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MITTHETLUTSTGEN
DES
HISTORISCIM TMEIMS
PUR
STEIERMARK.
Herausgegeben
von dessen Ansschnsse.
XIXII"^. HEFT.
• - :
Graz, 1876.
Im Selbstverlage.
In Commission der k. k. Üniversitäts-Buchhandlung
Leuschner & Lubensky.
Cancclled T
d. M. JV. E. C
j^<>0
Inhalt.
m
X
xn
XV
A. Vereins-Angelegenheiten.
Geschäfts- üeb er sieht
I. Chronik des Vereines über die Zeit von der 26. bis zur 27.
JahresYersammlong. 28. Jänner 1875 — 7. Jänner 1876
n. Uebersicht Aber die Empfänge und Ausgaben
m. Veränderungen im Personalstande
IV. Sammlungen.
A. Für die Bibliothek
B. Für das Archiv XXIV
C. Für die Kunst- und Alterthums-Sammlung XXV
B. Abhandlung.
Georg Matthaeus Vischer und seine Wirksamkeit in Steiermark.
Von J. y. Zahn 8
C' Kleinere Aufsätze und Mittheilungen.
Buch er- Anzeigen.
Graz, (beschichte und Topographie der Stadt und ihrer Umgebung,
Ton Franz Ilwof und Karl F. Peters 139
Geschichte der religiösen Bewegung in Inner-Oesterrdch im acht-
zehnten Jahrhundert, yon Dr. Hans von Zwiedineck-
Südenhorst 140
Die Deutschen auf den KreuzzUgen, von R. Röhricht, besprochen
von Prof. Rudolf Reichel 141
Eegister.
Di« BeiteBiBgaben mit Torgeietatsm A beseiohnen dU Aea AdmlBfatratlTbertelite».
idmoiit, grosse Vischerische Ansicht
von --, 105 uff.
Baneraanniheii in Steiermark, Vor-
trag über die — A. 4.
Beekh-Widmanstetter, Austritt aus
dem Anssch. A. 7.
..Beiträge'*, Reorganisation derRe-
daction der — - A. 6.
BischoH; Dr. F. — , Wahl z. Vor-
stand-Stellvertreter A. 6, — in
das Redactionscomit^ der „Bei-
träge« A. 6.
Oassebericht, . A. 10.
Correspondirende Mitglieder, Wahl
von solchen A. 4.
Dümmler, Dr. E. — , Halle, Wahl
zum Ehrenmitgliede A. 8.
Ehrenmitglieder, Wahl von solchen
A. 8.
Felicetti, M. — v. Liebenfels, Wahl
in dem Ausschuss A. 4.
Forchtner J. B. — , Kupferdrucker
in Graz 51, 52.
Credächtnisstafeln, Errichtung von
— in Graz, Comit^ z. ~ A. 3.
Graos, J. — Conservator, Wahl in
den Ausschuss A. 5.
Gras, grosse Yischerische Ansicht
V. — 107 uff., — Landhausca-
pelle, Leuchter von Vischer ge-
ziert mit Wappen 109, - Comit^
zur Errichtung von Gedächtniss-
tafeln A. 3, — Vortrag über —
im Mittelalter A. 4.
Greischer, Kupferstecher 99.
Gross, Dr. K. — , Austritt aus dem
Ausschusse A. 4.
Häckhl, M. B. — in Graz 51, 52.
Dwof. Dr. F. —, Wahl in den Aus-
schuss A. 3, 4. — Vortrag über
Graz im Mittelalter A. 4.
Kilian, Kupferstecher 99.
Krainz, Joh. — Lehrer zu Knittel-
feld, Bezirkscorrespondent A. 7.
Krones, Dr. F. — , Wahl in das
Redactions-Comit^ der „Beiträge«
A. 6 — in das Wanderversamm?
lungs-Comit6 f. 1876 A. 6, — in
den Ausschuss A. 8.
Mandling, Karte über den Pass an
der — 109 uff.
Mayer, Dr. F. — , Vortrag über die
Bauemunnihen A. 4. — Wahl
in den Ausschuss A. 5. — zum
Schriftführer A. 8.
Mommsen, Dr. Th. — Berlin, Wahl
zum Ehrenmitgliede A. 8.
VameD, Vortrag über Bildung der
Geschlechts — in Steiermark A. 7,
Pest, Vortrag über die —jähre in
Steiermark A. 8.
Peinlich, Dr. R. - , Wahl in das
Comit^ für Gedächtnisstafelu A.
3, — in das fftr die Wanderver-
sanunlung von 1876 A. 6. —
Vortrag über die Pestjahre A. 8.
Ranke, Dr. L. v. — Beriin, Wahl
zum Ehrenmitgliede A. 8.
Reichel, Prof R. -, Vortrag über
Entstehung der Geschlechtsnamen
A. 5, Wahl in das Wander-
versammlungs-Comite's für 1876,
A. 6.
Reicher, G.-L.-Gerichtsrath Joh. — ,
Austritt aus dem Ausschusse A. 4.
Riegersbnrg, Text zu den Vische-
rischen Ansichten v. — , lOO uff.
Schriftführer, Beschluss über dessen
Honorirung für den Administrativ-
bericht A. 3.
Semmring, Karte über die Grenze
am — , 112 uff.
Sickel, Dr. Th. — , Wien, Wahl
zum Ehrenmitgliede A 8.
SpUlmann, F. B. -, Kupferstecher,
Steiermark, Bauemunnihen A. 4,
Geschlechtsnamen A. 5, Pestjahre
A. 8 (sämmtlich Vorträge); —
Karte Vischers 14 uff., 18 uff.;
-- Schlösserbuch Vischers 34 uff. ;
Kriegsthaten der — 116 uff.
Tilesins, Staatsrath, — v. Tilenau,
Petersburg, Wahl zum corresp.
Mitgliede A. 4.
Trost, A. ■— , Kupferstecher 38
Note 53, 51 uff., 98, 99.
Ungarn, Nationalmuseum, Schriften-
tausch mit dem — A. 4.
ünger, Theod. — , Wahl in das
ComitÄ für Gedächtnisstafehi in
Graz A. 3.
Vischer, G. M. — , Geograph, sein
Wirken in Steiermark 1 uff.
Vorträge: von Mayer, über die
Bauemunnihen A. 4, Ilwof, über
Graz im Mittelalter A. 4, Reichel,
über Entstehung der Geschlechts-
namen A. 5. Peinlich, über die
Pestjahre .in Steiermark A. 8.
Walch, Jos. — , Kaufinann in Graz
51, 52,
Wanderversammlnng d historischen
Vereines, eventuell für 1875 A. 8,
ftir 1876 A. 6.
Wnrzbach, Dr. C. v. — , Wien, Wahl
zum corresp. Mitgliede A. 4.
Zahn, Prof. J. - , Wahl zum Vor-
Stande A. 4; in das Redactions-
Comitö der „Beiträge« A. 6, —
in das Wanderversammlungs-Co-
mit^ für 1876 A. 6.
Zwiedineck, Dr. J. v. - , Wahl in
das Wanderversammlungs-Comitö
für 1876 A. 6.
■«••■
A.
Vereins- Angelegenheiten.
Geschäfts-Uebersicht.
Chronik des Vereines
über die Zeit von der 26. bis zur 27.. Jahresversammlung.
28. Jäimer 1875 — 7. Jämier 1876.
1. In der Ausschu8S-Sitzungyom8.M&rz wurde beschlossen,
den Schriftführer für die Zusammenstellung des geschtftlichen
Theiles der Mittheilungen so zu honoriren, wie die Schrift-
steller für ihre Arbeiten. (Dieser Beschluss wurde der nächsten
öffentlichen Versammlung mitgetheilt) Ausserdem wurde der
Prds des vom Verein herausgegebenen ältesten Landrechtes
für die Mitglieder, welche dassdbe durch den Verein bezieh^
auf 2 fl. festgesetzt, gegenüber dem Preise von 3 fl. im buch-
hfindlerischen Vertriebe.
2. In der Ausschuss-Sitzung vom 14. April wurde der
Schriftentausch mit der „Bataafsch-Genootschaft der Roefon-
deroindelyke wysbegeerte in Botterdam** angenommen.
Ausserdem wurde beschlossen, zur eingehenden Verhandlung
über den vom Herrn Prof. Dr. Ilwof in der letzten Jahres-
versammlung gestellten Antrag zur Anbringung von Gedächtniss-
tafeln an soldien geschichtlich merkwürdigen Stellen, welche
dm*ch die bevorstehende Annahme des neuen Stadtplanes von
Graz eine Veränderung ihrer bisherigen Bestimmung erfahren
werden, ein Dreier-Comit^ einzusetzen und fiel die Wahl auf
die Herren Regierungsrath Dr. R. Peinlich, Prof. Dr. F.
Ilwof und Archiv- Adjunkt Th. Unger.
3. Am 30. April fand die 17. Quartal-, zugleich ausser-
ordentliche Jahresversammlung des historischen Vereines statt
Die Versammlung bewilligte die Kosten einer eventuell in
diesem Jahre abzuhaltenden Wanderversammlung. Dann wurden
KtiheiL d. bist Vereina f. Steiermark. XXIV. Heft, 1876. A*
— IV —
die in der Jahresversammlung vom 28. Jänner unterbliebenen
Wahlen vorgenommen: Zum Vorstand wurde gewählt Herr
Prof. J. Zahn, zum Vorstand-Stellvertreter Herr Prof. Dr. F.
B i s c h 0 f f^ zu Ausschüssen die Herren Prof. Dr. 1 1 w o f und
Hauptmann M. Felicetti von Liebenfels. Femer wurden
die Herren k. k. Regierungsrath Gonstant Wnrzbach von
Tannenberg und der k. k. russische Staatsrath A. T i 1 e s i u s
von T i 1 e n a u in Petersburg zu correspondirenden Mitgliedern
ernannt.
Endlich hielt Herr Prof. Dr. Franz Mayer einen Vortrag:
„Ueber die ersten Bauemunruhen in Steiermark und den an-
grenzenden Ländern, ihre Ursachen und ilir Verlauf," der
im 23. Hefte der Mittheilimgen abgedruckt erschien.
4. In der Ausschuss-Sitzung von 18. Mai wurde beschlossen,
den Preis des 1 . Bandes des steiennärkischen Urkundenbuches
fUr die Mitglieder, welche dasselbe durch den Verein beziehen,
auf 5 fl. gegenüber 8 fl. im buchhändlerischen Vertriebe, fest-
zusetzen. Die Herren Prof. Dr. Karl Gross und Oberlandes -
gerichtsrath Johann Reicher zeigten ihren Austritt aus dem
Ausschusse an.
5. In der am 15. Juli abgehaltenen 18. Vierte^jahresver-
jBammlung hielt Herr Prof. Dr. Franz Ilwof einen Vortrag:
„lieber Graz im Mittelalter, "^ der folgenden Inhalt hatte.
Dr. II w of erörterte erst die geographische Lage der Stadt,
sprach von den keltischen und römischen Funden daselbst, ging
sodann auf die Gründung der Stadt als Hengistiburg in der
Mitte des 11. Jahrhunderts über sowie auf das Erscheinen
des Namens Graece um 1136. Er entwickelte sodann aus dem
darüber vorhandenen urkundlichen Materiale ein Bild der
Stadt und des Lebens ihrer Bewohner, sowie der geschichtlichen
Ereignisse, welche sich in ihr abspielten in der Periode der
Traungauer, unter den Babenbergern, im Zwischenreiche und
unter den Habsburgem bis zum Regierungsantritte Friedrichs HI.
im Jahre 1424.
Der Vortrag fand bei der Versammlung lebhaften Beifall.
6. In der Ausschuss*Sitzung vom 18. October wurde in
Folge Angebotes eines werthvoUen archäologischen Werkes
von Seite des Directors des ungarischen Nationalmuseums be-
schlossen, dieser Anstalt den Schriftentausch anzubieten (der
mit Beginn 1876 regelrecht eingeleitet wurde).
~ V —
7. In der am 3. November abgehalteixea 19. Vierte^ahrs-
Versammlung (ausserordentliche allgemeine Versammlung) wur-
den zu Ausscbussmitgliedem gewählt di^ Herren Prof. Dr.
Fr. Mayer und k. k. Conservator Johann Graus. Herr Prof.
Budolf Reicbel hielt einen Vortrag «lieber die Entstehung
der Familiennamen im Mittelalter^:
Nach einer kurzen Einleitung, in der die wichtigsten
Sammlungen von Familiennamen und die hervorragendsten
Schriften über die Entstehung und Bedeutung derselben Er-
wähnung und Würdigung fanden^ besprach der Vortragende zu*
nächst die Entstehung der sogenannten Familiennamen und
ihre Bedeutung für die Kulturgeschichte. Er wies nach,
dass der Vorgang überall, wenn auch nicht ein gleich»
zeitiger, doch in der Hauptsache gleichartiger war,
wenn auch einzelne Gegenden gewisse Kategorien dieser Namen
mit Vorliebe entwickelten. Nachdem der Vortragende den
allmählichen Uebergang von Beinamen, die nur einer ein-
zdnen Person zukamen, zu erblich gewordenen Fa-
miliennamen an Beispielen gezeigt hatte, besprach er
unter Hinweisung auf das von ihm in Marburger Gymnasial-
Programmen (1867, 1869, 1870) veröffentüchte Material und
gestützt auf zahkeiche, dem Urkundenschatze des Landes*
archivs entlehnte Belege die steirischen Namen des Mittel-
alters nach ihren verschiedenen Kategorien. Es kamen zunächst,
zur Besprechung die patronymischen und metrony-
mi sehen Namen nebst den sich daranreihenden zahllosen
Koseformen und den Entstellungen, femer die dem Amte
oder der Würde entlehnten Namen (wozu auch manche
Scherznamen gehören) nebst ihren Zusammensetzungen. Drittens
die Namen vom Geschäft, Handwerk, Gewerbe ent-
lehnt, welche in culturhistorischer Beziehung zum Theil be-
sonders interessant sind, da sie uns Bezeichnungen erhalten
haben, die im Leben ganz verschwunden oder nur mehr ni
bestimmten Gegenden mehr oder minder üblich geblieben sind.
(Z. B. Flad^er, Grätterstriddier, Seidennater, Sudlkoch, Wat-
manger; Wiltwercher, Sauerpeckh, Semmler, Fueterer, Spindler
u. s. £)
Auch die von der Nation oder der Heimat her-'
genommenen Bezdchnungen bieten historisches Interesse, in-
dem sich aus ihnen erkenneü läset, aus welchen Gregenden
man besonders nach Steiermark einwanderte. (Oesterreieh,
Kärnten, Baiem lieferten (fie meisten Einwanderer, vereinzelt
treffen wir auch Italiener^ Tiroler, Franken, Böhmen u. a. L.)
Sehr zahlreich sind die dem Namen oder der Lage
— VI —
des Hauses oder Hofes entnommenen Unterscheidungen.
In^eweit es auch in Steiermark Sitte war, Häuser mit be-
stimmten Namen zu bezeichnen, wagte der Vortragende nach
dem vorhandenen Materiale nicht bestimmt zu entscheiden,
doch erschien es ihm wahrscheinlich, da sich sonst eine grosse
Zahl von Namen nicht erklären lässt Hierauf kam der Vor-
tragende auf jene Gruppe von Namen zu sprechen, welche
ton geistigen oder körperlichen Eigenschaften
und auch von Kleidern, Waffen u. s. f. entlehnt
sind. Von dieser Kategorie bieten schon die Register des stei-
rischen Urkundenbuches viele Beispiele. (Prunzagü, Genszagil,
Pttchilhart, Chelbl, Crophet, Urch, Gir, Gallina, Gokkil, Glaz,
Hufhagel, Rufiis, Schieb, Longus, Zunpreche u. A). — Den
Schluss bildeten die sogenannten imperatorischen und
Satznamen, an denen Steiermark Oberaus reich ist (z.B. Swen-
tenkrieg, Schreckenast, Schwingenhammer, Hebenstreit, Schlagen-
öchs, Nachenstier, Nagengast, Cuksswert u. s. f.). Wiederholt
hatte der Vortragende Veranlassung, darauf huizuweisen, wie
empfindlich sich gerade auf diesem Gebiete der Mangel eines
steirischen Idiotikons geltend mache und zum Beweis sah er
ich zum Schiusse veranlasst, eine Anzahl Namen mitzutheilen,
deren Erklärung ihm nicht gelingen wollte, um Andere, ndt
dem Dialect Vertrautere zu Lösung derartiger Schwierigkriten
zu veranlassen.
Der Vortrag wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen.
8. In der Ausschuss-Sitzung vom 10. November wurde
beschlossen, den Plan der systematischen Herausgabe steirischer
Geschichtsquellen aufzugeben, das betreffende Comite aufzu-
lösen, QueUenpublicationen nach Massgabe der Mittel selbst zu
besorgen, die „Beiträge^ aber bestehen zu lassen und ein
neues Bedacüonscomitä mit eigener Geschäftsordnung zu wählen.
9. In der Ausschuss*Sitzung vom 19. November wurden die
Statuten des Gomit^'s zur Herausgabe der „Beiträge'' ange-
nommen und die Herren Bischoff, Krones und Zahn
in. das Comite gewählt — Femer wurde em Comit6 zum
Zw ecke der Berathungen einer Wanderversanunlung nach Mar-
burg im Sommer 1876 zu bilden beschlossen und in das-
selbe gewählt die Herren Prof. Krones, Regierungsrath
Peinlieh, Prof. Reichel, Prof. Zahn, Prof. von Zwie-
dineck.
— vn —
10. In der Ausschuss-Sitzung vom 22. December zeigte
Sdujftfbbrer Herr L. v. B e c k h - Widmanstetter seinen Austritt
ans dem Anssehnsse an.
11. Am 7. Jänner 1876 fand die 28. Jahresversammlung statt.
Aus dem vom Vorsitzenden Herm Prol Josef Zahn
YOiigelesenen Jahresberichte verdient Folgendes erwähnt zu
werden :
Dem Vereine sind in diesem Vereinsjahre neu beigetreten
19 Mitglieder; ausgetreten sind 14, gestorben 3 Ehrenmit-
glieder und 6 ordentliche Mitglieder.
Der Verein zählt also (Eode December):
ordentliche Mitglieder 369
Ehrenmitglieder 24
correspondirende Mitglieder 15.
Die Zahl der Bezirks-Correspondenten beträgt 21.
Die Zahl der Vereine, mit denen der histor. Verein im
Schriftentausch steht, ist 183.
Die Zahl der Ortschronisten ist bis auf 39 gestiegen ; es
haben sich nämliefa zur Führung von OrtschroniKen in ihren
Wohnorten gemeldet die Herren: Friedrich Böser, Schul-
director in Voitsberg, Johann Lakitsch, Lehrer in Jager-
berg, CarlPichl, lUtter von Gamsenfels, Gutsbesitzer zu
Eggenwald für Eerschbach, Jacob Pils, Oberlehrer in Krau-
bat, Clement P r 0 1 1 , Lehrer in Pischelsdorf, Johann Schmutz,
Lehrer zu St Ste&n ob Leoben, Franz Schöpfer, Ober-
lehrer in Weiz, Johann Slana, Lehrer in Liezen; femer
Frau Amalia Steuber, Private in Oberwölz und Fräulein
Anna Pichl von Gamsenfels, Gutsbesitzerstochter in
Eggenwald für Ober-Radkersburg.
Ergiebig hat sich dieses Jahr in Publicationen und Er-
werbungen gestaltet Von erster en erschienen: Das 23. Heft
der Mittheflungen, das 12. Heft der Beiträge, das steiermär-
kisehe Landrecht des Mittelalters und der 1. Band des T7r-
kondenbuches. Mit Befriedigung kann der Verein seine Lei-
stungen mit jenen jedes Nachbarvereines in Vergleich stellen.
Die Auslagen für die Publicationen fanden ihre Deckung in
den MitgUederbeiträgen, in der jährlichen Subvention des
Landes und die durch das hohe Ministerium für Cultus und
Unterricht für 3 Jahre bewilligte Subvention von jährlieh
500 Gulden.
Ueber die Erwerbimgen berichtet der Verwaltungsbericht
Unter den Bezirkscorrespondenten ist Herr Lehrer Johann.
K r a i n z in Enittelfeld weitaus der thätigste und fleissigste
— vm —
Seio^em Eifer ist es gelungen, dem Vereine das Archiv von
Neumarkt zuzuwenden, er hat dem Vereine auch sonst Acten
zugesendet. Er hat femer die Gemeinde Oberwölz bewogen,
verschiedene durch einen auswärtigen Antiquitätenhändler im
Schloss Oberwölz gekaufte Folterwerkzeuge zurückzukaufen
und in der genannten Stadt Vorträge über die Geschichte der
Stadt gehalten. Zu Winklem bei Oberwölz hielt er femer einen
Vortrag über die Gründung der dortigen Kirche zu Gunsten
amier Schulkinder und zur Einbringung der Kosten für die
Benovirung eines alten Altarbildes daselbst Er rettete einen
Peststein zu Niederwölz, der die Altarstelle bezeichnet, wo im
J. 1715 im Freien der Pest wegen eine Messe gelesen wurde
und berichtete über eine Münzsammlung zu Neumarkt und ^
einen neuentdeckten Bömerstein bei Einöd südlich von Neumarkt *
Die Versammlung ernannte dann einstimmig die Herren
Prof. Dr. Theodor Sickel in Wien, Prof. Dr. Ernst Dum ml er
in Halle, Hofirath Dr. Leopold von Ranke und Prof. Dr. Theodor
Mommsen in Berlin zu Ehrenmitgliedern.
Darauf wurde Herr Prof. Dr. Franz Mayer zum Schrift-
führer gewählt Da dieser Herr dem Ausschusse angehört, so
ward dadurch eine Ersatzwahl nothwendig, die auf Prof. Dr.
Fr. Krön es fiel.
Der Ausschuss besteht demnach aus folgenden Herren:
Prof. Jos. Zahn, Vorstand, Prof. Dr. Ferd. Bischoff, Vor-
standstellvertreter, Prof. Dr. Fr. Mayer, Schriftführer, Ernst
Fürst, Cassier, Hauptmann Felicetti von Liebenfels,
k. k. Conservator Johann Graus, Director Dr. Fr. 1 1 w o f
und Prof. Dr. Fr. Krön es.
Der Cassier legte dann die Jahresrechnung für das Jahr
1875 vor und liest den Gassabericht und den Voranschlag der
Einnahmen und Ausgaben für das Jahr 1876 vor.
Zuletzt hielt Herr Begiemngsrath Dr. Bichard Peinlich
einen Vortrag „lieber die Pest in Steiermark*':
Wiewohl die Pest durch 400 Jahre auch in der Steier-
mark eine häufige und furchtbare Landplage gewesen war, so
finden sich doch in den histor. Schriften bisher wenig Aufzeich-
nungen. Dennoch ist das Thema wichtiger, als es scheint, da
solche Jahrhunderte hindurch wiederkehrende Volkskrank-
heiten auf die Cultur einen grossen Einfluss gehabt haben
müssen. Die vielen Votiv-Capellen, Statuen^ Gemälde und Pest*
kreuze im Lande deuten es heutzutage noch an, in welchem
Jammer und Elende sich das Volk befand. Auch Graz hat
solche Denkmäler, aus denen das Voüvbild an der Domkirche
vom J. 1480 und die Dreifaltigkeitssäule von 1680 (welche
^ IX —
am Haaptpl^tz stand) merkwürdig sind, letztere auch als histor.
Wahrzeichen, dass Graz seit der Errichtung dieser Säule von
der Fest verschont blieb.
Nach einigen Andeutungen über das Wesen der Pest,
die verschiedenen Erscheinun^ormen und das charakteristische
Merkmal derselben durch alle Perioden, tückisches Auftreten,
rasche Verbreitung durch Ansteckung und massenhaftes Ster-
ben, sovrie über die Unzulänglichkeit der Heilkunde wurde der
panische Schrecken bei ihrem Ausbruche, die Flucht der ver-
möglichen Leute und der Behörden und andere Folgen dar-
gestellt und eine kleine Schilderung gegeben, wie es in einer
infizirten Stadt aussah.
Hieran schloss sich eine gedrängte Anfbhrung der Pest-
jahre und Orte ihres Grassirens im Lande von 1348 bis 1716.
Bei 70 Seuchenjahre wurden aufgezählt, unter welchen die
wichtigsten 1349, 1480, 1562, 1585 und 1586, 1633 und 1634,
1646, 1680 bis 1683 1713 bis 1715 mit einigen hervor-
ragenden Momenten charakterisirt wurden. In Graz herrschte
die Seuche zum mindesten 12mal, am ärgsten 1480, 1636
und 1680. 1358 und 1359 verödeten viele Orte in der oberen
Steiermark, 1503 — 5 litt das Viertel Voran furchtbar, 1541
das Mürzthal; 1585 erhielt Graz eine spedelle Infecüonsord-
nrmg, 1598 wurde die Gegend hinter dem Schöckel arg her-
genommen, 1646 viele Orte im Gillier Viertel fast menschen-
leer gemacht, 1680 und 1681 durchzog sie das ganze Land
und hauste insbesondere auch zu Badkersburg und Pettau,
beide Städte waren überhaupt oft heimgeßucht; 1713 wurde
der nordöstliche und 1715 nordwesüiche Theil der Steiermark
in schreckhcher Weise dezimirt
Den Schluss des Vortrages bildete eine Hinweisung auf
das gehäufte Unglück, welches Türkenkrieg, Heuschrecken,
Missjahre, Pest und Schadenfeuer über die Steiermark brachten.
Hiedurch wurde zwar der volkswirthschaftUche Fortschritt nicht
wenig gehemmt, aber die kräftige Natur des Steirers nicht
gelähmt
(Der Vortrag, vielfach erweitert und quellenmässig bear-
beitet,' wird unter dem obigen Titel im Drucke erscheinen.)
Der gedi^ene Vortrag fand den lebhaftesten Beifall und
reiche Anerkennung.
^jt^f
— X -
n. Ueber-
übei die Empfänge und
Nr.
Empfinge
kt Wainr.
1
fl.
kr.
I
Gassarest vom 81. Deoember 1874
847
68
n
Jahresbeiträge der P. T. Mitglieder
1754
98
m
IV
Für erhaltene Interessen
24
27
74
24
An Diplomgebtlhren
V
VI
Sabvention vom hohen Ministerinm ihr Goltus and
Unterricht
600
600
—
ünterstütsnngsbeitrag Ton der hochlöbüchen steier^
mftrlkijfchen BparcABfw . . . . t . t - r -
vu
Jahressnbvention der hohen steierm. Landschaft
626
—
vin
Geschenk des Herrn Reg. -Rathes Dr. R. Peinlich
1
—
IX
Fttr verkaufte Vereinsschriften
647
68
17
Somme der EmpftUige . . .
4728
Wird die Summe der Ausgaben von der der EmpflUige
abgezogen mit
8787
48
69
so verbleibt am 81. December 1876 ein Rest von
940
Dieser Gassarest zerf&llt in 2 Theile, als:
a) in angelegte Gapitalien . 816 fl. 60 kr. aod
m
b) in barem Gelde .... 126 „ 19 »
•
69
1
also in Somma wie oben . . 940 fl. 69 kr.
940
Graz, am 81. December 1876.
— XI —
Sicht
Ausgaben im Jahre 1876.
Hr.
Auegaben
öat wahr.
fl.
kr.
41
«
92
84
11
63
8
26
7
96
180
—
96
—
50
66
9
80
780
76
6
—
28
42
1
8
4
6
6
7
8
9
10
11
12
18
14
16
16
17
18
19
20
Remanerationen an die Dienerschaft
Fftr Porti und Speditionsaaslagen
Ftkr EanzleibedürfiÜBBe
llfit^edbeitrag für den Geschichts- nnd Alterünims«
verein in Darmstadt pro 1875 (5 Thaler) . . .
Ffir Stempelaaslagen
Gehalt an den Hflfsbeamten des Vereines . . .
Entlohnung an den Vereinsdiener . . . . .' '.
Kosten der Versammlungen pro 1875
Für die kalligraphische Ansarheitong der Diplome
Kosten der Mitthdlangen XXn. Heft
Fttr Reinigong der Kanzlei pro 1874
Für Büchbinderarbeiten
Kosten des steierm&rkischen Landrechtes des Mittel-
alters von Prof. Dr. Ferdinand Bisch off . .
Jahresbeitrag an das germanische Nationahnaseom
in Nürnberg pro 1875
Ausgaben für das ürkundenbucb der Steiermark, 1. Bd.
Honorar für auBhilÜBweise geleistete Kaosleidienste
Ausgaben ftkr die Beitr&ge, XII. Jahrgimg . . .
Kosten der IGttheilungen XXm. Heft ....
Für angekaufte Bücher
Für Buchhttndlerbeischlüsse . .
Summe der Ausgaben
543
5
1166
15
204
572
2
21
8787
Ernst FQrst,
d. z. Cassier.
9
80
10
16
63
48
— xn —
III.
Veränderungen
im
1875,
Neu aufgenommene ordentliche Mitglieder.
Die P. T. Herren: Bellegarde Heinrich Graf von,
Gutsbesitzer auf Klingenstein bei Vasoldsberg. — Bochinz
Filipp Jacob, f. b. Lavanter geistlicher Rath, Professor der
Eirchengeschichte und Spiritual im Priester-Seminar in Marburg.
— Dimitz August, k. k. Finanzrath und derzeit Secretär
des histor. Vereines für Krain in Laibach. — Forcher Franz
Ton, k. k. Reserve - Lieutenant im Pionier -Regimente, Guts-
besitzer zu Schloss Hauzenbichl. — Goehlert J. Vinzenz,
Dr., k. k. Regierungsrath im Ruhestande in Graz. — Himmel-
bauer Isidor, k. k. Notar in Graz. — Hut ter Josef, Caplan
in Hitzendorf. — Kaltenegger Leonidas, Capitular und
Kästner der Benedictinerabtei in Admont — Euenburg
Walther Graf von, k. k. Auskultant in Troppau. — Lange
Johann, Bürgerschullehrer und k. k. Lieutenant a. D. in Für-
stenfeld. — Ludewig Heinrich, Buchhändler in Graz. —
Müller Gottfried, bürgert. Uhrmacher in Graz. — Pils
Jacob, Oberiehrer zu Kraubat ob Leoben. — Plaimschauer
Eduard, Pfarrer zu Wartberg im Mürzthale. — Pro 11 Ludwig
August, k. k. Bezirksrichter in Frohnleiten. — Razlag Jacob,
Dr., Advocat und Administrator der gräflich Attems'schen Güter
in Untersteier, Reichsraths- Abgeordneter und Mitglied des
Staatsgerichtshofes in Rann. — Rösch Franz, Oberlehrerund
Ortschronist inScheifling. — Spork Emest, Lehrer in Graz.
— xm —
Correspomiifende Mitglieder.
Czerwenka Bernhard, Dr. der Theologie und evange-
lischer Pastor in Frankfürt am Mam.
Tilesius yon Tilenau Adolf, kaiserl. russiflcher wirk-
liche Staatsrath, Mitglied namhafter wissenschafUicher Institute
in Petersburg.
Wurzbach von Tannenberg, Dr. Constantin, k. k.
Regierungsrath und Vorstand der administrativen Bibliothek
im k k. Ministerium des Innern, Ritter des Ordens der eisernen
Krone und Mitglied namhafter wissenschaftlicher Institute in
Wien.
Bezirkscorrespondenten.
Kigler Johann, Pfarrprovisor zu Frauenburg bei Unz-
markt
Ausgetretene ordentliche Mitglieder.
Franck Alfred Ritter von, k. k. Major in Graz. —
Gradt Johann, Archidekt in Wien. — Heinzl Richard, Dr.
der Philosophie und k. k. Professor an der Universität in Wien.
— Hofrichter J. C, k. k Notar in Windischgrätz. —
Hör mann Ludwig, Dr. und Scriptor an der Universitäts-
Bibliothek in Graz. — Mayerhofer Wenzel, Gutsbesitzer
zu Schloss Rottenfels bei Oberwölz. — Pferschy Hermann,
Capitular des Stiftes Rein, Pfarrer zu St Bartholomä. —
Keits am er Martin, k. k. Postverwalter in Leoben. — Rohrau
Karl, Ritter von, Gutsbesitzer zu Schloss Wetzeisdorf nächst
St Stefan im Rosenthale. — Semlitsch Anton, Dechant in
Strassgang bei Graz. — Strachwitz Mauritz, Graf, von,
k. k. Kämmerer und Gutsbesitzer in Graz. — Yalentinitsch
Franz, Professor in Graz. — W a i z 1 a b Anton, Pfarrer in Dz.
Gestorben die P. T. Herren:
Ehrenmitglieder.
Legat Bartholomäus, k. k. Gubemialrath und Bischof
von Triest und Capo d' Istria, in Triest, am 12, Februar 1875.
— Rauscher Josef Othmar, Ritter von, Eminenz, Cardinal-
Fürsterzbischof in Wien, am 24. November 1875. — Sei dl
Johann Gabriel k. k. Hofrath und MitgUed der kaiserl. Akademie
der Wissenschaften in Wien, am 18. Juli 1875.
- XIV -
Ordentliche Mitglieder.
Baumg&rtner Peter, Wund- und Geburtgarrt in Graz,
am 10. August 1875. — Gödl Johann^ Domherr in Graz, am
18. Februar 1875. — Grein er Ubich, Capitular des Stiftes
Ran, Curat in Strassengel, am 6. Mai 1875. — E&ferbftck
Virgfl, Capitular des Stiftes Admoat und Gymnasial-Professor
in Graz, am 19. Jänner 1875. — Pichl Bitter von Gamsen-
fe is Oswald, k.k. Telegrafen-Offizial in Leoben, am 5. Mitarz 1875.
— XV —
IV.
Den Sammlungen des Vereines
sind im Jahre 1875 zugekommen:
JU FMU* die Bibliothek.
I. Durch Schenkung.
3694. Yon den Bisfhttmern Lavant und Seckau die Personal-
Verzeichnisse pro 1875.
3695. Brunn, vom mährischen Landes-Ausschusse : Mährens
allgemeine Geschichte (von Dr. Beda Dudik). VL Band,
1875.
3696. Dimitz August, k. k. Finanzrath und Secretär des histor.
Vereines Air Erain: Geschichte Erain's, 1. bis 3. Lie-
ferung des 2. Theiles, und 1. bis 4. Lieferung des
3. TheUes.
3697. Graz, Sparcasse: Gedenkbuch zurFei^ des 50jährigen
Jubiläums der Steiermark. Sparcasse am 15. Mai 1875.
3698. Einnast P. Florian: Album Admontense seu catalogus
religiosorum ordinis S. P. Benedicti in abbatia Admon-
tensi superioris StirisB anno jubilseo 1874.
3699. Erainz Johann, Schullehrer und Bezirkscorrespondent in
Oberwölz: a) Burg Rotenfels; — Kleine Beiträge zur
Lindwurmsage in Steiermark.
3700. Krczyianowski de Wola-Sienenska Stanislaus, Dr., corres-
pon(Urendes Mitglied der polnischen Akademie der
Wissenschafben in Krakau: Ryszard z Krzyianomc
chorai^ krakowski Legenda z Wieku XL Gedruckt
Odessa, 1875.
3701. Luschin von Ebengreuth Arnold, Ritter, Dr., k. k. a. o.
Professor an der k. k. Universität in Graz, seine Ab-
handlung : „Die mittelalterlichen Siegel der Abteien und
Convente in Steiermark" 1874.
3702. Peinlich Richard, Dr., k. k. Regierungsrath in Graz, mn
Werk: „Die Egkennperger Sfift zu Graz im 15. u. 16.
— XVI —
Jahrhundert (Ein Beitrag zur Culturgeschichte und
Topographie der Stadt Graz, 1875.)
3703. Badkersburg, die Direction der steierm. Landes-Bttrger-
schule: 4. und 5. Jahresbericht, 1875.)
3704. Rosenthal Ludwig, Antiquariat in München:
a) Geschichte des baierischen Herzogs und Eurfbrsten
Maximilian I., 1. Band, Heidelberg 1842; — b) Chro-
nologisches Yerzeiehniss der baierischen StaatsTerträge
vom Tode Herzogs Georg des Reichen (1503) bis zum
Frankfurter Territorial-Recess (1819). Passau, 1838.
3705. Seyder Karl Ludwig, Domorganist in Graz: »Christlichen
Feier-Abend", die Nummern 15 und 16 ddo. 1873, —
14, 15 und 16 ddo. 1874, mehrere von ihm verfasste
geschichtliche Aufsätze enthaltend.
il. In Schriftentauscb.
3706. Agram, sttdslavische Akademie der Wissenschaften : Rad
jugoslavenske Academrje znanosti i unyetnosti, Heft 29
■bis 32.
3707. Altenburg, die geschichts- und alterthumsforschende
Gesellschfdft des Osterlandes: Mittheüungen, 8. Band,
1. Heft, 1875.
3708. Amsterdam, die königl. Akademie i€t Wissenschaften:
a) Jaarbock, 1873; — b) Verslagen en Mededeehngen
Afdeeling Letterkunde , tweede reeks, vierde Deel, 1874.
3709. Baireuth, histor. Verein für Oberfranken: Archiv, 12.
Band, 3. Heft, 1874.
3710. Basel, histor.-antiquarische Gesellschaft:
a) Das Umer-Spiel von Wilhelm Teil. (Von Wilhelm
Vischer.) b) „Beiträge zur vaterlandischen Geschichte,*
10. Band, 1875.
3711. Berlin, königl. preussische Akademie der Wissenschaften:
a) Monatsberichte, Jahrgang 1875; — b) Ab-
handlungen philos. histor. Classe aus dem Jahre 1874.
3712. — Verein für die Geschichte der Stadt Berlin:
a) Berlinische Chronik nebst Urkundenbuch ; —
b) Schriften des Veremes, Heft XI, 1874; — c)
Mitglieder - Verzeichniss Nr. 8, Jänner 1875; —
d) Programm der 184. Versammlung des Vereines.
3713. — Verein „Deutscher Herold" : Monatsschrift 5. Jahr-
gang, 1874.
3714. Bern, histor. Verein des Cantons: Archiv, 8. Band
3. Heft, 1874.
— xvn --
3715. Bern, aUgememe geschichtsforschende GeseUschaft der
Schweiz: Archiv, 19. Band, 1874.
3716. Bistritz, das evangelische Obergynmasiiim : „Programm^
des Schuljahres 1874 — 75.
3717. Bonn, Verein der Alterthumsfreunde im Rheinlande:
Jahrbücher, Heft 52 bis 56.
3718. Brandenbarg a. d. Havel, histor. Verein: Jahresberichte
1 bis 6 der Jahrgänge 1870 bis 1874.
3719. Braunsberg, historischer Verein für Ennland:
a) Zeitschrift, Jahrgänge 1873—74, 15. und 16. Heft,
gedruckt 1874; — b) Monumenta historiaß Wanniensis,
Band 5. I. Abtheilung Codex diplomaticus Wanniensis,
3. Band, Schlussheft, 1874.
3720. Bremen, Abtheilung des Künstler- Vereines fllr bremische
Geschichte und Alterthümer: Jahrbuch, 7. Band, 1874.
3721. Breslau, die schlesische GeseUschaft für vaterländische
Cultur:
a) 52. Jahresbericht 1874; b) Festgruss an die 47.
Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte vom
18. September 1874.
3722. Breslau, Verein für Geschichte und Alterthum Schlesiens :
a) Zeitschrift, 12. Band, 1. und 2. Heft;, 1875; — b)
Scriptores rerum silesiacarum, 9. Band, 1874; c) Codex
diplomat Silesiae (Regesten) von 1259 bis 1280, 7.
Band, 2. Theil, 1875.
3723. Brunn, histor. statistische Section der mährisch-schles.
Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur-
kunde etc.: Schriften, Band 22, 1875.
3724. Brunn, mährisches Landesarchiv: Codex diplomaticus
et epistolaris Moraviae, Band IX, 1875.
3725. Budapest, königl. ungarisches National-Museum : „Monu-
ments Epigraphiques du Mus^e National Hongrois de
Buda-Pest (Von Ernest Dejardins.) 1873.
3726. Cassel, der hessische Verein für Geschichte und Alter-
thumskunde :
a) Zeitschrift, N. F. 4.-5. Band, 1873—74; — b)
Festschrift der Jahresversammlung vom 23. Juli 1874;
— c) Mitgheder- Verzeichnisse pro 1874—75.
3727. Chambery, Societe savoisienne d' histoire et d' archeo-
logie: Memoires et documents, tome 15, 1875.
3728. Cilli, das Real-Gymnasiura : Programm des Schuljahres
1875.
3729. Dannstadt, histor. Verein für das G.-H. Hessen: Archiv,
13. Band, 3. Heft, 1874.
Mltthml. d. hUt. Vereins f. Steiermark. XXIV. Heft, 1876. B
— xvm —
3730. Dorpat gelehrte estnische GeseUscfaaft :
a) VerhandJungen , 8. Band, 2. Heft, 1875; — b)
Sit^ngsberichte pro 1874.
3731. Dresden, königl. sächsicher Alterthumsverem : Mitthei-
lungen, 25. Heftig 1875.
3732. — Verein für Geschichte und Topographie Dresdens
und Umgebung: MittheSungen, 2. Heft, 1875.
3733. Elberfeld, bergischer Geschichts-Yerein: Zeitschrift, 9.
und 10. Band, 1873—1874.
3734. Frankfurt a. Main, Verein fllr Geschichte und Alter-
thumskunde :
a) Mitthölungen, V Band, Nr. 1. März 1874; — b)
Die deutsche Ordenskomende Frankfurt a. Main (yon
Df. Euler), 1874.
3735. Freiberg in Sachsen, Alterthumsverein : „Mittheilungen,*»
11. Heft, 1874.
3736. St. Gallen (Schweiz), histor. Verein:
a) Urkundenbuch der Abtei St Gallen, HL Theil, 1. Lie-
ferung, und b) Toggenburg unter äbtischer Herrschaft,
1875.
3737. Genfeve, Society d' histoire et d' arch^ologie: Memoires
et documents, 19. Band, 1. Lieferung, 1875.
3738. Genova, la Sodeta Ligure die storia patria:
a) Atti, 7., 10., IL, und 12. Band, 1874. —
b) II palazzo del principe Döria a Fassolo in Genova
(von A. Merü und L. T. Belgrans), 1874.
3739. Glarus, histor. Verein: Jahrbuch, 12. Heft^ 1876.
3740. Görlitz, Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften :
Neues Lausitzisches Magazm, 51, Band, Heft 1,
1874.
3741. — Naturforschende Gesellschaft: Abhandlungen, 15.
Band, 1875.
3742. Göttingen, köngl. Gesellschaft der Wissenschaften: Nach-
richten, 1874.
3743. Graz, Joanneum: 63. Jahresbericht über das Jahr 1874.
3744. — IL Staatsgymnasium: Jahresbericht 1875.
3745. — steierm. landschaftliche Oberrealschule: 23. und
24. Jahresbericht, 1874—1875
3746 — k. k. Staats-Oberrealschule : 3. Jahresbericht 1875.
3747. — Verein der Aerzte in Steiermark : „Mittheilungen,**
Jahrgang 1674 75.
3748. — christlicher Kunstverein der Diöcese Seckau:
a) Kirchenschmuck, Jahrgang 1875; — b) Bericht
über die Thätigkeit des Vereines im Jahre 1874.
— XIX —
3749. Oraz, akademischer Leseverein: 8. Jahresbericht, 1875.
3750. — steienn. Gewerbeverein : 38. Jahresbericht, 1874.
3751. — geognostiseh-montanistischer Verein für Steiermark :
Schlussb^cht, Graz, 1874.
. 3752. Greifswalde, GeseDschaft für Pommer'sche Geschichte
und Alterthmnskimde : a) Pommer'sche Geschichts-
denkmäler, 5. Band, 1875. — b) Vom Baltischen
Strande. (Bügisch- Pommerische Lebensbilder von
Karl von Bösen.) 1876.
3753. — königl. Uniyers.-Bibliothek: Convolut von 72 Stück
Inaugural-Dissertationen der medidnischen Facultät
3754. Haue, thüringisch-säcl^cher Verein für Erforschung
des vaterl. Altertfaums: Neue Mittheilungen aus dem
Gtebiete histor. antiquarischer Forschungen, 13. Bd., 4.
(Schlussh^) 1874.
3755. Hamburg, Verein für hamburgische Geschichte: Zeit-
schrift N. F. 3. Bd., 4. Heft. 1875.
3756. Hannover, histor. Verein für Niedersachsen: a) Zeit-
schrift Jahrg. 1873; — b) 36. Nachricht, 1874.
3757. Hard, Vorarlberger Museumsverein: 14. Bechenschafts-
bericht, 1873.
3758. Hermannstadt, Verein für siebenbürgische Landeskunde :
a) Archiv, N. F., 11. Bd., 3. Heft u. 12. Bd., 1. Heft,
1874; — b) Jahresbericht 1873/74; — Programm der
Gymnasien von Hermannstadt, Mühlbach und Schäss-
burg, 1873/74; — d) der siebenbürgisch-sächsische
Bauer (eine social-hist Skizze) 1873, und e) Beiträge
zur Eeimtniss Sächsisch-Beens (Festgabe) 1870.
3759. Innsbruck, Ferdinandeum : Zeitschrift, 3. Folge, 19. Heft,
1875.
3760. Kid, Gesellschaft für die Geschichte der Herzogthüm^
Schleswig-Holstein und Lauenburg:
a) Zeitschrift, 4. Bd. (ScUussheft) 1872, 6. Bd.,
1. Heft, 1874, dann Schlussheft 1875; — b) Quellen-
sammhmg, 4. Bd., 1., 2. Heft, 1874—75; — c) ür-
kondensammlung, 4. Bd., Fase I., H., 1874 — 1875; —
d) die prähistor. Archäologie in Schleswig-Holstein (von
H. Handelmann) 1875.
3761. Elageofurt, k. k. Gymnasium: Programm des Studien-
jahres 1875.
3762. Köln, histor. Verem für den Niederrheih: Annalen,
26.-27. Heft, 1874.
3763. E(hDdg8berg, königl. und Univera-Bibttothek : Altpreus-
sische Monatsschrift. Neue Folge, Jahrg. 1875, Heft 1—6.
B*
— XX —
3764. Kopenhagen, königl. dftnische Gesellschaft für nordische
Alterthumskunde :
a) Aarboger, .1.-4. Heft, 1874; — b) TyDaeg til
Aarboger, Jahrg. 1873; — c) Memoires, Neue Serie,
1873—74.
3765. Erakau, histor. Commission der königl. poln. Akademie
der Wissenschaften:
a) Rozprawy i Spravosdania z Posiedz^n wydoziala
filologicznego, Tomo 1 und 2, 1874 und Tomo 2 und 3,
1875; — b) Dzieje Bezkrölewia poskonie Jana m.,
Tomo I., 1874; — c) A. Z. Heida Pism-Pozostalych
wydanie fosmiertne, Tomo L, 1874; — d) Monumenta
medii aevi historica res gestas poloniae illustrantia,
Tomus L; — Pomniki Dziejowe Wieköw Srednich do
objasnienia rzeczy polskich sluzace Tomo L, 1874; —
e) Rocznik Zarzadu Akademii umiejetnosd w Erakome,
Jahrg. 1874; - f) Pamietnik, Bd. 2, 1875; — g) Biblio-
grafia Polska des 15. und 16. Jahrhunderts, 1875
3766. Laibach, k. k. Obergymnasium: Jahresbericht 1875.
3767. Landshut, histor. Verein ftü* Niederbaiem: Verhand-
lungen, 17. Bd., 1.— 4. Heft, 18. Bd., 1. 2. Heft, 1873.
3768. Lausanne, histor. Gesellschaft der romanischen Schweiz:
Memoires et documents, 29. Bd., 1875.
3769. Leeuwarden, Frisch Genootschap van Geschied-, Oud-
heid- en Taalkonde: Verslag der Handelingen fbr das
Jahr 1873/74.
3770. Leiden, Matschappy der Nederlandsche Letterkunde:
a) Handelingen en Mededeelingen ftkr das Jahr 1874;
— b) Levensberichten der a^estorvene Medeleden,
Beilage zu den Handelingen von 1874.
3771. Leipzig, deutsche morgenl&nd. Gesellschaft: Zeitschrift,
28. Bd., 4. Heft, 1874, und 29. Bd., 1. u. 2. Heft, 1875.
3772. Lemberg, Graf Ossolinski'sches National-Institut :
a) Czasopismo naukowe, Jahrg. 1829, 30 und 31,
je 4 Hefte; b) Bibliotheka naukoirego zaUadu
imienia Ossolinskich, 1842^1844 in 12 Bd., 1847
2 Bde. in 12 Heften, 1848 l Bd. in 4 Heften; —
c) Pamietnik literacki 1850, Heft 1 bis 29;
d) Bibliotheka Ossolinskich, 12 Bde., 1862-1869;
e) Biblia Krölöwej Zofii, 1871 ; — f) Sprawoz-
danie z czynnösci, L, 1870-72, IL 1873, III, 1874.
3773. — Leseverein der ruthenischen Jugend an der Uni-
versität und technischen Akademie „Akademiczesky
kruzok".
— XXI —
3774. Leoben, Realgymnasium: 9 Jahresbericht 1875.
3775. Lübeck, Verein für Lübeckische Geschichte:
a) Zeitschrift, Bd. 3, Heft 2, 1873; — b) Jahres-
bericht, 1873; - c) Pauli, Dr. E. W. Lübeckische
Zustände im Mittelalter, 1872.
3756. Luxembourg, Soci^t^ arch^logique : PubUcations, 28. xmd
29. Bd., 1873 und 74.
3777. Luzem, histor. Verein der ftlnf Orte Luzem, üri,
SchwyÄ, Zug und Unterwaiden: „Geschichtsfreund"
30. Bd., 1875.
3778. Mainz, Verein zur Erforschung der riieinischen Ge-
schichte und Alterthümer : Zeitschrift, Bd. 3, Heft 2, 1875.
3779. Marburg, k. k. Gymnasium: Programm, Jahrg. 1873
und 1875.
3780. Metz, L'acad^mie des lettres, sciences, arts et agricul-
ture: Memoires, 54. Jahrg. 1872—73. (3. Serie, 2. Jahrg.)
gedr. 1874.
3781. Mitau, knrländische Gesellschaft für Literatur und Kunst:
„Sitzimgsberichte aus dem Jahre 1874," gedr. Riga, 1875.
3782. Mens, Sod^t^ des sciences, des arts et des lettres du
Hainaut: Memoires et PubUcations, 9. — 10. Bd., 1874
bis 1875; — Concours de 1875.
3783. München, königl. bair. Akademie der Wissenschaften:
a) Sitzungsberichte, Bd. 2, Heft 1—2, 1874 und
Bd. 1, Heft 1, 2, 3, Bd. 2, Heft 1, 2, 1875; -
b) Abhandlungen der histor. Classe, 12. Bd., 3. Abt.,
13. Bd., I.Abt, 1875: — c) Festrede von Franz
vonLöher „über Deutschlands Weltstellung*', 1874;
— d) Festrede des Dr. Eonrad Bursian „über den
religiösen Charakter des griechischen Mythos, 1875.
3784. — Alterthumsverein ftlr Kunst und Kunstgewerbe:
„Die Wartburg«, HI. Jahrg. 1875, Nr. 1—6.
3785. Münster, literarischer Handweiser: Nr. 1 — 18 des
14. Jahrg. 1875.
3786. Neuburg an der Donau, histor. Filial-Verein : CoUec-
taneenblatt, 38. Jahrg., 1874.
3787. Nürnberg, germanisches Museum: Anzeiger, 21. Jahrg.,
1874.
3788. Osnabrück, Verein für Geschichte und Alterthumskunde :
Mittheilungen, 10. Bd., 1875.
3789. Paderborn, Verein für Geschichte und Alterthumskunde
Westphalens: „Zeitschrift," Bd. 32 und 33 (4. Folge,
2. und 3. Bd.) 1874—75.
3790. Poitiers, Gesellschaft der Alterthumsforscher des west-
— xxn —
liehen Frankreichs: Bulletin, 1., 2., 3. und 4. Quartal,
1875.
3791. Prag, königl. böhmische Gesellschaft der Wissenschaften :
a) Sitzungsberichte pro 1875, Nr. 1—6; —
b)AbhandluDgeiI, 6. Folge, 7. Bd., 1874, gedr. 1875.
3792. — Yereux fUr Geschichte der Deutsehen in Böhmen :
a) Mittheilungen, 13. Jahrg., Heft 3 und 4.
14. Jahrg., 1., 2. Heft, 1875; — b) Jahresbericht
pro 1874/75; — c) Horawitz: Caspar Bruschius,
Prag und Wien 1874; — d) Leeder: Geschichte
von Aman, H. Prag 1873; — e) Pangeri: Die
Choden zu Taus, Prag 1875.
3793. — akademischer Leseverein der böhmiseben Sta*
denten : Jahresbericht (Vyrofcni zpräva) pro 1873/74
und 1874/75.
3794. — Lese- und Redehalle der deutschen Studenten:
Jahresbericht pro 1874/75.
3795. Regensbui^, histor. Verein von Oberpüalz:
a) Verhandlungen, 30. Bd. (der N. F. 22.) 1874; —
b) Verzeichniss über die Schriftsteller und Abhandlungesi
zu den bisher erschienenen 30 Bdn., 1874.
3796. BJga, Gesellschaft ft^ Geschichte und Alterthumskunde
der Ostse^rovinzen Busslands:
a) Mittheilungen, 12. Bd., 1. Hdä, 187^; — Sitzungs-
berichte pro 1874.
3797. Salzburg, Gesellschaft für Salzburger Landeskunde:
Mittheilungen, 14. u. 15. Vereinsjahr, 1874/75.
3798. Salz^edel, altmärk. Verein für vaterländ. Geschichte und
Idodustrie: 18. Jahresbericht, 1875.
3799. Schmalkalden, Verein filr Hennebergische Geschichte und
Landeskunde: Zeitschrift, Heft 1, 1875.
3800. Schwerin, Verein fllr meklenburgische Geschichte und
Alterthumskunde: Jahrbuch, 39. Jahrg., 1874
3801. Stettin, Gesellschaft fttr Pomraer'sche Gesdiichte und
Alterthumskunde: Baltische Studien, 25. Jahi^ 2. HeDt»
1875.
3802. Strassbnrg, la Societe pour la conservation des moiaai«
ments historiques d'Alsace:
a) Bulletin, 2. Serie, 9. Bd., 1874; — b) Siteuags-
berichte anno 1875, Nr. 1 bis 8.
3803. Stuttgart^ köoigl. Statifitisch-topograf. Bureau:
a) Württembergische Jahrbücher fbr Statistik und
Landeskunde, Jahrg. 1873, 1. und 2. Theil, gedr. 1874;
Jahrg. 1874, 1. und 2. Theil, gedr. 1875; — b) Ver-
— xxin —
. zeichniss der Ortschaften des Königreichs Württemberg,
1874.
3804. Trier, Gesdlschaft fftr nützliche Forschungen: Jahres-
berichte von 1872 und 73, gedr. 1874.
3805. Uhn, Verein für Kunst und Alterthum in Ulm und
Oberschwaben: Verhandlungen. Nene Reihe, 7 Heft^
1875.
3806. Utrecht, histor. Genootschap:
a) Kroniek, 6. Serie, 4. Theil, 29. Jahrg., 1873, gedr.
1874; — b) Werken, neue Serie Nr. 20, 1874 (Rogge's
Briefe von Johann Wtenbogaert) ; — c) Histoire des
Prbvinces Unies des Paifs Bas, Tome 4, 1874.
3807. Venedig, Istituts Veneto di scienze, lottere ed arti:
Atti, tomo terzo, serie quarta, Dispensa decima, poi tomo
primo, serie quinta, Dispensa prima, seconda, terza,
quarta, quinta e sesta, 1874/75.
3808. Wernigerode, Harz-Verein für Geschichte und Alter-
thumskunde :
a) Zeitschrift, 7. Jahrg., 4. Heft, 1874; — 8. Jahrg.,
1. und 2. Heft, 1875; b) Teppiche des Jungfrauen-
stiftes Marienberg bei Helmstedt vom Landschaftsrath
A. F. von Münchhausen in Hannover, gedr. 1874.
3809. Wien, kais. Akademie der Wissenschaften:
a) Sitzungsberichte philos.-histor. Classe, 75. Bd.,
Heft 1—3, 1873; 76. Bd., Heft 1 3, 1874;
77. Bd., Heft 1—4; 78 Bd., Heft 1. 1874 und
Register zu Bände 1 bis 70; — b) Archiv für
österr. Geschichte, 51. Bd., 2. Hälfte 1873, 52. Bd.,
1. Hälfte 1874; c) Register zu den Bänden
des Archiv 1—50, 1874; — d) Denkschriften,
23. Bd., 1874.
3810. — k. k. Central- Commission zur Erforschung und
Erhaltung derBaudenkmale : Mittheilungen, 20. Bd.,
1874, und 1. Bd., 1. und 2. Heft der neuen Folge,
1875.
3811. — k. k. geographische Gesellschaft: Mittheilungen
17. Bd. (der N. F. 7.) 1874.
3812. — Verein für Landeskunde in Niederösterreich:
a) Blätter, N. F. 8. Heft, 1874; — b) Topografie
von Niederösterreich, 8. Heft, 1875
3813. — heraldisch-genealogisch§r Verein „ Adler ^: Jahr-
buch, 1. Jahrg., 1874.
3814. — der Tourist: Jahrg. 1875.
3815. — Lese verein der deutschen Studenten:
— XXIV «
a) Jahresbericht pro 1873 und 74 ; — b) Kaufs
Kategorischer Imperativ und die Gegenwart (Vor-
trag des Dr. Johann Volkelt), 1875.
3816. Wien, akademische Lesehalle an der k. k. Universität:
Jahresbericht 1873, 1874 und 1875.
381 7. — Alterthumsverein : Berichte und Mittheilungen, Bd. 1 3
und 14, 1873—74.
3818. Wiesbaden, Verein für nassauische Alterthumskunde und
Geschichtsforschung: Annalen, 13. Bd., 1874.
3819. Würzburg, histor. Verein für Unterfranken und Aschaf-
fenburg: Archiv, 23. Bd., 1. Hefl, 1875.
3820. Zürich, Antiquarische Gesellschaft : Neujahrsblatt XXXIX,
1875.
III. Durch Ankauf.
3821. Dannstadt, Gesammtverein der deutschen Geschichts-
und Alterthumsvereine : Correspondenzblatt, Jahrg. 1875.
3822. Mainz, römisch-germanisches Centralmuseum : Die Alter-
thümer unserer heidnischen Vorzeit, von Dr. L. Linden-
schmit, 5. Heft des 3. Bd., 1875.
I. Urkunden und Acten.
Geschenk von den Herren:
1606. Götz Franz, Buchhändler in Leibnitz: Eine Gopie des
Grazer Dombildes, den Einfall der Türken in die Steier-
mark im Jahre 1480 darstellend. (Aus der steierm.
Zeitschrift.)
1607. Hofrichter J. C., k. k. Notar in Windischgrätz : Mehrere
gedruckte Stammbäume europäischer Fürstenhäuser,
dann einige Entwürfe zu Panoramen aus der Steiermark.
1608. Napreth Ignaz, Kaufmann in Graz: Zunftordnung von
Kaiser Leopold ddo. Wien 16. Juli 1698, dann Siegel
sammt Kupferplatte (Kundschaft) der Barett-, Socken-
und Strurapfstricker in Graz.
1609. Pichl von Gamsenfels Carl Ritter, Gutsbesitzer in Eggen-
wald:
a) Mehrere Acten aus dem laufenden Jahrhundert,
Gülten bei Radkersburg betreffend ; — b) einen Situa-
tionsplan der neuerbauten Jakomini- Vorstadt in Graz
vom Jahre c. 1790.
- XXV —
1610. Schmutz Johann, Lehrer in St. Stefan ob Leoben: Ori-
ginal eines Vergleiches der Herrschaften Eaisersberg,
Massenberg, Stift Neuberg, und Göss in Zehentstreitig-
keiten ddo. Eaisersberg 18. April 1759.
II. Handschriften.
503. Eamer Josef, pens. Pfarrer in Graz: Eine etymologisch-
topografische Berichtigung des Namens des Dorfes Eals-
dorf oder Earlsdorf.
504* Pils Jacob, Oberlehrer zu Kraubat in Obersteier : Schät-
zungs-Urkunde des Amtes Ehober ddo. 17. Juni 1642
Ober den Nachlass des verstorbenen Bernhardt Ehober.
505. Seidl J. G., k. k. Hofirath : Eine Sammlung von steirischen
Gesängen und Tänzen.
O. FtLV die Klixnst- und AJteirtliixms-
Geschenk vom Herrn:
1132. Graggober Johann, Hauptmann der Feuerwehr in Ober-
wölz: Eine Münze, sogenannten „ Talismann ^.
1133. Pichl von Gamsenfels Carl Ritter, Gutsbesitzer in Eggen-
wald : Einen Kupferabschlag der Aversseite einer Denk-
münze auf Martin Luther.
1134. Pils Jacob, Oberlehrer zu Eraubat in Obersteier: 5 Stück
alte Silber- und 4 Stück alte Bronze-Münzen.
1135. Schmutz Johann, Lehrer zu St Stefan ob Leoben:
Eine kleine tirolische Silbermünze des 15. Jahrhunderts
aus dem Galler'schen Funde zmschen Eaisersberg und
Kraubat, dann 4 Stück römische Silbermünzen.
1136. Tilesius von Tilenau, kaiserl. mssischer Staatsrath in
Petersburg, em Facsimile jenes Bildes, welches der
Manesse'sche Codex in Paris zur Verherrlichung des
steir. Minnesängers Ulrich von Liechtenstein enthält
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B.
Abhandlungen.
Georg Maiaeus Visclier
und
seine Wirksamkeit in Steiermark.
Von
J. V. Zahn.
Das Leben und Wirken des hochverdienstlichen Mannes,
dessen Name hier obenan steht, ist in umfassender Weise
bereits vor einer Reihe von Jahren Gegenstand der Darstellung
gewesen.
Durch weiland J. Feil, welcher 1857 mit der ihm eigenen
Gründlichkeit G. M. Vischer's karto- und topographische Ar-
beiten für Ober- und Nieder-Oesterreich und für Steiermark
— von den nebenläufigen allgemeinen und jenen localen für
Mähren und Ungarn abgesehen — behandelte '), goss sich
eigentlich zum ersten Male das Licht der Forschung über den-
selben aus. Vor ihm gab es nur sehr verstreute Notizen und
fromme Wünsche Einzelner nach genauer Kenntniss des Lebens
und Arbeitsganges eines Mannes, der in gewisser Beziehung
und für die obgenannten Lande phänomenalen Wirkens gewesen.
^ In den „Berichten und Mittheilungen des Alterthumsvereines in Wien",
2. Bd. Auf diese treffliche Arbeit mag auch für alle Fälle jenseits
des Rahmens vorliegendeu Aufsatzes verwiesen sein. Einen Auszug
von Feiles Darstellung, doch ohne Ergänzungen, lieferte F. Simony
1858 in den „Mittheilungen der k. k. geograph. Gesellschaft^', 2. Heft,
p. 13 uff. Wegen der verhältnissmässigen Seltenheit, in welcher Fe iTs
Arbeit im Lande existirt, ist hier sein rein beschreibender und ver-
zeichnender Theil in grösserer AusfÜrlichkeit, mit Zusatz der Nach-
träge, verwendet, um den Artikel so weit möglich an Einem Flecke
erschöpfend und för Sammler handbar zu gestalten.
KittheU. d. hist. Vereine f. Steiermark. XXIV. Heft, 1876. 1*
— 4 —
Das Bild spricht für bestimmte Fälle eine weit klarere,
kürzere und verständlichere Sprache, als jede wörtliche Dar-
stellung. In örtlichen Fragen tritt aus ihm das Vergleichs-
materiale weit greifbarer, weil sichtlich, an den desselben
Bedürftigen heran, als es durch die schriftliche Auseinander-
setzung geboten werden könnte. Als Erzeugniss der graphischen
Kunst ist ihm eine weitere Stufe in der gewönlichen Pietät
gesichert Ist der Kunstwerth gering, so wiegt ihn die Ver-
einzelung oder das Alter des Stückes auf. Es veraltet eigentlich
nie so leicht wie ein Buch, und kann, seiner fassUchen Sprache
wegen, auf einen weit ausgedehnteren Kreis rechnen als ein
solches, womit freiUch auch wieder die Gefar des Sichver-
lierens erhöht ist.
An der reichen Folge von Ortsbildem, welche V i s c h e r
in verhältnissmässig wenig Jahren — weit mehr als 1000 in
etwa 1 5 Jahren — hervorrief oder selbst schuf, an den vielen
Ansichten von Städten und Märkten, Burgen und Klöstern, wie
selbe um c. 1670 in den genannten drei Ländern bestanden,
hat sich so Mancher von Jung und Alt erfreut und erfreut
sich noch jetzt. Dem ausgeprägten heimatlichen Sinne ist da-
durch die Wandlung des Schönen und Grossen auf Erden so
nahe gelegt, dem unklaren verhilft das Werk zum Gepräge.
Es dürfte Wenige geben, denen an dem Vergleiche der Gegen-
wart bei ihnen wolbekannten Oertlichkeiten mit deren Zustande
in der Vergangenheit nichts gelegen ist und die daraus nicht
eine Bereicherung ihrer Kenntnisse auf angeneme Art ersehen.
Da sind vielthürmige Burgen auf weitschauender Höhe, zu ihrer
Zeit der Stolz des Landes und der alt eingesessenen vomemen
Familien, denen sie gehörten: heute sind die Geschlechter
ausgestorben oder verarmt, und von ihren Vesten ragen einsame
Thurm- und Mauerreste aus Geröll und wucherndem Gestrüppe
allein noch empor. Hier zeigen sich uns kleine, bescheidene
Schlösschen, anspruchslos wie vielleicht auch vor Zeiten die
Geltung ihrer Eigentümer : heute sind daraus stattliche Land-
sitze geworden, oder auch sind sie fast sogar mit dem Namen
von der Scholle verschwunden, welche sie trug. Dort sind Klöster
— 5 —
abgebfldet, die weit in die Culturgescliichte des Landes mit
ihrer Gründung zurückreichen, umfassende Bauten, reichbelebt :
heute dienen sie profanen Zwecken oder es weiden die Ziegen
auf ihrem übergrünten Getrümmer und durch die geborstenen
Wände pfeift der Wind. Endlich die Städte und Städtchen,
die einen hinter Mauergürteln geborgen vor der ostnachbar-
lichen Unsicherheit, die anderen meist mehr malerisch gelegen
als bautenreich : heute haben sie sämmtlich ihren Umfang aus-
gedehnt, die Mauern fielen, die Strassen recken sich weit in
die Umgebung hinein und ziehen die nächsten Dorfschaften
zur Stadt, Fabriken und Gewerke beleben die Nachbarschaft
und nur wenige haben durch eigentümliche Verhältnisse in
der Zeit nicht gewonnen.
Und weil diese Bildwerke so deutlich von der Heimat
sprachen, standen sie auch hoch in der — contemplativen
Pietät Es steht zwar mit anderen Dingen in Beziehung, aber
demungeachtet fest, dass nur Einmal ernstlich gefragt wurde,
welches denn der Lebensgang, die Werke, dieMühenVischer's,
durch die er sich emporgerungen, gewesen ? — und dass diese
Eine Frage erst nach langen Jahren beantwortet wurde. Die
gediegene Studie Feils hatte, im Zusammenhange mit dem
frisch auflebenden historischen Sinne und Schaffen, den Erfolg,
dass Vi scher 's Bilderwerke mehr und mehr gesucht, dass
die Exemplare verglichen und durch neue Abdrücke aus den
erhaltenen Platten *) ergänzt wurden, und dass — für Steier-
mark wenigstens — dieselben, je nach ihrer Vollständigkeit,
namhaften Sammelwert errangen.
'") Das Bteierm. Landesarchiv bewart ihrer 289; andere 13 (darunter
die grosse, doch teilweise umgearbeitete des Stiftes) befinden sich zu
Admont, andere 5—6 zu s. Lambrecht. Es dürften wohl auch zu
Reun und Yorau deren noch vorhanden sein. Einzekie Platten von
Schlossern geraten zuweilen in Handel, wie denn deren 2 (Königsberg
und Wisell) der bekannte Vischerkenner, Herr Privatier E. F ü r s t zu
Graz, in Pettau (aus dem Nachlasse des bekannten Historikers Sim.
Povod-en) erworben hat und dem Landesarchive zum Geschenke
machte. Wartinger gibt 1834 nur mehr 285 als im stand. Archive
befindlich an. (Stmk. Zeitschr., Neue Folge, I., 2. Heft, p. 73.)
— 6 —
Freilich darf man nicht verkiennen, dass die Erhaltung
in Zal und Güte der Exemplare sehr durch den Umstand
gefördert wurde, dass dieselben in Buchform uns überkommen
sind, worin sie je einen starken Band abgaben. Ungebunden
hätten sie sich verzettelt, wie dies noch bis in die neueste
Zeit kostbaren Suiten von Ortsbildem und wie es auch den
Einzelblättem Vischer's von Admont, Graz, Kremsier und
Wien mid auch seinen Landkarten begegnete.
Die Bedeutung Vi seh er 's ruht nicht in seinen Werken
allein, in der Ausdehnung, Zal und Umfassend heit derselben,
sondern noch in dem Umstände, dass er in seiner Art und
speciell für unser Land der Erste gewesen und es auch für
lange, lange Jahre gebUeben. Die wenigen Karten der Steier-
mark, welche vor ihm erschienen waren''), halten in keiner
Weise mit der seinen den Vergleich aus, weder in Grösse,
noch in Reichtum, noch in Richtigkeit. Zum Teile sind es nur
kartographische Incunabeln, zum Teile buchhändlerische Unter-
nemungen, welche, für diese unbekannten Landstriche wenig-
stens, Anspruch auf Stichhältigkeit nicht machten und für uns
mehr Curiosa als Gegenstände von Studien über Auffassung
abgeben. Wie etwa jenes Augustinermönchs von Fürsten-
feld im Auftrage Ferdinand's IL begonnene Karte der Steier-
mark ausgefallen wäre, lässt sich nach den wenigen uns er-
haltenen Skizzen und Aufnamen, so geschickte Zeichnerhand
sie auch verraten, nicht mit Gewissheit schliessen. Nicht
minder gab es vor V i s c h e r der Ortsbilder für unser Land sehr
*) Von Lazius (1561), Dakert's, Mercator (1611) und Blaeiuv
(1644), welche Feil anftirt. Für das 16. Jahrh. besitzt das steierm.
Landesarchiv eine kleine Karte von Steiermark auf Pergament und
illuminirt, welche bisher unbekannt geblieben scheint. Zu den obge-
dachten vorvischerischen Karten fUgen wir noch Merlan resp. Sut-
t i n g e r (1 649 in des Erstercn Topogr. Stiri«), welche offenbar eine Ver-
kleinerung der holländischen von Blaeiuv ist, weiters die im steierm.
Landesarchive befindliche Handzeichnung Joh. Caspar Spengler 's
„Steinschneider zu Graz", für Innerösterreich von 1655, dann die
Karte Martin Stier's, kais. Oberingenieurs, für Ungarn von 1664,
die jedoch auch ganz Steiermark u. s. w. enthält.
— 7 —
wenige — nach dem Erhaltenen zu urteilen — und von dem
Dutzend fällt ein gut Teil auf die Untememung Merian's
(1649), welche der zu Kanten in Obersteier geborene Martin
Zeiller mit begann. Steieimark lag eben abseits der grossen
europäischen Verkehrswege und fand und bot in dieser Neben-
stellung nicht genügend Interesse. Die Kunstthätigkeit in
besagter Richtung wirkte damals an weit mehr entwickelten
Culturstätten in dem viel geld- und ereignissreicheren und
untemeraungslustigeren Centrum und Westen von Europa, und
richtete sich nach Abnemem und Mäcenen, die mit allen früher
genannten Veranlassungen bei uns feiten. Hat doch selbst
V i s c h e r nur mit Mühe seinen Arbeitslohn für das Schlösser-
buch blos zum Teile hereinbringen können ! Dieser Mangel an
Ortsbildem behob sich durch sein Erscheinen mit einem Male,
und die Sachlage änderte sich so sehr, dass von da ab Steier-
mark zu den mit Ortsansichten bestausgestatteten Ländern zälte.
So vortrefllich auch Feil's oberwänter Aufsatz über
V i s c h e r ist und so gründhch er auch alles damals zugäng-
üche Materiale verarbeitet bietet, so entbehrt er doch nicht
der Lücken. Sie sind aber nicht auf des ungemein umsichtigen
und gewissenhaften Forschers Rechnung zu setzen. Seit Feil
haben sich — in Steiermark wenigstens — neue Arbeiten
Vischer's, sowol im Stiche als in Handzeichnungen gefunden;
zu den schon bekannten Actenstücken treten neue, welche
sowol sein Leben und Streben als auch seine Werke, ausge-
fürte und nicht ausgefürte oder verkommene, dann andere,
von welchen früher Kenntniss nicht vorhanden war, erwänen.
Für Steiermark sind um 1857 nur etwa 30 Documente Feil
zugänglich gewesen, wogegen die Protokolle, sowol der
Verordneten als der Landtage, der Buchhaltung, des Zalamtes,
der Registratur und des Expedites nicht benützt worden sind.
Diese neuen Funde an Arbeiten Vischer's und Aufschrei-
bungen ihn betreffend liegen diesem gegenwärtigen Aufsatze
zu Grunde. Er hat die Absicht, das Wirken Vischer's
auf steirischem Boden allein, doch im Zusammenhange
mit dem schon Bekannten, darzustellen. Freilieb mangelt es
— 8 —
auch hier nicht an mehr oder minder empfindlichen Lücken;
zum Teile sind — z. B. die Cassenbücher — einzelne Pro-
tokolle nicht mehr vollständig, zum Teile lassen ihre Auf-
schreibungen an Ausfürlichkeit zu wünschen übrig. Die fülbarste
Lücke ist jene der Jahre 1673 — 1676 und sie wäxe nur durch
das Tagebuch Vischer's zu decken, das bereits Simony
vergeblich herbeisehnte Es kann auch sein, dass sich an Acten
einzelne Nachträge noch finden. Jedenfalls dürfte aber an dem
Faden des neuaufgeschlossenen Materiales die bisherige Kenntniss
über V i s c h e r einigermassen bereichert werden.
Georg Matthaeus Vis eher war der Geburt nach ein
Tiroler, sonach ein Landsmann des ihm geistesverwandten
Peter An ich. Man nimmt an — und wol mit Recht — dass
seine Eltern Bauersleute gewesen, Mathias V i s c h e r und Mar-
garetha geb. Anderer, sesshaft zu Wens im Pitzthale, das
gegenüber von Jmst in das Oberinnthal mündet. Dort erblickte
Georg Matthaeus am 22. April 1628, eine Schwester Anna
1633 das Licht der Welt. Damit schliessen aber auch die
Familiendaten. Wir wissen nicht, was den Knaben zum Stu-
diren brachte, wer ihn darin förderte, wo er die unteren, wo
er die theologischen Schulen absolvirte ; nur das giebt er selbst
in seiner „Erdbeschreibung" an, dass er als 1 öjähriger Knabe
über die Rauhe Alp bei Ulm gewandert sei. Es mag auch
sein, dass Vis eher das Los der vielen tiroler und vorarl-
berger Jungen teilte, welche — vor Zeiten wenigstens — um
die Familie zu entlasten in die Fremde zogen, als Hirten u. dgl.
sich verdingend, dass sein guter Stern sein mathematisches
und Zeichnentalent dort entdecken liess, wo man geneigt und
in der Lage war, diese Anlage auszubilden, dass unter solcher
Förderung er spät zu studiren begann und endlich um das
Fortkommen zu haben, Geistlicher wurde. Mit der Anname
Feil's, dass Vis eher, wie es heutzutage gewönlich geschieht,
mit 24 Jahren als absoMrter Theologe in die Welt getreten
sei, kann ich mich nicht recht befreunden. Wie käme der ein-
same Knabe mit 15 Jahren auf die Rauhe Alp? Die unteren
Classen zälten damals nicht so viele Jahrgänge wie jetzt und
Hessen sich auch von Späterkommenden in noch kürzerer Zeit
zusammenfassen. So meine ich denn, dass V i s c h e r keineswegs
den gewönlichen Schulgang gemacht, sondern erst später mit
gutem Glücke die Bahn betreten habe, die ihm von Haus aus
kaum vorgezeichnet war.
Genug an dem, wir finden Vis eher als 38jährigen Mann
mit Einem Male in der Stellung eines Caplans zu Andrichs-
fiirt, bei Schärding im Innviertel gelegen, das heute zu Ober-
österreich und der Diöcese Linz gehört, damals aber in
politischer Beziehung dem Eurfürstenthume Baiem, in geist-
licher dem Bisthume Passau unterstand. Es war dies 1666,
und er tritt uns in einem Documente entgegen, in welfchem
er bei dem Patron von Leonstein, dem Grafen Georg Sigmund
von Salburg, um Verleihung dieser Pfarre nachsuchte. Bereits
damals muss er jedoch schon ausgedehnte geometrische, resp.
kartographische Arbeiten getrieben haben, denn zugleich mit
jenem Gesuche legte er den Ständen von Oberösterreich auch
den Antrag der Abfassung einer Karte des Landes ob der Ens
vor. Beides glückte ihm, schlug indess in der Folge nach keiner
Seite zur Zufridenheit aus. Die gedachte Pfarre Leonstein
wurde ihm am 9. Juni 1666 verliehen. Die Verhandlungen
mit den Ständen gewannen aber erst 1667 festere, ihm mehr
zusagende Formen. Mit Erlaubniss des Ordinariates zu Passau
verbrachte Vischer die gute Zeit mit seinen geometrischen
Auihamen und Zeichnungen, den Winter aber in der Seel-
sorge auf seiner Pfarre, und wol auch mit Uebertragung seiner
sommerlichen Ergebnisse. Das stand aber wenig nach dem
Sinne des neuen Gutsherrn und Patrons, des Grafen Gott-
hard Heinrich von Salburg. Wie weit der Conflict gedieh,
lässt sich nicht sagen. Möglich auch, dass Vischer die Zeit
für gekommen erachtete, wo er auf die geistliche Pfründe als
Lebensschutz nicht mehr zu reflectiren brauchte und dass er
die Hoffnung hatte, mit seinen Lieblingsstudien allein sich ent-
sprechend fortzubringen, — kurz, Ende 1668 legte er das
Pfarramt zurück und am 15. Jänner 1669 finden wir ihn schon
als agewesten" Pfarrer bezeichnet
— 10 —
In Oberösterreicb, wo Vis eher Jahre hindurch weder
mit Liberalität, noch besonderer Glimpflichkeit behandelt wurde,
war ihm indess ein Gönner in dem Grafen Bartholomä von
Starhemberg erwachsen, der (wol zur Zeit der Wendung seiner
Angelegenheiten im Lande ob der Ens) dem Kaiser von
der neuen ^perfecten Mappa^ sprach, und dass, wenn es
Sr. Majestät gefiele, man den Geographen auch für Nieder-
österreich haben könne ; worauf Leopold L antwortete, er sähe
es gerne, wenn sich der Untememer einmal in Wien einfinden
würde. Der Graf liess diese günstige Aussicht Vis ehern
durch seinen Secretär mitteilen und ihm zugleich angeben,
wo er sieh zu melden hätte *). Auf diese Art wurde unserem
damals wol ziemlich bedrängten Kartographen eine schöne Per-
spective eröflhet. Zwar war seine erste Arbeit noch keines-
wegs vollendet; aber gerade auch das kennzeichnet diesen
thätigen Mann, dass er stets 3 — 4 Untememen auf einmal im
Auge und unter der Hand hatte. In Wien, unter der wol-
woUenden Aegide des Monarchen und hoher Herren, wo er
eben so leicht Helfer als Auftraggeber finden konnte, wo seine
seltene Kunst Anerkennung und Lohn erwarten durfte, was
doch in der Provinz ihm nicht zu blühen schien, konnte er
auch eher mehreren Plänen auf einmal sich widmen.
Noch anfangs 1669 wendete er sieh dahin. Sein Project
kam bereits am 18. Februar im Landtage vor und am 11. bis
12. wurde die niederösterreichische Landschaft unter für ihn
ungewönlich günstigen Bedingungen vertragseinig'').
^) Diese an sich ganz neuen Daten resultiren aus dem Briefe Vi seh er 's
an die stmrk. Verordneten vom 3. April 1673; s. dens. in Note 14
^) Feil beklagt den Mangel der Erhaltung des niederöst Gontractes
Ihn ersetzende Auszüge aus niederöst. -ständischen Einreichungs- and
Expeditsprotokollen finden sich bei unseren Acten, besorgt durch den
n. ö. Expeditor Adolf Crem er und offenbar 1672 den steir. Ständen
entweder durch Y i s c h e r selbst oder mit dem Empfelungsschreiben
der n. ö. Verordneten (vgl. Note 6) vorgelegt. Ausnams weise lassen
wir diese Protokollsauszttge zur Ergänzung der bisherigen n. ö. Daten
hier folgen.
— 11 —
Die niederösterreichische Karte schloss V i s c h e r in der
Aufiiame bereits 1669 ab, vollendete sie im Stiebe 1670, druckte
sie — stets noch mit den Arbeiten für Oberösterreich be-
schäftiget — 1671 und gab sie anfangs 1672 an die Oeffent-
lichkeit
Das Jahr 1671 war auch jenes, in welchem er mit den
Ständen der Steiermark behufs Abfassung einer Karte für
dieses Land sich in Verbindung setzte. Es muss das etwa gegen
Ende Septembers gewesen sein, denn am 1. October erfolgte
im Landtage über seine Eingabe der Beschluss, die Fürung
„Copi des vnterösterreichlschen Contracts. Yischer Georg Mattheuss
berichtet, dass (er) eine Mappam vber Ober-Ossterreich gemacht, tiiuet
sich bey den lobl. Ständen in Y. 0. vmb dergleichen Arbeit auch
anmelden.
Rathschlag.
Herr Landtmarschalkh wird von denen drey obei en Ständen hiemit
freintdienstlich ersucht, ob derselbe ihme belieben lassen hette, den
Suplicanten fir sich zu fordern vnd Yon ihme zu Ternemben wie vnd
welcher Gestalten, auch mit wass fir einem Vnkosten er innermelte
Mappam inss Werkh zu stöUen Yorhabenss, auch wan er damit förtig
zu sein ihme getraue, folgents die löbl. Stände dessen Erclärung
widerumben zu erindern.
Wien im Landtag den 18. Febr. 1669.
Idem zttfolg seines am 18- Febr. verbschaidten Anbringenss vber-
gibt hernach volgente Puncta. l^° solle die Mappa von khonfftigen
Ossteren inner zwayen Jahren verförtiget werden, 2J^ Raissuncosten,
Mühe vnd Arbeith, Bezahlung der Khupffer 3600 fl. gegen Liferung
derselben vnd 150 Exemplarien, 3<^ Bezahlung dieser 8600 fl. alss
zum Anfang 1000 fl. , der Änderte auf Martini huius anni wider
1000 fl., der dritte Ossteren 1670, der vierte wan die Mappa zu-
ständen gebracht, 4^ Patent zu Freypassierung vnd dass er aller
Orth eingelassen, mit dem Praedicat Landschafft Geographi, vnd
solches durch die Viertlbotten intimieren zu lassen ; dafehren Gaution
desideriert werden sollte, schützet vor Herrn Graffen Bärtholme von
Starhmberg.
Rathschlag.
Dem Suplicanten widenimb hinausszugeben, vnd haben die lobl.
Stände in heutiger dero Yersamblung geschlossen, dass demselben
zu Perficierong innermelten Operis geographici in Allem 3000 fl.,
vnd zwar gleich anieczto die 500 fl., nach Yerfbrtigung eines jeden
— 12 —
(ier Angelegenheit den Verordneten zu überlassen*'). Dann
ruhte selbe den Winter über, wol Vi scher 's selbst wegen,
der, wie eben erwänt, just mit den Schlussarbeiten der nieder -
österreichischen Karte zu thun hatte und begann wider im
März 1672 in Fluss zu kommen. Vis eher mag um diese Zeit
selbst in Graz gewesen sein, wohin er ein freundliches Für-
wort der niederösterreichLschen Stände mitbrachte. Er habe
ihnen, sagten diese, mit seiner Eartenarbeit „ein saatsames
Contento vnd Wohlgefallen" erwiesen'). Wenn auch die Ver-
handlungen noch nicht bis zum schriftlichen Vertrage gediehen,
so muss doch ein mündliches Uebereinkommen getroffen worden
Viertls aber alle Zeit widerumb 500 fl. vnd den Vberrest nach Voll-
endung des Toelligen Werkhs geraicht, ihme auch dass gebettne Pa-
tent! eruolgt werden solle, hingegen er ihnen lobl. Ständen von jeden
Yiertlen gleich das erste Exemplar vnd hernach so es ihnen gefellig
200 derselben ohne ihren Entgelt herein geben, wie auch den Khu-
pferstich, nachdem er hieruon 800 Exemplaria für sich verförtigen
lassen, restituieren vnd kheinen andern darnach stechen lassen solle.
Wien im Landtag den 11. April 1669.
Vischer Georg Mattheuss ist erbüettig der löbl. Stände am 11.
diss ergangnen Schluss zufolg dass Werkh vmb die versprochne
8000 fl. eheistens anzufangen, bitt anieczto vmb 500 fl. ein Geschafft
an den Einnember ausszuförtigen.
Rath schlag.
Fiat allermassen der lÖbl. Ständt Schluss vermag dem Einnember
vnd der Ganczley aufzulegen wie begehrt vnd disses sambt gedachten
Schluss bey der Registratur alles Fleisses aufzuheben, dem Supli-
canten aber auf Begehren vidimirte Abschrifften zu erthailen.
12. April 1669.
«) 1671, 1. October.
„G. Vischer der löbl. n. ö. Landtschafft Geographus offerirt die
Landtcharten vber Steyer gegen Bezallung zuuerfbrttigen.
Rathschlag.
Der löbl. Verordneten Stöll einzuraichen, die wollen communi con-
silio mit Herrn Landtshaubtmann wegen hierin angebottener Ver-
förttigung der Landtcharten vber Steyer mit dem Supplicanten auf ein
Leidenliches zu tractim gedacht sein."
Stmrk. L.- Archiv, Landtagshandlungen 1671, f. 360.
') Feil a. a. 0. p. 68 (Sonderabdruck).
— 13 —
sein. Denn aus einer späteren Eingabe Vischer's stellt sich
heraus, dass man sich damals bereits auf einen Pauschalbetrag
von 2000 fl. geeiniget hat, womit Vischer's Mühen und
Kosten gelont werden sollten und wofür er 200 Exemplare
der Karte in das Landhaus abzuliefern hätte ^). Dass man die
Arbeit seitens der Stände mit gewisser Bestimmtheit in's Auge
gefasst, dafür spricht auch, dass als Abschlag des erst fest-
zustellenden Vertrages das Einnemeramt schon am 31. März
d. J. angewiesen wurde, ihm einen Betrag von 50 fl. auszu-
bezalen ^. »
Nicht weniger steht fest, dass V i s c h e r die Absicht hatte,
sogleich im Frühjahre 1672 die Aufhamen zu beginnen. In-
dessen traten Gelegenheitsarbeiten in Wien an ihn heran,
welche den Beginn jener um ein ganzes Jahr hinausschoben.
Um Ostern nämlich entsendete ihn die Hofkanuner in Be-
gleitung des General-Kriegscommissärs Grafen von Hochenfeld
nach Ungarn, um die Wieselburger Gespanschaft und das
Altenburger Comitat zu mapprren, und nach Vollendung dieser
Arbeit der Hofkriegsrat in Begleitung des Generalwacht-
meisters Grafen von Kielmannsegg zu gleichem Behufe in
die Schutt Die noch übrige gute Zeit des Jahres 1672 konnte
er nicht für Reisen verwenden, da eine seitens der nieder-
österreichischen Stände ihm zugesagte Remuneration von
100 Ducaten erst im October flüssig wurde, und nun war es
«) Vgl. Wortlaut in Note 9 und Resolution in Note 10.
») 1672, 31. März.
„Georgen Vis eher Geographo in Abschlag des mit ihm chOnftig
aufrichtenden Contrats angeschafft 50 fl."
Strmk. Landesarch., Yerordnetenprotokolle, 1672 — 73, f. 70.
Daraus gestaltet der Einnemer folgende Aufschreibung:
„Georgen Vi scher, Buchhändler, welcher wegen etlicher darge-
botener BQecher sein Beiss nach Wien vorgenomben, vnd dits Orts
mit ihme ein Contract geschlossen wierdet, in Abschlag dessen
entricht 50 fl."
Ebend., Ausgabenbuch, 1672, Extraordinary.
In Graz existirte damals auch ein Buchhändler Mathias Vi scher;
ob der Einnemer ihn mit unserem Georg Matthaeus verwechselt habe,
lässt sich sieht constatiren, ist aber kaum wahrscheinlich.
— 14 -
zu spät für Aufiiamen im Gebirge. So erklärt er denn im
März 1673 den steierm. Verordneten, er habe die Winterszeit
auf das oberösterr. „Schlösserbuch" und an die „österreichische
Histori vnd Beschreibung" gewendet, sei aber jetzt bereit,
mit Steiermark zu beginnen, falls die Angelegenheit noch
im Belieben der Stände läge ^°). Das war allerdings der
i^*) „Vnterthänig gehorsambes Memoriale Georg Matthei Y ischers Geo-
graph! betr. die Verfertigung der Landcarthn (an die steierm. Ver-
ordneten).
Vor ainem Jahre hahe bey denen hochlöblichen Herren Herren
Verordneten ich mit gehabter hiessig Wiennerischen Recommendation
die Landcarthen vber das Herczogthumb Steyer zu machen angemelt,
worauf mit mir vor Allem Raissvnkhosten, Mühewaltung vnd Khupfer-
Btüch denen hochlöblichen Herren Herren Landtständen einzuant-
worten 2000 fl. tractiert worden, ich wol vnd gewiss vermaint
verschinen Früeling gleich anzufangen, aber so bin ich gleich zuuer-
Bchinen Ostern von kay. Hofkammer mit Ihr Excellents Herren
General Eriegscommissario Herren Grafen von Hochenfeld erstens
ein Garthen vber die Wisslburgische Gespon- vnd Altenburgische
Grafschafft, dan vnd andemss von kay. Hofkriegsrath mit Ihr Excellents
Herren General Wachtmaister von Eielmansegg eine dergleichen
Carthen vber die grosse vnd khleine Schutt, auch Rabau vnd Tökhes
zu machen verschikht worden, drittenss haben mir hiessige Osster-
reichische H. H. Stände ein Recompens von hundert Duggaten ver-
wüligt, aber die Expedition erst im October eruolgt, zu welcher nun
der verhinderliche Winter mich in dem Gebürg zu raissen vnd zu
operiem herzugenachet (!), habe also zu Gewinung der Zeit dissen
Winter hindurch die Ober Ossterreichische Topographiam (Gemmae
Norici ripensis intitulirt) zuuerfertigen, auch mich auf die Osster-
reichische Histori vnd Beschreibung begeben, welche beide bis Osstem
fertig werden. Sehen also Ihr hochgräfl. gnädiger Herr Herr Praesident
vnd Ihro hochwürdig Gnaden vnd Gnaden, dass ich gar mit gewichtigen
Vrsachen biss hiehero seye verhindert worden, wann aber ieme nach
noch beliebig vnd gefilllig, dass ich diss Werkh (Ihr Landtcarthen)
solle noch anfangen, bitte ich vnterthänig vmb geiiadige Signatur, Eür
hochgräfl. Gnaden vnd hochwürdig Gnaden vnd Gnaden mich gehör-,
samblich befelchent.
Eür hochgräfl. Gnaden, hochwürdig Genaden vnd Genaden
vnterthänig gehorsamer Diener
Georg Mattheus Vis eher Geographus m. p.**
Orig., strmk Landesarchiv.
--- 15 —
Fall *0 ^^d datirt vom Tage des Bescheides (21. März) auch
der fönnliche Vertrag, welchen Vis eher indess 1676 noch
nicht unterzeichnet hatte **).
Dieser setzte fest, dass Vischer die Karte binnen zwei
Jahren, wahrend welcher er die Mappirung vomemen sollte,
fertig zu bringen, jede Fünflelsaufhame — denn Steiermark
zerfiel damals in fünf Kreise — in der Au&ame behufs Revision,
respective Besserung und Vervollständigung den Verordneten
vorzulegen, endlich 200 Beindrucke sammt den Kupferplatten
einzuUefem hätte. Dafür verpflichten sich die Stände 2000 fl.
ihm derart zu bezalen, dass ihm zu Beginn 300 fl. und
für jedes eingebrachte fertige Fünftel abermals 300 fl. entrichtet
würden, der Rest aber nach Abgabe der 200 Exemplare und
der Platten. Es stünde ihm frei, sich 800 Exemplare (für den
Handverkauf) abzuziehen. Ebenso würde man ihm ein Patent
ausfertigen, welches ihm seitens der Obrigkeiten und Herr-
schaften, der Städte und Märkte alles Entgegenkommen sicherte.
^1) Auf der Aussenseite obiger Eingabe findet sich folgende Resolution:
„Die löbl. verordnete StöU lasst es communi consiiio mit Herrn
Landtshanbtmann bey der mit dem Supplicanten ratione Formirung
der Steyrischen Landtkarten beschlossenen Accord, hieromben auch
demselben bewiUigten zweytausend Gulden nachmaUen allerdings ver-
bleiben vnnd solle derenthalben ein ordentlicher Gontract verfertigt
vnd gegeneinander verwexlt werden, des Versehens, er Geographus
werde ihme die Landtkarten accurat emzurichten, auch bestmüglichst
zu befllrdem angelegen sein lassen.
Graz den 21. Merzen 1673.
Galnstein m. p.*^
und das Yerordnetenprotokoll 1673—79, £ 1' fasst den Beschluss
wie folgt:
„Dem Vis eher Geographo Yerbschaidung, bleibt bei dem mit ihme
getroffenen Accord, wirt sich mit einem gueten Ehupferstecher zu-
aersehen wissen.''
<*) Original, Concept und Abschrift im st. Landesarchive; voUer Wortlaut
desselben bei Feil a. a. 0. p. 62—68. — Dass Vischer zur Zeit
des Abschlusses des Vertrages nicht in Graz war, geht aus seiner
Eingabe vom 23. April 1673 (Note) hervor; wegen des Vertrages
und seiner Unterschrift s. auch Note 15 und 20.
— 16 —
Wegen der Form des Patentes wendete sich der Präsident
der Verordneten * '*) an V i s c h e r, um das niederösterreichische
als Muster zu erhalten, und auch mit der Anfrage, ob die
niederösterr. Stände ihren Beschluss wegen der Abfassimg der
Landkarte dem Kaiser zur Genemigung vorgelegt hätten. Das
Erstere Uess V i s c h e r mit seiner Antwort nach Graz gelangen,
wegen des Letzteren konnte er nur berichten, wie eigentlich
des Kaisers Gnade ihn nach Wien gezogen, wie selbe ihm die
Ueberreichung der n. ö. Karte reich gelont und wie hohe
Regierungsbeamte für die Aufhame sämmtlicher Erblande, und
hohe Herren für jene von Steiermark besonders sich in-
teressirten ^^). In diesem Zweifelfalle zogen die stehischen
Verordneten vor, ihre Beschlussfassung der Regierung zur
^s) Diess war damals Joh. Maximil. Graf Ton Herberstein.
**) Orig. -Schreiben, strmk. Landesarchiv:
' ,,Hochwolgebohrner, gnädig und hochgebüettonder Herr!
Auss Eur Genaden Briefl habe ich vernomben, dass ein Abschrift
dess Patent! verlangt werde, welche hierbey sambt dess Contracts
eruolgen; 2^^* ob die österreichischen Stände bey dem kai. Hof
desswegen schiifflich angelangt vnd aiuen Bschaid dariber erwartet,
auf welches ich in Ynterthänigkheit berichte, dass Herr Graf Bartlme
von Starhmberg Ihr khay. Mayt mündtlich vorgetragen, wie dass
Einer ein perfecte Mappam vber Oberössterreich gemacht habe, wan
nun Ihr Mayt. allergnädigst WolgefaUen daran trugen, dass auch
Ynterössterreich also sollte gemacht werden, khonte man dissen
Gteographum wol hieher bekhomen. Worauf Ihr Mayt. geantwort, dasa
Sie es von Herzen geren sechen wurden, wan nun ein solcher sich
einmal anmelden wurde. Darauf hat Herr Graf Bartlme von Starhm-
berg mirs durch seinen Secretarium lassen zu wissen thun vnd alle
Gelegenheit lassen an die Hand geben, wo ich mich an zu melden
habe. Dan ist auch aus dissem abzunemben, dass Ihr khay. Mayt.
allergnädigst WolgefaUen an dissem Werkh getragen haben, dass Sie
mir nach Praesentii-ung einer Mappa em gülden Khetten von 60 Cronen
vnd noch darzu 100 Reichstaller angeschafft haben. Tertio Ihr Ex-
cellents Herr Cammerpraesident Herr von Sintzendorf verlangt
sehr, dass alle österreichische Erblandt soUen also gemacht werden ,
dessgleichen fragen mich fast alle Grandes, ob Steyermarkh noch nit
förtig seye, wan sie mich nur ersechen. Eur Genaden haben mit
Ausstheilung der Topographia nit folgen khinden, desswegen ich noch
— 17 —
Anerkennung einzubringen "), warscheinlich nicht so sehr, weil
sie über ihre Befugnisse im Unklaren waren, als vielmehr um
ihre Thätdgkeit auch auf diesem Gebiete dem Monarchen, der
thatsächlich viel Sinn für dergleichen Untememungen hegte,
zur Kenntnissname vorzulegen. Ausserdem hatte es noch be-
sonderes Gewicht, wenn es im Patente hiess, die Regierung
protegire diese Arbeiten. Die Ratification seitens der Letzteren
erfolgte am 2. Mai 1673 '^) und das sie bereits ausdrücklich
erwänende Patent trägt das Datum des 15. Mai *').
Es liegt in dfer Natur der Sache, dass wir von jetzt ab
von strenger Chronologie in der folgenden Darstellung des
Vischerischen Wirkens auf steirischem Boden absehen. Wie
nämlich schon erwänt, hatte Vi seh er stets 3 — 4 verschiedene
Arbeiten im Zuge und wir würden die UebersichÜichkeit
stören, wollten wir nach der Zeitfolge der Daten, wie sie
vorliegen, berichten. Es ist dafür die Wal gegeben, entweder
nach der Chronologie der einzelnen Leistungen in der Er-
zälung vorzugehen, oder aber diese selbst in Gruppen zu
teilen imd für diese die Quellen abzuhören. In ersterem Falle
würden umfassende und zwischenlaufende kleinere Arbeiten
wechseln und nicht viel weniger als die reine Chronologie die
Ueberschau erschweren. Anders in letzterer Weise, da es
denn doch weniger auf die unbedingte Festhaltung des Zeit-
fadens in der Beurteilung des Wirkens Vischers ankömmt,
als auf die möglichst erschöpfende Erörterung dessen Wirkens.
3 vberschikhe, bittend mich dannit an gehörigen Orthen zu recom-
mendieren, dass ich möchte ein Remuneration davuor bekhomen, dan
mich auch AUes Gelt khost. Befilche Enr Gnaden mich vnterthänig
gehorsamlich.
Wien den 5. April 1673.
£ur Genaden
vnterthftnig gehorsamer
Georg Mattheuss Vischer m. p."
«5) Steierm. Landesarchiv, Registraturbücher 1669—74, f. 241'; Feil a.
a. 0. 63. Das Anlangen datirt vom 26. April.
«) Orig. strm. Landesarchiv; Feil a. a. 0.
") Concept ebd.; Feil a. a 0. 63-64.
Vittbeil. d. hist. Vereins f. Steiermark. XXIV. Heft, 1876. 2
— 18 —
Daher ziehen wir die Sonderung der Leistungen nach Gruppen
vor und glauben damit der Sache und deren Verständniss
oder leichterem Verfolge beim Leser zu dienen.
Solcher Gruppen sind drei: die erste bildet die Karte
mit ihren .verschiedenen Formen, in welchen sie noch durch
V i s c h e r zur Vorlage gebracht wurde. Denn die von F e i 1 be-
schriebene eine Form ist keineswegs auch die einzige. Die zweite
begreift das „Schlösserbuch" oder die sogenannte Topo-
graphie, und die dritte die Einzel- und Kleinarbeiten,
welche teils der einen, teils der anderen Gruppe, teils auch
keiner von beiden angehören, und welche bisher nicht so wie
seine übrigen Arbeiten bekannt geworden smd.
Was die sogenannte Mappa oder steirische Land-
karte anbelangt, so sind wir zwar in der angenemen Lage
eine grosse Anzal an sich neuer und auch interessanter
Belege beizubringen, doch ist zu bedauern, dass nicht sämmt-
liehe datirt sind, daher nur dem begründeten Vermuten nach
sich einreihen und verwerten lassen, dann dass über den
Anfang und die Detailbegebnisse der Arbeiten auch wir mit
dem sichtlich vermehrten Stoffe an Quellen nichts Sicheres
anzugeben vermögen. Das Eine nur ist gewiss, dass auch
hierlands V i s c h e r sich betreflFs der Abschlusszeit, wie sie
der Contract festsetzte, verrechnete, dass er 1675 nicht schon
mit der Arbeit fertig wurde, sondern, sehr warscheinlich sie
damals erst begann. Nicht minder schwankte er, an welchem
Ende anfangen. Zuerst schwebte ihm die Angrifihame des
Vorauer Viertels vor. Das ist aus seinem an einen der Ver-
ordneten gerichteten Briefe vom 23. April 1673 ersichtlich. Er
bat darin um das Patent, damit er nicht mit Abholung desselben
in Graz Zeit und Geld unnötig opferte; käme er später nach
der Landeshauptstadt, so würde er den Vertrag unterzeichnen * *").
Das Patent erhielt er nun, wol in bureaukratischer Vorsicht,
**) Orig., strm. Landesarchiv.
pHoch vnd Wolgebohmer Genaedig- vnd Hochgebüettunder Herr Herr!
Eur Genaden Briefl sambt beyligentem Exemplar ist in meiner
— 19 —
nicht, und ebensowenig begann er mit dem Vorauer Gebiete,
denn dieses wurde erst 2 Jahre nach Vorlage des obersteirischen
Districtes (1677) fertig. Vergleicht man, dass (nach Feil a. a.
O. p. 54) die oberösterr. Stände Vi seh er am 11. April 1673
dringend einluden, persönhch nach Linz zu kommen, so scheint
ein undatirter Brief an den Landeshauptmann von Steiermark
von dort durch ihn geschrieben in den Beginn Sommers
1673 zu gehören. Darin bittet er neuerdings um das
Patent, weil er von Linz aus in Obersteier seme Arbeiten
anheben wolle ^^, Möglich, dass ihm jetzt das Patent zukam,
möglich auch, dass er wirklich zu mappiren anfing; gewiss
Abwessenheit in mein Zimmer gelifert worden, desswegen erst bey
disser Pos8t dass Yiertl Ynter Mannhartsberg begehrtermassen vber-
sende, mich darmit gehorsamblich zu befelhen.
Es melden £ur Genaden, dass zn erster Zusamenkhanfft der
hochlobl. Herren Herren Verordneten der Contract werde geförtiget
werden, vnd auch nothwendig seye von mir vnterschribn zu werden,
welches zwar alhier von mu: nicht begehrt worden, khan doch solches
gar wol sein, wan ich hinein khome. Allein zu Gewinnung der Zeit
vermainte ich gleich in der Hineinraiss dass Vorauer Vicrtl zu be-
reithen vnd zuuerfertigen, desswegen dan mein vnderthanige Bitt ist,
wan dass Patent verfertigt, mir solches herausszuschikhen, will mich
alss dan nit säumen den Anfang zu machen. Befilche £ur Genaden
alss meinem genädigen Patron mich vnderthänig gehorsamblich
-verbleibent
£ur Genaden
vnterthänig gehorsamer Diener
G. M. Vischer.«
Wien den 23. April 1673.
^^ Orig., strm. LandesarchiT.
„Hoch vnd Wolgebohmer Graf vnd Herr Herr Praesident, auch
hochlöbliche Herren Herren Verordnete.
Ich supponiere nunmehr dass denen hochloblichen Herren Herren
Verordneten genädig beliebe, dass icli diese Geographische Arbeith
Tnd Ihr Landcarthen zu machen eheistenss anfangen vnd so bald ess
möglich beforderen solle. Gelangt deme nach an dieselben mein vnter-
thfinig-gehorsame Bitt, Sie wollen Ihnen genädig belieben lassen mir
ein Patent, damit ich aller Orthen sicher vnd vngehindert passiert
werde, aussförtigen zu lassen. Vrsach, warumb ichs anineczto begehre,
ist, dieweillen ich von Lincz hinein raissen werde, vnd auf disser
2*
— 20 —
ist nur, dass er am 23. October 1673 seitens der Ver-
ordneten 300 fl. in Abschlag angewiesen erhielt '^), dass
er mit der ober- und niederösterreichischen Topographie Ab-
haltungen in Menge hatte und erst 1675 die zwei ersten
Fünftel im Aufrisse den Verordneten zur üeberprüfung
vorlegte. Vielleicht stammt sein anderes undatirtes Sclweiben
an einen steir. Verordneten aus dem Frühjahre 1674 oder
1675, worin er anzeigt, dass er in den nächsten 3 — 4 Wochen
die Viertel Ensthal und Judenburg bereisen und dann sich
nach Graz verfügen wolle ; man möge sein — uns abgängiges
— „Memoriale", worin er offenbar um Geldanweisung nach-
suchte, erledigen, damit er nicht lange aufgehalten werde ^ *).
Im October 1675 lieferte Vi seh er die Bisse des „ober-
steyrischen District delineirt" ein und die Verordneten, welchen
schien, „als ob vnterschidliche Orth vnd Situs ein bössere
Regl vnd Situation vonnöthen betten," gaben dieselben, wie
es in, dem Contracte bestimmt war, verschiedenen Stände-
herren zur Üeberprüfung, die, ihrer Anname nach, der dortigen
Raiss durch Steyr diss Werkh gleich anfangen khonde, vnd nit ver-
gebens die Zeith vnd Zöhrung verzöhrt werde, dan auch ess möchte
Bein wol sein, dass ich nacher Grätz khäme, zu welcher Zeit die
hochlöbl. Herren Herren Verordnete nit versamblet wären, ich aber-
mall wegen Ermanglung dess Patents nit raissen khunte vnd ein
zimbliche Zeit vmbsonst verzöhren müeste. Befilche mich in vnter-
thänigem Gehorsamb zu gewehrlicher Resolution.
Eur hochgräfl. Gnaden hochwirdig Gnaden vnd Gnaden
vnterthänig gehorsamer Diener
Georg Mattheus Vischer m p."
20) 1673, 23. Oct.
„Angeschafft worden.
Georg Mathesen Vischer Geographo in Abschlag zu Verförti|nmg
der steyrischen Landtcharta 300 fl/'
VerordnetenprotokoU, 1673-74, f. 114'.
2') Orig., strmk. Landesarchiv; Feil a. a. 0. 71. Feil bezieht diesen
Brief auf das J. 1677, was aber nicht passend scheint, da Vischer
die berUrten obersteir. Fünftel schon mindestens 1675 bereist haben
musste, wie aus dem Folgenden hervorgeht; — dass 1674 schon die
grosse Ansicht von Admout gearbeitet ist, fallt hier wenig in's Gewicht.
— 21 —
Gegend kundig sein sollten. So (am 19. Oct.) dem Grafen
Geoi^ Sigmund von Herberstein und dem Freiherrn Hans
Balthasar Galler, am 8. November dem Dompropste von
Seckau [Freiherrn Max Ernst von Gleispach] '"•). Die beiden
Ersteren lehnten das Gutachten ab, weil sie vom Ens-
und Paltenthale „ainiche Information" nicht besassen*^); vom
Dompropste liegt keine Auskunft vor. Darauf wurde (Franz)
Springer, welcher eine Stellung beim Haiamte zu Aussee be-
kleidete**), am 4. März um die Revision und zwar in Gemein-
schaft mit Freiherm von Weisersheim angegangen. Des
Letzteren Bericht mangelt, während jener des Ersteren vor-
liegt Aus ihm ersehen wir, dass Baron von Weisersheim
die Gegend um Brück und Leoben und weiter aufwärts bis
zur Ensbrücke (bei Gröbming) untersuchte, dass Springer
mit V i s c h e r persönlich verkehrte — was also Ende
März oder anfangs April gewesen sein muss — ihn 4 Tage
in seinem Hause zu Gaste hatte, ihm die feienden Partien
nachwies imd ihn auf Lücken oder Bessenmgen aufmerksam
machte, worauf „die Mappa der Notturfft nach perlustriert"
wieder an die Landschaft gelangte ''^).
**) Concept an dieselben im stnnk. Landesarchive ; Feil a. a. 0. 66.
«*) Unterm 29. Jänner 1876, Orig., strmk. Landesarchiv; F eil a. a. 0. 66.
-*) Er erscheint in dieser — doch nicht ausdrücklich benannten
Eigenschaft in den Expeditsbüchern des Landesarchive s.
'5) Orig., strmk Landesarchiv; Feila. a. 0. 66 gibt den Auszug dieses
an sich interessanten Schreibens so kurz, dass wir hier es mit Weg-
lassnng der Formalien, anf&ren wollen:
9 Was massen Euer hochgräfl. Excellenz, Hochwürden Gnaden vnd
Gnaden mier genedig anbevolhen, das neben Herrn Landtscommissario
Baron von Welsersheimb ich die durch Herrn Vi scher einge-
hendigte Mappa, sovil dass Ennss- und Baltenthall betrifft, reuidiern,
tind was darbei ratione situum und nominum etwann verbessert, be-
richten, oder aber dem Geographo andeitten, nichtweniger wegen der
Zusambenkhunfft, oder ob jetweder einen gewissen District zur Ke-
uidiening vor sich nemben will, wier mit einander corrospondiern
sollen, des habe ich mit Ymhstendten auss dem sub dato 4. Mart\j
an mich abgeloffenen Befelch, so ich den 2. Aprill mit gebierenter
Reuerenz erhalten, vemomben, auch darauf nit vnderlassen, mit Herrn
— 22 —
Vi scher hatte bereits am Februar 1676 um Anweisung
der nach Vorlage der Entwürfe ihm gebürenden 600 jä.
nachgesucht ; es wurden ihm auch dieselben am 4. März an-
gewiesen, ausbezalt aber erst in 4 Terminen, deren letzter am
12. September war^'').
Zur selben Zeit, als die genannten Kartenteile in Ueber-
prüfung gegeben wurden, überreichte Vi seh er auch seine
grosse Ansicht der Stadt Graz der Landschaft. Sie voran-
sendend hoffte er um so eher auf Einwilligung der Stände
behufs Abfassung einer steir. Topographie, wie er solche schon
für Ober- und Niederösterreich gearbeitet hatte. Auf diese
Richtung seiner Thätigkeit kommen wir später ausfürlich zurück.
Landtscommissario Baron von Welsersheimb zu correspondiern,
der mich dan berichtet, das, weillen ohnedem die Heylige Zeit ob-
handten, er den District von Leoben vnd Prugg, auch andern umb-
ligenden Orthen bis auf die Ennspruggeir vor sich genomben, vnd
was ihme wissentlich bekhannt, in der Mappa verbessert, das Uebrige
aber von der Ennspruggen bis nach der Salzburgischen vnd Oesster-
reichischen Confin, micr überlassen, hierauf habe ich auch nit vmb-
gangen, obgedachten Herrn Vi scher die jenige Gegent, so sich in
der Mappa noch nicht befunden, vorzuweisen, damit er den Situm
auch verzaichnen khönne^ vnd ihme desshalben ein vier Tag bey mier
behalten, auch die Mappa der Nottiu-fft nach perlustriert, vnd reuidiert,
vnd was etwan ausgelassen gewesen, derselben beygerukht, das ich
also verhoffe, souil disen District betrifft, wenig Fäller sich zeigen
sollen
Aussee den 8. Aprill 1676 "
2«) VerordnetenprotokoU 1676, f. 29 u. Expeditbuch 1675—76, f 78' vom
8 Febr. Jetzt forderte man strenge von ihm die Unterschrift des
Contractes und Hess durchblicken, dass davon die Anweisung des
Geldes abhinge („soll vorhin den gefertigten Contract hinauss em-
pfangen vnd vnter seiner Fertigung einen herein geben, so dan ferrer
Beschaidt erfolgen wirdt"). Die Anweisung geschah am 4. März (Ver-
ordnetenprotok. 1678-79, f. 65 und 1676, f. 42'), die nochmalige
Weisung an den Einnemer am 16. März {Expeditbuch 1675 — 76,
f. 96'), die erste Zalung mit 150 ff. am 19. März; die folgenden
Termine waren der 80. April (150 fl), 2 Mai (I50 fl.) und der
12. Sept. (150 fl.) (Ausgabenbuch 1676, „Extraordinary**, Nr. 13, 86,
93 u. 228.)
— 23 —
Hier wird ihrer weniger der Zeitfolge seiner Leistungen auf
steir. Boden wegen gedacht, als vielmehr, weil selbe schuld
war, dass es mit der Karte nicht vorwärts ging. Die Ver-
ordneten und die Stände hatten ihn bereitwilligst für das neue
Untememen gefördert, allein da im Frühjahre 1677 die
Karten der erwänten zwei Fünftel noch immer die .einzigen
waren, sahen sie am 2. Mai gen. Jahres sich gezwungen, ihn
zu manen. „Nachdeme sie . . in eflfectu verspürret, dass solches
Werkh (der Mappa) gar langsam von statten gehet, vnd (Vischer)
mer der Priuat - Verförtigung der Schlösser Vnd Clöster alda
alss iecztbesagter Toppographia obliget", forderten sie ihn
au^ ;,dass er mit Hindansezung anderer dergleichen Occupa-
tionen seinem Contract gemess ohne Aussezung solche steyerische
Mappa in die Volkomenheit dermalen ainist bringen solle" ^').
Von da ab wurde Vischer nicht mehr gemant, wol
aber hatte man den Herrschaftsbesitzem das Untememen,
welches sie gerade wie die Abfassung des „ Schlösserbuches *^
in Kleinsinn oder Bequemlichkeit ignorirten, neu an's Herz zu
legen. Denn er beschwert sich — wol um 1677 — dass „die
wenigsten Caualier etwass von der Mappa, von der Topographia
aber gar kein WissenschaflFt haben", und sucht abermals um
ein Patent nach '*). Es mag dieser Notschrei wol der Zeit
angehören, wo der Sage nach Vischer bei Aufhame eines
Schlosses mit einem Schusse aus einem Doppelhaken begrüsst
wurde, dessen Kugel glücklicherweise nur über seinem Haupte
in einen Baum schlug*^.
Für das Jahr 1677 begegnet uns eine Anfrage Vischers,
ob die Karte „beyfündige (also in Skizze vorgelegte) Parerga
vnd Zierden" erhalten sollte, was die Verordneten insofeme
genemigten, als sie den Wunsch aussprachen, dass er „die
Tier auch in die Landtkhardten einbringe" ^^). Damit sind
offenbar die symbolischen Ausstattungen gemeint, welche am
*') Concept, steierm. Landesarchiv ; Feil a. a. 0. 69.
**) Orig., ßtrmk. Landesarchiv; Feil a. a. 0. 70.
*•) Feil a. a. 0. 65. Perneck i. d. Elsenau soll der Ort gewesen sein.
*•) Verordnetenprot. (3. Juni) 1677^ f. 99' und Expeditsbuch 1677, f. 87.
— 24 —
oberen (heraldisch) linken und rechten unteren Rande ange-
bracht erscheinen.
Wol im März 1678 war es, dass Vi seh er auch die drei
übrigen Fünftel des Landes in den Rissen einbrachte. Die-
selben wurden seitens der Verordneten behufs Revision so
verteilt, dass jenes zwischen Mur und Drau der Propst von
Stainz (Georg Sigfrid Freih. von Jöchlingen) und Graf
Erasmus Fridrich von Herberstein, das von Cilli Graf
Wolf Ferdinand von • Schrattenbach, und endlich jenes von
Voran HeiT Franz von Stubenberg zur „Ruminierung"
überkam'^*). Am selben Tage wurden Vi seh er neuerdings
300 fl. angewiesen ' ), und ihm befal man nach Ueberprüfung
der Karte und ihrer Aufschriften und Beigaben und nach
Vollendung des Stiches unter anderen auch 12^ illuminirte
Exemplare der Landschaft einzureichen'*'). Die llluminirung
aber hatte er selbst beantragt.
Am 5. August 1678 wurden die Karten den Verordneten
fertig übergeben^*).
Was ihre Beschreibung anbelangt, so folge ich der ge-
wissenhaften Darstellung F e i 1 s (a. a. 0. 1 9), in teilweiser Ver-
gleichung mit dem mir vorliegenden Exemplare des Landes-
archives.
Nach dem Erzälten ist die Karte begonnen worden 1674
oder 1675, wurde vollendet 1678 und ist in Kupfer gestochen
von Andreas Trost.
») 1678, 30. März, VerordnetenprotokoU 1673—79, f 136'; Registratur-
buch 1675-78, f. 151'.
«) VerordnetenprotokoU 1677 78, f. 234.
»2) Ebd. f. 231' u. Expeditbuch 1678-79, f. 47.
3*) Vis eher suchte zugleich um „Recompens" an (LandtagsprotokoU
1678-79, f 70'). Ein weiteres Anlangen um Bezalung vom 10. Sept.
wurde, da fllr dringendere Bedürfnisse das Geld mangle, zur Geduld
verwiesen (Verordnetenprot 1678, f. 40' und 41' und Expeditsbuch
1 678 — 79, f. 1 20). Was ihm fUr seine Kartenarbeit von da ab ange-
wiesen und bezalt wurde, stellen wir hier zusammen: 1679, 3. Oct.
angewiesen 150 f. (Verordnetenprot. 1679—80, f. 46'), 5. Oct.
(fi\r 9 illuminirte Karten und „vor alles") 150 fl. (ebd. 47'), 10. Nov.
j
— 25 —
Die Ueberschrift an dem oberen Rande ausserhalb iles
Massstabes lautet: „Styriae Ducatus Fertilissimi Nova Geo-
graphica descriptio Authore G: M: Vischer 1678."
Die Karte besteht aus 12 gleich grossen Blätteni, jedes
11" 8'" höh, 16" 10"' breit und ist sie im Ganzen 3' 10"
8"' höh, 4' G"' breit. Der |klassstab der Ausfllrung ist 1 : 172.000.
Blatt 3 enthält in einem nach der Breite gestellten grossen
von Lorbem eingeramten Ovalfelde folgende Widmung:
„REVEREND."" ET AMPL.™^« NEC NON EXCELL,^' \ ET
ILLVST."^" PERILL.^^« AC GENEROSIS DOMINIS DOMINIS |
IMCLYTI DUCATUS • STYRI^ STATIBUS: | ILLUST :»° ET
EXCELL:"»« | DOMINO DOMINO \ JOANNI HAXIMILIANO |
COMITI AB ET IN HERBERSTEIN | Libero Baroni ab
& in Neuberg, a Gutenhag & Lanckowitz, Domino in | in-
feriori Flädnitz, Stubenberg, Mühlhausen, Auffen & Liebenau |
HiEREDITARIO CUBICULARIO, ET DAPIFERO CARIN-
THUE, I SAC. C^S. MAJEST. | CONSILIARIO INTIMO,
CUBICULARIO, ET MARESCHALLO | AULICO, HUJUS
DUCATUS CAPITANEO SUPREMO. | Simul ac Pro tempore |
Reverendissimo, ac Dlustrissimis Deputates Patriae Patribus,
Dnis Dnis. | GEORG. SIGEFR, Praepos. in Stainz. JOAN.
CHRISTOPH. Com. de Rotthal Praesidü. j WOLF. FRIDER.
Comiti a Schrottenbach. ERASMO FRIDER Com. ab Herber-
stein. ' FRANCISCO Domino a Stubenberg | Dominis Dominis
meis clementissimis ac Gratiosissimis { Geographicam hanc
Styriae Iconem (ut quorum Auspidjs & Impensis caepta est, |
Eonmdem in Gloriam permaneret.) Non minori labore, quam
250 fl. (ebd. . 51') und 260 fl. (ebd. 54); — 1680, 8. Juni 250 fl.
(ebd. 1680—81, 61), bezalt 16. Juni 250 fl. (Ausgabenbuch 1680,
„Extraordinary" Nr. 95), 17. Juni ange^viesen (für 7 gemalte
Karten) 56 fl. (Verordn.-Prot. 1680-81, f. 9); — 1682, 3. März für
100 Landkarten 75 fl. (ebd. 1681—82, f. 59), die aber erst 1684
gezalt wnrden; — 1684, 19. Sept. für gelieferte Karten 75 fl. (ebd.
1684, f. 199), bezalt 21. Oct 76 fl Ausgabenb. 1684, „Extraordinary
Nr. 131); — 1685, 24. März für 50 gelieferte Karten angewiesen
100 fl. (Landtagsprot. 1684-85, f. 212 und Verordn.-Prot 1685,
f. 117), bezalt 26. Mai 100 fl. (Ausgabenbuch 1685^ f. 135').
— 26 —
et Me a se delineatam | Aeriq. insculptam, | In aetemum
Obsequij, ac Venerationis Monumentum | D. D. Dq. | Author
G. M. V. Tyrol. Wensius.«
Auf Blatt 6 zeigt sich, bereits im Gebiete von
HÜNGAEIiE • PARS, in einer grösseren Gruppe der Erzengel
Michael, den Lindwurm erlegend, dabei ein ebenfalls auf diesen
einstürmender Adler, und neben Scepter und Schwert ein
Schriftstreifen mit dem Reime:
„Zu Ruckh von dannen mit dem Drachen
Zerstosst, vnd Zaumbt, ihm seinen Rachen."
Bei der Stadt „Stein am Anger, Sabaria** ist angefügt:
„Locus Natiuitatis S. Martini Episcopi Turonensis et Sepul-
turae Pub. Ouidij Nasonis Poötae" und bei S. Gothard: „Hie
Acerrimus Confllctus inter Christianos et Turcas fuit Anno
MDCLXini Prima Die Augusti, ex quo Christiani reportanmt
Victoriam." Dabei steht aber unterhalb dem Rabfluss noch:
„HAEG PARS HVNGAR \ UE TVRCJS TRIBVTAItlA.''
Auf Blatt 7 zeigt sich ein von 4 neben einander ge-
spannten Pferden gezogener vierräderiger Triumphwagen mit
dem von Trophäen umgebenen Wappenschilde des steirischen
Panthers, unterhalb die 6 Wappenschilde der obgenannten
ständischen Verordneten; nebenan sind die beiden Distichen:
;,Ite triumphales Fama plaudente Quadrigae
Qua venit orta dies, qua moritura cadit.
Haec Mundi monstrate oculis, dignissima visu
Cum totam Patriam paucula Scuta tegunt."
Auf Blatt 9 ist eine eingeramte Tafel mit Emblemen von
astronomischen, kosmographischen und geographischen Werk-
zeugen u. s.w., dann die SCALA MILLIARVM und eine NOTARVM
EXPLICATIO, nämUch Erklärung der Zeichen auf der Karte.
An den beiden Ecken der Tafel sind zwei Engel, welche
Schilde halten, und zwar der eine rechts mit dem Porträt
Vi Sehers, der andere Unks mit seinem Wappen: einem
Fische in Gold und Grün im grünen und goldenen von links
nach rechts schräg abwärts geteilten Felde. Unter der Zeichen-
erklärung steht: „Cum Priuilegio | Sac. 1 Caes. | Mayestatis*
^ 27 —
und darunter ist die Magnetnadel mit den Nam^n der vier
Weltgegenden auf dem Rande der Scheibe in den mit Lorber-
zweigen besteckten Kamen der Tafel eingefügt.
Blatt 1 0 ist fast ganz mit einer allegorischen Anspielung
auf die Naturproducte SteiermaAs ausgefüllt Im Hintergrunde
hohe Felsengebirge mit Gemsen u. dgL, Brücken und Schachten,
an deren Fusse Gewerke, ein Strom, daneben „Goldwascher*'
und darauf eine „Saltzfuhr*'. Ein Bergmann und ein Jäger
(hinter welchen ein Fischer) halten ein ausgebreitetes Tuch
mit folgenden Versen:
„Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Bley,
Vns Flüss vnd Berg hier geben,
Der Fisch, vnd Wildpräth mancherley
Zu nutz des Menschen lebea
Des Saltz ist hier ein vberfluss
Mann führts in frembde Lande,
Vnd was nur dient zum Lebensgnuss
Gibt aus diss Land zur hande.
Zur Menschen gsundheit gibt es auch
Wildbäder, vnd Saurbrünnen,
Die ohne vblen gschmach vnd rauch
Reichquellent hervor rünnen."
Blatt 1 1 bringt endlich eine Verwarung betreffs des Zuges
der Landesgrenzen hinsichtlich der unmassgeblichen Richtigkeit
mit den Worten: „Hisce Punctulis Terminos Provinciae deno-
tare, nuDius Tarnen luribus quidquam Derogare volui* *'*).
Blatt 12 hat ein grosses Postament mit einer Vase und
herabhängenden Guirlanden von Blättern und Fruchten, zur
Lmken desselben die nackte, sitzende Gestalt eines bärtigen
Mannes mit Schilfblättem statt der Haare, der seine rechte
Hand mit einem Ruder auf die eine Ecke des Postamentes
'^) Es erinnert diese an die GrenzBtreiUgkeiten, welche Steiermark mit
Oesterreich am Semmering und mit Salzburg an der Mandling damals
hatte, und wohei auch Vischer in seiner Eigenschaft als Geometer
intervenirte. Auf diese Angelegenheiten werden wir bei der dritten
Gmppe seiner Arbeiten zu sprechen kopmien,
— 28 —
stützt und die Linke über eine Ume hält, aus der Wasser
strömt. Auf der anderen Seite des Postamentes sind vier an
der Guirlande ziehende Engel und weiter vorne fünf rebenum-
kränzte Kinder mit Kannen, Vasen und Schalen. Die Bedeutung
dieser allegorischen Darstellung erläutert folgende Inschrift:
„Der Muhrfluss streittet mit ' Andern FlUssen wegen I
Des Kostparisten Weins."
Darunter sind folgende Reime:
„Rhein, Mosell, Main, vnd Thonaw Stromb
Auch ander Flüsse all zu samb
Ihr habt nit Wein mems gleichen:
Dreyhundert gülden war der werth
Nur vmb ein Vass, so ziecht ein pferdt.
Mir must ihr alle weichen:
Der Luettenperger hier in Landt
Den Sigkhrantz helt vnd Oberhandt"
Auf dem unteren Rande des Postaments, ober dem Sockel
steht: „Andr. Trost sculpsit**
In Beziehung auf die Darstellung der Gebirge ist die
Karte in der damals gepflogenen Weise gehalten: es gibt
keine Gebirgszüge, sondern nur mehr minder dicht an einander
gestellte Berge. Von Interesse sind die Darstellungen der
Schlösser, fast sämmtlich kleine Skizzen ihres wirklichen Aus-
sehens in damaliger Zeit.
Von dieser Karte gibt es eine Variante, die Feil unbe-
kannt geblieben ist. Sie besteht in einem Zusätze, respective
in einer Weglassung, und zwar insofeme als auf Blatt 10 ein
Parallelogranun in der Länge von 10" 4'" und Höhe von 3"
4\'i'" aus dem Vordergrunde links von dem Tuche mit dem
Lobmeir auf Steiermark ausgeschnitten ist, derart, dass der
Jäger, welcher jenes Tuch mit hält, bis zur Brust davon ge-
deckt ist. Auf dem Ausschnitte ist „Graz die Haubt-Stadt in
Steyermarck" und zwar von der Vis eher geläufigen Murseite
aus abgebildet. Da die Platten nicht mehr erhalten sind **),
"^) In der Landschaft wurden ebmals viele Platten, welche einst ver-
schiedenen Zwecken gedient hatten, aufbewart. Eine Anzal davon
— 29 —
lässt sich nicht sagen, ob diese Einfügung eine ursprüngliche
oder eine nachträgliche, zu veimuten ist indess das Letztere-
Von dieser interessanten Karte befindet sich ein Exemplar
im strmk. Landesarchive.
Von einer ganz eigenthümlichen phantastischen Ausstattung
und Verarbeitung der steir. Landkarte durch Vis eher geben
uns zwei Notizen in den Landtagsbüchem Nachricht. Sie Hessen
sich nur annähernd erklären, wenn nicht ein günstiger Zufall
das Stück selbst, um welches es sich handelt, uns, wenn gleich
in defectem Zustande erhalten hätte, das uns glücklich auch
auf eine andere bisher als Vischer's Arbeit nicht bekannte
Leistung fürt.
Die eine Notiz besagt: „G. M. V., so die steyrische
Landtkarten in forma eines martialischen Kopfs praesentirt,
wirdt mit seinem Anbringen auf die Verordneten-StöU remittirt
puncto Verehrung" '•), und die andere: „G. M. V. Geogr.
offerirt denen gesambten Ständten die steyerische Landtkarten
in forma eines martialischen Kopfs illuminirter, damit des
Landt Figur, Situm vnd Gleichnuss zu zaigen, dabey sich zu
Gnaden reconunendirent. Auf die löbl. Verordnete Stöll vmb
Bericht vnd Guetachten remittirt" =^).
Beide Notizen datiren vom 3. Aprü 1680. In den Aus-
gabebüchem findet sich kein bestimmt darauf bezüglicher Beleg,
welcher eine ^Verehrung" auf Grund dieser Widmung nach-
weist. Ob selbe nicht in der Zalung fllr andere illummirte
Karten begriffen, lässt sich nicht sagen. Endlich ist es auch
meist mit Wappen u. s. w., deren Stichveranlassung unbekannt, bewart
noch das Landesarchiv. Andere hatten, der Sage nach, ein eigen-
tümliches Geschick. Ein Beamter, welcher diese Gegenstände in Ver-
warlosung sah, meinte sie besserer Verwendung zuzuitlren, wenn er
— versteht sich, ohne um Erlaubniss nachzusuchen — für seinen
Haushalt Eüchengeschirr daraus machen Hess. Natürlich nahm
er nicht die kleineren Eupferplatten. Möglich denn, dass jene der
Vischer'ßchen Karte auch darunter gewesen. Das soll in der 1. Hälfte
unseres Jahrh. sich begeben haben.
•') Landtagsprotokoll, 1860-81, f. 64'.
^ Landtagbhandlungen, 1680 - 83, f. 48.
— 30 —
denkbar, dass die schrekliche Pest dieses Jahres das Ganze
in Vergessenheit geraten liess.
Die Karte selbst hat sich indess erhalten und ist erst
vor wenigen Jahren seitens der landschaftl. Registratur an das
Archiv abgetreten worden.
Sie ist nicht selbstständig gearbeitet, sondern aus der
alten Karte mit Zuziehung der erwänten bisher unbekannten
künstlerischen Leistung hergestellt. Die Grösse ist dieselbe
wie schon oben beschrieben. Von der Karte von 1678 ist
nur Kand mit Gradmesser und die geographische Figur des
Landes verwendet. Beide sind scharf von einem Exemplar der
alten Karte herausgeschnitten und auf em Blatt grundirter
Leinwand aufgeklebt.
Die Ueberschrift am oberen Rande ist geschrieben und
gleichfalls aufgeklebt. Sie lautet: „Styriae Ducatus Bellicosissimi
Genuina Figura. Authore G. M. Vischer. 1681". Warum
hier ein anderes Jahr als in den darauf weisenden Notizen,
lässt sich vielleicht eruiren. Ob er nicht etwa zuerst den
„martialischen Kopf" ohne die Randbeigaben, von denen wir
sogleich sprechen werden, vorlegte und dann 1681 denselben
„Kopf* m i t denselben und dass uns jetzt nur mehr letzteres
Product erhalten?
Die eigentümliche Figur des steirischen Landgebietes hat
nun Vischer durch Handarbeit in einem federgeschmückten
geschlossenen Ritterhehn anschaulich machen wollen und mit
einigem Zwange, der begreiflich dabei nicht fehlen kann, für
etwas Phantasie es auch richtig zu^ Stande gebracht Das
Oberhaupt ist an der österreichischen Grenze und die not-
wendige Abrundung des natürlidien Linienzickzacks ist durch
Farbenzüge hergestellt. Der Gesichtsteil ist an der Strecke
von Fridberg bis nach Pettau hinab und hat aUerdings Un-
ebenheiten die nicht ganz so auf einem wirklichen Helme vor-
kommen. Namentlich ober Pettau ist diess der Fall und bei
dieser Stadt ein starkes Kinn sichtbar. Den Hals und die
Halsberge, wie den Brustaufsatz bildet das ehemalige Viertel
Cilli. Von Fridberg nach Westen zur Mur hat ein Farbenzug,
— 31 -
von da abwärts und nach Osten die Mur selbst den Helmes-
rand zu veranschaulichen. Der von dieser Linie eingeschlossene
Teil stellt das Gesicht vor und ist ohne Farbe, wärend
der Hehn dunkler gehalten ist. Der erwänte Farbenzug
geht für sich tiefer abwärts bis in die Ohrgegend und trifft da
mit emem anderen zusammen der vom Oberhaupte, d. h. von
Gallenstein aus sich herabzieht. Beide zusammen zeigen das
aufgeschlagene Visir an. Das Hinterhaupt, d. h. die Gegend
von Gallenstein bis Obdach, ist durch eine andere im Halb-
bogen gezogene Farbenlinie angegeben. An ihm setzen sich
in der Horizontale gegen Westen die (5) Federn an ; zu ihrer
Bildung sind Berge, Thäler und Flüsse jener obersteirischen
Gebiete verwendet und hier hat der Pinsel in gar kühnen
Strichen der Phantasie nachgeholfen. Die Ausbeugung des
Helmes vom Kinne nach rückwärts ist durch die Drau ange-
zeigt und von Windischgraz zieht sich eine Farbenlinie nach
Windischlandsberg abwärts, womit Vis eher ohne Zweifel die
Bitterkette andeuten wollte.
Die von der alten Karte bekannten „Parerga und Zierden"
feien ganz und sind durch Darstellungen ersetzt, deren Inhalt
mit dem Ausdrucke „bellicosissimi ducatus" stimmt. Auf der
linken Seite sind deren 9; daran reiht sich gegen rechts das
Widmungsblatt mit 6 Wappen und einer Inschrift, die gleich-
falls auf die steirische Kriegstüchtigkeit Bezug hat. Hechts
unten ist die Beschreibung; darüber befinden sich noch
3 kriegsgeschichtliche Bilder, deren sonach im Ganzen 1 2 sind,
und zur Deckung der Lücke zwischen ihnen und dem Helme
ist das steirische Pantherwappen, aus dem Titelblatte des
^ Schlösserbuches" geschnitten, aufgeklebt.
Diese Arbeit ist an sich ein Curiosum und hat nur den
Wert eines solchen. In ihr liegt die absonderliche Ver-
schmelzung zweier Leistungen Vischers zu einem Ganzen
vor, das an sich nicht übel gedacht und auch nicht schlecht
ausgeführt ist. Wir wollen nur hoffen, dass seine Idee ihm
auch Früchte getragen habe. Der Hauptwert indess beruht
in dem thatsächlich dadurch ermöglichten Nachweis, dass die
- 32 —
in einzelnen Blättern schon bekannten Bilder aus der stei-
rischen Kriegsgeschichte wirklich V i s c h e r zum Autor haben
und somit eines ganz neuen Werkes seiner Hand.
Wir müssen es uns versagen in die Beschreibung dieser
Kriegsbilder hier einzugehen und versparen dieselbe auf den
Punct, da wir dem Systeme der Erzälung entsprechend weiter
unten an sie gelangen.
Von der Landkarte überreichte V i s c h e r den oberösterr.
Ständen 200 Exemplare, wofür selbe ihm 320 fl. (sonach für
das Exemplar 1 fl. 36 kr.) spendeten und ebenso dem Kaiser,
der ihm eine Remuneration von 150 fl. angedeihen liess'**).
Wie die steir. Landschaft ihm etwa mittelst Schreibens
die Arbeit gedankt habe, ist nicht bekannt, wol aber wissen
wir aus einem Buchhaltereiberichte von 1703, der durchaus
auf Acten gegründet erscheint, dass „ermelter Vis eher
dise Landcharten ... zu voUstendigen Vergnügen
ad typum gebracht, auch daruor sein accordierte Bezahlung
erhalten".
Sein Werk ist im 18. Jhrh. in den Atlassen von Ho-
mann, dann von Seutter mit ausdrücklicher Angabe seines
Namens auf 17 : 20" verkleinert neu verwertet Das war nun
just dasselbe was auch Vis eher einmal damit beabsichtiget
hatte. Damals, 1696, als er den betreffenden Antrag der Land-
schaft vorlegte, befand er sich bereits an der Edelknabenschule
zu Wien. AUein die Stände hatten damals eben ihre leidige
Not mit dem Abschlüsse des „Schlösseibuches" und mochten
auch der ohnehin damit beschäftigten Arbeitskraft des schon
66jährigen Mannes nicht mehr zu viel zutrauen. Ob wol die
Kosten nur auf 200 fl. veranschlagt waren, lehnten sie doch
ab *«).
3*) Feil a. a. 0. 69. Auch der inneröst. Hofkammer verehrte Vi scher
25 Exemplare und wurde der Hofpfennigmeister am 25. Aug 1678
angewiesen, ihm 50 fl. auszubezalen (Acten der k. k. Statthalterei
in Graz.)
*o) 1696, 10. März.
„G. M. V. Geogr. betr. die grosse hie bcuorn steyrische Landt Garten
- ä3 -
Es dürfte interessiren, welche Summen sich Vi scher
durch seine Karte bei den Ständen erwarb. Leider sind daf&r
die Au&dcfannngen weder ganz klar, noch auch vollständig.
Die Protokolle nämlich lassen es nicht mit Sicherheit fest-
steDen, ob nicht der eme Posten mit dem andern trotz des
Zeitonterschiedes der Aufschreibung identisch sei Am ge-
wissesten w&ren freilich die Ans&tze der Cassenbücher, aUein
da feien eben einzelne Jahrg&nge. Wir haben indess alle Anwei-
sungsposten (sogenannte „Anschaffungen^), die nur einigermassen
darauf sehliessen lassen, dass sie Beproductionen wären, aus-
geschieden und nemen als Grundlage, dass ihm 2000 fl. ver-
tragsmässig zugesichert waren, dass Einiges sicher als Re-
muneration ihm zugeflossen sei und endlich hat er auch nach-
weisbar Karten in gewisser Mehrzahl an die Landschaft „ver-
ehrt". Es muss also sein Erwerb sicher ein Erkleckliches über
2000 fL betragen haben, während wir nach den Ausgabebüchern
nur 1131 fl. zusammenbringen.
Nach den Protokollen wies man Vi seh er 1672 in Ab-
schlag des Vertrages 50 fl. an, 1678 dessgleichen 300 fl., 1676
dessgleichen 600 fl. und 1678 dessgleichen 300 fl. und eine
„Extrarecompens" von 300 fl. Es war das Jahr der Fertigung
der Karte. Im Jahre 1679 wurden ihm in Abschlag ;, ange-
schafft'' 1 50 fl., dann für 9 üluminirte Karten und als „Re-
compens** 150 fl., laut Vertrages 250 fl. und aus demselben
Grunde 25Ö fl., 1680 zu vollständiger Bezälung 250 fl., fbr
7 üluminirte Karten 56 fl., 1682 für 100 Landkarten 75 fl.,
1684 für Landkarten 75 fl. und 1685 für 50 Landkarten
100 fl. ADe diese Posten geben zussmmen die Summe von
2906 fl., als Auslagen der Landschaft für das Kartenwerk und
als besondere Anerkennung für dessen Autor.
zaaerklüienern nach Inhalt beyligentes Formular, die erforderlichen
Yncossten belauifen sich auf 200 fl.
Rathschlag
Die löbl. Stöll will in dise Aussgaaben nicht willigen.
Gr. Maister."
Expeditsbuch 1696—97, f 28'.
IBitheU. d. hist. Yereins f. Steiermark. XXIY. Heft, 1876. 8
— 34 —
Welche Abdrucke sp&ter noch von den Platten gemacht
worden, ist unbekannt Nur das ist sicl^er, dass 1706 der
Eupferdrucker J* B. Forchtner 60 Exemplare fiUr die Land«
Schaft abzog, wofür man ihm 36 fl. bezalte ^ *).
Die zweit« fbr Steiermark noch interessantere und heute
noch sehr wertvolle Gruppe ist die seiner topographischen
Arbeiten. Wir wollen darunter nur das sogenannte „Schlös^
serbuch^ verstehen, weil dasselbe an sich schon eine Gruppe
bildet, und davon die separaten topographischen Arbeiten von
Graz und Admont als Einzelarbeiten, welche nicht in Zeit und
nicht in Format mit dem „Schlösserbuche'' in unscheidbarem
Zusammenhange stehen, davon trennen und ihre Besprechung
der letzten Gruppe zuweisen.
Richtig scheintallerdings, wie Feil ^^) meint, dass Vischer
nüt der Widmung der grossen Ansicht von Graz (1675) sich
die Geneigtheit der Stände für Abfassung einer Topographie
nach dem Muster der ober- und unterösterreichischen ge*
winnen wollte. Nach dieser Richtung ging seine Neigung und
so war das Mittel recht passend. Vielleicht hätten aber die
Verordneten auch ohne diese Vorlage sich zur Genemigung
bereit gefunden. Denn sie gehörten grossdenkenden, prunklie-
benden Geschlechtem an und sahen nach dem Style der Zeit
und der Tradition ihrer Geschlechter in dem Werke einen
Ruhmeszweig in dem Lorbeerkranze ihres Vaterlandes. Aber
mochte Vischer 's Unpünktlichkeit in Vollendung der Karte
oder die grössere Sunune, die auf die Durchftlrung des
Untememens überhaupt zu wenden, sie vorsichtiger ge-
macht haben, — kurz sie acceptirten unter Bedingungen,
*•) 1706, 12 Juli.
„Joh. Bapt Fortaer Drackher p. gnädiger Anschaffung 36 fl. vor
60 Stackh Landtkhardten zu druckhen deren jede in 12 Pögen Medion
Papier vnd contrahirtormassen vor das Stackh 36 kr.*"
Expeditbuch 1706, f. 218'.
^<) A. a. 0. 67. Es fällt aber auf, dass er in den ProtokoUen nicht mit
der „Verehrung*' seines 1674 gefertigten grossen Bildes von Admont
erscheint. Vermutlich ist diese Arbeit rein Privatarbeit und nicht zu
seiner Verfügung gewesen.
— 35 —
weldie sich nachträglich als wahre Quäle von Verlegenbetten
fbr beide Teile und als unhaltbar erwiesen. Aus dieser Lei^
stung erwuchs in deren Fortgänge den Ständen wenig An-
genemes, dem armen Topographen aber rechte Not. Das ganze
Zustandekommen des „Scfalösserbuches" stellt sich als eine auf
20 und mehr Jahre ausgeddmte Kette von Verlegenheiten
dar, welche Yischer nahezh aus dem Lande trieben, den
Abscbhiss des Werkes selbst m Frage steten und nur die
Vollendung als merhwOrdig erscheinen lassen. *
Am 4. März 1676 trug Vischer sein Angebot vor**).
Für die „controfaitischen Riss . . . vnd in's Kupfer stöchen
lassen" in vorgelegter Grösse verlangte er: für das Kupfer 6 fl^
200 Exemplare fttr sich (auf seine Kosten abgezogen), und dass
die Landschaft von ihren Drucken kernen verkaufe**). Der
Kostenpunct, welcher noch an dritthalbtausend Gulden streifte,
genirte die Verordneten in ihrer selbstständigen Gebarung und
sie legten das Project den im Mai versammelten Ständen vor.
Wol wiesen sie darauf hin, dass „ ein solches Werkh dem ganzen
Landt vnd dessen Ständten ad decus publicum geraichete**,
fanden es aber vorsichtiger, den Antrag zu stellen, dass die
Bezalung nicht aus der Ständecasse, sondern von jedem Ein-
zelnen fttr sich zu leisten sei, der „mit dem Closter, Herrschafft
oder Statt interessirt ist". Es solle eben Jedem freistehen,
^ diese Spesa zu machen vnd sem Closter, Herrschaft oder
Statt in's Kupffer bringen zu lassen oder nit" *'). Dazu hätte
es aber ständischer Genemigung eigentlich gar nicht bedurft!
Von derlei Auffassung mag Vischer nicht sehr erbaut ge-
wesen sein, denn knapp vor dem Landtagsbeschlusse (am
20. Mai) erneuerte er sein Angebot und suchte durch den Vor-
schlag, die Landschaft soQe das Papier hergeben und den
^*j Orig., steierm. LandeBarchir; Feil a. a. 0. 68. Das Datum geht
aus den Bflchem m Note 46 hervor.
^ Yertragsentwarf, steierm. Landesarchiv; Feil a. a. 0. 68.
^*) Orig.; steierm« Landesarchiv, Feil a. a. 0. 68; Landeshaaptmanns-
mid YerordnetenprotokoU 1673—79, f. 65' und Begistraturbuch 1675
bis 1678, £ 50. Beide vom 4. März.
8*
— 36 —
Dradcer bezalen, er woDe dann eine Menge Exemplare liefern ^*),
die Landschaft unmittelbar an d^n Werke zu interesairen.
Doch schon am 21. Hai genemigte der Landtag den An-
trag der Verordneten und ttberiiess diesen die weitere Aas-
^^i^i^^S^^)* Später musste er dann hoch bedauern, dass er nicht
directe eingegriffen und sich mittelst Steuenunlagen gedeckt;
erst vide Collisionen und grosse Aergemisse brachten ihn
dahin, zu dem Untememen eine Stellung zu gewinnen, welche
am besten gleich anfangs genommen gewesen wftre.
Die Verordneten hielten den privativen Ciharakter des
Untememens, den sie durch keinerlei ämthche Ingerenz zu
ändern vorhatten, so strenge fest, dass sie Vischer sogar
die Beistellung eines Patentes, um welches er. am 22. Juni
zur Unterstützung seiner Reisen nachgesucht hatte, verwei-
gerten. Da Jeder, der seine Besitzung aufgenommen haben
wolle, ohnehin den Zeichner fördern würde, — wie selbst-
verständlich — bedürfe es keines Pat^tes^^. Ob es nun
ohne solches nicht recht ging oder noch andere Gründe
für den berechtigten Wunsch Vischer 's sich ei^aben —
kurz, am 24. November wurde ihm doch em Unterstütznngs-
schreiben ausgefertiget. Darin ist die Bezalung der Emzel-
arbeit durch jeden Gutsbesitzer ausdrückhch hervorgehoben,
Jedem aber in Form eines Ehrenpunctes nahe gelegt, seine
Schlösser u« s. w. für das Werk stechen zu lassen, den
Künstler zu fördern und endlich auch gebürlich zu bezalen^*).
Von da ab vergeht ein volles Jahr, bis wieder eine Nach-
richt über das Gedeihen des Untememens zu uns dringt und
diese zeigt bereits die Schattenseite des allzu vorsichtigen
Vertrages.
Die Karte war Landesbedür&iss gewesen; ihrethalben
konnten die Verordneten leicht für ihre Contrahirung als einer
Arbeit für Amtszwecke eintreten und die Landescasse mit den
*") VerordnetenprotokoU 1676, f. 107. Expeditsbuch 1676-76, f. 131.
♦') Rubrum auf Act von Note 43; LandtagsprotokoU, 1676—78, f. 64.
*") Expeditbuch 1675-76, f. 154.
*^ Concept, strmk. Landesarchiv; Feil a. a. 0. 69.
— 87 —
Kosten belasten. Mieht so ftmtlieh freiUdi Hess, sich das
nSeUlteserbueh^ «uSassen; doch hätte sidi, me bei anderen
Gd^eidieiten, die nur pro deearo des Landes viaren, die Ver-
einbarung leicht erzielen lassen, die Auslagen zwar als private
za betraditen^ zur Sirtdcbterung und ani^andslosen Fertigung
des Werkes aber sie, je nadid^n die Besitzer mit einem Stiebe
oder mänr darin interessirt, auf die Heirengolte zu schilpen und
mit der Steuer einauheben. Dann hfttte eine gewisse autori«
tative Oberleitung bestanden und Vis eher w&re nicht auf
de» unangenemen Weg geraten, sich seme wenigen Gulden
mOhsam von samuigen Schuldnern beitreiben zu müssen. Ander-
seits wttrde der Landschaft erspart worden sein, nicht allem
an dem Gemeinsinne, sondern auch an der privaten Ehren-
haftigkeit vieler ihrer Mitglieder laute Zweifel zu erheben.
Vischer reichte am 10. October 1677 die zwei Stiche
de« Landhauses ein, wie sie — Strassen- und Hofsmte — im
«SchlOsserbuche^ figuriren^^), zugleich aber auch die Bitte
um ein Mahnpatent an seine Schuldner: nun hatte er 180 Kupfer
gestochen und 71 (also nahezu die Hälfte) seien ihm nicht
bezalt worden ^^). Es lässt sich nicht lAugnen, dass jetzt die
Verordneten sehr lebhaft seiner sich annamen. Nicht nur, dass
sie es als „v^-sdmnpffich^^ erklärten, wegen so gerii^;ftkgiger
Betrage sich man^ zu lassen, so würden audi die ordentlich
zalenden Teilhaber am Werke, ja dieses selbst im Ganzen
geschädigt; denn durch solche Saumsal könne das Unter-
nemen förmlich gesperrt werden, da ohne Zalung der Künstler
nicht weiter arbeiten würde und es sei Sache der Anstän-
digkeit und des Gemeinsinnes „pro decoro des Vatterlanndts^
zur rechten Zeit der Verpflichtung nachzukommen**).
Vielleicht rürt auch aus diesem Jahre die Anzeige Vi-
>0) Yerordnetenprotokoü 1677—78, f. 165; die Bezalang dafür mit 12 fl.
erhielt er am .16. Jftmier 167Ö (Ausgabenbuch 1678, „Extraordioary**,
Nr. 258).
^<) Orig., strmk. Landesarchiv; Feil a. a. 0. 71 — 72; Begistraturbuch,
1676—78, f. 189.
'^ CoDoept, steierm. Landesarchiv; Feil a. a. 0. 72.
— 38 —
sGher's, €ar halM, da der AMgaburgiiefae KtqpfeKStechar ihn
immer hinhalte, einen eigenen Stecher in's Land gesogen, dssaen
Arbeitrtttchtigkeit er anch »dureh eine — nicht mehr erhaltene
— Beilage nachivies^').
Von hier an, gestaltet sich die Angeleesnbeit mehr und
m^r un^quicklich. Sie zeigt nns ein chronischea Bingen Vi^
8 eher 's mit der UnpQnotlkhkeit sein^ Schuldner, derUnentt
scUoBsenheit der Landschaft, aof das Zuatandekemmm des
Werkes den Druck ämtlieher Autocit&t za ttbcn, endlich den
höchst ungünstigen Zeitverhältniasen. Dass Vi seh er dem
Davongehen niher stand, ab dem feisdien Fortarbeiten, daas
ihn die Unlust zur Arbeit endlich auch zeitweilig bemeistem
musste und das ^^Schlösserbuch'', so frisch begonnen, nahem
im Sande verlief, wenigstens durch ihn nicht den entspre-
chenden Abschluss erlangte, wie die beiden östermehischen
Vorganger, wird man nach d&ai Folgaaden erklärlich findat
Im Frühjahre 1678 suchte Vischer neuerdings um
thatkräüige Unterstützung und um einen Zehrpfiennig fbr die
Landesbereisung nach. Zugleich zeigte er an, dass ^ 1 94 Kuirfer
fertig gemacht habe, davon 130 bezalt, 64 aber noch unbe-
zalt seien ^^). Im Zusammenhalte mit seiner Mekhing vom
10. October 1677 hatte er den Winter über 14 Platten ge-
stochen und von den damals ausstandigen waren ihm 7 gedeckt
worden. Er wies darauf hin, dass in der bisherigen Art die
Arbdt nicht gedeihen könne; entweder solle man ihn im
^*) Orig., Bteierm. LandesarchiY; Feila.ii.0. 71. Sehr Termutlich ist
Trost gemeint, denn Trost arbeitete nachweisbar schon Yor 1679
für Vischer, wie aus den Ansichten Yon Gutenhag, Herberstein,
Nenberg und Lankowitz hervorgeht, welche schon lange Yor Erscheinen
des „Seldösserbnches*', 1680, dem Werke des Naso von Leuenfels
über die Familie Herberstein beigegeben erschein^. Auch sind die
beiden Stiche des Landhauses in Graz, welche 1677 datiren, wie
obige Notiz besagt, schon mit Trost 's Namen versehen und ebenso
die Karte you Steiermark 1678.
^^) Undat. Orig., steierm. LandesardÜT (mit Weglassung der FormaUen) :
„Die hochldbl. Herren Herren Landtstände haben auss dissen vier
aufgehöfften Taflen genädig zuersechen, dass an dero nur angedingten
— 89 —
Yorans bezalen, oder das (MA bei einem bestimmten land-
sdiaftlielien Beamten deponiren, der ihm je nach Etnliefenrng
der Platten Zalung leiste. Zugleidi bot er sidi an, ein Ver^
zeidmiss des Baches nadi den Orten und Besitzern heim-
stellen. Was er mit d«r Zugabe alter Doeomente beabsichtigte
nnd ^rie äiese in dem Index mi figuriren h&tten, i^rt unklar.
In der That brach sich die entsprechende Ueberzeugung
bei den Ständen Bahn. Man acceptirte sein letzteres Angebot
und sagte ihm „eine merer alss Merunden begrifene £rge2>-
lieUdieit Umnftig zu", wenn er besagten Index liefern wtU'de ^*)
und zeigte auch in dem Patente, dass maai ernstere Mittel zu
«greifen Wülens, um nicht durch die Saumsal Einzeher m
an sidi schönes Werk scheitern zu lassen. Der Zahii^sauftrag
an die „Benitenten*^ lautet in d^n betreffenden Patente ziemlich
Topograpbia dess Herzogthumbs Steyer 194 Ehupfer yerfbrtifirt« von
denen mir bereits 180 bezahlt vnd 64 noch zu bezahlen ausständig
seindy welche mier zn soledtieren also sehwehr Cülen, dads mir vn-
mdgUch ist, in disser Arbeit auf solche Weiss fortzufahren. Gelangt
demenach an die hochlöbl. Herren Herren Landtstände mein vnter-
thönig gehorsambe Bitt vmb einen genädigen Schluss, wie ich möchte
wegen der ausständigen Khupfer bezahlt (werden), vnd so ich soU
diese Atbeit continnieren, amtwederss dass Gelt ich yorhinein oder zu
einem Landtechafllofficier depositierter ohne yüflUtiges SoMcilBeven
nach verfertigten Ehnpferen versichert zn empfangen habe. Will mich
alssdan befieissen, alle bezahlten Kupfer oder Landtgttther disser
Topographiae oder Buchs mit einer authentisierten Beschreibung, wo
iedwederess lige, die Possessofes zu benennen vnd mit alten Docu-
mentiB lu siehren. Befilche nuch zn wüMiriger Resolutien md
gnädigem Sehlass.
Der hochlabL HH. HH. Landtstände
vnterthänig gehorsamber Diener
Georg ÜAattheuss Vi scher Geographus.''
Der Act stammt vom 28. März; vgl. Landtagsprotokoll 1678—79,
f. 86'.
**) ExpedHbneh 1678—79, f. 40. Er scheint auch wirklich sein Wort
— nnr wissen wnr nicht die Form — gelöst zu haben, denn am
17. März 1678 weisen ihm die Verordneten «wegen sechs Bfiecher mit
den steyrischen Lanndt Gflettem zur Verehrung** 80 fl. an. (Ver-
ordnetenprotokoU 1677—78, f. 219.)
— 40 —
unverblümt Indem manAUe, wekfae dieAufiiame ibrer ScUitaser
u. s. w, noch nicht bestellt, aufforderte, die Anmeldung unverr
züglich zu thun, sprach man förmlich die Verpflichtung, einem
Untememen beizutreten aus, dem man ursprünglich rein facul-
tativen Charakter beigemessen. Warum man doch nicht so-
gleich zur Herstellung aus Landesmittebi und Deckung dieser
aus den Herr^igttlten griff? Die Kupfer, hiess es, würden
an die Landschaft geliefert und dort revidirt, alle Interessenten
hätten an den Landschaftssecretär den landtäglich festgestellten
Betrag per Platte unverzüglich zu leisten. Dort könnten auch
die Einzelnen ihre Kupfer beheben. Ebenso sei Vis eher auf
alle Weise in dem Vorhaben zu unterstützen, dem „Schlösser-
buche'' „eine authentisirte Beschreibung** mit „alten Documentis
gezührt'' beizugeben^*). Betreffs Letzterer ist noch ein An-
suchen V i s c h e r 's notirt um Mitteilungen aus dem „Titular^
buch vonderLandtsMatricul*', womit der Begistrator beauftragt
wurde *').
Mit Vischer's wenig fireudvollem Wiiken im Lande steht
wol seine Bitte an die Stände in Beziehung, ihn dem Kaiser
flir Verleihung einer Pfarre zu empfehlen, ein Ansuchen, dem
der „obhabenten gueten Qualiteten willen" auch willfart wurde **).
Daraus erfolgte indess kein Resultat; wenigstes begegnet
er uns nicht in der Seelsorgereigenschaft. Dafür treffen wir
zunächst eine seiner Arbeiten, welche die Ergänzung des
„Schlösserbuches" beabsichtigte. Er legte nämlich am 20. Mai
1679 sdne „Schriften . . der steyerischen neuen Topographia
so in Truckh kernen sollen" vor. Leider fand man so viel
Feierhaftes darin, dass selbe ihm behufs Ueberarbeitung rück-
gestellt wurden *"). Und wieder zeigt er 36 säumige Schuldner
an, wegen 143 anderer fordert man ihm das namentliche Ver-
&6) CoDcept Yom 23. März, Btrmk. Landesarchiv.
^^ YerordnetenprotokoU vom 6. Mai 1678, f. 158' und fixpeditsbuch,
1678-79, f. 71.
&») 30. Sept 1678, LaodtagsprotokoU, 1678—79, f. 81' und B^gistratur-
buch, 1675—78, f. 174\
*») Verordnetenprotokoll 1678 (u. 79), 1 160.
— 41 —
zeichmss ab *®). Wir stosam bier auf Namen, daran Neimung
auf diesem Flecke man sonst nicht erwartet hätte; so GrOn-
berg, Bischof TonGurk, Gwissinger, kais^Hofkammer, Jabomigg,
Kazianer, Lengheim, Mörsberg, Kloster Neuberg, Kloster s. Paul,
Putterer, Kadmannsdorf^ Bamschfissel, Bechlingen, Schranz,
Schrottenbach, Steinadi, Stibich, Trautmannsdori^ Tschurtschen-
thaler, Vetscher (Utscher?^ Stadt Voitsbei^, Kloster Voran,
Wagensberg, Weisersheim und Zechetner. Jetzt zum ersten
Male wurde im betreffenden Patente den S&umigen mit Pfiln-
dung gedroht, allein bis zur einzig richtigen Handhabe, die
Allgelegenheit thunlichst glatt abzuwickeln, hatte man sich noch
nicht aufgeraSl"' )•
Mittlerweile war bekanntlich die steirische Karte fertig
geworden, und wol zum Danke ftü: sie hatte man Vischer
mit der gewünschten Pfarrempfehlung ausgestattet Auf die För-
derung des Kupferwerkes hatte jener Abschluss keinen ent-
scheidenden Einfluss. Ungeachtet Vischer nachgewiesen, dass
die wenigsten „Cavaliere'' von der Karte und erst gar von der
Topographie Ahnung hatten, blieb es auch 1679 noch bei dem
Hinschleppen und sein Drängen wegen der Massregeh für die
Vollendung zu einem bestimmten Schlüsse zu kommen, blieb
firuchtlos'O- £f beschäftigte sich indess mit dem Stiche des
Schlosses Kremsier, wol auch mit den steirischen Arbeiten,
darunter das Eintreiben der Schuldposten eine ansehnliche
Stelle eingenommen haben mag, und darüber kam das „Schlös-
serbuch "* ganz in's Stocken. Die Pest von 1680 trug selbst-
rerständbch ungemein dazu bei. Als Vischer am 13. Juli
anfragte, wo er diess Werk weiterarbeiten sollte und für
seine Abreise von Graz am pestfreien Ort Zehrgelt sich
•o) Expeditblich, 1678—79, f. 219. Diese Ziffern Bind mcfat recht ver-
ständlich im Zusammenhalte mit den oben genannten; daran ist wol
die Kürze der Auszüge Schuld.
**) 1679, 7. Juni, Orig. und Concept, steiefm. Landesarchiv; Yerordneten-
ProtokoU 1673—79, f. 182 imd Eqieditbuch, 1678-79, f. 219.
•-) 1679, 30. Juni, YerordnetenprotokoU 1678 (u. 79), f. 183' und Ex-
peditbuch, 1678-79, f. 229'.
— 42 —
erbat, bedeutete man ihm, er könne in Graz auch bleiben ••).
Und doch hatte sich die gesammte ständische Amtirnng nach
Brück a. d. M. gerettet und als einmal der Registrator es
wagte, aus der verpesteten Stadt Acten zu holen, wurde es
ihm sehr höh angerechnet!
Als die entsetzliche Epidemie verschwunden, wurde Ti-
sch e r Ende 1 680 und Anfang 1681 zur Aufhame der strittigen
Grenze auf dem Semmering abgesendet — wovon wir später
erzälen wollen — und Mitte des letztgenannten Jahres brachte
er das „Schlösserbuch* und dessen Abschluss wieder vor. Er
bat um 300 fl. Anweisung und um Besöhition wegen der
sogenannten Beschreibung, die jedenfalls etwas ganz Anderes
enthalten haben mag, als der uns bekannte gedruckte Index.
Seinem Gesuche hat wol ein Passus innegelegen, der f&r den
Fall der Fortschleppung der Angelegenheit seine Entfernung
aus dem Lande in Aussiebt stellte, denn die Verordneten
resolvirten, „die Abreis stehe bei ihm*. Sonst verlangten sie
nur Ausweise über die Rückstände behufs Einmanung und
verwiesen betreffs des 2. Punctes an den Landtag**).
Das Eine lässt sich von^ diesem Jahre noch berichten,
dass, wenigstens dem Datum nach. Vis eher das Titelblatt
des „Schlösserbuches** fertigte.
Durch drei volle Jahre schweigt nun jede Quelle über
seine hierländigen Arbeiten, selbst die sonst so fleissig, wenn
auch nur kurz sprechenden Bücher der Landschaft. Das Kriegs-
jahr 1688 würde sich m seiner Unfrachtbarkeit für uns selbst
erklären. Es war das Jahr der „ Türkenflucht •*, wie der Buch-
halterbericht von 1703 am Ende unserer Darstellung sagt
Anzunemen ist, dass Vis eher in demselben den Gedanken
an die Ausftlrung der ungarischen Kriegskarte fasste, welche
er in 12 Blättern 1685 herausgab.
Erst 1684 treten wieder Nachrichten auf. Vi seh er legte
•») VerordnetenprotokoU 168Q— 81, f. 28, Expeditbuch 1680-82, f. 9i.
^) 1681, 26. Juni, Yerordnetenprotokoil 1680-83, f. 29' und Expedit-
buch, 1680—82, f. 178'.
~ 48 —
etwa im Sqrtember d. J. (in einer uns yertarenen Eingabe) der
Ltfkdsdiaft vor, irie er bis wm 211 Kupfer getleeheB, dftTon
48 Bodi nnbesalt seien; 162 sollten noch gearbeitet werden,
damit das Werk vollständig wäre. Sonach war der UmiiBg
lüeeee auf 393 AosieUen geplant, d. h. jenen, in welchen die
sogeaannte Wiener Ausgabe zumeist ersdieiBt Die „Renitenten^
wofiten nidit beulen, ja vide Prälaten imd Herren ibre
KMster imd Sddösser „gar nit dreoibringm lassen*. Die Ans*
weise über das Verendete und die Rackstände liegen ideht
vor; wenigstais passen die eitekenen »cht zlSermässig am
dieser Emgabe und gehören (auch der Schrift nadi) späteren
Daten an.
Abemab beschränkten sich die Verordneten darauf von
iHesen Usständen Kenntniss zu nemen und den Ständen
lUnimg und Pftndungsdrethnng als Ifittd zu empfrtden *^).
Deeswegen enthält auch dae betreffende Patent vom 2. Oo-
tober 1684 nur die Auffordenmg, bis nächsten 1. November
zu bezalen, Appellationen an die Emsieht, dass das zur
«B> 1684, 19. Sept., Eingabe der Verordnelen an den Landtag, Goneept
nnd Orig., stnnk. Landeeairohiv. Sie besagt znerst die bekanaten
Gmndzflge des Vertrages und spricht dann:
»Non gibt ermelter Geographus Vischer ein ordentliche Speci-
fication . . . ein, wassmassen 168 Kupffer schon verförtiget vnd be-
zahlt, 48 aber yerförtiget, aber nit bezahlt, vnd I82 noch nit in's
KhupS^ gebracht worden, anss Vrsach, dass selbige Particolam oder
Beaiser die ringe Besallung der 6 fl. ni^ laissten, imo theils ihre
QMcfalöeser ynd dösster gar nicht dreiA bringen lassen wolloi.
Weillen dann das Maisste schon gerichtet das Pretium ring, also
sdüoiiifflich ist, das solches sn allgemainer Zier, Gedächtnus, Nach-
richt vnd Ehr des Landts angesehenes ringes Quantum nit erfolgen
adle, massen auch andere Erbländer als U: und 0: Osstoreich,
item Khimdten ynd Grain ein solches Werekh aussgehtti lassen,
alss thnen wflr bisshero nur aoss Hinderung etlicher Particularn ins
Stdckhen gerathenes guetes Vorhaben hiemit erindem, mit ymnass-
geblichen Guetachten ynd Wolmainung, dass ein Idbl. Landtschafit,
wass de in Sachen schon zum Oefftern anbefohlen ynd aUo ein ge-
schlossenes Wesen ist, nunmehr zur giazlichen VolziehoAg vnd Per-
fectioo bringen, dahero die yerzdgerenten Interessurten entweder durch
— 44 —
HUfte schoB fartjge Werk doeh nicht wegen Emseiner ganz
Men gelassen werden könne, an die Ehre, Drohung der
Pfikndung 11. s. w., was doch Alles bish«: nidit gefruchtet
hatte "').
Um wenigstens das vorhandene Matmaie einigennassen
zu verwerten, vielleicht auch, weil er sich mit dem Gedanken
trug, das Ganze als verlorne Muhe au&ugeben, stellte Y i s ch er
aus den bisherig» Abzogen 55 Exemplare zusammen und
Überreichte sie der Landschaft So wenigstens fassen wir den
Ausdruck „55 StQckh Topographien'' »jf, ftür welche er
„accordirtermassen'' 3 fl. per Stück verlangte. Es muss sonach
ein Abkommen für diese Lieferung getroffen gewesen sein, etwa
fbr den Fall, dass das Untememen nicht weiter gediehe *'').
Unter Accord scheint man nämlich damals eine Yorverabredang
verstanden zu haben, welche jedem Teile gestattete, ehe maa
schlüssig wurde, nach Umstanden zurackzutreten. Denn wenn
er bindend gewesen wäre, hätten fb^di die Yerordneten auf
Yisch er 's Eingabe nicht erklären können, sie würden diesen
Betrag erst bezalen, wenn die YoUendung des Schlösser-
buches nahe stünde. Dann beisst es weiter in dem Condusum:
^Jn aber folget zum Bericht, dass sich die Partheyen nur
selbst seiner Nachlässigkheit beklagen' "*). Wie bei ämtlich
so oft nachgewiesener Saumsal der Besitzer, bei der Mittel-
losigkeit des Künstlers, der (wie belegt werden kann) gutenteils
auf fremde Kosten lebte und arbeiten musste, in Anwartschaft
der Zalung, die con^tant ausblieb, wie unter solchen Yer-
hältnissen dieser Yorwurf ihn treffen konnte, ist nicht erklärlich.
Patent oder Zueschreiben dahin vermdgen lassen woUe, dass sie das
geringe Quantum der 6 fl. nit ansehen, sondern zu Ehr der Stftndte
vnd des gantzen Landts dises Vorhaben befördern helfen, im Widrigea
sie mit der Pfandtung bezogen werden sollen. '^
Vgl. auch Landtagsprotokoll <28. Sept.) 1684-85, f. 121 und
Kegistraturbuch, 1684 - 85, f. 64.
**) Concept, steierm. Landesarchiv; Registraturbuch, 1684—85, f. 69\
*^) Von einem „Versprechen* sagt auch der auf Acten beruhende Buch-
haltersbericht am Schlüsse dieses Artikels.
^ Verordnetenprotokoll, 1684, f. 243 und £xpeditsbuch, 1684—85, f. 95.
— 45 —
Vischer arbeitete damals allerdings an der Karte des Kri^^
sAanplatzes in Ungarn, allein diese Unternemnng, über weldie
er frei Terfbgte, trug ihm doeh wenigstens 6dd zum Leben.
Die Angelegenheit des „Schkysserbuches" schien bis zum
Brechen gediehen. Allein wie das so häufig der Fall, geriet
sie noch im letzten Augenblicke in besseres Geleise. Die
GrOnde, wenn aasser der durch die Thatsachen belegten Ein-
sicht etwa noch persönlicher Einfluss sich geltend machte, sind
unbekannt Im J&nner 1685 fassten die Verordneten mit Einem
Male den Beschluss, die Kosten in erster Reihe auf die Landes-
mittel zu nbememen und auch das Kupfer zu Kefem. Sie er-
klftrten, ftlr je 25 fertig vorgelegte Platten mit den dazu ge-
hörigen Abzügen 100 Reichsthaler (= 150 fl.) zu bezalen
und die Einzelbeträge von Amtswegen bei den Interessirten
dnzuholen **). Zugleich auch kam man betrefis der 55 halb-
fert^en Topograhien zu einem billigen Schlnsse, anerkannte
die Forderung und zaite ihm auf die 165 fl. den Betrag von
81 fl. in Abschlag aus '^).
Durch mehrere Jahre besitzen wir nun fast blos Notizen
aber angewiesene oder bezalte Summen ^*). Nur Einmal (1686)
wurde eine Eingabe Vischer's um Geldanweisung mit dem
Bemerken, dass er vorher die Kupfer vorzulegen hätte, abge-
•^ Verordnetenprotokoll, 1684—85, f. 125 und Expeditsbuch 1684—85,
f 126.
''^ Am 26. Febr., laut Bttchhaltersbericht am Schlüsse dieses Artikels
'*) 1685, 18. Jnni fftr 50 Knpfer bezalt 200 fl. (Ansgabenbucb, 1686,
£82'); — 22. Juni in Abschlag angewiesen 100 iL (Verordneten-
Protokoll, 1685, f. 1690; 9- J^li bezalt 100 fl (Ausgabb., a J.
f. 1840; — 22. Aug. för 25 Knpfer in Abschlag angewiesen
100 fl. (Verordn.-Prot. a. J. f. 203); - 25. Aug. bezalt 100 fl.
(Ansgabb. a J. f. 188); — 28. Oct in Abschlag angewiesen
100 fl. {Verordn.-Prot a. J, f. 229); — 5. Nov. bezalt 100 fl
(Ansgabb. a. J., f* 1920; — 13. Dec. flUr 25 Kupfer in Abschlag an-
gewiesen 100 fl. (Verordn^Prot. a. J. f. 265); - 1686, 9 JÄn.
bezalt 100 fl. (Ausgabb. 1685 n. 86, f. i960; — 80. März in A])-
sefalag angewiesen 75 fl. (Verordn.-Prot 1686, f. 60); — 17. Apr.
bezalt 75 fl. (Ausgabenb. 1686, f. 1680; — 17. Jtmi in Abschlag
— 46 —
M»it^*) und 1688 er um N«cUi«fenuig noch ausstftndtger
Kupfer gemanf). Es scheint, dass er Ende 1686 oder an-
fwiga 1687 Staermaik verlassm, um den Posten eines
Mathematjktehrers der Edelknaben in Wien anzutretend^).
Denn nach 1686 tritt eine lange Pause in der Einlieienuig
ein, welche sich auf diese Art erklftren liess ; auch- erfolgte (tie
Zustellung der Manung von 1688 laut Rubrum auf dem Acte
obme genaue Kenntniss der Adresse seitens der Landadiaft^^).
Ob das Veizeicfaniss, wdches dieser Aufforderung nach Feil
beigelegen und sich noch erhalten hat, auch wirklich das ent*
sprechende, möchte ich fast bezweifeln. D^m bis 1686 (resp.
1688) waren im Ganzen 311 Platten gestochen, resp. einge-
liefert worden: sonach feiten noch 81 — 83 zur nachweisbar
gelieferte Zal, welche auch mit der geplanten bis auf 2 Stacke
stimmt Das Verzeichniss enthält aber nur 71 Stttdce und
zwar darunter einige, welche me gemadit wurden. Jeden&Us
indess hat dasselbe den Wert, dass seine aufjgezaltra Schlosser
u. s. w. zu irgend welchem Jahre jener Zeit fbr die Aufhame
vorgemerkt waren '*).
Noch 1694 war Vischer nicht zum AbscUusse ge-
kommene^). Die Bevision seitens der Landsdiaft filrte deren
angewiesen 100 fl. (yerordn.-Prot a. J., f. 186'}; — 19. Juli,
bezalt tOO fl. (Ausgabb. a. J., f. 169')2 — 18. Sept in Abschlag
angewiesen 300 fl. (Verordn.-Prot. a. J., £ 156); — 20. Sept.
bezalt 800 fl. — (Ausgabb. a. J., f. 172).
^«) Verordneten-Protokoll, 1686, f. 78 und Expeditsbuch 1686—87, f. 58'.
^^ Goncept v. l. Juli, stdenn. Landesarchhr; Feil a a. 0. p. 74-75.
'*) Feil a. a. 0. 78.
''^) „An Matthaeum Vischer Qeographum zu ezpediren, Tnd die Spe-
dfication deren abgflngigen beizuschliessenj sodan dem Hftckhl Huet-
stOpper alhie einzuhändigen, oder von ihm zu erfragen, wohin es
miesse dirigirt werden.'
''^ Dieses Yeneiehmss bei Feil a a. 0. 75 in Note.
'') YerordaetenprotokoU 1694, f. 2' und Expeditsbuch 1694—95, f. i.
Doch wurden ihm am 18. Febr. 75 fl. „pro recompensa'' ange-
wiesen (Yerordn -Prot. 1694, f. 89); am 21. Mai f&r 25 Platten
neuerdings angewiesen 150 fl. (ebend. f. 149) und am 10. Juli
bezalt 150 fl. (Ausgabenbuch, 1694, f. 210').
— 47 —
SecretAr Dr. Maister^O* I^ letzten Platten^ welche Vischer
selbst noch vorlegte, kamen 1696 ein und waren 37 Stücke ^^;
dietetzten Kiq^fer (1 9) überhaupt, welche aus der V i s c h e r 'sehen
Arbeitsleitung datiren, wurden 1699 von sdnen Erbw oder
Nachlasswerbem vorgelegt **), worauf die Landschaft den Be-
fehl erteilte, dass aUe vorhandenen £xemplare des »Schlösser-
boches" gegen Ersatz des Papieres und der Druckkosten von
den Erben auagehändiget werden sollten und sistirte bis dahin
den für diese Platten entMenden Betrag von 115 fl. ^').
Bis zu seinem Abgälte von Graz (1686 oder 1687) hatte
Vischer mehrere Jahre bei dem Hutstq^per Hftckhl ge*
wont ^''). Dieser und ein gewisser Walch hielten ihn zusammen
über Wasser. Nicht nur nut dem täglichen Bedarfe, sondern
auch mit dargeUehen^ Geldern für seine Untememungen
hatten sie ihn gefördert und war namentlich Walch damit tief
in's , Haben" und, wie er später behauptet, «auf das weithe
Feldt vnnd auf den Beüstab gerathen" ^'). Mit Beiden gab es
nach Yischer's Tode noch eine langwierige Auseinander-
setzung. Ueber sie und so Manches aus der ganzen Unter-
nemung gibt des Buchhalters Bericht von 1703, den wir weiter
unten wörtlich geben, eine zwar schwerfäUige, aber klärende
und interessante Darstellung.
Berücksichtiget man, dass die Erben, respective die Gläu*
biger Yischer's sicherlich ihre Anrechte bald nach dem
Tode des Mannes geltend machen mussten, und dass es sich
nicht absehen lässt, warum sie ihre Anmeldung ein par Jahre
aufsparen hätten sollen, so kann man nicht mit F e i 1 annemen.
^ Yerordnetenprotokoll, 1694, f. 115 und Expeditsbucb 1694—96, f. 68'.
'») VcrordnetenprotokoU, 1696, f 77' und Expeditsbuch 1696-97, f. 74';
Tgl. Yerordnetenprot. v. gl J., f. 82, 19. Mai. Von den auf dieser
Sendung haftenden 222 fl. wurden ihm am 30. Noy. d. J. 168 fl. in
Abschlag bezalt (Ausgabenbuch 1696, £ 241').
W) Expeditsbucb, 1698-99. f. 201.
sf) Registratnrbuch, 1697-99, f. 118.
^^ Vgl. oben Kote 75.
*^ Bachhaltersbericht Ton 1708 am Schlosse dieses Artikels.
— 48 —
dass er schon 1697 gestorben sei**). Die Einlieferang der
19 Platten darch die Erben geschab am 4. Juni und so ist
anzunemen, dass Vis eher spätestens im Mai 1699 mit Tod
abgegangen sei*'). Anderseits muss zugegeben werden, dass
es auffldlig, wie Jac. Hoffmann und Jac. Hermundt zu Augs-
burg es noch bei seinen Lebzeiten (1697) wagen durften,
seinen Namen aus der niederösterr. Karte zu schleifen, die
ihren einzusetzen und unter denselben eine Neuausgabe zu
veranstalten.
Grehen wir die Zal der von Vis eher actenmässig als
vorgelegt nachweisbaren Platten durch, so finden wir, dass er
180 bis 1677 gearbeitet hatte, 14 im Jahre 1678 und 17 bis
1684; dann lieferte er im Jahre 1685 100 Stück, 1695 25,
1696 37 und seine Erben gaben 19 Stücke ab. Ihre Summe
gibt 392. Als er 1684 mit 211 fertigen Kupfern sich auswies,
sagte er, dass noch 182 zu machen wären, womit die Summe
auf 393 gerückt wäre. Ob damit alle Platten auch gemeint
oder ob welche als bezalt an die Parteien gegeben und sonach
nicht mitgerechnet wurden, lässt sich nicht sagen. Das scheint
nicht imwarscheinlich, dass zwischen den Eingelieferten und
Gemachten ein Unterschied besteht und Vi seh er sonach
mehr gearbeitet habe, als obige Ziffern enthalten. Denn diese
nennen bis 1684 zwar die gestochenen Platten überhaupt,
von da ab jedoch nur die eingelieferten. Nun ist aber bekannt,
dass mehrere Oertlichkeiten von 2 — 4 Seiten aufgenonmien
und auch in Kupfer gebracht wurden. Wie mit diesen in
Rechnung das Zalenverhältniss sich stelle, lässt sich nicht
sagen, sowie überhaupt eine Constatirung desselben nach dem
gegebenen Actenmateriale m'cht ausfilrbar ist
"*) A. a. 0. 79. Auf ^ar keinen Fall aber ist er 1695, wie Feil durch-
blicken lässt, gestorben; vgl. auch Note 40.
^^) Nach dem Buchhaltersberichte v. i708 geschah die Einlieferung der
Platten seitens der Erben am 30. März 1699, was bei denselben
Annamen den Tod um einige Monate vorrücken würde. Wie mir
aus Wien mitgeteilt wird, enthalten die magistratischen Todtenbücher
von 1697—99 den Namen Vi scher 's nicht.
— 49 —
Zq diesem treten vier VerzeiclmisBe, davon wir des einen
bereits gedachten. Sie hdfen insofeme, als sie einerseits fest-
stellen lassen, von welchen Orten Yischer Platten zu ge-
gebener Zeit vorgelegt, dann welche (nieht ansgeftürte) OerÜidi-
keiten unter anderen vorzunemen beabsichtiget waren. Wir
betrachten sie als überhaupt zugehörigen Stoff und wollen
daraus so viel Nutzen zidien, als uns möglich.
Nach unserem Dafbrhalteii ist das Uteste derselben
die »Specification d^en Gschlösser vnd adelichen Sttczen in
Steyr, wdiche annoch nicht topographice abgebttldet, demnach
noch zuuerfördtigen seynd". Es ist von FeiP^ zum Jahre
1688 gestellt, enthlllt 71 Namen und war das einzig von diesem
Autor benützte. Uns scheint es weit mehr 1681 oder noch
vorher zu gehören. Denn z. B. seine erste Oertlichkeit „Altm-
hoffen Siez"" wird daselbst „Herrn Pflniquftr' zugeschrieben,
wihrend dieselbe 1681 in die Hftnde des Ghrafen v. Saurau
überging. Die Schlussnote «ess befindten sich aber deren noch
mehrer, welliche mier dissmal mit Namben nit einMen,**
seheint mehr auf eine der Arbeit vorausgdiende, seitens der
Stftnde von einem ^«mer des Landes gewünschte und benutzte
gutachtliche Aufzeichnung zu deuten, nicfat aber auf eine
strenge Ergänzung des Mandates, zu welchem Feil sie als
Bdlage nimmt
Das zweite Yerzeichniss mag in die Mitte der 80er Jahre
gehören. Es enth< eine Desideratenliste unter der Aufechrift
«Spedfication der Kupferstich, so noch zu machen vnd weme
derentwegen zuzuschreiben''. Es bringt die Namen von 128
Oertiichkeiten. Whr möchten es desshalb in die besagte Zeit
und vor 1687 legen, weQ die 3. Liste, welche wir 1687 zu-
schrdben, von vielen Orten derselben bereits die Platten als
eingeliefert bezeichnet Sie kann also nicht nach dieser datiren.
Das dritte Yerzeichniss, die „Lista der von Georg Mathie
Yischer Mathematid (!) hereingegebenen Ehupffer*', welches
198 Orte au&<, dürfte wol dem Jahre 1687 angehören, in
•^ Vgl. Kote auf p. 74 a. a. 0.
MiUkeg. a. liist:. Vereins f. Stelermftrk. XXIV. Heft, l876.
— 50 —
welchem Vis eher aus Steiermark forteog, oder £&de 1686^^
Da er bis dabin nachweisbar 311 Platten (mit dem Landhause
313) gemacht, so muss der Ueberscfauss wol den Besitzern
bereits aosgehftndiget worden sein. Dass in dieser Liste die
2 Landhansplatten sich nicht Torfinden, würde auch die Ver-
mutung znlassBi, es seien damit nur die zur Zdt seiner Ab-
reise in seinen Händen befindlichen Kupfer und nicht seine
überhaupt abg^ebenen gemeint gewesen.
Das vierte Verzetchniss ist die «Spedfication deren
Schlössern in Land Stejrer, welche in Eupffer abgängig seint*" ;
es gehört jedenfalls dem 18. Jhrh. und darin einer Zeit an,
welche für uns kein Interesse mehr bietet und scheint aus
der Ver^eichung der deponirten Platten mit der Zal der
Kupfer in einem Exemplare der 2. oder sogenannten Grazer
Ausgabe zu stammen.
Wir werden indess die 3 ersteren Verzeichnisse in der
unten fdigenden Gesammtflbersicht benutzen.
Betrachten wir nun die Sununen, welche Vischer aus
setaiem „Schlösserbuche'' zu fordern hatte, und jene, die er
nachweisbar bekam.
Aus den 392 nachweisbar gestochenen Platten ^^) sollte
Vischer, zu 6 fl. das Stück, ein Honorar von 2352 fl. zuteil
werden. Die Cassebttcher weisen Zalungen an ihn im Betrage
von 1423 fl. auf; der Buchhaltersbericht von 1703 spricht
auch von einer AbschUigzalung von 81 fl. auf die überreichten
55 Topographien. Beide Posten gäben die Summe von 1504 fl.,
womach also Vischer noch mit 847 fl. bei der Landschaft
im „Haben** gewesen wäre. Der Gegenschreiber jedoch wdss
(im genannten Berichte von 1703) nur von 1075 fl. Zalung
gegen 2364 fl. Forderung, und wären sonach die Stände bei
Vischer mit 1289 fl. im „Sollen^ gestanden, und er hat
vielleicht auch Recht
*'') Feil a. a. 0. 78 gibt an, dass Vischer von da ab den Titel
Mathematicus führte.
•«) Der Bachhaltersbericht von 1703 zält 394 Platten; vielleicht bilden
die 2 Landhausplatten die Differenz.
— 51 ~
Zveieriei geht aus diesen Betrachtungen heiror : V i s c h e r
hat mit der steirischen Topographie, wdehe zu sehr von der
Efaisieht und dem guten Willen der Einzelnen abfaing, weder
ein gutes Cresehäft gemacht, noch seine kfinstlerische SteQung
irgendwie entsprechend gelohnt gefunden. Anders wäre es
gegangen, hätten die Stände sogleich J^e Massr^l ergtißeit,
welche sie unter Aem Dmeke der Lässigkeit erst zu Ende
anfiuunen. Weiters ist klar, dass das „ScUOsserbudi' bis
1699 nicht herauskam, dass die von Vi scher 1684 ftber-
reichten 55 Exemplare nur Notzusanmenstellungen waren, die
irfcht viel aber 200 Kupfer begriffen, und dass sonach Vi sc her
selbst die erste annähernd vollständige Ausgabe
nicht erlebte, noch weniger aber die vermehrte. Es wider'^
spricht dies zwar der bisherigen Anname, auch den Angaben
FeiTs, der memt, 1681 sä „der grösste Teil' des Stfashes
der Kupfer sammt dem Titelblatte bereits beendiget** ^^) ge*
wesen, veriiüt sich aber doch so.
Wenn wir nun schon, wie oben gesagt^ nicht vollkommen
genao alle Stiche der Zeit Vischer's und jener hadi ihm
namhaft machen kennen, so haben wir doch ein gesammtes
Yerztfdmiss sämmtlicher projectirter, ausgeAkrter und über-
arbeiteter Platten zu geben vor. Damit steht im ElnkhiBge
froher noch tn berichten, was unmittelbar nach dem Tode
des Geographen an seinem Werke noch unternommen wurde,
und* was sich dabei zutrug, soweit es uns dieAuibchreibuagea
gestatten.
Das ist sehott erwänt worden, dass die Landsdiaft Auftrag
gegeben, über die Einlieferung sämmtUdier Abzüge der Plattm,
die bei Vischer's Gläubigem und Nadilasserben aushaften
moditen, zu wachen.
Das Geschäft der Kupferstichlieferuii^ lag in Händen des
Kaufinannis Jos. Walch, der Witwe Maria Barbara Häckhl und
des Künstlers And. Trost, der nebenbei auch Tagsarbeiten,
z. B. Sackkalender u. s. w. fabridrte. Als Kupferdrucker wirkte
Joh. Bapt Forchtoer.
«»•) A. a. 0. 22.
- 52 —
Die Daten, welche uns vorliegen, sind leider nicht solchen
Zusammenhanges, dass wir das Yerhilltniss in all seinen Teilen
klar ttbarsehen könnten. Auf alle Fülle waren erstgenannte
Zwei durch ihr» frttheren Bezidiungen zuVischer und durdi
ihre Forderungsrechte die materiellen Lieferanten des ver-
vollständigten „Schlösserbuches*.
Wir sehen dies aus Folgäidem:
Ende 1 700 sucht Walch um Vorschuss von 50 fl. behufe
Fertigung der Stiche (soll wol heissen behufs Lieferung der
Abdrücke) an. Die Landschaft verweigert sie, wirft ihm Saumsal
und Unsauberkeit der Arbeit vor, und fordert, zumal er ohnehin
schon das Notwendige erhalten, reine Abdrücke *'). Drei Wochen
später bittet Frau Häckhl um 150 fl. als Abschlag (Ür 100
Topographien, wofür sie 300 fl. zu fordern hätte und die
Landschaft weist auch sie auf Vervollständigung der Leistung,
wozu ihr die Kupfer hinausgegeben worden seien * ^. Ende
1701 findet sich fbr Beide, entgegen einem Ansprüche von
600 fl.. ein Abschlagsposten von 227 fl. **')• Der Kupfer-
drucker Forchtner hatte von 19 Platten (wol die 1699 eiDige-
lieferten) 100 Abzüge hergestellt, die ihm mit 43 kr. vom
Hundert berechnet wurden *')> und Ende 1702 bekam er
abermals füi* 2000 Abdrücke 14 fl. *").
Trost, über dessen Herkunft man leider nichts und sonst
nur weiss, dass er 1686 zu Wagensberg in Kärnten fbr
Valvasors Beschreibung von Kärnten arbeitete"'), setzte
die TMügkeit Vischer's in künstlerischer Beziehung fort
Als Zeichner und Stecher überragte er ihn indess bei weitem.
Seine Arbeiten sind weit durchsichtiger und klarer und seine
Blätter von Graz übertreiFen ohne Zweifel jene Yischer'a.
•) 1700, 1. Dec, Verordnetenprotokoll 1700, f. 214.
•») 1700, 23. DJBc., Expeditboch 1700—01, f. 187'.
•*) 1701, 29. Dec., Anegibenbnch 1701, f. 182' und Verordnetenprotokoll
1701, £ 241'.
»») Verordnetenprotokoll 1701, f. 227, Expeditbuch 1700—01 f. 387 und
Ausgabenbuch 1701, f. 188'. (27 fl. 1 ß. 26 $».)
^) 1702, 23. Dec, Verordnetenprotokoll, 1702, f. 180.
«) Feil a. a. O. 29.
— 63 —
Anfangs 1700 widooete er der Landschalt eine Ansicht
von Graz**) und wurde ihm daftür ein klingender Dank von
60 fl. *^ und ein weiterer von 18 fl. '*) vetirt Wenn nicht
schon durch seme froherm Leistungen in Y i s c h e r 's Diensten,
schdnt er dadurch sich der Landschaft fbr die FortfCirung
des ,»Schl(ysserbuches^ empfolen zu haben.
Es fragt sich nun, welche Ansicht von den uns bekannten
diess war? — Um 1700 erschien Macher's Werk „Graedum
ind. ducatus Stjrrise metropolis^ welches 5 Stiche von Trost
enthalt und auch eine mittelgrosse Aufiiame von Graz von der
Sud- oder Jacominisdte her. Letztere zeigt zwar weder T r o s t's
Namen, noch Monogramm, demungeachtet jedoch stammt sie
nadi diüea Merkmalen der Arbeit von ihm. Es ist unltogbar
sdne Strichfbrung, seine Behandlung der Bftume u. s. w. Das
Blatt ist etwa zwdmal so gross als eines im „ Schlosserbuche ",
und war ausserdem fbr den Privatbedarf gearbeitet, sonach
nur in Abzügen, dodi nicht in der Platte der Landschaft
gewidmet Wenn Vis eher ftlr seinen dreimal grösseren
Stich von Graz nur 12 fl. „Recompens^ erhielt, so lässt sich
nicht annemen, dass man Trost flu* eine so viel kleinere
Aufiiame und ohne dass die Platte in den Besitz der Stftnde
überging, von diesen 78 fl. Remuneration erhalten haben
sollte. Es muss sich hier sonach um eine weit grössere
Arbeit handeln.
Nun sind die beiden prächtigen Aufiiamen von Graz,
weldie der Deyerlspergischen Erbhuldigung v<m 1728 beige-
geben sind, und wdche auch Feil (a. a. 0. 18) so sehr rühmt,
wol Vielen unserer Leser bekannt Es hat sich aber in neuester
Zeit herausgestellt, das die eine derselben, die Westseite, von
Trost gearbeitet ist. Es liegt uns nämlich ein Abzug vor,
der scheinbar nie mit der Deyerlspergischen Pubhcation in
Verbindung stand und der auf der Basis des Steines im rechten
•^ 1700, 9. Jan., LandtagsprotokolT 1699—1700, f. 244.
^ Ebd. f. 251' und Verordnetenprotokoll 1700, f. 8'.
^ Yerord..Pjrot. 1700, f. 4'.
— 54 ~
Wiidoel unten aiif dem Blatte die biacbift zeigt »Andreas
Trost delin. etsculpsit 1703/ Die Abdillicke belDeyerls*
perg und die Platte zeigen diese Legende heraiisgesdbliffen und
so kam es, dass erst durch Einaelahsttge früherer Zeit als die
„Erbhuldigung'' man über die Autorschaft Trost's an dieser
herrlichen Arbeit aufgeklärt werden konnte. Das SatenstQck
dazu, die Ostseite, weist keinerlei Namenszug auf. D^nunge-
ad^t wird Niemand, der die beiden Stiche ver^eicht, ver-
kennen, daes sie Einan Griffel entstammen. Die Unterschiede,
weldie allerdings sich ergeben, bestehen einzig in einigen d^
Schriftcharaktere und in der Form der omamentalen Beigaben.
Das kttm auch davon rüren, dass das eine Blatt einige Jahre
früher als das andere gearbrttet ist In der Hauptsache, der
Behandlung der Perspective, der Baulichkeiten und der Land-
schaft veiTät sich dieselbe Hand Man kann sich der lieber-
zeugong nicht verschMessen, dass man es hier gleichfalls mit
einem Werke Trost's ai thun hat Dieses angenommen, kann
es ebensogut sein, dass dieser Stich vor 1703, also um
1699 gearbeitet worden, um im Jänner 1700 den Sttodoi
dedidrt zu werden. Es ist auch durch die fbr jene Zeit grosse
Summe von 78 fl. Geschenk constatirt, dass die Widmung ein
sehr grosser und schöner Stich gewesen sein muss, wenn
Vischer für seine an sich schon grosse Ansicht von Graz
nur mit einer so kleinen Remuneration bedacht wurde. In der
That ist aber eben diese Aufiiame von der Ostsdte die um-
fangreichste und klarste künsüerisdie Darstellung der Stadt,
und so sehen wir uns zum Schlüsse gedrängt, dass diese An-
sicht und keine andere die dar Trostischen Widmung ist
Dass über die Einbringung der Platte Westsäte Graz 1703
die Aufzeichnung der Honorirung feit, liegt an dem Mangel
der Bücher von 1704 ab.
Im Jahre 1700 scheint auch mit Trost das Abkommen
betreffs Vervollständigung des „ Schlösserbuches ^ getroffen worden
zu sein, denn am 8. Jänner »1 701 bittet er um einen Pass-
brief für Bereisung des Viertels Cilli zu diesem Zwecke, mit
dem Bemerken, „mecht ohne dem für suspect gehalten vnd
— 55 —
Bit gestatt werden'' *"). Das Patent gab man ihm ^eicbfi^ *^%
Am 15. Jmii legte er Stiebe — ohne Angabe der Zal — Tor;
die EnÜohmmg fdr das Stück betrug wie beiVischer 6 fl. *^*).
Am 18..MSarz 1702 erseheint er mit 3 nnd am 29. November
d. J. mit 9 neuen Kupfern *^*). Zur Bereisung behufs „Ab-
reissung der Osefalösser" hatte man ihm 12 fl. versprochen! Er
bat am 12. Februar 1708 um «Zurugkhung ekiiger Onade^,
da er 16 Tage aussen zugebracht; es findet sich aber nicht,
dass man sich bewogen geibhlt hiltte, ihm mehr als besagte
Summe zu bezalen '®'). Wofbr ihm 1706 cKe „Ergeziichldieit'*
von 60 fl. zu Teil geworden, ist unbdcannt ^^^). Um 1709 er-
sdieint er als gestorben, just 10 Jahre nach Vischer. Seine
Witwe feilt der Landschaft ihre „Sackcalendi^le'' veigebUch
an und als sie um Bezalung der angewiesenen 50 fl. „vmb
Att Kfaupffer der Stadt vnd Vestung Graz* (worunter vielleicht
die Westseite von 1703 verstand^ ist) bittet, wnrd sie auf
TeOzahmgen gesetzt**^').
Diess ist aetenmftssig der Ausgang des grossgeplanten
echlhien Untememens. Es ist eine Art von Veiiaufen im Sande
daran nicht zu verkennen. Und wie der Schhiss unerquicklich
M) Verardnetenprotokoll 1701, f. 7.
*^ 1701, 12. Jftn. Concept stnnk. Landesarchi? ; RegiBtraturbüoh
1700—01, f. 67.
w') Verordnetenprotokoll, 1701, f. 168'.
««) Ebd. 1702, ff. 35, 169 n. 160\
«»<) EzpedttiNicli 1702—03, f. 206' und Ausgabenbuch (19. Mftn) 170S,
f. 142.
*^) Ausgabenbuch 1706, f. iSl.
<<»^) Expeditbach 1709—10, ff. 167', 202. Ausser den zu bezeichnenden
Blättern des uSchlÖsserbuches**, den Arbeiten mit Valvasor, den zwei
erwftnten grossen Ansichten yon Oraz, endlich der Ansicht von Qraz
bei Macher hat Trost noch gearbeitet fftr Macher: den Platz und
die Sackstrssse, die Biirg^ das Mausoleum und das Bathaus in Gras,
dann das Schloss Karlan (diese sflnuntUch mit Namen), femer Schloss
Eggenberg (ohne Namen), endlich den Stich des Altarblattes in der
Khrche von Maria Wasen zu Leoben. Letzteres Blatt ist erst vor
kflrzester Zeit dem Landesarchive als Geschenk seitens des P. Wichner
zu A<httuiil sQgegangen.
— Se-
als Zank bei der Landschaft spielte, davon handdt der Buch-
haltersbericht, welchen wir dieser Darstellung sraiem Wortlaute
nach beifügen.
In dem Nachfolgenden geben wir eine soweit möglidi
vervollständigte Uebenddit der Stiche für das rSohlösserbuch".
Wir nemen in dieselbe auch die als überarbeitet bekannt ge-
wordenen Blätter au^ wozu namentlich 13 Stücke von Admont
und semen Besitzungen zälen. Um die Anlage und Bichtig-
Stellung dieses Verzeichnisses hat sich ein wesentliches Ver-
dienst Herr Privatier Ernst Fürst zu Graz erworben, wdcher
mit besonderer Liebe der Sammlung Vischerischer Arbeiten
zugethan ist Er hatte die grosse GreftUigkeit, vorliegende
Zusammenstellung zu prüfen, und gestattete, seine Eilarungen
hier verwerten zu lassen.
Im Allgemeinen pflegt man der alphabetischen Ordnung
des Vischerischen (ziemlich seltenen) Index zu folgen. Die
Anlage dieses wird wol kaum Jemand als sachgemässe und
nach unseren heutigen Forderungen durchgefürte erkennen.
Wenn unser Verzeichniss für Sammeln und Nachschlagen bequem
sein sollte, musste es nach heutiger Schreibung der Ortsnamen
und in strengerer Ordnung so wie mit Unterordnung der
TeOe eines Ganzen unter dieses angelegt werden. So musste
der Lidl-; der Pranker-, der Weisseckerhof u. s. w. zu Graz
und nicht zu L, P oder W sich stellen. Auf diese Weise hat
sich aber auch ergeben, dass Nr. 388 und 418 (Wallan und
W()länä) identisch und dass (was bisher übersehen worden)
Nr. 34 und 410 zwei zusammengehörige Ansichten von
Windisch-Feistritz sind, während sie im Vischerischen Index
weit auseinanderstehen. Anderseits wird man nicht verkennen,
dass der Vischerische Index einer willkürlichen, weil nicht
streng methodischen Ordnung folgt und kann es daher kaum
von Nutzen sein, ihn hier etwa abgesondert und mit Ver-
weisen auf unsere Anordnung gleichMs einzustellen. Aller-
dings muss auch der Benutzer unseres Verzeichnisses sich in
dasselbe finden, doch wird bei Jedem vorauszusetzen sein,
dass er mit der Topographie überhaupt befreundet ist, die
— 57 —
Lage der sogen. „Höfe^^ kennt und sie audi unter dem Schlag-
worte des Ortes sucht, dem sie jener gemäss zukommen. Die
unstatthafte Vermengung der Anlaute A und £, B und P, C
und K, D und T, F und V, wie sie im alten Index so viel-
fifltig erscheint, muss wol einmal angegeben werden. Nur bei
mehreren Oertlichkeiten^ welche heute gSnzKdi anderen Anlaut
haben, als im Vischerischen Index, wie z. B. „s. Jörgen'
(s. Georgen), „Stöckel Schierhoff'' (Schierhof) u. s. -w. Dann
die Zusammensetzungen mit Ober-, Unter- u. dgl. mttssen
besonderer Beachtung empfohlen sein.
Die streng alphabetische Ordnung nach modemer Schrei-
bung bildet die Grundlage der laufenden Nummern. Varianten
sind als neue Nummern betrachtet
Neben diesen Nummern sind jene des Vischerischen
Index gereiht'
In den folgenden 3 Rubriken sind die Namen der oben
gedachten 3 handschriftlichen Verzeichnisse verwertet, welche
die projectirten und gewünschten Blätter, dann jene enthalteni
wovon Vischer die Platten abgeliefert
Ihnen folgt die Rubrik des heutigen Alphabetes der
Ortsnamen.
Dieser schliesst jene der Aufschriften auf den Blättern an.
Wovon die Platten noch vorhanden, da ist in dieser Rubrik
ein * oben emgestellt, wenn selbe die des Landesarchives sind.
Im Stifte Admont befinden sich die Platten von Admont,
Admontbichel, Frauenberg, Gstad, Jaringhof^ Kammern, Rötel-
stein, Strechau, Thalhof und Zeving — in s. Lamhrecht
jene von Aflenz, Biber, s. Gothard, s. Lamhrecht und Maria-Zeil.
Dann folgt die Bezeichnung der örtlichen Lage des
Schlosses u. s. w. behufis leichteren Findens, femer die Be-
zeichnung der Künstler, wenn genannt oder monogrammirt,
des Zeichners oder des Stechers oder Beider.
Die Schlussrubrik bilden Bemerkungen, welche sich teils
auf die Variation, die Projectirung oder andere wissenswerte
Besonderhdten beziehen.
Ver-
der bisher bekanfit gewordflnen OitsbÜdsr
Lmn-
fenile
Nun-
4»
Hud.
Ver-
zdchnia»
1
1
2
3
2
,
4
5
3
6
4
7
5
8
11
2
3
9
12
3
10
11
13
U
2
3
12
17
1
13
U
15
18
16
19
17
20
18
21
3
19
26
20
28
1
21
253
3
22
255
3
23
256
2
3
•
DathothfinÜ.St^tAdmonlOrä.
S. •Benedicii in Steyennareh.
Admontbichel
ADMONTPIHEL(,c»,i«»
Alenz
AFFLENZ
Aäing
•AFLING
Aheim
♦AHAIMB
Algeisdorf
•ALGF,RSTORF
Altenberg
ALTENBERG i„ „.toI.
tävsent lvst
Altenburg
•ALTENHVRG
Altenhofen
•ALTENHOFEN
Ankenstein
ANCKHENSTEIN a.
b.
Ar^
ARNFELS
Anltenhof
AUFFEN
Autbal
AUTHAL
Baierdorf
•BAIDORF
Bertholdsteiii
KERTOLSTEIN
Biber
PROBSTEY BIBER
ichel im MDrzflial
•PIHEL
BicMhofen
•PIHELHOF
^
•PIHELHOF
— 89 ~
zeichniss
n Yischers „TopograpMa Stiriae"-
Ijage der Orte
Kflnnüer
Bemerkungen
Zdchner
Stecher
!
a. d. Ens, dsti. von Uesen i
Yißcher
Trost
1
!
n
n
Yariante im Titel durch
Kachstich.
vOdML Ton Judenburg
ff
nordwestL Ton Brock a.'M.
Vißcher
n
9
n
Yariante im Thurme u. A.
durch Kachstich.
nOrdl. ▼(« Yoitsberg
Ug DordwestL t. Feldbach
im Rabthal
9
vcsti. vea Graz bei
Edoenbeiig
IML von Yoitsberg bei
MoBldrchen
1
M. 6(rei8cher)
"
nordwestl. yon Cflli
wesd. T. Graz b. Plankenwart
zflddstl. von Fetten
►
Trost
M. OCrdscher)
Wurde 1848 abgerissen.
Dieselbe Seite doch weit
richtigere und schönere
Aufiiame.
tOdwestl. V. Leibnitz
lag a. d. Feistritz östl. v.
Herfoerstein
Q.P. . .ict
7>
Trost
Westseite; Feil liest fOr
den Zeichner Q. Pict. was
nicht angeht.
mrddstL ▼. Jndenburg
»
•
nordösü. von Murau
•
sfidöstl. Ton Feldbach
n
•
nordwestl. bei Voitsberg
1
bei Kindberg, Mflrzthal
bd Unzmarkt, ob. Murthal
*
sadastL V. Nemnarkt b. S^Veit
l
1
1
35
•HERRSCHAFT BVRGAV
Brie Sie >wn Osttrrtick her
gtiechtn wirdl
36
■
•HERRSCHAFT BVRGAV
me Sie von Vngam her ge-
stehen mrdt
37
■
DER GARTEN ZV BVR-
38
31
BurptaU
BVRCKHSTAL
39
32
1
•BURCKSTAL
40
40
2
3
räui
•CILIA
41
42
3
Gorpula
CORPULA
42
44
Diernberg
DlERNl'El'fi
43
45
3
Dienslem
«DIERNSTAIN
44
47
Donnersbach
DONNF.RSPACH
45
51
1
2
Doniau
DORNAU
46
49
2
3
Dorneck
•DORNECKH
47
4S
Domhofen
DORNHOFEN
— 61
Lage der Orte
Kiln stier
Bemerkungen
Zeichner
Stecher
nördl. bei Nemnarkt
•
sQdl. bei Irdning
nordöstL von Graz
ifid08U. ?on Graz
Trost
■
bd Eibiswald
nfirdl. von Graz
veid. bei Cnii heute Nen-
GiHi
sflddsd. von Leibnitz
Vischer
Trost
lag bei Gnaa
veiü. von Marburg a. d.
kämt. Grenze
nordOetl. von Graz
Trost
Vischer
n
ff
Bordvest]. von Marburg
bei Amfels
»
•
westl. von COli
BtkdwestL von Marburg
Wegen Nen-Gilli s. Brunn-
M. v. Cilli b. Erlachstein
ben?.
M. b. Seckau (Obstrm.)
sttdl. von Nemnarkt a. d.
Idmt Grenze
B&dOstl. von GtObming
Spillmaim
oorde^stL b. Pettan
BordwestL von Leibnitz
■
oorddstl. von Graz
ViBcher
Trost
53
57
54
59
3
55
56
6
2
57
7
3
58
1
59
8
3
60
9
61
10
62
60
2
3
63
61
3
64
56
3
65
66
2
3
66
62
67
63
1
68
61
2
3
69
69
2
3
,70
66
3
71
34
1
2
3
72
410
EibWeld
Eibiswald
Eicbberg
Fal
Falkenburg
Farrach
Feistnt2 b. Schilder
Feistritz b. POlhu
Feiatritz, Windisch-
SCHLOS EGGENl'ötG
•EIBESFELD
EIBESWALD
•AICHBERG
•AICHPERG
•AICHBERG
•AKEN
AINÄDT
AINED
•EPPENSTAW
•ERLACHSTEIN
•EHRNAV
•EHRNHAVSEN
DIE FALL
FALCKHENBVRG
•FARACH
•FEISTRE
•FEYSTRIZ
•BVRG VNP STArr
FEISTRE
•STATT WINDISCH
FFJSTRE
— 83 —
Lage der Orte
Kim Rtler
Bemerkuttoen
Zeichner
Stecher
•
ndrdl. Ton Bann
8&d5giL Ton Marburg
Trost
•
nordwestL von Cüli im
SchaUtbale
Variante in SteUong des
SchloBses lind nächster
Umgebung.
Hiebst dem Weiasedceriiof
vesüidi bfli Orax
Vischer
Trost
Des Grafen Tattenbach;
nicht ausgeführt ) wenn
nicht mit Graz: Lidelhof
identisch.
^ML v(Mi Leibnits
sfidwestl. von Leibnitc
Trost
1
w
sfldflgd. Ton Voran
Ansicht mehr in Vogelper-
spective.
unbekannt
bei Eibiswald
dfitl. Ton Irdning
F. B. Spillmann
Des Grafen Sohrottenbacfa ;
vgl. 2. Ansicht von Eibis-
wald.
sfldl. bei Knittelfeld
Trost
nördL von Cflli
«WwestL Ton Knittelfeld
ÖstL von Cilli
nordwesü. von Leoben
1
ifldl. von Leibnitz
Monogramm
F S(pillmann)
Feil meint hier und sonst
noah, es sei das Mono-
gramm T. 8. und zwar
A. Trost's.
▼esü. von Marburg
1
.
sfld]. von Irdning
F. B. Spillmann
^tl. von Knittelfeld
•
BordöstL von Murau
nordOstl. von Graz
1
Trost
Bfidl. von Marburg
Stadt und Burg nach der
einen Seite der letzteren.
1
*
Stadt u. Burg nach der an-
deren Seite der letzteren.
— 66 —
Lage der Orte
1
ütbistler
1
BenerkHiHiM
Zeichner
Stecher
•
TroBt in Ifono-
Das ScUoBB im NeabtffcL
gramm A. T.
1
»
destgldchen. .
1
, aordfiitL von Ekidberg
t
bei Ncfumarkt
BfldL bei Wmd.-6rae
Trost
iML bei Vonui
ditL bei WndoD
"
MrdM. T. Gras b. WeiU
•
•
bei 8t Bnprecht
1
M^dwetO. bei I<eibnitE
Trost
■ "
iM]. bei Jndenbiurg
AdL TOD Windifich-Grax
1
Qordwesü. toh Oilli
1
»
n Nenmarkt
Mrdwofltl. bei Admoat
P. Kilifln
«ördL bei Unsmarkt
■
bei lyeotsh-Landsberg
Vischer
Trost
BordöstL hei Leibnitz
Ml. bei Marburg
öelL Ton Qrkt
Trost
m
1t
n
iBitML d. kkt T«r«iu f. SUierouk. XXIY. H«ft, 287«.
100
79
2
3
101
77
2
3
102
78
3
lOS
80
104
85
2
3
105
86
2
3
106
41
3
107
88
1
2
108
89
109
110
92
1
2
111
307
3
112
91
2
113
93
1
lU
94
1
115
95
3
116
96
in
90
2
3
HS
97
2
3
119
98
120
99
1
Fridnu
•Sull und Schloss FROAV
: Fridberg
•FRIDBKRG
Fridhofen
•FRIDHaFEN.
: Fridstan
•FRIDSTEIS
1 Frondaberg
•FRONSBER»;
! FaiBtenfeld
"STATT FORSTENFELD
FtatenJeld Oomthurei
•COMMENDA MALTE-
1
SER ORDENS ZV
FVRSTENFELX)
' OaUOThoten
•GALENHOFEN
' GaUenatein
GALLENSTEIN
Geirach
•GEKACH ^Wra..«. c«r-
lAUKH
s. Georgen a. d. Stie«iig
•S. JÖRGEN
. Gjaidliof Tobel
GEIAIDHOK
GOgenberg ,
•GILGENPF.RC.
; GUgenbichel
•GlLGENl'niEL
Gleicbenberg
•GLEICHENPERG
Gleinstetten
GLEINSTOTTEN
Gonovitz
•GANOWB
GoppelBbach
•GOPPELSl'ACH
G«ss
DAS HOCHADELICHF
ITOGFRAW CL( ISTER
GÖSS
Gösting
GOSTINC.
-- Wf. ^
Lage der Orte
üS^tUistler
iQdwestl. TOD .Wt<lMi
Bftdvesü. von Mavbiirg
^v^. bei BadkerskiKg '
&<tl. Ton Pettau
nördL «OQ Hutbetg
oordwestl. ran Jj6»hm
s&dweati. bei Ll^Uen
..flonIM. Ton Graz
M. TOD Gm» a. d.
nag. üheate
«dÖBtL bei Wind]0€hgraif
oordOsÜ. TOB Admont
bW. Von CiUf
dsü/bel Wfldon
sOdwestl. Von Graz
Miiwmtl. Ton GiUi
i&ddstL Ton Voitsberg
sfiddsü. Ton Graz
r
sttdweftL Ton Leibnitz
sfidwestL Ton Marburg
wesü. Ton Murau
bei I^oben
nördL bei Grass
Vischer
■Ol
ürfNitwMoDO-
r •»- '
M. G(reißcher)
Trost in Mono-
. I
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P.B:8Q[ifflto'aim)
in:
*a4 ..: '»f.MiHii
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Vischer
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J! ri,j-fc^' ru. i
Trost
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I • ,.
YariiRnte durch Nachstich
im grossen Thühfte.
u .
5*
123
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1
lae
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2
3
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3
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1
2
131
187
—
1
132
213
2
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133
242
3
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2
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136
398
137
106
1
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111
139
112
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113
3
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114
3
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107
1
143
108
'
2
Graz
*GRAZ nk Maubt ^att in
HertjOKlum Suyvr
Gm: dfe Baig
—
„ Gnbenhof
«GRABENHOF
„ Kariaa
•CARL-AV
DAS LANDTHAVS .«
tnnem Av^MCI in GrM^
„ Landhaus, Hof
DAS LANDTHAVS IN
GRAZ wt, <i i.-»«d«
TMteAn
j LechUrcbe
•COMMENDA LECH
„ Udelhof
•LnX-HOF
—
J MoMThtf
•MOSERHÜF
„ OrUwt
Cr F,v' ORTHOF „M
der Smt GfU^Mjitm graben
„ Prankerhof
•PRANKHERHOF
•WEISEGGERHOF
WEISSFJiHOF „au J,r
1
statt Gratf
Greü«hern
—
: Greisaeneck
•GREISSENECK
GrottenlKibii
GROTTENHOFEN
Grob
GRUEB
Gmiwcli
•GRVEBEGG
Grabhof
GRVEBHOFEN
Gmnben!
•GRIENBERG
Grmibiche]
•GRIENBIHEL
— (W —
Lai^e der Orte
1 " X<nstler
Zeicbner
i
Steebcr
nOrdl. bei Gnus
i
1
l bei Wmdischgraz
,
•
1
westL bei Lieteeo
•
'» 1
nordOttL von Ofllf?
«
• • t •
. . ' ' ; !
in der Vorstadt Graben
■
*
1
Fftr zwei Anfiiamen projec-
tirt und nicht anai^sf&brt.
Murrorstadt, Strafbaus
1 SUMÜty Herrengasse
Vischer
TroBt
w
n
9
t»
ElWbetkToraladt
i. d. Mnrvorstadtldlhofgasse
Stadt
am Mflnsgraben sog.
MIlnsgrabenscblAssel
0 ,
Für swei Male projectirt
imd nieht aiisgefbhrt.
Giabenvorstadt
M. G(reS8cher)
IfavTorstadt n&chst derBalin|
•
1
1
Ifnnrorstadt GgS^tnbei^ger tfU .1
■lebt weüer b^annt
M-üirtoBtiKK)
•
westl. Ten Lieteen
bei Yoitoberg
uML von Le8)nits
. Trost
Des . Gniüen Wels^i^shdin,
projectirt; wol identisch
mit Mitter-Stefnaoh ; s.
dieoes;.
Bordwestl. Ton Voitsberg
slldMl. Yen Aiissee
<
sIldL bei Jndenburg
•
•
tfidweatL ron Mari^urg
1
ft
bei Bolenmann
/
U4
116
Uö
146
119
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1
149
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161
152
163 1 121
164 1 13»
155
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2
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2
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166
122
il
l'ROBSTEY aSTADT
Giunpensteiii
GVMPENSTEIN
Gntenberg
•GVF.TENBERG
Gutenbichel
•GUETENPICHL
Gatenbag
GVTENHAAG wi™ iu
voll Mohtregg körnende an-
fMwAo kabe», ■
^
GVETENHAAG wium
IM gtilUHt KnOnitl
^
GVTENHAAG wi,„j,n,.
von Ptttav koHitndtti im
geeickl falltt
^
GVTENHAAG i«,„j,„.
m IMmrnrg ttmmitn ,r.
KheineKl)
Haiifeld
HAINFPXD
Halbeinm
HALBF.NKAIN
HanfeMen
HANFELDEN
Hanudoi«
•HARMANNSTOKFF
H»rt
•HARDT
Hartberg
•STATT md SCHI.OSS
HARTBERG
■Mtmg: SiOloas
•SCHLOSS m HART-
BERG
Harteuateiii
•HARTENSTEIN
Hartenilorf?
HARDTMANNSDORFF
auB am Bacher
•HAVS AM BACHER
Haraeiibichel
.HAVZENPIHEL
Heckenberg
•HEGGENBFJ4G
HeQeiuteiD
HAILENSTEIN
Hemiicbsberg
HAINRICHSPERG
- 91 -
X^age der Orte
KtiTistler
> •
BMieriuMHUn. .
Zeichner | fiteeher
1
nordöBtl. bei Gröbming
>>
1
l^ttflhtttoii
Yariante dnreh Kachaüoli
in dei>^ Thltnnen.
nordÖBtl. voD Gras
Vischer
• •
■ • ■
südlich Ton Windischgraz
1
1
•
1 '
östlich voQ Marburg
1
■
■
9
1
0
V «
9
9
•
•
9
^ i
öBÜich T. Gras b.r6ldbaeh
9
*
nördlich bei Radkersburg
9 '
'1.
nordwestL von Judenbnrg
«
9 ' •••
: - : V ' '
BfidBcfa bei Ona
• •
•
DordöstL TOD Bmck a. M.
•» '• :
norddstl. Ton Gras a. d.
ung. Grevtte
1
•
nördl. Ton B^im
•
•
f
1 *
1
ÖBÜ. T. Graz i. Bitscheinthale
sfldl. Toti Marbosg
•
K TCroiat). in
Monograinm
Anfschrift nach Vischer's
Index; das Kupfer selbst
miirda: bisher ton Nie*
mandem gesebf^«.
ndrdl. bd Kmild&M
wesü. von (HIB
nordivestl. von Cilli
j
aüdl. ^i Judenburg
a
1 •
• «
,
167
132
1
2
IM
169
133
2
3
170
136
2
171
136
3
172
134
173
174
175
176
137
2
3
177
138
1
178
140
3
179
141
2
180
204
2
3
181
139
182
142
183
143
184
306
3
185
186
144
1
187
146
188
18»
146
2
3
190
308
3
191
309
192
310
'
HelfeDbei^
Berber
Herbendorf
Hiiitaifeld
Hofrajn
Hohenbrncb
Hohenbm^
Hohenmaathai
Hobenwang
Holeneck
Horneck
8. Jacob
Junnik
Jaringbof
JeimerBdorf
3 is. jjobann a. d. Fetetritz
, Johano
8. ';JoBeph in Kroisbacti
»HELFENPERG
•HERBERG
•HERBERSTORF
Ptrspectiuischer Äuf^g äet
SCHLOSS HERBERSTEIN
HERBERSTEIN wuai^on
Mittag her anstehen
HERBERSTEIN wUt,yon
StpItHtrion gesedun wir dt
DAS SCHLOS HERBER-
STEIN tamit dem lutlgarten
alda in ptripectiu
•HINTENFELD
»HOFRAIN
•HOHENBRVCKH
HOHENBVRG
•MAVTH
HOHENWANG
HOLENECKH
HORNEGG
♦SANGT [ACOB
*IAMNIK
lARlNGHOF
♦lENNERSTORF
*S lOHANS mn Closter der
Reformierten Augktüner, Ge-
ttißt von Grafen Hans Max
f u Herberttein
S lOHANNS
•SlOSEPHINKROISPACH
•— 78 —
1
LiSitge der Orte
K-tlnstler
»
Benerkungen
Zeidiiier
flAn all Uli
uaiuier
iieriv««a TOD Gtti
iNSt
ScbloBB von uQten.
■önll nm Rana
•
•
Yadante, SchlosB mehr vot
dtt* Höhe.
• 1
lioidOstL rofi Wfldoii
FJ3.8^iniiiaim)
lag weHL Too Wüdon
nordUML ron Graz
Trost
*
•
1 ...
1
Trost
•
MaDd sadöstl. bei Gnu.
BordweaU. bei Oftli
•BdL TOD Fllrsteitfeld
1 '
1
*
Trost
4
Andere behaupten^ es sei
das Militär-Yerpflegama-
gaain in der 8ctkdrgelgaste
in Graz.
rtdML von Yoitaberg
irettL von Maibvrg
- aoidML ▼on Bruek a. M.
M. Oreischer
aBdweaO. Ton Wüdon
Trost
•
weaU. Ton Wildon
i
»
■oidwesd. Ton Marburg
1
■
1
Yaciante, Neubao.
nordöati. too Gflli I
1
-
—
nordifed TOD llaiborg
nMML Ton Foldbacb
1
1
Trost
• — •
Yariante durch Kachatieh
in den ThOrmen.
nordMl. Ton Grat
!
1
(
tfidAaÜ. TOD Harburg
i
•
did. bei Graa
.
—
208
97 J
204
152
205
38
1
206
153
207
154
2
208
209
169%
210
IM
211
156
2
212 167
2
213
158
214
169
215
159
216
160
217
161
216
162
2
219
Kapfenbei^
KapfenBtein
SUbel
I
Kindberg
8 ^ Kirchberg a d. Rab
Kjrchberg am Wald
I SUbam
' Klach
■KUngenstein
KüiUelfeld
KftnigBberg
Kopreinig
Komberg
MERN ' obtr Leoben
CAMMERSTEM" '
•KAPFKNBERO'
CAPPKNSTRIN
KAfSCH
KHILBKL
KILBL
KYUBEBC
KIRCHRERG „ ie, K
•KIRCHBERG
•KLAI'FKNAV
KLECH
KLINGENSTEIN
•KNITTUfELD
•KONIGSPERG
KOPREINIG
•KORENBEKG
•KORNBKRG ,
-^ T6 —
■
Lage der Orte
• ■ »
KLttnstier '
■ 1 l'
BenerkififM
<
Zeichner
' otecheif
vesfl. YOtL Mnratr
i
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i&dv€iCl.'voa Bnic^ a. M.
^
■
■■
XQ JadeDbnrg
1
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nönD. Ton Yoitsberg
'
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1 V
Trost
in Monogfamm
<
BordOBlL von Gf«&
. Xroßt
sldwestl. ¥Ott Leobeir
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: f .»
öttL von GnuB
oordvettL rm Lepbm
■
•
t
1
Dr. Fleckh su Kirchb«^
a. Rab soll eine Yarikiite
dAYcm besitsen.
1
■
' oontostl. M Brtidc a. Bl
MM, Ton 6ra£ an d^
äug. Grellst
•
TWmt
•
nordML tob Mmwa
ViBcher
Tn)8t
*• ' • .' •
Aorddsa. Ton Qrae
• 1
.
3»
'
Xr^.:
Variante; vgl. Fei}. ,
iMidSstl. vim Brüek a. JML
1
«
« * .4 '
«MML von Gmc
' Ttm
1 •
1
lordOttl. bei BarflMrr
k
i '
diä. bs& Aifttiers
1
. 1
■
nardH. b^ B«4kei«btlrg;
Tnw4.:
•
• * •
8fldd0tf. Toa Giw
t
• m
Adwestt. tqh Leobtt
' . 1
•
m
aardSfltl toh Ram
TNpt
westi. TOD Leibnitz
lUOad. T. Gras b. Fildhacb
«
i
«
-
Variante, schlecbterer Btioku
77 —
I
Lage der Orte
Künstler
BMierkunfeii
1
1
Zeiehner
Steeber
iQdL f OD Marburg
-
MM, bei Toitsberg
noidfisä. Ton Bmck a. M.
ML bei Qrtt.
oordM. von Bmdc a. M.
vestL von Leibnitz
•fldM. voD Mnrau
•
Viflcher
M. Greiseher
Trost
n
Dieses (das Graf Galler
geborte) ist v^eUeicht
identisdi mit Kroisbacb
des Verzeichnisses I , das
daataU des Grafen Inza-
glii war.
BordwestL tod Wildoi»
1 ■
cfidwetd. TOB wndon - •
.bischer
TNBt
1
bML ?on Badii
iMriw€ta. ?oii Vdtfiberg
Vischer
TltMt
I
MM. wn WindiBcfagns
•
iiord08tl Ton Graz
Variante dorch Znsittze im
Hinter- nnd Vordergrtad
veiiL TOD Marburg
nordvestL von GiBi
MvMlL Toa Bnnk a. M.
Visdier
Trost
lOdLbei Yoitsberg
MrdwestL roii Eisenerz
-
1
mHwäL bti Anaaaa |
taar bei Graz
aordBtd. von Wilden
*
«füL Ton Wfldon
MdöttL Ton Brack a. M.
bei Jadenborg
ifkddttL Ton Gflli
•
MM. Ten Toit8b*g
M. Greiseher
n
Mrdwestl. nm Cilli
Trost
Variantws «ibteebfrer Stich
(M Mit» von Frank).
MnlwettL mm Marburg
•
n
263
33
ist
265
233
266
196
267
200
268
269
201
270
271
312
!
Borg
DE BURG. h <fer Sbtf
makrburg
■ B
BVRG WU ii€ in der .statt
^u geweht kombt
Ober-
OBERMARftBVRG
[flrenberg
•MÄHRNRERG Ei« JunM
frm Clantf- S. DamWa
Ordens
HBriahilf i. d. Wüste
(Inneres der Kirche)
a. Martin bei Graz
MARLE HILF /„4er H-ä«(rt
Neckst der Fall an der Draw
denen P. P. BenoUettmtr» p
i. Faul in Kämthen gehörig
MARIA HIF 0) ,-„
Wueslen i NEV ERBAVTE
KIRCH H« ti in wendig
Contrafee derbekanthen Kirch:
vnd n'allfarth MARL€
ZI-LL
MARLG ZELL Vo«
andern Seithen j
S. HÖRTEN K. /^«te,J
nechst Gräl^
^ »fl —
z»z
'£•£1
a
293
220
2
3
294
295
223
2
3
296
226'/,
297
227
2
3
298
22«
3
1
neiiDanB
NeaUoster
NeusdJou
•NEVCLÖSTERL /vrfii"
Orifl»
•NEÜCLOSTER /v,«pr
Oräem
•NEVSCHLOSS
Neiutift
•NEY-STIFFT
Obarndorf
•OBERBVRG
•OBERNDORF
— 81
Lag^ der Qrte.
Künstler
»
Bemerkungen
1
Zeficbner
Stecher
rtand nAchst Leoben
Trost
westl. bei Knittelfeld
nördL von L^soben
»
Bfidötd. T<« Pettan
sfidl. bei Graz
ffldteü. von Oilli
sfidl. bei Gras
>i
yariante,HaaB vergröBaert)
rttckwftrtigeB Haus zor
Ci^pelle gemacht u. s. w.
OstL von Graz bei Freiberg
norddstl. von Graz
ViBcher
Greischer
Variante, Hans vollBtändig
auBgebant im Seitentract
n B. f. ; Bämmtliche Exem-
plare bei Herrn Fflrst.
wesd. von Jndenbnrg
«estl TOD Badkersborg
Dordwestl. von CilH
üordöttL Ton Brack
•
•
tfidl. bei Radkersburg
Trost
nonhresd. v. Mfirzznschlag
Viflcher
»
nordwestl. bei Hartberg
fi
T)
bd FQrstenfeld
9
fi
ösü. bei Vmdon |
BorddBtl. von Graz |
1
oordvestl. von Gill]
n
Variante, Bchleehterer Stich.
1
1
nordwesü. von Wüdon
1
flüiftgt]. TOB Marburg
Trost (in
Monogramm)
weaü. Ton Cilli
«
■
ndrdl. von Leoben in der
TragOBi
,
Ißttäeil. d. Mal. T«reiu f. Stoiennwk. XXIY. H«ft, 1876.
6
300
417
2
't
301
243
302
244
303
245
1
304
246
2
3
305
263
306
307
308
22
1
2
3
309
266
310
249
3
311
23
3
312
26
2
313
260
3
3U
234
1
315
251
316
248
1
317
260
3
318
261
1
2
319
262
320
264
321
322
323
Olimie
•GLOSTERO) WOLIMIA
SJ-auti j>nm Ertmitae Ordeni
OBtenritz
OSTERWIZ
Otterebach
OTTERSPACH
Pack
•DIE PACKH
Paclntem
•PACKSTEIN
Feckau
•PÖKACH
Peilenstejn
Fels bei Wildon
FenkhofeD
Peoneck a. M.
P^neck i d. Easenaa
Pettau, Stadt
. Sdiloss
Pfaimberg
Pjschatz
Flaokenstein
Plankenwart
Pollau, Kloster
»BEILENSTEIN
POLS
»PENKHHOF
•BERENECK
BERNECK
PETTAV
•SCHLOSS OBER
TAV
PFANNBERG
•PELINSPERG (!)
•PISCHAZ
•PLANHENSTEIN
PLANCHKENW/
VÖLA Ein Sirfft Ca*
Regularium
Dom HochUblicIu | Stim
PÖLLA ;
PÖLLA «i» siafft CtfioJ
corum Regul/"^"— '
PÖLLA von der «.
StUtn
rnderca
— »3 —
Lage der Orte
nordöstl. bd Jadenburg
söddstl. Ton Gilli
sädwestL von Cilli
westi. nm Leibnitz
sAdvesti. ron Yoitsberg
nordwestL tod Cilli
nÖnO. Ton Graz
sfldöfttl. von Cilli
Bflfdirestl. bei Wildon
öBtl. bei Jadenborg
sflddstl. bei Brack a. M.
Bordöfitl. TOD Hartberg
sfiddstl. Ton Marburg
n
nördL ron Graz
wesü. Ton Aassee
loidöstlieh von Rann
nordöttl. von Cilli
BordwestL bei Graz
«
aord(M. von Graz
>i
Vischer
Trost (in
Monogramm)
Trost
Trost
F£.S(pinmami)
Vischer
Trost
Trost
11
w
Variante durch Nachstich,
Vorderhaus dyrch Terasse
ersezt, Mittelhäuschen un-
fertig, Stich unvollendet.
Exemplar bei Scheiger.
Variante durch Nachstich,
wie oben, 2 Seitenhäas-
chen fertig.
Der Sage nach soll hier
auf Vischer beün Zeichnen
ans dem Schlosse ge'
schössen worden sein.
6*
348
349
281
Riegersburg
Cloiter wie « von OeddenU
hiemali ^utehtn
•RHEIN Dat Fyrstl. Styfl vni
Closter Wie es von OccidenU
hiemali gesehen wird
SCHLOSS REGGERS-
PVRG Wiees von MiHmtuM
ynd Österreicher gesehen wirJt
— 85 —
JjObge der Orte
Künstler
Bamerkunien
Zeicbner
Steeber
nOrdL von Hured^
i
vestL Ton Cilli
ViBcher
Trost
nordted. bei Knittelfeld
fttdirad. bei Gras
indL im Marburg
-
n
Trost
, vead fon JndeDbarg
DordwMtL T<m Mure<^
r
oordwnfl. von GüU
odrfl. von Graz
F3^illnuum)
sOdffstL von Graz
n
lag wesiL bei Mureck
Trost
BftddsÜ. von CiUi
9
DordweatL bei Mnrau
-
aonhrestL bei Bann
,
ffldtetL von GiUi
nAnfl. bei Judenburg
aoidDstL von Om
Yiseher
Trost
«BdfiatL bei Graz
—
—
anageflirt.
uML von Hartberg
Trost (in
weafl. von Gnus
Monogrannu)
•
aordwesd. von Graz
11
ifidöBlL von Graz
Viflcher
Trost
•
356
279
1
357
294
358
295
3
359
296
360
297 V,
1
361
282
2
3
362
363
299
364
297
2
3
365
298
2
3
366
300
2
3
367
368
301
3
369
302
3
S,0
303
2
3
Rogei«
•ROGEIS
RoMtsch
ROHITSCH
Bohr
•ROHR
Robrbach
RORBACH »«,-.,,10 >, jMtpl,
genant
BoQau
ROLLAV
Rötelsteiii
•RETTLSTAIN
^
SMm 1 RETTLSTAIN |
gleich Ober Admont
Botenbsch
ROTTENPACH
Boteneok
•ROTENECKH
BolenfelB
•ROTTENFELS
•ROTTENMANN
» »
STYFFT ROTENMANN
Saft
•STIFT ROTTENMANN
•ROTTENTVRNfad^Po--
itnt^ an der Muer
•SÄLHOFEN
— 87 —
Lage der Orte
Ktlnstler
Zeichner
Stecher
Bemerkungen
sflddstl. Y<m Graz.
)9
n
Vischer
dMI. bei Judenborg
norddsti v<m Feldbach
sfidl. ¥on Marburg
BQdwegÜ. TOD Pettao
tOddsa bd Wüdxm
Ö8Ü. bei StaiiuB
BttdOsÜ. von Yoitsberg
bei Admont
mderKihe t. WindischgralE
iiOTdwesIl. von Gilli
bei Ober wels
MldwestL von Admont
w
wesü. bei Jndenburg
wesil. ▼<m Maiborg
Trost
n
Trost
Rpillinflnn
(Trost)
Paulus EitiaD
Trost
M. Qreischw
ffienn im LandeBarddre
als bisheriges Unicum der
eiUarende Text, 1869
photolithografisdi Terviel-
fiUtiget.
Heisst heute Gabelkoto.
Heiflst heute Narrenbichel,
frflJier auch Narrengra-
ben.
Tariante^ schlechterer aber
ilterer Stich.
380
356
1
381
325
1
382
324
383
35
3
384
326
385
322
386
323
387
327
3
388
328
—
2
389
331
2
3
390
329
391
330
392
361%
1
393
317
Schladming
SchlangenbuTg
Schleinjtz, Bmf-
Schmierenberg
Scbßnbichel
SefaOnateiii
Scbrattenberg
Schffant>erg
Schwarzeneck
Schwarzensteio
Schwarahof; (wo! das
hantige Schnaizeneck)
Seckaii„S|üft
STÖKL ALLERNECHST
ARNFELS
•SCHLADMING
•SCHLANGENBVRG Sodi
der btyligindtn TßptiU jtnJ
Wildpad
•BVRG SCHLEMZ
SCHMIERNBERG
SCHENPHEL
SHENSTEIN
•SCHRATENBERG
•SCHWANBERG
•SCHWARZENSTEIN
•SCHWARZHOF
SWÖLLA
DAS FÜRST.TVMSTYFT
SECAV Wi. .. .iH>ii M/-
gattg der Sonne» fm leHen
— 69 —
Lage der Orte
Künfltler
Beaerkwigen
Zdchner .
Stectar
nudwesfl. ?oo fhlH
»
TroBt
nordweitL ron OiSi
1
westl. bei Jadenburg
1
1
«
ösä. bei Morau
t
•
Bfldösti. bei Pettau
1
Dordwestl. von Brück a M.
1
t .
oordwesü. Ton Cüli
1
t «
▼estL Ton Jtidenburg
'
nordÖBÜ. tob Graz
•
Trost
sfidwestl. von Leibnitz
t
•
sQdweBÜ. Ton Admont
m
•
Bord^esil. von Cilli
#
Trost
*
sftdl. von Marburg
Monogramm
A. T(roBt)
OMdwestL Yon Marburg
wesü. bei Cüli
M. 6(reisch^)
nordwestl. von Cüli
Vischer
1
Trost
95d«eBtL Yon Jadenburg
VMÜ. TOB Tiflibmtz
Trost
ttordwestl. bei Wildon
nordwestl. yod CUU
Projectirt nnd nicht ans-
gefdit; ygl. Schwarzhof.
BArdvead. bei Wiidon
▼estl. Ton EibiBwald
_•
nidit nachweisbar
nordvestf. ron Kmttelfeld
1
Dee Grifen Schrattenbach,
wenn nicht m:it 878 odw
879 identisch, projectirt
and nicht ansgcrort.
9
y.
408
312
1
409
313
110
315
111
112
113
316
2
3
411
317
2
3
115
209
3
116
238
417
381
3
118
311
2
119
318
1
Spitzhart
Stadel
•SPIZHARDT
STADL
Slainz
STAINZ H. Siyfi Ciioril-
eorum Rtgularium
STAINZ H. SM/I Cii.o«i-
COmm Regularimn WU tt
wn Au/gattg gigm Vnttr-
gang i« Kken ist
STAINZ w„ a ym f.lo-
gang gegilt aufging pueA*
ist
Stattenbeix
Steil
•STATTENBERG
•STEIN
Steinach, Mitter-
ObM^
•MITTERSTEINACH
•OBERSTEINACH
, Unter-
•VNTERSTEWACH
Steinhof
•STADJHOF
Stermol
•STERMOL
— 91 —
XiSge der Orte
Künstler
Benerkungan
Zeicbner
Stechttr
«ordwestL ^on Knittelfeld
westl. TOD Leibnite
•
•
s&dwestl. von Graz
t
«
•
norddstl. von Oilli
■
ft
Variante, sdüediterer Stich.
sIldL Ton Gröbming
tftdÖBtl. TOD Oraz
M. 6(fei8eher)
sfldLv.Neamarkti. Kärnten
BQddstL von Cilli
M. Oreiseher
astl. von Pettau
Trost
BfldMl. bei Graz
ncnddsd. tob Brack a. M.
•
nordwestl. bei Knittelfeld
Trost
südöstl Yon Leibnitz
Bfidl. bei FnrstenfiBld
nordöstL von Graz
Trost
SoU das heutige Gütchen
Hartberg sein.
westL von Wildon
n
n
Trost
v
n
«
Bttdl. von Marburg
-
Ostl. von Moran
westl. von Admont
1
1
F. SOoillmaiui)
>»
Vischer
Trost
n
F. SCpfltanaim)
•
ittdweztL von Radkenborg
•
•
weatl. bei Rohitgch
420
351
stralecJi
OMttnluiag gthMg
421
352
SInse
ScUou STRASS
422
353
1
•STRASS-ENGL
_
1
(von der andern Seiten)
423
364
1
2
s
Straussenecb
•STRAVSSENECKH
424
356
Strechau
STROCHÄ
425
.
426
367
Stubeck
•STVBECKH
427
358
STVBENBERG
428
349
StDbichhofen
STIBICHHOF
429
360
Stubiiig
STIBING
430
359
3
Studenitz
•STVDENITZ
431
360
Stuimberg
STVRMBERG
432
43
Tum
DANN gtgtn Aufgang tUr
SOBWPf
433
■
DANN gegen Vntergang dtr
Sonnen
434
46
3
Tiumeck
•DONNEGG
435
367
Tenfenbuch
TIEFFENPACH
436
239
Tbil, Ober-
•SCHLOSS OBER THAL
nüt seinem Schönen Lnit-
ganen
437
382
, ünter-
VNTER THAAL
438
365
2
3
Tbalberg
•THALBERG
4S9
362
2
3
Thalerhof
•TALERHOF
440
364
3
ThuUiof
•THALHOF
441
^
442
363
„
TALHOF
443
374
2
3
Thuni
•TVRN
144
366'/,
3
Thum im Scballtbal
•THURN
~ »8 —
La^e der Orte
ILünstiLer
BmierkmifeA
Zdchner
Siectar
sttdtetl. TOA Maiburg
Yischer
Trast
«ndl. TOD LeibiiitK
ii
•
nordwesd. Yon Graz
1
1
n
nordwesU. ron Cilli
Prqjeetirt und nicht aus-
gefUirt.
westl. bei RotemBton
nordÖBtL yon Gnus
1
1
Variante dnrch Nachatich
in den ThOrmen.
)9
Trost
inTrofiuach nordwesü. von
Leoben
ndnfl. Yon Gru
9
südl. Yon Marburg
-
norddBÜ. Yon Gras
Vischer
9
ftstL Yon Judenborg
w
1
»
n
MmeeÜ. von Gröbming
•
SpQhDann
dstl. Yon Morau j
westl. bei Graz
»
Trost
sfidwesü. Yon Friedberg
sfidl. bei Graz
westl. bei Botenmann
Trost
unnacbweisbar
Variante durch Nachstich
mitZubau von Tfatümchen
nördl. Yon Munn
TroBt
nordwestl. von Cilli
-
— 9* —
448
449
371
450
372
1
451
422
1
452
368
453
373
1
454
3747.
455
366
456
374'/,
457
377
458
383
3
459
384
1
460
376
461
462
463
394
3
464
386
1
2
465
387
466
389
3
467
390
—
1
2
468
391
3
469
392
470
393
2
3
^
•TRAUTENFELS jfmjio.
itfl/ij facin
•TRAVTMANSTORF
Tribein
•TRIBEIN
Tschakathum
•ZSCHAKATVRN i. os,r
st,r„
'Tüffer
•TIFER
Timau
•TUNA
Tnraiach
•TURNISCH
Tumowitz
TERNOVTZ
Tumoviz {nach dtm Register]
Vasoldsbei«
VASOLTSBERG
Voitsberg, Stadt
•STATT VorrsPERG
. Ober-
•SCHLSSf!) OBER VOITS-
PERG
Votau
STYFFT VARAV
„
STYFFT VARAV
^
VARAV
Wacbseneck
•WAXENEGG
Wagna
•WAGNA
Waldeck
WALDECKH
Waldscbachen
•WALDSCHACH
Waldstem
WALDSTEIN
^
oberes oder altes Schloss
•WALLENSTEIN
Waaen
WASEN
Waaserberg
•WASSERBERG
— 96 —
La^e der Orte
KLUnstler
ZeSidmer
Siedler
Bemerkungen
sftdveeü. bei Onus
oordwesil. von Marburg
nordÖBÜ. Yon Gröbming |i
s&dl. von Feldbach
aOdweed. von Radkersburg i
sOdl. bei Scheoffing
sfldl. Ton Gilli
nordwesd. von Marburg
sftdwesü. bei Pettau
Unter-Steiermark
BfldÖstL von Graz
westL von Graz
nordwegü. von Hartberg
n
nordOstl. von Graz
fl&dÖBÜ. von Leibnitz
nordwestl. von Gflli
BordwestL von Leitmiti
nordvrestL von Peckau
in Steiennark nicht nach-
weisbar
nordfiatL von Wildon
nordwestl. von Knittelfeld
Trost
M. Greischer
Trost
Trost
T(rost?)
M. Greischer
M. Greischer
Trost
Trost
Trost
Projectirt und nicht ans-
gefürt.
Nie noch von Jemand ge-
sehen.
Der Neubau des Stiftes
ohne Zweifel von Trost
nach Entwürfen.
Hiess froher Naireneck.
Projectirt und nicht ans-
gef&rt.
Ist wol Waldenstem in
Kirnten.
491
414
11
492
415
2
A
493
416
494
418
s
495
388
496
419
497
420
498
499
421
s
Wisell
•WISFXL
Wittdiem
•WITSCHEIN
WolkeMtein
•WOLCKHENSTEIN
Wallan
•WÖLÄNÄ
^
WALLAN
Wnmbei^
WVRMBERG
Zeiring, Propstei
l'ROBSTEY ZEYKING
— 97 —
ÜAge der Orte
ndrdl. toh CUli
sfidl. bei Judenburg
Dfirdl. bei Frohnleiten
BQdöstl. Yon Leibnitz
Büd]. von Graz
ÖbU. von Judenburg
ndrdl. von CiUi
west). bei Mureck
nordwestl. von Marburg
sfidwcstl. von Fürstenfeld
n
n
nordwestl. von Judenburg
sftdl. von Windiscbgraz
nordwestl. von Leibnite
westl. von Marburg
südl. von Graz
südl. bei Marburg
nordwestl. von GiJli
stand nordwestl. von Wildon
nordOstl. von Rann
nordwestl. von Marburg
nordwestl. von Rotenmann
nordwestl. von Cilli
«
nordwestl. von Pettau
nordwestl. von Judenburg
n
nordwestl. von Leoben
i*
mmmmmimmmtm
Ktmstler
Zdchner
Stecher
Bemerkungen
Trost
Spillmann
Trost
Trost
Trost
J1
M. G(reischer)
Trost
Das Schloss von unten.
Das Schlossgebäude allein.
Variante ohne die Fignr
unter dem Thore und dem
4spänn. Wagen.
Vischer
Vischer
Schlechterer Stich.
ÄttkeiL d. hitt. V«TeiBt f. Steiermaric. XXIV. Heft, 1876.
Variante durch Nachstich
in den Thürmen.
— 98 —
O^en wir die Statistik dieser Ansiditeii in Beziehung
auf ihre Arbeiter durch, so inden wir zuvörderst Vi scher
auf 48 Stücken als Zeichner angegeben *^*), als Stecher
nie, und zwar in ersterer FjgftnsnhAft stets mit A. Trost zu-
sammen, ausgenommen Nr. 57 (Ober - Maierhofen) , wo kein
Stecher genannt ist In Gesellschaft eines anderen Künstlers
wird Vischer auf diesen Platten nie genannt Da Vischer
nach FeiTs Ansicht ein geübter Stecher nicht war und er
um 1677 schon 180 Platten fertig hatte, dürfte wol eine
Anzal der nicht signirten schlechteren Platten auf seine Rech-
nung zu stellen sein. Wir überlassen es einem Freunde des
Topographen, aus dem Verzeichnisse 3 der von Vischer um
1686—87 eingegebenen Platten unter den nicht signirten
Vischer's Stil vielleicht herauszufinden, ***').
Der fleissigste Mitarbeiter am Werke war A. Trost
Von ihm sind nachweisbar 159 Platten gravirt *^*) und es
dürften noch einige an seiner Manier zu erkennen sein, welche
*^^ Die Nummern sind nach unserem laufenden BegiBter 1, 3, 5, 31,
S5, 47, 50, 90, 108, 116, 119, 128, 129, 147, 149, 151, 152, 15S,
206, 226, 227, 229, 281, 287, 257, 268, 266, 270, 281, 288—290,
809, 820, 825, 848, 849, 850-852, 886, 416, 420, 421, 481, 482,
498, 496.
^^t) Es sind diess 8, 10, 18, 21-26, 28, 80, 82, 88, 40. 41, 45, 46, 48,
57, 59, 62, 68, 65, 68, 69, 71, 78, 79, 86, 89, 91, 102, 104—106,
117, 118, 121—124, 126, 127, 182, 184, 185, 187, 140, 141, 156,
158—160, 163, 164, 169, 171, 176, 178, 180, 184, 189, 190, 198,
194, 196 (? 197 ?), 208, 212, 215, 218, 220, 224, 228, 282, 289—241,
244—246, 251, 255, 256, 260, 262, 278, 276-278, 288, 286, 292,
298, 824, 834, 885, 887, 889-842, 846, 847, 358, 861, 364-866,
870, 872, 376, 886, 889, 395, 897, 399, 401, 404, 405, 413, 414,
428, 430, 438, 439, 444, 445, 447, 458, 466, 468, 470, 471, 475,
476, 477, 479, 488, 484, 4{j6, 489, 490, 492, 494, 499.
«o«) Es sind die Nummern 1-5, 7, 1>, 16, 17, 19, 27, 81, 84-38, 47,
49, 50, 54, 60, 70, 78, 74, 77, 88, 90, 93-99, 101, 108, 111, 115,
116, 119, 120, 128, 129, 138, 147, 149—155, 162, 167, 172, 173.
175, 177, 182, 188, 187, 188, 198-201, 205, 206, 208, 210, 213,
214, 216, 226, 227, 229, 231, 287, 249, 250, 263 -267, 269—272,
275, 281, 287—290, 296, 800, 805, 309, 811, 813, 820—828, 825,
— 99 —
er nicht mit Namen oder Monogramme gezeichnet Uebrigens
arbeitete er bekanntlich nach 1700 auch als Zeichner, doch
scheint er nicht auf allen hieher gehörigen sieh auch graaaat
au haben. Denn in dieser Eigenschaft tritt er nur bei dea
Bl&ttem 321, 322 und 323, dann bei 411 hervor. Seine
Signimng ist übrigens wechselnd; bald zeichnete er sich mit
vollen, bald mit abgekürztem Namen, bald mit Monogrammen
verschiedener Form^ bald auch nur mit A. T. oder gar nur T.
Es ist sogar zweifeUiaft, ob die verschiedenen Verbindungen
von A und T. jederzeit auch ihm angehören.
Greischer und Spillmann arbeitten auch schon
vor 1687 mit Vis eher, da manche ihrer Stiche im Ver-
zeichnisse von 1687 erscheinen. DerErstere erzeugte 19 '®'),
der Letztere 14 Platten *'"). Greischer's Monogramm ist
nie unklar, wol aber wurde jenes Spillmann's von Feil
öfter mit jenem T r o st's verwechselt Es ist eine eigentümliche
Verbindung von F. B und S, so dass das F nur durch den
Querstrich von T unterschieden werden kann und die 2 Halb-
bäuche von S auch jene von B bilden.
Wer der Zeichner Q. P ict auf Nr. 14 ist, welchen
Feil ftar Q. Pict liest, ist unklar.
Kilian arbeitete eigentlich bloss zur Ergänzung der
Admonter Besitzungen c. 1707 die Platten Nr. 88 und 362
im Vi seh er 'sehen Formate und gehört nur nebenbei in's
SchlOsserbudL
Wie schon im Beg^ter erwänt, ist vor einigen Jahren
das bisherige Unicum der gedruckten Beschreibung
von Biegersbui^ entdeckt worden. Das befindet sich jetzt im
839, 886, 843, 845, 849-852, 865, 860, 868, 871, 879, 882, 888,
886, 888, 403, 406, 407, 409-413, 416, 420, 421, 427> 429, 481
bis 488, 487, 440, 448,' 446, 449, 458, 454, 465, 467, 472, 474,
478, 480—482, 491, 498, 405 - 497.
<••) Nftmlich 9, 18, 14, 100, 188, 186, 181, 225, 247, 282, 868, 809,
885, 400, 402, 448, 461, 468, 487.
«>0) AlB 44, 59, 61, 67, 108, 146, 170, 815, 888, 359, 415, 417, 484
a. 478.
7*
— 100 —
Landesarchive. Es ist in einer geringen Anzal von Exemplaren
photo-lifhographisch vervieUUtiget worden. Diese Arbeit ist als
eine der wenigen Schriftdrueke aus Vischer's Hand zn be-
trachten und wir setzen sie ihrer grossen Seltenheit wegen
hier ein» Der Text ist in 2 breiten Spalten, das Blatt von
der Grösse, um in's „Sehlösserbuch^ eingelegt zu werden.
Unten am Rande ist in 31 Puncten die Erklärung zum Grund-
risse der Burg (Nr. 353). Der Text huitet:
..Beschreibung dess Schloss fteggerspurg.
Reggerspurg ein Herrschafft in Vndter-Steyer 6. Meilen
vnter der Haupt-Stadt 6r&tz / vnd eme von Fürstenfeld /
zwischen den Flössen Raab vnd Feystritz auff einen von Wein
vnd Traidt gar fruchtbaren Boden / von dannen noch 1. Meil
in Vngam / allwo die Christen wider den Türeken vnweit S.
Godhard / Anno 1664. standhaift gelochten / darumben die
Schlacht vnd das Feld erhalten. Das Schloss liget auf einen
hohen auss der Erden alleinig hierumb auffisteigenden gäben
Felsen / auff welchen vnterschiedliche grosse Ebene vnd Vn-
ebene Platz / auff denen theils nothwendige Gebäu erbauet /
thefls aber neben einer Reitt-Schul / vnd ffingelren-Bahn zu
fruchtbaren Obst-Garten vnd Wein-GebOrg zugericht / auss
welchem so der Wein wol gerathen biss in 15. Stärtin das
ist 1 50. Emmer gefechsnet worden. Das Schloss hat inwendig
5. Höf 7 von welche nothwendige Wirthschaffts - Gewölb vnd
oben auff lustige Wohnungs-Zimmer erbauet seynd / zwischen
welchen auch ein schön alte CapeDen zusehen / in dero täglich
Abends ieTö man schlaS^en gehen will Litaniae Lauretanae von
der gesambten anwesenden • Herrschafit vnd DiensÜeuthen /
GOtt zu forderst / dann Mari8B der Mutter GOttes zu Ehren
l^ut / gebettet wird / in dem umem Hof / ist ein grosse Cistisren
dessgleichen eine bey dem Reittstall / vnd dennoch 5. Ziech-
brunn mit Stareken Zuflüssenden Wasser / dass diser gantze
Orth mit Wasser genugsamb versehen ist. Vor dem Schloss
seynd verwunderlich zu sehen von einer Gäbe. dess Felsens
biss mr andern zwee^. in harten, gantzen Felsen eingebaute
Graben / dem der innere allzeit mit Wasser erfüllt /• der
— lOl -
äussere aber drucken ist / zwischeu disen hat es ein \^öhr*
hafte Gallerie mit einer Pastey darauss alles gar wol kan
defendirt vnd bestrichen werden. Von disen kombt man zwischen
dem Weingebürg / Obst- und Kräntzl-Garten durch ein weitbe
mit breithen Steinblatten 270 Sckritt (!) lang inperspectiv ge-
pflasterte Strassen erst zum ßeittstall vnd Mayrhof / welche
aber schon vil niderer als obgenante Gebftu ligen / doch mit
absonderlichen Thor / Thum vnd. Ringmauern abermals be-
schossene!). Ausser disen endet sich die Ebene vnd fanget
erst an die Gäbe dess Felsens / welche nicht genugsamb zur
(2, Colomne) wöhrhaflften Defen^ion verbauet wäre / ist solche
von Ihre Hoch-Gräflfl. Gnaden Herrn / Herrn Johann Ernst
Grafen von Burggstall / als er zur Gmahel hätte Catharinam
Beginam gebome Gällerin / mit Cortmnen vnd Pasteyen wie
es das Orth zugelassen auff dise Weiss / (desswegen beige-
setzte lateinische mscription in die Leopoldi Pastey einmauern
lassen) wie auss den 5. Eupffer-Blättem zusehen eingeschlossen
worden / so alles mit Ziffern bezeichnet zu erkennen.
Dum regit Imperium Leopoldus Primus et äuget.
Quae cemis sumpta facta fiiere meo
Jn multis normam transgressus non, tibi mirum
Sit, cogor montes aedificando sequi.
*) Als Leopold der Erst die Welt
Beherrscht vnd das Reich mehret
Hab ich zur Zeit mit eignem Gelt
Diss Felsen-Beth vmbkheret /
Ob zwar die Regl dess Gebäu
AUhier gehabt zu büssen.
Bin zwungen worden, sag es frey /
Den Kluppen weichen müssen.
Gleich vnter dem Schloss doch noch auff dem Berg ist
ein hierzu gehöriger Marcktflecken darinnen ein schöne Pfarr-
Kirch vnd Spital / ausser dess Marckts ist der Hanpt(!)-
Pfarrhoff auff welchem wohnt der Haupt-Pfarrer / so von der
Herrschafft auss praesentirt wird / er aber acht vornehme vnd
*) Im Originale steht die üebersetzung neben den latein. Versen.
— 102 —
erträgliche Pfarren hierumb zuverleihen hat I welchen annjetzo
besitzet der Wol-Edle vnd Hochgelehrte Herr Joan. Antonius
de Gabrielis SS. Theologise Doctor von Fleimitz auss Tyrol
gebürtig mein gar hochwerter Herr vnd Patron
G. M. Vischer Geograph."
Die Ziffemerkläningen am unteren Rande, zu dem Grund-
risse der Burg gehörig, besagen:
„1. Das Schloss. — 2. Das Cronegg davon ein Gangsteig
in's Schloss hinauff. — 3. Der Wassergraben. — 4 . Zeughauss. —
5. Officier-Quartier. — 6. Galleria vnd Pastey. — 7. Druckner
Graben. — 8. Weinpress vnd Feigen-Hauss. — 9. Weinge-
burg. — 10. Kuchelgarten. 11. Kräntzlgartea — 12. Obst-
garten. — 1 3. Provianthauss. — 14. Reittstal]. — 15. Mayr-
hoflf. — 16. Hochegg Pastey vnd Thor. — 17. Alte Pastey.
~ 18. St Johanes-Thor. — 19. St Johanes-Pastey. — 20.
Leopold! Pollwerck. — 21. St Antoni. — 22. St Josephi. —
23. St. MariÄ. — 24. St Kaveri. — 25. St Michaelis. —
26. St Regina. — 27. St Catharinä Polwerck. — 28. Alte
Defension. — 29. Burgthor. — 30. Der erste Eingang. —
31. Höh gäher Felsen."
Gelegentliche Untersuchung der ün Landesarchive aufbe-
warten Platten hat ergeben, dass auch deren Rückseiten
Gravirungen enthielten, und zwar sind selbe mannigfacher Art
So sind auf Nr. 14 und 249 der Platten (453 und 479 unseres
Index, Tüffer und Welsbergl) geometrische Zeichnungen, auf
Nr. 265 (470 des Index, Wasserberg) das figuralische Titel-
blatt zum Schlösserbuche, auf Nr. 90, 101 und 119 (164,
174 und 234 des Index, Heckenberg, Judenburg und Lehen-
hofen) Darstellungen aus den unten zu besprechenden „Kriegs-
thaten" der Steirer, nämlich das Widmungsblatt dazu, die „Propa-
gatio Tauriscorum'' und die Schlacht bei Brück a. M. von 1291,
auf Nr. 20 und 21 (73 und 74 des Index, Burg Feistritz von
Innen und Aussen) Tafeln zu Ahnenproben und endlich auf
Nr. 96 (177 des Index, Hofrain) stark verklopfte Darstellungen
zu sehen mit Resten von Rahmen, Wappen, Ornamenten
u. s. w., welche von einem grossen Stiche stammen.
103
Das eben erwftnte Titelblatt des „ScUösserbuches'^ zeigt
inmitten des Feldes ein Medaillon mit dem steir. Panther, vom
Herzogshttte gedeckt und mit Oel- und Lorberzweigen einge-
rahmt, darüber ein Band mit der Inschrift: „Topographia
Dncatas Styriae 1681. Cum Privileg. Sac: Caes: May." und
in der linken unteren Ecke ein Quadrat mit den Worten:
„Avthore et DeHneatore Georgio Matheo Yischer.*' Rechts
unten ein Theil der Stadt Graz mit dem Schlossberge, links
Über dem Schriftquadrate ein Hügel, darauf ein Mann ein
entferntes Schloss visirt
Dass dieses Titelblatt das Jahr 1681 zeigt, berechtiget
nadi dem obigen Beweise, dass Vi seh er überhaupt die
Topographie nie abgeschlossen, durchaus nicht zur Anname,
dass um 1681 die Ausgabe gemacht worden. Es zeigt nur,
dass das Titelblatt des Gkmzen und zwar im Jahre 1681 vor-
gearbeitet worden.
Doch unterscheidet man 2 Ausgaben, eme Wiener und
eine Gratzer. Die erstere hat ein gedrucktes Titelblatt und
kein Verzeichniss, die letztere hat ein Yerzeichniss und kein
gedrucktes Titelblatt. Dieses lautet:
„G. M. Vischers KayserHchen GEOGRAPH! [ TOPO-
6RAPHIA DUCATVS STIRIiE | Das ist: EigentUche DELI-
NEATIon vnd Abbildung aller | Städte, Schlösser, Marckfleck,
Lustgärten, Probsteyen, Stiilter, | Clöster vnd Kirchen, so sich
im Hertzogthumb Steyermark befinden; | Und aojetzo | vmb
einen billigen Preyss zu finden seynd | bey Johann Bitsch
Universitäts Buchhändlern Aufif dem Juden-Platz * * ^ bey der
güldenen Säulen. **
Gegen FeiP'*) sind wir der Ansicht, dass dieses Titel-
blatt der älteren, also der sogenannten Wiener Ausgabe
angehöre. Wir nemen, wie wol ganz sicher, an, dass erst die
Nachlassgläubiger Yischer's, Walch und Häckel, nebst
anderen Rechten aus V i s c h e r 's Erbschaft auch das des Abzuges
«'«) In V^ien.
^«*) Am a. 0. p. 22.
— 104 -
von 200 Exemplareu ausübten und dem ^ucihhAndler Bitsch
in Wien die Commission derselben Obertnigen, um zu ihrem
Gelde 201 kommen. Das mag allerdings um 1 700 gewesra sein.
Daher das gedruckte Titelblatt und die geringe Vorsoige für
Beigabe eines InhaltsTerzeichnisses. Diese Wiener Ausgabe ist
auch weniger reichhaltig, doch wechselnd in der Zal und zwar
von 370—390, aber auch mit 427—437 Bildern. Wie diese
Verschiedenheit kam, ist schwer zu erklären. Endlich sind in
dieser Ausgabe von s. Jacob, PöUau, Stainz, Voran und
Welsdorf nur die alten, nie aber die Um- und Neubauten
enthalten.
Die Grazer Ausgabe, d. h. die durch Trost allein ver-
mehrte Auflage hält stets 462—465 Blätter, besitzt kein ge-
drucktes Titelblatt, doch den Begister und fehlen in ihr die
alten Bauten, wol aber bringt sie die Neubauten der eben
erwänten fünf Oertlichkeiten, und zwar sind einzelne, deren
Stiche nicht nach der Natur, sondern nach den Entwürfen
gearbeitet. Das zeigt sich bei PöUau, dem noch jetzt der zweite
Thurm mangelt, und bei Voran, das noch heute seine alten
spitzen Eirchthurmdächer aufweist Ob die Landschaft diese
vermehrte Auflage veranstaltete oder gleichfalls die Gläubiger-
schaft Vis eher 's, oder ob die Stände sie Dritten übertrugen,
ist unbekannt
Als sehr seltene Blätter sind zu bezeichnen, s. Jacob
(Nr. 185), Kilbel (Nr. 208), Mosbrunn (ältester Bau, Nr. 278)
Peckau (Nr. 306 und 307) und Stift Rotenmann (Nr. 367).
Diese letzten Angaben über die Auflagen, ihren Reichtum
und die seltenen Blätter verdanken wir dem emsigen Fleisse
des Herrn E. Fürst
Nachdem wir mit Karte und „Schlösserbuch'' die umfang-
und inhaltreichsten der Vi sc her 'sehen Arbeiten ftür Steier-
mark abgetan, woUen wir zur 3. Gruppe, zu den Einzel-
und Kleinarbeiten übergehen. Dabei sei es vorbehalten,
am Schlüsse der Darstellung die verschiedenen Leistungen
Vischers im Lande und für dasselbe in chronologischer
Uebersicht aufzureihen, um so die Wirksamkeit des Mannes,
— les —
weidie wir bis jetzt mahr nach bestimmten Themensorten
belmchtet, auch in dieser Art zur Anschauung zu bringen
und gewissennassen zu recapituUren.
Hier tritt uns zuerst ein ganz neues, Feil unbekannt
gebliebenes Werk, das in dessen Liste als Nr. 13 figuriren
sollte^ entg^en, die grosse Ansicht von Admont Als
vor einer Reihe von Jahren am Joanneumsarchive die vor-
rätigen Platten Vis che r's neu abgezogen wurden und allent-
halben im Lande eine Bewegung zur Ergänzung mangelhafter
Exemplare Vis eher 's auf diesem Wege entstand, gelangte
auch Manches zu Tage, was früher an emschlägigem Materiale
unbeachtet geschlummert hatte. So brachte Herr Regienmgsrat
Dr. B. Peinlich damals jenes Kupfer ein; es kam dann auch
die (überarbeitete) Platte davon zu Tage, und weitet's langten
noch 13 Kupferplatten zum „ Schlösserbuche ** aus Admont an.
Diese Ansicht des Klosters besteht aus dem eigent-
lichen Bilde und dem Erklärungsrande unterhalb; mit letz-
terem hat sie 13" 9", ohne demselben 13" 1" Höhe, gegen
19" Breite.
Das Stift ist darauf von der Westseite in Vogelperspective
aufgenommen, ganz so wie es die Ansicht im « Schlösserbuche ^
zeigt, nur aus grösserer Höhe, so dass die rückwärtigen Höfe
und der Garten sich mehr ausdehnen. Eben desshaib schliesst
auch dieses Blatt oben mit der Gartenmauer ab und feit der
Thal- und Berghintergrund des kleinen Bildes. Wo auf diesem
in der linken unteren Ecke das Erklärungsquadrat angebracht
ist, eben dort ist auf der grossen Ansicht eine besondere Orna-
mentik eingesteUt Zwei Pyramiden, oben mit Rosetten und
Maschen geziert, stehen mit Kugelfüssen je auf 4 konischen
Felsblöcken; ihre Spitzen sind durch ein Band verbunden,
über welchem eine Gemshaut herabhängt und diese hat die
Inschrift: „REVEREND™^ PERILLVSTBI i et Amplissimo
Praesuü ac Duo Dno | BAIHYNDO \ Dei Gratia Celeber™^
Monasterii | Admontensis i Ordinis S. Benedicti abbati Vigilant"'^^
j Superioris Styri« Archidiacono, Sac: | Caes. May: et Cel-
sissimi Principis et Archi- { Epi Salisburgensis consiliario
— 106 —
respectrae | Intimo ete. Dno ac Maecenati suo { clementissimo
hanc Monasterii | sui frenographicam delineatiosem hmnillime
oflfert I G: M: Vischer. | Geograpbus. | Anno 1674/
Sonach wäre dieses Blatt das erste Werk Vischer's
auf steirischem Boden nnd fbr denselben, noch vor seiner
Ansicht von Graz und lange vor der Karte selbst datirend,
und eigentlich die Inauguration seiner späteren topographischen
Arbeiten. Leider enthält das Sttftsarchiv nach den Mitteilungen
des Capitulars und Archivars P.Jacob Wi ebner keinerlei
Daten, welche über die Verbindung V i s c h e r 's mit dem Kloster
und dem Prälaten Baimund (Baron von Bechlingen) aufklären.
Da nicht nachgewiesen werden kann, dass Vischer seine
Landesbereisung behufs der Karte schon 1674 gemacht, ist
es auch nicht grundlos anzunemen, dass er schon früher das
Bild von Admont vorbereitet habe. Denn das Stiit liegt nur
eine kurze Wegstrecke von der oberösterreichischen Grenze
ab und es ist sehr zu vermuten, dass er bei seiner Bereisung
jener Gegenden des Landes ob der Ens es besucht, gezeichnet,
noch vor Beginn seiner steirischen Arbeiten gestochen und
dem Pr&laten überreicht habe.
Diese Ansicht ist älter als die kleine im „Sctdösserbuclie".
Abgesehen davon, dasa letztere von dem erst später beige-
zogenen Trost gestochen wurde, liegt der Beweis auch in der
Grestalt der Thürme der Klosterkirche. Der rechte oder nörd-
liche nämlich hat auf dem grossen Bilde noch die alte Form,
das Spitzdach und das vortretende ührfenster darauf, und ist
niederer als der südliche, welcher auf dem viereckigen alten
Thurm bereits den achteckige Aufsatz mit dem Zwiebeldadie
trägt Ausserdem tritt auf dem grossen Blatte die rechte
Thurmfront etwas gegen den Stiftsvorbau vor und ist dagegen
der Kirchenvorhof Meiner als auf der Ansicht im „Schlösser-
buche ^. Letztere hat schon beide Thürme gleich und die
äussere Linie des nördlichen Thurmes Mt mit jener des
Stiftsvorbaues zusammen.
Der Erklärungsrand zält 32 Nummern, während die kleine
Ansicht nur 6 Teile erklärt
— 107 —
Zeidmer und Stecher sind auch in Monogramm genannt
nicht zu entdecken. Es soQte wol das „6. M. Yischer 6eo-
graphns offert" Alles decken. Ob unser Topograph denn auch
wirkKch der Aetzer gewesen, mag fraglich sein.
Dieses Blatt mnss als Unicum gelten. Ein zweites Exem-
{dar ist bisher nicht vorgefunden worden.
Wie die anderen Besitzungen Admonts, welche im
^SehKVsserbuche^ . erscheinen , hat dieses Kupfer 38 Jahre
sp&ter eine üeberarbeitung erfahren.
Abt Raimund wai* bereits 1675 gestorben und der 4. Abt
nach ihm, Anselm (Lürzer von Zechenthal), inaugurirte das
Jahr seines Regierungsantrittes unter Anderem auch mit diese
Massregel. Diese wurde hübsch bequem aufgefasst; statt des
alten Thurmes wurde ein neuer, d^n südlichen gleicher, AN-
SELMO statt RAIMVNDO, und 1707 statt 1674 eingestellt
Alles Andere blieb. Dass Yischer damals schon mindestens
8 Jahre todt war und seinen angeblichen Mäcen Anselm ver-
mutlich gar nicht kannte, beirrte nicht
Auch auf dieser Üeberarbeitung ist keinerlei Namens-
zeichen zu entdecken.
Die Platte davon, weitaus wol Vischerisches Operat,
befindet sich im Stifte.
Die nächste Einzelarbeit Vi seh er 's, der wir in der Zeit
begegnen, ist die bei Feil (p. 18) als Nr. 8 der Werke be-
zeichnete grosse Ansicht von Graz.
Yischer reichte das Blatt, welches entschieden keine Ver-
trags-, sondern eine Privatarbeit ist und das er 1675 fertig
brachte, im Jänner 1676 der Landschaft ein. Zu^eich brachte
er zu ihrer Eenntniss, dass er auch eine Beschreibung der
Stadt drucken lassen wolle und dazu der Namen der vomemsten
in ihr sesshaften oder wirkenden Landeswürdenträger bedürfe.
Nach unserer Auffassung der Eingabe * '') scheint es sich um
eine Ausstattung des Bildrandes mit erklärenden Daten ge-
1 *) „ . . . allhiegBige kaisserl. Tiid auch einer hochlöbl. Landtschaflft
Stollen aUhero vnd darunter, neben herab aber ancli die kurze Be*
schreibang der Statt . . ."
— 108 —
haaddt zu haben und die Landschaft sollte nach seiner Bitte
die Revision der Bichtigkeü; pflegen lassea Sie beauftragte
zwar den Begistrator damit ' '^), aber es ist nicht bekannt, dass
die Sache bis zur Ausftünng gediehen sei. Vi sc her erwänt
zwar in wenig späterer Eingabe, er arbeite daran '^'), allein
es ist kein Exemplar dieser. Beschreibung oder eine Stadt -
ansieht mit derselben bisher bekannt geworden. Nur das' ist
aus den bücherlichen Aufzeichnungen gewiss, dass man ihm
ftlr die Widmung ein Geschenk von 12 fl. gab '**).
Bezüglich der Beschreibung dieser Langansicht , davon
das Landesarchiv leider kein Exemplar besitzt, das wir aber
aus dem etwas verletzten des Herrn Privatiers £, F ü r s t kennen,
folgen wir Feil (a. a. 0. 18),
Sie besteht aus 2 zusammenpassenden Blättern, welche
im Ganzen 35" 3'" Breite und 10" 7"' Höhe haben.
Oben in der Mitte ist ein auf Wolken gestelltes Medaillon
mit dem steir. Panther, über welchem ein blasender Engel
den Lorberkranz hält, während ein zweiter Engel in der
Rechten mit einem grossen Zweig, den Schild mit der Linken
zu halten scheint. Die Aufschrift lautet:
.,(Srät( bie jQanlit Statt im l|ör^09tt|itmli 3tti|er.''
Die Stadt ist vom Westen aus der Murvorstadt aufge-
nommen. Den Schlossberg krönt das alte wolerhaltene Schloss.
An seinem Fusse ist „Der Änderte Sackh"^ und „Der Dritte
Sackh*", rechts im Hintergrunde der „Rosenberg'' mit 2 Schloss-
chen, links etwas tiefer ,,St. Leonhart" und unten „am Graben''.
In der Mitte des Bildes und der von der Flussmauer
eingesäumten Stadt ist das Murthor mit der in halber Länge
gedeckten Brücke und dem Blockhause darauf mit den Auf-
zügen. Die Einzelbauten der Stadt sind in 25 Nummern erklärt
In jeder der beiden oberen Ecken sind eingeramte Tafehi,
*•*) Orig., stimk. Landesarchiv j Feil a. a. 0.67; Verordne tenprotokoU
1676, f. 16, Expeditbuch 1675—76, f. 67'.
«^•») Orig. ebd.; Feil a. a. 0. 68.
ii**) Yerordnetenprot. (9. März) 1676, f. 46 und Ausgabenbuch (16. März)
1676, f. 190'.
— 109 —
darin Uehie, aber recht klar gearbeitete Ansichten von Graz
uod zwar von anderen Seiten als die grosse darstellen. Die
rechts gibt „Die Hanbt Vestung Gratz wie sie denen von
Wienn vnd Saltzbnrg körnenden sieh erzeiget*', also von Norden,
jene links „Die Haubt Vestung vnd Statt Grätz, wie sie denen
aus Krabatten vnd windischen Marckh khonunenden zu sehen
vorkhömbt'', sonach von Süden.
Der Name des Zeichners und Stechers ist nicht bemerkt;
dass aber wenigstens die Zeichnung von Vi seh er stammt,
ist wol sicher; ob der Stidi, wird nach Kennern wie Feil,
die Vischer's Aetzkunst gering anschlagen, bezweifelt
Eine andere fast gleichzeitige Kleinarbeit V i s c h e r 's ist,
dass er die Wappen der Verordneten auf 6 silbeme
Leuchter der Landhauscapelle stach. Der Auftrag
dazu wurde 1676 vollzogen und betrug sein Honorar dafbr
12 fl. ^"). Diese Objecto befinden sich heute längst nicht
mehr im Inventare der Landschaftscapelle ; gegenwärtig dienen
daselbst die gewönhchen hölzernen, geschnittenen und reich
vergoldeten Leuchter.
Weitere Bethätigung seiner Geometerkenntnisse wurde
Vischer aus den Grenzstreitigkeiten, welche zwischen Steier-
mark und Salzburg einer-, dann Steiermark und Niederöster-
reich anderseits obschwebten.
Mit dem Erzbisthume warte der Zwist an der Mandling
hn Ensthale zwischen Schladming und Radstadt schon seit
1589. Gegen Mitte der siebziger Jahre des 17. Jhrh. ergab
es sich, dass die Salzburger mit ihrem Ausbau der Befesti-
gungen zu empfindlich das steir. Gebiet berttrten. Es wurde
1677 eine Commission ernannt, bestehend in dem Grafen
Erasmus Friedr. von Herberstdn und dem Propste Maximilian
von Seckau. Letzterer hatte ohnehin seine Hausdifferenzen
mit dem Erzbischofe, mochte sich dessen Abneigung nicht
anssetzen und trat gar nicht in die Commission. Für ihn nam
'*^ Verordnetenprot. (8. Juli) 1676, f. 1S8 und Ausgabenbuch (26. Aug.).
1676, f. 221'.
- 110 —
Abt Franz von s, Lambrecht das Amt an. Die CiMmaisaion
sollte am 28. Juli an der Mandling sich mit den Salzburger
Abgeordneten zusammenfinden. Ihr Begleiter war unser „Geo-
graphus Georgius V i s c h e r, welcher ohne dessen die Steyrische
Landt Karten zuuerfasssen hat^^ Er hatte den Auftrag um
einen Tag (4. August) vorauszugdien, „dass er situm loci
adamussim abmessen, in Grund legen vnd getreulich zu Papier
bringen, massen dan er beykombenden in der Bamb einge-
fasten Abriss . . geometrice entworfifen^, denselben, den wir in
der ersten Eunstbeilage hier in autographischer Copie bieten.
Die Comnüssion einigte sich in einem Vergleiche vom 7. Au-
gust 1677 und — die Streitigkeiten dauerten fort*'").
Das Ei^ebniss der Vi scherischen Mitarbeit ist eine
Doppelaufioame der salzburgischen Befestigungen und deren
salzburgischer und steirischer Umgebung, in Ansicht nämlich
und in Grundriss. Das Origmal ist uns nicht mehr erhalten
und dürfte in einem der kaiserlichen Archive liegen, da auch
der Vertrag im Original an die Hofkammer ging; doch liegt
uns eine voraussichtlich getreue Copie des 18. Jhrh. vor,
welche wir fbr die Wiedergabe bentttzen.
Der obere Teil der Doppelau&ame nennt sich nAui^e-
zogener Abris der Salzburgerischen Schanz an der Mandling*',
der untere „Geometrischer Grund-Riss der Lands-Confia
zwischen Steyer vnd Salzburg auf der MftndUng im Ennsthall
1677^. Der Copist besagt ausdrucklich, „das Original ist von
G. M. Vischer Geograph.^
Da die.autographirte Copie gleicher Grösse mit der Vor-
lage, so ist das Mass gegeben Nur ist zu bemerken, dass
auf Letzterer unten noch ein 5" hoher lUnd sich in den
Gesammtramen einbezogen findet, welcher die Erklftrungen
von A— AA enthält Unser Quasioriginal ist ziemlich schlecht
in Wasserfarben gehalten imd hat man daher in unserer Copie
von Farbendruck absehen zu sollen ge^^bt Es ist eine
folbar getreue, aber harte und fasst möchte man sagen.
<i8j Grencacten des LandesarchiTes.
— lU —
bnreaakratische Wiedei^e des unbekaimt gebliebenen Ori-
ginales, ohne Spur jener künstlerischen Hand, die man in der
2. Beilage allerdings erkennt
Wie man aus unserer Copie ersieht, waren damals die
salzburgischen Grenzbauten an der Mandling sehr umfangreich ;
ans den heutigen Ueberresten würde man diess kaum mehr
ahnen. Zum Verständniss der einzelnen Bauten und Oertlich-
keiten wollen wir hier die in der Copie ersparungshalber
weggelassenen Erklärungen folgen lassen.
«A Gruener Püchl woruon man die Salzburgerische Schanz
völlig besehen kan.
^ B Die Salzburgerische Schanz sambt der Soldaten Wohnung.
C Die Mauer mit welcher die Schanz von hinten her
umbfEmgen.
D Palissaden mit welchen was nit mit Mauren einge-
ÜBügen beschlossen.
E Zwey Bastionen von starcken dicken Mauren au%e-
fbhret
F Die Cordinen zwischen beeden Pastionen.
G Die Streichwöhren,
H Drey Schild und WachlrHaussl.
J Plochhaus von Holz aufgesezt
E Der Ausfall in der untern Bastion bey der Ennss.
L Der Grästein wohin Salzburg anfangs seine Gränizen
vorzeigt vnd praetendirt hat.
M Hueber Palfen in dem ein eingebautes Creuzl zu sehen,
von welchem anfangs bis zu der Rottenwan(d) die Steyrische
Confin von unss begehrt worden.
N Die rotte Wand wie mans in gemein pflegt zu nennen.
0 Der neue MüUschlag vorhin strittigen Confin Orths,
aniezo aber auf der Salzburgerischen Grund stehend.
P Die Mandling Pruggen wie in obem Riss zu sehen.
Q Der Fluss Mändüng ober der Pruggen, welcher aniezo
biss zu der Prüften P die Confinen auf der Mitte des Rmsall
schaidet
R Der Fluss Ennss.
— 112 —
S Der Fluss Mtodling wie er unter der Pruggen in die
Ennss flüest
T Die Scbriembs unbequeme Pruggen von Schanzthor
heraus, me sie bishero gestanden und in untern Ria zu
sehen ist
V Wie die vorbenante Pruggen T aniezo grader und
bequember zu machen verglichen worden, vnd in obem Bis
zu sehen.
W Rott spiziger Stainfels wohin man sich aniezo wegen
der Confinen verstanden hat
X Die gerade Grundlinien von obbesagter Hueber Palfen
M bis zu der Bottenwandt N wie in den untern und obem
Bis angezaigt und vermerkt wirdet
Y Diese Linien zaigt von Mitte der Mftndling Pruggen
P die Confin bis an den rothspizigen Steinfelsen W.
Z Die verglichene LandmarchseuUen, wie sie sollen gesezt
werden und in obem Bis vermörkt seyn *'•).
AA ain gemaurtes Pastein-Egg, welches noch vorhin von
den Salzburgerischen zu weit herein in den Fluss Mändling
auf Steyrischer saits erbauet worden."
Visch^r's Entlohnung fbr seine Mtthewaltung bestand
in der Summe von 60 fl: „Lifergelt^ (Di&ten), worin wol Alles
begriffen scheint Graf Herberstein bekam 300 fl. "^.
Drei Jahre später ging Vis eher als Grenzgeometer an
den Semmring.
Acten liegen darüber nicht vor, wol aber besitzen wir
seinen „Abriss der Landtgranitz auf dem Semring zwischen
dem Hertzogthumb Steyer vnd Ertzhertzogthumb Ostereich
die alhier mit rother Färb gezeichnet zusehen "^ und beigefügt
ist unten „Gemacht durch Georg Mattheum Vi scher Geo-
graphum Anno 1680 den 9. 9br."
***) Bei den Gi^nxacten und zwar der Vergleichscopie Yom 7. Aug liegt
eine Curbige Abbildung einer solchen «Lundmarcbsaulen*, die Yon
gewandter Hand gearbeitet ist und möglicherweise von Vis eher
Btanunt, wenn sie nicht ebenfalls doch gleichzeitige Copie ist.
<«) Verordnetenprotokoll 1677-78, f. 174.
— 113 —
Aiieb diese Arbät g^en w in autographirter Nach-
büduig als zweite KuBStbeilage.
Die GreBzkarte am Semmring ist uns in 4 Exemplaren
ecliallen. Davon sind 3 gleicbzeitig mit 1680 und scheinbar
von derselben Hand gemadit; eine derselben ist nur in Feder
geaeicbnet und luit wol obige Aufschriften, doch keine Ter-
weiabucbstaben; die anderen zwei sind mit der Feder gemacht
und haben leichte Farbentinetur, doch keine Au&chrift, wd
ab^ die Eiklänmgsbuchstaben. Letztere beide zeigen $xtA
eine grüne und eine blaue Grenzlinie auf steirischem Gebiete,
wie Oesterrelch sie prfttendirte, welche Beide wider auf der
festeren feien. Endlich ist noch eine Copie des 18. Jhrh. in
Federzeichnung und Farben vorhanden, die aber gegenüber den
anderen drei nidit in Betracht kommt. Unsere Copie in Beilage
2 ist eine Compositicm aus den ersten dreiai, weil es uns
mcbt allein auf die Yisc herische Arbdt, sondern auch auf
den Stand der Angelegenheit anzuk(»nmm scheint
Es ist schwer zu entscheiden, ob die drei ^eichzeitigen
Karten, deren Schriftettge, wie gesagt, durchaus dieselben sind^
von Vi seh er oder von einem Copisten — etwa Trost —
rttren. Die Züge sind in lateinischer Cursiv mit dn^ gewissen
Sorgfalt gemadit, und darnach lässt sich Identität der Schriften
weit schwerer feststellen, als wenn sie gewdnliche, man möchte
sagen, Wochentagszüge machen. Von Vis eher liegen uns
nur seine gewönlichen Briefe m deutscher Cursiv vor, auch
die Unterschriften darin. Selbe sind wol ganz anders als die
Züge auf diesen Karten. Wenn man aber deren Unterschrift
mit jener auf Feils Porträt vergleicht, dann ergibt sich
allerdings grosse Aehnhchkeit und die Anname der eigen-
händigen Erzeugung der Karten.
Sei dem wie immer, so ist die Gleichzeitigkdt dieser mit
Vischers Operate nicht zu läugnen und so wie die drei
Karten unter sich stimmen, stimmten sie wol auch mit Vi-
schers Originale, wenn sie nicht selbst Originale sind.
Die Art der Aufoame erinnert sehr an die grosse Karte
von Steiermark. Die Berge sind hier im grösseren Massstabe
Mittheil. d. hist. Yereins f. .Steiermark. XX lY. Heft, 1876. 8
— 114 —
ganz so behandelt, wie dort im Kleinen, und die Orte Spital,
Schottwien und Klamm eigentlich nur Gopien ihrer Sldzssen
daselbst Den kansüerischen Strich erkennt man an der leichten
Weise der Waldberandnng der Berge, an der nicht uneleganten
Auffassung der Orte und an der Weise d^ Farbentingnrung.
Wür haben auf unserer Copie m Beilage 2 die 3 Grenzen
in Farben nicht geben lassen, sondern selbe durch verschiedene
leicht verständlidie Striche markirt; fOr das Detail der Oert-
lichkeiten soll die Erklärung sprechen, welche in den Acten
erhalten ist. Sie lautet:
^Abriss einer gewissen Landts Confin zwischen N: Ö:
ynd Steyer, gegen dem Berg Semring, darinnen der rothe
Strich (mit denen Buechstaben A B G D E F 6) die von steyri-
scher Seithen angezogne Confinen, der blaue Strich aber (mit
L M N) die von Seithen 'S: (f: vermaintlicbe Landscheidung
bedeüttet, der griene Strich aber (mit O P) zeiget, wie weit
die Österreicher ihren Wildpan extendiem wollen.
Bedettttung der emgesetzten Buchstaben.
A Auf dissen Peillstein ist die Confin vndisputierlich vnd
fangt aldorten an.
B Ein Marchpaum darin ein Khreitz gehauen.
C Ein SchnöUgalgen, so von steyerischer - Seithen auf-
riebt worden, herentgegen von Östereichem wider abgethon
worden.
D Alda bey einem Prttndl fangt an der Mörtengraben,
gehet hinauf zwischen den Göstritz Kogl, vnd Ärtzt-KogL,
vnter der Strasss aber haisst es in der Haarpoint vnd ist
ostereichisch.
E Auf der Höche dess ArtzkogI fangt an ein Zaun, der
scheidet die Burgerwissen vnd Spittälerwissen biss auf den
Weinweeg. NB. Die Burgerwissen ist vndisputierlich ostereichisch
vnd die Spittälerwissen vndisputierlich steyerisch.
F Ein Tafele, alss ein Martersaul an ein Baum angehöfft,
biBS dahin gehet Kranichbergisch (id est) Ostereicher gebUett
vndisputierlich.
G Der Pfaff ein grossser Berg, der nach der Wasssersag
I — 115 —
steyerischer Sdthen steymsch, vnd Ostereicher Seithen
osteraehischviidisputierlich eikhenat wirdt.
H Em Martersaul, so Herr General von Kielmannssegg
Ttxr Bit langen Jahren auss Andacht dahin setzen lassen, gegen
zum StOfft Neuberg (welchess aldort den Grundt ynd Poden
hat) gegebnen Reuers, vnd also khein Zeichen der Landschi-
dung ist, oder allegiert werden khan.
K Ostereichisch neygemachtess Verh&kh, darbey sie Wacht
gebalten, vnd den 26. Octob. 1680 durch die steyerischen
Henmi Clonnnissarien cassiert, auch die österdchische Wacht
in den M(Mengraben alss zur rechten Confin hinab geschafft
vnd be^ait worden.
L Ostereichisch gesuechte Landt Gränitz, so bey M den
Buechwald ihrerseits einschüesset, vnd sich biss an den Wein-
weg N extendiem solle, der in die Dierr gehet
0 Ostereichisch praetendierter Wildpahn^ so sich biss an
Weinweg P der in die FrOschnitz gehet, erströkhen solle. **
Fitr die Leistung wurden Vischer i,als wegen Be-
reithung der strittigen Landtsconfin auf dem Sembring fQr
Raiss alss andere Vncossten^ 150 fl. angewiesen und am
15. Jfinner 1681 ausbezalt '* 0*
Schon oben ***) ist des ümstandes gedacht worden, dass
1680 eine seiner stdrischen Landkarten zugeschnitten und in
der Form eines Ritterhelms mit zurückgeschlagenem Visir
bemalt den Ständen vorlegte und dass dasselbe Product mit
gewissen Randbeigaben uns vom Jahre 1681 erhalten ist.
Auf diese letzteren kommen wir jetzt zu sprechen. Sie
zeigen uns Vischer in einer Sph&re, fbr welche wir bisher
nur Andentungen besassen, nämlich als Historiker. Congruent
ist diese Thätigkeit bis auf gewissen Grad mit der ungarischen
Landkarte, welche als Karte des Kriegsschauplatzes eigentlich
der Tagesgeschichte diente. Es lag dann nahe, dass er
aach die Herausgabe anderer kriegsgeschichtlicher Blätter
"') Verordnetenprotokoll (9. Dec.) 1680-- 81, f. 51' und Ausgabenbuch
1680-81, Nr. 198.
'««) Seite 29.
8*
— 116 —
unt^mam, warn Dimlich der Getet im Lande seiner Fferivai-
unternemun^ Unterstützung imd ihren Leistungen Abname
versprach. Und das mnsste doob wol sein, sonst konnte er
zu dner ganzen Serie von Stieben sich kaum herbeilassem
und spricht filr den geschichtlichen Sinn, und« fast müdite man
sagen, den Eriegsstok des Landes.
Nach der Fassung, in welcher die Notiz von 1681 spiidii,
dürfte unzweifelhaft ein doppeltes Substrat der Landschaft zur
Anerkennung vorgelegt worden sein, im Jahre 1680 der
^martialische Kopf** zuerst allein, und am 2S. Mai 1681 abemalfi
als „inuentierte rC^embhche Landts Figur,'' die jedoch sehen
die lobwttrdigen Khriegsthatten in sich haltet'**). Was
er fUr das Eine erhielt, wissen wir nicht; von dem anderen
wissen wir, dass er nidits erhielt Er wurde dafür auf das
„vorige Quantum'^ gewiesen; folglich hatte er w^gstens etwas
erhalten.
Von der Existenz der „Kriegsthaten** wussten wir bereits.
Ein Exemplar — in welcher VoUständigkeit kt uns nicbt' mehr
erinnerlich — haben wir vor Jahren in Privathaad gesehen;
verstreute BUtter derselben kommen hie und da v<Hr und hat
auch emes derselben (die Schlacht vor Graz von 1260 darstellend)
einen Unkundigen vor kurzer Zeit bewogen, darin eine echte
Ansicht unserer Landeshauptstadt zu erkemien und mit litho-
graphischer Wiedergabe ein verfdtes Unteraemen auf den
gläubigen patriotischen Sinn zu eröffnen; eine gute Anzai
davon findet sich in Einzelblättem im Landesarchive. Den
ersten Wink über die Urhebersbeziehung gab eine gelegentliche
Untersuchung der noch erhaltenen Platten des ^SchUteei^
buches''. Da ist auf der Rückseite des Kupfers von Sehloss
Heckenberg die „Propagatio Tauriscorum'', auf der von Lehen-
hofen die Schlacht Albrechts L gegen die Aufistlbidischen bei
Brück *^^) und auf der von Judenburg eine omamentirte
**») Verordnetenprotokoll 1680 -81, f. 128 und Expeditbuch 1680—82,
f. 164'.
^*^) Ist in lithogr. Copie und vergrössert auch als Titelbild in Graffis
Gescb. V. Brück a. M. ververtet.
— 11t —
Widntong in lateni. Distidieii gravirt, die, allein genommen
wenig Terstfindlich , Ton Einigen oberflftclüich als Dedica-
tiond>latt zum Schlösseibuche genommen wurde. Nicht
die Verse sprachen dalbr (Aeim waa hätten die ,,duodecies
Tictrida arma** mit den steir. Burgen u. s. w. zu thun ?) aber
dass ^Vischer Author* darunter stand, das stellte fest, das
Blatt gehöre zu einer Arbeit, welche eben vor wenigen Jahren
noch nicht sonstatirt war. Es gab sich mit der genaueren Unter-
sudiung des gesammten Yischer-Materialee Niemand ab, sonst
hätte mit einiger Bestimmtheit das Zttsanmiengeh(Vren der De-
dication und der Oeschichts- und Kriegsbilder wol schon nach-
gewiesen werden könnm. Durch die Erhaltung und Entdeckung
der Gesuchsbeilage Ton 1681, des „martiaüsehen Kopfes mit
der kOnstlerischen Randglossirung, dem Widmungsblatte und
der „Beschreibung^ ist die Arbeit als eine Vischerische
YoUkMunen ausser Frage gestellt
Wer die Studie Feirs durchliest, wird finden, dass Vi-
scher manches Nebensächliche zu seinen rein karto- und
topographischen Arbeiten betrieb und Zugaben dieser im
Schilde fürte, welche zwar im geistigen, doch aber nicht in
sachlich notwendigem Zusammenhange mit denselben standen.
Auch oben haben wir bereits derartiges nachgewiesen. So
stodirt er die österr. Chroniken, um itlr sein niederöster-
reichisdies »Schlösserbuch'' einen begleitenden Text zu
schreiben; auch Air die Ansicht von Graz trug er sich sehr
ernst mit einem gleichen Gedanken und von Schloss Riegers-
burg hat er wirklich ein Textblatt geliefert, das zu den
grOssten Seltenheiten gehört Nicht minder war diess beim
steir. „Schlösserbuche^ der Fall. Doch was ihm geriet, behagte
den Ständen nicht Allein ei^hat nachweisbar einige Exemplare
„Büecher mit den steyerischen Landt Glletem" vorgelegt, wo-
mit eine Beschreibung gemeint sein kann. Diese Unter-
nemungen sollten wol seine Bildwerke landläufiger madien.
Es gab da mancherlei Namen zu nennen, und das gefiel und
konnte den Absatz fördern Und so wie dann die Karte mit
dem „martialischen Kopf^ die weitere Ausnutzung emes ver-
— 118 —
wirklichten Gedankens, eine Speculationssache war, so ist das
mit den sogenannten Beschreibungen nicht anders und ganz
so auch mit den „Kriegsthaten'' . Sie rechneten auf den selbst-
bewussten historischen Sinn und waren eine Verwertung der
winterlichen Lesestunden Vi seh er s. Er textirte eben seine
Geschichtsstudien durch Bilder, und seine Bilder wider durch
erklärende Worte. So viel wir wissen, war er in jenen
glücklicher.
Diese „Kriegsthaten'' hat er dem illuminirten „martialischen
Kopf illuminirt als Bandzier beigeklebt, das Widmungsblatt,
den steir. Panther aus dem „Schlösserbuche^^ und endlich ein
Blatt Text in 3 breiten Columnen beigefügt, an dessen Schlüsse
es heisst: „Inventirt vnd zusammengetragen durch G. M. Vi*
scher."
Ausser Zweifel scheint es, dass Vis eher diesen Text
ganz besonders für dieses Verschneiden vüxd diese Ausstattung
der Karte habe drucken lassen. Die Aufschrift desselben
lautet nämlich:
„Bedeutung der beygefügten Kupfferstichen, welche an-
zeigen, glorwürdige Kriegs-Thaten der Steyerer, die mit der
Figur ihres Vatterlands (so da ist eines Kriegs-*
Helden Haupt) übereinkommen.^'
Es scheint aber, dass er die 12 Blätter „Kriegsthaten^^
nur aus einer um 3 Blätter reicheren Serie genommen und zu-
sammengestellt habe. Es sind nämlich noch 3 Blätter einzeln
vorhanden, die „Origo" und die „Propagatio Tauriscorum*
und die Belagerung von Brück 1291, welche mit den „Kriegs-
thaten'' Eine Grösse und entschieden innere Beziehung haben.
Da nun die „Kriegsthaten" manchmal so sagenhaft, wie die
„Origo'' und „?ropagatio", da sie öfters aber auch gar keine
„Kriegsthaten'' sind, so scheint die ganze Serie nur Geschichts-
bilder des Landes darstellen zu sollen, davon Vis eher eine
Anzal walte, ihnen einen besonderen Titel gab und so auch
dieses Werk nochmals in zweiter Weise verwendete. Und eben
für diese secundäre Verwertung druckte er das Textes-, aber
auch das Widmungsblatt, welches nur von 1 2 Bildern spricht.
— U9 —
Dieses letztere ist, wie schon gesagt, auf der Rückseite
des Kupfers von Jadenburg gravirt Diese Stadt niiiss erst
nachträglich darauf gestochen und die Platte beschnitten
worden sein, denn dermalen ist die Basis des Architekturwerkes
um etwa \V* abgestossen. Das Dedicationsbild stellt einen
zweistufigen, oben veijüngten Aufbau vor; auf der Mitte des
Randes der oberen geschweiften Stufe prangt zwischen zwei
Eckkugehi das Wappen des Landeshauptmanns Grafen von
Saurau; auf dem Rande der unteren Stafe sind die Schilde
der 5 Verordneten gestellt, des Propstes von Seckau (eines
Gleispach), des Herrn von Stubenberg und der Grafen von
Lengheim, Tattenbadi-Rheinstein und Auersperg.
Die Inschrifttafel dieser unteren Stufe trägt folgende
etwas schwerfällige Dichtung:
„Conveniunt Patriae Styrorum praelia formse
Quse indigitat Martis (pulchra) regale caput
Anna duodedes Victricia conseruerunt
Pro patria et Populo, Principe namque suo.
Patribus ut Patrice sie gloria karta perennet
Trophseum hoc Styris pono solerte manu
Vi seh er Author.**
An der Basis steht links unten „Cum Priv. Sac. Caes.
Mai. ."
Wir wollen nun die einzebien Blätter mit ihren Auf-
schriften, den entsprechenden Stellen aus dem Textblatte und
ihren Darstellungen anftkren. Nur bemerken wir, dass die
ersten 2 Notizen wol zum Werke in seiner angenommenen
ersUm Form zu gehören scheinen (denn wo gehörten sie
sonst hin?), begreiflich aber als Nicht -„Kriegsthaten^^ auf der
Karte des „martialischen. Kopfs^' feien. Die eingeschlossenen
Nummern sollen die ganze Serie, die oifenen jene auf der
fraglichen Karte bezeichnen.
(1) „Origo Tauriscorum | Liberi Sem Cham et Japhet
filiorum Noe, colonias nusquam non deduxerunt, teste Flauio
Josephe L. 1. c. 6/^
Rechts das kaspische Meer mit Felsengebirge (Mens
— 130
Taurus et Amanus in Asia, honim Accolaa Tanridd et Amoiütae),
links Ebene, dnrch welche ein langer Zug sich bew^; im
Vordeif^runde Frauen auf Kamelen, rechts 3 Männer, dayon
der vorderste auf das Meer weist; im Hintergrunde Stadt und
Thurm Babel (Vrbs Babel).
(2) „Propagatio Tayriscorum, eorvmque Provindtt et
Ciyitates excitatse."
Zusammenstellung der OerÜkfakeit^ in deren Namen
der Laut Taur oder Tur enthalten; so ,,Taurus mons^ mit
„Tauris CSuitas^^ daneben „Chersonesus Taurica, Taurunum (Grrie-
ehisch-Weisenburg), Tarui8ia(r), Turinum in Pedemonte, Tur-
gouia in Heluetia, Thuringia oUm ampKssimum Regnum^' and
„Tauriscorum Comitatus vulgo Steyer^^ in Ober Oestereich, je
mit Ansichten von Städten, Bergen, Landschaften, Seen und
Meeren — offenbar eine Filiation Steiermarks als des Landes
der Taurisker und seine Parentel mit lautlich verwandten
Ortsnamen.
Die Gravüre dieser Gruppe ist auf der Rückseite des
Kupfers von Schloss Heckenberg erhalten.
Folgen nun die Blätter auf der Karte, doch muss bemerkt
werden, dass diese vollkommen aufschriftslos, da sie des
Raumes wegen und weil ohnehin eine Beschreibung beigegeben,
beschnitten worden sind. Wo wir davon noch Einzelblätter
besitze, werden wir die Aufschriften aus diesen geben.
1 (3) Aufechrift: —
Beschreibung: „L Figur. Otto der erste Römischer Kayser /
zu genannt der Grosse / stillet mit den Marcheren (hernach
die Steyrmarcher genannt) die Rebellische Windische Marcher
entzwischen überziehen die Hunnen abermahl Teutschlandt '
diso hat Otto der Grosse bey Augspurg mit denen bey äch
habenden Marchem vnd andern bemühen teutschen Völckeren
sambüich erleget. Anno 955. den 10. Augusti. Ita Abbas
Ursperg: Aventinus et Megiserus in suis chronids.^'
Geschlossene Herrhaufen in Kreiss^^mentform kämpfend;
im Hintergrund das vielthurmige Augsburg,
2 (4) Aufschrift: „OTTOCARVS TERTIVS MARCHIO
- 121 -
•
ST¥BiE CmCA ANNVMDNI 1 1 10 1 Hungaroft Prope Petteuiim
terribiliter caedit Latius de migralioiie Gentium. £oL 224.''
Beschreibiiiig: JL Figur. Ottocarus der Dritte / auss
denen Marggraffen von Sleyr / begegnet denen Feindseelig
einfidlenden Vngani bey Pettau / erleget die meiste / die
übrige jagt er ausB dem Land. Anno 1110. Joan. Cuspinianus
in lib. 2. de Anstria et ZeSerus in topograph. Styri».''
Im Hintergrunde Ansicht TOn Pettau (ganz wie im
SehUteerbuche), die Dran, dann Tome 2 dichte, furchtbar
gedr&ngte Heerscharen Ton Reitem.
3 (5) Aufechrift- ^VCATVS STYEM; A» 1260
BELA. nn. HVN6AB0RVM REGE | muaditur, Graecium-
que obsidetm*, sed fortiter repelEtur. Cuspinia: m Lib: de
Anstria.'^
■
Beschreibung: ,4n. Figur. Durch den zu Neapel ent-
lumpten Qertzogen Friderich / stunden die Östereichischen
Landt ohne Mannliches Haubt / Bela der Vierdte König in
Vngam yersuchet sein Glück an dem Hertzogthumb Steyr /
belagert Grätz / wird aber mit seinem Vnglück wider abge-
triben / 1269. den 29. Octob. Ita Cuspin. Latius in reb. Vienn.
Zcäerus ex Boreghio Cron. Bohem. foL 227/^
Ansicht Ton Graz (Ton 1675) wie es auf der 2. Vignette
des grossen Vis eher ischen Budes erscheint; rechts vorne
Lager, auf dem „Glacis*^ kämpfende Scharen ; von Norden ziehen
zalreiche Truppen herbei
4 (6) Aufschrift: „STYRI RVDOLPHO L ROM: IMP:
CONTRA OTTOCARVM REGEM BOHEMÜE Ann** 1278
Opern ferunt, Vietoriamque cum alijs reportant Gerhard de
Boo: in Hystoria Austriaca { L. i. fol. 28.^'
Beschreibung : „I^. Figur. Rudolphe dem Ersten / Römi-
schen Kayser / schicken die Steyrer zu Behaubtung Kayserl
Authoritat / 1000. ausserlesene Reitter / dise halffen Ottocarum
König in Böheimb überwinden / kommen Sig^uiSt wider nach
Haus. Anno 1278. Cuspin. Loc. cit. Gerhard, de Roo. Megi->
serös et Spec Austriacorum.^
Eine in Halbmondform gebildete Schlachtlinie von 12
— 122 —
starken Geschwadern, gegen deren inneren Kreis 1 3 feindliche
anstürmen und zum Teile auch zerstieben.
Nun tritt wieder ein Blatt in den Kreis, welches auf der
Karte nicht erscheint, obgleich es eine „Kriegsthat^ enthftlt
(7) „Mvhrae Pontani Ao 1291 obsessi, in svltibvs hostivm
valide resistvnt, | Donec ä Prindpie TerrsB Alberto I. Born.
Imp. Obsidione liberantur. Gerh: de Boo. L. 2. fol. 54/^
Ansicht von Brück a. M. wie im „Schlösserbuche'', vorne
Lager, die drei Brücken von Soldaten besetzt, 2 Heerhaufen,
rechts und lipks (in 5, resp. 14 Scharen) ziehen an.
Die Karte setzt fort:
5 (8) Aufschrift: ,JEENESTVS FEBREVS DVX STYRLE
CARNIOLiE ET VINDOMABCELE TVECAS ANO 1418 |
primitus in Styriam irruentes prope Bakaspurgum terribiliter
profligat. Zeilerus in Topographia Styriae Fol. 77."
Beschreibung: „V. Figur. Emestus Ferreus (4er Eisene)
Hertzog in Steyr schlagt bey Backaspurg die ersthch emfallende
Türeken meistens Todt / die übrigen in die Flucht Anno
1418. Zeilerus in Topographia Aust fol. 65."
Umriss von Backersburg in den Befestigungen; von der
Stadt nur ein Thorthurm und 2 Kirchen, der sonstige Baum
leer; im Hintergrunde Oberradkersburg ; vorne Schlacht.
6 (9) Aufschrift: „STYBI FBIDEMCO Iffl. BOM: IMP:
VIENNi*^. IN SVA AVLA OBSESSO | Succurrunt Anno 1462.
Specul. Honor. Archiducum Austriae. L. 5. Fol. 696.
Beschreibung: „VI. Figur. Fridericus der Vierdte Bömi-
scher Kayser wird von den Burgeren zu Wienn in seiner
Burg alda belagert vnd bestürmet zu dessen Eriedigung die
Steyrer mit nambhafiften Succurs zu Hilfif kommen. Anno 1462.
Sigism. von der Birckhen in speculo Austriacorum fol. 695.'^
Burg von Wien, Westseite wie in der niederösterr. Topo-
graphie; vorne Schanzen, rechts und links zwischen Schanz-
körben je 2 Kanonen, dann ein Lager und 4 Heerhaufen;
heftiges Feuern aus der Burg.
7 (10) Aufechrift: „FBIDEBICVS BOM: IMP: EX OB-
SIDIONE UBEB IMPEBATBICEM ELEONOBAM ET 1 Filio-
— 133 —
Iiun Maximtlimmn I""^ Sab armis Styrorum Neoetadiam
Austrise mittit Big. von der Birken in Specalo Aast/'
BeschreibaBg : ^VH. Figur. Nach aoffgehobner BeUgerung
schickt Kayser Friderrich(!) sem Frau Gemahel vnd den KayserL
jungen Printzen Maximilianum L vnter Steyrischer Völcker
Schutz in die Wienerische Neustatt. Anno 1462. Laz. in rebus
vien. Gerhard, de Bog in Hist. Aust. fol 256. Sigism. von
der Birckhen loc. dt. fol. 703."
In Form eines S gewundener Zug von nicht weniger als
16 grösseren und kleineren Reiterscharen, in deren Mitte
8 Equipagen", durchaus sechsspännig.
8 (11) Aufschrift: ,,ABEL DE HOLENECK COPIAS
AVXILIARES STYRORVM VIENNAM, AD DEFENDEN
DAM EAM ANO | 1529 Contra Obsidionem Solymanni Türe.
Imp. Ducit, locumque cum illis propetulam Caesaris defendit
j Ortel. in Cron: Vng. D. Cent. Megisserus Cron. Carinth. L. 11.
i C. 22."
Beschreibung: „Vni. Figur. Zuvor als Wienn von Soli-
manno TürckiscHen Kayser belagert worden / schicken die
Steyrer nambhafften Succurs, der in w&hrender Bel&gerung
die Seiten von dem Burg- (!) biss zum Kämer^Thor zu beschützen
hatte. Anno 1529. Ortelius in Cron. üng. et Megiserus in
Cron. Carint.'*
Ansicht der Stadt von Sttden ; im Hintergrunde der „untere
Wort" (die Leopoldstadt) in Flammen; im Vordergründe
tOrkisches Lager, Truppen und 4 Batterien zu 6 Geschützen;
rechts gegen die Donau und so auch hnks andere Batterien.
9 (12) Aufschrift: „SOLYMANNVS TVRC: IMP: FRV-
STRA ATTENTATO GVNSIO ANNO 1532 STYMAM |
Graedumque Obsessurus muadit at Fortitudine ards territus
Turciam repetit. Megisserus Chron. Carinth. L. 11. C. 25."
Beschreibung: ,JK. Figur. Erstbemeldter Solimannus be-
lagert die Stadt GOnss in Ungarn / ziecht verlurstig ab / gehet
in Steyer Grätz zu belagern / findt aber ein Haabt ^Yestung
wolbesetzet / gehet vorbey vnd wider in Tttrckey. Anno 1532.
Megiserus loc. cit. 1. 11. c. 25."
— 124 —
Graz wie auf 3 (5); Iniks (Ostseite) schwedcen starke
und viele Heerhaofen in Halbfareisform um die Stadt
10 (13) Aufschrift: ^COMENDANTE DNO lOANNE KA-
ZIANER EXCVRRVNT GR^CENSES, RETROQVARDIAM |
Turcarum agrediuntur, eamque caedunt supremique Bassse
Caput Graecio important. Megisser: Loc. lit L. 11. C 25.
Beschreibung: „X. Figur. Vnter dem Commando Herr
Hansen Eatzianer / fallen die Grätzer in des TOrcken Hinter-
halt / erschlagen vil hundert / sambt dem Christ Bassa / dessen
Eop£f in Grätz gebracht worden. Anno 1532. Megiserus loc.
cit. 1. 11. c. 25."
Ansicht von Graz von Südwest; die Nachhut der ab-
ziehenden Türken auf dem linken Ufer von den Grazem
angefallen ; man sieht einen einzelnen Reiter mit hoher Lanze
und, darauf ein Haupt, der Stadt zusprengen.
11 (14) Aufschrift: „CAROLVS ARCHI: AVST: ET
DVX STYRLE IN CONFINIBVS, PRiESENTU SVA ET |
Copijs Styrorum Solymanni Sigethum Obsidentis, incursiones
in has partes reprimit. Anno 1565. Megisserus Lab. 12. C. 1.''
Beschreibung : „XI. Figur. In TOrckischer Bel&gerung der
Yestung Sigeth / stellt sich Ertz^Hertzog Karl Hertzog in
Steyer mit seinem Adel au£f die Gräntzen verhilett mit seiner
Gegenwart der TOrcken Einfall / vnd beschützt Land vnd
Leuth. Anno 1565. Megiserus loc. cit. l 12. c. 1.
HeeresaufsteUung in 2 Linien mit Vor- und Nachhut, im
Ganzen 22 Haufen; vorne und links Trompeter und Anfilrer.
12 (15) Aufschrift: „T\TIC^ 1664 STYRIAM INVASVRI
IN CONFINIBVS PROPE S. GOTHARDVM j acie vincuntur
pacificantes que repdluntur. Auth. huius Vestigia perlustrauit.
Cadauerum Gssa adhuc iacentia, vidit.^
Beschräbung: „XH. Figur. Der Türckische Gross=Vezier
will gewaltiglich in Steyer eindringen / wird aber in denen
Cionfinen bey S. Gotthard hart geschlagen vnd Fried zu
begehren gezwungen. Anno 1664. den 1. Augusti. Author
vestigia perlustrauit."
— 125 —
Türcken dringen in Fom einer 8 Über die Bftb, wo
sie längs des Ufers auf die kais. Armee etossen.
Sieht man von einzelnffli wenigen Städtesnaicfaten ab
(wovon namentlich die von 6 (9) die beste), so bleibt von
kflnsflerisch^n Werte sehr wenig ttber imd historischer ist
gar keiner in dieser Suite. Das Ganze ist in hohem Grade
sobjectiv, um nicht zu sagen kindlich ao^e&sst.. Die Städte
haben im 10., 12. und 13. Jhrh. ganz dasselbe Aussehen, wie
m
am Ende des 17; die „Marcheren^^ in der Lechfeldschlacht
erinnem setac an die Sage in der Familie Herberstein, wor*
nach ein Herbert vor Augsburg 955 von Otto zum Ritter
gesfishlagen worden sein sdl, der Ahnherr des Geschlechtes,
und eben mit denen von Herberstein scheint Vischer sich gut
gestanden zu haben; bei der Belagerung der Wiener Burg
sieht man von jedem Schusse die Kugel und aus den Thürmen
der Burg wird mit Kanonen gefeuert Warhaft erheiternd ist
der Zug der Kaiserin in 8 schönen Equipagen, wie sie Leo-
{Mdd I. nicht besser hatte, und die Heerhaufen haben sämmtlich
eine solche Dichte, dass, wenn sie sich nicht erschlagen,
ersticken müssen. Es zeigt sich darin eine gewisse naiv
unvollkommene Anschauung, die wir ja vor 50—60 Jahren in
Darstellungen „aus den Ritterzeiten'' auch kennen. Es mag
das Ganze fUr das Volk berechnet gewesen sein, und da dieses
nach kritischer Richtigkeit nicht zu fragen pflegt, erfnllte es
wol auch seinen Zweck, und das war die Hauptsache. Für uns
aber muss die Suite interessant sein als neues, bisher unbe-
kanntes Werk Vischer's, als eine andere Sichtung seiner
gewiss sehr auf Broderwerb gestellten Thätigkeit und er hat
so viel Schönes uns hinterlassen, dass wir von dieser einseitigen
Leistung uns höchstens das Urteil fOr sein tägliches Streben
ergänzen, nicht aber das Hauptorteil über den Künstler be-
einflussen lassen wollen.
Bisher haben wir nach Massgäbe miserer Quellen genau
anzugeben versucht, welche Summen Vischer für seine un-
mittelbaren, im Interesse unseres Landes gelieferten Arbeiten
erhielt. Es ist nun schon früher erwftnt worden, dass er
— 126 —
manidg&ch beflissen war, seine Werke nach mehreren Seiten
zu verwerten: stdrische auf aussersteirischem Boden und
umgekehrt Das war ihm wol zu gönnen. Zur Abnmdung des
Oanzen mag auch hier Platz finden, welche Summen er fbr
seine sonstigen Widmungen, die das Steirerland gegenständfich
nicht berürten, von unseren Ständen bekam.
So erhielt er am 31. Mai 1676 „wegen verehrter nieder-
östereichischer Topographia" 30 fl. ••*), aiA 4. Sept „vmb dass
er den Indicem zur vndterösterr. Topographia truckhen lassen*
9 fl. '*•) und am 17. Oct. „wegen gelifferter oberössterr. Topo-
graphie Recompens^ 30 fl. ^'^). Am 30. März 1678 wies man
ihm „wegen verehrten 6 astronomischen Sonnen-Yhm" 30 fl.
an, „jedoch auf vorhero hereingebente schrüitliche Infor-
mation" ^*^), letztere vermutlich um doch die Uhren handhaben
zu können. Am 24. März 1685 sprach ihm der Landtag für
die eingereichte Landkarte von Ungarn 30 fl. zu ^^*) und
1694 am 5. Aug. das VerordnetencoUegium fbr 12 Exemplare
seiner Kosmographie 48 fl. "»•). Eine für den 19. Nov; 1679
angewiesene „Becompens* von 30 fl. ^'^) lässt durch Mangel
der Angabe des Grundes unbekannt, wofür sie ihm zuge-
sprochen worden.
Um aber den Fleiss des Mannes auch nach anderer
Richtung zu constatiren, wollen wir hier die Chronologie seiner
Arbeiten Übersichtlich bringen, während wir früher selbe nur
nach Gruppen behandelt. Die Lücken von 1681 ab erklären sich
durch erhöhte Leistungen für das „Schlösserbuch" und seinen
Abgang aus Steiermark.
Die Reihenfolge der Arbeiten ist folgende:
1^*) YerordnetenprotokoU 1676, f. 105 und Attsgabenbuch 1676, f. 201.
"«) Ebd. f. 149' und ebd. f. 223'.
««') Ebd. f. 173 und ebd. f. 230.
»8») VerordnetenprotokoU 1677—78, f. 283'.
««•) LandtagsprotokoU 1684—85, f. 197.
^^ VerordnetenprotokoU 1694, f. 158' und Ausgabenbuch 1694, f. 215.
"•) VerordnetenprotokoU 1679—80, f. 56.
— 127 --
1674, grosse Ansicht von Adm<mt (neu).
1675, ^ n if Graz.
1676, Stich der Wappen auf Leuchter der Landhauscapelle
(neu). ,
1677, Aufhame der Grenze an der MandUng (neu).
1678, Karte der Steiermark.
1680, Karte mit dem „martialischen Kopf^ (neu),
a Au&ame der Grenze am Semmring (neu).
1681, Kriegsthaten der Steirer (neu).
1677 — 99 das „Schlösserbuch*, dessen Vollendung Vis eher
nicht erlebte.
Wie es mit seinen Ansprüchen an die steir. Landschaft
nach seinem Tode ausging, mag der Buchhalters-Bericht in
der Beilage erzälen.
Der Wert Vischer's Leistungen, namentlich der topo-
graphischen, springt allseitig in die Augen. Es liegt in jedem
Menschen, der des angenemen Gefüles der Fesselung an eine
grössere Scholle Landes fähig ist, die Neigung, zu sehen, zu
vergleichen, wie die Orte, an denen sein. Herz oder doch
seine Teilname hängt, firOher gestaltet waren. Weniger
Interesse praktischer Bedeutung mag die Karte haben. Sie
ist überlebt und eine Karte spricht auch, es mögen ihre
Vorzüge welche immer sein, nie so leicht verständlich, leicht
begriffen zum Beschauer als ein Bild. Daher kann ein Bild
streng genommen auch nie veijähren. Vi seh er war es be-
schieden, uns darin Steiermark in reicher Fülle zu zeigen.
Es dürfte, ausser den österr. Landen, wenige geben, die eine
solche Fülle von Ortebildem au&uweisen hätten, wie Steier-
mark, versteht sieh, am Ende des 17. Jhrh. Die Illustration
ist eine Erzälung durch den Griffel, und jedem Erzäler vom
eigenen Lande soll man Dank nicht versagen. Umsomehr fült
man sich dazu gedrängt; wenn man die grosse Leere vor und
die grosse Lücke nach Vi seh er betrachtet, die sich in
bildnerischen Darstellungen über Steiermark ausdehnt. Hätten
wir V i s e h e r nicht, so besässen wir auch keine Ahnung von
dem Zustande unserer mit Burgen und Städten reich ausge-
— 128 —
Blatteten Heimat, und irie sdbe darin vor 2 JiArtraiideiteH ans-
gesehen. Er war der Erste und auf lange, lange Zeit auch der
Leiste, der uns davon zeichnete und zeigte, der die dOrre
Oede der bildlichen Darstellungen unterbrach^ der unser Land
den westliche^ Gebieten auf diesem Felde der Heimatskunde
in hervorragender Weise anreihte, der den Stolz alter Zeit
uns durch seine kunstgettbte Hand vererbte, und daher sei
in Ehren sein Andenken!
Graz, 11. Jänner 1876.
Seilage.
Bericht des landschaftl. BnchhalterB über die rückständigen
Forderungen des Verlasses 0. M. Vischer's an die steierm.
Stände.
1708, 13. Mftrz.
Buchhalters gehors. Berichts-Erstattting.
Teber Josephen Walch, als des Georg Mathe! Yischers,
gewesten Geographi see : vorgebent nachgelasssenen Erbens ein-
geraichtes Anbringen wegen praetendierten Bnckhstandts per
488 fl. vor die von obgemelten Vis eher see: eingelifferte
Original Knpferbleter, auch derentwillen von H: Laa: Gegen-
Schreiber beraiths abgestatten Beiicht.
H. H. Verordnete etc. etc.
Demnach Joseph Walch, als des Mathei Vi scher, Geo-
graphi see: £rb vnnd Creditor mit nebenfdndtigen Memorial
A: bey der Löbl: Stöll vnterth. angebracht, wie dass gleich
ementen Vi sc her, als da derselbe die Kupfer yber die im
Landt befindtliche adellicbe Süz vnnd Schlösser verfertiget, in
wehrenter diser Zeith demeselben nit allein die alimenta, sondern
auch die erforderlichen Spesen vnnd Beqoisiten in Hoffnung der
richtigen Befandiemng völlig dargeraicbt habe, wardurch er
Suppt. dergestalten an seinen Mitlen sich entblesset, dass er
— 124 -
dardnrch auf das weithe Feldt vnnd auf den Beüstab gerathen
6eye, Tnnd ob er zwar mit der Maria Barbara Häkhlin sab B
vmb das mkhstendige Contingent vnterths: angelanget, anch
hierttber vnterm dato 15 Xbris 701 eine Anschaffung pr 550 11.
erlialten betten, anch ob der Snppt. sich zwar dessen herzlichen
erfrenet, so wehre er doch nachgents nnr in mehrerer Bestflrznng
khomben, zumahln, vnnd da die gemelte Häkhlin ihre Anfordenmg
mit 250 fl. wttrkhlichen erhalten, er dahingegen sein Quantum
pr 300 fl. weg^n eines von dem Fischer see: prae tendierten
Hansszinnss ohne vorgegangener Anmeldung bej dem Yerlass
oder Clag arrestiert, sondern auch diejenige Anschaffung mit
114 fl. 80 "den 30. Marty 1699 wegen eingeraichter Original
Kupfer, ergangen, also bayde Posten sye Häkhlin enthaltet, da
doch der Suppt: mit ihro in pari statu gestandten, vnnd wann
etwas nach dem Fischer see: zu bezahlen, so woll sie, als er
zu entgelten gewest wehm.
Vmb dass nun aber vermög Speciflcation C: an solchen
eingeraichten Kupferstichen yber die bezahlte 100 fl. annoch
488 fl. restierendt, wehre hierüber dem H: Secretario Maister
aufferlegt worden, dass derselbe in Sachen die gehörige Nach-
seUagung vorkheren solte , wie zumahln aber er Suppt : bis anhero
von gemeltem H: sein intentum nicht erhalten khönnen, dahero
er gemHessset wurde vmb die Remedierung bey der löbl: Stell
etc. anzulangen.
Zu dem Ende er Suppt: vnterth: gebetten, die löbl: Stell
gemhete sich sein vnnd seiner armen 8 Ehfinder genedig
zu erbarmben, vnd dahin die gdige: Verordnung ergechen zu
lassen, dass dermahleinst wegen des Ruckhstandts pr. 488 fl.
die Nachschlagung beschechen, solche referirt vnnd enndtlichen
darauf die Richtigkheit mit der gebtthrendten Anschaffung ge-
troffen werden möchte, yber welch des Suppt : sub A eingeraichtes
Anbringen die löbl: Stell etc. vnterm 11. Aug: 1702 von dem
Einnember Ambt vnnd Gegenschreiberey den Bericht vnnd die
Aahlungs Nachschlagung genedig abgeforderet.
Gegenschreibers gehors: Bericht.
Auf vorstehunt genedige Verordnung der H: Jacob Sig:
Mittheil. 0. bist. Vereins f. Steiermark. XX IV. Hefl, J876. 9
— ISO —
Pftrman Laa: Gegeasehreiber sab D seines thaUls den Bericht er-
stattet, vnnd hat in disen gleich anfangs gemeldet, dass das
Generall-Einnember Ambt vorgeben, in Sachen nichts berichtlich^s
beyznbringen wdssete, dahero gdig: zu wflssen wehre, dass anf
dessen in dennen Anssgaab Blechern beschechenes fleissiges
Nachschlagen wie der Extract E : das mehrere anssweissete, dem
Fischer see: auf die eingeraichte 3^4 Stnckh Khnpfer, deren
eines lanth des den 11. 9ber 1676 ergangenen Patent auf 6 fl.
taxirt worden, ihme Fischer nicht mehr dan 1075 fl. besahlt
worden wehren, dahingegen trogen die 394 gelifferte Stnkh
znsamben 2364 fl. richtig ans, ans welchem abznnemben, dass
denen Fischerischen Erben yber oben empfangene 1075 fl,
noch wttrckhlichen 1289 fl. zn vergfletten mkhstendig wehren,
yber welch abgelegten gegenschreiberischen Berieht die 16bl:
Stell vnterm 23. Xber 1702 mir ex offo gdig: anfferlegt, dass
ich disen von der Oegenschreiberey gezogenen Best woU nuni-
niem, vnnd wie zomahhi nicht verlanget wirt, dass ainem oder
andern ThaiU etwas zn Schaden verhandlet werde, ich hieryber
meinen anssfOhrlichen Bericht abstatten solte.
Bnechhalters gehors: Bericht.
Zn vnterth: vnnd schuldigster Nachlebnng vorstehent ge-
nediger Verordnung belieben Euer HochwQrden, Hochgräffl: Exe:
Gden: vnnd Oden: etc. hierüber als souill ich aus dennen bey
der Buechhalterey befindtlichen actis, dan anderwerths zur Sachen
dienlichen Information colligieren vnnd abnemben khönnen, mithin
gdig: zu vememben, dass noch hiebeuom Ao 1676: als da Ihre
hochgr : H : H : Joh : Maximillian Gr : von Herberstain hochsee :
Angedenkhens dem Landtsobrigkheitlichen Gubemp höchst mehm-
wttrdigist vorgestandten , dieselbe coi^jonctim mit diser löbl:
Stell sich dahin entschlossen, yber das Landt Steyer eine Geo-
graphische Mappam oder Landt Charten aui&ichten vnnd ver-
fertigen zu lassen zu dem Ende dieselbe veranlasset worden, dlses
Werkh dem H: Georg Mathias Tis eher, als einem bemeffenen
Geographo gdig: zu commlttiren, wie dan mit deme ein ordent-
licher Contract celebriert, vermitlss dessen zu Anssführung dises
lobwürdigen Werckhs 2000 fl. zu bezahlen accordirt worden;
— 181 -
als nun ermeiiter Vis eher difte JLandt Charten aafQgericht vnnd
zu YollBtendigeD YergnOegen ad typua gebracht, auch daroor
sein aeoordierte Bezahtauig erhalten, seint mit deme hochgemelt
8: Landtshaabtoianas £x : see: mit gleichmösssiger Beystimmang
diser k>bl: Stell etc. fehrer dahin angeeylEert worden, zur ver-
ewigten Benomienmg dero wehrten Yatterlandts eine recht voll-
st^dige Topograf hiam aller in Landt stechenten nambhafften
Domidllien, StOtt, Stflfft, Cldsster vnd Herrschafften durch ihme
Yischer zu copieren ynnd folgents in ein gedmkhtes volumen
zusammen sezen zu lassen, zu dem Ende von banden Thaillen
dahin beliebet worden, dass er Yischer an alle dise im Landt
Ugente Orth sich verfliegen, solche in dem Grundt oder Abrt^ss
legen, darOber die Kupfer Blfttter v^ertigen, dauon genuegsambe
Abdruckh nemben vnnd volgsamb die Original Kupfer Bletter
denen interessierten Aigenthumbem der Domicillien, Stött, Stttfft,
Qdster vnnd Henrschafiten gegen Jedtwed dauor erlegenten 6 fl.
einhändigen vnd zuestellen sollte, vnnd wie nun dises ruehm-
wardige Werkh so gestalten ohne Entgelt der Ua: Cassa, dan
ohne sonderbahre Empfindtligkheit eines jedtwedem interesssierten
einzurichten ordiniert gewest, aJss hat man dise gefaste Intention
vermi^^ dnes vnterm 24. 9ber 1676 aussgefertigten öffentlichen
Patents, so ihme Yischer mitgegeben worden, jedermenigkhlich
pro Informatione vnnd gehöriger Nachlebung dessen ernstlichen
khundt gemacht. Alss nun gleich mehr gemelter Yischer zu
Folge seüer angenuhmenen Obligation das Werkh inoamminiert,
yber etwelche Domiciüa die Kupfer Bl&tter verfertiget, mitbin
der Mainung gelebent, dass dise so gleich von denen in-
teressierten Herrschafften paar abgelediget werden selten, mit
demp er sein pro rato aussgelegte Ynkhosten recuperiem vnnd
zu Fortsezung dises khoatbahren Werkhs einen beysteuerlichen
fundum verschaffen khönnen, so hailsamb, lobwUrdig vnnd unendt-
pfindtlich nun dise genedige Intention des hochlöbk Gubemi
hinanes gesechen, so unuerhofft fruchtlosss hat dise in praxi
aussgeschlagen, angemerkht die wenigste interessierte Herrschafften
dero verfertigte Kupfer Bletter gegen Dargebung der statuierten
6 fl. zurukhnemben wollen dahero nit allein ex hoc eroergenti,
9*
— 18S -
sondern äti6h da zur selben Zeitii ob hochgemek S: Läudts»
bftUbtmans Ex: s^: dei^ fraezetttige Tett vnnersecbeas jber-
fallen, Auch balt hernacb die Pestztiith, iia^h diser die TOrggen-
ilaeht vnterbrochen, dises vorhabente Werkh nach verfloössner
geraiünber Zeith mithin gebzlichen in das Stekhen gerathen;
nachdem nun di^e Tronblen sich in etwas geleget, hat widemmben
offtgemeHer Y i s c h e r diser Gelegenheit sich bedienet vnnd den
Statimi remm gehörig hinterbradit, anch vmb die billiche Reme-
dierüng vnnd vmb paare Abledigung seiner iti Handten zornckh
gebübenen Enpferbleter angehalten. Indeme nnn die löbl: Stell
etc. aus deme genuegsamb wahmemben Idtönnen, dass der anfangs
projectierte modus, dass nemblichen jedtwedere Herrschaft : dero
ver^rtigtes Kupferblat mit Dargebung 6 fl. an sich lesen solte,
^ich nicht durchgehenfs vnnd vollstendig practiciem lasse, wie
zumahlen die mehriste Partheyen zu soAaner Ablösung auf
kheine Weiss in der Güette nicht tu bequemben gewest, dahin-
gegen aber beherziget, dass bey so gestalten Dingen das vor-
habente vnnd beraiths incamminierte lobwftrdige Werkh genzlichen
cessieren vnnd zu Wasser werden mieste, als hat mehr hochge-
melt löbl : Stell etc. com"* : cons"* : mit H : H : Landtshaubtmann
zu Restiscitierung sothaneü Vorhabens sieh dahin entschlossen,
ofitgemelten Y i s c h e r dahin in verbschaiden, dato er die ange*
fangene Topographia wider zur I&ndt nemben, vnnd damit er
die erforderliche Spesen vnib so uiU leichter beyschaffen khönte,
als solte derselbe, so baldten er 25 Kupferblat ad perfectionem
gebracht, solche der löbl: Stell etc. so dan selbsten einraicben,
dauor ihme vor jedes Biat vorhin gedungener Massen 6 fl« an-
geschafft vnnd bezahlt, vnnd von Seithen diser löbl: Stell etc.
Bodan die Einbringung von denen interessierten Landts Mit-
glidem bewerkhstellet werden solte, welcher gdigen: Yerbschaid
vnnd Verot^nung er Vis eher auch so gestalten nachgelebet,
wie dan derselbe zu verschidenen Mahlen die Lifferungen ge^
pflogen, dauor aber, damit er mithin obligiert wurde das Werkh
zu endtlichem Schlusss zu bringen, niehmahlen die voUstendige
Contentierung erhalten, sondern bey jedtwederer seiner Lifferung
nur das Advenant laut des Extract E: in Abschlag die An-
— 188 -.
sehafiiug . vnnd ZaUttBgen erhaltw, gestalten dan die Anssgaab-
bieher enthalten, dass ^der offtgedachten Visclier von A:
1685 biss 1696 inoloaive mit Einlifisningeq solcher Knpfer-
bleter coatinairet, vnnd ob nun zwar vermög der vntern
20. Septb. 1686 vorgemerkht vi^nd eingetragenen Zahlung der
300 fi. vnnd in faac co;iifonmtate auch hierüber beschechenen
Anschaffung enthalten st^et, wannit auch der H : Oegeaschreiber
seinen abgelegten Bericht fimdieren wollen, dass von disen Kupfer
Bietern bis dahin 894 Stnkh wehren geliffert worden, so khann
doch dieer angeseste Numero der gleich benenten 894 Stuckh
aus des Yischers vorhin eingegebenen aigenh&ndigen Original
Anbringen, vnnd hierinuen benenten Liflferung auch darauf er-
uolgten Abschlags Anschaffungen dise Gewissheit gantz nit abge-
nomben werden, zumahln enhalt solcher Anbringen bis 20. Septb:
1686 nicht mehr in der dach selbsten als 192 Stuckh wehrn
eingeüffiert worden.
Keben welchem auch genedig zu w&ssen ist, dass der Ti-
sch er noch Ao&ngs 1685 ^5 topographische Baeher diser
löbl : Stell etc. eingeraichet, dauor als vor jedes Buech demeselben
3 fl. zu bezahlen versprochen worden, daran er auch vnterm
26. Febr: 1685 81 fl. in Abschlag angeschafft vnnd bezahlter
erhalten; indeme derselbe aber hernach vermitls eines andern
Anbringens yber dise geUfferte 55 Bieher die voUstendige
Contentierung begehrt vnnd in disem Gontext anfangs vermeldet,
dass er mithin 150 Blat zu Ergenzung des Steyerischen Topo-
graphia einliffere, in dem Schluss dlses seines Anbringen, dahin-
gegen nur alleinig die an dennen gleich gemelt gelifferten 55
Bjieher die voUstendige Gontentiernng begehrt, so ist hierüber
die AnschaArag dises Inhalts ergangen, dass ihme Vischer wegen
febrers gelifferten Kupfer 100 iL bezahlt werden solten,. welche
ergangene Anschaffung vnnd das hierCüber verfaste Anbringen, wie
sub F. dauon die Beylag genedig zusechen, einander repugnieren,
aus welchen nun der clare Zweiffei entstechet, ob der Tis eher
lauth dises seines Anbringens etwas von denen Original Kupfer
Bietern mithin eingeliffert habe oder nicht? dass er von disen
nichts eingeliffert, khdnte mit deme behaubt werden, indeme
— 134 —
derselbe in dem Schlass dises leines Anbrmgens vor solche
LHFening kheine AnsctoAmg, sondern alleinig den Rest von
dennen vorhin eingegebenen 65 Biehem angesueehet, woher es
dan aber Sach, dass renerä ein Lifferong beschechen, wie dan
die hierfiber ergangene Anscfcaffhng die Praesnmption fast be-
hanbten will, so entstechet abennahfai die Frag wie niU deren
Kupfer Bieter miessen eigentlich gewest sein, vnnd ob zwar er
Vischer in disen seinen angezogenen Memorial anümgs ein-
fahret, dass er nfiithin 180 Bttftzn Erjgenzung der steyerischen
Topographia einraiche, so findte ich doh meines Erachtens, dass
solche 150 Blat nit Original-Kupfer, sondern nur Eupferstieh,
so zu Completiemng der obgemelten 55 Bieher gehört, miessen
eingeraickt worden sein. Auf eine gleiche Weiss lauthet auch
ein anders dessen eingeraichtes Anbringen, waruon anfangs gemelt
wiert, dass er 13 Kupfer einraiche, in den Schlnss aber nicht
das gedungene Pretiom aequivalens, sondern nur vor die 55 Bieher
als vor jedes 3 fl. anzuschaffen gebetten. Indeme ich nun ge-
sechen, dass vermitls diser ergangenen Anschaffungen nicht auf
den Chrtindt der real beschechenen Lifferung zu khomben, zudeme
auch die lObi : Stell etc. hiebeuom der Buechhaherej pro futura
norma in Sachen gantz nichts zuekhomben lassen, als hab ich
mich beworben zu Abstattung abgefordert aussfohrüchen Berichts
bey denen zwayen Herrn laa: Secretarien H: v. Monzell vnnd
H : Maister als welche hierin&hls damahln die Incumbenz gehabt,
efn vnnd andere nechere Information einzuheilen, welche Herrn
aber mier eben&hls hierfiber nichts verlftslich vnnd aigentlicfaes
zu communiciem gewust, vnnd da ich volgents erfahren^ dass
dise eingeraichte Original Kupfer Bieter zu des H: Laa:
Registratoris Handten abgesezt worden, hab ich Hoffnung gemäht,
mit Abzehlnng deren in cognitionem certi numeri zu khomben,
dabey aber gleichmessig vememben miessen, dass solch von dem
Vischer verfertiget vnnd eingeraichte Original Kupfer Bieter
nicht vollstendig in die Canzley reponiert worden wehren, aus
welch der Sachen befindthchen vngleichen Bewandtnus weder ich
noch jemandt anderer, zumahln der principal Interesssirte nicht
mehr im Leben, auch dem Vememben nach khein zur Sachen
— 135 —
dienstliehe Yerzaichims von ibme nicht beyznbiingen seye, aof
den Gnmdt wahrer Beschaffenheit zn gehingen yennag, ex qnibns
prioniBsis aach des H: Gegenschreibers in Sachen erstatter
Berieht, in welchen er dlsen Sappten: 1289 fl. noch gnett zn-
maehen attribnieren will, da doch derselbe nnr 488 fl. ersnechet,
handtgreifilichen ynfiindiert, anch billich zn reformieren ist.
Damit nnn die lObl: Stell etc. in disen verwahrten Werckh
sichentlichen gdig: determinieren, auch disen Snppten:, welcher
ohne deme ein anner vnnd indebitierter Mann ist, zofriden
Btellen möge, findte nichts anders ybrig zn sein, als hierttber so
vnvorgreüHich als vnterth : einznratten, dass deme sein eingelegte
Praetension in gnediger Beherzignng dise von Seithen hochlobl:
Laa: nicht abgelainet, noch mit andern Oegenbeweisthnmben
retorqniert werden khann, nach billichen Dingen de aeqno et
bono zu vergietten wehre, wie znmahln aber er Snppt : in obge-
melt snb G: eingelegter Praetension anfhhret, dass ihme anff
denen aosstendigen 558 fl. nur 100 fl. guett gemacht, dahin-
gegen aber ans dennen hienom ergangenen Anschaffungen abzu-
nemben ist, dass die Jenige 165 fl. welche wegen der 55 Bieher
angerechnet stechen, vollstendig abgestossen werden, als khOnten
dise gleich gemelte 165 fl. an der Praetension der 588 fl.
de&ldert, vnnd der Veberrest mit 423 fl. so gestalten ange-
schaffet werden, dass der Suppt : mit disen respectu seiner zwar
zweiffelhafftig eingeraichten Praetension mithin semel pro semper
vergnieget, auch derentvdUen khtknfltig sich nichts mehr anzu-
fordern haben solte welches ich gehors: berichten vnnd zu
dero hohen Gnaden mich vnterth: empfelhen sollen. Gr&z den
13. Marty 1703.
Berichtbuch de ao. 1703 fol. 72 — 75', stnnk. Landesarchiv.
Die angezogenen Beilagen A — F feien.
c.
Kleinere Aufsätze
und
Mittlieilmigen.
— 189 —
Btlolier- Anzeigen.
Qtaz. Oeftcliichte und Topographie der Stadt und ihrer
Umgebimgy ron Fmas Ilwof und Karl F. Peters . . . Gn» 1876.
Verlftg der GesehilMUininf der 46. VerMiniiiliiiif der deutschen
Katmfonoher und Aenle. 6, 488, 4 SeiteD, i Pltn von Gras. 8^.
Gelegentlich der hn September 1875 in Graz abgehaltenen 48. Ver-
sammlnng deutscher Naturforscher und Aerzte erschien als Festschrift das
vorliegende Werk, weldies durch seinen historischen und statistischen
Thefl eine wesentliche Bereicherung ftr die Geschichtschreibung unseres
Landes bietet Auf 188 Seiten behandelt Herr Dr. Franz Ilwof die Ge-
schichte der Stadt Graz und erfilUt dadurch einen von Freunden der
Tsterlindischen Geschichte schon vielfach geäusserten Wunsch nach einer
dem Standpunkte der heutigen Forschung entsprechenden zusammen-
hängenden Darstellung der Schicksale des materiellen und geistigen Lebens
mtserer Hauptstadt In der Vorgeschichte (Seite 68—69) wird ein
UeberbHck Aber die TerhSltnisse der St^ermark während der Kelten-
ond Römerzeit, sowie während der Völkerwanderung gegeben; die Grün-
dung (Seite 70—78) wird auf Grundlage der v. Felicetti'schen For-
Mhungen eingehend behandelt, es folgt dann die Erzählung der wichtigsten
anf Graz Bezug habenden Begebenheiten unter den Traungauern
(8. 74—77), unter den Babenbergern (S. 77—83), im Zwischen-
reiche (S. 84—91) und im Anschlüsse daran eine Zusammenstellung jener
auf Bauten, Gewerbe, Handel, Gerichtspflege etc. bezüglichen Daten, welche
sich ftr das 13. Jahrhundert erheben Hessen. Eben solche Eulturskizzen
tcUiessen sieh an fllr die nächsten Kapitel : Unter denHabsburgern
von 1276 bis 1424 (S. 91 — 116), Unter Friedrich HI. und Maximilian I.
(8. 116—142), und erhalten durch zwei weitere Kapitel: Rechts-
historisches und Volkswirthschaftliches (S. 142-152) und
Schulwesen im Mittelalter (152 — 155) vielseitige Ergänzungen.
Für die bisher aufgezählten Perioden hat Ilwof nicht nur das ge-
sammte in Publicationen niedergelegte Material gewissenhaft benutzt,
sondern seine Erzählung auch anf eigene Quellenstudien gestützt, indem
er sämmiliche mit Graz in Beziehung stehende Urkunden des steier-
näridsehen Landesarchives einer Durchsicht unterzog, so dass wir eine
statdiehe Reihe neuer, bisher nicht gekannter Thatsachen hier zum erstenmal
aufgenommen finden. Für die Geschichte der letzten drei Jahrhoadarte
verstand es der Veriasser die vorhandene Literatur mit grossem Gescfaieke
— 140 —
au8ziuiQtsen and aus den viel&ch zerstrenten Details ein zosammen-
biogendes wolgeordnetes Gaoaes zu gestalten. Wir finden den Stoff in der
Weise angeordnet, das^ sich die Abschnitte: Unter Ferdinand L and
Karl n. (S. 1557-173), Reformation und O'egenreformation
(S. 179-194), Von 1600 bis 1740 (8. 194-220), Unter Maria
Theresia, Josef 11. und Leopold ü. (S. 221— 229), Von 1792 bis
1815 (8. 229—240) und Von 1815-1875 (8. 240 246) ergeben. Auch
1s diesen TheOe des Werkes ist nidbt nur anf alle irgendwie erhebHdien
.Begebenheiten Btkdasidit.ge&oiBBMB, Ten welehen ansere LsttdeBhmptstadt
berthrt wurde, sondem es ist auch nai^ Mtfgitehkeit der Fordfirong nach
KlarstdUung der LebensTetUtnisse, der ProdB0ti<»L and GoososBlion, sowie
der Gliederung der politischen und Admini&tratiybehörden Bechnnng ge-
tragen. Dass Ilwof zu erzfthlen Tersteht^ ist im Kreise der Leser dieser
Bl&tter längst bekannt, ebenso, dass er in die chronologisch geordnete
Kette von Begebenheiten gerne fsrbenreiche Bilder fingt, welche durch den
.Eeiz der Schilderung das Interesse filr die Erzfthlung erhöhe In dem
vorliegenden Falle entspricht es dem Zwecke des Buches als Festschrift,
dass dabei die Darstellungen von Festlichkeiten und öffentliche Yorgftngen
besonders bedacht sind.
Ausser der Geschieht» von Graz enthält das besprochene Werk die
poetische Wiedergabe der «Sage von Grätz*" von G. G. Bitter von Lei tue r,
die Schilderung des Bodens von Graz und Umgebung von Prof Peters,
sowie die Topographie von Graz, ebenfalls von Ilwof bearbeitet, in
weldier die Lehranstalten, Sammlungen, Spitäler, Vereine, Yertretungs-
körper und Behörden besonders beracksichtigt sind. Der „Anhang*' bietet
Aufsätze „aber Eisenerze in der Steiermark*' und die „Braunkohle in der
Steiermark** von Peters, „ttber die Braunkohlenfloren der Steiermark',
von Gonst. Freih. von Ettingshausen und „Mineralquellen und Cur-
orte** von Peters und Conrad Clar.
V. Zw.
Oescliichte der religiösen Bewegung in Inner-^Oesterreich
im achtzehnten Jahrhundert, von Dr. Hans von Zwiedineck-
Südenhorst. Wien 1875. (Separatabdruck aus dem 53. Bande des Ar-
cbives flu* österreichische Geschichte, herausg. von der zur Pflege
vaterländischer Geschichte aufgestellten Commission der kais. Akademie
der Wissenschaften.)
Es ist ein sehr dankbarer Stoff, den sich Herr Prof. Dr. H. von
Zwiedineck-SiVdenhorst in der vorstehenden Abhandlung zur Be«
arbeitung gewählt hat: das Gebiet der religiösen Bewegung in Oesterreich
im achtzehnten Jahrhundert vor Kaiser Josef ü. war bisher nur sehr
dOrfkig bearbeitet worden. Der Verfasser verarbeitete das Material, das
ihm das Archiv des Cultusministeriums in Wien, die Registratur der k. k.
— 141 —
StattItaHerei, und das Landesaxdifv in Gras sowi^ das landsch. Archiv
in Elagenfiirt bolen, zu «iner angcRMliiii lesbaren, an Anftdilttssen reichen
Ablmdlinig.
Diese aerfldlt in zwei Theile : Im ersten werden die BeUgfonsnnniben
in Kirnten und Steiermark 1731 - 1796 und die Gegenrefcntnation unter
Kaiser Karl Tl., im zweiten die confesdoneUen Wirren in Innarl(sterr»ieb
unter Maiia Yberesia behandelt Im Anhange werden zehn besottders
interessanie ActenstOcke theüs ToUinfaaltlich, theils in ansgewIhHen Stellen
mMgetheiH #
in ehngen Gegenden Kärntens und Steiermarks war die Lehre Lu-
ther^ nie aasgestorben, aber von religiösen Streitigkeiten und ümtdien
hörte man nichts, bis 1781 der Salzbnrger Erzbischof seine protestantischen
ünterlhanen zur Answanderung ndthigte. Noch bevor das Emigratfons-
patent vom 81. Oetober 1781 erschien, dureh welches ^e letzte nnd
lanfiwsendste Austreibnng der Protestanten veranlasst wurde, sah sich di^
österreichische Regierung bewogen, Massregeln gegen die Oebertragnng
der Bewegung auf Österreichisches C^ebiet zu ergreifen. Gi^ssere Zu-
sammenkünfte der Bauern wurden untersagt, die militärische Besetzung
der von Salzburg in österreichisches Gebiet führenden Pftsse ward ange-
ordnet, die Grundherrschaften wurden verhalten, Ober verdächtige Be^
wegungen auf ihrem Grund und Boden an die Behörden Bericht ztf
erstatten.
Von da an bereiteten die Protestanten in Steiermark und Kärnten der
Regierung manche Verlegenheiten, die von dem Herrn Verfasser, soweit
seine Quellen reichen, geschildert werden. Dass die Begierung bei ihrem
Vorgehen stets mehr <fie politische Seite im Auge hatte, vrird bewiesen;
auf die Einwiikung der protestantischen Staaten Deutsehlands fällt manches
Licht — So bezeichnet die erwähnte Abhandlung eine wesentiiche Er-*
Weiterung unserer Kenntnisse über eine bisher vernachlässigte Zeit lnner->
Österreichs. M.
Die Deutachen auf den Xrenszftgen, von R. Röhricht
In Zache r's Zeitschrift ftlr deutsche Philologie, Bd. VII, Heft 2,
bringt H. Röhricht eme von Historikern und Philologen gewiss längst
ersehnte Zusammenstellung hervorragender Deutscher, die in der Zeit von
1096 — 1190 das gelobte Land als Pilger oder als Kreuzfahrer besucht
haben. Das zu bewältigende Material ist ein gar grosses und so wird es
denn Nieniand Wunder nehmen, dass es bei diesem ersten Versuch nicht
an Verstössen fehlt, insbesondere erfreut sieb die österreichische Provin-
zialgeschichte in Deutschland noch nicht der verdienten Beachtung, sonst
worden Fehler wie p. 142 Wilhering in Steiermark (!), p. 146 Cister-
z i e n s e r kloster Melk, p. 186Cisterziense r kloster Admont unterblieben
sein; man hätte auch nicht p. 157 Medling und 158 Mödling für zwei
— 142 —
verschiedene Orte gehalten. Auch ein (^itecreichiaeher Herzog von Meidlits
(sict) ist mir unbekannt Was Steiermark anbelangt, so ffthrt Röhricht
Bernhard von Sponheim, der von Kärnten, von Marburg und von Truhsen
rabenannt wird, dreimal an, p. 139, 140 u. 143, in dem Glauben, es mit
drei verschiedenen Personen zu thun zu haben. Pag. 142 wird Ottokar
YII. genannt, sein Sohn heisst aber p. 162 Herzog Ottokar YI., also sind
die beiden ZJUilungen konfundiert P. 145 wird gesagt, Markgraf Otto
von Steiermark (soll wohl heissen Ottokar) sei 1172 mit Heinrich dem
Löwen im Morgenlandg gewesen, das ist aber unmöglich, denn Ottokar
ym (VI) war am 19. August 1168 geboren, damals also erst 9 Jahre
alt, urkundet Übrigens anoh am 16. Mai 1172 zu Graz, wahrend Heinrich
am 2. Februar von Regensburg aufbrach. Auch die Schreibung der
Namen ist schwankend, p. 187 Bilstein, p. 169 Peilstein; der zweimal
erwähnte Rupert von St Georg, heisst (s. Wichn«, der dtirt wird) von
St Georgen an der Stiefing. Mehrere hervorragende Persönlichkeiten
fi^en ttberdiess. — Einige Kreuzfiihrer werden zweimal genannt, beim
zweiten und beim dritten Kreuzzug. Von dem einen, Rupert von St
Georgen, läast sich nun bestimmt nachweisen, dass er auf dem zweiten
KrenzzQg und nicht auf dem dritten war. Muchar EI. 847 führt als
Quelle das Admonter Salbuch lY an, ebendasselbe auch Wichner,
der die Urkunde abdruckt In derselben erscheint als Zeuge Ditricus de
Cholbam minisiteralip marchionis de Stiria; das passt nun nicht mehr
f&r die achtziger Jahre, wo es keinen marcMo mehr gab. Dieselbe Be-
wandtzdss wird es auch mit Hartnit von Riegersburg, Richer von Wildon
und During von Sulz haben, die Röhricht auch beim zweiten und
dritten Kreuzzng nennt Richer von Wildon spendete 1147 zwei Hüben
an Admont, unter den Zeugen erscheint Heinricus Mutil ein Admonter,
derselbe erscheint aber auch in der vorerwähnten, sicher in die Zeit des
zweiten Kreuzzugs gehörigen Urkunde Ruperts von St Georgen. Der
Zeuge Switker de Dorf erscheint aber wieder in der folgenden Urkunde
Hartnits von Riegersburg (eines Bruders Richers von Wildon), die also
auch gleichzeitig ist Ich erianbe mir nun im folgenden den Freunden
steir. Geschichte das rektifizirte Yerzeichniss mitzutheilen :
I. Kreuzzug: Bei Röhricht ist Steiermark unvertreten. Als Reisege-
nosse des von ihm erwähnten Erzbischofs Thiemo von
Salzburg und der Markgräfin Ita von Oestenreich gieng
aber Abt Gisilbert von Admont nach dem Orient,
der am 1. October 1101 bei Jerusalem starb.
n. Kreuzzug: 1) Heinrich von Dnnkelstein, Ministerial Ottokars Yü., ui--
kundet für Rein (nicht Nein, wie p. 138 steht), D. in
der Grafschaft Ptttten.
Rupert von St Georgen (a. d. Stiefing),
Giselher, Ministerial von A<imont,
— 143 —
Sigfrid ¥00 QiMu (Glouey Heinrich von (Hone and
Rnodbert Tim Ginne, beide ÜBhlen bei Röhricht),
Bernhard von Sponheim (Elmten, Marbarg, Tmchien)
starb im Orient,
Poppe ton Fiber,
Hartnit von Biegenburg (Rutkerspurch),
Bicher von Wildon,
Markgraf Ottokar YII.,
Sighart, der Sohn Muto's,
Döring von Sulz,
Graf Konrad von Peilenstein (schenkt Gftter in üntersteier
an Admont),
Bndolf Ton ,.Huaenberg',
Bertold von Ettmsdorf (Ettendorf, nach Widmer bei Stains,
oder im Lavantthal, Röhricht meint: Tirol?).
1164 zog mit Ottokar vn^ der in Fttnfkirchen starb,
Heinrich von Trosmarsdorf^ Graf Gebhart von Borg-
hausen, SchirmTogt von Admont, Graf Sigftied von
Liebenau und Beimbert von Mnreck (der Letztere bei
Bdhricht nicht erwfthnt); der aach mitziehende
Beginhef von Tovenuch ist ein Efarntner.
in. Kreozzug: Abt Isenrik von Admont, starb in Bulgarien 10. August
1189 (zwischen Nissa und Sofia) — Heiwic der Böhme,
Marschall in Steiermark.
Graf Sigfrid von Liebenau (nicht bei Graz, wie Röhricht
meint — denn dieses Liebenan hiess früher Vaters-
dorf — sondern in Oberbaiem),
Liutold von Waldstein,
Graf Eonrad U von Peilenstein (Bilstein) — Liutold U.
von St. Dionysen — Ghitenberg.
Nicht erwfihnt ist Ubrich von Peckau (Muchar UI. 847).
Ich werde seinerzeit nicht ermangeln, die versprochene Fortsetzung
der Arbeit Röhricht's zu besprechen.
Graz, 28. April 1876.
Prof. Radolf Rcichcl.
■i^c^io^'*-
I 'i
•^
/
}
MITTHEILÜNGEN
HISTORISCHEN VEREINES
STEIEEMAKK.
VON I)ESSB;N AUSSCHÜSSE
2Z3CTr. HEE"!".
Graz, 1877.
Im Selbstverlage.
In Commission der k, k. Univeraitfits-Biichhandliing.
Leuschner & Lubensky.
MITTHEILÜNGEN
DES
fflSTOßISCHEN VEREINES
FÜR
STEIERMARK.
HERAUSGEGEBEN
VON DESSEN AUSSCHUSSE.
SISITr- HE^"!«-
Oraz, 1877.
Im Selbstverläge.
In Commission der k. k. Üniversitäts-Buchhandlang.
Leuschner & Lubensky.
|^ykiim-.in«efWUi»l. Or%».
Inhalt.
A. Vereins -Angelegenheiten.
Geschäfts-Üebersicht.
Seite
I. Chronik des Vereines III
Beriebt über die 2. Wanderversammlung des histor.
Vereins /Qr Steiermark XIII
Aus den Berichten der P. T. Bezirks- Correspondenten XXI
II. Veränderungen im Personalstande des Vereines .... XXVII
in. Uebersicht über die Empfänge und Ausgaben im Jahre 1876 XXX
IV. Sammlungen:
A. Für die Bibliothek XXII
B. Für das Archiv LXI
C. Für die Kunst- und Altertliums-Sanuulung . . . XLII
B. Abhandinngen.
Zur Geschichte Herzog Emsts des Eisernen (1406—1424), von Emil
Kümmel 8
Beitrftge zur Zeit- und Gulturgeschichte der östlichen Steiermark,
von Gttokar Eemstock 66
Die Gründung des katholischen Vicariates St. Ruprecht am Kulm
in der evangeliscffen Ramsau (1748), von Franz Ilwof ... 75
Das steirische Aufgebot von 1566 etc., von Dr. H. von Zwiedineck-
Sodenhorst 87
Der Brotpreis zu. Graz und in Steiermark im 17. Jahrhunderte, von
Dr. R. Peinlich 103
C. Gedenkbnch.
(Fortsetzung aus dem XIV., XV., XXI. und XXIII. Hefte der
„Mittheilungen'').
Mathias Macher, von Dr. Franz Ilwof 47
•_
*
Register.
Die Seitenangaben mit Torgesetxtem A beseichnen die des AdministratiTberiebtea.
A.
Anlagepunkt, ältester voo Marburg
A. 14.
Aufgebot, das steirische, von 1565.
Abhandlung von Dr. H. v. Zwie-
dineck-Sndenhorst 87.
Anst A., Bericht als Bez.-Gorre-
spondent A. 22.
B.
Bacher, Ruinen auf dem A., 15.
Banoalari, A. 15.
Blschofr, Dr. F., Wahl zum Vor-
stand A. 12.
Brotpreis, der in Steiermark etc.
Abhandlung von Dr. R. Peinlich
103.
c.
Caosaberioht, A. 80, 31.
Conservatorium, grossherzogliches
der Alterthümersammlungen in
Karlsruhe , Schriftentausch mit
demselben A. 4.
D.
Dnohatsoh, Dr., Vicebfirgeemeister
von Marburg A. 18 u. ö.
E.
Ehrenmitglied, Wahl eines solchen
A 7.
Erdbeben, A. 16.
Ernst der Eiserne, Herzog. Abhand-
lung von E. Kümmel 3.
F.
Felber, Schreiben desselben über
das Bild von Marburg A. 17.
Felioetti • Liebenfeis Moriz von,
Wahl zum Ausschuss A. 12.
Floker Adolf, Dr., Wahl desselben
zum Ebrenmitgliede A. 7.
Fleol(, Stadtpfarrvicar in Marburg
A. 16 u. ö.
Franzosen in Marburg A. 16, 19.
Friedhof der Marburger Juden A. 15.
Fürst Ernst, Wiederwahl zum Cassier
A. 12.
6.
Gemälde zu Niederwelz A. 22.
Goidwäsoherei in der Dran A. 20.
65dl, Stadtcassier in Marburg A. 15.
G5hlert V., Dr., Vorweisung einer
Karte von Gallien A. 4. — Vor-
trag über die ältesten Ortsnamen
in Steiermark A. 11.
Grans J., Conservator, Vortrag über
Steiermarks älteste Baudenlanäler
A. 4.
Gutscher J. , Gymnasialdirector in
Marburg A. 13.
H.
Hasendorf, Funde bei A. 25.
Hofrichter, Notar, A. 15.;
Hoiztafein an der Pfarrkirche von
Krieglach A 26.
Horak, Gymnasialprofessor in Mar-
burg A. 13.
I.
liwof, Dr. , Wahl zum Vorstand-
Stellvertreter A. 12.
Invasionszeit, französische A. 16.
Ipavio, Dr., A. 15 u. ö.
K.
Kogei, über, A. 26.
Kozirep, Schlossruine von, A. 15.
K5tiach, Funde bei A. 23.
Krainz Job., Lehrer in Knittelfeld,
Aufsatz für die pädagogische Zeit-
schrift A. 9; ~ Erwerbung des
Archives von Wasserberg A. 10;
— Berichte A. 10, 21 ff.
Krones Fr., Dr., Obmann des Comit^'s
für die Wanderversammlung A.
13; — Vortrag in Marburg A. 14.
I
L.
Landsoha, Funde bei A. 28.
Lebring, Funde bei A. 28.
Leihnitzer Feld, Funde auf dem
A. 28.
Leitrlng, Funde bei A. 28 u. ö.
Lnsohin Arnold v., Dr , Wahl zum
AusBchusB A. 12.
M.
Macher M., Dr., seine Biographie,
von Dr. llwof, im Gedenkbuche 47.
Marburg, WanderTersammlung A. 6,
18 ff.; — Bild von M. A. 17.
Marienwerder, histor. Verein von,
Schriftentausch mit demselben A. 4.
Meixner A. , Kaplan , Bericht als
Bez.-Gorrespondent A. 28.
Mayer Frauz , Dr. , Schriftführer,
Yerzichtleistnng auf das Honorar
des Geschäftsberichtes, zu Gunsten
der Vereinscassa A. 6; — Vor-
trag in Marburg A. 14.
0.
Ortsnamen, Vortrag über die ältesten
0. der Steiermark, von Dr. W.
Göhlert A. 11.
P.
Pajk, Professor in Marburg A. 14 u. Ö.
Pauer Ludwig, Bericht als Bez.-
Gorrespondent A. 25.
Peinlich Richard, Dr., k. k. Re-
gierungsrath, Antrag auf Statuten-
änderung A. 6; — Mitglied des
Comit^*s f&r die Wanderversainm-
lung A. 13; — Vortrag Ober die
Brotfrage in Steiermark A. 10.
Perfall Joh. Benedikt von, Propst
von Voran 66 u. ö.
Pest, die A. 16, 18, 21 u. ö.
Peststein in Niederwelz A. 21.
Pichl K. Ritter von , Bericht als
Bez.-Gorrespondent A. 21.
Pivola, Tarkenhügel bei, A. 15.
B.
Relohel Rud.« Professor, Mitglied
des Gomitö*8 für die Wanderver-
sammlung A. 13 ; — Vortrag in
Marburg A. 14.
Reiser Math., Dr., Bürgermeister
von Marburg A. 18 u. ö.
Rothwein A. 16.
S.
Sohiossar A., Dr., Vortrag über
einen steier. Dichter des 18. Jahr-
hunderts A. 6.
Schnabel, Prof. in Marburg A. 18.
Stadtbefestigung vonMarbnrg A.15.
Staromesto bei Rothwein A. 16.
St. Heinrich, Ruine bei, A. 16.
St. Ruprecht am Kulm, Gründung
des kathol. Vicariates zu, Abhand-
lung von Franz Uwof 75.
T.
Türkeneinfllle , TOrkengräber A.
15 ff., 18 ff.
T.
Vorträge : von Dr. V. Göhlert, über
eine Karte von Gallien A. 4; —
von Dr. V. Göhlert, über die
ältesten Ortsnamen in Steiermark
A. 11; — von J. Graus, über
Steiermarks älteste Baudenk-
mäler A. 4 ; — von Dr. R. Pein-
lich, über die Brotfrage in Steier-
mark etc. A. 10; — von Dr.
Schlossar , über einen steier.
Dichter des 18 Jahrh. A. 6.
w.
Wagna, Funde bei A 23
Wanderversammlung , in Marburg
A. 6, 13 ff.
Wiesthaler A. 16.
Wohnungen, älteste der Marburger
Juden A. 15.
Z.
Zahn Josef von, Wahl zum Aus-
schuss A. 12; -> Mitglied des
Gomit^'s fhr die Wanderversamm-
lung A. 18 u. ö.
Zeit- und Gulturgeschichte der 6A*
liehen Steiermark, Beiträge zur,
Abhandlung von Ottokar Kern»
stock 66.
Zwiedineok H. von, Mitglied des
Gomit^'s für die Wanderversamm-
lung A. 18.
A.
Vereins -Angelegenheiten.
MUtk*U. d«i kiat. V*reln« f. 8trl«nnark, XXV. Heft, 1R77.
J
Geschäfts - Uebersicht.
I.
Chronik des Vereines
Über die Zeit von der 27. Jahresversanimlung am 7. Jänner 187G bis-
zur 23. Yierteljahrs-Yersammlung mit den Rechten einer Jahresversamm-
lung am 30. April 1877.
1. Am 19. Jänner 1876 fand eine ausserordentliche
Versammlung statt, welcher der Ehrenpräsident Herr Dr. M o r i z
Edler von Kaiserfeld präsidirte. Die Ursache dieser
Versammlung waren die Forderungen und Anwürfe des früheren
Schriftführers Herrn Oberlieutenant L. v. Beck - Widmanstetter
gegenüber dem Vereinsausschusse in Betreff der Ablehnung
des letzteren, die von jenem Herrn angebotene Vercinsmatrikel
so in Druck zu legen, wie derselbe verlangte.*)
In dieser vertraulichen Versammlung verlas der Vorstand
*) Nur eine umfangreiche Darstellung des ganzen Sachverhaltes
könnte das grosse Publikum vollkommen orientiren. Eine solche erscheint
aber dem Ausschüsse als Träger eines Vertrauensamtes um so weniger
nothwendig, als ein doppeltes Verdict der Vereinsversammlung (v. 1 9. Jänner
1876 und 80. April 1877) zu seinen Gunsten actenmässig vorliegt. —
Die Protokolle liegen in der Yereinskanzlei (Joanneum,
I. Stock), die vorstehende Angelegenheit betreffenden
Actenstflcke bei dem dermaligen Yereinsvorstandc Herrn
Prof. Dr. Bischoff zu jeder Zeit und jedem Vereinsmit-
gliede zur Einsicht bereit.
A»
— IV —
Herr Prof. v. Zahn den Rechenscliaftsbericht des Ausschusses
gegenüber den Anwürfen des genannten Herrn und erklärte
in demselben, dass der Ausschuss seine Mandate in die Hände
der Wähler zurücklege.
Nach längeren Debatten wurde der Antrag des Herrn
Prof. Dr. Bidermann: „die Versammlung anerkennt das
abwehrende Verhalten des Vereinsausschusses gegen den ge-
wesenen Schriftführer als vollkommen gerechtfertigt** an-
genommen und zwar von allen Anwesenden, mit Ausnahme von
dreien, welche sich bei der Abstimmung nicht erhoben, und
der Ausschuss per acclamationem wiedergewählt.
2. In der Ausschusssitzung vom 7. April wurde der
Schriftentausch mit dem grossherzogl. Conservatorium der
Alterthümersammlungen in Karlsruhe und mit dem historischen
Verein zu Marienwerder in Ostpreussen angenommen.
3. In der 20. Vierteljahrsversammlung, abgehalten am
25. April, wies Herr Dr. V. Göhlert, Bibliothekar desReichs-
rathes und Regierungsrath, eine Karte von GaUien vor, die
auf Befehl des Kaisers Napoleon III. angefertigt worden und
auf der sich alle Fundorte keltischer Alterthümer eingetragen
finden. Der Herr Regierungsrath knüpfte daran einen kurzen
Vortrag über die Einrichtung dieser Karte.
Dann hielt der hochwürdige Herr Johann Graus, k. k,
Conservator, einen Vortrag „über Steiermarks älteste Bau-
denkmäler."
Der Redner macht in einigen Zügen auf den Unterschied
eines kunstgeschichtlichen und rein historischen Excurses auf-
merksam, betont den Zusammenhang der Kunstgeschichte mit
der Menschengeschichte überhaupt, verbreitet sich, die Perl o de
der Römerherrschaft und des antiken Einflusses auf
Steiermark fixirend, auf die Erwartungen, welche der Forscher
hegen könnte von Denkmalen, die hier zu Lande dem Einflüsse
ihrer Kunst entstammen und welche auch die spätere mittel-
alterliche Kunst in concreter Weise beeinflusst haben müssteo.
Constatirend, wie die überaus heftigen Sturmfluthen der Völker-
wanderung diesen directen Einfiuss der antiken Kunst fllr
UDser Land vernichtet haben, weist er auf die zwei kirchlichen
Radiationspunkte des Christenthums : der Cultur und Kunst
hin, von denen man die Einwirkung auf das mittelalterliche
Kunstleben Steiermarks herleiten muss, nämlich: Aquileja
und mehr noch Salzburg, dessen überwiegende Thätigkeit
das altersschwache Aquileja nicht paralysiren konnte, so dass
zur Bestimmung der Kunstrichtung unserer Heimat das ger-
manistische Salzburg völlig die Oberhand erhielt. Durch Salz-
burg kam die erste Kunstphase der germanischen Völker bei
uns zur Geltung: der romanische Styl; als sein be-
deutendstes heimisches Denkmal erscheint die Säulenbasilika
Seckau in Obersteier, nach 1142 gegründet, 1163 ge-
weiht. Pfeilerbasiliken geringerer Dimensionen, schlichterer
Aufführung stehen diesem ansehnlichen Werke zur Seite ; zum
Theile Städtekirchen wie die Stadtpfarrkirche zu Pettau, zu
Marburg, zum Theile Gotteshäuser an alten bedeutenden
Orten wie Pols, P ü r g g, L o r e n z e n im Mürzthale, repräsen-
tiren sie eine Mittelklasse von materieller Kraftanstrengung
und Kunststreben. Noch einfacher sind die Kirchen alter
„Mutterpfarren** ausgefallen, nach der Aera der
Holzbauten im II. und 1 2. Jahrhunderte errichtet, durch
einen bestimmten Typus in der baulichen Anlage (einfaches
Schiff, Thorquadrat, darüber häufig der massive Thurm, mit
oder ohne vorgelegter Apsis) charakterisirt als romanische
Dorfkirchen. Dergleichen wären (uiehr oder minder aus dem
ursprünglichen Status gewichen) Kobenz, St. Marein bei
Neumarkt, Stadtkirche zu Voitsberg, Friedhofkirche zu
Knittelfeld, Piber, St Ruprecht bei Brück u. s. w.
Beinhäuser, „Karner** genannt, bilden dagegen abweichende
Anlagen jener Zeit; zu erwähnen als hervorragend unter diesen
Friedhofkapellen sind: Hartberg, St. Lambrecht, Geist-
thal, Köflach, Pernegg, Pols etc. Aus der Profan-
architektur wurden namhaft gemacht für jene Kunst-
epoche die Burgen von Thalberg, Gösting, Frauen-
burg, Pfannberg, Waldstein mit deutlich erkennbaren
Kapellenanlagen oder sonstigen architektonischen Details. Mit
1
— VI -
der Erinnerung an die bösen Schicksale, welche diese unsere
ältesten Baudenkmale erfahren mussten, mit dem Wunsche, die
jetzigen glücklichen Zustände unserer Steiermark möchten auch
diesen Zeugen einer oft bittersten Vergangenheit bessere Zeiten
bringen durch Erhaltung und Restauration derselben, schliesst
der Redner.
Beide Vorträge wurden mit grossem Beifalle auf-
genommen.
4. In der Ausschusssitzung vom 20. Mai wurde der
Schrifbenaustausch mit dem Vereine fllr Chemnitzer Geschichte
angenommen.
5. Die 21. Quartal Versammlung wurde als zweite
Wanderversammlung am 4. und 5. Juni zu Marburg
abgehalten und folgt darüber (p. XIII. uff.) ein eigener Bericht
6. In der 6. Ausschusssitzung vom 10. Juli wurde der
Schriftentausch mit dem archäologischen Vereine zuLemberg
beschlossen.
7. In der 22. Quartalversammlung hielt Herr Dr. Anton
Schlossar einen Vortrag ;,über einen steiermärkischen
Dichter des 18. Jahrhunderts^ (J. v. Kalchberg), der vielfach
erweitert in den Mittheilungen des nächsten Jahres veröffent-
licht werden wird.
8. In der Ausschusssitzung vom 14. December erklärt
Schriftführer Prof. Mayer auf die Honorirung der Abfassung
des Geschäftsberichtes zu Gunsten der Vereinscassa zu ver-
zichten.
9. In der Ausschusssitzung vom 20. Jänner 1877 wurde
beschlossen, dem neugegründeten „deutsch - österreichischen
Leseverein der Wiener Hochschiden" auf sein Ansuchen, in
Anbetracht der patriotischen Tendenz desselben, ein Exemplar
der Vereinsschriften zu bewilligen.
10. Am 23. Jänner 1877 fand die 29. Jahresversamm-
lung statt In derselben besprach Herr Regierungsrath Dr.
R. Peinlich die Nachtheile, welche dem Vereine daraus
entstehen, dass es statutenmässig nicht gestattet sei, solche
Mitglieder des Ausschusses, welche mit den Geschäften voll-
r
— vn —
kommen vertraut, nach zweijähriger Functionsdauer aus dem
Ausschusse scheiden sollen, wieder zu wählen, und stellte den
Antrag, die Versammlung möge beschliessen :
„Die Alinea 3 des § 8 der Vereinsstatuten hätte
zu lauten : Die Wiederwählbarkeit der Ausscheidenden in
den Ausschuss ist zulässig. Nur der Vereinsvorstand darf
binnen der nächsten zwei Jahre als solcher nicht wieder
gewählt werden."
Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen und in
Folge dessen die Ausschusswahlen, welche in dieser Ver-
sammlung hätten vorgenommen werden sollen, für die nächste
Quartalversammlung, welche deshalb als allgemeine Versamm-
lung mit den Rechten der Jahresversammlung zu berufen wäre,
verschoben.
Auf den im Namen des Ausschusses vom Herrn Rector
Dr. Franz Krones gestellten Antrag wurde Herr Dr. Adolf
Ficker, Sections-Chef in Wien, zum Ehrenmitgliede des Vereines
einstimmig ernannt.
Aus dem vom Schriftführer verlesenen Jahresberichte sei
F'olgendes hervorgehoben:
Dem Vereine sind in dem verflossenen Vereiixsjahre (bis
Ende December) zugetreten 2) Mitglieder« ebensoviele sind
ausgetreten. Doch ist deshalb die Zahl der Mitglieder nicht
unverändert geblieben: wir müssen leider constatiren, dass
dem Vereine in diesem Jahre durch den Tod weitaus mehr
Mitglieder entrissen worden sind, als dies je in einem der
früheren Jahre der Fall gewesen. Es sind nämlich 1 2 Mitglieder
gestorben und zwar: Frau Gräfin Franziska Stubenberg
und die Herren : Graf Anton Auersperg, Domherr Ludwig
Donin, Notar Dr. Johann Fleckh, Gymnasial - Director
Theodor Gassner, Chorherr Ferdinand Gebhardt, Franz
Grub er, Dr. Mathias Macher, Gymnasial-Professor Johann
Oreschek, Anton Wilhelm, Fürst Alfred von und zu
Windischgrätz, Capitular Eugen Edler von Wi m m e r.
Der Verein zählt demnach (Ende December) 356
— VIII —
ordentliche, 26 Ehrenmitglieder und 15 correspondirende
Mitglieder.
Die Zahl der Bezirkscorrespondenten beträgt 23, die
Zahl der Vereine, mit denen der historische Verein im
Schriftentausch steht, ist 188. Die Zahl der Ortschronisten ist
auf 48 gestiegen.
Es haben sich zur Führung von Ortschroniken in ihren
Wohnsitzen im verflossenen Vereinsjahr erboten die Herren:
Alois Friedrich, Lehrer in Langen wang, Emerich Hiden,
Lehrer in Eisenerz ; Isidor K a d i v e c , Oberlehrer in Neumarkt
an der Rudolfsbahn; Franz Krone s, Oberlehrer in
Kumberg; Franz Küschall, Oberlehrer zu Schöder bei
Murau; Alois Mi kusch, Lehrer zu Baierdorf, Gemeinde
Eggenberg; Ludwig Pauer, Lehrer in Krieglach; Karl
Stark, Oberlehrer zu St Veit ob Graz, und Johann Vogl,
Lehrer in Lödersdorf.
Es wird hier bemei*kt, dass im kommenden Jahre die
Einreichung und Prämiirung der Ortschroniken stattfinden
wird. Auch kann der Ausschuss mit Genugthuung darauf
verweisen, dass sich das vom Vereine geschaffene Institut
der Ortschroniken auch ausserhalb Steiermark Geltung und
Anerkennung verschafft hat: von Ried in Oberösterreich
und von der Stadtgemeinde Waidhofen a. d. Y. in
Niederösterreich sind an den Ausschuss Gesuche um Mit-
theilung der Formularien gestellt worden.
Der Ausschuss hat zur Herausgabe einer kleinen
Schrift eine Subvention bewilligt, welche den Zweck verfolgt,
dem Verein neue Mitglieder zuzuftkhren. Der Ausschuss hielt
sich nämlich immer vor Augen, dass besonders die Lehrer-
welt des Landes durch Bildung und Stellung berufen sei,
jene Bestrebungen des Vereins zu unterstützen, welche darauf
abzielen, die Kenntniss von den Geschicken unseres engeren
Vaterlandes in immer weitere Kreise zu verbreiten, Thdl-
nahme allenthalben für das zu wecken, was irgend mit Steier-
mark in Verbindung steht. Die Lehrer des Landes von dem
Wirken des historischen Vereins und der Art und Weise der
- IX --
Theilnahme an seinen Arbeiten und Bestrebungen von Seite
der Lehrer in nähere Kenntniss zu setzen, hat Herr Johann
Krainz inKnittelfeld einen Aufsatz für die pädagogische
Zeitschrift verfasst, der den Titel ftthrt: Der Lehrer als
Förderer der Heimatskunde. Dieser Aufsatz wurde
als Sonderabdruck durch den hohen Landesschulrath unter
die Lehrer verbreitet. In ganz erschöpfender Weise behandelt
darin Herr Lehrer Krainz sein Thema: der Ausschuss hofit,
dass die kleine dafUr gewährte Unterstützung dem Vereine
gute Früchte tragen werde.
Eine kleine Unterstützung hat der Ausschuss dann auch
zur Herbeischaflfung eines Römersteins gewidmet, der jetzt
im Joanneum sich eingemauert findet.
An Publicationen erschienen im vei*flossenen Jahre das
24. Heft der Mittheilungen und das 13. Heft der Beiträge.
Am zweiten Bande des Urkundenbuchs wird stetig gearbeitet.
Die Auslagen fanden ihre Deckung in den Mitgliederbeiträgen,
in der jährlichen Subvention des Landes und der Subvention
des hohen Ministeriums f. C. u. U.
Von den Bezirkscorrespondenten haben diesmal die
Herren Kaplan A. M e i x n e r zu St. Veit am Vogau ;
J. Wichner in Admont; A. Aust zuGaal; IgnazSchlagg
in Obdach; Ludwig Pauer in Krieglach; J. Krainz in
Knittelfeld, Karl PichlR. v. Gamsenfels mehr oder minder
wichtige Berichte zukommen lassen. Ueber das Wichtigste
wird besonders berichtet werden.
Von einigen dieser Herren, sowie von den P. T. Herren
Pfarrer Fei kl in Assach, Oberlehrer Jakob Pils in Kraubat,
August Diroitz in Laibach, Kaplan Andreas Strerapfl
in Riegersburg, Domherrn Oroäen in Marburg, Oberiehrer
Schönegger in Krieglach (durch Herrn Bez.- Corresp.
Lud. Paur), Herr Realitätenbesitzer Jakob Walter in
Knittelfeld (durch Herrn Lehrer Krainz); endlich aus dem
Nachlasse des Notars Job. Fleckh sind dem Vereine nam-
hafte Geschenke zugemittelt worden, wofür hier noch einmal
der geziemende Dank abgestattet wird.
— X —
Als die wichtigste Erwerbung muss jedenfalls die des
Archivs von Wasserberg in Obersteier bezeichnet werden.
Auf Anregung des Herrn Lehrers Job. Krainz und durch
Vermittlung der Herren Franz von Forcher auf Schloss
Hauzenbichl und Oberlandesgerichtsrath Reicher hat die
Besitzerin des Schlosses Wasserberg, Frau Johanna Se ssler
sich entschlossen, das Archiv dem historischen Vereine ge-
schenkweise zu überlassen. Von diesem Archive dürfen die
Freunde vaterländischer Geschichte manche Bereicherung ihrer
Kenntnisse erwarten und gewiss gebührt der Frau Sessler,
sowie den vermittelnden Herren für das bedeutende Geschenk
der lebhafteste Dank des Vereins.
Der Jahresbericht schloss mit folgenden Worten:
„Noch auf einen Punkt glaubt der Ausschuss^ schliesslich
aufmerksam machen zu sollen: es ist nämlich in diesem Jahre
trotz der Zeitverhältnisse, die natürUch auch auf unseren
Verein rückwirken mussten, der seine Mitglieder in aUen
Ständen der Bevölkerung hat, gelungen, denVerein schulden-
frei hinzustellen. Denn sowohl das Urkundenbuch, wie das
Landrecht wie endhch auch die regelmässigen Publicationen
sind bereits bezahlt. Es ist dies ein Resultat, wie es der
Verein schon seit Langem nicht aufzuweisen hatte.
Und somit schUesst der Ausschuss seinen Bericht mit
dem Wunsche, es möchte den Leistungen des Vereins auch
in Hinkunft die ehrende Anerkennung zu Theil werden, die
ihnen bisher immer geworden, es möchte den Bestrebungen
des Vereins auch fürder die Unterstützung zu Gute kommen?
die ihn bisher förderte, damit der Verein nach und nach
wirklich das werde, was er zu sein berufen ist: das geistige
Band, das in allen Gauen der Steiermark alle jene umschlingt
welche der Vergangenheit des Landes wie des Volkes ihr
Interesse zuwenden.*^
Nach Abwicklung des geschäftlichen Theils hielt Herr
Regierungsrath Dr. Richard Peinlich einen Vortrag : „ Ueber
die Brotfrage in Steiermark, namentlich in Graz, während des
17. Jahrhunderts". Dieser gediegene Vortrag findet sich mit
— XI —
einigen Zusätzen versehen in den diesjährigen Mittheilungen
abgedruckt.
12. In der 23. Vierteljahrs-, zugleich allgemeinen Ver-
sammlung, abgehalten am 30. April, hielt Herr Regierungsratb
Dr. Vincenz Göhlert einen Vortrag über die ältesten Orts-
namen der Steiennark. Nachdem der Redner betont, dass
man stets die ältesten Namensformen in Betracht ziehen müsse,
weist er darauf hin, dass dann, wenn mehrere Volksstämme
ein Land bewohnen, wie dies in Steiermark der Fall ist, bei
der Verschiedenheit der Sprachen Lautverschiebungen und
Zwitterformen entstanden sind, indem z. B. das Grundwort
dem Deutschen, das Bestimmungswort dem Slavischen ange-
hört. Auch aus den sprachlichen Verhältnissen ergibt sich,
dass Steiermark ehedem durchaus von Slaven bewohnt ge-
wesen ist Dass vorher Kelten dagewesen, geht auch aus
jenen Ortsnamen hervor, die aus der Römerzeit überliefert
sind; hiebei werden einige keltische Appellativa, welche in
alten und heutigen Ortsnamen der Länder West -Europas
(von Spanien bis Schottland) enthalten sind, näher erörtert.
Ans den alten Ortsnamen wird zugleich ein Schluss gezogen,
wie es vor nahezu tausend Jahren in Steiermark ausgesehen
haben möge, da noch der Elenn (Scheich oder Alch) Auer
(Ur), Bison (Wisent) und Biber in den dichten Urwäldeni
hausten.
Herr Dr. Göhlert erklärt schliessUch noch einige Orts-
namen, die im ersten Bande des Urkundenbuchs vorkommen
und die er in 5 Gruppen theilt: die deutschen, die slavischen,
die slavisch-deutschen, die keltischen und jene zweifelhafter
Natur.
Der Vortrag wurde beifällig aufgenommen.
Nach Verlesung des Verwaltungs- und Gassaberichtes
gab Herr Rector Dr. Krones im Namen des Ausschusses
eine Erklärung ab bezüglich der „Anmeldung" des Herrn
Oberlieuterants v. Beckh-Widmanstetter. Dieser hatte nämlich
seinen Eintritt in den Verein angemeldet mit der Bemerkung
um als Mitglied sein (vermeintliches), „nicht aufgegebenes
— XU —
Recht" betreffs der Matrikel wieder verfechten zu können.
Eine derartige und sogestalt motivirte Eintrittserklärung, die
förmliche Inaugnrirung neuer Streitigkeiten und Wirrnisse
zum Schaden des Vereins, konnte der Ausschuss nicht an-
nehmen und er beschloss, den genannten Herrn als Mitglied
nicht aufzunehmen. Diesem ihr eröffneten Beschluss stimmte
die Versammlung einhellig bei.
Da die hohe k. k. Statthalterei die in der Jänner-
Versammlung beschlossene Statuten-Aenderung bestätigt hatte,
so konnte jetzt zu den Wahlen geschritten werden. Es wurden
gewählt: Herr Prof. Dr. Ferd. Bischoff zum Vorstand;
Herr Dir. Dr. Franz Ilwof zum Vorstand-Stellvertreter.
Zum Cassier wurde HeiT Ernst Fürst per acclamationem
wieder gewählt. Zu Ausschüssen erschienen gewählt die
Herren: Prof. J. v. Zahn und A. v. Luschin. Da aber der
letztere erklärte, diesmal die Wahl wegen UeberbOrdung mit
Amtsgeschäften und literarischen Arbeiten nicht annehmen zu
können, und dass es ihm gerecht und passend erscheine, dass
der Ausschuss in derselben Personal - Zusammenstellung wie
seit 1875 auch jetzt wieder fungire, so wurde an seine Stelle
Herr Hauptmann v. Felicetti gewählt. —
j
Bericht über die 2. Wanderversammlung des
hißt. Vereins für Steiermark.
(4. und 5. Juni 1876.)
Zur zweiten Wanderversamml ung des historischen Vereines
fdr Steiermark im Sommer des verflossenen Jahres, war der Vorort des
Unterlandes, Marburg, ausersehen. Das Grazer Comit^, bestehend aas
den Herren: Landesarchivar und Vereinsvorstand Prof. v. Zahn, Re-
gierungsrath Director Peinlich, den Professoren: Dr. Reichel, Dr. v.
Zwiedineck-Südenhorst und Dr. Krones, dem Obmanne, — setzte sich in
Bezug des Programmes, der Einladungen u. s. w. mit dem Marburger
Localcomit^ in Verbindung, an dessen Spitze der HeiT Bürgermeister
Dr. 6. Reiser als Obmann, Vicebürgermeister Dr. Duchatsch als
Stellvertreter standen und zu welchem in erster Linie die Herren: 6ym-
nasialdirector Gutscher, Professoren: Horak, Schnabel zählten^
Obmann und Comit^mitglieder boten Alles auf, um den Ankömmlingen
den Aufenthalt in Marburg aufs angenehmste zu gestalten. Am Pfingst-
sonntage, den 4. Juni 1876, Vormittags, trafen die Grazer Gäste, durch
Gesinnungsgenossen aus der Nachbarschaft verstärkt, in dem freundlichen
Marburg ein, aufs herzlichste begrtisst von dem dortigen Gomit^. Sie
brachten die Festgabe des Vereines, Exemplare der lithographisch nett
ausgeführten Copie der bislang ältesten, in Oelfarbe gemalten Abbildung
der Marburger Stadt mit.
Um 11 Uhr versammelte sich in den freundlichen Casinoräumen
eine gewählte Gesellschaft von Geschichtsfreunden, in der auch die Frauen-
welt ihre willkommene Vertretung fand, um den drei festgesetzten Vor-
trägen der Grazer Gäste beizuwohnen. Vicebürgermeister Dr. Duchatsch
begrQsste im Namen Marburgs mit ebenso wannen als gewählten Worten
die Gäste, worauf dann unter der Leitung des Vereinsvorstandes Landes-
archivars Prof. V. Zahn das Geschäftliche der Wanderversammlung zur
— XIV —
Behandlung kam und vom genannten Vorstände zunächst Bedeutung und
Programm der Wanderversammlung erörtert wurde.
Den Reigen der Vorträge eröffnete der Schriftführer des historischen
Vereins Prof. Dr. Franz Mayer mit einem historischen Spaziergange
durch die Jahrhunderte des Marburger Geschichtslebens, wobei das Jahr 76
vom karolingischen Zeitalter ab den Schwerpunkt des Vortrages aus-
machte. An ihn reihte sich eine historische Skizze Professors Dr. Fr.
Krön es Über die historische Physiognomie Marburgs am Schlüsse des
Mittelalters, worauf Prof. Dr. R. Reich el einen dem Unterlande zustän-
digen Hexenprocess culturgeschichtlichen Betrachtungen unterzog. Gegen
2 Uhr begann das gemeinsame Festmahl und verlief in der gehobensten,
zwanglosesten Stunmung, durch Trinksprüche gewnrzt, deren ersten Herr
Bürgermeister Dr. G. Reiser als gemüthvoHen Gruss ausbrachte. Ihm er-
widerte Prof. Krones mit einem Toast auf Marburg. An das Festmahl
reihte sich ein genussvoller Gesammtausflug und der Abend versammelte
dann die Theilnehmer in den Räumlichkeiten des Gasino's zur heiteren
Geselligkeit.
Der nächste Morgen — die FrUhstunden des Pfingstmontages —
fand die Wanderversanimlung auf dem deutschen Kalvarienberge , einem
der reizendsten Aussichtspunkte, vor. Es war ein Häuflein froher Menschen
und dass es diesem nicht an mannigfaltiger Labung fehlte, daf^ sorgte,
unterstützt von anderen Damen, die liebenswürdige Gattin des Herrn
Bürgermeisters. Es schien daher kein geringes Wagniss, den Freuden
im Grünen die zweite Hauptaufgabe der Wanderversammlung, die Er-
örterung jener Marbiu*g betreffenden, localgeschichtlichen Fragen unmit-
telbar folgen zu lassen, welche das Grazer Gomit^, im Einvernehmen
mit dem Marburger, zusammengestellt hatte, und welche durch das
Letztere einige Zeit vor der Wanderversammlung im dortigen Localblatte
zur allgemeinen Verständigung veröffentlicht worden waren. Allein der
Erfolg dieser Besprechung, die nach 11 Uhr im Casinosaale unter starkem
Zuspruche und unter Leitung des Grazer Gomit^obmannes Prof. Dr.
Krones vor sich ging, war ein so günstiger in reger Betheiligung und
vielseitigen Aufschlüssen, dass dieses Wagniss als vollkommen geglückt
bezeichnet werden muss.
Die erste dieser localgeschichtlichen Fragen lautete: Welche
Marburger Oertlichkeit erscheint als ältester Anlagepuukt der Stadt? An
ihrer Discussion betheiligten sich vorzüglich die Professoren Dr. R. Reiche!
und Pajk. Jener brachte die beiden Traditionen zur Geltung, wonach
die Allerheiligen- und Schwarzgasse und das Minoritenkloster in der An,
oder der Raum zwischen dem Messnerhäuschen und dem Jagdschlosse
die Liniamente Alt - Marburgs abgäben ; dieser gedachte einer dritten
Ueberlieferung, welche die Anfönge Marburgs in der Richtung gegen
Maria-Rast suche, in der Goldwäscherei und Fischerei nahe dem Lend-
J
— XV —
platze. Dabei kam es auch zu einer Discussion beider Herren hinsichtlich
der Stelle bei Wolfram von Eschenbach von dem goldführenden Trajena-
bache und über die Goldwäschen der Vorzeit
Die zweite Frage: Welche Spuren und Nachrichten weisen auf
die Entwicklung und den Bestand der einstigen Stadtbefestigung? fand
ihre Erörterung durch die Herren Bancalari, Pajk und J. G. Hof-
richter.
Herr Bancalari bezeichnete die noch 1 786 übrig gebliebenen Reste
der ursprünglichen Stadtbefestigung an der Ostseite Marburgs, gedachte
Ober-Marburgs, des unterirdischen Ganges, der traditionell von Ober-
Marburg bis Kranichsfeld geführt habe, der sagenhaften Schätze u. s. w.
Herr Prof. Pajk erwähnte der ehemaligen Ringmauer bei der Burg,
während sich Herr Notar Hofrichter im Allgemeinen gegen die Glaub-
würdigkeit solcher Localsagen aussprach.
Die dritte Frage: Welche Erinnerungen und Spuren lassen
sich von dem mittelalterlichen Wohnsitze und Friedhofe der Marburger
Israeliten auffinden? erörterten Prof. Dr. Reiche 1, Herr Bürgermeister
Dr. Reiser und Herr Gödl, Stadtcassier. Prof. Reichel besprach einen
Grabstein vom ehemaligen Judenfriedhofe zu Marburg, der Familie
Morpurgo zugehörig, Herr Gödl und insbesondere der Herr Bürger-
meister erörterten die Oertlichkeitsfrage und Letzterer wies auf bezüg-
liche Urkunden, den „ Judenacker ** betreffend.
Zur vierten Frage: Gibt es noch Traditionen in der Marburger
Gegend von den Türkeneinfällen und welches Bewandtniss hat es mit
den sogenannten Türkengräbem oder Hügeln bei Pivola, unweit Rötsch ?
hatte insbesondere Prof. Dr. Reichel angeregt und zum Behufe ihrer
sachgemässeren Erörterung Prof. Horak, keine Mühe scheuend, eine
äusserst genaue Begehung und graphische Aufnahme jener 50 Hügel
bei Pivola aufjgenommen. Er bot nun einen anziehenden Bericht über
den ganzen Befund, sodann Aufschlüsse über die Gegenstände, welche
man in einzelnen Hügeln ausgrub und betonte die Schwierigkeit, der
historischen Natur dieser Hügel auf den Grund zu kommen. Herr Dr. j.
I p a V i c behandelte die bezügliche Tradition des Landvolkes von diesen
Türkengräbem und den bei Kranichsfeld (Ra^je) oder eigentlich bei
Kreuz. Herr Hofrichter sprach im Allgemeinen Über den Türkenzug
von 1582, während Herr Prof. Reichel als Kern der Tradition die all-
gemeine Erinnerung an die Türken und die Bedeutung des Gegend-
namens Razboj, ,,Ent8cheidungs6chlacht'', hervorhob.
Die fünfte Frage: Welche Ruinen und verfallenen Schlösser
gibt es auf dem Bacher und wo lag das schon im 18. Jahrhunderte als
Roine angeführte Schloss Kozirep? hatte Landesarchivar Prof. v. Zahn
angeregt und ergriff auch zunächst das Wort, um seinen Anschauungen
über die mittelalterliche Bedeutung des Bachers als einer Landes warte
— XVI —
ähnlich dem Wienerwaldo Niederösterreichs — Ausdruck zu geben und
auf (las einstige Vorhandensein eines Befestigungszuges hinzuweisen.
Herr Bürgermeister Reiser erwähnte solcher Ruinenreste bei St. Hein*
rieh am Fächern. Auch Herr Lehrer Pfeifer sprach über den Gegenstand.
Dr. Ipavic gedachte solcher Befestigungsspuren östlich von Tainach.
Prof. Pajk erwähnte der Gräben bei Tainach und der Bedeutung des
Namens Kozi Rep als „Drachen-Grab''. Prof. Roichel kam auf die
geschichtliche Bedeutung der Schlösser Lembach, Frauheim, Saldenhofen
u. A. zu sprechen.
Ueber die sechste Frage: Welche Traditionen knQpfen sich
an das sogenannte Staromesto bei Rothwein (Razwai, Razwanje)? er-
griff zunächst der Anreger der Frage, Prof. Reiche I, das Wort; sodann
Prof. Pajk, welcher Letztere auf die Bedeutung von Razwaqje als
lyAussenstadt** im Gegensatze zu Staromesto — „Altstadt-" verwies.
Die siebente Frage: Welche Daten bietet Marburg und die
ganze Umgebung ftlr die Chronik der Pest und der Erdbeben? gab zu-
nächst dem Herrn Prof. Reich'el Anlass über die Pest oder , leidige
Sucht'' zu sprechen und des bezüglichen Sterbebuches v. J. 1680 zu ge-
denken. Herr Wiesthaler erwähnte der bezüglichen Tradition des
deutschen Kalvarienberges und Prof. P a j k des Maria- Raster Votivbildes
der Familie Flucher. Auch Herr Prof. Reich el und Herr Dr Ipavic
ergriffen bei diesem Anlasse das Wort. Eine Reihe interessanter Daten
eroiterte Herr Stadtpfarrvicar Fleck zur Geschichte des Pestjahres 16SÜ
wonach ein Drittel der Bevölkerung wegstarb und ein eigener Pestfried-
hof noth wendig wurde. Zahlreiche Knochenfunde verweisen darauf. Des
gleichen gab er Aufschlüsse über den damit zusammenhängenden Bau
der Kapelle am deutschen Kalvanenberge. Auch gedachte er des in
treuer Erf^iUung seines Berufes verstorbenen Arztes Duchatsch. Herr
Vicebürgermeister Dr. Duchatsch theilte die Grabesinschriffc eines
gleichfalls in treuer Pflichterfüllung verstorbenen Geistlichen mit (Hie
jacet sepultus P. Aegidius Graecencis concionator qui pro pestiferis expo-
situs a peste extinctus exiit anno 1682, 3. Julii. Requiescat in pace).
Bei der letzten Frage: „Welche Erinnerungen knüpfen sich
an die französische Invasionszeit der Jahre 1797—1809?'' betheiligten
sich insbesondere Herr Stadtcassier Gödl und Herr Stadtpfarrvicar
Fleck. Es ward der trefflichen Haltung des damaligen Bürgermeisters
Fei'linz, der hohen Requisitionen des Feindes^ der bezüglichen Drohungen
und des Nachlasses der Hälfte, des luxuriösen Lebens des französischen
Generals u. s. w. gedacht. Prof. P a j k gedachte der Tradition von zu-
rückgebliebenen Franzosen zu W.-Feistritz, Gonobitz u. a. 0. Prof v. Z a h n
stellte dies in Parallele mit den Ueberlieferung^n von zurückgebliebenen
Türken. Solche Ueberlieferungen seien eben zu alten Zeiten dem Land-
volke geläufig gewesen.
— XVII -
Um ein Uhr trennte sich iie Versammlung um gegen 5 Uhr in
einem Gasthaus- Garten nochmals zui^ammcnzukommen und dann, von
den Marburger Freunden begleitet, mit dem Abendzuge die anmuthige
Stadt zu verlasssen, an die sich recht frohe Augenblicke knüpften.
Mit Bezug auf das Bild der Stadt Marburg und einige der histo-
rischen Localfragen trafen nachträglich zwei Schreiben ein, das Eine
von Herrn AI. Fe Ib er in Pössnitz, das andere von Herrn Stadtpfarr-
vicar Fleck in Marburg, deren wesentlicher Inhalt wörtlich also lautet.
Herr Fei her bespricht die Entstehungszeit des Bildes in folgender Weise:
Anlässlich eines Artikels in der Tagespost v. 23. Juni hinsicht-
lich des Haas'schen Bildes von Marburg aus dem vergangenen Jahrhunderte
erlaube ich mir meine zwar unmassgeblichen, doch immerhin bemerkens-
werthen Yermuthungen bezüglich der Zeit der diesftilligen Aufnahme als
Beitrag zur ri':htigen Erforschung derselben mitzutheilen.
Ich überkam eben erst dieses Bild und auf den ersten Blick fiel
mir die Abwesenheit* der Calvarienkirche-auf der zweiten symmetrisch mit
der Burg Obermarburg dominirend dastehenden Bergspitzo auf; die
braune Felskuppe ist nun schon seit 1680 mit dem besagten Kirchlein
gekrönt. Sollte es möglich sein, dass dies der Zeichner übersehen hätte,
was sein Bild verschönert haben würde?
Ferners ist die gegenwärtig bestehende Burgkapelle in der Süd-
fronte schon 1655 (laut Steininschriiten) erbaut geworden, welche auch
auf dem Bilde nicht ersichtlich ist; diese hätte nicht genügend llaum finden
können, weil die auf dem Bilde ersichtliche alte Kirche im Burgvorhofe
noch bestand, in welche erstere hätte theil weise hineingesetzt werden müssen.
Weiters stand fast an der Brücke am rechten Drauufer laut PuflTs
Marburg I. Theil, S. 128, Nr. 19 ein Haus, schon 1680 in Vischer's
Topographie abgebildet, was im Haas'schen Bilde wieder nicht ersichtlich,
sowie auch mehrere als Bollwerke in der Stadt bezeichnete Stellen zu
Anfang des vergangenen Jahrhunderts bereits zu Häusern umwandelt waren.
Es scheint demnach, dass die eigentliche Aufnahme dieses Haas'-
schen Bildes fast um hundert Jahre frülier datirt, gewiss aber nach
dem Jahre 1617, weil das Kloster ausser dem Burg- (Stadt-) Thore
damals von dem Grafen Jakob Kiesel (Kliiesel) erbaut wurde, wozu
dieser Erzkatholik die Steine von den Bollwerken Ober-Marburgs theil-
weise verwendete. — Die kaiserlichen Protectionskinder, die Grafen
Khiesel unter Erzherzog Karl bis Leopold I. fühlten sich sicher, die
granitenen Aussenbefestigungen entrathen zu können und bauten das
Kloster und ihre Gruft imit 13 kupfernen Särgen) ausser der Stadt-
mauer; im Innern der Stadt sollten aber an 100 Jahre und weiter
hinaus die längst unnütz gewordenen kieselsteinernen Wehrblöcke als
Steine des Anstosses verblieben sein? Das ist nicht leicht denkbar,
MSttk«!!. dM hUt. Varaiiu f. SMtoniuirk, XXV. Uvft, 1R77. "D
^
— xvni —
darum wäre die Zeit des Aufrisses unseres Bildes mindestens vor das
Jahr 1680 zu stellen, die Ausführung desselben kann'später geschehen sein
Herr Fleck erörtert die localgeschichtlichen Fragen 2, 3, 7 und 8
wie folgt:
In den Jahren 1396-1400 fielen die Türken in Steiermark ein,
kamen auch nach Marburg und schleppten mehrere hiesige Bewohner
mit sich.
Im Jahre 1528 vertheidigte der damalige Stadtrichter Christof
Waldenreiner Marburg gegen die Türken. Als Trophäe seiner Siege
erbaute er das jetzige Rathhaus.
In der Mitte des 15. Jahrhunderts erschien der Türke gar häufig
vor Marburg; infolge dessen führte man gewisse Befestigungen auf, die
aher nur aus Holz waren.
Im Jahre 1555 wurde die Stadtbefißstigung in Marburg angeordnet
und zwar soll diese nicht aus Holz, sondern von Stein gemacht werden,
wozu ein Steinbruch im Weingarten des Beneficiaten Lorenz Lubsche
angewiesen wurde. Gegenwärtig stehen von dieser Fortification nur noch
die 4 Thürme in der Richtung der 4 Weltgegenden.
Die für den Handel so günstige Lage Marburgs mag die
Israeliten hieher gelockt haben und zwar in so bedeutender Anzahl,
dass sie ein eigenes Stadtviertel, nämlich die jetzige Allerheiligengasse,
bewohnten, eine Synagoge (gegenwärtig Inquisitenhaus, der Familie
Delago gehörig) und einen eigenen Richter hatten. In der hiesigen
Kärntner- Vorstadt an der Stelle des gegenwärtigen ärarischen Holz-,
Heu- und Stroh-Depots war die Begräbnis s statte der Israeliten.
Im Jahre 1680 grassirte in Marburg die Pest, gewöhnlich der
schwarze Tod genannt. Ein Drittel damaliger Bewohner wurde ein Opfer
der Pest. Ausser der Ringmauern, südöstlich von der Stadt, zwischen
der gegenwärtigen Steinmetz- Werkstätte und der Drau wurde ein eigener
Friedhof, Pest-Friedhof genannt, für die an der Pest Verstorbenen
errichtet. Zu derselben Zeit war ein gewisser Georg Haller Bürger-
meister von Marburg. Vor ungefälir 15 Jahren hob man an dieser
Stelle den Schotter heraus und man fand viele Menschenknochen und
Schädel. Diese Gebeine wurden gesammelt und auf dem hiesigen städt.
Friedhof beerdigt. In der südlichen Gartenmauer der P. P. Franzis-
kaner ist ein Grabstein zweier an der Pest verstorbenen Kapuziner mit
der Inschrift: anno 1680 3. September peste defuncti P. Marianus Tra-
burgd concionator, F. Isidonis Clagenfurte der. 12. septemher jacent
hie sepulti. Ein zweiter Grahstein, dessen Dr. Duchatsch Erwähnung
gethan, ist unweit des Hauptthores in der Mauer der gegenwärtigen
Franziskaner-Kirche mit der Inschrift: Hie jacet sepultus P. Aegidius
Graecensis qui pro pestiferis expositus a peste extinctus est anno 1682
3. Julii.
— XIX —
WÄhrend der Pest machten die Marhurger vielfältige Gelöbnisse.
Nach dem Erlöschen derselben wurden auf dem Hauptplatze die Marien-
Sftule und mehrere Statuen errichtet, diejenigen Heiligen vorstellend,
welche als besondere Helfer in dieser Krankheit verehrt wurden.
Zu derselben Zeit wurde die Kapelle zur h. Barbara auf dem
hiesigen Calvarienberge erbaut. Die Frauen von Marburg haben infolge
eines Gelöbnisses die Materialien zum Baue dieser Yotivkapelle auf den
steilen Berg getragen.
Im Pfarrhof zu Maria-Rast befindet sich ein Votivbild, Marburg
darstellend, mit der Jahreszahl 1680. In der Klosterkirche zu Maria
Nazareth ob Cilli ist ebenfalls ein im Jahre 1681 von den Marburgern
wegen der Pest dahin geopfertes Votivbild.
Die sogenannte Francisci-Kapelle der hiesigen Dom- und Stadt-
pfarrkirche wurde um das Jahr 1683 erbaut aus Dankbarkeit nach
glOcklich überstandener Pest. Das betreffende Altarbild stellt vor das
alte Schloss Marchburg auf dem jetzigen Pyramidenberge sowie die
gegenwärtige gräflich Brandis'sche Burg und vor dieser eine grauenhafte
Scene der Lebenden, die sich verzweifelnd geberden in der Mitte der
an der Pest dahin Sterbenden.
Vom 27. bis 30. August 1780 dauerte die hundertjährige Jubi-
läumsfeier bei den Statuen am hiesigen Hauptplatze mit Processionen,
Messopfem und Predigten.
Ueber Erdbeben in Marburg habe ich in meiner Chronik keine
Notizen; konnte auch nirgends darüber etwas verzeichnet finden.
Im Jahre 1797 war der Einzug der Franzosen in Marburg. Die
Handwerksgesellen, aus Furcht, von den Franzosen zum Militär gestellt
zn werden, flüchteten sich. Die französischen Generäle waren in der
gräflich Brandis'schen Burg einquartiert. Im Jahre 1805 war das Haupt-
quartier der Franzosen in der hiesigen Kärntner-Vorstadt.
Am 24. Mai 1809 rückten die Franzosen mit gezogenen Säbeln
durch das Kärntner -Thor in die Stadt ein. Die Schulen wurden ge-
schlossen, die Studenten begaben sich grösstentheils in ihre Heimat,
einige gingen als P>eiwillige zur Landwehr; so begab sich auch der
gegenwärtig hier domicilirende 85 Jahre alte Herr Franz Gödl im patrio-
tischen Gefühle als Officier zur steierm. Landwehr, wo er dann in der
Schlacht bei Raab verwundet die militärische Laufbahn verliess.
Der damalige Bürgermeister {Stadtrichter) von Marburg Georg
Ferlinz und der Bürger Forstner (beim Vortrage im Casino am 5. Juni
1. J. habe ich irrthümlich den Namen Remitz genannt) wiu-den als
Geiseln mit dem Erschiessen bedroht, bis die Bürgerschaft eine Oontri-
bution von 20.000 fl. und eine grosse Quantität Fleisch und Brot erlegte.
Diese beiden aber bewiesen kühnen Muth und sprachen, dass diese
Contribution zu gross sei und in dieser kurzen Zeit nicht geleistet
B*
— XX —
werden könne, worauf die Forderung vom feindlichen Gommandanten
auf die Hälfte herabgesetzt wurde. Es waren damals über 15.000 Mann
Franzosen in Marburg, wobei fast alles Schlaclit- und Zugvieh den
Bürgern weggenommen wurde.
Am 5. Juni 1809, als die Franzosen gerade mit der Brotfassung
am Hauptplatze beschäftigt waren, sprengte der kaiserliche Corporal
Karlik mit zwei Mann mit gezogenen Säbeln durch die Grazer Vorstadt
auf den Burgplatz, erbeutete aus dem Stalle des Gasthofes „zum
schwarzen Adler" eine Menge französischer Pferde, alarmirte die ganze
Besatzung, fiel aber am Doniplatze, von den französischen Kugeln ge-
tödtet. Darauf verbarrikadirten die Franzosen einige Gassen mit Heu-
wägen und wollten die Grazer Vorstadt, deren Bewohner sie mit dem
österreichischen Militär einverstanden glaubten, plündern und in Brand
stecken. Karlik's Monument steht neben dem Thore der früheren Knaben-
und gegenwärtigen Mädchenschule.
Am 10. August bewirtheten die französischen Officiere im Gast-
hof »zum Hirschen" (gegenwärtig Pachner's Haus) in der Postgasse auf
das Glänzendste das österreichische Officier-Corps.
Am 15. August 1809 war auf Befehl der Franzosen die ganze
Stadt Marburg wegen Napoleon's Namensfest illuminirt.
Im Jahre 1809 soll sich in der Sulz (ausser Marburg) ein fran-
zösischer General im Weinmoste gebadet haben. Am 10. Jänner 1810
räumten die letzten Franzosen Marburg. Am 13. October 1810 erkrankte
hier Ludwig Buonaparte, König von Holland und lag längere Zeit im
Gasthofe zum Löwen in der hiesigen Kärntner-Vorstadt.
Es wurde gelegentlich gedachter Wauderversammlung auch über
die Goldwäscherei in der Drau gesprochen ; darüber kann ich nach
meinem Gedenkbuche nur dies berichten, dass unter den Bürgermeistern
Christof Pisi im Jahre 1688 und Leopold Schweighofer 1698 die Gold-
wäscherei in der Drau in der Richtung von Maria-Rast herab bis Wurm-
berg am meisten betrieben wurde, indem diese beiden Stadtrichter die-
selbe grossartig unterstützten. Die vorzüglichsten Goldwäscher hiessen
Fasser und Juchi in den Jahren 1690—1700. Der hiesige Dom- und
Stadtpfarrer Herr Georg Mathiaschitsch erzählte mir, dass er als ehe-
maliger Kaplan von Lembach in den Jahren 1837—^842 häufig Gold-
wäscher gesehen und gesprochen habe, die an den Sandbänken bei
Lembach mit ihrem Kahne landeten und auf die gewöhnliche Weise die
Goldwäscherei betrieben, und gefragt, ob sie wohl so viel Gold bekom-
men, dass sich ihre Mühe lohne, antworteten sie, dass jeder täglich
einen alten Zwanziger profitire.
Aus den Berichten der P. T. Bezirks-
Correspondenten.
Es liegen dem VereinssuHüichuKse einii^e recht werthvolle Berichte der Bezirkscorrespondenten
vor, ans welchen wir im Nachfolgenden das Bedentendste hervorheben.
/
1. Herr Lehrer Joh. Krainss in Oberwelz berichtete (im Mai
und December i87f>) über das Archiv des Marktes Neamarkt und einen
Peststein in Niederwelz, über P'olterwerkzeuge in Oberwelz (vgl. Mitth.
24. Heft p. VIII), Aber die Auffindung mehrerer Römersteine in Einöd
bei Neumarkt und über eine Münzsammlung zu Neumarkt. —
2. Herr Karl Ritter vonPichl berichtet am 14. Juni 1876 über
den Zustand der Burg Obercilli. Seit einem Decennium sagt der Bericht-
erstatter, ist diese Ruine sehr herabgekommen und zwar zumeist in
Folge der Bäume und Gesträuche, besonders des £pheus; er macht
daraufaufmerksam,dasses nur durch Kntfcniung dieser Gesträuche möglich
sei, das Rir das Land so wichtige Denkmal zu erhalten.
3. Im November 1875 sandte Herr Lehrer Krainz auch einen
Bericht über einen zu Niederwelz aufgefundenen Peststein. Er fand
am westlichen Abhänge des Glaunzberges auf dem Grunde des Anton
Denk' vulgo Stingelbauer einen pyraraidenartigen, stark beschädigten Stein
dessen Inschrift lautet: «1715. In zeit der pest ist an disen orth
20 Wochen die h. möss gelesen. Aus disem dorfe sein 42 persohn ge-
storben, also diser stain (zum ge) dechtnus (ist hiebe) r sötzt (worden)."
Die Tradition des Volkes sagt über diesen Stein: Als 1718 in Steier-
mark die Pest herrschte, raffte sie auch im oberen Murthale Viele da-
hin. Aus Furcht vor der Ansteckung mieden sich die Leute, selbst
die Kirche besuchten sie deshalb nicht, daher wurde auf dem Glaunz-
berge, von wo man eine schöne und weite Aussicht in's Mur- und
Welzerthal geniesst, ein Altar errichtet, an dem ein Priester unter
freiem Himmel das Messopfer verrichtete, auch dem Volke die Sünden
- xxn -
vergab, während die Leute zerstreut im Thale und auf den umliegen-
den Höhen dem Gottesdienste beiwohnten und auf den Knieen vom
Himmel die Abwendung der Pest erflehten. Als diese Krankheit nach-
gelassen und der Gottesdienst wieder in der Kirche abgehalten wurde,
hat man auf der Stelle, wo der Altar gestanden, den gegenwärtigen
Pest- oder Gedenkstein aufgestellt zur Erinnerung an die Pest und
die Abhaltung des Gottesdienstes in der freien Natur.
Dieser Gedenkstein wurde in die Wohnung des Gemeindevorstandes
von Niederwelz, Herrn Mitterbacher, geschafft.
Das Volk erzählt sich, dass die Opfer der Pest auf dem zwischen
der neuen Bezirksstiasse und dem alten Fahrwege gelegenen Grunde
des vulgo Strozmann beerdigt wurden, wo man ein gemauertes Kreuz er-
richtete. Schatzgräber, die bei den Leichen Werthgegenstände ver-
mutheten, trugen zur Nachtzeit das Kreuz ab und durchwühlten den
Boden. Seitdem wurde das Kreuz nicht wieder errichtet.
In der Kirche zu Niederwelz befindet sich unter dem £mpore
ein altes Gemälde, einen Engel darstellend, welcher dem an einen
Baum gebundenen h. Sebastian Pfeile aus dem Leibe zieht. Unter dem
Bilde steht: „1715. In betriebter Pest Zeitt ist disse bildnas von einer
Gesambter NachbarschaiTt in Niedrweltz Verlobt undt Geopfert worden.
Gelobt seie Gott undt s. Sebastian. **
Ein zweiter Bericht des Herrn Oorrespondenten J. Krainz vom
November 1875 behandelt alte Grenzmarken im Bezirke Oberwelz.
4. Herr Ant. J. Aust, prakt. Arzt zu Gaal bei Knittelfeld,
schickte mit Bericht vom 6. Mai 1876 die Copic eines eisernen Gart«nthores,
das sich beim Eltemhause des Herrn Georg Zeilinger im Yormarkte
bei Uebelbach seit mehr als 80 Jahren befindet und das als ein Pracht-
exemplar echt steiermärkischer Kunstschlosserei aus dem vorigen Jahr-
hundert anzusehen ist. Er berichtet darttber wörtlich Folgendes : Dieses
Gartenthor wurde vor mehr als einem Jahrhundert von einem Grazer
Schlosser unbekannten Namens im Auftrage eines Gutsbesitzers ange-
fertigt, der aber dann wahrscheinlich die Kosten (4000 fl. in B. -Zetteln)
nicht decken konnte, weshalb das Gitter im Besitze des Yerfertigers
verblieb, bis es in das Eigenthum des Gewerken Johann Georg Zeilinger
überging. Dieser Hess das Wappen des Bestellers entfernen, an dessen
Stelle sein Werkzeichen (drei gekreuzte Säbel), die Initialen seines und
seiner Gattin Namen anbringen, das Thor bronzlren und aufstellen. Es
wird sammt dem gleichfalls stark bronzirten und schon sehr alten eisernen
Gitter bei den Fenstern des 1. Stockwerkes des Herrenhauses von den
Uebelbach besuchenden Kunstkennern mit Recht bewundert.
5. Herr Lehrer Joh. Krainz, nun in Knittelfeld, berichtete am
8. Mai 1876 von seinen Reisen im Knittelfelder Bezirke; er erwarb
mehrere Alterthümer, darunter auch Urkunden und eine päpstliche
- xxni —
Jubiläumsmtinze vom Jahre 14r)0, die er einsandte. Anch bewog er Herrn
Bealitätenbesitzer Jakob Walter in Knittelield, elf Stück Urkunden aus
dem 18. Jahrh. dem Vereine zu überlassen.
6. Ein weiterer Beriebt des Herrn Job. Krainz in Knittelfeld
vom 25. August 1876 gilt den Haus- und Hofinarken. Die von Herrn
Krainz mitgetheilten Marken gehören zum grössten Theil den ehemaligen
Unterthanen der Herrschaft Wasserberg im Bezirke Knittelfeld an und
mussten diese solche Marken in das von ihnen gefällte herrschaftliche
Holz einprägen. Bei der Fällung des sogenannten Bischofsholzes hatten
sie ausser ihren Marken noch ein besonderes Zeichen in die Stämme
zu hacken. Herr Krainz theilt 71 Marken mit den Benennungen mit.
7. Herr Kaplan A. Meixner zu St. Veit am Vogau berichtete
am 29. October 1876 Über Alterthftmerfunde und Forschungen aus den
Jahren 1874 und 1875.
ZuKötlach am Semmering wurden gefunden: ein Ohrring
von Bronze, ein Römerstein, der in einer kreisrunden Vertiefung den
Buchstaben M zeigt. Herr Meixner kam femer in den Besitz von keltischen
und römischen Münzen, deren Fundort nicht bekannt ist. Zu Graz er-
warb er verschiedenartige Alterthümer, unter anderenein silbernes Bruder-
schaftsschlüsselchen mit den SiglenM (arian) A (bt) Z (u) R (ein) 1770 und
A (bbatia) C (isterciensium R (unae) C (ondita) 1129. Es bestand näm-
lich zu Rein eine Bniderschaft, deren Abzeichen ein sogenanntes Peters-
schlüsselchen war, das der jeweilige Abt in Gold, Silber und Metall
prägen Hess. Bei alten Rosenkränzen sind dergleichen noch zu sehen,
doch werden sie schon selten. Herr Meixner erwähnt dann der 12 Kegel,
welche sich an der alten Strasse, die sich auf dem Leibnitzerfelde
vom Kaindorfer P e s t k r e u z e am alten Landgerichtskreuze vorbei
gegen Lebring hinzieht, befinden; der Funde, die dort gemacht wurden
und der Sagen, die an der Gegend haften. Aus Leibnitz selbst erhielt
Herr Meixner zwei römische Bronzemünzen sowie die Zunftkanne der
Leibnitzer Bäckerinnung. Eine grosse Menge Münzen wurden auf den
Gründen zwischen Wagna, Landscha und Leitring gefunden, die
der Herr Kaplan alle verzeichnet; 'besondere Beachtung verdient der
Fnnd einer Hand ans feinem weissen Marmor, die eine Schale hielt
lind die wahrscheinlich die Hand einer Salus gewesen. Sie wurde bei
einer Doppel-Ara gefunden, welche Herr Meixner näher beschreibt. Von
IrQheren Funden heisst es in dem Berichte wörtlich: „Hier seien einige
Anfgrabungen und Funde aus früherer Zeit erwähnt, die man bisher
nicht geachtet hat und die von Niemand notirt wurden. Beim v. Kogl-
wirth fand man einen Mühlstein (er liegt noch beim Brunnen), einen
Insehriftsstein, der aber beim Bau eines Stalles in den Grund hinein
gemauert wurde, mehrere über 6' lange vergoldete Buchstaben, die ver-
geben wurden; zwei Steine mit plastischer Arbeit auf dem Felde beim
- XXIV —
Pestkreuze; nach der Sage der Leute waren auf demselben eine Frau
und ein Kind dargestellt. Beim y. Liebmann einen Inschriftstein, der
noch beim Haus sein soll, schöne grosse und kleine 6eckige Pflaster-
ziegel. Auf dem Grunde des v. Lackl traf man auf einen Mosaikboden.
Auf dem „Schanzacker", dem Felde des v. Wirth, das seinen Namen
aus den Zeiten der Tflrken haben mag, die 1529 bei Leibnitz geschlagen
worden, wurden die oberwähnte Doppelara und die Marmorhand gefiinden.
Möglicherweise stand hier ein Tempel der Salus. Beim v. Neubauer
wurde eine Säule aus Aflenzer Stein mit plastischer Arbeit aufgegraben ;
an der Säule kletterten zwei liebliche Knaben, von denen der untere
den andern zu erreichen suchte. Bei Anbringung der Säule bei einem
Stalle schlugen die Maurer die Figuren herab. Beim Mauthwirth traf
man auf weissschwarzen Mosaikboden und Mörtelstücke, blau, roth und
gelb bemalt; 1844 traf der v. Hackllipp auf ein Gewölbe, das ganz
gleiche Mosaik und Malerei enthielt."
Unter der Ueberschrift Leitring sagt der Bericht: „Vom alten
Solva aus, von den hochgelegenen Feldern Wagna's, wo sich nur Ge-
bäuderesto finden, ziehen etwa 60 Cm. tief unter der Ackererde gegen die
Mur Kanäle. Streckenweise sind sie eingestürzt, vor etlichen Jahren geschah
es einigemale, dass beim Ackern solche Kanalgewölbe durchbrachen
und Pferde und Ackersmann bis auf den halben Leib einsanken. Ein
von der unteren Eisenbahnschranke herführender Kanal wurde beim v.
Schneckerl vermauert, ein anderer zeigte sich beim v. Eggertmüller, wo
der neue Kanal unter der Reichsstrasse durchführt; der dritte ist bei-
läufig in der Mitte des Dorfes, unweit der Mur kenntlich."
Auf dem sog. Eggartfeldc wurden 1873 bei den dortigen Kogeln
des V. Niggitsch gelegentlich des Schottergrabens zwei grosse Urnen
mit Kupfermünzen, Asche, Kohlen — und Knochenresten gefunden. Auf
dem Hauskuechtkogel (einem isolirten Kogel nahe der Mur , umgeben
von einem Wallgraben und zur Türkenzeit sicher befestigt) traf man
1872 auf zwei Gewölbe und fand ein Schwert und ein eisernes Vorh&ng-
schloss mit Schraubenschlüssel aus neuer Zeit; 1874 wurden daselbst
gefunden: Hauen, Reitersporen, Sälw»l, Ringe, eine Lampe aus Messing,
viele Geschirre, aber alle zerbrochen. Am nördlichen Abhang etwa 100
Häfen mit Asche, Münzen und Steinplatten, ein aufrechtstehender,
behauener, 1 Klftr. langer Eichenpfahl, 7" im Quadrat-Durchmesser.
Die Sage behauptet, es sei dort ein. König begraben und in der Mitte
des Kogels befinde sich eine goldene Truhe. Herr Meixner erwarb von
den Pfunden Manches, unter Anderem eine sechsseitige Messinglampe, von
der er sagt: „Diese Lampe ist einzig in ihrer Art. Inmitten der Schale
ist ein über 4 Cm. hoher zehnseitiger Behälter, zum Aufnehmen eines
Lampendochtes sow^ohl als auch einer Kerze eingerichtet. Die Wand
der Schale hat oben in gleicher Entfernung drei Löcher, an denen man
— XXV —
Schnüre oder Kettlein anbringen und so die Lampe aufhängen konnte.
Die sechs Seiten der Wand sind aussen mit Falzen versehen, so dass
die Lainppe in einem entsprechenden Gestelle auf- und abgeschoben
werden konnte, je nachdem die statt des Dochtes hineingesteckte Kerze
CS erforderte. Besagtes Geräth war also Lampe und Leuchter zugleich
und konnte aufgehangen, gestellt und geschoben werden. **
Ein wichtiger Fundort ist ein zu der Ortschaft Hasendorf gehöriges
Feld, Micheleggart genannt. Auf diesem Felde ist ein viereckiges
Terrain mit antiken Bauresten, Ziegeln und Scherben wie besäet ; selbst
das vorbeifliessende Bächlein zeigt auf seinem Grunde eine Menge Alter-
thOmer. Man fand auf diesem Felde Münzen, Marmorsteine, Theile eines
Mosaikbodens, eine Hand vom Ellenbogen an. ^Ich las, sagt Herr
Meixner, auf dieser Stätte schöne Bruchstücke von Deck- und Wärme-
leitungsziegeln, Taufsteinen und ein paar feine bläulich-schwarze Ziegel-
stücke zusammen; letztere waren nicht aus Lelim, sondern nach meinem
Erkennen aus „Letten'' (Bach- und Murschlamm) verfertigt Die Yolks-
sage glaubt, dass hier eine dem heil. Michael geweihte Kirche gestanden,
wahrscheinlich des Namens Micheleggart wegen; doch bedeutet michel
im Mittelhochdeutschen soviel als „gross**. Nach den Funden zu schliessen.
stand hier zur Kömerzeit ein grosses Gehöfte oder eine kleine Ortschaft.''
Den Schluss des Berichtes machen einige Angaben über Kogel:
„Am sog. Teufelsgraben, der zur Kömerzeit die Lasnitz und Mur ver-
band und das liCibnitzerfeld bewässerte und der in seinem unteren
Lauf die Grenze zwischen Bachsdorf und Obergralla bildet, stösst man
häufig auf altes Gemäuer. Bei Untergralla ist ein sog. Kogelfeld; dort
steht ein Kogel, der früher höher war und von dem man eine weite
Aussicht bis Lebring hat. Von Funden bei demselben weiss man nichts :
man hält ihn für eine Schanze und er mag in der That ein Beobach-
tungsposten gewesen sein, wenngleich der Zweck solcher Kogel auch
darin bestanden haben kann, dass sie als Begräbnissstätten dienten.
Dieser Art ist der Fritzenkogel im oberen Stiefingthale, der Grafen-
kogel bei Stocking, selbst der Hausknechtkogel bei Leitring. Denselben
Charakter hatte jener mächtige Kogel von Obervogau, der bei Umlegung
der Reichsstrasse 1827 dieser Platz machen musste und an dem Platze
stand, wo diese von der St. Veiterstrasse durchschnitten wird.**
Ein recht interessanter Bericht ist auch der des Herrn Bezirks-
Correspondenten Ludwig Pauer, Lehrers zu Krieglach, verfasst am
15. Jänner 1877. Er erwähnt der Sage, dass die Gegend von MOrz-
zuFchlag, Langenwang, Krieglach, Wartberg einst ein See gewesen, dass
in der Einöde (eine Einengiuig des Thaies bei Wartberg) ein Lindwurm
durchgebrochen habe, wodurch der See zum Abfluss gekommen sei. Von
Krieglach heisst es, dass es ehedem eine befestigte Stadt gewesen und
cursiren über die Gründung derselben verschiedene Sagen, von denen
— XXVI —
folgende die verbreiteste ist: Als der See abgelaufen, schwamm auf der
Wasserfläche ein Krtiglein daher, in dem sich ein Bildchen, den heil.
Jakob darstellend, befand. Nach dem gänzlichen Versiegen des Wassers
sei das KrUglein in einer Lache liegen geblieben und dort haben die
Leute dem hl. Jakob zu Ehren eine Kirche gebaut. Das Volk spricht
von einem Heidenterapel auf dem Höllkogel. — Der Bericht erwähnt
dann zweier alten Gebäude in Krieglach, von denen das eine, welches
am getäfelten Plafond eines düsteren Raumes die Zahl 1628 aufweist,
ehedem das Amtsgebäude der gräfl. Stubenberg*schen Herrschaft Widen
gewesen, dann dem Herrn Baron Sessler-Herzinger gehörte, der es der
Gemeinde zum Geschenke machte. Das andere (jetzt Pnmner'sche üaus)
soll von den Jesuiten erbaut worden sein. — Herr Pauer beschreibt
dann die Pfarrkirche von Krieglach. Im Eingange zur Kirche finden
sich zwei Holztafeln aufgehängt, die Folgendes enthalten:
I. Tafel, links (11 dm. hoch, 5 dm. breit):
In dem 1529 Jahr ist der Tttrgkli hie gewösen und hat 800 etlich
Perschannen wegkh gefiehrt.
Anno 1541 seintt in die 1600 Perschannen von St. Jakobi biss hin
auf Martini gestorben. Gott wolle Ihnen gnedig sein.
Anno 1544 am Pfingstag vor Bärtholomai seintt die Heuschrökhen
mit hauffen hie gewöst, dass sie die Sonnen haben verdökht.
II. Tafel, rechts :
Anno 1693 den 23. Juli hat der Donner bey hellen Sonnenschein
in Kornschibern ohne Verlözung eines andern Hälmllein stro alda zugleich
Mann und Weib erschlagen.
Anno 1693 den 18. Nach- und den 19. Augusti Vormittag sein
wilder die Heuschröckhen in unbeschreiblicher menge durchgeflogen:
alda schier kheinen anderweitig aber in Traith grossen schaden gethau,
was Folgen werdt, ist (rott bekhanndt oder dessen abwendtung von
Ihme zu erbetten.
In der Gemeindekanzlei von Krieglach fand Herr Pauer blos
Weide- und Holzordnungen der Herrschaft Stubenberg 1619 1706.
Er erwähnt dann einiger Funde von Waffen aus der TQrkenzeit (ein
Steinwall an der Hattner Strasse auf der Alm heisst noch „Tiii'keu*
schanze '') sowie Ortsnamen, die slavischen Ursprungs sind und berichtet
zuletzt über die Erwerbung zweier Manuscripte von Herrn Oberlehrer
Schönegger. Das eine ist ein Protokoll der Schule Neuberg von
1795, das zweite ein Bericht über Neuberg von 1544.
Veränderungen
im
Personalstande des Vereines .
in der Zeit vom 1. Jänner 1876 bis incliis. 30. April 1877.
Neu gew&hlte Ebrenmitglieder.
Die P. T. Herren: Dttmmler Ernst, Dr., Professor der Ge-
schichte an der Universität zu Halle. — Mommsen Theodor, Dr.,
Professor an der Universität und Secretär der Akademie der Wissen-
schaften in Berlin. — Ranke Leopold von, Dr., Historiograph des
preuss. Staates , Kanzler des Ordens pour le m^rite für Wissenschaft
und Kunst, Professor an der Universität in Berlin. — Sickel Theodor,
Dr., Mitglied der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, Professor an
der Universität in Wien.
Ordentllclie MitgUeden
Bancalari Jacob, Kreissecretar in Marburg. — Duchatsch
Ferdinand, Dr. und Vice - Bürgermeister in Marburg. - Fleck Josef,
Dom- und Stadtpfarr -Vicär in Marburg. — Friedau, der Lehrer-
verein. - Fürstenfeld, die landesftlrstl. Bürgerschule. — Gutscher
Johann, Gymnasial - Director in Marburg. — Hiden Fmerich, Lehrer
in Eisenerz. — Hof er Rupert, Bürgermeister in Rotenmanu. —
Knittelfeld, der Lehrerverein. — Krone s Franz, Oberlehrer iu
Kumberg. — Kümmel Phnil, Aspirant im Landesarchive in Graz. —
Möstl Franz, stud. philos. in Graz. — Nerath Michael, Oberlehrer
in Marburg. — Pauer Ludwig, Lehrer in Krieglach. — Pranger
Vincenz , Lehrer in Radegund. — Puschi Albert, Studirender in
Graz. ~ Rotenmann, die Stadtgemeinde. — Rozbaud Wenzel,
pens. Steuereinnehmer in Graz« — Schlossar Anton, Dr., Bibliotheks-
— xxvm —
Beamter an der Universität in Graz. — Schmid Anselm, Kaplan in
Kammern. — Schmidt Paul, Güter- und Forst-Inspector in Graz. —
Schubert Johann, Lehrer zu Veitsch im Mttrzthale. — P. Schweiger
Gabriel, Provinzial - Commissär, Definitor und Quardian, zugleich prov.
Pfarr - Administrator zu Mariahilf in Graz. — Steinwenter Arthur,
Dr. und Gymnasial - Professor in Graz. — Zechner Norbert, P. und
Mitglied des Stiftes in St. Lambrecht.
Bezirkscorrespondenten.
Pauer Ludwig, Lehrer in Krieglach.
Ausgetretene ordentliche Mitglieder.
von Beck-Widmanstetter Leopold, k. k. Obcrlieutenant des
27. Infanterie- Regimentes in Graz. — Bischof Hermann, Dr. der Rechte
und Philosophie, Professor an der Handels- Akademie und Privatdocent
an der Universität in Graz. ~ Bergmann Karl J., Fabriksbesitzer in
Graz. — Boeheim Wendelin, pens. Hauptmann in Wien. - Eyller
Johann, Director der Actien-Gesellschaft fl\r Papier- und Druckindustrie
„Leykam- Josef sthal" in Graz. — Franck Moriz, Ritter von, Guts-
besitzer in Graz. — Habianitsch Franz, Gewerksbesitzer in Juden-
burg. — Haust ab Franz, Ritter von, k. k. geh. Rath und Feldzeug-
meister i. R. in Wien. — Herberstein Sigmund, Graf, k. k. Kämmerer
und Major a. D. in Graz. — Jenko Ignaz, Dr. Medicinae in Graz. —
Khevenhttller-Metsch Albig, Graf von, k. k. Kämmerer a. D. in
Graz. — Krassberger Sigmund, pens. Beamter in Graz. — Lucas
Georg, Dr., Gymnasial -Professor in Graz. — Mayer Josef, Privatier in
Leoben. — Marx Friedrich, pens. Hauptmann in Graz. — Meixner
Anton, Kaplan in St. Veit am Vogau. - Pichler Friedrich, Dr. und
Professor in Graz. Proschko Isidor, Dr., kaiserl. Rath und Polizei-
Ober -Commissär in Wien. — Richter Gregor, Werksverweser in
Murau. — Strempfl Andreas, Kaplan in Riegersburg. — Tatten-
bach Ludwig, Graf von, königl. bair. Oberst a. D. zu Landshut in
Baiern. — Winter, Gustav, Dr., Concipist im k. k. geheimen Haus-,
Hof- und Staatsarchiv in Wien.
Gestorben die P. T. Herren.
Ehrenmitglieder.
Prokesch-Osteu Anton, Graf, k. k. wirkl. geh. Rath, Feldzeugmeister
i. R. in Wien, am 26. Octobcr 1876.
Tarnoczy Max., £dler von, Eminenz, k. k. wirkl. geh. Rath, Cardinal-
Fürsterzbischof zu Salzburg, am 4. April 1876.
- XXIX -
Ordentliche Mitglieder.
Aiiersperg Anton Graf von, Dr., k. k. geh. Rath, in Graz am
12. September 1876.
Donin Ludwig, Curat, in Wien am 20. August 1876.
Fleckh Johann, Dr., Advocat, zu Krieglach am 27. Februar 1876.
Früh mann Michael, Dr., Üniversitäts-Professor, in Graz am 20. Jän-
ner 1877.
Gassner Theodor, Gymnasial -Director, in Innsbruck am 4. October 1876.
Gebhard Ferd. , Chorherr des Stiftes Voran, in Graz am 20. Sep-
tember 1876.
Göttmann von Göttsburg Gustav, General-Major i. R., auf Schloss
Sannegg bei Cilli am 14. Februar 1877.
Gruber Franz, Bürger, in Oberwölz am 21. April 1876.
Macher Mathias, Dr. Medicinse, in Graz am 27. Juni 1876.
Oreschek Johann, Gymnasial-Professor, in Cilli am 12. October 1876.
Rebenburg Ludwig von, Gutsbesitzer, in Graz am 16. Jänner 1877.
Stubenberg Francisca, Gräfin, in Graz am 2. August 1876.
Wilhelm Anton, Beamter, in Leoben im Jahre 1876.
Windischgrätz Alfred Fürst zu , Durchlaucht , k k. geh. Rath,
Feldmarschall-Lieutenant etc., in Wien im April |876.
Winimer Eugen Edler von, Capitular des Stiftes Admont, zu Admont
am 17. April 1876.
Wucherer v. Hui den fehl Peter Freiherr, Hofrath i. R. zu Graz
am 17. März 1877.
— XXX —
U e b e r-
über die Empfänge und
M
Empfänge
Oesi Wäkr.
fl.
kr.
I Gassarest vom 31. December 1875
ir FOr erhaltene Interessen
HI Jahresbeiträge der P. T. Mitglieder
lY FOr verkaufte Vereinspublicationen
y An Diplomsgebühren
VI Subvention der hohen steierm. Landschaft pro 1876
YII Subvention des hohen Unterrichtsministeriums . . .
VIII Theilnehmerbeiträge an der II. WanderversammUing
in Marburg
IX Honorarvercichtleistung zu Gunsten des Vereines
von Herrn Prof. Dr. Franz Mayer
Summe der Kinnahmen . . .
Wird die Summe der Ausgaben von der der Em-
pfänge abgezogen mit
so verbleibt am 31. December 1876 ein Rest von
Dieser Gassarest zerfällt in zwei Theile, als:
a) in angelegte Gapitalien fl. 615.50 und
b) in baares Geld . . . fi. 424.16
also in Summa wie oben . .
fi. 1039.66 =
Graz, am 31. December 187i'..
940
62
1264
561
25
525
500
100
7
3985
2946
1039
1039
69
52
12
40
73
66
66
Ernst Fürst,
d. Z. Cassier.
sieht
Ausgaben im Jahre 1876.
Ausgaben
k± WAt.
Remunerationen an ilie Verein »bedien Bieten ....
Porti und Speditionsniialagen
Für Stempelausltgen
For KanzkibedUrfniese
Für ReiDigiing der Kanzlet pro 1876
Kosten der Versammlungen
Honorar an den Hilfsbeamten
EntloliniinE an den Vereinsdiener
Für au sserge wähn lieh geleistete Kanzlei dionste . .
Mitgliedsbeitrag an den Oesammtverein der deutschen
hist. Vereine in Darmstadt (5 Tbaler) ....
Für die kalligraphische Ausarbeitung der Diplome
Druckkoslen des 12. Jahrganges der Beiträge . .
Beitrag an das germanische Museum in Nürnberg .
Subvention an Herrn J. Krainz in Kntttelfeld . . .
Koelen des Bildes rMari>iirg" 7ur II. Wanderver-
sammlong in Harburg
Kosten der Mitlheilungen 24. Heft
Zum Ankaufe eines Römersteines
Bisherige Kosten der Beiträge 13. Jahrgang . . .
Für lOOOSeparatebdrOcke; „Der Lehrer als Förderer
der Heimatakunde - aus der Pädagogischen
Zeitschrift
Resti,ahlQng fllr den Druck des Urkundonbucbes
I. Band an Leykam-Josefathal
Für Ankauf Ton Büchern
Für BuchhändlerbeiscblÜEse
Summe der Ausgaben .
Den Sammlungen des Vereines
sind im Jahre 1876 und bis 30. April 1877 zap;ekommen
A. Für die Bibliothek.
1. Durch Schenkung.
Von den Bisthümern Gurk , Lavant und Seckau die Peraonal-
Verzeiclmisse pro 1876 und 1877.
3828. Dimitz August, k. k. Finanzrath und Secretär des histor. Vereines
fÜrKrain: Geschichte Krain's, 1. und 2. Lieferung des 4. Theiles.
3824. Knödl Vincenz, Abt des Cisterzienserstiftes in Rein: Katalog des
geistlichen Personalstandes der Cisterzienserstifte der fisterr.- un-
garischen Provinzen pro 187(1.
8H25. Manzano Conte di, Francesco, zu Cormons: Conipendio di Storia
Friulana, Udine 187(1.
382(>. Oro^en Ignaz, Domherr in Marburg: Das Benediktinerstift Oberbnrg.
3827. Paris, der Congres Archeologique de France: Sitzungs -Protokolle
des Jahres 1874, betreffs Erhaltung der Bandenkmale. Paris, l»75
und XLIl, Session, 187r..
3828. Pils Jacol), Oberlehrer in Kraubat ob Leoben:
a) Ursprung und Bedeutung aller Ceremonien, (iebräuche und
Gewohnheiten der katholischen Kirche, gedr. 1728; — b) Alt und
Neues Oesterreich oder compendieuse Universal-Historie. 4 Bände,
gedr. 1734 — 30; — c) Salzburger Schreibkalender ftlr das Jahr
1786; — d) Frb - Huldigung der niederösterr. Stände beim Re-
gierungsantritt der Kaiserin Maria Theresia am 22. November
1 740 ; — e) Universal - Historie zum Gebrauche fiir ftsterr.
ProWnzialschulen, gedr. 1758.
3829. Wichner Jacob P., Capitular und Archivar des Stiftes Admont:
Geschichte des Benediktinerstiftes Admont von der Zeit des Abtes
— xxxm —
Isenrik bis zum Tode des Abtes Heinrich II. (1178—1297) ge-
druckt 1876.
2. Im Schriftentaiiscli.
8880. Aarau, histor. Gesellschaft des Cantons Aargau: a) Argovia,
9. Band, 1876; — b) Katalog der Bibliothek der Gesellschaft
vom Jahre 1874 nebst erstem Nachtrag vom Mai 1876.
S88I. Agram, stidslavische Akademie der Wissenschaften :
a) Rad jugoslavenske Akademie znanosti i un^etnosti, Band
83 bis 87, 1875-76; — b) Starine, Band 7 u. 8, 1875 -76; —
c) Monumenta und Listine, Band 5, 1875; — d) Vetera Monu-
menta Slavoruni Meridionalium (von Aug. Theiner) 1875; —
e) Monumenta historico-juridica slavorum meridionarium. Pars I.
Yol. L u. Statuta et Legcs civitatis et insolae Curzulae (1214
bis 1558) gedr. 1877.
3882. Amiens , die Gesellschaft der Alterthnmsfreunde der Picardie :
M^moires, 28. Band, 8. Heft der 8. Serie, 1878.
3838. Amsterdam, königl. Akademie der Wissenschaften : Jahrbuch, 1874.
8834. Augsburg, histor. Verein im Regierungsbezirke Schwaben uud Neu-
burg: a) Zeitschrift, II. und UI. Jahrgg. , Heft 1 bis 3; —
b) Jahresbericht pro 1874 und 1875.
8885. Baireuth, histor. Verein für Oberfranken: Archiv, Band 13,
Heft 1—2, 1875-76.
8886. Bamberg, histor. Verein für Oberfranken: 37. et 88. Bericht über
den Bestand und das Wirken des Vereines in den Jahren 1874 — 75.
Sb87. Berlin, königl. Akademie der Wissenschaften: a) Monatsberichte,
Jahrgg. 1876; — b) Abhandlungen philos. - histor. Glasse aus
dem Jahre 1875, gedr. 1876.
S838. Berlin, Verein „deutscher Herold*^ : Monatsschrift, 6. Jahrgg. 1875.
8689. Berlin, Verein fQr die Geschichte Berlins: a) Schriften, Heft 12
und 18, 1874—75; — b) Statuten vom 1. Februar 1870 nebst
Mitglieder- Verzeichniss des Jahres 1876; — c) Berliner Chronik
nebst ürkundenbuch. 18. Lieferung des ganzen Werkes, Jahrgg. 1876.
3840. Bern, histor. Verein des Cantons: Archiv, Band 9, Heft 1, 1876.
3841. Bern, allgemeine geschichtsforschende Gesellschaft der Schweiz:
a) Archiv, 20. Band , 1876 ; — b) Chronik des Hans Fründ,
Landschreibers zu Schwytz. (Von Christian Immanuel Kind),
Chur 1875 ; — c) Jahrbuch für schweizerische Geschichte, I. Band,
Zürich 1877.
8842. Bonn, Verein der Alterthumsfreunde im Rheinlande: Jahrbücher,
Heft 57 und 58, 1876.
3843. Brandenburg (am Havel) histor. Verein: Märkische Forschungen,
Band 18, Berlin 1876.
ItUtkcU. d. bUt. Xm^uB f. Slalvmark. XXV. Umtt, lit77. f«
— XXXIV -
8844. Bregenz, vormals zu Hard , Yorarlberger Museums -Verein:
15. Rechenschaftsbericht des Jahres 1874.
3845. Bremen, Abtheilung des Künstler-Vereines für bremische Geschichte
und AlterthOmer: Jahrbuch, 8. Band, 1876.
8846. Breslau, schlesische Gesellschaft vaterländ. Cultur: 58. Jahres-
bericht, 1875.
8847. Breslau , Verein für Geschichte und Alterthum von Schlesien :
a) Zeitschrift, 18. Band, 1. Heft, 1876; — b) Acta Publica,
(Verhandlungen und Correspondenzen der schlesischen Fürsten
und Stände) Jahrgang 1621, Breslau 1875; — c) Begesten zur
schlesischen Geschichte, 1. Lieferung bis zum Jahre 1200. Breslau,
1876; — d) Wegweiser durch die schlesischen Geschichtsquellen
bis zum Jahre 1550. (Von C. Grünhagen.) Breslau 1876.
8848. Brunn, mährisches Landesarchiv : Mährens Allgemeine Geschichte.
(Von Dr. Beda Dudik.) 7. Band, Brunn 1876.
8849. Brüssel, die königl. belgische Akademie: a) Bulletin, 2. Serie,
tomo 88, 89, 40; — b) Annuaire, 1876, 1876.
8850. Budapest, das königl. ungar. National - Museum , Bücherkatalog,
Heft 1, 1876.
8851. Cassel, hessischer Verein für Geschichts- und Alterthum skunde
von Cassel , Darmstadt und Mainz : a) Zeitschrift , N. F. 5.
Supplement, 1875; — N. F. 6. Band, Heft 1 bis 8, 1875 und
1876; — b) Mittheilungen, Jahrgg. 1875, Vierteljahresheft 1, 2.
8852. Chambery, sociötö savoisienne d*histoire et d^arch^ologie : Memoires
et documents, tomo 15, 2. Hälfte, 1876.
8858. Chemnitz, Verein fQr Chemnitzer Geschichte : Mittheilungen, Jahr-
buch für 1878—75, Heft 1, gedruckt 1876.
8854. Christiania, Verein zur Erhaltung und Aufbewahrung nordischer
Vorzeitdenkmäler : a) Gm Nordboemes Forbindelser med Rusland
og Tilgrsendsende Lande, 1878; — b) die egyptischen Denkmäler
in St. Petersburg , Helsingfors , Upsala und Copenhagen. (Von
J. Lieblein.) 1878; — c) Grundtrcekkene i den seldste norske
Proces. (Von Ebbe Hertzberg.) 1874; — d) Foreningen, Jahrgg. 1874.
8855. Cilli, die Gymnasial -D irection : Programm pro 1876.
8856. Darmstadt, historischer Verein für das Grossherzogthum Hessen:
Archiv, 14. Band, Heft 1 und 2, 1875—76.
8857. Dijon, die Commission des Antiquites du d^partement de la C6te
d'Or: „Memoires", 9. Band, 2. Lieferung, 1874—75.
8858. Dorpat, gelehrte esthnische Gesellschaft: a) Sitzungsberichte des
Jahres 1875 und 1876; — b) Verhandlungen, 8. Band, 8. Heft, 1876.
3859. Elberfeld, bergischer Geschichtsverein: Zeitschrift, 11. Band,
(N. F. 1) 1876.
- XXXV -
3860. Emden, Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Alter-
thtimer: Jahrbuch, 2. Band, 1. und 2. Heft, 1875 — 1877.
3861. Erfurt, Verein für Geschichte und Alterthumskunde : a) Mit-
theilungen, 7. Heft, 1876; — b) Erinnerungen an Karl M. E.
Herrmann. (Von Dr. J. Ch. Hermann Weissenborn.) 1875; —
c) zwei lateinische Gedichte, verfasst von Dr. Hermann Weissen-
born, 1875.
3862. Frankfurt a. M., Verein für Geschichte und Alterthumskunde:
a) Neiyahrsblatt ffer 1875 und 1876; — b) Mittheilungen, Bd. V,
Nr. 2; — c) „Battonn Johann Georg", Beschreibung der Stadt
Frankfurt a. M., 7. Heft, 1875; — d) Tagebuch des Canonicus
Wolfgang Königstein, über die Vorgänge seines Capitels und die
Ereignisse der Reichsstadt Frankfurt a. M. in den Jahren 1520
bis 1548. (Von Dr. Georg Eduard Steitz.) 1876.
8863. Frauenfeld, histor. Verein des Cantons Thurgau: Thurgauische
Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Heft 16, 1876.
3864. Freiberg in Sachsen, Alterthumsverein : Mittheilungen, Heft 1 2, 1 8 7 5 .
3865. Genova, la Societä Ligure di Storia patria: ^Atti'', Band X, Fas-
cikel IV, 1876; Band XI, Fascikel H, 1876.
8866. Glarus, historischer Verein: Jahrbuch, 13. Heft, 1877.
8867. Görlitz, Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften: Neues
Lausitzisches Magazin, 52. Band, 1. und 2. Heft, 1876.
3868. Göttingen, königl. Gesellschaften der Wissenschaften : Nachrichten
aus dem Jahre 1875 und 1876.
3869. Graz, Garl-Franzens-Universität : Pcrsonalstand, Jahrgang 1876
und Sommersemester 1877.
8870. — technische Hochschule Joanneum: Programm des Studien-
jahres 1876/77.
3871. — Joanneum, recte steierm. Landesaus schuss: 64. Jahres-
bericht, 1875.
8372. — I. Staatsgymnasium: Jahresbericht pro 1876.
3873. -- IL Staatsgymnasium: 7. Jahresbericht pro 1876.
8874. — Staatsoberrealschule: 4. Jahresbericht pro 1876.
3875. — steierm. landschaftJ. Oberrealschule: 25. Jahresbericht
pro 1876.
3876. — Christlicher Kunstverein der Diöcese Seckau: Kirchen-
schmuck, 7. Jahrgg. 1876 und 8. Jahrgg. Nr. 1-4.
3877. — akademischer Leseverein an der Universität und technischen
Hochschule: 9. Jahresbericht, 1876.
8868. — steierm. Gewerbeverein: 39. und 40. Jahresbericht, 1875,
1876.
8879. Greifs walde, königl. Universitäts - Bibliothek : Personalstand der
C*
- XXXVI -
akademischen Behörden für den Sommer- und Wintersemester
1876/76, dann 7 9 Stücke Inaugural-Dissertationen des Jahres 1875.
8880. Hanau, Becirksyerein für hessische Geschichte und Landeskunde :
Mittheilungen Nr. 6, 1876 und Fried. Rückert als Professor am
Gymnasium zu Hanau. (Eine Episode aus den Wandeijahren des
Dichters.) Von Dr. Albert Duncker, Hanau 1874.
3881. Hannover , historischer Verein für Niedersachsen: Zeitschrift,
Jahrgg. 1874 und 87. Nachricht, 187&.
8882. Helsingfors, die finnländische Gesellschaft d. Wissenschaften : a) Acta
Societatis Seien tiarum Fennicae, tomo X, 1875; — b) öfversigt
af Finska Yetenskaps - Societetens Förhandlingar , vol. XVH,
1874—75; — c) Bidrag tili kännedom af Finlands natur och Folk,
vol. XXIV, 1875; — d) Observations m^t^orologiques, ann^e 1878.
8888. Hermannstadt, Verein für siebenbürgische Landeskunde: a) Pro-
gramm des Gymnasiums zu Hermannstadt pro 1874/75; —
b) Archiv, N. F., 12. Bd., 2. und 8. Heft, 1875 ; — c) Jahres-
bericht pro 1874/75; — d) Schriftsteller-Lexicon oder biograph.
literar. Denkblätter der Siebenbttrger Deutschen. (Von Josef
Trausch) , 8. Band, 1875; — e) ürkundenbuch zur Geschichte
des Kisder Kapitels vor der Beformation, 1875.
3884. Hohenleuben, voigtländisch-alterthumsforschend. Verein : Festschrift
zur Feier des 50jährigen Bestehens dieses Vereines, 1. u. 2. Theil,
nebst 44., 45. und 46. Jahresbericht, 1876.
8885. Innsbruck, Ferdinandeum : Zeitschrift, 3. Folge, 20. Heft, 1876.
3886. Kiel, königl. schleswig-holstein-lauenburgische Gesellschaft für die
Geschichte dieser Herzogthümer : a) Zeitschrift, 6. Band, 1876 ; —
b) Kieler Stadtbuch aus den Jahren 1264— -1289, gedr. 1875.
3887. Klagenfurt , Geschichtsverein für Kärnten : a) Archiv für vater-
ländische Geschichte und Topographie, 18. Jahrgg., 1876; —
b) Garinthia, 65. Jahrgg., 1875.
8888. Klagenfurt, Staats-Obergymnasium : Programm des Studienjahres
187G.
3889. Köln, historischer Verein für den Niederrhein : Annalen, 28., 29.
und 80. Heft, 1876.
8890. Königsberg, königliche und Universitäts-Leihbibliothek : Altpreus-
sische Monatsschrift, N. F., Jahrgang 1876.
8891. Kopenhagen, königlich dänische Gresellschaft ft)r nordische Al-
terthumskunde : a) Tilloeg til Aarboger, Jahrgang 1874; — b) Aar-
boger, Jahrgang 1875, Heft 1—4 und Jahrgang 1876, Heft 1—2.
8892. Krakau, königliche Akademie der Wissenschaften: a) Rocznik
Zarzadu für das Jahr 1875; — b) Monumenta Medii Aevi Histo-
rica, tomo 8. — 1876; — c) Rozprawy i Sprawozdania z Po-
siedzen wydzialu filologicznego, tomo 8 und 4; — 1875; d) Jan
— xxxvn —
Sniadecki. Jego Stanowisk w. Dziejach Oswiaty i filosofi w Polsce,
1875; — e) Starodawne Prawa Polskiego Pomniki, tomo 4, 1875;
— f) Scriptores rerum polonicaram, tomo 8, — 1875 ; g) Biblio-
graphische Berichte über die Publikationen der Akademie, 1. Heft,
1876.
3893. Laibach, Obergymnasium: Jahresbericht 1876.
389 (. Landshut, historischer Verein f&r Niederbaiem : „Verhandlungen'*
18. Band, Heft 3 und 4, 1875.
3895. Lausanne, Soci^t^ d'histoire de la Suisse romande; Memoires et
documents, 80. Band, 1876.
3896. Leipzig, königlich sächsische Gesellschaft der Wissenschaften:
a) Berichte der philos. histor. Glasse, 25., 26. und 27. Band,
Jahrgang 1873 bis 1875; — b) Abhandlungen: Die Geschicht-
Bchreibung über den Schmalkaldischen Krieg, yon Georg Voigt,
Band VI., 1874; die Epheten und der Areopag yor Solon, yon
Ludwig Lange. Band VU. Nr. 2, 1874; — zur Charakteristik König
Johann's yon Sachsen in seinem Verhältniss zu Wissenschaft und
Kunst, yon Dr. Johann Paul yon Falkenstein, Band VU. Nr. 8,
1874; über das Aelius- und Sabinus-System, wie über einige yer-
wandte Rechts-Systeme, yon Moriz Voigt, Band Vn. Nr. 4, 1875.
3897. Leipzig, deutsche morgenländische Gesellschaft: Zeitschrift,
29. Band, 3. und 4. Heft, 1875, 80. Band, 1., 2., 8., 4. Heft, 1876.
3898. Leipzig, fürstlich Jablonowski'sche Gesellschaft: «Preisschriften^
Band 19 und 20, 1876.
8899. Leisnig, Geschichts- u. Alterthums- Verein: Mittheilungen, 4. Heft,
1876.
3900. Lemberg, archäologischer Verein: Przeglad archeologiczny, Jahr-
gang 1876, yon Nr. 1 bis 8.
3901. Lemberg, Graf Ossolinski'sches National-Institut: Codex Diploma-
ticus Monasterii Tynecensis, 1875.
3902. Leoben, Realgymnasium : 10. Jahresbericht, yereint mit dem
1. Jahresbericht der Oberrealschule pro 1876.
3903. Linz, Museum Francisco-Carolinum : 83 und 84. Jahresbericht,
nebst der 28. imd 29. Lieferung der Beiträge zur Landeskunde
von Oesterreich ob der Enns, 1 876-- 16 76.
3904. Luxembourg, historische Section des Institutes (Soci^t^ arch^o-
logique). Publications, SO. und 31. Band, der neuen Serie 8—9.
1875—76.
8005. Luzern, historischer Verein der fünf Orte Luzem, Uri, Schwyz,
Unterwaiden und Zug: „Geschichtsfreund^* 81. Band, 1876. i
3906. Marburg, "*) Staatsgymnasium : Programm des Schuljahres 1874,
1876.
*) In den Ifittheiliingen XXIY. Heft, p. XXI, Kr. 8779 sollte es heissan : ICsfImrg,
Ojmnasiuni, Prof. Jahrf . 1878 k« k. bU 1876 (stelt „und'*).
— xxxvin —
8907. Marienwerder, historischer Verein: Zeitschrift, 1. Heft, 1876.
8908. Meiningen, hennebergisch-alterthumsforschender Verein : „Henne-
bergisches Urkundenbuch", 7. Theil 1877.
8909. Metz, die Akademie der Wissenschaften : M^moires, 8. Serie,
3. und 4. Jahrgang 1875—1876.
8910. Mitau, die kurländische Gesellschaft für Literatur und Kunst:
Sitzungsberichte aus dem Jahre 1875.
S911. Mons, Sociöt^ des sciences, arts et des lettres du Hainaut:
„M^moires«, IV. Serie, I. Band, 1876.
8912. Montb^liard, Society d'^mulation: M^moires, Band 4, femers
Nachtrag hiezu Seite 218 bis 494, dann Nachtrag zum 5. Bande
Seite 429 bis 556.
3918. München, königlich bairische Akademie der Wissenschaften:
Sitzungsberichte, Jahrgang 1875, Band 2, Heft 8 und Supplement
hiezu, dann Heft 4; — Jahrgang 1876, Band 1, Heft 1—4.
8914. München, historischer Verein von und für Oberbaiem: Archiv,
38. Band, 2. und 8. Heft, 84. Band, 1., 2. und 8. Heft, 85. Band,
1. Heft. — Jahresbericht, 84 und 85 fOr die Jahre 1871 und
1872, gedr. 1874.
3915. München, der Alterthumsverein : die Wartburg, Zeitschrift für
Kunst- und Kunstgewerbe, 8. Jahrgang 1876 Nr. 7 bis 12; —
4. Jahrgang Nr. 1 bis 9.
3916. Münster, literarischer Handweiser: 15. Jahrgang, 1876; 16. Jahr-
gang 1877 Nr. 1 bis 8.
8917. Neuburg, histor. Filialverein : CoUectaneenblatt für die Geschichte
Baiems, 89. Jahrgang, 1875.
8918. New-York, American Museum of natural history : Annual Report
für das Jahr 1875.
8919. Nürnberg, germanisches Museum: 21. Jahresbericht 1875; —
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, N. F. 22. und 28.
Jahrgang 1875, 1876.
3920. Paderborn, Verein für Geschichte und Alterthumskunde West-
phalens: Zeitschrift, 34. Band, der 4. Folge 4. Band, 1876.
3921. Pettau, landschaftliches Realgynmasium : 7. Jahresbericht, 1876.
3922. Pest, königlich ungarische Akademie der Wissenschaften: a) Al-
manach, 1774 und 75; b) Ertesitöje, Heft 7 und 8; c) N^v ^s
Tärgymutatö Ertesitöjenek I— Vm, 1875; d) Akadömiai Könyrck-
nek, 1875; e) Ertekez^sek tudomanyok kör^böl Band 2, Heft 10,
1878; Band 8, Heft 1—10, Band 4, Heft 1—6, Band 5, Heft 1,
1874—75; f) Török-Magyarkori Törtenelmi Emlekek, 19. Band,
1878; g) N^Y 6b T&rgymutato a Török-Magyarkori Allamokm&ny-
tir, 1875; h) Magyar Törtenelmi Tar, Band 19—21, 1874—75;
i) Monumenta hungariae historicka Tört^nelmi-Eml^kek Band 18
— XXXIX -
bis 24. (Diplomataria) Elsö osztäly Okmanytarak ; k) idem, Band
22, 26, 27 und 82 — 1873—76. (Scriptores) Mäsodik osztäly
Irok; 1) idem, Band 1—2. 1874—75. (Magyar Orszäggytil^si-
Emlekek); m) idem, Band 1—2, 1875 (Diplomataria) Kegyedik
osztäly Diplomaczia i Eml^kek) ; n) Archiyum Bakoczianum. (Elsö
osztäly had-es belügy), Band 2—4, 1873—75; o) idem, (Mdsodik
OBztaly: Diplomatia) Band 2, 1873.
3988 Poitiers , Gesellschaft der Alterthumsforscher des westlichen
Frankreichs: a) M^moires, 88. und 39. Band, Jahrgang 1874 und
1875; — b) Bulletin. 1. bis 8. Quartal 1878 und 1 bis 4. Quar-
tal 1876; -^ c) Documents In^dits pour servir k l'histoire du
Poitou, 1876.
8924. Porrentrui, la Soci^t^ jurassienne d'emulation: Monatsschrift,
1. Jahrgang, 1876, 2. Jahrgang 1877, Monat Jänner, Februar
und März.
3926. Prag, Museum des Königreiches Böhmen: a) Pamätky archeolo-
gick^ a Mistopisne Dilu X, roßnik I, II, III. 1874—1876; — b) Vor-
trag des Geschäftsleiters, 1875 — 1876; — c) Mitglieder- Verzeich-
niss des Jahres 1875 und 1876; — d) Libri Oonfirmationum,
libri I. pars altera, 1874; — Tingl. Liber primus oonfirmationum,
tomus I. Prag 1867; — f) Tingl. Liber secundus confirmat.
Prag 1868; — g) Tingl. Liber quinti confirmat. anno 1390, Prag
1866; h) Tingl. Liber quinti confirmat. anno 1391 und 92, Prag
1865; -^ i) Tingl. Liber quinti confirmat. ad beneficia, ab anno
. 1898—1899, Prag 1866; — k) Acta judiciaria, Prag 1865.
8926. Prag, Verein für die Geschichte der Deutschen in Böhmen:
a) Mittheilungen, 14. Jahrgang, Heft 8. und 4., 1876, 16. Jahr-
gang, Heft 1, 2, 3, 1876/77. — b) Stadtbuch von BrOx bis zum
Jahre 1626. (Von Dr. Ludwig Schlesinger. — c) Wilhelm von
Wenden. (Ein Gedicht Ulrichs von Eschenbach.) Prag 1876.
8927. Lese- und Bedehalle der deutschen Studenten: Jahresbericht,
1876/76.
8928. Regensburg, historischer Verein Yon Oberpfalz und Begensburg;
Verhandlungen 31. Band (der N. F. 28) 1875.
8929. Beval, die esthländisch-literarische Gesellschaft: Beiträge zur
Kunde Esth-, Liv- und Kurlands, Band 2, Heft 2, 1876.
8930. Biga, Gesellschaft für Geschichte und Alterthumskunde der Ost-
seeprovinzen Russlands: a) Mittheilungen, Band 12, Heft 2, 1876
und b) Sitzungsberichte aus dem Jahre 1875.
3981. Rom, die königliche Akademie dei Lincei: Atti, Jahrgang 1876/77.
Serie 3", Volume 1"% Fascicolo 1"° — 4^
8982. Salzburg, Gesellschaft für Salzburger Landeskunde : Mittheilungei)
16* Bandy 1. und 2, Heft, 1876,
- XL —
30.3^. Schwer'n, Verein für mecklenburgische Geschichte und Alterthums-
künde: Jahrbücher und Jahresbericht, 40. und 41. Jahrgang,
187.S/76.
3934. Sigmaringen, Verein für Geschichte und Alterthumskunde in
Hohenzollem: Mittheilungen, 8. Jahrgang, 1874/76 und 9. Jahr-
gang 1875/76.
3935. Speier, bist. Verein der Pfalz: Mittheilungen, 5. Band, 1875.
39 3G. Steinamanger, histor.- archäologischer Verein: A vasmegyei R^g^s-
zeti-Egylet ^vi Jelent^se, 4. Heft, 1876.
3937. Stettin, die Gesellschaft für Pommer'sche Geschichte und Alter-
thumskunde: a) Baltische Studien, 26. Jahrgang, Heft 1 und 2,
1876; ~ b) 38. Jahresbericht 1876.
3938. Strassburg, la Soci^tö pour la Conservation des Monuments his-
toriques d'Alsace: Sitzungsberichte des Jahrganges 1876, Nr. 1
bis 11 und Jahrgang 1877, Nr. 1.
3939. Stuttgart, königl. statistisch-topograph. Bureau: Württembergische
Jahrbücher, Jahrgang 1875, I., U. Theil nebst Anhang.
3940. Stuttgart , württembergischer Alterthumsverein : a) Jahresheft,
ü. Band, 2. Heft, 2. Lieferung, 1875 (die Cisterzienser Abtei
Maulbronn) ; b) Schriften, H. Band, 2. Heft, 1875.
8941. Tettnang, Verein für Geschichte des Bodensee's und seiner Um-
gebung: Schriften, 6. Heft, 1875.
3942. Tongres, la Society scientifique et litt^raire du Limbourg: Bulletin,
tome Xm., 1874.
3943 Trier, die Gesellschaft für nützliche Forschungen: das Plateau
von Ferschweiler bei Echternach (von Dr. Karl Bone) Trier, 1876.
3941. Ulm, Verein, für Kunst und Alterthum : Correspondenzblatt,
1. Jahrgang 1876 und H. Jahrgang 1877 Nr. 1 bis 4.
8945. Utrecht, histor. Genootschap: a) Werken, Neue Serie, Nr. 21 bis
24 ; — b) I&oniek, 30 und 81. Jahrgang, 6. Serie, 5. und 6. Theil,
gednickt 1875-76.
3946. Venedig, L'istituto Veneto di scienze, lettere ed arti: Atti,
tomo 1", Serie 5**, dispensa 7, 8, 9 et 10, 1874/76; — tomo 2**f
Serie 5**, dispensa 1-9, 1875/76.
3947. Washington, Smithsonian Institution: Annual Report, für die
Jahre 1878 und 1874.
3948. Weinsberg, historischer Verein ftkr das württembergische Franken :
Zeitschrift, 9. Bd., 8. Heft, Jahrgg 1878, 10. Bd., 1. Heft, 1875.
3949. Wernigerode, Harzverein für Geschichte und Alterthumskunde:
Zeitschrift, 8. Jahrgg. 1875, 8. und 4. Heft, 9. Jahrgg. 1876.
3950. Wien, kaiserliche Akademie der Wissenschaften: a) Sitzungs-
bericht philos. -histor. Classe, 78. Band, 2. bis 3. Heft, 1S74,
79. und 80. Band, 1. bis 4. Heft, 1875, 81. Band, 1. bis
— XLI —
8. Heft, 1876, 82. Band, 1. und 2. Heft, 1876; —
b) Archiv, 52. Band, 2. Hälfte, 53. Band, 1. und 2. Hälfte,
1875, 54 Band, 1. Hälfte, 1876; — c) Fontes rerum
austriacarum, 8. Bd., 1. und 2. Abtheilung 1875— 1876; ~
d) Denkfichriften (der philos.- histor. Classe), 24. und 25.
Band lri76.
3951. Wien, k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung
der Kunst- und histor. Denkmale: Mittheilungen, N. F.,
Band 1, Heft 8 und 4, 1875, Band 2, Heft 1—4, 1876-
3952. — k. k. geographische Gesellschaft: Mittheilungen, 18. Band,
(der N. F. VHI), 1875.
395a. ~ Verein für Landeskunde in Nicderösterreich : a) Blätter,
N. F., 9. Jahrgg., 1876; — b) Topographie von Nieder-
österreich, 9. Heft, 1875.
31»54. — Heraldischer Verein „Adler", Jahrbuch, II. Jahrgg. 187"».
3905. — der Tourist: 8. Jahrgg. 1876, Band 1 und 2 und 9. Jahrgg.
Nr. 1 bis 8.
3056. Wttrzburg, historischer Verein ftir Unteriranken und Aschaffen-
burg: Archiv, 23. Band, 2. Heft, 1876.
3. Durch Ankauf.
3957. Darmstadt, Gesammtverein der deutschen Geschichts- und Alter-
thumsvereine : Gorrespondenzblatt, Jahrgg. 1876.
3958. Mainz, römisch - germanisches Gentralmuseum : die Alterthümer
unserer heidnischen Vorzeit, von Dr. L. Lindenschmit , 6. Heft
des 3. Bandes, 1875.
B. Für das Archiv.
I. Urkimdeii und Akten.
Geschenk von den Herren:
161 L Krenn Gustav in Kötsch bei Obdach: 3 Stück Original- Urkunden
aus dem 15. Jahrhundert.
1612. Meixner Anton, Kaplan zu St. Veit amVogau: Mehrere Urkunden
und alte Akten aus dem 17. Jahrhundert.
1613. Pils Jakob, Oberlehrer in Kraubat ob Leoben: Abschriftliche
Pergament-Urkunde ddo. Grätz 17. März 1745 fdr die Steiermark.
Sattlermeister mit anhängendem Kapselsiegel.
1614. Walter Jakob, Realitätenbesitzer in Knittelfeld : Mehrere Urkunden
aus dem 15., 16. und 17. Jahrhundert.
— XLU —
C. Für die Kunst- und Alterthums-Sammlnng.
Geschenk von den Herren:
1137. Anst Anton. Gewerksarzt zu Gaal bei Knittelfeld: Eine Karte
auf Leinwand gespannt des Königreiches Ungarn vom Jahre 1808.
1188. Felkl Wilhelm, Pfarrer in Assach: Eine 4eckige Silbennünze
vom Jahre 1C44 mit dem Bildniss der Heiligen Rupertus und
Virgilius.
1139. Forcher Franz von, k. k. Pionnier - Lieutenant und Gutsbesitzer
auf Schloss Hauzenbichel : Photographie des Schlosses Hauzen-
bichel bei Knittelfeld. (Aufgenommen von der nordöstlichen Seite.)
1140. Krainz Johann, Lehrer in Knittelfeld: Eine kupferne und eine
messingene Denkmünze vom Jahre 1450.
1141. Pils Jakob, Oberlehrer in Kraubat bei Leoben: 7 Stttck Münzen
von früheren Jahrhunderten und eine Landkarte des Marburger
Kreises in Steiermark, auf Leinwand gespannt, ohne Jahreszahl.
1142. Schmitt Hermann, Bürgermeister in Knittelfeld: Photographie des
landschaftl. Siechenhauses in Knittelfeld.
1148. Senekovitsch Franz, Privatier zu St. Georgen ob Judenburg:
< Ein römischer Gedenkstein, aufgefiinden in der Gemeinde Pichel-
hofen, Bezirk Judenburg.
Yerzeichniss
der
Mitglieder des hist. Vereines fftr Steiermark
nach dein Stande am 30 April 1877.
Ehren - Präsident.
Kaiser fei d Moriz Edler von, Dr., Landeshaiiptmann in Steiermark,
lebenslängliches Mitglied vom Herrenhause des Österr. Reichsrathes,
Präsident der steierm. Landwirthschafts-Gesellschaft und des Musik-
vereines , Curator und Ausschuss der steierm. Sparcasse in Graz,
Gutsbesitzer, Ehrenbürger von Graz, Radkersburg und Brück a. d.
Mur etc.
Yorstand.
Bisch off Ferdinand, Dr., k. k. o. ö. Üniversitäts-Professor , corre-
spondirendes Mitglied der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in
Wien etc.
Yorstand - StellTortreter.
llwof Franz, Dr., Director der steierm. Landes-Oberrealschule, Corre-
spondent der k. k. Central -Commission ftlr Erhaltung und Erforschung
der Baudenkmale etc.
Sehriftfftlirer.
Mayer Franz, Dr., Professor und Privat-Docent an der k. k. Universität
in Graz.
Cassier.
F&rst Ernst, diplomirter Apotheker, Privatier in Graz.
— XLIV —
Ausschflsse.
Felicetti von Lieben fels Moriz, k. k. Hauptmann im Rahestande,
in Graz.
Graus Johann, k. k. Conservator n\r Steiermark, Cooperator, in Graz.
Krone 8 Franz, Dr., Rector magnificus und k. k. o. ö. Pofessor an der
Universität in Graz, correspondirendes Mitglied der k. Akademie
der Wissenschaften etc.
Zahn Josef von, k. k. Professor, Vorstand des steierm. Landesarchives,
correspondirendes Mitglied der kaiserl. Akademie der Wissenschaften.
Ehrenmitglieder. *)
Arneth Alfred Ritter von, Dr. und k. k. Hofrath , Director des
k. k. geheimen Haus- , Hof- und Staatsarchives , Mitglied der
k. k. Akademie der Wissenschaften, in Wien.
Aschbach Josef, Dr., k. k. Hofrath und jubilirter Professor an
der Universität und Mitglied der k. k. Akademie der Wissen-
schaften, in Wien.
Bach Alexander Freiherr von, k. k. wirklicher geheimer Rath,
in Wien.
Birk Ernst, k. k. Hofrath, Mitglied der k. k. Akademie der
Wissenschaften, Vorstand der k. k. Hofbibliothek, in Wien.
Gaimo Edler von Dragoni, Podestä bei der Municipal - Congre-
gation, in Udine.
*Czörnig von Czernhausen Karl Freiherr, Dr., wirklich geh.
Rath, Mitglied der k. k. Akademie der Wissenschaften, in Ischl.
Du mm 1er Ernst, Dr., Professor der Geschichte an der Universität,
zu Halle.
Gollmayer Andreas, Fürst-Erzbischof, in Gdrz.
Hasselt Andreas von, Mitglied und Inspector der k. Akademie,
in Brüssel.
10 Heider Gustav, Dr., k.k.Mini8terialrath im Unterrichts-Ministerium,
correspondirendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften und
Präsident der Akademie der bildenden Künste, in Wien.
Jäger Albert, Dr., jubilirter k. k. Professor an der Universität
und Mitglied der k.k. Akademie der Wissenschaften, in Innsbruck.
Kerckhove Vicomte de Varent Josef, Präsident der archäo-
logischen Akademie, in Antwerpen.
*) Jene Ehrenmitglieder, deren Namen dnreh ein Sternchen beseichnei sind, be-
eitien neh die ordenüidie Uitgliedaehaft des Yereines.
J
— XLV —
Klein Anton, Dr. der Theologie, fnrsterzbischöflicherGonsistorialrath,
in Wien.
*Leitner Karl Gottfiried Ritter von, st. 1. Secretär im Ruhestande,
in Graz.
Miklosiö Franz, Dr., k. k. Hofrath, k. k. Professor, Mitglied der
k. k. Akademie der Wissenschaften, in Wien.
Mommsen Theodor, Dr., Professor an der Universität und Secretär
der Akademie der Wissenschaften etc., in Berlin.
Pertz Heinrich, Dr., kön. preuss. geh. Regierungsrath , Ober-
bibliothekar und Mitglied der Akademie der Wissenschaften,
in Berlin.
Ranke Leopold von, Dr., Historiograph des preuss. Staates, Kanzler
des Ordens pour le m^rite für Wissenschaft und Kunst, Professor
an der Universität etc., in Berlin.
Scorza Chevalier de, Director im k. ital. Unterrichtsministerium.
20 Schnerich Josef, k. k. Notar zu Baierhofen bei Wolfsberg, in
Kärnten.
Schwarzenberg Friedrich Josef Fürst von, Durchlaucht, Cardinal-
Fürsterzbischof, zu Prag.
Sickel Theodor, Dr., Professor an der Universität und Mitglied
der k. k. Akademie der Wissenschaften, in Wien.
Still fr ied-Alcantara Rudolf Graf von, Dr., geh. Rath, Ober-
ceremonienmeister Sr. Majestät des deutschen Kaisers, in Berlin.
Thun-Hohenstein Leo Graf von, k. k. geheimer Rath, Güter-
besitzer, in Böhmen.
Wickenburg Mathias Konstantin Graf von, k. k. wirkl. geheimer
Rath, in Wien.
Wiesenfeld Karl, Professor der Land-, Wasser- und Strassen-
Baukunst, zu Prag.
Gorrespondirende Mitg^lieder.
Berger Adolf, Vorstand des fürstlich Johann Adolf zu Schwarzen-
berg'schen Central-Archives, in Wien.
Bock Franz, Domkaplan und Conservator, in Köln.
Braun Josef Wilhelm, Dr. und Professor, in Bonn.
Codelli Freiherr von F ahnenfei d, Gutsbesitzer, in Krain.
♦Czerwenka Bernhard, Dr. der Theologie und evangel. Pfarrer,
zu Frankfurt am Main.
Dudik Beda, Dr., Capitular des Stiftes Raigern, mährischer
Landeshistoriograph, zu Raigern bei Brunn.
Elvert, Christian Ritter d', k. k. Oberfinanzrath, Vorstand der
histor. statistischen Section der k. k. mähr, schles. Gesellschaft
für Natur- und Landeskunde und Bürgermeister von Brunn.
— XLVI —
Helfert. Alex. Freih. von, Dr., wirkl. geheimer Rath, Präses der
k. k. Central-Coxnmission für Erforschung und Erhaltung der
Baudenkmale in Wien etc.
Lisch Friedrich, Dr., grossherzogl. mecklenburgischer Archivar in
Schwerin.
10. Neumann Karl Woldemar, k. bairischer Hauptmann und Adjutant
in Rogensburg.
Orsolato Giuseppe, Dr., Mitglied der Akademie in Padua.
*Pangerl Mathias, Dr., Univ.-Profeßsor und Secretär des Vereines
für Geschichte der Deutschen in Böhmen zu Prag.
Tillesius von Tillen au Adolf, kaiserlich russischer wirklicher
Staatsrath und Mitglied namhafter wissenschaftlicher Institute, zu
Petersburg.
Weinhold Karl, Dr., Professor an der Universität zu Breslau.
Wurzbach von Tannenberg Gonstantin, Vorstand der admini-
strativen Bibliothek im k. k. Ministerium des Innern, Verfasser
des biographischen Lexikons des Kaiserthums Oesterreich, Ritter
des Ordens der eisernen Krone und Mitglied mehrerer Wissen-
schaft!. Institute, in Wien.
Bezirkscorrespondenten :
Ausser den wirklichen Mitgliedern :
Gregor F u c h s, Leop. Hundegge r, Ijudwig J o s s e k, Johann Kr a i n z,
Jakob Pauer, Ludwig Pauer, Karl von Pichl, Ludwig A.
Pröll, Ferd. Raisp, Rupert Rosegger, Ignaz Schlagg und
Jakob Wichner,
die Herren:
Aust Anton, Gewerksarzt zu Gaal bei Knittelfeld.
F ich na Anton, steierm. Landtagsabgeordneter und Director des
Realgymnasiums, in Pettau.
Fröhlich Anton, Hauptpfarrer zu Heiligen Kreuz bei Sauerbrunn.
Hablesreiter Vincenz, Beneficiat, in Judenburg.
Hofrichter J. C., k. k. Notar, in Windischgraz.
Jenko August, Dr., Hof- und Gerichts-Advokat, in Mürzzuschlag.
Kodermann Gölestin, Capitular und Hofmeister des Stiftes St.
Lambrecht.
Krautgasser Johann, Dr. Med., praktischer Arzt, in Mureck.
Meixner Anton, Kaplan zu St. Veit am Vogau.
Rigler Johann, Pfarrprovisor zu St. Jakob am Frauenberg l»ei
Unzmarkt.
Tiefenbacher Franz, pens. Finanzbeamter, in Fehring.
— XLvn —
Ordentliche Mitglieder.
Abele von und zu Lilienberg, Franz Freih. v., k. k. Oberst a. D.
in Güns.
Achatz Anselm, Capitnlar, in St. Paul in Kärnten.
Aichelberg Franz von, k. k. Notar, in Leoben.
Allinger Isidor, Abt des Augustiner-Chorherrenstiftes, in Voran.
Arbesser von Rastburg Karl, k. k. Kreis- Gommissär und
Güterbesitzer, zu Schloss Spielberg bei Knittelfeld.
Attems Ferdinand Graf von, k. k. Kämmerer und Regiernngs-
Rath a. D., in Graz.
Attems Ignaz Graf v., Dr. d. Rechte und Güterbesitzer, in Graz.
Attems-Petzenstein Heinrich Graf von, k. k. Major a. D.,
in Graz.
A u s 8 e e , die Marktgemeinde.
10 Bachmayer Eberhard, Kaplan, in Wildalpen.
Bancalari Jacob, jubil. k. k. Kreis-Sccretär, in Marburg.
Baumgartner Leander, Stifts- Caplan, in Voran.
Bayer Josef Ludwig, Gutsbesitzer, in Graz.
Beck Peter Paul, Dr. der Philos., k. k. Polizei-Commissär, in Wien.
Bellegarde Heinrich Graf von, Gutsbesitzer, auf Klingenstein
bei Vasoldsberg.
B e r g e r Othmar, f. b. geistl. Rath, Volksschuldirector und Bezirks-
Schul-Inspector, in Admont.
Berka Karl, suppl. Prof. an der Oberrealschule am Schottenfeld
in Wien.
Beyer Gottlieb, k. k. Feldkriegs- Concipist i. R., in Graz.
Bidermann Hermann Ignaz, Dr., k. k. Universitäts-Professor
in Graz.
20 B i s c h 0 f f Ferd., d. Z. Vorstand , in Graz.
Bochinz, Filipp Jacob, f. b. geistl. Rath, Prof. und Spiritual
am Priester-Seminar, in Marburg.
B r a n d i s Anton Graf und Herr zu, k. k. Kämmerer und Haupt-
mann a. D., Güterbesitzer, zu Burg Schleinitz in Untersteier.
Breisach Wilhelm, k. k. Contre-Admiral i. R., in Graz.
Brenner-Enckevoirth, August Graf von, sen., k. k. Käm-
merer und Hofrath a. D., zu Schloss Grafenegg in Nieder-
Oesterreich.
Breuner-Enckevoirth, August Graf von , jun., k. k. Käm-
merer zu Schloss Grafenegg in Nieder-Oesterreich.
Brück an der Mur, die Stadtgemeinde.
Brunnsee, das landtäfliche Gut in Untersteier.
— XLvm —
B r u 8 c h Friedrich, infulirter Propst, Ereisdechant und Haupt-
pfarrer, in Bnick a. d. M.
Büchinger Josef, Dr. inful. Prälat und Domdecbant, in Graz.
30 Burger Anton, k. k. Oberfinanzrath, in Graz.
B u r k a r d Karl, Gassier der steierm. Sparkasse, in Graz.
Buttlar-Brandenfels, Anna Gräfin von, geborene Herrin
und Gräfin zu Stubenberg, Sternkreuzordens dame, in Graz.
Campi Edler zu Montesanto Louis von, Gutsbesitzer,
zu Cles in Südtirol.
C a r n e r i Bartol. Ritter von, Gutsbesitzer und Landtags- Abge-
ordneter, zu Schloss WildhauB bei Marburg.
C i 1 1 i , die landesfUrstliche Stadt.
C i 1 1 i, die Gymnas. -Bibliothek.
C i 1 1 i , der Lehrerverein.
Conrad vonEybesfeld Sigmund Freiherr, Dr. der Rechte,
geh. Rath, Truchsess u. k. k. Statthalter in Nieder-Oesterreich,
in Wien.
C 0 r e t h Moriz, Graf von, k. k. Kämmerer und Rittmeister a. D.,
Gutsbesitzer, zu Schloss Welsbergl im Sulmthale.
40 Czerwenka Bernhard, Dr. der Theologie, evangel. Pfarrer,
in Frankfurt a. Main.
Czörnig vonCzernhausen Karl Freiherr, Dr., wirklich
geheimer Rath, Mitglied der k. k. Akademie der Wissenschaften,
in Ischl.
Dantscher Karl, Dr. Med. u. Chirurgie, k. k. Üniv.-Prof. und
Regierungsrath, in Innsbruck.
Desenffans d'A v e r n a s Alfred Graf von, k. k. Kämmerer,
steierm. Landtags-Abgeordneter und Gutsbesitzer, zu Neuschloss
bei Kaisdorf.
Desenffans d'A v e r n a s Heinrich Graf von, k. k. Kämmerer,
steierm. Landtags -Abgeordneter und Gutsbesitzer, zu Neuschloss
bei Kaisdorf.
D i m i t z August, k. k. Finanzrath, Secretär des historischen
Vereines für Krain, in Laibach.
Duchatsch Ferdinand, Dr. und Yice^Bürgermeister, in Marburg.
D u p k y Alexander, Capitular des Stiftes Admont und Kaplan, zu
St. Michael ob Leoben.
£ b e r 1 Josef, k. k. Postadministrator, in Gleisdorf.
Egartner Matthäus, Besitzer des Pichelhofes zu St. Veit bei
Neumarkt in Obersteier.
50 F a b e r Karl Maria, Dr., Gewerk- und Güterbesitzer, in Graz.
Failhauer Alois, k. k. Finanzrath in Pension, in Leoben.
— XLK —
F a i 1 h a u e r Wilhelm, k. k. Postmeister und Realitätenbesitzer,
in Leoben.
Fasching Gerhard, Capitular des Stiftes Admont und Pfarrer
von Hohentauem.
Felberbauer Leopold, f. h. geistl. Rath, Dechant und Pfarrer,
in Schwanberg.
Fe'licetti von Liebenfels Moriz, Ausschuss, in Graz.
Fels Julius, Chemiker, in Wr. -Neustadt.
F e r k Franz, Professor an der Lehrerbildungsanstalt, in Graz.
Ferro Auguste Edle von, k. k. Ministerialraths- Witwe, in Graz.
Fettinger, Ehrenbert, Capitular des Stiftes Admont und
stiftischer Oekonomie-Yerwalter, in Jahringhof.
60 F e y r e r Alois Edler von, Gutsbesitzer, zu Haus am Bacher bei
Marburg.
F i n d e y 8 Ludwig, Capitular des Stiftes Admont, in Admont.
Fischer-Rolf Maria, Fräulein, Private, zu Schloss StObing.
Fleck Josef, Dom- und Stadtpfarr-Vicär, in Marburg.
F 0 r c h e r Franz von, k. k. Reserve-Lieut. im Pionnier-Regimente,
Gutsbesitzer, zu Schloss Hauzenbichl.
Forchheimer Eduard, Privatier, in Wien.
Frankfurt am Main, die Stadtbibliothek.
Fraydenegg-Moncello Franz Ritter von, k. k. Oberlandes-
gerichtsrath, in Graz.
Frei ding Gebhard, Capitular des Stiftes Admont, Pfarrer, in
St. Michael.
Fried au, die landesfürstliche Stadt.
70 F r i e d a u , der Bezirks-Lehrerverein.
Friedberg, die landesftlrstliche Stadt.
Fries ach Karl, Dr. Philos. Regierungsrath und Ünivers.-Prof.,
in Graz.
F r i e 8 8 Ignaz Ritter v., infulirter Abt und Domherr zu St. Stefan,
in Wien.
Friess Gottfiried Edmund, Capitular des Benedictinerstiftes
Seitenstetten und Profess, in Seitenstetten an der Ybs.
Fuchs Alois, f.-b. Seckauer Domherr, Consistorialrath, emeritirter
Ordinariatskanzler, in Graz.
Fuchs Gregor, Dr., Capitular des Stiftes Admont, f.-b. geistl. Rath
und Gymnas.-Director, Yereins-Bezirks-Correspondent, in Leoben.
Fflrst Ernst, Cassier des Vereines, in Graz.
Farstenfeld, die landesfürstl. Stadt.
Fflrstenfeld, die landesfürstl. Bürgerschule.
80 G m e i n e r Josef, Dr. d. Rechte und Advokat, in Graz.
Goehlert J. Yincenz, Dr. k. k. Regierungsrath i. R., in Graz.
MlttbaU. d. Uat. Vmnlau t BMntmmwk. XXV. H«ft, 1877. J)
— L —
Gomilschak Jacob, deutscher Prediger, in Triest.
Graefenstein Ottokar yon, Dr. d. Theologie, Gapitular des
Stiftes Admont, f.-b. geistl. Rath, Dechant und Professor, in
Admont.
Graus Johann, Ausschuss, in* Graz.
Graz, die steierm. Landeshauptstadt.
G r i e 8 s 1 Anton Domkaplan, in Graz.
Gross Karl, Dr., Univ.-Professor, in Graz.
Gross Johann, Kaplan, in Oberwölz.
Gschirts Andreas, Pfarrer, in Göss bei Leoben.
90 Guggenberger Josef, Gymn. -Professor, in Leoben.
Gutscher Johann, Gymn.-Director, in Marburg.
Ha im Johann, Kaplan, in Leoben.
Hammer-Purgstall Karl Freih. von, k. k. Hauptmann a. D.,
Landtags-Abgeordneter und Gutsbesitzer, in Hainfeld.
H a r t n e r Karl, Pfarrer zu St. Leonhard, in Graz.
H a s 1 i n g e r Karl, Gemeinde-Secretär, in Leoben.
H a t z y Anton, Gapitular des Stiftes Admont, Gutsverwalter der
Propstei, in Zeyring.
Haupt Karl, k. k. Oberlieutenant a. D. und Besitzer des Schlosses
in Straussenegg.
Hebenstreit Alois, Dr. Theol. päpstlicher Kftmmerer, Domherr,
in Graz.
Helly Karl, Ritter von, Dr. Med. u. Ghirurgie, Univ.-Professor,
in Graz.
100 Herberstein Johann Heinrich, Reichsgraf von und zu, k. k.
Kämmerer, erbl. Reichsrath und Güterbesitzer, in Wien.
H e s c h 1 Richard, Dr. Med. u. Ghirurgie, Univ.-Professor, in Wien.
H i d e n Emerich, Yolksschullehrer, in Eisenerz.
Himmelbauer Isidor, k. k. Notar, in Graz.
Hirsch Karl, Dr., k. k. Director der Lehrerbildungsanstalt (fXr
Lehrerinnen, in Graz.
Hirschmann Yirgilius, Gapitular des Stiftes Rein, Localcurat,
in Stiboll.
H 0 f e r Rupert, Bürgermeister, in Rottenmann.
Ho ff er Franz, Dr., Advocat, in Leoben.
Hoffmann Gajctan, Gapitular des Stiftes Admont, Professor am
~ L Staats- Gymnasium, in Graz.
H ö 1 1 e r Wilhelm, Pfarrer, in St. I^orenzen am Wechsel.
110 Homann Moriz, Dr. Medicinae, in Leoben.
Hummel Ferdinand, Buchdruckereibesitzer und Redacteur des
Wiener Weltblattes, in Wien.
Hundegger Josef, Dr., Hof- und Gerichts- Advocat, in Meran.
- LI —
Hundegger Leopold, Dr., Hof- und Gerichts- Advocat, Bezirks-
Correspondent, in Fürstenfeld.
Hütter Josef, Kaplan, in Hitzendorf.
J a n i s s Franz, Cooperator a. d. Vorstadtpfarre Waasen, in Leoben.
Jeitteles Adalbert, Dr., Bibliothekar an der Universität in
Innsbruck.
Ilg Albert, Dr., Philos., Custos und Docent am k. k. Österreich.
Museum fl&r Kunst und Industrie, in Wien.
1 1 w 0 f Franz, Vorstand-Stellyertreter, in Graz.
Jocherl Ignaz Heinrich, Kaplan, in Deutsch-Landsberg.
120 Jossek Ludwig, k. k. Bezirks-Hauptmann und Yereins-Bezirks-
Correspondent, in Rann.
Jug Andreas, Pfarrer zu St. Cantius in Kiez.
Kaas Georg, Gymnas.-Professor, in Graz.
Kaiserfeld Josef, Edler von, Dr., Hof- und Gerichts- Advocat,
in Graz.
Kaiserfeld Moriz Edler von, Dr., Landeshauptmann in Steier-
mark etc., Ehren-Präsident des Vereines, in Graz.
Kaltenegger Leonidas , Capitular und Kastner des Stiftes
Admont, in Admont.
Karabacek Josef, Dr., Ünivers.-Prof., in Wien.
Karajan Max Ritter von, Dr., Univers. -Prof., in Graz.
Kaschowitz Rainald, Capitular des Stiftes Admont, stiftischer
Oekonomie- Verwalter, zu St. Martin bei Graz.
Kellersperg Emest Freiherr von, k. k. geheimer Rath, Land-
tags-Abgeordneter und Gutsbesitzer, in Graz.
130 Kernstock Ottokar, Chorherr und Archivar des Augustiner-
stiftes, in Voran.
Khünburg Therese Gräfin, gebome Gräfin Goess, k. k. Käm-
merers-Witwe und Stemkreuzordensdame, in Graz.
Kindberg, die Marktgemeinde.
K i n n a s t Florian, Capitular und Rentmeister der Abtei, in Admont.
K 1 i n g e r Franz, Dr., f.-b. geistl. Rath, Decan und Universitäts-
Professor, in Graz.
Knittelfeld, der Bezirks-Lehrerverein.
K n ö d 1 Vincenz, f.-b. Consistorialrath, infulirter Abt des Cister-
zienserstiftes, in Rein.
Kofi er Adolf, Hofweinlieferant und Realitätenbesitzer, in Pettau.
König von Warthausen Elise, Freiin, Gutsbesitzerin auf Schloss
Warthausen in Württemberg.
Königsbrunn Anton, Freiherr von, k. k. Kämmerer und Oberst
a. D., in Graz.
D»
— LH —
140 Königsbrunn Sigd., Freiherr von, k. k. Kftmmerer und Landes-
gerichtsrath a. D., in Graz.
Korp Franz, Professor am I. Staatsgymnasium, in Graz.
Kova£ Ludwig, Lehrer, in Cilli.
Krainz Johann, YolksschuUehrer und Yereins-Bezirks-Correspon-
dent, Knittelfeld.
Krappek Heinrich Photograph, in Marburg.
Erezyzanowski de Wola Sienenska Stanislaus, Dr., corre-
spondirendes Mitglied der pohlischen Akademie der Wissen-
schaften in Lemberg.
EremsmQnster, die Stiftsbibliothek der Benedictinerabtei in Ober-
österreich.
Erones Franz, Ausschnss, in Graz.
Erones Franz, Oberlehrer, in Eumberg.
Eflbeck Guido, Freih von, k. k. geheimer Rath, Statthalter von
Steiermark, in Graz.
150 Euefstein Earl, Graf, Erlaucht, k. k. Eämmerer, erblicher Beicbs-
rath und k. k. Legationsrath, in Paris.
Euenburg Walther, Graf von, k. k. Auskultant, in Troppau.
EOmmel Emil, Aspirant im Steiermark. Landesarchiv, in Graz.
Eupelwieser Franz, Professor an der Bergakademie, in Leoben.
Lackner Friedrieb, Dr., k. k. Stabsarzt, in Marburg.
L amberg Anton Raimund, Graf von, k. k. Eämmerer, Major a. D.
Gutsbesitzer, in Graz.
L amberg Julius, Graf von, k. k. Eämmerer und Gutsbesitzer, in
PöUau bei Hartberg.
L amberg Earl, Graf von, k. k. Eämmerer und OfiFicier in der
Armee, in Graz.
Lampl Norbert, Stifts-Eaplan, in Voran.
Lange Johann, Bürgerschullehrer und Lieutenant a. D., in Fflr-
stenfeld.
160 Lazarini Alex., Freiherr von, k. k. Eämmerer und Major a. D.,
in Laibach.
Legwarth Franz, f. b. Seckauer Ehren-Domherr und Pfarrer
am Graben, in Graz.
Lehmann Heinrich August, Dr. d. Theologie, f. b. geistl. Rath,
Dechant und Hauptpfarrer, in Riegersburg.
Leibnitz, der landesfürstl. Markt.
Leitner Albin, Freih. von, königl. bairischer Eämmerer und Guts-
besitzer, in München.
Leitn er Earl Gottfried, Ritter von, st. st. Secretär im Ruhestände,
in Graz.
Leitner Friedrich, Ritter von, Dr., in Gröbming.
— Lin —
Leuzendorf Friedrich, Reichsritter too, k. k. Oberlieutenant
a. D. und Gutsbesitzer, in Prag.
Lewohl Karl, Besitzer des Schlosses Laubegg bei Wildon.
Leykam-Josefsthal, Actiengesellschaft für Papier- und Druck-
industrie in Graz.
170 Liechtenstein Fried., Fttrst von und zu, k. k. geheimer Rath,
General der Gavallerie i. R. etc., in Wien.
Lilienthal Leopold, Edler von, römischer Graf, Realitäten-
besitzer, in Graz.
Lininger Ulrich, k. k. Oberlandesgerichtsrath, in Graz.
LinkenhÖller Karl, Kaplan, in Hatzendorf bei Fehring.
Lucas Josef, Dr. Philos., Director der Lehrerbildungsanstalt,
in Graz.
Ludewig Heinrich, Buchhändler, in Graz.
Lukacs Johaun Valentin, k. k. evang. Militär-Prediger, in Graz.
Luschin Arnold, Ritter von Ebengreuth, Dr., Üniv.-Professor,
in Graz.
Macchio Florian, Freih. von, k. k. Feldmarschall-Lieutenant, im
Ruhestande, in Graz.
Macun Johann, Professor am L Staats-Gymnasium, in Graz.
180 Marburg, die landesfllrstl. Stadt.
Mar eck Bernhard, k. k. Oberingenieur i. R. und Bürgermeister
in Leoben.
Marenzi Franz, Graf, Markgraf von Yal-Oliola, k. k. Käm-
merer und Feldmarschall-Lieutenant i. R., in Triest.
Matzner von Heilswerth Leopold, Ritter, Dr., Schriftsteller,
in Graz.
Mayer Franz, SchriftfCkhrer des Vereines, in Graz.
Mayer Karl, k. k. Statthaltereirath, in Graz.
Mayr Franz, Freih. von Meinhof, lebenslängl. Reichsrath, Gttter-
und Eisenwerksbesitzer, in Leoben.
Mazzuchelli Johann, Graf von, k. k. Landesgerichts-Präsident,
a. D. und Gttterbesitzer zu Zwischenwässem bei Laibach.
Meran Franz, Graf von, k. k. Major a. D., erblicher Reichsrath,
GQterbesitzer, in Graz.
Mi hur CO Eugen, k. k. Staatsanwalt, in Graz.
190 Miknsch Alois, Yolksschullehrer, in Baierdorf bei Graz.
Mit seh Heinrich, Radgewerke, in Graz.
Mittarsch Josef, Pfarrer, in Weitsberg bei Leoben.
Monte cuccoli-Laderchi Max, Graf von, GQterbesitzer, zu
Schloss Mitterau in N.-Oesterreich.
Mörath Anton, A^junct im Fürst Schwarzenberg'schen Archive zu
Schwarzenberg in Franken»
- LIV —
Morzin Peter, Graf von, k. k. Feldmarschall-Lieutenant i. R., in
Graz.
Moscon Alfred, Freili. von, Gutsbesitzer, zu Schloss Piscbfttz in
Untersteier.
Möstl Franz, Stud. Pliilosophiae, in Graz.
Müller Zeno, f. b. Gonsistorialratb, infulirter Abt des Benediktiner-
stiftes Adroont, in Admont.
Müller Gottfried, bürgerlicher Uhrmacher, in Graz.
200 Mulle y Eduard, GOterdirector, in Weitenstein.
Müllner Alfons, k. k. Professor an der Lehrerbildungsanstalt,
in Marburg.
Mürzzu schlag, der landcsftirstl. Markt.
Nedwed Anton, k. k. Notar, in Graz.
Nerath Michael J., Oberlehrer, in Marburg.
Neu markt, der landesfürstl. Markt.
Niss Bonifaz, Capitular des Stiftes Rein, PfaiTcr in Semriach.
Noe Heinrich, Director der k. k. Staats- Oberreal schule, in Graz.
Noest Ignaz, k. k. Postofficial, in Klagenfurt.
Novakh Ignaz, Secretär d. Radmeister- Communi tat, i. Vordemberg.
210 Oberstrasser Josef, Realitätenbesitzer, in Leobeu.
Ob er w öl z, die landesfürstl. Stadt.
Orozen Ignaz, Domherr, in Marburg.
Oster er Johann, Gutsbesitzer, in Leoben.
Paar Karl, Fürst von, Freih. von Ilartberg, Durchlaucht, k. k.
Kämmerer, geh. Rath, erblicher Reichsrath etc., in Wien.
Pacbler Faust., Dr., Gustos an der k. k. Hofbibliothek,
in Wien.
Palffy-Daun von E r d ö d Ferdinand Leopold, Graf, Fürst von
Thiano, Erbgraf von und zu Press bürg, k. k. geheimer Rath,
Kämmerer etc., zu Schloss Stübing bei Graz.
P a 1 1 a Josef, Professor an der Lehrerbildungsanstalt, in Klagenfurt.
P all er Franz, k. k. Statthaltereirath, in Laibach.
Pal tauf Christian Sigmund, Dr. Med. & Chirurgie, Director des
Bades Neuhaus, in Graz.
2*20 Pangerl Mathias, Dr., Univ. -Professor und Secretär des Vereines
für Geschichte der Deutschen in Böhmen, zu Prag.
Parapat Johann, Pfarr-Administrator, in Rabensberg bei Stein
in Krain.
Pauer Jakob, Capitular des Stiftes St. Lambrecht, Superior und
Vereins-Bezirks- Correspondent, in Mariazell.
Pauer Johann, Reichsraths- Abgeordneter u. Gutsbesitzer, in Graz.
Pauer Ludwig, Vereins-Bezirks-Correspondent und Lehrer, iu
Krieglach.
— LV —
Peinlich Richard, Dr., Gapitular des Stiftes Admont, f. b. Con-
sistor.-Rath, k. k. Regierungsrath und Director des I. Staats-
Gymnasiums, in Graz.
Pfundheller Josef, Schriftsteller und Redacteur der Wiener
Gemeinde-Zeitung, in Wien.
Pichl Ritter von Gamsenfels Karl, Gatsbesitzer und Yereins-
Bezirks-Gorrespondent, zu £ggenwald bei Radkersburg.
Pichl von Gamsenfels Anna, Edle von, Fräulein, Gutsbesitzers-
tochter, zu Eggenwald bei Radkersburg.
Pichl er Karl, Edler von, Privatier, in Graz.
230 Pichl er Alois, bOrgerl. Handelsmann und Realitätenbesitzer, in
Oberwölz.
Pils Jakob, Oberlehrer, in Kraubat ob Leoben.
Piro Franz Sales, Gapitular des Stiftes zu St. Paul in Kärnten.
Plaimschauer Eduard, Pfarrer, in Wartberg im MUrzthale.
Plessing zu Plesse Max. Ritter von, k. k. Major i. R.
und Besitzer des Schlosses Waldegg, in Graz.
P 0 i s 8 1 Ludwig Freiherr von, Redacteur der Wiener Gemeinde-
Zeitung, in Wien.
Pöltl Ürban, prov. Pfarrvicar und Professor der Kirchengesch.,
in Admont.
P ö 1 z 1 Franz, Dr. und Ünivers. -Professor, in Graz.
Postuwanschitz Johann, Kauftnann, in Graz.
Pranckh Sigmund Freiherr von, geheimer Rath, königl. bair.
General-Lieut. und Kriegsminister, in München.
240 Prangner Yincenz, Lehrer, in Radegund.
Prasch Josef, f.-b. Gonsistorialrath, Domherr, in Graz.
Prem Simon, Gymnasial-Professor, zu Ried in Ober-Oesterreich.
Pröll Ludwig, k. k. Bezirksrichter und Yereins-Bezirks-Gorre-
spondent, in Frohnleiten.
Propst Benedict, Gapitular des Stifties Admont und Professor
am I. Staats- Gymnasium, in Graz.
Proschko Gomelius, Professor an der k. k. Oberrealschule am
Schottenfeld in Wien.
Puff Hermann, k. k. Hauptmann-Auditor in Pension und Notar,
in Oberradkersburg.
P u s c h i Albert, Studierender, in Graz.
Raab Karl von , Professor an dem Mädchen - Lyceum , in
Graz.
Rachoy Franz, Bergverwalter, in Leoben.
250 Raisp Ferdinand, gräfl. Herbersteins'scher Güterverwalter und
Yereins-Bezirks-Gorrespondenty in Pettau,
— LVI —
R a z 1 a g Jacob, Dr. d. Rechte, Administ. der gräfl. Attems'schen
Guter, in Rann.
R eiche 1 Josef, Prof. im I. Staats-Gymnasium, in Graz.
Reichel Rudolf, Director des Mädchen-Lyceams, in Graz.
Reicher Johann, k. k. Oberlandesgerichtsrath i. R., in Graz.
Reininghaus Johann Peter, Realitätenbesitzer, in Graz.
Reissenberger Karl, Dr., Gymnasial -Professor, in CiUi.
Reschegg Heinrich, Pfarrer, in Frauenberg.
Rigler Franz Edler von, Dr., Hof- und Gerichts-Advocat, in Wien.
Robitsch Mathias, Dr., Theol., f.-b. Consistorialrath, Ehren-
Domherr und Professor an der Universität, in Graz.
260 Rogner Johann, Dr., Director u. st. 1. Professor, in Graz.
Rösch Johann, Kaplan, in Köflach.
Rösch Franz, Oberlehrer, in Scheifling.
Rosegger Rupert, Gapitular des Stiftes Rein, Yereins-Bezirks-
Correspondent und Pfarrer zu Deutsch-Feistritz bei Peggau.
Rosenberger Theobald, Stifts- und Land-Dechant, in Yorau.
Rottenmann, die Stadtgemeinde.
Rozbaud Wenzel, k. k. Steuereinnehmer in Pension, in Graz.
Rubatscher Willibald, Gapitular des Stiftes Admont und Gym-
nasial-Professor, in Graz.
Rzehaczek Karl Edler von, Dr. d. Med. u. Chirurgie, Operateur,
Primär- Chirurg im allgemeinen Krankenhaus und Prof. an der
Universität, in Graz.
Säur au Anna Gräfin von, gebome Gräfin von GoSss, Stemkreuz-
Ordens- und Palastdame, Gutsbesitzerin, in Graz.
270 Schachner Ambrosius, Kaufmann, in Leoben.
Schäfer Friedrich, Gapitular und Prior des Stiftes Admont, in
Admont.
Scheiger Josef Edler von, k. k. Post-Director i. R., in Graz.
Schindler Heinrich, Oberlehrer und Bezirks-Schulinspector, in
Leoben.
Schlagg Ignaz, k. k. Bezirksrichter und Yereins-Bezirks-Gorre-
spondent, in Obdach.
Schlossar Anton, Dr., k. k. Bibliotheksbeamter an der Univers.,
in Graz.
Schmid Anselm, Gapitular d. Stiftes Admont, Kaplan, zu Kammern.
Schmidburg Rudolf Freiherr von, k. k. Kämmerer, General-
Major i. R. und Gutsbesitzer, zu Schloss Hohenbruck.
Schmidt Wilfried, Gapitular und Subprior des Stiftes Admont, in
Admont.
Schmidt Wilhelm, Professor am H, Staats-Gymnasium, in Graz,
j
— Lvn —
280 Schmidt Paul, Güter- und Forst-Inspector des Freiherrn von
Sesfller-Herzinger, in Graz.
Schmutz Johann, VolksschuUehror, zu St. Stefan ob Leoben.
Schneemann Bruno, Stifts-Kaplan, in Voran.
Schönbach Anton, Dr. und Universitäts Professor, in Graz.
Schott Johann, k. k. Artillerie-Major i. R., in Leoben.
Schreiner Konrad, Capitular des Stiftes St. Lambrecht, Pfarrer
in Aflenz.
Schreiner Moriz, Ritter von, Dr. der Rechte, Hof- und Gerichts-
Advocat, Mitglied des steierm. Landes-Ausschusses in Graz.
Seh roll Beda, ('apitular des Stiftes St. Paul und Guts-Admini-
strator zu Eberndorf in K&rnten.
Schrotter Ignaz, st. 1. Professor, k. k. Bezirks-Schul-Inspector,
in Graz.
Schubert Johann, Unterlehrer, zu Veitsch im Mürzthale.
200 Schurz Anton, k. k. Hauptmann-Aiulitor des 1. Landwehr-Bat.,
in Wien.
Schwach Rudolf, Dr., k. k. Landesgerichts- Secretär, in Graz.
Schwarzel Lorenz, Leiter der Volksschule, in Rauten.
Schwarzenberg Johann Adolf, Fürst, Herzog zu Krumau, Durch-
laucht, k. k. geheimer Rath, Herr der Domäne Murau mit Apper-
tinentien, in Wien.
Schwarzenberg Johann Karl, Studierender an der Universität,
in Graz.
Schweiger Gabriel, Quardian und Pfarr-Administrator zu Maria-
Hilf, in Graz.
Seeling Alois, f. b. geistl. Rath, Dechant imd Stadtpfarrer, in
Leoben.
Senior Karl, Dr. Med, & Chirurgie, in Graz.
Sessler-Herzinger Victor Felix, Freih. von, k. k. Oberlieut.
a. D., Güterbesitzer, in Graz.
Setznagel Alexander, f. b. Consistorialrath, infulirter Abt des
Stiftes St. Lambrecht, zu St. Lambrecht.
300 Seunig Eduard, Dr. der Rechte, in Laibach.
Seydler Karl Ludwig, Domorganist, in Graz.
Skuhala Johann, Kaplan und Professor der Theologie, in Marburg.
Sokceviö Josef, Freih. von, k. k. geheimer Rath, Feldzeugmeister,
und Besitzer des Schlosses Weixelbtätten bei Cilli.
Spielberger Georg, Steuereinnehmer, in Gröbming.
Spork Eugen, Redacteur, in Graz.
Spork Emest, Lehrer, in Graz.
Sprung Ludwig, Dr. der Rechte und Landesgerichtsrath, in Leoben.
— Lvm —
Sprung Franz, Director der Innerberger Gewerke, zu Donawitz
bei Leoben.
Stäche Friedrich, Ritter von, Architekt, in Graz.
810 Stadl Ottokar, Freih. von und zu, k. k. Kämmerer und Ritt-
meister a. D., in Graz.
Steinwenter Arthur, Dr., Professor am I. Staats- Gymnasium,
in Graz.
Stelz er Julius, Kaplan, in Wenigzeil.
Stelzer Dominik, Secretär der städtischen Sparcasse in Leoben.
Stepischnegg Jakob Maxmilian, Dr. Theologiae und Fürstbischof
von Lavant, in Marburg.
Stern Andreas, Dr., Vorsteher des Wirthschaftsamtcs, in Leoben.
Streeruwitz Johann, Ritter von, k. k. Major und Commandant
des 8. Festungs- Artillerie- Bataillons, in Josefstadt.
Stubenberg Josef, Graf Herr von und zu, k. k. Kämmerer und
Gtiterbesitzer, in Graz.
Taucher Cajetan, Kaplan an der Ilauptstadtpfarre, in Graz.
Tech et Franz, Vorstadtpfarrer in Waasen, zu Leoben.
320 Tendier Mathias, Mechaniker und Realitätenbositzer, in Eisenerz.
Teuffenb ach - Teuf fcnb ach Albin, Freih. von, k. k. Oberst-
Lieut. im Generalstabe, in Wien.
Tomas er übald, Kaplan, in Waldbach.
Traut tmannsdorff- Weinsberg Maxm., Graf von, k. k.
Kämmerer und Güterbesitzer, in Graz.
Tschanet Johann, Professor am laudschaftl. Realgymnasium und
Bezirks-Schulinspector in Leoben.
Tunner Peter, Ritter von, k. k. Hofrath und Director der Berg-
akademie, in Leoben.
Ungar Theodor, Adjunct im steierm. Landesarchive, in Graz.
Uranitsch Anton, Dr., Hof- und Gerichts-Advocat, Gemeinde-
rath, in Graz.
Vaczulik Josef, k. k. Postamts-Official, in Graz.
Vasquez Hugo, k. k. Oberstlieut. im Generalstabe, in Agram.
330 Voitsberg, die Stadtgemeinde.
Wagensperg Felix Graf von, k. k. Kämmerer u. Oberlieut. a. D.,
zu Schloss Wemberg in Kärnten.
Weinberger Franz, Dechant und Hauptpfarrer, in Straden.
Weiss Anton, Capitular und Bibliothekar des Stiftes, in Rein.
Weiss Johann, Dr. und Uni vers. -Professor, in Graz.
Welsersheimb Karl Graf von, Domherr, in Olmütz.
Werk Alois, gräfl. Chambord'scher Güterverwalter, in Brunnsee.
Wi ebner Jacob, Capitular und Archivar des Stiftes Admont,
Vereins-Bezirks- Correspondent, in Admont,
— LIX —
Wimpffen Gustav, Graf von, k. k. geheimer Rath, Feldmarschall-
LieuteDant i. R., in Graz.
Wimpffen Heinrich Emil Graf von, steierm. Güterbesitzer, inAVien.
Windischgrätz Ernest Forst zu, Durchlaucht, k. k. Oberst a. D.
GOterbesitzer, in Graz.
340 Windiscligrätz Robert, Fürst zu, Durchlaucht, k. k. Ritt-
meister a. D. und Güterbesitzer zu Hassberg bei Planina in Kraiu.
Winter er Johann Ev., Dr. d. Theologie, f.-b. Consistorialrath
und Domherr, in Graz.
Wohlfarth Karl, Buchhändler, in Graz.
Wolf Adam, Dr., Uni versitäts- Professor, in Graz.
W o 1 f Alexander, Professor der Technik, in Udine.
Worm Johann, Dr. d. Theologie, f.-b. Consistorialrath und Dom-
herr, iit Graz.
W ti 1 1 e r 8 1 o r f f - U r b a i r Bernhard Freiherr von, k. k. geheimer
Rath und Vice-Admiral i. R., lebenslänglicher Reichsrath, in Graz.
W fl n s c h e r Eduard, Gasthofbesitzer, in Leoben.
Wurmbrand- St upp ach Ferd. Graf von, Erlaucht, k. k. Käm-
merer, geheimer Rath, Obersthofmeister des Herrn Erzherzogs
Franz Carl, in Wien.
350 W u r m b r a n d - S t u p p a c h Gundacker Graf -von, k. k. Kämmerer,
(lUtsbesitzer zu Ankenstein bei Pettau.
W u r m b r a n d - S t u p p a c h , Hermann Graf von, k. k. Käm-
merer und Major in der Armee, in Oberradkersburg.
Zahn Josef von, Ausschuss, in Graz.
Z e c h n e r Norbert, Pater und Bibliothekar im Stifte, zu St. Lam-
brecht.
Z e i d 1 e r Prokop von, k. k. Oberlieutenant a. D. und Besitzer
des Schlosses zu Gutenegg bei Cilli.
Z ei dl er Franz, Oberrechnungsrath der steierm. StatUi alterei, in
Graz.
Zwerger Johann, Dr. d. Theologie und Fürstbischof von Seckau,
in Graz.
Zwiedineck von Süden hörst Johann, Dr., st. 1. Professor
und Privatdocent an der Universität, in Graz.
Ortschronlsten.
J Aust Anton, prakt. Arzt, für die Gemeinde Gaal.
2 Böser Friedrich, Schuldirector, für die Gemeinde Voitsberg.
3 Burkhart Josef, Yolksschullehrer, ttkr die Gemeinde Liezen.
4 Dienstler Georg, Yolksschullehrer, für die Gemeinde Wolfsberg.
— LX —
5 Friedrich Alois, Yolksschullehrer, für die Gemeinde Langenwang.
6 Frodl Karl, Yolksschullehrer, für die Gemeinde Schönberg.
7 Gruber Filipp, Volksschullehrer, für die Gemeinde Strass.
8 Harkamp Johann, Yolksschullehrer, für die Gemeinde St. Marein a. P.
9 Hell ige Otto, Oberlehrer, für die Gemeinde Riegersburg.
10 Hiden Emerich, Lehrer, für die Gemeinde Eisenerz.
11 Hirschmann Yirgil, Pfarrer, für die Gemeinde Stiboll.
12 Jocherl Ignaz, Kaplan, für die Gemeinde D.-Landsberg.
18 Kadivec Isidor, Oberlehrer, für die Gemeinde Neumarkt.
14 Kahr Franz, Oberlehrer, für die Gemeinde Leibnitz.
15 Kappel Franz, Oberlehrer, für die Gemeinde Gleinstätten.
IG Krautgasser Johann, Med. Dr., für die Gemeinde Mureck.
17 Krone 8 Franz, Oberlehrer, für die Gemeinde Kumberg.
18 Kttschall Franz, Oberlehrer, fUr die Gemeinde Schöder bei Murau.
D KQnstner Jakob, Grundbesitzer, für die Gemeinde Winklem.
20 Kurzmann Michael, Lehrer, für die Gemeinde St. Nicolai ob
Drassling.
21 Lakitsch Johann, Lehrer, für die Gemeinde Jagerberg.
22 Merz Josef, Lehrer, für die Gemeinde Neuberg.
23 Mi kusch Alois, Lehrer, für die Gemeinde Eggenberg.
24 Nepel Adolf, Lehrpr, fQr die Gemeinde Leutschach.
25 Noest Ignaz, Postofilcial, für die Gemeinde Steinbrück.
26 Orth Cfgetan, Lehrer, für die Gemeinde Ehrenhausen.
27 Pauer Ludwig, Lehrer, für die Gemeinde Krieglach.
28 Pezlederer A., Apotheker, für die Gemeinde Kindberg.
29 Pichl Karl Ritter von, Gutsbesitzer, für die Gemeinde Kerschbach.
30 Pichl Anna von, Gutsbesitzerstochter, fftr die Gemeinde Ober-
Radkersburg.
81 Pils Jakob, Oberlehrer, für die Gemeinde Kraubat.
82 Pirker Franz, Lehrer, für die Gemeinde Wildon.
88 Prangner Vincenz, Lehrer, für die Gemeinde Radegund.
84 Pröll Clement, Lehrer, für die Gemeinde Pischelsdorf.
85 Raisp Ferdinand, Güterverwalter, für die Gemeinde Pettau.
3ü Rösch Franz, Oberlehrer, für die Gemeinde Scheifling.
37 Rösch Johann, Kaplan, für die Gemeinde Köflach.
38 Schmutz Johann, Oberlehrer, für die Gemeinde St. Stefan in der
Lobming.
89 Schöpfer Franz, Oberlehrer, für die Gemeinde Weiz.
40 Schubert Johann, Oberlehrer, für die Gemeinde Yeitsch.
41 Söllner Franz, Oberlehrer, für die Gemeinde Fürstenfeld.
42 Stark Karl, Oberlehrer, für die Gemeinde St. Veit ob Graz.
48 Steuber Amalie Frau, für die Gremeinde Oberwölz.
44 Stoppacher Oswald, Lehrer, für die Gemeinde Perchaa.
— LXI —
45 Tiefenba eher Franz, pens. Finanzbeamter, ft\r die Gemeinde
Fehring.
46 Valentinic, f&r die Gemeinde Hrastnigg.
47 Vogl Johann, Lehrer, für die Gemeinde Lödersdorf.
48 Yogi sang Alois, Gutsbesitzer, für die Gemeinde St. Lorcnzen.
49 Weswaldy Franz, Bürgerssohn, für die Gemeinde Gleisdorf.
60 Wurzinger Josef, Bürgermeister, für die Gemeinde St. Ruprecht
an der Eaab.
51 Zinnauer Markus, Lehrer, für die Gemeinde St. Nicolai im Sausal.
1
Statuten
dos
Mstorischen Vereines für Steiermark.
Zweck.
§ 1. Der Verein hat fttr Belebung des Interesses an
der heimatlichen Geschichte und für Erweiterung der Kenntniss
derselben zu sorgen.
Mittel
§ 2. Als Mittel zur Erreichung dieser Ziele haben zu
gelten :
a) systematische Forschung nach den Quellen und Denkmalen
der Geschichte des Landes;
b) Erwerbung solcher in Originalen oder guten Copien ;
c) Einflussnahrae auf Erhaltung jener, die der Verein nicht
erwerben kann ;
d) Veröffentlichung aus einzelnen Gebieten der Landesge-
schichte ;
e) mündhche Besprechungen und Vorträge in regelmässigen
Versammlungen ;
f) Beförderung und Unterstützung der Herausgabe ein-
schlägiger Schriften;
g) Aussetzung von Preisen für Arbeiten im Interesse der
Landesgeschichte ;
h) Verbindung mit auswärtigen Gesellschaften verwandter
Richtung, und
i) Ueberlassung der Erwerbungen des Vereines an die be-
treffenden heimischen Landessammlungen (§ 11).
— Lxin —
Sitz.
§ 3. Sitz des Vereines ist die Landeshauptstadt Graz.
Hier werden auch dessen regelmässige Versammlungen
abgehalten, unbeschadet etwa künftig in anderen Städten des
Landes abzuhaltender Versammlungen.
Mitglieder.
§ 4. Der Verein besteht aus ordentlichen, correspondi-
renden und Ehrenmitgliedern.
Als ordentliche Mitglieder können Gebildete aller Stände
beitreten, die mündlich oder schriftlich oder durch ein Vereins-
mitglied ihren Beitritt und die Uebernahme der damit ver-
bundenen Verpflichtungen (§ 5) dem Ausschüsse anmelden,
welcher allein betreffs der Aufnahme entscheidet (§ 8 lit. c).
Zu correspondirenden Mitgliedern können nur Auswärtige
(ausserhalb Steiermark Wohnende) ernannt werden, welche die
Vereinszwecke bereits in anerkannter Weise förderten.
Zu Ehrenmitgliedern ernennt der Verein nur Solche, welche
entweder um die Geschichtswissenschaft im Allgemeinen oder
um den Verein im Besonderen hervorragende Verdienste sich
erwarben, dieselben mögen nun bereits Mitglieder des Vereines
sein oder nicht.
Der Vorschlag zur Ernennung der correspondirenden und
Ehrenmitglieder kann durch den Ansschuss oder ein Vereins-
mitghed, muss aber stets mit entsprechender Begründung in
der Jahresversammlung gemacht werden, die allein und zwar
mit absoluter Stimmenmehrheit darüber entscheidet (§ 6 lit. b).
Pflichten und Rechte der Mitglieder.
§ 5. Jedes ordentliche Mitglied des Vereines verpflich-
tet sich:
a) zur Zahlung eines jährlichen Beitrages von mindestens
3 fl., welcher während des laufenden Jahres zu erlegen ist;
b) zur Unterstützung der Vereinszwecke durch Mittheilung
entsprechender Nachrichten und
c) zur Förderung der wissenschaftlichen Ziele der vom
Vereine entsendeten Bevollmächtigten.
Jedes Mitglied hat das Recht auf den unentgeltlichen
Bezug der regelmässigen Vereinsschriften, auf die Benützung
der Vereinssammlungen und auf Sitz und Stimme in allen
Versammlungen des Vereines.
— LXIV —
Bezüglich der Wahlen können Mitglieder, welche der Ver-
sammlung beizuwohnen nicht vermögen, ihre Stimmen durch
Zuschrift an den Vereins- Ausschuss oder durch dem Ausschüsse
schriftlich bekannt gegebene Bevollmächtigte abgeben. Schrift-
lich eingebrachte Anträge abwesender Mitglieder können nur
dann zur Verhandlung gebracht werden, wenn ein anwesendes
Mitglied sie aufnimmt
Wer vom Vereine ein Diplom, das seine Mitgliedschaft
bekundet, zu erhalten wünscht, hat in Anbetracht der künst-
lerischen Ausstattung der nunmehr eingeführten Diplome den
Betrag von 2 fl. dafür zu entrichten. Wer dagegen bei seiner
Aufnahme in den Verein den Bezug eines solches Diplomes
ablehnt, erhält an dessen statt eine einfache Bescheinigung
und hat gleich jedem Mitgliede blos die darauf gelegte Stempel-
gebühr dem Vereine zu vergüten.
Der Austritt steht jederzeit frei, ist aber dem Ausschusse
oder der Vereinsversammlung schriftlich anzuzeigen. Als still-
schweigend ausgetreten sind jene Mitglieder zu betrachten,
welche ungeachtet erfolgter Mahnung mit einem dreijährigen
Beitrage aushaften.
Oeffentliche Versammlungen.
§ 6. Alle Beschlüsse in Vereins-Angelegenheiten stehen
den öffentlichen Vereinsversammlungen zu, deren — unbe-
schadet dem Rechte, ihre Zahl nach Massgabe des Bedürfnisses
zu mehren — in jedem Jahre mindestens vier stattfinden,
und zwar:
a) die Jahresversammlung im Monate Jänner, mit welchem
das Vereinsjahr beginnt;
b) die Vierteljahrs-Versammlungen in den Monaten April,
Juli (erste Hälfte) und October, welche auch als Wander-
Versammlungen abgehalten werden können (§ 3).
Uebrigens hat der Ausschuss nach Bedürfhiss oder über
Verlangen von 20 Mitgliedern auch ausserordentUche Versamm-
lungen einzuberufen (§ 8 lit 9).
Die Vierteljahrs-Versammlungen beschäftigen sich mit den
laufenden Angelegenheiten des Vereines und können selbst-
ständige Beschlüsse in allen jenen Fragen fassen, deren Aus-
führung den Kostenbetrag von 50 fl. nicht übersteigt Es wird
Sache des Ausschusses sein, bei diesen Versammlungen wissen-
schaftliche Gegenstände aus dem Bereiche der Geschichte zur
— LXV —
Erörterung zu bringen und die Abhaltung solcher Vorträge
einzuleiten.
Die Leitung und der Vorsitz in den Versammlungen des
Vereines steht dem Vorstand oder bei dessen Verhinderung
dem Vorstand-Stellvertreter zu.
Der Jahresversammlung ist vorbehalten:
a) Die Wahl des Ehren-Präsidenten, des Ausschusses und
zweier Revidenten für die Rechnungen des folgenden
Jahres ;
b) die Ernennung zu correspondirenden und Ehrenmit-
gliedern ;
c) die Grenehmigung der richtiggestellten Jahresrechnungs-
legungen und die Feststellung der Jahresvoranschläge ;
d) jene Beschlüsse, deren Ausführung den Kostenbetrag von
50 fl. übersteigt;
e) die Abänderung der Statuten und
f) die B^schlussfassung über allfällige Auflösung des Vereines.
In der Regel ist jede rechtzeitig einberufene Versamm-
lung bescblussfähig und zur Giltigkeit der Beschlüsse der
öffentlichen Versammlungen absolute Stimmenmehrheit nöthig.
Ausnahmen hievon bestimmen die §§13 und 14.
Ehren-Präsident.
§ 7. Der Verein prahlt sich einen Ehren-Präsidenten auf
Lebenszeit.
Verein s-Aussch US s.
§ 8. Die Vertretung des Vereines nach aussen und die
Leitung seiner inneren Angelegenheiten obliegt dem Vereins-
Ansschuss.
Dieser besteht aus acht Mitgliedern, nämlich aus
einem Vorstande,
;, Vorstands-Stellvertreter,
j, Schriftführer,
„ Cassier und
vier Ausschuss-Mitgliedem.
Die Wahlen in die Vereinsleitung geschehen durch Stimm-
zettel und ist für den Ausschlag die absolute Stimmenmehrheit
erforderlich. Alle Ausschuss-Mitglieder virerden auf zwei Jahre
gewählt; die Wiederwählbarkeit der Ausscheidenden in den
Ausschuss ist zulässig. Nur der Vereinsvorstand darf
MUilicil. (L Mut. V«r»{Bi t. gtH^rmmk. XXV. II«A, 1M77. 1^
— LXVI —
binnen der nächsten zwei Jahre als solcher nicht wieder
gewählt werden.*)
Scheidet ein Ausschussmitglied während der Amtszeit aus, so
findet bei der nächsten Jahresversammlung eine Ersatzwahl statt
Dem Ausschusse sind zugewiesen:
a) Die Bestellung der Yereinsbediensteten (Kanzelist und
Diener) ;
b) die Vorbereitung der Geschäftsstücke behufs erschöpfender
Behandlung in den Versammlungen;
c) die Wahl von Sonder- Ausschüssen für denselben Zweck ;
d) die Verfügung in dringenden Geldangelegenheiten bis
zu 30 fl.;
e) Entscheidung über Aufnahme von ordentlichen Mitgliedern ;
f) desgleichen jene über Aufnahme schriftlicher Arbeiten in
die Publikationen des Vereines;
g) die Berufung der ordentlichen und ausserordentlichen
Versammlungen und die Ausführung ihrer Beschlüsse;
h) die Berichterstattung und Rechnungslegung bei den-
selben, und
i) die Ausfertigungen und Bekanntmachungen des Vereines,
zu deren Giltigkeit die Unterschriften eines Vorstandes
und des Schriftführers erforderlich sind. Aufhahmsdiplome
fertigen der Präsident, der Vorstand und der Schriftführer.
Der Ausschuss fasst seine Beschlüsse mit absoluter Stim-
menmehrheit ; bei Stimmengleichheit entscheidet der Vorsitzende.
Zur Beschlussfähigkeit des Ausschusses ist die Anwesenheit von
wenigstens fünf MitgUedem erforderlich.
•
3ezirks-Correspondenten und Sonder-Ausschüsse.
§ 9. Dem Ausschusse sind zur Förderung der Vereins-
zwecke und leichteren Besorgung der Geschäfte nach Thun-
lichkeit und Bedürfniss Bezirks-Correspondenten und Sonder-
Ausschüsse an die Seite zu stellen.
Die Wahlen zu Bezirks-Correspondenten stehen über be-
gründeten Vorschlag des Ausschusses nur den Versammlungen
zu. Dieselben werden bezüglich ihrer Rechte den ordentlichen
Mitgliedern gleichgestellt, übernehmen jedoch nur die Verpflich-
tung, dem Vereins-Ausschusse nach ihren Kräften von allen
♦) Dieser Punkt lautete früher: Eine V\riederwaW fftr die nächste
Wahlperiode ist nur bei dem Schriftführer und Kassier, bei den übrigen
Ausschuss-Mitgliedern erst nach Ablauf eines Yerein^ahres zulässig.
— LXVII —
jenen Gegenständen und Ereignissen Kenntniss zu geben, welche,
dem Gebiete der Vereinsbestrebungen angehörig, zu ihrer Wis-
senschaft gelangen, so wie die Zerstörung geschichtlicher Denk-
male thunlichst hintanzuhalten.
Die Sonder-Ausschüsse werden nach Erforderniss vom
Ausschusse oder den Versammlungen zur Behandlung gewisser
ihnen vorzulegenden Fragen und Geschäftsstücke gewählt
Von ihrem und der Bezirks-Correspondenten Verhältnisse
zum Ausschusse handelt die Geschäftsordnung.
Vereins- Vermögen.
§ 10. Das Vereins-Vermögen besteht aus den Beiträgen
der Mitglieder, den Erträgnissen aus dem Verkaufe der Vereins-
schriften und sonstigen Zuwendungen aus öffentlichen oder
privaten Mitteln und aus dem Vereine sonst eigenthümlich
gehörigen Wcrthgegenständen.
Es darf nur zu Vereinszwecken verwendet werden und
steht unter Verwaltung des Ausschusses.
Verein 8- Sammlungen.
§11. Der Verein legt keine selbstständigen Sammlungen
aus seinen Jahr für Jahr erworbenen wissenschaftlichen Gegen-
ständen an, sondern tritt dieselben dem Landesarchive (Ab-
theilung: Joanneumsarchiv), dem Münz- und Antikenkabinete
und der Bibliothek am st. 1. Joanneum unter Vorbehalt des
Eigenthumsrechtes und der Benützung nach ihren Statuten,
oder in zweiter Reihe anderen Anstalten im Lande ab, welche
davon ihrer Natur nach am ehesten Gebrauch machen würden.
Schiedsgericht.
§ 1 2. Streitigkeiten aus dem Vereinsverhältnisse zwischen
Mitgliedern unter einander oder zwischen solchen und dem
Vereine entscheidet mit Ausschluss jeder Berufung ein Schieds-
gericht, für welches jede Partei einen Schiedsrichter bestellt,
die zusammen einen Obmann wählen.
Abänderung der Statuten.
§. 1 3. Abänderungen der Statuten können nur durch die
Jahresversammlung beschlossen werden und ist dazu die Stim-
menmehrheit von zwei Drittheilen der anwesenden Mitglieder
erforderlich. Anträge in dieser Richtung sind dem Ausschusse
E*
— Lxvni —
mindestens \ierzehn Tage vor der Jahresversammlung zur
entsprechenden Begutachtung einzubringen.
Auflösung des Vereines.
§ 14. Die Berufung der Jahresversammlung, welche
über die Auflösung des Vereines entscheiden soll, hat nur in
Folge eines von mindestens zwanzig ordentlichen Mitgliedern
beim Ausschuss schriftlich eingebrachten Antrages, mindestens
vier Wochen vor dem Tage ihrer Abhaltung und mit aus-
drücklicher Bekanntgebung jenes Antrages zu geschehen.
Zur Beschlussfähigkeit dieser Versammlung ist die An-
wesenheit von wenigstens Dreifllnftel der ordentlichen Mit-
glieder, zum Auflösungsbeschluss aber eine Mehrheit von wenig-
steni^ Zweidrittel der giltig abgegebenen Stimmen erforderlich.
Könnte die ordentlich einberafene Jahresversammlung
wegen Mangel der erforderlichen Anzahl dabei Anwesender
über die Auflösung des Vereines nicht beschliessen, so wäre
hiezu unter den gleichen Bestimmungen wie jene die nächste
Vierteljahresversammlung berechtigt.
Sollte auch diese nicht beschlussfähig sein, so hätte die
nächste Vierteljahresversammlung bei jeder Anzahl anwesender
Mitglieder mit einer Mehrheit von Zweidrittel der Stimmen
über die Auflösung zu beschliessen,
Dieselbe Versammlung, welche die Auflösung des Vereines
beschloss, verfügt in gleicher Weise auch über die Verwendung
der Geldmittel und sonstigen Werthgegenstände des Vereines.
Die wissenschaftlichen Sammlungen aber gehen in das Eigen-
thum jener Anstalten über, welchen sie vorläuflg abgetreten
worden und die Akten des Vereines werden im Landesai'chive
hinterlegt.
Die letzte Statutenänderung wurde bestätigt mit dem Erlasse der hohen
k. k. Statthalterei) ddo, Graz, 10. Februar 1877, S. 2143.
B.
Abhandlungen.
Mltih«U. dM Mit. Verein« f. Stelarmark, XXY. H«lt, 1877. 1
Zur Geschichte Herzog Ernst des Eisernen
(1406 — U24).
Mit besonderer Rflcksicht auf die politische Sachlage in der
Steiennark.
Von Kmil Kümmel,
»t. I. Archlvbeamtor.
Es war ein eigenes Geschick, das der grünen Steiermark
aus der Herrschaft der Habsburger erwuchs. Gleich einem
willenlosen Spielballe war sie in der schweren, der kaiser-
losen Zeit aus der Hand des einen in die des andern ge-
wandert, und mochten sich die steirischen Ministerialen auch
noch so trotzig geberden, in der Wirklichkeit hatten sie
hinlänglich bewiesen, dass sie doch nicht Kraft genug be-
lassen, der von aussen herandrängenden Uebermacht zu
widerstehen. Die Schlacht auf dem Marchfelde hatte auch ttber
ihr Schicksal entschieden, und es kam jetzt nur noch darauf
an, zu beweisen, ob die künftige Herrscherhand auch stark
genug sei, sich für die Dauer zu behaupten. Daran war
aber nach dem bisherigen kaum melir noch zu zweifeln. War
es dem ersten Habsburger gelungen, einen Gegner nieder-
zuwerfen, der sich mit dem Gedanken einer Weltherrschaft
getragen, so musste er umsomehr in dem Lande, dessen
Sympathien ihm' schon vor der Entscheidungsschlacht ent-
gegengebracht worden waren, auf eine willige Unterordnung
hoffen. Drohte auch hie und da momentane Unzufriedenheit
an dem festen Baue zu rütteln — die Hand der Habs-
hurger, die trefflich gegen Gefahren aller Art zu schirmen
1*
— 4 —
verstand, wusste auch diese Strömungen, als letzte Ueber-
reste einer regellosen Vorzeit, sehr rasch wieder einzu-
dämmen.
Das war nun jene goldene Zeit, wo ;,die Entwicklung
des Verhältnisses zwischen Fürsten und Volk verhältniss-
mässig ruhig vor sich ging. Da gab es fast nie Zerwürfnisse,
beide Parteien gewöhnten sich, ihre Rechte gegenseitig zu
achten und ilu-e Pflichten zu erfüllen; Streitigkeiten hatte es
nur zwischen den MitgUedem des regierenden Hauses, und
in Steiermark wurden die Ministerialen zufällig nie in die-
selben verwickelt".*)
Doch das Leben der Staaten gleicht in vieler Be-
ziehung dem der Organismen. Wir bemerken hier eine
Periode des Wachsthums, eine der Blüte und schliesslich eine
des Verfalles. Mochte die im obigen kurz charakterisirte
Zeit zur Periode des Wachsthums gehören, so muss das
Folgende entscheiden, ob die jetzt zu betrachtende Zeit noch
der ersten oder schon der mittleren Periode zuzuzählen sei.
Der Keim zu einer Veränderung war bereits in den
oben angedeuteten inneren Zwistigkeiten der herrschenden
Dynastie gelegen. Die Ländertheilungen von 1373 — 1404
mussten auf die spedfisch habsburgische Idee einer centrali-
sirten Verwaltung in den einzelnen Ländern einen alterirenden
Einfluss ausüben. Um nun die vom Jahre 1406 an sich ab-
spielenden Ereignisse weniger rätselhaft zu finden, ist es
nötig, eine kurze Rückschau zu halten über die obbe-
zeichnete Periode der Ländertheilungen, eine mit dem vor
c. 120 Jahren so glücklich angewendeten Wahrworte : „Nemo
potest dominis digne servire duobus!^ höchst widerspruchs-
volle Zeit Als leitenden Gesichtspunkt wollen wir hiebei die
politische Stellung Steiermarks inmitten der dynastischen
Veränderungen annehmen.
») Zahn, Jahresbericht d. steierm. Landesarchives, 1869, S. 6. Es
sei gleich hier die Bemerkung gestattet, dass die im genannten Archive
befindlichen Urkunden und Acten in den folgenden Noten mit dem Bach-
Stäben „A'^ nebst der Locationsnummer citirt werden.
— 5 —
Der erste hiehergehörige Vertrag ist der vom 25. Juli
1373, geschlossen zwischen den Herzogen Albrecht III. und
Leopold in. Er vollzieht eine Theilung von Rechten, deren
Besitz, ira Widerspruche zu den Hausordnungen Albrechts H.
vom 25. November 1355 und Rudolfs IV. vom 18. November
1364, den ersten Schritt zur isolirten Landesregierung bildet.
Herzog Albrecht nämlich behält sich die Besetzung der
obersten Landesämter in Oesterreich ob und unter der Enns
und in Steiermark vor, Herzog Leopold die in den übrigen
Ländern. Aus diesem Grunde darf auch keiner der beiden
Herzoge in einer solchen Stadt residiren, wo sich die Haupt-
mannschaft des Bruders befindet.-)
Diese Abmachung war auf die Dauer von 2 Jahren
festgesetzt worden, so dass man nach Verlauf derselben am
3. Juni 1375 zu einer weiteren Vereinbarung schritt, welche
im Wesenthchen mit der vorigen übereinstimmte. Nur in
Bezug auf den zweiten Punkt betreffs der herzoglichen
Residenz glaubte man etwas genauer sein zu müssen, indem
für die allfällige üebertretung der selbstgesetzten Ein-
schränkung man sich feierUchst verwahrte, dass dies nur ge-
schehen dürfe „ohne des andern und seines Hauptmannes
Schaden und ohne derselben Hauptmannschaft Gebresten."')
Das waren aber doch nur halbe Massregeln, woran kein
Theil seine volle Befriedigung fand, und so zog man denn in
der definitiven Ländertheilung vom 25. September 1379 die
letzte Consequenz. Steiermark erhielt an Leopold III. seinen
Heim, dem auch alle übrigen Länder mit Ausnahme von
Oesterreich ob und unter der Enns zufielen, welche letztere
allein der ;, sanfte" Albrecht behauptete.*) Es war für
Steiermark ein einfacher Regententausch.
Diese Verhältnisse hatten einen Bestand von 7 Jahren.
Da fiel Leopold HL in der Schlacht bei Sempach (9. Juli 1386)
«) KuTÄ, „Albrecht III.«, 1. Bd., S. 238.
9) Ebd. 262.
^) Bauch: Scriptores rer. Anstr. 3. Bd. 895.
— 6 —
und hinterliess vier Söhne: Wilhelm, Leopold, Ernst und
Friedrich. Der älteste unter ihnen, Wilhelm, fand dieTheilung
vom Jahre 1379 sowohl für sich als auch fbr die Länder
selbst für „verderblich".'*) In Folge dessen suchte er seinen
Oheim zu bewegen, dass dieser alle FürstenthQmer , Länder
und Herrschaften wieder ^zusammenwerfe".") Dies war oflFenbar
wieder eine Umkehr zu jenem Principe der Untheilbarkeit^
wie es sich in den älteren Hausordnungen geltend gemacht
hatte. Dem entsprechend beurkundete auch Albrecht am
10. October 1386, dass er sich seiner Neffen und ihrer Ge-
schwister, ihrer Lande und Leute und aller ihrer Geldschulden
„unterwinden" wolle. Er solle von nun an alle Fürsten*
thümer und Länder „verwesen" und ^jinnehaben*'.^) So erhielt
denn Steiermark ihren früheren Herrn zum unmittelbaren
Regenten wieder zurück.
Albrecht IIL starb am 29. August 1395. Seine letzte
Willensmeinung enthielt die dringende Bitte an seine Erben,
zu ihrem eigenen, sowie zu* Nutz und Frommen der ihnen
untergebenen Länder ;,mit allen ihren Landen und Leuten
bei einander zu bleiben*.'') Sollte das Gott nicht wollen, so
sollten sie wenigstens sich an die alten Theilbriefe halten, die
er weiland mit seinen Brüdern aufgerichtet.
Albrechts Erben, nämlich sein Sohn Albrecht IV. und
die drei Brüder Wilhelm, Ernst und Friedrich kamen nach
vielfachen Streitigkeiten am 22. November 1395 zu Hollen-
burg überein, dass Wilhelm und Albrecht ^mit allen ihren
Landen und Leuten freundlich und lieblich beieinander bleiben
sollen und wollen, so lange sie leben".'*) Das heisst, Steier-
mark hat von nun an statt eines, zwei Herren.
«)„... daz die taylung vns vod auch vnsem landen
vnd leuten verderblich wer." 1. c 401.
«)„... daz der egenant vnser lieber herre vnd vetter die vor-
geschriebenen tailung wieder abliezz vnd die vorgenanten fürstenturo, land
vnd herschefte mit vns vnd vnsern bnidern wider zesammen wiirffe.** 1. c.
') 1. c. 402.
«) 1. c. 409.
9) 1. c. 411.
— 7 —
Nachdem aber in dem Hollenburger Vertrage der
zweite Bruder, Herzog Leopold, nur mit der Nutzniessung von
6000 fl. jährlich abgefertigt, der dritte Bruder, Herzog Ernst,
der ja auch bereits volljährig war, ganz unberücksichtigt ge-
büeben war, so sollte ein neuer Vertrag vom 30. März 1396
diese Verhältnisse regeln. In diesem wurde eine neue
Theilung zwischen den Brüdern Wilhelm und Leopold vor-
genommen, nach welcher letzterer die Herrschaft zu Tirol,
an der Etsch und in dem Innthal; Herzog Wilhelm die
übrigen Länder nebst dem Lande Steyr zugewiesen
erhielt ^^) Ernst und Friedrich sollten durch die Brüder
apanagirt werden. *^) ,
Von 1396 an war also Herzog Wilhelm alleiniger Herr
der Steiermark. Er blieb es bis 1402. In diesem Jahre, am
20. September, einigten sich die Brüder bei einer Zusammen-
kunft in Brück a. d. M. dahin, dass die Bestellung eines
Hauptmannes nach Graz in Steiermark durch Wilhelm und
Leopold zu erfolgen hätte, dass aber Wilhelm und Ernst
Steiermark, Kärnten und Krain sammt Zugehör verwesen
sollten, wie vorher Herzog Wilhelm allein.^-) Dadurch waren
wieder zwei Herren über unser Land gesetzt. Diese Ab-
machung habe aber nur bis zum 24. April 1403 Geltung;
drei Monate nach erwähntem Tage werde entschieden, ob
diese Ordnung fortzubestehen oder eine andere einzutreten
«») Kurz „Albrecht IV.« 1. Bd. S. 168.
< I) n Auch Bullen wir herczog Wilhalm ynsern lieben bruder hei'czog
Ernsten vnd sein gemahel vnser liebe swester von vnserm tail die
egenanten zway jar innhaben, getrewlich vnd brüderlich ausrichten. So
sullen wir herczog Leupolt Tusem lieben bruder herczog Fridreichen das
nächst jar bey vns haben vnd den von vnsem tail mit allen Sachen auch
ausrichten vnd versorgen getrewlich vnd briiderlich. Vnd wenn sich das
erst jar, das da wirdet von nu dem nechsten sand Jörgen tag vber ain
jar verlauffet, so sullen vnd wellen wir vorgenannter herczog Leupolt
denselben vnsem bruder herczog Fridreichen vnuerczogeulich wider ant-
wurtten dem yorgenanten vnserm bruder herczog Wilhalm in sein gewalt.**
1. c. 167.
•«) Lichnowsky „Gesch. d. H. Habsburg«, V. Bd S. 41.
— 8 —
habe. Nichtsdestoweniger erfolgte eine factische Aenderung
erst zwei Jahre späten am 21. März 1404.
An diesem Tage werden zwei wichtige Urkunden aus-
gestellt, indem nämlich einerseits die Herzoge Leopold, Ernst
und Friedrich gegenüber ihrem Vetter Herzog Albrecht IV.
auf das Land Oesterreich mit dem Lande ob der £nns
Verzicht leisten"), während anderseits Albrecht IV. für Jene
folgende Ländertheilung vornimmt: Herzog Wilhelm erliält
nebst dem Antheil an Oesterreich und der Residenz zu Wien
Neustadt, Neunkirchen, Scbottwien, die Länder Kärnten und
Krain, die windische Mark, Portenau, Triest, Isterreich und
die Medlik durch drei Jahre vom 24. April 1404 an. Herzog
Leopold dagegen bekommt Steiermark mit der Residenz in
Graz, dann Tirol, das Land an der Etsch und das Innthal. ^ ^)
Diese Besitzverhältnisse blieben auch nachdemTodeAlbrechtsIV.
(14. September 1404) unverändert
Cürca 30 Jahre waren also vorübergegangen — und
Steiermark hatte eine siebenmalige Aenderung der Re-
gierung erfahren! Die rasche Aufeinanderfolge der Verträge
und der dadurch bewirkte Personenwechsel musste keine
geringe Verwirrung in den damaligen Landesverhältnissen
hervorrufen. Diese Verwirrung spiegelt sich auch in den Auf-
zeichnungen damaliger Chronisten, ja sie hat sich sogar bis
auf den heutigen Tag fortgepflanzt. Denn in allen Lehr- und
Handbüchern der Geschichte Steiermarks finden wir für die
Zeit von 1395—1406 Herzog Wilhelm als Landesherm auf-
geführt.*'') In der Wirklichkeit aber wechselte die Regent-
13) Rauch m. 429.
*-<) „Da engegen sol vnser obgenannter vetter hertzog Leupolt den
sitz zu Gretz vnd das land ze Steir mit aller zugehorung, die herschaiTt
ze Tyrol, das land an der Etsch vnd das Intal . . . yunehaben.*" 1. c. 434.
IS) Vergl. Cäsar, Eindermann, Wardnger, Gebier, Mnchar u. a.
Muchar wundert sich sogar einmal, dass Herzog Leopold so oft in Steier-
mark urkundet: „Herzog Leopold scheint indessen noch immer (t) in
Steiermark gewesen zu sein, wie es Urkunden vom 23. Juli, 0. August,
11. September und 4. October bewähren.'' (YH. Bd. S. 83 — 84 zum
J. 1404).
— 9 —
Schaft viermal in diesen 1 1 Jahren, so dass Steiermark durch
den Tod Wilhelms (15. Juli 1406) kehieswegs ein herren-
loses Land wurde, da ja eben Leopold von 1404 an daselbst
herrschte. Es konnte daher auch von einer echten und rechten
Erbfolgefräge für Steiermark gar keine Rede sein. Und den-
noch rief Wilhelms vorerwähnter Hintritt eine Bewegung
hervor, die schliesslich die Einsetzung Herzog Ernsts in das
Uerzogthum Steiermark nach sich zog.
Der Grund hiezu liegt in der Thatsache, dass Herzog
Wilhelm nach dem Tode Albrechts IV. die Vormundschaft
über dessen hinterlassenen Sohn Albrecht V. gemäss den
Vereinbarungen von 1379, 1386 und 1395 übernommen und
bis zu seinem eigenen Ende fortgeführt hatte. ^*) Durch den
unglücklichen Sturz, der Wilhelm das Leben kostete, wurde
nun zweierlei erledigt. Zunächst sein ihm 1404 zugefallener
Besitz- Antheil, sodann das einflussreiche Amt eines Vormundes
über den noch immer mindeijährigen Albrecht V. Eines wie
das andere musste bei der durch die bisherige Erfahrung nur
noch erhöhten Neigung zu frischen Verträgen eine Neuerung
in Aussicht stellen.
Drei Brüder waren da, zwischen denen die in Schwebe
stehenden Fragen zur allseitigen Zufriedenheit geordnet
'<■) Es kann gewiss nur von Interesse sein, über die Auffassung
des österr. Yormundschaftsverhältnisses bei der päpstlichen Curie eine
authentische Mittheilung zu erhalten. Am ungeschminktesten drückt sich
hierüber die Bulle P. Nicolaus V. v. 1452, 4. April, Rom aus: „ . . . Cum
igitur audienciam nostram fama reffe rente publica et experiencia
edocente deuenit, licet ab olim inter principes et duces domus Austrie
laudabiliter introdnctum est et inconcusse eciam a tanto tempore,
quod de contraria memoria hominum non existit, obseruatum faerit, quod
decedente quocumque ex principibus et ducibus domus eiusdem superstite
sibi herede impuberi princeps et dux maior natu domus ipsius terrasetdomi-
nium eiusdem heredis impuberis regere et eiuscuram siue tutelam
utpote ad eum de jure delatam gerere cum plenaria gubemacione regimen
et admiiiistracionem et terrarum et dominiorum hainsmodi per se ipsum
gerendi conscendere debeat et eciam teneatur.*< Handschrift 37/20 in
d. Grazer UniversitAtsbibl., f. 158'.
— 10 —
werden sollten.'') Ihr bisheriges Verhältuiss zu einander war
nun ein derartiges gewesen, dass etwaige jetzt entstehende
Differenzen nicht ganz unerwartet kommen mussten. Dies
lässt sich am besten aus dem bis 1406 zurückgelegten
Lebenslaufe des an Alter zwischen Leopold und Friedrich
stehenden Herzogs Ernst ersehen.
Zwar was seine Jugendgeschichte anbelangt (er erblickte
im gleichen Jahre wie weiland Albrecht IV., nämlich 1377,
das Licht der Welt)^ so verfügen wir nur über höchst mangel-
hafte Ueberlieferungen. ^ Einige lassen ihn in Bologna der
Rechtsgelehrsamkeit beflissen sein; andere wieder behaupten,
dass er nicht einmal hätte schreiben können. Alle aber
stimmen im Lobe über seine Leibesstärke und Gewandtheit
in körperlichen Hebungen überein. Schon 1392 vermählte er
sich mit Margaretha, der Tochter Herzog Boguslaws V. von
Pommern, welche Ehe übrigens kinderlos blieb und 1410
durch den Tod der Gattin sich löste. '^)
Ueber Ernsts politische Thätigkeit besitzen wir schon
genauere Angaben. Bis zum Jahre 1396 wird seiner in den
bezüglichen Hausverträgen gar nicht gedacht, während sein
Altersgenosse Albrecht IV. schon 13ii5 nach dem Hollen-
burger Vertrage eine Rolle zu spielen anfing. Erst im ge-
nannten Jahre (1396) wird auch auf seine Versorgung
Bedacht genommen. ^^ Eine derartige Existenz konnte aber
Albrecht IL 1298—1858
Albrecht lU. Leopold III. 1 349 - 1 886
1349-1395 . — — .
I
Albrecht IV. Wilhelm Leopold IV. Brost Friedrich IV.
1377—1404 1370-1406 1871—1411 1877—1424 1382-1489.
I
Albrecht V. (K. IL)
1897—1489.
18) Ueber die genealogischen Verhältnisse vergl. Herrgott: Genea-
logia diplomatica augustae gentis Habsburgicae, I. p. 225, § 6/
19) S. Note 11. Am 28. Juli 1400 verlieh Herzog Wilhehn seinem
Bruder Ernst „alle die leben vnd guter die yns von dem jungen Stadegger
yeczund sind ledig worden, es sein vest, herschefit, heuser, merkt, dorfier,
J
— 11 —
seinem Ehrgeize nur schlecht genügen Wir stehen ihn auch
deshalb in Amtshandlungen verwickelt, die eine tbätige
Theilnahme an der Landesregierung voraussetzen ') Endlich
wird diese Thätigkeit durch den Vertrag vom 20. Sep-
tember 1402 gewissermassen legalisirt Ernst ist nun, sicher-
lich nur durch seine Bemühungen und auf sein Betreiben
hin, factischer Mitregent von Steiermark. Aber nur zu bald
wird der Herrlichkeit ein Ende gemacht, denn der Theilbrief
vom 21. März 1404 drückt ihn wieder in's Privatleben
»
zurück.**)
leut vnd gfiter.'' (Bergmann „Die Stadecker und ihre Erben ** in den
Sitzongsber. d. k. k. A. d. Wissensch. IX. 848.) Die hier nur summarisch
genannten Lehen bestanden nach einer andern Urkunde in der öden Yeste
und dem Burgstall genannt Stadeck bei Graz, dann Rorau der Yeste und
Herrschaft in Oesterreich, der Yeste Tiefenbach, den Gütern zu Straleck
und in demMttrzthale bei Langenwang {Ghmel> Regesta Ruperti Nr. 1730).
Ernst konnte sich aber nicht lange dieser Güter erfreuen , denn die
Gilliergrafen traten als Yerwandte der Stadecker dagegen auf und brachten
sich auch wirklich nach und nach in den Besitz derselben, bis dann im
Jahre 1404 Hugo v. Montfort damit belehnt wurde. (Weinhold „lieber d.
Dichter Graf Hugo YIH. v. Montfort** in d. Mitth. d. histor. Yereines ftlr
Steiermark, YII. 139.)
*^ Am 19. März 1401 entscheidet Herzog Ernst zu Graz in dem
Streite zwischen Rudolf Abt zu St. Lambrecht und den Brüdern Otto,
Jakob und Wulfing v. Stubenberg um die Yogtei der St. Lambrechter
Güter zu Aflenz, zu Zell und in der Yeitsch u. a. (A. 4042a.) Am
17. September 1402, zu Brück, werden die Herzoge Wilhelm und Ernst
von Dietmar dem Gailer aus Dankbarkeit ft\r die thätige fürstliche Hilfe
bei der Gewalt, Ueberlast und dem Frevel von Seite seiner eigener Yer-
wandten Ortlein und Hanns v. Teuffenbach, für den Fall seines kinder-
losen Absterbens als Erben genannter Güter eingesetzt. (Lichnowsky
Y. Bd., Reg. Nr. 505.)
•') „Auch sprechen wir, daz vnser vetter hertzog Wilhalm seinem
bruder vnsem vettern hertzog Ernsten und sein gemaheln vnser liebe
swester von seim tail der nücze die vorgenant zeit getrewleich vnd
bruderlich sol ausrichten. So sol vnser vetter hertzog Leupolt seinen
bruder vnsem vettern hertzog. Friedreichen dieselben zeit von seinem tail
der nütze auch ausrichten getrewleich vnd brfiderleich vngeuerleich, **
Ranch Scriptor. m. 489.
— 12 —
Dieser kaum erwünschte Schicksalswechsel, wie auch
die durch Wilhelms Tod sich ergebende Constellation, welche
bei dessen gehabten Doppelbeziehungen für eine mehrseitige
Rechtstheilung so versprechend schien, mussten — ab-
gesehen von allen persönlichen Charakter - Eigenschaften
— ein Eintreten in die Action auch von Seite Emsts er-
warten lassen.
Sobald nun auch Friedrich, der freilich erst 18 Jahre
zählte, Prätensionen zu erheben anfing, so trat hiedurch ein
Fall ein, für welchen bereits der umsichtige Albrecht IL in
seiner Hausordnung vom 25. November 1355 vorgesorgt
hatte, indem er die österreichischen Stände zu Schieds-
richtern bei inneren Streitigkeiten des regierenden Hauses ein-
setzte.'*) Darauf gebührende Rücksicht genommen, wird man
es auch nicht mehr als ein befremdend eigenmächtiges Vor-
gehen der österr. Stände bezeichnen können, wenn sie sich
am 6. August 1406 zu Wien verbündeten, dem Herzoge
Albrecht zu gehorchen und nur denjenigen als Vormund und
Regierer anzunehmen, dem ihre eigene Mehrheit beistimmen
würde.--') Die Compromisse Emsts und Leopolds auf die
Landherren vom 2. September 1406-*), worin diese bevoll-
mächtigt werden, die zwischen den Brüdern herrschenden
„Misshellungen , Stösse und Forderungen^ durch ihren
Ausspruch auszugleichen, liefern nur weitere Zeugnisse für
einen regelrechten Verlauf.
Ueber Steiermarks Antheil an den nun folgenden Ver-
handlungen gibt uns die erwähnte Bündnissurkunde vom
6. August einigen Aufschluss, indem sie uns bedeutende
Namen vorführt, wie Bernhard v. Liechtenstein, Heinrich v.
Kranichberg, Burkard v. Winden, Markard v. PoUheim,
Pilgrim V. Buchheim u. a. m. Es sind Repräsentanten des
Herrenstandes, denen es an dem nöthigen Ansehen nicht
**) Steyerer: Hißt. Alberti Add. ad c. I. col. 185.
*3) Rauch III. 448.
<4) LichnowskyY. 792; Rauch III. 452; Kurz: Albr. II. 1. Bd. 33.
— 18 —
gebrach, um die Interessen unseres Landes kräftigst zu ver-
treten. Wenngleich wir nun über den Yerhandlungsmodus
einer zeitgenössischen Schilderung entbehren, so ersehen wir
doch aus den erhaltenen ActenstQcken zur Genüge, dass der
Gedanke einer Separirung Steiermarks mit dem Hauptsitze
„Greiz'' nicht nur von Ober- und Niederösterreich, sondern
auch von Kärnten, JKrain u. s. w. immer mehr Platz griff. •'*)
In diesem Sinne lautete auch der Ausspruch der österreichischen
Stände vom 12. September 1406.-")
Die Sentenz stellt kategorisch die Alternative: einer der
beiden Herzoge Leopold oder £mst solle die Vormundschaft
über Albrecht V., der andere die Regierung von Steyr über-
nehmen.*":) In Bezug auf letztere unterscheidet sie jedoch
scharf zwei Verwaltungsperioden, von denen die erste nur
bis zum Ende der Vormundschaft, d. i. bis zum nächsten
Georgitag und von da an noch vier Jahre'''; zu dauern
habe, nach deren Ablauf also das Land sich eines abermaligen
Herrenwechsels zu erfreuen die nicht eben entzückende
Aussicht hatte.^') Und in § 29 wird die Separation des
Landes von allen übrigen Ländern ganz klar und unver-
kennbar zum Ausdruck gebracht.-^")
•6) So z. B. in Leopolds Reverse v. 2. Sept. 1406: „. . . daz wir
denn vnder vns annerziehen vnd verrer waigrung sullen vberain werden,
daz sich ainer vnder vns der Vormundschaft, vnd der ander der Verwesung
zu Gretz vnd des landes ze Steyr vnderwinden.*' Rauch 111. 454.
Kurz 1. c.
'*) In einer gleichzeitigen Abschrift in A. 4280a, sowie bei Rauch
findet sich die Datirung: „Suntag nach Ynser frawentag als sy geborn
wart." Der 5. September bei Lichnowsky 494 wäre demnach nur möglich,
wenn das Original „Suntag vor . . .** hätte.
*7) § 27 : „daz vnder den zwain brudem herczog Lewpolten vnd
herczog Ernsten , ainem die Vormundschaft auf die obgeschriebenn jar,
vud dem andern der sitz ze Gretz mit sainer gewaltsam geuallen sullen."
•8) § 22.
'') § 29* »also daz der eltist die wal hab vnder den egenanten
drein sitzen, vnd darnach der elter vnder den andern zwain sitzen."
^^) Ebd.: Item auch sein wir vberain worden von drcyer sitz
wegen, wenn die voimundschaft ein end nympt, der ainer sol sein ze
— u —
Genehmigten die Herzoge diese Vorschläge, so lag das
zukünftige Schicksal Steiermarks klar vor Augen. Es war
kein beneidenswertes Loos, fQr 4V2 Jahre gewissermassen
auf dem Wege der Auction vergeben zu werden. Da musste
schon ein beträchtliches Mass von Selbstverleugnung und
Liebe zum Lande mitgebracht werden, wenn der betreflfende
Herzog diese kurze Regierungszeit einzig dem Wohle seiner
zeitweiligen Unterthanen widmen sollte. Und war dies von
den zwei einander feindselig gestimmten Brüdern zu er-
warten, von denen der eine der Stolze, der andere ebenso
bezeichnend der Eiserne hiess?
Doch die Propositionen fanden bei den Herzogen nicht
nur keinen Widerspruch, sondern schon nach vier Tagen,
am 16. September, ihre vollinhaltliche Bestätigung in drei
Reversen.").
Diesen zufolge übernahm Herzog Leopold die Vormund-
schaft*'*), und somit ist vom 16- September 1406 an
Herzog Ernst der Eiserne Herr von Steiermark.
Wenden wir uns nun zum Lande selbst, indem wir zunächst
dessen Umfang in's Auge fassen. Die Grenzen im Nordwesten
gegen Salzburg und Oberösterreich näherten sich schon seit
Gretz mit dem lannd ze Steyr, der ander ze Ijaybach mit den lannden
Kernden vnd Krain, Triest, Portnaw vnd was si auf dem Karst vnd ze
Isterreich habent, vnd der dritt ze Tyrol mit dem lannd an der £tsch
vnd dem Yntal."
»") Rauch III. 466; Kurz I. 41; Lichnowsky V. 798.
'*) „Damach sein wir vnd der egenant vnser bruder hertzog Ernst
mit einander vberain worden, daz er vns der obgenanten Vormundschaft
gttnnet hat.'' - Nach dem Bisherigen kann also von einer eigentlichen
»Theilung'' nicht mehr die Rede sein. Wenn nichtsdestoweniger bei
manchen Schriftstellern eine solche angenommen wird, so folgen sie hierin
der Autorität Gerards de Koo, eines Schriftstellers des sechzehnten Jahr-
hunderts, der in seiner österreichischen Geschichte (IV. p. 128) sagt:
„Wilhelme mortuo Leopoldus, Fridericus et Emestus fratres, Austria
Alberto relicta, reliquas inter se provincias partiti sunt.^ Es ist dies
offenbar eine untreue Reproduction der oben geschilderten diplomatischen
Vorgänge. Vergl. auch die kleine Klostcmeuburger Chronik, herausgegeben
von Zeibig, im Arch. f. K. ö. G. VII. S. 239.
— 16 —
dem 13. Jahrhunderte so ziemlich dem gegenwärtigen Be-
standet^. Dagegen gab es in nordöstlicher Richtung einige
Schwankungen, die gerade durch die verschiedenen Hausver-
träge entstanden waren. Denn nachdem im Frieden des Jahres
1254 der Bezirk von Wiener-Neustadt bis an die Schwarzau
und Piesting von Steiermark abgetrennt und mit Oesterreich
u. d. Enns vereinigt worden war'*), so hatte sich seit dem
Theilungsvertrage von 1379 dieses Verhältniss wieder derart
verschoben, dass das genannte Gebiet abermals nominell zu
Steiermark gerechnet wurde. Eine genaue Fixirung der da-
maligen Grenzlinie wird durch die verschiedenartige Zuwei-
sung einzelner Herrschaftsgebiete an diesen und jenen Herzog
bedeutend erschwert ^^). Bezüglich der steirisch-ungarischen
Grenze findet sich zwar kein ähnlicher Grenzvertrag wie für
Oesterreich u. d. Enns und Ungarn^®), doch kann aus Urkun-
den, welche die heutigen steirisch-ungarischen Grenzorte (z. 6.
Friedberg, Hartberg, Fürstenfeld, Radkersburg, Luttenberg^
Friedau) betreffen^'), auf eine ungefähre Gleichheit des dama-
ligen mit dem heutigen Verhältnisse geschlossen werden. Ein
gleiches kann auch für die Grenzen gegen Kärnten und Krain
gelten^*).
Steiermark von damals fiel demnach dem äusseren Um-
fange nach mit dem von heute nahezu zusammen. Die terri-
torialen Grenzen deckten sich aber mit jenen der Landes-
hoheit des neuen Herzogs trotzdem nicht vollständig. Wir
müssen eben im Lande zwischen zweierlei Gebieten unter-
scheiden: erstens solchen, wo der Herzog mit seinen Institu-
tionen unmittelbar eingriff, und zweitens anderen, in denen ein
33) Yergl. Ottocars Reimchronik bei Pez scrr. III. p. 251.
»V 1. c. p. 36.
'») Vergl. hierüber auch Newald: „Die Grenzen zwischen Steiermark
und Oesterreich in der stidl. Hälfte des Kreises U.W. W.* in den Blättern
des Vms. f. Ldskde. v. N. Oesterr. III. 62—53.
3«) Lichnowsky V. Urkundenbeilage Nr. 2.
3») Vergl. A. 4867a, 4663, 4645, 4391, 3972f, 4000.
3^ Yergl. Hermann „Handb. d. Oesch. d. Herzogthlmis Kärnten",
resp. dessen Karte; Dimitz , Gesch. Krains" I. 806 — 818.
1
— 16 —
vom Landesherrn in vielfacher Beziehung unabhängiger ^Grund-
herr" schaltete. Solcher autonomer „Herrschaften* gab es
geistliche und weltliche. Die ersteren unterschieden sich wie-
der in grössere Landcomplexe einzelner Kirchenfürsten, und
in klösterliche geringeren Umfanges, jenen theils untergeordnet
theils von ihnen unabhängig. Unter den Eirchenibrsten ragt
vor allen der Erzbischof von Salzburg mit seinen Suffraganen,
den Bischöfen von Seckau, Gurk und Lavant hervor, dem sich
dann die Bischöfe von Bamberg und Freising anreihen.
Die Salzburger Erzbischöfe, von denen selbst die öster-
reichischen Herzoge Erbämter zu Lehen trugen, hatten vom
7. Jahrhunderte an durch Schenkungen u. s. w. Güter er-
worben, die im Enns-, Palten-, Liesing-, Murthal, am Pettauer-
felde, im Mtlrzthal, auf dem Leibnitzerfelde, im Baabthale, an
der Sulz und Lafhitz , an der Sulm und Sottla u. a. 0. lagen ^^),
und deren MassenhafÜgkeit durch die im Laufe der Zeit er-
folgten Verkäufe, Belehnungen und Austausche kaum merklich
verändert wurde.
Neben Salzburg finden sich auch Bamberg und Frei-
sing in Obersteier begQtert, jenes hauptsächlich im Palten-,
dieses ün Wölzthale. Gurk's Güter lagen in üntersteier. Der
gesammte Besitzstand der letztgenannten Hochstifte erreichte
aber lange nicht die Hälfte dessen von Salzburg*'*).
Auch die Elostergüter sind nicht gering anzuschlagen.
So konnte beispielsweise die Aebtissin Aleys zu Göss von den
Besitzungen ihres Stiftes den Antheil an der Stadt Leoben,
sowie die Festen Pfannberg, Kaisersberg und „Luginsland"
dem Herzoge Ernst lehensweise tiberlassen* Oi abgesehen von
anderen Belehnungen.
>») Ihre Aufzählung bei Muchar (II. 155 158) bis z. J. 1284
ftiUt mehrere Seiten.
*") Vergl. Muchar „Gesch. v. Steierm.« 11. 158; Zahn „Die freis.
Güter in d Steierm « im XI Hefte d. Mitth. d. histor. Vereines f. Steierm.
und „Reisebericht etc.** in den Beitr. z. K. steir. G. Qu. m. 48; Cbmel
„Gesch. K. Friedr." I. 49 ff.; Krones „Umrisse d. Gesch. Leb.« 111 u 184.
*') c. 1420: A. 4816b.
— 17 —
An diese ^^gnedigisten herren^ geistlichen Standes reihten
sich die mächtigen einheimischen Adelsgeschechter der Cillier,
Pettauer, Stubenberger und Liechtensteiner. Durch den Besitz
der erstgenannten entfiel allein fast ganz Untersteier der
Landeshoheit des Herzogs*").
Kehren wir nach dieser Abschweifung wieder zu Ernst
zurück. Die heftige Art der Brüder hätte zur Zeit der Ent-
scheidung wegen der Vormundschaft leidenschaftMche Auftritte
erwarten lassen. Nun war aber die Sache so verhältnissmässig
glatt abgelaufen, dass man denn doch wieder guten Grund
hatte, der Zukunft etwas beruhigter entgegenzusehen. Aber
man täuschte sich trotzdem.
Bei der bisher behebten Verhandlungsweise, wobei die
Herzoge Leopold und Ernst mit einander verkehrten, als ob
kein dritter Bruder Friedrich existirte, sowie bei dem Mangel
präciser Auseinandersetzungen und Bestimmungen in Betreff
des Wiener-Neustädter Bezirkes, resp. dessen Zugehörigkeit* •),
und schliesslich bei der noch in Aussicht stehenden Erbthei-
lung der von Herzog Wilhelm hinterlassenen Realien, gab es
der Reibungspunkte genug, an denen sich die bestehenden
Gegensätze noch mehr schärfen konnten.
Während Herzog Ernst noch in Wien sich den ersten
Regierungsgeschaften hingab**), langte gegen Ende des Jahres
1406 ein bitteres Beschwerdeschreiben von seinem Bruder
Friedrich ein*'), und bald darauf begann es sich auch wegen
der „Newnstatt" zu rühren. Leopold suchte in Bezug auf das
letztere auszuweichen und bevollmächtigte seinen Vertreter
Friedrich von Walsee über sämmtliche Streitpunkte zu ,tei-
*^) Ueber die Begrenzung der „Grafschaft Gilli'' vergl. das Diplom
Kaiser Karls lY. y. 30. Sept. 1872, Brunn, abschriftl. in A 3148.
*^ In dem Schiedssprüche v. 12. Sept. 1406 hatte es nur geheissen:
„Dann von der Newnstat vnd Newnkirchen wegen, das haben wir von
redleicher sach wegen geschoben vntz auf das hoftaiding zu Weyennachten
schierst künftig, es gee für sich oder nicht *" Rauch in. 464.
**) Lichnowsky 814 und 818.
*») Kurz I. 44 ff.
Mitth«M. dM blat. Veralai f. 8t«l*rn«rk, XXV. Haft. Ifi77. 0
— 18 —
dingen '^j doch «ausgenommen um die Neustadt ^.^") Da aber
Ernst in dieser Angelegenheit nicht nachgab, so recurrirten
beide an König Sigmund und an den Grafen Hermann II. von Cilli,
jenen glänzenden Vertreter eines dem Höhepunkte seiner Macht
zueilenden, aber auch seinem Falle schon so nahen Hauses^').
Am 23. Februar 1407 erfolgte zu Wiener-Neustadt der
Schiedsspruch: Bis zum nächsten Georgitag und von da an
zwei Jahre solle Leopold, die folgenden Jahre Herzog Ernst
Neustadt und Neunkirchen besitzen; sodann hätte es bei den
alten Verträgen, die hierüber existiren, zu verbleiben**) —
ein Urtheil) dessen Tendenz, beiden Streitenden genug zu
thun, unverkennbar ist. Mochte es nun klug sein oder nicht,
im Sinne einer BeschwichtigungspoUtik Fristen zu bestimmen,
der Ausgang schien den Grafen zu rechtfertigen, denn am
2. Juni vollzog sich jener brüderliche Vergleich, der an Herz-
Uchkeit — wenigstens betreffe der Ausdrücke — allerdings
kaum etwas zu wünschen übrig lässt*^). Der Passus: alle
ihre „Händel, Sachen und Notdurft" austragen zu wollen,
„damit wir bei unseren Ehren und Landen und Leuten be-
stehen und bleiben mögen'', ist jedoch sehr bezeichnend für
die wahren Motive der Vertragsschliessung und lässt wohl etwas
mehr Besorgniss als rein brüderUche Rücksicht durchschimmern.
Auch sticht der kalte, pflichtmässige Ton bezüglich ihres
Mündels etwas sonderbar ab''^').
*«) Lichnowsky 833.
<») 1. c. 843; Krones „Hermann IL v. CiHi" im 21. Hefte der
Mitth. d. bist. V. f. St.
*8) Kurz I. 74.
^*) Vgl. Kurz 75. — Es ist nur merkwürdig, wie nachlässig die
Vertragsausfertigung vor sich ging. Das Original-Papier (A. 4809)
zeigt wenig Sorgfalt in der Auswahl. Die Schrift ist mehrfach corrigirt,
resp. Auslassungen (unwesentlicher Natur) eingesetzt Es könnte, wenn
nicht ein sehr unkenntlich aufgedrücktes Siegel sich darauf befände,
eher ftlr eine schlechte Gopie gelten.
^^) n . . • was ainen antrifft, daz das den andern auch sol angeen
an geuer, ausgenomen vnser lieben vetem herczog Albrechts, gen den
sullen wir allezeit tun als wir im wol phlichtig und gepunden sein**.
- 19 —
Wichtig Ar Steiermark ist, dass Herzog Ernst die
Städte Leoben und Marburg zu Bürgen nimmt, die ihm im
Falle des Vertragsbruches den Gehorsam entziehen dürfen —
ein Beleg für die allmälig sich hebende politische Bedeutung
der Städte, die gerade unter Ernst sich aus ihrer bisherigen
Ranglosigkeit emporarbeiteten.
Auch die Provinzialbeziehungen zwischen Oesterreich
und Steiermark gestalteten sich von nun au etwas freundlicher.
Denn während es noch zu Ende des Jahres 1406 möglich
war, dass die Wiener-Neustädter vor dem durchreisenden
Herzog Ernst die Thore schlössen ^0? verbündeten sich jetzt
(am 5. Juni zu Obdach) die steirische Ritterschaft und jene
des Landes Oesterreich »gegen Jedermann, der sie angreifen
würde, ausgenommen die Herzoge von Oesterreich""). Und
dazu that es auch wahrhafiig not: inner- und ausserhalb des
Landes herrschten Unruhen. Wenn wir von Wegelagereni in
Obersteier lesen, die unter ihrem Führer Johann Sokol von
Lamberg sogar ein Vorrücken des steirischen Aufgebotes
unter H. Ernst notwendig machten'*-), so fühlen wir uns so
recht in die Blütezeit des Faustrechtes zurückversetzt, und
können dem Regenten unsere Achtung nicht versagen, der
langsam aber stetig an der Beseitigung so ungeordneter Zu-
stände arbeitete'*).
Vorläufig war er darin wohl durch seine auswärtige
PoHtik in etwas behindert. Während nämlich Herzog Leopold
durch ungeschickte Führung der Vormundschaft Albrechts V.
AI) Thom Ebendorffer de Haselbach „chronicon Austriacum" (Pez,
Script, rer. Austr. II.) p. 829.
3*) Lichnowsfy 900.
»3) Ebendorfer 830, Lichnowsky 932, 936; s. Pauler Stiftsannalen
(im Arch. f Gesch. und Topogr. v. Kärnten III) 22; Zeibig „Kloster-
neub. Chr." 239.
**) Beweis dessen die ürtheilssprQche , die H. Ernst im Verein
mit dem bereits erwähnten Grafen Hermann v. GiUi fäUte, in den Strei-
tigkeiten einerseits zwischen Reinbrecht und Friedrich v. Wal^ee und
Otto dem Pergauer (Notizenblatt d. k. A. d. W. I. 881—382), ander-
seits zwischen Herzog Leopold u. Jost dem Hofkircher (Lichnowsky 889).
2*
— 20 —
sich in Oesterreich in eine schiefe Stellung brachte, n&herte
sich Ernst immer mehr seinem Bruder Friedlich, welcher,
trotzdem er bisher völlig ignorirt worden war, gerade auf den
einseitigen Abmachungen seiner Brüder fussend, sich in Tirol
festgesetzt hatte '*'^).
Nachdem Ernst bis über Mitte Juli'***) noch in Wien
verweilt hatte, reiste er nach Tirol, wo er mit Friedrich nach
vorausgeschickten kleineren GefälUgkeiten"') am 12. August
jene denkwürdige Vereinbarung schloss, welche die bereits
bekannte vom 2. Juni nahezu aufhob, da hier schon der
mögliche Fall eines feindseligen Auftretens gegen Leopold in
Aussicht genommen wurde ^^).
Um sich aber von einem solchen Falle nicht überraschen
zu lassen, beabsichtigte man lieber gleich nach Wien zu Her-
zog Leopold zu reisen ••*). In der Wirklichkeit ging aber nur
Ernst allein, und er hatte auch seine Gründe dafür, denn
seine Stellung zu Leopold wurde immer zweifelhafter.
Eine Note über ihre Streitigkeiten aus dieser Zeit*^)
deckt die Schäden auf, welche auch tief genug gingen. Da
handelte es sich nicht blos um lauter solche Kleinigkeiten wie
etwa „vmb die siben zerbrochen köpf, vmb das guidein creutz,
vmb die teutschen pucher , pett vmbheng vnd ander
klaynot'* — es sind auch wahre Prindpienf ragen , die hier
mitunter berührt werden. So gleich Leopolds zweiter Ke-
s>) 1407<% Bruneck urkundet er mit der vorausgeschickten Be-
merkung : „als wir yecz von Ordnung wegen vnser prüder hie in dem
lande an der Etsch mit voller gewaltsam verbliben.'' (Lichnowsky 912).
8«) Lichnowsky 910.
»') 1. c. 917, 918, 920.
8^) „ . . . hilfflich vnd geraten ze sein wider allmencklichen aus-
genommen vnsem lieben bruder herczog Leupolten, gen den wir im auch
geraten vnd hilffleich sein suUen, daz im (Friedrich) geleichs vnd bru-
derleich wideruare" Kurz 78.
>•) Lichnowsky 928.
•0) BrandlB „Tirol unter Friedrich. ** 259.
— 21 —
schwerdepunkt"^). Trotz der Einsilbigkeit erkennen wir in
dieser Klage dennoch eine Forderung der in der Praxis schon
längst problematisch gewordenen Senioratsvorrecht«. Leopold
der Aelteste des Hauses, war aber bei der endgiltigen Ent-
scheidung vom Jahre 1406 gewiss nicht zu kurz gekommen.
Wir sehen ihn seitdem nicht nur in Oesterreich ob und
unter der Enns als Vormund schalten und walten, er nimmt
auch an der Regierung von Krain**'), Tirol und den Vorlanden ''^)
thätigen Antheil. Was Wunder, wenn seine Ansprüche sich
auch über Steiermark erstreckten, ein Land, in welchem er
ja früher in eigener Person geherrscht hatte. Nichts mochte
ihm natürlicher erscheinen, als dass er das Recht habe, seine
alten Landesnutzungen auch jetzt noch fortzubeziehen. In die-
sem Sinne erliess er an den steirischen Landschreiber Befehle,
gewisse -— rein private — Ausgaben von den Einkünften des
Landes zu bestreiten'^).
*>) Item daz sich vnser herr hertzog Ernst in Steyr vnterwuoden
hat, vnd dem lantschreiber vnd andern amptleutten embotten vnd ver-
schriben, daz sy nichts ze schafTen haben.'*
6*) i^Herzog Ernst scheint mit seinem Bruder Leopold in den
Jahren 1406 und 1407 geDieinschafüich Erain mit ZugehÖr regiert zu
haben, denn wir finden Regierungshandlungen beider in Bezug auf Krain
urkundlich bezeugt.'' Dimitz I. 262.
•3) nTirol und die Yorlande blieben von jetzt (d. i. 1406) an vor-
züglich Friediichs Obsorge überlassen. Doch mischten sich seine älteren
Brüder noch öfters in deren Anliegen." Egger » Geschichte Tirols-' L
467. Vgl. Lichnowsky 888, 857 58, 861, 863, 876, 910, 917—18, 928,
u. s. w.
*4) Am 28. November 1407 schreibt Herzog Leopold an Ulrich
Beicheneck Landschreiber in Steir: »Wir lassen dich wissen, daz wir
Tnserm lieben getrewn raspam dem Sawrer vnserm rate vnser haus vnd
vesten Oestnig in phlegweys ingegeben vnd empholhen vnd zu purkhut
anderthalb hundert phunt phenig beschaiden haben ürlich zu raichen zu
sampt den nfizzen vnd gfilten, die zu derselben haus gehirent, als daz
Caspar Hau von vnsem wegen hat inngehabt, doch vngeu2i'lich. Dauon
emphelhen wir dir emstleich, daz du dem egenanten Sawrer dieselben
anderthalb hundert phunt phenig von vnserm tail der nuzz, so
du von vnsem wegen innimbst, also ierlichen vnd all die weil
er vnser phleger daselbs ist, als Yorgeschriben stet, gebest vnd ansrich-
— 24 —
schlossene Vergleich vom 23. November'"') war wohl imr
mehr eine Art von Waffenstillstand. Denn der Revers,
den Ernst am 8. December den österreichischen Ständen
ausstellte,"*') zeigt ihn bereits im Vollbesitze der Macht. Er
führt nun die Vormundschaft und er stellt nun die Be-
•
dingungen, unter denen er dieselbe wieder an Leopold ab-
treten wolle. Die drei Stände in Oesten-eich ob und unter
der Enns ' ^) hätten jetzt ihm die Vormundschaft über Herzog
Albrecht übertragen, was er mit den hierüber gemachten
Verschreibungen beweisen könne, und er habe dieselbe über-
nommen trotz der damit verbundenen Mühe, nur danjit nicht
(im Weigerungsfalle) Land und Leute zu Schaden kommen
möchten.^*) Er wolle aber einen Tag einberufen"') und diesem
die Entscheidung vorbehalten. Wenn dieser urtheilen würde,
dass Leopold die Vormundschaft wieder „rechtleich vnd
pilleich* übernehmen solle, so werde er sie ihm ;, willikleich
vnd an alle widerred" abtreten. Beschliesse aber die Ver-
sammlung, dass er (Ernst) Vormund sein solle, so gelobe und
verspreche er, das ihm übertragene Amt anzunehmen und es
so zu führen, dass keinerlei Unzufriedenheit sich erheben
könnte, und wenn die Zeit um sei, werde er auch gern
wieder zurücktreten.
Trotz dieser sichern Sprache sucht sich aber Ernst
doch auch allseitig zu decken. Schon früher**) hatte er
dem Salzburger Erzbischofe zugesichert, die von seinen Vor-
fahren mit Salzburg eingegangenen Bündnisse zu halten.'')
Jetzt (9. December) verbündet er sich auch mit dem
«•) Lichnowsky 965.
70) Rauch HI. 468.
7') ^die drey pai'teyen die erwirdigen vnd ersamen die prel&ten
vnd vnser lieben getrewen die lantherren vnd stete in Osterreich vnd ob
der Enns.''
7^^) ^lannd vnd läuten zu eren, nutz vnd geuallen.^
'•<) Dazu wolle er berufen : „vnser freunt vndander die vnsern** I
'*) 1474, 11. Feb. Graz.
'*) Lichnowsky 837.
— 25 —
Herzoge Heinrich von Baiem und lässt sich von diesem Ililfs-
truppen versprechen."®)
Aber auch im Lande selbst sucht er seinen Anhang zu
bewahren. Da sind es namentlich die Städte Krems und Stein,
deren Treue er sich zu versichern trachtet, und an die sogar
die Stände schreiben müssen, um ihnen den Hergang des
Streites (natarlich im Sinne Ernsts) auseinanderzusetzen.'')
Und Ernst fügt mit allem Eifer hiezu, sie möchten ja niemand
anderem glauben als nur den Landständen. ^ ") Zwei Tage
darnach fordert er sie schon auf, sich kriegsfertig zu halten, ' ")
um ihm im Momente der Not beizustehen. Man sieht, wie
ihm der Boden unter den Füssen brennt, und er eine
Entscheidung, sei es durch Kampf oder im Wege der Ver-
handlung herbeisehnt. Auch für letzteres wird gesorgt; bis
zum nächsten Lichtmesstage (2. Febr.) sollten die beiden
Städte zwei oder drei ihrer Mitbürger nach Wien senden,
um dort einen Beschluss zu fassen. '^^) Eine ganz gleiche
Aufforderung erging auch an die Bürger von Freistadt in
Oberösterreich. **^)
So finden wir uns denn mitten in die Hochflut eines
Bürgerkrieges versetzt. Immer drohender zieht sich das Un-
wetter zusammen. Nicht nur die genannten Städte, auch die
gesammte Ritterschaft fängt nun an sich lebhaft zu betheiligen.
Die hervorragendsten Vertreter derselben schicken einen Ab-
gesandten (Hermann den Schad) an die Städte Krems und
Stein und suchen sie durch diesen von der Partei Ernsts ab-
wendig zu machen.''') Aber auch dieser ruht nicht, er spricht
7«) Kurz I. 287.
") 1. c. 314.
'•0 1. c. 813.
'') ;,mit volcke vnd allen andern sachen." 1. c. 315.
^^) „von des tag wegen, den wir von vnsers lieben (!) bmders
herzog Leupolts, der vormuntschaft vnd ander merklicher notturfit we-
gen hie halten werden''. 1. c.
•0 Archiv f. K. ö8t. 0. Qu. XXXI. 298.
'«) Kurz 815.
— 26 —
ihnen Mut ein""^) und bietet Entsatz an, wenn sie es für
nötig hielten. Man beschränkte sich aber nicht blos auf
solchen leeren und thatenlosen Briefwechsel, vielmehr wurde
gleichzeitig der Bürgerkrieg in allen seinen Consequenzen mit
einer solchen gegenseitigen Erbitterung durchgefochten, dass
der zeitgenössische Chronist Ebendorfer darüber ein über
das andere mal in gerechtes Erstaunen geräth/^)
Es liegt nicht in den Grenzen dieses Aufsatzes, die
einzelnen Wechselfälle jenes unseligen Kampfes näher zu
betrachten, wir wollen uns bloss an das Resultat des-
selben halten.
Am 15. Jänner 1408^') spricht Ernst den Städten
Krems und Stein seinen Dank für deren geleistete Hilfe
aus und benachrichtigt sie von dem Tags vorher zu Komeu-
bürg abgeschlossenen Frieden."'*) Es war, wie man zu sagen
pflegt, ein fauler Friede, der hier geeint worden. Kein Wort
von dem, was eigentlich den Kampf erregt hatte, nichts als
„brüderleich" und ^.liebleich' und immer wieder „frewntleich
und brüderleich" ! — Doch sei es daran, man hatte wenigstens,
was am allermeisten not that — Ruhe.
»*) 16. Decemb. 1407 : „So habe wir geschriebn vnd ernstleich
empholchen N. dem Kelberscharder daz er mitsampt ew vbersitze vnd ain
Ordnung mache mit zirke, mit wacht vnd mit hut wie das allemützlichst
sey.** ~ Kurz 316.
84) Pez. IL 830 -833.
8») Kurz 323.
'^>) 1. c. 289. Von dem Zustandekommen des Komeuburger Ver-
trages und den dabei zu überwindenden Schwierigkeiten liefert derKloster-
neuburger Chronist die anschaulichste Schilderung : f,In diesem jar zu dem
Kewen jar was herczog Leopoldt, bischoff von Freysing, graff Johann
von Maydtburg, Jani Sockholl Liechtenstainer vnd ander ritterschafit in
Oesterreich zu Comeuburg woll 12 tag lang. Herczog Ernst, Meyssawer,
Walseer, Buechhaimcr, Pottenstorffer, Eberstorffer und alle andern landt-
herren, brelaten, stött lagen zu Clostemeuburg , vnd daydingten mit
ein ander, baydte thayl von wegen ihrer stdss vnd vormimdtschafft des
jungen herczogen Albrechten halben, und ein jeder thail hat sich
mit volckh vnd ganczer macht gerechtnet vnd wolten
im er an einander.'' (Arch. f. K. ö. G. Vü. 240.)
— 27 —
Ein kurzer gemeinschaftlicher Autenthalt in Wien
beschloss die Tragödie, dann trennte man sich : Leopold nach
Wiener-Neustadt, Ernst endlich wieder nach Steiermark. Am
1 0. März finden wir ihn in Rottenmann, wo er die Rechte und
Freiheiten des Stiftes Admont bestätigte/') am nächsten Tage
bereits in Graz/*)
Steiermark war glücklicherweise von der Bewegung in
Oesterreich nicht berührt worden, aber gar viel hatte es vor
diesem Lande auch nicht voraus. Zwar waren es keine „Haupt-
und Staatsactionen^, die sich hier abwickelten — man könnte
sie Nadelstiche nennen diese kleineren Fehden, — aber das
Land litt doch darunter. Im Ober- und Unterlande wucherte
genug derartiges Unwesen. Vergriff sich hier Otto Pergauer
an Klostergütem,*") so machten dort die Gebrüder von
Emmerberg das Land unsicher.*") Beiderseits ist der Herzog
genötigt, persönUch einzuschreiten. Nebenher laufen die
Fehden zwischen den Lichtensteinem untereinander,'*') dem
Lobminger und den Herbersteinem,'*-) den Walseem und den
Stubenbergem/^) Andre dem Teufenbacher und der Propstei
Gurk,*"^) u. s. w. Kurz, für Unruhen jeder Art gab es
Zündstoff genug.
Dazu kam, dass schon wieder ernstliche Zwistigkeiten
zwischen den herzoglichen Brüdern aufzutauchen drohten, und
zwar diesmal auf steirischem Boden. Das Schloss Gösting gab
jetzt die Veranlassung hiezu her. Wir fanden bereits Gelten-
heit zu erwähnen, dass sich Herzog Leopold im Besitze dieser
wichtigen Feste befand.''*') Er hatte dieselbe vom Bischof
«») Muchar VII. 103.
•»«) A. 4S41.
"') 8. Panier Stiftsannalcn 1. c. 22.
•<^) Lichnowsky 992.
•0 A. 4280.
»») A. 4288. Kumar „Gesch. d. B. u. F. Herbersfcein'* 81 ff.
•») A. 4292, 4864.
»*) A. 4338a.
'S) 8. oben Note 64.
— 28 —
Berchtold von Freising und dessen Vettern Leopold und
Berchtold den Wehingern am J. April 1407 llbemommen.'**')
Nun war zwischen den beiden Brüdern noch eine Schuld von
nahezu 6000 fl. auszutragen. Da Leopold im Momente
zahlungsunfähig war, so erbot er sich, seinem Bruder Ernst
dafllr die Feste „Gestnig" zu verpfänden,"') Er befahl auch
demgemäss seinem damaligen Pfleger Caspar dem Saurauer,
das Schloss in diesem Sinne zu übergeben/^) Doch Tags
darauf quittirt schon Ernst, dass Herzog Leopold an der
Summe von tOOO fl. , die wld. Herzog Wilhelm und jener
ihm schulden, um den ihn betreifenden Theil genug gethan
habe."") Somit hatte er keinen realen Grund mehr auf der
Pfandübergabe zu bestehen. Nichtsdestoweniger that er es
dennoch, warum, liegt auf der flachen Hand. Nun entspann
sich ein interessanter Briefwechsel. Leopold spart nicht gute
Worte, um seinen Pfleger standhaft zu erhalten ^ und als
dieser einmal zufällig abwesend ist, berichtet ihm dessen
resolute Hausfrau, dass Herzog Ernst sich an sie gewendet
habe. Dieser Bericht wird schnell an Leopold gesendet und
der erklärt ihnen nun in einer langem Antwort den ganzen
*•) Lichnowsky 865. Der Besitz desselben war ihm sehr wichtig.
Vgl. die Aussage Caspar Saurauers v. Uli: „Als der selb mein herr
herczog Leupoldt s&lig dem benantten meinen genedigen herm herczog.
Ernsten etc. der gewaltsam des lannds ze Steir abgetretten (!) wer
do hiett er sein brief, klainod vnd ander hab , die er ze Grecz gehabt
hiett, gen Grestnig in sein yest ffiren lassen vnd hiett daselbs Gaspam
Hann seinen phleger gehabt . . . ** (A 4479a).
v') 1. c. 988. Also gerade das umgekehrte von dem, wie es Mu-
char (YII. 100) darstellt. Vgl. auch die folgende Note.
^^ 1408, 1. Febr. Wien: „Wir lassen dich wissen, daz wir dem
hochgebomen f&rsten herczog Ernsten herczogen ze Oesterreich etc.
vnserm lieben bruder^vnser haus Gestnig f&r ain sum gelts zu firphand
haben verschrieben nach laut des briefs, den er von vns darumb hat
Dauon emphelhen wir dir ernstlich, daz du demselben vnserm bruder
oder dem er das emphilhet mit demselben haus gelobest gehorsam zn
sein nach begreiffung des vorgenanten briefs 'angeuerde.** — A. 4887.
•^ Lichnowsky 990.
j
— 29 —
Sachverhalt.^"^) Von dieser Antwort machen wir besonders
anf einen Punkt aufmerksam, nämlich dass die Herzoge schon
um diese Zeit die sogenannte Pfaffensteuer eingehoben
hatten ^"^) — ein Umstand, weswegen bekanntlich Ernst
später (1423) mit dem Kirchenbanne belegt wurde. Der
Streit um Gösting gedieh endlich so weit, dass die Brüder
an K. Sigmund appellirten,^"*) der ihnen auch einen Tag be-
stimmte. ^<'') Dessen Schiedsspruch ist zwar nicht bekaimt, doch
dürfte er zu Leopolds Gunsten ausgefallen sein, da dieser
bis zu seinem Tode im Besitz der Festung blieb.
Leopolds oberwälmter Brief ^^^^) enthält einige Stellen,
die im Zusammenhalte mit dem bisher Erzählten etwas dunkel
and unverständlich zu sein scheinen. Wie kann Leopold sagen, es
hätte ihm rechtmässiger Weise von der in Steiermark einge-
hobenen Pfaffensteuer ein Antheil gebührt ? Wie kann er von
100) 1408 «y? Wien: ^Lieber getrewer N. Sawrer. Als du vns ye-
zimd enpoteji hast, wie dir dein hausfraw geschnben hab, das vnserprn-
der herczog Ernst Gestnikg an sy hab geuordert etc. das haben wir
wol uemomen. Lassen wir dich wissen, das vnser rät, ee der tag vmb
Gestnikg komen was, von vnsem wegen mit dem egenaut«n vnserm prü-
der geret vnd meidung getan haben von des gelts wegen, so er vns ist
schuldig vnd enphor genomen hat, vnd sunderleich an vnserm tail
der pfaffenstewer, so er yeczund in Steyr ingenoraen hat
das er sich von demselben vnserm tail der egenanten geltschuld pezahlte.
Vnd darauf verviengen wir vns baiderseit ains tags, der zu vnser amt-
lent komen vnd raitung tun sollen; vnd was ainer dem andern phlichtig
wer oder emphor genomen biet, der solt des den andern ausrichten.
Des sein wir vnser ambtiewt nicht sawmig gewesen vnd warten noch
huet darauf. Da von ist vnser maynung, das ir im des hawses nicht ab-
trettest noch in antwurtten haissesst, wan im vnser ret von vnsern we-
gen ze gleicher weisse auch darauf habent verschrieben. ** — A 4r854a.
^^^) Vgl. diesbezOgl. auch den Schiedsspruch (C Sigmds. v. >yil409.
— Kurz I. 299. (»von des gelts wegen, das man in dem lannd Oster-
reich auf prelet, phaffen, stet, land, lewt vnd Juden angeshlagen, damit
man nemlich die geuangen von Merhereo solt geledigt haben").
'0«) UOö«V,, Wien (A. 43G2.,
i"^) .den achceden tag nach der hl. Dreyr kunig tag scbirisl
knnfdg." (A. 4362).
»«*) S. Note 100.
— 30 —
„unseren" Amtleuten sprechen, da wir doch wissen, dass in
Bezug auf Steiermark keine Regierungsgemeinschaft bestand,
dass sich Ernst schon früher gegen eine solche verwahrt
hatte? Um dies zu verstehen, mttssen wir auf die gleich-
zeitigen Vorgänge in Oesterreich einen Blick werfen.
Daselbst hatten sich in der Zwischenzeit einige wichtige
Momente abgespielt Der Korneuburger Vertrag vom
14. Jänner 1408 hatte bekanntUch die eigentUchen Streit-
fragen ganz unentschieden gelassen. Er war gcwissermassen
nur ein Stauungsmittel gewesen, ohne eine intensive Verein-
barung zu erzielen. Das entsetzliche Ende Friedrichs von
Walsee, des Hofmeisters Herzog Emsts,^®^) musste auch noch
dazu kommen, um die kaum gestillten Leidenschaften aufs
neue wach zu rufen. Die darauf folgenden ViTiener Wirren**^'*)
übergehen wir und wollen nur noch anmerken, dass am
26. April 1408 sich auch Leopold bereit erklärte,
betreffs der Vormundschaft sich einem Schiedsgerichte zu
unterwerfen.^®')
Der „hindergangbrief" einiger Landherren *<*^) vom
27. April bereitet schon auf das Kommende vor, indem die-
selben sich im voraus unterwerfen, was die Herzoge Ernst
und Leopold wegen Besetzung der Hoftaiding und Hofschranne
zu Oesterreich verfügen werden. Am 22. Mai fand das
Schiedsgericht, bestehend aus je 10 Vertretern der Herren,
Ritter und Knechte statt, doch ist uns der Spruchbrief nicht
mehr erhalten, und wir können dessen Beschlüsse nur mehr
aus den Reversen Leopolds und Emsts, beide vom 2. Juni,
nehmen. ^"^) Den Hauptpunct derselben — bedeutsam für
Steiermark — bildet die gegenseitige Erklärung, die Vor-
mundschaft von mm an gemeinschaftlich führen zu wollen.
«">) Ebendorfer 833; Zeibig „Klosterneub. Chr.** 289,
"^6) Ebendorfer 834 ; Zeibig 1. c.
i<'7) Kurz 99.
«0«) Rauch m. 470.
•«») Kur« I. 100 ; Rauch III. 473 ; vgl. Beitr. z. Kde. strmk. 0.
Quell. III. 96 Nr. 29.
— 31 —
Und während es Leopold seinem Bruder noch freistellt, zu
diesem Zwecke seine Residenz mit ihm in Wien nun aufzu-
schlagen, erklärt dieser schon ganz bestimmt, er werde dies
auch thun ^ ' ) Wie sie aber die Lasten miteinander theilen
wollen, so auch die Rechte. Somit müssen auch die zur
Fuhrung der Vormundschaft bestimmten Einkünfte getheilt
werden, und der Hubmeister von Oesterreich kat ihnen beiden
Rechnung zu legen. Aber nicht nur die Umlagen von Nieder-
und Ober - Oesterreich, sondern auch die von allen andern
Ländern, mithin auch von Steiermark, müssen getheilt
werden. ^^^) Wenn so die Theilung der landeshoheitUchen
Reclite consequenter Weise in allen Beziehungen durch-
geführt worden wäre, so hätte das natürlich das ganze bis-
herige System mit einem Schlage geändert. Da machte sich
jedoch abermals das Princip der Sonderverwaltung geltend.
Jedes Erbland bildet für sich einen eigenen Verwaltungs-
Organismus. *^*^) Und damit darüber ja kein Zweifel auf-
kommen könne, beruft man sich ausdrücklich auf die früheren
Verträge. *^'^) Somit sind unter den ;,unsem" Amtleuten eigent-
lich nur die von Oesten-eich zu verstehen, weil nur hier
völlige Regierungsgemeinschaft bestand. ^^^) Aehnüch wie bei
<io) .So wellen wir furbas stetikleich vnd wesenleich ze Wienn
bei im mit vnserm bof sein vnd wonen vnd vns also gen im halten, daz
er vns ze danken bat.** Raucb 474.
III) „Denn vmb all ander n&tz, gult vnd vgl], in welbem weg die
an vns ainen oder vns baid genallent vnd vns baiden sunderlich in
Oesterreich zugehorent, vnd darzu all nfitz, gdlt in allen vnsern
landen, die wir yetz innbaben oder gewinnen, suUen vnd wellen wir
geleicb mit einander tailen getreulich vnd angeaerde."" 1. c.
I ') r Ausgenomen vmb alle die vSll in vnsern egenanten lannden
desselben vnsers vetterlichen eribs, die mag vnser yetweder in sein
Verwesung selber oder sein ambtleutt innemen." I. c. 475.
1*3) „Auch sol dise vnser bH^derliche ainung vnd Ordnung vns
baiden an allen den briefen, die wir vormalen an einander gegeben ha-
ben vnd auch des von Gyly ausspruch kaincn schaden bringen in dhai-
nem weg vngeuerlich.** — 1 c. 476.
*i^) „Ynd darauf sullent vns vnser amptleutt derselben vnser
lande vnsers vetterlichen eribs damit geloben gehorsam vnd gewertig ze
— 82 —
dem Vertrage von genau vor einem Jahi*e nirarat auch jetzt
wieder Herzog Ernst einige steirische Städte zu Bürgen.
Diesmal sind es Graz. Leoben. Judenburg und Marburg.
So hatte denn Herzog Ernst, bisher nur Herr von Steier-
mark, contractmässig einen Machtzuwachs erfahren, der in
Bezug auf jenes Land nicht ohne Einfluss bleiben konnte.
Zunächst versprachen es aber keine guten Fruchte zu werden,
die daraus erwuchsen. Der Competenzstreit zwischen den nie-
derösterreichischen „lantherren" einerseits und den „rittem
vnd knechten" anderseits tlber die Zulassung der letzteren
zur Hofschranne, der anfangs eine rein juridische Färbung
hatte, artete bald in Folge der einander entgegenlaufenden Ur-
theile Emsts**') und Leopolds ^i*) in ein ungezügeltes Partei-
treiben aus^^').
Dazu kam noch der durch eine Unvorsichtigkeit Leo-
polds hervorgerufene Volksauflauf in Wien^*^ und auf ein-
sein geleich ainem als dem andern.'' 1. c. 475. Dies scheint das gerade
Gegentheil von obiger Behauptung auszusprechen. Dieser scheinbare
Widerspruch klärt sich jedoch sofort, wenn man hiemit das vorher in
Note 112 und 113 Mitgetheilte vergleicht Wenn man nicht annehmen
will, dass in einer wohlttberdachten und lange beratenen Beschlussfassnng
ein Satz derselben einen benachbarten andern vollends zunichte machen
solle, 80 muss hier das „vnser^ in dem durch obige Bestimmungen be-
schränkten Sinne genommen werden.
»'») Rauch 477.
H«) 1. c. 479.
117) „Fuit magna controversia inter ciientes, milites et barones in
Austria.^ Kleine Chronik v. Oesterreich im Arch. f. K. ö. 6. u. Qu. IX.
866. Vgl. die Annales Mellicenses bei Pertz IX. 615. Der Klostemeu-
burger Chronist beklagt sich sehr darttber: »Da was Jammer vnd not
in den landt, es raubt ein thayl den andern vnd jedes thay! het gest ge-
laden zu in, die fuerten gross guet aus dem landt.*' (Arch. f. K. ö. 6.
VII. 239).
H8) Ebendorfer 835. FUr die Art und Weise wie Ernst selbst
in so kritischen Momenten sich Anhänger zu erwerben suchte, ist folgen-
des Circulandum sehr bezeichnend. 1408, Suntag nach Jacobi (= 29.
Juli, bei Lichnowsky 27. Juli) Graz. Hzg. Ernst schreibt dem Bürger-
meister, Richter u. Rat von Wien : nErbem, weisen vnd liebsten getrewen.
Als jr vns yeczund geschriben habt, wie die hendel, die an dem Yorlauff, dem
— 33 —
mal erlebte Oesterreich das gleiche Schauspiel wie im Vor-
jahre, nur wo möglich noch ärger. ^**)
Wenn auch Emsts Politik in diesen Zeiten der Not
zum Theile eine herzlose genannt werden muss — und ist
es die Leopolds nicht auch?^-^) — Steiermark trug, während
Oesterreich blutete, für sich doch einen Vortheil davon. Es
ist dies der Vertrag, den Herzog Ernst wahrscheinlich durch
Vermittlung des CilUer Grafen Hermann H. mit dem Könige
von Ungarn am 2. September 1408 schloss^^^). Die Bezie-
Rampelstorffer vnd dem Roggen, den got gnad, von anruffang wegen der
ganczen gemain, beschehen sein ?on merkleicher notdnrfit wegen. Empfehlen
wir ew vnd begem emstleich, daz ir vns ewrselbs verschribne antwurt
ynuerczogenleich wissen lazzet, mit wen die egenanten fromen leut soihe
swere strafe verschuldet haben, vnd ob das mit ewren wissen vnd willen
sey zugegangen vnd ob ir daran schuld habt oder nicht.'* (Orig. im Wien.
Stadtarch.) In der gleichen Angelegenheit sind von Hzg. Ernst noch 48 gleich
datirte und' gleichlautende Briefe an die Handwerkszechen in Wien ergangen.
Die ausführlichste Darlegung dieser wirren Verhältnisse und der wahren
Stellung H. Emsts hiezu, liefert der Klostemeuburger Chronist (1. c).
II») Ebendorfer 885—838. Besonders ausführlicch Kurz 109-183.
der für diese Kriegsperiode auch handschriftliche Quellen bentltzte.
"«) Vgl. Kurz 112 u. 116.
"0 Lichnowsky. Anhang G. I. („Wir Sigmund . . . haben wir
vns mit allen vnsem preleten, lantheren vnd steten in Ungern vnd andern
▼nsem landen zu dem egenanten vnserm swager vnd ohem vnd allen
seinen preleten, herren, rittem, knechten vnd steten in Steir vnd andern
seinen landen vnd lewten ainer solchen frewntschaft vnd puntnisse ver-
phlicht vnd veruangen . . .''). Dieser so wichtige Vertrag -wird
von Muchar gar nicht einmal erwähnt. — Es durfte keine
leere Vermutung sein, wenn man das Verdienst dieser Vertragsschlies-
sung vorzugsweise auf Rechnung des Gilliergrafen Hermann II. setzt.
Wir hatten seiner Mittlerrolle zwischen Sigmund und Ernst bereits oben
gedacht (s. Seite 18). lieber das nahezu intime Verhältniss des Grafen
zum Ungarkönige vgl. vor allem Krones: „ Hermann U.'^ in d. Mitthei-
lungen des bist. Vereins für St. XXI. S. 121—123. Wenn es nun ge-
stattet wäre, den bei Gelegenheit der Friedenskündigung erwähnten „sacz,
den derselb von Gili zwischen sein vnd vnser vnd vnser baider lan-
den Ungern vnd Steir hat gemacht^ (s. imten Note 200) — mit dem
in Rede stehenden Vertrage zu identificüren, so wäre damit obige Ver-
mutung sur Gewissheit erhoben.
Mlfth«U. dM bUt. V«r«bM f. Bt«i«nnark, XXV. Haft, 1877. 3
— 34 —
hungen mit Ungarn waren von jeher nicht besonders freund-
lich gewesen ^^^) und gelang es einmal, dies Verhältniss in
etwas zu einem milderen umzugestalten, so konnte man dies
immerhin als eine schätzenswerte Errungenschaft betrachten.
Es wird nun nicht bloss, wie dies bei solchen Bündnissen
gewöhnlich der Fall ist, gegenseitige Hilfeleistung fbr den
Augenblick der Not ausbedungen, es findet vielmehr eine
von Grund aus regulirende Abmachung statt. Alle jene heiklen
Fragen, die zwischen zwei sich ungünstig gestimmten Land-
schaften beständige Veranlassung zu Reibereien bieten, finden
hier eine befriedigende Lösung, und dies Alles in einer so
präcisen Formulirung, wie man es nie besser sich hätte
wünschen könnenJ*')
<><) Vgl. Kar^an in den Sitzungsber. 42. Band S. 490 ff.
<*s) ),Auch BuUen vnser baidertail land vnd lewt in Ungern vnd
Steyr vnd ander ynser land nu furbazzer freundieich vnd friedleich ge-
geneinander steen beleiben, also das prelaten , herren, ritter, knechte,
kaofflewt vnd ander lewt wie die genant sein in baidertail land mit irr
arbait, kaufimannschaft vnd sust nach irer notdurft hin vnd her in gatem
fried vnd schurm gereiten, gehandein vnd wol gearbeiten mugen, als das
in guter gewohnhait von alter herkomen ist. Auch sullen vnser baider-
tail land mit iren gtaerken gegeneinander steen, beleiben vnd sich gein
ainander friedleich halten , alt von alter mit* guter gewonhait herkomen
ist, angeuerde. Wir wellen auch vestiklaich wem vnderstehen vnd nicht
gestaten vngeuerlich, das yemand aus Vngem noch andern vnsem landen
gen Steyr vnd ander derselben vnsers oheims vnd swagers landen furbaz-
zer mer dhunerlay angriff vnd scheden tu in dhainen weg. Hette aber
yemand der vnsem in üngem vnd andem vnsern landen gen Steyr vnd ander
desselben vnsers oheims vnd swagers landen zesprechen oder zedagen, der
oder die suUen das tun mit dem rechten an den steten da es billich ist
Wolt aber yemand vnsem egenanten ohem vnd swager in seinen obge-
nanten landen nicht gehorsam sein, die solich angriff in vnsere egenan-
ten lande teten, die sol er furderlich darzu halten vnd noten, das sie ge-
horsam vnd gerecht werden. Waer aber dem egenanten vnserm ohem vnd
swager das zu swer vnd das er das nicht getnn mochte, so sul er vns
dammb manen vnd wir sullen dann noch der manunge vnverczogenleich
selber ze im knmen oder aber im vnser volk vnd hilff mit macht zu-
schicken, darnach vnd dann die sache an ir selber ist ungeuerlieh, das
er solich vngehorsam gerecht vnd gehorsam mache. Weih aach die
weren, die vns in vnsem egenanten landen nicht gehorsam sein wolten,
j
— 35 —
Freilich, die Kosten dieses Vertrages musste Oester-
reich tragen. Aber auch hier wendete es sich allmälig zum
Besseren. Der kluge Entschluss der Stände, durch ein aus
ihrer Mitte gewähltes Schiedsgericht eine Vereinbarung zu
vermitteln ^*^^), oder, wenn dies resultatlos bliebe, an König
Sigmund zu appelliren^ brach der Bewegung die Spitze. Eine
weitere gute Folge war, dass sich jetzt auch Leopold mit
König Sigmund zu verständigen suchte ^'^^). Und wenn Ernst
auch darnach den Kampf noch fortzuführen bereit war und
deshalb am 27. September mit Herzog Heinrich von Baiern
ein gegen Leopold gerichtetes BUndniss abschlösse ^'O — die
allgemeine Stimmung entschied bereits für den Frieden. Wohl
oder übel mussten die Brüder derselben ^'^^ Rechnung tragen,
und der Ennser Vertrag vom 7, October war gewissermassen
nur eine Wiederholung der schon längst öffentlich ausgespro-
chenen allgememen Wünsche, sanctionirt durch den Ausspruch
der Herzoge* 2 8)^
Ein Schiedsgericht unter Sigmund als Obmann sollte
den Ausgleich herbeiführen, und damit der König dieses
Ehrenamt auch annehme, wollen ihn beide Herzoge durch
vnd an vnsern willen ynd wissen angriff vnd scheden daraus in vnsers
egenanten ohems vnd swegers land teten vnd dem rechten nicht gehor-
sam sein wolten, vnd auch alle die, die solich lewte darauf enthielden, die-
selben solen wir alle vnuerczogleich anuallen vnd sie darumb an lieb vnd
gut swerb'ch pessern, vnd sullen auch darzu genczlich aus denselben vn-
sern landen verczaJt vnd ansgeslagen sein, vnd wir weUen in darum
kein beliben noch wesen furbazzer mer lassen vnd dhain gnad daran
nicht tun an vnsers egenanten ohems vnd swagers wissen vnd willen.
Doch ist vnser egenanter ohem vnd swager nicht gepunden ze helfPen
wider die Türken.« Der am 16. Febr. 1409 (Kurz 291) erfolgte Beitritt
Hzg. Emsts nebst einigen steir. Edlen zum ungarischen Drachenorden
sicherte noch mehr die Dauerhaftigkeit dieser wertvollen Einigung.
<") Kurz 119.
«") «%1408. Kurz 120.
»•) Rauch m. 461.
««») Vgl. Lichnowsky 1047.
>*<0 Hauch m. 485.
3*
— 36 —
ihre Oesandten i^vnuertzogenleich vnd fleizzig^ darum er-
suchen.
Durch diese Erklärung fiel nun jeder Grund zur Fort-
setzung von Feindseligkeiten weg, und Ernst begab sieh auch
wieder nach Graz, wo er am Neujahrstage von 1409 eine
wichtige Verfügung bezüglich der Grazer Münze erliess*^*).
Dann reiste er nach Ungarn, wo er sich durch den Beitritt
zum Drachenorden der günstigen Stimmung König Sigmunds
zu versichern suchte ^^*^), der endlich am 13. März zu Ofen
den entscheidenden Ausspruch that'^^). Er berief sich jedoch
ausdrücklich auf das bereits früher durch den Vertrag vom
7. October festgesetzte Schiedsgericht von 16 Vertretern der
österreichischen Stände und auf die von diesen gemachten
Beschlüsse; er seinerseits wolle nur über Punkte entscheiden,
worüber diese nicht einig geworden waren. Die Abhaltung
jenes Schiedsgerichtes war in dem erwähnten Vertrage (vom
7. October) innerhalb des Zeitraumes bis zum künftigen
Georgitag festgesetzt. Da aber dessen Spruchsurkunde nicht
mehr zu finden ist, so ist auch der Tag des facüschen Zu-
sammentrittes desselben unbekannt. Ebenso ergibt sich aus
dem Urtheile Sigmunds nur das negative Resultat, worüber die
16 nicht einig geworden waren.
Und da ist es denn eme ganz stattliche Anzahl von
Punkten. Der wichtigste derselben war jedenfalls die Bestäti-
gung der Mitvormundschaft Herzog Emsts. Vortheilhafter für
diesen war nur, dass jetzt dieses bereits de facto bestehende
Verhältniss viel klarer und bestimmter dargelegt wurde, als
es am 2. Juni v. J. geschehen war. Auch wurde jetzt, was
damals ganz unberücksichtigt geblieben war, eine nochmalige
1") LichnowBky 1068.
^^^) Hormayr's Taschenbuch fiir vaterländ. Gesch. Jahrgang 1836,
S. 811 ; eine lichtvolle Motivirung hiefÜr bietet Luscbin's Aufsatz : „Halbe
Turnose der Stadt Thann un Elsass'' im lY. Bande der von Karabacek
redigirten „numismatischen Zeitschrift''.
i") Kurz 295.
— 37 —
und zwar zweiseitige Huldigung der Stände zur Bedingung
gemacht.
Eine gewiss nicht erwünschte Illustration zur jüngsten
Vergangenheit bildet die Bestimmung Sigmunds, man solle
doch nachsehen, wo denn eigentlich die Steuergelder hingekom-
men seien *^2). Uns ist dies zum Theile wohl bekannt, dass
es nämlich die Herzoge selbst waren, die ganz willkürlich
damit ihre gegenseitigen Privatforderungen ausgeglichen hatten,
statt sie dem bestimmten Zwecke zuzuführen ^^^). Mochte es
sich nun aber damit wie immer verhalten, die in Aussicht ge-
stellte genaue Verrechnung versprach auch hier so manches
wieder gut zu machen, und wenn nur alle Punkte ihrer Inten-
tion gemäss ausgeführt wurden, so war nicht zu zweifeln,
dass man rasch sich wieder erholen werde können. -— Auch
die Eventualbestimmung, dass jeder der beiden Vormünder
das Recht habe, dasjenige allein durchzuführen, was der andere
in saumsehger Weise unterliesse^^^), bot eine Garantie mehr
für eine gesicherte Zukunft
Die nun folgenden zwei Jahre zeigten auch in der That
einen völlig friedlichen Charakter, Es war eine Epoche, in
welcher endlich die Wirkungen der geschilderten Ereignisse
zu Tage treten konnten. Nun ist es erst möglich, eine klare
Ueberschau zu halten, um aus dem Gegenüberstellen des Er-
reichten mit dem ehemals Dagewesenen eine richtige Vorstel-
lung von der politischen Sachlage in der Steiermark zu ge-
winnen. Steiermark wurde zwar, wie bereits bemerkt, nie son-
derlich in das Getriebe des Vormundschaftsstreites mit hinein-
verfochten ; doch ist wieder anderseits nicht zu verkennen, dass
sich in Folge der letztgeschilderten Vorgänge die Physiognomie
"») Kurz 299.
"0 S. oben Note 100.
*'^) „Yod welcher vnder den benanten baiden vnsem swegem mit
solher awssrichtung der eegenaoten vormundschafft sawmig wurd, in wei-
hen Sachen das wer, so sol dennoch der ander derselben sach gantzen
vnd vollen gewalt haben awsszerichten vnd ze enden, damit lannt Tnd
lewt nicht gesawnibt werden.^
— 38 —
dieses Landes wesentlich geändert hatte. Denn noch bis zum
Kremser Vertrage vom 2. Juni 1408 stand Steiermark unter
den innerösterreichischen Erbländern in einer ausgeprägten
Selbstständigkeit da. Es war ein Landesherr da, der im Herzen
des Landes residirte und, wenn auch noch nicht durch einen
förmlich ausgesprochenen Huldigungsact an dasselbe gekettet,
dennnoch eifersüchtig auf die Wahrung seiner Autonomie
bedacht war. Herzog Ernst war wohl auch Mitregent von
anderen Ländern, doch sein Haupt- und Stammland war Steier-
mark. Nun kann wie alles so auch dieses Yerhältniss von
zwei Seiten betrachtet werden, je nachdem man dabei ent-
weder vom Herzoge oder vom Lande zuerst ausgeht Das
letztere war in staatsrechtUcher Beziehung jedenfalls besser
gestellt, wenn es so hätte fortbleiben können, wie es bis zum
obbezeichneten Momente stand. Ob aber hiebei auch der Her-
zog gewann, ist eine andere Frage.
Ernst, jener kraftvolle Vertreter der althabsburgischen
Hausinteressen, sollte sich mit der Regentschaft eines so
kleinen Landes allein begnügen? Und das in einer Zeit, wo
das historische Recht seiner Brüder durch gar keine Tradition
besser verbrieft war als sein eigenes? Darin lag ein Wider-
spruch, und bei der Lösung desselben musste Ein Tbeil ver-
lieren: der Herzog oder das Land. Wir kennen bereits den
Ausgang: eben Ernst hat sein Ziel erreicht; vom 2. Jimi
1 408 an schlug er seine Residenz in Wien auf. Er blieb zwar
immer noch alleiniger Herr von Steiermark, doch beschränkte
sich jetzt seine Hoheit nicht mehr auf dieses Land allein —
er musste nun auch für andere sorgen. Freilich musste er
dies auch früher schon, aber es ist doch ein Unterschied, ob
der Schwerpunkt einer Thätigkeit da oder dort liegt Die
natürlichen Consequenzen davon konnten nicht ausbleiben;
denn dass dadurch die Administration des Landes einen nach-
haltigen Umschwung erlitt, braucht wohl nicht erst des brei-
teren ausgeführt zu werden, es ist nur die notwendige Folge
des Residenzwechsels. Wir sind zwar nicht so glücklich, uns
im Besitze kanzleimässiger Aufschreibungen zu sehen, wie
— 39 —
etwa allgemeiner Verordnungen, Anits-Instructionen u. s. w.
aus jener Zeit, die uns so klar, als wir es nur wünschen, die
damaligen Verhältnisse vergegenwärtigen könnten ^^^. man
braucht aber nur verschiedene Thatsachen zusammenzuhalten,
und die hieraus sich ergebenden Consequenzen können un-
möglich entgehen. So wissen wir z. B., dass bei den diversen Vor-
mundschaftsverträgen gewisse Verabredungen bezüglich der
LandeseinkOnfte getroffen worden waren« Wenn nun Herzog
Leopold in der Mitte des Jahres 1410* 3^) dem Wilhelm
Perneker seinen Antheil an dem Hubamte zu Graz Air 3000 fl.
verpfänden konnte, so ist ja sein Hereingreifen in das Steuer-
wesen des Landes zur Evidenz gebracht, und dass sich dessen
Steiermark nicht besonders erfreuen konnte, ist auch selbst-
verständlicL Und dies dürfte die zweite Wunde sein, die
unser Land aus dem vergangenen Bürgerkriege, ohne sich
daran betheiligt zu haben, trotzdem davontrug.
Ein drittes Moment für unsere Betrachtung wäre die
grössere oder geringere Wärme, mit der sich Herzog Ernst
von nun an für unser Land interessirte, resp. dessen Regent-
schaft führte. Viele Aemter, viele Sorgen, sagt das Sprichwort
So musste es auch hier sein. Unmöglich konnte jetzt Ernst,
wozu er wohl früher verpflichtet gewesen wäre, sein ganzes
Augenmerk auf die Bedürfhisse seines eigentlichen Haupt-
landes concentriren. Sein Interesse war und blieb jetzt getheilt.
So ist es doch wenigstens der Mühe wert, in Erfahrung zu
bringen, inwieweit sich dasselbe auch auf Steiermark erstreckt
habe. Zu dem Ende wäre es freiHch auch hier sehr zu wün-
schen, wenn wir eine so ziemlich vollständige Sammlung der
auf Ernst bezüglichen Urkunden aus dieser Periode besässen.
136) Das im Wiener Staatsarchiv hinterliegende Copialbuch aus
der Kanzlei Herzog Ernsts (Nr. 13 bei Böhm „die Handschriften des k.
k. H. H. u. St. A.) konnte ich nicht einsehen, üeber die Form der amtli-
chen Beziehungen finden wir wohl auch anderorts beachtenswerte Andeu-
tungen (ygl. z. B. unten Noten 175, 200, 211.)
IS6) 14101% Wien. Mittheünngen des histor. Vereins flu- Strmk.
Vn. 259 (Muchar 113).
— 40 —
Leider ist auch das ein frommer Wunsch, der in dem factisch
Gegebenen eine nur approximative Erfüllung finden kann. Aus
der Vergleichung alles bis jetzt Erreichbaren ergeben sich
nun folgende Resultate.
Der Aufenthalt Emsts in Steiermark beschränkte sich
jetzt, wie man es auch kaiun anders erwarten durfte, nur
auf ganz karg bemessene Zeitmomente, Wenn wir hier die
Zeit vom Ofener Schiedssprüche (13. März 1409) bis zum
Tode Herzog Leopolds (3. Juni 1411) in's Auge fassen, so entfallen
fUr jedes Jahr 1 — 2 Monate, in welchen er für je einige
Tage im Lande verweilte. Für das Jahr 1409 sind es die
Monate Mai und November >^v» für 1410 der März ^^ 8)
und für 1411 abermals der März*''^). Die übrigen auf
Steiermark bezüglichen Urkunden Herzog Ernsfs haben
als Ausstellungsorte : Wien ^ ^% Steier ^ ^ *), Neunkirchen ^ ^^).
Wollte man diese Vergleichung in minutiöser Weise sogar
auf die Bestimmungen ausdehnen, in welchen Monaten Ernst
gar nicht für Steiermark urkundete, und wie sich die
Stückzahl der auf die einzelnen Länder bezüglidien Urkunden
zu einander verhielte, so Uesse sich aus dem bisher Bekannten
etwa Folgendes angeben, obwohl man sich von vornherein gar
sehr gegen die Ansicht verwahren müsste, als ob man daraus
allein auf etwas Positives unfehlbar schliessen könne und
dürfe. Jm Ganzen sind es 56 Urkunden, die uns als er-
halten'^^) erreichbar waren. Von diesen entfallen 18 auf
1") 1409»% Graz (A. Handschr. 2255c p. 257); 1409 "/i, Graz
(Brandl Urkundenbuch d. Teufenbach Nr. 200); 1409 »»/i, Graz (A. Hand-
schrift Nr. 2255c p. 261).
138) 1410% Graz (A. 4410a); 1410»/, Brück a/M. (A. 4413,
4413a, 4413b).
»»>) 1411% Graz (A. 4444 b).
«*o) 1409»% (Muchar 110), 1409% [A. 4381a), 1409"/, o (Mu-
char llO;, 1410'% (A. 4408), 1410% (A. 4420).
'*») 1410«% (A. Handschr. 471 f. 56), 1410«%o (Preuenhuber 78),
1410%, (1. c).
'«) 1410«%, (A. 4432).
»<*) Ausser den bereits oben citirten Fundorten wurden biebei in
Betracht gezogen: Der 27. und der 31. Band des Archivs f. K. öst. G.
— 41 -
Steiermark bezugnehmende Stücke, 20 für Ober- und Nieder-
Oesten-eich, 8 für Tirol, 1 für Kärnten, 5 betreffs des Ver-
hältnisses zu den Herzogen von Baiern und 4 in Bezug auf
den mit Herzog Friedrich geschlossenen Erbfolge vertrag. In
welchen Monaten Herzog Ernst gar nicht für Steiermark ur-
kundete, ist dem oben Citirten leicht zu entnehmen. Aus
dieser ganzen, vielleicht müssig scheinenden Zusammenstellung
ersieht man doch; dass Steiermark wenigstens kein ganz ver-
gessenes Stiefkind blieb. — Es sind theils allgemein giltige
Verordnungen, die der Herzog erliess,*^^) theils Privilegisi-
rungen für einzelne Orte, ^^5) Kirchen und Klöster, theils Ur-
kunden, betreffend einzelne Personen, wie Belehnungen, Ur-
theile u. s. w. Es kann aber nicht oft genug wiederholt
werden, dass es ein unverzeihlicher Irrthum wäre, zu meinen,
mit der Ausfertigung dieser bekannten und unbekannten Ur-
kunden habe sich die gesammte Thätigkeit Emsts für
Steiermark erschöpft. Ein flüchtiger Blick auf das bisher
Qu., Regesta Boica XII. Band, Monumenta Zolleriana VI., Abschriften
aus dem Wiener Stadtarch. um Besitz des H. Prof. Zahn) und Brandis
„Tirol unt. Friedrich'^ Dass natürlich die Untersuchung nicht bei dem
Genannten allein stehen blieb, bedarf wohl kaum erst einer Versiche-
rung. Wo anderwärts hat sich eben nichts Neues gefunden und kann
daher auch nicht angezogen werden.
«^*) So z. B. 1409% Wien: Hzg. Ernst gebietet» dass keiner, wel-
cher in Kärnten, Steyr und Krain nicht sesshaft ist, in diesen Landern
Tuch nach der Elle auf den Märkten verkaufe (A. 4881a).
14») 140910/4 Wien. Hzg. Ernst gestattet der Stadt Brück a/M.
den freien Salzhandel in Üntersteiermark (Muchar 110).
1410'Vio Steier. Hzg. Ernst erlässt an seinen Burggrafen zu
Kirchdorf das Verbot gegen den Verkauf und die Verführung der vene-
tianischen Waaren über die Zeiring und des Eisens ttber die Buchan
und den Pyrn. (Preuenhuber 78.)
1410% t Steier. Herzog Ernst hebt dieses Verbot wieder auf
(ebendaselbst).
1411% Graz. Hzg. Ernst verordnet, dass alle im Burg^eden der
Stadt Rottenmann Hegenden Grundstücke gleichmässig zu steuern hätten,
und dass niemand ausser den Bürgern daselbst Handel und Gewerbe
treiben dürfe (A 4444b).
— 42 —
Mitgetheilte zeigt schon, dass sich darunter gar nichts be-
findet, was sich etwa auf den Zusammenhang Emsts mit der
Landesverwaltung im Grossen und Ganzen bezöge. Dürfte man
deshalb diesen schon auch leugnen? — Wir müssen zwar
bedauern, dass uns keine eingehenderen Quellen zu Gebote
stehen, doch war es immerlün gestattet, aus allem uns Zugäng-
lichen die oben ausgeführten Folgerungen abzuleiten.
In diese Zeit fällt auch der bereits erwähnte wichtige
Erbfolge vertrag Herzog Ernsts mit Friedrich. ^^*') Bei dem
Umstände, dass Ernst bis jetzt aus einer langjährigen Ehe
noch keiner Nachkommenschaft sich erfreuen konnte, gewann
diese Erbfolgeordnung auch für Steiermark eine erhöhte Be-
deutung. Denn Friedrich wurde fbr den Fall des kinderlosen
Abganges Herzog Ernsts zum Erben aller dessen Lande
dies- und jenseits des Arlberges oder zum Vormund der
etwaigen mimündig hinterlassenen Kinder Ernsts eingesetzt.
Dieser letztere Fall trat auch wirklich nach Emsts Tode ein
und dies nicht gerade zum Glücke des Landes sowie dessen
künftigen Regenten. Der Abschluss des Erbvertrages wird von
den meisten Schriftstellern als ein Act der Abneigung Emsts
gegen seinen Bmder Leopold aufgefasst. Das Verhäituiss
zwischen beiden war allerdings nicht besonders intim, doch
fanden keine ausgesprochenen Feindseligkeiten mehr statt, da
ja die Hauptveranlassung hiezu jetzt beseitigt war. Beide
Herzoge hatten gleichen Machtantheil, damit waren ja
ihre Wünsche im allgeraeiuen erfüllt Ob damnter auch
die Vormundschaft gedieh, war bei beiden doch mehr oder
weniger Nebensache. Die Ueberzeugung hievon trat auch
schon damals zu Tage und sprach sich am stärksten in der
Erklärung des plötzlichen Todes Leopolds (3. Juni 141 P^*)
aus. Der Aerger über das eigenmächtige Vorgehen der
«*•) 1409"/7 Wien. — Kurz 139.
■^') Die Angabe „terdo Maij^ bei Ebendorfer 840 wird durch
den Zusatz ^die ipsa eancti Erasmi quae tunc erat quarta feiia in feste
PentecoBtes'' auf den 3. Juni hin berichtigt.
- 43 —
Stände bezüglich seines Mündels ^^^) habe ihm das Leben
geraubt. ^^*)
Nach Leopolds Hingange entrollte sich in Oesterreich
unter der Enns ein eigenthümliches Schauspiel. Es war eine
echte, durch kerne künstlichen Mittel hervorgerufene Volks-
bewegung, die dem jungen Herzoge Albrecht in einem Jubel
entgegenkam, der wahrhaftig tiefe Schatten auf die zu Ende
gelaufene Periode zu werfen geeignet war. Gleich als hätte
das Land bisher unter dem Drucke eines unheimlichen Alps
geschmachtet, wurde es jetzt der Schauplatz von Kund-
gebungen der Gefühle des Wiederauflebens und der hofl^nungs-
reichen Erwartung. Mögen auch die diesbezüglichen Schilde-
rungen Ebendorfer's ' ^^ mehr novellistischen als historischen
Werth besitzen — etwas Wahres steckt gewiss dahinter.
Wir könnten ja am Ende an das bekannte „leichte Blut"*
der Wiener erinnern, die von jeher zu solchen Demonstrationen
hinneigten.
Dieser Jubel entsprach aber schlecht den Wünschen des
bisherigen Vormunds, Herzog Ernst Wir sind zur Genüge
mit denselben vertraut geworden, um uns vorstellen zu können,
wie hart es ihm fallen musste, auf die Erfüllung derselben
freiwilHg zu verzichten. Und war denn nicht Herzog Albrecht
erst 14 Jahre alt nnd deshalb noch unvogtbar? War aber
anderseits nicht auch Friedrich da, der, lange genug zurück-
gesetzt, nun endlich auch einmal eine Rolle zu spielen be-
rufen schien? Wenn es dem Ernst geglückt war, eine Vor-
mundschafts - Gemeinschaft mit Herzog Leopold sich heraus-
zuschlagen, warum in aller Welt sollte dies nicht auch dem
Friedrich gelingen? Welche Perspectiven eröfl&ien sich da!
Darum sollte sich also Ernst, dessen höchstes Ziel Autokratie
148) Ebendorfer 840. Aeneas Sylvius „De viris illustribus" (Bibl.
d. literar. Yer. in Stuttgart, I. Band) S. 66.
^*^) „Ne ab re BuspiciaDdnm pato, quod et hanc sanguinis
ebuUitionen maturavit gra\i8 in barones, prselatos et civitates timc Egen-
bnrgfe in unum coactos ferrens ira et vindictae effectus.^ 1. c. 841.
'*'7 Pez, II. 842.
— 44 —
war, 80 lange geplagt haben, damit er in dem Augenblicke,
wo er das Heft allein in der Hand zu haben schien, abenuals
mit einem Bruder theilen sollte! Dieser Antagonismus musste
früher oder später abermals zu einem Kampfe führen.
Jetzt war aber die Sachlage viel zu kritisch, um den
Kampf sogleich aufnehmen zu können. Es konnte ftkr den
Augenblick sogar nützlicher erscheinen, wenn Ernst sich mit
Friedrich verbündete, um mit dessen EQlfe die ihm wider-
strebenden Elemente zu beseitigen. War nur einmal das
Gröbste abgethan, so konnte man seine Operationen schon
etwas weiter ausdehnen. Und wirklich finden wir beide
Brüder in einer aggressiven Stellung gegen Wien. Das nahe-
gelegene Himberg war der Ausgangspunkt ihrer Unter-
nehmungen.^^^)
Doch diesmal scheiterten dieselben an drei ihnen weit
überlegenen Widerstaudskräfbeu : an dem jugendlichen, aber
frühreifen Herzog Albrecht selbst, der durchaus keine Lust
zur Rückkehr in das alte und ihm sogar schädliche Vormund-
schaftsverhältuiss bezeigte; an König Sigmund, der ganz auf
der Seite des letzteren stand; und an den Ständen, deren
hervorragendster Vertreter Reinprecht von Walsee, Hauptmann
des Landes ob der Enns, den Reigen eröffnete.
Die rasch getroffenen Vorkehrungen dieses energischen
Mannes erzwangen auch den Rückzug der Herzoge von
Himberg nach Wiener-Neustadt *' 2) Noch einmal sollte das
schon so oft gebrauchte Mittel helfen — ein Schiedsspruch.
Schon am 14. September compromittirte Ernst zu Himberg
<><) Ebendorfer 842. Zugleich säumte auch Ernst nichts seinen
alten Einfluss bei der Wiener Bflrgerschaft wieder zur Greltung zu brin-
gen; am 18. Juli schickte er von Wiener-Neustadt aus seinen Eammer-
schreiber Hanns z. Perchtoltztorff dahin mit der Empfehlung, diesem
ebenso „als Ynsselber"" zu glauben. Es ist zu vermuten, dass die im
Briefe nicht angedeutete Mission desselben sich auf die in Schwebe
stehende Angelegenheit bezog. (Nach e. Abschrift v. Prof. Zahn aus dem
Wien. Stadtarch.)
«B») Ebendorfer 843. Lichnowsky 1228.
1
— 45 —
auf den König Sigmund J^^) Ehe aber dieser sich zu dem
entscheidenden Schritte herbeiliess, schloss er mit Herzog
Albrecht — gleichsam zum Beweis, dass er ihn fUr reif genug
halte — am 5. October den so wichtigen ungarisch-öster-
reichischen Grenzvertrag ab.^54) 2 Tage darnach verlobte er
ihm Elisabeth, sein zweijähriges Töchterchen. ^'^)
Nach solchen Vorläufern konnte man über den Inhalt
des erwarteten Schiedsspruches nicht mehr lange im Zweifel
sein. Der offidellen Kundmachung desselben, ^^'') die am
30. October erfolgte, ging eine äusserst sorg<ige Ueber-
prUfung aller einschlägigen Documente voraus. ^^') Sodann
urtheilte der König : in Anbetracht dessen, dass der himmlische
Schöpfer dem 14jährigen Albrecht für sein Alter „genug
redlicher vernunfft vnd sinn'' verliehen habe, sowie auch mit
Rücksicht darauf, dass schon anfänglich bei der Einsetzung
der Yonnundschaft im Jahre 1406 die Dauer derselben nur
auf 5 Jahre festgesetzt worden sei, erkläre er nun Albrecht
ausnahmsweise schon mit 14 Jahren für volljährig. *^*^) Dem-
zufolge habe auch Ernst sich aller vormundschafUichen
Rechte zu begeben und die Verwesung des Landes ob und
unter der Enns niederzulegen. Finanzielle Streitfragen, die
auf jene Bezug haben, werden mit den übrigen gegenseitigen
Privatforderungen entweder gleich entschieden oder einer
späteren Untersuchung vorbehalten.
Wohlweislich wird schon im ersten Paragraphe ge-
'»») LichnowBky 1227. LOnig R. A. VII. 26.
'»*) Lichnowsky C. II.
«") Kurz 302.
'**) Abgedruckt bei : Herrgott: Monum. Aug. Dom. AuBtr. III/i 18;
SchrOtter, Y. Abhandlung aus d. österr. Staatsrechte 849 (unvoUständ.) ;
Preuenhaber : Qesch. d. Stadt Steyr, 79 (mit dem Dat. 6. Novemb.)
und Rauch: Scriptor. III. 491.
is^ „ . . . vnd die (versigelten Zeddeln) mit sampt vnsem reten,
ertzbischouen, bischouen, preleten, fursten, landherm, rittem vnd knech-
ten vnd auch geistlichs rechten vnd kayserlichen gesetzt lere aigentlichen
vnd gentzlich(*n vberlesen, verhöret vnd wol vemomen haben. ^ Rauch 498.
lA") Ueber den Rechtsstandpunkt vgl. Schrötter 1. c. VII. Abschnitt.
— 46 —
fordert, dass Ernst dieserlialben seinem ehemaligen Mündel
keinerlei Feindschaft nachtragen solle. '5*) Wie nachlässig aber
Ernst diese Vorschrift eingehalten hat, lehrt die Folgezeit
Es ist übrigens kein Revers bekannt; in welchem sich unser
Herzog mit obigen Punctationen für einverstanden erklärt
hätte. Die Folge davon war, dass das bisher ziemlich fremoid-
schaftliche Yerhältniss zwischen Herzog Ernst und König
Sigmund ebenfalls in ein gespanntes und später sogar feind-
seliges sich umwandelte.
Enföt war aber jetzt viel zu machtlos, um seine ein-
gebildeten oder wirklichen Rechte mit Erfolg ausfechten zu
können, und der höhnende Nachruf der Wiener: „khez geen
Graz!"*^^) bezeichnete diese Machtreducirung in erbarmungs-
loser Schärfe.
Und nicht genug an dem, so war jetzt strenggenommen
Ernst nicht einmal mehr Herr von Steiermark. Denn nun
war ja jener Fall eingetreten, von dem wir bereits bei Ge-
legenheit des allerersten Vormundschaftsvertrages gesprochen.
Damals war ganz deutlich ausgemacht worden: wenn die
Vormundschaft ein Ende haben werde, so sollten die drei
Brüder unter drei Länderabtheilungen mit den Vororten Graz,
Laibach und Tirol wählen, wobei der älteste zuerst und dann
der nächstältere seinen Willen kund geben könnte.^***) Für
den Fall, dass mittlerweile einer der drei Brüder mit Tod
abgehen könnte, hatte man freilich nicht vorgesorgt Doch
was verschlug das? Die beiden überlebenden mussten ja
trotzdem dem bisherigen Provisorium durch irgend einen
Entschluss ein Ende machen. Und dass gerade Ernst und
Friedrich zufälligerweise die überlebenden waren, konnte die
Sache nur noch erleichtem.
Wenn man von den DiflFerenzen absieht, die wegen
der Vormundschaft möglicherweise hätten entstehen können,
'B^ ^vnd (las in der vorgenant Ernst kain fein tschaft darumb zu-
ziehen 8ol in dhain weise.'' Rauch 601.
»«0) Ebendorfer 848.
1«') S. oben Noten 27, 29 und 30.
J
— 47 —
sofern nicht König Sigmunds Machtspnich dazwischen getreten
wäre, so muss man gestehen, dass zwischen jenen beiden bis jetzt
ein ganz gutes Nebeneinanderleben stattgefunden hatte. Zeuge
hiefür ist auch der von ihnen seinerzeit abgeschlossene gegen-
seitige Erbfolgevertrag. ^'^^) Jn Hinblick auf diesen konnte
also die bevorstehende Ländertheilung eigentlich nur mehr
Sache eines freundschaftlichen Abkommens sein. Und aui
diesem Wege scheint sie auch geordnet worden zu sein, denn
es findet sich nirgends eine Spur von einer Thcilungsurkunde,
keine Ständeversammlungen, kein Schiedsspruch 'mehr. Nur
eine vereinzelte chronikalische Mittheilung belehrt uns, dass
eine factische Theilung vor sich gegangen war.***')
Jetzt erst war an eine Dauerhaftigkeit des Bestehenden
zu denken. Kein Vorbehalt, keine Präclusivclausel, drohte nun-
mehr den Zusammenhang zwischen dem Lande und dessen
Kegenten zu erschüttern. Wohl hatte dieser mit Steiermark
auch Kärnten und Krain gleicherweise übernommen, aber die
eigentliche Residenz des Herzogs war jetzt doch wieder Graz.
Und so war denn Steiermark wieder zu jener politischen
Stellung gelangt^ die sie bereits bis 1408 eingenommen hatte
und jetzt sogar noch im vergrösserten Massstabe. Denn sie
bildete den Kern eines Ländercomplexes, der später unter
dem Namen „Innerösterreich" zusammengefasst wurde. Diese
erweiterte Machtstellung mochte auch in Verbindung mit der
angeborenen Ehrsucht des Regenten die Veranlassung bilden,
warum er sich von jetzt an,^^^) anfangs vereinzelt, dann aber
permanent ,,Erzherzog'^ schrieb und so tituliren liess.
<") S. oben Note 146.
183) Yeit Arenpeck im Chron. Austr. bei Fez I. 1275: „mortus
igitur Wilhelmo duce et fratre eins Leopoldo juniore sine liberis Ernes-
tu8 et Fridericus fratres diviserunt terras. Emesto cessit pars inferior
Styria, Carinthia et Camiolia; Friderico pars superior scilicet Tyrolis,
Alsatia, Burgovia et€.^
!•<) Also nicht erst von Hld an, wie Muchar YII. 127, meint:
Der Gebrauch des Erzherzogtitels bei Ernst ist zuerst in einer Urkunde
von 141 1<% V^iener-Nenstadt nachweisbar, woselbst rErzherzog** (archi-
dux) Ernst die Rechte, Freiheiten und Privilegien von Pordenone bestätigt
— 48 —
Dieser neuen Aera ermangelte auch nicht der nötige
geräuschvolle Anfang. Es war dies die Walseer Fehde, an
der anfangs Herzog Friedrich selbst auch mithalf (wahr-
scheinlich October bis November 1411 ^"5), und die für die
streitlustige Ritterschaft dieser Zeit eine wahre Musterfehde
abgegeben haben mag. Wir wollen deren Verlauf bei einer
späteren Gelegenheit etwas genauer in^s Auge fassen und
wenden jetzt unsere Aufmerksamkeit der anderweitigen Be-
thätigung des Herzogs zu.
Theils private, theils öfFentUche Angelegenheiten waren es.
(Font, rer Austr. XXIY. 161). — Machan Ansicht, die auch von Fritz
„Gesch. des Land, oh d. Enns*^ u. a. getheilt wird, ist übrigens nur
eine Wiederholung dessen, was Lichnowsky V. 156 behauptet hatte, der
noch hinzusetzt j : »Auf seinen Siegeln war er nur Herzog und fremde
Forsten nannten ihn nicht anders." Auch das letztere ist unrichtig, denn
schon im Jahre 1408, also lange bevor noch Ernst selbst sich so nannte,
titulirte der Doge Mocenigo von Venedig ihn als „archidux Austriae^ (Vgl.
Godice diplomatico Istriano III. u. Mittheilungen des histor. Vereins für
Krain X. 22). Und dann ist auch in der That bei Herrgott „Monum. aug.
dorn, austr. I. Tab. VIII. Nr. 6 ein Siegel abgebildet, das die Umschrift
führt: „Amestus dei gracia archidux Austrie, Styrie, iCarinthie et Garni*
ole etc.^ Die zu Gunsten Lichnowsky's abgegebene Erklärung Fimha-
bers (im Notizenblatte des k. k. Akad. d. Wissensch. L Band S. 74)
ändert an der oben aufgestellten Ansicht ebenfalls nichts ; denn trotz des-
sen n emsigsten*^ Nachforschungen konnte es ganz gut möglich sein, dass ihm
eine Urkunde entging, indem sie eben an einem ihm unzugänglichen
Grte sich befand. Sachlich genommen, dürfte es gewiss auch viel plau-
sibler sein, den Anfall von so und so viel Ländern eher für den wahren
Grund der Annahme des Titels zu halten, als nur die simple Erbhuldi-
gung in Kärnten. So fasste es auch der alte Schrötter in seiner II. Ab-
haudlung v. d. österr. Staatsrechte (I. Abschn. § 20, Seite 54—55) auf,
der freilich als Beispiel nur die kämtn. Landhandfeste von 1414 an-
führt. Höclist interessante Beiträge über den Gebrauch des Erzherzog-
titels förderte in neuerer Zeit Ghmel zu Tage (in seinem „Berichte Ober
den Fortgang einiger akademischer Unternehmungen" in den Sitzungs-
bericht, der k. k. Akad. d. Wissensch. XXII. p. 42, Note 2), namentlich
über die Zeit vor und nach Ernst. Die von diesem selbst gebrauchte und
von andern ihm beigelegte Titulatur ist fast durchgängig : „Herczog Ernst
erczherczog ze Österreich etc.''
<«•) Ebendorfer 843.
— 49 —
die ibn beschäftigten. Unter die ersteren gehört vor allem
auch die Besitzergreifung des Schlosses Göstmg. Kaum hatte
Leopold die Augen geschlossen, so forderte Ernst schon auch
von dem dortigen Pfleger die üebergabe der Festung. Das
Pflegeramt versah damals der schon öfters genannte Caspar
der „Sawrer*', ein Ahne der nachmaligen Saurauer*'^'^). An-
fangs ein einfacher Schreiber zu Göss*^'^, woselbst seine
Muhme Anna Dechantin war*^^), und Amtmann in dem dazu-
gehörigen j^Schratlamergerichte" **'*), hatte er es verstanden, sich
allmälig dem Herzoge Leopold zu nähern und dessen Vertrauen
zu erwerben. Er erhielt das Schloss Gösting in Pflege*^") und
bezog ftlr diese „purkhut" jährlich 150 Pfd. Pfennige ^^^). In
166) ^icht zu verwechseln mit dem kärntnerischen Adelsgeschlechte
der Saurer; der Unterschied ist am Siegel zu erkennen. Auch wird er
einmal in einem Originale (A. 4444a) ausdiilcklich Caspar der S a w r a-
wer genannt, üeber die Familien- und Besitzverb<nisse des Caspar
8. ergeht sich ausführlich dessen Testament von 17. Juli 1899| welches
er vor dem Antritte einer weiteren Reise ausgestellt hatte. Es sei ge-
stattet, aus demselben einige Belegstellen mitzutheilen : „Des ersten,
were, ob ich des geuerts darauf ich yetz bin vnd in fremde land main
ze reiten, nicht herwider haim ze land k6m vnd von tods wegen abgieng,
da got vor sey, so sol das gemacht vnd die Widerlegung, so ich Doro-
theen von FlSdnicz meiner lieben elichen hawsfrowen gegeben vnd
getan hab, by allen krefften vnd handuesten beleiben . . . Wer auch,
daz die selb mein elich hawsfrow als ich sie yeczund s wanger hinder
mir gelassen hab, ain tochter gewunen vnd nicht ainen Knaben, so sol
mein tail der vest Lug gast . . . geuallen auf Balthasarn den
Sawrer meinen lieben prüder vnd auf sein sun .... Ich hab euch
der egenanten meiner hawsfrawen etwie vil geprochens Silbers empho-
Ihen, vnd hab euch auf einer Joppen etwie vil Silber, darczu hab
ich ain silbrin gurtet hie ze Tann gelassen. Also schaff ich, wSr daz ich
von tods wegen abgieng, daz man dann aus demselben Silber ain mon-
strantz machen sol die zehen mark silber swSr sey . . . vnd dan diesel-
ben monstrantz an die pbarrkirchen ze Lnggast geben . . . Item man sol
euch nach meinem tod vnd abgang tawsent mess ausrichten . . . (A. 3986).
"») A. 4307.
"») A. 4290.
«••) A. 4290.
<*«) A. 4826a.
t?>) A. 4829.
MltÜMO. dit hUU V«r«iu C St«l«rautfl(, XXV. H*ft, 1877. ^
— 50 —
dem Kriege gegen Mähreu unterstützte er seinen Herrn nach
Kräften *^^ und wusste glücklich gegen ihn eine Schuld- und
Burghutforderung von 310 Pfd. zusammen zu bekommen, so
das8 jener ihm versprechen musste, ihn solange in der Pflege
zu belassen, bis diese Forderung getilgt sei^'^). Wie sich der
Saurauer in dem Besitzstreite zwischen Ernst und Leopold
verhalten, haben wir bereits erfahren. Der beinahe flehende
Ton, in dem ihm Leopold schreibt, lässt uns die Wichtig-
keit dieses Mannes erkennen ^'^). Ein echter „Haltfest*', war
er damals nicht auf die Anträge Ernstes eingegangen und
misstraute ihnen auch jetzt noch. Denn trotz des herzoglichen
Befehles an den Landeshauptmanns^^) und von diesem wieder an
den Landschreiber, zögerte er dennoch mit der Herausgabe
der versiegelten Kisten, Truhen, Laden u. s. w,, und wenn
ihn der letztere auch hundertmal versicherte, dass er seinem
Diener Dörnberger vertrauen könne wie ihm selber**^ — er
konnte des Gedankens an seine ^^versorgnüss*" nicht los wer-
>'>) A. 4893.
«»») A. 4898.
174) z. B. 1408* V,, Wien: „ . . . Dauon bitten wir dich mit
ganczem ernst, das du also bey vns auf denselben tag zu der Newen*
statt seyest vnd dich daran nichts lassest irren. Daran erczaigst du
vns ain solich lieb geuallnuss die wir gnedichleich gen
dir erkennen vnd zu gut nicht vergessen wellen dein ver-
schriben antwurt." A. 4362.
i'>) 1411"/« Wien. Hzg £rn8t schreibt an den Landesshauptm.
Friedr. v. Fledentz: „Lieber getrewr haubtmann. Wir schreiben yecz
deinem aidem Caspam dem Sawrer, daz er vnserm lantschreiber
Lyenharten dem Stubyer der losung vmb Gestnikg stat tu, vnd daz er
dir vnd im auch mit ainer gCiten gewissen inantburt alle verpetschadt,
kisten, truhen, laden vnd all andere ding, stuk vnd gezeug, die im von
vnsers lieben pruders herczog Leupolts seligen wegen geantwurt sind.
Emphelhen wir dir vnd begern ernstlich, daz du dabey seyst vnd mit
sampt vnserm egenanten lantschreiber ewm fleiss darzu keret dax vns
an der losung des gelts geleich vnd recht geschech vnd daz ir die ege-
nanten kisten, laden, truhen vnd die andern stuk, ding vnd gezeug von
im mit ainer guten gewissen innemet vnd daz du die dem egenanten
vnserm lantschreiber ingebest . . . " A. 4454.
176) A. 4466.
— 51 —
den. Um doch endlich in dieser Beziehung in's Reine zu kom-
men, musste sich der Herzog sogar bequemen, eine Tagsatzung
anzuordnen und sich daselbst durch Hanns den Leisser ver-
treten zu lassen ^^') Der „Herr Pemhart von Pettaw" musste
die beiden Theile abhören und schliesslich scheint ein güt-
liches Uebereinkommen getroffen worden zu sein. Der Saurauer
blieb wie bisher Burghüter und diente jetzt ebenso treu seinem
neuen Herrn wie vormals dem Herzog Leopold.
So war Ernst in den langersehnten Besitz des besagten
Schlosses gelangt. Wenn wir mit dieser Thatsache noch ver-
binden, dass Herzog Ernst sich auch vom Günther von Herber-
stein dessen Feste Mährenfels (in Istrien) zum Dienst und
Gebrauche einräumen liess^'^), so erkennen wir hierin sein
Bestreben, sich mit allen Mitteln festzusetzen.
Noch blieb aber das Wichtigste — die Stellung zum
Lande selbst — zu reguliren. Bis jetzt war noch immer
weder eine Huldigung noch eine Bestätigung der steirischen
Landeshandfesten vor sich gegangen. Die geduldigen Steirer
hätten dagegen auch gewiss nichts einzuwenden gehabt, wenn
die Verhältnisse sich nur halbwegs so angelassen hätten, wie
etwa noch unter Wilhelm dem Freundlichen. Sonderbarer
Weise hatte man bisher sogar lieber vermieden, um eine
Gesammtbestätigung der Landes-Freiheiten anzusuchen, aus
Besorgniss, dass bei einer solchen AufFrischung möglicherweise
der eine oder der andere Punkt ein klein wenig Schaden
leiden könnte. Inzwischen hatte sich aber der Charakter der
Zeit sehr gewaltig verändert Die Verworrenheit der verflosse-
nen Jahre, das Schwankende der Gegenwart in Verbindung
mit dem ebenso wenig tröstlichen Unsicheren der Zukunft —
dies Alles zusammen musste die steirischen Stände doch
endlich einmal aus ihrer verhängnissvollen Lethargie heraus-
rütteln. War man denn sicher, ob nicht schon im nächsten
<7^ A. Handschr. 3057a. Nor das Verhör ohne Urtheil, wosa in
der Handschr. unter der Ueberschrift : „Yrtail von Gestnig wegen** wohl
Raun gelassen, derselbe aber nicht ansgeflUlt wurde.
'7") A. 4458; Kumar I, 155.
4*
— 52 —
Jahre wieder ein unverhoffter Sy stein Wechsel eintrat? Und
was durfte man da um einzelne Punkte sich ängstigen, wenn
bei dem Mangel eines ständigen Aufbewahrungsortes sehr
kostbaren Freiheitsbriefen in ihrer Ganzheit ein Verlust drohte,
wie es factisch schon bei einigen der Fall war?'^^)
Solche Erwägungen mussten bei der Landschaft unbe-
dingt den Wunsch nach einer definitiven Sicherstellung rege
werden lassen. Auf der andern Seite aber hatte auch der
Herzog Gründe genug, um solche Wünsche nicht gänzlich
unbeachtet zu lassen. Die Erfahrungen der letzten Jahre
konnten an ihm nicht spurlos vorübergegangen sein. Die
Stände in Oesterreich waren ihm als eine Macht entgegen-
getreten, vor der er trotz air seiner glänzenden Eigenschaften
schliessUch doch den Kürzeren zog. Sollte er es auch in
Steiermark zu einer solchen Selbsständigkeit, einem so selbst-
bewussten Auftreten gelangen lassen?
Wir wissen nicht, ob uQch etwa eine sich eingestellte
Pression diese Besorgniss veinnehrte, das Resultat der obigen
Momente lässt aber eine solche vermuten. Denn schon am
2. Dezember 1411 trat ein Huldigungslandtag zusammen ^^^).
Während hier der Eid der Stände gewissermassen nur eine
Ergebenheitsversicherung in ziemlich knapper Form darstellt ^ ^ ^),
<'•) Vgl. Luscbin: „Die steir. Landhandfesten'' i. d. Beitr. z. K.
8t. ö. Qu. IX.
i'^o) „Anno etc. quadringentesimo iindecimo feria qnarta post An-
dree dominus dux £rnestus prestitis baronibus jurementum in Styria*.
Cod. ms. Nr. 14. fo!. 75b im k. k. Staatsarch. z. Wien. Vgl. Krones:
„Vorarbeiten" zur Quellenkunde und Gesch. des mittelalterl. Landtagswe-
sens in Steierm.^ i. d. Beitr. z. E. st. 6. Qu. II. p. 78 Nr. 99.
"^0 „Juramentum baronum et ministerialium econverso: In werdet
all swem dem hochgebom fursten vnserm gnedigen herrn herczog Ern-
sten etc. als dem eltisten vnd als ewm rechten landsfSrsten vnd erb-
herren seinen frumen ze furdern vnd seinen schaden ze wenden vnd ge-
trew vnd gehorsam ze sein, als das von alter mit recht herkomen ist.
vngeuerlich." Cod. ms. nr. 14. fol. 76b. im k. k. Staatsarch. z. Wien.
— Lichnowbky 1248.
— 53 —
ist in dem vom Herzoge abverlangten Eide ein bestimmter,
vorschreibender Ton erkennbar* ^2),
Merkwürdig ist auch, dass die hierin erwähnte Bestäti-
gung der Landeshandfesten erst 3 Jahre später erfolgte.
Sollten die Stände; welche dem Herzoge nach erfolgter Vor-
legung der Privilegien nur eine einmonatliche Ueberlegungs-
frist gestatteten, mit deren Beschaffung durch eigene Schuld
so lange gesäumt haben, oder waren die Misshelligkeiten mit
König Sigmund daran schuld, oder der Unmut des Herzogs
über irgend eine vorhergegangene Pression? —
Sehr zu beachten ist, dass bei diesem Huldigungslandtag
noch immer nicht die „stett vnd merkt" vertreten sind, wie
dies wohl schon in der nachfolgenden fridericianischen Periode
regelmässig der Fall ist Nichtsdestoweniger ist ihre politische
Bedeutung im Steigen begriffen. Der Fälle, wo sie der Herzog
durch Annahme zu Bürgen auszeichnete, haben wir bereits
gedacht. In der richtigen Erkenntniss, dass er gerade an ihnen
eine wichtige Stütze gewinnen könne, begünstigte er sie auch
noch femer. So schon in den nächsten Tagen nach dem ge-
nannten Landtage, indem er ihre Abhängigkeit von der
Grazer Landschranne aufhob und die Befugniss der Stadt- und
Marktrichter erweiterte *^^), sowie er auch auf ihre ökonomi-
sclien Verhältnisse Bedacht nahm*^^). Im folgenden Jahre
werden sie bereits zu den Landtagen zugelassen*"^)
<0*) n Gnädiger herr herczog Ernst etc. Ir werdet swem den land-
lenten, herren, rittem vnd knechten ze Steyr, sy vnd ir erben lassen be-
Hben bey allen den rechten, fireyhaiten vnd g&ten gewonhaiten, als das
von alter herkomen ist, vnd auch aUe die rechten, die ewr voruordem
brief beweisent, auch stet wellet halten vnd dabey genaslich lassen be-
leyben an all geuerde, vnd vns auch diese brief mit ewm brieffen be-
stettigt in ainem monneyd nach dem vnd man ew sy versigelt f&rbringt ^
Ebenda. Lichnowsky 1242.
i>i8) 1411«/,, Graz, A. 4472a und 1411%« Graz, A. 4473a.
'«*) 1411 »/n Graz, A, 4473. (bezüglich ihrer Schankprivilegien).
•") Vgl. A. 4486 und 4496; Krones 1. c. m. p. 96 -97. Nr. 22
nnd 28.
— 54 —
Am nämlichen Tage, an dem der Huldigungsact vor
sich ging, fertigte Herzog Ernst auch eine ganz merkwürdige
Urkunde aus. Er erklärte darin, dass Reinprecht von Walsee
wegen Ungehorsam gegen den Landesftlrsten und Erbherm
alle Herrschaften, Festen, Sätze, Lehen und Gülten in seinen
und Herzog Friedrichs Landen verwirkt habe und belehnt
damit den letzteren, der sie zu seinem Gehorsam bringen
und ziehen mag ^als andere Unser beider Güter" ^^^. Hiemit
werden wir abermals an die Walseer Fehde erinnert.
Die Veranlassung hiezu war rein politischer Natur. Wir
haben Reinprecht von Walsee bereits als einen Hauptanhänger
des junges Herzogs Albrecht kennen gelernt Da er wegen
seiner ausgedehnten Besitzungen auch in den südlichen Alpen-
ländern in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnisse zu den
beiden herzoglichen Brüdern stand, so war sein Auftreten
gegen diese allerdings auch ein Auflehnen gegen seine recht-
mässigen Landes- und Lehensherren. Unter seinen zahlreichen
Besitzungen in Steiermark mögen nur die Herrschaft Bie-
gersburg nebst zahlreichen Gütern am Raaberboden, das
Dorf Waltendorf bei Graz und Gonobitz in Untersteier hervor-
gehoben werden*^'). Bis 1413 hatte Herzog Ernst bereits 7
Schlösser von ihm genommen *^^).
Schon in dem Schiedssprüche Sigmunds vom 30. Oc-
tober Uli war auf diese Misshelligkeiten Rücksicht genom-
men worden *^*^), und es hatte damals geschienen, als ob
Herzog Ernst zu einem gütlichen Vergleiche sich herbeilassen
wolle. Doch bald hatten die Feindseligkeiten wieder von
neuem begonnen. Es ist gar nicht unwahrscheinlich, dass die-
selben mittelbar sogar gegen Herzog Abrecht selbst gerichtet
waren, denn am 28. Jänner 1412 sieht sich dieser genötigt
18«) Lichnowsky 1244; Kurz I. 172.
<8') Vgl. die Regesten üb. d. Hen-n v. Walsee von J. Chmel, No-
tizenblatt der k. k. Acad. d. Wissensch. 1654 (TV. Band).
•«") Preuenhuber „Gesch. d. Stadt Steyer' 80 (die Namen der
Schlösser werden nicht genannt).
»•^«) Rauch DI. 601. § 3.
j
— 55 —
zur Hintanhaltung der „krieg, stOss vnd mishelung'^ in seinen
Landen einen Landfrieden aufzurichten^'^, Air dessen Ein-
haltung aber Reinprecht von Walsee in erster Linie reversiren
muss^^^). Dieser letztere war eben auch nicht der Mann, der
geduldig und widerspruchslos sich seines Eigentfiums entäussem
liess und solcher Verträge wie mit den Söldnerhäuptlingen
Peter von Eonypazz und Jan Necztyn, die ihm mit 180
Pferden gegen seine Feinde zu Dienst reiten sollen ^*2), mag
er gar manchen gegen den ihm feindlichen Herzog abge-
schlossen haben.
Diese Fehde zog sich nach einzelnen Unterbrechungen
ziemlich in die Länge. Die Stadt Steyer ftlhrte bei derselben
eine Ait Spionage aus. So oft der Walseer mit irgend einem
Anschlage schwanger ging, avisirte sie schleunigst den Herzog
Ernst davon, der es dann nicht versäumte, ihr' regelmässig
seinen Dank abzustatten^'^. Am 13. Jänner 1413 unterrichtete
er sie von Gonobitz aus von seinem Plane, dem Walseer die
Burg Gonobitz wegzunehmen ^'4); er bestellte sich auch wirk-
lich zu diesem Zwecke von seinem Pfleger zu Gösting 4 Fäss-
chen Pfeile und ein Fässchen Pulver ^'^). Endlich, nach dem
Falle auch dieser Festung*'^), schlössen Ernst und sein Bru-
der am 4. Februar 1413 mit dem Walseer einen Waffen-
stillstand ab, der sich nach verschiedenen Erneuerungen im
Jahre 1417 endUch in einen völUg friedlichen Ausgleich ver-
^90) „wun wir durch frum, nucz vnd aufnehmens willen vnserer
land, leutt vnd ze underkomen solich krieg, stdsse vnd misshelang, die
yecr in vnserm land sind, ainer ainung vnd Ordnung vberainkomen
sein . . . ** — Notizenblatt der k. k. A. d. W. 111. 807. Vgl. Arch. f.
K. ö. G. Qu. XXXI. 305.
1*0 Notizenblatt 1. c. 808.
»••) 1. c. II. 8. Nr. 260.
«»*) Vgl. Preuenhuber 80.
'•*) 1. c.
"«) A. 4516.
**<) „Desselben jahrs (1418) gewang herczog Einst vnd herczog
Fridrich herm Reinprechten von Walsee ob Rockerspurch, ain guets
banss, Ganabicz und andere geschlöss und gnetter aulT der Stoyennarckh.**
Klostemeuburger Chr. 241.
— 56 —
wandelte*'^. Als hauptsächliclister Beweggrund zur Abschlies-
sung des Waflfenstillsandes wird von beiden Theilen die Inter-
vention König Sigmunds angegeben**^.
Die Stellung zu diesem hatte in der letzten Zeit auch
so manche Wandlungen erfahren. Betrachtet man den Gang
der Osterreichischen Geschichte vom Tode Wilhelms bis zum
Regierungsantritte Herzog Albrechts V. , so ist es - wirklich
auffallend, welch' dominirenden Einfluss König Sigmund auf
die Entwicklung derselben ausübte. Nicht Eine bedeutende
Krise konnte da vorübergehen, bei der er nicht irgendwie
betheiligt gewesen wäre. Und fragt man nach dem meritori-
Rchen Werte dieses Einflusses, so kann man durchaus nicht
leugnen, dass der König oft genug wie ein Dens ex machina
sich einem heillosen Zusammenbrechen entgegengestenunt
hatte. Der Dank hiefilr war allerdings nur ein getheilter. Es
ist aber nur zu wundem, dass er nicht schon längst die Ver-
wirkUchung jenes bekannten Sprüchleins von den zwei Strei-
tenden und dem dritten sich Einmengenden an sich selbst er-
fahren hatte. Dagegen war er freilich viel zu ansehnlich und
herüben die Uneinigkeit viel zu gross. Aber endlich hatten
sich auch hier einmal die Verhältnisse geklärt; zwischen den
beiden herzoglichen BrtUlem herrschte nicht nur keinerlei
Zwiespalt, es machte sich vielmehr ein stetig wachsendes Ein-
verständniss bemerkbar. So oft sich aber Ernst seinem Bruder
Friedrich genähert hatte, galt es immer zum Bunde gegen
einen Dritten, früher gegen Leopold, dann wieder gegen Her-
zog Albrecht und den Walseer und jetzt endlich gegen König
Sigmund.
So etwas konnte aber diesem letzteren nicht lange ver-
borgen bleiben. Das zu Anfang des Jahres 1412 mit der ihm
«•») Kurz I. 188 ff.
1'^) Schon am 27. Jänner hatte Ernst von Brück a/M. aus der
Stadt Steyer befohlen, den mit seiner GeseUschaft abziehenden Abensper-
ger den Pass durch Steyr ziehen zu lassen, weil König Sigmund von ihm
begehre, mit Reinprecht von Walsee bis Michaeli Frieden zu machen. —
Preuenhuber 80.
— 57 —
feindlichen Republik Venedig geschlossene Bttndniss der beiden
Brüder*®^ benahm ihm jeden Zweifel über die eigentlichen
Absichten derselben, und um ihnen zuvorzukommen, kündigte
er Herzog Ernst den Frieden (1412 Februar^^*^). Aber dieser
hatte sich ebenfalls für diese EventuaUtät schon vorgesehen.
Schon zu Ende 1411 hatten er und sein Bruder mit dem
Polenkönige Wladislaw II Unterhandlungen angeknüpft, welche
gegen den Ungamkönig gerichtet waren ^o^). Das Ergebniss
dieser Verhandlungen war ein am 24. Februar 1412 abge-
schlossenes Schutz- und Trutzbündniss^'^'^). Trotzdem muss
dieses letztere keine genügende Sicherheit gewährt haben,
denn Ernst ist noch immer um sein Land besorgt^^s) und
wandelt lieber auf dem sicherem Wege der Unterhand-
lung**^^). Durch die Intervention Herzog Albrechts gelingt es
!••) Lichnowsky 1246; Egger, Gesch. Tirols I. 471 72; Asch-
bach, Gesch. König Sigmunds I. 823.
100) I4l2<*/t Wiener-Neastadt, schreibt Hzg. Ernst an seinen .
Pfleger Caspar Sawrer: „Getrewr. Vnser lieber getrewr Fridrich von
Fledencz ynser haubtmann in Steyr hat vns gesagt, wie in der edel vnser
Heber getrewr graf Hermann von Cili der elter hab geschribeni daz
vnser swager N. der kunig den sacz den derselb von Cili zwischen sein
vnd vnser baider landen ungern vnd Steir hat gemacht, abgesagt hab,
daz der ah eritag nach Reminiscere schirist künftig ausgee (= 1. März)
vnd well mit vnsselber kain sacz halten. Dauon emphelhen wir dir vnd
wellen ernstlich, daz du dich darnach richtest, so du pest kennest, wenn wir
oder vnser egenanter haubtman dir embieten, daz du dann zu vns ziehest
ze rossen vnd zu fuessen so du sterkest mfigest vnd vns, vnser land
vnd lefit helffest ze retten als du vns des schuldig bist. Das wel-
len wir gnSdiklich gen dir erkennen. — Vgl. oben Note 128.
»«') Brandis nTirol unter Friedrich«, 864.
«««) Kurz 806.
"») S. oben Note 200.
»»*) Ernst an Saurer (1412'»/, Wiener-Neustadt): „ ... Als wir
dir vor geschriben haben, daz du herren, rittern vnd knechten soltest
embieten zu dir ze komen, begem wir ernstlich, weih also zu dir gen
GrScz komen w@m, daz du die bey dir daselbs behaltest, wan vnsers
lieben vettern rSte yecz hie bey vns liegend, vnd mainet derselbe vnser
vetter zwischen dem kunig vnd vns ain frid ze machen, darumb aber
noch nichts ist beschlossen, vnd wie sich das endet, das wellen wir dich
auch für sich wissen lassen.'' A. 448Sa.
— 58 —
auch einen Waffenstillstand bis nächsten Georgitag zu Stande
zu bringen *''*^^).
Die Zwischenzeit wollte Ernst benützen, um sich auf
einem Landtage mit den steirischen Ständen in ein näheres
Einvernehmen zu setzen^^^. Die Stimmung muss aber hier
keine besonders kriegslustige gewesen sein; denn nach Ab-
lauf des Ruhetermines befindet sich der Herzog auf der Reise
nach Ungarn, um dort abermals zu unterhandeln. Unterdessen
beauftragt er seinen getreuen Saurer fUr die Zusammensetzung
eines neuen Landtages zu sorgen und im Notfalle den Land-
sturm aufzurufend^*). Aus diesem Auftrage sowie aus der
weiters mitgetheilten Correspondenz leuchtet hervor, dass der
Herzog diesmal seine Lage durchaus nicht von einem optimi-
stischen Standpunkte aus beurtheilte. Es wird wohl auch ander-
seits behauptet, dass Ernst absichtlich mit dem Beginne der
Feindseligkeiten so lange gezögert habe, um sich vorher noch
mit dem zu Sigmund reisenden Polenkönige Wladislaw etwas
genauer zu verständigen ^^^. Dieser scheint aber eine etwas
«»*) Lichnowsky 1288.
»0«) Ernst an Saurer (1412«y3 Graz): „Lieber getrewr. Von sol-
her stoBB wegen, ^ie sind zwischen vnserm swager dem kfinig vnd vns
vnd darumb der frid auf den nächsten sand Jörgen tag ausgeet, empfel-
hen wir dir ernstlich vnd weUen, daz du aU Sachen zerugg legest vnd
dich nichts irren noch sawmen lassest in dhainen weg, du komest auf
den nächsten Samstag nach Tiburcy vnd Yaleriani (= 16. April) schirist
kfinftig her zu vns, wan wir prelaten, herren, dein vnd anderr ritter vnd
knecht vnd stet, die wir auch dannher besandt haben von der vnd an-
der (I) vnser merklichen notdurft wegen genötigs bedfirffen. Dauon lasse
des nicht, das wellen wir gen dir gnedig erkennen."^ — A. 4486.
"») Ernst an Saurer {H12^% Wiener-Neustadt): „Wir sennden
dir hiemit ainen offen brief an all graffen, herm, ritter, knecht, stet vnd
mSrkt in Steyr, den du wol vernemen wirdest Empfelhen wir dir vnd
bitten auch gar emstleich, daz du dir all vnser sach, die weil wir
yecz ze Ungern sein, lassest sein getrewleich empliolhen vnd darin
das pest tust als wir dir wol getrawen, vnd ob sein not geschah, so solt
du vnser egenant lantvolk auf vnser vorgenant schreiben vnd den offen
brief vmb rat vnd hilff anrfiffen." — A. 4496.
*") Aschbach I. 324.
j
— 59 —
zweideutige Rolle gespielt zu haben ; denn einerseits verkelirt er
in sehr intimer Weise mit Sigmund — was ihn aber an ge-
heimen Intriguen gegen diesen nicht hindert^"^) — anderseits
macht er wieder an Ernst Zugeständnisse'^*^), und schliesslich
ist dieser doch nur erst so weit, dass er bei seiner Abreise
zwei Vertraute beim Polenkönige zurücklassen muss, um diesen
noch weiter zu bearbeitend^*).
üeber Sigmund ist Ernst geradezu empört, er schiebt
ihm sogar unlautere Motive unter, und doch scheut er sich
jetzt mehr als je vor einem Angriffe und rüstet sich nur zur
Yertheidigung^*'^. Diese Haltung ist auch ganz natürlich, denn
"•) Vgl. 1. c. Note 84.
««0) Engel nöesch. üng.« II. 271.
<'i) Ernst an Saurauer (141218/5 Ung. Altenburg): ^Getrewer lie-
ber. Als wir yecz zu Ofen bey Tnserm lieben brüder dem kunig von Po-
lan sein gewesen, sein wir mit vnserm swager dem kfinig von Üngem
an end von dann geschaiden vnd versteen, er well sein mutwillen mit vns
treiben vnd vns an vnserm vätterlichen erb zedringen, doch unnerschuldt
des wir vns aber mit gots bilfiP weUen widerhalten. Emphelhen wir dir
vnd begem ernstlich, daz du dir an vnsers lieben getrewn Friedrichs v.
Fledencz vnsers hofmaisters vnd haubtmans in Steir deins swehers stat
all vnser Sachen lassest empholhen sein vnd sonderlich dein knntschaft
allenthalben habst, ob die Ungor in vnser land wolten ziehen, daz du
dan yedeiman anruffest zu dir zereiten, vnd das pest tust in allen Sachen,
als wir nicht zweifeln, daz wir an vnsem geslossen icht schaden noch
smSch emphahen. Auch haben wir zwen vnsrer rSt zu Ofen bey vnserm
brfider dem von Polan von der sach wegen gelassen, was die endes
bringent weUen wir dir auch embieten.** A. 4500a.
***) 8. vorige Note. — Ob sich Emsts Vorwurf: ^er weU seiuv
mutwillen mit vns treiben** sich nicht auf die von Ebendorfer (p. 844
fiberlieferte angebliche Indignation des Königs Qber die herzoglichen Pferde-
decken bezieht? Sigmund wäre solch' launiger Einfälle schon &hig
gewesen; vgl. z. B. Aschbach I. 357-859. Dass aber König Sigmund
guten Grund hatte, sich über Herzog Ernst zu ärgern, dürfte aus der
obigen Darstelung klar genug hervorgehen. Hiemit erledigt sich auch die
von Chmel (in dessen „Notizenblatte'' v. J. 1848, S. 24) aufgeworfene
Frage: „Wie ist folgende Stelle der Chronik des Thomas von Hasel-
bach (1. c.) zu verstehen? Warum zürnte Kaiser Sigmund über Herzog
Ernst den Eisernen?'' Welche momentane Wirkung der „kaiserliche
Zorn beim Herzoge hervorrief, davon zeugt die artige Anekdote bei Un-
— 60 —
kurz vorher (6. Juni) hatte sich ja Sigmund mit Herzog
Albrecht förmlich gegen ihn verbunden**^). Ernst war mithm
in Gefahr, von zwei Seiten eingeschlossen und zuletzt erdrückt
zu werden. Wenn er nur wenigstens vom Polenkönig eine
sichere Unterstützung hätte erwarten dürfen — doch das
Ganze, was er bei diesem erreichte, reducirte sich auf das
kahle Versprechen, zwischen dem 30. Juli 1412 bis zum
Georgitag 1413 einen Schiedsspruch zu fällen '^^). Wie viel
man auf dieses Versprechen gab, beweisst der Umstand, dass
— trotz der näheren verwandtschaftlichen Beziehungen, die
sich durch die um diese Zeit^*^ erfolgte Vermählung Herzog
rest (Ghron. Austr. in Hahn ^Ooll. mon.'' I. 540): ^Er (d. i. Ernst) was
kaines forsten zag, er sorgt auch kayser Sigmundten nichts! Wann ains-
mals was im der kayser etwo gram, do kam hertzog Ernnst zu im gen
Prespurk, da emphienng in der kayser mit ubermuet und sprach: Seyt
wiUikum der von Habspurg, do dannckt er im und sprach: 6ot danck
ewch herr von Lutzelburg.^
«»») Kurz 173.
«•*) Lichnowsky 1388.
OB) Die chronologische Einreihung der Hochzeitsfafart des Herzogs
Ernst nach Polen, sowie die der Wallfahrt nach Jerusalem ist noch
immer nicht mit Sicherheit festzustellen. Während das magnum chron.
Belgicum p. 355 die erstere in das Jahr 1418 verlegt, ist dies nach
Ebendorfer (844) um ein Jahr früher anzusetzen, da er den Herzog gleich
von Ofen weg nach Krakau eilen lässt. Bezüglich der Fahrt zum heil.
Grabe berichten nur zwei Quellen: Ebendorfer (844>, der sie vor die
Reise nach Ofen setzt und das Tagebuch Kaiser Friedrich's (bei Chmel
„Gesch. K. Friedr.'' I. 584), in welchem die Ritter, die mit seinem Vater
am heil. Grabe den Rittersschlag erhalten hatten, in eine Liste gebracht
sind, ohne weitere Zeitangabe. Nach und nach hat sich folgende aUge>
meine Ansicht herausgebildet. Im Jahre 1412 habe Ernst die Cimburga
heimgeführt und im nächsten oder zweitnächsten Jahre die Wall&hrt
unternommen; das Erstere der Angabe Ebendorfers zulieb, das Zweite
gegen dieselbe, da hiemit das aus den AussteUungsorten der emestim-
sehen Urkk. hergestellte Itinerar nicht übereinstimme. Muchar's sehr
scharfsinniges Raisonnement (YII. 125) lautet: «I^&s Land Steiermark
betreffend, haben wir seit Ende des Jahres 1412 keine Urkunde des
Landesherzogs Ernest und gleicherweise keine mehr vom 4. Februar
bis zum 8. Juli 1413. Diese Zwischenzeit halten wir für die wahre
Epoche, in welcher Herzog Ernst seine Wallfahrt gethan hat" Nun
— 61 —
Ernst's mit Ciraburga, der Tochter des inasovischen Herzogs
Szemovit ergaben — man des projectirten Schiedsspruches
nachher gar nicht mehr gedachte. Dafür wurde aber der end-
liche Ausgleich durch Herzog Friedrich herbeigeführt
fängt diese Lücke aUerdings erst nach dem 14 Februar an, an welchem
Tage Ernst noch zu Wiener-Neustadt urknndete (Brandis ,, Tirol unt
Friedr.'' 884), doch ist sie immerhin gross genug, um diese Ansicht plau-
sibel zu machen. Aber betrachten wir uns einmal die Aufenthaltsorte
des Herzogs unmittelbar vor diesem Zeitraum. Am 17. Jänner ist er in
Gonobitz und bestellt sich von da aus Pulver und Pfeile zum Kampfe
gegen den Walseer (A. 4416.). Vier Tage frflher hatte er von dem näm-
lichen Orte aus an die Stadt Ste3rr geschrieben, er mache sich jetzt an
die Belagerung von Gonobitz, und wenn er damit fertig sei, dann
komme er nach Steyer (Preuenhuber 80). Wirklich finden wir ihn
am 27. Jänner in Brück a M. (Preuenhuber 80) und am 4. Februar in
Wiener-Neustadt (Kurz 189), wo er sich noch am 14. Februar befindet
(Brandis 884). Aber das ist ja der geradeste Weg vom SQden nach Nor-
den und führt denn der nach Palästina? Und wie sonderbar, dass Her-
zog Ernst von dem gelobten Lande aus schnurstracks, ohne nach rechts
oder nach links sich umzuschauen, nach Salzburg zieht und dort am 8.
und 9. Juli Urkunden ausstellt (A. 4529; Regesta Boica XII. 142—148).
Von dort aus geht er nach Admont (Muchar 127) und von da nach
Wiener-Neustadt (A. 4581). Das wäre wieder die Richtung vom Westen
nach Osten, die gewiss nicht aus Palästina ftihrt Doch, was nOtzt das Alles,
das sind noch immer keine Gegenbeweise. So lange wir keine henogl.
Urkunde beibringen, die mitten in diese Periode hineinfällt, so lange
bleibt auch sein Alibi unerschütterlich. Wie ist es aber mit seinen Be-
gleitern? Was vom Herzoge gilt, muss wohl auch von jenen gelten. Nun
stellt einer derselben, nämlich Rudolf von Liechtenstein am 16. März zu
Liechtenstein ein Zeugniss aus bezüglich einer strittigen Alm in dem
Muckentall (A. 4591a). Da es nach Falke's Forschungen (wGesch. des
Hanses Liechtenstein'') um diese Zeit nur einen einzigen Rudolf dieses
Geschlechtes gegeben hat, so ist es unmöglich, dass ein und derselbe
Mann zu gleicher Zeit nach Asien pilgert und in Steiermark urkundet
Falke schiebt denn auch diese ganze Pilgerreise in die Winterszeit von
1414 auf 1415: ^Im Frühjahre kehrten die Pilger wieder aus dem
gelobten Lande zurück*^ (S. 281). Nun wird aber wohl niemand den
10. Jänner schon zum Frühjahre rechnen, denn an diesem Tage („an
pCincztag nach sand Erharts tag') vidimirt Herzog Ernst zu Wiener-
Neustadt den Heiratsgut • Widerlagsbrief Hannsena von Pottendorf an
seine Frau Margareth v. Stnbenberg (A. 4578). Wollte man nun auch
— 62 —
Dieser mochte bei dem ganzen Handel nur schlecht
seine Rechnung gefunden haben. Was nützte es ihm, Wenn
Ernst im Osten einige Vortheile errang? Getheilt hÄtte er
sie gewiss nicht mit ihm. Zudem h&tte Friedrich in Tirol
zum mindesten eine ähnliche Stellung einnehmen müssen wie
Ernst in Steiermark, um sicherer auftreten zu können. Nun
hatte er aber in seinem eigenen Lande vollauf zu thun und
hätte es gewiss unendlich bedauert, wenn er durch eine un-
kluge Haltung gegen König Sigmund auch noch diesen zum
Angriife gereizt hätte. Der König musste aber wieder seiner-
seits bestrebt sein, von den ihn bekriegenden Venetianem
aller Chronologie znm Trotz, den einfachen „Erhartstag'* = 8. J&nner auf
nErhardi translatio*' = 8. October reduciren, so steht dem eine andere
Urkunde entgegen, die jeder derartigen Gewaltsamkeit spottet. Am ^eri-
tag nach Vnser frawentag ze der liechtmess', d. i. am 5. Februar 1415
ernennt Herzog Ernst noch immer zu Wiener • Neustadt den Propst
Ulrich von Seckau zu seinem Kaplan und nimmt ihn, sein Capitel und
aU dessen Besitzungen in seinen besonderen Schutz (A. 4580a).
Falke statzt sich bei seiner Behauptung auf die Autorität Lieh-
nowsky's, der seinerseits wieder (V. 311 Note 35) auf Verci „stona della
marca Trivig. XIX. 89 zurückgreiil, worin eine Urkunde des Dogen Th
Mocenigo vom 19. November 1414 mit dem Befehle an Andreas Conta-
reno, den Herzog Ernst, der zu dem heil. Grabe reise und morgen nach
Pordenone gehe, in Treviso ehrenvoll zu empfangen. Dieser hestimmten
Angabe könnten wir nur das gerechte Bedenken entgegensetzen, wie es
denn möglich gewesen sei, in nicht viel mehr als einem Monate eine
so grosse Reise zu machen und dazu noch zur Winterszeit?
Ob wir es hier vielleicht mit dem unaasgeflkhrten Projecte einer
einer zweiten Pilgerfahrt zu thun haben, und ob die erste viel firOher
odei vielleicht gar mit der Albrechts IV. („mirabilia mundi**) im Jahre
1398 zusammenfiel, das lassen wir bei dem Mangel positiver Quellenan-
gaben dahingestellt. Wahrscheinlicher wäre es übrigens schon, dass er noch
als junger Mann unter dem genannten Albrecht am heil. Grabe nebst ande-
ren zum Ritter geschlagen wurde, anstatt erst 16 Jahre darnach, wo er
bereits zum zweitenmale sich verehlicht hatte. Dann wftre es auch
immerhin möglich, dass gerade in den obbezeiehneten Zeitraum vom 14.
Februar - 8. Juli 1413 die bewusste Hochzeitsreise hineinfiel. Damit
würde die Wegesrichtung Obereinstimmen, da würde auch das magnum
chronicon belgicum mit seinem Jahresansatze von 1413 rechthaben, ond
endlich auch Ebendorfisr, der die Wallfahrt vor die Hochzeitsreise setzt
— 63 —
jede Unterstützung durch die Herzoge möglichst fern zu
halten. Bei einer solchen gegenseitigen Friedensgeneigtheit
war eine Verständigung schon leichter zu erzielen.
Was nun Ernst anbelangt, so hatten wir schon früher
bemerkt, dass er ganz und gar nicht für den Kampf
schwärmte, da er seine isolirte Stellung nur zu gut emsah.
Nach kurzem, uns nicht näher bekanntem diplomatischen
Verkehr lösten sich diese gespannten Verhältnisse endlich in
einen von Sigmund imd Herzog Ernst ausgehenden Com-
promiss auf Herzog Friedrich auf ^*^) (1413 ^V, Udine).
Wie dieser entschied, ist uns nicht bekannt, doch mag wohl
bei dem persönlichen Contacte zwischen ihm und dem
Könige^ ^') kein Theil zu kiu'z gekommen sein.
Der Vertrag der herzoglichen Brüder mit dem Herzoge
von Baiem zeigt sie uns bereits wieder im völligen Einver-
ständnisse mit dem Könige.^ ^^
Der Ausgleich mit Sigmund bildet einen entscheidenden
Wendepunkt in der Geschichte Steiermarks unter Ernst dem
Eisernen. Es hatte bisher das kaum beneidenswerte Los ge-
nossen, in einem steten Schwanken zwischen Sein oder
Niditsein sich zu befinden. Der Bevers Herzog Emsts vom
16. September 1406 hatte, so ungünstig dessen Bedingungen
für das Land auch immer lauteten, doch wenigstens für eme
Periode von fünf Jahren Ruhe und Sicherheit versprochen.
Allein der Ehrgeiz des Regenten ruhte nicht, bis auch er
einen Herrschaftsantheil in Oesterreich erlangt hatte. Dadurch
trat aber wieder Steiermark in den Hintergrund. Dann wieder
verhiess der Tod des Herzogs Leopold eine wohlthätige
Aenderung; da trat aber das Eriegsverhältniss mit König
Sigmund inzwischen und drohte den kaum erst begonnenen
Bau aufs neue zu zerstören. Lrgend eme Limitation, sei es
an Besitz, sei es an Macht, war immer zu befürchten. Doch
der bisher dem eisernen Ernst so günstige Stern sank auch
*»«) Brandis „Tirol unter Friedr.« 882.
s>7) Aschbach I. 355 ff.
'"') Regesta Boica Xn. 142.
— 64 —
jetzt noch nicht Die Kluft zwischen ihm und dem Könige
wurde ausgefüllt, ohne dass er auch nur an dem Geringsten
eine Einbusse erlitten hätte. Damit war aber auch f&r das
stets beunruhigte Land das Ende der „Sturm- und Drang-
periode ^ herangekommen.
Die nun folgende Zeit von da an bis zum Tode des
Herzogs^ ^') war eine Friedenszeit^^o^ j^ ^^^ Sinne, dass
durch keinerlei äusere Vorgänge, wie durch einen Krieg an
den Grenzen des Landes oder im Innern desselben, oder
durch irgend ein Ereigniss im diplomatischen Leben wie etwa
durch contractmässiges Uebertragen der Landeshoheit von
einem Herzog auf einen andern, oder durch irgend einen
andern Systemwechsel Steiermarks Bestand eine Aendening
erhtten hätte.
Ein einziger Fall scheint dieser Ansicht zu wider-
sprechen. Es ist dies die Innsbrucker Theilung vom 22. De-
cember 1410 zwischen Friedrich und Ernst '^*^') Diese war
aber nur eine genauere Feststelhmg des bereits seit 1411 Be-
stehenden, und die hiebei ausgemachte Rententheilung war
eine rein private, ohne auf die Landesverwaltung einen vor-
wiegenden Enifluss auszuüben. Ob aber die letztere gut oder
schlecht genannt werden müsse, ist Sache der Darstellung
der inneren Verhältnisse des Landes, worauf wir vielleicht bei
einer anderen Gelegenheit zu sprechen kommen dürften.
Auch die äussere Politik des Herzogs, wie sein Verhalten zum
Constanzer Condl, zu König Sigmund und Herzog Friedrich
und andrerseits gegen die Husiten blieben ohne alle Rück-
wirkung auf unser Land als solches. Es sind dies sozusagen
rein persönliche Momente und haben mit der Landesgeschichte
*>•) 1424, 10. Juni; vgl d. Tagebacli des K. Friedrich bei Chmel
I. 574, und die St. Lambrecbter Todtenbücher i. d. Fontes r.A. XXIX. 138.
MO) Der angebliche TQrkeneinfall von 1418 erwies sich nach den
eingehendsten Untersuchungen Ilwofs (Mittheilungen des bist Vereins f.
Strmk. IX. 196 ff. und dsgl f. Krain XIX. 86) als eine Erfindung Me-
gisers, ebenso wie der EinM v. 1481 und die Schlacht bei Villach 1492.
«»») Lichnowsky 1662.
— 65 —
eigentlich gar nichts zu tun. Wir müssen bei Ernst eben
zweierlei unterscheiden: einerseits den kraftvollen ;, Verfechter
des habsburgischen Stammrechtes ^ , anderseits den Landes-
regenten von Steiermark. Wir haben ihn als letzteren in allen
seinen Stadien des Werdens verfolgt und nun, wo einmal eine
gewisse Stabilität erreicht war, ist unsere auf ein bestinuntes
Ziel lossteuernde Aufgabe gelöst Steiermark hatte mit dem
Tode Wilhelms das Ende seiner guten Tage erreicht; jenes
patriarchalische Einvernehmen zwischen dem Lande und seinem
Begenten war verschwunden; dafOr aber regte es sich im
Innern des Landes. Die socialen Verhältnisse bekamen unter
Ernst einen mächtigen Ruck zum Besseren. Was in anderen
Ländern schon längst bestand, fand nun seinen Weg auch nach
Steiermark, und da war es namentlich Herzog Ernst der
Eiserne, der diesem Fortschritte Thür und Thor öffnete. Eine
genauere Betrachtung der inneren Verhältnisse würde uns
zeigen, dass die Regierungszeit Herzog Emst's für Steiermark
eine ähnliche Bedeutung habe, wie später jene Maximilian's L
für Deutschland im Allgemeinen.
llltU«lU tfM hlaU Vvralns f. SMiOTnwk, XXV. Haft, 1877.
Beiträge zur Zeit- und Culturgeschiclite
der östlichen Steiermark.
Aus den Papieren eines steirischen Prälaten.
Johann Benedict von Perfall, der 38. Propst des Chor-
herrenstiftes Voran, gehört ohne Widerspruch zu den aus-
gezeichnetsten Persönlichkeiten, die je daselbst den Krummstab
geführt. An seinen Namen knüpft sich eine Reihe der heil-
samsten Reformen, eine vollständige moralische, wie materielle
Regeneration des von ihm geleiteten Ordenshauses. Durch
die gewaltigen Einflüsse der lutherischen Geistesströmung in
ihrem Personalstande stark reducirt, von den kriegerischen
Bewegungen des 16. Jahrhunderts theils direct, theils durch
die desshalb veranlassten hohen Subsidiargelder und Dona
gratuita schwer getroffen, überdies durch die Misswirthschaft
einiger Prälaten dem pecuniären Ruine nahe gebracht *), schien
die altehrwürdige Stiftung mit dem Tode des Propstes Zacharias
(1593) die Reihe ihrer Vorstände und die eigene Existenz
beschliessen zu wollen. Vor diesem Aeussersten rettete sie
nur das thätige Eingreifen des Salzburger Erzbischofes, welcher
durch die Postulation des Canonicus Johann Benedict aus dem
>) Die Bestätigung dieser Tbatsache liefert die in diesem Punkte
sonst äusserst difiicile Hauschronik, die den Einen der unmittelbaren
Vorgänger Perfalls einen „dilapidator monasterii" nennt und vom Andern
berichtet: er hätte nichts hinterlassen als Schulden.
J
— 67 —
Reichsstifte Bercbtesgaden einen Mann an die Spitze des
dissoluten Conventes stellte, dessen Schultern allein im Stande
waren, die erdrückende Atlasbürde zu tragen und den schein-
bar überwältigenden Schwierigkeiten energisch die Stirne zu
bieten. Wie er diese bekämpft, wie er mit bewunderungs-
würdiger Geduld und Umsicht die tausenderlei odiosen An-
gelegenheiten des Stiftes, wie seiner Unterthanen selber in die
Hand nahm und abwickelte, wie er in den ernstesten Zeit-
läufen den Ereignissen mit ungebrochenem Muthe und beson-
nener Thatkraft gegenübertrat , darüber gibt uns sein schrift-
licher Nachlass Auskunft, den er in den Blättern eines im
15. Jahrhunderte angelegten Formelbuches deponiit hat.
Aus einem Zeiträume von kaum 6 Jahren finden wir
dort über 80 von ihm concipirte Briefe und 32 eigenhändige
Urkunden - Gopien und Concepte, die einen Massstab für die
unermüdliche Arbeitskraft des Prälaten und eine reiche Fülle
von Material ftlr seinen Biographen bieten. Wir begnügen uns,
dem Zwecke unserer Aufgabe gemäss, daraus nur die Momente
hervorzuheben, denen allgemein historisches Interesse abzu-
gewinnen ist^ und dazu müssen wohl in erster Linie jene
gerechnet werden, welche auf die Mitleidschaft der Ost*
Steiermark in den ungarischen Rebellenkriegen von 1605 ein
erhellendes Licht zu werfen im Stande sind. — Voran nebst
dem festen Schlosse Thalberg im weiten Umkreise der einzige
fortificatorisch bedeutende Punkt scheint damals, wie auch
schon gelegonheitlich früherer feindlicher Invasionen, der
Hauptwaffenplatz und die Zufluchtstätte nicht blos der siiftischen
Unterthanen, sondern auch der benachbarten Adeligen gewesen
zu sein. So ersehen wir aus einem Schreiben Perfalls an den
Anwalt der Witwe Steinpeiss zu Eichberg, dass der Gemahl
derselben zur Zeit als die ungarischen Malcontenten, verstärkt
durch türkische Soldateska, unter Anführung des Beglerbegs
von Kanischa, Serosch Ibrahim und des Obersten Georg Ne-
methy verheerend das Vorauer Viertel durchzogen, sein ge-
sammtes Eigenthum hinter die Wälle des Stiftes geflüchtet
5*
— 70 —
Anfklhrung eines gewissen Andre Eberhard Rauber das
Schloss Tbalberg belagert und berannt hatte , aber mit
blutigen Köpfen heimgeschickt worden war. Die Verwandten
der bei dieser Gelegenheit Erschlagenen verlegten nun die
nach Ungarn fbhrenden Strassen und schwuren: jeden Steirer
niederzuhauen und todtzuschlagen , eine Drohung, die vor-
züglich auf die Unterthanen Vorau's und der benachbarten
Edelsitze gemünzt war, welche, da es eben um die Lese-
zeit, sich in den Weingärten von Eisen- und Rechnitzberg
befanden. Der Propst verlangt peremtorisch Abstellung dieses
Unfuges, widrigenfalls er sich mit den Waifen in der Hand
Selbsthilfe schaffen werde. Die überhandnehmende Unsicherheit
nöthigte auch den Bürger und den Bauersmann stets bewaffnet
einherzugehen, eine Gewohnheit, die in Verbindung mit der
Rohheit, die das gewaltthätige Kriegshandwerk auch den fried-
fertigsten Gemüthern allgemach eingeflösst hatte, nicht selten
zu blutigen Excessen führte. Welche Verwilderung selbst unter
den gebildeteren Ständen Platz gegriffen, wird durch einen
Fall illustrirt, den Propst Benedict zum Gegenstand einer
Gewaltsklage ddo. 1606, 26. Mai, an den Freiherm von
Königsberg zu Pemstein macht.
Karl Faschung, ein Bürger von Pinkafeld und der Pfarrer
von Friedberg ritten vom Kirchweihfeste zu Mönichwald heim-
wärts; es war schon spät am Tage und begann stark zu
dunkeln und Faschung heischte desshalb bei einem Hause in
der Lorenzer Pfarre ungestüm einen Wegweiser. Da der Bauer
abwesend, die übrige erwachsene Hausgenossenschaft aber
krank und bettlägerig war, so kam nur rOin klains büebel
herfür, welches, als der Karl ihme zugeritten, aus forcht die
flucht geben^; neuerdings wandte sich Faschung zu den Fenstern
und versuchte mit eingerecktem röhr den Bewohnern einen
Führer herauszuängstigen, doch abermals ohne Erfolg. Er ritt
nun mit seinem Begleiter an das nächste Gehöft heran, vor
dessen Thüre der Besitzer mit seinem Bruder stand, welche
dem Pfarrherren, als sie seiner ansichtig wurden, „einen fried-
lichen trunk erbotteu''; Faschung aber sprengte „mit angesporten
— 71 —
ross unter poltern vnd trutzen^ auf sie ein und setzte ihnen
dergestalt zu, dass, nachdem Bitten und Vorstellungen frucht-
los gewesen, endlich der Eine „sein damals auf der achsl
bähendes röhr in die handt genumen sagend: So es dan nit
sein kan, muess ich mich änderst darczue schicken/ Faschung,
kurz resolvirt, gibt darauf Feuer, die Landleute flüchten in das
Haus, die beiden Reisegefährten dringen nach, im wilden
Tumulte verlöscht das Licht und im Finstem hauen nun die
Eindringlinge „mit ihren röhren auf gemeltte leuth** dergestalt
los, dass der Eine davon „also iämmerlich erstlich mit solchen
röhren vnd dan nach abschlagung derer mitt blossen wehren
tractirt wurde das wo gott nitt ihme erhalten, es mensch-
hcher weiss, vnmuglich war gewesen ihme bey leben zu er-
halten*. — Die Nähe der ungarischen Grenze scheint überhaupt
zu zahlreichen Reibungen und Eifei*süchteleien der Anwohner
und ihrer Obrigkeiten Anlass gegeben zu haben. So werden
der Vorauer Marktrichter sammt einer ehrsamen Rathsbürger-
schaft, die sich als Gutsteher einer Schuld nach Steinamanger
begeben haben, ohne weitere Umstände dingfest gemacht, und
ein ungarischer Freiherr (ungenannt) lässt bei allen seinen
Dreissigämtern auf die Waaren der Vorauer Handelsleute Be-
schlag legen, weil das dortige Landgericht seinen Juden
Isaak von Eobersdorf in Eisen schlagen und Urfehde hat
schwören lassen. Perfall vertheidigt das Vorgehen seines
Gerichtes auf das Entschiedenste. Besagter Jude habe nicht
nur durch sein Betreten der Steiermark der Landhandveste
Kaiser Maximilians zuwidergehandelt, in der die Jüdischheit
„zu ewigen zeiten" aus dem Herzogthum „austrieben vnd ver-
bandisirtt" wurde, er habe sich auch der Bestechung schuldig
gemacht, mdem er dem Richter „mit listiger freundlichkaitt ain
rothfärbiges fatznetlein" verehrt „zu verdruckung seines standts**'
Im Hinblick auf solche Vergehen sei die Strafe eine ohnedem
sehr milde gewesen; die Nöthigung zur Urfehde aber recht-
fertigt der Propst mit der im Munde einer so intelligenten
Persönlichkeit allerdings etwas seltsam klingenden landläufigen
Zeitanschauung über die Juden, „die nitt allein von natur
— 72 —
gesinnet vns Cristen zu verhassen oder ainig billicher weiss
ihn angelegte straf zu rechen, sondern ausser dessen mitt
gantzem gemuth vnuerursachter die gantz Cristenhaitt ie vnd
allweg zu vertilgen vnd ihre hendt in vnserm vnd der vnserigen
vnschuldigen vnmundigen Kinder bluth zu waschen gedenken,
dichten vnd trachten, auch schon laider oflFter ins werck gericht."
Auch die Umgehung der stiftischen Mauth am „Raissegk"
durch die ungarischen Weinfuhrleute, die oberhalb Mönichwald
auf ungewöhnlichen Wegen in das Vorauer Territorium ein-
brachen, zwingt dem Propste oft genug die Feder zu Klag-
schriften in die Hand.
Einen weiteren Anlass zu Conflicten mannigfacher Art gab
endlich der durch die Ferdinandeische Gegenreformation zwar
gewaltsam unterdrückte Geist des Lutherthums, der jedoch in
den Herzen seiner bekenntnisstreuen Beligionsverwandten un-
gebrochen fortlebte, und, wo es anging, grollend gegen seine
siegreichen Antagonisten Stellung nahm. Als solch' unentwegte
Anhänger des Protestantismus lernen wir den Freiherm Hans
Ruprecht von Saurau zu Festenburg und Friedberg und
Leonhard Lemsitzer (Lembschitz bei Stainz) kennen. Beide
feierten am 1 9. November 1 607 ihre Hochzeit gemeinschaftlich
in Friedberg, hatten sich jedoch Tags zuvor mit ihren Bräuten
nach Pinkafeld begeben, um dort die Trauung durch den
„ketzerischen praedicanten" vornehmen zu lassen. Perfall sieht
in diesem Vorgehen eine gröbliche Verletzung der „fürstlichen
inhibitions generaln " und seiner eigenen, so vrie der geistlichen
Jurisdictionsrechte seines pröpstlichen Collegen zu Stainz, den
er zu gemeinschaftlichem Voj^ehen bei der Regierung zu
gewinnen sucht Auch die Gemeindeglieder der dem Stifte
incorporirten Pfarre Dechantskirchen , welche der Chorherr
Caspar längere Zeit so ziemüch im Sinne der Neologen
pastorirt und der zu Thalberg sesshaft gewesene Prädicant
beeinflusst hatte, scheinen in puncto des geistlichen Gehorsams
sehr freien Ansichten gehuldigt zu haben; solches erhellt
wenigstens aus der drastischen Schilderung, die Perfall selber
von einer dort versuchten Pfarrbesetzung gibt. Nach dem Tode
— 78 —
des PÜBurrers Georg und auf bittliches Ansuchen mehrerer
Gläubigen, die dem Propste „ güldene ** Berge versprochen, habe
er ,,viel müh vnd arbaith angewendett bis er ainen guetten
man bekumen namens her Merth^ ; es sei das „ein fein gelerther
vnd sittsamer mann^ gewesen, auch „ein ausbundiger in viel
fürstlich vnd andern capellen versirtter singer vnd im ertzstifte
Saltzburg ge wester chormaister^, mit einem Wort: ein Herr, der
eigentlich „nach seinen qualitatibus an besser ortt vnd end zu
promouiren wär.^ Als Perfall jedoch mit diesem glücklichen
Funde am 8. September 1606 nach Dechantskirchen kam, um
ihn dorten zu introdudren , siehe, da fand sich „solche be-
schaffenhaitt bey denen pfarrkindern" , dass er sich genöthigt
sah, das Brachium saeculare zu Hilfe zu rufen und seinen
Pfarrcandidaten bis zur Ankunft des Landgerichtsherren Hans
Christoph Freiherm von Unverzagt auf Thalberg beim Pfleger
daselbst in die Kost zu geben ^). Es wäre jedoch sehr irr-
thümlich, wenn man aus diesem einzelnen Falle von Renitenz
auf ein gespanntes Verhältniss zwischen dem Propste und
seinen Untergebenen im Allgemeinen schliessen wollte; es
scheint vielmehr das vollste Vertrauen zwischen beiden Theilen
gewaltet zu haben, und die zahlreichen Intercessionsschreiben,
welche den Schwerpunkt der pröpstlichen Briefsammlung bilden,
geben zuweilen ein rühi*endes Zeugniss von der väterlichen
Fürsorge des Grundherrn für das Wohl und Wehe seiner
Unterthanen.
Es dürfte kaum eine Obrigkeit, einen adeligen Guts-
besitzer im weitesten Umkreise des Stiftes gegeben haben,
mit denen Perfall nicht in Gorrespondenz gestanden wäre;
zu bedauern ist nur, dass in den meisten Fällen blos der
Charakter dessen, an den der Brief gerichtet ist, nicht aber
*) Ueber den Austrag dieser Angelegenheit fehlen weitere Nach-
richten; zweifelsohne aber ist obiger Herr Merth mit jenem Priester
Martin Keglmayr identisch, dem Propst Perfall in einem ehrenden Ent-
lassungszeugnisse seine halbjährige Verwendung in Stiftsdiensten beschei-
nigt und darin hervorhebt, dass er zumal durch seine ,,industrio8a musi-
ces vocalis peritia'' die Herzen Aller gewonnen habe.
— 74 —
sein Name genannt wird und die Datirung fehlt, — Mängel, ohne
welche diese Handschriftensammlung auch Dir die Bereicherung
und Richtigstellung der oststeiermärkischen Besitzstands-
geschichte von beachtenswerther Bedeutung wäre. Ausser den
schon oben im Texte angeführten finden sich noch folgende
ausdrücklich genannte Ädressatennamen vor: Christoph Ruef,
Verwalter des Augustinerklosters zu Fttrstenfeld (1606, 20. Aug.),
Hans Ruprecht Freiherr von Saurau auf Festenburg und Fried-
berg , des Herzogthums Steier Erbuntermarschall (1606,
30. Sept., 1608, 23. Feb., 12. März, 4. Oct, 14. Novemb.)
.Herr Durrlacher, dem der Propst unbekannter Weise am
12* Jänner 1608 fUr die Continuirung der „historischen missiuen^
(Berichte über die Zeitläufe) dankt und „ain klains kübel
schmaltz vnd 2 ducatten" als Gratiale verehrt
Johann Copitsch, Verwalter der Gommende Fttrstenfeld
(1 608, 4. Feb.), Wolfgang Grassberger, Erzpriester und Pfarrer
zu Strassgang (1608, 2 April), Freiherr von Trautmannsdorf
zu Burgau (1G09, 21. Jan., 26. Jan., 30. Jan.), Wilhelm
Freiherr von Rottal zu Neudau (1609, 26. Jan., 3. Feb.,
17. März), Freiherr von Wurmbrand (1609, 21. Feb.), Leon-
hard Teufenbacher, Pfarrer von Waltersdorf (1609, 26. Feb.).
Frau von Trautmannsdorf auf Kirchberg. Herr von Mindorf,
Oswald Demmel, Pfleger zu Pem stein, Herr Stärnitz.
Otakar Eernstock.
i
Die Gründung des katholischen Vicariates
St. Ruprecht am Kulm in der evangelischen
Ramsau (1748).
Von Franz Ilwof.
In dem nordwestlichen Theile des Herzogthums Steier-
mark, gegen Salzburg und Ober-Oesterreich hin, breitet sich
im oberen Ennstbale gegenüber von Schladming unmittelbar
unter den schroff imd jäh abstürzenden Südwänden der Dach-
steingruppe eine wellenförmige Hochebene, die Bamsau aus.
Sie hat eine Seehöhe von 1000 bis 1100 Meter (3000 bis
3400 Fuss), etwa eine Geviertmeile Flächenraum und zieiht
sich von Westen nach Osten allmälig abfallend gut zwei
Stunden hin. Im Norden ist sie von den mächtig aufragenden
Ealksteinmauem des Scheichenspitz (8406 Fuss), des Dachstein
(9448 Fuss), des Mitterspitz (9200 Fuss) und des Torstein
(9230 Fuss) begrenzt; gegen Süden fällt sie in einem ziemlich
steilen, bewaldeten Abhänge gegen das Ennsthal ab^). Diese
Hochebene ist in ihrer ganzen west-östlichen Länge von einem
Bergrücken, dem Kulm durchzogen, der sie um etwa 60 Meter
überhöht Erst nördlich von diesem bis an den Fuss der oben
genannten Felskolosse liegt die eigentliche Ramsau, welche
9 Die Ramsau. Von Bernliard Gzerwenka, ev. Pfarrer zu Ramsau
(jetzt in Frankfurt am Main). In dem Jahrbuch des österreichischen Al-
penvereins. 6. Band (Wien 1872), S. 122—139. und freundliche brief-
liche Mittheilungen desselben.
— 76 —
trotz ihrer hohen Lage gutes Ackerland und herrliche Wiesen
darbietet und Baum für etwa hundert zerstreut liegende
Bauernhöfe und 1200 Bewohner hat ^). Stattliche Gehöfte,
patriarchalischer Haushalt, rationelle Bewirthschaftung des
Bodens, besonders trefflich betriebene Viehzucht zeichnen
diese Alpengegend und ihre Bewohner aus, und geben ihr,
bei einem grossartigen Gebirgshintergrunde, ein freundliches
Ansehen. Die steirischen Ramsauer sind ein kräftiger, kem-
hafter Menschenschlag, „namentlich sind die Männer grössten-
thells hochgewachsen und das ganze Yölklein ist arbeitsam
und sparsam, heiter und lebensfroh, bieder und aufrichtig
und hängt mit unwandelbarer Treue am heimischen Herde".
„In schwerer Arbeit und rastloser Thätigkeit die Mittel für
das eigene Bedttrfhiss erringend, sind sie doch in hohem
Grade wolthätig und die Tugend der Gastfreundschaft hat
auch in diesem lieblichen Winkel der Erde eine bleibende
Stätte gefunden»).«
Die Bewohner dieser Hochebene bekennen sich durchaus
zur evangelischen Lehre , dennoch besteht hier seit der Mitte
des vorigen Jahrhunderts ein katholisches Yicariat, St Ruprecht
am Kulm, obgleich lange Zeit hindurch die ganze katholische
diesem Yicariat unterstehende Gemeinde nur aus dem Yicar
und seinem Küster bestand und auch heutzutage nur sehr
wenige Gläubige^) zählt.
Die Gründung dieses katholischen Yicariates in der ganz
evangelischen Kamsau, welches eine Seelsorgestation ohne
Gläubige, eine Kirche ohne Gemeinde ist, erscheint als ein
so anomales Yerhältniss, dass die Darstellung des Ursprunges
>) Die Ortsgemeinde Ramsau, welche in die Ortschaften Ramsau-
Dorf, Ramsau-Leiten und Ramsau -Schildlehen zerfällt, hat 286 Häuser
und 1096 Bewohner Orts-Repertorium des Herzogthums Steiermark.
Auf Grundlage der Volkszählung vom 31. December 1869 bearbeitet von
der k. k. statistischen Central- Commission. 2. Auflage Graz 1872 S. 77.
*) Gzerwenka a. a. 0. S. 130.
*) Keinen Grundbesitzer, etwa 10 bis 12 Dienstboten, Anlieger
und Einwohner.
— 77 —
desselben überhaupt und für die Geschichte der Steiermark
insbesondere nicht ohne Interesse sein dürfte, umsomehr, als
diese Gründung nicht vereinzelt dasteht und die Motive, durch
welche sie hervorgerufen wurde, ihren Ursprung in den
religiös - politischen Ansichten der damaligen österreichischen
Regierung haben.
Die jetzt noch stehende katholische Kirche auf dem
Kulm in der Ramsau wurde in den Jahren 1444 bis 1449
errichtet^), welcher Zeit auch der spätgotische Styl, in dem
sie erbaut ist, entspricht.
Als die Lehren der Reformatoren in die Alpenländer
drangen, war es das obere Ennsthal, Schladming selbst und
dessen Umgebung, wo dieselben zuerst festen Fuss fassten
und in kürzester Zeit allgemeine Anerkennung fanden. Obwol
der Aufstand der Bauern, Bürger und Bergknappen in und
um Schladming (1525), welcher durch die Aufstellung ähnlicher
Forderungen, wie sie im grossen deutschen Bauernkriege er-
hoben wurden, ausbrach, durch Niklas Grafen von Salm blutig
war unterdrückt worden '% erhielt sich dort dennoch in fast
ungeschwächter Kraft die evangelische Lehre. Umsomehr muss
dies in der abgelegenen Ramsau der Fall gewesen sein ; über
die religiösen Verhältnisse derselben im 16. Jahrhundert liegt
mir zwar keine unmittelbare Nachricht vor, wol aber über die im
benachbarten Ennsthale; so heisst es in den Protokollen der
Pfarre Haus: „Im Jahre 1585 wurde hier niemand (katholisch)
getaufet, weil die ketzerischen Schreyer bei dem Volke einen
Hass gegen die Sackramente der Katholiken erreget hatten,
obschon im Jahre 1584 am 24. December die Seelsorge der
Hauser Pfarre wieder dem Jodok Heller übergeben wird,
nachdem der abtrünnige Pfarrsvicar aldort Johann Fürst durch
den salzburgischen Theologen Georg Stobäus abgesetzet worden
5) Muchars Geschichte des Herzogthums Steiermark Yll. 854 nach
Beiner Urkunden.
') S. den Bericht Sigmunds Yon Dietrichstem an Ferdinand I.
aber diesen Aufstand im Archiv für Kunde österreichischer Geschichts-
quellen rvni. 181-148.
— 78 —
war. Im Jahre 1586 wurden vom 6. April an getaufet 11,
1587 18, 1588 26, 1594 3, 1600 38«'). Also auch hier wie
mehrfach anderwärts; der Seelsorger nimmt die neue Lehre
an, ihm folgen seine Pfarrkinder, bei erstarkender (regen-
reformation wird der evangelische Pfarrer abgesetzt und ein
katholischer wieder eingeführt, aber erst 1600, in dem zweiten
Jahre der Restauration des Katholicismus, steigt wieder die
Zahl der katholisch getauften Kinder.
Die Restauration des Katholicismus, welche in Inner-
österreich unter Erzherzog Karl 11.^ begann und unter
Ferdinand II. vollendet wurde, drang in die Ramsau nicht
hinauf, obwol die Religionscommission im Ennsthale eine
energische Wirksamkeit entfaltet hatte; so wurde 1599 auf
ihren Befehl die evangelische Kirche, welche in der Au unweit
des Schlosses Neuhaus stand, niedergerissen und Hans Stein-
berger, der einflussreichste Protestant der dortigen Gegend,
gefangen nach Graz geschickt, jedoch bald wieder freigegeben.
Dieser ersten Intervention gelang aber die Herstellung des
') Entwurf einer Beschreibung der Gegend Ramsau von Johann
Wudi, Pfarrvikar alldort, 1817, S. 23 ff. in den Ortsbeschreibungen des
steiermftrkischen Landesarchivs Nr. 835.
^ Da Karl in seinen Mannesjahren nicht nur als strenggläubiger
Katholik, sondern auch als ein Verfechter dieses Glaubens auftritt, so
ist der jüngst gelieferte Nachweis, dass dies in seinen frQheren Jahren
nicht der Fall war, nicht uninteressant Erzherzog Karl zeigte in seiner
Jugend um 1560 Hinneigung zum Protestantismus, gleich seinem ganz
evangelischen Bruder Max; als um diese Zeit Ober die Verheiratung
Karls mit Königin Elisabeth von England verhandelt wurde, unter-
stützten die Protestanten dieses Project auf das lebhafteste, weil sie den
jungen Erzherzog filr ihren Gesinnungsgenossen hielten und meinten
und hofften, er werde seinem Bruder Max nachahmen ; ja Karl hatte
sich dem eifrig protestantischen Herzoge Christoph von Würtemberg
gegenüber selbst zum Protestantismus bekannt; noch mehr, Ferdi-
nand I. hatte von ihm ein eidliches Gelöbniss verlangt, in England als
Gemahl der Königin Elisabeth der katholischen Religion treu zu blei-
ben, und Erzherzog Karl hatte, wie er sich rtthmte, dies zu geloben sich
hartnäckig geweigert. Maurenbrecher (nach englischen Gesandtschaftsacten)
in Sybel's historischer Zeitschrift, 82. Band, 1874, S. 276-277. Vgl-
auch Forschungen zur deutschen Geschichte XXI 569.
— 79 —
Eatholidsmus nicht, im folgenden Jahre musste sich dieselbe
Commission abermals nach Schladming begeben, weil die
evangelische Lehre dort noch fortlebte ; nun trat sie mit ver-
stärkter „Quardia'' auf und das Resultat ihrer Wirksamkeit
war, dass Schladming zwar äusserlich katholisch wurde, jedoch
110 Bergknappen und Landleute und 23 Bürger aus-
wanderten ^). Denn unter denen, welche vor dieser Religions-
Gonunission ihre Rückkehr zur katholischen Kirche bekannten,
waren viele, die im Geheimen der .evangelischen Lehre treu
blieben, dieselbe auf Kinder und Kindeskinder vererbten und
so die Vorfahren der heute zahlreichen protestantischen Be-
wohner von Sdiladming und Umgebung wurden.
Da in dieBamsau hinauf die Beligions-Comnüssion 1599
und 1600 nicht gekommen war, so erhielt sich dort die
evangelische Lehre, obwol fast zwei Jahrhunderte lang ohne
geistliche Pflege, vorläufig wenigstens unbeachtet und darum
ungestört. So wie es in diesem stillen Alpenwinkel war, so
war es auch in anderen Gebirgsgegenden der Steiermark,
deren Bewohner gleich den Ramsauem die Gegenreformation
überdauert hatten und wohin die Religionscommissionen nicht
gekommen waren. Die Zahl der Anhänger der evangelischen
Lehre minderte sich dort durch mehr als hundert Jahre nicht,
von Jahr zu Jahr pflanzte sich die Lehre von den Eltern
auf die Kinder fort und durch das ganze siebenzehnte Jahr-
hundert und noch in den ersten Jahrzehnten des achtzehnten
Jahrhunderts wurden die nicht zahlreichen in abgelegenen
Gegenden wohnenden Protestanten Steiermarks weder von der
Regierung noch von dem katholischen Clerus in ihrem Glauben
und in der stillen häuslichen Uebung desselben irgendwo
namhaft oder nachhaltig bedrängt oder gehindert Erst nach-
dem durch die Austreibung der Protestanten aus Salzburg
ihre Glaubensgenossen in Obersteier und Kärnten in Bewegung
gerieten und es in diesem Lande in einigen evangelischen
Gemeinden zu Unruhen kam, begann die Regierung wieder
•) Eobitsch Geschichte des ProtestantiBinus in der Steiermark
(Graz 1859), S. 44, 199, 211.
— 80 —
ihre Aufinerksamkeit den Protestanten Innerösterreichs zuzu-
wenden und traf Anordnungen, um dieselben der katholischen
Kirche zurückzugewinnen. Gegen diese Massregeln trat sogar
m
mehrfach das Corpus Evangelicorum des deutschen Reichstages
durch Intercessionsschreiben auf, welche es an Kaiser Karl VI.
(1733, 1734, 1735) richtete ^% Noch energischer wurde unter
seiner Nachfolgerin in dieser Richtung gearbeitet. Maria
Theresia hatte viel mehr aus Orttnden politischer denn
religiöser Natur eine heftige Abneigung gegen die Protestanten,
welche sich bei jedem Anlasse bemerklich machte; aus der
den KreishaupÜeuten ertheilten Instruction ist die Strenge
zu ersehen, mit welcher sie jeder Ausübung der protestantischen
Religion entgegenzutreten hatten. Die öffentliche Religions-
ttbung war zwar den Protestanten in Innerösterreich seit der
Gegenreformation nicht mehr gestattet und der Staat hatte
in diesen Erblanden dem Protestantismus nur als einer Secte
eine gewisse Duldung gewährt, deren Schranken nach den
politischen und kirchlichen Grundsätzen des 17. Jahrhunderts
bestimmt waren ; die Protestanten waren in allen öffentlichen
Verhältnissen den allgemeinen Gesetzen unterworfen, nur
Zeugnisse katholischer Pfarrer hatten für sie Giltigkeit, aber
sie hatten bisher doch die Freiheit der Hausandacht, der
Privatreligionsübung genossen und waren darin nicht gestört
worden'^); das änderte sich nun, man ging wieder mit Härte
gegen sie vor, „die Religionscommissionen im Lande ob der
Enns, in Steiermark, Kärnten und Krain wurden aus den un-
duldsamsten Katholiken zusammengesetzt, sie entzogen den
Protestanten ihre Bücher, hinderten sie an der Unterweisung
ihrer Kinder in den Lehren ihres Glaubens und Hessen kein
Mittel unversucht, um sie entweder zum Uebertritte zum
■O) Wa]dau Geschichte des Protestantisinus in Oesterreich, St^er-
mark, Kärnten und Erain (Anspach 1784) IL 429—481. E. A. Menzel
neuere Geschichte der Deutschen seit der Reformation (Breslau 1855)
V. 328 flf.
<0 Adam W^olf: Oesterreich unter Maria Theresia. Wien 1855,
8. 40S ff.
— 81 —
Eatholicismus zu bewegen oder aus dem Lande zu ent>
fernen" ^^).
Als die vorzüglichsten Mittel, die Protestanten wieder
in den Schoss der katholischen Kirche zurtlckzufbhren ^3),
betrachtete man die Aussendung von Missionspriestem in die
„im Glauben verdächtigen und ketzerischen Orte", die Trans-
migration der Führer der protestantischen Bewegung nach
Ungarn und Siebenbürgen, die zwangsweise Einreihung von
Protestanten in die Armee und die Gründung von katholischen
Seelsorgestationen in Gegenden mit evangelischer Bevölkerung,
deren mehre um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in Inner-
österreich gegründet wurden**), wozu die Mittel theils vom
Staate, theils von der Kirche, theils von frommen Katholiken
gespendet wurden. Ja sogar Stiftungen, welche für andere
kirchliche Zwecke bestimmt waren, wurden solchen Gründungen
zugewendet In dieser Weise entstand auch das katholische
Vicariat St Ruprecht am Kulm in der Bamsau.
Am 1. October 1736 starb Johann Christoph Leeb **),
Doctor der Theologie und beider Rechte, Hauptpfarrer zu Pols
in Obersteiermark und Erzpriester des Pölsischen Districtes ^ ^').
1*) Arneth Geschichte Maria Theresia's (Wien 1870) VI. 51. Vgl.
auch K. A. Menzel neuere Geschichte deT Deutschen V. 418.
i>) üeber diese Regierungsmassregeln, Ober die Ursachen, durch
welche sie hervorgerufen wurden, und über die Folgen, welche sie nach
sich zogen, sind wir jetzt vollständig unterrichtet durch die queUenmäs-
sigen Arbeiten von Zwiediueck-Südenhorst: ^^^^eschichte der religiösen
Bewegung in Innerösterreich im 18. Jahrhunderte -^ im Archiv für Öster*
reichische Geschichte, 53. Band, 2. Hälfte, S. 457 ff. und „Dorfleben im
18. Jahrhundert. Culturhistorische Skizzen aus Innerösterreich. " Wien
1877, besonders S. 28—79.
1«) Waldau a. a. 0. II. 455.
1^) £8 ist dies derselbe Leeb, der bei Zwiedineck „ Dorfleben " S.
99 die Sittenzustände semer P&rre Pols 1782 als sehr verkommene schil-
dert aber ausdrücklich hervorhebt, dass dort von Ketzerei dermalen keine
Spur zu finden sei.
<•) Quelle für das Folgende: Stifts- und Confirmationsbrief für dai
Yicariat St. Ruprecht am Kuhn in der Ramsan de dato Graz, 17. Juni
1748, ausgestellt von Leopold Ernst Bischoff zu Seggau, von Filipp An-
MlttkalL d. blii. VtrclM Ar 8Ml«nnsrk. XXV. Uttt, IUI«. g
— 82 —
Er hatte gerade vier Wochen vor seinem Tode, am 1. Sep-
tember 1736, sein Testament ausgefertigt und legirte in dem-
selben ein Kapital von 3000 Gulden zu einem Beneficium bei
dem Gotteshause unserer lieben Frau in Eirchthal im Pfleg-
gerichte Lofer in Salzburg; die Jahreszinsen dieser Sunune
sollten dem von seinem Testaments - Executor oder dessen
Substituten zu präsentirenden Benefidaten dortselbst, der ein
Weltpriester sein müsse, pro annua sua sustentatione aus-
bezalt werden. Zu seinem Testaments-Executor ernannte Leeb
die freiherrliche Familie von Eönigsbrunn und zwar zunächst
Philipp Anton Freiherm von Königsbrunn, Landrath in Steier-
mark und Beisitzer bei den Hof- und Landrechten und dessen
männliche Descendenz, und zwar immer den ältesten der
Familie; im Falle des Aussterbens dieser Linie sollte die
Testaments-Execution auf Philipp Anton's Brüder Franz Georg
und Ignaz und deren Descendenz übergehen; im Falle des
Aussterbens der ganzen Familie Königsbrunn sollte der Letzte
berechtigt sein, die Testaments - Execuüon auf einen seiner
nächsten Verwandten weiblicher Linie und dessen Descendenz
zu übertragen. Dem jeweiligen Testaments-Executor sollte
auch das Präsentationsrecht zu dem Beneficium in Kirchthal
für ewige Zeiten zustehen. Der Gründung dieser Stiftung in
Kirchthal stellten sich jedoch, wie es in dem erwähnten Stifts-
und Confirmationsbriefe heisst, verschiedene Hindemisse ent-
gegen, daher bestimmte der Erzbischof von Salzburg, Leopold
Anton Graf von Firmian, derselbe, welcher die Austreibung
der Evangelischen aus seinem Lande durchgeftlhrt hatte, ex
plenitudine potestatis durch Verordnung vom 26. Jänner 1742
dass dieses Kapital, welches inzwischen durch die anwachsen-
ton Freiherr von Königsbrunn, als Johann GhriBtoph Leeb's Testaments-
executor und Compatronus und von Franz Ignaz Edlen von Lendenfeldt,
als väterlicher Universal -Erb und Compatronus. Original - Urkunde in
Pergament im Steiermärkischen Landesarcbiv (aus den Sammlungen des
historischen Vereins für Steiermark, Archiv Nr. 1341, Exh. Nr. 4817).
Das bischöfliche Siegel weggebrochen, die Siegel von Eönigsbrunn und
Lendenfeldt in Siegellack ziemlich gut erhalten.
— Ba-
den Zinsen sich bis auf 4200 Gulden vermehrt hatte , zur
Errichtung eines Vicariates ad St Rupertum am Kulm in der
Ramsau in Obersteiermark verwendet werden solle. Da jedoch
diese Summe zur Errichtung dieses Vicariates und zur Ver-
pflegung eines Vicars daselbst allein nicht ausreichend war,
so entschloss sich Franz Ignaz Maria von Lendenfeldt, Ober-
secretär der Landschaft Steyer „aus fromen antrib" einen
Beitrag dazu zu leisten; sein Vater Johann Jacob Edler von
Lendenfeldt, ebenfalls Obersecretär der Landschaft Steyer,
hatte nämlich durch Testament vom 22. Jänner 1731
300Ö Gulden zur Gründung eines Beneficiums zu Niderhoffen ^ ')
„oder sonst auf ein bequemes Orth^ legirt, wofQi' seinem
Sohne Franz und dessen Nachkommen das Präsentationsrecht
daselbst zustehen sollte. Dieses Kapital konnte aber „aus
erheblichen Gründen" nach Niederhofen nicht verwendet werden
und daher erbot sich Franz Ignaz von Lendenfeldt, dasselbe
zur Subsistirung eines Vicars in der Bamsau zu überlassen.
Die beiden Herren Philipp Anton Freiherr von Eönigsbrunn
und Franz Ignaz von Lendenfeldt kamen sodann überem, das
Präsentations- und Patronatsrecht des Vicariates am Kulm
alternative zu üben.
Nach Beendigung dieser Vorverhandlungen erliess der
Erzbischof von Salzburg den Stifts- und Confirmationsbrief
für dieses Vicariat, in welchem die Grenzen desselben in
folgender Weise bestimmt wurden : „von Aufgang der Sonnen
von Pumberg exclusive, wo der Pfarr Hauserische District
aufhöret, Strimez und Schlätting und bis zum Perger in
Hierzeg gegen Nidergang, gegen Mittag der ganze vordere
und hintere Vorberg, wie solcher ob denen schacheren in der
höche liget, wie auch der halserberg bis zum Windtgf&ller
und Jexner, gegen Mittemacht aber bis auf die Confinien
deren Alben". Femer heisst es in diesem Stiftsbriefe, der
Vicar in der Bamsau solle „ein exemplarisch-priesterliches un-
17) Niederhofen im Ennsthal, zwischen Liezen nnd Steinach gele-
gen. Schmutz historiBch-topographisches Lezicon der Steiermark. (Gr&z
1822) Ul. 89.
ü*
— 84 —
sträffliches Leben führen, dass Zihl undt fhidt, so da ist
cognitio et conversio suspectorum, vorderist vor Augen haben",
„ein qualificiert und vor ein solches in Glaubenssachen sehr
verdächtiges Orth wohl gewachsen- und in cura animarum
exercierter Priester" sein; er wurde gleich dem Vicar in
Schladming dem Pfarrer von Haus untergeordnet
Die übrigen Bestimmungen des Stiftsbriefes enthalten
Anordnungen in Bezug des zu haltenden Gottesdienstes und
in Betreff der Stolgebühren, worüber bestimmt wird, dass die
kleine Stolgebühr, d. i. das Tauf-, Verseh-, Beicht-, Rauch-,
Firspreng- ^^ und Bittgeld dem Vicar in der Ramsau ver-
bleibe, die grosse Stolgebühr aber dem Vicar zu Schladming
zu ersetzen und zu verrechnen sei. Und schliesslich wurde
für die erstmalige Ernennung des Vicars dem Freiherm
Philipp Anton von Eönigsbrunn das Präsentationsrecht zu-
erkannt
„Vor das aufzufllhrende Gebay einer wohnung des besagt
aufgestölten Vicary", heisst es am Schlüsse des Stiftsbriefes,
selten die von denen Baron Schwizischen Herren Testaments-
Executoribus et Patronis dargegebene Tausendt
Gulden verwendet und getreulich verbaut werden".
So entstand dieses Vicariat, zu dessen Gründung drei
Stiftungen, die ursprünglich anderswo bestimmt waren, ver-
wendet wurden ; als erster Vicar daselbst wird in einer handr
schriftlichen Nachricht*^) schon am 6. August 1747, also fast
ein Jahr vor Ausfertigung des Stiftsbriefes, Franz Anton
Marcher genannt ; amtlich erscheint er aUerdings erst in einer
Verordnung der steiermärkischen „Repräsentation und Kammer
in publicis politicis mixtis et cameralibus" vom 2. März 1750
als der von Baron Königsbrunn prilsentirte Vicar. Das
Vicariatshaus wurde 1748 zu bauen begonnen.
»
^8) Stola-Gebühr flir das Vorsprengen mit Weihwasser, oder Vor-
segnen der Wöchnerinnen, wenn sie nach der Entbindung zam ersten-
male aus- und in die Kirche gehen.
'») Wudi a. a. 0.
— 85 —
Aehnlich wie auf der Ramsau wurde wenige Jahre später
in deren Nähe, zu Bühel westlich von Schladming an der
Strasse gegen Badstadt ein katholisches Yicariat gegründet und
zu der dort schon bestehenden Kirche das Yicariatshaus er-
baut und zwar über Anordnung und auf Kosten der Kaiserin
selbst, da „Marie Theres, römische Kaiserin, in gefährlichen
Geburtsnötheü ein Gelübd gemacht hatte, in den drey im
Glauben verdächtigsten Orten Ihres Reiches einen eigenen
Vicar aufzustellen. Das Patronatsrecht übte vorher titl. Herr
Fürst - Bischof von Seckau aus, sowie Vogtherr über diese
Kirche tiü. Herr Prälat zu St Peter war. Nun ist aber
Patronus Se. Migestät der Kaiser und Vogtherrschaft die Herr-
schaft Bichl in Haus"20).
Conversionen zu bewirken, scheint diesen neuen Seel-
sorgestationen nicht gelungen zu sein; hatten die Ramsauer
so lange treu an dem Glauben ihrer Väter gehangen, so
schlugen sie auch diesen Sturm auf ihre religiöse Ueber-
zeugung ab ; und es währte nur noch drei Jahrzehnte und sie
konnten wieder offen ihre evangelische Lehre bekennen und
üben. Am 30. Juni 1781 erschien das Toleranzpatent Kaiser
Josefs n. und allenthalben, wo hoch im Gebirge oder tief
drinnen in abgeschiedenen Thälem der Protestantismus sich
erhalten hatte, entstanden nun evangelische Gemeinden. Welchen
Rückschlag diese grossartige Massregel auf die Gegen-
reformationsversuche in diesen Landstrichen ausübte, beweist
eine gleichzeitige Notiz von geistlicher Hand^'): „Vor der
Tolleranz waren an dieser Pfarre (Schladming) zwei Kapläne,
ein eigener Katechet, und auch ein Missionär angestellt, da
die Seelenzahl sehr gross war ; nach der Tolleranz aber ging
das Beneficium und eine Kaplanstelle ein. Dermalen (Ende
des vorigen Jahrhunderts) befindet sich nur ein Kaplan hier.
Die Anstellung eines eigenen Missionar von Salzburg geschah
«0) Wudi a. a. 0.
'0 In den Ortsbeschreibungen des steiemL Landesarchivs ad
Tocem Schladming.
— 86 —
um die Verbreitung des Lutherthums mehr zu hemmen
Die grosse Maria Theresia hat viel für die Aufrechthaltung
der katholischen Religion in dieser Gegend gethan, allein
leider fruchtlos". Auch in der Ramsau bildete sich sogleich
eine evangelische Gemeinde; schon 1782 erscheint dort Karl
Samuel Hirschmann als erster evangelischer Pastor und im
folgenden Jahre erbauten die Ramsauer aus ihren eigenen
Mitteln im Mittelpunkte ihrer Gemeinde eine Kirche» damals
noch „ Bethaus ** genannt, und ein Wohnhaus für ihren Seelsorger.
So wurde die religiöse Gleichberechtigung und der
kirchliche Friede nach mehr als zwei Jahrhunderten Kampfes
und stillen Duldens in dem schönen Ennsthale zwischen den
Felsenzacken des Dachsteins und den mächtigen Hochgipfeln
der obersteirischen Tauem wieder hergestellt und so blieb
seither und wird es hoffentlich bleiben für alle Zukunft
Das steirische Aufgebot von 1565.
Ein Beitrag zur Geschichte des innerösterreichischen
Kriegswesens Ii^l 16. Jahrhunderte.
Von Dr. H. von Zwiedineck-Südenhorst.
Fast zwei Jahrhunderte hindurch haben die Oster-
reichischen Erbländer den schweren Kampf mit dem „Erb-
feinde^' zu bestehen gehabt, sie haben zu einer Zeit ihre Auf-
gabe als Marken des Reiches in treuester Hingebung erfüllt
und ein culturvemichtendes Bäubervolk von dem Eindringen
in das Herz Deutschlands abgehalten, in welcher das Reichs-
bewusstsein den Gliedern des Reiches schon fast gänzlich abhan-
den gekommen war und den Vertheidigem der Integrität des
deutschen Bodens nicht nur kein Dank erblühte, sondern auch
nicht die geringste politische Gegenleistung gewährt wurde.
Dass die Stellung, welche ein Theil der magyarischen
Nachbarn während der türkischen Invasion dem Hause Habs-
burg gegenüber einnahm, und die daraus sich ergebende Drei-
theüung Ungarns die Lage InnerOsterreichs erschweren musste,
fällt bei der Beurtheilung der Aufgabe, welche diesem Länder-
complexe in den Türkenkriegen zufiel, schwer in's Gewicht.
Ich habe es mir zur Aufgabe gestellt, den Nachweis zu
liefern, wie Innerösterreich, vor allem aber Steiermark diesen
anunterbrochenen Vertheidigungskrieg geführt, was es zur Ab-
haltung der türkischen Eroberungszüge geleistet hat Wenn
ich gegenwärtig noch keine erschöpfende und zusammen-
— 88 —
hängende Darstellung aller einschlägigen, höchst complicirten
Verhältnisse zu geben vermag, da derselben die Durchsicht
eines ausserordentlich umfangreichen Actenmateriales vorher-
gehen muss, so möchte ich doch den Versuch machen, in
einem concreten Falle zu zeigen, in welcher Weise das
Land Steiermark sich wehrhaft gemacht, wie es, abgesehen
von der Unterhaltung, Besetzung und Armirung der zahlreichen
Grenzfestungen ein Contingent gebildet hat, das dem ersten
Anstoss eines einbrechenden Türkenheeres Widerstand entgegen-
setzen konnte. Dieses Contingent war das „Landes-Aufgebot"*),
das aus Reitern und Fussknechten bestand und jedesmal auf-
gestellt wurde, sobald die Nachrichten aus den angrenzenden
türkischen Gebieten einen OflFensivstoss des blut- und beute-
gierigen Erbfeindes erwarten Hessen.
Für das Jahr 1565, das Jahr vor dem letzten Zuge
Suleymans, der mit der Belagerung Szigeths und dem Tode
des gewaltigen Sultans endete, liegen die Materialien zu einer
ausführlicheren Schilderung des steirischen Aufgebotes vor, die
einen Einblick in das System gewähren, nach welchem die
Kräfte des Landes zur Kriegführung im offenen Felde herbei-
gezogen wurden.
Der Landtag vom März 1564 hatte die gesetzliche
Grundlage für die kriegerischen Vorkehrungen der Landschaft
durch folgende Bestimmungen gegeben^):
„Die Bewilligung ist auif Zway Jar. Jedes Jars Ainmall
Hundert Tausent vnnd Fünffzig Tausent gullden. soll auff
den Vnndterthan Zwo gülden Phundt per Phundt (der
gewöhnlichen Steuer) angeschlagen werden.
1) Die iUtesten Bestimmungen über das Aufgebot , sowie den
organischen Entwicklungsgang des steiermärkischen Rüstwesens erörtert,
soweit dies nach den bisherigen Ergebnissen der Forschung möglich ist,
Prof. Dr. Krön es in der Schlussbemerkung zu dem Aufsatze von
P. Florian Kienast „Zur Geschichte des steiermärkischen Kriegs- und
ROstwesens^ Mitth. XVIII. Heft p. 72*-84.
*) Steierm. Landes- Archiv, Landtagshandlungen.
— 89 —
Die Termin zu erlegung der steuern sein benendt der erst
aniF Johanns Baptistae der Anndere anff Martini.
Die Risstung ist bewilliget: Vor Ain Hundert Phundt
gelts Ain gerüsstes Pherdt, Vnd Vnnter funff Phertt Ain
Adlsperson. Auff Zway Ynnd Im Faal der Not anff drei
Monat lanng auss Aignen seckhl Im Feit Zu vnnterhaUten,
wo sy aber lennger alls drey Monatt diennen, Auss der
bewilligung Zu uersolden.
Der Persondlich Zuezug der Herrn vnnd Landleutten
Im Fall das die R. khays. Majestät oder derselben geliebt
Kayserlicher Sun Ainer Aigner Person Inns Feldt Ziehen
werden, ist auch dahin gestelt das sy Zu Iren Pferdten
Anziehen Vnd Im Fall der nott des dritt Monat auss
Aignem seckhl Zeren sollen. Es sollen auch fller den
dreyssigisten Mann die Zway Tausent Puchsenschützen
allermassen Vnnd gestallt wie die Verschinen Jar be-
schechen, angericht Vnnd angeordnet, Vnnd wo sy auff-
gemant werden, drey Monat lang erhalten werden."
Damach war die für Kriegszwecke veranschlagte Leistung
eine vierfache:
1. 150.000 Gulden an Steuern. 2. Die Gültpferde.
3. Das Aufgebot des dreissigsten Mannes oder 2000 Büchsen-
schfitzen. 4. Eventuell der persönliche Zuzug.
Für die Gültpferde und Büchsenschütxen,
welche von den landständischen Gutsbesitzern gestellt werden
mussten, wurden 1565 die nötigen Vorschreibungen eingeleitet
Beide Contingente, die von verschiedenen Befehlshabern ge-
führt wurden, waren nach der Grösse des Besitzes und der
Zahl der Unterthanen repartirt und von jedem einzelnen Be-
sitzer aufgeboten.
Wenige Jahre darnach geht man von dem Modus der
Einzelstellung ab, die Grundherren zahlen nur mehr den auf
sie entfallenden Betrag und die Landschaft wirbt eine ent-
sprechende Zahl von Truppen: 3 Fähnlein Reiter, gewöhnlich
Arkebusiere, und 4—6 Fähnlein deutscher Knechte.
— 90 —
Die Stellung der im Landtage votirten Galtpferde und
Büchsenscbützen geschah nun thatsftchlich im Jahre 1565 nach
den von der Landschaft ausgegebenen Yorschreibungen. Die
Anzahl der Gfiltpferde, welche jeder Grundherr zur Musterung
zu bringen hatte, ist in einem ^»Anschlagpuech^^) verzeichnet,
das eine genaue Angabe des Einkommens jedes einzelnen
Gutsbesitzers von den „Galten*^ enthält und auch die zu der
allgemeinen Landessteuer zu entrichtende Quote angibt FOr
100 Gulden „Gülten'^ ^) entfällt ein gerüstetes Pferd sammt
Reiter. Für die Büchsenschtttzen wurde ein eigener „Anschlag^^^
ver&sst, der sich auf die Anzahl der Unterthanen gründete.
Indem ich beide Verzeichnisse zusanrnienziehe, ergibt sich die
Austheilung des Gesammtcontingentes auf die einzelnen Besitzer
in folgender Weise:
<) Steierm. LandesarchiY. „Anschlag Puech auf das 1565 Jar der
Bewilligung der 150000 fl. so Ein Ersame Lanndschaff Zu Ynderhaltung
Irer Grennzen Zuraichen bewilligt, Item vom Hundert Phundt gelts ain
gerOsBt Pherdt vnnd an tftat des dreissigisten Mans 2000 Puechsenschützen
drey Monat lang aus aigenen Seckhl Zu vnderhalten, vnnd ist aufs Phundt
gellts zway Phundt Phennig Wardtgellt Vier Zehn halbe Kreutzer vnd
Rttstgellt 18 khreutzer angeschlagen. Welches Herrn Otten Yon Ratmans-
dorff zu Sturmberg alls Ainer E. Landschaflft Einnemem zuegesteUt
worden. ** Das Wartgeld war eine Entschädigung für die zur Ausrückung
bestimmten Persönlichkeiten dafür, dass sie sich „bereit halten-' mussten,
das ROstgeld wahrscheinlich ein Beitrag zur Herstellung der Armatur.
^) „Ueber den Begriff der nGfllt** spricht sich N. v. Beckman in
seiner „Idea juris statutarii" (Graedi 1688) folgendermassen aus: „Die
Qfilten werden hier in Hertzogthum Steyr , diejenigen Land - Güter
genennet, so allein dem Lands-FOrsten, und an statt seiner der löblichen
Lanndschaft dienstbahr seynd, und also in der Lanndschaffts GUltbuch
ordentlich specificirt, aber sonsten frey und keiner andern particular
Herrschafft dienstbar vnd unterthftnig seynd ICtus Besoldus in
sno thesauro practico sub voce Gült, aliter distinguit, inter vocem Gült
und Zins, was an Geld der Obrigkeit von den Unterthanen bezahlt wird,
heisst er Zins, und was an Getreid und andern Gefällen der Obrigkeit
bezahlt wird, heisst er Gült etc. Nota hie, der Zehend wird auch unter
die (}ülte gerechnet.**
*) St. Landesarchiv, 81 Fase. Fase. 1/1.
— 91 —
Namen der Verpflichteten
Viertel
I
I
li
i'
A. Geistliche:
Herr Abbt zu Admundt*)
ErzbiBchoff zu Sallzburg
Herr Abbt zu Sanct Lamprecht . .
Pischoff zu Seggao
Abbtisin zu Göbs
Thumbrobst zu Seccaw
Herr Abbt zu Rhein
Bischove zu Laybach
BiftchoYe zu Gurckh
Probst zu Pölla .
Anwalld des Abbt zu Sanct Paulis .
Bischove zu Freysing
Prior zu Seitz • .
Probst zu Varraw
Abbt aus der Neustatt
Abbt zu Neuperg
Pischoff zu Lauandt
Priorin zu Mamberg
Priorin zu Gräcz
Abbtissin zu Judenburg
Pfiffher zu Gratwein
Comentheur zu Ffirstenfeld . . . .
Comentheur zum Suntag
Prior zu Greyrach
Brobst zu Rottenmann
Pfarher zu Grfttz
Pfarher zu Rieckherspurg
Pfiffher zu Hardperg
Prior Prediger ordens zu Pethaw .
Commendator am Lee
Abbt S. Peter zu Salzburg . . . .
Thnmbbrobst, Techant vnd Gapitel zu
Salzburg
Brobst zu 8. Morizen zu Friesach .
Abbtissin zu Friesach
Prior zum Neuclösterll
Pfarr S. Dionisien . . .*
Pharherr St Pongratzen bei Windisch-
grätz
Pharrer zu Panickhl
Guardian der mindern Prueder zu
Pethaw
87|60
12160
9{6d
2|9
2
II-
II-
22170
121-
W-
2110
II-
1
1
2i|122
16185
5|26
4
4
21
2|10
2|8
1
1
9
6
4
1|-
8
5|24
W-
2
2
11
10
2|7
21-
1|6
II-
-14
*) DU «nie, feil g«4nidkte Zalil b«dtii4ct Ü« OUtpferdt, Ü« uralte di« IMehMMekfttMB.
IAnnwalld der Abbte; su ^ctring .
CapUn der Gndner Stifft lu Qrätc
irg Wittib u.
D StnbeDberg
1»|63
- 98 -
Namen der Yerpflicliteten
Viertel
8
• «■■
fr
Herr Seürid Narringer
„ Barnabas Khornperkh ....
„ Cristoff Keisacher Wittib und
EIrben
„ Livia Rindschaitin
„ Cristoff Adler
Frau Andree von Weissenegg
Wittib
„ Niclas Prener
y, Cristoff Kappfensteiner ....
„ Gaudenz von Polbaimb ....
„ Gregor Stadler der Jang vnd
Helena sein hausfraw . . .
„ Seifried von Gleinnz
Statt Pettaw
yt Mathes von Khainacb ....
„ Melcbior Weillinger . . • . .
„ Cristoff' Hund
„ Leonhard von £rnaw ....
„ JeronimuB Lamberger ....
Clara Peuscberin
j, Bartlme Reger zu Radkberspurg
„ Bartlme Reuss
„ Maximilian Ruepp
Frau Barbara Andree von Traut-
mansdorff Wittib
r, Mert von Fladnicz
n Erasm vnd Bernhardt Rindschaid
gebrueder
„ Wolfgang KhÖberlin £rben . .
„ Cristoff Haymer
„ Wolfgang Eggenperg Erben . .
„ Richter vnnd Ratt zu Weiz . .
n Wolfgang Lembsizer Erben . .
„ Veit Aspach Wittib und Erben
n Georg Renner und sein brueder
n Hanns Schrampff
9 Sigmund Rattenpcrg Erben . .
„ Zacharias MipergWittib u. Erben
Summa 634 Gültpferde
2088 Büchsenschtttzen
Summa der Büchsenschützen aller fünf Yiertl 2543.
^^^m
\ II 1 1 1 i M 1 1 1. II 1 II
2
2
2
2
2
2
2
2
2
1
1 1 11 1 1 1 1 1 II i 1 II 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
2
2
2
1
^^^^
ma
-- Ö9 -
Fasst man aus der vorstehendeD Tabelle die Leistungen
der hervorragendsten Familien des Landes zusammen, was
für Beurtheilung ihres Einflusses und ihrer Stellung im Lande
nicht ohne Bedeutung sein dürfte, so ergeben sich folgende
als am stärksten am Aufgebote betheiligt:
Stubenberg mit 52 Pferden imd 162 Büchsenschützen
Windischgrätz
T)
16
ff
ff
59
ff
Saurau
n
13
ff
ff
43
ff
Hofmann
n
13
ff
ff
ff
Zackhl
n
12
ff
ff
61
ff
Uerberstein
n
11
ff
7i
51
ff
Reiffenstein
ff
11
ff
ff
—
ff
Teuffenpach
ff
10
ff
ff
31
ff
Preuner
ff
9
ff
ff
31
»
Trautmansdorff
ff
9
ff
ff
50
ff
Regall
ff
8
ff
ff
46
ff
Stadler
ff
8
ff
ff
33
ff
Montfort
ff
7
ff
ff
34
ff
Reichenberg
ff
7
ff
ff
33
ff
Rindscheid
ff
7
ff
ff
23
ff
Lindegg
ff
7
ff
ff
13
7>
Galler
ff
6
ff
ff
36
ff
Ditrichstein
ff
6
7i
ff
34
ff
Hotoegg
ff
6
ff
ff
31
ff
Polheim
ff
6
1»
ff
30
ff
Tachy
ff
6
ff
ff
28
ff
Radmansdorff
ff
6
ff
ff
26
ff
Gleinnz
ff
6
ff
ff
26
ff
Eybeswald
ff
5
fi
ff
25
n
Herbersdorflf
ff
5
ff
ff
24
ff
Pranckh
ff
5
ff
ff
—
ff
Eggenberg
ff
4
ff
ff
23
ff
Glojach
ff
4
ff
ff
13
ff
Rackhnitz
ff
4
ff
ff
12
ff
Schärffenberg
ff
4
ff
ff
8
ff
u. s, w.
7*
-- 100 —
Dem aufmerksamen Leser der gegebenen Uebersicht werden
dabei einige auffallende Bemerkungen nicht entgehen. Zunächst
der Umstand, dass im Viertel „Enhalb der Trau" oder „Cilli"
die Vertheilung der Büchsenschtttzen auf die einzelnen Herr-
schaften nicht vorgenommen ist, sondern nur die „Gültpferde"
verzeichnet werden. Die Ursache mag vielleicht darin zu suchen
sein, dass die Unterthanen der den „windischen Grenzen" zu-
nächst gelegenen Herrschaften, deren Gesammtleistung an
Schützen jedoch in der angeführten Hauptsumme ersichtlich
wird, zur Bildung einer eigenen Grenz-Miliz, der sogenannten
„Haramier" verwendet wurden , die auch in Kraiu, Kroatien
und der Meer-Grenze aufgestellt wurden. Keinen Erklärungs-
grund besitze ich bis jetzt dafür, dass einzelne Landherren,
besonders in Obersteiermark, bei einer bedeutenden Zahl von
Gültpferden zu gar keiner Leistung an Büchsenschützen ver-
pflichtet waren, wie Hofmann, Reiffen stein, Neuhans, Wagen,
während andere, z. B. Regall, Windischgrätz, Spangstein, Dürr
mit 46, 41, 21 und 18 Schützen, aber keinem einzigen Pferde
namhaft gemacht werden.
Ganz merkwürdige Verhältnisse zeigt auch die Eintheilung
in Viertel. Die Grenzen derselben lassen sich beiläufig folgen-
dermassen angeben'*): Das Viertel „Voraw" war im Westen
und Süden durch die Mur, im Osten durch Ungarn, im Norden
durch den Kannn der Fischbacher Alpen begrenzt, das Viertel
„Zwischen Mur vnd Traw" lag zwischen Mur, Drau und der
kämtnerischen Grenze, im Norden reichte es bis zur Stubalpe.
Der von der Stub- bis zur Hochalpe führende Gebirgszug war
zur Grenzbestimmung nicht weiter verwendet, denn das Viertel
„Judenburg", das im Norden von dem Kamme der steiri sehen
Tauem abgeschlossen war, reichte bis Uebelbach und Grat-
wein, das Viertel ^Enns- und Mürzthall" enthielt noch Frohn-
leiten, Feistritz und Rein(!).
Den Befehl über das Aufgebot zu Fuss und die GQlt-
6) Die Vertheilung der Städte und Märkte auf die einzelnen Viertel
verzeichnet Beckmann pag. 586.
— 101 —
pferde vergab die Landschaft. 1565 sagte Caspar Hab seinen
Dienst als Hauptmann über die 2000 Schützen auf, an seine
Stelle trat Adam Schrampff, welchem der Landtag die Erhöhung
des Wartgeldes von 70 auf 100 Gulden monatUch bewilligte.
Die Gttltpferde wurden in Fähnlein getheilt und von land-
schaftlichen Rittmeistern befehligt. Das Aufgebot des zehnten
und fünften Mannes hatte den Charakter eines Landsturmes,
es sollte von dazu bestellten Yiertelmeistem oder Hauptleuten
zusammengestellt und eingeübt werden, auch Pfarrer und
Kapläne machten sich dabei verdienstlich, es wird aber nie-
mals im offenen Felde gegen den Feind verwendet.
Der „persönliche Zuezug** war, wie die citirte Landtags-
bewilligung zeigt, an die Mitwirkung des Kaisers oder Landes-
fürsten gebunden. Der letzte scheint 1543 stattgefunden zu
haben. Das Muster-Register darüber ist den Landtagshandlungen
des genannten Jahres beigegeben. Damach sind 846 Reiter
am 8. September zu Fürstenfeld gemustert worden. Ein
Verzeichniss der steirischen Cavalerie, welche dabei angerückt
sind, gibt der VIEL Band von Muchar, pag. 478. Doch ist zu
bemerken , dass die dort angegebenen Zahlen der von dem
Einzelnen geführten Pferde nicht nur dessen eigene Leistung
bedeuten , sondern meistens auch den Zuzug anderer Land-
herren enthielten. So vertheilen sich z. B. die 13 Pferde,
welche der Fähnrich Jörg Stadler führte, in folgender Weise:
Jörg Stadler für sich selbst 1 Pferd
„ die jungen Herrn von Dietrichstain 3 ;,
„ fraw Zetewitzin 3 „
n den Probst zu Glockhnitz ... 1 ^
,, Melchior Stadler 1 ^
mer „ die Herrn von Dietrichstain zum
Zuezug 2 »
uier ;, Doctor Chuenradten zum Zuezug 2 „
13 Pferde.
Dass die Landschaft noch in späteren Jahren auf das Auf-
gebot des persönlichen Zuzuges gefasst war, beweist ein Beschluss
— 102 —
von 1566, welcher die neugeadelten Personen in die Ver-
pflichtung einbezog, indem erklärt wurde: „die neugeadelten
Personen betreffend .... eracht E. E. Landschafft gleichfals
Vndterthanigist für billich vnd recht, das dieselbigen Zu band-
habung Ires Adellichen Titels an Itzo also Herfurgezogen vnd
durch offene General Ernstlichen Zuuermanen, das sie sich
bey dem Herrn Landshaubtmann anmelden vnd verzaichnen
lassen Ynnd Innen Alssdann mit Ernst bei verlierung Irer
habenden Adelichen fa*eyhaidten Aufzulegen, das sie sich gegen
dem feindt auch Personlich gerttsst vnd gefasst machen wollen,
auch sich daneben dess Bürgerlichen gewerbs vnnd Anderer
Handtierung enthalten.''
j
Der Brotpreis zu Graz und in Steiermark
im 17. Jahrhunderte.
Eine historische Studie
von
Dr. R. Peinlich.
Einleitung.
In den Ackerbau treibenden Ländern dient das Brot
zur Hauptnahrung des Volkes, daher wird der Kaufpreis des-
selben insbesondere in Städten zu einer brennenden Frage.
Wer vom kärglichen Taglohne oder vom schmalen Monats-
gehalte leben muss, für den ist der Geldbetrag, welchen er fllr
die tägliche Sättigung ausgeben muss, schon an und für sich
von hoher Bedeutung; da aber ausserdem die Preisbemessung der
übrigen Lebensbedürfnisse zumeist von dem Preise des Brotes
abhängig gemacht wird, so wird dadurch der Einfluss desselben
auf die Existenzlage des Volkes noch bedeutend erhöht.
Hieraus erhellt, dass eine eingehende Culturgeschichte
der Frage nach den Brotpreisen Rechnung zu tragen hat.
Diese Frage wird noch wichtiger und interessanter, wenn in
einer vergangenen Zeitperiode auf die Gestaltung derselben
nicht allein die jederzeit und allerorts auftretenden Factoren,
sondern noch dazu eigenartige, locale, bereits nur mehr der
Geschichte angehörige Verhältnisse massp;ebend wirkten.
— 104 —
Derartige Verhältnisse fanden in Steiermark im 17. und
bis in die Hälfte des 18. Jahrhunderts statt, zuletzt freilich
nicht mehr in so durchgreifender und beherrschender Weise,
als im 17. Jahrhunderte. Ich beschränke daher das Thema
im allgemeinen auf diese Zeit, wenn auch die Natur der Sache
es erfordert, zuweilen auch auf frühere oder spätere Zeit zu
reflectiren.
Ihren wesentlichen Charakter erhält die Zeitperiode da-
durch, dass sich die Bäcker und der Magistrat von Graz, die
Herrschaftsbesitzer des Landes und die innerösterreichische
Regierung ttber die Bewerthung des im Lande gebauten
Getreides , d. i. Weizen und Kom (Roggen) hartnäckig
stritten und dass nach dem wechselnden Siege der Preis
des Getreides auf den Preis des Brotes Einfluss nahm. Meine
Absicht geht aber nicht so sehr darauf hin, die jeweilige
Höhe der Brot- und Getreidepreise klar zu legen, als vielmehr
die Verhältnisse zu entwickeln, welche fllr das Fallen und
Steigen derselben massgebend gewesen waren ^).
Technische Vorbemerkungen,
A. Getreidemas s.
Bei keinem anderen Masse bestand ein solches Vielerlei
und eine solche Verschiedenheit bezüglich der Masseinheiten
und deren Eintheilung, als beim Körnermasse. Dies zeigte sich
nicht nur in Betreff der verschiedenen Länder, sondern auch
innerhalb eines und desselben Landes. Namentlich in Steiermark
0 Die Darstellung beruht zum grössten Theile auf Originalacten
der innerösterreichischen Regierung und Hofkammer, kaiserlichen Patenten
und Resolutionen, Verhandlungen der steiriscben Landtage, sammt den
beiliegenden Suppliken und Beschwerden der Bäckerinnung in Graz, den
Berichten der Bäcker - Commissionen und der magistratlichen Gutachten,
welche sich in der k. k. Statthalterei - Registratur zu Graz vorfinden.
Eine specielle Citirung der Quellen an einzelnem Orte konnte daher
entfallen. Wo die Quelle anderwärts zu suchen ist, wird das Citat nicht
fehlen.
— 105 —
bestand eine so grosse Mannigfaltigkeit und zwar oft selbst
bei Einerleiheit der Benennung, dass man bei Mass- und
Preis-Angaben der grössten Achtsamkeit und Genauheit bedarf,
um sich vor Verwechslung und Irrthum zu behüten.
Zunächst sind das Normalmass der Hauptstadt, die
localen Masse der Landstädte, Märkte und Gegenden beim
Handel und Wandel und endlich die Kastenmasse der Gülten-
besitzer zu unterscheiden und strenge von einander getrennt
zu halten.
Das Kastenmass, d. i. das Mass. nach welchem die
Unterthanen ihre Giebigkeiten an Feldfrüchten der Herrschaft
„dienten*", war nicht nur nach den Fruchtarten, sondern auch
oft bei einer und derselben Frucht nach den Ortschaften ver-
schieden. Ebenso wurde das Mass bald ;,gegupft^ (gehäufelt),
bald „gestrichen^, bald ^jgedrückt*" (gepresst) und gestrichen
gedient Jede Herrschaft hatte auch ihr eigenthümliches und
besonderes Kastenmass. Um daher in die Richtigkeit des herr-
schaftlichen Einkommens eine Einsicht zu bekommen, ordneten
die Regierung und die Landschaft 1542 bei Reformirung der
Gültenschätzung an, sämmtliche Kastenmasse zur theoretischen
Berechnung auf das Grazer Normalmass, d. i. das Grazer
Viertel, dieses gleich 2 Wiener Metzen ^), zu redudren, Hessen
aber den praktischen Gebrauch derselben bestehen, ein Umstand,
der sich nachmals als ein grosses Hindemiss zeigte, als auf
ein einheitliches Mass im ganzen Lande gedrungen wurde.
Daher erhielten sich die Kastenmasse im unveränderten Ge-
brauche, bis endlich zu unserer Zeit die Grundablösung die-
selben um ihren Zweck brachte und ihnen nur mehr historischen
Werth liess.
Der Gebrauch der localenKaufmasse auf dem Lande
wurde zwar von der Regierung schon im 16. Jahrhunderte
*) Landtag der vereinigten Ausßchüsse der östrrr. Länder in
Prag 1642, die Ausführungsverordnung Wien, 5. Mai 1542. (Muchar,
Gesch. d. Steierm. VIII. S. 470). — Der alte "Wiener Metzen war kleiner,
als der nachmals unter Kaiser Leopold I. am 5. Dec. 1689 als Normal-
mass eingeführte Nieder-Oesterreicher oder Wiener Metzen.
— 106 —
untersagt und allerorts das Grazer Nonnaliuass vorgeschrieben;
allein man blieb fast überall bei der althergebrachten Uebung.
Auch die Kaiserin Maria Theresia, welche das niederöster-
reichische Mass 1763 für alle Erbländer eingeführt wissen
wollte, konnte diese Einheit nicht erzwingen. Erst in der Neu-
zeit gelang es, durch das Gesetz vom 21. Jänner 1857 das
niederösterreichische Mass und Gewicht in allen Winkeln des
Landes einzuführen.
Da in dieser Abhandlung von Kastenmassen nur nebenbei,
von localen Kaufmassen nur vergleichsweise hie und da die
Bede sein wird, so wird hier von einem genauen Eingehen
auf dasselbe Umgang genommen. Für uns ist nur das
;,Grazer Viertel*' und zwar das gestrichene, als Normal-
mass für das ;,resche" (schwere) Getreide, Weizen und Korn,
von Wichtigkeit. Dasselbe kam im Handel nicht selten auch
gehäufelt vor, da aber nur das gestrichene als Norm galt,
so soll hier unter der Bezeichnung Grazer Viertel immer nur
das gestrichene verstanden werden, wenn es nicht ausdrücklich
anders bemerkt wird.
Durch eine ämtliche Erklärung der Regierung und der
Landschaft wurde 1 542 ausdrücklich constatirt, dass das Grazer
Viertel 48 ;,Viertelkanndl" (Tischkannen) der alten Weinmass
enthalte.
Es handelt sich also darum, zu ermitteln, welches Mass-
quantum die Viertelkanne, die bereits längst nicht mehr im
Gebrauche ist, seiner Zeit enthielt. Dies kann auf zwei Wegen
geschehen, entweder durch Untersuchung des Bauminhaltes,
welche der alte (jlrazer Eimer von 64 Viertelkannen hatte,
oder durch Vergleichung der neuen Getreidemasse mit der
älteren. Wir wählen hier den letzteren Weg, weil er verhält-
nissmässig der kürzere und verlässlichere ist, denn in alten
Zeiten stand unter dem Rathhause in Graz ;,der Cimentstein
des Grazer Viertelschaffes", während von einem Normalfasse
kein ämtliches Exemplar bestand.
Mit Patent vom 17. Juni 1763 wurde der niederöster-
reichische Metzen für Steiermark und alle anderen Erbländer
— 107 —
als einheitliches Mass beim Handel und Wandel vorgeschrieben,
durch kaiserliche Verordnung vom 21. Jänner 1857 wurde
dasselbe als allein gesetzliches Mass erklärt. Letztlich wurde laut
Gesetzes vom 23. JuU 1871 das metrische Mass angeordnet.
Auf den bei diesen drei Anlässen verfertigten Vergleichungs-
tabellen beruht die vorUegende Berechnung des alten Grazer-
Viertels.
1770 wurden die Verhältnisszahlen ^) zwischen dem
Grazer Viertel und dem niederösterreichischen (eigentlich „neu
österreichischen") Metzen ämtlich bekannt gegeben, nämhch
29213:22288. Berechnet in das gegenwärtig gesetzliche Liter
mass wäre das Verhältniss:
1 Grazer Viertel verhält sich zu 1 niederösterr. Metzen wie sich
80-591 zu 61-487 Liter verhalten.
Allein die obigen Verhältnisszahlen waren nicht genau
zutreffend. Nach den beigegebenen Vergleichimgs - Tabellen
wurde für den praktischen Gebrauch 1 Grazer Viertel gleich-
gestellt 1 niederösterreichischen Metzen mehr 5 niederöster-
reichische Massel und wieder dabei erklärt, dass genauer nur
4^^*yi393 niederösterreichische Massel zunehmen seien. Somit
wären 16 Grazer = 20*9719 niederösterreichischen Masseln.
1793 fand der beeidete Mass - Adjustirer in Graz,
Mathias Stöger ^), ein genaueres Verhältniss. Wir wollen seinen
Angaben die Umrechnung in Litermass beifügen. Nach Stöger
enthält :
1 Grazer Viertel = 1 niederösterr. Metzen = 61*487 Liter
mehr y^ „ „ = 15-372 „
« n% »1 « = 1'921 „
„ Vr.4 ,, ,. = 0-960 „
« /512 'i'i 51 = 0.120 „
Somit enthält 1 Grazer Viertel zusammen . . . 79*860 Liter.
Die DiflFerenz von dem oben erwähnten beträgt 0*731 Liter.
3) Yergleichungstabellen der alt - Steiermarkischen Maassen und
deren Preise mit den neu-Oesterreichischen und deren Preise. (Gr&tz,
gedruckt bei den Widmanstätterischen Erben 1773).
^) Stöger, Gegründeter Ausweiss der für das Herzogthum Steiermark
bestimmten Getreidemasse. (Grätz, 1793).
— 108 —
Können wir das gewonnene Mass pr. 79*86 Liter nahezu
als richtig annehmen, so gibt dasselbe, durch 48 dividirt, das
Mass der Viertellcanne pr. 1-6637 Liter.
Zum weiteren Vergleiche können nachstehende Daten
dienen :
1 Grazer Viertel-Schaff hat 4350 österr. KubikzoU = 0*79,495
Kubikmeter ;
1 niederösterr. Metzen- Schaff hat 3350 österr. KubikzoU =
0-61,122 Kubikmeter;
1 Grazer Viertel-Schaff hält 5 6 Vi österr. Weinmass;
1 niederösterr. Metzen-Schaff hält 4 3 Vi österr. Weinmass;
Wenn 1 Grazer Viertel Weizen fl. 2.30 rhein. Währ. —
fl. 2-19 ö. Währ, (ungefähr) kostete, so kömmt 1 niederösterr.
Metzen auf 1 fl. 54 kr. 2 ^ rhein. Währ. = fl. 1-67 ö. Währ,
zu stehen.
1 Grazer Viertel = 1-3107 niederösterr. Metzen und 1 nieder-
östen-. Metzen = 0-76295 Grazer Viertel;
1 Hektoliter = 1-252 Grazer Viertel oder 1*626 niederösterr.
Metzen ;
1 Grazer Vieitel = Vs ". 1 niederösterr. Metzen = % Hektoliter.
1 Grazer Viertel Weizen (gute, gereinigte Qualität) enthält un-
gefähr 1,705.000 Körner;
1 niederösterr. Metzen Weizen (gute, gereinigte Qualität) ent-
hält ungefähr 1,306.000 Körner, bei einer Schwankung
von etwa 2000 Körnern auf oder ab ;
1 niederösterr. Metzen Weizen (obiger Qualität) wiegt 86 bis
90 a: = 48-16 bis 55-49 Kilogramm;
1 Grazer Viertel jedoch 102 bis 112 ff = 56-12 bis 6272
Kilogramm; sehr schöner Bauweizen wiegt sogar bis
122 a: = 68-32 Kilogramm.
Zur Erklärung des Verhältnisses der wichtigsten localen
Masse des Landes zum Grazer Viertel diene die nachstehende
Vergleichungs-Tabelle. Zum leichteren und rascheren Verständ-
nisse wurde die Preisvergleichung in Österr. Währung beigefügt
unter der Annahme, dass 1 niederösterr. Metzen (im 1 7. Jahr-
1
— l
1
— 1-3107 —2.59
5
— 1
-0-65535 —1-47
5
— 1
1
—2-6667 —5-895
5
1 —
1
—0*703125—1-005
3
1 —
-0-43229 —0-98
4
-_- .^.
_- .
—2-5 —5-60
— 109 —
hundeite) 2 fl. 33 kr. 2 ^^ rhein. Währ. = 2 fl. 24 kr. ö. W.
zum Kaufe gestanden wäre.
Steir. Mass Niederösterr. Mass Ii i. ö. Preis
gestrichen 1 leti. 1 \ehtl 1 lanl % lad i/ilaitl latien fl. o. V.
1 Grazer Viertel == 1
1 Brucker Achtel = —
1 Judenb. Vierling = 2
1 Marburg. Görg = —
1 Cillier Schaff = —
1 Ennsthal. Metz. = 2
Was das „gegupfte" Grazer Viertel betrifft, so
kann sein Verhältniss zu dem gestrichenen mit Bezug auf
Weizen oder Korn am besten ausgedrückt werden, wenn man
sagt: 5 gegupfte machen 6 gestrichene Viertel.
Der „Gupf beträgt also bei einem Viertel y,o eines
Viertels, d. i. 9-6 Viertelkannen, oder 17'294 Liter.
Der Gesammtinhalt eines gegupften Viertels hat daher
97-154 Liter betragen.
Der Mass -Adjustirer Stöger nimmt für das Verhältniss
des gegupften Viertels zum niederösterr. Metzen die Zahlen
335 : 530 ; femer gibt derselbe an, der Gupf desselben betrage
im niederösterr. - Masse V4 + Vsa +" Vi 28 + Vas« Metzen.
Dies macht 180 13 Liter und sonach hätte ein gegupftes Viertel
97-87 Liter.
Kostete 1 gegupftes Grazer Viertel 4. fl. 3 kr. rhein. W.
= 3 fl. 1 2 kr. ö. W., so kostete 1 gestrichenes Grazer Viertel
3 fl. 22 kr. 2 ^ rhein. W. = 2 fl. 59 kr. ö. W. und 1 nieder-
österr. Metzen 2 fl. 33 kr. 2 ^ rhein. W. = 2 fl. 24 kr. ö. W.
Wird die Grösse der Viertelkanne durch Untersuchung
des Weinmasses ermittelt, so erhält man nahezu das gleiche
Resultat, jedoch bei minderer Sicherheit der Berechnung, da
in der Geschichte der mehrfachen Umwandlung der steirischen
und österreichischen Masse nicht alles klar liegt. Der grösste
Unterschied der Resultate beträgt aber nur V, 00 Liter bei der
Viertelkanne. Halten wir die Annahme fest, dass 1 Viertel-
kanne alter Tischmass 1*663 Liter enthielt, so fasste dieselbe
^ 110 —
im Vergleiche zur österr. Mass pr. 1-415 Liter um 0248, d. i.
nahezu Vi Liter mehr.
1 Viertel-Kanne enthält also nahezu so viel Flüssigkeit,
als die Rohitscher Sauerbrunnen-Massflasche. Da der Rohitscher
Sauerbrunnen seit Jahrhunderten im Besitze der steirischen
Landschaft ist, darf man mit Recht annehmen, dass die
300 Jahre alte Gepflogenheit in Betreif des Flüssigkeits-
Quantums der Flasche, das in alter Zeit eine Viertel - Kanne
betrug, sich im WesenÜichen nicht geändert hat. Dadurch er-
hält die vorliegende theoretische Entwicklung der Grösse des
Grazer Viertels eine richtige praktische Dlustration ^).
B. Geldwerth.
Wir kommen jetzt auf die im 17. Jahrhunderte gangbaren
Geld münzen und ihren Werth zu sprechen. Es ist dies
nothwendig, um bei der Angabe der Getreide- und Brotpreise
den Werth derselben in die jetzige Geldwährung umsetzen
zu können und so eine richtige Auffassung der Verhältnisse
zu gewinnen.
Allein die Werthbestimmung des alten Geldes durch das
neue ist eine schwierige Sache, wenn man nur halbwegs das
Richtige treffen soll. Dieselbe kann auch nicht im allgemeinen,
sondern nur für kleine Zeitperioden gemacht werden, da selbst
innerhalb derselben nominellen Währung der reelle Gold- oder
Silberwerth der Münzsorten verändert, d. i. der eigentliche
Feingehalt vermindert oder vermehrt wurde, zeitweise auch
Devalvationen und Agiotirung dazukamen.
Im 17. Jahrhunderte bestand bei uns die Reichswährung
nach der Münzordnung vom Jahre 1559.
Man prägte Thaler, Guldengroschen und Pfennige,
rechnete aber bei uns im gemeinen Leben nach rheinischer
>) Zur vollen Infonnirong über die Bedeutung von Mass und Münze
sehe man die unbedingt massgebende Schrift: „ Vorschläge und Erfordernisse
für eine Geschichte der Preise in Oesterreich von Dr. Arnold Luschin etc.
(Wien, 1874.)
~ 111 —
Währung, d. i. nach Gulden, Schillingen, Pfennigen, später
auch nach Kreuzern:
1 fl. = 1 a: Pfenn. (^) = 240 ^ = 8 Schillinge (ß).
1 ^ = 30 ^; 1 fl. = 60 Kreuzer; 1 Kreuzer = 4 ^.
Nach der Mttnzordnung sollte:
der Thaler zu 68 kr. 25*46 Gramme Feinsilber haben, was
in ö. W. = 2 fl. 20 kr. ö. W. Silber;
der Guldenthaler zu 60 kr. sollte 22'9 Gramme Feinsilber haben,
was in ö. W. = 2 fl. 6 kr. ö. W. SUber;
der Kreuzer zu 4 ^ sollte 0*381 Gramme Feinsilber haben, was
in ö. W. = 3-43 kr. ö. W. in Silber.
In Wirklichkeit aber wertheten die Münzstücke viel
höher, als sie an Silbergehalt hatten. Nach „Hirsch, des h.
römischen Reiches Münzarchiv ^ (V. S. 49) wäre der Werth
der Geldstücke in der nachstehenden Zusammenstellung zu
ersehen.
Jahr
1559
TarMrunfl In
Kreuern
Ideeller Werth
des Guldens
des Kreuzers
1 Reichs- 1 ß^ij^^
thaler
68 60
Feinsilber_ fl. SUber
Gramm. ö. W.
i?<.:...:ik in Silber
Gramm. g, y^.
22-9 — 206
0-381 — 3-43
1569
72 64
21-48 — 1-93
0-358 — 3-22
1607
76 68
20-22 — 1-82
0-337 — 3-03
1609
84 74
18-54 — 1-67
0-309 = 2-78
1613
86 76
18-06 — 1-62
0-301 — 2-70
1616
96 80
17-16 — 1-54
0-286 — 2-57
Die erste Rubrik enthält die Tarifirung des Reichsthalers,
der bei gleichbleibendem Silberinhalte (25*46 Gramm fein) in
den Jahren 1559 bis 1616 im Nennwerthe von 68 auf 96 kr.
stieg, sowie des Reichsguldens (22*9 Gramm fein), welcher
ebenso von 60 auf 80 kr. erhöht wurde. Die zweite Rubrik
enthält den indeellen Werth, welcher sonach zu dieser selben
— 112 —
Zeit der Rechnungsmtinze, dem Gulden = 60 kr. zukam. Die
letzte Rubrik enthält ebenso den ideellen Werth des Kreuzers
= 4: A. Die zur Veranschaulichung beigefügten Ansätze in
österr. Währung entsprechen dem Einlösungspreise, den die
k. k. Münzämter heute für das betreffende Silberquantum
bezahlen *^).
In Graz wurden um 1607 ^) aus 143/,^ Loth Silber zu
dem Einkaufspreise von 12 fl. bis 12 fl. 15 kr. Reichswährung 9^^
Stück Thaler und ebenso halbe und Viertelthaler geprägt.
1 Thaler war also eigentlich 63 Kreuzer werth, ging aber
für 68. Die niederen MOnzsorten wurden, wie allerorts,
bedeutend geringhaltiger geschlagen, als ihr Nennwerth war.
Von Scheidemünzen wurden damals in Graz geprägt:
Aus 8 Loth Silber und Vi« Ueberschick 129 Groschen
(1 zu 12 ^) = 1548 Pfennige.
Aus 4 Loth 3^/,o Quintel Silber 502 Zweier, d.i. Zwei-
Plennigsstücke = 1040 Pfennige und
aus 3V,ß Loth Silber 840 Stück Pfennige. 1 Pfennig
hatte also den inneren Werth von % (0-6) Neukreuzem ; der-
selbe wurde aber im Verkehre für den Werth von V4 des
ideellen Kreuzers, also für 0*76 Neukreuzer angenommen.
Es ist eine leidige Thatsache, dass die oben gemeldete
Münzverschlechterung den nachtheiligsten Einfluss auf das
bürgerliche Leben und den Handel nahm und dass der Wucher,
insbesondere auch im Getreidehandel, ein weites Feld gewann.
Doch wmden die Münzverhältnisse bald noch trauriger; so
z. B. 1621 Münzen mit sehr geringem Gehalte geprägt, aber
verordnet, dieselben zu dem Werthe anzunehmen, der ihnen
durch die darauf geprägten Zahlen in Kreuzern beigelegt
wurde. In solcher Weise gab es schlechte Gulden (lange Münze)
mit der Zahl 60, 1 V4 Gulden mit der Zahl 75 u. s. w. 1622
6) Ich verdanke diese Daten der gefiQligen Mittheilung des Numis-
matikers Herrn k. k. üniversitätsprofessors Dr. Arnold Luschin Ritter v.
Ebengreuth.
7) Instruction Aber das Mflnzwerk (k. k. Statth. Registr. in Qraz
Miscellanea, 1607).
- IIa -
wurde 1 Reichs tbaler , der 1559 68 kr. gegolten hatte, mit
dem Nominalwerthe von 3 fl. 52 kr. bis zu 10 fl. bewerthet.
Diesen nicht mehr erträglichen Zuständen zu begegnen,
setzte ein kais. Patent vom 14. Dezember 1623 die gering-
hältige Münze in Verruf und Uess Reichsthaler zu 1 fl. 30 kr.
und Ouldenthaler zu 1 fl. 20 kr. prägen.
Da man aber längst schon in Uebung hatte, das Geld
nicht nach dem Courswerthe, sondern nach dem inneren Ge-
halte anzunehmen, so z. B. 1628 den Reichsthaler von 1 fl. 30 kr.
Nominalwerth nur mit 51 kr. Aufgeld, somit haben die näheren
Details der Coursschwankungen für unser Thema keine Be-
deutung. Es ist nur noch zu erwähnen, dass noch 1680
1 Reichsthaler (8 auf eine rauhe Mark mit 14 Loth 4 Grän
Feinsilber) den Courswerth von 1 fl. 30 kr. haben sollte, was aber
niemand beachtete. 1681 wurde 1 Reichsthaler zu 1 fl. 36 kr.
gerechnet. 1693 liess der Kaiser dem 1690 durch Ueberein-
kunft einiger norddeutschen Fürsten entstandenen Leipziger
Münzfuss (18 fl. Fuss) auch in seinen Erb-Ländem gesetzliche
Geltung zukommen, die nach dem Reichs - Schrot und Korn
geprägten Thaler erhielten den Werth von 1 fl. 45 kr. und
die in den kaiserUchen und in den Erb-Ländern geprägten
Fünfzehner den Werth von 18 Kreuzern Reichswährung.
1695 wurden wieder alle schlechten fremdländisch(^n
Münzen in Oesterreich verboten und, was uns hier am meisten
interessirt, den Hauptleuten, Pflegern, Verwaltern u. s. w. in
den Grenzländem ausdrücklich befohlen, Getreide, Wein und
andere Feilschaften im Lande nicht mit geringem Gelde, son-
dern nur mit kaiserlichen, und „gerechten'^ Münzen zu be-
zahlen^.
Als Scheidemünze erhielten die Fünfzehner (65 Stücke
aus der reinen köln, Mark geprägt) den Cours zu 17 kr. und
die Sechser denselben zu 7 kr. Reichswährung.
0) Waldner, Yersach eines Entwurfes der Haiiptmomente des
deutschen MQnzwesens.
MttUi«U lUa liiat. Vvralaa f. Stelanurk, XXV. Heft, 1877. O
— lU —
Schliesslich folgt hier zur rascheren Bewerthung des
Nennwerthes der im Laufe der Darstellung etwa erwähnten
Getreide- und Brotpreise in ßeichswährung die Vergleichung
dieser mit der österr. Währung.
Rchswhrg. ö. Währ. Rchswhrg. ö. Währ. Rcbswhrg. ö. Währ.
Pfennig. Kreuzer Kreuzer Kreuzer Gulden Gulden Kreuzer
1 = 0-3 1 = 1-4 1 = 87-5
2 = 0-7 5 = 7-3 2 = 1-75
3 = 1-09 10 = 14-5 3 = 2-6 1-5
2/f=15 = 21-9 5 = 4-37-5
4^ = 30 = 43-7 8=7-
Was <len inneren Werth betrifft, so trifft dieser freilich
nicht zusammen und ist fllr verschiedene Zeiten verschieden,
wie eben das nachstehende Beispiel andeutet:
Wenn 1559 ein Grazer Viertel Weizen 1 fl. 30 kr.
Bchswhrg. kostete, so hat diese Zahlung ein Silberquantum
oder dessen geprägte Repräsentanten erfordert, welches heut-
zutage in ö. Währ, mit 3 fl. 9 kr. eingelöst werden wUrde.
Im Jahre 1616 würde derselbe Nennwerth nur mehr
2 fl. 31 kr. ö. Währ, betragen haben.
Zur Beurtheilung des Geldwerthes reicht aber die
objective Umrechnung der Geldstücke in den gegenwärtigen
Weith nicht aus, sondern es ist auch das subjective Yerhältniss
des Geldes zur Preisbemessung sämmtlicher kaufbaren Gegen-
stände, Mobilien und Immobilien, insbesondere aber der wesent-
lichen Lebensbedürfnisse in Erwägung zu nehmen.
Um zu ersehen, wie viel das Geld werth war, darf man
nur im allgemeinen darauf sehen, wie viel der arme Mann,
der mit dem geringsten Erwerbe leben musste, für gewöhnlich
als Taglobn bekam, oder wie die unentbehrlichsten Bau-
arbeiter, Zimmer- und Maurer-Gesellen entlohnt wurden, oder
wie hoch sich der Jahresgehalt für Beamte unterer Kategorien
belief, nämlich :
— 115 -
Jahr Taglohn eines Taglobn eines Jahresgebalt eines
Tagwerkers Maurergesellen niederen Beamten
1487 10^ 18^ 32~-40ar^
1565 12^ 24^ 100 fl. Rchswhfg.
1572 28 J!, 48^ —
1592 32^ 20 kr. 1 20 fl. Rchswhrg.
1607 8— 10 kr. 24 kr. 120— 200 fl.
1622 12 kr. 30 kr. 235 fl.
1650 12 kr. 30 kr. 250 fl.
1690 12 kr. * 30 kr. 250 fl.
Da mit diesem Einkommen die nothdürftigen Ausgaben
bestritten werden konnten, so ergibt sich daraus nicht, dass
die Zeiten wohlfeiler waren als gegenwärtig, was sie auch in
der That nicht waren, sondern dass das Geld einen höheren
praktischen Wertb hatte.
Die Brotsatzung.
Der Kaufpreis des Brotes würde eigentlich dem natür-
lichen Verhältnisse nach aus dem Einkaufspreise der Brot-
frucht, aus den Unkosten für Vermahlung und bei Bereitung
desselben und aus dem Zuschlage eines sattsamen bürgerlichen
Gewinnes resultiren; allein es scheint, dass seitdem die
Bäckerei, als Gewerbe betrieben wurde, die Gewinnsucht des
Producenten eine Störung dieses richtigen Verhältnisses ver-
ursacht habe. Satzungen aller Art gehören zwar zum Wesen
der Zünfte, aber gewiss gehört die Brotsatzung zu den ältesten
Beschränkungen der Freiheit im Kaufe und Ve/kaufe. Diese
Satzung wurde nothwendig, weil der Wucher mit dem Brot-
preise gerade den armen Mann am empfindlichsten traf und
sicher schon in den ältesten Zeiten zu Bäckerkrawallen führte.
Das älteste geschriebene Stadtrecht von Wien, datirt
vom Jahre 1221, enthält schon eine Marktordnung, die
Taxirung der Lebensmittelpreise und im Artikel 26 die An-
ordnung, dass bei unrichtigem Masse der Uebertreter dem
landesfürstlichen Richter unterliege.
8*
- 116 —
ßrünn erhielt 1243 sein eigenes Stadtrecht, in welchem
vieles dem Wiener wörtlich entnommen wurde.
1305 erhielten Krems und Stein das Stadtrecht von
Wien und besagte der Punkt 65: „Brot und Fleiscli und alle
feilen Dinge soll zur Stadt führen, wer will, und es feil haben.
Aber in der Stadt soll nur Brot backen, wer Bäckerrecht hat.*^ ^)
Als die Stadt Hradisch in Mähren 1352 die Handwerks-
privilegien, welche BrOnn besass, erhielt, beriefen sich die
Bäcker gegen die Bestimmung, dass zu leichtes Gebäcke vom
Bathe täglich confiscirt werden solle, auf einen alten Brauch,
nach welchem dies nur an Sonntagen statthaft wäre. Man kann
hieraus erschliessen, wie lange schon die Brotsatzung bestanden
haben musste, aber auch wie wenig dieselbe beachtet und
gehandhabt worden war, dass sich die naive Anschauung, eine
Verletzung der Satzung könne nur an Sonntagen gestraft
werden, zu einer Art Berechtigung herausbilden konnte.
Wann die Brotsatzung, oder vielmehr die Ordnung,
nach welcher der Preis der einzelnen Brotgattungen mit dem
Gewichte derselben in das richtige Verhältniss gebracht wurde,
bei uns in Graz ihren Anfang nahm, lässt sich nicht ermit-
mitein. Sicher ist, dass dieselbe sehr alt sein musste, da sie
der Stadtmagistrat als uralt bezeichnete, als die Bäcker 1576
mit einer Beschwerde über dieselbe zur Regierung gingen.
Die Hebung war, dass der Stadtrichter und zwei aus
dem Rathe nach vollendeter Ernte nach dem Preise, zu
welchem das Getreide in den Verkauf kam, jedoch immer um
2 y^, d. i. 1 5 Kreuzer, niederer den Satz für das Brot bestimmten.
Dass ab^r das durch den Satz gegebene Gewicht ein*
gehalten werde, hatten diese, oder zwei andere gewählte
Rathslierren zu überwachen, welche Commissäre daher Brot-
•) Geschiohtsquellen der Stadt Wien. I. Abtli. I. B. S. XVIII. VII.
u. Urk. XXV. — Wie es scheint, stammen die Satzungen des Wiener
Stadtrechtes in vielen Punkten aus den niederrheinischen, niederländischen
und flandrischen Städten, die eine ältere Geschichte haben; aber vieles
entstammt auch der ureigenen Rechtsentwicklung. Die Stadt- und Markt-
rechte der Steiermark stimmen in vielem, aber nicht in allem, mit dem
Wiener Stadtrechte überein.
— 117 —
besdiauer, Brotscliätzer oder Brotwäger hiessen. So geschah
es auch in allen anderen Städten und Märkten, nur war in
älterer Zeit die Berechnung der Satzung local verschieden.
Zur Ordnung gehörte es auch, dass im allgemeinen das Brot
nicht im Hause verkauft werden durfte, sondem in die eigens
erbauten Brotläden, häufiger Brottische genannt, kommen
musste, wahrscheinlich damit es leichter der öflfentlichen Aufsicht
unterzogen werden konnte, vielleicht auch zur Bequemlichkeit
der Käufer. In Graz stand z. B. im 14. Jahrhunderte ein
solcher Brottisch zu Anfang der Sackstrasse, auf demselben
Platze, wo nachmals (1680) die Dreifaltigkeitssäule zu stehen kam.
Die alte (geschriebene) Brots atz ung in Graz hatte
die üeberschrift : „ Ordnung des Prottpacbens so den Peckhen
vber die darauf geende Mieh vnd vnkhossten pasiert wirdet."
Das Mass des Weizens ist ein Graz er Viertel. Die taxirten
Brotgattungen sind nur Gebäcke aus Weizenmehl, wobei
jedoch zu bemerken ist, dass beim Oblassgebäcke auch Korn-
mehl beigemengt wurde. Reines Kombrot scheint von den
Bäckern wenig erzeugt worden zu sein. Die Tabelle enthält
den Gewichtsansatz für Semmeln zu 1, zu 2 und zu 4 Pfennigen,
ebenso für das Pollusgebäck ; für das Oblassgebäcke aber zu
1, zu 2 und zu 4 Kreuzern. Da aber das Gewicht nach dem
Münzwerthe sich in geregelter Bemessung richtete, so genügt
für unsere Zwecke der nachstehende Auszug der Taxscala.
y, Wan der Waiz „8ol die pfenwert „das pfenwert „der Vierer (4 Ä)
gilt —" Semmel wegen« - Polo" — Oblass**
6/r ö.Münz. SLothSVaQuintl 14Loth VaQtl. 2«— LothSQtl.
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— 118 —
Zu dieser Tabelle ist einiges von Wichtigkeit zu bemerken:
1. Ist die Annahme interessant, dass man ein Viertel
Weizen um 6 /^ = 45 kr. bekommen konnte , ein Preis , der
seit Ende des 15. Jahrhunderts wohl nicht mehr voi^ekommen
war. Daraus erhellt, dass diese Scala aus dem 15. Jahrhunderte
stanmien dürfte. Noch interessanter ist die Voraussetzung,
dass der Weizen -Preis nicht über 3 fl. steigen würde. Zu
Beginn des 17. Jahrhunderts kam dies denn doch schon vor
und wiederholte sich im Laufe dieser Zeitperiode nicht nur,
sondern der Preis stieg 1685 noch höher und 1695 bis zu
5 fl.; daher man auch veranlasst war, die Scala später bis
auf den Preis von 6 fl. fortzusetzen; *^)
2. Auffällig ist der Umstand, dass die Minderung des
Gewichtes vom Gebäcke dem Steigen des Weizenpreises nicht
i<^) Die Fortsetzung der Tabelle bis zu dem Preise von 6 fl. dürfte
wohl schon 1685 schriftlich gemacht und bald darauf gedruckt worden sein.
Eine gedruckte von 1708 lag mir vor. Diese enthält auch die Namen der
39 Bäckermeister und das Jahr, in welchem sie ihr Gewerbe zu Oben
begannen, nebst dem Zeichen, welches sie auf ihr Gebäcke zu drücken ver-
pflichtet waren. Die Tabelle unterscheidet sich in nichts von der alten,
ausgenommen, dass nach dem Preise von 8 fl. nicht mehr die Scala je
um 1, sondern um 2/? steigt, dass das 1 Pfennig - Gebäcke und beim
Oblass das 1 Kreuzer-Gebäcke wegfällt und bei 8 fl. 2ß das Gewicht für
2 Pfennige und 2 Kreuzer nun so gross ist, wie es bei einem Preise von
1 fl. 5 /? um einen Pfennig und 1 Kreuzer war. Uebrigens behaupteten
die Bäcker gegen Ende des 17. Jahrhunderts und zwar mit Recht, dass
in der Gewichtsordnung von 8 fl. 2ß kr Fehler seien, die bald den Bäckern,
bald dem Publikum zum Nachtheile kämen.
Um Brotgewicht und Preis der alten Zeit mit dem der Gegenwart
zu vergleichen, diene die nachstehende Gegenüberstellung:
In wohlfeilen Zeiten: 1 Semmel um 1 Pfennig = % Neukreuzer wog
85 Gramm.
1 Oblassbrot um 1 Kreuzer = 2% Neukrenzer wog 630 Gramm.
In theueren Zeiten bei Sfach höherem Weizenpreise:
1 Semmel um 1 Pfenning = % Neukreuzer wog 83 6 Gramm.
1 Oblassbrot um 1 Kreuzer == 2*/-, Neukreuzer wog 253*6 Gramm.
1 Kreuzerlaib = 4% Neukreuzer wog 507*2 Gramm.
1877 1 ordinäre 2 Kreuzer Semmel wiegt 90 Gramm.
1 5 Kreuzerlaib Oblassbrot wiegt 898*6 Gramm.
— 119 —
in gleichmässiger Weise abgestuft ist, so dass der Bäcker
jederzeit den gleichen Gewinn gehabt hätte, sondern dass je
höher der Preis stieg, ein desto kleinerer Gewinn heraussah.
Es scheint, dass diese Anordnung den Bäckern die Gleich-
giltigkeit bei einer Preissteigerung verleiden und ihr Geschäfts-
interesse für einen wohlfeilen Preis rege halten sollte. Hatte
man vielleicht in alten Zeiten die Erfahrung gemacht, dass die
Bäcker selbst bei Preiserhöhungen des Getreides nicht un-
betheiligt waren ?^*)
3. Sonderbar ist es, dass in der Scala nur auf eine
Steigerung von 2 zu 2 Schillingen reflectirt wurde, als wenn
der Weizenpreis nur immer regelmässig um 60 Pfennige, nicht
aber um 5^ 10 u. s. w. Pfennige sich hätte erhöhen können.
Eine feste Getreidetaxe gab es ja doch nicht, namentlich bis
1675 nicht für das ungarische Getreide. Wenn also der Preis
zwischen die Stufen der Scala fiel, galt stets die niedere Stufe
für das Brotgewicht und der Bäcker musste von seinem Ge-
winne einbüssen. Kostete z. B. dem Bäcker das Viertel Weizen
1 fl. 1 /^ 20 .1^, so mussle er dennoch das Gewicht geben, als
hätte das Getreide 1 fl. gekostet, wobei er die bedeutende
Einbusse von 50 Pfennigen hatte; denn um 50 Pfennige
konnte man im 17. Jahrhunderte über 6 Pfund Rindfleisch,
oder auch 8 Mass Tischwein kaufen. Die Folge davon konnte
keine andere sein, als dass der Bäcker selbst darauf einwirkte,
den Preis des Getreides bei kleinerer Steigerung gleich um
2 ß höher springen zu machen. Auch die, bei welchen Getreide
zum Verkaufe stand, waren klug genug, den Sachverhalt aus-
zunützen und jede Steigerung, der Scala entsprechend zu
machen, wo sie erwarten konnten, von den Bäckern als Käufern
keinen Widerstand und kein Herabhandeln zu finden. Uebrigens
wurde von ungefähr 1665 an schon auch auf eine Preis-
17 Man erklärte diese ungleiche Abminderung auch damit, dass
hiebei auf den Umstand Rücksicht genommen wäre, dass die Auslagen
f)lr Salz, Brennholz, Arbeitsunkosten auch bei steigenden Getreidepreisen
dieselben blieben.
— 120 —
erhöhung pr. 1 ß Rücksicht genommen und die Tabelle von
1708 führt die Scala in solcher Weise bis zu 3 fl. fort.
4. Endlich ist zu bemerken, dass die Satzung des Brot-
gewichtes niemals ganz dem Preise des Weizens entsprechend,
sondern immer um 2 Schillinge niederer veranschlagt wurde.
Diese Gepflogenheit war so alt, dass weder die Bäcker, noch
der Magistrat mit Sicherheit angeben konnten, was der Grund
derselben sei. Die einen meinten^ das komme daher, weil die
Brotsatzung mit Rücksicht auf das ungarische Getreide gegeben
werde, das seit uralter Zeit um 2 Schillinge billiger im Preise
stand, als das im Lande gebaute, und zwar weil letzteres
schwerer und mehlreicher wäre. Andere gaben an, und dies
dürfte das richtigere sein, es erkläre sich dadurch, dass
10 Viertel Weizen lO'/^ Viertel Mehl geben (zufolge Mahl-
probe in Graz 1666), dieses halbe Viertel den Bäckern zum
Vortheil käme und so die 2 Schillinge einbringe, welche bei
dem minderen Ansätze des Getreidepreises in Abrechnung
gebracht waren.
Wie dem aber auch sei, gewiss ist, dass die Bäcker in
Graz mit dieser Brotsatzuiig nichts weniger als einverstanden
waren, darüber immer klagten und zeitweilig auch remon-
strirten, zumal dann, wenn die Getreidepreise in die Höhe
gingen.
1576 ordnete die Regierung auf eine Beschwerde der
Bäcker eine Untersuchung an. Der Magistrat liess eine Mahl-
und Backprobe anstellen, deren Resultat war: Ein Viertel
Weizen wog ohne Tara 92 % 28 Loth; dieses gab 27 ff
26 Loth Semmelmehl, 47 ff 2^/5 Quintel Poll- und Oblass-
mebl und 22 ff Kleie. Vom Wasser, das zur Teigbereitung
gebraucht wird, blieben nach dem Backen noch im Gebäcke
Uff 11 Loth 3y7 Quintel.
Dies gibt zusammen 89 ff 6 Loth 1 '^'^/•^^ Quintel Gebäcke. Der
Erlös von diesem beträgt nebst dem Ertrage von 9 Kreuzern
für die 22 ff Kleie im Ganzen bei einer Brotsatzung von
1 fl. 2 ;? = 1 fl. 33 kr. 15%8 Heller.
— ^21 —
Die Auslagen waren: 1 Viertel Weizen 1 fl. 15 kr.
Unkosten beim Backen — „ 27 „ 2 ^
Zusammen 1 fl. 42 kr. 2 .«^
Hält man die Einnahme entgegen, so büsste der Bäcker
hiebei 9 kr. ein. Würde das Gewicht auf 1 fl. gegeben, so
betrüge der Schaden sogar 22 kr.
Nehmen wir an, der Bäcker hätte in einem Monate
84 Viertel Getreide verbacken, so hätte er beim Verkaufe des
Brotes einen Verlust von 308 fl. gehabt. Das wäre freilich
himmelschreiend gewesen und hätte der dringendsten Abhilfe
bedurft.
Allein dass diese Probe durchaus nicht ordentlich war,
geht schon daraus hervor, dass 1 gestrichenes Viertel guten
Weizens mindestens um 10 S^ mehr wiegt, als oben angegeben
wurde und dass man damals noch gar nicht das gestrichene,
sondern immer das gehäufelte Mass im Handel und im Ge-
brauche hatte, daher sicher noch 20 Sf Getreide mehr in An-
schlag zu bringen hat; dass also das Quantum Gebäcke,
welches aus einem Viertel erzeugt wird, um ein Bedeutendes
zu gering angegeben war.
Was die Regierung verfügte, ist zwar in Acten nicht
ersichtlich, aber es besteht die Thatsache, dass die ange-
fochtene Brotsatzung bis 1651 ganz unverändert verblieb. Von
da an wurde die Satzung von Schilling zu Schilling gegeben.
Die wichtigste Aenderung trat erst 1715 ein, wo nicht
nur die Scala von einem Groschen zum andern steigend, son-
dern auch die Brotsatzung ohne Abzug der 1 5 kr. dem Weizen-
preise entsprechend gegeben wurde.
Wenn ein Bäcker die Brotsatzung nicht beachtete, zu
leichtes Gebäcke in den Brottisch gab, oder auch die an
manchen Orten von Alters her übliche „Aufgabe* (z. B. wenn
jemand zu Leoben 10 Semmeln kaufte, die unentgeltliche Zu-
gabe einer eilften) nicht leisten wollte, kurz, wenn er sich in
seinem Geschäftsbetriebe einer Benachtheiligung des Publikums
— 122 —
schuldig machte, verfiel er in Strafe, welche der Magistrat,
oder der Stadtrichter, über ihn verhiog.
Unter diesen Strafen nimmt die des sogenannten
„ Schupf ens^ oder ;,Schnellens^ vorerst unsere Aufmerksamkeit
in Anspruch. Die barbarische Weise, die Uebung derselben in
allen deutschen Ländern, und die sonderbare Beschränkung
dieser eben nur auf Bäcker, deutet auf sehr altes Entstehen
derselben. ^^)
Das wesentlichste der Strafe war, dass der Dehnquent
in's Wasser geschleudert wurde, um ein unliebsames Bad zu
nehmen, das jedoch nicht lebensgefährlich werden sollte. Die
Methoden waren daher verschieden. Bei uns in Steiermark
war das Schupfen übUch. In Graz stand die „Bäckerschupfen"
unterhalb der Murbrücke, in Leoben in dem Galten eines
Bürgers, in Judenburg in der Murvorstadt. Eisenerz liess
noch 1713 seine Bäckerschupfen am Leopoldsteiner See neu
errichten.
Der Apparat bestand aus einem balancirenden elastischen
Holzladen, dessen Ende über dem Wasser stand Der Bäcker,
dorthin gesteUt und durch den rasch und gewaltsam aus dem
Gleichgewichte gebrachten Laden in die Höhe geschleudert,
fiel unter dem Hohngelächter und Gejohle des Janhagels in
einer sehr unangenehmen Stellung in den Fluss, wurde aber
alsbald wieder aufgefischt und herausgezogen.
Häufiger traten wohl die Geldstrafen ein. Das mindeste,
was geschehen konnte, war, dass zu kleines Gebäcke weg-
genommen und den armen Leuten im Spitale geschenkt wurde.
Wahrsciieinlich geschah dies nur mit dem Gelderlöse aus dem
1') In der Wiener Marktordnung von 1221 heisst es: Panifices,
«jui violaverint hoc statutum, proiciantur in luteum, nisi tunc ex emptione
peciiniaria per gratiam judicis et civium ezsolvantur. Das Stadtrecht Yon
lü'ems und Stein von 1305 sagt im Punkte 64: Nach altem Herkommen
und Wiener Recht geschehe es „also daz die pechheu werden geschupphct
als von alten fursten ist gewesen recht und ander wandel (Strafgeld) nicht
geben^. (Geschichtsquellen der Stadt Wien I. Abth. I. Band^ Urkunde
XII. u. XXV.)
— 123 —
Gebäcke, sonst wären ja auch die Leute, welche Brot brauchten,
gestraft gewesen. Bei anderen Anlässen wurden ziemlich hohe
Geldstrafen verhängt 1591 wurde zu Leoben einem Bäcker
aufgetragen, ;, stracks mit dem Bretzenbacken anzufangen, bei
Pön von 4 ungarischen Ducaten**. Eben dort wurde ein An-
derer im November desselben Jahres, weil er fortwährend zu
geringes oder gar kein Brot buk, in den „Elosterthurm ge-
schafft**, bis er 50 Ducaten Strafe erlegt hätte. Er blieb vom
13, bis 30. Dezember in Gewahrsam, wo ihm dann auf die
landesübliche Vorbitte seiner Freunde und Angehörigen die
Strafe auf 10 Ducaten ermässigt wurde J'')
Geldstrafen wurden in Graz häufig in Anwendung ge-
bracht, zuweilen auch über die ganze Zunft verhängt, und wenn
dieselbe sich weigerte, mit dem Schupfen gedroht .und endlich
die Zunftmeister auf das Rathhaus gerufen „zum SpieP, d. h.
damit durch das Los mittelst des Würfelspieles entschieden
werde, wer von ihnen geschupft werden sollte. Ein solcher
Vorgang trat z. B. im Jahre 1692 ein, weil die Bäcker be-
treten wurden , dass sie ihren Getreide -Vorrath verschwiegen
hatten, Mangel vorschützten und eine unnatürliche Tbeuerung
aufrecht erhielten.
Die Bäckerschupfe kam selbst im 1 8. Jahrhundeite noch
nicht ab, zu Gilli wurde eine solche 1752 sogar neu gebaut
und mit Geld zu strafen nicht zugelassen.
Während die Bäcker in den Städten das Privilegium des
Geihandels mit ihrem Backwerk seit ältesten Zeiten besassen,
so z. B. in Graz bis auf 3 Meilen im Umfange der Stadt, so
war es auch wieder den Leuten vom Ijande hie und da ge-
stattet, zum Wochenmarkt Brot in die Stadt zum Verkaufe
zu bringen. Für Graz schrieb^ sich diese Freiheit vom Jahre
1377 her, wenn dieselbe nicht noch älter war. Insbesondere
hatten die behausten Schöckelbauem das Recht, Roggenbrot in
der Hauptstadt feil zu haben. Da dieses zumeist schwerer
'') Leobner RathsprotokoU.
— 124 — -
im Gewichte war, als das Brot der Stadtbäcker, so konnte
sich der arme Mann auf billigere .Weise versorgen.
Zu Marburg waren die Stadtbäcker verpflichtet, jähr-
lich durch eine bestimmte Zeit von etwa 4 Wochen das Ge-
treide von der Herrschaft Marburg zu nehmen, ohne dass ihnen
jedoch ein höherer Brotsatz gestattet worden wäre, wenn der
Preis höher gewesen war.
In Cilli, Sachsenfeld, Ttiffer, vielleicht auch an
andern Orten, hatten die Bürgerswitwen das Recht, weisses
und schwarzes Brot zu backen und feil zu haben.
Ihr Brot hiess daher „Weiberstritzel*, und weil demselben
das Brotgewicht nach dem gegupften Cillierschaff gegeben
wurde, während für die Bäcker das gestrichene Schaff mass-
gebend war, so lieferten sie bei gleichem Preise um ein nam-
haftes schwereres Brot, weshalb diese Concurrenz den Bäckern
sehr unliebsam, dem Pubhkum aber sehr zuträgUch war.**)
Zu Hohenegg, Prassberg, Frasslau, Tüffer
und St. Georgen war es den Bürgern seit undenklichen Zeiten
gestattet, Brot feil zu haben, weil sich die Professionisten in
diesen „geldlosen** Orten auf Weinschank und Brotbacken ver-
legen mussten, um leben zu können. Den Bäckern waren nur
die besonderen Gattungen von Brot, wie : Kipfel, Semmel, mürbes
Brot, Trenten u. dergl. vorbehalten,
Windischfeistritz, Tüffer, Wöllan, Schön-
stein und Rann hatten gar keine Bäcker, sondern wurde das
Brot von den Wirthsleuten gebacken und verkauft.
Die Weinwirthe hatten überhaupt, insbesondere in Ober-
steier, das Recht, im Hause gebackenes Brot den Gästen zum
Trünke zu verkaufen. In L e o b e n und Judenburg durften
'^) Laut eines alten Privilegiums war den Bi\rgem in Gilli über-
haupt gestattet: Brotbacken, Verkauf des Weines unter dem Reife, Wirths-
haus oder Weinausschank zu halten, Rindfleisch auszuschroten, Schweine
und „BrOling" zu schlachten, Würste zu machen und feil zu haben, Kerzen
zu verkaufen, mit Getreide an die Säumer zu trafficiren, mit Salz zu
handelu etc.
— 125 —
sie dasselbe auch am Wochenmarkte feil haben. Man hiess
sie ^Nudelbäcker*', wahrscheinlich von der Cylinderform ihres
Gebäckes J 5)
Uebrigens war freilich, wie bei anderen Zünften, auch
bei den Bäckern, das Gewerbe vor jeder Beeinträchtigung von
jedem Unbefugten geschützt und waren die Bäcker mit Recht
stets scharf darauf aus, dass den „Fröttem und Störern *^
das Handwerk gelegt werde.
Schliesslich kann noch im allgemeinen bemerkt werden,
dass die Lage der Bäcker wohl in keiner Stadt so beschwerlich
und bedrängt war, als in der Hauptstadt Graz, daher es ganz
wohl glaublich ist, wenn 1715 die Behauptung ausgesprochen
wurde, es wären in 40 Jahren 60 Bäckermeister trotz alles
Fleisses zu Grunde gegangen.
Besser war jedenfalls das Los der Bäcker am Lande,
insbesondere, wenn der Bäcker selbst im Gemeinderathe sass.
Aflenz hatte viel Processe mit seinem Bäcker und gab es
alle Augenblicke bei dem ^.SchienbandP Anstände. Rad-
kersburg hatte ebenfalls unzufriedene Bäcker, die fort und
fort und sogar bei Hofe Klage führten; daher der Magistrat
(1752) verlangte, man solle ihnen perpetuum silenüum auf-
tragen. Die Brotsatzungen am Lande richteten sich zumeist
nach den localen Massen, so zu Judenburg, Weisskirchen, Unz-
markt, Oberzeiring und Knittelfeld, nach dem Judenburger
Viertel; in Rottenmann nach dem eigenen Viertel; in Murau,
St. Peter am Kammersberg, Oberwölz, St. Lam brecht, nach
der Murauer Mess; zu Schladming nach dem Rottenmanner
Motzen ; zu Admont und Irdning nach ihrem eigenen Viertel ;
zu Maria-Zeil nach dem St. Pöltner Brotsatz mit Zurechnung der
Getreidefracht; in Brück a. d. Mur, Leoben und Umgebung nach
dem Brucker Achtel ; im Mürzthal, mit Ausnahme von Kapfen-
berg, nach dem Grazer Viertel; in St. Gallen und Altenmarkt
nach dem Waidhofner Motzen; zu Eisenerz nach dem Scheibser
'^ Rathsprotokone von Leoben und Judenburg.
— 126 —
Metzen; in Vordernberg nach dem Bergler Viertel. In Kindberg
hatten Kipfel, Bretzen, Rundsemmeln und schwarzes Hausbrot
keinen Satz; wie auch Leoben während der Marktzeit keinen
Brotsatz gab.^*^)
Verhältniss des jährlichen Erträgnisses an Brot-
frucht im Lande zum nothwendigen Bedarfe.
Die Productionsmenge von Weizen und Korn im ganzen
Lande auch nur für ein Jahr des 17. Jahrhundertes zu con-
statiren, ist wegen Mangels an Quellen unmöglicli. Die An-
gaben für die erste Hälfte des gegenwärtigen Jahrhundertes
beziflFern sich jährlich auf 1,137,340 Metzen Weizen und
1,911,663 Metzeu Korn. Allein diese Zahlen sind wegen der
durchaus geänderten Verhältnisse, in Hinsicht der Ausdehnung
des Ackerbaues und der hinzugekommenen neuen Gattungen
von Culturpflanzen für uns, selbst nicht annäherungsweise, zu
verwerthen. Nur dieses möge gleich im vomhinein hiezu be-
merkt werden, dass das angegebene Quantum für den Bedarf
des Landes eben auch nicht zureichte, wie dies im 17. und
18. Jahrhunderte oft genug erfahren wurde, und daher auch
in der Neuzeit eine jährliche Einfuhr zum wenigsten von
600,000 Metzen Brotfrucht aus Ungarn und Kroatien erfor-
derlich war.
Da im 17. Jahrhunderte von dem giiindbesitzenden Adel
im Lande oft genug behauptet wurde, es werde im Lande so
viel Getreide producirt, dass man der ungarischen Einfuhr ganz
entbehren könnte, so hat die Regierung es wiederholt versucht
wenigstens die Getreidemenge zu ermitteln, welche jeder Grund-
besitzer jährlich zum Verkaufe stellen könnte ; allein auch hier
fand dieselbe nur mangelhafte und unzulängliche Auskunft
<*) Hiermit sind freilich noch lange nicht alle Orte aufgezählt und
fehlt auch die genaue Angahc der Taxverhältnisse ; allein wollte ich das
bezügliche Material anführen, würde es den mir in diesen Blättern zu-
gestandenen Raum weit überschreiten und zur Förderung des Thema's
dennoch wonig beitragen.
— 127 —
Da sich die Getreidefrage im wesentlichen nur um Ver-
proviantirung von Graz drehte, so wäre es insbesondere von
Wichtigkeit gewesen, in Erfahrung zu bringen, wie viel Getreide
die Besitzer in guten Jahren nach der Hauptstadt liefern
könnten, aber auch in dieser Beziehung fand sich erst 1673
eine entsprechende Antwort.
In diesem Jahre wurde constatirt, und zwar aus nicht
controlirten Einbekenntnissen der Herrschaftsbesitzer, dass sie
nach Graz zu liefern im Stande wären:
Im Viertel Voran (33 Besitzer) zusammen 12,100 Grazer Viertel
im Viertel zwischen der Mur und Drau
(22 Besitzer) 6,150 „
aus Obersteier (d. i. südwärts von Brück)
(14 Besitzer) 3,550 „ „
endlich was die Bauern mit einander lie-
fern könnten 6,000 „ „
Gesammt-Summe 27,800 Grazer Viertel
Weizen und Korn, also nicht einmal genug, um die Bäcker in
Graz zu versehen, welche mindestens 30,000 Viertel jährlich
brauchten.
Es versteht sich von selbst, dass in den besagten Ge-
genden eine bei weitem bedeutendere Menge Getreide pro-
ducirt wurde, die aber für den eigenen Hausgebrauch bleiben
musste.
Was Radkersburg, Fürstenfeld, Feldbach
betrifft, so haben dieselben schon 1640 der Regierung be-
richtet, dass ihre Bürger nicht genug Gründe besitzen, um
einen Vorrath von Getreide zu erzeugen und dass sie stets
auf die Einfuhr desselben angewiesen seien.
Vom Viertel Cilli erhellt aus einem Berichte* vom
Jahre 1718, dass es nicht nur für sich selbst hinlänglich mit
Getreide versehen war, sondern zumeist auch in die Lage
kam, solches zur Proviantirung der Grenzfestungen zu liefern.
Der Winkel Steiermarks, welcher hinter den beiden
Radel und dem Rcmschnigg liegt war durch seine Lage
-- 128 —
hinter den Bergen vom Getreidehandel ausgeschlossen, wenn
er anders einen Ueberschuss erzeugt hätte.
In Obersteier bestand aber das eigenthümliehe Ver-
bal tniss der ;,ge widmeten Thal er", d. h. sämratliehe
Producte an Getreide, Fleisch, Speclf, Unschlitt und überhaupt
alles, was als Lebensmittel gilt, haben zunächst zum Bedarf
der Bergwerke und was damit zusammenhängt, also, wie wir
heute sagen, der Montanindustrie zu dienen. In den gewidmeten
Thälem galt das Privilegium der Bergwerksbesitzer : Nur das-
jenige darf ausgeführt werden, was von den Bergwerken nicht
benöthigt wird ; es soll daher alles denselben früher zu einem
billigen Preise angeboten werden, bevor man über dasselbe
frei disponiren könnte. Die älteste Urkunde, auf welche man
sich für dieses Vorrecht berief, war ein Patent des Kaisers
Friedrich IV. vom Jahre 1490. Allein offenbar muss der
Rechtsgebrauch auf viel ältere Zeiten zurückzuführen sein,
weil diese Widmung für den Bestand der Bergwerke unum-
gänglich nothwendig war. Bestätigungen dieses Patentes, oder,
da es ohnehin im ganzen unangefochten blieb, Erneuerungen
gewisser Bestimmungen, oder zeitweilig Dispensen „auf Wohl-
gefallen", d. i. bis auf Widerruf, kamen öfters vor, namentlich
durch die Generale vom 8. Juli und 30. October 1561, vom
20. October 1567 und durch Patent vom 23. Februar 1579.
Da die meisten Bergwerke„K a m m e r g u f, d. i. Eigenthum
des Landesiürsten waren, so wachte auch die Regierung genau
über die Rechte derselben und zwar um so mehr, da — nach
einem Ausspruche derselben — die Bergwerke der einzige
Kanal sind , durch welchen dem Lande Geld zufliesst. Es wäre
leicht zu ersehen, dass Untersteier nicht Gestehen könnte, wenn
Obersteier „aufliegt".
Es ist bekannt, dass weder Aussee, noch Eisenerz
und Vordem b er g, die beiden Haupt-Kammergüter, Getreide-
bau haben ; aber auch die naheliegenden Thäler sind nicht im
Stande, ein nennenswerthes Quantum dorthin zu liefern, daher
man sich gewöhnlich um das dort erzeugte Getreide nicht viel
kümmerte. Die Widmung hatte also zunächst wohl nur die
— 129 —
Verproviantirung mit Fleisch im Auge; doch kam es auch
zuweilen vor, dass man auf das Getreide der gewidmeten
Thäler Anspruch machte, weil es eben von auswärts nicht zu
haben war. Die Bezugsquellen werden am entsprechenden
Platze genannt werden.
Welches Erfordemiss die Kammergüter an Lebensmitteln
im 17. Jahrhunderte hatten, soll hier, insoweit möglich,
berichtet werden.
Die Salzpfanne in Aussee, Ischl und G munden
bedurfte jährhch für ihre Leute 12.000 Ochsen; Aussee 18.400
„Halbmetzen" (1 Halbmetzen = 1 gestrichenes Grazer Viertel)
Weizen und Korn und 270 Centner Unschlitt und Schmalz.
Zu Aussee war — nach der 1568 confirmirten Markt-
ordnung — der Getreidehandel nur gewissen Bürgern und den
Müllern gestattet. Was von denselben von Gmunden her über
die Petschen gebracht wurde, durfte nur im Markte und nicht
über den Radling hinüber weiter verkauft werden. Auf jedes
Viertel durfte ein Gewinn von 6 Pfennigen und nicht mehr
geschlagen werden. Gmunden berichtete daher wöchentlich, wie
viel Getreide und zu welchem Preise gekauft wurde und der
Marktrichter in Aussee controlirte wieder den Verkauf. Von
dem Getreide aber, das von steirischer Seite über den Radling
gebracht wurde^ durften pr. Viertel nur 4 Pfennige Gewinn an-
geschlagen werden. Wer sich dabei einer Uebertretung schuldig
machte, wurde um den ganzen Werth des Getreides bestraft.
Die eine Hälfte der „Pön" (des Strafgeldes) fiel dem Markte,
die andere dem Marktrichter zu.
Nach Aussee war (1490) nicht bloss der untere, sondern
auch der obere „Boden^^ (Murboden, Murthal) mit allen an-
grenzenden Thälem und Nebenthälern gewidmet Ueber den
Umkreis des Murbodens wurde aber gestritten. Die weiteste
Auffassung bezog die Thäler von St. Michael ob Leoben bis
über Judenburg in den unteren, die Landgerichtsbezirke
Murau, St Lambrecht, Schladmmg und Wolkenstein in den
oberen Boden ein.
MUtlicU. d. hUt. V«r«lns fBj 8t«i«nn»rk. XXV. Haft, lt77. U
^ 130 —
t)ie „Eisen würzen" (Eisenerz, Innerberg) bezog ilas
Getreide nach der Capitulation von 1625 aus Oesterreich,
nämlich aus Scheibs, Gresten, Steyr und Purgstall, von wo
die österr. Händler kamen und das Eisen und zwar um 24 kr.
theurer, als die Steirer, kauften und mit Getreide zahlten.
Man gab in Eisenerz den Bergarbeitern die Fassung (Getreide,
d i. Mehl und Schmalz) in natura, ob der Preis hoch oder
nieder stand, daher die Kammerverwaltung nicht selten hohen
Verlust hatte. Zum Erzberge waren gewidmet: Kammerthal,
Afienztlial, Mürzthal und der Murboden.
Welchen Bedarf Eisenerz im 17. Jahrhunderte hatte,
konnte ich nicht ermitteln. 1836 betrug die Lieferung dahin
2339 Metzen Weizen, 6138 Metzen Korn, 376 Centner
Schmalz; für das Fuhrwerk 6233 Metzen Hafer, 20 Centner
Schmeer. Für Grubenlichter und Beleuchtung 55 Centner Oel.
Die Gewerkschaft in Vordernberg brauchte jährlich
39.600 Viertel Getreide (also fast so viel als die Bäcker in Graz)
und 288 Ochsen für die Hammermeister. (Obersteier hatte
26 Radwerke und über 100 Hämmer). Der freie Verschleiss
wurde nach Bericht des Amtmannes von Vordemberg » durch
die Gewinnsucht der Particulares" und dadurch, dass viele
eigene Wirthschaft trieben, gehindert.
Nach Eisenerz gehörten auch die Eisenwerke und Hämmer
im unteren Ennsthale, im Paltenthale und in St. Gallen. Man
brauchte dort 12.000 Viertel Weizen, 1250 Viertel Korn und
1300 Viertel Hafer Grazer Mass.
Die Communität in L e o b e n und der Bergbau auf Eisen
im Viertel Obdach konnten ebenfalls von dem Privilegium
der Widmung Gebrauch machen.
Von den Werken in Seckau und Schladming ist
nur bekannt, dass sie die Arbeiter in barem Gelde auszahlten,
daher der Bedarf au Getreide nicht ermittelt werden kann.
Aus Obersteier wurde , wie wir sahen , im allgemeinen
keine Brotfrucht für den Handel nach auswärts erübrigt, nur
auf den erzbischöflich Salzburg'schen Herrschaften im Mur-
boden, H aus uml Baierdorf, blieb von dem Dienst-Getreide
— 131 -
der Unterthanen alljährlich eine uamhafte Menge zur Disposition,
das in guten Jahren nicht in Anspruch genommen, sondern
nach Salzburg ausgeführt wurde.
Wie in Obersteier das Getreide von Oesterreich,
nämlich von Scheibs, Gresten, Purgstall nach Eisenerz, von
Waidhofen an der Ybbs nach St. Gallen, von Wiener-Neustadt
zuweilen auch nach Mürzzuschlag und Neuberg eingeführt
wurde, so brachten es auch die Salzfuhrleute (Säumer) aus
Kärnten, aus dem Murboden und aus Untersteier nach Aussee,
um so einen Gegenhandel zu haben.
In Untersteier aber hatte der Getreidehandel einen
mächtigen Concurrenten an den Ungarn. Die benachbarten
Herrschaften der Esterhazy, Erdödy, Batthiany,
Zriny, Nadasdy u. a. versorgten nicht nur die an der
Grenze liegenden Städte und Märkte, sondern schickten ihr
Getreide bis nach Graz und noch weiter in*s Land. Die Bauern
mussten die Fuhr als Robot leisten, so kam die Verfrachtung
den Herrschaften biUig genug, um den Preis des Getreides nicht
besonders zu erhöhen und da die Bauern auf ihre leichten
Wägen nicht mehr als etwa 10 — 12 Viertel aufluden, so
machten auch die grösstentheils übel beschaffenen Strassen
wenig Beschwer.
Wenn nun aber auch der Weizen, der aus Ungarn kam,
weder so schwer, noch so mehlreich wie der inländische war,
so fand derselbe doch gerne Käufer, da er stets um 15 kr.
billiger war, als dieser.
Namentlich waren die Bäcker in Graz fleissige Abnehmer
desselben und zwar nicht nur wegen des billigeren Preises, wo-
durch sie den Druck, welchen die Brotsatzung übte, einiger-
massen verringern konnten, sondern auch, weil man sie bei
diesem Einkaufe nicht so genau zu controliren vermochte.
Ausserdem war das Landgetreide, welches sie von den Herr-
schaften zu kaufen genöthigt wurden, trotz seines höheren
Preises zuweilen nicht von viel besserer Qualität, als das
ungarische. Das Getreide nämlich, welches bei den Gülten-
besitzem zum Verkaufe stand, war zum grössten Theile nicht
9*
Von diesen selbst gebaut, sondern von ihren Unterthanen als
Garben- oder auch als Sack-Zehent in den herrschaftlichen
Kasten gekommen und hatte daher weder gleichmässige Güte,
noch war es sorgfältig gereinigt und „geputzt".
Genug an dem, thatsächlich kam es insbesondere in
guten Jahren vor, dass die Landesherren ihren Getreidevorrath
nicht an Mann bringen, oder dass sie nicht jenen Preis er-
langen konnten, der ihnen genehm gewesen wäre. Dies zu er-
reichen, wurde mancherlei versucht Gegen die Mitte des
17. Jahrhunderts wurde diese Angelegenheit fast jährlich ein
Gegenstand der Landtage und nicht selten mit den Con-
tributions - BewiUigungen in unmittelbaren Zusammenhang
gebracht.
Der Kaiser hatte, von der Landschaft bedrängt, aber
doch auch das Gemeinwohl der Städte und Märkte und vor
allem der Hauptstadt Graz zu berücksichtigen ; demnach erhielt
die innerösterr. Regierung and Hofkammer widerholt gemes-
senen Auftrag, die Sachlage zu untersuchen, zu prüfen und
einen Ausweg zu finden, dass auf der einen Seite den billigen
Forderungen des landschaftlichen Adels Rechnung getragen,
auf der anderen Seite das Gemeinwesen, namentlich der Bürger,
nicht gedrückt werde, damit — wie Kaiser Leopold L
es öfters kundgab — „jeder sein Stückel Brot habe und die
Anlagen bezahlen könne".
Wäre es nach den Wünschen der Herrschaftsbesitzer
gegangen, so würde das ungarische Getreide entweder vom
Markte ganz ausgeschlossen oder doch mit einem Zoll von
solcher Höhe belegt worden sein, dass es nicht mehr preis-
würdig gewesen wäre. Die Bäcker und die Bewohner von Graz
wären dann gezwungen gewesen, Landgetreide zu kaufen und
der adelige Besitzer, der sich einen bestimmten Satz auf sein
Getreide nicht einmal von der Regierung, viel weniger vom
Stadtmagistrate gefallen liess, hätte die Preise nach Belieben
gestellt und, wie man es auch bei für Preissteigerungen günstigen
Zeiten leider erfuhr, dieselben auf eine Höhe emporgeschraubt,
die dem Gemeinwesen ausnehmend beschwerlich fiel. Man
— 133 —
hatte es im 1 7. Jahrhunderte nur dem festen und beharrlichen
Widerstände der innerösterr. Regierung zu verdanken, dass
der schnöden Gewinnsucht der Grundbesitzer einerseits und
der Bäcker anderseits eine Schranke gesetzt wurde, und so
der Preis der Lebensmittel die meiste Zeit hindurch auf jener
Höhe blieb, die den damaligen Geldverhältnissen angemessen
war. Wie sich die Dinge in kritischen Perioden gestalteten,
welche Gegenmittel man versuchte, welche Missgrüfe man
machte, das wird nun Gegenstand der nachfolgenden Dar-
stellung sein.
Getreide- und Brotpreise von 1600 bis 1674.
Die billigen Jahre, wo das Grazer Viertel Weizen
1 fl. bis lü.2 fi Bchswhrg. kostete, waren schon 1590 zu
Ende gegangen. Fast durch 10 Jahre stand der Preis auf
2 fl. 4' ßy stieg 1600 wegen Missemte auf 3 fl., 1601 sogar in
Mureck auf 4 fl.; sank dann auf l ü. 4 fi und blieb auf
dieser Höhe mit kurzen Schwankungen nm 2 jH auf oder ab,
bis zum Jahre 1622, wo er rasch auf 2 fl., 2 fl. 4 y^, 4 und
sogar 5 fl. stieg.
Wohl hatten die verworrenen Geldverhältnisse , die
schlechten MQnzsorten, die im Umlaufe waren, einiges dazu
beigetragen, die Preise hinaufzutreiben, allein die Hauptschuld
lag bei den Herrschaftsbesitzem , welche, die mindere Ernte
des Jahres 1621 benutzend, ihr Getreide in den Kästen be-
hielten und dasselbe nur bei steigender Noth und Nachfrage
um stets höhere Preise ablassen wollten. Die Regierung erliess
freilich am 22. JuU 1622 an den Landeshauptmann den Auf-
trag, diesen Wucher der Herrschaften abzustellen ; allein wenn
auch derselbe, gestützt auf das Landesrecht, dem Adel in
gewissen Dingen befehlen konnte, so reichte seine Macht-
vollkommenheit doch nicht so weit, um demselben eine
Getreidetaxe vorschreiben zu können und selbst, wenn er es
vermocht hätte, so war der Weg von Graz zu den Schlössern
und Burgen so weit, dass die Herren sich durchaus nicht
— 134 —
beeilen zu dürfen meinten, wenn der Befehl ihren Wünschen
nicht entsprach. Daher sanken die Getreidepreise, wiewohl die
Ernte 1622 ziemlich gut gerieth und wiewohl die Ungarn und
Kroaten 1623 ziemlich viel Weizen und Korn nach Graz
brachten, nur um ein weniges. Diesmal Utten darunter ins-
besondere die Hofoffiziere (Beamten), weil der Bürgermeister
und der Rath der Stadt Graz (diesen nicht besonders hold)
ausser den Bürgern niemanden von den Kroaten zu kaufen
erlaubte.
Ein Regierungsbefehl behob zwar diese Beschränkung,
aber die Weizenpreise hielten sich bis 1630 auf der Höhe von
2 fl, 4 /?, und als dieselben 1633 auf 1 fl. 4 /f, dann 1635
auf l ü. 2 Ji herabgingen, gefiel dem Adel dieser wohlfeile
Preis so wenig, dass er alles in Bewegung setzte ^ um beim
Kaiser zu erlangen, dass 1637, zunächst versuchsweise, ein
Aufschlag von 8 kr. auf jedes von Ungarn eingeführte Viertel
Weizen gelegt wurde. Da aber in Folge dessen der Preis
bald bis auf 4 fl. stieg ; so wurde der Aufschlag alsbald wieder
aufgehoben, worauf der Preis wieder auf 1 fl. 45 kr. bis 2 fl.
15 kr. kam.
Als die Getreide-Herren im Dezember 1640 im Landtage
zusammenkamen, fand die Klage, dass es am Gelde fehle,
bei allen ein treues Echo, es wurde daher der Beschluss ge-
fasst, die Sperre der ungarischen Einfuhr zu einer
Landtagsangelegenheit zu machen. Man erhob bei dem Kaiser
die Beschwerde, es fehle allerorts am Gelde, woran zumeist
die grosse Contribution die Schuld trage. Man müsse zwar
immer zahlen, aber seit Jahren sei kein Versuch gemacht
worden, Geld in's Land zu bringen. Das eine der diesbezüg-
lichen Mittel, die „Eisenhandlung^, habe wegen der 20
Jahre langen „Kriegs-Pressura zurückgeschlagen** und nunmehr
„erliege^ dieselbe ganz; das andere Mittel, der Getreide-
verkauf der Stände, werde^^durch die ungarische Einfuhr ge-
schädigt. Durch diese würde das noch vorhandene Geld nach
und nach „zusammengerappelt^ und ausser Landes gefbihrt.
Dadurch bliebe das Landgetreide unverkauft liegen und ver-
— 135 —
derbe. Soll das Landgetreide wieder einen Werth erhalten
und das Geld im Lande bleiben, so mttsste die Einfuhr aus
Ungarn aufgehoben werden.
Würde man dagegen einwenden, dass hiedurch das kaiser-
liche Kammergefälle geschmälert werde, indem dann Eisen und
Salz keine Abnehmer fände, so sei zu bedenken, Eisen mtlssten
die Ungarn jedenfalls aus Steiermark beziehen, Salz aber wQrde
ohnehin wenig ausgeführt ^ da sie das wohlfeilere ;, türkische''
Salz haben und dieses sogar nach Steiermark führen.^')
Wenn aber die Bewohner nach Aufhören der ungarischen
Zufuhr durch eine kleine Steigerung des Preises „aggravirt''
würden, so müssten sie sich dieses aus Vaterlandsliebe ge-
fallen lassen und den Landsleuten einen kleinen Gewinn lieber
gönnen, als den Fremden.
Hierauf gestützt, verlangte die Landschaft, die Regierung
möchte die Sperre der ungarischen Einfuhr auf 2 Jahre ver-
suchsweise anordnen. Der Landeshauptmann rieth zu diesem
Versuche ein; aber die Städte, um ihre Aeusserung befragt,
waren einstimmig dagegen. Die Stadtbehörde von Graz be-
merkte, einige würden sich bereichern, hunderte verarmen.
Radkersburg erklärte, eine solche Sperre nicht
14 Tage, viel weniger 2 Jahre ertragen zu können. Der
Bürger und der gemeine Mann sei an den Wochenmarkt ge-
wiesen, wo die Ungarn nicht nur Getreide, sondern auch
Schmalz, Brot, Griesmehl u. A. zu billigen Preisen brächten.
Das alles erlange man im Tauschhandel und käme hiebei die
Mauth nicht zu kurz. Würde man die Ungarn ausschliessen,
so wäre dies um so unkluger, da sie ohnehin den Deutschen
nicht wohl affectionirt seien.
Pettau und Marburg äusserten sich entgegen, weil
sie für ihren Handel mit Honig und Häuten u. A. Schaden
17) Türkisches Salz, d. i. Seesalz, aber auch Steinsalz aus Rumänien
wurde nach Pettau, Radkersburg, Gleichenberg, Hainfeld, Pertelstein,
Eapfenstein, kurz an alle Orte nahe an der ungarischen Grenze gebracht
und trotz strenger Verbote und scharfer Ueberwachung noch 1680 und
1690 cingeschwärzt und bis in die Mitte des Lauiled vecliaadelt.
— 1 36 —
befürchteten. Fürsten feld und Feldbach aber behaup-
teten, sie könnten nicht existiren, wenn sie nicht billiges Ge-
treide von den Ungarn erhalten.
Daher sprach sich denn auch die Regierung am 20. März
1641 unbedingt gegen die Sperre der Einfuhr aus nach dem
Grundsatze: „Es ist das commodum publicum dem privato
(des Adels) vorzuziehen." Dieselbe bemerkte auch in sehr
zutreffender Weise, wäre die Sperre schon in guten Zeiten vom
Uebel, so würde sie in Zeiten des Mangels noch verderblicher
werden.
Wie viele Schuld aber bei den Herrschaftsbesitzern selbst
lag, wenn sie ihr Getreide nicht in entsprechender Weise ver-
silbern konnten, wird aus dem Handel einleuchten, welcher
1 64 1 zwischen diesen und den Kammergütem entstanden war.
Die Landschaft hatte sich beschwert, dass A u s s e e und
die Eisenwurzen, Inner- und Vordernberg, das
Getreide nicht aus den gewidmeten Thälern, sondern in grosser
Zahl aus Kärnten und dem Lande ob der Enns bezögen, wo -
durch das Getreide der „Herren und Landleute erliege, er-
alte und ermottle*". Diese stellten daher das Verlangen, dass
man dasselbe nur in ihren Thälern kaufe, oder ihnen aber
ein für allemal bewillige, es wo immerhin zu versilbern.
Man beachte nun die Antworten aus den Kammergütem.
Das Hallamt Aussee gibt allerdings zu, dass eine grosse
Anzahl Getreide von Unter-Oesterreich , vom Lande ob der
Enns und von Kärnten durch die Salzfuhrleute und Säumer
gebracht werde, weil diese ohne Gegenfuhr und Gegenhandel
eben so wenig bestehen könnten, wie die einheimischen Fuhr-
leute, welche mit dem Salz hinaushandeln. Würde dies auf-
gehoben,^ so würde der ganze Handel zum Schaden des Hall-
amtes gestört. Um aber dem Verlangen der Adeligen einiger-
massen gerecht zu werden, macht das Hallamt den Vorschlag,
dieselben sollten ihr Getreide in dem Kammergebiete feil bieten
und würde dasselbe dessen nicht bedürfen, so sollte ihnen ohne
Weiteres der freie Handel auswärts gestattet sein.
- 137 —
Der Kammergrat in Eisenerz beruft sich auf die Ca-
pitulation von 1625, wodurch man obligirt ist, das schwere
Getreide aus Mangel an Geld vermittelst eines Stichhandels
von „Herth, Graglach und Wasch werk" von den incorporirten
Proviantmärkten in Oesterreich, Scheibs, Purgstall, Gresten,
Steyr und Waidhofen zu nehmen. Hafer werde jedoch alle-
zeit von den „Herren und Landleuten" Admont, Seckau, Göss,
Kaisersperg, Massenberg, Reifenstein und von den Pfarrern zu
Pols und Brück verkauft. Alle Gewerkschaften baten, man
möchte sie vor Neuerungen und bösen Consequenzen schützen.
Der Eanunergraf fügte erklärend bei, die Beschwerden
der Landschaft entsprängen allein daher, dass der Eisen- und
Stahl- Verschleiss in das Reich wegen des Krieges damieder-
liege. Die Gewerken müssten nunmehr in das achte Jahr ihres
Erträgnisses entrathen und hätten noch dazu eine Schuld von
90,000 fl. machen müssen, damit die Radgewerks-Wirthschaft
nicht in schädliches Feiern und Aufliegen gekommen wäre.
Würde mit dem I rieden der Verschleiss sich wieder eröffnen,
würden die Werkgaden wieder in grösserer Zahl in Betrieb
gesetzt werden, dann würde auch wieder mehr Proviant ge-
braucht werden und vor anderem das obersteirische Getreide,
welches mehlreicher und ergiebiger ist, als das österreichische;
dann würde man auch in den gewidmeten Thälem kaufen
können und nicht draussen in Oesterreich auf langes Borgen.
Bedingter Weise gestehe man daher der Landschaft den
freien Getreidehandel auf so lange zu , als man ihr Getreide
nicht bedürfte; aber „totaliter für alle Zeit"*, dies könnte nicht
gestattet werden, da die alte kaiserliche und landesfürstliche
Satz-Proviant-Ordnung, wie sie das Generale von 1602 pu-
blicirte, durchaus entgegenstünde.
Was der Kammergraf nur verblümt andeutete, das sprachen
die Radmeister inVordernberg offen aus : Es ist unwahr,
dass Vordemberg sein Getreide nicht in den gewidmeten Thälem
kaufen will. Nur 1623 bis 1626 geschah dies, weil es im
Lande nicht zu haben war Aber es ist in dieser schweren
Zeit des damiederliegenden Eisenhandels zu beklagen, dass
— 138 —
die Herrschaften ihr Getreide nur gegen baares Geld geben.
Wenn man frage, erhalte man die Antwort^ um so hohen Preis
und nicht anders sei es feil ; wolle man diesen nicht bezahlen,
so würde es anders wohin verkauft. Der Preis wird aber von
ihnen höher gestellt, als er sonst im Lande ist, und wie es
andere Leute kaufen. Warum aber sollten die Radmeister
theurer, als andere, kaufen? In Zukunft mttsste man auch
wirklich den Proviant zur Erhaltung der armen Bergarbeiter
wo anders kaufen. Eben deshalb bitten die Radgewerken nicht
nur, dass den Herrschaften der freie Handel verwehrt würde,
sondern dass sie vielmehr angehalten würden, ihnen den
Proviant zu einem „gerechten* und üblichen Preise zu über-
lassen, oder ihn auf die Wochenmärkte zu bringen.
Der Amtmann in Vordemberg berichtet bestätigend hiezu,
dass einige Adeligen die Widmung der Thäler nicht zugestehen
wollten, selbst freien Handel trieben, oder doch den Ueber-
reitern bei Betretung von Contrebande keine Assistenz leisteten .
Seit den 12 Jahren, dass er amtire, würden alle Viktualien in
den Thälern gekauft. Nur 1622 und 1623 sei dies nicht ge-
schehen, weil die Radmeister das Getreide dort, wiewohl kein
Missjahr war, nicht bekamen, theils weil die Herren es in Er-
wartung einer theueren Zeit in den Kästen zurückbehielten,
theils weil sie es anders wohin verkauft hatten.
Damals wurde es zu Wiener-Neustadt gekauft und 15
Meilen weit mit grossen Unkosten nach Vordernberg verführt.
Aber die Herrschaften hätten auch die Preise zu hoch gestellt.
1641 verkauften sie das Grazer Viertel Hafer in Vordeniberg
am 45 kr. und Korn um 1 fl. 1 5 kr. und nicht biiUger, während
man zu Graz Hafer mit 30 — 33 kr. und Korn mit 45 kr,
bezahlte. In Oesterreich und Ungarn wäre es noch billiger und
nach Aussee brächte man es sogar von Kärnten zu billigerem
Preise, als es in den gewidmeten Thälern ausgeboten würde.
Wenn daher der Adel freien Handel ansuche, wohin will er
dann mit seinem Getreide ? Allein es sei nicht auf jetzt, son-
dern auf eine etwa künftige Theuerung abgesehen. Leider eine
traurige Speculation auf armer Leute Kosten. Man soll daher
— 139 —
demselben die Ueberschätzung des Getreides nicht gestatten,
noch weniger zulassen, dass sie von einer Zeit auf die andere
auf eine Theuerung zuwarten. Am besten wäre es, die Land-
schaft totaliter abzuweisen und zu befehlen, dass sie ihre
„Pfennwerth^ in den Thälem zu billigem und gerechtem Werthe
geben.
Auf diese Berichte gestützt, verordnete die Regierung,
die Adeligen sollten ihr Getreide den Eammergütem jederzeit
anfeilen und wenn diese es nicht kaufen wollten, eine Be-
scheinigungs-BoUette darüber erhalten, dann könnten sie damit
handeln, wohin sie wollten.
Dagegen brachte der Landtag 1642 einen neuen Vor-
schlag, nämlich Sperre der Getreide-Einfuhr auf eine gewisse
Zeit, oder einen Aufschlag auf das ungarische Getreide, auf
ein Viertel Weizen 6, TCorn 4 — 5 und Hafer 3 kr. Die Re-
gierung stellte sich jedoch dagegen mit dem Einwände, dass
hiedurch Ungarn nur disgustirt und uns in Zeit des Miss-
wachses stecken lassen würde; dass aber ein Aufschlag
nicht dem Ungar, sondern dem aimen Manne zur Last fallen
würde. Die „raggione di stato verlange die Zufuhr zu den
Hauptstädten zu fördern, nicht zu sperren".
Schon 1644 kam man in die Lage, die Folgen zu er-
fahren, wenn aus Ungarn kein Getreide kam; denn da dieses
wegen der Pestseuche gesperrte Pässe erhielt, entstand alsbald
ein Getreidemangel. Als nun 1645 wegen des Einbruches des
Feindes in Oesterreich auch Besorgnisse fQr Graz entstanden,
die Errichtung eines Proviantmagazins in der Stadt anbefohlen
wurde, stiegen die Getreidepreise alsbald auf 2 fl. 30 kr. und
behaupteten sich auch noch das nächste Jahr auf dieser Höhe,
wiewohl kein Getreidemangel bestand. Die Stadt Graz hätte
1646 bald Brotmangel gehabt, an der Pest Utt sie ohnehin,
weil die Herrschaften (Eggenberg, Rindsmaul und Rottal), an-
geblich wegen Furcht vor der Seuche, das bereits contract-
mässig zugesagte Getreide nicht abliefern wollten. Die Bäcker
behaupteten aber, dies sei nur ein Deckmantel, um den Weizen-
preis zu steigern.
— 140 —
Hier niuss nebenbei bemerkt werden, dass in den Hof-
kammeracten von 1645 ein Gesuch der Stadt Graz vorliegt
man sollte ihr wieder die Disposition über das Brotgewicht
überlassen, wie es früher gewesen w&re. Die Zeit aber, wann
die Regierung die Anordnung des Brotgewichtes in ihre Hände
nahm, — es geschah über Anlangen der Landschaft — liegt
in Acten nicht vor. ^^ Es dürfte jedoch in eine Periode ge-
fallen sein, wo der Stadtmagistrat den Bäckern gegenüber zu
nachgiebig gewesen sein mochte.
1649 und die ganze Reihe der Fün&iger - Jahre hin-
durch standen die Getreidepreise billig, 1652 und 1658 auf
kürzere Zeit bei 2 fl., auch 2 fl. 30 kr., sonst aber zumeist
zu 1 fl. 30 kr. Gute oder doch mittlere Ernte und die regel-
mässige Zufuhr durch die Ungarn bewirkten diesen günstigen
Stand. Aber weil eben die Zufuhr reichlich war, begannen die
Bäcker die Ungarn am Marktplatze warten zu lassen und
drückten ihnen dann den Weizen um Spottpreise ab, bis der
Magistrat im Interesse eines geregelten, der Zufuhr förderlichen
Marktes dieses unlautere Vorgehen verbot
Am 24. November 1650 bestätigte Ferdinand III. die
alte Bäckerordnung von 1603, ohne dass die Bäcker
etwas dagegen einzuwenden hatten. So gingen denn die Dinge
ihren geregelten Gang, bis dann 1661, noch mehr 1663 bis
1665 der Weizen zu Zeiten bis 3 fl. stieg und erst 1666
wieder auf 2 fl. 15 kr. fiel. Das war eine böse Zeit für die
Bäcker, denn — wie man aus der Satzordnung ersehen wird —
war bei einem Preise von 3 fl. der den Bäckern gelassene
Nutzen ausserordentlich klein. Bei dem ersten Fallen der
Weizen - Preise 1666 verringerte die Regierung den Brotsatz
und ging bis auf 14, im August sogar bis auf 12 y^ herab;
stellte endlich auf Protest der Bäcker den Satz auf 14 y^ blieb
aber hartnäckig bei diesem^ wiewohl die Bäcker behaupteten,
1^) Erst im Jahre 1709 wurde dem Stadtmagistrate auf dessen
Ansuchen die Stellung der Brodsatzung wieder überlassen, der Regierung
jedoch die Oberaufsicht vorbehalten.
— 141 —
sie müssten selbst das ungarische Getreide um 16 /? kaufen.
Hiebei erw&hnten dieselben freilich nichts davon, dass sie noch
bei 2000 Viertel Weizen im Vorrath hatten, den sie um
etliche 20 Groschen (mit den Ungarn wurde gewöhnlich in
Groschen gehandelt) erkauft hatten. Auch der „Haiden^ (das
Haidekorn, Buchweizen), ein Hauptnahrungsmittel des Land-
volkes in Untersteier, war gut gerathen.
Der Hauptgrund aber, warum die Regierung wirklich mit
einiger Unbilligkeit gegen die Bäcker auf dem niederen Satze
beharrte, beruhte auf der Ansicht des Stadtmagistrates von
Graz, dass man auf diese Weise zu billigerem Getreidepreise
kommen würde ; denn würde man den Bäckern einen höheren
Brotsatz gestatten, so würden die „Traidtherren^ nach diesem
Satze mit dem Preise hinauffahren, wenn man aber geringeres
Gewicht gäbe, würden sie sich zu niederen Preisen accomodiren.
So versuchte es denn die Regierung durch einen Druck
auf den Brotsatz, einen Druck auf die Getreidepreise auszu-
üben, ohne zu beachten , dass sie hiermit selbst gegen den
Punkt 14 der Bäckerordnung sündigte, welcher lautete: „Die
ordentliche gebräuchliche Brotwage soll nach dem Land- und
Haupt-Getreide und nicht nach dem geringen monaüich in die
Brottische gegeben werden. Bei dieser ist zu verbleiben und
es ist nicht erlaubt, um eine Verringerung oder Vermehrung
anzuhalten, ob auch das Getreide auf- oder abschlage, sondern
in dem Werthe, in welchem dasselbe gekauft wurde, in eben
diesem ist es auszubacken."
Die Folge davon war, dass die Bäcker sich in anderer
Weise zu revangiren suchten, am 18. Jänner 1667 kein Brot
zum Verkaufe stellten und die Semmeln so schwarz buken,
dass sie aussahen, wie die „Röggeln*' (Roggenbrot in kleinen
Laiben).
Die Bäcker beriefen sich zur Entschuldigung ausser auf
ihre Ordnung auch auf den Umstand, dass Holz und Salz
— 142 —
theuerer *") geworden sei und dass sie verarmen müssten,
wenn der Satz nicht erhöht würde. So gab denn die Regierung
nach^ stellte den Satz auf 16 y^. Als die Preise fielen, kam
derselbe im Juni auf 13 und als das Haidekom missrieth und
wegen schlechter Wege die Zufuhr ausblieb, im November
wieder auf \^ ß.
Der Landeshauptmann, von der Regierung über diese
neuerlich^ Steigerung zu Rathe gezogen, meinte, die Bäcker
kaufen nicht zur rechten Zeit vor und melden auch ihren
Kauf nicht ehrlich an. Es sei auch kein Getreidemangel, son-
dern nur wegen des schlechten Wetters weniger Zufuhr. „Er
könne den Herren, die ohnehin mit schwerer Conthbution be-
legt seien, keinen Werth präfigiren." Abhilfe würde die Er-
richtung eines Magazinshauses geben.
Auch 1668 war das Jahr gut, ungarischer Weizen stand
im März zu 12 ß, Landweizen um 16 y^ im Preise, der Brot-
satz war auf 13 ^ gestellt; allein die Bäckermeister buken
nur schwarze Semmeln, denn, sagten sie, der ungarische Weizen
gäbe keine weissen.
Auch protestirten die Bäcker dagegen, dass ein „ver-
dorbener Back marbe Beigl'' (ein mürbes weisses Gebäck in
Ringform) backe und unter dem Murthore verkaufe, das Ver-
stösse gegen ihre Privilegien, sei eine neue Gebäcksform, die
nicht eingeführt werden dürfe ; nur lange Semmeln und Roggen-
brot sei erlaubt, wie auch die Schöckelbäuerinnen ihr schwarzes
Brot unverwehrt auf der Schanze verkaufen könnten. Die Stadt
und die Regierung bewilligten aber das neue Gebäck und als
der Verfertiger 1673 nachwies, dass er dabei nicht bestehen
könnte, auch noch den Verkauf eines anderen neuen Gebäckes,
das unter dem Namen „Trenten* (wahrscheinlich Milch-
brot) ging.
Trotz der billigen Getreidepreise wurden 1668 Mehl und
Kleie am Markte um die alten Preise verkauft
^^) Die Bäcker gaben an, 1576, wo man ihnen die Gewichtsordnimg
gegeben habe, hatte die Klafter Holz 30 kr. und das Fuder Salz 1 fl.
gekostet, jetzt aber koste das Holz 1 fl. 7 kr. 2 iS und Salz 1 fl. 30 kr.
— US —
Aus diesen etwas ausführlicher gegebenen Daten ist zu
ersehen, wie eben die Gewerbsieute selbst in billigen Zeiten
durch allerlei Praktiken einen höheren Gewinn herauszuschlagen
suchten, als es billig war und dass die Regierung im Allgemeinen
Recht hatte, wenn sie, wie man zu sagen pfl^t, dem Bäcker-
handwerk den Daumen auf das Auge drückte.
Dieses Verfahren fand 1668 ganz unerwartet seine be-
sondere Rechtfertigung. Als nämlich die Regierung ^o) eine
neue Ordnung für die r Beschreibung** des von den Bäckern
angekauften Getreides einführte, da zeigte es sich, dass die
Bäcker seit lange her (100 Jahren) niemals alles Getreide
und- das daraus verfertigte Brot ordentlich angesagt hatten,
z. B. nichts von dem , was sie von Bürgern in Graz oder in
der nächsten Nähe gekauft hatten. Nun wurde auf einmal in
wenigen Monaten mehr verbacken, als sonst in einem ganzen
Jahre. Selbstverständlich wurden die Bäcker mit Strafe belegt,
die in Anbetracht des Betruges mit 50 Thalem milde genug
bemessen war.
1669 wurde der Brotsatz auf 11, 1670 auf 10 ;? gestellt,
weil Steiermark und Ungarn seit Jahren mit Getreide reichlich
gesegnet waren.
Die Bäcker wollten freilich einen so niedrigen Satz un-
begreiflich finden und meinten, die Ungarn würden bei dieser
Wohlfeilheit aufhören, Getreide zu bringen ; es gäbe auch viele
Vorkäufer, daher bekämen sie selbst (?) das Getreide nicht so
billig; das Landgetreide ^ was allein weisses Semmelgebäck
gebe, wäre ohnehin theurer.
*o) Ich miiss so oft von der „Regierung^ sprechen und finde es daher
nothwendig, diese Bezeichnung näher zu erklären. Es ist stets die inner-
österreichische Regierung zn verstehen, wie sie Karl II. 1565 organisirt
hatte und wie sie nach der Instruction vom 10. März 1678 zusammen-
gesetzt war, nämlich aus einem Statthalter, einem Kanzler, 19 Käthen
und 3 Hofkammerräthen, fast sämmtlich aus Männern bestehend, die weder
Besitzer von im Lande liegenden Nutzungen, noch Mitglieder der steie-
rischen Landschaft waren.
— 144 —
Die günstigen Getreidejahre hatten die Kästen der Herr-
schaften gefüllt, aber dafür gefiel denselben weder der billige
Preis, der ihnen angeboten wurde, noch war auch die Nach-
frage so lebhaft, als sie es gewünscht hatten; so wurde denn
am Landtage 1670 das alte Petitum wieder auf das Tapet ge-
bracht und verlangt, entweder Abstellung der unga-
rischen Einfuhr, oder ein Aufschlag von 3 y^ auf
1 Viertel Weizen, von 2 /f auf 1 Viertel Korn. Von Gründen
dafür wurde nicht viel neues beigebracht: Das inländische
Getreide „verschlage", das Geld gehe ausser Land den Türken
zu, während die Raison fordere, dass es im Lande bleibe. Das
Getreide bleibe den Herrschaften im Kasten ; erst beim Mangel
der ungarischen Zufuhr und bei Theuerung müssten sie es
gewissennassen mit Gewalt hergeben. Es sei unwahr, dass der
Bürger bei etwas mehr theuerem Getreide leide, gerade der
Bauer leide mehr als der Bürger; er behelfe sich das ganze
Jahr hindurch mit „türkischen Weizen '^ (?), Buchweizen
und Hirse, damit er sein schweres Getreide zur Bezahlung der
Landesanlagen verkaufen könne, der Bürger aber stelle die
Preise seiner Hantirung nicht billiger, wenn auch das Getreide
wohlfeiler zu haben sei. Endlich könnten sich die Ungarn
nicht aufhalten, wenn sie einen Aufschlag erlitten, da auch die
Steirer in Ungarn bei Feilschaft und Weinbauden „Dreissigsten'^
zahlen müssten.
Auch die Einwendungen des magistratlichen Gutachtens
enthielten kaum einen neuen Gedanken. Unter allem traf
wohl am schlagendsten zu : die Erfahrung lehre, dass bei einem
Ausbleiben der ungarischen Zufuhr auch nur auf kurze Zeit
der Preis des inländischen Getreides in die Höhe getrieben
werde. Es wurde auch ziffermässig nachgewiesen, dass die
Grazer Bäcker jährlich über 40.000 Viertel Weizen und Korn
verbrauchen, wobei nicht eingerechnet sei, was Klöster und
Private verbacken und was an Mehl in der Küche verbraucht
werde. Die Herrschaften, und es könnten nur die im Viertel
Vo r a u in Rechnung gebracht werden, seien bei weitem nicht
im Stande, diesen Bedarf zu decken.
I >
- 146 -
Wollte man jedoch eine Auflage auf das ungarische Cre«
treide setzen, so wäre dies nur eine neue perpetuirliche Con-
tribution, deren ohnehin schon so viele seien, dass der gemeine
Mann, sie kaum zu erschwingen vermag.
Die Regierung schloss sich diesen Gründen an und be-
hauptete ihren schon vor 30 Jahren erklärten Standpunkt, dass
die freie Einfuhr für das Wohl des Gremeinwesens wesentlich
sei, 9 zuvörderst, weil die Landschaft auf ihr Getreide keinen
Satz geben und annehmen wolle, da ihr doch das Viertel gutes
Getreide um 2 Schillinge höher als den Ungarn zu bezahlen
verstattet würde".
Als der Adel sah, dass er durch Landtags-Propositionen
wenig erreichen konnte, da dieselben im Wege der Regierungs-
gutachten stets eine ungünstige Beleuchtung erhielten, so suchte
er das Ohr des Kaisers unmittelbar für sich zu gewinnen.
Die Folge davon war, dass 1672 von Wien aus eine Auffor-
derung an die i. ö. Regierung herabgelangte, über den Sach-
verhalt Bericht zu erstatten: Es sollen nämlich Ungarn und
Kroaten eine grosse Menge Getreide, allerhand Vieh und son-
derlich sehr viel Schweme, auch Speck, Schmalz, Käse und
andere Victualien einführen und dadurch die armen Land-
bewohner in ihren Producten schädigen. Es wird die Anfrage
gestellt, ob man auf alles dies nicht eine Mauth schlagen
und die Einnahme zur Fortification des Landes verwenden
könnte.
Der Bürgermeister der Stadt Graz, zu Bericht auf-
gefordert, erklärte: „Diese Angaben sind nicht richtig''. So wie
die Bauern nicht genug Getreide bauen^^), ebenso steht es
mit dem Schlachtviehe. Es ist unter hundert Bauern kaum
einer, der jährlich 1 oder 2 Ochsen für den Verkauf mästet,
oder Mastschweine hält. Wenn nicht die Ungarn kämen, so
würde Graz und die umliegende Bauernschaft Mangel an Fleisch
'>) Der BOrgermeiBter fasste den Ausdruck „arme Landbewohner"
fn zu engem Sinne auf und spricht daher von den Bauern zuerst; aber
die Landschaft hatte zunächst nicht diese, sondern die Gultenbesitzer
im Auge.
Mlttbrtl. dn kUt. VnMn9 f. Stotoraiwk, XXV. Haft, 1877. 10
[
— 146 —
und „Vermachet" (Sdiweinfett) leiden. Was will man vom Schmalz
sagen, da die Unterthanen nicht so viel erzeugen, dass sie ihren
„ßrein" immer damit vermachen könnten; deren Elend und
Unvermögen sei ohnehin jedermann bekannt. Zudem könnte
jeder Bau«r seinen Speck u. A. in Graz gut verkaufen, wenn
er ihn zu billigem Werthe schätze."
^Auch die Herrschaften würden durch die Einfuhr nicht
leiden, wenn sie nur billig verkaufen wollten. Man sollte die
Herrschaften mit Namen nennen, welche ihre Pfennwerth hier
in Graz nicht um einen billigen Preis hätten anbringen können. "
„Eine Mauth würde ja doch auf die Waare geschlagen
und vertheuert diese, was der arme Mann büssen muss. Eine
Mauth brauche ein Mauthhaus, einen Mauthner, wenigstens 2
Uebergeher, mache also Unkosten, welche dieselbe kaum tragen
dürfte." (1676 weiset der Magistrat nach, dass bei einer Ein-
fuhr von 1 9,000—20,000 Viertel Getreide das ganze Erträgniss
nicht viel über 300 fl. wäre.)
„Die Folge derselben wäre also viel Ungelegenheit wenig
Einnahme, wohl aber Fluch und Theuerung."
Mittlerweile war Kaiser Leopold 1673 mit seiner
Braut Claudia Felicitas nach Graz gekommen, hatte hier sein
Beilager gehalten und längere Zeit verweilt. Bei dieser Ge-
legenheit erfuhr er es selbst, dass die Herrschaften das Ge-
treide übertheuern, indem ihm sogar kaiserUche „Minister"
(Herren, die Erblandhofämter bekleiden) und Kämmerer den
Hafer zu theuer verkauften. Daher fiel die Wagschale gegen die
Landtagsforderung und wurde mit Generale vom 13. Jänner
1674 die freie Einfuhr aus Ungarn aufrecht erhalten.
Dass dies nur sehr kurze Zeit dauerte, werden wir gleich
sehen, nachdem einiges wenige über die Brotpreise nachge-
tragen wurde.
Im Mai 1670 war der ungarische Weizen auf 28 Groschen
gekommen, das Landgetreide auf 1 fl. 30 kr., die Regierung
stellte den Brotsatz auf 1 fl. 15 kr.; die Stadt plaidirte für
11 y^ (1 fl. 22 kr. 2 /Ä), was nicht bewilligt wurde, bis der
Adel im November, wo die Ungarn gewöhnlich nicht mehr zu-
— 147 —
fuhren, 14— 1(> ß forderte und daher der Satz auf \2 ß er-
höht wurde.
Im Februar 1671 kamen die Ungarn wieder, die Preise
fielen, mit denselben der Brotsatz auf 11, im Mai auf 10 ß.
Natürlicher Weise hatten die Bäcker Einwendungen zu machen,
weil man ihnen wirklich nur knappen Gewinn gestattete. Dies
geschah selbst bei den Bretzen.
Seit Jahren hatten die Bäcker 8 Bretzen aus dem Teige
gemacht, der auf 4 Pfennige Werth berechnet war, die zu
1 Pfennig verkauft wurden, wodurch eine Kreuzer - Semmel
8 Bretzen gleichgestellt wurde. Nun befahl die Regierung,
6 Bretzen im Gewichte einer Semmel backen und blieb dabei,
wiewohl die Bäcker unter anderen Einwänden nachwiesen, dass
6 Bretzen ausgebacken um 4 Loth weniger wiegen würden, als
eine Kreuzer-Semmel, wenn sie nicht zu ihrem Schaden 4 Loth
Teig beifügen. Dies käme daher, „weil die Bretzen ganz klein
ausgelengt werden müssten, wie Biskotten ausgedörrt würden
und meist lauter Rinde hätten, daher sie ein Jahr alt werden
könnten^.
1672 wurde im Jänner der Brotsatz zu 10 /f gegeben,
wogegen sich die Bäcker beschwerten, da im September, Ok-
tober und November des vorigen Jahres der Weizen 14/^ ge-
kostet hätte und wohlfeileres Getreide nur wenig eingekauft
worden wäre. Die Regierung gab aber nicht gleich nach,
denn 1. hätten die Bäcker billiger gekauft^ als sie ansagten;
2. wäre Getreide genug im Lande zu haben gewesen, sie
hätten sich aber nicht darum gekünmiert ; 3. sei ihr Brot immer
so schwarz, dass man sieht, es sei aus ungarischem Getreide
gebacken, selbst am Lande bekäme man weissere Semmeln,
als in Graz ; 4. klage zwar der gemeine Mann jetzt nicht über
theures Brot, aber darauf habe man nicht zu warten, sondern
früher für Wohlfeilheit zu sorgen; 5. die ungarische Zufuhr
mangle jetzt nicht, und es sei am Platze Korn zu 36 kr. zu
haben gewesen ; endlich 6. würde man 1 1 /^ für den Brotsatz
gewähren, so würde dies gerade nur den Ungarn zu Gute
10*
— 148 —
kommeD, die sich alsbald mit ihrem Preise nach diesem Satze
richten würden. Die Regierung bewilUgte daher den Satz von
1 1 ß nur bis zum April und ging erst dann auf 10 >^ herab.
Nun kam so reichliche Zufuhr aus Ungarn, dass selbst
die Regierung bedenklich wurde und den Magistrat zu Rathe
zog, ob man nicht eine eigene Gewichtsordnung auf das Brot
aus ungarischem Getreide geben sollte; doch fand sie bald selbst,
dass eine doppelte Gewichtsordnung nur Confusion machen
würde. Man griff daher im Jänner 1673 zu einem anderen Mittel.
Es erging eine Verordnung an alle Städte und Märkte, den
Bäckern aufzutragen, ungarischen Weizen nicht theuerer, als
um 9 ß^ zu kaufen. Hiermit war eine Taxe für dieses Ge-
treide gegeben und ein Weg betreten, der schliesslich vom
Ziele abführte.
Trotzdem, dass das Getreide 1673 wohlfeil und die Brot-
taxe auf 1 1 ß stand, machten die Bäcker in Graz das Gebäcke
gering und redeten sich dabei aus, sie hätten noch vom Ein-
kaufe 1672 einen Verlust hereinzubringen, wie sie eben auch
damals angegeben hatten, sie hätten Schaden von 1668 her.
Im November 1673, wo die Zufuhr ohnehin gewöhnlich
ausblieb, behaupteten die Bäcker, hieran sei nur der Umstand
Schuld, dass man den Ungarn nicht mehr als 9 ß zahlen
dürfe. Das Landgetreide koste aber 12 — 13 y^, das bessere
auch 14—15 ß^ daher solle man ihnen den Brotsatz auf 12
bis 13 y^ erhöhen und freien Handel mit den Ungarn geben.
Allein thatsächlich waren noch 10,000 Viertel wohlfeil er-
kauftes Getreide am Lager und daher gar nicht nothwendig,
das Gewicht kleiner zu machen.
Allein 1673 missrieth die Ernte, daher das Getreide
aufschlug und der Weizen allgemein auf 14 — 16 ß stieg.
1674 standen die Preise höher, die Brottaxe aber mit
1 3 y^ verhältnissmässig zu nieder ; denn die Regierung hatte die
Bäcker wegen unredlicher Ansage im Verdachte. Sie liess daher
die Gesellen auf das Rathhaus berufen, wo sie unter Eidschwur
— 149 —
angeben mussten, wie viel ihre Meister wöchentlich backen
und wie viel sie Getreide- Vorrath haben.
Wir haben oben erzählt, dass die Stände zu Beginn des
Jahres 1674 in Betreff der ungarischen Einführ negativ be-
schieden worden waren. Nichtsdestoweniger brachte der ausser-
ordentliche Landtag desselben Jahres die alte Forderung aber-
mals vor, und siehe da ! wiewohl die Regierung und die Stadt
dagegen waren, diesmal wenigstens theilweise mit Erfolg.
Die freie Einfuhr aus Ungarn nur durch 3 Monate
gestattet
Periode von 1675 bis 1689.
Im October 1674 kam diese nicht nur für die Stadt,
sondern auch für die Regierung überraschende Wendung in
der Getreidefrage zur Verlautbarung. Was für Augen mögen
die ehrsamen Bäcker gemacht haben, als am Hauptplatze der
Stadt das kaiserliche Patent vom 5. October 1674 unter
Trommelschlag publidrt wurde des Inhaltes, fllr Fürsten-
feld, Fehring, Feldbach, Hartberg, Pettau, Rad-
kersburg und Graz sei die ungarische Einfuhr nur für die
Monate September, October und November gestattet Zur
Verhütung einer Preissteigerung (durch die Herrschaftsbesitzer)
habe die niederösterr. Regierung und Hofkammer von Zeit zu
Zeit die Preistaxe des inländischen Getreides zu bestimmen
und zu publiciren. Dieser habe sich jedermann zu fügen, sonst
würde die Einfuhr wieder ganz freigegeben werden.
Dieses Patent wurde weder von der Hofkammer gut-
geheissen, welche höchstens eine Beschränkung der Einfuhr auf
9 Monate passend gefunden hatte, noch weniger von dem
Publikum. Man fand auch insbesondere die Wahl dieser
3 Monate für die Zufuhr nicht günstig, weil die Leute im
September zumeist noch zu Hause mit Anbauen, Weinlese
und Dreschen zu thun haben und im November schlechtes
Wetter und grundloser Weg einzutreten pflegte. Die Grenz-
— 150 —
orte, die an Ungani gewiesen waren, sahen sich schon vollends
zu Grunde gerichtet. Graf Zriny verbot, wie er davon hörte,
seinen Unterthanen Oberhaupt alle Einfuhr.
Da der Befehl ausserdem zu rasch gekommen war und
grössere Vorräthe fehlten, so verwendete sich die Regierung,
dass die Einfuhr diesmal noch bis Februar gestattet blieb.
Dass sich die Bäcker nun tummelten, ungarisches Getreide
in Yorrath zu bringen, ist selbstverständUch, weniger, dass sie
ihren Einkauf nicht ordentlich anmeldeten, daher am 9. J&iiner
1675 Auftrag geschah, die Bäckerschupfen bei der Murbrttcke
in Stand zu setzen.
Der inländische Weizen stand im Jänner auf 14 — 15^,
der Brotsatz aber auf 1 1 /?, da es an der Zufuhr nicht fehlte.
Da aber das Landgetreide auf 2 fl. stiege liess man die Ungarn
auch noch im März zufahren, setzte ihnen aber 1 1 /? als Taxe.
Allein da ihnen diese zu niedrig war, so setzten sie das Ge*
treide bei verschiedenen Leuten in der St Leonhardergasse ein
und kehrten heim. Nun erlaubte die Regierung, den Weizen
um 12 ß^ Korn um ü ß zu kaufen.
Da wegen der Sperre der Einfuhr, obwohl dieselbe noch
nicht einmal ernstlich durchgeführt worden wai-, viele Klagen
und Suppliken an die Regierung und an den Hof gelangt
waren, so fing man dort 1676 neuerdings an, den Plan zu
erwägen, ob man nicht statt der Sperre durch einen Auf-
schlag von 1 5 kr. auf ungarischen Weizen und Korn und von
einem Schilling auf Hafer den Vertrieb des Landesgetreides
fördern könnte; aber weder die Landschaft, noch die Stadt
gab ihre Beistimmung, und da es leicht zu berechnen war,
dass die Unkosten der Mauth den Erlös verschlingen würden,
so liess man den Plan fahren.
1676 stand der Weizen zu 2 fl. 15— 30 kr., 1677 zu
2 fl. Am 3. Februar dieses Jahres klagte die Landschaft am
Landtage, dass ungarisches Getreide sogar bis nach Obersteier
gegangen wäre und dass man sich überhaupt um das Verbot
wenig kümmere. Das Patent wurde daher am 12. Mai 1677
neuerdings publicirt
— 151 —
Im Juni wurde das Getreide wohlfeiler, daher die Taxe
fiHr den Weizen auf 1 fl. 30 kr. , für Korn auf J fl. gestellt
Die Zufuhr im November war stark, aber das Brotgewicht
wurde doch auf 11 /? berechnet, weil die Ernte minder und
der Weizen wieder auf 13 /? gestiegen war.
1677 arbeitete der Regierungsrath Ferd. Baron Rech«
bach einen Plan aus, durch Errichtung eines Proviant-
hau s es in Graz die ungarische Einfuhr zu beschränken
und die Verproviantirung der Stadt sicher zu stellen. Dieser
Plan wurde durch die Landschaft und durch den Hofbuchhalter
Schurian geprüft und überarbeitet und ging 1679 an die
Hofstelle. ^^ Da aber die Unkosten für Erbauung des Proviant-
hauses von der Regierung, von der Landschaft und von der
Stadt 'im vorhinein abgelehnt wurden, so zerfiel die Sache
von selbst.
1678 taxirte man ungarischen Weizen mit 11 >^, die
Adeligen aber gaben ihren nicht um 1 3 /? her, wie es eigentUch
der Gepflogenheit nach hätte geschehen sollen. Aber im Herbste
wurde die Einfuhr durch die in Ungarn grassirende Pest ver-
hindert, das inländische Getreide ging in die Höhe und die
Bürgerschaft von Graz bat 1679, die Einfuhr auch im Jänner,
Februar und März zu gestatten , da der Vorrath nur mehr
auf 3 Monate reichte-
Wiewohl die Regierung mit der Bürgerschaft in Graz
nichts weniger als zufrieden war, — indem ihre Sorge pro
illorum sublevatione wenig gefruchtet habe, da sie ihre Erzeug-
nisse zu stets gleich hohem Preise verkaufe, ob Brot, Wein
und Fleisch theuer sei oder wohlfeil, während anderwärts dies
doch in consideration gezogen werde; — so erwirkte dieselbe
doch die kaiserliche Bewilligung fdr die verlangten 3 Monate.
'<) Der erwähnte Vorschlag für eiu Proviaiithaus liegt vollständig in
den Hofkammeracten vor, hat aber für unser Thema keine weitere Be-
deutung. Interessant ist nur die Angabe, dass die Verproviantirung der
Uauptfestung Graz dem Aerar, welches dieselbe allein bestritt, jährlich
18,000 fi. kostete.
— 152 —
Im April stand die Brotsatzung auf 14 >f, aber den
Bäckern musste mit dem Schupfen gedroht werden, damit sie
dieselbe einhielten.
Im Mai begann das Getreide zu mangeln; der Landes-
hauptmann sollte „darob sein", dass solches hei^eführt und
um den statuirten Preis verkauft werde. Im August wurde
befohlen, den Bauern, welche keine Victualien in die Stadt
bringen, sondern nur Brot kaufen kommen, keines eher zu
geben, bis nicht die Stadt versorgt wäre. Mitte August bekam
man nirgends mehr den Weizen unter 18—20 ß\ 20 Bäcker
„lagen bereits bei dem niederen Satze auf''. Nun liess die
Regierung die Ungarn zur Zufuhr auffordern, erhöhte im
September den Brotsatz auf 1 8 >tf , und gab den Bäckern sogar
einen Pass nach Obersteier, um einige 1000 Viertel herab-
zubringen — allein alles dies half nichts, die Noth war herein-
gebrochen.
Bürger und gemeine Leute lamenturten kläglich wegen
des Brotmangels. Wenn man ihnen nicht Brot schaffe, würden
sie nicht mehr pariren, keine Steuern zahlen, die Wache nicht
mehr beziehen. Nun erhoben sich die gegenseitigen Be-
schuldigungen: der Mangel kommt vom Adel her, der die
Stadt nicht mit Getreide versorgen kann; die Einfuhr zu
3 unpassenden Monaten ist Schuld. Nein, der Eigennutz der
Bäcker, die im vorigen Jahre trotz der Einfuhr nicht kauften,
oder die Fuhrleute bis Mittag stehen Hessen, um ihnen
3—4 Groschen beim Viertel abzudrücken. Der Stadtraagistrat
hätte besser darauf sehen sollen. Man hat von dem Adel nicht
zur rechten Zeit gekauft, wie der Misswachs kam, war es zu
spät. Die Getreidetaxe in der Stadt war zu gering, man hat
sogar am Lande besser verkaufen können, als- dort
Unterdessen war der Bürgermeister von Graz, Georg
Paumann, nach Maria-Zell gereist, um den Kaiser (der vor
der Pest flüchtig dorthin gekommen war, seine Andacht zu
verrichten), um Gewährung der freien ungarischen Einfuhr zu
bitten. Er kehrte mit der Bewilligung zurück und wenn auch
der Weizen im October noch 22— 24>tf kostete und der Brot-
— 158 —
salz mit 20 ß nur geringes Gewicht zuliess, ^so war doch
sehr viel gewonnen, denn schon im December ging der Preis
\asL \ ß zurück und das ganze Jahr 1680, so bedrängt es
durch die schreckliche Pestgeissel war, und auch 1681 litt man
wenigstens nicht durch die Sorge um das tägliche Brot. 1682
waren die Zeiten wieder so wohlfeil, dass im Sommer der
Brotsatz auf 10 yf und im April 1683 auf 8 ytf gestellt werden
konnte.
Selbst die im Juli 1683 sich erhebende gefährliche
Kriegszeit, wo auch in Graz Befehl gegeben war, dass man
sich verproviantiren solle, wirkte nicht besonders auf eine
Preissteigerung. Erst im November, wo aus Ungarn wenig
Getreide kam, weil man sich aus Furcht vor den Türken
geflüchtet und viel Getreide ungeschnitten gelassen hatte, stieg
der Weizen auf 2 fl.
Es war im September dieses Jahres und aus Anlass des
Türkeneinfalles und der .Belagerung von Wien, dass der Stadt
Graz nebst dem alten Wochenmarkte am Mittwoch ein
zweiter am Samstag zu halten bewiUigt wurde, wie es noch
heute üblich ist.
Für den Getreidemarkt war der weite Platz zwischen
dem Eisen- und Paulusthore bestimmt. Bis 1 0 Uhr Vormittags
gestattete man den Verkauf ohne Taxe. Wurde das Getreide
bis dorthin wegen zu hohen Preises nicht verkauft, so sollten
2 magistratliche Commissäre den Verkauf zu anständigem
Preise „mit guter Manier und Glimpfe vermitteln. Gelänge es
diesen nicht, so war durch sie von jedem Getreide ein Muster
nebst dem Preiszettel, wie es die Bäcker kaufen sollen, an
die Regierungs-Obercommissäre (in Getreide- und Bäcker-An-
gelegenheiten) zu geben, welche darnach den Preis und zu-
gleich die Brottaxe bestimmten. Wollten es die Verkäufer um
diesen Preis nicht geben, so konnten sie es wegfbhren oder
irgendwo „aufechütten^ 2').
*<) Diese Lagerung des Getreides bis auf fUr den Verkäufer gün-
stigere Zeiten erwies sich nachmals fftr die Käufer sehr nachtheüig,
denn sie mnssten es dann nicht selten noch einmal so theuer bezahlen.
— 154 —
Nun folgten von 1684 bis 1686 tbeuere Zeiten, anfänglich
aus dem natürlichen Grunde, weil man sidi wegen der Un-
gewissheit, wohin der Eriegsschwall sich ziehen wttrde^ an allen
Orten verprovianüren musste und deshalb auch die Gretreide-
ausfuhr allenthalben verboten wurde, später aber aus Gewinn-
sucht der Speculanten.
Der Adel in Kärnten ging mit dem Beispiele voran,
denn wie es hiess, man müsse sich in Steiermark verprovian-
tiren, steigerte man dort trotz des grossen Yorrathes den
Weizen von 1 fl. 30 kr. auf 2 fl. und das andere Getreide
nach Verhältniss.
1684 gerieth das Getreide gut, es gab auch kein Eriegs-
heer im Lande, aber der Preis blieb auf 2 fl. 30 kr., weil die
Bäcker denselben ohne weiters zahlten, bis ihnen verboten
wurde, mehr als 2 fl. zu geben. Allein im November begannen
die Ungarn, welche ein Missjahr gehabt hatten, Getreide im
Viertel Voran aufzukaufen und die Herrschaften ihr Getreide
auf 20 — 24 ß zu steigern. Man fragte daher bei dem Landes-
hauptmanne an, ob es thunlich wäre, es diesen mit Gewalt
zu nehmen, wenn sie es nicht billig hergeben wollten. Natürlich
erfolgte eine verneinende Antwort So steigerte sich denn auch
in Graz der Brotpreis bis zur Satzung von \% ß und erging
wegen beginnenden Mangels das Verbot, Brot auf „das G«y^
zu schicken.
Die Ungarn aber kauften noch im Dezember im Viertel
Voran, in den windischen Büheln, jenseits der Pessnitz und
bis gegen Marburg hin Weizen, das Grazer Viertel bis zu
5 fl., Korn um 3 fl. J 5 kr. , führten es bei Kotariba über die
Mur und bis Kanischa den Türken zu.
Eine Hofresolution vom 29. November 1684 hatte freilich
diese Ausfuhr verboten, aber dies hinderte nicht, dass
man im Dezember im ganzen Lande nirgends mehr ein Viertel
Weizen unter 3 fl. bekam und wo es, wie in Eärnten und
Obersteier, um 20 /f zu haben war, würde die Ueberfühning
nach Graz zu theuer gekommen sein. Der Brotsatz stand auf
20 /?, fiel aber den Bäckern so hart, dass sie im Februar 1 685
— 155 —
sich verpflichteten, wenn man den Satz auf 22 ß gäbe, bis
Ende Mai es nach diesem Werthe auszuhacken, sollte der
Weizen auch was immer kosten. Die Regierung bewilligte es,
musste aber im November, wiewohl das Getreide gerathen
war, den Satz wieder auf 22 /f stellen, und weil die Aasfuhr
nach Ungarn nicht aufhörte, vom Jänner 1685 an gar zu 3 Ü.
Das war eine schwere Zeit ftu* die armen Leute und sie
hielt noch 1686 das ganze Jahr an. Als Graz mit Getreide
versorgt war, in Ungarn aber der Mangel fortdauerte, wurde
das Verbot der Ausfuhr aufgehoben, damit die Landstände
Geld zum Steuerzahlen erhalten könnten.
Als man dann im April wieder zu Graz Getreide
brauchte, liessen sich die Cavaliere selbst das schlechte mit
3 fl. bezahlen und sogar der Statthalter Friedr. Graf von
Mersperg nöthigte den Bäckern seinen Weizen zu solchem
Preise auf. Sobald man dies bei Hofe hörte, drohte man zwar,
die Getreide - Ausfuhr wieder zu verbieten; aber die Preise
sanken nicht, weil die Bäcker selbst es nicht wollten. Dieselben
sagten, der Preis von 22— 23 y^ per 1 Viertel Weizen sei für
die jetzige Zeit gar nicht zu theuer, da er immer so gestanden
wäre, wenn die Ungarn nicht zugeführt hätten. Freilich mussten
sie zugeben, dass das Getreide am Felde (Juni) schön stQnde,
aber, sagten sie, man hätte keinen Brief dafür, dass es nicht der
Hagel treffen würde, wie 1685. Bis es nicht eingebracht wäre
(zu Martini), könne man nicht sagen, was es werth sei. Bis dort-
hin sehe man erst, wie das Heidekom geräth, und bis dorthin
warten die Leute auch mit dem Verkaufe.
Was die Bäcker hier vorbrachten, war nicht ganz richtig,
ihre unlauteren Absichten verrathen sich aber noch mehr durch
anderes, was sie für sich geltend machen wollten, wie z. B.
es würden täglich 300 Viertel Getreide in Graz verbacken,
während in Wirküchkeit wöchentUch nicht mehr, als 608 Viertel
in den Backofen kamen. Sonderbar nimmt sich die in dem-
selben Athem ausgesprochene Behauptung aus,, sie hätten
weniger Brot zu backen gehabt, weil die Schöckelbauem so
viel Brot zur Stadt gebracht hätten. Endlich griffen sie auch
— 156 —
in der Berechnung des Sdiadens, welchen sie durch die Brot-
satzung von nicht entsprechender Höhe erlitten haben wollten,
zu hoch. Nach ihrem eigenen Antrage hatten sie den Satz
vom 1. Jftnner bis letzten Mai zu 3 fl. und hierauf nach der
Begierungs-Anordnung bis Ende August 1686 zu 21 >tf gehabt;
dadurch wollten sie 1 396 fl. 5 ^^ verloren haben.
Damit sie diesen Verlust hereinbrächten, bewilligte man
ihnen bis Mitte Dezember den Brotsatz auf 18 >^, wiewohl der
Getreidepreis bereits gesunken war, und die weitere Zeit bis
Mitte Juli 1 687 immer noch mit dem hohen Satze von 16/.
Dann erst fiel der Satz auf 15, im October 1687 aber auf
\^ ß und die armen Leute konnten endlich wieder ein halb-
wegs billigeres Brot erlangen.
Eine nebensächliche Folge dieser theueren Zeit war, dass
die Regierung und Hofkammer am 12. September 1686 von der
geheimen Stelle in Wien eine RQge erhielt, weil sie nicht
genügsame Sorgfalt in Brotsachen gehabt hätte.
Nebenbei muss auch einer anderen Errungenschaft ge-
dacht werden , die sich aus dieser Zeit schreibt , nämlich des
Stempelpapieres bei ämtlichen Eingaben. Vom November 1687
an findet man diesen Drei-Kreuzerstempel auch auf
den Eingaben in der Bäckersache.
Wie sehr auch kleine Steuern und Aufschläge empfindlich
werden können, sieht man in der Supplik der Bäcker vom
9. November 1687, von welcher nun zu berichten kömmt Um
ihre üble Lage zu verbessern, stellte die Bäckerinnung drei
Forderungen :
1. Dass gestattet würde, die Aufschläge, welche sie
für jedes Viertel Getreide zahlen müssten, zum Getreidepreis
zu schlagen, denn um diese käme ihnen jedes Viertel theurer,
und es werde bei der Brotsatzung doch nicht in Anschlag
gebracht Diese Aufschläge waren per Viertel 6 ^ magistrat-
liche Steuer, 2 /^ für den G^treidemesser und 4 ^ Kasten-
geld. (Dass letztere 4 ^ nur bei herrschaftlichem Getreide an
den Hausmeister gezahlt wurden, sagten sie nicht)
— 157 —
2. Ersuchten sie um eine neue Berechnung der
Brotgewichts-Ordnung, indem die seit Alters bestehende
merkliche Mängel hätte, die insbesondere bei dem 3 fl.- Satze
für den Bäcker beschwerlich fielen. Sie beriefen sich auf die
kärntnerische Ordnung, welche 1661 von der Regierung
confirmirt worden sei und insgemein die alte steirischc
Gewichts-Ordnung genannt würde. Diese wäre gleich-
massig abgestuft und sei schon gleich beim ersten Ansätze
nicht so hoch, wie die ihrige.
3. Wäre dies aufzuheben, dass die Brottaxe immer
um 1 5 Kreuzer niederer berechnet würde, als der Weizenpreis
war. Wenn das Brotgewicht auch ihren Privilegien zufolge nur
nach dem schwereren Getreide gegeben würde, so trage doch
das beste Getreide nicht so viel, das meiste höchstens 3,
manches nicht 1 ß Gewinn.
Die mit der Untersuchung dieser Forderungen betraute
Commission gestand denselben einige Berechtigung zu, doch
wurde die Angelegenheit nicht zum Austrage gebracht und
blieb unterdessen alles beim Alten.
1688 war der mittlere Brotsatz \^ ß. Am 26. Februar
1689 verordnete ein kaiserlicher Erlass an alle Städte und
Märkte, überall das Weizenbrot nach diesem Satze per
14 yf auszubacken.
Wie 1688, so wurde 1689 das bereits wieder unbeachtet
gebliebene Patent wegen Beschränkung der Einfuhr auf
3 Monate neuerdings publicirt Anlass hiezu gab die erneuerte
Beschwerde der Landschaft, dass das inländische Getreide „ver-
schlage^.
Die Bürgerschaft von Graz beklagte sich (12. Febr. 1689)
bitter über diese Sperre, durch welche neuerdings eine
Theuerung in Aussicht stünde , wodurch der Adel , oder
eigentlich nur einige 4 — 5 Monopolisten gewinnen wollten.
Leider nehme man auf die armen Bürger ^••) wenig Rücksicht ;
s^) Die Städte luid M&rkte „gemeines Mitleidens in Steyr" erhoben
im 17. Jahrhunderte gar oft schwere Klagen über ihre gedrückte Lage
und baten den Kaiser insbesondere, die ihnen nachtheilige „Geyhantining",
— 158 —
-sie hätten 1664 und 1683 beim Türkeneinfalle die Wacht
gethan Tag und Nacht, seien aufrichtig dagestanden und hätten
des flüchtigen höheren Standes nicht geschicben'^.
Diese Vorstellung schien durchgegriffen zu haben, denn
ein Hofdecret vom 23. Februar 1689 hob die Speire bis auf
weiteres wieder auf. Hiermit war aber der Statthalter nicht
einverstanden und derselbe liess sogar (3. März 1689) dieses
Hofdecret gar nicht publiciren und entschuldigte sich damit,
es sei keine Getreidepreis-Steigerung zu befürchten, die Land-
stände hätten ihr Getreide so billig, wie die Ungarn (14 ß)
in Preis gesetzt und sei eine Einfuhr nicht nothwendig.
Bald jedoch kam ein neues Hofdecret, welches die Ver-
hältnisse wieder in anderer Weise gestaltete.
welche schon 1502 verboten worden war (das Verbot wurde 1580 auch
in die Landhand/este inserirt) durch neue Greneralien abzustellen. Sie
thaten dar, dass sie in Folg.* der aufgeladenen Contributionen , Landes-
anlagen und Einquartierung in grosse Noth gekommen wären, aber am
meisten würden sie durch die Kingriffe in das bürgeiliche Gewerbe und
die Geyhantii*ung geschädigt. Geistliche und Weltliche, Herren und
Bauern, Edle und Pfleger, kurz aUes, was da lebt und schwebt, greift
zum Handel und nimmt den armen landesförstlichen Städten und Märkten
das Brot weg. Generale dagegen sind oft genug publicirt worden, ^aber,
lieber Gott vom Himmel, wie leider sieht männiglich, dass es dahin gc-
rathen ist, dass fast jedermann seinem Stande zuwider unsere Freiheiten
molieren und unsem Schaden befördern thut**. Gegen die Landhandfeste
kaufen Prälaten, Pfarrer und Edelleute Wein zusammen, oder nehmen ihn
mit Gewalt unter allerhand Yorwänden weg, um denselben in ihren Ta-
fernen auszuschänken. So machen sie die bürgerlichen „commercia auf den
Tod krank'' und entziehen dem Kaiser Mauth und Gefölle. Viele lassen
Vieh und Yiktualien nicht in die Stadt bringen, sondern kaufen die Waare
selbst auf und verhandeln sie theuerer weiter. Ebenso handeln mit
Schmalz, Eisen, Loden, Tuch, „Haar^ (Flachs), Wein, Salz, Getreide,
Fleisch u. s. w. wälsche Krämer, unangesessene Hausirer and „Leut-
betrOger", und werden von den „Gerichtsherrschaften ^ in Schutz ge-
nommen. Den Städten und Märkten wird der ihnen allein gebührende
Handel ^mit Herz brechenden Schmerzen und bluttriefenden Augen ent-
rissen, dass sie mit Weib und Kind schon am Hungertnche nagen. Es
ist die höchste Zeit zur R«'mediernng^. (Statth. Regist. Miscellanea.)
— 159 —
Getreidezufuhr aus Ungarn jährlich durch
6 Monate gestattet.
Eine Hofresolution vom 7. Juni 1689 traf die von keiner
Seite erwartete Verülgung, dass künftighin die ungarische
Einfuhr die Monate Dezember, Jänner, Februar und Juli,
August, September offen sein sollte-
Die Landschaft erhob dagegen fruchtlos ihre Beschwerde.
Man gab derselben zu verstehen, dass sie an dieser Massregel
selbst Schuld trüge, hätten doch sogar einige Cavaliere Getreide
an der ungarischen Grenze wohlfeil gekauft und im Lande
theuer verkauft, (Wahrscheinlich geschah dies im Jänner KJSl),
wo der Kaiser Proviant für Bosnien, Essegg und Possega zu-
sammenkaufen Hess.)
1689 fiel aber die Ernte minder aus und war wenig
Zufuhr in Graz, wiewohl man 11 ß per Viertel Weizen bieten
konnte; denn man zahlte bereits am Lande l^ ß und wurde
zu Voitsberg, Landsberg und im Kainachthaie alles aufgekauft
um es nach Obersteier zu führen.
Viele Herrschaften gaben auch ihr Getreide um die Taxe
nicht her, wiewohl erst vor Kurzem ;,eine wohlreformirte
Ordnung derVictualien" gegeben worden war, welche die Klausel
enthielt: „wer übrig hat, soll verkaufen, sonst würde er
gestraft".
So wurde denn durch Hofresolution vom 10. Dezember
1689 die Taxe für Weizen auf 18, für Korn auf 14 /? gesetzt,
und den Herrschaften befohlen, um diese Taxe zu verkaufen
und zwar bei Strafe der Refundirung des höheren Preises.
Wie viel dies half, geht daraus hervor, dass im Jänner
1690 zu Graz Brotmangel entstand, der jedoch bald vorüber
ging, als die ungarische Zufuhr kam. Wo man die eigentliche
Ursache dieses Mangels zu finden glaubte, erhellt aus dem
Hofdecrete vom 3. Februar 1690, welches sehr wichtige Be-
stimmungen enthielt, nämlich:
— 160 —
1. Säiiimtliche Landstände sollen einen Revers abgeben,
dass sie ihr Getreide zu rechter Zeit an die Bäcker verkaufen
wollen; doch solle dasselbe besser geputzt und gereutert und
nicht nach schlechtem Mass geliefert werden. Nach der Gate
desselben sollen zwei Taxen für den Verkauf gestellt
werden. 2^)
2. Die Gewichtsordnung fiir das Brot soll revidirt werden.
3. Die ungarische Einfuhr soll nicht gehemmt werden,
weder durch eine allzu niedrige Preistaxe, noch durch Abkauf
an der Grenze, aber auch nicht durch Einführung von neuen
Wegmauthen oder Erhöhung der alten Mauth, wodurch man
die Ungarn abschrecken wolle.
Nach Graz wurden 1690 eingeführt: 21.744 Viertel
Weizen, 2295 Viertel Korn aus Ungarn und 10.392 Viertel
Weizen, 6279 Viertel Korn inländisches Product Der Preis
für Weizen war von 1 fl. 30 kr. bis 2 fl. 18 kr., fttr Korn
von 1 fl. 12 kr. bis l fl. 48 kr. Der Brotsatz stand auf 15 >/,
d. i. 1 fl. 52 kr. 2 A; die Bäcker aber behaupteten, sie könnten
dabei nicht bestehen, sondern müssten bis auf etUche, welche
ihr Vermögen anderswoher hätten, verderben. (Schon 1686
hatten sie auf einer Liste 31 Bäcker verzeichnet, die seit
1664 abgehaust hätten.)
Diesmal fanden die Bäcker aber Unterstützung bei dem
Ilegierungs-Commissär Jos. Phil. Grafen v. Jnzaghi, der in
seinem Berichte sich vollends auf ihre Seite stellte und be-
merkte, er sehe nicht ein, warum man gerade bei diesem
Handwerke so strenge auf Erfüllung aller Punkte dringe, bei
anderen nicht
**) Diese doppelte Taxe wurde seiner Zeit durch den Hofbuchhalter
Scburian für zweckmässig befunden. Er emp&hl, nach dem Gewichte
des Weizens zu urtheilen, guter mQsse das Grazer Viertel aber 100 flf
schwer sein, der mindere unter diesem Gewichte. Ungarischer Weizen
sei um 10 8^ geringer. Guter Roggen wiege 90 8*. Wäre ftlr guten
Weizen die Taxe 14 ^, so sollte fitr den minderen höchstens 13 ^
gesetzt werden.
— 161 —
1691 war der Durchschnittspreis des ungarischen Weizens
1 fl. 45 kr., allein wegen geringerer Ernte im Lande entstand
zu Graz im December Mangel; daher wurde den Parteien, welche
nicht um biUigen Preis verkaufen wollten, mit Klage gedroht,
wie auch, dass man die ungarische Einfuhr (von solchen Orten,
wo die Pest nicht grassire) „indifferenter, so lange bewilligen
werde, bis sich die Herrschaften zu einem billigen Preis be-
quemen". Dieser Preis war mit 16 fi gestellt und bei hoher
Strafe befohlen, nicht theurer zu kaufen, deshalb stand auch
der Brotsatz auf 13 /f.
Hierauf remonstrirte die Landschaft beim Kaiser (8. Febr.
1692) gegen die ungarische Einfuhr, bat um eine gründliche
commissionelle Verhandlung und unterdessen um eine höhere
Getreidetaxe, sonst wären sie „deterioris conditionis, als die
Ungarn". Zum Beweise dieses brachten sie unter anderem vor,
dass die Herrschaftsbesitzer zum Verkaufe gezwungen würden,
die Bäcker aber nach Beheben kaufen könnten, dass diese
die Ungarn gleich bezahlen müssten, bei ihnen aber mit der
Bezahlung herumzögen und dass sie beim Getreide allerlei
unbegründete Ausstellung machten.
Da aber der Mangel an Roggenbrot fortdauerte, erhielten
die Gültenbesitzer am I.März 1692 Befehl, ihren Korn vorrath
binnen 8 Tagen zum Preise von 12 yj auf den Markt zu
stellen. Der Bürgermeister musste diesen Befehl mit Trommel-
schlag in Graz verkünden lassen. Als aber der Tennin un-
beachtet verstrichen war, wurde die ungarische Einfuhr bis
Ende April bewilligt.
Im April kam es auf, dass die Bäcker, um ein geringeres
Gewicht zu erhalten, ihren Kornvorrath zurückgehalten und
die Begierung hinter's Licht geführt hatten, wodurch der
gemeine Mann so bedrängt worden war , dass leicht ein Auf-
ruhr hätte entstehen können. Daher verfügte die Regierung
zur Bestrafung der Bäcker den Brotsatz zu 13 /? für weisses
und 10// für schwarzes Brot durch 4 Monate. Die Rädels-
führer aber, oder wenn sie nicht ermittelt würden, einer der
Mltthcll. d. hUt. Vcrilns f. SteUruiark. XXV. M(>ft tH77. 2 1
— 162 —
Zeciiineisten welchen das Spiel treffen würde, sollte geschupft
werden.
Um aber den Getreidebesitzein zu Leibe zu gehen,
wurde am 11. Mai 1692 wegen verweigerten Verkaufes zur
Taxe die ungarische Einfuhr ohne Unterschied der
Monate bis auf weiteres gestattet
Allein trotzdem währte der Getreidemangel im Laude
fort. Der Brotsatz wurde in Graz im Juni um 1 // erhöht,
allein die Bäcker behaupteten, man zahle draussen am Lande
Weizen um 20 /^, Korn um 2 fl., daher brächten weder Bauern
noch Ungarn etwas nach Graz , wo sie um 2 ^ weniger
bekämen.
Die meisten Herrschaften weigerten sich, das Getreide
um den statuirten Preis herzugel)en, oder hatten andere Aus-
reden. Von denjenigen aber, die verkaufen wollten, nahmen
es die Bäcker nicht, weil die Hereinbringung auf Graz zu
hoch käme, „Gottlob!*' — sagten sie Ende Juni — ^wir brauchen
es nicht, es ist eine gute Fechsung zu erwarten."
Aber leider hiess es im September ganz anders, nämlich
„die Emte ist schlecht, der Mehlthau hat sie verdorben, das
Korn ist verwintert. Brot mangelt in Graz." Nun wurde bei
allen Herrschaften angefragt und befohlen, den Weizen um 3 fl.
15 kr., Korn um 2 fl. 45 kr. zu verkaufen, oder eine schrift-
liche Erklärung abzugeben. Man kam sogar auch in die gewid-
meten Thäler um Getreide, aber die Kammergüter protestirten
gegen die W^egführung desselben.
Die Regierung berichtete hierüber an den Kaiser am
5. November 1692:
1. Es ist öfters kein Brot zu bekommen, weil die Bäcker,
wiewohl die Taxe von 18 auf 26 /? erhöht wurde ^ von den
Herrschaften in Erwartung einer noch höheren Steigerung kein
Getreide erhalten.
2. Die Regierung habe daher einen Beamten nach
Eisen btadt, Rechnitz und andere dem Fürsten Ester-
hazy gehörige Güter, ferner zu den beiden Bat thiany und
nach f ) b e r 1 i m b a c h zum Gi-afen N a d a s d i geschickt. Dieser
— 163 —
sollte das Getreide in 3 Theile sortiren. von jedem Muster
iDitbriugen, aber für das beste sich nicht über 3 Ü. einlassen
und die Bezahlung auf Frist unter Garantie der Regierung
bedingen. Aber Esterhazy verlangte für das gestrichene
Grazer Viertel 6 Vj^ fl. und Bezahlung der Mauthen, Batthiany,
der es früher oft als Gnade angesehen hatte, wenn er sein Ge-
treide herführen durfte, verlangte 6 fl., die Fracht- und Mauth-
Vergütung und 1000 fl. anticipando.
3. Eine andere Commission hielt bei den Grazer Bäckern
Visitation und fand ausser dem angesagten Getreide und dem
schwarzen Mehle 1874 Viertel (verschwiegen) vor; daher der
Bedarf bis Ende November gedeckt war.
4. Den Herrschaften wurde sub comminatione oxecutionis
der Weizen zu 3 fl. 15 kr., das Korn zu 2 fl. 45 kr. abge-
fordert, den Bäckern erlaubt, frei bis zu 4 fl. zu steigen ; aber
eine Specification des Kaufes mitzubringen , damit man die
Wucherer kennen lerne.
5. Endlich zeige es sich, dass nicht Getreidemangel die
Ursache der Theuerung sei, sondern zuerst die Bäcker selbst,
welche durch Zurückhaltung ihres Vorrathcs dieses Jahr zum
zweitenmal einen Rumor des Abganges machten, um eine
höhere Brottaxe zu erlangen.
Ihr ^ungleiches* (unbilliges) Beginnen habe die Noth
künstlich erzeugt. ,^ Schuld ist, dass die Bäcker nicht in solidum
kaufen, sondern dass die reicheren alles aufkaufen, die
ärmeren aber nur zizelweise, welche dann nicht genug zum
Backen haben."
„Hiezu komme, dass die Getreide - Besitzer , die sich
ohnehin weder quoad pretium, noch quoad qualitatem grani
fügen wollen, bei sich zeigender Noth zurückhielten und aut
die Steigerung speculirten.* „So haben es diesmal auch die
Ungarn gemacht."
Die Regierung stellte daher den Antrag: „der Kaiser
wolle die Ungarn mit dem künftigen Einfuhrverbot, und die
Landstände, welche den Weizen über 4 fl. steigern würden,
11*
— Iü4 —
mit merklicher Strafe und wonn sie ihr Getreide nicht aus-
folgen, mit Execution bedrohen."
Es ist nothwendig, zur Illustrirung der Sachlage nun
auch das Gutachten des Stadtmagistrates von Graz anzu-
führen, der zwar darüber sich empfindlich zeigte, dass die
Regierung schon eine Zeit her in Getreideangelegenheiten ohne
die Gemeinde zu fragen veifügt hatte, aber dennoch mit seinem
Rathe nicht zurückhalten wollte. Derselbe empfahl, das Getreide
der ungarischen Cavaliere nicht höher als um 4 fl. zu kaufen,
denn man bekäme um diesen Preis noch im Lande genug;
der ungarische Händler Feyertag würde es schaffen, da er die
Verhältnisse gut kenne. Wie man das ungarische Getreide
theuerer kaufen würde, dürfte ohne Zweifel auch das inländische
eine Steigerung erleiden. In Ungarn sei das Getreide nidit
missrathen und gewiss noch Vorrat; aber die Zufuhr blieb
weg, weil den Ungarn die niedere Taxe nicht gefiel, während
sie früher frei verkauft hatten. (Nebenbei bemerkt, in Ungarn
wurde das Getreide deshalb theuerer, weil für die Soldaten
alles aufgekauft wurde.)
Es wäre räthlich, den Brauhäusern den Vorrath weg-
zunehmen und den Bäckern zu geben. Doch sollte es nicht
gleichmässig ausgetheilt werden, weil das faule Bäcker unter-
stützen hiesse, welche dann auch ein andermal sich nicht selbst
um Anschaffung von Vorrat kümmern würden.
Am 22. November 1692 traf die Regierung weitere
Verfügungen. Das müssige und dienstlose Gesinde wurde von
Graz abgeschafft, das Bierbrauen gänzUch eingestellt, das Aus-
schicken von Brot in die Wirthshäuser auf die Hälfte reducirt
und für den vom Grafen Leng heim (Messendorf) gekauften
Weizen, der nicht mehlreich genug war, der Brotsatz auf
3 Va fl. gestellt.
Das Stift St. Lambrecht und der Erzbischof von
Salzburg hatten im October Getreide nach Graz gestellt,
das die Bäcker im Sommer um 2 fl. hätten haben können, aber
zurückgewiesen hatten. Nun un October bezahlte man es gerne
um 3 fi. 15 kr. und 3 fl. 45 kr. Allein die Kammergüter hatten
— 165 —
gegen diesen Verkauf aus gewidmeten Thälern protestirt und
Verbot darauf gelegt. Die Regierung gab ihnen daher strengen
Gegenbefehl und bemerkte, ihr Vorwand, ganz Obersteier sei
zur Eisenwurzen gewidmet, sei unerhört (!), da nur der Theil
am Murstrom diese Widmung habe, entlegene Thäler aber
nicht. Der Kaiser, deshalb gebeten, eine genaue Specification
der Eisenwurzen zu geben, that dies nicht, sondern Hess es bei
der angeordneten freien Passirung des Getreides von Obersteier
verbleiben unter der Erklärung, es geschähe dies ohne Präjudiz
für die Eisenwurzen.
Im Deceraber wurde nun auch der Unfug abgestellt,
dass Leute in Fürstenfeld, Fehring, Pöllau, Radkers-
burg, Hartberg und Hz die Verlegenheit in Graz be-
nützten, ungarisches Getreide nach ungarischem (grösserem)
Masse vorkauften und nach Grazer Mass verkauften.
Endlich wurde die Bäckerinnung auch verpflichtet, das
Getreide unter gemeinsamer Haftung für das Ganze (in solidum)
einzukaufen und die Vertheilung unter die Zunftgenossen nach
Billigkeit vorzunehmen.
Was aber auch immer angeordnet und vorgekehrt wurde,
es half alles nichts, theils weil drei Jahre hintereinander die
Ernte mehr oder minder missrieth, theils auch, weil die
Getreidesache bereits so verfahren war, dass halbe und in
aller Eile getroffene Massregeln die Lage nicht besser, son-
dern oft nur schlimmer machten. Die hohen Getreide- und
Brotpreise behaupteten sich noch 8 Jahre, gingen erst im
18. Jahrhunderte bis auf 2 fl. für das Viertel Weizen zu-
rück, bis endlich 1724 ein Mittelpreis von 1 fl. 45 kr. für
längere Zeit gangbar wurde.
Es erübrigt nun noch die letzte theuere Zeitperiode bis
1700 in ihren wesentlichsten Momenten darzulegen.
— 166 —
Schwere Zeiten.
Zur Uebersicht mögen die Weizenpreise an die Spitze
gestellt sein:
1693 2 fl. 15 kr.— 4 fl. 15 kr. 1697 3 fl. 51 kr.
1694 3—4 fl. 1698 4 fl. 15 kr.
1695 2 fl. 30 kr.— 5 fl. 1699 4 fl. 30 ki\
1696 3 fl. 54 kr.— 4 fl. 30 kr. 1700 3 fl. 30 kr.
Der Brotsatz blieb in allen diesen Jahren nach der alten
Norm 15 kr. unter, dem Preise des Landgetreides, stand aber
im Durchschnitte, um den Nachtheil, welchen die Bäcker stets
gehabt haben wollten, auszugleichen, mehrere Monate im
Jahre höher.
Wenn sich aber die Regierung bemühte, durch eine
Herabsetzung desselben dem armen Manne zu Hilfe zu kommen,
oder auch auf ein Herabgehen der Weizenpreise hinzuwirken,
so ergab sich richtig immer etwas, wodurch ihr guter Wille
zu nichte gemacht wurde. So ging es z. B. im Jahre 1693,
wo der Brotsatz von S ü. i) /J im März, 3 fl. 4 ^ im April,
3 fl. 2 yi/ im Mai , im September wieder auf 3 fl. 4 /? hinauf-
getrieben wurde, und es ergab sich, dass die Bäcker auch bei
diesem unzufrieden waren.
Wie wir gesehen haben, war es eine Lieblingsmassregel
der niederösterr. Regierung, das Getreide zu taxiren. Die
Regierung in Wien sprach sich jedoch im Jänner 1693 dagegen
aus, insbesondere hielt sie es für unpassend, das ungarische
Getreide der Taxe zu unterwerfen, da es auf weiten Wegen
hergeführt werde und es überhaupt nicht thunlich scheine, den
Ungarn „als Ausländern" einen Werth für ihre Feilschaft vor-
zuschreiben. Trotz der nicht unbegründeten Einwendung der
Regierung in Graz, wenn den Ungarn keine Taxe gegeben
würde, würde ihres und das Landgetreide gleich theuer bleiben,
erfolgte doch der unbedingte Befehl von der geheimen
llofstelle, die Taxirung zu unterlassen.
— 167 —
So blieb denn wirklich das Getreide in gleich hohem
Preise und es sollen sogar gewinnsüchtige Herrschaften in
Ungarn solches gekauft und in Graz als inländisches verkauft
haben. Die Bäcker aber wollten das alte Spiel wie 1692 an-
fangen, kauften im April nicht, um zwei Monate zuzuwarten,
bis die Ungarn mit dem neuen Getreide kommen, wo dann
das inländische Getreide unverkauft bleibt, oder wenn die
Ungarn nicht kommen, so in die Höhe geht, dass dann auch
die Ungarn, durch die Theuerung verlockt, ihre Preise steigeni.
Die Bäcker complotirten auch, nichts mehr in solidum zu
kaufen und sollte es der Zechmeister der Regierung verrathen,
so drohten sie ihn zu steinigen.
Als dann bekannt wurde, dass in Steiermark und in
Ungarn die Ernte missrathen war, wollten die Bäcker freien
Einkauf haben. Der Weizen stieg auf 4 fl. — 4 fl. 12 kr. Mah
kaufte denselben in Wildon und Gleisdorf den Ungarn
um 4 fl. 15 kr. ab, in Graz sollten die Bäcker aber nicht
mehr als 4 fl. bei Strafe mit der Schupfen bezahlen. Wenn es
wahr ist, was Graf Batthiany angab, dass ein Grazer
Bäcker 1692 bei ihm und bei Bauern viel Getreide eingekauft,
aber nicht nach Graz, sondern nur nach Gleisdorf habe führen
und dort aufschütten lassen; so erklärt es sich, warum die
Bäckercommission auf dem niederen Preis in Graz beharrte.
Die Bäcker rechneten im October für «ich einen Schaden
von 3080 fl. heraus und verlangten eine höhere Brottaxe. Der
Magistrat von Graz rieth auch auf 3 fl. ein. „Der Bäcker
Lamentation sei schon ad nauseam bekannt und actenmässig
100 Jahre alt. Es zeigt sich auch, indem mehr aiine als
reiche Bäcker sind, dass ihr Geschäft nicht prosperire ; darauf
käme es auch gar nicht an. sondern nur auf das bonum
publicum. Aber verlieren sollten sie doch auch nicht. Das
punctum historiae sei, dass sie Schaden haben, wenn die Wage
(Brotgewicht) um 15 kr. niedriger, als das Landgötreide, ge-
rechnet würde."
Am 3. November 1693 verfügte die Regierung: ;,die
HeiTSchaften sollen ihr Getreide un verweilt ausdreschen lassen
— 168 —
und die Hälfte ihres Vonathes um den Preis von 4 fl. aus-
ifolgen, sonst würden sie zur Strafe gezogen werden." Da aber
ausser zweien keine gehorchte, so wurden die Renitenten am
12. Dezember vom Kammerprocurator zur Tagsatzung citirt.
Dagegen protestirte die Landschaft Daher wurde die Tag-
satzung widerrufen , die Regienmg erklärte aber , ^sie
wisse nun kein Mittel mehr, dem Brotmangel zu steuern.
Seine Majestät der Kaiser möge selbst ein Remedium vor-
schlagen^. '^
1694 machte sich der Brotmangel insbesondere in den
Kammergütern fühlbar, und man war nicht ohne Besorgniss
vor einem Aufstande der Bergknappen.
*
Zu Vordernberg fehlte es schon im Jänner 1694
an Proviant, die Radmeister hatten in den gewidmeten Thälem
vergebUch um Getreide angehalten und machten nun der Re-
gierung von der üblen Lage Meldung. „Die Knappen könnten
mit dem wöchentlichen Liedlohne per 6 ß bei dieser wachsen-
den Theuerung nicht bestehen und ihre schwere Arbeit mit
hungrigem Magen nicht verrichten.^ Am 2. Februar kamen sie
vor den Amtmann, baten um Erhöhung des Lohnes, rSie
könnten sonst die Arbeit nicht thun; sie wollten keine Rebellen
machen, aber sie würden doch nicht früher wieder zur Arbeit
gehen **. Es half nichts, dass der Amtmann zur Drohung daran
erinnerte, dass man ihre Vorfahren bei ähnlichem Anlasse
einmal am Prebühel geviertelt habe.
Die Radmeister, um ihr Gutachten gefragt, erklärten, sie
hätten seit undenklichen Zeiten den Knappen bares Geld als
Lohn gegeben und nicht Proviant. Es sei ihnen auch nicht
um diesen, sondern um höheren Lohn zu thun. Sie hätten alle
eigene Gründe, oder seien bei wohlhabenden Bauern wohnhaft,
sie könnten sich daher leichter um Proviant umsehen, als die
Blahhausarbeiter , die in Vordernberg wohnen müssten. Den
Liedlohn könnten sie aber nicht erhöhen, weil er in der
kaiserlichen Amtsordnung so vorgeschrieben wäre und sie
ohnehin seit Jahren mit Schaden arbeiteten , weil ihnen der
— 169 —
Proviant für die Blalihausleute zu hoch käme. Es müsste in
anderer Weise geholfen werden.
Die Vordernberger Knappen gingen nach einigen Tagen
auf Zureden wieder zur Arbeit, da der Amtmann von seinem
Getreide vorschoss; aber in Aussee drohte im März ein
Strike der Pfannhausarbeiter, da nur mehr auf einige Wochen
Getreide vorhanden war. Auch Fleisch und Unschlitt wurden im
Preise gesteigert.
Es wurde daher den Getreidebesitzem in den gewidmeten
Thälem nach allen Seiten hin der Verkauf unter der Drohung
aufgetragen, dass man sonst die Getreidekästen mit Gewalt
eröffnen würde. Bis Ende Juni war wenigstens für den Moment
dieser Noth abgeholfen.
In Graz aber wiederholte sich noch immer die alte
Geschichte, bald kauften die Bäcker nicht, bald verkauften die
Herrschaften nicht, und wenn etwas gekauft wurde, so wurde
es nicht genau angesagt
Im Jänner 1695 kamen die Ungarn, der Getreidepreis
sank um 2 /? ; aber die Bäcker, wiewohl zum Ankaufe ermahnt,
versorgten sich nicht genügend. Im Mai stieg der Landweizen
von 2 fl. 45 kr. wieder auf 3 fl., im Juni auf 3 fl. 15 kr. Die
Bäcker zögerten noch immer mit dem Kaufe. Ende Juni be-
gehrte man schon wieder 3 fl. 30 kr., und da der Brotmangel
wuchs, Hess die Regierung den Adel auifordem, um diesen
Preis zu liefern, sonst würde der Kammerprocurator ein-
schreiten. Schon bezahlte man aber am Lande selbst 4—5 fl.,
in Marburg sogar 4 fl. 1 5 kr.
Viele Besitzer hatten entweder nichts zu verkaufen, oder
bereits nach Pettau ftlr das kaiserliche Provianthaus gehefert;
wer aber noch hatte, beklagte sich bitter tlber die Bäcker,
dass diese es damals, als es ihnen angetragen worden, nicht
kaufen hatten wollen.
Da auch Ungarn keinen Ueberfluss hatte, Aussee und
Vordemberg wieder wegen Mangels von allen Seiten zusammen-
kauften und ein Getreide- Ausfuhr- Verbot erging, so verbesserte
sich die Lage in Gra^ um nichts und blieb der Regierung
— 170 —
niclits anderes übrig, als im November den Brotsatz auf 3 fl.
6 /? zu stellen. Gleichzeitig erging ein Befehl auf 6 Meilen in
der Runde um Graz, dass allen erlaubt sei, gleich den Schöckel-
bauem an den 2 Wochenmärkten Brot in der Hauptstadt zu
verkaufen.
Als der Brotsatz erhöht wurde, sagten die Bäcker, jetzt
sei es zu spät, jetzt verkaufe man ungarisches Getreide in
Wildon und Leibnitz um 4 fl. 1 5 kr. , das reissend abgehe.
Hätte man früher in Graz eine höhere Taxe gemacht, so wäre
das Getreide gewiss dorthin gekommen. So treibe man die
Ungarn durch die niedere Taxe von Graz ab. Sie hätten nun
kaum mehr auf ein Monat Vorrat und man müsste ihnen
freien Einkauf, oder eine Anweisung auf ein „gewisses" Getreide
bei den Herrschaften geben.
Es ist noch zu erwähnen, dass ungeachtet der schweren
Zeiten die Landschaft am Landtage im Frühjahre 1695 wieder
um Aufhebung der freien Einfuhr aus Ungarn petitionirt hatte.
Die Verhandlungen enthielten weder Neues, noch Bemerkens-
werthes, ebensowenig neu war der Beschluss, es solle eine
Commission gehalten werden und die ungarische Einfuhr unter-
dessen in statu quo verbleiben. Die Landstände wurden aber
alsogleich zur Specification der Getreidequantität verhalten,
welche ein jeder jährlich liefern könnte, damit man mit Ge-
wissheit berechnen könnte, wie viel aus Ungarn zugelassen
werden kann. Allein mit diesen Specificationen Messen sich die
Getreideherren Zeit.
Im Dezember wurden für die Theuening neue Vor-
kommnisse geltend gemacht, nämlich, dass der Buchweizen
missrathen sei und dass wegen des kürzlich publicirten Geld-
Calo weder die Ungarn, noch die HeiTSchaften verkaufen
wollten. Die Bäcker berichteten auch, dass man um die Taxe
nirgends Weizen bekonune, sondern dass man zu Steinamanger
und in Rechnitz u. a. 0. 4 fl. 30 kr. verlange. Das Brot sei in
Graz so „klug" (selten) worden, dass die Leute erbärmlich
darum bitten und für einen Batzenlaib gerne 5 kr. geben.
Andere fluchen und drohen, so dass sie sich in ihren Wohnungen
— 171 —
nicht mehr sicher halten. Das Brot vom Lande sei schwarz
und klein, es käme auch wenig herein, und müssten die, Leute
für 26 Loth 4 kr. bezahlen. So blieb denn der Regierung nichts
anderes übrig, als den Bäckern den freien Einkauf zu gestatten,
auf den sie schon so lange gedrungen hatten.
1696 änderte sich die Lage der Dinge fast gar nicht
Im August wurde wieder einmal der Getreidevorkauf übeiall
verboten, den Bäckern der theuere Einkauf des ungarischen
und das Mäkeln und ^^Verschimpfiren" des inländischen Ge-
treides verwiesen. Bei einer Visitation aller Bäcker und Mühlen
in und um Graz kam es auf, dass ein Grazer Bäcker in einer
Mühle zu Kaisdorf Vorräte über den Winter versteckt ge-
halten hatte. Die Bäckerjungen sagten beim Magistrate aus,
dass das Semmelgebäck bei einem Viertel Weizen 4— 5 fl. und
beim Roggen 4 fl. ertrage, dass also von einem Verluste,
wenigstens einem empfindlichen, durchaus keine Rede sein
könnte. Der ungarische Weizen kostete im August 3 fl. 3 kr.
bis 3 fl. 36 kr., Korn 2 fl. 30 kr.
Im Juli wurde in Graz wegen der genaueren Controle
befohlen, dass alles ungarische Getreide am Stadtplatze ver-
kauft werden und dass jedermann freien Kauf haben sollte.
Im November endlich wurde den Ungarn das beliebte
Einsetzen des Getreides verboten, wenn sie den verlangten
Preis nicht erhielten, wo sie dann bei üblen Wegen und
schlechtem Wetter noch theuerer, als früher verkauften.
Weil aber die Theuerung in den umliegenden und in
den eigenen Ländern mehr und mehr zu ^verspüren" war, so
ordnete ein kaiserliches Patent vom 29. November 1696 an:
1. die Ausfuhr von jeder Art Getreide ist verboten; 2. in
Städten und Märkten ist nur ein Brauhaus und eine Bier-
schenke, am Lande gar keines, insbesondere kein neu auf-
gebrachtes, zu dulden; 3. Branntwein aus Weizen oder Korn
zu brennen, ist ganz verboten.
Am 11. Jänner 1696 wurde in Graz eine Hauptcom-
mission wegen der landschaftlichen Beschwerde in Betreff der
ungarischen Einfuhr zusammenjjesetzt, welche ihre J3erathungen
— 172 —
sofort begann, aber bald in's Stocken gerieth, 1697 am 4. März
dieBerathung wieder aufiiahm, ebenso am 15. September 1698;
aber erst 1715 zu einem Abschlüsse kam.
Aus den Verhandlungen im Jahre 1696 soll nur das-
jenige hier Erwähnung finden, was von einigem Interesse ist.
Der bürgerliche Ausschuss von Graz, der erst
auf sein wiederholtes Andringen, „ da diese Sache zunächst doch
die Bürger am meisten angehe" , zur Commission zugelassen
worden war, erklärte in einer schriftlichen Eingabe:
Graz braucht, Bäcker, Brauer, geistliche und weltliche
Hauswirthschaften einbezogen, jährlich 90—100.000 Viertel
Getreide. Die Stadt hätte 30.000 Einwohner 2'), ungerechnet
die Fremden an den zwei Jahrmärkten und zu anderen Zeiten
und die Nachbarschaft, die ihren Unterhalt von der Stadt
bezieht. Das Land liefert nach Graz nie mehr als 13 — 14.000
Viertel, wenn auch die Landschaft 1675 behauptete, sie könnte
30.000 Viertel aufbringen.
Von 1668 bis 1696, also in 28 Jahren, haben die Land-
stände nicht über 364.882 Viertel geliefert, kämen auf ein Jahr
13.031 Viertel; die Bäcker aber haben 1,111.549 Viertel ver-
braucht, also um 746.667 mehr.
Die Folge der Sperre der ungarischen Einfuhr war immer
Steigerung des Preises, so 1676 und 1677 von 1 fl. 30 kr. auf
3 fl., daher man den Landeshauptmann Grafen v. Herber-
stein, dem man diese Sperre zu verdanken hatte, öflfentlich
den ;, Brotschmälerer ^ nannte.
Ebenso unpraktisch sei es, zuerst das Landgetreide zum
Kaufe aufzunöthigen, dann erst den Abgang durch ungarisches
»7) Nach verlässlichen statistischen Daten (Matrikel der Haupt-
stadtpfarre und Acten im st Landesarchive) wurden im Jahre 1713 zu
Graz geboren 437, starben 484 Personen, heirateten 148 Paare. Ver-
backen wurde Semmelmehl 9785, Roggenmehl 23,106, zusammen 32,891
Viertel. Geschlachtet wurden 3520 Ochsen, 5780 Kälber, 2110 Lämmer,
980 Kostraun (Hammel), zusammen 12,390 Stücke. Aus diesen Zahlen
ergibt sich, dass Graz durchaus nicht 30,000 Einwohner hatte, und auch
1696 nicht gehabt haben kann. Im Jahre 1762 wurde die Seelenzahl von
Graz pfarrämtlich mit 22.000 angegeben.
— 173 —
ersetzen zu wollen. Wenn es ginge, hätte es Landeshauptmann
Herberstein sicher eingeführt.
Was aber das Landgetreide betriift, so ist es in seiner
Qualität nach dem Boden sehr ungleich, wie auch nicht aller
Wein Luttenberger ist, sondern es auch Steinberger
(ein Weinberg bei Graz) gibt. Aber die Getreideherren wollen
alle den gleich hohen Preis erhalten.
Die Setzung einer Taxe für Getreide sei ganz nutzlos,
die HeiTen haben sich nie daran gehalten, selbst wenn sie,
wie kürzlich, 5 fl. hoch war.
Graz würde rein von der Gnade der Landschaft ab-
hängen. —
1 097 bis 1 099 blieben die Verhältnisse ungeändert, theils
weil die Ernte „insbesondere in den beiden letzten Jahren" in
Obersteier missrieth, wohl auch, weil die Anhäufung der
Soldateska un Lande nach dem Frieden von Carlowitz den
Verbrauch an Lebensmitteln steigerte. 1098 war auch die
ungarische Einfuhr, wahrscheinlich wegen des eigenen grösseren
Bedarfes in Ungarn gesperrt und erst 1099 wieder freigegeben
worden.
Schluss.
So trat denn die Steiermark in das 18. Jahrhundert,
gedrückt von einem hohen Getreidepreise und mit ungelöster
Brotfrage; doch gab es im ganzen in den ersten zwei Decennien,
als der Weizenpreis mit Ausnahme der Jahre 1709, 1713 und
1714 zumeist auf 2 fl. 30 kr. stand, keine besonderen Klagen.
Die Landschafts - Beschwerde gegen die ungarische Einfuhr
wurde erst 1712 wieder aufgewärmt aber erst 1718 beachtet
unter der Bedingung, dass dieselbe eine extraordinäre Con-
tribution von 30—40.000 fl. bewilligen würde. Aber es zeigte
sich bald wieder, dass man im Lande ohne ungarisches Getreide
nicht auskommen könne.
1715 wurde eine neue Brotgewichts-Ordnung ohne Abzug
der 15 Kreuzer vom Weizenpreise gegeben und die Scala
derselben von Groschen zu Groschen gemacht, hiebei auch die
— 174 —
Berechnung des Gewichtes geändert ^^, welche die Bäcker so
oft verleitet hatte , auf den Satz von 3 fl. 4 >/ hinzuarbeiten,
weil sie hiebei einen grösseren Gewinn erzielten, als wenn der-
selbe niederer stand. Dadurch hatten die Bäcker erreicht, was
sie so lange vergebens angestrebt hatten.
1724 endlich wurde die so oft angeregte Frage wegen
Erbauung eines Getreidemagazins in Graz nochmals abgelehnt-
Dass aber die bösen Krisen für die Grazer Bäcker noch
lange nicht vorüber waren, geht daraus hervor, dass dieselben
1730 in einer Beschwerdeschrift erklärten, „sie seien die ge-
schuudensten Leute auf Gottes Erdboden und nichts als
erbärmliche Schlachtopfer der Landschaft".
2s) Die Brotgewichtsordnung begann nun mit dem Ansatz • pr. 1 fl.
und das Gewicht der Kreuze rsemmel war auf 26 Loth berechnet, welches
in der vorhergegangenen Zeit immer 29 Loth gewesen war. Mit diesem
Verhältnisse ist das Normale ft^r alle übrigen Aendenmgen in der Taxe
gekennzeichnet.
Berichtigungen.
Seite 23, Zeile 4 v. u. ist nach A. 4299a) einzuschieben : in „Anwendung
kamen".
S. 47, Z. 9 V. u.: mortuo statt mortus.
S. 49, Z. 8-9 ist der Satz: „und Amtmann in dem dazugehörigen
Schratlamergerichte" nebst der Note 169 wegzulassen.
S. 52, Z. 7 V. u. : Ir statt In.
GEDENKBÜCH
DES
»ISIORIIiCII[N VFR[liES FlR STEHRK.
(Zufolge Beschlusses des historischen Vereines f[\r Steienuark in der
XV. aligemeinen Jahres -Versammhing am 5. December 1864 fl^r ver-
storbene verdiente Vereins -Mitglieder angelegt.)
D
If atMas Maclier.
Von
Dr. Franz Ilwof.
l)er historische Verein für Steiermark fasste in der
XV. allgemeinen Jahresversammlung am 5. December 1864
den Beschluss, ein Gedenkbuch für verstorbene Vereinsmit-
glieder anzulegen, in welchem die Biographien solcher Männer
veröffentlicht werden sollten, die sich um die Durchforschung
und Bearbeitung der Geschichte unseres Landes und um die
Förderung der Vereinszwecke insbesondere verdient gemacht.
Zu diesen Männern gehört auch Mathias Macher ; er hat, wie
die nachfolgende Darstellung zeigen wird , die Steiermark im
Ganzen und in vielen ihrer Theile nach verschiedenen
Richtungen hin durchforscht und literarische Arbeiten hierüber
geliefert, und er gehörte dem historischen Vereine seit seiner
Gründung als Mitglied an, wirkte stets auf das eifrigste für
die Förderung desselben, war ein thätiger Bezirkscorrespondent,
wohnte den Vereins Versammlungen, so oft es ihm möglich war,
bei und bedachte ihn oft durch Schenkung von Büchern, Ur-
kunden, Münzen und Antiquitäten. So verdient Macher in
vollem Masse den Dank des Vereines, der ihm durch die
Aufnahme seiner Biographie in dieses Gedenkbuch gezollt wird
und die Erinnerung an ihn wird in seinen jüngeren Zeit-
genossen und in den nächstfolgenden Geschlechtem gewiss
nicht erlöschen.
Macher wurde am 8. Jänner 1793 zu Oisnitz, einem
Dorfe südlich von Graz im Lasnitzthale in der Pfarre Preding
D*
— 48 —
gelegen, geboren. *) In der Pfarrschule des Dorfes Dobl erhielt
er seinen ersten Unterricht; zwölf Jahre alt kam er (1805)
nach Graz, trat hier in das akademische Gymnasium ein,
dessen sechs Classen er vom October 1806 bis Juli 1812
besuchte. — Schon während dieser Schulzeit trat einmal der
Ernst des Lebens an ihn heran. Nach den Niederlagen,
welche unser Vaterland 1805 im Kampfe gegen Napoleon I.
erlitten und nach dem für dasselbe so ungünstigen Pressburger
Frieden begann eine Reform nach Aussen hin und im Innern,
welche nicht nur zu den schönsten Hoffnungen berechtigte,
welche auch eine OpferwilHgkeit und Begeisterung unter
Oesterreichs Völkern hervorrief, wie sie vordem nie an den
Tag getreten. Auch das Heer wurde unter des genialen
Kriegshelden Erzherzog Karl Leitung einer vollständigen
Reorganisation unterzogen, um in einem neuen Kampfe dem
französischen Usurpator erfolgreicher als bisher entgegentreten
zu können. Ein wesentliches Glied dieser neu organisirten
Armee sollte die Landwehr sein, welche 1 808 errichtet wurde ;
und als am 24. Juni dieses Jahres die Studenten aufgefordert
wurden, in dieselbe einzutreten und in ihr eigene Compagnien
zu bilden, folgten in Steiermark mehr als 300 Jünglinge diesem
Rufe; auch Macher, obwohl erst ein fünfzehnjähriger Gymnasial-
schüler, liess sich in das erste Grazer Landwehrbataillon ein-
reihen; da aber die Regierung unmittelbar vor dem Kriegs-
beginne im Frühlinge 1809 sämmtliche Studentencompagnien
auflöste, so war es Macher nicht beschieden, an den Ehren
und Leiden im Kampfe für das Vaterland unmittelbar theil-
zunehmen. **)
In den Jahren 1812 bis 1815 absolvirte Macher die
♦) Grazer „Tagespost« 187ß, Abendblatt ad Nr. 153, vom 7. Juli.
**) Ueber diese Periode seines Lebens hat Macher sehr interessante
Memoiren veröffentlicht (s. rUckwäits das Verzeichniss seiner Schriften),
welche über die früheren Schulverhältnisse in Steiermark, über die
Normalhauptschule, das akademische Gymnasium und die phUosophischen
Studien in Graz und über das Kriegsjahr 1809 bandeln.
— 49 —
philosophischen Studien*) in Graz und jetzt trat die schwere
Frage der Berufswahl zur Entscheidung an ihn heran. Nach
dem Wunsche seiner Eltern sollte Macher Priester werden;
er selbst aber erkannte rechtzeitig, dass er dafür den Beruf
nidit besitze; sein innerer Drang trieb ihn zu den medi-
cinischen Studien. Priester und Arzt stehen sich in ihrer Wirk-
samkeit nicht so ferne, der Priester ist oft berufen, Leiden
der Seele zu heilen, dem Arzte bietet sich häufig die Gelegen-
heit dar, neben den Schmerzen des Körpers auch jene der
Seele zu lindem ; und so war es jedenfalls besser, dass Macher
ein tüchtiger Arzt als ein Priester, der seinen Beruf verfehlte,
wurde. — Im Herbste 1815, als wieder Ruhe und Frieden
in ganz Europa einkehrten, begab sich Macher nach Wien, um
dort den medicinischen Studien zu obliegen. Es war eine harte
Zeit, durch die er sich durchzuringen hatte ; seine Angehörigen
konnten ihn nicht ausreichend unterstützen, das Leben war
in den Missjahren 1816 imd 1817 namentlich in Wien sehr
kostspielig und nicht selten musste er mit Nahrungssorgen
kämpfen; aber er war von zäher Natur und Hess nicht ab,
dem selbstgesteckten Ziele mit der ganzen Kraft seines festen
Sinnes, unterstützt durch angeborene Heiterkeit und ein glück-
liches Temperament, nachzustreben. Wenn er auch manchmal
Hunger litt und im Winter in ungeheizter Stube schlief, so
erwarb er sich doch durch die Ertheilung von Privatunterricht
im ganzen so viel, dass er seine Studien vollenden konnte.
Am 21. Juli 1821 wurde er, nachdem er die fünf Jahre des
niedidnischen Studiums absolvirt und die strengen Prüfungen,
Rigorosen, abgelegt hatte, zum Doctor der Medicin promovirt.
Maciher liebte seine Heimat, die grüne Steiermark, über
Alles und kehrte, so wie er in Wien das Ziel seiner Studien
erreicht, sogleich in dieselbe zurück. Er versuchte zuerst sein
*) Wie emsig er diese betrieb, beweist ein starker Octavband von
seiner Handschtift, befindlich im steiermärkischen Landesarchiv, welcher
von Graz 1815 datirt, einen „Auszug aus der Naturgeschichte, Zoologie
nach Hhimenbach , Botanik nach Vest's und Mineralogie nach Mobs' Vor-
lesungen enthält.
- 50 —
Glück in Marburg, wo er sich als praktitsclier Arzt niederliess.
Hier schon wurde er im Staatsdienste verwendet, indem er
mehrere Male die Stelle des erkrankten Kreisphysikus versah ;
von Marburg wurde er nach Graz berufen, wo ihm, Mai 1823,
die Stelle eines unbesoldeten Annenphysikers-Siibstituten an-
vertraut wurde. Diese Verwendungen im Staatsdienste tinigen
jedenfalls dazu bei. dass ihm bereits im August 1823 die
Districtsphysikerstelle in Rann verliehen ^vurde; er bezog
dafür einen Jahresgehalt von 250 fl. C. M. aus dem ständischen
Domesticalfonde und eine Jahreszulage von 150 fl. aus dem
k. k. Cameralfonde. Gerade damals war Untersteiermark von
mehreren grösseren Epidemien schwer heimgesucht, wobei
Macher eine namhafte ärztliche Thätigkeit zu entfalten Ge-
legenheit fand. Damit war der Kreis seines Wirkens nicht
ausgefüllt; im Jahre 1825 wurde er zur Supplirung des er-
krankten k. k. Kreisphysikers nach Cilli berufen und musste
dort dessen Geschäfte besorgen und nebstbei versah er die
Stelle eines Badearztes in der Curanstalt Töplitz nächst Tüffer.
Fünf Jahre blieb Macher in Rann; 1828 wurde er über
sein Ansuchen ebenfalls als Districtsphysiker nach Maria-Zeil
und schon 1829 nach Hartberg übersetzt. Am 9. August 1829
vermählte er sich mit Maria Dimböck, der Tochter eines
geachteten Bürgers und Realitätenbesitzers in Graz, mit welcher
er 47 Jahre lang bis zu seinem Tode in glücklicher Ehe lebte.
Im September desselben Jahres trat zum ersten Male
in Europa die Cholera auf, vonBengalen über Syrien kommend
verbreitete sich diese furchtbare Krankheit im südlichen Russ-
land und drang über Moskau, Warschau bis an und über die
preussische Grenze vor; von da nahm sie ihren Weg durch
Galizien und brach im JuH 1831 in Pest, im August in Wien
aus; bald war auch die Ostgrenze der Steiermark bedroht
und Fürstenfeld, Neudau, Wörth an der Lafhitz wurden durch
einzelne Fälle derselben heimgesucht ; diese Gegenden gehörten
dem Amtsbereiche Macher's an und er befasste sich sogleich
mit dem Studium dieser neuen Erscheinung; er bereiste die
Grenzbezirke gegen Ungarn, studirte die Krankheit im Cholera-
-- 51 —
spitaie in Wien und besprach sie auch in einer populären
Abhandlung. Sonst war Macher's zwanzigjährige Amtsthätigkeit
in Hartberg wenig von äusseren Ereignissen unterbrochen;
1841 erkrankte er schwer ara Typhus und wäre, wenn ihm
nicht seine kräftige Natur geholfen hätte, ein Opfer seines
Berufes durch diese damals in Hartbei^ arg wüthende Epi-
demie geworden. Auch dasStm^mjahr 1848 verbrachte er dort;
aber gerade in Folge desselben wurde ihm kurz nachher ein
anderer Wirkungskreis zugewiesen, denn die Reorganisation
des gesammten Staatswesens in Oesterreich in den Jahren
von 1849 an führte auch eine Umstaltung des medicinischen
Staatsdienstes mit sich und in Folge derselben erhielt Macher
1850 über sein Ansuchen die neucreirte k. k. Bezirksarztens-
stelle in Stainz (mit dem Gehalte von 400 fl.), welche die
früheren Districtsphysikate Voitsberg und Deutsch - Landsberg
umfasste. In dieser Stelle blieb er fünfzehn Jahre lang und
war bald der älteste aller Sanitätsbeamten in Steiermark; als
solchem und in Anerkennung der hervonagenden Verdienste,
welche er sich als Arzt und Staatsbeamter erworben, erhielt
er eine jährliche Personalzulage von 200 fl. In einem Alter
von 72 Jahren und nach dreiund vierzigjähriger Dienstleistung
schritt er um die Versetzung in den Ruhestand ein, welche
ihm 1865 mit der normalmässigen Pension von 420 fl. und
wegen seiner vieljährigen und erspriessHchen Verwendung im
Staatsamte mit Belassung der Personalzulage von 200 fl.
gewährt wurde. Macher übersiedelte von Stainz nach Graz,
und auch jetzt noch war er hier in Vereinen und bei wolthätigen
Anstalten rastlos thätig. Er war wirkliches Mitglied des Vereins
der Aerzte in Steiermark, der k. k. steiermärkischen Acker-
baugesellschaft, permanentes Mitglied des Kinderspitalvereines
in Graz, correspondirendes MitgUed der k. k. Gesellschaft der
Aerzte in Wien und des Vereins badischer Aerzte zur
Förderung der Staatsarzneikunde und ordentliches Mitglied
zahlreicher anderer gelehrter und gemeinnütziger Institute,
Vereine und Gesellschaften. Insbesondere war er in den Jahren
— 52 —
seines Ruhestaudes im Vereine der Aerzte und für den Kinder-
spitalverein sehr eifrig wirkend.
jjDr. Macher war im persönlichen Umgange offen und
treuherzig, von biederem, rechüichem Charakter; er war ein
treuer Freund und heiterer Gesellschafter, besonders in seinen
jüngeren Jahren. Ein Freund des freien Wortes, besuchte er
regelmässig die ^'ersammlungen der verschiedenen Vereine
und Gesellschaften, denen er angehörte, um dort persönlich
seine Ansichten und Anträge geltend zu machen und führte
oft eine lebhafte Debatte herbei. Ein Mann von vielseitigem
Wissen, hatte er sich als Autodidakt vielerlei Kenntnisse er-
worben. Er besass Specialkenntnisse besonders in der Ge-
schichte, Geographie, Topographie (besonders in jener von
Steiermark), in der Alterthumskunde, in der Landwirthschafts-
kunde und Technologie. Dabei war er eifriger Politiker und
liebte es vorzüglich in seinen jüngeren Jahren, sich in politischen
Discussionen zu eigehen, wie auch aus seiner Feder einzelne
Brochuren poUtischen Inhalts erschienen sind."^
Nach seiner Jubilirung lebte Macher im Kreise seiner
Familie glücklich und zufrieden in Graz und feierte 1871
körperlich und geistig noch vollkommen rüstig sein fünfzig-
jähriges Doctorjubiläum , bei welcher Gelegenheit er, ^.der
durch 43 Jahre dem Staate mit rastlosem Eifer gedient, und
sich durch ein halbes Jahrhundert der Förderung der Wissen-
schaft mit so seltener Ausdauer gewidmet hatte'', von Sr. Majestät
dem Kaiser durch das Ritterkreuz des Franz- Josef -Ordens
ausgezeichnet wurde.
Kurz nach seinem vollendeten 83. Lebensjahre, am
25. Jänner 1876, traf den wackeren Greis ein Schlaganfall,
von dem er sich trotz der besten ärztlichen Hilfe und der
sorgsamsten Pflege von Seite seiner Gattin und seiner Töchter
nicht mehr erholen konnte; nach fünf Monaten schweren
Leidens erlag er am 27. Juni 1876 dem Tode, tief betrauert
von seiner Familie und von allen Denen, welche den biederen
Mann kennen und achten gelernt.
— 53 ►-
Macher's litei-arische Thätigkeit vinr selir uiniasseiid und
reichhaltig; ausser den m dem unten folgenden Verzeichnisse
seiner Schriften aufgezählten Werken, Brochuren und Abhand-
lungen hat er auch noch zahlreiche grössere und kleinere
Arbeiten in medicinischen Fachblättern, wie in den „Wiener
medicinischen Jahrbüchern", in Wittelshöfer's »Wiener inedi-
cinischer Wochenschrift*, in der ebenfalls in Wien erscheinenden
„Zeitschrift fUr gerichtliche Medicin, öffentliche Gesundheits-
pflege und Medicinalgesetzgebung'' und ungezählte grössere und
kleinere Aufsätze in verschiedenen anderen Zeitschriften, nament-
lich in der „Grazer Zeitung^, in der Beilage z\i dieser, dem
„Aufmerksamen'', und in der Grazer „Tagespost" veröffentücht
Seine gesammten literarischen Producte lassen sich in
drei Gruppen theilen; in die rein medicinischen Schriften, in
die Gruppe politischer Brochuren und in die Arbeiten, welche
die Steiermark in topographischer, in medicinisch-topographischer
und in geschichtlicher Beziehung betreffen. — Von den rein
medicinischen Schriften soll an dieser Stelle nicht ausführlich
gehandelt, nur das mag hervorgehoben werden, dass sie im
besten Sinne des Wortes die Wissenschaft zu popularisiren
und die reichen Erfahrungen des Verfassers weiten Kreisen
zugängUch zu machen bestimmt waren. Wie zahllose Schrift-
steller vor und nach ihm hatte auch Macher mit den Chikanen
der Yormärzhchen Censur zu kämpfen; seine Brochure „lieber
die orientalische Brechruhr" (Wien 1831) wurde in Graz cen-
surirt und gedruckt, in Wien aber, wie Macher selbst erzählte,
von der Censur verboten, weil man dort an der Ansicht fest-
halten wollte, dass die Cholera nicht contagiös sei, während
der Verfasser die gegentheilige Ansicht aussprach, daher die
ganze Auflage verstampft wurde.*) — Die „Pastoral- Heil-
kunde*, dem Patriarch-Erzbischof Johann Ladislas Pyrker von
Felsö-Eör gewidmet, wurde schon 1836, nachdem sie die
Censur unbeanstandet passirt hatte, gedruckt; musste aber
über Anordnung des damaligen Fürstbischofs von Seckau,
*) Ein Exemplar dieser Schrift hat sich aber doch erhalten und
befindet sich in der hiesigen Joanneumsbibliothek.
— 54 —
Roman Sebastian Zängerle auch einer geistlichen Censur unter-
worfen werden, welche starke Striche darin vornahm, so dass
dieses Werk erst 1838 erscheinen konnte. — Die zweite
Gruppe von Macher's Schriften ist die der politischen Bro-
churen; die gewaltigen Bewegungen des Jahres 1848 Hessen
seinen regen Geist nicht ruhen ; sie veranlassten ihn zur Ver-
öflFentlichung mehrerer die Tagesfragen behandelnder Flug-
schriften, welche beweisen, dass er an allen grossen Begeben-
heiten, deren Zeitgenosse er war, den innigsten Antheil nahm,
aber auch zeugen, dass er bei aller Freiheitsliebe und bei
allem fortschrittlichen Sinne, denen er huldigte, eine Mässigung
und eine Besonnenheit besass, wie sie damals nicht allen in
der Oeflfentlichkeit wirkenden Männern eigen waren. — Für
den „historischen Verein für Steiermark*^ liegt das Haupt-
gewicht von Macher's literarischer Thätigkeit in den zahlreichen
Schriften, in welchen er von unserem Lande handelt und das-
selbe sowie dessen angrenzende Gebiete entweder im Ganzen
oder in seinen einzelnen Theilen in topographischer und
historischer Hinsicht bespricht. Diese Arbeiten ziehen sich
durch sein ganzes Leben hin, sie beginnen schon 1823 und
enden 1873, begleiteten ihn also durch fünfzig Jahre ; jede in
ärztlicher Beziehung wichtige Firscheinung, jeder Ort, an dem
er sich durch längere Zeit aufhielt, ward ihm Gegenstand der
Forschung und Uterarischen Darstellung; so liegen von ihm
medicinisch - topographische Schilderungen von Sauerbrunn bei
Rohitsch, von Römerbad bei Tüflfer, von Neuhaus, Topolschiz,
Franz - Josefsbad , Einöd-, Grubegg- und Tobelbad, von der
Kaltwasserheilanstalt St. Radegund am Schöckel und von
Gleichenberg, sämmtliche in Steiermark gelegen, vor; auch
über die unserem Lande benachbarten Gebiete erstreckte sich
Macher's Thätigkeit, er schrieb Monographien über die Heil-
quellen Tatzmannsdorf und Sulz in Ungarn, Warasdin Erapina
und Stubiza in Kroatien, Tschatesch und Neustadtl in Krain;
auch zusammenfassende Arbeiten dieser Art verdanken wir
seinem Fleisse, so die „Uebersicht der Heilwässer und Natur-
nierkwürdigkeiten des Herzogthums Steiermark" (1858) und
-- 55 —
die 1860 erschienene Preisschrift ^Medicinisch- statistische
Topographie des Herzogthums Steiermark^, ein Werk, welches
nicht nur in ärztlicher, sondern auch in geographischer,
statistischer, historischer und topographischer Beziehung noch
immer als das reichhaltigste und beste deraiüge Buch über
Steiermark bezeichnet werden muss, ein Beweis, dass er nicht
blos doit, wo es sich um ärztliche Specialkenntnisse handelte,
Treflfliches zu leisten berufen war, sondern auch als Geo- und
Topograph hochverdienstlich wirkte ; diess zeigen seine
Schriften über Maria -Zell, sein Wegweiser zu Ausflügen auf
der Graz-Köflacher Bahn und die Beschreibung seiner „Reise
auf den Wechsel". — Ja selbst das Gebiet der Geschichte
und der Archäologie blieb ihm nicht verschlossen, die Stadt
Hartberg, in der er einen grossen Theil seines Lebens zu-
brachte, bot ihm Stoff zu derartigen Arbeiten; er untersuchte
die Bömergräber jener Gegend und beschrieb sie und die in
ihnen gemachten Funde; er durchforschte die Urkunden des
dortigen Archives und schrieb Abhandlungen über die Geschichte
der Stadt Hartberg. — Schon von seiner amtlichen Stellung
in den Ruhestand getreten, verfasste er noch die Biographie
eines um die Steiermark hochverdienten Arztes, des Protome-
dikus Dr. Ghrysanth von Vest und die Darstellung der Gründung
und des Gedeihens einer der schönsten Privatwohlthätigkeits-
anstalten von Graz, des Anna-Einderspitales, zu dessen werk-
thätigsten Gründern und Beförderern er selbst gehörte. —
Mit diesen in Druck erschienenen Schriften Macher's ist
aber seine literarische Thätigkeit nicht erschöpft; das steier-
märkische Landesarchiv bewahrt mehrere Manuscripte*) seiner
Feder, welche nicht minder wie seine Druckwerke von seinem
Fleisse und seiner schriftstellerischen Gewandtheit Zeugniss
ablegen. Es sind diess: ^ Anleitung zum natur- und sanitäts-
gemässen Verfahren bei der Untersuchung, Aburtheilung und
Bestrafung der Kriminal - Inquisiten und Sträflinge nach dem
k. k. österreichischen Kriminalrecht '^ (Rann 1828), ein Werk
*) Die Kenntniss derselben danke ich der gütigen Mittheilung des
Herrn Landesarcbivars Prof. J. von Zahn.
— 56 —
welches für den Druck bestimmt, auch schon mit dem „Im-
primatur" der Censur versehen war, aber ungedruckt blieb;
sodann drei Abhandlungen historisch-topographischen Inhaltes:
;,Die Kirche und das Gnadenbild der heiligen Maria in Oster-
wiz im Bezirke Deutsch-Landsberg", „Geschichte desKlostere
und Spitals der Elisabethinerinnen in Graz bis zum Jahre 1838''
und ein Artikel „Graz nicht Grätz" über die 1848 und 1844
lebhaft ventilirte Frage der Schreibung des Namens dieser
Stadt, welcher zum Erscheinen in der „Allgemeinen Zeitung"
bestimmt war, als Widerlegung eines in derselben (Beilage zu
Nr. 346 vom 12. December 1843) enthaltenen Aufsatzes, aber
nicht Aufnahme gefunden zu haben scheint. — Endlich befindet
sich in demselben Landesarchive noch ein starker von Macher
zusammengestellter Sammelband folgenden Inhalts: I. Zwölf
Hartberger Urkunden in vidimirten Abschriften mit gemalten
Siegeln (aus den Jahren 1310 [2 Stück], 1330, 1360, 1368,
1369, 1404, 1436, 1452, 1463, 1478 [2 Stück]). II. Ab-
schriften von landesfürstlichen Privilegien und anderen Urkun-
den, Hartberg betreffend (18 Stück aus den Jahren 1310 bis
1597). 111. Hartberger Stiftungsurkunden (alte Abschriften,
57 Stück aus den Jahren 1310 bis 1760). IV. Chronik der
Stadt Hartberg und ihrer Umgebung von den ältesten Zeiten
bis 1850 (Erweiterung und Fortsetzung der in der steier-
märkischen Zeitschrift [Neue Folge I. Bd. 2. Heft] erschienenen
„Bruchstücke aus der Geschichte der Stadt Hartberg und
ihrer Umgebung"). V, Notizen über die Umgebungen von
Hartberg. VI. Medicinisch-topographische Skizze des Districts-
Physikates Hartberg nebst verschiedenen topographischen und
statistischen Notizen. VII. Verschiedene topographische Notizen
über Hartberg. VIII. Bevölkerungs- und Katastral - Tabellen
des Physikates Hartberg, zusammengestellt im Jahre 1833.
IX Fragmente aus der Geschichte der Herrschaft Feistritz
nächst Uz. X. Relation über die Verschlimmerung der Generation
der Gebirgsbe Völker ung des Hartberger Physikats und der
UnZweckmässigkeit der Aushebung der jungen Militär mann schaft
aus derselben. XL Vorschlag zur Gaugemeinden - Einrichtung
— 57 —
in der Bezirkshauptmannschaft Hartberg, 1850. XII. Gemeinden-
Tabelle der k. k. Bezirkshauptmaiinschaft Hartberg nach der
Eintheilung im März 1850. XIII. Sterblichkeit in der Pfarre
Hartberg. — Vielleicht mehr als irgend eine seiner in Druck
erschienenen Schriften beweist dieser Sammelband den rast-
losen Eifer, die Vielseitigkeit und Gewandtheit Macher's auf
so vielen Gebieten des Wissens und Forschens.
Auch als Dichter versuchte sich Macher und nicht ohne
Erfolg; schon 1833 feierte er die Eltern seiner Gattin bei
ihrer silbernen Hochzeit in Liedern; als 1871 der Verein der
Aerzte in Steiennark Macher's fünfzigjähriges Doctorjubiläum
festlich beging, dankte er seinen Collegen in einem tiefempfun-
denen Gedichte und das letzte Product seines geistigen
Schaffens ist ein gefühlvolles Lied „Abschied von den steirischen
Bergend
So war sein langes Leben reich an Arbeit, reich an
Früchten ; als Arzt wirkte er zum Wohle seiner Mitmenschen,
als Beamter treu im Dienste des Staates und seine Erfahrungen
und Kenntnisse, welche er in seinen Schriften hinterlegte, leben
und wirken fort und geben Zeugniss von seinem rastlosen
Fleisse und von der innigen in ihm lebenden Liebe zu seiner
und unserer Heimat — der schönen Steiermark. —
Verzeichniss von Macher's Schriften.*)
1) 1821. Ueber die Ursachen und das Wesen der in neuerer
Zeit so sehr überhandnehmenden Scrophelkrankheit, ihr
Verhältniss zur Menscheupocke und zur geimpften Kuh-
pocke. Ein Beitrag zur Aufklärung und Entkräftung
mancher schädlichen Vorurtheile über die Folgen der
Vaccine. Wien 1821.
*) Ausser den hier verzeichneten Arbeiten Macher's sind von ihm
noch zahlreiche Correspondenzen und kleinere Aufsätze, meist anonym
in verschiedenen Zeitschriften und Tageshlättern erschienen.
— 58 —
(Dr. Joseph von Schöller, Gubernialrath und Landes-
Protomedikus in Steiermark und Kärnten gewidmet ; diese
Schrift, Macher's Inaugural - Dissertation , hat auch den
lateinischen Titel: Dissertatio inauguralis - medica de
morbo scrophuloso moderno tempore praecipue'regnante
ejusque ad Variolam et Yaccinam relatione. Quam annu-
entibus lUustrissimo ac Magnifico Domino Praeside ac
Directore, Spectabili Domino Decano ac Clarissimis
D. D. Professoribus pro Doctoratus Medid laurea rite
obtinenda in Antiquissima ac Celeberrima Universitati
Yindobonensi publicae disquisitioni submitüt Mathias
Macher, Styrus Oisnitzensis. In Theses adnexas dis-
putabitur in Universitatis aedibus die 21. Mensis Julii
MDCCCXXI. Yiennae. Folgen 16 Thesen.)
2) 1823. Physikalisch-medicinische Beschreibung der Sauer-
brunnen bei Rohitsch in Steiermark, mit Anleitung zum
Gebrauche derselben an der Heilanstalt für Cur -Gäste.
Wien und Graz 1823.
(Den hohen Herren Ständen des Herzogthums
Steiermark, den Beförderern alles Nützlichen und Schönen
im Yaterlande ehrfurchtsvoll gewidmet.)
3) 1826. Das Römerbad nächst Tüffer in Steiermark, in
physikalisch - medicinischer Hinsicht dargestellt für Cur-
Gäste. Grätz 1826.
2. Auflage. Neu umgearbeitet und vermehrt von Karl
Friedrich Hen, Badearzt und Director dieser Heilanstalt.
Graz 1846.
4) 1831. Die orientalische Brechruhr (Cholera morbus),
ihre Yorbau- und Heilmittel, nach den neuesten Er-
fahrungen kurz und fasslich dargestellt für Aerzte und
Nichtärzte, nebst einer Anweisung für Letztere, bis zum
Eintreffen eines Arztes in dieser schnell verlaufenden
Krankheit Hülfe zu leisten. Wien im September 1831.
5) 1832. Darstellung des Wallfahrtsortes Maria -Zell und
dessen Umgebungen in historisch - topographischer Be-
ziehung. Wien 1832.
— 59 —
Die ersten vier Bogen dieses Werkes erschienen
gleichzeitig unter dem Separattitel: „Der Pilger nach
Maria-Zeil".
6) 1833. Liederkranz, dem Franz Dirnböck und dessen
Gattin Theresia, geborne Dewagner, zur Jubelfeyer der
silbernen Hochzeit am 7. Februar 1833, dem 25. Jahres-
tage der Trauung gewunden von ihren Kindern, Enkeln
und Freunden. Gratz 1833.
7) 1834, Die Heilwässer an den Grenzen von Steiermark,
in Ungarn, Groatien und Illyrien. (Tatzmannsdorf, Sulz,
Warasdin-Krapina, Stubiza, Tschatesch und Neustadtl.)
Graz 1834.
8) 1834. Bruchstücke aus der Geschichte der Stadt Hartberg
und ihrer Umgebungen: 1. Von den ältesten Zeiten bis
Carl den Grossen. 2. Hartberg unter der Herrschaft ver-
schiedener Markgrafen und der Ungarn von 796 bis
1122 n. Chr.
Steierraärkische Zeitschrift. Neue Folge. Erster
Jahrgang. H. Heft, (Grätz 1834) S. 123—134.
9) 1835. Der Pilger nach Maria-Zeil in Steiermark; eine
historisch-topographische Darstellung dieses berühmten
Wallfahrtsortes ; Beschreibung der Gnadenkirche und
Kapelle, der Schatzkammer und anderer Merkwürdigkeiten ;
der vorzüglichsten Wallfahrtswege, besonders der grossen
Wallzüge von Wien und Gratz dahin; Schilderung der
merkwürdigsten Umgebungen dieses Gebirgsfleckens. Wall-
fahrtern und Freunden einer gesunden Alpennatur ge-
widmet. 2. Ausgabe. Mit dem Bilde eines Wallfahrt-Ein-
zuges in die Gnadenkirche. Wien 1835.
Macher sagt im Vorworte: Da die erste (1832 erschie-
nene) Auflage des »Pilgers nach Maria -Zell", welche nur
ein Abdruck der ersten vier Bogen meiner historisch-
topographischen Beschreibung dieses Wallfahrtsortes war,
vergriffen ist, und manche Wallfahrter auch eine kurze
Beschreibung der merkwürdigsten Umgebungen des
Gnadenortes auch im Pilger zu lesen wünschten : so lasse
— 60 —
ich hier diese ganze historisch-topographische Darstellung
von Maria-Zeil und der merkwürdigsten Parthien aus
dessen Umgebungen als zweite Ausgabe des Pilgers er-
scheinen. — Von diesem Werke erschien noch eine
dritte Auflage.
10) 1836. Handbuch der gemeinen Chirurgie für Chirurgen-
Lehrlinge und Gehilfen, mit besonderer Rücksicht auf die,
in den k. k. österreichischen Staaten hierüber bestehen-
den Gesetze und Verordnungen. — (Mit einer litho-
graphirten Tafel). Wien 1836.
11) 1838. Reise auf den Wechsel. Steiermärkische Zeitschrift.
Neue Folge, Fünfter Jahrgang, I. Heft (Grätz 1838.)
S. 100—117.
12) 1838. Pastoral-Heilkunde. P]ine kurzgefasste Pastoral-An-
thropologie, Diätetik und Medizin mit besonderer Rück-
sicht auf die in den k. k. österreichischen Staaten gelten-
den Sanitäts-Gesetze und Verordnungen. Leipzig 1838.
(Johann Ladislaus Pyrker von Felsö-Eör, Patriarch-Erz-
bischof von Erlau gewidmet.)
Zweite Auflage 1843. — Dritte Auflage unter dem
Titel: Pastoral-Heilkunde für Seelsorger. Augsburg 1847.
— Vierte umgearbeitete Auflage. 1860.
13) 1840. Abriss einer Geschichte der Stadt Hartberg und
der nahen Umgebungen derselben, von der Zeit der
ersten urkundlichen Nachrichten über diese Stadt bis
auf unsere Tage.
Steiermärkische Zeitschrift. Neue Folge. Sechster
Jahrgang, L Heft (Grätz 1840.) S. 29—74.
14) 1846. Das Apothekerwesen in den k. k. österreichischen
Staaten. Wien, Gerold 1846. 2 Bände.
15) 1846-1872. Handbuch der k. k. Sanitätsgesetze und
Verordnungen; und als dessen Fortsetzung: Handbuch
der neuesten kaiserlich - österreichischen SanitÄts - Gesetze
und Verordnungen für die k. k. politischen und Justiz-
behörden und die Gemeindevertretungen, besonders für
Sanitätsbeamte, Aerzte, Chirurgen, Apotheker und Alle,
— 61 —
deren Berufsgeschäfte zum öffentlichen Sanitätswesen in
Beziehung stehen. In chronologischer Ordnung. Zusammen
8 Bände Graz 1846—1872.
(Das Manuscript dieses Werkes befindet sich im
steiermärkischen Landesarchiv.)
16) 1848. Offenes Sendschreiben an die steirischen Herr-
schaften und Bauern über die Aufhebung des herrschaft-
lichen Unterthan- Verbandes und Ablösung der ünterthan^
Lasten unter Abrechnung der Verpflichtungen der Herr-
schaften. Graz 1848, als Extrablatt Nr. 5 des Journals:
„Blätter der Freiheit."
17) 1848. Teutschlands gemeinsame parlamentarische Ver-
fassung, Freiheit, Gesez, Recht und allgemeine Ver-
brüderung vorbezüglich auf die gegenwärtigen Stände
und die künftige Konstituzion des Herzogthums Steier.
Von einem freimüthigen Steirer. Graz 1848. Gedrukt unter
unbeschränkter Pressfreiheil. Jak. Fr. Dimbök's Verlag.
18) 1848. Teutschlands und Oesterreichs Zukunft Teutsch-
land ein Bundesstaat, Oestreich ein Staatenbund; beide
vereint ein einziges mächtiges Reich von der Nord- und
Ostsee bis zum Balkan und ins schwarze Meer. Eine
Fantasie. Dem konstituirenden teutschen Parlament in
Frankfurt und der östreiclüschen Reichs Versammlung
in Wien gewidmet. (Nebst einem Vorschlag zur Erzielung
einer Einheit im teutschen und östreichischen Münzwesen,
von demselben Verfasser.) Graz 1848. Gedruckt unter
unbeschränkter Pressfreiheit Jak. Fr. Dimbök's Verlag.
19) 1849. Welthche Bauern-Predigt (Worte der Wahrheit an
alle braven Landleute.) Von einem Bauersmann klüglich
ausgedacht || und altägleich zu Papier gebracht || dieweil
sie enthält gar nutzbare Lehr || und der guten Ermah-
nungen mehr || über unsre neue Zeit || voll gallbittrer
Süssigkeit || Geziert mit einem Holzschnitt gar sauber und
fein II Der Bauersmann wird wol getroffen seyn || Gedruckt
beim Tanzer in Gratz fürwahr || im 1849. Jahr || verlegt
und zu haben filr Fern und Nah || um 4 kr. beim
£
— 62 —
Dimböck, Buchhändler alda || Bei einem Dutzend oder
noch mehr || Ist der Preis um ein Erkleckliches billiger.
1^0) 1849. Gemeinfassliche Belehrung fUr den Landmann, be-
sonders für Gemeinderichter, Ausschüsse und Geschwome
und für alle Jene, welche sich als östreichische Beichs-
bürger näher unterrichten wollen über die allgemeine
bürgerliche Gesellschaft, den Staat und die Staatsver-
fassungen, vorzüglich über die östreichische Reichsver-
fassung mit ihren politischen Grundrechten, die Staats-
verwaltung und das künftige Beamtenwesen, den Reichs-
tag und die Landtage, die Aufhebung und Ablösung der
herrschaftlichen Grundlasten, das neue Jagdgesez und
das provisorische Gemeindegesez ; nebst Anleitung zur
Einteilung, Zusammenziehung und Einrichtung der neuen
Ortsgemeinden, sowie zu den Gemeindewahlen; dann
Darstellung der Rechte und Pflichten der Gemeinde-
bewohner, der Gemeindeausschüsse und Vorstände
(Bürgermeister und Gemeinderäte), der Bezirksausschüsse
u. s. w. Von einem Volksfreunde. 1 849. Wien und Graz.
21) 1850. Der neue Methusalem oder lange leben und ge-
sund bleiben ohne Doctor und Medicin. Von einem
Menschenfreunde. Graz 1850.
22) 1851. Die Römer-Gräber in der Gegend von Hartberg.
Aufgefunden und zum Theile untersucht.
Mittheilungen des historischen Vereins für Steiermark.
Zweites Heft. (Gratz 1851) S. 107—126.
23) 1856. Der Fremdenführer nach dem Wallfahrtsorte Maria-
Zeil in Steiermark und seinen interessanten Gebirgs-
gegenden. Eine historisch - topographische Darstellung
dieses berühmten Wallfahrtsortes und seines Bezirkes
nach den neuesten Umstaltungen, Beschreibung der
Gnadenkirche und Kapelle, der Schatzkammer und anderer
Merkwürdigkeiten und der Semmering-Eisenbahn. 3. Auf-
lage mit 15 Holzschnitten. Wien 1856.
24) 1857. Compendium der Apotheker-Gesetze und Verord-
nungen des Kaiserthums Oestreich mit besonderer Rück-
— 63 —
sieht auf das Bedürfniss der Candidaten der Pharmacie.
Wien, Carl Gerold 1857. —
Dritte verbesserte, vermehrte und bis zum Jahr 1861
ergänzte Ausgabe. Wien 1862.
Vierte bis Ende 1867 ergänzte Ausgabe. Wien 1868.
Hiezu Ergänzungen: erste und zweite Reihe.
25) 1858. üebersicht der Heilwässer und Naturmerk-
würdigkeiten des Herzogthumes Steiermark. Wien und
Graz 1858.
26) 1858. Nachträge zu Dr. MüUer's Apothekerwesen.
Wien 1858.
27) 1860. Wegweiser zu Ausflügen auf der Graz-Köflacher
Eisenbahn. Graz 1860.
2. verbesserte und mit der neuesten Fahrordnung
versehene Ausgabe. Graz 1863.
28) 1860. Medizinisch-statistische Topografie des Herzogthums
Steiermark. Gekrönte Preisschrift. Graz 1860.
«Die hohe Wichtigkeit medizinischer Topographien
würdigend, stellte der Lehrkörper der k. k. medizinisch-
chirurgichen Lehranstalt in Graz, zufolge Ausschreibung
der Studien-Direkzion derselben vom 27. Juli 1855, eine
Preisaufgabe iür die „Verfassung und VeröflFentlichung
einer medizinisch-statistischen Topografie des Herzogtums
Steiermark, in welcher Jedermann überhaupt, und der
von der Lehranstalt mit der Befähigung zur Ausübung
der Praxis abgehende junge Wundarzt insbesondere,
Belehrung finden könne". Macher arbeitete vorliegendes
Werk und dieses wurde durch ehrenvolle Zuerkennung
des Preises gekrönt. —
29) 1867. Lebensbild Dr. Chrysanths Edlen von Vest,
Gubemialrath und Protomedikus in Steiermark, geb. 1776,
gest. 1840.)
Im 4. Jahresberichte des Vereins der Aerzte in
Steiermark. Graz 1866/67 und in Separatabdrücken
daraus erschienen. (Graz 1867. Druck und Verlag von
Leykam's Erben.)
E*
— Bi-
so) 1867. Die lauteren Wannbäder (Akratothermen) des
Herzogthums Steiermark: Neuhaus, Topolschiz, Römer-
und Franz - Josef bad, Einöd-, Grubegg- und Tobelbad,
nebst einer Beschreibung der Ka)twasser-Heilanstalt zu
St. Radegund am Schocke! bei Graz. Graz 1867.
31) 1868. Die Kuranstalt Einöd an der Kronprinz Rudolf-
Eisenbahn und der Steierm. - Kärntner Reichsstrasse
nächst Neumarkt in Obersteier mit ihrer merkwürdigen
Sauerbrunn - Therme. Kurz dargestellt für Aerzte und
Kurgäste. Graz 1868. In Leuschner und Lubensky's
Üniversitäts-Buchhandlung.
32) 1868. Die Kaltwasser - Heilanstalt zu St Radegund am
Schöckel bei Graz. (Das steierische Gräfenberg.) Ein
Führer für Kurgäste und Gebirgsreisende. Wien 1868.
Wilhelm BraumüUer, k. k. Hof- und Üniversitäts-Buch-
händler.
33) 1868. Zur Medicinalreform in Oesterreich. Ansichten und
Wünsche des Vei-eins der Aerzte in Steiermark. Im Auf-
trage des Vereins von Dr. Macher redigirt und als
Promemoria mit Petitionen an die Ministerien des Innern,
der Justiz und des Unterrichtes vom Verein der Aerzte
übersendet Wien 1868.
34) 1868. üeber Dispensirfreiheit der Aerzte.
In den Sitzungsberichten des Vereins der Aerzte in
Steiermark. Fünftes Vereinsjahr 1867/68, Graz 1868.
S. 99 bis 105.
35) 1869. üeber Mängel und Misbräuche der Todtenbeschau.
In den Sitzungsberichten des Vereins der Aerzte in
Steiermark. Sechstes Vereinsjahr 1868/69, Graz 1869,
S. 95—96.
36) 1871. Erinnerung zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum
des jubil. k. k. Bezirks und Gerichtsarztes Dr. Mathias
Macher, gefeiert vom Vereine der Aerzte in Steiermark,
am 31. Juh 1871, (Gedicht von Dr. Mathias Macher.)
— 65 —
37) 1871. Alte Schul Verhältnisse in Steiermark.
(In der Grazer „Tagespost" von 1871. I. Eine
Dorfschule vor zweiundsiebzig Jahren, (in Nr. 278);
II. Gemeindeschulen (in Nr. 279); in. Die Grazer Haupt-
Normalschule vor sechs- und sechzig Jahren, in Nr. 282
und 285.)
38) 1871. Das akademische Gymnasium zu Graz im Anfange
des 19. Jahrhunderts. (In der Grazer „Tagespost* von
1871. I. Schluss des alten Schulsystemes (in Nr. 298);
n. Beginn des neuen Schulsystemes, (in Nr. 301);
m. Das Kriegsjahr 1809 (in Nr. 311 und 324.)
39) 1871. Die philosophischen Studien in Graz vor 60 Jahren.
(In der Grazer „Tagespost* 1871, Nr. 343 ff)
40) 1873. Das Anna-Kinderspital und der Kinderspitals-
Verein in Graz. Darstellung der Gründung und des
Gedeihens dieser Privatwohlthätigkeits - Anstalt in den
ersten 29 Jahren von 1844 bis Ende 1872 über
Beschluss des Vereins verfasst. Graz 1873.
41) 1873. Gleichenberg in Steiermark als klimatischer und
Brunnen-Gurort mit der Konstantins- und Emmaquelle,
dem Johannisbrunnen, der Klausen - Stahlquelle, den
Mineralbädem, der Inhalations^ und Molkenkur, kurz
dargestellt Graz 1873.
Erschien gleichzeitig in französischer, englischer,
italienischer und ungarischer Sprache.
42) 1873. Erfahrungen in Blatternepidemien.
In den Sitzungsberichten des Vereins der Aerzte in
Steiermark. X. Vereinsjahr 1872/73, Graz 1873. S. 24.
43) 1874. Abschied von den steirischen Bergen. Gedicht.
In der Zeitschrift: Der Tourist 1874.
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MITTHEILUNGEN
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DES
HISTORISCHEN VEREINES
FÜR
STEIERMARK.
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HERvVUSGEGEBEN
VON DESSEN AUSSCHUSSE.
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Graz, 1878.
Im Selbstverlage.
In Commission der k. k. Universitäts-Buchhandlung
Leuschner & Lubensky.
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MITTHEILUNGEN
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STEIERMARK.
HERAÜSOEOEBEN
VON DESSEN AUSSCHUSSE.
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Graz, 1878.
Im Selbstverlage.
In Commissioii der k. k. üniTernUts-Buchhandlang
Leuschner & Lubensky.
l>fiiflk«r«l I.erkam-jM«filliAl t» Oraa.
Inhalt.
A. Vereins-Angelegenheiten.
GeBchftftB-üebersicht.
8eH«
GhroDik des Vereines m
AuB den Berichten der P. T. Bezirks-GorreBpondenten . XI
Yerändemngen im Personalstande des YereineB .
üebersicht über die Empf&nge nnd Ausgaben . . .
•
Sammlungen:
A. Fflr die Bibliothek XXU
B. Fttr das Archiv XXX
G. Fflr die Kunst- und Alterthums-Sammlung . . . XXXI
B. Abhandinngen.
Johann Bitter von Ealchberg. Ein Beitrag zur Literaturgeschichte
des achtzehnten Jahrhunderts, von Dr. A. Schlossar ... 3
Die „Religionshandlung^ zu Leoben 1676, Yon Dr. R. Peinlich . . 58
Ruprecht von Eggenberg. Ein österr. HeerfOhrer des 16. Jahrhunderts,
Yon Dr. Hans y. Zwiedineck-Sfldenhorst 79
C. Gedenkbncli.
Dr. Georg Göth. Eine biographische Skizze, von E. G. Ritter
V. Leitner . . . . : 67
Mittheil. des bUt. Verein«* f. StelenDarkT UVI. Heft, I8T8
Register.
Di« 8eU«nMis«b«n mit rBiiiiMh«B Stelilmi beaeiehnem di« des AdiiiiiilBtratlTb«riehtes.
A.
Aaenparg Andree y., Relation 108.
B.
Barbara v. Cilli, Vortrag über m.
Basta, General 138.
St BeaedicteD, Kirche zu Xn,XyiII.
BischofTeld XVin.
BesichtigQDg angeblicher Wohn-
Stätten und Fandorte Ehester
Zeit in der Nähe Ton Graz, Vor-
trag ttber m, IV, V.
Becskiy Ste&n 189.
Brenner Gottfried, Freiherr, Rela-
tion 121.
Bmnnfeld bei Liezen XIV, XV.
Bnrkhardt Karl, Sparcassa-CasBier,
Wahl zum RechnungareTidenten
IX
c.
OabiDetto della Minerva in Triest,
Schriftentausch mit demselben in.
Carl, Erzherzog 87.
Cassabericht XX.
Cobenzl, Hofkanzler 63.
ComiM der 8. Wanderversammlung
IV.
D.
Dobreig, SchloBs XVI.
Donersperger M., Borger von Leoben
71.
E.
Eggenbarg, Hans Ulrich 148.
Eggenberg, Ruprecht von, Abhand-
lung über 79.
Eggenbarg, Ruprecht von, sein Te-
stament 161.
Eggenberg, Wolf von, 153 uff.
Ettenbergar, Stammtafel der, Beil. 2.
Eibeswald 149.
Ernst, Erzherzog 96 uff.
Ernst, Erzherzog, Schreiben 101.
Ernst, Erzherzog, Schreiben 118.
F.
Ferdinand, Erzherzog 1*25.
Ferdinand, Erzherzog, Schreiben
126.
Ferk, Prof. Franz, Mitglied und
Schriftführer des Gomit^'s der
2. Wandervers. IV, V. — Vortrag
über Besichtigung angeblicher
Wohnstätten und Fundorte äl-
tester Zeit m, IV, V.
Frank Christ., Pfarrer 72.
Fngger, Bankhaus 85.
G.
GablhoTer Michael, Raihsherr von
Leoben 69.
Gärtner Wolf^ Hammerwerksbesitzer
72.
Gercldngar Kasp., Rathsherr von
Leoben 70.
fierreich Tiburtius 7i.
Gleispach 149.
Gloyach 149.
Gradisa, Weingebirgshügel bei St
Eunigund XV.
Cfrasswein Stefan, v. 111.
Grans Job., Conservator, Austritt
aus dem AusschussIX; Mitglied
des Gomit^'s der Wanderyers. IV.
Greif Sigm., Pfarrer in Leoben 60.
Gaggier Leonhard, Rathsherr von
Leoben 70.
H.
Hanner Hermann, Rathsbürger in
Leoben 64, 70.
Hasiinger Wolf in Leoben 69.
Harberstain Sigmund, Freiherr 125.
Harbarstein Sigmund Friedrich,
168.
Hess Gregor, Schulmeister in Leoben
76.
J.
Johann, Erzherzog ] 2 ff.
Karl. Erzherzog 61 q. ö.
Kalcnberg Joh., Ritter v., Abb.
Aber — von Dr. A. ScUossar 8.
Kriinz Job., Bericbte oIb Besirks-
Oorrespondent XI fF.
Krones Dr. Franz, Prof. Vortrag
über Barbara ▼. Cüli m. — Wahl
zum AusBchnsB IX.
I.
Leigbalmb 149.
Laoben, Beligionshandlung zu, 1 576,
58.
Lentzendorfer Andr. 71.
larein St bei Knittelfeld XI.
Hatbas, Stadtpr&dicant von Leoben
61.
Mathias, Erzherzog 138.
Max, Erzherzog 128.
Mayer Dr. Franz, Prof., Wiederwahl
zum Schriftf. IX.
MtttoDberger Wolf, Rathsherr von
Leoben 70.
N.
Henmarlct XU.
Inssbaiinier Willibald 145.
P.
Paathier Wilhehn, Rathsherr von
Leoben 65.
Parma, Prinz v., Alexander Famese
84 uff.
Peinlicll, Dr. Richard, k. k. Regie-
rungsrath, ObmannsteUvertreter
des Gomitö's der 8. Wanderver-
Bammlnng lY. Abhandlung: Die
„Religionshandlung" zu Leoben
1576, 68.
Pestkreazo xn.
Petriaia 125.
PockUodor Job., Pfarrer in Leoben
6'i.
Pomnon Michael, Goldschmied in
Leoben 71.
Preaner.Adam 148.
Prenner Hans 149.
Pvdlleltner Hieron., Mauthner in
Leoben 72.
Pnchner Georg, Rathsherr 70.
Posterwaldgraben XIH.
B.
Raggaitz Moriz, v. 148.
Ragsaita Gall. v. 149.
Ragsnitz Franz, Freiherr 163.
Redem Melchior, Freiherr 101.
Redem Melchior, Freiherr 101, Re-
lation 108.
ReligtoBshaadlnng, die — zu Leo-
ben 1576. Abhandlung von Dr.
R. Peinlich 58.
Rottsberger Erasm., Rathsmitglied
von Leoben 69.
Riser Barthlrnft, Pr&dicant in Leoben
61.
Rofko Caspar 8.
Rusawarmb, Feldmarschall 189.
8.
Sander Therese 10.
Schaambarg Georg, Graf 82.
Schenkhle Franz, Pr&dicant in Le-
oben 61.
Schleifer Wolf in Leoben 71.
Schlossar, Dr. A., Abhandlung über
Joh. R. V. Ealchberg 8.
Schmeltzer Matth&us, Stadtrichter
von Leoben 69.
Schneider Hans, Bürger von Leoben
60.
Schrotter Ignaz, k. k. Bezirksschul*
Inspector, Wahl zum Rechnungs-
revidenten IX
Seckan, Pfarrkirche zu XI.
Seminar, das arch&ol.-epigraph. der
k. k. Universität zu Wien, Schrif-
tentausch mit demselben lU.
Sissek, Schlacht bei 108.
Spalt Kaspar in Leoben 69.
Speglin Oswald, Pradicant in Leoben
68.
Spork Eugen, Redacteur, Antrag auf
ausserordentliche Vorträge V. -—
Erster dieser Vorträge: üeber
Burgen, und Burgenbauverhält»
nisse in Steiermark VI.
Stabenberg Wolf, ▼. 66.
Sulz, Graf Ludwig 141.
Geschäfts-Uebersicht.
Chronik des Vereines
Über die Zeit von der 28. Vierteljahres -Yersammlung mit den Rechten
einer Jahres -Versammlung am 80. April 1877 bis zur 28. Jahresversammlung
am 22. Jänner 1878.
1. In der Ausschuss-Sitzung vom 28. Mai 1877 nahm
der Ausschuss den ihm angebotenen Schriftentausch mit dem
archäologisch-epigraphischen Seminar der k. k. Universität zu
W i e n an und knüpfte die gleiche Verbindung mit dem Cabinetto
della Minerva in Tri est an.
2. In der Sitzung vom 11. Juni referirte Herr Professor
J. V. Z a h n über einen von ihm und den Herren Professoren
Fz. Ferk und Fz. Mayer unternommenen Ausflug behufs
Besichtigung alterthümlicher Wohnstätten und Fundorte bei
Peggau. Der Ausschuss genehmigte, dass Herr Prof. Ferk
über diese Besichtigung und deren Resultate in der nächsten
Versammlung einen Vortrag halte.
3. Die 24. Vierteljahrs- Versammlung fand am 4. Juli 1877
im Gebäude der Landes-Oberrealschule, 6 Uhr Abends statt
Der Rector magnificus der k. k. Grazer Universität, Herr Prof.
Dr. Franz Krön es, hielt einen Vortrag ;,über Barbara von
Cilli^, der mehr als eine Stunde in Anspruch nahm und mit
grossem Beifall ausgezeichnet wurde.
Der Vortragende entwickelte zunächst den Begriff der soge-
A*
— IV —
nannten ^problematischen" Naturen in der Geschichte, gab
sodann eine Skizze der Entwicklung des Hauses der Cillier Grafen,
mit besonderer Rücksicht auf den eigentlichen Begründer seines
Machtaufschwunges, Altgrafen Hermann n., um dann auf
die Verlobung und Vermälung Barbara's mit K Sigismund
von Luxemburg, als den Ausgangspunkt der Geschichte
dieser Cillierin zu übergehen und aus dem Charakter beider
Gatten die Conflicte ihres ehelichen Lebens zu erklären. Das
Verhalten Barbara's zu der Familientragödie im Hause der
Cillier, welche die Ermordung der Gattin ihres Bruders Grafen
Friedrich n. zum Ausgangspunkte hat; Barbara's Bänke
gegen den Erbfolgeplan K. Sigmunds, ihre Gefangenschaft,
ihr späteres Witwenleben unter den hussitischen Böhmen, dessen
Freigeisterei und Sittenlosigkeit Aeneas Sylvius in den grellsten
Farben schildert, die Motive dieser Schilderung und das That-
sächliche daran, mit Bücksicht auf die gesellschaftlichen Ideen
jener Zeit, bildeten die Hauptpunkte des Vortrages.
Der zweite der angekündigten Vorträge, den Herr Prof.
Franz F e r k „über eine vorgenommene Besichtigung angeblicher
Wohnstätten und Fundorte ältester Zeit in der Nähe von Graz*
halten sollte, wurde wegen der bereits stark vorgerückten Zeit
für die nächste Versammlung verschoben.
4. In der Sitzung vom 9. October brachte, nachdem eine
Reihe geschäfthcher Angelegenheiten erledigt worden, Herr Prof.
J. V.Zahn die Frage in Anregung, ob es nicht zweckdienlich
wäre, im kommenden Jahre wieder eine Wanderversammlung
zu veranstalten. Der Ausschuss beschloss auf den Antrag Herrn
Dr. F. 1 1 w 0 f 8 ein Comite zu wählen, welches die Frage, ob
im Jahre 1878 eine Wanderversammlung zu veranstalten wäre
und unter welchen Modalitäten sie etwa stattzufinden hätte, in
Erwägung ziehen sollte. In dieses Comite wurden gewählt die
P. T. Herren : Prof. Franz F e r k , Conservator Job. Graus,
Regierungsrath Dr. Rieh. Peinlich, Prof. J. v. Zahn und
Prof. Dr. H. v. Zwiedineck-Südenhorst. SämmÜiche
Herren nahmen die Wahl an und wählten Herrn Prof. J. v.
Zahn zum Obmann, Herrn Regierungsrath Dr. Peinlich
— V —
zum Obmann-Stellvertreter und Herrn Prof. F erk zum Schrift-
führer.
5. Die 25. Vierteljahrs- Versammlung wurde am Montag
den 29. October im gewöhnlichen Locale abgehalten Herr
Prof. Franz Ferk hielt einen Vortrag über alterthümliche
Wohnstätten und Fundorte in der Nähe von Graz, der auch
durch zwei grosse Abbildungen der betreffenden Oertlichkeiten
unterstützt wurde. Der Vortrag wurde später in der „Tagespost"
veröffentlicht. Auf die Frage um etwaige Anträge oder Wünsche
der Vereinsmitglieder ersuchte Herr Redacteur Eugen S p o r k
um das Wort Er führte aus, dass in den Vereinsversammlungen
das Interesse des Publikums, so wichtig auch Geschäfts- und
Cassabericht seien, doch den Vorträgen sich zuwende; er
spreche daher den Wunsch aus, es möchte der Ausschuss in
jedem der Wintermonate eine ausserordentliche Versammlung
veranstalten, in welcher vom Geschäfts- und Cassabericht ab-
zusehen und nur ein Vortrag zu halten wäre.
An der Debatte über diese Angelegenheit, die sich sehr
lebhaft gestaltete, betheiligten sich die Herren Professoren
Arnold v. Luschin, H. v. Zwiedineck, Ignaz Bider-
m a n n und Redacteur Eugen S p o r k. Der Wunsch des Letzteren
war übrigens in der Debatte zu einem Antrage formulirt worden,
der von der Versammlung mit allen gegen eine Stimme an-
genommen wurde.
6. Zu einer weiteren Besprechung über die Durchführung
dieses Beschlusses lud der Ausschuss für den 9. November
die Herren Redacteur E. S p o r k , die Professoren v. L u s c h i n
und von Zwiedineck ein. Auf Grund dieser Besprechung
beschloss der Ausschuss in seiner Sitzung vom 7. December
die Abhaltung von drei ausserordentlichen Vorträgen im De-
cember, Februar und März. Auch beschloss der Ausschuss,
die Frage, ob im kommenden Winter Cyclen von solchen
ausserordentlichen Vorträgen gegen Entgelt zu veranstalten
wären, in nähere Berathung zu ziehen. Für die Vorträge im
Winter 1877/78 wurden die Herren E. Spork, Dr. Rieh.
Peinlich und Dr. Arnold v. Luschin gewonnen.
__ VI __
7. Am 1 7. December wurde dann der erste dieser ausser-
ordentlichen Vorträge gehalten. Herr Bedacteur E. Spork
sprach „über Burgen und Burgenbau-Verhältnisse in Steier-
mark" Der Vortrag berührte das Vorkommen alter Burgen
in der Carolinger Zeit, das Entstehen der meisten Burgbauten
vor Schluss des 1 1 . bis im 1 3. Jahrhunderte. Erwähnung der
Georgenberger Handveste, in welcher Werth auf „Munitiones**
gelegt wird, und des Landiriedens von 1276, welcher auf die
räumliche Vertheilung der Burgen Einfluss nahm. Komische
Befestigungsreste gaben die Orundzüge fbr Burgen. Holzburgen
mit Graben und Verhauen. Thürme. Steinbauten-Charakter im
11. Jahrhundert. Andeutungen, wie man sich in Buinen zu
Orientiren habe, um den alten Bauplan zu errathen. (Hinweis
auf L e 0, V. S c h e i g e r , V. L e b e r.) Hofburgen, Wasserburgen,
Burgstall. Haupttheile eines Burgbaues. Zingeln, Graben, Burg-
hof, Viehhof, Brücken, Pforten, Falas, Bergfirit, Gadem. Unter-
schied zwischen Palas und Saal, Kemenaten. Sonderbare Thurm-
formen. Placirung der Küche in verschiedenen Zeiten ; Nachweis,
dass in den ältesten Burgen die Küche ebenerdig war. Die
Baumeister blieben fast immer unbekannt. Felsen-Kammern,
Felsengräben. Bruchstein- und Quaderbau. Tonnengewölbe.
Einbettung des Quaderbaues in den Grundfelsen. Eigenthüm-
lichkeiten italienischer Steinarbeiten. Ueber Burgbrunnen und
Cistemen. Webrgänge ; Schiess-Scharten und Pechnasen (beide
vereint in Krems). Verliesse. Unterirdische Gänge; was über
solche, sowie über grosse Rittersäle und Turnierplätze gefabelt
wird. Beschreibung von mehreren bekannten Burgruinen, wie
Gösting, Thal, Krems, Ligist, D.-Landsberg, Kapfenberg, Rein,
Pfannberg, Eppenstein, Liechtenstein, Pemeck, Stadeck, Peggau,
dann der noch erhaltenen Burgen und Schlösser Hainfeld,
Komberg, Gleichenberg, Rabenstein, Holleneck, Greisseneck,
Plankenwart etc. Ueber den Bau der Wehrburg Schachenstein.
Burgbenennungen. Wie Burgen zu Grunde giengen. Brechen
der Burg. Stürme, Brand, Verlassenwerden. Rapider Verfall
der Burgen seit 200 Jahren.
Zum Schlüsse wurde dem Bedauern Ausdruck gegeben.
- VII —
dass so viele Adelsfamilien ihre Stammsitze verfallen lassen,
selbst solche, die auf leicht zugänglichen Höhen liegen und mit
geringen Kosten erhalten werden könnten. Schliesslich sei be-
merkt, dass der Vortragende nur Burgen und Ruinen schilderte,
die er selbst zu sehen und zu untersuchen in der Lage war.
8. In der Sitzung vom 3. Jänner 1878 berührte Herr
Prof. J. V. Zahn den Umstand, dass manche der Bezirks-
correspondenten, die nicht zugleich Vereinsmitglieder sind und
welche die Vereinspublicationen gegen die Verpfliditung be-
ziehen, mindestens alle zwei Jahre einen Bericht über Vor-
konmmisse in ihrem Bezirke zu erstatten, solche Berichte nicht
einsenden. Der Verein habe also von solchen Correspondenten
filr seine Publicationen keine Gegenleistung, wesshalb er den
Antrag stelle, der Ausschuss möge diese Sache in dßr nächsten
allgemeinen Versammlung vorbringen und diese zu folgendem
Beschlüsse zu bestinunen suchen:
j9 Jeder Bezirkscorrespondent, der nicht zugleich ordent-
liches Mitglied des Vereines ist und der nicht binnen je zwei
Jahren einen Bericht über seine Thätigkeit sendet, welcher
Bericht aber . auch blos die Mittheilung enthalten kann,
dass dem Bezirkscorrespondenten im Laufe von zwei Jahren
nichts Erwähnenswerthes vorgekommen, hört eo ipso auf,
Bezirkscorrespondent zu sein.**
9. Diesen Antrag brachte der Ausschuss der 30. allge-
meinen Versammlung, die am 22. Jänner 1878 abgehalten
wurde, vor und die Versammlung genehmigte denselben ein-
stimmig. Vor dieser Absimmung hielt Herr Prof. Dr. H. v.
Zwiedineck-Südenhorst einen Vortrag „überdenErb-
huldigungslandtag von 1564; ein Beitrag zur Verfassungsge-
schichte der Steiermark^.
Der Vortragende hob Eingangs hervor, dass die deutschen
Erbländer und unter ihnen auch Steiermark in früheren Jahrhun-
derten ein sehr entwickeltes Verfassungsleben aufweisen können
und dass die Geschichte desselben den Beweis liefere, mit
welchem Ernste und welcher Charakterstärke die Rechte des
Landes von dessen berufenen Vertretern gewahrt worden seien.
- VIII —
Bei Gelegenheit der Erbhuldigung, welche der März-Landtag
von 1564 über Aufforderung Kaiser Ferdinand L dem Erben
von Innerösterreich, Erzherzog Karl, leistete, kamen zwei
Forderungen der Stände zur Discussion: Die Eidesentlassung
der Landesofiiciere, welche ohne Btlcksicht auf den dem Lan*
desfürsten geleisteten Eid an den Berathungen des Landtages
über die Huldigung sollten theilnehmen können, und die Auf-
stellung einer Huldigungsformel, welche beiden Confessionen
entsprechen würde. In der ersteren Frage fügte sich der Landtag
dem Machtworte des Kaisers, jedoch nicht, ohne durch seinen
Sprecher Servatius von Teuffenpach gegen jede Beein-
trächtigung der Freiheiten und Gewohnheiten des Landes
Verwahrung einzulegen; in Bezug* auf die Eidesformel beim
Huldigungsacte kam man den Wünschen der protestantischen
Ständemajorität entgegen. — Die Besprechung der Vorgänge
und Verhandlungen von 1564 brachte auch eine eingehende
Würdigung der Huldigung von 1521 mit sich, von welcher
eine ausführliche Schilderung erhalten ist. Der Vortragende
schloss mit der Bemerkung, dass die Treue und Beharrlichkeit,
mit welcher von so manchen Mitgliedern -der ständischen
Vertretungskörper schon vor Jahrhunderten die verfassungs-
mässigen Rechte des Landes verfochten wurden, dem gegen-
wäiligen Geschlechte als leuchtendes Beispiel vorgehalten
werden könne.
Der Bericht des Schriftführers zählte u. a. die verschie-
denen Geschenke, als Druckwerke, Handschriften, Urkunden
etc. auf, die dem Vereine in grosser Zahl zugekommen waren
und sprach den Herren Geschenkgebem nochmals den Dank
öffentlich aus.
Aus dem Vereine sind in diesem Vereinsjahre 9 Mit-
glieder ausgetreten, dagegen 11 zugewachsen; da nun aber
der Verein auch 4 verstorbene Mitglieder zu beklagen hat,
so beträgt die Zahl der Mitglieder 355. Ehrenmitglieder zählt
der Verein 26, correspondirende Mitglieder 15.
Die Zahl der Bezirkscorrespondenten beträgt 23, die
Zahl der Vereine, mit denen der historische Verein in Schriften-
— IX -
tausch steht, 190; die Zahl der Ortschronisten 51. Hier kann
der Ausschuss neuerdings constatiren, dass das von ihm in's
Leben gerufene Institut der Ortschroniken auch in der Schweiz
Anklang und Nachahmung findet An Herrn S t e r c h i , Biblio-
thekar des histor. Vereines in Bern, wurde auf dessen Wunsch
ein Formulare unserer Ortschroniken abgesendet.
An Publicationen erschienen im verflossenen Vereinsjahre
das 25. Heft der Mittheilungen und das 14. Heft der Beiträge.
Am zweiten Bande des Urkundenbuches wird fortwährend ge-
arbeitet und ist der Druck bereits bis zum Bogen 28 vorge-
schritten, so dass also die Ausgabe des Werkes in nicht zu
lauger Zeit erfolgen kann. Das hohe k. k. Ministerium für
Cultus und Unterricht hat in Anbetracht der Wichtigkeit des
grossen Werkes wieder 500 fl. zunächst fllr ein Jahr gewidmet
und hat der Ausschuss auch an den hohen Landtag und die
k. Akademie der Wissenschaften in Wien das Ansuchen um
eine Unterstützung des Werkes gerichtet.
Von den Berichten der Bezirkscorrespondenten sind be-
sonders die von den Herren Karl P i c h 1 Ritter von G a m s e n-
fels und Lehrer Johann K r a i n z in Enittelfeld zu erwähnen.
Der Erstere sandte ein Verzeichniss von im Schlossarchive zu
Oberradkersburg befindliclien Urkunden ; über die Berichte
des Letzteren wird abgesondert eine Mittheilung erfolgen.
Die allgemeine Versammlung nahm dann auch die Wahl
zweier Ausschüsse und des Schriftführers vor, da die Herren
Prof. Dr. F. Krones, Conserv. J. Graus und Prof. Dr.
F. Mayer statutenmässig zum Austritte aus dem Ausschusse
verpflichtet waren. Gewählt wurden zu Ausschüssen die Herren
Professoren Dr. F. Krones und H. v. Zwiedineck-Sü-
denhorst und zum Schriftführer wurde Prof. Dr. Franz M.
Mayer, der dies Amt bisher bekleidet hatte, wiedergewählt.
Als Rechnungsrevidenten wurden die Herren Sparcasse-Cassier
Burkhardt und Prof. und Bezirks - Schulinspector Ignaz
Schrotter, welche dieses Amt schon seit einer geraumen
Zeit mit Sachkenntniss und Hingebung verwaltet hatten, wieder-
gewählt
- X —
Herr Prof. Franz F e r k sprach hierauf den Wunsch aus,
der historische Verein möchte auch die Forschung bezüglich
der Römerzeit nicht aus dem Auge lassen und geeignete
Kräfte ftlr diese Zeit gewinnen. Es entspann sich darüber eine
längere Debatte. SchUessIich sagte der Vorsitzende zu, dass
dem Wunsche des Herrn F e r k nach Möglichkeit werde ent-
sprochen werden.
Aus den Berichten der P. T. ßezirks-
Correspondenten.
Der Bezirkscorrespondent Herr Lehrer Johann Kr ainz sendete drei
Berichte, die wir nachstehend folgen lassen.
I. Bericht Yom 15. Augast 1877 :
1. In der Pfarrkirche zu Seckau, zwischen dem Mausoleum Carl II.
und der Bischofskapelle befindet sich an der Wand ein Votivbild, welches
wesentlich Folgendes versinnlicht: Maria schwebt in den Wolken über
dem Domstifte Seckau, im Vordergründe knien Stiftsgeistliche und Bewohner
von Seckau und beten. Rechts schwebt in den Lüften ein Schwärm Heu-
schrecken, welche sich hier iin Jahre 1478 einfanden. Im Hintergrunde
links sieht man das Thal von Marein, welches 1480 yon den Türken heim-
gesucht ward ; man erblickt die Kirche in Flammen und das Metzeln der
Türken unter den Bewohnern der Gegend. Darunter liest man: SVB-
TVYM.PRAESIDIVM CONFECIMVS SANCTA DEI QENITRIX. Die
Yolkssage erzählt, dass die Türken die (hegend nicht finden konnten, weil
sie ganz in Nebel eingehüllt war. Unter dem Bilde befindet sich eine
Yotivinschrift in Rahmen mit Fracturbuchstaben, wahrscheinlich zu Ende
des 16. Jahrhunderts geschrieben.
2. Im Schlosse Wasserberg sollen noch vor Jahrzehnten türkische
Kugeln aufbewahrt gewesen sein, die aus der Zeit stammten, als die
Türken Wasserberg, jedoch vergeblich, belagerten. Diese Kugeln wurden
später, wie so manches andere historisch Denkwürdige, verschleppt.
3. In der Pfarrkirche St. Marein bei Knittelfeld befindet sich hinter
dem Hochaltare eine Inschrift auf einem kleinen Stückchen Pergament,
welche lautet*
Anno Christi Geburth Alss man hat Zalt
MGCGGLXXX an Sand Afran Tag haben
die Yerdamblichen Abgottischen hintischen
Türkhen das Jungfreiliche Bildt Zerhakht.
Gott erbarme's!
Mit dieser Inschrift in Verbindung steht ein etwas primitiv gemaltes
Gelbild, das an der linken Seitenwand des Ghores (Presbyteriums) hängt.
Es stellt dar die Kirche St. Marein (Maria im Paradiese), überragt von
— XII —
dem aus dunklem Waldgruude bervorlugenden Kirchleiu St. Marthen;
an der Friedhofmauer lungern einige Tttrken herum, während eine andere
Schaar osmanischer Reiter thaleinwärts sprengt und an der Kirchthüre
halten einige Moslems ein Muttergottesbild, welches von einigen Tttrken
mit Säbeln zerhackt wird. Oberhalb lesen wir die Worte: „Auzilium
Cliristianorum<'. Ueber die Sagen aus der TQrkenzeit, welche sich an die
hiesige Gegend, Knittelfeld u. s. w. knttpfen, habe ich bereits im Feuilleton
der „Qrazer Zeitung« Nr. 34 anno 1876: „Türkenfeld und Blutsattel**
berichtet, daher ich selbe hier nicht beiilcksichtige.
4. In der Kirche St. Benedicten (Pfarre St. Lorenzen) befindet sich
eine sogenannte Pestkerze. Die Sage erzählt: Heuschrecken hatten die
Saatfelder verzehrt, darauf kam der türkische Bluthund in's Land und
hauste im Murboden gar schrecklich ; er metzelte Menschen undThiere nieder,
plünderte Arme und Reiche, verbrannte Häuser und Dörfer und zerstörte
die Kirchen. Da entstand eine schwere Hungersnoth, dass die Leute
Baumrinde statt des Brotes essen mussten. Die Türken wollten auch die
Kirche St. Benedicten zersUiren, konnten sie aber nicht finden, denn so
oft sie ihr nahten, wurde das Gotteshaus ihren Augen durch ein hohes
undurchdringliches Grebüsch entzogen. Die geängstigten Bewohner gelobten
zur Abwendung der Gefahren eine mehrere Gentner schwere Wachskerze
zu opfern. Sie waren nachmals in ihrer Armuth nicht im Stande, eine so
schwere Kerze anzuschaffen und Hessen es mit der Nachahmung begnügen,
indem sie eine lange Stange mit einem Wachsstocke spindelförmig um-
zogen. Als nun später der Feind wieder einmal eingebrochen war und
in der Kirche zu St. Benedicten die merkwürdige Kerze sah, nahm er
dieselbe weg und vertauschte sie mit einer mit Pulver gefüllten Blech-
röhre, in der Absicht, dass sie, angezündet, explodiren und die Kirche
sammt den Andächtigen in die Luft sprengen sollte. Zum Glücke entdec kte
man rechtzeitig diesen ruchlosen Anschlag. Die Kerze aber wurde viele
Jahre aufbewahrt und erst 1713, dann später 1855 durch eine neue ersetzt.
Diese Sage sowohl, als auch Näheres über diese sonderbare Pest-
kerze habe ich, wie noch so viele andere Notizen und Mittheilnngen über
die Pest, Herrn k. k. Regierungsrath Dr. Richard Peinlich mitgetheilt,
welcher sie auch in seiner „Geschichte der Pest in Steiermark ** ver-
wertbete. Nachträglich nun fand ich in dieser Kirche ein Yotivbild,
das vermuthlich mit der Sage, wenigstens zum Thell, in einigem Zusammen-
hange steht, obwohl ich über die Darstellung nicht recht klar werden
konnte. Selbes befindet sich hinter dem Hochaltare und zeigt : St. Florian
giesst Wasser auf eine links befindliche brennende Stadt (oder Festung?);
rechts erblickt man türkische Fusstnippen mit Anfllhrern zu Pferde; im
Vordergründe zeigt dies Bild einen Pluss, darinnen ein geharnischter
Ritter, auf dem Rücken liegend, schwimmt.
5. Bei Teufenbach hatten die Türken ein hitziges Gefecht zu be-
— XIII —
m
Stehen, blieben aber schliesslich Sieger und metzelten die üebriggebliebenen
nieder. Noch heisst der Ort, wo dies stattgefunden, die Blattratte.
6. Auch im Pusterwaldgraben erzählt sich das Volk (nach Mittheilung
meines Gewährsmannes Herrn Franz Prull, Oberlehrer in Lind) eine
interessante Sage aus der Türkenzeit, welche ebenfalls einen historischen
Kern zu haben scheint:
,,Als die Türken aus dem Kämtnerlande in's obere Murthal vorge-
drungen, fielen ihrer ZerstÖrungswuth auch die Kirchen zu AUerheUigen
und Pols zum Opfer und die Bewohner der umliegenden Ortschaften
mussten alle Qräuel einer osmanischen Invasion erdulden. Eine zahlreiche
Horde türkischer Mordbrenner durchstreifte auch den Pusterwaldgraben
und verübte auf diesem Zuge alle erdenklichen Gräuelthaten. Darüber
empörten sich die Herzen der tapfem männlichen Gebirgsbewohner. Ein
gewisser Mair in Gassbach versammelte die kräftigsten und muthigsten
Männer, und mit diesen wollte er sich den Türken entgegenstellen. Da
aber den wackem Aelplem die Feinde an Zahl weit überlegen waren und
daher es voraussichtlich schien, dass sie den Türken unterliegen würden,
so dachten sie an List, welche auch gelang. Dort, wo der Graben von
steilen Felsen stark eingeengt ist und der Bach mit starkem Gte^le die
schmale Schlucht durchbraust, errichteten die Bauern in Eile eine hohe
Mauer, welche, von der einen Felsenwand zur andern reichend, auch den
reissenden Wildbach in seinem Weiterlauf hemmte, indem man sein Bett
absperrte und mit schweren Steinen ausftUlte. Dadurch sammelte sich nun
hinter der Mauer das Wasser des Wildbaches an und zwar in einer Höhe,
die bald der der Mauer gleichkam. Als nun die Türken durch den Puster-
waldgraben zogen, stiessen sie auf die sonderbare Mauer, die ihnen eine
Schanze zu sein schien und das weitere Vordringen erschweren sollte.
Sie legten nun mehrere grosse Breschen in die Mauer, die nun der
ohnedies den dahinter angesammelten Fluthen kaum mehr widerstands-
föhigen Mauer allen Halt benahmen. Die Mauer stürzte zusammen und
die entfesselten Wasserwogen brausten nun durch die enge Schlucht mit
rasender Schnelle, Alles mit sich reissend, Türken, Pferde u. s. w. Kein
Mann entkam ; auch ein türkisches Zeltlager, welches nahe der Einmündung
des Pusterwaldgrabens in das Pölsthal errichtet worden, wurde von den
reissenden Fluthen hinweggeschwemmt. Als sich endlich am darauffolgenden
Tage das Wasser allmälig verlaufen hatte, bedeckten zahlreiche Leichname
den Erdboden und auch die Wogen der Mur schwemmten viele Todte
fort, die der Pölsbach bei seinem Einflüsse in dieselbe mitgeführt Die
in selbiger Gegend üblichen Benennungen „Wehrofen" und „Wehranger"*
deuten noch auf diese Begebenheit hin.
7. Auch in Nenmarkt leben im Volke sagenhafte Erinnerungen an
die Türkeneinfälle, welche jedoch bereits von mir in der Grazer Zeitung
ad Nr. 41 v. J. im Feuilleton „Aus Neumarkt^ veröffentlicht wurden.
- XIV -
•
8. Ebenfalls recht interessante „TOrkensagen^ theilte mir Herr Lebrer
Leopold Gschiel in Miesenbach mit:
a) Gleich oberhalb des Hochenhofes bei St. Kathrein am Hauenstein liegt
ein sehr grosser Stein mit zwei eingeprägten Fasstritten, darin be-
ständig Wasser, welches merkwürdiger Weise keinen Zofluss haben
soll, sich befindet und zum Heilen der Zitterrochen dienlich sei ; selbst
in der trockensten Zeit enthalten diese fassähnlichen Yertiefongen stets
Wasser. Daran knOpft sich nun eine Sage aus dem TttrkeneinfaUe
anno 1529. Nämlich die Pfarrpatronin St Katharina stand mit ge-
zücktem Schwerte auf diesem Steine, als die Türken heranrückten and
blendete selbe derart, dass sie, als sie bis zu der 1 Stande Ton hier
entfernten Grenze von Ober- und Mittelsteier gelangt waren, nichts
als ein grosses Meer sahen. Noch heisst der lange und breite Graben,
von dem aus die Türken das Meer sahen, der Türkenschanzgraben.
b) In der Ortschaft Hinterleithen liegt das sogenannte grosse Oedfeld,
auf welchem einst die Türken ihr Lager aufgeschlagen haben sollten.
Ein Türke wollte in's nahe Miesenbach reiten, um es anzuzünden;
als er aber zu der circa 500 Schritte yom Dorfe entfernten „heil.
Brunnkapelle'' kam, ward er mit sammt seinem Pferde erblindet.
c) Südwestlich von Pöllan (bei Miesenbach ?) steht das sogenannte „rothe
Schlösse*, ein altes, aber gut erhaltenes Schlossgebäude, vor dem ein
weithin sichtbarer hellrother rundlicher Erdcomplex, mit circa 20 Meter
im Durchmesser sich befindet Hier soll der Sage nach der letzte
Rest der Türken, welche in dortiger Gegend gehaast, niedergemetzelt
worden sein.
d) Die auf dem hohen Pöllauberg gelegene Kirche soll bis in die Türkei
hinein sichtbar gewesen sein Die Türken wollten sie zerstören, konnten
aber wegen des einhelligen Gebetes der in der Kirche versammelten
Christen nur bis zu dem südlich, etwa 400 Schritte entfernt gelegenen
„Oelkreuze'' gelangen, wo sie insgesammt das Gesicht verloren.
e) In Sti*allegg steht ein Yotivkreuz mit einem Türkenkopfe, über dessen
Deutung jedoch mein Gewährsmann mir nichts mitzatheflen wusste.
IL Bericht vom 1. November 1877:
1. Nach den glaubwürdigen Mittheilungen des mir befireundeten und
durch mich zur Thätigkeit im Dienste der heimischen Geschichtsforschung
angeregten CoUegen Herrn Oberlehrer Joh. Slana in Gaishorn (früher
Liezen) befindet sich nördlich und oberhalb des Ortes Liezen eine schief
ablaufende, jetzt bebaute Ebene, das sogenannte „Brunnfeld^, auf welchem
der Sage* nach einstens eine Römerstadt gestanden haben soll. Diese sei
durch eine ungeheure, in Folge eines Erdbebens herbeigeführte Bergab-
rutschung gänzlich verschüttet worden. Das Haus des vulgo nOraf** wird
als der Platz bezeichnet, auf dem einst ein „Heidentempel^ gestanden
— XV —
8eL Die im Hintergründe des Bmnnfeldes sich erhebende Berghöhe, ^äie
rothe Wand**, gemeinhin auch die .Roth-" genannt, zeigt noch in auffallender
Weise das Merkmal einer Erdabrutschung. Die Leute, welche auf dem
Brunn felde arbeiteten, stiessen hiebei znweilen, wenn sie etwas tiefer
ankamen, auf Mauerreste, ja es fielen sogar den Arbeitern, welche hier
auf den Aeckem zur Erntezeit mit dem sogenannten „Vorstecher**
(ein schweres, eisernes, stangenartiges Werkzeug zum Schlagen Ton Löchern
in den Erdboden) Löcher schlugen, dieser Vorstecher zuweilen durch, was
auf hohle Räume schliessen Iftsst.
Als im Jahre 1886—87 die „Salzstrasse** fiberlegt, resp. nougebaut ,
worden, wurde n&chst Liezen am Ausgange des Brunnfeldes das Erd-
material fhr den Strassenban geholt und hat man dabei auf dieser gar
nicht so bedeutenden abgegrabenen Erdfläche verschiedene Funde gemacht,
so einen Römerstein, welcher gegenwärtig in der Pfarrkirche eingemauert
ist, ein Römergrab und Statuetten. Diese letzteren wurden nach Admont'
gesandt, wo sie bei dem letzten grossen Brande zu Grunde giengen. Einige
Steine des Römergrabes finden sich noch Yor und liegen als Pflastersteine
in einem Hofe des Herrn Fuchs in Liezen. Der zweite, ebenfalls in der
Pfarrkirche (Choraufgang) eingemauerte Römerstein (von Muchar nicht
erwähnt) lag als Pflasterstein, mit der Schrift nach oben gekehrt, vor
einem Hause und wurde durch den k. k. Baurath Herrn Job. Lieb ich
entdeckt und conservirt. Auch Mfinzenfunde sollen schon auf dem Brunn-
felde gemacht worden sein, leider wurden aber selbe verschleppt; nur
noch eine Bronzemünze soll sich im Besitze einer Magd vorfinden, fiber
welche jedoch mein Gewährsmann mir nichts Näheres mitzutheilen wusste.
Die beiden oberwähnten Römersteine wurden bereits vom Herrn Gonser-
vator Dr. Pich 1er besichtigt, daher ich die Mittheiluug ihrer Inschriften
uBlerlasse.
Am Pyhm (d. i. an der von Liezen nach Oberösterreich führenden
Strasse) heisst ein Weg, der die jetzige Strasse durchschneidet und über
das sogenannte „Hassegg** flihrt, der „Römerstieg ** ; auf diesem wurden
von dem bei oberwähnter Strassenumlegung beschäftigten Ingenieur Po-
korny (schon gestorben) mehrere römische Münzen und Waffen ausge-
graben, welche leider sämmilich in Privathände übergiengen und zer-
splittert worden.
2. Während meines ans Gesundheits - Rücksichten unternommenen
FerienaufBnthakes in Marburg machte ich gelegentlich der Theilnahme
am HospilanleBCurse an der landsch. Obst- und Weinbauscbnle mehrere
Excnrsionen in die Umgegend von Marburg, darunter auch nach St. Knni-
gnnd. Das Volk bezeichnet den hinter der auf einer Anhöhe malerisefa
•gelegenen PfEurkirche anstrebenden Weingelnrgs-Hügel mit dem Namen
Gradifia, auch GradüUca, welcher Name auf eine ehemals bestandene Be-
deutet (graMe, gradishshe, gradiöte = Schloss- Stätte oder
— XVI —
der Ort, wo vormals ein Schloss gestanden). Dieser so benannte Hflgel
ist nach drei Seiten bin steil abfallend und besteht aus Weingarten-Erde
(Mergel), Lapor, auch Opok genannt Das Plateau desselben misst nur
wenige Quadrat-Meter, kaum 10 — 15. Der Yolkssage nach soll hier eine
,,rÖmische Warte*' bestanden haben. Lassen die Bezeidmangen
Gradiöe u. s. w. überhaupt auf einstige, meist römische, Befestigungen
schliessen, so scheint dies hier zur vollen Gewissheit zu werden, denn
hier nber den Platschberg durch das Langenthai zog sich die Römer-
strasse von der Mur an die Drau hinab und das Römerdenkmal in dem
benachbarten St. Ober-Kunigund ist gleichsam das Bindungsglied zwischen
den römischen Monumenten in Gamlitz und Marburg. Auch war der Punkt
hier auf der GradiSe in St. (Unter-) Eunigund ein sehr passender, indem
man eine schöne Aussicht über das ganze Langenthai geniesst. Bemer-
kenswerth erscheint der Umstand, dass der vor wenigen Jahren verstorbene
Grundbesitzer Weingerl hier einige römische Münzen gefunden haben
soll; wo diese hingekommen, konnte ich nicht in £rfiihrung bringen. Ob
sie nicht vielleicht der Münzensammlung des hiesigen Herrn PfiEurrers
einverleibt wurden, welche ich zwar wegen Abwesenheit desselben während
meiner Besuche in St. (Unter-) Kunigund nicht zu Gesichte bekonomen,
die aber nach Versicherungen, die mir gemacht wurden, nicht unanselinlich
sein soll.
Scheint das Plateau dieses Gradi§eberges (mit einiger Sicherheit) ein
römischer Beobachtungsposten gewesen zu sein, so dürfte hing^en die
zweite Sage, welche auch das Schloss Dobreng auf diesen Gradifie
verlegt, weniger Glaubwürdigkeit verdienen. Immerhin konnte die firag*
liehe Stelle den Zwecken einer einfachen römischen Warte entsprechen,
schwerlich aber den grossen schweren Steinbau einer mittelalterlichen Borg
getragen haben; für diese meine Ansicht spricht sowohl die oberw&hnte
Bodenart, als auch die geringe Ausdehnung des Plateau's. Es mag sein,
dass die daranstossenden Weingartenbesitzer bereits einen Theil des Hdgels
abgetragen und das gewonnene Erdreich für ihre Weingärten, weil hieza
sehr tauglich, verwendet haben, wie es auch stellenweise als geschehen
erscheint, aber immerhin konnte durch die Abgrabnng der Hügel nur um
einen verhältnissmässig geringen Theil (der Augenschein zeigt es deatlich)
verkleinert werden und war demnach die denkbare Ausdehnung desselben
auf alle Fälle eine zu geringe, auf dass daselbst einst das Schloss Dobreng
(Dobereng) der Herren von Dobem (Dobringe, Dobrenjie) gestanden haben
könnte. Vergebens suchte ich auch hier die nach der Schilderang einiger
Topographen von dichten Buchen überwachsenen Spuren einstmaliger
Bauten; ebensowenig schien mir die Lage (welche in drei Abschnitten
auf schwer zugänglichen Höhen das Gebäude sehr fest gemacht haben
sollte?) als Grund für die einstige Existenz des fraglichen Schlosses ein-
zuleuchten. Vielmehr glaube ich muthmassen zu dürfen, dass das SchlosSi
— XVD -
wenn es wirklich hier bestanden, an Stelle der gegenwärtigen Kirche sich
befanden haben mag, wofür die Terrainbeschaflenheit jedenfalls mehr
spricht, als für die andere Annahme. Aach mochten hier die von den
allfallsigen Rainen herstammenden Steine beün Baue der Kirche and
nmliegenden Gebäade leichtere Verwendung gefunden haben, als aof der
Höhe des Platean's, wo der gänzliche Mangel Yon Bausteinen und Mauer-
Qberresten etwas sa befremdend wirkt, als dass man der Annahme der
einstigen Ezistens des Schlosses sogleich ohne jede genauere PrOfiing
soBtimmen k5nnte.
8. Gelegenilich dieses meines henrigen Ferienaufenthaltes gelang es
mir, auch einige andere kurze Notizen zu sammeln und zwar:
a) Herr Ferdinand Staudinger, Privat in Marburg, erzählte mir, dass
Arbeiter in seinem Weingebirge (Stermez) an der steirisch-ungarischen
Grenze einen „römischen Legionsziegel^ gefunden. Selber wurde ihm,
obwohl zerbrochen, Oberbracht, kam ihm jedoch später abhanden und
verschwand spurlos; wahrscheinlich sei er ihm entwendet worden.
Zum Glficke jedoch habe er sich eine genaue Zeichnung davon gemacht
und werde er mir selbe, wenn er wieder in die Gegend kommt, zur
Verfügung stellen.
b) Uebungsschullehrer Herr Joh. Miclosich in Marburg fimdin semem
Weingarten (Gegend Luttenberg) ein Steinbeil und befindet er sich
noch in dessen Besitz.
c) Oberlehrer Heir Karl Valentiniß in Hrastnig a.d. Südbahn besitzt
eine kleine Münzensammlung, darunter eine keltische Münze und einen
römischen Ducaten.
d) Unterlehrer Herr Wreöar in St. Nikolai im Sausal theilte mir mit,
dass in dortiger Gegend in Wäldern sich auffallend geformte Hügel
befänden, die vom Volke „ Heidengräber ^ genannt werden.
m. Bericht vom 10. November 1877:
1. In der Kirche St. Wolfgang am Zirbitzkogel &nd der Bericht-
erstatter unter der Empore an der rechten Seitenwand eine Votivtafel.
Selbe ist durch zwei verticale Linien in drei Felder getheilt Das erste
(rechte) Feld zeigt ein Wappen und einen knienden Rittersmann. Das
Wappen ist durch eine horizontale Linie in zwei, in ein oberes und unteres
Feld getheilt Das obere zeigt einen schwarzen rechts gewandten laufenden
Panther im blauen Felde ; das untere zeigt '^wei weisse, schräge von
links nach rechts laufende Streifen im rothen Felde. Der Bitter ist in
spanischer Tracht des 16. Jahrhunderts gekleidet. Das dritte (linke) Feld
zeigt eine kniende schwarz gekleidete Rittersfrau und das Wappen einen
schwarzen, aufrechtstehenden Bären im braunen Felde. Das mittlere Feld
trägt folgende Inschrift mit Fracturbuchstaben: „Zu Ehren der H. Drei-
faltigkeit auch der hochgelobten immerwehrenden JVngfrauen Marien und
MUtJidil. des hlal. VareinM f. Btolermu-k. XXVl. H«fft, 187fl. B
— xvm —
dem H. Bischof S. Wo]%ang, Patron dieaes Gotelwma liat Iftsten madieii
dieses Gnixifix des Wolgebomen Qrafen Bern Hern Georg Grafen tu
Nagaro]. Diser Zeit Pfleger der Hersdiaft Efamftls Georg Noeber ime
auch seiner Lieben Haosfranen zur Gedechtnis Anno lödS.**
2. Aof der Tulgo Bddlmaier-Hnbo, Eigentkam des Gastvirthes Weg-
schaider inBischoffsid (PfiureGail), findet aick in Bieaenstlnder kart
an der Strasse eine plastische Fignr ans Siem, nett gearbeitet, mge-
manert. Selbe ist ungefilhr 1 Sdioh gross nnd stellt eiatn Gnomen mit
langem Barte, in hockender Stellang, die Hftnde aof die Knie anfliegend,
dar. Schade nur, dass die Figar mit brauner Faite, anm TheUe auch
schwarzer, übertOncht ist
Sicherlich hflagt dieses sonderbare MoonnesU, an das sich gar keine
mir bekannte Tradition knfipf^ mit dem am Hoehreiehard bestandenen
Silberbergbau und der in Wasserberg erfolgten SinschmeUnng dea ge-
wonnenen Metalls zusammen. Ueber die Anfifondung dieses Bergwerkes
hat der Berichterstatter in den jflngst lom ihm in der Gnuer Zeitung pnb-
licirten „Mythen und Sagen aus Obersteiermark", spet. Nr. 249, eine
interessante Sage, wie auch einige Notizen mitgetheüt
8. In der Kirche St Benedicten (bei Enittelfeld)« welche zwei Hoch-
altäre, des St Florian und des St. Benedictus, enthält, trägt ersterer
folgende Inschrift : „Disen altar hat lassen Machen ein Löbliche BrOder-
Bchafft St. Floriani Zu ehr Gottes Unsere Herrn, Und dess heiligen
Märtyrers Floriani Unsers Lieben Patrons Vnd Feyr Herms Alhir S.
Benedictn so Geschehen im Jahr Christi 1657."
Neben dem Hochaltare links an der Seitenwand befindet sich ein
grosses Wandbild: Die heil. Maria mit den beiden Kirchenpatronen St
Florian (rechts) und St Benedictus (links) zur Seite, ihren Mantel aus-
breitend über eine sie zu ihren Füssen umgebende, betende Schaar Menschen.
Darunter liest man: „Gott dem Allmächtigen zu Lob und Ehr, und der
seligsten Jungfrau und Mutter Gottes, Maria, auch der ehrsamen Bruder-
schaft St. Floriany hat lassen disen Altar machen der Erbar Sebastian
Klob, und seine Hausfrau E?a, denen Gott der Allmächtige, wie auch
durch die Fflrbitt der seligsten Jungfrau Mutter Gottes, Maria, und St.
Floriany, den Hnnmel Torleihen wolle. Anno 1616. <* Renovirt 1862.
Veränderungen
im
Personalstande des Vereines.
Vom 1. Mai 1877 bis Ende December 1877 sind
Zugewaolisen : Ordentliohe Mitglieder.
Ebner Johann, Dr. und Professor in Csemowite. — F alke Oscar,
Gutsbesitzer. — Feigel Franz, Oberförster. — Ealtenbrunner Fer-
dinand, Dr. — Kummer Karl, Professor in Wien. -— Macher Fer-
dinand, Beamter. — Schmid August, Lehrer. — Simonid Franz, Dr.,
Beamter. — Schuster Leopold, Dr., Professor. — So u van Johann,
Privat. — Wallner Julius, Professor.
Abgegangen: Ausgetreten.
Ach atz Anselm, Gapitular. — Berg er Othmar, Schuldirector. —
Feyrer Alois, Gutsbesitzer. — KOnigsbrunn Sigmund, Freiherr. —
Mittarsch Josef, Pfarrer. - Oberwelz, Stadtgemeinde. — Schwär-
zenberg, Student. — Tendier Mathias, Mechaniker. — Tschanet
Johann, Professor.
Gtostorben.
Breunner August, Graf, senior. — Eönigsbrnnn Anton,
Oberst. — Linke nhöller Karl, Gaplan. — Morzin Peter, Graf,
Feldmarschall-Lieutenant.
Verbleibt der Mitgliederstand Ende December 1877: 855.
Ortschronisten zugewaolisen.
Merz Josef, Oberlehrer in Neuberg, für Neuberg. — Prangner
Yinzenz, Lehrer in Radegund, f&r Radegund.
B*
— XX —
U e b e r-
uber die Empfänge und
I Gassarest Yom 81. Deceniber 1876
II Beiträge der P. T. Mitglieder
III Erhaltene InteresBeii
IV SabveDtion der hohen Landschaft pro 1877 . . •
V Für verkaofte Vereinspublicationen
VI Sabvention des hohen ünterriditsniinisteriums pro 1877
Vn An DiplomgebOhren
Summe der Einnahmen . . .
Wird die Summe der Ausgaben von der der Em-
pfänge abgezogen mit
so verbleibt am 81. December ein Gassarest Ton
Dieser Gassarest serfftllt in zwei Theile, als:
a) in angelegte Gapitalien 716 fl. 50 kr. und
b) in barem Gelde ... 886 fl. 16 kr.
also in Summa wie oben
1061 fl. 65 kr. ^
Graz, am 81. December 1877.
1089
66
889
26
88
41
626
—
67
76
600
—
18
—
8078
2021
1061
1061
Ernst FQrst,
d. Z. CaMlar.
8
48
65
65
sieht
Ausgaben Im Jahre 1877.
Ansgaben
RemaneratiCHi^ ta die VereiiubedieiiBleten . . .
Fflr Stempeluulagen
DrockkoBten der Beitrige, 13. Jahrgang . . . .
Rest der DrnckkoBteD der Beiträge, 12. Jahrgang
{ibr die ümacUBge) . .
FDr die B«inigung der Kaiulei pro 1877 . . . .
FDr Porti und SpeditionaauslageD
SubTention an Herrn Job. Erainz in Knittelfeld . .
Honorar an den Hiläheamten des Vereines . . .
Entlohnong an den Tereinsdiener
Kosten der Versammlnngen pro 1877
Mitgliedbeitrag an den Qesanuntverein in Darmstadt
pro 1677 mit 1& deatsche Beichsmark . . .
Bisherige Kosten der Mittheilungeo, 25. Heft . .
Kosten der Beiträge, 14. Jahrgang
FDt die calligraphische Auaarbeitang der Diplome .
Fttr DmckBorten
Jahresbeitrag pro 1877 an das germaniBChe National-
Masemn in NUmberg
Anslagen der Untersuchung des prähistorischen Walles
bei Feiatrita-Pe^Bu
FDr EaDcleibedarfiiiste
Tbeilbetragiahlung des Honorars fBr das Urkunden-
bucb der Steiennark, II. Band
Summe der Aulgaben . .
Oegl.Wäbr.
Den Sammlungen des Vereines
sind vom 1. Mai bis Ende Dezember 1877 zugekommen
A. Für die Bibliothek.
1. Durch Sohenkung.
8959. Florianscfaitz, Arzt in Seckaa : Spitalsordnong des Spitals in Sedcau.
(Auf Holztafel.)«
8960. Graz, die Verwaltung des Anna-Kinderspitales : 88. Rechenschafts-
bericht des Jahres 1876.
8961. HoMchter, Notar in Windischgraz: Ein Paket Zeitungsausschnitte.
8962. Kahlbacher in Seckau: Zunftconfirmationen und Acten, die Lein-
weber- und Schneiderznnft in Seckau betreffend.
8968. Oro2en Ignaz, Domherr in Marburg: Das Bisthum und die Diöcese
Lavant, recte das Dekanat Oberburg. II. Theil, 1877.
8964. Pirona 6. A., Professor und Gonsenratore der Munidpal-Bibliothek
in Udine : Index zur Geschichte von Friaul vom Jahre 1200 bis
1400; herausgegeben vom Abte Giuseppe Bianchi. Udine, 3877.
8965. Peinlich R., Dr. und k. k Regierungsrath in Graz: Nekrolog des
am 8. October 1876 verstorbenen k. k. Schulrathes und jubil. Gym-
nasial-Director's Theodor Gassner. (Separat- Abdruck aus dem
Jahresberichte des I. Stats-Gymnasinms in Graz, 1877.)
3966. Pils Jacob, Oberlehrer in Eraubat ob Leoben: a) Bibel oder die
ganze heilige Schrift, gedruckt Mainz 1609; — b) Hübner's
Zeitungs- und Gonversations-Lexicon; Leipzig 1709, dann Regens-
burg und Wien 1765; — c) Gebetbuch für Katholiken, Augsburg
1712; — d) Katholisches Gesangbuch, Grätz 1718; — e) Karte
von Griechenland vom Jahre 1741; — f) Lesser's Insecto-Theologia,
Leipzig 1758; — g) Gaesar's Beschreibung von Steiermark, GräU
1778 und 1786. 2 Bfinde, dann 2. Theil, 1. Abtheilung, Grftz 1786.
— h) Egyptische, griechische und römische AlterthQmer, von Dr. Jos.
Ottenberger. 1. Heft, Prag 1819; — i) Darstellung des politischen
— xxm —
Yerliftltnisses der verBchiedenen Gattungen von Herrschaften zur
Staatsverwaltung etc. in der k. k. österr. Monarchie, mit beson-
derer Berflcksichttgnng auf die ProTinzen* Steiermark, Kärnten
und Krain, von Jobann Tschinkowitz. 8. Theil, Gr&ts, 1827; —
k) Steierm&rkiBGhe Zeitschrift, N. F. I. Jahrgang, 2. Heft, 1834 ;
— 1) Die Unhaltbarkeit des speciilativen Systems der Güntheri-
aner, von P. Idelfons Sorg, Grfttz 18'>1 ; — m) Provinzial-Handbuch
Tom Enheraogthume Oesterreich ob der Enns ftlr das Jahr 1858,
Lfm.
3967. Stillfried-Alcantira, Dr. Rudolf Graf, Gebeimrath in Berlin: „Kloster
Heüsbronn'' Berlin 1877.
39G8. SdUner Franz, Bflrgerschullehrer in Fflrstenfeld: Grosser Atlas
ftber tfe ganze Welt Nürnberg 1716.
8969. Wickenhauser Franz Adolf in Gzemowitz : „Moldawa*^, oder Bei-
träge zügelnem ürkundenbuehe der Moldau und Bukowina, 1877.
2. Im Schrlftentausoh.
8970. Agramt sOdslavische Akademie der Wissenschaften: a) Rad, 38.,
89., 40. Band, 1877; — b) Monumenta spectantia historiam meridio-
nalium, Band 6, und Gommissiones et Relationes Venetae, Bd. 1, 1^76.
8971. Amiens, Gesellschaft der Alterthumsfreunde der Piciurdie: a) M^-
moires, 8. Serie, tomo V., 1876; — b) Bulletins, tomo XII., Jahr-
gang 1874, 1875 und 1876 ; — c) Documents Inedits concemant la
Province, 8. Band, 1871
8972. Amsterdam, königliche Akademie der Wissenschaften : a) Verhand-
lungen aus der Naturkunde, 10. Theil, 1877. — b) Verslagen en
MededeeUngen aus der Letterkunde, 5. Theil, 1876; — e) Jahr-
buch pro 1876 und d) HoUandia, 1876.
8978. Baireuth, histor. Verein ftlr Oberfranken: a) Archiv, 18. Band,
8, Heft;, 1877; — b) Dr. Theodorich Morung. Eme Jubiläums-
schrift zur 50jährigen Feier des histor. Vereines. (Von Dr. Lorenz
Kranssold.) 1877.
8974. Bamberg, histor. Verein (&r Oberfranken: 89. Bericht über den
Bestand und das Wirken des Vereines im Jahre 1876.
8975. Berlin, königl. Akademie der Wissenschaften: a) Monatsberichte,
Jahrgg. 1877; — b) Abhandlungen der philos.-histor. Classe aus
dem Jahre 1876.
8976. Berlin, Verein deutscher Herold: Zeitschrift deutscher Herold,
7. Jahrgang, 1B76.
8977. Berlin, Verem ftlr die Geschichte Berlin's: a) Bericht Aber das
12. Verein^ahr 1876; — b) Berliner Urkunden, Bogen 75—77,
8 Bögen; — c) Berliner Bauwerke, Tafel 8, l'V Bogen, Tafel 9,
— XXIV —
2</, Bögen; - d) Berliner Denlonftler, Tafel 5, 1 Bogen; — e)
Berliner Medaillen, Tafel U, 2 Bögen; — Q Berliner Siegel,
Tafel 4, 10 Bögen, zusammen 20 Bögen.
3978. Bern, hifitor. Verein des Gantons : a) Archi?, 9. Band, 2. Heft, 1877 ; —
b) Die Schlacht bei St. Jacob an der Birs (von Aogost Bemoulli) ;
— c) Aarberg bis zum Uebergang an Bern. (J. Sterchi.) 1877.
8979. Bern, allgemeine geschichtsforschende Gesellschaft der Schweiz:
Jahrbuch fbr schweizerische Geschieht^ 2. Band, Zfirich 1877.
8980. Bonn, Verein der Alterthumsfreunde im Bheinlande: JahrbQcher,
59. und 60. Heft, gedruckt 1866 -77.
8981. Braunsberg, histor. Verein für die Geschichte und Altertfaumskunde
Ermelands: Zeitschrift, 17. und 18. Heft, Jahrgg. 1875—76.
3982. Bregenz, Vorarlberger Museums -Verein: XVI. Rechenschafts-
bericht, 1875/76.
8983. Bremen, Abtheilung des KOnstler- Vereines ftlr bremische Geschichte
und Alterthümer : a) Die bremischen MUnzen (von Henn. Jungk) ; —
, b) Der erste Schwurgerichtshof in Bremen (von Dr. Schumacher) ; —
c) Denkmale der Geschichte und Kunst der freien Hansestadt
Bremen, 8. Abth., 1. Liefg. 1876; — d) Die Stedinger (tou Dr.
Schumacher, 1865) und e) Bremisches Jahrbuch, 9. Band, 1877.
8984. Breslau, schlesische Gesellschaft vaterl&nd. Gultur: 54. Jahres-
bericht pro 1876.
3985. Breslau, Verein ftlr Geschichte und Alterthum tou Schlesien: a)
Zeitschrift, 18. Band, 2. Heft, 1877; — b) Scriptores rerum silesia-
carum, 10. Band, 1877.
8986. Carlsruhe, das grossherzogliche Conservatorium der badischen
Alterthümer-Sammlungen des Staates : Die grossh. badische Alter-
thflmersammlung in Carlsruhe, 1. Heft;, Jahrgg. 1877.
3987. Chambery, sodetä savoisienne d'histoire et d' arch^ologie : M^moires
et Docnments, 16. Band, 1877.
8988. Christiania, Verein zur Erhaltung und Aufbewahrung nordischer
Vorzeitdenkmäler: a) Foreningen, Jahrgg. 1875 und 1876; —
b) Register der ftbr das Jahr 1875 erschienenen Schriften, 1876 ; —
c) Norske Bygninger fra Fortiden (Von N. Nicolaysen.) 1877.
3989. Chur, die geschichtsforschende Gesellschaft für GraubOnden: a)
7. Jahresbericht pro 1877 und b) GraubQndens Alterthttmer und
Eunstschätze. (Von Samuel Plattner.) Chur 1878.
8990. CüH, die Gymnasiiü-Direction : Programm des Schu^ahres 1877.
3991. Czemowitz, k. k. Universit&ts-Bibliothek : I. Verwaltungsbericht der
akademiscJien Lesehalle an der Franz-Josefs-Üniyersit&t für den
Sommersemester 1877.
8992. Doipat, gelehrte estnische Gesellschaft: Verhandlungen, 8. Band,
4 Heft, 1877.
— XXV —
8993. Elberfeld, ber^scher Geschichtoyerein: Zeitschrift, 12. Band,
Jahrgg. 1876, gedruckt zu Bonn, 1877.
8994. Emden, Gesellschaft ftir bildende Kunst und vateriändische Alter-
thOmer: a) Yerzeichniss der Gemftlde-Sammlung; b) Yerzeichniss
'der Alterthttmer-Sammlung; — c) Katalog der Bibliothek, gedruckt
1877.
8995. Franenfeld, histor. Verein des Gantons Thurgau: Thurgauische
Beiträge zur vaterländischen Geschichte, 17. Heft, 1877.
8996. Freiberg in Sachsen, AlterthumsTerein : Mittheüungen, 1 3. Heft, 1876.
8997. Freibnrg in Breisgau, Gesellschaft zur Beförderung der Geschichts-,
Alterthums- und Volkskunde: a) Becuefl Diplomatique dn Ganton
de Fribourg, 8. Band, 1877 ; >- b) Zeitschrift, 4. Band, 2. Heft;, 1877.
8998. St. Gallen, histor. Verein: a) Ifittheilungen zur raterländischen
Geschichte, N. F. 5. und 6. Heft;, der ganzen Folge 15. und 16. Heft,
1877; - b) St. Gallons Antheil an den Burgunder Kriegen, 1876; —
c) Der Ganton St. Gallen in der Mediationszeit, 1877; — d) Ur-
kundenbuch der Abtei St Gallen, 3. Theil, 2. und 8. Lieferung
(1241—1296). — St Gallen, 1876.
3999. Gen^ve, Sod^t^ dliistoire et d' arch^ologie : Mtooires et Docu-
menta tome 19, 2. Lieferung, 1877.
4000. Glarus, histor. Verein: Jahrbuch, 14. Heft, 1877.
4001. Görlitz, Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften: Neues
Lausitzisches Magazin, 58. Band, 1. und 2. Heft;, 1877.
4002. Göttingen, königl. Gesellschaft der Wissenschaften: Nachrichten
aus dem Jahre 1877.
4008. Graz, Carl-Franzens-Üniversität: Personalstand der akademischen
Behörden ft)r den Wintersemester 1877/78.
4004. — technische Hochschule Joanneum: Programm des Studien-
jahres 1877/78.
4005. — Joanneum: recte steierm. Landes-Ausschuss : 65. Jahres-
bericht, 1876.
4006. — n. Staatsgymnasium : S.Jahresbericht des Schuljahres 1877.
4007. — Staatsoberrealschule: 5. Jahresbericht des Schuljahres 1877.
4008. — steierm. Landes-Oberrealschule: 26. Jahresbericht des Schul-
jahres 1877.
4009. — Verein der Aerzte in Steiermark: Mittheüungen aus dem
Xm. Vereini^ahr 1875,76, 1. und 2. Theil, Graz, 1877.
4010. — christlicher Kunstverein der Diöcese Seckau: Kirchenschmuck,
Vm. Jahrgg., 1877, Nr. 5-12.
4011. — Akademischer LeseTcrein an der Universität und technische
Hochschule: 10. Jahresbericht pro 1677.
4012. — Die Handels- und Gewerbekammer: Statistischer Bericht
flir die Jahre 1871-1874.
- XXVI —
4018. Greifsvalde, kOnigL Umvenitäts-Bibliotii^: 42 Stack Inaaganl-
Dissertationen des Jalires 1876.
4014. Greifswalde, Gesellschaft ftkr Pommer'sclie Geschichte: a) 88. und
89. Jahresbericbti 1877; ~ b) Pommer'sche Genealogien, 3. Band,
1878.
4016. Halle, thOringisch-sAchsiscber Verein rar Erforschung des Tater-
ländischen Alterthums : Nene Mittheilnngen aus dem Gebiete histor.-
antiqnarischer Forschungen, 14. Band, 1. Heft, 1876.
4016. Hamburger, Verein tdr Hamburgische Geschichte : Mittheilungen
Nr. 1—3, vom Monat October bis Ende December 1877.
4017. Hannover, histor. Verein ftLr Niedersachsen: Zeitschrift, Jahigg. 1876
und 88. Nachricht, 1876.
4018. Harlem, Bureau sdentifiqne central Nto^landeis: ArchiTes Nte-
landaises, Tomo XH., 1877.
4019. Helsingfors, die finnländische Gesellschaft der Wissenschaften:
a) Förhandlingar, 18. Band., Jahrgg. 1876-76; — b) Bidrag tOl
kinnedom af Finnlands Natur och Folk, 20., 26. und 26. Heft; —
c) Obsenrations M^t^rologiques, Jahrgg. 1874.
4020. Hermannstadt, Verein ftUr siebenbflrgische Landeskunde: a) Pro-
gramm des Gymnasiums zu Hermannstadt des Schu^ahres 1876, 76 ;
— b) Jahresbericht des Vereines vom 1. August 1876 bis leisten
Juli 1876; - c) Archiv, N. F. 13. Band, 1.-3. Heft, 1876—77.
4021. Innsbruck, Ferdinandeum : Zeitschrift, 3. Folge, 21. Heft, 1877.
4022. Kiel, ktoigl. schlesswig-hollstein-lauenburgische GeseUschaft ftr
Geschichte dieser HerzogthOmer : a) Zeitschrift, 7. Band, 1877; —
b) Register zum Diplomatarium des Klosters Arensböck, 1877.
4023. Klagenfurt, Staatsobergymnasium : Programm des Studienjahres 1877.
4024. Köln, histor. Verein ftkr den Niederrhein: Annalen. 81. Heft, 1877.
4026. Königsberg, königl. und Universit&ts^Bibliothek : Al^reussische
Monatsschrift, N. F. Jahrgg. 1877, 1.— 8. Heft.
4026. Kopenhagen, königl. dänische Gesellschaft für nordische Alterthums-
kunde: a) Mtooires N. Serie, 1876—76; - b) TUlsBg, Jahrgg. 1876;
— c) Aarboger, Jahrgg. 1876, 3. und 4. Heft.
4027. Krakau, königl. Akademie der Wissenschaften: a) Bozprawy i
Sprawozdania z Posiedz^n, tomo HL, V., 1876, VI. und VH., 1877;
— b) Rocznik Zarzadu, Jahrgg. 1876; - c) ZWör Wiadomösd do
Antropologü Krakow^, tomo 1., 1877; — d) Monumenta Medü
Aevi Historica, tomo U., 1876.
4028. Laibach, Obergymnasium: Jahresbericht 1877.
4029. Lausanne, Soci6tö d'histoire de la Suisse roroande: Mtooirea et
Documents, tome 84, 1877.
4080. Leeuwarden, GeseUschaft für friesische Geschiebte, Alterthums- und
Sprachenkunde: a) De Vr^e Fries MengaUs0ßn« 18, Band, 8. Folge,
— xxvn —
1. Theil, 2., 8. und 4. Stück; ~ b) 48. Yerslag der Handellngen
ftr das Jahr 1876 76.
4081 . Leiden, Maatschappy der Nederlandscbe Letterknnde : a) Yerzeichniss
der Mitglieder vom 15. Juni 1876; — b) Handelingen en Mededee-
lingen vom Jahre 1876; — c) LevenBberichten der afgestorvene
Medeleden, Beilage zu den Handelingen vom Jahre 1876.
4082. Leipzig, deutsche mmTgenlAadiache Gesellschaft: a) Zeitschrift,
Register zu den Bänden 21—30; — l^ Zeitschrift, 81. Band,
1., 2., 8., und 4. Heft, 1877; — c) Gatalog Nr. 9. Von Fried.
Andr. Perthes, 1877.
4088. Leoben, Realgymnasium: 11. Jahresbericht, 1877. .Oberrealschule:
2. Jahiesbericht, 1877.
4084. Lftbek, Verein ftlr Lübek'sche Geschichte und Alterthumskunde :
a) Zeitschrift, 8. Band, 8. Heft, 1876; — b) Jahresbericht pro 1876
und 1876.
4086. Lflneburg, Altertfaums-Verein : Urkundenbuch der Stadt Lüneburg,
8. Band, von 1887-1402. Lfineburg, 1877.
4036. Luzembourg, histor. Section des Institutes (Sociätö areh^ologique)
Charte de la FamiUe de Reinach vom Jahre 1221—1456, Fascikel 1
Luxembourg, 1877.
4087. Luzem, histor. Verein der ftlnf Orte Luzem, Uri, Schwyz, ünterwal-
den und Zug: a) Der Geschichtsfreund, 82 Band, 1877; — b) Re-
gister zum 21. bis inclus. 80. Band des Geschichtsfreundes, 2. Band.
4038. Marburg, Staatsgymnasium: Programm des Studieiyahres 1877.
4089. Metz, die Akademie der Wissenschaften: Memoires, 3. Serie,
5. Jahrgg., 1877.
4040. Mitau, die kurlftnd. Gesellschaft ftlr Literatur und Kunst: Sitzungs-
berichte aus dem Jahre 1876.
4041. Mens, Sod^t^ des Sciences, arts et des lettres du Hainaut: Me-
moires et Publications, 4. Serie, 2. Band, 1877.
4012. Montb^liard, Soci^t^ d' emulation: Mtooires, 3. Serie, 1. Band, 1877.
4048. München, ktoigl.-bairische Akademie der Wissenschaften: a) Sit-
zungsberichte der philos.-philo]og.-histor. Classe, 5. Heft,
Jahrgg 1876, 1., 2. Heft, Jahrgg. 1877; — b) Abhand-
lungen der histor. Classe, 18. Band, 2. Abth, 1877: —
c) Dr. R. Freiherr tou Liliencron : Ueber den Inhalt der
allgemeintn Bildung in der Zeit der Scholastik, 1876.
4044. -^ histor. Verein von und fhr Oberbaiem: Archiv, 30. Band,
3. Heft, 1870-71, 86. Band, 2. und 8. Heft, 1876-76.
4046. — Der Alterthumsverein : Die Wartburg, IV. Jahrgg, 1876/77,
Nr. 10—12; — V. Jahrgg., 1877 78, Nr. 1—6.
4046. — königl. allgemeines Reichsarchiv : Ardiivalische Zeitschrift^
1. Band, 1876.
- xxvm -
4047. Mttnßter, literarischer Handweiser: 16. JaLrgg., 1877, Nr. 4—18.
4048. Neuburg a. d. Donau, histor. FiUal-Yerein : Gollectaneenblatt für
die Geschichte Baiems, 40. Jahrgg., 1876.
4049. Nürnberg, germanisches Museum : a) Anzeiger für Kunde der deut-
schen Vorzeit, N. F. 24, Jahrgg. 1877 ; — b) 23. Jahresbericht für
das Jahr 1877.
4050. Pettau, landschafU. Realgymnasium: 8. Jahresbericht, 1877.
4051. Pesth, königl. ungarische Akademie der Wissenschaften: Archaeo-
logiai trtesitd, Jahrgg. 1877.
4052. Petersburg, kaiserl. archeologische Gommission: Rapport, Jahr-
gang 1872, 78 und 74.
4053. Poitieres, Gesellschaft der Alterthumsforscher des westlichen Frank-
reichs: a) Bulletin des 1. bis 4. Quartal, 1877; — b) Mtooires,
40. Band, Jahrgg. 1876, Fase. 1.
4054. Porrentrui, la Sod^tö jurassienne d'emulation: L' Emulation Juras-
sienne revue mensuelle litteraire et scientifique, II. Jahrgg., 1877.,
für die Monate April, Mai und Juli.
4055. Prag, kÖnigl. böhmische Gesellschaft der Wissenschaften: a) Sit-
zungsberichte, Jahrgg. 1876;.— b) Abhandlangen der philos.-
histor.-philolog. Glasse und der mathematisch-naturwissen-
schaftlichen Classe vom Jahre 1875 und 76, sechste Folge,
8. Band, 1877; — c) Jahresbericht pro 1876.
4056. •— Verein für die Geschichte der Deutschen in Böhmen : Mitthei-
lungen, 15. Jahrgg., 4. Heft, 1877, 16. Jahrgg. 1., 2., 3. Heft.
4057. — Lese- und Redehalle der deutschen Studenten : Jahresbericht
des Vereinsjahres 1876/77.
4058. Roma, die königl. Akademie dei Linoei: Atti, Serie 3 •«, Volume 1**,
Jahrgg. 1877, vom April bis Ende Juni 1877.
4059. Salzburg, Gesellschaft für Salzburger Landeskunde : a) Mittheilongen
des 17.' Verein^ahres 1877, 1. und 2. Heft; — b) Die GefÜss-
pflanzen des k. k. botanischen Gartens in Salzburg, U. Spezieller
Theil, 1. Heft, 1877; — c) Matsee. Eine Festgabe zum llhundert-
jfthrigen Gedächtnisstage des Stiftes Matsee, 1877. (Von Dr. F.
V. Zilker.)
4060. Schmalkalden, Verein für hennebergische Geschichte und Landes-
kunde: Zeitschrift, 2 Heft, 1877.
4061. Schwerin, Verein für mecklenburgische Geschichte und Alterthums-
kunde : Jahrbücher und Jahresbericht, 42. Jahrgg., 1877.
4062. Sigmaringen, Verein für Geschichte und Alterthumskunde üi Hohen-
zoUem: Mittheilungen, 10. Jahrgg., 1876/77.
4068. Speier, histor. Verein der Pfklz: Mittheilungen, 6 Band, 1877.
4064. Stade, Verein für Geschichte und Alterthum: Archiv, 6. Band,
1877.
— XXIX —
4065. Stemamanger, hiBtor.-archiologisGher Verein: A Tasmegyel R6g6-
szeti-Egylet övi Jelent^se, 6. Heft, 1877.
4066. Stettin, die GesellBcbaft für Pommer'Bche Geschichte nnd Alter-
thumskunde : Baltische Studien, 27. Jahrgg., Doppelheft, 1877, nnd
89. Jahresbericht.
4067. Strassbnrg, la Sod^t^ pour ia Gonserration des Monnments histori-
ques d'Alsace: Sitzungsberichte des Jahres 1877 die Nr. 2-- 8.
4068. Stuttgart, königl. statistisch • topografisches Bureau: Wflrttem-
bergische Jahrbücher f&r Statistik und Landeskunde,
Jahrgg. 1876, 1.-4. Heft, und Jahrgg. 1877, 3. Heft.
4069. — württembergischer Alterthumsverein : Festschrift zur
vierten Säcular- Feier der Eberhard - Karls - Universität
zu Tübingen, 1877.
4070. Triest, la Sodetä del Gabinetto di Minerva : Archeografo Triestino,
Jahrgg. 1876. N. S., 4. Band, Fascikel 1—4 und Jahrgg. 1877,
5. Band, Fase. 1—4.
4071. Ulm, Verein für Kunst und Alterthum: a) Correspondenzblatt,
2. Jahrgg., 1877, Kr. 5—12; — b) Ulm und sein Münster. Eine
Festschrift zur Erinnerung an den 80. Juni 1877 von Friedrich
Pressel. Uhn, 1877.
4072. Utrecht, histor. Genootschap : a) Werken, Neue Serie, Nr. 25, 1877 ; —
b) Register zur Kron^k, Berichten und den Codex Diplomaticus, 1877.
4073. Venedig, L*istituto Veneto di sdeuze, lottere od arti: Atti, tomo
2dOj Serie quinta, dispensa lO»*, 1875 — 76; — tomo S«», serie
qdnta, dispensa 1»*, und 7»% 1876 77.
4074 Washington, Smithsonian Institution: Annual Report für das
Jahr 1875.
4075. Wernigerode, Harzverein für Greschichte und Alterthumskunde :
Ergänzungsheft zum 9. Jahrgange der Zeitschrift des Harzvereines
für Geschichte nnd Alterthumskunde, dann Zeitschrift, 10. Jahrgg.,
1877.
4076. Wien, kaiserl. Akademie der Wissenschaften: a) Sitzungsberichte,
82. Band, 3. Heft, 1876, 83. Band, 1.— 4. Heft, 1876 ; —
> b) Archiv, 54. Band, 2. Hälfte, 1876; - c) Fontes Rerum
Austriacarum, 39. Band, IL Abth., 1876.
4077. - - k. k. Gentral-Gommission zur Erforschung und Erhaltung der
Kunst- und histor. Denkmale: Mittheüungen, Jahrgg. 1877,
N. F. 3. Band, 1.— 4. Heft
4078. — k. k. geografische Gesellschaft: Mittheilungen, 19. Band,
der neuen Folge 9., Wien, 1876.
4079. — Verein für Landeskunde in Niederösterreich: %> Blätter,
N. F., 10. Jahrgg., 1876; — b) Topographie von Nieder-
österreich, 2. Band, 1. und 2. Heft, 1876.
— XXX —
4080. Wien, Heraldischer Verein Adler: Jahrbuch, 3. Jahrgf., 1876.
4081. — Archäologisch-epigri^hisches Seminar der k. k. ünirersitiU:
Arch&ologisch-epigraphiBche Mittheiluligeii aus OesCerreich,
1. Jahrgg. 1877, 1. und 2. Heft.
4082. — Alterthumsverein: Berichte und lüttheüangen , 16. ond
16. Band, Jahrgg. 1875 und 76.
4083. — Tourist: 9. Jahrgg., 1877, 1. Band, Nr. 9—12, dann
2. Band, Nr. 1—12.
4084. — Deutsch-dsterr. Leseverein der Wiener Hochschulen : Jahres-
bericht des I. Vereinfijahres, 1877.
4085. — akademische Lesehalle an der Universitftt: 7. Jahresbericht,
1876/77.
4086. — Leseverein der deutschen Studenten: Jahresbericht über das
• 5. und 6. Yereinijahr 1875 und 76.
4087. Wiesbaden, Verein f)lr nassauiscbe Alterthumskunde und Geschichts-
forschung: a) Annalen, 14. Band, 1. uud 2. Heft, 1875—77; —
b) Römische Wasserleitungen in Wiesbaden und seiner Umgebung,
4, Heft. (Von Dr K. Reuter.) Ib77.
4088. Würzborg, histor. Verein für Uuterfranken und Aschaffenburg:
a) Archiv, 24. Band, 1. Hefk^ 1877; — b) Die Geschichte des
Bauernkrieges in Ostfranken. (Von Magister Lorenz Fries.) 1876.
4089. Zürich, antiquarische Gesellschaft: Mittheilungen, recte Neigahrs-
blätter, Nr. 40 und 41, gedruckt 1876-77.
3. Duroll Ankauf.
4090. Darmstadt, Gesammtverein der deutschen Geschichts- und Alter-
thumsvereine : Gorrespondenzblatt, Jahrgg. 1877.
4091. Linz, Museum Francisco-Carolinnm : Urkundenbuch des Landes ob
der Enns, 7. Band, 1876.
4092. Mainz, römisch-germanisches Central-Museum: Die AlterthOmer
unserer heidnischen Vorzeit. Von Dr. L. Lindenschmit 7. und
8. Heft des 8. Bandes, 1877.
B* Für das Archiv*
1. Urkunden und Acten.
Geschenk von den Herren :
1615. Anst Anton, Gewerksarst bu Gaal bei Enittelfeld: 4 Stück Foto-
grafien, und zwar: Ansichten von Seckau und Jadenburg.
1616. Meizner Anton, Csphoi m St. Veit am Vogau: Einige alte Urkunden
(EaufbrieüB).
— XXXI —
1617. MuUey Eduard, Gewerkinhaber zu Weiteustein: Ein urbar von
Weitenstein u. a. und 4 Lehnbriefe.
1618. Otboniel .... in Graz, 2 Stück Kaufbriefe aus dem 17. Jahr-
hundert.
1619. Schönegger Oberlehrer: a) Yisitations-Bericht des Klosters
Nenberg vom Jahre 1544; b) Protokoll zur Schule Neuberg gehörig,
vom Jahre 1795.
2. Handscliriften.
1620. Anderith in Schwanberg schenkt eine Gopie des Testaments der
Freifrau von Ortenhofen im Schlosse Limberg bei Schwanberg,
▼om 19. October 1696 und ProtokoUsauszOge.
C. Für die Kunst- und Alterthums-
Sammlung.
Geschenk von den Herren:
1144. Machatschek, Dr. in Weiz: Ein metallenes Plättchen.
1145. Oihoniel in Graz: Ein StOck Wiener Stadt-Bancozettel
per 10 fl., vom 1. Juni 1806.
1146. Razlag, Dr. und Güterverwalter in Kann : Mehrere' alterthümliche
- Bruchziegel und ein Salzklumpeu, aufgefunden in Tomovo an der
Stelle des römischen Neviodurum in Krain.
B
Abhandlungen.
Johann Ritter von Kalchberg.
Bio Beilrag zur Lileralorgescbicble des achtzeliotea Jahrhooderls.
Von
£>i*. All ton Selilosfiiai*.
JNicht immer blühte und grünte das Dichterleben in der
Steiermark so lebendig und frisch, wie zu den Zeiten der
Minnesänger: Rudolf von Stadegge, Harrand von Wildon,
Ottokar, wie zu den Zeiten jenes Ulrich von Lichtenstein,
der zwar als phantastischer Abenteurer, nicht minder aber
auch als Dichter und zwar, so vielfach die Ansichten über
die Bedeutung der Dichtungen Ulrich's auch auseinandergehen,
Zugestandenermassen als einer der hervorragendsten Sänger
jener Zeit bekannt geworden ist In der That hatten in der
Folge die Bitter bald Kühneres zu unternehmen, als zu »singen
und zu sagen''. Die Zeit des Ernstes, des Eisens brach bald
nach der romantischen Periode der Kreuzzüge, in der sich
ganze Völker für die Wiedergewinnung eines kleinen Stückchens
„heiligen Landes^ begeistern konnten, herein, die Lieder,
welche firüher in den schönen, grünen Gauen erklungen waren,
übertäubte und übertönte das Waffengeklirr. Einbrüche von
Horden wilder Völker des Ostens, Fehden und Kämpfe her-
vorragender Geschlechter unter sich erstickten die edlen Künste
des Friedens und wenn auch der eine oder der andere Lieder-
mund seine Stimme erhob, so verhallte dieselbe doch bald in
den Wirren, in dem Tosen und Kämpfen der Zeit.
So zogen wohl Jahrhunderte vorüber. Das materielle
Leben einzelner Völker, einzelner Geschlechter hob sich auch
wohl, Regenten vergrösserten ihre Macht und waren für das
Mitth»!!. de« hlat. Vercinea f. 8t«Ierm«rli. XX VL Heft, 1878. 1*
— 4 —
Wohl ihrer Unterthanen bedacht, aber eine ruhige Entwicklung
des Geisteslebens konnte nicht erfolgen, Künste und Wissen-
schaften mussten damiederliegen, bis lücht eine andere Zeit
gekommen war, eine Zeit, in der die Geschlechter auch im
Innern sich bilden, wachsen, gedeihen, erstarken konnten, eine
Zeit, die alles Niedergerissene wieder aufrichten musste
und darauf erst den Bau der Gesittung, der edleren Bildung
und Cultur weiter fortsetzen konnte. Lange, unendlich lange
dauerte es, bis diese Zeit einbrach, bis die Morgenröthe eines
neuen Tages herüberschimmerte, bis es sich in den Geistern
wieder regte und sie zum Bewusstsein ihrer selbst brachte.
Von bedeutenderen literarischen Bestrebungen auf steirischem
Boden weiss erst das achtzehnte Jahrhundert wieder zu be-
richten und auch von diesem Jahrhunderte sind es die
letzten Jahrzehnte, in denen einzelne Gestalten hervortreten,
die eine grössere geistige Regsamkeit bekunden, die gleichsam
den Nachhall bilden jener grossartigen, geistigen Bewegung,
welche sich zu derselben Zeit im nördlichen Deutschland
kundgab.
Man ist allgemein der Ansicht, dass das literarische
Leben auch das ganze vorige Jahrhundert hindurch, ja noch
zu Anfang unseres Säculums in der Steiermark ganz ohne
Bedeutung gewesen und derjenige, welcher es zu vergleichen
wagt mit dem jener genialen Geister, welche der ganzen Zeit
die Bezeichnung der classisehen Literaturperiode gegeben,
welche als Neubegründer unserer Dichtung überhaupt aufge-
treten waren und von denen an man eigentlich erst wieder
von einer deutschen Dichtkunst sprechen konnte, mag
Recht haben; im Irrthume jedoch befindet sich jener, der
Steiermark noch zu jener Zeit als ganz öde und trostlos, als
in geistiger Beziehung, in literarischer Hinsicht todt betrachtet
Dass dies eben nicht so ganz der Fall, habe ich schon öfter
zu zeigen versucht ^), dass insbesondere eine literarisch, nicht
*) Vgl. mein Buch: Innerösterreichisches Stadtleben vor hundert Jahren.
(Wien 1877.) IV. Literatur. Dichtung.
- 5 —
nur für die Steiermärker interessante Persönlichkeit damals
auftauchte und seitdem in unverdiente Vergessenheit gerieth,
dies nachzuweisen ist der Zweck der nachfolgenden Blätter.
Schon Const. v. Wurzbach hat in seinem biographischen
Lexicon ^) die Aufmerksamkeit neuerdings auf Johann Ritter
V. Kalchberg gelenl^t, allerdings nur insoweit, als es in dem
Plane dieses ausgezeichneten lexicalischen Werkes gelegen
sein konnte, eine eingehendere Besprechung K a 1 ch b e r g's ist
nirgends erschienen und selbst der Nekrolog, welcher im
Todesjahre des Dichters in der „Steiermärkischen Zeitschrift"
(VIIL Heft, 1827. S. 45 S.) von Professor Appel verfasst,
das Wirken Kalchberg's schilderte, verwandte nicht viele
Seiten zu seiner Darstellung und davon wieder nur eine Zahl
von Zeilen möchte ich beinahe sagen, zur Entwicklung der
literarischen Bedeutung des Mannes, obgleich derselbe manches
Jahr hindurch Mitarbeiter, Mitherausgeber, ja Begründer dieser
Zeitschrift '^ gewesen und dieselbe ja gewissermassen berufen
erschien, die Bedeutung Kalchberg's fllr die Geschichte
des Geisteslebens seiner Zeit eingehend zu würdigen; schon
waren ja zwei Gesammtausgaben der Werke des Dichters er-
schienen und beide in der kürzesten Zeit vergriflFen, schon
hatte derselbe die Aufmerksamkeit der weitesten Kreise auf
sich gelenkt und zahlreiche Anerkennungen des In- und Aus-
landes ftlr seine Thätigkeit erhalten.
Ich habe mich nun schon seit längerer Zeit eingehend
mit dieser für die Steiermark nicht nur in literarischer Hin-
sicht, sondern auch in vielen anderen Beziehungen interessanten
Persönlichkeit beschäftigt und bin auf Grundlage dessen in Ver-
bindung mit einem mir von den noch lebenden Familiengliedern
Kalchberg^s freundlichst überlassenen wichtigen Material,
welches den Dichter betrifft, im Stande, in dem Nachfolgenden
«) X. Thl. S. 879 ff.
' ) Die interessantesten Aufschlösse hierüber gibt die im steierm. Landes«
Archive befindliche Sammlong einer grossen Zahl (über 100) von Ori-
ginalbriefen des Erzherzog Johann an Kalchberg.
-- 6 -
eioe etwas eingehendere Schilderung seines Lebens und Wirkens
zu entwerfen, insbesondere ist es die von der Tochter Kalch-
berg's: Emilie verfasste Biographie, die über so viele Ver-
hältnisse, welche man bisher nicht kannte, die trefflidisten
AufischlOsse gibt ').
In einer der lieblichsten Gegenden der oberen Steiermark,
in dem schönen MUrzthale, dort, wo in einer freundlichen
Erweiterung desselben die jugendliche Mürz ihre dunkeln
Wellen durch lachende, waldumkränzte Wiesen und Felder
schlängelt und sich mit dem Veitschbach vereinigt, erblickte
Kalchberg, unser Dichter, das Licht der Weit Die Gross-
eltem desselben von väterlicher Seite: Veit Kalchegger,
Wirth in Wartberg (f 1726) und Johanna Katharina Kalch-
egger (t 1707), waren schlichte Bürgersleute. Deren Sohn,
Josef Jakob Erhard Kalchegger wurde 1704 geboren
und verehlichte sich nicht weniger als viermal, nämlich am
21. April 1727 mit Anna Maria Fasching, der Witwe eines
Wirthes Josef Fasching in Krieglach, eine Ehe, die kinderlos
geblieben zu sein scheint ^) ; die zweite Ehe schloss Kalchegger
mit Katharina Kippner von Kapfenberg, ein Bündniss, das
mit 5 Kindern: Maria, Anna, Josef, Katharina und Appolonia
gesegnet war; bei dem im Jahre 1756 geborenen Kinde Josef
steht im Taufbuche die Notiz : „Dass Herr Josef Kalchegger,
Wirth in Krieglach Nr. 75, anjetzo nobilisirt Herr von Kalch-
berg auf Pichl heisse*' ^). Nachdem im Jahre 1760 auch die
zweite Gattin in Folge der letzten Entbindung gestorben war,
1) Herr Joh. Rösch, Kaplan in Köflach, Mitglied des histor. Vereines
für Steiermark, hat mir ausserdem noch in liebenswQrdiger Freund-
lichkeit seine Aufzeichnungen über die Familie des Dichters zur Ver-
fügung gestellt, welche er selbst aus den Kirchenbfichem in Krieglach,
woselbst der Herr Kaplan frilher weilte, ausgezogen. Ich spreche
dem genannten geistlichen Herrn für diese Mittheilung hier meinen
besten Dank ans.
*) Oder wohnte die Familie nicht in der Pfarre Krieglach? in dem Kir-
chenbuche erscheint kein Kind aus dieser Ehe verzeichnet
>) Diese Notiz ist jedenfalls erst später beigefügt worden, da Kialchegger,
wie Wurzbach richtig anführt, mit Diplom vom 30. Dezember 1760
— 1 —
verehlichte sich Kaichegger von Kalchberg mit Frau Anna
Maria de la Mare, geb. von Kronenberg, verwitweten Baro-
nesse von Ghablkhofen. Zwei Kinder: Johann Franz und Johann
Nep. entsprossten dieser Ehe; am 6. August 1763 (gerade
am Geburtstage des zweiten Kindes) wurde Kaichegger von
Kaichberg unter die Stände Steiermarks aufgenommen. Endlich
schloss er noch eine Ehe mit Anna Wampl Edle von
Summersdorf, welcher drei Kinder entsprossten: Johann,
unser Dichter, fenier Alois und Franz. Dreizehn Jahre nach
der Geburt des ersteren starb Joh. Erhard von Kalchberg
(1778), welcher an der Aussen wand der Pfarrkirche zu Krieglach
begraben liegt, ein roh gemaltes Kreuz und die Bilder Kalch-
egger's und seines Schwiegervaters, der ebenfalls hier begraben
worden, bezeichnen die Grabstelle, die heute übrigens schon
sehr vernachlässigt ist
Der 15. März 1765 ist der Geburtstag des Mannes, auf
welchen nachstehende Blätter wieder die Aufmerksamkeit lenken
sollen und der in der Taufe den Namen Johann Nep. Franz
Georg erhielt.
Johann von Kalchberg war von der Geburt an ein zartes
schwächliches Kind, dem die Pocken schon früh mit immer-
währender Blindheit drohten; da er auf dem väterlichen Schlosse
Pichl mitten in der herrlichsten Naturumgebung lebte, erstarkte
in den Adelsstand erhoben worden ist; die bezeichnende Stelle des
Diploms lautet: . . . „Wann Wirnun gnädigst angesehen, wahrgenohmen
nnd betrachtet haben, die adeliche gute Sitten, Tugenden, Vernunft
und Geschicklichkeit, deren uns der Josef Kaichegger zu Krieglach
inllnserm Erb-HerzogthuniSteyermarckt besonders angerUhmet worden,
anbey auch zu Gemüth geAlhrct, dass er nicht nur allein bey denen
während gegenwärtigen Krieg häüflng vorgekonunenen Militär Märchen
sich willföhrigst gebrauchen lassen, sondern auch das auf Tabac-
postirung gestandene Garlstädtische Militär- Gommando sowohl mit
der Löhnung, als mit dem Brod fast in die zwey Jahre versehen,
und die hierzu erforderliche Mittel aus seinem Seckel vorgeschossen
. . . habe . . . Als haben Wir . . . ihme ... in den Grad des Adels
erhoben . . . ihme auch das Prsedicat von Kalchberg gnädigst beygelegt.''
Vgl. Original-Adelsdiplom im steierm Landesarchiv.
— 8 -
er aber bald. Den ersten Unterricht erhielt der Knabe mühsam
von einem alten Fräulein, das im Schlosse lebte. Nach dem
Tode des Vaters, der, wie oben erwähnt, schon im dreizehnten
Lebensjahre des Dichters erfolgte, wurde er einem benach-
barten Pfarrer in Hohenwang übergeben, um den ersten
Unterricht im Latein von diesem zu erhalten. Dieser Pfarrer
war aber ein übler Pädagoge und Misshandlungen aller Art
von Seite desselben flössten dem Knaben eine gewisse Scheu
gegen Jedermann ein, die sich erst spät verlor, ja im späten
Alter noch war es ihm nicht möglich, diese unangenehmen
tiefen Eindrücke seiner Jugend ganz zu verwischen.
Endlich im Jahre 1781 kam der nun dem Jünglingsalter
entgegenreifende Knabe in das k. k. Seminarium (Convict)
nach Graz, dessen Oberleitung Caspar Boyko, ein Mann
führte, welcher nicht nur auf dem Gebiete der Kirchengeschichte
als Gelehrter Ausgezeichnetes geleistet hatte, sondern der sich
auch als Bilder der Jugend hervorgethan *). Kalchberg floh
hier den munteren Kreis seiner Collegen, die ihn desshalb
auch nicht selten verspotteten und noch mehr gegen sich
erbitterten. Obgleich er sogar gegen die Lecture eine Abneigung
hatte, so brachte ihm doch Einer aus dem jugendlichen Kreise
einige der damals beliebtesten Dichter und Bomane imd bald
darauf wird im Lesen der Dichter dem Jüngling eine ganz
neue Zauberwelt erschlossen. Freilich war es in der Anstalt
streng verboten, Bücher zu lesen, die nicht besonders bewilligt
worden waren und gerade die Werke der damaligen gährenden
Dichtergemüther gestattete man am wenigsten, doch Hess sich
Kalchberg durch das Verbot nicht abschrecken; er ver-
schlang förmlich insgeheim den Inhalt der ihm zugekommenen
Bände und lernte die hervorragenden modernen Literatur-
grössen : Klopstock, Uz, Lessing. Rabener, Herder und ihre Zeit-
genossen bald genau kennen und würdigen. Royko, der gelehrte,
trotz seines geistlichen Standes überaus aufgeklärte Mann,
erkannte in dem Jüngling bald den strebenden Geist, er
') üeher Royko vergl. mein „Innerösterr. St4idtlebeii.« V. S. 206.
— 9 —
würdigte ihn seines näheren Umganges, öffnete ihm seine
Bibliothek, die reich war an allen Werken der Gelehrsamkeit
und Dichtkunst und weckte durch Wort und That und durch
die allgemeine Huldigung, die er genoss, in des Jünglings
Brust die ersten Triebe der edlen Ehrbegierde, die ihn bis
zum Grabe auf der Bahn des Wissens und Wirkens rastlos
vorwärts trieb.
Das Feld, welches er ausser seinem Rechtsstudium, dem
sich Kalchberg gewidmet hatte, am meisten liebte und auf
dem er schon früh zu arbeiten begann, war das der Geschichte
und insbesondere derjenigen seines engeren und weiteren
Vaterlandes. Noch verhältnissmässig jung, besass er auf diesem
Gebiete bereits ausgezeichnete , hervorragende Kenntnisse.
„Der Gegenwart fremd, ^ schreibt die Biographin des Dichters,
wie erwähnt, seine eigene Tochter, „in der sein aufstrebender
Geist sich an so manchen altergrauten Vorurtheilen verwun-
dete, floh er gerne in das majestätische Beich der Vergan-
genheit, in dem nur das Grosse und Erhabene uns entgegentritt,
während der Schleier der Jahrhunderte die Erbärmlichkeiten
des alltäglichen Lebens in seine Schatten hüllt. **
Die Heimatsgeschichte gab denn auch dem begabten
jimgen Manne den Stoff zu seiner ersten dramatischen Arbeit
„Agnes, Gräfin von Habsburg". Ich komme auf den literari-
schen Werth dieses Productes weiter unten zu sprechen, hier
sei nur bemerkt, dass dieses Stück um so mehr überraschte,
als es auf eine Begebenheit einer hervorragenden Familie des
Landes gegründet und von einem Steiermärker geschrieben war.
Zu gleicher Zeit stand Kalchberg an der fUr das
Leben so wichtigen Wahl der künftigen Laufbahn. Seine Un-
kenntniss der Zeit- und Geschäftsverhältnisse und fremder
Ratb verleiteten ihn leider hiebei zu einem Missgriflfe, den er
stets bedauerte, er trat nämlich im Jahre 1785 in k. k. Bankal-
dienste, deren prosaische, trockene Geschäfte seinen strebsamen
dichterischen Geist aber so wenig ansprachen, dass er sich
darin sehr unglücklich fühlte und sie auch schon nach einigen
Jahren wieder verliess. Unterdessen war man selbst im Aus-
- 10 —
lande auf die literarische Thätigkeit des jungen Mannes, von
dem 17.^8 das Drama „Die Tempelherren*' und ein Band
;, Gedichte'' erschienen waren, aufmerksam geworden und die
arkadische Gesellschaft zu Rom sandte ihm ihr Mitglieder-
Diplom zu. Nachdem Kalchberg auch die Sanunlung „Früchte
vaterländischer Musen ^ und noch einige dramatische Dich-
tungen, auf welche ich noch zu sprechen komme, vor die
Oeffentlichkeit gebracht hatte, war es die herzoglich deutsche
Gesellschaft in Jena, welche ihn, „dessen Liebe zu den schönen
Wissenschaften, dessen Eifer für die Ehre unseres Vaterlandes
den würdigsten Beifall der Kenner und den Ruhm eines edel-
müthigen und geschickten Beförderers der deutschen Literatur
ihm schon längst erworben hat, nach Verdienst und einer ihren
Gesetzen gemässen Wahl zu ihrem ;,vornehmen* Mitgliede''
ernannte.
Was die Familienverhältnisse betrifft, so vermählte sich
der Dichter schon einige Jahre vorher mit einer jungen Witwe,
die ihm aber in wenigen Jahren durch den Tod entrissen
wurde. Eine Reise, die er daraufhin unternahm, führte ihn
nach Italien, dem „Lande der Kunst ^, sein Geist wurde auch
wirklich darin wunderbar aufgerichtet ; er durchzog ganz Ober-
Italien, verweilte längere Zeit in den romantisch-freundlichen
Umgebungen von Görz und sah mit wehmüthigen Empfindungen
die letzte Vermählung des Dogen von Venedig mit dem Meere
und damit den Tod der Republik. Auf der Rückreise über
Triest lernte er Therese Sander, ein Mädchen kennen, das
ihm seine erste Gattin theilweise ersetzen zu können schien ;
ihre Einwilligung zur Verehlichung erhielt er bald, aber die
Familie des Mädchens legte ihm zahlreiche Hindemisse in
den Weg, die er freilich nach kurzer Zeit besiegte und sich
im September 1790 zum zweitenmale vermählte. Drei Jahre
verbrachte er mit seiner Gattin auf seinem väterlichen Schlosse
Pichl, an dem er viele Bauten vornehmen liess, das er aber
eingetretener Familienverhältnisse wegen darnach verkaufen
musste. Man kann sich denken, mit wie schmerzlichen Gefhhlen
er 9iQh von dem ehrwürdigen Bau, den der Vater bewohnt,
— 11 —
trennte; hier, in den Armen der lieblichen Natur hatte sich
ja des Dichters Geist, sein Herz entfaltet, hier „hatten die
Musen zuerst dem jugendlichen Sänger gelächelt und die
Buinen der grauen Vorzeit, die mit heiligem Ernste von der
Berge Spitzen den Lauf der Jahrhunderte betrachten, den
regen Sinn für Geschichte und Vaterland in des Jünglings
Brust geweckt," hier waren in der That auch die meisten der
lyrischen Gedichte entstanden, welche sich in der im Jahre
1788 erschienenen Sammlung finden.
Vom Jahre 1791 an datirt sich Kalchberg's öffentliche
Thätigkeit. Nachdem im Jahre 1790 das Schauspiel ;,l)ie
Grafen von CilW erschienen war und Kalchberg's Name
als Dichter und Geschichtsschreiber schon einen hervorragenden
Rang behauptete, wählten ihn im Jahre 1791 die Stände
Steiermarks zum Ausschussrath. Er folgte diesem ehrenvollen
Bufe, allein das rege geistige Le^eB, in dem er sich bewegte,
die vielen unvollendeten poetischiL/Arbeiten, der literarische
Verkehr, in dem er schon damals inR ausgezeichneten Männern
des In- und Auslandes stand, nahmen seine Zeit und seinen
Sinn ganz in Anspruch, auch sehnte er sich nach einem
ländlichen Aufenthalt und so legte er diese Stelle schon ein
Jahr darauf wieder zurück und zog nach Wildbach, woselbst
er sich angekauft hatte, um dort ganz den Musen und Wissen-
schaften zu leben. Hier bearbeitete und vollendete er von den
später erschienenen Dramen „Die Bitterempörung" (Andreas
Baumkircher), ;,Maria Theresia" und „Die deutschen Bitter
in Accon*.
Im Jahre 1796 abermals von den Steiermark. Ständen
zu ihrem Ausschussrathe gewählt, nahm er die Wahl an und
beschloss nun in dieser Eigenschaft sich ganz dem Dienste
des Vaterlandes zu weihen. Sowie er früher mit rastlosem
Streben sich der Kunst und Wissenschaft gewidmet, so betrat
er jetzt den neuen Weg mit allem Eifer und mit aller Energie,
die seinem Wesen innewohnte. Nachdem im Jahre 1806 noch
das Drama „Attila, König der Hunnen" erschienen war, verliess
er damit das Gebiet der Poesie und widmete sich in der
— 12 —
Zeit, welche ihm seine Geschäfte Übrig liessen, dem Studium
der Geschichte, insbesondere derjenigen Steiemiarks in der ein-
gehendsten Weise. Besonders untersuclite er fleissig und
gründlich die Entstehung und Entwicklung der ständischen
Verfassung. Eine Frucht aller dieser Studien und Arbeiten
waren die zwei Bände „Historische Skizzen*', welche 1800
erschienen und die treffliche Abhandlung „Ursprung und
Verfassung der Stände Steiermarks" ^). Auch eine andere
Arbeit Kalchberg's fällt in diese Periode, die seinen
eifrigen Sinn für die Geschichte des Vaterlandes und seiner
Denkmale bekundet, er hatte oft bei seinen historischen
Arbeiten die alten das Land betreffenden Urkunden zur Hand zu
nehmen, dieselben befanden sich häufig nicht in der gewünschten,
für den Forscher gerade sehr nothwendigen Ordnung, und
Kalchberg, den ^ Herzensdrang, Vorliebe und Patriotismus"
belebten, ^ seine Zeit und Geisteskräfte vorzüglich dem Dienste
der erhabenen Stände seiues Vaterlandes widmen zu dürfen",
erbot sich, die Ordnung und zweckmässige Einrichtung unent-
geldhch zu übernehmen. „Die Wärme," womit er in der
betreffenden Eingabe vom 6. Februar 1800 „vom Gegenstande
seiner Wahl, von der Nothwendigkeit dessen Pflege, von der
Bedeutung desselben für die Landschaft und die Heimat
spricht, kennzeichnet den Mann uud adelt seine Gesinnung." ^)
Auch später noch unterstützte er das Archivswesen auf das
eifrigste, er war es, der, als eine planmässige Einrichtung
dieses Archives unter Erzherzog Johann vorgenommen würde,
in einem Promemoria vom 1 8. März 1812 die Aufmerksamkeit
auf das Staats-Archiv in Wien lenkte, wohin gelegentlich der
Klosteraufhebungen so viele für Innerösterreich wichtige Ur-
kunden gewandert waren, er wies darauf hin: man müsse
Bereisungen organisiren, um selbst den wichtigsten Urkunden
') Abgedruckt : „Sämmtliche Werke" (Wien.) V. Bd.
■•') Vgl J.v. Z ah n's Arbeit: ^Zur Geschichte des landscbaftlichenAi'chivs-
wesens in Steiermark" im „Jahresberichte des steiei-m. Landesarcliivcs
zu Graz.« 1. Jahrg. 1ö69. Graz. 1870, S. 25.
— 13 —
nachzuspüreD, um zu ihnen zu gelangen, er endlich verlangte
damals schon die Vereinigung des ständischen mit dem Joan-
neumsarchive und legte die Yortheile derselben in einem
abermaligen Promemoria dar ^).
Alle diese Arbeiten hatten aber K a 1 c h b e r g's Anwesen-
heit in Graz zur Bedingung gemacht und so schwer ihm dies
auch fiel, verkaufte er doch seine Herrschaft Wildbach ebenfalls
und übersiedelte in die Hauptstadt „Von nun an," schreibt
seine Biographin ;, lebte er ausschliessend den Geschäften und
griff nur selten bei ausserordentlichen, meist patriotischen
Gelegenheiten noch in der Leier Saiten.'' Als wahrer Patriot,
über Steiermark war damals gerade die traurige „Franzosenzeit*'
hereingebrochen, hasste und verabscheute er jene kriechende
Verehrung französischer Herrlichkeit und sprach seine Gesin-
nungen immer laut und freimüthig aus. Von diesen Ansichten
zeigt auch sein Aufsatz „Die Franzosen der Vorzeit" '^), den
er später veröffentlichte. In der That scheute er in den Tagen
der feindlichen Invasion weder Aufopferung noch Gefahr, um
seinem Vaterlande nützlich zu sein. Hiefür und für seine
übrige eifrige Thätigkeit liefert den besten Beweis die schmei-
chelhafte schriftliche Anerkennung, welche der damalige Landes-
Gouverneur Graf Attems an ihn richtete ^),
Kalchberg lebte noch immer gerne auf dem Lande und
benützte auf der Besitzung Feilhofen bei Deutsch-Landsberg,
welche er neuerlich angekauft hatte, seine Müsse dazu, um
sich der Wissenschaft zu widmen. Leider brachten ihn die
Finanzverhältnisse des Jahres 1811, da er kurz zuvor seine
meisten Besitzungen verkauft hatte, in eine materiell traurige
<) An demselben Orte. S. 31 u. 32. Man sieht daraus, dass Kalchberg
auch einen Theil zu jener tre£flicben Ordnung und Einrichtung des
steierm. Landes-Archives beigetragen, das heute als eine Muster-
Anstalt ihrer Art in Deutschland dasteht.
^) Derselbe befindet sich in der Zeitschrift „Der Aufmerksame " Jahrg. 1817.
Nr. 78.
^ Ein Theil des Wortlautes derselben findet sich in Appels ;, Nekrolog",
den ich oben im Eingange erwähnt habe. S. 52 f.
— 14 —
Lage, die für ihn um so drückender ward, als der zartfühlende
Mann früher im Besitze eines hübschen Vermögens, mit diesem
auch die Zukunft seiner Familie gesichert gesehen hatte und
nun die Seinen dem Ungewissen preisgegeben sah. Schon im
Jahre 1810 hatten ihn die Stände zum zweiten Verordneten
des Bitterstandes erwählt
Hier angelangt, komme ich zu einer Thätigkeit Kalch-
b e r g's , deren segensreiche Folgen heute noch f Ir das Land
von so nachhaltig günstigem Einflüsse erscheinen. Es ist dies
die Theilnahme an der Gründung des „Joanneums", einer
Anstalt, welche ihr Entstehen bekanntlich dem erlauchten
Gründer Erzherzog Johann verdankt, zu deren zweckmässiger
Einrichtung und Fortführung aber Kalchberg's Vorschläge
unendlich viel beigetragen. Erzherzog Johann hatte vom ersten
Augenblicke an, da er auf Grundlage seiner hiefÜr dem Lande
überlassenen trefflichen Sammlungen an die Errichtung dieses
Institutes gedacht, auch sein Augenmerk auf den thätigen
Geschichtsforscher gelenkt Welches Vertrauen er in Kalch-
b e r g setzte, zeigt der oben erwähnte Briefwechsel des Prinzen
mit dem Dichter, welcher im steierm. Landes- Archive aufbewahrt,
viele Details, welche die Anstalt betroffen behandelt. Den hohen
Werth derselben für die Bildung und Vervollkommnung seines
geliebten Vaterlandes tief erkennend, strebte Kalchberg
nunmehr mit rastlosem Eifer die edlen Absichten des Stifters
zu fördern, jedes Hindemiss zu besiegen und sich so des
erhaltenen Vertrauens würdig zu zeigen. Von der Versteigerung
des LesIiehofeS; in dem das Institut untergebracht wurde, an
(bei der im Jahre 1811 Kalchberg im Namen der Stände
dieses Gebäude für den gedachten Zweck erstand), hatte sein
Eingreifen in allen EntstehungspUasen der Anstalt den wich-
tigsten Einfluss. In einer Urkunde vom 26. November 1811
ernannte Erzherzog Johann die drei Curatoren des Joanneums
im Sinne der Stiftung; Männer, die das Vertrauen im hohen
Grade genossen, die durch allgemeine Verehrung ausgezeidmet
waren, sollten zu diesem Amte bestimmt sein. Des Erzherzog
Wahl traf den Landeshauptmann Ferdinand Grafen Attems,
— 15 —
den Abt zu Admont Gotthard Kuglmayr und endlich ernannte
er „zum Curator aus dem Ritterstande den Herrn Johann
von Kalchberg, bekannt durch seinen literarischen Buf,
durch seine Landes-Kenntniss und seine Denkart". „Mit voller
Beruhigung, '^ fährt der Erzherzog fort, „setze ich mein Vertrauen
auf diese Herren Curatoren ; durch eine mehrjährige Bekannt-
schaft, in ruhigen und gefahrvollen Zeiten, sah ich sie ihre
Vaterlandsliebe, ihre Treue gegen den Fürsten und ihren
Eifer für alles Gute und Nützliche erproben.*' — Kalchberg
war es, der die über dem Thore des Hauses, in dem das
Institut untergebracht ist, befindliche Inschrift festsetzte und
deren Errichtung vorschlug, er beantragte die Aufetellung der
Büste des Erzherzogs im Innern, er verfasste den Prolog,
welcher bei der feierlichen Enthüllung dieser Büste und der-
jenigen des Kaisers Franz am 26. Msd 1814 von der Gräfin
Antonie v. Dietrichstein gesprochen wurde ^X er erstattete
schon auf dem Landtage am 23. August 1811 einen umständ-
lichen und geschichtlichen Bericht über die Entstehung und
bisherige Ausbildung des Joanneums, er beantragte, um die
Bedeckung der nun immer mehr auflaufenden Kosten zu
sichern, eine Bevision des Mühllaufer-Geldes und des Musik-
Imposto-Gelälles ^), er unterbreitete über Aufforderung des
Erzherzogs im Jahre 1814 einen ausgezeichneten Organi-
sationsplan der Anstalt, welcher zu vielfachen Verbesserungen
Gelegenheit gab. Kalchberg war 16 Jahre lang bis zu
seinem Tode als Curator unermüdlich für das Wohl und den
Nutzen dieser Anstalt und der Wissenschaft thätig. — In Ver-
bindung mit Dr. L. v. Vest, Freiherm v. Thinnfeld und Dr.
F. S. Appel leitete er auch durch sechs Jahre von ihrer
Gründung an die „Steiermärkische Zeitschnff*, welche mit den
<) Vgl. hierüber: „Dr. G. Göth: Das Joanneum in Graz.«' Gras. 1861.
S. 19 u. 268, sowie den I. Theil von Ealchberg's sämmtlichen
Werken S. 178, woselbst dieser Prolog ebenfalls abgedruckt erscheint
^) £8 wnrden dadurch mehrere hundert früher verschwiegene Mühlen
in die Veranschlagung gezogen, was den Ertrag von 6746 fl. auf
18000 fl. erhöhte. Göth. a. a. 0. S. 20.
— 16 —
wissenschaftlichen Bestrebungen an der neuen Anstalt in so
engem Zusammeuhange stand. Kalchberg war es endlich
auch, welcher im Vereine mit dem st st Archivar Wartinger
ein Capital von 1000 Gulden hinterlegte, von dessen Zinsen
jährlich eine passende Medaille angeschafft und dem auf dem
Gebiete der Geschichte Steiermarks kenntnissreichsten der
studierenden Jünglinge übergeben wurde ^), und seiner Thä-
tigkeit ist auch die Gründung des Musikvereines für Steiermark
zu verdanken, in dem er in den Jahren 1819 bis 1826 als
Repräsentant d. i. Vorsitzender des Ausschusses hervorragend
wirkte. Das in jener Zeit an verdiente Männer ertheilte Ehren-
diplom des genannten Musikvereines hat, was den Text anbe-
langt, Kalchberg zum Verfasser. So sehen wir den Mann
allüberall auf künstlerischem und historischem Gebiete, ins-
besondere auf dem Felde der Heimatsgeschichte thätig und
rührig, diese zu fördern, zu unterstützen scheute er keine
Opfer.
Im Jahre 1816 wurde Kalchberg zum zweitenmale
als zweiter Verordneter der Stände gewählt, er rückte im
folgenden Jahre in die Stelle des ersten Verordneten vor.
Seine Gründlichkeit und Ausdauer im Arbeiten, wie nicht
minder seinen klaren Styl selbst in Amtsschriften zeigen die
heute noch im Archive zahlreich erliegenden Referate von
seiner Hand. Im Uebrigen lebte der Dichter nun sehr zurück-
gezogen, einige kleinere Reisen in Steiermark und eine Reise
nach Wien im Jahre 1818 ') abgerechnet, verliess er die
Hauptstadt fast gar nicht Seine literarische Thätigkeit be-
schränkte sich auf mehr oder weniger wissenschaftliche Publi-
caüonen in dem „Archiv für Geographie, Historie, Staats- und
1) Appel's Nekrolog, a. a. 0. S. 53.
^) Es scheint sein erster Besuch in der Residenz gewesen zu sein, deren
Treiben ihm gar nicht gefiel. „Also hat Ihnen," schreibt Erzherzog
Johann an ihn nach Kalchberg's Zurttckkanft, „die schöne Kaiser-
stadt nicht gefallen — nachdem Sie sich dort einige Zeit aufgehalten,
begreifen Sie, warum ich jenen Aufenthalt nicht mag.** Orig. Brief des
Erzherzogs an K. vom 15. Juni 1818 im steiei-m. Landesarchive.
— 17 —
Kriegskunst", iin „Aufmerksamen", in der „Steierm. Zeitschrift*^
und an anderen Orten. Seine öffentliche Thätigkeit fesselte
ihn oft ganze Nächte hindurch an den Schreibtisch. Aber
Trübsinn und Schwermuth bemächtigten sich Kalchberg's
in den letzten Jahren seines Lebens, die Uebernahme eines
silberhaltigen Bleibergwerkes in der Nähe von Graz verwirrte
seine ohnehin schon zerrütteten Vermögensverhältnisse noch
mehr, eine lange Krankheit beugte seinen Körper und entzog
dem Geiste jene Elasticität, welche ihm bisher immer eigen
gewesen war. Im Jahre 1820 ernannte ihn das Vertrauen des
Monarchen „in Bücksicht seiner ausgebreiteten gründlichen
Landeskenntniss zum Referenten des neu errichteten Grund-
Steuer-Provisoriums", Aber seine einmal gestörte Gesundheit
konnte nicht wieder erstarken, obgleich er sich mitunter wohler
fühlte, quälte ihn doch meistens das heftige Brustleiden und
die dadurch hervorgebrachte Gemüthsstörung machte die
Schmerzen doppelt empfindlich, das Uebel verschlimmerte sich
im Jahre 1826 trotz der beispiellosen Pflege und Sorge der
Seinen von Tag zu Tag, mit den sinkenden Blättern sank
auch seine letzte Kraft und als im Jahre 1827 die wieder
verjüngte Natur sich zum neuen Erwachen bereitete, da rief
sie auch ihren treuesten Freund hinüber in den ewigen Frühling
einer besseren Welt; am 3. Februar 1827 starb der von so
vielen Leiden heimgesuchte Mann.
K a 1 c h b e r g's Grabstätte befindet sich auf der Südseite
der Leechkirche, er selbst wünschte an diesem historisch
merkwürdigen Orte, an einem der ältesten Denkmale der Stadt
Graz begraben zu werden und drückte diesen Wunsch in seinem
letzten Willen, sowie auch in einem schönen Gedichte : „Gesuch
um eine Grabstätte an der Leechkirche bei Grätz, 1823^ ^)
aus. Eine Tafel mit Versen, die er selbst verfasste 2), bezeichnet
die Stätte.
<) Man findet dieses Gedicht am Schlosse von Appel's Nekrolog. S. 56 ff.
') Die aber wegen des geringen Raumes der Tafel gekürzt werden
mnssten. Diese Kürzung nahm unser lieber Heimatsdichler K. 6.
Ritter v. Leitner vor, wie er mir selbst erzählte.
MltthcU. des bUt. Ycrcinct f. 8t«i«rmMk. XXYI. Haft, 1878. 2
— 24 —
und Drang-Periode an '). Schon Klopstock's Oden hatten noch
vor dem Messias, seit dem Ende der Vierziger Jahre dem
deutschen Volke im antiken Gewände einen feurigen, genialen,
echten Dichtergeist gezeigt, bei dem man es gern übersah, dass
der Reim in seinen Poesieen fehlte. Auch auf den steiermärki-
schen Dichter müssen die dahinfluthenden antiken Strophen des
„nordischen Barden^, der zur Zeit K al chb e r g's auf der Höhe
seines Ruhmes stand, einen tiefen Eindruck gemacht haben. In
der That eröffnet Kalchberg die Sammlung seiner Gedichte
(Ges. Ausg. I. 3.) denn auch mit den alcäischen Strophen „An
die Steiermark^ und wendet in der Folge die Klopstock'sche
Form antiker Strophen öfter an. Rein und tadellos in der
Form, entbehren diese Gedichte keineswegs jenes Schwunges,
der die Schöpfungen des Verfassers der Messiade erhebt,
Phantasie und Kunstgefühl beherrschen überall den Poeten.
Manches unter den früheren Gedichten Ealchberg's
erinnert an Schiller, jedenfalls ist es kein blosser Zufall, dass von
Schiller (jedoch nur in den Gedichten der „ersten Periode*)
häufig angewendete Metra bei dem steirischcn Sänger eben-
falls nicht selten sind'^). Auch die wilde, etwas zügellose, in
ihrem genialen Fluge oft den Reim mehr oder weniger ver-
nachlässigende Sprache gleicht derjenigen des Dichters jener
*) Die ersten lyrischen Gedichte Kalchberg's sind in dem „Wiener
Musenalmanach^ und zwar in den Jahrgängen 1785, 1787 und 1786
desselben erschienen, im letzteren Jahi'e kam die erste Sammlung
„Gedichte-* (Grätz) heraus, die bereits ziemlich umfangreich war.
'^) So mache ich darauf aufmerksam, wie bezeichnend die trochäischen
Metra bei Schiller bis 1785 überwiegen. Unter 26 Gedichten der
1. Periode sind 15 in trochäischen Yersmassen abgefasst. Z. B. Will
sich Hektor ewig von mir wenden — Schön wie Engel voll Wal-
hallas Wonne — Meine Laura, nenne mir den Wirbel — Wenn
dein Finger durch die Seiten meistert — Ewig starr an deinem Mund zu
hangen — Laura, Sounenaufgangsgluth — Laura, über diese Welt zu
flüchten — Banges Stöhnen wie vor'm nahen Sturme — Monument von
unserer Zeiten Schande — Horch, die Glocken hallen dumpf zusammen
u. 8. w. Unter diesen wieder ist der fünffüssige Trochäus am häufigsten
angewendet, besonders in jener Zusammenstellung, wie er auch in
dem oben citirten Gedichte Kalchberg's erscheint.
-- 25 -
verzückten Lieder „An Laura" u. s. w. Man vergleiche z. B.
aus Schillers Jugendliedem die Gedichte: „Hektors Abschied,"
I, Laura am Ciavier/ „Die Entzückung an Laura," „Die
Freundschaft" u. a. etwa mit Kalchberg's: „An Mariannen"
(L 12.):
Lange, lange sucht' ich stets vergebens
Unter Truggestalten dieses Lebens
Eine weibliche Vollkommenheit;
Nicht allein zum Durste niederer Sinne,
Auch gemacht zur höhern Geisterminne
Und zur wechsellosen Zärtlichkeit
Ach ! schon fing mein Hoffen an zu wanken,
Schon versank ich tief in den Gedanken
Dass mein Suchen ewig fruchtlos sei;
0, da sah ich dich, erhab'ne Schöne!
Und der erste deiner Silbertöne
Machte mich von meinem Zweifel frei. U. s w.
Ebenso charakteristisch in diesem ' Sinne ist „Adolf an
Gabrielen". (L 72.) Die kleineren Lieder Kalchberg's, welche
sich in der Sammlung finden, sind oft von ausserordentlicher
Einfachheit, manches überrascht durch einen originelleren
Gedanken, meistens ist die Form gut gewählt und streng durch-
geführt
Der Meister auf dramatischem Gebiete, im Zeichnen von
Figuren und lebendigem Handeln, tritt uns schon in der Ge-
dichtsammlung durch einige Balladen entgegen. Zumeist der
Landesgeschichte entnommene Stoffe weiss der Dichter mit
Wärme und Lebhaftigkeit vorzutragen. Manchmal dringt köst-
licher Humor in einzelnen Strophen durch, an dem wir um
so augenscheinlicher die Ungezwungenheit erkennen, mit welcher
der Dichter erzählt Die erste Ballade „Hans von Stein und
Hedwig von Wagen" mahnt allerdings noch an die Stolberg-
Miller'sche Richtung, Geister, brausender Sturm, finstere Nacht
und andere Schrecknisse sind nicht gespart, auch die Moral
fehlt nicht:
— 26 —
Euch, ftthllosen Eltern! Euch wollt idi die Mahr
Zur schaurigen Warnung besingen.
Der Schöpfer gab Freiheit dem Menschengeschlecht,
D'runi; kalte Tjrrannen! D'rum habt ihr kein Recht,
Die Liebe der Kinder zu zwingen.
Dag^en muss die Erzählung ^Andreas Eberhard von
Rauber und Helena Scharsäckinn ** den besten von K a 1 c h b e r g's
Gedichten beigezählt werden. Der bekannte Sackkampf (daher
der Name ^Scharsäckin*') zwischen dem durch seine Stärke
berühmten steiemiärkischen Ritter Rauber und jenem spanischen
Rittersmann ^) bildet den Vorwurf zu der mit grosser Schalk-
haftigkeit abgefassten Erzählung.
Von besonderer Bedeutung für die vaterländische, im
weiteren Sinne flir die österreichische Literatur des 18. Jahr-
hunderts wurde auch eine von J. v. Kalchberg veranstaltete
Sammlung von Poesien, die im Jahre 1789 (und 1790) unter
dem Titel „Früchte vaterländischer Musen, herausgegeben
zum Besten der leidenden Menschheit" (2 Bändchen), erschien.
Diese Sammlung ist der damals auftauchenden „ Musenalmanach-
Literatur** beizuzählen. Der Erfolg, welchen der Göttinger,
dessen Nachahmung der Leipziger und endlich der Wiener
Musenalmanach hatten, bildete jedenfalls auch in Kalchberg
den Plan zu einem derartigen Unternehmen, das freilich einen
mehr provinziellen Anstrich haben sollte^). So erschienen die
beiden Bändchen und sie geben eine treffliche Uebersicht der
damals in Steiermark lebenden poetischen Talente. Als Mit-
arbeiter finden wir vor Allem Kalchberg selbst vertreten;
einige seiner besten Gedichte sind hier zum ersten Male ver-
<) Vgl.: ValYassor's Ehre des Herzogthums Krain.
*) Vgl. : K. Goedeke, Eiif Bttcher deutecber Dichtung von Seb. Braot bis
auf die Gegenwart. Leipzig 1849, 1. S. 727. ,Nim fingen die Ahna-
nache schon an pronnziell zu werden, denn zunächst nach dem
Wiener entstand: Pfalzbayrischer Musenalmanach f&r das Jahr 1781
bis 1782 u. s. w. — Lemberger Musenalmanach, herausgeg. von H.
G. Y. Brotschneider u. s. w." — Kai ebb er g's „Früchte v. M." er-
wähnt Goedeke nicht, jedenfalls sind sie ihm unbekannt geblieben.
— 27 —
öffentlicht, die weiteren Mitarbeiter, welche theils mehr, theils
weniger Beiträge geliefert, sind : Dr. Jos. Eustach König ^),
Franz Schräm, J. J. Scheiger, Xav. A, v. Unruhe, A** L**r
(Alois V. Leitner), Johanna Gr. v. W**d (Gräfin v. Wurmbrand ?)
und mehrere Ungenannte ^), die sich unter Anfangs- und End-
buchstaben ihrer Namen verborgen und wohl nicht aufeufinden
sein werden.
Wie schon erwähnt, gipfelte das Talent Joh. v. Kalch-
bergs im Drama. Die Theaterliteratur seit den Siebziger-
Jahren des 18. Jahrhunderts weist die schönsten Perlen unserer
dramatischen Poesie auf; sie zeigt aber auch an manchen
Orten, ich muss zu diesen leider auch Graz rechnen, einen
trostlosen Charakter. Der Ruhm, den sich ein Lessing, ein
Schiller und Goethe mit ihren ersten und späteren dramatischen
Werken rasch erworben, spornte zahlreiche kleine Geister zu
Nachahmungen an, es entstand dadurch ein Wust von Schau-
spielen, die selbst auf der Bühne Eingang fanden, ja, wie die
Ritterschauspiele eines Spiess, von dem Publikum mit Begierde
aufgenommen wurden. Ich erinnere hier nur vorübergehend
an die Nachahmungen von Goethe's „Götz von Berlichingen*',
welches Schauspiel eigentlich die ganze nachfolgende „Ritter-
literatur^' zur Folge hatte. Die Vorzüge Goethe's hatte keiner
erreicht; die Mängel, welche man dem „Götz** dagegen zum
Vorwurfe machen kann, wurden oft für dramatisch wirksame
Schönheiten gehalten und der derbrealistische Anstrich des
Stückes eiferte die Nachahmer zu wahren Zerrbildern an, die
sich in das Gewand des Ritterschauspieles kleideten^). Die
Verfasser solcher Stücke blieben natürlich meistens unbekannt
und ungenannt und hatten dazu auch ihre triftigen Gründe. Dass
<) AdTokat in Graz. „Seine Sinngedichte zeigten, dass er Laune, Witzi
NaiTetat und Oberhaupt den Geist eines Mortials besass.^ Vgl. Wink-
Jem: Nachrichten. S. 106 und 107.
^ Vgl. besonders mein Innerösterr. Stadtleben (Literatur. Dichtung).
S. 155 ff.
>) Man vergleiche hiezu die ?on mir angeführten Schauspieltitel in
meinem öfter angeführten Buche. S. 41.
- 28 —
dies übrigens nicht nur bezüglich der Provinzbühnen der
Fall war, beweist die Theatergeschichte jener Zeit Unter
solchen Umständen musste ein auftretendes Talent, das mit
Fug und Recht ein bedeutendes genannt werden konnte, dop-
pelte Aufmerksamkeit erregen. Dies war auch wirklich der
Fall bei dem ei*sten Schauspiele Kalchberg's: „Agnes,
Gräfin von Habsburg** (Gratz, 1786), das der erst
21jährige Dichter veröffentlichte und später unter dem Titel:
„Wülfing von Stubenberg** umarbeitete. Der Stoff war schon
hier der vaterländischen Geschichte entlehnt, eigene Forschung
in Stubenberg'schen Familien-Urkunden hatte die Details der
Handlung den Dichter kennen lernen lassen. Und wenn auch
bei einer Begebenheit, die, wie diese, in den Anfang des
11. Jahrhunderts fällt, Geschichte und Sage vielfach ineinander-
fliessen, so ist doch dem jungen Dichter ein farbenreiches,
dramatisches Gemälde gelungen, dessen landschaftlicher Hinter-
grund mit der etwas abenteuerlichen Handlung trefflich über-
einstimmt Dass der Geschichtsforscher hinter den Dichter
vielfach zurücktritt, wird ihm bei der grossen Jugend des
letzteren Niemand verübeln, doch macht ein kurzer Vorbericht
den Leser zum Theile mit den benützten Quellen bekannt In der
Hauptsache bildet die Fabel des Schauspieles die Liebe der Gräfin
Agnes von Habsburg zu dem steiermärkischen Ritter Wülfing
von Stubenberg, der auf einen Kreuzzug auszog, seiner langen
Abwesenheit wegen aber für verschollen gehalten wird, bei
seiner Rückkehr erfährt, dass der Burggraf Riedecker von
Kuenring sich mit Agnes verlobt hat und schliesslich in dem
bekannten Kampfe (von dem das „Rennfeld** seinen Namen
haben soll) den Burggrafen besiegt und sich die Braut erkämpft.
Erinnert auch die Sprache hier und da an die grosse Jugend
des Dichters '), so muss doch die Exposition eine klare und
durchsichtige, der Zusammenhang ein geschlossener genannt
werden. Die Gestalten der Frauen sind noch nicht fest ge-
1) Der erste Drack lag mir nicht vor, Bondern nur die Umarbeitung
der Gesammtausgabe.
— 29 —
zeichnet, einzelne männliche Charaktere dagegen vortreiflich.
Nirgends eine psychologische Unmöglichkeit, wie sie bei Erst-
lingswerken so oft und so gerne vorzukommen pflegt.
Schon in dem nun folgenden dramatischen Gedichte
Kalchberg's: ^Die Tempelherren" (1788) tritt uns
das Talent desselben gereifter und, mehr geklärt entgegen.
Auch diese Dichtung hat insofeme für Steiermark ihr specielles
literarisches Interesse, als sie das erste dramatische Gedicht
genannt werden kann, welches daselbst entstanden ist und
Aufmerksamkeit verdient Dass Lessing sein Vorbild gewesen,
geht aus Kalchberg's eigenen Worten hervor, die er im
Jahre 1616 an die „Freunde seiner Muse" richtete: „Nathan
der Weise und der Mönch von Carmel gingen als Vorbilder
meinen Tempelherren voraus in dieser Gattung dramatischer
Dichtung, die nun so viele Meisterstücke besitzt" ^). Die Fabel
der „Tempelherren" bildet das tragische Schicksal Jakob von
Molai's, des Grossmeisters der Tempelherren, den bekanntlich
Philipp der Schöne dem Scheiterhaufen überantwortete. Molai
ist denn auch die Hauptfigur des dramatischen Gemäldes, um
die sich alles andere gruppirt, seinem Orden treu bis in den
Tod, stösst er Alles zurück, was den Satzungen desselben
entgegen ist, selbst die Liebe der Königstochter Bianca vermag
es nicht, ihn seinem Gelübde untreu zu machen. Gedämpfter
und milder macht sich dieser edle Grundzug des Charakters
auch in dem greisen Gross-Prior Guido von Auvergne geltend.
Die Sterbescene zu Anfang des fünften Actes lässt so recht
in die sanfte, ' grosse Seele des sterbenden Greises blicken,
dessen letzte Worte »Vergib allen meinen Feinden" diese
Gestalt der jenes grossen Religionsstifters so ähnlich machen
und ihn in einem wahrhaft göttlich milden Lichte erscheinen
lassen. Kalchberg liebt es, in den Personen seiner Dich-
tungen sich diametral entgegenstehende Gegensätze zu zeigen*
Der abtrünnige Noifo Dei, „ein ausgestossener Tempelritter^
*) Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst. Wien 161G.
(7. Jahrg.) S. C33.
— 30 —
und der charakterlose Kanzler Wilhelm von Nogaret, reprä-
sentiren diese Gegensätze hier. Nogaret scheut nicht vor
falschem Zeugniss zurück, um den Untergang der Templer zu
befördern ; ihn leitet ja, wie er es seihst gesteht:
Das, was hiemieden jeden Weltmann macht,
Das grosse Triebrad aller Menschenthateu :
Der Eigennutz. Mit einem Geierauge
Sieht Phflipp auf der Templer fette Habe;
Strebt, ihre Schätze, die sie sich im Feld
Durch's Schwert erworben, zu erhaschen, und
Versprach von Allem auch ein Dritttheil mir.
Auch die Hospitaliter, die des Ordens
Verjährte Feind und Nebenbuhler sind,
Verhiessen mir den grössten Lohn, wenn ihnen
Der Tempelherren Commenthureien würden.
So bin ich dann nun beyderseits geborgen
Und meine Arbeit bringt gewisse Frucht.
1. Act, 12. Auftr.
Ihm würdig zur Seite steht die verbuhlte Mathilde,
Nogaret's Tochter, ein Weib, das nicht zufrieden damit, die
Beischläferin eines Königs zu sein, ihre Augen auch zu Molai
selbst erhebt und ihre ganze Verworfenheit kundgibt, da ihr
der Grossmeister die stolzen Worte zuruft:
Wenn jemals Jakob Molai,
Der Pflicht zuwider, einem Weibe fröhnt.
So ist doch seiner Seele Stok zu gross.
Zu einer Buhlerin herabzusinken.
Und war' sie selber eines Königs — Motze. —
Indem sie ihm noch die unheilverkündende Drohung nach-
ruft ^), die mit den Worten schliesst:
Verderben über dich! Verruchter Bube!
Mein Auge soll nicht ruhn, bis du gestürzt,
Das Opfer meiner Rache bist!
«) 2. Act, 9. Anftr.
— 31 —
So vereinigen sich alle bösen Mächte und bereiten dem
Tempelherrn den Untergang. Die Templer werden unter den
bekannten Scheinbeschuldigungen gefangen genommen, Jakob
von Molai, den Bianca noch aus dem Kerker erretten will, schlägt
dies Anerbieten aus. Schon hat Mathilde den König bewogen,
das Todesurtheil zu unterzeichnen und sie bricht, während
die Flamme des Scheiterhaufens vor ihren Augen auflodert
und der König schon den voreiligen Schritt bereut, noch in
die Rufe aus:
Will es dich yielleicht gereuen?
Pfui, Philipp! Wer ein grosses Werk beginnt,
Muss keine kleine Seele haben. — Ha!
Wie schön zum Himmel auf die Flamme lodert. —
Allerdings sind alle diese Gestalten vom Dichter kühn
gezeichnet, aber keineswegs mit allzugrosser Verletzung der
historischen Treue ^). Eine Dichtung; wie diese, mussteKalch-
berg's Namen bald auch ausserhalb der Grenzen seines
engeren Vaterlandes bekannt, berühmt machen, die Verworfen-
heit und den Edelsinn hatte der Dichter hier mit den grellsten
Farben dargestellt und sich gegen die Natur doch nirgends
versündigt.
Die nächste dramatische Arbeit Kalchberg's nahm
ihren Stofif wieder aus der Geschichte des Vaterlandes. „Die
Grafen von Cilli.** Eine Begebenheit der Vorzeit, besteht
eigentlich aus zwei Abtheilungen *), die auch in verschiedenen
^) Vgl. auch Zach. Werner's dramat. Gedicht: „Die Söhne des Thals,
L: Die Templer auf Gypern^, das 1808 erschienen ist.
2) Die erste Abtheilung (Gilli 1791) enthält den n^nedrich'' und auf
dem Titel das Motto:
Steig nieder aus der Schilde Mitte von der Wand,
Darbender Seelen Erweckerin,
Harfe von Cona mit deinen drei Stimmen!
Komm' mit jener, die die Vorzeit aufhellt
Und empöre mir des Alterthums Gestalten
lieber ihre dttsterbrannen Jahre. Ossian.
In dieser ersten Ausgabe ist das Stfick noch nicht in Acte, sondern
in 11 Abtbeilungen gegliedert Die Eintheilung in Acte findet sich
— 32 —
Jahren (1791 und 1793) erschienen sind und die sich in-
sofeme ergänzen, als die beiden fünfactigeu Schauspiele:
„Friedrich Graf von Cilli" und ;,Ulrich, Graf von
Cilli" unter dem erwähnten Gesammttitel Charakterbilder
der beiden bedeutenden Vertreter jenes rasch berOhmt ge-
wordenen Grafengeschlechtes zu liefern versuchen. Dass diese
Charakterbilder durch die Hand eines Mannes, wie Kalchberg,
auch ihre dramatische Abrundung erhielten, liegt um so mehr
auf der Hand, als die Geschichte beider Grafen an sich schon
den Gang einer gesteigerten dramatischen Handlung darbietet.
Mit dem tragischen Ende der Veronika von Dessenitz schliesst
das erste, mit der Ermordung Ulrichs durch Ladislaus das
zweite Stück. Zum Vergleiche, in wie weit Kalchberg von
den historisch beglaubigten Thatsachen abwich, diene eine
kurze Darstellung zuerst des „Friedrich*". Gegen den Willen
seines Vaters Hermann IL v. Cilli, der den Glanz und den
Ruhm des Cillier Grafengeschlechtes durch hohe Verbindungen
noch erhöhen und steigern wollte, vermählte sich Friedrich,
nachdem seine erste Gattin, Gräfin Elisabeth von Modrusch
im Jahre 1422 gestorben war, heimlich mit Veronika von
Dessenitz, einem Mädchen aus dem niederen Adelsstande und
lebte mit ihr auf seinem Schlosse Gurkfeld in Kärnthen. Der
steiermärkische Edle Jobst v. Helfenberg, einer der bittersten
Feinde Friedrichs, hat es ausgekundschaftet, dass Friedrich mit
Veronika vermählt sei; er schleiclit sich in den Garten zu Gurk-
feld ein, Jobstens Blut selbst geräth beim Anblicke der schönen
Veronika, der er sich unerkannt naht, in Wallung und dop-
pelten Groll gegen Friedrich im Herzen tragend, eilt er zu
dessen Vater. — Unterdesseu erscheint Friedrichs Freund:
Jakob von Edling, auf dem Schauplatze in Gurkfeld und er-
kennt mit tiefem Schmerze in der Gattin seines Freundes
erst in der Umarbeitung in den „Sämmtl. Werken". YIIT., welche
Wurzbacb unbekannt- geblieben sein dflrfte, da er a. a. 0. S. 380 b
sagt, das StQck sei „ eigentlich kein Drama, sondern eine Art geschicht-
licher Dramatisirung, worin die Dialogenform zur Belebung des Ganzen
beiträgt".
— 33 —
eine Frauengestalt, die er „bei einem grossen Banket'' in
Graz gesehen hat und seitdem, in Liebe zu ihr entbrannt,
nicht mehr vergessen konnte, ohne sie aber, so viel er auch
gesucht, wieder aufzufinden. Ein Bote, von Hermann gesendet,
trifft ein und ladet Friedrich zu den in Cilli stattfindenden
Festen, welche zu Ehren der Ankunft der Tochter Hermanns,
der Königin Barbara von Ungarn, gefeiert werden. Eine solche
Einladung ist Befehl. Friedrich verlässt das Schloss, nachdem
er noch dieses und seine Gattin dem Schutze des Freundes em-
pfohlen. In Cilli folgen unterdessen Feste auf Feste. Stolz nimmt
Königin Barbara die Huldigungen entgegen, welche ihr darge-
bracht werden und übergibt in feierlicher Versammlung ihrem
Vater das vom König Sigmund, ihren Gemahl, ausgefertigte
Pergament; durch welches Hermann die Grafschaft Sagor mit
voller Landeshoheit in's erbliche Eigenthum abgetreten erhielt.
Aber schon hat der Knappe Pietro auch der Königin
die niederschmetternde Nachricht von der Vermählung ihres
Bruders mit Veronika mitgetheilt, auf welche das herrsch-
süchtige Weib ihren ganzen Hass wirft ^). Hermann, der die
heünliche Vermählung Friedrichs nun auch erfährt, wnthet
gegen den zum Feste eintreffenden Sohn und verlangt stürmisch
die Trennung dieser Ehe. Jobst von Helfeoberg schürt im
Vereine mit Barbara die Zornesflamme und Hermann lässt
seinen Sohn ergreifen und in den Kerker auf Ober-Cilli werfen.
Jakob von Edling auf dem Schlosse Gurkfeld muss alle Kraft
seiner Seele anwenden, damit nicht die Leidenschaft hervor-
breche, welche er zu der Gattin seines Freundes gefasst hat,
aber er widersteht mit echtem Mannesmuth. Da die Nachricht
von der Einkerkerung Friedrichs eintrifft und bei dem Stande
*) Barbara's „der zweiten Messallina'' Charakter tritt uns aus den
historischen Quellen fast noch verworfener entgegen, als ihn Kaie h-
bcrg hier dramatisch zeichnet. Man vergleiche Aeneas Silvius,
bist, hohem. C. 59. — de vita Barb. S. 114 — ** Supan a. a. 0.
S. 3 u. 4. Wenn auch Aen. Silvius schwarz malt. Vgl. die milde Auf-
fassung bei K r o n e 8 : ,,Barbara von Cilli" in Rosegger's Heimgarten
IL Jahrg. S. 34 ff.
MlttliQll. d. h. V«r«iD«fl f. Btei«riiia.k. XXVI. Haft, 1876. S
- 34 —
der Dinge Jakob einen Ueberfaü der Burg befürchten muss,
setzt er Alles ?u deren Yertheidigang in Stand. In Bauem-
kleidem flieht Veronika, von dem ebenfalls verkleideten Knappen
Georg begleitet Aber auch Jobst der Todfeind Friedrichs,
hat durch einen treulosen Burgknecht von der Flucht Kunde
erlangt. Er und Pietro legen sich in den Hinterhalt und
Veronika wird von ihnen und den Reisigen aufgegriffen und
gefangen. Auf Veranlassung Barbara's wird nun Veronika auf
dem Schlosse Osterwitz gefangen gehalten. Jakob vonEdling,
der bald Alles in Erfahrung gebracht, eilt zu Barbara und
beschwört diese, die Bettung seines Freundes und der schuld-
losen Gattin zu bewirken; Das lüsterne, verworfene Weib
verspricht ihm endhch die Kerkerschlüssel auszuliefern, aber
nur gegen den Preis — seiner Liebe. Der Knappe Pietro
war gegen hohe Verheissungen Barbara's bereit, nach Oster-
witz zu eilen und Veronika selbst zu vergiften; da er jedoch
Grund hat, an den Verheissungen zu zweifehi und den
wankelmüthigen Charakter der Königin zu gut kennt, schilp
er sich auf die Seite Jakobs von Edling und verräth diesem
den ganzen schändlichen Anschlag ; Jakob hat bereits Hermann's
und Barbara's Vorgehen gegen Friedrich befreundeten Rittern
desselben mitgetheilt, welche beim Feste anwesend waren.
Diese befreien Friedrich aus seinem Kerker und Alle stürmen
dann nach Osterwitz. Offener Kampf zwischen Vater und Sohn
ist nun ausgebrochen. Auf Friedrichs Seite ist der Sieg; da
erhält Hermann die Nachricht von dem Tode seines Sohnes
Ludwig. Dieser harte Schlag wendet auch seine Gesinnung
Friedrich gegenüber, trotz Barbara's Einrede will er Alles ver-
gessen und verzeihen. Auf Osterwitz verfolgt Jobst Veronika
mit seinen Liebesanträgen stürmisch und da ihm diese jedesmal
stolz abweist, so zwingt er sie, einen Becher mit Gift zu
leeren, mit den Worten: „Bald komm' ich wieder, ist er nicht
geleert, so wandelst du mit mir nach einem Orte, wo weder
Freund noch Feind dich wieder finden und ich gemüthlich deine
Blüthen pflücke. '^ Aber zur rechten Zeit ist Friedrich eingetroffen,
Pietro bat ihn gut geführt Veronika ist befreit, schon auch
— 35 —
Hermann eingelangt und die Versöhnung* zwischen Vater und
Sohn vollständig geworden. Da erscheint verschleiert in dem all-
gemeinen Glücke Barbara — die Verworfene, und stösst der Ve-
ronika einen Dolch in's Herz. Mit deren Tode schliesst das Stück.
Schon nach dieser Inhaltsangabe wird Jeder mit mir darin
übereinstimmen, dass Ka Ichberg den historischen Stoff nach
allen Regeln der Aestheük und Dramatik geformt, dass er
insbesondere ein Ganzes geschaffen, das in sich abgeschlossen
erscheint Von einem schönen Hintergrunde heben sich die
Gestalten der handelnden Personen hier ab. Friedrich ist der
liebende Sohn aber auch der treue Gatte seines Weibes, für
welches er eher des Vaters ganzen Zorn auf sich ladet, als
es verlässt Die Geschichte mag über Friedrich wie immer
urtheilen, allen Geschichtsschreibern haftet ein gewisses Vor-
urtheil an und es ist eine gewiss nur erlaubte poetische Licenz,
den Sohn Hermann's von Cilli so edel darzustellen, als er in
dem Drama erscheint, überdiess ist die Ermordung der ersten
Gemahlin Friedrichs durch diesen selbst und andere trübe
Schatten auf diesen Charakter werfende Handlungen keineswegs
vollständig historisch beglaubigt, in der That aber muss die
Leidenschaft gross gewesen sein, welche er zu Veronika ge-
fasst hatte ^). Kalchberg zeichnet mit Vorliebe hässliche
Frauencharaktere. Ebenbürtig der in den „Tempelherren" vor-
kommenden Mathilde an Verbuhltheit und Verworfenheit ist
die Königin Barbara, deren Gestalt von dem Dichter mit
Meisterschaft entworfen erscheint. Ihre „Lebensweisheit" ist
gar seltsamer Art, stimmt aber mit der Mathildens ganz überein '^).
^) Seine „freigeisterische*' Grabschrift die er sich selbst schrieb, zeigt
eher Humor, als Schlechtigkeit. Diese Grabschrift lautet: Haec mihi
porta est ad infemos. Quid illic reperiam, nescio. Scio quae reliqui.
Abundavi bonis omoibus, ex quibus nihil fero mecum, nisi quod bibi,
edi, quodque inexhausta volnptas exhausit.^
3j „Friedrich**, 2 Act, 2. Auftr. „Dieser blinde Gott (Amor) ist ein
listiger Republikaner, der allen Unterschied der Stände hasst und
durch seine magischen Bande das Hohe an das Niedere knüpft. Ge-
niessen seine Wonne, aber sich vor seinen Fesseln hOten, das ist
Lebensweisheit. '^ — ^Kein, nicht Eines für Eines, Alle f&r Alle
8*
— 36 —
Rein und zart dagegen, das ideale BQd des liebenden deutschen
Weibes, zeigt sieh Veronika, ihre Ermordung macht einen am
ho erschütternderen Eindruck, als dieselbe in dem Momente
allgemeiner Freude plötzlich erfolgt Selbst Nebenfiguren sind
mit kräftigen Strichen gezeichne't; so besonders das Werkzeug
Helfenbergs und Barbara's : Pietro ; ein Zug zmn Bessern zeigt
sich doch hier und da bei ihm und er gewmnt uns sogar f&r
sich, da ihn Friedrich reichlich belohnen will, er aber jede
Belohnung zurückweist: „Behaltet eure Schätze, Graf, ich
finde — zum ersten Mal in meinem Leben — in meinem
Herzen die Belohnung. Auch ich will euch nicht zumuthen,
mich in eure Dienste zu nehmen. Mein Entschluss ist gefasst:
Bis in's ferne Spanien wand're ich als Pilger, lege auf dem
Montferrate meinen Dolch zu den Füssen der Mutter ewiger
Liebe nieder und bitte sie, in einer der Einsiedeleien jenes
Berges wohnend, unausgesetzt auf büssendem Knie, mir die
Verzeihung ihres göttlichen Sohnes zu erflehen.''
Das zweite ;, Stück" der „Grafen von Cilli" behandelt
Ulrichs Kampf mit Ladislaus und des Grafen Untergang durch
die Ermordung, über deren Details die Geschichte so viele
Lücken aufweist, so dass dem Dichter hier ein weiter Spielraum
seiner Phantasie gegeben ist. Auch hier ist die verworfene
Königin Barbara der böse Geist, der unheilvoll in das Geschidc
des letzten Grafen von CiUi eingreift. Sie entflieht dem Kloster,
das ihr als Aufenthaltsort angewiesen war und sucht Schutz
und Hilfe bei ihrem Neffen Ulrich. Auf die Zurückweisung
durch denselben schwört sie Rache und weiss durch ein tolles
Gaukelspiel den Hunyaden Ladislaus Gorvinus unter der
Maske einer Zauberin gegen Ulrich auf das Heftigste aufzu-
hat die Natur geschaffen. Wenn der Blumenstrauss welkt, der deinen
Busen schmückt, wirst du dir nicht einen andern pfltlcken? Wenn sich
diese Männer- Schmetterlinge das Recht anmassen, mit jeder weiblichen
Blume zu kosen, die ihnen gefällt, so kann man es auch diesen
Blumen nicht verwehren, ihren Blüthenschoss dem zu öffiaen, den sie,
nach Geschmack und Laune, dessen werth finden. ' — Man vgl. hiesu
die „Tempelherren", I . Act, 9 Auftritt, Mathilden» Gespräch mit Bianca.
— 37 —
reizen. Aber Ladislaus wird von Ulrich gefangen. Das edle
Auftreten des Grafen und seine ritterliche Gesinnung gewinnen
ihm jedoch auch das Herz des gefangenen Hunyaden, wie ja
dessen Bruder Mathias Corvinus lange schon den edlen Sinn
Ulrichs erkannt und sich ihm herzlich zugewendet hat. Doch
Barbara macht ihren Einfluss gewaltig geltend. Ulrichs Gemahlin,
Catharina, hatte schon früher Ladislaus in Begierde entflammt ;
diese zu entführen und die Burg zu überfallen, lässt Barbara
durch einen Boten dem Hunyaden rathen. Aber auch daran
wird Ladislaus durch das Dazwischenkommen Ulrichs gehindert.
Da erscheint der „König Ladislaus" selbst auf der Burg,
r zweimalhunderttausend Türken sind gegen Ungarn im Anzüge",
der mächtige Graf von Cilli soll die Macht Ungarns mit den
Seinigen verstärken. Noch einmal weiss die königliche Witwe
Barbara durch einen Brief Ladislaus glauben zu machen, Ulrich
sinne auf Verrath. Ladislaus tritt nun an die Spitze einer
Verschwörung gegen den Grafen von Cilli und der Letzte des
Stammes jenes berühmten Grafengeschlechtes wird durch die
Verschworenen ermordet Mit dessen Tode schliesst das Stück.
„Man brachte die Leiche nach Cilli," berichtet das beigefügte
Nachwort, j,der Herold zerschlug bei ihrer Begräbniss das
Wappen mit den drei Stenien und rief dreimal beim kläg-
lichen Schalle der Posaune: ;, Cilli und nimmermehr Cilli!" ^)
So viel über die „Grafen von Cilli". Beide Dramen,
besonders aber das erste, wurden bei ihrem Erscheinen mit
Lobsprüchen von der zeitgenössischen Kritik empfangen. Die
„gewaltige" oberdeutsche, allgemeine Literaturzeitung schrieb
im CXn. Stücke des Jahres 1791 anlässlich der Besprechung
des „Friedrich^: „Ist die tragische Muse überhaupt reizend,
wenn sie ihren Stoff von der Geschichte entlehnt, so ist sie
es um so mehr in jenem Falle, wenn ein patriotischer Dichter
') Reichhaltige Literaturangaben und eine Kritik sämmtlicher histor.
Nachrichten über die Grafen von Cilli findet man in der eingehenden
Arbeit: „Die zeitgenössischen Quellen zur Geschichte der Grafen von
Cilli, von Dr. Franz Krone s,'* im 8. Bande der „Beiträge zur Kunde
steierm Geschichtsquellen^.
— 38 —
vaterländische Begebenheiten der Vorzeit in ihrer Sprache
bearbeitet und die Sitten seiner Voreltern schildert
Man kann dieses Stück als ein dramatisches Gedicht ansehen,
besonders da die Schilderung der Charaktere trefflich, die
Sprache dem 15. Jahrhunderte anpassend und überall das
Costum beobachtet worden ist.** —
Schon vor dem Erscheinen des zweiten TheUes der
^jGrafen von CiUi" im Jahre 1792 hatte Kalchberg „Die
Ritterempörung, eine wahre Begebenheit der Vorzeit,** ver-
öffentlicht. Das Stück erschien in Prosa abgefasst; in dem
9. Bande der sämmüichen Werke ist es unter dem Titel:
„Andreas Baumkircher*^ voUsändig umgearbeitet, versifidrt
und mit einer vortrefflichen historischen Einleitung versehen,
von der noch im Jahre 1869 Professor Krones ^) sagt, durch
diese Arbeit habe ^Kalchberg das unbestrittene Verdienst,
über Baumkircher manchen wichtigen Beitrag zu dessen Ge-
schichte vor 1469 geboten zu haben, ohne sich von Erfin-
dungen beirren zu lassen**. Kalchberg selbst erkl&rt in
der Vorrede zur ersten Ausgabe: „meine Absicht ging dahin,
das Schicksal dieses Helden nach historischer Wahrheit vor-
zustellen. Daher blieb ich der Geschichte, selbst in den meisten
Kleinigkeiten getreu und die erfindende Dichtkunst gab nichts
dazu, als ein einfaches wenig geschmücktes Gewand.** Nun
waren allerdings des Dichters historische Quellen hauptsächlich
C. J. Csesar's Annales ducatus Styria), handschriftliche Chroniken
der Steiermark und andere mit nicht genug Vorsicht auizu-
nehmende Publicationen^). Wenn auch seine eigenen For-
schungen manches Dunkel gelichtet, manchen Irrthum aufgeklärt
haben, so waren doch diese Quellen für die Geschichte nach
1469 oft unglaubwürdig, auch mag der Umstand, dass Baum-
*) Andreas Baumkircher. Ein Lebens- und Zeitbild von Dr. F. Kr ones, im
17. Hefte der Mitth. des histor. Vereines f. Steiermark. (S. 54) Graz. 1869.
^ Die ganze Literatur siehe bei Krone s a. a. 0. und insbesondere
auch desselben Historikers Aufsatz: „Zeugenverh'dr über Banm-
kirchers Thatenleben und Ende", in der Zeitschrift lUr österr.
Gymnasien. Jahrg. 1871.
— 39 —
kircher schon seit lange gewissermassen als Nationalheld galt,
mit zu der Charakterzeichnung in dem Trauerspiele — ein
solches haben wir ja vor uns — beigetragen haben. Die Sage hatte
lange Jahre hindurch um das geschichtliche Bild des Helden
ihren Schleier gewoben und wohl manchen Zug in demselben
verändert, natürlich zu Gunsten des steiermärkischen Ritters.
Selbstverständlich bleibt Ealchberg's „BaumUrcher'' im-
merhin ein dramatisch gegliedertes, in sich abgeschlossenes
Gftnze. Die Fabel des Trauerspieles schliest sich, wie erwähnt,
an die Geschichte an. Im Kreise seiner Familie, an der Seite
seiner Gattin Margaretha lebt Baumkircher, fem von der stei-
rischen Heimath, auf der Bergveste Schlaning in Ungarn, in dem
ihm der König von Ungarn eine zweite Heimath bereitete ; längst
hatte er die Absicht, sich dem Kaiser Friedrich, mit dem er nun
ausgesöhnt ist, wieder zu nahen, denn er spricht es ja selbst aus :
Es neigt mein Herz, gewohnt der alten Liebe,
Sich noch dem Fürsten zu, für den ich oft
Dem Tode trotzte, dessen Angedenken
In zwanzig Narben meinen Körper deckt.
Nur seine Höflinge entzweiten uns.
Unbezahlt zwar sind noch die Summen, die er dem Kaiser
geliehen, allein freundschaftlich dies mit ihm jetzt auszugleichen
nimmt er sich vor. Aber die friedliche Absicht Baumkircher's wird
heftig erschüttert durch die Klagen seines Eidams Hanns von
Stubenberg gegen den Kaiser, durch das Erscheinen der beiden
Ritter Närringer, denen die kais. Vögte drei Güter im Lande
entrissen. Sein eigener Sohn Wilhelm dringt in ihn, die Waffen
wieder zu erheben. Erst, da auch der greise Greisenegger vor
Baumkircher erscheint und ihm die grauenhafte Mähr erzählt:
Als mich des Krieges wandelbares Los
In die Gewalt des Feindes brachte, stiessen
Sie mich in's tiefeste Verliess, und Hessen
Zwei Jahre schmachten mich im Erdenschoss.
Die Nachricht meines Todes ward gelogen. —
Man überliess mich der Vergessenheit
Und meine Güter wurden eingezogen.
— 40 —
entschliesst sich Baumkircber die Waffen gegen den Kaiser
zn ergreifen.
Um Leibnitz entbrennt nun der Kampf der „Empörer"
und der „Kaiserlichen^, Leibnitz selbst ergibt sich den ersteren.
Da kömmt die Nachricht, der Kaiser wolle Versöhnung ge-
währen und zugleich ein Gnadenbrief des Regenten, der Wieder-
gabe der verfaUenen Güter zugesteht. Dem Ritter Baumkircher
wird Geleit bis zur Vesperglocke gewährt Trotz des Zuredens
der Freunde „Traue nicht!" begibt sich Baumkircher nach
Graz. Hier weiss ihn der Kanzler bis zur verhängnissvoUen
Stunde aushalten, und gerade als er auf dem Rückwege be-
findlich, zwischen die beiden Thorgitter in der Murgasse gelangt,
ertönt die Vesperglocke. Schon waren auch die besorgten
Freunde aussen vor dem Thore angelangt, aber zu spät, hinter
dem geschlossenen Gitter wird Baumkircher (am 23. April 1471)
enthauptet. Der Charakter Baumkircher*s erscheint von K a 1 c h-
b e r g ganz im Sinne der Worte Valvassor's ^) gezeichnet : „Ein
heldenmüthiger Kriegsmann, aber schlechter Staatsmann und
Politikus, der durch den endlichen Fall seines Kopfes erwiesen,
dass er keinen ftlrsichtigen Witz im Kopfe, sondern mehr vom
Leuenhim als Fuchshim gehabt." Aber auch im Kreise seiner
Familie führt uns der Dichter den Helden vor, jener Familie,
die er so sehr geliebt und in deren Schosse er oft den Kummer
vergessen, den ihm sein Kaiser und sein Femsein vom Vater-
lande bereitet hat, wir lernen in dem Drama im liebenden
Gatten und Vater ganz kennen. Zu K a 1 c h b e r g's besten Ar-
beiten kann man den „Baumkircher'' trotz der Umarbeitung
nicht rechnen. Dazu fehlt den Gestalten zu sehr die drama-
tische Vertiefung, dazu ist er, man gestatte mir den Ausdruck,
zu streng historisch. Ein Anderes ist es ein getreues Geschichts-
bild zu liefern, ein Anderes eine Dichtung. Die ästhetische
Schönheitslinie und die Linie des Umrisses, den der Historiker
nach dem ihm vorliegenden Material zeichnen muss, fallen selten,
fast nie zusammen, nur eine harmonische Verschmelzung der-
*) Yalvassor, Ehre des Herzogthums Krain. XV. Buch.
— 41 —
selben rundet das dichterische Bild ab, gibt ihm Schönheit
und poetisches Leben. Dessenungeachtet wurde schon die
in Prosa abgefasste „Ritterempörung** auf den heimischen
Bühnen oft und gerne aufgeführt. Der Grund davon liegt nahe,
die Gestalt Baumkircher's lebte längst im Volksmunde, war
im ganzen Yaterlande, besonders aber in der Hauptstadt durch
die Jahrhunderte nicht vergessen worden, andererseits haschte
man ja damals förmlich nach Ritterstücken und nun gar eine
„Ritterempörung** mit so gräulichem Ausgange musste ja den
Theater-Dh-ector und das Publikum anlocken.
„Maria Theresia** benannte der Dichter das der Zeit nach
nun folgende dramatische Gedicht, welches im J. 1793 erschien,
aber trotz des bedeutenden patriotischen Gefühles, das ihn bei
der Abfassung durchwehte, wieder hinter die andern Arbeiten
der früheren Zeit zurücktritt. „Jahre lang**, schreibt Kalch-
berg in dem „Vorbericht** (der vom Jahre 1789 datirt er-
scheint), „trug ich in meiner Seele den Wunsch, davss die Muse
eines unserer vortreflflichsten Dichter diesen schönen Stoff be-
arbeiten möchte. Allein meine Hoffnung ward nicht erfüllt Da
entstand endlich in mir der kühne Gedanke, dieses Wagestück
selbst zu unternehmen.** Allerdings ist der Versuch auch hier
gemacht, die Charakteristik der handelnden Personen mit festen,
sicheren Strichen zu geben, aber nur in der Gestalt der fast
allein in den Vordergrund tretenden Kaiserin gelungen. Das
ganze Drama liest sich, wie ein Kapitel in Verse gebrachter
Geschichte, die Scenen, in denen Maria Theresia nicht selbst
auftritt, scheinen nur zur Ausfüllung eingefügt zu sein. Freilich
werden die schönen, edlen Charakterzüge der Kaiserin in ein
so glänzendes Licht gestellt, als sie es verdienen, so z. B. in
der ersten Scene des zweiten Actes, in welcher Theresia die
eingelangten Bittschriften erledigt, wie prächtige Fürstenworte
legt ihr der Dichter hier in den Mund:
Weh einem Fürsten, der sein reges Wirken
Dem Volke raubt, und die so edle Zeit
Im Schoss der Trägheit und der Wollust mordet.
Ich will, gleich jenem grossen Kaiser, mich
— 42 —
Am Abend dnes jeden Tages frag«:
»Therese! wdches Gute thalst du beute?'
Der ffimmel stirke nddi, dass nie mem Hen
Mir sagt: leb babe einen Tag yeiioren.
Der Inbalt des Stockes scbliesst sich auch bier an die Ge-
scbicbte an, nnd zwar Ton der Tbronbesteigong Maria Tberesia's
bis zu jenem berQbmten Tage zn Pressburg, an welchem die un-
garischen Stände begeistert ihre Säbel schwangen, unter dem
Rufe : Moriamur pro rege nostra Maria Theresia ! zu den Ffissen
der in ihrer Mitte befindlichen Kaiserin hinstürzten und ihr
den kräftigsten Beistand gegen ihre Feinde zuschwuren. Glän-
zend sind die Schlusscenen des iftnften Actes, rQbrend jene
Scenen, in welchen die Kaiserin den Pnrpurmantel abgestreift
hat und als die treue Gattin Franzen's, als die liebende Mutter
ihrer beiden Kinder Marianne und Josef erscheint FOr die
Vorgänge der höheren Politik aber war des Dichters Feder
nicht geschaffen, und dies wohl auch der Grund, dass die
Kaiserin und nur diese in den Vordergrund tritt, ohne dass
uns eine der handelnden Nebenpersonen länger fesseln oder
erwärmen kann« Uebrigens scheint mir dieses Drama allen An-
zeichen nach noch aus des Dichters früheren Jahren herzu-
rühren, dies schliesse ich aus der Abwesenheit jener kräftigen
dramatischen Züge, welche alle späteren Arbeiten des Dichters
mehr oder weniger charakterisiren, und aus dem Datum des
„ Vorberichtes **, sowie aus dem ganzen Inhalte desselben, der
schon darauf hinzuweisen scheint, dass dieses Stück wohl schon
vor dem Jahre 1789 abgefasst, von dem Dichter aber aus
Scheu nicht veröffentlicht wurde.
Kann man der „Maria Theresia" nicht jenes Lob spenden,
dasKalchberg's frühere Publicationen oft im reichen Masse
verdienen, so muss das im Jahre 1796 erschienene Drama „Die
deutschen Ritter in Accon** geradezu eine Meisteriei-
stung genannt werden^). Dieses dramatiche Gedicht (in der
') „Die deatschen Ritter in Accod, sagt sogar die ziemlich seichte uod
oberflächliche Besprechung in dem Nekrolog der „Steierm. Zeitschrift,
1827'' bilden den Gulminationspnnkt seiner dichterischen Plastik.''
— 43 —
Umarbeitung VII. 117: „Bertram von Dietrichstein") hatte
bei dem Erscheinen Aufsehen erregt, wie kaum eine Dich-
tung jener Zeit, welche in Oesterreich entstanden ist, und
reihte seinen Verfasser nun ohne Frage den ersten Talenten
seiner Zeit an. In kemem von Kalchberg's früheren oder
späteren Stücken ist auch in der That der Dialog so meister-
haft behandelt, die Handlung so klar und doch so fessehid,
in keiner sind die ästhetischen Gesetze für das Drama so genau
beobachtet, wie hier. Der allerdings an Lessing's Nathan ge-
mahnende Hintergrund, die Gegenüberstellung der theils christ-
lichen, theils den Sarazenen angehörigen Gestalten, die orga-
nische Gliederung der einzelnen Acte ftlr sich und in ihrem
Zusammenhange muss das Interesse des Lesers und des Zu-
schauers erregen. Die Handlung selbst ist in keinem Drama des
Dichters so durchsichtig und klar, die Sprache in keinem so
edel. Das Stück spielt zu Accon im Kreuzzugsjahre 1291 und
bietet zugleich ein Gesammtbild des Lebens und Kämpfens
der Kreuzfahrer im heiligen Lande. Der Inhalt gliedert sich
folgendermassen :
Erster Act. Der Ritter Heinrich Holzapfel kehrt aus dem
Kampfe zurück zum deutschen Hause in Accon; von dem
greisen Prior Conrad von Lichtenstein empfangen, berichtet er
diesem von dem siegreichen Gefechte der Brüder und gedenkt
besonders des kühnen Bertram, dem an Tapferkeit keiner
gleich. Dennoch aber trägt Bertram ein tiefes Leid im Herzen,
das Leid hoffnungsloser Liebe. Vor zwei Jahren rettete er den
Ritter Otto von Khevenhüller aus Türkenhänden, von diesem
nach seinem Schlosse Eichelberg eingeladen, besuchte er ihn
und entbrannte in dessen schöne Tochter Ida, „die falsche
Dirne liess ihn hoffen", dass er geliebt-sei, entfloh aber, während
Bertram zum Heer des Kaisers eilen musste, mit Wilhelm
von Seinsheim. In Pilgerkleidem erscheinen Wilhehn von Seins-
heim und Ida auf dem Schauplatze, zur Sühne, denn der greise
Vater starb aus Gram, nahmen sie den Pilgerstab und zogen
hieher in's heilige Land. Indessen ist auch Bertram zurück-
gekehrt und seine erste That, da er erscheint, ist eine edle.
— 44 —
Reisige verfolgen Emina, die Geliebte des Sultans Khalil, bis
bieher , schon ist sie verloren, da befreit sie der herbeieilende
Bertram und sendet sie zurück zu ihren Freunden. Zum Dank,
den sie ihm bietet, verlapgt er nur, dass tausend gefangenen
Christenbrüdem die Last der Sciaverei vermindert*, abgenommen
werde. Eine prächtige Erkennungsscene zwischen Bertram, Ida
und Wilhelm beschliesst den Act.
Zweiter Act Der Ritter Heinrich von Holzapfel hat Emina
zum Sarazenen-Lager zurückgeleitet, die jubelnd von dem über-
raschten Sultan Khalil empfangen wird. Sogleich giebt dieser allen
Christensclaven die Freiheit ; aber schon im Verlaufe des Ge-
spräches mit Emina wird der Sultan misstrauisch und da ihm
diese ihren Retter mit glühenden Worten preist, donnert er
ihr die Worte entgegen: „Worin bestand wohl deiner Freiheit
Preis?" Emina ist empört, aber Khalil wüthet, den vielleicht
schön befreiten Christen befiehlt er nachzusetzen, sie zu fangen,
zu morden. Da ertönt Lärm, die Christen haben einen Ausfall
gemacht, gefangen werden aber Wilhelm und Bertram und
vor den Sultan gebracht. Um keinen Preis will dieser die
Gefangenen freigeben, da reisst Bertram dem Sultan den Säbel
aus der Hand und schlägt sich durch.
Dritter Act. Grässlich ist der Jammer, in den Ida um
ihren verlorenen Gatten ausbricht, auch der greise Conrad
und Heinrich klagen um die Gefangenen; da erscheint zur
allgemeinen Ueberraschung Bertram, der zurückgekehrt, in
ihrer Mitte; auf die flehenden Bitten der klagenden Gattin
verspricht ihr Bertram auch Wilhelm zu befreien und scheidet
mit den Worten:
Morgen siehst du mich
Mit Wilhelm — oder ewig nimmer.
Vierter Act. Nachdenklich weilt der Sultan mit seinem
Emir Omar im Lager, des morgigen Angriffstages und der
vermeintlichen Schändlichkeit des entflohenen Bertram geden-
kend. Indessen gelangt Emina durch Bestechung der Wächter
zu Wilhelm, um diesen zu befreien, beide werden aber vom
Mameluken Aga Hassan überrascht, der endlich Wilhelm nur
— 45 -
unte: der Bedingung freflassen will, „wenn dieser ihr Führer
sein wolle bei einem nächtlichen Besuch auf Accon**. Natürlich
thut dies Wilhelm um keinen Preis und wird abgeführt
Bertram schleicht sich in das Sarazenenlager ein, er trifft
Emina und erfährt von ihr:
Mein Vater war ein freier deutscher Ritter;
Auch Sarazenen raubten meine Mutter
Bei Askalon; nach Freiheit strebt ihr Kind.
Zu seiner Ueberraschung erfährt er, dass der Name von
Eminen's Mutter Khevenhüller , diese Ida's Schwester sei.
Nachdem sie ihm die Losung verkündet, gelingt es Bertram
in der Nacht den Sultan selbst zu rauben und fortzuschleppen.
Fünfter Act. Emina gelangt zu Ida, eine schöne Erken-
nungsscene zwischen den Schwestern findet statt. Bertram und
Wilhelm kehren zurück, alle gefangenen Christen haben freien
Abzug gegen Auslieferung des Sultans. Emina und Bertram
gestehen sich ihre Liebe. Aber Khalil hat Emina's Flucht erfahren,
er brach sein Wort und dringt stürmend in die Stadt. Da
erreichen noch die beiden Paare und die übrigen Ritter die
Schiffe, Bertram steht am Gestade und kämpft wüthend, bis
die Seinigen geborgen sind, springt sodann an Bord und schnell
entweicht das Schiff, während die Sarazenen den Ruf ausstossen :
;,Der Name Christ verhalle hier auf ewig!"
Dass Anklänge an Lessing's Nathan sich hier mitunter
finden, zeigt dieser Inhaltsauszug. Aber schon in diesem Um-
stände liegt eine gewisse literarhistorische Bedeutung für das
Stück.. Von einer Nachahmung ist natürlich keine Rede; die
Handlung ist ganz frei und sehr geschickt erfunden. Die
Durchführung macht den Eindruck des Ernsten, Gereiften. An
Lessings Nathan erinnert der historische Hintergrund, die
überraschende Scene, in der in Emina die Schwester Ida's
gefunden wird, die Gestalt Khalils, welche freilich mit Saladin
nicht viel gemein hat. Die oberdeutsche Literaturzeitung widmete
den „deutschen Rittern in Accon" eine eingehende Würdigung,
die mit den Worten schliesst: „Kalchberg verdiene unter
— 46 —
den deutschen Schriftstellern wirklich einen klassischen Rang** %
Mag nun die genannte Besprechung auch vielleicht manchen
übertriehenen Lobspruch enthalten, so beweist sie doch, dass
Kalchberg einer der ersten Schriftsteller seiner Zeit in
Oesterreich und selbst in Deutschland genannt werden muss,
sie beweist, dass die Vergessenheit unverdient ist, welcher ein
Mann verfiel, von dem man bei seinen Lebzeiten schrieb:
„Der Dialog seines Stückes würde dem grossen Schöpfer
Nathans des Weisen keine Unehre machen."
Noch ein dramatisches Gedicht erschien von Kalchberg:
Attila, König der Hunnen (Wien und 6r&tz 1806), es
war das letzte ^. Charakter und Inhalt des Stückes bezeichnet
der später geänderte Titel „Attila's Tod**. Hildegunde und
Attila sind die beiden in den Vordergrund tretenden Gestalten,
um sie gruppiren sich Ardarich, Fürst der Gepiden, Walamir,
Fürst der Ostgothen, Edecon, AttQa's Freund, Walther, Prinz
von Aquitanien. Die schönen Scenen zwischen Walther und
Hildegunde geben dem Dichter Gelegenheit, sein Talent hier
und da aufleuchten zu lassen; im Ganzen fehlt dem Stücke
die Einheit und das Interesse fttr die Hauptgestalt, nach der
es betitelt ist, kann nicht recht zur Geltung gelangen.
An dieser Stelle angelangt, bleibt nur noch übrig, den
Prosaschriften K a 1 c h b e r g's die Aufmerksamkeit zuzuwenden.
Gerade diese sind es ja, welche auch ftlr den Historiker und
insbesondere ftlr d e n Geschichtsschreiber interessant erscheinen,
welcher jenes Feld cultivirt, das wir mit der Bezeichnung der
„innerösterreichischen Geschichte^ auch heute noch umgrenzen
können. Dass in den Einleitungen, Schlussworten und ähnlichen
Beifügungen zu den einzelnen dramatischen Werken sich manches
nicht imwichtige, historische Datum findet, habe ich schon oben
an den betreifenden Stellen angedeutet, nicht selten hatKalch-
<) Beilage II. gibt dis vollständige Besprechung der oberdeutschen
Literatur-Zeitung wortgetreu wieder.
') Der wildphantastische Zacharias Werner veröiFentlichte 1808 seine
romantische Tragödie unter gleichem Titel.
- 47 —
berg auch hier Resultate eingehenderer Forschung nieder-
gelegt i). Im Jahre 1800 erschienen 2 Bände „Historische
Skizzen*', welche meist im Gewände der Erzählung Dar
Stellungen zumeist aus der Geschichte der Heimat brachten;
diese Skizzen traten sehr anspruchslos auf, einige hatten dra-
matische Form. Einzelne hatte Kalchberg schon früher
veröffentlicht. Es erscheint insbesondere von nicht zu unter-
schätzender Bedeutung für den Werth derselben, dass eine
derartige Skizze („Scene aus dem Leben Kaiser Heinrichs des
Vierten '') schon im Jahre 1793 Schiller der Aufnahme in seine
„Neue Thalia ** gewürdigt hat^. Die Skizzen erfreuten sich
eines grossen Leserkreises in ganz Oesterreich. Bezeichnend
sind dieselben hauptsächlich dadurch geworden, dass Kalch-
berg in ihnen versuchte, die Hehnatsgeschichte in einzelnen
Bruchstücken und in der Form der einfachen nur hier und
da etwas ausgeschmückten Erzählung einem grösseren Leser-
kreise zugänglich zu machen, die Geschichte auf diese Art
volksthümlich zu gestalten.
Dass der Versuch auch wirklich gelungen, beweist der
Beifall, mit dem die Sammlung aufgenommen worden war^).
Ich führe einige Titel der darin vorkommenden Stücke an:
„Die Schlacht am Marchfelde", „Friedrich der Streitbare",
„Veit von Rotenhan", „Die Frauenburg", „Maria von Brabant",
V Man vergleiche beispielsweise die Einleitungen zum „Wülfing von
Stubenberg^'y „Andreas Baumkircher'^, das Nachwort zu den „Grafen
von Cilli^' u. a. m.
^ Neue Thalia, herausgeg. von Schiller. Leipzig, 1793. Viertes Stttck,
S. 8-16.
') Kalchberg sagt selbst in der Ankündigung der vorbereiteten 6e-
sammtausgabe seiner V\rerke („Archiv f&r Greographie, Historie, Staats-
und Kriegskunst", 1816, S. 684 und „Der Aufinerksame" , 1861,
Nr. 140): „Mein Zweck ging dahin, Liebe für schöne Künste und
Wissenschaften in meinen jüngeren Mitbürgern zu erwecken, sie mit
der Geschichte ihres Vaterlandes näher bekannt zu machen. Nicht
ganz fruchtlos blieb dies Bestreben des Patrioten. — £r hatte das
Vergnügen zu bemerken, dass sich das Interesse an der Vaterlands-
geschichte bis zu deu unteren Ständen verbreitete."
— 48 -
„Die Edlen von Tüchern", „Eva von Gall". Allerdings zeigen
diejenigen von diesen Erzählungen, in welchen Kalchberg
seiner Phantasie freien Spielraum gelassen, zeigt insbesondere
auch die Darstellungsgabe, dass er sich dem herrschenden
Geschmacke der Zeit anschloss und aus diesem Grunde müssen
auch einzelne Stellen, so z. B. der lüsterne Charakter, den
Liebesscenen annehmen und dergleichen vom Standpunkte
dieses Zeitgeschmackes aus betrachtet und beurtheilt werden.
Die Quellen, welche für die Abfassung dieser allerdings leich-
teren geschichtUchen Schilderungen benützt wurden, waren theils
schwerer zugängliche, seltene Geschichtswerke, theilweise auch
Originalurkunden, deren so manche höchst interessante Kalch-
b e r g hier irgend einer historischen Erzählung einverleibt hat
Derartige Aufsätze, welche, die Landesgeschichte betrafen, hatte
der Dichter auch später verfasst und in dem mehrerwähnten
„Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst', in
der Zeitschrift „Der Aufmerksame^, in der „Steyermärkischen
Zeitschrift'' und an anderen Orten veröffentlicht In dem er-
wähnten „ Archiv "^ finden wir die Aufeätze „Die Siebenglocke
zu Grätz", „Der Rauberhof in Grätz", „Hector von Trautmanns-
dorf*, „Der kämthnerische Herzogsstuhl ", „Erasmus Lueger"
und die vortreffliche Arbeit „Ueber Ursprung und Beschaffen-
heit der Urbarialabgaben in Innerösterreich" (1818); im „Auf-
merksamen" stehen ausser einer Reihe von Gedichten die
Skizzen: „Die Inquisition in Deutschland", „Die Franzosen
der Vorzeit", „Der Reckthurm in Graz" u. a. m.; in der
I, Steyermärkischen Zeitschrift" finden wir von historischen
Arbeiten: „Die Grafen von Sonnenburg" (I. 87), „Gründung
der ersten Karthause in Deutschland" (lU. 65), „Ueber eine
seltene Münze imJoanneum" (V. 155). Gesammelterscheinen
die meisten dieser Aufsätze, welche bis 1817 erschienen sind,
im 2., 3. und 4. Bande der „Sämmtlichen Schriften', eine
Sammlung der übrigen veröffentUchten Arbeiten der besprochenen
Gattung existirt nur handschriftlich *).
*) Sie befindet sich in meinen Händen und enthält aUe nach der Ge-
sammtausgabe verdffentlichten Arbeiten, sowie auch eine Zahl unver-
— 4fl —
Die letzte Gruppe von PuWicationen Kalchberg's,
welche ich noch erwähne, ist klein ; sie umfasst die Reiseskizze
„Das Mtirzthal" (zuerst abgedruckt im „Aufmerksamen", 1813,
Nr. 76 if.) und „Ausflug pach dem Lasnitzthale'^, femer die
„Patriotischen Vorschläge zur Errichtung einer Anzahl Getreide-
Magazine in der Steiermark", ;, Patriotische Wünsche" und die
bekannte treflFliche Arbeit: ^Ursprung und Verfassung der
Stände Steiermarks" ; alle diese Stücke sind gesammelt im
5. Bande der sämmtlichen Werke. „Das Mürzthal", eine in
Briefen abgefasste Reiseschilderung eines Ausfluges nach der
oberen Steiermark und nach Pichl, zu dem Geburtsorte des
Dichters, gibt diesem Gelegenheit, in zahlreichen historischen
Excursen die geschichtlich merkwürdigen Punkte, welche er
bei seiner Reise berührt, zu beleuchten, auch liefert dieser
Aufsatz zur Lebensgeschichte Kalchberg's nicht unwesentliche
Beiträge, hat er doch seine schönste Jugendzeit in dem von
der Natur so freundlich bevorzugten Thale zugebracht. Manches
Licht werfen die Reflexionen, welche der Dichter in seiner
Reisebeschreibung anstellt, welche uns auch über seinen gei-
stigen Entwicklungsgang, über die Wahl der Stoffe zu seinen
Dichtungen u. dgl Aufklärung verschaffen, auf dessen Lebensgang.
Ich erwähne beispielsweise nur jener Stelle, an welcher er auf
das Schloss Weyer in der Nähe von Frohnleiten zu sprechen
kommt ^), das einst die Tempelherren besessen haben sollen.
„Der edle Orden musste fallen, weil er dem Geiste seines
Zeitalters zu weit vorausgeeilt war. Ewig merkwürdig wird in
der Geschichte der wichtigste Anklagepunkt seiner Feinde sein :
ÖiTentlichter Gedichte, unter welchen sich sehr charakteristische
Stücke befinden. Das Mannscript war zur Veröffentlichung bestimmt
und der Censurbehörde auch vorgelegt worden, die es mit dem „Tm-
primatur" zwar versah, aber durch Streichen vieler Seiten so ver-
stümmelte, dass man die Lust verlor, die so sehr verstümmelte
Sammlung, deren gestrichene Theile Übrigens anstandslos früher in
den oben genannten periodischen Schriften schon abgedruckt standen,
dem Drucke zu übergeben.
') „Sämmtl. Werke'-' V. S 98
UlUbeil. dc-a hUt. Vereine» f. St< ieimark. XXVI. H«rt, 1878. 4
— 50 —
Die Tempelherren leben so keusch und nüchtern; nun ist
aber dies der menschlichen Natur zuwider, also müssen sie
geheime Verbrechen begehen. Dieser so moralische Vernunft-
schluss, dem das Blut der biedersten Männer ihrer Zeit ge-
flossen ist, ward in Gallien ersonnen.*' — Zur Ethnographie
des Landes wird man in dieser Beschreibung des schönsten
Theiles der Steiermark ebenfalls nicht minder wichtige Beiträge
finden, ja der Fussreisende selbst könnte, wenn er heute noch
von Graz aus zum Ausgangspunkte jener Wanderung eine
Reise unternehmen wollte, keinen in historischer, wie ethno-
graphischer Beziehung belehrenderen Führer finden, als Kalch-
berg in seinem Aufsatze über „Das MürzthaP, wobei freilich
der Titel als zu eng begrenzend unpassend erscheint, da, wie
schon aus meinen Andeutungen hervorgeht, auch ein grosser
Theil des Murthaies einbezogen ist
In der mit so grossem Fleisse ausgearbeiteten Abhandlung
über „Die Stände Steiermarks" hat Kalchberg nicht nur
das Material gesichtet und trefflich geordnet, sondern auch
eine ausserordentliche Detailkenntniss bewiesen und den Stoff
so tüchtig durchgearbeitet, dass man heutzutage noch diese
Abhandlung als die einzige in ihrer Art betrachten und zur
Kenntniss der ständischen Verhältnisse des Vaterlandes mit
dem grössten Nutzen verwenden kann.
Des Mannes und Patrioten warmes Gefühl für sein weiteres
deutsches Vaterland zeigt der Aufsatz: ;, Patriotische VFünsche^
in welchem derselbe Vorschläge zur Feier der ruhmvollen
Tage des Jahres 1813 macht und auf einige andere den be-
geisterten Anhänger seiner Nation ehrende Einrichtungen hin-
weist — Mehr veraltet erscheinen Kalchberg's „Vorschläge
zur Errichtung von Getreidemagazinen*'.
Meine Skizze über den Dichter Kalchberg, über diese
für die Literatur und Geschichte Steiermarks so interessante
Persönlichkeit ist damit zu Ende. Wurzbach ^) erwähnt ganz
richtig in seiner Besprechung Kalchberg's, dass unter den
<) A . a. 0. S. 383 a.
— 51 —
Literarhistorikern keiner Kai chb er g's gedacht hat, obgleich
der Mann in den literaturgeschichtlichen Werken „eben so
gut einen Platz verdient hätte, als mancher obscure norddeutsche
unbedeutende Autor, dem gewiss sein Plätzchen nicht entzogen
ist". In der That ist Kalchberg in dieser Beziehung auf-
fallend vernachlässigt. Fast scheint es, als ob er im achtzehnten
Jahrhundert eine viel hervorragendere Stellung eingenommen,
als man sie ihm in den Literaturgeschichten heute einzuräumen
Willens ist. Mensel ^) führt die bis dahin erschienenen Werke
Kalchberg's ziemlich genau und vollständig an, auch die
literarischen Zeitschriften des achtzehnten Jahrhunderts wenden
ihm ihre besondere liebevolle Aufmerksamkeit zu, ihm, dessen
„Gesammelte Werke" ja schon im Jahre 1793 (allerdings erst
in wenigen Bändchen) erschienen waren. Die von mir oben
in der Biographie erwähnten Anerkennungen ausländischer
Gesellschaften erweisen schon, dass man ihm viel Aufmerk-
samkeit erwies. Heutzutage erwähnen die literarhistorischen
Werke kaum seiner. Heinrich Kurz 2) ftthrtan: „Joh. Nepom.
von Kalchberg aus Steyermark (1765—1827) schrieb einen
;,Attila" (Grätz 1806), welchen Stoff auch Zach. Werner be-
handelte;" W. Menzel ^) führt in seiner Besprechung der
Sturm- und Drangperiode an, dass vaterländische Schau- und
Trauerspiele im Style des Götz etc. in Menge erschienen und
nennt unter den gegebenen Beispielen auch ^von Kalchberg
die deutschen Ritter in Accon" ; Goedeke '•) zählt wenigstens
alle Werke des Dichters auf, wenn auch mit irriger Bezeich-
nung der Erscheinungsjahre einzelner. Die beste kurze Ueber-
sicht gibt Franz Brummers ^ Deutscher Dichterlexikon" (Eichst,
u. Stuttg. 1874—1877).
I) Das gelehrte Teutschland. Angefangen y. G. Ch. Hamberger, fortge-
setzt von J. G. Mensel. (6. Aufl. 1797). IV. S. 22.
^) II. Kurz: Geschichte der deutschen Literatur. 4. Aufl. Leipz. 18ß5.
III. B. S. 389 a.
3) W.Menzel: Geschichte der deutschen Dichtung. Stuttg. 1858. III. B.
8. 190.
^) Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung. IL S. 1078.
4*
— 52 —
Es ist meine Absicht, eine Neuausgabe der Werke Job.
Ritter von K a 1 c h b e r g's zu veranstalten, nicht etwa in dem
Sinne, als ob es sich hier um einen Wiederabdruck der ganzen
Gesammtausgabe von 1816 und 1817 handelte, die natürlich
längst vergriffen ist; aber eine Sammlung der lyrischen, dra-
matischen und historisch-erzählenden, insbesondere aber auch
der streng historischen Arbeiten des Mannes mit Einbeziehung
des Nachlasses, natürlich in strenger Auswahl und unter ge-
nauer Revision und Durchsicht der verschiedenen Texte hat
nicht nur für den Literarhistoriker, sondern auch für den
geschichtsforschenden Vaterlandsfreund überhaupt einen be-
deutenden Werth ; eine solche Sammlung erst kann das SchafiFen
des Vergessenen ganz klar vor Augen stellen und ihm wieder
jene Stellung in der Literatur Oesterreichs und Deutschlands
verschaffen, die er verdient Ich habe zu der genannten Aus-
gabe alle Vorbereitungen getroffen und einen der renommirtesten
Verleger Oesterreichs auf dem Gebiete der Geschichte bereits
gewonnen, der auch, was das Aeussere anbelangt, dieser Aus-
gabe grosse Aufmerksamkeit zuwenden wird.
Beilagen.
L
Nachstehend folgt ein Verzeichniss der sänuntlichen von
Johann Ritter von Kalchberg separat veröffentlichten Werke.
Hiezu bemerke ich, dass jenes, welches sich in J. B. v. Wink-
lern's: „Biographische und litterärische Nachrichten von den
Schriftstellern und Künstlern, welche in dem Herzogthume
Steyermark geboren sind" u. s. w. (Grätz 1810. 8".) findet
(abgesehen natürlich davon, dass es nur bis zu dem Druck-
jahre des bezeichneten Buches reicht), keineswegs vollständig
und richtig erscheint. Goedeke, der einzige Literarhistoriker,
welcher ausführlicher über Kalchberg handelt, weist an
der bezüglichen Stelle seines „Grundrisses zur Geschichte der
- 53 -
deutsclien Dichtung" (Hannover 1859. H. S. 1073) ebenfalls
mehrere wesentliche A'erstösse auf, besonders, was die biblio-
graphischen Parthien anbelangt ^). — Die von mir in Klammem
angeführten Titel und Ziffern beziehen sich auf den Band
und die Seitenzahl der neuesten Gesammtausgabe : Johann
Ritter von Kalchberg's sämmtliche Werke. 9 Bände, Wien
1816—17. 12«. Mit Kalchberg's Portrait und 8 (meist
historisch sehr interessanten) Titelkupfern, beziehungsweise
auf die von dem Dichter bei der Umarbeitung geänderten Titel.
1. Agnes, Gräfin von Habsburg. Schauspiel. Grätz,
1776 (VI. 1. Wtilfing von Stubenberg).
2. DieTempelherren. Ein dramatisches Gedicht. Grätz,
1788 (VI. 109).
3. Gedichte. Grätz, 1788. (I.)
4. Früchte vaterländischer Musen. Herausgegeben
zum Besten der leidenden Menschheit. 2 Bändchen.
Grätz. 1789-90. (Die in dieser von Kalchberg ver-
anstalteten Sammlung aufgenommenen, von ihm selbst
herrührenden Gedichte ebenfalls zu finden in I.)
5. Die Grafen vonCilli. Eine Begebenheit der Vorzeit.
1. Theil, Cilli und Wolfsberg, 1790. 2. Theil, 1793.
(VHI. Die Grafen von Cilli. 1. Stück: Friedrich Graf von
Cilli. 2. Stück : Ulrich Graf von Cilli.)
6. Die Ritterempörung. Eine wahre Begebenheit der
Vorzeit. Cilli, Graz und Leipzig, 1792. (IX. 143. Andreas
Baumkircher. Ein dramatisches Gedicht. Poetische Um-
arbeitung der in Prosa abgefassten ,,Ritterempörung^.)
7. Maria Theresia. Ein dramatisches Gedicht Grätz,
1793 (Vn. 1).
8. Cantate auf die Schlacht bei Mainz. Wien,
1795. (I.)
9. Die deutschen Bitter in Accon. Ein dramatisches
Gedicht. Wien, 1796. (VH. 117. Bertram von Dietrichstein.)
<) Beispielsweise sind „Die Grafen von Gilli'< als im Jahre 1827 er-
schienen angeführt.
— 54 —
10. An Joseph Adam, Fürstbischof von Seckaa. Grfttz,
1798. (I.)
11. An Franz IL Grätz, 1798. (I.)
12. Historische Skizzen. 2 Bände. Wien, 1800. (II.,
III., IV. Historische Darstellungen.)
13. AufdenTodderGrossfürstin und Erzherzogin
Alexandra Pawlo^^na, kaiserliche Hoheit etc. Grätz,
im Lenzmonat 1801. Gedruckt mit Kienreich'schen
Schriften. (I.)
14. Die Stände Steiermarks an Se. des Grafen Fer-
dinand von Attems Excellenz etc. bey dessen feierlicher
Installation zur Landeshauptmanns- Würde am 8. April 1801.
Grätz, 0. J. (I.)
15. Attila, König der Hunnen. Ein dramatisches Gedicht.
Wien und Grätz, 1806. (IX. 1. Attfla's Tod.)
16. Friedensgesang im Jahre 1814. Grätz, o. J. (I.)
17. Dem erhabenen KaiserpaareFranz und Caro-
lin e zur Feier Ihrer allerhöchsten Anwesenheit in Grätz.
1817. Grätz, 0. J.
n.
Oberdeutsche allgemeine Litteraturzeitung im Jahre. 1796.
(Salzburg.) — CLII. St., ddto. 21. Decemb. 1796. S. 1198.
(Originalrecension von Kalchberg's ^^Die deutschen Ritter in Accon''.)
Die deutschen Ritter in Accon. Wien, bey Peter Rehni.
1796. 139 S. in gr. 8.
Unter den ziemlich mageren Geistesprodukten, die jetzt
zu Wien von Zeit zu Zeit erscheinen, raget gegenwärtiges
drammatisches Gedicht sehr vortheilhaft empor. Der Verfasser
desselben ist der in Deutschland durch seine schönen lyrischen
Gedichte, durch die Tempelherren, die Grafen von Cilli, die
Ritterempörung, Maria Theresia, (ebenfalls ein dramatisches
Gedicht) und Wülfing von Stubenberg rühmlichst bekannte
Johann von Kalchberg, welcher in Unters teyermark auf
seinem Landgute Wildbach einsam lebt. Diese deutschen Ritter
— 55 —
in Accon in fünf Handlungen und fllnffüssigen leichten Jamben,
mit Lessingischer Delicatesse bearbeitet, sind den würdigen
Literaturfreunden, Herren Grafen, Franz Joseph von Dietrich-
stein (k. k. Obersten) und Moriz Carl (k. k. Major) zugeeignet
Alles, was man darüber zum Lobe des Hm. Verfassers sagen
könnte, würde vielleicht für diejenigen, die das Stück nicht
selbst gelesen, oder auf der Bühne gut vorgestellt gesehen
haben, zu schmeichelhaft erscheinen. Der StofiF des Stückes,
aus der Geschichte des 13ten Jahrhundertes genommen, ist
voi-trefflich gewählt, der Plan wohl durchgedacht, gut geordnet
und handlungsvoll. Der Dialog würde dem grossen Schöpfer
Nathans des Weisen keine Unehre machen. Die Charaktere,
worunter sich vorzüglich die des Bertram von Dietrichstein,
V. Seinsheim, von Lichtenstein, Sultan Ehalils, Hassans und
der Emina und Ida auszeichnen, sind so treffend und natürlich
gezeichnet, dass man bey Durchlesung des Stückes ein leben-
diges Galleriegemählde dieser geschilderten Personen vor sich
sieht. Wie richtig und wie fein der Dichter jede Nuance von
Leidenschaft gehörig mit dem Ganzen zu verflössen wusste,
beweiset das Gespräch zwischen Wilhelm und Ida im ersten
Akte, zwischen Emina und Bertram, und die rührende Szene
am Schlüsse desselben zwischen Bertram, Ida und Wilhelm;
im 2ten Akte die Gespräche des Hassan, Omar und Khalil;
im 3ten zwischen Conrad und Ida, wo diese tugendhafte Frau
um ihren verlorenen Gatten jammert ; im 4ten zwischen Emina
und dem verkleideten Bertram; im 5. zwischen Conrad, Emina
und Ida u. s. w. Wer lies't und bewundert nicht das steigende
Interesse von Akt zu Akt, die rührenden Situationen und die
herrliche Illusion zwischen Furcht und Hoffnung, worin man
bis auf den letzten Moment erhalten wird. Wie schön spricht
Conrad nicht in des letzten Aktes zweyter Szene :
Ha! wie die Freude meinen alten Knochen
So viele Stärke gibt! Ich wähnte schon,
Sie würde nimmermehr dem Greisen lächeln.
Doch strahlet sie so mild! . . . Was fällt mir ein?
— 56 —
(Zu Emina)
Du Mädchen musst der Schwester Schuld bezahlen.
Dem edlen Bertram geben, was sie nahm.
Nicht wahr, du wiist es ? Ja ... ! Da werden wir
Im Vaterlande dort ein Leben führen.
Worum uns Selige beneiden sollen.
Wir wollen Gutes thun, so viel wir können,
Beschützen jeden Unterdrückten und
Das Laster strafen — trüg's auch Königspurpur.
Wer wird Emina, diese Krone der Mädchen, nicht Heben,
wenn sie zu Ida von dem Helden Bertram sagt:
Viel sagst du? Alles — alles ist ihm möglich.
Ich glaube nimmer, dass in dieser Schöpfung
Ein Mensch gebohren ward, der ihn erreichte.
Wer mag bestimmen, ob Herz oder Geist.
Geist oder Herz bey ihm den Vorrang habe?
Erhaben steht er da, nicht Einer darf
Mit ihm sich messen, als allein er selbst
Ueberhaupt gibt es der schönen Stellen in diesem Stücke
zu viele, und des Raumes hier viel zu wenig, um noch meh-
rere derselben ausheben zu können. Nur noch ein Bruchstück
aus der 5ten Szene des letzten Aktes:
Heinrich (hastig).
Jauchzt! jauchzt! Wir sind gerettet! Wilhelm los;
Die Christen haben alle freyen Abzug.
Emina.
0 Himmelswonne!
Konrad (sich an Heinrichs Hals werfend).
Heinrich, sieh ich weine —
Ida.
Um Gottes Willen, Mann ! sagst du die Wahrheit ?
— 57 —
Heinrich.
Ich lüge nicht. Schon nach dem Untergang,
Entöchloss sich Bertram zu dem Aeussersten.
Hin auf den Wall Hess er den Sultan führen,
Und drohte da den Schädel ihm zu spalten.
Diess wirkte. Wir erhielten, was wir wünschten.
Emina.
Der Held . . . !
Eines der entschiedensten Verdienste, welches wir an
dem Hrn. Verfasser in diesem drammatischen Gedichte zu
rühmen nicht umhin können, ist die schöne, reine und durchaus
richtige Sprache, dessgleichen die Vermeidung der Zusammen-
stossung gleicher Vokalen, welche in den Poesien der meisten
und grössten Dichter Deutschlands häufig angetroffen wird. Wir
unterschreiben dieses Urtheil mit der Zuversicht, dass der Leser
bey Durchgehung der deutschen Ritter in Accon oder der
Kenner bey Vorstellung derselben es billig finden, und uns
gerne beystimmen werde: Kalchberg verdiene unter den
deutschen Schriftstellern wirklich einen klassischen Rang.
Schm.
— ■♦»»
Die „Religionshandlung" zu Leoben 1576.
Tob
Dr. R. Peinlioli.
Als die lutherische Glaubensneuerung im sechzehnten
Jahrhunderte in Steiermark Eingang und Verbreitung fand,
war die Stadt L e o b e n unter den ersten Plätzen, wo dieselbe
Anhänger gewann. Als „Eisenverlags-Stadt** mit der auslän-
dischen Handelswelt im steten Verkehre befindlich, ergab sich
für ihre Bargerschaft vielfach Gelegenheit, von der tief ein-
greifenden religiösen Bewegung im „Reiche^ Kenntniss zu
nehmen, wenn auch das ^ ausreisen" der Handelsherren zu
Leoben damals weder besonders üblich, noch nothwendig war.
Dafür kamen deutsche und wälsche Händler, namentlich aber
fahrende Handwerksgesollen und Schüler umso häufiger nach
Steiermark. Fand doch sogar die Sekte der Wiedertäufer
einzelne Ableger im Lande und auch zu Leoben, freilich nur
als ephemere Erscheinung, da man diesen Sekürern wegen
politischer Gefährlichkeit alsbald scharf zu Leibe gieng ^).
*) In dem Befehle, welchen der Rath zu Leoben am Christi EUmmel-
fahrtstage 1518 ausrafen liess, heisst es unter anderem: „Nachdem
die römisch königliche Migestät, unser allergnädigster Herr, nun zu
mehrmalen offen Befehl und Mandat der Wiedertäufer halben aus-
gehen lassen und befohlen, dass man keinen Taufer aufhalten, beher-
bergen, noch behausen soll, wie auch dann nun oftmals angezeigt,
verkündet und „beruft^ worden ist, wollen ein ehrsamer Richter und
Rath hier zu Leoben nochmals und zum Ueberflusse nun jeden nnd
männiglichen treulich gewarnt, ermahnt und befohlen haben, dass
euer keiner, wer der sei, keinen Taufer aufhalt, behause, beherge,
noch tränke, noch sich derselben theilhaftig, anhängig oder verwandt
mache, dann wo man einen oder mehr, d^r dieser Secte anhängig
- 69 —
Bevor wir zu unserem speciellen Thema, der Religions-
handlung im Jahre 1576, d. i. zur Darlegung der Erlebnisse
der Bürgei*schaft in konfessioneller Beziehung, schreiten, ist
es nothwendig, der Vorgeschichte derselben, wenigstens in
Umrissen, Erwähnung zu thun ^).
Zu Leoben machten sich schon 1529 „Ketzer" bemerkbar,
die Regierung hatte davon Kenntniss erlangt und verständigte
hievon den Rath der Stadt, nämlich: „Drei Leute hätten die
Predigt im Dominicanerkloster (zn Leoben) öffentlich verspottet,
- - ein hergelaufener lumpiger Kerl, ein Schüler von Luther,
Zwingli und Oecolompadius werde von einem Verein Lutheraner
ausgehalten, der die Leute verführe, -»- endlich habe ein
Bürger den Richter (?) gezwungen, sein Kind ohne Chrisam
und katholische Gebräuche zu taufen. Die Schuldigen sollten
ermittelt und in's Gefängniss geworfen werden.*
Ob dieses und was weiter geschah ist nicht bekannt ^).
oder theilhaftig wäre, oder der solche tauferische Leute, wie oben-
steht, aufhielte oder wüsste und dem Gericht nicht anzeigt, betreten
würde, den oder dieselben würde man nach Befehl hochgedachter
röm. königl. Migestät an Leib und Gut schwerlich strafen.*^ Der
Leobner Bürger Peter Schuster war 1528 sammt Frau und
Schwester der Wiedertäuferei beinzichtigt und vom Stadtrichtor in
Arrest genommen, aber nach gepflogener Untersuchung mit einer
Verwarnung entlassen worden. Derselbe machte sich jedoch das Jahr
darauf nebst dem Bürger Grinzinger abermals verdächtig. Beide
wurden, als man sie vor Gericht ziehen wollte, mit Hinterlassung
ihrer Habe fi&chtig. Ein anderer Bürger, Namens Wiser, entsagte
vor dem Gerichte der Wiedertäuferei und blieb dann unbehelligt.
Der Lederer Ruprecht wurde 1545 zu Leoben „mit der Tauferei
vorwandt befunden^ und entzog sich der Untersuchung durch die
Flucht. Der Rath nahm die hinterlassene Habe in Obsorge und ge-
stattete, dass dessen unmündiger Sohn, der kein Wiedertäufer war
die Lederei erlerne.
I) Die Quellen dieses Bruchstückes der religiösen Bewegung in Steier-
mark sind im allgemeinen die Rathsprotokolle der Stadt Leoben.
0 Bei der Kirchenvisitation 1528 war der Vicar (der Pfarre) zu Ijeoben,
H. Paul, bereits ganz lutherisch gefunden worden. Eine seiner
Reden war, „ihm sei Christus allein genug,^ — „wer schwach im
— 60 —
Auch 1539 waren es noch immer nur einzelne Leute,
welche sich nicht zur katholischen Lehre bekannten, wenigstens
fügte sich der Rath den kaiserlichen Befehlen in Religions-
Angelegenheit ohne Wiedei-streben. So schickte derselbe auf
Regierungsanordnung in diesem Jahre zwei Bürger in alle Häuser
der Stadt, um anzusagen, dass kein Bewohner der Stadt bei Strafe
an Leib und Gut in der Fasteuzeit Fleisch esse, noch solches
anderen gebe, oder zu essen gestatte. Als der Bürger Hans
Schneider des Gebotes nicht achtete, wurde er vom Stadt-
richter eingezogen und eingesperrt, übrigens dann von dem
Rathe nach der damals üblichen Vorbitte durch Angehörige
des Inculpaten wieder freigelassen, jedoch mit dem Auftrage,
„zum Pfarrer zu gehen und um Verzeihung zu bitten. Sollte
die kaiserliche Majestät aber eine Strafe über ihn verhängen,
so würde diese ihm vorbehalten". Dass es so glimpflich ab-
gieng, mochte wohl daher kommen; dass im Rathe selbst,
wenn auch nicht offene, doch heimliche Protestanten sassen
und bei der Bürgerscliaft überhaupt die Hinneigung zum
evangelischen Bekenntnisse im Wachsen war.
Dies geht aus einigen derben Reden des Leobner Pfarrers
Sigmund Greif hervor, derentwegen ihn seine Zechpröpste
1 540 bei dem Rathe verklagten, er habe sich verlauten lassen,
„der Stadtrichter schaffe nichts bei den Lutterlen" (Lutherischen),
und „die Bürger seien Schelme und Fleischfresser" ^).
Glauben ist, der mag wohl die Heiligen anrufen'^. Er hatte sich auch
— wie derselbe sich ausdrückte - ^mit Unterscheid" verheiratet.
Es wnrde ihm „ernstlich befohlen, die Dirne weg zu thun^. (Yisitat.
Protokoll.)
') Es wurde auch angegeben, „er h&tte auf den Bischof Übel geflucht'',
lieber dieses stellte man denselben zwar nicht zur Rede» aber man
merkte es sich, und als der ungeschlachte Pfarrer sich nochmals
hinreissen liess, auf der Kanzel gegen die Bürgerschaft und den Rath
von Leoben loszufahren., wurde derselbe 1542 bei dem Kaiser ver-
klagt und dessen ganzes Sündenregister beigefügt. Die nächste Folge
war dessen Suspension, der Rath nahm ihn über kaiserlichen Befehl
gefangen und überantwortete ihn seinem bischöflichen Ordinarius.
Ein Conventual des Stiftes Admont, P. Heinrich Pistori, verwaltete
— 61 —
1564 hatten die Lutheraner bereits das Uebergewicht in
der Stadt und hielten sich trotz des landesfürstlichen Verbotes
einen eigenen Prädicanten. Derselbe wurde in der innerhalb
der Stadt gelegenen St Johanneskapelle installirt und erhielt
100 Pfand Pfenninge als Jahresgehalt.
Von nun an beginnt ein hartnäckiges Ringen zwischen
dem Fürsten und der Bürgerschaft wegen solcher Prädicanten.
Der Fürst schafft sie ab, der Rath entlässt sie dann, um bald
darauf einen neuen anzustellen, der dann wieder wandern muss.
So gieng es 1565 dem Prädicanten Franz Sc henkhle,
1569 ersetzte ihn Barthlmä Riser. Die Regierung bezeichnete
jedoch diesen als „einen alten meineidigen Ordensbruder von
Millstadt'', und derselbe musste 1571 entlassen werden.
Ueber den gezeigten Gehorsam von K a r 1 II. belobt und
zur Beobachtung der katholischen Lehre ermahnt, antwortete
die Bürgerschaft am 4. August 1571 damit, dass sie sich der
Augsburger Confession zugethan erklärte und imi Bewilligung
zur Haltung eines Predigers ihrer Confession anhielt
Was der Landesherr anderwärts, wenn auch nicht zuliess,
doch wenigstens nicht hinderte, das wollte er aber nach dem
damals geltenden Princip ;, cujus regio, illius religio^ in dem
landesfürstlichen Leoben, das noch dazu eine „Kammer-Stadt'
war, durchaus nicht dulden.
Ungeachtet des abschlägigen Regierungsbescheides wurde
1572 Herr Mathes als Stadtprädicant aufgenommen. Die
Bürgerschaft meinte es diesmal klüger eingefädelt zu haben.
die Pfarre, bis Greif restitairt wurde und am 31. April 1543 die
Pfarre wieder eingeantwortet erhielt. Bei dieser Gelegenheit yerhiess
ihm der Bürgermeister von I^eoben „alle Freundschaft und guten
Willen, wenn er auch gegen die Bürger sich so verhielte; wenn er
aber auf der Kanzel wieder sich ungebührlicher und unbescheidener
Worte gebrauchen würde, die mehr zur Empörung als zur Einigkeit
der Bürgerschaft und des Pfarrvolkes gereichen, würde der Rath
die oder andere Klage an den Kaiser diu-ch das Gericht machen
lassen, daraus ihm dann mehr Unrath und Strafe, als bevor, begegnen
möchte*'.
— 62 —
indem sie dea alten Pfarrer Johann Pockhleder ^) dazu
vermochte, denselben als Kaplan aufzunehmen.
Mathes war von dem Erzbischofe zu Salzburg ordinirt
worden, früher einmal Kaplan zu Yeitsberg bei Leoben gewesen,
war auch seiner Zeit bei der Synode zu Brück a. d. Mur
erschienen. Der VogtheiT, Abt Lorenz von Admont, hatte
diese Bestellung genehmigt. Dass man es mit einem Apostaten
zu thun hatte, kam erst nachträglich auf.
Dieser Kaplan wurde aber nicht bei der Pfarrkirche,
sondern bei der Johanneskapelle installirt, unter dem Vorwande,
dass die Bürger ihren Gottesdienst in der Stadt halten
könnten. Die Pfarrkirche lag nämlich ausserhalb, aber doch
unfern von der Stadtmauer. Die Bürgerschaft gab vor, dies
sei ein Uebelstand, „denn es seien während der Predigt schon
etliche Feuer in der Stadt gewesen, dessen dann andere Ge-
fahren mehr zu erwarten und dabei der fürstlichen Durchlaucht
Nachtheil zu besorgen". Uebrigens hielte sich der Pfarrer die
meiste Zeit in Göss auf und x? wegen seiner Krankheit und
der Lage der Kirche hätten schon etiiche kranke Personen
des Trostes des göttlichen Wortes und des hochwürdigen
Sacramentes, auch etliche junge Kinder die h. Taufe nicht
bekommen mögen, das denn hochschmerzlich sei".
Mit diesen Gründen suchte die Stadtgemeinde den Erz-
herzog zu beschwichtigen, als er 1573, von der wahren Sach-
lage informirt, befahl, „den Prädicanten alsbald wegzuthun^.
Ihre Supplik schloss mit den Worten: „Die fürstliche
Durchlaucht wisse, dass sie einer gottseligen Religion und der
Confession, so Kaiser Karl überreicht wurde, zugethan seien
und dass nun derlei Prädicanten im Lande schwer zu be-
kommen, und möchte daher geruhen, solchen christlichen
Seelsorger auf ihre Unkosten zu gestatten."
0 Pockhleder war seit 1560 Pfarrer zu St. Jakob bei Leoben. Erhielt
schon seit Jahren keinen Kaplan, weil die Einkünfte der Pfrande es
nicht zuliessen und die Stiftungsgelder für das Mumerstiftt, welche
die Bürger Gabelkover und Reitersperger (zufolge kais. Befehles vom
— 63 —
Mit dieser Bittschrift giengen zwei Bürger (der Stadt-
richter hatte die Mission abgelehnt) nach Graz und händigten
dieselbe dem Hofkanzler Gobenzl ein. Sie wurden mit den
höfischen Worten beschieden, „man finde es nöthig, verreren
Bericht einzuziehen ''.
Der Stadt blieb keine lange Zeit, sich in eitlen Hoffnungen
zu wiegen, schon am 7. November 1573 wurde ihr der lan-
desherrliche Bescheid kund gethan, des unliebsamen Inhaltes :
;,Bei Vermeidung der Ungnade den Prädicanten wegzuthun
und sich nicht zu unterstehen, dergleichen Prädicanten, so
Ihrer fürstlichen Durchlaucht katholischen Religion zuwider,
aufzunehmen."
Bekümmerten Herzens vernahm der Rath den Befehl
und stimmte in aller Eile namentlich darüber ab, was nun zu
thun sei. Alle waren dafür, dass alsogleich eine neue Supplik
abgehen sollte, aber nur zwei Rathsherren (Abraham Donnersperg
und Wolf Gärtner) stimmten dafür, dass das Predigen unter-
dessen eingestellt würde.
Allein da auch dieses Gesuch am 27. November 1573 ab-
schlägig beschieden worden war, so wurde dem Herrn Mäthes das
Predigen denn doch eingestellt. Doch sollte er seine Besoldung
behalten und in der Stadt verbleiben, denn nach dem Land-
tage werde man abermals suppliciren und einen Fussfall thun.
Man hegte nämlich die Hoffnung, durch die Intercession
des landschaftlichen Adels, der sich in Religionssachen ganz
unabhängig gestellt hatte, endlich doch zum Ziele zu gelangen.
Da aber auch die Verwendung der Landschaft keinen
Erfolg hatte, zog der Prädicant Mathes 1574 mit einer Ab-
fertigung im Betrage von 24 fl. Reichswährung ab. Doch stand
dessen Stelle nicht lange leer, in aller Stille setzte die Stadt
1575 den Prädicanten Oswald Speglin ^) dorthin und er-
freute sich wieder des „reinen Wortes Gottes".
Jahre 1642 pr. 40 Pfd. Pfenn. jährlich) hätten xahlen soUen, längst
nicht mehr einflössen.
*) Oswald Speglin aus Nördlingen war 1564 zn Laaingen znm Prediger
ordinirt worden. Zur Infectionszeit im Jahre 1572 stand er an der
1
— 64 -.
Aus dieser Ruhe wurde die Bürgerschaft durch einen
landesfUrstlichen Befehl aufgeschreckt, welcher im Jänner 1576
einlangte und in Erledigung einer Supplik der Stadt, den
Herrn Oswald abzuschaffen auftrug.
Hiermit sind wir bei der Religionshandlung des Jahres
1576 angelangt, welche eine eingehendere Darlegung erhalten
soll
Zunächst fasste die Rathsversammlung am 27. Jänner
den Beschluss: „Nachdem das Elend nicht jdles zu erzählen,
so die Zeit her, als man die chnstlichen Prädicanten nicht
prädiciren lässt, leider mit Schmerzen erfahren und Gott zu
klagen, so ist beschlossen, einen (des Rathes) alsbald abzu-
fertigen, der bei dem Hofkanzler um förderliche Erledigung
auf die diesfalls eingereichten Schriften anhalte und zufolge
des mit Stimmenmehrheit gefassten Beschlusses soll man noch,
bis derselbe Antwort bringt, stillhalten und dem Herrn Oswald
seine Besoldung monatlich reichen."
Wenn dann der Landesfürst binnen kurzer Zeit, wie es
heisst, durch die Stadt reisen würde, sollte der Sitte gemäss
demselben „etlich schöner Stuckh Visch vnd zwelf Khandl
gueter Wein offerirt" werden ^ und soll durch die ganze
Bürgerschaft ein Fussfall geschehen und gebeten werden, dass
ihnen die Predigt durch den Caplan ihrer christliclien Religion
gestattet werde. Darüber sollte aber noch j,auf mererer Be-
sammlung zu handeln angestellt" werden.
Der in dieser und anderen Angelegenheiten nach Graz
geschickte Rathsbürger Hermann Hanner kehrte unver-
Stifiskirclie in Graz als Aushilfsprediger in Verwendung. Von da
soll er nach Oettingen gekommen sein. Nach seiner Abschaffung von
Leoben fand er zu Trautmannsdorf in Oesterreich eine Anstellung,
wo er 1580 noch lebte. (Waldau, Gesch. d. Protest. II. Bd. S. 5C5.
— Raupach, Presbyter ium, S. 178.)
*) 15G9 erhielt Karl II. bei demselben Anlasse von der Stadt Leoben
einen Startin Wein, ein gutes Essen, Fische „Verchen'' (Forellen)
und wurde bei der Einreitung aus dem grossen Geschütze geschossen.
1573 erhielt derselbe bei seiner Ankunft zwei Ochsen, einen Startin
Wein und eine Parthie Fische.
— 65 —
richteter Dinge nach Leoben zurück, nachdem ihm der Hof-
kanzler bekannt gegeben hatte, es sei unnütz eine Erledigung
in Graz abzuwarten, der Bescheid werde schon nach Leoben
geschickt werden. Da dies nicht tröstlich klang und mittler-
weile in der Stadt „eine abscheuliche, sonderlich schmerzhafte
Krankheit, vornehmlich unter den Kindern eingerissen" war,
wodurch das Verlangen nach dem heilsamen Worte Gottes
gesteigert wurde, so berief der Bürgermeister für den 1 3. Fe-
bruai* eine allgemeine Bürgerversammlung zur Beschlussfassung,
ob man den Prädicanten Oswald predigen lassen solle oder
nicht.
Zu dieser erschienen sammt den Bathsherren nur 35
Bürger, von denen 24 sammt dem Stadtrichter dafür stimmten,
dass derselbe am nächsten Sonntage seine Predigt halten solle,
1 1 aber nach Antrag des Kathsherrn Wilhelm P a n t h i e r, dass
man bis zum ersten Sonntage in der Fasten, oder 2 bis 3
Wochen noch warten sollte.
Da aber so viele vom Rathe und von der „Gemein" nicht
zugegen gewesen waren, so schien es bedenklich, einen festen
Beschluss zu fassen, bevor man nicht auch die Willensmeinung
dieser vernommen hätte. Der Bürgermeister berief eine neue
Versammlung auf den 16. Februar. Nachdem er derselben dann
vorgehalten hatte, „wie sich ein Rath zu dero eines mereren
Gehorsamb versehen vnd inen het gebürth auf vorig Ersuechen zu
erscheinen," forderte er sie auf, sich „zu erklären, ob Herr
Oswald jetzt, zumal kein anderer Prediger vorhanden ist, oder
wann soll auf die Kanzel gelassen werden".
Nachdem sich „ein ersame Gemein" miteinander beredet
hatte, gab sie durch Hermann Hanner die Erklärung ab:
„Dieweill sy sich hieuor oftmalls vnnd von Jugent zu der
Augspurgerischen Confession bekhent, darüber auch geferttigt
vnnd als vill ir schreyben khunden mit aigen Henden vnndter-
schriben, vnnd nachdem jetzo an christlichen Predicanten grosser
Mangel, wie alle tödtlich vnnd in der Forcht Gottes leben sollen,
sonnderlich bei disen Zeiten unnd gefärlichen Krankheiten, dero-
wegen vnnd anderer christlicher Vrsachen zu Trost irer Armen
Mittheil, des bist Vereine« f. Bteirnuftt k. XXVT. Heft, 1878. 5
— 66 —
Seelen, solle man Herrn Oswalden auf negsten Suntag bey
Sant Johans prediedren lassen.''
Dies geschah. Wenige Tage darauf, am 13. März nach
3 Uhr Nachmittags, kam Erzherzog Karl sammt seiner Ge-
mahlin gegen Leoben. Er befand sich auf der Reise zu den
Landtagen in Kärnten und Krain. Der Rath sammt eüichen
Vertretern der Gemeinde erwartete den Landesfürsten bei dem
grossen Kreuze vor der Stadt, wo der Stadtschreiber die
Erapfangsrede halten sollte. Aber kaum hatte der Fttrst die
Stadtvertretung erblickt, so ritt er auf diesellje zu und „fieng
stracks mit starker Stimme diese Worte zu reden an: Geht
nur hinein und wartet meiner in der Burg, denn ich reite
jetzt mit meiner Gemahlin auf Göss. Ich will euch darinnen
selbst zusprechen."
Während ein Theil des Rathes den Fürsten nach Göss
begleitete, begab sich der Bürgermeister und der Stadtrichter
mit den übrigen zum „Lendthore", erwarteten denselben dort
und gaben ihm dann das Geleite bis zur Burg. Sobald der Fürst
vom Pferde abgestiegen war, empfing ihn der Stadtschreiber
„im Namen gemeiner Stadt durch eine unteithänige Oration".
Karl erwiederte: „Wir nehmen euere Empfahung derzeit mit
Gnaden von euch an.** Hierauf wurde durch den Stadtschreiber
„das Präsent, der Wein und Fisch offerirt", worauf Karl aber-
mals mit den wenigen Worten replicirte: „Ich und mein Gemahl
nehmen die Verehrung mit Gnaden von eudi an." Hiermit war
der Empfang abgethan.
Nach Verlauf von mehr als einer Stunde, als es schon
fast Abend war, schickte Herr Wolf von Stubenberg zum
Bürgermeister, er möchte einen oder zwei mit sich nehmen
und alsbald zu ihm kommen. Als dieser mit dem Stadtschreiber
gekommen war, eröffnete ihnen Stubenberg: „Die fürstliche
Durchlaucht, mein gnädigster Herr, begehren mit Ernst, dass
eine ganze hiesige Bürgerschaft morgen früh um 5 Uhr in
der Burg in der Tafelstube gewisslich vor ihrer Durchlaucht
erscheinen und allda Bescheid erwarten."
So versammelte sich die Bürgerschaft am 14. März um
-^ 67 —
4 Uhr Morgens am Rathhause und begab sich beim Schlage
der fünften Stunde miteinander in die Burg und in die
Ritterstube. Der Fürst hatte befohlen, dass niemand von den
Hofleuten in dem Audienzsaale anwesend bleibe, als Herr v.
Stubenberg. Als dann die Bürgerschaft in den Saal getreten
war, einer der Kammerdiener aber hinter derselben auch
eintrat, rief ihm der Erzherzog selbst alsogleich in italienischer
Sprache zu, er soll draussen warten und die Thüre zuschliessen.
Als dies geschehen war, sprach er die Büi^er also an:
„Mir zweiflt nit Ir habt Euch zuerindem, wie oflft; ich
Euch beuolchen, die Sectischen Predicanten hinwegg zethuen
vnnd Euch solcher Sachen nit anzemassen. Nun habt Ir es
aber nit voltzogen, sonder fürsetzlich dawider gehandelt, meine
Gebot vnd Verpot in Verachtung gestölt, vnd mir vnd
vnnser Landschaft in Steyr mit Euren Schriften vill Müehe
vnd Arbaith gemacht vnd geben, derhalben ich woll Vrsach,
die Scherf gegen Euch fümemen zelassen, aber weill ich
jederzeit mer zu der Güette dann der Scherpf genaigt, will
ich Euch dertzeit verschonen vnd daneben selbs persondlich
mündlich Euch ernstlich auferlegt vnd beuolchen haben, das
Ir meine Bcuelch merers vor Augen habt, vnd Euren sectischen
vermainten Predicanten alsbald hinwegg thuet, vnd khein seines
gleichen weder iner noch ausser der Statt weiter aufnemet.
Euch auch in Religion Sachen an vnnser Landschaft nit henget,
dann ich hab auf Eur Beschwär, die Ir von wegen des Pfarrers
Alter vnd die Pfarrkhirchen, das die ausser der Stadt ligt,
vnd bey nächtlicher Weyll die Statt zu eröffnen gefilrlich vnd
anders vemomen vnd darumben ine Pfarrer bemttessigt (ihn,
den Pfarrer entlassen) vnd einen andern Pfarrer aufgenomen,
den wil ich Euch hiemit selbs gestölt haben, der würdet die
Gothzdienst drausen in der Pfarrkhirchen vnd hinnen verrichten,
wie er mirs dann auch zuegesagt; so wist Ir, was mit Euch
vnd andern zu Prugg gehandelt, dabey las ichs bleiben. Da
Ir aber dem nicht voltziehet, werd Ir mich verursachen, mit
solcher Straf gegen Euch zuuerfahren, das es mir selbs laid
sein würdte. Darnach wist Euch aigentlich zuehalten, vnd es
5*
— 68 —
bedarf kheiner Antwort" Nachdem der Fürst dies gesprochen
hatte, wendete er sich alsbald von der Bürgerschaft ab und
schritt der Thüre zu.
Der Stadtschreiber jedoch, vom Rathe und von der Ge-
meinde dazu ,, erkiest", schritt demselben nach und sprach:
„Durchleuchtigster Erzherzog, genedigister Lanndtfürst vnnd
Herr, weill vor andern Potentaten die Fürsten von Oesterreich
mit sonderer Güette begabt, so bitten Eure fürstliche Durcli-
laucht wir vnndterthenigist, die wolle ynnss genedigiste Audienz
geben." Als der Fürst dies gehört hatte, wendete er sich
zurück, sagte: „Was, ich gib Euch der Zeit khein Audientz,"
und gieng durch die Thüre hinaus.
Bald darauf trat der gesammte erzherzogliche Hof seine
Weiterreise an.
Man kann sich die Bestürzung, und nachdem die gehörten
Worte und die kurze ungnädige Abfertigung allenthalben be-
kannt geworden war, die Aufregung der ganzen Stadt denken.
Um die hin und her rollenden Wogen der Reden und
Ansichten in eine geordnete Bahn zu leiten, den eigentlichen
Willen der Bürger zum geregelten Ausdrucke zu bringen, wohl
auch, damit einer für alle und alle für einen stehen könnten,
schien es gerathen, alsbald eine allgemeine Bürgerversammlung
abzuhalten. Noch desselben Vormittags kamen der Rath und
die Gemeinde auf dem Rathhause zusammen und beredeten
die Angelegenheit Dann wurde über das, was zu thun sei,
namentlich abgestimmt. Jeder sagte seine Meinung und alles
wurde vom Stadtschreiber zu Protokoll genommen. Es wurden 68
stimmfähige Bürger ^) gehört, jedoch nicht desselben, sondern
*) W^ie viele Bürger Leobcn im IG. Jahrhunderte zählte, lässt sich
nicht genau ermitteln. In dem Grundbuche der Stadt vom Jahre 1561
fand ich sammt dem Rathhause 120 Häuser in der Stadt und 34 in
der Vorstadt verzeichnet; aus letzterer genossen aber nur 13 (und
diese erst seit 1560) Hauseigen thümer das BUrgerrecJit. Man dQrfte
also im ganzen ungefähr 130 Bürger annehmen, da aber auf einigen
Häusern Bürgerswitwen oder unmündige Bürgerssöhne gesessen sein
Trerden, so dürfte die ganze Zahl der stimmfähigen Bürger nicht
— 69 —
erst des anderen Tages, nachdem auch diejenigen sich geäussert
hatten, welche bei der erwähnten Versammlung gefehlt hatten,
mit einer geringen Stimmenmehrheit beschlossen, jederzeit des
HeiTn Oswalden Predigten einzustellen, bis der angehende
Pfarrer gehört worden wäre, alsdann weiter davon zu handeln".
Drei verschiedene Meinungen waren bei der Abstimmung
zum Vorschein gekommen. Die erste, für welche sich zunächst
der Stadtrichter „ Mathes " (Matthäus Schmeltzer, der schon
1559 imBathe gesessen und zu mehrmalen hervorragende Stellen
bekleidet hatte, so 1547 und 15610 als Bürgermeister) aus-
sprach, lautete: ;,Man sollte mit den Predigten Verzug halten,
bis der neue Pfarrer eintritt."
34 Bürger stimmten auf diese Weise, darunter die nach-
benannten 6 Rathsmitglieder : Erasm. Reitsp erger (schon
1559 im Rathc gesessen), er fügte bei, dass beim Landes-
fürsten ohnehin nichts zu erlangen sein werde.
Kaspar Spätt (bereits 1560 und 1573 im Rathe), doch
meinte er, man sollte aber unterdessen den Prediger Oswald
nicht entlassen. Dasselbe wollten Wolf Haslinger und Fabian
Tautter (auch 1573 im Rathe).
Michael Gablhover (1573 ebenfalls Rathsherr) be-
viel aber 90 betragen haben . Wahlfähige in den Rath dürften kaum
mehr als 68 gewesen sein.
') £& ist bemerkenswertb, dass Schmeltzer 1561 die Bürgermeister-
wahl nicht annehmen wollte und da seine Ablehnung von der Stadt
nicht beachtet wurde, einen diesbezüglichen Befehl des Yicedoms der
Steiermark erwirkte. Der Rath nahm es sehr übel auf, dass er sich
weiter beschwert hatte und erklärte ihm, die Stadt sei in dieser
Sache vom Landesfürsten befreit. Wenn sie einen Bürger mit Stimmen-
mehrheit zu einem Amte gewählt habe, so müsse derselbe gehorchen
und erscheine „sodann ein Jahr auf einen Stecken gebunden*^. Man
bitte ihn also im Gehorsam zu verbleiben. Und so fügte er sich auch.
Uebrigcns war der Gehorsam der Leobner Bürger durchaus
keine alltägliche Sache. Von nicht wenigen der oben genannten
Männer, namentlich von den hervorragenden Stimmführern, finden
sich in den Rathsprotokollen hie und da Händel verzeichnet, in
welchen sie sich nicht leicht unter die Autorität des Rathes zu fügen
geneigt zeigten.
— 70 —
merkte : »Wer verhaiTt bis an das Ende, der ist selig. Verhofife,
Gott wird alles zum Besten wenden.''
Hans Hanner (1569 und 1573 Bürgermeister) war
nicht persönlich bei der Versammlung erschienen, Hess aber
melden: „Er sehe es für gut an, zu h<Jren, wie sich der neue
Pfarrer in seiner Predigt wird anlassen und der fllrstlichen
Durchlaucht Trost zu erwarten; aber die Sacramente reichen
und taufen soll dem Herrn Oswald zugelassen werden."
Die Namen der in gleicher Weise summenden Bürger sind :
Sebast. Jaritz, Valthan Satler, Gregor Fischer, Clem. Lainegger,
Hans Weissmann, Hans Walch, Wolf Fleischhacker, Georg Ortner,
Kasp. Gott, Valthan Kholfasser, Phil. Waizinger, Paul Walch,
Pet. Gegner, Zach. Zechner, Blas. Poltzer; (am 15. März) Seb.
Tersch, Math. Schwär, Georg Weinheber, Roch. Messrer,
Georg Prandt, Leonh. Trünckher, Hans Rabler, Stef. Schwein-
bachmülner, Georg Pruner, Joach. Schmeltzer, Herm. Hanner,
Gilg Lasnitzhouer und Zach. Rabler. (Letzterer gab seinen
Rathschlag schriftlich.)
Die gegentheilige Meinung erhielt 29 Stimmen. Sie lautete
im allgemeinen: Man solle den Herrn Oswald ohne weiters
auch femer predigen lassen.
Der erste, der seine Stimme dafür abgab, war der Raths-
herr Wolf Mittenberger (sass auch 1 573 im Rathe), derzeit
Eisen-Faktor der Stadt. Er sagte: »Man soll Gott geben, was
ihm gebührt, und dem Landesfürsten, was ihm gebührt, darum
soll man predigen lassen, Gottes Wort hören und dem Lan-
desfürsten in allen äusserlichen Sachen gehorsamen."
Rathsherr Leonh. Guggler (schon 1559 im Rathe ge-
wesen, deutscher Schulhalter) spricht sich fast mit denselben
Worten aus. Ebenso Rathsherr Georg Pu ebner. Rathsherr
Hieron. Vischinger ist ;,für das predigen, weil es jetzt die
grosse Nothdurft erfordert".
Rathsherr Kasp. Gerchinger (15G0 und 1573 im Rathe)
äusserte sich: Es sei schmerzlich, dass sie keine Audienz
erhielten. Man soll also in Gottes Namen predigen lassen,
denn es steht geschiieben: „Wer verharrt bis an's Ende, wird
— 71 —
selig." Man soll aber erwarten, wer der neue Pfarrer seL
Inzwischen könne Oswald predigen „und sich darinen aller
Gebühr gebrauchen und die Widersacher nicht besonders
nennen".
Von den Bürgern sind bemerkenswerth : Mich. D o n e r s-
p e r g e r. Dieser äusserte sich • „ Gott will gebeten sein, darum
soll man alle Tage um 11 oder 12 Uhr bei St. Johannes
(Kapelle) läuten lassen. Da sollte ein jeder Hausvater sammt
den Seinigen Gott bitten, seine Kirche und Gemeinde allhier
zu erhalten.''
Wolf Schleiffer ist für das Predigen, ;^ weil es besser
ist, in die Hände der Menschen zu fallen, als in die Hand
und Strafe Gottes".
Daniel Donersperger sagte: „Weil der Fürst ver-
meldete, der Prädicant sei sectisch, so rathe er Herrn Oswalden
zu seiner Defension zu Verfassung seines Bekenntnisses und
seiner Meinung eine Schrift verfassen zu lassen, die der heil,
göttlichen Schrift gemäss soll gestellt werden."
Da nun dieser Gedanke einmal aufgetaucht war, fand sich
bald wieder ein und der andere Nachtreter. Andr. L e u t z e n-
dorf er sagte, er habe in der Taufe geschworen, sein göttlich
Reich zu befördern, so könne er mit gutem Gewissen nicht
ratlien, die Predigten einzustellen, sonderlich weil Herr Oswald
„keines Secten" überwiesen und er der heil. Schrift gemäss
jederzeit gepredigt habe.
Tiburtius G e r r e i c h ist für das Verfassen „ einer Apologie
und Schutzschrift", desgleichen Michael Schwär, Christof Khirch-
perger und Georg Staudinger.
Michael Ponmon (Bonuomo, 1573 imRath), Goldschmied,
sagt, man solle das Wort Gottes nicht verhindern, sondern
fortgehen lassen.
Ebenso stimmten Hans Lemer, Wilh. Panthier, Christof
Holaus, Christof Frölich, Gregor Khoper, Hans Paur, Christof
Pruner, Urb. Vischer, .Steph. Schaur, Adam Khörer, Leonh.
Zwickh, Hans Ster (Hafner), Ambros Herman, Georg Grueber,
Christof Priewalder (Schneider).
— 72 —
Nur zwei Bürger wagten eS; die besondere Meinung zu
haben, dass man den Prädicanten Oswald abziehen lasse, beide
aber erklärten dies nicht persönlich. Hieron. Puchleutner,
der Mauthner, that es schriftlich und der Hammerwerksbesitzer
Wolf Gärtner (1569 und 1573 Rathsherr) liess dies durch
zwei Vertrauensmänner melden.
Der mit Einwilligung des Abten von Admont als Patrons
der Pfarre St. Jakob vom Herzoge eingesetzte neue Pfarrer
war Cliristoph Frank, vordem desselben Hofkaplan. Das
Anstellungsdecret war schon am 14. Februar 1576 ausge-
fertigt Zur Uebemahme der Pfarre hatte der Abt von Admont
den 8. April bezeichnet. Dies fiel aber dem alten Pfarrer
Joh. Pockhleder unbequem, „er hätte bald nach dem An-
tritte der Pfarre am Pfarrhofe Feuerschaden erlitten, ferner
den ersten Anbau und die Ansaat der Gründe aus Eigenem
bestritten und könnte daher nicht früher abtreten, bis er sich
nicht mit dem neuen Pfarrer verglichen hätte, auch gebühre
ihm noch der Dienst (die Urbarialgaben der Unterthanen)
bis Georgi". Derselbe erbat sich und erlangte die Intercession
der Stadt Leoben und so geschah es, dass der neue Pfarrer
erst zu Georgi die Pfründe bezog.
Nach Ankunft des Pfarrers Frank sah Oswald Speglin
selbst ein, dass es an der Zeit sei, sich um eine andere Stelle
umzusehen. Der Rath sicherte ihm, bis er eine solche erlange,
den Bezug seines Gehaltes zu (27. April 1576); allein, wiewohl
er eine Pfarrerstelle in Oesterreich erlangt hatte, verzögerte
sich sein Abzug doch so lange, dass der Landesfürst nochmals im
Juli ernstlich darauf dringen musste, ihn abzuschaffen.
Unzweifelhaft lag der Grund dieses erneuerten Aus-
weisungsbefehles in der Thatsache, dass Oswald noch fortwährend
in der Johanneskapelle heimlich Gottesdienst hielt und die
Communion reichte, wozu der Rath (8. Juni 1576) dem
Kirchenmeister zu St. Johannes, dem die Sache wegen des
landesfürstlichen Befehles denn doch etwas bedenklich schien,
ausdrücklich den Auftrag ertheilt hatte, den Prädicanten zu
diesen ^'errichtungen ohne weiteres in die Kirche einzulassen.
— 73 —
Die Schrift, mit welcher Oswald von der Stadt „Urlaub**
nahm und die „Yermahnung that, bei der christlichen Religion
beständig zu verharren'', liess der Rath aus „gutem Bedenken **
(zufolge Beschluss vom 16. Juli) der ganzen Gremeinde öffent-
lich vorlesen.
Den Pfarrer Frank hatte der Rath sehr kühl empfangen
und ihm trocken zu verstehen gegeben, dass die Stadt nur
dann zu ihm halten wUrde, wenn er sich als ein Pastor ihrer
Confession bewiese. Selbstverständlich lehnte derselbe eine
solche Zumuthung ab. Nach wenigen Wochen war auch schon
der offene Zwiespalt vorhanden.
Warum es sich handelte, ersieht man aus dem Berichte,
welchen der Bürgermeister in einer am 2. Juni eigens hiezu
veranstalteten Bürgerversammlung machte. Derselbe enthielt
die Eröffnung: Weil die kleine Zeit des jetzigen Pfarrers
Hiersein von wegen desselben ärgerlichen Predigten und an-
deren Ceremonien viel Beschwerden vorkommen und damit
ihm, dem Bürgermeister, später nicht etwa eine Schuld bei-
gemessen werde, so habe man dem Pfarrer durch den Stadt-
schreiber im Namen der ganzen Bürgerschaft folgende Artikel
mündlich erklären und vorhalten lassen:
Für's erste sei es Thatsache, dass der Landesfürst sich
etliche Male erklärt habe, einen jeden in seinem Gewissen
unbeschwert bleiben zu lassen und liieher zur Seelsorge solche
Personen zu bestellen, daran sie keine „Beschwerung haben,
sondern begnügt und zufrieden sein sollen. Und da wir übel
versehen, dies Ihrer fürstl. Durchlaucht oder dem Pfarrer
selbst anzubringen, so soll der Mangel gewendet werden. Weil
man dann mit dem vorigen Pfarrer etliche Jahre auch übel
vorgesehen gewesen, haben wir uns, wie männiglich wissend,
jederzeit zu der christlichen augsburgerischen Ck)nfession er-
kannt und bekannt und wissen davon, wie es öfter schriftlich
dargelegt wurde, ohne Verlust unserer Seelen Seligkeit nicht
zu weichen."
„Wir befinden aber, dass ihr, Herr Pfarrer, bei eueren
Predigten, Taufen und Sepultur halten Ceremonien und an^
— 74 —
derer verbotener menschlicher Zusätze gebrauchet, welche
zur Verkleinerung des Leidens Christi und grossen Aergemiss
der christlichen Gemeinde gereichen und solchermassen nicht
zu dulden sind."
„Daher wollen wir ihn hiermit sammt und sonderlich
ganz christlich ermahnt und höchlich gebeten haben, er wolle
die Sachen, wie ein treuer Seelenhirt zu thun schuldig ist,
dem Grunde der heil. Schrift gemäss beherzigen und sich
nicht mit der Last der Verantwortung beladen, sondern uns
in unserm Gewissen unbetrübt lassen."
„Somit habe er das Sacrament der Taufe nach der
Ordnung Christi (ohne alle menschlichen Zusätze) in deutscher
Sprache zu halten, nebst anderen Ursachen auch darum, weil
der Gevattersleute Seelen und Gewissen zum Zeugnisse und
auch zum Unterweisen in der christlichen Lehre hoch verob-
ligirt sind, so sei es billig, ihnen zu wissen, was hierin traktirt
und gehandelt wird. Hiedurch werden auch sie und alle Um-
stehenden zu desto mehr christlicher Andacht und eifriger
Liebe zu den „Gottlen" (Pathenkindern) gereizt und verursacht"
„Item, das Sacrament ides Altars soll er sub utraque
specie nach der Einsetzung Christi (ausser der Messe) män-
niglich in der Kirche und den Kranken in den Häusern un-
weigerlich reichen, die Beichtkinder mit Fragstücken und
anderen Auflagen wider ihr Gewissen niclit beschweren."
„Seine Predigten soll er nach Grund der heil, prophetischen
und apostolischen Schrift dahin richten, damit aus denselben
Lehre und Trost genommen und der einzig seligmadiende
Weg recht erläutert imd durch Scallirung (Schelten und
Schimpfen) niemand geärgert werde."
„Bei den Sepulturen soll das Rauch- und Sprengwerk
abkommen, die Ceremonien zu vermeiden und dafür christliche
Leichenpredigten zu thun und die Prozession mit Psalmen
und christlichen Gesängen in deutscher Sprache zu halten,
auf dass die mitgehenden 'Personen des zeitlichen Todes und
der Bereitung auf ein christliches Abscheiden erinnert und
ermahnt werden."
- 75 —
„Item ist der Wittenbergische Katechismus zu exerciren,
wie es bisher im Gebrauche war."
Auf diese denn doch etwas starke Anforderung, dass sich
der katholische Pfaner in einen lutherischen Pastor umwandle,
erwiederte Frank besonnen und ruhig:
Er nehme ihr freundliches Gesuch mit Vergnügen auf,
es scheine ihm, dass solches aus besonderer Schickung Gottes
geschehen sei. Da er aber den Auftrag habe, die religiösen
Verhältnisse wieder in denselben Zustand zu bringen, wie es
vor Jahren gehalten worden war, so könne er „in der Substanz
nicht weichen", wolle aber in Betreff der Ceremonien, unge-
achtet sie nicht gegen die Schrift wären, einige Beschränkungen
vornehmen.
Die „ Vertröstungen '^, welche der Landesfttrst gegeben
habe, seien aber nicht als allgemeine anzusehen, sondern nur
„in particulari" einigen geschehen.
Einen Katechismus wolle er schon halten, freilich nicht,
einen solchen, der dem Wittenbergischen gleich sei, wer des-
selben Autor sei, werde man dann wohl hören.
Der lateinische Schulmeister Gregor Hess machte am
27. April bei dem Rathe die Anzeige, der neue Pfarrer wolle
ihn und die Jugend verpflichten, seinen abgöttischen Ceremonien
beizuwohnen. Weil er dies untbunlich befinde, wolle er es zu
seiner Entschuldigung zeitlich vermeldet haben, damit jeder
Vater seine Kinder vor Veiftthrung zu bewahren wisse. Auf
dieses wurde dem Stadtschreiber aufgetragen', er solle alle
n Beschwerartikel gegen den Pfarrer memoriren und bei einer
mehreren Versammlung vorbringen**, den Pfarrer aber liess
man auffordern, „sie unbetrübt zu lassen" 0-
Als sich das Fronleichnamsfest näherte, stellte der Pfarrer
an den Rath eine Anfrage in Betreff der feierlichen Prozession.
Es sei ihm von der fbrstl. Durchlaucht bekannt gegeben
worden, dass dieser einen schriftlichen Auftrag gegeben habe,
^) Der Schulmeister Hess mosste nachgehends auf landesflirstlichen
Befehl entlassen werden, bei welcher Gelegenheit dann die Stadt
die Ermahnung erhielt, den Pfarrer unbeschwert zu lassen.
— 76 —
der Bürgermeister hätte ihn auf der einen, der Stadtrichter
auf der anderen Seite zu begleiten und vier aus dem Bathe
hätten den Traghimmel (über dem hochwilrdigsten Gute) zu
tragen, und er begehre daher zu wissen, ob die Herren solches
thun wollten, oder nicht.
Der Rath antwortete hierauf, der landesfUrstUche 'Befehl
sei verlesen worden und es stehe in jedermanns Belieben,
mit der Prozession zu gehen oder wegzubleiben, er wolle hier
weder etwas verbieten, noch gebieten. Auf eine zweite Anfrage
erhielt der Pfarrer die offene Erwiederung, zum Himmeltragen
lasse sich niemand herbei.
Hatte der Rath hiermit indirect sein Festhalten an der
Augsburger Confession erklärt, so that die Bürgerschaft das-
selbe durch ihr Fernbleiben von der „Corporis Christi Pro-
cession**. Frank beklagte sich bei Karl U. bitter, „dass sie
dieselbe verachtet und ihrer entäussert habe".
Nachdem nun die Bürgerschaft hinlängliche Erfahrung
davon hatte, dass der neue Pfarrer wohl ein eifriger katholischer
Seelsorger und nichts weniger als ein Prädicant ihrer Confession
sei, kam sie zu dem einhelligeYi Beschlüsse, den Landesfürsten
abermals in einer ausführlichen, sorgfältig redigirten Supplik
um „Zulassung eines oder zweier christlicher Prädicanten* zu
bitten. Mit dieser Supplik giengen der Bürgermeister nebst
zwei Rathsmitgliedern und dem Stadtschreiber (um den 10. Ok-
tober 1576) nach Graz. Letzterem war wieder die aktive Rolle
zugetheilt worden, vor dem Landesfürsten den Sprecher zu
macheu. Derselbe überreichte die Schrift in der Ritterstube mit
dem Vermelden, dass er ^^solches aus Befehl eines ersamen
Rathes thue". Als der Erzherzog sie übernahm, äusserte er sich :
„Ich will es vernehmen, wofern es aber Religionssachen betrifft,
lasse ich es beim vorigen Bescheide verbleiben, und nehmt
nur nichts neues vor." Auf den Stadtschreiber deutete er
aber mit der Hand und sagte: „Eben ihr seid der Rädels-
führer." Dieser abschlägige Bescheid brachte noch immer keine
Entmuthigung in den Rath, sondern es wurde nun beschlossen,
„im geheimen auf den Herrn Kanzler ein Missiv zu verfassen und
~ 77 —
bei ihm die Erledigung von der fUrstl. Durchlaucht wegen
Zulassung eines Prädicanten zu erkunden **. (15. October 1576.)
Die abschlägige Antwort des Landesherrn langte bald
darauf ein und wurde am 26. October in der Bathsversammlung
verlesen.
Hiermit schliessen auch die Verhandlungen über confes-
sionelle Angelegenheiten in dem BathsprotokoUe der Stadt für
das Jahr 1576.
Man darf jedoch durchaus nicht glauben, dass sich nun
die Bürgerschaft in den Willen des Landesherm gefügt hätte.
Dieselbe blieb nicht nur bei ihrem passiven Widerstände,
sondern ermüdete auch nicht, fast Jahr für Jahr die Begierung
mit der Bitte anzugehen, ihr zur ungehinderten Uebung ihres
Bekenntnisses die Aufnahme eines Predigers zu bewilligen, wie
auch Karl II. nicht ermüdete, dies zu verweigern, in seiner
Güte und Langmuth aber es nie zu der angedrohten Strafe
kommen liess. Solche religiöse Verhandlungen kamen im Rathe
der Stadt 1577, 1579, 1581, 1583, 1586 und nach Karl's II.
Tode 1593, 1594, 1595, 1597 und 1599 vor.
Bemerkenswerth ist die Einhelligkeit, mit welcher sich
die Bürgerschaft von Leoben 1581 öffentlich zur Augsburger
Confession bekannte.
Vom Hofe war der Befehl gekommen, es solle jeder sich
persönlich erklären, was für ein Bekenntniss er habe und es
solle dies zu Protokoll genommen werden. So erklärten denn
64 Bürger Mann für Mann bei dem „Examen vnnder Rath
vnnd Gemain, was Bekhanntnuss oder Keligion ein Jeder sei",
sie seien der christlichen Augsburgerischen Confession und
wollen dabei bestehen und bleiben Zeit ihres Lebens ^).
Bei einer so einmüthigen Haltung der Bürgerschaft wird
es erklärlich, dass alle landesherrlichen Decrete wirkungslos
^) Es ist erwähnenswerth , dass bei dieser Abstimmung, wiewobl seit
1576 nur 5 Jahre abgelaufen waren, 28 neue Bürgernamen vor-
kamen und selbst im Rathe zwei ganz neue Bürger, nämlich Michael
Mayr und Georg Mager! erscheinen. Auch der Bürgermeister
Wolfgang Henncz ist ein neuer Ankömmling.
-^ 78 -
blieben. Zwar wagte sie es nicht mehr, einen Stadtprediger
öffentlich zu halten, *) dafOr kam (1594) der von St Peter
heimlich in die Stadt, um Predigt zu halten und die Sacramente
zu spenden.
Zur Communion in beiden Gestalten gieng man, wai*
dieselbe in der Stadt zu empfangen unmöglich, in die Nach-
barschaft.^) Dem katholischen Pfarrer verbitterte man das
Leben derart, dass Frank zweimal (1581 und 1587) auf seine
Pfründe resigniren wollte, was jedoch weder der Patron, noch
der Erzherzog zuliessen.
Später pflegten die Leobner ihre Kinder beim Prädicanten
in Traboch taufen zu lassen. Als der Pfarrer 1595 darüber
bei dem Rathe Klage ftlhrte und Vergütung des „Abtrages"
forderte, wurde beschlossen, darauf keine schriftliche Antwort
zu geben und würde er um mündlichen Bescheid zum Bürger-
meister kommen, so solle ihn dieser wegen des „unfüeglichen
Begehrens^ abweisen und ihm bemerklich machen, dass er
froh sein solle, wenn man ihn nicht selbst vor das Stadtgericht
belange, weil er sich gegen diese Bürger im Leobner Burg-
frieden ärgerlich benommen hätte. Als 1595 wieder einmal
der Befehl erschien, katholische Bürger in den Bath zu wählen,
wurde dieser einfach bei Seite gelegt und lutherische gewählt.
Als aber endlich 1598 in Graz die Katastrophe einge-
treten war, dass sämmtliche Kirchen- und Schul - Personen
aus Stadt und Land verbannt wurden, da gab auch die
Leobner Bürgerschaft den activen und passiven Widerstand
auf und ihre Stadt war 1599 eine der ersten, welche wenigstens
äusserlich ruhig und willig sich der Gegenreformation fügte.
1) 1533 (26. März) ergieng an den Rath der Befehl, den in der Stadt
um schweifenden Prediger Hans Hanner (wahrscheinlich ein Jjeobner
BQrgerssohn) nebst seinem Wcibsbihlc abzuschaffen. (Act im steir.
Landesarchive.)
*) 1586 forderte eine landesfürstliche Resolution, die Gommnnion nicht
auswärts zu suchen und den lutherischen Schulmeister Mag. Thomas
Gamposser abzuschaffen.
Ruprecht von Eggenberg.
Ein österreiGliisGher Heerführer des 16. Jahrhunderts.
Dr. Hans v. Zwiedineck-Südenhorat.
1 he Biographie Ruprechts von Eggenberg, welche hiemit
zum erstenmal in annähenider Vollständigkeit der Oeffentlichkeit
übergeben wird, beschränkt sich nicht auf eine gewisse Be-
deutung für die Genealogie oder die Provinzialgeschichte. Die
Persönlichkeit, welche vor AMem in ihrer öffentlichen Thätigkeit
geschildert werden soll nimmt nicht nur hervon*agenden Antheil
an der Begründimg des Ruhmes und des Einflusses der Familie
Eggenberg, der mächtigsten, die seit den Cillier Grafen auf
dam politischen Boden der Steiermark aufgetreten ist, sie ist
nicht nur mit wichtigen Ereignissen einer der interessantesten
Perioden der steirischen Geschichte innig verknüpft, sie wird
auch mit Recht unter den besten österreichischen Generalen
des 1 C. Jahrhundertes genannt, ihr Ruf gieng sogar weit über
die Grenzen unseres Staates hinaus und förderte nicht un-
wesentlich das Ansehen, welches die österreichische WaflFen-
tüchtigkeit in den Jahren genoss, welche dem denkwürdigen
Auftreten Wallensteins unmittelbar vorhergiengen. Namhafte
Kriegsleute der Landsknechtsperiode tragen überhaupt einen
universellen Charakter an sich, dies war in den eigenthümlichen
Einrichtungen des damaligen Kriegswesens begründet, ihre
— 80 —
Schicksale und Thaten greifen in Verhältnisse ein, die nicht
in unmittelbarem Zusammenhange stehen, das innerste Wesen
der Kriegführung und Heeresadministration jener noch immer
nicht genügend erforschten Zeit wird durch dieselben nach
verschiedenen Richtungen aufgeklärt, manche noch dämmerhafte
Vorstellung gewinnt Leben und Deutlichkeit. In diesem Sinne
dürfte eine breitere Ausführung einzelner Details in dem
Wirkungskreise und den Beziehungen eines vielseitig verwen-
deten Oflficiers auch vor Demjenigen gerechtfertigt erscheinen,
der der fortgesetzten Anhäufung von Monographien, Skizzen
und Beiträgen mit einigem Bangen entgegensieht, wenn sie auch
auf der Erschliessung neuen Quellenmaterials beruhen.
In letzterer Hinsicht möge im Vorhinein die Mittheilung
gestattet sein, dass es insbesondere das gräflich Herberstein'sche
Archiv in Graz und das kaiserliche Kriegsarchiv in Wien ist,
denen ich die einschlägigen Acten entnehmen konnte. Das erstere
enthält das ehemalige Eggenberger Archiv als eine für sich
bestehende, abgeschlossene Abtheilung, und darin ein Fascikel
mit ausschliesslich auf Kuprecht Bezug habenden Acten. An
diese, sowie eine grosse Zahl von Relationen, Befehlschreiben
und Briefen aus den Jahren 1592 bis 1606, welche ich im
Kriegsarchive vorfand, reihen sich Acten des steiermärkischen
Landesarchi ves und Materialien, welche mir vom Herrn Begierungs-
rath Dr. Peinlich, vom Herrn P. v. Radics und dem k. k.
Oberlieutenant B e ck h von Widmanstettenin freundlichster
Weise zur Verfügung gestellt wurden. *) Ausser den genannten
*) Von grösseren Drackwerken und Abhandlungen konnten berücksichtigt
werden :
KhevenhiUer, Ännales Ferdinande!.
Jacobi Franc! historia quinquennalis 1590—1505.
Orteh'us redivivas et continuatns, oder Ungarische und siebenbür-
gische Kriegshändel, so vom Jahr 1895 bis auf 1665 mit dem Türken
fürgelaufen. Frankfurt. Dan. Fievet 1665. Derselbe enthält auch ein
Porträt Ruprechts von Eggenberg.
Decms Baronins Magyar historiäja 1592—1598 (Mon. Hung bist.
Script XYII).
Valvasor, Ehre Krains IV.
— 81 —
Herren fühle ich mich verpflichtet an dieser Stelle Dank zu sagen
dem Herrn Sigmund Grafen von Herberstein, der mir den
Besuch seines Hausarchives in ausgedehntester Weise ermög-
lichte, dem Herrn Landesarchivar Professor von Z a h n, sowie
den Vorständen und Beamten des k. k. Kriegsar-
chiv e s. Nähere Angaben über Charakter und Fundort des in
dem nachfolgenden Aufsatze verwertheten Quellenmaterials sind
dem Texte angefügt Ich habe auch diesmal nicht selten die
Quellen selbst sprechen lassen, indem ich davon überzeugt bin,
dass dadurch ein Hauptzweck der Geschichtschreibung, dem
lebenden Geschlechte die handelnden Personen der Vergangenheit
plastisch vor Augen zu führen, wesentlich gefördert wird ; dabei
war ich bestrebt, die Schreibung möglichst der modernen Ortho-
graphie anzupassen, ohne der Stylisirung, die an sich charak-
teristisch ist, Gewalt anzuthun.
Graz, im Februar 1878.
y« Zwiedineek.
H. G. Kovachich, Script, rer'. Hung. minor. Tom. I.
Ersch und Gniber^ Enciclopädie, Artikel ^R. v. Eggenberg ** (v.
Stramberg).
Richter, Illyrische Grenzhelden in Hormayrs Archiv, 1819.
Hurter, Geschichte Ferdinand II. und seiner Eltern.
Tlwof, „Einfälle der Osmanen in Steiermark**. (IV. 15. Heft der
Mittb. des bist. Yer. ft\r Steierm.)
Hönisch, Ruprecht von Eggenberg (Grazer Zeitung v. 9. Aug. 1878).
yUltiail. fiel hlit. V«r«lnai f. Btet«rrotrk. XJVl. Reft, 1878. jß
— 82 —
L
Abstammung. Kriegsdienste in den Niederlanden,
am Rheine und in Frankreicli.
Ruprecht gehört der älteren Linie des Hauses Eggenberg
an, als dessen erster nachweisbarer Repräsentant Ulrich Eggen-
berger, Bürger zu Graz und Radkersburg (f 1448) bezeichnet
wird ^). Dessen Söhne Hans Eggenberger, Bürger zu Radkersburg
(t 1481), und Balthasar, Bürger zu Graz und Münzmeister
Kaiser Friedrich IH. (f 1493), sind die Stammväter dör beiden
Linien, deren jüngere in der vierten Generation den Fürsten-
hut nnd den Herzogstitel erwarb, um nach abermals vier
Generationen, die den Geschlechtem der deutschen Reichs-
fürsten beigezählt wurden und mit denselben in verwandtschaft-
liche Beziehungen traten, dem Schicksale des Aussterbens
anheimzufallen.
Der Enkel des obgenannten Hans war Christof von Eggen-
berg, der in den Jahren 1541 — 43 das Amt eines Landos-
Einnehmers in Steiermark versah und die Herrschaft Ehren-
,hausen vom Grafen Georg von Schaumburg käuflich an sich
brachte ^). Er war adelig ^) und mit Benigna Helena Fueger,
*) Zur Verdeutlichung der Familienverhältnisse, die insbesondere ftlr die
Stellung Ruprechts zu Hans Ulrich von Bedeutung sind, erlaube ich
mir in Beilage 11 eine Stammtafel der Eggenberger beizulegen, die
zwar noch nicht vollständig genannt werden kann, jedenfalls aber
mehr und Richtigeres, als die bis jetzt bekannten, bietet. Nebst meinen
eigenen, waren mir hiefi\r die Notizen des Herrn Regioruncrsrathes
Dr. Fe in 1 ich massgebend. Siehe darüber auch des Letzteren „Egkenn-
berger StifTl" (Graz 1875). Das Herbersteiner Archiv enthält (L. 4.
43) einen Stammbaum, der überreich an älteren Mitgliedern des Hauses
Eggenberg ist, das bis auf einen Chonradus ab Heggenberg circa
annum 1190 zurückgeführt wird. Derselbe wird einem gewissen Dr.
J. \j. Söhönleben zugeschrieben und ist von Marcus a PerizhoflT un-
terzeichnet, Laibach 27. März 1 688 datirt. Diese Daten, welche jeder
Beglaubigung entbehren, konnten jedoch nicht ber(\cksichtigt werden.
2) 10. Jänner 1543 Verlass-Acten des k. k. Landes -Gerichtes in Graz.
') Die Adelserhebung der Gesammtfamilie oder der einzelnen Linien
- 8a -
der Tochter des Hans Fueger von Melans '•) (Tirol) vermählt.
Als Sprossen dieser Ehe, welche für Frau Helena schon die
vierte war, werden uns genannt: Elisabeth (vermählt 1561 mit
Michael Rindsmaul von Frauheim), Hans Christof, Andreas,
Ruprecht und Barthlmse (Bartholomäus). Die Söhne erbten
die Herrschaft Ehrenhausen zu gleichen Theilen nebst einigen
Gülten 5). Der älteste, Hans Christof, übernahm die Verwaltung
von Ehrenhausen und erscheint als Lehenträger seiner Brüder
Ueber die Jugendgeschichte Ruprechts sind keinerlei Daten
vorhanden. Bemerkenswerth ist nur der Umstand, dass er und
sein Bruder Barthlmae bei der katholischen Religion verblieben ^),
während der ältere Bruder Hans Christof, der allgemeinen
Bewegung des innerösterreichischen Adels folgend, zur evan-
gelischen Lehre sich bekannte. Ruprechts Erziehung war
jedenfalls nicht vernachlässigt worden, denn er schrieb ein
sehr correctes Deutsch, war auch des Lateinischen und Spanischen
mächtig und macht durch sein Auftreten in späteren Tagen
jedenfalls den Eindruck eines allseitig unterrichteten, gebildeten
Mannes. Die erste sichere Nachricht aus seinem Leben stammt
der Eggenberge lässt sich auf keinen Adelsbrief zurAckfÜhren; doch
ist die Thatsache dos adeligen Standes bei den meisten Familien-
gliedem unzweifelhaft. Dafür sprechen insbesondere die Heiraten
mit durchwegs adeligen Frauen, sowie der Besitz von landständischen
Gutem und Gülten. Das Wappen mit den drei Raben, die eine Krone
halten, führte schon Ulrich Eggenberger (s. Epitaphium an der Grazer
Domkirche). Das Epitaphium des Hans Eggenberger in Radkersburg
zeigt ausser diesem auch den Ritterhelm.
^) Epitaphium in der Pfarrkirche von Ehrenhausen. Dasselbe nennt als
Gatten der Benigna Helena: Krasmus Schrott, Ruprecht von Herber-
Btein, Christof von Mindorf, Christof von Eggenberg, Gregor Stadler
den Jüngeren.
^) Yerlass- Acten des k. k. Land.-Ger. in Graz. Theil-Libell vom 1. Mai
1574. In dem Verzeichnisse der Gültpferde und Büchsenschützen
von Inf)."» erscheint „Herrn Christoif von Eckenperg Wittib. und Erben"
mit 4 Pferden und 20 Schützen veranschlagt Die jüngere Linie „Wolf-
gang Eggenperg Erben" stellte nur I Schützen (Mittfaeil. d. bist. Yer.
XXV Heft).
•) Siehe das Testament Ruprechts in der Beilage I.
6*
— 84 —
aus einer Zeit, in welcher er bereits das 34. Jahr erreicht
hatte. Wir finden ihn da als Hauptmann in spanischen Diensten
unter den Truppen Alexander Farneses in den Niederlanden.
Er mag sich wohl schon frühzeitig den Kriegsdienst zum Lebens-
beruf gewählt haben. Wenn man ein von ihm beeinflusstes
Schriftstück aus späterer Zeit berücksichtigt, so wäre er bei-
läufig im Jahre 1572 in spanische Dienste getreten. In diesem
Falle war seine Betheiligung an dem Kriege gegen die pro-
testantischen Niederländer nicht einem Zufalle zuzuschreiben,
sondern ein wohl berechneter Schritt, der geeignet war, ihm
Ansehen und grössere Bedeutung zu verschaffen, als wenn er
unter dem Banner des Kaisers oder der steirischen Landschaft
seine militärische Laufbahn an der Grenze gegen die Türken
begonnen hätte. Die Spanier galten damals als die ersten
Kriegsleute der Welt, die wechselvollen ^.Impresen" in den
Niederlanden boten Gelegenheit, sich sowohl für den Kampf
in offener Feldschlacht, wie für den Festungskrieg auszubilden.
Die Kunst der „ArtoUerey" war bei ihnen zur höchsten Voll-
kommenheit gediehen. Der Prinz von Parma selbst war als
Meister der Kriegführung berühmt, unter ihm zu dienen war
ehrenvoll und lehrreich; er wird als der Begründer einer
Schule der Kriegskunst angesehen, deren hervorragendster
Vertreter nebst Georg Basta unser Ruprecht geworden ist
Das Document, durch welches seine Anwesenheit in den
Niederlanden zuerst festgestellt wird, ist ein Schuldbrief, welchen
Alexander Prinz zu Parma und Piacenza, Sr. Majestät zu
Hispanien Gubernator - General der Niederlande dem Grafen
Florens von Barlaymont, als Obersten eines Regiments von
11 Fähnlein am 11. August 1580 ausgestellt hat, wonach
diesem und seinen Haupt-, Befehls- und gemeinen Kriegsleuten
in drei und zwei Jahresraten die Simime von 717.329 Gulden,
18 Stiber in Frankfurt a M. ausgezahlt werden sollen ^).
"0 Herbst. Arch. Eggb. L «3. 24. Die Gopia, welche sich Ruprecht aas-
fertigen liess, ist Tom Grafen Barlaymont am 28. Mai 1 583 zu Namnr
ausgestellt.
— 85 —
Ruprecht von Eggenberg erscheint darin als Hauptmann mit
einem Guthaben von 23715 Gulden, 19 Stiber (jeder Gulden
zu 1 5 Batzen oder 60 Kreuzer gerechnet). Ein zweiter Schuld-
brief von demselben Tage im Gesammtbetrage von 55258 Gulden
schreibt dem Ruprecht von Eggenberg 5448 Gulden zu. Diese
Beträge enthalten zwar nicht ausschliesslich den persönlichen
Verdienst Ruprechts, sondern auch den Sold für die Knechte
seines Fähnleins, es ist aber mit Bestimmtheit anzunehmen,
dass der grössere Theil davon auf ihn entfiel, denn die Kriegs-
leute jener Zeit verstanden sich auf Berechnungen zu ihrem
Yortheil und wussten die momentane Zahlungsunfähigkeit ihrer
Kriegsherren, von der auch der König von Spanien trotz der
Silberminen von Peru nicht verschont blieb, gehörig auszubeuten.
Um sicher zu gehen, cedirte Ruprecht schon wenige Monate
darnach seine Forderung an das Bankhaus Fugger gegen eine
Pauschalsumme von 1 5000 Gulden ®). Die Fugger hatten jeden-
falls Mittel, sich bezahlt zu machen, doch scheint es nicht,
als ob Ruprecht die Summe sogleich erhalten habe. Dagegen
spricht zunächst der Umstand, dass er sich fast 2 Jahre später
noch eine Copie des Schuldbriefes ausstellen Hess und dass
er noch lange, nachdem er den spanischen Dienst verlassen,
die Realisirung seiner Fordeiiingen zu betreiben genöthigt war.
Ein Jahr darnach wurde Ruprecht zum Obrist-Lieutenant
eines neu zu werbenden Regiments von 10 Fähnlein ernannt,
das den Namen des Prinzen von Parma führen sollte ^). Können
wir schon daraus den Schluss ziehen, dass der Eggenberger
dem Prinzen von Parma bereits näher getreten war und dessen
Vertrauen erworben hatte, so erhellt dies noch deutlicher aus
der Mission, die ihm im Frühjahre 1582 zu Theil wurde. Das
spanische Regiment Gonzaga wurde damals zu einer besonders
wichtigen, geheimnissvollen Expedition bestimmt, deren Ziel
nicht angegeben wird. Eggenberg erhielt den Auftrag, das
^ YcrgleichsurkuDde, von Ferdinand Freiherrn von Fugger ausgestellt^
16. October 1580 Yerlass- Acten des Land-Ger. in Qraz.
^ Decret vom 26. Aug. 1581. Herbst. Arch. Eggbg. L. 3. 24.
— 86 —
Regiment für dieselbe zu gewinnen. Die betreffende Ordre '*')
enthält folgende Punkte:
1. Obrist-Lieutenant Eggenberg soll den Hauptleuten des
genannten Regimentes den Auftrag des Prinzen auseinandersetzen
und denselben nach seinem Ermessen begründen, 2. Dann soll
er sie auch mit dem vom Prinzen mündlich ertheilten Befehl
bekannt machen, damit die Hauptleute die Knechte bearbeiten,
auf dass diese willfährig werden, ;,dass sie dem von Eggenberg,
den sie zuvor längst kennt haben, in seinerti Vor-
tragen Folge thun und leisten". 3. Das Regiment soll aus-
drücklich versprechen, während der Dauer des hochwichtigen
„Anschlages** im Dienste zu bleiben. 4. Für den Unterhalt
werden für 25 Tage und je ein Fähnlein 300 Gulden Kronen
erlegt und nach Verrichtung des ;, Anschlages** 2 Monatsold
baar bezahlt 5. Sollte das Geld nicht gleich zur Hand sein,
so wird dem Regiment ein Quartier angewiesen, wo es die
Zahlung erwarten soll. 6. Für Proviant und Vorrath im Lager
wird genugsam gesorgt werden.
Im Jahre 1584 war Ruprecht mit dem spanischen Succurs
unter dem Grafen von Arenberg zur Belagerung von Bonn
abgerückt. Bonn war der Hauptwaffenplatz des Erzbischofs
von Cöln aus dem Hause Truchsess von Waldburg, der der
schönen Agnes von Mansfeld zulieb evangelisch geworden war
und gestützt auf die protestantische Auslegung des Augsbui*ger
Religionsfriedens sein Erzbisthum in ein weltiiches Territorium
umwandeln wollte. Herzog Ernst von Baiem, der von katho-
lischer Seite zu seinem Nachfolger in der Würde und den
Besitzungen des Erzbisthums gewählt worden war, belagerte
Bonn mit spanischen Hilfstruppen. Ruprecht von Eggenberg
commandiei-te dabei die Artillerie und nahm an den Bemühungen
der Spanier Theil, die ohnehin schon entmuthigte Besatzung
von Bonn zur üebergabe der Festung zu veranlassen. Er und
der Graf von Arenberg „Hessen sich oftmal bei Nacht und
Tag bei der Ringmauer finden und hielten mit der Wacht
10) Decret vom 2. Mai 1582. Ebendaselbst.
— 87 —
Sprach" ^*). Der Erfolg blieb nicht aus ; die Besatzung, welche
von Ernst von Baiern Bezahlung ihrer Rückstände hofite, nahm
den Befehlshaber Carl Truchsess gefangen und öifnete den
Baiern die Stadt.
Es ist begreiflich, dass man in der Heimat auf Ruprecht
aufmerksam wurde uud dass man seiner auch am Hofe des
Erzherzog Carl rühmend gedachte. Dieser aber, der sich der
Wehrhaftmachung seiner innerösteiTeicliischen Lande mit so
viel Ernst und Hingebung gewidmet hatte, musste wohl darauf
bedacht sein, Männer von der Tüchtigkeit Ruprechts nicht
ganz dem Dienste des Vaterlandes entziehen zu lassen. Er
trug demselben daher eine Stellung an, die ihn verpflichtete,
in Tagen der Gefahr an der Vertheidigung Steiermarks gegen
den Erbfeind theibsunehmen und es ihm dennoch ermöglichte,
so lange man seiner nicht dringend bedurfte, unter den spa-
niscJien Fahnen Ruhm und Gut zu erwerben.
Erzherzog Carl hatte im Jahre 1574 die Befestigung der
Stadt Graz, seiner Residenz, begonnen und dieselbe durch
grossartige Bauten auf dem Schlossberge zu einem festen Platze
ersten Ranges gemacht Zum ersten Hauptmanne dieses « Haupt-
Schlosses Grätz" und Hauptmapne der Leib-Guardi wurde nun
Ruprecht von Eggenberg bestellt. Die Instruction für >das neu
geschaffene Amt, welche der Erzherzog am 1. Januar 1585
erliess ^'^), motivirt die Ernennung Ruprechts durch das „gnä-
dige Vertrauen, sowie in Bedenkung seiner uns bekannten
Redlichkeit, Schicklichkeit und aufrichtigen getreuen nützlichen
Dienste" uud normirt seinen Gehalt mit 1500 Gulden und
80 Gulden Beheizuugspauschale jähriich. Sie enthält zugleich
die Zusicherung, dass er in des Königs von Spanien oder
anderen des Hauses Oesterreich Diensten eine Oberstenstelle
i<) Ehevenlnller, Ann. Ferd. T. II. 322.
") HerbersU Arch. Eggbg. L. 8. 24. Den Inhalt der Instruction, welche
in ausftlhrlicher Weise die Obliegenheiten dieses Dienstes auseinander-
setzt, der theils militärischer Natur war, theils den Charakter eines
Hofamtes trug, werde ich seinerzeit an anderer Stelle zu besprechen
haben.
— 88 —
aonehmen dürfe, „wofern wir änderst dann dazumal seiner
Person nicht selbst unentbehrlich bedürfen und füglich ent-
rathen könnten**, unter der Bedingung; „dass er mitlerweil
seines Aussenseins und bis auf die Zeit, so wir ihm bestimmt^
inehrberührte beide Hauptmannschaften durch taugliche quali-
ficirte, uns dazu annehmliche Personen verwalten lassen möge,
ihm auch inzwischen obstehende seine deputirte Besoldung
einen als den andern Weg fortlaufen solle''. Mit den beiden
vereinigten Hauptmannschaften erhielt Eggenberg zugleich den
Titel eines erzherzoglichen Rathes, den er bis zu seinem Ende
führte. Ob Ruprecht im Winter 1584 — 85 in Graz anwesend
war und den bezeichneten Posten thatsächlich angetreten hat^
lässt sich nicht mit Bestimmtheit behaupten ; doch ist es nicht
unwahrscheinlich, da er erst 1587 wieder in den Niederlanden
als Träger eines hohen Amtes genannt wird.
Auch von spanischer Seite suchte man den Eggenberger
sich zu verpflichten, denn es wurde ihm zugleich mit den
beiden Söhnen des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, dem Cardinal
Andreas von Oesterreich und dem Markgrafen Carl von Burgau,
von welchen der erstere 9000, der letztere 4000 Ducaten er-
hielt, eine Jahrespension von 500 Ducaten ausgesetzt und ihm
der Oberstentitel verliehen ^^).
Im Frühjahre 1587 war Ruprecht jedenfalls wieder in den
1*) KhevenhiUer, Ann. Ferd. 1\ II. Die Bewilligung dieser Pensionen
wird der Intervention des kais. Gesandten am Madrider Hofe, Grafen
Ehevenhiller zugeschrieben. Damach scheint die Doppelbestallung des
Eggenbergers die Frucht eines Uebereinkommens zu sein, welches
die beiden habsburgischen Linien geschlossen haben, um diese tüchtige
Kraft ihrem Dienste zu sichern. — Am 20. December 1588 bevoll-
mächtigte Ruprecht von Eggenberg vor dem kgL Notar Peter van der
Hove in Brüssel seinen Geschäftsfreund ^Danielem Retelesium mer-
catorem, moram trahentem in nobili emporio et civitate Antwerpiensi'^
zur Empfangnahme dieser Pension. Als Zeugen waren gegenwärtig:
Dms. Bemardinus Baro de Herberstein, Ludovicus Baro de Grikinghen
et Emanuel de Montbroot Legalisirt ist die Urkunde durch Ferdinand
de Salinas, Reg. Cath. Mtis. Gonciliarius et magister libellorum
supplicorum in suo supremo consilio.
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Niederlanden. Am *24. Mai stellte ihm der Herzog von P«inna
das Ernennungsdecret als Oberster eines Regiments hoch-
deutschen Kriegsvolks zu Fuss von 12 Fähnlein aus. Jedes
Fähnlein sollte 300 Mann stark werden und die Bestallung
G Monate dauern. Würde das Regiment vor oder nach Ablauf
der 6 Monate beurlaubt, d. h. entlassen werden, so sollten
die Offieiere und Knechte einen halben Monatssold Abzuggeld
bekommen. Der Sold für den gemeinen Knecht war nach der
in ganz Deutschland geltenden Norm mit 4 Gulden rheinisch
für 1 Monat bemessen. Durch die Ernennung zum Obersten
war Ruprecht zunächst zur Anwerbung des Regimentes ver-
pflichtet, das ja noch nicht bestand ; der Bestallungsbrief galt
zugleich als Werbepatent und diesem wurde ein genaues
Verzeichniss aller Aemter, Befehlshaber und Parteien und
deren Bezüge beigegeben, zu deren Auszahlung sich der Kriegs-
hen-, der König von Spanien und an dessen Stelle der Herzog
von Parma, verpflichtete *')■ Für seine Person erhielt Eggen-
berg 400 Gulden monatlich.
*^) Herbst. Arch. Staat und VcrzeicIinisB, was Ihr Kön. Mait. zu Hispanien,
mein Allergnädigster lieber Herr zn Unterhaltung und Besoldung
unsers besonders lieben Ruprechten von £ggenberg zu Ehrenhausen,
fürstl. Durchlaucht Erzhorzogs CarVs zu Oesterreich Rath, dcro Leib-
guardi und des fürstlichen Haupt Schloss Graz Hauptmanns, als
Ihrer Maj. Obrister über ein Regiment hochteutschcs Kriegs- Volks
zu Fuss
Erstlich auf gedachts Obristen Leib- und Tafelgeld 400 fl , auf
einen Caplan, den er zu halten schuldig sein solle, 8 fl., auf einen
Schreiber 8 ü., auf 8 Trabanten 82 fl., auf einen Pfeifer und Trummel-
schläger 16 fl., 6 gemusterte Pferd 72 fl., einen Reisewagen 24 fl.,
einen Dolmetschen 8 il., den Christ Lcutenant 100 fl., dessen 2 Tra-
bauten 8 fl., einen Profosen 40 fl., dessen Gaplan 8 fl., Schreiber 8 fl.,
4 Trabanten IG fl., des Profosen Leutenant 20 fl., dessen 2 Trabanten
8 fl., 8 Steckenknecht 82 fl., einen Stockmeister 8 fl., einen Nach-
richter 16 fl., dem Schultheissen 40 fl., dem Gericht Schreiber 8 fl.,
10 Gerichtsleute 40 fl., einen Gerichtsweibel 4 fl., einen Trabanten
des Schultheissen 4 fl., einen Wachtmeister 40 fl., dessen Trabanten
4 fl., einem Quartiermeister 40 fl., dessen Trabanten 4 fl., einen
Obristen Foldscheer 32 fl., einen Proviantmeister .32 fl., einen Hurer-
— 90 —
Auch diesmal war Eggenberg bestimmt, an einer Expedition
gegen Bonn theilzunehmen. Dort hatte sich der Parteigänger
Martin Schenk festgesetzt, nachdem er die Besatzung des
neuen Erzbischofs, des Herzogs Ernst von Baiem, vertrieben
hatte ^5), Der Herzog von Parma schickte den Prinzen von
Simay, Carl von Croy mit 6000 Mann zur Belagerung des
Platzes ab. Unter ihm commandirten die Obersten Spineli,
Samblemont, Eggenberg und Don Juan de Cordua mit 300
leichten Pferden. Bei der Belagerung selbst war auch Oberst
Verdugo thätig. Ein allzurascher Angriff brachte die Belagerer
in grosse Unordnung. Da legte sich Eggenberg mit seinem
Regiment „an die Schantz^ und unterhandelte mit den von
Martin Schenk geworbenen deutschen Knechten mit so gutem
Erfolge, dass sich die Stadt ergab. Darauf zog Eggenberg
unter dem Grafen von Mansfeld (dem Vater des im 30jährigen
Kriege berühmt gewordenen Erast) gegen die Stadt Wachten-
donk, nach deren Einnahme sein Kegiment abgedankt wurde.
Die Knechte desselben fanden jedoch sofort wieder Beschäftigung :
sie wurden von der Liga in Frankreich geworben, die gegen
den König von Navarra im Felde lag.
lui Sommer 1591 bcschloss Alexander Farnese, persönlich
der hartbedrängten Liga zu Hilfe zu kommen. Er wollte Rouen
entsetzen, das von Heinrich IV. und den deutschen Hilfsvölkern
unter Christian von Anhalt belagert wurde. Eggenberg erhielt
im Mai den Auftrag, ins Reich zu gehen und eine Fahne
Reiter zu 300 Pferden zu werben ^ % Nicht ohne Schwierigkeit,
da ihm die Pfalz den Durchzug verweigerte *•), gelangte er
auf den Musterungsplatz im Limburgischen ^^) und zog dann
wcibel 4 fl. Summa Summarum aller obbcschricbenen Posten dieses
Staats auf einen ganzen Monatssold thut 1084 Qulden." Die 10
Feld^aibel wurden aus den über seh Ossigen Sölden „gutgemacht".
•*) Khevenhiller, Ann. Ferd. T. in. 644 ff.
»•) Herbst. Arch. L. 8. 24.
<') Ebendaselbst Siehe auch den folgenden Brief des Herzogs von Parma
an Erzherzog Ernst
IS) Ebendaselbst
— 91 -
dem Herzoge nach. Die Ligisten in Rouen waren schon im
Begriffe, mit dem Könige von Navarra zu unterhandeln, als
die Nachricht von dem Anzüge Parma^s zu ihnen gelangte.
Sofort standen sie wieder davon ab *^). Parma hatte den Oberst
Eggenberg vorausgesendet, um Proviant in die Stadt zu bringen.
Eggenberg hatte 70 Pferde und ein „starkes Geleit" bei sicli.
Die Protestanten legten ihm aber bei Capelle einen Hinterhalt,
nahmen ihm die Proviantwagen ab und „schlugen den mehrer-
theil todt Der Colonell selbst entkam mit aller Noth, nachdem
er sich tapfer gewehrt" ^'^).
Nach mehrfachen Kämpfen um Rouen erlitten die Spanier
im April 1592 eine bedeutende Niederlage und waren in Folge
grossen Mangels an Geld und Proviant genöthigt, in die Nieder-
lande zurückzuziehen. Eggenberg folgte dem Herzoge von Parma
dahin und musste volle 3 Monate zuwarten, bis er das Geld
erhielt, um sein Kriegsvolk befriedigen zu können. Nachdem
dies geschehen, kehrte er in die Heimat zurück, von der er
länger fem geblieben war, als er in Anbetracht der Aemter,
die er dort zu versehen hatte, rechtfertigen konnte. Der Prinz
von Parma, dessen Vertrauen er im hohen Grade erworben
hatte, richtete daher ein eigenhändiges Schreiben an den Erz-
herzog Ernst, der seit dem Tode Erzherzog Carl's die vor-
mundschaftlichc Regierung in Innerösterreich führte , um
Eggenbergs wieder Erwarten ausgedehnte Abwesenheit zu
rechtfertigen. Ich theile dasselbe, da es als ein besonderes
Zeichen der Anerkennung und als Empfehlungsbrief betrachtet
werden muss, in Folgendem mit '-* ^) :
An Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten Herrn Ernsten,
Erzherzogen zu Oesterrcich , Herzogen zu Burgand, Steyr,
Kärnten, Craiu und Wirtenberg, Grafen zu Ilabsburg und Tyrol,
Unsern freundlichen lieben Herrn und Vettern.
'") Jacobi Franc! Ilistoria quinquennalis 1590- 95.
^ Ebendaselbst und bei Khevenhiller, Ann, Ferd. T. lll 929, der dem
Berichte des Jac. Francus fast wortgetreu folgt.
«•) Herbst Arch. L. 3. 24,
— 92 —
Durchleuchiigcr, Hochgeborncr Fürst, £. L. sind unsere
ganz willigen Dienst und was wir mehr Liebs und Guts ver-
mögen zuvor. Besonder lieber Herr und Vetter. E. L. werden
sich allen Zweifels ohn noch guter massen zu entsinnen wissen,
als wir nächst verwichnen Jahrs von' der Egl. Maiestat zu
Hispanien, unserm gnädigsten Herrn, Ihrer Kriegsmacht mit
einer Anzahl Reiter und Knecht zu starkem Befehl, und unter
Andern den Gestrengen unsern lieben besondern Ruprechten
von Eggenberg zu Ehrenhausen abermals zum Obersten über
zwölfhundert teutscher Reiter und Pferde in Dero Dienst be-
stellt gehabt, und obwol nun dieselbige Eggenbcrgischen Reiter
im heiligen Reich durch etzliche Ihrer Maj. Abgünstige also
behindert und aufgehalten worden, dass er Obrister nur mit
einer ringen Anzal dieser Ends angelangt, So hat er dannoch
seine bereitwillige Dienstbarkeit im letzt verrichten Feldzug
in Frankreich und Entsetzung der Stadt Ronen mit seiner
persönlichen Gegenwärtigkeit unter uns bezeugen wollen. Und
seithero wir wiederum aus Frankreich hieher augelangt, in
Verfolg sein und seiner Reiter praetension und Forderung
auch über drei Monat alhie zubringen müssen.
Wann uns aber gedachter von Eggenberg Oberster jetzt
und zu mehrmalen hiebevon unterthänig zu erkennen geben,
wie er von weiland des Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten
Herrn Carls Erzherzogen zu Oesterreich hochseeliger Gedächtnis
hinterlassener Junger Herrschaft solche Aemter und Befehl
trüge, da sein langwieriges Abwesen E. L. als Administratom
derselben Oesterreichischen Länder zu Ungnaden und Misfallen
besorglich gelangen möchte, wann wir ihm nicht unsere attesta-
tion über bedeutetes sein ehrhaftes langes Ausbleiben an E. L.
ertheilen wurden. Hierum ersuchen K L. wir hiemit freundlich
die wolle des von Eggenberg Obersten aus angedeutten Hin-
derungen verursachtes Abwesen nicht allein in keinen Ungnaden
und Unguten vermerken, sondern ihn denselbigen seines tapfern
Gemüts, trefflicher guter Eriegserfahrung und mehrerer Adelichen
Tugenden halber in allen seinen vorfallenden Sachen zu Gnaden
lassen empfohlen sein. Das sind nun E. L. wie ingleichen
— 93 —
und andern freundlich und fleissig zu verdienen erbietig und
derselben obn das zu Bezeigung aller behaglicher Willfahrung
alle Zeit geneigt. Geben zu Spa, den ersten Tag Octobris,
anno 1592.
Alexander Herzog zu Parma und Placenz, Ritter vom
Orden des gülden Felles der Kön. Maitt. zu Hi-
spanien Statthalter-Gubcrnator General und Oberster
Feldhauptmann in Niederland
Alex. Farne se m. p.
So schmeichelhaft dieses Schreiben für Eggenberg lautete
und so sehr er mit der Form seiner Entlassung aus spanischen
Diensten zufrieden sein konnte, so unangenehm musste es für
ihn sein, dass es ihm nicht gelungen war, eine Befriedigung
seiner Geldforderungen noch bei seiner Anwesenheit in den
Niederlanden zu erreichen. Es ist nicht zu zweifeln, dass die-
selben sehr bedeutend waren, nachdem Ruprecht von Eggenberg
wie fast alle seine Standesgenossen damaliger Zeit, es sehr
gut verstanden hat, die geschäftliche Seite des Kriegswesens
mit Vortheil zu pflegen. Die Gelegenheit hiezu war im reichsten
Masse geboten: Oberst und Hauptleute waren die Unter-
nehmer der Werbung, mit allen möglichen Mitteln und Prak-
tiken ausgerüstet, um sich den Sold für Leute zahlen zu
lassen, die entweder gar nie, oder doch nur wenige Tage bei
der Fahne waren. Je unregelmässiger die Zahlung war, je öfter
die Herren Ofificiere mit eigenen Mitteln aushelfen mussten,
desto oberflächlicher war die Controle, desto kühner waren
die Rechnungen, welche den Zahlmeistern vorgelegt wurden.
Selbstverständlich beeilten sich die Kriegsherren ihrerseits
nicht, solche Rechnungen zu liquidiren ; es kam äusserst selten
vor, dass sich die Gläubiger nicht irgend einen Abzug gefallen
lassen musbten, um nur überhaupt zu einem Gelde zu gelangen.
So ergieng es auch Herrn Ruprecht, obwohl er alle Hebel in
Bewegung setzte, um die Spanier zur Zahlung zu bewegen.
Sein Landesherr, Erzherzog Ernst von Oesterreich, richtete
selbst ein Schreiben an den König von Spanien, in welchem
er auf die zwanzigjährigen Dienste Eggenberg's „tarn in classc
_ 94 —
maritima, quam in Inferiori Germania^ und auf seine Be-
mühungen bei der letzten Werbung hinwies. Er habe dabei
grosse Auslagen gehabt, die ihm in keiner Weise ersetzt worden
seien und vom Herzoge von Parma nichts anderes erreicht,
als dass ihn dieser an den König gewiesen habe. Der Erz-
herzof; intercedire daher nur desshalb, damit dem Eggenberg
der erwachsene Schaden wenigstens vergütet werde ^'^. — Die
Wirkung dieses Schreibens scheint keine befriedigende gewesen
zu sein, denn in späteren Verhandlungen Eggenbergs mit dem
Kaiser wird ihm mehrmals die Zusicherung gegeben, man
wolle seine Abfertigung bei der Krone Spanien betreiben.
n.
Kriegszustand in Innerösterreich. Tttrkenkriege Ton
1592 und 1593 bis zur Schlacht bei Sissek.
Als Ruprecht von Eggenberg im Herbste 1592 in die
Heimat zurückkehrte, um von da an in dieser einen seinen
Kenntnissen und seinem Rufe entsprechenden Wirkungskreis
zu suchen, schwebten die innerösterreichischen Lande, mit
deren Verwaltung auch ein Theil des von den Türken be-
drohten Grenzgebietes, nämlich die „windische und crabatische
Gränze" verbunden war, in grosser Kriegsgefahr. Der 1590
verstorbene Erzherzog Carl von Innerösterreich hatte zwar
mit dem grössten Eifer die Verbesserung des trostlosen Ver-
theidigungszustandes angestrebt, in welchem er seine Lande
beim Regierungsantritte antraf, seine unausgesetzte ThäUg-
keit^*) war auch nicht ohne Erfolg geblieben; dennoch hatte
^^ Herbst. Arch. L. 8. 24. „Copia eines Schreibens, so Erzherzog Ernst
von Oesterreich ihm Raprechten von Eggenberg Obristen an die kön.
Mt. aus Hispanien gethan. 1. Februar 1698.'^
'') Eine eingehende Darstellung derselben mQsste mit den gesammten
politischen Verhältnissen Innerösterreich s in Verbindung gebracht
werden. Dieselbe wQrde in den Rahmen dieses Aufsatzes nicht passen ;
ich hoffe jedoch, in nächster Zeit diesen Glegenstand selbststftndig
behandeln zu können.
— '95 -
eben nur das Allernothwendigste ins Werk gesetzt werden
hönnen, nachdem es an eigenen Mitteln und an ausgiebiger
Hilfe gebrach. Niemand konnte in die Widerstandskraft der
Grenzhäuser oder des zur Verfügung stehenden Kriegsvolkes
festes Vertrauen fassen, nachdem stets neue Klagen einliefen,
dass da oder dort die Mauern einer Feste eingestürzt, die
„Gebäu" im übelsten Zustande seien, Befehlshaber und Knechte
wegen mangelnder Bezahlung davonzugehen drohten und die
türkischen Raubexpeditionen immer schon geglückt waren und
grossen Schaden an Menschen und Gut angerichtet hatten,
ehe die nöthigen Streitkräfte versammelt waren, um ihnen mit
Erfolg in den Weg treten zu können. Zwar fehlte es nicht
an^ kühnen Handstreichen und siegreichen Angriffen auf Seite
der christlichen Truppen, sie waren aber niemals entscheidender
Natur und man konnte das Gefühl nicht unterdrücken, dass
bei einem ernstlichen Angriffe der Türken so ziemlich Alles
auf dem Spiele stand.
Die Friedensschlüsse, welche ab und zu vom Kaiser mit
der Pforte geschlossen wurden, hatten für Innerösterreich und
dessen Grenzländer nur geringe Bedeutung. Führte auch der
Sultan keinen allgemeinen Krieg, so liesen es sich die Sand-
schaks der slavischen und ungarischen Territorien doch nicht
nehmen, auf ihre eigene Faust in das christliche Gebiet ein-
zufallen und wenn diese Züge auch meist nur den Zweck
hatten. Beute zu liefern, so niussten sie doch in hohem Grade
beunruhigen, da man niemals wissen konnte, wohin und wie
weit dieselben gerichtet seien. Klagen und Vorstellungen bei
der Pforte waren natürlich gänzlich fruchtlos, nachdem die
Würdenträger in Konstantinopel keinen Anlass fanden, auf
die reichlichen Geschenke zu verzichten, mit welchen die
räuberischen Paschas ihre Zustimmung zu dergleichen kleinen
Friedensstörungen erkauften. Für Völkerrecht und politi-
schen Anstand haben die Türken jener Zeit kein Verständniss
gezeigt
Schon im Sommer 1591 hatten die Türken im Gebiete
von Canischa mehrere Grenzhäuser we^rgenommen und Canischa
— 9fr -
selbst bedroht"*), im April 1592 waren sie mit starker Macht
an der Sau erschienen und hatten einen Theil des steirischen
Aufgebots, nämlich die Mannschaften der Viertel Ensthal, Juden-
burg und Cilli, bei Brest, einem gegenüber Petrinia errichteten
Blockhause, am 19. Juli geschlagen '^'^) Sie machten hierauf
den Versuch, sich Sisseks zu bemächtigen; die Bestechungs-
versuche, welche sie bei den dort gebietenden Agramer Dom-
herren anstellten, mislangen nicht nur, sondern gaben diesen
Gelegenheit, eine KriegsUst zur Ausführung zu bringen, mdem
sie sich scheinbar zur Uebergabe des Platzes anschickten,
500 Türken in die Festung einliessen und dann nieder-
machten '*). Die Niederlage bei Brest rief in den bedrohten
Ländern eine furchtbare Aufregung hervor. Nach allen Seiten
wurden dringende Mahnungen um Hilfe gerichtet Erzherzog
Ernst, der Kaiser und die steirische Landschaft schickten
Gesandte an die Beichsstände, an Salzburg, Erzherzog Ferdinand
von Tirol, nach Schlesien, Oberösterreich u. s. w. Die Ursache
des Unglücks suchte man mit Recht in dem Mangel einer
einheitlichen Leitung und des Zusammenwirkens der ver-
schiedenen Truppen, die an der Grenze zerstreut lagen. Andree
von Auersperg, der Oberst der crabatischen Grenze, deren
Hut nächst den kaiserlichen und erzherzoglichen Kriegsvölkem
den Krainern anvertraut war, mahnte nachdrücklich, man solle
vereint und nicht „zizelweis' anziehen" * ')• Am meisten fürchtete
man für Canischa, dessen Befestigung noch immer höchst
unvollständig war, obwol seit Jahrzehnten auf die Wichtigkeit
dieses Platzes auf das nachdrücklichste hingewiesen worden
war-^). Der Obderensische Landtag hatte zwar in seiner
*^) Jacobi Franc! historia quinquenn. Frankf. 1596.
-^) Wiener Kriegsarchiv. 1592. 13/2. Wahrhafter Bericht, Anfang nnd
Ursprung dieses jetzigen Hungarischen Kriegs Behandelt in
zusammenhängender Darstellung die Kriegsereignisse von 1592, 1593
und 1594. Abgedruckt i. d. Oesterr. militär. Zeitschrift (Schals) 1821.
12. Heft
*^ Ebendaselbst und bei Decius Baronius Magyar instoriäja.
^"O Steir. Landesarchiv. Fase 3 der sogenanuten 81 Fase.
^) Siehe darüber meine Abhandlung „Ueber den Versuch einer Trans-
— 97 —
Session vom April 1592 eine bedeutende Summe als Bauhilfe
für Canischa bewilligt; davon war jedoch kaum die erste
Rate gezahlt und diese reichte nicht hin, um rasch alle Schäden
ausbessern und die nothwendigsten Zubauten auffuhren 2u
können - ^). Der Kaiser konnte auch nichts Erkleckliches thun,
der gleiclizeitige Einfall der Türken in Ober-Ungarn nahm
seine Mittel ohnehin derart in Anspruch, dass sie bald voll-
ständig erschöpft waren. Böse Nachrichten kamen aus Con-
stanünopel. Hassan Pascha, der Sieger von Brest, hatte dort
einen Triumph gefeiert und der Sultan darüber nicht nur
eine grosse Freude gezeigt, sondern die Misachtung gegen den
Kaiser so weit getrieben, dass er dessen Botschafter, Herrn
Friedrich Greckowitz sammt dem Botschaftspersonale gefangen
setzen „und ihm allen Despect beweisen^ liess. Die Veran-
lassung dazu hatte der Yerrath des Hofmeisters der Botschaft,
Ladislaus Martin von Altenburg in Schlesien gegeben, ^^der
dem Herrn Oratori über die Ziffer und seine geheime Sachen
kommen, dieselben den Türken vertraut und offenbart, er
aber, ein sodoraitischer, gottsvergessener loser Bub, wird zum
Türken, lässt sich beschneiden und nimmt eine Türkin '^ ''').
Diese Vorgänge Hessen es glaublich erscheinen, was allgemeines
Gerede in den Landen war, dass in nächster Zeit ein allge-
meiner Kriegszüg der Türken zu erwarten sei. Der gefangene
Botschafter selbst fand Gelegenheit, eine Depesche abzufertigen,
die am 20. März in Prag einlangte und besagte, Sultan
Amurath wolle selbst gegen Wien ziehen ' *). Das Kriegsvolk,
welches im Herbst 1592 an der Grenze zusammengekommen
war, scheint überdies nicht vom besten Geiste beseelt gewesen
zu sein. Der Markgraf von Burgau, Erzherzog Ferdinands
Sohn, der die kaiserlichen, tirolischen und salzburgischen
laüon des deutschen Ordens an die ungarische Grenze''. (Archir f.
öst. Gesch. LYI. Bd. II. Hälfte, pag. 403—445 )
«9) Wiener Kriegsarchiv. 1692 IV. 12.
30) Wiener Kriegsarchiv 1692. I. 1.
^^) Ebendaselbst.
MlUhcil. des hist. Vercliaes f. Btelenaark. XXVI. Heft, 1878. J
— 98 —
HOfstruppen befehligte, war nach Innsbruck zurQckgekehrt
und hatte seine Leute in ziemlich desperatem Zustande in
Croatien zurückgelassen.
Unter solchen Verhältnissen musste Ruprecht von Eggen-
berg bei seiner Heimkehr als ein Retter in der Noth erscheinen.
Er war .der Mann, um an dem zerfahrenen Kriegswesen an
der Grenze zu bessern, was überhaupt unter den gegebenen
Verhältnissen zu bessern war. An Kriegserfahrung und An-
sehen konnte sich keiner der im Dienste befindlichen Befehls-
haber mit ihm messen und man durfte daher erwarten, dass
sie sich ihm gerne unterordnen würden. Dass sich diese Er-
wartung trotzdem zum Theil trügerisch erwies, werden wir
im Verlaufe der Erzählung leider constatiren müssen. Vor
Allem aber musste er geeignet sein, der gelockerten Disciplin
unter dem Kriegsvolke selbst zu steuern, hatte er doch in
den Niederlanden reichlich Gelegenheit gehabt, unter den
misslichsten Verhältnissen sich zurechtfinden zu lernen.
Erzherzog Ernst sandte den Eggenberger Anfangs Februar
des für diesen zu so grosser Bedeutung bestimmten Jahres
1593 nach Agram "). Er sollte im Vereine mit Stefan Grass-
wein, Oberhauptmann zu Copreiniz und Verwalter des Obersten
Befehls auf der Windischen Grenze, sowie mit Hans Werner
und Jacob Hannibal von Reitenau, Obristen „über das Kaiser-
lich und Salzburgisch wider den Erz< und Erbfeind gegen
diesen Windischen und Crabatischen Grenzen zu Hilfe ge-
schickten Kriegs Volk* als stellvertretender Commissär des nach
Tirol verreisten »Obristen Leutenant", des Markgrafen von
Burgau, den „Befehl verwalten", sich mit dem Obersten „in
Crabaten" (Andree von Auersperg) und dem „Baan in Windisch-
land ^, sowie mit allen Hauptleuten in Correspondenz setzen,
alles Wichtige dem Erzherzog als „General-Obersten" melden,
in dringenden Fällen jedoch selbst das Nöthige vorkehren,
wenn auch einer von den Commissären von Agram abwesend
'<) Herberst Arcb. Eggenbg. L. 3. 24. Instruction des Erzberzogs an
Biiprecbt von Eggenberg.
— 99 —
sein sollte. Besonders betont die Instruction, „dass die armen
Leut oder Unterthanen durch das Kriegsvolk mit gewaltiger
Hinwegnehmung des üirigen nicht beschwert" und Meutereien
wegen röckständigen Soldes verhindert werden. — Die Be-
stellung von Commandanten unter dem Titel „Commissäre**
war eine damals häufig vorkommende Gepflogenheit Die Com-
missäre waren immer unmittelbare Vertreter des Kriegsherrn,
besonders bei der Musterung und Abdankung, wo sie in erster
Linie seine finanziellen Interessen zu wahren hatten. An die
Stelle selbständiger Commandanten treten sie meist dann,
wenn der Kriegsherr entweder den Rang des obersten Com-
mandanten sich selbst wahren will, oder wenn die eigen-
thttmliche Zusammensetzung der Heere die Feststellung des
Wirkungskreises eines solchen erschwert. Beide Fälle treten
hier ein, besonders massgebend dürfte aber eben der Umstand
gewesen sein, dass die kaiserlichen, landschaftlichen und fremden
Hil£scontingente nicht leicht ein Obercommando anerkannt
hätten, wenn dasselbe nicht in den Händen eines Mitgliedes
des kaiserlichen Hauses gelegen wäre. Die Commissäre bildeten
mit den selbständigen Befehlshabern der einzelnen Zuzüge
den Kriegsrath, zu welchem häufig noch einzelne Persönlich-
keiten vom Hofe oder von der Landschaft abgeordnet wurden.
Im vorliegenden Falle ist Eggenberg unzweifelhaft zum Leiter
der Kriegsangelegenheiten bestimmt, durch die grössere Zahl
der Commissäre ist nur der Form Genugthuung geschehen.
In der Wesenheit war Eggenberg mit der Aufgabe betraut^
in die Leitung des Kriegswesens auf dem voraussichtlichen
Kriegsschauplatze des nächsten Jahres Einheit und Ordnung
zu bringen.
An) deroutesten war der Zustand der beiden Beitenauischen
Regimenter, wie aus der Instruction hervorgeht, welche Ruprecht
von Eggenberg und Amelreich von Eibiswald, Oberst-Zeug-
meister, erhielten, als sie am 24. April 1593 nach dem Tode
des Obersten Hans Werner von Reitenau mit der Musterung
und Auszahlung seines Regimentes betraut wurden, dessen
Commando der Oberstlieutenant Jacob von Landenburg über-
7*
— 100 —
nominen hatte"*). Die Anordnungen, die da getroffen wurden,
lassen schliessen, dass die mannigfachen Unterschleife, die bei
den geworbenen Landsknechttruppen usuell geworden waren,
auch an der Grenze vorkamen, dass die Befehlshaber weit
mehr Knechte in ihren Listen, als unter den Fahnen fahrten,
um sich durch die „überschüssigen Solde" zu bereichern. Es
wurde den Commissären aufgetragen, sich durch keinerlei
Vorwände von der Musterung abhalten zu lassen und dieselbe
nach den Registern vorzunehmen, welche die früheren Com-
missäre Christof Freiherr von Haimb und Alban Grasswein
verfertigt und die beeideten Feldschreiber in Händen haben.
Nachdem durch den verstorbenen Obersten berichtet worden
sei, dass mehrere Fähnlein dieses Regimentes nur 30 oder
40 Mann stark sind, so soll von Namen zu Namen revidirt
und genau erhoben werden, seit wann die Plätze erledigt
sind. Was die Leute bereits an Proviant oder Munition be-
kommen haben, soll ihnen am Solde abgezogen werden. Die
„Atzungen*^, die bei der letzten Abrechnung 4950 Gulden
betragen haben, sind neuerdings auf 10000 Gulden aufgelaufen,
wovon den Haupt- und Befehlsleuten noch gar nichts »aufge-
bebt^ (abgerechnet) worden sei. Die Commissäre sollen auch
gegen diese nach „Discretion"* vorgehen. Das noch übrige
Kriegsvolk soll neuerdings nach Erfordemiss in Fähnlein ge-
ordnet werden; was die Commissäre von den ihnen einge-
händigten 18000 Gulden ersparen, sollen sie dem Feldkriegs-
Zahlamtverwalter Stefan Schmidt gegen Quittung zustellen,
neue Muster-Register in duplo anlegen und über die ganze
Verrichtung ordentlich relationiren. Die Commissäre konnten
ihrer Aufgabe nicht ohne heftigen Widerstand zu finden, ge-
recht werden. ;,Nach folgenden Auszahlen^ entstand eine
Meuterei unter den Reitenauischen Knechten, die zu den
schärfsten Massregeln Anlass gab. Am 16. Mai richteten die
Commissäre ein Schreiben nach Graz, worin sie verlangten,
dass alle Knechte, die ohne Passport ihres Hauptmannes in
»«) Heiberet. Arch. Eggenbg. L. 3. 24.
~ 101 —
Städten, Märkten oder Landgerichten betreten werden, ge-
ftnglich eingezogen werden mögen.
Diese Angelegenheit konnte kaum geordnet sein, als die
türkischen Schaaren bereits gegen die Grenze heranzogen und
von allen Seiten die Nachrichten eintrafen, dass diesmal nicht
nur der Pascha von Bosnien, sondern auch eine grosse Zahl
benachbarter türkischer Befehlshaber am Kriege theiluehmen
werde. Anfangs Mai gieng bereits ein türkisches Streifkorps
von 3000 Reitern und 200 Fusssoldaten unter Rustan Beg
bei Petrinia über die Kulpa und begann mit der Verheerung
von Turopolien, der Landschaft zwischen Sau und Kulpa.
Sofort wurden die innerösterreichischen Lande zum Anzüge
an die Grenze aufgeboten. Die ersten am Platze waren, wie
immer, die Krainer ^*) unter Andree von Auersperg, Oberst
der croatischen und Meergrenze und Gommandant von Karl-
stadt. Von den Steirem waren nur die Besatzungen der
windischen Grenzfestungen unter dem Obersten der windischen
Grenze Stefan von Grasswein mai'schbereit Das steirische
Aufgebot^ 2500 Büchsenschützen oder deutsche Knechte und
300 schwere Reiter, konnte vor einem Monate nicht erwartet
werden. Erzherzog Ernst betrieb die Rüstungen aufs eifrigste.
Er schrieb darüber nach Prag an den Kaiser ddo. 22. Mai '"):
„Die Kundschafter continuiren noch fort, dass sich Bos-
nensis (der Pascha von Bosnien) zu Kostanowitz samblet und
gegen uns was farzunehmen willens sein soll : unser Herr, der
wehre ihm und zerstöre seine Anschläge ! Die Krainer sein zu
Ross Fchon angezogen, also halten wir dafür, dass die Karner
(Kärntner) auch ihre Pferd hinabgeschickt: der von Röderu ^^)
'^) Ueber die Organisation der Grenzvertheidigung in Krain siehe: Radios,
die Schlacht bei Sissek, pag. 3, Anm. 8.
«») Handschr. Nr. 8966 der Wiener Hofbibliothek, Fol. 531 . Diese Handschr.
enthält eine grosse Anzahl Gopten von Briefen und Original-Relationen
aus dem Kriegq'ahre 1593.
»•) Melchior von Redem zu Ruppersdorf, Freiherr auf Friedland, geb.
Ihbß zu Breslau, Sohn des Friedrich v- Redem, Vicedoms und Kammer-
präsidenten in Ober- und Niederschlesien und der Salome v. Schönaich,
— 104 —
von einem Zengger gehabt, der aus der Türkei (nnangcsehcn
gehabter Bürgschaft) zu Fleiss entloffen, dpr Bassa wäre mit
Geschütz unter Ottochaz zu ziehen bedacht, also hab ich dem-
nach auf gemeltes Burggrafen von Schelin (obwolen jederzeit
meine Meinung gewest, mit meinem unterhabenden Kriegsvolk,
wo es von Nöthen, zwar meinen Pflichten nach zu jedem Not-
fall das meinig treulich zu leisten) mich mit meiner Ritterschaft
alsogleich von dannen nit erhoben, sondern in all Weg von
gedachten Herrn Baan und Herrn von Eggenberg mehre Ge-
wissheit diesorts erwarten wollen und wie ich nun (neben dem
ich mein Kriegsvolk mittlerweilen in guter Bereitschaft gehalten)
mehrere Erinnerung erwarte, also werde ich gleich den 16.
hernach von Herrn Baan und Herrn von Eggenberg um Hilf
und meinen Zuzug (mit gleich Bericht der Belagerung von Sissck)
ersucht und gebeten, darauf ich mich also meinem hievor ge-
fassten Intento nach im Namen des Allmächtigen den 17. hernach
mit meiner Ritterschaft, denen 200 Crainerischen und 100
Carnerischen Pferden aufgemacht und denselben Tag bis St.
Johann, den folgenden Tag aber bis an die Schanz, so Herr
von Eggenberg an dem Fluss Sau ein halbe Meil von Agram
aufwerfen lassen, gerückt, nach dieser meiner alkla Ankunft
haben sich Herr Baan und Herr von Eggenberg also auch der
Herr von Rödern den 19. früh bei mir befunden und mich
der leidigen Beschaffenheit Sissek mit mehreren erinnert."
Auersperg verlangte darauf, dass man möglichst rasch
zum Angriff schreite, da er fast gar keinen Proviant habe und
unmöglich im Felde still liegen könne. Wenn ihm der Oberst-
Proviantmeister, Herr Innocenz Moscon, nicht aus Freundschaft
einige hundert Gulden dargeliehen hätte, so dass er jedem
Reiter 2 Gulden hatte darreichen können, so würde er seine
Herreise aus Noth und Unmöglichkeit nicht haben unternehmen
können. Darauf wurde der Marsch gegen Sissek angetreten.
Als man benachrichtigt wurde, dass sich 300 berittene Türken
bei Brescowitz (dies war in der rechten Flanke des christlichen
Heeres) gezeigt hätten, wurde ihnen ein Streifcorps von 400
Heitern entgegengeschickt, das aus 200 Husaren des Baan,
— 105 —
100 krainerischen Husaren unter den Hauptleuten Miklo
Thodiolovitsch und Michael Miharinitsch, und 70—80 Monte-
cuculischen Reitern gebildet worden war. Die Türken wurden
angegriifen, in die Flucht geschlagen und ihnen 40 Rosse ab-
genommen. Den 20. Juni verweilte das christliche Heer in
Schelin, um auf den Zuzug des Grafen von Serin (Zriny) *^) zu
warten, der seine Hilfe zugesagt hatte. Da er jedoch nicht
anlangte, zog man am 21. nach Novigrad, schlug ein Lager und
ordnete „gute Wachten*^ an. Die ^eilende Post", es seien
türkische Reiter im Anzüge, alarmirte die Christen, stellte
sich jedoch bald als falsche Nachricht heraus.
Am frühen Morgen des 22. Juni fand ein Kriegsrath statt,
über dessen Verlauf sehr widersprechende Nachrichten vorHegen,
die nur darin übereinstimmen, dass sich zwei verschiedene
Meinungen gegenüber gestanden sind; indem ein Theil der
anwesenden Befehlshaber für, ein anderer gegen den so-
foi'tigen Angriff sich äusserte. Jedenfalls hat sich schon damals
eine Differenz zwischen Andree von Auersperg und Ruprecht
von Plggenberg ergeben, die sich später zu einer nachhaltigen
Verstimmung gestaltete. Aus diesem Grunde scheint es mir
auch nicht zulässig, über den Verlauf dieses Kriegsrathes
ausschliesslich die Mittheilungen Auerspergs zu Rathe zu
ziehen, die zwar die ausführlichsten, aber durchaus nicht un-
befangen sind, sondern das Bestreben zeigen, Eggenbergs
Verdienst an der Einleitung der Schlacht herabzusetzen und
Vorwürfe, die vermuthlich von diesem einigen Befehlshabern
gemacht wurden, zu entkräften.
Auersperg erzählt ^^), er habe gleich nach Tagesanbruch
durch den Baan erfahren, Eggenberg wolle zwar bis vor Sissek
hinabziehen, um das Schloss zu besehen, dann aber sofort
wieder zurückziehen. Er, der Baan, sei nun der Meinung,
^') Die Zriny's besasscii nebst anderen Besitzungen Rann und Csakaturn
und hatten eine selbständige militärische SteUung als Gapitäno der
Murinsel.
**) Wien. Hofbibl. Handsclir. 89G6, fol. 452-457.
— 106 —
dass dieses Vorgehen die Sisseker Besatzung entmuthigen und
das christliche Heer dennoch in die Grefahr bringen könne,
von den Türken angegriffen za werden. Auerspei^ habe nnn
Eggenberg zu sich bitten lassen (?) und dieser habe dann
seinen Antrag damit moüvirt, dass er für die Röderischen
Reiter und die Reitenauerischen Knechte nicht mit Proviant
vorgesehen sei und nicht länger im Felde bleiben könne, als
die Besichtigung Sisseks erfordere. Er protestire dagegen,
dass ihm der mögliche Fall der Festung zur Last gdegt
werde. Dem entgegen habe der Baan protestirt, er wolle vor
Gott und der Welt unschuldig sem, wenn durch dieses Hinab-
und Zurückziehen das Haus Sissek verloren gehe.
„und dieses^ setzt Anersperg fort „sein beiderseits die
damals fürgeloffenen beiden Protestationen gewesen, dass ich
aber sagen könnte, wie einer anter uns gewest, der nicht hinab
ziehen wollen und Herr von Eggenberg (als ich etlicher massen
muss verstehen) dawider protestirt h&tte, davon kann ich,
sintemalen ich kein Wort gehört, nichts reden, daon ich zumal
zum Hinabzag kein einiges Bedenken gehabt, weilen ich eben
dcrowegen mit meiner Ritterschaft von Carlstadt gezogen. In
solchen abgehörten zu beiden Theilen hin und wider Protestiren,
mit welchen man eine gute Zeit zugebracht, wird endlich von
allen Theilen (die recht Wahrheit zu bekennen) zwar gewiss
nicht ans unerheblichen sondern mehrern nnd nachfolgenden
Bedenken der Zurflckzug geschlossen, n&mhch weil des Feinds
Macht merklich gross, zudem er seine Brücke schon zum grossen
y ortheil hätte, wir aber entgegen über 5000 nit stark, zumal
aber mit der Bedürftigkeit für das Volk sonderlichen so weit
nit fürgesehen wftren. Eben in diesem hin und wider Wandeln
kommt der allm&chtige Gott mit diesem gn&digen Rat inzwischen
und ordnet, dass von Sissek ein eilende Post anlangt, gleich
jetzt sei es Zeit, hinabzuziehen, das Haus Sissek zu entsetzen,
zu erretten oder solches ganz und gar zu überlassen und des
äussersten Verderbens dadurch zu gewarten, weilen es zum
Sturm so ganz und gar, ja solchermassen beschaffen, so dass
auch die, so drinnen sein, einige Hoffnung haben, dasselbe
— 107 -
noch diesen Tag zu erhalten. Auf diese Post ohne allen Verzug,
auch ohne weitere fürgehende Beden in puncto, inmassen auch
schon alle Boss und männiglich zum Aufsitzen fertig, war das
Hinahrücken geschlossen und von Gott geordnet."
Eggenberg selbst hat sich in seiner Belation über den Vor-
gang am Morgen des Schlachttages nicht geäussert; dagegen
spricht Melchior von Bödem in folgerder Weise darüber*"):
„Den 21. seind wir auf Novigrad zuzogen, des Morgens,
welches ist gewesen der 22., als wir fortrücken sollen, haben sich
widerwärtige Batschläge begeben, indem etzliche den Fort-
zng ganz und gar widerrathen und allerlei Verhinderungen und
Unmöglichkeiten praetendirt, die andern aber stark auf den
Fortzug gedrungen."
Unter diesen „Etzlichen*' sind gewiss die croatischen
Befehlshaber zu verstehen, da ja auch Auersperg zugesteh^i
muss, dass der Baan und die von den windiscben Ständen
Anwesenden gegen den „Hinabzug'' protestirt haben, freilich
mit der eigentümlichen Motivirung, weil Eggenberg „ stracks '^
wieder zurückziehen wollte. Ich kann mich der Ueberzeugung
nicht verschliessen, dass Auerspei^s Darstellung eine Ehren-
rettung des Bans und der Croaten auf Kosten Eggenbergs
bezweckte, mit dem Auersperg aus mehreren Gründen riva-
lisirte. Er sucht ja auch sein eigenes Anrücken als ein frei-
williges und aus eigener EntSchliessung hervorgegangenes er-
scheinen zu lassen, während die übrigen Belationen, besonders
die Eggenbergs, von einer gleichzeitig an den Baan und Au-
ersperg ergangenen Aufforderung von Seite Eggenbergs sprechen.
— Es ist sehr wahrscheinlich, dass Eggenberg vorläufig nur
die Lage der Dinge vor Sissek recognosciren und für den Fall,
als dieses sich noch halten könnte, wieder zurückziehen und
so lange eine feste Position an der Sau beziehen wollte, bis
wenigstens einigermassen ftlr den Proviant gesorgt worden
wäre. Es hat sich später gezeigt, dass der gänzliche Mangel
*s) K. k. Kriegs-Archiv in Wien. 1598. 6. JulL Relation Melchior von
Bödern's an den Kaiser.
— 108 —
des letzteren die Ausnützung des Sieges von Sissek verhindert
hat. Der Baan und die Croaten wollten jedoch überhaupt
nicht vor Sissek ziehen und sind offenbar erst im letzten
Momente dazu bewogen worden. So erzählt auehKhevenhiller**) :
„Den 21. Juni haben die Belagerten um eilende Hilf, weil
der Tark ein Pressa (Bresche), dass man ebnes Fuss zu heissen
hineinlaufen, und sie sieh nimmer von so grosser Gewalt wehren
könnten, geschrieben, mit protestation, sie müssen sonst die
Festung aufgeben, darauf die Häupter, als Andree von Auers-
perg, Ruprecht von Eggenberg und Melchior von Rödem im
Rat, dass dem Feinde unter die Augen sollte gezogen und er
von der Belagerung womöglich abgetrieben werden, beschlossen.''
Die windischen und crabatischen Befehlsleute hätten sich erst
auf Zureden der Obersten hiezu bequemt Jedenfalls wäre es
unbegreiflich, warum Eggenberg, dem doch mindestens das
entscheidende Wort gebührte, plötzlich, nach dem Einlangen
der „eilenden Post" aus Sissek sich für die Entsatzschlacht
entschieden hätte, wenn er eine halbe Stunde früher geneigt
gewesen wäre, lieber Sissek aufzugeben, als sich mit den
Türken zu schlagen.
Die Schlacht bei Sissek.*^)
Wie schon erwähnt, hatte der Pascha von Bosnien spä*
testens am 14. Juni die Belagerung von Sissek begonnen.
*«) Ann. Ferd. T. IV. pag. 1094.
^'') Ausser den Monographien Über die Schlacht bei Sissek von Radios
(Laibacb 1861) und Peinlich (Graz 1868), sowie dem schon er-
wähnten „Wahrhaften Bericht" liegen mir vor die ebenfalls schon
genannte Relation Auersperg's, ferner ein „Extract eines Schreibens
aus Wien so Herr Andreas von Auersperg an Herrn Ungnaden wegen
jüngst bei Sisseg türkischer Niederlag gethan, ddo. 8. Juli, die Re-
lation des Gurriers, so aus dem Lager von Sissek durch Herrn Ru-
prechten von Eggenberg an die Fürstl. Dl. Erzherzog Ernst abgefertigt,
ddo. 28. Juni, die Relation Ruprechts von Eggenberg an Erzherzog
Mathias in Wien, ddo. 28. Juni, die Relation Melchiör'B von Rödem
an den Kaiser, ddo. 6. Juli (sämmtlich im Wiener Kriegsarchiv) und
eine Handschrift: Geschichts-Erzählung und Beschreibung der wun-
derbaren . . . Victoria unter Sissek in Windischland, den 22. Juni 1593.
— 109 —
Sissek war damals keine Stadt, sondern ein festes Schloss, das
dem Agramer Capitel gehörte und bisher grösstentheils nur von
den Domherrn und zusammengerafftem Landvolk vertheidigt
worden war. Schon 1576 hatten die innerösterreichischen
Lande* ^) auf die Bedeutung dieses Punktes für dieGrenzver-
theidigung hingewiesen und die Notwendigkeit dargethan, die
Bewachung des Schlosses den Domherren abzunehmen und
durch geworbenes deutsches Kriegsvolk versehen zu lassen,
denn es sei ^ein solches für treffliches Ort dem Feind Abbruch
zu thun, als man eins wünschen könnte, welches gar am Spitz,
da die Culp und Sau, beide schiffreiche Wasser, zusammen-
rinnen gelegen und eine solche Gelegenheit hat". Galt dies
schon zu einer Zeit, in welcher die Türken noch nicht alles
Land bis an die Culpa besetzt hatten, so war die Bedeutung
Sisseks seit dem Falle von Hrastowitza und Wihitsch noch
ungleich grösser geworden. Die Befestigungen waren daher
erneuert und zur Verstärkung derselben ein Thurm erbaut
worden. Die beigeschlossene Skizze, welche einen im k. k.
Kriegsarchive befindlichen Plan getreu wiedergibt, lässt er-
kennen, dass diese Befestigungen der allcreinfachsten Form
angehörten und eigentlich nur den Charakter einer bastionirten
Schanze an sich trugen. Der Thurm, welcher auf diesem Plane
nicht ersichtlich ist, dürfte wol zur Deckung der offenen Wasser-
seite gedient haben. Die Festigkeit des Platzes lag haupt-
sächlich in dem Umstände, dass er von der Kulpa und Sau
und einem diese beiden Flüsse verbindenden kleinen Canal
vollständig eingeschlossen war, also auf einer Insel lag. Den-
noch konnte er nur die Bestimmung haben, kleinere Streifcorps
aufzuhalten, einer Belagerung durch ein Heer, wie es Hassan
Pascha jetzt vor Sissek versammelt hatte, war er jedenfalls
nicht gewachsen. Es war nur dem Heldenmuthe des Abtes
Fintis und der aus etwa 100 deutschen Knechten bestehenden
^^) Archiv des Deutschen Ordens iuWien. Milit. 129. „Bedenken der dreier
Lande Steier, Kärnten und Krain." Siehe darüber meinen früher ei-
wähuten Aufsatz über die Translation des df'ntschen Ordens a. d. Grenze.
- 110 -
Besatzung zu danken, dass die Türken nicht scbon davon
Besitz genommen hatten; denn das Fener ans dem am jen-
seitigen Ufer der Kulpa aufgestellten StQcke musste T^heerend
wirken. Einem Sturm konnte das Schloss nicht widerstehen.
Die Gefahr eines solchen war unvermeidlich, seitdem die TOrken
eine BrQcke über die Kulpa gesehlagen hatten und in bedeu-
tender Zahl über dieselbe gezogen waren.
So standen die Dinge vor Sissek, als das christliche Heer
anrückte. Die Türken waren, einen Halbmond bildend, in
Schlachtordnung aufgestellt, hatten die Kulpa im Rücken,
lehnten sich mit dem linken Flügel an die Odra und reichten
mit dem rechten Flügel bis zu der von ihnen errichteten
KnIpabrOcke ^'). Sie z&hlten über 18000 an regulären Truppen
in folgender Eintheilung, die Eggenberg selbst in seiner Re-
lation angibt:
Hassan Pascha mit 4000 Mann zu Fuss und Ross,
Rhamadan Beg mit 1000 Mann,
Opardi Beg von Kliss mit 3000 Mann,
Zivieri Memy Beg mit 1500 Mann,
Seffar Beg von Zemick, des Pascha von Bosnien Bruder
mit 700 Mann,
Der Beg von Herzegovina, des Achmet Bassa Sohn an
der Porten (Pforte) mit 3000 Mann,
Kurt Beg, des Ferat Pascha Sohn mit 1500 Mann,
Rustan Beg von Petrinia, mit 500 Mann,
^ Die Schlacbtskizze, welche in der Beilage vorliegt, ist die Copie einer
Handzeichnung des k. k. EriegsarchiYes, die von einem Angenzeugen
und Theilnehmer (die Unterschrift ist unleserlich) wenige Tage nach
der Schlacht (am 1. Juli) an den £rzherzog Mathias nach Wien ge-
schickt wurde. Sie übertrifft nicht nur die ziemlich ungenauen Dar-
stellungen bei Khevenhiller und Ortelius, sondern entspricht auch
weit besser den Angaben, als die von Radics i^producirte krainerische
Votivtafel. Diese lässt es kaum begreiflich erscheinen, wie die Türken
von der Kulpabrficke, die gerade hinter ihrer Aufstellung gezeichnet
ist, hätten abgedrängt werden können, wenn ihr Centrum nicht voll-
ständig durchbrochen worden wäre. Davon ist aber in keinem Berichte
die Rede.
- 111 —
Ibrahim Beg von Likan mit 2000 Mann,
Capitan von Gradiska mit 1000 Mann.
Dazu kamen noch 2000 Mann Spahis, Saym „und ander
Landvolk % 9 Stück „grobes Geschütz''.
3000 Mann unter Kurt Beg und Oparti Beg waren jen-
seits der Kulpa bei den Stücken geblieben, so dass 15- bis
17000 ins Gefecht kamen.
Das christliche Heer biederte sich folgendermassen :
1. Krainer: Andreas von Auersperg mit der Karlstädtischen
Ritterschaft, 300 Pferde.
Adam Rauber zu Weineck mit 200 Arquebusiren,
400 Hussarcn.
1 Fähnlein (2—300) Knechte unter Georg und
Sigmund Paradeiser.
2. Kärntner: Christof von Obritschan zu Altenburg mit 100
Pferden (stand unter Auerspergs Commando).
3. Steirer: Stefan von Grass wein **^) mit der Besatzung von
Kopreinitz und Ibanitsch (400 Mann zu Fuss
und Ross) [Hussaren].
4. Croaten: Der Ban Thomas von Erdödy mit 150 Pferden.
Die Haramier (bewaffnetes Landvolk) des Agramer
Capitels.
5. Kaiserliche und Hilfstruppen:
Melchior von Rödem mit 500 schlesischen Reitern.
100 Montecuculische Reiter.
Ruprecht von Eggenberg mit 4 Fähnlein Rei-
tenauischer Knechte (etwa 12 — 1600 Mann).
Rechnet man hiezu einzelne kleinere Abtheilungen ^ '), so
^) In mehreren Verzeichnissen wird Alban Grasswein genannt, in anderen,
so z. B. bei Rödem Stefan Grasswein. Es l&sst sich schwer be-
stimmen, welcher der Betheiligte war. Stefan erscheint als Oberhaupt-
mann 2U Copreinitz und gleichzeitig Alban als Oberhauptmann zu
Ibanitsch. (Landsch. E. n. A B. 1594). Ebenso bald Stefan, bald
Alban als Verwalter des Oberstenamtes an der windischen Grenze.
1594 starb Stefiin and Alban erhielt das Gapitanat von Gopreinitz.
^*) Ich habe mich in der Aufzählung an Rödems Relation gehalten. £a
1
— 112 —
waren es zusammen 4—5000 Mann. Sie waren in drei Treffen
formirt: Das erste bildeten die Croaten und Hussaren unter
Anitlhrung des Baan, das zweite unter Auerspergs Führung
hatte im Unken Flügel die Karlstädtische Ritterschaft, im
rechten die kärntischen und krainischen Arquebusiere, das
dritte und grösste unter Eggenberg mit den Rödern'schen
und Montecuculischen Reitern und den deutschen Knechten
hielt sich in schiefer Richtung nach links von den beiden
ersten Treffen.
Diese Aufstellung war eine für den damaligen Kriegs-
gebrauch nicht ganz gewöhnliche. Die Noth macht erfinderisch.
Die Formirung eines dicht geschlossenen Gewalthaufens, dessen
Centrum die Reiter, die Flügel die Schützen bilden mussten,
hätte die Schwäche der Christen zu augenscheinlich gemacht
Sie trennten sich daher und zogen die Schlachtlinie möglichst
auseinander. Die daraus resulürende leichtere Beweglichkeit
hat den Sieg über die von zwei Flüssen eingeschlossenen,
zusammengekeilten Türken, die ihre Stärke nicht entfalten
konnten, ermöglicht, trotzdem die letzteren in vierfacher lieber-
macht waren. Der Verlauf des Kampfes, der um die Mittags-
stunde begann, war ein ungemein rascher. Das erste Treffen
griff an und wurde alsbald zurückgeschlagen. Auersperg brachte
jedoch die fliehenden Croaten und Hussaren zum Stehen und
führte mit seinen schweren Reitern eine glänzende Attaque
auf das Centrum der Türken aus. Diese versuchten Anfangs
die kühnen Angreifer zu umzingeln, gerieten aber in Unordnung
und drängten auf ihren rechten Mügel und der Kulpabrücke
zu. Diesen Moment ersah Eggenberg und stürmte mit dem
dritten Treffen gegen den rechten Flügel der Türken, indem
er denselben umfasste und ihnen den Rückzug zur Brücke ab-
schnitt ' ^). Nun war das türkische Heer vollkommen eingekeilt,
werden anderwärts noch genannt: Peter Erdödy mit Hussaren und
Ilaramiern, Stefan Tachy von Stattenberg mit Hussaren, Martin
Pietschnig zu Altenhof und Ferdinand Weidner mit deutschen Knechten,
Jacob von Prank mit deutschen Knechten der steirischen Landschaft.
'^) Eggenberg erzählt die Action mit wenigen Worten : „Ihn (den Türken)
— IIB -
die Christen räumten mit fllrchteriieher Wuth unter ihnen
auf und es blieb ihnen keine Bettung, als sich in die Kulpa
und Odra zu stürzen. Dies brachte jedoch den sicheren Tod,
da es unmöglich war, an den steilen Ufern hinanzukommen.
Nur einer geringen Anzahl war es gelungen, über die Brücke
zu entkommen, bei 8000 Türken wurden zusammengehauen,
die übrigen ertranken. Der Pascha von Bosnien theUte das-
selbe Schicksal, sechs seiner Begs kamen theils im Treffen,
theils im Wasser um. Eine grössere Abtheilung türkischen
Fussvolkes unter Kurt Beg und Ferat Pascha, welche das
Lager besetzt gehalten hatte, sprengte den Pulveryorrath in
die Luft und zog sich mit Preisgebung des Geschützes und
des ganzen Lagers eiligst zurück. Die Christen marschirten
über die Brücke und nahmen vom Lager der Türken Besitz.
Ueber die Zahl der erbeuteten schweren Stücke schwanken die
Angaben zwischen 7 und 11, alle Berichte stimmen jedoch
darin überein, dass sich unter ihnen die berühmte „KatziAnerin^,
die 1533 von den Christen verloren worden war, imd die
;,Kruperin'' (!) befanden. Zu der Beute gehörten auch 2000
ledige Pferde, viele Zelte und prachtvolle Gewänder, 30 Schiffe
und 20 Fahnen.
in Gottes Namen alsbald angriffen und in die Flucht geschlagen Über
sein alda geschlagene Brücken salviren wollen, ist man doch theils
so hart auf ihn gedrungen^ theils auch der Vortheil abgenommen
worden, dass er nicht die Brücken erlangen mögen, sondern in der
Flucht dem Wasser zugeeilt.'' Fggenbergs Relation macht den besten
Eindruck, weil sie präcis, übersichtlich und jedes Selbstlobes bar ist.
£ggenberg spricht von seiner persönlichen Betheiligung gar nicht
Dagegen kann Auerspergs Bericht kaum als ToUkommen glaubwürdig
betrachtet werden, nachdem er den Erfolg der Schlacht ausschliesslich
der von ihm commandirten Reiterschaar zuschreibt und von Eggen-
bergs Abtheilung meint, sie hätte nur das gethan, was noch zu
thun übrig war. Dieses „Uebrige'* war aber eben die Entscheidung.
Wäre Auersperg nicht so ausgiebig unterstützt worden, so h&tte er
wohl schliesslich von der Uebermacht erdrückt werden müssen.
Uebrigens nennt jener Officier, der die beiliegende Schlachtskizze an
Erzherzog Mathias gesendet hat, in seinem Begleitschreiben Ruprecht
von Eggenberg den „Autor und Director** der grossen Niederlage
des Erbfeindes. (K. k. Kriegsarchiv in Wien. 1593, 7, 1 >/,.)
Uiitlieil, d«* histor. V«r«lii«a fBr Bteiemark. IXVl. II«ft, 1878. 9
— 114 —
Der Erfolg dieser Schlacht, die unter so wenig günstigen
Auspiden angenommen worden war, gestaltete sich zu einem
ganz ausserordentlichen. Die Türken sind in offener Feld-
schlacht zwar meistens geschlagen worden, wenn ihnen nur
annähernd genügende Streitkräfte gegenüberstanden, wie es
überhaupt nur Mythe ist, dass die türkischen Truppen, wenn
sie nicht in erdrückender Uebermacht waren, von den Deutschen
je gefürchtet worden wären oder über dieselben Siege erfochten
hätten ; die Sisseker Schlacht blieb aber trotzdem fbr die Zeit-
genossen immer etwas Erstaunliches und die Nachwelt wird
der Kühnheit und Tüchtigkeit der christlichen Streiter ihre
Anerkennung niemals versagen können. Die fortgesetzten, jedem
Rechtsgefühl Hohn sprechenden Raubanfälle der Türken, ihre
Grausamkeiten und gemeinen Schandthaten, die sie Jahr aus
Jahr ein an wehrlosen Greisen , Kindern und Weibern zu
verüben gewohnt waren, hatte in den christlichen Streitern
die gewaltige „Furia*' angefacht, die in dem Gemetzel an der
Kulpa sich endlich Bahn gebrochen hat. Selbst die Klerisei
war hinter den Kriegern nicht zurückgeblieben. Der Abt Fintis
hatte seine Mönche, die sich in Sissek befanden, ermahnt, auf
den Knieen den Allmächtigen um seine Hilfe anzurufen, er
selbst aber war mit seinen Haramiem in den Kampf gezogen
und hatte muthig mitgefochten. Evangelische und Katkoliken,
die in dieser Schlacht wol gleichmässig betheiligt gewesen sein
mögen, zollten ihm einstimmig ihre Bewunderung.
Von den Führern gebührt das grösste Verdienst unstreitig
Andree von Auersperg und Ruprecht von Eggenberg.' Hatte
der erstere durch ungestüme Tapferkeit im Angriffe die Türken
zuerst zum Weichen gebracht, so war es andererseits wieder
Eggenberg, der den Vortheil des Terrains im richtigen Augen-
blicke ausnützte, durch sein Eingreifen entscheidend wirkte
und überhaupt durch die eigentliche Leitung der Aufstellung
und des Angriffes von seinem strategischen Talente Zeugniss gab.
Die Freude über diesen unerwarteten Sieg war eine all-
gemeine. Seit langer Zeit hatten die Feinde des christlichen
Glaubens und aller Kultur keine so derbe Züchtigung erfahren.
-^ 115 —
In Bild und Wort verewigte man die glorreichen Helden des
Tages von Sissek ^'). Der Kaiser, der schon am 28. Jani von
^s) In welcher Weise das Yolkalied in Krain seine Landessöhne gefeiert
hat, die bei Sissek mitgefochten, hat Radics in seiner mehrerwfthnten
Schrift erschöpfend behandelt. Ein „Kunstpoet" Gregorius Bregandt
„Höchstemannter ihrer fürstlichen Durchlaucht Erzherzogen Ernsten
zu Oesterreich etc. Steyrischen 'Hof Kriegs Gantzley Schreiber zu
Grätz" hat die ganze Affaire in zwar nicht sehr zierliche aber wol-
gemeinte Reime gebracht, die unter dem Titel ^Newe Zeitung. Eortze,
jedoch gründtliche und wahrha£fte Beschreibung, dess nächst fürgan-
genen Treffen, vnnd Sigreichen Lobwürdigen Victori, so die Christen
mit dem Blutdurstigen, Türckischen Hasan Bassa auss Bossen, vnd
seinen bey sich gehabten Beegen, auch anderm Kriegsvolck, den
22. Juny, lauffenden 93. Jahrs, in Grabaten Landt, bey Slssegg, am
Turopoliae, Gott lob, glücklichen erhalten vnd obgesiget. Beschrieben,
vnd auss den von den Obristen vnd Hauptleuthen einkommen, vnd
ihrer fürst. Durchl. vberschickten ordenlichen Particnlaritäten, in
Teutsche Rhytmos gebracht ** von Georg Widmanstetter in Graz 1593
gedruckt wurde. (4", 8 Seiten.) Das Gedicht ist dem Erzherzog Einst
gewidmet und beginnt mit den Versen:
Mit was Angst, Noth vnnd grosser Pein,
Hat ein zeit herumb müssen seyn
Beladen, das Grabaten Land,
Fttrnemblich Turopolie genannt,
Von dem Bassa auss Bossen gross.
Der dasselbfg ohne^ivnderlass,
Mit Raub vnd Brandt haimbgesuecht hat.
etc.
Unter den Anführern der Christen wird in erster Linie Eggen-
berg genannt ^der Königkliche Mayestät
Bsteltr Obristr auss Hispania th&t.
Der Edl, Gstreng, vnnd starcke Heldt,
Der zur Verwaltung ward erwehlt,
Dess Obristen Leutenambts Ampt;**
dem Auersperg jedoch mutet der kühne Sänger sogar zu, dass er
mit seinen 600 Reitern die 15000 Türken gleichzeitig in die Flucht
geschlagen und von der Brücke zurückgetrieben habe.
Die weiteste Verbreitung dürfte wol die Fingschrift gefanden haben:
nEygendliche vnd Warhaiftige Zeitung, Wie der jetzige Türkische
Keyser mit einer gewaltigen Kriegssmacht, nemblicb dreisslg tausent
Mann sich zu Feld begeben vergangne Zeit viel Fe&tungen vnd Slädt
8*
— 116 —
dem Siege in Eenntniss gesetzt war , Hess zu Prag in der
Domkirche das Te deum laudamus singen „und die Heerpauken
in die Orgel schlagen". Die Erzherzoge Ernst, Maxmilian und
Ferdinand von Tirol sandten Dankschreiben an Eggenberg ^^).
Ersterer schrieb seinen Commissären, „sie würden vor der
ganzen Christenheit wegen dieser Victori langwieriges Lob und
Ruhm haben, der Kaiser und er werden sich derselben bei
jeder Gelegenheit dankbar erinnern*'. Eggenberg^s besonderes
Verdienst hat er in einem Schreiben, mit dessen Inhalt wir
uns noch eingehend beschäftigen werden, besonders hervor-
gehoben.
III.
Vorgänge an der Grenze nacli der Sclilaclit bei Sissek.
Eggenberg's Berufung nach Wien. Oberstenamt
zu Baab.
Zu einer ausgiebigen Ausnützung des Sieges kam es
leider nicht. Zunächst war es der mehrfach erwähnte Proviant-
mangel, der es den Christen unmöglich machte, sich noch
weiter von ihren Hauptstationen zu entfernen und in Land-
striche einzurücken, die von den Türken bei ihrem Rückzuge
verwüstet worden waren. Ausserdem aber gab es, nachdem
die ärgste Gefahr abgewendet war, gar kein Mittel, auch nur
eingenommen in Crabaten in Vngerlandt fUr Sissckh sein Lager ge-
schlagen. Dasselb mit Sturm vnd Ahnlauff angegriffen in meinung
dasselb einzunemen, ja aber gefehlt wie Kitterlich vnd Dapffer sich
der Herr Yon Eggenberg gehalten mit seinem Kriegsvolk den Feind
erschlagen, ersaufft, verjagt vnnd sein Geschütz sampt tausent Pferdt
bekommen. Geschehen den 22. Jun^ Anno 1598. Gednickt zu CöUn
bey V^ilhelm Letzenkirchen.« {i^ 4 Bl. s. Titelbld.) Es ist mir nicht
gelungen, ein Exemplar dieser sehr seltenen Flugschrift zu Gesicht in
bekommen; dem Titel zu Folge scheint sie an Unrichtigkeiten zu
leiden.
^^) K. k. Kriegsarchiv in Wien, 1593. 30. Juni. Herberst Arch. L. 3.24,
5. Juli 1593; 15 Juli 1593.
- 117 — ^
diese kleine Heeresmacht, die bei Sissek gefochten, beisammen
zu behalten. Der Baan und die Grenzobersten zogen ihren
Standplätzen zu und den kaiserlichen Commandanten blieben
kaum 2000 Mann zu weiteren Operationen. Zu seinem grossen
Leidwesen musste Eggenberg aus diesen Gründen den Versuch,
Petrinia zu gewinnen, aufgeben. Er meldet: Nicht fUr einen
halben Tag habe das Volk Proviant bei sich gehabt, er habe
daher, obwol er nach vorgenommener Besichtigung des Raub-
schlosses Hoffnung gehabt, es zu gewinnen, keine Belagerung
vornehmen können. Auch Rödem's Bericht constatirt, dass das
Vorrücken nach Petrinia vornehmlich des Proviants halber
eingestellt werden musste. Zur Abstellung dieses Mangels und
zur Betreibung der nöthigsten Vorkehrungen sendete Erzherzog
Ernst seinen Kriegsrath Hans Friedrich Freiherm von Traut-
mansdorf an die Grenze **). Er hatte dem Baan, dem Bischof
und Kapitel von Agram und den daselbst anwesenden Land-
ständen Schreiben zu übergeben, worin sie ersucht werden,
Futter und Victualien, wovon sie, wie man erfahren, Vorrath
hätten, dem Heere zuzuführen. Die drei Proviantverwalter sollte
er auffordern, den Proviant bei Tag und Nacht fort zu fördern,
Kapitel und Stände in Agram ermahnen, die durch die Bela-
gerung in Sissek verursachten Schäden rasch ausbessern zu
lassen, wozu ihnen der eben an der Grenze sich aufhaltende
Baumeister Franz Märtl empfohlen wird.
Eggenberg scheint von der ersten grösseren Unternehmung,
die er in kaiserlichen Diensten mitgemacht hatte, trotz des
Ruhmes, den er selbst dabei gewonnen, wenig erbaut gewesen
zu sein. Er, der gewohnt gewesen war, die Leitung eines
Krieges in der Hand eines so hervorragenden Mannes, wie
Alexander Farnese, zu sehen, musste über das Chaos von
Befehlshabern, Commandanten und Obersten, die alle von ver-
schiedenen Herren bezahlt wurden und fortwährend andere
Befehle vorschützen konnten , in gerechten Unmuth gerathen.
»>) E. k. Eriegs-Archiv in V^ien. 1593, 29. Jani. Memorial ui H. Fr.
y. Trautmansdorf.
^ — 118 —
Ausserdem scheint er sieb persönlicV sei es durch den Baan,
sei es durch Auersperg, verletzt gefühlt zu haben: er erbat
sich vom Erzherzoge die Abberufung von seiner Stellung als
Ck>mmissär und befürwortet die Ernennung eines General-
Feldhauptmannes. Es geht dies aus einem Schreiben des Erz-
herzoges hervor, welches ich, da es in ausführlicher Weise
die Verdienste Eggenberg's hervorhebt und die Verhältnisse
an der Grenze bespricht, hier folgen lasse**):
Ernst von Gottes Gnaden Erzherzog zu Oesterrcich etc.
Lieber Getreuer, Von unseren hinterlassneu Geheimen und
Kriegsr&ten haben wir verstanden, wess du dich ihnen erklärt
und entschuldigt, auch auf ihr Zusprechen darauf verharrt.
Nun könnten wir zwar wol erachten, dass du dessen zum theil
deine Ursachen und Bewegnisse haben möchtest, wie du uns
dann mit solchen Gnaden gewogen wissen solltest, dass wir
dir selbst einige Ungelegenheit oder Beschwer nit gern gönnen,
weniger selbst zumuten wollten. Wann wir aber der uns ob-
liegenden Sorge und Verantwortung halber gegen Gott, der
Kön. Kais. Matt, und unserm Vaterland, den Sachen ihrer
auf sich habenden Wichtigkeit, was endlich den Landen fOr
ein Verderben und in widrigem Fall für ein Wolfahrt darauf
steht, nachgedcuken, könnten wir nit befinden, wie der Zeit
deine Person bei dem vorstehenden Werk zu entrathcn , wie
sich auch schicken und für eines Ansehens sein würde, dass
du neben den anderen redlichen und ritterlichen Obristen und
Kriegsleuten, bei nächster so ansehnlichen Victorl so gute
Officia gethan, von dem Allmächtigen Gnad und Segen gehabt,
deinen ohne das bekannten Namen in der ganzen
Christenheit noch mehr bekannt gemacht, und
dass du dagegen gleich jctzo, da man dem Effect der Victori
mit Petrinia nachsetzen solle, und alle Sachen schon beschlossen,
in praeparatoriis, und der Tag angestellt ist, aussetzen oder
dich davon absentieren sollest.
Dann ob wir ja wol dich allein auf sechs Wochen be-
*«) Herberst. Archiv. L. 3. 24.
— 119 —
handelt, du aach hieran and mit l&ngerer Continuirung Ihrer
Kai. Mtt. und uns ein sonder angenehm Gefallen gethan, so
ist doch indessen dies GlQck zugestanden , mit welchem sich
die Sachen also verändert und geschickt, dass man ja aller
menschlichen Vernunft nach davon nicht aussetzen, noch des
Christen Commissari Amt und Directorium, so du mit sonderm
Ruhm und Ehren hishero getragen, ohne des ganzen Werks
höchster Confusion, Verhinderung und Gefahr, in einer solchen
Eil und kurzen Zeit verändern kann, was auch endlich die
Stand des Reichs und andere christliche Völker, sowol unsern :
als deinethalhen, ja der Feind seihst davon discurieren und
gedenken würden. Nehen dem es denen Landen seihst, es
gienge die Sach hinaus auf was Weg es wollte, fast heschwerlich
fttrkäme, als hei denen du gelieht, befreundet, ein fürnehmes
Mitglied, der Zeit an der Hand, Gott lob an gesund und
anderen Quahteten nit verhindert, der Gränz und des Eriegs-
volks bekannt und gewohnt, und hast du sonderlich zu bedenken,
da man vor Petrinia nichts richten sollt*, dass viel der Meinung
sein würden, da du als dergleichen Belagerung und Eroberung
erfahren, zugegen gewesen, es besser abgangen und daher die
Schuld gutentheils deines Abwesens wäre. Und dürften zu für-
fallenden Gränznöten alle Christen und Eriegserfahrne im Reich
und andern Landen, die man künftig zu behandeln hätte, die
ungleichen Gedanken fassen, weil man dich als ein Landsassen
in solcher Not, Gelegenheit und erhaltenen Victori nit hätte
an die Gränz vermögen können, dass ihnen viel weniger
thunlich wäre, sich daher gebrauchen zu lassen, wie es auch
dem jetzigen Kriegsvolk bei diesem Anzug nit ein kleines
Nachdenken machen möchte, als ob du dir icchtes (irgend
ein) Zurichten nit getrautest, und daher sie der Sachen auch
desto weniger Lust und Hoffnung schöpfen, welches eines und
des andern du selbst (wie wir dich kennen) nit gern sehen
oder verursachen würdest. Es wäre zwar ja eines gegenwärtigen
General Hauptmannes jetzo alsbald vonnöten, wie du unsern
Geheimen Räten vernünftig vermeldest, aber in solcher Eil und
da der beschlossne Anzug nit warten kann, ist es ja nit möglich.
— 120 —
Weil dann der Allmächtige jüngstlich so reiche Gnad
gegeben und du dein Obrist Commissari Amt so glücklich
und wol getragen, so wollen wir uns versehen und dich von
Höchstgedachter Rom. Kais. Matt, wegen, auch für uns selbst
hiemit mit allen Gnaden, damit wir dir gewogen, ersucht und
vermahnt haben, du wollest noch weiter und bei dieser Impresa
Gott und dem christlichen Namen zu £hren und von des
Vaterlands Wolfahrt wegen ein üebriges thun und das Obrist
Commissari Amt unter dieser Belagerung mit Göttlichen und
der andern kriegserfahrnen Obristen, sonderlich des von Au-
ersperg und Baans Rath, Hilf und Beistand allermassen coiiti-
nuieren, wie wir es mit dir jtingstlich verlassen haben. Wie
solches dir bei Ihrer Kay. Matt, und bei menniglich zu Ruhm
und Ehren gereichen und einen ewigen Namen machen würde,
also würde .an Mitteln nit mangeln, dir hin-
widerum mit gnädigster Contention zu begegnen.
Die hinterlassenen Geheimen und Kriegs Räte haben auch
allen Befehl, mit dir die Notdurft zu vorstehendem Werk
gehörig zu handeln, zu beratschlagen und äusserster Möglichkeit
nach in das Werk zu richten. So unterlassen wir nit, bei
eignem Currier Ihr Kays. Matt, um Geld und Zahlung des
Kriegsvolks anzuhalten.
Wien, 9. Juli 1593.
Postscriptum von des Erzherzogs eigener Hand:
„Lieber der von Eggenberg, über das, so eben vermeldt
wurde, habe ich auch mit diesen wenigen Worten selber euch
vermahnen und ersuchen wollen, dass ihr diess mein Begehren
nit abschlagen, sondern euch so gutwillig den Wünschen er-
zeigen wollet, das würde euch bei der Kays. Mtt. und mir zu
Gnaden und Wolgefallen reichen und bei menniglich euer Lob
und Ehr verursachen. Ernst."
Eggenberg blieb beim Commando, vermochte aber den
in ihn gesetzten Erwartungen nicht zu entsprechen, weil die
vorhandenen Mittel allzu unbedeutend waren. Der Oberst des
steirischen Aufgebots, Freiherr Gottfried von Brenner, berichtet
— 121 —
an die steirischen Verordneten über die Expedition gegen
Petrinia ddo. 1^5. August *'):
„Euer Gnaden za berichten soll ich nicht unterlassen und
werden dieselben aus meinem jüngst von hier (Lager bei
Rann) abgangnen Schreiben mit mehrcrem verstanden haben,
dass sowohl tlie andern Kriegshilfen als auch ich mit meinem
unterhabenden Steirischen Kricgsvolk im allhierigcn Feldlager
verschiencn Montag Abends ankommen, darauf dann nicht
unterlassen worden, die wolerbaute Festung Petrinia mit starker
Macht bis an dritten Tag zu beschiesscn, es hat aber durchaus
nichts damit können gericht(et) werden, weilen es Alles von
grossem Eichenholz und Bollwerk zugericht(et). Inzwischen hat
sich der neue Bassa aus Bossen auch mit seiner Hilf gegen
Petrinia wärts gemacht und ankommen, also haben die diessorts
fürgestellten und anwesenden Häupter dahin geschlossen, dass
man sich über die (über die) Kulp zugerichte Schiffsbrücken
begeben und nicht allein dem Bassa aus Bossen mit ganzer
Macht unter Augen ziehen, sondern auch mit ihm ein ernstliches
Treffen thun solle, also ist solches zu zweien unterschiedlichen
malen ins Werk gcricht worden, und ist die ganze Ritterschaft
albereit über dem Wasser Kulp und im Vorzug gewest, so
sind doch alsbald solche gewisse und eigentliche Kundschaften
durch einen stattlichen gefangnen und entsprungnen Pribeggen •*")
erlangt worden, dass albereit der Beglerbcg am Herauszag sei
und noch die heutige Nacht oder morgen früh gewiss bei
Petrinia mit starkem Heer und grosser Macht ankommen werde.
Dass man also mit dem versammelten Kriegsvolk aus allerlei
fürgefallenen wichtigen Bedenken wieder zurück und nicht fort-
ziehen können, weilen dann die anderen vorhandenen Hilfen,
als Herr Graf von Serin, Herr Obrist in Krabaten mit ihren
Hilfen, nicht weniger auch die anderen Gränizen (Grenztruppen)
um des besorgenden grossen Einfalls willen zu ihren eignen
und andern ihnen untergebenen Gränizen ihren Abzug nehmen
*') Steierm. Land. Arcb. Kriegsacten (81 fasc.) fasc. 3. 27.
*•) Pervak: Oberhaupt, Dorfrichter, Anführer.
— 122 —
und über zwei Tag allhier nicht mehr halten werden, daher
dann nur das Steirische Volk und die Rödernschen Reiter
alhier allein verbleiben möchten, also wftre ich, doch mit
Vorwissen und Gutheissen Euer Gnaden entschlossen, mich mit
meinem unterhabenden Eriegsvolk auch von dannen zu erheben
und meinen Weg gegen Rann w&rts zu nehmen.*' ^')
So stob denn Alles auseinander. Der Beglerbeg von Graecia,
des Sinan Pascha Sohn, rückte mit einem Heere von 40000 Mann
in „grimmigem Zom^ vor Sissek und eroberte die Feste,
nachdem sich die Besatzung tapfer gewehrt und grösstentheils
den Tod gefunden hatte, am 24. August Darauf verwüstete
er ganz Turopolien, streifte bis Agram und Karlstadt, zog aber
dann, nachdem die Grenztruppen Miene machten, sich ihm
gemeinsam entgegenzuv^erfen, nach Ungarn, wo sein Vater, der
zum Yezier ernannte Sinan Pascha, „ein alter, blutgieriger
Hund, über die 70 Jahre alt," einen heftigen Angriff gegen
die ungarische Grenze vorbereiteta Demselben wurde aber
diesmal mit ausreichenden Kräften begegnet, der Graf von
Hardegg schlug bei Stuhlweissenburg mit 18000 Mann ein
grosses türkisches Heer (5. November) und Herr Christof
Ton Teuffenbach eroberte in Oberungam die bedeutende Fe-
stung Fillek (27. November). Auch ein neuerlicher Einfall der
Türken in Croatien wurde durch Alban Grasswein, der 900 Mann
zusammengebracht hatte, mit Erfolg zurückgewiesen. (19. De-
cember.)
Mittlerweile war eine wichtige Veränderung in der Re-
gierung Innerösterreichs vorgegangen. Der umsichtige und
rührige Gubernator, Erzherzog Ernst, war als ein Opfer der
spanischen Diplomatie nach den Niederlanden gezogen, wo er
wenig Ehre, aber einen frühzeitigen Tod fand und an seine
Stelle war, da Karls Sohn Ferdinand noch in Ingolstadt seinen
Studien oblag, Erzherzog Maxmilian, der dritte Bruder Kaiser
^*) Isthuanffis Behauptung, Breuner habe den Ausschlag zum Böckzuge
gegeben (Harter, Ferdinand II. 3. 146), ist gänzhch unbegrOindet Breuner
beklagt sich im Gegentheil gegen die Landschaft, dasB er gar keinen
EinSuBS besitze.
— 123 —
Rudolf IL getreten. Dieser sowol, als Erzherzog Mathias, der
indessen das Generalat in Ungarn übernommen, bewarben sich
um Ruprecht von Eggenberg. Maxmilian trug ihm im Auftrage
des Kaisers das Amt eines General-Oberst-Lieutenant an der
windischen und croatischen Grenze an*^"), Mathias wollte ihn
zum Oberst - Zeugmeister aller kaiserlichen Königreiche und
Länder machen. Ruprecht entschied sich vorläufig für den
ersteren Antrag und erhielt demgemäss am 1. Mai 1594 einen
Bestallbrief als „General -Oberster Leutenant über das auf
beiden Windischen und Crabatischen Grenzen dienende Ordinari
der Lande Aufbot, wie auch alles andere ausländische
Kriegsvolk zu Ross und Fussj soviel sich anjetzo desselben
auf berührten beiden Grenzen befindet und noch künftig
geworben und aufgenommen wird, darunter auch der Baan
und sein unterbietig Kriegsvolk nit ausgenommen sind.** Als
Gehalt wurde ihm die für damalige Verhältnisse enorme Summe
von 1000 Gnlden monatlich gewährt.
Erzherzog Maxmilian begann den Feldzug von 1594 in
eigener Person und war anfangs glücklich. Sissek, Petrinia und
Hrastowitz wurden in den ersten Tagen des August ohne
Schwierigkeit erobert, mussten aber, weil Krankheiten bei den
Tnippen einrissen und wegen mangelhafter Bezahlung und
Proviantzufiihr grosses Elend herrschte, wieder aufgegeben
werden • '). Des Erzherzogs Berichte über den Zustand seines
•^ Herberst. Arch. L. 8. 24. Schreiben Eggenberg's vom 18. Dec. 1593.
**) Die ausfhbrliche DarsteHung dieses Feldzuges von Professor Richter
(„Illyrische Grenzhelden" Hormayr's Archiv 1819) erwähnt auch Eggen-
bergs Theilnahme an demselben. Viele Angaben dieser Erzählung,
die sich auf des Grafen Rudolf Coronini ^Bellum Fctriniensc'* (Görz
1779) stutzt, widersprechen jedoch so sehr allen übrigen, dass sie
unmöglich als vollkommen sicher angesehen werden könnten. Die
hervorragende Bedeutung, welche dabei der Theflnahme der Familie
Coronini zugeschrieben wird, lässt die Absicht dieses Buches ziemlich
deutlich erkennen. Während hier von einem Sturmangriff von 600 Zengger
Uskoken, der den FaU des Platzes herbeigef&hrt haben soll, viel
Wesens gemacht wird, spricht sich eine Relation der steirischen Gom-
missäre Georg v. Stubenberg und W. v. Windiscbgräz ausdrücklich
— 124 —
Kriegsvolkes an den Kaiser geben ein sprechendes Zeugniss
von der Art der Kriegführung, wie sie an der Grenze schon
zur Regel geworden war'^). Die Ritterschaft in der Carlstadt,
schreibt er, sowie das Übrige Kriegsvolk klagen ihre Noth
wegen Nichtbezahlung, so dass sie, was sie besitzen, verkaufen
und versetzen müssen. Wenn sie nicht bezahlt werden, müssten
„diese redlichen Leute, die des Feindes Art und Gelegenheit
schon kennen^, ihre Aufstellung verlassen. Ebenso stehe es
mit dem Reitenauischen Regiment, das so elend, nackt und
mehrestheils krank sei, dass es einen erbarmen müsse. Er
beschwört den Kaiser als Gerhab (Vormund) der Erben Erz-
herzogs Carl, deren Lande in so grosser Gefahr seien, um
eilende Hilfe.
In Folge dieser unglückseligen Verhältnisse konnte es
zu dauernden Erfolgen nicht kommen; man musste es als
glückliche Fügung preisen, wenn man sich der übermüthigen
Feinde wenigstens einigermassen zu erwehren vermochte und
wenn persönliche Tapferkeit und Geistesgegenwart der christ-
lichen Commandanten von Zeit zu Zeit durch einen geschickt
ausgeführten Streifzug den Türken irgendwie Schaden zufügte
und sie dadurch in Athem erhielt. So gelang es auch in
diesem Jahre dem Herrn von Eggenberg; den Türken einen
Streich zu spielen. Der Beg zu Sissek, Ardropli, hatte einen
Einfall in Kroatien gemacht, Leute und Vieh davongeschleppt
und wollte oben die Beute auf türkisches Gebiet in Sicherheit
bringen, als Eggenberg rechtzeitig davon Kunde erhielt, dem
türkischen Corps nachjagte, ihm, als er es an der Kulpa ereilt
hatte, den Raub abnahm und eine grosse Zahl davon theils
niedermachte, theils gefangen nahm. Unter den Gefangenen
befand sich Ardropli-Beg selbst, "der nach Graz gebracht wurde,
dahin aus, dass die Türken die Festung freiwillig ger&omt haben,
als sie den Ernst der Belagerungsarbeiten sahen. (St. L. A. Kriegs-
acten. Fase. 60. 50.) Auch die von Richter behauptete „Schleifang*
Petrinias finde ich nirgends beglaubigt
•s) K. k. Kriegs-Archiv in Wien. 1594. 8. 25.
— 125 —
weil ihn Erzherzog Maxmilian, da er auf seiner Grenze gefangen
worden war, als Beutestück für sich beanspruchte*^).
Im daraufifolgenden Jahre 1595 gelang Eggenberg die
Wiedereroberung Petrinia's. Er liess den Freiherm Sigmund
von Herberstein, der in diesem Jahre das steirische Aufgebot
befehligte, einen Streifzug nach Zemik und Posega unterneh-
men^^) und legte sich selbst mit Georg Lenko witsch vor
Petrinia. Am 22. September näherte sich Hauptmann Francol
init 50 Pferden der Festung auf Schussweite und gerieth mit
80 Türken, an deren Spitze sich der Festungs-Commandant
Rustan Beg selbst befand, in ein Scharmützel. Die Türken
kehrten zur Stadt zurük, da der Beg schwer verwundet worden
war. Die Kaiserlichen zogen sich gegen Sissek zurück. Den
nächsten Tag erschien „des Bogen Jung" im kaiserlichen
Lager, berichtete den Tod seines Herrn und ermuthigte die
Christen zu einem sofortigen Angriffe auf Petrinia. Eggenberg
cntschloss sich, obwol man den Angaben des jungen Wallachen
nicht viel Glauben schenken konnte, einen Handstreich zu
wagen. Er rückte am 24. September vor die Festung und
nahm sie ohne Widerstand ''''). Petrinia wurde von da ab eine
Hauptstütze der Vertheidigung an der kroatischen Grenze
und wurde von allen drei innerösterreichischen Landen ge-
meinsam unterhalten. Vom Jahre 1598 an erscheint das Gebiet
am rechten Ufer der Kulpa unter der Bezeichnung Kulpa-
oder Petrinianische Grenze •*").
Erzherzog Ferdinand, der in demselben Sommer die Re-
gierung seiner Lande provisorisch übernommen hatte, schrieb
•*) K. k. Kriegsarchiv in Wien, 1594. 9. 8. Schreiben des Erzherzog
Maxmilian an den Kaiser aus Radkersburg.
^^) Ebendaselbst. 1595. 9. 20. Erzherzog Ferdinand Übersendet dem
Kaiser eine ausführliche Relation Herbersteins über seinen Einfall in
das türkische Gebiet, die sich durch besondere Kirnst der Darstellung
und Btylistische Gewandtheit auszeichnet.
•^) Khevenhiller, Ann. Ferd. T. IV. p. 1400. Hurter, Geschichte Kaiser
Ferdinands IL, m. Theil 308.
*') Siehe darüber auch Vani^^ek, Specialgeschichte der Militärgrenze 1. 77,
im Uebrigen ein für das 16. Jahrh. vollkommen unverlässliches Werk,
- 126 -
an Eggenberg folgenden Brief, der von der Gutherzigkeit und
dankbaren Gesinnung des jungen Prinzen ein schönes Zeugniss
gibt «0.
„Lieber von Eggenberg, mein gnädigen Grass znvor, Ener
Schreiben hab ich bei dem Hauptmann Francoll gar wol em-
pfangen, wie auch den Inhalt und sein mttndliche Relation gar
wol vernommen, was fUr herzlich Freude ich daraus vernommen,
könnt Ihr wol selbst erachten. Dem Allmächtigen sei ewiges
Lob und Dank dafflr gesagt, dass er Sein göttlich . . . *^) aberall
so gnädiglich erscheinen l&sst. Die Verordnung in einem und
dem andern hab ich schon gethan und soll mir auch der Haupt-
mann Francoll gar wol befohlen sein, und ich wflsst auch, die
Wahrheit zu sagen, kein bessern an sein statt zu linden ; ich
wünschet nichts mehrers, allein dass ich Geld genug hätt, auf
dass ich Euch und das redlich Euch unterworfene Kriegsvolk
damit erfreuen könnte, wann ich's gleich aus meiner
Haut könnte schneiden. Und bleib Euch wie bisher
mit aller landsfürstlich Gnaden ganz wol gewogen. Datum Graecii,
den 27. 'Septembrls Anno 95.^
Das Verhältniss, in welchem Ruprecht von Eggenberg
zu Erzherzog Ferdinand und der Erzherzogin-Mutter Maria
stand, war ein dauernd freundschaftliches. Es erklärt sich dies
nicht nur aus den Verdiensten, die sich Eggenbei^ uin das
erzherzogliche Haus erworben, sondern wohl auch daraus, dass
derselbe unter den katholischen Adeligen der Steiermark da-
mals eine der hervorragendsten Persönlichkeiten war. In einer
Zeit, in welcher das Verliältniss zwischen der übereifrigen
katholischen Regierung und der überwiegend protestantischen
Majorität der Stände von Tag zu Tag gespannter wurde, mochte
die erstere wol Veranlassung haben, Männern von der Bedeu-
tung Ruprechts eine besonders gnädige Gesinnung zu bezeugen,
wenn diese treulich zu ihr standen ^ 0* ^^ Kriegswesen Inner-
*^ Herberst Arch. Eggenberg. li. 3. 24.
*^) „Hilf" scbeint ausgeblieben zu sein.
<*) Bei der Erbhuldigimg des Erzherzog Ferdinand (Anfangs December
1596) wird Ruprecht von Eggenberg von einigen Scbriastellem
— 127 —
•
Österreichs scheint Eggenberg während der Jahre 1595 und
1596 ausschliesslich geleitet zu haben, soweit es dem Erz-
herzoge unterstand; auf die Truppen der Stände hatte er
keinen Einfluss, ausser in dem Falle, als ein feindliches Heer
die Grenzen bedrohte. Nachdem sich aber in diesen Jahren
der Angriff der Türken wieder mehr den ungarischen Grenzen
zuwandte, war Innerösterreich minder gefährdet. Da ist es
denn sehr begreiflich, dass man den bewährten Eriegsmann
auf dem Haupt-Kriegsschauplatze zu verwenden gedachte und
dass er selbst weiteren Wirkungskreisen zustrebte.
Schon im Frühjahre 1596 begannen die Verhandlungen
zwischen dem Kaiser, seinen Wiener Kriegsräthen, dem Erz-
herzoge Maxmilian einerseits und Ruprecht von Eggenberg
andererseits wegen Uebemahme eines neuen Commanders. Am
12. Mai richtete die kaiserliche Kanzlei eine Aufforderung an
den letzteren, sich nach ^^ Verrichtung seiner Ehehafften^ bereit
zu halten, als Ihrer Majestät oberster General in Ungarn ge-
brauchen zu lassen '^). Damit war jedoch nicht die Stelle eines
obersten Feldhauptmanns des Kaisers gemeint, wie sie zwei
Jahre später Erzherzog Mathias übernommen hat, sondern das
Generalat an der oberungarischen Grenze. Dies geht mit aller
Bestimmtheit aus einem Befehlschreiben des Kaisers vom 1 1 . Juli
eine besondere Rolle zugeschrieben. J. B. Winkler (St. Zeitschr.
N. F. 1 p. 86) erzählt, Ruprecht habe als „Stellvertreter des Erzher-
zogs die Huldigung der St&nde empfangen, bei welcher Gelegenheit
er mit königlicher Pracht in Graz erschien.^ Sartori (Pantheon, II. 3.
p. 823) f^lgt hinzu, er habe in seinem Stamroschlosse den Ständen
ein königliches Gastgebot gegeben. Ritter v. Leitner (Mitth. d. h.
Ver. I, 132) erwähnt zwar nichts von der Entgegennahme der Hul-
digung, wohl aber von dem Gastmahle im Eggenberger Schlosse, das
am 10. Deoember stattgefunden haben soll. Ich kann dem nur ent-
gegenhalten, dass Erzherzog Ferdinand die Huldigung persönlich ent-
gegennahm und am 12. December in der Burg ein grosses Bankett
gab, bei welchem die Erbämter verrichtet wurden. Das Schloss Eggen -
berg hat Ruprecht niemals besessen, es wurde von Hans Ulrich er-
baut. In den Eggenbergischen Papieren fand ich von diesem Feste
nicht die geringste Andeutung.
''^ Herberst. Archiv Eggenberg L. 3. 24.
- 128 —
hervor ' '), worin er E^enberg mittheilt, dass er ihn an Stelle
des Freiherm Christof von Teuffenbach zum Feldobersten in
Ober-Ungarn bestellen wolle, dass er jedoch erst im Herbste
an diesen neuen Bestimmungsort abzugehen habe. Inzwischen
solle er nach Wien kommen „und daselben nicht allein über
die Stadtguardi disponiren, sondern auch neben der Burger-
schaft und Ihr. Maj. deputirten Herren Rätefi die Stadt selbst
inwendig und auswendig an Mauern, Basteien, Courtinen,
Gräben und dergleichen reparieren, in omnem eventum, soviel
sich immer thun lässt, befestigen und versichern". Die Noth-
wendigkeit, Wien in vertheidigungsfähigen Stand zu versetzen,
war in den letzten Jahren wieder mehr als je hervorgetreten,
als die Gerüchte von einer bevorstehenden Belagerung so
entschieden aufgetreten waren. Im August 1594 hatten „die
hinterlassenen Kriegsräte*' eine Reihe von Vorstellungen in
dieser Angelegenheit an den Kaiser gelangen lassen. Am
eindringlichsten spricht sich die vom 10. August aus ^*):
„Es sei dringend, das Erzherzogtum Oesterreich und sonderlich
die Stadt Wien zu schützen, weil es dazu gekommen, dass
Sinan Pascha nach Erobeiomg von Wesprim, Palota, Totis
und St. Martinsberg Raab mit grosser Gewalt belagere. Wenn
Raab gefallen sei, stehe zu erwarten, dass dieser alte, kriegs •
erfahrne, listige Krieger, der seine Proben gegen Venedig,
Persien und die spanische Majestät abgelegt hat, sich gegen
Wien wenden werde. Obwol die Räte schon im October 1593
dem Kaiser die Vorlagen wegen Instandsetzung Wiens für
eine Belagerung gemacht hätten, sei bis jetzt doch gar nichts
geschehen. Seit etlichen Jahren sei an der Befestigung, mit
Ausnahme der Schottenbastei nichts erneuert worden. Es be-
dürfe vor Allem eines ansehnlichen Hauptes und Obristen,
eines Stadthauptmannes und zugleich Obrist-Leutenants, der
nach der bisherigen Gewohnheit und Instruction auch die Bürger
^0 Ebendaselbst.
*) K. k. Kriegsarchiv in Wien. 1594. 'p~~\Q~n-
1
- 129 -
2U regieren habe, ferner Kriegsvolk, Baumeister, Verprovian-
tierung, Munition/
War damals die Gefahr auch trotz des Verlustes von
Raab, das Hardeck an Sinan Pascha übergab, glQcklich vor-
übergegangen, so musste sie sich doch jedes Jahr erneuern
und der Kaiser konnte dem Verlangen seiner Räthe nicht länger
Stillschweigen entgegensetzen. Eggenberg äusserte sich schon
am 12. Juli auf das kaiserliche Befehlsschreiben in einer Weise,
die erkennen lässt, dass ihm der Plan, ihn mit der Armirung
von Wien zu betrauen, bereits bekannt geworden war'*). Er
schreibt an den Kaiser, er habe zwar gehofft, dass man ihn
wegen der von ihm vorgebrachten Motiven der Beschäftigung
in Wien entheben werde, habe aber darüber keine Erledigung
bekommen. Wegen der Verantwortung, welche er gegenüber
dem Erzherzoge Ferdinand und dem Kurfürsten von Cöln, der
ihm Güter anvertraut habe, trage, müsse er jedenfalls einige
Wochen Frist erbitten. Er sei bereit, dem kaiserlichen Auftrage
nachzukommen, müsse jedoch erklären, dass er hiezu Bau-
meister und andere erfahrene Leute brauche, die ihm bei Be-
schaffung des Proviants an die Hand gehen, ^^da er der Land
Gelegenheit ein Unbekannter sei^. Dass er jedoch ohne genaue
Instruction über die ihm zu Gebote stehenden Mittel und den
Umfang des Erforderlichen ;, solchen Carico, wie der Buchstabe
lautet, genügsamer Gegenwehr und Defension absolute auf
sich allein nehmen solle, was zehn oder zwanzig seines Kopfs
Vermögens gleichen zu schaffen gebe"*, das würde doch Se.
Majestät ihm nicht aufladen. Wenn ihm alles Nothwendige
geliefert werde und er eine Specificirung seiner Verrichtung
und Verantwortung erhalte, so wolle er mit Gottes Hilfe ans
Werk gehen. — Am 1 7. Juli fertigte der Kaiser in Prag den
Bestallungsbrief für Eggenberg aus '^). Im Eingange ist die
drohende Gefahr durch des Sultans persönlichen Anzug gegen
Wien erwähnt, woraus sich die Nothwendigkeit ergebe, Wien
''^ Herberst Arch. Eggenberg L. 8. 24.
'*) Ebendaselbst.
Mittbril. df*« hiiit Vereiiifi f nteiermKrk. XXVT. Heft, 18T8.
1
— 130 —
als nächste Grenzfestung zu vertheidigen. Eggenberg solle seinen
»Ressort nach uns (dem Kaiser) auf unsem freundlichen ge-
liebten Bruder und Fürsten Erzherzogen Maximilian zu Oester-
reich haben". Bauverständige und Proviantmeister werden ihm
zur Seite gegeben, im Falle der Belagerung werde fllr die
fernere Notdurft Fürsehung getragen und ihm über sein Ver-
mögen nichts aufgetragen werden. Wegen einer Besoldung
werde mit ihm nichts verglichen, sondern er werde durch die
kaiserliche Gnade so bedacht werden, dass er zufrieden sein
könne. Vorläufig hatte Eggenberg jedoch noch den grössten
Theil seiner Bezüge, die ihm als General der windischen und
croatischen Grenze gebührt hatten, ausständig. Der Kaiser
trachtete daher, um Eggenberg zur Annahme des neuen Com-
mandos zu bewegen, ihn wegen dieser noch offenen Forderung
zu befriedigen. Er schrieb daher am 20. Juli an Erzherzog
m
Ferdinand '^): der Erzherzog möge die Bestellung Eggenbergs
zum Feldobersten in Ober-Ungarn nicht hindern, ihm auch
seine Gnade nicht entziehen und nachdem Eggenberg, als
General- Oberstlieutenant der Grenze, sowie der von Auersperg
zu gleichen Theilen vom Kaiser^ vom Erzherzoge und von den
Landen unterhalten wurde, solle er dafür sorgen, dass, nach-
dem ihn der Kaiser contentirt, auch die zwei anderen zur
Zahlung verpflichteten Theile den Ausstand begleichen.
Erzherzog Maxmilian billigte in einem Schreiben an den
Kaiser aus dem Feldlager vor Hatvän ' ') die Berufung Eggen-
bergs, es scheint auch, dass dieser sich sofort nach Wien
begeben und über den Zustand der dorügeu Werke, sowie
des Kriegswesens der Stadt ein Gutachten verfasst habe. In
einem Berichte der Wiener Kriegsräthe an den Kaiser vom
12. August'') heisst es: Der Kaiser werde aus ihrem Bericht
und des von Eggenberg „Discurs'' ersehen, was die vornehmsten
Mängel seien. Dieselben könnten in der Eile nicht remedirt
'*) Herberst. Archiv. Eggenberg. L. 8. 24.
'<0 K. k. Kriegsarchir in MTien. 1596. 8. 19.
7^ Ebendaselbst.
— 131 —
werden und auf eine unausgebaute Fortezza könne man sich
nicht verlassen. Sie, sowie der von Eggenberg und alle Kriegs-
erfahrnen wüssten kein anderes Mittel, als dass durch männ-
liche, ritterliche Hand der Feind von Belagerung dieser Stadt
möglichst abgehalten werde. Ueber eine weitere Thätigkeit
Ruprechts in Wien ist mir nichts bekannt geworden; seine
Berufung dahin war von Seite des Kaisers eben nur ein Be-
ruhigungsmittel gewesen, um der gewaltigen Angst vor einer
Belagerung doch etwas zu steuern. Für diesen äussersten
Fall glaubte man in Eggenberg den Mann gefunden zu haben,
dessen Ansehen und Kriegserfehrung den Bürgern und Ver-
theidigungstruppen Vertrauen einflössen werde, der auch im
letzten Augenblicke die nöthige Energie und Kaltblütigkeit
besitzen würde. Sobald die äusserste Gefahr vorübergegangen
war, brauchte man Eggenberg nicht mehr in Wien, denn für
eine dauernde Instandsetzung der Festungswerke, fbr eine
systematische Behandlung des Yertheidigungswesens hatte man
kein Geld.
Im Frühjahre 1597 wurden daher mit Eggenberg neuerlich
Verhandlungen eingeleitet. Dieselben galten jetzt der Ueber-
nahme des Feldzeugmeisteramtes in Ungarn. Der Kaiser schrieb
darüber am 28. März des genannten Jahres an Erzherzog
Maxmilian ' ^) : Er habe Eggenbergs Erklärung wegen Ueber-
nahme des Feldzeugmeister-Amts vernommen. „Was er nun
anfangs von voriger Behandlung des Ober-Ungarischen Befehls
halber anrührt und insonderheit ihm denselben dergestalt, dass
er solchen nach voUendtem Feldzug antreten möge, vorzube-
halten vermeinen und begehren thut: Darauf wollen Euer
Liebden ihm zu verstehen geben, dass unsere gnädigste In-
tention jet^o dahin gestellt sei; dass er dies Jahr nicht alleia
zu Feld unser Obrister Zeugmeister sein, sondern auch hernach
dasselbe stetig Amt bediene und also in solchen ein Ordinari
Dienst neben einer Kriegsrat-Steil zu Wien haben solle, daher
es sich dann nicht thun lässt, dass der Zeit und jetzig Läuffen
"'S) Herberst. Arch. Eggenberg. L. 3. 24
9*
— 132 —
nach bedenklicher Welt so ein Tomehmen Befehl, als der
Ober-Ungarisch einer ist, unbestellter zn lassen." Was das
deutsche Regiment betrifft, welches Eggenberg zu dem Obrist-
Zeugmeisteramte begehre, so halt auch der Kaiser dies f&r
sehr nützlich, da aber kein Geld hiezu vorhanden sei, so
könne er auch nichts Bestimmtes zusagen, es werde jedoch
der Erzherzog die zur Artillerie nöthige Mannschaft „nach
Gel^enheit yerordnen**. Bezüglich der Forderung Eggenbergs
von seiner crabatischen Bestallung her werde er sich erst mit
Erzherzog Ferdinand vergleichen. Aus diesem Schriftstücke
geht hervor, dass der Kaiser die höchst gerechtfertigte Absicht
hatte, das gesammte Artilleriewesen der gegen die Türken
aufgestellten Truppen unter die einheitliche Leitung eines
tüchtigen Fachmannes zu stellen. Ein Oberst-Zeugmeister, der
nebst dem Feldmarschall, d. i. dem Befehlshaber des reisigen
Zuges, der Ritterschaft, und dem Obersten der Fussknechte
ein selbständiges Amt unter dem obersten Feldhauptmanne
inne hatte, war für ein wolausgestattetes Heerwesen unbedingt
nothwendig. Ihm unterstand die gesammte Feld- und Festungs-
Artillerie, sowie Alles, was mit Belagerung und Vertheidigung
fester Platze in Verbindung stand. Er hatte die Zeughäuser
einzurichten und zu ordnen, für Geschütz, Munition, Bedienungs-
mannschaft und Bespannung zu sorgen; er bedurfte desshalb
auch; wie Eggenberg selbst verlangt hat, eine genügende Be-
deckung zum Schutze seiner werthvoUen Objecte, für die er
verantwortlich war.
Es dauerte geraume Zeit, bis man Handels einig war.
Eggenberg wollte vor Allem seine Forderungen von der letzten
Bestallung an der Grenze her gesichert wissen; er hat dies
jedenfalls zur Vorbedingung seiner Annahme gemacht, weshalb
ihm der Kaiser am 24. Juni 1597 '^) mittheilte, er wünsche eine
Specification seiner crabatischen Prätensionen und dessen^ „was
ihm in Abschlag der 5474 fl. 15 kr., so er den Reitenauischen
Knechten, FrancoFschen Reitern zu Petrinia für geliehen,
'") Herberst. Archiv. Eggenberg. L. 8. 24.
— 133 —
bis auf diese Zeit erlegt worden^. Erst am 31. Juli d. J.
wurde ihm der kaiserliche Bestallungsbrief als General-Obrist-
Feld-Zeugmeister ausgestellt^"). Darin hiess es, er habe für
die Bereitung und Bewahrung der Munition zu sorgen, darauf
zu sehen, dass mit dem Pulver gespart und ohne Gefahr um-
gegangen werde, den Schützen solle Pulver und Munition
nicht nach ihrem Begehren, sondern nach Nothwendigkeit ge-
reicht werden ; er habe dahin zu wirken, dass die zum Artillerie-
staat gehörigen OfiRciere, Diener, Werkleute ihre Dienste ver-
sehen, dass Fuhrleute, Geschütz- und Wagenpferde in völliger
Anzahl vorhanden sind. Wenn es zu einem Abzug kommt oder
im Felde nichts zu thun gibt, solle er das Geschütz und Zeug
in das Zeughaus in Wien, oder wo es ihm geschafft sein wird,
gut unterbringen und darüber ein Inventar anlegen. Er habe
den Erzherzog Maxmilian und dessen General-Oberst-Leutenant
nach ihm „ anzusehen*' und deren Anordnungen in Artillerie-
sachen auszurichten. Dafür werden ihm fOr Leibsbesoldung und
nothwendige Staats-PersoneU; die in dem Artillerie-Staat nicht
passirt werden sollten, monatlich vom 1 5. August an, so lange
er im Felde dient, 1200 Gulden zugesichert. Wegen des ausstän-
digen Bestes, welchen Eggenberg zu prätendiren hatte, war die
Hoikammer schon früher angewiesen worden, ihn mit einem
Theil zu befriedigen, mit dem andern zu vertrösten. Für einige
Fähnlein zur Versehung seines Amtes sollte Erzherzog Max-
milian sorgen. Den Titel Genefal-Obrist-Feld-Zeugmeister hatte
Eggenberg selbst verlangt**).
Als Erzherzog Mathias die Stellung als Ober-General in
Ungain übernahm, behielt Eggenberg das Oberst-Zeugmeister-
amt und war dem General Basta, der als Feldmarschall dem
Erzherzoge Maxmilian zur Expedition nach Siebenbürgen folgte^
gleichgestellt Der auf Eggenberg Bezug nehmende Passus der
kaiserlichen Besolution für den Eriegsstaat des Erzherzog
»0) Uerberst. Archiv. Eggenberg. L. 3. 24.
^ ) K. k. Kriegsarchiv in Wien. Schreiben des Kaisers an Ensh. Maxmilian
vom 3. Mai 1597.
— 134 —
Mathias vom 3. August 1598 '^•) lautet: „weil nämlichen so
viel Zeit mit Abfertigung des angehenden Feldobristen in Ober-
Ungarn Herrn von Eggenberg fürttber, und derselbe diesmal
so eilends nit anziehen kann, soll Er, Herr Eggenberg, noch
diess Jahr solch Obrist Zeugmeisteramt zu Feld versehen
und dann nach geendter Feld Expedition sein Abzug in Obcr-
UngaiTi nehmen, mit welchem dann also Ihr Fürstl. Durchl.
bei diesem Amt auch ein richtige und gute Ersetzung liaben
werden." Eggenberg scheint diese Stelle jedoch nicht früher
acceptirt zu haben, als bis ihm der ausständige Best seiner
Geldforderungen gezahlt worden war. Dies lässt sich aus
einem Schreiben der Erzherzogin Maria an Eggenberg vom
21. Juli d. J. erkennen'*'). Dasselbe beginnt: „Lieber von
Eggenberg, Ich hab euer Schreiben vom 14. d. M. wol em-
pfangen und daraus vernommen, wie euch der Kaiser bestellt
hat . . . Unser Herr geb euch in Allem Glück. Ich freu' mich
von Herzen, dass euch der Kaiser euren Crabatischen und
Windischen Rest zahlen will. Er ist's euch vor Gott schuldig.
Ich hätt* es gern gesehen, dass ihr vor eurem Hinreisen zu
uns wärt kommen . . . ^
Mit der Vertröstung auf die Besetzung des oberungarischen
Commando'^ im nächsten Jahre war jedoch der Wiener Hof-
kriegsrath nicht zufrieden. Er sprach in einem Gutachten über
die erwähnte kaiserUche Besolution ^^) die Meinung aus, es
sei sehr zweifelhaft, ob sich der von Eggenberg „zu einer so
langwierigen Tractation werde brauchen lassen*' und müsste
jedenfalls seine Antwort darüber abgewartet werden. In Ober-
Ungarn sei jedoch ein Befehlshaber dringend nothwendig; da
man sich auf die Verwaltung des Amtes durch Bakoczi durch-
aus nicht verlassen könne.
Zu dem Antritte des vielbesprochenen Generalates in
Ober-Ungarn kam es von Seite Eggenbergs nicht. Es scheint
*') K. k. Eriegsarchiv in Wien.
^^} Ebendaselbst.
*^) Kumar, Geschichte der Burg und Familie Herberstein. II. 160.
- 135 —
vielmehr, dass derselbe das Feldzeugraeister-Amt unter Erz-
herzog Mathias auch in den nächsten Jaliren noch versehen
habe. Genauere Daten sind darüber nicht vorhanden, seine
Thätigkeit tritt erst wieder in den Vordergrund der Kriegs-
begebenheiten durch seine Ernennung zum Commandanten
von Raab. Diese Hauptfestung war am 28. März 1 598 durch
Adolf Freiherrn von Schwarzenberg, Commandant von Comorn,
wieder erobert worden und das erste Commando daselbst war
von Eggenbergs Kriegskameraden von 1593, Herrn Melchior
von Rödem, versehen worden. Im Jahre 1600 erhielt dieser
das Directorium in Ober- Ungarn und im Frühjahre 1602
erscheint Ruprecht von Eggenberg bereits in seiner neuen
Stellung in Raab. Dieselbe war von grösster Wichtigkeit. Raab
sammt den umliegenden Castellen und befestigten Orten galt
als die Vormauer von Wien. Das Commando des dortigen
Fes tungs- Commandanten reichte bis an den Plattensee und
bot nicht nur Gelegenheit zur Vertheidigung, sondern auch
zu wirksamen Beunruhigungen des Feindes auf dessen eigenem
Gebiete, da sich jede Expedition auf eine feste Operations-
basis stutzen konnte. Eine erschöpfende Darstellung des
Wirkungskreises, innerhalb dessen sich Ruprecht von Eggenberg
in Raab bewegte, bietet die von Erzherzog Mathias am 1 . Februar
1602 ausgestellte „Instruction, was der Edl unser lieber ge-
treuer Ruprecht von Eggenberg, Freiherr zu Ehrenhausen,
der Kais. Mtt unseres geliebten Herrn und Bruders Rat,
als der von höchstgedachter Kais. Mtt zum Obristen gegen
Raab f&rgenommen worden, in solchem seinen Obristen Befehl
getreues Fleiss handeln und verrichten solle" **).
1. Er hat die Festung Raab sammt der „anrainenden Dition"
der Kais. Mtt. zu bewahren.
2. Er soll durch christliche Seelsorger Gottesdienst halten lassen
und das Kriegsvolk zn christlichem Leben verhalten.
3. Er soll darauf sehen, dass die Besatzung genau dem „Ordiuari
Status" entspricht Bei offenem Kriegsfall kann sie auch
verstärkt werden.
^^) Herberst. Arcbi?. Eggenberg. L. 3. 24.
— 136 —
4. Die Bürger sollen in ihrem Hab und Gut geschützt, im Kriegs-
fall jedoch zur Yerthoidigung herangezogen werden.
5. Bischof und Capitel sollen in ihrer Jurisdiction und Rcchteu
beschützt werden.
6. Die Bauern und Freisassen, um Raab sollen ebenfalls geschützt,
was ihnen vom Kriegsvolk abgekauft wird, nach Billigkeit
bezahlt werden.
7. Durch ein Comite von zweien aus der Bürgerschaft, zweien
aus der Gespannschaft, zweien vom deutschen, zweien vom
ungarischen Kriegsvolk soll Proviant und Fourage in bestimmten
Zeiträumen „beteuref* werden.
8. Damit das ihm unterstehende Kriegsvolk in Raab und den
Grenzh&usern immer in gehöriger Anzahl vorhanden und wohl-
gerüstet sei, solle er dasselbe entweder selbst oder in seiner
Abwesenheit durch einen Obristlieutenant fleissig „bereiten und
besichten^ lassen. Seiner Administration und Justitia soll
kein Eintrag gethan werden.
9. Die Feldschreiber sollen zu genauer Evidenzhaltnng des deutschen
und ungarischen Kriegsvolkes angehalten und daran nicht ge-
hindert werden.
10. Das „Kutschifahren^ der ungarischen Reiter, sonderlich der
„Fellegien" soll hintangehalten werden, weil dadurch die Reihen
nicht eingehalten und die Anzahl Pferde geschwächt werden.
11. Jeder „Dienstmann'' soll seine schuldigen Pferde und Diener
halten ; wer dies nicht thut, soll dem Kaiser angezeigt werden,
damit dessen Stelle auf andere Weg ersetzt werde. Auch soll
Niemand von der Bürgerschaft oder den Kriegsleuten dabei
„eingebracht" werden.
12. Er hat darauf zu sehen, dass immer genügender Yorrath von
Proviant vorhanden ist, eigennützige Proviantmeister „anhero"
anzuzeigen.
13. Pulver und Munition in Stand halten, nichts unnütz verschiesscn.
14. Er soll sich mit Bauverständigen über ein „Modell'' der
Festung vergleichen, dasselbe dem Kaiser einsenden, die notli-
wendigsten Ausbesserungen und Befestigungen ohne über-
Üüssigen Zierrath und Pracht ausführen lassen.
— 137 —
15. Wenn die ungarischen oder „andere" Stände Hilfe oderRobbot
bewilligen, soll dieselbe gut angewendet und Niemand zu mehr,
als er schuldig, angehalten werden.
16. Plätze und Ausgänge dürfen nicht verbaut werden, so ^ies
geschehen, solle er wieder fOr Erweiterung sorgen.
17. Nachdem jetzt die Gassen und Plätze von Koth und Mist
angefüllt seien, und dies im Sommer leicht eine „Infection"
hervorrufen könnte, soll er nach Gutachten der Baumeister
die Unsauberkeit durch Diejenigen, welche sie gemacht haben,
wegführen lassen (!).
18. Für das Kundschafterwesen werden ihm 200 Gulden Steirisch
bewilligt. Die incorponerten Grenzen, als : die Oberhauptmann-
schaft zu Stuhlweissenburg mit den Grenzhäusern Tschokoki
und Schikvar, die Hauptmannschaften zu Pallota, Wesprim^
Papa, Tihan, Tscheben, Wäschön, Kestel, Szegligeth, Tscheswek,
St. Martinsperg, Tottes und Gestes sollen alle Kundschaften
sofort zu seiner Kenntniss bringen.
10. Den Kreishauptleuten zu Gomom und Gran ist aufgetragen,
ihm, wenn nöthig, Hilfe zu bringen.
20. Mit diesen hat er stets vertraute Correspondenz zu halten.
21. Stuhlweissenburg wird ihm untergeordnet, er hat daselbst
öfters zu visitiren.
22. Wenn der Kaiser mit den Türken Frieden schliesst, soll er
der Capitulation nicht zuwiderhandeln.
23. Keiner von den untergebenen Kriegslcuten darf mit den Türken
ohne sein Yorwissen in Correspondenz treten.
24. Das unnöthige „Streifen", das gewöhnlich nur dem Eigennutz
dient, ist zu verbieten.
25. Wenn aber der Türke streift, oder „da die ünterthanen
beiderseits gehuldigt, etwas befestigen wollen", solle er ent-
weder allein oder mit Hilfe der benachbarten Greuzhäuscr
Widerstand und Abbruch thun.
26. Wann sie dabei Glück haben und Beute machen, solle es
nach der gewöhnlichen Ordnung gehalten werden und jeder-
zeit die Paschas, Sandschaks, Begs und Beys der Kais. Mtt*
als Kiiegsherrn frei „bevorgehalten werden". Der Oberst solle
— 138 -^
sich mit einer „Yerehrung" begnügen und die armen Eriegs-
lente über Gebühr nicht beschweren.
27. Die Freien und Haiducken, die sich nicht zum k. Kriegsvolk
4)egeben und auf eigene Faust rauben, soll er nicht dulden,
sondern zur Bestrafung anhalten lassen.
28. Wenn er ins Feld rückt, soll die Festung eine gehörige Be-
satzung und einen Commandanten behalten.
29. Er solle über alle Vorkommnisse an den Kaiser und den
Hofkriegsrath berichten und „sumroariter alles das thun und
handeln , was einem getreuen Obristen , der Kais. Mit. Rat
und Unter than zu thun gebürt*'.
Zusammenhängende Berichte über Eggenberg's Thätigkeit
in Raab sind nicht vorhanden, es sind nur Meldungen über
vereinzelte Begebenheiten, aus welchen wir Anhaltspunkte fbr
ein Bild derselben gewinnen können. — Ich beschränke mich
darauf, dieselben in Kürze zu regestriren ^**).
9. Juni 1602. Bericht an Erzherzog Mathias, dass 100 un-
garische Freibenter in Comom den Ali Pascha, der sich
zu Schiff nach der „Portten" begeben wollte, gefangen
genommen und nach Weissenburg gebracht haben. Der
Pascha habe sich stark gewehrt und zwei Schüsse
bekommen. Eggenberg habe ihn gleich verbinden und
ihm eine Kugel herausschneiden lassen. Den nächsten
Tag werde er ihn nach Wien senden'*').
1. September 1602. Bericht über die am 28. August erfolgte
Ueberrumplung von Weissenburg durch die Türken.
8. September 1604. Erzherzog Mathias ersucht den Kaiser,
Herrn von Eggenberg, der sich schon geraume Zeit in
^^ Sämmtliche zu Grunde liegende Actenstücke befinden sich im k. k.
Kriegsarchive zu Wien.
B^ Khevenhiller (VI. 2668) erzählt, dass mit dem Pascha auch ein ans
dem Regiment des Obersten Kollonitsch entlaufener Aufwärier ans
dem Geschlechte der von Pranckh gefangen worden sei. Er habe sich
jedoch verzweifelt gewehrt und sei ihm der Kopf abgehauen worden. —
Vom Jahre 1603 berichtet Khevenhiller einen glücklichen Strei&ag
Eggeoberg's gegen Stuhlweissenburg.
— 139 —
Prag aufhalte und jetzt noth wendig bei seinem Befehle
in Raab sein solle, alsbald gnädigst nach Raab zu „ver-
schaifen und daselbst gute Anordnung und Bestellung
durch ihn thun zu lassen^.
1. October 1604. Erzherzog Mathias nimmt zur Kenntniss,
dass der Kaiser dem von Eggenberg „um seiner Leibs-
beschaffenheit willen des Obristen Befehls zu Raab mit
Gnaden erlassen und denselben Befehl seinem Rat und
Obei*st Feldmarschall Christof Russwurmb verliehen
habe«.
Die Enthebung vom Commando zu Raab war jedoch nur
eine zeitweilige, denn im Jahre 1606 finden wir Eggenberg
bereits wieder auf seinem Posten. Sein letztes Dienstjahr
brachte ihm jedoch viele Unannehmlichkeiten und es lässt sich
begreifen, dass der alte Kriegsmann den Entschluss fasste,
den Rest seiner Tage in Ruhe zu verbringen. Der Zwiespalt
und der immer schärfer hervortretende Gegensatz zwischen
dem Kaiser und Erzherzog Mathias mussten Eggenberg's
Stellung, durch welche er beiden verpflichtet war, jedenfalls
erschweren. Eine offene Parteinahme für einen oder den an-
deren wollte er wahrscheinlich vermeiden und doch drängten
die Verhältnisse dazu. Am wenigsten scheint das Pactiren des
Erzherzogs Mathias mit den ungarischen Rebellen (unter
Boczkay's Führung) seinen Intentionen entsprochen zu haben.
Er hatte deren Unverlässlichkeit und Hinterlist längst durch-
schaut. In seinem Territorium mögen die Zustände im Frühjahre
1606, als Mathias dem Uebermuthe der aufständischen Ungarn
Concessionen zu machen sich genöthigt sah, besonders un-
erquicklich gewesen sein. Eggenberg's Berichte darüber sprechen
deutlich genug. Er schreibt am
14. April 1606 an Erzherzog Mathias: Die in Raab garni-
sonirenden Ungarn erzeigen sich so stolz und mit
seltsamen Reden, dass er sich nicht mehr traue, mit
ihnen auszukommen. Obwol er sie bis jetzt im Zaum
gehalten und ihnen „Knopf und Spitz" geboten, wolle
es jetzt doch nicht mehr gehen und werden diejenigen,
— 140 —
die bis jetzt gut kaiserlich waren, es von nun an mit
dem Boczkay halten. Gerade diejenigen, die nach Wien
reisen und den Erzherzog um Gnade bitten, seien die
Rädelsführer. Sie glauben, man wolle sie nicht bezahlen,
wenn der Friede seinen glücklichen Ausgang nicht er-
reichen würde. Man solle daher Raab mit Munition und
Proviant versehen. Schon seien 14 Tage über den ihm
bewilligten Termin seines Abzuges verflossen. Da er
nothwendige Rechtssachen in Steier zu besorgen habe,
werde er dem Oberst Breuner das Commando übei^eben,
denn er befürchte, vom Podagra befallen, wieder bett-
lägerig zu werden.
17. April 1606. Der Erzherzog möge den Oberst Breuner
herabordnen. Er (Eggenberg) liege bereits zu Bette,
könne weder fahren noch reiten und dem Wesen bei der
Festung nicht beiwohnen. Dazu erhebe sich zwischen
den Deutschen und Ungarn (unter der Besatzung) ein
Unwillen um den andern. Sein Wachtmeister sei gestern
mit Tod abgegangen, Oberst-Lieutenant habe er keinen
und da Hauptmann Tannhammer Gesundheits halber
nach Wien gereist sei, so sei die Festung von BefeUs-
habem fast entblösst
1 9. April 1 606. Die Rebellen, die sich bisher zwischen Eanischa
und Kopan aufgehalten, haben bei Tottis ein Lager
errichtet. Es sei nothwendig, Mannschaft nach Raab zu
schicken, die Ungarn seien wegen der Zahlung unwillig,
er wisse nicht, ob man sich auf sie verlassen könne.
Wenn die Zahlung nicht erfolgt und der Friede ge-
schlossen werde, wisse er nicht, ob er sie nicht mehr
als Feinde, denn als ihrer Migestät getreue Freunde
in der Festung habe. Der Boczkay liege ihnen mehr im
Herzen, wie Ihre Majestät
Bald nach diesem Schreiben dürfte Eggenberg Raab
verlassen und damit seine militärische Laufbahn abgeschlossen
haben. Ein ofiicielles Enthebungsdecret liegt jedoch unter seinen
Papieren nicht vor. Der Kaiser war in der nächsten Zeit mit
— 141 —
seinen eigenen Angelegenheiten zu sehr beschäftigt^ als dass
er Eggenberg's noch besonders gedacht hätte; mit Erzherzog
Mathias scheint Eggenberg selbst nicht auf dem besten Fusse
gestanden zu sein. Für eine Pension hatte der Kaiser schon
bei Gelegenheit der Erkrankung Eggenberg's in Prag gesorgt,
indem er ihm einen jährlichen Betrag von 1000 fl. auf Lebens-
dauer verschrieb. '*^) Keineswegs würde jedoch die Annahme
zulässig sein, als habe Ruprecht zu gerechten Klagen gegen
sein Commando Anlass gegeben oder er sei zu weiterer Be-
schäftigung nicht mehr geeignet gewesen. Ein Actenstück aus
dem Jahre 1604 beweist, dass er damals zu den hervor-
ragendsten Kriegshäuptern des Reiches gezählt wurde.
In einem Gutachten des Grafen Ludwig zu Sulz, Präsi-
denten des Holkriegsrathes, beantragt derselbe die Bestellung
eines General - Commissärs des gesammten Kriegswesens, der
alle kaiserlichen Befehlshaber in ihrer Administration zu con-
troliren und, wenn nöthig, zu bestrafen habe. Es müsse zu
diesem Befehl ein erfahrner Kriegsmann erwählt werden, der
denselben mit Bescheidenheit und scharf versehe. Ate hiezu
geeignet nennt er den Hofkammerpräsidenten Bemh. Leo Gall,
den Freiherm Hans Friedrich von Mersperg, Hans von Mollart,
Christof von Egkh, Ruprecht von Eggenberg, Bar-
tolomae Pezzen, Hans Reichart von Schöneburg, Zacharias
Geizkofler und Ferdinand von Hoyos.
IV.
Erhebung in den Freiherrnstand.— Oekonomisclies.—
Tod, Testament, Leichenbegängniss.
Nachdem ich die militärische Laufbahn Ruprechts von Eg-
genberg bis zu ihrem Abschlüsse verfolgt habe, erübrigt, eines
Ereignisses zu gedenken, welches für die Geschichte des Hauses
Eggenberg ebenso, wie für die unseres Kriegsmannes von be-
sonderer Bedeutung ist: die Erwerbung des Freihermstandes.
"") Registratur d. k. k. I^andger. Graz. Yerbss-Acten.
— 142 —
Im vorliegenden Falle haben wir darin nicht nur die
Vermehrung von Wappen und Titulatur zu begreifen, sondern
die Einreihung einer durch ein Jahrhundert im Lande Steier-
mark begüterten und den öffentlichen Geschäften sich wid-
menden Familie in den ersten der damals zur Theilnahme an
der Regierung berufenen Stände — den Herrenstand. Der
Sieger von Sissek und Petrinia, der langjährige, unverdrossene
Diener des Hauses Habsburg konnte von seinem Kaiser diese
Gnade erbitten, er konnte nicht nur seine eigene Person,
sondern das Gesammthaus der Eggenberge, dessen weitaus
bedeutendstes Glied er war, der kaiserlichen Huld empfehlen,
von ihm war es keine leere Phrase, wenn er dagegen versprach,
die Familie werde sich durch Thaten dieser Ehre wQrdig zu
zeigen, bestrebt sein. Ruprecht hat die Felsenstufe gehauen,
von der aus sein Vetter Hans Ulrich den Weg des Ruhmes
weiter wandeln konnte, denn auch diesen hat auf Ruprechts
Bitte der Kaiser in die Standeserhöhung einbezogen, als er
am 29. December 1698 das Freihermdiplom für seinen General-
Feldzeugmeister ausstellte. ^ **)
Das Dankschreiben, welches Ruprecht nach der ersten
Mittheilung dieser Gnadenbezeugung an den Kaiser richtete, ** )
bezeugt es ebenso, wie ein später noch zu berührender Briet
Hans Ulrich's an Ruprecht, dass nur auf die Intervention des
letzteren hin der künftige Fürst und Herzog von Krumau den
Freihermstand erwarb. Dasselbe lautet:
„AUerdnrchlauchtigster, grossmächtigster Kaiser,
AUergnädigster Herr!
Euer Kais. Mtt. allcrgnädigste Resolution auf mein ehelängst
flbergebenes gehorsamliches Supplicieren für mich , meinen
Namen und Stammen betreffend, hab ich mit gebOrlicher
Unterthänigkeit gehorsamst vernommen, thne mich auch für
mich und mein ganzes Geschlecht gegen Euer Kais. Maj. der
Kaiserlichen Gnad nnterthänigst und allergehorsamst bittend,
>•) Herberst. Arch. Eggenbg. L. 4. 43.
•^ Ebendaselbst. L. 8. 24.
— 143 —
die geruhen Allergnädigst in deroselben Reichs - Hof - Kanzlei
zu verordnen, damit mir solche Kaiserliche Gnad in einem
schriftlichen Privilegio auf mich, meine Herrn BrQder Bar-
tholomä und Hans Christof, auch meinen Vettern Hans Ulrichen
sammt allen unsern Erben und Erbs Erben lautend, angeh&ndigt
werde. Solche Kaiserliche Gnad will i<^h neben und sammt
meinem ganzen Geschlecht um Euer Kaiserliche Majestät und
deroselben Hochlöbliches Haus jederzeit wie bis dato in aller
Unterthänigkeit zu verdienen mich befleissen.'*
Der Brief Hans Ulrich's, auf den ich früher hindeutete, ^ ')
enthält folgende Stelle: „Weil ich auch verstanden, dass der
Herr jetzo mit Ihrer Kais. Mtt unsern gnädigsten Herrn nach
Prag verreiset, so bitte den Herrn ich dienstlichen vermahnend,
er wolle sowol des Wappens, als auch des andern, so ich dem
Herrn nach Ehrenhausen geschrieben und er sichs ohne Zweifel
wol erinnern wird, bei der Rom. Kais. Matt ingedenk sein.
Meines Erachtens' ist jetzo ein solche Occasion, die vielleicht
80 bald hernach nicht kommen möchte. "* In Verbindung mit
dem vorher mitgetheilten Schreiben Ruprechtes lässt sich diese
Stelle, die noch durch eine in spanischer Sprache angefügte
Bemerkung ergänzt wird, wohl dahin auslegen, dass Hans Ulrich
dabei die Ausdehnung des Freihermpatentes auf ihn im Auge
gehabt habe.
Thatsächlich begründet das Diplom selbst die kaiserliche
Gnadenbezeugung mit den Verdiensten Ruprechts, wie aus
nachfolgendem Abschnitte des Textes hervoi^eht '-)
*i) Vom 21. April 1598. Herbst. Archiv. Eggenbg. L. 3. 24.
*^ Das im Herberst. Arch. befindliche Original-Diplom ist auf einem
Pergamentblatt grössten Formats in Schwarz und Gold, den Haupt-
farben der Eggenberger, ausgeführt. — Stadel gibt in seinem Ehren-
spiegel von Steiermark (Handschrift des Landes-Archivs) als Tag der
Ausstellung des Diplomes den 20. Juni 1600 an, was wohl auf Ver-
wechslung des Originals mit einer Vidimirung beruhen dürfte. Ein
kais. Diplom vom 8. Mai 1598 gewährte Ruprecht von Eggenberg und
Allen „des Namens und Stammens Eggenberg" eine Wappenverbes-
serung durch Beifügung einer blauen Rexterfahne mit dem Wappen von
Bosnien, welche hinter dem Schilde links vom Helme hervorsteht.
— 144 —
„nnd Wir dann gnädiglich angesehen, wahr-
genommen und betracht, das alt adelich Geschlecht und Her-
kommen derer von Eggenberg, auch die Redlichkeit, Tapferkeit,
Geschicklichkeit, adeliche gnte Sitten, Tagend und Vemonft,
darinnen wir nnsern getreuen lieben Ruprechten, unsern Rath,
Bartholomeen und Hans Christofen von Eggenberg zu Ehren-
hausen Gebrüder, auch Ihren Vettern Hans Ulrichen von Eg-
genberg erkennen. Dazu die angenehmen, aufrichtigen, redlichen,
treuen, fleissigen und willigen Dienste, so bemelter Ruprecht
Uns nun viel Jahr lang her wider gemeiner Christenheit Erb-
feind den Türken, nit allein im jüngsten Feldzug als General-
Obrist-Ft;ldzeugmeister, sondern auch zuvor verschienen 93. Jahrs,
als der unruhige Hassan Bassa aus Bossen die Festung Sissegg
belagert und zum Sturm beschossen, in dem ihm damals von
Uns commissionsweis' anvertrauten Generalat der Windischen
und Crabatischen Gränzen erlangten glück- und sieghaften
Victoij (darin obgedachter Bassa sammt dem mehrern Theil
seiner Ritterschaft und Kriegsvolk erlegt und zu Grund ge-
gangen) wie auch der Entsetzung solcher Festung, desgleichen
Anno fünf und neunzig in Bestreit — und glücklicher Eroberung
des Haus und Festung Petrinia, so der Türk zu höchstem der
ganzen Christenheit Nachtheil und Schaden von Neuem erbaut
gehabt, uugespart seines Leibs, Guts und Bluts ganz standhaftig
und ritterlich zu unserem gnädigsten Benügen und Wolgcfallen
erzeugt und bewiesen, noch t&glich Ümet und hinfüro zu thun
sammt seinen Brüdern und Vettern gehorsamst erbietig ist,
auch Sie sammt und sonderlich wol thun können, mögen und
sollen, so haben Wir demnach bemelten Ruprecht,
Bartholomeen, Hanns Christof und Hanns Ulrich von Eggenberg
sammt Ihren ehelichen Leibs Erben und derselben
Erbs Erben in den Stand der gebornen
Freiherrn und Freulein erhebt als ob sie von Ihren
vier Ahnen zu beiden Seiten recht geborne Freiherrn und
Freulein wären Meinen, setzen und wollen, dass ob-
genannte Ruprecht, Bartlmee, Hanns Christof und Hans Ulrich
von Eggenberg Freiherrn und Freulein sein und sich hinfüro
— 145 —
Eggeiiberg Freiherrn und Freulein zu EUren-
hansen und Herb er stör ff ausgeben, nennen, heissen und
schreiben sollen."
Herr Ruprecht hat daAlr gesorgt, dass sich seine neue
freiherrliche Würde auf eine ausgiebige materielle Basis stützen
konnte. Er wusste mit seinen Geldern trefflich umzugehen und
verschmähte kein Geschäft, durch das sich ein guter Gewinn
erzielen liess. So war er nicht nur nebenbei Pächter der
bischöflich Freisingischen Herrschaft Laak in Krain, sondern
trieb daneben auch noch einen ausgedehnten Getreide- und
Weinhandel. Rechnet man hiezu, dass er die Familienherrschaft
Ehrenhausen ganz an sich brachte, das Schloss völlig neu
aufbauen und befestigen liess, so muss man über die Viel-
seitigkeit dieses Mannes staunen, der bei- so mannigfachen
militärischen Obliegenheiten so vielverzweigte ökonomische
Geschäfte zu bewältigen verstand.
Einige Auszüge aus dem Briefwechsel, den er führte,
werden geeignet sein, ein Bild von dieser Thätigkeit zu geben
die jedenfalls einen äusserst umsichtigen, energischen Mann
erforderte ***).
4. Juni 1603. Willibald Nussbaumer, Verwalter in Ehren-
hausen schreibt nach Raab, mit den Weinfuhren sei nicht
aufzukommen. Der Dimhofer in Strass gibt keine Fuhr,
87 Startin Wein seien bis dato geliefert und von Eggen-
bergischen Unterthanen verführt worden. — Die Mauer
mit der Bastion sei bis zum Kranz fertig. Die Steinhauer
im „Bruch" wollen die Klafter um 45 kr. und des Tags ein
„Viertl" Wein machen. Der Bärtl Steinhauer hat ihnen
gedroht, jedem an Leib und Leben zu gehen, der die
Arbeit annimmt, bis er seines Ausstands von E. Gnaden
befriedigt ist. Er will die Arbeit unter 1 Gulden nicht
machen. (Ein passender Beitrag für die Geschichte der
Strikes zur Beruhigung derjenigen, die darin eine so
*3) Die nachfolgenden Angaben entstammen Briefen des Flerbersteiner
Archivs (Eggenberg. L. 3. 24).
Mittheil, dos liint. Vereinet f. Steiermark. XXVI. Heft, 1878. XQ
— 146 —
gefthrliche Erfindung der Neuzeit erblicken. Alles schon
dagewesen !)
12. Juni 1603. Die Weinfiihren für Ihre filrsÜ. DurchL sind
vollzogen. Herr Galler begehrt 5 Startin Wein. Eöetrich
Mayens, Kaufmann zu Graz, will von den in Ehreahausen
liegenden Weinkannen das Paar für 80 fl. annehmen.
Das KhevenhiUer'sche Interesse hofft Nussbaumer mit
ehestem zur Hand zu bringen.
17. Juni. Die Maurer brauchen 100 Startin Kalk und 3 Brand
Ziegel, ob der Herr die Zi^el brennen lassen wolle ? Der
MttUermeister sagt, er könne kein Paar Weizenstein
(Mühlsteine für Weizenkom) unter 50 fl. geben; vor
Zeiten möchte man's um 40 fl. haben geben.
1 8. Juni. Oswakl Akher (Kauänann ?) bittet um Erfolgung der
ihm schuldigen 700 fl.
24. Juni. Bericht des Verwalters von Laak. Der Verweser von
Idria, wohin Eggenberg eine Getreidelieferung über-
nommen, will für den Star Weizen nicht mehr als 3 fl.
8 kr., für Korn und Hirse 2 fl. 20 kr. zahlen. Da man
in Laak, Krainburg, Laibach nur 40 Batzen (2 fl. 40 kr.)
für Weizen, 30 oder 31 Batzen für Korn und Hirse
erzielen kann, so empfehle er obigen Verkauf, denn
er habe ohnehin nicht genug Raum für das Zinsgetreide
(177'/* Star Weizen und 319 Star Roggen und Hirse).
28. Juni. David Heldt, gewesener Handelsmann in Graz, der-
malen in Wien, verlangt 784 fl., welche Eggenberg als
Rest einer Schuld von 1984 fl. dem Ackher zu zahlen
habe, nachdem Heldt das Geld seit 2 Jahren bei Ackher
ausständig habe.
Zu diesen Correspondenzen kommen noch fortwährende
Kaufs- und Verkaufsanträge von Gütern, deren Resultat sich
nicht verfolgen lässt, Betreibungen von Steuerrückständen,
Verhandlungen mit der Freisingischen Kanuner, die dem Kur-
fürsten von Köln, Ernst von Baiern, unterstand, der zugleich
Bischof von Freisingen war — und so mag es nicht nur in
den wenigen Wochen, von deren Geschäftsgang wir hier einigen
- 147 —
Einblick erlüelten, sondern Jahr um Jahr zugegangen sein.
Auffallend ist diese rastlose auf den Erwerb berechnete Be-
mühung Ruprechts "*), da er doch fbr keine eigene Familie
zu sorgen hatte Er war unvermählt. In seinem Testa-
mente '0 setzte er seinen Neffen Wolf Freiherm von Eggenberg
an Kindesstelle. Derselbe war durch des Oheims Protection,
nachdem er schon an der Grenze gedient hatte, Seiteroberst
in Diensten des Grossherzogs von Toscana, Don Ferdinand,
geworden und trat auch in seiner militärischen Laufbahn
gewissermassen als Erbe Ruprechts auf. Er wurde Oberst zu
Karlstadt und an der Meergrenze, war als tapferer Kriegsmann
bekannt, folgte yier Jahre nach dem Tode seines Oheims und
zweiten Vaters demselben in das Grab und theilt noch heute
dessen Ruhestätte, das prachtvolle, leider dem Untergange
Preis gegebene Mausoleum zu Ehrenhausen, das er nach
Anordnung Ruprechts für diesen hatte erbauen lassen.
Ruprecht starb den 25. oder 26. Februar 1611. Sein
Leichenbegängniss wurde mit seltenem Gepränge in Graz
abgehalten.' Eine ausführliche Schilderung desselben ^^) gibt
Zeugniss von der ausgezeichneten Stellung, die Ruprecht unter
seinen Landsleuten einnahm und von dem Bestreben seiner
Standesgenossen, wie unstreitig auch des Hofes selbst, ihm
noch nach seinem Hinscheiden die höchste Ehre zu bezeugen.
Das erwähnte Actenstück berichtet:
„Folgendermassen ist Herrn Ruprechten Freiherrn von Eg-
genberg's Obristen seeligcr Leichnam den 28. Febrnar Vormittag
am halb neun aus seinem Haas vor St. Panlas Thor getragen
and zu den Herrn Franciscanem in derselben Kirchen begleit
worden.
**) Auch nach seinem Rücktritte vom Kriegsdienste machte Ruprecht noch
grossartige Geldgeschäfte. So erwähnt Harter (Ferdinand II. Y. 7) eines
Darlehens von 84.679 fl. an die erzherzoglichc Kammer, woft\r der Erz-
herzog am 24. April 1608 die Zahlung der 6% Interessen anordnete.
»*) Siehe die Beilage I, welche den Wortlaut des Testamentes, als eines
ft\r die Geschichte des Hauses Eggenberg hochwichtigen Actes, enthält.
^^) Steieim. Landes- Archiv. Handschrift Nr. 719, pag. 58-62.
10*
— 148 —
1. Erstlichen giengen voran drei Befehlsleat mit Ueberwehren
oder Helleparten gstaffiert.
2. Darauf ein Trommelschläger und ein Pfeifer mit überzogenem
Eggenbergischen Wappen.
3. Hernach folgten auch 39 Mnsketierer, welche ihre Rohr unter-
wärts getragen.
4. Dann so folgten wiederum 27 Franciscaner also oft ihr zween
nach gewöhnlicher Ordnung.
5. Wiederum nach denen 8 Augustiner Ordens, in gleichen Zug.
6. Item darauf 10 Dominicaner ebenermassen in Gang, wie die
andern.
7. Auf solche Partei sind die Pfarr- Assistenten gefolgt, nicht
weniger anstatt des Stadtpfarrers seine zween Gsellpriester,
deren Namen mir unbekannt gewesen.
S.Ist Herr Christof von Windischgr&z Freiherr mit
einem in der Hand getragenen auch mit schwarz Sammt über-
zogenen Regiment (Commandostab) als ein Fuss-Obrister gefolgt.
9. Herr von Wilferstorf Hauptmann trug nach ihm ein
schwarzen Doppelsöldner Spiess auch mit Sammt bekleidet
10. Sind 5 Trommelschläger gegangen, dessen jede Trommel mit
schwarzem Tuch über und überzogen gewesen, dabei auch ein
Pfeifer war, so kläglich aufgemacht.
11. 13 Trommler in zween abgetheilten Haufen gerichtet, deren
jeden eine Klagfahn mit dem Eggenbergerischen Wappen geziert.
12. Inmitten war aber der Heerpauker mit überzogener Pauken
mit solchem Aufmachen gestellt.
13. Ist des Herrn von Eggenberg seeligen vom Erbfeind in Bossen
erlangte Reiterfahne durch Herrn Morizen von Raggnitz,
so blau und das Bossnerisch Wappen darauf, gefolgt.
14. Alsdann ein schöner, schwarzer Grabfahn, an welchem das
ganze Eggenberger Wappen entworfen gewesen, auch von
Herrn Adam Preuner getragen worden.
15. Darauf war ein ganzer Kürassier zu Ross gefolgt, welcher
mit zugethanem Helmelein und wolgezierten Federn auf ein
unter Pallido geschmückt gewesen, deren Federn Färb war
gelb weiss und schwarz.
— 149 —
16. Mehr so ward von Herrn von Tienghaimb und einem
jungen von Gleispach ein Pferd geführt, welches mit
gutem schwarzen Sammt überkleidet und langen an der Ort
ziehenden Schweif gericht gewesen. Nota zu wissen, dass der
Schweif sowohl an der Trücken als im Koth fort passieren
müssen und nicht aufgehoben worden.
17. Mehr abermal das Klag Ross, mit schwarzem Pey(?) über-
zogen, welches nicht allein ein langen von Tuch gemachten
Schweif gehabt, sondern es waren an beiden Seiten desselben
die Eggenberger Wappen angeheftet gewesen, so an Zug Herr
Wagen und N. geführt haben.
18. Sodann folgte darauf der ordinari Klagfahn mit einer langen
nach sich ziehenden Spitzen, welchen Herr Hans P r e u n e r
nachziehend getragen.
19. Weiter so gieng Herr von Eibeswald mit einem ver-
goldeten Paar Sporren, in der Hand aufrecht tragend.
20. In simili nach dem Herr Gall Von Raggnitz, welcher
ein vergüldeten Rappier und Dolch, mit Sammtscheiden über
sich geführt.
21. Einer von Lenghaimb trug darauf ein Helm, so vergoldet
und mit 5 Stoss- oder Schiessfedem geziert war, auf ein End
stattlich.
22. Femer ist der Eggenbergerische Schild, so an einer Tafel
formirt war, durch Herrn von G l o y a c h und einen andern
Landmann getragen worden, doch hatten diese beide Herren
zu Mitgehilfen 4 Diener, so zugleich hinten angriiTen.
Nach obbeschriebnen Ceremonien ist die Löbliche Leich
Herr Ruprecht von Eggenberg Obrister durch 16 ordentliche
bestellte Landsteierischo Haupt- und Befehlsleut mit starker
angewandter Bemühung getragen worden. Bei welcher Leich
sich dann beiderseits in die 40 Windlichter, welches jedes ein
Eggenbergerischen Schild gehabt und durch in Kuttenweiss
gekleidete Knaben getragen worden. Weiter so folgt darauf
die ansehnliche Freundschaft (Yerwandtscbaft) sonderlichen
Herr Ferdinand, Herr Sigmund von Eggenberg, ingleichen Herr
Oberst-Hofmeister von Eggenberg, sammt dem hochwürdigen
— 150 —
Prälateustand und einer ansehnlichen Anzahl Edler Ste}rrischer
Landleat, wie nicht weniger etliche bedachte und in der Klag
gerichtet« Frauen, so durch die Herren geführt worden. Nach
diesem und wie nun gemeldete Löbliche Leich zu den Herren
Franciscanern begleitet, hat Herr Weinberger ein ansehnliche
Predigt gethan, darunter auch ein Gebet, so Hen* von Eggen-
borg seeliger in seinem Sterbstfindlein zum oftermalen gebetot.
(Folgt der Text.)
Nach vollbrachter Predigt war ein 8eelamt gehalten, wie
auch das Opfer durch die Gatholischen ehrlicher besucht, das
Ross um das Altar geführt, und nach vollbrachtem Gottesdienst
ist die Leich stracks von der Kirchen auf ein Wagen, so Aber
und aber mit schwarzem Tuch bedeckt und mit Wappen geziert
gewesen, gelegt und durch 6 auf schwarz aberkleidete Ross
fort gefahrt worden. Nach welcher Leich auch die Adelicho
Freundschaft mit überzogenen Rossen gefolgt.
Hiermit zwischen aber und wie nun die Leich fort gefülirt,
haben die Soldaten zugleich ihre Röhr losgebrannt, dabei nicht
allein ein Fisch or um des grossen Donnern und Goschalls
willen sein Lagl (Fischbehälter) fallen lassen, die Fisch ver-
haust (verloren) und neben einem Bauern, so um gleichen
Schreckens von einem Wagen herabgefallen und sich mit der
Flucht salvirt, also davon gelaufen, als ob ihrem Vermeinen
nach der ganze Handel ihretwegen zur Furcht angesehen wäre
worden. Actum 28. Februarii anno 1611.''
Die Leiche wurde nach Ehrenhausen gebracht Dort ruht
sie im Mausoleum, das abseits vom Schlosse auf einer breiten
Steinterrasse aufgeführt ist. Ueber dem grossen Stein-Sarkophage
hängt das lebensgrosse Bildniss des vielerfahrnen Kriegsmannes,
dessen Andenken seinem Heimatlande, wie unserem Kaiserreiche,
dem er treu und bieder gedient, für immer erhalten zu werden
verdient.
Den Sarkophag ziert das Epitaph:
Mors
rapVIt DVCes.
- 151 —
Beilage I.
Testament Ruprechts von Eggenberg.
(Herberst. Archiv, Eggenberg L. 8. 2'J.)
Im Namen der heiligen unzertheilten Dreifaltigkeit, Gottes
Vaters, Gottes Sohnes, Gottes heiligen Geistes, Amen, hab ich
Roprecht von Eggenberg, Freiherr anf Ehrenhansen, Röm.-Kais.
auch zu Spanien Königl. Mig. Rath und Obrister, die Gewissheit
des zeitlichen Todes und entgegen die Ungewissheit der Stunde
desselben bei mir betrachtet, und demnach bei guter Vernunft,
gleichwohl schwachen und podagraischen Leibes, alle künftige
Uneinigkeit meiner Erben und Blutsfreunden verhüten wollen und
desswegen diesen meinen letzten Willen verfassen.
1. Befehle ich erstlichen mein Leib und Seel in die grundlose
Barmherzigkeit des himmlischen Vaters, auf das bittere Leiden
und Sterben seines eingebornen Sohnes, unseres lieben Herrn
und Heilandes, Jesu Christi, durch die Gnade Gottes, des
heiligen Geistes, damit dieselben des Himmelreiches und der
ewigen Freuden und Seeligkeit theilhaftig werden. Amen.
2. Am Andern befehle ich meinen todten Leichnam, bis auf die
Stimme der Posaunen des Richters der Lebendigen und der
Todten unserer aller Mutter der Erde, als von deren er
genommen und herkommen^ ordre beinebens und begehre, dass
derselbe nach löbl. christlichem Gebrauch zu Ehrenhausen in
meiner angefangenen Capellc am Schlossberg bestattet werde,
und so jetzt berührte Capelle und mein Begräbnis in meinem
Leben nicht vollendet würde, dass mein instituirter Haupterbe
dieselbe dem formirten Modell, und meines Baumeisters Johann
Walders Angaben gemäss, inner Jahresfrist nach meinem
tödtlichen Abgange vollführen und aufbauen, auch meine Fahnen,
Schild, Helm und Grabstein ordentlich aufrichten lassen sollen.
Die Capelle aber soll zuvörderst Gott und seiner hochgebenedeiten
Mutter, der heiligen Jungfrau Maria zu Ehren, dann zum Gedächt-
nis des heil Bischofs RuperU darum eben geweiht werden, weil
mir Gott der Allmächtige, eben auf demselben Tag die glück-
— 152 --
selige Victory und Sieg giiäiliglich verliehen, dass die Festung
Petrinia durch mich und mein damals untergehabtes Kriegsvolk
im IGO; Jahr*), erobert und eingenommen worden; An
welchem Tag dann jährlich mir und meiner Seele zum Tröste
die gebräuchige Besingmes mit Vigilien Requiem und ciuem
Lobamt durch die umliegende Priesterschaft solle gehalten
und ihnen desswegen eine ehrliche Mahlzeit von dem Inhaber
Ehrenhausens gegeben werden, sonston aber sollen ausser
meinem Leibe, einige (keine) Weibspersonen, sondern alle
Catholischen meines Namens und Mannsstammes, so auch
dergleichen als Generale und Obriste dienten, doch in ihren
absonderlichen Grüften, hinein bestattet werden.
3 Drittens; Mein zeitlich Hab und Gut betreifend erkenne ich
darin den Sogen Gottes des Allmächtigen mit dankbarem Herzen,
sintemalen ich von meinen lieben Eltern kein grosses Patri-
monium, weniger von andern Blutsbefreundeten einigen Heller
geerbt, dass mich doch der himmlische Vater zu meinem Stand,
durch meine langwierigen ritterlichen Kriegsdienste und hohen
bediente Obristen- auch Christen General- und Lcutenants-
befehlen in Unjoram und Croatien gnädiglich gesegnet, dass
ausser des dritten Theiles vom Schloss Ehrenhausen und weniger
Gült dazu als mein väterliches Erbtheil, das fibrige alles mein
erworbenes, gewonnenes und erspartes Gut ist; derowcgen ich
mich hierinnen der allgemeinen Freiheit eines freien letzten
Willens und Testaments, ohn eines Menschen Eintrag oder
Hindernis, zu gebrauchen allen Fug, Macht und Recht habe
und hiermit auch mit wohlgedachtem Muth gebrauche. Instituire
hierauf, ordne und benenne inbeständig allerbester Form, Mass
und Gestalt, als solches von Rechts- und Gewohnheitswegen
geschehen soll, kann oder mag zu einem rechten, wahren
*) Das Original des Testamentes, bei dessen Abfassung Rnprecht doch
selbst mitgewirkt haben musste, enthält auffallender Weise diese auch in
ihrer Unvollstandigkeit falsche Angabe. Die Besetzung Petrinia' s durch
Eggenberg fand am 24. September (am Tage translationis S. Ruperti) 1595
statt. An einen Gedäcbtnisfehler ist kaum zu denken, da Ruprecht
im Jahre 1600 an der Grenze nichts mehr zu thun hatte.
— 153 —
Universal-Erben aller meiner Uabe und Güter, liegender und
fahrender Baarschaft, aller verbrieften und nnverbrieften Schul-
den und alles das, was in meinem Yerlass gefunden wird,
wie das Namen haben mag, nichts davon ausgeschlossen, inner
oder ausser Landes gelegen oder verschrieben, den wohl-
geborncn Herrn Herrn Wolffen, Freiherrn von
Eggenberg auf Ehrenhausen und Strass, fürstl.
durch). Erzherzogen Maximiliani Erncsti Kämmerer und des
Grossherzogs zu Florenz und Toscana bestellten Obristch,
meinen lieben Hen*n Vetter, als der sich wie auch sein Herr
Vater, mein liebster Herr Bruder scel. meines Willens, vor
anderen . meinen Blutsfreunden sich höchlich beflissen, auch
meiner cathoHschcn Religion und sich auch meines Willens
nach bis in mein und sein Gruben ungezweifelt gehorsam be-
fleisscn wird und sollen ; daher dann auf ihn, meinen lieben
Herrn Vetter, als in Kraft meines Testaments instituirten
Erben, in der Stunde meines seligen Absterbens alsbald re
et facto ipso auch ohne einige körperliche Apprehension all
meine Verlasseuschaft fallen und gefallen solle ; doch soll er,
mein freundlicher lieber Vetter, Herr Wolf, nachfolgende
onera tragen und die speciflcirten Legate davon entrichten
und bezahlen, wie auch den hernach ausgeführten Fidei-
Commiss Conditionen und Bedingnissen gemäss, für bich und
seine männlichen ehlichen Leibserben sicher haiton und ver-
reversiren.
4. Als zum Vierten soll er nicht allein obvcrmeldte Capelle und
mein Begräbnis aufbauen und völlig zurichten lassen, sondern
auch zugleich allen andern Bestattungs-Unkosten, allein ohne Ent-
gelt der andern substituirten Erben und Legatorien entrichten.
5. Am fünften ; gleichfalls meine Diener abfertigen und treulich
auszahlen und nach seiner Discretion und nach Beschaffenheit
redlichen Verdienens, jedem eine ehrliche Verehrung dazuge'bcn.
6. Sechstens ; soll er, mein instituirter Erbe, alle andern meine
Schulden ohne meine Nachrede, zu Jedermanns billigen Con-
tentimng entrichten und befriedigen meinen und seinen an-
deren beiden Herrn Vettern.
— 154 —
7. Aber fttr*s Siebente, als den auch wohlgebornen Herrn Fer-
dinand und Herrn Hans Sigmund, Gebrfldern Frei-
herrn zu Eggenberg vermache ich zn einem Legat und
Geschäft, jedem derselben dreissig Tansend Onlden Rh. per
sechzig Kreuzer oder fünfzehn Batzen gerechnet, dasselbe soll
mein instituirter Erbe, ihnen von der Grafschaft Mitterbarg,
aof etliche Jahre mir verschriebenen und verhypothecirten
Einkünften, so viel deren jährlich fallen werden, doch ohne
einiges Interesse des hinterstelligen Rests, in gleichen Theilen
bezahlen and gatmachen bis beide dieses ihres Legats, zu-
sammen der sechzig Taascnd Gulden völlig contentirt und
bezahlt sind; jedoch was Einem und dem Andern in meinen
Lebzeiten durch mich selbst oder mein Geschäft in Geld ge-
reicht und für sie bezahlt wQrde, solches soll an vorerwähntem
Legat der sechzig Tausend Gulden proportionaliter defalcirt
abgeschrieben werden ; und von solchem Legat soll jeglicher
meiner gedachten beiden Herrn Vettern mit fünfzehn Tausend
Gulden, dieselben weiters zu verschaffen und zu vermachen
frei sein, ungehindert des andern; mit den andern fünfzehn
Tausend Gulden aber ein jeder seines Theils dahin verbanden
und vcrobligirt sein, wie dann ein Jeglicher, so er an diesen
fünfzehn Tausend Gulden wenig oder viel empfangt, sich ver-
revcrsiren und verschreiben auch auf namhafte glwisse Stücke,
Gült und Güter verweisen oder an sichern Orten anlegen
und ausleihen ; dass er nämlich und seine männlichen Leibes-
erben dieselben nur Fidei-Commiss oder leibgedingsweise zu
gemessen, nach dessen oder seines maunsstammlichen Erben
tödtlichen Abgang aber solche Summa der fünfzehn Tausend
Gulden wieder zurück auf andern nächsten Mannsstamm oder
in Mangel beider Gebrüder absteigender Linie wieder zu dem
Stammhause Ehrenhausen mit gleicher Fidei-Commiss Gondiüon
erben und fallen sollen.
8. Doch sollen zum Achten, beide meine lieben Herrn Vettern,
Herr Ferdinand und Herr Hans Sigmund, Gebrüder,
dieses ihres Legats eher nicht theilhaftig werden, sie haben
sich denn gegen meinem instituirten Erben als ihrem und
— 155 —
meinem Herrn Vetter, Herrn Wolf von Eggenberg, Freiherrn,
und seinen mannsstammlichen ehlichen Leibeserben ihres Theils
an dem Schlosse Ehrenhansen, gänzlich verziehen und über-
geben, wie ich dann jetzt gedachtem Herrn Wolf vonEg-
g 0 n b e r g , meinem lieben Herrn Vetter, auch hiemit solche
Verwillignng thne; dass er mit zehn Tausend Galden, ans
gedachtem meinem Verlasse, es sei nun zu Abzahlung seiner
Schulden oder anderwärts damit zu disponiren und nach meinem
Abgang zu veralieniren nach seinem Gefallen steht, wie es
ihm gelastet oder verlangt, frei theilhaftig sei und werden
mag, allermassen als obstehet, meine zwei Herrn Vetter, je-
doch aber und damit kOnftig wegen des Schlosses Ehrenhansen
aller nnnothwendige Disputat verhütet werde, ist hiemit zu
wissen, dass gemeldter mein lieber Herr Vetter, Herr Wolf
den dritten Theil vom Schloss am Gebäude zu verstehen, so
ihm von sefnem Herrn Vater sei. erblich angefallen, mir Inhalt
aufgerichten Donation Briefs, dessen Datum steht Grätz den
dritten Tag Mai, im sechzehnhundert achten Jahr, unterschied-
licher ihm wohlbewusster Ursachen willen, frei cedirt und
übergeben hat.
9. Weiters zum Neunten, will ich meinen instituirten Erben dahin
väterlich ersucht und ermahnt haben, dass er in meiner Be-
hausung zu Grätz vor St. Pauly Thor, so gleicher Gestalt
wie das Schloss und Herrschaft Ehrenhausen , dem Fidei-
Commiss unterworfen sein soll, meine und seine Herren Vetter
Herrn Ferdinand und Herr Hans Sigmund von Eggen-
berg Gebrüder Freiherren, wann sie ihrer Ehehaften und
Nothdurft nach zu Grätz etwa auf vierzehn Tage zu thun
haben, doch nur als Gäste aus Freundschaft einkehren und
logiren lasse und dass sie sich und ihr Gesinde und Boss auf
ihre eigenen Unkosten unterhalten, sonsten aber dass sie sich
vetterlich, freundlich, schied- und friedlich also nebeneinander
betragen mögen.
10. Insonderheit aber zum Zehnten, mit der Herrschaft Ehren-
hausen und mit allen derselben incorporirten Zugehör, Gült
und Gütern, die ich im Lande Steier habe liegend und wie
— 156 —
ich die bis dato genossen, daza und was ich noch vor meinem
Ende dazu bringen, depatiren und hinter mir verlassen wArde,
soll er dahin astringirt und gebunden sein, nämlich dass er
eben beiden obgenannten meinen und seinen Vettern und
beiderseits erbetenen vertrauten zwei Herren Befreundeten,
alsbald in einem Vierteljahr nach meinem Abgange, da anders
zum Falle ich mit dem zeitlichen Tode übereilt und solches
selbst wirklich nicht thun könnte, zwei ordentliche Urbariea
und Beschreibung aller solcher Herrschafts-Regalien, Hoch-
und Freiheiten und Gerechtigkeiten auch allem anderen Zu-
gehör und EinkQnften, sowohl auch ein Inventar aller brieflichen
Urkunden, so über die Herrschaft und ihre Pertinentien und
auf unsern gemeinen Namen und Stamm lauten, die auch der
Munition und Rüst-Kammer aufrichten und verfertigen soll
und deren eines er behalten, das andere aber über einer
subscnbirten Obligation, als dass er und seine männlichen
Leibserben ausser Feindesnoth und überlegener Gewalt hiervon
nichts verabalieniren noch verwenden sollen , noch wollen,
seinem Herrn Vetter einhändigen und auf solche Weise ist
ein jeglicher künftiger Einnehmer und Besitzer dieses Guts
gleiche Vemeuerung des Urbary, Inventary und Obligation zu
thun und den anderen Interessirten zu geben schuldig, soviel
aber die Mobilien in meinem Hause zu Grätz, als Silberge-
schmeide, Tapeten, Teppiche, Seidenvorhänge anbelangt sollen
gleichfalls nach meinem Ableben auf vorgegangene Sperr in
Beisein obgemeldter Herrn, gleichfalls ordentlich inventirt, zwei
gleichlautende Inventaria aufgerichtet, eines dem Herrn Wolf
verbleiben und das andere den gedachten beiden Herren
Vettern zu ihrer künftigen Nachrichtung eingehändigt werden.
11. Folgends am Elften, soll auch jeglicher Inhaber des Schlosses
Ehrenhausen an desselben Hause Tagwerk, Zimmern und
Basteien, Meierhof, Mühlen, Keller und Pressen, sowohl auch
das Haus allhier zu Grätz nichts ab- oder eingehen lassen,
sondern in Hinterbleibung dessen auf der mit interessirten
Befreundeten als künftigen Successoren Anhalten nach Erkennt-
nis unpartheiischer erbetener Herrn und Freunde, all Buss-
— 157 —
fertigkeit möglichst wenden und verbessern und alles in gutem
wesentlichen Bau erhalten, also auch zu Vermehrung der Mu-
nition und Rüstkammer j&hrlich hundert Gulden anlegen und
solche Verbesserung jedes Jahres in das Haupt - Inventary
bringen.
12. Gleichfalls zum Zwölften soll auch kein künftiger vollmächtiger
Inhaber der Herrschaft Ehrenhausen ohne sonderbare Noth
und erhebliche Ursachen wie auch ohne Verwilligung der an-
deren Mitinteressenten nicht was von der Herrschaft Regalien
und Einkommen verkommen, verwenden und ent&ussfem wie
sich denn ein Jedweder so dies Fidei-Commiss Gut der hernach
vermeldten Substitutions-Ordnung einnehmen wird gegen den
andern Mitverwandten deswegen verschreiben muss, als dass
er ungeschmälert und unangegriffen des Hauptguts allein den
usum fructum und Fruchtgenuss ad dies vitae wie auch seine
ehelichen männlichen Leibeserben, innenhabe und besitzen
und alles Stiftlicho baulich wesentlich ungeringert erhalten
und den in diesem meinem letzten Willen einverleibten Con-
ditionen gehorsam nachleben wolle und solle; da sich aber,
wider Hoffen begebe, dass ein Verthuenlicher entweder diB
Steuern oder andere Landes- Anlagen darauf anstehen und an-
wachsen zu lassen wie auch andere Schulden machen oder
Alienationen und Verkümmeruisse und mutwillige Abödung
vorzunehmen oder hinlässig zu gestatten, sich unterstehen
würde, so haben die anderen Interessirten das Recht, bei der
Landes Obrigkeit um ernstliches schleuniges Einstehen anzu-
rufen, dass die Herrschaft nämlich ihm so lange entzogen und
Interim sequestrirt und zu dritter Hand gegeben werde, bis
die daraufiiegenden Steuern oder Schulden bezahlt und alle
Abödung erstattet; da aber ein solcher Verschwender, vor
solcher Enthebung oder Erstattung zeitlichen Todes verfahren
und andere eigenthümUche Güter oder ein anderes Vermögen
in ausgeliehenem Gelde oder dergleichen neben dieser Fidei-
Commiss Herrschaft hinterlassen würde, so soll von demselben
seinen eigenthümlichen Verlass ohne Entgeld des Fidei-Gommiss
oder denselben succedirenden Inhaber die völlige Enthebung
— 158 —
dieser der aaf Ehrenhaosen gelegten Last und Erg&nzaog der
Deterioration geschehen.
13. Und zum Dreizehnten soll solche Fidei Gommiss Herrschaft
mit jetzt erzählten Conditionen mein institairter Erbe nicht
allein ftr seine Person die ganze Zeit seines Lebens inne-
haben nnd geniessen, sondern da ihm der AUmftchtige mit
ehlichen Leibeserben segnen würde, deren ihm dann der
himmlische Vater nicht verziehen sondern ihm dergleichen
mildiglich bescheeren wolle, so soll sein ältester Sohn nach
ihm nn so derselbe auch mit Tod abginge, weitershin also
fort und fort zn raiten, alle Zeit der älteste in absteigender
Linie succediren ; wann aber solche des Aeltesten Linie gar
abstürbe, alsdann solle es auf den nächsten ältesten and
seinen Mannsstamm nach und nach, gleichfalls Fidei Commiss
Erben kommen.
14. Im Falle aber zom Vierzehnten mein Herr Vetter Wolf, als
institairter Erbe, nnd seine verhofften ehlichen mannsstamm-
lichen Leibs- als sabstitnirte Erben, ohne Mannsstamm zeit-
lichen Todes verblichen, so sollen die weibsstammlichen Erben
' dieser Linie an solchem Fidei Commiss und Mannsstammen
Gut kein Erbtheil noch einige Gerechtigkeiten haben, sondern
dieses alles and jedes, vermöge obangedrückter Urbary, In-
ventary und Revers soll alsdann auf meinen aacb lieben Herrn
Vetter, Herrn Ferdinand Freiherrn von E^ggenberg and
nach ihm allezeit auf seinen ältesten Sohn und also fortan
oder in Mangel derselben auf den nächst ältesten manns-
stammlichen Erben, nach ihm, seiner absteigenden Linie, aller-
massen, wie es bei Herrn Wolfens liinie vorhin aosgeffthrt,
fallen.
15. Also aach fürs Fünfzehnte, wenn des Herrn Ferdinandi
Linie gar ohne Mannsstarom abginge, alsdann auf meinen
lieben Herrn Vetter Hans Sigmund, Freiherrn von Eggen-
berg, und seine mannsstammlichen Erben, oberzählter Ordnung
nach, fallen.
IG. Da es sich aber zum Sechzehnten auch begäbe, dass unter
obgemachter Ordnung und Succession darauf denn dies Fidei
— 159 —
Commiss der Herrschaft Ehrenhansen fallen solle, noch un-
mttndig wäre, so solle alsdann der nächste Agnat, der am
nächsten bei der Saccession ist, nnd doch zugleich von der
Landesobrigkeit tauglich erkannt wird, des andern Minder-
jährigen, bis derselbe sein achtzehntes oder nach G^estalt
seines Yerstandes das zwanzigste Jahr erreicht, Tator oder
Curator nnd Gerhab sein.
17. Zorn Siebzehnten aber wenn diese alle drei, als meine nächsten
Herrn Vettern und Herrn BrOder sei. Söhne und ihre manns-
stammlichen Erben alle stQrben nnd der auch wohlgebome
H^rr Hans Ulrich, Freiherr von und zu Eggen-
berg und auf Adelsberg ihrer fürst-durchl.
Erzherzogen Ferdinand zu Oesterreich, ge-
heimer Rath und ihrer fürstL-DurchL meiner
gnädigsten Frau Hofmeister und Landeshaupt-
mann in Erain oder Mannsstammen von ihm ausgehend
am Leben wären, so soll es alsdann auf ihn meinen Herrn
Vetter oder hernach seinem ältesten, mannsstammlichen Erben
obbestimmte Fidei-Gommiss in Bescheidenheit und Ordnung
nach fallen und erben; doch wenn es zu solchem Fall, als
auf Herrn Hans Ulrich, Freiherm von Eggenbergs Linie
kommen würde, so soll er oder sein erbßlhiger Descendent,
meiner lieben Frauen Schwester, Frau Elisabet Rinds-
maul sei. Nachkömmling und Erben, so zu der Zeit vorhanden
sein werden, zehn Tausend Gulden Rh., welche von obgemeldten
zurückfiEdlenden dreissig Tausend Gulden Fidei-Commis Gelder
her genommen werden sollen, hinaus zugeben schuldig sein.
18. Im unverhofften Fall aber zum Achtzehnten aus Verhängnis
Gottes unser derer von Eggenberg Freiherrn Name» und
Stand und Geschlecht ganz nnd gar erlöschen und untergehen
wOrde ; so soll alsdann solches mannsstammliche Fidei-Gommis
aufhören und soll dem allgemeinen steirischen Landesbrauch
nach , auf die verzogne Eggenbergischen weibsstammfichen
Erben fallen und unter dieselben der Werth denen Ver-
zichten und Legitimationen in Stirpes ausgetbeüt werden,
doch sollen obgedachte meiner lieben Frau Schwester sei.
" 160 —
Erben, nämlich den Rinds maul die Ablösung solcher
Herrschaft Ehrenhansen wie die von der Landes Obrigkeit
geschätzt wird, vor andern weibsstammlichen Erben, bevor-
stehen; und da von meinem geliebten Herrn Vetter, Herrn
Hans Ulrich von Eggenberg, Freiherm, keine mannsstammlichen
Erben zur Zeit sein, noch dies Fidei-Commiss auf sie fallen
würde, noch also die Rindsmaurschen Erben obbestimmtes
ihres Legates, der zehn Tausend Gulden, noch nicht theil-
liaftig gemacht worden, so sollen alsdann in solchem Falle
des völlig abgestorbenen Eggenbergischen Mannsstammes die
Rindsmaurschen Erben die vorhin ihnen vermeinten zehn
Tausend Gulden Legat von den andern weibsstammlichen
Erben vor ein Praelegatsweise bevor nachmalen haben und
behalten.
19. Am Neunzehnten verschaffe ich meiner beiden Herrn Gebrüder
sei. verheirateten Frauen Töchter, wie viel deren nach meinem
Tode am Leben sein werden, jeglicher hundert Ducaten zu
einer Kette, meiner dabei zu gedenken, in Erwägung sie
zuvor in andern Werken als mit AusstalQßrung und Haltung
ihrer Hochzeiten, durch mich bedacht worden; den ledigen
Freulein aber, so sich dieselben mit ihrer Herren Gebrüder
und nächsten Befreundeten Rath und Willen verehlichen,
jeglicher zur Besserung ihres Heiratsgutes, auch legatweise
zu verstehen, fünfhundert Gulden zu jedweder Hochzeit bar
von dem Inhaber Ehrenhausen zu verehren; und wenn nun
diese und alle andern vorbestimmten Legate durch meinen
Instituirten den Legatariis bezahlt und gutgemacht werden,
was sich dann darüber nach meinem Tode in Barschaft oder
ausständigen Schulden so man mir zu thun in meiner Ver-
lassenschaft befindet,
20. so ordne und disponire fürs Zwanzigste, dass solche ver-
lassene Barschaft und Schuldsummen obgedachtem meinen
Herrn Erben Wolf, Freiherm von Eggenberg, wirklich er-
folgen und zustehen soll ; doch mit dieser Bescheidenheit und
Condition dass ermeldtes Geld an gewissen und sichern Orten
angelegt als an namhaften liegenden Stück oder Gült oder
— 161 —
zu solchem Ende dass beim Hauptgnt keine Oefahr zu ge-
wärtigen; denn mein Erbe solches unverkümmert und un-
alienirter nutzen und innehaben , allein mit der jährlichen
Nutzung frei sein soll, allerdings als wie des Fidei-Gommiss
halber oben verstanden und eingeführt worden.
Letzlichens den Herrn Mitzeugenfertigern dieses meines Testaments
will ich einem jeglichen ein Präsent von hundert Gulden bis in
hundert Thaler zu einem Zeugniss dieser ihrer Mitfertigung
und ihrer erhofften Execution und zu einer Recognition, dass
dieses alles ihnen und ihren Erben ohne allen Schaden und
Nachtheil sein solle ; wie denn meine ihnen Herren zugestellten
Bittzettel solche Schadloshaltung inehrers ausweisen, verehrt
und deputirt haben sie fireundlich ersuchend mit dieser meiner
Bezeugung freundlich färlieb zu nehmen.
Will also hiemit diesen meinen letzten Willen im Namen
des Allmächtigen geschlossen haben und bitte hierauf untert.
den durchlauchtigsten hochgebomen Fürsten und Herrn, Herrn
Ferdinand Erzherzog zu Oesterreich etc. meinen
gnädigsten Herrn und Landesfürsten oder wer in zukünftigen
Zeiten allzeit Landesfürst in Steyer, oder wo meine Verlassen-
Schaft gelegen sein wird wie auch alle nachgesetzten Obrigkeiten,
die hochlöbliche N. Oe. Reg. die Herren Landeshauptleute, Landes-
verweser oder andern Gewalthaber im Lande, dass ihre fürstl.
Durchl. für sich und ihre nachgesetzte Instanzen ob diesen meinen
letzten Willen gnädigst günstig und mächtig halten und Hand-
haben und da dieser etwa nicht als ein solennes Testamentum
inscriptis gelten soll oder könnte, dass er doch als ein Testa-
mentum nuncupativum oder als ein Godicill oder als ein Testa-
mentum ad acta sive Principi oblatum oder als ein Fidei-Commiss
oder als ein Donatio causa mortis oder wie er sonst vermöge
geist- und weltlicher Rechte, auch in Kraft guter Gebräuche und
in Sonderheit nach den löblichen steirischen Landesrechten, altem
Herkommen und üblichen Gewohnheiten am allerkräftigsten gelten
soll, kann oder mag, gelte und passirt werde; jedoch behalte
ich mir selber vor, diesen meinen letzten Willen zu vermehren,
zu umändern, zu verändern oder gar aufzuheben und da ich ein
MHthelL d«a hiat. Y«r«lnes f. BteUruark. ZZTI. Heft, 1878. H
— 162 —
oder melir GodiciD oder Zettel mit meiner eigenen Hand nnter-
schrieben über knrz oder fatng hinein oder herm oder an andern
vertraoten Orten legen wOrde, so will ich dass solch ein oder
mehr eben die Kraft nnd l^rknng haben soDen wie dieses ganze
vollkommene Testament; da ich aber bei diesem meinen letzten
Willen nichts verändern würde, so soll er allerdings bei gegen-
wärtiger Fassung endlich verbleiben.
Vermahne auch hieranf obgenannte meine liebsten Herrn
Vettern hiermit 'vetter- ja väterlich, sie woUen ob diesem meinen
ihnen v&terlich wohlgeneigten letzten nnd gnten Willen, anch ihres
Theils gehorsam nnd treulich halten, darüber einig nnd zoMeden
sein nnd diese meine väterliche Gutwilligkeit mit schuldiger nnd
billiger Dankbarkeit eAennen nnd annehmen nnd nichts dawider
vornehmen, noch handeln thnn nnd lassen, insonderheit bedacht,
dass ich mit meinem am wenigsten ererbten nnd doch anch dem-
selben sonst nnverbnnden, dann mit meinem meistentheils selbst
gewonnenen nnd mit Gefahr Leibs nnd Lebens nnd meinem in
Schweiss nnd Blnt hart eroberten Gut, allerdings frei nnd keinem
noch Jemandes anderen einige Legitimam oder dergleichen nichts
schuldig bin. Im Fall nun wider Verhoffen und Zuversicht meinw
Herrn Vettern oder anderer Blutsfreunde, einer oder eine diesen
meinen letzten Willen , entweder mit oder ausser Rechtens zu
fechten und umzustossen ftlr sich selbst oder auch durch andere
sich unterstehen wfirde, der oder dieselbige soll alsdann aller
und jeder Portion , so sonst auf ihn oder sie in Kraft dieses
meines Testaments kommen möchte, &cto ipso privirt und ent-
setzt sein nnd dieselbe Portion dieses meines wohlgeneigten
Legats den andern gehorsamen und friedlichen meinen in- und
snbstitituirten Erben oder Legatarii accresciren und zuwachsen.
Zu solches meines letzten Willens Execntion, n&chst gedachter
fOrstl. Durchl. und deroselben nachgesetzten Obrigkeit und meiner
in- nnd snbstitituirten Erben und Legatarii, will ich auch inson-
derheit meine Herrn Zeugfertiger und andere nächste Bluts- nnd
hohe Freunde erbeten haben, dass sie meinen in- nnd snbstiti-
tuirten Erben nnd Legatarii alle gn&digste, günstige nnd freund-
liche Beförderung, Hilfe und Vorschub erzeigen wollen.
— 163 —
Dieses meines letzten Willens habe ich zwei Exemplare in
gleichem Laute aufrichten lassen, dessen eines ich bei mir bis
zu meinem seligen Sterbstflndl behalten, das andere auf einen
vertrauten Ort bis nach meinem Tode zu verwahren und hernach
bei der Landes Obrigkeit zu publiciren gegeben habe.
Und dessen alles zur wahren Urkunde habe ich dieses mein
Testament und letzten Willen mit meiner eigenen Handunterschrift
und angehangenem Siegel bekräftigt auch zum grossem Zeugniss
der Sachen habe ich besonders freundlich, fleissig durch Bittzettel
erbeten die wohlgebomen Herrn Herrn Hans Sigmund Waagen zu
Wagensperg Freiherrn auf SchOnstein, Pr&wald und Sannegg,
Pfand-Inhaber und Hauptmann der Herrschaft Pettau, Röm.-Eais.
Mig. Rath, auch fArstl. Durchl. Erzherzog Ferdinand zu Oesterreich
etc. geheimer Rath, Kämmerer und Statthalter der N. Oe. Fürsten-
thOmer und Lande, Herrn Sigmund Friedrich Freiherrn zu Herber-
stein, Keuberg, Gutenhaag und Krems, Herrn auf Lancwitz, Erbkäm-
merer und Erbtruchsess in Kärnten, hochgedachter Röm.-Kais. Maj.
Rath, auch fQrstl Durchl. geheimer Rath, Kämmerer und Landes-
hauptmann in Steyer, Herrn Franz Freiherm von und zu Räcknitz
auf Pemegg und St. Ulrich, auch ffirstl. Durchl. Rath, meine
besonders lieben Freunde und Herrn, dass sie solches Testament
mit ihren eigenen Handschriften und Insigeln (doch solches ihre
Fertigung auch ihnen Herren und ihren Erben ohne allen Schaden
und Nachtheil) gleichfalls verfertigt haben; Geschehen zu Grätz
den letzten Tag Mai im eintausendsechshundert und neunten Jahr.
Ruprecht von Eggenberg, Freiherr.
Hans Sigmund Wagen, Freiherr.
Sig. Friedrich, Freiherr zu Herberstein.
Franz, Freiherr zu Rjäcknitz.
^»»
11*
GEDENKBÜCH
■•-<?-
<Zafolge Beschlasses des historischen Vereines für Steiermark in der
XY. allgemeinen Jahres -Yersammlang am 6. December 1864 für ver-
storbene verdiente Ve^^eins- Mitglieder angelegt.)
Dr. Greorg &ötli,
Stadien-Director der technischen Hochschale und Gustos am landschaftl.
Joanneum zn Graz, Director des hist. Vereines ftr Steiermark etc.
Eine biographische Skizze
TOB
K. O. Ritter v. Iieitner.
iline alte Erfahrung lehrt, dass der Mensch, und wäre
es der beste, wenn er einmal den Blicken der Welt entrückt
ist, bald auch aus ihrem Andenken verschwindet Vollends ist
dies jetzt der Fall in unserer leicht und schnell lebigen Zeit,
wo ein Ereigniss das andere jagt und ein Strebender den
andern yerdrflngt Darum ist es eine schöne Gepflogenheit, den
Männern, die sich um die Förderung des Wissens in irgend
einem Fache oder um das öffentliche Wohl im Allgemeinen
hervorragende Verdienste erworben haben, nach ihrem Scheiden
von uns einige Blätter dankbarer Erinnerung zu weihen. Dieser
schönen Sitte gemäss möge denn hier auch ein kurzer Lebens-
abriss eines solchen Ehrenmannes Platz finden, wenn er gleich
durch werthvoUe literarische Leistungen selbst dafür gesorgt
hat, dass er nicht der Vergessenheit anheimfalle.
Georg Göth wurde am 29. December 1803 zu Beindorf,
dem jetzigen Budolfsheim, nächst Wien geboren, wo sein Vater
Johann Georg Göth als Besitzer eines Hauses und einer Glas-
handlung ansässig war und in der dortigen Gemeinde das
Btlrgerraeister-Amt bddeidete. In dieser Eigenschaft zeichnete
- 68 —
er sich während des feindlichen Einfalles der Franzosen im
Jahre 1809 durch ungemeine Thätigkeit so sehr aus, dass
ihm Kaiser Franz in Anerkennung derselben die silberne
Ehrenmedaille verlieh. Ein bösartiges Nervenfieber, dessen
Herrschaft die fremden Truppen bei ihrem Abzüge der Residenz
zurückgelassen hatten, raffte den wackem Mann schon im
nächsten Jahre dahin und seine Witwe stand nun, indem sie
ihre beiden Töchterchen schon froher verloren hatte, mit
ihrem erst etwas über 6 Jahre alten Sohne Georg allein da.
Sie führte durch einige Jahre das Geschäft ihres verstorbenen
Gatten noch fort, vermochte aber nicht, der Ausbildung ihres
Sohnes Richtung und Ziel anzuweisen. Und so war er es denn
selbst, der alle Hindemisse, die sich ihm auf der Studien-
laufbahn entgegenstellten, durch Fleiss und ausdauernde That-
kraft endlich siegreich überwand und sich allmählig jene
ehrenvolle Stellung errang, die er in der Folge am Joanneum
in Graz und in der literarischen Welt einnahm.
Den Unterricht des Knaben begann der Ortsschullehrer,
indem er ihn aus alten ausgemusterten Kanzleiacten, die er
bei einem Krämer erhielt, lesen lehrte und ihn nebenher mit
ziemlich geringem Erfolge im Yiolinspiele unterwies. Im Jahre
1815 wurde Georg aber in die damals im besten Rufe ste-
hende Hauptschule der Vorstadt Neubau geschickt, wo er
sehr gute Fortschritte machte. 1816 trat er in das Gymnasium
bei den Schotten über, wohin er, ein schwächliches Bürschchen,
fast ' 4 Stunden weit zu wandern hatte. Schon damals machte
er m der Mathematik und Geographie gute Fortschritte, jedoch
bereitete ihm das Studium der lateinischen Sprache, für das
er damals noch zu wenig vorbereitet war, solche Schwierig-
keiten, dass er die Classe wiederholen sollte. Dazu konnte
er sich nicht entschliessen ; er zog es vielmehr vor, nachdem
seine Mutter ihren Besitz verkauft hatte und nach Mariahif
übersiedelt war, 1817 in die 4. Classe der k. k. Normalschule
überzutreten.
In den beiden Jahrgängen dieser Classe, die damals eine
Art Bürgerschule bildeten, that er sich besonders in den tech-
— 69 —
nischen Fächern hervor, wurde überhaupt ein Liebliug seiner
Lehrer und erhielt wiederholt Schulpreise. Hierauf setzte er
seine Studien an der eben erst neu eröffneten Realschule fort.
Er widmete sich denselben mit eben so viel Freude als
durchaus vorzüglichem Erfolge, wobei ihn der Beligionsunterricht
nach den geist- und gemttthvoUen Aphorismen des evangelischen
Bischofs J. H. B. Dräseke besonders anzog, so dass ihn
sein Professor dieses Faches, der zugleich Yicedirector war,
sehr lieb gewann und ihm eine Lection verschaiFt«, die dem
wenig bemittelten Jünglinge eine willkommene Zubusse eintrug.
Im XJebrigen betrieb er eifrigst das Studium der Mathematik.
Professor Josef B e s k i b a , durch mathematische Werke auch
als Schriftsteller ehrenvollst bekannt, nannte ihn seinen besten
Schüler; und der als geistiger Urheber der Kaiser Ferdinands-
Nordbahn hochverdiente Professor Franz R i e p 1 wendete ihm
sein besonderes Wohlwollen zu. 6 ö t h fasste nun den Entschluss,
sich für die Zukunft — ohne recht zu wissen, zu welchem
praktischen Zwecke — vollends dem Studium der Mathematik
zu widmen. So begann er denn den Lehrcurs der höheren
Mathematik an der Universität, hörte Beskiba's ausser-
ordentliche Vorträge, sowie jene des berühmten Astronomen
J. J. von Littrow und machte ausgezeichnete Fortschritte.
Er sass gewöhnlich den ganzen Tag im Arbeitszimmer der
Sternwarte, machte Auszüge aus mathematischen Werken und
speicherte Analecten auf. Littrow, mit dem er und ein paar
andere Schüler an einem Tische sassen und auf Schiefertafeln
rechneten, veranlasste ihn auch, sich die analytische Geometrie
eigen zu machen. Er erhielt eine grosse Fertigkeit in der
Transformation der Formeln, namentlich der trigonometrischen
und Differenzial-Ausdrücke und füllte viele Hefte mit diesen
Ausarbeitungen. Allein alles dies betrieb er ohne Aussicht auf
eine künftige Yerwerthung seiner erworbenen Kenntnisse, zumal
ihm zur gewünschten Erlangung einer Lehrstelle der Nachweis
der damals geforderten Vorstudien fehlte.
Director Littrow, dem er seine Sorge vertrauensvoll
mittheilte, gab ihm nun den Rath, die vier Orammatikaldassen
— To-
des Gymnasiums privatim nachzuholen. Göth gieng sogldch
mit allem Eifer an die Ausführung dieses Bathes, nahm ftür
die klassischen Sprachen einen tüchtigen Gorrepetitor und
hoffte die übrigen Gegenstände, die ihm theilweise schon von
der Realschule her bekannt waren, allein bewältigen zu können.
Er unterzog sich dann als Privatschüler dieser Jahrgänge einer
Prüfung, erwarb sich bei dieser das Zeugniss über seinen
genügenden Fortgang und legte auf Grundhige desselben später
in Pest auch die Prüfungen aus den Lehrgegenständen der
Humanitätsstudien mit Auszeichnung ab. Er meldete sich nun
im Herbste 1823 an der Wiener Universität zur Aufiiahme
in die philosophische Fakultät
Der Professor der Philosophie, L. Rembold, welcher
im nächsten Jahre seiner freisinnigen Vorträge wegen vom
Lehramte entfernt wurde, gewann ihn bald lieb, weil er wusste,
dass G ö t h seine Vorträge fleissig und genau nachschrieb und
mehreren seiner CoUegen erfolgreich Correpetitionen ertheilte.
Der Professor der Mathematik, Josef Jenko, beschäftigte
ihn bei der Ausführung seiner Lieblingsidee, die Theorie der
Parallelen zu begründen; und vom Professor der Physik,
welcher ihm nicht sehr hold war, erzwang er sich bei einer
wiederholt begehrten Prüfung statt der ihm anfangs gegebenen
ersten eine Vorzugsklasse.
Im Jahre 1826 wurde der dritte Jahrgang der Philosophie
aufgelassen ; G ö th besuchte aber dessenungeachtet den zweiten
Jahrgang der höheren Mathematik bei Ettingshausen,
hörte den Curs über Pädagogik und besuchte nebenher auch
den L Jahrgang der Rechte.
Nach dem Tode semer Mutter, die w im Späthwhste
dieses Jahres verlor, verweilte er während des Jahres 1827
noch in Wien, setzte seine mathematischen Studien ohne Un*
terbrechung fort und verfasste eine Theorie der Wahrschem-
lichkeits-Berechnung mit Anwendung der höheren Analysis.
Er gedachte damit bereits als Schriftsteller aufrutreten und
sich zugleich eine Empfehlung für eine künftige Anstellung
zu erwerben. Aber trotz der günstigen Beurtheilung von Seite
— 71 —
Littr ow^B, der ihn zu dieser Ausarbeitung angefordert hatte,
hnd sich dafür leider kein Verleger.
Zur aufheiternden Unterbrechung dieser ernsten Beschäf-
tigungen vergönnte er sich am hebsten den Besuch des damals
eben in seiner Glanzperiode stehenden. Hofburgtheaters, und
der lebhafte Eindruck dieser unvergesslichen Kunstgenüsse
diente ihm fikr sein ganzes Leben als Massstab dramatischer
Leistungen. Ein geistiger Genuss anderer Art bot sich ihm
dadurch dar, dass ihm seine Privatlectionen Gelegenheit gaben,
indieSalonsbeiCarolinePichler,Pilat, Klinkowström
und Wilhehn August Ton Schlegel eingefbhrt zu werden.
Er fand auch Zutritt zu den phflosophischen Vorlesungen des
Letzteren, besuchte die berühmten Predigten Zacharias W e r-
ner's und Johann Emanuel Veit's, und versäumte überhaupt
keine Gelegenheit zu geistiger und gemüthlicher Anregung
und Ausbildung.
Bei allem dem beschwerte ihn doch immer ernstlicher
die Sorge für seine Zukunft Da eröfiheten sich ihm von
mehreren Seiten Aussichten auf eine Erzieherstelle, und wie-
wohl sich welche in hochadeligen Häusern ergaben, wählte er
doch .zuletzt eine solche bei einer Beamtenfamilie im steierm.
Hochgebirge, in welches ihn, wie fast jeden Wiener, eine
eigenthümliche Vorliebe hinzog. So traf er denn im Anfange des
Decembers 1827 in seinem künftigen Bestimmungsorte, dem
k. k. Gusswerke bei Maria*Zell ein, wo ihm fortan oblag, zwei
Sfthne eines dortigen Oberbeamten fOr die Bergakademie in
Schemnitz yorzubereiten. Die Bemühungen zur Lösung dieser
nicht unschwierigen Aufgabe vergalt ihm dar Genuss der ihn
umgebenden grossartigen Alpennatur und der tägliche Verkehr
mit dem dortigen Werksvorstande Johann H i p p m an n , einem
intelligenten, ringsum in grossem Ansehen stehenden Manne,
der aHmählig sein bester Freund wurde.
Ein unbedeutender Zufall entschied hier, wie in manchem
Menschenleben, so auch in dem Göth's über sein künftiges
Schicksal.
Im Jahre 1828 hatte der Erzherzog Johann, der un-
— 72 —
vergessliche Gönner Steiermark's, den Bau des Brandhofes,
seines idyllischen Heimsitzes am Seeberge, beendet nnd den
24. August zur feierlichen Einweihung der Hauskapelle des-
selben bestimmt Da für die Ausschmückung des Festortes
noch einiges zu thun^war, wandte sich der Erzherzog um
einen Sachverständigen an das Yerwesamt im Gusswerke. Man
sandte ihm Göth. Dieser wurde sehr gnädig Aufgenommen
und zu Tische geladen. Während des Mittagmahles zeigte dch
aber der Irrthum, dass der erlauchte Festveranstalter eigentlich
einen Inschriftenmaler benöthigt habe. Göth war darüber
allerdings etwas betroffen, da er jedoch auch in der Ealigraphie
und im Zeichnen einige Geschicklichkeit besass, erbot er sich
doch es zu versuchen, den Befehlen des Erzherzogs nach
seinem besten Vermögen zu entsprechen. Er leistete auch
nicht nur in dieser Beziehung Genüge, sondern bei seiner
vielseitigen Anstelligkeit vermochte er auch noch manchen
anderweitigen Bedürfnissen abzuhelfen, wie er denn namentlich
damit betraut wurde, die Einweihungsurkunde auf Pergament
rein zu schreiben. Der Erzherzog lud ihn hierauf mit besonderer
Güte auch zum Feste und forderte ihn zugleich auf, jedesmal,
wenn er von des Hausherrn Anwesenheit im Brandhof höre,
dort einzusprechen. Göth erhielt bald darauf auch die Aufgabe,
die Registratur der Landwirthschafts-Filiale Brandhof, bei deren
Versammlungen der Erzherzog präsidirte, in Ordnung zu bringe,
führte bei deren Sitzungen die Protokolle und gewann durch
verschiedene ähnliche Geschäftsbesorgungen immer mehr die
Gunst des Erzherzogs, in welcher ihn auch sein Freund Hipp-
mann, der bei diesem ungemeines Vertrauen genoss, wesent-
lich befestigte.
Als darauf im September 1830 die Vertragszeit seiner
Erziehersstelle zu Ende gieng, nahm ihn denn der Erzherzog
förmlich in seine Dienste und Göth übersiedelte nun als
erzherzoglicher Archivar, BibUothekar und zweiter Privatsekretftr
nach Vordemberg.
Hier war es zunächst seine Hauptaufgabe, die zahlreiche
Bibliothek, die Urkundensammlung, die Kupferstiche und Aquarell-
— 73 —
Gemälde des Erzherzogs zu ordnen und zu katalogisiren. Die
erstere bestand ausser Werken der schönen Literatur vorzüglich
aus Schriften ttber Geschichte, Montan-Industrie und Land-
wirthschaft In das Fach der letzteren wurde G ö th insbesondere
durch seine vielfältigen Geschäfte bei den erzherzoglichen
Besitzungen und durch die Begleitung des Erzherzogs auf
dessen jährlichen Bereisungen der Landwirthschafts-FiUalen
mehr und mehr emgeweiht Von diesen lernte er vor allen
jene zu Brandhof kennen, da der Erzherzog seine dortige
Alpenwirthschaft mehrmals, besonders zur Zeit der Auerhahn-,
Hirsch- und Gemsjagd zu besuchen pflegte. Von diesen Um-
ständen begünstigt, verfasste Göth im Jahre 1832 seine erste
zum Drucke gelangte Schrift: „Darstellung des landwirthschaft-
lichen Zustandes der Filiale Brandhof", welche in den Ver-
handlungen und Aufsätzen der steierm. Landwirthscbafts-
Gesellschaft verö£fentlicht und zwei Jahre darauf als eine
Musterschiift in zahhreichen Sonderabdrücken im ganzen Lande
vertheilt wurde.
Das Jahr 1832 erhielt für Göth aber auch in anderer
Beziehung eine nachhaltige Bedeutung. Er fand gelegentlich
Zutritt bei der Familie des allgemein hochgeachteten Vorstandes
der Vordemberger fiadgewerkschaft Prandstetter, und
nach seiner Bückkunft von einer im Frühling nach Triest und
Venedig unternommenen Beise erfolgte seine Verlobung mit
Jos^nen, der ihm längst theuer gewordenen ältesten Tochter
des Hauses. Natürlich blieben diese Verhältnisse dem Erz-
herzoge nicht unbekannt und bei dessen gütigen Gesinnungen
für G ö t h eröffnete er ihm die Hoffnung auf eine Assistenten-
stelle am Joanneum, wo eben die Errichtung einer solchen
für Elementar-Mathematik im Antrage stand. Allein, da die
damalige Studien-Hofcommission überhaupt mit dem Lehrplane
an diesem ständischen Institute nicht ganz einverstanden war,
so gerieth die Gründung dieser Lehrstelle in Stockimg und
Göth machte sich nun 1834 neben seinen pflichtmässigen
Geschäften mit allem Eifer an eine topographisch-historische
Arbeit, für welche ihm die Archive des Erzherzogs, des
— 74 - -
Magistrates, der Communität und dar Gewerkschaft m Vor-
demberg reichliehe Materialien darboten. Auf diese Weise
entstand unter seiner Feder eine Oeschichte Ton Yordemberg,
deren Hauptwendepunkt die 1829 durch den Erzherzog zu
Stande gekommene Union der Badgewerken bildete. AUein die
der CensurbehOrde yorgel^;te Handsdirift derselben eriiidt
nicht die Druckbewilttgung, weil die Kundgabe gewisser Ver-
handlungen mit der dem Unionsprojeete widerstrebenden inner-
bergischen k. k. Hauptgewerkschaft Anstoss fand. Das Werk
musste nach Andeutungen der k. k. montanistischen Hofkammer
umgearbeitet werden und konnte erst 1839 mit einem Atlas,
dessen bedeutende Kosten der Erzherzog selbst bestritt, im
Dtucke erschebien. Dieses interessante Werk aber das steler-
mäildsche Eisenwesen erhielt allgemeine Anerkennung und
der König von Schweden, welchem es vom Director in Fallun,
Professor Sefström, vorgelegt wurde, liess zehn Ezemplare
desselben fbr die schwedischen Lehranstalten ankaufen und
dem Autor die grosse Goldmedaille fbr Kunst und Wissenschaft
zusenden.
Nachdem 0 ö th mit dem Erzherzoge 1835 in angenehmster
Weise eine Reise durch Kärnten und 1836 während des
strengsten Winters im offenen Schlitten eine solche durch das
obere Ensthal nach Radstadt, von dort über den Tauem nach
Turrach und dann zurQck in das Murthal gemacht hatte,
begann er wieder die Ausfbbrung eines neuen literarischen
Werkes, nämlich eines topographischen Lexikons von Steier-
mark. Hiezu hatten ihm seine Forschungen zu dem vorigen
Werke, sowie die vom Erzherzog schon 1811, 1812 und 1813
gesammelten Notizen zu einer Landeskunde Steiermarks höchst
schätzbare Stoffvorräthe geliefert, die er nun dadurch zu ver-
vollständigen trachtete, dass er ein Venseichniss von Fragen
durch das ganze Land versendete, um deren Beantwortung
er Behörden und einzelne Private erauchte.
Er benützte zu dieser umfangreichen Arbeit vorzüglich
die Müsse, welche sich ihm während der Zeit darbot, da der
Erzherzog auf seiner Reise nach dem Oriente abwesend war.
— 76 —
Als dieser bei seiner Rückkehr die Angelegenheit in Betreff
der beantragten Lehrstelle am Joanneum noch immer nicht
weiter vorgeschritten fand, anderseits aber in 6ö th der Wunsch,
seinen eigenen Herd gründen zu können, immer lebhafter
wurde, gab ihm sein hoher Gönner den Wink, sich um die
Verleihung der bei der Landwirthschafts-Gesellschaft in Wien
erledigten Bibliothekar- und Cnstosstelle in Bewerbung zu
setzen. Er befolgte diesen Bath und am 8. Februar 1838
wurde er für diese Stelle ernannt Er verliess nun, nachdem
er sieben Jahre und drei Monate in den Diensten des Erz-
herzogs gestanden und sich bei seinem Austritte ein glftnzendes
Zeugniss erworben hatte, das ihm zur Heimat gewordene
Yordemberg und übernahm am 19. März 1838 sein neues
Amt in Wien.
Ein Jahr darauf, am 6. Februar 1839, feierte er seine
Vermählung mit seiner theuem Verlobten in deren Vaterhause
und fbhrte sie dann in den neu gegründeten eigenen Haushalt
ein, dessen anfängliche Bescheidenheit das endlich vereinigte
junge Paar in seinem Glücke nicht zu beirren vermochte.
Göth widmete sich seinem neuen Berufe mit gewohntem
Eifer, setzte nebstbei seine Studien in der Mathematik un*
unterbrochen fort und brachte zugleich den I. Band seiner
Topographie von Steiermark zu Stande, der im Jahre 1840
im Drucke erschien und von Seite des st&ndischen Ausschusses,
dem Göth ein Exemplar übersandte, durch ein sehr verbind-
liches Schreiben volle Anerkennung erhielt
Mittlerweile erfolgte endlich auch die längst beantragte
Errichtung emer Professur für Mathematik am Joanneum, und
nachdem Göth im Juni 1841 die Concursprüfung abgelegt
hatte, erfolgte am 17. Juli seine Ernennung für diese Lehr-
kanzel, worauf er bald nach Graz übersiedelte. Obwohl ihm
in seiner neuen Stellung nur der Vortrag über Algebra und
Arithmetik oblag, erbot er sich doch freiwillig dazu, auch
Geometrie zu lehren und da sich hiedurch ein vollständiger
Curs über Elementar-Mathematik, wie er auch am polytechnischen
Institute in Wien bestand, herausbildete, so wurde seiq
— 76 —
Anerbieten vom ständischen Ausschusse nicht nur gern an-
genommen, sondern ihm hieflUr auch eine belobende Anerkennung
ausgedrückt. Am 18. Jänner 1843 erhielt er zudem auch die
kaiserliche Bewilligung zum Vortrage über cameralistische
Arithmetik an der Karl Franzens-Universität zu Graz, ftkr
welchen er sich schon durch eine 1841 in Wien abgel^te
ö£fentUche Prüfung fähig erwiesen hatte.
Nachdem im Jahre 1 844 der dritte Band der Topographie
Steiermark's im Drucke erschienen war, YOtirten ihm die Stände
einen Betrag von 500 fl. zur Fortsetzung dieses allgemein
mit verdientem Beifall aufgenommenen Werkes, und die Uni-
versität Jena verlieh ihm 1845 mit Rücksicht auf seine
literarischen Leistungen das Doctorat der Philosophie. In den
Ferien dieses Jahres machte er mit seinem Freunde und
Amtscollegen am Joanneum, dem berühmten Botaniker Dr.
Franz IJ^pger, eine Reise durch Mittel- und Süddeutschland
und emen Theil der Schweiz bis Strassburg, und hielt bei der
damals in Nürnberg stattgefundenen 23. Versammlung der
deutschen Naturforscher und Aerzte einen Vortrag über eine
directe Auflösung der Aufgabe, den Stundenwinkel und die
Poldistanz eines terrestren Objectes zum Behufe der Zeitbe-
stimmung in grossen geographischen Breiten zu bestimmen.
Eine neue Gelegenheit, sein culturfreundliches Streben
nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch fbr die Kunst
darzuthun, fand Göth im Jahre 1846, indem er sich mehreren
Kunstfreunden, vrie dem Landeshauptmann Ignaz Grafen von
A 1 1 e m s , dem Feldmarschall-Lieutenant Georg Grafen T h u r n
und dem Gallerie-Director Josef Ernst Tunner anschloss,
um in Graz einen steiermärkischen Kunstverein in das Leben
zu rufen. Dieser Verein richtete zunächst sein Bestreben
dahin, vom Kunstverein in Wien einige Male im Jahre vor-
zügliche Gemälde zur Ausstellung in Graz zu erhalten. Mit
dem Ertrage der Eintrittskarten und der Percente für ver-
äusserte Bilder bestritt man die Kosten der Fracht und der
Schaustellung, kaufte Actien mehrerer auswärtiger Kunstvereine,
brachte selbst Gemälde an sich, verlooste diese sowie fremde
— 77 —
Prämienbildef und entwickelte auf diese Weise eine zumeist
auf dem ebenso uneigennützigen als unermüdbaren Eifer G ö t h's
beruhende rege Thätigkeit, die dem Kunstsinne der steiermär-
kidchen Hauptstadt einen erfreulichen Aufschwung verlieh.
Die politischen Stürme des Jahres 1848 brachten bald
in dieses friedliche Wirken, sowie in Göth's ämtliche und
literarische Verhältnisse manche Störungen. Wie jeder öster-
reichische Patriot hatte auch er die Gewährung freiheithcher
Staatseinrichtungen mit grosser Begeisterung und mit kaum
minderer Freude auch die Reformideen des neuen Unterrichts-
ministers Freiherm von Feuchtersieben begrüsst. Allein
die bald hervorgetretenen Pöbelexcesse in Wien und selbst
die mehr und mehr gestörte Disciplin am technischen Institute
in Graz mässigten allmählig seine überschwänglichen Hoffnungen,
indem er sich durch den verminderten CoUegienbesuch von
Seite seiner nur von politischen Ideen erfüllten Zuhörer in
seinem Berufe als Lehrer behindert und durch Umändeiiing
fast aller bisherigen Landesverhältnisse und Einrichtungen in
der Fortsetzung seiner steiermärkischen Topographie gleich-
zeitig als Schriftsteller gehemmt sah. Abgesehen von der
Stockung aller buchhändlerischen Unternehmungen musste
nämlich die Herausgabe des 4. Bandes der Topographie zunächst
schon desshalb vorläufig unterbleiben, weil die darin geschil-
delten bisherigen Verhältnisse, nämlich die politische Eintheilung
des Landes in fünf Kreise und in eine Menge patrimonialer
Bezirksobrigkeiten, die nun den neuen Gerichts- und Ver-
waltungsbehörden gewichen waren, dem thatsächlichen neuen
Zustande nicht mehr entsprachen. Göth gieng dessenunge-
achtet eürig an eine zeitgemässe Umarbeitung seines Manu-
scriptes; allein, da stets neue Organisirungen einander verdrängten
und jede Hoffnung auf eine baldige endgiltige Einrichtung des
Staates und Landes zeratörten, so musste der entmuthigte
Autor endlich die Vollendung seines höchst verdienstvollen
Werkes ftirderhin leider auf sich beruhen lassen. Dabei er-
kaltete aber sein Interesse für Kunde und Geschichte des
Landes keineswegs, und als ihn der historische Verein für
G
— 78 —
Steiermark, dem er schon 1847 als Mitglied beigetreten war,
1850 in seinen Ausschuss wählte, widmete er demselben
fortan durch viele Jahre seine aufopfernde Th&tigkeit
In diesem und dem nächsten Jahre unternahm er mit
seiner Gemahlin mehrere Ferienreisen, so \ 850 durch Baiem
und Oberitalien, 1851 durch Mitteldeutschland bis nach Köln
und drei Jahre später nach Salzburg, von wo aus die gross-
artigen Hochgebirgs-Oegenden von Berchteagaden und Grastein
besucht wurden. Das Jahr 1854 brachte ihm auch eine
angenehme Verminderung in seinen ämtlichen Obliegenheiten,
indem der ihm sehr lästige Unterricht im Zeichnen, den er
seit 14 Jahren neben seinen Vorträgen über Elementar-
Mathematik besorgt hatte, bei der steten Zunahme der Schüler
einem eigenen Lehrer üb^tragen wurde.
1856 folgte die gänzliche Auflassung der Vorbereitungs-
dasse am Joanneum, an der Göth bisher gewirkt hatte und
die nach Errichtung einer eigenen Realschule überflüssig ge-
worden war. Ihm oblagen femer nur noch die Vorlesungen
über die höheren TheQe der Elementar-Mathematik an der
technischen Lehranstalt, wodurch ihm der mühsame Unterricht
in den ersten Anfangsgründen dieser Wissenschaft erspart
blieb. Dagegen ernannte ihn der Finanzminister im Herbste
desselben Jahres zum Mitgliede der Prüfungscommission ibr
Finanzbeamte, die auf höhere Bedienstungen Anspruch machen
wollten, welches Geschäft, da sich Anfangs eine Menge von
Bewerbern aus dem Beamten- und Militärstande meldeten,
einen beträchtlichen Zeitaufwand erforderte^ zumal bei den
praktischen Prüfungen in den Bierbrauereien, Branntwein-
Brennereien u. dgl.
Ehe dieses veränderungsreiche Jahr ganz ablief, traf Göth
noch ein misslicher Unfall, der ihn Anfangs in grosse Besorgniss
versetzte. Er brach sich nämlich im Anfang des Decembers
durch einen Fall auf der glatteisigen Strasse den rechtseitigen
Vorderarm; die iSeilung gieng aber glücklich vor sich und
nach dem Neigahr 1857 vermochte er bereits vneder seine
Vorlesungen zu beginnen; wobei er freilich den verletzten Arm
— 79 —
noch in der Schlinge trägem und nocli mit der linken Hand
•schreiben musste.
Das Jahr 1858 brachte hierauf einen wesentlichen Um-
schwung in Göth's ämtliche Verhältnisse. Er wurde nach der
Beförderung des Dr. Georg Haltmeyer zum Director des
polytechnischen Institutes in Wien vom ständischen Ausschusse
an dessen Stelle provisorisch zum Studien- Yicedirector und
Gustos am Joanneum ernannt. Da er nebstbei seine Professur
wie bisher zu verwalten hatte, so verursachten ihm diese
beiden neuen Aemter; zumal Anfangs^ grosse, oft bis tief in
die Nacht hinein fortgesetzte Anstrengungen. Allein er über-
wand bald alle Schwierigkeiten and errang sich auch in dieser
Stellung das unbedingte Vertrauen des Curatoriums und der
Studiendirection. Insbesondere war es der Erzherzog, welcher
sich dadurch sehr befriedigt fand, dassOöth, der schon vor
28 Jahren sein Hausgenosse war und seither stets unter
seinem Schutze stand, nun eine so hervorragende Stellung
am Joanneum einnahm und dadurch wieder in vielfältigen
und nahen Verkehr mit ihm selbst kam.
Es war am 7. Mai 1859 bei der letzten Sitzung, die der
erlauchte Stifter dieser herrlichen Landesanstalt mit deren
Curatoren vor seinem nur vier Tage später erfolgten allgemein
tief betrauerten Heimgange abhielt, wo Göth Sr. Majestät
dem Kaiser zum wirklichen Studien- Vicedirector vorgeschlagen
wurde, worauf am 2. August auch dessen a. h. Ernennung erfolgte.
Er legte nun seine Professur nieder und widmete sich
ungetheilt den Geschäften, welche die Leitung der technischen
Lehranstalt und die Oberaufsicht über die Museen mit sich
brachte. Eines der letzteren, das Archiv, Münz- und Antiken-
kabinet, verwaltete er auch, während die StciUe des Vorstandes
unbesetzt war, durch mehrere Monate unmittelbar. Eine be-
sondere Anerkennung sprach ihm der ständische Ausschuss
auch für die patriotische Uneigennützigkeit aus, mit der er
dem an Räumlichkeiten immer mehr Mangel leidenden Institute
die Freiwohnung, die ihm darin als Gustos gebührte, ohne
Entschädigung für die eigenen Zwecke überliess.
G*
— 80 —
Das Jahr 1861 führte neuerlich wesentliche YerftiideiiiDgen
in Göth's Verhältnissen herbei Am 24. April 1861 eriag
der Abt zu Bein Ludwig Erophius von Eaiserssieg, durch
Humanität und Gelehrsamkeit eine Zierde seines Standes und
ein hochverehrtes und hochverdientes Mit^ed der ständischen
BathscoUegien und des Joanneums - Curatoriums, unerwartet
einer Lungenentzündung. Er hatte schon beim Eintritte der
neuen Landesverfassung, acht Tage vor seinem Ableben auch
die Stelle eines Studiendu^ectors am Joanneum niedergelegt
und 6 ö t h , den er durch jahrelange genaue Erprobung sehr
schätzen gelernt, dem neuen Landes-Aosschusse zur Verwaltung
des von ihm heimgesagten Amtes bestens empfohlen und noch
an dessen Sterbelager empfing 6öth das Decret mit der
provisorischen Ernennung zu dessen Nachfolger.
Durch das Ableben des würdigen Abtes von Rein kam
auch die Directionsstelle des historischen Vereines für Steier-
mark in Erledigung und es gereicht Göth zu hoher Ehre,
dass man ihn auch für sie zum unmittelbaren Nachfolger
eines Mannes wählte, der seit einem Menschenalter in so
hohem Ansehen und so allgemeiner Hochachtung stand.
Der 16. Juli dieses Jahres brachte den Gedächtnisstag
des fünfzigjährigen Bestandes des Joanneums. Göth verfasste
als eine höchst passende Festschrift, hiezu noch vom erlauchten
Stifter selbst aufgefordert, eine umfassende Geschichte dieses
schönen Institutes. Sie wurde sammt einer vom Professor
Karl Badnitzky gravirten Denkmünze Sr. Majestät dem
Kaiser von Oesterreich und mehreren dem verewigten Erz-
herzoge befreundeten Souverainen als ein Zeichen dankbarer
Erinnerung an ihn übersendet, auch sonst in den weitesten
Kreisen vertheilt und trug dem Verfasser nicht nur allgemeine
Anerkennung, sondern auch viele Ehrenbezeugungen ein*).
*) So erhielt derselbe von J. M. M. dem Kaiser von Oesterreich und dem
Könige von Wflrtemberg die grosse goldene Medaille für Kunst und
Wissenschaft; von den Königen Ludwig und Maxmilian von Baiem,
von Sachsen, Belgien, Schweden und Griechenland, sowie von den
Grossherzogen von Sachsen- Weimar, Hessen-Darmstadt und Baden und
vom Herzog von Brabant schmeichelhafte eigenhändige Schreiben.
— 81 —
Leider erschütterte die Anstrengung, welche diese binnen
einer kurzen Frist zu vollendende literarische Arbeit erforderte,
zum ersten Male Göth's bis dahin feste Gesundheit Aber
eine mehrwöchentliche Cur in Karlsbad schien sein Wohlbefinden
wieder hergesteQt zu haben, zumal, nachdem er selbe im
Sommer 1862 mit gutem Erfolge wiederholt hatte.
Im nächsten Herbste wählte man Göth zum Obmanne
eines Comit^'s zur Gründung eines selbständigen Thierschutz-
Yereines in Steiermark. Er erkannte den Zweck desselben,
die rohe Behandlung der Thiere zu beseitigen, als einen sehr
humanen und zudem geeigneten, um auch auf die Milderung
der Volkssitte überhaupt civilisirend einzuwirken. Es gelang
ihm auch, einen solchen Verein thatsächlich in das Leben
einzuführen, und 1863 zu dessen Ausschussmitglied und Cassa-
führer erwählt, besorgte er fortan nicht nur dessen sämmtliche
Geldgeschäfte, sondern war auch darauf bedacht, stets neue
Mitglieder anzuwerben, lieferte passende Aufsätze für das Ver-
einsblatt und bemühte sich insbesondere, ein schonenderes
Vorgehen bei der Verfrachtung der Stechthiere in Uebung
zu bringen. In Würdigung seiner grossen Verdienste um diesen
Verein zeichneten ihn die Thierschutzvereine zu München
und zu Graz in der Folge durch die Ueberreichung ihrer
Vereinsmedaillen aus.
Jm Jahre 1863 wurde Göth vor Allem durch wichtige
Obliegenheiten in seinem Hauptberufe in Anspruch genommen.
Es galt die schon im vorigen Jahre angeregte neue Organi-
sirung der technischen Lehranstalt und deren förmliche Umge-
staltung zu einer technischen Hochschule vorzubereiten, zu
welchem Zwecke der Lehrkörper unter Göth's Vorsitze die
Entwürfe zu den neuen Einrichtungen in vielfältigen Bera-
thungen auszuarbeiten berufen war.
Nebenher war Göth aber über Ersuchen des k. baier.
Hauptmannes Carl Woldemar N e u m a n n und des k. würtem-
bergischen Ober- Justiz-Revisors C. Grüner auch mit grosser
Emsigkeit bemüht, das Archiv und die Buchhaltungsregistratur
der steiermärkischen Stände zu durchforschen, um neue Be-
— 82 -
helfe zu einer ausführlichen Lebensbeschreibung Keplers,
der bekanntlich von 1594 bis 1600 ständischer Professor an
der protestantischen Stiftschule in Graz war, an die Hand
geben zu können. Es glückte ihm auch, zahlreiche Beiträge
dieser Art in den alten Amtsschriften aufzufinden, und dem
zur Errichtung eines Eepler-Denkmales zu Weil der Stadt
zusammengetretenen Comite übersenden zu können, wofür ihn
dieses in dankbarer Freude zu seinem Ehrenmitglied e ernannte.
Im September darauf unternahm er einen Ferienausflug
auf den Pasterzengletscher bei hl. Blut und auf die herrliche
Yillacher Alpe Dobratsch; leider zog er sich aber dadurch eine
Drüsengeschwulst und eine Gelenksentzündung zu, welche hart-
näckige Uebel erst im Frühling 1865 wichen, aber im Sommer
doch noch eine Nachkur in Gastein nöthig machten.
Glücklicherweise erhielt der in seinen Gesundheitszu-
ständen doch immerhin Geschwächte bald darauf eine willkom-
mene Geschäftserleichterung. Gemäss dem neuen Studienplane,
welcher ein unter den Professoren aUjährlich wechselndes
Studiendirectoriat einführte, gieng nämlich die bisherige stän-
dige Directorsstelle gänzlich ein. Göth übergab sonach am
15. September 1865 die Leitung der technischen Lehranstalt
an seinen neu gewählten Nachfolger und trat in Folge des
Landtagsbeschlusses vom 7. December 1865 mit dem ihm in
Anerkennung seiner eifrigen Dienstleistung zugewiesenen Ge-
nüsse seines ganzen Gehaltes als emeritirter Director in den
Ruhestand, blieb aber noch femer in der Ausübung seines
Amtes als Gustos am Joanneum. Dieses beschränkte sich zwar
nur auf die innere Verwaltung und CassafÜhrung an demselben,
allein, da das vom Stifter eingesetzte Curatorium beseitigt
worden war und die Person des Studiendirectors jährlich der
Veränderung unterlag, so bildete die Custodie fortan gleichsam
den conservativen Vereinigungspunkt am Museum, der dessen
geschichtliche Ueberlieferungen zu erhalten und dessen Ge-
sammtinteressen walirzunehmen geeignet erschien. Göth fühlte
sich in dieser wesentlich erleichterten und doch vielseitig ein-
greifenden Wirksamkeit ganz zufrieden, zumal ihn auch das
— 83 —
ungeschmälerte Vertrauen des Landes -Ausschusses mit er-
hebender Genugthuung erfüllte. Leider sollten diese ihm zu-
sagenden Lebensverhältnisse nicht von langer Dauer sein.
Mit dem Beginne des Jahres 1868 stellte sich beiGöth ein
hartnäckiges Eopfleiden ein, welches, wenn auch mit grosser
Schwierigkeit beschwichtigt, doch seme körperliche und geistige
Spannkraft so herabstimmte, dass er immer mehr das Bedürf-
niss der Befreiung von allen geschäftlichen Mühen und Sorgen
wahrzunehmen anfing, und daher im Mai desselben Jahres
sich veranlasst fand, die Ehrenämter als Director und Secretär
des historischen Vereines für Steiermark niederzulegen.
Es ist vielleicht hier am Platze, auf Dr. Gothas höchst
verdienstliches Wirken für diesen Verein sonderheitlich einen
RückbUck zu thun. Er schloss sich demselben, wie schon er*
wähnt, 1847 als Mitglied an, und musste als solches um so
mehr willkommen sein, als er sich bereits durch umfangreiche
und gediegene Werke im Gebiete der Orts- und Landesbe-
schreibung, welche auch Ergebnisse historischer Forschungen
aufweisen, als fachverwandter Schriftsteller hervorgethan hatte.
Man wählte ihn daher, nachdem er bereits 1850 in den Ver-
einsausschuss berufen worden war, nach dem Ableben des
kais. Rathes und Professors Dr. Leop. Hassler 1852 zum
Vereinssecretär. Von nun an versah Dr. Göth den ganzen
schriftlichen Verkehr des Vereines, führte das Protokoll bei
allen Sitzungen des Ausschusses und der allgemeinen Ver-
sammlung, verfasste die Jahresberichte über den Zustand und
das Wirken des Vereines, sowie die Auszüge des Interes-
santesten aus den Berichten der Bezirkscorrespondenten, be-
sorgte die Drucklegung der vom Vereine jährlich veröffentlichten
„ Mittheilungen ^ und betheiligte sich an diesem Jahrbache
auch eifrigst selbst als willkommener Mitarbeiter, indem er
für selbes eine Reihe von werthvollen Aufsätzen, sovrie eine
Anzahl von 1490 Urkunden-Regesten lieferte.
Auch später, als man ihn 1861 zum Dfrector des Vereines
gewählt hatte, bewährte er den an ihm schon gewohnten un-
ermüdlichen Eifer und vei*stand er es zudem, durch sein wohl-
— 84 —
wollendes Wesen und seine angenehme Verkehrsweise stets
ein freundschaftliches Zusammenwirken der Ausschussmitglieder
aufrecht zu erhalten. Darum fanden auch seine Vorschläge
geneigtes Gehör. Schon 1860 hatte er in der allgemeinen Ver-
sammlung den Antrag gestellt, man möge an jenen Häusern
der Stadt Graz, in deren Nähe historisch merkwürdige Gebäude
standen, wie z. B. das eiserne Thor, die Murthore u. dgl.,
oder welche die Geburts-, Wohn- oder Sterbestätten berühmter
Männer waren, steinerne Inschrifttafeln anbringen, und zwar
vor andern an dem Schlösschen Mühleck unter Graz, wo
Johannes Kepler für einige Zeit mit seiner Gattin Barbara
Müller von Mühleck sein Heim aufgeschlagen hatte. Dieser
Antrag wurde auch bald darauf in Ausführung gebracht, indem
man am südlichen Auslaufe der Herrengasse und am Guts-
gebäude von Mühleck Denksteine anbrachte. Ebenso veranlasste
Göth durch seine 1865 und 1866 wiederholt gestellten An-
träge, dass eine neu eröffiiete Strasse, nämlich jene, welche
vom Südbahnhofe zur Ferdinands-Kettenbrücke führt, nach dem
grossen Astronomen benannt wurde. Er war es auch, der in
der allgemeinen Versammlung 1863 zuerst wieder auf das
Verdienst zurückwies, welches sich ein gebomer Grazer,
Dr. Leop. A u e n b r u g g e r, um die leidende Menschheit durch
eine Erfindung erwarb, die lange fast unbeachtet, erst in un-
serer Zeit zur vollen Würdigung gelangte, nämlich durch jene
der zur Erkennung gewisser Krankheitszustände jetzt allgemein
angewendeten Beklopfung der Brustkorbes, welche dieser schon
1762 in seinem Werke „luven tum novum £c" seinen ärztlichen
Collegen angelegentlich empfahl.
Wie bereitwillig Göth seine Dienste dem Vereine in
jeder Richtung widmete, geht femers daraus hervor, dass er
während der ganzen Dauer seiner Function als Director auch
die Cassageschafte des Vereines mit grösster Genauigkeit führte.
Ebenso weisen die jährlichen Zuwachsverzeichnisse der Vereins-
sammlungen nach, dass er dieselben wiederholt durch werth-
voUe Geschenke an Büchern und Archivsschriften bereicherte.
Es war nach allem dem nur ein Act gerechter Würdigung
— 85 —
von Seite des historischen Vereines, dass er Göth beim Ab-
laufe seiner sechsjährigen Wahlperiode im December 1867
neuerlich zum Director erkor, und ihm bei seinem schon im
nächsten Jahre erfolgten Rücktritte „über diesen bedauerlichen
Entschluss seine Betrübniss ausdrückte, sowie zugleich für
den regen Eifer, die stets wache Umsicht und die treue Sorgfalt,
womit er für das Gedeihen des Vereines patriotisch gewirkt
hat, seinen tiefgefühlten Dank bezeigte ^
Aber auch, nachdem Göth in die Reihe der einfachen
Mitglieder des Vereines zurückgetreten war, nahm er an dessen
Angelegenheiten noch lebhaften Antheil, betheiligte sich ein-
gehend an den Verhandlungen der allgemeinen Versammlungen,
und liess sich auch bereit finden, das Comite, welches zum
Entwürfe neuer Vereins-Statuten, sowie einer Geschäftsordnung
und Instruction für die Bezirkscorrespondenten zusammengesetzt
worden war, mit seiner auf reicher Erfahrung beruhenden
Sachkenntniss zu unterstützen. Der Verein zeichnete ihn in
Anbetracht alles dessen auch durch die Ernennung zu seinem
Ehrenmitgliede aus.
Im Sommer 1868 suchte Dr. Göth zwar seine Gesund-
heit durch eine mehrwöchentliche Trinkkur in Sauerbrunn bei
Rohitsch wieder herzustellen, allein diese vermochte ihm zwar
wohl einige Erholung zu gewähren , nicht aber ihm seine vorige
geistige Elasticität vollends wieder zu geben. Und so sah er
sich denn genöthigt, beim steiermärkischen Landes-Ausschusse
um Versetzung in den vollständigen Ruhestand anzusuchen.
Nur mit Bedauern willfahrte man seiner Bitte, indem man
ihn am 16. Jänner 1869 auch von seinem Amte als Gustos
des Joanneums enthob, nicht ohne ihm zugleich die volle An-
erkennung seiner treuen Pflichterfüllung und den Dank für
seine unermüdliche Hingebung bei seiner Dienstleitung wieder-
holt auszusprechen.
Nun trat für Gö th ein Zustand ein, der ihm bisher ganz
unbekannt war, der Zustand gänzlicher geschäftsloser Ruhe.
Jedoch er soUte dessen Annehmlichkeit, so sehr er es durch vor-
herige Anstrengungen verdient hätte, nicht mehr lange gemessen.
— 86 —
Eine im Jahre 1871 ausgebrochene neue Erkrankung,
die von einem Exsudate der Lunge herrQhrte, drückte seine
ohnehin nie vollends wieder gehobene Lebenskraft noch tiefer
herab. Nur dem in diesem und dem folgenden Jahre unter-
nommenen Curgebrauche in Gleichenberg und der aufopfernden
Pflege seiner geliebten Gattin verdankte er es, dass er noch
durch einige Zeit sein Leben fristete. Noch die letzte Neige
seiner Tage und Kräfte widmete er mit hingebender Unver-
drossenheit einem Geschäfte des historischen Vereines, zu
dessen Yollführung er sich selbst angeboten hatte, nämlich der
gewissenhaften Revision und Zusammenstellung des Registers
zu Albert v. Muchar's achtbändiger Geschichte von Steier-
mark« Da es auf der Grundlage von Auszügen beruhte, weldie
Herr Eduard Damisch auf 48.000 Zetteln verfasst hatte und
einen ganzen, den neunten Band füllte, so geht daraus hervor,
welchen Aufwand von beharrlicher Bemühung eine so um&s-
sende Leistung erfordert hat.
Göth hatte bei dieser seiner letzten literarischen Arbeit
die Wintermonate von 1872 auf 1873, wiewohl grössten-
theils auf seine Wohnung beschränkt, in einem ziemlich be*
«
friedigenden Zustande hingebracht und konnte von dem bereits
nahe herangerückten Frühlinge eine neuerliche Belebung seines
Organismus hoffen. Allein diese Hoffnung sollte sich leider
nicht erfüllen.
Am 4. März 1873 machte er um die Mittagsstunde mit
seiner Gemalin noch eine Erholungsfahrt in das Freie und
befand sich dabei anscheinend ganz wohl Allein er war kaum
zu Hause angelangt, so befiel ihn ein Unwohlsein und plötzlich
machte ein Lungenoedem seinem thätigen Lehm ein rasches
Ende.
Zwei Tage daranf wurde die leibliche Hülle des um die
Wissenschaft und ihre Jünger hochverdienten und allgemdn
hochgeachteten Mannes unter lebhafter Betheiligung der Be-
völkerung bestattet Eine Musikkapelle, die einen eigens dafür
componirten Trauermarsch anstimmte, eröffnete den anaehn-
Uchen Zug ; dann folgte unter dem Y ortritte von Chorsäiigem
— 87 —
und Ordensgeistlichen der Leichenwagen mit dem reich mit
Blumenkränzen geschmückten Sarge, dem die verschiedenen
Medaillen, mit denen der Verstorbene ausgezeichnet worden
war, auf einem Sammtpolster nachgetragen wurden , und un-
mittelbar darauf schlössen sich die leidtragenden Angehörigen
der Familie in mehreren Trauerwägen an. Ihnen folgten zu
Fuss in langer Reihe die Vorstände und Mitgtieder des histo-
rischen Vereines und anderer Gesellschafben, denen er ange-
hört hatte; Professoren der beiden Hochschulen und anderer
Lehranstalten; Doctoren und SchriftsteQer ; Studenten mit
ihren Verbindungsabzeichen und eine Menge anderer Verehrer
und Freunde des Hingeschiedenen theils zu Fuss, theils in
einem zahlreichen Gefolge von Wägen.
G ö t h's irdische Reste ruhen nun auf dem Friedhofe bei
St. Peter in der Familiengruft, die in der nordwestlichen Ecke
der dritten Abtheilung desselben neu erbaut wurde.
Ihn betrauert seine Witwe Josefine, geb. Prandstetter
sammt zwei verheirateten Töchtern, Hermine Freiin v. Zois
und Maria Edle v. Campi, an denen auch er bis an sein
Lebensende mit inniger Liebe hing. Erstere übergab dem
historischen Vereine für Steiermark aus dem Nachlasse ihres
Gatten eine Sammlung werthvoUer Bücher und widmete, um
sein Andenken bleibend zu ehren, dem Unterstützungsvereine
für würdige und dürftige Hörer der technischen Lehranstalten,
dem er als Präsidenten-Stellvertreter angehört hatte, ein Ca-
pital von tausend Gulden zur Stiftung eines Stipendiums.
W^enn ihn seine Familie mit der liebevollsten Anhäng-
lichkeit umgab, so schenkten ihm in den weitesten Kreisen
auch Alle, die ihm als Vorgesetzte oder Untergebene, als
Freunde oder Berufsgenossen, oder bei zufälligen Anlässen
anderswie näher getreten waren, volles Vertrauen, aufrichtige
Zuneigung und ungetheilte Hochachtung Die freundliche Miene
seines wohlgeformten Angesichtes, das ein nicht reichliches
blondes Haupthaar und in den letzten Jahren ein dünner
Wangenbart umrahmte, und seine mittelgrosse in gefälligen
Umgangsformen leicht bewegliche Gestalt nuu^te schon beim
— 88 —
ersten Beg^;nen einen günstigen Eindruck, der aber bei näherer
Bekanntschaft durch die trefflichen Eigenschaften seines Innern
noch weit mehr erhöht wurde. Er verband stete Höflichkeit
mit offener Geradheit, vereinte genaue Pflichterfbllung mit
grosser Herzensgüte, überwand oft schwierige Verhältnisse
durch kluge Mässigmig, führte Alles, was er einmal ergriffen
hatte, mit Eifer und Beharrlichkeit durch ; bewahrte bei aner-
kannter Verdienstlichkeit stets gewinnende Anspruchslosigkeit
und verdiente wenigstens nie einen Feind, wenn er je einen
gehabt haben sollte. Ehre für immer seinem Andenken! —
Er war nicht in unserer schönen Steiermark geboren, aber
er hat vom Beginne seiner frühesten Mannesjahre bis zum
Hinscheiden im Greisenalter von siebzig Jahreu in derselben
und für dieselbe gelebt und mit hingebendem Liebeseifer
gewirkt, wie einer ihrer besten Söhne.
Anhang.
A. Verzoiehniss der von Dr. Georg Goth yeröffentlichten
Werke und Anfeätze.
1. Selbstständige Werke:
Beschreibung des landwirtbschaftlicben Zustandes der Filiale
Brandhof im Brucker Kreise. Sonderabdruck aus der Zeit-
schrift : Verhandlungen und Aufsätze der k. k. Landwirthschafts-
Gesellschaft. Gr&tz 1834. Seiten 83.
Yordernberg in der neuesten Zeit, oder geschichtliche
Darstellung der Vereinigung der Radgewerken nebst Beschreibung
des Berg- und Hüttenbetriebes daselbst. Mit 13 lithographirten
Tafeln; Wien, im Verlage bei J. G. Heubner 1839. S. VL
und 252.
Das Herzogthum Steiermark, geographisch - statistisch-
topographisch dargestellt und mit geschichtlichen Erläuterungen
versehen. Geweiht Sr. kais. Hoheit Johann Baptist, Erzherzog
— 89 —
von Oesterreich. Erster Band. Allgemeine Uebersicht. Bmcker
Kreis, Anfang. Verlag von J. G. Heubner, Wien 1840, gr. 8.
S. XYI und 472. — Zweiter Band. Bracker Kreis, Ende.
Wien 1841, Verlag von J. G. Heubner. S. VI und 464. —
Dritter Band. Judenburger Kreis. Selbstverlag des Verfassers.
Graz, 1843. Druck und Papier von J. A. Kienreicb. S. V und
600. — Vierter Band. Grazer Kreis. Im Manuscript von der
Witwe Frau Josefine G ö th dem historischen Vereine für Steier-
mark übergeben.
Das Joanneum in Gratz, geschichtlich dargestellt zur Er-
innerung an seine Gründung vor 50 Jahren. Gratz. Druck und
Papier von A. Leykam's Erben. 1861. gr. 8. S. XI und 323.
2. Einzelne Aufsätze in Zeitschriften:
Im ämtlichen Berichte über die 23. Versammlung deutscher Natur^
forscher und Aerzte in Nürnberg 1845, p. 80. Vortrag über
eine directe Auflösung der Aufgabe, den Stundenwinkel und
die Polhöhe eines terrestren Objectes zum Behufe der Zeitbe-
stimmung in grossen geographischen Breiten zu bestimmen.
In „Naturwissenschaftliche Abhandlungen*^. Herausgegeben von
Wilh. Haidinger. 1. Band. M. 93. Wien 1847. Bd Braumüller
und Seidel : Ueber die Hagelstürme in Steiermark. Mitgetheilt
am 19. November 1846*.
In der „Steiermärkischen Zeitschrift". Neue Folge. 9. Jahrgang.
1. Heft, 1848. Das Schloss Feistritz bei Hz und dessen Besitzer.
S. 63.
In den „Mittheilungen des historischen Vereines für Steiermark".
Historische Mittheilungen. Beschreibung steierm. Schlösser.
2. Heft, 1851. S. 74. Riegersburg. Mit 2 Abbildungen. —
3. Heft, 1852. S. 130. Waldstein. Mit 1 AbbUdung. — 4. Heft,
1853. S. 73. Strechau. — 5. Heft, 1854. S. 103. Haus- und
Hofinarken. S. 177. Gösting. ~ 6. Heft, 1855. S. 178. Pöllau.
— 8. Heft, 1858. S. 125. Zur Geschichte der Hansgrafen in
Steiermark. — 14. Heft, 1866. Gedenkbuch, S. lU. Erzherzog
Johann von Oesterreich. Seine Wirksamkeit für die steierm.
Geschichte. — 15. Heft, 1867, Gedenkbuch, S. XXIX. Cari-
— 90 —
mann Tangl. — Jahresberichte über Zustand und Wirken
des historischen Vereines. Hefte: 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10
(zwei) nnd 11. — Berichte über die allgemeine Yersammlnng
des bist. Vereines. Hefte: 6, 7, 8, 9 nnd 10 (zwei). — Aus-
züge aus den Berichten der Bezirkscorrespondenten. Hefte : 3^
4, 5, 6, 7, 8, 9 und 10. — Urkunden-Regesten. Heftie: 5,
6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13 und 14.
B. Ehrenbezeugungen.
Dr. 0. Göth wurde 1833 durch Wahl Mitglied der steierm.
Landwirthschafts-Gesellschaft ; 1836 Mitglied des kämt. Industrie-
Vereines; 1839 Mitglied der Landwirthschafts-Gesellschaft in
Odessa, des Vereines ftlr Natur- und Heilkunde in Dresden, der
Gesellschaft zur Förderung nützlicher Künste und Wissenschaften
in Frankftirt und der Landwirthschafts-Gesellschaft in Innsbruck ;
erhielt 1840 die schwedische grosse goldene Medaille; wurde
1841 Mitglied der Gesellschaft der Erdkunde in Berlin; 1845
Doctor der Philosophie der Universität Jena; 1847 Mitglied
des historischen Vereines ftlr Steiermark; 1850 des deutschen
National- Vereines zu Leipzig; 1855 des statistisch-historischen
Vereines für Natur- und Landeskunde in Brunn ; 1860 der Ge-
sellschaft der Wissenschaften in Görlitz; erhielt 1862 die grosse
goldene kaiserl. österr. und die grosse goldene königl. würtemb.
Medaille und yiele a. h. Handschreiben, sowie die Verdienst-
medaillen der Thierschutzvereine zu München und Graz und wurde
Ehrenmitglied des historischen Vereines in Krain; 1864 Ehren-
mitglied des Kepler-Comit4*s zu Weil der Stadt und des histo-
rischen Vereines in Kärnten und 1871 des historischen Vereines
flu* Steiermark.
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ririch Egj
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(f 1519)
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1er, Hub- u. Kollormoister
In Graz.
Margaretha
vermählt m. Leonhard v.
Ehrnao, k. Rath u. Vice-
dom In Steier (151G).
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(geb. 154n-
Biirgor zu AJ
Pfttr. zu Augsb
verm. 7. XII.
Wa
Seifried
(geb. l_52ß, t 1594)
1555 HUrgermeister
verm. m. Benigna GktUer
1558.
A.nna Benigna (t 1617)
brmählt mit
i Frli. V. Her-
aorf
th. Frh. V. Her-
itein.
vermählt mit
Heotor v. Sondendorf zu
Kirchberg a. W. In Oesterr.
4-
sTolfgang [Maria Sidonia
(t 1614) jrm. m. Jul. Neldhard Graf
m. Anna EliBai Morberg.
ron Backnita. >
Leonor^rfried
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5. X. 1713
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Iclitensteln
<von Rosenberg.
ton II.
VI. 1716)
Gr&fln Scemberg.
Josefa
verm. ra. Job. W. Graf «u Slnzendorf.
Josefa
■. XI. 1774.)
arl Graf Ijeslie.
Johann Christian II.
(geb. 9. III. 170J, t 23. II. 1717.)
der letzte Eggenberg.
N
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