlüssen,  dass  dieses  Wagniss  als  vollkommen  geglückt 
bezeichnet  werden  muss. 

Die  erste  dieser  localgeschichtlichen  Fragen  lautete:  Welche 
Marburger  Oertlichkeit  erscheint  als  ältester  Anlagepuukt  der  Stadt?  An 
ihrer  Discussion  betheiligten  sich  vorzüglich  die  Professoren  Dr.  R.  Reiche! 
und  Pajk.  Jener  brachte  die  beiden  Traditionen  zur  Geltung,  wonach 
die  Allerheiligen-  und  Schwarzgasse  und  das  Minoritenkloster  in  der  An, 
oder  der  Raum  zwischen  dem  Messnerhäuschen  und  dem  Jagdschlosse 
die  Liniamente  Alt  -  Marburgs  abgäben ;  dieser  gedachte  einer  dritten 
Ueberlieferung,  welche  die  Anfönge  Marburgs  in  der  Richtung  gegen 
Maria-Rast  suche,   in  der  Goldwäscherei  und  Fischerei  nahe  dem  Lend- 


J 


—    XV    — 

platze.  Dabei  kam  es  auch  zu  einer  Discussion  beider  Herren  hinsichtlich 
der  Stelle  bei  Wolfram  von  Eschenbach  von  dem  goldführenden  Trajena- 
bache  und  über  die  Goldwäschen  der  Vorzeit 

Die  zweite  Frage:  Welche  Spuren  und  Nachrichten  weisen  auf 
die  Entwicklung  und  den  Bestand  der  einstigen  Stadtbefestigung?  fand 
ihre  Erörterung  durch  die  Herren  Bancalari,  Pajk  und  J.  G.  Hof- 
richter. 

Herr  Bancalari  bezeichnete  die  noch  1 786  übrig  gebliebenen  Reste 
der  ursprünglichen  Stadtbefestigung  an  der  Ostseite  Marburgs,  gedachte 
Ober-Marburgs,  des  unterirdischen  Ganges,  der  traditionell  von  Ober- 
Marburg  bis  Kranichsfeld  geführt  habe,  der  sagenhaften  Schätze  u.  s.  w. 
Herr  Prof.  Pajk  erwähnte  der  ehemaligen  Ringmauer  bei  der  Burg, 
während  sich  Herr  Notar  Hofrichter  im  Allgemeinen  gegen  die  Glaub- 
würdigkeit solcher  Localsagen  aussprach. 

Die  dritte  Frage:  Welche  Erinnerungen  und  Spuren  lassen 
sich  von  dem  mittelalterlichen  Wohnsitze  und  Friedhofe  der  Marburger 
Israeliten  auffinden?  erörterten  Prof.  Dr.  Reiche  1,  Herr  Bürgermeister 
Dr.  Reiser  und  Herr  Gödl,  Stadtcassier.  Prof.  Reichel  besprach  einen 
Grabstein  vom  ehemaligen  Judenfriedhofe  zu  Marburg,  der  Familie 
Morpurgo  zugehörig,  Herr  Gödl  und  insbesondere  der  Herr  Bürger- 
meister erörterten  die  Oertlichkeitsfrage  und  Letzterer  wies  auf  bezüg- 
liche Urkunden,  den  „  Judenacker  **  betreffend. 

Zur  vierten  Frage:  Gibt  es  noch  Traditionen  in  der  Marburger 
Gegend  von  den  Türkeneinfällen  und  welches  Bewandtniss  hat  es  mit 
den  sogenannten  Türkengräbem  oder  Hügeln  bei  Pivola,  unweit  Rötsch  ? 
hatte  insbesondere  Prof.  Dr.  Reichel  angeregt  und  zum  Behufe  ihrer 
sachgemässeren  Erörterung  Prof.  Horak,  keine  Mühe  scheuend,  eine 
äusserst  genaue  Begehung  und  graphische  Aufnahme  jener  50  Hügel 
bei  Pivola  aufjgenommen.  Er  bot  nun  einen  anziehenden  Bericht  über 
den  ganzen  Befund,  sodann  Aufschlüsse  über  die  Gegenstände,  welche 
man  in  einzelnen  Hügeln  ausgrub  und  betonte  die  Schwierigkeit,  der 
historischen  Natur  dieser  Hügel  auf  den  Grund  zu  kommen.  Herr  Dr.  j. 
I  p  a  V  i  c  behandelte  die  bezügliche  Tradition  des  Landvolkes  von  diesen 
Türkengräbem  und  den  bei  Kranichsfeld  (Ra^je)  oder  eigentlich  bei 
Kreuz.  Herr  Hofrichter  sprach  im  Allgemeinen  Über  den  Türkenzug 
von  1582,  während  Herr  Prof.  Reichel  als  Kern  der  Tradition  die  all- 
gemeine Erinnerung  an  die  Türken  und  die  Bedeutung  des  Gegend- 
namens Razboj,  ,,Ent8cheidungs6chlacht'',  hervorhob. 

Die  fünfte  Frage:  Welche  Ruinen  und  verfallenen  Schlösser 
gibt  es  auf  dem  Bacher  und  wo  lag  das  schon  im  18.  Jahrhunderte  als 
Roine  angeführte  Schloss  Kozirep?  hatte  Landesarchivar  Prof.  v.  Zahn 
angeregt  und  ergriff  auch  zunächst  das  Wort,  um  seinen  Anschauungen 
über  die  mittelalterliche  Bedeutung  des  Bachers  als  einer  Landes  warte 


—    XVI    — 

ähnlich  dem  Wienerwaldo  Niederösterreichs  —  Ausdruck  zu  geben  und 
auf  (las  einstige  Vorhandensein  eines  Befestigungszuges  hinzuweisen. 
Herr  Bürgermeister  Reiser  erwähnte  solcher  Ruinenreste  bei  St.  Hein* 
rieh  am  Fächern.  Auch  Herr  Lehrer  Pfeifer  sprach  über  den  Gegenstand. 
Dr.  Ipavic  gedachte  solcher  Befestigungsspuren  östlich  von  Tainach. 
Prof.  Pajk  erwähnte  der  Gräben  bei  Tainach  und  der  Bedeutung  des 
Namens  Kozi  Rep  als  „Drachen-Grab''.  Prof.  Roichel  kam  auf  die 
geschichtliche  Bedeutung  der  Schlösser  Lembach,  Frauheim,  Saldenhofen 
u.  A.  zu  sprechen. 

Ueber  die  sechste  Frage:  Welche  Traditionen  knQpfen  sich 
an  das  sogenannte  Staromesto  bei  Rothwein  (Razwai,  Razwanje)?  er- 
griff zunächst  der  Anreger  der  Frage,  Prof.  Reiche I,  das  Wort;  sodann 
Prof.  Pajk,  welcher  Letztere  auf  die  Bedeutung  von  Razwaqje  als 
lyAussenstadt**  im  Gegensatze  zu  Staromesto  —  „Altstadt-"  verwies. 

Die  siebente  Frage:  Welche  Daten  bietet  Marburg  und  die 
ganze  Umgebung  ftlr  die  Chronik  der  Pest  und  der  Erdbeben?  gab  zu- 
nächst dem  Herrn  Prof.  Reich'el  Anlass  über  die  Pest  oder  ,  leidige 
Sucht''  zu  sprechen  und  des  bezüglichen  Sterbebuches  v.  J.  1680  zu  ge- 
denken. Herr  Wiesthaler  erwähnte  der  bezüglichen  Tradition  des 
deutschen  Kalvarienberges  und  Prof.  P  a  j  k  des  Maria- Raster  Votivbildes 
der  Familie  Flucher.  Auch  Herr  Prof.  Reich el  und  Herr  Dr  Ipavic 
ergriffen  bei  diesem  Anlasse  das  Wort.  Eine  Reihe  interessanter  Daten 
eroiterte  Herr  Stadtpfarrvicar  Fleck  zur  Geschichte  des  Pestjahres  16SÜ 
wonach  ein  Drittel  der  Bevölkerung  wegstarb  und  ein  eigener  Pestfried- 
hof noth wendig  wurde.  Zahlreiche  Knochenfunde  verweisen  darauf.  Des 
gleichen  gab  er  Aufschlüsse  über  den  damit  zusammenhängenden  Bau 
der  Kapelle  am  deutschen  Kalvanenberge.  Auch  gedachte  er  des  in 
treuer  Erf^iUung  seines  Berufes  verstorbenen  Arztes  Duchatsch.  Herr 
Vicebürgermeister  Dr.  Duchatsch  theilte  die  Grabesinschriffc  eines 
gleichfalls  in  treuer  Pflichterfüllung  verstorbenen  Geistlichen  mit  (Hie 
jacet  sepultus  P.  Aegidius  Graecencis  concionator  qui  pro  pestiferis  expo- 
situs  a  peste  extinctus  exiit  anno  1682,  3.  Julii.  Requiescat  in  pace). 

Bei  der  letzten  Frage:  „Welche  Erinnerungen  knüpfen  sich 
an  die  französische  Invasionszeit  der  Jahre  1797—1809?''  betheiligten 
sich  insbesondere  Herr  Stadtcassier  Gödl  und  Herr  Stadtpfarrvicar 
Fleck.  Es  ward  der  trefflichen  Haltung  des  damaligen  Bürgermeisters 
Fei'linz,  der  hohen  Requisitionen  des  Feindes^  der  bezüglichen  Drohungen 
und  des  Nachlasses  der  Hälfte,  des  luxuriösen  Lebens  des  französischen 
Generals  u.  s.  w.  gedacht.  Prof.  P  a j  k  gedachte  der  Tradition  von  zu- 
rückgebliebenen Franzosen  zu  W.-Feistritz,  Gonobitz  u.  a.  0.  Prof  v.  Z  a  h  n 
stellte  dies  in  Parallele  mit  den  Ueberlieferung^n  von  zurückgebliebenen 
Türken.  Solche  Ueberlieferungen  seien  eben  zu  alten  Zeiten  dem  Land- 
volke geläufig  gewesen. 


—    XVII    - 

Um  ein  Uhr  trennte  sich  iie  Versammlung  um  gegen  5  Uhr  in 
einem  Gasthaus- Garten  nochmals  zui^ammcnzukommen  und  dann,  von 
den  Marburger  Freunden  begleitet,  mit  dem  Abendzuge  die  anmuthige 
Stadt  zu  verlasssen,  an  die  sich  recht  frohe  Augenblicke  knüpften. 

Mit  Bezug  auf  das  Bild  der  Stadt  Marburg  und  einige  der  histo- 
rischen Localfragen  trafen  nachträglich  zwei  Schreiben  ein,  das  Eine 
von  Herrn  AI.  Fe Ib  er  in  Pössnitz,  das  andere  von  Herrn  Stadtpfarr- 
vicar  Fleck  in  Marburg,  deren  wesentlicher  Inhalt  wörtlich  also  lautet. 
Herr  Fei  her  bespricht  die  Entstehungszeit  des  Bildes  in  folgender  Weise: 

Anlässlich  eines  Artikels  in  der  Tagespost  v.  23.  Juni  hinsicht- 
lich des  Haas'schen  Bildes  von  Marburg  aus  dem  vergangenen  Jahrhunderte 
erlaube  ich  mir  meine  zwar  unmassgeblichen,  doch  immerhin  bemerkens- 
werthen  Yermuthungen  bezüglich  der  Zeit  der  diesftilligen  Aufnahme  als 
Beitrag  zur  ri':htigen  Erforschung  derselben  mitzutheilen. 

Ich  überkam  eben  erst  dieses  Bild  und  auf  den  ersten  Blick  fiel 
mir  die  Abwesenheit* der  Calvarienkirche-auf  der  zweiten  symmetrisch  mit 
der  Burg  Obermarburg  dominirend  dastehenden  Bergspitzo  auf;  die 
braune  Felskuppe  ist  nun  schon  seit  1680  mit  dem  besagten  Kirchlein 
gekrönt.  Sollte  es  möglich  sein,  dass  dies  der  Zeichner  übersehen  hätte, 
was  sein  Bild  verschönert  haben  würde? 

Ferners  ist  die  gegenwärtig  bestehende  Burgkapelle  in  der  Süd- 
fronte schon  1655  (laut  Steininschriiten)  erbaut  geworden,  welche  auch 
auf  dem  Bilde  nicht  ersichtlich  ist;  diese  hätte  nicht  genügend  llaum  finden 
können,  weil  die  auf  dem  Bilde  ersichtliche  alte  Kirche  im  Burgvorhofe 
noch  bestand,  in  welche  erstere  hätte  theil weise  hineingesetzt  werden  müssen. 

Weiters  stand  fast  an  der  Brücke  am  rechten  Drauufer  laut  PuflTs 
Marburg  I.  Theil,  S.  128,  Nr.  19  ein  Haus,  schon  1680  in  Vischer's 
Topographie  abgebildet,  was  im  Haas'schen  Bilde  wieder  nicht  ersichtlich, 
sowie  auch  mehrere  als  Bollwerke  in  der  Stadt  bezeichnete  Stellen  zu 
Anfang  des  vergangenen  Jahrhunderts  bereits  zu  Häusern  umwandelt  waren. 

Es  scheint  demnach,  dass  die  eigentliche  Aufnahme  dieses  Haas'- 
schen Bildes  fast  um  hundert  Jahre  frülier  datirt,  gewiss  aber  nach 
dem  Jahre  1617,  weil  das  Kloster  ausser  dem  Burg-  (Stadt-)  Thore 
damals  von  dem  Grafen  Jakob  Kiesel  (Kliiesel)  erbaut  wurde,  wozu 
dieser  Erzkatholik  die  Steine  von  den  Bollwerken  Ober-Marburgs  theil- 
weise  verwendete.  —  Die  kaiserlichen  Protectionskinder,  die  Grafen 
Khiesel  unter  Erzherzog  Karl  bis  Leopold  I.  fühlten  sich  sicher,  die 
granitenen  Aussenbefestigungen  entrathen  zu  können  und  bauten  das 
Kloster  und  ihre  Gruft  imit  13  kupfernen  Särgen)  ausser  der  Stadt- 
mauer; im  Innern  der  Stadt  sollten  aber  an  100  Jahre  und  weiter 
hinaus  die  längst  unnütz  gewordenen  kieselsteinernen  Wehrblöcke  als 
Steine  des  Anstosses  verblieben  sein?    Das  ist  nicht  leicht  denkbar, 

MSttk«!!.  dM  hUt.  Varaiiu  f.  SMtoniuirk,  XXV.  Uvft,  1R77.  "D 


^ 


—   xvni  — 

darum  wäre  die  Zeit  des  Aufrisses  unseres  Bildes  mindestens  vor  das 
Jahr  1680  zu  stellen,  die  Ausführung  desselben  kann'später  geschehen  sein 

Herr  Fleck  erörtert  die  localgeschichtlichen  Fragen  2,  3,  7  und  8 
wie  folgt: 

In  den  Jahren  1396-1400  fielen  die  Türken  in  Steiermark  ein, 
kamen  auch  nach  Marburg  und  schleppten  mehrere  hiesige  Bewohner 
mit  sich. 

Im  Jahre  1528  vertheidigte  der  damalige  Stadtrichter  Christof 
Waldenreiner  Marburg  gegen  die  Türken.  Als  Trophäe  seiner  Siege 
erbaute  er  das  jetzige  Rathhaus. 

In  der  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  erschien  der  Türke  gar  häufig 
vor  Marburg;  infolge  dessen  führte  man  gewisse  Befestigungen  auf,  die 
aher  nur  aus  Holz  waren. 

Im  Jahre  1555  wurde  die  Stadtbefißstigung  in  Marburg  angeordnet 
und  zwar  soll  diese  nicht  aus  Holz,  sondern  von  Stein  gemacht  werden, 
wozu  ein  Steinbruch  im  Weingarten  des  Beneficiaten  Lorenz  Lubsche 
angewiesen  wurde.  Gegenwärtig  stehen  von  dieser  Fortification  nur  noch 
die  4  Thürme  in  der  Richtung  der  4  Weltgegenden. 

Die  für  den  Handel  so  günstige  Lage  Marburgs  mag  die 
Israeliten  hieher  gelockt  haben  und  zwar  in  so  bedeutender  Anzahl, 
dass  sie  ein  eigenes  Stadtviertel,  nämlich  die  jetzige  Allerheiligengasse, 
bewohnten,  eine  Synagoge  (gegenwärtig  Inquisitenhaus,  der  Familie 
Delago  gehörig)  und  einen  eigenen  Richter  hatten.  In  der  hiesigen 
Kärntner- Vorstadt  an  der  Stelle  des  gegenwärtigen  ärarischen  Holz-, 
Heu-  und  Stroh-Depots  war  die  Begräbnis s statte  der  Israeliten. 

Im  Jahre  1680  grassirte  in  Marburg  die  Pest,  gewöhnlich  der 
schwarze  Tod  genannt.  Ein  Drittel  damaliger  Bewohner  wurde  ein  Opfer 
der  Pest.  Ausser  der  Ringmauern,  südöstlich  von  der  Stadt,  zwischen 
der  gegenwärtigen  Steinmetz- Werkstätte  und  der  Drau  wurde  ein  eigener 
Friedhof,  Pest-Friedhof  genannt,  für  die  an  der  Pest  Verstorbenen 
errichtet.  Zu  derselben  Zeit  war  ein  gewisser  Georg  Haller  Bürger- 
meister von  Marburg.  Vor  ungefälir  15  Jahren  hob  man  an  dieser 
Stelle  den  Schotter  heraus  und  man  fand  viele  Menschenknochen  und 
Schädel.  Diese  Gebeine  wurden  gesammelt  und  auf  dem  hiesigen  städt. 
Friedhof  beerdigt.  In  der  südlichen  Gartenmauer  der  P.  P.  Franzis- 
kaner ist  ein  Grabstein  zweier  an  der  Pest  verstorbenen  Kapuziner  mit 
der  Inschrift:  anno  1680  3.  September  peste  defuncti  P.  Marianus  Tra- 
burgd  concionator,  F.  Isidonis  Clagenfurte  der.  12.  septemher  jacent 
hie  sepulti.  Ein  zweiter  Grahstein,  dessen  Dr.  Duchatsch  Erwähnung 
gethan,  ist  unweit  des  Hauptthores  in  der  Mauer  der  gegenwärtigen 
Franziskaner-Kirche  mit  der  Inschrift:  Hie  jacet  sepultus  P.  Aegidius 
Graecensis  qui  pro  pestiferis  expositus  a  peste  extinctus  est  anno  1682 
3.  Julii. 


—     XIX     — 

WÄhrend  der  Pest  machten  die  Marhurger  vielfältige  Gelöbnisse. 
Nach  dem  Erlöschen  derselben  wurden  auf  dem  Hauptplatze  die  Marien- 
Sftule  und  mehrere  Statuen  errichtet,  diejenigen  Heiligen  vorstellend, 
welche  als  besondere  Helfer  in  dieser  Krankheit  verehrt  wurden. 

Zu  derselben  Zeit  wurde  die  Kapelle  zur  h.  Barbara  auf  dem 
hiesigen  Calvarienberge  erbaut.  Die  Frauen  von  Marburg  haben  infolge 
eines  Gelöbnisses  die  Materialien  zum  Baue  dieser  Yotivkapelle  auf  den 
steilen  Berg  getragen. 

Im  Pfarrhof  zu  Maria-Rast  befindet  sich  ein  Votivbild,  Marburg 
darstellend,  mit  der  Jahreszahl  1680.  In  der  Klosterkirche  zu  Maria 
Nazareth  ob  Cilli  ist  ebenfalls  ein  im  Jahre  1681  von  den  Marburgern 
wegen  der  Pest  dahin  geopfertes  Votivbild. 

Die  sogenannte  Francisci-Kapelle  der  hiesigen  Dom-  und  Stadt- 
pfarrkirche wurde  um  das  Jahr  1683  erbaut  aus  Dankbarkeit  nach 
glOcklich  überstandener  Pest.  Das  betreffende  Altarbild  stellt  vor  das 
alte  Schloss  Marchburg  auf  dem  jetzigen  Pyramidenberge  sowie  die 
gegenwärtige  gräflich  Brandis'sche  Burg  und  vor  dieser  eine  grauenhafte 
Scene  der  Lebenden,  die  sich  verzweifelnd  geberden  in  der  Mitte  der 
an  der  Pest  dahin  Sterbenden. 

Vom  27.  bis  30.  August  1780  dauerte  die  hundertjährige  Jubi- 
läumsfeier bei  den  Statuen  am  hiesigen  Hauptplatze  mit  Processionen, 
Messopfem  und  Predigten. 

Ueber  Erdbeben  in  Marburg  habe  ich  in  meiner  Chronik  keine 
Notizen;  konnte  auch  nirgends  darüber  etwas  verzeichnet  finden. 

Im  Jahre  1797  war  der  Einzug  der  Franzosen  in  Marburg.  Die 
Handwerksgesellen,  aus  Furcht,  von  den  Franzosen  zum  Militär  gestellt 
zn  werden,  flüchteten  sich.  Die  französischen  Generäle  waren  in  der 
gräflich  Brandis'schen  Burg  einquartiert.  Im  Jahre  1805  war  das  Haupt- 
quartier der  Franzosen  in  der  hiesigen  Kärntner-Vorstadt. 

Am  24.  Mai  1809  rückten  die  Franzosen  mit  gezogenen  Säbeln 
durch  das  Kärntner -Thor  in  die  Stadt  ein.  Die  Schulen  wurden  ge- 
schlossen, die  Studenten  begaben  sich  grösstentheils  in  ihre  Heimat, 
einige  gingen  als  P>eiwillige  zur  Landwehr;  so  begab  sich  auch  der 
gegenwärtig  hier  domicilirende  85  Jahre  alte  Herr  Franz  Gödl  im  patrio- 
tischen Gefühle  als  Officier  zur  steierm.  Landwehr,  wo  er  dann  in  der 
Schlacht  bei  Raab  verwundet  die  militärische  Laufbahn  verliess. 

Der  damalige  Bürgermeister  {Stadtrichter)  von  Marburg  Georg 
Ferlinz  und  der  Bürger  Forstner  (beim  Vortrage  im  Casino  am  5.  Juni 
1.  J.  habe  ich  irrthümlich  den  Namen  Remitz  genannt)  wiu-den  als 
Geiseln  mit  dem  Erschiessen  bedroht,  bis  die  Bürgerschaft  eine  Oontri- 
bution  von  20.000  fl.  und  eine  grosse  Quantität  Fleisch  und  Brot  erlegte. 
Diese  beiden  aber  bewiesen  kühnen  Muth  und  sprachen,  dass  diese 
Contribution   zu    gross    sei    und    in   dieser  kurzen  Zeit  nicht  geleistet 

B* 


—    XX     — 

werden  könne,  worauf  die  Forderung  vom  feindlichen  Gommandanten 
auf  die  Hälfte  herabgesetzt  wurde.  Es  waren  damals  über  15.000  Mann 
Franzosen  in  Marburg,  wobei  fast  alles  Schlaclit-  und  Zugvieh  den 
Bürgern  weggenommen  wurde. 

Am  5.  Juni  1809,  als  die  Franzosen  gerade  mit  der  Brotfassung 
am  Hauptplatze  beschäftigt  waren,  sprengte  der  kaiserliche  Corporal 
Karlik  mit  zwei  Mann  mit  gezogenen  Säbeln  durch  die  Grazer  Vorstadt 
auf  den  Burgplatz,  erbeutete  aus  dem  Stalle  des  Gasthofes  „zum 
schwarzen  Adler"  eine  Menge  französischer  Pferde,  alarmirte  die  ganze 
Besatzung,  fiel  aber  am  Doniplatze,  von  den  französischen  Kugeln  ge- 
tödtet.  Darauf  verbarrikadirten  die  Franzosen  einige  Gassen  mit  Heu- 
wägen und  wollten  die  Grazer  Vorstadt,  deren  Bewohner  sie  mit  dem 
österreichischen  Militär  einverstanden  glaubten,  plündern  und  in  Brand 
stecken.  Karlik's  Monument  steht  neben  dem  Thore  der  früheren  Knaben- 
und  gegenwärtigen  Mädchenschule. 

Am  10.  August  bewirtheten  die  französischen  Officiere  im  Gast- 
hof »zum  Hirschen"  (gegenwärtig  Pachner's  Haus)  in  der  Postgasse  auf 
das  Glänzendste  das  österreichische  Officier-Corps. 

Am  15.  August  1809  war  auf  Befehl  der  Franzosen  die  ganze 
Stadt  Marburg  wegen  Napoleon's  Namensfest  illuminirt. 

Im  Jahre  1809  soll  sich  in  der  Sulz  (ausser  Marburg)  ein  fran- 
zösischer General  im  Weinmoste  gebadet  haben.  Am  10.  Jänner  1810 
räumten  die  letzten  Franzosen  Marburg.  Am  13.  October  1810  erkrankte 
hier  Ludwig  Buonaparte,  König  von  Holland  und  lag  längere  Zeit  im 
Gasthofe  zum  Löwen  in  der  hiesigen  Kärntner-Vorstadt. 

Es  wurde  gelegentlich  gedachter  Wauderversammlung  auch  über 
die  Goldwäscherei  in  der  Drau  gesprochen ;  darüber  kann  ich  nach 
meinem  Gedenkbuche  nur  dies  berichten,  dass  unter  den  Bürgermeistern 
Christof  Pisi  im  Jahre  1688  und  Leopold  Schweighofer  1698  die  Gold- 
wäscherei in  der  Drau  in  der  Richtung  von  Maria-Rast  herab  bis  Wurm- 
berg am  meisten  betrieben  wurde,  indem  diese  beiden  Stadtrichter  die- 
selbe grossartig  unterstützten.  Die  vorzüglichsten  Goldwäscher  hiessen 
Fasser  und  Juchi  in  den  Jahren  1690—1700.  Der  hiesige  Dom-  und 
Stadtpfarrer  Herr  Georg  Mathiaschitsch  erzählte  mir,  dass  er  als  ehe- 
maliger Kaplan  von  Lembach  in  den  Jahren  1837—^842  häufig  Gold- 
wäscher gesehen  und  gesprochen  habe,  die  an  den  Sandbänken  bei 
Lembach  mit  ihrem  Kahne  landeten  und  auf  die  gewöhnliche  Weise  die 
Goldwäscherei  betrieben,  und  gefragt,  ob  sie  wohl  so  viel  Gold  bekom- 
men, dass  sich  ihre  Mühe  lohne,  antworteten  sie,  dass  jeder  täglich 
einen  alten  Zwanziger  profitire. 


Aus  den  Berichten  der  P.  T.  Bezirks- 

Correspondenten. 

Es  liegen  dem  VereinssuHüichuKse  einii^e  recht  werthvolle  Berichte  der  Bezirkscorrespondenten 
vor,  ans  welchen  wir  im  Nachfolgenden  das  Bedentendste  hervorheben. 

/ 

1.  Herr  Lehrer  Joh.  Krainss  in  Oberwelz  berichtete  (im  Mai 
und  December  i87f>)  über  das  Archiv  des  Marktes  Neamarkt  und  einen 
Peststein  in  Niederwelz,  über  P'olterwerkzeuge  in  Oberwelz  (vgl.  Mitth. 
24.  Heft  p.  VIII),  Aber  die  Auffindung  mehrerer  Römersteine  in  Einöd 
bei  Neumarkt  und  über  eine  Münzsammlung  zu  Neumarkt.  — 

2.  Herr  Karl  Ritter  vonPichl  berichtet  am  14.  Juni  1876  über 
den  Zustand  der  Burg  Obercilli.  Seit  einem  Decennium  sagt  der  Bericht- 
erstatter, ist  diese  Ruine  sehr  herabgekommen  und  zwar  zumeist  in 
Folge  der  Bäume  und  Gesträuche,  besonders  des  £pheus;  er  macht 
daraufaufmerksam,dasses  nur  durch  Kntfcniung  dieser  Gesträuche  möglich 
sei,  das  Rir  das  Land  so  wichtige  Denkmal  zu  erhalten. 

3.  Im  November  1875  sandte  Herr  Lehrer  Krainz  auch  einen 
Bericht  über  einen  zu  Niederwelz  aufgefundenen  Peststein.  Er  fand 
am  westlichen  Abhänge  des  Glaunzberges  auf  dem  Grunde  des  Anton 
Denk'  vulgo  Stingelbauer  einen  pyraraidenartigen,  stark  beschädigten  Stein 
dessen  Inschrift  lautet:  «1715.  In  zeit  der  pest  ist  an  disen  orth 
20  Wochen  die  h.  möss  gelesen.  Aus  disem  dorfe  sein  42  persohn  ge- 
storben, also  diser  stain  (zum  ge)  dechtnus  (ist  hiebe)  r  sötzt  (worden)." 
Die  Tradition  des  Volkes  sagt  über  diesen  Stein:  Als  1718  in  Steier- 
mark die  Pest  herrschte,  raffte  sie  auch  im  oberen  Murthale  Viele  da- 
hin. Aus  Furcht  vor  der  Ansteckung  mieden  sich  die  Leute,  selbst 
die  Kirche  besuchten  sie  deshalb  nicht,  daher  wurde  auf  dem  Glaunz- 
berge,  von  wo  man  eine  schöne  und  weite  Aussicht  in's  Mur-  und 
Welzerthal  geniesst,  ein  Altar  errichtet,  an  dem  ein  Priester  unter 
freiem  Himmel  das  Messopfer  verrichtete,  auch   dem  Volke  die  Sünden 


-     xxn   - 

vergab,  während  die  Leute  zerstreut  im  Thale  und  auf  den  umliegen- 
den Höhen  dem  Gottesdienste  beiwohnten  und  auf  den  Knieen  vom 
Himmel  die  Abwendung  der  Pest  erflehten.  Als  diese  Krankheit  nach- 
gelassen und  der  Gottesdienst  wieder  in  der  Kirche  abgehalten  wurde, 
hat  man  auf  der  Stelle,  wo  der  Altar  gestanden,  den  gegenwärtigen 
Pest-  oder  Gedenkstein  aufgestellt  zur  Erinnerung  an  die  Pest  und 
die  Abhaltung  des  Gottesdienstes  in  der  freien  Natur. 

Dieser  Gedenkstein  wurde  in  die  Wohnung  des  Gemeindevorstandes 
von  Niederwelz,  Herrn  Mitterbacher,  geschafft. 

Das  Volk  erzählt  sich,  dass  die  Opfer  der  Pest  auf  dem  zwischen 
der  neuen  Bezirksstiasse  und  dem  alten  Fahrwege  gelegenen  Grunde 
des  vulgo  Strozmann  beerdigt  wurden,  wo  man  ein  gemauertes  Kreuz  er- 
richtete. Schatzgräber,  die  bei  den  Leichen  Werthgegenstände  ver- 
mutheten,  trugen  zur  Nachtzeit  das  Kreuz  ab  und  durchwühlten  den 
Boden.    Seitdem  wurde  das  Kreuz  nicht  wieder  errichtet. 

In  der  Kirche  zu  Niederwelz  befindet  sich  unter  dem  £mpore 
ein  altes  Gemälde,  einen  Engel  darstellend,  welcher  dem  an  einen 
Baum  gebundenen  h.  Sebastian  Pfeile  aus  dem  Leibe  zieht.  Unter  dem 
Bilde  steht:  „1715.  In  betriebter  Pest  Zeitt  ist  disse  bildnas  von  einer 
Gesambter  NachbarschaiTt  in  Niedrweltz  Verlobt  undt  Geopfert  worden. 
Gelobt  seie  Gott  undt  s.  Sebastian.  ** 

Ein  zweiter  Bericht  des  Herrn  Oorrespondenten  J.  Krainz  vom 
November  1875  behandelt  alte  Grenzmarken  im  Bezirke  Oberwelz. 

4.  Herr  Ant.  J.  Aust,  prakt.  Arzt  zu  Gaal  bei  Knittelfeld, 
schickte  mit  Bericht  vom  6.  Mai  1876  die  Copic  eines  eisernen  Gart«nthores, 
das  sich  beim  Eltemhause  des  Herrn  Georg  Zeilinger  im  Yormarkte 
bei  Uebelbach  seit  mehr  als  80  Jahren  befindet  und  das  als  ein  Pracht- 
exemplar echt  steiermärkischer  Kunstschlosserei  aus  dem  vorigen  Jahr- 
hundert anzusehen  ist.  Er  berichtet  darttber  wörtlich  Folgendes :  Dieses 
Gartenthor  wurde  vor  mehr  als  einem  Jahrhundert  von  einem  Grazer 
Schlosser  unbekannten  Namens  im  Auftrage  eines  Gutsbesitzers  ange- 
fertigt, der  aber  dann  wahrscheinlich  die  Kosten  (4000  fl.  in  B. -Zetteln) 
nicht  decken  konnte,  weshalb  das  Gitter  im  Besitze  des  Yerfertigers 
verblieb,  bis  es  in  das  Eigenthum  des  Gewerken  Johann  Georg  Zeilinger 
überging.  Dieser  Hess  das  Wappen  des  Bestellers  entfernen,  an  dessen 
Stelle  sein  Werkzeichen  (drei  gekreuzte  Säbel),  die  Initialen  seines  und 
seiner  Gattin  Namen  anbringen,  das  Thor  bronzlren  und  aufstellen.  Es 
wird  sammt  dem  gleichfalls  stark  bronzirten  und  schon  sehr  alten  eisernen 
Gitter  bei  den  Fenstern  des  1.  Stockwerkes  des  Herrenhauses  von  den 
Uebelbach  besuchenden  Kunstkennern  mit  Recht  bewundert. 

5.  Herr  Lehrer  Joh.  Krainz,  nun  in  Knittelfeld,  berichtete  am 
8.  Mai  1876  von  seinen  Reisen  im  Knittelfelder  Bezirke;  er  erwarb 
mehrere  Alterthümer,    darunter   auch   Urkunden    und    eine  päpstliche 


-   xxni  — 

Jubiläumsmtinze  vom  Jahre  14r)0,  die  er  einsandte.  Anch  bewog  er  Herrn 
Bealitätenbesitzer  Jakob  Walter  in  Knittelield,  elf  Stück  Urkunden  aus 
dem  18.  Jahrh.  dem  Vereine  zu  überlassen. 

6.  Ein  weiterer  Beriebt  des  Herrn  Job.  Krainz  in  Knittelfeld 
vom  25.  August  1876  gilt  den  Haus-  und  Hofinarken.  Die  von  Herrn 
Krainz  mitgetheilten  Marken  gehören  zum  grössten  Theil  den  ehemaligen 
Unterthanen  der  Herrschaft  Wasserberg  im  Bezirke  Knittelfeld  an  und 
mussten  diese  solche  Marken  in  das  von  ihnen  gefällte  herrschaftliche 
Holz  einprägen.  Bei  der  Fällung  des  sogenannten  Bischofsholzes  hatten 
sie  ausser  ihren  Marken  noch  ein  besonderes  Zeichen  in  die  Stämme 
zu   hacken.     Herr  Krainz  theilt   71  Marken  mit  den  Benennungen  mit. 

7.  Herr  Kaplan  A.  Meixner  zu  St.  Veit  am  Vogau  berichtete 
am  29.  October  1876  Über  Alterthftmerfunde  und  Forschungen  aus  den 
Jahren  1874  und  1875. 

ZuKötlach  am  Semmering  wurden  gefunden:  ein  Ohrring 
von  Bronze,  ein  Römerstein,  der  in  einer  kreisrunden  Vertiefung  den 
Buchstaben  M  zeigt.  Herr  Meixner  kam  femer  in  den  Besitz  von  keltischen 
und  römischen  Münzen,  deren  Fundort  nicht  bekannt  ist.  Zu  Graz  er- 
warb er  verschiedenartige  Alterthümer,  unter  anderenein  silbernes  Bruder- 
schaftsschlüsselchen mit  den  SiglenM  (arian)  A  (bt)  Z  (u)  R  (ein)  1770  und 
A  (bbatia)  C  (isterciensium  R  (unae)  C  (ondita)  1129.  Es  bestand  näm- 
lich zu  Rein  eine  Bniderschaft,  deren  Abzeichen  ein  sogenanntes  Peters- 
schlüsselchen war,  das  der  jeweilige  Abt  in  Gold,  Silber  und  Metall 
prägen  Hess.  Bei  alten  Rosenkränzen  sind  dergleichen  noch  zu  sehen, 
doch  werden  sie  schon  selten.  Herr  Meixner  erwähnt  dann  der  12  Kegel, 
welche  sich  an  der  alten  Strasse,  die  sich  auf  dem  Leibnitzerfelde 
vom  Kaindorfer  P e s t k r e u z e  am  alten  Landgerichtskreuze  vorbei 
gegen  Lebring  hinzieht,  befinden;  der  Funde,  die  dort  gemacht  wurden 
und  der  Sagen,  die  an  der  Gegend  haften.  Aus  Leibnitz  selbst  erhielt 
Herr  Meixner  zwei  römische  Bronzemünzen  sowie  die  Zunftkanne  der 
Leibnitzer  Bäckerinnung.  Eine  grosse  Menge  Münzen  wurden  auf  den 
Gründen  zwischen  Wagna,  Landscha  und  Leitring  gefunden,  die 
der  Herr  Kaplan  alle  verzeichnet;  'besondere  Beachtung  verdient  der 
Fnnd  einer  Hand  ans  feinem  weissen  Marmor,  die  eine  Schale  hielt 
lind  die  wahrscheinlich  die  Hand  einer  Salus  gewesen.  Sie  wurde  bei 
einer  Doppel-Ara  gefunden,  welche  Herr  Meixner  näher  beschreibt.  Von 
IrQheren  Funden  heisst  es  in  dem  Berichte  wörtlich:  „Hier  seien  einige 
Anfgrabungen  und  Funde  aus  früherer  Zeit  erwähnt,  die  man  bisher 
nicht  geachtet  hat  und  die  von  Niemand  notirt  wurden.  Beim  v.  Kogl- 
wirth  fand  man  einen  Mühlstein  (er  liegt  noch  beim  Brunnen),  einen 
Insehriftsstein,  der  aber  beim  Bau  eines  Stalles  in  den  Grund  hinein 
gemauert  wurde,  mehrere  über  6'  lange  vergoldete  Buchstaben,  die  ver- 
geben wurden;  zwei  Steine   mit  plastischer  Arbeit  auf  dem  Felde  beim 


-     XXIV     — 

Pestkreuze;  nach  der  Sage  der  Leute  waren  auf  demselben  eine  Frau 
und  ein  Kind  dargestellt.  Beim  y.  Liebmann  einen  Inschriftstein,  der 
noch  beim  Haus  sein  soll,  schöne  grosse  und  kleine  6eckige  Pflaster- 
ziegel. Auf  dem  Grunde  des  v.  Lackl  traf  man  auf  einen  Mosaikboden. 
Auf  dem  „Schanzacker",  dem  Felde  des  v.  Wirth,  das  seinen  Namen 
aus  den  Zeiten  der  Tflrken  haben  mag,  die  1529  bei  Leibnitz  geschlagen 
worden,  wurden  die  oberwähnte  Doppelara  und  die  Marmorhand  gefiinden. 
Möglicherweise  stand  hier  ein  Tempel  der  Salus.  Beim  v.  Neubauer 
wurde  eine  Säule  aus  Aflenzer  Stein  mit  plastischer  Arbeit  aufgegraben ; 
an  der  Säule  kletterten  zwei  liebliche  Knaben,  von  denen  der  untere 
den  andern  zu  erreichen  suchte.  Bei  Anbringung  der  Säule  bei  einem 
Stalle  schlugen  die  Maurer  die  Figuren  herab.  Beim  Mauthwirth  traf 
man  auf  weissschwarzen  Mosaikboden  und  Mörtelstücke,  blau,  roth  und 
gelb  bemalt;  1844  traf  der  v.  Hackllipp  auf  ein  Gewölbe,  das  ganz 
gleiche  Mosaik  und  Malerei  enthielt." 

Unter  der  Ueberschrift  Leitring  sagt  der  Bericht:  „Vom  alten 
Solva  aus,  von  den  hochgelegenen  Feldern  Wagna's,  wo  sich  nur  Ge- 
bäuderesto  finden,  ziehen  etwa  60  Cm.  tief  unter  der  Ackererde  gegen  die 
Mur  Kanäle.  Streckenweise  sind  sie  eingestürzt,  vor  etlichen  Jahren  geschah 
es  einigemale,  dass  beim  Ackern  solche  Kanalgewölbe  durchbrachen 
und  Pferde  und  Ackersmann  bis  auf  den  halben  Leib  einsanken.  Ein 
von  der  unteren  Eisenbahnschranke  herführender  Kanal  wurde  beim  v. 
Schneckerl  vermauert,  ein  anderer  zeigte  sich  beim  v.  Eggertmüller,  wo 
der  neue  Kanal  unter  der  Reichsstrasse  durchführt;  der  dritte  ist  bei- 
läufig in  der  Mitte  des  Dorfes,  unweit  der  Mur  kenntlich." 

Auf  dem  sog.  Eggartfeldc  wurden  1873  bei  den  dortigen  Kogeln 
des  V.  Niggitsch  gelegentlich  des  Schottergrabens  zwei  grosse  Urnen 
mit  Kupfermünzen,  Asche,  Kohlen  —  und  Knochenresten  gefunden.  Auf 
dem  Hauskuechtkogel  (einem  isolirten  Kogel  nahe  der  Mur ,  umgeben 
von  einem  Wallgraben  und  zur  Türkenzeit  sicher  befestigt)  traf  man 
1872  auf  zwei  Gewölbe  und  fand  ein  Schwert  und  ein  eisernes  Vorh&ng- 
schloss  mit  Schraubenschlüssel  aus  neuer  Zeit;  1874  wurden  daselbst 
gefunden:  Hauen,  Reitersporen,  Sälw»l,  Ringe,  eine  Lampe  aus  Messing, 
viele  Geschirre,  aber  alle  zerbrochen.  Am  nördlichen  Abhang  etwa  100 
Häfen  mit  Asche,  Münzen  und  Steinplatten,  ein  aufrechtstehender, 
behauener,  1  Klftr.  langer  Eichenpfahl,  7"  im  Quadrat-Durchmesser. 
Die  Sage  behauptet,  es  sei  dort  ein.  König  begraben  und  in  der  Mitte 
des  Kogels  befinde  sich  eine  goldene  Truhe.  Herr  Meixner  erwarb  von 
den  Pfunden  Manches,  unter  Anderem  eine  sechsseitige  Messinglampe,  von 
der  er  sagt:  „Diese  Lampe  ist  einzig  in  ihrer  Art.  Inmitten  der  Schale 
ist  ein  über  4  Cm.  hoher  zehnseitiger  Behälter,  zum  Aufnehmen  eines 
Lampendochtes  sow^ohl  als  auch  einer  Kerze  eingerichtet.  Die  Wand 
der  Schale  hat  oben  in  gleicher  Entfernung  drei  Löcher,  an  denen  man 


—    XXV    — 

Schnüre  oder  Kettlein  anbringen  und  so  die  Lampe  aufhängen  konnte. 
Die  sechs  Seiten  der  Wand  sind  aussen  mit  Falzen  versehen,  so  dass 
die  Lainppe  in  einem  entsprechenden  Gestelle  auf-  und  abgeschoben 
werden  konnte,  je  nachdem  die  statt  des  Dochtes  hineingesteckte  Kerze 
CS  erforderte.  Besagtes  Geräth  war  also  Lampe  und  Leuchter  zugleich 
und  konnte  aufgehangen,  gestellt  und  geschoben  werden.  ** 

Ein  wichtiger  Fundort  ist  ein  zu  der  Ortschaft  Hasendorf  gehöriges 
Feld,  Micheleggart  genannt.  Auf  diesem  Felde  ist  ein  viereckiges 
Terrain  mit  antiken  Bauresten,  Ziegeln  und  Scherben  wie  besäet ;  selbst 
das  vorbeifliessende  Bächlein  zeigt  auf  seinem  Grunde  eine  Menge  Alter- 
thOmer.  Man  fand  auf  diesem  Felde  Münzen,  Marmorsteine,  Theile  eines 
Mosaikbodens,  eine  Hand  vom  Ellenbogen  an.  ^Ich  las,  sagt  Herr 
Meixner,  auf  dieser  Stätte  schöne  Bruchstücke  von  Deck-  und  Wärme- 
leitungsziegeln, Taufsteinen  und  ein  paar  feine  bläulich-schwarze  Ziegel- 
stücke zusammen;  letztere  waren  nicht  aus  Lelim,  sondern  nach  meinem 
Erkennen  aus  „Letten''  (Bach-  und  Murschlamm)  verfertigt  Die  Yolks- 
sage  glaubt,  dass  hier  eine  dem  heil.  Michael  geweihte  Kirche  gestanden, 
wahrscheinlich  des  Namens  Micheleggart  wegen;  doch  bedeutet  michel 
im  Mittelhochdeutschen  soviel  als  „gross**.  Nach  den  Funden  zu  schliessen. 
stand  hier  zur  Kömerzeit  ein  grosses  Gehöfte  oder  eine  kleine  Ortschaft.'' 

Den  Schluss  des  Berichtes  machen  einige  Angaben  über  Kogel: 
„Am  sog.  Teufelsgraben,  der  zur  Kömerzeit  die  Lasnitz  und  Mur  ver- 
band und  das  liCibnitzerfeld  bewässerte  und  der  in  seinem  unteren 
Lauf  die  Grenze  zwischen  Bachsdorf  und  Obergralla  bildet,  stösst  man 
häufig  auf  altes  Gemäuer.  Bei  Untergralla  ist  ein  sog.  Kogelfeld;  dort 
steht  ein  Kogel,  der  früher  höher  war  und  von  dem  man  eine  weite 
Aussicht  bis  Lebring  hat.  Von  Funden  bei  demselben  weiss  man  nichts : 
man  hält  ihn  für  eine  Schanze  und  er  mag  in  der  That  ein  Beobach- 
tungsposten gewesen  sein,  wenngleich  der  Zweck  solcher  Kogel  auch 
darin  bestanden  haben  kann,  dass  sie  als  Begräbnissstätten  dienten. 
Dieser  Art  ist  der  Fritzenkogel  im  oberen  Stiefingthale,  der  Grafen- 
kogel  bei  Stocking,  selbst  der  Hausknechtkogel  bei  Leitring.  Denselben 
Charakter  hatte  jener  mächtige  Kogel  von  Obervogau,  der  bei  Umlegung 
der  Reichsstrasse  1827  dieser  Platz  machen  musste  und  an  dem  Platze 
stand,  wo  diese  von  der  St.  Veiterstrasse  durchschnitten  wird.** 

Ein  recht  interessanter  Bericht  ist  auch  der  des  Herrn  Bezirks- 
Correspondenten  Ludwig  Pauer,  Lehrers  zu  Krieglach,  verfasst  am 
15.  Jänner  1877.  Er  erwähnt  der  Sage,  dass  die  Gegend  von  MOrz- 
zuFchlag,  Langenwang,  Krieglach,  Wartberg  einst  ein  See  gewesen,  dass 
in  der  Einöde  (eine  Einengiuig  des  Thaies  bei  Wartberg)  ein  Lindwurm 
durchgebrochen  habe,  wodurch  der  See  zum  Abfluss  gekommen  sei.  Von 
Krieglach  heisst  es,  dass  es  ehedem  eine  befestigte  Stadt  gewesen  und 
cursiren   über  die  Gründung  derselben  verschiedene  Sagen,  von  denen 


—    XXVI     — 

folgende  die  verbreiteste  ist:  Als  der  See  abgelaufen,  schwamm  auf  der 
Wasserfläche  ein  Krtiglein  daher,  in  dem  sich  ein  Bildchen,  den  heil. 
Jakob  darstellend,  befand.  Nach  dem  gänzlichen  Versiegen  des  Wassers 
sei  das  KrUglein  in  einer  Lache  liegen  geblieben  und  dort  haben  die 
Leute  dem  hl.  Jakob  zu  Ehren  eine  Kirche  gebaut.  Das  Volk  spricht 
von  einem  Heidenterapel  auf  dem  Höllkogel.  —  Der  Bericht  erwähnt 
dann  zweier  alten  Gebäude  in  Krieglach,  von  denen  das  eine,  welches 
am  getäfelten  Plafond  eines  düsteren  Raumes  die  Zahl  1628  aufweist, 
ehedem  das  Amtsgebäude  der  gräfl.  Stubenberg*schen  Herrschaft  Widen 
gewesen,  dann  dem  Herrn  Baron  Sessler-Herzinger  gehörte,  der  es  der 
Gemeinde  zum  Geschenke  machte.  Das  andere  (jetzt  Pnmner'sche  üaus) 
soll  von  den  Jesuiten  erbaut  worden  sein.  —  Herr  Pauer  beschreibt 
dann  die  Pfarrkirche  von  Krieglach.  Im  Eingange  zur  Kirche  finden 
sich  zwei  Holztafeln  aufgehängt,  die  Folgendes  enthalten: 

I.  Tafel,  links  (11  dm.  hoch,  5  dm.  breit): 

In  dem  1529  Jahr  ist  der  Tttrgkli  hie  gewösen  und  hat  800  etlich 
Perschannen  wegkh  gefiehrt. 

Anno  1541  seintt  in  die  1600  Perschannen  von  St.  Jakobi  biss  hin 
auf  Martini  gestorben.  Gott  wolle  Ihnen  gnedig  sein. 

Anno  1544  am  Pfingstag  vor  Bärtholomai  seintt  die  Heuschrökhen 
mit  hauffen  hie  gewöst,  dass  sie  die  Sonnen  haben  verdökht. 

II.  Tafel,  rechts : 

Anno  1693  den  23.  Juli  hat  der  Donner  bey  hellen  Sonnenschein 
in  Kornschibern  ohne  Verlözung  eines  andern  Hälmllein  stro  alda  zugleich 
Mann  und  Weib  erschlagen. 

Anno  1693  den  18.  Nach-  und  den  19.  Augusti  Vormittag  sein 
wilder  die  Heuschröckhen  in  unbeschreiblicher  menge  durchgeflogen: 
alda  schier  kheinen  anderweitig  aber  in  Traith  grossen  schaden  gethau, 
was  Folgen  werdt,  ist  (rott  bekhanndt  oder  dessen  abwendtung  von 
Ihme  zu  erbetten. 

In  der  Gemeindekanzlei  von  Krieglach  fand  Herr  Pauer  blos 
Weide-  und  Holzordnungen  der  Herrschaft  Stubenberg  1619  1706. 
Er  erwähnt  dann  einiger  Funde  von  Waffen  aus  der  TQrkenzeit  (ein 
Steinwall  an  der  Hattner  Strasse  auf  der  Alm  heisst  noch  „Tiii'keu* 
schanze '')  sowie  Ortsnamen,  die  slavischen  Ursprungs  sind  und  berichtet 
zuletzt  über  die  Erwerbung  zweier  Manuscripte  von  Herrn  Oberlehrer 
Schönegger.  Das  eine  ist  ein  Protokoll  der  Schule  Neuberg  von 
1795,  das  zweite  ein  Bericht  über  Neuberg  von  1544. 


Veränderungen 


im 


Personalstande  des  Vereines    . 

in  der  Zeit  vom  1.  Jänner  1876   bis  incliis.  30.  April  1877. 


Neu  gew&hlte  Ebrenmitglieder. 

Die  P.  T.  Herren:  Dttmmler  Ernst,  Dr.,  Professor  der  Ge- 
schichte an  der  Universität  zu  Halle.  —  Mommsen  Theodor,  Dr., 
Professor  an  der  Universität  und  Secretär  der  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Berlin.  —  Ranke  Leopold  von,  Dr.,  Historiograph  des 
preuss.  Staates ,  Kanzler  des  Ordens  pour  le  m^rite  für  Wissenschaft 
und  Kunst,  Professor  an  der  Universität  in  Berlin.  —  Sickel  Theodor, 
Dr.,  Mitglied  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften,  Professor  an 
der  Universität  in  Wien. 

Ordentllclie  MitgUeden 

Bancalari  Jacob,  Kreissecretar  in  Marburg.  —  Duchatsch 
Ferdinand,  Dr.  und  Vice  -  Bürgermeister  in  Marburg.  -  Fleck  Josef, 
Dom-  und  Stadtpfarr -Vicär  in  Marburg.  —  Friedau,  der  Lehrer- 
verein. -  Fürstenfeld,  die  landesftlrstl.  Bürgerschule.  —  Gutscher 
Johann,  Gymnasial  - Director  in  Marburg.  —  Hiden  Fmerich,  Lehrer 
in  Eisenerz.  —  Hof  er  Rupert,  Bürgermeister  in  Rotenmanu.  — 
Knittelfeld,  der  Lehrerverein.  —  Krone s  Franz,  Oberlehrer  iu 
Kumberg.  —  Kümmel  Phnil,  Aspirant  im  Landesarchive  in  Graz.  — 
Möstl  Franz,  stud.  philos.  in  Graz.  —  Nerath  Michael,  Oberlehrer 
in  Marburg.  —  Pauer  Ludwig,  Lehrer  in  Krieglach.  —  Pranger 
Vincenz ,  Lehrer  in  Radegund.  —  Puschi  Albert,  Studirender  in 
Graz.  ~  Rotenmann,  die  Stadtgemeinde.  —  Rozbaud  Wenzel, 
pens.  Steuereinnehmer  in  Graz«  —  Schlossar  Anton,  Dr.,  Bibliotheks- 


—   xxvm   — 

Beamter  an  der  Universität  in  Graz.  —  Schmid  Anselm,  Kaplan  in 
Kammern.  —  Schmidt  Paul,  Güter-  und  Forst-Inspector  in  Graz.  — 
Schubert  Johann,  Lehrer  zu  Veitsch  im  Mttrzthale.  —  P.  Schweiger 
Gabriel,  Provinzial  -  Commissär,  Definitor  und  Quardian,  zugleich  prov. 
Pfarr  -  Administrator  zu  Mariahilf  in  Graz.  —  Steinwenter  Arthur, 
Dr.  und  Gymnasial  -  Professor  in  Graz.  —  Zechner  Norbert,  P.  und 
Mitglied  des  Stiftes  in  St.  Lambrecht. 

Bezirkscorrespondenten. 

Pauer  Ludwig,  Lehrer  in  Krieglach. 

Ausgetretene  ordentliche  Mitglieder. 

von  Beck-Widmanstetter  Leopold,  k.  k.  Obcrlieutenant  des 
27.  Infanterie- Regimentes  in  Graz.  —  Bischof  Hermann,  Dr.  der  Rechte 
und  Philosophie,  Professor  an  der  Handels- Akademie  und  Privatdocent 
an  der  Universität  in  Graz.  ~  Bergmann  Karl  J.,  Fabriksbesitzer  in 
Graz.  —  Boeheim  Wendelin,  pens.  Hauptmann  in  Wien.  -  Eyller 
Johann,  Director  der  Actien-Gesellschaft  fl\r  Papier-  und  Druckindustrie 
„Leykam- Josef sthal"  in  Graz.  —  Franck  Moriz,  Ritter  von,  Guts- 
besitzer in  Graz.  —  Habianitsch  Franz,  Gewerksbesitzer  in  Juden- 
burg. —  Haust  ab  Franz,  Ritter  von,  k.  k.  geh.  Rath  und  Feldzeug- 
meister i.  R.  in  Wien.  —  Herberstein  Sigmund,  Graf,  k.  k.  Kämmerer 
und  Major  a.  D.  in  Graz.  —  Jenko  Ignaz,  Dr.  Medicinae  in  Graz.  — 
Khevenhttller-Metsch  Albig,  Graf  von,  k.  k.  Kämmerer  a.  D.  in 
Graz.  —  Krassberger  Sigmund,  pens.  Beamter  in  Graz.  —  Lucas 
Georg,  Dr.,  Gymnasial -Professor  in  Graz.  —  Mayer  Josef,  Privatier  in 
Leoben.  —  Marx  Friedrich,  pens.  Hauptmann  in  Graz.  —  Meixner 
Anton,  Kaplan  in  St.  Veit  am  Vogau.  -  Pichler  Friedrich,  Dr.  und 
Professor  in  Graz.  Proschko  Isidor,  Dr.,  kaiserl.  Rath  und  Polizei- 
Ober -Commissär  in  Wien.  —  Richter  Gregor,  Werksverweser  in 
Murau.  —  Strempfl  Andreas,  Kaplan  in  Riegersburg.  —  Tatten- 
bach  Ludwig,  Graf  von,  königl.  bair.  Oberst  a.  D.  zu  Landshut  in 
Baiern.  —  Winter,  Gustav,  Dr.,  Concipist  im  k.  k.  geheimen  Haus-, 
Hof-  und  Staatsarchiv  in  Wien. 

Gestorben  die  P.  T.   Herren. 

Ehrenmitglieder. 

Prokesch-Osteu  Anton,  Graf,  k.  k.  wirkl.  geh.  Rath,  Feldzeugmeister 

i.  R.  in  Wien,  am  26.  Octobcr  1876. 
Tarnoczy  Max.,  £dler  von,  Eminenz,  k.  k.  wirkl.  geh.  Rath,  Cardinal- 

Fürsterzbischof  zu  Salzburg,  am  4.  April  1876. 


-        XXIX     - 

Ordentliche   Mitglieder. 

Aiiersperg  Anton  Graf  von,  Dr.,  k.  k.  geh.  Rath,  in  Graz  am 
12.  September  1876. 

Donin  Ludwig,  Curat,  in  Wien  am  20.  August  1876. 

Fleckh  Johann,  Dr.,  Advocat,  zu  Krieglach  am  27.  Februar  1876. 

Früh  mann  Michael,  Dr.,  Üniversitäts-Professor,  in  Graz  am  20.  Jän- 
ner 1877. 

Gassner  Theodor,  Gymnasial -Director,  in  Innsbruck  am  4.  October  1876. 

Gebhard  Ferd. ,  Chorherr  des  Stiftes  Voran,  in  Graz  am  20.  Sep- 
tember 1876. 

Göttmann  von  Göttsburg  Gustav,  General-Major  i.  R.,  auf  Schloss 
Sannegg  bei  Cilli  am  14.  Februar  1877. 

Gruber  Franz,  Bürger,  in  Oberwölz  am  21.  April  1876. 

Macher  Mathias,  Dr.  Medicinse,  in  Graz  am  27.  Juni  1876. 

Oreschek  Johann,  Gymnasial-Professor,  in  Cilli  am  12.  October  1876. 

Rebenburg  Ludwig  von,   Gutsbesitzer,   in  Graz  am  16.  Jänner  1877. 

Stubenberg  Francisca,  Gräfin,  in  Graz  am  2.  August  1876. 

Wilhelm  Anton,  Beamter,  in  Leoben  im  Jahre  1876. 

Windischgrätz  Alfred  Fürst  zu ,  Durchlaucht ,  k  k.  geh.  Rath, 
Feldmarschall-Lieutenant  etc.,  in  Wien  im  April  |876. 

Winimer  Eugen  Edler  von,  Capitular  des  Stiftes  Admont,  zu  Admont 
am  17.  April  1876. 

Wucherer  v.  Hui  den  fehl  Peter  Freiherr,  Hofrath  i.  R.  zu  Graz 
am   17.  März  1877. 


—    XXX     — 


U  e  b  e  r- 

über  die  Empfänge  und 


M 


Empfänge 


Oesi  Wäkr. 


fl. 


kr. 


I       Gassarest  vom  31.  December  1875 

ir      FOr  erhaltene  Interessen 

HI      Jahresbeiträge  der  P.  T.  Mitglieder 

lY      FOr  verkaufte  Vereinspublicationen 

y       An  Diplomsgebühren 

VI  Subvention  der  hohen  steierm.  Landschaft  pro  1876 
YII  Subvention  des  hohen  Unterrichtsministeriums  .  .  . 
VIII    Theilnehmerbeiträge  an  der  II.  WanderversammUing 

in  Marburg 

IX      Honorarvercichtleistung    zu    Gunsten    des   Vereines 
von  Herrn  Prof.  Dr.  Franz  Mayer 

Summe  der  Kinnahmen  .    .    . 

Wird  die  Summe    der  Ausgaben   von   der  der  Em- 
pfänge abgezogen  mit 


so  verbleibt   am  31.  December  1876   ein  Rest    von 

Dieser  Gassarest  zerfällt  in  zwei  Theile,  als: 

a)  in  angelegte  Gapitalien  fl.  615.50  und 

b)  in  baares  Geld     .    .    .   fi.  424.16 


also  in  Summa  wie  oben    .    . 


fi.  1039.66  = 


Graz,  am  31.  December  187i'.. 


940 

62 

1264 

561 
25 

525 

500 

100 
7 


3985 


2946 


1039 


1039 


69 
52 
12 
40 


73 


66 


66 


Ernst  Fürst, 

d.  Z.  Cassier. 


sieht 

Ausgaben  im  Jahre  1876. 


Ausgaben 


k±  WAt. 


Remunerationen  an  ilie  Verein  »bedien  Bieten  .... 

Porti  und  Speditionsniialagen 

Für  Stempelausltgen 

For  KanzkibedUrfniese 

Für  ReiDigiing  der  Kanzlet  pro  1876 

Kosten  der  Versammlungen 

Honorar  an  den  Hilfsbeamten 

EntloliniinE  an  den  Vereinsdiener 

Für  au  sserge  wähn  lieh  geleistete  Kanzlei  dionste  .  . 
Mitgliedsbeitrag  an  den  Oesammtverein  der  deutschen 

hist.  Vereine  in  Darmstadt  (5  Tbaler)  .... 
Für  die  kalligraphische  Ausarbeitung  der  Diplome 
Druckkoslen  des  12.  Jahrganges  der  Beiträge  .  . 
Beitrag  an  das  germanische  Museum  in  Nürnberg  . 
Subvention  an  Herrn  J.  Krainz  in  Kntttelfeld  .  .  . 
Koelen    des  Bildes  rMari>iirg"    7ur  II.  Wanderver- 

sammlong  in  Harburg 

Kosten  der  Mitlheilungen  24.  Heft 

Zum  Ankaufe  eines  Römersteines 

Bisherige  Kosten  der  Beiträge  13.  Jahrgang  .  .  . 
Für  lOOOSeparatebdrOcke;  „Der Lehrer  als  Förderer 

der    Heimatakunde  -     aus     der    Pädagogischen 

Zeitschrift 

Resti,ahlQng    fllr    den   Druck    des  Urkundonbucbes 

I.  Band  an  Leykam-Josefathal 

Für  Ankauf  Ton  Büchern 

Für  BuchhändlerbeiscblÜEse 


Summe  der  Ausgaben  . 


Den  Sammlungen  des  Vereines 

sind    im    Jahre    1876    und    bis    30.    April    1877    zap;ekommen 

A.  Für  die  Bibliothek. 


1.  Durch  Schenkung. 

Von   den   Bisthümern  Gurk ,    Lavant   und  Seckau    die  Peraonal- 
Verzeiclmisse  pro   1876  und  1877. 

3828.  Dimitz  August,  k.  k.  Finanzrath  und  Secretär  des  histor.  Vereines 
fÜrKrain:  Geschichte  Krain's,  1.  und  2.  Lieferung  des  4.  Theiles. 

3824.  Knödl  Vincenz,  Abt  des  Cisterzienserstiftes  in  Rein:  Katalog  des 
geistlichen  Personalstandes  der  Cisterzienserstifte  der  fisterr.- un- 
garischen Provinzen  pro  187(1. 

8H25.  Manzano  Conte  di,  Francesco,  zu  Cormons:  Conipendio  di  Storia 
Friulana,  Udine   187(1. 

382(>.    Oro^en  Ignaz,  Domherr  in  Marburg:  Das  Benediktinerstift  Oberbnrg. 

3827.  Paris,  der  Congres  Archeologique  de  France:  Sitzungs -Protokolle 
des  Jahres  1874,  betreffs  Erhaltung  der  Bandenkmale.  Paris,  l»75 
und  XLIl,  Session,  187r.. 

3828.  Pils  Jacol),  Oberlehrer  in  Kraubat  ob  Leoben: 

a)  Ursprung  und  Bedeutung  aller  Ceremonien,  (iebräuche  und 
Gewohnheiten  der  katholischen  Kirche,  gedr.  1728;  —  b)  Alt  und 
Neues  Oesterreich  oder  compendieuse  Universal-Historie.  4  Bände, 
gedr.  1734 — 30;  —  c)  Salzburger  Schreibkalender  ftlr  das  Jahr 
1786;  —  d)  Frb  -  Huldigung  der  niederösterr.  Stände  beim  Re- 
gierungsantritt der  Kaiserin  Maria  Theresia  am  22.  November 
1 740 ;  —  e)  Universal  -  Historie  zum  Gebrauche  fiir  ftsterr. 
ProWnzialschulen,  gedr.  1758. 

3829.  Wichner  Jacob  P.,  Capitular  und  Archivar  des  Stiftes  Admont: 
Geschichte  des  Benediktinerstiftes  Admont  von  der  Zeit  des  Abtes 


—  xxxm  — 

Isenrik  bis  zum  Tode  des  Abtes  Heinrich  II.  (1178—1297)  ge- 
druckt 1876. 

2.  Im  Schriftentaiiscli. 

8880.  Aarau,  histor.  Gesellschaft  des  Cantons  Aargau:  a)  Argovia, 
9.  Band,  1876;  —  b)  Katalog  der  Bibliothek  der  Gesellschaft 
vom  Jahre  1874  nebst  erstem  Nachtrag  vom  Mai  1876. 

S88I.    Agram,  stidslavische  Akademie  der  Wissenschaften : 

a)  Rad  jugoslavenske  Akademie  znanosti  i  un^etnosti,  Band 
83  bis  87,  1875-76;  —  b)  Starine,  Band  7  u.  8,  1875  -76;  — 
c)  Monumenta  und  Listine,  Band  5,  1875;  —  d)  Vetera  Monu- 
menta  Slavoruni  Meridionalium  (von  Aug.  Theiner)  1875;  — 
e)  Monumenta  historico-juridica  slavorum  meridionarium.  Pars  I. 
Yol.  L  u.  Statuta  et  Legcs  civitatis  et  insolae  Curzulae  (1214 
bis  1558)  gedr.  1877. 

3882.  Amiens ,  die  Gesellschaft  der  Alterthnmsfreunde  der  Picardie : 
M^moires,  28.  Band,  8.  Heft  der  8.  Serie,  1878. 

3838.    Amsterdam,  königl.  Akademie  der  Wissenschaften :  Jahrbuch,  1874. 

8834.  Augsburg,  histor.  Verein  im  Regierungsbezirke  Schwaben  uud  Neu- 
burg: a)  Zeitschrift,  II.  und  UI.  Jahrgg. ,  Heft  1  bis  3;  — 
b)  Jahresbericht  pro  1874  und  1875. 

8885.  Baireuth,  histor.  Verein  für  Oberfranken:  Archiv,  Band  13, 
Heft  1—2,  1875-76. 

8886.  Bamberg,  histor.  Verein  für  Oberfranken:  37.  et  88.  Bericht  über 
den  Bestand  und  das  Wirken  des  Vereines  in  den  Jahren  1874 — 75. 

Sb87.  Berlin,  königl.  Akademie  der  Wissenschaften:  a)  Monatsberichte, 
Jahrgg.  1876;  —  b)  Abhandlungen  philos.  -  histor.  Glasse  aus 
dem  Jahre  1875,  gedr.  1876. 

S838.   Berlin,  Verein  „deutscher  Herold*^ :  Monatsschrift,  6.  Jahrgg.  1875. 

8689.  Berlin,  Verein  fQr  die  Geschichte  Berlins:  a)  Schriften,  Heft  12 
und  18,  1874—75;  —  b)  Statuten  vom  1.  Februar  1870  nebst 
Mitglieder- Verzeichniss  des  Jahres  1876;  —  c)  Berliner  Chronik 
nebst  ürkundenbuch.  18.  Lieferung  des  ganzen  Werkes,  Jahrgg.  1876. 

3840.  Bern,  histor.  Verein  des  Cantons:  Archiv,  Band  9,  Heft  1,  1876. 

3841.  Bern,  allgemeine  geschichtsforschende  Gesellschaft  der  Schweiz: 
a)  Archiv,  20.  Band ,  1876 ;  —  b)  Chronik  des  Hans  Fründ, 
Landschreibers  zu  Schwytz.  (Von  Christian  Immanuel  Kind), 
Chur  1875 ;  —  c)  Jahrbuch  für  schweizerische  Geschichte,  I.  Band, 
Zürich  1877. 

8842.   Bonn,  Verein  der  Alterthumsfreunde  im  Rheinlande:  Jahrbücher, 

Heft  57  und  58,  1876. 
3843.   Brandenburg  (am  Havel)  histor.  Verein:  Märkische  Forschungen, 

Band  18,  Berlin  1876. 

ItUtkcU.  d.  bUt.  Xm^uB  f.  Slalvmark.  XXV.  Umtt,  lit77.  f« 


—    XXXIV    - 

8844.   Bregenz,    vormals    zu    Hard ,    Yorarlberger    Museums  -Verein: 

15.  Rechenschaftsbericht  des  Jahres  1874. 
3845.   Bremen,  Abtheilung  des  Künstler-Vereines  für  bremische  Geschichte 

und  AlterthOmer:  Jahrbuch,  8.  Band,  1876. 

8846.  Breslau,  schlesische  Gesellschaft  vaterländ.  Cultur:  58.  Jahres- 
bericht, 1875. 

8847.  Breslau ,  Verein  für  Geschichte  und  Alterthum  von  Schlesien : 
a)  Zeitschrift,  18.  Band,  1.  Heft,  1876;  —  b)  Acta  Publica, 
(Verhandlungen  und  Correspondenzen  der  schlesischen  Fürsten 
und  Stände)  Jahrgang  1621,  Breslau  1875;  —  c)  Begesten  zur 
schlesischen  Geschichte,  1.  Lieferung  bis  zum  Jahre  1200.  Breslau, 
1876;  —  d)  Wegweiser  durch  die  schlesischen  Geschichtsquellen 
bis  zum  Jahre  1550.  (Von  C.  Grünhagen.)  Breslau  1876. 

8848.  Brunn,  mährisches  Landesarchiv :  Mährens  Allgemeine  Geschichte. 
(Von  Dr.  Beda  Dudik.)  7.  Band,  Brunn  1876. 

8849.  Brüssel,  die  königl.  belgische  Akademie:  a)  Bulletin,  2.  Serie, 
tomo  88,  89,  40;  —  b)  Annuaire,  1876,  1876. 

8850.  Budapest,  das  königl.  ungar.  National  -  Museum  ,  Bücherkatalog, 
Heft  1,  1876. 

8851.  Cassel,  hessischer  Verein  für  Geschichts-  und  Alterthum skunde 
von  Cassel ,  Darmstadt  und  Mainz :  a)  Zeitschrift ,  N.  F.  5. 
Supplement,  1875;  —  N.  F.  6.  Band,  Heft  1  bis  8,  1875  und 
1876;  —    b)  Mittheilungen,  Jahrgg.  1875,  Vierteljahresheft  1,  2. 

8852.  Chambery,  sociötö  savoisienne  d*histoire  et  d^arch^ologie :  Memoires 
et  documents,  tomo  15,  2.  Hälfte,  1876. 

8858.  Chemnitz,  Verein  fQr  Chemnitzer  Geschichte :  Mittheilungen,  Jahr- 
buch für  1878—75,  Heft  1,  gedruckt  1876. 

8854.  Christiania,  Verein  zur  Erhaltung  und  Aufbewahrung  nordischer 
Vorzeitdenkmäler :  a)  Gm  Nordboemes  Forbindelser  med  Rusland 
og  Tilgrsendsende  Lande,  1878;  —  b)  die  egyptischen  Denkmäler 
in  St.  Petersburg ,  Helsingfors ,  Upsala  und  Copenhagen.  (Von 
J.  Lieblein.)  1878;  —  c)  Grundtrcekkene  i  den  seldste  norske 
Proces.  (Von  Ebbe  Hertzberg.)  1874;  —  d)  Foreningen,  Jahrgg.  1874. 

8855.  Cilli,  die  Gymnasial -D irection :  Programm  pro  1876. 

8856.  Darmstadt,  historischer  Verein  für  das  Grossherzogthum  Hessen: 
Archiv,  14.  Band,  Heft  1  und  2,  1875—76. 

8857.  Dijon,  die  Commission  des  Antiquites  du  d^partement  de  la  C6te 
d'Or:  „Memoires",  9.  Band,  2.  Lieferung,  1874—75. 

8858.  Dorpat,  gelehrte  esthnische  Gesellschaft:  a)  Sitzungsberichte  des 
Jahres  1875  und  1876;  —  b)  Verhandlungen,  8.  Band,  8.  Heft,  1876. 

3859.  Elberfeld,  bergischer  Geschichtsverein:  Zeitschrift,  11.  Band, 
(N.  F.  1)  1876. 


-    XXXV    - 

3860.  Emden,  Gesellschaft  für  bildende  Kunst  und  vaterländische  Alter- 
thtimer:  Jahrbuch,  2.  Band,  1.  und  2.  Heft,  1875  —  1877. 

3861.  Erfurt,  Verein  für  Geschichte  und  Alterthumskunde :  a)  Mit- 
theilungen, 7.  Heft,  1876;  —  b)  Erinnerungen  an  Karl  M.  E. 
Herrmann.  (Von  Dr.  J.  Ch.  Hermann  Weissenborn.)  1875;  — 
c)  zwei  lateinische  Gedichte,  verfasst  von  Dr.  Hermann  Weissen- 
born, 1875. 

3862.  Frankfurt  a.  M.,  Verein  für  Geschichte  und  Alterthumskunde: 
a)  Neiyahrsblatt  ffer  1875  und  1876;  —  b)  Mittheilungen,  Bd.  V, 
Nr.  2;  —  c)  „Battonn  Johann  Georg",  Beschreibung  der  Stadt 
Frankfurt  a.  M.,  7.  Heft,  1875;  —  d)  Tagebuch  des  Canonicus 
Wolfgang  Königstein,  über  die  Vorgänge  seines  Capitels  und  die 
Ereignisse  der  Reichsstadt  Frankfurt  a.  M.  in  den  Jahren  1520 
bis  1548.  (Von  Dr.  Georg  Eduard  Steitz.)  1876. 

8863.  Frauenfeld,  histor.  Verein  des  Cantons  Thurgau:  Thurgauische 
Beiträge  zur  vaterländischen  Geschichte,  Heft  16,  1876. 

3864.  Freiberg  in  Sachsen,  Alterthumsverein :  Mittheilungen,  Heft  1 2, 1 8 7 5 . 

3865.  Genova,  la  Societä  Ligure  di  Storia  patria:  ^Atti'',  Band  X,  Fas- 
cikel  IV,  1876;  Band  XI,  Fascikel  H,  1876. 

8866.  Glarus,  historischer  Verein:  Jahrbuch,  13.  Heft,  1877. 

8867.  Görlitz,  Oberlausitzische  Gesellschaft  der  Wissenschaften:  Neues 
Lausitzisches  Magazin,  52.  Band,  1.  und  2.  Heft,  1876. 

3868.  Göttingen,  königl.  Gesellschaften  der  Wissenschaften :  Nachrichten 
aus  dem  Jahre  1875  und  1876. 

3869.  Graz,  Garl-Franzens-Universität :    Pcrsonalstand,  Jahrgang  1876 

und  Sommersemester  1877. 

8870.  —  technische  Hochschule  Joanneum:  Programm  des  Studien- 
jahres 1876/77. 

3871.  —  Joanneum,  recte  steierm.  Landesaus schuss:  64.  Jahres- 
bericht, 1875. 

8372.  —  I.  Staatsgymnasium:  Jahresbericht  pro  1876. 

3873.  --  IL  Staatsgymnasium:  7.  Jahresbericht  pro  1876. 

8874.  —  Staatsoberrealschule:  4.  Jahresbericht  pro  1876. 

3875.  —  steierm.    landschaftJ.    Oberrealschule:    25.    Jahresbericht 

pro  1876. 

3876.  —     Christlicher  Kunstverein    der  Diöcese   Seckau:    Kirchen- 

schmuck, 7.  Jahrgg.  1876  und  8.  Jahrgg.  Nr.  1-4. 

3877.  —      akademischer  Leseverein  an  der  Universität  und  technischen 

Hochschule:  9.  Jahresbericht,  1876. 

8868.  —      steierm.  Gewerbeverein:    39.  und  40.  Jahresbericht,  1875, 

1876. 
8879.    Greifs walde,  königl.  Universitäts  -  Bibliothek :    Personalstand  der 

C* 


-     XXXVI     - 

akademischen  Behörden  für  den  Sommer-  und  Wintersemester 
1876/76,  dann  7  9  Stücke  Inaugural-Dissertationen  des  Jahres  1875. 
8880.  Hanau,  Becirksyerein  für  hessische  Geschichte  und  Landeskunde : 
Mittheilungen  Nr.  6,  1876  und  Fried.  Rückert  als  Professor  am 
Gymnasium  zu  Hanau.  (Eine  Episode  aus  den  Wandeijahren  des 
Dichters.)  Von  Dr.  Albert  Duncker,  Hanau  1874. 

3881.  Hannover ,  historischer  Verein  für  Niedersachsen:  Zeitschrift, 
Jahrgg.  1874  und  87.  Nachricht,  187&. 

8882.  Helsingfors,  die  finnländische  Gesellschaft  d.  Wissenschaften :  a)  Acta 
Societatis  Seien tiarum  Fennicae,  tomo  X,  1875;  —  b)  öfversigt 
af  Finska  Yetenskaps  -  Societetens  Förhandlingar  ,  vol.  XVH, 
1874—75;  —  c)  Bidrag  tili  kännedom  af  Finlands  natur  och  Folk, 
vol.  XXIV,  1875;  —  d)  Observations  m^t^orologiques,  ann^e  1878. 

8888.  Hermannstadt,  Verein  für  siebenbürgische  Landeskunde:  a)  Pro- 
gramm des  Gymnasiums  zu  Hermannstadt  pro  1874/75;  — 
b)  Archiv,  N.  F.,  12.  Bd.,  2.  und  8.  Heft,  1875 ;  —  c)  Jahres- 
bericht pro  1874/75;  —  d)  Schriftsteller-Lexicon  oder  biograph. 
literar.  Denkblätter  der  Siebenbttrger  Deutschen.  (Von  Josef 
Trausch) ,  8.  Band,  1875;  —  e)  ürkundenbuch  zur  Geschichte 
des  Kisder  Kapitels  vor  der  Beformation,  1875. 

3884.  Hohenleuben,  voigtländisch-alterthumsforschend.  Verein :  Festschrift 
zur  Feier  des  50jährigen  Bestehens  dieses  Vereines,  1.  u.  2.  Theil, 
nebst  44.,  45.  und  46.  Jahresbericht,  1876. 

8885.   Innsbruck,   Ferdinandeum :  Zeitschrift,  3.  Folge,  20.  Heft,  1876. 

3886.  Kiel,  königl.  schleswig-holstein-lauenburgische  Gesellschaft  für  die 
Geschichte  dieser  Herzogthümer :  a)  Zeitschrift,  6.  Band,  1876 ;  — 
b)  Kieler  Stadtbuch  aus  den  Jahren  1264— -1289,  gedr.  1875. 

3887.  Klagenfurt ,  Geschichtsverein  für  Kärnten :  a)  Archiv  für  vater- 
ländische Geschichte  und  Topographie,  18.  Jahrgg.,  1876;  — 
b)  Garinthia,  65.  Jahrgg.,  1875. 

8888.   Klagenfurt,  Staats-Obergymnasium :  Programm  des   Studienjahres 

187G. 
3889.   Köln,  historischer  Verein  für  den  Niederrhein :  Annalen,  28.,  29. 

und  80.  Heft,  1876. 

8890.  Königsberg,  königliche  und  Universitäts-Leihbibliothek :  Altpreus- 
sische  Monatsschrift,  N.  F.,  Jahrgang  1876. 

8891.  Kopenhagen,  königlich  dänische  Gresellschaft  ft)r  nordische  Al- 
terthumskunde :  a)  Tilloeg  til  Aarboger,  Jahrgang  1874;  —  b)  Aar- 
boger,  Jahrgang  1875,  Heft  1—4  und  Jahrgang  1876,  Heft  1—2. 

8892.  Krakau,  königliche  Akademie  der  Wissenschaften:  a)  Rocznik 
Zarzadu  für  das  Jahr  1875;  —  b)  Monumenta  Medii  Aevi  Histo- 
rica,  tomo  8.  —  1876;  —  c)  Rozprawy  i  Sprawozdania  z  Po- 
siedzen  wydzialu  filologicznego,  tomo  8  und  4;  —  1875;  d)  Jan 


—  xxxvn  — 

Sniadecki.  Jego  Stanowisk  w.  Dziejach  Oswiaty  i  filosofi  w  Polsce, 
1875;  —  e)  Starodawne  Prawa  Polskiego  Pomniki,  tomo  4,  1875; 
—  f)  Scriptores  rerum  polonicaram,  tomo  8,  —  1875 ;  g)  Biblio- 
graphische Berichte  über  die  Publikationen  der  Akademie,  1.  Heft, 
1876. 

3893.   Laibach,  Obergymnasium:  Jahresbericht  1876. 

389  (.  Landshut,  historischer  Verein  f&r  Niederbaiem :  „Verhandlungen'* 
18.  Band,  Heft  3  und  4,  1875. 

3895.  Lausanne,  Soci^t^  d'histoire  de  la  Suisse  romande;  Memoires  et 
documents,  80.  Band,  1876. 

3896.  Leipzig,  königlich  sächsische  Gesellschaft  der  Wissenschaften: 
a)  Berichte  der  philos.  histor.  Glasse,  25.,  26.  und  27.  Band, 
Jahrgang  1873  bis  1875;  —  b)  Abhandlungen:  Die  Geschicht- 
Bchreibung  über  den  Schmalkaldischen  Krieg,  yon  Georg  Voigt, 
Band  VI.,  1874;  die  Epheten  und  der  Areopag  yor  Solon,  yon 
Ludwig  Lange.  Band  VU.  Nr.  2,  1874;  —  zur  Charakteristik  König 
Johann's  yon  Sachsen  in  seinem  Verhältniss  zu  Wissenschaft  und 
Kunst,  yon  Dr.  Johann  Paul  yon  Falkenstein,  Band  VU.  Nr.  8, 
1874;  über  das  Aelius-  und  Sabinus-System,  wie  über  einige  yer- 
wandte  Rechts-Systeme,  yon  Moriz  Voigt,  Band  Vn.  Nr.  4,  1875. 

3897.  Leipzig,  deutsche  morgenländische  Gesellschaft:  Zeitschrift, 
29.  Band,  3.  und  4.  Heft,  1875,  80.  Band,  1.,  2.,  8.,  4.  Heft,  1876. 

3898.  Leipzig,  fürstlich  Jablonowski'sche  Gesellschaft:  «Preisschriften^ 
Band  19  und  20,  1876. 

8899.  Leisnig,  Geschichts-  u.  Alterthums- Verein:  Mittheilungen,  4.  Heft, 
1876. 

3900.  Lemberg,  archäologischer  Verein:  Przeglad  archeologiczny,  Jahr- 
gang 1876,  yon  Nr.  1  bis  8. 

3901.  Lemberg,  Graf  Ossolinski'sches  National-Institut:  Codex  Diploma- 
ticus  Monasterii  Tynecensis,  1875. 

3902.  Leoben,  Realgymnasium :  10.  Jahresbericht,  yereint  mit  dem 
1.  Jahresbericht  der  Oberrealschule  pro  1876. 

3903.  Linz,  Museum  Francisco-Carolinum :  83  und  84.  Jahresbericht, 
nebst  der  28.  imd  29.  Lieferung  der  Beiträge  zur  Landeskunde 
von  Oesterreich  ob  der  Enns,  1 876-- 16 76. 

3904.  Luxembourg,  historische  Section  des  Institutes  (Soci^t^  arch^o- 
logique).  Publications,  SO.  und  31.  Band,  der  neuen  Serie  8—9. 
1875—76. 

8005.  Luzern,  historischer  Verein  der  fünf  Orte  Luzem,  Uri,  Schwyz, 
Unterwaiden  und  Zug:  „Geschichtsfreund^*  81.  Band,  1876.       i 

3906.  Marburg,  "*)  Staatsgymnasium :  Programm  des  Schuljahres  1874, 
1876. 


*)  In  den  Ifittheiliingen  XXIY.  Heft,  p.  XXI,  Kr.  8779  sollte  es  heissan :  ICsfImrg, 
Ojmnasiuni,  Prof.  Jahrf .  1878  k«  k.   bU  1876  (stelt  „und'*). 


—  xxxvin  — 

8907.  Marienwerder,  historischer  Verein:  Zeitschrift,  1.  Heft,  1876. 

8908.  Meiningen,  hennebergisch-alterthumsforschender  Verein :  „Henne- 
bergisches  Urkundenbuch",  7.  Theil  1877. 

8909.  Metz,   die  Akademie   der  Wissenschaften :    M^moires,    8.  Serie, 

3.  und  4.  Jahrgang  1875—1876. 

8910.  Mitau,  die  kurländische  Gesellschaft  für  Literatur  und  Kunst: 
Sitzungsberichte  aus  dem  Jahre  1875. 

S911.   Mons,   Sociöt^   des  sciences,   arts   et    des    lettres  du  Hainaut: 

„M^moires«,  IV.  Serie,  I.  Band,  1876. 
8912.  Montb^liard,   Society   d'^mulation:    M^moires,    Band   4,    femers 

Nachtrag  hiezu  Seite  218  bis  494,  dann  Nachtrag  zum  5.  Bande 

Seite  429  bis  556. 
3918.   München,    königlich    bairische    Akademie    der   Wissenschaften: 

Sitzungsberichte,  Jahrgang  1875,  Band  2,  Heft  8  und  Supplement 

hiezu,  dann  Heft  4;  —  Jahrgang  1876,  Band  1,  Heft  1—4. 
8914.   München,  historischer  Verein   von  und  für  Oberbaiem:   Archiv, 

38.  Band,  2.  und  8.  Heft,  84.  Band,  1.,  2.  und  8.  Heft,  85.  Band, 

1.  Heft.   —  Jahresbericht,   84  und  85  fOr  die  Jahre  1871   und 

1872,  gedr.  1874. 

3915.  München,  der  Alterthumsverein :  die  Wartburg,  Zeitschrift  für 
Kunst-  und  Kunstgewerbe,  8.  Jahrgang  1876  Nr.  7  bis  12;  — 

4.  Jahrgang  Nr.  1  bis  9. 

3916.  Münster,  literarischer  Handweiser:  15.  Jahrgang,  1876;  16.  Jahr- 
gang 1877  Nr.  1  bis  8. 

8917.  Neuburg,  histor.  Filialverein :  CoUectaneenblatt  für  die  Geschichte 
Baiems,  89.  Jahrgang,  1875. 

8918.  New-York,  American  Museum  of  natural  history :  Annual  Report 
für  das  Jahr  1875. 

8919.  Nürnberg,  germanisches  Museum:  21.  Jahresbericht  1875;  — 
Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit,  N.  F.  22.  und  28. 
Jahrgang  1875,  1876. 

3920.  Paderborn,  Verein  für  Geschichte  und  Alterthumskunde  West- 
phalens:  Zeitschrift,  34.  Band,  der  4.  Folge  4.  Band,  1876. 

3921.  Pettau,  landschaftliches  Realgynmasium :    7.  Jahresbericht,  1876. 

3922.  Pest,  königlich  ungarische  Akademie  der  Wissenschaften:  a)  Al- 
manach,  1774  und  75;  b)  Ertesitöje,  Heft  7  und  8;  c)  N^v  ^s 
Tärgymutatö  Ertesitöjenek  I— Vm,  1875;  d)  Akadömiai  Könyrck- 
nek,  1875;  e)  Ertekez^sek  tudomanyok  kör^böl  Band  2,  Heft  10, 
1878;  Band  8,  Heft  1—10,  Band  4,  Heft  1—6,  Band  5,  Heft  1, 
1874—75;  f)  Török-Magyarkori  Törtenelmi  Emlekek,  19.  Band, 
1878;  g)  N^Y  6b  T&rgymutato  a  Török-Magyarkori  Allamokm&ny- 
tir,  1875;  h)  Magyar  Törtenelmi  Tar,  Band  19—21,  1874—75; 
i)  Monumenta  hungariae  historicka  Tört^nelmi-Eml^kek  Band  18 


—    XXXIX     - 

bis  24.  (Diplomataria)  Elsö  osztäly  Okmanytarak ;  k)  idem,  Band 
22,  26,  27  und  82  —  1873—76.  (Scriptores)  Mäsodik  osztäly 
Irok;  1)  idem,  Band  1—2.  1874—75.  (Magyar  Orszäggytil^si- 
Emlekek);  m)  idem,  Band  1—2,  1875  (Diplomataria)  Kegyedik 
osztäly  Diplomaczia  i  Eml^kek) ;  n)  Archiyum  Bakoczianum.  (Elsö 
osztäly  had-es  belügy),  Band  2—4,  1873—75;  o)  idem,  (Mdsodik 
OBztaly:  Diplomatia)  Band  2,  1873. 
3988  Poitiers ,  Gesellschaft  der  Alterthumsforscher  des  westlichen 
Frankreichs:  a)  M^moires,  88.  und  39.  Band,  Jahrgang  1874  und 
1875;  —  b)  Bulletin.  1.  bis  8.  Quartal  1878  und  1  bis  4.  Quar- 
tal 1876;  -^  c)  Documents  In^dits  pour  servir  k  l'histoire  du 
Poitou,  1876. 

8924.  Porrentrui,  la  Soci^t^  jurassienne  d'emulation:  Monatsschrift, 
1.  Jahrgang,  1876,  2.  Jahrgang  1877,  Monat  Jänner,  Februar 
und  März. 

3926.  Prag,  Museum  des  Königreiches  Böhmen:  a)  Pamätky  archeolo- 
gick^  a  Mistopisne  Dilu  X,  roßnik  I,  II,  III.  1874—1876;  —  b)  Vor- 
trag des  Geschäftsleiters,  1875  —  1876;  —  c)  Mitglieder- Verzeich- 
niss  des  Jahres  1875  und  1876;  —  d)  Libri  Oonfirmationum, 
libri  I.  pars  altera,  1874;  —  Tingl.  Liber  primus  oonfirmationum, 
tomus  I.  Prag  1867;  —  f)  Tingl.  Liber  secundus  confirmat. 
Prag  1868;  —  g)  Tingl.  Liber  quinti  confirmat.  anno  1390,  Prag 
1866;  h)  Tingl.  Liber  quinti  confirmat.  anno  1391  und  92,  Prag 
1865;  -^  i)  Tingl.  Liber  quinti  confirmat.  ad  beneficia,  ab  anno 
.  1898—1899,  Prag  1866;  —  k)  Acta  judiciaria,  Prag  1865. 

8926.  Prag,  Verein  für  die  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen: 
a)  Mittheilungen,  14.  Jahrgang,  Heft  8.  und  4.,  1876,  16.  Jahr- 
gang, Heft  1,  2,  3,  1876/77.  —  b)  Stadtbuch  von  BrOx  bis  zum 
Jahre  1626.  (Von  Dr.  Ludwig  Schlesinger.  —  c)  Wilhelm  von 
Wenden.  (Ein  Gedicht  Ulrichs  von  Eschenbach.)  Prag  1876. 

8927.  Lese-  und  Bedehalle  der  deutschen  Studenten:  Jahresbericht, 
1876/76. 

8928.  Regensburg,  historischer  Verein  Yon  Oberpfalz  und  Begensburg; 
Verhandlungen  31.  Band  (der  N.  F.  28)  1875. 

8929.  Beval,  die  esthländisch-literarische  Gesellschaft:  Beiträge  zur 
Kunde  Esth-,  Liv-  und  Kurlands,  Band  2,  Heft  2,  1876. 

8930.  Biga,  Gesellschaft  für  Geschichte  und  Alterthumskunde  der  Ost- 
seeprovinzen Russlands:  a)  Mittheilungen,  Band  12,  Heft  2,  1876 
und  b)  Sitzungsberichte  aus  dem  Jahre  1875. 

3981.   Rom,  die  königliche  Akademie  dei  Lincei:  Atti,  Jahrgang  1876/77. 

Serie  3",  Volume  1"%  Fascicolo  1"°  —  4^ 
8982.   Salzburg,  Gesellschaft  für  Salzburger  Landeskunde :  Mittheilungei) 

16*  Bandy  1.  und  2,  Heft,  1876, 


-     XL     — 

30.3^.  Schwer'n,  Verein  für  mecklenburgische  Geschichte  und  Alterthums- 
künde:  Jahrbücher  und  Jahresbericht,  40.  und  41.  Jahrgang, 
187.S/76. 

3934.  Sigmaringen,  Verein  für  Geschichte  und  Alterthumskunde  in 
Hohenzollem:  Mittheilungen,  8.  Jahrgang,  1874/76  und  9.  Jahr- 
gang 1875/76. 

3935.  Speier,  bist.  Verein  der  Pfalz:  Mittheilungen,  5.  Band,  1875. 

39 3G.  Steinamanger,  histor.- archäologischer  Verein:  A  vasmegyei  R^g^s- 
zeti-Egylet  ^vi  Jelent^se,  4.  Heft,  1876. 

3937.  Stettin,  die  Gesellschaft  für  Pommer'sche  Geschichte  und  Alter- 
thumskunde: a)  Baltische  Studien,  26.  Jahrgang,  Heft  1  und  2, 
1876;  ~  b)  38.  Jahresbericht  1876. 

3938.  Strassburg,  la  Soci^tö  pour  la  Conservation  des  Monuments  his- 
toriques  d'Alsace:  Sitzungsberichte  des  Jahrganges  1876,  Nr.  1 
bis  11  und  Jahrgang  1877,  Nr.  1. 

3939.  Stuttgart,  königl.  statistisch-topograph.  Bureau:  Württembergische 
Jahrbücher,  Jahrgang  1875,  I.,  U.  Theil  nebst  Anhang. 

3940.  Stuttgart ,  württembergischer  Alterthumsverein :  a)  Jahresheft, 
ü.  Band,  2.  Heft,  2.  Lieferung,  1875  (die  Cisterzienser  Abtei 
Maulbronn) ;  b)  Schriften,  H.  Band,  2.  Heft,  1875. 

8941.  Tettnang,  Verein  für  Geschichte  des  Bodensee's  und  seiner  Um- 
gebung: Schriften,  6.  Heft,  1875. 

3942.  Tongres,  la  Society  scientifique  et  litt^raire  du  Limbourg:  Bulletin, 
tome  Xm.,  1874. 

3943  Trier,  die  Gesellschaft  für  nützliche  Forschungen:  das  Plateau 
von  Ferschweiler  bei  Echternach  (von  Dr.  Karl  Bone)  Trier,  1876. 

3941.  Ulm,  Verein,  für  Kunst  und  Alterthum :  Correspondenzblatt, 
1.  Jahrgang  1876  und  H.  Jahrgang  1877  Nr.  1  bis  4. 

8945.  Utrecht,  histor.  Genootschap:  a)  Werken,  Neue  Serie,  Nr.  21  bis 
24 ;  —  b)  I&oniek,  30  und  81.  Jahrgang,  6.  Serie,  5.  und  6.  Theil, 
gednickt  1875-76. 

3946.  Venedig,  L'istituto  Veneto  di  scienze,  lettere  ed  arti:  Atti, 
tomo  1",  Serie  5**,  dispensa  7,  8,  9  et  10,  1874/76;  —  tomo  2**f 
Serie  5**,  dispensa  1-9,  1875/76. 

3947.  Washington,  Smithsonian  Institution:  Annual  Report,  für  die 
Jahre  1878  und  1874. 

3948.  Weinsberg,  historischer  Verein  ftkr  das  württembergische  Franken : 
Zeitschrift,  9.  Bd.,  8.  Heft,  Jahrgg    1878,  10.  Bd.,  1.  Heft,  1875. 

3949.  Wernigerode,  Harzverein  für  Geschichte  und  Alterthumskunde: 
Zeitschrift,  8.  Jahrgg.  1875,  8.  und  4.  Heft,  9.  Jahrgg.  1876. 

3950.  Wien,  kaiserliche   Akademie   der   Wissenschaften:    a)  Sitzungs- 

bericht philos. -histor.  Classe,  78.  Band,  2.  bis  3.  Heft,  1S74, 
79.  und  80.  Band,  1.  bis  4.  Heft,  1875,   81.  Band,  1.  bis 


—    XLI    — 

8.  Heft,  1876,  82.  Band,  1.  und  2.  Heft,  1876;  — 
b)  Archiv,  52.  Band,  2.  Hälfte,  53.  Band,  1.  und  2.  Hälfte, 
1875,  54  Band,  1.  Hälfte,  1876;  —  c)  Fontes  rerum 
austriacarum,  8.  Bd.,  1.  und  2.  Abtheilung  1875— 1876;  ~ 
d)  Denkfichriften  (der  philos.- histor.  Classe),  24.  und  25. 
Band  lri76. 

3951.  Wien,  k.  k.  Central-Commission  zur  Erforschung  und  Erhaltung 

der  Kunst-  und  histor.  Denkmale:  Mittheilungen,  N.  F., 
Band  1,  Heft  8  und  4,  1875,  Band  2,   Heft  1—4,  1876- 

3952.  —     k.  k.  geographische  Gesellschaft:  Mittheilungen,  18.  Band, 

(der  N.  F.  VHI),  1875. 

395a.  ~  Verein  für  Landeskunde  in  Nicderösterreich :  a)  Blätter, 
N.  F.,  9.  Jahrgg.,  1876;  —  b)  Topographie  von  Nieder- 
österreich, 9.  Heft,  1875. 

31»54.       —     Heraldischer  Verein  „Adler",  Jahrbuch,  II.  Jahrgg.  187"». 

3905.  —  der  Tourist:  8.  Jahrgg.  1876,  Band  1  und  2  und  9.  Jahrgg. 
Nr.  1  bis  8. 

3056.  Wttrzburg,  historischer  Verein  ftir  Unteriranken  und  Aschaffen- 
burg: Archiv,  23.  Band,  2.  Heft,  1876. 

3.  Durch  Ankauf. 

3957.  Darmstadt,  Gesammtverein  der  deutschen  Geschichts-  und  Alter- 
thumsvereine :  Gorrespondenzblatt,  Jahrgg.  1876. 

3958.  Mainz,  römisch  -  germanisches  Gentralmuseum :  die  Alterthümer 
unserer  heidnischen  Vorzeit,  von  Dr.  L.  Lindenschmit ,  6.  Heft 
des  3.  Bandes,  1875. 


B.  Für  das  Archiv. 

I.  Urkimdeii  und  Akten. 

Geschenk  von  den  Herren: 
161 L   Krenn  Gustav  in  Kötsch  bei  Obdach:  3  Stück  Original- Urkunden 
aus  dem  15.  Jahrhundert. 

1612.  Meixner  Anton,  Kaplan  zu  St.  Veit  amVogau:  Mehrere  Urkunden 
und  alte  Akten  aus  dem  17.  Jahrhundert. 

1613.  Pils  Jakob,  Oberlehrer  in  Kraubat  ob  Leoben:  Abschriftliche 
Pergament-Urkunde  ddo.  Grätz  17.  März  1745  fdr  die  Steiermark. 
Sattlermeister  mit  anhängendem  Kapselsiegel. 

1614.  Walter  Jakob,  Realitätenbesitzer  in  Knittelfeld :  Mehrere  Urkunden 
aus  dem  15.,  16.  und  17.  Jahrhundert. 


—    XLU    — 


C.  Für  die  Kunst-  und  Alterthums-Sammlnng. 

Geschenk  von  den  Herren: 
1137.    Anst  Anton.  Gewerksarzt  zu  Gaal  bei  Knittelfeld:    Eine  Karte 

auf  Leinwand  gespannt  des  Königreiches  Ungarn  vom  Jahre  1808. 
1188.   Felkl  Wilhelm,   Pfarrer   in  Assach:    Eine   4eckige  Silbennünze 

vom  Jahre  1C44   mit   dem  Bildniss   der   Heiligen  Rupertus   und 

Virgilius. 

1139.  Forcher  Franz  von,  k.  k.  Pionnier  -  Lieutenant  und  Gutsbesitzer 
auf  Schloss  Hauzenbichel :  Photographie  des  Schlosses  Hauzen- 
bichel  bei  Knittelfeld.  (Aufgenommen  von  der  nordöstlichen  Seite.) 

1140.  Krainz  Johann,  Lehrer  in  Knittelfeld:  Eine  kupferne  und  eine 
messingene  Denkmünze  vom  Jahre  1450. 

1141.  Pils  Jakob,  Oberlehrer  in  Kraubat  bei  Leoben:  7  Stttck  Münzen 
von  früheren  Jahrhunderten  und  eine  Landkarte  des  Marburger 
Kreises  in  Steiermark,  auf  Leinwand  gespannt,  ohne  Jahreszahl. 

1142.  Schmitt  Hermann,  Bürgermeister  in  Knittelfeld:  Photographie  des 
landschaftl.  Siechenhauses  in  Knittelfeld. 

1148.   Senekovitsch   Franz,   Privatier   zu   St.  Georgen   ob   Judenburg: 
<    Ein  römischer  Gedenkstein,  aufgefiinden  in  der  Gemeinde  Pichel- 
hofen,  Bezirk  Judenburg. 


Yerzeichniss 


der 


Mitglieder  des  hist.  Vereines  fftr  Steiermark 

nach  dein  Stande  am  30   April  1877. 


Ehren  -  Präsident. 

Kaiser  fei  d  Moriz  Edler  von,  Dr.,  Landeshaiiptmann  in  Steiermark, 
lebenslängliches  Mitglied  vom  Herrenhause  des  Österr.  Reichsrathes, 
Präsident  der  steierm.  Landwirthschafts-Gesellschaft  und  des  Musik- 
vereines ,  Curator  und  Ausschuss  der  steierm.  Sparcasse  in  Graz, 
Gutsbesitzer,  Ehrenbürger  von  Graz,  Radkersburg  und  Brück  a.  d. 
Mur  etc. 

Yorstand. 

Bisch  off  Ferdinand,  Dr.,  k.  k.  o.  ö.  Üniversitäts-Professor ,  corre- 
spondirendes  Mitglied  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften  in 
Wien  etc. 

Yorstand  -  StellTortreter. 

llwof  Franz,  Dr.,  Director  der  steierm.  Landes-Oberrealschule,  Corre- 
spondent  der  k.  k.  Central -Commission  ftlr  Erhaltung  und  Erforschung 
der  Baudenkmale  etc. 

Sehriftfftlirer. 

Mayer  Franz,  Dr.,  Professor  und  Privat-Docent  an  der  k.  k.  Universität 
in  Graz. 

Cassier. 

F&rst  Ernst,  diplomirter  Apotheker,  Privatier  in  Graz. 


—    XLIV    — 


Ausschflsse. 

Felicetti  von  Lieben fels  Moriz,   k.  k.  Hauptmann   im  Rahestande, 

in  Graz. 
Graus  Johann,  k.  k.  Conservator  n\r  Steiermark,  Cooperator,  in  Graz. 
Krone 8  Franz,  Dr.,  Rector  magnificus  und  k.  k.  o.  ö.  Pofessor  an  der 

Universität  in  Graz,  correspondirendes  Mitglied  der  k.  Akademie 

der  Wissenschaften  etc. 
Zahn  Josef  von,  k. k.  Professor,  Vorstand  des  steierm.  Landesarchives, 

correspondirendes  Mitglied  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften. 

Ehrenmitglieder.  *) 

Arneth  Alfred  Ritter  von,  Dr.  und  k.  k.  Hofrath ,  Director  des 
k.  k.  geheimen  Haus- ,  Hof-  und  Staatsarchives ,  Mitglied  der 
k.  k.  Akademie  der  Wissenschaften,  in  Wien. 

Aschbach  Josef,  Dr.,  k.  k.  Hofrath  und  jubilirter  Professor  an 
der  Universität  und  Mitglied  der  k.  k.  Akademie  der  Wissen- 
schaften, in  Wien. 

Bach  Alexander  Freiherr  von,  k.  k.  wirklicher  geheimer  Rath, 
in  Wien. 

Birk  Ernst,  k.  k.  Hofrath,  Mitglied  der  k.  k.  Akademie  der 
Wissenschaften,  Vorstand  der  k.  k.  Hofbibliothek,  in  Wien. 

Gaimo  Edler  von  Dragoni,  Podestä  bei  der  Municipal - Congre- 
gation,  in  Udine. 

*Czörnig  von  Czernhausen  Karl  Freiherr,  Dr.,  wirklich  geh. 
Rath,  Mitglied  der  k.  k.  Akademie  der  Wissenschaften,  in  Ischl. 

Du  mm  1er  Ernst,  Dr.,  Professor  der  Geschichte  an  der  Universität, 
zu  Halle. 

Gollmayer  Andreas,  Fürst-Erzbischof,  in  Gdrz. 

Hasselt  Andreas  von,   Mitglied  und  Inspector  der  k.  Akademie, 
in  Brüssel. 
10  Heider  Gustav,  Dr.,  k.k.Mini8terialrath  im  Unterrichts-Ministerium, 
correspondirendes  Mitglied  der  Akademie  der  Wissenschaften  und 
Präsident  der  Akademie  der  bildenden  Künste,  in  Wien. 

Jäger  Albert,  Dr.,  jubilirter  k.  k.  Professor  an  der  Universität 
und  Mitglied  der  k.k.  Akademie  der  Wissenschaften,  in  Innsbruck. 

Kerckhove  Vicomte  de  Varent  Josef,  Präsident  der  archäo- 
logischen Akademie,  in  Antwerpen. 


*)  Jene  Ehrenmitglieder,    deren  Namen  dnreh  ein  Sternchen  beseichnei  sind,  be- 
eitien  neh  die  ordenüidie  Uitgliedaehaft  des  Yereines. 


J 


—    XLV    — 

Klein  Anton,  Dr.  der  Theologie,  fnrsterzbischöflicherGonsistorialrath, 

in  Wien. 
*Leitner  Karl  Gottfiried  Ritter  von,  st.  1.  Secretär  im  Ruhestande, 

in  Graz. 
Miklosiö  Franz,  Dr.,  k.  k.  Hofrath,  k.  k.  Professor,  Mitglied  der 

k.  k.  Akademie  der  Wissenschaften,  in  Wien. 
Mommsen  Theodor,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  und  Secretär 

der  Akademie  der  Wissenschaften  etc.,  in  Berlin. 
Pertz   Heinrich,    Dr.,    kön.   preuss.   geh.  Regierungsrath ,    Ober- 
bibliothekar   und   Mitglied    der   Akademie    der  Wissenschaften, 

in  Berlin. 
Ranke  Leopold  von,  Dr.,  Historiograph  des  preuss.  Staates,  Kanzler 

des  Ordens  pour  le  m^rite  für  Wissenschaft  und  Kunst,  Professor 

an  der  Universität  etc.,  in  Berlin. 
Scorza  Chevalier  de,   Director  im  k.  ital.  Unterrichtsministerium. 
20  Schnerich  Josef,   k.  k.  Notar  zu  Baierhofen   bei  Wolfsberg,   in 

Kärnten. 
Schwarzenberg  Friedrich  Josef  Fürst  von,  Durchlaucht,  Cardinal- 

Fürsterzbischof,  zu  Prag. 
Sickel  Theodor,   Dr.,   Professor  an  der  Universität  und  Mitglied 

der  k.  k.  Akademie  der  Wissenschaften,  in  Wien. 
Still  fr  ied-Alcantara  Rudolf  Graf  von,   Dr.,  geh.  Rath,  Ober- 

ceremonienmeister  Sr.  Majestät  des  deutschen  Kaisers,  in  Berlin. 
Thun-Hohenstein  Leo  Graf  von,   k.  k.  geheimer  Rath,  Güter- 
besitzer, in  Böhmen. 
Wickenburg  Mathias  Konstantin  Graf  von,  k.  k.  wirkl.  geheimer 

Rath,  in  Wien. 
Wiesenfeld  Karl,   Professor  der  Land-,  Wasser-  und  Strassen- 

Baukunst,  zu  Prag. 

Gorrespondirende  Mitg^lieder. 

Berger  Adolf,  Vorstand  des  fürstlich  Johann  Adolf  zu  Schwarzen- 

berg'schen  Central-Archives,  in  Wien. 
Bock  Franz,  Domkaplan  und  Conservator,  in  Köln. 
Braun  Josef  Wilhelm,  Dr.  und  Professor,  in  Bonn. 
Codelli  Freiherr  von  F ahnenfei d,  Gutsbesitzer,  in  Krain. 
♦Czerwenka  Bernhard,   Dr.  der  Theologie  und  evangel.  Pfarrer, 

zu  Frankfurt  am  Main. 
Dudik   Beda,    Dr.,   Capitular   des   Stiftes   Raigern,   mährischer 

Landeshistoriograph,  zu  Raigern  bei  Brunn. 
Elvert,  Christian  Ritter  d',  k.   k.   Oberfinanzrath,   Vorstand  der 

histor.  statistischen  Section  der  k.  k.  mähr,  schles.  Gesellschaft 

für  Natur-  und  Landeskunde  und  Bürgermeister  von  Brunn. 


—    XLVI    — 

Helfert.  Alex.  Freih.  von,  Dr.,  wirkl.  geheimer  Rath,  Präses  der 
k.  k.  Central-Coxnmission  für  Erforschung  und  Erhaltung  der 
Baudenkmale  in  Wien  etc. 

Lisch  Friedrich,  Dr.,   grossherzogl.  mecklenburgischer  Archivar  in 
Schwerin. 
10.  Neumann  Karl  Woldemar,  k.  bairischer  Hauptmann  und  Adjutant 
in  Rogensburg. 

Orsolato  Giuseppe,  Dr.,  Mitglied  der  Akademie  in  Padua. 

*Pangerl  Mathias,  Dr.,  Univ.-Profeßsor  und  Secretär  des  Vereines 
für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen  zu  Prag. 

Tillesius  von  Tillen  au  Adolf,  kaiserlich  russischer  wirklicher 
Staatsrath  und  Mitglied  namhafter  wissenschaftlicher  Institute,  zu 
Petersburg. 

Weinhold  Karl,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  zu  Breslau. 

Wurzbach  von  Tannenberg  Gonstantin,  Vorstand  der  admini- 
strativen Bibliothek  im  k.  k.  Ministerium  des  Innern,  Verfasser 
des  biographischen  Lexikons  des  Kaiserthums  Oesterreich,  Ritter 
des  Ordens  der  eisernen  Krone  und  Mitglied  mehrerer  Wissen- 
schaft!. Institute,  in  Wien. 

Bezirkscorrespondenten : 

Ausser  den  wirklichen  Mitgliedern : 

Gregor  F u c h s,  Leop.  Hundegge r,  Ijudwig  J o s s e k,  Johann  Kr a i n z, 
Jakob  Pauer,  Ludwig  Pauer,  Karl  von  Pichl,  Ludwig  A. 
Pröll,  Ferd.  Raisp,  Rupert  Rosegger,  Ignaz  Schlagg  und 
Jakob  Wichner, 

die  Herren: 

Aust  Anton,  Gewerksarzt  zu  Gaal  bei  Knittelfeld. 

F  ich  na  Anton,   steierm.   Landtagsabgeordneter  und  Director  des 

Realgymnasiums,  in  Pettau. 
Fröhlich  Anton,  Hauptpfarrer  zu  Heiligen  Kreuz  bei  Sauerbrunn. 
Hablesreiter  Vincenz,  Beneficiat,  in  Judenburg. 
Hofrichter  J.  C.,  k.  k.  Notar,  in  Windischgraz. 
Jenko  August,  Dr.,  Hof-  und  Gerichts-Advokat,  in  Mürzzuschlag. 
Kodermann  Gölestin,   Capitular  und  Hofmeister   des  Stiftes  St. 

Lambrecht. 
Krautgasser  Johann,  Dr.  Med.,  praktischer  Arzt,  in  Mureck. 
Meixner  Anton,  Kaplan  zu  St.  Veit  am  Vogau. 
Rigler  Johann,   Pfarrprovisor  zu  St.  Jakob  am  Frauenberg  l»ei 

Unzmarkt. 
Tiefenbacher  Franz,  pens.  Finanzbeamter,  in  Fehring. 


—  XLvn  — 


Ordentliche  Mitglieder. 

Abele  von  und  zu  Lilienberg,  Franz  Freih.  v.,  k.  k.  Oberst  a.  D. 
in  Güns. 

Achatz  Anselm,  Capitnlar,  in  St.  Paul  in  Kärnten. 

Aichelberg  Franz  von,  k.  k.  Notar,  in  Leoben. 

Allinger  Isidor,  Abt  des  Augustiner-Chorherrenstiftes,  in  Voran. 

Arbesser  von  Rastburg  Karl,  k.  k.  Kreis- Gommissär  und 
Güterbesitzer,  zu  Schloss  Spielberg  bei  Knittelfeld. 

Attems  Ferdinand  Graf  von,  k.  k.  Kämmerer  und  Regiernngs- 
Rath  a.  D.,  in  Graz. 

Attems  Ignaz  Graf  v.,  Dr.  d.  Rechte  und  Güterbesitzer,  in  Graz. 

Attems-Petzenstein  Heinrich  Graf  von,  k.  k.  Major  a.  D., 
in  Graz. 

A  u  s  8  e  e ,   die  Marktgemeinde. 
10  Bachmayer  Eberhard,  Kaplan,  in  Wildalpen. 

Bancalari  Jacob,  jubil.  k.  k.  Kreis-Sccretär,  in  Marburg. 

Baumgartner  Leander,  Stifts- Caplan,  in  Voran. 

Bayer  Josef  Ludwig,  Gutsbesitzer,  in  Graz. 

Beck  Peter  Paul,  Dr.  der  Philos.,  k.  k.  Polizei-Commissär,  in  Wien. 

Bellegarde  Heinrich  Graf  von,  Gutsbesitzer,  auf  Klingenstein 
bei  Vasoldsberg. 

B  e  r  g  e  r  Othmar,  f.  b.  geistl.  Rath,  Volksschuldirector  und  Bezirks- 
Schul-Inspector,  in  Admont. 

Berka  Karl,  suppl.  Prof.  an  der  Oberrealschule  am  Schottenfeld 
in  Wien. 

Beyer   Gottlieb,  k.  k.  Feldkriegs- Concipist  i.  R.,  in  Graz. 

Bidermann   Hermann   Ignaz,   Dr.,   k.  k.  Universitäts-Professor 
in  Graz. 
20  B  i  s  c  h  0  f  f  Ferd.,  d.  Z.  Vorstand ,  in  Graz. 

Bochinz,  Filipp  Jacob,  f.  b.  geistl.  Rath,  Prof.  und  Spiritual 
am  Priester-Seminar,  in  Marburg. 

B  r  a  n  d  i  s  Anton  Graf  und  Herr  zu,  k.  k.  Kämmerer  und  Haupt- 
mann a.  D.,  Güterbesitzer,  zu  Burg  Schleinitz  in  Untersteier. 

Breisach   Wilhelm,  k.  k.  Contre-Admiral  i.  R.,  in  Graz. 

Brenner-Enckevoirth,  August  Graf  von,  sen.,  k.  k.  Käm- 
merer und  Hofrath  a.  D.,  zu  Schloss  Grafenegg  in  Nieder- 
Oesterreich. 

Breuner-Enckevoirth,  August  Graf  von ,  jun.,  k.  k.  Käm- 
merer zu  Schloss  Grafenegg  in  Nieder-Oesterreich. 

Brück  an  der  Mur,  die  Stadtgemeinde. 

Brunnsee,  das  landtäfliche  Gut  in  Untersteier. 


—  XLvm  — 

B  r  u  8  c  h   Friedrich,   infulirter   Propst,   Ereisdechant   und  Haupt- 
pfarrer, in  Bnick  a.  d.  M. 
Büchinger  Josef,  Dr.  inful.  Prälat  und  Domdecbant,  in  Graz. 

30  Burger  Anton,  k.  k.  Oberfinanzrath,  in  Graz. 

B  u  r  k  a  r  d  Karl,  Gassier  der  steierm.  Sparkasse,  in  Graz. 
Buttlar-Brandenfels,   Anna  Gräfin  von,   geborene  Herrin 

und  Gräfin  zu  Stubenberg,  Sternkreuzordens dame,  in  Graz. 
Campi   Edler    zu  Montesanto   Louis   von,   Gutsbesitzer, 
zu  Cles  in  Südtirol. 

C  a  r  n  e  r  i  Bartol.  Ritter  von,  Gutsbesitzer  und  Landtags- Abge- 
ordneter, zu  Schloss  WildhauB  bei  Marburg. 

C  i  1 1  i ,  die  landesfUrstliche  Stadt. 

C  i  1 1  i,  die  Gymnas. -Bibliothek. 

C  i  1 1  i ,  der  Lehrerverein. 

Conrad  vonEybesfeld  Sigmund  Freiherr,  Dr.  der  Rechte, 
geh.  Rath,  Truchsess  u.  k.  k.  Statthalter  in  Nieder-Oesterreich, 
in  Wien. 

C  0  r  e  t  h  Moriz,  Graf  von,  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister  a.  D., 
Gutsbesitzer,  zu  Schloss  Welsbergl  im  Sulmthale. 

40  Czerwenka    Bernhard,    Dr.    der    Theologie,    evangel.    Pfarrer, 
in  Frankfurt  a.  Main. 
Czörnig   vonCzernhausen   Karl   Freiherr,  Dr.,    wirklich 
geheimer  Rath,  Mitglied  der  k.  k.  Akademie  der  Wissenschaften, 
in  Ischl. 

Dantscher   Karl,   Dr.  Med.  u.  Chirurgie,  k.  k.  Üniv.-Prof.  und 

Regierungsrath,  in  Innsbruck. 
Desenffans   d'A  v  e  r  n  a  s   Alfred  Graf  von,  k.  k.  Kämmerer, 

steierm.  Landtags-Abgeordneter  und  Gutsbesitzer,  zu  Neuschloss 

bei  Kaisdorf. 

Desenffans  d'A v e r n a s  Heinrich  Graf  von,  k.  k.  Kämmerer, 
steierm.  Landtags -Abgeordneter  und  Gutsbesitzer,  zu  Neuschloss 
bei  Kaisdorf. 

D  i  m  i  t  z  August,  k.  k.  Finanzrath,  Secretär  des  historischen 
Vereines  für  Krain,  in  Laibach. 

Duchatsch  Ferdinand,  Dr.  und  Yice^Bürgermeister,  in  Marburg. 

D  u  p  k  y  Alexander,  Capitular  des  Stiftes  Admont  und  Kaplan,   zu 

St.  Michael  ob  Leoben. 
£  b  e  r  1   Josef,  k.  k.  Postadministrator,  in  Gleisdorf. 
Egartner   Matthäus,  Besitzer  des  Pichelhofes   zu   St.  Veit  bei 

Neumarkt  in  Obersteier. 

50  F  a  b  e  r   Karl  Maria,  Dr.,  Gewerk-  und  Güterbesitzer,  in  Graz. 
Failhauer   Alois,  k.  k.  Finanzrath  in  Pension,  in  Leoben. 


—    XLK    — 

F  a  i  1  h  a  u  e  r  Wilhelm,   k.  k.  Postmeister  und  Realitätenbesitzer, 

in  Leoben. 
Fasching   Gerhard,    Capitular   des  Stiftes  Admont  und  Pfarrer 

von  Hohentauem. 
Felberbauer  Leopold,  f.  h.  geistl.  Rath,  Dechant  und  Pfarrer, 

in  Schwanberg. 
Fe'licetti   von   Liebenfels   Moriz,   Ausschuss,  in  Graz. 
Fels   Julius,  Chemiker,  in  Wr. -Neustadt. 
F  e  r  k   Franz,  Professor  an  der  Lehrerbildungsanstalt,  in  Graz. 
Ferro   Auguste  Edle  von,  k.  k.  Ministerialraths- Witwe,  in  Graz. 
Fettinger,    Ehrenbert,     Capitular    des    Stiftes    Admont    und 

stiftischer  Oekonomie-Yerwalter,  in  Jahringhof. 

60  F  e  y  r  e  r   Alois  Edler  von,  Gutsbesitzer,    zu  Haus   am  Bacher  bei 

Marburg. 
F  i  n  d  e  y  8  Ludwig,  Capitular  des  Stiftes  Admont,  in  Admont. 
Fischer-Rolf  Maria,  Fräulein,  Private,  zu  Schloss  StObing. 
Fleck  Josef,  Dom-  und  Stadtpfarr-Vicär,  in  Marburg. 
F  0  r  c  h  e  r  Franz  von,  k.  k.  Reserve-Lieut.  im  Pionnier-Regimente, 

Gutsbesitzer,  zu  Schloss  Hauzenbichl. 
Forchheimer  Eduard,  Privatier,  in  Wien. 
Frankfurt  am  Main,  die  Stadtbibliothek. 
Fraydenegg-Moncello  Franz  Ritter  von,  k.  k.  Oberlandes- 

gerichtsrath,  in  Graz. 
Frei  ding   Gebhard,    Capitular   des  Stiftes  Admont,  Pfarrer,   in 

St.  Michael. 
Fried  au,   die  landesfürstliche  Stadt. 

70  F  r  i  e  d  a  u ,   der  Bezirks-Lehrerverein. 
Friedberg,    die  landesftlrstliche  Stadt. 
Fries  ach   Karl,  Dr.  Philos.  Regierungsrath  und  Ünivers.-Prof., 

in  Graz. 
F  r  i  e  8  8  Ignaz  Ritter  v.,  infulirter  Abt  und  Domherr  zu  St.  Stefan, 

in  Wien. 
Friess    Gottfiried    Edmund,     Capitular    des    Benedictinerstiftes 

Seitenstetten  und  Profess,  in  Seitenstetten  an  der  Ybs. 
Fuchs  Alois,  f.-b.  Seckauer  Domherr,  Consistorialrath,  emeritirter 

Ordinariatskanzler,  in  Graz. 
Fuchs  Gregor,  Dr.,  Capitular  des  Stiftes  Admont,  f.-b.  geistl.  Rath 

und  Gymnas.-Director,  Yereins-Bezirks-Correspondent,  in  Leoben. 
Fflrst  Ernst,  Cassier  des  Vereines,  in  Graz. 
Farstenfeld,  die  landesfürstl.  Stadt. 
Fflrstenfeld,   die  landesfürstl.  Bürgerschule. 
80  G  m  e  i  n  e  r  Josef,  Dr.  d.  Rechte  und  Advokat,  in  Graz. 

Goehlert  J.  Yincenz,  Dr.  k.  k.  Regierungsrath  i.  R.,  in  Graz. 

MlttbaU.  d.  Uat.  Vmnlau  t  BMntmmwk.  XXV.  H«ft,  1877.  J) 


—    L     — 

Gomilschak  Jacob,  deutscher  Prediger,  in  Triest. 
Graefenstein    Ottokar  yon,    Dr.  d.  Theologie,    Gapitular  des 

Stiftes  Admont,    f.-b.   geistl.  Rath,   Dechant  und  Professor,   in 

Admont. 
Graus  Johann,  Ausschuss,  in* Graz. 
Graz,  die  steierm.  Landeshauptstadt. 
G  r  i  e  8  s  1  Anton  Domkaplan,  in  Graz. 
Gross  Karl,  Dr.,  Univ.-Professor,  in  Graz. 
Gross  Johann,  Kaplan,  in  Oberwölz. 
Gschirts   Andreas,  Pfarrer,  in  Göss  bei  Leoben. 

90  Guggenberger   Josef,  Gymn. -Professor,  in  Leoben. 
Gutscher  Johann,  Gymn.-Director,  in  Marburg. 
Ha  im   Johann,  Kaplan,  in  Leoben. 
Hammer-Purgstall   Karl  Freih.  von,  k.  k.  Hauptmann  a.  D., 

Landtags-Abgeordneter  und  Gutsbesitzer,  in  Hainfeld. 
H  a  r  t  n  e  r   Karl,  Pfarrer  zu  St.  Leonhard,  in  Graz. 
H  a  s  1  i  n  g  e  r  Karl,  Gemeinde-Secretär,  in  Leoben. 
H  a  t  z  y   Anton,   Gapitular   des  Stiftes  Admont,   Gutsverwalter  der 

Propstei,  in  Zeyring. 
Haupt  Karl,  k.  k.  Oberlieutenant  a.  D.  und  Besitzer  des  Schlosses 

in  Straussenegg. 
Hebenstreit  Alois,  Dr.  Theol.  päpstlicher  Kftmmerer,  Domherr, 

in  Graz. 
Helly  Karl,  Ritter  von,  Dr.  Med.  u.  Ghirurgie,   Univ.-Professor, 

in  Graz. 

100  Herberstein   Johann   Heinrich,   Reichsgraf  von  und  zu,   k.  k. 
Kämmerer,  erbl.  Reichsrath  und  Güterbesitzer,  in  Wien. 
H  e  s  c  h  1  Richard,  Dr.  Med.  u.  Ghirurgie,  Univ.-Professor,  in  Wien. 
H  i  d  e  n  Emerich,  Yolksschullehrer,  in  Eisenerz. 
Himmelbauer  Isidor,  k.  k.  Notar,  in  Graz. 
Hirsch   Karl,   Dr.,   k.  k.  Director  der  Lehrerbildungsanstalt  (fXr 

Lehrerinnen,  in  Graz. 
Hirschmann  Yirgilius,    Gapitular  des  Stiftes  Rein,   Localcurat, 

in  Stiboll. 
H  0  f  e  r  Rupert,  Bürgermeister,  in  Rottenmann. 
Ho  ff  er  Franz,  Dr.,  Advocat,  in  Leoben. 

Hoffmann  Gajctan,  Gapitular  des  Stiftes  Admont,  Professor  am 
~    L  Staats- Gymnasium,  in  Graz. 

H  ö  1 1  e  r  Wilhelm,  Pfarrer,  in  St.  I^orenzen  am  Wechsel. 
110  Homann  Moriz,  Dr.  Medicinae,  in  Leoben. 

Hummel    Ferdinand,   Buchdruckereibesitzer   und   Redacteur   des 

Wiener  Weltblattes,  in  Wien. 
Hundegger  Josef,  Dr.,  Hof-  und  Gerichts- Advocat,  in  Meran. 


-     LI    — 

Hundegger  Leopold,  Dr.,  Hof-  und  Gerichts- Advocat,   Bezirks- 

Correspondent,  in  Fürstenfeld. 
Hütter  Josef,  Kaplan,  in  Hitzendorf. 

J  a  n  i  s  s  Franz,  Cooperator  a.  d.  Vorstadtpfarre Waasen,  in  Leoben. 
Jeitteles    Adalbert,    Dr.,    Bibliothekar   an   der  Universität    in 

Innsbruck. 

Ilg  Albert,   Dr.,  Philos.,    Custos  und  Docent  am  k.  k.  Österreich. 

Museum  fl&r  Kunst  und  Industrie,  in  Wien. 
1 1  w  0  f  Franz,  Vorstand-Stellyertreter,  in  Graz. 
Jocherl  Ignaz  Heinrich,  Kaplan,  in  Deutsch-Landsberg. 

120  Jossek  Ludwig,    k.  k.  Bezirks-Hauptmann   und  Yereins-Bezirks- 

Correspondent,  in  Rann. 
Jug  Andreas,  Pfarrer  zu  St.  Cantius  in  Kiez. 
Kaas  Georg,  Gymnas.-Professor,  in  Graz. 
Kaiserfeld  Josef,  Edler  von,  Dr.,  Hof-  und  Gerichts- Advocat, 

in  Graz. 

Kaiserfeld  Moriz  Edler  von,  Dr.,  Landeshauptmann  in  Steier- 
mark etc.,  Ehren-Präsident  des  Vereines,  in  Graz. 

Kaltenegger  Leonidas ,  Capitular  und  Kastner  des  Stiftes 
Admont,  in  Admont. 

Karabacek  Josef,  Dr.,  Ünivers.-Prof.,  in  Wien. 

Karajan  Max  Ritter  von,  Dr.,  Univers. -Prof.,  in  Graz. 

Kaschowitz  Rainald,  Capitular  des  Stiftes  Admont,  stiftischer 
Oekonomie- Verwalter,  zu  St.  Martin  bei  Graz. 

Kellersperg  Emest  Freiherr  von,  k.  k.  geheimer  Rath,  Land- 
tags-Abgeordneter und  Gutsbesitzer,  in  Graz. 

130  Kernstock    Ottokar,   Chorherr   und   Archivar   des  Augustiner- 
stiftes, in  Voran. 
Khünburg  Therese  Gräfin,   gebome  Gräfin  Goess,   k.  k.  Käm- 
merers-Witwe und  Stemkreuzordensdame,  in  Graz. 

Kindberg,   die  Marktgemeinde. 

K  i  n  n  a  s  t  Florian,  Capitular  und  Rentmeister  der  Abtei,  in  Admont. 
K 1  i  n  g  e  r  Franz,  Dr.,  f.-b.  geistl.  Rath,   Decan  und  Universitäts- 
Professor,  in  Graz. 

Knittelfeld,  der  Bezirks-Lehrerverein. 

K  n  ö  d  1  Vincenz,   f.-b.  Consistorialrath,  infulirter  Abt   des  Cister- 

zienserstiftes,  in  Rein. 
Kofi  er  Adolf,  Hofweinlieferant  und  Realitätenbesitzer,  in  Pettau. 
König  von  Warthausen  Elise,  Freiin,  Gutsbesitzerin  auf  Schloss 

Warthausen  in  Württemberg. 
Königsbrunn  Anton,   Freiherr  von,  k.  k.  Kämmerer  und  Oberst 

a.  D.,  in  Graz. 

D» 


—    LH    — 

140  Königsbrunn  Sigd.,  Freiherr  von,  k.  k.  Kftmmerer  und  Landes- 
gerichtsrath  a.  D.,  in  Graz. 

Korp  Franz,  Professor  am  I.  Staatsgymnasium,  in  Graz. 

Kova£  Ludwig,  Lehrer,  in  Cilli. 

Krainz  Johann,  YolksschuUehrer  und  Yereins-Bezirks-Correspon- 
dent,  Knittelfeld. 

Krappek  Heinrich  Photograph,  in  Marburg. 

Erezyzanowski  de  Wola  Sienenska  Stanislaus,  Dr.,  corre- 
spondirendes  Mitglied  der  pohlischen  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Lemberg. 

EremsmQnster,  die  Stiftsbibliothek  der  Benedictinerabtei  in  Ober- 
österreich. 

Erones  Franz,  Ausschnss,  in  Graz. 

Erones  Franz,  Oberlehrer,  in  Eumberg. 

Eflbeck  Guido,  Freih  von,  k.  k.  geheimer  Rath,  Statthalter  von 
Steiermark,  in  Graz. 

150  Euefstein  Earl,  Graf,  Erlaucht,  k.  k.  Eämmerer,  erblicher  Beicbs- 

rath  und  k.  k.  Legationsrath,  in  Paris. 
Euenburg  Walther,  Graf  von,  k.  k.  Auskultant,  in  Troppau. 
EOmmel  Emil,  Aspirant  im  Steiermark.  Landesarchiv,  in  Graz. 
Eupelwieser  Franz,  Professor  an  der  Bergakademie,  in  Leoben. 
Lackner  Friedrieb,  Dr.,  k.  k.  Stabsarzt,  in  Marburg. 
L  amberg  Anton  Raimund,  Graf  von,  k.  k.  Eämmerer,  Major  a.  D. 

Gutsbesitzer,  in  Graz. 
L amberg  Julius,  Graf  von,  k.  k.  Eämmerer  und  Gutsbesitzer,  in 

PöUau  bei  Hartberg. 
L amberg  Earl,   Graf  von,   k.  k.  Eämmerer  und  OfiFicier  in  der 

Armee,  in  Graz. 
Lampl  Norbert,  Stifts-Eaplan,  in  Voran. 
Lange  Johann,  Bürgerschullehrer  und  Lieutenant  a.  D.,  in  Fflr- 

stenfeld. 

160  Lazarini  Alex.,  Freiherr  von,  k.  k.  Eämmerer  und  Major  a.  D., 
in  Laibach. 

Legwarth  Franz,  f.  b.  Seckauer  Ehren-Domherr  und  Pfarrer 
am  Graben,  in  Graz. 

Lehmann  Heinrich  August,  Dr.  d.  Theologie,  f.  b.  geistl.  Rath, 
Dechant  und  Hauptpfarrer,  in  Riegersburg. 

Leibnitz,  der  landesfürstl.  Markt. 

Leitner  Albin,  Freih.  von,  königl.  bairischer  Eämmerer  und  Guts- 
besitzer, in  München. 

Leitn  er  Earl  Gottfried,  Ritter  von,  st.  st.  Secretär  im  Ruhestände, 
in  Graz. 

Leitner  Friedrich,  Ritter  von,  Dr.,  in  Gröbming. 


—  Lin  — 

Leuzendorf  Friedrich,  Reichsritter  too,  k.  k.  Oberlieutenant 
a.  D.  und  Gutsbesitzer,  in  Prag. 

Lewohl  Karl,  Besitzer  des  Schlosses  Laubegg  bei  Wildon. 

Leykam-Josefsthal,  Actiengesellschaft  für  Papier-  und  Druck- 
industrie in  Graz. 

170  Liechtenstein  Fried.,  Fttrst  von  und  zu,  k.  k.  geheimer  Rath, 
General  der  Gavallerie  i.  R.  etc.,  in  Wien. 
Lilienthal    Leopold,    Edler    von,    römischer    Graf,    Realitäten- 
besitzer, in  Graz. 

Lininger  Ulrich,  k.  k.  Oberlandesgerichtsrath,  in  Graz. 
LinkenhÖller  Karl,  Kaplan,  in  Hatzendorf  bei  Fehring. 
Lucas    Josef,    Dr.   Philos.,    Director  der   Lehrerbildungsanstalt, 

in  Graz. 
Ludewig  Heinrich,  Buchhändler,  in  Graz. 

Lukacs  Johaun  Valentin,  k.  k.  evang.  Militär-Prediger,   in  Graz. 
Luschin  Arnold,   Ritter   von   Ebengreuth,   Dr.,   Üniv.-Professor, 

in  Graz. 
Macchio  Florian,  Freih.  von,  k.  k.  Feldmarschall-Lieutenant,  im 

Ruhestande,  in  Graz. 
Macun  Johann,  Professor  am  L  Staats-Gymnasium,  in  Graz. 
180  Marburg,  die  landesfllrstl.  Stadt. 

Mar  eck  Bernhard,  k.  k.  Oberingenieur  i.  R.   und  Bürgermeister 

in  Leoben. 
Marenzi  Franz,   Graf,   Markgraf  von  Yal-Oliola,   k.  k.  Käm- 
merer und  Feldmarschall-Lieutenant  i.  R.,  in  Triest. 
Matzner  von  Heilswerth  Leopold,   Ritter,  Dr.,   Schriftsteller, 

in  Graz. 
Mayer  Franz,  SchriftfCkhrer  des  Vereines,  in  Graz. 
Mayer  Karl,  k.  k.  Statthaltereirath,  in  Graz. 
Mayr  Franz,  Freih.  von  Meinhof,  lebenslängl.  Reichsrath,  Gttter- 

und  Eisenwerksbesitzer,  in  Leoben. 
Mazzuchelli  Johann,   Graf  von,  k.  k.  Landesgerichts-Präsident, 

a.  D.  und  Gttterbesitzer  zu  Zwischenwässem  bei  Laibach. 
Meran  Franz,   Graf  von,  k.  k.  Major  a.  D.,  erblicher  Reichsrath, 

GQterbesitzer,  in  Graz. 
Mi  hur  CO  Eugen,  k.  k.  Staatsanwalt,  in  Graz. 
190  Miknsch  Alois,  Yolksschullehrer,  in  Baierdorf  bei  Graz. 
Mit  seh  Heinrich,  Radgewerke,  in  Graz. 
Mittarsch  Josef,  Pfarrer,  in  Weitsberg  bei  Leoben. 
Monte cuccoli-Laderchi    Max,    Graf   von,    GQterbesitzer,  zu 

Schloss  Mitterau  in  N.-Oesterreich. 
Mörath  Anton,  A^junct  im  Fürst  Schwarzenberg'schen  Archive  zu 

Schwarzenberg  in  Franken» 


-     LIV     — 

Morzin  Peter,  Graf  von,  k.  k.  Feldmarschall-Lieutenant  i.  R.,  in 

Graz. 
Moscon  Alfred,  Freili.  von,  Gutsbesitzer,  zu  Schloss  Piscbfttz  in 

Untersteier. 
Möstl  Franz,  Stud.  Pliilosophiae,  in  Graz. 
Müller  Zeno,  f.  b.  Gonsistorialratb,  infulirter  Abt  des  Benediktiner- 

stiftes  Adroont,  in  Admont. 
Müller  Gottfried,  bürgerlicher  Uhrmacher,  in  Graz. 
200  Mulle y  Eduard,  GOterdirector,  in  Weitenstein. 

Müllner  Alfons,   k.  k.  Professor   an  der  Lehrerbildungsanstalt, 

in  Marburg. 
Mürzzu schlag,  der  landcsftirstl.  Markt. 
Nedwed  Anton,  k.  k.  Notar,  in  Graz. 
Nerath  Michael  J.,  Oberlehrer,  in  Marburg. 
Neu  markt,  der  landesfürstl.  Markt. 

Niss  Bonifaz,  Capitular  des  Stiftes  Rein,  PfaiTcr  in  Semriach. 
Noe  Heinrich,    Director  der   k.  k.  Staats- Oberreal  schule,   in  Graz. 
Noest  Ignaz,  k.  k.  Postofficial,  in  Klagenfurt. 
Novakh  Ignaz,  Secretär  d.  Radmeister- Communi tat,  i.  Vordemberg. 
210  Oberstrasser  Josef,  Realitätenbesitzer,  in  Leobeu. 

Ob  er  w  öl  z,  die  landesfürstl.  Stadt. 

Orozen  Ignaz,  Domherr,  in  Marburg. 

Oster  er  Johann,  Gutsbesitzer,  in  Leoben. 

Paar  Karl,  Fürst  von,  Freih.  von  Ilartberg,  Durchlaucht,  k.  k. 

Kämmerer,  geh.  Rath,  erblicher  Reichsrath  etc.,  in  Wien. 
Pacbler    Faust.,     Dr.,    Gustos    an    der    k.    k.    Hofbibliothek, 

in  Wien. 
Palffy-Daun  von  E r d ö d  Ferdinand  Leopold,   Graf,   Fürst  von 

Thiano,  Erbgraf  von  und  zu  Press  bürg,  k.  k.  geheimer  Rath, 

Kämmerer  etc.,  zu  Schloss  Stübing  bei  Graz. 
P  a  1 1  a  Josef,  Professor  an  der  Lehrerbildungsanstalt,  in  Klagenfurt. 
P  all  er  Franz,  k.  k.  Statthaltereirath,  in  Laibach. 
Pal  tauf  Christian  Sigmund,  Dr.  Med.  &  Chirurgie,   Director  des 

Bades  Neuhaus,  in  Graz. 
2*20  Pangerl  Mathias,  Dr.,  Univ. -Professor  und  Secretär  des  Vereines 

für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen,  zu  Prag. 

Parapat  Johann,  Pfarr-Administrator,  in  Rabensberg  bei  Stein 

in  Krain. 
Pauer  Jakob,  Capitular  des  Stiftes  St.  Lambrecht,  Superior  und 

Vereins-Bezirks- Correspondent,  in  Mariazell. 
Pauer  Johann,  Reichsraths- Abgeordneter  u.  Gutsbesitzer,  in  Graz. 
Pauer    Ludwig,    Vereins-Bezirks-Correspondent    und    Lehrer,   iu 

Krieglach. 


—     LV     — 

Peinlich  Richard,  Dr.,  Gapitular  des  Stiftes  Admont,  f.  b.  Con- 
sistor.-Rath,  k.  k.  Regierungsrath  und  Director  des  I.  Staats- 
Gymnasiums,  in  Graz. 

Pfundheller  Josef,  Schriftsteller  und  Redacteur  der  Wiener 
Gemeinde-Zeitung,  in  Wien. 

Pichl  Ritter  von  Gamsenfels  Karl,  Gatsbesitzer  und  Yereins- 
Bezirks-Gorrespondent,  zu  £ggenwald  bei  Radkersburg. 

Pichl  von  Gamsenfels  Anna,  Edle  von,  Fräulein,  Gutsbesitzers- 
tochter, zu  Eggenwald  bei  Radkersburg. 

Pichl  er  Karl,  Edler  von,  Privatier,  in  Graz. 
230  Pichl  er  Alois,   bOrgerl.  Handelsmann  und  Realitätenbesitzer,   in 
Oberwölz. 

Pils  Jakob,  Oberlehrer,  in  Kraubat  ob  Leoben. 
Piro  Franz  Sales,  Gapitular  des   Stiftes  zu  St.  Paul  in  Kärnten. 
Plaimschauer  Eduard,  Pfarrer,  in  Wartberg  im  MUrzthale. 
Plessing   zu   Plesse   Max.   Ritter   von,   k.   k.   Major  i.  R. 
und  Besitzer  des  Schlosses  Waldegg,  in  Graz. 

P  0  i  s  8 1  Ludwig  Freiherr  von,  Redacteur  der  Wiener  Gemeinde- 
Zeitung,  in  Wien. 

Pöltl  Ürban,  prov.  Pfarrvicar  und  Professor  der  Kirchengesch., 
in  Admont. 

P  ö  1  z  1  Franz,  Dr.  und  Ünivers. -Professor,  in  Graz. 

Postuwanschitz  Johann,  Kauftnann,  in  Graz. 

Pranckh    Sigmund  Freiherr  von,    geheimer  Rath,    königl.  bair. 
General-Lieut.  und  Kriegsminister,  in  München. 
240  Prangner  Yincenz,  Lehrer,  in  Radegund. 

Prasch  Josef,  f.-b.  Gonsistorialrath,  Domherr,  in  Graz. 
Prem  Simon,  Gymnasial-Professor,  zu  Ried  in  Ober-Oesterreich. 
Pröll   Ludwig,   k.  k.   Bezirksrichter   und  Yereins-Bezirks-Gorre- 
spondent,  in  Frohnleiten. 

Propst   Benedict,   Gapitular   des   Stifties  Admont  und  Professor 

am  I.  Staats- Gymnasium,  in  Graz. 
Proschko  Gomelius,  Professor  an  der  k.  k.  Oberrealschule  am 

Schottenfeld  in  Wien. 
Puff  Hermann,  k.  k.  Hauptmann-Auditor  in  Pension  und  Notar, 

in  Oberradkersburg. 
P  u  s  c  h  i  Albert,  Studierender,  in  Graz. 

Raab  Karl  von  ,  Professor  an  dem  Mädchen  -  Lyceum ,  in 
Graz. 

Rachoy  Franz,  Bergverwalter,  in  Leoben. 
250  Raisp    Ferdinand,   gräfl.  Herbersteins'scher  Güterverwalter    und 
Yereins-Bezirks-Gorrespondenty  in  Pettau, 


—     LVI     — 

R  a  z  1  a  g  Jacob,  Dr.  d.  Rechte,  Administ.  der  gräfl.  Attems'schen 
Guter,  in  Rann. 

R eiche  1  Josef,  Prof.  im  I.  Staats-Gymnasium,  in  Graz. 
Reichel  Rudolf,  Director  des  Mädchen-Lyceams,  in  Graz. 
Reicher  Johann,  k.  k.  Oberlandesgerichtsrath  i.  R.,  in  Graz. 
Reininghaus  Johann  Peter,  Realitätenbesitzer,  in  Graz. 
Reissenberger  Karl,  Dr.,  Gymnasial -Professor,  in  CiUi. 
Reschegg  Heinrich,  Pfarrer,  in  Frauenberg. 
Rigler  Franz  Edler  von,  Dr.,  Hof-  und  Gerichts-Advocat,  in  Wien. 
Robitsch    Mathias,    Dr.,    Theol.,    f.-b.  Consistorialrath,    Ehren- 
Domherr  und  Professor  an  der  Universität,  in  Graz. 
260  Rogner  Johann,  Dr.,  Director  u.  st.  1.  Professor,  in  Graz. 

Rösch  Johann,  Kaplan,  in  Köflach. 
Rösch  Franz,  Oberlehrer,  in  Scheifling. 

Rosegger  Rupert,  Gapitular  des  Stiftes  Rein,  Yereins-Bezirks- 
Correspondent  und  Pfarrer  zu  Deutsch-Feistritz  bei  Peggau. 

Rosenberger  Theobald,  Stifts-  und  Land-Dechant,  in  Yorau. 
Rottenmann,   die  Stadtgemeinde. 

Rozbaud  Wenzel,  k.  k.  Steuereinnehmer  in  Pension,  in  Graz. 
Rubatscher  Willibald,  Gapitular   des  Stiftes  Admont  und  Gym- 
nasial-Professor,  in  Graz. 

Rzehaczek  Karl  Edler  von,  Dr.  d.  Med.  u.  Chirurgie,  Operateur, 
Primär- Chirurg  im  allgemeinen  Krankenhaus  und  Prof.  an  der 
Universität,  in  Graz. 

Säur  au  Anna  Gräfin  von,   gebome  Gräfin  von  GoSss,  Stemkreuz- 
Ordens-  und  Palastdame,  Gutsbesitzerin,  in  Graz. 
270  Schachner  Ambrosius,  Kaufmann,  in  Leoben. 

Schäfer   Friedrich,   Gapitular   und  Prior  des  Stiftes  Admont,   in 

Admont. 
Scheiger  Josef  Edler  von,  k.  k.  Post-Director  i.  R.,  in  Graz. 
Schindler   Heinrich,  Oberlehrer   und  Bezirks-Schulinspector,    in 

Leoben. 

Schlagg  Ignaz,  k.  k.  Bezirksrichter  und  Yereins-Bezirks-Gorre- 
spondent,  in  Obdach. 

Schlossar  Anton,  Dr.,  k.  k.  Bibliotheksbeamter  an  der  Univers., 
in  Graz. 

Schmid  Anselm,  Gapitular  d.  Stiftes  Admont,  Kaplan,  zu  Kammern. 

Schmidburg  Rudolf  Freiherr  von,  k.  k.  Kämmerer,  General- 
Major  i.  R.  und  Gutsbesitzer,  zu  Schloss  Hohenbruck. 

Schmidt  Wilfried,  Gapitular  und  Subprior  des  Stiftes  Admont,  in 

Admont. 
Schmidt  Wilhelm,  Professor  am  H,  Staats-Gymnasium,  in  Graz, 


j 


—  Lvn  — 

280  Schmidt    Paul,    Güter-    und  Forst-Inspector    des  Freiherrn    von 
Sesfller-Herzinger,  in  Graz. 

Schmutz  Johann,  VolksschuUehror,  zu  St.  Stefan  ob  Leoben. 
Schneemann  Bruno,  Stifts-Kaplan,  in  Voran. 
Schönbach  Anton,  Dr.  und  Universitäts  Professor,  in  Graz. 
Schott  Johann,  k.  k.  Artillerie-Major  i.  R.,  in  Leoben. 
Schreiner  Konrad,    Capitular  des  Stiftes  St.  Lambrecht,    Pfarrer 
in  Aflenz. 

Schreiner  Moriz,  Ritter  von,  Dr.  der  Rechte,  Hof-  und  Gerichts- 
Advocat,  Mitglied  des  steierm.  Landes-Ausschusses  in  Graz. 

Seh  roll  Beda,  ('apitular  des  Stiftes  St.  Paul  und  Guts-Admini- 
strator zu  Eberndorf  in  K&rnten. 

Schrotter  Ignaz,  st.  1.  Professor,  k.  k.  Bezirks-Schul-Inspector, 
in  Graz. 

Schubert  Johann,  Unterlehrer,  zu  Veitsch  im  Mürzthale. 
200  Schurz  Anton,    k.   k.  Hauptmann-Aiulitor   des  1.  Landwehr-Bat., 
in  Wien. 

Schwach  Rudolf,  Dr.,  k.  k.  Landesgerichts- Secretär,  in  Graz. 

Schwarzel  Lorenz,  Leiter  der  Volksschule,  in  Rauten. 

Schwarzenberg  Johann  Adolf,  Fürst,  Herzog  zu  Krumau,  Durch- 
laucht, k.  k.  geheimer  Rath,  Herr  der  Domäne  Murau  mit  Apper- 
tinentien,  in  Wien. 

Schwarzenberg  Johann  Karl,   Studierender  an  der  Universität, 

in  Graz. 
Schweiger  Gabriel,  Quardian  und  Pfarr-Administrator  zu  Maria- 

Hilf,  in  Graz. 
Seeling  Alois,   f.   b.   geistl.  Rath,    Dechant  imd  Stadtpfarrer,    in 

Leoben. 

Senior  Karl,  Dr.  Med,  &  Chirurgie,  in  Graz. 
Sessler-Herzinger  Victor  Felix,   Freih.  von,  k.  k.  Oberlieut. 

a.  D.,  Güterbesitzer,  in  Graz. 
Setznagel  Alexander,    f.   b.   Consistorialrath,  infulirter  Abt  des 

Stiftes  St.  Lambrecht,  zu  St.  Lambrecht. 
300  Seunig  Eduard,  Dr.  der  Rechte,  in  Laibach. 

Seydler  Karl  Ludwig,  Domorganist,  in  Graz. 
Skuhala  Johann,  Kaplan  und  Professor  der  Theologie,  in  Marburg. 
Sokceviö  Josef,  Freih.  von,  k.  k.  geheimer  Rath,  Feldzeugmeister, 
und  Besitzer  des  Schlosses  Weixelbtätten  bei  Cilli. 

Spielberger  Georg,  Steuereinnehmer,  in  Gröbming. 

Spork  Eugen,  Redacteur,  in  Graz. 

Spork  Emest,  Lehrer,  in  Graz. 

Sprung  Ludwig,  Dr.  der  Rechte  und  Landesgerichtsrath,  in  Leoben. 


—  Lvm   — 

Sprung  Franz,   Director  der  Innerberger  Gewerke,    zu  Donawitz 
bei  Leoben. 

Stäche  Friedrich,  Ritter  von,  Architekt,  in  Graz. 
810  Stadl   Ottokar,   Freih.    von   und   zu,   k.  k.  Kämmerer  und  Ritt- 
meister a.  D.,  in  Graz. 

Steinwenter  Arthur,   Dr.,    Professor  am  I.  Staats- Gymnasium, 
in  Graz. 

Stelz  er  Julius,  Kaplan,  in  Wenigzeil. 

Stelzer  Dominik,    Secretär   der   städtischen  Sparcasse  in  Leoben. 

Stepischnegg  Jakob  Maxmilian,  Dr.  Theologiae  und  Fürstbischof 
von  Lavant,  in  Marburg. 

Stern  Andreas,  Dr.,  Vorsteher  des  Wirthschaftsamtcs,  in  Leoben. 

Streeruwitz  Johann,  Ritter  von,   k.  k.  Major  und  Commandant 
des  8.  Festungs- Artillerie- Bataillons,  in  Josefstadt. 

Stubenberg  Josef,    Graf  Herr  von  und  zu,  k.  k.  Kämmerer  und 
Gtiterbesitzer,  in  Graz. 

Taucher  Cajetan,  Kaplan  an  der  Ilauptstadtpfarre,  in  Graz. 

Tech  et  Franz,  Vorstadtpfarrer  in  Waasen,  zu  Leoben. 
320  Tendier  Mathias,  Mechaniker  und  Realitätenbositzer,  in  Eisenerz. 

Teuffenb ach  -  Teuf fcnb ach   Albin,   Freih.  von,  k.  k.  Oberst- 
Lieut.  im  Generalstabe,  in  Wien. 

Tomas  er  übald,  Kaplan,  in  Waldbach. 

Traut tmannsdorff- Weinsberg    Maxm.,    Graf   von,    k.    k. 
Kämmerer  und  Güterbesitzer,  in  Graz. 

Tschanet  Johann,  Professor  am  laudschaftl.  Realgymnasium  und 
Bezirks-Schulinspector  in  Leoben. 

Tunner  Peter,  Ritter  von,  k.  k.  Hofrath  und  Director  der  Berg- 
akademie, in  Leoben. 

Ungar  Theodor,  Adjunct  im  steierm.  Landesarchive,  in  Graz. 

Uranitsch  Anton,    Dr.,    Hof-   und   Gerichts-Advocat,    Gemeinde- 
rath,  in  Graz. 

Vaczulik  Josef,  k.  k.  Postamts-Official,  in  Graz. 

Vasquez  Hugo,  k.  k.  Oberstlieut.  im  Generalstabe,  in  Agram. 
330  Voitsberg,  die  Stadtgemeinde. 

Wagensperg  Felix  Graf  von,  k.  k.  Kämmerer  u.  Oberlieut.  a.  D., 

zu  Schloss  Wemberg  in  Kärnten. 
Weinberger  Franz,  Dechant  und  Hauptpfarrer,  in  Straden. 
Weiss  Anton,  Capitular  und  Bibliothekar  des  Stiftes,  in  Rein. 
Weiss  Johann,  Dr.  und  Uni vers. -Professor,  in  Graz. 
Welsersheimb  Karl  Graf  von,  Domherr,  in  Olmütz. 
Werk  Alois,  gräfl.  Chambord'scher  Güterverwalter,  in  Brunnsee. 
Wi ebner    Jacob,    Capitular    und   Archivar   des  Stiftes   Admont, 

Vereins-Bezirks- Correspondent,  in  Admont, 


—    LIX    — 

Wimpffen  Gustav,  Graf  von,  k.  k.  geheimer  Rath,  Feldmarschall- 

LieuteDant  i.  R.,  in  Graz. 
Wimpffen  Heinrich  Emil  Graf  von,  steierm.  Güterbesitzer,  inAVien. 
Windischgrätz  Ernest  Forst  zu,  Durchlaucht,  k.  k.  Oberst  a.  D. 

GOterbesitzer,  in  Graz. 

340  Windiscligrätz  Robert,  Fürst  zu,  Durchlaucht,  k.  k.  Ritt- 
meister a.  D.  und  Güterbesitzer  zu  Hassberg  bei  Planina  in  Kraiu. 

Winter  er  Johann  Ev.,  Dr.  d.  Theologie,  f.-b.  Consistorialrath 
und  Domherr,  in  Graz. 

Wohlfarth  Karl,  Buchhändler,  in  Graz. 

Wolf  Adam,  Dr.,  Uni versitäts- Professor,  in  Graz. 

W  o  1  f  Alexander,  Professor  der  Technik,  in  Udine. 

Worm  Johann,  Dr.  d.  Theologie,  f.-b.  Consistorialrath  und  Dom- 
herr, iit  Graz. 

W  ti  1 1  e  r  8 1  o  r  f  f  -  U  r  b  a  i  r  Bernhard  Freiherr  von,  k.  k.  geheimer 
Rath  und  Vice-Admiral  i.  R.,  lebenslänglicher  Reichsrath,  in  Graz. 

W  fl  n  s  c  h  e  r  Eduard,  Gasthofbesitzer,  in  Leoben. 

Wurmbrand- St upp ach  Ferd.  Graf  von,  Erlaucht,  k.  k.  Käm- 
merer,  geheimer  Rath,   Obersthofmeister   des   Herrn  Erzherzogs 
Franz  Carl,  in  Wien. 
350  W  u  r  m  b  r  a  n  d  -  S  t  u  p  p  a  c  h  Gundacker  Graf  -von,  k.  k.  Kämmerer, 
(lUtsbesitzer  zu  Ankenstein  bei  Pettau. 

W  u  r  m  b  r  a  n  d  -  S  t  u  p  p  a  c  h  ,  Hermann  Graf  von,  k.  k.  Käm- 
merer und  Major  in  der  Armee,  in  Oberradkersburg. 

Zahn  Josef  von,  Ausschuss,  in  Graz. 

Z  e  c  h  n  e  r  Norbert,  Pater  und  Bibliothekar  im  Stifte,  zu  St.  Lam- 
brecht. 

Z  e  i  d  1  e  r  Prokop  von,  k.  k.  Oberlieutenant  a.  D.  und  Besitzer 
des  Schlosses  zu  Gutenegg  bei  Cilli. 

Z  ei  dl  er  Franz,   Oberrechnungsrath   der  steierm.  StatUi  alterei,  in 

Graz. 
Zwerger  Johann,  Dr.  d.  Theologie  und  Fürstbischof  von  Seckau, 

in  Graz. 
Zwiedineck    von  Süden  hörst    Johann,    Dr.,    st.  1.  Professor 

und  Privatdocent  an  der  Universität,  in  Graz. 

Ortschronlsten. 

J  Aust  Anton,  prakt.  Arzt,  für  die  Gemeinde  Gaal. 

2  Böser  Friedrich,  Schuldirector,  für  die  Gemeinde  Voitsberg. 

3  Burkhart  Josef,  Yolksschullehrer,  ttkr  die  Gemeinde  Liezen. 

4  Dienstler  Georg,   Yolksschullehrer,   für  die  Gemeinde  Wolfsberg. 


—     LX    — 

5  Friedrich  Alois,  Yolksschullehrer,  für  die  Gemeinde  Langenwang. 

6  Frodl  Karl,  Yolksschullehrer,  für  die  Gemeinde  Schönberg. 

7  Gruber  Filipp,  Volksschullehrer,  für  die  Gemeinde  Strass. 

8  Harkamp  Johann,  Yolksschullehrer,  für  die  Gemeinde  St.  Marein  a.  P. 

9  Hell  ige  Otto,  Oberlehrer,  für  die  Gemeinde  Riegersburg. 

10  Hiden  Emerich,  Lehrer,  für  die  Gemeinde  Eisenerz. 

11  Hirschmann  Yirgil,  Pfarrer,  für  die  Gemeinde  Stiboll. 

12  Jocherl  Ignaz,  Kaplan,  für  die  Gemeinde  D.-Landsberg. 
18  Kadivec  Isidor,  Oberlehrer,  für  die  Gemeinde  Neumarkt. 

14  Kahr  Franz,  Oberlehrer,  für  die  Gemeinde  Leibnitz. 

15  Kappel  Franz,  Oberlehrer,  für  die  Gemeinde  Gleinstätten. 
IG  Krautgasser  Johann,  Med.  Dr.,  für  die  Gemeinde  Mureck. 

17  Krone 8  Franz,  Oberlehrer,  für  die  Gemeinde  Kumberg. 

18  Kttschall  Franz,  Oberlehrer,  fUr  die  Gemeinde  Schöder  bei  Murau. 
D  KQnstner  Jakob,  Grundbesitzer,  für  die  Gemeinde  Winklem. 

20  Kurzmann    Michael,    Lehrer,    für    die   Gemeinde   St.  Nicolai   ob 

Drassling. 

21  Lakitsch  Johann,  Lehrer,  für  die  Gemeinde  Jagerberg. 

22  Merz  Josef,  Lehrer,  für  die  Gemeinde  Neuberg. 

23  Mi  kusch  Alois,  Lehrer,  für  die  Gemeinde  Eggenberg. 

24  Nepel  Adolf,  Lehrpr,  fQr  die  Gemeinde  Leutschach. 

25  Noest  Ignaz,  Postofilcial,  für  die  Gemeinde  Steinbrück. 

26  Orth  Cfgetan,  Lehrer,  für  die  Gemeinde  Ehrenhausen. 

27  Pauer  Ludwig,  Lehrer,  für  die  Gemeinde  Krieglach. 

28  Pezlederer  A.,  Apotheker,  für  die  Gemeinde  Kindberg. 

29  Pichl  Karl  Ritter  von,  Gutsbesitzer,  für  die  Gemeinde  Kerschbach. 

30  Pichl   Anna  von,    Gutsbesitzerstochter,    fftr   die   Gemeinde  Ober- 

Radkersburg. 

81  Pils  Jakob,  Oberlehrer,  für  die  Gemeinde  Kraubat. 

82  Pirker  Franz,  Lehrer,  für  die  Gemeinde  Wildon. 

88  Prangner  Vincenz,  Lehrer,  für  die  Gemeinde  Radegund. 

84  Pröll  Clement,  Lehrer,  für  die  Gemeinde  Pischelsdorf. 

85  Raisp  Ferdinand,  Güterverwalter,  für  die  Gemeinde  Pettau. 
3ü  Rösch  Franz,  Oberlehrer,  für  die  Gemeinde  Scheifling. 

37  Rösch  Johann,  Kaplan,  für  die  Gemeinde  Köflach. 

38  Schmutz  Johann,  Oberlehrer,   für  die  Gemeinde  St.  Stefan  in  der 

Lobming. 

89  Schöpfer  Franz,  Oberlehrer,  für  die  Gemeinde  Weiz. 

40  Schubert  Johann,  Oberlehrer,  für  die  Gemeinde  Yeitsch. 

41  Söllner  Franz,  Oberlehrer,  für  die  Gemeinde  Fürstenfeld. 

42  Stark  Karl,  Oberlehrer,  für  die  Gemeinde  St.  Veit  ob  Graz. 
48  Steuber  Amalie  Frau,  für  die  Gremeinde  Oberwölz. 

44  Stoppacher  Oswald,  Lehrer,  für  die  Gemeinde  Perchaa. 


—    LXI    — 

45  Tiefenba  eher  Franz,    pens.   Finanzbeamter,    ft\r    die   Gemeinde 

Fehring. 

46  Valentinic,  f&r  die  Gemeinde  Hrastnigg. 

47  Vogl  Johann,  Lehrer,  für  die  Gemeinde  Lödersdorf. 

48  Yogi  sang  Alois,  Gutsbesitzer,  für  die  Gemeinde  St.  Lorcnzen. 

49  Weswaldy  Franz,  Bürgerssohn,  für  die  Gemeinde  Gleisdorf. 

60  Wurzinger  Josef,   Bürgermeister,   für  die  Gemeinde  St.  Ruprecht 

an  der  Eaab. 
51  Zinnauer  Markus,  Lehrer,  für  die  Gemeinde  St.  Nicolai  im  Sausal. 


1 


Statuten 

dos 

Mstorischen  Vereines  für  Steiermark. 


Zweck. 

§  1.  Der  Verein  hat  fttr  Belebung  des  Interesses  an 
der  heimatlichen  Geschichte  und  für  Erweiterung  der  Kenntniss 
derselben  zu  sorgen. 

Mittel 

§  2.  Als  Mittel  zur  Erreichung  dieser  Ziele  haben  zu 
gelten : 

a)  systematische  Forschung  nach  den  Quellen  und  Denkmalen 
der  Geschichte  des  Landes; 

b)  Erwerbung  solcher  in  Originalen  oder  guten  Copien ; 

c)  Einflussnahrae  auf  Erhaltung  jener,  die  der  Verein  nicht 
erwerben  kann ; 

d)  Veröffentlichung  aus  einzelnen  Gebieten  der  Landesge- 
schichte ; 

e)  mündhche  Besprechungen  und  Vorträge  in  regelmässigen 
Versammlungen ; 

f)  Beförderung  und  Unterstützung  der  Herausgabe  ein- 
schlägiger Schriften; 

g)  Aussetzung  von  Preisen  für  Arbeiten  im  Interesse  der 
Landesgeschichte ; 

h)  Verbindung  mit  auswärtigen  Gesellschaften  verwandter 
Richtung,  und 

i)  Ueberlassung  der  Erwerbungen  des  Vereines  an  die  be- 
treffenden heimischen  Landessammlungen  (§  11). 


—  Lxin  — 


Sitz. 


§  3.    Sitz   des  Vereines  ist  die  Landeshauptstadt  Graz. 

Hier  werden  auch  dessen  regelmässige  Versammlungen 
abgehalten,  unbeschadet  etwa  künftig  in  anderen  Städten  des 
Landes  abzuhaltender  Versammlungen. 

Mitglieder. 

§  4.  Der  Verein  besteht  aus  ordentlichen,  correspondi- 
renden  und  Ehrenmitgliedern. 

Als  ordentliche  Mitglieder  können  Gebildete  aller  Stände 
beitreten,  die  mündlich  oder  schriftlich  oder  durch  ein  Vereins- 
mitglied ihren  Beitritt  und  die  Uebernahme  der  damit  ver- 
bundenen Verpflichtungen  (§  5)  dem  Ausschüsse  anmelden, 
welcher  allein   betreffs  der  Aufnahme   entscheidet  (§  8  lit.  c). 

Zu  correspondirenden  Mitgliedern  können  nur  Auswärtige 
(ausserhalb  Steiermark  Wohnende)  ernannt  werden,  welche  die 
Vereinszwecke  bereits  in  anerkannter  Weise  förderten. 

Zu  Ehrenmitgliedern  ernennt  der  Verein  nur  Solche,  welche 
entweder  um  die  Geschichtswissenschaft  im  Allgemeinen  oder 
um  den  Verein  im  Besonderen  hervorragende  Verdienste  sich 
erwarben,  dieselben  mögen  nun  bereits  Mitglieder  des  Vereines 
sein  oder  nicht. 

Der  Vorschlag  zur  Ernennung  der  correspondirenden  und 
Ehrenmitglieder  kann  durch  den  Ansschuss  oder  ein  Vereins- 
mitghed,  muss  aber  stets  mit  entsprechender  Begründung  in 
der  Jahresversammlung  gemacht  werden,  die  allein  und  zwar 
mit  absoluter  Stimmenmehrheit  darüber  entscheidet  (§  6  lit.  b). 

Pflichten  und  Rechte  der  Mitglieder. 

§  5.  Jedes  ordentliche  Mitglied  des  Vereines  verpflich- 
tet sich: 

a)  zur  Zahlung  eines  jährlichen  Beitrages  von  mindestens 
3  fl.,  welcher  während  des  laufenden  Jahres  zu  erlegen  ist; 

b)  zur  Unterstützung  der  Vereinszwecke  durch  Mittheilung 
entsprechender  Nachrichten  und 

c)  zur   Förderung    der   wissenschaftlichen    Ziele    der   vom 
Vereine  entsendeten  Bevollmächtigten. 

Jedes  Mitglied  hat  das  Recht  auf  den  unentgeltlichen 
Bezug  der  regelmässigen  Vereinsschriften,  auf  die  Benützung 
der  Vereinssammlungen  und  auf  Sitz  und  Stimme  in  allen 
Versammlungen  des  Vereines. 


—    LXIV    — 

Bezüglich  der  Wahlen  können  Mitglieder,  welche  der  Ver- 
sammlung beizuwohnen  nicht  vermögen,  ihre  Stimmen  durch 
Zuschrift  an  den  Vereins- Ausschuss  oder  durch  dem  Ausschüsse 
schriftlich  bekannt  gegebene  Bevollmächtigte  abgeben.  Schrift- 
lich eingebrachte  Anträge  abwesender  Mitglieder  können  nur 
dann  zur  Verhandlung  gebracht  werden,  wenn  ein  anwesendes 
Mitglied  sie  aufnimmt 

Wer  vom  Vereine  ein  Diplom,  das  seine  Mitgliedschaft 
bekundet,  zu  erhalten  wünscht,  hat  in  Anbetracht  der  künst- 
lerischen Ausstattung  der  nunmehr  eingeführten  Diplome  den 
Betrag  von  2  fl.  dafür  zu  entrichten.  Wer  dagegen  bei  seiner 
Aufnahme  in  den  Verein  den  Bezug  eines  solches  Diplomes 
ablehnt,  erhält  an  dessen  statt  eine  einfache  Bescheinigung 
und  hat  gleich  jedem  Mitgliede  blos  die  darauf  gelegte  Stempel- 
gebühr dem  Vereine  zu  vergüten. 

Der  Austritt  steht  jederzeit  frei,  ist  aber  dem  Ausschusse 
oder  der  Vereinsversammlung  schriftlich  anzuzeigen.  Als  still- 
schweigend ausgetreten  sind  jene  Mitglieder  zu  betrachten, 
welche  ungeachtet  erfolgter  Mahnung  mit  einem  dreijährigen 
Beitrage  aushaften. 

Oeffentliche  Versammlungen. 

§  6.  Alle  Beschlüsse  in  Vereins-Angelegenheiten  stehen 
den  öffentlichen  Vereinsversammlungen  zu,  deren  —  unbe- 
schadet dem  Rechte,  ihre  Zahl  nach  Massgabe  des  Bedürfnisses 
zu  mehren  —  in  jedem  Jahre  mindestens  vier  stattfinden, 
und  zwar: 

a)  die  Jahresversammlung  im  Monate  Jänner,  mit  welchem 
das  Vereinsjahr  beginnt; 

b)  die  Vierteljahrs-Versammlungen  in  den  Monaten  April, 
Juli  (erste  Hälfte)  und  October,  welche  auch  als  Wander- 
Versammlungen  abgehalten  werden  können  (§  3). 

Uebrigens  hat  der  Ausschuss  nach  Bedürfhiss  oder  über 
Verlangen  von  20  Mitgliedern  auch  ausserordentUche  Versamm- 
lungen einzuberufen  (§  8  lit  9). 

Die  Vierteljahrs-Versammlungen  beschäftigen  sich  mit  den 
laufenden  Angelegenheiten  des  Vereines  und  können  selbst- 
ständige Beschlüsse  in  allen  jenen  Fragen  fassen,  deren  Aus- 
führung den  Kostenbetrag  von  50  fl.  nicht  übersteigt  Es  wird 
Sache  des  Ausschusses  sein,  bei  diesen  Versammlungen  wissen- 
schaftliche Gegenstände  aus  dem  Bereiche  der  Geschichte  zur 


—     LXV     — 

Erörterung  zu  bringen  und   die  Abhaltung  solcher  Vorträge 
einzuleiten. 

Die  Leitung  und  der  Vorsitz  in  den  Versammlungen  des 
Vereines  steht  dem  Vorstand  oder  bei  dessen  Verhinderung 
dem  Vorstand-Stellvertreter  zu. 

Der  Jahresversammlung  ist  vorbehalten: 

a)  Die  Wahl  des  Ehren-Präsidenten,  des  Ausschusses  und 
zweier  Revidenten  für  die  Rechnungen  des  folgenden 
Jahres ; 

b)  die  Ernennung  zu  correspondirenden  und  Ehrenmit- 
gliedern ; 

c)  die  Grenehmigung  der  richtiggestellten  Jahresrechnungs- 
legungen  und  die  Feststellung  der  Jahresvoranschläge  ; 

d)  jene  Beschlüsse,  deren  Ausführung  den  Kostenbetrag  von 
50  fl.  übersteigt; 

e)  die  Abänderung  der  Statuten  und 

f)  die  B^schlussfassung  über  allfällige  Auflösung  des  Vereines. 

In  der  Regel  ist  jede  rechtzeitig  einberufene  Versamm- 
lung bescblussfähig  und  zur  Giltigkeit  der  Beschlüsse  der 
öffentlichen  Versammlungen  absolute  Stimmenmehrheit  nöthig. 
Ausnahmen  hievon  bestimmen  die  §§13  und  14. 

Ehren-Präsident. 

§  7.  Der  Verein  prahlt  sich  einen  Ehren-Präsidenten  auf 
Lebenszeit. 

Verein  s-Aussch  US  s. 

§  8.  Die  Vertretung  des  Vereines  nach  aussen  und  die 
Leitung  seiner  inneren  Angelegenheiten  obliegt  dem  Vereins- 
Ansschuss. 

Dieser  besteht  aus  acht  Mitgliedern,  nämlich  aus 
einem  Vorstande, 

;,     Vorstands-Stellvertreter, 

j,     Schriftführer, 

„     Cassier  und 
vier  Ausschuss-Mitgliedem. 

Die  Wahlen  in  die  Vereinsleitung  geschehen  durch  Stimm- 
zettel und  ist  für  den  Ausschlag  die  absolute  Stimmenmehrheit 
erforderlich.  Alle  Ausschuss-Mitglieder  virerden  auf  zwei  Jahre 
gewählt;  die  Wiederwählbarkeit  der  Ausscheidenden  in  den 
Ausschuss  ist  zulässig.    Nur  der  Vereinsvorstand  darf 

MUilicil.  (L  Mut.  V«r»{Bi  t.  gtH^rmmk.  XXV.  II«A,  1M77.  1^ 


—     LXVI     — 

binnen    der  nächsten   zwei   Jahre  als  solcher   nicht  wieder 
gewählt  werden.*) 

Scheidet  ein  Ausschussmitglied  während  der  Amtszeit  aus,  so 
findet  bei  der  nächsten  Jahresversammlung  eine  Ersatzwahl  statt 

Dem  Ausschusse  sind  zugewiesen: 

a)  Die  Bestellung  der  Yereinsbediensteten  (Kanzelist  und 
Diener) ; 

b)  die  Vorbereitung  der  Geschäftsstücke  behufs  erschöpfender 
Behandlung  in  den  Versammlungen; 

c)  die  Wahl  von  Sonder- Ausschüssen  für  denselben  Zweck ; 

d)  die  Verfügung  in  dringenden  Geldangelegenheiten  bis 
zu  30  fl.; 

e)  Entscheidung  über  Aufnahme  von  ordentlichen  Mitgliedern ; 

f)  desgleichen  jene  über  Aufnahme  schriftlicher  Arbeiten  in 
die  Publikationen  des  Vereines; 

g)  die  Berufung  der  ordentlichen  und  ausserordentlichen 
Versammlungen  und  die  Ausführung  ihrer  Beschlüsse; 

h)  die  Berichterstattung  und  Rechnungslegung  bei  den- 
selben, und 

i)  die  Ausfertigungen  und  Bekanntmachungen  des  Vereines, 
zu  deren  Giltigkeit  die  Unterschriften  eines  Vorstandes 
und  des  Schriftführers  erforderlich  sind.  Aufhahmsdiplome 
fertigen  der  Präsident,  der  Vorstand  und  der  Schriftführer. 

Der  Ausschuss  fasst  seine  Beschlüsse  mit  absoluter  Stim- 
menmehrheit ;  bei  Stimmengleichheit  entscheidet  der  Vorsitzende. 
Zur  Beschlussfähigkeit  des  Ausschusses  ist  die  Anwesenheit  von 
wenigstens  fünf  MitgUedem  erforderlich. 

• 

3ezirks-Correspondenten  und  Sonder-Ausschüsse. 

§  9.  Dem  Ausschusse  sind  zur  Förderung  der  Vereins- 
zwecke und  leichteren  Besorgung  der  Geschäfte  nach  Thun- 
lichkeit  und  Bedürfniss  Bezirks-Correspondenten  und  Sonder- 
Ausschüsse  an  die  Seite  zu  stellen. 

Die  Wahlen  zu  Bezirks-Correspondenten  stehen  über  be- 
gründeten Vorschlag  des  Ausschusses  nur  den  Versammlungen 
zu.  Dieselben  werden  bezüglich  ihrer  Rechte  den  ordentlichen 
Mitgliedern  gleichgestellt,  übernehmen  jedoch  nur  die  Verpflich- 
tung, dem  Vereins-Ausschusse  nach  ihren  Kräften  von  allen 


♦)  Dieser  Punkt  lautete  früher:  Eine  V\riederwaW  fftr  die  nächste 
Wahlperiode  ist  nur  bei  dem  Schriftführer  und  Kassier,  bei  den  übrigen 
Ausschuss-Mitgliedern  erst  nach  Ablauf  eines  Yerein^ahres  zulässig. 


—    LXVII    — 

jenen  Gegenständen  und  Ereignissen  Kenntniss  zu  geben,  welche, 
dem  Gebiete  der  Vereinsbestrebungen  angehörig,  zu  ihrer  Wis- 
senschaft gelangen,  so  wie  die  Zerstörung  geschichtlicher  Denk- 
male thunlichst  hintanzuhalten. 

Die  Sonder-Ausschüsse  werden  nach  Erforderniss  vom 
Ausschusse  oder  den  Versammlungen  zur  Behandlung  gewisser 
ihnen  vorzulegenden  Fragen  und  Geschäftsstücke  gewählt 

Von  ihrem  und  der  Bezirks-Correspondenten  Verhältnisse 
zum  Ausschusse  handelt  die  Geschäftsordnung. 

Vereins- Vermögen. 

§  10.  Das  Vereins-Vermögen  besteht  aus  den  Beiträgen 
der  Mitglieder,  den  Erträgnissen  aus  dem  Verkaufe  der  Vereins- 
schriften und  sonstigen  Zuwendungen  aus  öffentlichen  oder 
privaten  Mitteln  und  aus  dem  Vereine  sonst  eigenthümlich 
gehörigen  Wcrthgegenständen. 

Es  darf  nur  zu  Vereinszwecken  verwendet  werden  und 
steht  unter  Verwaltung  des  Ausschusses. 

Verein  8- Sammlungen. 

§11.  Der  Verein  legt  keine  selbstständigen  Sammlungen 
aus  seinen  Jahr  für  Jahr  erworbenen  wissenschaftlichen  Gegen- 
ständen an,  sondern  tritt  dieselben  dem  Landesarchive  (Ab- 
theilung: Joanneumsarchiv),  dem  Münz-  und  Antikenkabinete 
und  der  Bibliothek  am  st.  1.  Joanneum  unter  Vorbehalt  des 
Eigenthumsrechtes  und  der  Benützung  nach  ihren  Statuten, 
oder  in  zweiter  Reihe  anderen  Anstalten  im  Lande  ab,  welche 
davon  ihrer  Natur  nach  am  ehesten  Gebrauch  machen  würden. 

Schiedsgericht. 

§  1 2.  Streitigkeiten  aus  dem  Vereinsverhältnisse  zwischen 
Mitgliedern  unter  einander  oder  zwischen  solchen  und  dem 
Vereine  entscheidet  mit  Ausschluss  jeder  Berufung  ein  Schieds- 
gericht, für  welches  jede  Partei  einen  Schiedsrichter  bestellt, 
die  zusammen  einen  Obmann  wählen. 

Abänderung  der  Statuten. 

§.  1 3.  Abänderungen  der  Statuten  können  nur  durch  die 
Jahresversammlung  beschlossen  werden  und  ist  dazu  die  Stim- 
menmehrheit von  zwei  Drittheilen  der  anwesenden  Mitglieder 
erforderlich.  Anträge  in  dieser  Richtung  sind  dem  Ausschusse 

E* 


—  Lxvni  — 

mindestens    \ierzehn   Tage   vor  der  Jahresversammlung   zur 
entsprechenden  Begutachtung  einzubringen. 

Auflösung  des  Vereines. 

§  14.  Die  Berufung  der  Jahresversammlung,  welche 
über  die  Auflösung  des  Vereines  entscheiden  soll,  hat  nur  in 
Folge  eines  von  mindestens  zwanzig  ordentlichen  Mitgliedern 
beim  Ausschuss  schriftlich  eingebrachten  Antrages,  mindestens 
vier  Wochen  vor  dem  Tage  ihrer  Abhaltung  und  mit  aus- 
drücklicher Bekanntgebung  jenes  Antrages  zu  geschehen. 

Zur  Beschlussfähigkeit  dieser  Versammlung  ist  die  An- 
wesenheit von  wenigstens  Dreifllnftel  der  ordentlichen  Mit- 
glieder, zum  Auflösungsbeschluss  aber  eine  Mehrheit  von  wenig- 
steni^  Zweidrittel  der  giltig  abgegebenen  Stimmen  erforderlich. 

Könnte  die  ordentlich  einberafene  Jahresversammlung 
wegen  Mangel  der  erforderlichen  Anzahl  dabei  Anwesender 
über  die  Auflösung  des  Vereines  nicht  beschliessen,  so  wäre 
hiezu  unter  den  gleichen  Bestimmungen  wie  jene  die  nächste 
Vierteljahresversammlung  berechtigt. 

Sollte  auch  diese  nicht  beschlussfähig  sein,  so  hätte  die 
nächste  Vierteljahresversammlung  bei  jeder  Anzahl  anwesender 
Mitglieder  mit  einer  Mehrheit  von  Zweidrittel  der  Stimmen 
über  die  Auflösung  zu  beschliessen, 

Dieselbe  Versammlung,  welche  die  Auflösung  des  Vereines 
beschloss,  verfügt  in  gleicher  Weise  auch  über  die  Verwendung 
der  Geldmittel  und  sonstigen  Werthgegenstände  des  Vereines. 
Die  wissenschaftlichen  Sammlungen  aber  gehen  in  das  Eigen- 
thum  jener  Anstalten  über,  welchen  sie  vorläuflg  abgetreten 
worden  und  die  Akten  des  Vereines  werden  im  Landesai'chive 
hinterlegt. 


Die  letzte  Statutenänderung  wurde  bestätigt  mit  dem  Erlasse  der  hohen 
k.  k.  Statthalterei)  ddo,  Graz,  10.  Februar  1877,  S.  2143. 


B. 


Abhandlungen. 


Mltih«U.  dM  Mit.  Verein«  f.  Stelarmark,  XXY.  H«lt,  1877.  1 


Zur  Geschichte  Herzog  Ernst  des  Eisernen 

(1406  — U24). 

Mit  besonderer  Rflcksicht  auf  die  politische  Sachlage  in  der 

Steiennark. 

Von    Kmil   Kümmel, 

»t.  I.  Archlvbeamtor. 

Es  war  ein  eigenes  Geschick,  das  der  grünen  Steiermark 
aus  der  Herrschaft  der  Habsburger  erwuchs.  Gleich  einem 
willenlosen  Spielballe  war  sie  in  der  schweren,  der  kaiser- 
losen Zeit  aus  der  Hand  des  einen  in  die  des  andern  ge- 
wandert, und  mochten  sich  die  steirischen  Ministerialen  auch 
noch  so  trotzig  geberden,  in  der  Wirklichkeit  hatten  sie 
hinlänglich  bewiesen,  dass  sie  doch  nicht  Kraft  genug  be- 
lassen, der  von  aussen  herandrängenden  Uebermacht  zu 
widerstehen.  Die  Schlacht  auf  dem  Marchfelde  hatte  auch  ttber 
ihr  Schicksal  entschieden,  und  es  kam  jetzt  nur  noch  darauf 
an,  zu  beweisen,  ob  die  künftige  Herrscherhand  auch  stark 
genug  sei,  sich  für  die  Dauer  zu  behaupten.  Daran  war 
aber  nach  dem  bisherigen  kaum  melir  noch  zu  zweifeln.  War 
es  dem  ersten  Habsburger  gelungen,  einen  Gegner  nieder- 
zuwerfen, der  sich  mit  dem  Gedanken  einer  Weltherrschaft 
getragen,  so  musste  er  umsomehr  in  dem  Lande,  dessen 
Sympathien  ihm'  schon  vor  der  Entscheidungsschlacht  ent- 
gegengebracht worden  waren,  auf  eine  willige  Unterordnung 
hoffen.  Drohte  auch  hie  und  da  momentane  Unzufriedenheit 
an  dem  festen  Baue  zu  rütteln  —  die  Hand  der  Habs- 
hurger, die  trefflich   gegen  Gefahren   aller  Art  zu   schirmen 

1* 


—     4     — 

verstand,  wusste  auch  diese  Strömungen,  als  letzte  Ueber- 
reste  einer  regellosen  Vorzeit,  sehr  rasch  wieder  einzu- 
dämmen. 

Das  war  nun  jene  goldene  Zeit,  wo  ;,die  Entwicklung 
des  Verhältnisses  zwischen  Fürsten  und  Volk  verhältniss- 
mässig  ruhig  vor  sich  ging.  Da  gab  es  fast  nie  Zerwürfnisse, 
beide  Parteien  gewöhnten  sich,  ihre  Rechte  gegenseitig  zu 
achten  und  ilu-e  Pflichten  zu  erfüllen;  Streitigkeiten  hatte  es 
nur  zwischen  den  MitgUedem  des  regierenden  Hauses,  und 
in  Steiermark  wurden  die  Ministerialen  zufällig  nie  in  die- 
selben verwickelt".*) 

Doch  das  Leben  der  Staaten  gleicht  in  vieler  Be- 
ziehung dem  der  Organismen.  Wir  bemerken  hier  eine 
Periode  des  Wachsthums,  eine  der  Blüte  und  schliesslich  eine 
des  Verfalles.  Mochte  die  im  obigen  kurz  charakterisirte 
Zeit  zur  Periode  des  Wachsthums  gehören,  so  muss  das 
Folgende  entscheiden,  ob  die  jetzt  zu  betrachtende  Zeit  noch 
der  ersten  oder   schon  der  mittleren  Periode  zuzuzählen  sei. 

Der  Keim  zu  einer  Veränderung  war  bereits  in  den 
oben  angedeuteten  inneren  Zwistigkeiten  der  herrschenden 
Dynastie  gelegen.  Die  Ländertheilungen  von  1373 — 1404 
mussten  auf  die  spedfisch  habsburgische  Idee  einer  centrali- 
sirten  Verwaltung  in  den  einzelnen  Ländern  einen  alterirenden 
Einfluss  ausüben.  Um  nun  die  vom  Jahre  1406  an  sich  ab- 
spielenden Ereignisse  weniger  rätselhaft  zu  finden,  ist  es 
nötig,  eine  kurze  Rückschau  zu  halten  über  die  obbe- 
zeichnete  Periode  der  Ländertheilungen,  eine  mit  dem  vor 
c.  120  Jahren  so  glücklich  angewendeten  Wahrworte :  „Nemo 
potest  dominis  digne  servire  duobus!^  höchst  widerspruchs- 
volle Zeit  Als  leitenden  Gesichtspunkt  wollen  wir  hiebei  die 
politische  Stellung  Steiermarks  inmitten  der  dynastischen 
Veränderungen  annehmen. 


»)  Zahn,  Jahresbericht  d.  steierm.  Landesarchives,  1869,  S.  6.  Es 
sei  gleich  hier  die  Bemerkung  gestattet,  dass  die  im  genannten  Archive 
befindlichen  Urkunden  und  Acten  in  den  folgenden  Noten  mit  dem  Bach- 
Stäben  „A'^  nebst  der  Locationsnummer  citirt  werden. 


—     5     — 

Der  erste  hiehergehörige  Vertrag  ist  der  vom  25.  Juli 
1373,  geschlossen  zwischen  den  Herzogen  Albrecht  III.  und 
Leopold  in.  Er  vollzieht  eine  Theilung  von  Rechten,  deren 
Besitz,  ira  Widerspruche  zu  den  Hausordnungen  Albrechts  H. 
vom  25.  November  1355  und  Rudolfs  IV.  vom  18.  November 
1364,  den  ersten  Schritt  zur  isolirten  Landesregierung  bildet. 
Herzog  Albrecht  nämlich  behält  sich  die  Besetzung  der 
obersten  Landesämter  in  Oesterreich  ob  und  unter  der  Enns 
und  in  Steiermark  vor,  Herzog  Leopold  die  in  den  übrigen 
Ländern.  Aus  diesem  Grunde  darf  auch  keiner  der  beiden 
Herzoge  in  einer  solchen  Stadt  residiren,  wo  sich  die  Haupt- 
mannschaft des  Bruders  befindet.-) 

Diese  Abmachung  war  auf  die  Dauer  von  2  Jahren 
festgesetzt  worden,  so  dass  man  nach  Verlauf  derselben  am 
3.  Juni  1375  zu  einer  weiteren  Vereinbarung  schritt,  welche 
im  Wesenthchen  mit  der  vorigen  übereinstimmte.  Nur  in 
Bezug  auf  den  zweiten  Punkt  betreffs  der  herzoglichen 
Residenz  glaubte  man  etwas  genauer  sein  zu  müssen,  indem 
für  die  allfällige  üebertretung  der  selbstgesetzten  Ein- 
schränkung man  sich  feierUchst  verwahrte,  dass  dies  nur  ge- 
schehen dürfe  „ohne  des  andern  und  seines  Hauptmannes 
Schaden  und   ohne    derselben  Hauptmannschaft  Gebresten."') 

Das  waren  aber  doch  nur  halbe  Massregeln,  woran  kein 
Theil  seine  volle  Befriedigung  fand,  und  so  zog  man  denn  in 
der  definitiven  Ländertheilung  vom  25.  September  1379  die 
letzte  Consequenz.  Steiermark  erhielt  an  Leopold  III.  seinen 
Heim,  dem  auch  alle  übrigen  Länder  mit  Ausnahme  von 
Oesterreich  ob  und  unter  der  Enns  zufielen,  welche  letztere 
allein  der  ;, sanfte"  Albrecht  behauptete.*)  Es  war  für 
Steiermark  ein  einfacher  Regententausch. 

Diese  Verhältnisse  hatten  einen  Bestand  von  7  Jahren. 
Da  fiel  Leopold  HL  in  der  Schlacht  bei  Sempach  (9.  Juli  1386) 


«)  KuTÄ,  „Albrecht  III.«,  1.  Bd.,  S.  238. 

9)  Ebd.  262. 

^)  Bauch:  Scriptores  rer.  Anstr.  3.  Bd.  895. 


—     6     — 

und  hinterliess  vier  Söhne:  Wilhelm,  Leopold,  Ernst  und 
Friedrich.  Der  älteste  unter  ihnen,  Wilhelm,  fand  dieTheilung 
vom  Jahre  1379  sowohl  für  sich  als  auch  fbr  die  Länder 
selbst  für  „verderblich".'*)  In  Folge  dessen  suchte  er  seinen 
Oheim  zu  bewegen,  dass  dieser  alle  FürstenthQmer ,  Länder 
und  Herrschaften  wieder  ^zusammenwerfe".")  Dies  war  oflFenbar 
wieder  eine  Umkehr  zu  jenem  Principe  der  Untheilbarkeit^ 
wie  es  sich  in  den  älteren  Hausordnungen  geltend  gemacht 
hatte.  Dem  entsprechend  beurkundete  auch  Albrecht  am 
10.  October  1386,  dass  er  sich  seiner  Neffen  und  ihrer  Ge- 
schwister, ihrer  Lande  und  Leute  und  aller  ihrer  Geldschulden 
„unterwinden"  wolle.  Er  solle  von  nun  an  alle  Fürsten* 
thümer  und  Länder  „verwesen"  und  ^jinnehaben*'.^)  So  erhielt 
denn  Steiermark  ihren  früheren  Herrn  zum  unmittelbaren 
Regenten  wieder  zurück. 

Albrecht  IIL  starb  am  29.  August  1395.  Seine  letzte 
Willensmeinung  enthielt  die  dringende  Bitte  an  seine  Erben, 
zu  ihrem  eigenen,  sowie  zu*  Nutz  und  Frommen  der  ihnen 
untergebenen  Länder  ;,mit  allen  ihren  Landen  und  Leuten 
bei  einander  zu  bleiben*.'')  Sollte  das  Gott  nicht  wollen,  so 
sollten  sie  wenigstens  sich  an  die  alten  Theilbriefe  halten,  die 
er  weiland  mit  seinen  Brüdern  aufgerichtet. 

Albrechts  Erben,  nämlich  sein  Sohn  Albrecht  IV.  und 
die  drei  Brüder  Wilhelm,  Ernst  und  Friedrich  kamen  nach 
vielfachen  Streitigkeiten  am  22.  November  1395  zu  Hollen- 
burg überein,  dass  Wilhelm  und  Albrecht  ^mit  allen  ihren 
Landen  und  Leuten  freundlich  und  lieblich  beieinander  bleiben 
sollen  und  wollen,  so  lange  sie  leben".'*)  Das  heisst,  Steier- 
mark hat  von  nun  an  statt  eines,  zwei  Herren. 


«)„...  daz   die  taylung vns  vod   auch   vnsem  landen 

vnd  leuten  verderblich  wer."  1.  c  401. 

«)„...  daz  der  egenant  vnser  lieber  herre  vnd  vetter  die  vor- 
geschriebenen tailung  wieder  abliezz  vnd  die  vorgenanten  fürstenturo,  land 
vnd  herschefte  mit  vns  vnd  vnsern  bnidern  wider  zesammen  wiirffe.**  1.  c. 

')  1.  c.  402. 
«)  1.  c.  409. 
9)  1.  c.  411. 


—     7     — 

Nachdem  aber  in  dem  Hollenburger  Vertrage  der 
zweite  Bruder,  Herzog  Leopold,  nur  mit  der  Nutzniessung  von 
6000  fl.  jährlich  abgefertigt,  der  dritte  Bruder,  Herzog  Ernst, 
der  ja  auch  bereits  volljährig  war,  ganz  unberücksichtigt  ge- 
büeben  war,  so  sollte  ein  neuer  Vertrag  vom  30.  März  1396 
diese  Verhältnisse  regeln.  In  diesem  wurde  eine  neue 
Theilung  zwischen  den  Brüdern  Wilhelm  und  Leopold  vor- 
genommen, nach  welcher  letzterer  die  Herrschaft  zu  Tirol, 
an  der  Etsch  und  in  dem  Innthal;  Herzog  Wilhelm  die 
übrigen  Länder  nebst  dem  Lande  Steyr  zugewiesen 
erhielt  ^^)  Ernst  und  Friedrich  sollten  durch  die  Brüder 
apanagirt  werden.  *^)  , 

Von  1396  an  war  also  Herzog  Wilhelm  alleiniger  Herr 
der  Steiermark.  Er  blieb  es  bis  1402.  In  diesem  Jahre,  am 
20.  September,  einigten  sich  die  Brüder  bei  einer  Zusammen- 
kunft in  Brück  a.  d.  M.  dahin,  dass  die  Bestellung  eines 
Hauptmannes  nach  Graz  in  Steiermark  durch  Wilhelm  und 
Leopold  zu  erfolgen  hätte,  dass  aber  Wilhelm  und  Ernst 
Steiermark,  Kärnten  und  Krain  sammt  Zugehör  verwesen 
sollten,  wie  vorher  Herzog  Wilhelm  allein.^-)  Dadurch  waren 
wieder  zwei  Herren  über  unser  Land  gesetzt.  Diese  Ab- 
machung habe  aber  nur  bis  zum  24.  April  1403  Geltung; 
drei  Monate  nach  erwähntem  Tage  werde  entschieden,  ob 
diese  Ordnung  fortzubestehen   oder  eine    andere    einzutreten 


«»)  Kurz  „Albrecht  IV.«  1.  Bd.  S.  168. 

<  I)  n  Auch  Bullen  wir  herczog  Wilhalm  ynsern  lieben  bruder  hei'czog 
Ernsten  vnd  sein  gemahel  vnser  liebe  swester  von  vnserm  tail  die 
egenanten  zway  jar  innhaben,  getrewlich  vnd  brüderlich  ausrichten.  So 
sullen  wir  herczog  Leupolt  Tusem  lieben  bruder  herczog  Fridreichen  das 
nächst  jar  bey  vns  haben  vnd  den  von  vnsem  tail  mit  allen  Sachen  auch 
ausrichten  vnd  versorgen  getrewlich  vnd  briiderlich.  Vnd  wenn  sich  das 
erst  jar,  das  da  wirdet  von  nu  dem  nechsten  sand  Jörgen  tag  vber  ain 
jar  verlauffet,  so  sullen  vnd  wellen  wir  vorgenannter  herczog  Leupolt 
denselben  vnsem  bruder  herczog  Fridreichen  vnuerczogeulich  wider  ant- 
wurtten  dem  yorgenanten  vnserm  bruder  herczog  Wilhalm  in  sein  gewalt.** 
1.  c.  167. 

•«)  Lichnowsky  „Gesch.  d.  H.  Habsburg«,  V.  Bd   S.  41. 


—     8     — 

habe.  Nichtsdestoweniger  erfolgte  eine  factische  Aenderung 
erst  zwei  Jahre  späten  am  21.  März  1404. 

An  diesem  Tage  werden  zwei  wichtige  Urkunden  aus- 
gestellt, indem  nämlich  einerseits  die  Herzoge  Leopold,  Ernst 
und  Friedrich  gegenüber  ihrem  Vetter  Herzog  Albrecht  IV. 
auf  das  Land  Oesterreich  mit  dem  Lande  ob  der  £nns 
Verzicht  leisten"),  während  anderseits  Albrecht  IV.  für  Jene 
folgende  Ländertheilung  vornimmt:  Herzog  Wilhelm  erliält 
nebst  dem  Antheil  an  Oesterreich  und  der  Residenz  zu  Wien 
Neustadt,  Neunkirchen,  Scbottwien,  die  Länder  Kärnten  und 
Krain,  die  windische  Mark,  Portenau,  Triest,  Isterreich  und 
die  Medlik  durch  drei  Jahre  vom  24.  April  1404  an.  Herzog 
Leopold  dagegen  bekommt  Steiermark  mit  der  Residenz  in 
Graz,  dann  Tirol,  das  Land  an  der  Etsch  und  das  Innthal.  ^  ^) 
Diese  Besitzverhältnisse  blieben  auch  nachdemTodeAlbrechtsIV. 
(14.  September  1404)  unverändert 

Cürca  30  Jahre  waren  also  vorübergegangen  —  und 
Steiermark  hatte  eine  siebenmalige  Aenderung  der  Re- 
gierung erfahren!  Die  rasche  Aufeinanderfolge  der  Verträge 
und  der  dadurch  bewirkte  Personenwechsel  musste  keine 
geringe  Verwirrung  in  den  damaligen  Landesverhältnissen 
hervorrufen.  Diese  Verwirrung  spiegelt  sich  auch  in  den  Auf- 
zeichnungen damaliger  Chronisten,  ja  sie  hat  sich  sogar  bis 
auf  den  heutigen  Tag  fortgepflanzt.  Denn  in  allen  Lehr-  und 
Handbüchern  der  Geschichte  Steiermarks  finden  wir  für  die 
Zeit  von  1395—1406  Herzog  Wilhelm  als  Landesherm  auf- 
geführt.*'')   In    der   Wirklichkeit  aber  wechselte  die  Regent- 


13)  Rauch  m.  429. 

*-<)  „Da  engegen  sol  vnser  obgenannter  vetter  hertzog  Leupolt  den 
sitz  zu  Gretz  vnd  das  land  ze  Steir  mit  aller  zugehorung,  die  herschaiTt 
ze  Tyrol,  das  land  an  der  Etsch  vnd  das  Intal  .  .  .  yunehaben.*"  1.  c.  434. 

IS)  Vergl.  Cäsar,  Eindermann,  Wardnger,  Gebier,  Mnchar  u.  a. 
Muchar  wundert  sich  sogar  einmal,  dass  Herzog  Leopold  so  oft  in  Steier- 
mark urkundet:  „Herzog  Leopold  scheint  indessen  noch  immer  (t)  in 
Steiermark  gewesen  zu  sein,  wie  es  Urkunden  vom  23.  Juli,  0.  August, 
11.  September  und  4.  October  bewähren.''  (YH.  Bd.  S.  83  —  84  zum 
J.  1404). 


—     9     — 

Schaft  viermal  in  diesen  1 1  Jahren,  so  dass  Steiermark  durch 
den  Tod  Wilhelms  (15.  Juli  1406)  kehieswegs  ein  herren- 
loses Land  wurde,  da  ja  eben  Leopold  von  1404  an  daselbst 
herrschte.  Es  konnte  daher  auch  von  einer  echten  und  rechten 
Erbfolgefräge  für  Steiermark  gar  keine  Rede  sein.  Und  den- 
noch rief  Wilhelms  vorerwähnter  Hintritt  eine  Bewegung 
hervor,  die  schliesslich  die  Einsetzung  Herzog  Ernsts  in  das 
Uerzogthum  Steiermark  nach  sich  zog. 

Der  Grund  hiezu  liegt  in  der  Thatsache,  dass  Herzog 
Wilhelm  nach  dem  Tode  Albrechts  IV.  die  Vormundschaft 
über  dessen  hinterlassenen  Sohn  Albrecht  V.  gemäss  den 
Vereinbarungen  von  1379,  1386  und  1395  übernommen  und 
bis  zu  seinem  eigenen  Ende  fortgeführt  hatte.  ^*)  Durch  den 
unglücklichen  Sturz,  der  Wilhelm  das  Leben  kostete,  wurde 
nun  zweierlei  erledigt.  Zunächst  sein  ihm  1404  zugefallener 
Besitz- Antheil,  sodann  das  einflussreiche  Amt  eines  Vormundes 
über  den  noch  immer  mindeijährigen  Albrecht  V.  Eines  wie 
das  andere  musste  bei  der  durch  die  bisherige  Erfahrung  nur 
noch  erhöhten  Neigung  zu  frischen  Verträgen  eine  Neuerung 
in  Aussicht  stellen. 

Drei  Brüder  waren  da,  zwischen  denen  die  in  Schwebe 
stehenden     Fragen    zur    allseitigen     Zufriedenheit    geordnet 


'<■)  Es  kann  gewiss  nur  von  Interesse  sein,  über  die  Auffassung 
des  österr.  Yormundschaftsverhältnisses  bei  der  päpstlichen  Curie  eine 
authentische  Mittheilung  zu  erhalten.  Am  ungeschminktesten  drückt  sich 
hierüber  die  Bulle  P.  Nicolaus  V.  v.  1452,  4.  April,  Rom  aus:  „  . .  .  Cum 
igitur  audienciam  nostram  fama  reffe rente  publica  et  experiencia 
edocente  deuenit,  licet  ab  olim  inter  principes  et  duces  domus  Austrie 
laudabiliter  introdnctum  est  et  inconcusse  eciam  a  tanto  tempore, 
quod  de  contraria  memoria  hominum  non  existit,  obseruatum  faerit,  quod 
decedente  quocumque  ex  principibus  et  ducibus  domus  eiusdem  superstite 
sibi  herede  impuberi  princeps  et  dux  maior  natu  domus  ipsius  terrasetdomi- 
nium  eiusdem  heredis  impuberis  regere  et  eiuscuram  siue  tutelam 
utpote  ad  eum  de  jure  delatam  gerere  cum  plenaria  gubemacione  regimen 
et  admiiiistracionem  et  terrarum  et  dominiorum  hainsmodi  per  se  ipsum 
gerendi  conscendere  debeat  et  eciam  teneatur.*<  Handschrift  37/20  in 
d.  Grazer  UniversitAtsbibl.,  f.  158'. 


—     10     — 

werden  sollten.'')  Ihr  bisheriges  Verhältuiss  zu  einander  war 
nun  ein  derartiges  gewesen,  dass  etwaige  jetzt  entstehende 
Differenzen  nicht  ganz  unerwartet  kommen  mussten.  Dies 
lässt  sich  am  besten  aus  dem  bis  1406  zurückgelegten 
Lebenslaufe  des  an  Alter  zwischen  Leopold  und  Friedrich 
stehenden  Herzogs  Ernst  ersehen. 

Zwar  was  seine  Jugendgeschichte  anbelangt  (er  erblickte 
im  gleichen  Jahre  wie  weiland  Albrecht  IV.,  nämlich  1377, 
das  Licht  der  Welt)^  so  verfügen  wir  nur  über  höchst  mangel- 
hafte Ueberlieferungen.  ^  Einige  lassen  ihn  in  Bologna  der 
Rechtsgelehrsamkeit  beflissen  sein;  andere  wieder  behaupten, 
dass  er  nicht  einmal  hätte  schreiben  können.  Alle  aber 
stimmen  im  Lobe  über  seine  Leibesstärke  und  Gewandtheit 
in  körperlichen  Hebungen  überein.  Schon  1392  vermählte  er 
sich  mit  Margaretha,  der  Tochter  Herzog  Boguslaws  V.  von 
Pommern,  welche  Ehe  übrigens  kinderlos  blieb  und  1410 
durch  den  Tod  der  Gattin  sich  löste. '^) 

Ueber  Ernsts  politische  Thätigkeit  besitzen  wir  schon 
genauere  Angaben.  Bis  zum  Jahre  1396  wird  seiner  in  den 
bezüglichen  Hausverträgen  gar  nicht  gedacht,  während  sein 
Altersgenosse  Albrecht  IV.  schon  13ii5  nach  dem  Hollen- 
burger  Vertrage  eine  Rolle  zu  spielen  anfing.  Erst  im  ge- 
nannten Jahre  (1396)  wird  auch  auf  seine  Versorgung 
Bedacht  genommen.  ^^    Eine  derartige    Existenz  konnte  aber 


Albrecht  IL  1298—1858 


Albrecht  lU.                                                   Leopold  III.  1 349  - 1 886 
1349-1395  . — — . 

I 
Albrecht  IV.      Wilhelm        Leopold  IV.        Brost         Friedrich  IV. 

1377—1404         1370-1406     1871—1411    1877—1424     1382-1489. 

I 
Albrecht  V.  (K.  IL) 

1897—1489. 

18)  Ueber  die  genealogischen  Verhältnisse  vergl.  Herrgott:  Genea- 
logia  diplomatica  augustae  gentis  Habsburgicae,  I.  p.  225,  §  6/ 

19)  S.  Note  11.  Am  28.  Juli  1400  verlieh  Herzog  Wilhehn  seinem 
Bruder  Ernst  „alle  die  leben  vnd  guter  die  yns  von  dem  jungen  Stadegger 
yeczund  sind  ledig  worden,  es  sein  vest,  herschefit,  heuser,  merkt,  dorfier, 


J 


—    11    — 

seinem  Ehrgeize  nur  schlecht  genügen  Wir  stehen  ihn  auch 
deshalb  in  Amtshandlungen  verwickelt,  die  eine  tbätige 
Theilnahme  an  der  Landesregierung  voraussetzen  ')  Endlich 
wird  diese  Thätigkeit  durch  den  Vertrag  vom  20.  Sep- 
tember 1402  gewissermassen  legalisirt  Ernst  ist  nun,  sicher- 
lich nur  durch  seine  Bemühungen  und  auf  sein  Betreiben 
hin,  factischer  Mitregent  von  Steiermark.  Aber  nur  zu  bald 
wird  der  Herrlichkeit  ein  Ende  gemacht,  denn  der  Theilbrief 
vom    21.    März    1404    drückt    ihn    wieder    in's   Privatleben 

» 

zurück.**) 


leut  vnd  gfiter.''  (Bergmann  „Die  Stadecker  und  ihre  Erben **  in  den 
Sitzongsber.  d.  k.  k.  A.  d.  Wissensch.  IX.  848.)  Die  hier  nur  summarisch 
genannten  Lehen  bestanden  nach  einer  andern  Urkunde  in  der  öden  Yeste 
und  dem  Burgstall  genannt  Stadeck  bei  Graz,  dann  Rorau  der  Yeste  und 
Herrschaft  in  Oesterreich,  der  Yeste  Tiefenbach,  den  Gütern  zu  Straleck 
und  in  demMttrzthale  bei  Langenwang  {Ghmel>  Regesta  Ruperti  Nr.  1730). 
Ernst  konnte  sich  aber  nicht  lange  dieser  Güter  erfreuen ,  denn  die 
Gilliergrafen  traten  als  Yerwandte  der  Stadecker  dagegen  auf  und  brachten 
sich  auch  wirklich  nach  und  nach  in  den  Besitz  derselben,  bis  dann  im 
Jahre  1404  Hugo  v.  Montfort  damit  belehnt  wurde.  (Weinhold  „lieber  d. 
Dichter  Graf  Hugo  YIH.  v.  Montfort**  in  d.  Mitth.  d.  histor.  Yereines  ftlr 
Steiermark,  YII.  139.) 

*^  Am  19.  März  1401  entscheidet  Herzog  Ernst  zu  Graz  in  dem 
Streite  zwischen  Rudolf  Abt  zu  St.  Lambrecht  und  den  Brüdern  Otto, 
Jakob  und  Wulfing  v.  Stubenberg  um  die  Yogtei  der  St.  Lambrechter 
Güter  zu  Aflenz,  zu  Zell  und  in  der  Yeitsch  u.  a.  (A.  4042a.)  Am 
17.  September  1402,  zu  Brück,  werden  die  Herzoge  Wilhelm  und  Ernst 
von  Dietmar  dem  Gailer  aus  Dankbarkeit  ft\r  die  thätige  fürstliche  Hilfe 
bei  der  Gewalt,  Ueberlast  und  dem  Frevel  von  Seite  seiner  eigener  Yer- 
wandten  Ortlein  und  Hanns  v.  Teuffenbach,  für  den  Fall  seines  kinder- 
losen Absterbens  als  Erben  genannter  Güter  eingesetzt.  (Lichnowsky 
Y.  Bd.,  Reg.  Nr.  505.) 

•')  „Auch  sprechen  wir,  daz  vnser  vetter  hertzog  Wilhalm  seinem 
bruder  vnsem  vettern  hertzog  Ernsten  und  sein  gemaheln  vnser  liebe 
swester  von  seim  tail  der  nücze  die  vorgenant  zeit  getrewleich  vnd 
bruderlich  sol  ausrichten.  So  sol  vnser  vetter  hertzog  Leupolt  seinen 
bruder  vnsem  vettern  hertzog.  Friedreichen  dieselben  zeit  von  seinem  tail 
der  nütze  auch  ausrichten  getrewleich  vnd  brfiderleich  vngeuerleich,  ** 
Ranch  Scriptor.  m.  489. 


—     12     — 

Dieser  kaum  erwünschte  Schicksalswechsel,  wie  auch 
die  durch  Wilhelms  Tod  sich  ergebende  Constellation,  welche 
bei  dessen  gehabten  Doppelbeziehungen  für  eine  mehrseitige 
Rechtstheilung  so  versprechend  schien,  mussten  —  ab- 
gesehen von  allen  persönlichen  Charakter  -  Eigenschaften 
—  ein  Eintreten  in  die  Action  auch  von  Seite  Emsts  er- 
warten lassen. 

Sobald  nun  auch  Friedrich,  der  freilich  erst  18  Jahre 
zählte,  Prätensionen  zu  erheben  anfing,  so  trat  hiedurch  ein 
Fall  ein,  für  welchen  bereits  der  umsichtige  Albrecht  IL  in 
seiner  Hausordnung  vom  25.  November  1355  vorgesorgt 
hatte,  indem  er  die  österreichischen  Stände  zu  Schieds- 
richtern bei  inneren  Streitigkeiten  des  regierenden  Hauses  ein- 
setzte.'*) Darauf  gebührende  Rücksicht  genommen,  wird  man 
es  auch  nicht  mehr  als  ein  befremdend  eigenmächtiges  Vor- 
gehen der  österr.  Stände  bezeichnen  können,  wenn  sie  sich 
am  6.  August  1406  zu  Wien  verbündeten,  dem  Herzoge 
Albrecht  zu  gehorchen  und  nur  denjenigen  als  Vormund  und 
Regierer  anzunehmen,  dem  ihre  eigene  Mehrheit  beistimmen 
würde.--')  Die  Compromisse  Emsts  und  Leopolds  auf  die 
Landherren  vom  2.  September  1406-*),  worin  diese  bevoll- 
mächtigt werden,  die  zwischen  den  Brüdern  herrschenden 
„Misshellungen  ,  Stösse  und  Forderungen^  durch  ihren 
Ausspruch  auszugleichen,  liefern  nur  weitere  Zeugnisse  für 
einen  regelrechten  Verlauf. 

Ueber  Steiermarks  Antheil  an  den  nun  folgenden  Ver- 
handlungen gibt  uns  die  erwähnte  Bündnissurkunde  vom 
6.  August  einigen  Aufschluss,  indem  sie  uns  bedeutende 
Namen  vorführt,  wie  Bernhard  v.  Liechtenstein,  Heinrich  v. 
Kranichberg,  Burkard  v.  Winden,  Markard  v.  PoUheim, 
Pilgrim  V.  Buchheim  u.  a.  m.  Es  sind  Repräsentanten  des 
Herrenstandes,   denen    es   an   dem    nöthigen  Ansehen  nicht 


**)  Steyerer:  Hißt.  Alberti  Add.  ad  c.  I.  col.  185. 

*3)  Rauch  III.  448. 

<4)  LichnowskyY.  792;  Rauch  III.  452;  Kurz:  Albr.  II.  1.  Bd.  33. 


—     18     — 

gebrach,  um  die  Interessen  unseres  Landes  kräftigst  zu  ver- 
treten. Wenngleich  wir  nun  über  den  Yerhandlungsmodus 
einer  zeitgenössischen  Schilderung  entbehren,  so  ersehen  wir 
doch  aus  den  erhaltenen  ActenstQcken  zur  Genüge,  dass  der 
Gedanke  einer  Separirung  Steiermarks  mit  dem  Hauptsitze 
„Greiz''  nicht  nur  von  Ober-  und  Niederösterreich,  sondern 
auch  von  Kärnten,  JKrain  u.  s.  w.  immer  mehr  Platz  griff.  •'*) 
In  diesem  Sinne  lautete  auch  der  Ausspruch  der  österreichischen 
Stände  vom  12.  September  1406.-") 

Die  Sentenz  stellt  kategorisch  die  Alternative:  einer  der 
beiden  Herzoge  Leopold  oder  £mst  solle  die  Vormundschaft 
über  Albrecht  V.,  der  andere  die  Regierung  von  Steyr  über- 
nehmen.*":) In  Bezug  auf  letztere  unterscheidet  sie  jedoch 
scharf  zwei  Verwaltungsperioden,  von  denen  die  erste  nur 
bis  zum  Ende  der  Vormundschaft,  d.  i.  bis  zum  nächsten 
Georgitag  und  von  da  an  noch  vier  Jahre''';  zu  dauern 
habe,  nach  deren  Ablauf  also  das  Land  sich  eines  abermaligen 
Herrenwechsels  zu  erfreuen  die  nicht  eben  entzückende 
Aussicht  hatte.^')  Und  in  §  29  wird  die  Separation  des 
Landes  von  allen  übrigen  Ländern  ganz  klar  und  unver- 
kennbar zum  Ausdruck  gebracht.-^") 


•6)  So  z.  B.  in  Leopolds  Reverse  v.  2.  Sept.  1406:  „.  .  .  daz  wir 
denn  vnder  vns  annerziehen  vnd  verrer  waigrung  sullen  vberain  werden, 
daz  sich  ainer  vnder  vns  der  Vormundschaft,  vnd  der  ander  der  Verwesung 
zu  Gretz  vnd  des  landes  ze  Steyr  vnderwinden.*'  Rauch  111.  454. 
Kurz  1.  c. 

'*)  In  einer  gleichzeitigen  Abschrift  in  A.  4280a,  sowie  bei  Rauch 
findet  sich  die  Datirung:  „Suntag  nach  Ynser  frawentag  als  sy  geborn 
wart."  Der  5.  September  bei  Lichnowsky  494  wäre  demnach  nur  möglich, 
wenn  das  Original  „Suntag  vor  .  .  .**  hätte. 

*7)  §  27 :  „daz  vnder  den  zwain  brudem  herczog  Lewpolten  vnd 
herczog  Ernsten ,  ainem  die  Vormundschaft  auf  die  obgeschriebenn  jar, 
vud  dem  andern  der  sitz  ze  Gretz  mit  sainer  gewaltsam  geuallen  sullen." 

•8)  §  22. 

'')  §  29*  »also  daz  der  eltist  die  wal  hab  vnder  den  egenanten 
drein  sitzen,  vnd  darnach  der  elter  vnder  den  andern  zwain  sitzen." 

^^)  Ebd.:  Item  auch  sein  wir  vberain  worden  von  drcyer  sitz 
wegen,    wenn  die  voimundschaft   ein   end  nympt,   der  ainer  sol  sein  ze 


—    u    — 

Genehmigten  die  Herzoge  diese  Vorschläge,  so  lag  das 
zukünftige  Schicksal  Steiermarks  klar  vor  Augen.  Es  war 
kein  beneidenswertes  Loos,  fQr  4V2  Jahre  gewissermassen 
auf  dem  Wege  der  Auction  vergeben  zu  werden.  Da  musste 
schon  ein  beträchtliches  Mass  von  Selbstverleugnung  und 
Liebe  zum  Lande  mitgebracht  werden,  wenn  der  betreflfende 
Herzog  diese  kurze  Regierungszeit  einzig  dem  Wohle  seiner 
zeitweiligen  Unterthanen  widmen  sollte.  Und  war  dies  von 
den  zwei  einander  feindselig  gestimmten  Brüdern  zu  er- 
warten, von  denen  der  eine  der  Stolze,  der  andere  ebenso 
bezeichnend  der  Eiserne  hiess? 

Doch  die  Propositionen  fanden  bei  den  Herzogen  nicht 
nur  keinen  Widerspruch,  sondern  schon  nach  vier  Tagen, 
am  16.  September,  ihre  vollinhaltliche  Bestätigung  in  drei 
Reversen."). 

Diesen  zufolge  übernahm  Herzog  Leopold  die  Vormund- 
schaft*'*), und  somit  ist  vom  16-  September  1406  an 
Herzog  Ernst  der  Eiserne  Herr  von  Steiermark. 

Wenden  wir  uns  nun  zum  Lande  selbst,  indem  wir  zunächst 
dessen  Umfang  in's  Auge  fassen.  Die  Grenzen  im  Nordwesten 
gegen  Salzburg   und  Oberösterreich   näherten  sich  schon   seit 


Gretz  mit  dem  lannd  ze  Steyr,  der  ander  ze  Ijaybach  mit  den  lannden 
Kernden  vnd  Krain,  Triest,  Portnaw  vnd  was  si  auf  dem  Karst  vnd  ze 
Isterreich  habent,  vnd  der  dritt  ze  Tyrol  mit  dem  lannd  an  der  £tsch 
vnd  dem  Yntal." 

»")  Rauch  III.  466;  Kurz  I.  41;  Lichnowsky  V.  798. 

'*)  „Damach  sein  wir  vnd  der  egenant  vnser  bruder  hertzog  Ernst 
mit  einander  vberain  worden,  daz  er  vns  der  obgenanten  Vormundschaft 
gttnnet  hat.''  -  Nach  dem  Bisherigen  kann  also  von  einer  eigentlichen 
»Theilung''  nicht  mehr  die  Rede  sein.  Wenn  nichtsdestoweniger  bei 
manchen  Schriftstellern  eine  solche  angenommen  wird,  so  folgen  sie  hierin 
der  Autorität  Gerards  de  Koo,  eines  Schriftstellers  des  sechzehnten  Jahr- 
hunderts, der  in  seiner  österreichischen  Geschichte  (IV.  p.  128)  sagt: 
„Wilhelme  mortuo  Leopoldus,  Fridericus  et  Emestus  fratres,  Austria 
Alberto  relicta,  reliquas  inter  se  provincias  partiti  sunt.^  Es  ist  dies 
offenbar  eine  untreue  Reproduction  der  oben  geschilderten  diplomatischen 
Vorgänge.  Vergl.  auch  die  kleine  Klostcmeuburger  Chronik,  herausgegeben 
von  Zeibig,  im  Arch.  f.  K.  ö.  G.  VII.  S.  239. 


—     16     — 

dem    13.  Jahrhunderte   so   ziemlich   dem   gegenwärtigen  Be- 
standet^. Dagegen   gab   es  in   nordöstlicher  Richtung   einige 
Schwankungen,    die  gerade  durch  die  verschiedenen  Hausver- 
träge entstanden  waren.  Denn  nachdem  im  Frieden  des  Jahres 
1254  der  Bezirk  von  Wiener-Neustadt  bis  an  die  Schwarzau 
und  Piesting  von  Steiermark  abgetrennt  und  mit  Oesterreich 
u.  d.  Enns  vereinigt  worden  war'*),   so   hatte   sich    seit  dem 
Theilungsvertrage  von  1379    dieses  Verhältniss  wieder  derart 
verschoben,  dass  das  genannte  Gebiet   abermals   nominell   zu 
Steiermark  gerechnet  wurde.    Eine  genaue   Fixirung  der  da- 
maligen Grenzlinie   wird   durch   die   verschiedenartige  Zuwei- 
sung einzelner  Herrschaftsgebiete  an  diesen  und  jenen  Herzog 
bedeutend  erschwert  ^^).    Bezüglich    der   steirisch-ungarischen 
Grenze  findet  sich  zwar  kein  ähnlicher  Grenzvertrag   wie   für 
Oesterreich  u.  d.  Enns  und  Ungarn^®),  doch  kann  aus  Urkun- 
den, welche  die  heutigen  steirisch-ungarischen  Grenzorte  (z.  6. 
Friedberg,   Hartberg,    Fürstenfeld,    Radkersburg,  Luttenberg^ 
Friedau)  betreffen^'),  auf  eine  ungefähre  Gleichheit  des  dama- 
ligen mit  dem  heutigen  Verhältnisse  geschlossen  werden.    Ein 
gleiches  kann  auch  für  die  Grenzen  gegen  Kärnten  und  Krain 
gelten^*). 

Steiermark  von  damals  fiel  demnach  dem  äusseren  Um- 
fange nach  mit  dem  von  heute  nahezu  zusammen.  Die  terri- 
torialen Grenzen  deckten  sich  aber  mit  jenen  der  Landes- 
hoheit des  neuen  Herzogs  trotzdem  nicht  vollständig.  Wir 
müssen  eben  im  Lande  zwischen  zweierlei  Gebieten  unter- 
scheiden: erstens  solchen,  wo  der  Herzog  mit  seinen  Institu- 
tionen unmittelbar  eingriff,  und  zweitens  anderen,  in  denen  ein 

33)  Yergl.  Ottocars  Reimchronik  bei  Pez  scrr.  III.  p.  251. 

»V  1.  c.  p.  36. 

'»)  Vergl.  hierüber  auch  Newald:  „Die  Grenzen  zwischen  Steiermark 
und  Oesterreich  in  der  stidl.  Hälfte  des  Kreises  U.W.  W.*  in  den  Blättern 
des  Vms.  f.  Ldskde.  v.  N.  Oesterr.  III.  62—53. 

3«)  Lichnowsky  V.  Urkundenbeilage  Nr.  2. 

3»)  Vergl.  A.  4867a,  4663,  4645,  4391,  3972f,  4000. 

3^  Yergl.  Hermann  „Handb.  d.  Oesch.  d.  Herzogthlmis  Kärnten", 
resp.  dessen  Karte;  Dimitz  , Gesch.  Krains"  I.  806  —  818. 


1 


—     16     — 

vom  Landesherrn  in  vielfacher  Beziehung  unabhängiger  ^Grund- 
herr" schaltete.  Solcher  autonomer  „Herrschaften*  gab  es 
geistliche  und  weltliche.  Die  ersteren  unterschieden  sich  wie- 
der in  grössere  Landcomplexe  einzelner  Kirchenfürsten,  und 
in  klösterliche  geringeren  Umfanges,  jenen  theils  untergeordnet 
theils  von  ihnen  unabhängig.  Unter  den  Eirchenibrsten  ragt 
vor  allen  der  Erzbischof  von  Salzburg  mit  seinen  Suffraganen, 
den  Bischöfen  von  Seckau,  Gurk  und  Lavant  hervor,  dem  sich 
dann  die  Bischöfe  von  Bamberg  und  Freising  anreihen. 

Die  Salzburger  Erzbischöfe,  von  denen  selbst  die  öster- 
reichischen Herzoge  Erbämter  zu  Lehen  trugen,  hatten  vom 
7.  Jahrhunderte  an  durch  Schenkungen  u.  s.  w.  Güter  er- 
worben, die  im  Enns-,  Palten-,  Liesing-,  Murthal,  am  Pettauer- 
felde,  im  Mtlrzthal,  auf  dem  Leibnitzerfelde,  im  Baabthale,  an 
der  Sulz  und  Lafhitz ,  an  der  Sulm  und  Sottla  u.  a.  0.  lagen  ^^), 
und  deren  MassenhafÜgkeit  durch  die  im  Laufe  der  Zeit  er- 
folgten Verkäufe,  Belehnungen  und  Austausche  kaum  merklich 
verändert  wurde. 

Neben  Salzburg  finden  sich  auch  Bamberg  und  Frei- 
sing in  Obersteier  begQtert,  jenes  hauptsächlich  im  Palten-, 
dieses  ün  Wölzthale.  Gurk's  Güter  lagen  in  üntersteier.  Der 
gesammte  Besitzstand  der  letztgenannten  Hochstifte  erreichte 
aber  lange  nicht  die  Hälfte  dessen  von  Salzburg*'*). 

Auch  die  Elostergüter  sind  nicht  gering  anzuschlagen. 
So  konnte  beispielsweise  die  Aebtissin  Aleys  zu  Göss  von  den 
Besitzungen  ihres  Stiftes  den  Antheil  an  der  Stadt  Leoben, 
sowie  die  Festen  Pfannberg,  Kaisersberg  und  „Luginsland" 
dem  Herzoge  Ernst  lehensweise  tiberlassen*  Oi  abgesehen  von 
anderen  Belehnungen. 


>»)  Ihre  Aufzählung  bei  Muchar  (II.  155  158)  bis  z.  J.  1284 
ftiUt  mehrere  Seiten. 

*")  Vergl.  Muchar  „Gesch.  v.  Steierm.«  11.  158;  Zahn  „Die  freis. 
Güter  in  d  Steierm  «  im  XI  Hefte  d.  Mitth.  d.  histor.  Vereines  f.  Steierm. 
und  „Reisebericht  etc.**  in  den  Beitr.  z.  K.  steir.  G.  Qu.  m.  48;  Cbmel 
„Gesch.  K.  Friedr."  I.  49  ff.;  Krones  „Umrisse  d.  Gesch.  Leb.«  111  u  184. 

*')  c.  1420:  A.  4816b. 


—     17     — 

An  diese  ^^gnedigisten  herren^  geistlichen  Standes  reihten 
sich  die  mächtigen  einheimischen  Adelsgeschechter  der  Cillier, 
Pettauer,  Stubenberger  und  Liechtensteiner.  Durch  den  Besitz 
der  erstgenannten  entfiel  allein  fast  ganz  Untersteier  der 
Landeshoheit  des  Herzogs*"). 

Kehren  wir  nach  dieser  Abschweifung  wieder  zu  Ernst 
zurück.  Die  heftige  Art  der  Brüder  hätte  zur  Zeit  der  Ent- 
scheidung wegen  der  Vormundschaft  leidenschaftMche  Auftritte 
erwarten  lassen.  Nun  war  aber  die  Sache  so  verhältnissmässig 
glatt  abgelaufen,  dass  man  denn  doch  wieder  guten  Grund 
hatte,  der  Zukunft  etwas  beruhigter  entgegenzusehen.  Aber 
man  täuschte  sich  trotzdem. 

Bei  der  bisher  behebten  Verhandlungsweise,  wobei  die 
Herzoge  Leopold  und  Ernst  mit  einander  verkehrten,  als  ob 
kein  dritter  Bruder  Friedrich  existirte,  sowie  bei  dem  Mangel 
präciser  Auseinandersetzungen  und  Bestimmungen  in  Betreff 
des  Wiener-Neustädter  Bezirkes,  resp.  dessen  Zugehörigkeit*  •), 
und  schliesslich  bei  der  noch  in  Aussicht  stehenden  Erbthei- 
lung  der  von  Herzog  Wilhelm  hinterlassenen  Realien,  gab  es 
der  Reibungspunkte  genug,  an  denen  sich  die  bestehenden 
Gegensätze  noch  mehr  schärfen  konnten. 

Während  Herzog  Ernst  noch  in  Wien  sich  den  ersten 
Regierungsgeschaften  hingab**),  langte  gegen  Ende  des  Jahres 
1406  ein  bitteres  Beschwerdeschreiben  von  seinem  Bruder 
Friedrich  ein*'),  und  bald  darauf  begann  es  sich  auch  wegen 
der  „Newnstatt"  zu  rühren.  Leopold  suchte  in  Bezug  auf  das 
letztere  auszuweichen  und  bevollmächtigte  seinen  Vertreter 
Friedrich  von  Walsee   über  sämmtliche  Streitpunkte   zu   ,tei- 


*^)  Ueber  die  Begrenzung  der  „Grafschaft  Gilli''  vergl.  das  Diplom 
Kaiser  Karls  lY.  y.  30.  Sept.  1872,  Brunn,  abschriftl.  in  A   3148. 

*^  In  dem  Schiedssprüche  v.  12.  Sept.  1406  hatte  es  nur  geheissen: 
„Dann  von  der  Newnstat  vnd  Newnkirchen  wegen,  das  haben  wir  von 
redleicher  sach  wegen  geschoben  vntz  auf  das  hoftaiding  zu  Weyennachten 
schierst  künftig,  es  gee  für  sich  oder  nicht  *"  Rauch  in.  464. 

**)  Lichnowsky  814  und  818. 

*»)  Kurz  I.  44  ff. 

Mitth«M.  dM  blat.  Veralai  f.  8t«l*rn«rk,  XXV.  Haft.  Ifi77.  0 


—     18     — 

dingen '^j  doch  «ausgenommen  um  die  Neustadt ^.^")  Da  aber 
Ernst  in  dieser  Angelegenheit  nicht  nachgab,  so  recurrirten 
beide  an  König  Sigmund  und  an  den  Grafen  Hermann  II.  von  Cilli, 
jenen  glänzenden  Vertreter  eines  dem  Höhepunkte  seiner  Macht 
zueilenden,  aber  auch  seinem  Falle  schon  so  nahen  Hauses^'). 
Am  23.  Februar  1407  erfolgte  zu  Wiener-Neustadt  der 
Schiedsspruch:  Bis  zum  nächsten  Georgitag  und  von  da  an 
zwei  Jahre  solle  Leopold,  die  folgenden  Jahre  Herzog  Ernst 
Neustadt  und  Neunkirchen  besitzen;  sodann  hätte  es  bei  den 
alten  Verträgen,  die  hierüber  existiren,  zu  verbleiben**)  — 
ein  Urtheil)  dessen  Tendenz,  beiden  Streitenden  genug  zu 
thun,  unverkennbar  ist.  Mochte  es  nun  klug  sein  oder  nicht, 
im  Sinne  einer  BeschwichtigungspoUtik  Fristen  zu  bestimmen, 
der  Ausgang  schien  den  Grafen  zu  rechtfertigen,  denn  am 
2.  Juni  vollzog  sich  jener  brüderliche  Vergleich,  der  an  Herz- 
Uchkeit  —  wenigstens  betreffe  der  Ausdrücke  —  allerdings 
kaum  etwas  zu  wünschen  übrig  lässt*^).  Der  Passus:  alle 
ihre  „Händel,  Sachen  und  Notdurft"  austragen  zu  wollen, 
„damit  wir  bei  unseren  Ehren  und  Landen  und  Leuten  be- 
stehen und  bleiben  mögen'',  ist  jedoch  sehr  bezeichnend  für 
die  wahren  Motive  der  Vertragsschliessung  und  lässt  wohl  etwas 
mehr  Besorgniss  als  rein  brüderUche  Rücksicht  durchschimmern. 
Auch  sticht  der  kalte,  pflichtmässige  Ton  bezüglich  ihres 
Mündels  etwas  sonderbar  ab''^'). 


*«)  Lichnowsky  833. 

<»)  1.  c.  843;  Krones  „Hermann  IL  v.  CiHi"  im  21.  Hefte  der 
Mitth.  d.  bist.  V.  f.  St. 

*8)  Kurz  I.  74. 

^*)  Vgl.  Kurz  75.  —  Es  ist  nur  merkwürdig,  wie  nachlässig  die 
Vertragsausfertigung  vor  sich  ging.  Das  Original-Papier  (A.  4809) 
zeigt  wenig  Sorgfalt  in  der  Auswahl.  Die  Schrift  ist  mehrfach  corrigirt, 
resp.  Auslassungen  (unwesentlicher  Natur)  eingesetzt  Es  könnte,  wenn 
nicht  ein  sehr  unkenntlich  aufgedrücktes  Siegel  sich  darauf  befände, 
eher  ftlr  eine  schlechte  Gopie  gelten. 

^^)  n  . .  •  was  ainen  antrifft,  daz  das  den  andern  auch  sol  angeen 
an  geuer,  ausgenomen  vnser  lieben  vetem  herczog  Albrechts,  gen  den 
sullen  wir  allezeit  tun  als  wir  im  wol  phlichtig  und  gepunden  sein**. 


-     19     — 

Wichtig  Ar  Steiermark  ist,  dass  Herzog  Ernst  die 
Städte  Leoben  und  Marburg  zu  Bürgen  nimmt,  die  ihm  im 
Falle  des  Vertragsbruches  den  Gehorsam  entziehen  dürfen  — 
ein  Beleg  für  die  allmälig  sich  hebende  politische  Bedeutung 
der  Städte,  die  gerade  unter  Ernst  sich  aus  ihrer  bisherigen 
Ranglosigkeit  emporarbeiteten. 

Auch  die  Provinzialbeziehungen  zwischen  Oesterreich 
und  Steiermark  gestalteten  sich  von  nun  au  etwas  freundlicher. 
Denn  während  es  noch  zu  Ende  des  Jahres  1406  möglich 
war,  dass  die  Wiener-Neustädter  vor  dem  durchreisenden 
Herzog  Ernst  die  Thore  schlössen  ^0?  verbündeten  sich  jetzt 
(am  5.  Juni  zu  Obdach)  die  steirische  Ritterschaft  und  jene 
des  Landes  Oesterreich  »gegen  Jedermann,  der  sie  angreifen 
würde,  ausgenommen  die  Herzoge  von  Oesterreich"").  Und 
dazu  that  es  auch  wahrhafiig  not:  inner-  und  ausserhalb  des 
Landes  herrschten  Unruhen.  Wenn  wir  von  Wegelagereni  in 
Obersteier  lesen,  die  unter  ihrem  Führer  Johann  Sokol  von 
Lamberg  sogar  ein  Vorrücken  des  steirischen  Aufgebotes 
unter  H.  Ernst  notwendig  machten'*-),  so  fühlen  wir  uns  so 
recht  in  die  Blütezeit  des  Faustrechtes  zurückversetzt,  und 
können  dem  Regenten  unsere  Achtung  nicht  versagen,  der 
langsam  aber  stetig  an  der  Beseitigung  so  ungeordneter  Zu- 
stände arbeitete'*). 

Vorläufig  war  er  darin  wohl  durch  seine  auswärtige 
PoHtik  in  etwas  behindert.  Während  nämlich  Herzog  Leopold 
durch  ungeschickte  Führung  der  Vormundschaft  Albrechts  V. 


AI)  Thom  Ebendorffer  de  Haselbach  „chronicon  Austriacum"  (Pez, 
Script,  rer.  Austr.  II.)  p.  829. 

3*)  Lichnowsfy  900. 

»3)  Ebendorfer  830,  Lichnowsky  932,  936;  s.  Pauler  Stiftsannalen 
(im  Arch.  f  Gesch.  und  Topogr.  v.  Kärnten  III)  22;  Zeibig  „Kloster- 
neub.  Chr."  239. 

**)  Beweis  dessen  die  ürtheilssprQche ,  die  H.  Ernst  im  Verein 
mit  dem  bereits  erwähnten  Grafen  Hermann  v.  GiUi  fäUte,  in  den  Strei- 
tigkeiten einerseits  zwischen  Reinbrecht  und  Friedrich  v.  Wal^ee  und 
Otto  dem  Pergauer  (Notizenblatt  d.  k.  A.  d.  W.  I.  881—382),  ander- 
seits zwischen  Herzog  Leopold  u.  Jost  dem  Hofkircher  (Lichnowsky  889). 

2* 


—     20     — 

sich  in  Oesterreich  in  eine  schiefe  Stellung  brachte,  n&herte 
sich  Ernst  immer  mehr  seinem  Bruder  Friedlich,  welcher, 
trotzdem  er  bisher  völlig  ignorirt  worden  war,  gerade  auf  den 
einseitigen  Abmachungen  seiner  Brüder  fussend,  sich  in  Tirol 
festgesetzt  hatte '*'^). 

Nachdem  Ernst  bis  über  Mitte  Juli'***)  noch  in  Wien 
verweilt  hatte,  reiste  er  nach  Tirol,  wo  er  mit  Friedrich  nach 
vorausgeschickten  kleineren  GefälUgkeiten"')  am  12.  August 
jene  denkwürdige  Vereinbarung  schloss,  welche  die  bereits 
bekannte  vom  2.  Juni  nahezu  aufhob,  da  hier  schon  der 
mögliche  Fall  eines  feindseligen  Auftretens  gegen  Leopold  in 
Aussicht  genommen  wurde  ^^). 

Um  sich  aber  von  einem  solchen  Falle  nicht  überraschen 
zu  lassen,  beabsichtigte  man  lieber  gleich  nach  Wien  zu  Her- 
zog Leopold  zu  reisen  ••*).  In  der  Wirklichkeit  ging  aber  nur 
Ernst  allein,  und  er  hatte  auch  seine  Gründe  dafür,  denn 
seine  Stellung  zu  Leopold  wurde  immer  zweifelhafter. 

Eine  Note  über  ihre  Streitigkeiten  aus  dieser  Zeit*^) 
deckt  die  Schäden  auf,  welche  auch  tief  genug  gingen.  Da 
handelte  es  sich  nicht  blos  um  lauter  solche  Kleinigkeiten  wie 
etwa  „vmb  die  siben  zerbrochen  köpf,  vmb  das  guidein  creutz, 
vmb  die  teutschen  pucher ,  pett  vmbheng  vnd  ander 
klaynot'*  —  es  sind  auch  wahre  Prindpienf ragen ,  die  hier 
mitunter  berührt  werden.    So  gleich  Leopolds    zweiter    Ke- 


s>)  1407<%  Bruneck  urkundet  er  mit  der  vorausgeschickten  Be- 
merkung :  „als  wir  yecz  von  Ordnung  wegen  vnser  prüder  hie  in  dem 
lande  an  der  Etsch  mit  voller  gewaltsam  verbliben.''   (Lichnowsky  912). 

8«)  Lichnowsky  910. 
»')  1.  c.  917,  918,  920. 

8^)  „  .  .  .  hilfflich  vnd  geraten  ze  sein  wider  allmencklichen  aus- 
genommen vnsem  lieben  bruder  herczog  Leupolten,  gen  den  wir  im  auch 
geraten  vnd  hilffleich  sein  suUen,  daz  im  (Friedrich)  geleichs  vnd  bru- 
derleich  wideruare"   Kurz  78. 

>•)  Lichnowsky  928. 

•0)  BrandlB  „Tirol  unter  Friedrich. **  259. 


—     21     — 

schwerdepunkt"^).  Trotz  der  Einsilbigkeit  erkennen  wir  in 
dieser  Klage  dennoch  eine  Forderung  der  in  der  Praxis  schon 
längst  problematisch  gewordenen  Senioratsvorrecht«.  Leopold 
der  Aelteste  des  Hauses,  war  aber  bei  der  endgiltigen  Ent- 
scheidung vom  Jahre  1406  gewiss  nicht  zu  kurz  gekommen. 
Wir  sehen  ihn  seitdem  nicht  nur  in  Oesterreich  ob  und 
unter  der  Enns  als  Vormund  schalten  und  walten,  er  nimmt 
auch  an  der  Regierung  von  Krain**'),  Tirol  und  den  Vorlanden ''^) 
thätigen  Antheil.  Was  Wunder,  wenn  seine  Ansprüche  sich 
auch  über  Steiermark  erstreckten,  ein  Land,  in  welchem  er 
ja  früher  in  eigener  Person  geherrscht  hatte.  Nichts  mochte 
ihm  natürlicher  erscheinen,  als  dass  er  das  Recht  habe,  seine 
alten  Landesnutzungen  auch  jetzt  noch  fortzubeziehen.  In  die- 
sem Sinne  erliess  er  an  den  steirischen  Landschreiber  Befehle, 
gewisse  -—  rein  private  —  Ausgaben  von  den  Einkünften  des 
Landes  zu  bestreiten'^). 


*>)  Item  daz  sich  vnser  herr  hertzog  Ernst  in  Steyr  vnterwuoden 
hat,  vnd  dem  lantschreiber  vnd  andern  amptleutten  embotten  vnd  ver- 
schriben,  daz  sy  nichts  ze  schafTen  haben.'* 

6*)  i^Herzog  Ernst  scheint  mit  seinem  Bruder  Leopold  in  den 
Jahren  1406  und  1407  geDieinschafüich  Erain  mit  ZugehÖr  regiert  zu 
haben,  denn  wir  finden  Regierungshandlungen  beider  in  Bezug  auf  Krain 
urkundlich  bezeugt.''  Dimitz  I.  262. 

•3)  nTirol  und  die  Yorlande  blieben  von  jetzt  (d.  i.  1406)  an  vor- 
züglich Friediichs  Obsorge  überlassen.  Doch  mischten  sich  seine  älteren 
Brüder  noch  öfters  in  deren  Anliegen."  Egger  » Geschichte  Tirols-'  L 
467.  Vgl.  Lichnowsky  888,  857  58,  861,  863,  876,  910,  917—18,  928, 
u.  s.  w. 

*4)  Am  28.  November  1407  schreibt  Herzog  Leopold  an  Ulrich 
Beicheneck  Landschreiber  in  Steir:  »Wir  lassen  dich  wissen,  daz  wir 
Tnserm  lieben  getrewn  raspam  dem  Sawrer  vnserm  rate  vnser  haus  vnd 
vesten  Oestnig  in  phlegweys  ingegeben  vnd  empholhen  vnd  zu  purkhut 
anderthalb  hundert  phunt  phenig  beschaiden  haben  ürlich  zu  raichen  zu 
sampt  den  nfizzen  vnd  gfilten,  die  zu  derselben  haus  gehirent,  als  daz 
Caspar  Hau  von  vnsem  wegen  hat  inngehabt,  doch  vngeu2i'lich.  Dauon 
emphelhen  wir  dir  emstleich,  daz  du  dem  egenanten  Sawrer  dieselben 
anderthalb  hundert  phunt  phenig  von  vnserm  tail  der  nuzz,  so 
du  von  vnsem  wegen  innimbst,  also  ierlichen  vnd  all  die  weil 
er  vnser  phleger  daselbs  ist,  als  Yorgeschriben  stet,  gebest  vnd  ansrich- 


—     24     — 

schlossene  Vergleich  vom  23.  November'"')  war  wohl  imr 
mehr  eine  Art  von  Waffenstillstand.  Denn  der  Revers, 
den  Ernst  am  8.  December  den  österreichischen  Ständen 
ausstellte,"*')  zeigt  ihn  bereits  im  Vollbesitze  der  Macht.  Er 
führt    nun    die    Vormundschaft    und   er  stellt  nun   die   Be- 

• 

dingungen,  unter  denen  er  dieselbe  wieder  an  Leopold  ab- 
treten wolle.  Die  drei  Stände  in  Oesten-eich  ob  und  unter 
der  Enns '  ^)  hätten  jetzt  ihm  die  Vormundschaft  über  Herzog 
Albrecht  übertragen,  was  er  mit  den  hierüber  gemachten 
Verschreibungen  beweisen  könne,  und  er  habe  dieselbe  über- 
nommen trotz  der  damit  verbundenen  Mühe,  nur  danjit  nicht 
(im  Weigerungsfalle)  Land  und  Leute  zu  Schaden  kommen 
möchten.^*)  Er  wolle  aber  einen  Tag  einberufen"')  und  diesem 
die  Entscheidung  vorbehalten.  Wenn  dieser  urtheilen  würde, 
dass  Leopold  die  Vormundschaft  wieder  „rechtleich  vnd 
pilleich*  übernehmen  solle,  so  werde  er  sie  ihm  ;,  willikleich 
vnd  an  alle  widerred"  abtreten.  Beschliesse  aber  die  Ver- 
sammlung, dass  er  (Ernst)  Vormund  sein  solle,  so  gelobe  und 
verspreche  er,  das  ihm  übertragene  Amt  anzunehmen  und  es 
so  zu  führen,  dass  keinerlei  Unzufriedenheit  sich  erheben 
könnte,  und  wenn  die  Zeit  um  sei,  werde  er  auch  gern 
wieder  zurücktreten. 

Trotz  dieser  sichern  Sprache  sucht  sich  aber  Ernst 
doch  auch  allseitig  zu  decken.  Schon  früher**)  hatte  er 
dem  Salzburger  Erzbischofe  zugesichert,  die  von  seinen  Vor- 
fahren mit  Salzburg  eingegangenen  Bündnisse  zu  halten.'') 

Jetzt  (9.   December)   verbündet  er   sich   auch  mit  dem 


«•)  Lichnowsky  965. 

70)  Rauch  HI.  468. 

7')  ^die  drey  pai'teyen  die  erwirdigen  vnd  ersamen  die  prel&ten 
vnd  vnser  lieben  getrewen  die  lantherren  vnd  stete  in  Osterreich  vnd  ob 
der  Enns.'' 

7^^)  ^lannd  vnd  läuten  zu  eren,  nutz  vnd  geuallen.^ 

'•<)  Dazu  wolle  er  berufen  :  „vnser  freunt  vndander  die  vnsern**  I 

'*)  1474,  11.  Feb.  Graz. 

'*)  Lichnowsky  837. 


—     25     — 

Herzoge  Heinrich  von  Baiem  und  lässt  sich  von  diesem  Ililfs- 
truppen  versprechen."®) 

Aber  auch  im  Lande  selbst  sucht  er  seinen  Anhang  zu 
bewahren.  Da  sind  es  namentlich  die  Städte  Krems  und  Stein, 
deren  Treue  er  sich  zu  versichern  trachtet,  und  an  die  sogar 
die  Stände  schreiben  müssen,  um  ihnen  den  Hergang  des 
Streites  (natarlich  im  Sinne  Ernsts)  auseinanderzusetzen.'') 
Und  Ernst  fügt  mit  allem  Eifer  hiezu,  sie  möchten  ja  niemand 
anderem  glauben  als  nur  den  Landständen.  ^ ")  Zwei  Tage 
darnach  fordert  er  sie  schon  auf,  sich  kriegsfertig  zu  halten, ' ") 
um  ihm  im  Momente  der  Not  beizustehen.  Man  sieht,  wie 
ihm  der  Boden  unter  den  Füssen  brennt,  und  er  eine 
Entscheidung,  sei  es  durch  Kampf  oder  im  Wege  der  Ver- 
handlung herbeisehnt.  Auch  für  letzteres  wird  gesorgt;  bis 
zum  nächsten  Lichtmesstage  (2.  Febr.)  sollten  die  beiden 
Städte  zwei  oder  drei  ihrer  Mitbürger  nach  Wien  senden, 
um  dort  einen  Beschluss  zu  fassen. '^^)  Eine  ganz  gleiche 
Aufforderung  erging  auch  an  die  Bürger  von  Freistadt  in 
Oberösterreich.  **^) 

So  finden  wir  uns  denn  mitten  in  die  Hochflut  eines 
Bürgerkrieges  versetzt.  Immer  drohender  zieht  sich  das  Un- 
wetter zusammen.  Nicht  nur  die  genannten  Städte,  auch  die 
gesammte  Ritterschaft  fängt  nun  an  sich  lebhaft  zu  betheiligen. 
Die  hervorragendsten  Vertreter  derselben  schicken  einen  Ab- 
gesandten (Hermann  den  Schad)  an  die  Städte  Krems  und 
Stein  und  suchen  sie  durch  diesen  von  der  Partei  Ernsts  ab- 
wendig zu  machen.''')  Aber  auch  dieser  ruht  nicht,  er  spricht 


7«)  Kurz  I.  287. 

")  1.  c.  314. 

'•0  1.  c.  813. 

'')  ;,mit  volcke  vnd  allen  andern  sachen."  1.  c.  315. 

^^)  „von  des  tag  wegen,  den  wir  von  vnsers  lieben  (!)  bmders 
herzog  Leupolts,  der  vormuntschaft  vnd  ander  merklicher  notturfit  we- 
gen hie  halten  werden''.  1.  c. 

•0  Archiv  f.  K.  ö8t.  0.  Qu.  XXXI.  298. 

'«)  Kurz  815. 


—     26     — 

ihnen  Mut  ein""^)  und  bietet  Entsatz  an,  wenn  sie  es  für 
nötig  hielten.  Man  beschränkte  sich  aber  nicht  blos  auf 
solchen  leeren  und  thatenlosen  Briefwechsel,  vielmehr  wurde 
gleichzeitig  der  Bürgerkrieg  in  allen  seinen  Consequenzen  mit 
einer  solchen  gegenseitigen  Erbitterung  durchgefochten,  dass 
der  zeitgenössische  Chronist  Ebendorfer  darüber  ein  über 
das  andere  mal  in  gerechtes  Erstaunen  geräth/^) 

Es  liegt  nicht  in  den  Grenzen  dieses  Aufsatzes,  die 
einzelnen  Wechselfälle  jenes  unseligen  Kampfes  näher  zu 
betrachten,  wir  wollen  uns  bloss  an  das  Resultat  des- 
selben halten. 

Am  15.  Jänner  1408^')  spricht  Ernst  den  Städten 
Krems  und  Stein  seinen  Dank  für  deren  geleistete  Hilfe 
aus  und  benachrichtigt  sie  von  dem  Tags  vorher  zu  Komeu- 
bürg  abgeschlossenen  Frieden."'*)  Es  war,  wie  man  zu  sagen 
pflegt,  ein  fauler  Friede,  der  hier  geeint  worden.  Kein  Wort 
von  dem,  was  eigentlich  den  Kampf  erregt  hatte,  nichts  als 
„brüderleich"  und  ^.liebleich'  und  immer  wieder  „frewntleich 
und  brüderleich" !  —  Doch  sei  es  daran,  man  hatte  wenigstens, 
was  am  allermeisten  not  that  —  Ruhe. 

»*)  16.  Decemb.  1407 :  „So  habe  wir  geschriebn  vnd  ernstleich 
empholchen  N.  dem  Kelberscharder  daz  er  mitsampt  ew  vbersitze  vnd  ain 
Ordnung  mache  mit  zirke,  mit  wacht  vnd  mit  hut  wie  das  allemützlichst 
sey.**   ~  Kurz  316. 

84)  Pez.  IL  830  -833. 

8»)  Kurz  323. 

'^>)  1.  c.  289.  Von  dem  Zustandekommen  des  Komeuburger  Ver- 
trages und  den  dabei  zu  überwindenden  Schwierigkeiten  liefert  derKloster- 
neuburger  Chronist  die  anschaulichste  Schilderung :  f,In  diesem  jar  zu  dem 
Kewen  jar  was  herczog  Leopoldt,  bischoff  von  Freysing,  graff  Johann 
von  Maydtburg,  Jani  Sockholl  Liechtenstainer  vnd  ander  ritterschafit  in 
Oesterreich  zu  Comeuburg  woll  12  tag  lang.  Herczog  Ernst,  Meyssawer, 
Walseer,  Buechhaimcr,  Pottenstorffer,  Eberstorffer  und  alle  andern  landt- 
herren,  brelaten,  stött  lagen  zu  Clostemeuburg ,  vnd  daydingten  mit 
ein  ander,  baydte  thayl  von  wegen  ihrer  stdss  vnd  vormimdtschafft  des 
jungen  herczogen  Albrechten  halben,  und  ein  jeder  thail  hat  sich 
mit  volckh  vnd  ganczer  macht  gerechtnet  vnd  wolten 
im  er  an  einander.''  (Arch.  f.  K.  ö.  G.  Vü.  240.) 


—     27     — 

Ein  kurzer  gemeinschaftlicher  Autenthalt  in  Wien 
beschloss  die  Tragödie,  dann  trennte  man  sich :  Leopold  nach 
Wiener-Neustadt,  Ernst  endlich  wieder  nach  Steiermark.  Am 
1 0.  März  finden  wir  ihn  in  Rottenmann,  wo  er  die  Rechte  und 
Freiheiten  des  Stiftes  Admont  bestätigte/')  am  nächsten  Tage 
bereits  in  Graz/*) 

Steiermark  war  glücklicherweise  von  der  Bewegung  in 
Oesterreich  nicht  berührt  worden,  aber  gar  viel  hatte  es  vor 
diesem  Lande  auch  nicht  voraus.  Zwar  waren  es  keine  „Haupt- 
und  Staatsactionen^,  die  sich  hier  abwickelten  —  man  könnte 
sie  Nadelstiche  nennen  diese  kleineren  Fehden,  —  aber  das 
Land  litt  doch  darunter.  Im  Ober-  und  Unterlande  wucherte 
genug  derartiges  Unwesen.  Vergriff  sich  hier  Otto  Pergauer 
an  Klostergütem,*")  so  machten  dort  die  Gebrüder  von 
Emmerberg  das  Land  unsicher.*")  Beiderseits  ist  der  Herzog 
genötigt,  persönUch  einzuschreiten.  Nebenher  laufen  die 
Fehden  zwischen  den  Lichtensteinem  untereinander,'*')  dem 
Lobminger  und  den  Herbersteinem,'*-)  den  Walseem  und  den 
Stubenbergem/^)  Andre  dem  Teufenbacher  und  der  Propstei 
Gurk,*"^)  u.  s.  w.  Kurz,  für  Unruhen  jeder  Art  gab  es 
Zündstoff  genug. 

Dazu  kam,  dass  schon  wieder  ernstliche  Zwistigkeiten 
zwischen  den  herzoglichen  Brüdern  aufzutauchen  drohten,  und 
zwar  diesmal  auf  steirischem  Boden.  Das  Schloss  Gösting  gab 
jetzt  die  Veranlassung  hiezu  her.  Wir  fanden  bereits  Gelten- 
heit  zu  erwähnen,  dass  sich  Herzog  Leopold  im  Besitze  dieser 
wichtigen   Feste   befand.''*')     Er   hatte  dieselbe    vom   Bischof 


«»)  Muchar  VII.  103. 

•»«)  A.  4S41. 

"')  8.  Panier  Stiftsannalcn  1.  c.  22. 

•<^)  Lichnowsky   992. 

•0  A.  4280. 

»»)  A.  4288.  Kumar  „Gesch.  d.  B.  u.  F.  Herbersfcein'*  81  ff. 

•»)  A.  4292,  4864. 

»*)  A.  4338a. 

'S)  8.  oben  Note  64. 


—     28     — 

Berchtold  von  Freising  und  dessen  Vettern  Leopold  und 
Berchtold  den  Wehingern  am  J.  April  1407  llbemommen.'**') 
Nun  war  zwischen  den  beiden  Brüdern  noch  eine  Schuld  von 
nahezu  6000  fl.  auszutragen.  Da  Leopold  im  Momente 
zahlungsunfähig  war,  so  erbot  er  sich,  seinem  Bruder  Ernst 
dafllr  die  Feste  „Gestnig"  zu  verpfänden,"')  Er  befahl  auch 
demgemäss  seinem  damaligen  Pfleger  Caspar  dem  Saurauer, 
das  Schloss  in  diesem  Sinne  zu  übergeben/^)  Doch  Tags 
darauf  quittirt  schon  Ernst,  dass  Herzog  Leopold  an  der 
Summe  von  tOOO  fl. ,  die  wld.  Herzog  Wilhelm  und  jener 
ihm  schulden,  um  den  ihn  betreifenden  Theil  genug  gethan 
habe."")  Somit  hatte  er  keinen  realen  Grund  mehr  auf  der 
Pfandübergabe  zu  bestehen.  Nichtsdestoweniger  that  er  es 
dennoch,  warum,  liegt  auf  der  flachen  Hand.  Nun  entspann 
sich  ein  interessanter  Briefwechsel.  Leopold  spart  nicht  gute 
Worte,  um  seinen  Pfleger  standhaft  zu  erhalten  ^  und  als 
dieser  einmal  zufällig  abwesend  ist,  berichtet  ihm  dessen 
resolute  Hausfrau,  dass  Herzog  Ernst  sich  an  sie  gewendet 
habe.  Dieser  Bericht  wird  schnell  an  Leopold  gesendet  und 
der  erklärt  ihnen  nun  in   einer  langem  Antwort  den  ganzen 

*•)  Lichnowsky  865.  Der  Besitz  desselben  war  ihm  sehr  wichtig. 
Vgl.  die  Aussage  Caspar  Saurauers  v.  Uli:  „Als  der  selb  mein  herr 
herczog  Leupoldt  s&lig  dem  benantten  meinen  genedigen  herm  herczog. 
Ernsten  etc.  der  gewaltsam  des  lannds  ze  Steir  abgetretten  (!)  wer 
do  hiett  er  sein  brief,  klainod  vnd  ander  hab  ,  die  er  ze  Grecz  gehabt 
hiett,  gen  Grestnig  in  sein  yest  ffiren  lassen  vnd  hiett  daselbs  Gaspam 
Hann  seinen  phleger  gehabt  .  .  .  **  (A  4479a). 

v')  1.  c.  988.  Also  gerade  das  umgekehrte  von  dem,  wie  es  Mu- 
char  (YII.  100)  darstellt.  Vgl.  auch  die  folgende  Note. 

^^  1408,  1.  Febr.  Wien:  „Wir  lassen  dich  wissen,  daz  wir  dem 
hochgebomen  f&rsten  herczog  Ernsten  herczogen  ze  Oesterreich  etc. 
vnserm  lieben  bruder^vnser  haus  Gestnig  f&r  ain  sum  gelts  zu  firphand 
haben  verschrieben  nach  laut  des  briefs,  den  er  von  vns  darumb  hat 
Dauon  emphelhen  wir  dir  ernstlich,  daz  du  demselben  vnserm  bruder 
oder  dem  er  das  emphilhet  mit  demselben  haus  gelobest  gehorsam  zn 
sein  nach  begreiffung  des  vorgenanten  briefs  'angeuerde.**  —  A.  4887. 

•^  Lichnowsky  990. 


j 


—     29     — 

Sachverhalt.^"^)  Von  dieser  Antwort  machen  wir  besonders 
anf  einen  Punkt  aufmerksam,  nämlich  dass  die  Herzoge  schon 
um  diese  Zeit  die  sogenannte  Pfaffensteuer  eingehoben 
hatten ^"^)  —  ein  Umstand,  weswegen  bekanntlich  Ernst 
später  (1423)  mit  dem  Kirchenbanne  belegt  wurde.  Der 
Streit  um  Gösting  gedieh  endlich  so  weit,  dass  die  Brüder 
an  K.  Sigmund  appellirten,^"*)  der  ihnen  auch  einen  Tag  be- 
stimmte. ^<'')  Dessen  Schiedsspruch  ist  zwar  nicht  bekaimt,  doch 
dürfte  er  zu  Leopolds  Gunsten  ausgefallen  sein,  da  dieser 
bis  zu  seinem  Tode  im  Besitz  der  Festung  blieb. 

Leopolds  oberwälmter  Brief  ^^^^)  enthält  einige  Stellen, 
die  im  Zusammenhalte  mit  dem  bisher  Erzählten  etwas  dunkel 
and  unverständlich  zu  sein  scheinen.  Wie  kann  Leopold  sagen,  es 
hätte  ihm  rechtmässiger  Weise  von  der  in  Steiermark  einge- 
hobenen Pfaffensteuer  ein  Antheil  gebührt  ?  Wie  kann  er  von 


100)  1408 «y?  Wien:  ^Lieber  getrewer  N.  Sawrer.  Als  du  vns  ye- 
zimd  enpoteji  hast,  wie  dir  dein  hausfraw  geschnben  hab,  das  vnserprn- 
der  herczog  Ernst  Gestnikg  an  sy  hab  geuordert  etc.  das  haben  wir 
wol  uemomen.  Lassen  wir  dich  wissen,  das  vnser  rät,  ee  der  tag  vmb 
Gestnikg  komen  was,  von  vnsem  wegen  mit  dem  egenaut«n  vnserm  prü- 
der geret  vnd  meidung  getan  haben  von  des  gelts  wegen,  so  er  vns  ist 
schuldig  vnd  enphor  genomen  hat,  vnd  sunderleich  an  vnserm  tail 
der  pfaffenstewer,  so  er  yeczund  in  Steyr  ingenoraen  hat 
das  er  sich  von  demselben  vnserm  tail  der  egenanten  geltschuld  pezahlte. 
Vnd  darauf  verviengen  wir  vns  baiderseit  ains  tags,  der  zu  vnser  amt- 
lent  komen  vnd  raitung  tun  sollen;  vnd  was  ainer  dem  andern  phlichtig 
wer  oder  emphor  genomen  biet,  der  solt  des  den  andern  ausrichten. 
Des  sein  wir  vnser  ambtiewt  nicht  sawmig  gewesen  vnd  warten  noch 
huet  darauf.  Da  von  ist  vnser  maynung,  das  ir  im  des  hawses  nicht  ab- 
trettest noch  in  antwurtten  haissesst,  wan  im  vnser  ret  von  vnsern  we- 
gen ze  gleicher  weisse  auch  darauf  habent  verschrieben.  **    —  A  4r854a. 

^^^)  Vgl.  diesbezOgl.  auch  den  Schiedsspruch  (C  Sigmds.  v.  >yil409. 
—  Kurz  I.  299.  (»von  des  gelts  wegen,  das  man  in  dem  lannd  Oster- 
reich auf  prelet,  phaffen,  stet,  land,  lewt  vnd  Juden  angeshlagen,  damit 
man  nemlich  die  geuangen  von  Merhereo  solt  geledigt  haben"). 

'0«)  UOö«V,,   Wien  (A.  43G2., 

i"^)  .den  achceden  tag  nach  der  hl.  Dreyr  kunig  tag  scbirisl 
knnfdg."  (A.  4362). 

»«*)  S.  Note  100. 


—     30     — 

„unseren"  Amtleuten  sprechen,  da  wir  doch  wissen,  dass  in 
Bezug  auf  Steiermark  keine  Regierungsgemeinschaft  bestand, 
dass  sich  Ernst  schon  früher  gegen  eine  solche  verwahrt 
hatte?  Um  dies  zu  verstehen,  mttssen  wir  auf  die  gleich- 
zeitigen Vorgänge  in  Oesterreich  einen  Blick  werfen. 

Daselbst  hatten  sich  in  der  Zwischenzeit  einige  wichtige 
Momente  abgespielt  Der  Korneuburger  Vertrag  vom 
14.  Jänner  1408  hatte  bekanntUch  die  eigentUchen  Streit- 
fragen ganz  unentschieden  gelassen.  Er  war  gcwissermassen 
nur  ein  Stauungsmittel  gewesen,  ohne  eine  intensive  Verein- 
barung zu  erzielen.  Das  entsetzliche  Ende  Friedrichs  von 
Walsee,  des  Hofmeisters  Herzog  Emsts,^®^)  musste  auch  noch 
dazu  kommen,  um  die  kaum  gestillten  Leidenschaften  aufs 
neue  wach  zu  rufen.  Die  darauf  folgenden  ViTiener  Wirren**^'*) 
übergehen   wir    und   wollen   nur    noch    anmerken,    dass    am 

26.  April  1408  sich  auch  Leopold  bereit  erklärte, 
betreffs  der  Vormundschaft  sich  einem  Schiedsgerichte  zu 
unterwerfen.^®') 

Der     „hindergangbrief"     einiger     Landherren  *<*^)     vom 

27.  April  bereitet  schon  auf  das  Kommende  vor,  indem  die- 
selben sich  im  voraus  unterwerfen,  was  die  Herzoge  Ernst 
und  Leopold  wegen  Besetzung  der  Hoftaiding  und  Hofschranne 
zu  Oesterreich  verfügen  werden.  Am  22.  Mai  fand  das 
Schiedsgericht,  bestehend  aus  je  10  Vertretern  der  Herren, 
Ritter  und  Knechte  statt,  doch  ist  uns  der  Spruchbrief  nicht 
mehr  erhalten,  und  wir  können  dessen  Beschlüsse  nur  mehr 
aus  den  Reversen  Leopolds  und  Emsts,  beide  vom  2.  Juni, 
nehmen.  ^"^)  Den  Hauptpunct  derselben  —  bedeutsam  für 
Steiermark  —  bildet  die  gegenseitige  Erklärung,  die  Vor- 
mundschaft von  mm   an   gemeinschaftlich   führen   zu   wollen. 


«">)  Ebendorfer  833;  Zeibig  „Klosterneub.  Chr.**  289, 
"^6)  Ebendorfer  834  ;  Zeibig  1.  c. 
i<'7)  Kurz  99. 
«0«)  Rauch  m.  470. 

•«»)  Kur«  I.  100 ;  Rauch  III.  473 ;  vgl.  Beitr.  z.  Kde.    strmk.   0. 
Quell.  III.  96  Nr.  29. 


—     31     — 

Und  während  es  Leopold  seinem  Bruder  noch  freistellt,  zu 
diesem  Zwecke  seine  Residenz  mit  ihm  in  Wien  nun  aufzu- 
schlagen, erklärt  dieser  schon  ganz  bestimmt,  er  werde  dies 
auch  thun  ^ '  )  Wie  sie  aber  die  Lasten  miteinander  theilen 
wollen,  so  auch  die  Rechte.  Somit  müssen  auch  die  zur 
Fuhrung  der  Vormundschaft  bestimmten  Einkünfte  getheilt 
werden,  und  der  Hubmeister  von  Oesterreich  kat  ihnen  beiden 
Rechnung  zu  legen.  Aber  nicht  nur  die  Umlagen  von  Nieder- 
und  Ober  -  Oesterreich,  sondern  auch  die  von  allen  andern 
Ländern,  mithin  auch  von  Steiermark,  müssen  getheilt 
werden.  ^^^)  Wenn  so  die  Theilung  der  landeshoheitUchen 
Reclite  consequenter  Weise  in  allen  Beziehungen  durch- 
geführt worden  wäre,  so  hätte  das  natürlich  das  ganze  bis- 
herige System  mit  einem  Schlage  geändert.  Da  machte  sich 
jedoch  abermals  das  Princip  der  Sonderverwaltung  geltend. 
Jedes  Erbland  bildet  für  sich  einen  eigenen  Verwaltungs- 
Organismus.  *^*^)  Und  damit  darüber  ja  kein  Zweifel  auf- 
kommen könne,  beruft  man  sich  ausdrücklich  auf  die  früheren 
Verträge.  *^'^)  Somit  sind  unter  den  ;,unsem"  Amtleuten  eigent- 
lich nur  die  von  Oesten-eich  zu  verstehen,  weil  nur  hier 
völlige  Regierungsgemeinschaft  bestand.  ^^^)   Aehnüch   wie  bei 


<io)  .So  wellen  wir  furbas  stetikleich  vnd  wesenleich  ze  Wienn 
bei  im  mit  vnserm  bof  sein  vnd  wonen  vnd  vns  also  gen  im  halten,  daz 
er  vns  ze  danken  bat.**  Raucb  474. 

III)  „Denn  vmb  all  ander  n&tz,  gult  vnd  vgl],  in  welbem  weg  die 
an  vns  ainen  oder  vns  baid  genallent  vnd  vns  baiden  sunderlich  in 
Oesterreich  zugehorent,  vnd  darzu  all  nfitz,  gdlt  in  allen  vnsern 
landen,  die  wir  yetz  innbaben  oder  gewinnen,  suUen  vnd  wellen  wir 
geleicb  mit  einander  tailen  getreulich  vnd  angeaerde.""  1.  c. 

I  ')  r  Ausgenomen  vmb  alle  die  vSll  in  vnsern  egenanten  lannden 
desselben  vnsers  vetterlichen  eribs,  die  mag  vnser  yetweder  in  sein 
Verwesung  selber  oder  sein  ambtleutt  innemen."  I.  c.  475. 

1*3)  „Auch  sol  dise  vnser  bH^derliche  ainung  vnd  Ordnung  vns 
baiden  an  allen  den  briefen,  die  wir  vormalen  an  einander  gegeben  ha- 
ben vnd  auch  des  von  Gyly  ausspruch  kaincn  schaden  bringen  in  dhai- 
nem  weg  vngeuerlich.**  —  1   c.  476. 

*i^)  „Ynd  darauf  sullent  vns  vnser  amptleutt  derselben  vnser 
lande  vnsers  vetterlichen  eribs  damit  geloben  gehorsam  vnd  gewertig  ze 


—     82     — 

dem  Vertrage  von  genau  vor  einem  Jahi*e  nirarat  auch  jetzt 
wieder  Herzog  Ernst  einige  steirische  Städte  zu  Bürgen. 
Diesmal  sind  es  Graz.  Leoben.  Judenburg  und  Marburg. 

So  hatte  denn  Herzog  Ernst,  bisher  nur  Herr  von  Steier- 
mark, contractmässig  einen  Machtzuwachs  erfahren,  der  in 
Bezug  auf  jenes  Land  nicht  ohne  Einfluss  bleiben  konnte. 
Zunächst  versprachen  es  aber  keine  guten  Fruchte  zu  werden, 
die  daraus  erwuchsen.  Der  Competenzstreit  zwischen  den  nie- 
derösterreichischen  „lantherren"  einerseits  und  den  „rittem 
vnd  knechten"  anderseits  tlber  die  Zulassung  der  letzteren 
zur  Hofschranne,  der  anfangs  eine  rein  juridische  Färbung 
hatte,  artete  bald  in  Folge  der  einander  entgegenlaufenden  Ur- 
theile  Emsts**')  und  Leopolds  ^i*)  in  ein  ungezügeltes  Partei- 
treiben aus^^'). 

Dazu  kam  noch  der  durch  eine  Unvorsichtigkeit  Leo- 
polds hervorgerufene  Volksauflauf  in  Wien^*^   und    auf  ein- 


sein geleich  ainem  als  dem  andern.''  1.  c.  475.  Dies  scheint  das  gerade 
Gegentheil  von  obiger  Behauptung  auszusprechen.  Dieser  scheinbare 
Widerspruch  klärt  sich  jedoch  sofort,  wenn  man  hiemit  das  vorher  in 
Note  112  und  113  Mitgetheilte  vergleicht  Wenn  man  nicht  annehmen 
will,  dass  in  einer  wohlttberdachten  und  lange  beratenen  Beschlussfassnng 
ein  Satz  derselben  einen  benachbarten  andern  vollends  zunichte  machen 
solle,  80  muss  hier  das  „vnser^  in  dem  durch  obige  Bestimmungen  be- 
schränkten Sinne  genommen  werden. 

»'»)  Rauch  477. 

H«)  1.  c.  479. 

117)  „Fuit  magna  controversia  inter  ciientes,  milites  et  barones  in 
Austria.^  Kleine  Chronik  v.  Oesterreich  im  Arch.  f.  K.  ö.  6.  u.  Qu.  IX. 
866.  Vgl.  die  Annales  Mellicenses  bei  Pertz  IX.  615.  Der  Klostemeu- 
burger  Chronist  beklagt  sich  sehr  darttber:  »Da  was  Jammer  vnd  not 
in  den  landt,  es  raubt  ein  thayl  den  andern  vnd  jedes  thay!  het  gest  ge- 
laden zu  in,  die  fuerten  gross  guet  aus  dem  landt.*'  (Arch.  f.  K.  ö.  6. 
VII.  239). 

H8)  Ebendorfer  835.  FUr  die  Art  und  Weise  wie  Ernst  selbst 
in  so  kritischen  Momenten  sich  Anhänger  zu  erwerben  suchte,  ist  folgen- 
des Circulandum  sehr  bezeichnend.  1408,  Suntag  nach  Jacobi  (=  29. 
Juli,  bei  Lichnowsky  27.  Juli)  Graz.  Hzg.  Ernst  schreibt  dem  Bürger- 
meister, Richter  u.  Rat  von  Wien :  nErbem,  weisen  vnd  liebsten  getrewen. 
Als  jr  vns  yeczund  geschriben  habt,  wie  die  hendel,  die  an  dem  Yorlauff,  dem 


—     33     — 

mal  erlebte  Oesterreich  das  gleiche  Schauspiel   wie  im  Vor- 
jahre, nur  wo  möglich  noch  ärger.  ^**) 

Wenn  auch  Emsts  Politik  in  diesen  Zeiten  der  Not 
zum  Theile  eine  herzlose  genannt  werden  muss  —  und  ist 
es  die  Leopolds  nicht  auch?^-^)  —  Steiermark  trug,  während 
Oesterreich  blutete,  für  sich  doch  einen  Vortheil  davon.  Es 
ist  dies  der  Vertrag,  den  Herzog  Ernst  wahrscheinlich  durch 
Vermittlung  des  CilUer  Grafen  Hermann  H.  mit  dem  Könige 
von  Ungarn  am  2.  September   1408  schloss^^^).    Die  Bezie- 


Rampelstorffer  vnd  dem  Roggen,  den  got  gnad,  von  anruffang  wegen  der 
ganczen  gemain,  beschehen  sein  ?on  merkleicher  notdnrfit  wegen.  Empfehlen 
wir  ew  vnd  begem  emstleich,  daz  ir  vns  ewrselbs  verschribne  antwurt 
ynuerczogenleich  wissen  lazzet,  mit  wen  die  egenanten  fromen  leut  soihe 
swere  strafe  verschuldet  haben,  vnd  ob  das  mit  ewren  wissen  vnd  willen 
sey  zugegangen  vnd  ob  ir  daran  schuld  habt  oder  nicht.'*  (Orig.  im  Wien. 
Stadtarch.)  In  der  gleichen  Angelegenheit  sind  von  Hzg.  Ernst  noch  48  gleich 
datirte  und' gleichlautende  Briefe  an  die  Handwerkszechen  in  Wien  ergangen. 
Die  ausführlichste  Darlegung  dieser  wirren  Verhältnisse  und  der  wahren 
Stellung  H.  Emsts  hiezu,  liefert  der  Klostemeuburger  Chronist  (1.  c). 

II»)  Ebendorfer  885—838.  Besonders  ausführlicch  Kurz  109-183. 
der  für  diese  Kriegsperiode  auch  handschriftliche  Quellen  bentltzte. 

"«)  Vgl.  Kurz  112  u.  116. 

"0  Lichnowsky.  Anhang  G.  I.  („Wir  Sigmund  .  .  .  haben  wir 
vns  mit  allen  vnsem  preleten,  lantheren  vnd  steten  in  Ungern  vnd  andern 
▼nsem  landen  zu  dem  egenanten  vnserm  swager  vnd  ohem  vnd  allen 
seinen  preleten,  herren,  rittem,  knechten  vnd  steten  in  Steir  vnd  andern 
seinen  landen  vnd  lewten  ainer  solchen  frewntschaft  vnd  puntnisse  ver- 
phlicht  vnd  veruangen  .  .  .'').  Dieser  so  wichtige  Vertrag -wird 
von  Muchar  gar  nicht  einmal  erwähnt.  —  Es  durfte  keine 
leere  Vermutung  sein,  wenn  man  das  Verdienst  dieser  Vertragsschlies- 
sung vorzugsweise  auf  Rechnung  des  Gilliergrafen  Hermann  II.  setzt. 
Wir  hatten  seiner  Mittlerrolle  zwischen  Sigmund  und  Ernst  bereits  oben 
gedacht  (s.  Seite  18).  lieber  das  nahezu  intime  Verhältniss  des  Grafen 
zum  Ungarkönige  vgl.  vor  allem  Krones:  „ Hermann  U.'^  in  d.  Mitthei- 
lungen  des  bist.  Vereins  für  St.  XXI.  S.  121—123.  Wenn  es  nun  ge- 
stattet wäre,  den  bei  Gelegenheit  der  Friedenskündigung  erwähnten  „sacz, 
den  derselb  von  Gili  zwischen  sein  vnd  vnser  vnd  vnser  baider  lan- 
den Ungern  vnd  Steir  hat  gemacht^  (s.  imten  Note  200)  —  mit  dem 
in  Rede  stehenden  Vertrage  zu  identificüren,  so  wäre  damit  obige  Ver- 
mutung sur  Gewissheit  erhoben. 

Mlfth«U.  dM  bUt.  V«r«bM  f.  Bt«i«nnark,  XXV.  Haft,  1877.  3 


—     34     — 

hungen  mit  Ungarn  waren  von  jeher  nicht  besonders  freund- 
lich gewesen  ^^^)  und  gelang  es  einmal,  dies  Verhältniss  in 
etwas  zu  einem  milderen  umzugestalten,  so  konnte  man  dies 
immerhin  als  eine  schätzenswerte  Errungenschaft  betrachten. 
Es  wird  nun  nicht  bloss,  wie  dies  bei  solchen  Bündnissen 
gewöhnlich  der  Fall  ist,  gegenseitige  Hilfeleistung  fbr  den 
Augenblick  der  Not  ausbedungen,  es  findet  vielmehr  eine 
von  Grund  aus  regulirende  Abmachung  statt.  Alle  jene  heiklen 
Fragen,  die  zwischen  zwei  sich  ungünstig  gestimmten  Land- 
schaften beständige  Veranlassung  zu  Reibereien  bieten,  finden 
hier  eine  befriedigende  Lösung,  und  dies  Alles  in  einer  so 
präcisen  Formulirung,  wie  man  es  nie  besser  sich  hätte 
wünschen  könnenJ*') 

<><)  Vgl.  Kar^an  in  den  Sitzungsber.  42.  Band  S.  490  ff. 

<*s)  ),Auch  BuUen  vnser  baidertail  land  vnd  lewt  in  Ungern  vnd 
Steyr  vnd  ander  ynser  land  nu  furbazzer  freundieich  vnd  friedleich  ge- 
geneinander steen  beleiben,  also  das  prelaten ,  herren,  ritter,  knechte, 
kaofflewt  vnd  ander  lewt  wie  die  genant  sein  in  baidertail  land  mit  irr 
arbait,  kaufimannschaft  vnd  sust  nach  irer  notdurft  hin  vnd  her  in  gatem 
fried  vnd  schurm  gereiten,  gehandein  vnd  wol  gearbeiten  mugen,  als  das 
in  guter  gewohnhait  von  alter  herkomen  ist.  Auch  sullen  vnser  baider- 
tail land  mit  iren  gtaerken  gegeneinander  steen,  beleiben  vnd  sich  gein 
ainander  friedleich  halten ,  alt  von  alter  mit*  guter  gewonhait  herkomen 
ist,  angeuerde.  Wir  wellen  auch  vestiklaich  wem  vnderstehen  vnd  nicht 
gestaten  vngeuerlich,  das  yemand  aus  Vngem  noch  andern  vnsem  landen 
gen  Steyr  vnd  ander  derselben  vnsers  oheims  vnd  swagers  landen  furbaz- 
zer mer  dhunerlay  angriff  vnd  scheden  tu  in  dhainen  weg.  Hette  aber 
yemand  der  vnsem  in  üngem  vnd  andem  vnsern  landen  gen  Steyr  vnd  ander 
desselben  vnsers  oheims  vnd  swagers  landen  zesprechen  oder  zedagen,  der 
oder  die  suUen  das  tun  mit  dem  rechten  an  den  steten  da  es  billich  ist 
Wolt  aber  yemand  vnsem  egenanten  ohem  vnd  swager  in  seinen  obge- 
nanten  landen  nicht  gehorsam  sein,  die  solich  angriff  in  vnsere  egenan- 
ten lande  teten,  die  sol  er  furderlich  darzu  halten  vnd  noten,  das  sie  ge- 
horsam vnd  gerecht  werden.  Waer  aber  dem  egenanten  vnserm  ohem  vnd 
swager  das  zu  swer  vnd  das  er  das  nicht  getnn  mochte,  so  sul  er  vns 
dammb  manen  vnd  wir  sullen  dann  noch  der  manunge  vnverczogenleich 
selber  ze  im  knmen  oder  aber  im  vnser  volk  vnd  hilff  mit  macht  zu- 
schicken, darnach  vnd  dann  die  sache  an  ir  selber  ist  ungeuerlieh,  das 
er  solich  vngehorsam  gerecht  vnd  gehorsam  mache.  Weih  aach  die 
weren,  die  vns  in  vnsem  egenanten  landen  nicht  gehorsam    sein   wolten, 


j 


—     35     — 

Freilich,  die  Kosten  dieses  Vertrages  musste  Oester- 
reich  tragen.  Aber  auch  hier  wendete  es  sich  allmälig  zum 
Besseren.  Der  kluge  Entschluss  der  Stände,  durch  ein  aus 
ihrer  Mitte  gewähltes  Schiedsgericht  eine  Vereinbarung  zu 
vermitteln  ^*^^),  oder,  wenn  dies  resultatlos  bliebe,  an  König 
Sigmund  zu  appelliren^  brach  der  Bewegung  die  Spitze.  Eine 
weitere  gute  Folge  war,  dass  sich  jetzt  auch  Leopold  mit 
König  Sigmund  zu  verständigen  suchte  ^'^^).  Und  wenn  Ernst 
auch  darnach  den  Kampf  noch  fortzuführen  bereit  war  und 
deshalb  am  27.  September  mit  Herzog  Heinrich  von  Baiern 
ein  gegen  Leopold  gerichtetes  BUndniss  abschlösse ^'O  —  die 
allgemeine  Stimmung  entschied  bereits  für  den  Frieden.  Wohl 
oder  übel  mussten  die  Brüder  derselben  ^'^^  Rechnung  tragen, 
und  der  Ennser  Vertrag  vom  7,  October  war  gewissermassen 
nur  eine  Wiederholung  der  schon  längst  öffentlich  ausgespro- 
chenen allgememen  Wünsche,  sanctionirt  durch  den  Ausspruch 
der  Herzoge* 2 8)^ 

Ein  Schiedsgericht  unter  Sigmund  als  Obmann  sollte 
den  Ausgleich  herbeiführen,  und  damit  der  König  dieses 
Ehrenamt  auch  annehme,    wollen  ihn   beide  Herzoge  durch 

vnd  an  vnsern  willen  ynd  wissen  angriff  vnd  scheden  daraus  in  vnsers 
egenanten  ohems  vnd  swegers  land  teten  vnd  dem  rechten  nicht  gehor- 
sam sein  wolten,  vnd  auch  alle  die,  die  solich  lewte  darauf  enthielden,  die- 
selben solen  wir  alle  vnuerczogleich  anuallen  vnd  sie  darumb  an  lieb  vnd 
gut  swerb'ch  pessern,  vnd  sullen  auch  darzu  genczlich  aus  denselben  vn- 
sern landen  verczaJt  vnd  ansgeslagen  sein,  vnd  wir  weUen  in  darum 
kein  beliben  noch  wesen  furbazzer  mer  lassen  vnd  dhain  gnad  daran 
nicht  tun  an  vnsers  egenanten  ohems  vnd  swagers  wissen  vnd  willen. 
Doch  ist  vnser  egenanter  ohem  vnd  swager  nicht  gepunden  ze  helfPen 
wider  die  Türken.«  Der  am  16.  Febr.  1409  (Kurz  291)  erfolgte  Beitritt 
Hzg.  Emsts  nebst  einigen  steir.  Edlen  zum  ungarischen  Drachenorden 
sicherte  noch  mehr  die  Dauerhaftigkeit  dieser  wertvollen  Einigung. 

<")  Kurz  119. 

«")  «%1408.  Kurz  120. 

»•)  Rauch  m.  461. 

««»)  Vgl.  Lichnowsky  1047. 

>*<0  Hauch  m.  485. 

3* 


—     36     — 

ihre    Oesandten    i^vnuertzogenleich  vnd  fleizzig^   darum  er- 
suchen. 

Durch  diese  Erklärung  fiel  nun  jeder  Grund  zur  Fort- 
setzung von  Feindseligkeiten  weg,  und  Ernst  begab  sieh  auch 
wieder  nach  Graz,  wo  er  am  Neujahrstage  von  1409  eine 
wichtige  Verfügung  bezüglich  der  Grazer  Münze  erliess*^*). 
Dann  reiste  er  nach  Ungarn,  wo  er  sich  durch  den  Beitritt 
zum  Drachenorden  der  günstigen  Stimmung  König  Sigmunds 
zu  versichern  suchte  ^^*^),  der  endlich  am  13.  März  zu  Ofen 
den  entscheidenden  Ausspruch  that'^^).  Er  berief  sich  jedoch 
ausdrücklich  auf  das  bereits  früher  durch  den  Vertrag  vom 
7.  October  festgesetzte  Schiedsgericht  von  16  Vertretern  der 
österreichischen  Stände  und  auf  die  von  diesen  gemachten 
Beschlüsse;  er  seinerseits  wolle  nur  über  Punkte  entscheiden, 
worüber  diese  nicht  einig  geworden  waren.  Die  Abhaltung 
jenes  Schiedsgerichtes  war  in  dem  erwähnten  Vertrage  (vom 
7.  October)  innerhalb  des  Zeitraumes  bis  zum  künftigen 
Georgitag  festgesetzt.  Da  aber  dessen  Spruchsurkunde  nicht 
mehr  zu  finden  ist,  so  ist  auch  der  Tag  des  facüschen  Zu- 
sammentrittes desselben  unbekannt.  Ebenso  ergibt  sich  aus 
dem  Urtheile  Sigmunds  nur  das  negative  Resultat,  worüber  die 
16  nicht  einig  geworden  waren. 

Und  da  ist  es  denn  eme  ganz  stattliche  Anzahl  von 
Punkten.  Der  wichtigste  derselben  war  jedenfalls  die  Bestäti- 
gung der  Mitvormundschaft  Herzog  Emsts.  Vortheilhafter  für 
diesen  war  nur,  dass  jetzt  dieses  bereits  de  facto  bestehende 
Verhältniss  viel  klarer  und  bestimmter  dargelegt  wurde,  als 
es  am  2.  Juni  v.  J.  geschehen  war.  Auch  wurde  jetzt,  was 
damals  ganz  unberücksichtigt  geblieben  war,  eine   nochmalige 


1")  LichnowBky  1068. 

^^^)  Hormayr's  Taschenbuch  fiir  vaterländ.  Gesch.  Jahrgang  1836, 
S.  811 ;  eine  lichtvolle  Motivirung  hiefÜr  bietet  Luscbin's  Aufsatz :  „Halbe 
Turnose  der  Stadt  Thann  un  Elsass''  im  lY.  Bande  der  von  Karabacek 
redigirten  „numismatischen  Zeitschrift''. 

i")  Kurz  295. 


—     37     — 

und  zwar  zweiseitige  Huldigung   der   Stände    zur   Bedingung 
gemacht. 

Eine  gewiss  nicht  erwünschte  Illustration  zur  jüngsten 
Vergangenheit  bildet  die  Bestimmung  Sigmunds,  man  solle 
doch  nachsehen,  wo  denn  eigentlich  die  Steuergelder  hingekom- 
men seien  *^2).  Uns  ist  dies  zum  Theile  wohl  bekannt,  dass 
es  nämlich  die  Herzoge  selbst  waren,  die  ganz  willkürlich 
damit  ihre  gegenseitigen  Privatforderungen  ausgeglichen  hatten, 
statt  sie  dem  bestimmten  Zwecke  zuzuführen  ^^^).  Mochte  es 
sich  nun  aber  damit  wie  immer  verhalten,  die  in  Aussicht  ge- 
stellte genaue  Verrechnung  versprach  auch  hier  so  manches 
wieder  gut  zu  machen,  und  wenn  nur  alle  Punkte  ihrer  Inten- 
tion gemäss  ausgeführt  wurden,  so  war  nicht  zu  zweifeln, 
dass  man  rasch  sich  wieder  erholen  werde  können.  -—  Auch 
die  Eventualbestimmung,  dass  jeder  der  beiden  Vormünder 
das  Recht  habe,  dasjenige  allein  durchzuführen,  was  der  andere 
in  saumsehger  Weise  unterliesse^^^),  bot  eine  Garantie  mehr 
für  eine  gesicherte  Zukunft 

Die  nun  folgenden  zwei  Jahre  zeigten  auch  in  der  That 
einen  völlig  friedlichen  Charakter,  Es  war  eine  Epoche,  in 
welcher  endlich  die  Wirkungen  der  geschilderten  Ereignisse 
zu  Tage  treten  konnten.  Nun  ist  es  erst  möglich,  eine  klare 
Ueberschau  zu  halten,  um  aus  dem  Gegenüberstellen  des  Er- 
reichten mit  dem  ehemals  Dagewesenen  eine  richtige  Vorstel- 
lung von  der  politischen  Sachlage  in  der  Steiermark  zu  ge- 
winnen. Steiermark  wurde  zwar,  wie  bereits  bemerkt,  nie  son- 
derlich in  das  Getriebe  des  Vormundschaftsstreites  mit  hinein- 
verfochten ;  doch  ist  wieder  anderseits  nicht  zu  verkennen,  dass 
sich  in  Folge  der  letztgeschilderten  Vorgänge  die  Physiognomie 


"»)  Kurz  299. 

"0  S.  oben  Note  100. 

*'^)  „Yod  welcher  vnder  den  benanten  baiden  vnsem  swegem  mit 
solher  awssrichtung  der  eegenaoten  vormundschafft  sawmig  wurd,  in  wei- 
hen Sachen  das  wer,  so  sol  dennoch  der  ander  derselben  sach  gantzen 
vnd  vollen  gewalt  haben  awsszerichten  vnd  ze  enden,  damit  lannt  Tnd 
lewt  nicht  gesawnibt  werden.^ 


—     38     — 

dieses  Landes  wesentlich  geändert  hatte.  Denn  noch  bis  zum 
Kremser  Vertrage  vom  2.  Juni  1408  stand  Steiermark  unter 
den  innerösterreichischen  Erbländern  in  einer  ausgeprägten 
Selbstständigkeit  da.  Es  war  ein  Landesherr  da,  der  im  Herzen 
des  Landes  residirte  und,  wenn  auch  noch  nicht  durch  einen 
förmlich  ausgesprochenen  Huldigungsact  an  dasselbe  gekettet, 
dennnoch  eifersüchtig  auf  die  Wahrung  seiner  Autonomie 
bedacht  war.  Herzog  Ernst  war  wohl  auch  Mitregent  von 
anderen  Ländern,  doch  sein  Haupt-  und  Stammland  war  Steier- 
mark. Nun  kann  wie  alles  so  auch  dieses  Yerhältniss  von 
zwei  Seiten  betrachtet  werden,  je  nachdem  man  dabei  ent- 
weder vom  Herzoge  oder  vom  Lande  zuerst  ausgeht  Das 
letztere  war  in  staatsrechtUcher  Beziehung  jedenfalls  besser 
gestellt,  wenn  es  so  hätte  fortbleiben  können,  wie  es  bis  zum 
obbezeichneten  Momente  stand.  Ob  aber  hiebei  auch  der  Her- 
zog gewann,  ist  eine  andere  Frage. 

Ernst,  jener  kraftvolle  Vertreter  der  althabsburgischen 
Hausinteressen,  sollte  sich  mit  der  Regentschaft  eines  so 
kleinen  Landes  allein  begnügen?  Und  das  in  einer  Zeit,  wo 
das  historische  Recht  seiner  Brüder  durch  gar  keine  Tradition 
besser  verbrieft  war  als  sein  eigenes?  Darin  lag  ein  Wider- 
spruch, und  bei  der  Lösung  desselben  musste  Ein  Tbeil  ver- 
lieren: der  Herzog  oder  das  Land.  Wir  kennen  bereits  den 
Ausgang:  eben  Ernst  hat  sein  Ziel  erreicht;  vom  2.  Jimi 
1 408  an  schlug  er  seine  Residenz  in  Wien  auf.  Er  blieb  zwar 
immer  noch  alleiniger  Herr  von  Steiermark,  doch  beschränkte 
sich  jetzt  seine  Hoheit  nicht  mehr  auf  dieses  Land  allein  — 
er  musste  nun  auch  für  andere  sorgen.  Freilich  musste  er 
dies  auch  früher  schon,  aber  es  ist  doch  ein  Unterschied,  ob 
der  Schwerpunkt  einer  Thätigkeit  da  oder  dort  liegt  Die 
natürlichen  Consequenzen  davon  konnten  nicht  ausbleiben; 
denn  dass  dadurch  die  Administration  des  Landes  einen  nach- 
haltigen Umschwung  erlitt,  braucht  wohl  nicht  erst  des  brei- 
teren ausgeführt  zu  werden,  es  ist  nur  die  notwendige  Folge 
des  Residenzwechsels.  Wir  sind  zwar  nicht  so  glücklich,  uns 
im   Besitze   kanzleimässiger  Aufschreibungen    zu  sehen,    wie 


—     39     — 

etwa  allgemeiner  Verordnungen,  Anits-Instructionen  u.  s.  w. 
aus  jener  Zeit,  die  uns  so  klar,  als  wir  es  nur  wünschen,  die 
damaligen  Verhältnisse  vergegenwärtigen  könnten  ^^^.  man 
braucht  aber  nur  verschiedene  Thatsachen  zusammenzuhalten, 
und  die  hieraus  sich  ergebenden  Consequenzen  können  un- 
möglich entgehen.  So  wissen  wir  z.  B.,  dass  bei  den  diversen  Vor- 
mundschaftsverträgen gewisse  Verabredungen  bezüglich  der 
LandeseinkOnfte  getroffen  worden  waren«  Wenn  nun  Herzog 
Leopold  in  der  Mitte  des  Jahres  1410*  3^)  dem  Wilhelm 
Perneker  seinen  Antheil  an  dem  Hubamte  zu  Graz  Air  3000  fl. 
verpfänden  konnte,  so  ist  ja  sein  Hereingreifen  in  das  Steuer- 
wesen des  Landes  zur  Evidenz  gebracht,  und  dass  sich  dessen 
Steiermark  nicht  besonders  erfreuen  konnte,  ist  auch  selbst- 
verständlicL  Und  dies  dürfte  die  zweite  Wunde  sein,  die 
unser  Land  aus  dem  vergangenen  Bürgerkriege,  ohne  sich 
daran  betheiligt  zu  haben,  trotzdem  davontrug. 

Ein  drittes  Moment  für  unsere  Betrachtung  wäre  die 
grössere  oder  geringere  Wärme,  mit  der  sich  Herzog  Ernst 
von  nun  an  für  unser  Land  interessirte,  resp.  dessen  Regent- 
schaft führte.  Viele  Aemter,  viele  Sorgen,  sagt  das  Sprichwort 
So  musste  es  auch  hier  sein.  Unmöglich  konnte  jetzt  Ernst, 
wozu  er  wohl  früher  verpflichtet  gewesen  wäre,  sein  ganzes 
Augenmerk  auf  die  Bedürfhisse  seines  eigentlichen  Haupt- 
landes concentriren.  Sein  Interesse  war  und  blieb  jetzt  getheilt. 
So  ist  es  doch  wenigstens  der  Mühe  wert,  in  Erfahrung  zu 
bringen,  inwieweit  sich  dasselbe  auch  auf  Steiermark  erstreckt 
habe.  Zu  dem  Ende  wäre  es  freiHch  auch  hier  sehr  zu  wün- 
schen, wenn  wir  eine  so  ziemlich  vollständige  Sammlung  der 
auf  Ernst  bezüglichen  Urkunden  aus  dieser  Periode  besässen. 


136)  Das  im  Wiener  Staatsarchiv  hinterliegende  Copialbuch  aus 
der  Kanzlei  Herzog  Ernsts  (Nr.  13  bei  Böhm  „die  Handschriften  des  k. 
k.  H.  H.  u.  St.  A.)  konnte  ich  nicht  einsehen,  üeber  die  Form  der  amtli- 
chen Beziehungen  finden  wir  wohl  auch  anderorts  beachtenswerte  Andeu- 
tungen (ygl.  z.  B.  unten  Noten  175,  200,  211.) 

IS6)  14101%  Wien.  Mittheünngen  des  histor.  Vereins  flu-  Strmk. 
Vn.  259  (Muchar  113). 


—     40     — 

Leider  ist  auch  das  ein  frommer  Wunsch,  der  in  dem  factisch 
Gegebenen  eine  nur  approximative  Erfüllung  finden  kann.  Aus 
der  Vergleichung  alles  bis  jetzt  Erreichbaren  ergeben  sich 
nun  folgende  Resultate. 

Der  Aufenthalt  Emsts  in  Steiermark  beschränkte  sich 
jetzt,  wie  man  es  auch  kaiun  anders  erwarten  durfte,  nur 
auf  ganz  karg  bemessene  Zeitmomente,  Wenn  wir  hier  die 
Zeit  vom  Ofener  Schiedssprüche  (13.  März  1409)  bis  zum 
Tode  Herzog  Leopolds  (3.  Juni  1411)  in's  Auge  fassen,  so  entfallen 
fUr  jedes  Jahr  1 — 2  Monate,  in  welchen  er  für  je  einige 
Tage  im  Lande  verweilte.  Für  das  Jahr  1409  sind  es  die 
Monate  Mai  und  November  >^v»  für  1410  der  März  ^^ 8) 
und  für  1411  abermals  der  März*''^).  Die  übrigen  auf 
Steiermark  bezüglichen  Urkunden  Herzog  Ernsfs  haben 
als  Ausstellungsorte :  Wien  ^  ^%  Steier  ^  ^  *),  Neunkirchen  ^  ^^). 
Wollte  man  diese  Vergleichung  in  minutiöser  Weise  sogar 
auf  die  Bestimmungen  ausdehnen,  in  welchen  Monaten  Ernst 
gar  nicht  für  Steiermark  urkundete,  und  wie  sich  die 
Stückzahl  der  auf  die  einzelnen  Länder  bezüglidien  Urkunden 
zu  einander  verhielte,  so  Uesse  sich  aus  dem  bisher  Bekannten 
etwa  Folgendes  angeben,  obwohl  man  sich  von  vornherein  gar 
sehr  gegen  die  Ansicht  verwahren  müsste,  als  ob  man  daraus 
allein  auf  etwas  Positives  unfehlbar  schliessen  könne  und 
dürfe.  Jm  Ganzen  sind  es  56  Urkunden,  die  uns  als  er- 
halten'^^)   erreichbar  waren.    Von    diesen    entfallen   18    auf 

1")  1409»%  Graz  (A.  Handschr.  2255c  p.  257);  1409  "/i,  Graz 
(Brandl  Urkundenbuch  d.  Teufenbach  Nr.  200);  1409  »»/i,  Graz  (A.  Hand- 
schrift Nr.  2255c  p.  261). 

138)  1410%  Graz  (A.  4410a);  1410»/,  Brück  a/M.  (A.  4413, 
4413a,  4413b). 

»»>)  1411%  Graz  (A.  4444  b). 

«*o)  1409»%  (Muchar  110),  1409%  [A.  4381a),  1409"/, o  (Mu- 
char  llO;,  1410'%  (A.  4408),  1410%  (A.  4420). 

'*»)  1410«%  (A.  Handschr.  471  f.  56),  1410«%o  (Preuenhuber  78), 
1410%,  (1.  c). 

'«)  1410«%,  (A.  4432). 

»<*)  Ausser  den  bereits  oben  citirten  Fundorten  wurden  biebei  in 
Betracht  gezogen:  Der  27.  und  der  31.  Band  des  Archivs  f.  K.   öst.   G. 


—     41        - 

Steiermark  bezugnehmende  Stücke,  20  für  Ober-  und  Nieder- 
Oesten-eich,  8  für  Tirol,  1  für  Kärnten,  5  betreffs  des  Ver- 
hältnisses zu  den  Herzogen  von  Baiern  und  4  in  Bezug  auf 
den  mit  Herzog  Friedrich  geschlossenen  Erbfolge  vertrag.  In 
welchen  Monaten  Herzog  Ernst  gar  nicht  für  Steiermark  ur- 
kundete,  ist  dem  oben  Citirten  leicht  zu  entnehmen.  Aus 
dieser  ganzen,  vielleicht  müssig  scheinenden  Zusammenstellung 
ersieht  man  doch;  dass  Steiermark  wenigstens  kein  ganz  ver- 
gessenes Stiefkind  blieb.  —  Es  sind  theils  allgemein  giltige 
Verordnungen,  die  der  Herzog  erliess,*^^)  theils  Privilegisi- 
rungen  für  einzelne  Orte,  ^^5)  Kirchen  und  Klöster,  theils  Ur- 
kunden, betreffend  einzelne  Personen,  wie  Belehnungen,  Ur- 
theile  u.  s.  w.  Es  kann  aber  nicht  oft  genug  wiederholt 
werden,  dass  es  ein  unverzeihlicher  Irrthum  wäre,  zu  meinen, 
mit  der  Ausfertigung  dieser  bekannten  und  unbekannten  Ur- 
kunden habe  sich  die  gesammte  Thätigkeit  Emsts  für 
Steiermark   erschöpft.    Ein  flüchtiger    Blick   auf    das  bisher 


Qu.,  Regesta  Boica  XII.  Band,  Monumenta  Zolleriana  VI.,  Abschriften 
aus  dem  Wiener  Stadtarch.  um  Besitz  des  H.  Prof.  Zahn)  und  Brandis 
„Tirol  unt.  Friedrich'^  Dass  natürlich  die  Untersuchung  nicht  bei  dem 
Genannten  allein  stehen  blieb,  bedarf  wohl  kaum  erst  einer  Versiche- 
rung. Wo  anderwärts  hat  sich  eben  nichts  Neues  gefunden  und  kann 
daher  auch  nicht  angezogen  werden. 

«^*)  So  z.  B.  1409%  Wien:  Hzg.  Ernst  gebietet»  dass  keiner,  wel- 
cher in  Kärnten,  Steyr  und  Krain  nicht  sesshaft  ist,  in  diesen  Landern 
Tuch  nach  der  Elle  auf  den  Märkten  verkaufe  (A.  4881a). 

14»)  140910/4  Wien.  Hzg.  Ernst  gestattet  der  Stadt  Brück  a/M. 
den  freien  Salzhandel  in  Üntersteiermark  (Muchar  110). 

1410'Vio  Steier.  Hzg.  Ernst  erlässt  an  seinen  Burggrafen  zu 
Kirchdorf  das  Verbot  gegen  den  Verkauf  und  die  Verführung  der  vene- 
tianischen  Waaren  über  die  Zeiring  und  des  Eisens  ttber  die  Buchan 
und  den  Pyrn.  (Preuenhuber  78.) 

1410%  t  Steier.  Herzog  Ernst  hebt  dieses  Verbot  wieder  auf 
(ebendaselbst). 

1411%  Graz.  Hzg.  Ernst  verordnet,  dass  alle  im  Burg^eden  der 
Stadt  Rottenmann  Hegenden  Grundstücke  gleichmässig  zu  steuern  hätten, 
und  dass  niemand  ausser  den  Bürgern  daselbst  Handel  und  Gewerbe 
treiben  dürfe    (A   4444b). 


—     42     — 

Mitgetheilte  zeigt  schon,  dass  sich  darunter  gar  nichts  be- 
findet, was  sich  etwa  auf  den  Zusammenhang  Emsts  mit  der 
Landesverwaltung  im  Grossen  und  Ganzen  bezöge.  Dürfte  man 
deshalb  diesen  schon  auch  leugnen?  —  Wir  müssen  zwar 
bedauern,  dass  uns  keine  eingehenderen  Quellen  zu  Gebote 
stehen,  doch  war  es  immerlün  gestattet,  aus  allem  uns  Zugäng- 
lichen die  oben  ausgeführten  Folgerungen  abzuleiten. 

In  diese  Zeit  fällt  auch  der  bereits  erwähnte  wichtige 
Erbfolge  vertrag  Herzog  Ernsts  mit  Friedrich.  ^^*')  Bei  dem 
Umstände,  dass  Ernst  bis  jetzt  aus  einer  langjährigen  Ehe 
noch  keiner  Nachkommenschaft  sich  erfreuen  konnte,  gewann 
diese  Erbfolgeordnung  auch  für  Steiermark  eine  erhöhte  Be- 
deutung. Denn  Friedrich  wurde  fbr  den  Fall  des  kinderlosen 
Abganges  Herzog  Ernsts  zum  Erben  aller  dessen  Lande 
dies-  und  jenseits  des  Arlberges  oder  zum  Vormund  der 
etwaigen  mimündig  hinterlassenen  Kinder  Ernsts  eingesetzt. 
Dieser  letztere  Fall  trat  auch  wirklich  nach  Emsts  Tode  ein 
und  dies  nicht  gerade  zum  Glücke  des  Landes  sowie  dessen 
künftigen  Regenten.  Der  Abschluss  des  Erbvertrages  wird  von 
den  meisten  Schriftstellern  als  ein  Act  der  Abneigung  Emsts 
gegen  seinen  Bmder  Leopold  aufgefasst.  Das  Verhäituiss 
zwischen  beiden  war  allerdings  nicht  besonders  intim,  doch 
fanden  keine  ausgesprochenen  Feindseligkeiten  mehr  statt,  da 
ja  die  Hauptveranlassung  hiezu  jetzt  beseitigt  war.  Beide 
Herzoge  hatten  gleichen  Machtantheil,  damit  waren  ja 
ihre  Wünsche  im  allgeraeiuen  erfüllt  Ob  damnter  auch 
die  Vormundschaft  gedieh,  war  bei  beiden  doch  mehr  oder 
weniger  Nebensache.  Die  Ueberzeugung  hievon  trat  auch 
schon  damals  zu  Tage  und  sprach  sich  am  stärksten  in  der 
Erklärung  des  plötzlichen  Todes  Leopolds  (3.  Juni  141 P^*) 
aus.     Der    Aerger    über    das    eigenmächtige    Vorgehen    der 


«*•)  1409"/7   Wien.  —  Kurz   139. 

■^')  Die  Angabe  „terdo  Maij^  bei  Ebendorfer  840  wird  durch 
den  Zusatz  ^die  ipsa  eancti  Erasmi  quae  tunc  erat  quarta  feiia  in  feste 
PentecoBtes''  auf  den  3.  Juni  hin  berichtigt. 


-       43     — 

Stände   bezüglich   seines   Mündels  ^^^)    habe   ihm   das   Leben 
geraubt.  ^^*) 

Nach  Leopolds  Hingange  entrollte  sich  in  Oesterreich 
unter  der  Enns  ein  eigenthümliches  Schauspiel.  Es  war  eine 
echte,  durch  kerne  künstlichen  Mittel  hervorgerufene  Volks- 
bewegung, die  dem  jungen  Herzoge  Albrecht  in  einem  Jubel 
entgegenkam,  der  wahrhaftig  tiefe  Schatten  auf  die  zu  Ende 
gelaufene  Periode  zu  werfen  geeignet  war.  Gleich  als  hätte 
das  Land  bisher  unter  dem  Drucke  eines  unheimlichen  Alps 
geschmachtet,  wurde  es  jetzt  der  Schauplatz  von  Kund- 
gebungen der  Gefühle  des  Wiederauflebens  und  der  hofl^nungs- 
reichen  Erwartung.  Mögen  auch  die  diesbezüglichen  Schilde- 
rungen Ebendorfer's '  ^^  mehr  novellistischen  als  historischen 
Werth  besitzen  —  etwas  Wahres  steckt  gewiss  dahinter. 
Wir  könnten  ja  am  Ende  an  das  bekannte  „leichte  Blut"* 
der  Wiener  erinnern,  die  von  jeher  zu  solchen  Demonstrationen 
hinneigten. 

Dieser  Jubel  entsprach  aber  schlecht  den  Wünschen  des 
bisherigen  Vormunds,  Herzog  Ernst  Wir  sind  zur  Genüge 
mit  denselben  vertraut  geworden,  um  uns  vorstellen  zu  können, 
wie  hart  es  ihm  fallen  musste,  auf  die  Erfüllung  derselben 
freiwilHg  zu  verzichten.  Und  war  denn  nicht  Herzog  Albrecht 
erst  14  Jahre  alt  nnd  deshalb  noch  unvogtbar?  War  aber 
anderseits  nicht  auch  Friedrich  da,  der,  lange  genug  zurück- 
gesetzt, nun  endlich  auch  einmal  eine  Rolle  zu  spielen  be- 
rufen schien?  Wenn  es  dem  Ernst  geglückt  war,  eine  Vor- 
mundschafts -  Gemeinschaft  mit  Herzog  Leopold  sich  heraus- 
zuschlagen, warum  in  aller  Welt  sollte  dies  nicht  auch  dem 
Friedrich  gelingen?  Welche  Perspectiven  eröfl&ien  sich  da! 
Darum  sollte  sich  also  Ernst,  dessen  höchstes  Ziel  Autokratie 


148)  Ebendorfer  840.  Aeneas  Sylvius  „De  viris  illustribus"  (Bibl. 
d.  literar.  Yer.  in  Stuttgart,  I.  Band)  S.  66. 

^*^)  „Ne  ab  re  BuspiciaDdnm  pato,  quod  et  hanc  sanguinis 
ebuUitionen  maturavit  gra\i8  in  barones,  prselatos  et  civitates  timc  Egen- 
bnrgfe  in  unum  coactos  ferrens  ira  et  vindictae  effectus.^  1.  c.  841. 

'*'7  Pez,  II.  842. 


—     44     — 

war,  80  lange  geplagt  haben,  damit  er  in  dem  Augenblicke, 
wo  er  das  Heft  allein  in  der  Hand  zu  haben  schien,  abenuals 
mit  einem  Bruder  theilen  sollte!  Dieser  Antagonismus  musste 
früher  oder  später  abermals  zu  einem  Kampfe  führen. 

Jetzt  war  aber  die  Sachlage  viel  zu  kritisch,  um  den 
Kampf  sogleich  aufnehmen  zu  können.  Es  konnte  ftkr  den 
Augenblick  sogar  nützlicher  erscheinen,  wenn  Ernst  sich  mit 
Friedrich  verbündete,  um  mit  dessen  EQlfe  die  ihm  wider- 
strebenden Elemente  zu  beseitigen.  War  nur  einmal  das 
Gröbste  abgethan,  so  konnte  man  seine  Operationen  schon 
etwas  weiter  ausdehnen.  Und  wirklich  finden  wir  beide 
Brüder  in  einer  aggressiven  Stellung  gegen  Wien.  Das  nahe- 
gelegene Himberg  war  der  Ausgangspunkt  ihrer  Unter- 
nehmungen.^^^) 

Doch  diesmal  scheiterten  dieselben  an  drei  ihnen  weit 
überlegenen  Widerstaudskräfbeu :  an  dem  jugendlichen,  aber 
frühreifen  Herzog  Albrecht  selbst,  der  durchaus  keine  Lust 
zur  Rückkehr  in  das  alte  und  ihm  sogar  schädliche  Vormund- 
schaftsverhältuiss  bezeigte;  an  König  Sigmund,  der  ganz  auf 
der  Seite  des  letzteren  stand;  und  an  den  Ständen,  deren 
hervorragendster  Vertreter  Reinprecht  von  Walsee,  Hauptmann 
des  Landes  ob  der  Enns,  den  Reigen  eröffnete. 

Die  rasch  getroffenen  Vorkehrungen  dieses  energischen 
Mannes  erzwangen  auch  den  Rückzug  der  Herzoge  von 
Himberg  nach  Wiener-Neustadt  *' 2)  Noch  einmal  sollte  das 
schon  so  oft  gebrauchte  Mittel  helfen  —  ein  Schiedsspruch. 
Schon  am    14.   September   compromittirte  Ernst  zu  Himberg 

<><)  Ebendorfer  842.  Zugleich  säumte  auch  Ernst  nichts  seinen 
alten  Einfluss  bei  der  Wiener  Bflrgerschaft  wieder  zur  Greltung  zu  brin- 
gen; am  18.  Juli  schickte  er  von  Wiener-Neustadt  aus  seinen  Eammer- 
schreiber  Hanns  z.  Perchtoltztorff  dahin  mit  der  Empfehlung,  diesem 
ebenso  „als  Ynsselber""  zu  glauben.  Es  ist  zu  vermuten,  dass  die  im 
Briefe  nicht  angedeutete  Mission  desselben  sich  auf  die  in  Schwebe 
stehende  Angelegenheit  bezog.  (Nach  e.  Abschrift  v.  Prof.  Zahn  aus  dem 
Wien.  Stadtarch.) 

«B»)  Ebendorfer  843.  Lichnowsky  1228. 


1 


—     45     — 

auf  den  König  Sigmund J^^)  Ehe  aber  dieser  sich  zu  dem 
entscheidenden  Schritte  herbeiliess,  schloss  er  mit  Herzog 
Albrecht  —  gleichsam  zum  Beweis,  dass  er  ihn  fUr  reif  genug 
halte  —  am  5.  October  den  so  wichtigen  ungarisch-öster- 
reichischen Grenzvertrag  ab.^54)  2  Tage  darnach  verlobte  er 
ihm  Elisabeth,  sein  zweijähriges  Töchterchen.  ^'^) 

Nach  solchen  Vorläufern  konnte  man  über  den  Inhalt 
des  erwarteten  Schiedsspruches  nicht  mehr  lange  im  Zweifel 
sein.  Der  offidellen  Kundmachung  desselben,  ^^'')  die  am 
30.  October  erfolgte,  ging  eine  äusserst  sorg&ltige  Ueber- 
prUfung  aller  einschlägigen  Documente  voraus.  ^^')  Sodann 
urtheilte  der  König :  in  Anbetracht  dessen,  dass  der  himmlische 
Schöpfer  dem  14jährigen  Albrecht  für  sein  Alter  „genug 
redlicher  vernunfft  vnd  sinn''  verliehen  habe,  sowie  auch  mit 
Rücksicht  darauf,  dass  schon  anfänglich  bei  der  Einsetzung 
der  Yonnundschaft  im  Jahre  1406  die  Dauer  derselben  nur 
auf  5  Jahre  festgesetzt  worden  sei,  erkläre  er  nun  Albrecht 
ausnahmsweise  schon  mit  14  Jahren  für  volljährig.  *^*^)  Dem- 
zufolge habe  auch  Ernst  sich  aller  vormundschafUichen 
Rechte  zu  begeben  und  die  Verwesung  des  Landes  ob  und 
unter  der  Enns  niederzulegen.  Finanzielle  Streitfragen,  die 
auf  jene  Bezug  haben,  werden  mit  den  übrigen  gegenseitigen 
Privatforderungen  entweder  gleich  entschieden  oder  einer 
späteren  Untersuchung  vorbehalten. 

Wohlweislich  wird    schon    im    ersten    Paragraphe    ge- 


'»»)  LichnowBky  1227.  LOnig  R.  A.  VII.  26. 

'»*)  Lichnowsky  C.  II. 

«")  Kurz  302. 

'**)  Abgedruckt  bei :  Herrgott:  Monum.  Aug.  Dom.  AuBtr.  III/i  18; 
SchrOtter,  Y.  Abhandlung  aus  d.  österr.  Staatsrechte  849  (unvoUständ.) ; 
Preuenhaber :  Qesch.  d.  Stadt  Steyr,  79  (mit  dem  Dat.  6.  Novemb.) 
und  Rauch:  Scriptor.  III.  491. 

is^  „  .  .  .  vnd  die  (versigelten  Zeddeln)  mit  sampt  vnsem  reten, 
ertzbischouen,  bischouen,  preleten,  fursten,  landherm,  rittem  vnd  knech- 
ten vnd  auch  geistlichs  rechten  vnd  kayserlichen  gesetzt  lere  aigentlichen 
vnd  gentzlich(*n  vberlesen,  verhöret  vnd  wol  vemomen  haben. ^  Rauch  498. 

lA")  Ueber  den  Rechtsstandpunkt  vgl.  Schrötter  1.  c.  VII.  Abschnitt. 


—     46     — 

fordert,  dass  Ernst  dieserlialben  seinem  ehemaligen  Mündel 
keinerlei  Feindschaft  nachtragen  solle. '5*)  Wie  nachlässig  aber 
Ernst  diese  Vorschrift  eingehalten  hat,  lehrt  die  Folgezeit 
Es  ist  übrigens  kein  Revers  bekannt;  in  welchem  sich  unser 
Herzog  mit  obigen  Punctationen  für  einverstanden  erklärt 
hätte.  Die  Folge  davon  war,  dass  das  bisher  ziemlich  fremoid- 
schaftliche  Yerhältniss  zwischen  Herzog  Ernst  und  König 
Sigmund  ebenfalls  in  ein  gespanntes  und  später  sogar  feind- 
seliges sich  umwandelte. 

Enföt  war  aber  jetzt  viel  zu  machtlos,  um  seine  ein- 
gebildeten oder  wirklichen  Rechte  mit  Erfolg  ausfechten  zu 
können,  und  der  höhnende  Nachruf  der  Wiener:  „khez  geen 
Graz!"*^^)  bezeichnete  diese  Machtreducirung  in  erbarmungs- 
loser Schärfe. 

Und  nicht  genug  an  dem,  so  war  jetzt  strenggenommen 
Ernst  nicht  einmal  mehr  Herr  von  Steiermark.  Denn  nun 
war  ja  jener  Fall  eingetreten,  von  dem  wir  bereits  bei  Ge- 
legenheit des  allerersten  Vormundschaftsvertrages  gesprochen. 
Damals  war  ganz  deutlich  ausgemacht  worden:  wenn  die 
Vormundschaft  ein  Ende  haben  werde,  so  sollten  die  drei 
Brüder  unter  drei  Länderabtheilungen  mit  den  Vororten  Graz, 
Laibach  und  Tirol  wählen,  wobei  der  älteste  zuerst  und  dann 
der  nächstältere  seinen  Willen  kund  geben  könnte.^***)  Für 
den  Fall,  dass  mittlerweile  einer  der  drei  Brüder  mit  Tod 
abgehen  könnte,  hatte  man  freilich  nicht  vorgesorgt  Doch 
was  verschlug  das?  Die  beiden  überlebenden  mussten  ja 
trotzdem  dem  bisherigen  Provisorium  durch  irgend  einen 
Entschluss  ein  Ende  machen.  Und  dass  gerade  Ernst  und 
Friedrich  zufälligerweise  die  überlebenden  waren,  konnte  die 
Sache  nur  noch  erleichtem. 

Wenn  man  von  den  DiflFerenzen  absieht,  die  wegen 
der  Vormundschaft  möglicherweise  hätten   entstehen  können, 

'B^  ^vnd  (las  in  der  vorgenant  Ernst  kain  fein  tschaft  darumb  zu- 
ziehen 8ol  in  dhain  weise.''  Rauch  601. 
»«0)  Ebendorfer  848. 
1«')  S.  oben  Noten  27,  29  und  30. 


J 


—     47     — 

sofern  nicht  König  Sigmunds  Machtspnich  dazwischen  getreten 
wäre,  so  muss  man  gestehen,  dass  zwischen  jenen  beiden  bis  jetzt 
ein  ganz  gutes  Nebeneinanderleben  stattgefunden  hatte.  Zeuge 
hiefür  ist  auch  der  von  ihnen  seinerzeit  abgeschlossene  gegen- 
seitige Erbfolgevertrag.  ^'^^)  Jn  Hinblick  auf  diesen  konnte 
also  die  bevorstehende  Ländertheilung  eigentlich  nur  mehr 
Sache  eines  freundschaftlichen  Abkommens  sein.  Und  aui 
diesem  Wege  scheint  sie  auch  geordnet  worden  zu  sein,  denn 
es  findet  sich  nirgends  eine  Spur  von  einer  Thcilungsurkunde, 
keine  Ständeversammlungen,  kein  Schiedsspruch  'mehr.  Nur 
eine  vereinzelte  chronikalische  Mittheilung  belehrt  uns,  dass 
eine  factische  Theilung  vor  sich  gegangen  war.***') 

Jetzt  erst  war  an  eine  Dauerhaftigkeit  des  Bestehenden 
zu  denken.  Kein  Vorbehalt,  keine  Präclusivclausel,  drohte  nun- 
mehr den  Zusammenhang  zwischen  dem  Lande  und  dessen 
Kegenten  zu  erschüttern.  Wohl  hatte  dieser  mit  Steiermark 
auch  Kärnten  und  Krain  gleicherweise  übernommen,  aber  die 
eigentliche  Residenz  des  Herzogs  war  jetzt  doch  wieder  Graz. 
Und  so  war  denn  Steiermark  wieder  zu  jener  politischen 
Stellung  gelangt^  die  sie  bereits  bis  1408  eingenommen  hatte 
und  jetzt  sogar  noch  im  vergrösserten  Massstabe.  Denn  sie 
bildete  den  Kern  eines  Ländercomplexes,  der  später  unter 
dem  Namen  „Innerösterreich"  zusammengefasst  wurde.  Diese 
erweiterte  Machtstellung  mochte  auch  in  Verbindung  mit  der 
angeborenen  Ehrsucht  des  Regenten  die  Veranlassung  bilden, 
warum  er  sich  von  jetzt  an,^^^)  anfangs  vereinzelt,  dann  aber 
permanent  ,,Erzherzog'^  schrieb  und  so  tituliren  liess. 


<")  S.  oben  Note  146. 

183)  Yeit  Arenpeck  im  Chron.  Austr.  bei  Fez  I.  1275:  „mortus 
igitur  Wilhelmo  duce  et  fratre  eins  Leopoldo  juniore  sine  liberis  Ernes- 
tu8  et  Fridericus  fratres  diviserunt  terras.  Emesto  cessit  pars  inferior 
Styria,  Carinthia  et  Camiolia;  Friderico  pars  superior  scilicet  Tyrolis, 
Alsatia,  Burgovia  et€.^ 

!•<)  Also  nicht  erst  von  Hld  an,  wie  Muchar  YII.  127,  meint: 
Der  Gebrauch  des  Erzherzogtitels  bei  Ernst  ist  zuerst  in  einer  Urkunde 
von  141 1<%  V^iener-Nenstadt  nachweisbar,  woselbst  rErzherzog**  (archi- 
dux)  Ernst  die  Rechte,  Freiheiten  und  Privilegien  von  Pordenone  bestätigt 


—     48     — 

Dieser  neuen  Aera  ermangelte  auch  nicht  der  nötige 
geräuschvolle  Anfang.  Es  war  dies  die  Walseer  Fehde,  an 
der  anfangs  Herzog  Friedrich  selbst  auch  mithalf  (wahr- 
scheinlich October  bis  November  1411  ^"5),  und  die  für  die 
streitlustige  Ritterschaft  dieser  Zeit  eine  wahre  Musterfehde 
abgegeben  haben  mag.  Wir  wollen  deren  Verlauf  bei  einer 
späteren  Gelegenheit  etwas  genauer  in^s  Auge  fassen  und 
wenden  jetzt  unsere  Aufmerksamkeit  der  anderweitigen  Be- 
thätigung  des  Herzogs  zu. 

Theils  private,  theils  öfFentUche  Angelegenheiten  waren  es. 


(Font,  rer  Austr.  XXIY.  161).  —  Machan  Ansicht,  die  auch  von  Fritz 
„Gesch.  des  Land,  oh  d.  Enns*^  u.  a.  getheilt  wird,  ist  übrigens  nur 
eine  Wiederholung  dessen,  was  Lichnowsky  V.  156  behauptet  hatte,  der 
noch  hinzusetzt j :  »Auf  seinen  Siegeln  war  er  nur  Herzog  und  fremde 
Forsten  nannten  ihn  nicht  anders."  Auch  das  letztere  ist  unrichtig,  denn 
schon  im  Jahre  1408,  also  lange  bevor  noch  Ernst  selbst  sich  so  nannte, 
titulirte  der  Doge  Mocenigo  von  Venedig  ihn  als  „archidux  Austriae^  (Vgl. 
Godice  diplomatico  Istriano  III.  u.  Mittheilungen  des  histor.  Vereins  für 
Krain  X.  22).  Und  dann  ist  auch  in  der  That  bei  Herrgott  „Monum.  aug. 
dorn,  austr.  I.  Tab.  VIII.  Nr.  6  ein  Siegel  abgebildet,  das  die  Umschrift 
führt:  „Amestus  dei  gracia  archidux  Austrie,  Styrie,  iCarinthie  et  Garni* 
ole  etc.^  Die  zu  Gunsten  Lichnowsky's  abgegebene  Erklärung  Fimha- 
bers  (im  Notizenblatte  des  k.  k.  Akad.  d.  Wissensch.  L  Band  S.  74) 
ändert  an  der  oben  aufgestellten  Ansicht  ebenfalls  nichts ;  denn  trotz  des- 
sen n emsigsten*^  Nachforschungen  konnte  es  ganz  gut  möglich  sein,  dass  ihm 
eine  Urkunde  entging,  indem  sie  eben  an  einem  ihm  unzugänglichen 
Grte  sich  befand.  Sachlich  genommen,  dürfte  es  gewiss  auch  viel  plau- 
sibler sein,  den  Anfall  von  so  und  so  viel  Ländern  eher  für  den  wahren 
Grund  der  Annahme  des  Titels  zu  halten,  als  nur  die  simple  Erbhuldi- 
gung in  Kärnten.  So  fasste  es  auch  der  alte  Schrötter  in  seiner  II.  Ab- 
haudlung  v.  d.  österr.  Staatsrechte  (I.  Abschn.  §  20,  Seite  54—55)  auf, 
der  freilich  als  Beispiel  nur  die  kämtn.  Landhandfeste  von  1414  an- 
führt. Höclist  interessante  Beiträge  über  den  Gebrauch  des  Erzherzog- 
titels förderte  in  neuerer  Zeit  Ghmel  zu  Tage  (in  seinem  „Berichte  Ober 
den  Fortgang  einiger  akademischer  Unternehmungen"  in  den  Sitzungs- 
bericht, der  k.  k.  Akad.  d.  Wissensch.  XXII.  p.  42,  Note  2),  namentlich 
über  die  Zeit  vor  und  nach  Ernst.  Die  von  diesem  selbst  gebrauchte  und 
von  andern  ihm  beigelegte  Titulatur  ist  fast  durchgängig :  „Herczog  Ernst 
erczherczog  ze  Österreich  etc.'' 
<«•)  Ebendorfer  843. 


—     49     — 

die  ibn  beschäftigten.  Unter  die  ersteren  gehört  vor  allem 
auch  die  Besitzergreifung  des  Schlosses  Göstmg.  Kaum  hatte 
Leopold  die  Augen  geschlossen,  so  forderte  Ernst  schon  auch 
von  dem  dortigen  Pfleger  die  üebergabe  der  Festung.  Das 
Pflegeramt  versah  damals  der  schon  öfters  genannte  Caspar 
der  „Sawrer*',  ein  Ahne  der  nachmaligen  Saurauer*'^'^).  An- 
fangs ein  einfacher  Schreiber  zu  Göss*^'^,  woselbst  seine 
Muhme  Anna  Dechantin  war*^^),  und  Amtmann  in  dem  dazu- 
gehörigen j^Schratlamergerichte"  **'*),  hatte  er  es  verstanden,  sich 
allmälig  dem  Herzoge  Leopold  zu  nähern  und  dessen  Vertrauen 
zu  erwerben.  Er  erhielt  das  Schloss  Gösting  in  Pflege*^")  und 
bezog  ftlr  diese  „purkhut"  jährlich  150  Pfd.  Pfennige  ^^^).   In 


166)  ^icht  zu  verwechseln  mit  dem  kärntnerischen  Adelsgeschlechte 
der  Saurer;  der  Unterschied  ist  am  Siegel  zu  erkennen.  Auch  wird  er 
einmal  in  einem  Originale  (A.  4444a)  ausdiilcklich  Caspar  der  S  a  w  r  a- 
wer  genannt,  üeber  die  Familien-  und  Besitzverb&ltnisse  des  Caspar 
8.  ergeht  sich  ausführlich  dessen  Testament  von  17.  Juli  1899|  welches 
er  vor  dem  Antritte  einer  weiteren  Reise  ausgestellt  hatte.  Es  sei  ge- 
stattet, aus  demselben  einige  Belegstellen  mitzutheilen :  „Des  ersten, 
were,  ob  ich  des  geuerts  darauf  ich  yetz  bin  vnd  in  fremde  land  main 
ze  reiten,  nicht  herwider  haim  ze  land  k6m  vnd  von  tods  wegen  abgieng, 
da  got  vor  sey,  so  sol  das  gemacht  vnd  die  Widerlegung,  so  ich  Doro- 
theen  von  FlSdnicz  meiner  lieben  elichen  hawsfrowen  gegeben  vnd 
getan  hab,  by  allen  krefften  vnd  handuesten  beleiben  .  .  .  Wer  auch, 
daz  die  selb  mein  elich  hawsfrow  als  ich  sie  yeczund  s  wanger  hinder 
mir  gelassen  hab,  ain  tochter  gewunen  vnd  nicht  ainen  Knaben,  so  sol 
mein  tail  der  vest  Lug  gast  .  .  .  geuallen  auf  Balthasarn  den 
Sawrer  meinen  lieben  prüder  vnd  auf  sein  sun  ....  Ich  hab  euch 
der  egenanten  meiner  hawsfrawen  etwie  vil  geprochens  Silbers  empho- 
Ihen,  vnd  hab  euch  auf  einer  Joppen  etwie  vil  Silber,  darczu  hab 
ich  ain  silbrin  gurtet  hie  ze  Tann  gelassen.  Also  schaff  ich,  wSr  daz  ich 
von  tods  wegen  abgieng,  daz  man  dann  aus  demselben  Silber  ain  mon- 
strantz  machen  sol  die  zehen  mark  silber  swSr  sey  .  .  .  vnd  dan  diesel- 
ben monstrantz  an  die  pbarrkirchen  ze  Lnggast  geben  .  .  .  Item  man  sol 
euch  nach  meinem  tod  vnd  abgang  tawsent  mess  ausrichten  .  .  .  (A.  3986). 

"»)  A.  4307. 

"»)  A.  4290. 

«••)  A.  4290. 

<*«)  A.  4826a. 

t?>)  A.  4829. 

MltÜMO.  dit  hUU  V«r«iu  C  St«l«rautfl(,  XXV.  H*ft,  1877.  ^ 


—     50     — 

dem  Kriege  gegen  Mähreu  unterstützte  er  seinen  Herrn  nach 
Kräften  *^^  und  wusste  glücklich  gegen  ihn  eine  Schuld-  und 
Burghutforderung  von  310  Pfd.  zusammen  zu  bekommen,  so 
das8  jener  ihm  versprechen  musste,  ihn  solange  in  der  Pflege 
zu  belassen,  bis  diese  Forderung  getilgt  sei^'^).  Wie  sich  der 
Saurauer  in  dem  Besitzstreite  zwischen  Ernst  und  Leopold 
verhalten,  haben  wir  bereits  erfahren.  Der  beinahe  flehende 
Ton,  in  dem  ihm  Leopold  schreibt,  lässt  uns  die  Wichtig- 
keit dieses  Mannes  erkennen ^'^).  Ein  echter  „Haltfest*',  war 
er  damals  nicht  auf  die  Anträge  Ernstes  eingegangen  und 
misstraute  ihnen  auch  jetzt  noch.  Denn  trotz  des  herzoglichen 
Befehles  an  den  Landeshauptmanns^^)  und  von  diesem  wieder  an 
den  Landschreiber,  zögerte  er  dennoch  mit  der  Herausgabe 
der  versiegelten  Kisten,  Truhen,  Laden  u.  s.  w,,  und  wenn 
ihn  der  letztere  auch  hundertmal  versicherte,  dass  er  seinem 
Diener  Dörnberger  vertrauen  könne  wie  ihm  selber**^  —  er 
konnte  des  Gedankens  an  seine  ^^versorgnüss*"  nicht  los  wer- 


>'>)  A.  4893. 

«»»)  A.  4898. 

174)  z.  B.  1408* V,,  Wien:  „  .  .  .  Dauon  bitten  wir  dich  mit 
ganczem  ernst,  das  du  also  bey  vns  auf  denselben  tag  zu  der  Newen* 
statt  seyest  vnd  dich  daran  nichts  lassest  irren.  Daran  erczaigst  du 
vns  ain  solich  lieb  geuallnuss  die  wir  gnedichleich  gen 
dir  erkennen  vnd  zu  gut  nicht  vergessen  wellen  dein  ver- 
schriben  antwurt."  A.  4362. 

i'>)  1411"/«  Wien.  Hzg  £rn8t  schreibt  an  den  Landesshauptm. 
Friedr.  v.  Fledentz:  „Lieber  getrewr  haubtmann.  Wir  schreiben  yecz 
deinem  aidem  Caspam  dem  Sawrer,  daz  er  vnserm  lantschreiber 
Lyenharten  dem  Stubyer  der  losung  vmb  Gestnikg  stat  tu,  vnd  daz  er 
dir  vnd  im  auch  mit  ainer  gCiten  gewissen  inantburt  alle  verpetschadt, 
kisten,  truhen,  laden  vnd  all  andere  ding,  stuk  vnd  gezeug,  die  im  von 
vnsers  lieben  pruders  herczog  Leupolts  seligen  wegen  geantwurt  sind. 
Emphelhen  wir  dir  vnd  begern  ernstlich,  daz  du  dabey  seyst  vnd  mit 
sampt  vnserm  egenanten  lantschreiber  ewm  fleiss  darzu  keret  dax  vns 
an  der  losung  des  gelts  geleich  vnd  recht  geschech  vnd  daz  ir  die  ege- 
nanten kisten,  laden,  truhen  vnd  die  andern  stuk,  ding  vnd  gezeug  von 
im  mit  ainer  guten  gewissen  innemet  vnd  daz  du  die  dem  egenanten 
vnserm  lantschreiber  ingebest  .  .  .  "  A.  4454. 

176)  A.  4466. 


—     51     — 

den.  Um  doch  endlich  in  dieser  Beziehung  in's  Reine  zu  kom- 
men, musste  sich  der  Herzog  sogar  bequemen,  eine  Tagsatzung 
anzuordnen  und  sich  daselbst  durch  Hanns  den  Leisser  ver- 
treten zu  lassen ^^')  Der  „Herr  Pemhart  von  Pettaw"  musste 
die  beiden  Theile  abhören  und  schliesslich  scheint  ein  güt- 
liches Uebereinkommen  getroffen  worden  zu  sein.  Der  Saurauer 
blieb  wie  bisher  Burghüter  und  diente  jetzt  ebenso  treu  seinem 
neuen  Herrn  wie  vormals  dem  Herzog  Leopold. 

So  war  Ernst  in  den  langersehnten  Besitz  des  besagten 
Schlosses  gelangt.  Wenn  wir  mit  dieser  Thatsache  noch  ver- 
binden, dass  Herzog  Ernst  sich  auch  vom  Günther  von  Herber- 
stein dessen  Feste  Mährenfels  (in  Istrien)  zum  Dienst  und 
Gebrauche  einräumen  liess^'^),  so  erkennen  wir  hierin  sein 
Bestreben,  sich  mit  allen  Mitteln  festzusetzen. 

Noch  blieb  aber  das  Wichtigste  —  die  Stellung  zum 
Lande  selbst  —  zu  reguliren.  Bis  jetzt  war  noch  immer 
weder  eine  Huldigung  noch  eine  Bestätigung  der  steirischen 
Landeshandfesten  vor  sich  gegangen.  Die  geduldigen  Steirer 
hätten  dagegen  auch  gewiss  nichts  einzuwenden  gehabt,  wenn 
die  Verhältnisse  sich  nur  halbwegs  so  angelassen  hätten,  wie 
etwa  noch  unter  Wilhelm  dem  Freundlichen.  Sonderbarer 
Weise  hatte  man  bisher  sogar  lieber  vermieden,  um  eine 
Gesammtbestätigung  der  Landes-Freiheiten  anzusuchen,  aus 
Besorgniss,  dass  bei  einer  solchen  AufFrischung  möglicherweise 
der  eine  oder  der  andere  Punkt  ein  klein  wenig  Schaden 
leiden  könnte.  Inzwischen  hatte  sich  aber  der  Charakter  der 
Zeit  sehr  gewaltig  verändert  Die  Verworrenheit  der  verflosse- 
nen Jahre,  das  Schwankende  der  Gegenwart  in  Verbindung 
mit  dem  ebenso  wenig  tröstlichen  Unsicheren  der  Zukunft  — 
dies  Alles  zusammen  musste  die  steirischen  Stände  doch 
endlich  einmal  aus  ihrer  verhängnissvollen  Lethargie  heraus- 
rütteln. War  man  denn   sicher,   ob  nicht  schon  im  nächsten 


<7^  A.  Handschr.  3057a.  Nor  das  Verhör  ohne  Urtheil,  wosa  in 
der  Handschr.  unter  der  Ueberschrift :  „Yrtail  von  Gestnig  wegen**  wohl 
Raun  gelassen,  derselbe  aber  nicht  ansgeflUlt  wurde. 

'7")  A.  4458;  Kumar  I,  155. 

4* 


—     52     — 

Jahre  wieder  ein  unverhoffter  Sy  stein  Wechsel  eintrat?  Und 
was  durfte  man  da  um  einzelne  Punkte  sich  ängstigen,  wenn 
bei  dem  Mangel  eines  ständigen  Aufbewahrungsortes  sehr 
kostbaren  Freiheitsbriefen  in  ihrer  Ganzheit  ein  Verlust  drohte, 
wie  es  factisch  schon  bei  einigen  der  Fall  war?'^^) 

Solche  Erwägungen  mussten  bei  der  Landschaft  unbe- 
dingt den  Wunsch  nach  einer  definitiven  Sicherstellung  rege 
werden  lassen.  Auf  der  andern  Seite  aber  hatte  auch  der 
Herzog  Gründe  genug,  um  solche  Wünsche  nicht  gänzlich 
unbeachtet  zu  lassen.  Die  Erfahrungen  der  letzten  Jahre 
konnten  an  ihm  nicht  spurlos  vorübergegangen  sein.  Die 
Stände  in  Oesterreich  waren  ihm  als  eine  Macht  entgegen- 
getreten, vor  der  er  trotz  air  seiner  glänzenden  Eigenschaften 
schliessUch  doch  den  Kürzeren  zog.  Sollte  er  es  auch  in 
Steiermark  zu  einer  solchen  Selbsständigkeit,  einem  so  selbst- 
bewussten  Auftreten  gelangen  lassen? 

Wir  wissen  nicht,  ob  uQch  etwa  eine  sich  eingestellte 
Pression  diese  Besorgniss  veinnehrte,  das  Resultat  der  obigen 
Momente  lässt  aber  eine  solche  vermuten.  Denn  schon  am 
2.  Dezember  1411  trat  ein  Huldigungslandtag  zusammen  ^^^). 
Während  hier  der  Eid  der  Stände  gewissermassen  nur  eine 
Ergebenheitsversicherung  in  ziemlich  knapper  Form  darstellt  ^ ^  ^), 


<'•)  Vgl.  Luscbin:  „Die  steir.  Landhandfesten''  i.  d.  Beitr.  z.  K. 
8t.  ö.  Qu.  IX. 

i'^o)  „Anno  etc.  quadringentesimo  iindecimo  feria  qnarta  post  An- 
dree  dominus  dux  £rnestus  prestitis  baronibus  jurementum  in  Styria*. 
Cod.  ms.  Nr.  14.  fo!.  75b  im  k.  k.  Staatsarch.  z.  Wien.  Vgl.  Krones: 
„Vorarbeiten"  zur  Quellenkunde  und  Gesch.  des  mittelalterl.  Landtagswe- 
sens in  Steierm.^  i.  d.  Beitr.  z.  E.  st.  6.  Qu.  II.  p.  78  Nr.  99. 

"^0  „Juramentum  baronum  et  ministerialium  econverso:  In  werdet 
all  swem  dem  hochgebom  fursten  vnserm  gnedigen  herrn  herczog  Ern- 
sten etc.  als  dem  eltisten  vnd  als  ewm  rechten  landsfSrsten  vnd  erb- 
herren  seinen  frumen  ze  furdern  vnd  seinen  schaden  ze  wenden  vnd  ge- 
trew  vnd  gehorsam  ze  sein,  als  das  von  alter  mit  recht  herkomen  ist. 
vngeuerlich."  Cod.  ms.  nr.  14.  fol.  76b.  im  k.  k.  Staatsarch.  z.  Wien. 
—  Lichnowbky  1248. 


—     53     — 

ist  in  dem  vom  Herzoge   abverlangten  Eide  ein  bestimmter, 
vorschreibender  Ton  erkennbar* ^2), 

Merkwürdig  ist  auch,  dass  die  hierin  erwähnte  Bestäti- 
gung der  Landeshandfesten  erst  3  Jahre  später  erfolgte. 
Sollten  die  Stände;  welche  dem  Herzoge  nach  erfolgter  Vor- 
legung der  Privilegien  nur  eine  einmonatliche  Ueberlegungs- 
frist  gestatteten,  mit  deren  Beschaffung  durch  eigene  Schuld 
so  lange  gesäumt  haben,  oder  waren  die  Misshelligkeiten  mit 
König  Sigmund  daran  schuld,  oder  der  Unmut  des  Herzogs 
über  irgend  eine  vorhergegangene  Pression?  — 

Sehr  zu  beachten  ist,  dass  bei  diesem  Huldigungslandtag 
noch  immer  nicht  die  „stett  vnd  merkt"  vertreten  sind,  wie 
dies  wohl  schon  in  der  nachfolgenden  fridericianischen  Periode 
regelmässig  der  Fall  ist  Nichtsdestoweniger  ist  ihre  politische 
Bedeutung  im  Steigen  begriffen.  Der  Fälle,  wo  sie  der  Herzog 
durch  Annahme  zu  Bürgen  auszeichnete,  haben  wir  bereits 
gedacht.  In  der  richtigen  Erkenntniss,  dass  er  gerade  an  ihnen 
eine  wichtige  Stütze  gewinnen  könne,  begünstigte  er  sie  auch 
noch  femer.  So  schon  in  den  nächsten  Tagen  nach  dem  ge- 
nannten Landtage,  indem  er  ihre  Abhängigkeit  von  der 
Grazer  Landschranne  aufhob  und  die  Befugniss  der  Stadt-  und 
Marktrichter  erweiterte  *^^),  sowie  er  auch  auf  ihre  ökonomi- 
sclien  Verhältnisse  Bedacht  nahm*^^).  Im  folgenden  Jahre 
werden  sie  bereits  zu  den  Landtagen  zugelassen*"^) 

<0*)  n Gnädiger  herr  herczog  Ernst  etc.  Ir  werdet  swem  den  land- 
lenten,  herren,  rittem  vnd  knechten  ze  Steyr,  sy  vnd  ir  erben  lassen  be- 
Hben  bey  allen  den  rechten,  fireyhaiten  vnd  g&ten  gewonhaiten,  als  das 
von  alter  herkomen  ist,  vnd  auch  aUe  die  rechten,  die  ewr  voruordem 
brief  beweisent,  auch  stet  wellet  halten  vnd  dabey  genaslich  lassen  be- 
leyben  an  all  geuerde,  vnd  vns  auch  diese  brief  mit  ewm  brieffen  be- 
stettigt  in  ainem  monneyd  nach  dem  vnd  man  ew  sy  versigelt  f&rbringt  ^ 
Ebenda.  Lichnowsky  1242. 

i>i8)  1411«/,,  Graz,  A.  4472a  und  1411%«  Graz,  A.  4473a. 
'«*)  1411  »/n  Graz,  A,  4473.  (bezüglich  ihrer  Schankprivilegien). 
•")  Vgl.  A.  4486  und  4496;  Krones  1.  c.  m.  p.  96  -97.   Nr.  22 
nnd  28. 


—     54     — 

Am  nämlichen  Tage,  an  dem  der  Huldigungsact  vor 
sich  ging,  fertigte  Herzog  Ernst  auch  eine  ganz  merkwürdige 
Urkunde  aus.  Er  erklärte  darin,  dass  Reinprecht  von  Walsee 
wegen  Ungehorsam  gegen  den  Landesftlrsten  und  Erbherm 
alle  Herrschaften,  Festen,  Sätze,  Lehen  und  Gülten  in  seinen 
und  Herzog  Friedrichs  Landen  verwirkt  habe  und  belehnt 
damit  den  letzteren,  der  sie  zu  seinem  Gehorsam  bringen 
und  ziehen  mag  ^als  andere  Unser  beider  Güter"  ^^^.  Hiemit 
werden  wir  abermals  an  die  Walseer  Fehde  erinnert. 

Die  Veranlassung  hiezu  war  rein  politischer  Natur.  Wir 
haben  Reinprecht  von  Walsee  bereits  als  einen  Hauptanhänger 
des  junges  Herzogs  Albrecht  kennen  gelernt  Da  er  wegen 
seiner  ausgedehnten  Besitzungen  auch  in  den  südlichen  Alpen- 
ländern in  einem  gewissen  Abhängigkeitsverhältnisse  zu  den 
beiden  herzoglichen  Brüdern  stand,  so  war  sein  Auftreten 
gegen  diese  allerdings  auch  ein  Auflehnen  gegen  seine  recht- 
mässigen Landes-  und  Lehensherren.  Unter  seinen  zahlreichen 
Besitzungen  in  Steiermark  mögen  nur  die  Herrschaft  Bie- 
gersburg  nebst  zahlreichen  Gütern  am  Raaberboden,  das 
Dorf  Waltendorf  bei  Graz  und  Gonobitz  in  Untersteier  hervor- 
gehoben werden*^').  Bis  1413  hatte  Herzog  Ernst  bereits  7 
Schlösser  von  ihm  genommen  *^^). 

Schon  in  dem  Schiedssprüche  Sigmunds  vom  30.  Oc- 
tober  Uli  war  auf  diese  Misshelligkeiten  Rücksicht  genom- 
men worden *^*^),  und  es  hatte  damals  geschienen,  als  ob 
Herzog  Ernst  zu  einem  gütlichen  Vergleiche  sich  herbeilassen 
wolle.  Doch  bald  hatten  die  Feindseligkeiten  wieder  von 
neuem  begonnen.  Es  ist  gar  nicht  unwahrscheinlich,  dass  die- 
selben mittelbar  sogar  gegen  Herzog  Abrecht  selbst  gerichtet 
waren,  denn  am  28.  Jänner  1412  sieht   sich   dieser  genötigt 


18«)  Lichnowsky  1244;  Kurz  I.  172. 

<8')  Vgl.  die  Regesten  üb.  d.  Hen-n  v.  Walsee  von  J.  Chmel,  No- 
tizenblatt der  k.  k.  Acad.  d.  Wissensch.  1654  (TV.  Band). 

•«")  Preuenhuber  „Gesch.  d.  Stadt  Steyer'  80  (die  Namen  der 
Schlösser  werden  nicht  genannt). 

»•^«)  Rauch  DI.  601.  §  3. 


j 


—     55     — 

zur  Hintanhaltung  der  „krieg,  stOss  vnd  mishelung'^  in  seinen 
Landen  einen  Landfrieden  aufzurichten^'^,  Air  dessen  Ein- 
haltung aber  Reinprecht  von  Walsee  in  erster  Linie  reversiren 
muss^^^).  Dieser  letztere  war  eben  auch  nicht  der  Mann,  der 
geduldig  und  widerspruchslos  sich  seines  Eigentfiums  entäussem 
liess  und  solcher  Verträge  wie  mit  den  Söldnerhäuptlingen 
Peter  von  Eonypazz  und  Jan  Necztyn,  die  ihm  mit  180 
Pferden  gegen  seine  Feinde  zu  Dienst  reiten  sollen  ^*2),  mag 
er  gar  manchen  gegen  den  ihm  feindlichen  Herzog  abge- 
schlossen haben. 

Diese  Fehde  zog  sich  nach  einzelnen  Unterbrechungen 
ziemlich  in  die  Länge.  Die  Stadt  Steyer  ftlhrte  bei  derselben 
eine  Ait  Spionage  aus.  So  oft  der  Walseer  mit  irgend  einem 
Anschlage  schwanger  ging,  avisirte  sie  schleunigst  den  Herzog 
Ernst  davon,  der  es  dann  nicht  versäumte,  ihr'  regelmässig 
seinen  Dank  abzustatten^'^.  Am  13.  Jänner  1413  unterrichtete 
er  sie  von  Gonobitz  aus  von  seinem  Plane,  dem  Walseer  die 
Burg  Gonobitz  wegzunehmen  ^'4);  er  bestellte  sich  auch  wirk- 
lich zu  diesem  Zwecke  von  seinem  Pfleger  zu  Gösting  4  Fäss- 
chen Pfeile  und  ein  Fässchen  Pulver  ^'^).  Endlich,  nach  dem 
Falle  auch  dieser  Festung*'^),  schlössen  Ernst  und  sein  Bru- 
der am  4.  Februar  1413  mit  dem  Walseer  einen  Waffen- 
stillstand ab,  der  sich  nach  verschiedenen  Erneuerungen  im 
Jahre  1417  endUch  in  einen  völUg  friedlichen  Ausgleich   ver- 

^90)  „wun  wir  durch  frum,  nucz  vnd  aufnehmens  willen  vnserer 
land,  leutt  vnd  ze  underkomen  solich  krieg,  stdsse  vnd  misshelang,  die 
yecr  in  vnserm  land  sind,  ainer  ainung  vnd  Ordnung  vberainkomen 
sein  .  .  .  **  —  Notizenblatt  der  k.  k.  A.  d.  W.  111.  807.  Vgl.  Arch.  f. 
K.  ö.  G.  Qu.  XXXI.  305. 

1*0  Notizenblatt  1.  c.  808. 

»••)  1.  c.  II.  8.  Nr.  260. 

«»*)  Vgl.  Preuenhuber  80. 

'•*)  1.  c. 

"«)  A.  4516. 

**<)  „Desselben  jahrs  (1418)  gewang  herczog  Einst  vnd  herczog 
Fridrich  herm  Reinprechten  von  Walsee  ob  Rockerspurch,  ain  guets 
banss,  Ganabicz  und  andere  geschlöss  und  gnetter  aulT  der  Stoyennarckh.** 
Klostemeuburger  Chr.  241. 


—     56     — 

wandelte*'^.  Als  hauptsächliclister  Beweggrund  zur  Abschlies- 
sung  des  Waflfenstillsandes  wird  von  beiden  Theilen  die  Inter- 
vention König  Sigmunds  angegeben**^. 

Die  Stellung  zu  diesem  hatte  in  der  letzten  Zeit  auch 
so  manche  Wandlungen  erfahren.  Betrachtet  man  den  Gang 
der  Osterreichischen  Geschichte  vom  Tode  Wilhelms  bis  zum 
Regierungsantritte  Herzog  Albrechts  V. ,  so  ist  es  -  wirklich 
auffallend,  welch'  dominirenden  Einfluss  König  Sigmund  auf 
die  Entwicklung  derselben  ausübte.  Nicht  Eine  bedeutende 
Krise  konnte  da  vorübergehen,  bei  der  er  nicht  irgendwie 
betheiligt  gewesen  wäre.  Und  fragt  man  nach  dem  meritori- 
Rchen  Werte  dieses  Einflusses,  so  kann  man  durchaus  nicht 
leugnen,  dass  der  König  oft  genug  wie  ein  Dens  ex  machina 
sich  einem  heillosen  Zusammenbrechen  entgegengestenunt 
hatte.  Der  Dank  hiefilr  war  allerdings  nur  ein  getheilter.  Es 
ist  aber  nur  zu  wundem,  dass  er  nicht  schon  längst  die  Ver- 
wirkUchung  jenes  bekannten  Sprüchleins  von  den  zwei  Strei- 
tenden und  dem  dritten  sich  Einmengenden  an  sich  selbst  er- 
fahren hatte.  Dagegen  war  er  freilich  viel  zu  ansehnlich  und 
herüben  die  Uneinigkeit  viel  zu  gross.  Aber  endlich  hatten 
sich  auch  hier  einmal  die  Verhältnisse  geklärt;  zwischen  den 
beiden  herzoglichen  BrtUlem  herrschte  nicht  nur  keinerlei 
Zwiespalt,  es  machte  sich  vielmehr  ein  stetig  wachsendes  Ein- 
verständniss  bemerkbar.  So  oft  sich  aber  Ernst  seinem  Bruder 
Friedrich  genähert  hatte,  galt  es  immer  zum  Bunde  gegen 
einen  Dritten,  früher  gegen  Leopold,  dann  wieder  gegen  Her- 
zog Albrecht  und  den  Walseer  und  jetzt  endlich  gegen  König 
Sigmund. 

So  etwas  konnte  aber  diesem  letzteren  nicht  lange  ver- 
borgen bleiben.  Das  zu  Anfang  des  Jahres  1412  mit  der  ihm 


«•»)  Kurz  I.  188  ff. 

1'^)  Schon  am  27.  Jänner  hatte  Ernst  von  Brück  a/M.  aus  der 
Stadt  Steyer  befohlen,  den  mit  seiner  GeseUschaft  abziehenden  Abensper- 
ger  den  Pass  durch  Steyr  ziehen  zu  lassen,  weil  König  Sigmund  von  ihm 
begehre,  mit  Reinprecht  von  Walsee  bis  Michaeli  Frieden  zu  machen.  — 
Preuenhuber  80. 


—     57     — 

feindlichen  Republik  Venedig  geschlossene  Bttndniss  der  beiden 
Brüder*®^  benahm  ihm  jeden  Zweifel  über  die  eigentlichen 
Absichten  derselben,  und  um  ihnen  zuvorzukommen,  kündigte 
er  Herzog  Ernst  den  Frieden  (1412  Februar^^*^).  Aber  dieser 
hatte  sich  ebenfalls  für  diese  EventuaUtät  schon  vorgesehen. 
Schon  zu  Ende  1411  hatten  er  und  sein  Bruder  mit  dem 
Polenkönige  Wladislaw  II  Unterhandlungen  angeknüpft,  welche 
gegen  den  Ungamkönig  gerichtet  waren  ^o^).  Das  Ergebniss 
dieser  Verhandlungen  war  ein  am  24.  Februar  1412  abge- 
schlossenes Schutz-  und  Trutzbündniss^'^'^).  Trotzdem  muss 
dieses  letztere  keine  genügende  Sicherheit  gewährt  haben, 
denn  Ernst  ist  noch  immer  um  sein  Land  besorgt^^s)  und 
wandelt  lieber  auf  dem  sicherem  Wege  der  Unterhand- 
lung**^^). Durch  die  Intervention  Herzog  Albrechts  gelingt   es 

!••)  Lichnowsky  1246;  Egger,  Gesch.    Tirols  I.  471     72;  Asch- 
bach, Gesch.  König  Sigmunds  I.  823. 

100)  I4l2<*/t  Wiener-Neastadt,  schreibt  Hzg.  Ernst  an  seinen . 
Pfleger  Caspar  Sawrer:  „Getrewr.  Vnser  lieber  getrewr  Fridrich  von 
Fledencz  ynser  haubtmann  in  Steyr  hat  vns  gesagt,  wie  in  der  edel  vnser 
Heber  getrewr  graf  Hermann  von  Cili  der  elter  hab  geschribeni  daz 
vnser  swager  N.  der  kunig  den  sacz  den  derselb  von  Cili  zwischen  sein 
vnd  vnser  baider  landen  ungern  vnd  Steir  hat  gemacht,  abgesagt  hab, 
daz  der  ah  eritag  nach  Reminiscere  schirist  künftig  ausgee  (=  1.  März) 
vnd  well  mit  vnsselber  kain  sacz  halten.  Dauon  emphelhen  wir  dir  vnd 
wellen  ernstlich,  daz  du  dich  darnach  richtest,  so  du  pest  kennest,  wenn  wir 
oder  vnser  egenanter  haubtman  dir  embieten,  daz  du  dann  zu  vns  ziehest 
ze  rossen  vnd  zu  fuessen  so  du  sterkest  mfigest  vnd  vns,  vnser  land 
vnd  lefit  helffest  ze  retten  als  du  vns  des  schuldig  bist.  Das  wel- 
len wir  gnSdiklich  gen  dir  erkennen.  —  Vgl.  oben  Note  128. 

»«')  Brandis  nTirol  unter  Friedrich«,  864. 

«««)  Kurz  806. 

"»)  S.  oben  Note  200. 

»»*)  Ernst  an  Saurer  (1412'»/,  Wiener-Neustadt):  „  ...  Als  wir 
dir  vor  geschriben  haben,  daz  du  herren,  rittern  vnd  knechten  soltest 
embieten  zu  dir  ze  komen,  begem  wir  ernstlich,  weih  also  zu  dir  gen 
GrScz  komen  w@m,  daz  du  die  bey  dir  daselbs  behaltest,  wan  vnsers 
lieben  vettern  rSte  yecz  hie  bey  vns  liegend,  vnd  mainet  derselbe  vnser 
vetter  zwischen  dem  kunig  vnd  vns  ain  frid  ze  machen,  darumb  aber 
noch  nichts  ist  beschlossen,  vnd  wie  sich  das  endet,  das  wellen  wir  dich 
auch  für  sich  wissen  lassen.''  A.  448Sa. 


—     58     — 

auch  einen  Waffenstillstand  bis  nächsten  Georgitag  zu  Stande 
zu  bringen  *''*^^). 

Die  Zwischenzeit  wollte  Ernst  benützen,  um  sich  auf 
einem  Landtage  mit  den  steirischen  Ständen  in  ein  näheres 
Einvernehmen  zu  setzen^^^.  Die  Stimmung  muss  aber  hier 
keine  besonders  kriegslustige  gewesen  sein;  denn  nach  Ab- 
lauf des  Ruhetermines  befindet  sich  der  Herzog  auf  der  Reise 
nach  Ungarn,  um  dort  abermals  zu  unterhandeln.  Unterdessen 
beauftragt  er  seinen  getreuen  Saurer  fUr  die  Zusammensetzung 
eines  neuen  Landtages  zu  sorgen  und  im  Notfalle  den  Land- 
sturm aufzurufend^*).  Aus  diesem  Auftrage  sowie  aus  der 
weiters  mitgetheilten  Correspondenz  leuchtet  hervor,  dass  der 
Herzog  diesmal  seine  Lage  durchaus  nicht  von  einem  optimi- 
stischen Standpunkte  aus  beurtheilte.  Es  wird  wohl  auch  ander- 
seits behauptet,  dass  Ernst  absichtlich  mit  dem  Beginne  der 
Feindseligkeiten  so  lange  gezögert  habe,  um  sich  vorher  noch 
mit  dem  zu  Sigmund  reisenden  Polenkönige  Wladislaw  etwas 
genauer  zu  verständigen  ^^^.    Dieser  scheint  aber  eine  etwas 


«»*)  Lichnowsky  1288. 

»0«)  Ernst  an  Saurer  (1412«y3  Graz):  „Lieber  getrewr.  Von  sol- 
her  stoBB  wegen,  ^ie  sind  zwischen  vnserm  swager  dem  kfinig  vnd  vns 
vnd  darumb  der  frid  auf  den  nächsten  sand  Jörgen  tag  ausgeet,  empfel- 
hen  wir  dir  ernstlich  vnd  weUen,  daz  du  aU  Sachen  zerugg  legest  vnd 
dich  nichts  irren  noch  sawmen  lassest  in  dhainen  weg,  du  komest  auf 
den  nächsten  Samstag  nach  Tiburcy  vnd  Yaleriani  (=  16.  April)  schirist 
kfinftig  her  zu  vns,  wan  wir  prelaten,  herren,  dein  vnd  anderr  ritter  vnd 
knecht  vnd  stet,  die  wir  auch  dannher  besandt  haben  von  der  vnd  an- 
der (I)  vnser  merklichen  notdurft  wegen  genötigs  bedfirffen.  Dauon  lasse 
des  nicht,  das  wellen  wir  gen  dir  gnedig  erkennen."^    —  A.  4486. 

"»)  Ernst  an  Saurer  {H12^%  Wiener-Neustadt):  „Wir  sennden 
dir  hiemit  ainen  offen  brief  an  all  graffen,  herm,  ritter,  knecht,  stet  vnd 
mSrkt  in  Steyr,  den  du  wol  vernemen  wirdest  Empfelhen  wir  dir  vnd 
bitten  auch  gar  emstleich,  daz  du  dir  all  vnser  sach,  die  weil  wir 
yecz  ze  Ungern  sein,  lassest  sein  getrewleich  empliolhen  vnd  darin 
das  pest  tust  als  wir  dir  wol  getrawen,  vnd  ob  sein  not  geschah,  so  solt 
du  vnser  egenant  lantvolk  auf  vnser  vorgenant  schreiben  vnd  den  offen 
brief  vmb  rat  vnd  hilff  anrfiffen."   —  A.  4496. 

*")  Aschbach  I.  324. 


j 


—     59     — 

zweideutige  Rolle  gespielt  zu  haben ;  denn  einerseits  verkelirt  er 
in  sehr  intimer  Weise  mit  Sigmund  —  was  ihn  aber  an  ge- 
heimen Intriguen  gegen  diesen  nicht  hindert^"^)  —  anderseits 
macht  er  wieder  an  Ernst  Zugeständnisse'^*^),  und  schliesslich 
ist  dieser  doch  nur  erst  so  weit,  dass  er  bei  seiner  Abreise 
zwei  Vertraute  beim  Polenkönige  zurücklassen  muss,  um  diesen 
noch  weiter  zu  bearbeitend^*). 

üeber  Sigmund  ist  Ernst  geradezu  empört,  er  schiebt 
ihm  sogar  unlautere  Motive  unter,  und  doch  scheut  er  sich 
jetzt  mehr  als  je  vor  einem  Angriffe  und  rüstet  sich  nur  zur 
Yertheidigung^*'^.  Diese  Haltung  ist  auch  ganz  natürlich,  denn 

"•)  Vgl.  1.  c.  Note  84. 

««0)  Engel  nöesch.  üng.«  II.  271. 

<'i)  Ernst  an  Saurauer  (141218/5  Ung.  Altenburg):  ^Getrewer  lie- 
ber. Als  wir  yecz  zu  Ofen  bey  Tnserm  lieben  brüder  dem  kunig  von  Po- 
lan  sein  gewesen,  sein  wir  mit  vnserm  swager  dem  kfinig  von  Üngem 
an  end  von  dann  geschaiden  vnd  versteen,  er  well  sein  mutwillen  mit  vns 
treiben  vnd  vns  an  vnserm  vätterlichen  erb  zedringen,  doch  unnerschuldt 
des  wir  vns  aber  mit  gots  bilfiP  weUen  widerhalten.  Emphelhen  wir  dir 
vnd  begem  ernstlich,  daz  du  dir  an  vnsers  lieben  getrewn  Friedrichs  v. 
Fledencz  vnsers  hofmaisters  vnd  haubtmans  in  Steir  deins  swehers  stat 
all  vnser  Sachen  lassest  empholhen  sein  vnd  sonderlich  dein  knntschaft 
allenthalben  habst,  ob  die  Ungor  in  vnser  land  wolten  ziehen,  daz  du 
dan  yedeiman  anruffest  zu  dir  zereiten,  vnd  das  pest  tust  in  allen  Sachen, 
als  wir  nicht  zweifeln,  daz  wir  an  vnsem  geslossen  icht  schaden  noch 
smSch  emphahen.  Auch  haben  wir  zwen  vnsrer  rSt  zu  Ofen  bey  vnserm 
brfider  dem  von  Polan  von  der  sach  wegen  gelassen,  was  die  endes 
bringent  weUen  wir  dir  auch  embieten.**  A.  4500a. 

***)  8.  vorige  Note.  —  Ob  sich  Emsts  Vorwurf:  ^er  weU  seiuv 
mutwillen  mit  vns  treiben**  sich  nicht  auf  die  von  Ebendorfer  (p.  844 
fiberlieferte  angebliche  Indignation  des  Königs  Qber  die  herzoglichen  Pferde- 
decken bezieht?  Sigmund  wäre  solch'  launiger  Einfälle  schon  &hig 
gewesen;  vgl.  z.  B.  Aschbach  I.  357-859.  Dass  aber  König  Sigmund 
guten  Grund  hatte,  sich  über  Herzog  Ernst  zu  ärgern,  dürfte  aus  der 
obigen  Darstelung  klar  genug  hervorgehen.  Hiemit  erledigt  sich  auch  die 
von  Chmel  (in  dessen  „Notizenblatte''  v.  J.  1848,  S.  24)  aufgeworfene 
Frage:  „Wie  ist  folgende  Stelle  der  Chronik  des  Thomas  von  Hasel- 
bach (1.  c.)  zu  verstehen?  Warum  zürnte  Kaiser  Sigmund  über  Herzog 
Ernst  den  Eisernen?''  Welche  momentane  Wirkung  der  „kaiserliche 
Zorn    beim  Herzoge  hervorrief,  davon  zeugt  die  artige  Anekdote  bei  Un- 


—     60     — 

kurz  vorher  (6.  Juni)  hatte  sich  ja  Sigmund  mit  Herzog 
Albrecht  förmlich  gegen  ihn  verbunden**^).  Ernst  war  mithm 
in  Gefahr,  von  zwei  Seiten  eingeschlossen  und  zuletzt  erdrückt 
zu  werden.  Wenn  er  nur  wenigstens  vom  Polenkönig  eine 
sichere  Unterstützung  hätte  erwarten  dürfen  —  doch  das 
Ganze,  was  er  bei  diesem  erreichte,  reducirte  sich  auf  das 
kahle  Versprechen,  zwischen  dem  30.  Juli  1412  bis  zum 
Georgitag  1413  einen  Schiedsspruch  zu  fällen '^^).  Wie  viel 
man  auf  dieses  Versprechen  gab,  beweisst  der  Umstand,  dass 
—  trotz  der  näheren  verwandtschaftlichen  Beziehungen,  die 
sich  durch  die  um  diese  Zeit^*^  erfolgte  Vermählung  Herzog 

rest  (Ghron.  Austr.  in  Hahn  ^Ooll.  mon.''  I.  540):  ^Er  (d.  i.  Ernst)  was 
kaines  forsten  zag,  er  sorgt  auch  kayser  Sigmundten  nichts!  Wann  ains- 
mals  was  im  der  kayser  etwo  gram,  do  kam  hertzog  Ernnst  zu  im  gen 
Prespurk,  da  emphienng  in  der  kayser  mit  ubermuet  und  sprach:  Seyt 
wiUikum  der  von  Habspurg,  do  dannckt  er  im  und  sprach:  6ot  danck 
ewch  herr  von  Lutzelburg.^ 

«»»)  Kurz  173. 

«•*)  Lichnowsky  1388. 

OB)  Die  chronologische  Einreihung  der  Hochzeitsfafart  des  Herzogs 
Ernst  nach  Polen,  sowie  die  der  Wallfahrt  nach  Jerusalem  ist  noch 
immer  nicht  mit  Sicherheit  festzustellen.  Während  das  magnum  chron. 
Belgicum  p.  355  die  erstere  in  das  Jahr  1418  verlegt,  ist  dies  nach 
Ebendorfer  (844)  um  ein  Jahr  früher  anzusetzen,  da  er  den  Herzog  gleich 
von  Ofen  weg  nach  Krakau  eilen  lässt.  Bezüglich  der  Fahrt  zum  heil. 
Grabe  berichten  nur  zwei  Quellen:  Ebendorfer  (844>,  der  sie  vor  die 
Reise  nach  Ofen  setzt  und  das  Tagebuch  Kaiser  Friedrich's  (bei  Chmel 
„Gesch.  K.  Friedr.''  I.  584),  in  welchem  die  Ritter,  die  mit  seinem  Vater 
am  heil.  Grabe  den  Rittersschlag  erhalten  hatten,  in  eine  Liste  gebracht 
sind,  ohne  weitere  Zeitangabe.  Nach  und  nach  hat  sich  folgende  aUge> 
meine  Ansicht  herausgebildet.  Im  Jahre  1412  habe  Ernst  die  Cimburga 
heimgeführt  und  im  nächsten  oder  zweitnächsten  Jahre  die  Wall&hrt 
unternommen;  das  Erstere  der  Angabe  Ebendorfers  zulieb,  das  Zweite 
gegen  dieselbe,  da  hiemit  das  aus  den  AussteUungsorten  der  emestim- 
sehen  Urkk.  hergestellte  Itinerar  nicht  übereinstimme.  Muchar's  sehr 
scharfsinniges  Raisonnement  (YII.  125)  lautet:  «I^&s  Land  Steiermark 
betreffend,  haben  wir  seit  Ende  des  Jahres  1412  keine  Urkunde  des 
Landesherzogs  Ernest  und  gleicherweise  keine  mehr  vom  4.  Februar 
bis  zum  8.  Juli  1413.  Diese  Zwischenzeit  halten  wir  für  die  wahre 
Epoche,  in  welcher  Herzog  Ernst    seine    Wallfahrt  gethan   hat"    Nun 


—     61     — 

Ernst's  mit  Ciraburga,  der  Tochter  des  inasovischen  Herzogs 
Szemovit  ergaben  —  man  des  projectirten  Schiedsspruches 
nachher  gar  nicht  mehr  gedachte.  Dafür  wurde  aber  der  end- 
liche Ausgleich  durch  Herzog  Friedrich  herbeigeführt 


fängt  diese  Lücke  aUerdings  erst  nach  dem  14  Februar  an,  an  welchem 
Tage  Ernst  noch  zu  Wiener-Neustadt  urknndete  (Brandis  ,,  Tirol  unt 
Friedr.''  884),  doch  ist  sie  immerhin  gross  genug,  um  diese  Ansicht  plau- 
sibel zu  machen.  Aber  betrachten  wir  uns  einmal  die  Aufenthaltsorte 
des  Herzogs  unmittelbar  vor  diesem  Zeitraum.  Am  17.  Jänner  ist  er  in 
Gonobitz  und  bestellt  sich  von  da  aus  Pulver  und  Pfeile  zum  Kampfe 
gegen  den  Walseer  (A.  4416.).  Vier  Tage  frflher  hatte  er  von  dem  näm- 
lichen Orte  aus  an  die  Stadt  Ste3rr  geschrieben,  er  mache  sich  jetzt  an 
die  Belagerung  von  Gonobitz,  und  wenn  er  damit  fertig  sei,  dann 
komme  er  nach  Steyer  (Preuenhuber  80).  Wirklich  finden  wir  ihn 
am  27.  Jänner  in  Brück  a  M.  (Preuenhuber  80)  und  am  4.  Februar  in 
Wiener-Neustadt  (Kurz  189),  wo  er  sich  noch  am  14.  Februar  befindet 
(Brandis  884).  Aber  das  ist  ja  der  geradeste  Weg  vom  SQden  nach  Nor- 
den und  führt  denn  der  nach  Palästina?  Und  wie  sonderbar,  dass  Her- 
zog Ernst  von  dem  gelobten  Lande  aus  schnurstracks,  ohne  nach  rechts 
oder  nach  links  sich  umzuschauen,  nach  Salzburg  zieht  und  dort  am  8. 
und  9.  Juli  Urkunden  ausstellt  (A.  4529;  Regesta  Boica  XII.  142—148). 
Von  dort  aus  geht  er  nach  Admont  (Muchar  127)  und  von  da  nach 
Wiener-Neustadt  (A.  4581).  Das  wäre  wieder  die  Richtung  vom  Westen 
nach  Osten,  die  gewiss  nicht  aus  Palästina ftihrt  Doch,  was  nOtzt  das  Alles, 
das  sind  noch  immer  keine  Gegenbeweise.  So  lange  wir  keine  henogl. 
Urkunde  beibringen,  die  mitten  in  diese  Periode  hineinfällt,  so  lange 
bleibt  auch  sein  Alibi  unerschütterlich.  Wie  ist  es  aber  mit  seinen  Be- 
gleitern? Was  vom  Herzoge  gilt,  muss  wohl  auch  von  jenen  gelten.  Nun 
stellt  einer  derselben,  nämlich  Rudolf  von  Liechtenstein  am  16.  März  zu 
Liechtenstein  ein  Zeugniss  aus  bezüglich  einer  strittigen  Alm  in  dem 
Muckentall  (A.  4591a).  Da  es  nach  Falke's  Forschungen  (wGesch.  des 
Hanses  Liechtenstein'')  um  diese  Zeit  nur  einen  einzigen  Rudolf  dieses 
Geschlechtes  gegeben  hat,  so  ist  es  unmöglich,  dass  ein  und  derselbe 
Mann  zu  gleicher  Zeit  nach  Asien  pilgert  und  in  Steiermark  urkundet 
Falke  schiebt  denn  auch  diese  ganze  Pilgerreise  in  die  Winterszeit  von 
1414  auf  1415:  ^Im  Frühjahre  kehrten  die  Pilger  wieder  aus  dem 
gelobten  Lande  zurück*^  (S.  281).  Nun  wird  aber  wohl  niemand  den 
10.  Jänner  schon  zum  Frühjahre  rechnen,  denn  an  diesem  Tage  („an 
pCincztag  nach  sand  Erharts  tag')  vidimirt  Herzog  Ernst  zu  Wiener- 
Neustadt  den  Heiratsgut  •  Widerlagsbrief  Hannsena  von  Pottendorf  an 
seine  Frau  Margareth  v.  Stnbenberg  (A.  4578).    Wollte  man  nun  auch 


—     62     — 

Dieser  mochte  bei  dem  ganzen  Handel  nur  schlecht 
seine  Rechnung  gefunden  haben.  Was  nützte  es  ihm,  Wenn 
Ernst  im  Osten  einige  Vortheile  errang?  Getheilt  hÄtte  er 
sie  gewiss  nicht  mit  ihm.  Zudem  h&tte  Friedrich  in  Tirol 
zum  mindesten  eine  ähnliche  Stellung  einnehmen  müssen  wie 
Ernst  in  Steiermark,  um  sicherer  auftreten  zu  können.  Nun 
hatte  er  aber  in  seinem  eigenen  Lande  vollauf  zu  thun  und 
hätte  es  gewiss  unendlich  bedauert,  wenn  er  durch  eine  un- 
kluge Haltung  gegen  König  Sigmund  auch  noch  diesen  zum 
Angriife  gereizt  hätte.  Der  König  musste  aber  wieder  seiner- 
seits bestrebt  sein,  von    den  ihn   bekriegenden   Venetianem 


aller  Chronologie  znm  Trotz,  den  einfachen  „Erhartstag'*  =  8.  J&nner  auf 
nErhardi  translatio*'  =  8.  October  reduciren,  so  steht  dem  eine  andere 
Urkunde  entgegen,  die  jeder  derartigen  Gewaltsamkeit  spottet.  Am  ^eri- 
tag  nach  Vnser  frawentag  ze  der  liechtmess',  d.  i.  am  5.  Februar  1415 
ernennt  Herzog  Ernst  noch  immer  zu  Wiener  •  Neustadt  den  Propst 
Ulrich  von  Seckau  zu  seinem  Kaplan  und  nimmt  ihn,  sein  Capitel  und 
aU  dessen  Besitzungen  in  seinen  besonderen  Schutz  (A.  4580a). 

Falke  statzt  sich  bei  seiner  Behauptung  auf  die  Autorität  Lieh- 
nowsky's,  der  seinerseits  wieder  (V.  311  Note  35)  auf  Verci  „stona  della 
marca  Trivig.  XIX.  89  zurückgreiil,  worin  eine  Urkunde  des  Dogen  Th 
Mocenigo  vom  19.  November  1414  mit  dem  Befehle  an  Andreas  Conta- 
reno,  den  Herzog  Ernst,  der  zu  dem  heil.  Grabe  reise  und  morgen  nach 
Pordenone  gehe,  in  Treviso  ehrenvoll  zu  empfangen.  Dieser  hestimmten 
Angabe  könnten  wir  nur  das  gerechte  Bedenken  entgegensetzen,  wie  es 
denn  möglich  gewesen  sei,  in  nicht  viel  mehr  als  einem  Monate  eine 
so  grosse  Reise  zu  machen  und  dazu  noch  zur  Winterszeit? 

Ob  wir  es  hier  vielleicht  mit  dem  unaasgeflkhrten  Projecte  einer 
einer  zweiten  Pilgerfahrt  zu  thun  haben,  und  ob  die  erste  viel  firOher 
odei  vielleicht  gar  mit  der  Albrechts  IV.  („mirabilia  mundi**)  im  Jahre 
1398  zusammenfiel,  das  lassen  wir  bei  dem  Mangel  positiver  Quellenan- 
gaben dahingestellt.  Wahrscheinlicher  wäre  es  übrigens  schon,  dass  er  noch 
als  junger  Mann  unter  dem  genannten  Albrecht  am  heil.  Grabe  nebst  ande- 
ren zum  Ritter  geschlagen  wurde,  anstatt  erst  16  Jahre  darnach,  wo  er 
bereits  zum  zweitenmale  sich  verehlicht  hatte.  Dann  wftre  es  auch 
immerhin  möglich,  dass  gerade  in  den  obbezeiehneten  Zeitraum  vom  14. 
Februar  -  8.  Juli  1413  die  bewusste  Hochzeitsreise  hineinfiel.  Damit 
würde  die  Wegesrichtung  Obereinstimmen,  da  würde  auch  das  magnum 
chronicon  belgicum  mit  seinem  Jahresansatze  von  1413  rechthaben,  ond 
endlich  auch  Ebendorfisr,  der  die  Wallfahrt  vor  die  Hochzeitsreise  setzt 


—     63     — 

jede  Unterstützung  durch  die  Herzoge  möglichst  fern  zu 
halten.  Bei  einer  solchen  gegenseitigen  Friedensgeneigtheit 
war  eine  Verständigung  schon  leichter  zu  erzielen. 

Was  nun  Ernst  anbelangt,  so  hatten  wir  schon  früher 
bemerkt,  dass  er  ganz  und  gar  nicht  für  den  Kampf 
schwärmte,  da  er  seine  isolirte  Stellung  nur  zu  gut  emsah. 
Nach  kurzem,  uns  nicht  näher  bekanntem  diplomatischen 
Verkehr  lösten  sich  diese  gespannten  Verhältnisse  endlich  in 
einen  von  Sigmund  imd  Herzog  Ernst  ausgehenden  Com- 
promiss  auf  Herzog  Friedrich  auf  ^*^)  (1413  ^V,  Udine). 
Wie  dieser  entschied,  ist  uns  nicht  bekannt,  doch  mag  wohl 
bei  dem  persönlichen  Contacte  zwischen  ihm  und  dem 
Könige^  ^')  kein  Theil  zu  kiu'z  gekommen  sein. 

Der  Vertrag  der  herzoglichen  Brüder  mit  dem  Herzoge 
von  Baiem  zeigt  sie  uns  bereits  wieder  im  völligen  Einver- 
ständnisse mit  dem  Könige.^ ^^ 

Der  Ausgleich  mit  Sigmund  bildet  einen  entscheidenden 
Wendepunkt  in  der  Geschichte  Steiermarks  unter  Ernst  dem 
Eisernen.  Es  hatte  bisher  das  kaum  beneidenswerte  Los  ge- 
nossen, in  einem  steten  Schwanken  zwischen  Sein  oder 
Niditsein  sich  zu  befinden.  Der  Bevers  Herzog  Emsts  vom 
16.  September  1406  hatte,  so  ungünstig  dessen  Bedingungen 
für  das  Land  auch  immer  lauteten,  doch  wenigstens  für  eme 
Periode  von  fünf  Jahren  Ruhe  und  Sicherheit  versprochen. 
Allein  der  Ehrgeiz  des  Regenten  ruhte  nicht,  bis  auch  er 
einen  Herrschaftsantheil  in  Oesterreich  erlangt  hatte.  Dadurch 
trat  aber  wieder  Steiermark  in  den  Hintergrund.  Dann  wieder 
verhiess  der  Tod  des  Herzogs  Leopold  eine  wohlthätige 
Aenderung;  da  trat  aber  das  Eriegsverhältniss  mit  König 
Sigmund  inzwischen  und  drohte  den  kaum  erst  begonnenen 
Bau  aufs  neue  zu  zerstören.  Lrgend  eme  Limitation,  sei  es 
an  Besitz,  sei  es  an  Macht,  war  immer  zu  befürchten.  Doch 
der  bisher  dem  eisernen  Ernst  so  günstige  Stern  sank  auch 

*»«)  Brandis  „Tirol  unter  Friedr.«  882. 
s>7)  Aschbach  I.  355  ff. 
'"')  Regesta  Boica  Xn.  142. 


—     64     — 

jetzt  noch  nicht  Die  Kluft  zwischen  ihm  und  dem  Könige 
wurde  ausgefüllt,  ohne  dass  er  auch  nur  an  dem  Geringsten 
eine  Einbusse  erlitten  hätte.  Damit  war  aber  auch  f&r  das 
stets  beunruhigte  Land  das  Ende  der  „Sturm-  und  Drang- 
periode ^  herangekommen. 

Die  nun  folgende  Zeit  von  da  an  bis  zum  Tode  des 
Herzogs^ ^')  war  eine    Friedenszeit^^o^  j^    ^^^  Sinne,    dass 

durch  keinerlei  äusere  Vorgänge,  wie  durch  einen  Krieg  an 
den  Grenzen  des  Landes  oder  im  Innern  desselben,  oder 
durch  irgend  ein  Ereigniss  im  diplomatischen  Leben  wie  etwa 
durch  contractmässiges  Uebertragen  der  Landeshoheit  von 
einem  Herzog  auf  einen  andern,  oder  durch  irgend  einen 
andern  Systemwechsel  Steiermarks  Bestand  eine  Aendening 
erhtten  hätte. 

Ein  einziger  Fall  scheint  dieser  Ansicht  zu  wider- 
sprechen. Es  ist  dies  die  Innsbrucker  Theilung  vom  22.  De- 
cember  1410  zwischen  Friedrich  und  Ernst '^*^')  Diese  war 
aber  nur  eine  genauere  Feststelhmg  des  bereits  seit  1411  Be- 
stehenden, und  die  hiebei  ausgemachte  Rententheilung  war 
eine  rein  private,  ohne  auf  die  Landesverwaltung  einen  vor- 
wiegenden Enifluss  auszuüben.  Ob  aber  die  letztere  gut  oder 
schlecht  genannt  werden  müsse,  ist  Sache  der  Darstellung 
der  inneren  Verhältnisse  des  Landes,  worauf  wir  vielleicht  bei 
einer  anderen  Gelegenheit  zu  sprechen  kommen  dürften. 
Auch  die  äussere  Politik  des  Herzogs,  wie  sein  Verhalten  zum 
Constanzer  Condl,  zu  König  Sigmund  und  Herzog  Friedrich 
und  andrerseits  gegen  die  Husiten  blieben  ohne  alle  Rück- 
wirkung auf  unser  Land  als  solches.  Es  sind  dies  sozusagen 
rein  persönliche  Momente  und  haben  mit  der  Landesgeschichte 


*>•)  1424,  10.  Juni;  vgl  d.  Tagebacli  des  K.  Friedrich  bei  Chmel 
I.  574,  und  die  St.  Lambrecbter  Todtenbücher  i.  d.  Fontes  r.A.  XXIX.  138. 

MO)  Der  angebliche  TQrkeneinfall  von  1418  erwies  sich  nach  den 
eingehendsten  Untersuchungen  Ilwofs  (Mittheilungen  des  bist  Vereins  f. 
Strmk.  IX.  196  ff.  und  dsgl  f.  Krain  XIX.  86)  als  eine  Erfindung  Me- 
gisers,  ebenso  wie  der  EinM  v.  1481  und  die  Schlacht  bei  Villach  1492. 

«»»)  Lichnowsky  1662. 


—     65     — 

eigentlich  gar  nichts  zu  tun.  Wir  müssen  bei  Ernst  eben 
zweierlei  unterscheiden:  einerseits  den  kraftvollen  ;, Verfechter 
des  habsburgischen  Stammrechtes  ^ ,  anderseits  den  Landes- 
regenten von  Steiermark.  Wir  haben  ihn  als  letzteren  in  allen 
seinen  Stadien  des  Werdens  verfolgt  und  nun,  wo  einmal  eine 
gewisse  Stabilität  erreicht  war,  ist  unsere  auf  ein  bestinuntes 
Ziel  lossteuernde  Aufgabe  gelöst  Steiermark  hatte  mit  dem 
Tode  Wilhelms  das  Ende  seiner  guten  Tage  erreicht;  jenes 
patriarchalische  Einvernehmen  zwischen  dem  Lande  und  seinem 
Begenten  war  verschwunden;  dafOr  aber  regte  es  sich  im 
Innern  des  Landes.  Die  socialen  Verhältnisse  bekamen  unter 
Ernst  einen  mächtigen  Ruck  zum  Besseren.  Was  in  anderen 
Ländern  schon  längst  bestand,  fand  nun  seinen  Weg  auch  nach 
Steiermark,  und  da  war  es  namentlich  Herzog  Ernst  der 
Eiserne,  der  diesem  Fortschritte  Thür  und  Thor  öffnete.  Eine 
genauere  Betrachtung  der  inneren  Verhältnisse  würde  uns 
zeigen,  dass  die  Regierungszeit  Herzog  Emst's  für  Steiermark 
eine  ähnliche  Bedeutung  habe,  wie  später  jene  Maximilian's  L 
für  Deutschland  im  Allgemeinen. 


llltU«lU  tfM  hlaU  Vvralns  f.  SMiOTnwk,  XXV.  Haft,  1877. 


Beiträge  zur  Zeit-  und  Culturgeschiclite 
der  östlichen  Steiermark. 

Aus   den  Papieren    eines    steirischen  Prälaten. 

Johann  Benedict  von  Perfall,  der  38.  Propst  des  Chor- 
herrenstiftes Voran,  gehört  ohne  Widerspruch  zu  den  aus- 
gezeichnetsten Persönlichkeiten,  die  je  daselbst  den  Krummstab 
geführt.  An  seinen  Namen  knüpft  sich  eine  Reihe  der  heil- 
samsten Reformen,  eine  vollständige  moralische,  wie  materielle 
Regeneration  des  von  ihm  geleiteten  Ordenshauses.  Durch 
die  gewaltigen  Einflüsse  der  lutherischen  Geistesströmung  in 
ihrem  Personalstande  stark  reducirt,  von  den  kriegerischen 
Bewegungen  des  16.  Jahrhunderts  theils  direct,  theils  durch 
die  desshalb  veranlassten  hohen  Subsidiargelder  und  Dona 
gratuita  schwer  getroffen,  überdies  durch  die  Misswirthschaft 
einiger  Prälaten  dem  pecuniären  Ruine  nahe  gebracht  *),  schien 
die  altehrwürdige  Stiftung  mit  dem  Tode  des  Propstes  Zacharias 
(1593)  die  Reihe  ihrer  Vorstände  und  die  eigene  Existenz 
beschliessen  zu  wollen.  Vor  diesem  Aeussersten  rettete  sie 
nur  das  thätige  Eingreifen  des  Salzburger  Erzbischofes,  welcher 
durch  die  Postulation  des  Canonicus  Johann  Benedict  aus  dem 


>)  Die  Bestätigung  dieser  Tbatsache  liefert  die  in  diesem  Punkte 
sonst  äusserst  difiicile  Hauschronik,  die  den  Einen  der  unmittelbaren 
Vorgänger  Perfalls  einen  „dilapidator  monasterii"  nennt  und  vom  Andern 
berichtet:  er  hätte  nichts  hinterlassen  als  Schulden. 


J 


—     67     — 

Reichsstifte  Bercbtesgaden  einen  Mann  an  die  Spitze  des 
dissoluten  Conventes  stellte,  dessen  Schultern  allein  im  Stande 
waren,  die  erdrückende  Atlasbürde  zu  tragen  und  den  schein- 
bar überwältigenden  Schwierigkeiten  energisch  die  Stirne  zu 
bieten.  Wie  er  diese  bekämpft,  wie  er  mit  bewunderungs- 
würdiger Geduld  und  Umsicht  die  tausenderlei  odiosen  An- 
gelegenheiten des  Stiftes,  wie  seiner  Unterthanen  selber  in  die 
Hand  nahm  und  abwickelte,  wie  er  in  den  ernstesten  Zeit- 
läufen den  Ereignissen  mit  ungebrochenem  Muthe  und  beson- 
nener Thatkraft  gegenübertrat ,  darüber  gibt  uns  sein  schrift- 
licher Nachlass  Auskunft,  den  er  in  den  Blättern  eines  im 
15.  Jahrhunderte  angelegten  Formelbuches  deponiit  hat. 

Aus  einem  Zeiträume  von  kaum  6  Jahren  finden  wir 
dort  über  80  von  ihm  concipirte  Briefe  und  32  eigenhändige 
Urkunden  -  Gopien  und  Concepte,  die  einen  Massstab  für  die 
unermüdliche  Arbeitskraft  des  Prälaten  und  eine  reiche  Fülle 
von  Material  ftlr  seinen  Biographen  bieten.  Wir  begnügen  uns, 
dem  Zwecke  unserer  Aufgabe  gemäss,  daraus  nur  die  Momente 
hervorzuheben,  denen  allgemein  historisches  Interesse  abzu- 
gewinnen ist^  und  dazu  müssen  wohl  in  erster  Linie  jene 
gerechnet  werden,  welche  auf  die  Mitleidschaft  der  Ost* 
Steiermark  in  den  ungarischen  Rebellenkriegen  von  1605  ein 
erhellendes  Licht  zu  werfen  im  Stande  sind.  —  Voran  nebst 
dem  festen  Schlosse  Thalberg  im  weiten  Umkreise  der  einzige 
fortificatorisch  bedeutende  Punkt  scheint  damals,  wie  auch 
schon  gelegonheitlich  früherer  feindlicher  Invasionen,  der 
Hauptwaffenplatz  und  die  Zufluchtstätte  nicht  blos  der  siiftischen 
Unterthanen,  sondern  auch  der  benachbarten  Adeligen  gewesen 
zu  sein.  So  ersehen  wir  aus  einem  Schreiben  Perfalls  an  den 
Anwalt  der  Witwe  Steinpeiss  zu  Eichberg,  dass  der  Gemahl 
derselben  zur  Zeit  als  die  ungarischen  Malcontenten,  verstärkt 
durch  türkische  Soldateska,  unter  Anführung  des  Beglerbegs 
von  Kanischa,  Serosch  Ibrahim  und  des  Obersten  Georg  Ne- 
methy  verheerend  das  Vorauer  Viertel  durchzogen,  sein  ge- 
sammtes  Eigenthum  hinter   die  Wälle   des  Stiftes  geflüchtet 

5* 


—     70     — 

Anfklhrung  eines  gewissen  Andre  Eberhard  Rauber  das 
Schloss  Tbalberg  belagert  und  berannt  hatte ,  aber  mit 
blutigen  Köpfen  heimgeschickt  worden  war.  Die  Verwandten 
der  bei  dieser  Gelegenheit  Erschlagenen  verlegten  nun  die 
nach  Ungarn  fbhrenden  Strassen  und  schwuren:  jeden  Steirer 
niederzuhauen  und  todtzuschlagen ,  eine  Drohung,  die  vor- 
züglich auf  die  Unterthanen  Vorau's  und  der  benachbarten 
Edelsitze  gemünzt  war,  welche,  da  es  eben  um  die  Lese- 
zeit, sich  in  den  Weingärten  von  Eisen-  und  Rechnitzberg 
befanden.  Der  Propst  verlangt  peremtorisch  Abstellung  dieses 
Unfuges,  widrigenfalls  er  sich  mit  den  Waifen  in  der  Hand 
Selbsthilfe  schaffen  werde.  Die  überhandnehmende  Unsicherheit 
nöthigte  auch  den  Bürger  und  den  Bauersmann  stets  bewaffnet 
einherzugehen,  eine  Gewohnheit,  die  in  Verbindung  mit  der 
Rohheit,  die  das  gewaltthätige  Kriegshandwerk  auch  den  fried- 
fertigsten Gemüthern  allgemach  eingeflösst  hatte,  nicht  selten 
zu  blutigen  Excessen  führte.  Welche  Verwilderung  selbst  unter 
den  gebildeteren  Ständen  Platz  gegriffen,  wird  durch  einen 
Fall  illustrirt,  den  Propst  Benedict  zum  Gegenstand  einer 
Gewaltsklage  ddo.  1606,  26.  Mai,  an  den  Freiherm  von 
Königsberg  zu  Pemstein  macht. 

Karl  Faschung,  ein  Bürger  von  Pinkafeld  und  der  Pfarrer 
von  Friedberg  ritten  vom  Kirchweihfeste  zu  Mönichwald  heim- 
wärts; es  war  schon  spät  am  Tage  und  begann  stark  zu 
dunkeln  und  Faschung  heischte  desshalb  bei  einem  Hause  in 
der  Lorenzer  Pfarre  ungestüm  einen  Wegweiser.  Da  der  Bauer 
abwesend,  die  übrige  erwachsene  Hausgenossenschaft  aber 
krank  und  bettlägerig  war,  so  kam  nur  rOin  klains  büebel 
herfür,  welches,  als  der  Karl  ihme  zugeritten,  aus  forcht  die 
flucht  geben^;  neuerdings  wandte  sich  Faschung  zu  den  Fenstern 
und  versuchte  mit  eingerecktem  röhr  den  Bewohnern  einen 
Führer  herauszuängstigen,  doch  abermals  ohne  Erfolg.  Er  ritt 
nun  mit  seinem  Begleiter  an  das  nächste  Gehöft  heran,  vor 
dessen  Thüre  der  Besitzer  mit  seinem  Bruder  stand,  welche 
dem  Pfarrherren,  als  sie  seiner  ansichtig  wurden,  „einen  fried- 
lichen trunk  erbotteu'';  Faschung  aber  sprengte  „mit  angesporten 


—     71     — 

ross  unter  poltern  vnd  trutzen^  auf  sie  ein  und  setzte  ihnen 
dergestalt  zu,  dass,  nachdem  Bitten  und  Vorstellungen  frucht- 
los gewesen,  endlich  der  Eine  „sein  damals  auf  der  achsl 
bähendes  röhr  in  die  handt  genumen  sagend:  So  es  dan  nit 
sein  kan,  muess  ich  mich  änderst  darczue  schicken/  Faschung, 
kurz  resolvirt,  gibt  darauf  Feuer,  die  Landleute  flüchten  in  das 
Haus,  die  beiden  Reisegefährten  dringen  nach,  im  wilden 
Tumulte  verlöscht  das  Licht  und  im  Finstem  hauen  nun  die 
Eindringlinge  „mit  ihren  röhren  auf  gemeltte  leuth**  dergestalt 
los,  dass  der  Eine  davon  „also  iämmerlich  erstlich  mit  solchen 
röhren  vnd  dan  nach  abschlagung  derer  mitt  blossen  wehren 
tractirt  wurde  das  wo  gott  nitt  ihme  erhalten,  es  mensch- 
hcher  weiss,  vnmuglich  war  gewesen  ihme  bey  leben  zu  er- 
halten*. —  Die  Nähe  der  ungarischen  Grenze  scheint  überhaupt 
zu  zahlreichen  Reibungen  und  Eifei*süchteleien  der  Anwohner 
und  ihrer  Obrigkeiten  Anlass  gegeben  zu  haben.  So  werden 
der  Vorauer  Marktrichter  sammt  einer  ehrsamen  Rathsbürger- 
schaft,  die  sich  als  Gutsteher  einer  Schuld  nach  Steinamanger 
begeben  haben,  ohne  weitere  Umstände  dingfest  gemacht,  und 
ein  ungarischer  Freiherr  (ungenannt)  lässt  bei  allen  seinen 
Dreissigämtern  auf  die  Waaren  der  Vorauer  Handelsleute  Be- 
schlag legen,  weil  das  dortige  Landgericht  seinen  Juden 
Isaak  von  Eobersdorf  in  Eisen  schlagen  und  Urfehde  hat 
schwören  lassen.  Perfall  vertheidigt  das  Vorgehen  seines 
Gerichtes  auf  das  Entschiedenste.  Besagter  Jude  habe  nicht 
nur  durch  sein  Betreten  der  Steiermark  der  Landhandveste 
Kaiser  Maximilians  zuwidergehandelt,  in  der  die  Jüdischheit 
„zu  ewigen  zeiten"  aus  dem  Herzogthum  „austrieben  vnd  ver- 
bandisirtt"  wurde,  er  habe  sich  auch  der  Bestechung  schuldig 
gemacht,  mdem  er  dem  Richter  „mit  listiger  freundlichkaitt  ain 
rothfärbiges  fatznetlein"  verehrt  „zu  verdruckung  seines  standts**' 
Im  Hinblick  auf  solche  Vergehen  sei  die  Strafe  eine  ohnedem 
sehr  milde  gewesen;  die  Nöthigung  zur  Urfehde  aber  recht- 
fertigt der  Propst  mit  der  im  Munde  einer  so  intelligenten 
Persönlichkeit  allerdings  etwas  seltsam  klingenden  landläufigen 
Zeitanschauung  über  die  Juden,   „die  nitt  allein  von   natur 


—     72     — 

gesinnet  vns  Cristen  zu  verhassen  oder  ainig  billicher  weiss 
ihn  angelegte  straf  zu  rechen,  sondern  ausser  dessen  mitt 
gantzem  gemuth  vnuerursachter  die  gantz  Cristenhaitt  ie  vnd 
allweg  zu  vertilgen  vnd  ihre  hendt  in  vnserm  vnd  der  vnserigen 
vnschuldigen  vnmundigen  Kinder  bluth  zu  waschen  gedenken, 
dichten  vnd  trachten,  auch  schon  laider  oflFter  ins  werck  gericht." 
Auch  die  Umgehung  der  stiftischen  Mauth  am  „Raissegk" 
durch  die  ungarischen  Weinfuhrleute,  die  oberhalb  Mönichwald 
auf  ungewöhnlichen  Wegen  in  das  Vorauer  Territorium  ein- 
brachen, zwingt  dem  Propste  oft  genug  die  Feder  zu  Klag- 
schriften in  die  Hand. 

Einen  weiteren  Anlass  zu  Conflicten  mannigfacher  Art  gab 
endlich  der  durch  die  Ferdinandeische  Gegenreformation  zwar 
gewaltsam  unterdrückte  Geist  des  Lutherthums,  der  jedoch  in 
den  Herzen  seiner  bekenntnisstreuen  Beligionsverwandten  un- 
gebrochen fortlebte,  und,  wo  es  anging,  grollend  gegen  seine 
siegreichen  Antagonisten  Stellung  nahm.  Als  solch'  unentwegte 
Anhänger  des  Protestantismus  lernen  wir  den  Freiherm  Hans 
Ruprecht  von  Saurau  zu  Festenburg  und  Friedberg  und 
Leonhard  Lemsitzer  (Lembschitz  bei  Stainz)  kennen.  Beide 
feierten  am  1 9.  November  1 607  ihre  Hochzeit  gemeinschaftlich 
in  Friedberg,  hatten  sich  jedoch  Tags  zuvor  mit  ihren  Bräuten 
nach  Pinkafeld  begeben,  um  dort  die  Trauung  durch  den 
„ketzerischen  praedicanten"  vornehmen  zu  lassen.  Perfall  sieht 
in  diesem  Vorgehen  eine  gröbliche  Verletzung  der  „fürstlichen 
inhibitions  generaln "  und  seiner  eigenen,  so  vrie  der  geistlichen 
Jurisdictionsrechte  seines  pröpstlichen  Collegen  zu  Stainz,  den 
er  zu  gemeinschaftlichem  Voj^ehen  bei  der  Regierung  zu 
gewinnen  sucht  Auch  die  Gemeindeglieder  der  dem  Stifte 
incorporirten  Pfarre  Dechantskirchen ,  welche  der  Chorherr 
Caspar  längere  Zeit  so  ziemüch  im  Sinne  der  Neologen 
pastorirt  und  der  zu  Thalberg  sesshaft  gewesene  Prädicant 
beeinflusst  hatte,  scheinen  in  puncto  des  geistlichen  Gehorsams 
sehr  freien  Ansichten  gehuldigt  zu  haben;  solches  erhellt 
wenigstens  aus  der  drastischen  Schilderung,  die  Perfall  selber 
von  einer  dort  versuchten  Pfarrbesetzung  gibt.  Nach  dem  Tode 


—     78     — 

des  PÜBurrers  Georg  und  auf  bittliches  Ansuchen  mehrerer 
Gläubigen,  die  dem  Propste  „  güldene  **  Berge  versprochen,  habe 
er  ,,viel  müh  vnd  arbaith  angewendett  bis  er  ainen  guetten 
man  bekumen  namens  her  Merth^ ;  es  sei  das  „ein  fein  gelerther 
vnd  sittsamer  mann^  gewesen,  auch  „ein  ausbundiger  in  viel 
fürstlich  vnd  andern  capellen  versirtter  singer  vnd  im  ertzstifte 
Saltzburg  ge wester  chormaister^,  mit  einem  Wort:  ein  Herr,  der 
eigentlich  „nach  seinen  qualitatibus  an  besser  ortt  vnd  end  zu 
promouiren  wär.^  Als  Perfall  jedoch  mit  diesem  glücklichen 
Funde  am  8.  September  1606  nach  Dechantskirchen  kam,  um 
ihn  dorten  zu  introdudren ,  siehe,  da  fand  sich  „solche  be- 
schaffenhaitt  bey  denen  pfarrkindern" ,  dass  er  sich  genöthigt 
sah,  das  Brachium  saeculare  zu  Hilfe  zu  rufen  und  seinen 
Pfarrcandidaten  bis  zur  Ankunft  des  Landgerichtsherren  Hans 
Christoph  Freiherm  von  Unverzagt  auf  Thalberg  beim  Pfleger 
daselbst  in  die  Kost  zu  geben  ^).  Es  wäre  jedoch  sehr  irr- 
thümlich,  wenn  man  aus  diesem  einzelnen  Falle  von  Renitenz 
auf  ein  gespanntes  Verhältniss  zwischen  dem  Propste  und 
seinen  Untergebenen  im  Allgemeinen  schliessen  wollte;  es 
scheint  vielmehr  das  vollste  Vertrauen  zwischen  beiden  Theilen 
gewaltet  zu  haben,  und  die  zahlreichen  Intercessionsschreiben, 
welche  den  Schwerpunkt  der  pröpstlichen  Briefsammlung  bilden, 
geben  zuweilen  ein  rühi*endes  Zeugniss  von  der  väterlichen 
Fürsorge  des  Grundherrn  für  das  Wohl  und  Wehe  seiner 
Unterthanen. 

Es  dürfte  kaum  eine  Obrigkeit,  einen  adeligen  Guts- 
besitzer im  weitesten  Umkreise  des  Stiftes  gegeben  haben, 
mit  denen  Perfall  nicht  in  Gorrespondenz  gestanden  wäre; 
zu  bedauern  ist  nur,  dass  in  den  meisten  Fällen  blos  der 
Charakter  dessen,  an  den  der  Brief  gerichtet  ist,  nicht  aber 


*)  Ueber  den  Austrag  dieser  Angelegenheit  fehlen  weitere  Nach- 
richten; zweifelsohne  aber  ist  obiger  Herr  Merth  mit  jenem  Priester 
Martin  Keglmayr  identisch,  dem  Propst  Perfall  in  einem  ehrenden  Ent- 
lassungszeugnisse  seine  halbjährige  Verwendung  in  Stiftsdiensten  beschei- 
nigt und  darin  hervorhebt,  dass  er  zumal  durch  seine  ,,industrio8a  musi- 
ces  vocalis  peritia''  die  Herzen  Aller  gewonnen  habe. 


—     74     — 

sein  Name  genannt  wird  und  die  Datirung  fehlt,  —  Mängel,  ohne 
welche  diese  Handschriftensammlung  auch  Dir  die  Bereicherung 
und  Richtigstellung  der  oststeiermärkischen  Besitzstands- 
geschichte von  beachtenswerther  Bedeutung  wäre.  Ausser  den 
schon  oben  im  Texte  angeführten  finden  sich  noch  folgende 
ausdrücklich  genannte  Ädressatennamen  vor:  Christoph  Ruef, 
Verwalter  des  Augustinerklosters  zu  Fttrstenfeld  (1606, 20.  Aug.), 
Hans  Ruprecht  Freiherr  von  Saurau  auf  Festenburg  und  Fried- 
berg ,  des  Herzogthums  Steier  Erbuntermarschall  (1606, 
30.  Sept.,  1608,  23.  Feb.,  12.  März,  4.  Oct,  14.  Novemb.) 
.Herr  Durrlacher,  dem  der  Propst  unbekannter  Weise  am 
12*  Jänner  1608  fUr  die  Continuirung  der  „historischen  missiuen^ 
(Berichte  über  die  Zeitläufe)  dankt  und  „ain  klains  kübel 
schmaltz  vnd  2  ducatten"  als  Gratiale  verehrt 

Johann  Copitsch,  Verwalter  der  Gommende  Fttrstenfeld 
(1 608,  4.  Feb.),  Wolfgang  Grassberger,  Erzpriester  und  Pfarrer 
zu  Strassgang  (1608,  2  April),  Freiherr  von  Trautmannsdorf 
zu  Burgau  (1G09,  21.  Jan.,  26.  Jan.,  30.  Jan.),  Wilhelm 
Freiherr  von  Rottal  zu  Neudau  (1609,  26.  Jan.,  3.  Feb., 
17.  März),  Freiherr  von  Wurmbrand  (1609,  21.  Feb.),  Leon- 
hard  Teufenbacher,  Pfarrer  von  Waltersdorf  (1609,  26.  Feb.). 
Frau  von  Trautmannsdorf  auf  Kirchberg.  Herr  von  Mindorf, 
Oswald  Demmel,  Pfleger  zu  Pem  stein,  Herr  Stärnitz. 

Otakar  Eernstock. 


i 


Die  Gründung  des  katholischen  Vicariates 
St.  Ruprecht  am  Kulm  in  der  evangelischen 

Ramsau  (1748). 

Von    Franz    Ilwof. 

In  dem  nordwestlichen  Theile  des  Herzogthums  Steier- 
mark, gegen  Salzburg  und  Ober-Oesterreich  hin,  breitet  sich 
im  oberen  Ennstbale  gegenüber  von  Schladming  unmittelbar 
unter  den  schroff  imd  jäh  abstürzenden  Südwänden  der  Dach- 
steingruppe eine  wellenförmige  Hochebene,  die  Bamsau  aus. 
Sie  hat  eine  Seehöhe  von  1000  bis  1100  Meter  (3000  bis 
3400  Fuss),  etwa  eine  Geviertmeile  Flächenraum  und  zieiht 
sich  von  Westen  nach  Osten  allmälig  abfallend  gut  zwei 
Stunden  hin.  Im  Norden  ist  sie  von  den  mächtig  aufragenden 
Ealksteinmauem  des  Scheichenspitz  (8406  Fuss),  des  Dachstein 
(9448  Fuss),  des  Mitterspitz  (9200  Fuss)  und  des  Torstein 
(9230  Fuss)  begrenzt;  gegen  Süden  fällt  sie  in  einem  ziemlich 
steilen,  bewaldeten  Abhänge  gegen  das  Ennsthal  ab^).  Diese 
Hochebene  ist  in  ihrer  ganzen  west-östlichen  Länge  von  einem 
Bergrücken,  dem  Kulm  durchzogen,  der  sie  um  etwa  60  Meter 
überhöht  Erst  nördlich  von  diesem  bis  an  den  Fuss  der  oben 
genannten  Felskolosse  liegt  die  eigentliche  Ramsau,   welche 


9  Die  Ramsau.  Von  Bernliard  Gzerwenka,  ev.  Pfarrer  zu  Ramsau 
(jetzt  in  Frankfurt  am  Main).  In  dem  Jahrbuch  des  österreichischen  Al- 
penvereins. 6.  Band  (Wien  1872),  S.  122—139.  und  freundliche  brief- 
liche Mittheilungen  desselben. 


—     76     — 

trotz  ihrer  hohen  Lage  gutes  Ackerland  und  herrliche  Wiesen 
darbietet  und  Baum  für  etwa  hundert  zerstreut  liegende 
Bauernhöfe  und  1200  Bewohner  hat  ^).  Stattliche  Gehöfte, 
patriarchalischer  Haushalt,  rationelle  Bewirthschaftung  des 
Bodens,  besonders  trefflich  betriebene  Viehzucht  zeichnen 
diese  Alpengegend  und  ihre  Bewohner  aus,  und  geben  ihr, 
bei  einem  grossartigen  Gebirgshintergrunde,  ein  freundliches 
Ansehen.  Die  steirischen  Ramsauer  sind  ein  kräftiger,  kem- 
hafter  Menschenschlag,  „namentlich  sind  die  Männer  grössten- 
thells  hochgewachsen  und  das  ganze  Yölklein  ist  arbeitsam 
und  sparsam,  heiter  und  lebensfroh,  bieder  und  aufrichtig 
und  hängt  mit  unwandelbarer  Treue  am  heimischen  Herde". 
„In  schwerer  Arbeit  und  rastloser  Thätigkeit  die  Mittel  für 
das  eigene  Bedttrfhiss  erringend,  sind  sie  doch  in  hohem 
Grade  wolthätig  und  die  Tugend  der  Gastfreundschaft  hat 
auch  in  diesem  lieblichen  Winkel  der  Erde  eine  bleibende 
Stätte  gefunden»).« 

Die  Bewohner  dieser  Hochebene  bekennen  sich  durchaus 
zur  evangelischen  Lehre ,  dennoch  besteht  hier  seit  der  Mitte 
des  vorigen  Jahrhunderts  ein  katholisches  Yicariat,  St  Ruprecht 
am  Kulm,  obgleich  lange  Zeit  hindurch  die  ganze  katholische 
diesem  Yicariat  unterstehende  Gemeinde  nur  aus  dem  Yicar 
und  seinem  Küster  bestand  und  auch  heutzutage  nur  sehr 
wenige  Gläubige^)  zählt. 

Die  Gründung  dieses  katholischen  Yicariates  in  der  ganz 
evangelischen  Kamsau,  welches  eine  Seelsorgestation  ohne 
Gläubige,  eine  Kirche  ohne  Gemeinde  ist,  erscheint  als  ein 
so  anomales  Yerhältniss,  dass  die  Darstellung  des  Ursprunges 


>)  Die  Ortsgemeinde  Ramsau,  welche  in  die  Ortschaften  Ramsau- 
Dorf,  Ramsau-Leiten  und  Ramsau -Schildlehen  zerfällt,  hat  286  Häuser 
und  1096  Bewohner  Orts-Repertorium  des  Herzogthums  Steiermark. 
Auf  Grundlage  der  Volkszählung  vom  31.  December  1869  bearbeitet  von 
der  k.  k.  statistischen  Central- Commission.  2.  Auflage  Graz  1872    S.  77. 

*)  Gzerwenka  a.  a.  0.  S.  130. 

*)  Keinen  Grundbesitzer,  etwa  10  bis  12  Dienstboten,  Anlieger 
und  Einwohner. 


—     77     — 

desselben  überhaupt  und  für  die  Geschichte  der  Steiermark 
insbesondere  nicht  ohne  Interesse  sein  dürfte,  umsomehr,  als 
diese  Gründung  nicht  vereinzelt  dasteht  und  die  Motive,  durch 
welche  sie  hervorgerufen  wurde,  ihren  Ursprung  in  den 
religiös  -  politischen  Ansichten  der  damaligen  österreichischen 
Regierung  haben. 

Die  jetzt  noch  stehende  katholische  Kirche  auf  dem 
Kulm  in  der  Ramsau  wurde  in  den  Jahren  1444  bis  1449 
errichtet^),  welcher  Zeit  auch  der  spätgotische  Styl,  in  dem 
sie  erbaut  ist,  entspricht. 

Als  die  Lehren  der  Reformatoren  in  die  Alpenländer 
drangen,  war  es  das  obere  Ennsthal,  Schladming  selbst  und 
dessen  Umgebung,  wo  dieselben  zuerst  festen  Fuss  fassten 
und  in  kürzester  Zeit  allgemeine  Anerkennung  fanden.  Obwol 
der  Aufstand  der  Bauern,  Bürger  und  Bergknappen  in  und 
um  Schladming  (1525),  welcher  durch  die  Aufstellung  ähnlicher 
Forderungen,  wie  sie  im  grossen  deutschen  Bauernkriege  er- 
hoben wurden,  ausbrach,  durch  Niklas  Grafen  von  Salm  blutig 
war  unterdrückt  worden '%  erhielt  sich  dort  dennoch  in  fast 
ungeschwächter  Kraft  die  evangelische  Lehre.  Umsomehr  muss 
dies  in  der  abgelegenen  Ramsau  der  Fall  gewesen  sein ;  über 
die  religiösen  Verhältnisse  derselben  im  16.  Jahrhundert  liegt 
mir  zwar  keine  unmittelbare  Nachricht  vor,  wol  aber  über  die  im 
benachbarten  Ennsthale;  so  heisst  es  in  den  Protokollen  der 
Pfarre  Haus:  „Im  Jahre  1585  wurde  hier  niemand  (katholisch) 
getaufet,  weil  die  ketzerischen  Schreyer  bei  dem  Volke  einen 
Hass  gegen  die  Sackramente  der  Katholiken  erreget  hatten, 
obschon  im  Jahre  1584  am  24.  December  die  Seelsorge  der 
Hauser  Pfarre  wieder  dem  Jodok  Heller  übergeben  wird, 
nachdem  der  abtrünnige  Pfarrsvicar  aldort  Johann  Fürst  durch 
den  salzburgischen  Theologen  Georg  Stobäus  abgesetzet  worden 


5)  Muchars  Geschichte  des  Herzogthums  Steiermark  Yll.  854  nach 
Beiner  Urkunden. 

')  S.  den  Bericht  Sigmunds  Yon  Dietrichstem  an  Ferdinand  I. 
aber  diesen  Aufstand  im  Archiv  für  Kunde  österreichischer  Geschichts- 
quellen rvni.  181-148. 


—     78     — 

war.  Im  Jahre  1586  wurden  vom  6.  April  an  getaufet  11, 
1587  18,  1588  26,  1594  3,  1600  38«').  Also  auch  hier  wie 
mehrfach  anderwärts;  der  Seelsorger  nimmt  die  neue  Lehre 
an,  ihm  folgen  seine  Pfarrkinder,  bei  erstarkender  (regen- 
reformation  wird  der  evangelische  Pfarrer  abgesetzt  und  ein 
katholischer  wieder  eingeführt,  aber  erst  1600,  in  dem  zweiten 
Jahre  der  Restauration  des  Katholicismus,  steigt  wieder  die 
Zahl  der  katholisch  getauften  Kinder. 

Die  Restauration  des  Katholicismus,  welche  in  Inner- 
österreich unter  Erzherzog  Karl  11.^  begann  und  unter 
Ferdinand  II.  vollendet  wurde,  drang  in  die  Ramsau  nicht 
hinauf,  obwol  die  Religionscommission  im  Ennsthale  eine 
energische  Wirksamkeit  entfaltet  hatte;  so  wurde  1599  auf 
ihren  Befehl  die  evangelische  Kirche,  welche  in  der  Au  unweit 
des  Schlosses  Neuhaus  stand,  niedergerissen  und  Hans  Stein- 
berger,  der  einflussreichste  Protestant  der  dortigen  Gegend, 
gefangen  nach  Graz  geschickt,  jedoch  bald  wieder  freigegeben. 
Dieser  ersten  Intervention  gelang  aber  die  Herstellung  des 


')  Entwurf  einer  Beschreibung  der  Gegend  Ramsau  von  Johann 
Wudi,  Pfarrvikar  alldort,  1817,  S.  23  ff.  in  den  Ortsbeschreibungen  des 
steiermftrkischen  Landesarchivs  Nr.  835. 

^  Da  Karl  in  seinen  Mannesjahren  nicht  nur  als  strenggläubiger 
Katholik,  sondern  auch  als  ein  Verfechter  dieses  Glaubens  auftritt,  so 
ist  der  jüngst  gelieferte  Nachweis,  dass  dies  in  seinen  frQheren  Jahren 
nicht  der  Fall  war,  nicht  uninteressant  Erzherzog  Karl  zeigte  in  seiner 
Jugend  um  1560  Hinneigung  zum  Protestantismus,  gleich  seinem  ganz 
evangelischen  Bruder  Max;  als  um  diese  Zeit  Ober  die  Verheiratung 
Karls  mit  Königin  Elisabeth  von  England  verhandelt  wurde,  unter- 
stützten die  Protestanten  dieses  Project  auf  das  lebhafteste,  weil  sie  den 
jungen  Erzherzog  filr  ihren  Gesinnungsgenossen  hielten  und  meinten 
und  hofften,  er  werde  seinem  Bruder  Max  nachahmen ;  ja  Karl  hatte 
sich  dem  eifrig  protestantischen  Herzoge  Christoph  von  Würtemberg 
gegenüber  selbst  zum  Protestantismus  bekannt;  noch  mehr,  Ferdi- 
nand I.  hatte  von  ihm  ein  eidliches  Gelöbniss  verlangt,  in  England  als 
Gemahl  der  Königin  Elisabeth  der  katholischen  Religion  treu  zu  blei- 
ben, und  Erzherzog  Karl  hatte,  wie  er  sich  rtthmte,  dies  zu  geloben  sich 
hartnäckig  geweigert.  Maurenbrecher  (nach  englischen  Gesandtschaftsacten) 
in  Sybel's  historischer  Zeitschrift,  82.  Band,  1874,  S.  276-277.  Vgl- 
auch  Forschungen  zur  deutschen  Geschichte  XXI   569. 


—     79     — 

Eatholidsmus  nicht,  im  folgenden  Jahre  musste  sich  dieselbe 
Commission  abermals  nach  Schladming  begeben,  weil  die 
evangelische  Lehre  dort  noch  fortlebte ;  nun  trat  sie  mit  ver- 
stärkter „Quardia''  auf  und  das  Resultat  ihrer  Wirksamkeit 
war,  dass  Schladming  zwar  äusserlich  katholisch  wurde,  jedoch 
110  Bergknappen  und  Landleute  und  23  Bürger  aus- 
wanderten ^).  Denn  unter  denen,  welche  vor  dieser  Religions- 
Gonunission  ihre  Rückkehr  zur  katholischen  Kirche  bekannten, 
waren  viele,  die  im  Geheimen  der  .evangelischen  Lehre  treu 
blieben,  dieselbe  auf  Kinder  und  Kindeskinder  vererbten  und 
so  die  Vorfahren  der  heute  zahlreichen  protestantischen  Be- 
wohner von  Sdiladming  und  Umgebung  wurden. 

Da  in  dieBamsau  hinauf  die  Beligions-Comnüssion  1599 
und  1600  nicht  gekommen  war,  so  erhielt  sich  dort  die 
evangelische  Lehre,  obwol  fast  zwei  Jahrhunderte  lang  ohne 
geistliche  Pflege,  vorläufig  wenigstens  unbeachtet  und  darum 
ungestört.  So  wie  es  in  diesem  stillen  Alpenwinkel  war,  so 
war  es  auch  in  anderen  Gebirgsgegenden  der  Steiermark, 
deren  Bewohner  gleich  den  Ramsauem  die  Gegenreformation 
überdauert  hatten  und  wohin  die  Religionscommissionen  nicht 
gekommen  waren.  Die  Zahl  der  Anhänger  der  evangelischen 
Lehre  minderte  sich  dort  durch  mehr  als  hundert  Jahre  nicht, 
von  Jahr  zu  Jahr  pflanzte  sich  die  Lehre  von  den  Eltern 
auf  die  Kinder  fort  und  durch  das  ganze  siebenzehnte  Jahr- 
hundert und  noch  in  den  ersten  Jahrzehnten  des  achtzehnten 
Jahrhunderts  wurden  die  nicht  zahlreichen  in  abgelegenen 
Gegenden  wohnenden  Protestanten  Steiermarks  weder  von  der 
Regierung  noch  von  dem  katholischen  Clerus  in  ihrem  Glauben 
und  in  der  stillen  häuslichen  Uebung  desselben  irgendwo 
namhaft  oder  nachhaltig  bedrängt  oder  gehindert  Erst  nach- 
dem durch  die  Austreibung  der  Protestanten  aus  Salzburg 
ihre  Glaubensgenossen  in  Obersteier  und  Kärnten  in  Bewegung 
gerieten  und  es  in  diesem  Lande  in  einigen  evangelischen 
Gemeinden  zu  Unruhen  kam,  begann  die  Regierung  wieder 


•)  Eobitsch    Geschichte  des   ProtestantiBinus  in  der  Steiermark 
(Graz  1859),  S.  44, 199,  211. 


—     80     — 

ihre  Aufinerksamkeit  den  Protestanten  Innerösterreichs  zuzu- 
wenden und  traf  Anordnungen,  um  dieselben  der  katholischen 
Kirche  zurückzugewinnen.  Gegen  diese  Massregeln  trat  sogar 

m 

mehrfach  das  Corpus  Evangelicorum  des  deutschen  Reichstages 
durch  Intercessionsschreiben  auf,  welche  es  an  Kaiser  Karl  VI. 
(1733,  1734,  1735)  richtete  ^%  Noch  energischer  wurde  unter 
seiner  Nachfolgerin  in  dieser  Richtung  gearbeitet.  Maria 
Theresia  hatte  viel  mehr  aus  Orttnden  politischer  denn 
religiöser  Natur  eine  heftige  Abneigung  gegen  die  Protestanten, 
welche  sich  bei  jedem  Anlasse  bemerklich  machte;  aus  der 
den  KreishaupÜeuten  ertheilten  Instruction  ist  die  Strenge 
zu  ersehen,  mit  welcher  sie  jeder  Ausübung  der  protestantischen 
Religion  entgegenzutreten  hatten.  Die  öffentliche  Religions- 
ttbung  war  zwar  den  Protestanten  in  Innerösterreich  seit  der 
Gegenreformation  nicht  mehr  gestattet  und  der  Staat  hatte 
in  diesen  Erblanden  dem  Protestantismus  nur  als  einer  Secte 
eine  gewisse  Duldung  gewährt,  deren  Schranken  nach  den 
politischen  und  kirchlichen  Grundsätzen  des  17.  Jahrhunderts 
bestimmt  waren ;  die  Protestanten  waren  in  allen  öffentlichen 
Verhältnissen  den  allgemeinen  Gesetzen  unterworfen,  nur 
Zeugnisse  katholischer  Pfarrer  hatten  für  sie  Giltigkeit,  aber 
sie  hatten  bisher  doch  die  Freiheit  der  Hausandacht,  der 
Privatreligionsübung  genossen  und  waren  darin  nicht  gestört 
worden'^);  das  änderte  sich  nun,  man  ging  wieder  mit  Härte 
gegen  sie  vor,  „die  Religionscommissionen  im  Lande  ob  der 
Enns,  in  Steiermark,  Kärnten  und  Krain  wurden  aus  den  un- 
duldsamsten Katholiken  zusammengesetzt,  sie  entzogen  den 
Protestanten  ihre  Bücher,  hinderten  sie  an  der  Unterweisung 
ihrer  Kinder  in  den  Lehren  ihres  Glaubens  und  Hessen  kein 
Mittel  unversucht,    um  sie  entweder  zum  Uebertritte  zum 


■O)  Wa]dau  Geschichte  des  Protestantisinus  in  Oesterreich,  St^er- 
mark,  Kärnten  und  Erain  (Anspach  1784)  IL  429—481.  E.  A.  Menzel 
neuere  Geschichte  der  Deutschen  seit  der  Reformation  (Breslau  1855) 
V.  328  flf. 

<0  Adam  W^olf:  Oesterreich  unter  Maria  Theresia.  Wien  1855, 
8.  40S  ff. 


—    81    — 

Eatholicismus  zu  bewegen  oder  aus  dem  Lande  zu  ent> 
fernen"  ^^). 

Als  die  vorzüglichsten  Mittel,  die  Protestanten  wieder 
in  den  Schoss  der  katholischen  Kirche  zurtlckzufbhren  ^3), 
betrachtete  man  die  Aussendung  von  Missionspriestem  in  die 
„im  Glauben  verdächtigen  und  ketzerischen  Orte",  die  Trans- 
migration der  Führer  der  protestantischen  Bewegung  nach 
Ungarn  und  Siebenbürgen,  die  zwangsweise  Einreihung  von 
Protestanten  in  die  Armee  und  die  Gründung  von  katholischen 
Seelsorgestationen  in  Gegenden  mit  evangelischer  Bevölkerung, 
deren  mehre  um  die  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  in  Inner- 
österreich gegründet  wurden**),  wozu  die  Mittel  theils  vom 
Staate,  theils  von  der  Kirche,  theils  von  frommen  Katholiken 
gespendet  wurden.  Ja  sogar  Stiftungen,  welche  für  andere 
kirchliche  Zwecke  bestimmt  waren,  wurden  solchen  Gründungen 
zugewendet  In  dieser  Weise  entstand  auch  das  katholische 
Vicariat  St  Ruprecht  am  Kulm  in  der  Bamsau. 

Am  1.  October  1736  starb  Johann  Christoph  Leeb  **), 
Doctor  der  Theologie  und  beider  Rechte,  Hauptpfarrer  zu  Pols 
in  Obersteiermark  und  Erzpriester  des  Pölsischen  Districtes  ^  ^'). 


1*)  Arneth  Geschichte  Maria  Theresia's  (Wien  1870)  VI.  51.  Vgl. 
auch  K.  A.  Menzel  neuere  Geschichte  deT  Deutschen  V.  418. 

i>)  üeber  diese  Regierungsmassregeln,  Ober  die  Ursachen,  durch 
welche  sie  hervorgerufen  wurden,  und  über  die  Folgen,  welche  sie  nach 
sich  zogen,  sind  wir  jetzt  vollständig  unterrichtet  durch  die  queUenmäs- 
sigen  Arbeiten  von  Zwiediueck-Südenhorst:  ^^^^eschichte  der  religiösen 
Bewegung  in  Innerösterreich  im  18.  Jahrhunderte -^  im  Archiv  für  Öster* 
reichische  Geschichte,  53.  Band,  2.  Hälfte,  S.  457  ff.  und  „Dorfleben  im 
18.  Jahrhundert.  Culturhistorische  Skizzen  aus  Innerösterreich. "  Wien 
1877,  besonders  S.  28—79. 

1«)  Waldau  a.  a.  0.  II.  455. 

1^)  £8  ist  dies  derselbe  Leeb,  der  bei  Zwiedineck  „  Dorfleben "  S. 
99  die  Sittenzustände  semer  P&rre  Pols  1782  als  sehr  verkommene  schil- 
dert aber  ausdrücklich  hervorhebt,  dass  dort  von  Ketzerei  dermalen  keine 
Spur  zu  finden  sei. 

<•)  Quelle  für  das  Folgende:  Stifts-  und  Confirmationsbrief  für dai 
Yicariat  St.  Ruprecht  am  Kuhn  in  der  Ramsan  de  dato  Graz,  17.  Juni 
1748,  ausgestellt  von  Leopold  Ernst  Bischoff  zu  Seggau,  von  Filipp  An- 

MlttkalL  d.  blii.  VtrclM  Ar  8Ml«nnsrk.  XXV.  Uttt,  IUI«.  g 


—    82    — 

Er  hatte  gerade  vier  Wochen  vor  seinem  Tode,  am  1.  Sep- 
tember 1736,  sein  Testament  ausgefertigt  und  legirte  in  dem- 
selben ein  Kapital  von  3000  Gulden  zu  einem  Beneficium  bei 
dem  Gotteshause  unserer  lieben  Frau  in  Eirchthal  im  Pfleg- 
gerichte Lofer  in  Salzburg;  die  Jahreszinsen  dieser  Sunune 
sollten  dem  von  seinem  Testaments  -  Executor  oder  dessen 
Substituten  zu  präsentirenden  Benefidaten  dortselbst,  der  ein 
Weltpriester  sein  müsse,  pro  annua  sua  sustentatione  aus- 
bezalt  werden.  Zu  seinem  Testaments-Executor  ernannte  Leeb 
die  freiherrliche  Familie  von  Eönigsbrunn  und  zwar  zunächst 
Philipp  Anton  Freiherm  von  Königsbrunn,  Landrath  in  Steier- 
mark und  Beisitzer  bei  den  Hof-  und  Landrechten  und  dessen 
männliche  Descendenz,  und  zwar  immer  den  ältesten  der 
Familie;  im  Falle  des  Aussterbens  dieser  Linie  sollte  die 
Testaments-Execution  auf  Philipp  Anton's  Brüder  Franz  Georg 
und  Ignaz  und  deren  Descendenz  übergehen;  im  Falle  des 
Aussterbens  der  ganzen  Familie  Königsbrunn  sollte  der  Letzte 
berechtigt  sein,  die  Testaments  -  Execuüon  auf  einen  seiner 
nächsten  Verwandten  weiblicher  Linie  und  dessen  Descendenz 
zu  übertragen.  Dem  jeweiligen  Testaments-Executor  sollte 
auch  das  Präsentationsrecht  zu  dem  Beneficium  in  Kirchthal 
für  ewige  Zeiten  zustehen.  Der  Gründung  dieser  Stiftung  in 
Kirchthal  stellten  sich  jedoch,  wie  es  in  dem  erwähnten  Stifts- 
und Confirmationsbriefe  heisst,  verschiedene  Hindemisse  ent- 
gegen, daher  bestimmte  der  Erzbischof  von  Salzburg,  Leopold 
Anton  Graf  von  Firmian,  derselbe,  welcher  die  Austreibung 
der  Evangelischen  aus  seinem  Lande  durchgeftlhrt  hatte,  ex 
plenitudine  potestatis  durch  Verordnung  vom  26.  Jänner  1742 
dass  dieses  Kapital,  welches  inzwischen  durch  die  anwachsen- 


ton Freiherr  von  Königsbrunn,  als  Johann  GhriBtoph  Leeb's  Testaments- 
executor und  Compatronus  und  von  Franz  Ignaz  Edlen  von  Lendenfeldt, 
als  väterlicher  Universal -Erb  und  Compatronus.  Original  -  Urkunde  in 
Pergament  im  Steiermärkischen  Landesarcbiv  (aus  den  Sammlungen  des 
historischen  Vereins  für  Steiermark,  Archiv  Nr.  1341,  Exh.  Nr.  4817). 
Das  bischöfliche  Siegel  weggebrochen,  die  Siegel  von  Eönigsbrunn  und 
Lendenfeldt  in  Siegellack  ziemlich  gut  erhalten. 


—  Ba- 
den Zinsen  sich  bis  auf  4200  Gulden  vermehrt  hatte ,  zur 
Errichtung  eines  Vicariates  ad  St  Rupertum  am  Kulm  in  der 
Ramsau  in  Obersteiermark  verwendet  werden  solle.  Da  jedoch 
diese  Summe  zur  Errichtung  dieses  Vicariates  und  zur  Ver- 
pflegung eines  Vicars  daselbst  allein  nicht  ausreichend  war, 
so  entschloss  sich  Franz  Ignaz  Maria  von  Lendenfeldt,  Ober- 
secretär  der  Landschaft  Steyer  „aus  fromen  antrib"  einen 
Beitrag  dazu  zu  leisten;  sein  Vater  Johann  Jacob  Edler  von 
Lendenfeldt,  ebenfalls  Obersecretär  der  Landschaft  Steyer, 
hatte  nämlich  durch  Testament  vom  22.  Jänner  1731 
300Ö  Gulden  zur  Gründung  eines  Beneficiums  zu  Niderhoffen  ^ ') 
„oder  sonst  auf  ein  bequemes  Orth^  legirt,  wofQi'  seinem 
Sohne  Franz  und  dessen  Nachkommen  das  Präsentationsrecht 
daselbst  zustehen  sollte.  Dieses  Kapital  konnte  aber  „aus 
erheblichen  Gründen"  nach  Niederhofen  nicht  verwendet  werden 
und  daher  erbot  sich  Franz  Ignaz  von  Lendenfeldt,  dasselbe 
zur  Subsistirung  eines  Vicars  in  der  Bamsau  zu  überlassen. 
Die  beiden  Herren  Philipp  Anton  Freiherr  von  Eönigsbrunn 
und  Franz  Ignaz  von  Lendenfeldt  kamen  sodann  überem,  das 
Präsentations-  und  Patronatsrecht  des  Vicariates  am  Kulm 
alternative  zu  üben. 

Nach  Beendigung  dieser  Vorverhandlungen  erliess  der 
Erzbischof  von  Salzburg  den  Stifts-  und  Confirmationsbrief 
für  dieses  Vicariat,  in  welchem  die  Grenzen  desselben  in 
folgender  Weise  bestimmt  wurden :  „von  Aufgang  der  Sonnen 
von  Pumberg  exclusive,  wo  der  Pfarr  Hauserische  District 
aufhöret,  Strimez  und  Schlätting  und  bis  zum  Perger  in 
Hierzeg  gegen  Nidergang,  gegen  Mittag  der  ganze  vordere 
und  hintere  Vorberg,  wie  solcher  ob  denen  schacheren  in  der 
höche  liget,  wie  auch  der  halserberg  bis  zum  Windtgf&ller 
und  Jexner,  gegen  Mittemacht  aber  bis  auf  die  Confinien 
deren  Alben".  Femer  heisst  es  in  diesem  Stiftsbriefe,  der 
Vicar  in  der  Bamsau  solle  „ein  exemplarisch-priesterliches  un- 

17)  Niederhofen  im  Ennsthal,  zwischen  Liezen  nnd  Steinach  gele- 
gen. Schmutz  historiBch-topographisches  Lezicon  der  Steiermark.  (Gr&z 
1822)  Ul.  89. 

ü* 


—     84     — 

sträffliches  Leben  führen,  dass  Zihl  undt  fhidt,  so  da  ist 
cognitio  et  conversio  suspectorum,  vorderist  vor  Augen  haben", 
„ein  qualificiert  und  vor  ein  solches  in  Glaubenssachen  sehr 
verdächtiges  Orth  wohl  gewachsen-  und  in  cura  animarum 
exercierter  Priester"  sein;  er  wurde  gleich  dem  Vicar  in 
Schladming  dem  Pfarrer  von  Haus  untergeordnet 

Die  übrigen  Bestimmungen  des  Stiftsbriefes  enthalten 
Anordnungen  in  Bezug  des  zu  haltenden  Gottesdienstes  und 
in  Betreff  der  Stolgebühren,  worüber  bestimmt  wird,  dass  die 
kleine  Stolgebühr,  d.  i.  das  Tauf-,  Verseh-,  Beicht-,  Rauch-, 
Firspreng-  ^^  und  Bittgeld  dem  Vicar  in  der  Ramsau  ver- 
bleibe, die  grosse  Stolgebühr  aber  dem  Vicar  zu  Schladming 
zu  ersetzen  und  zu  verrechnen  sei.  Und  schliesslich  wurde 
für  die  erstmalige  Ernennung  des  Vicars  dem  Freiherm 
Philipp  Anton  von  Eönigsbrunn  das  Präsentationsrecht  zu- 
erkannt 

„Vor  das  aufzufllhrende  Gebay  einer  wohnung  des  besagt 
aufgestölten  Vicary",  heisst  es  am  Schlüsse  des  Stiftsbriefes, 
selten  die  von  denen  Baron  Schwizischen  Herren  Testaments- 

Executoribus    et    Patronis dargegebene    Tausendt 

Gulden  verwendet  und  getreulich  verbaut  werden". 

So  entstand  dieses  Vicariat,  zu  dessen  Gründung  drei 
Stiftungen,  die  ursprünglich  anderswo  bestimmt  waren,  ver- 
wendet wurden ;  als  erster  Vicar  daselbst  wird  in  einer  handr 
schriftlichen  Nachricht*^)  schon  am  6.  August  1747,  also  fast 
ein  Jahr  vor  Ausfertigung  des  Stiftsbriefes,  Franz  Anton 
Marcher  genannt ;  amtlich  erscheint  er  aUerdings  erst  in  einer 
Verordnung  der  steiermärkischen  „Repräsentation  und  Kammer 
in  publicis  politicis  mixtis  et  cameralibus"  vom  2.  März  1750 
als  der  von  Baron  Königsbrunn  prilsentirte  Vicar.  Das 
Vicariatshaus  wurde  1748  zu  bauen  begonnen. 


» 

^8)  Stola-Gebühr  flir  das  Vorsprengen  mit  Weihwasser,  oder  Vor- 
segnen der  Wöchnerinnen,  wenn  sie  nach  der  Entbindung  zam  ersten- 
male  aus-  und  in  die  Kirche  gehen. 

'»)  Wudi  a.  a.  0. 


—     85     — 

Aehnlich  wie  auf  der  Ramsau  wurde  wenige  Jahre  später 
in  deren  Nähe,  zu  Bühel  westlich  von  Schladming  an  der 
Strasse  gegen  Badstadt  ein  katholisches  Yicariat  gegründet  und 
zu  der  dort  schon  bestehenden  Kirche  das  Yicariatshaus  er- 
baut und  zwar  über  Anordnung  und  auf  Kosten  der  Kaiserin 
selbst,  da  „Marie  Theres,  römische  Kaiserin,  in  gefährlichen 
Geburtsnötheü  ein  Gelübd  gemacht  hatte,  in  den  drey  im 
Glauben  verdächtigsten  Orten  Ihres  Reiches  einen  eigenen 
Vicar  aufzustellen.  Das  Patronatsrecht  übte  vorher  titl.  Herr 
Fürst  -  Bischof  von  Seckau  aus,  sowie  Vogtherr  über  diese 
Kirche  tiü.  Herr  Prälat  zu  St  Peter  war.  Nun  ist  aber 
Patronus  Se.  Migestät  der  Kaiser  und  Vogtherrschaft  die  Herr- 
schaft Bichl  in  Haus"20). 

Conversionen  zu  bewirken,  scheint  diesen  neuen  Seel- 
sorgestationen nicht  gelungen  zu  sein;  hatten  die  Ramsauer 
so  lange  treu  an  dem  Glauben  ihrer  Väter  gehangen,  so 
schlugen  sie  auch  diesen  Sturm  auf  ihre  religiöse  Ueber- 
zeugung  ab ;  und  es  währte  nur  noch  drei  Jahrzehnte  und  sie 
konnten  wieder  offen  ihre  evangelische  Lehre  bekennen  und 
üben.  Am  30.  Juni  1781  erschien  das  Toleranzpatent  Kaiser 
Josefs  n.  und  allenthalben,  wo  hoch  im  Gebirge  oder  tief 
drinnen  in  abgeschiedenen  Thälem  der  Protestantismus  sich 
erhalten  hatte,  entstanden  nun  evangelische  Gemeinden.  Welchen 
Rückschlag  diese  grossartige  Massregel  auf  die  Gegen- 
reformationsversuche in  diesen  Landstrichen  ausübte,  beweist 
eine  gleichzeitige  Notiz  von  geistlicher  Hand^'):  „Vor  der 
Tolleranz  waren  an  dieser  Pfarre  (Schladming)  zwei  Kapläne, 
ein  eigener  Katechet,  und  auch  ein  Missionär  angestellt,  da 
die  Seelenzahl  sehr  gross  war ;  nach  der  Tolleranz  aber  ging 
das  Beneficium  und  eine  Kaplanstelle  ein.  Dermalen  (Ende 
des  vorigen  Jahrhunderts)  befindet  sich  nur  ein  Kaplan  hier. 
Die  Anstellung  eines  eigenen  Missionar  von  Salzburg  geschah 


«0)  Wudi  a.  a.  0. 

'0  In    den   Ortsbeschreibungen    des    steiemL    Landesarchivs    ad 
Tocem  Schladming. 


—     86     — 

um  die  Verbreitung  des  Lutherthums  mehr  zu  hemmen 

Die  grosse  Maria  Theresia  hat  viel  für  die  Aufrechthaltung 
der  katholischen  Religion  in  dieser  Gegend  gethan,  allein 
leider  fruchtlos".  Auch  in  der  Ramsau  bildete  sich  sogleich 
eine  evangelische  Gemeinde;  schon  1782  erscheint  dort  Karl 
Samuel  Hirschmann  als  erster  evangelischer  Pastor  und  im 
folgenden  Jahre  erbauten  die  Ramsauer  aus  ihren  eigenen 
Mitteln  im  Mittelpunkte  ihrer  Gemeinde  eine  Kirche»  damals 
noch  „  Bethaus  **  genannt,  und  ein  Wohnhaus  für  ihren  Seelsorger. 
So  wurde  die  religiöse  Gleichberechtigung  und  der 
kirchliche  Friede  nach  mehr  als  zwei  Jahrhunderten  Kampfes 
und  stillen  Duldens  in  dem  schönen  Ennsthale  zwischen  den 
Felsenzacken  des  Dachsteins  und  den  mächtigen  Hochgipfeln 
der  obersteirischen  Tauem  wieder  hergestellt  und  so  blieb 
seither  und  wird  es  hoffentlich  bleiben  für  alle  Zukunft 


Das  steirische  Aufgebot  von  1565. 

Ein  Beitrag   zur  Geschichte  des  innerösterreichischen 
Kriegswesens  Ii^l  16.  Jahrhunderte. 

Von  Dr.  H.  von  Zwiedineck-Südenhorst. 

Fast  zwei  Jahrhunderte  hindurch  haben  die  Oster- 
reichischen Erbländer  den  schweren  Kampf  mit  dem  „Erb- 
feinde^'  zu  bestehen  gehabt,  sie  haben  zu  einer  Zeit  ihre  Auf- 
gabe als  Marken  des  Reiches  in  treuester  Hingebung  erfüllt 
und  ein  culturvemichtendes  Bäubervolk  von  dem  Eindringen 
in  das  Herz  Deutschlands  abgehalten,  in  welcher  das  Reichs- 
bewusstsein  den  Gliedern  des  Reiches  schon  fast  gänzlich  abhan- 
den gekommen  war  und  den  Vertheidigem  der  Integrität  des 
deutschen  Bodens  nicht  nur  kein  Dank  erblühte,  sondern  auch 
nicht  die  geringste   politische  Gegenleistung  gewährt  wurde. 

Dass  die  Stellung,  welche  ein  Theil  der  magyarischen 
Nachbarn  während  der  türkischen  Invasion  dem  Hause  Habs- 
burg gegenüber  einnahm,  und  die  daraus  sich  ergebende  Drei- 
theüung  Ungarns  die  Lage  InnerOsterreichs  erschweren  musste, 
fällt  bei  der  Beurtheilung  der  Aufgabe,  welche  diesem  Länder- 
complexe   in  den  Türkenkriegen  zufiel,  schwer  in's  Gewicht. 

Ich  habe  es  mir  zur  Aufgabe  gestellt,  den  Nachweis  zu 
liefern,  wie  Innerösterreich,  vor  allem  aber  Steiermark  diesen 
anunterbrochenen  Vertheidigungskrieg  geführt,  was  es  zur  Ab- 
haltung der  türkischen  Eroberungszüge  geleistet  hat  Wenn 
ich    gegenwärtig    noch    keine    erschöpfende    und    zusammen- 


—     88     — 

hängende  Darstellung  aller  einschlägigen,  höchst  complicirten 
Verhältnisse  zu  geben  vermag,  da  derselben  die  Durchsicht 
eines  ausserordentlich  umfangreichen  Actenmateriales  vorher- 
gehen muss,  so  möchte  ich  doch  den  Versuch  machen,  in 
einem  concreten  Falle  zu  zeigen,  in  welcher  Weise  das 
Land  Steiermark  sich  wehrhaft  gemacht,  wie  es,  abgesehen 
von  der  Unterhaltung,  Besetzung  und  Armirung  der  zahlreichen 
Grenzfestungen  ein  Contingent  gebildet  hat,  das  dem  ersten 
Anstoss  eines  einbrechenden  Türkenheeres  Widerstand  entgegen- 
setzen konnte.  Dieses  Contingent  war  das  „Landes-Aufgebot"*), 
das  aus  Reitern  und  Fussknechten  bestand  und  jedesmal  auf- 
gestellt wurde,  sobald  die  Nachrichten  aus  den  angrenzenden 
türkischen  Gebieten  einen  OflFensivstoss  des  blut-  und  beute- 
gierigen Erbfeindes  erwarten  Hessen. 

Für  das  Jahr  1565,  das  Jahr  vor  dem  letzten  Zuge 
Suleymans,  der  mit  der  Belagerung  Szigeths  und  dem  Tode 
des  gewaltigen  Sultans  endete,  liegen  die  Materialien  zu  einer 
ausführlicheren  Schilderung  des  steirischen  Aufgebotes  vor,  die 
einen  Einblick  in  das  System  gewähren,  nach  welchem  die 
Kräfte  des  Landes  zur  Kriegführung  im  offenen  Felde  herbei- 
gezogen wurden. 

Der  Landtag  vom  März  1564  hatte  die  gesetzliche 
Grundlage  für  die  kriegerischen  Vorkehrungen  der  Landschaft 
durch  folgende  Bestimmungen  gegeben^): 

„Die  Bewilligung  ist  auif  Zway  Jar.  Jedes  Jars  Ainmall 
Hundert  Tausent  vnnd  Fünffzig  Tausent  gullden.  soll  auff 
den  Vnndterthan  Zwo  gülden  Phundt  per  Phundt  (der 
gewöhnlichen  Steuer)  angeschlagen  werden. 


1)  Die  iUtesten  Bestimmungen  über  das  Aufgebot ,  sowie  den 
organischen  Entwicklungsgang  des  steiermärkischen  Rüstwesens  erörtert, 
soweit  dies  nach  den  bisherigen  Ergebnissen  der  Forschung  möglich  ist, 
Prof.  Dr.  Krön  es  in  der  Schlussbemerkung  zu  dem  Aufsatze  von 
P.  Florian  Kienast  „Zur  Geschichte  des  steiermärkischen  Kriegs-  und 
ROstwesens^  Mitth.  XVIII.  Heft  p.  72*-84. 

*)  Steierm.  Landes- Archiv,  Landtagshandlungen. 


—     89     — 

Die  Termin  zu  erlegung  der  steuern  sein  benendt  der  erst 
aniF  Johanns  Baptistae  der  Anndere  anff  Martini. 

Die  Risstung  ist  bewilliget:  Vor  Ain  Hundert  Phundt 
gelts  Ain  gerüsstes  Pherdt,  Vnd  Vnnter  funff  Phertt  Ain 
Adlsperson.  Auff  Zway  Ynnd  Im  Faal  der  Not  anff  drei 
Monat  lanng  auss  Aignen  seckhl  Im  Feit  Zu  vnnterhaUten, 
wo  sy  aber  lennger  alls  drey  Monatt  diennen,  Auss  der 
bewilligung  Zu  uersolden. 

Der  Persondlich  Zuezug  der  Herrn  vnnd Landleutten 
Im  Fall  das  die  R.  khays.  Majestät  oder  derselben  geliebt 
Kayserlicher  Sun  Ainer  Aigner  Person  Inns  Feldt  Ziehen 
werden,  ist  auch  dahin  gestelt  das  sy  Zu  Iren  Pferdten 
Anziehen  Vnd  Im  Fall  der  nott  des  dritt  Monat  auss 
Aignem  seckhl  Zeren  sollen.  Es  sollen  auch  fller  den 
dreyssigisten  Mann  die  Zway  Tausent  Puchsenschützen 
allermassen  Vnnd  gestallt  wie  die  Verschinen  Jar  be- 
schechen,  angericht  Vnnd  angeordnet,  Vnnd  wo  sy  auff- 
gemant  werden,  drey  Monat  lang  erhalten  werden." 

Damach  war  die  für  Kriegszwecke  veranschlagte  Leistung 
eine  vierfache: 

1.  150.000  Gulden  an  Steuern.  2.  Die  Gültpferde. 
3.  Das  Aufgebot  des  dreissigsten  Mannes  oder  2000  Büchsen- 
schfitzen.  4.  Eventuell  der  persönliche  Zuzug. 

Für  die  Gültpferde  und  Büchsenschütxen, 
welche  von  den  landständischen  Gutsbesitzern  gestellt  werden 
mussten,  wurden  1565  die  nötigen  Vorschreibungen  eingeleitet 
Beide  Contingente,  die  von  verschiedenen  Befehlshabern  ge- 
führt wurden,  waren  nach  der  Grösse  des  Besitzes  und  der 
Zahl  der  Unterthanen  repartirt  und  von  jedem  einzelnen  Be- 
sitzer aufgeboten. 

Wenige  Jahre  darnach  geht  man  von  dem  Modus  der 
Einzelstellung  ab,  die  Grundherren  zahlen  nur  mehr  den  auf 
sie  entfallenden  Betrag  und  die  Landschaft  wirbt  eine  ent- 
sprechende Zahl  von  Truppen:  3  Fähnlein  Reiter,  gewöhnlich 
Arkebusiere,  und  4—6  Fähnlein  deutscher  Knechte. 


—     90     — 

Die  Stellung  der  im  Landtage  votirten  Galtpferde  und 
Büchsenscbützen  geschah  nun  thatsftchlich  im  Jahre  1565  nach 
den  von  der  Landschaft  ausgegebenen  Yorschreibungen.  Die 
Anzahl  der  Gfiltpferde,  welche  jeder  Grundherr  zur  Musterung 
zu  bringen  hatte,  ist  in  einem  ^»Anschlagpuech^^)  verzeichnet, 
das  eine  genaue  Angabe  des  Einkommens  jedes  einzelnen 
Gutsbesitzers  von  den  „Galten*^  enthält  und  auch  die  zu  der 
allgemeinen  Landessteuer  zu  entrichtende  Quote  angibt  FOr 
100  Gulden  „Gülten'^  ^)  entfällt  ein  gerüstetes  Pferd  sammt 
Reiter.  Für  die  Büchsenschtttzen  wurde  ein  eigener  „Anschlag^^^ 
ver&sst,  der  sich  auf  die  Anzahl  der  Unterthanen  gründete. 
Indem  ich  beide  Verzeichnisse  zusanrnienziehe,  ergibt  sich  die 
Austheilung  des  Gesammtcontingentes  auf  die  einzelnen  Besitzer 
in  folgender  Weise: 


<)  Steierm.  LandesarchiY.  „Anschlag  Puech  auf  das  1565  Jar  der 
Bewilligung  der  150000  fl.  so  Ein  Ersame  Lanndschaff  Zu  Ynderhaltung 
Irer  Grennzen  Zuraichen  bewilligt,  Item  vom  Hundert  Phundt  gelts  ain 
gerOsBt  Pherdt  vnnd  an  tftat  des  dreissigisten  Mans  2000  Puechsenschützen 
drey  Monat  lang  aus  aigenen  Seckhl  Zu  vnderhalten,  vnnd  ist  aufs  Phundt 
gellts  zway  Phundt  Phennig  Wardtgellt  Vier  Zehn  halbe  Kreutzer  vnd 
Rttstgellt  18  khreutzer  angeschlagen.  Welches  Herrn  Otten  Yon  Ratmans- 
dorff  zu  Sturmberg  alls  Ainer  E.  Landschaflft  Einnemem  zuegesteUt 
worden.  **  Das  Wartgeld  war  eine  Entschädigung  für  die  zur  Ausrückung 
bestimmten  Persönlichkeiten  dafür,  dass  sie  sich  „bereit  halten-'  mussten, 
das  ROstgeld  wahrscheinlich  ein  Beitrag  zur  Herstellung  der  Armatur. 

^)  „Ueber  den  Begriff  der  nGfllt**  spricht  sich  N.  v.  Beckman  in 
seiner  „Idea  juris  statutarii"  (Graedi  1688)  folgendermassen  aus:  „Die 
Qfilten  werden  hier  in  Hertzogthum  Steyr ,  diejenigen  Land  -  Güter 
genennet,  so  allein  dem  Lands-FOrsten,  und  an  statt  seiner  der  löblichen 
Lanndschaft  dienstbahr  seynd,  und  also  in  der  Lanndschaffts  GUltbuch 
ordentlich  specificirt,    aber   sonsten  frey   und  keiner  andern   particular 

Herrschafft  dienstbar  vnd  unterthftnig  seynd ICtus  Besoldus  in 

sno  thesauro  practico  sub  voce  Gült,  aliter  distinguit,  inter  vocem  Gült 
und  Zins,  was  an  Geld  der  Obrigkeit  von  den  Unterthanen  bezahlt  wird, 
heisst  er  Zins,  und  was  an  Getreid  und  andern  Gefällen  der  Obrigkeit 
bezahlt  wird,  heisst  er  Gült  etc.  Nota  hie,  der  Zehend  wird  auch  unter 
die  (}ülte  gerechnet.** 

*)  St.  Landesarchiv,  81  Fase.  Fase.  1/1. 


—     91     — 


Namen  der  Verpflichteten 


Viertel 


I 


I 


li 


i' 


A.    Geistliche: 

Herr  Abbt  zu  Admundt*) 

ErzbiBchoff  zu  Sallzburg 

Herr  Abbt  zu  Sanct  Lamprecht   .   . 

Pischoff  zu  Seggao 

Abbtisin  zu  Göbs 

Thumbrobst  zu  Seccaw 

Herr  Abbt  zu  Rhein 

Bischove  zu  Laybach 

BiftchoYe  zu  Gurckh 

Probst  zu  Pölla  .       

Anwalld  des  Abbt  zu  Sanct  Paulis  . 

Bischove  zu  Freysing 

Prior  zu  Seitz •  . 

Probst  zu  Varraw 

Abbt  aus  der  Neustatt 

Abbt  zu  Neuperg 

Pischoff  zu  Lauandt 

Priorin  zu  Mamberg 

Priorin  zu  Gräcz 

Abbtissin  zu  Judenburg 

Pfiffher  zu  Gratwein 

Comentheur  zu  Ffirstenfeld  .   .   .   . 

Comentheur  zum  Suntag 

Prior  zu  Greyrach 

Brobst  zu  Rottenmann 

Pfarher  zu  Grfttz 

Pfarher  zu  Rieckherspurg 

Pfiffher  zu  Hardperg 

Prior  Prediger  ordens  zu  Pethaw    . 

Commendator  am  Lee 

Abbt  S.  Peter  zu  Salzburg  .  .  .  . 
Thnmbbrobst,  Techant  vnd  Gapitel  zu 

Salzburg 

Brobst  zu  8.  Morizen  zu  Friesach  . 

Abbtissin  zu  Friesach 

Prior  zum  Neuclösterll 

Pfarr  S.  Dionisien  .   .   .* 

Pharherr  St  Pongratzen  bei  Windisch- 

grätz 

Pharrer  zu  Panickhl 

Guardian  der  mindern   Prueder    zu 

Pethaw 


87|60 


12160 


9{6d 


2|9 


2 


II- 


II- 


22170 


121- 


W- 


2110 


II- 


1 
1 


2i|122 
16185 


5|26 


4 
4 


21 


2|10 


2|8 


1 
1 


9 
6 

4 


1|- 


8 


5|24 


W- 


2 
2 


11 
10 


2|7 


21- 


1|6 


II- 


-14 


*)  DU  «nie,  feil  g«4nidkte  Zalil  b«dtii4ct  Ü«  OUtpferdt,  Ü«  uralte  di«  IMehMMekfttMB. 


IAnnwalld  der  Abbte;  su  ^ctring  . 
CapUn  der  Gndner  Stifft  lu  Qrätc 


irg  Wittib  u. 

D  StnbeDberg 


1»|63 


-     98     - 


Namen  der  Yerpflicliteten 


Viertel 


8 

•  «■■ 

fr 


Herr  Seürid  Narringer 

„  Barnabas  Khornperkh  .... 
„     Cristoff  Keisacher  Wittib  und 

EIrben 

„    Livia  Rindschaitin 

„     Cristoff  Adler 

Frau   Andree   von  Weissenegg 

Wittib 

„     Niclas  Prener 

y,  Cristoff  Kappfensteiner  .... 
„  Gaudenz  von  Polbaimb  .... 
„     Gregor  Stadler   der  Jang  vnd 

Helena  sein  hausfraw   .    .    . 

„     Seifried  von  Gleinnz 

Statt  Pettaw 

yt  Mathes  von  Khainacb  .... 
„     Melcbior  Weillinger  .    .  •    .    . 

„     Cristoff'  Hund 

„  Leonhard  von  £rnaw  .... 
„     JeronimuB  Lamberger    .... 

Clara  Peuscberin 

j,    Bartlme  Reger  zu  Radkberspurg 

„    Bartlme  Reuss 

„     Maximilian  Ruepp 

Frau  Barbara  Andree  von  Traut- 

mansdorff  Wittib 

r,    Mert  von  Fladnicz 

n     Erasm  vnd  Bernhardt  Rindschaid 

gebrueder   

„     Wolfgang  KhÖberlin  £rben  .    . 

„    Cristoff  Haymer 

„  Wolfgang  Eggenperg  Erben  .  . 
„  Richter  vnnd  Ratt  zu  Weiz  .  . 
n  Wolfgang  Lembsizer  Erben  .  . 
„  Veit  Aspach  Wittib  und  Erben 
n     Georg  Renner  und  sein  brueder 

n     Hanns  Schrampff 

9  Sigmund  Rattenpcrg  Erben  .  . 
„    Zacharias  MipergWittib  u.  Erben 


Summa     634  Gültpferde 

2088  Büchsenschtttzen 
Summa  der  Büchsenschützen  aller  fünf  Yiertl  2543. 


^^^m 

\           II               1    1    1           i       M        1    1    1.                                 II               1           II 

2 

2 

2 
2 
2 

2 
2 
2 

2 

1 

1       1 11    1 1 1 1    1 II    i    1       II  1    1         1  1  1  1    1    1  1  1 

2 

2 
2 

1 

^^^^ 

ma 


--     Ö9     - 

Fasst  man  aus  der  vorstehendeD  Tabelle  die  Leistungen 
der  hervorragendsten  Familien  des  Landes  zusammen,  was 
für  Beurtheilung  ihres  Einflusses  und  ihrer  Stellung  im  Lande 
nicht  ohne  Bedeutung  sein  dürfte,  so  ergeben  sich  folgende 
als  am  stärksten  am  Aufgebote  betheiligt: 
Stubenberg        mit  52  Pferden  imd  162  Büchsenschützen 


Windischgrätz 

T) 

16 

ff 

ff 

59 

ff 

Saurau 

n 

13 

ff 

ff 

43 

ff 

Hofmann 

n 

13 

ff 

ff 



ff 

Zackhl 

n 

12 

ff 

ff 

61 

ff 

Uerberstein 

n 

11 

ff 

7i 

51 

ff 

Reiffenstein 

ff 

11 

ff 

ff 

— 

ff 

Teuffenpach 

ff 

10 

ff 

ff 

31 

ff 

Preuner 

ff 

9 

ff 

ff 

31 

» 

Trautmansdorff 

ff 

9 

ff 

ff 

50 

ff 

Regall 

ff 

8 

ff 

ff 

46 

ff 

Stadler 

ff 

8 

ff 

ff 

33 

ff 

Montfort 

ff 

7 

ff 

ff 

34 

ff 

Reichenberg 

ff 

7 

ff 

ff 

33 

ff 

Rindscheid 

ff 

7 

ff 

ff 

23 

ff 

Lindegg 

ff 

7 

ff 

ff 

13 

7> 

Galler 

ff 

6 

ff 

ff 

36 

ff 

Ditrichstein 

ff 

6 

7i 

ff 

34 

ff 

Hotoegg 

ff 

6 

ff 

ff 

31 

ff 

Polheim 

ff 

6 

1» 

ff 

30 

ff 

Tachy 

ff 

6 

ff 

ff 

28 

ff 

Radmansdorff 

ff 

6 

ff 

ff 

26 

ff 

Gleinnz 

ff 

6 

ff 

ff 

26 

ff 

Eybeswald 

ff 

5 

fi 

ff 

25 

n 

Herbersdorflf 

ff 

5 

ff 

ff 

24 

ff 

Pranckh 

ff 

5 

ff 

ff 

— 

ff 

Eggenberg 

ff 

4 

ff 

ff 

23 

ff 

Glojach 

ff 

4 

ff 

ff 

13 

ff 

Rackhnitz 

ff 

4 

ff 

ff 

12 

ff 

Schärffenberg 

ff 

4 

ff 

ff 

8 

ff 

u.  s,  w. 

7* 


--     100     — 

Dem  aufmerksamen  Leser  der  gegebenen  Uebersicht  werden 
dabei  einige  auffallende  Bemerkungen  nicht  entgehen.  Zunächst 
der  Umstand,  dass  im  Viertel  „Enhalb  der  Trau"  oder  „Cilli" 
die  Vertheilung  der  Büchsenschtttzen  auf  die  einzelnen  Herr- 
schaften nicht  vorgenommen  ist,  sondern  nur  die  „Gültpferde" 
verzeichnet  werden.  Die  Ursache  mag  vielleicht  darin  zu  suchen 
sein,  dass  die  Unterthanen  der  den  „windischen  Grenzen"  zu- 
nächst gelegenen  Herrschaften,  deren  Gesammtleistung  an 
Schützen  jedoch  in  der  angeführten  Hauptsumme  ersichtlich 
wird,  zur  Bildung  einer  eigenen  Grenz-Miliz,  der  sogenannten 
„Haramier"  verwendet  wurden ,  die  auch  in  Kraiu,  Kroatien 
und  der  Meer-Grenze  aufgestellt  wurden.  Keinen  Erklärungs- 
grund besitze  ich  bis  jetzt  dafür,  dass  einzelne  Landherren, 
besonders  in  Obersteiermark,  bei  einer  bedeutenden  Zahl  von 
Gültpferden  zu  gar  keiner  Leistung  an  Büchsenschützen  ver- 
pflichtet waren,  wie  Hofmann,  Reiffen stein,  Neuhans,  Wagen, 
während  andere,  z.  B.  Regall,  Windischgrätz,  Spangstein,  Dürr 
mit  46,  41,  21  und  18  Schützen,  aber  keinem  einzigen  Pferde 
namhaft  gemacht  werden. 

Ganz  merkwürdige  Verhältnisse  zeigt  auch  die  Eintheilung 
in  Viertel.  Die  Grenzen  derselben  lassen  sich  beiläufig  folgen- 
dermassen  angeben'*):  Das  Viertel  „Voraw"  war  im  Westen 
und  Süden  durch  die  Mur,  im  Osten  durch  Ungarn,  im  Norden 
durch  den  Kannn  der  Fischbacher  Alpen  begrenzt,  das  Viertel 
„Zwischen  Mur  vnd  Traw"  lag  zwischen  Mur,  Drau  und  der 
kämtnerischen  Grenze,  im  Norden  reichte  es  bis  zur  Stubalpe. 
Der  von  der  Stub-  bis  zur  Hochalpe  führende  Gebirgszug  war 
zur  Grenzbestimmung  nicht  weiter  verwendet,  denn  das  Viertel 
„Judenburg",  das  im  Norden  von  dem  Kamme  der  steiri sehen 
Tauem  abgeschlossen  war,  reichte  bis  Uebelbach  und  Grat- 
wein, das  Viertel  ^Enns-  und  Mürzthall"  enthielt  noch  Frohn- 
leiten,  Feistritz  und  Rein(!). 

Den  Befehl  über  das  Aufgebot  zu  Fuss   und  die  GQlt- 


6)  Die  Vertheilung  der  Städte  und  Märkte  auf  die  einzelnen  Viertel 
verzeichnet  Beckmann  pag.  586. 


—     101     — 

pferde  vergab  die  Landschaft.  1565  sagte  Caspar  Hab  seinen 
Dienst  als  Hauptmann  über  die  2000  Schützen  auf,  an  seine 
Stelle  trat  Adam  Schrampff,  welchem  der  Landtag  die  Erhöhung 
des  Wartgeldes  von  70  auf  100  Gulden  monatUch  bewilligte. 
Die  Gttltpferde  wurden  in  Fähnlein  getheilt  und  von  land- 
schaftlichen Rittmeistern  befehligt.  Das  Aufgebot  des  zehnten 
und  fünften  Mannes  hatte  den  Charakter  eines  Landsturmes, 
es  sollte  von  dazu  bestellten  Yiertelmeistem  oder  Hauptleuten 
zusammengestellt  und  eingeübt  werden,  auch  Pfarrer  und 
Kapläne  machten  sich  dabei  verdienstlich,  es  wird  aber  nie- 
mals im  offenen  Felde  gegen  den  Feind  verwendet. 

Der  „persönliche  Zuezug**  war,  wie  die  citirte  Landtags- 
bewilligung zeigt,  an  die  Mitwirkung  des  Kaisers  oder  Landes- 
fürsten gebunden.  Der  letzte  scheint  1543  stattgefunden  zu 
haben.  Das  Muster-Register  darüber  ist  den  Landtagshandlungen 
des  genannten  Jahres  beigegeben.  Damach  sind  846  Reiter 
am  8.  September  zu  Fürstenfeld  gemustert  worden.  Ein 
Verzeichniss  der  steirischen  Cavalerie,  welche  dabei  angerückt 
sind,  gibt  der  VIEL  Band  von  Muchar,  pag.  478.  Doch  ist  zu 
bemerken ,  dass  die  dort  angegebenen  Zahlen  der  von  dem 
Einzelnen  geführten  Pferde  nicht  nur  dessen  eigene  Leistung 
bedeuten ,  sondern  meistens  auch  den  Zuzug  anderer  Land- 
herren enthielten.  So  vertheilen  sich  z.  B.  die  13  Pferde, 
welche  der  Fähnrich  Jörg  Stadler  führte,  in  folgender  Weise: 

Jörg  Stadler  für  sich  selbst 1  Pferd 

„  die  jungen  Herrn  von  Dietrichstain  3  ;, 

„  fraw  Zetewitzin 3  „ 

n  den  Probst  zu  Glockhnitz    ...  1  ^ 

,,  Melchior  Stadler 1  ^ 

mer  „  die  Herrn  von  Dietrichstain  zum 

Zuezug 2  » 

uier  ;,  Doctor  Chuenradten  zum  Zuezug  2  „ 

13  Pferde. 

Dass  die  Landschaft  noch  in  späteren  Jahren  auf  das  Auf- 
gebot des  persönlichen  Zuzuges  gefasst  war,  beweist  ein  Beschluss 


—     102     — 

von  1566,  welcher  die  neugeadelten  Personen  in  die  Ver- 
pflichtung einbezog,  indem  erklärt  wurde:  „die  neugeadelten 
Personen  betreffend  ....  eracht  E.  E.  Landschafft  gleichfals 
Vndterthanigist  für  billich  vnd  recht,  das  dieselbigen  Zu  band- 
habung  Ires  Adellichen  Titels  an  Itzo  also  Herfurgezogen  vnd 
durch  offene  General  Ernstlichen  Zuuermanen,  das  sie  sich 
bey  dem  Herrn  Landshaubtmann  anmelden  vnd  verzaichnen 
lassen  Ynnd  Innen  Alssdann  mit  Ernst  bei  verlierung  Irer 
habenden  Adelichen  fa*eyhaidten  Aufzulegen,  das  sie  sich  gegen 
dem  feindt  auch  Personlich  gerttsst  vnd  gefasst  machen  wollen, 
auch  sich  daneben  dess  Bürgerlichen  gewerbs  vnnd  Anderer 
Handtierung  enthalten.'' 


j 


Der  Brotpreis  zu  Graz  und  in  Steiermark 

im  17.  Jahrhunderte. 

Eine    historische    Studie 

von 

Dr.  R.  Peinlich. 


Einleitung. 

In  den  Ackerbau  treibenden  Ländern  dient  das  Brot 
zur  Hauptnahrung  des  Volkes,  daher  wird  der  Kaufpreis  des- 
selben insbesondere  in  Städten  zu  einer  brennenden  Frage. 
Wer  vom  kärglichen  Taglohne  oder  vom  schmalen  Monats- 
gehalte leben  muss,  für  den  ist  der  Geldbetrag,  welchen  er  fllr 
die  tägliche  Sättigung  ausgeben  muss,  schon  an  und  für  sich 
von  hoher  Bedeutung;  da  aber  ausserdem  die  Preisbemessung  der 
übrigen  Lebensbedürfnisse  zumeist  von  dem  Preise  des  Brotes 
abhängig  gemacht  wird,  so  wird  dadurch  der  Einfluss  desselben 
auf  die  Existenzlage  des  Volkes  noch  bedeutend  erhöht. 

Hieraus  erhellt,  dass  eine  eingehende  Culturgeschichte 
der  Frage  nach  den  Brotpreisen  Rechnung  zu  tragen  hat. 
Diese  Frage  wird  noch  wichtiger  und  interessanter,  wenn  in 
einer  vergangenen  Zeitperiode  auf  die  Gestaltung  derselben 
nicht  allein  die  jederzeit  und  allerorts  auftretenden  Factoren, 
sondern  noch  dazu  eigenartige,  locale,  bereits  nur  mehr  der 
Geschichte  angehörige  Verhältnisse  massp;ebend  wirkten. 


—     104     — 

Derartige  Verhältnisse  fanden  in  Steiermark  im  17.  und 
bis  in  die  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  statt,  zuletzt  freilich 
nicht  mehr  in  so  durchgreifender  und  beherrschender  Weise, 
als  im  17.  Jahrhunderte.  Ich  beschränke  daher  das  Thema 
im  allgemeinen  auf  diese  Zeit,  wenn  auch  die  Natur  der  Sache 
es  erfordert,  zuweilen  auch  auf  frühere  oder  spätere  Zeit  zu 
reflectiren. 

Ihren  wesentlichen  Charakter  erhält  die  Zeitperiode  da- 
durch, dass  sich  die  Bäcker  und  der  Magistrat  von  Graz,  die 
Herrschaftsbesitzer  des  Landes  und  die  innerösterreichische 
Regierung  ttber  die  Bewerthung  des  im  Lande  gebauten 
Getreides ,  d.  i.  Weizen  und  Kom  (Roggen)  hartnäckig 
stritten  und  dass  nach  dem  wechselnden  Siege  der  Preis 
des  Getreides  auf  den  Preis  des  Brotes  Einfluss  nahm.  Meine 
Absicht  geht  aber  nicht  so  sehr  darauf  hin,  die  jeweilige 
Höhe  der  Brot-  und  Getreidepreise  klar  zu  legen,  als  vielmehr 
die  Verhältnisse  zu  entwickeln,  welche  fllr  das  Fallen  und 
Steigen  derselben  massgebend  gewesen  waren  ^). 

Technische  Vorbemerkungen, 

A.  Getreidemas s. 

Bei  keinem  anderen  Masse  bestand  ein  solches  Vielerlei 
und  eine  solche  Verschiedenheit  bezüglich  der  Masseinheiten 
und  deren  Eintheilung,  als  beim  Körnermasse.  Dies  zeigte  sich 
nicht  nur  in  Betreff  der  verschiedenen  Länder,  sondern  auch 
innerhalb  eines  und  desselben  Landes.  Namentlich  in  Steiermark 


0  Die  Darstellung  beruht  zum  grössten  Theile  auf  Originalacten 
der  innerösterreichischen  Regierung  und  Hofkammer,  kaiserlichen  Patenten 
und  Resolutionen,  Verhandlungen  der  steiriscben  Landtage,  sammt  den 
beiliegenden  Suppliken  und  Beschwerden  der  Bäckerinnung  in  Graz,  den 
Berichten  der  Bäcker  -  Commissionen  und  der  magistratlichen  Gutachten, 
welche  sich  in  der  k.  k.  Statthalterei  -  Registratur  zu  Graz  vorfinden. 
Eine  specielle  Citirung  der  Quellen  an  einzelnem  Orte  konnte  daher 
entfallen.  Wo  die  Quelle  anderwärts  zu  suchen  ist,  wird  das  Citat  nicht 
fehlen. 


—     105     — 

bestand  eine  so  grosse  Mannigfaltigkeit  und  zwar  oft  selbst 
bei  Einerleiheit  der  Benennung,  dass  man  bei  Mass-  und 
Preis-Angaben  der  grössten  Achtsamkeit  und  Genauheit  bedarf, 
um  sich  vor  Verwechslung  und  Irrthum  zu  behüten. 

Zunächst  sind  das  Normalmass  der  Hauptstadt,  die 
localen  Masse  der  Landstädte,  Märkte  und  Gegenden  beim 
Handel  und  Wandel  und  endlich  die  Kastenmasse  der  Gülten- 
besitzer zu  unterscheiden  und  strenge  von  einander  getrennt 
zu  halten. 

Das  Kastenmass,  d.  i.  das  Mass.  nach  welchem  die 
Unterthanen  ihre  Giebigkeiten  an  Feldfrüchten  der  Herrschaft 
„dienten*",  war  nicht  nur  nach  den  Fruchtarten,  sondern  auch 
oft  bei  einer  und  derselben  Frucht  nach  den  Ortschaften  ver- 
schieden. Ebenso  wurde  das  Mass  bald  ;,gegupft^  (gehäufelt), 
bald  „gestrichen^,  bald  ^jgedrückt*"  (gepresst)  und  gestrichen 
gedient  Jede  Herrschaft  hatte  auch  ihr  eigenthümliches  und 
besonderes  Kastenmass.  Um  daher  in  die  Richtigkeit  des  herr- 
schaftlichen Einkommens  eine  Einsicht  zu  bekommen,  ordneten 
die  Regierung  und  die  Landschaft  1542  bei  Reformirung  der 
Gültenschätzung  an,  sämmtliche  Kastenmasse  zur  theoretischen 
Berechnung  auf  das  Grazer  Normalmass,  d.  i.  das  Grazer 
Viertel,  dieses  gleich  2  Wiener  Metzen  ^),  zu  redudren,  Hessen 
aber  den  praktischen  Gebrauch  derselben  bestehen,  ein  Umstand, 
der  sich  nachmals  als  ein  grosses  Hindemiss  zeigte,  als  auf 
ein  einheitliches  Mass  im  ganzen  Lande  gedrungen  wurde. 
Daher  erhielten  sich  die  Kastenmasse  im  unveränderten  Ge- 
brauche, bis  endlich  zu  unserer  Zeit  die  Grundablösung  die- 
selben um  ihren  Zweck  brachte  und  ihnen  nur  mehr  historischen 
Werth  liess. 

Der  Gebrauch  der  localenKaufmasse  auf  dem  Lande 
wurde  zwar  von   der  Regierung  schon  im   16.  Jahrhunderte 


*)  Landtag  der  vereinigten  Ausßchüsse  der  östrrr.  Länder  in 
Prag  1642,  die  Ausführungsverordnung  Wien,  5.  Mai  1542.  (Muchar, 
Gesch.  d.  Steierm.  VIII.  S.  470).  —  Der  alte  "Wiener  Metzen  war  kleiner, 
als  der  nachmals  unter  Kaiser  Leopold  I.  am  5.  Dec.  1689  als  Normal- 
mass eingeführte  Nieder-Oesterreicher  oder  Wiener  Metzen. 


—     106     — 

untersagt  und  allerorts  das  Grazer  Nonnaliuass  vorgeschrieben; 
allein  man  blieb  fast  überall  bei  der  althergebrachten  Uebung. 
Auch  die  Kaiserin  Maria  Theresia,  welche  das  niederöster- 
reichische Mass  1763  für  alle  Erbländer  eingeführt  wissen 
wollte,  konnte  diese  Einheit  nicht  erzwingen.  Erst  in  der  Neu- 
zeit gelang  es,  durch  das  Gesetz  vom  21.  Jänner  1857  das 
niederösterreichische  Mass  und  Gewicht  in  allen  Winkeln  des 
Landes  einzuführen. 

Da  in  dieser  Abhandlung  von  Kastenmassen  nur  nebenbei, 
von  localen  Kaufmassen  nur  vergleichsweise  hie  und  da  die 
Bede  sein  wird,  so  wird  hier  von  einem  genauen  Eingehen 
auf  dasselbe  Umgang  genommen.  Für  uns  ist  nur  das 
;,Grazer  Viertel*'  und  zwar  das  gestrichene,  als  Normal- 
mass  für  das  ;,resche"  (schwere)  Getreide,  Weizen  und  Korn, 
von  Wichtigkeit.  Dasselbe  kam  im  Handel  nicht  selten  auch 
gehäufelt  vor,  da  aber  nur  das  gestrichene  als  Norm  galt, 
so  soll  hier  unter  der  Bezeichnung  Grazer  Viertel  immer  nur 
das  gestrichene  verstanden  werden,  wenn  es  nicht  ausdrücklich 
anders  bemerkt  wird. 

Durch  eine  ämtliche  Erklärung  der  Regierung  und  der 
Landschaft  wurde  1 542  ausdrücklich  constatirt,  dass  das  Grazer 
Viertel  48  ;,Viertelkanndl"  (Tischkannen)  der  alten  Weinmass 
enthalte. 

Es  handelt  sich  also  darum,  zu  ermitteln,  welches  Mass- 
quantum die  Viertelkanne,  die  bereits  längst  nicht  mehr  im 
Gebrauche  ist,  seiner  Zeit  enthielt.  Dies  kann  auf  zwei  Wegen 
geschehen,  entweder  durch  Untersuchung  des  Bauminhaltes, 
welche  der  alte  (jlrazer  Eimer  von  64  Viertelkannen  hatte, 
oder  durch  Vergleichung  der  neuen  Getreidemasse  mit  der 
älteren.  Wir  wählen  hier  den  letzteren  Weg,  weil  er  verhält- 
nissmässig  der  kürzere  und  verlässlichere  ist,  denn  in  alten 
Zeiten  stand  unter  dem  Rathhause  in  Graz  ;,der  Cimentstein 
des  Grazer  Viertelschaffes",  während  von  einem  Normalfasse 
kein  ämtliches  Exemplar  bestand. 

Mit  Patent  vom  17.  Juni  1763  wurde  der  niederöster- 
reichische Metzen  für  Steiermark  und  alle  anderen  Erbländer 


—     107     — 

als  einheitliches  Mass  beim  Handel  und  Wandel  vorgeschrieben, 
durch  kaiserliche  Verordnung  vom  21.  Jänner  1857  wurde 
dasselbe  als  allein  gesetzliches  Mass  erklärt.  Letztlich  wurde  laut 
Gesetzes  vom  23.  JuU  1871  das  metrische  Mass  angeordnet. 
Auf  den  bei  diesen  drei  Anlässen  verfertigten  Vergleichungs- 
tabellen beruht  die  vorUegende  Berechnung  des  alten  Grazer- 
Viertels. 

1770  wurden  die  Verhältnisszahlen  ^)  zwischen  dem 
Grazer  Viertel  und  dem  niederösterreichischen  (eigentlich  „neu 
österreichischen")  Metzen  ämtlich  bekannt  gegeben,  nämhch 
29213:22288.  Berechnet  in  das  gegenwärtig  gesetzliche  Liter 
mass  wäre  das  Verhältniss: 

1  Grazer  Viertel  verhält  sich  zu  1  niederösterr.  Metzen  wie  sich 
80-591  zu  61-487  Liter  verhalten. 
Allein  die  obigen  Verhältnisszahlen  waren  nicht  genau 
zutreffend.    Nach    den  beigegebenen   Vergleichimgs  -  Tabellen 
wurde  für  den  praktischen  Gebrauch  1  Grazer  Viertel  gleich- 
gestellt  1  niederösterreichischen  Metzen   mehr  5  niederöster- 
reichische Massel  und  wieder  dabei  erklärt,  dass  genauer  nur 
4^^*yi393  niederösterreichische  Massel  zunehmen  seien.  Somit 
wären    16  Grazer  =  20*9719   niederösterreichischen   Masseln. 
1793    fand    der    beeidete    Mass  -  Adjustirer    in    Graz, 
Mathias  Stöger  ^),  ein  genaueres  Verhältniss.  Wir  wollen  seinen 
Angaben  die  Umrechnung  in  Litermass  beifügen.  Nach  Stöger 
enthält : 

1  Grazer  Viertel  =  1     niederösterr.  Metzen  =  61*487  Liter 

mehr  y^  „  „       =  15-372      „ 

«       n%  »1  «       =     1'921       „ 

„       Vr.4  ,,  ,.       =    0-960      „ 

«       /512  'i'i  51       =    0.120      „ 

Somit  enthält  1  Grazer  Viertel  zusammen  .    .    .  79*860  Liter. 

Die  DiflFerenz  von   dem  oben  erwähnten  beträgt  0*731  Liter. 

3)  Yergleichungstabellen  der  alt  -  Steiermarkischen  Maassen  und 
deren  Preise  mit  den  neu-Oesterreichischen  und  deren  Preise.  (Gr&tz, 
gedruckt  bei  den  Widmanstätterischen  Erben  1773). 

^)  Stöger,  Gegründeter  Ausweiss  der  für  das  Herzogthum  Steiermark 
bestimmten  Getreidemasse.  (Grätz,  1793). 


—     108     — 

Können  wir  das  gewonnene  Mass  pr.  79*86  Liter  nahezu 
als  richtig  annehmen,  so  gibt  dasselbe,  durch  48  dividirt,  das 
Mass  der  Viertellcanne  pr.  1-6637  Liter. 

Zum  weiteren  Vergleiche  können  nachstehende  Daten 
dienen : 

1  Grazer  Viertel-Schaff  hat  4350  österr.  KubikzoU  =  0*79,495 

Kubikmeter ; 
1  niederösterr.  Metzen- Schaff  hat  3350  österr.  KubikzoU  = 

0-61,122  Kubikmeter; 
1  Grazer  Viertel-Schaff  hält  5  6  Vi  österr.  Weinmass; 
1  niederösterr.  Metzen-Schaff  hält  4 3 Vi  österr.  Weinmass; 

Wenn  1  Grazer  Viertel  Weizen  fl.  2.30  rhein.  Währ.  — 
fl.  2-19  ö.  Währ,  (ungefähr)  kostete,  so  kömmt  1  niederösterr. 
Metzen  auf  1  fl.  54  kr.  2  ^  rhein.  Währ.  =  fl.  1-67  ö.  Währ, 
zu  stehen. 

1  Grazer  Viertel  =  1-3107  niederösterr.  Metzen  und  1  nieder- 
östen-.  Metzen  =  0-76295  Grazer  Viertel; 

1  Hektoliter  =  1-252  Grazer  Viertel  oder  1*626  niederösterr. 
Metzen ; 

1  Grazer  Vieitel  =  Vs  ".  1  niederösterr.  Metzen  =  %  Hektoliter. 

1  Grazer  Viertel  Weizen  (gute,  gereinigte  Qualität)  enthält  un- 
gefähr 1,705.000  Körner; 

1  niederösterr.  Metzen  Weizen  (gute,  gereinigte  Qualität)  ent- 
hält ungefähr  1,306.000  Körner,  bei  einer  Schwankung 
von  etwa  2000  Körnern  auf  oder  ab ; 

1  niederösterr.  Metzen  Weizen  (obiger  Qualität)  wiegt  86  bis 
90 a:  =  48-16  bis  55-49  Kilogramm; 

1  Grazer  Viertel  jedoch  102  bis  112  ff  =  56-12  bis  6272 
Kilogramm;  sehr  schöner  Bauweizen  wiegt  sogar  bis 
122  a:  =  68-32  Kilogramm. 

Zur  Erklärung  des  Verhältnisses  der  wichtigsten  localen 
Masse  des  Landes  zum  Grazer  Viertel  diene  die  nachstehende 
Vergleichungs-Tabelle.  Zum  leichteren  und  rascheren  Verständ- 
nisse wurde  die  Preisvergleichung  in  Österr.  Währung  beigefügt 
unter  der  Annahme,  dass  1  niederösterr.  Metzen  (im  1 7.  Jahr- 


1 

—     l 

1 

—  1-3107     —2.59 

5 

—      1 



-0-65535   —1-47 

5 

—     1 

1 

—2-6667     —5-895 

5 

1   — 

1 

—0*703125—1-005 

3 

1   — 

-0-43229  —0-98 

4 

-_-      .^. 

_- . 

—2-5           —5-60 

—     109     — 

hundeite)  2  fl.  33  kr.  2  ^^  rhein.  Währ.  =  2  fl.  24  kr.  ö.  W. 
zum  Kaufe  gestanden  wäre. 

Steir.  Mass  Niederösterr.  Mass  Ii  i.  ö.         Preis 

gestrichen  1  leti.  1  \ehtl  1  lanl  %  lad  i/ilaitl         latien         fl.  o.  V. 

1  Grazer  Viertel    ==     1 

1  Brucker  Achtel    =  — 

1  Judenb.  Vierling  =     2 

1  Marburg.  Görg    =  — 

1  Cillier  Schaff       =  — 

1  Ennsthal.  Metz.    =     2 

Was  das  „gegupfte"  Grazer  Viertel  betrifft,  so 
kann  sein  Verhältniss  zu  dem  gestrichenen  mit  Bezug  auf 
Weizen  oder  Korn  am  besten  ausgedrückt  werden,  wenn  man 
sagt:  5  gegupfte  machen  6  gestrichene  Viertel. 

Der  „Gupf  beträgt  also  bei  einem  Viertel  y,o  eines 
Viertels,  d.  i.  9-6  Viertelkannen,  oder  17'294  Liter. 

Der  Gesammtinhalt  eines  gegupften  Viertels  hat  daher 
97-154  Liter  betragen. 

Der  Mass -Adjustirer  Stöger  nimmt  für  das  Verhältniss 
des  gegupften  Viertels  zum  niederösterr.  Metzen  die  Zahlen 
335 :  530 ;  femer  gibt  derselbe  an,  der  Gupf  desselben  betrage 
im  niederösterr.  -  Masse  V4  +  Vsa  +"  Vi 28  +  Vas«  Metzen. 
Dies  macht  180 13  Liter  und  sonach  hätte  ein  gegupftes  Viertel 
97-87  Liter. 

Kostete  1  gegupftes  Grazer  Viertel  4.  fl.  3  kr.  rhein.  W. 
=  3  fl.  1 2  kr.  ö.  W.,  so  kostete  1  gestrichenes  Grazer  Viertel 
3  fl.  22  kr.  2  ^  rhein.  W.  =  2  fl.  59  kr.  ö.  W.  und  1  nieder- 
österr.  Metzen  2  fl.  33  kr.  2  ^  rhein.  W.  =  2  fl.  24  kr.  ö.  W. 

Wird  die  Grösse  der  Viertelkanne  durch  Untersuchung 
des  Weinmasses  ermittelt,  so  erhält  man  nahezu  das  gleiche 
Resultat,  jedoch  bei  minderer  Sicherheit  der  Berechnung,  da 
in  der  Geschichte  der  mehrfachen  Umwandlung  der  steirischen 
und  österreichischen  Masse  nicht  alles  klar  liegt.  Der  grösste 
Unterschied  der  Resultate  beträgt  aber  nur  V,  00  Liter  bei  der 
Viertelkanne.  Halten  wir  die  Annahme  fest,  dass  1  Viertel- 
kanne alter  Tischmass  1*663  Liter  enthielt,  so  fasste  dieselbe 


^     110     — 

im  Vergleiche  zur  österr. Mass  pr.  1-415  Liter  um  0248,  d.  i. 
nahezu  Vi  Liter  mehr. 

1  Viertel-Kanne  enthält  also  nahezu  so  viel  Flüssigkeit, 
als  die  Rohitscher  Sauerbrunnen-Massflasche.  Da  der  Rohitscher 
Sauerbrunnen  seit  Jahrhunderten  im  Besitze  der  steirischen 
Landschaft  ist,  darf  man  mit  Recht  annehmen,  dass  die 
300  Jahre  alte  Gepflogenheit  in  Betreif  des  Flüssigkeits- 
Quantums  der  Flasche,  das  in  alter  Zeit  eine  Viertel  -  Kanne 
betrug,  sich  im  WesenÜichen  nicht  geändert  hat.  Dadurch  er- 
hält die  vorliegende  theoretische  Entwicklung  der  Grösse  des 
Grazer  Viertels  eine  richtige  praktische  Dlustration  ^). 

B.  Geldwerth. 

Wir  kommen  jetzt  auf  die  im  17.  Jahrhunderte  gangbaren 
Geld  münzen  und  ihren  Werth  zu  sprechen.  Es  ist  dies 
nothwendig,  um  bei  der  Angabe  der  Getreide-  und  Brotpreise 
den  Werth  derselben  in  die  jetzige  Geldwährung  umsetzen 
zu  können  und  so  eine  richtige  Auffassung  der  Verhältnisse 
zu  gewinnen. 

Allein  die  Werthbestimmung  des  alten  Geldes  durch  das 
neue  ist  eine  schwierige  Sache,  wenn  man  nur  halbwegs  das 
Richtige  treffen  soll.  Dieselbe  kann  auch  nicht  im  allgemeinen, 
sondern  nur  für  kleine  Zeitperioden  gemacht  werden,  da  selbst 
innerhalb  derselben  nominellen  Währung  der  reelle  Gold-  oder 
Silberwerth  der  Münzsorten  verändert,  d.  i.  der  eigentliche 
Feingehalt  vermindert  oder  vermehrt  wurde,  zeitweise  auch 
Devalvationen  und  Agiotirung  dazukamen. 

Im  17.  Jahrhunderte  bestand  bei  uns  die  Reichswährung 
nach  der  Münzordnung  vom  Jahre  1559. 

Man  prägte  Thaler,  Guldengroschen  und  Pfennige, 
rechnete  aber  bei  uns  im  gemeinen  Leben  nach  rheinischer 


>)  Zur  vollen  Infonnirong  über  die  Bedeutung  von  Mass  und  Münze 
sehe  man  die  unbedingt  massgebende  Schrift:  „ Vorschläge  und  Erfordernisse 
für  eine  Geschichte  der  Preise  in  Oesterreich  von  Dr.  Arnold  Luschin  etc. 
(Wien,  1874.) 


~   111   — 

Währung,  d.  i.  nach  Gulden,   Schillingen,  Pfennigen,  später 

auch  nach  Kreuzern: 

1  fl.  =  1  a:  Pfenn.  (^)  =  240  ^  =  8  Schillinge  (ß). 

1  ^  =  30  ^;  1  fl.  =  60  Kreuzer;  1  Kreuzer  =  4  ^. 
Nach  der  Mttnzordnung  sollte: 
der  Thaler  zu  68  kr.  25*46  Gramme  Feinsilber  haben,  was 

in  ö.  W.  =  2  fl.  20  kr.  ö.  W.  Silber; 
der  Guldenthaler  zu  60  kr.  sollte  22'9  Gramme  Feinsilber  haben, 

was  in  ö.  W.  =  2  fl.  6  kr.  ö.  W.  SUber; 
der  Kreuzer  zu  4  ^  sollte  0*381  Gramme  Feinsilber  haben,  was 

in  ö.  W.  =  3-43  kr.  ö.  W.  in  Silber. 

In  Wirklichkeit  aber  wertheten  die  Münzstücke  viel 
höher,  als  sie  an  Silbergehalt  hatten.  Nach  „Hirsch,  des  h. 
römischen  Reiches  Münzarchiv  ^  (V.  S.  49)  wäre  der  Werth 
der  Geldstücke  in  der  nachstehenden  Zusammenstellung  zu 
ersehen. 


Jahr 

1559 

TarMrunfl  In 
Kreuern 

Ideeller    Werth 

des  Guldens 

des  Kreuzers 

1  Reichs-  1  ß^ij^^ 
thaler 

68            60 

Feinsilber_  fl.  SUber 
Gramm.         ö.  W. 

i?<.:...:ik       in  Silber 
Gramm.         g,  y^. 

22-9    —  206 

0-381  —  3-43 

1569 

72            64 

21-48  —  1-93 

0-358  —  3-22 

1607 

76            68 

20-22  —  1-82 

0-337  —  3-03 

1609 

84           74 

18-54  —  1-67 

0-309  =  2-78 

1613 

86           76 

18-06  —  1-62 

0-301  —  2-70 

1616 

96           80 

17-16  —  1-54 

0-286  —  2-57 

Die  erste  Rubrik  enthält  die  Tarifirung  des  Reichsthalers, 
der  bei  gleichbleibendem  Silberinhalte  (25*46  Gramm  fein)  in 
den  Jahren  1559  bis  1616  im  Nennwerthe  von  68  auf  96  kr. 
stieg,  sowie  des  Reichsguldens  (22*9  Gramm  fein),  welcher 
ebenso  von  60  auf  80  kr.  erhöht  wurde.  Die  zweite  Rubrik 
enthält  den  indeellen  Werth,  welcher  sonach  zu  dieser  selben 


—     112     — 

Zeit  der  Rechnungsmtinze,  dem  Gulden  =  60  kr.  zukam.  Die 
letzte  Rubrik  enthält  ebenso  den  ideellen  Werth  des  Kreuzers 
=  4:  A.  Die  zur  Veranschaulichung  beigefügten  Ansätze  in 
österr.  Währung  entsprechen  dem  Einlösungspreise,  den  die 
k.  k.  Münzämter  heute  für  das  betreffende  Silberquantum 
bezahlen  *^). 

In  Graz  wurden  um  1607  ^)  aus  143/,^  Loth  Silber  zu 
dem  Einkaufspreise  von  12  fl.  bis  12  fl.  15  kr.  Reichswährung  9^^ 
Stück  Thaler  und  ebenso  halbe  und  Viertelthaler  geprägt. 
1  Thaler  war  also  eigentlich  63  Kreuzer  werth,  ging  aber 
für  68.  Die  niederen  MOnzsorten  wurden,  wie  allerorts, 
bedeutend  geringhaltiger  geschlagen,   als  ihr  Nennwerth  war. 

Von  Scheidemünzen  wurden  damals  in  Graz  geprägt: 

Aus  8  Loth  Silber  und  Vi«  Ueberschick  129  Groschen 
(1  zu  12  ^)  =  1548  Pfennige. 

Aus  4  Loth  3^/,o  Quintel  Silber  502  Zweier,  d.i.  Zwei- 
Plennigsstücke  =  1040  Pfennige  und 

aus  3V,ß  Loth  Silber  840  Stück  Pfennige.  1  Pfennig 
hatte  also  den  inneren  Werth  von  %  (0-6)  Neukreuzem ;  der- 
selbe wurde  aber  im  Verkehre  für  den  Werth  von  V4  des 
ideellen  Kreuzers,    also  für   0*76  Neukreuzer    angenommen. 

Es  ist  eine  leidige  Thatsache,  dass  die  oben  gemeldete 
Münzverschlechterung  den  nachtheiligsten  Einfluss  auf  das 
bürgerliche  Leben  und  den  Handel  nahm  und  dass  der  Wucher, 
insbesondere  auch  im  Getreidehandel,  ein  weites  Feld  gewann. 
Doch  wmden  die  Münzverhältnisse  bald  noch  trauriger;  so 
z.  B.  1621  Münzen  mit  sehr  geringem  Gehalte  geprägt,  aber 
verordnet,  dieselben  zu  dem  Werthe  anzunehmen,  der  ihnen 
durch  die  darauf  geprägten  Zahlen  in  Kreuzern  beigelegt 
wurde.  In  solcher  Weise  gab  es  schlechte  Gulden  (lange  Münze) 
mit  der  Zahl  60,  1 V4  Gulden  mit  der  Zahl  75  u.  s.  w.  1622 


6)  Ich  verdanke  diese  Daten  der  gefiQligen  Mittheilung  des  Numis- 
matikers Herrn  k.  k.  üniversitätsprofessors  Dr.  Arnold  Luschin  Ritter  v. 
Ebengreuth. 

7)  Instruction  Aber  das  Mflnzwerk  (k.  k.  Statth.  Registr.  in  Qraz 
Miscellanea,  1607). 


-    IIa    - 

wurde  1  Reichs tbaler ,   der  1559  68  kr.  gegolten  hatte,  mit 
dem  Nominalwerthe  von  3  fl.  52  kr.  bis  zu  10  fl.  bewerthet. 

Diesen  nicht  mehr  erträglichen  Zuständen  zu  begegnen, 
setzte  ein  kais.  Patent  vom  14.  Dezember  1623  die  gering- 
hältige  Münze  in  Verruf  und  Uess  Reichsthaler  zu  1  fl.  30  kr. 
und  Ouldenthaler  zu  1  fl.  20  kr.  prägen. 

Da  man  aber  längst  schon  in  Uebung  hatte,  das  Geld 
nicht  nach  dem  Courswerthe,  sondern  nach  dem  inneren  Ge- 
halte anzunehmen,  so  z.  B.  1628  den  Reichsthaler  von  1  fl.  30  kr. 
Nominalwerth  nur  mit  51  kr.  Aufgeld,  somit  haben  die  näheren 
Details  der  Coursschwankungen  für  unser  Thema  keine  Be- 
deutung. Es  ist  nur  noch  zu  erwähnen,  dass  noch  1680 
1  Reichsthaler  (8  auf  eine  rauhe  Mark  mit  14  Loth  4  Grän 
Feinsilber)  den  Courswerth  von  1  fl.  30  kr.  haben  sollte,  was  aber 
niemand  beachtete.  1681  wurde  1  Reichsthaler  zu  1  fl.  36  kr. 
gerechnet.  1693  liess  der  Kaiser  dem  1690  durch  Ueberein- 
kunft  einiger  norddeutschen  Fürsten  entstandenen  Leipziger 
Münzfuss  (18  fl.  Fuss)  auch  in  seinen  Erb-Ländem  gesetzliche 
Geltung  zukommen,  die  nach  dem  Reichs  -  Schrot  und  Korn 
geprägten  Thaler  erhielten  den  Werth  von  1  fl.  45  kr.  und 
die  in  den  kaiserUchen  und  in  den  Erb-Ländern  geprägten 
Fünfzehner  den  Werth  von  18  Kreuzern  Reichswährung. 

1695  wurden  wieder  alle  schlechten  fremdländisch(^n 
Münzen  in  Oesterreich  verboten  und,  was  uns  hier  am  meisten 
interessirt,  den  Hauptleuten,  Pflegern,  Verwaltern  u.  s.  w.  in 
den  Grenzländem  ausdrücklich  befohlen,  Getreide,  Wein  und 
andere  Feilschaften  im  Lande  nicht  mit  geringem  Gelde,  son- 
dern nur  mit  kaiserlichen,  und  „gerechten'^  Münzen  zu  be- 
zahlen^. 

Als  Scheidemünze  erhielten  die  Fünfzehner  (65  Stücke 
aus  der  reinen  köln,  Mark  geprägt)  den  Cours  zu  17  kr.  und 
die  Sechser  denselben  zu  7  kr.  Reichswährung. 


0)  Waldner,    Yersach    eines  Entwurfes    der  Haiiptmomente    des 
deutschen  MQnzwesens. 

MttUi«U  lUa  liiat.  Vvralaa  f.    Stelanurk,  XXV.  Heft,  1877.  O 


—     lU     — 

Schliesslich  folgt  hier  zur  rascheren  Bewerthung  des 
Nennwerthes  der  im  Laufe  der  Darstellung  etwa  erwähnten 
Getreide-  und  Brotpreise  in  ßeichswährung  die  Vergleichung 
dieser  mit  der  österr.  Währung. 

Rchswhrg.     ö.  Währ.     Rchswhrg.     ö.  Währ.     Rcbswhrg.        ö.  Währ. 
Pfennig.       Kreuzer       Kreuzer      Kreuzer       Gulden      Gulden  Kreuzer 

1  =     0-3  1      =      1-4  1      =     87-5 

2  =     0-7  5     =     7-3  2     =       1-75 

3  =     1-09  10     =     14-5  3     =       2-6 1-5 

2/f=15     =     21-9  5     =       4-37-5 

4^  =  30     =     43-7  8=7- 

Was  <len  inneren  Werth  betrifft,  so  trifft  dieser  freilich 
nicht  zusammen  und  ist  fllr  verschiedene  Zeiten  verschieden, 
wie  eben  das  nachstehende  Beispiel  andeutet: 

Wenn  1559  ein  Grazer  Viertel  Weizen  1  fl.  30  kr. 
Bchswhrg.  kostete,  so  hat  diese  Zahlung  ein  Silberquantum 
oder  dessen  geprägte  Repräsentanten  erfordert,  welches  heut- 
zutage   in  ö.  Währ,   mit  3  fl.  9  kr.   eingelöst  werden    wUrde. 

Im  Jahre  1616  würde  derselbe  Nennwerth  nur  mehr 
2  fl.  31  kr.  ö.  Währ,  betragen  haben. 

Zur  Beurtheilung  des  Geldwerthes  reicht  aber  die 
objective  Umrechnung  der  Geldstücke  in  den  gegenwärtigen 
Weith  nicht  aus,  sondern  es  ist  auch  das  subjective  Yerhältniss 
des  Geldes  zur  Preisbemessung  sämmtlicher  kaufbaren  Gegen- 
stände, Mobilien  und  Immobilien,  insbesondere  aber  der  wesent- 
lichen Lebensbedürfnisse  in  Erwägung  zu  nehmen. 

Um  zu  ersehen,  wie  viel  das  Geld  werth  war,  darf  man 
nur  im  allgemeinen  darauf  sehen,  wie  viel  der  arme  Mann, 
der  mit  dem  geringsten  Erwerbe  leben  musste,  für  gewöhnlich 
als  Taglobn  bekam,  oder  wie  die  unentbehrlichsten  Bau- 
arbeiter, Zimmer-  und  Maurer-Gesellen  entlohnt  wurden,  oder 
wie  hoch  sich  der  Jahresgehalt  für  Beamte  unterer  Kategorien 
belief,  nämlich : 


—     115     - 

Jahr  Taglohn  eines  Taglobn  eines  Jahresgebalt  eines 

Tagwerkers  Maurergesellen  niederen  Beamten 

1487  10^  18^  32~-40ar^ 

1565  12^  24^  100  fl.  Rchswhfg. 

1572  28  J!,  48^  — 

1592  32^  20  kr.  1 20  fl.  Rchswhrg. 

1607  8— 10  kr.  24  kr.  120— 200  fl. 

1622  12  kr.  30  kr.  235  fl. 

1650  12  kr.  30  kr.  250  fl. 

1690  12  kr.  *     30  kr.  250  fl. 

Da  mit  diesem  Einkommen  die  nothdürftigen  Ausgaben 
bestritten  werden  konnten,  so  ergibt  sich  daraus  nicht,  dass 
die  Zeiten  wohlfeiler  waren  als  gegenwärtig,  was  sie  auch  in 
der  That  nicht  waren,  sondern  dass  das  Geld  einen  höheren 
praktischen  Wertb  hatte. 

Die  Brotsatzung. 

Der  Kaufpreis  des  Brotes  würde  eigentlich  dem  natür- 
lichen Verhältnisse  nach  aus  dem  Einkaufspreise  der  Brot- 
frucht, aus  den  Unkosten  für  Vermahlung  und  bei  Bereitung 
desselben  und  aus  dem  Zuschlage  eines  sattsamen  bürgerlichen 
Gewinnes  resultiren;  allein  es  scheint,  dass  seitdem  die 
Bäckerei,  als  Gewerbe  betrieben  wurde,  die  Gewinnsucht  des 
Producenten  eine  Störung  dieses  richtigen  Verhältnisses  ver- 
ursacht habe.  Satzungen  aller  Art  gehören  zwar  zum  Wesen 
der  Zünfte,  aber  gewiss  gehört  die  Brotsatzung  zu  den  ältesten 
Beschränkungen  der  Freiheit  im  Kaufe  und  Ve/kaufe.  Diese 
Satzung  wurde  nothwendig,  weil  der  Wucher  mit  dem  Brot- 
preise gerade  den  armen  Mann  am  empfindlichsten  traf  und 
sicher  schon  in  den  ältesten  Zeiten  zu  Bäckerkrawallen  führte. 

Das  älteste  geschriebene  Stadtrecht  von  Wien,  datirt 
vom  Jahre  1221,  enthält  schon  eine  Marktordnung,  die 
Taxirung  der  Lebensmittelpreise  und  im  Artikel  26  die  An- 
ordnung, dass  bei  unrichtigem  Masse  der  Uebertreter  dem 
landesfürstlichen  Richter  unterliege. 

8* 


-     116     — 

ßrünn  erhielt  1243  sein  eigenes  Stadtrecht,  in  welchem 
vieles  dem  Wiener  wörtlich  entnommen  wurde. 

1305  erhielten  Krems  und  Stein  das  Stadtrecht  von 
Wien  und  besagte  der  Punkt  65:  „Brot  und  Fleiscli  und  alle 
feilen  Dinge  soll  zur  Stadt  führen,  wer  will,  und  es  feil  haben. 
Aber  in  der  Stadt  soll  nur  Brot  backen,  wer  Bäckerrecht  hat.*^  ^) 

Als  die  Stadt  Hradisch  in  Mähren  1352  die  Handwerks- 
privilegien, welche  BrOnn  besass,  erhielt,  beriefen  sich  die 
Bäcker  gegen  die  Bestimmung,  dass  zu  leichtes  Gebäcke  vom 
Bathe  täglich  confiscirt  werden  solle,  auf  einen  alten  Brauch, 
nach  welchem  dies  nur  an  Sonntagen  statthaft  wäre.  Man  kann 
hieraus  erschliessen,  wie  lange  schon  die  Brotsatzung  bestanden 
haben  musste,  aber  auch  wie  wenig  dieselbe  beachtet  und 
gehandhabt  worden  war,  dass  sich  die  naive  Anschauung,  eine 
Verletzung  der  Satzung  könne  nur  an  Sonntagen  gestraft 
werden,  zu  einer  Art  Berechtigung  herausbilden  konnte. 

Wann  die  Brotsatzung,  oder  vielmehr  die  Ordnung, 
nach  welcher  der  Preis  der  einzelnen  Brotgattungen  mit  dem 
Gewichte  derselben  in  das  richtige  Verhältniss  gebracht  wurde, 
bei  uns  in  Graz  ihren  Anfang  nahm,  lässt  sich  nicht  ermit- 
mitein.  Sicher  ist,  dass  dieselbe  sehr  alt  sein  musste,  da  sie 
der  Stadtmagistrat  als  uralt  bezeichnete,  als  die  Bäcker  1576 
mit  einer  Beschwerde  über  dieselbe  zur  Regierung  gingen. 

Die  Hebung  war,  dass  der  Stadtrichter  und  zwei  aus 
dem  Rathe  nach  vollendeter  Ernte  nach  dem  Preise,  zu 
welchem  das  Getreide  in  den  Verkauf  kam,  jedoch  immer  um 
2  y^,  d.  i.  1 5  Kreuzer,  niederer  den  Satz  für  das  Brot  bestimmten. 

Dass  ab^r  das  durch  den  Satz  gegebene  Gewicht  ein* 
gehalten  werde,  hatten  diese,  oder  zwei  andere  gewählte 
Rathslierren  zu  überwachen,   welche  Commissäre  daher  Brot- 

•)  Geschiohtsquellen  der  Stadt  Wien.  I.  Abtli.  I.  B.  S.  XVIII.  VII. 
u.  Urk.  XXV.  —  Wie  es  scheint,  stammen  die  Satzungen  des  Wiener 
Stadtrechtes  in  vielen  Punkten  aus  den  niederrheinischen,  niederländischen 
und  flandrischen  Städten,  die  eine  ältere  Geschichte  haben;  aber  vieles 
entstammt  auch  der  ureigenen  Rechtsentwicklung.  Die  Stadt-  und  Markt- 
rechte der  Steiermark  stimmen  in  vielem,  aber  nicht  in  allem,  mit  dem 
Wiener  Stadtrechte  überein. 


—     117     — 

besdiauer,  Brotscliätzer  oder  Brotwäger  hiessen.  So  geschah 
es  auch  in  allen  anderen  Städten  und  Märkten,  nur  war  in 
älterer  Zeit  die  Berechnung  der  Satzung  local  verschieden. 
Zur  Ordnung  gehörte  es  auch,  dass  im  allgemeinen  das  Brot 
nicht  im  Hause  verkauft  werden  durfte,  sondem  in  die  eigens 
erbauten  Brotläden,  häufiger  Brottische  genannt,  kommen 
musste,  wahrscheinlich  damit  es  leichter  der  öflfentlichen  Aufsicht 
unterzogen  werden  konnte,  vielleicht  auch  zur  Bequemlichkeit 
der  Käufer.  In  Graz  stand  z.  B.  im  14.  Jahrhunderte  ein 
solcher  Brottisch  zu  Anfang  der  Sackstrasse,  auf  demselben 
Platze,  wo  nachmals  (1680)  die  Dreifaltigkeitssäule  zu  stehen  kam. 

Die  alte  (geschriebene)  Brots  atz  ung  in  Graz  hatte 
die  üeberschrift :  „  Ordnung  des  Prottpacbens  so  den  Peckhen 
vber  die  darauf  geende  Mieh  vnd  vnkhossten  pasiert  wirdet." 
Das  Mass  des  Weizens  ist  ein  Graz  er  Viertel.  Die  taxirten 
Brotgattungen  sind  nur  Gebäcke  aus  Weizenmehl,  wobei 
jedoch  zu  bemerken  ist,  dass  beim  Oblassgebäcke  auch  Korn- 
mehl beigemengt  wurde.  Reines  Kombrot  scheint  von  den 
Bäckern  wenig  erzeugt  worden  zu  sein.  Die  Tabelle  enthält 
den  Gewichtsansatz  für  Semmeln  zu  1,  zu  2  und  zu  4  Pfennigen, 
ebenso  für  das  Pollusgebäck ;  für  das  Oblassgebäcke  aber  zu 

1,  zu  2  und  zu  4  Kreuzern.  Da  aber  das  Gewicht  nach  dem 
Münzwerthe  sich  in  geregelter  Bemessung  richtete,  so  genügt 
für  unsere  Zwecke  der  nachstehende  Auszug   der  Taxscala. 

y,  Wan  der  Waiz     „8ol  die  pfenwert      „das  pfenwert      „der  Vierer  (4  Ä) 
gilt  —"  Semmel  wegen«  -  Polo"  —  Oblass** 

6/r  ö.Münz.  SLothSVaQuintl  14Loth  VaQtl.  2«— LothSQtl. 

Ifl.  -     . 

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1«     6     „ 

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—     118     — 

Zu  dieser  Tabelle  ist  einiges  von  Wichtigkeit  zu  bemerken: 

1.  Ist  die  Annahme  interessant,  dass  man  ein  Viertel 
Weizen  um  6  /^  =  45  kr.  bekommen  konnte ,  ein  Preis ,  der 
seit  Ende  des  15.  Jahrhunderts  wohl  nicht  mehr  voi^ekommen 
war.  Daraus  erhellt,  dass  diese  Scala  aus  dem  15.  Jahrhunderte 
stanmien  dürfte.  Noch  interessanter  ist  die  Voraussetzung, 
dass  der  Weizen -Preis  nicht  über  3  fl.  steigen  würde.  Zu 
Beginn  des  17.  Jahrhunderts  kam  dies  denn  doch  schon  vor 
und  wiederholte  sich  im  Laufe  dieser  Zeitperiode  nicht  nur, 
sondern  der  Preis  stieg  1685  noch  höher  und  1695  bis  zu 
5  fl.;  daher  man  auch  veranlasst  war,  die  Scala  später  bis 
auf  den  Preis  von  6  fl.  fortzusetzen;  *^) 

2.  Auffällig  ist  der  Umstand,  dass  die  Minderung  des 
Gewichtes  vom  Gebäcke  dem  Steigen  des  Weizenpreises  nicht 


i<^)  Die  Fortsetzung  der  Tabelle  bis  zu  dem  Preise  von  6  fl.  dürfte 
wohl  schon  1685  schriftlich  gemacht  und  bald  darauf  gedruckt  worden  sein. 
Eine  gedruckte  von  1708  lag  mir  vor.  Diese  enthält  auch  die  Namen  der 
39  Bäckermeister  und  das  Jahr,  in  welchem  sie  ihr  Gewerbe  zu  Oben 
begannen,  nebst  dem  Zeichen,  welches  sie  auf  ihr  Gebäcke  zu  drücken  ver- 
pflichtet waren.  Die  Tabelle  unterscheidet  sich  in  nichts  von  der  alten, 
ausgenommen,  dass  nach  dem  Preise  von  8  fl.  nicht  mehr  die  Scala  je 
um  1,  sondern  um  2/?  steigt,  dass  das  1  Pfennig  -  Gebäcke  und  beim 
Oblass  das  1  Kreuzer-Gebäcke  wegfällt  und  bei  8  fl.  2ß  das  Gewicht  für 
2  Pfennige  und  2  Kreuzer  nun  so  gross  ist,  wie  es  bei  einem  Preise  von 
1  fl.  5  /?  um  einen  Pfennig  und  1  Kreuzer  war.  Uebrigens  behaupteten 
die  Bäcker  gegen  Ende  des  17.  Jahrhunderts  und  zwar  mit  Recht,  dass 
in  der  Gewichtsordnung  von  8  fl.  2ß  kr  Fehler  seien,  die  bald  den  Bäckern, 
bald  dem  Publikum  zum  Nachtheile  kämen. 

Um  Brotgewicht  und  Preis  der  alten  Zeit  mit  dem  der  Gegenwart 
zu  vergleichen,  diene  die  nachstehende  Gegenüberstellung: 
In   wohlfeilen  Zeiten:     1  Semmel   um  1  Pfennig  =  %  Neukreuzer  wog 

85  Gramm. 

1  Oblassbrot  um  1  Kreuzer  =  2%  Neukrenzer  wog  630  Gramm. 
In  theueren  Zeiten  bei  Sfach  höherem  Weizenpreise: 

1  Semmel  um  1  Pfenning  =  %  Neukreuzer  wog  83  6  Gramm. 

1  Oblassbrot  um  1  Kreuzer  ==  2*/-,  Neukreuzer  wog  253*6  Gramm. 

1  Kreuzerlaib  =  4%  Neukreuzer  wog  507*2  Gramm. 
1877     1  ordinäre  2  Kreuzer  Semmel  wiegt  90  Gramm. 

1  5  Kreuzerlaib  Oblassbrot  wiegt  898*6  Gramm. 


—     119     — 

in  gleichmässiger  Weise  abgestuft  ist,  so  dass  der  Bäcker 
jederzeit  den  gleichen  Gewinn  gehabt  hätte,  sondern  dass  je 
höher  der  Preis  stieg,  ein  desto  kleinerer  Gewinn  heraussah. 
Es  scheint,  dass  diese  Anordnung  den  Bäckern  die  Gleich- 
giltigkeit  bei  einer  Preissteigerung  verleiden  und  ihr  Geschäfts- 
interesse für  einen  wohlfeilen  Preis  rege  halten  sollte.  Hatte 
man  vielleicht  in  alten  Zeiten  die  Erfahrung  gemacht,  dass  die 
Bäcker  selbst  bei  Preiserhöhungen  des  Getreides  nicht  un- 
betheiligt  waren  ?^*) 

3.  Sonderbar  ist  es,  dass  in  der  Scala  nur  auf  eine 
Steigerung  von  2  zu  2  Schillingen  reflectirt  wurde,  als  wenn 
der  Weizenpreis  nur  immer  regelmässig  um  60  Pfennige,  nicht 
aber  um  5^  10  u.  s.  w.  Pfennige  sich  hätte  erhöhen  können. 
Eine  feste  Getreidetaxe  gab  es  ja  doch  nicht,  namentlich  bis 
1675  nicht  für  das  ungarische  Getreide.  Wenn  also  der  Preis 
zwischen  die  Stufen  der  Scala  fiel,  galt  stets  die  niedere  Stufe 
für  das  Brotgewicht  und  der  Bäcker  musste  von  seinem  Ge- 
winne einbüssen.  Kostete  z.  B.  dem  Bäcker  das  Viertel  Weizen 

1  fl.  1  /^  20 .1^,  so  mussle  er  dennoch  das  Gewicht  geben,  als 
hätte  das  Getreide  1  fl.  gekostet,  wobei  er  die  bedeutende 
Einbusse  von  50  Pfennigen  hatte;  denn  um  50  Pfennige 
konnte  man  im  17.  Jahrhunderte  über  6  Pfund  Rindfleisch, 
oder  auch  8  Mass  Tischwein  kaufen.  Die  Folge  davon  konnte 
keine  andere  sein,  als  dass  der  Bäcker  selbst  darauf  einwirkte, 
den  Preis  des  Getreides   bei   kleinerer  Steigerung   gleich  um 

2  ß  höher  springen  zu  machen.  Auch  die,  bei  welchen  Getreide 
zum  Verkaufe  stand,  waren  klug  genug,  den  Sachverhalt  aus- 
zunützen und  jede  Steigerung,  der  Scala  entsprechend  zu 
machen,  wo  sie  erwarten  konnten,  von  den  Bäckern  als  Käufern 
keinen  Widerstand  und  kein  Herabhandeln  zu  finden.  Uebrigens 
wurde  von  ungefähr  1665    an    schon    auch    auf  eine  Preis- 


17  Man  erklärte  diese  ungleiche  Abminderung  auch  damit,  dass 
hiebei  auf  den  Umstand  Rücksicht  genommen  wäre,  dass  die  Auslagen 
f)lr  Salz,  Brennholz,  Arbeitsunkosten  auch  bei  steigenden  Getreidepreisen 
dieselben  blieben. 


—     120     — 

erhöhung  pr.  1  ß  Rücksicht  genommen  und   die  Tabelle  von 
1708  führt  die  Scala  in  solcher  Weise  bis  zu  3  fl.  fort. 

4.  Endlich  ist  zu  bemerken,  dass  die  Satzung  des  Brot- 
gewichtes niemals  ganz  dem  Preise  des  Weizens  entsprechend, 
sondern  immer  um  2  Schillinge  niederer  veranschlagt  wurde. 
Diese  Gepflogenheit  war  so  alt,  dass  weder  die  Bäcker,  noch 
der  Magistrat  mit  Sicherheit  angeben  konnten,  was  der  Grund 
derselben  sei.  Die  einen  meinten^  das  komme  daher,  weil  die 
Brotsatzung  mit  Rücksicht  auf  das  ungarische  Getreide  gegeben 
werde,  das  seit  uralter  Zeit  um  2  Schillinge  billiger  im  Preise 
stand,  als  das  im  Lande  gebaute,  und  zwar  weil  letzteres 
schwerer  und  mehlreicher  wäre.  Andere  gaben  an,  und  dies 
dürfte  das  richtigere  sein,  es  erkläre  sich  dadurch,  dass 
10  Viertel  Weizen  lO'/^  Viertel  Mehl  geben  (zufolge  Mahl- 
probe in  Graz  1666),  dieses  halbe  Viertel  den  Bäckern  zum 
Vortheil  käme  und  so  die  2  Schillinge  einbringe,  welche  bei 
dem  minderen  Ansätze  des  Getreidepreises  in  Abrechnung 
gebracht  waren. 

Wie  dem  aber  auch  sei,  gewiss  ist,  dass  die  Bäcker  in 
Graz  mit  dieser  Brotsatzuiig  nichts  weniger  als  einverstanden 
waren,  darüber  immer  klagten  und  zeitweilig  auch  remon- 
strirten,  zumal  dann,  wenn  die  Getreidepreise  in  die  Höhe 
gingen. 

1576  ordnete  die  Regierung  auf  eine  Beschwerde  der 
Bäcker  eine  Untersuchung  an.  Der  Magistrat  liess  eine  Mahl- 
und  Backprobe  anstellen,  deren  Resultat  war:  Ein  Viertel 
Weizen  wog  ohne  Tara  92  %  28  Loth;  dieses  gab  27  ff 
26  Loth  Semmelmehl,  47  ff  2^/5  Quintel  Poll-  und  Oblass- 
mebl  und  22  ff  Kleie.  Vom  Wasser,  das  zur  Teigbereitung 
gebraucht  wird,  blieben  nach  dem  Backen  noch  im  Gebäcke 
Uff  11  Loth  3y7  Quintel. 

Dies  gibt  zusammen  89  ff  6  Loth  1  '^'^/•^^  Quintel  Gebäcke.  Der 
Erlös  von  diesem  beträgt  nebst  dem  Ertrage  von  9  Kreuzern 
für  die  22  ff  Kleie  im  Ganzen  bei  einer  Brotsatzung  von 
1  fl.  2  ;?  =  1  fl.  33  kr.  15%8  Heller. 


—     ^21     — 

Die  Auslagen  waren:  1  Viertel  Weizen    1  fl.  15  kr. 

Unkosten  beim  Backen  —  „  27  „    2  ^ 

Zusammen    1  fl.  42  kr.  2  .«^ 

Hält  man  die  Einnahme  entgegen,  so  büsste  der  Bäcker 
hiebei  9  kr.  ein.  Würde  das  Gewicht  auf  1  fl.  gegeben,  so 
betrüge  der  Schaden  sogar  22  kr. 

Nehmen  wir  an,  der  Bäcker  hätte  in  einem  Monate 
84  Viertel  Getreide  verbacken,  so  hätte  er  beim  Verkaufe  des 
Brotes  einen  Verlust  von  308  fl.  gehabt.  Das  wäre  freilich 
himmelschreiend  gewesen  und  hätte  der  dringendsten  Abhilfe 
bedurft. 

Allein  dass  diese  Probe  durchaus  nicht  ordentlich  war, 
geht  schon  daraus  hervor,  dass  1  gestrichenes  Viertel  guten 
Weizens  mindestens  um  10  S^  mehr  wiegt,  als  oben  angegeben 
wurde  und  dass  man  damals  noch  gar  nicht  das  gestrichene, 
sondern  immer  das  gehäufelte  Mass  im  Handel  und  im  Ge- 
brauche hatte,  daher  sicher  noch  20  Sf  Getreide  mehr  in  An- 
schlag zu  bringen  hat;  dass  also  das  Quantum  Gebäcke, 
welches  aus  einem  Viertel  erzeugt  wird,  um  ein  Bedeutendes 
zu  gering  angegeben  war. 

Was  die  Regierung  verfügte,  ist  zwar  in  Acten  nicht 
ersichtlich,  aber  es  besteht  die  Thatsache,  dass  die  ange- 
fochtene Brotsatzung  bis  1651  ganz  unverändert  verblieb.  Von 
da  an  wurde  die  Satzung   von  Schilling  zu  Schilling  gegeben. 

Die  wichtigste  Aenderung  trat  erst  1715  ein,  wo  nicht 
nur  die  Scala  von  einem  Groschen  zum  andern  steigend,  son- 
dern auch  die  Brotsatzung  ohne  Abzug  der  1 5  kr.  dem  Weizen- 
preise entsprechend  gegeben  wurde. 

Wenn  ein  Bäcker  die  Brotsatzung  nicht  beachtete,  zu 
leichtes  Gebäcke  in  den  Brottisch  gab,  oder  auch  die  an 
manchen  Orten  von  Alters  her  übliche  „Aufgabe*  (z.  B.  wenn 
jemand  zu  Leoben  10  Semmeln  kaufte,  die  unentgeltliche  Zu- 
gabe einer  eilften)  nicht  leisten  wollte,  kurz,  wenn  er  sich  in 
seinem  Geschäftsbetriebe  einer  Benachtheiligung  des  Publikums 


—     122     — 

schuldig  machte,   verfiel  er  in  Strafe,    welche    der  Magistrat, 
oder  der  Stadtrichter,  über  ihn  verhiog. 

Unter  diesen  Strafen  nimmt  die  des  sogenannten 
„ Schupf ens^  oder  ;,Schnellens^  vorerst  unsere  Aufmerksamkeit 
in  Anspruch.  Die  barbarische  Weise,  die  Uebung  derselben  in 
allen  deutschen  Ländern,  und  die  sonderbare  Beschränkung 
dieser  eben  nur  auf  Bäcker,  deutet  auf  sehr  altes  Entstehen 
derselben.  ^^) 

Das  wesentlichste  der  Strafe  war,  dass  der  Dehnquent 
in's  Wasser  geschleudert  wurde,  um  ein  unliebsames  Bad  zu 
nehmen,  das  jedoch  nicht  lebensgefährlich  werden  sollte.  Die 
Methoden  waren  daher  verschieden.  Bei  uns  in  Steiermark 
war  das  Schupfen  übUch.  In  Graz  stand  die  „Bäckerschupfen" 
unterhalb  der  Murbrücke,  in  Leoben  in  dem  Galten  eines 
Bürgers,  in  Judenburg  in  der  Murvorstadt.  Eisenerz  liess 
noch  1713  seine  Bäckerschupfen  am  Leopoldsteiner  See  neu 
errichten. 

Der  Apparat  bestand  aus  einem  balancirenden  elastischen 
Holzladen,  dessen  Ende  über  dem  Wasser  stand  Der  Bäcker, 
dorthin  gesteUt  und  durch  den  rasch  und  gewaltsam  aus  dem 
Gleichgewichte  gebrachten  Laden  in  die  Höhe  geschleudert, 
fiel  unter  dem  Hohngelächter  und  Gejohle  des  Janhagels  in 
einer  sehr  unangenehmen  Stellung  in  den  Fluss,  wurde  aber 
alsbald  wieder  aufgefischt  und  herausgezogen. 

Häufiger  traten  wohl  die  Geldstrafen  ein.  Das  mindeste, 
was  geschehen  konnte,  war,  dass  zu  kleines  Gebäcke  weg- 
genommen und  den  armen  Leuten  im  Spitale  geschenkt  wurde. 
Wahrsciieinlich  geschah  dies  nur  mit  dem  Gelderlöse  aus  dem 


1')  In  der  Wiener  Marktordnung  von  1221  heisst  es:  Panifices, 
«jui  violaverint  hoc  statutum,  proiciantur  in  luteum,  nisi  tunc  ex  emptione 
peciiniaria  per  gratiam  judicis  et  civium  ezsolvantur.  Das  Stadtrecht  Yon 
lü'ems  und  Stein  von  1305  sagt  im  Punkte  64:  Nach  altem  Herkommen 
und  Wiener  Recht  geschehe  es  „also  daz  die  pechheu  werden  geschupphct 
als  von  alten  fursten  ist  gewesen  recht  und  ander  wandel  (Strafgeld)  nicht 
geben^.  (Geschichtsquellen  der  Stadt  Wien  I.  Abth.  I.  Band^  Urkunde 
XII.  u.  XXV.) 


—     123     — 

Gebäcke,  sonst  wären  ja  auch  die  Leute,  welche  Brot  brauchten, 
gestraft  gewesen.  Bei  anderen  Anlässen  wurden  ziemlich  hohe 
Geldstrafen  verhängt  1591  wurde  zu  Leoben  einem  Bäcker 
aufgetragen,  ;,  stracks  mit  dem  Bretzenbacken  anzufangen,  bei 
Pön  von  4  ungarischen  Ducaten**.  Eben  dort  wurde  ein  An- 
derer im  November  desselben  Jahres,  weil  er  fortwährend  zu 
geringes  oder  gar  kein  Brot  buk,  in  den  „Elosterthurm  ge- 
schafft**, bis  er  50  Ducaten  Strafe  erlegt  hätte.  Er  blieb  vom 
13,  bis  30.  Dezember  in  Gewahrsam,  wo  ihm  dann  auf  die 
landesübliche  Vorbitte  seiner  Freunde  und  Angehörigen  die 
Strafe  auf  10  Ducaten  ermässigt  wurde J'') 

Geldstrafen  wurden  in  Graz  häufig  in  Anwendung  ge- 
bracht, zuweilen  auch  über  die  ganze  Zunft  verhängt,  und  wenn 
dieselbe  sich  weigerte,  mit  dem  Schupfen  gedroht  .und  endlich 
die  Zunftmeister  auf  das  Rathhaus  gerufen  „zum  SpieP,  d.  h. 
damit  durch  das  Los  mittelst  des  Würfelspieles  entschieden 
werde,  wer  von  ihnen  geschupft  werden  sollte.  Ein  solcher 
Vorgang  trat  z.  B.  im  Jahre  1692  ein,  weil  die  Bäcker  be- 
treten wurden ,  dass  sie  ihren  Getreide  -Vorrath  verschwiegen 
hatten,  Mangel  vorschützten  und  eine  unnatürliche  Tbeuerung 
aufrecht  erhielten. 

Die  Bäckerschupfe  kam  selbst  im  1 8.  Jahrhundeite  noch 
nicht  ab,  zu  Gilli  wurde  eine  solche  1752  sogar  neu  gebaut 
und  mit  Geld  zu  strafen  nicht  zugelassen. 

Während  die  Bäcker  in  den  Städten  das  Privilegium  des 
Geihandels  mit  ihrem  Backwerk  seit  ältesten  Zeiten  besassen, 
so  z.  B.  in  Graz  bis  auf  3  Meilen  im  Umfange  der  Stadt,  so 
war  es  auch  wieder  den  Leuten  vom  Ijande  hie  und  da  ge- 
stattet, zum  Wochenmarkt  Brot  in  die  Stadt  zum  Verkaufe 
zu  bringen.  Für  Graz  schrieb^  sich  diese  Freiheit  vom  Jahre 
1377  her,  wenn  dieselbe  nicht  noch  älter  war.  Insbesondere 
hatten  die  behausten  Schöckelbauem  das  Recht,  Roggenbrot  in 
der  Hauptstadt  feil   zu   haben.    Da  dieses   zumeist  schwerer 


'')  Leobner  RathsprotokoU. 


—     124     —       - 

im  Gewichte  war,  als  das   Brot   der  Stadtbäcker,   so   konnte 
sich  der  arme  Mann  auf  billigere  .Weise  versorgen. 

Zu  Marburg  waren  die  Stadtbäcker  verpflichtet,  jähr- 
lich durch  eine  bestimmte  Zeit  von  etwa  4  Wochen  das  Ge- 
treide von  der  Herrschaft  Marburg  zu  nehmen,  ohne  dass  ihnen 
jedoch  ein  höherer  Brotsatz  gestattet  worden  wäre,  wenn  der 
Preis  höher  gewesen  war. 

In  Cilli,  Sachsenfeld,  Ttiffer,  vielleicht  auch  an 
andern  Orten,  hatten  die  Bürgerswitwen  das  Recht,  weisses 
und  schwarzes  Brot  zu  backen  und  feil  zu  haben. 

Ihr  Brot  hiess  daher  „Weiberstritzel*,  und  weil  demselben 
das  Brotgewicht  nach  dem  gegupften  Cillierschaff  gegeben 
wurde,  während  für  die  Bäcker  das  gestrichene  Schaff  mass- 
gebend war,  so  lieferten  sie  bei  gleichem  Preise  um  ein  nam- 
haftes schwereres  Brot,  weshalb  diese  Concurrenz  den  Bäckern 
sehr  unliebsam,  dem  Pubhkum  aber  sehr  zuträgUch  war.**) 

Zu  Hohenegg,  Prassberg,  Frasslau,  Tüffer 
und  St.  Georgen  war  es  den  Bürgern  seit  undenklichen  Zeiten 
gestattet,  Brot  feil  zu  haben,  weil  sich  die  Professionisten  in 
diesen  „geldlosen**  Orten  auf  Weinschank  und  Brotbacken  ver- 
legen mussten,  um  leben  zu  können.  Den  Bäckern  waren  nur 
die  besonderen  Gattungen  von  Brot,  wie :  Kipfel,  Semmel,  mürbes 
Brot,  Trenten  u.  dergl.  vorbehalten, 

Windischfeistritz,  Tüffer,  Wöllan,  Schön- 
stein und  Rann  hatten  gar  keine  Bäcker,  sondern  wurde  das 
Brot  von  den  Wirthsleuten  gebacken  und  verkauft. 

Die  Weinwirthe  hatten  überhaupt,  insbesondere  in  Ober- 
steier, das  Recht,  im  Hause  gebackenes  Brot  den  Gästen  zum 
Trünke  zu  verkaufen.     In  L e o b e n  und  Judenburg  durften 


'^)  Laut  eines  alten  Privilegiums  war  den  Bi\rgem  in  Gilli  über- 
haupt gestattet:  Brotbacken,  Verkauf  des  Weines  unter  dem  Reife,  Wirths- 
haus  oder  Weinausschank  zu  halten,  Rindfleisch  auszuschroten,  Schweine 
und  „BrOling"  zu  schlachten,  Würste  zu  machen  und  feil  zu  haben,  Kerzen 
zu  verkaufen,  mit  Getreide  an  die  Säumer  zu  trafficiren,  mit  Salz  zu 
handelu  etc. 


—     125     — 

sie  dasselbe  auch  am  Wochenmarkte  feil   haben.     Man  hiess 

sie  ^Nudelbäcker*',  wahrscheinlich  von  der  Cylinderform  ihres 
Gebäckes  J  5) 

Uebrigens  war  freilich,  wie  bei  anderen  Zünften,  auch 
bei  den  Bäckern,  das  Gewerbe  vor  jeder  Beeinträchtigung  von 
jedem  Unbefugten  geschützt  und  waren  die  Bäcker  mit  Recht 
stets  scharf  darauf  aus,  dass  den  „Fröttem  und  Störern *^ 
das  Handwerk  gelegt  werde. 

Schliesslich  kann  noch  im  allgemeinen  bemerkt  werden, 
dass  die  Lage  der  Bäcker  wohl  in  keiner  Stadt  so  beschwerlich 
und  bedrängt  war,  als  in  der  Hauptstadt  Graz,  daher  es  ganz 
wohl  glaublich  ist,  wenn  1715  die  Behauptung  ausgesprochen 
wurde,  es  wären  in  40  Jahren  60  Bäckermeister  trotz  alles 
Fleisses  zu  Grunde  gegangen. 

Besser  war  jedenfalls  das  Los  der  Bäcker  am  Lande, 
insbesondere,  wenn  der  Bäcker  selbst  im  Gemeinderathe  sass. 
Aflenz  hatte  viel  Processe  mit  seinem  Bäcker  und  gab  es 
alle  Augenblicke  bei  dem  ^.SchienbandP  Anstände.  Rad- 
kersburg  hatte  ebenfalls  unzufriedene  Bäcker,  die  fort  und 
fort  und  sogar  bei  Hofe  Klage  führten;  daher  der  Magistrat 
(1752)  verlangte,  man  solle  ihnen  perpetuum  silenüum  auf- 
tragen. Die  Brotsatzungen  am  Lande  richteten  sich  zumeist 
nach  den  localen  Massen,  so  zu  Judenburg,  Weisskirchen,  Unz- 
markt, Oberzeiring  und  Knittelfeld,  nach  dem  Judenburger 
Viertel;  in  Rottenmann  nach  dem  eigenen  Viertel;  in  Murau, 
St.  Peter  am  Kammersberg,  Oberwölz,  St.  Lam brecht,  nach 
der  Murauer  Mess;  zu  Schladming  nach  dem  Rottenmanner 
Motzen ;  zu  Admont  und  Irdning  nach  ihrem  eigenen  Viertel ; 
zu  Maria-Zeil  nach  dem  St.  Pöltner  Brotsatz  mit  Zurechnung  der 
Getreidefracht;  in  Brück  a.  d.  Mur,  Leoben  und  Umgebung  nach 
dem  Brucker  Achtel ;  im  Mürzthal,  mit  Ausnahme  von  Kapfen- 
berg,  nach  dem  Grazer  Viertel;  in  St.  Gallen  und  Altenmarkt 
nach  dem  Waidhofner  Motzen;  zu  Eisenerz  nach  dem  Scheibser 


'^  Rathsprotokone  von  Leoben  und  Judenburg. 


—     126     — 

Metzen;  in  Vordernberg  nach  dem  Bergler  Viertel.  In  Kindberg 
hatten  Kipfel,  Bretzen,  Rundsemmeln  und  schwarzes  Hausbrot 
keinen  Satz;  wie  auch  Leoben  während  der  Marktzeit  keinen 
Brotsatz  gab.^*^) 

Verhältniss  des  jährlichen  Erträgnisses  an  Brot- 
frucht im  Lande  zum  nothwendigen  Bedarfe. 

Die  Productionsmenge  von  Weizen  und  Korn  im  ganzen 
Lande  auch  nur  für  ein  Jahr  des  17.  Jahrhundertes  zu  con- 
statiren,  ist  wegen  Mangels  an  Quellen  unmöglicli.  Die  An- 
gaben für  die  erste  Hälfte  des  gegenwärtigen  Jahrhundertes 
beziflFern  sich  jährlich  auf  1,137,340  Metzen  Weizen  und 
1,911,663  Metzeu  Korn.  Allein  diese  Zahlen  sind  wegen  der 
durchaus  geänderten  Verhältnisse,  in  Hinsicht  der  Ausdehnung 
des  Ackerbaues  und  der  hinzugekommenen  neuen  Gattungen 
von  Culturpflanzen  für  uns,  selbst  nicht  annäherungsweise,  zu 
verwerthen.  Nur  dieses  möge  gleich  im  vomhinein  hiezu  be- 
merkt werden,  dass  das  angegebene  Quantum  für  den  Bedarf 
des  Landes  eben  auch  nicht  zureichte,  wie  dies  im  17.  und 
18.  Jahrhunderte  oft  genug  erfahren  wurde,  und  daher  auch 
in  der  Neuzeit  eine  jährliche  Einfuhr  zum  wenigsten  von 
600,000  Metzen  Brotfrucht  aus  Ungarn  und  Kroatien  erfor- 
derlich war. 

Da  im  17.  Jahrhunderte  von  dem  giiindbesitzenden  Adel 
im  Lande  oft  genug  behauptet  wurde,  es  werde  im  Lande  so 
viel  Getreide  producirt,  dass  man  der  ungarischen  Einfuhr  ganz 
entbehren  könnte,  so  hat  die  Regierung  es  wiederholt  versucht 
wenigstens  die  Getreidemenge  zu  ermitteln,  welche  jeder  Grund- 
besitzer jährlich  zum  Verkaufe  stellen  könnte ;  allein  auch  hier 
fand  dieselbe  nur  mangelhafte  und  unzulängliche  Auskunft 


<*)  Hiermit  sind  freilich  noch  lange  nicht  alle  Orte  aufgezählt  und 
fehlt  auch  die  genaue  Angahc  der  Taxverhältnisse ;  allein  wollte  ich  das 
bezügliche  Material  anführen,  würde  es  den  mir  in  diesen  Blättern  zu- 
gestandenen Raum  weit  überschreiten  und  zur  Förderung  des  Thema's 
dennoch  wonig  beitragen. 


—     127     — 

Da  sich  die  Getreidefrage  im  wesentlichen  nur  um  Ver- 
proviantirung  von  Graz  drehte,  so  wäre  es  insbesondere  von 
Wichtigkeit  gewesen,  in  Erfahrung  zu  bringen,  wie  viel  Getreide 
die  Besitzer  in  guten  Jahren  nach  der  Hauptstadt  liefern 
könnten,  aber  auch  in  dieser  Beziehung  fand  sich  erst  1673 
eine  entsprechende  Antwort. 

In  diesem  Jahre  wurde  constatirt,  und  zwar  aus  nicht 
controlirten  Einbekenntnissen  der  Herrschaftsbesitzer,  dass  sie 
nach  Graz  zu  liefern  im  Stande  wären: 

Im  Viertel  Voran  (33  Besitzer)  zusammen  12,100  Grazer  Viertel 

im  Viertel  zwischen  der  Mur  und  Drau 

(22  Besitzer) 6,150       „ 

aus  Obersteier  (d.  i.  südwärts  von  Brück) 

(14  Besitzer) 3,550       „  „ 

endlich  was  die  Bauern  mit  einander  lie- 
fern könnten 6,000       „  „ 

Gesammt-Summe  27,800  Grazer  Viertel 
Weizen  und  Korn,  also  nicht  einmal  genug,  um  die  Bäcker  in 
Graz  zu  versehen,  welche  mindestens  30,000  Viertel  jährlich 
brauchten. 

Es  versteht  sich  von  selbst,  dass  in  den  besagten  Ge- 
genden eine  bei  weitem  bedeutendere  Menge  Getreide  pro- 
ducirt  wurde,  die  aber  für  den  eigenen  Hausgebrauch  bleiben 
musste. 

Was  Radkersburg,  Fürstenfeld,  Feldbach 
betrifft,  so  haben  dieselben  schon  1640  der  Regierung  be- 
richtet, dass  ihre  Bürger  nicht  genug  Gründe  besitzen,  um 
einen  Vorrath  von  Getreide  zu  erzeugen  und  dass  sie  stets 
auf  die  Einfuhr  desselben  angewiesen  seien. 

Vom  Viertel  Cilli  erhellt  aus  einem  Berichte*  vom 
Jahre  1718,  dass  es  nicht  nur  für  sich  selbst  hinlänglich  mit 
Getreide  versehen  war,  sondern  zumeist  auch  in  die  Lage 
kam,  solches  zur  Proviantirung  der  Grenzfestungen  zu  liefern. 

Der  Winkel  Steiermarks,  welcher  hinter  den  beiden 
Radel  und  dem  Rcmschnigg  liegt  war  durch  seine  Lage 


--     128     — 

hinter  den  Bergen  vom  Getreidehandel  ausgeschlossen,  wenn 
er  anders  einen  Ueberschuss  erzeugt  hätte. 

In  Obersteier  bestand  aber  das  eigenthümliehe  Ver- 
bal tniss  der  ;,ge  widmeten  Thal  er",  d.  h.  sämratliehe 
Producte  an  Getreide,  Fleisch,  Speclf,  Unschlitt  und  überhaupt 
alles,  was  als  Lebensmittel  gilt,  haben  zunächst  zum  Bedarf 
der  Bergwerke  und  was  damit  zusammenhängt,  also,  wie  wir 
heute  sagen,  der  Montanindustrie  zu  dienen.  In  den  gewidmeten 
Thälem  galt  das  Privilegium  der  Bergwerksbesitzer :  Nur  das- 
jenige darf  ausgeführt  werden,  was  von  den  Bergwerken  nicht 
benöthigt  wird ;  es  soll  daher  alles  denselben  früher  zu  einem 
billigen  Preise  angeboten  werden,  bevor  man  über  dasselbe 
frei  disponiren  könnte.  Die  älteste  Urkunde,  auf  welche  man 
sich  für  dieses  Vorrecht  berief,  war  ein  Patent  des  Kaisers 
Friedrich  IV.  vom  Jahre  1490.  Allein  offenbar  muss  der 
Rechtsgebrauch  auf  viel  ältere  Zeiten  zurückzuführen  sein, 
weil  diese  Widmung  für  den  Bestand  der  Bergwerke  unum- 
gänglich nothwendig  war.  Bestätigungen  dieses  Patentes,  oder, 
da  es  ohnehin  im  ganzen  unangefochten  blieb,  Erneuerungen 
gewisser  Bestimmungen,  oder  zeitweilig  Dispensen  „auf  Wohl- 
gefallen", d.  i.  bis  auf  Widerruf,  kamen  öfters  vor,  namentlich 
durch  die  Generale  vom  8.  Juli  und  30.  October  1561,  vom 
20.  October  1567  und  durch  Patent  vom  23.  Februar  1579. 

Da  die  meisten  Bergwerke„K  a  m  m  e  r  g  u  f,  d.  i.  Eigenthum 
des  Landesiürsten  waren,  so  wachte  auch  die  Regierung  genau 
über  die  Rechte  derselben  und  zwar  um  so  mehr,  da  —  nach 
einem  Ausspruche  derselben  —  die  Bergwerke  der  einzige 
Kanal  sind ,  durch  welchen  dem  Lande  Geld  zufliesst.  Es  wäre 
leicht  zu  ersehen,  dass  Untersteier  nicht  Gestehen  könnte,  wenn 
Obersteier  „aufliegt". 

Es  ist  bekannt,  dass  weder  Aussee,  noch  Eisenerz 
und  Vordem b er g,  die  beiden  Haupt-Kammergüter,  Getreide- 
bau haben ;  aber  auch  die  naheliegenden  Thäler  sind  nicht  im 
Stande,  ein  nennenswerthes  Quantum  dorthin  zu  liefern,  daher 
man  sich  gewöhnlich  um  das  dort  erzeugte  Getreide  nicht  viel 
kümmerte.     Die  Widmung  hatte   also  zunächst  wohl  nur  die 


—     129     — 

Verproviantirung  mit  Fleisch  im  Auge;  doch  kam  es  auch 
zuweilen  vor,  dass  man  auf  das  Getreide  der  gewidmeten 
Thäler  Anspruch  machte,  weil  es  eben  von  auswärts  nicht  zu 
haben  war.  Die  Bezugsquellen  werden  am  entsprechenden 
Platze  genannt  werden. 

Welches  Erfordemiss  die  Kammergüter  an  Lebensmitteln 
im  17.  Jahrhunderte  hatten,  soll  hier,  insoweit  möglich, 
berichtet  werden. 

Die  Salzpfanne  in  Aussee,  Ischl  und  G munden 
bedurfte  jährhch  für  ihre  Leute  12.000  Ochsen;  Aussee  18.400 
„Halbmetzen"  (1  Halbmetzen  =  1  gestrichenes  Grazer  Viertel) 
Weizen  und  Korn  und   270  Centner  Unschlitt  und  Schmalz. 

Zu  Aussee  war  —  nach  der  1568  confirmirten  Markt- 
ordnung —  der  Getreidehandel  nur  gewissen  Bürgern  und  den 
Müllern  gestattet.  Was  von  denselben  von  Gmunden  her  über 
die  Petschen  gebracht  wurde,  durfte  nur  im  Markte  und  nicht 
über  den  Radling  hinüber  weiter  verkauft  werden.  Auf  jedes 
Viertel  durfte  ein  Gewinn  von  6  Pfennigen  und  nicht  mehr 
geschlagen  werden.  Gmunden  berichtete  daher  wöchentlich,  wie 
viel  Getreide  und  zu  welchem  Preise  gekauft  wurde  und  der 
Marktrichter  in  Aussee  controlirte  wieder  den  Verkauf.  Von 
dem  Getreide  aber,  das  von  steirischer  Seite  über  den  Radling 
gebracht  wurde^  durften  pr.  Viertel  nur  4  Pfennige  Gewinn  an- 
geschlagen werden.  Wer  sich  dabei  einer  Uebertretung  schuldig 
machte,  wurde  um  den  ganzen  Werth  des  Getreides  bestraft. 
Die  eine  Hälfte  der  „Pön"  (des  Strafgeldes)  fiel  dem  Markte, 
die  andere  dem  Marktrichter  zu. 

Nach  Aussee  war  (1490)  nicht  bloss  der  untere,  sondern 
auch  der  obere  „Boden^^  (Murboden,  Murthal)  mit  allen  an- 
grenzenden Thälem  und  Nebenthälern  gewidmet  Ueber  den 
Umkreis  des  Murbodens  wurde  aber  gestritten.  Die  weiteste 
Auffassung  bezog  die  Thäler  von  St.  Michael  ob  Leoben  bis 
über  Judenburg  in  den  unteren,  die  Landgerichtsbezirke 
Murau,  St  Lambrecht,  Schladmmg  und  Wolkenstein  in  den 
oberen  Boden  ein. 

MUtlicU.  d.  hUt.  V«r«lns  fBj  8t«i«nn»rk.  XXV.  Haft,  lt77.  U 


^     130     — 

t)ie  „Eisen würzen"  (Eisenerz,  Innerberg)  bezog  ilas 
Getreide  nach  der  Capitulation  von  1625  aus  Oesterreich, 
nämlich  aus  Scheibs,  Gresten,  Steyr  und  Purgstall,  von  wo 
die  österr.  Händler  kamen  und  das  Eisen  und  zwar  um  24  kr. 
theurer,  als  die  Steirer,  kauften  und  mit  Getreide  zahlten. 
Man  gab  in  Eisenerz  den  Bergarbeitern  die  Fassung  (Getreide, 
d  i.  Mehl  und  Schmalz)  in  natura,  ob  der  Preis  hoch  oder 
nieder  stand,  daher  die  Kammerverwaltung  nicht  selten  hohen 
Verlust  hatte.  Zum  Erzberge  waren  gewidmet:  Kammerthal, 
Afienztlial,  Mürzthal  und  der  Murboden. 

Welchen  Bedarf  Eisenerz  im  17.  Jahrhunderte  hatte, 
konnte  ich  nicht  ermitteln.  1836  betrug  die  Lieferung  dahin 
2339  Metzen  Weizen,  6138  Metzen  Korn,  376  Centner 
Schmalz;  für  das  Fuhrwerk  6233  Metzen  Hafer,  20  Centner 
Schmeer.  Für  Grubenlichter  und  Beleuchtung  55  Centner  Oel. 

Die  Gewerkschaft  in  Vordernberg  brauchte  jährlich 
39.600  Viertel  Getreide  (also  fast  so  viel  als  die  Bäcker  in  Graz) 
und  288  Ochsen  für  die  Hammermeister.  (Obersteier  hatte 
26  Radwerke  und  über  100  Hämmer).  Der  freie  Verschleiss 
wurde  nach  Bericht  des  Amtmannes  von  Vordemberg  » durch 
die  Gewinnsucht  der  Particulares"  und  dadurch,  dass  viele 
eigene  Wirthschaft  trieben,  gehindert. 

Nach  Eisenerz  gehörten  auch  die  Eisenwerke  und  Hämmer 
im  unteren  Ennsthale,  im  Paltenthale  und  in  St.  Gallen.  Man 
brauchte  dort  12.000  Viertel  Weizen,  1250  Viertel  Korn  und 
1300  Viertel  Hafer  Grazer  Mass. 

Die  Communität  in  L  e  o  b  e  n  und  der  Bergbau  auf  Eisen 
im  Viertel  Obdach  konnten  ebenfalls  von  dem  Privilegium 
der  Widmung  Gebrauch  machen. 

Von  den  Werken  in  Seckau  und  Schladming  ist 
nur  bekannt,  dass  sie  die  Arbeiter  in  barem  Gelde  auszahlten, 
daher  der  Bedarf  au  Getreide   nicht  ermittelt  werden   kann. 

Aus  Obersteier  wurde ,  wie  wir  sahen ,  im  allgemeinen 
keine  Brotfrucht  für  den  Handel  nach  auswärts  erübrigt,  nur 
auf  den  erzbischöflich  Salzburg'schen  Herrschaften  im  Mur- 
boden, H  aus  uml  Baierdorf,  blieb  von  dem  Dienst-Getreide 


—     131     - 

der  Unterthanen  alljährlich  eine  uamhafte  Menge  zur  Disposition, 
das  in  guten  Jahren  nicht  in  Anspruch  genommen,  sondern 
nach  Salzburg  ausgeführt  wurde. 

Wie  in  Obersteier  das  Getreide  von  Oesterreich, 
nämlich  von  Scheibs,  Gresten,  Purgstall  nach  Eisenerz,  von 
Waidhofen  an  der  Ybbs  nach  St.  Gallen,  von  Wiener-Neustadt 
zuweilen  auch  nach  Mürzzuschlag  und  Neuberg  eingeführt 
wurde,  so  brachten  es  auch  die  Salzfuhrleute  (Säumer)  aus 
Kärnten,  aus  dem  Murboden  und  aus  Untersteier  nach  Aussee, 
um  so  einen  Gegenhandel  zu  haben. 

In  Untersteier  aber  hatte  der  Getreidehandel  einen 
mächtigen  Concurrenten  an  den  Ungarn.  Die  benachbarten 
Herrschaften  der  Esterhazy,  Erdödy,  Batthiany, 
Zriny,  Nadasdy  u.  a.  versorgten  nicht  nur  die  an  der 
Grenze  liegenden  Städte  und  Märkte,  sondern  schickten  ihr 
Getreide  bis  nach  Graz  und  noch  weiter  in*s  Land.  Die  Bauern 
mussten  die  Fuhr  als  Robot  leisten,  so  kam  die  Verfrachtung 
den  Herrschaften  biUig  genug,  um  den  Preis  des  Getreides  nicht 
besonders  zu  erhöhen  und  da  die  Bauern  auf  ihre  leichten 
Wägen  nicht  mehr  als  etwa  10 — 12  Viertel  aufluden,  so 
machten  auch  die  grösstentheils  übel  beschaffenen  Strassen 
wenig  Beschwer. 

Wenn  nun  aber  auch  der  Weizen,  der  aus  Ungarn  kam, 
weder  so  schwer,  noch  so  mehlreich  wie  der  inländische  war, 
so  fand  derselbe  doch  gerne  Käufer,  da  er  stets  um  15  kr. 
billiger  war,  als  dieser. 

Namentlich  waren  die  Bäcker  in  Graz  fleissige  Abnehmer 
desselben  und  zwar  nicht  nur  wegen  des  billigeren  Preises,  wo- 
durch sie  den  Druck,  welchen  die  Brotsatzung  übte,  einiger- 
massen  verringern  konnten,  sondern  auch,  weil  man  sie  bei 
diesem  Einkaufe  nicht  so  genau  zu  controliren  vermochte. 
Ausserdem  war  das  Landgetreide,  welches  sie  von  den  Herr- 
schaften zu  kaufen  genöthigt  wurden,  trotz  seines  höheren 
Preises  zuweilen  nicht  von  viel  besserer  Qualität,  als  das 
ungarische.  Das  Getreide  nämlich,  welches  bei  den  Gülten- 
besitzem  zum  Verkaufe  stand,  war  zum  grössten  Theile  nicht 

9* 


Von  diesen  selbst  gebaut,  sondern  von  ihren  Unterthanen  als 
Garben-  oder  auch  als  Sack-Zehent  in  den  herrschaftlichen 
Kasten  gekommen  und  hatte  daher  weder  gleichmässige  Güte, 
noch  war  es  sorgfältig  gereinigt  und  „geputzt". 

Genug  an  dem,  thatsächlich  kam  es  insbesondere  in 
guten  Jahren  vor,  dass  die  Landesherren  ihren  Getreidevorrath 
nicht  an  Mann  bringen,  oder  dass  sie  nicht  jenen  Preis  er- 
langen konnten,  der  ihnen  genehm  gewesen  wäre.  Dies  zu  er- 
reichen, wurde  mancherlei  versucht  Gegen  die  Mitte  des 
17.  Jahrhunderts  wurde  diese  Angelegenheit  fast  jährlich  ein 
Gegenstand  der  Landtage  und  nicht  selten  mit  den  Con- 
tributions  -  BewiUigungen  in  unmittelbaren  Zusammenhang 
gebracht. 

Der  Kaiser  hatte,  von  der  Landschaft  bedrängt,  aber 
doch  auch  das  Gemeinwohl  der  Städte  und  Märkte  und  vor 
allem  der  Hauptstadt  Graz  zu  berücksichtigen ;  demnach  erhielt 
die  innerösterr.  Regierung  and  Hofkammer  widerholt  gemes- 
senen Auftrag,  die  Sachlage  zu  untersuchen,  zu  prüfen  und 
einen  Ausweg  zu  finden,  dass  auf  der  einen  Seite  den  billigen 
Forderungen  des  landschaftlichen  Adels  Rechnung  getragen, 
auf  der  anderen  Seite  das  Gemeinwesen,  namentlich  der  Bürger, 
nicht  gedrückt  werde,  damit  —  wie  Kaiser  Leopold  L 
es  öfters  kundgab  —  „jeder  sein  Stückel  Brot  habe  und  die 
Anlagen  bezahlen  könne". 

Wäre  es  nach  den  Wünschen  der  Herrschaftsbesitzer 
gegangen,  so  würde  das  ungarische  Getreide  entweder  vom 
Markte  ganz  ausgeschlossen  oder  doch  mit  einem  Zoll  von 
solcher  Höhe  belegt  worden  sein,  dass  es  nicht  mehr  preis- 
würdig gewesen  wäre.  Die  Bäcker  und  die  Bewohner  von  Graz 
wären  dann  gezwungen  gewesen,  Landgetreide  zu  kaufen  und 
der  adelige  Besitzer,  der  sich  einen  bestimmten  Satz  auf  sein 
Getreide  nicht  einmal  von  der  Regierung,  viel  weniger  vom 
Stadtmagistrate  gefallen  liess,  hätte  die  Preise  nach  Belieben 
gestellt  und,  wie  man  es  auch  bei  für  Preissteigerungen  günstigen 
Zeiten  leider  erfuhr,  dieselben  auf  eine  Höhe  emporgeschraubt, 
die  dem  Gemeinwesen    ausnehmend  beschwerlich  fiel.    Man 


—     133     — 

hatte  es  im  1 7.  Jahrhunderte  nur  dem  festen  und  beharrlichen 
Widerstände  der  innerösterr.  Regierung  zu  verdanken,  dass 
der  schnöden  Gewinnsucht  der  Grundbesitzer  einerseits  und 
der  Bäcker  anderseits  eine  Schranke  gesetzt  wurde,  und  so 
der  Preis  der  Lebensmittel  die  meiste  Zeit  hindurch  auf  jener 
Höhe  blieb,  die  den  damaligen  Geldverhältnissen  angemessen 
war.  Wie  sich  die  Dinge  in  kritischen  Perioden  gestalteten, 
welche  Gegenmittel  man  versuchte,  welche  Missgrüfe  man 
machte,  das  wird  nun  Gegenstand  der  nachfolgenden  Dar- 
stellung sein. 

Getreide-  und  Brotpreise  von  1600  bis  1674. 

Die    billigen    Jahre,    wo    das    Grazer  Viertel  Weizen 

1  fl.  bis  lü.2  fi  Bchswhrg.  kostete,  waren  schon  1590  zu 
Ende  gegangen.    Fast  durch   10  Jahre   stand  der  Preis  auf 

2  fl.  4'  ßy  stieg  1600  wegen  Missemte  auf  3  fl.,  1601  sogar  in 
Mureck  auf  4  fl.;  sank  dann  auf  l  ü.  4  fi  und  blieb  auf 
dieser  Höhe  mit  kurzen  Schwankungen  nm  2  jH  auf  oder  ab, 
bis  zum  Jahre  1622,  wo  er  rasch  auf  2  fl.,  2  fl.  4  y^,  4  und 
sogar  5  fl.  stieg. 

Wohl  hatten  die  verworrenen  Geldverhältnisse ,  die 
schlechten  MQnzsorten,  die  im  Umlaufe  waren,  einiges  dazu 
beigetragen,  die  Preise  hinaufzutreiben,  allein  die  Hauptschuld 
lag  bei  den  Herrschaftsbesitzem ,  welche,  die  mindere  Ernte 
des  Jahres  1621  benutzend,  ihr  Getreide  in  den  Kästen  be- 
hielten und  dasselbe  nur  bei  steigender  Noth  und  Nachfrage 
um  stets  höhere  Preise  ablassen  wollten.  Die  Regierung  erliess 
freilich  am  22.  JuU  1622  an  den  Landeshauptmann  den  Auf- 
trag, diesen  Wucher  der  Herrschaften  abzustellen ;  allein  wenn 
auch  derselbe,  gestützt  auf  das  Landesrecht,  dem  Adel  in 
gewissen  Dingen  befehlen  konnte,  so  reichte  seine  Macht- 
vollkommenheit doch  nicht  so  weit,  um  demselben  eine 
Getreidetaxe  vorschreiben  zu  können  und  selbst,  wenn  er  es 
vermocht  hätte,  so  war  der  Weg  von  Graz  zu  den  Schlössern 
und  Burgen  so  weit,    dass  die  Herren  sich  durchaus  nicht 


—     134     — 

beeilen  zu  dürfen  meinten,  wenn  der  Befehl  ihren  Wünschen 
nicht  entsprach.  Daher  sanken  die  Getreidepreise,  wiewohl  die 
Ernte  1622  ziemlich  gut  gerieth  und  wiewohl  die  Ungarn  und 
Kroaten  1623  ziemlich  viel  Weizen  und  Korn  nach  Graz 
brachten,  nur  um  ein  weniges.  Diesmal  Utten  darunter  ins- 
besondere die  Hofoffiziere  (Beamten),  weil  der  Bürgermeister 
und  der  Rath  der  Stadt  Graz  (diesen  nicht  besonders  hold) 
ausser  den  Bürgern  niemanden  von  den  Kroaten  zu  kaufen 
erlaubte. 

Ein  Regierungsbefehl  behob  zwar  diese  Beschränkung, 
aber  die  Weizenpreise  hielten  sich  bis  1630  auf  der  Höhe  von 
2  fl,  4  /?,  und  als  dieselben  1633  auf  1  fl.  4  /f,  dann  1635 
auf  l  ü.  2  Ji  herabgingen,  gefiel  dem  Adel  dieser  wohlfeile 
Preis  so  wenig,  dass  er  alles  in  Bewegung  setzte  ^  um  beim 
Kaiser  zu  erlangen,  dass  1637,  zunächst  versuchsweise,  ein 
Aufschlag  von  8  kr.  auf  jedes  von  Ungarn  eingeführte  Viertel 
Weizen  gelegt  wurde.  Da  aber  in  Folge  dessen  der  Preis 
bald  bis  auf  4  fl.  stieg ;  so  wurde  der  Aufschlag  alsbald  wieder 
aufgehoben,  worauf  der  Preis  wieder  auf  1  fl.  45  kr.  bis  2  fl. 
15  kr.  kam. 

Als  die  Getreide-Herren  im  Dezember  1640  im  Landtage 
zusammenkamen,  fand  die  Klage,  dass  es  am  Gelde  fehle, 
bei  allen  ein  treues  Echo,  es  wurde  daher  der  Beschluss  ge- 
fasst,  die  Sperre  der  ungarischen  Einfuhr  zu  einer 
Landtagsangelegenheit  zu  machen.  Man  erhob  bei  dem  Kaiser 
die  Beschwerde,  es  fehle  allerorts  am  Gelde,  woran  zumeist 
die  grosse  Contribution  die  Schuld  trage.  Man  müsse  zwar 
immer  zahlen,  aber  seit  Jahren  sei  kein  Versuch  gemacht 
worden,  Geld  in's  Land  zu  bringen.  Das  eine  der  diesbezüg- 
lichen Mittel,  die  „Eisenhandlung^,  habe  wegen  der  20 
Jahre  langen  „Kriegs-Pressura  zurückgeschlagen**  und  nunmehr 
„erliege^  dieselbe  ganz;  das  andere  Mittel,  der  Getreide- 
verkauf der  Stände,  werde^^durch  die  ungarische  Einfuhr  ge- 
schädigt. Durch  diese  würde  das  noch  vorhandene  Geld  nach 
und  nach  „zusammengerappelt^  und  ausser  Landes  gefbihrt. 
Dadurch  bliebe   das  Landgetreide  unverkauft  liegen  und  ver- 


—     135     — 

derbe.  Soll  das  Landgetreide  wieder  einen  Werth  erhalten 
und  das  Geld  im  Lande  bleiben,  so  mttsste  die  Einfuhr  aus 
Ungarn  aufgehoben  werden. 

Würde  man  dagegen  einwenden,  dass  hiedurch  das  kaiser- 
liche Kammergefälle  geschmälert  werde,  indem  dann  Eisen  und 
Salz  keine  Abnehmer  fände,  so  sei  zu  bedenken,  Eisen  mtlssten 
die  Ungarn  jedenfalls  aus  Steiermark  beziehen,  Salz  aber  wQrde 
ohnehin  wenig  ausgeführt  ^  da  sie  das  wohlfeilere  ;, türkische'' 
Salz  haben  und  dieses  sogar  nach  Steiermark  führen.^') 

Wenn  aber  die  Bewohner  nach  Aufhören  der  ungarischen 
Zufuhr  durch  eine  kleine  Steigerung  des  Preises  „aggravirt'' 
würden,  so  müssten  sie  sich  dieses  aus  Vaterlandsliebe  ge- 
fallen lassen  und  den  Landsleuten  einen  kleinen  Gewinn  lieber 
gönnen,  als  den  Fremden. 

Hierauf  gestützt,  verlangte  die  Landschaft,  die  Regierung 
möchte  die  Sperre  der  ungarischen  Einfuhr  auf  2  Jahre  ver- 
suchsweise anordnen.  Der  Landeshauptmann  rieth  zu  diesem 
Versuche  ein;  aber  die  Städte,  um  ihre  Aeusserung  befragt, 
waren  einstimmig  dagegen.  Die  Stadtbehörde  von  Graz  be- 
merkte, einige  würden  sich  bereichern,  hunderte  verarmen. 

Radkersburg  erklärte,  eine  solche  Sperre  nicht 
14  Tage,  viel  weniger  2  Jahre  ertragen  zu  können.  Der 
Bürger  und  der  gemeine  Mann  sei  an  den  Wochenmarkt  ge- 
wiesen, wo  die  Ungarn  nicht  nur  Getreide,  sondern  auch 
Schmalz,  Brot,  Griesmehl  u.  A.  zu  billigen  Preisen  brächten. 
Das  alles  erlange  man  im  Tauschhandel  und  käme  hiebei  die 
Mauth  nicht  zu  kurz.  Würde  man  die  Ungarn  ausschliessen, 
so  wäre  dies  um  so  unkluger,  da  sie  ohnehin  den  Deutschen 
nicht  wohl  affectionirt  seien. 

Pettau  und  Marburg  äusserten  sich  entgegen,  weil 
sie  für  ihren  Handel  mit   Honig  und  Häuten   u.  A.   Schaden 


17)  Türkisches  Salz,  d.  i.  Seesalz,  aber  auch  Steinsalz  aus  Rumänien 
wurde  nach  Pettau,  Radkersburg,  Gleichenberg,  Hainfeld,  Pertelstein, 
Eapfenstein,  kurz  an  alle  Orte  nahe  an  der  ungarischen  Grenze  gebracht 
und  trotz  strenger  Verbote  und  scharfer  Ueberwachung  noch  1680  und 
1690  cingeschwärzt  und  bis  in  die  Mitte  des  Lauiled  vecliaadelt. 


—     1 36     — 

befürchteten.  Fürsten feld  und  Feldbach  aber  behaup- 
teten, sie  könnten  nicht  existiren,  wenn  sie  nicht  billiges  Ge- 
treide von  den  Ungarn  erhalten. 

Daher  sprach  sich  denn  auch  die  Regierung  am  20.  März 
1641  unbedingt  gegen  die  Sperre  der  Einfuhr  aus  nach  dem 
Grundsatze:  „Es  ist  das  commodum  publicum  dem  privato 
(des  Adels)  vorzuziehen."  Dieselbe  bemerkte  auch  in  sehr 
zutreffender  Weise,  wäre  die  Sperre  schon  in  guten  Zeiten  vom 
Uebel,  so  würde  sie  in  Zeiten  des  Mangels  noch  verderblicher 
werden. 

Wie  viele  Schuld  aber  bei  den  Herrschaftsbesitzern  selbst 
lag,  wenn  sie  ihr  Getreide  nicht  in  entsprechender  Weise  ver- 
silbern konnten,  wird  aus  dem  Handel  einleuchten,  welcher 
1 64 1  zwischen  diesen  und  den  Kammergütem  entstanden  war. 

Die  Landschaft  hatte  sich  beschwert,  dass  A  u  s  s  e  e  und 
die  Eisenwurzen,  Inner-  und  Vordernberg,  das 
Getreide  nicht  aus  den  gewidmeten  Thälern,  sondern  in  grosser 
Zahl  aus  Kärnten  und  dem  Lande  ob  der  Enns  bezögen,  wo  - 
durch  das  Getreide  der  „Herren  und  Landleute  erliege,  er- 
alte und  ermottle*".  Diese  stellten  daher  das  Verlangen,  dass 
man  dasselbe  nur  in  ihren  Thälern  kaufe,  oder  ihnen  aber 
ein  für  allemal  bewillige,  es  wo  immerhin  zu  versilbern. 

Man  beachte  nun  die  Antworten  aus  den  Kammergütem. 
Das  Hallamt  Aussee  gibt  allerdings  zu,  dass  eine  grosse 
Anzahl  Getreide  von  Unter-Oesterreich ,  vom  Lande  ob  der 
Enns  und  von  Kärnten  durch  die  Salzfuhrleute  und  Säumer 
gebracht  werde,  weil  diese  ohne  Gegenfuhr  und  Gegenhandel 
eben  so  wenig  bestehen  könnten,  wie  die  einheimischen  Fuhr- 
leute, welche  mit  dem  Salz  hinaushandeln.  Würde  dies  auf- 
gehoben,^ so  würde  der  ganze  Handel  zum  Schaden  des  Hall- 
amtes gestört.  Um  aber  dem  Verlangen  der  Adeligen  einiger- 
massen  gerecht  zu  werden,  macht  das  Hallamt  den  Vorschlag, 
dieselben  sollten  ihr  Getreide  in  dem  Kammergebiete  feil  bieten 
und  würde  dasselbe  dessen  nicht  bedürfen,  so  sollte  ihnen  ohne 
Weiteres  der  freie  Handel  auswärts  gestattet  sein. 


-      137     — 

Der  Kammergrat  in  Eisenerz  beruft  sich  auf  die  Ca- 
pitulation  von  1625,  wodurch  man  obligirt  ist,  das  schwere 
Getreide  aus  Mangel  an  Geld  vermittelst  eines  Stichhandels 
von  „Herth,  Graglach  und  Wasch  werk"  von  den  incorporirten 
Proviantmärkten  in  Oesterreich,  Scheibs,  Purgstall,  Gresten, 
Steyr  und  Waidhofen  zu  nehmen.  Hafer  werde  jedoch  alle- 
zeit von  den  „Herren  und  Landleuten"  Admont,  Seckau,  Göss, 
Kaisersperg,  Massenberg,  Reifenstein  und  von  den  Pfarrern  zu 
Pols  und  Brück  verkauft.  Alle  Gewerkschaften  baten,  man 
möchte  sie  vor  Neuerungen  und  bösen  Consequenzen  schützen. 

Der  Eanunergraf  fügte  erklärend  bei,  die  Beschwerden 
der  Landschaft  entsprängen  allein  daher,  dass  der  Eisen-  und 
Stahl- Verschleiss  in  das  Reich  wegen  des  Krieges  damieder- 
liege.  Die  Gewerken  müssten  nunmehr  in  das  achte  Jahr  ihres 
Erträgnisses  entrathen  und  hätten  noch  dazu  eine  Schuld  von 
90,000  fl.  machen  müssen,  damit  die  Radgewerks-Wirthschaft 
nicht  in  schädliches  Feiern  und  Aufliegen  gekommen  wäre. 
Würde  mit  dem  I  rieden  der  Verschleiss  sich  wieder  eröffnen, 
würden  die  Werkgaden  wieder  in  grösserer  Zahl  in  Betrieb 
gesetzt  werden,  dann  würde  auch  wieder  mehr  Proviant  ge- 
braucht werden  und  vor  anderem  das  obersteirische  Getreide, 
welches  mehlreicher  und  ergiebiger  ist,  als  das  österreichische; 
dann  würde  man  auch  in  den  gewidmeten  Thälem  kaufen 
können  und  nicht  draussen  in  Oesterreich  auf  langes  Borgen. 

Bedingter  Weise  gestehe  man  daher  der  Landschaft  den 
freien  Getreidehandel  auf  so  lange  zu ,  als  man  ihr  Getreide 
nicht  bedürfte;  aber  „totaliter  für  alle  Zeit"*,  dies  könnte  nicht 
gestattet  werden,  da  die  alte  kaiserliche  und  landesfürstliche 
Satz-Proviant-Ordnung,  wie  sie  das  Generale  von  1602  pu- 
blicirte,  durchaus  entgegenstünde. 

Was  der  Kammergraf  nur  verblümt  andeutete,  das  sprachen 
die  Radmeister  inVordernberg  offen  aus :  Es  ist  unwahr, 
dass  Vordemberg  sein  Getreide  nicht  in  den  gewidmeten  Thälem 
kaufen  will.  Nur  1623  bis  1626  geschah  dies,  weil  es  im 
Lande  nicht  zu  haben  war  Aber  es  ist  in  dieser  schweren 
Zeit  des  damiederliegenden  Eisenhandels  zu   beklagen,   dass 


—     138     — 

die  Herrschaften  ihr  Getreide  nur  gegen  baares  Geld  geben. 
Wenn  man  frage,  erhalte  man  die  Antwort^  um  so  hohen  Preis 
und  nicht  anders  sei  es  feil ;  wolle  man  diesen  nicht  bezahlen, 
so  würde  es  anders  wohin  verkauft.  Der  Preis  wird  aber  von 
ihnen  höher  gestellt,  als  er  sonst  im  Lande  ist,  und  wie  es 
andere  Leute  kaufen.  Warum  aber  sollten  die  Radmeister 
theurer,  als  andere,  kaufen?  In  Zukunft  mttsste  man  auch 
wirklich  den  Proviant  zur  Erhaltung  der  armen  Bergarbeiter 
wo  anders  kaufen.  Eben  deshalb  bitten  die  Radgewerken  nicht 
nur,  dass  den  Herrschaften  der  freie  Handel  verwehrt  würde, 
sondern  dass  sie  vielmehr  angehalten  würden,  ihnen  den 
Proviant  zu  einem  „gerechten*  und  üblichen  Preise  zu  über- 
lassen, oder  ihn  auf  die  Wochenmärkte  zu  bringen. 

Der  Amtmann  in  Vordemberg  berichtet  bestätigend  hiezu, 
dass  einige  Adeligen  die  Widmung  der  Thäler  nicht  zugestehen 
wollten,  selbst  freien  Handel  trieben,  oder  doch  den  Ueber- 
reitern  bei  Betretung  von  Contrebande  keine  Assistenz  leisteten . 
Seit  den  12  Jahren,  dass  er  amtire,  würden  alle  Viktualien  in 
den  Thälern  gekauft.  Nur  1622  und  1623  sei  dies  nicht  ge- 
schehen, weil  die  Radmeister  das  Getreide  dort,  wiewohl  kein 
Missjahr  war,  nicht  bekamen,  theils  weil  die  Herren  es  in  Er- 
wartung einer  theueren  Zeit  in  den  Kästen  zurückbehielten, 
theils  weil  sie  es  anders  wohin  verkauft  hatten. 

Damals  wurde  es  zu  Wiener-Neustadt  gekauft  und  15 
Meilen  weit  mit  grossen  Unkosten  nach  Vordernberg  verführt. 
Aber  die  Herrschaften  hätten  auch  die  Preise  zu  hoch  gestellt. 
1641  verkauften  sie  das  Grazer  Viertel  Hafer  in  Vordeniberg 
am  45  kr.  und  Korn  um  1  fl.  1 5  kr.  und  nicht  biiUger,  während 
man  zu  Graz  Hafer  mit  30  —  33  kr.  und  Korn  mit  45  kr, 
bezahlte.  In  Oesterreich  und  Ungarn  wäre  es  noch  billiger  und 
nach  Aussee  brächte  man  es  sogar  von  Kärnten  zu  billigerem 
Preise,  als  es  in  den  gewidmeten  Thälern  ausgeboten  würde. 
Wenn  daher  der  Adel  freien  Handel  ansuche,  wohin  will  er 
dann  mit  seinem  Getreide  ?  Allein  es  sei  nicht  auf  jetzt,  son- 
dern auf  eine  etwa  künftige  Theuerung  abgesehen.  Leider  eine 
traurige  Speculation  auf  armer  Leute  Kosten.  Man  soll  daher 


—     139     — 

demselben  die  Ueberschätzung  des  Getreides  nicht  gestatten, 
noch  weniger  zulassen,  dass  sie  von  einer  Zeit  auf  die  andere 
auf  eine  Theuerung  zuwarten.  Am  besten  wäre  es,  die  Land- 
schaft totaliter  abzuweisen  und  zu  befehlen,  dass  sie  ihre 
„Pfennwerth^  in  den  Thälem  zu  billigem  und  gerechtem  Werthe 
geben. 

Auf  diese  Berichte  gestützt,  verordnete  die  Regierung, 
die  Adeligen  sollten  ihr  Getreide  den  Eammergütem  jederzeit 
anfeilen  und  wenn  diese  es  nicht  kaufen  wollten,  eine  Be- 
scheinigungs-BoUette  darüber  erhalten,  dann  könnten  sie  damit 
handeln,  wohin  sie  wollten. 

Dagegen  brachte  der  Landtag  1642  einen  neuen  Vor- 
schlag, nämlich  Sperre  der  Getreide-Einfuhr  auf  eine  gewisse 
Zeit,  oder  einen  Aufschlag  auf  das  ungarische  Getreide,  auf 
ein  Viertel  Weizen  6,  TCorn  4 — 5  und  Hafer  3  kr.  Die  Re- 
gierung stellte  sich  jedoch  dagegen  mit  dem  Einwände,  dass 
hiedurch  Ungarn  nur  disgustirt  und  uns  in  Zeit  des  Miss- 
wachses  stecken  lassen  würde;  dass  aber  ein  Aufschlag 
nicht  dem  Ungar,  sondern  dem  aimen  Manne  zur  Last  fallen 
würde.  Die  „raggione  di  stato  verlange  die  Zufuhr  zu  den 
Hauptstädten  zu  fördern,  nicht  zu  sperren". 

Schon  1644  kam  man  in  die  Lage,  die  Folgen  zu  er- 
fahren, wenn  aus  Ungarn  kein  Getreide  kam;  denn  da  dieses 
wegen  der  Pestseuche  gesperrte  Pässe  erhielt,  entstand  alsbald 
ein  Getreidemangel.  Als  nun  1645  wegen  des  Einbruches  des 
Feindes  in  Oesterreich  auch  Besorgnisse  fQr  Graz  entstanden, 
die  Errichtung  eines  Proviantmagazins  in  der  Stadt  anbefohlen 
wurde,  stiegen  die  Getreidepreise  alsbald  auf  2  fl.  30  kr.  und 
behaupteten  sich  auch  noch  das  nächste  Jahr  auf  dieser  Höhe, 
wiewohl  kein  Getreidemangel  bestand.  Die  Stadt  Graz  hätte 
1646  bald  Brotmangel  gehabt,  an  der  Pest  Utt  sie  ohnehin, 
weil  die  Herrschaften  (Eggenberg,  Rindsmaul  und  Rottal),  an- 
geblich wegen  Furcht  vor  der  Seuche,  das  bereits  contract- 
mässig  zugesagte  Getreide  nicht  abliefern  wollten.  Die  Bäcker 
behaupteten  aber,  dies  sei  nur  ein  Deckmantel,  um  den  Weizen- 
preis zu  steigern. 


—     140     — 

Hier  niuss  nebenbei  bemerkt  werden,  dass  in  den  Hof- 
kammeracten  von  1645  ein  Gesuch  der  Stadt  Graz  vorliegt 
man  sollte  ihr  wieder  die  Disposition  über  das  Brotgewicht 
überlassen,  wie  es  früher  gewesen  w&re.  Die  Zeit  aber,  wann 
die  Regierung  die  Anordnung  des  Brotgewichtes  in  ihre  Hände 
nahm,  —  es  geschah  über  Anlangen  der  Landschaft  —  liegt 
in  Acten  nicht  vor.  ^^  Es  dürfte  jedoch  in  eine  Periode  ge- 
fallen sein,  wo  der  Stadtmagistrat  den  Bäckern  gegenüber  zu 
nachgiebig  gewesen  sein  mochte. 

1649  und  die  ganze  Reihe  der  Fün&iger  -  Jahre  hin- 
durch standen  die  Getreidepreise  billig,  1652  und  1658  auf 
kürzere  Zeit  bei  2  fl.,  auch  2  fl.  30  kr.,  sonst  aber  zumeist 
zu  1  fl.  30  kr.  Gute  oder  doch  mittlere  Ernte  und  die  regel- 
mässige Zufuhr  durch  die  Ungarn  bewirkten  diesen  günstigen 
Stand.  Aber  weil  eben  die  Zufuhr  reichlich  war,  begannen  die 
Bäcker  die  Ungarn  am  Marktplatze  warten  zu  lassen  und 
drückten  ihnen  dann  den  Weizen  um  Spottpreise  ab,  bis  der 
Magistrat  im  Interesse  eines  geregelten,  der  Zufuhr  förderlichen 
Marktes  dieses  unlautere  Vorgehen  verbot 

Am  24.  November  1650  bestätigte  Ferdinand  III.  die 
alte  Bäckerordnung  von  1603,  ohne  dass  die  Bäcker 
etwas  dagegen  einzuwenden  hatten.  So  gingen  denn  die  Dinge 
ihren  geregelten  Gang,  bis  dann  1661,  noch  mehr  1663  bis 
1665  der  Weizen  zu  Zeiten  bis  3  fl.  stieg  und  erst  1666 
wieder  auf  2  fl.  15  kr.  fiel.  Das  war  eine  böse  Zeit  für  die 
Bäcker,  denn  —  wie  man  aus  der  Satzordnung  ersehen  wird  — 
war  bei  einem  Preise  von  3  fl.  der  den  Bäckern  gelassene 
Nutzen  ausserordentlich  klein.  Bei  dem  ersten  Fallen  der 
Weizen  -  Preise  1666  verringerte  die  Regierung  den  Brotsatz 
und  ging  bis  auf  14,  im  August  sogar  bis  auf  12  y^  herab; 
stellte  endlich  auf  Protest  der  Bäcker  den  Satz  auf  14  y^  blieb 
aber  hartnäckig  bei  diesem^   wiewohl  die  Bäcker  behaupteten, 


1^)  Erst  im  Jahre  1709  wurde  dem  Stadtmagistrate  auf  dessen 
Ansuchen  die  Stellung  der  Brodsatzung  wieder  überlassen,  der  Regierung 
jedoch  die  Oberaufsicht  vorbehalten. 


—     141     — 

sie  müssten  selbst  das  ungarische  Getreide  um  16  /?  kaufen. 
Hiebei  erw&hnten  dieselben  freilich  nichts  davon,  dass  sie  noch 
bei  2000  Viertel  Weizen  im  Vorrath  hatten,  den  sie  um 
etliche  20  Groschen  (mit  den  Ungarn  wurde  gewöhnlich  in 
Groschen  gehandelt)  erkauft  hatten.  Auch  der  „Haiden^  (das 
Haidekorn,  Buchweizen),  ein  Hauptnahrungsmittel  des  Land- 
volkes in  Untersteier,  war  gut  gerathen. 

Der  Hauptgrund  aber,  warum  die  Regierung  wirklich  mit 
einiger  Unbilligkeit  gegen  die  Bäcker  auf  dem  niederen  Satze 
beharrte,  beruhte  auf  der  Ansicht  des  Stadtmagistrates  von 
Graz,  dass  man  auf  diese  Weise  zu  billigerem  Getreidepreise 
kommen  würde ;  denn  würde  man  den  Bäckern  einen  höheren 
Brotsatz  gestatten,  so  würden  die  „Traidtherren^  nach  diesem 
Satze  mit  dem  Preise  hinauffahren,  wenn  man  aber  geringeres 
Gewicht  gäbe,  würden  sie  sich  zu  niederen  Preisen  accomodiren. 

So  versuchte  es  denn  die  Regierung  durch  einen  Druck 
auf  den  Brotsatz,  einen  Druck  auf  die  Getreidepreise  auszu- 
üben, ohne  zu  beachten ,  dass  sie  hiermit  selbst  gegen  den 
Punkt  14  der  Bäckerordnung  sündigte,  welcher  lautete:  „Die 
ordentliche  gebräuchliche  Brotwage  soll  nach  dem  Land-  und 
Haupt-Getreide  und  nicht  nach  dem  geringen  monaüich  in  die 
Brottische  gegeben  werden.  Bei  dieser  ist  zu  verbleiben  und 
es  ist  nicht  erlaubt,  um  eine  Verringerung  oder  Vermehrung 
anzuhalten,  ob  auch  das  Getreide  auf-  oder  abschlage,  sondern 
in  dem  Werthe,  in  welchem  dasselbe  gekauft  wurde,  in  eben 
diesem  ist  es  auszubacken." 

Die  Folge  davon  war,  dass  die  Bäcker  sich  in  anderer 
Weise  zu  revangiren  suchten,  am  18.  Jänner  1667  kein  Brot 
zum  Verkaufe  stellten  und  die  Semmeln  so  schwarz  buken, 
dass  sie  aussahen,  wie  die  „Röggeln*'  (Roggenbrot  in  kleinen 
Laiben). 

Die  Bäcker  beriefen  sich  zur  Entschuldigung  ausser  auf 
ihre  Ordnung   auch   auf  den   Umstand,   dass  Holz  und  Salz 


—     142     — 

theuerer  *")  geworden  sei  und  dass  sie  verarmen  müssten, 
wenn  der  Satz  nicht  erhöht  würde.  So  gab  denn  die  Regierung 
nach^  stellte  den  Satz  auf  16  y^.  Als  die  Preise  fielen,  kam 
derselbe  im  Juni  auf  13  und  als  das  Haidekom  missrieth  und 
wegen  schlechter  Wege  die  Zufuhr  ausblieb,  im  November 
wieder  auf  \^  ß. 

Der  Landeshauptmann,  von  der  Regierung  über  diese 
neuerlich^  Steigerung  zu  Rathe  gezogen,  meinte,  die  Bäcker 
kaufen  nicht  zur  rechten  Zeit  vor  und  melden  auch  ihren 
Kauf  nicht  ehrlich  an.  Es  sei  auch  kein  Getreidemangel,  son- 
dern nur  wegen  des  schlechten  Wetters  weniger  Zufuhr.  „Er 
könne  den  Herren,  die  ohnehin  mit  schwerer  Conthbution  be- 
legt seien,  keinen  Werth  präfigiren."  Abhilfe  würde  die  Er- 
richtung eines  Magazinshauses  geben. 

Auch  1668  war  das  Jahr  gut,  ungarischer  Weizen  stand 
im  März  zu  12  ß,  Landweizen  um  16  y^  im  Preise,  der  Brot- 
satz war  auf  13  ^  gestellt;  allein  die  Bäckermeister  buken 
nur  schwarze  Semmeln,  denn,  sagten  sie,  der  ungarische  Weizen 
gäbe  keine  weissen. 

Auch  protestirten  die  Bäcker  dagegen,  dass  ein  „ver- 
dorbener Back  marbe  Beigl''  (ein  mürbes  weisses  Gebäck  in 
Ringform)  backe  und  unter  dem  Murthore  verkaufe,  das  Ver- 
stösse gegen  ihre  Privilegien,  sei  eine  neue  Gebäcksform,  die 
nicht  eingeführt  werden  dürfe ;  nur  lange  Semmeln  und  Roggen- 
brot sei  erlaubt,  wie  auch  die  Schöckelbäuerinnen  ihr  schwarzes 
Brot  unverwehrt  auf  der  Schanze  verkaufen  könnten.  Die  Stadt 
und  die  Regierung  bewilligten  aber  das  neue  Gebäck  und  als 
der  Verfertiger  1673  nachwies,  dass  er  dabei  nicht  bestehen 
könnte,  auch  noch  den  Verkauf  eines  anderen  neuen  Gebäckes, 
das  unter  dem  Namen  „Trenten*  (wahrscheinlich  Milch- 
brot) ging. 

Trotz  der  billigen  Getreidepreise  wurden  1668  Mehl  und 
Kleie  am  Markte  um  die  alten  Preise  verkauft 

^^)  Die  Bäcker  gaben  an,  1576,  wo  man  ihnen  die  Gewichtsordnimg 
gegeben  habe,  hatte  die  Klafter  Holz  30  kr.  und  das  Fuder  Salz  1  fl. 
gekostet,  jetzt  aber  koste  das  Holz  1  fl.  7  kr.  2  iS  und  Salz  1  fl.  30  kr. 


—     US     — 

Aus  diesen  etwas  ausführlicher  gegebenen  Daten  ist  zu 
ersehen,  wie  eben  die  Gewerbsieute  selbst  in  billigen  Zeiten 
durch  allerlei  Praktiken  einen  höheren  Gewinn  herauszuschlagen 
suchten,  als  es  billig  war  und  dass  die  Regierung  im  Allgemeinen 
Recht  hatte,  wenn  sie,  wie  man  zu  sagen  pfl^t,  dem  Bäcker- 
handwerk den  Daumen  auf  das  Auge  drückte. 

Dieses  Verfahren  fand  1668  ganz  unerwartet  seine  be- 
sondere Rechtfertigung.  Als  nämlich  die  Regierung  ^o)  eine 
neue  Ordnung  für  die  r  Beschreibung**  des  von  den  Bäckern 
angekauften  Getreides  einführte,  da  zeigte  es  sich,  dass  die 
Bäcker  seit  lange  her  (100  Jahren)  niemals  alles  Getreide 
und-  das  daraus  verfertigte  Brot  ordentlich  angesagt  hatten, 
z.  B.  nichts  von  dem ,  was  sie  von  Bürgern  in  Graz  oder  in 
der  nächsten  Nähe  gekauft  hatten.  Nun  wurde  auf  einmal  in 
wenigen  Monaten  mehr  verbacken,  als  sonst  in  einem  ganzen 
Jahre.  Selbstverständlich  wurden  die  Bäcker  mit  Strafe  belegt, 
die  in  Anbetracht  des  Betruges  mit  50  Thalem  milde  genug 
bemessen  war. 

1669  wurde  der  Brotsatz  auf  11,  1670  auf  10  ;?  gestellt, 
weil  Steiermark  und  Ungarn  seit  Jahren  mit  Getreide  reichlich 
gesegnet  waren. 

Die  Bäcker  wollten  freilich  einen  so  niedrigen  Satz  un- 
begreiflich finden  und  meinten,  die  Ungarn  würden  bei  dieser 
Wohlfeilheit  aufhören,  Getreide  zu  bringen ;  es  gäbe  auch  viele 
Vorkäufer,  daher  bekämen  sie  selbst  (?)  das  Getreide  nicht  so 
billig;  das  Landgetreide ^  was  allein  weisses  Semmelgebäck 
gebe,  wäre  ohnehin  theurer. 


*o)  Ich  miiss  so  oft  von  der  „Regierung^  sprechen  und  finde  es  daher 
nothwendig,  diese  Bezeichnung  näher  zu  erklären.  Es  ist  stets  die  inner- 
österreichische Regierung  zn  verstehen,  wie  sie  Karl  II.  1565  organisirt 
hatte  und  wie  sie  nach  der  Instruction  vom  10.  März  1678  zusammen- 
gesetzt war,  nämlich  aus  einem  Statthalter,  einem  Kanzler,  19  Käthen 
und  3  Hofkammerräthen,  fast  sämmtlich  aus  Männern  bestehend,  die  weder 
Besitzer  von  im  Lande  liegenden  Nutzungen,  noch  Mitglieder  der  steie- 
rischen Landschaft  waren. 


—     144     — 

Die  günstigen  Getreidejahre  hatten  die  Kästen  der  Herr- 
schaften gefüllt,  aber  dafür  gefiel  denselben  weder  der  billige 
Preis,  der  ihnen  angeboten  wurde,  noch  war  auch  die  Nach- 
frage so  lebhaft,  als  sie  es  gewünscht  hatten;  so  wurde  denn 
am  Landtage  1670  das  alte  Petitum  wieder  auf  das  Tapet  ge- 
bracht und  verlangt,  entweder  Abstellung  der  unga- 
rischen Einfuhr,  oder  ein  Aufschlag  von  3  y^  auf 
1  Viertel  Weizen,  von  2  /f  auf  1  Viertel  Korn.  Von  Gründen 
dafür  wurde  nicht  viel  neues  beigebracht:  Das  inländische 
Getreide  „verschlage",  das  Geld  gehe  ausser  Land  den  Türken 
zu,  während  die  Raison  fordere,  dass  es  im  Lande  bleibe.  Das 
Getreide  bleibe  den  Herrschaften  im  Kasten ;  erst  beim  Mangel 
der  ungarischen  Zufuhr  und  bei  Theuerung  müssten  sie  es 
gewissennassen  mit  Gewalt  hergeben.  Es  sei  unwahr,  dass  der 
Bürger  bei  etwas  mehr  theuerem  Getreide  leide,  gerade  der 
Bauer  leide  mehr  als  der  Bürger;  er  behelfe  sich  das  ganze 
Jahr  hindurch  mit  „türkischen  Weizen '^  (?),  Buchweizen 
und  Hirse,  damit  er  sein  schweres  Getreide  zur  Bezahlung  der 
Landesanlagen  verkaufen  könne,  der  Bürger  aber  stelle  die 
Preise  seiner  Hantirung  nicht  billiger,  wenn  auch  das  Getreide 
wohlfeiler  zu  haben  sei.  Endlich  könnten  sich  die  Ungarn 
nicht  aufhalten,  wenn  sie  einen  Aufschlag  erlitten,  da  auch  die 
Steirer  in  Ungarn  bei  Feilschaft  und  Weinbauden  „Dreissigsten'^ 
zahlen  müssten. 

Auch  die  Einwendungen  des  magistratlichen  Gutachtens 
enthielten  kaum  einen  neuen  Gedanken.  Unter  allem  traf 
wohl  am  schlagendsten  zu :  die  Erfahrung  lehre,  dass  bei  einem 
Ausbleiben  der  ungarischen  Zufuhr  auch  nur  auf  kurze  Zeit 
der  Preis  des  inländischen  Getreides  in  die  Höhe  getrieben 
werde.  Es  wurde  auch  ziffermässig  nachgewiesen,  dass  die 
Grazer  Bäcker  jährlich  über  40.000  Viertel  Weizen  und  Korn 
verbrauchen,  wobei  nicht  eingerechnet  sei,  was  Klöster  und 
Private  verbacken  und  was  an  Mehl  in  der  Küche  verbraucht 
werde.  Die  Herrschaften,  und  es  könnten  nur  die  im  Viertel 
Vo  r  a  u  in  Rechnung  gebracht  werden,  seien  bei  weitem  nicht 
im  Stande,  diesen  Bedarf  zu  decken. 


I  > 


-    146    - 

Wollte  man  jedoch  eine  Auflage  auf  das  ungarische  Cre« 
treide  setzen,  so  wäre  dies  nur  eine  neue  perpetuirliche  Con- 
tribution,  deren  ohnehin  schon  so  viele  seien,  dass  der  gemeine 
Mann,  sie  kaum  zu  erschwingen  vermag. 

Die  Regierung  schloss  sich  diesen  Gründen  an  und  be- 
hauptete ihren  schon  vor  30  Jahren  erklärten  Standpunkt,  dass 
die  freie  Einfuhr  für  das  Wohl  des  Gremeinwesens  wesentlich 
sei,  9 zuvörderst,  weil  die  Landschaft  auf  ihr  Getreide  keinen 
Satz  geben  und  annehmen  wolle,  da  ihr  doch  das  Viertel  gutes 
Getreide  um  2  Schillinge  höher  als  den  Ungarn  zu  bezahlen 
verstattet  würde". 

Als  der  Adel  sah,  dass  er  durch  Landtags-Propositionen 
wenig  erreichen  konnte,  da  dieselben  im  Wege  der  Regierungs- 
gutachten stets  eine  ungünstige  Beleuchtung  erhielten,  so  suchte 
er  das  Ohr  des  Kaisers  unmittelbar  für  sich  zu  gewinnen. 
Die  Folge  davon  war,  dass  1672  von  Wien  aus  eine  Auffor- 
derung an  die  i.  ö.  Regierung  herabgelangte,  über  den  Sach- 
verhalt Bericht  zu  erstatten:  Es  sollen  nämlich  Ungarn  und 
Kroaten  eine  grosse  Menge  Getreide,  allerhand  Vieh  und  son- 
derlich sehr  viel  Schweme,  auch  Speck,  Schmalz,  Käse  und 
andere  Victualien  einführen  und  dadurch  die  armen  Land- 
bewohner in  ihren  Producten  schädigen.  Es  wird  die  Anfrage 
gestellt,  ob  man  auf  alles  dies  nicht  eine  Mauth  schlagen 
und  die  Einnahme  zur  Fortification  des  Landes  verwenden 
könnte. 

Der  Bürgermeister  der  Stadt  Graz,  zu  Bericht  auf- 
gefordert, erklärte:  „Diese  Angaben  sind  nicht  richtig''.  So  wie 
die  Bauern  nicht  genug  Getreide  bauen^^),  ebenso  steht  es 
mit  dem  Schlachtviehe.  Es  ist  unter  hundert  Bauern  kaum 
einer,  der  jährlich  1  oder  2  Ochsen  für  den  Verkauf  mästet, 
oder  Mastschweine  hält.  Wenn  nicht  die  Ungarn  kämen,  so 
würde  Graz  und  die  umliegende  Bauernschaft  Mangel  an  Fleisch 


'>)  Der  BOrgermeiBter  fasste  den  Ausdruck  „arme  Landbewohner" 
fn  zu  engem  Sinne  auf  und  spricht  daher  von  den  Bauern  zuerst;  aber 
die  Landschaft  hatte  zunächst  nicht  diese,  sondern  die  Gultenbesitzer 
im  Auge. 

Mlttbrtl.  dn  kUt.  VnMn9  f.  Stotoraiwk,  XXV.  Haft,  1877.  10 


[ 


—      146     — 

und  „Vermachet"  (Sdiweinfett)  leiden.  Was  will  man  vom  Schmalz 
sagen,  da  die  Unterthanen  nicht  so  viel  erzeugen,  dass  sie  ihren 
„ßrein"  immer  damit  vermachen  könnten;  deren  Elend  und 
Unvermögen  sei  ohnehin  jedermann  bekannt.  Zudem  könnte 
jeder  Bau«r  seinen  Speck  u.  A.  in  Graz  gut  verkaufen,  wenn 
er  ihn  zu  billigem  Werthe  schätze." 

^Auch  die  Herrschaften  würden  durch  die  Einfuhr  nicht 
leiden,  wenn  sie  nur  billig  verkaufen  wollten.  Man  sollte  die 
Herrschaften  mit  Namen  nennen,  welche  ihre  Pfennwerth  hier 
in  Graz  nicht  um  einen  billigen  Preis  hätten  anbringen  können. " 

„Eine  Mauth  würde  ja  doch  auf  die  Waare  geschlagen 
und  vertheuert  diese,  was  der  arme  Mann  büssen  muss.  Eine 
Mauth  brauche  ein  Mauthhaus,  einen  Mauthner,  wenigstens  2 
Uebergeher,  mache  also  Unkosten,  welche  dieselbe  kaum  tragen 
dürfte."  (1676  weiset  der  Magistrat  nach,  dass  bei  einer  Ein- 
fuhr von  1 9,000—20,000  Viertel  Getreide  das  ganze  Erträgniss 
nicht  viel  über  300  fl.  wäre.) 

„Die  Folge  derselben  wäre  also  viel  Ungelegenheit  wenig 
Einnahme,  wohl  aber  Fluch  und  Theuerung." 

Mittlerweile  war  Kaiser  Leopold  1673  mit  seiner 
Braut  Claudia  Felicitas  nach  Graz  gekommen,  hatte  hier  sein 
Beilager  gehalten  und  längere  Zeit  verweilt.  Bei  dieser  Ge- 
legenheit erfuhr  er  es  selbst,  dass  die  Herrschaften  das  Ge- 
treide übertheuern,  indem  ihm  sogar  kaiserUche  „Minister" 
(Herren,  die  Erblandhofämter  bekleiden)  und  Kämmerer  den 
Hafer  zu  theuer  verkauften.  Daher  fiel  die  Wagschale  gegen  die 
Landtagsforderung  und  wurde  mit  Generale  vom  13.  Jänner 
1674  die  freie  Einfuhr  aus  Ungarn  aufrecht  erhalten. 

Dass  dies  nur  sehr  kurze  Zeit  dauerte,  werden  wir  gleich 
sehen,  nachdem  einiges  wenige  über  die  Brotpreise  nachge- 
tragen wurde. 

Im  Mai  1670  war  der  ungarische  Weizen  auf  28  Groschen 
gekommen,  das  Landgetreide  auf  1  fl.  30  kr.,  die  Regierung 
stellte  den  Brotsatz  auf  1  fl.  15  kr.;  die  Stadt  plaidirte  für 
11  y^  (1  fl.  22  kr.  2  /Ä),  was  nicht  bewilligt  wurde,  bis  der 
Adel  im  November,  wo  die  Ungarn  gewöhnlich  nicht  mehr  zu- 


—     147     — 

fuhren,  14— 1(>  ß  forderte  und  daher  der  Satz  auf  \2  ß  er- 
höht wurde. 

Im  Februar  1671  kamen  die  Ungarn  wieder,  die  Preise 
fielen,  mit  denselben  der  Brotsatz  auf  11,  im  Mai  auf  10  ß. 
Natürlicher  Weise  hatten  die  Bäcker  Einwendungen  zu  machen, 
weil  man  ihnen  wirklich  nur  knappen  Gewinn  gestattete.  Dies 
geschah  selbst  bei  den  Bretzen. 

Seit  Jahren  hatten  die  Bäcker  8  Bretzen  aus  dem  Teige 
gemacht,  der  auf  4  Pfennige  Werth  berechnet  war,  die  zu 
1  Pfennig  verkauft  wurden,  wodurch  eine  Kreuzer  -  Semmel 
8  Bretzen  gleichgestellt  wurde.  Nun  befahl  die  Regierung, 
6  Bretzen  im  Gewichte  einer  Semmel  backen  und  blieb  dabei, 
wiewohl  die  Bäcker  unter  anderen  Einwänden  nachwiesen,  dass 
6  Bretzen  ausgebacken  um  4  Loth  weniger  wiegen  würden,  als 
eine  Kreuzer-Semmel,  wenn  sie  nicht  zu  ihrem  Schaden  4  Loth 
Teig  beifügen.  Dies  käme  daher,  „weil  die  Bretzen  ganz  klein 
ausgelengt  werden  müssten,  wie  Biskotten  ausgedörrt  würden 
und  meist  lauter  Rinde  hätten,  daher  sie  ein  Jahr  alt  werden 
könnten^. 

1672  wurde  im  Jänner  der  Brotsatz  zu  10  /f  gegeben, 
wogegen  sich  die  Bäcker  beschwerten,  da  im  September,  Ok- 
tober und  November  des  vorigen  Jahres  der  Weizen  14/^  ge- 
kostet hätte  und  wohlfeileres  Getreide  nur  wenig  eingekauft 
worden  wäre.  Die  Regierung  gab  aber  nicht  gleich  nach, 
denn  1.  hätten  die  Bäcker  billiger  gekauft^  als  sie  ansagten; 
2.  wäre  Getreide  genug  im  Lande  zu  haben  gewesen,  sie 
hätten  sich  aber  nicht  darum  gekünmiert ;  3.  sei  ihr  Brot  immer 
so  schwarz,  dass  man  sieht,  es  sei  aus  ungarischem  Getreide 
gebacken,  selbst  am  Lande  bekäme  man  weissere  Semmeln, 
als  in  Graz ;  4.  klage  zwar  der  gemeine  Mann  jetzt  nicht  über 
theures  Brot,  aber  darauf  habe  man  nicht  zu  warten,  sondern 
früher  für  Wohlfeilheit  zu  sorgen;  5.  die  ungarische  Zufuhr 
mangle  jetzt  nicht,  und  es  sei  am  Platze  Korn  zu  36  kr.  zu 
haben  gewesen ;  endlich  6.  würde  man  1 1  /^  für  den  Brotsatz 
gewähren,   so   würde  dies  gerade  nur  den  Ungarn  zu   Gute 

10* 


—     148     — 

kommeD,  die  sich  alsbald  mit  ihrem  Preise  nach  diesem  Satze 
richten  würden.  Die  Regierung  bewilUgte  daher  den  Satz  von 
1 1  ß  nur  bis  zum  April  und  ging  erst  dann  auf  10  >^  herab. 

Nun  kam  so  reichliche  Zufuhr  aus  Ungarn,  dass  selbst 
die  Regierung  bedenklich  wurde  und  den  Magistrat  zu  Rathe 
zog,  ob  man  nicht  eine  eigene  Gewichtsordnung  auf  das  Brot 
aus  ungarischem  Getreide  geben  sollte;  doch  fand  sie  bald  selbst, 
dass  eine  doppelte  Gewichtsordnung  nur  Confusion  machen 
würde.  Man  griff  daher  im  Jänner  1673  zu  einem  anderen  Mittel. 
Es  erging  eine  Verordnung  an  alle  Städte  und  Märkte,  den 
Bäckern  aufzutragen,  ungarischen  Weizen  nicht  theuerer,  als 
um  9  ß^  zu  kaufen.  Hiermit  war  eine  Taxe  für  dieses  Ge- 
treide gegeben  und  ein  Weg  betreten,  der  schliesslich  vom 
Ziele  abführte. 

Trotzdem,  dass  das  Getreide  1673  wohlfeil  und  die  Brot- 
taxe auf  1 1  ß  stand,  machten  die  Bäcker  in  Graz  das  Gebäcke 
gering  und  redeten  sich  dabei  aus,  sie  hätten  noch  vom  Ein- 
kaufe 1672  einen  Verlust  hereinzubringen,  wie  sie  eben  auch 
damals  angegeben  hatten,   sie  hätten  Schaden  von  1668  her. 

Im  November  1673,  wo  die  Zufuhr  ohnehin  gewöhnlich 
ausblieb,  behaupteten  die  Bäcker,  hieran  sei  nur  der  Umstand 
Schuld,  dass  man  den  Ungarn  nicht  mehr  als  9  ß  zahlen 
dürfe.  Das  Landgetreide  koste  aber  12 — 13  y^,  das  bessere 
auch  14—15  ß^  daher  solle  man  ihnen  den  Brotsatz  auf  12 
bis  13  y^  erhöhen  und  freien  Handel  mit  den  Ungarn  geben. 
Allein  thatsächlich  waren  noch  10,000  Viertel  wohlfeil  er- 
kauftes Getreide  am  Lager  und  daher  gar  nicht  nothwendig, 
das  Gewicht  kleiner  zu  machen. 

Allein  1673  missrieth  die  Ernte,  daher  das  Getreide 
aufschlug  und  der  Weizen  allgemein  auf  14 — 16  ß  stieg. 

1674  standen  die  Preise  höher,  die  Brottaxe  aber  mit 
1 3  y^  verhältnissmässig  zu  nieder ;  denn  die  Regierung  hatte  die 
Bäcker  wegen  unredlicher  Ansage  im  Verdachte.  Sie  liess  daher 
die  Gesellen  auf  das  Rathhaus  berufen,  wo  sie  unter  Eidschwur 


—     149     — 

angeben   mussten,  wie  viel  ihre  Meister  wöchentlich   backen 
und  wie  viel  sie  Getreide- Vorrath  haben. 

Wir  haben  oben  erzählt,  dass  die  Stände  zu  Beginn  des 
Jahres  1674  in  Betreff  der  ungarischen  Einführ  negativ  be- 
schieden worden  waren.  Nichtsdestoweniger  brachte  der  ausser- 
ordentliche Landtag  desselben  Jahres  die  alte  Forderung  aber- 
mals vor,  und  siehe  da !  wiewohl  die  Regierung  und  die  Stadt 
dagegen  waren,  diesmal  wenigstens  theilweise  mit  Erfolg. 

Die  freie  Einfuhr  aus  Ungarn  nur  durch  3  Monate 

gestattet 

Periode  von  1675  bis  1689. 

Im  October  1674  kam  diese  nicht  nur  für  die  Stadt, 
sondern  auch  für  die  Regierung  überraschende  Wendung  in 
der  Getreidefrage  zur  Verlautbarung.  Was  für  Augen  mögen 
die  ehrsamen  Bäcker  gemacht  haben,  als  am  Hauptplatze  der 
Stadt  das  kaiserliche  Patent  vom  5.  October  1674  unter 
Trommelschlag  publidrt  wurde  des  Inhaltes,  fllr  Fürsten- 
feld, Fehring,  Feldbach,  Hartberg,  Pettau,  Rad- 
kersburg  und  Graz  sei  die  ungarische  Einfuhr  nur  für  die 
Monate  September,  October  und  November  gestattet  Zur 
Verhütung  einer  Preissteigerung  (durch  die  Herrschaftsbesitzer) 
habe  die  niederösterr.  Regierung  und  Hofkammer  von  Zeit  zu 
Zeit  die  Preistaxe  des  inländischen  Getreides  zu  bestimmen 
und  zu  publiciren.  Dieser  habe  sich  jedermann  zu  fügen,  sonst 
würde  die  Einfuhr  wieder  ganz  freigegeben  werden. 

Dieses  Patent  wurde  weder  von  der  Hofkammer  gut- 
geheissen,  welche  höchstens  eine  Beschränkung  der  Einfuhr  auf 
9  Monate  passend  gefunden  hatte,  noch  weniger  von  dem 
Publikum.  Man  fand  auch  insbesondere  die  Wahl  dieser 
3  Monate  für  die  Zufuhr  nicht  günstig,  weil  die  Leute  im 
September  zumeist  noch  zu  Hause  mit  Anbauen,  Weinlese 
und  Dreschen  zu  thun  haben  und  im  November  schlechtes 
Wetter  und  grundloser  Weg  einzutreten  pflegte.    Die  Grenz- 


—     150     — 

orte,  die  an  Ungani  gewiesen  waren,  sahen  sich  schon  vollends 
zu  Grunde  gerichtet.  Graf  Zriny  verbot,  wie  er  davon  hörte, 
seinen  Unterthanen  Oberhaupt  alle  Einfuhr. 

Da  der  Befehl  ausserdem  zu  rasch  gekommen  war  und 
grössere  Vorräthe  fehlten,  so  verwendete  sich  die  Regierung, 
dass  die  Einfuhr  diesmal  noch  bis  Februar  gestattet  blieb. 

Dass  sich  die  Bäcker  nun  tummelten,  ungarisches  Getreide 
in  Yorrath  zu  bringen,  ist  selbstverständUch,  weniger,  dass  sie 
ihren  Einkauf  nicht  ordentlich  anmeldeten,  daher  am  9.  J&iiner 
1675  Auftrag  geschah,  die  Bäckerschupfen  bei  der  Murbrttcke 
in  Stand  zu  setzen. 

Der  inländische  Weizen  stand  im  Jänner  auf  14 — 15^, 
der  Brotsatz  aber  auf  1 1  /?,  da  es  an  der  Zufuhr  nicht  fehlte. 
Da  aber  das  Landgetreide  auf  2  fl.  stiege  liess  man  die  Ungarn 
auch  noch  im  März  zufahren,  setzte  ihnen  aber  1 1  /?  als  Taxe. 
Allein  da  ihnen  diese  zu  niedrig  war,  so  setzten  sie  das  Ge* 
treide  bei  verschiedenen  Leuten  in  der  St  Leonhardergasse  ein 
und  kehrten  heim.  Nun  erlaubte  die  Regierung,  den  Weizen 
um  12  ß^  Korn  um  ü  ß  zu  kaufen. 

Da  wegen  der  Sperre  der  Einfuhr,  obwohl  dieselbe  noch 
nicht  einmal  ernstlich  durchgeführt  worden  wai-,  viele  Klagen 
und  Suppliken  an  die  Regierung  und  an  den  Hof  gelangt 
waren,  so  fing  man  dort  1676  neuerdings  an,  den  Plan  zu 
erwägen,  ob  man  nicht  statt  der  Sperre  durch  einen  Auf- 
schlag von  1 5  kr.  auf  ungarischen  Weizen  und  Korn  und  von 
einem  Schilling  auf  Hafer  den  Vertrieb  des  Landesgetreides 
fördern  könnte;  aber  weder  die  Landschaft,  noch  die  Stadt 
gab  ihre  Beistimmung,  und  da  es  leicht  zu  berechnen  war, 
dass  die  Unkosten  der  Mauth  den  Erlös  verschlingen  würden, 
so  liess  man  den  Plan  fahren. 

1676  stand  der  Weizen  zu  2  fl.  15— 30  kr.,  1677  zu 
2  fl.  Am  3.  Februar  dieses  Jahres  klagte  die  Landschaft  am 
Landtage,  dass  ungarisches  Getreide  sogar  bis  nach  Obersteier 
gegangen  wäre  und  dass  man  sich  überhaupt  um  das  Verbot 
wenig  kümmere.  Das  Patent  wurde  daher  am  12.  Mai  1677 
neuerdings  publicirt 


—     151     — 

Im  Juni  wurde  das  Getreide  wohlfeiler,  daher  die  Taxe 
fiHr  den  Weizen  auf  1  fl.  30  kr. ,  für  Korn  auf  J  fl.  gestellt 
Die  Zufuhr  im  November  war  stark,  aber  das  Brotgewicht 
wurde  doch  auf  11  /?  berechnet,  weil  die  Ernte  minder  und 
der  Weizen  wieder  auf  13  /?  gestiegen  war. 

1677  arbeitete  der  Regierungsrath  Ferd.  Baron  Rech« 
bach  einen  Plan  aus,  durch  Errichtung  eines  Proviant- 
hau s  es  in  Graz  die  ungarische  Einfuhr  zu  beschränken 
und  die  Verproviantirung  der  Stadt  sicher  zu  stellen.  Dieser 
Plan  wurde  durch  die  Landschaft  und  durch  den  Hofbuchhalter 
Schurian  geprüft  und  überarbeitet  und  ging  1679  an  die 
Hofstelle.  ^^  Da  aber  die  Unkosten  für  Erbauung  des  Proviant- 
hauses von  der  Regierung,  von  der  Landschaft  und  von  der 
Stadt 'im  vorhinein  abgelehnt  wurden,  so  zerfiel  die  Sache 
von  selbst. 

1678  taxirte  man  ungarischen  Weizen  mit  11  >^,  die 
Adeligen  aber  gaben  ihren  nicht  um  1 3  /?  her,  wie  es  eigentUch 
der  Gepflogenheit  nach  hätte  geschehen  sollen.  Aber  im  Herbste 
wurde  die  Einfuhr  durch  die  in  Ungarn  grassirende  Pest  ver- 
hindert, das  inländische  Getreide  ging  in  die  Höhe  und  die 
Bürgerschaft  von  Graz  bat  1679,  die  Einfuhr  auch  im  Jänner, 
Februar  und  März  zu  gestatten ,  da  der  Vorrath  nur  mehr 
auf  3  Monate  reichte- 

Wiewohl  die  Regierung  mit  der  Bürgerschaft  in  Graz 
nichts  weniger  als  zufrieden  war,  —  indem  ihre  Sorge  pro 
illorum  sublevatione  wenig  gefruchtet  habe,  da  sie  ihre  Erzeug- 
nisse zu  stets  gleich  hohem  Preise  verkaufe,  ob  Brot,  Wein 
und  Fleisch  theuer  sei  oder  wohlfeil,  während  anderwärts  dies 
doch  in  consideration  gezogen  werde;  —  so  erwirkte  dieselbe 
doch  die  kaiserliche  Bewilligung  fdr  die  verlangten  3  Monate. 


'<)  Der  erwähnte  Vorschlag  für  eiu  Proviaiithaus  liegt  vollständig  in 
den  Hofkammeracten  vor,  hat  aber  für  unser  Thema  keine  weitere  Be- 
deutung. Interessant  ist  nur  die  Angabe,  dass  die  Verproviantirung  der 
Uauptfestung  Graz  dem  Aerar,  welches  dieselbe  allein  bestritt,  jährlich 
18,000  fi.  kostete. 


—     152     — 

Im  April  stand  die  Brotsatzung  auf  14  >f,  aber  den 
Bäckern  musste  mit  dem  Schupfen  gedroht  werden,  damit  sie 
dieselbe  einhielten. 

Im  Mai  begann  das  Getreide  zu  mangeln;  der  Landes- 
hauptmann sollte  „darob  sein",  dass  solches  hei^eführt  und 
um  den  statuirten  Preis  verkauft  werde.  Im  August  wurde 
befohlen,  den  Bauern,  welche  keine  Victualien  in  die  Stadt 
bringen,  sondern  nur  Brot  kaufen  kommen,  keines  eher  zu 
geben,  bis  nicht  die  Stadt  versorgt  wäre.  Mitte  August  bekam 
man  nirgends  mehr  den  Weizen  unter  18—20  ß\  20  Bäcker 
„lagen  bereits  bei  dem  niederen  Satze  auf''.  Nun  liess  die 
Regierung  die  Ungarn  zur  Zufuhr  auffordern,  erhöhte  im 
September  den  Brotsatz  auf  1 8  >tf ,  und  gab  den  Bäckern  sogar 
einen  Pass  nach  Obersteier,  um  einige  1000  Viertel  herab- 
zubringen —  allein  alles  dies  half  nichts,  die  Noth  war  herein- 
gebrochen. 

Bürger  und  gemeine  Leute  lamenturten  kläglich  wegen 
des  Brotmangels.  Wenn  man  ihnen  nicht  Brot  schaffe,  würden 
sie  nicht  mehr  pariren,  keine  Steuern  zahlen,  die  Wache  nicht 
mehr  beziehen.  Nun  erhoben  sich  die  gegenseitigen  Be- 
schuldigungen: der  Mangel  kommt  vom  Adel  her,  der  die 
Stadt  nicht  mit  Getreide  versorgen  kann;  die  Einfuhr  zu 
3  unpassenden  Monaten  ist  Schuld.  Nein,  der  Eigennutz  der 
Bäcker,  die  im  vorigen  Jahre  trotz  der  Einfuhr  nicht  kauften, 
oder  die  Fuhrleute  bis  Mittag  stehen  Hessen,  um  ihnen 
3—4  Groschen  beim  Viertel  abzudrücken.  Der  Stadtraagistrat 
hätte  besser  darauf  sehen  sollen.  Man  hat  von  dem  Adel  nicht 
zur  rechten  Zeit  gekauft,  wie  der  Misswachs  kam,  war  es  zu 
spät.  Die  Getreidetaxe  in  der  Stadt  war  zu  gering,  man  hat 
sogar  am  Lande  besser  verkaufen  können,  als-  dort 

Unterdessen  war  der  Bürgermeister  von  Graz,  Georg 
Paumann,  nach  Maria-Zell  gereist,  um  den  Kaiser  (der  vor 
der  Pest  flüchtig  dorthin  gekommen  war,  seine  Andacht  zu 
verrichten),  um  Gewährung  der  freien  ungarischen  Einfuhr  zu 
bitten.  Er  kehrte  mit  der  Bewilligung  zurück  und  wenn  auch 
der  Weizen  im  October  noch  22— 24>tf  kostete  und  der  Brot- 


—     158     — 

salz  mit  20  ß  nur  geringes  Gewicht  zuliess,  ^so  war  doch 
sehr  viel  gewonnen,  denn  schon  im  December  ging  der  Preis 
\asL  \  ß  zurück  und  das  ganze  Jahr  1680,  so  bedrängt  es 
durch  die  schreckliche  Pestgeissel  war,  und  auch  1681  litt  man 
wenigstens  nicht  durch  die  Sorge  um  das  tägliche  Brot.  1682 
waren  die  Zeiten  wieder  so  wohlfeil,  dass  im  Sommer  der 
Brotsatz  auf  10  yf  und  im  April  1683  auf  8  ytf  gestellt  werden 
konnte. 

Selbst  die  im  Juli  1683  sich  erhebende  gefährliche 
Kriegszeit,  wo  auch  in  Graz  Befehl  gegeben  war,  dass  man 
sich  verproviantiren  solle,  wirkte  nicht  besonders  auf  eine 
Preissteigerung.  Erst  im  November,  wo  aus  Ungarn  wenig 
Getreide  kam,  weil  man  sich  aus  Furcht  vor  den  Türken 
geflüchtet  und  viel  Getreide  ungeschnitten  gelassen  hatte,  stieg 
der  Weizen  auf  2  fl. 

Es  war  im  September  dieses  Jahres  und  aus  Anlass  des 
Türkeneinfalles  und  der  .Belagerung  von  Wien,  dass  der  Stadt 
Graz  nebst  dem  alten  Wochenmarkte  am  Mittwoch  ein 
zweiter  am  Samstag  zu  halten  bewiUigt  wurde,  wie  es  noch 
heute  üblich  ist. 

Für  den  Getreidemarkt  war  der  weite  Platz  zwischen 
dem  Eisen-  und  Paulusthore  bestimmt.  Bis  1 0  Uhr  Vormittags 
gestattete  man  den  Verkauf  ohne  Taxe.  Wurde  das  Getreide 
bis  dorthin  wegen  zu  hohen  Preises  nicht  verkauft,  so  sollten 
2  magistratliche  Commissäre  den  Verkauf  zu  anständigem 
Preise  „mit  guter  Manier  und  Glimpfe  vermitteln.  Gelänge  es 
diesen  nicht,  so  war  durch  sie  von  jedem  Getreide  ein  Muster 
nebst  dem  Preiszettel,  wie  es  die  Bäcker  kaufen  sollen,  an 
die  Regierungs-Obercommissäre  (in  Getreide-  und  Bäcker-An- 
gelegenheiten) zu  geben,  welche  darnach  den  Preis  und  zu- 
gleich die  Brottaxe  bestimmten.  Wollten  es  die  Verkäufer  um 
diesen  Preis  nicht  geben,  so  konnten  sie  es  wegfbhren  oder 
irgendwo  „aufechütten^  2'). 


*<)  Diese  Lagerung  des  Getreides  bis  auf  fUr  den  Verkäufer  gün- 
stigere Zeiten  erwies  sich  nachmals  fftr  die  Käufer  sehr  nachtheüig, 
denn  sie  mnssten  es  dann  nicht  selten  noch  einmal  so  theuer  bezahlen. 


—     154     — 

Nun  folgten  von  1684  bis  1686  tbeuere  Zeiten,  anfänglich 
aus  dem  natürlichen  Grunde,  weil  man  sidi  wegen  der  Un- 
gewissheit,  wohin  der  Eriegsschwall  sich  ziehen  wttrde^  an  allen 
Orten  verprovianüren  musste  und  deshalb  auch  die  Gretreide- 
ausfuhr  allenthalben  verboten  wurde,  später  aber  aus  Gewinn- 
sucht der  Speculanten. 

Der  Adel  in  Kärnten  ging  mit  dem  Beispiele  voran, 
denn  wie  es  hiess,  man  müsse  sich  in  Steiermark  verprovian- 
tiren,  steigerte  man  dort  trotz  des  grossen  Yorrathes  den 
Weizen  von  1  fl.  30  kr.  auf  2  fl.  und  das  andere  Getreide 
nach  Verhältniss. 

1684  gerieth  das  Getreide  gut,  es  gab  auch  kein  Eriegs- 
heer  im  Lande,  aber  der  Preis  blieb  auf  2  fl.  30  kr.,  weil  die 
Bäcker  denselben  ohne  weiters  zahlten,  bis  ihnen  verboten 
wurde,  mehr  als  2  fl.  zu  geben.  Allein  im  November  begannen 
die  Ungarn,  welche  ein  Missjahr  gehabt  hatten,  Getreide  im 
Viertel  Voran  aufzukaufen  und  die  Herrschaften  ihr  Getreide 
auf  20 — 24  ß  zu  steigern.  Man  fragte  daher  bei  dem  Landes- 
hauptmanne  an,  ob  es  thunlich  wäre,  es  diesen  mit  Gewalt 
zu  nehmen,  wenn  sie  es  nicht  billig  hergeben  wollten.  Natürlich 
erfolgte  eine  verneinende  Antwort  So  steigerte  sich  denn  auch 
in  Graz  der  Brotpreis  bis  zur  Satzung  von  \%  ß  und  erging 
wegen  beginnenden  Mangels  das  Verbot,  Brot  auf  „das  G«y^ 
zu  schicken. 

Die  Ungarn  aber  kauften  noch  im  Dezember  im  Viertel 
Voran,  in  den  windischen  Büheln,  jenseits  der  Pessnitz  und 
bis  gegen  Marburg  hin  Weizen,  das  Grazer  Viertel  bis  zu 
5  fl.,  Korn  um  3  fl.  J  5  kr. ,  führten  es  bei  Kotariba  über  die 
Mur  und  bis  Kanischa  den  Türken  zu. 

Eine  Hofresolution  vom  29.  November  1684  hatte  freilich 
diese  Ausfuhr  verboten,  aber  dies  hinderte  nicht,  dass 
man  im  Dezember  im  ganzen  Lande  nirgends  mehr  ein  Viertel 
Weizen  unter  3  fl.  bekam  und  wo  es,  wie  in  Eärnten  und 
Obersteier,  um  20  /f  zu  haben  war,  würde  die  Ueberfühning 
nach  Graz  zu  theuer  gekommen  sein.  Der  Brotsatz  stand  auf 
20  /?,  fiel  aber  den  Bäckern  so  hart,  dass  sie  im  Februar  1 685 


—     155     — 

sich  verpflichteten,  wenn  man  den  Satz  auf  22  ß  gäbe,  bis 
Ende  Mai  es  nach  diesem  Werthe  auszuhacken,  sollte  der 
Weizen  auch  was  immer  kosten.  Die  Regierung  bewilligte  es, 
musste  aber  im  November,  wiewohl  das  Getreide  gerathen 
war,  den  Satz  wieder  auf  22  /f  stellen,  und  weil  die  Aasfuhr 
nach  Ungarn  nicht  aufhörte,  vom  Jänner  1685  an  gar  zu  3  Ü. 

Das  war  eine  schwere  Zeit  ftu*  die  armen  Leute  und  sie 
hielt  noch  1686  das  ganze  Jahr  an.  Als  Graz  mit  Getreide 
versorgt  war,  in  Ungarn  aber  der  Mangel  fortdauerte,  wurde 
das  Verbot  der  Ausfuhr  aufgehoben,  damit  die  Landstände 
Geld  zum  Steuerzahlen  erhalten  könnten. 

Als  man  dann  im  April  wieder  zu  Graz  Getreide 
brauchte,  liessen  sich  die  Cavaliere  selbst  das  schlechte  mit 
3  fl.  bezahlen  und  sogar  der  Statthalter  Friedr.  Graf  von 
Mersperg  nöthigte  den  Bäckern  seinen  Weizen  zu  solchem 
Preise  auf.  Sobald  man  dies  bei  Hofe  hörte,  drohte  man  zwar, 
die  Getreide  -  Ausfuhr  wieder  zu  verbieten;  aber  die  Preise 
sanken  nicht,  weil  die  Bäcker  selbst  es  nicht  wollten.  Dieselben 
sagten,  der  Preis  von  22— 23  y^  per  1  Viertel  Weizen  sei  für 
die  jetzige  Zeit  gar  nicht  zu  theuer,  da  er  immer  so  gestanden 
wäre,  wenn  die  Ungarn  nicht  zugeführt  hätten.  Freilich  mussten 
sie  zugeben,  dass  das  Getreide  am  Felde  (Juni)  schön  stQnde, 
aber,  sagten  sie,  man  hätte  keinen  Brief  dafür,  dass  es  nicht  der 
Hagel  treffen  würde,  wie  1685.  Bis  es  nicht  eingebracht  wäre 
(zu  Martini),  könne  man  nicht  sagen,  was  es  werth  sei.  Bis  dort- 
hin sehe  man  erst,  wie  das  Heidekom  geräth,  und  bis  dorthin 
warten  die  Leute  auch  mit  dem  Verkaufe. 

Was  die  Bäcker  hier  vorbrachten,  war  nicht  ganz  richtig, 
ihre  unlauteren  Absichten  verrathen  sich  aber  noch  mehr  durch 
anderes,  was  sie  für  sich  geltend  machen  wollten,  wie  z.  B. 
es  würden  täglich  300  Viertel  Getreide  in  Graz  verbacken, 
während  in  Wirküchkeit  wöchentUch  nicht  mehr,  als  608  Viertel 
in  den  Backofen  kamen.  Sonderbar  nimmt  sich  die  in  dem- 
selben Athem  ausgesprochene  Behauptung  aus,,  sie  hätten 
weniger  Brot  zu  backen  gehabt,  weil  die  Schöckelbauem  so 
viel  Brot  zur  Stadt  gebracht  hätten.   Endlich  griffen  sie  auch 


—     156     — 

in  der  Berechnung  des  Sdiadens,  welchen  sie  durch  die  Brot- 
satzung von  nicht  entsprechender  Höhe  erlitten  haben  wollten, 
zu  hoch.  Nach  ihrem  eigenen  Antrage  hatten  sie  den  Satz 
vom  1.  Jftnner  bis  letzten  Mai  zu  3  fl.  und  hierauf  nach  der 
Begierungs-Anordnung  bis  Ende  August  1686  zu  21  >tf  gehabt; 
dadurch  wollten  sie  1 396  fl.  5  ^^  verloren  haben. 

Damit  sie  diesen  Verlust  hereinbrächten,  bewilligte  man 
ihnen  bis  Mitte  Dezember  den  Brotsatz  auf  18  >^,  wiewohl  der 
Getreidepreis  bereits  gesunken  war,  und  die  weitere  Zeit  bis 
Mitte  Juli  1 687  immer  noch  mit  dem  hohen  Satze  von  16/. 
Dann  erst  fiel  der  Satz  auf  15,  im  October  1687  aber  auf 
\^  ß  und  die  armen  Leute  konnten  endlich  wieder  ein  halb- 
wegs billigeres  Brot  erlangen. 

Eine  nebensächliche  Folge  dieser  theueren  Zeit  war,  dass 
die  Regierung  und  Hofkammer  am  12.  September  1686  von  der 
geheimen  Stelle  in  Wien  eine  RQge  erhielt,  weil  sie  nicht 
genügsame  Sorgfalt  in  Brotsachen  gehabt  hätte. 

Nebenbei  muss  auch  einer  anderen  Errungenschaft  ge- 
dacht werden ,  die  sich  aus  dieser  Zeit  schreibt ,  nämlich  des 
Stempelpapieres  bei  ämtlichen  Eingaben.  Vom  November  1687 
an  findet  man  diesen  Drei-Kreuzerstempel  auch  auf 
den  Eingaben  in  der  Bäckersache. 

Wie  sehr  auch  kleine  Steuern  und  Aufschläge  empfindlich 
werden  können,  sieht  man  in  der  Supplik  der  Bäcker  vom 
9.  November  1687,  von  welcher  nun  zu  berichten  kömmt  Um 
ihre  üble  Lage  zu  verbessern,  stellte  die  Bäckerinnung  drei 
Forderungen : 

1.  Dass  gestattet  würde,  die  Aufschläge,  welche  sie 
für  jedes  Viertel  Getreide  zahlen  müssten,  zum  Getreidepreis 
zu  schlagen,  denn  um  diese  käme  ihnen  jedes  Viertel  theurer, 
und  es  werde  bei  der  Brotsatzung  doch  nicht  in  Anschlag 
gebracht  Diese  Aufschläge  waren  per  Viertel  6  ^  magistrat- 
liche Steuer,  2  /^  für  den  G^treidemesser  und  4  ^  Kasten- 
geld. (Dass  letztere  4  ^  nur  bei  herrschaftlichem  Getreide  an 
den  Hausmeister  gezahlt  wurden,  sagten  sie  nicht) 


—     157    — 

2.  Ersuchten  sie  um  eine  neue  Berechnung  der 
Brotgewichts-Ordnung,  indem  die  seit  Alters  bestehende 
merkliche  Mängel  hätte,  die  insbesondere  bei  dem  3  fl.-  Satze 
für  den  Bäcker  beschwerlich  fielen.  Sie  beriefen  sich  auf  die 
kärntnerische  Ordnung,  welche  1661  von  der  Regierung 
confirmirt  worden  sei  und  insgemein  die  alte  steirischc 
Gewichts-Ordnung  genannt  würde.  Diese  wäre  gleich- 
massig  abgestuft  und  sei  schon  gleich  beim  ersten  Ansätze 
nicht  so  hoch,  wie  die  ihrige. 

3.  Wäre  dies  aufzuheben,  dass  die  Brottaxe  immer 
um  1 5  Kreuzer  niederer  berechnet  würde,  als  der  Weizenpreis 
war.  Wenn  das  Brotgewicht  auch  ihren  Privilegien  zufolge  nur 
nach  dem  schwereren  Getreide  gegeben  würde,  so  trage  doch 
das  beste  Getreide  nicht  so  viel,  das  meiste  höchstens  3, 
manches  nicht  1  ß  Gewinn. 

Die  mit  der  Untersuchung  dieser  Forderungen  betraute 
Commission  gestand  denselben  einige  Berechtigung  zu,  doch 
wurde  die  Angelegenheit  nicht  zum  Austrage  gebracht  und 
blieb  unterdessen  alles  beim  Alten. 

1688  war  der  mittlere  Brotsatz  \^  ß.  Am  26.  Februar 
1689  verordnete  ein  kaiserlicher  Erlass  an  alle  Städte  und 
Märkte,  überall  das  Weizenbrot  nach  diesem  Satze  per 
14  yf  auszubacken. 

Wie  1688,  so  wurde  1689  das  bereits  wieder  unbeachtet 
gebliebene  Patent  wegen  Beschränkung  der  Einfuhr  auf 
3  Monate  neuerdings  publicirt  Anlass  hiezu  gab  die  erneuerte 
Beschwerde  der  Landschaft,  dass  das  inländische  Getreide  „ver- 
schlage^. 

Die  Bürgerschaft  von  Graz  beklagte  sich  (12.  Febr.  1689) 
bitter  über  diese  Sperre,  durch  welche  neuerdings  eine 
Theuerung  in  Aussicht  stünde ,  wodurch  der  Adel ,  oder 
eigentlich  nur  einige  4  —  5  Monopolisten  gewinnen  wollten. 
Leider  nehme  man  auf  die  armen  Bürger  ^••)  wenig  Rücksicht ; 


s^)  Die  Städte  luid  M&rkte  „gemeines  Mitleidens  in  Steyr"  erhoben 
im  17.  Jahrhunderte  gar  oft  schwere  Klagen  über  ihre  gedrückte  Lage 
und  baten  den  Kaiser  insbesondere,  die  ihnen  nachtheilige  „Geyhantining", 


—     158     — 

-sie  hätten  1664  und  1683  beim  Türkeneinfalle  die  Wacht 
gethan  Tag  und  Nacht,  seien  aufrichtig  dagestanden  und  hätten 
des  flüchtigen  höheren  Standes  nicht  geschicben'^. 

Diese  Vorstellung  schien  durchgegriffen  zu  haben,  denn 
ein  Hofdecret  vom  23.  Februar  1689  hob  die  Speire  bis  auf 
weiteres  wieder  auf.  Hiermit  war  aber  der  Statthalter  nicht 
einverstanden  und  derselbe  liess  sogar  (3.  März  1689)  dieses 
Hofdecret  gar  nicht  publiciren  und  entschuldigte  sich  damit, 
es  sei  keine  Getreidepreis-Steigerung  zu  befürchten,  die  Land- 
stände hätten  ihr  Getreide  so  billig,  wie  die  Ungarn  (14  ß) 
in  Preis  gesetzt  und  sei  eine  Einfuhr  nicht  nothwendig. 

Bald  jedoch  kam  ein  neues  Hofdecret,  welches  die  Ver- 
hältnisse wieder  in  anderer  Weise  gestaltete. 


welche  schon  1502  verboten  worden  war  (das  Verbot  wurde  1580  auch 
in  die  Landhand/este  inserirt)  durch  neue  Greneralien  abzustellen.  Sie 
thaten  dar,  dass  sie  in  Folg.*  der  aufgeladenen  Contributionen ,  Landes- 
anlagen und  Einquartierung  in  grosse  Noth  gekommen  wären,  aber  am 
meisten  würden  sie  durch  die  Kingriffe  in  das  bürgeiliche  Gewerbe  und 
die  Geyhantii*ung  geschädigt.  Geistliche  und  Weltliche,  Herren  und 
Bauern,  Edle  und  Pfleger,  kurz  aUes,  was  da  lebt  und  schwebt,  greift 
zum  Handel  und  nimmt  den  armen  landesförstlichen  Städten  und  Märkten 
das  Brot  weg.  Generale  dagegen  sind  oft  genug  publicirt  worden,  ^aber, 
lieber  Gott  vom  Himmel,  wie  leider  sieht  männiglich,  dass  es  dahin  gc- 
rathen  ist,  dass  fast  jedermann  seinem  Stande  zuwider  unsere  Freiheiten 
molieren  und  unsem  Schaden  befördern  thut**.  Gegen  die  Landhandfeste 
kaufen  Prälaten,  Pfarrer  und  Edelleute  Wein  zusammen,  oder  nehmen  ihn 
mit  Gewalt  unter  allerhand  Yorwänden  weg,  um  denselben  in  ihren  Ta- 
fernen  auszuschänken.  So  machen  sie  die  bürgerlichen  „commercia  auf  den 
Tod  krank''  und  entziehen  dem  Kaiser  Mauth  und  Gefölle.  Viele  lassen 
Vieh  und  Yiktualien  nicht  in  die  Stadt  bringen,  sondern  kaufen  die  Waare 
selbst  auf  und  verhandeln  sie  theuerer  weiter.  Ebenso  handeln  mit 
Schmalz,  Eisen,  Loden,  Tuch,  „Haar^  (Flachs),  Wein,  Salz,  Getreide, 
Fleisch  u.  s.  w.  wälsche  Krämer,  unangesessene  Hausirer  and  „Leut- 
betrOger",  und  werden  von  den  „Gerichtsherrschaften ^  in  Schutz  ge- 
nommen. Den  Städten  und  Märkten  wird  der  ihnen  allein  gebührende 
Handel  ^mit  Herz  brechenden  Schmerzen  und  bluttriefenden  Augen  ent- 
rissen, dass  sie  mit  Weib  und  Kind  schon  am  Hungertnche  nagen.  Es 
ist  die  höchste  Zeit  zur  R«'mediernng^.     (Statth.   Regist.  Miscellanea.) 


—     159     — 


Getreidezufuhr  aus  Ungarn  jährlich  durch 
6  Monate  gestattet. 

Eine  Hofresolution  vom  7.  Juni  1689  traf  die  von  keiner 
Seite  erwartete  Verülgung,  dass  künftighin  die  ungarische 
Einfuhr  die  Monate  Dezember,  Jänner,  Februar  und  Juli, 
August,  September  offen  sein  sollte- 

Die  Landschaft  erhob  dagegen  fruchtlos  ihre  Beschwerde. 
Man  gab  derselben  zu  verstehen,  dass  sie  an  dieser  Massregel 
selbst  Schuld  trüge,  hätten  doch  sogar  einige  Cavaliere  Getreide 
an  der  ungarischen  Grenze  wohlfeil  gekauft  und  im  Lande 
theuer  verkauft,  (Wahrscheinlich  geschah  dies  im  Jänner  KJSl), 
wo  der  Kaiser  Proviant  für  Bosnien,  Essegg  und  Possega  zu- 
sammenkaufen Hess.) 

1689  fiel  aber  die  Ernte  minder  aus  und  war  wenig 
Zufuhr  in  Graz,  wiewohl  man  11  ß  per  Viertel  Weizen  bieten 
konnte;  denn  man  zahlte  bereits  am  Lande  l^  ß  und  wurde 
zu  Voitsberg,  Landsberg  und  im  Kainachthaie  alles  aufgekauft 
um  es  nach  Obersteier  zu  führen. 

Viele  Herrschaften  gaben  auch  ihr  Getreide  um  die  Taxe 
nicht  her,  wiewohl  erst  vor  Kurzem  ;,eine  wohlreformirte 
Ordnung  derVictualien"  gegeben  worden  war,  welche  die  Klausel 
enthielt:  „wer  übrig  hat,  soll  verkaufen,  sonst  würde  er 
gestraft". 

So  wurde  denn  durch  Hofresolution   vom  10.  Dezember 

1689  die  Taxe  für  Weizen  auf  18,  für  Korn  auf  14  /?  gesetzt, 
und  den  Herrschaften  befohlen,  um  diese  Taxe  zu  verkaufen 
und  zwar  bei  Strafe  der  Refundirung  des  höheren  Preises. 

Wie  viel  dies  half,  geht  daraus  hervor,   dass  im  Jänner 

1690  zu  Graz  Brotmangel  entstand,  der  jedoch  bald  vorüber 
ging,  als  die  ungarische  Zufuhr  kam.  Wo  man  die  eigentliche 
Ursache  dieses  Mangels  zu  finden  glaubte,  erhellt  aus  dem 
Hofdecrete  vom  3.  Februar  1690,  welches  sehr  wichtige  Be- 
stimmungen enthielt,  nämlich: 


—     160    — 

1.  Säiiimtliche  Landstände  sollen  einen  Revers  abgeben, 
dass  sie  ihr  Getreide  zu  rechter  Zeit  an  die  Bäcker  verkaufen 
wollen;  doch  solle  dasselbe  besser  geputzt  und  gereutert  und 
nicht  nach  schlechtem  Mass  geliefert  werden.  Nach  der  Gate 
desselben  sollen  zwei  Taxen  für  den  Verkauf  gestellt 
werden.  2^) 

2.  Die  Gewichtsordnung  fiir  das  Brot  soll  revidirt  werden. 

3.  Die  ungarische  Einfuhr  soll  nicht  gehemmt  werden, 
weder  durch  eine  allzu  niedrige  Preistaxe,  noch  durch  Abkauf 
an  der  Grenze,  aber  auch  nicht  durch  Einführung  von  neuen 
Wegmauthen  oder  Erhöhung  der  alten  Mauth,  wodurch  man 
die  Ungarn  abschrecken  wolle. 

Nach  Graz  wurden  1690  eingeführt:  21.744  Viertel 
Weizen,  2295  Viertel  Korn  aus  Ungarn  und  10.392  Viertel 
Weizen,  6279  Viertel  Korn  inländisches  Product  Der  Preis 
für  Weizen  war  von  1  fl.  30  kr.  bis  2  fl.  18  kr.,  fttr  Korn 
von  1  fl.  12  kr.  bis  l  fl.  48  kr.  Der  Brotsatz  stand  auf  15  >/, 
d.  i.  1  fl.  52  kr.  2  A;  die  Bäcker  aber  behaupteten,  sie  könnten 
dabei  nicht  bestehen,  sondern  müssten  bis  auf  etUche,  welche 
ihr  Vermögen  anderswoher  hätten,  verderben.  (Schon  1686 
hatten  sie  auf  einer  Liste  31  Bäcker  verzeichnet,  die  seit 
1664  abgehaust  hätten.) 

Diesmal  fanden  die  Bäcker  aber  Unterstützung  bei  dem 
Ilegierungs-Commissär  Jos.  Phil.  Grafen  v.  Jnzaghi,  der  in 
seinem  Berichte  sich  vollends  auf  ihre  Seite  stellte  und  be- 
merkte, er  sehe  nicht  ein,  warum  man  gerade  bei  diesem 
Handwerke  so  strenge  auf  Erfüllung  aller  Punkte  dringe,  bei 
anderen  nicht 


**)  Diese  doppelte  Taxe  wurde  seiner  Zeit  durch  den  Hofbuchhalter 
Scburian  für  zweckmässig  befunden.  Er  emp&hl,  nach  dem  Gewichte 
des  Weizens  zu  urtheilen,  guter  mQsse  das  Grazer  Viertel  aber  100  flf 
schwer  sein,  der  mindere  unter  diesem  Gewichte.  Ungarischer  Weizen 
sei  um  10  8^  geringer.  Guter  Roggen  wiege  90  8*.  Wäre  ftlr  guten 
Weizen  die  Taxe  14  ^,  so  sollte  fitr  den  minderen  höchstens  13  ^ 
gesetzt  werden. 


—     161     — 

1691  war  der  Durchschnittspreis  des  ungarischen  Weizens 
1  fl.  45  kr.,  allein  wegen  geringerer  Ernte  im  Lande  entstand 
zu  Graz  im  December  Mangel;  daher  wurde  den  Parteien,  welche 
nicht  um  biUigen  Preis  verkaufen  wollten,  mit  Klage  gedroht, 
wie  auch,  dass  man  die  ungarische  Einfuhr  (von  solchen  Orten, 
wo  die  Pest  nicht  grassire)  „indifferenter,  so  lange  bewilligen 
werde,  bis  sich  die  Herrschaften  zu  einem  billigen  Preis  be- 
quemen". Dieser  Preis  war  mit  16  fi  gestellt  und  bei  hoher 
Strafe  befohlen,  nicht  theurer  zu  kaufen,  deshalb  stand  auch 
der  Brotsatz  auf  13  /f. 

Hierauf  remonstrirte  die  Landschaft  beim  Kaiser  (8.  Febr. 
1692)  gegen  die  ungarische  Einfuhr,  bat  um  eine  gründliche 
commissionelle  Verhandlung  und  unterdessen  um  eine  höhere 
Getreidetaxe,  sonst  wären  sie  „deterioris  conditionis,  als  die 
Ungarn".  Zum  Beweise  dieses  brachten  sie  unter  anderem  vor, 
dass  die  Herrschaftsbesitzer  zum  Verkaufe  gezwungen  würden, 
die  Bäcker  aber  nach  Beheben  kaufen  könnten,  dass  diese 
die  Ungarn  gleich  bezahlen  müssten,  bei  ihnen  aber  mit  der 
Bezahlung  herumzögen  und  dass  sie  beim  Getreide  allerlei 
unbegründete  Ausstellung  machten. 

Da  aber  der  Mangel  an  Roggenbrot  fortdauerte,  erhielten 
die  Gültenbesitzer  am  I.März  1692  Befehl,  ihren  Korn vorrath 
binnen  8  Tagen  zum  Preise  von  12  yj  auf  den  Markt  zu 
stellen.  Der  Bürgermeister  musste  diesen  Befehl  mit  Trommel- 
schlag in  Graz  verkünden  lassen.  Als  aber  der  Tennin  un- 
beachtet verstrichen  war,  wurde  die  ungarische  Einfuhr  bis 
Ende  April  bewilligt. 

Im  April  kam  es  auf,  dass  die  Bäcker,  um  ein  geringeres 
Gewicht  zu  erhalten,  ihren  Kornvorrath  zurückgehalten  und 
die  Begierung  hinter's  Licht  geführt  hatten,  wodurch  der 
gemeine  Mann  so  bedrängt  worden  war ,  dass  leicht  ein  Auf- 
ruhr hätte  entstehen  können.  Daher  verfügte  die  Regierung 
zur  Bestrafung  der  Bäcker  den  Brotsatz  zu  13  /?  für  weisses 
und  10//  für  schwarzes  Brot  durch  4  Monate.  Die  Rädels- 
führer aber,  oder  wenn  sie  nicht  ermittelt  würden,   einer  der 

Mltthcll.  d.  hUt.  Vcrilns  f.  SteUruiark.  XXV.  M(>ft  tH77.  2  1 


—     162     — 

Zeciiineisten  welchen  das  Spiel  treffen  würde,  sollte  geschupft 
werden. 

Um  aber  den  Getreidebesitzein  zu  Leibe  zu  gehen, 
wurde  am  11.  Mai  1692  wegen  verweigerten  Verkaufes  zur 
Taxe  die  ungarische  Einfuhr  ohne  Unterschied  der 
Monate  bis  auf  weiteres  gestattet 

Allein  trotzdem  währte  der  Getreidemangel  im  Laude 
fort.  Der  Brotsatz  wurde  in  Graz  im  Juni  um  1  //  erhöht, 
allein  die  Bäcker  behaupteten,  man  zahle  draussen  am  Lande 
Weizen  um  20  /^,  Korn  um  2  fl.,  daher  brächten  weder  Bauern 
noch  Ungarn  etwas  nach  Graz ,  wo  sie  um  2  ^  weniger 
bekämen. 

Die  meisten  Herrschaften  weigerten  sich,  das  Getreide 
um  den  statuirten  Preis  herzugel)en,  oder  hatten  andere  Aus- 
reden. Von  denjenigen  aber,  die  verkaufen  wollten,  nahmen 
es  die  Bäcker  nicht,  weil  die  Hereinbringung  auf  Graz  zu 
hoch  käme,  „Gottlob!*'  —  sagten  sie  Ende  Juni  —  ^wir  brauchen 
es  nicht,  es  ist  eine  gute  Fechsung  zu  erwarten." 

Aber  leider  hiess  es  im  September  ganz  anders,  nämlich 
„die  Emte  ist  schlecht,  der  Mehlthau  hat  sie  verdorben,  das 
Korn  ist  verwintert.  Brot  mangelt  in  Graz."  Nun  wurde  bei 
allen  Herrschaften  angefragt  und  befohlen,  den  Weizen  um  3  fl. 
15  kr.,  Korn  um  2  fl.  45  kr.  zu  verkaufen,  oder  eine  schrift- 
liche Erklärung  abzugeben.  Man  kam  sogar  auch  in  die  gewid- 
meten Thäler  um  Getreide,  aber  die  Kammergüter  protestirten 
gegen  die  W^egführung  desselben. 

Die  Regierung  berichtete  hierüber  an  den  Kaiser  am 
5.  November  1692: 

1.  Es  ist  öfters  kein  Brot  zu  bekommen,  weil  die  Bäcker, 
wiewohl  die  Taxe  von  18  auf  26  /?  erhöht  wurde  ^  von  den 
Herrschaften  in  Erwartung  einer  noch  höheren  Steigerung  kein 
Getreide  erhalten. 

2.  Die  Regierung  habe  daher  einen  Beamten  nach 
Eisen btadt,  Rechnitz  und  andere  dem  Fürsten  Ester- 
hazy  gehörige  Güter,  ferner  zu  den  beiden  Bat thiany  und 
nach  f )  b  e  r  1  i  m  b  a  c  h  zum  Gi-afen  N  a  d  a  s  d  i  geschickt.  Dieser 


—     163     — 

sollte  das  Getreide  in  3  Theile  sortiren.  von  jedem  Muster 
iDitbriugen,  aber  für  das  beste  sich  nicht  über  3  Ü.  einlassen 
und  die  Bezahlung  auf  Frist  unter  Garantie  der  Regierung 
bedingen.  Aber  Esterhazy  verlangte  für  das  gestrichene 
Grazer  Viertel  6  Vj^  fl.  und  Bezahlung  der  Mauthen,  Batthiany, 
der  es  früher  oft  als  Gnade  angesehen  hatte,  wenn  er  sein  Ge- 
treide herführen  durfte,  verlangte  6  fl.,  die  Fracht-  und  Mauth- 
Vergütung  und  1000  fl.  anticipando. 

3.  Eine  andere  Commission  hielt  bei  den  Grazer  Bäckern 
Visitation  und  fand  ausser  dem  angesagten  Getreide  und  dem 
schwarzen  Mehle  1874  Viertel  (verschwiegen)  vor;  daher  der 
Bedarf  bis  Ende  November  gedeckt  war. 

4.  Den  Herrschaften  wurde  sub  comminatione  oxecutionis 
der  Weizen  zu  3  fl.  15  kr.,  das  Korn  zu  2  fl.  45  kr.  abge- 
fordert, den  Bäckern  erlaubt,  frei  bis  zu  4  fl.  zu  steigen ;  aber 
eine  Specification  des  Kaufes  mitzubringen ,  damit  man  die 
Wucherer  kennen  lerne. 

5.  Endlich  zeige  es  sich,  dass  nicht  Getreidemangel  die 
Ursache  der  Theuerung  sei,  sondern  zuerst  die  Bäcker  selbst, 
welche  durch  Zurückhaltung  ihres  Vorrathcs  dieses  Jahr  zum 
zweitenmal  einen  Rumor  des  Abganges  machten,  um  eine 
höhere  Brottaxe  zu  erlangen. 

Ihr  ^ungleiches*  (unbilliges)  Beginnen  habe  die  Noth 
künstlich  erzeugt.  ,^  Schuld  ist,  dass  die  Bäcker  nicht  in  solidum 
kaufen,  sondern  dass  die  reicheren  alles  aufkaufen,  die 
ärmeren  aber  nur  zizelweise,  welche  dann  nicht  genug  zum 
Backen  haben." 

„Hiezu  komme,  dass  die  Getreide  -  Besitzer ,  die  sich 
ohnehin  weder  quoad  pretium,  noch  quoad  qualitatem  grani 
fügen  wollen,  bei  sich  zeigender  Noth  zurückhielten  und  aut 
die  Steigerung  speculirten.*  „So  haben  es  diesmal  auch  die 
Ungarn  gemacht." 

Die  Regierung  stellte  daher  den  Antrag:  „der  Kaiser 
wolle  die  Ungarn  mit  dem  künftigen  Einfuhrverbot,  und  die 
Landstände,   welche   den  Weizen   über  4  fl.  steigern   würden, 

11* 


—      Iü4     — 

mit  merklicher  Strafe  und  wonn  sie  ihr  Getreide  nicht  aus- 
folgen, mit  Execution  bedrohen." 

Es  ist  nothwendig,  zur  Illustrirung  der  Sachlage  nun 
auch  das  Gutachten  des  Stadtmagistrates  von  Graz  anzu- 
führen, der  zwar  darüber  sich  empfindlich  zeigte,  dass  die 
Regierung  schon  eine  Zeit  her  in  Getreideangelegenheiten  ohne 
die  Gemeinde  zu  fragen  veifügt  hatte,  aber  dennoch  mit  seinem 
Rathe  nicht  zurückhalten  wollte.  Derselbe  empfahl,  das  Getreide 
der  ungarischen  Cavaliere  nicht  höher  als  um  4  fl.  zu  kaufen, 
denn  man  bekäme  um  diesen  Preis  noch  im  Lande  genug; 
der  ungarische  Händler  Feyertag  würde  es  schaffen,  da  er  die 
Verhältnisse  gut  kenne.  Wie  man  das  ungarische  Getreide 
theuerer  kaufen  würde,  dürfte  ohne  Zweifel  auch  das  inländische 
eine  Steigerung  erleiden.  In  Ungarn  sei  das  Getreide  nidit 
missrathen  und  gewiss  noch  Vorrat;  aber  die  Zufuhr  blieb 
weg,  weil  den  Ungarn  die  niedere  Taxe  nicht  gefiel,  während 
sie  früher  frei  verkauft  hatten.  (Nebenbei  bemerkt,  in  Ungarn 
wurde  das  Getreide  deshalb  theuerer,  weil  für  die  Soldaten 
alles  aufgekauft  wurde.) 

Es  wäre  räthlich,  den  Brauhäusern  den  Vorrath  weg- 
zunehmen und  den  Bäckern  zu  geben.  Doch  sollte  es  nicht 
gleichmässig  ausgetheilt  werden,  weil  das  faule  Bäcker  unter- 
stützen hiesse,  welche  dann  auch  ein  andermal  sich  nicht  selbst 
um  Anschaffung  von  Vorrat  kümmern  würden. 

Am  22.  November  1692  traf  die  Regierung  weitere 
Verfügungen.  Das  müssige  und  dienstlose  Gesinde  wurde  von 
Graz  abgeschafft,  das  Bierbrauen  gänzUch  eingestellt,  das  Aus- 
schicken von  Brot  in  die  Wirthshäuser  auf  die  Hälfte  reducirt 
und  für  den  vom  Grafen  Leng  heim  (Messendorf)  gekauften 
Weizen,  der  nicht  mehlreich  genug  war,  der  Brotsatz  auf 
3  Va  fl.  gestellt. 

Das  Stift  St.  Lambrecht  und  der  Erzbischof  von 
Salzburg  hatten  im  October  Getreide  nach  Graz  gestellt, 
das  die  Bäcker  im  Sommer  um  2  fl.  hätten  haben  können,  aber 
zurückgewiesen  hatten.  Nun  un  October  bezahlte  man  es  gerne 
um  3  fi.  15  kr.  und  3  fl.  45  kr.  Allein  die  Kammergüter  hatten 


—     165     — 

gegen  diesen  Verkauf  aus  gewidmeten  Thälern  protestirt  und 
Verbot  darauf  gelegt.  Die  Regierung  gab  ihnen  daher  strengen 
Gegenbefehl  und  bemerkte,  ihr  Vorwand,  ganz  Obersteier  sei 
zur  Eisenwurzen  gewidmet,  sei  unerhört  (!),  da  nur  der  Theil 
am  Murstrom  diese  Widmung  habe,  entlegene  Thäler  aber 
nicht.  Der  Kaiser,  deshalb  gebeten,  eine  genaue  Specification 
der  Eisenwurzen  zu  geben,  that  dies  nicht,  sondern  Hess  es  bei 
der  angeordneten  freien  Passirung  des  Getreides  von  Obersteier 
verbleiben  unter  der  Erklärung,  es  geschähe  dies  ohne  Präjudiz 
für  die  Eisenwurzen. 

Im  Deceraber  wurde  nun  auch  der  Unfug  abgestellt, 
dass Leute  in  Fürstenfeld,  Fehring,  Pöllau,  Radkers- 
burg,  Hartberg  und  Hz  die  Verlegenheit  in  Graz  be- 
nützten, ungarisches  Getreide  nach  ungarischem  (grösserem) 
Masse  vorkauften  und  nach  Grazer  Mass  verkauften. 

Endlich  wurde  die  Bäckerinnung  auch  verpflichtet,  das 
Getreide  unter  gemeinsamer  Haftung  für  das  Ganze  (in  solidum) 
einzukaufen  und  die  Vertheilung  unter  die  Zunftgenossen  nach 
Billigkeit  vorzunehmen. 

Was  aber  auch  immer  angeordnet  und  vorgekehrt  wurde, 
es  half  alles  nichts,  theils  weil  drei  Jahre  hintereinander  die 
Ernte  mehr  oder  minder  missrieth,  theils  auch,  weil  die 
Getreidesache  bereits  so  verfahren  war,  dass  halbe  und  in 
aller  Eile  getroffene  Massregeln  die  Lage  nicht  besser,  son- 
dern oft  nur  schlimmer  machten.  Die  hohen  Getreide-  und 
Brotpreise  behaupteten  sich  noch  8  Jahre,  gingen  erst  im 
18.  Jahrhunderte  bis  auf  2  fl.  für  das  Viertel  Weizen  zu- 
rück, bis  endlich  1724  ein  Mittelpreis  von  1  fl.  45  kr.  für 
längere  Zeit  gangbar  wurde. 

Es  erübrigt  nun  noch  die  letzte  theuere  Zeitperiode  bis 
1700  in  ihren  wesentlichsten  Momenten  darzulegen. 


—     166     — 


Schwere  Zeiten. 

Zur  Uebersicht  mögen  die  Weizenpreise  an  die  Spitze 
gestellt  sein: 

1693  2  fl.  15  kr.— 4  fl.  15  kr.  1697  3  fl.  51  kr. 

1694  3—4  fl.  1698  4  fl.  15  kr. 

1695  2  fl.  30  kr.— 5  fl.  1699  4  fl.  30  ki\ 

1696  3  fl.  54  kr.— 4  fl.  30  kr.  1700  3  fl.  30  kr. 

Der  Brotsatz  blieb  in  allen  diesen  Jahren  nach  der  alten 
Norm  15  kr.  unter,  dem  Preise  des  Landgetreides,  stand  aber 
im  Durchschnitte,  um  den  Nachtheil,  welchen  die  Bäcker  stets 
gehabt  haben  wollten,  auszugleichen,  mehrere  Monate  im 
Jahre  höher. 

Wenn  sich  aber  die  Regierung  bemühte,  durch  eine 
Herabsetzung  desselben  dem  armen  Manne  zu  Hilfe  zu  kommen, 
oder  auch  auf  ein  Herabgehen  der  Weizenpreise  hinzuwirken, 
so  ergab  sich  richtig  immer  etwas,  wodurch  ihr  guter  Wille 
zu  nichte  gemacht  wurde.  So  ging  es  z.  B.  im  Jahre  1693, 
wo  der  Brotsatz  von  S  ü.  i)  /J  im  März,  3  fl.  4  ^  im  April, 
3  fl.  2  yi/  im  Mai ,  im  September  wieder  auf  3  fl.  4  /?  hinauf- 
getrieben wurde,  und  es  ergab  sich,  dass  die  Bäcker  auch  bei 
diesem  unzufrieden  waren. 

Wie  wir  gesehen  haben,  war  es  eine  Lieblingsmassregel 
der  niederösterr.  Regierung,  das  Getreide  zu  taxiren.  Die 
Regierung  in  Wien  sprach  sich  jedoch  im  Jänner  1693  dagegen 
aus,  insbesondere  hielt  sie  es  für  unpassend,  das  ungarische 
Getreide  der  Taxe  zu  unterwerfen,  da  es  auf  weiten  Wegen 
hergeführt  werde  und  es  überhaupt  nicht  thunlich  scheine,  den 
Ungarn  „als  Ausländern"  einen  Werth  für  ihre  Feilschaft  vor- 
zuschreiben. Trotz  der  nicht  unbegründeten  Einwendung  der 
Regierung  in  Graz,  wenn  den  Ungarn  keine  Taxe  gegeben 
würde,  würde  ihres  und  das  Landgetreide  gleich  theuer  bleiben, 
erfolgte  doch  der  unbedingte  Befehl  von  der  geheimen 
llofstelle,  die  Taxirung  zu  unterlassen. 


—     167     — 

So  blieb  denn  wirklich  das  Getreide  in  gleich  hohem 
Preise  und  es  sollen  sogar  gewinnsüchtige  Herrschaften  in 
Ungarn  solches  gekauft  und  in  Graz  als  inländisches  verkauft 
haben.  Die  Bäcker  aber  wollten  das  alte  Spiel  wie  1692  an- 
fangen, kauften  im  April  nicht,  um  zwei  Monate  zuzuwarten, 
bis  die  Ungarn  mit  dem  neuen  Getreide  kommen,  wo  dann 
das  inländische  Getreide  unverkauft  bleibt,  oder  wenn  die 
Ungarn  nicht  kommen,  so  in  die  Höhe  geht,  dass  dann  auch 
die  Ungarn,  durch  die  Theuerung  verlockt,  ihre  Preise  steigeni. 
Die  Bäcker  complotirten  auch,  nichts  mehr  in  solidum  zu 
kaufen  und  sollte  es  der  Zechmeister  der  Regierung  verrathen, 
so  drohten  sie  ihn  zu  steinigen. 

Als  dann  bekannt  wurde,  dass  in  Steiermark  und  in 
Ungarn  die  Ernte  missrathen  war,  wollten  die  Bäcker  freien 
Einkauf  haben.  Der  Weizen  stieg  auf  4  fl.  —  4  fl.  12  kr.  Mah 
kaufte  denselben  in  Wildon  und  Gleisdorf  den  Ungarn 
um  4  fl.  15  kr.  ab,  in  Graz  sollten  die  Bäcker  aber  nicht 
mehr  als  4  fl.  bei  Strafe  mit  der  Schupfen  bezahlen.  Wenn  es 
wahr  ist,  was  Graf  Batthiany  angab,  dass  ein  Grazer 
Bäcker  1692  bei  ihm  und  bei  Bauern  viel  Getreide  eingekauft, 
aber  nicht  nach  Graz,  sondern  nur  nach  Gleisdorf  habe  führen 
und  dort  aufschütten  lassen;  so  erklärt  es  sich,  warum  die 
Bäckercommission   auf  dem  niederen  Preis  in  Graz  beharrte. 

Die  Bäcker  rechneten  im  October  für  «ich  einen  Schaden 
von  3080  fl.  heraus  und  verlangten  eine  höhere  Brottaxe.  Der 
Magistrat  von  Graz  rieth  auch  auf  3  fl.  ein.  „Der  Bäcker 
Lamentation  sei  schon  ad  nauseam  bekannt  und  actenmässig 
100  Jahre  alt.  Es  zeigt  sich  auch,  indem  mehr  aiine  als 
reiche  Bäcker  sind,  dass  ihr  Geschäft  nicht  prosperire ;  darauf 
käme  es  auch  gar  nicht  an.  sondern  nur  auf  das  bonum 
publicum.  Aber  verlieren  sollten  sie  doch  auch  nicht.  Das 
punctum  historiae  sei,  dass  sie  Schaden  haben,  wenn  die  Wage 
(Brotgewicht)  um  15  kr.  niedriger,  als  das  Landgötreide,  ge- 
rechnet würde." 

Am  3.  November  1693  verfügte  die  Regierung:  ;,die 
HeiTSchaften  sollen  ihr  Getreide  un  verweilt  ausdreschen  lassen 


—     168     — 

und  die  Hälfte  ihres  Vonathes  um  den  Preis  von  4  fl.  aus- 
ifolgen,  sonst  würden  sie  zur  Strafe  gezogen  werden."  Da  aber 
ausser  zweien  keine  gehorchte,  so  wurden  die  Renitenten  am 
12.  Dezember  vom  Kammerprocurator  zur  Tagsatzung  citirt. 
Dagegen  protestirte  die  Landschaft  Daher  wurde  die  Tag- 
satzung widerrufen  ,  die  Regienmg  erklärte  aber ,  ^sie 
wisse  nun  kein  Mittel  mehr,  dem  Brotmangel  zu  steuern. 
Seine  Majestät  der  Kaiser  möge  selbst  ein  Remedium  vor- 
schlagen^. '^ 

1694  machte  sich  der  Brotmangel  insbesondere  in  den 
Kammergütern  fühlbar,  und  man  war  nicht  ohne  Besorgniss 
vor  einem  Aufstande  der  Bergknappen. 

* 

Zu  Vordernberg  fehlte  es  schon  im  Jänner  1694 
an  Proviant,  die  Radmeister  hatten  in  den  gewidmeten  Thälem 
vergebUch  um  Getreide  angehalten  und  machten  nun  der  Re- 
gierung von  der  üblen  Lage  Meldung.  „Die  Knappen  könnten 
mit  dem  wöchentlichen  Liedlohne  per  6  ß  bei  dieser  wachsen- 
den Theuerung  nicht  bestehen  und  ihre  schwere  Arbeit  mit 
hungrigem  Magen  nicht  verrichten.^  Am  2.  Februar  kamen  sie 
vor  den  Amtmann,  baten  um  Erhöhung  des  Lohnes,  rSie 
könnten  sonst  die  Arbeit  nicht  thun;  sie  wollten  keine  Rebellen 
machen,  aber  sie  würden  doch  nicht  früher  wieder  zur  Arbeit 
gehen  **.  Es  half  nichts,  dass  der  Amtmann  zur  Drohung  daran 
erinnerte,  dass  man  ihre  Vorfahren  bei  ähnlichem  Anlasse 
einmal  am  Prebühel  geviertelt  habe. 

Die  Radmeister,  um  ihr  Gutachten  gefragt,  erklärten,  sie 
hätten  seit  undenklichen  Zeiten  den  Knappen  bares  Geld  als 
Lohn  gegeben  und  nicht  Proviant.  Es  sei  ihnen  auch  nicht 
um  diesen,  sondern  um  höheren  Lohn  zu  thun.  Sie  hätten  alle 
eigene  Gründe,  oder  seien  bei  wohlhabenden  Bauern  wohnhaft, 
sie  könnten  sich  daher  leichter  um  Proviant  umsehen,  als  die 
Blahhausarbeiter ,  die  in  Vordernberg  wohnen  müssten.  Den 
Liedlohn  könnten  sie  aber  nicht  erhöhen,  weil  er  in  der 
kaiserlichen  Amtsordnung  so  vorgeschrieben  wäre  und  sie 
ohnehin   seit  Jahren  mit  Schaden  arbeiteten ,    weil  ihnen  der 


—     169     — 

Proviant  für  die  Blalihausleute  zu  hoch  käme.  Es  müsste  in 
anderer  Weise  geholfen  werden. 

Die  Vordernberger  Knappen  gingen  nach  einigen  Tagen 
auf  Zureden  wieder  zur  Arbeit,  da  der  Amtmann  von  seinem 
Getreide  vorschoss;  aber  in  Aussee  drohte  im  März  ein 
Strike  der  Pfannhausarbeiter,  da  nur  mehr  auf  einige  Wochen 
Getreide  vorhanden  war.  Auch  Fleisch  und  Unschlitt  wurden  im 
Preise  gesteigert. 

Es  wurde  daher  den  Getreidebesitzem  in  den  gewidmeten 
Thälem  nach  allen  Seiten  hin  der  Verkauf  unter  der  Drohung 
aufgetragen,  dass  man  sonst  die  Getreidekästen  mit  Gewalt 
eröffnen  würde.  Bis  Ende  Juni  war  wenigstens  für  den  Moment 
dieser  Noth  abgeholfen. 

In  Graz  aber  wiederholte  sich  noch  immer  die  alte 
Geschichte,  bald  kauften  die  Bäcker  nicht,  bald  verkauften  die 
Herrschaften  nicht,  und  wenn  etwas  gekauft  wurde,  so  wurde 
es  nicht  genau  angesagt 

Im  Jänner  1695  kamen  die  Ungarn,  der  Getreidepreis 
sank  um  2  /? ;  aber  die  Bäcker,  wiewohl  zum  Ankaufe  ermahnt, 
versorgten  sich  nicht  genügend.  Im  Mai  stieg  der  Landweizen 
von  2  fl.  45  kr.  wieder  auf  3  fl.,  im  Juni  auf  3  fl.  15  kr.  Die 
Bäcker  zögerten  noch  immer  mit  dem  Kaufe.  Ende  Juni  be- 
gehrte man  schon  wieder  3  fl.  30  kr.,  und  da  der  Brotmangel 
wuchs,  Hess  die  Regierung  den  Adel  auifordem,  um  diesen 
Preis  zu  liefern,  sonst  würde  der  Kammerprocurator  ein- 
schreiten. Schon  bezahlte  man  aber  am  Lande  selbst  4—5  fl., 
in  Marburg  sogar  4  fl.  1 5  kr. 

Viele  Besitzer  hatten  entweder  nichts  zu  verkaufen,  oder 
bereits  nach  Pettau  ftlr  das  kaiserliche  Provianthaus  gehefert; 
wer  aber  noch  hatte,  beklagte  sich  bitter  tlber  die  Bäcker, 
dass  diese  es  damals,  als  es  ihnen  angetragen  worden,  nicht 
kaufen  hatten  wollen. 

Da  auch  Ungarn  keinen  Ueberfluss  hatte,  Aussee  und 
Vordemberg  wieder  wegen  Mangels  von  allen  Seiten  zusammen- 
kauften und  ein  Getreide- Ausfuhr- Verbot  erging,  so  verbesserte 
sich  die  Lage  in  Gra^   um   nichts  und  blieb   der  Regierung 


—     170     — 

niclits  anderes  übrig,  als  im  November  den  Brotsatz  auf  3  fl. 
6  /?  zu  stellen.  Gleichzeitig  erging  ein  Befehl  auf  6  Meilen  in 
der  Runde  um  Graz,  dass  allen  erlaubt  sei,  gleich  den  Schöckel- 
bauem  an  den  2  Wochenmärkten  Brot  in  der  Hauptstadt  zu 
verkaufen. 

Als  der  Brotsatz  erhöht  wurde,  sagten  die  Bäcker,  jetzt 
sei  es  zu  spät,  jetzt  verkaufe  man  ungarisches  Getreide  in 
Wildon  und  Leibnitz  um  4  fl.  1 5  kr. ,  das  reissend  abgehe. 
Hätte  man  früher  in  Graz  eine  höhere  Taxe  gemacht,  so  wäre 
das  Getreide  gewiss  dorthin  gekommen.  So  treibe  man  die 
Ungarn  durch  die  niedere  Taxe  von  Graz  ab.  Sie  hätten  nun 
kaum  mehr  auf  ein  Monat  Vorrat  und  man  müsste  ihnen 
freien  Einkauf,  oder  eine  Anweisung  auf  ein  „gewisses"  Getreide 
bei  den  Herrschaften  geben. 

Es  ist  noch  zu  erwähnen,  dass  ungeachtet  der  schweren 
Zeiten  die  Landschaft  am  Landtage  im  Frühjahre  1695  wieder 
um  Aufhebung  der  freien  Einfuhr  aus  Ungarn  petitionirt  hatte. 
Die  Verhandlungen  enthielten  weder  Neues,  noch  Bemerkens- 
werthes,  ebensowenig  neu  war  der  Beschluss,  es  solle  eine 
Commission  gehalten  werden  und  die  ungarische  Einfuhr  unter- 
dessen in  statu  quo  verbleiben.  Die  Landstände  wurden  aber 
alsogleich  zur  Specification  der  Getreidequantität  verhalten, 
welche  ein  jeder  jährlich  liefern  könnte,  damit  man  mit  Ge- 
wissheit berechnen  könnte,  wie  viel  aus  Ungarn  zugelassen 
werden  kann.  Allein  mit  diesen  Specificationen  Messen  sich  die 
Getreideherren  Zeit. 

Im  Dezember  wurden  für  die  Theuening  neue  Vor- 
kommnisse geltend  gemacht,  nämlich,  dass  der  Buchweizen 
missrathen  sei  und  dass  wegen  des  kürzlich  publicirten  Geld- 
Calo  weder  die  Ungarn,  noch  die  HeiTSchaften  verkaufen 
wollten.  Die  Bäcker  berichteten  auch,  dass  man  um  die  Taxe 
nirgends  Weizen  bekonune,  sondern  dass  man  zu  Steinamanger 
und  in  Rechnitz  u.  a.  0.  4  fl.  30  kr.  verlange.  Das  Brot  sei  in 
Graz  so  „klug"  (selten)  worden,  dass  die  Leute  erbärmlich 
darum  bitten  und  für  einen  Batzenlaib  gerne  5  kr.  geben. 
Andere  fluchen  und  drohen,  so  dass  sie  sich  in  ihren  Wohnungen 


—     171     — 

nicht  mehr  sicher  halten.  Das  Brot  vom  Lande  sei  schwarz 
und  klein,  es  käme  auch  wenig  herein,  und  müssten  die,  Leute 
für  26  Loth  4  kr.  bezahlen.  So  blieb  denn  der  Regierung  nichts 
anderes  übrig,  als  den  Bäckern  den  freien  Einkauf  zu  gestatten, 
auf  den  sie  schon  so  lange  gedrungen  hatten. 

1696  änderte  sich  die  Lage  der  Dinge  fast  gar  nicht 
Im  August  wurde  wieder  einmal  der  Getreidevorkauf  übeiall 
verboten,  den  Bäckern  der  theuere  Einkauf  des  ungarischen 
und  das  Mäkeln  und  ^^Verschimpfiren"  des  inländischen  Ge- 
treides verwiesen.  Bei  einer  Visitation  aller  Bäcker  und  Mühlen 
in  und  um  Graz  kam  es  auf,  dass  ein  Grazer  Bäcker  in  einer 
Mühle  zu  Kaisdorf  Vorräte  über  den  Winter  versteckt  ge- 
halten hatte.  Die  Bäckerjungen  sagten  beim  Magistrate  aus, 
dass  das  Semmelgebäck  bei  einem  Viertel  Weizen  4— 5  fl.  und 
beim  Roggen  4  fl.  ertrage,  dass  also  von  einem  Verluste, 
wenigstens  einem  empfindlichen,  durchaus  keine  Rede  sein 
könnte.  Der  ungarische  Weizen  kostete  im  August  3  fl.  3  kr. 
bis  3  fl.  36  kr.,  Korn  2  fl.  30  kr. 

Im  Juli  wurde  in  Graz  wegen  der  genaueren  Controle 
befohlen,  dass  alles  ungarische  Getreide  am  Stadtplatze  ver- 
kauft werden  und  dass  jedermann  freien  Kauf  haben  sollte. 

Im  November  endlich  wurde  den  Ungarn  das  beliebte 
Einsetzen  des  Getreides  verboten,  wenn  sie  den  verlangten 
Preis  nicht  erhielten,  wo  sie  dann  bei  üblen  Wegen  und 
schlechtem  Wetter  noch  theuerer,  als  früher  verkauften. 

Weil  aber  die  Theuerung  in  den  umliegenden  und  in 
den  eigenen  Ländern  mehr  und  mehr  zu  ^verspüren"  war,  so 
ordnete  ein  kaiserliches  Patent  vom  29.  November  1696  an: 
1.  die  Ausfuhr  von  jeder  Art  Getreide  ist  verboten;  2.  in 
Städten  und  Märkten  ist  nur  ein  Brauhaus  und  eine  Bier- 
schenke, am  Lande  gar  keines,  insbesondere  kein  neu  auf- 
gebrachtes, zu  dulden;  3.  Branntwein  aus  Weizen  oder  Korn 
zu  brennen,  ist  ganz  verboten. 

Am  11.  Jänner  1696  wurde  in  Graz  eine  Hauptcom- 
mission wegen  der  landschaftlichen  Beschwerde  in  Betreff  der 
ungarischen  Einfuhr  zusammenjjesetzt,  welche  ihre  J3erathungen 


—     172     — 

sofort  begann,  aber  bald  in's  Stocken  gerieth,  1697  am  4.  März 
dieBerathung  wieder  aufiiahm,  ebenso  am  15.  September  1698; 
aber  erst  1715  zu  einem  Abschlüsse  kam. 

Aus  den  Verhandlungen  im  Jahre  1696  soll  nur  das- 
jenige hier  Erwähnung  finden,   was  von  einigem  Interesse  ist. 

Der  bürgerliche  Ausschuss  von  Graz,  der  erst 
auf  sein  wiederholtes  Andringen,  „ da  diese  Sache  zunächst  doch 
die  Bürger  am  meisten  angehe" ,  zur  Commission  zugelassen 
worden  war,  erklärte  in  einer  schriftlichen  Eingabe: 

Graz  braucht,  Bäcker,  Brauer,  geistliche  und  weltliche 
Hauswirthschaften  einbezogen,  jährlich  90—100.000  Viertel 
Getreide.  Die  Stadt  hätte  30.000  Einwohner  2'),  ungerechnet 
die  Fremden  an  den  zwei  Jahrmärkten  und  zu  anderen  Zeiten 
und  die  Nachbarschaft,  die  ihren  Unterhalt  von  der  Stadt 
bezieht.  Das  Land  liefert  nach  Graz  nie  mehr  als  13  —  14.000 
Viertel,  wenn  auch  die  Landschaft  1675  behauptete,  sie  könnte 
30.000  Viertel  aufbringen. 

Von  1668  bis  1696,  also  in  28  Jahren,  haben  die  Land- 
stände nicht  über  364.882  Viertel  geliefert,  kämen  auf  ein  Jahr 
13.031  Viertel;  die  Bäcker  aber  haben  1,111.549  Viertel  ver- 
braucht, also  um  746.667  mehr. 

Die  Folge  der  Sperre  der  ungarischen  Einfuhr  war  immer 
Steigerung  des  Preises,  so  1676  und  1677  von  1  fl.  30  kr.  auf 
3  fl.,  daher  man  den  Landeshauptmann  Grafen  v.  Herber- 
stein, dem  man  diese  Sperre  zu  verdanken  hatte,  öflfentlich 
den  ;, Brotschmälerer ^  nannte. 

Ebenso  unpraktisch  sei  es,  zuerst  das  Landgetreide  zum 
Kaufe  aufzunöthigen,  dann  erst  den  Abgang  durch  ungarisches 


»7)  Nach  verlässlichen  statistischen  Daten  (Matrikel  der  Haupt- 
stadtpfarre und  Acten  im  st  Landesarchive)  wurden  im  Jahre  1713  zu 
Graz  geboren  437,  starben  484  Personen,  heirateten  148  Paare.  Ver- 
backen wurde  Semmelmehl  9785,  Roggenmehl  23,106,  zusammen  32,891 
Viertel.  Geschlachtet  wurden  3520  Ochsen,  5780  Kälber,  2110  Lämmer, 
980  Kostraun  (Hammel),  zusammen  12,390  Stücke.  Aus  diesen  Zahlen 
ergibt  sich,  dass  Graz  durchaus  nicht  30,000  Einwohner  hatte,  und  auch 
1696  nicht  gehabt  haben  kann.  Im  Jahre  1762  wurde  die  Seelenzahl  von 
Graz  pfarrämtlich  mit  22.000  angegeben. 


—     173     — 

ersetzen  zu  wollen.  Wenn  es  ginge,  hätte  es  Landeshauptmann 
Herberstein  sicher  eingeführt. 

Was  aber  das  Landgetreide  betriift,  so  ist  es  in  seiner 
Qualität  nach  dem  Boden  sehr  ungleich,  wie  auch  nicht  aller 
Wein  Luttenberger  ist,  sondern  es  auch  Steinberger 
(ein  Weinberg  bei  Graz)  gibt.  Aber  die  Getreideherren  wollen 
alle  den  gleich  hohen  Preis  erhalten. 

Die  Setzung  einer  Taxe  für  Getreide  sei  ganz  nutzlos, 
die  HeiTen  haben  sich  nie  daran  gehalten,  selbst  wenn  sie, 
wie  kürzlich,  5  fl.  hoch  war. 

Graz  würde  rein  von  der  Gnade  der  Landschaft  ab- 
hängen. — 

1 097  bis  1 099  blieben  die  Verhältnisse  ungeändert,  theils 
weil  die  Ernte  „insbesondere  in  den  beiden  letzten  Jahren"  in 
Obersteier  missrieth,  wohl  auch,  weil  die  Anhäufung  der 
Soldateska  un  Lande  nach  dem  Frieden  von  Carlowitz  den 
Verbrauch  an  Lebensmitteln  steigerte.  1098  war  auch  die 
ungarische  Einfuhr,  wahrscheinlich  wegen  des  eigenen  grösseren 
Bedarfes  in  Ungarn  gesperrt  und  erst  1099  wieder  freigegeben 
worden. 

Schluss. 

So  trat  denn  die  Steiermark  in  das  18.  Jahrhundert, 
gedrückt  von  einem  hohen  Getreidepreise  und  mit  ungelöster 
Brotfrage;  doch  gab  es  im  ganzen  in  den  ersten  zwei  Decennien, 
als  der  Weizenpreis  mit  Ausnahme  der  Jahre  1709,  1713  und 
1714  zumeist  auf  2  fl.  30  kr.  stand,  keine  besonderen  Klagen. 
Die  Landschafts  -  Beschwerde  gegen  die  ungarische  Einfuhr 
wurde  erst  1712  wieder  aufgewärmt  aber  erst  1718  beachtet 
unter  der  Bedingung,  dass  dieselbe  eine  extraordinäre  Con- 
tribution  von  30—40.000  fl.  bewilligen  würde.  Aber  es  zeigte 
sich  bald  wieder,  dass  man  im  Lande  ohne  ungarisches  Getreide 
nicht  auskommen  könne. 

1715  wurde  eine  neue  Brotgewichts-Ordnung  ohne  Abzug 
der  15  Kreuzer  vom  Weizenpreise  gegeben  und  die  Scala 
derselben  von  Groschen  zu  Groschen  gemacht,  hiebei  auch  die 


—     174     — 

Berechnung  des  Gewichtes  geändert  ^^,  welche  die  Bäcker  so 
oft  verleitet  hatte ,  auf  den  Satz  von  3  fl.  4  >/  hinzuarbeiten, 
weil  sie  hiebei  einen  grösseren  Gewinn  erzielten,  als  wenn  der- 
selbe niederer  stand.  Dadurch  hatten  die  Bäcker  erreicht,  was 
sie  so  lange  vergebens  angestrebt  hatten. 

1724  endlich  wurde  die  so  oft  angeregte  Frage  wegen 
Erbauung  eines  Getreidemagazins  in  Graz  nochmals  abgelehnt- 

Dass  aber  die  bösen  Krisen  für  die  Grazer  Bäcker  noch 
lange  nicht  vorüber  waren,  geht  daraus  hervor,  dass  dieselben 
1730  in  einer  Beschwerdeschrift  erklärten,  „sie  seien  die  ge- 
schuudensten  Leute  auf  Gottes  Erdboden  und  nichts  als 
erbärmliche  Schlachtopfer  der  Landschaft". 


2s)  Die  Brotgewichtsordnung  begann  nun  mit  dem  Ansatz  •  pr.  1  fl. 
und  das  Gewicht  der  Kreuze rsemmel  war  auf  26  Loth  berechnet,  welches 
in  der  vorhergegangenen  Zeit  immer  29  Loth  gewesen  war.  Mit  diesem 
Verhältnisse  ist  das  Normale  ft^r  alle  übrigen  Aendenmgen  in  der  Taxe 
gekennzeichnet. 


Berichtigungen. 

Seite  23,  Zeile  4  v.  u.  ist  nach  A.  4299a)  einzuschieben :  in  „Anwendung 

kamen". 
S.  47,  Z.  9  V.  u.:  mortuo  statt  mortus. 
S.  49,   Z.   8-9   ist   der   Satz:    „und   Amtmann   in  dem  dazugehörigen 

Schratlamergerichte"  nebst  der  Note  169  wegzulassen. 
S.  52,  Z.  7  V.  u. :  Ir  statt  In. 


GEDENKBÜCH 


DES 


»ISIORIIiCII[N  VFR[liES  FlR  STEHRK. 


(Zufolge  Beschlusses   des  historischen   Vereines   f[\r  Steienuark   in   der 
XV.   aligemeinen   Jahres -Versammhing  am   5.  December  1864    fl^r  ver- 
storbene verdiente  Vereins -Mitglieder  angelegt.) 


D 


If atMas  Maclier. 

Von 

Dr.  Franz  Ilwof. 


l)er  historische  Verein  für  Steiermark  fasste  in  der 
XV.  allgemeinen  Jahresversammlung  am  5.  December  1864 
den  Beschluss,  ein  Gedenkbuch  für  verstorbene  Vereinsmit- 
glieder anzulegen,  in  welchem  die  Biographien  solcher  Männer 
veröffentlicht  werden  sollten,  die  sich  um  die  Durchforschung 
und  Bearbeitung  der  Geschichte  unseres  Landes  und  um  die 
Förderung  der  Vereinszwecke  insbesondere  verdient  gemacht. 
Zu  diesen  Männern  gehört  auch  Mathias  Macher ;  er  hat,  wie 
die  nachfolgende  Darstellung  zeigen  wird ,  die  Steiermark  im 
Ganzen  und  in  vielen  ihrer  Theile  nach  verschiedenen 
Richtungen  hin  durchforscht  und  literarische  Arbeiten  hierüber 
geliefert,  und  er  gehörte  dem  historischen  Vereine  seit  seiner 
Gründung  als  Mitglied  an,  wirkte  stets  auf  das  eifrigste  für 
die  Förderung  desselben,  war  ein  thätiger  Bezirkscorrespondent, 
wohnte  den  Vereins  Versammlungen,  so  oft  es  ihm  möglich  war, 
bei  und  bedachte  ihn  oft  durch  Schenkung  von  Büchern,  Ur- 
kunden, Münzen  und  Antiquitäten.  So  verdient  Macher  in 
vollem  Masse  den  Dank  des  Vereines,  der  ihm  durch  die 
Aufnahme  seiner  Biographie  in  dieses  Gedenkbuch  gezollt  wird 
und  die  Erinnerung  an  ihn  wird  in  seinen  jüngeren  Zeit- 
genossen und  in  den  nächstfolgenden  Geschlechtem  gewiss 
nicht  erlöschen. 

Macher  wurde  am   8.  Jänner  1793   zu  Oisnitz,   einem 
Dorfe  südlich  von  Graz  im  Lasnitzthale  in  der  Pfarre  Preding 

D* 


—     48     — 

gelegen,  geboren.  *)  In  der  Pfarrschule  des  Dorfes  Dobl  erhielt 
er  seinen  ersten  Unterricht;  zwölf  Jahre  alt  kam  er  (1805) 
nach  Graz,  trat  hier  in  das  akademische  Gymnasium  ein, 
dessen  sechs  Classen  er  vom  October  1806  bis  Juli  1812 
besuchte.  —  Schon  während  dieser  Schulzeit  trat  einmal  der 
Ernst  des  Lebens  an  ihn  heran.  Nach  den  Niederlagen, 
welche  unser  Vaterland  1805  im  Kampfe  gegen  Napoleon  I. 
erlitten  und  nach  dem  für  dasselbe  so  ungünstigen  Pressburger 
Frieden  begann  eine  Reform  nach  Aussen  hin  und  im  Innern, 
welche  nicht  nur  zu  den  schönsten  Hoffnungen  berechtigte, 
welche  auch  eine  OpferwilHgkeit  und  Begeisterung  unter 
Oesterreichs  Völkern  hervorrief,  wie  sie  vordem  nie  an  den 
Tag  getreten.  Auch  das  Heer  wurde  unter  des  genialen 
Kriegshelden  Erzherzog  Karl  Leitung  einer  vollständigen 
Reorganisation  unterzogen,  um  in  einem  neuen  Kampfe  dem 
französischen  Usurpator  erfolgreicher  als  bisher  entgegentreten 
zu  können.  Ein  wesentliches  Glied  dieser  neu  organisirten 
Armee  sollte  die  Landwehr  sein,  welche  1 808  errichtet  wurde ; 
und  als  am  24.  Juni  dieses  Jahres  die  Studenten  aufgefordert 
wurden,  in  dieselbe  einzutreten  und  in  ihr  eigene  Compagnien 
zu  bilden,  folgten  in  Steiermark  mehr  als  300  Jünglinge  diesem 
Rufe;  auch  Macher,  obwohl  erst  ein  fünfzehnjähriger  Gymnasial- 
schüler, liess  sich  in  das  erste  Grazer  Landwehrbataillon  ein- 
reihen; da  aber  die  Regierung  unmittelbar  vor  dem  Kriegs- 
beginne  im  Frühlinge  1809  sämmtliche  Studentencompagnien 
auflöste,  so  war  es  Macher  nicht  beschieden,  an  den  Ehren 
und  Leiden  im  Kampfe  für  das  Vaterland  unmittelbar  theil- 
zunehmen.  **) 

In   den  Jahren    1812   bis    1815    absolvirte  Macher   die 


♦)  Grazer  „Tagespost«  187ß,  Abendblatt  ad  Nr.  153,  vom  7.  Juli. 

**)  Ueber  diese  Periode  seines  Lebens  hat  Macher  sehr  interessante 
Memoiren  veröffentlicht  (s.  rUckwäits  das  Verzeichniss  seiner  Schriften), 
welche  über  die  früheren  Schulverhältnisse  in  Steiermark,  über  die 
Normalhauptschule,  das  akademische  Gymnasium  und  die  phUosophischen 
Studien  in  Graz  und  über  das  Kriegsjahr  1809  bandeln. 


—     49     — 

philosophischen  Studien*)  in  Graz  und  jetzt  trat  die  schwere 
Frage  der  Berufswahl  zur  Entscheidung  an  ihn  heran.  Nach 
dem  Wunsche  seiner  Eltern  sollte  Macher  Priester  werden; 
er  selbst  aber  erkannte  rechtzeitig,  dass  er  dafür  den  Beruf 
nidit  besitze;  sein  innerer  Drang  trieb  ihn  zu  den  medi- 
cinischen  Studien.  Priester  und  Arzt  stehen  sich  in  ihrer  Wirk- 
samkeit nicht  so  ferne,  der  Priester  ist  oft  berufen,  Leiden 
der  Seele  zu  heilen,  dem  Arzte  bietet  sich  häufig  die  Gelegen- 
heit dar,  neben  den  Schmerzen  des  Körpers  auch  jene  der 
Seele  zu  lindem ;  und  so  war  es  jedenfalls  besser,  dass  Macher 
ein  tüchtiger  Arzt  als  ein  Priester,  der  seinen  Beruf  verfehlte, 
wurde.  —  Im  Herbste  1815,  als  wieder  Ruhe  und  Frieden 
in  ganz  Europa  einkehrten,  begab  sich  Macher  nach  Wien,  um 
dort  den  medicinischen  Studien  zu  obliegen.  Es  war  eine  harte 
Zeit,  durch  die  er  sich  durchzuringen  hatte ;  seine  Angehörigen 
konnten  ihn  nicht  ausreichend  unterstützen,  das  Leben  war 
in  den  Missjahren  1816  imd  1817  namentlich  in  Wien  sehr 
kostspielig  und  nicht  selten  musste  er  mit  Nahrungssorgen 
kämpfen;  aber  er  war  von  zäher  Natur  und  Hess  nicht  ab, 
dem  selbstgesteckten  Ziele  mit  der  ganzen  Kraft  seines  festen 
Sinnes,  unterstützt  durch  angeborene  Heiterkeit  und  ein  glück- 
liches Temperament,  nachzustreben.  Wenn  er  auch  manchmal 
Hunger  litt  und  im  Winter  in  ungeheizter  Stube  schlief,  so 
erwarb  er  sich  doch  durch  die  Ertheilung  von  Privatunterricht 
im  ganzen  so  viel,  dass  er  seine  Studien  vollenden  konnte. 
Am  21.  Juli  1821  wurde  er,  nachdem  er  die  fünf  Jahre  des 
niedidnischen  Studiums  absolvirt  und  die  strengen  Prüfungen, 
Rigorosen,  abgelegt  hatte,  zum  Doctor  der  Medicin  promovirt. 
Maciher  liebte  seine  Heimat,  die  grüne  Steiermark,  über 
Alles  und  kehrte,  so  wie  er  in  Wien  das  Ziel  seiner  Studien 
erreicht,  sogleich  in  dieselbe  zurück.  Er  versuchte  zuerst  sein 

*)  Wie  emsig  er  diese  betrieb,  beweist  ein  starker  Octavband  von 
seiner  Handschtift,  befindlich  im  steiermärkischen  Landesarchiv,  welcher 
von  Graz  1815  datirt,  einen  „Auszug  aus  der  Naturgeschichte,  Zoologie 
nach  Hhimenbach ,  Botanik  nach  Vest's  und  Mineralogie  nach  Mobs'  Vor- 
lesungen enthält. 


-       50      — 

Glück  in  Marburg,  wo  er  sich  als  praktitsclier  Arzt  niederliess. 
Hier  schon  wurde  er  im  Staatsdienste  verwendet,  indem  er 
mehrere  Male  die  Stelle  des  erkrankten  Kreisphysikus  versah ; 
von  Marburg  wurde  er  nach  Graz  berufen,  wo  ihm,  Mai  1823, 
die  Stelle  eines  unbesoldeten  Annenphysikers-Siibstituten  an- 
vertraut wurde.  Diese  Verwendungen  im  Staatsdienste  tinigen 
jedenfalls  dazu  bei.  dass  ihm  bereits  im  August  1823  die 
Districtsphysikerstelle  in  Rann  verliehen  ^vurde;  er  bezog 
dafür  einen  Jahresgehalt  von  250  fl.  C.  M.  aus  dem  ständischen 
Domesticalfonde  und  eine  Jahreszulage  von  150  fl.  aus  dem 
k.  k.  Cameralfonde.  Gerade  damals  war  Untersteiermark  von 
mehreren  grösseren  Epidemien  schwer  heimgesucht,  wobei 
Macher  eine  namhafte  ärztliche  Thätigkeit  zu  entfalten  Ge- 
legenheit fand.  Damit  war  der  Kreis  seines  Wirkens  nicht 
ausgefüllt;  im  Jahre  1825  wurde  er  zur  Supplirung  des  er- 
krankten k.  k.  Kreisphysikers  nach  Cilli  berufen  und  musste 
dort  dessen  Geschäfte  besorgen  und  nebstbei  versah  er  die 
Stelle  eines  Badearztes  in  der  Curanstalt  Töplitz  nächst  Tüffer. 

Fünf  Jahre  blieb  Macher  in  Rann;  1828  wurde  er  über 
sein  Ansuchen  ebenfalls  als  Districtsphysiker  nach  Maria-Zeil 
und  schon  1829  nach  Hartberg  übersetzt.  Am  9.  August  1829 
vermählte  er  sich  mit  Maria  Dimböck,  der  Tochter  eines 
geachteten  Bürgers  und  Realitätenbesitzers  in  Graz,  mit  welcher 
er  47  Jahre  lang  bis  zu  seinem  Tode  in  glücklicher  Ehe  lebte. 

Im  September  desselben  Jahres  trat  zum  ersten  Male 
in  Europa  die  Cholera  auf,  vonBengalen  über  Syrien  kommend 
verbreitete  sich  diese  furchtbare  Krankheit  im  südlichen  Russ- 
land und  drang  über  Moskau,  Warschau  bis  an  und  über  die 
preussische  Grenze  vor;  von  da  nahm  sie  ihren  Weg  durch 
Galizien  und  brach  im  JuH  1831  in  Pest,  im  August  in  Wien 
aus;  bald  war  auch  die  Ostgrenze  der  Steiermark  bedroht 
und  Fürstenfeld,  Neudau,  Wörth  an  der  Lafhitz  wurden  durch 
einzelne  Fälle  derselben  heimgesucht ;  diese  Gegenden  gehörten 
dem  Amtsbereiche  Macher's  an  und  er  befasste  sich  sogleich 
mit  dem  Studium  dieser  neuen  Erscheinung;  er  bereiste  die 
Grenzbezirke  gegen  Ungarn,  studirte  die  Krankheit  im  Cholera- 


--     51     — 

spitaie  in  Wien  und  besprach  sie  auch  in  einer  populären 
Abhandlung.  Sonst  war  Macher's  zwanzigjährige  Amtsthätigkeit 
in  Hartberg  wenig  von  äusseren  Ereignissen  unterbrochen; 
1841  erkrankte  er  schwer  ara  Typhus  und  wäre,  wenn  ihm 
nicht  seine  kräftige  Natur  geholfen  hätte,  ein  Opfer  seines 
Berufes  durch  diese  damals  in  Hartbei^  arg  wüthende  Epi- 
demie geworden.  Auch  dasStm^mjahr  1848  verbrachte  er  dort; 
aber  gerade  in  Folge  desselben  wurde  ihm  kurz  nachher  ein 
anderer  Wirkungskreis  zugewiesen,  denn  die  Reorganisation 
des  gesammten  Staatswesens  in  Oesterreich  in  den  Jahren 
von  1849  an  führte  auch  eine  Umstaltung  des  medicinischen 
Staatsdienstes  mit  sich  und  in  Folge  derselben  erhielt  Macher 
1850  über  sein  Ansuchen  die  neucreirte  k.  k.  Bezirksarztens- 
stelle  in  Stainz  (mit  dem  Gehalte  von  400  fl.),  welche  die 
früheren  Districtsphysikate  Voitsberg  und  Deutsch  -  Landsberg 
umfasste.  In  dieser  Stelle  blieb  er  fünfzehn  Jahre  lang  und 
war  bald  der  älteste  aller  Sanitätsbeamten  in  Steiermark;  als 
solchem  und  in  Anerkennung  der  hervonagenden  Verdienste, 
welche  er  sich  als  Arzt  und  Staatsbeamter  erworben,  erhielt 
er  eine  jährliche  Personalzulage  von  200  fl.  In  einem  Alter 
von  72  Jahren  und  nach  dreiund vierzigjähriger  Dienstleistung 
schritt  er  um  die  Versetzung  in  den  Ruhestand  ein,  welche 
ihm  1865  mit  der  normalmässigen  Pension  von  420  fl.  und 
wegen  seiner  vieljährigen  und  erspriessHchen  Verwendung  im 
Staatsamte  mit  Belassung  der  Personalzulage  von  200  fl. 
gewährt  wurde.  Macher  übersiedelte  von  Stainz  nach  Graz, 
und  auch  jetzt  noch  war  er  hier  in  Vereinen  und  bei  wolthätigen 
Anstalten  rastlos  thätig.  Er  war  wirkliches  Mitglied  des  Vereins 
der  Aerzte  in  Steiermark,  der  k.  k.  steiermärkischen  Acker- 
baugesellschaft, permanentes  Mitglied  des  Kinderspitalvereines 
in  Graz,  correspondirendes  MitgUed  der  k.  k.  Gesellschaft  der 
Aerzte  in  Wien  und  des  Vereins  badischer  Aerzte  zur 
Förderung  der  Staatsarzneikunde  und  ordentliches  Mitglied 
zahlreicher  anderer  gelehrter  und  gemeinnütziger  Institute, 
Vereine  und  Gesellschaften.  Insbesondere  war  er  in  den  Jahren 


—     52     — 

seines  Ruhestaudes  im  Vereine  der  Aerzte  und  für  den  Kinder- 
spitalverein  sehr  eifrig  wirkend. 

jjDr.  Macher  war  im  persönlichen  Umgange  offen  und 
treuherzig,  von  biederem,  rechüichem  Charakter;  er  war  ein 
treuer  Freund  und  heiterer  Gesellschafter,  besonders  in  seinen 
jüngeren  Jahren.  Ein  Freund  des  freien  Wortes,  besuchte  er 
regelmässig  die  ^'ersammlungen  der  verschiedenen  Vereine 
und  Gesellschaften,  denen  er  angehörte,  um  dort  persönlich 
seine  Ansichten  und  Anträge  geltend  zu  machen  und  führte 
oft  eine  lebhafte  Debatte  herbei.  Ein  Mann  von  vielseitigem 
Wissen,  hatte  er  sich  als  Autodidakt  vielerlei  Kenntnisse  er- 
worben. Er  besass  Specialkenntnisse  besonders  in  der  Ge- 
schichte, Geographie,  Topographie  (besonders  in  jener  von 
Steiermark),  in  der  Alterthumskunde,  in  der  Landwirthschafts- 
kunde  und  Technologie.  Dabei  war  er  eifriger  Politiker  und 
liebte  es  vorzüglich  in  seinen  jüngeren  Jahren,  sich  in  politischen 
Discussionen  zu  eigehen,  wie  auch  aus  seiner  Feder  einzelne 
Brochuren  poUtischen  Inhalts  erschienen  sind."^ 

Nach  seiner  Jubilirung  lebte  Macher  im  Kreise  seiner 
Familie  glücklich  und  zufrieden  in  Graz  und  feierte  1871 
körperlich  und  geistig  noch  vollkommen  rüstig  sein  fünfzig- 
jähriges Doctorjubiläum ,  bei  welcher  Gelegenheit  er,  ^.der 
durch  43  Jahre  dem  Staate  mit  rastlosem  Eifer  gedient,  und 
sich  durch  ein  halbes  Jahrhundert  der  Förderung  der  Wissen- 
schaft mit  so  seltener  Ausdauer  gewidmet  hatte'',  von  Sr.  Majestät 
dem  Kaiser  durch  das  Ritterkreuz  des  Franz- Josef -Ordens 
ausgezeichnet  wurde. 

Kurz  nach  seinem  vollendeten  83.  Lebensjahre,  am 
25.  Jänner  1876,  traf  den  wackeren  Greis  ein  Schlaganfall, 
von  dem  er  sich  trotz  der  besten  ärztlichen  Hilfe  und  der 
sorgsamsten  Pflege  von  Seite  seiner  Gattin  und  seiner  Töchter 
nicht  mehr  erholen  konnte;  nach  fünf  Monaten  schweren 
Leidens  erlag  er  am  27.  Juni  1876  dem  Tode,  tief  betrauert 
von  seiner  Familie  und  von  allen  Denen,  welche  den  biederen 
Mann  kennen  und  achten  gelernt. 


—     53     ►- 

Macher's  litei-arische  Thätigkeit  vinr  selir  uiniasseiid  und 
reichhaltig;  ausser  den  m  dem  unten  folgenden  Verzeichnisse 
seiner  Schriften  aufgezählten  Werken,  Brochuren  und  Abhand- 
lungen hat  er  auch  noch  zahlreiche  grössere  und  kleinere 
Arbeiten  in  medicinischen  Fachblättern,  wie  in  den  „Wiener 
medicinischen  Jahrbüchern",  in  Wittelshöfer's  »Wiener  inedi- 
cinischer  Wochenschrift*,  in  der  ebenfalls  in  Wien  erscheinenden 
„Zeitschrift  fUr  gerichtliche  Medicin,  öffentliche  Gesundheits- 
pflege und  Medicinalgesetzgebung''  und  ungezählte  grössere  und 
kleinere  Aufsätze  in  verschiedenen  anderen  Zeitschriften,  nament- 
lich in  der  „Grazer  Zeitung^,  in  der  Beilage  z\i  dieser,  dem 
„Aufmerksamen'',  und  in  der  Grazer  „Tagespost"  veröffentücht 

Seine  gesammten  literarischen  Producte  lassen  sich  in 
drei  Gruppen  theilen;  in  die  rein  medicinischen  Schriften,  in 
die  Gruppe  politischer  Brochuren  und  in  die  Arbeiten,  welche 
die  Steiermark  in  topographischer,  in  medicinisch-topographischer 
und  in  geschichtlicher  Beziehung  betreffen.  —  Von  den  rein 
medicinischen  Schriften  soll  an  dieser  Stelle  nicht  ausführlich 
gehandelt,  nur  das  mag  hervorgehoben  werden,  dass  sie  im 
besten  Sinne  des  Wortes  die  Wissenschaft  zu  popularisiren 
und  die  reichen  Erfahrungen  des  Verfassers  weiten  Kreisen 
zugängUch  zu  machen  bestimmt  waren.  Wie  zahllose  Schrift- 
steller vor  und  nach  ihm  hatte  auch  Macher  mit  den  Chikanen 
der  Yormärzhchen  Censur  zu  kämpfen;  seine  Brochure  „lieber 
die  orientalische  Brechruhr"  (Wien  1831)  wurde  in  Graz  cen- 
surirt  und  gedruckt,  in  Wien  aber,  wie  Macher  selbst  erzählte, 
von  der  Censur  verboten,  weil  man  dort  an  der  Ansicht  fest- 
halten wollte,  dass  die  Cholera  nicht  contagiös  sei,  während 
der  Verfasser  die  gegentheilige  Ansicht  aussprach,  daher  die 
ganze  Auflage  verstampft  wurde.*)  —  Die  „Pastoral- Heil- 
kunde*, dem  Patriarch-Erzbischof  Johann  Ladislas  Pyrker  von 
Felsö-Eör  gewidmet,  wurde  schon  1836,  nachdem  sie  die 
Censur  unbeanstandet  passirt  hatte,  gedruckt;  musste  aber 
über  Anordnung    des    damaligen  Fürstbischofs    von  Seckau, 

*)  Ein  Exemplar  dieser  Schrift  hat  sich  aber  doch  erhalten  und 
befindet  sich  in  der  hiesigen  Joanneumsbibliothek. 


—     54      — 

Roman  Sebastian  Zängerle  auch  einer  geistlichen  Censur  unter- 
worfen werden,  welche  starke  Striche  darin  vornahm,  so  dass 
dieses  Werk  erst  1838  erscheinen  konnte.  —  Die  zweite 
Gruppe  von  Macher's  Schriften  ist  die  der  politischen  Bro- 
churen;  die  gewaltigen  Bewegungen  des  Jahres  1848  Hessen 
seinen  regen  Geist  nicht  ruhen ;  sie  veranlassten  ihn  zur  Ver- 
öflFentlichung  mehrerer  die  Tagesfragen  behandelnder  Flug- 
schriften, welche  beweisen,  dass  er  an  allen  grossen  Begeben- 
heiten, deren  Zeitgenosse  er  war,  den  innigsten  Antheil  nahm, 
aber  auch  zeugen,  dass  er  bei  aller  Freiheitsliebe  und  bei 
allem  fortschrittlichen  Sinne,  denen  er  huldigte,  eine  Mässigung 
und  eine  Besonnenheit  besass,  wie  sie  damals  nicht  allen  in 
der  Oeflfentlichkeit  wirkenden  Männern  eigen  waren.  —  Für 
den  „historischen  Verein  für  Steiermark*^  liegt  das  Haupt- 
gewicht von  Macher's  literarischer  Thätigkeit  in  den  zahlreichen 
Schriften,  in  welchen  er  von  unserem  Lande  handelt  und  das- 
selbe sowie  dessen  angrenzende  Gebiete  entweder  im  Ganzen 
oder  in  seinen  einzelnen  Theilen  in  topographischer  und 
historischer  Hinsicht  bespricht.  Diese  Arbeiten  ziehen  sich 
durch  sein  ganzes  Leben  hin,  sie  beginnen  schon  1823  und 
enden  1873,  begleiteten  ihn  also  durch  fünfzig  Jahre ;  jede  in 
ärztlicher  Beziehung  wichtige  Firscheinung,  jeder  Ort,  an  dem 
er  sich  durch  längere  Zeit  aufhielt,  ward  ihm  Gegenstand  der 
Forschung  und  Uterarischen  Darstellung;  so  liegen  von  ihm 
medicinisch  -  topographische  Schilderungen  von  Sauerbrunn  bei 
Rohitsch,  von  Römerbad  bei  Tüflfer,  von  Neuhaus,  Topolschiz, 
Franz  -  Josefsbad ,  Einöd-,  Grubegg-  und  Tobelbad,  von  der 
Kaltwasserheilanstalt  St.  Radegund  am  Schöckel  und  von 
Gleichenberg,  sämmtliche  in  Steiermark  gelegen,  vor;  auch 
über  die  unserem  Lande  benachbarten  Gebiete  erstreckte  sich 
Macher's  Thätigkeit,  er  schrieb  Monographien  über  die  Heil- 
quellen Tatzmannsdorf  und  Sulz  in  Ungarn,  Warasdin  Erapina 
und  Stubiza  in  Kroatien,  Tschatesch  und  Neustadtl  in  Krain; 
auch  zusammenfassende  Arbeiten  dieser  Art  verdanken  wir 
seinem  Fleisse,  so  die  „Uebersicht  der  Heilwässer  und  Natur- 
nierkwürdigkeiten   des  Herzogthums  Steiermark"    (1858)   und 


--     55     — 

die  1860  erschienene  Preisschrift  ^Medicinisch- statistische 
Topographie  des  Herzogthums  Steiermark^,  ein  Werk,  welches 
nicht  nur  in  ärztlicher,  sondern  auch  in  geographischer, 
statistischer,  historischer  und  topographischer  Beziehung  noch 
immer  als  das  reichhaltigste  und  beste  deraiüge  Buch  über 
Steiermark  bezeichnet  werden  muss,  ein  Beweis,  dass  er  nicht 
blos  doit,  wo  es  sich  um  ärztliche  Specialkenntnisse  handelte, 
Treflfliches  zu  leisten  berufen  war,  sondern  auch  als  Geo-  und 
Topograph  hochverdienstlich  wirkte ;  diess  zeigen  seine 
Schriften  über  Maria -Zell,  sein  Wegweiser  zu  Ausflügen  auf 
der  Graz-Köflacher  Bahn  und  die  Beschreibung  seiner  „Reise 
auf  den  Wechsel".  —  Ja  selbst  das  Gebiet  der  Geschichte 
und  der  Archäologie  blieb  ihm  nicht  verschlossen,  die  Stadt 
Hartberg,  in  der  er  einen  grossen  Theil  seines  Lebens  zu- 
brachte, bot  ihm  Stoff  zu  derartigen  Arbeiten;  er  untersuchte 
die  Bömergräber  jener  Gegend  und  beschrieb  sie  und  die  in 
ihnen  gemachten  Funde;  er  durchforschte  die  Urkunden  des 
dortigen  Archives  und  schrieb  Abhandlungen  über  die  Geschichte 
der  Stadt  Hartberg.  —  Schon  von  seiner  amtlichen  Stellung 
in  den  Ruhestand  getreten,  verfasste  er  noch  die  Biographie 
eines  um  die  Steiermark  hochverdienten  Arztes,  des  Protome- 
dikus  Dr.  Ghrysanth  von  Vest  und  die  Darstellung  der  Gründung 
und  des  Gedeihens  einer  der  schönsten  Privatwohlthätigkeits- 
anstalten  von  Graz,  des  Anna-Einderspitales,  zu  dessen  werk- 
thätigsten  Gründern  und  Beförderern  er  selbst  gehörte.  — 

Mit  diesen  in  Druck  erschienenen  Schriften  Macher's  ist 
aber  seine  literarische  Thätigkeit  nicht  erschöpft;  das  steier- 
märkische  Landesarchiv  bewahrt  mehrere  Manuscripte*)  seiner 
Feder,  welche  nicht  minder  wie  seine  Druckwerke  von  seinem 
Fleisse  und  seiner  schriftstellerischen  Gewandtheit  Zeugniss 
ablegen.  Es  sind  diess:  ^ Anleitung  zum  natur-  und  sanitäts- 
gemässen  Verfahren  bei  der  Untersuchung,  Aburtheilung  und 
Bestrafung  der  Kriminal  -  Inquisiten  und  Sträflinge  nach  dem 
k.  k.  österreichischen  Kriminalrecht '^  (Rann  1828),   ein  Werk 

*)  Die  Kenntniss  derselben  danke  ich  der  gütigen  Mittheilung  des 
Herrn  Landesarcbivars  Prof.  J.  von  Zahn. 


—     56     — 

welches  für  den  Druck  bestimmt,  auch  schon  mit  dem  „Im- 
primatur" der  Censur  versehen  war,  aber  ungedruckt  blieb; 
sodann  drei  Abhandlungen  historisch-topographischen  Inhaltes: 
;,Die  Kirche  und  das  Gnadenbild  der  heiligen  Maria  in  Oster- 
wiz  im  Bezirke  Deutsch-Landsberg",  „Geschichte  desKlostere 
und  Spitals  der  Elisabethinerinnen  in  Graz  bis  zum  Jahre  1838'' 
und  ein  Artikel  „Graz  nicht  Grätz"  über  die  1848  und  1844 
lebhaft  ventilirte  Frage  der  Schreibung  des  Namens  dieser 
Stadt,  welcher  zum  Erscheinen  in  der  „Allgemeinen  Zeitung" 
bestimmt  war,  als  Widerlegung  eines  in  derselben  (Beilage  zu 
Nr.  346  vom  12.  December  1843)  enthaltenen  Aufsatzes,  aber 
nicht  Aufnahme  gefunden  zu  haben  scheint.  —  Endlich  befindet 
sich  in  demselben  Landesarchive  noch  ein  starker  von  Macher 
zusammengestellter  Sammelband  folgenden  Inhalts:  I.  Zwölf 
Hartberger  Urkunden  in  vidimirten  Abschriften  mit  gemalten 
Siegeln  (aus  den  Jahren  1310  [2  Stück],  1330,  1360,  1368, 
1369,  1404,  1436,  1452,  1463,  1478  [2  Stück]).  II.  Ab- 
schriften von  landesfürstlichen  Privilegien  und  anderen  Urkun- 
den, Hartberg  betreffend  (18  Stück  aus  den  Jahren  1310  bis 
1597).  111.  Hartberger  Stiftungsurkunden  (alte  Abschriften, 
57  Stück  aus  den  Jahren  1310  bis  1760).  IV.  Chronik  der 
Stadt  Hartberg  und  ihrer  Umgebung  von  den  ältesten  Zeiten 
bis  1850  (Erweiterung  und  Fortsetzung  der  in  der  steier- 
märkischen  Zeitschrift  [Neue  Folge  I.  Bd.  2.  Heft]  erschienenen 
„Bruchstücke  aus  der  Geschichte  der  Stadt  Hartberg  und 
ihrer  Umgebung").  V,  Notizen  über  die  Umgebungen  von 
Hartberg.  VI.  Medicinisch-topographische  Skizze  des  Districts- 
Physikates  Hartberg  nebst  verschiedenen  topographischen  und 
statistischen  Notizen.  VII.  Verschiedene  topographische  Notizen 
über  Hartberg.  VIII.  Bevölkerungs-  und  Katastral  -  Tabellen 
des  Physikates  Hartberg,  zusammengestellt  im  Jahre  1833. 
IX  Fragmente  aus  der  Geschichte  der  Herrschaft  Feistritz 
nächst  Uz.  X.  Relation  über  die  Verschlimmerung  der  Generation 
der  Gebirgsbe Völker ung  des  Hartberger  Physikats  und  der 
UnZweckmässigkeit  der  Aushebung  der  jungen  Militär  mann  schaft 
aus  derselben.    XL  Vorschlag  zur  Gaugemeinden  -  Einrichtung 


—     57     — 

in  der  Bezirkshauptmannschaft  Hartberg,  1850.  XII.  Gemeinden- 
Tabelle  der  k.  k.  Bezirkshauptmaiinschaft  Hartberg  nach  der 
Eintheilung  im  März  1850.  XIII.  Sterblichkeit  in  der  Pfarre 
Hartberg.  —  Vielleicht  mehr  als  irgend  eine  seiner  in  Druck 
erschienenen  Schriften  beweist  dieser  Sammelband  den  rast- 
losen Eifer,  die  Vielseitigkeit  und  Gewandtheit  Macher's  auf 
so  vielen  Gebieten  des  Wissens  und  Forschens. 

Auch  als  Dichter  versuchte  sich  Macher  und  nicht  ohne 
Erfolg;  schon  1833  feierte  er  die  Eltern  seiner  Gattin  bei 
ihrer  silbernen  Hochzeit  in  Liedern;  als  1871  der  Verein  der 
Aerzte  in  Steiennark  Macher's  fünfzigjähriges  Doctorjubiläum 
festlich  beging,  dankte  er  seinen  Collegen  in  einem  tiefempfun- 
denen Gedichte  und  das  letzte  Product  seines  geistigen 
Schaffens  ist  ein  gefühlvolles  Lied  „Abschied  von  den  steirischen 
Bergend 

So  war  sein  langes  Leben  reich  an  Arbeit,  reich  an 
Früchten ;  als  Arzt  wirkte  er  zum  Wohle  seiner  Mitmenschen, 
als  Beamter  treu  im  Dienste  des  Staates  und  seine  Erfahrungen 
und  Kenntnisse,  welche  er  in  seinen  Schriften  hinterlegte,  leben 
und  wirken  fort  und  geben  Zeugniss  von  seinem  rastlosen 
Fleisse  und  von  der  innigen  in  ihm  lebenden  Liebe  zu  seiner 
und  unserer  Heimat  —  der  schönen  Steiermark.  — 


Verzeichniss  von  Macher's  Schriften.*) 

1)  1821.  Ueber  die  Ursachen  und  das  Wesen  der  in  neuerer 
Zeit  so  sehr  überhandnehmenden  Scrophelkrankheit,  ihr 
Verhältniss  zur  Menscheupocke  und  zur  geimpften  Kuh- 
pocke.  Ein  Beitrag  zur  Aufklärung  und  Entkräftung 
mancher  schädlichen  Vorurtheile  über  die  Folgen  der 
Vaccine.     Wien  1821. 


*)  Ausser  den  hier  verzeichneten  Arbeiten  Macher's  sind  von  ihm 
noch  zahlreiche  Correspondenzen  und  kleinere  Aufsätze,  meist  anonym 
in  verschiedenen  Zeitschriften  und  Tageshlättern  erschienen. 


—     58     — 

(Dr.  Joseph  von  Schöller,  Gubernialrath  und  Landes- 
Protomedikus  in  Steiermark  und  Kärnten  gewidmet ;  diese 
Schrift,  Macher's  Inaugural  -  Dissertation ,  hat  auch  den 
lateinischen  Titel:  Dissertatio  inauguralis - medica  de 
morbo  scrophuloso  moderno  tempore  praecipue'regnante 
ejusque  ad  Variolam  et  Yaccinam  relatione.  Quam  annu- 
entibus  lUustrissimo  ac  Magnifico  Domino  Praeside  ac 
Directore,  Spectabili  Domino  Decano  ac  Clarissimis 
D.  D.  Professoribus  pro  Doctoratus  Medid  laurea  rite 
obtinenda  in  Antiquissima  ac  Celeberrima  Universitati 
Yindobonensi  publicae  disquisitioni  submitüt  Mathias 
Macher,  Styrus  Oisnitzensis.  In  Theses  adnexas  dis- 
putabitur  in  Universitatis  aedibus  die  21.  Mensis  Julii 
MDCCCXXI.  Yiennae.  Folgen  16  Thesen.) 

2)  1823.  Physikalisch-medicinische  Beschreibung  der  Sauer- 
brunnen bei  Rohitsch  in  Steiermark,  mit  Anleitung  zum 
Gebrauche  derselben  an  der  Heilanstalt  für  Cur -Gäste. 
Wien  und  Graz  1823. 

(Den  hohen  Herren  Ständen  des  Herzogthums 
Steiermark,  den  Beförderern  alles  Nützlichen  und  Schönen 
im  Yaterlande  ehrfurchtsvoll  gewidmet.) 

3)  1826.  Das  Römerbad  nächst  Tüffer  in  Steiermark,  in 
physikalisch  -  medicinischer  Hinsicht  dargestellt  für  Cur- 
Gäste.  Grätz  1826. 

2.  Auflage.  Neu  umgearbeitet  und  vermehrt  von  Karl 
Friedrich  Hen,  Badearzt  und  Director  dieser  Heilanstalt. 
Graz  1846. 

4)  1831.  Die  orientalische  Brechruhr  (Cholera  morbus), 
ihre  Yorbau-  und  Heilmittel,  nach  den  neuesten  Er- 
fahrungen kurz  und  fasslich  dargestellt  für  Aerzte  und 
Nichtärzte,  nebst  einer  Anweisung  für  Letztere,  bis  zum 
Eintreffen  eines  Arztes  in  dieser  schnell  verlaufenden 
Krankheit  Hülfe  zu  leisten.     Wien    im  September  1831. 

5)  1832.  Darstellung  des  Wallfahrtsortes  Maria -Zell  und 
dessen  Umgebungen  in  historisch  -  topographischer  Be- 
ziehung. Wien  1832. 


—     59     — 

Die  ersten  vier  Bogen  dieses  Werkes  erschienen 
gleichzeitig  unter  dem  Separattitel:  „Der  Pilger  nach 
Maria-Zeil". 

6)  1833.  Liederkranz,  dem  Franz  Dirnböck  und  dessen 
Gattin  Theresia,  geborne  Dewagner,  zur  Jubelfeyer  der 
silbernen  Hochzeit  am  7.  Februar  1833,  dem  25.  Jahres- 
tage der  Trauung  gewunden  von  ihren  Kindern,  Enkeln 
und  Freunden.  Gratz  1833. 

7)  1834,  Die  Heilwässer  an  den  Grenzen  von  Steiermark, 
in  Ungarn,  Groatien  und  Illyrien.  (Tatzmannsdorf,  Sulz, 
Warasdin-Krapina,  Stubiza,  Tschatesch  und  Neustadtl.) 
Graz  1834. 

8)  1834.  Bruchstücke  aus  der  Geschichte  der  Stadt  Hartberg 
und  ihrer  Umgebungen:  1.  Von  den  ältesten  Zeiten  bis 
Carl  den  Grossen.  2.  Hartberg  unter  der  Herrschaft  ver- 
schiedener Markgrafen  und  der  Ungarn  von  796  bis 
1122  n.  Chr. 

Steierraärkische  Zeitschrift.  Neue  Folge.  Erster 
Jahrgang.  H.  Heft,  (Grätz  1834)  S.  123—134. 

9)  1835.  Der  Pilger  nach  Maria-Zeil  in  Steiermark;  eine 
historisch-topographische  Darstellung  dieses  berühmten 
Wallfahrtsortes ;  Beschreibung  der  Gnadenkirche  und 
Kapelle,  der  Schatzkammer  und  anderer  Merkwürdigkeiten ; 
der  vorzüglichsten  Wallfahrtswege,  besonders  der  grossen 
Wallzüge  von  Wien  und  Gratz  dahin;  Schilderung  der 
merkwürdigsten  Umgebungen  dieses  Gebirgsfleckens.  Wall- 
fahrtern und  Freunden  einer  gesunden  Alpennatur  ge- 
widmet. 2.  Ausgabe.  Mit  dem  Bilde  eines  Wallfahrt-Ein- 
zuges in  die  Gnadenkirche.  Wien  1835. 

Macher  sagt  im  Vorworte:  Da  die  erste  (1832  erschie- 
nene) Auflage  des  »Pilgers  nach  Maria -Zell",  welche  nur 
ein  Abdruck  der  ersten  vier  Bogen  meiner  historisch- 
topographischen Beschreibung  dieses  Wallfahrtsortes  war, 
vergriffen  ist,  und  manche  Wallfahrter  auch  eine  kurze 
Beschreibung  der  merkwürdigsten  Umgebungen  des 
Gnadenortes  auch  im  Pilger  zu  lesen  wünschten :  so  lasse 


—     60     — 

ich  hier  diese  ganze  historisch-topographische  Darstellung 
von  Maria-Zeil  und  der  merkwürdigsten  Parthien  aus 
dessen  Umgebungen  als  zweite  Ausgabe  des  Pilgers  er- 
scheinen. —  Von  diesem  Werke  erschien  noch  eine 
dritte  Auflage. 

10)  1836.  Handbuch  der  gemeinen  Chirurgie  für  Chirurgen- 
Lehrlinge  und  Gehilfen,  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die, 
in  den  k.  k.  österreichischen  Staaten  hierüber  bestehen- 
den Gesetze  und  Verordnungen.  —  (Mit  einer  litho- 
graphirten  Tafel).  Wien  1836. 

11)  1838.  Reise  auf  den  Wechsel.  Steiermärkische  Zeitschrift. 
Neue  Folge,  Fünfter  Jahrgang,  I.  Heft  (Grätz  1838.) 
S.  100—117. 

12)  1838.  Pastoral-Heilkunde.  P]ine  kurzgefasste  Pastoral-An- 
thropologie,  Diätetik  und  Medizin  mit  besonderer  Rück- 
sicht auf  die  in  den  k.  k.  österreichischen  Staaten  gelten- 
den Sanitäts-Gesetze  und  Verordnungen.  Leipzig  1838. 
(Johann  Ladislaus  Pyrker  von  Felsö-Eör,  Patriarch-Erz- 
bischof von  Erlau  gewidmet.) 

Zweite  Auflage  1843.  —  Dritte  Auflage  unter  dem 
Titel:  Pastoral-Heilkunde  für  Seelsorger.  Augsburg  1847. 
—  Vierte  umgearbeitete  Auflage.  1860. 

13)  1840.  Abriss  einer  Geschichte  der  Stadt  Hartberg  und 
der  nahen  Umgebungen  derselben,  von  der  Zeit  der 
ersten  urkundlichen  Nachrichten  über  diese  Stadt  bis 
auf  unsere  Tage. 

Steiermärkische  Zeitschrift.  Neue  Folge.  Sechster 
Jahrgang,  L  Heft  (Grätz  1840.)  S.  29—74. 

14)  1846.  Das  Apothekerwesen  in  den  k.  k.  österreichischen 
Staaten.  Wien,  Gerold  1846.  2  Bände. 

15)  1846-1872.  Handbuch  der  k.  k.  Sanitätsgesetze  und 
Verordnungen;  und  als  dessen  Fortsetzung:  Handbuch 
der  neuesten  kaiserlich  -  österreichischen  SanitÄts  -  Gesetze 
und  Verordnungen  für  die  k.  k.  politischen  und  Justiz- 
behörden und  die  Gemeindevertretungen,  besonders  für 
Sanitätsbeamte,    Aerzte,   Chirurgen,  Apotheker   und  Alle, 


—     61     — 

deren  Berufsgeschäfte  zum  öffentlichen  Sanitätswesen  in 
Beziehung  stehen.  In  chronologischer  Ordnung.  Zusammen 
8  Bände   Graz  1846—1872. 

(Das   Manuscript   dieses  Werkes   befindet   sich    im 
steiermärkischen  Landesarchiv.) 

16)  1848.  Offenes  Sendschreiben  an  die  steirischen  Herr- 
schaften und  Bauern  über  die  Aufhebung  des  herrschaft- 
lichen Unterthan- Verbandes  und  Ablösung  der  ünterthan^ 
Lasten  unter  Abrechnung  der  Verpflichtungen  der  Herr- 
schaften. Graz  1848,  als  Extrablatt  Nr.  5  des  Journals: 
„Blätter  der  Freiheit." 

17)  1848.  Teutschlands  gemeinsame  parlamentarische  Ver- 
fassung, Freiheit,  Gesez,  Recht  und  allgemeine  Ver- 
brüderung vorbezüglich  auf  die  gegenwärtigen  Stände 
und  die  künftige  Konstituzion  des  Herzogthums  Steier. 
Von  einem  freimüthigen  Steirer.  Graz  1848.  Gedrukt  unter 
unbeschränkter  Pressfreiheil.    Jak.  Fr.  Dimbök's  Verlag. 

18)  1848.  Teutschlands  und  Oesterreichs  Zukunft  Teutsch- 
land ein  Bundesstaat,  Oestreich  ein  Staatenbund;  beide 
vereint  ein  einziges  mächtiges  Reich  von  der  Nord-  und 
Ostsee  bis  zum  Balkan  und  ins  schwarze  Meer.  Eine 
Fantasie.  Dem  konstituirenden  teutschen  Parlament  in 
Frankfurt  und  der  östreiclüschen  Reichs  Versammlung 
in  Wien  gewidmet.  (Nebst  einem  Vorschlag  zur  Erzielung 
einer  Einheit  im  teutschen  und  östreichischen  Münzwesen, 
von  demselben  Verfasser.)  Graz  1848.  Gedruckt  unter 
unbeschränkter  Pressfreiheit   Jak.  Fr.  Dimbök's  Verlag. 

19)  1849.  Welthche  Bauern-Predigt  (Worte  der  Wahrheit  an 
alle  braven  Landleute.)  Von  einem  Bauersmann  klüglich 
ausgedacht  ||  und  altägleich  zu  Papier  gebracht  ||  dieweil 
sie  enthält  gar  nutzbare  Lehr  ||  und  der  guten  Ermah- 
nungen mehr  ||  über  unsre  neue  Zeit  ||  voll  gallbittrer 
Süssigkeit  ||  Geziert  mit  einem  Holzschnitt  gar  sauber  und 
fein  II  Der  Bauersmann  wird  wol  getroffen  seyn  ||  Gedruckt 
beim  Tanzer  in  Gratz  fürwahr  ||  im  1849.  Jahr  ||  verlegt 
und    zu    haben    filr    Fern    und    Nah  ||  um  4   kr.   beim 

£ 


—     62     — 

Dimböck,  Buchhändler  alda  ||  Bei  einem  Dutzend  oder 
noch  mehr  ||  Ist  der  Preis  um  ein  Erkleckliches  billiger. 
1^0)  1849.  Gemeinfassliche  Belehrung  fUr  den  Landmann,  be- 
sonders für  Gemeinderichter,  Ausschüsse  und  Geschwome 
und  für  alle  Jene,  welche  sich  als  östreichische  Beichs- 
bürger  näher  unterrichten  wollen  über  die  allgemeine 
bürgerliche  Gesellschaft,  den  Staat  und  die  Staatsver- 
fassungen,  vorzüglich  über  die  östreichische  Reichsver- 
fassung mit  ihren  politischen  Grundrechten,  die  Staats- 
verwaltung und  das  künftige  Beamtenwesen,  den  Reichs- 
tag und  die  Landtage,  die  Aufhebung  und  Ablösung  der 
herrschaftlichen  Grundlasten,  das  neue  Jagdgesez  und 
das  provisorische  Gemeindegesez ;  nebst  Anleitung  zur 
Einteilung,  Zusammenziehung  und  Einrichtung  der  neuen 
Ortsgemeinden,  sowie  zu  den  Gemeindewahlen;  dann 
Darstellung  der  Rechte  und  Pflichten  der  Gemeinde- 
bewohner, der  Gemeindeausschüsse  und  Vorstände 
(Bürgermeister  und  Gemeinderäte),  der  Bezirksausschüsse 
u.  s.  w.  Von  einem  Volksfreunde.  1 849.  Wien  und  Graz. 

21)  1850.  Der  neue  Methusalem  oder  lange  leben  und  ge- 
sund bleiben  ohne  Doctor  und  Medicin.  Von  einem 
Menschenfreunde.  Graz  1850. 

22)  1851.  Die  Römer-Gräber  in  der  Gegend  von  Hartberg. 
Aufgefunden  und  zum  Theile  untersucht. 

Mittheilungen  des  historischen  Vereins  für  Steiermark. 
Zweites  Heft.  (Gratz  1851)  S.  107—126. 

23)  1856.  Der  Fremdenführer  nach  dem  Wallfahrtsorte  Maria- 
Zeil  in  Steiermark  und  seinen  interessanten  Gebirgs- 
gegenden. Eine  historisch  -  topographische  Darstellung 
dieses  berühmten  Wallfahrtsortes  und  seines  Bezirkes 
nach  den  neuesten  Umstaltungen,  Beschreibung  der 
Gnadenkirche  und  Kapelle,  der  Schatzkammer  und  anderer 
Merkwürdigkeiten  und  der  Semmering-Eisenbahn.  3.  Auf- 
lage mit  15  Holzschnitten.  Wien  1856. 

24)  1857.  Compendium  der  Apotheker-Gesetze  und  Verord- 
nungen des  Kaiserthums  Oestreich  mit  besonderer  Rück- 


—     63     — 

sieht  auf  das  Bedürfniss  der  Candidaten  der  Pharmacie. 
Wien,  Carl  Gerold  1857.  — 

Dritte  verbesserte,  vermehrte  und  bis  zum  Jahr  1861 
ergänzte  Ausgabe.  Wien  1862. 

Vierte  bis  Ende  1867  ergänzte  Ausgabe.  Wien  1868. 
Hiezu  Ergänzungen:  erste  und  zweite  Reihe. 

25)  1858.  üebersicht  der  Heilwässer  und  Naturmerk- 
würdigkeiten des  Herzogthumes  Steiermark.  Wien  und 
Graz  1858. 

26)  1858.  Nachträge  zu  Dr.  MüUer's  Apothekerwesen. 
Wien  1858. 

27)  1860.  Wegweiser  zu  Ausflügen  auf  der  Graz-Köflacher 
Eisenbahn.  Graz  1860. 

2.  verbesserte  und  mit  der  neuesten  Fahrordnung 
versehene  Ausgabe.  Graz  1863. 

28)  1860.  Medizinisch-statistische  Topografie  des  Herzogthums 
Steiermark.  Gekrönte  Preisschrift.  Graz  1860. 

«Die  hohe  Wichtigkeit  medizinischer  Topographien 
würdigend,  stellte  der  Lehrkörper  der  k.  k.  medizinisch- 
chirurgichen  Lehranstalt  in  Graz,  zufolge  Ausschreibung 
der  Studien-Direkzion  derselben  vom  27.  Juli  1855,  eine 
Preisaufgabe  iür  die  „Verfassung  und  VeröflFentlichung 
einer  medizinisch-statistischen  Topografie  des  Herzogtums 
Steiermark,  in  welcher  Jedermann  überhaupt,  und  der 
von  der  Lehranstalt  mit  der  Befähigung  zur  Ausübung 
der  Praxis  abgehende  junge  Wundarzt  insbesondere, 
Belehrung  finden  könne".  Macher  arbeitete  vorliegendes 
Werk  und  dieses  wurde  durch  ehrenvolle  Zuerkennung 
des  Preises  gekrönt.  — 

29)  1867.  Lebensbild  Dr.  Chrysanths  Edlen  von  Vest, 
Gubemialrath  und  Protomedikus  in  Steiermark,  geb.  1776, 
gest.  1840.) 

Im  4.  Jahresberichte  des  Vereins  der  Aerzte  in 
Steiermark.  Graz  1866/67  und  in  Separatabdrücken 
daraus  erschienen.  (Graz  1867.  Druck  und  Verlag  von 
Leykam's  Erben.) 

E* 


—  Bi- 
so) 1867.  Die  lauteren  Wannbäder  (Akratothermen)  des 
Herzogthums  Steiermark:  Neuhaus,  Topolschiz,  Römer- 
und  Franz  -  Josef  bad,  Einöd-,  Grubegg-  und  Tobelbad, 
nebst  einer  Beschreibung  der  Ka)twasser-Heilanstalt  zu 
St.  Radegund  am  Schocke!  bei  Graz.  Graz  1867. 

31)  1868.  Die  Kuranstalt  Einöd  an  der  Kronprinz  Rudolf- 
Eisenbahn  und  der  Steierm.  -  Kärntner  Reichsstrasse 
nächst  Neumarkt  in  Obersteier  mit  ihrer  merkwürdigen 
Sauerbrunn  -  Therme.  Kurz  dargestellt  für  Aerzte  und 
Kurgäste.  Graz  1868.  In  Leuschner  und  Lubensky's 
Üniversitäts-Buchhandlung. 

32)  1868.  Die  Kaltwasser  -  Heilanstalt  zu  St  Radegund  am 
Schöckel  bei  Graz.  (Das  steierische  Gräfenberg.)  Ein 
Führer  für  Kurgäste  und  Gebirgsreisende.  Wien  1868. 
Wilhelm  BraumüUer,  k.  k.  Hof-  und  Üniversitäts-Buch- 
händler. 

33)  1868.  Zur  Medicinalreform  in  Oesterreich.  Ansichten  und 
Wünsche  des  Vei-eins  der  Aerzte  in  Steiermark.  Im  Auf- 
trage des  Vereins  von  Dr.  Macher  redigirt  und  als 
Promemoria  mit  Petitionen  an  die  Ministerien  des  Innern, 
der  Justiz  und  des  Unterrichtes  vom  Verein  der  Aerzte 
übersendet  Wien  1868. 

34)  1868.  üeber  Dispensirfreiheit  der  Aerzte. 

In  den  Sitzungsberichten  des  Vereins  der  Aerzte  in 
Steiermark.  Fünftes  Vereinsjahr  1867/68,  Graz  1868. 
S.  99  bis  105. 

35)  1869.  üeber  Mängel  und  Misbräuche  der  Todtenbeschau. 

In  den  Sitzungsberichten  des  Vereins  der  Aerzte  in 
Steiermark.  Sechstes  Vereinsjahr  1868/69,  Graz  1869, 
S.  95—96. 

36)  1871.  Erinnerung  zum  fünfzigjährigen  Doctorjubiläum 
des  jubil.  k.  k.  Bezirks  und  Gerichtsarztes  Dr.  Mathias 
Macher,  gefeiert  vom  Vereine  der  Aerzte  in  Steiermark, 
am  31.   Juh    1871,  (Gedicht  von  Dr.  Mathias   Macher.) 


—     65     — 

37)  1871.  Alte  Schul  Verhältnisse  in  Steiermark. 

(In  der  Grazer  „Tagespost"  von  1871.  I.  Eine 
Dorfschule  vor  zweiundsiebzig  Jahren,  (in  Nr.  278); 
II.  Gemeindeschulen  (in  Nr.  279);  in.  Die  Grazer  Haupt- 
Normalschule  vor  sechs-  und  sechzig  Jahren,  in  Nr.  282 
und  285.) 

38)  1871.  Das  akademische  Gymnasium  zu  Graz  im  Anfange 
des  19.  Jahrhunderts.  (In  der  Grazer  „Tagespost*  von 
1871.  I.  Schluss  des  alten  Schulsystemes  (in  Nr.  298); 
n.  Beginn  des  neuen  Schulsystemes,  (in  Nr.  301); 
m.  Das  Kriegsjahr  1809  (in  Nr.  311  und  324.) 

39)  1871.  Die  philosophischen  Studien  in  Graz  vor  60  Jahren. 
(In  der  Grazer  „Tagespost*  1871,  Nr.  343  ff) 

40)  1873.  Das  Anna-Kinderspital  und  der  Kinderspitals- 
Verein  in  Graz.  Darstellung  der  Gründung  und  des 
Gedeihens  dieser  Privatwohlthätigkeits  -  Anstalt  in  den 
ersten  29  Jahren  von  1844  bis  Ende  1872  über 
Beschluss  des  Vereins  verfasst.  Graz  1873. 

41)  1873.  Gleichenberg  in  Steiermark  als  klimatischer  und 
Brunnen-Gurort  mit  der  Konstantins-  und  Emmaquelle, 
dem  Johannisbrunnen,  der  Klausen  -  Stahlquelle,  den 
Mineralbädem,  der  Inhalations^  und  Molkenkur,  kurz 
dargestellt  Graz  1873. 

Erschien  gleichzeitig  in  französischer,  englischer, 
italienischer  und  ungarischer  Sprache. 

42)  1873.  Erfahrungen  in  Blatternepidemien. 

In  den  Sitzungsberichten  des  Vereins  der  Aerzte  in 
Steiermark.  X.  Vereinsjahr  1872/73,  Graz  1873.  S.  24. 

43)  1874.  Abschied  von  den  steirischen  Bergen.  Gedicht. 

In  der  Zeitschrift:  Der  Tourist  1874. 


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MITTHEILUNGEN 


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DES 


HISTORISCHEN  VEREINES 


FÜR 


STEIERMARK. 


>*•«- 


HERvVUSGEGEBEN 


VON  DESSEN  AUSSCHUSSE. 


XlXi'VI.  HEFT. 


■>.-  ^^  -v^--.^^w^^*. 


Graz,  1878. 
Im  Selbstverlage. 


In  Commission  der  k.  k.  Universitäts-Buchhandlung 

Leuschner  &  Lubensky. 


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MITTHEILUNGEN 


DES 


HISTOEISCHM  VEREDTES 


PUB 


STEIERMARK. 


HERAÜSOEOEBEN 

VON  DESSEN  AUSSCHUSSE. 


^^-VI.   HEFT. 


Graz,  1878. 
Im  Selbstverlage. 


In  Commissioii  der  k.  k.  üniTernUts-Buchhandlang 
Leuschner  &  Lubensky. 


l>fiiflk«r«l  I.erkam-jM«filliAl  t»  Oraa. 


Inhalt. 


A.  Vereins-Angelegenheiten. 

GeBchftftB-üebersicht. 

8eH« 

GhroDik  des  Vereines m 

AuB  den  Berichten  der  P.  T.  Bezirks-GorreBpondenten  .  XI 

Yerändemngen  im  Personalstande  des  YereineB     . 
üebersicht  über  die  Empf&nge  nnd  Ausgaben  .     .    . 


• 


Sammlungen: 

A.  Fflr  die  Bibliothek XXU 

B.  Fttr  das  Archiv XXX 

G.  Fflr  die  Kunst-  und  Alterthums-Sammlung     .    .    .    XXXI 

B.  Abhandinngen. 

Johann  Bitter  von  Ealchberg.  Ein  Beitrag  zur  Literaturgeschichte 

des  achtzehnten  Jahrhunderts,  von  Dr.  A.  Schlossar  ...        3 

Die  „Religionshandlung^  zu  Leoben  1676,  Yon  Dr.  R.  Peinlich .     .      58 

Ruprecht  von  Eggenberg.  Ein  österr.  HeerfOhrer  des  16.  Jahrhunderts, 

Yon  Dr.  Hans  y.  Zwiedineck-Sfldenhorst 79 

C.  Gedenkbncli. 

Dr.   Georg  Göth.    Eine   biographische    Skizze,   von  E.  G.  Ritter 

V.  Leitner   .    .    .    .    : 67 


Mittheil.  des  bUt.  Verein«*  f.  StelenDarkT UVI.  Heft,  I8T8 


Register. 


Di«  8eU«nMis«b«n  mit  rBiiiiMh«B  Stelilmi  beaeiehnem  di«  des  AdiiiiiilBtratlTb«riehtes. 


A. 

Aaenparg  Andree  y.,  Relation  108. 

B. 

Barbara  v.  Cilli,  Vortrag  über  m. 

Basta,  General  138. 

St  BeaedicteD,  Kirche  zu  Xn,XyiII. 

BischofTeld  XVin. 

BesichtigQDg  angeblicher  Wohn- 
Stätten  und  Fandorte  Ehester 
Zeit  in  der  Nähe  Ton  Graz,  Vor- 
trag ttber  m,  IV,  V. 

Becskiy  Ste&n  189. 

Brenner  Gottfried,  Freiherr,  Rela- 
tion 121. 

Bmnnfeld  bei  Liezen  XIV,  XV. 

Bnrkhardt  Karl,  Sparcassa-CasBier, 
Wahl  zum  RechnungareTidenten 
IX 

c. 

OabiDetto  della  Minerva  in  Triest, 
Schriftentausch  mit  demselben  in. 

Carl,  Erzherzog  87. 

Cassabericht  XX. 

Cobenzl,  Hofkanzler  63. 

ComiM  der  8.  Wanderversammlung 
IV. 

D. 

Dobreig,  SchloBs  XVI. 
Donersperger  M.,  Borger  von  Leoben 


71. 


E. 


Eggenbarg,  Hans  Ulrich  148. 

Eggenberg,  Ruprecht  von,  Abhand- 
lung über  79. 

Eggenbarg,  Ruprecht  von,  sein  Te- 
stament 161. 

Eggenberg,  Wolf  von,  153  uff. 

Ettenbergar,  Stammtafel  der,  Beil.  2. 

Eibeswald  149. 

Ernst,  Erzherzog  96  uff. 

Ernst,  Erzherzog,  Schreiben  101. 

Ernst,  Erzherzog,  Schreiben  118. 


F. 

Ferdinand,  Erzherzog  1*25. 

Ferdinand,  Erzherzog,  Schreiben 
126. 

Ferk,  Prof.  Franz,  Mitglied  und 
Schriftführer  des  Gomit^'s  der 
2.  Wandervers.  IV,  V.  —  Vortrag 
über  Besichtigung  angeblicher 
Wohnstätten  und  Fundorte  äl- 
tester Zeit  m,  IV,  V. 

Frank  Christ.,  Pfarrer  72. 

Fngger,  Bankhaus  85. 

G. 

GablhoTer  Michael,  Raihsherr  von 

Leoben  69. 
Gärtner  Wolf^  Hammerwerksbesitzer 

72. 
Gercldngar  Kasp.,    Rathsherr  von 

Leoben  70. 
fierreich  Tiburtius  7i. 
Gleispach  149. 
Gloyach  149. 
Gradisa,  Weingebirgshügel  bei  St 

Eunigund  XV. 
Cfrasswein  Stefan,  v.  111. 
Grans  Job.,   Conservator,  Austritt 

aus  dem  AusschussIX;  Mitglied 

des  Gomit^'s  der  Wanderyers.  IV. 
Greif  Sigm.,  Pfarrer  in  Leoben  60. 
Gaggier  Leonhard,  Rathsherr  von 

Leoben  70. 

H. 

Hanner  Hermann,    Rathsbürger  in 

Leoben  64,  70. 
Hasiinger  Wolf  in  Leoben  69. 
Harberstain  Sigmund,  Freiherr  125. 
Harbarstein     Sigmund     Friedrich, 

168. 
Hess  Gregor,  Schulmeister  in  Leoben 

76. 

J. 

Johann,  Erzherzog  ]  2  ff. 


Karl.  Erzherzog  61  q.  ö. 
Kalcnberg   Joh.,    Ritter  v.,    Abb. 

Aber  —  von  Dr.  A.  ScUossar  8. 
Kriinz  Job.,  Bericbte  oIb  Besirks- 

Oorrespondent  XI  fF. 
Krones   Dr.  Franz,  Prof.  Vortrag 

über  Barbara  ▼.  Cüli  m.  —  Wahl 

zum  AusBchnsB  IX. 

I. 

Leigbalmb  149. 

Laoben,  Beligionshandlung  zu,  1 576, 

58. 

Lentzendorfer  Andr.  71. 


larein  St  bei  Knittelfeld  XI. 
Hatbas,  Stadtpr&dicant  von  Leoben 

61. 
Mathias,  Erzherzog  138. 
Max,  Erzherzog  128. 
Mayer  Dr.  Franz,  Prof.,  Wiederwahl 

zum  Schriftf.  IX. 
MtttoDberger  Wolf,  Rathsherr  von 

Leoben  70. 

N. 

Henmarlct  XU. 
Inssbaiinier  Willibald  145. 

P. 

Paathier  Wilhehn,  Rathsherr  von 
Leoben  65. 

Parma,  Prinz  v.,  Alexander  Famese 
84  uff. 

Peinlicll,  Dr.  Richard,  k.  k.  Regie- 
rungsrath,  ObmannsteUvertreter 
des  Gomitö's  der  8.  Wanderver- 
Bammlnng  lY.  Abhandlung:  Die 
„Religionshandlung"  zu  Leoben 
1576,  68. 

Pestkreazo  xn. 

Petriaia  125. 

PockUodor  Job.,  Pfarrer  in  Leoben 

6'i. 
Pomnon   Michael,   Goldschmied  in 

Leoben  71. 
Preaner.Adam  148. 
Prenner  Hans  149. 


Pvdlleltner  Hieron.,   Mauthner  in 

Leoben  72. 
Pnchner  Georg,  Rathsherr  70. 
Posterwaldgraben  XIH. 

B. 

Raggaitz  Moriz,  v.  148. 

Ragsaita  Gall.  v.  149. 

Ragsnitz  Franz,  Freiherr  163. 

Redem  Melchior,  Freiherr  101. 

Redem  Melchior,  Freiherr  101,  Re- 
lation 108. 

ReligtoBshaadlnng,  die  —  zu  Leo- 
ben 1576.  Abhandlung  von  Dr. 
R.  Peinlich  58. 

Rottsberger  Erasm.,  Rathsmitglied 
von  Leoben  69. 

Riser  Barthlrnft,  Pr&dicant  in  Leoben 
61. 

Rofko  Caspar  8. 

Rusawarmb,  Feldmarschall  189. 

8. 

Sander  Therese  10. 

Schaambarg  Georg,  Graf  82. 

Schenkhle  Franz,  Pr&dicant  in  Le- 
oben 61. 

Schleifer  Wolf  in  Leoben  71. 

Schlossar,  Dr.  A.,  Abhandlung  über 
Joh.  R.  V.  Ealchberg  8. 

Schmeltzer  Matth&us,  Stadtrichter 
von  Leoben  69. 

Schneider  Hans,  Bürger  von  Leoben 
60. 

Schrotter  Ignaz,  k.  k.  Bezirksschul* 
Inspector,  Wahl  zum  Rechnungs- 
revidenten  IX 

Seckan,  Pfarrkirche  zu  XI. 

Seminar,  das  arch&ol.-epigraph.  der 
k.  k.  Universität  zu  Wien,  Schrif- 
tentausch mit  demselben  lU. 

Sissek,  Schlacht  bei  108. 

Spalt  Kaspar  in  Leoben  69. 

Speglin  Oswald,  Pradicant  in  Leoben 
68. 

Spork  Eugen,  Redacteur,  Antrag  auf 
ausserordentliche  Vorträge  V.  -— 
Erster  dieser  Vorträge:  üeber 
Burgen,  und  Burgenbauverhält» 
nisse  in  Steiermark  VI. 

Stabenberg  Wolf,  ▼.  66. 

Sulz,  Graf  Ludwig  141. 


Geschäfts-Uebersicht. 


Chronik  des  Vereines 

Über  die  Zeit  von  der  28.  Vierteljahres -Yersammlung  mit  den  Rechten 
einer  Jahres -Versammlung  am  80.  April  1877  bis  zur  28.  Jahresversammlung 

am  22.  Jänner  1878. 

1.  In  der  Ausschuss-Sitzung  vom  28.  Mai  1877  nahm 
der  Ausschuss  den  ihm  angebotenen  Schriftentausch  mit  dem 
archäologisch-epigraphischen  Seminar  der  k.  k.  Universität  zu 
W  i  e  n  an  und  knüpfte  die  gleiche  Verbindung  mit  dem  Cabinetto 
della  Minerva  in  Tri  est  an. 

2.  In  der  Sitzung  vom  11.  Juni  referirte  Herr  Professor 
J.  V.  Z  a  h  n  über  einen  von  ihm  und  den  Herren  Professoren 
Fz.  Ferk  und  Fz.  Mayer  unternommenen  Ausflug  behufs 
Besichtigung  alterthümlicher  Wohnstätten  und  Fundorte  bei 
Peggau.  Der  Ausschuss  genehmigte,  dass  Herr  Prof.  Ferk 
über  diese  Besichtigung  und  deren  Resultate  in  der  nächsten 
Versammlung  einen  Vortrag  halte. 

3.  Die  24.  Vierteljahrs- Versammlung  fand  am  4.  Juli  1877 
im  Gebäude  der  Landes-Oberrealschule,  6  Uhr  Abends  statt 
Der  Rector  magnificus  der  k.  k.  Grazer  Universität,  Herr  Prof. 
Dr.  Franz  Krön  es,  hielt  einen  Vortrag  ;,über  Barbara  von 
Cilli^,  der  mehr  als  eine  Stunde  in  Anspruch  nahm  und  mit 
grossem  Beifall  ausgezeichnet  wurde. 

Der  Vortragende  entwickelte  zunächst  den  Begriff  der  soge- 

A* 


—  IV  — 

nannten  ^problematischen"  Naturen  in  der  Geschichte,  gab 
sodann  eine  Skizze  der  Entwicklung  des  Hauses  der  Cillier  Grafen, 
mit  besonderer  Rücksicht  auf  den  eigentlichen  Begründer  seines 
Machtaufschwunges,  Altgrafen  Hermann  n.,  um  dann  auf 
die  Verlobung  und  Vermälung  Barbara's  mit  K  Sigismund 
von  Luxemburg,  als  den  Ausgangspunkt  der  Geschichte 
dieser  Cillierin  zu  übergehen  und  aus  dem  Charakter  beider 
Gatten  die  Conflicte  ihres  ehelichen  Lebens  zu  erklären.  Das 
Verhalten  Barbara's  zu  der  Familientragödie  im  Hause  der 
Cillier,  welche  die  Ermordung  der  Gattin  ihres  Bruders  Grafen 
Friedrich  n.  zum  Ausgangspunkte  hat;  Barbara's  Bänke 
gegen  den  Erbfolgeplan  K.  Sigmunds,  ihre  Gefangenschaft, 
ihr  späteres  Witwenleben  unter  den  hussitischen  Böhmen,  dessen 
Freigeisterei  und  Sittenlosigkeit  Aeneas  Sylvius  in  den  grellsten 
Farben  schildert,  die  Motive  dieser  Schilderung  und  das  That- 
sächliche  daran,  mit  Bücksicht  auf  die  gesellschaftlichen  Ideen 
jener  Zeit,  bildeten  die  Hauptpunkte  des  Vortrages. 

Der  zweite  der  angekündigten  Vorträge,  den  Herr  Prof. 
Franz  F  e  r  k  „über  eine  vorgenommene  Besichtigung  angeblicher 
Wohnstätten  und  Fundorte  ältester  Zeit  in  der  Nähe  von  Graz* 
halten  sollte,  wurde  wegen  der  bereits  stark  vorgerückten  Zeit 
für  die  nächste  Versammlung  verschoben. 

4.  In  der  Sitzung  vom  9.  October  brachte,  nachdem  eine 
Reihe  geschäfthcher  Angelegenheiten  erledigt  worden,  Herr  Prof. 
J.  V.Zahn  die  Frage  in  Anregung,  ob  es  nicht  zweckdienlich 
wäre,  im  kommenden  Jahre  wieder  eine  Wanderversammlung 
zu  veranstalten.  Der  Ausschuss  beschloss  auf  den  Antrag  Herrn 
Dr.  F.  1 1  w  0  f  8  ein  Comite  zu  wählen,  welches  die  Frage,  ob 
im  Jahre  1878  eine  Wanderversammlung  zu  veranstalten  wäre 
und  unter  welchen  Modalitäten  sie  etwa  stattzufinden  hätte,  in 
Erwägung  ziehen  sollte.  In  dieses  Comite  wurden  gewählt  die 
P.  T.  Herren :  Prof.  Franz  F  e  r  k ,  Conservator  Job.  Graus, 
Regierungsrath  Dr.  Rieh.  Peinlich,  Prof.  J.  v.  Zahn  und 
Prof.  Dr.  H.  v.  Zwiedineck-Südenhorst.  SämmÜiche 
Herren  nahmen  die  Wahl  an  und  wählten  Herrn  Prof.  J.  v. 
Zahn  zum  Obmann,  Herrn  Regierungsrath  Dr.  Peinlich 


—  V  — 

zum  Obmann-Stellvertreter  und  Herrn  Prof.  F  erk  zum  Schrift- 
führer. 

5.  Die  25.  Vierteljahrs- Versammlung  wurde  am  Montag 
den  29.  October  im  gewöhnlichen  Locale  abgehalten  Herr 
Prof.  Franz  Ferk  hielt  einen  Vortrag  über  alterthümliche 
Wohnstätten  und  Fundorte  in  der  Nähe  von  Graz,  der  auch 
durch  zwei  grosse  Abbildungen  der  betreffenden  Oertlichkeiten 
unterstützt  wurde.  Der  Vortrag  wurde  später  in  der  „Tagespost" 
veröffentlicht.  Auf  die  Frage  um  etwaige  Anträge  oder  Wünsche 
der  Vereinsmitglieder  ersuchte  Herr  Redacteur  Eugen  S  p  o  r  k 
um  das  Wort  Er  führte  aus,  dass  in  den  Vereinsversammlungen 
das  Interesse  des  Publikums,  so  wichtig  auch  Geschäfts-  und 
Cassabericht  seien,  doch  den  Vorträgen  sich  zuwende;  er 
spreche  daher  den  Wunsch  aus,  es  möchte  der  Ausschuss  in 
jedem  der  Wintermonate  eine  ausserordentliche  Versammlung 
veranstalten,  in  welcher  vom  Geschäfts-  und  Cassabericht  ab- 
zusehen und  nur  ein  Vortrag  zu  halten  wäre. 

An  der  Debatte  über  diese  Angelegenheit,  die  sich  sehr 
lebhaft  gestaltete,  betheiligten  sich  die  Herren  Professoren 
Arnold  v.  Luschin,  H.  v.  Zwiedineck,  Ignaz  Bider- 
m  a  n  n  und  Redacteur  Eugen  S  p  o  r  k.  Der  Wunsch  des  Letzteren 
war  übrigens  in  der  Debatte  zu  einem  Antrage  formulirt  worden, 
der  von  der  Versammlung  mit  allen  gegen  eine  Stimme  an- 
genommen wurde. 

6.  Zu  einer  weiteren  Besprechung  über  die  Durchführung 
dieses  Beschlusses  lud  der  Ausschuss  für  den  9.  November 
die  Herren  Redacteur  E.  S  p  o  r  k ,  die  Professoren  v.  L  u  s  c  h  i  n 
und  von  Zwiedineck  ein.  Auf  Grund  dieser  Besprechung 
beschloss  der  Ausschuss  in  seiner  Sitzung  vom  7.  December 
die  Abhaltung  von  drei  ausserordentlichen  Vorträgen  im  De- 
cember, Februar  und  März.  Auch  beschloss  der  Ausschuss, 
die  Frage,  ob  im  kommenden  Winter  Cyclen  von  solchen 
ausserordentlichen  Vorträgen  gegen  Entgelt  zu  veranstalten 
wären,  in  nähere  Berathung  zu  ziehen.  Für  die  Vorträge  im 
Winter  1877/78  wurden  die  Herren  E.  Spork,  Dr.  Rieh. 
Peinlich  und  Dr.  Arnold  v.  Luschin  gewonnen. 


__  VI  __ 

7.  Am  1 7.  December  wurde  dann  der  erste  dieser  ausser- 
ordentlichen Vorträge  gehalten.  Herr  Bedacteur  E.  Spork 
sprach  „über  Burgen  und  Burgenbau-Verhältnisse  in  Steier- 
mark" Der  Vortrag  berührte  das  Vorkommen  alter  Burgen 
in  der  Carolinger  Zeit,  das  Entstehen  der  meisten  Burgbauten 
vor  Schluss  des  1 1 .  bis  im  1 3.  Jahrhunderte.  Erwähnung  der 
Georgenberger  Handveste,  in  welcher  Werth  auf  „Munitiones** 
gelegt  wird,  und  des  Landiriedens  von  1276,  welcher  auf  die 
räumliche  Vertheilung  der  Burgen  Einfluss  nahm.  Komische 
Befestigungsreste  gaben  die  Orundzüge  fbr  Burgen.  Holzburgen 
mit  Graben  und  Verhauen.  Thürme.  Steinbauten-Charakter  im 
11.  Jahrhundert.  Andeutungen,  wie  man  sich  in  Buinen  zu 
Orientiren  habe,  um  den  alten  Bauplan  zu  errathen.  (Hinweis 
auf  L  e  0,  V.  S  c  h  e  i  g  e  r ,  V.  L  e  b  e  r.)  Hofburgen,  Wasserburgen, 
Burgstall.  Haupttheile  eines  Burgbaues.  Zingeln,  Graben,  Burg- 
hof, Viehhof,  Brücken,  Pforten,  Falas,  Bergfirit,  Gadem.  Unter- 
schied zwischen  Palas  und  Saal,  Kemenaten.  Sonderbare  Thurm- 
formen.  Placirung  der  Küche  in  verschiedenen  Zeiten ;  Nachweis, 
dass  in  den  ältesten  Burgen  die  Küche  ebenerdig  war.  Die 
Baumeister  blieben  fast  immer  unbekannt.  Felsen-Kammern, 
Felsengräben.  Bruchstein-  und  Quaderbau.  Tonnengewölbe. 
Einbettung  des  Quaderbaues  in  den  Grundfelsen.  Eigenthüm- 
lichkeiten  italienischer  Steinarbeiten.  Ueber  Burgbrunnen  und 
Cistemen.  Webrgänge ;  Schiess-Scharten  und  Pechnasen  (beide 
vereint  in  Krems).  Verliesse.  Unterirdische  Gänge;  was  über 
solche,  sowie  über  grosse  Rittersäle  und  Turnierplätze  gefabelt 
wird.  Beschreibung  von  mehreren  bekannten  Burgruinen,  wie 
Gösting,  Thal,  Krems,  Ligist,  D.-Landsberg,  Kapfenberg,  Rein, 
Pfannberg,  Eppenstein,  Liechtenstein,  Pemeck,  Stadeck,  Peggau, 
dann  der  noch  erhaltenen  Burgen  und  Schlösser  Hainfeld, 
Komberg,  Gleichenberg,  Rabenstein,  Holleneck,  Greisseneck, 
Plankenwart  etc.  Ueber  den  Bau  der  Wehrburg  Schachenstein. 
Burgbenennungen.  Wie  Burgen  zu  Grunde  giengen.  Brechen 
der  Burg.  Stürme,  Brand,  Verlassenwerden.  Rapider  Verfall 
der  Burgen  seit  200  Jahren. 

Zum  Schlüsse  wurde  dem  Bedauern  Ausdruck  gegeben. 


-  VII  — 

dass  so  viele  Adelsfamilien  ihre  Stammsitze  verfallen  lassen, 
selbst  solche,  die  auf  leicht  zugänglichen  Höhen  liegen  und  mit 
geringen  Kosten  erhalten  werden  könnten.  Schliesslich  sei  be- 
merkt, dass  der  Vortragende  nur  Burgen  und  Ruinen  schilderte, 
die  er  selbst  zu  sehen  und  zu  untersuchen  in  der  Lage  war. 

8.  In  der  Sitzung  vom  3.  Jänner  1878  berührte  Herr 
Prof.  J.  V.  Zahn  den  Umstand,  dass  manche  der  Bezirks- 
correspondenten,  die  nicht  zugleich  Vereinsmitglieder  sind  und 
welche  die  Vereinspublicationen  gegen  die  Verpfliditung  be- 
ziehen, mindestens  alle  zwei  Jahre  einen  Bericht  über  Vor- 
konmmisse  in  ihrem  Bezirke  zu  erstatten,  solche  Berichte  nicht 
einsenden.  Der  Verein  habe  also  von  solchen  Correspondenten 
filr  seine  Publicationen  keine  Gegenleistung,  wesshalb  er  den 
Antrag  stelle,  der  Ausschuss  möge  diese  Sache  in  dßr  nächsten 
allgemeinen  Versammlung  vorbringen  und  diese  zu  folgendem 
Beschlüsse  zu  bestinunen  suchen: 

j9  Jeder  Bezirkscorrespondent,  der  nicht  zugleich  ordent- 
liches Mitglied  des  Vereines  ist  und  der  nicht  binnen  je  zwei 
Jahren  einen  Bericht  über  seine  Thätigkeit  sendet,  welcher 
Bericht  aber .  auch  blos  die  Mittheilung  enthalten  kann, 
dass  dem  Bezirkscorrespondenten  im  Laufe  von  zwei  Jahren 
nichts  Erwähnenswerthes  vorgekommen,  hört  eo  ipso  auf, 
Bezirkscorrespondent  zu  sein.** 

9.  Diesen  Antrag  brachte  der  Ausschuss  der  30.  allge- 
meinen Versammlung,  die  am  22.  Jänner  1878  abgehalten 
wurde,  vor  und  die  Versammlung  genehmigte  denselben  ein- 
stimmig. Vor  dieser  Absimmung  hielt  Herr  Prof.  Dr.  H.  v. 
Zwiedineck-Südenhorst  einen  Vortrag  „überdenErb- 
huldigungslandtag  von  1564;  ein  Beitrag  zur  Verfassungsge- 
schichte der  Steiermark^. 

Der  Vortragende  hob  Eingangs  hervor,  dass  die  deutschen 
Erbländer  und  unter  ihnen  auch  Steiermark  in  früheren  Jahrhun- 
derten ein  sehr  entwickeltes  Verfassungsleben  aufweisen  können 
und  dass  die  Geschichte  desselben  den  Beweis  liefere,  mit 
welchem  Ernste  und  welcher  Charakterstärke  die  Rechte  des 
Landes  von  dessen  berufenen  Vertretern  gewahrt  worden  seien. 


-   VIII  — 

Bei  Gelegenheit  der  Erbhuldigung,  welche  der  März-Landtag 
von  1564  über  Aufforderung  Kaiser  Ferdinand  L  dem  Erben 
von  Innerösterreich,  Erzherzog  Karl,  leistete,  kamen  zwei 
Forderungen  der  Stände  zur  Discussion:  Die  Eidesentlassung 
der  Landesofiiciere,  welche  ohne  Btlcksicht  auf  den  dem  Lan* 
desfürsten  geleisteten  Eid  an  den  Berathungen  des  Landtages 
über  die  Huldigung  sollten  theilnehmen  können,  und  die  Auf- 
stellung einer  Huldigungsformel,  welche  beiden  Confessionen 
entsprechen  würde.  In  der  ersteren  Frage  fügte  sich  der  Landtag 
dem  Machtworte  des  Kaisers,  jedoch  nicht,  ohne  durch  seinen 
Sprecher  Servatius  von  Teuffenpach  gegen  jede  Beein- 
trächtigung der  Freiheiten  und  Gewohnheiten  des  Landes 
Verwahrung  einzulegen;  in  Bezug*  auf  die  Eidesformel  beim 
Huldigungsacte  kam  man  den  Wünschen  der  protestantischen 
Ständemajorität  entgegen.  —  Die  Besprechung  der  Vorgänge 
und  Verhandlungen  von  1564  brachte  auch  eine  eingehende 
Würdigung  der  Huldigung  von  1521  mit  sich,  von  welcher 
eine  ausführliche  Schilderung  erhalten  ist.  Der  Vortragende 
schloss  mit  der  Bemerkung,  dass  die  Treue  und  Beharrlichkeit, 
mit  welcher  von  so  manchen  Mitgliedern  -der  ständischen 
Vertretungskörper  schon  vor  Jahrhunderten  die  verfassungs- 
mässigen Rechte  des  Landes  verfochten  wurden,  dem  gegen- 
wäiligen  Geschlechte  als  leuchtendes  Beispiel  vorgehalten 
werden  könne. 

Der  Bericht  des  Schriftführers  zählte  u.  a.  die  verschie- 
denen Geschenke,  als  Druckwerke,  Handschriften,  Urkunden 
etc.  auf,  die  dem  Vereine  in  grosser  Zahl  zugekommen  waren 
und  sprach  den  Herren  Geschenkgebem  nochmals  den  Dank 
öffentlich  aus. 

Aus  dem  Vereine  sind  in  diesem  Vereinsjahre  9  Mit- 
glieder ausgetreten,  dagegen  11  zugewachsen;  da  nun  aber 
der  Verein  auch  4  verstorbene  Mitglieder  zu  beklagen  hat, 
so  beträgt  die  Zahl  der  Mitglieder  355.  Ehrenmitglieder  zählt 
der  Verein  26,  correspondirende  Mitglieder  15. 

Die  Zahl  der  Bezirkscorrespondenten  beträgt  23,  die 
Zahl  der  Vereine,  mit  denen  der  historische  Verein  in  Schriften- 


—  IX  - 

tausch  steht,  190;  die  Zahl  der  Ortschronisten  51.  Hier  kann 
der  Ausschuss  neuerdings  constatiren,  dass  das  von  ihm  in's 
Leben  gerufene  Institut  der  Ortschroniken  auch  in  der  Schweiz 
Anklang  und  Nachahmung  findet  An  Herrn  S  t  e  r  c  h  i ,  Biblio- 
thekar des  histor.  Vereines  in  Bern,  wurde  auf  dessen  Wunsch 
ein  Formulare  unserer  Ortschroniken  abgesendet. 

An  Publicationen  erschienen  im  verflossenen  Vereinsjahre 
das  25.  Heft  der  Mittheilungen  und  das  14.  Heft  der  Beiträge. 
Am  zweiten  Bande  des  Urkundenbuches  wird  fortwährend  ge- 
arbeitet und  ist  der  Druck  bereits  bis  zum  Bogen  28  vorge- 
schritten, so  dass  also  die  Ausgabe  des  Werkes  in  nicht  zu 
lauger  Zeit  erfolgen  kann.  Das  hohe  k.  k.  Ministerium  für 
Cultus  und  Unterricht  hat  in  Anbetracht  der  Wichtigkeit  des 
grossen  Werkes  wieder  500  fl.  zunächst  fllr  ein  Jahr  gewidmet 
und  hat  der  Ausschuss  auch  an  den  hohen  Landtag  und  die 
k.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien  das  Ansuchen  um 
eine  Unterstützung  des  Werkes  gerichtet. 

Von  den  Berichten  der  Bezirkscorrespondenten  sind  be- 
sonders die  von  den  Herren  Karl  P  i  c  h  1  Ritter  von  G  a  m  s  e  n- 
fels  und  Lehrer  Johann  K r a i n  z  in  Enittelfeld  zu  erwähnen. 
Der  Erstere  sandte  ein  Verzeichniss  von  im  Schlossarchive  zu 
Oberradkersburg  befindliclien  Urkunden ;  über  die  Berichte 
des  Letzteren  wird  abgesondert  eine  Mittheilung  erfolgen. 

Die  allgemeine  Versammlung  nahm  dann  auch  die  Wahl 
zweier  Ausschüsse  und  des  Schriftführers  vor,  da  die  Herren 
Prof.  Dr.  F.  Krones,  Conserv.  J.  Graus  und  Prof.  Dr. 
F.  Mayer  statutenmässig  zum  Austritte  aus  dem  Ausschusse 
verpflichtet  waren.  Gewählt  wurden  zu  Ausschüssen  die  Herren 
Professoren  Dr.  F.  Krones  und  H.  v.  Zwiedineck-Sü- 
denhorst  und  zum  Schriftführer  wurde  Prof.  Dr.  Franz  M. 
Mayer,  der  dies  Amt  bisher  bekleidet  hatte,  wiedergewählt. 
Als  Rechnungsrevidenten  wurden  die  Herren  Sparcasse-Cassier 
Burkhardt  und  Prof.  und  Bezirks  -  Schulinspector  Ignaz 
Schrotter,  welche  dieses  Amt  schon  seit  einer  geraumen 
Zeit  mit  Sachkenntniss  und  Hingebung  verwaltet  hatten,  wieder- 
gewählt 


-  X  — 

Herr  Prof.  Franz  F  e  r  k  sprach  hierauf  den  Wunsch  aus, 
der  historische  Verein  möchte  auch  die  Forschung  bezüglich 
der  Römerzeit  nicht  aus  dem  Auge  lassen  und  geeignete 
Kräfte  ftlr  diese  Zeit  gewinnen.  Es  entspann  sich  darüber  eine 
längere  Debatte.  SchUessIich  sagte  der  Vorsitzende  zu,  dass 
dem  Wunsche  des  Herrn  F  e  r  k  nach  Möglichkeit  werde  ent- 
sprochen werden. 


Aus  den  Berichten  der  P.  T.  ßezirks- 

Correspondenten. 

Der  Bezirkscorrespondent  Herr  Lehrer  Johann  Kr  ainz  sendete  drei 
Berichte,  die  wir  nachstehend  folgen  lassen. 

I.  Bericht  Yom  15.  Augast  1877 : 

1.  In  der  Pfarrkirche  zu  Seckau,  zwischen  dem  Mausoleum  Carl  II. 
und  der  Bischofskapelle  befindet  sich  an  der  Wand  ein  Votivbild,  welches 
wesentlich  Folgendes  versinnlicht:  Maria  schwebt  in  den  Wolken  über 
dem  Domstifte  Seckau,  im  Vordergründe  knien  Stiftsgeistliche  und  Bewohner 
von  Seckau  und  beten.  Rechts  schwebt  in  den  Lüften  ein  Schwärm  Heu- 
schrecken, welche  sich  hier  iin  Jahre  1478  einfanden.  Im  Hintergrunde 
links  sieht  man  das  Thal  von  Marein,  welches  1480  yon  den  Türken  heim- 
gesucht ward ;  man  erblickt  die  Kirche  in  Flammen  und  das  Metzeln  der 
Türken  unter  den  Bewohnern  der  Gegend.  Darunter  liest  man:  SVB- 
TVYM.PRAESIDIVM  CONFECIMVS  SANCTA  DEI  QENITRIX.  Die 
Yolkssage  erzählt,  dass  die  Türken  die  (hegend  nicht  finden  konnten,  weil 
sie  ganz  in  Nebel  eingehüllt  war.  Unter  dem  Bilde  befindet  sich  eine 
Yotivinschrift  in  Rahmen  mit  Fracturbuchstaben,  wahrscheinlich  zu  Ende 
des  16.  Jahrhunderts  geschrieben. 

2.  Im  Schlosse  Wasserberg  sollen  noch  vor  Jahrzehnten  türkische 
Kugeln  aufbewahrt  gewesen  sein,  die  aus  der  Zeit  stammten,  als  die 
Türken  Wasserberg,  jedoch  vergeblich,  belagerten.  Diese  Kugeln  wurden 
später,  wie  so  manches  andere  historisch  Denkwürdige,  verschleppt. 

3.  In  der  Pfarrkirche  St.  Marein  bei  Knittelfeld  befindet  sich  hinter 
dem  Hochaltare  eine  Inschrift  auf  einem  kleinen  Stückchen  Pergament, 
welche  lautet* 

Anno  Christi  Geburth  Alss  man  hat  Zalt 
MGCGGLXXX  an  Sand  Afran  Tag  haben 
die  Yerdamblichen  Abgottischen  hintischen 
Türkhen  das  Jungfreiliche  Bildt  Zerhakht. 
Gott  erbarme's! 
Mit  dieser  Inschrift  in  Verbindung  steht  ein  etwas  primitiv  gemaltes 

Gelbild,  das  an  der  linken  Seitenwand  des  Ghores  (Presbyteriums)  hängt. 

Es  stellt  dar  die  Kirche  St.  Marein  (Maria  im  Paradiese),  überragt  von 


—  XII  — 

dem  aus  dunklem  Waldgruude  bervorlugenden  Kirchleiu  St.  Marthen; 
an  der  Friedhofmauer  lungern  einige  Tttrken  herum,  während  eine  andere 
Schaar  osmanischer  Reiter  thaleinwärts  sprengt  und  an  der  Kirchthüre 
halten  einige  Moslems  ein  Muttergottesbild,  welches  von  einigen  Tttrken 
mit  Säbeln  zerhackt  wird.  Oberhalb  lesen  wir  die  Worte:  „Auzilium 
Cliristianorum<'.  Ueber  die  Sagen  aus  der  TQrkenzeit,  welche  sich  an  die 
hiesige  Gegend,  Knittelfeld  u.  s.  w.  knttpfen,  habe  ich  bereits  im  Feuilleton 
der  „Qrazer  Zeitung«  Nr.  34  anno  1876:  „Türkenfeld  und  Blutsattel** 
berichtet,  daher  ich  selbe  hier  nicht  beiilcksichtige. 

4.  In  der  Kirche  St.  Benedicten  (Pfarre  St.  Lorenzen)  befindet  sich 
eine  sogenannte  Pestkerze.  Die  Sage  erzählt:  Heuschrecken  hatten  die 
Saatfelder  verzehrt,  darauf  kam  der  türkische  Bluthund  in's  Land  und 
hauste  im  Murboden  gar  schrecklich ;  er  metzelte  Menschen  undThiere  nieder, 
plünderte  Arme  und  Reiche,  verbrannte  Häuser  und  Dörfer  und  zerstörte 
die  Kirchen.  Da  entstand  eine  schwere  Hungersnoth,  dass  die  Leute 
Baumrinde  statt  des  Brotes  essen  mussten.  Die  Türken  wollten  auch  die 
Kirche  St.  Benedicten  zersUiren,  konnten  sie  aber  nicht  finden,  denn  so 
oft  sie  ihr  nahten,  wurde  das  Gotteshaus  ihren  Augen  durch  ein  hohes 
undurchdringliches  Grebüsch  entzogen.  Die  geängstigten  Bewohner  gelobten 
zur  Abwendung  der  Gefahren  eine  mehrere  Gentner  schwere  Wachskerze 
zu  opfern.  Sie  waren  nachmals  in  ihrer  Armuth  nicht  im  Stande,  eine  so 
schwere  Kerze  anzuschaffen  und  Hessen  es  mit  der  Nachahmung  begnügen, 
indem  sie  eine  lange  Stange  mit  einem  Wachsstocke  spindelförmig  um- 
zogen. Als  nun  später  der  Feind  wieder  einmal  eingebrochen  war  und 
in  der  Kirche  zu  St.  Benedicten  die  merkwürdige  Kerze  sah,  nahm  er 
dieselbe  weg  und  vertauschte  sie  mit  einer  mit  Pulver  gefüllten  Blech- 
röhre, in  der  Absicht,  dass  sie,  angezündet,  explodiren  und  die  Kirche 
sammt  den  Andächtigen  in  die  Luft  sprengen  sollte.  Zum  Glücke  entdec  kte 
man  rechtzeitig  diesen  ruchlosen  Anschlag.  Die  Kerze  aber  wurde  viele 
Jahre  aufbewahrt  und  erst  1713,  dann  später  1855  durch  eine  neue  ersetzt. 

Diese  Sage  sowohl,  als  auch  Näheres  über  diese  sonderbare  Pest- 
kerze  habe  ich,  wie  noch  so  viele  andere  Notizen  und  Mittheilnngen  über 
die  Pest,  Herrn  k.  k.  Regierungsrath  Dr.  Richard  Peinlich  mitgetheilt, 
welcher  sie  auch  in  seiner  „Geschichte  der  Pest  in  Steiermark **  ver- 
wertbete.  Nachträglich  nun  fand  ich  in  dieser  Kirche  ein  Yotivbild, 
das  vermuthlich  mit  der  Sage,  wenigstens  zum  Thell,  in  einigem  Zusammen- 
hange steht,  obwohl  ich  über  die  Darstellung  nicht  recht  klar  werden 
konnte.  Selbes  befindet  sich  hinter  dem  Hochaltare  und  zeigt :  St.  Florian 
giesst  Wasser  auf  eine  links  befindliche  brennende  Stadt  (oder  Festung?); 
rechts  erblickt  man  türkische  Fusstnippen  mit  Anfllhrern  zu  Pferde;  im 
Vordergründe  zeigt  dies  Bild  einen  Pluss,  darinnen  ein  geharnischter 
Ritter,  auf  dem  Rücken  liegend,  schwimmt. 

5.  Bei  Teufenbach   hatten  die  Türken  ein   hitziges  Gefecht  zu  be- 


—  XIII  — 

m 

Stehen,  blieben  aber  schliesslich  Sieger  und  metzelten  die  üebriggebliebenen 
nieder.  Noch  heisst  der  Ort,  wo  dies  stattgefunden,  die  Blattratte. 

6.  Auch  im  Pusterwaldgraben  erzählt  sich  das  Volk  (nach  Mittheilung 
meines  Gewährsmannes  Herrn  Franz  Prull,  Oberlehrer  in  Lind)  eine 
interessante  Sage  aus  der  Türkenzeit,  welche  ebenfalls  einen  historischen 
Kern  zu  haben  scheint: 

,,Als  die  Türken  aus  dem  Kämtnerlande  in's   obere  Murthal  vorge- 
drungen, fielen  ihrer  ZerstÖrungswuth  auch  die  Kirchen  zu  AUerheUigen 
und  Pols  zum  Opfer  und   die  Bewohner    der   umliegenden  Ortschaften 
mussten  alle  Qräuel  einer  osmanischen  Invasion  erdulden.  Eine  zahlreiche 
Horde  türkischer  Mordbrenner   durchstreifte  auch  den  Pusterwaldgraben 
und  verübte  auf  diesem  Zuge  alle  erdenklichen  Gräuelthaten.    Darüber 
empörten  sich  die  Herzen  der  tapfem  männlichen  Gebirgsbewohner.  Ein 
gewisser  Mair  in  Gassbach  versammelte  die  kräftigsten  und  muthigsten 
Männer,   und  mit  diesen  wollte  er  sich  den  Türken  entgegenstellen.   Da 
aber  den  wackem  Aelplem  die  Feinde  an  Zahl  weit  überlegen  waren  und 
daher  es  voraussichtlich  schien,  dass  sie  den  Türken  unterliegen  würden, 
so  dachten  sie  an  List,  welche  auch  gelang.    Dort,  wo  der  Graben  von 
steilen  Felsen  stark  eingeengt  ist  und  der  Bach  mit  starkem  Gte^le  die 
schmale  Schlucht  durchbraust,  errichteten  die  Bauern  in  Eile  eine  hohe 
Mauer,  welche,  von  der  einen  Felsenwand  zur  andern  reichend,  auch  den 
reissenden  Wildbach  in  seinem  Weiterlauf  hemmte,  indem  man  sein  Bett 
absperrte  und  mit  schweren  Steinen  ausftUlte.  Dadurch  sammelte  sich  nun 
hinter  der  Mauer  das  Wasser  des  Wildbaches  an  und  zwar  in  einer  Höhe, 
die  bald  der  der  Mauer  gleichkam.  Als  nun  die  Türken  durch  den  Puster- 
waldgraben zogen,  stiessen  sie  auf  die  sonderbare  Mauer,  die  ihnen  eine 
Schanze  zu  sein  schien  und  das  weitere  Vordringen   erschweren  sollte. 
Sie  legten  nun  mehrere   grosse  Breschen  in  die  Mauer,   die  nun   der 
ohnedies   den  dahinter  angesammelten  Fluthen  kaum  mehr  widerstands- 
föhigen  Mauer  allen  Halt  benahmen.  Die  Mauer  stürzte  zusammen   und 
die  entfesselten  Wasserwogen  brausten  nun  durch  die  enge  Schlucht  mit 
rasender  Schnelle,  Alles  mit  sich  reissend,  Türken,  Pferde  u.  s.  w.  Kein 
Mann  entkam ;  auch  ein  türkisches  Zeltlager,  welches  nahe  der  Einmündung 
des  Pusterwaldgrabens  in  das  Pölsthal  errichtet  worden,  wurde  von  den 
reissenden  Fluthen  hinweggeschwemmt.  Als  sich  endlich  am  darauffolgenden 
Tage  das  Wasser  allmälig  verlaufen  hatte,  bedeckten  zahlreiche  Leichname 
den  Erdboden  und  auch  die  Wogen  der  Mur  schwemmten  viele  Todte 
fort,  die  der  Pölsbach  bei  seinem  Einflüsse  in  dieselbe  mitgeführt    Die 
in  selbiger  Gegend  üblichen  Benennungen  „Wehrofen"  und  „Wehranger"* 
deuten  noch  auf  diese  Begebenheit  hin. 

7.  Auch  in  Nenmarkt  leben  im  Volke  sagenhafte  Erinnerungen  an 
die  Türkeneinfälle,  welche  jedoch  bereits  von  mir  in  der  Grazer  Zeitung 
ad  Nr.  41  v.  J.  im  Feuilleton  „Aus  Neumarkt^  veröffentlicht  wurden. 


-   XIV   - 

• 

8.  Ebenfalls  recht  interessante  „TOrkensagen^  theilte  mir  Herr  Lebrer 
Leopold  Gschiel  in  Miesenbach  mit: 

a)  Gleich  oberhalb  des  Hochenhofes  bei  St.  Kathrein  am  Hauenstein  liegt 
ein  sehr  grosser  Stein  mit  zwei  eingeprägten  Fasstritten,  darin  be- 
ständig Wasser,  welches  merkwürdiger  Weise  keinen  Zofluss  haben 
soll,  sich  befindet  und  zum  Heilen  der  Zitterrochen  dienlich  sei ;  selbst 
in  der  trockensten  Zeit  enthalten  diese  fassähnlichen  Yertiefongen  stets 
Wasser.  Daran  knOpft  sich  nun  eine  Sage  aus  dem  TttrkeneinfaUe 
anno  1529.  Nämlich  die  Pfarrpatronin  St  Katharina  stand  mit  ge- 
zücktem Schwerte  auf  diesem  Steine,  als  die  Türken  heranrückten  and 
blendete  selbe  derart,  dass  sie,  als  sie  bis  zu  der  1  Stande  Ton  hier 
entfernten  Grenze  von  Ober-  und  Mittelsteier  gelangt  waren,  nichts 
als  ein  grosses  Meer  sahen.  Noch  heisst  der  lange  und  breite  Graben, 
von   dem   aus  die  Türken  das  Meer  sahen,  der  Türkenschanzgraben. 

b)  In  der  Ortschaft  Hinterleithen  liegt  das  sogenannte  grosse  Oedfeld, 
auf  welchem  einst  die  Türken  ihr  Lager  aufgeschlagen  haben  sollten. 
Ein  Türke  wollte  in's  nahe  Miesenbach  reiten,  um  es  anzuzünden; 
als  er  aber  zu  der  circa  500  Schritte  yom  Dorfe  entfernten  „heil. 
Brunnkapelle''  kam,  ward  er  mit  sammt  seinem  Pferde  erblindet. 

c)  Südwestlich  von  Pöllan  (bei  Miesenbach  ?)  steht  das  sogenannte  „rothe 
Schlösse*,  ein  altes,  aber  gut  erhaltenes  Schlossgebäude,  vor  dem  ein 
weithin  sichtbarer  hellrother  rundlicher  Erdcomplex,  mit  circa  20  Meter 
im  Durchmesser  sich  befindet  Hier  soll  der  Sage  nach  der  letzte 
Rest  der  Türken,  welche  in  dortiger  Gegend  gehaast,  niedergemetzelt 
worden  sein. 

d)  Die  auf  dem  hohen  Pöllauberg  gelegene  Kirche  soll  bis  in  die  Türkei 
hinein  sichtbar  gewesen  sein  Die  Türken  wollten  sie  zerstören,  konnten 
aber  wegen  des  einhelligen  Gebetes  der  in  der  Kirche  versammelten 
Christen  nur  bis  zu  dem  südlich,  etwa  400  Schritte  entfernt  gelegenen 
„Oelkreuze''  gelangen,  wo  sie  insgesammt  das  Gesicht  verloren. 

e)  In  Sti*allegg  steht  ein  Yotivkreuz  mit  einem  Türkenkopfe,  über  dessen 
Deutung  jedoch   mein  Gewährsmann   mir  nichts  mitzatheflen  wusste. 

IL  Bericht  vom  1.  November  1877: 

1.  Nach  den  glaubwürdigen  Mittheilungen  des  mir  befireundeten  und 
durch  mich  zur  Thätigkeit  im  Dienste  der  heimischen  Geschichtsforschung 
angeregten  CoUegen  Herrn  Oberlehrer  Joh.  Slana  in  Gaishorn  (früher 
Liezen)  befindet  sich  nördlich  und  oberhalb  des  Ortes  Liezen  eine  schief 
ablaufende,  jetzt  bebaute  Ebene,  das  sogenannte  „Brunnfeld^,  auf  welchem 
der  Sage*  nach  einstens  eine  Römerstadt  gestanden  haben  soll.  Diese  sei 
durch  eine  ungeheure,  in  Folge  eines  Erdbebens  herbeigeführte  Bergab- 
rutschung  gänzlich  verschüttet  worden.  Das  Haus  des  vulgo  nOraf**  wird 
als   der  Platz   bezeichnet,  auf  dem  einst  ein  „Heidentempel^  gestanden 


—  XV  — 

8eL  Die  im  Hintergründe  des  Bmnnfeldes  sich  erhebende  Berghöhe,  ^äie 
rothe  Wand**,  gemeinhin  auch  die  .Roth-"  genannt,  zeigt  noch  in  auffallender 
Weise  das  Merkmal  einer  Erdabrutschung.  Die  Leute,  welche  auf  dem 
Brunn felde  arbeiteten,  stiessen  hiebei  znweilen,  wenn  sie  etwas  tiefer 
ankamen,  auf  Mauerreste,  ja  es  fielen  sogar  den  Arbeitern,  welche  hier 
auf  den  Aeckem  zur  Erntezeit  mit  dem  sogenannten  „Vorstecher** 
(ein  schweres,  eisernes,  stangenartiges  Werkzeug  zum  Schlagen  Ton  Löchern 
in  den  Erdboden)  Löcher  schlugen,  dieser  Vorstecher  zuweilen  durch,  was 
auf  hohle  Räume  schliessen  Iftsst. 

Als  im  Jahre  1886—87  die  „Salzstrasse**  fiberlegt,  resp.  nougebaut  , 
worden,  wurde  n&chst  Liezen  am  Ausgange  des  Brunnfeldes  das  Erd- 
material fhr  den  Strassenban  geholt  und  hat  man  dabei  auf  dieser  gar 
nicht  so  bedeutenden  abgegrabenen  Erdfläche  verschiedene  Funde  gemacht, 
so  einen  Römerstein,  welcher  gegenwärtig  in  der  Pfarrkirche  eingemauert 
ist,  ein  Römergrab  und  Statuetten.  Diese  letzteren  wurden  nach  Admont' 
gesandt,  wo  sie  bei  dem  letzten  grossen  Brande  zu  Grunde  giengen.  Einige 
Steine  des  Römergrabes  finden  sich  noch  Yor  und  liegen  als  Pflastersteine 
in  einem  Hofe  des  Herrn  Fuchs  in  Liezen.  Der  zweite,  ebenfalls  in  der 
Pfarrkirche  (Choraufgang)  eingemauerte  Römerstein  (von  Muchar  nicht 
erwähnt)  lag  als  Pflasterstein,  mit  der  Schrift  nach  oben  gekehrt,  vor 
einem  Hause  und  wurde  durch  den  k.  k.  Baurath  Herrn  Job.  Lieb  ich 
entdeckt  und  conservirt.  Auch  Mfinzenfunde  sollen  schon  auf  dem  Brunn- 
felde gemacht  worden  sein,  leider  wurden  aber  selbe  verschleppt;  nur 
noch  eine  Bronzemünze  soll  sich  im  Besitze  einer  Magd  vorfinden,  fiber 
welche  jedoch  mein  Gewährsmann  mir  nichts  Näheres  mitzutheilen  wusste. 
Die  beiden  oberwähnten  Römersteine  wurden  bereits  vom  Herrn  Gonser- 
vator  Dr.  Pich  1er  besichtigt,  daher  ich  die  Mittheiluug  ihrer  Inschriften 
uBlerlasse. 

Am  Pyhm  (d.  i.  an  der  von  Liezen  nach  Oberösterreich  führenden 
Strasse)  heisst  ein  Weg,  der  die  jetzige  Strasse  durchschneidet  und  über 
das  sogenannte  „Hassegg**  flihrt,  der  „Römerstieg ** ;  auf  diesem  wurden 
von  dem  bei  oberwähnter  Strassenumlegung  beschäftigten  Ingenieur  Po- 
korny  (schon  gestorben)  mehrere  römische  Münzen  und  Waffen  ausge- 
graben, welche  leider  sämmilich  in  Privathände  übergiengen  und  zer- 
splittert worden. 

2.  Während  meines  ans  Gesundheits  -  Rücksichten  unternommenen 
FerienaufBnthakes  in  Marburg  machte  ich  gelegentlich  der  Theilnahme 
am  HospilanleBCurse  an  der  landsch.  Obst-  und  Weinbauscbnle  mehrere 
Excnrsionen  in  die  Umgegend  von  Marburg,  darunter  auch  nach  St.  Knni- 
gnnd.  Das  Volk  bezeichnet  den  hinter  der  auf  einer  Anhöhe  malerisefa 
•gelegenen  PfEurkirche  anstrebenden  Weingelnrgs-Hügel  mit  dem  Namen 
Gradifia,  auch  GradüUca,  welcher  Name  auf  eine  ehemals  bestandene  Be- 
deutet   (graMe,    gradishshe,   gradiöte  =  Schloss- Stätte   oder 


—  XVI  — 

der  Ort,  wo  vormals  ein  Schloss  gestanden).  Dieser  so  benannte  Hflgel 
ist  nach  drei  Seiten  bin  steil  abfallend  und  besteht  aus  Weingarten-Erde 
(Mergel),  Lapor,  auch  Opok  genannt  Das  Plateau  desselben  misst  nur 
wenige  Quadrat-Meter,  kaum  10 — 15.  Der  Yolkssage  nach  soll  hier  eine 
,,rÖmische  Warte*'  bestanden  haben.  Lassen  die  Bezeidmangen 
Gradiöe  u.  s.  w.  überhaupt  auf  einstige,  meist  römische,  Befestigungen 
schliessen,  so  scheint  dies  hier  zur  vollen  Gewissheit  zu  werden,  denn 
hier  nber  den  Platschberg  durch  das  Langenthai  zog  sich  die  Römer- 
strasse von  der  Mur  an  die  Drau  hinab  und  das  Römerdenkmal  in  dem 
benachbarten  St.  Ober-Kunigund  ist  gleichsam  das  Bindungsglied  zwischen 
den  römischen  Monumenten  in  Gamlitz  und  Marburg.  Auch  war  der  Punkt 
hier  auf  der  GradiSe  in  St.  (Unter-)  Eunigund  ein  sehr  passender,  indem 
man  eine  schöne  Aussicht  über  das  ganze  Langenthai  geniesst.  Bemer- 
kenswerth  erscheint  der  Umstand,  dass  der  vor  wenigen  Jahren  verstorbene 
Grundbesitzer  Weingerl  hier  einige  römische  Münzen  gefunden  haben 
soll;  wo  diese  hingekommen,  konnte  ich  nicht  in  £rfiihrung  bringen.  Ob 
sie  nicht  vielleicht  der  Münzensammlung  des  hiesigen  Herrn  PfiEurrers 
einverleibt  wurden,  welche  ich  zwar  wegen  Abwesenheit  desselben  während 
meiner  Besuche  in  St.  (Unter-)  Kunigund  nicht  zu  Gesichte  bekonomen, 
die  aber  nach  Versicherungen,  die  mir  gemacht  wurden,  nicht  unanselinlich 
sein  soll. 

Scheint  das  Plateau  dieses  Gradi§eberges  (mit  einiger  Sicherheit)  ein 
römischer  Beobachtungsposten  gewesen  zu  sein,  so  dürfte  hing^en  die 
zweite  Sage,  welche  auch  das  Schloss  Dobreng  auf  diesen  Gradifie 
verlegt,  weniger  Glaubwürdigkeit  verdienen.  Immerhin  konnte  die  firag* 
liehe  Stelle  den  Zwecken  einer  einfachen  römischen  Warte  entsprechen, 
schwerlich  aber  den  grossen  schweren  Steinbau  einer  mittelalterlichen  Borg 
getragen  haben;  für  diese  meine  Ansicht  spricht  sowohl  die  oberw&hnte 
Bodenart,  als  auch  die  geringe  Ausdehnung  des  Plateau's.  Es  mag  sein, 
dass  die  daranstossenden  Weingartenbesitzer  bereits  einen  Theil  des  Hdgels 
abgetragen  und  das  gewonnene  Erdreich  für  ihre  Weingärten,  weil  hieza 
sehr  tauglich,  verwendet  haben,  wie  es  auch  stellenweise  als  geschehen 
erscheint,  aber  immerhin  konnte  durch  die  Abgrabnng  der  Hügel  nur  um 
einen  verhältnissmässig  geringen  Theil  (der  Augenschein  zeigt  es  deatlich) 
verkleinert  werden  und  war  demnach  die  denkbare  Ausdehnung  desselben 
auf  alle  Fälle  eine  zu  geringe,  auf  dass  daselbst  einst  das  Schloss  Dobreng 
(Dobereng)  der  Herren  von  Dobem  (Dobringe,  Dobrenjie)  gestanden  haben 
könnte.  Vergebens  suchte  ich  auch  hier  die  nach  der  Schilderang  einiger 
Topographen  von  dichten  Buchen  überwachsenen  Spuren  einstmaliger 
Bauten;  ebensowenig  schien  mir  die  Lage  (welche  in  drei  Abschnitten 
auf  schwer  zugänglichen  Höhen  das  Gebäude  sehr  fest  gemacht  haben 
sollte?)  als  Grund  für  die  einstige  Existenz  des  fraglichen  Schlosses  ein- 
zuleuchten. Vielmehr  glaube  ich  muthmassen  zu  dürfen,  dass  das  SchlosSi 


—  XVD  - 

wenn  es  wirklich  hier  bestanden,  an  Stelle  der  gegenwärtigen  Kirche  sich 
befanden  haben  mag,  wofür  die  Terrainbeschaflenheit  jedenfalls  mehr 
spricht,  als  für  die  andere  Annahme.  Aach  mochten  hier  die  von  den 
allfallsigen  Rainen  herstammenden  Steine  beün  Baue  der  Kirche  and 
nmliegenden  Gebäade  leichtere  Verwendung  gefunden  haben,  als  aof  der 
Höhe  des  Platean's,  wo  der  gänzliche  Mangel  Yon  Bausteinen  und  Mauer- 
Qberresten  etwas  sa  befremdend  wirkt,  als  dass  man  der  Annahme  der 
einstigen  Ezistens  des  Schlosses  sogleich  ohne  jede  genauere  PrOfiing 
soBtimmen  k5nnte. 

8.  Gelegenilich  dieses  meines  henrigen  Ferienaufenthaltes  gelang  es 
mir,  auch  einige  andere  kurze  Notizen  zu  sammeln  und  zwar: 

a)  Herr  Ferdinand  Staudinger,  Privat  in  Marburg,  erzählte  mir,  dass 
Arbeiter  in  seinem  Weingebirge  (Stermez)  an  der  steirisch-ungarischen 
Grenze  einen  „römischen  Legionsziegel^  gefunden.  Selber  wurde  ihm, 
obwohl  zerbrochen,  Oberbracht,  kam  ihm  jedoch  später  abhanden  und 
verschwand  spurlos;  wahrscheinlich  sei  er  ihm  entwendet  worden. 
Zum  Glficke  jedoch  habe  er  sich  eine  genaue  Zeichnung  davon  gemacht 
und  werde  er  mir  selbe,  wenn  er  wieder  in  die  Gegend  kommt,  zur 
Verfügung  stellen. 

b)  Uebungsschullehrer  Herr  Joh.  Miclosich  in  Marburg  fimdin  semem 
Weingarten  (Gegend  Luttenberg)  ein  Steinbeil  und  befindet  er  sich 
noch  in  dessen  Besitz. 

c)  Oberlehrer  Heir  Karl  Valentiniß  in  Hrastnig  a.d.  Südbahn  besitzt 
eine  kleine  Münzensammlung,  darunter  eine  keltische  Münze  und  einen 
römischen  Ducaten. 

d)  Unterlehrer  Herr  Wreöar  in  St.  Nikolai  im  Sausal  theilte  mir  mit, 
dass  in  dortiger  Gegend  in  Wäldern  sich  auffallend  geformte  Hügel 
befänden,  die  vom  Volke  „  Heidengräber ^  genannt  werden. 

m.  Bericht  vom  10.  November  1877: 

1.  In  der  Kirche  St.  Wolfgang  am  Zirbitzkogel  &nd  der  Bericht- 
erstatter unter  der  Empore  an  der  rechten  Seitenwand  eine  Votivtafel. 
Selbe  ist  durch  zwei  verticale  Linien  in  drei  Felder  getheilt  Das  erste 
(rechte)  Feld  zeigt  ein  Wappen  und  einen  knienden  Rittersmann.  Das 
Wappen  ist  durch  eine  horizontale  Linie  in  zwei,  in  ein  oberes  und  unteres 
Feld  getheilt  Das  obere  zeigt  einen  schwarzen  rechts  gewandten  laufenden 
Panther  im  blauen  Felde ;  das  untere  zeigt  '^wei  weisse,  schräge  von 
links  nach  rechts  laufende  Streifen  im  rothen  Felde.  Der  Bitter  ist  in 
spanischer  Tracht  des  16.  Jahrhunderts  gekleidet.  Das  dritte  (linke)  Feld 
zeigt  eine  kniende  schwarz  gekleidete  Rittersfrau  und  das  Wappen  einen 
schwarzen,  aufrechtstehenden  Bären  im  braunen  Felde.  Das  mittlere  Feld 
trägt  folgende  Inschrift  mit  Fracturbuchstaben:  „Zu  Ehren  der  H.  Drei- 
faltigkeit auch  der  hochgelobten  immerwehrenden  JVngfrauen  Marien  und 

MUtJidil.  des  hlal.  VareinM  f.  Btolermu-k.  XXVl.  H«fft,  187fl.  B 


—  xvm  — 

dem  H.  Bischof  S.  Wo]%ang,  Patron  dieaes  Gotelwma  liat  Iftsten  madieii 
dieses  Gnixifix  des  Wolgebomen  Qrafen  Bern  Hern  Georg  Grafen  tu 
Nagaro].  Diser  Zeit  Pfleger  der  Hersdiaft  Efamftls  Georg  Noeber  ime 
auch  seiner  Lieben  Haosfranen  zur  Gedechtnis  Anno  lödS.** 

2.  Aof  der  Tulgo  Bddlmaier-Hnbo,  Eigentkam  des  Gastvirthes  Weg- 
schaider  inBischoffsid  (PfiureGail),  findet  aick  in  Bieaenstlnder  kart 
an  der  Strasse  eine  plastische  Fignr  ans  Siem,  nett  gearbeitet,  mge- 
manert.  Selbe  ist  ungefilhr  1  Sdioh  gross  nnd  stellt  eiatn  Gnomen  mit 
langem  Barte,  in  hockender  Stellang,  die  Hftnde  aof  die  Knie  anfliegend, 
dar.  Schade  nur,  dass  die  Figar  mit  brauner  Faite,  anm  TheUe  auch 
schwarzer,  übertOncht  ist 

Sicherlich  hflagt  dieses  sonderbare  MoonnesU,  an  das  sich  gar  keine 
mir  bekannte  Tradition  knfipf^  mit  dem  am  Hoehreiehard  bestandenen 
Silberbergbau  und  der  in  Wasserberg  erfolgten  SinschmeUnng  dea  ge- 
wonnenen Metalls  zusammen.  Ueber  die  Anfifondung  dieses  Bergwerkes 
hat  der  Berichterstatter  in  den  jflngst  lom  ihm  in  der  Gnuer  Zeitung  pnb- 
licirten  „Mythen  und  Sagen  aus  Obersteiermark",  spet.  Nr.  249,  eine 
interessante  Sage,  wie  auch  einige  Notizen  mitgetheüt 

8.  In  der  Kirche  St  Benedicten  (bei  Enittelfeld)«  welche  zwei  Hoch- 
altäre, des  St  Florian  und  des  St.  Benedictus,  enthält,  trägt  ersterer 
folgende  Inschrift :  „Disen  altar  hat  lassen  Machen  ein  Löbliche  BrOder- 
Bchafft  St.  Floriani  Zu  ehr  Gottes  Unsere  Herrn,  Und  dess  heiligen 
Märtyrers  Floriani  Unsers  Lieben  Patrons  Vnd  Feyr  Herms  Alhir  S. 
Benedictn  so  Geschehen  im  Jahr  Christi  1657." 

Neben  dem  Hochaltare  links  an  der  Seitenwand  befindet  sich  ein 
grosses  Wandbild:  Die  heil.  Maria  mit  den  beiden  Kirchenpatronen  St 
Florian  (rechts)  und  St  Benedictus  (links)  zur  Seite,  ihren  Mantel  aus- 
breitend über  eine  sie  zu  ihren  Füssen  umgebende,  betende  Schaar  Menschen. 
Darunter  liest  man:  „Gott  dem  Allmächtigen  zu  Lob  und  Ehr,  und  der 
seligsten  Jungfrau  und  Mutter  Gottes,  Maria,  auch  der  ehrsamen  Bruder- 
schaft St.  Floriany  hat  lassen  disen  Altar  machen  der  Erbar  Sebastian 
Klob,  und  seine  Hausfrau  E?a,  denen  Gott  der  Allmächtige,  wie  auch 
durch  die  Fflrbitt  der  seligsten  Jungfrau  Mutter  Gottes,  Maria,  und  St. 
Floriany,  den  Hnnmel  Torleihen  wolle.  Anno  1616. <*       Renovirt  1862. 


Veränderungen 


im 


Personalstande  des  Vereines. 


Vom  1.  Mai  1877  bis  Ende  December  1877  sind 

Zugewaolisen :  Ordentliohe  Mitglieder. 

Ebner  Johann,  Dr.  und  Professor  in  Csemowite.  —  F  alke  Oscar, 
Gutsbesitzer.  —  Feigel  Franz,  Oberförster.  —  Ealtenbrunner  Fer- 
dinand, Dr.  —  Kummer  Karl,  Professor  in  Wien.  -—  Macher  Fer- 
dinand, Beamter.  —  Schmid  August,  Lehrer.  —  Simonid  Franz,  Dr., 
Beamter.  —  Schuster  Leopold,  Dr.,  Professor.  —  So u van  Johann, 
Privat.   —  Wallner  Julius,  Professor. 

Abgegangen:  Ausgetreten. 

Ach  atz  Anselm,  Gapitular.  —  Berg  er  Othmar,  Schuldirector.  — 
Feyrer  Alois,  Gutsbesitzer.  —  KOnigsbrunn  Sigmund,  Freiherr.  — 
Mittarsch  Josef,  Pfarrer.  -  Oberwelz,  Stadtgemeinde.  —  Schwär- 
zenberg,  Student.  —  Tendier  Mathias,  Mechaniker.  —  Tschanet 
Johann,  Professor. 

Gtostorben. 

Breunner  August,  Graf,  senior.  —  Eönigsbrnnn  Anton, 
Oberst.  —  Linke nhöller  Karl,  Gaplan.  —  Morzin  Peter,  Graf, 
Feldmarschall-Lieutenant. 

Verbleibt  der  Mitgliederstand  Ende  December  1877:  855. 

Ortschronisten  zugewaolisen. 

Merz  Josef,  Oberlehrer  in  Neuberg,  für  Neuberg.  —  Prangner 
Yinzenz,  Lehrer  in  Radegund,  f&r  Radegund. 


B* 


—  XX  — 


U  e  b  e  r- 

uber  die  Empfänge  und 


I  Gassarest  Yom  81.  Deceniber  1876 

II  Beiträge  der  P.  T.  Mitglieder 

III  Erhaltene  InteresBeii 

IV  SabveDtion  der  hohen  Landschaft  pro  1877    .     .     • 

V  Für  verkaofte  Vereinspublicationen 

VI  Sabvention  des  hohen  ünterriditsniinisteriums  pro  1877 
Vn  An  DiplomgebOhren 

Summe  der  Einnahmen  .    .    . 

Wird  die  Summe  der  Ausgaben  von  der  der  Em- 
pfänge abgezogen  mit 


so  verbleibt  am  81.  December  ein  Gassarest  Ton 

Dieser  Gassarest  serfftllt  in  zwei  Theile,  als: 

a)  in  angelegte  Gapitalien   716  fl.  50  kr.  und 

b)  in  barem  Gelde  ...    886  fl.   16  kr. 


also  in  Summa  wie  oben 


1061  fl.  65  kr.  ^ 


Graz,  am  81.  December  1877. 


1089 

66 

889 

26 

88 

41 

626 

— 

67 

76 

600 

— 

18 

— 

8078 


2021 


1061 


1061 


Ernst  FQrst, 

d.  Z.  CaMlar. 


8 


48 


65 


65 


sieht 

Ausgaben  Im  Jahre  1877. 


Ansgaben 


RemaneratiCHi^  ta  die  VereiiubedieiiBleten      .     .     . 

Fflr  Stempeluulagen 

DrockkoBten  der  Beitrige,  13.  Jahrgang     .     .     .     . 
Rest   der   DrnckkoBteD   der  Beiträge,    12.  Jahrgang 

{ibr  die  ümacUBge) .     . 

FDr  die  B«inigung  der  Kaiulei  pro  1877    .    .     .    . 

FDr  Porti  und  SpeditionaauslageD 

SubTention  an  Herrn  Job.  Erainz  in  Knittelfeld  .     . 
Honorar  an  den  Hiläheamten  des  Vereines     .     .     . 

Entlohnong  an  den  Tereinsdiener 

Kosten  der  Versammlnngen  pro  1877 

Mitgliedbeitrag  an  den  Qesanuntverein  in  Darmstadt 

pro  1677  mit  1&  deatsche  Beichsmark    .    .    . 
Bisherige  Kosten  der  Mittheilungeo,  25.  Heft      .     . 

Kosten  der  Beiträge,  14.  Jahrgang 

FDt  die  calligraphische  Auaarbeitang  der  Diplome  . 

Fttr  DmckBorten 

Jahresbeitrag  pro  1877  an  das  germaniBChe  National- 

Masemn  in  NUmberg 

Anslagen  der  Untersuchung  des  prähistorischen  Walles 

bei  Feiatrita-Pe^Bu 

FDr  EaDcleibedarfiiiste 

Tbeilbetragiahlung  des  Honorars  fBr  das  Urkunden- 

bucb  der  Steiennark,  II.  Band 


Summe  der  Aulgaben  .    . 


Oegl.Wäbr. 


Den  Sammlungen  des  Vereines 

sind  vom  1.  Mai  bis  Ende  Dezember  1877  zugekommen 

A.  Für  die  Bibliothek. 


1.  Durch  Sohenkung. 

8959.  Florianscfaitz,  Arzt  in  Seckaa :  Spitalsordnong  des  Spitals  in  Sedcau. 

(Auf  Holztafel.)« 

8960.  Graz,  die  Verwaltung  des  Anna-Kinderspitales :  88.  Rechenschafts- 
bericht des  Jahres  1876. 

8961.  HoMchter,  Notar  in  Windischgraz:  Ein  Paket  Zeitungsausschnitte. 

8962.  Kahlbacher  in  Seckau:  Zunftconfirmationen  und  Acten,  die  Lein- 
weber- und  Schneiderznnft  in  Seckau  betreffend. 

8968.  Oro2en  Ignaz,  Domherr  in  Marburg:  Das  Bisthum  und  die  Diöcese 
Lavant,  recte  das  Dekanat  Oberburg.  II.  Theil,  1877. 

8964.  Pirona  6.  A.,  Professor  und  Gonsenratore  der  Munidpal-Bibliothek 
in  Udine :  Index  zur  Geschichte  von  Friaul  vom  Jahre  1200  bis 
1400;  herausgegeben  vom  Abte  Giuseppe  Bianchi.  Udine,  3877. 

8965.  Peinlich  R.,  Dr.  und  k.  k  Regierungsrath  in  Graz:  Nekrolog  des 
am  8.  October  1876  verstorbenen  k.  k.  Schulrathes  und  jubil.  Gym- 
nasial-Director's  Theodor  Gassner.  (Separat- Abdruck  aus  dem 
Jahresberichte  des  I.  Stats-Gymnasinms  in  Graz,  1877.) 

3966.  Pils  Jacob,  Oberlehrer  in  Eraubat  ob  Leoben:  a)  Bibel  oder  die 
ganze  heilige  Schrift,  gedruckt  Mainz  1609;  —  b)  Hübner's 
Zeitungs-  und  Gonversations-Lexicon;  Leipzig  1709,  dann  Regens- 
burg und  Wien  1765;  —  c)  Gebetbuch  für  Katholiken,  Augsburg 
1712;  —  d)  Katholisches  Gesangbuch,  Grätz  1718;  —  e)  Karte 
von  Griechenland  vom  Jahre  1741;  —  f)  Lesser's  Insecto-Theologia, 
Leipzig  1758;  —  g)  Gaesar's  Beschreibung  von  Steiermark,  GräU 
1778  und  1786.  2  Bfinde,  dann  2.  Theil,  1.  Abtheilung,  Grftz  1786. 
—  h)  Egyptische,  griechische  und  römische  AlterthQmer,  von  Dr.  Jos. 
Ottenberger.  1.  Heft,  Prag  1819;  —  i)  Darstellung  des  politischen 


—  xxm  — 

Yerliftltnisses  der  verBchiedenen  Gattungen  von  Herrschaften  zur 
Staatsverwaltung  etc.  in  der  k.  k.  österr.  Monarchie,  mit  beson- 
derer Berflcksichttgnng  auf  die  ProTinzen*  Steiermark,  Kärnten 
und  Krain,  von  Jobann  Tschinkowitz.  8.  Theil,  Gr&ts,  1827;  — 
k)  Steierm&rkiBGhe  Zeitschrift,  N.  F.  I.  Jahrgang,  2.  Heft,  1834  ; 
—  1)  Die  Unhaltbarkeit  des  speciilativen  Systems  der  Güntheri- 
aner,  von  P.  Idelfons  Sorg,  Grfttz  18'>1 ;  —  m)  Provinzial-Handbuch 
Tom  Enheraogthume  Oesterreich  ob  der  Enns  ftlr  das  Jahr  1858, 
Lfm. 

3967.  Stillfried-Alcantira,  Dr.  Rudolf  Graf,  Gebeimrath  in  Berlin:  „Kloster 
Heüsbronn''  Berlin  1877. 

39G8.  SdUner  Franz,  Bflrgerschullehrer  in  Fflrstenfeld:  Grosser  Atlas 
ftber  tfe  ganze  Welt  Nürnberg  1716. 

8969.  Wickenhauser  Franz  Adolf  in  Gzemowitz :  „Moldawa*^,  oder  Bei- 
träge zügelnem  ürkundenbuehe  der  Moldau  und  Bukowina,  1877. 

2.  Im  Schrlftentausoh. 

8970.  Agramt  sOdslavische  Akademie  der  Wissenschaften:  a)  Rad,  38., 
89.,  40.  Band,  1877;  —  b)  Monumenta  spectantia  historiam  meridio- 
nalium,  Band  6,  und  Gommissiones  et  Relationes  Venetae,  Bd.  1, 1^76. 

8971.  Amiens,  Gesellschaft  der  Alterthumsfreunde  der  Piciurdie:  a)  M^- 
moires,  8.  Serie,  tomo  V.,  1876;  —  b)  Bulletins,  tomo  XII.,  Jahr- 
gang 1874,  1875  und  1876 ;  —  c)  Documents  Inedits  concemant  la 
Province,  8.  Band,  1871 

8972.  Amsterdam,  königliche  Akademie  der  Wissenschaften :  a)  Verhand- 
lungen aus  der  Naturkunde,  10.  Theil,  1877.  —  b)  Verslagen  en 
MededeeUngen  aus  der  Letterkunde,  5.  Theil,  1876;  —  e)  Jahr- 
buch pro  1876  und  d)  HoUandia,  1876. 

8978.  Baireuth,  histor.  Verein  ftlr  Oberfranken:  a)  Archiv,  18.  Band, 
8,  Heft;,  1877;  —  b)  Dr.  Theodorich  Morung.  Eme  Jubiläums- 
schrift zur  50jährigen  Feier  des  histor.  Vereines.  (Von  Dr.  Lorenz 
Kranssold.)  1877. 

8974.  Bamberg,  histor.  Verein  (&r  Oberfranken:  89.  Bericht  über  den 
Bestand  und  das  Wirken  des  Vereines  im  Jahre  1876. 

8975.  Berlin,  königl.  Akademie  der  Wissenschaften:  a)  Monatsberichte, 
Jahrgg.  1877;  —  b)  Abhandlungen  der  philos.-histor.  Classe  aus 
dem  Jahre  1876. 

8976.  Berlin,  Verein  deutscher  Herold:  Zeitschrift  deutscher  Herold, 
7.  Jahrgang,  1B76. 

8977.  Berlin,  Verem  ftlr  die  Geschichte  Berlin's:  a)  Bericht  Aber  das 
12.  Verein^ahr  1876;  —  b)  Berliner  Urkunden,  Bogen  75—77, 
8  Bögen;  —   c)  Berliner  Bauwerke,  Tafel  8,  l'V  Bogen,  Tafel  9, 


—  XXIV  — 

2</,  Bögen;  -    d)  Berliner  Denlonftler,  Tafel  5,  1  Bogen;  —    e) 
Berliner  Medaillen,   Tafel   U,   2  Bögen;  —    Q  Berliner  Siegel, 
Tafel  4,  10  Bögen,  zusammen  20  Bögen. 
3978.   Bern,  hifitor.  Verein  des  Gantons :  a)  Archi?,  9.  Band,  2.  Heft,  1877 ; — 

b)  Die  Schlacht  bei  St.  Jacob  an  der  Birs  (von  Aogost  Bemoulli) ; 
—  c)  Aarberg  bis  zum  Uebergang  an  Bern.  (J.  Sterchi.)  1877. 

8979.  Bern,  allgemeine  geschichtsforschende  Gesellschaft  der  Schweiz: 
Jahrbuch  fbr  schweizerische  Geschieht^  2.  Band,  Zfirich  1877. 

8980.  Bonn,  Verein  der  Alterthumsfreunde  im  Bheinlande:  JahrbQcher, 
59.  und  60.  Heft,  gedruckt  1866  -77. 

8981.  Braunsberg,  histor.  Verein  für  die  Geschichte  und  Altertfaumskunde 
Ermelands:  Zeitschrift,  17.  und  18.  Heft,  Jahrgg.  1875—76. 

3982.  Bregenz,  Vorarlberger  Museums -Verein:  XVI.  Rechenschafts- 
bericht, 1875/76. 

8983.  Bremen,  Abtheilung  des  KOnstler- Vereines  ftlr  bremische  Geschichte 
und  Alterthümer :  a)  Die  bremischen  MUnzen  (von  Henn.  Jungk) ;  — 

,   b)  Der  erste  Schwurgerichtshof  in  Bremen  (von  Dr.  Schumacher) ;  — 

c)  Denkmale  der  Geschichte  und  Kunst  der  freien  Hansestadt 
Bremen,  8.  Abth.,  1.  Liefg.  1876;  —  d)  Die  Stedinger  (tou  Dr. 
Schumacher,  1865)  und  e)  Bremisches  Jahrbuch,   9.  Band,  1877. 

8984.  Breslau,  schlesische  Gesellschaft  vaterl&nd.  Gultur:  54.  Jahres- 
bericht pro  1876. 

3985.  Breslau,  Verein  ftlr  Geschichte  und  Alterthum  tou  Schlesien:  a) 
Zeitschrift,  18.  Band,  2.  Heft,  1877;  —  b)  Scriptores  rerum  silesia- 
carum,  10.  Band,  1877. 

8986.  Carlsruhe,  das  grossherzogliche  Conservatorium  der  badischen 
Alterthümer-Sammlungen  des  Staates :  Die  grossh.  badische  Alter- 
thflmersammlung  in  Carlsruhe,  1.  Heft;,  Jahrgg.  1877. 

3987.  Chambery,  sodetä  savoisienne  d'histoire  et  d'  arch^ologie :  M^moires 
et  Docnments,  16.  Band,  1877. 

8988.  Christiania,  Verein  zur  Erhaltung  und  Aufbewahrung  nordischer 
Vorzeitdenkmäler:    a)   Foreningen,    Jahrgg.   1875   und   1876;  — 

b)  Register  der  ftbr  das  Jahr  1875  erschienenen  Schriften,  1876 ;  — 

c)  Norske  Bygninger  fra  Fortiden   (Von  N.  Nicolaysen.)  1877. 
3989.    Chur,   die  geschichtsforschende  Gesellschaft  für   GraubOnden:   a) 

7.  Jahresbericht  pro  1877  und  b)  GraubQndens  Alterthttmer  und 

Eunstschätze.  (Von  Samuel  Plattner.)  Chur  1878. 
8990.    CüH,  die  Gymnasiiü-Direction :  Programm  des  Schu^ahres  1877. 
3991.   Czemowitz,  k.  k.  Universit&ts-Bibliothek :  I.  Verwaltungsbericht  der 

akademiscJien  Lesehalle  an  der  Franz-Josefs-Üniyersit&t  für  den 

Sommersemester  1877. 
8992.   Doipat,  gelehrte  estnische  Gesellschaft:  Verhandlungen,  8.  Band, 

4  Heft,  1877. 


—  XXV  — 

8993.  Elberfeld,  ber^scher  Geschichtoyerein:  Zeitschrift,  12.  Band, 
Jahrgg.  1876,  gedruckt  zu  Bonn,  1877. 

8994.  Emden,  Gesellschaft  ftir  bildende  Kunst  und  vateriändische  Alter- 
thOmer:  a)  Yerzeichniss  der  Gemftlde-Sammlung;  b)  Yerzeichniss 
'der  Alterthttmer-Sammlung;  —  c)  Katalog  der  Bibliothek,  gedruckt 
1877. 

8995.  Franenfeld,  histor.  Verein  des  Gantons  Thurgau:  Thurgauische 
Beiträge  zur  vaterländischen  Geschichte,  17.  Heft,  1877. 

8996.  Freiberg  in  Sachsen,  AlterthumsTerein :  Mittheüungen,  1 3.  Heft,  1876. 

8997.  Freibnrg  in  Breisgau,  Gesellschaft  zur  Beförderung  der  Geschichts-, 
Alterthums-  und  Volkskunde:  a)  Becuefl  Diplomatique  dn  Ganton 
de  Fribourg,  8.  Band,  1877 ;  >-  b)  Zeitschrift,  4.  Band,  2.  Heft;,  1877. 

8998.  St.  Gallen,  histor.  Verein:  a)  Ifittheilungen  zur  raterländischen 
Geschichte,  N.  F.  5.  und  6.  Heft;,  der  ganzen  Folge  15.  und  16.  Heft, 
1877;  -  b)  St.  Gallons  Antheil  an  den  Burgunder  Kriegen,  1876;  — 
c)  Der  Ganton  St.  Gallen  in  der  Mediationszeit,  1877;  —  d)  Ur- 
kundenbuch  der  Abtei  St  Gallen,  3.  Theil,  2.  und  8.  Lieferung 
(1241—1296).  —  St  Gallen,  1876. 

3999.  Gen^ve,  Sod^t^  dliistoire  et  d' arch^ologie :  Mtooires  et  Docu- 
menta tome  19,  2.  Lieferung,  1877. 

4000.  Glarus,  histor.  Verein:  Jahrbuch,  14.  Heft,  1877. 

4001.  Görlitz,  Oberlausitzische  Gesellschaft  der  Wissenschaften:  Neues 
Lausitzisches  Magazin,  58.  Band,  1.  und  2.  Heft;,  1877. 

4002.  Göttingen,  königl.  Gesellschaft  der  Wissenschaften:  Nachrichten 
aus  dem  Jahre  1877. 

4008.   Graz,   Carl-Franzens-Üniversität:  Personalstand  der  akademischen 
Behörden  ft)r  den  Wintersemester  1877/78. 

4004.  —     technische  Hochschule  Joanneum:  Programm  des  Studien- 

jahres 1877/78. 

4005.  —     Joanneum:  recte  steierm.   Landes-Ausschuss :   65.  Jahres- 

bericht, 1876. 

4006.  —     n.  Staatsgymnasium :  S.Jahresbericht  des  Schuljahres  1877. 

4007.  —     Staatsoberrealschule:  5.  Jahresbericht  des  Schuljahres  1877. 

4008.  —     steierm.  Landes-Oberrealschule:  26.  Jahresbericht  des  Schul- 

jahres 1877. 

4009.  —     Verein   der  Aerzte  in  Steiermark:   Mittheüungen   aus  dem 

Xm.  Vereini^ahr  1875,76,  1.  und  2.  Theil,  Graz,  1877. 

4010.  —     christlicher  Kunstverein  der  Diöcese  Seckau:  Kirchenschmuck, 

Vm.  Jahrgg.,  1877,  Nr.  5-12. 

4011.  —     Akademischer  LeseTcrein  an  der  Universität  und  technische 

Hochschule:  10.  Jahresbericht  pro  1677. 

4012.  —     Die  Handels-  und   Gewerbekammer:    Statistischer  Bericht 

flir  die  Jahre  1871-1874. 


-  XXVI  — 

4018.  Greifsvalde,  kOnigL  Umvenitäts-Bibliotii^:  42  Stack  Inaaganl- 
Dissertationen  des  Jalires  1876. 

4014.  Greifswalde,  Gesellschaft  ftkr  Pommer'sclie  Geschichte:  a)  88.  und 
89.  Jahresbericbti  1877;  ~  b)  Pommer'sche  Genealogien,  3.  Band, 
1878. 

4016.  Halle,  thOringisch-sAchsiscber  Verein  rar  Erforschung  des  Tater- 
ländischen  Alterthums :  Nene  Mittheilnngen  aus  dem  Gebiete  histor.- 
antiqnarischer  Forschungen,  14.  Band,  1.  Heft,  1876. 

4016.  Hamburger,  Verein  tdr  Hamburgische  Geschichte :  Mittheilungen 
Nr.  1—3,  vom  Monat  October  bis  Ende  December  1877. 

4017.  Hannover,  histor.  Verein  ftLr  Niedersachsen:  Zeitschrift,  Jahigg.  1876 
und  88.  Nachricht,  1876. 

4018.  Harlem,  Bureau  sdentifiqne  central  Nto^landeis:  ArchiTes  Nte- 
landaises,  Tomo  XH.,  1877. 

4019.  Helsingfors,    die   finnländische    Gesellschaft   der  Wissenschaften: 

a)  Förhandlingar,  18.  Band.,  Jahrgg.  1876-76;  —  b)  Bidrag  tOl 
kinnedom  af  Finnlands  Natur  och  Folk,  20.,  26.  und  26.  Heft;  — 
c)  Obsenrations  M^t^rologiques,  Jahrgg.  1874. 

4020.  Hermannstadt,  Verein  ftUr  siebenbflrgische  Landeskunde:  a)  Pro- 
gramm des  Gymnasiums  zu  Hermannstadt  des  Schu^ahres  1876, 76 ; 

—  b)  Jahresbericht  des  Vereines  vom  1.  August  1876  bis  leisten 
Juli  1876;  -     c)  Archiv,  N.  F.  13.  Band,  1.-3.  Heft,  1876—77. 

4021.  Innsbruck,  Ferdinandeum :  Zeitschrift,  3.  Folge,  21.  Heft,  1877. 

4022.  Kiel,  ktoigl.  schlesswig-hollstein-lauenburgische  GeseUschaft  ftr 
Geschichte  dieser  HerzogthOmer :  a)  Zeitschrift,  7.  Band,  1877;  — 

b)  Register  zum  Diplomatarium  des  Klosters  Arensböck,  1877. 

4023.  Klagenfurt,  Staatsobergymnasium :  Programm  des  Studienjahres  1877. 

4024.  Köln,  histor.  Verein  ftkr  den  Niederrhein:  Annalen.  81.  Heft,  1877. 
4026.   Königsberg,    königl.   und   Universit&ts^Bibliothek :    Al^reussische 

Monatsschrift,  N.  F.  Jahrgg.  1877,  1.— 8.  Heft. 

4026.  Kopenhagen,  königl.  dänische  Gesellschaft  für  nordische  Alterthums- 
kunde:  a)  Mtooires  N.  Serie,  1876—76;  -  b)  TUlsBg,  Jahrgg.  1876; 

—  c)  Aarboger,  Jahrgg.  1876,  3.  und  4.  Heft. 

4027.  Krakau,  königl.  Akademie  der  Wissenschaften:  a)  Bozprawy  i 
Sprawozdania  z  Posiedz^n,  tomo  HL,  V.,  1876,  VI.  und  VH.,  1877; 

—  b)  Rocznik  Zarzadu,  Jahrgg.  1876;  -  c)  ZWör  Wiadomösd  do 
Antropologü  Krakow^,  tomo  1.,  1877;  —  d)  Monumenta  Medü 
Aevi  Historica,  tomo  U.,  1876. 

4028.  Laibach,  Obergymnasium:  Jahresbericht  1877. 

4029.  Lausanne,  Soci6tö  d'histoire  de  la  Suisse  roroande:  Mtooirea  et 
Documents,  tome  84,  1877. 

4080.  Leeuwarden,  GeseUschaft  für  friesische  Geschiebte,  Alterthums-  und 
Sprachenkunde:  a)  De  Vr^e  Fries  MengaUs0ßn«  18,  Band,  8.  Folge, 


—  xxvn  — 

1.  Theil,  2.,  8.  und  4.  Stück;  ~  b)  48.  Yerslag  der  Handellngen 
ftr  das  Jahr  1876  76. 

4081 .  Leiden,  Maatschappy  der  Nederlandscbe  Letterknnde :  a)  Yerzeichniss 
der  Mitglieder  vom  15.  Juni  1876;  —  b)  Handelingen  en  Mededee- 
lingen  vom  Jahre  1876;  —  c)  LevenBberichten  der  afgestorvene 
Medeleden,  Beilage  zu  den  Handelingen  vom  Jahre  1876. 

4082.  Leipzig,  deutsche  mmTgenlAadiache  Gesellschaft:  a)  Zeitschrift, 
Register  zu  den  Bänden  21—30;  —  l^  Zeitschrift,  81.  Band, 
1.,  2.,  8.,  und  4.  Heft,  1877;  —  c)  Gatalog  Nr.  9.  Von  Fried. 
Andr.  Perthes,  1877. 

4088.  Leoben,  Realgymnasium:  11.  Jahresbericht,  1877.  .Oberrealschule: 

2.  Jahiesbericht,  1877. 

4084.  Lftbek,  Verein  ftlr  Lübek'sche  Geschichte  und  Alterthumskunde : 
a)  Zeitschrift,  8.  Band,  8.  Heft,  1876;  —  b)  Jahresbericht  pro  1876 
und  1876. 

4086.  Lflneburg,  Altertfaums-Verein :  Urkundenbuch  der  Stadt  Lüneburg, 
8.  Band,  von  1887-1402.  Lfineburg,  1877. 

4036.  Luzembourg,  histor.  Section  des  Institutes  (Sociätö  areh^ologique) 
Charte  de  la  FamiUe  de  Reinach  vom  Jahre  1221—1456,  Fascikel  1 
Luxembourg,  1877. 

4087.  Luzem,  histor.  Verein  der  ftlnf  Orte  Luzem,  Uri,  Schwyz,  ünterwal- 
den  und  Zug:  a)  Der  Geschichtsfreund,  82  Band,  1877;  —  b)  Re- 
gister zum  21.  bis  inclus.  80.  Band  des  Geschichtsfreundes,  2.  Band. 

4038.   Marburg,  Staatsgymnasium:  Programm  des  Studieiyahres  1877. 

4089.  Metz,  die  Akademie  der  Wissenschaften:  Memoires,  3.  Serie, 
5.  Jahrgg.,   1877. 

4040.  Mitau,  die  kurlftnd.  Gesellschaft  ftlr  Literatur  und  Kunst:  Sitzungs- 
berichte aus  dem  Jahre  1876. 

4041.  Mens,  Sod^t^  des  Sciences,  arts  et  des  lettres  du  Hainaut:  Me- 
moires et  Publications,  4.  Serie,  2.  Band,  1877. 

4012.   Montb^liard,  Soci^t^  d'  emulation:  Mtooires,  3.  Serie,  1.  Band,  1877. 

4048.  München,  ktoigl.-bairische  Akademie  der  Wissenschaften:  a)  Sit- 
zungsberichte der  philos.-philo]og.-histor.  Classe,  5.  Heft, 
Jahrgg  1876,  1.,  2.  Heft,  Jahrgg.  1877;  —  b)  Abhand- 
lungen der  histor.  Classe,  18.  Band,  2.  Abth,  1877:  — 
c)  Dr.  R.  Freiherr  tou  Liliencron :  Ueber  den  Inhalt  der 
allgemeintn  Bildung  in  der  Zeit  der  Scholastik,  1876. 

4044.        -^         histor.  Verein  von  und  fhr  Oberbaiem:  Archiv,  30.  Band, 

3.  Heft,  1870-71,  86.  Band,  2.  und  8.  Heft,  1876-76. 

4046.        —         Der  Alterthumsverein :  Die  Wartburg,  IV.  Jahrgg,  1876/77, 

Nr.  10—12;  —  V.  Jahrgg.,  1877  78,  Nr.  1—6. 

4046.        —         königl.  allgemeines  Reichsarchiv :  Ardiivalische  Zeitschrift^ 

1.  Band,  1876. 


-  xxvm  - 

4047.  Mttnßter,  literarischer  Handweiser:   16.  JaLrgg.,  1877,  Nr.  4—18. 

4048.  Neuburg  a.  d.  Donau,  histor.  FiUal-Yerein :  Gollectaneenblatt  für 
die  Geschichte  Baiems,  40.  Jahrgg.,  1876. 

4049.  Nürnberg,  germanisches  Museum :  a)  Anzeiger  für  Kunde  der  deut- 
schen Vorzeit,  N.  F.  24,  Jahrgg.  1877 ;  —  b)  23.  Jahresbericht  für 
das  Jahr  1877. 

4050.  Pettau,  landschafU.  Realgymnasium:  8.  Jahresbericht,  1877. 

4051.  Pesth,  königl.  ungarische  Akademie  der  Wissenschaften:  Archaeo- 
logiai  trtesitd,  Jahrgg.  1877. 

4052.  Petersburg,  kaiserl.  archeologische  Gommission:  Rapport,  Jahr- 
gang 1872,  78  und  74. 

4053.  Poitieres,  Gesellschaft  der  Alterthumsforscher  des  westlichen  Frank- 
reichs: a)  Bulletin  des  1.  bis  4.  Quartal,  1877;  —  b)  Mtooires, 
40.  Band,  Jahrgg.  1876,  Fase.  1. 

4054.  Porrentrui,  la  Sod^tö  jurassienne  d'emulation:  L' Emulation  Juras- 
sienne  revue  mensuelle  litteraire  et  scientifique,  II.  Jahrgg.,  1877., 
für  die  Monate  April,  Mai  und  Juli. 

4055.  Prag,   kÖnigl.  böhmische  Gesellschaft  der  Wissenschaften:  a)  Sit- 

zungsberichte, Jahrgg.  1876;.—  b)  Abhandlangen  der  philos.- 
histor.-philolog.  Glasse  und  der  mathematisch-naturwissen- 
schaftlichen Classe  vom  Jahre  1875  und  76,  sechste  Folge, 
8.  Band,  1877;  —  c)  Jahresbericht  pro  1876. 

4056.  •—     Verein  für  die  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen :  Mitthei- 

lungen, 15.  Jahrgg.,  4.  Heft,  1877,  16.  Jahrgg.  1.,  2.,  3.  Heft. 

4057.  —      Lese-  und  Redehalle  der  deutschen  Studenten :  Jahresbericht 

des  Vereinsjahres  1876/77. 

4058.  Roma,  die  königl.  Akademie  dei  Linoei:  Atti,  Serie  3  •«,  Volume  1**, 
Jahrgg.  1877,  vom  April  bis  Ende  Juni  1877. 

4059.  Salzburg,  Gesellschaft  für  Salzburger  Landeskunde :  a)  Mittheilongen 
des  17.' Verein^ahres  1877,  1.  und  2.  Heft;  —  b)  Die  GefÜss- 
pflanzen  des  k.  k.  botanischen  Gartens  in  Salzburg,  U.  Spezieller 
Theil,  1.  Heft,  1877;  —  c)  Matsee.  Eine  Festgabe  zum  llhundert- 
jfthrigen  Gedächtnisstage  des  Stiftes  Matsee,  1877.  (Von  Dr.  F. 
V.  Zilker.) 

4060.  Schmalkalden,  Verein  für  hennebergische  Geschichte  und  Landes- 
kunde: Zeitschrift,  2   Heft,  1877. 

4061.  Schwerin,  Verein  für  mecklenburgische  Geschichte  und  Alterthums- 
kunde :  Jahrbücher  und  Jahresbericht,  42.  Jahrgg.,  1877. 

4062.  Sigmaringen,  Verein  für  Geschichte  und  Alterthumskunde  üi  Hohen- 
zoUem:  Mittheilungen,  10.  Jahrgg.,  1876/77. 

4068.   Speier,  histor.  Verein  der  Pfklz:  Mittheilungen,  6   Band,  1877. 
4064.   Stade,  Verein  für  Geschichte  und  Alterthum:    Archiv,  6.  Band, 
1877. 


—  XXIX  — 

4065.  Stemamanger,  hiBtor.-archiologisGher  Verein:  A  Tasmegyel  R6g6- 
szeti-Egylet  övi  Jelent^se,  6.  Heft,  1877. 

4066.  Stettin,  die  GesellBcbaft  für  Pommer'Bche  Geschichte  nnd  Alter- 
thumskunde :  Baltische  Studien,  27.  Jahrgg.,  Doppelheft,  1877,  nnd 
89.  Jahresbericht. 

4067.  Strassbnrg,  la  Sod^t^  pour  ia  Gonserration  des  Monnments  histori- 
ques   d'Alsace:   Sitzungsberichte  des  Jahres  1877  die  Nr.  2-- 8. 

4068.  Stuttgart,    königl.   statistisch •  topografisches  Bureau:    Wflrttem- 

bergische  Jahrbücher  f&r  Statistik  und  Landeskunde, 
Jahrgg.  1876,  1.-4.  Heft,  und  Jahrgg.  1877,  3.  Heft. 

4069.  —        württembergischer    Alterthumsverein :    Festschrift   zur 

vierten  Säcular- Feier  der  Eberhard  -  Karls  -  Universität 
zu  Tübingen,  1877. 

4070.  Triest,  la  Sodetä  del  Gabinetto  di  Minerva :  Archeografo  Triestino, 
Jahrgg.  1876.  N.  S.,  4.  Band,  Fascikel  1—4  und  Jahrgg.  1877, 
5.  Band,  Fase.  1—4. 

4071.  Ulm,  Verein  für  Kunst  und  Alterthum:  a)  Correspondenzblatt, 
2.  Jahrgg.,  1877,  Kr.  5—12;  —  b)  Ulm  und  sein  Münster.  Eine 
Festschrift  zur  Erinnerung  an  den  80.  Juni  1877  von  Friedrich 
Pressel.  Uhn,  1877. 

4072.  Utrecht,  histor.  Genootschap :  a)  Werken,  Neue  Serie,  Nr.  25, 1877 ;  — 
b)  Register  zur  Kron^k,  Berichten  und  den  Codex  Diplomaticus,  1877. 

4073.  Venedig,  L*istituto  Veneto  di  sdeuze,  lottere  od  arti:  Atti,  tomo 
2dOj  Serie  quinta,  dispensa  lO»*,  1875  —  76;  —  tomo  S«»,  serie 
qdnta,  dispensa  1»*,  und  7»%  1876  77. 

4074  Washington,  Smithsonian  Institution:  Annual  Report  für  das 
Jahr  1875. 

4075.  Wernigerode,  Harzverein  für  Greschichte  und  Alterthumskunde : 
Ergänzungsheft  zum  9.  Jahrgange  der  Zeitschrift  des  Harzvereines 
für  Geschichte  nnd  Alterthumskunde,  dann  Zeitschrift,  10.  Jahrgg., 
1877. 

4076.  Wien,  kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften:  a)  Sitzungsberichte, 

82.  Band,  3.  Heft,  1876,  83.  Band,  1.— 4.  Heft,  1876 ;  — 
>  b)  Archiv,  54.  Band,  2.  Hälfte,  1876;  -  c)  Fontes  Rerum 
Austriacarum,  39.  Band,  IL  Abth.,  1876. 

4077.  -  -     k.  k.  Gentral-Gommission  zur  Erforschung  und  Erhaltung  der 

Kunst-  und  histor.  Denkmale:  Mittheüungen,  Jahrgg.  1877, 
N.  F.  3.  Band,  1.— 4.  Heft 

4078.  —     k.  k.  geografische  Gesellschaft:  Mittheilungen,   19.  Band, 

der  neuen  Folge  9.,  Wien,  1876. 

4079.  —     Verein  für  Landeskunde  in  Niederösterreich:   %>  Blätter, 

N.  F.,  10.  Jahrgg.,  1876;  —   b)  Topographie  von  Nieder- 
österreich, 2.  Band,  1.  und  2.  Heft,  1876. 


—  XXX  — 

4080.  Wien,  Heraldischer  Verein  Adler:  Jahrbuch,  3.  Jahrgf.,  1876. 

4081.  —     Archäologisch-epigri^hisches  Seminar  der  k.  k.  ünirersitiU: 

Arch&ologisch-epigraphiBche  Mittheiluligeii  aus  OesCerreich, 

1.  Jahrgg.  1877,  1.  und  2.  Heft. 

4082.  —     Alterthumsverein:    Berichte    und   lüttheüangen ,    16.   ond 

16.  Band,  Jahrgg.  1875  und  76. 

4083.  —     Tourist:   9.  Jahrgg.,    1877,    1.  Band,  Nr.  9—12,   dann 

2.  Band,  Nr.  1—12. 

4084.  —     Deutsch-dsterr.  Leseverein  der  Wiener  Hochschulen :  Jahres- 

bericht des  I.  Vereinfijahres,  1877. 

4085.  —     akademische  Lesehalle  an  der  Universitftt:  7.  Jahresbericht, 

1876/77. 

4086.  —     Leseverein  der  deutschen  Studenten:  Jahresbericht  über  das 

•    5.  und  6.  Yereinijahr  1875  und  76. 

4087.  Wiesbaden,  Verein  f)lr  nassauiscbe  Alterthumskunde  und  Geschichts- 
forschung: a)  Annalen,  14.  Band,  1.  uud  2.  Heft,  1875—77;  — 
b)  Römische  Wasserleitungen  in  Wiesbaden  und  seiner  Umgebung, 
4,  Heft.  (Von  Dr  K.  Reuter.)  Ib77. 

4088.  Würzborg,  histor.  Verein  für  Uuterfranken  und  Aschaffenburg: 
a)  Archiv,  24.  Band,  1.  Hefk^  1877;  —  b)  Die  Geschichte  des 
Bauernkrieges  in  Ostfranken.   (Von  Magister  Lorenz  Fries.)  1876. 

4089.  Zürich,  antiquarische  Gesellschaft:  Mittheilungen,  recte  Neigahrs- 
blätter,  Nr.  40  und  41,  gedruckt  1876-77. 

3.  Duroll  Ankauf. 

4090.  Darmstadt,  Gesammtverein  der  deutschen  Geschichts-  und  Alter- 
thumsvereine :  Gorrespondenzblatt,  Jahrgg.  1877. 

4091.  Linz,  Museum  Francisco-Carolinnm :  Urkundenbuch  des  Landes  ob 
der  Enns,  7.  Band,  1876. 

4092.  Mainz,  römisch-germanisches  Central-Museum:  Die  AlterthOmer 
unserer  heidnischen  Vorzeit.  Von  Dr.  L.  Lindenschmit  7.  und 
8.  Heft  des  8.  Bandes,  1877. 


B*  Für  das  Archiv* 

1.  Urkunden  und  Acten. 

Geschenk  von  den  Herren : 

1615.  Anst  Anton,  Gewerksarst  bu  Gaal  bei  Enittelfeld:  4  Stück  Foto- 
grafien, und  zwar:  Ansichten  von  Seckau  und  Jadenburg. 

1616.  Meizner  Anton,  Csphoi  m  St.  Veit  am  Vogau:  Einige  alte  Urkunden 
(EaufbrieüB). 


—  XXXI  — 

1617.  MuUey  Eduard,  Gewerkinhaber  zu  Weiteustein:  Ein  urbar  von 
Weitenstein  u.  a.  und  4  Lehnbriefe. 

1618.  Otboniel  ....  in  Graz,  2  Stück  Kaufbriefe  aus  dem  17.  Jahr- 
hundert. 

1619.  Schönegger Oberlehrer:  a)  Yisitations-Bericht  des  Klosters 

Nenberg  vom  Jahre  1544;  b)  Protokoll  zur  Schule  Neuberg  gehörig, 
vom  Jahre  1795. 

2.  Handscliriften. 

1620.  Anderith  in  Schwanberg  schenkt  eine  Gopie  des  Testaments  der 
Freifrau  von  Ortenhofen  im  Schlosse  Limberg  bei  Schwanberg, 
▼om  19.  October  1696  und  ProtokoUsauszOge. 


C.  Für  die  Kunst-  und  Alterthums- 

Sammlung. 

Geschenk  von  den  Herren: 

1144.  Machatschek,  Dr.  in  Weiz:  Ein  metallenes  Plättchen. 

1145.  Oihoniel in  Graz:   Ein   StOck  Wiener   Stadt-Bancozettel 

per  10  fl.,  vom  1.  Juni  1806. 

1146.  Razlag,  Dr.  und  Güterverwalter  in  Kann :   Mehrere' alterthümliche 
-    Bruchziegel  und  ein  Salzklumpeu,  aufgefunden  in  Tomovo  an  der 

Stelle  des  römischen  Neviodurum  in  Krain. 


B 


Abhandlungen. 


Johann  Ritter  von  Kalchberg. 

Bio  Beilrag  zur  Lileralorgescbicble  des  achtzeliotea  Jahrhooderls. 

Von 

£>i*.  All  ton  Selilosfiiai*. 


JNicht  immer  blühte  und  grünte  das  Dichterleben  in  der 
Steiermark  so  lebendig  und  frisch,  wie  zu  den  Zeiten  der 
Minnesänger:  Rudolf  von  Stadegge,  Harrand  von  Wildon, 
Ottokar,  wie  zu  den  Zeiten  jenes  Ulrich  von  Lichtenstein, 
der  zwar  als  phantastischer  Abenteurer,  nicht  minder  aber 
auch  als  Dichter  und  zwar,  so  vielfach  die  Ansichten  über 
die  Bedeutung  der  Dichtungen  Ulrich's  auch  auseinandergehen, 
Zugestandenermassen  als  einer  der  hervorragendsten  Sänger 
jener  Zeit  bekannt  geworden  ist  In  der  That  hatten  in  der 
Folge  die  Bitter  bald  Kühneres  zu  unternehmen,  als  zu  »singen 
und  zu  sagen''.  Die  Zeit  des  Ernstes,  des  Eisens  brach  bald 
nach  der  romantischen  Periode  der  Kreuzzüge,  in  der  sich 
ganze  Völker  für  die  Wiedergewinnung  eines  kleinen  Stückchens 
„heiligen  Landes^  begeistern  konnten,  herein,  die  Lieder, 
welche  firüher  in  den  schönen,  grünen  Gauen  erklungen  waren, 
übertäubte  und  übertönte  das  Waffengeklirr.  Einbrüche  von 
Horden  wilder  Völker  des  Ostens,  Fehden  und  Kämpfe  her- 
vorragender Geschlechter  unter  sich  erstickten  die  edlen  Künste 
des  Friedens  und  wenn  auch  der  eine  oder  der  andere  Lieder- 
mund seine  Stimme  erhob,  so  verhallte  dieselbe  doch  bald  in 
den  Wirren,  in  dem  Tosen  und  Kämpfen  der  Zeit. 

So  zogen  wohl  Jahrhunderte  vorüber.  Das  materielle 
Leben  einzelner  Völker,  einzelner  Geschlechter  hob  sich  auch 
wohl,  Regenten  vergrösserten  ihre  Macht  und  waren  für  das 

Mitth»!!.  de«  hlat.  Vercinea  f.  8t«Ierm«rli.  XX VL  Heft,  1878.  1* 


—  4  — 

Wohl  ihrer  Unterthanen  bedacht,  aber  eine  ruhige  Entwicklung 
des  Geisteslebens  konnte  nicht  erfolgen,  Künste  und  Wissen- 
schaften mussten  damiederliegen,  bis  lücht  eine  andere  Zeit 
gekommen  war,  eine  Zeit,  in  der  die  Geschlechter  auch  im 
Innern  sich  bilden,  wachsen,  gedeihen,  erstarken  konnten,  eine 
Zeit,  die  alles  Niedergerissene  wieder  aufrichten  musste 
und  darauf  erst  den  Bau  der  Gesittung,  der  edleren  Bildung 
und  Cultur  weiter  fortsetzen  konnte.  Lange,  unendlich  lange 
dauerte  es,  bis  diese  Zeit  einbrach,  bis  die  Morgenröthe  eines 
neuen  Tages  herüberschimmerte,  bis  es  sich  in  den  Geistern 
wieder  regte  und  sie  zum  Bewusstsein  ihrer  selbst  brachte. 
Von  bedeutenderen  literarischen  Bestrebungen  auf  steirischem 
Boden  weiss  erst  das  achtzehnte  Jahrhundert  wieder  zu  be- 
richten und  auch  von  diesem  Jahrhunderte  sind  es  die 
letzten  Jahrzehnte,  in  denen  einzelne  Gestalten  hervortreten, 
die  eine  grössere  geistige  Regsamkeit  bekunden,  die  gleichsam 
den  Nachhall  bilden  jener  grossartigen,  geistigen  Bewegung, 
welche  sich  zu  derselben  Zeit  im  nördlichen  Deutschland 
kundgab. 

Man  ist  allgemein  der  Ansicht,  dass  das  literarische 
Leben  auch  das  ganze  vorige  Jahrhundert  hindurch,  ja  noch 
zu  Anfang  unseres  Säculums  in  der  Steiermark  ganz  ohne 
Bedeutung  gewesen  und  derjenige,  welcher  es  zu  vergleichen 
wagt  mit  dem  jener  genialen  Geister,  welche  der  ganzen  Zeit 
die  Bezeichnung  der  classisehen  Literaturperiode  gegeben, 
welche  als  Neubegründer  unserer  Dichtung  überhaupt  aufge- 
treten waren  und  von  denen  an  man  eigentlich  erst  wieder 
von  einer  deutschen  Dichtkunst  sprechen  konnte,  mag 
Recht  haben;  im  Irrthume  jedoch  befindet  sich  jener,  der 
Steiermark  noch  zu  jener  Zeit  als  ganz  öde  und  trostlos,  als 
in  geistiger  Beziehung,  in  literarischer  Hinsicht  todt  betrachtet 
Dass  dies  eben  nicht  so  ganz  der  Fall,  habe  ich  schon  öfter 
zu  zeigen  versucht  ^),  dass  insbesondere  eine  literarisch,  nicht 


*)  Vgl.  mein  Buch:  Innerösterreichisches  Stadtleben  vor  hundert  Jahren. 
(Wien  1877.)  IV.  Literatur.  Dichtung. 


-   5  — 

nur  für  die  Steiermärker  interessante  Persönlichkeit  damals 
auftauchte  und  seitdem  in  unverdiente  Vergessenheit  gerieth, 
dies  nachzuweisen  ist  der  Zweck  der  nachfolgenden  Blätter. 

Schon  Const.  v.  Wurzbach  hat  in  seinem  biographischen 
Lexicon  ^)  die  Aufmerksamkeit  neuerdings  auf  Johann  Ritter 
V.  Kalchberg  gelenl^t,  allerdings  nur  insoweit,  als  es  in  dem 
Plane  dieses  ausgezeichneten  lexicalischen  Werkes  gelegen 
sein  konnte,  eine  eingehendere  Besprechung  K  a  1  ch b  e  r  g's  ist 
nirgends  erschienen  und  selbst  der  Nekrolog,  welcher  im 
Todesjahre  des  Dichters  in  der  „Steiermärkischen  Zeitschrift" 
(VIIL  Heft,  1827.  S.  45  S.)  von  Professor  Appel  verfasst, 
das  Wirken  Kalchberg's  schilderte,  verwandte  nicht  viele 
Seiten  zu  seiner  Darstellung  und  davon  wieder  nur  eine  Zahl 
von  Zeilen  möchte  ich  beinahe  sagen,  zur  Entwicklung  der 
literarischen  Bedeutung  des  Mannes,  obgleich  derselbe  manches 
Jahr  hindurch  Mitarbeiter,  Mitherausgeber,  ja  Begründer  dieser 
Zeitschrift  '^  gewesen  und  dieselbe  ja  gewissermassen  berufen 
erschien,  die  Bedeutung  Kalchberg's  fllr  die  Geschichte 
des  Geisteslebens  seiner  Zeit  eingehend  zu  würdigen;  schon 
waren  ja  zwei  Gesammtausgaben  der  Werke  des  Dichters  er- 
schienen und  beide  in  der  kürzesten  Zeit  vergriflFen,  schon 
hatte  derselbe  die  Aufmerksamkeit  der  weitesten  Kreise  auf 
sich  gelenkt  und  zahlreiche  Anerkennungen  des  In-  und  Aus- 
landes ftlr  seine  Thätigkeit  erhalten. 

Ich  habe  mich  nun  schon  seit  längerer  Zeit  eingehend 
mit  dieser  für  die  Steiermark  nicht  nur  in  literarischer  Hin- 
sicht, sondern  auch  in  vielen  anderen  Beziehungen  interessanten 
Persönlichkeit  beschäftigt  und  bin  auf  Grundlage  dessen  in  Ver- 
bindung mit  einem  mir  von  den  noch  lebenden  Familiengliedern 
Kalchberg^s  freundlichst  überlassenen  wichtigen  Material, 
welches  den  Dichter  betrifft,  im  Stande,  in  dem  Nachfolgenden 


«)  X.  Thl.  S.  879  ff. 

' )  Die  interessantesten  Aufschlösse  hierüber  gibt  die  im  steierm.  Landes« 
Archive  befindliche  Sammlong  einer  grossen  Zahl  (über  100)  von  Ori- 
ginalbriefen des  Erzherzog  Johann  an  Kalchberg. 


--  6  - 

eioe  etwas  eingehendere  Schilderung  seines  Lebens  und  Wirkens 
zu  entwerfen,  insbesondere  ist  es  die  von  der  Tochter  Kalch- 
berg's:  Emilie  verfasste  Biographie,  die  über  so  viele  Ver- 
hältnisse, welche  man  bisher  nicht  kannte,  die  trefflidisten 
AufischlOsse  gibt '). 

In  einer  der  lieblichsten  Gegenden  der  oberen  Steiermark, 
in  dem  schönen  MUrzthale,  dort,  wo  in  einer  freundlichen 
Erweiterung  desselben  die  jugendliche  Mürz  ihre  dunkeln 
Wellen  durch  lachende,  waldumkränzte  Wiesen  und  Felder 
schlängelt  und  sich  mit  dem  Veitschbach  vereinigt,  erblickte 
Kalchberg,  unser  Dichter,  das  Licht  der  Weit  Die  Gross- 
eltem  desselben  von  väterlicher  Seite:  Veit  Kalchegger, 
Wirth  in  Wartberg  (f  1726)  und  Johanna  Katharina  Kalch- 
egger (t  1707),  waren  schlichte  Bürgersleute.  Deren  Sohn, 
Josef  Jakob  Erhard  Kalchegger  wurde  1704  geboren 
und  verehlichte  sich  nicht  weniger  als  viermal,  nämlich  am 
21.  April  1727  mit  Anna  Maria  Fasching,  der  Witwe  eines 
Wirthes  Josef  Fasching  in  Krieglach,  eine  Ehe,  die  kinderlos 
geblieben  zu  sein  scheint  ^) ;  die  zweite  Ehe  schloss  Kalchegger 
mit  Katharina  Kippner  von  Kapfenberg,  ein  Bündniss,  das 
mit  5  Kindern:  Maria,  Anna,  Josef,  Katharina  und  Appolonia 
gesegnet  war;  bei  dem  im  Jahre  1756  geborenen  Kinde  Josef 
steht  im  Taufbuche  die  Notiz :  „Dass  Herr  Josef  Kalchegger, 
Wirth  in  Krieglach  Nr.  75,  anjetzo  nobilisirt  Herr  von  Kalch- 
berg auf  Pichl  heisse*'  ^).  Nachdem  im  Jahre  1760  auch  die 
zweite  Gattin  in  Folge  der  letzten  Entbindung  gestorben  war, 


1)  Herr  Joh.  Rösch,  Kaplan  in  Köflach,  Mitglied  des  histor.  Vereines 
für  Steiermark,  hat  mir  ausserdem  noch  in  liebenswQrdiger  Freund- 
lichkeit seine  Aufzeichnungen  über  die  Familie  des  Dichters  zur  Ver- 
fügung gestellt,  welche  er  selbst  aus  den  Kirchenbfichem  in  Krieglach, 
woselbst  der  Herr  Kaplan  frilher  weilte,  ausgezogen.  Ich  spreche 
dem  genannten  geistlichen  Herrn  für  diese  Mittheilung  hier  meinen 
besten  Dank  ans. 

*)  Oder  wohnte  die  Familie  nicht  in  der  Pfarre  Krieglach?  in  dem  Kir- 
chenbuche erscheint  kein  Kind  aus  dieser  Ehe  verzeichnet 

>)  Diese  Notiz  ist  jedenfalls  erst  später  beigefügt  worden,  da  Kialchegger, 
wie  Wurzbach  richtig  anführt,  mit  Diplom  vom  30.  Dezember  1760 


—  1  — 

verehlichte  sich  Kaichegger  von  Kalchberg  mit  Frau  Anna 
Maria  de  la  Mare,  geb.  von  Kronenberg,  verwitweten  Baro- 
nesse von  Ghablkhofen.  Zwei  Kinder:  Johann  Franz  und  Johann 
Nep.  entsprossten  dieser  Ehe;  am  6.  August  1763  (gerade 
am  Geburtstage  des  zweiten  Kindes)  wurde  Kaichegger  von 
Kaichberg  unter  die  Stände  Steiermarks  aufgenommen.  Endlich 
schloss  er  noch  eine  Ehe  mit  Anna  Wampl  Edle  von 
Summersdorf,  welcher  drei  Kinder  entsprossten:  Johann, 
unser  Dichter,  fenier  Alois  und  Franz.  Dreizehn  Jahre  nach 
der  Geburt  des  ersteren  starb  Joh.  Erhard  von  Kalchberg 
(1778),  welcher  an  der  Aussen  wand  der  Pfarrkirche  zu  Krieglach 
begraben  liegt,  ein  roh  gemaltes  Kreuz  und  die  Bilder  Kalch- 
egger's  und  seines  Schwiegervaters,  der  ebenfalls  hier  begraben 
worden,  bezeichnen  die  Grabstelle,  die  heute  übrigens  schon 
sehr  vernachlässigt  ist 

Der  15.  März  1765  ist  der  Geburtstag  des  Mannes,  auf 
welchen  nachstehende  Blätter  wieder  die  Aufmerksamkeit  lenken 
sollen  und  der  in  der  Taufe  den  Namen  Johann  Nep.  Franz 
Georg  erhielt. 

Johann  von  Kalchberg  war  von  der  Geburt  an  ein  zartes 
schwächliches  Kind,  dem  die  Pocken  schon  früh  mit  immer- 
währender Blindheit  drohten;  da  er  auf  dem  väterlichen  Schlosse 
Pichl  mitten  in  der  herrlichsten  Naturumgebung  lebte,  erstarkte 


in  den  Adelsstand  erhoben  worden  ist;  die  bezeichnende  Stelle  des 
Diploms  lautet:  . . .  „Wann  Wirnun  gnädigst  angesehen,  wahrgenohmen 
nnd  betrachtet  haben,  die  adeliche  gute  Sitten,  Tugenden,  Vernunft 
und  Geschicklichkeit,  deren  uns  der  Josef  Kaichegger  zu  Krieglach 
inllnserm  Erb-HerzogthuniSteyermarckt  besonders  angerUhmet  worden, 
anbey  auch  zu  Gemüth  geAlhrct,  dass  er  nicht  nur  allein  bey  denen 
während  gegenwärtigen  Krieg  häüflng  vorgekonunenen  Militär  Märchen 
sich  willföhrigst  gebrauchen  lassen,  sondern  auch  das  auf  Tabac- 
postirung  gestandene  Garlstädtische  Militär- Gommando  sowohl  mit 
der  Löhnung,  als  mit  dem  Brod  fast  in  die  zwey  Jahre  versehen, 
und  die  hierzu  erforderliche  Mittel  aus  seinem  Seckel  vorgeschossen 
.  .  .  habe  .  . .  Als  haben  Wir  .  . .  ihme  ...  in  den  Grad  des  Adels 
erhoben  . . .  ihme  auch  das  Prsedicat  von  Kalchberg  gnädigst  beygelegt.'' 
Vgl.  Original-Adelsdiplom  im  steierm   Landesarchiv. 


—  8   - 

er  aber  bald.  Den  ersten  Unterricht  erhielt  der  Knabe  mühsam 
von  einem  alten  Fräulein,  das  im  Schlosse  lebte.  Nach  dem 
Tode  des  Vaters,  der,  wie  oben  erwähnt,  schon  im  dreizehnten 
Lebensjahre  des  Dichters  erfolgte,  wurde  er  einem  benach- 
barten Pfarrer  in  Hohenwang  übergeben,  um  den  ersten 
Unterricht  im  Latein  von  diesem  zu  erhalten.  Dieser  Pfarrer 
war  aber  ein  übler  Pädagoge  und  Misshandlungen  aller  Art 
von  Seite  desselben  flössten  dem  Knaben  eine  gewisse  Scheu 
gegen  Jedermann  ein,  die  sich  erst  spät  verlor,  ja  im  späten 
Alter  noch  war  es  ihm  nicht  möglich,  diese  unangenehmen 
tiefen  Eindrücke  seiner  Jugend  ganz  zu  verwischen. 

Endlich  im  Jahre  1781  kam  der  nun  dem  Jünglingsalter 
entgegenreifende  Knabe  in  das  k.  k.  Seminarium  (Convict) 
nach  Graz,  dessen  Oberleitung  Caspar  Boyko,  ein  Mann 
führte,  welcher  nicht  nur  auf  dem  Gebiete  der  Kirchengeschichte 
als  Gelehrter  Ausgezeichnetes  geleistet  hatte,  sondern  der  sich 
auch  als  Bilder  der  Jugend  hervorgethan  *).  Kalchberg  floh 
hier  den  munteren  Kreis  seiner  Collegen,  die  ihn  desshalb 
auch  nicht  selten  verspotteten  und  noch  mehr  gegen  sich 
erbitterten.  Obgleich  er  sogar  gegen  die  Lecture  eine  Abneigung 
hatte,  so  brachte  ihm  doch  Einer  aus  dem  jugendlichen  Kreise 
einige  der  damals  beliebtesten  Dichter  und  Bomane  imd  bald 
darauf  wird  im  Lesen  der  Dichter  dem  Jüngling  eine  ganz 
neue  Zauberwelt  erschlossen.  Freilich  war  es  in  der  Anstalt 
streng  verboten,  Bücher  zu  lesen,  die  nicht  besonders  bewilligt 
worden  waren  und  gerade  die  Werke  der  damaligen  gährenden 
Dichtergemüther  gestattete  man  am  wenigsten,  doch  Hess  sich 
Kalchberg  durch  das  Verbot  nicht  abschrecken;  er  ver- 
schlang förmlich  insgeheim  den  Inhalt  der  ihm  zugekommenen 
Bände  und  lernte  die  hervorragenden  modernen  Literatur- 
grössen :  Klopstock,  Uz,  Lessing.  Rabener,  Herder  und  ihre  Zeit- 
genossen bald  genau  kennen  und  würdigen.  Royko,  der  gelehrte, 
trotz  seines  geistlichen  Standes  überaus  aufgeklärte  Mann, 
erkannte   in   dem  Jüngling  bald   den   strebenden   Geist,    er 


')  üeher  Royko  vergl.  mein  „Innerösterr.  St4idtlebeii.«  V.  S.  206. 


—  9   — 

würdigte  ihn  seines  näheren  Umganges,  öffnete  ihm  seine 
Bibliothek,  die  reich  war  an  allen  Werken  der  Gelehrsamkeit 
und  Dichtkunst  und  weckte  durch  Wort  und  That  und  durch 
die  allgemeine  Huldigung,  die  er  genoss,  in  des  Jünglings 
Brust  die  ersten  Triebe  der  edlen  Ehrbegierde,  die  ihn  bis 
zum  Grabe  auf  der  Bahn  des  Wissens  und  Wirkens  rastlos 
vorwärts  trieb. 

Das  Feld,  welches  er  ausser  seinem  Rechtsstudium,  dem 
sich  Kalchberg  gewidmet  hatte,  am  meisten  liebte  und  auf 
dem  er  schon  früh  zu  arbeiten  begann,  war  das  der  Geschichte 
und  insbesondere  derjenigen  seines  engeren  und  weiteren 
Vaterlandes.  Noch  verhältnissmässig  jung,  besass  er  auf  diesem 
Gebiete  bereits  ausgezeichnete ,  hervorragende  Kenntnisse. 
„Der  Gegenwart  fremd, ^  schreibt  die  Biographin  des  Dichters, 
wie  erwähnt,  seine  eigene  Tochter,  „in  der  sein  aufstrebender 
Geist  sich  an  so  manchen  altergrauten  Vorurtheilen  verwun- 
dete, floh  er  gerne  in  das  majestätische  Beich  der  Vergan- 
genheit, in  dem  nur  das  Grosse  und  Erhabene  uns  entgegentritt, 
während  der  Schleier  der  Jahrhunderte  die  Erbärmlichkeiten 
des  alltäglichen  Lebens  in  seine  Schatten  hüllt.  ** 

Die  Heimatsgeschichte  gab  denn  auch  dem  begabten 
jimgen  Manne  den  Stoff  zu  seiner  ersten  dramatischen  Arbeit 
„Agnes,  Gräfin  von  Habsburg".  Ich  komme  auf  den  literari- 
schen Werth  dieses  Productes  weiter  unten  zu  sprechen,  hier 
sei  nur  bemerkt,  dass  dieses  Stück  um  so  mehr  überraschte, 
als  es  auf  eine  Begebenheit  einer  hervorragenden  Familie  des 
Landes  gegründet  und  von  einem  Steiermärker  geschrieben  war. 

Zu  gleicher  Zeit  stand  Kalchberg  an  der  fUr  das 
Leben  so  wichtigen  Wahl  der  künftigen  Laufbahn.  Seine  Un- 
kenntniss  der  Zeit-  und  Geschäftsverhältnisse  und  fremder 
Ratb  verleiteten  ihn  leider  hiebei  zu  einem  Missgriflfe,  den  er 
stets  bedauerte,  er  trat  nämlich  im  Jahre  1785  in  k.  k.  Bankal- 
dienste,  deren  prosaische,  trockene  Geschäfte  seinen  strebsamen 
dichterischen  Geist  aber  so  wenig  ansprachen,  dass  er  sich 
darin  sehr  unglücklich  fühlte  und  sie  auch  schon  nach  einigen 
Jahren  wieder  verliess.  Unterdessen  war  man  selbst  im  Aus- 


-   10  — 

lande  auf  die  literarische  Thätigkeit  des  jungen  Mannes,  von 
dem  17.^8  das  Drama  „Die  Tempelherren*'  und  ein  Band 
;, Gedichte''  erschienen  waren,  aufmerksam  geworden  und  die 
arkadische  Gesellschaft  zu  Rom  sandte  ihm  ihr  Mitglieder- 
Diplom  zu.  Nachdem  Kalchberg  auch  die  Sanunlung  „Früchte 
vaterländischer  Musen  ^  und  noch  einige  dramatische  Dich- 
tungen, auf  welche  ich  noch  zu  sprechen  komme,  vor  die 
Oeffentlichkeit  gebracht  hatte,  war  es  die  herzoglich  deutsche 
Gesellschaft  in  Jena,  welche  ihn,  „dessen  Liebe  zu  den  schönen 
Wissenschaften,  dessen  Eifer  für  die  Ehre  unseres  Vaterlandes 
den  würdigsten  Beifall  der  Kenner  und  den  Ruhm  eines  edel- 
müthigen  und  geschickten  Beförderers  der  deutschen  Literatur 
ihm  schon  längst  erworben  hat,  nach  Verdienst  und  einer  ihren 
Gesetzen  gemässen  Wahl  zu  ihrem  ;,vornehmen*  Mitgliede'' 
ernannte. 

Was  die  Familienverhältnisse  betrifft,  so  vermählte  sich 
der  Dichter  schon  einige  Jahre  vorher  mit  einer  jungen  Witwe, 
die  ihm  aber  in  wenigen  Jahren  durch  den  Tod  entrissen 
wurde.  Eine  Reise,  die  er  daraufhin  unternahm,  führte  ihn 
nach  Italien,  dem  „Lande  der  Kunst ^,  sein  Geist  wurde  auch 
wirklich  darin  wunderbar  aufgerichtet ;  er  durchzog  ganz  Ober- 
Italien,  verweilte  längere  Zeit  in  den  romantisch-freundlichen 
Umgebungen  von  Görz  und  sah  mit  wehmüthigen  Empfindungen 
die  letzte  Vermählung  des  Dogen  von  Venedig  mit  dem  Meere 
und  damit  den  Tod  der  Republik.  Auf  der  Rückreise  über 
Triest  lernte  er  Therese  Sander,  ein  Mädchen  kennen,  das 
ihm  seine  erste  Gattin  theilweise  ersetzen  zu  können  schien ; 
ihre  Einwilligung  zur  Verehlichung  erhielt  er  bald,  aber  die 
Familie  des  Mädchens  legte  ihm  zahlreiche  Hindemisse  in 
den  Weg,  die  er  freilich  nach  kurzer  Zeit  besiegte  und  sich 
im  September  1790  zum  zweitenmale  vermählte.  Drei  Jahre 
verbrachte  er  mit  seiner  Gattin  auf  seinem  väterlichen  Schlosse 
Pichl,  an  dem  er  viele  Bauten  vornehmen  liess,  das  er  aber 
eingetretener  Familienverhältnisse  wegen  darnach  verkaufen 
musste.  Man  kann  sich  denken,  mit  wie  schmerzlichen  Gefhhlen 
er  9iQh  von  dem  ehrwürdigen  Bau,   den  der  Vater  bewohnt, 


—  11  — 

trennte;  hier,  in  den  Armen  der  lieblichen  Natur  hatte  sich 
ja  des  Dichters  Geist,  sein  Herz  entfaltet,  hier  „hatten  die 
Musen  zuerst  dem  jugendlichen  Sänger  gelächelt  und  die 
Buinen  der  grauen  Vorzeit,  die  mit  heiligem  Ernste  von  der 
Berge  Spitzen  den  Lauf  der  Jahrhunderte  betrachten,  den 
regen  Sinn  für  Geschichte  und  Vaterland  in  des  Jünglings 
Brust  geweckt,"  hier  waren  in  der  That  auch  die  meisten  der 
lyrischen  Gedichte  entstanden,  welche  sich  in  der  im  Jahre 
1788  erschienenen  Sammlung  finden. 

Vom  Jahre  1791  an  datirt  sich  Kalchberg's  öffentliche 
Thätigkeit.  Nachdem  im  Jahre  1790  das  Schauspiel  ;,l)ie 
Grafen  von  CilW  erschienen  war  und  Kalchberg's  Name 
als  Dichter  und  Geschichtsschreiber  schon  einen  hervorragenden 
Rang  behauptete,  wählten  ihn  im  Jahre  1791  die  Stände 
Steiermarks  zum  Ausschussrath.  Er  folgte  diesem  ehrenvollen 
Bufe,  allein  das  rege  geistige  Le^eB,  in  dem  er  sich  bewegte, 
die  vielen  unvollendeten  poetischiL/Arbeiten,  der  literarische 
Verkehr,  in  dem  er  schon  damals  inR  ausgezeichneten  Männern 
des  In-  und  Auslandes  stand,  nahmen  seine  Zeit  und  seinen 
Sinn  ganz  in  Anspruch,  auch  sehnte  er  sich  nach  einem 
ländlichen  Aufenthalt  und  so  legte  er  diese  Stelle  schon  ein 
Jahr  darauf  wieder  zurück  und  zog  nach  Wildbach,  woselbst 
er  sich  angekauft  hatte,  um  dort  ganz  den  Musen  und  Wissen- 
schaften zu  leben.  Hier  bearbeitete  und  vollendete  er  von  den 
später  erschienenen  Dramen  „Die  Bitterempörung"  (Andreas 
Baumkircher),  ;,Maria  Theresia"  und  „Die  deutschen  Bitter 
in  Accon*. 

Im  Jahre  1796  abermals  von  den  Steiermark.  Ständen 
zu  ihrem  Ausschussrathe  gewählt,  nahm  er  die  Wahl  an  und 
beschloss  nun  in  dieser  Eigenschaft  sich  ganz  dem  Dienste 
des  Vaterlandes  zu  weihen.  Sowie  er  früher  mit  rastlosem 
Streben  sich  der  Kunst  und  Wissenschaft  gewidmet,  so  betrat 
er  jetzt  den  neuen  Weg  mit  allem  Eifer  und  mit  aller  Energie, 
die  seinem  Wesen  innewohnte.  Nachdem  im  Jahre  1806  noch 
das  Drama  „Attila,  König  der  Hunnen"  erschienen  war,  verliess 
er  damit  das  Gebiet  der  Poesie  und   widmete  sich  in    der 


—  12  — 

Zeit,  welche  ihm  seine  Geschäfte  Übrig  liessen,  dem  Studium 
der  Geschichte,  insbesondere  derjenigen  Steiemiarks  in  der  ein- 
gehendsten Weise.  Besonders  untersuclite  er  fleissig  und 
gründlich  die  Entstehung  und  Entwicklung  der  ständischen 
Verfassung.  Eine  Frucht  aller  dieser  Studien  und  Arbeiten 
waren  die  zwei  Bände  „Historische  Skizzen*',  welche  1800 
erschienen  und  die  treffliche  Abhandlung  „Ursprung  und 
Verfassung  der  Stände  Steiermarks"  ^).  Auch  eine  andere 
Arbeit  Kalchberg's  fällt  in  diese  Periode,  die  seinen 
eifrigen  Sinn  für  die  Geschichte  des  Vaterlandes  und  seiner 
Denkmale  bekundet,  er  hatte  oft  bei  seinen  historischen 
Arbeiten  die  alten  das  Land  betreffenden  Urkunden  zur  Hand  zu 
nehmen,  dieselben  befanden  sich  häufig  nicht  in  der  gewünschten, 
für  den  Forscher  gerade  sehr  nothwendigen  Ordnung,  und 
Kalchberg,  den  ^ Herzensdrang,  Vorliebe  und  Patriotismus" 
belebten,  ^  seine  Zeit  und  Geisteskräfte  vorzüglich  dem  Dienste 
der  erhabenen  Stände  seiues  Vaterlandes  widmen  zu  dürfen", 
erbot  sich,  die  Ordnung  und  zweckmässige  Einrichtung  unent- 
geldhch  zu  übernehmen.  „Die  Wärme,"  womit  er  in  der 
betreffenden  Eingabe  vom  6.  Februar  1800  „vom  Gegenstande 
seiner  Wahl,  von  der  Nothwendigkeit  dessen  Pflege,  von  der 
Bedeutung  desselben  für  die  Landschaft  und  die  Heimat 
spricht,  kennzeichnet  den  Mann  uud  adelt  seine  Gesinnung."  ^) 
Auch  später  noch  unterstützte  er  das  Archivswesen  auf  das 
eifrigste,  er  war  es,  der,  als  eine  planmässige  Einrichtung 
dieses  Archives  unter  Erzherzog  Johann  vorgenommen  würde, 
in  einem  Promemoria  vom  1 8.  März  1812  die  Aufmerksamkeit 
auf  das  Staats-Archiv  in  Wien  lenkte,  wohin  gelegentlich  der 
Klosteraufhebungen  so  viele  für  Innerösterreich  wichtige  Ur- 
kunden gewandert  waren,  er  wies  darauf  hin:  man  müsse 
Bereisungen  organisiren,  um  selbst  den  wichtigsten  Urkunden 

')  Abgedruckt :  „Sämmtliche  Werke"  (Wien.)  V.  Bd. 

■•')  Vgl  J.v.  Z ah n's  Arbeit:  ^Zur Geschichte  des  landscbaftlichenAi'chivs- 
wesens  in  Steiermark"  im  „Jahresberichte  des  steiei-m.  Landesarcliivcs 
zu  Graz.«  1.  Jahrg.   1ö69.  Graz.  1870,  S.  25. 


—   13  — 

nachzuspüreD,  um  zu  ihnen  zu  gelangen,  er  endlich  verlangte 
damals  schon  die  Vereinigung  des  ständischen  mit  dem  Joan- 
neumsarchive und  legte  die  Yortheile  derselben  in  einem 
abermaligen  Promemoria  dar  ^). 

Alle  diese  Arbeiten  hatten  aber  K  a  1  c  h  b  e  r  g's  Anwesen- 
heit in  Graz  zur  Bedingung  gemacht  und  so  schwer  ihm  dies 
auch  fiel,  verkaufte  er  doch  seine  Herrschaft  Wildbach  ebenfalls 
und  übersiedelte  in  die  Hauptstadt  „Von  nun  an,"  schreibt 
seine  Biographin  ;,  lebte  er  ausschliessend  den  Geschäften  und 
griff  nur  selten  bei  ausserordentlichen,  meist  patriotischen 
Gelegenheiten  noch  in  der  Leier  Saiten.''  Als  wahrer  Patriot, 
über  Steiermark  war  damals  gerade  die  traurige  „Franzosenzeit*' 
hereingebrochen,  hasste  und  verabscheute  er  jene  kriechende 
Verehrung  französischer  Herrlichkeit  und  sprach  seine  Gesin- 
nungen immer  laut  und  freimüthig  aus.  Von  diesen  Ansichten 
zeigt  auch  sein  Aufsatz  „Die  Franzosen  der  Vorzeit"  '^),  den 
er  später  veröffentlichte.  In  der  That  scheute  er  in  den  Tagen 
der  feindlichen  Invasion  weder  Aufopferung  noch  Gefahr,  um 
seinem  Vaterlande  nützlich  zu  sein.  Hiefür  und  für  seine 
übrige  eifrige  Thätigkeit  liefert  den  besten  Beweis  die  schmei- 
chelhafte schriftliche  Anerkennung,  welche  der  damalige  Landes- 
Gouverneur  Graf  Attems  an  ihn  richtete  ^), 

Kalchberg  lebte  noch  immer  gerne  auf  dem  Lande  und 
benützte  auf  der  Besitzung  Feilhofen  bei  Deutsch-Landsberg, 
welche  er  neuerlich  angekauft  hatte,  seine  Müsse  dazu,  um 
sich  der  Wissenschaft  zu  widmen.  Leider  brachten  ihn  die 
Finanzverhältnisse  des  Jahres  1811,  da  er  kurz  zuvor  seine 
meisten  Besitzungen  verkauft  hatte,  in  eine  materiell  traurige 


<)  An  demselben  Orte.  S.  31  u.  32.  Man  sieht  daraus,  dass  Kalchberg 
auch  einen  Theil  zu  jener  tre£flicben  Ordnung  und  Einrichtung  des 
steierm.  Landes-Archives  beigetragen,  das  heute  als  eine  Muster- 
Anstalt  ihrer  Art  in  Deutschland  dasteht. 

^)  Derselbe  befindet  sich  in  der  Zeitschrift  „Der  Aufmerksame "  Jahrg.  1817. 
Nr.  78. 

^  Ein  Theil  des  Wortlautes  derselben  findet  sich  in  Appels  ;, Nekrolog", 
den  ich  oben  im  Eingange  erwähnt  habe.  S.  52  f. 


—    14  — 

Lage,  die  für  ihn  um  so  drückender  ward,  als  der  zartfühlende 
Mann  früher  im  Besitze  eines  hübschen  Vermögens,  mit  diesem 
auch  die  Zukunft  seiner  Familie  gesichert  gesehen  hatte  und 
nun  die  Seinen  dem  Ungewissen  preisgegeben  sah.  Schon  im 
Jahre  1810  hatten  ihn  die  Stände  zum  zweiten  Verordneten 
des  Bitterstandes  erwählt 

Hier  angelangt,  komme  ich  zu  einer  Thätigkeit  Kalch- 
b  e  r  g's ,  deren  segensreiche  Folgen  heute  noch  f  Ir  das  Land 
von  so  nachhaltig  günstigem  Einflüsse  erscheinen.  Es  ist  dies 
die  Theilnahme  an  der  Gründung  des  „Joanneums",  einer 
Anstalt,  welche  ihr  Entstehen  bekanntlich  dem  erlauchten 
Gründer  Erzherzog  Johann  verdankt,  zu  deren  zweckmässiger 
Einrichtung  und  Fortführung  aber  Kalchberg's  Vorschläge 
unendlich  viel  beigetragen.  Erzherzog  Johann  hatte  vom  ersten 
Augenblicke  an,  da  er  auf  Grundlage  seiner  hiefÜr  dem  Lande 
überlassenen  trefflichen  Sammlungen  an  die  Errichtung  dieses 
Institutes  gedacht,  auch  sein  Augenmerk  auf  den  thätigen 
Geschichtsforscher  gelenkt  Welches  Vertrauen  er  in  Kalch- 
b  e  r  g  setzte,  zeigt  der  oben  erwähnte  Briefwechsel  des  Prinzen 
mit  dem  Dichter,  welcher  im  steierm.  Landes- Archive  aufbewahrt, 
viele  Details,  welche  die  Anstalt  betroffen  behandelt.  Den  hohen 
Werth  derselben  für  die  Bildung  und  Vervollkommnung  seines 
geliebten  Vaterlandes  tief  erkennend,  strebte  Kalchberg 
nunmehr  mit  rastlosem  Eifer  die  edlen  Absichten  des  Stifters 
zu  fördern,  jedes  Hindemiss  zu  besiegen  und  sich  so  des 
erhaltenen  Vertrauens  würdig  zu  zeigen.  Von  der  Versteigerung 
des  LesIiehofeS;  in  dem  das  Institut  untergebracht  wurde,  an 
(bei  der  im  Jahre  1811  Kalchberg  im  Namen  der  Stände 
dieses  Gebäude  für  den  gedachten  Zweck  erstand),  hatte  sein 
Eingreifen  in  allen  EntstehungspUasen  der  Anstalt  den  wich- 
tigsten Einfluss.  In  einer  Urkunde  vom  26.  November  1811 
ernannte  Erzherzog  Johann  die  drei  Curatoren  des  Joanneums 
im  Sinne  der  Stiftung;  Männer,  die  das  Vertrauen  im  hohen 
Grade  genossen,  die  durch  allgemeine  Verehrung  ausgezeidmet 
waren,  sollten  zu  diesem  Amte  bestimmt  sein.  Des  Erzherzog 
Wahl  traf  den   Landeshauptmann  Ferdinand   Grafen  Attems, 


—  15  — 

den  Abt  zu  Admont  Gotthard  Kuglmayr  und  endlich  ernannte 
er  „zum  Curator  aus  dem  Ritterstande  den  Herrn  Johann 
von  Kalchberg,  bekannt  durch  seinen  literarischen  Buf, 
durch  seine  Landes-Kenntniss  und  seine  Denkart".  „Mit  voller 
Beruhigung, '^  fährt  der  Erzherzog  fort,  „setze  ich  mein  Vertrauen 
auf  diese  Herren  Curatoren ;  durch  eine  mehrjährige  Bekannt- 
schaft, in  ruhigen  und  gefahrvollen  Zeiten,  sah  ich  sie  ihre 
Vaterlandsliebe,  ihre  Treue  gegen  den  Fürsten  und  ihren 
Eifer  für  alles  Gute  und  Nützliche  erproben.*'  —  Kalchberg 
war  es,  der  die  über  dem  Thore  des  Hauses,  in  dem  das 
Institut  untergebracht  ist,  befindliche  Inschrift  festsetzte  und 
deren  Errichtung  vorschlug,  er  beantragte  die  Aufetellung  der 
Büste  des  Erzherzogs  im  Innern,  er  verfasste  den  Prolog, 
welcher  bei  der  feierlichen  Enthüllung  dieser  Büste  und  der- 
jenigen des  Kaisers  Franz  am  26.  Msd  1814  von  der  Gräfin 
Antonie  v.  Dietrichstein  gesprochen  wurde  ^X  er  erstattete 
schon  auf  dem  Landtage  am  23.  August  1811  einen  umständ- 
lichen und  geschichtlichen  Bericht  über  die  Entstehung  und 
bisherige  Ausbildung  des  Joanneums,  er  beantragte,  um  die 
Bedeckung  der  nun  immer  mehr  auflaufenden  Kosten  zu 
sichern,  eine  Bevision  des  Mühllaufer-Geldes  und  des  Musik- 
Imposto-Gelälles  ^),  er  unterbreitete  über  Aufforderung  des 
Erzherzogs  im  Jahre  1814  einen  ausgezeichneten  Organi- 
sationsplan der  Anstalt,  welcher  zu  vielfachen  Verbesserungen 
Gelegenheit  gab.  Kalchberg  war  16  Jahre  lang  bis  zu 
seinem  Tode  als  Curator  unermüdlich  für  das  Wohl  und  den 
Nutzen  dieser  Anstalt  und  der  Wissenschaft  thätig.  —  In  Ver- 
bindung mit  Dr.  L.  v.  Vest,  Freiherm  v.  Thinnfeld  und  Dr. 
F.  S.  Appel  leitete  er  auch  durch  sechs  Jahre  von  ihrer 
Gründung  an  die  „Steiermärkische  Zeitschnff*,  welche  mit  den 


<)  Vgl.  hierüber:  „Dr.  G.  Göth:  Das  Joanneum  in  Graz.«'  Gras.  1861. 

S.  19  u.  268,   sowie    den  I.  Theil  von  Ealchberg's  sämmtlichen 

Werken  S.  178,  woselbst  dieser  Prolog  ebenfalls  abgedruckt  erscheint 
^)  £8   wnrden  dadurch  mehrere  hundert  früher  verschwiegene  Mühlen 

in    die  Veranschlagung  gezogen,   was   den  Ertrag  von  6746  fl.  auf 

18000  fl.  erhöhte.  Göth.  a.  a.  0.  S.  20. 


—  16  — 

wissenschaftlichen  Bestrebungen  an  der  neuen  Anstalt  in  so 
engem  Zusammeuhange  stand.  Kalchberg  war  es  endlich 
auch,  welcher  im  Vereine  mit  dem  st  st  Archivar  Wartinger 
ein  Capital  von  1000  Gulden  hinterlegte,  von  dessen  Zinsen 
jährlich  eine  passende  Medaille  angeschafft  und  dem  auf  dem 
Gebiete  der  Geschichte  Steiermarks  kenntnissreichsten  der 
studierenden  Jünglinge  übergeben  wurde  ^),  und  seiner  Thä- 
tigkeit  ist  auch  die  Gründung  des  Musikvereines  für  Steiermark 
zu  verdanken,  in  dem  er  in  den  Jahren  1819  bis  1826  als 
Repräsentant  d.  i.  Vorsitzender  des  Ausschusses  hervorragend 
wirkte.  Das  in  jener  Zeit  an  verdiente  Männer  ertheilte  Ehren- 
diplom des  genannten  Musikvereines  hat,  was  den  Text  anbe- 
langt, Kalchberg  zum  Verfasser.  So  sehen  wir  den  Mann 
allüberall  auf  künstlerischem  und  historischem  Gebiete,  ins- 
besondere auf  dem  Felde  der  Heimatsgeschichte  thätig  und 
rührig,  diese  zu  fördern,  zu  unterstützen  scheute  er  keine 
Opfer. 

Im  Jahre  1816  wurde  Kalchberg  zum  zweitenmale 
als  zweiter  Verordneter  der  Stände  gewählt,  er  rückte  im 
folgenden  Jahre  in  die  Stelle  des  ersten  Verordneten  vor. 
Seine  Gründlichkeit  und  Ausdauer  im  Arbeiten,  wie  nicht 
minder  seinen  klaren  Styl  selbst  in  Amtsschriften  zeigen  die 
heute  noch  im  Archive  zahlreich  erliegenden  Referate  von 
seiner  Hand.  Im  Uebrigen  lebte  der  Dichter  nun  sehr  zurück- 
gezogen, einige  kleinere  Reisen  in  Steiermark  und  eine  Reise 
nach  Wien  im  Jahre  1818 ')  abgerechnet,  verliess  er  die 
Hauptstadt  fast  gar  nicht  Seine  literarische  Thätigkeit  be- 
schränkte sich  auf  mehr  oder  weniger  wissenschaftliche  Publi- 
caüonen  in  dem  „Archiv  für  Geographie,  Historie,  Staats-  und 


1)  Appel's  Nekrolog,  a.  a.  0.  S.  53. 

^)  Es  scheint  sein  erster  Besuch  in  der  Residenz  gewesen  zu  sein,  deren 
Treiben  ihm  gar  nicht  gefiel.  „Also  hat  Ihnen,"  schreibt  Erzherzog 
Johann  an  ihn  nach  Kalchberg's  Zurttckkanft,  „die  schöne  Kaiser- 
stadt nicht  gefallen  —  nachdem  Sie  sich  dort  einige  Zeit  aufgehalten, 
begreifen  Sie,  warum  ich  jenen  Aufenthalt  nicht  mag.**  Orig.  Brief  des 
Erzherzogs  an  K.  vom  15.  Juni  1818  im  steiei-m.  Landesarchive. 


—  17  — 

Kriegskunst",  iin  „Aufmerksamen",  in  der  „Steierm.  Zeitschrift*^ 
und  an  anderen  Orten.  Seine  öffentliche  Thätigkeit  fesselte 
ihn  oft  ganze  Nächte  hindurch  an  den  Schreibtisch.  Aber 
Trübsinn  und  Schwermuth  bemächtigten  sich  Kalchberg's 
in  den  letzten  Jahren  seines  Lebens,  die  Uebernahme  eines 
silberhaltigen  Bleibergwerkes  in  der  Nähe  von  Graz  verwirrte 
seine  ohnehin  schon  zerrütteten  Vermögensverhältnisse  noch 
mehr,  eine  lange  Krankheit  beugte  seinen  Körper  und  entzog 
dem  Geiste  jene  Elasticität,  welche  ihm  bisher  immer  eigen 
gewesen  war.  Im  Jahre  1820  ernannte  ihn  das  Vertrauen  des 
Monarchen  „in  Bücksicht  seiner  ausgebreiteten  gründlichen 
Landeskenntniss  zum  Referenten  des  neu  errichteten  Grund- 
Steuer-Provisoriums",  Aber  seine  einmal  gestörte  Gesundheit 
konnte  nicht  wieder  erstarken,  obgleich  er  sich  mitunter  wohler 
fühlte,  quälte  ihn  doch  meistens  das  heftige  Brustleiden  und 
die  dadurch  hervorgebrachte  Gemüthsstörung  machte  die 
Schmerzen  doppelt  empfindlich,  das  Uebel  verschlimmerte  sich 
im  Jahre  1826  trotz  der  beispiellosen  Pflege  und  Sorge  der 
Seinen  von  Tag  zu  Tag,  mit  den  sinkenden  Blättern  sank 
auch  seine  letzte  Kraft  und  als  im  Jahre  1827  die  wieder 
verjüngte  Natur  sich  zum  neuen  Erwachen  bereitete,  da  rief 
sie  auch  ihren  treuesten  Freund  hinüber  in  den  ewigen  Frühling 
einer  besseren  Welt;  am  3.  Februar  1827  starb  der  von  so 
vielen  Leiden  heimgesuchte  Mann. 

K  a  1  c  h  b  e  r  g's  Grabstätte  befindet  sich  auf  der  Südseite 
der  Leechkirche,  er  selbst  wünschte  an  diesem  historisch 
merkwürdigen  Orte,  an  einem  der  ältesten  Denkmale  der  Stadt 
Graz  begraben  zu  werden  und  drückte  diesen  Wunsch  in  seinem 
letzten  Willen,  sowie  auch  in  einem  schönen  Gedichte :  „Gesuch 
um  eine  Grabstätte  an  der  Leechkirche  bei  Grätz,  1823^  ^) 
aus.  Eine  Tafel  mit  Versen,  die  er  selbst  verfasste  2),  bezeichnet 
die  Stätte. 


<)  Man  findet  dieses  Gedicht  am  Schlosse  von  Appel's  Nekrolog.  S.  56  ff. 
')  Die   aber  wegen    des  geringen  Raumes  der  Tafel  gekürzt   werden 

mnssten.    Diese   Kürzung  nahm  unser  lieber   Heimatsdichler  K.  6. 

Ritter  v.  Leitner  vor,  wie  er  mir  selbst  erzählte. 

MltthcU.  des  bUt.  Ycrcinct  f.  8t«i«rmMk.  XXYI.  Haft,  1878.  2 


—  24  — 

und  Drang-Periode  an  ').  Schon  Klopstock's  Oden  hatten  noch 
vor  dem  Messias,  seit  dem  Ende  der  Vierziger  Jahre  dem 
deutschen  Volke  im  antiken  Gewände  einen  feurigen,  genialen, 
echten  Dichtergeist  gezeigt,  bei  dem  man  es  gern  übersah,  dass 
der  Reim  in  seinen  Poesieen  fehlte.  Auch  auf  den  steiermärki- 
schen  Dichter  müssen  die  dahinfluthenden  antiken  Strophen  des 
„nordischen  Barden^,  der  zur  Zeit  K  al  chb  e  r g's  auf  der  Höhe 
seines  Ruhmes  stand,  einen  tiefen  Eindruck  gemacht  haben.  In 
der  That  eröffnet  Kalchberg  die  Sammlung  seiner  Gedichte 
(Ges.  Ausg.  I.  3.)  denn  auch  mit  den  alcäischen  Strophen  „An 
die  Steiermark^  und  wendet  in  der  Folge  die  Klopstock'sche 
Form  antiker  Strophen  öfter  an.  Rein  und  tadellos  in  der 
Form,  entbehren  diese  Gedichte  keineswegs  jenes  Schwunges, 
der  die  Schöpfungen  des  Verfassers  der  Messiade  erhebt, 
Phantasie  und  Kunstgefühl  beherrschen  überall  den  Poeten. 
Manches  unter  den  früheren  Gedichten  Ealchberg's 
erinnert  an  Schiller,  jedenfalls  ist  es  kein  blosser  Zufall,  dass  von 
Schiller  (jedoch  nur  in  den  Gedichten  der  „ersten  Periode*) 
häufig  angewendete  Metra  bei  dem  steirischcn  Sänger  eben- 
falls nicht  selten  sind'^).  Auch  die  wilde,  etwas  zügellose,  in 
ihrem  genialen  Fluge  oft  den  Reim  mehr  oder  weniger  ver- 
nachlässigende Sprache   gleicht  derjenigen   des  Dichters  jener 

*)  Die  ersten  lyrischen  Gedichte  Kalchberg's  sind  in  dem  „Wiener 
Musenalmanach^  und  zwar  in  den  Jahrgängen  1785,  1787  und  1786 
desselben  erschienen,  im  letzteren  Jahi'e  kam  die  erste  Sammlung 
„Gedichte-*  (Grätz)  heraus,  die  bereits  ziemlich  umfangreich  war. 

'^)  So  mache  ich  darauf  aufmerksam,  wie  bezeichnend  die  trochäischen 
Metra  bei  Schiller  bis  1785  überwiegen.  Unter  26  Gedichten  der 
1.  Periode  sind  15  in  trochäischen  Yersmassen  abgefasst.  Z.  B.  Will 
sich  Hektor  ewig  von  mir  wenden  —  Schön  wie  Engel  voll  Wal- 
hallas Wonne  —  Meine  Laura,  nenne  mir  den  Wirbel  —  Wenn 
dein  Finger  durch  die  Seiten  meistert  —  Ewig  starr  an  deinem  Mund  zu 
hangen  —  Laura,  Sounenaufgangsgluth  —  Laura,  über  diese  Welt  zu 
flüchten  —  Banges  Stöhnen  wie  vor'm  nahen  Sturme  —  Monument  von 
unserer  Zeiten  Schande  —  Horch,  die  Glocken  hallen  dumpf  zusammen 
u.  8.  w.  Unter  diesen  wieder  ist  der  fünffüssige  Trochäus  am  häufigsten 
angewendet,  besonders  in  jener  Zusammenstellung,  wie  er  auch  in 
dem  oben  citirten  Gedichte  Kalchberg's  erscheint. 


--   25   - 

verzückten  Lieder  „An  Laura"  u.  s.  w.  Man  vergleiche  z.  B. 
aus  Schillers  Jugendliedem  die  Gedichte:  „Hektors  Abschied," 
I, Laura  am  Ciavier/  „Die  Entzückung  an  Laura,"  „Die 
Freundschaft"  u.  a.  etwa  mit  Kalchberg's:  „An  Mariannen" 
(L  12.): 

Lange,  lange  sucht'  ich  stets  vergebens 

Unter  Truggestalten  dieses  Lebens 

Eine  weibliche  Vollkommenheit; 

Nicht  allein  zum  Durste  niederer  Sinne, 

Auch  gemacht  zur  höhern  Geisterminne 

Und  zur  wechsellosen  Zärtlichkeit 

Ach !  schon  fing  mein  Hoffen  an  zu  wanken, 

Schon  versank  ich  tief  in  den  Gedanken 

Dass  mein  Suchen  ewig  fruchtlos  sei; 

0,  da  sah  ich  dich,  erhab'ne  Schöne! 

Und  der  erste  deiner  Silbertöne 

Machte  mich  von  meinem  Zweifel  frei.      U.  s  w. 

Ebenso  charakteristisch  in  diesem '  Sinne  ist  „Adolf  an 
Gabrielen".  (L  72.)  Die  kleineren  Lieder  Kalchberg's,  welche 
sich  in  der  Sammlung  finden,  sind  oft  von  ausserordentlicher 
Einfachheit,  manches  überrascht  durch  einen  originelleren 
Gedanken,  meistens  ist  die  Form  gut  gewählt  und  streng  durch- 
geführt 

Der  Meister  auf  dramatischem  Gebiete,  im  Zeichnen  von 
Figuren  und  lebendigem  Handeln,  tritt  uns  schon  in  der  Ge- 
dichtsammlung durch  einige  Balladen  entgegen.  Zumeist  der 
Landesgeschichte  entnommene  Stoffe  weiss  der  Dichter  mit 
Wärme  und  Lebhaftigkeit  vorzutragen.  Manchmal  dringt  köst- 
licher Humor  in  einzelnen  Strophen  durch,  an  dem  wir  um 
so  augenscheinlicher  die  Ungezwungenheit  erkennen,  mit  welcher 
der  Dichter  erzählt  Die  erste  Ballade  „Hans  von  Stein  und 
Hedwig  von  Wagen"  mahnt  allerdings  noch  an  die  Stolberg- 
Miller'sche  Richtung,  Geister,  brausender  Sturm,  finstere  Nacht 
und  andere  Schrecknisse  sind  nicht  gespart,  auch  die  Moral 
fehlt  nicht: 


—  26  — 

Euch,  ftthllosen  Eltern!  Euch  wollt  idi  die  Mahr 
Zur  schaurigen  Warnung  besingen. 
Der  Schöpfer  gab  Freiheit  dem  Menschengeschlecht, 
D'runi;  kalte  Tjrrannen!  D'rum  habt  ihr  kein  Recht, 
Die  Liebe  der  Kinder  zu  zwingen. 

Dag^en  muss  die  Erzählung  ^Andreas  Eberhard  von 
Rauber  und  Helena  Scharsäckinn  **  den  besten  von  K  a  1  c  h  b  e  r  g's 
Gedichten  beigezählt  werden.  Der  bekannte  Sackkampf  (daher 
der  Name  ^Scharsäckin*')  zwischen  dem  durch  seine  Stärke 
berühmten  steiemiärkischen  Ritter  Rauber  und  jenem  spanischen 
Rittersmann  ^)  bildet  den  Vorwurf  zu  der  mit  grosser  Schalk- 
haftigkeit abgefassten  Erzählung. 

Von  besonderer  Bedeutung  für  die  vaterländische,  im 
weiteren  Sinne  flir  die  österreichische  Literatur  des  18.  Jahr- 
hunderts wurde  auch  eine  von  J.  v.  Kalchberg  veranstaltete 
Sammlung  von  Poesien,  die  im  Jahre  1789  (und  1790)  unter 
dem  Titel  „Früchte  vaterländischer  Musen,  herausgegeben 
zum  Besten  der  leidenden  Menschheit"  (2  Bändchen),  erschien. 
Diese  Sammlung  ist  der  damals  auftauchenden  „  Musenalmanach- 
Literatur**  beizuzählen.  Der  Erfolg,  welchen  der  Göttinger, 
dessen  Nachahmung  der  Leipziger  und  endlich  der  Wiener 
Musenalmanach  hatten,  bildete  jedenfalls  auch  in  Kalchberg 
den  Plan  zu  einem  derartigen  Unternehmen,  das  freilich  einen 
mehr  provinziellen  Anstrich  haben  sollte^).  So  erschienen  die 
beiden  Bändchen  und  sie  geben  eine  treffliche  Uebersicht  der 
damals  in  Steiermark  lebenden  poetischen  Talente.  Als  Mit- 
arbeiter finden  wir  vor  Allem  Kalchberg  selbst  vertreten; 
einige  seiner  besten  Gedichte  sind  hier  zum  ersten  Male  ver- 


<)  Vgl.:  ValYassor's  Ehre  des  Herzogthums  Krain. 

*)  Vgl. :  K.  Goedeke,  Eiif  Bttcher  deutecber  Dichtung  von  Seb.  Braot  bis 
auf  die  Gegenwart.  Leipzig  1849,  1.  S.  727.  ,Nim  fingen  die  Ahna- 
nache  schon  an  pronnziell  zu  werden,  denn  zunächst  nach  dem 
Wiener  entstand:  Pfalzbayrischer  Musenalmanach  f&r  das  Jahr  1781 
bis  1782  u.  s.  w.  —  Lemberger  Musenalmanach,  herausgeg.  von  H. 
G.  Y.  Brotschneider  u.  s.  w."  —  Kai  ebb  er  g's  „Früchte  v.  M."  er- 
wähnt Goedeke  nicht,  jedenfalls  sind  sie  ihm  unbekannt  geblieben. 


—  27    — 

öffentlicht,  die  weiteren  Mitarbeiter,  welche  theils  mehr,  theils 
weniger  Beiträge  geliefert,  sind :  Dr.  Jos.  Eustach  König  ^), 
Franz  Schräm,  J.  J.  Scheiger,  Xav.  A,  v.  Unruhe,  A**  L**r 
(Alois  V.  Leitner),  Johanna  Gr.  v.  W**d  (Gräfin  v.  Wurmbrand  ?) 
und  mehrere  Ungenannte  ^),  die  sich  unter  Anfangs-  und  End- 
buchstaben ihrer  Namen  verborgen  und  wohl  nicht  aufeufinden 
sein  werden. 

Wie  schon  erwähnt,  gipfelte  das  Talent  Joh.  v.  Kalch- 
bergs  im  Drama.  Die  Theaterliteratur  seit  den  Siebziger- 
Jahren  des  18.  Jahrhunderts  weist  die  schönsten  Perlen  unserer 
dramatischen  Poesie  auf;  sie  zeigt  aber  auch  an  manchen 
Orten,  ich  muss  zu  diesen  leider  auch  Graz  rechnen,  einen 
trostlosen  Charakter.  Der  Ruhm,  den  sich  ein  Lessing,  ein 
Schiller  und  Goethe  mit  ihren  ersten  und  späteren  dramatischen 
Werken  rasch  erworben,  spornte  zahlreiche  kleine  Geister  zu 
Nachahmungen  an,  es  entstand  dadurch  ein  Wust  von  Schau- 
spielen, die  selbst  auf  der  Bühne  Eingang  fanden,  ja,  wie  die 
Ritterschauspiele  eines  Spiess,  von  dem  Publikum  mit  Begierde 
aufgenommen  wurden.  Ich  erinnere  hier  nur  vorübergehend 
an  die  Nachahmungen  von  Goethe's  „Götz  von  Berlichingen*', 
welches  Schauspiel  eigentlich  die  ganze  nachfolgende  „Ritter- 
literatur^'  zur  Folge  hatte.  Die  Vorzüge  Goethe's  hatte  keiner 
erreicht;  die  Mängel,  welche  man  dem  „Götz**  dagegen  zum 
Vorwurfe  machen  kann,  wurden  oft  für  dramatisch  wirksame 
Schönheiten  gehalten  und  der  derbrealistische  Anstrich  des 
Stückes  eiferte  die  Nachahmer  zu  wahren  Zerrbildern  an,  die 
sich  in  das  Gewand  des  Ritterschauspieles  kleideten^).  Die 
Verfasser  solcher  Stücke  blieben  natürlich  meistens  unbekannt 
und  ungenannt  und  hatten  dazu  auch  ihre  triftigen  Gründe.  Dass 

<)  AdTokat  in  Graz.  „Seine  Sinngedichte  zeigten,  dass  er  Laune,  Witzi 

NaiTetat  und  Oberhaupt  den  Geist  eines  Mortials  besass.^  Vgl.  Wink- 

Jem:  Nachrichten.  S.  106  und  107. 
^  Vgl.  besonders  mein  Innerösterr.  Stadtleben  (Literatur.   Dichtung). 

S.  155  ff. 
>)  Man  vergleiche   hiezu  die    ?on  mir  angeführten  Schauspieltitel   in 

meinem  öfter  angeführten  Buche.  S.  41. 


-    28  — 

dies  übrigens  nicht  nur  bezüglich  der  Provinzbühnen  der 
Fall  war,  beweist  die  Theatergeschichte  jener  Zeit  Unter 
solchen  Umständen  musste  ein  auftretendes  Talent,  das  mit 
Fug  und  Recht  ein  bedeutendes  genannt  werden  konnte,  dop- 
pelte Aufmerksamkeit  erregen.  Dies  war  auch  wirklich  der 
Fall  bei  dem  ei*sten  Schauspiele  Kalchberg's:  „Agnes, 
Gräfin  von  Habsburg**  (Gratz,  1786),  das  der  erst 
21jährige  Dichter  veröffentlichte  und  später  unter  dem  Titel: 
„Wülfing  von  Stubenberg**  umarbeitete.  Der  Stoff  war  schon 
hier  der  vaterländischen  Geschichte  entlehnt,  eigene  Forschung 
in  Stubenberg'schen  Familien-Urkunden  hatte  die  Details  der 
Handlung  den  Dichter  kennen  lernen  lassen.  Und  wenn  auch 
bei  einer  Begebenheit,  die,  wie  diese,  in  den  Anfang  des 
11.  Jahrhunderts  fällt,  Geschichte  und  Sage  vielfach  ineinander- 
fliessen,  so  ist  doch  dem  jungen  Dichter  ein  farbenreiches, 
dramatisches  Gemälde  gelungen,  dessen  landschaftlicher  Hinter- 
grund mit  der  etwas  abenteuerlichen  Handlung  trefflich  über- 
einstimmt Dass  der  Geschichtsforscher  hinter  den  Dichter 
vielfach  zurücktritt,  wird  ihm  bei  der  grossen  Jugend  des 
letzteren  Niemand  verübeln,  doch  macht  ein  kurzer  Vorbericht 
den  Leser  zum  Theile  mit  den  benützten  Quellen  bekannt  In  der 
Hauptsache  bildet  die  Fabel  des  Schauspieles  die  Liebe  der  Gräfin 
Agnes  von  Habsburg  zu  dem  steiermärkischen  Ritter  Wülfing 
von  Stubenberg,  der  auf  einen  Kreuzzug  auszog,  seiner  langen 
Abwesenheit  wegen  aber  für  verschollen  gehalten  wird,  bei 
seiner  Rückkehr  erfährt,  dass  der  Burggraf  Riedecker  von 
Kuenring  sich  mit  Agnes  verlobt  hat  und  schliesslich  in  dem 
bekannten  Kampfe  (von  dem  das  „Rennfeld**  seinen  Namen 
haben  soll)  den  Burggrafen  besiegt  und  sich  die  Braut  erkämpft. 
Erinnert  auch  die  Sprache  hier  und  da  an  die  grosse  Jugend 
des  Dichters  '),  so  muss  doch  die  Exposition  eine  klare  und 
durchsichtige,  der  Zusammenhang  ein  geschlossener  genannt 
werden.   Die  Gestalten  der  Frauen  sind  noch  nicht  fest  ge- 


1)  Der  erste  Drack  lag  mir  nicht  vor,  Bondern  nur  die  Umarbeitung 
der  Gesammtausgabe. 


—  29  — 

zeichnet,  einzelne  männliche  Charaktere  dagegen  vortreiflich. 
Nirgends  eine  psychologische  Unmöglichkeit,  wie  sie  bei  Erst- 
lingswerken so  oft  und  so  gerne  vorzukommen  pflegt. 

Schon  in  dem  nun  folgenden  dramatischen  Gedichte 
Kalchberg's:  ^Die  Tempelherren"  (1788)  tritt  uns 
das  Talent  desselben  gereifter  und,  mehr  geklärt  entgegen. 
Auch  diese  Dichtung  hat  insofeme  für  Steiermark  ihr  specielles 
literarisches  Interesse,  als  sie  das  erste  dramatische  Gedicht 
genannt  werden  kann,  welches  daselbst  entstanden  ist  und 
Aufmerksamkeit  verdient  Dass  Lessing  sein  Vorbild  gewesen, 
geht  aus  Kalchberg's  eigenen  Worten  hervor,  die  er  im 
Jahre  1616  an  die  „Freunde  seiner  Muse"  richtete:  „Nathan 
der  Weise  und  der  Mönch  von  Carmel  gingen  als  Vorbilder 
meinen  Tempelherren  voraus  in  dieser  Gattung  dramatischer 
Dichtung,  die  nun  so  viele  Meisterstücke  besitzt"  ^).  Die  Fabel 
der  „Tempelherren"  bildet  das  tragische  Schicksal  Jakob  von 
Molai's,  des  Grossmeisters  der  Tempelherren,  den  bekanntlich 
Philipp  der  Schöne  dem  Scheiterhaufen  überantwortete.  Molai 
ist  denn  auch  die  Hauptfigur  des  dramatischen  Gemäldes,  um 
die  sich  alles  andere  gruppirt,  seinem  Orden  treu  bis  in  den 
Tod,  stösst  er  Alles  zurück,  was  den  Satzungen  desselben 
entgegen  ist,  selbst  die  Liebe  der  Königstochter  Bianca  vermag 
es  nicht,  ihn  seinem  Gelübde  untreu  zu  machen.  Gedämpfter 
und  milder  macht  sich  dieser  edle  Grundzug  des  Charakters 
auch  in  dem  greisen  Gross-Prior  Guido  von  Auvergne  geltend. 
Die  Sterbescene  zu  Anfang  des  fünften  Actes  lässt  so  recht 
in  die  sanfte, '  grosse  Seele  des  sterbenden  Greises  blicken, 
dessen  letzte  Worte  »Vergib  allen  meinen  Feinden"  diese 
Gestalt  der  jenes  grossen  Religionsstifters  so  ähnlich  machen 
und  ihn  in  einem  wahrhaft  göttlich  milden  Lichte  erscheinen 
lassen.  Kalchberg  liebt  es,  in  den  Personen  seiner  Dich- 
tungen sich  diametral  entgegenstehende  Gegensätze  zu  zeigen* 
Der  abtrünnige  Noifo  Dei,  „ein   ausgestossener  Tempelritter^ 


*)  Archiv  für  Geographie,  Historie,  Staats-  und  Kriegskunst.  Wien  161G. 
(7.  Jahrg.)  S.  C33. 


—  30  — 

und  der  charakterlose  Kanzler  Wilhelm  von  Nogaret,  reprä- 
sentiren  diese  Gegensätze  hier.  Nogaret  scheut  nicht  vor 
falschem  Zeugniss  zurück,  um  den  Untergang  der  Templer  zu 
befördern ;  ihn  leitet  ja,  wie  er  es  seihst  gesteht: 

Das,  was  hiemieden  jeden  Weltmann  macht, 
Das  grosse  Triebrad  aller  Menschenthateu : 
Der  Eigennutz.  Mit  einem  Geierauge 
Sieht  Phflipp  auf  der  Templer  fette  Habe; 
Strebt,  ihre  Schätze,  die  sie  sich  im  Feld 
Durch's  Schwert  erworben,  zu  erhaschen,  und 
Versprach  von  Allem  auch  ein  Dritttheil  mir. 
Auch  die  Hospitaliter,  die  des  Ordens 
Verjährte  Feind  und  Nebenbuhler  sind, 
Verhiessen  mir  den  grössten  Lohn,  wenn  ihnen 
Der  Tempelherren  Commenthureien  würden. 
So  bin  ich  dann  nun  beyderseits  geborgen 
Und  meine  Arbeit  bringt  gewisse  Frucht. 

1.  Act,  12.  Auftr. 

Ihm  würdig  zur  Seite  steht  die  verbuhlte  Mathilde, 
Nogaret's  Tochter,  ein  Weib,  das  nicht  zufrieden  damit,  die 
Beischläferin  eines  Königs  zu  sein,  ihre  Augen  auch  zu  Molai 
selbst  erhebt  und  ihre  ganze  Verworfenheit  kundgibt,  da  ihr 
der  Grossmeister  die  stolzen  Worte  zuruft: 

Wenn  jemals  Jakob  Molai, 
Der  Pflicht  zuwider,  einem  Weibe  fröhnt. 
So  ist  doch  seiner  Seele  Stok  zu  gross. 
Zu  einer  Buhlerin  herabzusinken. 
Und  war'  sie  selber  eines  Königs  —  Motze.  — 

Indem  sie  ihm  noch  die  unheilverkündende  Drohung  nach- 
ruft ^),  die  mit  den  Worten  schliesst: 

Verderben  über  dich!  Verruchter  Bube! 
Mein  Auge  soll  nicht  ruhn,  bis  du  gestürzt, 
Das  Opfer  meiner  Rache  bist! 


«)  2.  Act,  9.  Anftr. 


—  31   — 

So  vereinigen  sich  alle  bösen  Mächte  und  bereiten  dem 
Tempelherrn  den  Untergang.  Die  Templer  werden  unter  den 
bekannten  Scheinbeschuldigungen  gefangen  genommen,  Jakob 
von  Molai,  den  Bianca  noch  aus  dem  Kerker  erretten  will,  schlägt 
dies  Anerbieten  aus.  Schon  hat  Mathilde  den  König  bewogen, 
das  Todesurtheil  zu  unterzeichnen  und  sie  bricht,  während 
die  Flamme  des  Scheiterhaufens  vor  ihren  Augen  auflodert 
und  der  König  schon  den  voreiligen  Schritt  bereut,  noch  in 
die  Rufe  aus: 

Will  es  dich  yielleicht  gereuen? 
Pfui,  Philipp!  Wer  ein  grosses  Werk  beginnt, 
Muss  keine  kleine  Seele  haben.  —  Ha! 
Wie  schön  zum  Himmel  auf  die  Flamme  lodert.  — 

Allerdings  sind  alle  diese  Gestalten  vom  Dichter  kühn 
gezeichnet,  aber  keineswegs  mit  allzugrosser  Verletzung  der 
historischen  Treue  ^).  Eine  Dichtung;  wie  diese,  mussteKalch- 
berg's  Namen  bald  auch  ausserhalb  der  Grenzen  seines 
engeren  Vaterlandes  bekannt,  berühmt  machen,  die  Verworfen- 
heit und  den  Edelsinn  hatte  der  Dichter  hier  mit  den  grellsten 
Farben  dargestellt  und  sich  gegen  die  Natur  doch  nirgends 
versündigt. 

Die  nächste  dramatische  Arbeit  Kalchberg's  nahm 
ihren  Stofif  wieder  aus  der  Geschichte  des  Vaterlandes.  „Die 
Grafen  von  Cilli.**  Eine  Begebenheit  der  Vorzeit,  besteht 
eigentlich  aus  zwei  Abtheilungen  *),  die  auch  in  verschiedenen 


^)  Vgl.   auch  Zach.  Werner's  dramat.  Gedicht:  „Die  Söhne  des  Thals, 

L:  Die  Templer  auf  Gypern^,  das  1808  erschienen  ist. 
2)  Die  erste  Abtheilung  (Gilli  1791)   enthält  den   n^nedrich''  und  auf 
dem  Titel  das  Motto: 

Steig  nieder  aus  der  Schilde  Mitte  von  der  Wand, 
Darbender  Seelen  Erweckerin, 
Harfe  von  Cona  mit  deinen  drei  Stimmen! 
Komm'  mit  jener,  die  die  Vorzeit  aufhellt 
Und  empöre  mir  des  Alterthums  Gestalten 
lieber  ihre  dttsterbrannen  Jahre.  Ossian. 

In  dieser  ersten  Ausgabe  ist  das  Stfick  noch  nicht  in  Acte,  sondern 
in  11  Abtbeilungen  gegliedert    Die  Eintheilung  in  Acte  findet  sich 


—  32  — 

Jahren   (1791    und  1793)  erschienen   sind  und  die  sich  in- 
sofeme    ergänzen,    als   die    beiden    fünfactigeu  Schauspiele: 
„Friedrich  Graf  von  Cilli"  und  ;,Ulrich,  Graf  von 
Cilli"    unter  dem   erwähnten   Gesammttitel   Charakterbilder 
der  beiden  bedeutenden  Vertreter  jenes  rasch  berOhmt  ge- 
wordenen Grafengeschlechtes  zu  liefern  versuchen.  Dass  diese 
Charakterbilder  durch  die  Hand  eines  Mannes,  wie  Kalchberg, 
auch  ihre  dramatische  Abrundung  erhielten,  liegt  um  so  mehr 
auf  der  Hand,  als  die  Geschichte  beider  Grafen  an  sich  schon 
den  Gang  einer  gesteigerten  dramatischen  Handlung  darbietet. 
Mit  dem  tragischen  Ende  der  Veronika  von  Dessenitz  schliesst 
das  erste,  mit   der  Ermordung  Ulrichs   durch  Ladislaus  das 
zweite  Stück.  Zum  Vergleiche,  in  wie  weit  Kalchberg  von 
den  historisch    beglaubigten  Thatsachen   abwich,    diene  eine 
kurze  Darstellung  zuerst  des  „Friedrich*".   Gegen  den  Willen 
seines  Vaters  Hermann  IL  v.  Cilli,  der  den  Glanz  und  den 
Ruhm  des  Cillier  Grafengeschlechtes  durch  hohe  Verbindungen 
noch  erhöhen   und  steigern  wollte,   vermählte  sich  Friedrich, 
nachdem   seine   erste  Gattin,   Gräfin  Elisabeth  von  Modrusch 
im  Jahre   1422   gestorben  war,   heimlich  mit  Veronika  von 
Dessenitz,  einem  Mädchen  aus  dem  niederen  Adelsstande  und 
lebte  mit  ihr  auf  seinem  Schlosse  Gurkfeld  in  Kärnthen.  Der 
steiermärkische  Edle  Jobst  v.  Helfenberg,  einer  der  bittersten 
Feinde  Friedrichs,  hat  es  ausgekundschaftet,  dass  Friedrich  mit 
Veronika  vermählt  sei;  er  schleiclit  sich  in  den  Garten  zu  Gurk- 
feld ein,  Jobstens  Blut  selbst  geräth  beim  Anblicke  der  schönen 
Veronika,   der  er  sich  unerkannt  naht,   in  Wallung  und  dop- 
pelten Groll   gegen  Friedrich  im  Herzen   tragend,  eilt  er  zu 
dessen  Vater.   —  Unterdesseu  erscheint  Friedrichs  Freund: 
Jakob   von  Edling,   auf  dem  Schauplatze  in  Gurkfeld  und  er- 
kennt mit  tiefem   Schmerze  in  der  Gattin  seines  Freundes 


erst  in  der  Umarbeitung  in  den  „Sämmtl.  Werken".  YIIT.,  welche 
Wurzbacb  unbekannt-  geblieben  sein  dflrfte,  da  er  a.  a.  0.  S.  380  b 
sagt,  das  StQck  sei  „ eigentlich  kein  Drama,  sondern  eine  Art  geschicht- 
licher Dramatisirung,  worin  die  Dialogenform  zur  Belebung  des  Ganzen 
beiträgt". 


—  33  — 

eine  Frauengestalt,  die  er  „bei  einem  grossen  Banket''  in 
Graz  gesehen  hat  und  seitdem,  in  Liebe  zu  ihr  entbrannt, 
nicht  mehr  vergessen  konnte,  ohne  sie  aber,  so  viel  er  auch 
gesucht,  wieder  aufzufinden.  Ein  Bote,  von  Hermann  gesendet, 
trifft  ein  und  ladet  Friedrich  zu  den  in  Cilli  stattfindenden 
Festen,  welche  zu  Ehren  der  Ankunft  der  Tochter  Hermanns, 
der  Königin  Barbara  von  Ungarn,  gefeiert  werden.  Eine  solche 
Einladung  ist  Befehl.  Friedrich  verlässt  das  Schloss,  nachdem 
er  noch  dieses  und  seine  Gattin  dem  Schutze  des  Freundes  em- 
pfohlen. In  Cilli  folgen  unterdessen  Feste  auf  Feste.  Stolz  nimmt 
Königin  Barbara  die  Huldigungen  entgegen,  welche  ihr  darge- 
bracht werden  und  übergibt  in  feierlicher  Versammlung  ihrem 
Vater  das  vom  König  Sigmund,  ihren  Gemahl,  ausgefertigte 
Pergament;  durch  welches  Hermann  die  Grafschaft  Sagor  mit 
voller  Landeshoheit  in's  erbliche  Eigenthum  abgetreten  erhielt. 
Aber  schon  hat  der  Knappe  Pietro  auch  der  Königin 
die  niederschmetternde  Nachricht  von  der  Vermählung  ihres 
Bruders  mit  Veronika  mitgetheilt,  auf  welche  das  herrsch- 
süchtige Weib  ihren  ganzen  Hass  wirft  ^).  Hermann,  der  die 
heünliche  Vermählung  Friedrichs  nun  auch  erfährt,  wnthet 
gegen  den  zum  Feste  eintreffenden  Sohn  und  verlangt  stürmisch 
die  Trennung  dieser  Ehe.  Jobst  von  Helfeoberg  schürt  im 
Vereine  mit  Barbara  die  Zornesflamme  und  Hermann  lässt 
seinen  Sohn  ergreifen  und  in  den  Kerker  auf  Ober-Cilli  werfen. 
Jakob  von  Edling  auf  dem  Schlosse  Gurkfeld  muss  alle  Kraft 
seiner  Seele  anwenden,  damit  nicht  die  Leidenschaft  hervor- 
breche, welche  er  zu  der  Gattin  seines  Freundes  gefasst  hat, 
aber  er  widersteht  mit  echtem  Mannesmuth.  Da  die  Nachricht 
von  der  Einkerkerung  Friedrichs  eintrifft  und  bei  dem  Stande 


*)  Barbara's  „der  zweiten  Messallina''  Charakter  tritt  uns  aus  den 
historischen  Quellen  fast  noch  verworfener  entgegen,  als  ihn  Kaie h- 
bcrg  hier  dramatisch  zeichnet.  Man  vergleiche  Aeneas  Silvius, 
bist,  hohem.  C.  59.  —  de  vita  Barb.  S.  114  —  **  Supan  a.  a.  0. 
S.  3  u.  4.  Wenn  auch  Aen.  Silvius  schwarz  malt.  Vgl.  die  milde  Auf- 
fassung bei  K  r  o  n  e  8 :  ,,Barbara  von  Cilli"  in  Rosegger's  Heimgarten 
IL  Jahrg.  S.  34  ff. 

MlttliQll.  d.  h.  V«r«iD«fl  f.  Btei«riiia.k.  XXVI.  Haft,   1876.  S 


-  34  — 

der  Dinge  Jakob   einen  Ueberfaü  der  Burg  befürchten  muss, 
setzt  er  Alles  ?u  deren  Yertheidigang  in  Stand.   In  Bauem- 
kleidem  flieht  Veronika,  von  dem  ebenfalls  verkleideten  Knappen 
Georg  begleitet   Aber  auch  Jobst  der  Todfeind  Friedrichs, 
hat  durch  einen  treulosen  Burgknecht  von  der  Flucht  Kunde 
erlangt.    Er   und   Pietro  legen   sich  in  den   Hinterhalt  und 
Veronika  wird  von  ihnen  und  den  Reisigen  aufgegriffen  und 
gefangen.  Auf  Veranlassung  Barbara's  wird  nun  Veronika  auf 
dem  Schlosse  Osterwitz  gefangen  gehalten.  Jakob  vonEdling, 
der  bald  Alles  in  Erfahrung  gebracht,   eilt  zu  Barbara  und 
beschwört  diese,  die  Bettung  seines  Freundes  und  der  schuld- 
losen Gattin   zu  bewirken;   Das  lüsterne,   verworfene  Weib 
verspricht  ihm  endhch  die  Kerkerschlüssel  auszuliefern,  aber 
nur  gegen  den  Preis   —   seiner  Liebe.    Der  Knappe  Pietro 
war  gegen  hohe  Verheissungen  Barbara's  bereit,   nach  Oster- 
witz zu  eilen  und  Veronika  selbst  zu  vergiften;  da  er  jedoch 
Grund    hat,    an   den   Verheissungen   zu   zweifehi    und    den 
wankelmüthigen  Charakter  der  Königin  zu  gut  kennt,  schilp 
er  sich  auf  die  Seite  Jakobs  von  Edling  und  verräth  diesem 
den  ganzen  schändlichen  Anschlag ;  Jakob  hat  bereits  Hermann's 
und  Barbara's  Vorgehen  gegen  Friedrich  befreundeten  Rittern 
desselben  mitgetheilt,   welche    beim  Feste  anwesend  waren. 
Diese  befreien  Friedrich  aus  seinem  Kerker  und  Alle  stürmen 
dann  nach  Osterwitz.  Offener  Kampf  zwischen  Vater  und  Sohn 
ist  nun  ausgebrochen.   Auf  Friedrichs  Seite  ist  der  Sieg;  da 
erhält  Hermann  die  Nachricht  von  dem  Tode  seines  Sohnes 
Ludwig.   Dieser  harte  Schlag  wendet  auch   seine  Gesinnung 
Friedrich  gegenüber,  trotz  Barbara's  Einrede  will  er  Alles  ver- 
gessen und  verzeihen.   Auf  Osterwitz  verfolgt  Jobst  Veronika 
mit  seinen  Liebesanträgen  stürmisch  und  da  ihm  diese  jedesmal 
stolz   abweist,  so  zwingt  er  sie,    einen  Becher  mit  Gift  zu 
leeren,  mit  den  Worten:  „Bald  komm'  ich  wieder,  ist  er  nicht 
geleert,  so  wandelst  du  mit  mir  nach  einem  Orte,  wo  weder 
Freund  noch  Feind  dich  wieder  finden  und  ich  gemüthlich  deine 
Blüthen  pflücke. '^  Aber  zur  rechten  Zeit  ist  Friedrich  eingetroffen, 
Pietro  bat  ihn  gut  geführt   Veronika  ist  befreit,   schon  auch 


—  35  — 

Hermann  eingelangt  und  die  Versöhnung*  zwischen  Vater  und 
Sohn  vollständig  geworden.  Da  erscheint  verschleiert  in  dem  all- 
gemeinen Glücke  Barbara  —  die  Verworfene,  und  stösst  der  Ve- 
ronika einen  Dolch  in's  Herz.  Mit  deren  Tode  schliesst  das  Stück. 
Schon  nach  dieser  Inhaltsangabe  wird  Jeder  mit  mir  darin 
übereinstimmen,  dass  Ka Ichberg  den  historischen  Stoff  nach 
allen  Regeln  der  Aestheük  und  Dramatik  geformt,  dass  er 
insbesondere  ein  Ganzes  geschaffen,  das  in  sich  abgeschlossen 
erscheint  Von  einem  schönen  Hintergrunde  heben  sich  die 
Gestalten  der  handelnden  Personen  hier  ab.  Friedrich  ist  der 
liebende  Sohn  aber  auch  der  treue  Gatte  seines  Weibes,  für 
welches  er  eher  des  Vaters  ganzen  Zorn  auf  sich  ladet,  als 
es  verlässt  Die  Geschichte  mag  über  Friedrich  wie  immer 
urtheilen,  allen  Geschichtsschreibern  haftet  ein  gewisses  Vor- 
urtheil  an  und  es  ist  eine  gewiss  nur  erlaubte  poetische  Licenz, 
den  Sohn  Hermann's  von  Cilli  so  edel  darzustellen,  als  er  in 
dem  Drama  erscheint,  überdiess  ist  die  Ermordung  der  ersten 
Gemahlin  Friedrichs  durch  diesen  selbst  und  andere  trübe 
Schatten  auf  diesen  Charakter  werfende  Handlungen  keineswegs 
vollständig  historisch  beglaubigt,  in  der  That  aber  muss  die 
Leidenschaft  gross  gewesen  sein,  welche  er  zu  Veronika  ge- 
fasst  hatte  ^).  Kalchberg  zeichnet  mit  Vorliebe  hässliche 
Frauencharaktere.  Ebenbürtig  der  in  den  „Tempelherren"  vor- 
kommenden Mathilde  an  Verbuhltheit  und  Verworfenheit  ist 
die  Königin  Barbara,  deren  Gestalt  von  dem  Dichter  mit 
Meisterschaft  entworfen  erscheint.  Ihre  „Lebensweisheit"  ist 
gar  seltsamer  Art,  stimmt  aber  mit  der  Mathildens  ganz  überein  '^). 


^)  Seine  „freigeisterische*'  Grabschrift  die  er  sich  selbst  schrieb,  zeigt 
eher  Humor,  als  Schlechtigkeit.  Diese  Grabschrift  lautet:  Haec  mihi 
porta  est  ad  infemos.  Quid  illic  reperiam,  nescio.  Scio  quae  reliqui. 
Abundavi  bonis  omoibus,  ex  quibus  nihil  fero  mecum,  nisi  quod  bibi, 
edi,  quodque  inexhausta  volnptas  exhausit.^ 

3j  „Friedrich**,  2  Act,  2.  Auftr.  „Dieser  blinde  Gott  (Amor)  ist  ein 
listiger  Republikaner,  der  allen  Unterschied  der  Stände  hasst  und 
durch  seine  magischen  Bande  das  Hohe  an  das  Niedere  knüpft.  Ge- 
niessen seine  Wonne,  aber  sich  vor  seinen  Fesseln  hOten,  das  ist 
Lebensweisheit. '^    —    ^Kein,   nicht  Eines  für  Eines,   Alle  f&r  Alle 

8* 


—  36  — 

Rein  und  zart  dagegen,  das  ideale  BQd  des  liebenden  deutschen 
Weibes,  zeigt  sieh  Veronika,  ihre  Ermordung  macht  einen  am 
ho  erschütternderen  Eindruck,  als  dieselbe  in  dem  Momente 
allgemeiner  Freude  plötzlich  erfolgt  Selbst  Nebenfiguren  sind 
mit  kräftigen  Strichen  gezeichne't;  so  besonders  das  Werkzeug 
Helfenbergs  und  Barbara's :  Pietro ;  ein  Zug  zmn  Bessern  zeigt 
sich  doch  hier  und  da  bei  ihm  und  er  gewmnt  uns  sogar  f&r 
sich,  da  ihn  Friedrich  reichlich  belohnen  will,  er  aber  jede 
Belohnung  zurückweist:  „Behaltet  eure  Schätze,  Graf,  ich 
finde  —  zum  ersten  Mal  in  meinem  Leben  —  in  meinem 
Herzen  die  Belohnung.  Auch  ich  will  euch  nicht  zumuthen, 
mich  in  eure  Dienste  zu  nehmen.  Mein  Entschluss  ist  gefasst: 
Bis  in's  ferne  Spanien  wand're  ich  als  Pilger,  lege  auf  dem 
Montferrate  meinen  Dolch  zu  den  Füssen  der  Mutter  ewiger 
Liebe  nieder  und  bitte  sie,  in  einer  der  Einsiedeleien  jenes 
Berges  wohnend,  unausgesetzt  auf  büssendem  Knie,  mir  die 
Verzeihung  ihres  göttlichen  Sohnes  zu  erflehen.'' 

Das  zweite  ;, Stück"  der  „Grafen  von  Cilli"  behandelt 
Ulrichs  Kampf  mit  Ladislaus  und  des  Grafen  Untergang  durch 
die  Ermordung,  über  deren  Details  die  Geschichte  so  viele 
Lücken  aufweist,  so  dass  dem  Dichter  hier  ein  weiter  Spielraum 
seiner  Phantasie  gegeben  ist.  Auch  hier  ist  die  verworfene 
Königin  Barbara  der  böse  Geist,  der  unheilvoll  in  das  Geschidc 
des  letzten  Grafen  von  CiUi  eingreift.  Sie  entflieht  dem  Kloster, 
das  ihr  als  Aufenthaltsort  angewiesen  war  und  sucht  Schutz 
und  Hilfe  bei  ihrem  Neffen  Ulrich.  Auf  die  Zurückweisung 
durch  denselben  schwört  sie  Rache  und  weiss  durch  ein  tolles 
Gaukelspiel  den  Hunyaden  Ladislaus  Gorvinus  unter  der 
Maske  einer  Zauberin  gegen  Ulrich   auf  das  Heftigste  aufzu- 


hat die  Natur  geschaffen.  Wenn  der  Blumenstrauss  welkt,  der  deinen 
Busen  schmückt,  wirst  du  dir  nicht  einen  andern  pfltlcken?  Wenn  sich 
diese  Männer- Schmetterlinge  das  Recht  anmassen,  mit  jeder  weiblichen 
Blume  zu  kosen,  die  ihnen  gefällt,  so  kann  man  es  auch  diesen 
Blumen  nicht  verwehren,  ihren  Blüthenschoss  dem  zu  öffiaen,  den  sie, 
nach  Geschmack  und  Laune,  dessen  werth  finden. '  —  Man  vgl.  hiesu 
die  „Tempelherren",  I .  Act,  9  Auftritt,  Mathilden»  Gespräch  mit  Bianca. 


—  37  — 

reizen.  Aber  Ladislaus  wird  von  Ulrich  gefangen.  Das  edle 
Auftreten  des  Grafen  und  seine  ritterliche  Gesinnung  gewinnen 
ihm  jedoch  auch  das  Herz  des  gefangenen  Hunyaden,  wie  ja 
dessen  Bruder  Mathias  Corvinus  lange  schon  den  edlen  Sinn 
Ulrichs  erkannt  und  sich  ihm  herzlich  zugewendet  hat.  Doch 
Barbara  macht  ihren  Einfluss  gewaltig  geltend.  Ulrichs  Gemahlin, 
Catharina,  hatte  schon  früher  Ladislaus  in  Begierde  entflammt ; 
diese  zu  entführen  und  die  Burg  zu  überfallen,  lässt  Barbara 
durch  einen  Boten  dem  Hunyaden  rathen.  Aber  auch  daran 
wird  Ladislaus  durch  das  Dazwischenkommen  Ulrichs  gehindert. 
Da  erscheint  der  „König  Ladislaus"  selbst  auf  der  Burg, 
r  zweimalhunderttausend  Türken  sind  gegen  Ungarn  im  Anzüge", 
der  mächtige  Graf  von  Cilli  soll  die  Macht  Ungarns  mit  den 
Seinigen  verstärken.  Noch  einmal  weiss  die  königliche  Witwe 
Barbara  durch  einen  Brief  Ladislaus  glauben  zu  machen,  Ulrich 
sinne  auf  Verrath.  Ladislaus  tritt  nun  an  die  Spitze  einer 
Verschwörung  gegen  den  Grafen  von  Cilli  und  der  Letzte  des 
Stammes  jenes  berühmten  Grafengeschlechtes  wird  durch  die 
Verschworenen  ermordet  Mit  dessen  Tode  schliesst  das  Stück. 
„Man  brachte  die  Leiche  nach  Cilli,"  berichtet  das  beigefügte 
Nachwort,  j,der  Herold  zerschlug  bei  ihrer  Begräbniss  das 
Wappen  mit  den  drei  Stenien  und  rief  dreimal  beim  kläg- 
lichen Schalle  der  Posaune:  ;, Cilli  und  nimmermehr  Cilli!"  ^) 
So  viel  über  die  „Grafen  von  Cilli".  Beide  Dramen, 
besonders  aber  das  erste,  wurden  bei  ihrem  Erscheinen  mit 
Lobsprüchen  von  der  zeitgenössischen  Kritik  empfangen.  Die 
„gewaltige"  oberdeutsche,  allgemeine  Literaturzeitung  schrieb 
im  CXn.  Stücke  des  Jahres  1791  anlässlich  der  Besprechung 
des  „Friedrich^:  „Ist  die  tragische  Muse  überhaupt  reizend, 
wenn  sie  ihren  Stoff  von  der  Geschichte  entlehnt,  so  ist  sie 
es  um  so  mehr  in  jenem  Falle,  wenn  ein  patriotischer  Dichter 


')  Reichhaltige  Literaturangaben  und  eine  Kritik  sämmtlicher  histor. 
Nachrichten  über  die  Grafen  von  Cilli  findet  man  in  der  eingehenden 
Arbeit:  „Die  zeitgenössischen  Quellen  zur  Geschichte  der  Grafen  von 
Cilli,  von  Dr.  Franz  Krone s,'*  im  8.  Bande  der  „Beiträge  zur  Kunde 
steierm    Geschichtsquellen^. 


—  38  — 

vaterländische  Begebenheiten    der   Vorzeit  in  ihrer  Sprache 

bearbeitet  und  die  Sitten  seiner  Voreltern  schildert 

Man  kann  dieses  Stück  als  ein  dramatisches  Gedicht  ansehen, 
besonders  da  die  Schilderung  der  Charaktere  trefflich,  die 
Sprache  dem  15.  Jahrhunderte  anpassend  und  überall  das 
Costum  beobachtet  worden  ist.**   — 

Schon  vor  dem  Erscheinen  des  zweiten  TheUes  der 
^jGrafen  von  CiUi"  im  Jahre  1792  hatte  Kalchberg  „Die 
Ritterempörung,  eine  wahre  Begebenheit  der  Vorzeit,**  ver- 
öffentlicht. Das  Stück  erschien  in  Prosa  abgefasst;  in  dem 
9.  Bande  der  sämmüichen  Werke  ist  es  unter  dem  Titel: 
„Andreas  Baumkircher*^  voUsändig  umgearbeitet,  versifidrt 
und  mit  einer  vortrefflichen  historischen  Einleitung  versehen, 
von  der  noch  im  Jahre  1869  Professor  Krones  ^)  sagt,  durch 
diese  Arbeit  habe  ^Kalchberg  das  unbestrittene  Verdienst, 
über  Baumkircher  manchen  wichtigen  Beitrag  zu  dessen  Ge- 
schichte vor  1469  geboten  zu  haben,  ohne  sich  von  Erfin- 
dungen beirren  zu  lassen**.  Kalchberg  selbst  erkl&rt  in 
der  Vorrede  zur  ersten  Ausgabe:  „meine  Absicht  ging  dahin, 
das  Schicksal  dieses  Helden  nach  historischer  Wahrheit  vor- 
zustellen. Daher  blieb  ich  der  Geschichte,  selbst  in  den  meisten 
Kleinigkeiten  getreu  und  die  erfindende  Dichtkunst  gab  nichts 
dazu,  als  ein  einfaches  wenig  geschmücktes  Gewand.**  Nun 
waren  allerdings  des  Dichters  historische  Quellen  hauptsächlich 
C.  J.  Csesar's  Annales  ducatus  Styria),  handschriftliche  Chroniken 
der  Steiermark  und  andere  mit  nicht  genug  Vorsicht  auizu- 
nehmende  Publicationen^).  Wenn  auch  seine  eigenen  For- 
schungen manches  Dunkel  gelichtet,  manchen  Irrthum  aufgeklärt 
haben,  so  waren  doch  diese  Quellen  für  die  Geschichte  nach 
1469  oft  unglaubwürdig,  auch  mag  der  Umstand,  dass  Baum- 


*)  Andreas  Baumkircher.  Ein  Lebens-  und  Zeitbild  von  Dr.  F.  Kr  ones,  im 
17.  Hefte  der  Mitth.  des  histor.  Vereines  f.  Steiermark.  (S.  54)  Graz.  1869. 

^  Die  ganze  Literatur  siehe  bei  Krone s  a.  a.  0.  und  insbesondere 
auch  desselben  Historikers  Aufsatz:  „Zeugenverh'dr  über  Banm- 
kirchers  Thatenleben  und  Ende",  in  der  Zeitschrift  lUr  österr. 
Gymnasien.  Jahrg.  1871. 


—  39  — 

kircher  schon  seit  lange  gewissermassen  als  Nationalheld  galt, 
mit  zu  der  Charakterzeichnung  in  dem  Trauerspiele  —  ein 
solches  haben  wir  ja  vor  uns  —  beigetragen  haben.  Die  Sage  hatte 
lange  Jahre  hindurch  um  das  geschichtliche  Bild  des  Helden 
ihren  Schleier  gewoben  und  wohl  manchen  Zug  in  demselben 
verändert,  natürlich  zu  Gunsten  des  steiermärkischen  Ritters. 
Selbstverständlich  bleibt  Ealchberg's    „BaumUrcher''   im- 
merhin  ein  dramatisch  gegliedertes,  in  sich  abgeschlossenes 
Gftnze.  Die  Fabel  des  Trauerspieles  schliest  sich,  wie  erwähnt, 
an  die  Geschichte  an.  Im  Kreise  seiner  Familie,  an  der  Seite 
seiner  Gattin  Margaretha  lebt  Baumkircher,  fem  von  der  stei- 
rischen  Heimath,  auf  der  Bergveste  Schlaning  in  Ungarn,  in  dem 
ihm  der  König  von  Ungarn  eine  zweite  Heimath  bereitete ;  längst 
hatte  er  die  Absicht,  sich  dem  Kaiser  Friedrich,  mit  dem  er  nun 
ausgesöhnt  ist,  wieder  zu  nahen,  denn  er  spricht  es  ja  selbst  aus : 
Es  neigt  mein  Herz,  gewohnt  der  alten  Liebe, 
Sich  noch  dem  Fürsten  zu,  für  den  ich  oft 
Dem  Tode  trotzte,  dessen  Angedenken 
In  zwanzig  Narben  meinen  Körper  deckt. 
Nur  seine  Höflinge  entzweiten  uns. 
Unbezahlt  zwar  sind  noch  die  Summen,  die  er  dem  Kaiser 
geliehen,  allein  freundschaftlich  dies  mit  ihm  jetzt  auszugleichen 
nimmt  er  sich  vor.  Aber  die  friedliche  Absicht  Baumkircher's  wird 
heftig  erschüttert  durch  die  Klagen  seines  Eidams  Hanns  von 
Stubenberg  gegen  den  Kaiser,  durch  das  Erscheinen  der  beiden 
Ritter  Närringer,  denen  die  kais.  Vögte   drei  Güter  im  Lande 
entrissen.  Sein  eigener  Sohn  Wilhelm  dringt  in  ihn,  die  Waffen 
wieder  zu  erheben.  Erst,  da  auch  der  greise  Greisenegger  vor 
Baumkircher  erscheint  und  ihm  die  grauenhafte  Mähr  erzählt: 
Als  mich  des  Krieges  wandelbares  Los 
In  die  Gewalt  des  Feindes  brachte,  stiessen 
Sie  mich  in's  tiefeste  Verliess,  und  Hessen 
Zwei  Jahre  schmachten  mich  im  Erdenschoss. 
Die  Nachricht  meines  Todes  ward  gelogen.  — 
Man  überliess  mich  der  Vergessenheit 
Und  meine  Güter  wurden  eingezogen. 


—  40  — 

entschliesst  sich  Baumkircber  die  Waffen  gegen   den  Kaiser 
zn  ergreifen. 

Um  Leibnitz  entbrennt  nun  der  Kampf  der  „Empörer" 
und  der  „Kaiserlichen^,  Leibnitz  selbst  ergibt  sich  den  ersteren. 
Da  kömmt  die  Nachricht,  der  Kaiser  wolle  Versöhnung  ge- 
währen und  zugleich  ein  Gnadenbrief  des  Regenten,  der  Wieder- 
gabe der  verfaUenen  Güter  zugesteht.  Dem  Ritter  Baumkircher 
wird  Geleit  bis  zur  Vesperglocke  gewährt  Trotz  des  Zuredens 
der  Freunde  „Traue  nicht!"  begibt  sich  Baumkircher  nach 
Graz.  Hier  weiss  ihn  der  Kanzler  bis  zur  verhängnissvoUen 
Stunde  aushalten,  und  gerade  als  er  auf  dem  Rückwege  be- 
findlich, zwischen  die  beiden  Thorgitter  in  der  Murgasse  gelangt, 
ertönt  die  Vesperglocke.  Schon  waren  auch  die  besorgten 
Freunde  aussen  vor  dem  Thore  angelangt,  aber  zu  spät,  hinter 
dem  geschlossenen  Gitter  wird  Baumkircher  (am  23.  April  1471) 
enthauptet.  Der  Charakter  Baumkircher*s  erscheint  von  K  a  1  c  h- 
b  e  r  g  ganz  im  Sinne  der  Worte  Valvassor's  ^)  gezeichnet :  „Ein 
heldenmüthiger  Kriegsmann,  aber  schlechter  Staatsmann  und 
Politikus,  der  durch  den  endlichen  Fall  seines  Kopfes  erwiesen, 
dass  er  keinen  ftlrsichtigen  Witz  im  Kopfe,  sondern  mehr  vom 
Leuenhim  als  Fuchshim  gehabt."  Aber  auch  im  Kreise  seiner 
Familie  führt  uns  der  Dichter  den  Helden  vor,  jener  Familie, 
die  er  so  sehr  geliebt  und  in  deren  Schosse  er  oft  den  Kummer 
vergessen,  den  ihm  sein  Kaiser  und  sein  Femsein  vom  Vater- 
lande bereitet  hat,  wir  lernen  in  dem  Drama  im  liebenden 
Gatten  und  Vater  ganz  kennen.  Zu  K  a  1  c  h  b  e  r  g's  besten  Ar- 
beiten kann  man  den  „Baumkircher''  trotz  der  Umarbeitung 
nicht  rechnen.  Dazu  fehlt  den  Gestalten  zu  sehr  die  drama- 
tische Vertiefung,  dazu  ist  er,  man  gestatte  mir  den  Ausdruck, 
zu  streng  historisch.  Ein  Anderes  ist  es  ein  getreues  Geschichts- 
bild zu  liefern,  ein  Anderes  eine  Dichtung.  Die  ästhetische 
Schönheitslinie  und  die  Linie  des  Umrisses,  den  der  Historiker 
nach  dem  ihm  vorliegenden  Material  zeichnen  muss,  fallen  selten, 
fast  nie  zusammen,  nur  eine  harmonische  Verschmelzung  der- 


*)  Yalvassor,  Ehre  des  Herzogthums  Krain.  XV.  Buch. 


—  41   — 

selben  rundet  das  dichterische  Bild  ab,  gibt  ihm  Schönheit 
und  poetisches  Leben.  Dessenungeachtet  wurde  schon  die 
in  Prosa  abgefasste  „Ritterempörung**  auf  den  heimischen 
Bühnen  oft  und  gerne  aufgeführt.  Der  Grund  davon  liegt  nahe, 
die  Gestalt  Baumkircher's  lebte  längst  im  Volksmunde,  war 
im  ganzen  Yaterlande,  besonders  aber  in  der  Hauptstadt  durch 
die  Jahrhunderte  nicht  vergessen  worden,  andererseits  haschte 
man  ja  damals  förmlich  nach  Ritterstücken  und  nun  gar  eine 
„Ritterempörung**  mit  so  gräulichem  Ausgange  musste  ja  den 
Theater-Dh-ector  und  das  Publikum  anlocken. 

„Maria  Theresia**  benannte  der  Dichter  das  der  Zeit  nach 
nun  folgende  dramatische  Gedicht,  welches  im  J.  1793  erschien, 
aber  trotz  des  bedeutenden  patriotischen  Gefühles,  das  ihn  bei 
der  Abfassung  durchwehte,  wieder  hinter  die  andern  Arbeiten 
der  früheren  Zeit  zurücktritt.  „Jahre  lang**,  schreibt  Kalch- 
berg  in  dem  „Vorbericht**  (der  vom  Jahre  1789  datirt  er- 
scheint), „trug  ich  in  meiner  Seele  den  Wunsch,  davss  die  Muse 
eines  unserer  vortreflflichsten  Dichter  diesen  schönen  Stoff  be- 
arbeiten möchte.  Allein  meine  Hoffnung  ward  nicht  erfüllt  Da 
entstand  endlich  in  mir  der  kühne  Gedanke,  dieses  Wagestück 
selbst  zu  unternehmen.**  Allerdings  ist  der  Versuch  auch  hier 
gemacht,  die  Charakteristik  der  handelnden  Personen  mit  festen, 
sicheren  Strichen  zu  geben,  aber  nur  in  der  Gestalt  der  fast 
allein  in  den  Vordergrund  tretenden  Kaiserin  gelungen.  Das 
ganze  Drama  liest  sich,  wie  ein  Kapitel  in  Verse  gebrachter 
Geschichte,  die  Scenen,  in  denen  Maria  Theresia  nicht  selbst 
auftritt,  scheinen  nur  zur  Ausfüllung  eingefügt  zu  sein.  Freilich 
werden  die  schönen,  edlen  Charakterzüge  der  Kaiserin  in  ein 
so  glänzendes  Licht  gestellt,  als  sie  es  verdienen,  so  z.  B.  in 
der  ersten  Scene  des  zweiten  Actes,  in  welcher  Theresia  die 
eingelangten  Bittschriften  erledigt,  wie  prächtige  Fürstenworte 
legt  ihr  der  Dichter  hier  in  den  Mund: 

Weh  einem  Fürsten,  der  sein  reges  Wirken 
Dem  Volke  raubt,  und  die  so  edle  Zeit 

Im  Schoss  der  Trägheit  und  der  Wollust  mordet. 

Ich  will,  gleich  jenem  grossen  Kaiser,  mich 


—  42  — 

Am  Abend  dnes  jeden  Tages  frag«: 
»Therese!  wdches  Gute  thalst  du  beute?' 
Der  ffimmel  stirke  nddi,  dass  nie  mem  Hen 
Mir  sagt:  leb  babe  einen  Tag  yeiioren. 

Der  Inbalt  des  Stockes  scbliesst  sich  auch  bier  an  die  Ge- 
scbicbte  an,  nnd  zwar  Ton  der  Tbronbesteigong  Maria  Tberesia's 
bis  zu  jenem  berQbmten  Tage  zn  Pressburg,  an  welchem  die  un- 
garischen Stände  begeistert  ihre  Säbel  schwangen,  unter  dem 
Rufe :  Moriamur  pro  rege  nostra  Maria  Theresia !  zu  den  Ffissen 
der  in  ihrer  Mitte  befindlichen  Kaiserin  hinstürzten  und  ihr 
den  kräftigsten  Beistand  gegen  ihre  Feinde  zuschwuren.  Glän- 
zend sind  die  Schlusscenen  des  iftnften  Actes,  rQbrend  jene 
Scenen,  in  welchen  die  Kaiserin  den  Pnrpurmantel  abgestreift 
hat  und  als  die  treue  Gattin  Franzen's,  als  die  liebende  Mutter 
ihrer  beiden  Kinder  Marianne  und  Josef  erscheint  FOr  die 
Vorgänge  der  höheren  Politik  aber  war  des  Dichters  Feder 
nicht  geschaffen,  und  dies  wohl  auch  der  Grund,  dass  die 
Kaiserin  und  nur  diese  in  den  Vordergrund  tritt,  ohne  dass 
uns  eine  der  handelnden  Nebenpersonen  länger  fesseln  oder 
erwärmen  kann«  Uebrigens  scheint  mir  dieses  Drama  allen  An- 
zeichen nach  noch  aus  des  Dichters  früheren  Jahren  herzu- 
rühren, dies  schliesse  ich  aus  der  Abwesenheit  jener  kräftigen 
dramatischen  Züge,  welche  alle  späteren  Arbeiten  des  Dichters 
mehr  oder  weniger  charakterisiren,  und  aus  dem  Datum  des 
„  Vorberichtes  **,  sowie  aus  dem  ganzen  Inhalte  desselben,  der 
schon  darauf  hinzuweisen  scheint,  dass  dieses  Stück  wohl  schon 
vor  dem  Jahre  1789  abgefasst,  von  dem  Dichter  aber  aus 
Scheu  nicht  veröffentlicht  wurde. 

Kann  man  der  „Maria  Theresia"  nicht  jenes  Lob  spenden, 
dasKalchberg's  frühere  Publicationen  oft  im  reichen  Masse 
verdienen,  so  muss  das  im  Jahre  1796  erschienene  Drama  „Die 
deutschen  Ritter  in  Accon**  geradezu  eine  Meisteriei- 
stung  genannt  werden^).  Dieses  dramatiche  Gedicht  (in  der 

')  „Die  deatschen  Ritter  in  Accod,  sagt  sogar  die  ziemlich  seichte  uod 
oberflächliche  Besprechung  in  dem  Nekrolog  der  „Steierm.  Zeitschrift, 
1827''  bilden  den  Gulminationspnnkt  seiner  dichterischen  Plastik.'' 


—  43  — 

Umarbeitung  VII.  117:  „Bertram  von  Dietrichstein")  hatte 
bei  dem  Erscheinen  Aufsehen  erregt,  wie  kaum  eine  Dich- 
tung jener  Zeit,  welche  in  Oesterreich  entstanden  ist,  und 
reihte  seinen  Verfasser  nun  ohne  Frage  den  ersten  Talenten 
seiner  Zeit  an.  In  kemem  von  Kalchberg's  früheren  oder 
späteren  Stücken  ist  auch  in  der  That  der  Dialog  so  meister- 
haft behandelt,  die  Handlung  so  klar  und  doch  so  fessehid, 
in  keiner  sind  die  ästhetischen  Gesetze  für  das  Drama  so  genau 
beobachtet,  wie  hier.  Der  allerdings  an  Lessing's  Nathan  ge- 
mahnende Hintergrund,  die  Gegenüberstellung  der  theils  christ- 
lichen, theils  den  Sarazenen  angehörigen  Gestalten,  die  orga- 
nische Gliederung  der  einzelnen  Acte  ftlr  sich  und  in  ihrem 
Zusammenhange  muss  das  Interesse  des  Lesers  und  des  Zu- 
schauers erregen.  Die  Handlung  selbst  ist  in  keinem  Drama  des 
Dichters  so  durchsichtig  und  klar,  die  Sprache  in  keinem  so 
edel.  Das  Stück  spielt  zu  Accon  im  Kreuzzugsjahre  1291  und 
bietet  zugleich  ein  Gesammtbild  des  Lebens  und  Kämpfens 
der  Kreuzfahrer  im  heiligen  Lande.  Der  Inhalt  gliedert  sich 
folgendermassen : 

Erster  Act.  Der  Ritter  Heinrich  Holzapfel  kehrt  aus  dem 
Kampfe  zurück  zum  deutschen  Hause  in  Accon;  von  dem 
greisen  Prior  Conrad  von  Lichtenstein  empfangen,  berichtet  er 
diesem  von  dem  siegreichen  Gefechte  der  Brüder  und  gedenkt 
besonders  des  kühnen  Bertram,  dem  an  Tapferkeit  keiner 
gleich.  Dennoch  aber  trägt  Bertram  ein  tiefes  Leid  im  Herzen, 
das  Leid  hoffnungsloser  Liebe.  Vor  zwei  Jahren  rettete  er  den 
Ritter  Otto  von  Khevenhüller  aus  Türkenhänden,  von  diesem 
nach  seinem  Schlosse  Eichelberg  eingeladen,  besuchte  er  ihn 
und  entbrannte  in  dessen  schöne  Tochter  Ida,  „die  falsche 
Dirne  liess  ihn  hoffen",  dass  er  geliebt-sei,  entfloh  aber,  während 
Bertram  zum  Heer  des  Kaisers  eilen  musste,  mit  Wilhelm 
von  Seinsheim.  In  Pilgerkleidem  erscheinen  Wilhehn  von  Seins- 
heim und  Ida  auf  dem  Schauplatze,  zur  Sühne,  denn  der  greise 
Vater  starb  aus  Gram,  nahmen  sie  den  Pilgerstab  und  zogen 
hieher  in's  heilige  Land.  Indessen  ist  auch  Bertram  zurück- 
gekehrt und  seine  erste  That,  da  er  erscheint,  ist  eine  edle. 


—  44  — 

Reisige  verfolgen  Emina,  die  Geliebte  des  Sultans  Khalil,  bis 
bieher ,  schon  ist  sie  verloren,  da  befreit  sie  der  herbeieilende 
Bertram  und  sendet  sie  zurück  zu  ihren  Freunden.  Zum  Dank, 
den  sie  ihm  bietet,  verlapgt  er  nur,  dass  tausend  gefangenen 
Christenbrüdem  die  Last  der  Sciaverei  vermindert*,  abgenommen 
werde.  Eine  prächtige  Erkennungsscene  zwischen  Bertram,  Ida 
und  Wilhelm  beschliesst  den  Act. 

Zweiter  Act  Der  Ritter  Heinrich  von  Holzapfel  hat  Emina 
zum  Sarazenen-Lager  zurückgeleitet,  die  jubelnd  von  dem  über- 
raschten Sultan  Khalil  empfangen  wird.  Sogleich  giebt  dieser  allen 
Christensclaven  die  Freiheit ;  aber  schon  im  Verlaufe  des  Ge- 
spräches mit  Emina  wird  der  Sultan  misstrauisch  und  da  ihm 
diese  ihren  Retter  mit  glühenden  Worten  preist,  donnert  er 
ihr  die  Worte  entgegen:  „Worin  bestand  wohl  deiner  Freiheit 
Preis?"  Emina  ist  empört,  aber  Khalil  wüthet,  den  vielleicht 
schön  befreiten  Christen  befiehlt  er  nachzusetzen,  sie  zu  fangen, 
zu  morden.  Da  ertönt  Lärm,  die  Christen  haben  einen  Ausfall 
gemacht,  gefangen  werden  aber  Wilhelm  und  Bertram  und 
vor  den  Sultan  gebracht.  Um  keinen  Preis  will  dieser  die 
Gefangenen  freigeben,  da  reisst  Bertram  dem  Sultan  den  Säbel 
aus  der  Hand  und  schlägt  sich  durch. 

Dritter  Act.  Grässlich  ist  der  Jammer,  in  den  Ida  um 
ihren  verlorenen  Gatten  ausbricht,  auch  der  greise  Conrad 
und  Heinrich  klagen  um  die  Gefangenen;  da  erscheint  zur 
allgemeinen  Ueberraschung  Bertram,  der  zurückgekehrt,  in 
ihrer  Mitte;  auf  die  flehenden  Bitten  der  klagenden  Gattin 
verspricht  ihr  Bertram  auch  Wilhelm  zu  befreien  und  scheidet 
mit  den  Worten: 

Morgen  siehst  du  mich 
Mit  Wilhelm  —  oder  ewig  nimmer. 

Vierter  Act.  Nachdenklich  weilt  der  Sultan  mit  seinem 
Emir  Omar  im  Lager,  des  morgigen  Angriffstages  und  der 
vermeintlichen  Schändlichkeit  des  entflohenen  Bertram  geden- 
kend. Indessen  gelangt  Emina  durch  Bestechung  der  Wächter 
zu  Wilhelm,  um  diesen  zu  befreien,  beide  werden  aber  vom 
Mameluken  Aga  Hassan  überrascht,  der  endlich  Wilhelm  nur 


—  45  - 

unte:  der  Bedingung  freflassen  will,  „wenn  dieser  ihr  Führer 
sein  wolle  bei  einem  nächtlichen  Besuch  auf  Accon**.  Natürlich 
thut  dies  Wilhelm  um  keinen  Preis  und  wird  abgeführt 
Bertram  schleicht  sich  in  das  Sarazenenlager  ein,  er  trifft 
Emina  und  erfährt  von  ihr: 

Mein  Vater  war  ein  freier  deutscher  Ritter; 
Auch  Sarazenen  raubten  meine  Mutter 
Bei  Askalon;  nach  Freiheit  strebt  ihr  Kind. 

Zu  seiner  Ueberraschung  erfährt  er,  dass  der  Name  von 
Eminen's  Mutter  Khevenhüller ,  diese  Ida's  Schwester  sei. 
Nachdem  sie  ihm  die  Losung  verkündet,  gelingt  es  Bertram 
in  der  Nacht  den  Sultan  selbst  zu  rauben  und  fortzuschleppen. 

Fünfter  Act.  Emina  gelangt  zu  Ida,  eine  schöne  Erken- 
nungsscene  zwischen  den  Schwestern  findet  statt.  Bertram  und 
Wilhelm  kehren  zurück,  alle  gefangenen  Christen  haben  freien 
Abzug  gegen  Auslieferung  des  Sultans.  Emina  und  Bertram 
gestehen  sich  ihre  Liebe.  Aber  Khalil  hat  Emina's  Flucht  erfahren, 
er  brach  sein  Wort  und  dringt  stürmend  in  die  Stadt.  Da 
erreichen  noch  die  beiden  Paare  und  die  übrigen  Ritter  die 
Schiffe,  Bertram  steht  am  Gestade  und  kämpft  wüthend,  bis 
die  Seinigen  geborgen  sind,  springt  sodann  an  Bord  und  schnell 
entweicht  das  Schiff,  während  die  Sarazenen  den  Ruf  ausstossen : 
;,Der  Name  Christ  verhalle  hier  auf  ewig!" 

Dass  Anklänge  an  Lessing's  Nathan  sich  hier  mitunter 
finden,  zeigt  dieser  Inhaltsauszug.  Aber  schon  in  diesem  Um- 
stände liegt  eine  gewisse  literarhistorische  Bedeutung  für  das 
Stück..  Von  einer  Nachahmung  ist  natürlich  keine  Rede;  die 
Handlung  ist  ganz  frei  und  sehr  geschickt  erfunden.  Die 
Durchführung  macht  den  Eindruck  des  Ernsten,  Gereiften.  An 
Lessings  Nathan  erinnert  der  historische  Hintergrund,  die 
überraschende  Scene,  in  der  in  Emina  die  Schwester  Ida's 
gefunden  wird,  die  Gestalt  Khalils,  welche  freilich  mit  Saladin 
nicht  viel  gemein  hat.  Die  oberdeutsche  Literaturzeitung  widmete 
den  „deutschen  Rittern  in  Accon"  eine  eingehende  Würdigung, 
die  mit  den  Worten  schliesst:   „Kalchberg  verdiene  unter 


—  46  — 

den  deutschen  Schriftstellern  wirklich  einen  klassischen  Rang**  % 
Mag  nun  die  genannte  Besprechung  auch  vielleicht  manchen 
übertriehenen  Lobspruch  enthalten,  so  beweist  sie  doch,  dass 
Kalchberg  einer  der  ersten  Schriftsteller  seiner  Zeit  in 
Oesterreich  und  selbst  in  Deutschland  genannt  werden  muss, 
sie  beweist,  dass  die  Vergessenheit  unverdient  ist,  welcher  ein 
Mann  verfiel,  von  dem  man  bei  seinen  Lebzeiten  schrieb: 
„Der  Dialog  seines  Stückes  würde  dem  grossen  Schöpfer 
Nathans  des  Weisen  keine  Unehre  machen." 

Noch  ein  dramatisches  Gedicht  erschien  von  Kalchberg: 
Attila,  König  der  Hunnen  (Wien  und  6r&tz  1806),  es 
war  das  letzte  ^.  Charakter  und  Inhalt  des  Stückes  bezeichnet 
der  später  geänderte  Titel  „Attila's  Tod**.  Hildegunde  und 
Attila  sind  die  beiden  in  den  Vordergrund  tretenden  Gestalten, 
um  sie  gruppiren  sich  Ardarich,  Fürst  der  Gepiden,  Walamir, 
Fürst  der  Ostgothen,  Edecon,  AttQa's  Freund,  Walther,  Prinz 
von  Aquitanien.  Die  schönen  Scenen  zwischen  Walther  und 
Hildegunde  geben  dem  Dichter  Gelegenheit,  sein  Talent  hier 
und  da  aufleuchten  zu  lassen;  im  Ganzen  fehlt  dem  Stücke 
die  Einheit  und  das  Interesse  fttr  die  Hauptgestalt,  nach  der 
es  betitelt  ist,  kann  nicht  recht  zur  Geltung  gelangen. 

An  dieser  Stelle  angelangt,  bleibt  nur  noch  übrig,  den 
Prosaschriften  K  a  1  c  h  b  e  r  g's  die  Aufmerksamkeit  zuzuwenden. 
Gerade  diese  sind  es  ja,  welche  auch  ftlr  den  Historiker  und 
insbesondere  ftlr  d  e  n  Geschichtsschreiber  interessant  erscheinen, 
welcher  jenes  Feld  cultivirt,  das  wir  mit  der  Bezeichnung  der 
„innerösterreichischen  Geschichte^  auch  heute  noch  umgrenzen 
können.  Dass  in  den  Einleitungen,  Schlussworten  und  ähnlichen 
Beifügungen  zu  den  einzelnen  dramatischen  Werken  sich  manches 
nicht  imwichtige,  historische  Datum  findet,  habe  ich  schon  oben 
an  den  betreifenden  Stellen  angedeutet,  nicht  selten  hatKalch- 


<)  Beilage  II.    gibt    dis   vollständige  Besprechung    der    oberdeutschen 

Literatur-Zeitung  wortgetreu  wieder. 
')  Der  wildphantastische  Zacharias  Werner    veröiFentlichte  1808  seine 

romantische  Tragödie  unter  gleichem  Titel. 


-  47  — 

berg  auch  hier  Resultate  eingehenderer  Forschung  nieder- 
gelegt i).  Im  Jahre  1800  erschienen  2  Bände  „Historische 
Skizzen*',  welche  meist  im  Gewände  der  Erzählung  Dar 
Stellungen  zumeist  aus  der  Geschichte  der  Heimat  brachten; 
diese  Skizzen  traten  sehr  anspruchslos  auf,  einige  hatten  dra- 
matische Form.  Einzelne  hatte  Kalchberg  schon  früher 
veröffentlicht.  Es  erscheint  insbesondere  von  nicht  zu  unter- 
schätzender Bedeutung  für  den  Werth  derselben,  dass  eine 
derartige  Skizze  („Scene  aus  dem  Leben  Kaiser  Heinrichs  des 
Vierten '')  schon  im  Jahre  1793  Schiller  der  Aufnahme  in  seine 
„Neue  Thalia **  gewürdigt  hat^.  Die  Skizzen  erfreuten  sich 
eines  grossen  Leserkreises  in  ganz  Oesterreich.  Bezeichnend 
sind  dieselben  hauptsächlich  dadurch  geworden,  dass  Kalch- 
berg in  ihnen  versuchte,  die  Hehnatsgeschichte  in  einzelnen 
Bruchstücken  und  in  der  Form  der  einfachen  nur  hier  und 
da  etwas  ausgeschmückten  Erzählung  einem  grösseren  Leser- 
kreise zugänglich  zu  machen,  die  Geschichte  auf  diese  Art 
volksthümlich  zu  gestalten. 

Dass  der  Versuch  auch  wirklich  gelungen,  beweist  der 
Beifall,  mit  dem  die  Sammlung  aufgenommen  worden  war^). 
Ich  führe  einige  Titel  der  darin  vorkommenden  Stücke  an: 
„Die  Schlacht  am  Marchfelde",  „Friedrich  der  Streitbare", 
„Veit  von  Rotenhan",  „Die  Frauenburg",  „Maria  von  Brabant", 

V  Man  vergleiche  beispielsweise  die  Einleitungen  zum  „Wülfing  von 
Stubenberg^'y  „Andreas  Baumkircher'^,  das  Nachwort  zu  den  „Grafen 
von  Cilli^'  u.  a.  m. 

^  Neue  Thalia,  herausgeg.  von  Schiller.  Leipzig,  1793.  Viertes  Stttck, 
S.  8-16. 

')  Kalchberg  sagt  selbst  in  der  Ankündigung  der  vorbereiteten  6e- 
sammtausgabe  seiner  V\rerke  („Archiv  f&r  Greographie,  Historie,  Staats- 
und  Kriegskunst",  1816,  S.  684  und  „Der  Aufinerksame" ,  1861, 
Nr.  140):  „Mein  Zweck  ging  dahin,  Liebe  für  schöne  Künste  und 
Wissenschaften  in  meinen  jüngeren  Mitbürgern  zu  erwecken,  sie  mit 
der  Geschichte  ihres  Vaterlandes  näher  bekannt  zu  machen.  Nicht 
ganz  fruchtlos  blieb  dies  Bestreben  des  Patrioten.  —  £r  hatte  das 
Vergnügen  zu  bemerken,  dass  sich  das  Interesse  an  der  Vaterlands- 
geschichte bis  zu  deu  unteren  Ständen  verbreitete." 


—  48  - 

„Die  Edlen  von  Tüchern",  „Eva  von  Gall".  Allerdings  zeigen 
diejenigen  von  diesen  Erzählungen,  in  welchen  Kalchberg 
seiner  Phantasie  freien  Spielraum  gelassen,  zeigt  insbesondere 
auch  die  Darstellungsgabe,  dass  er  sich  dem  herrschenden 
Geschmacke  der  Zeit  anschloss  und  aus  diesem  Grunde  müssen 
auch  einzelne  Stellen,  so  z.  B.  der  lüsterne  Charakter,  den 
Liebesscenen  annehmen  und  dergleichen  vom  Standpunkte 
dieses  Zeitgeschmackes  aus  betrachtet  und  beurtheilt  werden. 
Die  Quellen,  welche  für  die  Abfassung  dieser  allerdings  leich- 
teren geschichtUchen  Schilderungen  benützt  wurden,  waren  theils 
schwerer  zugängliche,  seltene  Geschichtswerke,  theilweise  auch 
Originalurkunden,  deren  so  manche  höchst  interessante  Kalch- 
b  e  r  g  hier  irgend  einer  historischen  Erzählung  einverleibt  hat 
Derartige  Aufsätze,  welche,  die  Landesgeschichte  betrafen,  hatte 
der  Dichter  auch  später  verfasst  und  in  dem  mehrerwähnten 
„Archiv  für  Geographie,  Historie,  Staats-  und  Kriegskunst',  in 
der  Zeitschrift  „Der  Aufmerksame^,  in  der  „Steyermärkischen 
Zeitschrift''  und  an  anderen  Orten  veröffentlicht  In  dem  er- 
wähnten „ Archiv "^  finden  wir  die  Aufeätze  „Die  Siebenglocke 
zu  Grätz",  „Der  Rauberhof  in  Grätz",  „Hector  von  Trautmanns- 
dorf*,  „Der  kämthnerische  Herzogsstuhl ",  „Erasmus  Lueger" 
und  die  vortreffliche  Arbeit  „Ueber  Ursprung  und  Beschaffen- 
heit der  Urbarialabgaben  in  Innerösterreich"  (1818);  im  „Auf- 
merksamen" stehen  ausser  einer  Reihe  von  Gedichten  die 
Skizzen:  „Die  Inquisition  in  Deutschland",  „Die  Franzosen 
der  Vorzeit",  „Der  Reckthurm  in  Graz"  u.  a.  m.;  in  der 
I, Steyermärkischen  Zeitschrift"  finden  wir  von  historischen 
Arbeiten:  „Die  Grafen  von  Sonnenburg"  (I.  87),  „Gründung 
der  ersten  Karthause  in  Deutschland"  (lU.  65),  „Ueber  eine 
seltene  Münze  imJoanneum"  (V.  155).  Gesammelterscheinen 
die  meisten  dieser  Aufsätze,  welche  bis  1817  erschienen  sind, 
im  2.,  3.  und  4.  Bande  der  „Sämmtlichen  Schriften',  eine 
Sammlung  der  übrigen  veröffentUchten  Arbeiten  der  besprochenen 
Gattung  existirt  nur  handschriftlich  *). 

*)  Sie  befindet   sich  in  meinen  Händen  und  enthält  aUe  nach  der  Ge- 
sammtausgabe  verdffentlichten  Arbeiten,  sowie  auch  eine  Zahl  unver- 


—  4fl  — 

Die  letzte  Gruppe  von  PuWicationen  Kalchberg's, 
welche  ich  noch  erwähne,  ist  klein ;  sie  umfasst  die  Reiseskizze 
„Das  Mtirzthal"  (zuerst  abgedruckt  im  „Aufmerksamen",  1813, 
Nr.  76  if.)  und  „Ausflug  pach  dem  Lasnitzthale'^,  femer  die 
„Patriotischen  Vorschläge  zur  Errichtung  einer  Anzahl  Getreide- 
Magazine  in  der  Steiermark",  ;, Patriotische  Wünsche"  und  die 
bekannte  treflFliche  Arbeit:  ^Ursprung  und  Verfassung  der 
Stände  Steiermarks" ;  alle  diese  Stücke  sind  gesammelt  im 
5.  Bande  der  sämmtlichen  Werke.  „Das  Mürzthal",  eine  in 
Briefen  abgefasste  Reiseschilderung  eines  Ausfluges  nach  der 
oberen  Steiermark  und  nach  Pichl,  zu  dem  Geburtsorte  des 
Dichters,  gibt  diesem  Gelegenheit,  in  zahlreichen  historischen 
Excursen  die  geschichtlich  merkwürdigen  Punkte,  welche  er 
bei  seiner  Reise  berührt,  zu  beleuchten,  auch  liefert  dieser 
Aufsatz  zur  Lebensgeschichte  Kalchberg's  nicht  unwesentliche 
Beiträge,  hat  er  doch  seine  schönste  Jugendzeit  in  dem  von 
der  Natur  so  freundlich  bevorzugten  Thale  zugebracht.  Manches 
Licht  werfen  die  Reflexionen,  welche  der  Dichter  in  seiner 
Reisebeschreibung  anstellt,  welche  uns  auch  über  seinen  gei- 
stigen Entwicklungsgang,  über  die  Wahl  der  Stoffe  zu  seinen 
Dichtungen  u.  dgl  Aufklärung  verschaffen,  auf  dessen  Lebensgang. 
Ich  erwähne  beispielsweise  nur  jener  Stelle,  an  welcher  er  auf 
das  Schloss  Weyer  in  der  Nähe  von  Frohnleiten  zu  sprechen 
kommt  ^),  das  einst  die  Tempelherren  besessen  haben  sollen. 
„Der  edle  Orden  musste  fallen,  weil  er  dem  Geiste  seines 
Zeitalters  zu  weit  vorausgeeilt  war.  Ewig  merkwürdig  wird  in 
der  Geschichte  der  wichtigste  Anklagepunkt  seiner  Feinde  sein : 


ÖiTentlichter  Gedichte,  unter  welchen  sich  sehr  charakteristische 
Stücke  befinden.  Das  Mannscript  war  zur  Veröffentlichung  bestimmt 
und  der  Censurbehörde  auch  vorgelegt  worden,  die  es  mit  dem  „Tm- 
primatur"  zwar  versah,  aber  durch  Streichen  vieler  Seiten  so  ver- 
stümmelte, dass  man  die  Lust  verlor,  die  so  sehr  verstümmelte 
Sammlung,  deren  gestrichene  Theile  Übrigens  anstandslos  früher  in 
den  oben  genannten  periodischen  Schriften  schon  abgedruckt  standen, 
dem  Drucke  zu  übergeben. 
')  „Sämmtl.  Werke'-'  V.  S    98 

UlUbeil.  dc-a  hUt.  Vereine»  f.  St<  ieimark.  XXVI.  H«rt,  1878.  4 


—  50  — 

Die  Tempelherren  leben  so  keusch  und  nüchtern;  nun  ist 
aber  dies  der  menschlichen  Natur  zuwider,  also  müssen  sie 
geheime  Verbrechen  begehen.  Dieser  so  moralische  Vernunft- 
schluss,  dem  das  Blut  der  biedersten  Männer  ihrer  Zeit  ge- 
flossen ist,  ward  in  Gallien  ersonnen.*'  —  Zur  Ethnographie 
des  Landes  wird  man  in  dieser  Beschreibung  des  schönsten 
Theiles  der  Steiermark  ebenfalls  nicht  minder  wichtige  Beiträge 
finden,  ja  der  Fussreisende  selbst  könnte,  wenn  er  heute  noch 
von  Graz  aus  zum  Ausgangspunkte  jener  Wanderung  eine 
Reise  unternehmen  wollte,  keinen  in  historischer,  wie  ethno- 
graphischer Beziehung  belehrenderen  Führer  finden,  als  Kalch- 
berg  in  seinem  Aufsatze  über  „Das  MürzthaP,  wobei  freilich 
der  Titel  als  zu  eng  begrenzend  unpassend  erscheint,  da,  wie 
schon  aus  meinen  Andeutungen  hervorgeht,  auch  ein  grosser 
Theil  des  Murthaies  einbezogen  ist 

In  der  mit  so  grossem  Fleisse  ausgearbeiteten  Abhandlung 
über  „Die  Stände  Steiermarks"  hat  Kalchberg  nicht  nur 
das  Material  gesichtet  und  trefflich  geordnet,  sondern  auch 
eine  ausserordentliche  Detailkenntniss  bewiesen  und  den  Stoff 
so  tüchtig  durchgearbeitet,  dass  man  heutzutage  noch  diese 
Abhandlung  als  die  einzige  in  ihrer  Art  betrachten  und  zur 
Kenntniss  der  ständischen  Verhältnisse  des  Vaterlandes  mit 
dem  grössten  Nutzen  verwenden  kann. 

Des  Mannes  und  Patrioten  warmes  Gefühl  für  sein  weiteres 
deutsches  Vaterland  zeigt  der  Aufsatz: ;,  Patriotische  VFünsche^ 
in  welchem  derselbe  Vorschläge  zur  Feier  der  ruhmvollen 
Tage  des  Jahres  1813  macht  und  auf  einige  andere  den  be- 
geisterten Anhänger  seiner  Nation  ehrende  Einrichtungen  hin- 
weist —  Mehr  veraltet  erscheinen  Kalchberg's  „Vorschläge 
zur  Errichtung  von  Getreidemagazinen*'. 

Meine  Skizze  über  den  Dichter  Kalchberg,  über  diese 
für  die  Literatur  und  Geschichte  Steiermarks  so  interessante 
Persönlichkeit  ist  damit  zu  Ende.  Wurzbach  ^)  erwähnt  ganz 
richtig  in  seiner  Besprechung  Kalchberg's,  dass  unter  den 


<)  A .  a.  0.  S.  383  a. 


—  51   — 

Literarhistorikern  keiner  Kai chb er g's  gedacht  hat,  obgleich 
der  Mann  in  den  literaturgeschichtlichen  Werken  „eben  so 
gut  einen  Platz  verdient  hätte,  als  mancher  obscure  norddeutsche 
unbedeutende  Autor,  dem  gewiss  sein  Plätzchen  nicht  entzogen 
ist".  In  der  That  ist  Kalchberg  in  dieser  Beziehung  auf- 
fallend vernachlässigt.  Fast  scheint  es,  als  ob  er  im  achtzehnten 
Jahrhundert  eine  viel  hervorragendere  Stellung  eingenommen, 
als  man  sie  ihm  in  den  Literaturgeschichten  heute  einzuräumen 
Willens  ist.  Mensel  ^)  führt  die  bis  dahin  erschienenen  Werke 
Kalchberg's  ziemlich  genau  und  vollständig  an,  auch  die 
literarischen  Zeitschriften  des  achtzehnten  Jahrhunderts  wenden 
ihm  ihre  besondere  liebevolle  Aufmerksamkeit  zu,  ihm,  dessen 
„Gesammelte  Werke"  ja  schon  im  Jahre  1793  (allerdings  erst 
in  wenigen  Bändchen)  erschienen  waren.  Die  von  mir  oben 
in  der  Biographie  erwähnten  Anerkennungen  ausländischer 
Gesellschaften  erweisen  schon,  dass  man  ihm  viel  Aufmerk- 
samkeit erwies.  Heutzutage  erwähnen  die  literarhistorischen 
Werke  kaum  seiner.  Heinrich  Kurz  2)  ftthrtan:  „Joh.  Nepom. 
von  Kalchberg  aus  Steyermark  (1765—1827)  schrieb  einen 
;,Attila"  (Grätz  1806),  welchen  Stoff  auch  Zach.  Werner  be- 
handelte;" W.  Menzel  ^)  führt  in  seiner  Besprechung  der 
Sturm-  und  Drangperiode  an,  dass  vaterländische  Schau-  und 
Trauerspiele  im  Style  des  Götz  etc.  in  Menge  erschienen  und 
nennt  unter  den  gegebenen  Beispielen  auch  ^von  Kalchberg 
die  deutschen  Ritter  in  Accon" ;  Goedeke  '•)  zählt  wenigstens 
alle  Werke  des  Dichters  auf,  wenn  auch  mit  irriger  Bezeich- 
nung der  Erscheinungsjahre  einzelner.  Die  beste  kurze  Ueber- 
sicht  gibt  Franz  Brummers  ^ Deutscher  Dichterlexikon"  (Eichst, 
u.  Stuttg.   1874—1877). 


I)  Das  gelehrte  Teutschland.  Angefangen  y.  G.  Ch.  Hamberger,  fortge- 
setzt von  J.  G.  Mensel.  (6.  Aufl.  1797).  IV.  S.  22. 

^)  II.  Kurz:  Geschichte  der  deutschen  Literatur.  4.  Aufl.  Leipz.  18ß5. 
III.  B.  S.  389  a. 

3)  W.Menzel:  Geschichte  der  deutschen  Dichtung.  Stuttg.  1858.  III.  B. 
8.  190. 

^)  Grundriss  zur  Geschichte  der  deutschen  Dichtung.  IL  S.  1078. 

4* 


—  52  — 

Es  ist  meine  Absicht,  eine  Neuausgabe  der  Werke  Job. 
Ritter  von  K  a  1  c  h  b  e  r  g's  zu  veranstalten,  nicht  etwa  in  dem 
Sinne,  als  ob  es  sich  hier  um  einen  Wiederabdruck  der  ganzen 
Gesammtausgabe  von  1816  und  1817  handelte,  die  natürlich 
längst  vergriffen  ist;  aber  eine  Sammlung  der  lyrischen,  dra- 
matischen und  historisch-erzählenden,  insbesondere  aber  auch 
der  streng  historischen  Arbeiten  des  Mannes  mit  Einbeziehung 
des  Nachlasses,  natürlich  in  strenger  Auswahl  und  unter  ge- 
nauer Revision  und  Durchsicht  der  verschiedenen  Texte  hat 
nicht  nur  für  den  Literarhistoriker,  sondern  auch  für  den 
geschichtsforschenden  Vaterlandsfreund  überhaupt  einen  be- 
deutenden Werth ;  eine  solche  Sammlung  erst  kann  das  SchafiFen 
des  Vergessenen  ganz  klar  vor  Augen  stellen  und  ihm  wieder 
jene  Stellung  in  der  Literatur  Oesterreichs  und  Deutschlands 
verschaffen,  die  er  verdient  Ich  habe  zu  der  genannten  Aus- 
gabe alle  Vorbereitungen  getroffen  und  einen  der  renommirtesten 
Verleger  Oesterreichs  auf  dem  Gebiete  der  Geschichte  bereits 
gewonnen,  der  auch,  was  das  Aeussere  anbelangt,  dieser  Aus- 
gabe grosse  Aufmerksamkeit  zuwenden  wird. 


Beilagen. 

L 

Nachstehend  folgt  ein  Verzeichniss  der  sänuntlichen  von 
Johann  Ritter  von Kalchberg  separat  veröffentlichten  Werke. 
Hiezu  bemerke  ich,  dass  jenes,  welches  sich  in  J.  B.  v.  Wink- 
lern's:  „Biographische  und  litterärische  Nachrichten  von  den 
Schriftstellern  und  Künstlern,  welche  in  dem  Herzogthume 
Steyermark  geboren  sind"  u.  s.  w.  (Grätz  1810.  8".)  findet 
(abgesehen  natürlich  davon,  dass  es  nur  bis  zu  dem  Druck- 
jahre des  bezeichneten  Buches  reicht),  keineswegs  vollständig 
und  richtig  erscheint.  Goedeke,  der  einzige  Literarhistoriker, 
welcher  ausführlicher  über  Kalchberg  handelt,  weist  an 
der  bezüglichen  Stelle  seines  „Grundrisses  zur  Geschichte  der 


-        53    - 

deutsclien  Dichtung"  (Hannover  1859.  H.  S.  1073)  ebenfalls 
mehrere  wesentliche  A'erstösse  auf,  besonders,  was  die  biblio- 
graphischen Parthien  anbelangt  ^).  —  Die  von  mir  in  Klammem 
angeführten  Titel  und  Ziffern  beziehen  sich  auf  den  Band 
und  die  Seitenzahl  der  neuesten  Gesammtausgabe :  Johann 
Ritter  von  Kalchberg's  sämmtliche  Werke.  9  Bände,  Wien 
1816—17.  12«.  Mit  Kalchberg's  Portrait  und  8  (meist 
historisch  sehr  interessanten)  Titelkupfern,  beziehungsweise 
auf  die  von  dem  Dichter  bei  der  Umarbeitung  geänderten  Titel. 

1.  Agnes,  Gräfin  von  Habsburg.  Schauspiel.  Grätz, 
1776  (VI.  1.  Wtilfing  von  Stubenberg). 

2.  DieTempelherren.  Ein  dramatisches  Gedicht.  Grätz, 
1788  (VI.  109). 

3.  Gedichte.  Grätz,  1788.  (I.) 

4.  Früchte  vaterländischer  Musen.  Herausgegeben 
zum  Besten  der  leidenden  Menschheit.  2  Bändchen. 
Grätz.  1789-90.  (Die  in  dieser  von  Kalchberg  ver- 
anstalteten Sammlung  aufgenommenen,  von  ihm  selbst 
herrührenden  Gedichte  ebenfalls  zu  finden  in  I.) 

5.  Die  Grafen  vonCilli.  Eine  Begebenheit  der  Vorzeit. 
1.  Theil,  Cilli  und  Wolfsberg,  1790.  2.  Theil,  1793. 
(VHI.  Die  Grafen  von  Cilli.  1.  Stück:  Friedrich  Graf  von 
Cilli.  2.  Stück :  Ulrich  Graf  von  Cilli.) 

6.  Die  Ritterempörung.  Eine  wahre  Begebenheit  der 
Vorzeit.  Cilli,  Graz  und  Leipzig,  1792.  (IX.  143.  Andreas 
Baumkircher.  Ein  dramatisches  Gedicht.  Poetische  Um- 
arbeitung  der  in  Prosa  abgefassten   ,,Ritterempörung^.) 

7.  Maria  Theresia.  Ein  dramatisches  Gedicht  Grätz, 
1793  (Vn.  1). 

8.  Cantate  auf  die  Schlacht  bei  Mainz.  Wien, 
1795.  (I.) 

9.  Die  deutschen  Bitter  in  Accon.  Ein  dramatisches 
Gedicht.  Wien,  1796.  (VH.  117.  Bertram  von  Dietrichstein.) 


<)  Beispielsweise  sind  „Die  Grafen  von  Gilli'<  als  im  Jahre  1827  er- 
schienen angeführt. 


—  54  — 

10.  An  Joseph  Adam,  Fürstbischof  von  Seckaa.  Grfttz, 
1798.  (I.) 

11.  An  Franz  IL  Grätz,  1798.  (I.) 

12.  Historische  Skizzen.  2  Bände.  Wien,  1800.  (II., 
III.,  IV.  Historische  Darstellungen.) 

13.  AufdenTodderGrossfürstin  und  Erzherzogin 
Alexandra  Pawlo^^na,  kaiserliche  Hoheit  etc.  Grätz, 
im  Lenzmonat  1801.  Gedruckt  mit  Kienreich'schen 
Schriften.  (I.) 

14.  Die  Stände  Steiermarks  an  Se.  des  Grafen  Fer- 
dinand von  Attems  Excellenz  etc.  bey  dessen  feierlicher 
Installation  zur  Landeshauptmanns- Würde  am  8.  April  1801. 
Grätz,  0.  J.  (I.) 

15.  Attila,  König  der  Hunnen.  Ein  dramatisches  Gedicht. 
Wien  und  Grätz,  1806.  (IX.  1.  Attfla's  Tod.) 

16.  Friedensgesang  im  Jahre  1814.  Grätz,  o.  J.  (I.) 

17.  Dem  erhabenen  KaiserpaareFranz  und  Caro- 
lin e  zur  Feier  Ihrer  allerhöchsten  Anwesenheit  in  Grätz. 
1817.  Grätz,  0.  J. 

n. 

Oberdeutsche  allgemeine  Litteraturzeitung  im  Jahre.  1796. 

(Salzburg.)  —  CLII.  St.,  ddto.  21.  Decemb.  1796.  S.  1198. 

(Originalrecension  von  Kalchberg's  ^^Die  deutschen  Ritter  in  Accon''.) 

Die  deutschen  Ritter  in  Accon.  Wien,  bey  Peter  Rehni. 
1796.  139  S.  in  gr.  8. 

Unter  den  ziemlich  mageren  Geistesprodukten,  die  jetzt 
zu  Wien  von  Zeit  zu  Zeit  erscheinen,  raget  gegenwärtiges 
drammatisches  Gedicht  sehr  vortheilhaft  empor.  Der  Verfasser 
desselben  ist  der  in  Deutschland  durch  seine  schönen  lyrischen 
Gedichte,  durch  die  Tempelherren,  die  Grafen  von  Cilli,  die 
Ritterempörung,  Maria  Theresia,  (ebenfalls  ein  dramatisches 
Gedicht)  und  Wülfing  von  Stubenberg  rühmlichst  bekannte 
Johann  von  Kalchberg,  welcher  in  Unters teyermark  auf 
seinem  Landgute  Wildbach  einsam  lebt.  Diese  deutschen  Ritter 


—  55  — 

in  Accon  in  fünf  Handlungen  und  fllnffüssigen  leichten  Jamben, 
mit  Lessingischer  Delicatesse  bearbeitet,  sind  den  würdigen 
Literaturfreunden,  Herren  Grafen,  Franz  Joseph  von  Dietrich- 
stein (k.  k.  Obersten)  und  Moriz  Carl  (k.  k.  Major)  zugeeignet 
Alles,  was  man  darüber  zum  Lobe  des  Hm.  Verfassers  sagen 
könnte,  würde  vielleicht  für  diejenigen,  die  das  Stück  nicht 
selbst  gelesen,  oder  auf  der  Bühne  gut  vorgestellt  gesehen 
haben,  zu  schmeichelhaft  erscheinen.  Der  StofiF  des  Stückes, 
aus  der  Geschichte  des  13ten  Jahrhundertes  genommen,  ist 
voi-trefflich  gewählt,  der  Plan  wohl  durchgedacht,  gut  geordnet 
und  handlungsvoll.  Der  Dialog  würde  dem  grossen  Schöpfer 
Nathans  des  Weisen  keine  Unehre  machen.  Die  Charaktere, 
worunter  sich  vorzüglich  die  des  Bertram  von  Dietrichstein, 
V.  Seinsheim,  von  Lichtenstein,  Sultan  Ehalils,  Hassans  und 
der  Emina  und  Ida  auszeichnen,  sind  so  treffend  und  natürlich 
gezeichnet,  dass  man  bey  Durchlesung  des  Stückes  ein  leben- 
diges Galleriegemählde  dieser  geschilderten  Personen  vor  sich 
sieht.  Wie  richtig  und  wie  fein  der  Dichter  jede  Nuance  von 
Leidenschaft  gehörig  mit  dem  Ganzen  zu  verflössen  wusste, 
beweiset  das  Gespräch  zwischen  Wilhelm  und  Ida  im  ersten 
Akte,  zwischen  Emina  und  Bertram,  und  die  rührende  Szene 
am  Schlüsse  desselben  zwischen  Bertram,  Ida  und  Wilhelm; 
im  2ten  Akte  die  Gespräche  des  Hassan,  Omar  und  Khalil; 
im  3ten  zwischen  Conrad  und  Ida,  wo  diese  tugendhafte  Frau 
um  ihren  verlorenen  Gatten  jammert ;  im  4ten  zwischen  Emina 
und  dem  verkleideten  Bertram;  im  5.  zwischen  Conrad,  Emina 
und  Ida  u.  s.  w.  Wer  lies't  und  bewundert  nicht  das  steigende 
Interesse  von  Akt  zu  Akt,  die  rührenden  Situationen  und  die 
herrliche  Illusion  zwischen  Furcht  und  Hoffnung,  worin  man 
bis  auf  den  letzten  Moment  erhalten  wird.  Wie  schön  spricht 
Conrad  nicht  in  des  letzten  Aktes  zweyter  Szene : 

Ha!  wie  die  Freude  meinen  alten  Knochen 
So  viele  Stärke  gibt!  Ich  wähnte  schon, 
Sie  würde  nimmermehr  dem  Greisen  lächeln. 
Doch  strahlet  sie  so  mild! .  . .  Was  fällt  mir  ein? 


—  56  — 

(Zu  Emina) 
Du  Mädchen  musst  der  Schwester  Schuld  bezahlen. 
Dem  edlen  Bertram  geben,  was  sie  nahm. 
Nicht  wahr,  du  wiist  es  ?  Ja  ... !  Da  werden  wir 
Im  Vaterlande  dort  ein  Leben  führen. 
Worum  uns  Selige  beneiden  sollen. 
Wir  wollen  Gutes  thun,  so  viel  wir  können, 
Beschützen  jeden  Unterdrückten  und 
Das  Laster  strafen  —  trüg's  auch  Königspurpur. 

Wer  wird  Emina,  diese  Krone  der  Mädchen,  nicht  Heben, 
wenn  sie  zu  Ida  von  dem  Helden  Bertram  sagt: 

Viel  sagst  du?  Alles  —  alles  ist  ihm  möglich. 
Ich  glaube  nimmer,  dass  in  dieser  Schöpfung 
Ein  Mensch  gebohren  ward,  der  ihn  erreichte. 
Wer  mag  bestimmen,  ob  Herz  oder  Geist. 
Geist  oder  Herz  bey  ihm  den  Vorrang  habe? 
Erhaben  steht  er  da,  nicht  Einer  darf 
Mit  ihm  sich  messen,  als  allein  er  selbst 

Ueberhaupt  gibt  es  der  schönen  Stellen  in  diesem  Stücke 
zu  viele,  und  des  Raumes  hier  viel  zu  wenig,  um  noch  meh- 
rere derselben  ausheben  zu  können.  Nur  noch  ein  Bruchstück 
aus  der  5ten  Szene  des  letzten  Aktes: 

Heinrich  (hastig). 

Jauchzt!  jauchzt!  Wir  sind  gerettet!  Wilhelm  los; 
Die  Christen  haben  alle  freyen  Abzug. 

Emina. 
0  Himmelswonne! 

Konrad  (sich  an  Heinrichs  Hals  werfend). 
Heinrich,  sieh  ich  weine  — 

Ida. 
Um  Gottes  Willen,  Mann !  sagst  du  die  Wahrheit  ? 


—   57  — 

Heinrich. 

Ich  lüge  nicht.  Schon  nach  dem  Untergang, 
Entöchloss  sich  Bertram  zu  dem  Aeussersten. 
Hin  auf  den  Wall  Hess  er  den  Sultan  führen, 
Und  drohte  da  den  Schädel  ihm  zu  spalten. 
Diess  wirkte.  Wir  erhielten,  was  wir  wünschten. 

Emina. 
Der  Held  .  . . ! 

Eines  der  entschiedensten  Verdienste,  welches  wir  an 
dem  Hrn.  Verfasser  in  diesem  drammatischen  Gedichte  zu 
rühmen  nicht  umhin  können,  ist  die  schöne,  reine  und  durchaus 
richtige  Sprache,  dessgleichen  die  Vermeidung  der  Zusammen- 
stossung  gleicher  Vokalen,  welche  in  den  Poesien  der  meisten 
und  grössten  Dichter  Deutschlands  häufig  angetroffen  wird.  Wir 
unterschreiben  dieses  Urtheil  mit  der  Zuversicht,  dass  der  Leser 
bey  Durchgehung  der  deutschen  Ritter  in  Accon  oder  der 
Kenner  bey  Vorstellung  derselben  es  billig  finden,  und  uns 
gerne  beystimmen  werde:  Kalchberg  verdiene  unter  den 
deutschen  Schriftstellern  wirklich  einen  klassischen  Rang. 

Schm. 


— ■♦»» 


Die  „Religionshandlung"  zu  Leoben  1576. 


Tob 


Dr.  R.  Peinlioli. 


Als  die  lutherische  Glaubensneuerung  im  sechzehnten 
Jahrhunderte  in  Steiermark  Eingang  und  Verbreitung  fand, 
war  die  Stadt  L  e  o  b  e  n  unter  den  ersten  Plätzen,  wo  dieselbe 
Anhänger  gewann.  Als  „Eisenverlags-Stadt**  mit  der  auslän- 
dischen Handelswelt  im  steten  Verkehre  befindlich,  ergab  sich 
für  ihre  Bargerschaft  vielfach  Gelegenheit,  von  der  tief  ein- 
greifenden religiösen  Bewegung  im  „Reiche^  Kenntniss  zu 
nehmen,  wenn  auch  das  ^ ausreisen"  der  Handelsherren  zu 
Leoben  damals  weder  besonders  üblich,  noch  nothwendig  war. 
Dafür  kamen  deutsche  und  wälsche  Händler,  namentlich  aber 
fahrende  Handwerksgesollen  und  Schüler  umso  häufiger  nach 
Steiermark.  Fand  doch  sogar  die  Sekte  der  Wiedertäufer 
einzelne  Ableger  im  Lande  und  auch  zu  Leoben,  freilich  nur 
als  ephemere  Erscheinung,  da  man  diesen  Sekürern  wegen 
politischer  Gefährlichkeit  alsbald  scharf  zu  Leibe  gieng  ^). 


*)  In  dem  Befehle,  welchen  der  Rath  zu  Leoben  am  Christi  EUmmel- 
fahrtstage  1518  ausrafen  liess,  heisst  es  unter  anderem:  „Nachdem 
die  römisch  königliche  Migestät,  unser  allergnädigster  Herr,  nun  zu 
mehrmalen  offen  Befehl  und  Mandat  der  Wiedertäufer  halben  aus- 
gehen lassen  und  befohlen,  dass  man  keinen  Taufer  aufhalten,  beher- 
bergen, noch  behausen  soll,  wie  auch  dann  nun  oftmals  angezeigt, 
verkündet  und  „beruft^  worden  ist,  wollen  ein  ehrsamer  Richter  und 
Rath  hier  zu  Leoben  nochmals  und  zum  Ueberflusse  nun  jeden  nnd 
männiglichen  treulich  gewarnt,  ermahnt  und  befohlen  haben,  dass 
euer  keiner,  wer  der  sei,  keinen  Taufer  aufhalt,  behause,  beherge, 
noch  tränke,  noch  sich  derselben  theilhaftig,  anhängig  oder  verwandt 
mache,   dann  wo  man  einen  oder  mehr,  d^r  dieser  Secte  anhängig 


-  69  — 

Bevor  wir  zu  unserem  speciellen  Thema,  der  Religions- 
handlung  im  Jahre  1576,  d.  i.  zur  Darlegung  der  Erlebnisse 
der  Bürgei*schaft  in  konfessioneller  Beziehung,  schreiten,  ist 
es  nothwendig,  der  Vorgeschichte  derselben,  wenigstens  in 
Umrissen,  Erwähnung  zu  thun  ^). 

Zu  Leoben  machten  sich  schon  1529  „Ketzer"  bemerkbar, 
die  Regierung  hatte  davon  Kenntniss  erlangt  und  verständigte 
hievon  den  Rath  der  Stadt,  nämlich:  „Drei  Leute  hätten  die 
Predigt  im  Dominicanerkloster  (zn  Leoben)  öffentlich  verspottet, 
-  -  ein  hergelaufener  lumpiger  Kerl,  ein  Schüler  von  Luther, 
Zwingli  und  Oecolompadius  werde  von  einem  Verein  Lutheraner 
ausgehalten,  der  die  Leute  verführe,  -»-  endlich  habe  ein 
Bürger  den  Richter  (?)  gezwungen,  sein  Kind  ohne  Chrisam 
und  katholische  Gebräuche  zu  taufen.  Die  Schuldigen  sollten 
ermittelt  und  in's  Gefängniss  geworfen  werden.* 

Ob   dieses  und  was  weiter  geschah  ist  nicht  bekannt  ^). 


oder  theilhaftig  wäre,  oder  der  solche  tauferische  Leute,  wie  oben- 
steht, aufhielte  oder  wüsste  und  dem  Gericht  nicht  anzeigt,  betreten 
würde,  den  oder  dieselben  würde  man  nach  Befehl  hochgedachter 
röm.  königl.  Migestät  an  Leib  und  Gut  schwerlich  strafen.*^  Der 
Leobner  Bürger  Peter  Schuster  war  1528  sammt  Frau  und 
Schwester  der  Wiedertäuferei  beinzichtigt  und  vom  Stadtrichtor  in 
Arrest  genommen,  aber  nach  gepflogener  Untersuchung  mit  einer 
Verwarnung  entlassen  worden.  Derselbe  machte  sich  jedoch  das  Jahr 
darauf  nebst  dem  Bürger  Grinzinger  abermals  verdächtig.  Beide 
wurden,  als  man  sie  vor  Gericht  ziehen  wollte,  mit  Hinterlassung 
ihrer  Habe  fi&chtig.  Ein  anderer  Bürger,  Namens  Wiser,  entsagte 
vor  dem  Gerichte  der  Wiedertäuferei  und  blieb  dann  unbehelligt. 
Der  Lederer  Ruprecht  wurde  1545  zu  Leoben  „mit  der  Tauferei 
vorwandt  befunden^  und  entzog  sich  der  Untersuchung  durch  die 
Flucht.  Der  Rath  nahm  die  hinterlassene  Habe  in  Obsorge  und  ge- 
stattete, dass  dessen  unmündiger  Sohn,  der  kein  Wiedertäufer  war 
die  Lederei  erlerne. 

I)  Die  Quellen  dieses  Bruchstückes  der  religiösen  Bewegung  in  Steier- 
mark sind  im  allgemeinen  die  Rathsprotokolle  der  Stadt  Leoben. 

0  Bei  der  Kirchenvisitation  1528  war  der  Vicar  (der  Pfarre)  zu  Ijeoben, 
H.  Paul,  bereits  ganz  lutherisch  gefunden  worden.  Eine  seiner 
Reden  war,  „ihm   sei  Christus  allein  genug,^  —  „wer  schwach  im 


—  60  — 

Auch  1539  waren  es  noch  immer  nur  einzelne  Leute, 
welche  sich  nicht  zur  katholischen  Lehre  bekannten,  wenigstens 
fügte  sich  der  Rath  den  kaiserlichen  Befehlen  in  Religions- 
Angelegenheit  ohne  Wiedei-streben.  So  schickte  derselbe  auf 
Regierungsanordnung  in  diesem  Jahre  zwei  Bürger  in  alle  Häuser 
der  Stadt,  um  anzusagen,  dass  kein  Bewohner  der  Stadt  bei  Strafe 
an  Leib  und  Gut  in  der  Fasteuzeit  Fleisch  esse,  noch  solches 
anderen  gebe,  oder  zu  essen  gestatte.  Als  der  Bürger  Hans 
Schneider  des  Gebotes  nicht  achtete,  wurde  er  vom  Stadt- 
richter eingezogen  und  eingesperrt,  übrigens  dann  von  dem 
Rathe  nach  der  damals  üblichen  Vorbitte  durch  Angehörige 
des  Inculpaten  wieder  freigelassen,  jedoch  mit  dem  Auftrage, 
„zum  Pfarrer  zu  gehen  und  um  Verzeihung  zu  bitten.  Sollte 
die  kaiserliche  Majestät  aber  eine  Strafe  über  ihn  verhängen, 
so  würde  diese  ihm  vorbehalten".  Dass  es  so  glimpflich  ab- 
gieng,  mochte  wohl  daher  kommen;  dass  im  Rathe  selbst, 
wenn  auch  nicht  offene,  doch  heimliche  Protestanten  sassen 
und  bei  der  Bürgerscliaft  überhaupt  die  Hinneigung  zum 
evangelischen  Bekenntnisse  im  Wachsen  war. 

Dies  geht  aus  einigen  derben  Reden  des  Leobner  Pfarrers 
Sigmund  Greif  hervor,  derentwegen  ihn  seine  Zechpröpste 
1 540  bei  dem  Rathe  verklagten,  er  habe  sich  verlauten  lassen, 
„der  Stadtrichter  schaffe  nichts  bei  den  Lutterlen"  (Lutherischen), 
und  „die  Bürger  seien  Schelme  und  Fleischfresser"  ^). 


Glauben  ist,  der  mag  wohl  die  Heiligen  anrufen'^.  Er  hatte  sich  auch 
—  wie  derselbe  sich  ausdrückte  -  ^mit  Unterscheid"  verheiratet. 
Es  wnrde  ihm  „ernstlich  befohlen,  die  Dirne  weg  zu  thun^.  (Yisitat. 
Protokoll.) 
')  Es  wurde  auch  angegeben,  „er  h&tte  auf  den  Bischof  Übel  geflucht'', 
lieber  dieses  stellte  man  denselben  zwar  nicht  zur  Rede»  aber  man 
merkte  es  sich,  und  als  der  ungeschlachte  Pfarrer  sich  nochmals 
hinreissen  liess,  auf  der  Kanzel  gegen  die  Bürgerschaft  und  den  Rath 
von  Leoben  loszufahren.,  wurde  derselbe  1542  bei  dem  Kaiser  ver- 
klagt und  dessen  ganzes  Sündenregister  beigefügt.  Die  nächste  Folge 
war  dessen  Suspension,  der  Rath  nahm  ihn  über  kaiserlichen  Befehl 
gefangen  und  überantwortete  ihn  seinem  bischöflichen  Ordinarius. 
Ein  Conventual  des  Stiftes  Admont,  P.  Heinrich  Pistori,  verwaltete 


—  61  — 

1564  hatten  die  Lutheraner  bereits  das  Uebergewicht  in 
der  Stadt  und  hielten  sich  trotz  des  landesfürstlichen  Verbotes 
einen  eigenen  Prädicanten.  Derselbe  wurde  in  der  innerhalb 
der  Stadt  gelegenen  St  Johanneskapelle  installirt  und  erhielt 
100  Pfand  Pfenninge  als  Jahresgehalt. 

Von  nun  an  beginnt  ein  hartnäckiges  Ringen  zwischen 
dem  Fürsten  und  der  Bürgerschaft  wegen  solcher  Prädicanten. 
Der  Fürst  schafft  sie  ab,  der  Rath  entlässt  sie  dann,  um  bald 
darauf  einen  neuen  anzustellen,  der  dann  wieder  wandern  muss. 

So  gieng  es  1565  dem  Prädicanten  Franz  Sc henkhle, 
1569  ersetzte  ihn  Barthlmä  Riser.  Die  Regierung  bezeichnete 
jedoch  diesen  als  „einen  alten  meineidigen  Ordensbruder  von 
Millstadt'',  und  derselbe  musste  1571  entlassen  werden. 

Ueber  den  gezeigten  Gehorsam  von  K  a  r  1 II.  belobt  und 
zur  Beobachtung  der  katholischen  Lehre  ermahnt,  antwortete 
die  Bürgerschaft  am  4.  August  1571  damit,  dass  sie  sich  der 
Augsburger  Confession  zugethan  erklärte  und  imi  Bewilligung 
zur  Haltung  eines  Predigers  ihrer  Confession  anhielt 

Was  der  Landesherr  anderwärts,  wenn  auch  nicht  zuliess, 
doch  wenigstens  nicht  hinderte,  das  wollte  er  aber  nach  dem 
damals  geltenden  Princip  ;, cujus  regio,  illius  religio^  in  dem 
landesfürstlichen  Leoben,  das  noch  dazu  eine  „Kammer-Stadt' 
war,  durchaus  nicht  dulden. 

Ungeachtet  des  abschlägigen  Regierungsbescheides  wurde 
1572  Herr  Mathes  als  Stadtprädicant  aufgenommen.  Die 
Bürgerschaft  meinte  es   diesmal  klüger  eingefädelt  zu  haben. 


die  Pfarre,  bis  Greif  restitairt  wurde  und  am  31.  April  1543  die 
Pfarre  wieder  eingeantwortet  erhielt.  Bei  dieser  Gelegenheit  yerhiess 
ihm  der  Bürgermeister  von  I^eoben  „alle  Freundschaft  und  guten 
Willen,  wenn  er  auch  gegen  die  Bürger  sich  so  verhielte;  wenn  er 
aber  auf  der  Kanzel  wieder  sich  ungebührlicher  und  unbescheidener 
Worte  gebrauchen  würde,  die  mehr  zur  Empörung  als  zur  Einigkeit 
der  Bürgerschaft  und  des  Pfarrvolkes  gereichen,  würde  der  Rath 
die  oder  andere  Klage  an  den  Kaiser  diu-ch  das  Gericht  machen 
lassen,  daraus  ihm  dann  mehr  Unrath  und  Strafe,  als  bevor,  begegnen 
möchte*'. 


—  62  — 

indem  sie  dea  alten  Pfarrer  Johann  Pockhleder  ^)  dazu 
vermochte,  denselben  als  Kaplan  aufzunehmen. 

Mathes  war  von  dem  Erzbischofe  zu  Salzburg  ordinirt 
worden,  früher  einmal  Kaplan  zu  Yeitsberg  bei  Leoben  gewesen, 
war  auch  seiner  Zeit  bei  der  Synode  zu  Brück  a.  d.  Mur 
erschienen.  Der  VogtheiT,  Abt  Lorenz  von  Admont,  hatte 
diese  Bestellung  genehmigt.  Dass  man  es  mit  einem  Apostaten 
zu  thun  hatte,  kam  erst  nachträglich  auf. 

Dieser  Kaplan  wurde  aber  nicht  bei  der  Pfarrkirche, 
sondern  bei  der  Johanneskapelle  installirt,  unter  dem  Vorwande, 
dass  die  Bürger  ihren  Gottesdienst  in  der  Stadt  halten 
könnten.  Die  Pfarrkirche  lag  nämlich  ausserhalb,  aber  doch 
unfern  von  der  Stadtmauer.  Die  Bürgerschaft  gab  vor,  dies 
sei  ein  Uebelstand,  „denn  es  seien  während  der  Predigt  schon 
etliche  Feuer  in  der  Stadt  gewesen,  dessen  dann  andere  Ge- 
fahren mehr  zu  erwarten  und  dabei  der  fürstlichen  Durchlaucht 
Nachtheil  zu  besorgen".  Uebrigens  hielte  sich  der  Pfarrer  die 
meiste  Zeit  in  Göss  auf  und  x? wegen  seiner  Krankheit  und 
der  Lage  der  Kirche  hätten  schon  etiiche  kranke  Personen 
des  Trostes  des  göttlichen  Wortes  und  des  hochwürdigen 
Sacramentes,  auch  etliche  junge  Kinder  die  h.  Taufe  nicht 
bekommen  mögen,  das  denn  hochschmerzlich  sei". 

Mit  diesen  Gründen  suchte  die  Stadtgemeinde  den  Erz- 
herzog zu  beschwichtigen,  als  er  1573,  von  der  wahren  Sach- 
lage informirt,   befahl,    „den  Prädicanten  alsbald  wegzuthun^. 

Ihre  Supplik  schloss  mit  den  Worten:  „Die  fürstliche 
Durchlaucht  wisse,  dass  sie  einer  gottseligen  Religion  und  der 
Confession,  so  Kaiser  Karl  überreicht  wurde,  zugethan  seien 
und  dass  nun  derlei  Prädicanten  im  Lande  schwer  zu  be- 
kommen, und  möchte  daher  geruhen,  solchen  christlichen 
Seelsorger  auf  ihre  Unkosten  zu  gestatten." 


0  Pockhleder  war  seit  1560  Pfarrer  zu  St.  Jakob  bei  Leoben.  Erhielt 
schon  seit  Jahren  keinen  Kaplan,  weil  die  Einkünfte  der  Pfrande  es 
nicht  zuliessen  und  die  Stiftungsgelder  für  das  Mumerstiftt,  welche 
die  Bürger  Gabelkover  und  Reitersperger  (zufolge  kais.  Befehles  vom 


—  63  — 

Mit  dieser  Bittschrift  giengen  zwei  Bürger  (der  Stadt- 
richter hatte  die  Mission  abgelehnt)  nach  Graz  und  händigten 
dieselbe  dem  Hofkanzler  Gobenzl  ein.  Sie  wurden  mit  den 
höfischen  Worten  beschieden,  „man  finde  es  nöthig,  verreren 
Bericht  einzuziehen ''. 

Der  Stadt  blieb  keine  lange  Zeit,  sich  in  eitlen  Hoffnungen 
zu  wiegen,  schon  am  7.  November  1573  wurde  ihr  der  lan- 
desherrliche Bescheid  kund  gethan,  des  unliebsamen  Inhaltes : 
;,Bei  Vermeidung  der  Ungnade  den  Prädicanten  wegzuthun 
und  sich  nicht  zu  unterstehen,  dergleichen  Prädicanten,  so 
Ihrer  fürstlichen  Durchlaucht  katholischen  Religion  zuwider, 
aufzunehmen." 

Bekümmerten  Herzens  vernahm  der  Rath  den  Befehl 
und  stimmte  in  aller  Eile  namentlich  darüber  ab,  was  nun  zu 
thun  sei.  Alle  waren  dafür,  dass  alsogleich  eine  neue  Supplik 
abgehen  sollte,  aber  nur  zwei  Rathsherren  (Abraham  Donnersperg 
und  Wolf  Gärtner)  stimmten  dafür,  dass  das  Predigen  unter- 
dessen eingestellt  würde. 

Allein  da  auch  dieses  Gesuch  am  27.  November  1573  ab- 
schlägig beschieden  worden  war,  so  wurde  dem  Herrn  Mäthes  das 
Predigen  denn  doch  eingestellt.  Doch  sollte  er  seine  Besoldung 
behalten  und  in  der  Stadt  verbleiben,  denn  nach  dem  Land- 
tage werde  man  abermals  suppliciren  und  einen  Fussfall  thun. 

Man  hegte  nämlich  die  Hoffnung,  durch  die  Intercession 
des  landschaftlichen  Adels,  der  sich  in  Religionssachen  ganz 
unabhängig  gestellt  hatte,  endlich  doch  zum  Ziele  zu  gelangen. 

Da  aber  auch  die  Verwendung  der  Landschaft  keinen 
Erfolg  hatte,  zog  der  Prädicant  Mathes  1574  mit  einer  Ab- 
fertigung im  Betrage  von  24  fl.  Reichswährung  ab.  Doch  stand 
dessen  Stelle  nicht  lange  leer,  in  aller  Stille  setzte  die  Stadt 
1575  den  Prädicanten  Oswald  Speglin  ^)  dorthin  und  er- 
freute sich  wieder  des  „reinen  Wortes  Gottes". 


Jahre  1642  pr.  40  Pfd.  Pfenn.  jährlich)  hätten  xahlen  soUen,  längst 
nicht  mehr  einflössen. 
*)  Oswald  Speglin  aus  Nördlingen  war  1564  zn  Laaingen  znm  Prediger 
ordinirt  worden.  Zur  Infectionszeit  im  Jahre  1572  stand  er  an  der 


1 


—  64  -. 

Aus  dieser  Ruhe  wurde  die  Bürgerschaft  durch  einen 
landesfUrstlichen  Befehl  aufgeschreckt,  welcher  im  Jänner  1576 
einlangte  und  in  Erledigung  einer  Supplik  der  Stadt,  den 
Herrn  Oswald  abzuschaffen  auftrug. 

Hiermit  sind  wir  bei  der  Religionshandlung  des  Jahres 
1576  angelangt,  welche  eine  eingehendere  Darlegung  erhalten 
soll 

Zunächst  fasste  die  Rathsversammlung  am  27.  Jänner 
den  Beschluss:  „Nachdem  das  Elend  nicht  jdles  zu  erzählen, 
so  die  Zeit  her,  als  man  die  chnstlichen  Prädicanten  nicht 
prädiciren  lässt,  leider  mit  Schmerzen  erfahren  und  Gott  zu 
klagen,  so  ist  beschlossen,  einen  (des  Rathes)  alsbald  abzu- 
fertigen, der  bei  dem  Hofkanzler  um  förderliche  Erledigung 
auf  die  diesfalls  eingereichten  Schriften  anhalte  und  zufolge 
des  mit  Stimmenmehrheit  gefassten  Beschlusses  soll  man  noch, 
bis  derselbe  Antwort  bringt,  stillhalten  und  dem  Herrn  Oswald 
seine  Besoldung  monatlich  reichen." 

Wenn  dann  der  Landesfürst  binnen  kurzer  Zeit,  wie  es 
heisst,  durch  die  Stadt  reisen  würde,  sollte  der  Sitte  gemäss 
demselben  „etlich  schöner  Stuckh  Visch  vnd  zwelf  Khandl 
gueter  Wein  offerirt"  werden  ^  und  soll  durch  die  ganze 
Bürgerschaft  ein  Fussfall  geschehen  und  gebeten  werden,  dass 
ihnen  die  Predigt  durch  den  Caplan  ihrer  christliclien  Religion 
gestattet  werde.  Darüber  sollte  aber  noch  j,auf  mererer  Be- 
sammlung  zu  handeln  angestellt"  werden. 

Der  in  dieser  und  anderen  Angelegenheiten  nach  Graz 
geschickte   Rathsbürger   Hermann   Hanner    kehrte    unver- 


Stifiskirclie  in  Graz  als  Aushilfsprediger  in  Verwendung.  Von  da 
soll  er  nach  Oettingen  gekommen  sein.  Nach  seiner  Abschaffung  von 
Leoben  fand  er  zu  Trautmannsdorf  in  Oesterreich  eine  Anstellung, 
wo  er  1580  noch  lebte.  (Waldau,  Gesch.  d.  Protest.  II.  Bd.  S.  5C5. 
—  Raupach,  Presbyter ium,  S.  178.) 
*)  15G9  erhielt  Karl  II.  bei  demselben  Anlasse  von  der  Stadt  Leoben 
einen  Startin  Wein,  ein  gutes  Essen,  Fische  „Verchen''  (Forellen) 
und  wurde  bei  der  Einreitung  aus  dem  grossen  Geschütze  geschossen. 
1573  erhielt  derselbe  bei  seiner  Ankunft  zwei  Ochsen,  einen  Startin 
Wein  und  eine  Parthie  Fische. 


—  65  — 

richteter  Dinge  nach  Leoben  zurück,  nachdem  ihm  der  Hof- 
kanzler bekannt  gegeben  hatte,  es  sei  unnütz  eine  Erledigung 
in  Graz  abzuwarten,  der  Bescheid  werde  schon  nach  Leoben 
geschickt  werden.  Da  dies  nicht  tröstlich  klang  und  mittler- 
weile in  der  Stadt  „eine  abscheuliche,  sonderlich  schmerzhafte 
Krankheit,  vornehmlich  unter  den  Kindern  eingerissen"  war, 
wodurch  das  Verlangen  nach  dem  heilsamen  Worte  Gottes 
gesteigert  wurde,  so  berief  der  Bürgermeister  für  den  1 3.  Fe- 
bruai*  eine  allgemeine  Bürgerversammlung  zur  Beschlussfassung, 
ob  man  den  Prädicanten  Oswald  predigen  lassen  solle  oder 
nicht. 

Zu  dieser  erschienen  sammt  den  Bathsherren  nur  35 
Bürger,  von  denen  24  sammt  dem  Stadtrichter  dafür  stimmten, 
dass  derselbe  am  nächsten  Sonntage  seine  Predigt  halten  solle, 
1 1  aber  nach  Antrag  des  Kathsherrn  Wilhelm  P  a  n  t  h  i  e  r,  dass 
man  bis  zum  ersten  Sonntage  in  der  Fasten,  oder  2  bis  3 
Wochen  noch  warten  sollte. 

Da  aber  so  viele  vom  Rathe  und  von  der  „Gemein"  nicht 
zugegen  gewesen  waren,  so  schien  es  bedenklich,  einen  festen 
Beschluss  zu  fassen,  bevor  man  nicht  auch  die  Willensmeinung 
dieser  vernommen  hätte.  Der  Bürgermeister  berief  eine  neue 
Versammlung  auf  den  16.  Februar.  Nachdem  er  derselben  dann 
vorgehalten  hatte,  „wie  sich  ein  Rath  zu  dero  eines  mereren 
Gehorsamb  versehen  vnd  inen  het  gebürth  auf  vorig  Ersuechen  zu 
erscheinen,"  forderte  er  sie  auf,  sich  „zu  erklären,  ob  Herr 
Oswald  jetzt,  zumal  kein  anderer  Prediger  vorhanden  ist,  oder 
wann  soll  auf  die  Kanzel  gelassen  werden". 

Nachdem  sich  „ein  ersame  Gemein"  miteinander  beredet 
hatte,  gab  sie  durch  Hermann  Hanner  die  Erklärung  ab: 

„Dieweill  sy  sich  hieuor  oftmalls  vnnd  von  Jugent  zu  der 
Augspurgerischen  Confession  bekhent,  darüber  auch  geferttigt 
vnnd  als  vill  ir  schreyben  khunden  mit  aigen  Henden  vnndter- 
schriben,  vnnd  nachdem  jetzo  an  christlichen  Predicanten  grosser 
Mangel,  wie  alle  tödtlich  vnnd  in  der  Forcht  Gottes  leben  sollen, 
sonnderlich  bei  disen  Zeiten  unnd  gefärlichen  Krankheiten,  dero- 
wegen  vnnd  anderer  christlicher  Vrsachen  zu  Trost  irer  Armen 

Mittheil,  des  bist   Vereine«  f.  Bteirnuftt k.  XXVT.  Heft,  1878.  5 


—  66  — 

Seelen,  solle    man  Herrn  Oswalden  auf  negsten  Suntag  bey 
Sant  Johans  prediedren  lassen.'' 

Dies  geschah.  Wenige  Tage  darauf,  am  13.  März  nach 
3  Uhr  Nachmittags,  kam  Erzherzog  Karl  sammt  seiner  Ge- 
mahlin gegen  Leoben.  Er  befand  sich  auf  der  Reise  zu  den 
Landtagen  in  Kärnten  und  Krain.  Der  Rath  sammt  eüichen 
Vertretern  der  Gemeinde  erwartete  den  Landesfürsten  bei  dem 
grossen  Kreuze  vor  der  Stadt,  wo  der  Stadtschreiber  die 
Erapfangsrede  halten  sollte.  Aber  kaum  hatte  der  Fttrst  die 
Stadtvertretung  erblickt,  so  ritt  er  auf  diesellje  zu  und  „fieng 
stracks  mit  starker  Stimme  diese  Worte  zu  reden  an:  Geht 
nur  hinein  und  wartet  meiner  in  der  Burg,  denn  ich  reite 
jetzt  mit  meiner  Gemahlin  auf  Göss.  Ich  will  euch  darinnen 
selbst  zusprechen." 

Während  ein  Theil  des  Rathes  den  Fürsten  nach  Göss 
begleitete,  begab  sich  der  Bürgermeister  und  der  Stadtrichter 
mit  den  übrigen  zum  „Lendthore",  erwarteten  denselben  dort 
und  gaben  ihm  dann  das  Geleite  bis  zur  Burg.  Sobald  der  Fürst 
vom  Pferde  abgestiegen  war,  empfing  ihn  der  Stadtschreiber 
„im  Namen  gemeiner  Stadt  durch  eine  unteithänige  Oration". 
Karl  erwiederte:  „Wir  nehmen  euere  Empfahung  derzeit  mit 
Gnaden  von  euch  an.**  Hierauf  wurde  durch  den  Stadtschreiber 
„das  Präsent,  der  Wein  und  Fisch  offerirt",  worauf  Karl  aber- 
mals mit  den  wenigen  Worten  replicirte:  „Ich  und  mein  Gemahl 
nehmen  die  Verehrung  mit  Gnaden  von  eudi  an."  Hiermit  war 
der  Empfang  abgethan. 

Nach  Verlauf  von  mehr  als  einer  Stunde,  als  es  schon 
fast  Abend  war,  schickte  Herr  Wolf  von  Stubenberg  zum 
Bürgermeister,  er  möchte  einen  oder  zwei  mit  sich  nehmen 
und  alsbald  zu  ihm  kommen.  Als  dieser  mit  dem  Stadtschreiber 
gekommen  war,  eröffnete  ihnen  Stubenberg:  „Die  fürstliche 
Durchlaucht,  mein  gnädigster  Herr,  begehren  mit  Ernst,  dass 
eine  ganze  hiesige  Bürgerschaft  morgen  früh  um  5  Uhr  in 
der  Burg  in  der  Tafelstube  gewisslich  vor  ihrer  Durchlaucht 
erscheinen  und  allda  Bescheid  erwarten." 

So  versammelte   sich  die  Bürgerschaft  am  14.  März  um 


-^  67  — 

4  Uhr  Morgens  am  Rathhause  und  begab  sich  beim  Schlage 
der  fünften  Stunde  miteinander  in  die  Burg  und  in  die 
Ritterstube.  Der  Fürst  hatte  befohlen,  dass  niemand  von  den 
Hofleuten  in  dem  Audienzsaale  anwesend  bleibe,  als  Herr  v. 
Stubenberg.  Als  dann  die  Bürgerschaft  in  den  Saal  getreten 
war,  einer  der  Kammerdiener  aber  hinter  derselben  auch 
eintrat,  rief  ihm  der  Erzherzog  selbst  alsogleich  in  italienischer 
Sprache  zu,  er  soll  draussen  warten  und  die  Thüre  zuschliessen. 
Als  dies  geschehen  war,  sprach  er  die  Büi^er  also  an: 

„Mir  zweiflt  nit  Ir  habt  Euch  zuerindem,  wie  oflft;  ich 
Euch  beuolchen,  die  Sectischen  Predicanten  hinwegg  zethuen 
vnnd  Euch  solcher  Sachen  nit  anzemassen.  Nun  habt  Ir  es 
aber  nit  voltzogen,  sonder  fürsetzlich  dawider  gehandelt,  meine 
Gebot  vnd  Verpot  in  Verachtung  gestölt,  vnd  mir  vnd 
vnnser  Landschaft  in  Steyr  mit  Euren  Schriften  vill  Müehe 
vnd  Arbaith  gemacht  vnd  geben,  derhalben  ich  woll  Vrsach, 
die  Scherf  gegen  Euch  fümemen  zelassen,  aber  weill  ich 
jederzeit  mer  zu  der  Güette  dann  der  Scherpf  genaigt,  will 
ich  Euch  dertzeit  verschonen  vnd  daneben  selbs  persondlich 
mündlich  Euch  ernstlich  auferlegt  vnd  beuolchen  haben,  das 
Ir  meine  Bcuelch  merers  vor  Augen  habt,  vnd  Euren  sectischen 
vermainten  Predicanten  alsbald  hinwegg  thuet,  vnd  khein  seines 
gleichen  weder  iner  noch  ausser  der  Statt  weiter  aufnemet. 
Euch  auch  in  Religion  Sachen  an  vnnser  Landschaft  nit  henget, 
dann  ich  hab  auf  Eur  Beschwär,  die  Ir  von  wegen  des  Pfarrers 
Alter  vnd  die  Pfarrkhirchen,  das  die  ausser  der  Stadt  ligt, 
vnd  bey  nächtlicher  Weyll  die  Statt  zu  eröffnen  gefilrlich  vnd 
anders  vemomen  vnd  darumben  ine  Pfarrer  bemttessigt  (ihn, 
den  Pfarrer  entlassen)  vnd  einen  andern  Pfarrer  aufgenomen, 
den  wil  ich  Euch  hiemit  selbs  gestölt  haben,  der  würdet  die 
Gothzdienst  drausen  in  der  Pfarrkhirchen  vnd  hinnen  verrichten, 
wie  er  mirs  dann  auch  zuegesagt;  so  wist  Ir,  was  mit  Euch 
vnd  andern  zu  Prugg  gehandelt,  dabey  las  ichs  bleiben.  Da 
Ir  aber  dem  nicht  voltziehet,  werd  Ir  mich  verursachen,  mit 
solcher  Straf  gegen  Euch  zuuerfahren,  das  es  mir  selbs  laid 
sein  würdte.   Darnach  wist  Euch  aigentlich  zuehalten,  vnd  es 

5* 


—  68  — 

bedarf  kheiner  Antwort"  Nachdem  der  Fürst  dies  gesprochen 
hatte,  wendete  er  sich  alsbald  von  der  Bürgerschaft  ab  und 
schritt  der  Thüre  zu. 

Der  Stadtschreiber  jedoch,  vom  Rathe  und  von  der  Ge- 
meinde dazu  ,, erkiest",  schritt  demselben  nach  und  sprach: 
„Durchleuchtigster  Erzherzog,  genedigister  Lanndtfürst  vnnd 
Herr,  weill  vor  andern  Potentaten  die  Fürsten  von  Oesterreich 
mit  sonderer  Güette  begabt,  so  bitten  Eure  fürstliche  Durcli- 
laucht  wir  vnndterthenigist,  die  wolle  ynnss  genedigiste  Audienz 
geben."  Als  der  Fürst  dies  gehört  hatte,  wendete  er  sich 
zurück,  sagte:  „Was,  ich  gib  Euch  der  Zeit  khein  Audientz," 
und  gieng  durch  die  Thüre  hinaus. 

Bald  darauf  trat  der  gesammte  erzherzogliche  Hof  seine 
Weiterreise  an. 

Man  kann  sich  die  Bestürzung,  und  nachdem  die  gehörten 
Worte  und  die  kurze  ungnädige  Abfertigung  allenthalben  be- 
kannt geworden  war,  die  Aufregung  der  ganzen  Stadt  denken. 

Um  die  hin  und  her  rollenden  Wogen  der  Reden  und 
Ansichten  in  eine  geordnete  Bahn  zu  leiten,  den  eigentlichen 
Willen  der  Bürger  zum  geregelten  Ausdrucke  zu  bringen,  wohl 
auch,  damit  einer  für  alle  und  alle  für  einen  stehen  könnten, 
schien  es  gerathen,  alsbald  eine  allgemeine  Bürgerversammlung 
abzuhalten.  Noch  desselben  Vormittags  kamen  der  Rath  und 
die  Gemeinde  auf  dem  Rathhause  zusammen  und  beredeten 
die  Angelegenheit  Dann  wurde  über  das,  was  zu  thun  sei, 
namentlich  abgestimmt.  Jeder  sagte  seine  Meinung  und  alles 
wurde  vom  Stadtschreiber  zu  Protokoll  genommen.  Es  wurden  68 
stimmfähige  Bürger  ^)  gehört,  jedoch  nicht  desselben,  sondern 

*)  W^ie  viele  Bürger  Leobcn  im  IG.  Jahrhunderte  zählte,  lässt  sich 
nicht  genau  ermitteln.  In  dem  Grundbuche  der  Stadt  vom  Jahre  1561 
fand  ich  sammt  dem  Rathhause  120  Häuser  in  der  Stadt  und  34  in 
der  Vorstadt  verzeichnet;  aus  letzterer  genossen  aber  nur  13  (und 
diese  erst  seit  1560)  Hauseigen thümer  das  BUrgerrecJit.  Man  dQrfte 
also  im  ganzen  ungefähr  130  Bürger  annehmen,  da  aber  auf  einigen 
Häusern  Bürgerswitwen  oder  unmündige  Bürgerssöhne  gesessen  sein 
Trerden,  so  dürfte  die  ganze  Zahl  der  stimmfähigen  Bürger   nicht 


—  69  — 

erst  des  anderen  Tages,  nachdem  auch  diejenigen  sich  geäussert 
hatten,  welche  bei  der  erwähnten  Versammlung  gefehlt  hatten, 
mit  einer  geringen  Stimmenmehrheit  beschlossen,  jederzeit  des 
HeiTn  Oswalden  Predigten  einzustellen,  bis  der  angehende 
Pfarrer  gehört  worden  wäre,  alsdann  weiter  davon  zu  handeln". 

Drei  verschiedene  Meinungen  waren  bei  der  Abstimmung 
zum  Vorschein  gekommen.  Die  erste,  für  welche  sich  zunächst 
der  Stadtrichter  „  Mathes "  (Matthäus  Schmeltzer,  der  schon 
1559  imBathe  gesessen  und  zu  mehrmalen  hervorragende  Stellen 
bekleidet  hatte,  so  1547  und  15610  als  Bürgermeister)  aus- 
sprach, lautete:  ;,Man  sollte  mit  den  Predigten  Verzug  halten, 
bis  der  neue  Pfarrer  eintritt." 

34  Bürger  stimmten  auf  diese  Weise,  darunter  die  nach- 
benannten 6  Rathsmitglieder :  Erasm.  Reitsp erger  (schon 
1559  im  Rathc  gesessen),  er  fügte  bei,  dass  beim  Landes- 
fürsten ohnehin  nichts  zu  erlangen  sein  werde. 

Kaspar  Spätt  (bereits  1560  und  1573  im  Rathe),  doch 
meinte  er,  man  sollte  aber  unterdessen  den  Prediger  Oswald 
nicht  entlassen.  Dasselbe  wollten  Wolf  Haslinger  und  Fabian 
Tautter  (auch  1573  im  Rathe). 

Michael   Gablhover    (1573    ebenfalls  Rathsherr)   be- 


viel  aber  90  betragen  haben .  Wahlfähige  in  den  Rath  dürften  kaum 
mehr  als  68  gewesen  sein. 
')  £&  ist  bemerkenswertb,  dass  Schmeltzer  1561  die  Bürgermeister- 
wahl nicht  annehmen  wollte  und  da  seine  Ablehnung  von  der  Stadt 
nicht  beachtet  wurde,  einen  diesbezüglichen  Befehl  des  Yicedoms  der 
Steiermark  erwirkte.  Der  Rath  nahm  es  sehr  übel  auf,  dass  er  sich 
weiter  beschwert  hatte  und  erklärte  ihm,  die  Stadt  sei  in  dieser 
Sache  vom  Landesfürsten  befreit.  Wenn  sie  einen  Bürger  mit  Stimmen- 
mehrheit zu  einem  Amte  gewählt  habe,  so  müsse  derselbe  gehorchen 
und  erscheine  „sodann  ein  Jahr  auf  einen  Stecken  gebunden*^.  Man 
bitte  ihn  also  im  Gehorsam  zu  verbleiben.  Und  so  fügte  er  sich  auch. 
Uebrigcns  war  der  Gehorsam  der  Leobner  Bürger  durchaus 
keine  alltägliche  Sache.  Von  nicht  wenigen  der  oben  genannten 
Männer,  namentlich  von  den  hervorragenden  Stimmführern,  finden 
sich  in  den  Rathsprotokollen  hie  und  da  Händel  verzeichnet,  in 
welchen  sie  sich  nicht  leicht  unter  die  Autorität  des  Rathes  zu  fügen 
geneigt  zeigten. 


—  70  — 

merkte :  »Wer  verhaiTt  bis  an  das  Ende,  der  ist  selig.  Verhofife, 
Gott  wird  alles  zum  Besten  wenden.'' 

Hans  Hanner  (1569  und  1573  Bürgermeister)  war 
nicht  persönlich  bei  der  Versammlung  erschienen,  Hess  aber 
melden:  „Er  sehe  es  für  gut  an,  zu  h<Jren,  wie  sich  der  neue 
Pfarrer  in  seiner  Predigt  wird  anlassen  und  der  fllrstlichen 
Durchlaucht  Trost  zu  erwarten;  aber  die  Sacramente  reichen 
und  taufen  soll  dem  Herrn  Oswald  zugelassen  werden." 

Die  Namen  der  in  gleicher  Weise  summenden  Bürger  sind : 
Sebast.  Jaritz,  Valthan  Satler,  Gregor  Fischer,  Clem.  Lainegger, 
Hans  Weissmann,  Hans  Walch,  Wolf  Fleischhacker,  Georg  Ortner, 
Kasp.  Gott,  Valthan  Kholfasser,  Phil.  Waizinger,  Paul  Walch, 
Pet.  Gegner,  Zach.  Zechner,  Blas.  Poltzer;  (am  15.  März)  Seb. 
Tersch,  Math.  Schwär,  Georg  Weinheber,  Roch.  Messrer, 
Georg  Prandt,  Leonh.  Trünckher,  Hans  Rabler,  Stef.  Schwein- 
bachmülner,  Georg  Pruner,  Joach.  Schmeltzer,  Herm.  Hanner, 
Gilg  Lasnitzhouer  und  Zach.  Rabler.  (Letzterer  gab  seinen 
Rathschlag  schriftlich.) 

Die  gegentheilige  Meinung  erhielt  29  Stimmen.  Sie  lautete 
im  allgemeinen:  Man  solle  den  Herrn  Oswald  ohne  weiters 
auch  femer  predigen  lassen. 

Der  erste,  der  seine  Stimme  dafür  abgab,  war  der  Raths- 
herr  Wolf  Mittenberger  (sass  auch  1 573  im Rathe),  derzeit 
Eisen-Faktor  der  Stadt.  Er  sagte:  »Man  soll  Gott  geben,  was 
ihm  gebührt,  und  dem  Landesfürsten,  was  ihm  gebührt,  darum 
soll  man  predigen  lassen,  Gottes  Wort  hören  und  dem  Lan- 
desfürsten in  allen  äusserlichen  Sachen  gehorsamen." 

Rathsherr  Leonh.  Guggler  (schon  1559  im  Rathe  ge- 
wesen, deutscher  Schulhalter)  spricht  sich  fast  mit  denselben 
Worten  aus.  Ebenso  Rathsherr  Georg  Pu ebner.  Rathsherr 
Hieron.  Vischinger  ist  ;,für  das  predigen,  weil  es  jetzt  die 
grosse  Nothdurft  erfordert". 

Rathsherr  Kasp.  Gerchinger  (15G0  und  1573  im  Rathe) 
äusserte  sich:  Es  sei  schmerzlich,  dass  sie  keine  Audienz 
erhielten.  Man  soll  also  in  Gottes  Namen  predigen  lassen, 
denn  es  steht  geschiieben:  „Wer  verharrt  bis  an's  Ende,  wird 


—   71   — 

selig."  Man  soll  aber  erwarten,  wer  der  neue  Pfarrer  seL 
Inzwischen  könne  Oswald  predigen  „und  sich  darinen  aller 
Gebühr  gebrauchen  und  die  Widersacher  nicht  besonders 
nennen". 

Von  den  Bürgern  sind  bemerkenswerth :  Mich.  D  o  n  e  r  s- 
p  e  r  g  e  r.  Dieser  äusserte  sich  •  „  Gott  will  gebeten  sein,  darum 
soll  man  alle  Tage  um  11  oder  12  Uhr  bei  St.  Johannes 
(Kapelle)  läuten  lassen.  Da  sollte  ein  jeder  Hausvater  sammt 
den  Seinigen  Gott  bitten,  seine  Kirche  und  Gemeinde  allhier 
zu  erhalten.'' 

Wolf  Schleiffer  ist  für  das  Predigen,  ;^  weil  es  besser 
ist,  in  die  Hände  der  Menschen  zu  fallen,  als  in  die  Hand 
und  Strafe  Gottes". 

Daniel  Donersperger  sagte:  „Weil  der  Fürst  ver- 
meldete, der  Prädicant  sei  sectisch,  so  rathe  er  Herrn  Oswalden 
zu  seiner  Defension  zu  Verfassung  seines  Bekenntnisses  und 
seiner  Meinung  eine  Schrift  verfassen  zu  lassen,  die  der  heil, 
göttlichen  Schrift  gemäss  soll  gestellt  werden." 

Da  nun  dieser  Gedanke  einmal  aufgetaucht  war,  fand  sich 
bald  wieder  ein  und  der  andere  Nachtreter.  Andr.  L  e  u  t  z  e  n- 
dorf  er  sagte,  er  habe  in  der  Taufe  geschworen,  sein  göttlich 
Reich  zu  befördern,  so  könne  er  mit  gutem  Gewissen  nicht 
ratlien,  die  Predigten  einzustellen,  sonderlich  weil  Herr  Oswald 
„keines  Secten"  überwiesen  und  er  der  heil.  Schrift  gemäss 
jederzeit  gepredigt  habe. 

Tiburtius  G  e  r  r  e  i  c  h  ist  für  das  Verfassen  „  einer  Apologie 
und  Schutzschrift",  desgleichen  Michael  Schwär,  Christof  Khirch- 
perger  und  Georg  Staudinger. 

Michael  Ponmon  (Bonuomo,  1573  imRath),  Goldschmied, 
sagt,  man  solle  das  Wort  Gottes  nicht  verhindern,  sondern 
fortgehen  lassen. 

Ebenso  stimmten  Hans  Lemer,  Wilh.  Panthier,  Christof 
Holaus,  Christof  Frölich,  Gregor  Khoper,  Hans  Paur,  Christof 
Pruner,  Urb.  Vischer,  .Steph.  Schaur,  Adam  Khörer,  Leonh. 
Zwickh,  Hans  Ster  (Hafner),  Ambros  Herman,  Georg  Grueber, 
Christof  Priewalder  (Schneider). 


—  72  — 

Nur  zwei  Bürger  wagten  eS;  die  besondere  Meinung  zu 
haben,  dass  man  den  Prädicanten  Oswald  abziehen  lasse,  beide 
aber  erklärten  dies  nicht  persönlich.  Hieron.  Puchleutner, 
der  Mauthner,  that  es  schriftlich  und  der  Hammerwerksbesitzer 
Wolf  Gärtner  (1569  und  1573  Rathsherr)  liess  dies  durch 
zwei  Vertrauensmänner  melden. 

Der  mit  Einwilligung  des  Abten  von  Admont  als  Patrons 
der  Pfarre  St.  Jakob  vom  Herzoge  eingesetzte  neue  Pfarrer 
war  Cliristoph  Frank,  vordem  desselben  Hofkaplan.  Das 
Anstellungsdecret  war  schon  am  14.  Februar  1576  ausge- 
fertigt Zur  Uebemahme  der  Pfarre  hatte  der  Abt  von  Admont 
den  8.  April  bezeichnet.  Dies  fiel  aber  dem  alten  Pfarrer 
Joh.  Pockhleder  unbequem,  „er  hätte  bald  nach  dem  An- 
tritte der  Pfarre  am  Pfarrhofe  Feuerschaden  erlitten,  ferner 
den  ersten  Anbau  und  die  Ansaat  der  Gründe  aus  Eigenem 
bestritten  und  könnte  daher  nicht  früher  abtreten,  bis  er  sich 
nicht  mit  dem  neuen  Pfarrer  verglichen  hätte,  auch  gebühre 
ihm  noch  der  Dienst  (die  Urbarialgaben  der  Unterthanen) 
bis  Georgi".  Derselbe  erbat  sich  und  erlangte  die  Intercession 
der  Stadt  Leoben  und  so  geschah  es,  dass  der  neue  Pfarrer 
erst  zu  Georgi  die  Pfründe  bezog. 

Nach  Ankunft  des  Pfarrers  Frank  sah  Oswald  Speglin 
selbst  ein,  dass  es  an  der  Zeit  sei,  sich  um  eine  andere  Stelle 
umzusehen.  Der  Rath  sicherte  ihm,  bis  er  eine  solche  erlange, 
den  Bezug  seines  Gehaltes  zu  (27.  April  1576);  allein,  wiewohl 
er  eine  Pfarrerstelle  in  Oesterreich  erlangt  hatte,  verzögerte 
sich  sein  Abzug  doch  so  lange,  dass  der  Landesfürst  nochmals  im 
Juli  ernstlich  darauf  dringen  musste,  ihn  abzuschaffen. 

Unzweifelhaft  lag  der  Grund  dieses  erneuerten  Aus- 
weisungsbefehles in  der  Thatsache,  dass  Oswald  noch  fortwährend 
in  der  Johanneskapelle  heimlich  Gottesdienst  hielt  und  die 
Communion  reichte,  wozu  der  Rath  (8.  Juni  1576)  dem 
Kirchenmeister  zu  St.  Johannes,  dem  die  Sache  wegen  des 
landesfürstlichen  Befehles  denn  doch  etwas  bedenklich  schien, 
ausdrücklich  den  Auftrag  ertheilt  hatte,  den  Prädicanten  zu 
diesen  ^'errichtungen  ohne  weiteres  in  die  Kirche  einzulassen. 


—  73   — 

Die  Schrift,  mit  welcher  Oswald  von  der  Stadt  „Urlaub** 
nahm  und  die  „Yermahnung  that,  bei  der  christlichen  Religion 
beständig  zu  verharren'',  liess  der  Rath  aus  „gutem  Bedenken ** 
(zufolge  Beschluss  vom  16.  Juli)  der  ganzen  Gremeinde  öffent- 
lich vorlesen. 

Den  Pfarrer  Frank  hatte  der  Rath  sehr  kühl  empfangen 
und  ihm  trocken  zu  verstehen  gegeben,  dass  die  Stadt  nur 
dann  zu  ihm  halten  wUrde,  wenn  er  sich  als  ein  Pastor  ihrer 
Confession  bewiese.  Selbstverständlich  lehnte  derselbe  eine 
solche  Zumuthung  ab.  Nach  wenigen  Wochen  war  auch  schon 
der  offene  Zwiespalt  vorhanden. 

Warum  es  sich  handelte,  ersieht  man  aus  dem  Berichte, 
welchen  der  Bürgermeister  in  einer  am  2.  Juni  eigens  hiezu 
veranstalteten  Bürgerversammlung  machte.  Derselbe  enthielt 
die  Eröffnung:  Weil  die  kleine  Zeit  des  jetzigen  Pfarrers 
Hiersein  von  wegen  desselben  ärgerlichen  Predigten  und  an- 
deren Ceremonien  viel  Beschwerden  vorkommen  und  damit 
ihm,  dem  Bürgermeister,  später  nicht  etwa  eine  Schuld  bei- 
gemessen werde,  so  habe  man  dem  Pfarrer  durch  den  Stadt- 
schreiber im  Namen  der  ganzen  Bürgerschaft  folgende  Artikel 
mündlich  erklären  und  vorhalten  lassen: 

Für's  erste  sei  es  Thatsache,  dass  der  Landesfürst  sich 
etliche  Male  erklärt  habe,  einen  jeden  in  seinem  Gewissen 
unbeschwert  bleiben  zu  lassen  und  liieher  zur  Seelsorge  solche 
Personen  zu  bestellen,  daran  sie  keine  „Beschwerung  haben, 
sondern  begnügt  und  zufrieden  sein  sollen.  Und  da  wir  übel 
versehen,  dies  Ihrer  fürstl.  Durchlaucht  oder  dem  Pfarrer 
selbst  anzubringen,  so  soll  der  Mangel  gewendet  werden.  Weil 
man  dann  mit  dem  vorigen  Pfarrer  etliche  Jahre  auch  übel 
vorgesehen  gewesen,  haben  wir  uns,  wie  männiglich  wissend, 
jederzeit  zu  der  christlichen  augsburgerischen  Ck)nfession  er- 
kannt und  bekannt  und  wissen  davon,  wie  es  öfter  schriftlich 
dargelegt  wurde,  ohne  Verlust  unserer  Seelen  Seligkeit  nicht 
zu  weichen." 

„Wir  befinden  aber,  dass  ihr,  Herr  Pfarrer,  bei  eueren 
Predigten,  Taufen  und  Sepultur  halten  Ceremonien  und  an^ 


—  74  — 

derer  verbotener  menschlicher  Zusätze  gebrauchet,  welche 
zur  Verkleinerung  des  Leidens  Christi  und  grossen  Aergemiss 
der  christlichen  Gemeinde  gereichen  und  solchermassen  nicht 
zu  dulden  sind." 

„Daher  wollen  wir  ihn  hiermit  sammt  und  sonderlich 
ganz  christlich  ermahnt  und  höchlich  gebeten  haben,  er  wolle 
die  Sachen,  wie  ein  treuer  Seelenhirt  zu  thun  schuldig  ist, 
dem  Grunde  der  heil.  Schrift  gemäss  beherzigen  und  sich 
nicht  mit  der  Last  der  Verantwortung  beladen,  sondern  uns 
in  unserm  Gewissen  unbetrübt  lassen." 

„Somit  habe  er  das  Sacrament  der  Taufe  nach  der 
Ordnung  Christi  (ohne  alle  menschlichen  Zusätze)  in  deutscher 
Sprache  zu  halten,  nebst  anderen  Ursachen  auch  darum,  weil 
der  Gevattersleute  Seelen  und  Gewissen  zum  Zeugnisse  und 
auch  zum  Unterweisen  in  der  christlichen  Lehre  hoch  verob- 
ligirt  sind,  so  sei  es  billig,  ihnen  zu  wissen,  was  hierin  traktirt 
und  gehandelt  wird.  Hiedurch  werden  auch  sie  und  alle  Um- 
stehenden zu  desto  mehr  christlicher  Andacht  und  eifriger 
Liebe  zu  den  „Gottlen"  (Pathenkindern)  gereizt  und  verursacht" 

„Item,  das  Sacrament  ides  Altars  soll  er  sub  utraque 
specie  nach  der  Einsetzung  Christi  (ausser  der  Messe)  män- 
niglich  in  der  Kirche  und  den  Kranken  in  den  Häusern  un- 
weigerlich reichen,  die  Beichtkinder  mit  Fragstücken  und 
anderen  Auflagen  wider  ihr  Gewissen  niclit  beschweren." 

„Seine  Predigten  soll  er  nach  Grund  der  heil,  prophetischen 
und  apostolischen  Schrift  dahin  richten,  damit  aus  denselben 
Lehre  und  Trost  genommen  und  der  einzig  seligmadiende 
Weg  recht  erläutert  imd  durch  Scallirung  (Schelten  und 
Schimpfen)  niemand  geärgert  werde." 

„Bei  den  Sepulturen  soll  das  Rauch-  und  Sprengwerk 
abkommen,  die  Ceremonien  zu  vermeiden  und  dafür  christliche 
Leichenpredigten  zu  thun  und  die  Prozession  mit  Psalmen 
und  christlichen  Gesängen  in  deutscher  Sprache  zu  halten, 
auf  dass  die  mitgehenden  'Personen  des  zeitlichen  Todes  und 
der  Bereitung  auf  ein  christliches  Abscheiden  erinnert  und 
ermahnt  werden." 


-   75  — 

„Item  ist  der  Wittenbergische  Katechismus  zu  exerciren, 
wie  es  bisher  im  Gebrauche  war." 

Auf  diese  denn  doch  etwas  starke  Anforderung,  dass  sich 
der  katholische  Pfaner  in  einen  lutherischen  Pastor  umwandle, 
erwiederte  Frank  besonnen  und  ruhig: 

Er  nehme  ihr  freundliches  Gesuch  mit  Vergnügen  auf, 
es  scheine  ihm,  dass  solches  aus  besonderer  Schickung  Gottes 
geschehen  sei.  Da  er  aber  den  Auftrag  habe,  die  religiösen 
Verhältnisse  wieder  in  denselben  Zustand  zu  bringen,  wie  es 
vor  Jahren  gehalten  worden  war,  so  könne  er  „in  der  Substanz 
nicht  weichen",  wolle  aber  in  Betreff  der  Ceremonien,  unge- 
achtet sie  nicht  gegen  die  Schrift  wären,  einige  Beschränkungen 
vornehmen. 

Die  „  Vertröstungen '^,  welche  der  Landesfttrst  gegeben 
habe,  seien  aber  nicht  als  allgemeine  anzusehen,  sondern  nur 
„in  particulari"  einigen  geschehen. 

Einen  Katechismus  wolle  er  schon  halten,  freilich  nicht, 
einen  solchen,  der  dem  Wittenbergischen  gleich  sei,  wer  des- 
selben  Autor  sei,  werde  man  dann  wohl  hören. 

Der  lateinische  Schulmeister  Gregor  Hess  machte  am 
27.  April  bei  dem  Rathe  die  Anzeige,  der  neue  Pfarrer  wolle 
ihn  und  die  Jugend  verpflichten,  seinen  abgöttischen  Ceremonien 
beizuwohnen.  Weil  er  dies  untbunlich  befinde,  wolle  er  es  zu 
seiner  Entschuldigung  zeitlich  vermeldet  haben,  damit  jeder 
Vater  seine  Kinder  vor  Veiftthrung  zu  bewahren  wisse.  Auf 
dieses  wurde  dem  Stadtschreiber  aufgetragen',  er  solle  alle 
n  Beschwerartikel  gegen  den  Pfarrer  memoriren  und  bei  einer 
mehreren  Versammlung  vorbringen**,  den  Pfarrer  aber  liess 
man  auffordern,  „sie  unbetrübt  zu  lassen"  0- 

Als  sich  das  Fronleichnamsfest  näherte,  stellte  der  Pfarrer 
an  den  Rath  eine  Anfrage  in  Betreff  der  feierlichen  Prozession. 
Es  sei  ihm  von  der  fbrstl.  Durchlaucht  bekannt  gegeben 
worden,  dass  dieser  einen  schriftlichen  Auftrag  gegeben  habe, 


^)  Der  Schulmeister  Hess  mosste  nachgehends  auf  landesflirstlichen 
Befehl  entlassen  werden,  bei  welcher  Gelegenheit  dann  die  Stadt 
die  Ermahnung  erhielt,  den  Pfarrer  unbeschwert  zu  lassen. 


—  76  — 

der  Bürgermeister  hätte  ihn  auf  der  einen,  der  Stadtrichter 
auf  der  anderen  Seite  zu  begleiten  und  vier  aus  dem  Bathe 
hätten  den  Traghimmel  (über  dem  hochwilrdigsten  Gute)  zu 
tragen,  und  er  begehre  daher  zu  wissen,  ob  die  Herren  solches 
thun  wollten,  oder  nicht. 

Der  Rath  antwortete  hierauf,  der  landesfUrstUche  'Befehl 
sei  verlesen  worden  und  es  stehe  in  jedermanns  Belieben, 
mit  der  Prozession  zu  gehen  oder  wegzubleiben,  er  wolle  hier 
weder  etwas  verbieten,  noch  gebieten.  Auf  eine  zweite  Anfrage 
erhielt  der  Pfarrer  die  offene  Erwiederung,  zum  Himmeltragen 
lasse  sich  niemand  herbei. 

Hatte  der  Rath  hiermit  indirect  sein  Festhalten  an  der 
Augsburger  Confession  erklärt,  so  that  die  Bürgerschaft  das- 
selbe durch  ihr  Fernbleiben  von  der  „Corporis  Christi  Pro- 
cession**.  Frank  beklagte  sich  bei  Karl  U.  bitter,  „dass  sie 
dieselbe  verachtet  und  ihrer  entäussert  habe". 

Nachdem  nun  die  Bürgerschaft  hinlängliche  Erfahrung 
davon  hatte,  dass  der  neue  Pfarrer  wohl  ein  eifriger  katholischer 
Seelsorger  und  nichts  weniger  als  ein  Prädicant  ihrer  Confession 
sei,  kam  sie  zu  dem  einhelligeYi  Beschlüsse,  den  Landesfürsten 
abermals  in  einer  ausführlichen,  sorgfältig  redigirten  Supplik 
um  „Zulassung  eines  oder  zweier  christlicher  Prädicanten*  zu 
bitten.  Mit  dieser  Supplik  giengen  der  Bürgermeister  nebst 
zwei  Rathsmitgliedern  und  dem  Stadtschreiber  (um  den  10.  Ok- 
tober 1576)  nach  Graz.  Letzterem  war  wieder  die  aktive  Rolle 
zugetheilt  worden,  vor  dem  Landesfürsten  den  Sprecher  zu 
macheu.  Derselbe  überreichte  die  Schrift  in  der  Ritterstube  mit 
dem  Vermelden,  dass  er  ^^solches  aus  Befehl  eines  ersamen 
Rathes  thue".  Als  der  Erzherzog  sie  übernahm,  äusserte  er  sich : 
„Ich  will  es  vernehmen,  wofern  es  aber  Religionssachen  betrifft, 
lasse  ich  es  beim  vorigen  Bescheide  verbleiben,  und  nehmt 
nur  nichts  neues  vor."  Auf  den  Stadtschreiber  deutete  er 
aber  mit  der  Hand  und  sagte:  „Eben  ihr  seid  der  Rädels- 
führer." Dieser  abschlägige  Bescheid  brachte  noch  immer  keine 
Entmuthigung  in  den  Rath,  sondern  es  wurde  nun  beschlossen, 
„im  geheimen  auf  den  Herrn  Kanzler  ein  Missiv  zu  verfassen  und 


~  77  — 

bei  ihm  die  Erledigung  von  der  fUrstl.  Durchlaucht  wegen 
Zulassung  eines  Prädicanten  zu  erkunden **.  (15.  October  1576.) 

Die  abschlägige  Antwort  des  Landesherrn  langte  bald 
darauf  ein  und  wurde  am  26.  October  in  der  Bathsversammlung 
verlesen. 

Hiermit  schliessen  auch  die  Verhandlungen  über  confes- 
sionelle  Angelegenheiten  in  dem  BathsprotokoUe  der  Stadt  für 
das  Jahr  1576. 

Man  darf  jedoch  durchaus  nicht  glauben,  dass  sich  nun 
die  Bürgerschaft  in  den  Willen  des  Landesherm  gefügt  hätte. 
Dieselbe  blieb  nicht  nur  bei  ihrem  passiven  Widerstände, 
sondern  ermüdete  auch  nicht,  fast  Jahr  für  Jahr  die  Begierung 
mit  der  Bitte  anzugehen,  ihr  zur  ungehinderten  Uebung  ihres 
Bekenntnisses  die  Aufnahme  eines  Predigers  zu  bewilligen,  wie 
auch  Karl  II.  nicht  ermüdete,  dies  zu  verweigern,  in  seiner 
Güte  und  Langmuth  aber  es  nie  zu  der  angedrohten  Strafe 
kommen  liess.  Solche  religiöse  Verhandlungen  kamen  im  Rathe 
der  Stadt  1577,  1579,  1581,  1583,  1586  und  nach  Karl's  II. 
Tode  1593,  1594,  1595,  1597  und  1599  vor. 

Bemerkenswerth  ist  die  Einhelligkeit,  mit  welcher  sich 
die  Bürgerschaft  von  Leoben  1581  öffentlich  zur  Augsburger 
Confession  bekannte. 

Vom  Hofe  war  der  Befehl  gekommen,  es  solle  jeder  sich 
persönlich  erklären,  was  für  ein  Bekenntniss  er  habe  und  es 
solle  dies  zu  Protokoll  genommen  werden.  So  erklärten  denn 
64  Bürger  Mann  für  Mann  bei  dem  „Examen  vnnder  Rath 
vnnd  Gemain,  was  Bekhanntnuss  oder  Keligion  ein  Jeder  sei", 
sie  seien  der  christlichen  Augsburgerischen  Confession  und 
wollen  dabei  bestehen  und  bleiben  Zeit  ihres  Lebens  ^). 

Bei  einer  so  einmüthigen  Haltung  der  Bürgerschaft  wird 
es  erklärlich,    dass   alle  landesherrlichen  Decrete  wirkungslos 


^)  Es  ist  erwähnenswerth ,  dass  bei  dieser  Abstimmung,  wiewobl  seit 
1576  nur  5  Jahre  abgelaufen  waren,  28  neue  Bürgernamen  vor- 
kamen und  selbst  im  Rathe  zwei  ganz  neue  Bürger,  nämlich  Michael 
Mayr  und  Georg  Mager!  erscheinen.  Auch  der  Bürgermeister 
Wolfgang  Henncz  ist  ein  neuer  Ankömmling. 


-^  78  - 

blieben.  Zwar  wagte  sie  es  nicht  mehr,  einen  Stadtprediger 
öffentlich  zu  halten,  *)  dafOr  kam  (1594)  der  von  St  Peter 
heimlich  in  die  Stadt,  um  Predigt  zu  halten  und  die  Sacramente 
zu  spenden. 

Zur  Communion  in  beiden  Gestalten  gieng  man,  wai* 
dieselbe  in  der  Stadt  zu  empfangen  unmöglich,  in  die  Nach- 
barschaft.^) Dem  katholischen  Pfarrer  verbitterte  man  das 
Leben  derart,  dass  Frank  zweimal  (1581  und  1587)  auf  seine 
Pfründe  resigniren  wollte,  was  jedoch  weder  der  Patron,  noch 
der  Erzherzog  zuliessen. 

Später  pflegten  die  Leobner  ihre  Kinder  beim  Prädicanten 
in  Traboch  taufen  zu  lassen.  Als  der  Pfarrer  1595  darüber 
bei  dem  Rathe  Klage  ftlhrte  und  Vergütung  des  „Abtrages" 
forderte,  wurde  beschlossen,  darauf  keine  schriftliche  Antwort 
zu  geben  und  würde  er  um  mündlichen  Bescheid  zum  Bürger- 
meister kommen,  so  solle  ihn  dieser  wegen  des  „unfüeglichen 
Begehrens^  abweisen  und  ihm  bemerklich  machen,  dass  er 
froh  sein  solle,  wenn  man  ihn  nicht  selbst  vor  das  Stadtgericht 
belange,  weil  er  sich  gegen  diese  Bürger  im  Leobner  Burg- 
frieden ärgerlich  benommen  hätte.  Als  1595  wieder  einmal 
der  Befehl  erschien,  katholische  Bürger  in  den  Bath  zu  wählen, 
wurde  dieser  einfach  bei  Seite  gelegt  und  lutherische  gewählt. 

Als  aber  endlich  1598  in  Graz  die  Katastrophe  einge- 
treten war,  dass  sämmtliche  Kirchen-  und  Schul  -  Personen 
aus  Stadt  und  Land  verbannt  wurden,  da  gab  auch  die 
Leobner  Bürgerschaft  den  activen  und  passiven  Widerstand 
auf  und  ihre  Stadt  war  1599  eine  der  ersten,  welche  wenigstens 
äusserlich   ruhig   und  willig  sich  der  Gegenreformation  fügte. 


1)  1533  (26.  März)  ergieng  an  den  Rath  der  Befehl,  den  in  der  Stadt 
um  schweifenden  Prediger  Hans  Hanner  (wahrscheinlich  ein  Jjeobner 
BQrgerssohn)  nebst  seinem  Wcibsbihlc  abzuschaffen.  (Act  im  steir. 
Landesarchive.) 

*)  1586  forderte  eine  landesfürstliche  Resolution,  die  Gommnnion  nicht 
auswärts  zu  suchen  und  den  lutherischen  Schulmeister  Mag.  Thomas 
Gamposser  abzuschaffen. 


Ruprecht  von  Eggenberg. 

Ein  österreiGliisGher  Heerführer  des  16.  Jahrhunderts. 

Dr.  Hans  v.  Zwiedineck-Südenhorat. 


1  he  Biographie  Ruprechts  von  Eggenberg,  welche  hiemit 
zum  erstenmal  in  annähenider  Vollständigkeit  der  Oeffentlichkeit 
übergeben  wird,  beschränkt  sich  nicht  auf  eine  gewisse  Be- 
deutung für  die  Genealogie  oder  die  Provinzialgeschichte.  Die 
Persönlichkeit,  welche  vor  AMem  in  ihrer  öffentlichen  Thätigkeit 
geschildert  werden  soll  nimmt  nicht  nur  hervon*agenden  Antheil 
an  der  Begründimg  des  Ruhmes  und  des  Einflusses  der  Familie 
Eggenberg,  der  mächtigsten,  die  seit  den  Cillier  Grafen  auf 
dam  politischen  Boden  der  Steiermark  aufgetreten  ist,  sie  ist 
nicht  nur  mit  wichtigen  Ereignissen  einer  der  interessantesten 
Perioden  der  steirischen  Geschichte  innig  verknüpft,  sie  wird 
auch  mit  Recht  unter  den  besten  österreichischen  Generalen 
des  1 C.  Jahrhundertes  genannt,  ihr  Ruf  gieng  sogar  weit  über 
die  Grenzen  unseres  Staates  hinaus  und  förderte  nicht  un- 
wesentlich das  Ansehen,  welches  die  österreichische  WaflFen- 
tüchtigkeit  in  den  Jahren  genoss,  welche  dem  denkwürdigen 
Auftreten  Wallensteins  unmittelbar  vorhergiengen.  Namhafte 
Kriegsleute  der  Landsknechtsperiode  tragen  überhaupt  einen 
universellen  Charakter  an  sich,  dies  war  in  den  eigenthümlichen 
Einrichtungen   des   damaligen   Kriegswesens  begründet,    ihre 


—  80  — 

Schicksale  und  Thaten  greifen  in  Verhältnisse  ein,  die  nicht 
in  unmittelbarem  Zusammenhange  stehen,  das  innerste  Wesen 
der  Kriegführung  und  Heeresadministration  jener  noch  immer 
nicht  genügend  erforschten  Zeit  wird  durch  dieselben  nach 
verschiedenen  Richtungen  aufgeklärt,  manche  noch  dämmerhafte 
Vorstellung  gewinnt  Leben  und  Deutlichkeit.  In  diesem  Sinne 
dürfte  eine  breitere  Ausführung  einzelner  Details  in  dem 
Wirkungskreise  und  den  Beziehungen  eines  vielseitig  verwen- 
deten Oflficiers  auch  vor  Demjenigen  gerechtfertigt  erscheinen, 
der  der  fortgesetzten  Anhäufung  von  Monographien,  Skizzen 
und  Beiträgen  mit  einigem  Bangen  entgegensieht,  wenn  sie  auch 
auf  der  Erschliessung  neuen  Quellenmaterials  beruhen. 

In  letzterer  Hinsicht  möge  im  Vorhinein  die  Mittheilung 
gestattet  sein,  dass  es  insbesondere  das  gräflich  Herberstein'sche 
Archiv  in  Graz  und  das  kaiserliche  Kriegsarchiv  in  Wien  ist, 
denen  ich  die  einschlägigen  Acten  entnehmen  konnte.  Das  erstere 
enthält  das  ehemalige  Eggenberger  Archiv  als  eine  für  sich 
bestehende,  abgeschlossene  Abtheilung,  und  darin  ein  Fascikel 
mit  ausschliesslich  auf  Kuprecht  Bezug  habenden  Acten.  An 
diese,  sowie  eine  grosse  Zahl  von  Relationen,  Befehlschreiben 
und  Briefen  aus  den  Jahren  1592  bis  1606,  welche  ich  im 
Kriegsarchive  vorfand,  reihen  sich  Acten  des  steiermärkischen 
Landesarchi  ves  und  Materialien,  welche  mir  vom  Herrn  Begierungs- 
rath  Dr.  Peinlich,  vom  Herrn  P.  v.  Radics  und  dem  k.  k. 
Oberlieutenant  B  e  ck  h  von  Widmanstettenin  freundlichster 
Weise  zur  Verfügung  gestellt  wurden.  *)  Ausser  den  genannten 


*)  Von  grösseren  Drackwerken  und  Abhandlungen  konnten  berücksichtigt 
werden : 

KhevenhiUer,  Ännales  Ferdinande!. 

Jacobi  Franc!  historia  quinquennalis  1590—1505. 

Orteh'us  redivivas  et  continuatns,  oder  Ungarische  und  siebenbür- 
gische  Kriegshändel,  so  vom  Jahr  1895  bis  auf  1665  mit  dem  Türken 
fürgelaufen.  Frankfurt.  Dan.  Fievet  1665.  Derselbe  enthält  auch  ein 
Porträt  Ruprechts  von  Eggenberg. 

Decms  Baronins  Magyar  historiäja  1592—1598  (Mon.  Hung  bist. 
Script   XYII). 

Valvasor,  Ehre  Krains  IV. 


—   81   — 

Herren  fühle  ich  mich  verpflichtet  an  dieser  Stelle  Dank  zu  sagen 
dem  Herrn  Sigmund  Grafen  von  Herberstein,  der  mir  den 
Besuch  seines  Hausarchives  in  ausgedehntester  Weise  ermög- 
lichte, dem  Herrn  Landesarchivar  Professor  von  Z  a  h  n,  sowie 
den  Vorständen  und  Beamten  des  k.  k.  Kriegsar- 
chiv e  s.  Nähere  Angaben  über  Charakter  und  Fundort  des  in 
dem  nachfolgenden  Aufsatze  verwertheten  Quellenmaterials  sind 
dem  Texte  angefügt  Ich  habe  auch  diesmal  nicht  selten  die 
Quellen  selbst  sprechen  lassen,  indem  ich  davon  überzeugt  bin, 
dass  dadurch  ein  Hauptzweck  der  Geschichtschreibung,  dem 
lebenden  Geschlechte  die  handelnden  Personen  der  Vergangenheit 
plastisch  vor  Augen  zu  führen,  wesentlich  gefördert  wird ;  dabei 
war  ich  bestrebt,  die  Schreibung  möglichst  der  modernen  Ortho- 
graphie anzupassen,  ohne  der  Stylisirung,  die  an  sich  charak- 
teristisch ist,  Gewalt  anzuthun. 

Graz,  im  Februar  1878. 

y«  Zwiedineek. 


H.  G.  Kovachich,  Script,  rer'.  Hung.  minor.  Tom.  I. 

Ersch  und  Gniber^  Enciclopädie,  Artikel  ^R.  v.  Eggenberg  **  (v. 
Stramberg). 

Richter,  Illyrische  Grenzhelden  in  Hormayrs  Archiv,  1819. 

Hurter,  Geschichte  Ferdinand  II.  und  seiner  Eltern. 

Tlwof,  „Einfälle  der  Osmanen  in  Steiermark**.  (IV.  15.  Heft  der 
Mittb.  des  bist.  Yer.  ft\r  Steierm.) 

Hönisch,  Ruprecht  von  Eggenberg  (Grazer  Zeitung  v.  9.  Aug.  1878). 


yUltiail.  fiel  hlit.  V«r«lnai  f.  Btet«rrotrk.  XJVl.  Reft,  1878.  jß 


—  82  — 

L 

Abstammung.  Kriegsdienste  in  den  Niederlanden, 
am  Rheine  und  in  Frankreicli. 

Ruprecht  gehört  der  älteren  Linie  des  Hauses  Eggenberg 
an,  als  dessen  erster  nachweisbarer  Repräsentant  Ulrich  Eggen- 
berger,  Bürger  zu  Graz  und  Radkersburg  (f  1448)  bezeichnet 
wird  ^).  Dessen  Söhne  Hans  Eggenberger,  Bürger  zu  Radkersburg 
(t  1481),  und  Balthasar,  Bürger  zu  Graz  und  Münzmeister 
Kaiser  Friedrich  IH.  (f  1493),  sind  die  Stammväter  dör  beiden 
Linien,  deren  jüngere  in  der  vierten  Generation  den  Fürsten- 
hut nnd  den  Herzogstitel  erwarb,  um  nach  abermals  vier 
Generationen,  die  den  Geschlechtem  der  deutschen  Reichs- 
fürsten beigezählt  wurden  und  mit  denselben  in  verwandtschaft- 
liche Beziehungen  traten,  dem  Schicksale  des  Aussterbens 
anheimzufallen. 

Der  Enkel  des  obgenannten  Hans  war  Christof  von  Eggen- 
berg, der  in  den  Jahren  1541 — 43  das  Amt  eines  Landos- 
Einnehmers  in  Steiermark  versah  und  die  Herrschaft  Ehren- 
,hausen  vom  Grafen  Georg  von  Schaumburg  käuflich  an  sich 
brachte  ^).  Er  war  adelig  ^)  und  mit  Benigna  Helena  Fueger, 


*)  Zur  Verdeutlichung  der  Familienverhältnisse,  die  insbesondere  ftlr  die 
Stellung  Ruprechts  zu  Hans  Ulrich  von  Bedeutung  sind,  erlaube  ich 
mir  in  Beilage  11  eine  Stammtafel  der  Eggenberger  beizulegen,  die 
zwar  noch  nicht  vollständig  genannt  werden  kann,  jedenfalls  aber 
mehr  und  Richtigeres,  als  die  bis  jetzt  bekannten,  bietet.  Nebst  meinen 
eigenen,  waren  mir  hiefi\r  die  Notizen  des  Herrn  Regioruncrsrathes 
Dr.  Fe  in  1  ich  massgebend.  Siehe  darüber  auch  des  Letzteren  „Egkenn- 
berger  StifTl"  (Graz  1875).  Das  Herbersteiner  Archiv  enthält  (L.  4. 
43)  einen  Stammbaum,  der  überreich  an  älteren  Mitgliedern  des  Hauses 
Eggenberg  ist,  das  bis  auf  einen  Chonradus  ab  Heggenberg  circa 
annum  1190  zurückgeführt  wird.  Derselbe  wird  einem  gewissen  Dr. 
J.  \j.  Söhönleben  zugeschrieben  und  ist  von  Marcus  a  PerizhoflT  un- 
terzeichnet, Laibach  27.  März  1 688  datirt.  Diese  Daten,  welche  jeder 
Beglaubigung  entbehren,  konnten  jedoch  nicht  ber(\cksichtigt  werden. 

2)  10.  Jänner  1543   Verlass-Acten  des  k.  k.  Landes -Gerichtes  in  Graz. 

')  Die  Adelserhebung   der  Gesammtfamilie    oder   der  einzelnen  Linien 


-   8a   - 

der  Tochter  des  Hans  Fueger  von  Melans  '•)  (Tirol)  vermählt. 
Als  Sprossen  dieser  Ehe,  welche  für  Frau  Helena  schon  die 
vierte  war,  werden  uns  genannt:  Elisabeth  (vermählt  1561  mit 
Michael  Rindsmaul  von  Frauheim),  Hans  Christof,  Andreas, 
Ruprecht  und  Barthlmse  (Bartholomäus).  Die  Söhne  erbten 
die  Herrschaft  Ehrenhausen  zu  gleichen  Theilen  nebst  einigen 
Gülten  5).  Der  älteste,  Hans  Christof,  übernahm  die  Verwaltung 
von  Ehrenhausen  und  erscheint  als  Lehenträger  seiner  Brüder 
Ueber  die  Jugendgeschichte  Ruprechts  sind  keinerlei  Daten 
vorhanden.  Bemerkenswerth  ist  nur  der  Umstand,  dass  er  und 
sein  Bruder  Barthlmae  bei  der  katholischen  Religion  verblieben  ^), 
während  der  ältere  Bruder  Hans  Christof,  der  allgemeinen 
Bewegung  des  innerösterreichischen  Adels  folgend,  zur  evan- 
gelischen Lehre  sich  bekannte.  Ruprechts  Erziehung  war 
jedenfalls  nicht  vernachlässigt  worden,  denn  er  schrieb  ein 
sehr  correctes  Deutsch,  war  auch  des  Lateinischen  und  Spanischen 
mächtig  und  macht  durch  sein  Auftreten  in  späteren  Tagen 
jedenfalls  den  Eindruck  eines  allseitig  unterrichteten,  gebildeten 
Mannes.  Die  erste  sichere  Nachricht  aus  seinem  Leben  stammt 


der  Eggenberge  lässt  sich  auf  keinen  Adelsbrief  zurAckfÜhren;  doch 
ist  die  Thatsache  dos  adeligen  Standes  bei  den  meisten  Familien- 
gliedem  unzweifelhaft.  Dafür  sprechen  insbesondere  die  Heiraten 
mit  durchwegs  adeligen  Frauen,  sowie  der  Besitz  von  landständischen 
Gutem  und  Gülten.  Das  Wappen  mit  den  drei  Raben,  die  eine  Krone 
halten,  führte  schon  Ulrich  Eggenberger  (s.  Epitaphium  an  der  Grazer 
Domkirche).  Das  Epitaphium  des  Hans  Eggenberger  in  Radkersburg 
zeigt  ausser  diesem  auch  den  Ritterhelm. 

^)  Epitaphium  in  der  Pfarrkirche  von  Ehrenhausen.  Dasselbe  nennt  als 
Gatten  der  Benigna  Helena:  Krasmus  Schrott,  Ruprecht  von  Herber- 
Btein,  Christof  von  Mindorf,  Christof  von  Eggenberg,  Gregor  Stadler 
den  Jüngeren. 

^)  Yerlass- Acten  des  k.  k.  Land.-Ger.  in  Graz.  Theil-Libell  vom  1.  Mai 
1574.  In  dem  Verzeichnisse  der  Gültpferde  und  Büchsenschützen 
von  Inf)."»  erscheint  „Herrn  Christoif  von  Eckenperg  Wittib. und  Erben" 
mit  4  Pferden  und  20  Schützen  veranschlagt  Die  jüngere  Linie  „Wolf- 
gang Eggenperg  Erben"  stellte  nur  I  Schützen  (Mittfaeil.  d.  bist.  Yer. 
XXV   Heft). 

•)  Siehe  das  Testament  Ruprechts  in  der  Beilage  I. 

6* 


—  84  — 

aus  einer  Zeit,  in  welcher  er  bereits  das  34.  Jahr  erreicht 
hatte.  Wir  finden  ihn  da  als  Hauptmann  in  spanischen  Diensten 
unter  den  Truppen  Alexander  Farneses  in  den  Niederlanden. 
Er  mag  sich  wohl  schon  frühzeitig  den  Kriegsdienst  zum  Lebens- 
beruf gewählt  haben.  Wenn  man  ein  von  ihm  beeinflusstes 
Schriftstück  aus  späterer  Zeit  berücksichtigt,  so  wäre  er  bei- 
läufig im  Jahre  1572  in  spanische  Dienste  getreten.  In  diesem 
Falle  war  seine  Betheiligung  an  dem  Kriege  gegen  die  pro- 
testantischen Niederländer  nicht  einem  Zufalle  zuzuschreiben, 
sondern  ein  wohl  berechneter  Schritt,  der  geeignet  war,  ihm 
Ansehen  und  grössere  Bedeutung  zu  verschaffen,  als  wenn  er 
unter  dem  Banner  des  Kaisers  oder  der  steirischen  Landschaft 
seine  militärische  Laufbahn  an  der  Grenze  gegen  die  Türken 
begonnen  hätte.  Die  Spanier  galten  damals  als  die  ersten 
Kriegsleute  der  Welt,  die  wechselvollen  ^.Impresen"  in  den 
Niederlanden  boten  Gelegenheit,  sich  sowohl  für  den  Kampf 
in  offener  Feldschlacht,  wie  für  den  Festungskrieg  auszubilden. 
Die  Kunst  der  „ArtoUerey"  war  bei  ihnen  zur  höchsten  Voll- 
kommenheit gediehen.  Der  Prinz  von  Parma  selbst  war  als 
Meister  der  Kriegführung  berühmt,  unter  ihm  zu  dienen  war 
ehrenvoll  und  lehrreich;  er  wird  als  der  Begründer  einer 
Schule  der  Kriegskunst  angesehen,  deren  hervorragendster 
Vertreter  nebst  Georg  Basta  unser  Ruprecht  geworden  ist 

Das  Document,  durch  welches  seine  Anwesenheit  in  den 
Niederlanden  zuerst  festgestellt  wird,  ist  ein  Schuldbrief,  welchen 
Alexander  Prinz  zu  Parma  und  Piacenza,  Sr.  Majestät  zu 
Hispanien  Gubernator  -  General  der  Niederlande  dem  Grafen 
Florens  von  Barlaymont,  als  Obersten  eines  Regiments  von 
11  Fähnlein  am  11.  August  1580  ausgestellt  hat,  wonach 
diesem  und  seinen  Haupt-,  Befehls-  und  gemeinen  Kriegsleuten 
in  drei  und  zwei  Jahresraten  die  Simime  von  717.329  Gulden, 
18  Stiber  in  Frankfurt   a    M.   ausgezahlt   werden   sollen  ^). 


"0  Herbst.  Arch.  Eggb.  L  «3.  24.  Die  Gopia,  welche  sich  Ruprecht  aas- 
fertigen liess,  ist  Tom  Grafen  Barlaymont  am  28.  Mai  1 583  zu  Namnr 
ausgestellt. 


—  85  — 

Ruprecht  von  Eggenberg  erscheint  darin  als  Hauptmann  mit 
einem  Guthaben  von  23715  Gulden,  19  Stiber  (jeder  Gulden 
zu  1 5  Batzen  oder  60  Kreuzer  gerechnet).  Ein  zweiter  Schuld- 
brief von  demselben  Tage  im  Gesammtbetrage  von  55258  Gulden 
schreibt  dem  Ruprecht  von  Eggenberg  5448  Gulden  zu.  Diese 
Beträge  enthalten  zwar  nicht  ausschliesslich  den  persönlichen 
Verdienst  Ruprechts,  sondern  auch  den  Sold  für  die  Knechte 
seines  Fähnleins,  es  ist  aber  mit  Bestimmtheit  anzunehmen, 
dass  der  grössere  Theil  davon  auf  ihn  entfiel,  denn  die  Kriegs- 
leute jener  Zeit  verstanden  sich  auf  Berechnungen  zu  ihrem 
Yortheil  und  wussten  die  momentane  Zahlungsunfähigkeit  ihrer 
Kriegsherren,  von  der  auch  der  König  von  Spanien  trotz  der 
Silberminen  von  Peru  nicht  verschont  blieb,  gehörig  auszubeuten. 
Um  sicher  zu  gehen,  cedirte  Ruprecht  schon  wenige  Monate 
darnach  seine  Forderung  an  das  Bankhaus  Fugger  gegen  eine 
Pauschalsumme  von  1 5000  Gulden  ®).  Die  Fugger  hatten  jeden- 
falls Mittel,  sich  bezahlt  zu  machen,  doch  scheint  es  nicht, 
als  ob  Ruprecht  die  Summe  sogleich  erhalten  habe.  Dagegen 
spricht  zunächst  der  Umstand,  dass  er  sich  fast  2  Jahre  später 
noch  eine  Copie  des  Schuldbriefes  ausstellen  Hess  und  dass 
er  noch  lange,  nachdem  er  den  spanischen  Dienst  verlassen, 
die  Realisirung  seiner  Fordeiiingen  zu  betreiben  genöthigt  war. 
Ein  Jahr  darnach  wurde  Ruprecht  zum  Obrist-Lieutenant 
eines  neu  zu  werbenden  Regiments  von  10  Fähnlein  ernannt, 
das  den  Namen  des  Prinzen  von  Parma  führen  sollte  ^).  Können 
wir  schon  daraus  den  Schluss  ziehen,  dass  der  Eggenberger 
dem  Prinzen  von  Parma  bereits  näher  getreten  war  und  dessen 
Vertrauen  erworben  hatte,  so  erhellt  dies  noch  deutlicher  aus 
der  Mission,  die  ihm  im  Frühjahre  1582  zu  Theil  wurde.  Das 
spanische  Regiment  Gonzaga  wurde  damals  zu  einer  besonders 
wichtigen,  geheimnissvollen  Expedition  bestimmt,  deren  Ziel 
nicht  angegeben  wird.    Eggenberg  erhielt  den  Auftrag,   das 


^  YcrgleichsurkuDde,  von  Ferdinand  Freiherrn  von  Fugger  ausgestellt^ 

16.  October  1580   Yerlass- Acten  des  Land-Ger.  in  Qraz. 
^  Decret  vom  26.  Aug.  1581.  Herbst.  Arch.  Eggbg.  L.  3.  24. 


—  86  — 

Regiment  für  dieselbe  zu  gewinnen.  Die  betreffende  Ordre  '*') 
enthält  folgende  Punkte: 

1.  Obrist-Lieutenant  Eggenberg  soll  den  Hauptleuten  des 
genannten  Regimentes  den  Auftrag  des  Prinzen  auseinandersetzen 
und  denselben  nach  seinem  Ermessen  begründen,  2.  Dann  soll 
er  sie  auch  mit  dem  vom  Prinzen  mündlich  ertheilten  Befehl 
bekannt  machen,  damit  die  Hauptleute  die  Knechte  bearbeiten, 
auf  dass  diese  willfährig  werden,  ;,dass  sie  dem  von  Eggenberg, 
den  sie  zuvor  längst  kennt  haben,  in  seinerti  Vor- 
tragen Folge  thun  und  leisten".  3.  Das  Regiment  soll  aus- 
drücklich versprechen,  während  der  Dauer  des  hochwichtigen 
„Anschlages**  im  Dienste  zu  bleiben.  4.  Für  den  Unterhalt 
werden  für  25  Tage  und  je  ein  Fähnlein  300  Gulden  Kronen 
erlegt  und  nach  Verrichtung  des  ;, Anschlages**  2  Monatsold 
baar  bezahlt  5.  Sollte  das  Geld  nicht  gleich  zur  Hand  sein, 
so  wird  dem  Regiment  ein  Quartier  angewiesen,  wo  es  die 
Zahlung  erwarten  soll.  6.  Für  Proviant  und  Vorrath  im  Lager 
wird  genugsam  gesorgt  werden. 

Im  Jahre  1584  war  Ruprecht  mit  dem  spanischen  Succurs 
unter  dem  Grafen  von  Arenberg  zur  Belagerung  von  Bonn 
abgerückt.  Bonn  war  der  Hauptwaffenplatz  des  Erzbischofs 
von  Cöln  aus  dem  Hause  Truchsess  von  Waldburg,  der  der 
schönen  Agnes  von  Mansfeld  zulieb  evangelisch  geworden  war 
und  gestützt  auf  die  protestantische  Auslegung  des  Augsbui*ger 
Religionsfriedens  sein  Erzbisthum  in  ein  weltiiches  Territorium 
umwandeln  wollte.  Herzog  Ernst  von  Baiem,  der  von  katho- 
lischer Seite  zu  seinem  Nachfolger  in  der  Würde  und  den 
Besitzungen  des  Erzbisthums  gewählt  worden  war,  belagerte 
Bonn  mit  spanischen  Hilfstruppen.  Ruprecht  von  Eggenberg 
commandiei-te  dabei  die  Artillerie  und  nahm  an  den  Bemühungen 
der  Spanier  Theil,  die  ohnehin  schon  entmuthigte  Besatzung 
von  Bonn  zur  üebergabe  der  Festung  zu  veranlassen.  Er  und 
der  Graf  von  Arenberg  „Hessen  sich  oftmal  bei  Nacht  und 
Tag  bei   der  Ringmauer  finden    und   hielten  mit  der  Wacht 


10)  Decret  vom  2.  Mai  1582.  Ebendaselbst. 


—  87  — 

Sprach"  ^*).  Der  Erfolg  blieb  nicht  aus ;  die  Besatzung,  welche 
von  Ernst  von  Baiern  Bezahlung  ihrer  Rückstände  hofite,  nahm 
den  Befehlshaber  Carl  Truchsess  gefangen  und  öifnete  den 
Baiern  die  Stadt. 

Es  ist  begreiflich,  dass  man  in  der  Heimat  auf  Ruprecht 
aufmerksam  wurde  uud  dass  man  seiner  auch  am  Hofe  des 
Erzherzog  Carl  rühmend  gedachte.  Dieser  aber,  der  sich  der 
Wehrhaftmachung  seiner  innerösteiTeicliischen  Lande  mit  so 
viel  Ernst  und  Hingebung  gewidmet  hatte,  musste  wohl  darauf 
bedacht  sein,  Männer  von  der  Tüchtigkeit  Ruprechts  nicht 
ganz  dem  Dienste  des  Vaterlandes  entziehen  zu  lassen.  Er 
trug  demselben  daher  eine  Stellung  an,  die  ihn  verpflichtete, 
in  Tagen  der  Gefahr  an  der  Vertheidigung  Steiermarks  gegen 
den  Erbfeind  theibsunehmen  und  es  ihm  dennoch  ermöglichte, 
so  lange  man  seiner  nicht  dringend  bedurfte,  unter  den  spa- 
niscJien  Fahnen  Ruhm  und  Gut  zu  erwerben. 

Erzherzog  Carl  hatte  im  Jahre  1574  die  Befestigung  der 
Stadt  Graz,  seiner  Residenz,  begonnen  und  dieselbe  durch 
grossartige  Bauten  auf  dem  Schlossberge  zu  einem  festen  Platze 
ersten  Ranges  gemacht  Zum  ersten  Hauptmanne  dieses  « Haupt- 
Schlosses  Grätz"  und  Hauptmapne  der  Leib-Guardi  wurde  nun 
Ruprecht  von  Eggenberg  bestellt.  Die  Instruction  für  >das  neu 
geschaffene  Amt,  welche  der  Erzherzog  am  1.  Januar  1585 
erliess  ^'^),  motivirt  die  Ernennung  Ruprechts  durch  das  „gnä- 
dige Vertrauen,  sowie  in  Bedenkung  seiner  uns  bekannten 
Redlichkeit,  Schicklichkeit  und  aufrichtigen  getreuen  nützlichen 
Dienste"  uud  normirt  seinen  Gehalt  mit  1500  Gulden  und 
80  Gulden  Beheizuugspauschale  jähriich.  Sie  enthält  zugleich 
die  Zusicherung,  dass  er  in  des  Königs  von  Spanien  oder 
anderen  des  Hauses  Oesterreich  Diensten  eine  Oberstenstelle 


i<)  Ehevenlnller,  Ann.  Ferd.  T.  II.  322. 

")  HerbersU  Arch.  Eggbg.  L.  8.  24.  Den  Inhalt  der  Instruction,  welche 
in  ausftlhrlicher  Weise  die  Obliegenheiten  dieses  Dienstes  auseinander- 
setzt, der  theils  militärischer  Natur  war,  theils  den  Charakter  eines 
Hofamtes  trug,  werde  ich  seinerzeit  an  anderer  Stelle  zu  besprechen 
haben. 


—  88  — 

aonehmen  dürfe,  „wofern  wir  änderst  dann  dazumal  seiner 
Person  nicht  selbst  unentbehrlich  bedürfen  und  füglich  ent- 
rathen  könnten**,  unter  der  Bedingung;  „dass  er  mitlerweil 
seines  Aussenseins  und  bis  auf  die  Zeit,  so  wir  ihm  bestimmt^ 
inehrberührte  beide  Hauptmannschaften  durch  taugliche  quali- 
ficirte,  uns  dazu  annehmliche  Personen  verwalten  lassen  möge, 
ihm  auch  inzwischen  obstehende  seine  deputirte  Besoldung 
einen  als  den  andern  Weg  fortlaufen  solle''.  Mit  den  beiden 
vereinigten  Hauptmannschaften  erhielt  Eggenberg  zugleich  den 
Titel  eines  erzherzoglichen  Rathes,  den  er  bis  zu  seinem  Ende 
führte.  Ob  Ruprecht  im  Winter  1584 — 85  in  Graz  anwesend 
war  und  den  bezeichneten  Posten  thatsächlich  angetreten  hat^ 
lässt  sich  nicht  mit  Bestimmtheit  behaupten ;  doch  ist  es  nicht 
unwahrscheinlich,  da  er  erst  1587  wieder  in  den  Niederlanden 
als  Träger  eines  hohen  Amtes  genannt  wird. 

Auch  von  spanischer  Seite  suchte  man  den  Eggenberger 
sich  zu  verpflichten,  denn  es  wurde  ihm  zugleich  mit  den 
beiden  Söhnen  des  Erzherzogs  Ferdinand  von  Tirol,  dem  Cardinal 
Andreas  von  Oesterreich  und  dem  Markgrafen  Carl  von  Burgau, 
von  welchen  der  erstere  9000,  der  letztere  4000  Ducaten  er- 
hielt, eine  Jahrespension  von  500  Ducaten  ausgesetzt  und  ihm 
der  Oberstentitel  verliehen  ^^). 

Im  Frühjahre  1587  war  Ruprecht  jedenfalls  wieder  in  den 


1*)  KhevenhiUer,  Ann.  Ferd.  1\  II.  Die  Bewilligung  dieser  Pensionen 
wird  der  Intervention  des  kais.  Gesandten  am  Madrider  Hofe,  Grafen 
Ehevenhiller  zugeschrieben.  Damach  scheint  die  Doppelbestallung  des 
Eggenbergers  die  Frucht  eines  Uebereinkommens  zu  sein,  welches 
die  beiden  habsburgischen  Linien  geschlossen  haben,  um  diese  tüchtige 
Kraft  ihrem  Dienste  zu  sichern.  —  Am  20.  December  1588  bevoll- 
mächtigte Ruprecht  von  Eggenberg  vor  dem  kgL  Notar  Peter  van  der 
Hove  in  Brüssel  seinen  Geschäftsfreund  ^Danielem  Retelesium  mer- 
catorem,  moram  trahentem  in  nobili  emporio  et  civitate  Antwerpiensi'^ 
zur  Empfangnahme  dieser  Pension.  Als  Zeugen  waren  gegenwärtig: 
Dms.  Bemardinus  Baro  de  Herberstein,  Ludovicus  Baro  de  Grikinghen 
et  Emanuel  de  Montbroot  Legalisirt  ist  die  Urkunde  durch  Ferdinand 
de  Salinas,  Reg.  Cath.  Mtis.  Gonciliarius  et  magister  libellorum 
supplicorum  in  suo  supremo  consilio. 


—  89    - 

Niederlanden.  Am  *24.  Mai  stellte  ihm  der  Herzog  von  P«inna 
das  Ernennungsdecret  als  Oberster  eines  Regiments  hoch- 
deutschen Kriegsvolks  zu  Fuss  von  12  Fähnlein  aus.  Jedes 
Fähnlein  sollte  300  Mann  stark  werden  und  die  Bestallung 
G  Monate  dauern.  Würde  das  Regiment  vor  oder  nach  Ablauf 
der  6  Monate  beurlaubt,  d.  h.  entlassen  werden,  so  sollten 
die  Offieiere  und  Knechte  einen  halben  Monatssold  Abzuggeld 
bekommen.  Der  Sold  für  den  gemeinen  Knecht  war  nach  der 
in  ganz  Deutschland  geltenden  Norm  mit  4  Gulden  rheinisch 
für  1  Monat  bemessen.  Durch  die  Ernennung  zum  Obersten 
war  Ruprecht  zunächst  zur  Anwerbung  des  Regimentes  ver- 
pflichtet, das  ja  noch  nicht  bestand ;  der  Bestallungsbrief  galt 
zugleich  als  Werbepatent  und  diesem  wurde  ein  genaues 
Verzeichniss  aller  Aemter,  Befehlshaber  und  Parteien  und 
deren  Bezüge  beigegeben,  zu  deren  Auszahlung  sich  der  Kriegs- 
hen-,  der  König  von  Spanien  und  an  dessen  Stelle  der  Herzog 
von  Parma,  verpflichtete  *')■  Für  seine  Person  erhielt  Eggen- 
berg 400  Gulden  monatlich. 


*^)  Herbst.  Arch.  Staat  und  VcrzeicIinisB,  was  Ihr  Kön.  Mait.  zu  Hispanien, 
mein  Allergnädigster  lieber  Herr  zn  Unterhaltung  und  Besoldung 
unsers  besonders  lieben  Ruprechten  von  £ggenberg  zu  Ehrenhausen, 
fürstl.  Durchlaucht  Erzhorzogs  CarVs  zu  Oesterreich  Rath,  dcro  Leib- 
guardi  und  des  fürstlichen  Haupt  Schloss  Graz  Hauptmanns,  als 
Ihrer  Maj.  Obrister   über   ein  Regiment  hochteutschcs  Kriegs- Volks 

zu  Fuss 

Erstlich  auf  gedachts  Obristen  Leib-  und  Tafelgeld  400  fl ,  auf 
einen  Caplan,  den  er  zu  halten  schuldig  sein  solle,  8  fl.,  auf  einen 
Schreiber  8  ü.,  auf  8  Trabanten  82  fl.,  auf  einen  Pfeifer  und  Trummel- 
schläger  16  fl.,  6  gemusterte  Pferd  72  fl.,  einen  Reisewagen  24  fl., 
einen  Dolmetschen  8  il.,  den  Christ  Lcutenant  100  fl.,  dessen  2  Tra- 
bauten  8  fl.,  einen  Profosen  40  fl.,  dessen  Gaplan  8  fl.,  Schreiber  8  fl., 
4  Trabanten  IG  fl.,  des  Profosen  Leutenant  20  fl.,  dessen  2  Trabanten 
8  fl.,  8  Steckenknecht  82  fl.,  einen  Stockmeister  8  fl.,  einen  Nach- 
richter 16  fl.,  dem  Schultheissen  40  fl.,  dem  Gericht  Schreiber  8  fl., 
10  Gerichtsleute  40  fl.,  einen  Gerichtsweibel  4  fl.,  einen  Trabanten 
des  Schultheissen  4  fl.,  einen  Wachtmeister  40  fl.,  dessen  Trabanten 
4  fl.,  einem  Quartiermeister  40  fl.,  dessen  Trabanten  4  fl.,  einen 
Obristen  Foldscheer  32  fl.,  einen  Proviantmeister  .32  fl.,  einen  Hurer- 


—  90  — 

Auch  diesmal  war  Eggenberg  bestimmt,  an  einer  Expedition 
gegen  Bonn  theilzunehmen.  Dort  hatte  sich  der  Parteigänger 
Martin  Schenk  festgesetzt,  nachdem  er  die  Besatzung  des 
neuen  Erzbischofs,  des  Herzogs  Ernst  von  Baiem,  vertrieben 
hatte  ^5),  Der  Herzog  von  Parma  schickte  den  Prinzen  von 
Simay,  Carl  von  Croy  mit  6000  Mann  zur  Belagerung  des 
Platzes  ab.  Unter  ihm  commandirten  die  Obersten  Spineli, 
Samblemont,  Eggenberg  und  Don  Juan  de  Cordua  mit  300 
leichten  Pferden.  Bei  der  Belagerung  selbst  war  auch  Oberst 
Verdugo  thätig.  Ein  allzurascher  Angriff  brachte  die  Belagerer 
in  grosse  Unordnung.  Da  legte  sich  Eggenberg  mit  seinem 
Regiment  „an  die  Schantz^  und  unterhandelte  mit  den  von 
Martin  Schenk  geworbenen  deutschen  Knechten  mit  so  gutem 
Erfolge,  dass  sich  die  Stadt  ergab.  Darauf  zog  Eggenberg 
unter  dem  Grafen  von  Mansfeld  (dem  Vater  des  im  30jährigen 
Kriege  berühmt  gewordenen  Erast)  gegen  die  Stadt  Wachten- 
donk,  nach  deren  Einnahme  sein  Kegiment  abgedankt  wurde. 
Die  Knechte  desselben  fanden  jedoch  sofort  wieder  Beschäftigung : 
sie  wurden  von  der  Liga  in  Frankreich  geworben,  die  gegen 
den  König  von  Navarra  im  Felde  lag. 

lui  Sommer  1591  bcschloss  Alexander  Farnese,  persönlich 
der  hartbedrängten  Liga  zu  Hilfe  zu  kommen.  Er  wollte  Rouen 
entsetzen,  das  von  Heinrich  IV.  und  den  deutschen  Hilfsvölkern 
unter  Christian  von  Anhalt  belagert  wurde.  Eggenberg  erhielt 
im  Mai  den  Auftrag,  ins  Reich  zu  gehen  und  eine  Fahne 
Reiter  zu  300  Pferden  zu  werben  ^  %  Nicht  ohne  Schwierigkeit, 
da  ihm  die  Pfalz  den  Durchzug  verweigerte  *•),  gelangte  er 
auf  den  Musterungsplatz  im  Limburgischen  ^^)  und  zog  dann 


wcibel  4  fl.  Summa  Summarum  aller  obbcschricbenen  Posten  dieses 
Staats  auf  einen  ganzen  Monatssold  thut  1084  Qulden."  Die  10 
Feld^aibel  wurden  aus  den  über  seh  Ossigen  Sölden  „gutgemacht". 

•*)  Khevenhiller,  Ann.  Ferd.  T.  in.  644  ff. 

»•)  Herbst.  Arch.  L.  8.  24. 

<')  Ebendaselbst  Siehe  auch  den  folgenden  Brief  des  Herzogs  von  Parma 
an  Erzherzog  Ernst 

IS)  Ebendaselbst 


—  91     - 

dem  Herzoge  nach.  Die  Ligisten  in  Rouen  waren  schon  im 
Begriffe,  mit  dem  Könige  von  Navarra  zu  unterhandeln,  als 
die  Nachricht  von  dem  Anzüge  Parma^s  zu  ihnen  gelangte. 
Sofort  standen  sie  wieder  davon  ab  *^).  Parma  hatte  den  Oberst 
Eggenberg  vorausgesendet,  um  Proviant  in  die  Stadt  zu  bringen. 
Eggenberg  hatte  70  Pferde  und  ein  „starkes  Geleit"  bei  sicli. 
Die  Protestanten  legten  ihm  aber  bei  Capelle  einen  Hinterhalt, 
nahmen  ihm  die  Proviantwagen  ab  und  „schlugen  den  mehrer- 
theil  todt  Der  Colonell  selbst  entkam  mit  aller  Noth,  nachdem 
er  sich  tapfer  gewehrt"  ^'^). 

Nach  mehrfachen  Kämpfen  um  Rouen  erlitten  die  Spanier 
im  April  1592  eine  bedeutende  Niederlage  und  waren  in  Folge 
grossen  Mangels  an  Geld  und  Proviant  genöthigt,  in  die  Nieder- 
lande zurückzuziehen.  Eggenberg  folgte  dem  Herzoge  von  Parma 
dahin  und  musste  volle  3  Monate  zuwarten,  bis  er  das  Geld 
erhielt,  um  sein  Kriegsvolk  befriedigen  zu  können.  Nachdem 
dies  geschehen,  kehrte  er  in  die  Heimat  zurück,  von  der  er 
länger  fem  geblieben  war,  als  er  in  Anbetracht  der  Aemter, 
die  er  dort  zu  versehen  hatte,  rechtfertigen  konnte.  Der  Prinz 
von  Parma,  dessen  Vertrauen  er  im  hohen  Grade  erworben 
hatte,  richtete  daher  ein  eigenhändiges  Schreiben  an  den  Erz- 
herzog Ernst,  der  seit  dem  Tode  Erzherzog  Carl's  die  vor- 
mundschaftlichc  Regierung  in  Innerösterreich  führte ,  um 
Eggenbergs  wieder  Erwarten  ausgedehnte  Abwesenheit  zu 
rechtfertigen.  Ich  theile  dasselbe,  da  es  als  ein  besonderes 
Zeichen  der  Anerkennung  und  als  Empfehlungsbrief  betrachtet 
werden  muss,  in  Folgendem  mit  '-*  ^) : 

An  Durchleuchtigen  Hochgebornen  Fürsten  Herrn  Ernsten, 
Erzherzogen  zu  Oesterrcich ,  Herzogen  zu  Burgand,  Steyr, 
Kärnten,  Craiu  und  Wirtenberg,  Grafen  zu  Ilabsburg  und  Tyrol, 
Unsern  freundlichen  lieben  Herrn  und  Vettern. 


'")  Jacobi  Franc!  Ilistoria  quinquennalis  1590-  95. 

^  Ebendaselbst  und  bei  Khevenhiller,  Ann,  Ferd.  T.  lll  929,  der  dem 

Berichte  des  Jac.  Francus  fast  wortgetreu  folgt. 
«•)  Herbst  Arch.  L.  3.  24, 


—  92  — 

Durchleuchiigcr,  Hochgeborncr  Fürst,  £.  L.  sind  unsere 
ganz  willigen  Dienst  und  was  wir  mehr  Liebs  und  Guts  ver- 
mögen zuvor.  Besonder  lieber  Herr  und  Vetter.  E.  L.  werden 
sich  allen  Zweifels  ohn  noch  guter  massen  zu  entsinnen  wissen, 
als  wir  nächst  verwichnen  Jahrs  von'  der  Egl.  Maiestat  zu 
Hispanien,  unserm  gnädigsten  Herrn,  Ihrer  Kriegsmacht  mit 
einer  Anzahl  Reiter  und  Knecht  zu  starkem  Befehl,  und  unter 
Andern  den  Gestrengen  unsern  lieben  besondern  Ruprechten 
von  Eggenberg  zu  Ehrenhausen  abermals  zum  Obersten  über 
zwölfhundert  teutscher  Reiter  und  Pferde  in  Dero  Dienst  be- 
stellt gehabt,  und  obwol  nun  dieselbige  Eggenbcrgischen  Reiter 
im  heiligen  Reich  durch  etzliche  Ihrer  Maj.  Abgünstige  also 
behindert  und  aufgehalten  worden,  dass  er  Obrister  nur  mit 
einer  ringen  Anzal  dieser  Ends  angelangt,  So  hat  er  dannoch 
seine  bereitwillige  Dienstbarkeit  im  letzt  verrichten  Feldzug 
in  Frankreich  und  Entsetzung  der  Stadt  Ronen  mit  seiner 
persönlichen  Gegenwärtigkeit  unter  uns  bezeugen  wollen.  Und 
seithero  wir  wiederum  aus  Frankreich  hieher  augelangt,  in 
Verfolg  sein  und  seiner  Reiter  praetension  und  Forderung 
auch  über  drei  Monat  alhie  zubringen  müssen. 

Wann  uns  aber  gedachter  von  Eggenberg  Oberster  jetzt 
und  zu  mehrmalen  hiebevon  unterthänig  zu  erkennen  geben, 
wie  er  von  weiland  des  Durchleuchtigen  Hochgebornen  Fürsten 
Herrn  Carls  Erzherzogen  zu  Oesterreich  hochseeliger  Gedächtnis 
hinterlassener  Junger  Herrschaft  solche  Aemter  und  Befehl 
trüge,  da  sein  langwieriges  Abwesen  E.  L.  als  Administratom 
derselben  Oesterreichischen  Länder  zu  Ungnaden  und  Misfallen 
besorglich  gelangen  möchte,  wann  wir  ihm  nicht  unsere  attesta- 
tion  über  bedeutetes  sein  ehrhaftes  langes  Ausbleiben  an  E.  L. 
ertheilen  wurden.  Hierum  ersuchen  K  L.  wir  hiemit  freundlich 
die  wolle  des  von  Eggenberg  Obersten  aus  angedeutten  Hin- 
derungen verursachtes  Abwesen  nicht  allein  in  keinen  Ungnaden 
und  Unguten  vermerken,  sondern  ihn  denselbigen  seines  tapfern 
Gemüts,  trefflicher  guter  Eriegserfahrung  und  mehrerer  Adelichen 
Tugenden  halber  in  allen  seinen  vorfallenden  Sachen  zu  Gnaden 
lassen   empfohlen   sein.    Das    sind   nun  E.  L.  wie   ingleichen 


—  93  — 

und  andern  freundlich  und  fleissig  zu  verdienen  erbietig  und 
derselben  obn  das  zu  Bezeigung  aller  behaglicher  Willfahrung 
alle  Zeit  geneigt.  Geben  zu  Spa,  den  ersten  Tag  Octobris, 
anno  1592. 

Alexander  Herzog  zu  Parma  und  Placenz,  Ritter  vom 
Orden  des  gülden  Felles  der  Kön.  Maitt.  zu  Hi- 
spanien  Statthalter-Gubcrnator  General  und  Oberster 
Feldhauptmann  in  Niederland 

Alex.  Farne se  m.  p. 
So  schmeichelhaft  dieses  Schreiben  für  Eggenberg  lautete 
und  so  sehr  er  mit  der  Form  seiner  Entlassung  aus  spanischen 
Diensten  zufrieden  sein  konnte,  so  unangenehm  musste  es  für 
ihn  sein,  dass  es  ihm  nicht  gelungen  war,  eine  Befriedigung 
seiner  Geldforderungen  noch  bei  seiner  Anwesenheit  in  den 
Niederlanden  zu  erreichen.  Es  ist  nicht  zu  zweifeln,  dass  die- 
selben sehr  bedeutend  waren,  nachdem  Ruprecht  von  Eggenberg 
wie  fast  alle  seine  Standesgenossen  damaliger  Zeit,  es  sehr 
gut  verstanden  hat,  die  geschäftliche  Seite  des  Kriegswesens 
mit  Vortheil  zu  pflegen.  Die  Gelegenheit  hiezu  war  im  reichsten 
Masse  geboten:  Oberst  und  Hauptleute  waren  die  Unter- 
nehmer der  Werbung,  mit  allen  möglichen  Mitteln  und  Prak- 
tiken ausgerüstet,  um  sich  den  Sold  für  Leute  zahlen  zu 
lassen,  die  entweder  gar  nie,  oder  doch  nur  wenige  Tage  bei 
der  Fahne  waren.  Je  unregelmässiger  die  Zahlung  war,  je  öfter 
die  Herren  Ofificiere  mit  eigenen  Mitteln  aushelfen  mussten, 
desto  oberflächlicher  war  die  Controle,  desto  kühner  waren 
die  Rechnungen,  welche  den  Zahlmeistern  vorgelegt  wurden. 
Selbstverständlich  beeilten  sich  die  Kriegsherren  ihrerseits 
nicht,  solche  Rechnungen  zu  liquidiren ;  es  kam  äusserst  selten 
vor,  dass  sich  die  Gläubiger  nicht  irgend  einen  Abzug  gefallen 
lassen  musbten,  um  nur  überhaupt  zu  einem  Gelde  zu  gelangen. 
So  ergieng  es  auch  Herrn  Ruprecht,  obwohl  er  alle  Hebel  in 
Bewegung  setzte,  um  die  Spanier  zur  Zahlung  zu  bewegen. 
Sein  Landesherr,  Erzherzog  Ernst  von  Oesterreich,  richtete 
selbst  ein  Schreiben  an  den  König  von  Spanien,  in  welchem 
er  auf  die  zwanzigjährigen  Dienste  Eggenberg's  „tarn  in  classc 


_     94     — 

maritima,  quam  in  Inferiori  Germania^  und  auf  seine  Be- 
mühungen bei  der  letzten  Werbung  hinwies.  Er  habe  dabei 
grosse  Auslagen  gehabt,  die  ihm  in  keiner  Weise  ersetzt  worden 
seien  und  vom  Herzoge  von  Parma  nichts  anderes  erreicht, 
als  dass  ihn  dieser  an  den  König  gewiesen  habe.  Der  Erz- 
herzof;  intercedire  daher  nur  desshalb,  damit  dem  Eggenberg 
der  erwachsene  Schaden  wenigstens  vergütet  werde  ^'^.  —  Die 
Wirkung  dieses  Schreibens  scheint  keine  befriedigende  gewesen 
zu  sein,  denn  in  späteren  Verhandlungen  Eggenbergs  mit  dem 
Kaiser  wird  ihm  mehrmals  die  Zusicherung  gegeben,  man 
wolle  seine  Abfertigung  bei  der  Krone  Spanien  betreiben. 


n. 

Kriegszustand  in  Innerösterreich.  Tttrkenkriege  Ton 
1592  und  1593  bis  zur  Schlacht  bei  Sissek. 

Als  Ruprecht  von  Eggenberg  im  Herbste  1592  in  die 
Heimat  zurückkehrte,  um  von  da  an  in  dieser  einen  seinen 
Kenntnissen  und  seinem  Rufe  entsprechenden  Wirkungskreis 
zu  suchen,  schwebten  die  innerösterreichischen  Lande,  mit 
deren  Verwaltung  auch  ein  Theil  des  von  den  Türken  be- 
drohten Grenzgebietes,  nämlich  die  „windische  und  crabatische 
Gränze"  verbunden  war,  in  grosser  Kriegsgefahr.  Der  1590 
verstorbene  Erzherzog  Carl  von  Innerösterreich  hatte  zwar 
mit  dem  grössten  Eifer  die  Verbesserung  des  trostlosen  Ver- 
theidigungszustandes  angestrebt,  in  welchem  er  seine  Lande 
beim  Regierungsantritte  antraf,  seine  unausgesetzte  ThäUg- 
keit^*)  war  auch  nicht  ohne  Erfolg  geblieben;  dennoch  hatte 


^^  Herbst.  Arch.  L.  8.  24.  „Copia  eines  Schreibens,  so  Erzherzog  Ernst 
von  Oesterreich  ihm  Raprechten  von  Eggenberg  Obristen  an  die  kön. 
Mt.  aus  Hispanien  gethan.  1.  Februar  1698.'^ 

'')  Eine  eingehende  Darstellung  derselben  mQsste  mit  den  gesammten 
politischen  Verhältnissen  Innerösterreich s  in  Verbindung  gebracht 
werden.  Dieselbe  wQrde  in  den  Rahmen  dieses  Aufsatzes  nicht  passen ; 
ich  hoffe  jedoch,  in  nächster  Zeit  diesen  Glegenstand  selbststftndig 
behandeln  zu  können. 


—    '95     - 

eben  nur  das  Allernothwendigste  ins  Werk  gesetzt  werden 
hönnen,  nachdem  es  an  eigenen  Mitteln  und  an  ausgiebiger 
Hilfe  gebrach.  Niemand  konnte  in  die  Widerstandskraft  der 
Grenzhäuser  oder  des  zur  Verfügung  stehenden  Kriegsvolkes 
festes  Vertrauen  fassen,  nachdem  stets  neue  Klagen  einliefen, 
dass  da  oder  dort  die  Mauern  einer  Feste  eingestürzt,  die 
„Gebäu"  im  übelsten  Zustande  seien,  Befehlshaber  und  Knechte 
wegen  mangelnder  Bezahlung  davonzugehen  drohten  und  die 
türkischen  Raubexpeditionen  immer  schon  geglückt  waren  und 
grossen  Schaden  an  Menschen  und  Gut  angerichtet  hatten, 
ehe  die  nöthigen  Streitkräfte  versammelt  waren,  um  ihnen  mit 
Erfolg  in  den  Weg  treten  zu  können.  Zwar  fehlte  es  nicht 
an^  kühnen  Handstreichen  und  siegreichen  Angriffen  auf  Seite 
der  christlichen  Truppen,  sie  waren  aber  niemals  entscheidender 
Natur  und  man  konnte  das  Gefühl  nicht  unterdrücken,  dass 
bei  einem  ernstlichen  Angriffe  der  Türken  so  ziemlich  Alles 
auf  dem  Spiele  stand. 

Die  Friedensschlüsse,  welche  ab  und  zu  vom  Kaiser  mit 
der  Pforte  geschlossen  wurden,  hatten  für  Innerösterreich  und 
dessen  Grenzländer  nur  geringe  Bedeutung.  Führte  auch  der 
Sultan  keinen  allgemeinen  Krieg,  so  liesen  es  sich  die  Sand- 
schaks  der  slavischen  und  ungarischen  Territorien  doch  nicht 
nehmen,  auf  ihre  eigene  Faust  in  das  christliche  Gebiet  ein- 
zufallen und  wenn  diese  Züge  auch  meist  nur  den  Zweck 
hatten.  Beute  zu  liefern,  so  niussten  sie  doch  in  hohem  Grade 
beunruhigen,  da  man  niemals  wissen  konnte,  wohin  und  wie 
weit  dieselben  gerichtet  seien.  Klagen  und  Vorstellungen  bei 
der  Pforte  waren  natürlich  gänzlich  fruchtlos,  nachdem  die 
Würdenträger  in  Konstantinopel  keinen  Anlass  fanden,  auf 
die  reichlichen  Geschenke  zu  verzichten,  mit  welchen  die 
räuberischen  Paschas  ihre  Zustimmung  zu  dergleichen  kleinen 
Friedensstörungen  erkauften.  Für  Völkerrecht  und  politi- 
schen Anstand  haben  die  Türken  jener  Zeit  kein  Verständniss 
gezeigt 

Schon  im  Sommer  1591  hatten  die  Türken  im  Gebiete 
von  Canischa  mehrere  Grenzhäuser  we^rgenommen  und  Canischa 


—    9fr   - 

selbst  bedroht"*),  im  April  1592  waren  sie  mit  starker  Macht 
an  der  Sau  erschienen  und  hatten  einen  Theil  des  steirischen 
Aufgebots,  nämlich  die  Mannschaften  der  Viertel  Ensthal,  Juden- 
burg und  Cilli,  bei  Brest,  einem  gegenüber  Petrinia  errichteten 
Blockhause,  am  19.  Juli  geschlagen '^'^)  Sie  machten  hierauf 
den  Versuch,  sich  Sisseks  zu  bemächtigen;  die  Bestechungs- 
versuche, welche  sie  bei  den  dort  gebietenden  Agramer  Dom- 
herren anstellten,  mislangen  nicht  nur,  sondern  gaben  diesen 
Gelegenheit,  eine  KriegsUst  zur  Ausführung  zu  bringen,  mdem 
sie  sich  scheinbar  zur  Uebergabe  des  Platzes  anschickten, 
500  Türken  in  die  Festung  einliessen  und  dann  nieder- 
machten '*).  Die  Niederlage  bei  Brest  rief  in  den  bedrohten 
Ländern  eine  furchtbare  Aufregung  hervor.  Nach  allen  Seiten 
wurden  dringende  Mahnungen  um  Hilfe  gerichtet  Erzherzog 
Ernst,  der  Kaiser  und  die  steirische  Landschaft  schickten 
Gesandte  an  die  Beichsstände,  an  Salzburg,  Erzherzog  Ferdinand 
von  Tirol,  nach  Schlesien,  Oberösterreich  u.  s.  w.  Die  Ursache 
des  Unglücks  suchte  man  mit  Recht  in  dem  Mangel  einer 
einheitlichen  Leitung  und  des  Zusammenwirkens  der  ver- 
schiedenen Truppen,  die  an  der  Grenze  zerstreut  lagen.  Andree 
von  Auersperg,  der  Oberst  der  crabatischen  Grenze,  deren 
Hut  nächst  den  kaiserlichen  und  erzherzoglichen  Kriegsvölkem 
den  Krainern  anvertraut  war,  mahnte  nachdrücklich,  man  solle 
vereint  und  nicht  „zizelweis'  anziehen"  * ')•  Am  meisten  fürchtete 
man  für  Canischa,  dessen  Befestigung  noch  immer  höchst 
unvollständig  war,  obwol  seit  Jahrzehnten  auf  die  Wichtigkeit 
dieses  Platzes  auf  das  nachdrücklichste  hingewiesen  worden 
war-^).    Der  Obderensische  Landtag    hatte    zwar   in   seiner 

*^)  Jacobi  Franc!  historia  quinquenn.  Frankf.  1596. 

-^)  Wiener  Kriegsarchiv.   1592.   13/2.   Wahrhafter  Bericht,  Anfang  nnd 

Ursprung  dieses  jetzigen  Hungarischen   Kriegs Behandelt  in 

zusammenhängender  Darstellung  die  Kriegsereignisse  von  1592,  1593 
und  1594.  Abgedruckt  i.  d.  Oesterr.  militär.  Zeitschrift  (Schals)  1821. 
12.  Heft 

*^  Ebendaselbst  und  bei  Decius  Baronius  Magyar  instoriäja. 

^"O  Steir.  Landesarchiv.  Fase  3  der  sogenanuten  81  Fase. 

^)  Siehe   darüber  meine  Abhandlung  „Ueber  den  Versuch  einer  Trans- 


—     97     — 

Session  vom  April  1592  eine  bedeutende  Summe  als  Bauhilfe 
für  Canischa  bewilligt;  davon  war  jedoch  kaum  die  erste 
Rate  gezahlt  und  diese  reichte  nicht  hin,  um  rasch  alle  Schäden 
ausbessern  und  die  nothwendigsten  Zubauten  auffuhren  2u 
können  -  ^).  Der  Kaiser  konnte  auch  nichts  Erkleckliches  thun, 
der  gleiclizeitige  Einfall  der  Türken  in  Ober-Ungarn  nahm 
seine  Mittel  ohnehin  derart  in  Anspruch,  dass  sie  bald  voll- 
ständig erschöpft  waren.  Böse  Nachrichten  kamen  aus  Con- 
stanünopel.  Hassan  Pascha,  der  Sieger  von  Brest,  hatte  dort 
einen  Triumph  gefeiert  und  der  Sultan  darüber  nicht  nur 
eine  grosse  Freude  gezeigt,  sondern  die  Misachtung  gegen  den 
Kaiser  so  weit  getrieben,  dass  er  dessen  Botschafter,  Herrn 
Friedrich  Greckowitz  sammt  dem  Botschaftspersonale  gefangen 
setzen  „und  ihm  allen  Despect  beweisen^  liess.  Die  Veran- 
lassung dazu  hatte  der  Yerrath  des  Hofmeisters  der  Botschaft, 
Ladislaus  Martin  von  Altenburg  in  Schlesien  gegeben,  ^^der 
dem  Herrn  Oratori  über  die  Ziffer  und  seine  geheime  Sachen 
kommen,  dieselben  den  Türken  vertraut  und  offenbart,  er 
aber,  ein  sodoraitischer,  gottsvergessener  loser  Bub,  wird  zum 
Türken,  lässt  sich  beschneiden  und  nimmt  eine  Türkin '^ '''). 
Diese  Vorgänge  Hessen  es  glaublich  erscheinen,  was  allgemeines 
Gerede  in  den  Landen  war,  dass  in  nächster  Zeit  ein  allge- 
meiner Kriegszüg  der  Türken  zu  erwarten  sei.  Der  gefangene 
Botschafter  selbst  fand  Gelegenheit,  eine  Depesche  abzufertigen, 
die  am  20.  März  in  Prag  einlangte  und  besagte,  Sultan 
Amurath  wolle  selbst  gegen  Wien  ziehen '  *).  Das  Kriegsvolk, 
welches  im  Herbst  1592  an  der  Grenze  zusammengekommen 
war,  scheint  überdies  nicht  vom  besten  Geiste  beseelt  gewesen 
zu  sein.  Der  Markgraf  von  Burgau,  Erzherzog  Ferdinands 
Sohn,    der   die   kaiserlichen,   tirolischen  und  salzburgischen 


laüon   des   deutschen  Ordens   an  die  ungarische  Grenze''.  (Archir  f. 
öst.  Gesch.  LYI.  Bd.  II.  Hälfte,  pag.  403—445 ) 

«9)  Wiener  Kriegsarchiv.  1692   IV.  12. 

30)  Wiener  Kriegsarchiv  1692.  I.  1. 

^^)  Ebendaselbst. 

MlUhcil.  des  hist.  Vercliaes  f.  Btelenaark.   XXVI.  Heft,  1878.  J 


—     98     — 

HOfstruppen  befehligte,  war  nach  Innsbruck  zurQckgekehrt 
und  hatte  seine  Leute  in  ziemlich  desperatem  Zustande  in 
Croatien  zurückgelassen. 

Unter  solchen  Verhältnissen  musste  Ruprecht  von  Eggen- 
berg bei  seiner  Heimkehr  als  ein  Retter  in  der  Noth  erscheinen. 
Er  war  .der  Mann,  um  an  dem  zerfahrenen  Kriegswesen  an 
der  Grenze  zu  bessern,  was  überhaupt  unter  den  gegebenen 
Verhältnissen  zu  bessern  war.  An  Kriegserfahrung  und  An- 
sehen konnte  sich  keiner  der  im  Dienste  befindlichen  Befehls- 
haber mit  ihm  messen  und  man  durfte  daher  erwarten,  dass 
sie  sich  ihm  gerne  unterordnen  würden.  Dass  sich  diese  Er- 
wartung trotzdem  zum  Theil  trügerisch  erwies,  werden  wir 
im  Verlaufe  der  Erzählung  leider  constatiren  müssen.  Vor 
Allem  aber  musste  er  geeignet  sein,  der  gelockerten  Disciplin 
unter  dem  Kriegsvolke  selbst  zu  steuern,  hatte  er  doch  in 
den  Niederlanden  reichlich  Gelegenheit  gehabt,  unter  den 
misslichsten  Verhältnissen  sich  zurechtfinden  zu  lernen. 

Erzherzog  Ernst  sandte  den  Eggenberger  Anfangs  Februar 
des  für  diesen  zu  so  grosser  Bedeutung  bestimmten  Jahres 
1593  nach  Agram  ").  Er  sollte  im  Vereine  mit  Stefan  Grass- 
wein, Oberhauptmann  zu  Copreiniz  und  Verwalter  des  Obersten 
Befehls  auf  der  Windischen  Grenze,  sowie  mit  Hans  Werner 
und  Jacob  Hannibal  von  Reitenau,  Obristen  „über  das  Kaiser- 
lich und  Salzburgisch  wider  den  Erz<  und  Erbfeind  gegen 
diesen  Windischen  und  Crabatischen  Grenzen  zu  Hilfe  ge- 
schickten Kriegs  Volk*  als  stellvertretender  Commissär  des  nach 
Tirol  verreisten  »Obristen  Leutenant",  des  Markgrafen  von 
Burgau,  den  „Befehl  verwalten",  sich  mit  dem  Obersten  „in 
Crabaten"  (Andree  von  Auersperg)  und  dem  „Baan  in  Windisch- 
land ^,  sowie  mit  allen  Hauptleuten  in  Correspondenz  setzen, 
alles  Wichtige  dem  Erzherzog  als  „General-Obersten"  melden, 
in  dringenden  Fällen  jedoch  selbst  das  Nöthige  vorkehren, 
wenn  auch  einer  von  den  Commissären  von  Agram  abwesend 


'<)  Herberst  Arcb.  Eggenbg.  L.  3.   24.  Instruction  des  Erzberzogs  an 
Biiprecbt  von  Eggenberg. 


—     99     — 

sein  sollte.  Besonders  betont  die  Instruction,  „dass  die  armen 
Leut  oder  Unterthanen  durch  das  Kriegsvolk  mit  gewaltiger 
Hinwegnehmung  des  üirigen  nicht  beschwert"  und  Meutereien 
wegen  röckständigen  Soldes  verhindert  werden.  —  Die  Be- 
stellung von  Commandanten  unter  dem  Titel  „Commissäre** 
war  eine  damals  häufig  vorkommende  Gepflogenheit  Die  Com- 
missäre  waren  immer  unmittelbare  Vertreter  des  Kriegsherrn, 
besonders  bei  der  Musterung  und  Abdankung,  wo  sie  in  erster 
Linie  seine  finanziellen  Interessen  zu  wahren  hatten.  An  die 
Stelle  selbständiger  Commandanten  treten  sie  meist  dann, 
wenn  der  Kriegsherr  entweder  den  Rang  des  obersten  Com- 
mandanten sich  selbst  wahren  will,  oder  wenn  die  eigen- 
thttmliche  Zusammensetzung  der  Heere  die  Feststellung  des 
Wirkungskreises  eines  solchen  erschwert.  Beide  Fälle  treten 
hier  ein,  besonders  massgebend  dürfte  aber  eben  der  Umstand 
gewesen  sein,  dass  die  kaiserlichen,  landschaftlichen  und  fremden 
Hil£scontingente  nicht  leicht  ein  Obercommando  anerkannt 
hätten,  wenn  dasselbe  nicht  in  den  Händen  eines  Mitgliedes 
des  kaiserlichen  Hauses  gelegen  wäre.  Die  Commissäre  bildeten 
mit  den  selbständigen  Befehlshabern  der  einzelnen  Zuzüge 
den  Kriegsrath,  zu  welchem  häufig  noch  einzelne  Persönlich- 
keiten vom  Hofe  oder  von  der  Landschaft  abgeordnet  wurden. 
Im  vorliegenden  Falle  ist  Eggenberg  unzweifelhaft  zum  Leiter 
der  Kriegsangelegenheiten  bestimmt,  durch  die  grössere  Zahl 
der  Commissäre  ist  nur  der  Form  Genugthuung  geschehen. 
In  der  Wesenheit  war  Eggenberg  mit  der  Aufgabe  betraut^ 
in  die  Leitung  des  Kriegswesens  auf  dem  voraussichtlichen 
Kriegsschauplatze  des  nächsten  Jahres  Einheit  und  Ordnung 
zu  bringen. 

An)  deroutesten  war  der  Zustand  der  beiden  Beitenauischen 
Regimenter,  wie  aus  der  Instruction  hervorgeht,  welche  Ruprecht 
von  Eggenberg  und  Amelreich  von  Eibiswald,  Oberst-Zeug- 
meister, erhielten,  als  sie  am  24.  April  1593  nach  dem  Tode 
des  Obersten  Hans  Werner  von  Reitenau  mit  der  Musterung 
und  Auszahlung  seines  Regimentes  betraut  wurden,  dessen 
Commando  der  Oberstlieutenant  Jacob  von  Landenburg  über- 

7* 


—     100     — 

nominen  hatte"*).  Die  Anordnungen,  die  da  getroffen  wurden, 
lassen  schliessen,  dass  die  mannigfachen  Unterschleife,  die  bei 
den  geworbenen  Landsknechttruppen  usuell  geworden  waren, 
auch  an  der  Grenze  vorkamen,  dass  die  Befehlshaber  weit 
mehr  Knechte  in  ihren  Listen,  als  unter  den  Fahnen  fahrten, 
um  sich  durch  die  „überschüssigen  Solde"  zu  bereichern.  Es 
wurde  den  Commissären  aufgetragen,  sich  durch  keinerlei 
Vorwände  von  der  Musterung  abhalten  zu  lassen  und  dieselbe 
nach  den  Registern  vorzunehmen,  welche  die  früheren  Com- 
missäre  Christof  Freiherr  von  Haimb  und  Alban  Grasswein 
verfertigt  und  die  beeideten  Feldschreiber  in  Händen  haben. 
Nachdem  durch  den  verstorbenen  Obersten  berichtet  worden 
sei,  dass  mehrere  Fähnlein  dieses  Regimentes  nur  30  oder 
40  Mann  stark  sind,  so  soll  von  Namen  zu  Namen  revidirt 
und  genau  erhoben  werden,  seit  wann  die  Plätze  erledigt 
sind.  Was  die  Leute  bereits  an  Proviant  oder  Munition  be- 
kommen haben,  soll  ihnen  am  Solde  abgezogen  werden.  Die 
„Atzungen*^,  die  bei  der  letzten  Abrechnung  4950  Gulden 
betragen  haben,  sind  neuerdings  auf  10000  Gulden  aufgelaufen, 
wovon  den  Haupt-  und  Befehlsleuten  noch  gar  nichts  »aufge- 
bebt^ (abgerechnet)  worden  sei.  Die  Commissäre  sollen  auch 
gegen  diese  nach  „Discretion"*  vorgehen.  Das  noch  übrige 
Kriegsvolk  soll  neuerdings  nach  Erfordemiss  in  Fähnlein  ge- 
ordnet werden;  was  die  Commissäre  von  den  ihnen  einge- 
händigten 18000  Gulden  ersparen,  sollen  sie  dem  Feldkriegs- 
Zahlamtverwalter  Stefan  Schmidt  gegen  Quittung  zustellen, 
neue  Muster-Register  in  duplo  anlegen  und  über  die  ganze 
Verrichtung  ordentlich  relationiren.  Die  Commissäre  konnten 
ihrer  Aufgabe  nicht  ohne  heftigen  Widerstand  zu  finden,  ge- 
recht werden.  ;,Nach  folgenden  Auszahlen^  entstand  eine 
Meuterei  unter  den  Reitenauischen  Knechten,  die  zu  den 
schärfsten  Massregeln  Anlass  gab.  Am  16.  Mai  richteten  die 
Commissäre  ein  Schreiben  nach  Graz,  worin  sie  verlangten, 
dass  alle  Knechte,  die  ohne  Passport  ihres  Hauptmannes  in 


»«)  Heiberet.  Arch.  Eggenbg.  L.  3.  24. 


~   101   — 

Städten,   Märkten   oder  Landgerichten  betreten  werden,   ge- 
ftnglich  eingezogen  werden  mögen. 

Diese  Angelegenheit  konnte  kaum  geordnet  sein,  als  die 
türkischen  Schaaren  bereits  gegen  die  Grenze  heranzogen  und 
von  allen  Seiten  die  Nachrichten  eintrafen,  dass  diesmal  nicht 
nur  der  Pascha  von  Bosnien,  sondern  auch  eine  grosse  Zahl 
benachbarter  türkischer  Befehlshaber  am  Kriege  theiluehmen 
werde.    Anfangs  Mai  gieng  bereits   ein  türkisches  Streifkorps 
von   3000  Reitern   und   200  Fusssoldaten  unter  Rustan  Beg 
bei  Petrinia  über  die  Kulpa  und  begann  mit  der  Verheerung 
von  Turopolien,    der  Landschaft  zwischen  Sau   und  Kulpa. 
Sofort  wurden   die  innerösterreichischen  Lande  zum  Anzüge 
an  die  Grenze  aufgeboten.    Die  ersten  am  Platze  waren,  wie 
immer,  die  Krainer  ^*)   unter  Andree  von  Auersperg,   Oberst 
der  croatischen  und  Meergrenze  und  Gommandant  von  Karl- 
stadt.   Von    den    Steirem   waren   nur   die  Besatzungen    der 
windischen  Grenzfestungen  unter  dem  Obersten  der  windischen 
Grenze   Stefan   von   Grasswein  mai'schbereit    Das  steirische 
Aufgebot^  2500  Büchsenschützen  oder  deutsche  Knechte  und 
300  schwere  Reiter,  konnte  vor  einem  Monate  nicht  erwartet 
werden.  Erzherzog  Ernst  betrieb  die  Rüstungen  aufs  eifrigste. 
Er  schrieb  darüber  nach  Prag  an  den  Kaiser  ddo.  22.  Mai '"): 
„Die  Kundschafter  continuiren  noch  fort,   dass  sich  Bos- 
nensis  (der  Pascha  von  Bosnien)  zu  Kostanowitz  samblet  und 
gegen  uns  was  farzunehmen  willens  sein  soll :  unser  Herr,  der 
wehre  ihm  und  zerstöre  seine  Anschläge !  Die  Krainer  sein  zu 
Ross  Fchon  angezogen,  also  halten  wir  dafür,  dass  die  Karner 
(Kärntner)  auch  ihre  Pferd  hinabgeschickt:  der  von  Röderu  ^^) 


'^)  Ueber  die  Organisation  der  Grenzvertheidigung  in  Krain  siehe:  Radios, 
die  Schlacht  bei  Sissek,  pag.  3,  Anm.  8. 

«»)  Handschr.  Nr.  8966  der  Wiener  Hofbibliothek,  Fol.  531 .  Diese  Handschr. 
enthält  eine  grosse  Anzahl  Gopten  von  Briefen  und  Original-Relationen 
aus  dem  Kriegq'ahre  1593. 

»•)  Melchior  von  Redem  zu  Ruppersdorf,  Freiherr  auf  Friedland,  geb. 
Ihbß  zu  Breslau,  Sohn  des  Friedrich  v-  Redem,  Vicedoms  und  Kammer- 
präsidenten in  Ober-  und  Niederschlesien  und  der  Salome  v.  Schönaich, 


—  104  — 

von  einem  Zengger  gehabt,  der  aus  der  Türkei  (nnangcsehcn 
gehabter  Bürgschaft)  zu  Fleiss  entloffen,  dpr  Bassa  wäre   mit 
Geschütz  unter  Ottochaz  zu  ziehen  bedacht,  also  hab  ich  dem- 
nach auf  gemeltes  Burggrafen  von  Schelin    (obwolen  jederzeit 
meine  Meinung  gewest,  mit  meinem  unterhabenden  Kriegsvolk, 
wo  es  von  Nöthen,  zwar  meinen  Pflichten  nach  zu  jedem  Not- 
fall das  meinig  treulich  zu  leisten)  mich  mit  meiner  Ritterschaft 
alsogleich   von    dannen  nit  erhoben,    sondern  in  all  Weg  von 
gedachten  Herrn  Baan    und  Herrn  von  Eggenberg  mehre  Ge- 
wissheit diesorts  erwarten  wollen  und  wie  ich  nun  (neben  dem 
ich  mein  Kriegsvolk  mittlerweilen  in  guter  Bereitschaft  gehalten) 
mehrere  Erinnerung    erwarte,    also  werde   ich   gleich  den  16. 
hernach  von  Herrn  Baan    und  Herrn  von  Eggenberg  um  Hilf 
und  meinen  Zuzug  (mit  gleich  Bericht  der  Belagerung  von  Sissck) 
ersucht  und  gebeten,  darauf  ich  mich  also  meinem  hievor  ge- 
fassten  Intento  nach  im  Namen  des  Allmächtigen  den  17.  hernach 
mit   meiner    Ritterschaft,    denen    200  Crainerischen    und   100 
Carnerischen  Pferden   aufgemacht   und   denselben  Tag  bis  St. 
Johann,  den  folgenden  Tag  aber  bis  an  die   Schanz,  so  Herr 
von  Eggenberg  an  dem  Fluss  Sau  ein  halbe  Meil  von  Agram 
aufwerfen  lassen,  gerückt,    nach   dieser   meiner  alkla  Ankunft 
haben  sich  Herr  Baan  und  Herr  von  Eggenberg  also  auch  der 
Herr   von  Rödern    den  19.    früh  bei   mir  befunden  und  mich 
der  leidigen  Beschaffenheit  Sissek  mit  mehreren  erinnert." 
Auersperg  verlangte  darauf,  dass  man  möglichst  rasch 
zum  Angriff  schreite,  da  er  fast  gar  keinen  Proviant  habe  und 
unmöglich  im  Felde  still  liegen  könne.  Wenn  ihm  der  Oberst- 
Proviantmeister,  Herr  Innocenz  Moscon,  nicht  aus  Freundschaft 
einige  hundert  Gulden   dargeliehen  hätte,   so   dass  er  jedem 
Reiter  2  Gulden  hatte  darreichen  können,  so  würde  er  seine 
Herreise  aus  Noth  und  Unmöglichkeit  nicht  haben  unternehmen 
können.   Darauf  wurde  der  Marsch  gegen  Sissek  angetreten. 
Als  man  benachrichtigt  wurde,  dass  sich  300  berittene  Türken 
bei  Brescowitz  (dies  war  in  der  rechten  Flanke  des  christlichen 
Heeres)  gezeigt  hätten,  wurde  ihnen  ein  Streifcorps  von  400 
Heitern  entgegengeschickt,   das  aus  200  Husaren  des  Baan, 


—   105  — 

100  krainerischen  Husaren  unter  den  Hauptleuten  Miklo 
Thodiolovitsch  und  Michael  Miharinitsch,  und  70—80  Monte- 
cuculischen  Reitern  gebildet  worden  war.  Die  Türken  wurden 
angegriifen,  in  die  Flucht  geschlagen  und  ihnen  40  Rosse  ab- 
genommen. Den  20.  Juni  verweilte  das  christliche  Heer  in 
Schelin,  um  auf  den  Zuzug  des  Grafen  von  Serin  (Zriny)  *^)  zu 
warten,  der  seine  Hilfe  zugesagt  hatte.  Da  er  jedoch  nicht 
anlangte,  zog  man  am  21.  nach  Novigrad,  schlug  ein  Lager  und 
ordnete  „gute  Wachten*^  an.  Die  ^eilende  Post",  es  seien 
türkische  Reiter  im  Anzüge,  alarmirte  die  Christen,  stellte 
sich  jedoch  bald  als  falsche  Nachricht  heraus. 

Am  frühen  Morgen  des  22.  Juni  fand  ein  Kriegsrath  statt, 
über  dessen  Verlauf  sehr  widersprechende  Nachrichten  vorHegen, 
die  nur  darin  übereinstimmen,  dass  sich  zwei  verschiedene 
Meinungen  gegenüber  gestanden  sind;  indem  ein  Theil  der 
anwesenden  Befehlshaber  für,  ein  anderer  gegen  den  so- 
foi'tigen  Angriff  sich  äusserte.  Jedenfalls  hat  sich  schon  damals 
eine  Differenz  zwischen  Andree  von  Auersperg  und  Ruprecht 
von  Plggenberg  ergeben,  die  sich  später  zu  einer  nachhaltigen 
Verstimmung  gestaltete.  Aus  diesem  Grunde  scheint  es  mir 
auch  nicht  zulässig,  über  den  Verlauf  dieses  Kriegsrathes 
ausschliesslich  die  Mittheilungen  Auerspergs  zu  Rathe  zu 
ziehen,  die  zwar  die  ausführlichsten,  aber  durchaus  nicht  un- 
befangen sind,  sondern  das  Bestreben  zeigen,  Eggenbergs 
Verdienst  an  der  Einleitung  der  Schlacht  herabzusetzen  und 
Vorwürfe,  die  vermuthlich  von  diesem  einigen  Befehlshabern 
gemacht  wurden,  zu  entkräften. 

Auersperg  erzählt  ^^),  er  habe  gleich  nach  Tagesanbruch 
durch  den  Baan  erfahren,  Eggenberg  wolle  zwar  bis  vor  Sissek 
hinabziehen,  um  das  Schloss  zu  besehen,  dann  aber  sofort 
wieder  zurückziehen.  Er,    der  Baan,   sei  nun   der  Meinung, 


^')  Die  Zriny's  besasscii  nebst  anderen  Besitzungen  Rann  und  Csakaturn 
und  hatten  eine  selbständige  militärische  SteUung  als  Gapitäno  der 
Murinsel. 

**)  Wien.  Hofbibl.  Handsclir.  89G6,  fol.  452-457. 


—  106  — 

dass  dieses  Vorgehen  die  Sisseker  Besatzung  entmuthigen  und 
das  christliche  Heer  dennoch  in  die  Grefahr  bringen  könne, 
von  den  Türken  angegriffen  za  werden.  Auerspei^  habe  nnn 
Eggenberg  zu  sich  bitten  lassen  (?)  und  dieser  habe  dann 
seinen  Antrag  damit  moüvirt,  dass  er  für  die  Röderischen 
Reiter  und  die  Reitenauerischen  Knechte  nicht  mit  Proviant 
vorgesehen  sei  und  nicht  länger  im  Felde  bleiben  könne,  als 
die  Besichtigung  Sisseks  erfordere.  Er  protestire  dagegen, 
dass  ihm  der  mögliche  Fall  der  Festung  zur  Last  gdegt 
werde.  Dem  entgegen  habe  der  Baan  protestirt,  er  wolle  vor 
Gott  und  der  Welt  unschuldig  sem,  wenn  durch  dieses  Hinab- 
und  Zurückziehen  das  Haus  Sissek  verloren  gehe. 

„und  dieses^  setzt  Anersperg  fort  „sein  beiderseits  die 
damals  fürgeloffenen  beiden  Protestationen  gewesen,  dass  ich 
aber  sagen  könnte,  wie  einer  anter  uns  gewest,  der  nicht  hinab 
ziehen  wollen  und  Herr  von  Eggenberg  (als  ich  etlicher  massen 
muss  verstehen)  dawider  protestirt  h&tte,  davon  kann  ich, 
sintemalen  ich  kein  Wort  gehört,  nichts  reden,  daon  ich  zumal 
zum  Hinabzag  kein  einiges  Bedenken  gehabt,  weilen  ich  eben 
dcrowegen  mit  meiner  Ritterschaft  von  Carlstadt  gezogen.  In 
solchen  abgehörten  zu  beiden  Theilen  hin  und  wider  Protestiren, 
mit  welchen  man  eine  gute  Zeit  zugebracht,  wird  endlich  von 
allen  Theilen  (die  recht  Wahrheit  zu  bekennen)  zwar  gewiss 
nicht  ans  unerheblichen  sondern  mehrern  nnd  nachfolgenden 
Bedenken  der  Zurflckzug  geschlossen,  n&mhch  weil  des  Feinds 
Macht  merklich  gross,  zudem  er  seine  Brücke  schon  zum  grossen 
y ortheil  hätte,  wir  aber  entgegen  über  5000  nit  stark,  zumal 
aber  mit  der  Bedürftigkeit  für  das  Volk  sonderlichen  so  weit 
nit  fürgesehen  wftren.  Eben  in  diesem  hin  und  wider  Wandeln 
kommt  der  allm&chtige  Gott  mit  diesem  gn&digen  Rat  inzwischen 
und  ordnet,  dass  von  Sissek  ein  eilende  Post  anlangt,  gleich 
jetzt  sei  es  Zeit,  hinabzuziehen,  das  Haus  Sissek  zu  entsetzen, 
zu  erretten  oder  solches  ganz  und  gar  zu  überlassen  und  des 
äussersten  Verderbens  dadurch  zu  gewarten,  weilen  es  zum 
Sturm  so  ganz  und  gar,  ja  solchermassen  beschaffen,  so  dass 
auch  die,   so   drinnen   sein,   einige  Hoffnung  haben,   dasselbe 


—   107    - 

noch  diesen  Tag  zu  erhalten.  Auf  diese  Post  ohne  allen  Verzug, 
auch  ohne  weitere  fürgehende  Beden  in  puncto,  inmassen  auch 
schon  alle  Boss  und  männiglich  zum  Aufsitzen  fertig,  war  das 
Hinahrücken  geschlossen  und  von  Gott  geordnet." 
Eggenberg  selbst  hat  sich  in  seiner  Belation  über  den  Vor- 
gang am  Morgen  des  Schlachttages  nicht  geäussert;  dagegen 
spricht  Melchior  von  Bödem  in  folgerder  Weise  darüber*"): 
„Den  21.  seind  wir  auf  Novigrad  zuzogen,  des  Morgens, 
welches  ist  gewesen  der  22.,  als  wir  fortrücken  sollen,  haben  sich 
widerwärtige  Batschläge  begeben,  indem  etzliche  den  Fort- 
zng  ganz   und  gar  widerrathen  und  allerlei  Verhinderungen  und 
Unmöglichkeiten   praetendirt,   die  andern   aber  stark  auf  den 
Fortzug  gedrungen." 
Unter  diesen    „Etzlichen*'    sind  gewiss  die   croatischen 
Befehlshaber  zu  verstehen,   da  ja  auch  Auersperg  zugesteh^i 
muss,   dass   der  Baan  und   die  von  den  windiscben  Ständen 
Anwesenden  gegen  den  „Hinabzug''  protestirt  haben,  freilich 
mit  der  eigentümlichen  Motivirung,  weil  Eggenberg  „  stracks '^ 
wieder  zurückziehen  wollte.  Ich  kann  mich  der  Ueberzeugung 
nicht  verschliessen,   dass  Auerspei^s  Darstellung  eine  Ehren- 
rettung des  Bans   und  der  Croaten  auf  Kosten  Eggenbergs 
bezweckte,  mit  dem  Auersperg  aus  mehreren  Gründen  riva- 
lisirte.   Er  sucht  ja  auch  sein  eigenes  Anrücken  als  ein  frei- 
williges und  aus  eigener  EntSchliessung  hervorgegangenes  er- 
scheinen zu  lassen,  während  die  übrigen  Belationen,  besonders 
die  Eggenbergs,  von  einer  gleichzeitig  an  den  Baan  und  Au- 
ersperg ergangenen  Aufforderung  von  Seite  Eggenbergs  sprechen. 
—  Es  ist  sehr  wahrscheinlich,    dass  Eggenberg  vorläufig  nur 
die  Lage  der  Dinge  vor  Sissek  recognosciren  und  für  den  Fall, 
als  dieses  sich  noch  halten  könnte,   wieder  zurückziehen  und 
so  lange  eine  feste  Position  an  der  Sau  beziehen  wollte,  bis 
wenigstens   einigermassen  ftlr  den  Proviant  gesorgt  worden 
wäre.  Es  hat  sich  später  gezeigt,  dass  der  gänzliche  Mangel 


*s)  K.  k.  Kriegs-Archiv  in  Wien.   1598.  6.  JulL  Relation  Melchior  von 
Bödern's  an  den  Kaiser. 


—   108  — 

des  letzteren  die  Ausnützung  des  Sieges  von  Sissek  verhindert 
hat.  Der  Baan  und  die  Croaten  wollten  jedoch  überhaupt 
nicht  vor  Sissek  ziehen  und  sind  offenbar  erst  im  letzten 
Momente  dazu  bewogen  worden.  So  erzählt  auehKhevenhiller**) : 
„Den  21.  Juni  haben  die  Belagerten  um  eilende  Hilf,  weil 
der  Tark  ein  Pressa  (Bresche),  dass  man  ebnes  Fuss  zu  heissen 
hineinlaufen,  und  sie  sieh  nimmer  von  so  grosser  Gewalt  wehren 
könnten,  geschrieben,  mit  protestation,  sie  müssen  sonst  die 
Festung  aufgeben,  darauf  die  Häupter,  als  Andree  von  Auers- 
perg,  Ruprecht  von  Eggenberg  und  Melchior  von  Rödem  im 
Rat,  dass  dem  Feinde  unter  die  Augen  sollte  gezogen  und  er 
von  der  Belagerung  womöglich  abgetrieben  werden,  beschlossen.'' 
Die  windischen  und  crabatischen  Befehlsleute  hätten  sich  erst 
auf  Zureden  der  Obersten  hiezu  bequemt  Jedenfalls  wäre  es 
unbegreiflich,  warum  Eggenberg,  dem  doch  mindestens  das 
entscheidende  Wort  gebührte,  plötzlich,  nach  dem  Einlangen 
der  „eilenden  Post"  aus  Sissek  sich  für  die  Entsatzschlacht 
entschieden  hätte,  wenn  er  eine  halbe  Stunde  früher  geneigt 
gewesen  wäre,  lieber  Sissek  aufzugeben,  als  sich  mit  den 
Türken  zu  schlagen. 

Die  Schlacht  bei  Sissek.*^) 

Wie  schon  erwähnt,  hatte  der  Pascha  von  Bosnien  spä* 
testens  am   14.  Juni   die  Belagerung  von  Sissek   begonnen. 


*«)  Ann.  Ferd.  T.  IV.  pag.  1094. 

^'')  Ausser  den  Monographien  Über  die  Schlacht  bei  Sissek  von  Radios 
(Laibacb  1861)  und  Peinlich  (Graz  1868),  sowie  dem  schon  er- 
wähnten „Wahrhaften  Bericht"  liegen  mir  vor  die  ebenfalls  schon 
genannte  Relation  Auersperg's,  ferner  ein  „Extract  eines  Schreibens 
aus  Wien  so  Herr  Andreas  von  Auersperg  an  Herrn  Ungnaden  wegen 
jüngst  bei  Sisseg  türkischer  Niederlag  gethan,  ddo.  8.  Juli,  die  Re- 
lation des  Gurriers,  so  aus  dem  Lager  von  Sissek  durch  Herrn  Ru- 
prechten  von  Eggenberg  an  die  Fürstl.  Dl.  Erzherzog  Ernst  abgefertigt, 
ddo.  28.  Juni,  die  Relation  Ruprechts  von  Eggenberg  an  Erzherzog 
Mathias  in  Wien,  ddo.  28.  Juni,  die  Relation  Melchiör'B  von  Rödem 
an  den  Kaiser,  ddo.  6.  Juli  (sämmtlich  im  Wiener  Kriegsarchiv)  und 
eine  Handschrift:  Geschichts-Erzählung  und  Beschreibung  der  wun- 
derbaren .  . .  Victoria  unter  Sissek  in  Windischland,  den  22.  Juni  1593. 


—  109  — 

Sissek  war  damals  keine  Stadt,  sondern  ein  festes  Schloss,  das 
dem  Agramer  Capitel  gehörte  und  bisher  grösstentheils  nur  von 
den  Domherrn  und  zusammengerafftem  Landvolk  vertheidigt 
worden  war.  Schon  1576  hatten  die  innerösterreichischen 
Lande*  ^)  auf  die  Bedeutung  dieses  Punktes  für  dieGrenzver- 
theidigung  hingewiesen  und  die  Notwendigkeit  dargethan,  die 
Bewachung  des  Schlosses  den  Domherren  abzunehmen  und 
durch  geworbenes  deutsches  Kriegsvolk  versehen  zu  lassen, 
denn  es  sei  ^ein  solches  für  treffliches  Ort  dem  Feind  Abbruch 
zu  thun,  als  man  eins  wünschen  könnte,  welches  gar  am  Spitz, 
da  die  Culp  und  Sau,  beide  schiffreiche  Wasser,  zusammen- 
rinnen gelegen  und  eine  solche  Gelegenheit  hat".  Galt  dies 
schon  zu  einer  Zeit,  in  welcher  die  Türken  noch  nicht  alles 
Land  bis  an  die  Culpa  besetzt  hatten,  so  war  die  Bedeutung 
Sisseks  seit  dem  Falle  von  Hrastowitza  und  Wihitsch  noch 
ungleich  grösser  geworden.  Die  Befestigungen  waren  daher 
erneuert  und  zur  Verstärkung  derselben  ein  Thurm  erbaut 
worden.  Die  beigeschlossene  Skizze,  welche  einen  im  k.  k. 
Kriegsarchive  befindlichen  Plan  getreu  wiedergibt,  lässt  er- 
kennen, dass  diese  Befestigungen  der  allcreinfachsten  Form 
angehörten  und  eigentlich  nur  den  Charakter  einer  bastionirten 
Schanze  an  sich  trugen.  Der  Thurm,  welcher  auf  diesem  Plane 
nicht  ersichtlich  ist,  dürfte  wol  zur  Deckung  der  offenen  Wasser- 
seite gedient  haben.  Die  Festigkeit  des  Platzes  lag  haupt- 
sächlich in  dem  Umstände,  dass  er  von  der  Kulpa  und  Sau 
und  einem  diese  beiden  Flüsse  verbindenden  kleinen  Canal 
vollständig  eingeschlossen  war,  also  auf  einer  Insel  lag.  Den- 
noch konnte  er  nur  die  Bestimmung  haben,  kleinere  Streifcorps 
aufzuhalten,  einer  Belagerung  durch  ein  Heer,  wie  es  Hassan 
Pascha  jetzt  vor  Sissek  versammelt  hatte,  war  er  jedenfalls 
nicht  gewachsen.  Es  war  nur  dem  Heldenmuthe  des  Abtes 
Fintis  und  der  aus  etwa  100  deutschen  Knechten  bestehenden 


^^)  Archiv  des  Deutschen  Ordens  iuWien.  Milit.  129.  „Bedenken  der  dreier 
Lande  Steier,  Kärnten  und  Krain."  Siehe  darüber  meinen  früher  ei- 
wähuten  Aufsatz  über  die  Translation  des  df'ntschen  Ordens  a.  d.  Grenze. 


-  110     - 

Besatzung  zu  danken,  dass  die  Türken  nicht  scbon  davon 
Besitz  genommen  hatten;  denn  das  Fener  ans  dem  am  jen- 
seitigen Ufer  der  Kulpa  aufgestellten  StQcke  musste  T^heerend 
wirken.  Einem  Sturm  konnte  das  Schloss  nicht  widerstehen. 
Die  Gefahr  eines  solchen  war  unvermeidlich,  seitdem  die  TOrken 
eine  BrQcke  über  die  Kulpa  gesehlagen  hatten  und  in  bedeu- 
tender Zahl  über  dieselbe  gezogen  waren. 

So  standen  die  Dinge  vor  Sissek,  als  das  christliche  Heer 
anrückte.  Die  Türken  waren,  einen  Halbmond  bildend,  in 
Schlachtordnung  aufgestellt,  hatten  die  Kulpa  im  Rücken, 
lehnten  sich  mit  dem  linken  Flügel  an  die  Odra  und  reichten 
mit  dem  rechten  Flügel  bis  zu  der  von  ihnen  errichteten 
KnIpabrOcke  ^').  Sie  z&hlten  über  18000  an  regulären  Truppen 
in  folgender  Eintheilung,  die  Eggenberg  selbst  in  seiner  Re- 
lation angibt: 

Hassan  Pascha  mit  4000  Mann  zu  Fuss  und  Ross, 

Rhamadan  Beg  mit  1000  Mann, 

Opardi  Beg  von  Kliss  mit  3000  Mann, 

Zivieri  Memy  Beg  mit  1500  Mann, 

Seffar  Beg  von  Zemick,  des  Pascha  von  Bosnien  Bruder 
mit  700  Mann, 

Der  Beg  von  Herzegovina,  des  Achmet  Bassa  Sohn  an 
der  Porten  (Pforte)  mit  3000  Mann, 

Kurt  Beg,  des  Ferat  Pascha  Sohn  mit  1500  Mann, 

Rustan  Beg  von  Petrinia,  mit  500  Mann, 


^  Die  Schlacbtskizze,  welche  in  der  Beilage  vorliegt,  ist  die  Copie  einer 
Handzeichnung  des  k.  k.  EriegsarchiYes,  die  von  einem  Angenzeugen 
und  Theilnehmer  (die  Unterschrift  ist  unleserlich)  wenige  Tage  nach 
der  Schlacht  (am  1.  Juli)  an  den  £rzherzog  Mathias  nach  Wien  ge- 
schickt wurde.  Sie  übertrifft  nicht  nur  die  ziemlich  ungenauen  Dar- 
stellungen bei  Khevenhiller  und  Ortelius,  sondern  entspricht  auch 
weit  besser  den  Angaben,  als  die  von  Radics  i^producirte  krainerische 
Votivtafel.  Diese  lässt  es  kaum  begreiflich  erscheinen,  wie  die  Türken 
von  der  Kulpabrficke,  die  gerade  hinter  ihrer  Aufstellung  gezeichnet 
ist,  hätten  abgedrängt  werden  können,  wenn  ihr  Centrum  nicht  voll- 
ständig durchbrochen  worden  wäre.  Davon  ist  aber  in  keinem  Berichte 
die  Rede. 


-  111  — 

Ibrahim  Beg  von  Likan  mit  2000  Mann, 

Capitan  von  Gradiska  mit  1000  Mann. 

Dazu  kamen  noch  2000  Mann  Spahis,  Saym  „und  ander 
Landvolk  %  9  Stück  „grobes  Geschütz''. 

3000  Mann  unter  Kurt  Beg  und  Oparti  Beg  waren  jen- 
seits der  Kulpa  bei  den  Stücken  geblieben,  so  dass  15-  bis 
17000  ins  Gefecht  kamen. 

Das  christliche  Heer  biederte  sich  folgendermassen : 

1.  Krainer:   Andreas  von  Auersperg  mit  der  Karlstädtischen 

Ritterschaft,  300  Pferde. 
Adam  Rauber  zu  Weineck  mit  200  Arquebusiren, 

400  Hussarcn. 
1  Fähnlein   (2—300)  Knechte  unter  Georg  und 

Sigmund  Paradeiser. 

2.  Kärntner:  Christof  von  Obritschan  zu  Altenburg  mit   100 

Pferden   (stand  unter  Auerspergs  Commando). 

3.  Steirer:    Stefan  von  Grass  wein  **^)  mit  der  Besatzung  von 

Kopreinitz   und  Ibanitsch  (400  Mann  zu  Fuss 
und  Ross)  [Hussaren]. 

4.  Croaten:  Der  Ban  Thomas  von  Erdödy  mit  150  Pferden. 

Die  Haramier  (bewaffnetes  Landvolk)  des  Agramer 
Capitels. 

5.  Kaiserliche  und  Hilfstruppen: 

Melchior  von  Rödem  mit  500  schlesischen  Reitern. 

100  Montecuculische  Reiter. 

Ruprecht  von  Eggenberg  mit   4  Fähnlein  Rei- 

tenauischer  Knechte  (etwa  12 — 1600  Mann). 

Rechnet  man  hiezu  einzelne  kleinere  Abtheilungen  ^ '),  so 


^)  In  mehreren  Verzeichnissen  wird  Alban  Grasswein  genannt,  in  anderen, 
so  z.  B.  bei  Rödem  Stefan  Grasswein.  Es  l&sst  sich  schwer  be- 
stimmen, welcher  der  Betheiligte  war.  Stefan  erscheint  als  Oberhaupt- 
mann 2U  Copreinitz  und  gleichzeitig  Alban  als  Oberhauptmann  zu 
Ibanitsch.  (Landsch.  E.  n.  A  B.  1594).  Ebenso  bald  Stefan,  bald 
Alban  als  Verwalter  des  Oberstenamtes  an  der  windischen  Grenze. 
1594  starb   Stefiin  and  Alban  erhielt  das  Gapitanat  von  Gopreinitz. 

^*)  Ich  habe  mich  in  der  Aufzählung  an  Rödems  Relation  gehalten.   £a 


1 


—  112  — 

waren  es  zusammen  4—5000  Mann.  Sie  waren  in  drei  Treffen 
formirt:  Das  erste  bildeten  die  Croaten  und  Hussaren  unter 
Anitlhrung  des  Baan,  das  zweite  unter  Auerspergs  Führung 
hatte  im  Unken  Flügel  die  Karlstädtische  Ritterschaft,  im 
rechten  die  kärntischen  und  krainischen  Arquebusiere,  das 
dritte  und  grösste  unter  Eggenberg  mit  den  Rödern'schen 
und  Montecuculischen  Reitern  und  den  deutschen  Knechten 
hielt  sich  in  schiefer  Richtung  nach  links  von  den  beiden 
ersten  Treffen. 

Diese  Aufstellung  war  eine  für  den  damaligen  Kriegs- 
gebrauch nicht  ganz  gewöhnliche.  Die  Noth  macht  erfinderisch. 
Die  Formirung  eines  dicht  geschlossenen  Gewalthaufens,  dessen 
Centrum  die  Reiter,  die  Flügel  die  Schützen  bilden  mussten, 
hätte  die  Schwäche  der  Christen  zu  augenscheinlich  gemacht 
Sie  trennten  sich  daher  und  zogen  die  Schlachtlinie  möglichst 
auseinander.  Die  daraus  resulürende  leichtere  Beweglichkeit 
hat  den  Sieg  über  die  von  zwei  Flüssen  eingeschlossenen, 
zusammengekeilten  Türken,  die  ihre  Stärke  nicht  entfalten 
konnten,  ermöglicht,  trotzdem  die  letzteren  in  vierfacher  lieber- 
macht  waren.  Der  Verlauf  des  Kampfes,  der  um  die  Mittags- 
stunde begann,  war  ein  ungemein  rascher.  Das  erste  Treffen 
griff  an  und  wurde  alsbald  zurückgeschlagen.  Auersperg  brachte 
jedoch  die  fliehenden  Croaten  und  Hussaren  zum  Stehen  und 
führte  mit  seinen  schweren  Reitern  eine  glänzende  Attaque 
auf  das  Centrum  der  Türken  aus.  Diese  versuchten  Anfangs 
die  kühnen  Angreifer  zu  umzingeln,  gerieten  aber  in  Unordnung 
und  drängten  auf  ihren  rechten  Mügel  und  der  Kulpabrücke 
zu.  Diesen  Moment  ersah  Eggenberg  und  stürmte  mit  dem 
dritten  Treffen  gegen  den  rechten  Flügel  der  Türken,  indem 
er  denselben  umfasste  und  ihnen  den  Rückzug  zur  Brücke  ab- 
schnitt '  ^).  Nun  war  das  türkische  Heer  vollkommen  eingekeilt, 


werden  anderwärts  noch  genannt:  Peter  Erdödy  mit  Hussaren  und 
Ilaramiern,  Stefan  Tachy  von  Stattenberg  mit  Hussaren,  Martin 
Pietschnig  zu  Altenhof  und  Ferdinand  Weidner  mit  deutschen  Knechten, 
Jacob  von  Prank  mit  deutschen  Knechten  der  steirischen  Landschaft. 
'^)  Eggenberg  erzählt  die  Action  mit  wenigen  Worten :  „Ihn  (den  Türken) 


—  IIB   - 

die  Christen  räumten  mit  fllrchteriieher  Wuth  unter  ihnen 
auf  und  es  blieb  ihnen  keine  Bettung,  als  sich  in  die  Kulpa 
und  Odra  zu  stürzen.  Dies  brachte  jedoch  den  sicheren  Tod, 
da  es  unmöglich  war,  an  den  steilen  Ufern  hinanzukommen. 
Nur  einer  geringen  Anzahl  war  es  gelungen,  über  die  Brücke 
zu  entkommen,  bei  8000  Türken  wurden  zusammengehauen, 
die  übrigen  ertranken.  Der  Pascha  von  Bosnien  theUte  das- 
selbe Schicksal,  sechs  seiner  Begs  kamen  theils  im  Treffen, 
theils  im  Wasser  um.  Eine  grössere  Abtheilung  türkischen 
Fussvolkes  unter  Kurt  Beg  und  Ferat  Pascha,  welche  das 
Lager  besetzt  gehalten  hatte,  sprengte  den  Pulveryorrath  in 
die  Luft  und  zog  sich  mit  Preisgebung  des  Geschützes  und 
des  ganzen  Lagers  eiligst  zurück.  Die  Christen  marschirten 
über  die  Brücke  und  nahmen  vom  Lager  der  Türken  Besitz. 
Ueber  die  Zahl  der  erbeuteten  schweren  Stücke  schwanken  die 
Angaben  zwischen  7  und  11,  alle  Berichte  stimmen  jedoch 
darin  überein,  dass  sich  unter  ihnen  die  berühmte  „KatziAnerin^, 
die  1533  von  den  Christen  verloren  worden  war,  imd  die 
;,Kruperin''  (!)  befanden.  Zu  der  Beute  gehörten  auch  2000 
ledige  Pferde,  viele  Zelte  und  prachtvolle  Gewänder,  30  Schiffe 
und  20  Fahnen. 

in  Gottes  Namen  alsbald  angriffen  und  in  die  Flucht  geschlagen  Über 
sein  alda  geschlagene  Brücken  salviren  wollen,  ist  man  doch  theils 
so  hart  auf  ihn  gedrungen^  theils  auch  der  Vortheil  abgenommen 
worden,  dass  er  nicht  die  Brücken  erlangen  mögen,  sondern  in  der 
Flucht  dem  Wasser  zugeeilt.''  Fggenbergs  Relation  macht  den  besten 
Eindruck,  weil  sie  präcis,  übersichtlich  und  jedes  Selbstlobes  bar  ist. 
£ggenberg  spricht  von  seiner  persönlichen  Betheiligung  gar  nicht 
Dagegen  kann  Auerspergs  Bericht  kaum  als  ToUkommen  glaubwürdig 
betrachtet  werden,  nachdem  er  den  Erfolg  der  Schlacht  ausschliesslich 
der  von  ihm  commandirten  Reiterschaar  zuschreibt  und  von  Eggen- 
bergs Abtheilung  meint,  sie  hätte  nur  das  gethan,  was  noch  zu 
thun  übrig  war.  Dieses  „Uebrige'*  war  aber  eben  die  Entscheidung. 
Wäre  Auersperg  nicht  so  ausgiebig  unterstützt  worden,  so  h&tte  er 
wohl  schliesslich  von  der  Uebermacht  erdrückt  werden  müssen. 
Uebrigens  nennt  jener  Officier,  der  die  beiliegende  Schlachtskizze  an 
Erzherzog  Mathias  gesendet  hat,  in  seinem  Begleitschreiben  Ruprecht 
von  Eggenberg  den  „Autor  und  Director**  der  grossen  Niederlage 
des  Erbfeindes.  (K.  k.  Kriegsarchiv  in  Wien.  1593,  7,  1  >/,.) 

Uiitlieil,  d«*  histor.  V«r«lii«a  fBr  Bteiemark.  IXVl.  II«ft,  1878.  9 


—  114   — 

Der  Erfolg  dieser  Schlacht,  die  unter  so  wenig  günstigen 
Auspiden  angenommen  worden  war,  gestaltete  sich  zu  einem 
ganz  ausserordentlichen.  Die  Türken  sind  in  offener  Feld- 
schlacht zwar  meistens  geschlagen  worden,  wenn  ihnen  nur 
annähernd  genügende  Streitkräfte  gegenüberstanden,  wie  es 
überhaupt  nur  Mythe  ist,  dass  die  türkischen  Truppen,  wenn 
sie  nicht  in  erdrückender  Uebermacht  waren,  von  den  Deutschen 
je  gefürchtet  worden  wären  oder  über  dieselben  Siege  erfochten 
hätten ;  die  Sisseker  Schlacht  blieb  aber  trotzdem  fbr  die  Zeit- 
genossen immer  etwas  Erstaunliches  und  die  Nachwelt  wird 
der  Kühnheit  und  Tüchtigkeit  der  christlichen  Streiter  ihre 
Anerkennung  niemals  versagen  können.  Die  fortgesetzten,  jedem 
Rechtsgefühl  Hohn  sprechenden  Raubanfälle  der  Türken,  ihre 
Grausamkeiten  und  gemeinen  Schandthaten,  die  sie  Jahr  aus 
Jahr  ein  an  wehrlosen  Greisen ,  Kindern  und  Weibern  zu 
verüben  gewohnt  waren,  hatte  in  den  christlichen  Streitern 
die  gewaltige  „Furia*'  angefacht,  die  in  dem  Gemetzel  an  der 
Kulpa  sich  endlich  Bahn  gebrochen  hat.  Selbst  die  Klerisei 
war  hinter  den  Kriegern  nicht  zurückgeblieben.  Der  Abt  Fintis 
hatte  seine  Mönche,  die  sich  in  Sissek  befanden,  ermahnt,  auf 
den  Knieen  den  Allmächtigen  um  seine  Hilfe  anzurufen,  er 
selbst  aber  war  mit  seinen  Haramiem  in  den  Kampf  gezogen 
und  hatte  muthig  mitgefochten.  Evangelische  und  Katkoliken, 
die  in  dieser  Schlacht  wol  gleichmässig  betheiligt  gewesen  sein 
mögen,  zollten  ihm  einstimmig  ihre  Bewunderung. 

Von  den  Führern  gebührt  das  grösste  Verdienst  unstreitig 
Andree  von  Auersperg  und  Ruprecht  von  Eggenberg.'  Hatte 
der  erstere  durch  ungestüme  Tapferkeit  im  Angriffe  die  Türken 
zuerst  zum  Weichen  gebracht,  so  war  es  andererseits  wieder 
Eggenberg,  der  den  Vortheil  des  Terrains  im  richtigen  Augen- 
blicke ausnützte,  durch  sein  Eingreifen  entscheidend  wirkte 
und  überhaupt  durch  die  eigentliche  Leitung  der  Aufstellung 
und  des  Angriffes  von  seinem  strategischen  Talente  Zeugniss  gab. 

Die  Freude  über  diesen  unerwarteten  Sieg  war  eine  all- 
gemeine. Seit  langer  Zeit  hatten  die  Feinde  des  christlichen 
Glaubens  und  aller  Kultur  keine  so  derbe  Züchtigung  erfahren. 


-^  115  — 

In  Bild  und  Wort  verewigte  man  die  glorreichen  Helden  des 
Tages  von  Sissek  ^').  Der  Kaiser,  der  schon  am  28.  Jani  von 


^s)  In  welcher  Weise  das  Yolkalied  in  Krain  seine  Landessöhne  gefeiert 
hat,  die  bei  Sissek  mitgefochten,  hat  Radics  in  seiner  mehrerwfthnten 
Schrift  erschöpfend  behandelt.  Ein  „Kunstpoet"  Gregorius  Bregandt 
„Höchstemannter  ihrer  fürstlichen  Durchlaucht  Erzherzogen  Ernsten 
zu  Oesterreich  etc.  Steyrischen  'Hof  Kriegs  Gantzley  Schreiber  zu 
Grätz"  hat  die  ganze  Affaire  in  zwar  nicht  sehr  zierliche  aber  wol- 
gemeinte  Reime  gebracht,  die  unter  dem  Titel  ^Newe  Zeitung.  Eortze, 
jedoch  gründtliche  und  wahrha£fte  Beschreibung,  dess  nächst  fürgan- 
genen  Treffen,  vnnd  Sigreichen  Lobwürdigen  Victori,  so  die  Christen 
mit  dem  Blutdurstigen,  Türckischen  Hasan  Bassa  auss  Bossen,  vnd 
seinen  bey  sich  gehabten  Beegen,  auch  anderm  Kriegsvolck,  den 
22.  Juny,  lauffenden  93.  Jahrs,  in  Grabaten  Landt,  bey  Slssegg,  am 
Turopoliae,  Gott  lob,  glücklichen  erhalten  vnd  obgesiget.  Beschrieben, 
vnd  auss  den  von  den  Obristen  vnd  Hauptleuthen  einkommen,  vnd 
ihrer  fürst.  Durchl.  vberschickten  ordenlichen  Particnlaritäten,  in 
Teutsche  Rhytmos  gebracht **  von  Georg  Widmanstetter  in  Graz  1593 
gedruckt  wurde.  (4",  8  Seiten.)  Das  Gedicht  ist  dem  Erzherzog  Einst 
gewidmet  und  beginnt  mit  den  Versen: 

Mit  was  Angst,  Noth  vnnd  grosser  Pein, 
Hat  ein  zeit  herumb  müssen  seyn 
Beladen,  das  Grabaten  Land, 
Fttrnemblich  Turopolie  genannt, 
Von  dem  Bassa  auss  Bossen  gross. 
Der  dasselbfg  ohne^ivnderlass, 
Mit  Raub  vnd  Brandt  haimbgesuecht  hat. 

etc. 

Unter  den  Anführern   der  Christen  wird  in  erster  Linie  Eggen- 
berg genannt  ^der  Königkliche  Mayestät 
Bsteltr  Obristr  auss  Hispania  th&t. 
Der  Edl,  Gstreng,  vnnd  starcke  Heldt, 
Der  zur  Verwaltung  ward  erwehlt, 
Dess  Obristen  Leutenambts  Ampt;** 

dem  Auersperg  jedoch  mutet  der  kühne  Sänger  sogar  zu,  dass  er 
mit  seinen  600  Reitern  die  15000  Türken  gleichzeitig  in  die  Flucht 
geschlagen  und  von  der  Brücke  zurückgetrieben  habe. 

Die  weiteste  Verbreitung  dürfte  wol  die  Fingschrift  gefanden  haben: 

nEygendliche  vnd  Warhaiftige  Zeitung,  Wie  der  jetzige  Türkische 

Keyser  mit  einer  gewaltigen  Kriegssmacht,  nemblicb  dreisslg  tausent 

Mann  sich  zu  Feld  begeben  vergangne  Zeit  viel  Fe&tungen  vnd  Slädt 

8* 


—  116  — 

dem  Siege  in  Eenntniss  gesetzt  war ,  Hess  zu  Prag  in  der 
Domkirche  das  Te  deum  laudamus  singen  „und  die  Heerpauken 
in  die  Orgel  schlagen".  Die  Erzherzoge  Ernst,  Maxmilian  und 
Ferdinand  von  Tirol  sandten  Dankschreiben  an  Eggenberg  ^^). 
Ersterer  schrieb  seinen  Commissären,  „sie  würden  vor  der 
ganzen  Christenheit  wegen  dieser  Victori  langwieriges  Lob  und 
Ruhm  haben,  der  Kaiser  und  er  werden  sich  derselben  bei 
jeder  Gelegenheit  dankbar  erinnern*'.  Eggenberg^s  besonderes 
Verdienst  hat  er  in  einem  Schreiben,  mit  dessen  Inhalt  wir 
uns  noch  eingehend  beschäftigen  werden,  besonders  hervor- 
gehoben. 


III. 

Vorgänge  an  der  Grenze  nacli  der  Sclilaclit  bei  Sissek. 
Eggenberg's  Berufung  nach  Wien.  Oberstenamt 

zu  Baab. 

Zu  einer  ausgiebigen  Ausnützung  des  Sieges  kam  es 
leider  nicht.  Zunächst  war  es  der  mehrfach  erwähnte  Proviant- 
mangel, der  es  den  Christen  unmöglich  machte,  sich  noch 
weiter  von  ihren  Hauptstationen  zu  entfernen  und  in  Land- 
striche einzurücken,  die  von  den  Türken  bei  ihrem  Rückzuge 
verwüstet  worden  waren.  Ausserdem  aber  gab  es,  nachdem 
die  ärgste  Gefahr  abgewendet  war,  gar  kein  Mittel,  auch  nur 


eingenommen  in  Crabaten  in  Vngerlandt  fUr  Sissckh  sein  Lager  ge- 
schlagen. Dasselb  mit  Sturm  vnd  Ahnlauff  angegriffen  in  meinung 
dasselb  einzunemen,  ja  aber  gefehlt  wie  Kitterlich  vnd  Dapffer  sich 
der  Herr  Yon  Eggenberg  gehalten  mit  seinem  Kriegsvolk  den  Feind 
erschlagen,  ersaufft,  verjagt  vnnd  sein  Geschütz  sampt  tausent  Pferdt 
bekommen.  Geschehen  den  22.  Jun^  Anno  1598.  Gednickt  zu  CöUn 
bey  V^ilhelm  Letzenkirchen.«  {i^  4  Bl.  s.  Titelbld.)  Es  ist  mir  nicht 
gelungen,  ein  Exemplar  dieser  sehr  seltenen  Flugschrift  zu  Gesicht  in 
bekommen;  dem  Titel  zu  Folge  scheint  sie  an  Unrichtigkeiten  zu 
leiden. 
^^)  K.  k.  Kriegsarchiv  in  Wien,  1593.  30.  Juni.  Herberst  Arch.  L.  3.24, 
5.  Juli  1593;  15  Juli  1593. 


-    117  —     ^ 

diese  kleine  Heeresmacht,  die  bei  Sissek  gefochten,  beisammen 
zu  behalten.  Der  Baan  und  die  Grenzobersten  zogen  ihren 
Standplätzen  zu  und  den  kaiserlichen  Commandanten  blieben 
kaum  2000  Mann  zu  weiteren  Operationen.  Zu  seinem  grossen 
Leidwesen  musste  Eggenberg  aus  diesen  Gründen  den  Versuch, 
Petrinia  zu  gewinnen,  aufgeben.  Er  meldet:  Nicht  fUr  einen 
halben  Tag  habe  das  Volk  Proviant  bei  sich  gehabt,  er  habe 
daher,  obwol  er  nach  vorgenommener  Besichtigung  des  Raub- 
schlosses Hoffnung  gehabt,  es  zu  gewinnen,  keine  Belagerung 
vornehmen  können.  Auch  Rödem's  Bericht  constatirt,  dass  das 
Vorrücken  nach  Petrinia  vornehmlich  des  Proviants  halber 
eingestellt  werden  musste.  Zur  Abstellung  dieses  Mangels  und 
zur  Betreibung  der  nöthigsten  Vorkehrungen  sendete  Erzherzog 
Ernst  seinen  Kriegsrath  Hans  Friedrich  Freiherm  von  Traut- 
mansdorf  an  die  Grenze  **).  Er  hatte  dem  Baan,  dem  Bischof 
und  Kapitel  von  Agram  und  den  daselbst  anwesenden  Land- 
ständen Schreiben  zu  übergeben,  worin  sie  ersucht  werden, 
Futter  und  Victualien,  wovon  sie,  wie  man  erfahren,  Vorrath 
hätten,  dem  Heere  zuzuführen.  Die  drei  Proviantverwalter  sollte 
er  auffordern,  den  Proviant  bei  Tag  und  Nacht  fort  zu  fördern, 
Kapitel  und  Stände  in  Agram  ermahnen,  die  durch  die  Bela- 
gerung in  Sissek  verursachten  Schäden  rasch  ausbessern  zu 
lassen,  wozu  ihnen  der  eben  an  der  Grenze  sich  aufhaltende 
Baumeister  Franz  Märtl  empfohlen  wird. 

Eggenberg  scheint  von  der  ersten  grösseren  Unternehmung, 
die  er  in  kaiserlichen  Diensten  mitgemacht  hatte,  trotz  des 
Ruhmes,  den  er  selbst  dabei  gewonnen,  wenig  erbaut  gewesen 
zu  sein.  Er,  der  gewohnt  gewesen  war,  die  Leitung  eines 
Krieges  in  der  Hand  eines  so  hervorragenden  Mannes,  wie 
Alexander  Farnese,  zu  sehen,  musste  über  das  Chaos  von 
Befehlshabern,  Commandanten  und  Obersten,  die  alle  von  ver- 
schiedenen Herren  bezahlt  wurden  und  fortwährend  andere 
Befehle  vorschützen  konnten ,  in  gerechten  Unmuth  gerathen. 


»>)  E.  k.  Eriegs-Archiv  in  V^ien.  1593,  29.  Jani.  Memorial  ui  H.  Fr. 
y.  Trautmansdorf. 


^     —   118  — 

Ausserdem  scheint  er  sieb  persönlicV  sei  es  durch  den  Baan, 
sei  es  durch  Auersperg,  verletzt  gefühlt  zu  haben:  er  erbat 
sich  vom  Erzherzoge  die  Abberufung  von  seiner  Stellung  als 
Ck>mmissär  und  befürwortet  die  Ernennung  eines  General- 
Feldhauptmannes.  Es  geht  dies  aus  einem  Schreiben  des  Erz- 
herzoges hervor,  welches  ich,  da  es  in  ausführlicher  Weise 
die  Verdienste  Eggenberg's  hervorhebt  und  die  Verhältnisse 
an  der  Grenze  bespricht,  hier  folgen  lasse**): 

Ernst  von  Gottes  Gnaden  Erzherzog  zu  Oesterrcich  etc. 
Lieber  Getreuer,  Von  unseren  hinterlassneu  Geheimen  und 
Kriegsr&ten  haben  wir  verstanden,  wess  du  dich  ihnen  erklärt 
und  entschuldigt,  auch  auf  ihr  Zusprechen  darauf  verharrt. 
Nun  könnten  wir  zwar  wol  erachten,  dass  du  dessen  zum  theil 
deine  Ursachen  und  Bewegnisse  haben  möchtest,  wie  du  uns 
dann  mit  solchen  Gnaden  gewogen  wissen  solltest,  dass  wir 
dir  selbst  einige  Ungelegenheit  oder  Beschwer  nit  gern  gönnen, 
weniger  selbst  zumuten  wollten.  Wann  wir  aber  der  uns  ob- 
liegenden Sorge  und  Verantwortung  halber  gegen  Gott,  der 
Kön.  Kais.  Matt,  und  unserm  Vaterland,  den  Sachen  ihrer 
auf  sich  habenden  Wichtigkeit,  was  endlich  den  Landen  fOr 
ein  Verderben  und  in  widrigem  Fall  für  ein  Wolfahrt  darauf 
steht,  nachgedcuken,  könnten  wir  nit  befinden,  wie  der  Zeit 
deine  Person  bei  dem  vorstehenden  Werk  zu  entrathcn ,  wie 
sich  auch  schicken  und  für  eines  Ansehens  sein  würde,  dass 
du  neben  den  anderen  redlichen  und  ritterlichen  Obristen  und 
Kriegsleuten,  bei  nächster  so  ansehnlichen  Victorl  so  gute 
Officia  gethan,  von  dem  Allmächtigen  Gnad  und  Segen  gehabt, 
deinen  ohne  das  bekannten  Namen  in  der  ganzen 
Christenheit  noch  mehr  bekannt  gemacht,  und 
dass  du  dagegen  gleich  jctzo,  da  man  dem  Effect  der  Victori 
mit  Petrinia  nachsetzen  solle,  und  alle  Sachen  schon  beschlossen, 
in  praeparatoriis,  und  der  Tag  angestellt  ist,  aussetzen  oder 
dich  davon  absentieren  sollest. 

Dann    ob    wir  ja   wol  dich  allein  auf  sechs  Wochen  be- 


*«)  Herberst.  Archiv.  L.  3.  24. 


—   119  — 

handelt,  du  aach  hieran  and  mit  l&ngerer  Continuirung  Ihrer 
Kai.  Mtt.  und  uns  ein  sonder  angenehm  Gefallen  gethan,  so 
ist  doch  indessen  dies  GlQck  zugestanden ,  mit  welchem  sich 
die  Sachen  also  verändert  und  geschickt,  dass  man  ja  aller 
menschlichen  Vernunft  nach  davon  nicht  aussetzen,  noch  des 
Christen  Commissari  Amt  und  Directorium,  so  du  mit  sonderm 
Ruhm  und  Ehren  hishero  getragen,  ohne  des  ganzen  Werks 
höchster  Confusion,  Verhinderung  und  Gefahr,  in  einer  solchen 
Eil  und  kurzen  Zeit  verändern  kann,  was  auch  endlich  die 
Stand  des  Reichs  und  andere  christliche  Völker,  sowol  unsern : 
als  deinethalhen,  ja  der  Feind  seihst  davon  discurieren  und 
gedenken  würden.  Nehen  dem  es  denen  Landen  seihst,  es 
gienge  die  Sach  hinaus  auf  was  Weg  es  wollte,  fast  heschwerlich 
fttrkäme,  als  hei  denen  du  gelieht,  befreundet,  ein  fürnehmes 
Mitglied,  der  Zeit  an  der  Hand,  Gott  lob  an  gesund  und 
anderen  Quahteten  nit  verhindert,  der  Gränz  und  des  Eriegs- 
volks  bekannt  und  gewohnt,  und  hast  du  sonderlich  zu  bedenken, 
da  man  vor  Petrinia  nichts  richten  sollt*,  dass  viel  der  Meinung 
sein  würden,  da  du  als  dergleichen  Belagerung  und  Eroberung 
erfahren,  zugegen  gewesen,  es  besser  abgangen  und  daher  die 
Schuld  gutentheils  deines  Abwesens  wäre.  Und  dürften  zu  für- 
fallenden Gränznöten  alle  Christen  und  Eriegserfahrne  im  Reich 
und  andern  Landen,  die  man  künftig  zu  behandeln  hätte,  die 
ungleichen  Gedanken  fassen,  weil  man  dich  als  ein  Landsassen 
in  solcher  Not,  Gelegenheit  und  erhaltenen  Victori  nit  hätte 
an  die  Gränz  vermögen  können,  dass  ihnen  viel  weniger 
thunlich  wäre,  sich  daher  gebrauchen  zu  lassen,  wie  es  auch 
dem  jetzigen  Kriegsvolk  bei  diesem  Anzug  nit  ein  kleines 
Nachdenken  machen  möchte,  als  ob  du  dir  icchtes  (irgend 
ein)  Zurichten  nit  getrautest,  und  daher  sie  der  Sachen  auch 
desto  weniger  Lust  und  Hoffnung  schöpfen,  welches  eines  und 
des  andern  du  selbst  (wie  wir  dich  kennen)  nit  gern  sehen 
oder  verursachen  würdest.  Es  wäre  zwar  ja  eines  gegenwärtigen 
General  Hauptmannes  jetzo  alsbald  vonnöten,  wie  du  unsern 
Geheimen  Räten  vernünftig  vermeldest,  aber  in  solcher  Eil  und 
da  der  beschlossne  Anzug  nit  warten  kann,  ist  es  ja  nit  möglich. 


—   120  — 

Weil  dann  der  Allmächtige  jüngstlich  so  reiche  Gnad 
gegeben  und  du  dein  Obrist  Commissari  Amt  so  glücklich 
und  wol  getragen,  so  wollen  wir  uns  versehen  und  dich  von 
Höchstgedachter  Rom.  Kais.  Matt,  wegen,  auch  für  uns  selbst 
hiemit  mit  allen  Gnaden,  damit  wir  dir  gewogen,  ersucht  und 
vermahnt  haben,  du  wollest  noch  weiter  und  bei  dieser  Impresa 
Gott  und  dem  christlichen  Namen  zu  £hren  und  von  des 
Vaterlands  Wolfahrt  wegen  ein  üebriges  thun  und  das  Obrist 
Commissari  Amt  unter  dieser  Belagerung  mit  Göttlichen  und 
der  andern  kriegserfahrnen  Obristen,  sonderlich  des  von  Au- 
ersperg  und  Baans  Rath,  Hilf  und  Beistand  allermassen  coiiti- 
nuieren,  wie  wir  es  mit  dir  jtingstlich  verlassen  haben.  Wie 
solches  dir  bei  Ihrer  Kay.  Matt,  und  bei  menniglich  zu  Ruhm 
und  Ehren  gereichen  und  einen  ewigen  Namen  machen  würde, 
also  würde  .an  Mitteln  nit  mangeln,  dir  hin- 
widerum  mit  gnädigster  Contention  zu  begegnen. 

Die  hinterlassenen  Geheimen  und  Kriegs  Räte  haben  auch 
allen  Befehl,  mit  dir  die  Notdurft  zu  vorstehendem  Werk 
gehörig  zu  handeln,  zu  beratschlagen  und  äusserster  Möglichkeit 
nach  in  das  Werk  zu  richten.  So  unterlassen  wir  nit,  bei 
eignem  Currier  Ihr  Kays.  Matt,  um  Geld  und  Zahlung  des 
Kriegsvolks  anzuhalten. 

Wien,  9.  Juli  1593. 

Postscriptum  von  des  Erzherzogs  eigener  Hand: 

„Lieber  der  von  Eggenberg,  über  das,  so  eben  vermeldt 
wurde,  habe  ich  auch  mit  diesen  wenigen  Worten  selber  euch 
vermahnen  und  ersuchen  wollen,  dass  ihr  diess  mein  Begehren 
nit  abschlagen,  sondern  euch  so  gutwillig  den  Wünschen  er- 
zeigen wollet,  das  würde  euch  bei  der  Kays.  Mtt.  und  mir  zu 
Gnaden  und  Wolgefallen  reichen  und  bei  menniglich  euer  Lob 
und  Ehr  verursachen.  Ernst." 

Eggenberg  blieb  beim  Commando,  vermochte  aber  den 
in  ihn  gesetzten  Erwartungen  nicht  zu  entsprechen,  weil  die 
vorhandenen  Mittel  allzu  unbedeutend  waren.  Der  Oberst  des 
steirischen  Aufgebots,  Freiherr  Gottfried  von  Brenner,  berichtet 


—   121   — 

an    die    steirischen  Verordneten   über    die  Expedition   gegen 
Petrinia  ddo.  1^5.  August  *'): 

„Euer  Gnaden  za  berichten  soll  ich  nicht  unterlassen  und 
werden  dieselben  aus  meinem  jüngst  von  hier  (Lager  bei 
Rann)  abgangnen  Schreiben  mit  mehrcrem  verstanden  haben, 
dass  sowohl  tlie  andern  Kriegshilfen  als  auch  ich  mit  meinem 
unterhabenden  Steirischen  Kricgsvolk  im  allhierigcn  Feldlager 
verschiencn  Montag  Abends  ankommen,  darauf  dann  nicht 
unterlassen  worden,  die  wolerbaute  Festung  Petrinia  mit  starker 
Macht  bis  an  dritten  Tag  zu  beschiesscn,  es  hat  aber  durchaus 
nichts  damit  können  gericht(et)  werden,  weilen  es  Alles  von 
grossem  Eichenholz  und  Bollwerk  zugericht(et).  Inzwischen  hat 
sich  der  neue  Bassa  aus  Bossen  auch  mit  seiner  Hilf  gegen 
Petrinia  wärts  gemacht  und  ankommen,  also  haben  die  diessorts 
fürgestellten  und  anwesenden  Häupter  dahin  geschlossen,  dass 
man  sich  über  die  (über  die)  Kulp  zugerichte  Schiffsbrücken 
begeben  und  nicht  allein  dem  Bassa  aus  Bossen  mit  ganzer 
Macht  unter  Augen  ziehen,  sondern  auch  mit  ihm  ein  ernstliches 
Treffen  thun  solle,  also  ist  solches  zu  zweien  unterschiedlichen 
malen  ins  Werk  gcricht  worden,  und  ist  die  ganze  Ritterschaft 
albereit  über  dem  Wasser  Kulp  und  im  Vorzug  gewest,  so 
sind  doch  alsbald  solche  gewisse  und  eigentliche  Kundschaften 
durch  einen  stattlichen  gefangnen  und  entsprungnen  Pribeggen  •*") 
erlangt  worden,  dass  albereit  der  Beglerbcg  am  Herauszag  sei 
und  noch  die  heutige  Nacht  oder  morgen  früh  gewiss  bei 
Petrinia  mit  starkem  Heer  und  grosser  Macht  ankommen  werde. 
Dass  man  also  mit  dem  versammelten  Kriegsvolk  aus  allerlei 
fürgefallenen  wichtigen  Bedenken  wieder  zurück  und  nicht  fort- 
ziehen können,  weilen  dann  die  anderen  vorhandenen  Hilfen, 
als  Herr  Graf  von  Serin,  Herr  Obrist  in  Krabaten  mit  ihren 
Hilfen,  nicht  weniger  auch  die  anderen  Gränizen  (Grenztruppen) 
um  des  besorgenden  grossen  Einfalls  willen  zu  ihren  eignen 
und  andern  ihnen  untergebenen  Gränizen  ihren  Abzug  nehmen 


*')  Steierm.  Land.  Arcb.  Kriegsacten  (81  fasc.)  fasc.  3.  27. 
*•)  Pervak:  Oberhaupt,  Dorfrichter,  Anführer. 


—  122  — 

und  über  zwei  Tag  allhier  nicht  mehr  halten  werden,    daher 

dann   nur   das    Steirische  Volk    und   die   Rödernschen   Reiter 

alhier  allein   verbleiben   möchten,    also   wftre  ich,    doch  mit 

Vorwissen  und  Gutheissen  Euer  Gnaden  entschlossen,  mich  mit 

meinem  unterhabenden  Eriegsvolk  auch  von  dannen  zu  erheben 

und  meinen  Weg  gegen  Rann  w&rts  zu  nehmen.*'  ^') 

So  stob  denn  Alles  auseinander.  Der  Beglerbeg  von  Graecia, 

des  Sinan  Pascha  Sohn,  rückte  mit  einem  Heere  von  40000  Mann 

in   „grimmigem  Zom^   vor  Sissek  und  eroberte  die  Feste, 

nachdem  sich  die  Besatzung  tapfer  gewehrt  und  grösstentheils 

den  Tod  gefunden  hatte,  am  24.  August   Darauf  verwüstete 

er  ganz  Turopolien,  streifte  bis  Agram  und  Karlstadt,  zog  aber 

dann,   nachdem  die  Grenztruppen  Miene  machten,  sich  ihm 

gemeinsam  entgegenzuv^erfen,  nach  Ungarn,  wo  sein  Vater,  der 

zum  Yezier  ernannte   Sinan  Pascha,   „ein  alter,  blutgieriger 

Hund,  über  die  70  Jahre  alt,"    einen  heftigen  Angriff  gegen 

die  ungarische  Grenze  vorbereiteta  Demselben  wurde   aber 

diesmal  mit  ausreichenden  Kräften  begegnet,   der  Graf  von 

Hardegg  schlug  bei   Stuhlweissenburg  mit  18000  Mann  ein 

grosses  türkisches  Heer  (5.  November)  und  Herr  Christof 

Ton  Teuffenbach  eroberte  in  Oberungam  die  bedeutende  Fe- 

stung  Fillek  (27.  November).  Auch  ein  neuerlicher  Einfall  der 

Türken  in  Croatien  wurde  durch  Alban  Grasswein,  der  900  Mann 

zusammengebracht  hatte,  mit  Erfolg  zurückgewiesen.  (19.  De- 

cember.) 

Mittlerweile  war  eine  wichtige  Veränderung  in  der  Re- 
gierung Innerösterreichs  vorgegangen.  Der  umsichtige  und 
rührige  Gubernator,  Erzherzog  Ernst,  war  als  ein  Opfer  der 
spanischen  Diplomatie  nach  den  Niederlanden  gezogen,  wo  er 
wenig  Ehre,  aber  einen  frühzeitigen  Tod  fand  und  an  seine 
Stelle  war,  da  Karls  Sohn  Ferdinand  noch  in  Ingolstadt  seinen 
Studien  oblag,  Erzherzog  Maxmilian,  der  dritte  Bruder  Kaiser 

^*)  Isthuanffis  Behauptung,  Breuner  habe  den  Ausschlag  zum  Böckzuge 
gegeben  (Harter,  Ferdinand  II.  3. 146),  ist  gänzhch  unbegrOindet  Breuner 
beklagt  sich  im  Gegentheil  gegen  die  Landschaft,  dasB  er  gar  keinen 
EinSuBS  besitze. 


—  123  — 

Rudolf  IL  getreten.  Dieser  sowol,  als  Erzherzog  Mathias,  der 
indessen  das  Generalat  in  Ungarn  übernommen,  bewarben  sich 
um  Ruprecht  von  Eggenberg.  Maxmilian  trug  ihm  im  Auftrage 
des  Kaisers  das  Amt  eines  General-Oberst-Lieutenant  an  der 
windischen  und  croatischen  Grenze  an*^"),  Mathias  wollte  ihn 
zum  Oberst  -  Zeugmeister  aller  kaiserlichen  Königreiche  und 
Länder  machen.  Ruprecht  entschied  sich  vorläufig  für  den 
ersteren  Antrag  und  erhielt  demgemäss  am  1.  Mai  1594  einen 
Bestallbrief  als  „General -Oberster  Leutenant  über  das  auf 
beiden  Windischen  und  Crabatischen  Grenzen  dienende  Ordinari 
der  Lande  Aufbot,  wie  auch  alles  andere  ausländische 
Kriegsvolk  zu  Ross  und  Fussj  soviel  sich  anjetzo  desselben 
auf  berührten  beiden  Grenzen  befindet  und  noch  künftig 
geworben  und  aufgenommen  wird,  darunter  auch  der  Baan 
und  sein  unterbietig  Kriegsvolk  nit  ausgenommen  sind.**  Als 
Gehalt  wurde  ihm  die  für  damalige  Verhältnisse  enorme  Summe 
von  1000  Gnlden  monatlich  gewährt. 

Erzherzog  Maxmilian  begann  den  Feldzug  von  1594  in 
eigener  Person  und  war  anfangs  glücklich.  Sissek,  Petrinia  und 
Hrastowitz  wurden  in  den  ersten  Tagen  des  August  ohne 
Schwierigkeit  erobert,  mussten  aber,  weil  Krankheiten  bei  den 
Tnippen  einrissen  und  wegen  mangelhafter  Bezahlung  und 
Proviantzufiihr  grosses  Elend  herrschte,  wieder  aufgegeben 
werden  • ').  Des  Erzherzogs  Berichte  über  den  Zustand  seines 


•^  Herberst.  Arch.  L.  8.  24.  Schreiben  Eggenberg's  vom  18.  Dec.  1593. 

**)  Die  ausfhbrliche  DarsteHung  dieses  Feldzuges  von  Professor  Richter 
(„Illyrische  Grenzhelden"  Hormayr's  Archiv  1819)  erwähnt  auch  Eggen- 
bergs Theilnahme  an  demselben.  Viele  Angaben  dieser  Erzählung, 
die  sich  auf  des  Grafen  Rudolf  Coronini  ^Bellum  Fctriniensc'*  (Görz 
1779)  stutzt,  widersprechen  jedoch  so  sehr  allen  übrigen,  dass  sie 
unmöglich  als  vollkommen  sicher  angesehen  werden  könnten.  Die 
hervorragende  Bedeutung,  welche  dabei  der  Theflnahme  der  Familie 
Coronini  zugeschrieben  wird,  lässt  die  Absicht  dieses  Buches  ziemlich 
deutlich  erkennen.  Während  hier  von  einem  Sturmangriff  von  600  Zengger 
Uskoken,  der  den  FaU  des  Platzes  herbeigef&hrt  haben  soll,  viel 
Wesens  gemacht  wird,  spricht  sich  eine  Relation  der  steirischen  Gom- 
missäre  Georg  v.  Stubenberg  und  W.  v.  Windiscbgräz  ausdrücklich 


—    124  — 

Kriegsvolkes  an  den  Kaiser  geben  ein  sprechendes  Zeugniss 
von  der  Art  der  Kriegführung,  wie  sie  an  der  Grenze  schon 
zur  Regel  geworden  war'^).  Die  Ritterschaft  in  der  Carlstadt, 
schreibt  er,  sowie  das  Übrige  Kriegsvolk  klagen  ihre  Noth 
wegen  Nichtbezahlung,  so  dass  sie,  was  sie  besitzen,  verkaufen 
und  versetzen  müssen.  Wenn  sie  nicht  bezahlt  werden,  müssten 
„diese  redlichen  Leute,  die  des  Feindes  Art  und  Gelegenheit 
schon  kennen^,  ihre  Aufstellung  verlassen.  Ebenso  stehe  es 
mit  dem  Reitenauischen  Regiment,  das  so  elend,  nackt  und 
mehrestheils  krank  sei,  dass  es  einen  erbarmen  müsse.  Er 
beschwört  den  Kaiser  als  Gerhab  (Vormund)  der  Erben  Erz- 
herzogs Carl,  deren  Lande  in  so  grosser  Gefahr  seien,  um 
eilende  Hilfe. 

In  Folge  dieser  unglückseligen  Verhältnisse  konnte  es 
zu  dauernden  Erfolgen  nicht  kommen;  man  musste  es  als 
glückliche  Fügung  preisen,  wenn  man  sich  der  übermüthigen 
Feinde  wenigstens  einigermassen  zu  erwehren  vermochte  und 
wenn  persönliche  Tapferkeit  und  Geistesgegenwart  der  christ- 
lichen Commandanten  von  Zeit  zu  Zeit  durch  einen  geschickt 
ausgeführten  Streifzug  den  Türken  irgendwie  Schaden  zufügte 
und  sie  dadurch  in  Athem  erhielt.  So  gelang  es  auch  in 
diesem  Jahre  dem  Herrn  von  Eggenberg;  den  Türken  einen 
Streich  zu  spielen.  Der  Beg  zu  Sissek,  Ardropli,  hatte  einen 
Einfall  in  Kroatien  gemacht,  Leute  und  Vieh  davongeschleppt 
und  wollte  oben  die  Beute  auf  türkisches  Gebiet  in  Sicherheit 
bringen,  als  Eggenberg  rechtzeitig  davon  Kunde  erhielt,  dem 
türkischen  Corps  nachjagte,  ihm,  als  er  es  an  der  Kulpa  ereilt 
hatte,  den  Raub  abnahm  und  eine  grosse  Zahl  davon  theils 
niedermachte,  theils  gefangen  nahm.  Unter  den  Gefangenen 
befand  sich  Ardropli-Beg  selbst,  "der  nach  Graz  gebracht  wurde, 


dahin  aus,  dass  die  Türken  die  Festung  freiwillig  ger&omt  haben, 
als  sie  den  Ernst  der  Belagerungsarbeiten  sahen.  (St.  L.  A.  Kriegs- 
acten.  Fase.  60.  50.)  Auch  die  von  Richter  behauptete  „Schleifang* 
Petrinias  finde  ich  nirgends  beglaubigt 

•s)  K.  k.  Kriegs-Archiv  in  Wien.  1594.  8.  25. 


—  125  — 

weil  ihn  Erzherzog  Maxmilian,  da  er  auf  seiner  Grenze  gefangen 
worden  war,  als  Beutestück  für  sich  beanspruchte*^). 

Im  daraufifolgenden  Jahre  1595  gelang  Eggenberg  die 
Wiedereroberung  Petrinia's.  Er  liess  den  Freiherm  Sigmund 
von  Herberstein,  der  in  diesem  Jahre  das  steirische  Aufgebot 
befehligte,  einen  Streifzug  nach  Zemik  und  Posega  unterneh- 
men^^) und  legte  sich  selbst  mit  Georg  Lenko witsch  vor 
Petrinia.  Am  22.  September  näherte  sich  Hauptmann  Francol 
init  50  Pferden  der  Festung  auf  Schussweite  und  gerieth  mit 
80  Türken,  an  deren  Spitze  sich  der  Festungs-Commandant 
Rustan  Beg  selbst  befand,  in  ein  Scharmützel.  Die  Türken 
kehrten  zur  Stadt  zurük,  da  der  Beg  schwer  verwundet  worden 
war.  Die  Kaiserlichen  zogen  sich  gegen  Sissek  zurück.  Den 
nächsten  Tag  erschien  „des  Bogen  Jung"  im  kaiserlichen 
Lager,  berichtete  den  Tod  seines  Herrn  und  ermuthigte  die 
Christen  zu  einem  sofortigen  Angriffe  auf  Petrinia.  Eggenberg 
cntschloss  sich,  obwol  man  den  Angaben  des  jungen  Wallachen 
nicht  viel  Glauben  schenken  konnte,  einen  Handstreich  zu 
wagen.  Er  rückte  am  24.  September  vor  die  Festung  und 
nahm  sie  ohne  Widerstand  '''').  Petrinia  wurde  von  da  ab  eine 
Hauptstütze  der  Vertheidigung  an  der  kroatischen  Grenze 
und  wurde  von  allen  drei  innerösterreichischen  Landen  ge- 
meinsam unterhalten.  Vom  Jahre  1598  an  erscheint  das  Gebiet 
am  rechten  Ufer  der  Kulpa  unter  der  Bezeichnung  Kulpa- 
oder  Petrinianische  Grenze  •*"). 

Erzherzog  Ferdinand,  der  in  demselben  Sommer  die  Re- 
gierung seiner  Lande  provisorisch  übernommen  hatte,  schrieb 


•*)  K.   k.   Kriegsarchiv   in  Wien,   1594.    9.  8.  Schreiben  des  Erzherzog 

Maxmilian  an  den  Kaiser  aus  Radkersburg. 
^^)  Ebendaselbst.    1595.  9.   20.  Erzherzog   Ferdinand   Übersendet   dem 

Kaiser  eine  ausführliche  Relation  Herbersteins  über  seinen  Einfall  in 

das  türkische  Gebiet,  die  sich  durch  besondere  Kirnst  der  Darstellung 

und  Btylistische  Gewandtheit  auszeichnet. 
•^)  Khevenhiller,  Ann.  Ferd.  T.  IV.  p.  1400.  Hurter,  Geschichte  Kaiser 

Ferdinands  IL,  m.  Theil  308. 
*')  Siehe  darüber  auch  Vani^^ek,  Specialgeschichte  der  Militärgrenze  1. 77, 

im  Uebrigen  ein  für  das  16.  Jahrh.  vollkommen  unverlässliches  Werk, 


-  126  - 

an  Eggenberg  folgenden  Brief,  der  von  der  Gutherzigkeit  und 
dankbaren  Gesinnung  des  jungen  Prinzen  ein  schönes  Zeugniss 
gibt  «0. 

„Lieber  von  Eggenberg,  mein  gnädigen  Grass  znvor,  Ener 
Schreiben  hab  ich  bei  dem  Hauptmann  Francoll  gar  wol  em- 
pfangen, wie  auch  den  Inhalt  und  sein  mttndliche  Relation  gar 
wol  vernommen,  was  fUr  herzlich  Freude  ich  daraus  vernommen, 
könnt  Ihr  wol  selbst  erachten.   Dem  Allmächtigen    sei  ewiges 
Lob  und  Dank  dafflr  gesagt,  dass  er  Sein  göttlich  .  .  .  *^)  aberall 
so  gnädiglich  erscheinen  l&sst.  Die  Verordnung  in  einem  und 
dem  andern  hab  ich  schon  gethan  und  soll  mir  auch  der  Haupt- 
mann Francoll  gar  wol  befohlen  sein,  und  ich  wflsst  auch,  die 
Wahrheit  zu  sagen,  kein  bessern  an  sein  statt  zu  linden ;  ich 
wünschet  nichts  mehrers,  allein  dass  ich  Geld  genug  hätt,  auf 
dass  ich  Euch  und  das  redlich  Euch  unterworfene  Kriegsvolk 
damit  erfreuen   könnte,    wann  ich's  gleich  aus  meiner 
Haut  könnte  schneiden.   Und    bleib   Euch    wie   bisher 
mit  aller  landsfürstlich  Gnaden  ganz  wol  gewogen.  Datum  Graecii, 
den  27.  'Septembrls  Anno  95.^ 
Das  Verhältniss,   in  welchem  Ruprecht  von  Eggenberg 
zu  Erzherzog  Ferdinand  und   der  Erzherzogin-Mutter  Maria 
stand,  war  ein  dauernd  freundschaftliches.  Es  erklärt  sich  dies 
nicht  nur  aus  den  Verdiensten,   die  sich  Eggenbei^  uin  das 
erzherzogliche  Haus  erworben,  sondern  wohl  auch  daraus,  dass 
derselbe  unter  den  katholischen  Adeligen  der  Steiermark  da- 
mals eine  der  hervorragendsten  Persönlichkeiten  war.  In  einer 
Zeit,   in   welcher  das  Verliältniss  zwischen   der  übereifrigen 
katholischen  Regierung  und  der  überwiegend  protestantischen 
Majorität  der  Stände  von  Tag  zu  Tag  gespannter  wurde,  mochte 
die  erstere  wol  Veranlassung  haben,  Männern  von  der  Bedeu- 
tung Ruprechts  eine  besonders  gnädige  Gesinnung  zu  bezeugen, 
wenn  diese  treulich  zu  ihr  standen  ^  0*  ^^  Kriegswesen  Inner- 


*^  Herberst  Arch.  Eggenberg.  li.  3.  24. 
*^)  „Hilf"  scbeint  ausgeblieben  zu  sein. 

<*)  Bei  der  Erbhuldigimg  des  Erzherzog  Ferdinand  (Anfangs  December 
1596)    wird    Ruprecht    von  Eggenberg  von    einigen    Scbriastellem 


—  127  — 

• 

Österreichs  scheint  Eggenberg  während  der  Jahre  1595  und 
1596  ausschliesslich  geleitet  zu  haben,  soweit  es  dem  Erz- 
herzoge unterstand;  auf  die  Truppen  der  Stände  hatte  er 
keinen  Einfluss,  ausser  in  dem  Falle,  als  ein  feindliches  Heer 
die  Grenzen  bedrohte.  Nachdem  sich  aber  in  diesen  Jahren 
der  Angriff  der  Türken  wieder  mehr  den  ungarischen  Grenzen 
zuwandte,  war  Innerösterreich  minder  gefährdet.  Da  ist  es 
denn  sehr  begreiflich,  dass  man  den  bewährten  Eriegsmann 
auf  dem  Haupt-Kriegsschauplatze  zu  verwenden  gedachte  und 
dass  er  selbst  weiteren  Wirkungskreisen  zustrebte. 

Schon  im  Frühjahre  1596  begannen  die  Verhandlungen 
zwischen  dem  Kaiser,  seinen  Wiener  Kriegsräthen,  dem  Erz- 
herzoge Maxmilian  einerseits  und  Ruprecht  von  Eggenberg 
andererseits  wegen  Uebemahme  eines  neuen  Commanders.  Am 
12.  Mai  richtete  die  kaiserliche  Kanzlei  eine  Aufforderung  an 
den  letzteren,  sich  nach  ^^  Verrichtung  seiner  Ehehafften^  bereit 
zu  halten,  als  Ihrer  Majestät  oberster  General  in  Ungarn  ge- 
brauchen zu  lassen  '^).  Damit  war  jedoch  nicht  die  Stelle  eines 
obersten  Feldhauptmanns  des  Kaisers  gemeint,  wie  sie  zwei 
Jahre  später  Erzherzog  Mathias  übernommen  hat,  sondern  das 
Generalat  an  der  oberungarischen  Grenze.  Dies  geht  mit  aller 
Bestimmtheit  aus  einem  Befehlschreiben  des  Kaisers  vom  1 1 .  Juli 


eine  besondere  Rolle  zugeschrieben.  J.  B.  Winkler  (St.  Zeitschr. 
N.  F.  1  p.  86)  erzählt,  Ruprecht  habe  als  „Stellvertreter  des  Erzher- 
zogs die  Huldigung  der  St&nde  empfangen,  bei  welcher  Gelegenheit 
er  mit  königlicher  Pracht  in  Graz  erschien.^  Sartori  (Pantheon,  II.  3. 
p.  823)  f^lgt  hinzu,  er  habe  in  seinem  Stamroschlosse  den  Ständen 
ein  königliches  Gastgebot  gegeben.  Ritter  v.  Leitner  (Mitth.  d.  h. 
Ver.  I,  132)  erwähnt  zwar  nichts  von  der  Entgegennahme  der  Hul- 
digung, wohl  aber  von  dem  Gastmahle  im  Eggenberger  Schlosse,  das 
am  10.  Deoember  stattgefunden  haben  soll.  Ich  kann  dem  nur  ent- 
gegenhalten, dass  Erzherzog  Ferdinand  die  Huldigung  persönlich  ent- 
gegennahm und  am  12.  December  in  der  Burg  ein  grosses  Bankett 
gab,  bei  welchem  die  Erbämter  verrichtet  wurden.  Das  Schloss  Eggen - 
berg  hat  Ruprecht  niemals  besessen,  es  wurde  von  Hans  Ulrich  er- 
baut. In  den  Eggenbergischen  Papieren  fand  ich  von  diesem  Feste 
nicht  die  geringste  Andeutung. 
''^  Herberst.  Archiv  Eggenberg  L.  3.  24. 


-  128  — 

hervor  ' '),  worin  er  E^enberg  mittheilt,  dass  er  ihn  an  Stelle 
des  Freiherm  Christof  von  Teuffenbach  zum  Feldobersten  in 
Ober-Ungarn  bestellen  wolle,  dass  er  jedoch  erst  im  Herbste 
an  diesen  neuen  Bestimmungsort  abzugehen  habe.  Inzwischen 
solle  er  nach  Wien  kommen  „und  daselben  nicht  allein  über 
die  Stadtguardi  disponiren,  sondern  auch  neben  der  Burger- 
schaft und  Ihr.  Maj.  deputirten  Herren  Rätefi  die  Stadt  selbst 
inwendig  und  auswendig  an  Mauern,  Basteien,  Courtinen, 
Gräben  und  dergleichen  reparieren,  in  omnem  eventum,  soviel 
sich  immer  thun  lässt,  befestigen  und  versichern".  Die  Noth- 
wendigkeit,  Wien  in  vertheidigungsfähigen  Stand  zu  versetzen, 
war  in  den  letzten  Jahren  wieder  mehr  als  je  hervorgetreten, 
als  die  Gerüchte  von  einer  bevorstehenden  Belagerung  so 
entschieden  aufgetreten  waren.  Im  August  1594  hatten  „die 
hinterlassenen  Kriegsräte*'  eine  Reihe  von  Vorstellungen  in 
dieser  Angelegenheit  an  den  Kaiser  gelangen  lassen.  Am 
eindringlichsten  spricht  sich  die  vom  10.  August  aus  ^*): 
„Es  sei  dringend,  das  Erzherzogtum  Oesterreich  und  sonderlich 
die  Stadt  Wien  zu  schützen,  weil  es  dazu  gekommen,  dass 
Sinan  Pascha  nach  Erobeiomg  von  Wesprim,  Palota,  Totis 
und  St.  Martinsberg  Raab  mit  grosser  Gewalt  belagere.  Wenn 
Raab  gefallen  sei,  stehe  zu  erwarten,  dass  dieser  alte,  kriegs  • 
erfahrne,  listige  Krieger,  der  seine  Proben  gegen  Venedig, 
Persien  und  die  spanische  Majestät  abgelegt  hat,  sich  gegen 
Wien  wenden  werde.  Obwol  die  Räte  schon  im  October  1593 
dem  Kaiser  die  Vorlagen  wegen  Instandsetzung  Wiens  für 
eine  Belagerung  gemacht  hätten,  sei  bis  jetzt  doch  gar  nichts 
geschehen.  Seit  etlichen  Jahren  sei  an  der  Befestigung,  mit 
Ausnahme  der  Schottenbastei  nichts  erneuert  worden.  Es  be- 
dürfe vor  Allem  eines  ansehnlichen  Hauptes  und  Obristen, 
eines  Stadthauptmannes  und  zugleich  Obrist-Leutenants,  der 
nach  der  bisherigen  Gewohnheit  und  Instruction  auch  die  Bürger 


^0  Ebendaselbst. 
*)  K.  k.  Kriegsarchiv  in  Wien.  1594.  'p~~\Q~n- 


1 


-      129  - 

2U  regieren  habe,  ferner  Kriegsvolk,  Baumeister,  Verprovian- 
tierung, Munition/ 

War  damals  die  Gefahr  auch  trotz  des  Verlustes  von 
Raab,  das  Hardeck  an  Sinan  Pascha  übergab,  glQcklich  vor- 
übergegangen, so  musste  sie  sich  doch  jedes  Jahr  erneuern 
und  der  Kaiser  konnte  dem  Verlangen  seiner  Räthe  nicht  länger 
Stillschweigen  entgegensetzen.  Eggenberg  äusserte  sich  schon 
am  12.  Juli  auf  das  kaiserliche  Befehlsschreiben  in  einer  Weise, 
die  erkennen  lässt,  dass  ihm  der  Plan,  ihn  mit  der  Armirung 
von  Wien  zu  betrauen,  bereits  bekannt  geworden  war'*).  Er 
schreibt  an  den  Kaiser,  er  habe  zwar  gehofft,  dass  man  ihn 
wegen  der  von  ihm  vorgebrachten  Motiven  der  Beschäftigung 
in  Wien  entheben  werde,  habe  aber  darüber  keine  Erledigung 
bekommen.  Wegen  der  Verantwortung,  welche  er  gegenüber 
dem  Erzherzoge  Ferdinand  und  dem  Kurfürsten  von  Cöln,  der 
ihm  Güter  anvertraut  habe,  trage,  müsse  er  jedenfalls  einige 
Wochen  Frist  erbitten.  Er  sei  bereit,  dem  kaiserlichen  Auftrage 
nachzukommen,  müsse  jedoch  erklären,  dass  er  hiezu  Bau- 
meister und  andere  erfahrene  Leute  brauche,  die  ihm  bei  Be- 
schaffung des  Proviants  an  die  Hand  gehen,  ^^da  er  der  Land 
Gelegenheit  ein  Unbekannter  sei^.  Dass  er  jedoch  ohne  genaue 
Instruction  über  die  ihm  zu  Gebote  stehenden  Mittel  und  den 
Umfang  des  Erforderlichen  ;,  solchen  Carico,  wie  der  Buchstabe 
lautet,  genügsamer  Gegenwehr  und  Defension  absolute  auf 
sich  allein  nehmen  solle,  was  zehn  oder  zwanzig  seines  Kopfs 
Vermögens  gleichen  zu  schaffen  gebe"*,  das  würde  doch  Se. 
Majestät  ihm  nicht  aufladen.  Wenn  ihm  alles  Nothwendige 
geliefert  werde  und  er  eine  Specificirung  seiner  Verrichtung 
und  Verantwortung  erhalte,  so  wolle  er  mit  Gottes  Hilfe  ans 
Werk  gehen.  —  Am  1 7.  Juli  fertigte  der  Kaiser  in  Prag  den 
Bestallungsbrief  für  Eggenberg  aus  '^).  Im  Eingange  ist  die 
drohende  Gefahr  durch  des  Sultans  persönlichen  Anzug  gegen 
Wien  erwähnt,  woraus  sich  die  Nothwendigkeit  ergebe,  Wien 


''^  Herberst  Arch.  Eggenberg  L.  8.  24. 
'*)  Ebendaselbst. 

Mittbril.  df*«  hiiit  Vereiiifi  f    nteiermKrk.  XXVT.  Heft,   18T8. 


1 


—   130  — 

als  nächste  Grenzfestung  zu  vertheidigen.  Eggenberg  solle  seinen 
»Ressort  nach  uns  (dem  Kaiser)  auf  unsem  freundlichen  ge- 
liebten Bruder  und  Fürsten  Erzherzogen  Maximilian  zu  Oester- 
reich  haben".  Bauverständige  und  Proviantmeister  werden  ihm 
zur  Seite  gegeben,  im  Falle  der  Belagerung  werde  fllr  die 
fernere  Notdurft  Fürsehung  getragen  und  ihm  über  sein  Ver- 
mögen nichts  aufgetragen  werden.  Wegen  einer  Besoldung 
werde  mit  ihm  nichts  verglichen,  sondern  er  werde  durch  die 
kaiserliche  Gnade  so  bedacht  werden,  dass  er  zufrieden  sein 
könne.  Vorläufig  hatte  Eggenberg  jedoch  noch  den  grössten 
Theil  seiner  Bezüge,  die  ihm  als  General  der  windischen  und 
croatischen  Grenze  gebührt  hatten,  ausständig.  Der  Kaiser 
trachtete  daher,  um  Eggenberg  zur  Annahme  des  neuen  Com- 
mandos  zu  bewegen,  ihn  wegen  dieser  noch  offenen  Forderung 
zu  befriedigen.   Er  schrieb   daher  am  20.  Juli  an  Erzherzog 

m 

Ferdinand  '^):  der  Erzherzog  möge  die  Bestellung  Eggenbergs 
zum  Feldobersten  in  Ober-Ungarn  nicht  hindern,  ihm  auch 
seine  Gnade  nicht  entziehen  und  nachdem  Eggenberg,  als 
General- Oberstlieutenant  der  Grenze,  sowie  der  von  Auersperg 
zu  gleichen  Theilen  vom  Kaiser^  vom  Erzherzoge  und  von  den 
Landen  unterhalten  wurde,  solle  er  dafür  sorgen,  dass,  nach- 
dem ihn  der  Kaiser  contentirt,  auch  die  zwei  anderen  zur 
Zahlung  verpflichteten  Theile  den  Ausstand  begleichen. 

Erzherzog  Maxmilian  billigte  in  einem  Schreiben  an  den 
Kaiser  aus  dem  Feldlager  vor  Hatvän  ' ')  die  Berufung  Eggen- 
bergs, es  scheint  auch,  dass  dieser  sich  sofort  nach  Wien 
begeben  und  über  den  Zustand  der  dorügeu  Werke,  sowie 
des  Kriegswesens  der  Stadt  ein  Gutachten  verfasst  habe.  In 
einem  Berichte  der  Wiener  Kriegsräthe  an  den  Kaiser  vom 
12.  August'')  heisst  es:  Der  Kaiser  werde  aus  ihrem  Bericht 
und  des  von  Eggenberg  „Discurs''  ersehen,  was  die  vornehmsten 
Mängel  seien.   Dieselben  könnten  in  der  Eile  nicht  remedirt 


'*)  Herberst.  Archiv.  Eggenberg.  L.  8.  24. 
'<0  K.  k.  Kriegsarchir  in  MTien.  1596.  8.  19. 
7^  Ebendaselbst. 


—  131   — 

werden  und  auf  eine  unausgebaute  Fortezza  könne  man  sich 
nicht  verlassen.  Sie,  sowie  der  von  Eggenberg  und  alle  Kriegs- 
erfahrnen wüssten  kein  anderes  Mittel,  als  dass  durch  männ- 
liche, ritterliche  Hand  der  Feind  von  Belagerung  dieser  Stadt 
möglichst  abgehalten  werde.  Ueber  eine  weitere  Thätigkeit 
Ruprechts  in  Wien  ist  mir  nichts  bekannt  geworden;  seine 
Berufung  dahin  war  von  Seite  des  Kaisers  eben  nur  ein  Be- 
ruhigungsmittel gewesen,  um  der  gewaltigen  Angst  vor  einer 
Belagerung  doch  etwas  zu  steuern.  Für  diesen  äussersten 
Fall  glaubte  man  in  Eggenberg  den  Mann  gefunden  zu  haben, 
dessen  Ansehen  und  Kriegserfehrung  den  Bürgern  und  Ver- 
theidigungstruppen  Vertrauen  einflössen  werde,  der  auch  im 
letzten  Augenblicke  die  nöthige  Energie  und  Kaltblütigkeit 
besitzen  würde.  Sobald  die  äusserste  Gefahr  vorübergegangen 
war,  brauchte  man  Eggenberg  nicht  mehr  in  Wien,  denn  für 
eine  dauernde  Instandsetzung  der  Festungswerke,  fbr  eine 
systematische  Behandlung  des  Yertheidigungswesens  hatte  man 
kein  Geld. 

Im  Frühjahre  1597  wurden  daher  mit  Eggenberg  neuerlich 
Verhandlungen  eingeleitet.  Dieselben  galten  jetzt  der  Ueber- 
nahme  des  Feldzeugmeisteramtes  in  Ungarn.  Der  Kaiser  schrieb 
darüber  am  28.  März  des  genannten  Jahres  an  Erzherzog 
Maxmilian '  ^) :  Er  habe  Eggenbergs  Erklärung  wegen  Ueber- 
nahme  des  Feldzeugmeister-Amts  vernommen.  „Was  er  nun 
anfangs  von  voriger  Behandlung  des  Ober-Ungarischen  Befehls 
halber  anrührt  und  insonderheit  ihm  denselben  dergestalt,  dass 
er  solchen  nach  voUendtem  Feldzug  antreten  möge,  vorzube- 
halten vermeinen  und  begehren  thut:  Darauf  wollen  Euer 
Liebden  ihm  zu  verstehen  geben,  dass  unsere  gnädigste  In- 
tention jet^o  dahin  gestellt  sei;  dass  er  dies  Jahr  nicht  alleia 
zu  Feld  unser  Obrister  Zeugmeister  sein,  sondern  auch  hernach 
dasselbe  stetig  Amt  bediene  und  also  in  solchen  ein  Ordinari 
Dienst  neben  einer  Kriegsrat-Steil  zu  Wien  haben  solle,  daher 
es  sich  dann  nicht  thun  lässt,  dass  der  Zeit  und  jetzig  Läuffen 


"'S)  Herberst.  Arch.  Eggenberg.  L.  3.  24 

9* 


—  132  — 

nach  bedenklicher  Welt  so  ein  Tomehmen  Befehl,  als  der 
Ober-Ungarisch  einer  ist,  unbestellter  zn  lassen."  Was  das 
deutsche  Regiment  betrifft,  welches  Eggenberg  zu  dem  Obrist- 
Zeugmeisteramte  begehre,  so  halt  auch  der  Kaiser  dies  f&r 
sehr  nützlich,  da  aber  kein  Geld  hiezu  vorhanden  sei,  so 
könne  er  auch  nichts  Bestimmtes  zusagen,  es  werde  jedoch 
der  Erzherzog  die  zur  Artillerie  nöthige  Mannschaft  „nach 
Gel^enheit  yerordnen**.  Bezüglich  der  Forderung  Eggenbergs 
von  seiner  crabatischen  Bestallung  her  werde  er  sich  erst  mit 
Erzherzog  Ferdinand  vergleichen.  Aus  diesem  Schriftstücke 
geht  hervor,  dass  der  Kaiser  die  höchst  gerechtfertigte  Absicht 
hatte,  das  gesammte  Artilleriewesen  der  gegen  die  Türken 
aufgestellten  Truppen  unter  die  einheitliche  Leitung  eines 
tüchtigen  Fachmannes  zu  stellen.  Ein  Oberst-Zeugmeister,  der 
nebst  dem  Feldmarschall,  d.  i.  dem  Befehlshaber  des  reisigen 
Zuges,  der  Ritterschaft,  und  dem  Obersten  der  Fussknechte 
ein  selbständiges  Amt  unter  dem  obersten  Feldhauptmanne 
inne  hatte,  war  für  ein  wolausgestattetes  Heerwesen  unbedingt 
nothwendig.  Ihm  unterstand  die  gesammte  Feld-  und  Festungs- 
Artillerie,  sowie  Alles,  was  mit  Belagerung  und  Vertheidigung 
fester  Platze  in  Verbindung  stand.  Er  hatte  die  Zeughäuser 
einzurichten  und  zu  ordnen,  für  Geschütz,  Munition,  Bedienungs- 
mannschaft und  Bespannung  zu  sorgen;  er  bedurfte  desshalb 
auch;  wie  Eggenberg  selbst  verlangt  hat,  eine  genügende  Be- 
deckung zum  Schutze  seiner  werthvoUen  Objecte,  für  die  er 
verantwortlich  war. 

Es  dauerte  geraume  Zeit,  bis  man  Handels  einig  war. 
Eggenberg  wollte  vor  Allem  seine  Forderungen  von  der  letzten 
Bestallung  an  der  Grenze  her  gesichert  wissen;  er  hat  dies 
jedenfalls  zur  Vorbedingung  seiner  Annahme  gemacht,  weshalb 
ihm  der  Kaiser  am  24.  Juni  1597  '^)  mittheilte,  er  wünsche  eine 
Specification  seiner  crabatischen  Prätensionen  und  dessen^  „was 
ihm  in  Abschlag  der  5474  fl.  15  kr.,  so  er  den  Reitenauischen 
Knechten,   FrancoFschen  Reitern  zu  Petrinia  für  geliehen, 


'")  Herberst.  Archiv.  Eggenberg.  L.  8.  24. 


—  133  — 

bis  auf  diese  Zeit  erlegt  worden^.  Erst  am  31.  Juli  d.  J. 
wurde  ihm  der  kaiserliche  Bestallungsbrief  als  General-Obrist- 
Feld-Zeugmeister  ausgestellt^").  Darin  hiess  es,  er  habe  für 
die  Bereitung  und  Bewahrung  der  Munition  zu  sorgen,  darauf 
zu  sehen,  dass  mit  dem  Pulver  gespart  und  ohne  Gefahr  um- 
gegangen werde,  den  Schützen  solle  Pulver  und  Munition 
nicht  nach  ihrem  Begehren,  sondern  nach  Nothwendigkeit  ge- 
reicht werden ;  er  habe  dahin  zu  wirken,  dass  die  zum  Artillerie- 
staat gehörigen  OfiRciere,  Diener,  Werkleute  ihre  Dienste  ver- 
sehen, dass  Fuhrleute,  Geschütz-  und  Wagenpferde  in  völliger 
Anzahl  vorhanden  sind.  Wenn  es  zu  einem  Abzug  kommt  oder 
im  Felde  nichts  zu  thun  gibt,  solle  er  das  Geschütz  und  Zeug 
in  das  Zeughaus  in  Wien,  oder  wo  es  ihm  geschafft  sein  wird, 
gut  unterbringen  und  darüber  ein  Inventar  anlegen.  Er  habe 
den  Erzherzog  Maxmilian  und  dessen  General-Oberst-Leutenant 
nach  ihm  „ anzusehen*'  und  deren  Anordnungen  in  Artillerie- 
sachen auszurichten.  Dafür  werden  ihm  fOr  Leibsbesoldung  und 
nothwendige  Staats-PersoneU;  die  in  dem  Artillerie-Staat  nicht 
passirt  werden  sollten,  monatlich  vom  1 5.  August  an,  so  lange 
er  im  Felde  dient,  1200  Gulden  zugesichert.  Wegen  des  ausstän- 
digen Bestes,  welchen  Eggenberg  zu  prätendiren  hatte,  war  die 
Hoikammer  schon  früher  angewiesen  worden,  ihn  mit  einem 
Theil  zu  befriedigen,  mit  dem  andern  zu  vertrösten.  Für  einige 
Fähnlein  zur  Versehung  seines  Amtes  sollte  Erzherzog  Max- 
milian sorgen.  Den  Titel  Genefal-Obrist-Feld-Zeugmeister  hatte 
Eggenberg  selbst  verlangt**). 

Als  Erzherzog  Mathias  die  Stellung  als  Ober-General  in 
Ungain  übernahm,  behielt  Eggenberg  das  Oberst-Zeugmeister- 
amt und  war  dem  General  Basta,  der  als  Feldmarschall  dem 
Erzherzoge  Maxmilian  zur  Expedition  nach  Siebenbürgen  folgte^ 
gleichgestellt  Der  auf  Eggenberg  Bezug  nehmende  Passus  der 
kaiserlichen  Besolution    für  den  Eriegsstaat  des  Erzherzog 


»0)  Uerberst.  Archiv.  Eggenberg.  L.  3.  24. 

^  )  K.  k.  Kriegsarchiv  in  Wien.  Schreiben  des  Kaisers  an  Ensh.  Maxmilian 
vom  3.  Mai  1597. 


—  134  — 

Mathias  vom  3.  August  1598 '^•)  lautet:    „weil   nämlichen  so 
viel  Zeit  mit  Abfertigung  des  angehenden  Feldobristen  in  Ober- 
Ungarn  Herrn  von  Eggenberg  fürttber,   und  derselbe  diesmal 
so  eilends  nit  anziehen  kann,  soll  Er,  Herr  Eggenberg,   noch 
diess  Jahr  solch   Obrist  Zeugmeisteramt  zu   Feld   versehen 
und  dann  nach  geendter  Feld  Expedition  sein  Abzug  in  Obcr- 
UngaiTi  nehmen,   mit  welchem   dann  also  Ihr  Fürstl.  Durchl. 
bei  diesem  Amt  auch  ein  richtige  und  gute  Ersetzung  liaben 
werden."    Eggenberg  scheint  diese  Stelle  jedoch  nicht  früher 
acceptirt  zu  haben,  als  bis  ihm  der  ausständige  Best  seiner 
Geldforderungen   gezahlt  worden  war.    Dies    lässt    sich   aus 
einem  Schreiben  der  Erzherzogin  Maria   an  Eggenberg   vom 
21.  Juli   d.  J.   erkennen'*').  Dasselbe  beginnt:   „Lieber  von 
Eggenberg,  Ich  hab  euer  Schreiben  vom  14.  d.  M.  wol  em- 
pfangen und  daraus  vernommen,   wie  euch  der  Kaiser  bestellt 
hat . . .  Unser  Herr  geb  euch  in  Allem  Glück.  Ich  freu'  mich 
von  Herzen,   dass   euch   der  Kaiser  euren  Crabatischen  und 
Windischen  Rest  zahlen  will.  Er  ist's  euch  vor  Gott  schuldig. 
Ich  hätt*  es  gern  gesehen,   dass  ihr  vor  eurem  Hinreisen  zu 
uns  wärt  kommen  .  . .  ^ 

Mit  der  Vertröstung  auf  die  Besetzung  des  oberungarischen 
Commando'^  im  nächsten  Jahre  war  jedoch  der  Wiener  Hof- 
kriegsrath  nicht  zufrieden.  Er  sprach  in  einem  Gutachten  über 
die  erwähnte  kaiserUche  Besolution  ^^)  die  Meinung  aus,  es 
sei  sehr  zweifelhaft,  ob  sich  der  von  Eggenberg  „zu  einer  so 
langwierigen  Tractation  werde  brauchen  lassen*'  und  müsste 
jedenfalls  seine  Antwort  darüber  abgewartet  werden.  In  Ober- 
Ungarn  sei  jedoch  ein  Befehlshaber  dringend  nothwendig;  da 
man  sich  auf  die  Verwaltung  des  Amtes  durch  Bakoczi  durch- 
aus nicht  verlassen  könne. 

Zu  dem  Antritte  des  vielbesprochenen  Generalates  in 
Ober-Ungarn  kam  es  von  Seite  Eggenbergs  nicht.  Es  scheint 


*')  K.  k.  Eriegsarchiv  in  Wien. 

^^}  Ebendaselbst. 

*^)  Kumar,  Geschichte  der  Burg  und  Familie  Herberstein.  II.  160. 


-     135  — 

vielmehr,  dass  derselbe  das  Feldzeugraeister-Amt  unter  Erz- 
herzog Mathias  auch  in  den  nächsten  Jaliren  noch  versehen 
habe.  Genauere  Daten  sind  darüber  nicht  vorhanden,  seine 
Thätigkeit  tritt  erst  wieder  in  den  Vordergrund  der  Kriegs- 
begebenheiten durch  seine  Ernennung  zum  Commandanten 
von  Raab.  Diese  Hauptfestung  war  am  28.  März  1 598  durch 
Adolf  Freiherrn  von  Schwarzenberg,  Commandant  von  Comorn, 
wieder  erobert  worden  und  das  erste  Commando  daselbst  war 
von  Eggenbergs  Kriegskameraden  von  1593,  Herrn  Melchior 
von  Rödem,  versehen  worden.  Im  Jahre  1600  erhielt  dieser 
das  Directorium  in  Ober- Ungarn  und  im  Frühjahre  1602 
erscheint  Ruprecht  von  Eggenberg  bereits  in  seiner  neuen 
Stellung  in  Raab.  Dieselbe  war  von  grösster  Wichtigkeit.  Raab 
sammt  den  umliegenden  Castellen  und  befestigten  Orten  galt 
als  die  Vormauer  von  Wien.  Das  Commando  des  dortigen 
Fes tungs- Commandanten  reichte  bis  an  den  Plattensee  und 
bot  nicht  nur  Gelegenheit  zur  Vertheidigung,  sondern  auch 
zu  wirksamen  Beunruhigungen  des  Feindes  auf  dessen  eigenem 
Gebiete,  da  sich  jede  Expedition  auf  eine  feste  Operations- 
basis stutzen  konnte.  Eine  erschöpfende  Darstellung  des 
Wirkungskreises,  innerhalb  dessen  sich  Ruprecht  von  Eggenberg 
in  Raab  bewegte,  bietet  die  von  Erzherzog  Mathias  am  1 .  Februar 
1602  ausgestellte  „Instruction,  was  der  Edl  unser  lieber  ge- 
treuer Ruprecht  von  Eggenberg,  Freiherr  zu  Ehrenhausen, 
der  Kais.  Mtt  unseres  geliebten  Herrn  und  Bruders  Rat, 
als  der  von  höchstgedachter  Kais.  Mtt  zum  Obristen  gegen 
Raab  f&rgenommen  worden,  in  solchem  seinen  Obristen  Befehl 
getreues  Fleiss  handeln  und  verrichten  solle"  **). 

1.  Er  hat  die  Festung  Raab  sammt  der  „anrainenden  Dition" 
der  Kais.  Mtt.  zu  bewahren. 

2.  Er  soll  durch  christliche  Seelsorger  Gottesdienst  halten  lassen 
und  das  Kriegsvolk  zn  christlichem  Leben  verhalten. 

3.  Er  soll  darauf  sehen,  dass  die  Besatzung  genau  dem  „Ordiuari 
Status"  entspricht  Bei  offenem  Kriegsfall  kann  sie  auch 
verstärkt  werden. 


^^)  Herberst.  Arcbi?.  Eggenberg.  L.  3.  24. 


—   136  — 

4.  Die  Bürger  sollen  in  ihrem  Hab  und  Gut  geschützt,  im  Kriegs- 
fall jedoch  zur  Yerthoidigung  herangezogen  werden. 

5.  Bischof  und  Capitel  sollen  in  ihrer  Jurisdiction  und  Rcchteu 
beschützt  werden. 

6.  Die  Bauern  und  Freisassen,  um  Raab  sollen  ebenfalls  geschützt, 
was  ihnen  vom  Kriegsvolk  abgekauft  wird,  nach  Billigkeit 
bezahlt  werden. 

7.  Durch  ein  Comite  von  zweien  aus  der  Bürgerschaft,  zweien 
aus  der  Gespannschaft,  zweien  vom  deutschen,  zweien  vom 
ungarischen  Kriegsvolk  soll  Proviant  und  Fourage  in  bestimmten 
Zeiträumen  „beteuref*  werden. 

8.  Damit  das  ihm  unterstehende  Kriegsvolk  in  Raab  und  den 
Grenzh&usern  immer  in  gehöriger  Anzahl  vorhanden  und  wohl- 
gerüstet sei,  solle  er  dasselbe  entweder  selbst  oder  in  seiner 
Abwesenheit  durch  einen  Obristlieutenant  fleissig  „bereiten  und 
besichten^  lassen.  Seiner  Administration  und  Justitia  soll 
kein  Eintrag  gethan  werden. 

9.  Die  Feldschreiber  sollen  zu  genauer  Evidenzhaltnng  des  deutschen 
und  ungarischen  Kriegsvolkes  angehalten  und  daran  nicht  ge- 
hindert werden. 

10.  Das  „Kutschifahren^  der  ungarischen  Reiter,  sonderlich  der 
„Fellegien"  soll  hintangehalten  werden,  weil  dadurch  die  Reihen 
nicht  eingehalten  und  die  Anzahl  Pferde  geschwächt  werden. 

11.  Jeder  „Dienstmann''  soll  seine  schuldigen  Pferde  und  Diener 
halten ;  wer  dies  nicht  thut,  soll  dem  Kaiser  angezeigt  werden, 
damit  dessen  Stelle  auf  andere  Weg  ersetzt  werde.  Auch  soll 
Niemand  von  der  Bürgerschaft  oder  den  Kriegsleuten  dabei 
„eingebracht"  werden. 

12.  Er  hat  darauf  zu  sehen,  dass  immer  genügender  Yorrath  von 
Proviant  vorhanden  ist,  eigennützige  Proviantmeister  „anhero" 
anzuzeigen. 

13.  Pulver  und  Munition  in  Stand  halten,  nichts  unnütz  verschiesscn. 

14.  Er  soll  sich  mit  Bauverständigen  über  ein  „Modell''  der 
Festung  vergleichen,  dasselbe  dem  Kaiser  einsenden,  die  notli- 
wendigsten  Ausbesserungen  und  Befestigungen  ohne  über- 
Üüssigen  Zierrath  und  Pracht  ausführen  lassen. 


—  137   — 

15.  Wenn  die  ungarischen  oder  „andere"  Stände  Hilfe  oderRobbot 
bewilligen,  soll  dieselbe  gut  angewendet  und  Niemand  zu  mehr, 
als  er  schuldig,  angehalten  werden. 

16.  Plätze  und  Ausgänge  dürfen  nicht  verbaut  werden,  so  ^ies 
geschehen,  solle  er  wieder  fOr  Erweiterung  sorgen. 

17.  Nachdem  jetzt  die  Gassen  und  Plätze  von  Koth  und  Mist 
angefüllt  seien,  und  dies  im  Sommer  leicht  eine  „Infection" 
hervorrufen  könnte,  soll  er  nach  Gutachten  der  Baumeister 
die  Unsauberkeit  durch  Diejenigen,  welche  sie  gemacht  haben, 
wegführen  lassen  (!). 

18.  Für  das  Kundschafterwesen  werden  ihm  200  Gulden  Steirisch 
bewilligt.  Die  incorponerten  Grenzen,  als :  die  Oberhauptmann- 
schaft zu  Stuhlweissenburg  mit  den  Grenzhäusern  Tschokoki 
und  Schikvar,  die  Hauptmannschaften  zu  Pallota,  Wesprim^ 
Papa,  Tihan,  Tscheben,  Wäschön,  Kestel,  Szegligeth,  Tscheswek, 
St.  Martinsperg,  Tottes  und  Gestes  sollen  alle  Kundschaften 
sofort  zu  seiner  Kenntniss  bringen. 

10.  Den  Kreishauptleuten  zu  Gomom  und  Gran  ist  aufgetragen, 
ihm,  wenn  nöthig,  Hilfe  zu  bringen. 

20.  Mit   diesen  hat  er   stets  vertraute  Correspondenz  zu  halten. 

21.  Stuhlweissenburg  wird  ihm  untergeordnet,  er  hat  daselbst 
öfters  zu  visitiren. 

22.  Wenn  der  Kaiser  mit  den  Türken  Frieden  schliesst,  soll  er 
der  Capitulation  nicht  zuwiderhandeln. 

23.  Keiner  von  den  untergebenen  Kriegslcuten  darf  mit  den  Türken 
ohne  sein  Yorwissen  in  Correspondenz  treten. 

24.  Das  unnöthige  „Streifen",  das  gewöhnlich  nur  dem  Eigennutz 
dient,  ist  zu  verbieten. 

25.  Wenn  aber  der  Türke  streift,  oder  „da  die  ünterthanen 
beiderseits  gehuldigt,  etwas  befestigen  wollen",  solle  er  ent- 
weder allein  oder  mit  Hilfe  der  benachbarten  Greuzhäuscr 
Widerstand  und  Abbruch  thun. 

26.  Wann  sie  dabei  Glück  haben  und  Beute  machen,  solle  es 
nach  der  gewöhnlichen  Ordnung  gehalten  werden  und  jeder- 
zeit die  Paschas,  Sandschaks,  Begs  und  Beys  der  Kais.  Mtt* 
als  Kiiegsherrn  frei  „bevorgehalten  werden".  Der  Oberst  solle 


—  138    -^ 

sich  mit  einer  „Yerehrung"  begnügen  und  die  armen  Eriegs- 
lente  über  Gebühr  nicht  beschweren. 

27.  Die  Freien  und  Haiducken,  die  sich  nicht  zum  k.  Kriegsvolk 
4)egeben  und  auf  eigene  Faust  rauben,  soll  er  nicht  dulden, 
sondern  zur  Bestrafung  anhalten  lassen. 

28.  Wenn  er  ins  Feld  rückt,  soll  die  Festung  eine  gehörige  Be- 
satzung und  einen  Commandanten  behalten. 

29.  Er  solle  über  alle  Vorkommnisse  an  den  Kaiser  und  den 
Hofkriegsrath  berichten  und  „sumroariter  alles  das  thun  und 
handeln ,  was  einem  getreuen  Obristen ,  der  Kais.  Mit.  Rat 
und  Unter than  zu  thun  gebürt*'. 

Zusammenhängende  Berichte  über  Eggenberg's  Thätigkeit 
in  Raab  sind  nicht  vorhanden,   es  sind  nur  Meldungen  über 
vereinzelte  Begebenheiten,  aus  welchen  wir  Anhaltspunkte  fbr 
ein  Bild  derselben  gewinnen  können.  —  Ich  beschränke  mich 
darauf,  dieselben  in  Kürze  zu  regestriren  ^**). 
9.  Juni  1602.  Bericht  an  Erzherzog  Mathias,   dass  100  un- 
garische Freibenter  in  Comom  den  Ali  Pascha,  der  sich 
zu  Schiff  nach  der  „Portten"  begeben  wollte,  gefangen 
genommen  und  nach  Weissenburg  gebracht  haben.  Der 
Pascha    habe   sich   stark   gewehrt   und   zwei   Schüsse 
bekommen.   Eggenberg  habe  ihn  gleich  verbinden  und 
ihm  eine  Kugel  herausschneiden  lassen.   Den  nächsten 
Tag  werde  er  ihn  nach  Wien  senden'*'). 
1.  September  1602.  Bericht  über  die  am  28.  August  erfolgte 

Ueberrumplung  von  Weissenburg  durch  die  Türken. 
8.  September  1604.   Erzherzog  Mathias  ersucht  den  Kaiser, 
Herrn  von  Eggenberg,  der  sich  schon  geraume  Zeit  in 


^^  Sämmtliche  zu  Grunde  liegende  Actenstücke  befinden  sich  im  k.  k. 
Kriegsarchive  zu  Wien. 

B^  Khevenhiller  (VI.  2668)  erzählt,  dass  mit  dem  Pascha  auch  ein  ans 
dem  Regiment  des  Obersten  Kollonitsch  entlaufener  Aufwärier  ans 
dem  Geschlechte  der  von  Pranckh  gefangen  worden  sei.  Er  habe  sich 
jedoch  verzweifelt  gewehrt  und  sei  ihm  der  Kopf  abgehauen  worden.  — 
Vom  Jahre  1603  berichtet  Khevenhiller  einen  glücklichen  Strei&ag 
Eggeoberg's  gegen  Stuhlweissenburg. 


—  139   — 

Prag  aufhalte  und  jetzt  noth wendig  bei  seinem  Befehle 
in  Raab  sein  solle,  alsbald  gnädigst  nach  Raab  zu  „ver- 
schaifen  und  daselbst  gute  Anordnung  und  Bestellung 
durch  ihn  thun  zu  lassen^. 
1.  October  1604.  Erzherzog  Mathias  nimmt  zur  Kenntniss, 
dass  der  Kaiser  dem  von  Eggenberg  „um  seiner  Leibs- 
beschaffenheit willen  des  Obristen  Befehls  zu  Raab  mit 
Gnaden  erlassen  und  denselben  Befehl  seinem  Rat  und 
Obei*st  Feldmarschall  Christof  Russwurmb  verliehen 
habe«. 

Die  Enthebung  vom  Commando  zu  Raab  war  jedoch  nur 
eine  zeitweilige,  denn  im  Jahre  1606  finden  wir  Eggenberg 
bereits  wieder  auf  seinem  Posten.  Sein  letztes  Dienstjahr 
brachte  ihm  jedoch  viele  Unannehmlichkeiten  und  es  lässt  sich 
begreifen,  dass  der  alte  Kriegsmann  den  Entschluss  fasste, 
den  Rest  seiner  Tage  in  Ruhe  zu  verbringen.  Der  Zwiespalt 
und  der  immer  schärfer  hervortretende  Gegensatz  zwischen 
dem  Kaiser  und  Erzherzog  Mathias  mussten  Eggenberg's 
Stellung,  durch  welche  er  beiden  verpflichtet  war,  jedenfalls 
erschweren.  Eine  offene  Parteinahme  für  einen  oder  den  an- 
deren wollte  er  wahrscheinlich  vermeiden  und  doch  drängten 
die  Verhältnisse  dazu.  Am  wenigsten  scheint  das  Pactiren  des 
Erzherzogs  Mathias  mit  den  ungarischen  Rebellen  (unter 
Boczkay's  Führung)  seinen  Intentionen  entsprochen  zu  haben. 
Er  hatte  deren  Unverlässlichkeit  und  Hinterlist  längst  durch- 
schaut. In  seinem  Territorium  mögen  die  Zustände  im  Frühjahre 
1606,  als  Mathias  dem  Uebermuthe  der  aufständischen  Ungarn 
Concessionen  zu  machen  sich  genöthigt  sah,  besonders  un- 
erquicklich gewesen  sein.  Eggenberg's  Berichte  darüber  sprechen 
deutlich  genug.  Er  schreibt  am 

14.  April  1606  an  Erzherzog  Mathias:  Die  in  Raab  garni- 
sonirenden  Ungarn  erzeigen  sich  so  stolz  und  mit 
seltsamen  Reden,  dass  er  sich  nicht  mehr  traue,  mit 
ihnen  auszukommen.  Obwol  er  sie  bis  jetzt  im  Zaum 
gehalten  und  ihnen  „Knopf  und  Spitz"  geboten,  wolle 
es  jetzt  doch  nicht  mehr  gehen  und  werden  diejenigen, 


—  140  — 

die  bis  jetzt  gut  kaiserlich  waren,  es  von  nun  an  mit 
dem  Boczkay  halten.  Gerade  diejenigen,  die  nach  Wien 
reisen  und  den  Erzherzog  um  Gnade  bitten,  seien  die 
Rädelsführer.  Sie  glauben,  man  wolle  sie  nicht  bezahlen, 
wenn  der  Friede  seinen  glücklichen  Ausgang  nicht  er- 
reichen würde.  Man  solle  daher  Raab  mit  Munition  und 
Proviant  versehen.  Schon  seien  14  Tage  über  den  ihm 
bewilligten  Termin  seines  Abzuges  verflossen.  Da  er 
nothwendige  Rechtssachen  in  Steier  zu  besorgen  habe, 
werde  er  dem  Oberst  Breuner  das  Commando  übei^eben, 
denn  er  befürchte,  vom  Podagra  befallen,  wieder  bett- 
lägerig zu  werden. 
17.  April  1606.  Der  Erzherzog  möge  den  Oberst  Breuner 
herabordnen.  Er  (Eggenberg)  liege  bereits  zu  Bette, 
könne  weder  fahren  noch  reiten  und  dem  Wesen  bei  der 
Festung  nicht  beiwohnen.  Dazu  erhebe  sich  zwischen 
den  Deutschen  und  Ungarn  (unter  der  Besatzung)  ein 
Unwillen  um  den  andern.  Sein  Wachtmeister  sei  gestern 
mit  Tod  abgegangen,  Oberst-Lieutenant  habe  er  keinen 
und  da  Hauptmann  Tannhammer  Gesundheits  halber 
nach  Wien  gereist  sei,  so  sei  die  Festung  von  BefeUs- 
habem  fast  entblösst 
1 9.  April  1 606.  Die  Rebellen,  die  sich  bisher  zwischen  Eanischa 
und  Kopan  aufgehalten,  haben  bei  Tottis  ein  Lager 
errichtet.  Es  sei  nothwendig,  Mannschaft  nach  Raab  zu 
schicken,  die  Ungarn  seien  wegen  der  Zahlung  unwillig, 
er  wisse  nicht,  ob  man  sich  auf  sie  verlassen  könne. 
Wenn  die  Zahlung  nicht  erfolgt  und  der  Friede  ge- 
schlossen werde,  wisse  er  nicht,  ob  er  sie  nicht  mehr 
als  Feinde,  denn  als  ihrer  Migestät  getreue  Freunde 
in  der  Festung  habe.  Der  Boczkay  liege  ihnen  mehr  im 
Herzen,  wie  Ihre  Majestät 
Bald  nach  diesem  Schreiben  dürfte  Eggenberg  Raab 
verlassen  und  damit  seine  militärische  Laufbahn  abgeschlossen 
haben.  Ein  ofiicielles  Enthebungsdecret  liegt  jedoch  unter  seinen 
Papieren  nicht  vor.  Der  Kaiser  war  in  der  nächsten  Zeit  mit 


—  141  — 

seinen  eigenen  Angelegenheiten  zu  sehr  beschäftigt^  als  dass 
er  Eggenberg's  noch  besonders  gedacht  hätte;  mit  Erzherzog 
Mathias  scheint  Eggenberg  selbst  nicht  auf  dem  besten  Fusse 
gestanden  zu  sein.  Für  eine  Pension  hatte  der  Kaiser  schon 
bei  Gelegenheit  der  Erkrankung  Eggenberg's  in  Prag  gesorgt, 
indem  er  ihm  einen  jährlichen  Betrag  von  1000  fl.  auf  Lebens- 
dauer verschrieb.  '*^)  Keineswegs  würde  jedoch  die  Annahme 
zulässig  sein,  als  habe  Ruprecht  zu  gerechten  Klagen  gegen 
sein  Commando  Anlass  gegeben  oder  er  sei  zu  weiterer  Be- 
schäftigung nicht  mehr  geeignet  gewesen.  Ein  Actenstück  aus 
dem  Jahre  1604  beweist,  dass  er  damals  zu  den  hervor- 
ragendsten Kriegshäuptern  des  Reiches  gezählt  wurde. 

In  einem  Gutachten  des  Grafen  Ludwig  zu  Sulz,  Präsi- 
denten des  Holkriegsrathes,  beantragt  derselbe  die  Bestellung 
eines  General  -  Commissärs  des  gesammten  Kriegswesens,  der 
alle  kaiserlichen  Befehlshaber  in  ihrer  Administration  zu  con- 
troliren  und,  wenn  nöthig,  zu  bestrafen  habe.  Es  müsse  zu 
diesem  Befehl  ein  erfahrner  Kriegsmann  erwählt  werden,  der 
denselben  mit  Bescheidenheit  und  scharf  versehe.  Ate  hiezu 
geeignet  nennt  er  den  Hofkammerpräsidenten  Bemh.  Leo  Gall, 
den  Freiherm  Hans  Friedrich  von  Mersperg,  Hans  von  Mollart, 
Christof  von  Egkh,  Ruprecht  von  Eggenberg,  Bar- 
tolomae  Pezzen,  Hans  Reichart  von  Schöneburg,  Zacharias 
Geizkofler  und  Ferdinand  von  Hoyos. 


IV. 

Erhebung  in  den  Freiherrnstand.— Oekonomisclies.— 
Tod,  Testament,  Leichenbegängniss. 

Nachdem  ich  die  militärische  Laufbahn  Ruprechts  von  Eg- 
genberg bis  zu  ihrem  Abschlüsse  verfolgt  habe,  erübrigt,  eines 
Ereignisses  zu  gedenken,  welches  für  die  Geschichte  des  Hauses 
Eggenberg  ebenso,  wie  für  die  unseres  Kriegsmannes  von  be- 
sonderer Bedeutung  ist:  die  Erwerbung  des  Freihermstandes. 


"")  Registratur  d.  k.  k.  I^andger.  Graz.  Yerbss-Acten. 


—   142  — 

Im  vorliegenden  Falle  haben  wir  darin  nicht  nur  die 
Vermehrung  von  Wappen  und  Titulatur  zu  begreifen,  sondern 
die  Einreihung  einer  durch  ein  Jahrhundert  im  Lande  Steier- 
mark begüterten  und  den  öffentlichen  Geschäften  sich  wid- 
menden Familie  in  den  ersten  der  damals  zur  Theilnahme  an 
der  Regierung  berufenen  Stände  —  den  Herrenstand.  Der 
Sieger  von  Sissek  und  Petrinia,  der  langjährige,  unverdrossene 
Diener  des  Hauses  Habsburg  konnte  von  seinem  Kaiser  diese 
Gnade  erbitten,  er  konnte  nicht  nur  seine  eigene  Person, 
sondern  das  Gesammthaus  der  Eggenberge,  dessen  weitaus 
bedeutendstes  Glied  er  war,  der  kaiserlichen  Huld  empfehlen, 
von  ihm  war  es  keine  leere  Phrase,  wenn  er  dagegen  versprach, 
die  Familie  werde  sich  durch  Thaten  dieser  Ehre  wQrdig  zu 
zeigen,  bestrebt  sein.  Ruprecht  hat  die  Felsenstufe  gehauen, 
von  der  aus  sein  Vetter  Hans  Ulrich  den  Weg  des  Ruhmes 
weiter  wandeln  konnte,  denn  auch  diesen  hat  auf  Ruprechts 
Bitte  der  Kaiser  in  die  Standeserhöhung  einbezogen,  als  er 
am  29.  December  1698  das  Freihermdiplom  für  seinen  General- 
Feldzeugmeister  ausstellte.  ^  **) 

Das  Dankschreiben,  welches  Ruprecht  nach  der  ersten 
Mittheilung  dieser  Gnadenbezeugung  an  den  Kaiser  richtete,  **  ) 
bezeugt  es  ebenso,  wie  ein  später  noch  zu  berührender  Briet 
Hans  Ulrich's  an  Ruprecht,  dass  nur  auf  die  Intervention  des 
letzteren  hin  der  künftige  Fürst  und  Herzog  von  Krumau  den 
Freihermstand  erwarb.  Dasselbe  lautet: 

„AUerdnrchlauchtigster,  grossmächtigster  Kaiser, 

AUergnädigster  Herr! 
Euer  Kais.  Mtt.  allcrgnädigste  Resolution  auf  mein  ehelängst 
flbergebenes  gehorsamliches  Supplicieren  für  mich ,  meinen 
Namen  und  Stammen  betreffend,  hab  ich  mit  gebOrlicher 
Unterthänigkeit  gehorsamst  vernommen,  thne  mich  auch  für 
mich  und  mein  ganzes  Geschlecht  gegen  Euer  Kais.  Maj.  der 
Kaiserlichen  Gnad    nnterthänigst   und  allergehorsamst  bittend, 


>•)  Herberst.  Arch.  Eggenbg.  L.  4.  43. 
•^  Ebendaselbst.  L.  8.  24. 


—   143  — 

die  geruhen  Allergnädigst  in  deroselben  Reichs  -  Hof  -  Kanzlei 
zu  verordnen,  damit  mir  solche  Kaiserliche  Gnad  in  einem 
schriftlichen  Privilegio  auf  mich,  meine  Herrn  BrQder  Bar- 
tholomä  und  Hans  Christof,  auch  meinen  Vettern  Hans  Ulrichen 
sammt  allen  unsern  Erben  und  Erbs  Erben  lautend,  angeh&ndigt 
werde.  Solche  Kaiserliche  Gnad  will  i<^h  neben  und  sammt 
meinem  ganzen  Geschlecht  um  Euer  Kaiserliche  Majestät  und 
deroselben  Hochlöbliches  Haus  jederzeit  wie  bis  dato  in  aller 
Unterthänigkeit  zu  verdienen  mich  befleissen.'* 

Der  Brief  Hans  Ulrich's,  auf  den  ich  früher  hindeutete,  ^ ') 
enthält  folgende  Stelle:  „Weil  ich  auch  verstanden,  dass  der 
Herr  jetzo  mit  Ihrer  Kais.  Mtt  unsern  gnädigsten  Herrn  nach 
Prag  verreiset,  so  bitte  den  Herrn  ich  dienstlichen  vermahnend, 
er  wolle  sowol  des  Wappens,  als  auch  des  andern,  so  ich  dem 
Herrn  nach  Ehrenhausen  geschrieben  und  er  sichs  ohne  Zweifel 
wol  erinnern  wird,  bei  der  Rom.  Kais.  Matt  ingedenk  sein. 
Meines  Erachtens'  ist  jetzo  ein  solche  Occasion,  die  vielleicht 
80  bald  hernach  nicht  kommen  möchte. "*  In  Verbindung  mit 
dem  vorher  mitgetheilten  Schreiben  Ruprechtes  lässt  sich  diese 
Stelle,  die  noch  durch  eine  in  spanischer  Sprache  angefügte 
Bemerkung  ergänzt  wird,  wohl  dahin  auslegen,  dass  Hans  Ulrich 
dabei  die  Ausdehnung  des  Freihermpatentes  auf  ihn  im  Auge 
gehabt  habe. 

Thatsächlich  begründet  das  Diplom  selbst  die  kaiserliche 
Gnadenbezeugung  mit  den  Verdiensten  Ruprechts,  wie  aus 
nachfolgendem  Abschnitte  des  Textes  hervoi^eht '-) 


*i)  Vom  21.  April  1598.  Herbst.  Archiv.  Eggenbg.  L.  3.  24. 

*^  Das  im  Herberst.  Arch.  befindliche  Original-Diplom  ist  auf  einem 
Pergamentblatt  grössten  Formats  in  Schwarz  und  Gold,  den  Haupt- 
farben der  Eggenberger,  ausgeführt.  —  Stadel  gibt  in  seinem  Ehren- 
spiegel von  Steiermark  (Handschrift  des  Landes-Archivs)  als  Tag  der 
Ausstellung  des  Diplomes  den  20.  Juni  1600  an,  was  wohl  auf  Ver- 
wechslung des  Originals  mit  einer  Vidimirung  beruhen  dürfte.  Ein 
kais.  Diplom  vom  8.  Mai  1598  gewährte  Ruprecht  von  Eggenberg  und 
Allen  „des  Namens  und  Stammens  Eggenberg"  eine  Wappenverbes- 
serung durch  Beifügung  einer  blauen  Rexterfahne  mit  dem  Wappen  von 
Bosnien,  welche   hinter  dem  Schilde  links  vom  Helme  hervorsteht. 


—  144  — 

„nnd  Wir  dann  gnädiglich  angesehen,  wahr- 
genommen und  betracht,  das  alt  adelich  Geschlecht  und  Her- 
kommen derer  von  Eggenberg,  auch  die  Redlichkeit,  Tapferkeit, 
Geschicklichkeit,  adeliche  gnte  Sitten,  Tagend  und  Vemonft, 
darinnen  wir  nnsern  getreuen  lieben  Ruprechten,  unsern  Rath, 
Bartholomeen  und  Hans  Christofen  von  Eggenberg  zu  Ehren- 
hausen Gebrüder,  auch  Ihren  Vettern  Hans  Ulrichen  von  Eg- 
genberg erkennen.  Dazu  die  angenehmen,  aufrichtigen,  redlichen, 
treuen,  fleissigen  und  willigen  Dienste,  so  bemelter  Ruprecht 
Uns  nun  viel  Jahr  lang  her  wider  gemeiner  Christenheit  Erb- 
feind den  Türken,  nit  allein  im  jüngsten  Feldzug  als  General- 
Obrist-Ft;ldzeugmeister,  sondern  auch  zuvor  verschienen  93.  Jahrs, 
als  der  unruhige  Hassan  Bassa  aus  Bossen  die  Festung  Sissegg 
belagert  und  zum  Sturm  beschossen,  in  dem  ihm  damals  von 
Uns  commissionsweis'  anvertrauten  Generalat  der  Windischen 
und  Crabatischen  Gränzen  erlangten  glück-  und  sieghaften 
Victoij  (darin  obgedachter  Bassa  sammt  dem  mehrern  Theil 
seiner  Ritterschaft  und  Kriegsvolk  erlegt  und  zu  Grund  ge- 
gangen) wie  auch  der  Entsetzung  solcher  Festung,  desgleichen 
Anno  fünf  und  neunzig  in  Bestreit  —  und  glücklicher  Eroberung 
des  Haus  und  Festung  Petrinia,  so  der  Türk  zu  höchstem  der 
ganzen  Christenheit  Nachtheil  und  Schaden  von  Neuem  erbaut 
gehabt,  uugespart  seines  Leibs,  Guts  und  Bluts  ganz  standhaftig 
und  ritterlich  zu  unserem  gnädigsten  Benügen  und  Wolgcfallen 
erzeugt  und  bewiesen,  noch  t&glich  Ümet  und  hinfüro  zu  thun 
sammt  seinen  Brüdern  und  Vettern  gehorsamst  erbietig  ist, 
auch  Sie  sammt  und  sonderlich  wol  thun  können,   mögen  und 

sollen,  so  haben  Wir  demnach bemelten  Ruprecht, 

Bartholomeen,  Hanns  Christof  und  Hanns  Ulrich  von  Eggenberg 

sammt  Ihren    ehelichen  Leibs  Erben  und  derselben 

Erbs  Erben in  den  Stand der  gebornen 

Freiherrn  und  Freulein  erhebt als  ob  sie  von  Ihren 

vier  Ahnen    zu   beiden    Seiten   recht   geborne   Freiherrn   und 

Freulein  wären Meinen,    setzen  und  wollen,  dass  ob- 

genannte  Ruprecht,  Bartlmee,  Hanns  Christof  und  Hans  Ulrich 
von  Eggenberg  Freiherrn  und  Freulein    sein  und  sich  hinfüro 


—   145  — 

Eggeiiberg  Freiherrn  und  Freulein  zu  EUren- 
hansen  und  Herb  er  stör  ff  ausgeben,  nennen,  heissen  und 
schreiben  sollen." 
Herr  Ruprecht  hat  daAlr  gesorgt,  dass  sich  seine  neue 
freiherrliche  Würde  auf  eine  ausgiebige  materielle  Basis  stützen 
konnte.  Er  wusste  mit  seinen  Geldern  trefflich  umzugehen  und 
verschmähte  kein  Geschäft,  durch  das  sich  ein  guter  Gewinn 
erzielen  liess.  So  war  er  nicht  nur  nebenbei  Pächter  der 
bischöflich  Freisingischen  Herrschaft  Laak  in  Krain,  sondern 
trieb  daneben  auch  noch  einen  ausgedehnten  Getreide-  und 
Weinhandel.  Rechnet  man  hiezu,  dass  er  die  Familienherrschaft 
Ehrenhausen  ganz  an  sich  brachte,  das  Schloss  völlig  neu 
aufbauen  und  befestigen  liess,  so  muss  man  über  die  Viel- 
seitigkeit dieses  Mannes  staunen,  der  bei-  so  mannigfachen 
militärischen  Obliegenheiten  so  vielverzweigte  ökonomische 
Geschäfte  zu  bewältigen  verstand. 

Einige  Auszüge   aus    dem  Briefwechsel,    den   er  führte, 
werden  geeignet  sein,  ein  Bild  von  dieser  Thätigkeit  zu  geben 
die  jedenfalls   einen  äusserst  umsichtigen,    energischen  Mann 
erforderte  ***). 

4.  Juni  1603.  Willibald  Nussbaumer,  Verwalter  in  Ehren- 
hausen schreibt  nach  Raab,  mit  den  Weinfuhren  sei  nicht 
aufzukommen.  Der  Dimhofer  in  Strass  gibt  keine  Fuhr, 
87  Startin  Wein  seien  bis  dato  geliefert  und  von  Eggen- 
bergischen  Unterthanen  verführt  worden.  —  Die  Mauer 
mit  der  Bastion  sei  bis  zum  Kranz  fertig.  Die  Steinhauer 
im  „Bruch"  wollen  die  Klafter  um  45  kr.  und  des  Tags  ein 
„Viertl"  Wein  machen.  Der  Bärtl  Steinhauer  hat  ihnen 
gedroht,  jedem  an  Leib  und  Leben  zu  gehen,  der  die 
Arbeit  annimmt,  bis  er  seines  Ausstands  von  E.  Gnaden 
befriedigt  ist.  Er  will  die  Arbeit  unter  1  Gulden  nicht 
machen.  (Ein  passender  Beitrag  für  die  Geschichte  der 
Strikes  zur  Beruhigung  derjenigen,    die  darin   eine  so 


*3)  Die  nachfolgenden   Angaben  entstammen   Briefen   des  Flerbersteiner 
Archivs  (Eggenberg.  L.  3.  24). 

Mittheil,  dos  liint.  Vereinet  f.  Steiermark.  XXVI.  Heft,  1878.  XQ 


—  146  — 

gefthrliche  Erfindung  der  Neuzeit  erblicken.  Alles  schon 
dagewesen !) 
12.  Juni  1603.  Die  Weinfiihren  für  Ihre  filrsÜ.  DurchL  sind 
vollzogen.  Herr  Galler  begehrt  5  Startin  Wein.  Eöetrich 
Mayens,  Kaufmann  zu  Graz,  will  von  den  in  Ehreahausen 
liegenden  Weinkannen  das  Paar  für  80  fl.  annehmen. 
Das  KhevenhiUer'sche  Interesse  hofft  Nussbaumer  mit 
ehestem  zur  Hand  zu  bringen. 

17.  Juni.  Die  Maurer  brauchen  100  Startin  Kalk  und  3  Brand 

Ziegel,  ob  der  Herr  die  Zi^el  brennen  lassen  wolle  ?  Der 
MttUermeister  sagt,  er  könne  kein  Paar  Weizenstein 
(Mühlsteine  für  Weizenkom)  unter  50  fl.  geben;  vor 
Zeiten  möchte  man's  um  40  fl.  haben  geben. 

1 8.  Juni.  Oswakl  Akher  (Kauänann  ?)  bittet  um  Erfolgung  der 

ihm  schuldigen  700  fl. 
24.  Juni.  Bericht  des  Verwalters  von  Laak.  Der  Verweser  von 
Idria,  wohin  Eggenberg   eine  Getreidelieferung  über- 
nommen, will  für  den  Star  Weizen  nicht  mehr  als  3  fl. 
8  kr.,  für  Korn  und  Hirse  2  fl.  20  kr.  zahlen.  Da  man 
in  Laak,  Krainburg,  Laibach  nur  40  Batzen  (2  fl.  40  kr.) 
für  Weizen,    30  oder  31  Batzen  für  Korn   und  Hirse 
erzielen  kann,   so  empfehle  er  obigen  Verkauf,    denn 
er  habe  ohnehin  nicht  genug  Raum  für  das  Zinsgetreide 
(177'/*  Star  Weizen  und  319  Star  Roggen  und  Hirse). 
28.  Juni.  David  Heldt,  gewesener  Handelsmann  in  Graz,  der- 
malen in  Wien,  verlangt  784  fl.,  welche  Eggenberg  als 
Rest  einer  Schuld  von  1984  fl.  dem  Ackher  zu  zahlen 
habe,  nachdem  Heldt  das  Geld  seit  2  Jahren  bei  Ackher 
ausständig  habe. 
Zu   diesen  Correspondenzen  kommen  noch  fortwährende 
Kaufs-  und  Verkaufsanträge  von  Gütern,  deren  Resultat  sich 
nicht  verfolgen   lässt,   Betreibungen   von  Steuerrückständen, 
Verhandlungen  mit  der  Freisingischen  Kanuner,  die  dem  Kur- 
fürsten von  Köln,  Ernst  von  Baiern,  unterstand,  der  zugleich 
Bischof  von  Freisingen  war  —  und  so  mag  es  nicht  nur  in 
den  wenigen  Wochen,  von  deren  Geschäftsgang  wir  hier  einigen 


-    147  — 

Einblick  erlüelten,  sondern  Jahr  um  Jahr  zugegangen  sein. 
Auffallend  ist  diese  rastlose  auf  den  Erwerb  berechnete  Be- 
mühung Ruprechts  "*),  da  er  doch  fbr  keine  eigene  Familie 
zu  sorgen  hatte  Er  war  unvermählt.  In  seinem  Testa- 
mente '0  setzte  er  seinen  Neffen  Wolf  Freiherm  von  Eggenberg 
an  Kindesstelle.  Derselbe  war  durch  des  Oheims  Protection, 
nachdem  er  schon  an  der  Grenze  gedient  hatte,  Seiteroberst 
in  Diensten  des  Grossherzogs  von  Toscana,  Don  Ferdinand, 
geworden  und  trat  auch  in  seiner  militärischen  Laufbahn 
gewissermassen  als  Erbe  Ruprechts  auf.  Er  wurde  Oberst  zu 
Karlstadt  und  an  der  Meergrenze,  war  als  tapferer  Kriegsmann 
bekannt,  folgte  yier  Jahre  nach  dem  Tode  seines  Oheims  und 
zweiten  Vaters  demselben  in  das  Grab  und  theilt  noch  heute 
dessen  Ruhestätte,  das  prachtvolle,  leider  dem  Untergange 
Preis  gegebene  Mausoleum  zu  Ehrenhausen,  das  er  nach 
Anordnung  Ruprechts  für  diesen  hatte  erbauen  lassen. 

Ruprecht  starb  den  25.  oder  26.  Februar  1611.  Sein 
Leichenbegängniss  wurde  mit  seltenem  Gepränge  in  Graz 
abgehalten.'  Eine  ausführliche  Schilderung  desselben  ^^)  gibt 
Zeugniss  von  der  ausgezeichneten  Stellung,  die  Ruprecht  unter 
seinen  Landsleuten  einnahm  und  von  dem  Bestreben  seiner 
Standesgenossen,  wie  unstreitig  auch  des  Hofes  selbst,  ihm 
noch  nach  seinem  Hinscheiden  die  höchste  Ehre  zu  bezeugen. 
Das  erwähnte  Actenstück  berichtet: 

„Folgendermassen  ist  Herrn  Ruprechten  Freiherrn  von  Eg- 
genberg's  Obristen  seeligcr  Leichnam  den  28.  Febrnar  Vormittag 
am  halb  neun  aus  seinem  Haas  vor  St.  Panlas  Thor  getragen 
and  zu  den  Herrn  Franciscanem  in  derselben  Kirchen  begleit 
worden. 


**)  Auch  nach  seinem  Rücktritte  vom  Kriegsdienste  machte  Ruprecht  noch 
grossartige  Geldgeschäfte.  So  erwähnt  Harter  (Ferdinand  II.  Y.  7)  eines 
Darlehens  von  84.679  fl.  an  die  erzherzoglichc  Kammer,  woft\r  der  Erz- 
herzog am  24.  April  1608  die  Zahlung  der  6%  Interessen  anordnete. 

»*)  Siehe  die  Beilage  I,  welche  den  Wortlaut  des  Testamentes,  als  eines 
ft\r  die  Geschichte  des  Hauses  Eggenberg  hochwichtigen  Actes,  enthält. 

^^)  Steieim.  Landes- Archiv.  Handschrift  Nr.  719,  pag.  58-62. 

10* 


—  148  — 

1.  Erstlichen  giengen  voran  drei  Befehlsleat  mit  Ueberwehren 
oder  Helleparten  gstaffiert. 

2.  Darauf  ein  Trommelschläger  und  ein  Pfeifer  mit  überzogenem 
Eggenbergischen  Wappen. 

3.  Hernach  folgten  auch  39  Mnsketierer,  welche  ihre  Rohr  unter- 
wärts getragen. 

4.  Dann  so  folgten  wiederum  27  Franciscaner  also  oft  ihr  zween 
nach  gewöhnlicher  Ordnung. 

5.  Wiederum  nach  denen  8  Augustiner  Ordens,  in  gleichen  Zug. 

6.  Item  darauf  10  Dominicaner  ebenermassen  in  Gang,  wie  die 
andern. 

7.  Auf  solche  Partei  sind  die  Pfarr- Assistenten  gefolgt,  nicht 
weniger  anstatt  des  Stadtpfarrers  seine  zween  Gsellpriester, 
deren  Namen  mir  unbekannt  gewesen. 

S.Ist  Herr  Christof  von  Windischgr&z  Freiherr  mit 
einem  in  der  Hand  getragenen  auch  mit  schwarz  Sammt  über- 
zogenen Regiment  (Commandostab)  als  ein  Fuss-Obrister  gefolgt. 

9.  Herr  von  Wilferstorf  Hauptmann  trug  nach  ihm  ein 
schwarzen  Doppelsöldner   Spiess   auch   mit  Sammt  bekleidet 

10.  Sind  5  Trommelschläger  gegangen,  dessen  jede  Trommel  mit 
schwarzem  Tuch  über  und  überzogen  gewesen,  dabei  auch  ein 
Pfeifer  war,  so  kläglich  aufgemacht. 

11.  13  Trommler  in  zween  abgetheilten  Haufen  gerichtet,  deren 
jeden  eine  Klagfahn  mit  dem  Eggenbergerischen  Wappen  geziert. 

12.  Inmitten  war  aber  der  Heerpauker  mit  überzogener  Pauken 
mit  solchem  Aufmachen  gestellt. 

13.  Ist  des  Herrn  von  Eggenberg  seeligen  vom  Erbfeind  in  Bossen 
erlangte  Reiterfahne  durch  Herrn  Morizen  von  Raggnitz, 
so  blau  und  das  Bossnerisch  Wappen  darauf,  gefolgt. 

14.  Alsdann  ein  schöner,  schwarzer  Grabfahn,  an  welchem  das 
ganze  Eggenberger  Wappen  entworfen  gewesen,  auch  von 
Herrn  Adam  Preuner  getragen  worden. 

15.  Darauf  war  ein  ganzer  Kürassier  zu  Ross  gefolgt,  welcher 
mit  zugethanem  Helmelein  und  wolgezierten  Federn  auf  ein 
unter  Pallido  geschmückt  gewesen,  deren  Federn  Färb  war 
gelb  weiss  und  schwarz. 


—  149   — 

16.  Mehr  so  ward  von  Herrn  von  Tienghaimb  und  einem 
jungen  von  Gleispach  ein  Pferd  geführt,  welches  mit 
gutem  schwarzen  Sammt  überkleidet  und  langen  an  der  Ort 
ziehenden  Schweif  gericht  gewesen.  Nota  zu  wissen,  dass  der 
Schweif  sowohl  an  der  Trücken  als  im  Koth  fort  passieren 
müssen  und  nicht  aufgehoben  worden. 

17.  Mehr  abermal  das  Klag  Ross,  mit  schwarzem  Pey(?)  über- 
zogen, welches  nicht  allein  ein  langen  von  Tuch  gemachten 
Schweif  gehabt,  sondern  es  waren  an  beiden  Seiten  desselben 
die  Eggenberger  Wappen  angeheftet  gewesen,  so  an  Zug  Herr 
Wagen  und  N.  geführt  haben. 

18.  Sodann  folgte  darauf  der  ordinari  Klagfahn  mit  einer  langen 
nach  sich  ziehenden  Spitzen,  welchen  Herr  Hans  P  r  e  u  n  e  r 
nachziehend  getragen. 

19.  Weiter  so  gieng  Herr  von  Eibeswald  mit  einem  ver- 
goldeten Paar  Sporren,  in  der  Hand  aufrecht  tragend. 

20.  In  simili  nach  dem  Herr  Gall  Von  Raggnitz,  welcher 
ein  vergüldeten  Rappier  und  Dolch,  mit  Sammtscheiden  über 
sich  geführt. 

21.  Einer  von  Lenghaimb  trug  darauf  ein  Helm,  so  vergoldet 
und  mit  5  Stoss-  oder  Schiessfedem  geziert  war,  auf  ein  End 
stattlich. 

22.  Femer  ist  der  Eggenbergerische  Schild,  so  an  einer  Tafel 
formirt  war,  durch  Herrn  von  G  l  o  y  a  c  h  und  einen  andern 
Landmann  getragen  worden,  doch  hatten  diese  beide  Herren 
zu  Mitgehilfen  4  Diener,  so  zugleich  hinten  angriiTen. 

Nach  obbeschriebnen  Ceremonien  ist  die  Löbliche  Leich 
Herr  Ruprecht  von  Eggenberg  Obrister  durch  16  ordentliche 
bestellte  Landsteierischo  Haupt-  und  Befehlsleut  mit  starker 
angewandter  Bemühung  getragen  worden.  Bei  welcher  Leich 
sich  dann  beiderseits  in  die  40  Windlichter,  welches  jedes  ein 
Eggenbergerischen  Schild  gehabt  und  durch  in  Kuttenweiss 
gekleidete  Knaben  getragen  worden.  Weiter  so  folgt  darauf 
die  ansehnliche  Freundschaft  (Yerwandtscbaft)  sonderlichen 
Herr  Ferdinand,  Herr  Sigmund  von  Eggenberg,  ingleichen  Herr 
Oberst-Hofmeister  von  Eggenberg,    sammt   dem   hochwürdigen 


—  150  — 

Prälateustand  und  einer  ansehnlichen  Anzahl  Edler  Ste}rrischer 
Landleat,  wie  nicht  weniger  etliche  bedachte  und  in  der  Klag 
gerichtet«  Frauen,  so  durch  die  Herren  geführt  worden.  Nach 
diesem  und  wie  nun  gemeldete  Löbliche  Leich  zu  den  Herren 
Franciscanern  begleitet,  hat  Herr  Weinberger  ein  ansehnliche 
Predigt  gethan,  darunter  auch  ein  Gebet,  so  Hen*  von  Eggen- 
borg  seeliger  in  seinem  Sterbstfindlein  zum  oftermalen  gebetot. 
(Folgt  der  Text.) 

Nach  vollbrachter  Predigt  war  ein  8eelamt  gehalten,  wie 
auch  das  Opfer  durch  die  Gatholischen  ehrlicher  besucht,  das 
Ross  um  das  Altar  geführt,  und  nach  vollbrachtem  Gottesdienst 
ist  die  Leich  stracks  von  der  Kirchen  auf  ein  Wagen,  so  Aber 
und  aber  mit  schwarzem  Tuch  bedeckt  und  mit  Wappen  geziert 
gewesen,  gelegt  und  durch  6  auf  schwarz  aberkleidete  Ross 
fort  gefahrt  worden.  Nach  welcher  Leich  auch  die  Adelicho 
Freundschaft  mit  überzogenen  Rossen  gefolgt. 

Hiermit  zwischen  aber  und  wie  nun  die  Leich  fort  gefülirt, 
haben  die  Soldaten  zugleich  ihre  Röhr  losgebrannt,  dabei  nicht 
allein    ein   Fisch or   um    des    grossen   Donnern    und  Goschalls 
willen  sein  Lagl  (Fischbehälter)    fallen  lassen,    die  Fisch  ver- 
haust  (verloren)    und    neben   einem  Bauern,    so   um    gleichen 
Schreckens  von  einem  Wagen  herabgefallen  und  sich  mit  der 
Flucht  salvirt,   also    davon  gelaufen,    als  ob  ihrem  Vermeinen 
nach  der  ganze  Handel  ihretwegen  zur  Furcht  angesehen  wäre 
worden.  Actum  28.  Februarii  anno  1611.'' 
Die  Leiche  wurde  nach  Ehrenhausen  gebracht  Dort  ruht 
sie  im  Mausoleum,  das  abseits  vom  Schlosse  auf  einer  breiten 
Steinterrasse  aufgeführt  ist.  Ueber  dem  grossen  Stein-Sarkophage 
hängt  das  lebensgrosse  Bildniss  des  vielerfahrnen  Kriegsmannes, 
dessen  Andenken  seinem  Heimatlande,  wie  unserem  Kaiserreiche, 
dem  er  treu  und  bieder  gedient,  für  immer  erhalten  zu  werden 
verdient. 

Den  Sarkophag  ziert  das  Epitaph: 

Mors 
rapVIt  DVCes. 


-    151   — 


Beilage  I. 

Testament  Ruprechts  von  Eggenberg. 

(Herberst.  Archiv,  Eggenberg  L.  8.  2'J.) 

Im  Namen  der  heiligen  unzertheilten  Dreifaltigkeit,  Gottes 
Vaters,  Gottes  Sohnes,  Gottes  heiligen  Geistes,  Amen,  hab  ich 
Roprecht  von  Eggenberg,  Freiherr  anf  Ehrenhansen,  Röm.-Kais. 
auch  zu  Spanien  Königl.  Mig.  Rath  und  Obrister,  die  Gewissheit 
des  zeitlichen  Todes  und  entgegen  die  Ungewissheit  der  Stunde 
desselben  bei  mir  betrachtet,  und  demnach  bei  guter  Vernunft, 
gleichwohl  schwachen  und  podagraischen  Leibes,  alle  künftige 
Uneinigkeit  meiner  Erben  und  Blutsfreunden  verhüten  wollen  und 
desswegen  diesen  meinen  letzten  Willen  verfassen. 

1.  Befehle  ich  erstlichen  mein  Leib  und  Seel  in  die  grundlose 
Barmherzigkeit  des  himmlischen  Vaters,  auf  das  bittere  Leiden 
und  Sterben  seines  eingebornen  Sohnes,  unseres  lieben  Herrn 
und  Heilandes,  Jesu  Christi,  durch  die  Gnade  Gottes,  des 
heiligen  Geistes,  damit  dieselben  des  Himmelreiches  und  der 
ewigen  Freuden  und  Seeligkeit  theilhaftig  werden.  Amen. 

2.  Am  Andern  befehle  ich  meinen  todten  Leichnam,  bis  auf  die 
Stimme  der  Posaunen  des  Richters  der  Lebendigen  und  der 
Todten  unserer  aller  Mutter  der  Erde,  als  von  deren  er 
genommen  und  herkommen^  ordre  beinebens  und  begehre,  dass 
derselbe  nach  löbl.  christlichem  Gebrauch  zu  Ehrenhausen  in 
meiner  angefangenen  Capellc  am  Schlossberg  bestattet  werde, 
und  so  jetzt  berührte  Capelle  und  mein  Begräbnis  in  meinem 
Leben  nicht  vollendet  würde,  dass  mein  instituirter  Haupterbe 
dieselbe  dem  formirten  Modell,  und  meines  Baumeisters  Johann 
Walders  Angaben  gemäss,  inner  Jahresfrist  nach  meinem 
tödtlichen  Abgange  vollführen  und  aufbauen,  auch  meine  Fahnen, 
Schild,  Helm  und  Grabstein  ordentlich  aufrichten  lassen  sollen. 
Die  Capelle  aber  soll  zuvörderst  Gott  und  seiner  hochgebenedeiten 
Mutter,  der  heiligen  Jungfrau  Maria  zu  Ehren,  dann  zum  Gedächt- 
nis des  heil  Bischofs  RuperU  darum  eben  geweiht  werden,  weil 
mir  Gott  der  Allmächtige,  eben  auf  demselben  Tag  die  glück- 


—   152  -- 

selige  Victory  und  Sieg  giiäiliglich  verliehen,  dass  die  Festung 
Petrinia  durch  mich  und  mein  damals  untergehabtes  Kriegsvolk 
im  IGO;  Jahr*),  erobert  und  eingenommen  worden;  An 
welchem  Tag  dann  jährlich  mir  und  meiner  Seele  zum  Tröste 
die  gebräuchige  Besingmes  mit  Vigilien  Requiem  und  ciuem 
Lobamt  durch  die  umliegende  Priesterschaft  solle  gehalten 
und  ihnen  desswegen  eine  ehrliche  Mahlzeit  von  dem  Inhaber 
Ehrenhausens  gegeben  werden,  sonston  aber  sollen  ausser 
meinem  Leibe,  einige  (keine)  Weibspersonen,  sondern  alle 
Catholischen  meines  Namens  und  Mannsstammes,  so  auch 
dergleichen  als  Generale  und  Obriste  dienten,  doch  in  ihren 
absonderlichen  Grüften,  hinein  bestattet  werden. 
3  Drittens;  Mein  zeitlich  Hab  und  Gut  betreifend  erkenne  ich 
darin  den  Sogen  Gottes  des  Allmächtigen  mit  dankbarem  Herzen, 
sintemalen  ich  von  meinen  lieben  Eltern  kein  grosses  Patri- 
monium, weniger  von  andern  Blutsbefreundeten  einigen  Heller 
geerbt,  dass  mich  doch  der  himmlische  Vater  zu  meinem  Stand, 
durch  meine  langwierigen  ritterlichen  Kriegsdienste  und  hohen 
bediente  Obristen-  auch  Christen  General-  und  Lcutenants- 
befehlen  in  Unjoram  und  Croatien  gnädiglich  gesegnet,  dass 
ausser  des  dritten  Theiles  vom  Schloss  Ehrenhausen  und  weniger 
Gült  dazu  als  mein  väterliches  Erbtheil,  das  fibrige  alles  mein 
erworbenes,  gewonnenes  und  erspartes  Gut  ist;  derowcgen  ich 
mich  hierinnen  der  allgemeinen  Freiheit  eines  freien  letzten 
Willens  und  Testaments,  ohn  eines  Menschen  Eintrag  oder 
Hindernis,  zu  gebrauchen  allen  Fug,  Macht  und  Recht  habe 
und  hiermit  auch  mit  wohlgedachtem  Muth  gebrauche.  Instituire 
hierauf,  ordne  und  benenne  inbeständig  allerbester  Form,  Mass 
und  Gestalt,  als  solches  von  Rechts-  und  Gewohnheitswegen 
geschehen  soll,    kann    oder    mag   zu   einem  rechten,  wahren 


*)  Das  Original  des  Testamentes,  bei  dessen  Abfassung  Rnprecht  doch 
selbst  mitgewirkt  haben  musste,  enthält  auffallender  Weise  diese  auch  in 
ihrer  Unvollstandigkeit  falsche  Angabe.  Die  Besetzung  Petrinia' s  durch 
Eggenberg  fand  am  24.  September  (am  Tage  translationis  S.  Ruperti)  1595 
statt.  An  einen  Gedäcbtnisfehler  ist  kaum  zu  denken,  da  Ruprecht 
im  Jahre  1600  an  der  Grenze  nichts  mehr  zu  thun  hatte. 


—   153   — 

Universal-Erben  aller  meiner  Uabe  und  Güter,  liegender  und 
fahrender  Baarschaft,  aller  verbrieften  und  nnverbrieften  Schul- 
den und  alles  das,  was  in  meinem  Yerlass  gefunden  wird, 
wie  das  Namen  haben  mag,  nichts  davon  ausgeschlossen,  inner 
oder  ausser  Landes  gelegen  oder  verschrieben,  den  wohl- 
geborncn  Herrn  Herrn  Wolffen,  Freiherrn  von 
Eggenberg  auf  Ehrenhausen  und  Strass,  fürstl. 
durch).  Erzherzogen  Maximiliani  Erncsti  Kämmerer  und  des 
Grossherzogs  zu  Florenz  und  Toscana  bestellten  Obristch, 
meinen  lieben  Hen*n  Vetter,  als  der  sich  wie  auch  sein  Herr 
Vater,  mein  liebster  Herr  Bruder  scel.  meines  Willens,  vor 
anderen  .  meinen  Blutsfreunden  sich  höchlich  beflissen,  auch 
meiner  cathoHschcn  Religion  und  sich  auch  meines  Willens 
nach  bis  in  mein  und  sein  Gruben  ungezweifelt  gehorsam  be- 
fleisscn  wird  und  sollen ;  daher  dann  auf  ihn,  meinen  lieben 
Herrn  Vetter,  als  in  Kraft  meines  Testaments  instituirten 
Erben,  in  der  Stunde  meines  seligen  Absterbens  alsbald  re 
et  facto  ipso  auch  ohne  einige  körperliche  Apprehension  all 
meine  Verlasseuschaft  fallen  und  gefallen  solle ;  doch  soll  er, 
mein  freundlicher  lieber  Vetter,  Herr  Wolf,  nachfolgende 
onera  tragen  und  die  speciflcirten  Legate  davon  entrichten 
und  bezahlen,  wie  auch  den  hernach  ausgeführten  Fidei- 
Commiss  Conditionen  und  Bedingnissen  gemäss,  für  bich  und 
seine  männlichen  ehlichen  Leibserben  sicher  haiton  und  ver- 
reversiren. 

4.  Als  zum  Vierten  soll  er  nicht  allein  obvcrmeldte  Capelle  und 
mein  Begräbnis  aufbauen  und  völlig  zurichten  lassen,  sondern 
auch  zugleich  allen  andern  Bestattungs-Unkosten,  allein  ohne  Ent- 
gelt der  andern  substituirten  Erben  und  Legatorien  entrichten. 

5.  Am  fünften ;  gleichfalls  meine  Diener  abfertigen  und  treulich 
auszahlen  und  nach  seiner  Discretion  und  nach  Beschaffenheit 
redlichen  Verdienens,  jedem  eine  ehrliche  Verehrung  dazuge'bcn. 

6.  Sechstens ;  soll  er,  mein  instituirter  Erbe,  alle  andern  meine 
Schulden  ohne  meine  Nachrede,  zu  Jedermanns  billigen  Con- 
tentimng  entrichten  und  befriedigen  meinen  und  seinen  an- 
deren  beiden  Herrn  Vettern. 


—  154  — 

7.  Aber  fttr*s  Siebente,  als  den  auch  wohlgebornen  Herrn  Fer- 
dinand und  Herrn  Hans  Sigmund,  Gebrfldern  Frei- 
herrn zu  Eggenberg  vermache  ich  zn  einem  Legat  und 
Geschäft,  jedem  derselben  dreissig  Tansend  Onlden  Rh.  per 
sechzig  Kreuzer  oder  fünfzehn  Batzen  gerechnet,  dasselbe  soll 
mein  instituirter  Erbe,  ihnen  von  der  Grafschaft  Mitterbarg, 
aof  etliche  Jahre  mir  verschriebenen  und  verhypothecirten 
Einkünften,  so  viel  deren  jährlich  fallen  werden,  doch  ohne 
einiges  Interesse  des  hinterstelligen  Rests,  in  gleichen  Theilen 
bezahlen  and  gatmachen  bis  beide  dieses  ihres  Legats,  zu- 
sammen der  sechzig  Taascnd  Gulden  völlig  contentirt  und 
bezahlt  sind;  jedoch  was  Einem  und  dem  Andern  in  meinen 
Lebzeiten  durch  mich  selbst  oder  mein  Geschäft  in  Geld  ge- 
reicht und  für  sie  bezahlt  wQrde,  solches  soll  an  vorerwähntem 
Legat  der  sechzig  Tausend  Gulden  proportionaliter  defalcirt 
abgeschrieben  werden ;  und  von  solchem  Legat  soll  jeglicher 
meiner  gedachten  beiden  Herrn  Vettern  mit  fünfzehn  Tausend 
Gulden,  dieselben  weiters  zu  verschaffen  und  zu  vermachen 
frei  sein,  ungehindert  des  andern;  mit  den  andern  fünfzehn 
Tausend  Gulden  aber  ein  jeder  seines  Theils  dahin  verbanden 
und  vcrobligirt  sein,  wie  dann  ein  Jeglicher,  so  er  an  diesen 
fünfzehn  Tausend  Gulden  wenig  oder  viel  empfangt,  sich  ver- 
revcrsiren  und  verschreiben  auch  auf  namhafte  glwisse  Stücke, 
Gült  und  Güter  verweisen  oder  an  sichern  Orten  anlegen 
und  ausleihen ;  dass  er  nämlich  und  seine  männlichen  Leibes- 
erben dieselben  nur  Fidei-Commiss  oder  leibgedingsweise  zu 
gemessen,  nach  dessen  oder  seines  maunsstammlichen  Erben 
tödtlichen  Abgang  aber  solche  Summa  der  fünfzehn  Tausend 
Gulden  wieder  zurück  auf  andern  nächsten  Mannsstamm  oder 
in  Mangel  beider  Gebrüder  absteigender  Linie  wieder  zu  dem 
Stammhause  Ehrenhausen  mit  gleicher  Fidei-Commiss  Gondiüon 
erben  und  fallen  sollen. 

8.  Doch  sollen  zum  Achten,  beide  meine  lieben  Herrn  Vettern, 
Herr  Ferdinand  und  Herr  Hans  Sigmund,  Gebrüder, 
dieses  ihres  Legats  eher  nicht  theilhaftig  werden,  sie  haben 
sich   denn   gegen   meinem   instituirten  Erben   als  ihrem  und 


—   155  — 

meinem  Herrn  Vetter,  Herrn  Wolf  von  Eggenberg,  Freiherrn, 
und  seinen  mannsstammlichen  ehlichen  Leibeserben  ihres  Theils 
an  dem  Schlosse  Ehrenhansen,  gänzlich  verziehen  und  über- 
geben, wie  ich  dann  jetzt  gedachtem  Herrn  Wolf  vonEg- 
g  0  n  b  e  r  g ,  meinem  lieben  Herrn  Vetter,  auch  hiemit  solche 
Verwillignng  thne;  dass  er  mit  zehn  Tausend  Galden,  ans 
gedachtem  meinem  Verlasse,  es  sei  nun  zu  Abzahlung  seiner 
Schulden  oder  anderwärts  damit  zu  disponiren  und  nach  meinem 
Abgang  zu  veralieniren  nach  seinem  Gefallen  steht,  wie  es 
ihm  gelastet  oder  verlangt,  frei  theilhaftig  sei  und  werden 
mag,  allermassen  als  obstehet,  meine  zwei  Herrn  Vetter,  je- 
doch aber  und  damit  kOnftig  wegen  des  Schlosses  Ehrenhansen 
aller  nnnothwendige  Disputat  verhütet  werde,  ist  hiemit  zu 
wissen,  dass  gemeldter  mein  lieber  Herr  Vetter,  Herr  Wolf 
den  dritten  Theil  vom  Schloss  am  Gebäude  zu  verstehen,  so 
ihm  von  sefnem  Herrn  Vater  sei.  erblich  angefallen,  mir  Inhalt 
aufgerichten  Donation  Briefs,  dessen  Datum  steht  Grätz  den 
dritten  Tag  Mai,  im  sechzehnhundert  achten  Jahr,  unterschied- 
licher ihm  wohlbewusster  Ursachen  willen,  frei  cedirt  und 
übergeben  hat. 
9.  Weiters  zum  Neunten,  will  ich  meinen  instituirten  Erben  dahin 
väterlich  ersucht  und  ermahnt  haben,  dass  er  in  meiner  Be- 
hausung zu  Grätz  vor  St.  Pauly  Thor,  so  gleicher  Gestalt 
wie  das  Schloss  und  Herrschaft  Ehrenhausen ,  dem  Fidei- 
Commiss  unterworfen  sein  soll,  meine  und  seine  Herren  Vetter 
Herrn  Ferdinand  und  Herr  Hans  Sigmund  von  Eggen- 
berg Gebrüder  Freiherren,  wann  sie  ihrer  Ehehaften  und 
Nothdurft  nach  zu  Grätz  etwa  auf  vierzehn  Tage  zu  thun 
haben,  doch  nur  als  Gäste  aus  Freundschaft  einkehren  und 
logiren  lasse  und  dass  sie  sich  und  ihr  Gesinde  und  Boss  auf 
ihre  eigenen  Unkosten  unterhalten,  sonsten  aber  dass  sie  sich 
vetterlich,  freundlich,  schied-  und  friedlich  also  nebeneinander 
betragen  mögen. 
10.  Insonderheit  aber  zum  Zehnten,  mit  der  Herrschaft  Ehren- 
hausen und  mit  allen  derselben  incorporirten  Zugehör,  Gült 
und  Gütern,    die  ich  im  Lande  Steier  habe  liegend  und  wie 


—  156  — 

ich  die  bis  dato  genossen,  daza  und  was  ich  noch  vor  meinem 
Ende  dazu  bringen,  depatiren  und  hinter  mir  verlassen  wArde, 
soll  er  dahin  astringirt  und  gebunden  sein,  nämlich  dass  er 
eben  beiden  obgenannten  meinen  und  seinen  Vettern  und 
beiderseits  erbetenen  vertrauten  zwei  Herren  Befreundeten, 
alsbald  in  einem  Vierteljahr  nach  meinem  Abgange,  da  anders 
zum  Falle  ich  mit  dem  zeitlichen  Tode  übereilt  und  solches 
selbst  wirklich  nicht  thun  könnte,  zwei  ordentliche  Urbariea 
und  Beschreibung  aller  solcher  Herrschafts-Regalien,  Hoch- 
und  Freiheiten  und  Gerechtigkeiten  auch  allem  anderen  Zu- 
gehör  und  EinkQnften,  sowohl  auch  ein  Inventar  aller  brieflichen 
Urkunden,  so  über  die  Herrschaft  und  ihre  Pertinentien  und 
auf  unsern  gemeinen  Namen  und  Stamm  lauten,  die  auch  der 
Munition  und  Rüst-Kammer  aufrichten  und  verfertigen  soll 
und  deren  eines  er  behalten,  das  andere  aber  über  einer 
subscnbirten  Obligation,  als  dass  er  und  seine  männlichen 
Leibserben  ausser  Feindesnoth  und  überlegener  Gewalt  hiervon 
nichts  verabalieniren  noch  verwenden  sollen ,  noch  wollen, 
seinem  Herrn  Vetter  einhändigen  und  auf  solche  Weise  ist 
ein  jeglicher  künftiger  Einnehmer  und  Besitzer  dieses  Guts 
gleiche  Vemeuerung  des  Urbary,  Inventary  und  Obligation  zu 
thun  und  den  anderen  Interessirten  zu  geben  schuldig,  soviel 
aber  die  Mobilien  in  meinem  Hause  zu  Grätz,  als  Silberge- 
schmeide, Tapeten,  Teppiche,  Seidenvorhänge  anbelangt  sollen 
gleichfalls  nach  meinem  Ableben  auf  vorgegangene  Sperr  in 
Beisein  obgemeldter  Herrn,  gleichfalls  ordentlich  inventirt,  zwei 
gleichlautende  Inventaria  aufgerichtet,  eines  dem  Herrn  Wolf 
verbleiben  und  das  andere  den  gedachten  beiden  Herren 
Vettern  zu  ihrer  künftigen  Nachrichtung  eingehändigt  werden. 
11.  Folgends  am  Elften,  soll  auch  jeglicher  Inhaber  des  Schlosses 
Ehrenhausen  an  desselben  Hause  Tagwerk,  Zimmern  und 
Basteien,  Meierhof,  Mühlen,  Keller  und  Pressen,  sowohl  auch 
das  Haus  allhier  zu  Grätz  nichts  ab-  oder  eingehen  lassen, 
sondern  in  Hinterbleibung  dessen  auf  der  mit  interessirten 
Befreundeten  als  künftigen  Successoren  Anhalten  nach  Erkennt- 
nis unpartheiischer  erbetener  Herrn  und  Freunde,   all  Buss- 


—  157  — 

fertigkeit  möglichst  wenden  und  verbessern  und  alles  in  gutem 
wesentlichen  Bau  erhalten,  also  auch  zu  Vermehrung  der  Mu- 
nition und  Rüstkammer  j&hrlich  hundert  Gulden  anlegen  und 
solche  Verbesserung  jedes  Jahres  in  das  Haupt  -  Inventary 
bringen. 
12.  Gleichfalls  zum  Zwölften  soll  auch  kein  künftiger  vollmächtiger 
Inhaber  der  Herrschaft  Ehrenhausen  ohne  sonderbare  Noth 
und  erhebliche  Ursachen  wie  auch  ohne  Verwilligung  der  an- 
deren Mitinteressenten  nicht  was  von  der  Herrschaft  Regalien 
und  Einkommen  verkommen,  verwenden  und  ent&ussfem  wie 
sich  denn  ein  Jedweder  so  dies  Fidei-Commiss  Gut  der  hernach 
vermeldten  Substitutions-Ordnung  einnehmen  wird  gegen  den 
andern  Mitverwandten  deswegen  verschreiben  muss,  als  dass 
er  ungeschmälert  und  unangegriffen  des  Hauptguts  allein  den 
usum  fructum  und  Fruchtgenuss  ad  dies  vitae  wie  auch  seine 
ehelichen  männlichen  Leibeserben,  innenhabe  und  besitzen 
und  alles  Stiftlicho  baulich  wesentlich  ungeringert  erhalten 
und  den  in  diesem  meinem  letzten  Willen  einverleibten  Con- 
ditionen  gehorsam  nachleben  wolle  und  solle;  da  sich  aber, 
wider  Hoffen  begebe,  dass  ein  Verthuenlicher  entweder  diB 
Steuern  oder  andere  Landes- Anlagen  darauf  anstehen  und  an- 
wachsen zu  lassen  wie  auch  andere  Schulden  machen  oder 
Alienationen  und  Verkümmeruisse  und  mutwillige  Abödung 
vorzunehmen  oder  hinlässig  zu  gestatten,  sich  unterstehen 
würde,  so  haben  die  anderen  Interessirten  das  Recht,  bei  der 
Landes  Obrigkeit  um  ernstliches  schleuniges  Einstehen  anzu- 
rufen, dass  die  Herrschaft  nämlich  ihm  so  lange  entzogen  und 
Interim  sequestrirt  und  zu  dritter  Hand  gegeben  werde,  bis 
die  daraufiiegenden  Steuern  oder  Schulden  bezahlt  und  alle 
Abödung  erstattet;  da  aber  ein  solcher  Verschwender,  vor 
solcher  Enthebung  oder  Erstattung  zeitlichen  Todes  verfahren 
und  andere  eigenthümUche  Güter  oder  ein  anderes  Vermögen 
in  ausgeliehenem  Gelde  oder  dergleichen  neben  dieser  Fidei- 
Commiss  Herrschaft  hinterlassen  würde,  so  soll  von  demselben 
seinen  eigenthümlichen  Verlass  ohne  Entgeld  des  Fidei-Gommiss 
oder  denselben  succedirenden  Inhaber  die  völlige  Enthebung 


—  158  — 

dieser  der  aaf  Ehrenhaosen  gelegten  Last  und  Erg&nzaog  der 
Deterioration  geschehen. 

13.  Und  zum  Dreizehnten  soll  solche  Fidei  Gommiss  Herrschaft 
mit  jetzt  erzählten  Conditionen  mein  institairter  Erbe  nicht 
allein  ftr  seine  Person  die  ganze  Zeit  seines  Lebens  inne- 
haben nnd  geniessen,  sondern  da  ihm  der  AUmftchtige  mit 
ehlichen  Leibeserben  segnen  würde,  deren  ihm  dann  der 
himmlische  Vater  nicht  verziehen  sondern  ihm  dergleichen 
mildiglich  bescheeren  wolle,  so  soll  sein  ältester  Sohn  nach 
ihm  nn  so  derselbe  auch  mit  Tod  abginge,  weitershin  also 
fort  und  fort  zn  raiten,  alle  Zeit  der  älteste  in  absteigender 
Linie  succediren  ;  wann  aber  solche  des  Aeltesten  Linie  gar 
abstürbe,  alsdann  solle  es  auf  den  nächsten  ältesten  and 
seinen  Mannsstamm  nach  und  nach,  gleichfalls  Fidei  Commiss 
Erben  kommen. 

14.  Im  Falle  aber  zom  Vierzehnten  mein  Herr  Vetter  Wolf,  als 
institairter  Erbe,  nnd  seine  verhofften  ehlichen  mannsstamm- 
lichen  Leibs-  als  sabstitnirte  Erben,  ohne  Mannsstamm  zeit- 
lichen Todes  verblichen,  so  sollen  die  weibsstammlichen  Erben 

'  dieser  Linie  an  solchem  Fidei  Commiss  und  Mannsstammen 
Gut  kein  Erbtheil  noch  einige  Gerechtigkeiten  haben,  sondern 
dieses  alles  and  jedes,  vermöge  obangedrückter  Urbary,  In- 
ventary  und  Revers  soll  alsdann  auf  meinen  aacb  lieben  Herrn 
Vetter,  Herrn  Ferdinand  Freiherrn  von  E^ggenberg  and 
nach  ihm  allezeit  auf  seinen  ältesten  Sohn  und  also  fortan 
oder  in  Mangel  derselben  auf  den  nächst  ältesten  manns- 
stammlichen  Erben,  nach  ihm,  seiner  absteigenden  Linie,  aller- 
massen,  wie  es  bei  Herrn  Wolfens  liinie  vorhin  aosgeffthrt, 
fallen. 

15.  Also  aach  fürs  Fünfzehnte,  wenn  des  Herrn  Ferdinandi 
Linie  gar  ohne  Mannsstarom  abginge,  alsdann  auf  meinen 
lieben  Herrn  Vetter  Hans  Sigmund,  Freiherrn  von  Eggen- 
berg, und  seine  mannsstammlichen  Erben,  oberzählter  Ordnung 
nach,  fallen. 

IG.  Da  es  sich  aber  zum  Sechzehnten  auch  begäbe,  dass  unter 
obgemachter  Ordnung  und  Succession  darauf  denn  dies  Fidei 


—  159  — 

Commiss  der  Herrschaft  Ehrenhansen  fallen  solle,  noch  un- 
mttndig  wäre,  so  solle  alsdann  der  nächste  Agnat,  der  am 
nächsten  bei  der  Saccession  ist,  nnd  doch  zugleich  von  der 
Landesobrigkeit  tauglich  erkannt  wird,  des  andern  Minder- 
jährigen, bis  derselbe  sein  achtzehntes  oder  nach  G^estalt 
seines  Yerstandes  das  zwanzigste  Jahr  erreicht,  Tator  oder 
Curator  nnd  Gerhab  sein. 

17.  Zorn  Siebzehnten  aber  wenn  diese  alle  drei,  als  meine  nächsten 
Herrn  Vettern  und  Herrn  BrOder  sei.  Söhne  und  ihre  manns- 
stammlichen  Erben  alle  stQrben  nnd  der  auch  wohlgebome 
H^rr  Hans  Ulrich,  Freiherr  von  und  zu  Eggen- 
berg  und  auf  Adelsberg  ihrer  fürst-durchl. 
Erzherzogen  Ferdinand  zu  Oesterreich,  ge- 
heimer Rath  und  ihrer  fürstL-DurchL  meiner 
gnädigsten  Frau  Hofmeister  und  Landeshaupt- 
mann in  Erain  oder  Mannsstammen  von  ihm  ausgehend 
am  Leben  wären,  so  soll  es  alsdann  auf  ihn  meinen  Herrn 
Vetter  oder  hernach  seinem  ältesten,  mannsstammlichen  Erben 
obbestimmte  Fidei-Gommiss  in  Bescheidenheit  und  Ordnung 
nach  fallen  und  erben;  doch  wenn  es  zu  solchem  Fall,  als 
auf  Herrn  Hans  Ulrich,  Freiherm  von  Eggenbergs  Linie 
kommen  würde,  so  soll  er  oder  sein  erbßlhiger  Descendent, 
meiner  lieben  Frauen  Schwester,  Frau  Elisabet  Rinds- 
maul  sei.  Nachkömmling  und  Erben,  so  zu  der  Zeit  vorhanden 
sein  werden,  zehn  Tausend  Gulden  Rh.,  welche  von  obgemeldten 
zurückfiEdlenden  dreissig  Tausend  Gulden  Fidei-Commis  Gelder 
her  genommen  werden  sollen,    hinaus  zugeben  schuldig  sein. 

18.  Im  unverhofften  Fall  aber  zum  Achtzehnten  aus  Verhängnis 
Gottes  unser  derer  von  Eggenberg  Freiherrn  Name»  und 
Stand  und  Geschlecht  ganz  nnd  gar  erlöschen  und  untergehen 
wOrde ;  so  soll  alsdann  solches  mannsstammliche  Fidei-Gommis 
aufhören  und  soll  dem  allgemeinen  steirischen  Landesbrauch 
nach ,  auf  die  verzogne  Eggenbergischen  weibsstammfichen 
Erben  fallen  und  unter  dieselben  der  Werth  denen  Ver- 
zichten und  Legitimationen  in  Stirpes  ausgetbeüt  werden, 
doch    sollen   obgedachte   meiner   lieben  Frau  Schwester   sei. 


"  160  — 

Erben,  nämlich  den  Rinds  maul  die  Ablösung  solcher 
Herrschaft  Ehrenhansen  wie  die  von  der  Landes  Obrigkeit 
geschätzt  wird,  vor  andern  weibsstammlichen  Erben,  bevor- 
stehen; und  da  von  meinem  geliebten  Herrn  Vetter,  Herrn 
Hans  Ulrich  von  Eggenberg,  Freiherm,  keine  mannsstammlichen 
Erben  zur  Zeit  sein,  noch  dies  Fidei-Commiss  auf  sie  fallen 
würde,  noch  also  die  Rindsmaurschen  Erben  obbestimmtes 
ihres  Legates,  der  zehn  Tausend  Gulden,  noch  nicht  theil- 
liaftig  gemacht  worden,  so  sollen  alsdann  in  solchem  Falle 
des  völlig  abgestorbenen  Eggenbergischen  Mannsstammes  die 
Rindsmaurschen  Erben  die  vorhin  ihnen  vermeinten  zehn 
Tausend  Gulden  Legat  von  den  andern  weibsstammlichen 
Erben  vor  ein  Praelegatsweise  bevor  nachmalen  haben  und 
behalten. 

19.  Am  Neunzehnten  verschaffe  ich  meiner  beiden  Herrn  Gebrüder 
sei.  verheirateten  Frauen  Töchter,  wie  viel  deren  nach  meinem 
Tode  am  Leben  sein  werden,  jeglicher  hundert  Ducaten  zu 
einer  Kette,  meiner  dabei  zu  gedenken,  in  Erwägung  sie 
zuvor  in  andern  Werken  als  mit  AusstalQßrung  und  Haltung 
ihrer  Hochzeiten,  durch  mich  bedacht  worden;  den  ledigen 
Freulein  aber,  so  sich  dieselben  mit  ihrer  Herren  Gebrüder 
und  nächsten  Befreundeten  Rath  und  Willen  verehlichen, 
jeglicher  zur  Besserung  ihres  Heiratsgutes,  auch  legatweise 
zu  verstehen,  fünfhundert  Gulden  zu  jedweder  Hochzeit  bar 
von  dem  Inhaber  Ehrenhausen  zu  verehren;  und  wenn  nun 
diese  und  alle  andern  vorbestimmten  Legate  durch  meinen 
Instituirten  den  Legatariis  bezahlt  und  gutgemacht  werden, 
was  sich  dann  darüber  nach  meinem  Tode  in  Barschaft  oder 
ausständigen  Schulden  so  man  mir  zu  thun  in  meiner  Ver- 
lassenschaft  befindet, 

20.  so  ordne  und  disponire  fürs  Zwanzigste,  dass  solche  ver- 
lassene Barschaft  und  Schuldsummen  obgedachtem  meinen 
Herrn  Erben  Wolf,  Freiherm  von  Eggenberg,  wirklich  er- 
folgen und  zustehen  soll ;  doch  mit  dieser  Bescheidenheit  und 
Condition  dass  ermeldtes  Geld  an  gewissen  und  sichern  Orten 
angelegt   als    an   namhaften  liegenden  Stück  oder  Gült  oder 


—  161  — 

zu    solchem  Ende   dass  beim  Hauptgnt  keine  Oefahr  zu  ge- 
wärtigen;   denn  mein   Erbe   solches   unverkümmert  und  un- 
alienirter    nutzen    und    innehaben ,    allein  mit  der  jährlichen 
Nutzung  frei  sein  soll,  allerdings  als  wie  des  Fidei-Gommiss 
halber  oben  verstanden  und  eingeführt  worden. 
Letzlichens  den  Herrn  Mitzeugenfertigern  dieses  meines  Testaments 
will  ich  einem  jeglichen  ein  Präsent  von  hundert  Gulden  bis  in 
hundert  Thaler   zu  einem  Zeugniss   dieser  ihrer  Mitfertigung 
und  ihrer  erhofften  Execution  und  zu  einer  Recognition,  dass 
dieses  alles  ihnen  und  ihren  Erben  ohne  allen  Schaden  und 
Nachtheil  sein  solle ;  wie  denn  meine  ihnen  Herren  zugestellten 
Bittzettel   solche  Schadloshaltung  inehrers  ausweisen,  verehrt 
und  deputirt  haben  sie  fireundlich  ersuchend  mit  dieser  meiner 
Bezeugung  freundlich  färlieb  zu  nehmen. 
Will   also   hiemit   diesen   meinen  letzten  Willen  im  Namen 
des  Allmächtigen   geschlossen    haben  und   bitte   hierauf   untert. 
den   durchlauchtigsten   hochgebomen  Fürsten  und  Herrn,    Herrn 
Ferdinand   Erzherzog    zu   Oesterreich    etc.    meinen 
gnädigsten  Herrn   und  Landesfürsten    oder   wer  in   zukünftigen 
Zeiten   allzeit  Landesfürst  in  Steyer,    oder  wo  meine  Verlassen- 
Schaft  gelegen  sein  wird  wie  auch  alle  nachgesetzten  Obrigkeiten, 
die  hochlöbliche  N.  Oe.  Reg.  die  Herren  Landeshauptleute,  Landes- 
verweser oder  andern  Gewalthaber   im  Lande,    dass   ihre   fürstl. 
Durchl.  für  sich  und  ihre  nachgesetzte  Instanzen  ob  diesen  meinen 
letzten  Willen   gnädigst   günstig   und  mächtig  halten  und  Hand- 
haben  und    da  dieser   etwa  nicht  als  ein  solennes  Testamentum 
inscriptis   gelten  soll  oder  könnte,    dass  er  doch  als  ein  Testa- 
mentum nuncupativum  oder  als  ein  Godicill   oder  als  ein  Testa- 
mentum ad  acta  sive  Principi  oblatum  oder  als  ein  Fidei-Commiss 
oder   als    ein  Donatio  causa  mortis  oder  wie  er  sonst  vermöge 
geist-  und  weltlicher  Rechte,  auch  in  Kraft  guter  Gebräuche  und 
in  Sonderheit  nach  den  löblichen  steirischen  Landesrechten,  altem 
Herkommen  und  üblichen  Gewohnheiten  am  allerkräftigsten  gelten 
soll,   kann   oder  mag,   gelte   und  passirt  werde;   jedoch  behalte 
ich  mir  selber  vor,   diesen  meinen  letzten  Willen  zu  vermehren, 
zu  umändern,  zu  verändern  oder  gar  aufzuheben  und  da  ich  ein 

MHthelL  d«a  hiat.  Y«r«lnes  f.  BteUruark.  ZZTI.  Heft,  1878.  H 


—  162  — 

oder  melir  GodiciD  oder  Zettel  mit  meiner  eigenen  Hand  nnter- 
schrieben  über  knrz  oder  fatng  hinein  oder  herm  oder  an  andern 
vertraoten  Orten  legen  wOrde,  so  will  ich  dass  solch  ein  oder 
mehr  eben  die  Kraft  nnd  l^rknng  haben  soDen  wie  dieses  ganze 
vollkommene  Testament;  da  ich  aber  bei  diesem  meinen  letzten 
Willen  nichts  verändern  würde,  so  soll  er  allerdings  bei  gegen- 
wärtiger Fassung  endlich  verbleiben. 

Vermahne  auch  hieranf  obgenannte  meine  liebsten  Herrn 
Vettern  hiermit 'vetter-  ja  väterlich,  sie  woUen  ob  diesem  meinen 
ihnen  v&terlich  wohlgeneigten  letzten  nnd  gnten  Willen,  anch  ihres 
Theils  gehorsam  nnd  treulich  halten,  darüber  einig  nnd  zoMeden 
sein  nnd  diese  meine  väterliche  Gutwilligkeit  mit  schuldiger  nnd 
billiger  Dankbarkeit  eAennen  nnd  annehmen  nnd  nichts  dawider 
vornehmen,  noch  handeln  thnn  nnd  lassen,  insonderheit  bedacht, 
dass  ich  mit  meinem  am  wenigsten  ererbten  nnd  doch  anch  dem- 
selben sonst  nnverbnnden,  dann  mit  meinem  meistentheils  selbst 
gewonnenen  nnd  mit  Gefahr  Leibs  nnd  Lebens  nnd  meinem  in 
Schweiss  nnd  Blnt  hart  eroberten  Gut,  allerdings  frei  nnd  keinem 
noch  Jemandes  anderen  einige  Legitimam  oder  dergleichen  nichts 
schuldig  bin.  Im  Fall  nun  wider  Verhoffen  und  Zuversicht  meinw 
Herrn  Vettern  oder  anderer  Blutsfreunde,  einer  oder  eine  diesen 
meinen  letzten  Willen ,  entweder  mit  oder  ausser  Rechtens  zu 
fechten  und  umzustossen  ftlr  sich  selbst  oder  auch  durch  andere 
sich  unterstehen  wfirde,  der  oder  dieselbige  soll  alsdann  aller 
und  jeder  Portion ,  so  sonst  auf  ihn  oder  sie  in  Kraft  dieses 
meines  Testaments  kommen  möchte,  &cto  ipso  privirt  und  ent- 
setzt sein  nnd  dieselbe  Portion  dieses  meines  wohlgeneigten 
Legats  den  andern  gehorsamen  und  friedlichen  meinen  in-  und 
snbstitituirten  Erben   oder  Legatarii   accresciren  und  zuwachsen. 

Zu  solches  meines  letzten  Willens  Execntion,  n&chst  gedachter 
fOrstl.  Durchl.  und  deroselben  nachgesetzten  Obrigkeit  und  meiner 
in-  nnd  snbstitituirten  Erben  und  Legatarii,  will  ich  auch  inson- 
derheit meine  Herrn  Zeugfertiger  und  andere  nächste  Bluts-  nnd 
hohe  Freunde  erbeten  haben,  dass  sie  meinen  in-  nnd  snbstiti- 
tuirten Erben  nnd  Legatarii  alle  gn&digste,  günstige  nnd  freund- 
liche Beförderung,  Hilfe  und  Vorschub  erzeigen  wollen. 


—  163  — 

Dieses  meines  letzten  Willens  habe  ich  zwei  Exemplare  in 
gleichem  Laute  aufrichten  lassen,  dessen  eines  ich  bei  mir  bis 
zu  meinem  seligen  Sterbstflndl  behalten,  das  andere  auf  einen 
vertrauten  Ort  bis  nach  meinem  Tode  zu  verwahren  und  hernach 
bei  der  Landes  Obrigkeit  zu  publiciren  gegeben  habe. 

Und  dessen  alles  zur  wahren  Urkunde  habe  ich  dieses  mein 
Testament  und  letzten  Willen  mit  meiner  eigenen  Handunterschrift 
und  angehangenem  Siegel  bekräftigt  auch  zum  grossem  Zeugniss 
der  Sachen  habe  ich  besonders  freundlich,  fleissig  durch  Bittzettel 
erbeten  die  wohlgebomen  Herrn  Herrn  Hans  Sigmund  Waagen  zu 
Wagensperg  Freiherrn  auf  SchOnstein,  Pr&wald  und  Sannegg, 
Pfand-Inhaber  und  Hauptmann  der  Herrschaft  Pettau,  Röm.-Eais. 
Mig.  Rath,  auch  fArstl.  Durchl.  Erzherzog  Ferdinand  zu  Oesterreich 
etc.  geheimer  Rath,  Kämmerer  und  Statthalter  der  N.  Oe.  Fürsten- 
thOmer  und  Lande,  Herrn  Sigmund  Friedrich  Freiherrn  zu  Herber- 
stein, Keuberg,  Gutenhaag  und  Krems,  Herrn  auf  Lancwitz,  Erbkäm- 
merer und  Erbtruchsess  in  Kärnten,  hochgedachter  Röm.-Kais.  Maj. 
Rath,  auch  fQrstl  Durchl.  geheimer  Rath,  Kämmerer  und  Landes- 
hauptmann in  Steyer,  Herrn  Franz  Freiherm  von  und  zu  Räcknitz 
auf  Pemegg  und  St.  Ulrich,  auch  ffirstl.  Durchl.  Rath,  meine 
besonders  lieben  Freunde  und  Herrn,  dass  sie  solches  Testament 
mit  ihren  eigenen  Handschriften  und  Insigeln  (doch  solches  ihre 
Fertigung  auch  ihnen  Herren  und  ihren  Erben  ohne  allen  Schaden 
und  Nachtheil)  gleichfalls  verfertigt  haben;  Geschehen  zu  Grätz 
den  letzten  Tag  Mai  im  eintausendsechshundert  und  neunten  Jahr. 

Ruprecht  von  Eggenberg,  Freiherr. 

Hans  Sigmund  Wagen,  Freiherr. 

Sig.  Friedrich,  Freiherr  zu  Herberstein. 

Franz,  Freiherr  zu  Rjäcknitz. 


^»» 


11* 


GEDENKBÜCH 


■•-<?- 


<Zafolge   Beschlasses   des  historischen  Vereines  für  Steiermark  in  der 
XY.   allgemeinen  Jahres -Yersammlang  am  6.  December  1864   für  ver- 
storbene verdiente  Ve^^eins- Mitglieder  angelegt.) 


Dr.  Greorg  &ötli, 


Stadien-Director  der  technischen  Hochschale  und  Gustos  am  landschaftl. 
Joanneum  zn  Graz,  Director  des  hist.  Vereines  ftr  Steiermark  etc. 


Eine  biographische  Skizze 

TOB 

K.  O.  Ritter  v.  Iieitner. 


iline  alte  Erfahrung  lehrt,  dass  der  Mensch,  und  wäre 
es  der  beste,  wenn  er  einmal  den  Blicken  der  Welt  entrückt 
ist,  bald  auch  aus  ihrem  Andenken  verschwindet  Vollends  ist 
dies  jetzt  der  Fall  in  unserer  leicht  und  schnell  lebigen  Zeit, 
wo  ein  Ereigniss  das  andere  jagt  und  ein  Strebender  den 
andern  yerdrflngt  Darum  ist  es  eine  schöne  Gepflogenheit,  den 
Männern,  die  sich  um  die  Förderung  des  Wissens  in  irgend 
einem  Fache  oder  um  das  öffentliche  Wohl  im  Allgemeinen 
hervorragende  Verdienste  erworben  haben,  nach  ihrem  Scheiden 
von  uns  einige  Blätter  dankbarer  Erinnerung  zu  weihen.  Dieser 
schönen  Sitte  gemäss  möge  denn  hier  auch  ein  kurzer  Lebens- 
abriss  eines  solchen  Ehrenmannes  Platz  finden,  wenn  er  gleich 
durch  werthvoUe  literarische  Leistungen  selbst  dafür  gesorgt 
hat,  dass  er  nicht  der  Vergessenheit  anheimfalle. 

Georg  Göth  wurde  am  29.  December  1803  zu  Beindorf, 
dem  jetzigen  Budolfsheim,  nächst  Wien  geboren,  wo  sein  Vater 
Johann  Georg  Göth  als  Besitzer  eines  Hauses  und  einer  Glas- 
handlung ansässig  war  und  in  der  dortigen  Gemeinde  das 
Btlrgerraeister-Amt  bddeidete.  In  dieser  Eigenschaft  zeichnete 


-  68  — 

er  sich  während  des  feindlichen  Einfalles  der  Franzosen  im 
Jahre  1809  durch  ungemeine  Thätigkeit  so  sehr  aus,  dass 
ihm  Kaiser  Franz  in  Anerkennung  derselben  die  silberne 
Ehrenmedaille  verlieh.  Ein  bösartiges  Nervenfieber,  dessen 
Herrschaft  die  fremden  Truppen  bei  ihrem  Abzüge  der  Residenz 
zurückgelassen  hatten,  raffte  den  wackem  Mann  schon  im 
nächsten  Jahre  dahin  und  seine  Witwe  stand  nun,  indem  sie 
ihre  beiden  Töchterchen  schon  froher  verloren  hatte,  mit 
ihrem  erst  etwas  über  6  Jahre  alten  Sohne  Georg  allein  da. 
Sie  führte  durch  einige  Jahre  das  Geschäft  ihres  verstorbenen 
Gatten  noch  fort,  vermochte  aber  nicht,  der  Ausbildung  ihres 
Sohnes  Richtung  und  Ziel  anzuweisen.  Und  so  war  er  es  denn 
selbst,  der  alle  Hindemisse,  die  sich  ihm  auf  der  Studien- 
laufbahn entgegenstellten,  durch  Fleiss  und  ausdauernde  That- 
kraft  endlich  siegreich  überwand  und  sich  allmählig  jene 
ehrenvolle  Stellung  errang,  die  er  in  der  Folge  am  Joanneum 
in  Graz  und  in  der  literarischen  Welt  einnahm. 

Den  Unterricht  des  Knaben  begann  der  Ortsschullehrer, 
indem  er  ihn  aus  alten  ausgemusterten  Kanzleiacten,  die  er 
bei  einem  Krämer  erhielt,  lesen  lehrte  und  ihn  nebenher  mit 
ziemlich  geringem  Erfolge  im  Yiolinspiele  unterwies.  Im  Jahre 
1815  wurde  Georg  aber  in  die  damals  im  besten  Rufe  ste- 
hende Hauptschule  der  Vorstadt  Neubau  geschickt,  wo  er 
sehr  gute  Fortschritte  machte.  1816  trat  er  in  das  Gymnasium 
bei  den  Schotten  über,  wohin  er,  ein  schwächliches  Bürschchen, 
fast  '  4  Stunden  weit  zu  wandern  hatte.  Schon  damals  machte 
er  m  der  Mathematik  und  Geographie  gute  Fortschritte,  jedoch 
bereitete  ihm  das  Studium  der  lateinischen  Sprache,  für  das 
er  damals  noch  zu  wenig  vorbereitet  war,  solche  Schwierig- 
keiten, dass  er  die  Classe  wiederholen  sollte.  Dazu  konnte 
er  sich  nicht  entschliessen ;  er  zog  es  vielmehr  vor,  nachdem 
seine  Mutter  ihren  Besitz  verkauft  hatte  und  nach  Mariahif 
übersiedelt  war,  1817  in  die  4.  Classe  der  k.  k.  Normalschule 
überzutreten. 

In  den  beiden  Jahrgängen  dieser  Classe,  die  damals  eine 
Art  Bürgerschule  bildeten,  that  er  sich  besonders  in  den  tech- 


—  69  — 

nischen  Fächern  hervor,  wurde  überhaupt  ein  Liebliug  seiner 
Lehrer  und  erhielt  wiederholt  Schulpreise.  Hierauf  setzte  er 
seine  Studien  an  der  eben  erst  neu  eröffneten  Realschule  fort. 
Er  widmete  sich  denselben  mit  eben  so  viel  Freude  als 
durchaus  vorzüglichem  Erfolge,  wobei  ihn  der  Beligionsunterricht 
nach  den  geist-  und  gemttthvoUen  Aphorismen  des  evangelischen 
Bischofs  J.  H.  B.  Dräseke  besonders  anzog,  so  dass  ihn 
sein  Professor  dieses  Faches,  der  zugleich  Yicedirector  war, 
sehr  lieb  gewann  und  ihm  eine  Lection  verschaiFt«,  die  dem 
wenig  bemittelten  Jünglinge  eine  willkommene  Zubusse  eintrug. 
Im  XJebrigen  betrieb  er  eifrigst  das  Studium  der  Mathematik. 
Professor  Josef  B  e  s  k  i  b  a ,  durch  mathematische  Werke  auch 
als  Schriftsteller  ehrenvollst  bekannt,  nannte  ihn  seinen  besten 
Schüler;  und  der  als  geistiger  Urheber  der  Kaiser  Ferdinands- 
Nordbahn  hochverdiente  Professor  Franz  R  i  e  p  1  wendete  ihm 
sein  besonderes  Wohlwollen  zu.  6  ö  t  h  fasste  nun  den  Entschluss, 
sich  für  die  Zukunft  —  ohne  recht  zu  wissen,  zu  welchem 
praktischen  Zwecke  —  vollends  dem  Studium  der  Mathematik 
zu  widmen.  So  begann  er  denn  den  Lehrcurs  der  höheren 
Mathematik  an  der  Universität,  hörte  Beskiba's  ausser- 
ordentliche Vorträge,  sowie  jene  des  berühmten  Astronomen 
J.  J.  von  Littrow  und  machte  ausgezeichnete  Fortschritte. 
Er  sass  gewöhnlich  den  ganzen  Tag  im  Arbeitszimmer  der 
Sternwarte,  machte  Auszüge  aus  mathematischen  Werken  und 
speicherte  Analecten  auf.  Littrow,  mit  dem  er  und  ein  paar 
andere  Schüler  an  einem  Tische  sassen  und  auf  Schiefertafeln 
rechneten,  veranlasste  ihn  auch,  sich  die  analytische  Geometrie 
eigen  zu  machen.  Er  erhielt  eine  grosse  Fertigkeit  in  der 
Transformation  der  Formeln,  namentlich  der  trigonometrischen 
und  Differenzial-Ausdrücke  und  füllte  viele  Hefte  mit  diesen 
Ausarbeitungen.  Allein  alles  dies  betrieb  er  ohne  Aussicht  auf 
eine  künftige  Yerwerthung  seiner  erworbenen  Kenntnisse,  zumal 
ihm  zur  gewünschten  Erlangung  einer  Lehrstelle  der  Nachweis 
der  damals  geforderten  Vorstudien  fehlte. 

Director  Littrow,  dem  er  seine  Sorge  vertrauensvoll 
mittheilte,  gab  ihm  nun  den  Rath,  die  vier  Orammatikaldassen 


—  To- 
des Gymnasiums  privatim  nachzuholen.  Göth  gieng  sogldch 
mit  allem  Eifer  an  die  Ausführung  dieses  Bathes,  nahm  ftür 
die  klassischen  Sprachen  einen  tüchtigen  Gorrepetitor  und 
hoffte  die  übrigen  Gegenstände,  die  ihm  theilweise  schon  von 
der  Realschule  her  bekannt  waren,  allein  bewältigen  zu  können. 
Er  unterzog  sich  dann  als  Privatschüler  dieser  Jahrgänge  einer 
Prüfung,  erwarb  sich  bei  dieser  das  Zeugniss  über  seinen 
genügenden  Fortgang  und  legte  auf  Grundhige  desselben  später 
in  Pest  auch  die  Prüfungen  aus  den  Lehrgegenständen  der 
Humanitätsstudien  mit  Auszeichnung  ab.  Er  meldete  sich  nun 
im  Herbste  1823  an  der  Wiener  Universität  zur  Aufiiahme 
in  die  philosophische  Fakultät 

Der  Professor  der  Philosophie,  L.  Rembold,  welcher 
im  nächsten  Jahre  seiner  freisinnigen  Vorträge  wegen  vom 
Lehramte  entfernt  wurde,  gewann  ihn  bald  lieb,  weil  er  wusste, 
dass  G  ö  t  h  seine  Vorträge  fleissig  und  genau  nachschrieb  und 
mehreren  seiner  CoUegen  erfolgreich  Correpetitionen  ertheilte. 
Der  Professor  der  Mathematik,  Josef  Jenko,  beschäftigte 
ihn  bei  der  Ausführung  seiner  Lieblingsidee,  die  Theorie  der 
Parallelen  zu  begründen;  und  vom  Professor  der  Physik, 
welcher  ihm  nicht  sehr  hold  war,  erzwang  er  sich  bei  einer 
wiederholt  begehrten  Prüfung  statt  der  ihm  anfangs  gegebenen 
ersten  eine  Vorzugsklasse. 

Im  Jahre  1826  wurde  der  dritte  Jahrgang  der  Philosophie 
aufgelassen ;  G  ö  th  besuchte  aber  dessenungeachtet  den  zweiten 
Jahrgang  der  höheren  Mathematik  bei  Ettingshausen, 
hörte  den  Curs  über  Pädagogik  und  besuchte  nebenher  auch 
den  L  Jahrgang  der  Rechte. 

Nach  dem  Tode  semer  Mutter,  die  w  im  Späthwhste 
dieses  Jahres  verlor,  verweilte  er  während  des  Jahres  1827 
noch  in  Wien,  setzte  seine  mathematischen  Studien  ohne  Un* 
terbrechung  fort  und  verfasste  eine  Theorie  der  Wahrschem- 
lichkeits-Berechnung  mit  Anwendung  der  höheren  Analysis. 
Er  gedachte  damit  bereits  als  Schriftsteller  aufrutreten  und 
sich  zugleich  eine  Empfehlung  für  eine  künftige  Anstellung 
zu  erwerben.  Aber  trotz  der  günstigen  Beurtheilung  von  Seite 


—  71   — 

Littr ow^B,  der  ihn  zu  dieser  Ausarbeitung  angefordert  hatte, 
hnd  sich  dafür  leider  kein  Verleger. 

Zur  aufheiternden  Unterbrechung  dieser  ernsten  Beschäf- 
tigungen vergönnte  er  sich  am  hebsten  den  Besuch  des  damals 
eben  in  seiner  Glanzperiode  stehenden.  Hofburgtheaters,  und 
der  lebhafte  Eindruck  dieser  unvergesslichen  Kunstgenüsse 
diente  ihm  fikr  sein  ganzes  Leben  als  Massstab  dramatischer 
Leistungen.  Ein  geistiger  Genuss  anderer  Art  bot  sich  ihm 
dadurch  dar,  dass  ihm  seine  Privatlectionen  Gelegenheit  gaben, 
indieSalonsbeiCarolinePichler,Pilat,  Klinkowström 
und  Wilhehn  August  Ton  Schlegel  eingefbhrt  zu  werden. 
Er  fand  auch  Zutritt  zu  den  phflosophischen  Vorlesungen  des 
Letzteren,  besuchte  die  berühmten  Predigten  Zacharias  W  e  r- 
ner's  und  Johann  Emanuel  Veit's,  und  versäumte  überhaupt 
keine  Gelegenheit  zu  geistiger  und  gemüthlicher  Anregung 
und  Ausbildung. 

Bei  allem  dem  beschwerte  ihn  doch  immer  ernstlicher 
die  Sorge  für  seine  Zukunft  Da  eröfiheten  sich  ihm  von 
mehreren  Seiten  Aussichten  auf  eine  Erzieherstelle,  und  wie- 
wohl sich  welche  in  hochadeligen  Häusern  ergaben,  wählte  er 
doch  .zuletzt  eine  solche  bei  einer  Beamtenfamilie  im  steierm. 
Hochgebirge,  in  welches  ihn,  wie  fast  jeden  Wiener,  eine 
eigenthümliche  Vorliebe  hinzog.  So  traf  er  denn  im  Anfange  des 
Decembers  1827  in  seinem  künftigen  Bestimmungsorte,  dem 
k.  k.  Gusswerke  bei  Maria*Zell  ein,  wo  ihm  fortan  oblag,  zwei 
Sfthne  eines  dortigen  Oberbeamten  fOr  die  Bergakademie  in 
Schemnitz  yorzubereiten.  Die  Bemühungen  zur  Lösung  dieser 
nicht  unschwierigen  Aufgabe  vergalt  ihm  dar  Genuss  der  ihn 
umgebenden  grossartigen  Alpennatur  und  der  tägliche  Verkehr 
mit  dem  dortigen  Werksvorstande  Johann  H  i  p  p  m  an  n ,  einem 
intelligenten,  ringsum  in  grossem  Ansehen  stehenden  Manne, 
der  aHmählig  sein  bester  Freund  wurde. 

Ein  unbedeutender  Zufall  entschied  hier,  wie  in  manchem 
Menschenleben,  so  auch  in  dem  Göth's  über  sein  künftiges 
Schicksal. 

Im  Jahre  1828  hatte  der  Erzherzog  Johann,  der  un- 


—  72  — 

vergessliche  Gönner  Steiermark's,  den  Bau  des  Brandhofes, 
seines  idyllischen  Heimsitzes  am  Seeberge,  beendet  nnd  den 
24.  August  zur  feierlichen  Einweihung  der  Hauskapelle  des- 
selben bestimmt  Da  für  die  Ausschmückung  des  Festortes 
noch  einiges  zu  thun^war,  wandte  sich  der  Erzherzog  um 
einen  Sachverständigen  an  das  Yerwesamt  im  Gusswerke.  Man 
sandte  ihm  Göth.  Dieser  wurde  sehr  gnädig  Aufgenommen 
und  zu  Tische  geladen.  Während  des  Mittagmahles  zeigte  dch 
aber  der  Irrthum,  dass  der  erlauchte  Festveranstalter  eigentlich 
einen  Inschriftenmaler  benöthigt  habe.  Göth  war  darüber 
allerdings  etwas  betroffen,  da  er  jedoch  auch  in  der  Ealigraphie 
und  im  Zeichnen  einige  Geschicklichkeit  besass,  erbot  er  sich 
doch  es  zu  versuchen,  den  Befehlen  des  Erzherzogs  nach 
seinem  besten  Vermögen  zu  entsprechen.  Er  leistete  auch 
nicht  nur  in  dieser  Beziehung  Genüge,  sondern  bei  seiner 
vielseitigen  Anstelligkeit  vermochte  er  auch  noch  manchen 
anderweitigen  Bedürfnissen  abzuhelfen,  wie  er  denn  namentlich 
damit  betraut  wurde,  die  Einweihungsurkunde  auf  Pergament 
rein  zu  schreiben.  Der  Erzherzog  lud  ihn  hierauf  mit  besonderer 
Güte  auch  zum  Feste  und  forderte  ihn  zugleich  auf,  jedesmal, 
wenn  er  von  des  Hausherrn  Anwesenheit  im  Brandhof  höre, 
dort  einzusprechen.  Göth  erhielt  bald  darauf  auch  die  Aufgabe, 
die  Registratur  der  Landwirthschafts-Filiale  Brandhof,  bei  deren 
Versammlungen  der  Erzherzog  präsidirte,  in  Ordnung  zu  bringe, 
führte  bei  deren  Sitzungen  die  Protokolle  und  gewann  durch 
verschiedene  ähnliche  Geschäftsbesorgungen  immer  mehr  die 
Gunst  des  Erzherzogs,  in  welcher  ihn  auch  sein  Freund  Hipp- 
mann, der  bei  diesem  ungemeines  Vertrauen  genoss,  wesent- 
lich befestigte. 

Als  darauf  im  September  1830  die  Vertragszeit  seiner 
Erziehersstelle  zu  Ende  gieng,  nahm  ihn  denn  der  Erzherzog 
förmlich  in  seine  Dienste  und  Göth  übersiedelte  nun  als 
erzherzoglicher  Archivar,  BibUothekar  und  zweiter  Privatsekretftr 
nach  Vordemberg. 

Hier  war  es  zunächst  seine  Hauptaufgabe,  die  zahlreiche 
Bibliothek,  die  Urkundensammlung,  die  Kupferstiche  und  Aquarell- 


—  73  — 

Gemälde  des  Erzherzogs  zu  ordnen  und  zu  katalogisiren.  Die 
erstere  bestand  ausser  Werken  der  schönen  Literatur  vorzüglich 
aus  Schriften  ttber  Geschichte,  Montan-Industrie  und  Land- 
wirthschaft  In  das  Fach  der  letzteren  wurde  G  ö  th  insbesondere 
durch  seine  vielfältigen  Geschäfte  bei  den  erzherzoglichen 
Besitzungen  und  durch  die  Begleitung  des  Erzherzogs  auf 
dessen  jährlichen  Bereisungen  der  Landwirthschafts-FiUalen 
mehr  und  mehr  emgeweiht  Von  diesen  lernte  er  vor  allen 
jene  zu  Brandhof  kennen,  da  der  Erzherzog  seine  dortige 
Alpenwirthschaft  mehrmals,  besonders  zur  Zeit  der  Auerhahn-, 
Hirsch-  und  Gemsjagd  zu  besuchen  pflegte.  Von  diesen  Um- 
ständen begünstigt,  verfasste  Göth  im  Jahre  1832  seine  erste 
zum  Drucke  gelangte  Schrift:  „Darstellung  des  landwirthschaft- 
lichen  Zustandes  der  Filiale  Brandhof",  welche  in  den  Ver- 
handlungen und  Aufsätzen  der  steierm.  Landwirthscbafts- 
Gesellschaft  verö£fentlicht  und  zwei  Jahre  darauf  als  eine 
Musterschiift  in  zahhreichen  Sonderabdrücken  im  ganzen  Lande 
vertheilt  wurde. 

Das  Jahr  1832  erhielt  für  Göth  aber  auch  in  anderer 
Beziehung  eine  nachhaltige  Bedeutung.  Er  fand  gelegentlich 
Zutritt  bei  der  Familie  des  allgemein  hochgeachteten  Vorstandes 
der  Vordemberger  fiadgewerkschaft  Prandstetter,  und 
nach  seiner  Bückkunft  von  einer  im  Frühling  nach  Triest  und 
Venedig  unternommenen  Beise  erfolgte  seine  Verlobung  mit 
Jos^nen,  der  ihm  längst  theuer  gewordenen  ältesten  Tochter 
des  Hauses.  Natürlich  blieben  diese  Verhältnisse  dem  Erz- 
herzoge nicht  unbekannt  und  bei  dessen  gütigen  Gesinnungen 
für  G  ö  t  h  eröffnete  er  ihm  die  Hoffnung  auf  eine  Assistenten- 
stelle am  Joanneum,  wo  eben  die  Errichtung  einer  solchen 
für  Elementar-Mathematik  im  Antrage  stand.  Allein,  da  die 
damalige  Studien-Hofcommission  überhaupt  mit  dem  Lehrplane 
an  diesem  ständischen  Institute  nicht  ganz  einverstanden  war, 
so  gerieth  die  Gründung  dieser  Lehrstelle  in  Stockimg  und 
Göth  machte  sich  nun  1834  neben  seinen  pflichtmässigen 
Geschäften  mit  allem  Eifer  an  eine  topographisch-historische 
Arbeit,  für  welche  ihm   die  Archive   des  Erzherzogs,   des 


—  74    -        - 

Magistrates,  der  Communität  und  dar  Gewerkschaft  m  Vor- 
demberg reichliehe  Materialien  darboten.  Auf  diese  Weise 
entstand  unter  seiner  Feder  eine  Oeschichte  Ton  Yordemberg, 
deren  Hauptwendepunkt  die  1829  durch  den  Erzherzog  zu 
Stande  gekommene  Union  der  Badgewerken  bildete.  AUein  die 
der  CensurbehOrde  yorgel^;te  Handsdirift  derselben  eriiidt 
nicht  die  Druckbewilttgung,  weil  die  Kundgabe  gewisser  Ver- 
handlungen mit  der  dem  Unionsprojeete  widerstrebenden  inner- 
bergischen  k.  k.  Hauptgewerkschaft  Anstoss  fand.  Das  Werk 
musste  nach  Andeutungen  der  k.  k.  montanistischen  Hofkammer 
umgearbeitet  werden  und  konnte  erst  1839  mit  einem  Atlas, 
dessen  bedeutende  Kosten  der  Erzherzog  selbst  bestritt,  im 
Dtucke  erschebien.  Dieses  interessante  Werk  aber  das  steler- 
mäildsche  Eisenwesen  erhielt  allgemeine  Anerkennung  und 
der  König  von  Schweden,  welchem  es  vom  Director  in  Fallun, 
Professor  Sefström,  vorgelegt  wurde,  liess  zehn  Ezemplare 
desselben  fbr  die  schwedischen  Lehranstalten  ankaufen  und 
dem  Autor  die  grosse  Goldmedaille  fbr  Kunst  und  Wissenschaft 
zusenden. 

Nachdem  0  ö  th  mit  dem  Erzherzoge  1835  in  angenehmster 
Weise  eine  Reise  durch  Kärnten  und  1836  während  des 
strengsten  Winters  im  offenen  Schlitten  eine  solche  durch  das 
obere  Ensthal  nach  Radstadt,  von  dort  über  den  Tauem  nach 
Turrach  und  dann  zurQck  in  das  Murthal  gemacht  hatte, 
begann  er  wieder  die  Ausfbbrung  eines  neuen  literarischen 
Werkes,  nämlich  eines  topographischen  Lexikons  von  Steier- 
mark. Hiezu  hatten  ihm  seine  Forschungen  zu  dem  vorigen 
Werke,  sowie  die  vom  Erzherzog  schon  1811,  1812  und  1813 
gesammelten  Notizen  zu  einer  Landeskunde  Steiermarks  höchst 
schätzbare  Stoffvorräthe  geliefert,  die  er  nun  dadurch  zu  ver- 
vollständigen trachtete,  dass  er  ein  Venseichniss  von  Fragen 
durch  das  ganze  Land  versendete,  um  deren  Beantwortung 
er  Behörden  und  einzelne  Private  erauchte. 

Er  benützte  zu  dieser  umfangreichen  Arbeit  vorzüglich 
die  Müsse,  welche  sich  ihm  während  der  Zeit  darbot,  da  der 
Erzherzog  auf  seiner  Reise  nach  dem  Oriente  abwesend  war. 


—  76  — 

Als  dieser  bei  seiner  Rückkehr  die  Angelegenheit  in  Betreff 
der  beantragten  Lehrstelle  am  Joanneum  noch  immer  nicht 
weiter  vorgeschritten  fand,  anderseits  aber  in  6ö  th  der  Wunsch, 
seinen  eigenen  Herd  gründen  zu  können,  immer  lebhafter 
wurde,  gab  ihm  sein  hoher  Gönner  den  Wink,  sich  um  die 
Verleihung  der  bei  der  Landwirthschafts-Gesellschaft  in  Wien 
erledigten  Bibliothekar-  und  Cnstosstelle  in  Bewerbung  zu 
setzen.  Er  befolgte  diesen  Bath  und  am  8.  Februar  1838 
wurde  er  für  diese  Stelle  ernannt  Er  verliess  nun,  nachdem 
er  sieben  Jahre  und  drei  Monate  in  den  Diensten  des  Erz- 
herzogs gestanden  und  sich  bei  seinem  Austritte  ein  glftnzendes 
Zeugniss  erworben  hatte,  das  ihm  zur  Heimat  gewordene 
Yordemberg  und  übernahm  am  19.  März  1838  sein  neues 
Amt  in  Wien. 

Ein  Jahr  darauf,  am  6.  Februar  1839,  feierte  er  seine 
Vermählung  mit  seiner  theuem  Verlobten  in  deren  Vaterhause 
und  fbhrte  sie  dann  in  den  neu  gegründeten  eigenen  Haushalt 
ein,  dessen  anfängliche  Bescheidenheit  das  endlich  vereinigte 
junge  Paar  in  seinem  Glücke  nicht  zu  beirren  vermochte. 
Göth  widmete  sich  seinem  neuen  Berufe  mit  gewohntem 
Eifer,  setzte  nebstbei  seine  Studien  in  der  Mathematik  un* 
unterbrochen  fort  und  brachte  zugleich  den  I.  Band  seiner 
Topographie  von  Steiermark  zu  Stande,  der  im  Jahre  1840 
im  Drucke  erschien  und  von  Seite  des  st&ndischen  Ausschusses, 
dem  Göth  ein  Exemplar  übersandte,  durch  ein  sehr  verbind- 
liches Schreiben  volle  Anerkennung  erhielt 

Mittlerweile  erfolgte  endlich  auch  die  längst  beantragte 
Errichtung  emer  Professur  für  Mathematik  am  Joanneum,  und 
nachdem  Göth  im  Juni  1841  die  Concursprüfung  abgelegt 
hatte,  erfolgte  am  17.  Juli  seine  Ernennung  für  diese  Lehr- 
kanzel, worauf  er  bald  nach  Graz  übersiedelte.  Obwohl  ihm 
in  seiner  neuen  Stellung  nur  der  Vortrag  über  Algebra  und 
Arithmetik  oblag,  erbot  er  sich  doch  freiwillig  dazu,  auch 
Geometrie  zu  lehren  und  da  sich  hiedurch  ein  vollständiger 
Curs  über  Elementar-Mathematik,  wie  er  auch  am  polytechnischen 
Institute    in  Wien   bestand,    herausbildete,    so  wurde  seiq 


—  76  — 

Anerbieten  vom  ständischen  Ausschusse  nicht  nur  gern  an- 
genommen, sondern  ihm  hieflUr  auch  eine  belobende  Anerkennung 
ausgedrückt.  Am  18.  Jänner  1843  erhielt  er  zudem  auch  die 
kaiserliche  Bewilligung  zum  Vortrage  über  cameralistische 
Arithmetik  an  der  Karl  Franzens-Universität  zu  Graz,  ftkr 
welchen  er  sich  schon  durch  eine  1841  in  Wien  abgel^te 
ö£fentUche  Prüfung  fähig  erwiesen  hatte. 

Nachdem  im  Jahre  1 844  der  dritte  Band  der  Topographie 
Steiermark's  im  Drucke  erschienen  war,  YOtirten  ihm  die  Stände 
einen  Betrag  von  500  fl.  zur  Fortsetzung  dieses  allgemein 
mit  verdientem  Beifall  aufgenommenen  Werkes,  und  die  Uni- 
versität Jena  verlieh  ihm  1845  mit  Rücksicht  auf  seine 
literarischen  Leistungen  das  Doctorat  der  Philosophie.  In  den 
Ferien  dieses  Jahres  machte  er  mit  seinem  Freunde  und 
Amtscollegen  am  Joanneum,  dem  berühmten  Botaniker  Dr. 
Franz  IJ^pger,  eine  Reise  durch  Mittel-  und  Süddeutschland 
und  emen  Theil  der  Schweiz  bis  Strassburg,  und  hielt  bei  der 
damals  in  Nürnberg  stattgefundenen  23.  Versammlung  der 
deutschen  Naturforscher  und  Aerzte  einen  Vortrag  über  eine 
directe  Auflösung  der  Aufgabe,  den  Stundenwinkel  und  die 
Poldistanz  eines  terrestren  Objectes  zum  Behufe  der  Zeitbe- 
stimmung in  grossen  geographischen  Breiten  zu  bestimmen. 

Eine  neue  Gelegenheit,  sein  culturfreundliches  Streben 
nicht  nur  für  die  Wissenschaft,  sondern  auch  fbr  die  Kunst 
darzuthun,  fand  Göth  im  Jahre  1846,  indem  er  sich  mehreren 
Kunstfreunden,  vrie  dem  Landeshauptmann  Ignaz  Grafen  von 
A 1 1  e  m  s ,  dem  Feldmarschall-Lieutenant  Georg  Grafen  T  h  u  r  n 
und  dem  Gallerie-Director  Josef  Ernst  Tunner  anschloss, 
um  in  Graz  einen  steiermärkischen  Kunstverein  in  das  Leben 
zu  rufen.  Dieser  Verein  richtete  zunächst  sein  Bestreben 
dahin,  vom  Kunstverein  in  Wien  einige  Male  im  Jahre  vor- 
zügliche Gemälde  zur  Ausstellung  in  Graz  zu  erhalten.  Mit 
dem  Ertrage  der  Eintrittskarten  und  der  Percente  für  ver- 
äusserte Bilder  bestritt  man  die  Kosten  der  Fracht  und  der 
Schaustellung,  kaufte  Actien  mehrerer  auswärtiger  Kunstvereine, 
brachte  selbst  Gemälde  an  sich,  verlooste  diese  sowie  fremde 


—  77  — 

Prämienbildef  und  entwickelte  auf  diese  Weise  eine  zumeist 
auf  dem  ebenso  uneigennützigen  als  unermüdbaren  Eifer  G  ö  t  h's 
beruhende  rege  Thätigkeit,  die  dem  Kunstsinne  der  steiermär- 
kidchen  Hauptstadt  einen  erfreulichen  Aufschwung  verlieh. 

Die  politischen  Stürme  des  Jahres  1848  brachten  bald 
in  dieses  friedliche  Wirken,  sowie  in  Göth's  ämtliche  und 
literarische  Verhältnisse  manche  Störungen.  Wie  jeder  öster- 
reichische Patriot  hatte  auch  er  die  Gewährung  freiheithcher 
Staatseinrichtungen  mit  grosser  Begeisterung  und  mit  kaum 
minderer  Freude  auch  die  Reformideen  des  neuen  Unterrichts- 
ministers Freiherm  von  Feuchtersieben  begrüsst.  Allein 
die  bald  hervorgetretenen  Pöbelexcesse  in  Wien  und  selbst 
die  mehr  und  mehr  gestörte  Disciplin  am  technischen  Institute 
in  Graz  mässigten  allmählig  seine  überschwänglichen  Hoffnungen, 
indem  er  sich  durch  den  verminderten  CoUegienbesuch  von 
Seite  seiner  nur  von  politischen  Ideen  erfüllten  Zuhörer  in 
seinem  Berufe  als  Lehrer  behindert  und  durch  Umändeiiing 
fast  aller  bisherigen  Landesverhältnisse  und  Einrichtungen  in 
der  Fortsetzung  seiner  steiermärkischen  Topographie  gleich- 
zeitig als  Schriftsteller  gehemmt  sah.  Abgesehen  von  der 
Stockung  aller  buchhändlerischen  Unternehmungen  musste 
nämlich  die  Herausgabe  des  4.  Bandes  der  Topographie  zunächst 
schon  desshalb  vorläufig  unterbleiben,  weil  die  darin  geschil- 
delten  bisherigen  Verhältnisse,  nämlich  die  politische  Eintheilung 
des  Landes  in  fünf  Kreise  und  in  eine  Menge  patrimonialer 
Bezirksobrigkeiten,  die  nun  den  neuen  Gerichts-  und  Ver- 
waltungsbehörden gewichen  waren,  dem  thatsächlichen  neuen 
Zustande  nicht  mehr  entsprachen.  Göth  gieng  dessenunge- 
achtet eürig  an  eine  zeitgemässe  Umarbeitung  seines  Manu- 
scriptes;  allein,  da  stets  neue  Organisirungen  einander  verdrängten 
und  jede  Hoffnung  auf  eine  baldige  endgiltige  Einrichtung  des 
Staates  und  Landes  zeratörten,  so  musste  der  entmuthigte 
Autor  endlich  die  Vollendung  seines  höchst  verdienstvollen 
Werkes  ftirderhin  leider  auf  sich  beruhen  lassen.  Dabei  er- 
kaltete aber  sein  Interesse  für  Kunde  und  Geschichte  des 
Landes  keineswegs,   und   als   ihn   der  historische  Verein   für 

G 


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Steiermark,  dem  er  schon  1847  als  Mitglied  beigetreten  war, 
1850  in  seinen  Ausschuss  wählte,  widmete  er  demselben 
fortan  durch  viele  Jahre  seine  aufopfernde  Th&tigkeit 

In  diesem  und  dem  nächsten  Jahre  unternahm  er  mit 
seiner  Gemahlin  mehrere  Ferienreisen,  so  \  850  durch  Baiem 
und  Oberitalien,  1851  durch  Mitteldeutschland  bis  nach  Köln 
und  drei  Jahre  später  nach  Salzburg,  von  wo  aus  die  gross- 
artigen Hochgebirgs-Oegenden  von  Berchteagaden  und  Grastein 
besucht  wurden.  Das  Jahr  1854  brachte  ihm  auch  eine 
angenehme  Verminderung  in  seinen  ämtlichen  Obliegenheiten, 
indem  der  ihm  sehr  lästige  Unterricht  im  Zeichnen,  den  er 
seit  14  Jahren  neben  seinen  Vorträgen  über  Elementar- 
Mathematik  besorgt  hatte,  bei  der  steten  Zunahme  der  Schüler 
einem  eigenen  Lehrer  üb^tragen  wurde. 

1856  folgte  die  gänzliche  Auflassung  der  Vorbereitungs- 
dasse  am  Joanneum,  an  der  Göth  bisher  gewirkt  hatte  und 
die  nach  Errichtung  einer  eigenen  Realschule  überflüssig  ge- 
worden war.  Ihm  oblagen  femer  nur  noch  die  Vorlesungen 
über  die  höheren  TheQe  der  Elementar-Mathematik  an  der 
technischen  Lehranstalt,  wodurch  ihm  der  mühsame  Unterricht 
in  den  ersten  Anfangsgründen  dieser  Wissenschaft  erspart 
blieb.  Dagegen  ernannte  ihn  der  Finanzminister  im  Herbste 
desselben  Jahres  zum  Mitgliede  der  Prüfungscommission  ibr 
Finanzbeamte,  die  auf  höhere  Bedienstungen  Anspruch  machen 
wollten,  welches  Geschäft,  da  sich  Anfangs  eine  Menge  von 
Bewerbern  aus  dem  Beamten-  und  Militärstande  meldeten, 
einen  beträchtlichen  Zeitaufwand  erforderte^  zumal  bei  den 
praktischen  Prüfungen  in  den  Bierbrauereien,  Branntwein- 
Brennereien  u.  dgl. 

Ehe  dieses  veränderungsreiche  Jahr  ganz  ablief,  traf  Göth 
noch  ein  misslicher  Unfall,  der  ihn  Anfangs  in  grosse  Besorgniss 
versetzte.  Er  brach  sich  nämlich  im  Anfang  des  Decembers 
durch  einen  Fall  auf  der  glatteisigen  Strasse  den  rechtseitigen 
Vorderarm;  die  iSeilung  gieng  aber  glücklich  vor  sich  und 
nach  dem  Neigahr  1857  vermochte  er  bereits  vneder  seine 
Vorlesungen  zu  beginnen;  wobei  er  freilich  den  verletzten  Arm 


—  79  — 

noch  in  der  Schlinge  trägem  und  nocli  mit  der  linken  Hand 
•schreiben  musste. 

Das  Jahr  1858  brachte  hierauf  einen  wesentlichen  Um- 
schwung in  Göth's  ämtliche  Verhältnisse.  Er  wurde  nach  der 
Beförderung  des  Dr.  Georg  Haltmeyer  zum  Director  des 
polytechnischen  Institutes  in  Wien  vom  ständischen  Ausschusse 
an  dessen  Stelle  provisorisch  zum  Studien- Yicedirector  und 
Gustos  am  Joanneum  ernannt.  Da  er  nebstbei  seine  Professur 
wie  bisher  zu  verwalten  hatte,  so  verursachten  ihm  diese 
beiden  neuen  Aemter;  zumal  Anfangs^  grosse,  oft  bis  tief  in 
die  Nacht  hinein  fortgesetzte  Anstrengungen.  Allein  er  über- 
wand bald  alle  Schwierigkeiten  and  errang  sich  auch  in  dieser 
Stellung  das  unbedingte  Vertrauen  des  Curatoriums  und  der 
Studiendirection.  Insbesondere  war  es  der  Erzherzog,  welcher 
sich  dadurch  sehr  befriedigt  fand,  dassOöth,  der  schon  vor 
28  Jahren  sein  Hausgenosse  war  und  seither  stets  unter 
seinem  Schutze  stand,  nun  eine  so  hervorragende  Stellung 
am  Joanneum  einnahm  und  dadurch  wieder  in  vielfältigen 
und  nahen  Verkehr  mit  ihm  selbst  kam. 

Es  war  am  7.  Mai  1859  bei  der  letzten  Sitzung,  die  der 
erlauchte  Stifter  dieser  herrlichen  Landesanstalt  mit  deren 
Curatoren  vor  seinem  nur  vier  Tage  später  erfolgten  allgemein 
tief  betrauerten  Heimgange  abhielt,  wo  Göth  Sr.  Majestät 
dem  Kaiser  zum  wirklichen  Studien- Vicedirector  vorgeschlagen 
wurde,  worauf  am  2.  August  auch  dessen  a.  h.  Ernennung  erfolgte. 

Er  legte  nun  seine  Professur  nieder  und  widmete  sich 
ungetheilt  den  Geschäften,  welche  die  Leitung  der  technischen 
Lehranstalt  und  die  Oberaufsicht  über  die  Museen  mit  sich 
brachte.  Eines  der  letzteren,  das  Archiv,  Münz-  und  Antiken- 
kabinet,  verwaltete  er  auch,  während  die  StciUe  des  Vorstandes 
unbesetzt  war,  durch  mehrere  Monate  unmittelbar.  Eine  be- 
sondere Anerkennung  sprach  ihm  der  ständische  Ausschuss 
auch  für  die  patriotische  Uneigennützigkeit  aus,  mit  der  er 
dem  an  Räumlichkeiten  immer  mehr  Mangel  leidenden  Institute 
die  Freiwohnung,  die  ihm  darin  als  Gustos  gebührte,  ohne 
Entschädigung  für  die  eigenen  Zwecke  überliess. 

G* 


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Das  Jahr  1861  führte  neuerlich  wesentliche  YerftiideiiiDgen 
in  Göth's  Verhältnissen  herbei  Am  24.  April  1861  eriag 
der  Abt  zu  Bein  Ludwig Erophius  von  Eaiserssieg,  durch 
Humanität  und  Gelehrsamkeit  eine  Zierde  seines  Standes  und 
ein  hochverehrtes  und  hochverdientes  Mit^ed  der  ständischen 
BathscoUegien  und  des  Joanneums  -  Curatoriums,  unerwartet 
einer  Lungenentzündung.  Er  hatte  schon  beim  Eintritte  der 
neuen  Landesverfassung,  acht  Tage  vor  seinem  Ableben  auch 
die  Stelle  eines  Studiendu^ectors  am  Joanneum  niedergelegt 
und  6  ö  t  h ,  den  er  durch  jahrelange  genaue  Erprobung  sehr 
schätzen  gelernt,  dem  neuen  Landes-Aosschusse  zur  Verwaltung 
des  von  ihm  heimgesagten  Amtes  bestens  empfohlen  und  noch 
an  dessen  Sterbelager  empfing  6öth  das  Decret  mit  der 
provisorischen  Ernennung  zu  dessen  Nachfolger. 

Durch  das  Ableben  des  würdigen  Abtes  von  Rein  kam 
auch  die  Directionsstelle  des  historischen  Vereines  für  Steier- 
mark in  Erledigung  und  es  gereicht  Göth  zu  hoher  Ehre, 
dass  man  ihn  auch  für  sie  zum  unmittelbaren  Nachfolger 
eines  Mannes  wählte,  der  seit  einem  Menschenalter  in  so 
hohem  Ansehen  und  so  allgemeiner  Hochachtung  stand. 

Der  16.  Juli  dieses  Jahres  brachte  den  Gedächtnisstag 
des  fünfzigjährigen  Bestandes  des  Joanneums.  Göth  verfasste 
als  eine  höchst  passende  Festschrift,  hiezu  noch  vom  erlauchten 
Stifter  selbst  aufgefordert,  eine  umfassende  Geschichte  dieses 
schönen  Institutes.  Sie  wurde  sammt  einer  vom  Professor 
Karl  Badnitzky  gravirten  Denkmünze  Sr.  Majestät  dem 
Kaiser  von  Oesterreich  und  mehreren  dem  verewigten  Erz- 
herzoge befreundeten  Souverainen  als  ein  Zeichen  dankbarer 
Erinnerung  an  ihn  übersendet,  auch  sonst  in  den  weitesten 
Kreisen  vertheilt  und  trug  dem  Verfasser  nicht  nur  allgemeine 
Anerkennung,  sondern  auch  viele  Ehrenbezeugungen  ein*). 

*)  So  erhielt  derselbe  von  J.  M.  M.  dem  Kaiser  von  Oesterreich  und  dem 
Könige  von  Wflrtemberg  die  grosse  goldene  Medaille  für  Kunst  und 
Wissenschaft;  von  den  Königen  Ludwig  und  Maxmilian  von  Baiem, 
von  Sachsen,  Belgien,  Schweden  und  Griechenland,  sowie  von  den 
Grossherzogen  von  Sachsen- Weimar,  Hessen-Darmstadt  und  Baden  und 
vom  Herzog  von  Brabant  schmeichelhafte  eigenhändige  Schreiben. 


—  81  — 

Leider  erschütterte  die  Anstrengung,  welche  diese  binnen 
einer  kurzen  Frist  zu  vollendende  literarische  Arbeit  erforderte, 
zum  ersten  Male  Göth's  bis  dahin  feste  Gesundheit  Aber 
eine  mehrwöchentliche  Cur  in  Karlsbad  schien  sein  Wohlbefinden 
wieder  hergesteQt  zu  haben,  zumal,  nachdem  er  selbe  im 
Sommer  1862  mit  gutem  Erfolge  wiederholt  hatte. 

Im  nächsten  Herbste  wählte  man  Göth  zum  Obmanne 
eines  Comit^'s  zur  Gründung  eines  selbständigen  Thierschutz- 
Yereines  in  Steiermark.  Er  erkannte  den  Zweck  desselben, 
die  rohe  Behandlung  der  Thiere  zu  beseitigen,  als  einen  sehr 
humanen  und  zudem  geeigneten,  um  auch  auf  die  Milderung 
der  Volkssitte  überhaupt  civilisirend  einzuwirken.  Es  gelang 
ihm  auch,  einen  solchen  Verein  thatsächlich  in  das  Leben 
einzuführen,  und  1863  zu  dessen  Ausschussmitglied  und  Cassa- 
führer  erwählt,  besorgte  er  fortan  nicht  nur  dessen  sämmtliche 
Geldgeschäfte,  sondern  war  auch  darauf  bedacht,  stets  neue 
Mitglieder  anzuwerben,  lieferte  passende  Aufsätze  für  das  Ver- 
einsblatt und  bemühte  sich  insbesondere,  ein  schonenderes 
Vorgehen  bei  der  Verfrachtung  der  Stechthiere  in  Uebung 
zu  bringen.  In  Würdigung  seiner  grossen  Verdienste  um  diesen 
Verein  zeichneten  ihn  die  Thierschutzvereine  zu  München 
und  zu  Graz  in  der  Folge  durch  die  Ueberreichung  ihrer 
Vereinsmedaillen  aus. 

Jm  Jahre  1863  wurde  Göth  vor  Allem  durch  wichtige 
Obliegenheiten  in  seinem  Hauptberufe  in  Anspruch  genommen. 
Es  galt  die  schon  im  vorigen  Jahre  angeregte  neue  Organi- 
sirung  der  technischen  Lehranstalt  und  deren  förmliche  Umge- 
staltung zu  einer  technischen  Hochschule  vorzubereiten,  zu 
welchem  Zwecke  der  Lehrkörper  unter  Göth's  Vorsitze  die 
Entwürfe  zu  den  neuen  Einrichtungen  in  vielfältigen  Bera- 
thungen  auszuarbeiten  berufen  war. 

Nebenher  war  Göth  aber  über  Ersuchen  des  k.  baier. 
Hauptmannes  Carl  Woldemar  N  e  u  m  a  n  n  und  des  k.  würtem- 
bergischen  Ober- Justiz-Revisors  C.  Grüner  auch  mit  grosser 
Emsigkeit  bemüht,  das  Archiv  und  die  Buchhaltungsregistratur 
der  steiermärkischen  Stände  zu  durchforschen,  um  neue  Be- 


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helfe  zu  einer  ausführlichen  Lebensbeschreibung  Keplers, 
der  bekanntlich  von  1594  bis  1600  ständischer  Professor  an 
der  protestantischen  Stiftschule  in  Graz  war,  an  die  Hand 
geben  zu  können.  Es  glückte  ihm  auch,  zahlreiche  Beiträge 
dieser  Art  in  den  alten  Amtsschriften  aufzufinden,  und  dem 
zur  Errichtung  eines  Eepler-Denkmales  zu  Weil  der  Stadt 
zusammengetretenen  Comite  übersenden  zu  können,  wofür  ihn 
dieses  in  dankbarer  Freude  zu  seinem  Ehrenmitglied  e  ernannte. 

Im  September  darauf  unternahm  er  einen  Ferienausflug 
auf  den  Pasterzengletscher  bei  hl.  Blut  und  auf  die  herrliche 
Yillacher  Alpe  Dobratsch;  leider  zog  er  sich  aber  dadurch  eine 
Drüsengeschwulst  und  eine  Gelenksentzündung  zu,  welche  hart- 
näckige Uebel  erst  im  Frühling  1865  wichen,  aber  im  Sommer 
doch  noch  eine  Nachkur  in  Gastein  nöthig  machten. 

Glücklicherweise  erhielt  der  in  seinen  Gesundheitszu- 
ständen doch  immerhin  Geschwächte  bald  darauf  eine  willkom- 
mene Geschäftserleichterung.  Gemäss  dem  neuen  Studienplane, 
welcher  ein  unter  den  Professoren  aUjährlich  wechselndes 
Studiendirectoriat  einführte,  gieng  nämlich  die  bisherige  stän- 
dige Directorsstelle  gänzlich  ein.  Göth  übergab  sonach  am 
15.  September  1865  die  Leitung  der  technischen  Lehranstalt 
an  seinen  neu  gewählten  Nachfolger  und  trat  in  Folge  des 
Landtagsbeschlusses  vom  7.  December  1865  mit  dem  ihm  in 
Anerkennung  seiner  eifrigen  Dienstleistung  zugewiesenen  Ge- 
nüsse seines  ganzen  Gehaltes  als  emeritirter  Director  in  den 
Ruhestand,  blieb  aber  noch  femer  in  der  Ausübung  seines 
Amtes  als  Gustos  am  Joanneum.  Dieses  beschränkte  sich  zwar 
nur  auf  die  innere  Verwaltung  und  CassafÜhrung  an  demselben, 
allein,  da  das  vom  Stifter  eingesetzte  Curatorium  beseitigt 
worden  war  und  die  Person  des  Studiendirectors  jährlich  der 
Veränderung  unterlag,  so  bildete  die  Custodie  fortan  gleichsam 
den  conservativen  Vereinigungspunkt  am  Museum,  der  dessen 
geschichtliche  Ueberlieferungen  zu  erhalten  und  dessen  Ge- 
sammtinteressen  walirzunehmen  geeignet  erschien.  Göth  fühlte 
sich  in  dieser  wesentlich  erleichterten  und  doch  vielseitig  ein- 
greifenden  Wirksamkeit  ganz  zufrieden,  zumal  ihn  auch  das 


—  83  — 

ungeschmälerte  Vertrauen  des  Landes -Ausschusses  mit  er- 
hebender Genugthuung  erfüllte.  Leider  sollten  diese  ihm  zu- 
sagenden Lebensverhältnisse  nicht  von  langer  Dauer  sein. 
Mit  dem  Beginne  des  Jahres  1868  stellte  sich  beiGöth  ein 
hartnäckiges  Eopfleiden  ein,  welches,  wenn  auch  mit  grosser 
Schwierigkeit  beschwichtigt,  doch  seme  körperliche  und  geistige 
Spannkraft  so  herabstimmte,  dass  er  immer  mehr  das  Bedürf- 
niss  der  Befreiung  von  allen  geschäftlichen  Mühen  und  Sorgen 
wahrzunehmen  anfing,  und  daher  im  Mai  desselben  Jahres 
sich  veranlasst  fand,  die  Ehrenämter  als  Director  und  Secretär 
des  historischen  Vereines  für  Steiermark  niederzulegen. 

Es  ist  vielleicht  hier  am  Platze,  auf  Dr.  Gothas  höchst 
verdienstliches  Wirken  für  diesen  Verein  sonderheitlich  einen 
RückbUck  zu  thun.  Er  schloss  sich  demselben,  wie  schon  er* 
wähnt,  1847  als  Mitglied  an,  und  musste  als  solches  um  so 
mehr  willkommen  sein,  als  er  sich  bereits  durch  umfangreiche 
und  gediegene  Werke  im  Gebiete  der  Orts-  und  Landesbe- 
schreibung, welche  auch  Ergebnisse  historischer  Forschungen 
aufweisen,  als  fachverwandter  Schriftsteller  hervorgethan  hatte. 
Man  wählte  ihn  daher,  nachdem  er  bereits  1850  in  den  Ver- 
einsausschuss  berufen  worden  war,  nach  dem  Ableben  des 
kais.  Rathes  und  Professors  Dr.  Leop.  Hassler  1852  zum 
Vereinssecretär.  Von  nun  an  versah  Dr.  Göth  den  ganzen 
schriftlichen  Verkehr  des  Vereines,  führte  das  Protokoll  bei 
allen  Sitzungen  des  Ausschusses  und  der  allgemeinen  Ver- 
sammlung, verfasste  die  Jahresberichte  über  den  Zustand  und 
das  Wirken  des  Vereines,  sowie  die  Auszüge  des  Interes- 
santesten aus  den  Berichten  der  Bezirkscorrespondenten,  be- 
sorgte die  Drucklegung  der  vom  Vereine  jährlich  veröffentlichten 
„  Mittheilungen  ^  und  betheiligte  sich  an  diesem  Jahrbache 
auch  eifrigst  selbst  als  willkommener  Mitarbeiter,  indem  er 
für  selbes  eine  Reihe  von  werthvollen  Aufsätzen,  sovrie  eine 
Anzahl  von  1490  Urkunden-Regesten  lieferte. 

Auch  später,  als  man  ihn  1861  zum  Dfrector  des  Vereines 
gewählt  hatte,  bewährte  er  den  an  ihm  schon  gewohnten  un- 
ermüdlichen Eifer  und  vei*stand  er  es  zudem,  durch  sein  wohl- 


—  84  — 

wollendes  Wesen  und  seine  angenehme  Verkehrsweise  stets 
ein  freundschaftliches  Zusammenwirken  der  Ausschussmitglieder 
aufrecht  zu  erhalten.  Darum  fanden  auch  seine  Vorschläge 
geneigtes  Gehör.  Schon  1860  hatte  er  in  der  allgemeinen  Ver- 
sammlung den  Antrag  gestellt,  man  möge  an  jenen  Häusern 
der  Stadt  Graz,  in  deren  Nähe  historisch  merkwürdige  Gebäude 
standen,  wie  z.  B.  das  eiserne  Thor,  die  Murthore  u.  dgl., 
oder  welche  die  Geburts-,  Wohn-  oder  Sterbestätten  berühmter 
Männer  waren,  steinerne  Inschrifttafeln  anbringen,  und  zwar 
vor  andern  an  dem  Schlösschen  Mühleck  unter  Graz,  wo 
Johannes  Kepler  für  einige  Zeit  mit  seiner  Gattin  Barbara 
Müller  von  Mühleck  sein  Heim  aufgeschlagen  hatte.  Dieser 
Antrag  wurde  auch  bald  darauf  in  Ausführung  gebracht,  indem 
man  am  südlichen  Auslaufe  der  Herrengasse  und  am  Guts- 
gebäude von  Mühleck  Denksteine  anbrachte.  Ebenso  veranlasste 
Göth  durch  seine  1865  und  1866  wiederholt  gestellten  An- 
träge, dass  eine  neu  eröffiiete  Strasse,  nämlich  jene,  welche 
vom  Südbahnhofe  zur  Ferdinands-Kettenbrücke  führt,  nach  dem 
grossen  Astronomen  benannt  wurde.  Er  war  es  auch,  der  in 
der  allgemeinen  Versammlung  1863  zuerst  wieder  auf  das 
Verdienst  zurückwies,  welches  sich  ein  gebomer  Grazer, 
Dr.  Leop.  A  u  e  n  b  r  u  g  g  e  r,  um  die  leidende  Menschheit  durch 
eine  Erfindung  erwarb,  die  lange  fast  unbeachtet,  erst  in  un- 
serer Zeit  zur  vollen  Würdigung  gelangte,  nämlich  durch  jene 
der  zur  Erkennung  gewisser  Krankheitszustände  jetzt  allgemein 
angewendeten  Beklopfung  der  Brustkorbes,  welche  dieser  schon 
1762  in  seinem  Werke  „luven tum  novum  £c"  seinen  ärztlichen 
Collegen  angelegentlich  empfahl. 

Wie  bereitwillig  Göth  seine  Dienste  dem  Vereine  in 
jeder  Richtung  widmete,  geht  femers  daraus  hervor,  dass  er 
während  der  ganzen  Dauer  seiner  Function  als  Director  auch 
die  Cassageschafte  des  Vereines  mit  grösster  Genauigkeit  führte. 
Ebenso  weisen  die  jährlichen  Zuwachsverzeichnisse  der  Vereins- 
sammlungen nach,  dass  er  dieselben  wiederholt  durch  werth- 
voUe  Geschenke  an  Büchern  und  Archivsschriften  bereicherte. 

Es  war  nach  allem  dem  nur  ein  Act  gerechter  Würdigung 


—  85  — 

von  Seite  des  historischen  Vereines,  dass  er  Göth  beim  Ab- 
laufe seiner  sechsjährigen  Wahlperiode  im  December  1867 
neuerlich  zum  Director  erkor,  und  ihm  bei  seinem  schon  im 
nächsten  Jahre  erfolgten  Rücktritte  „über  diesen  bedauerlichen 
Entschluss  seine  Betrübniss  ausdrückte,  sowie  zugleich  für 
den  regen  Eifer,  die  stets  wache  Umsicht  und  die  treue  Sorgfalt, 
womit  er  für  das  Gedeihen  des  Vereines  patriotisch  gewirkt 
hat,  seinen  tiefgefühlten  Dank  bezeigte  ^ 

Aber  auch,  nachdem  Göth  in  die  Reihe  der  einfachen 
Mitglieder  des  Vereines  zurückgetreten  war,  nahm  er  an  dessen 
Angelegenheiten  noch  lebhaften  Antheil,  betheiligte  sich  ein- 
gehend an  den  Verhandlungen  der  allgemeinen  Versammlungen, 
und  liess  sich  auch  bereit  finden,  das  Comite,  welches  zum 
Entwürfe  neuer  Vereins-Statuten,  sowie  einer  Geschäftsordnung 
und  Instruction  für  die  Bezirkscorrespondenten  zusammengesetzt 
worden  war,  mit  seiner  auf  reicher  Erfahrung  beruhenden 
Sachkenntniss  zu  unterstützen.  Der  Verein  zeichnete  ihn  in 
Anbetracht  alles  dessen  auch  durch  die  Ernennung  zu  seinem 
Ehrenmitgliede  aus. 

Im  Sommer  1868  suchte  Dr.  Göth  zwar  seine  Gesund- 
heit durch  eine  mehrwöchentliche  Trinkkur  in  Sauerbrunn  bei 
Rohitsch  wieder  herzustellen,  allein  diese  vermochte  ihm  zwar 
wohl  einige  Erholung  zu  gewähren ,  nicht  aber  ihm  seine  vorige 
geistige  Elasticität  vollends  wieder  zu  geben.  Und  so  sah  er 
sich  denn  genöthigt,  beim  steiermärkischen  Landes-Ausschusse 
um  Versetzung  in  den  vollständigen  Ruhestand  anzusuchen. 

Nur  mit  Bedauern  willfahrte  man  seiner  Bitte,  indem  man 
ihn  am  16.  Jänner  1869  auch  von  seinem  Amte  als  Gustos 
des  Joanneums  enthob,  nicht  ohne  ihm  zugleich  die  volle  An- 
erkennung seiner  treuen  Pflichterfüllung  und  den  Dank  für 
seine  unermüdliche  Hingebung  bei  seiner  Dienstleitung  wieder- 
holt auszusprechen. 

Nun  trat  für  Gö  th  ein  Zustand  ein,  der  ihm  bisher  ganz 
unbekannt  war,  der  Zustand  gänzlicher  geschäftsloser  Ruhe. 
Jedoch  er  soUte  dessen  Annehmlichkeit,  so  sehr  er  es  durch  vor- 
herige Anstrengungen  verdient  hätte,  nicht  mehr  lange  gemessen. 


—  86  — 

Eine  im  Jahre  1871  ausgebrochene  neue  Erkrankung, 
die  von  einem  Exsudate  der  Lunge  herrQhrte,  drückte  seine 
ohnehin  nie  vollends  wieder  gehobene  Lebenskraft  noch  tiefer 
herab.  Nur  dem  in  diesem  und  dem  folgenden  Jahre  unter- 
nommenen Curgebrauche  in  Gleichenberg  und  der  aufopfernden 
Pflege  seiner  geliebten  Gattin  verdankte  er  es,  dass  er  noch 
durch  einige  Zeit  sein  Leben  fristete.  Noch  die  letzte  Neige 
seiner  Tage  und  Kräfte  widmete  er  mit  hingebender  Unver- 
drossenheit  einem  Geschäfte  des  historischen  Vereines,  zu 
dessen  Yollführung  er  sich  selbst  angeboten  hatte,  nämlich  der 
gewissenhaften  Revision  und  Zusammenstellung  des  Registers 
zu  Albert  v.  Muchar's  achtbändiger  Geschichte  von  Steier- 
mark« Da  es  auf  der  Grundlage  von  Auszügen  beruhte,  weldie 
Herr  Eduard  Damisch  auf  48.000  Zetteln  verfasst  hatte  und 
einen  ganzen,  den  neunten  Band  füllte,  so  geht  daraus  hervor, 
welchen  Aufwand  von  beharrlicher  Bemühung  eine  so  um&s- 
sende  Leistung  erfordert  hat. 

Göth  hatte  bei  dieser  seiner  letzten  literarischen  Arbeit 
die  Wintermonate  von  1872  auf  1873,  wiewohl  grössten- 
theils  auf  seine  Wohnung  beschränkt,  in  einem  ziemlich  be* 

« 

friedigenden  Zustande  hingebracht  und  konnte  von  dem  bereits 
nahe  herangerückten  Frühlinge  eine  neuerliche  Belebung  seines 
Organismus  hoffen.  Allein  diese  Hoffnung  sollte  sich  leider 
nicht  erfüllen. 

Am  4.  März  1873  machte  er  um  die  Mittagsstunde  mit 
seiner  Gemalin  noch  eine  Erholungsfahrt  in  das  Freie  und 
befand  sich  dabei  anscheinend  ganz  wohl  Allein  er  war  kaum 
zu  Hause  angelangt,  so  befiel  ihn  ein  Unwohlsein  und  plötzlich 
machte  ein  Lungenoedem  seinem  thätigen  Lehm  ein  rasches 
Ende. 

Zwei  Tage  daranf  wurde  die  leibliche  Hülle  des  um  die 
Wissenschaft  und  ihre  Jünger  hochverdienten  und  allgemdn 
hochgeachteten  Mannes  unter  lebhafter  Betheiligung  der  Be- 
völkerung bestattet  Eine  Musikkapelle,  die  einen  eigens  dafür 
componirten  Trauermarsch  anstimmte,  eröffnete  den  anaehn- 
Uchen  Zug ;  dann  folgte  unter  dem  Y ortritte  von  Chorsäiigem 


—    87    — 

und  Ordensgeistlichen  der  Leichenwagen  mit  dem  reich  mit 
Blumenkränzen  geschmückten  Sarge,  dem  die  verschiedenen 
Medaillen,  mit  denen  der  Verstorbene  ausgezeichnet  worden 
war,  auf  einem  Sammtpolster  nachgetragen  wurden ,  und  un- 
mittelbar darauf  schlössen  sich  die  leidtragenden  Angehörigen 
der  Familie  in  mehreren  Trauerwägen  an.  Ihnen  folgten  zu 
Fuss  in  langer  Reihe  die  Vorstände  und  Mitgtieder  des  histo- 
rischen Vereines  und  anderer  Gesellschafben,  denen  er  ange- 
hört hatte;  Professoren  der  beiden  Hochschulen  und  anderer 
Lehranstalten;  Doctoren  und  SchriftsteQer ;  Studenten  mit 
ihren  Verbindungsabzeichen  und  eine  Menge  anderer  Verehrer 
und  Freunde  des  Hingeschiedenen  theils  zu  Fuss,  theils  in 
einem  zahlreichen  Gefolge  von  Wägen. 

G  ö  t  h's  irdische  Reste  ruhen  nun  auf  dem  Friedhofe  bei 
St.  Peter  in  der  Familiengruft,  die  in  der  nordwestlichen  Ecke 
der  dritten  Abtheilung  desselben  neu  erbaut  wurde. 

Ihn  betrauert  seine  Witwe  Josefine,  geb.  Prandstetter 
sammt  zwei  verheirateten  Töchtern,  Hermine  Freiin  v.  Zois 
und  Maria  Edle  v.  Campi,  an  denen  auch  er  bis  an  sein 
Lebensende  mit  inniger  Liebe  hing.  Erstere  übergab  dem 
historischen  Vereine  für  Steiermark  aus  dem  Nachlasse  ihres 
Gatten  eine  Sammlung  werthvoUer  Bücher  und  widmete,  um 
sein  Andenken  bleibend  zu  ehren,  dem  Unterstützungsvereine 
für  würdige  und  dürftige  Hörer  der  technischen  Lehranstalten, 
dem  er  als  Präsidenten-Stellvertreter  angehört  hatte,  ein  Ca- 
pital von  tausend  Gulden  zur  Stiftung  eines  Stipendiums. 

W^enn  ihn  seine  Familie  mit  der  liebevollsten  Anhäng- 
lichkeit umgab,  so  schenkten  ihm  in  den  weitesten  Kreisen 
auch  Alle,  die  ihm  als  Vorgesetzte  oder  Untergebene,  als 
Freunde  oder  Berufsgenossen,  oder  bei  zufälligen  Anlässen 
anderswie  näher  getreten  waren,  volles  Vertrauen,  aufrichtige 
Zuneigung  und  ungetheilte  Hochachtung  Die  freundliche  Miene 
seines  wohlgeformten  Angesichtes,  das  ein  nicht  reichliches 
blondes  Haupthaar  und  in  den  letzten  Jahren  ein  dünner 
Wangenbart  umrahmte,  und  seine  mittelgrosse  in  gefälligen 
Umgangsformen  leicht  bewegliche  Gestalt  nuu^te  schon  beim 


—  88  — 

ersten  Beg^;nen  einen  günstigen  Eindruck,  der  aber  bei  näherer 
Bekanntschaft  durch  die  trefflichen  Eigenschaften  seines  Innern 
noch  weit  mehr  erhöht  wurde.  Er  verband  stete  Höflichkeit 
mit  offener  Geradheit,  vereinte  genaue  Pflichterfbllung  mit 
grosser  Herzensgüte,  überwand  oft  schwierige  Verhältnisse 
durch  kluge  Mässigmig,  führte  Alles,  was  er  einmal  ergriffen 
hatte,  mit  Eifer  und  Beharrlichkeit  durch ;  bewahrte  bei  aner- 
kannter Verdienstlichkeit  stets  gewinnende  Anspruchslosigkeit 
und  verdiente  wenigstens  nie  einen  Feind,  wenn  er  je  einen 
gehabt  haben  sollte.  Ehre  für  immer  seinem  Andenken!  — 
Er  war  nicht  in  unserer  schönen  Steiermark  geboren,  aber 
er  hat  vom  Beginne  seiner  frühesten  Mannesjahre  bis  zum 
Hinscheiden  im  Greisenalter  von  siebzig  Jahreu  in  derselben 
und  für  dieselbe  gelebt  und  mit  hingebendem  Liebeseifer 
gewirkt,  wie  einer  ihrer  besten  Söhne. 


Anhang. 


A.  Verzoiehniss  der  von  Dr.  Georg  Goth  yeröffentlichten 

Werke  und  Anfeätze. 

1.  Selbstständige  Werke: 

Beschreibung  des  landwirtbschaftlicben  Zustandes  der  Filiale 
Brandhof  im  Brucker  Kreise.  Sonderabdruck  aus  der  Zeit- 
schrift :  Verhandlungen  und  Aufsätze  der  k.  k.  Landwirthschafts- 
Gesellschaft.  Gr&tz  1834.  Seiten  83. 

Yordernberg  in  der  neuesten  Zeit,  oder  geschichtliche 
Darstellung  der  Vereinigung  der  Radgewerken  nebst  Beschreibung 
des  Berg-  und  Hüttenbetriebes  daselbst.  Mit  13  lithographirten 
Tafeln;  Wien,  im  Verlage  bei  J.  G.  Heubner  1839.  S.  VL 
und  252. 

Das  Herzogthum  Steiermark,  geographisch  -  statistisch- 
topographisch dargestellt  und  mit  geschichtlichen  Erläuterungen 
versehen.  Geweiht  Sr.  kais.  Hoheit  Johann  Baptist,  Erzherzog 


—  89  — 

von  Oesterreich.  Erster  Band.  Allgemeine  Uebersicht.  Bmcker 
Kreis,  Anfang.  Verlag  von  J.  G.  Heubner,  Wien  1840,  gr.  8. 
S.  XYI  und  472.  —  Zweiter  Band.  Bracker  Kreis,  Ende. 
Wien  1841,  Verlag  von  J.  G.  Heubner.  S.  VI  und  464.  — 
Dritter  Band.  Judenburger  Kreis.  Selbstverlag  des  Verfassers. 
Graz,  1843.  Druck  und  Papier  von  J.  A.  Kienreicb.  S.  V  und 
600.  —  Vierter  Band.  Grazer  Kreis.  Im  Manuscript  von  der 
Witwe  Frau  Josefine  G  ö  th  dem  historischen  Vereine  für  Steier- 
mark übergeben. 
Das  Joanneum  in  Gratz,  geschichtlich  dargestellt  zur  Er- 
innerung an  seine  Gründung  vor  50  Jahren.  Gratz.  Druck  und 
Papier  von  A.  Leykam's  Erben.  1861.  gr.  8.  S.  XI  und  323. 

2.  Einzelne  Aufsätze  in  Zeitschriften: 

Im  ämtlichen  Berichte  über  die  23.  Versammlung  deutscher  Natur^ 
forscher  und  Aerzte  in  Nürnberg  1845,  p.  80.  Vortrag  über 
eine  directe  Auflösung  der  Aufgabe,  den  Stundenwinkel  und 
die  Polhöhe  eines  terrestren  Objectes  zum  Behufe  der  Zeitbe- 
stimmung in  grossen  geographischen  Breiten  zu  bestimmen. 

In  „Naturwissenschaftliche  Abhandlungen*^.  Herausgegeben  von 
Wilh.  Haidinger.  1.  Band.  M.  93.  Wien  1847.  Bd  Braumüller 
und  Seidel :  Ueber  die  Hagelstürme  in  Steiermark.  Mitgetheilt 
am  19.  November  1846*. 

In  der  „Steiermärkischen  Zeitschrift".  Neue  Folge.  9.  Jahrgang. 

1.  Heft,  1848.  Das  Schloss  Feistritz  bei  Hz  und  dessen  Besitzer. 
S.  63. 

In  den  „Mittheilungen  des  historischen  Vereines  für  Steiermark". 
Historische    Mittheilungen.    Beschreibung    steierm.    Schlösser. 

2.  Heft,    1851.  S.  74.   Riegersburg.   Mit    2  Abbildungen.  — 

3.  Heft,  1852.  S.  130.  Waldstein.  Mit  1  AbbUdung.  —  4.  Heft, 
1853.  S.  73.  Strechau.  —  5.  Heft,  1854.  S.  103.  Haus-  und 
Hofinarken.  S.  177.  Gösting.  ~  6.  Heft,  1855.  S.  178.  Pöllau. 
—  8.  Heft,  1858.  S.  125.  Zur  Geschichte  der  Hansgrafen  in 
Steiermark.  —  14.  Heft,  1866.  Gedenkbuch,  S.  lU.  Erzherzog 
Johann  von  Oesterreich.  Seine  Wirksamkeit  für  die  steierm. 
Geschichte.  —  15.  Heft,  1867,  Gedenkbuch,  S.  XXIX.  Cari- 


—  90  — 

mann  Tangl.  —  Jahresberichte  über  Zustand  und  Wirken 
des  historischen  Vereines.  Hefte:  3,  4,  5,  6,  7,  8,  9,  10 
(zwei)  nnd  11.  —  Berichte  über  die  allgemeine  Yersammlnng 
des  bist.  Vereines.  Hefte:  6,  7,  8,  9  nnd  10  (zwei).  —  Aus- 
züge aus  den  Berichten  der  Bezirkscorrespondenten.  Hefte :  3^ 
4,  5,  6,  7,  8,  9  und  10.  —  Urkunden-Regesten.  Heftie:  5, 
6,  7,  8,  9,  10,  11,  12,  13  und  14. 

B.  Ehrenbezeugungen. 

Dr.  0.  Göth  wurde  1833  durch  Wahl  Mitglied  der  steierm. 
Landwirthschafts-Gesellschaft ;  1836  Mitglied  des  kämt.  Industrie- 
Vereines;  1839  Mitglied  der  Landwirthschafts-Gesellschaft  in 
Odessa,  des  Vereines  ftlr  Natur-  und  Heilkunde  in  Dresden,  der 
Gesellschaft  zur  Förderung  nützlicher  Künste  und  Wissenschaften 
in  Frankftirt  und  der  Landwirthschafts-Gesellschaft  in  Innsbruck ; 
erhielt  1840  die  schwedische  grosse  goldene  Medaille;  wurde 
1841  Mitglied  der  Gesellschaft  der  Erdkunde  in  Berlin;  1845 
Doctor  der  Philosophie  der  Universität  Jena;  1847  Mitglied 
des  historischen  Vereines  ftlr  Steiermark;  1850  des  deutschen 
National- Vereines  zu  Leipzig;  1855  des  statistisch-historischen 
Vereines  für  Natur-  und  Landeskunde  in  Brunn ;  1860  der  Ge- 
sellschaft der  Wissenschaften  in  Görlitz;  erhielt  1862  die  grosse 
goldene  kaiserl.  österr.  und  die  grosse  goldene  königl.  würtemb. 
Medaille  und  yiele  a.  h.  Handschreiben,  sowie  die  Verdienst- 
medaillen der  Thierschutzvereine  zu  München  und  Graz  und  wurde 
Ehrenmitglied  des  historischen  Vereines  in  Krain;  1864  Ehren- 
mitglied des  Kepler-Comit4*s  zu  Weil  der  Stadt  und  des  histo- 
rischen Vereines  in  Kärnten  und  1871  des  historischen  Vereines 
flu*  Steiermark. 


I 

m  dj 

ririch  Egj 

Bürger  zu 
kra  Glebinger  (f 
nul 


Beilage  II. 


efan 


II  St.  Dorothea 
ann  eu  Rotten- 
n  14A5. 


(Thomas) 

Uürger  In  Wien  UM. 


Eli^h 


asar 


vermahltl  151 G) 
vonRlnilt  N.  v.  Moss- 
leiin. 


Ursula 

(f  1519) 
vcrm.  in.  Johann  Zieg- 
1er,  Hub-  u.  Kollormoister 

In  Graz. 


Margaretha 

vermählt  m.  Leonhard  v. 

Ehrnao,  k.  Rath  u.  Vice- 

dom  In  Steier  (151G). 


Baltl 

(geb.  154n- 
Biirgor    zu    AJ 
Pfttr.  zu  Augsb 
verm.   7.  XII. 
Wa 


Seifried 

(geb.  l_52ß,  t  1594) 

1555  HUrgermeister 

verm.  m.  Benigna  GktUer 

1558. 


A.nna         Benigna  (t  1617) 


brmählt  mit 
i    Frli.    V.   Her- 
aorf 

th.  Frh.  V.  Her- 
itein. 


vermählt  mit 
Heotor  v.  Sondendorf  zu 
Kirchberg  a.  W.  In  Oesterr. 


4- 


sTolfgang  [Maria  Sidonia 

(t  1614)  jrm.  m.  Jul.  Neldhard  Graf 

m.  Anna  EliBai  Morberg. 

ron  Backnita.     > 


Leonor^rfried 


iiic) 
5.  X.  1713 
t 

Iclitensteln 
<von  Rosenberg. 


ton  II. 

VI.  1716) 
Gr&fln  Scemberg. 


Josefa 

verm.  ra.  Job.  W.  Graf  «u  Slnzendorf. 


Josefa 

■.  XI.  1774.) 
arl  Graf  Ijeslie. 


Johann  Christian  II. 

(geb.  9.  III.  170J,  t  23.  II.  1717.) 

der  letzte  Eggenberg. 


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