Die
Sammlung
Pflanzengeographischer Monographien
e | herausgegeben von
A. Engler und O.Drude ne 2
ord, Professor der Botanik und Direktor ord. ee der Botanik und Direktor
des botan, Gartens in Berlin s botan. Gartens in u =
Die Pflanzenwelt von West-Australien _
südlich des Wendekreises.
Mit einer Einleitung über die an Ce in Gru
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Dr.L ‚Diels,
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Verlag von Wilhelm ee
Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig
Die Vegetation der Erde.
Sammlung pilanzengeographischer Monographien
herausgegeben von
A. Engler und O. Drude
ord. m. der Botanik und Direktor ord. Art der Botanik und rigen,
s botan. Gartens in Berlin des botan. Gartens in Dres
erg der Egg auf der
1. Willkomm, Moritz, sehen Halbinsel a 1 Te ztälguren. #
Heliogravüren und 2 Kar Free Lex.-8. 1896. # 12.—; in Ganzleinen geb.
#4 13.50. Subskriptionspreis: #4 10.—; in Gaisleineh geb. .# 11.50.
Grundzüge der Pflanzenverbreitung in den Karpathen. I. Band.
n. P Fax, I, F, Mit 9 Textfiguren, 3 Before und 1 Karte. Lex.-8.
“74 11; in Ganzleinen geb. .4 12.50. Subskriptionspreis: # 9—;
= Ganzleinen geb. #4 10.50.
IH. Radde, Gustav, erggie der beta ee den Kaukasus-
ländern von der unteren Wolga über den Manytsch-
Scheider bis zur Scheitelfläche Re u 13 Textfiguren, 7 Br
gravüren und 3 Karten. Lex.-8. 1899. „4 23.—; in Ganzleinen geb. .# 24.50.
ubakriptiensnraier 4 4 19.—; in Blciien: ge 20.50.
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v. Beck von Mannagetta, Günther Ritter, Bieten
_. Länder, begreifend Südkroatien, die Quarnero-Inseln, D almatien, Bosnien
die Hercegovina, Montenegro, Nordalbanien, den Sandzak ne >
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Bchien. Mit 6 Vollbildern, 18 Textfiguren und 2 Karten. Lex. 1
A 30.—; in Ganzleinen geb. 31.50. Subskriptionspreis: # 20.—;
in Ganzleinen geb. .# 21.50
Die Heide nahen Frame und die sich anschliessenden
Y% Graebner, P '! Formationen in biologischer Betrachtung. Eine Schil-
derung ihrer Vegeiationsverhaltninse, ee ig ie und ihrer
Beziehungen zu den übrigen Pflanzenformationen, beson zu u und
Moor. (Formationen Mitteleuropas No. 1.) Mit ner Karte. Fee:
A 20.—; in Ganzleinen geb. .# 21.50. Subäkriptioßsnesies A 16.—
in Ganzleinen geb. #4 17.
v1. Drude, Oscar, Der rg Florenbezirk. der Pflanzen-
verbreitung im mitteldeutschen BOB: und ellande vom
Harz bis zur Rhön, Lausitz un mer | ee ererdiieng
in Mitteleuropa nördl. d. a. No. 1.) „Mit 5 Vollbildern, 16 Textfiguren
und 1 Karte. Lex.-8. 1 in Ganzleinen en
Subskriptionspreis: A 3; in "Ganaleiien eg
1 Die ee von West-Australien südlich des Wende-
- Diels, L., kreises. Mit einer Einleitung über die Pflanzenwelt Gesamt-
Berl in Grundzügen. Ergebnisse einer im Auftrage der Humboldt-Stif-
tung. der Kgl. preussischen Akademie der Wissenschaften 1900—1902 unter-
en Reise. Mit 1 Ve egetationskarte und 82 Textfiguren, sowie 34 Tafeln
nach Originalaufnahmen von Dr. E. Pritzel. Lex.-8. 1906. .# 36.—; in Ganz-
leinen ge ‚50.
Subskriptionspreis: .# 24.—; in Ganzleinen geb. .# 25.50.
In Vorbereitung befindet sich:
vım. Reiche, Karl, Vegetation von Chile.
== Der Subskriptionspreis tritt ein bei Abnahme der ganzen Sammlung. —
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Vegetation der Erde #
Sammlung .
Pflanzengeographischer Monographien .
herausgegeben von ‘
und ‚eN Drude
nee ie,
ord. Professor der Botanik und Direktor
des botan. Gartens in Dresden,
A. Engler
ord, Professor der Botanik und Direktor
botan. Gartens in Berlin
vl.
Die Pflanzenwelt von West-Australien
südlich des Wendekreises.
Mit einer Einleitung über die Pflanzenwelt Gesamt-Australiens in Grundzügen.
Ergebnisse
einer im Auftrag der Humboldt-Stiftung der Kgl. Preussischen
Akademie der Wissenschaften 1900-1902 unternommenen Reise.
Von
Dr. L. Diels.
Leipzig
Verlag von Wilhelm Engelmann
1906.
Mo. Bot.Garden
Die
Pflanzenwelt von West-Australien
südlich des Wendekreises.
Mit einer Einleitung
über die
Pflanzenwelt Gesamt-ÄAustraliens
in Grundzügen.
Ergebnisse
einer im Auftrag der Humboldt-Stiftung der Kgl. Preussischen
Akademie der Wissenschaften 1900-1902 unternommenen Reise.
Von
Dr. L. Diels.
——
Privatdozent an der Universität Berlin,
Assistent am Kgl. Botanischen Musetm.
Mit ı Vegetations-Karte und 82 Figuren im Text, sowie
34 Tafeln nach Original-Aufnahmen von Dr. E. PRITZEL.
Leipzig
Verlag von Wilhelm Engelmann
1906.
Vorwort.
In unserem Wissen von der Pflanzenwelt des westlichen Australiens hat
längere Zeit ein eigentümliches Mißverhältnis bestanden. Gut bekannt waren
die floristischen Elemente; dagegen wußte man nichts darüber, wie sie sich
zum Vegetationsbilde ordneten. Ihre äußeren Affinitäten hatte schon HOOKER
gesichtet; doch fehlte jeglicher Aufschluß, von welchen Bedingungen die innere
Gliederung der endemischen Flora abhinge. Auf beiden Seiten sind weiter-
reichende Interessen beteiligt. In seiner Vegetation verspricht West-Australien
manche Klärung allgemeiner Fragen, denn es ist unter den Winterregen-Gebieten
der Erde reiner ausgeprägt und gleichmäßiger abgestuft als andere. Und die
beispiellose Formenfülle seiner Flora wird ihre Erträge liefern, solange man über-
haupt dem Verständnis der Pflanzen-Gestaltung nachstrebt.
Diese Erwägungen ließen das Projekt einer Reise entstehen, daß ich im
Jahre ı900o dem Kuratorium der »Humboldt-Stiftung für Naturforschung und
Reisen« zur Entscheidung vorlegte. Die Schilderung der Vegetations-Formationen
West-Australiens und die Untersuchung der den Formenreichtum der Flora
bedingenden Umstände waren darin als die wesentlichsten Aufgaben des Unter-
nehmens bezeichnet.
Mein Plan fand bei dem Kuratorium der Humboldt-Stiftung Billigung. In
seinem Auftrag unternahm ich mit den Mitteln der Stiftung eine zweijährige
Reise; vierzehn Monate davon waren für den Aufenthalt in West-Australien
verfügbar. Die näheren Einzelheiten der Zeiteinteilung werden unten Seite
63— 66 mitgeteilt werden.
Als erstes Erträgnis habe ich die systematischen Resultate meiner Samm-
lungen in Gemeinschaft mit Dr. E. PRITZEL bereits früher mitgeteilt (L. DIELS
und E. PRITZEL, Fragmenta Phytographiae Australiae occidentalis. In Englers
Botan. Jahrbüchern XXXV [1904, 1905]). Von der Ausführung meines eigent-
. lichen Auftrages gebe ich mit vorliegender pflanzengeographischer Darstellung
Rechenschaft. i
Dabei empfinde ich wiederum mit ganzer Lebhaftigkeit, wie viel Dank ich
den Förderern meines Planes und meiner Arbeit schuldee Die Königlich
Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin und das Kuratorium der
Humboldt-Stiftung haben aus den Mitteln dieser Stiftung die Möglichkeit ge-
währt, nicht nur eine gründliche Bereisung des eigentlichen Forschungs-Gebietes
vorzunehmen, sondern auch durch Besuch des Caplandes und der Osthälfte
vI ; Vorwort.
Australiens die Probleme vielseitiger kennen zu lernen. Ich spreche der hohen
Körperschaft meinen tiefgefühlten Dank aus für ihre weitgehende Munifizenz,
vor allem dem Vorsitzenden des Kuratoriums, Herrn Geheimen Medizinalrat
Prof. Dr. WALDEYER, für sein stets so gütig bewiesenes Wohlwollen.
Allseitige Förderung bei meinen Arbeiten verdanke ich den Behörden von
West-Australien, die mir überall liebenswürdige Bereitwilligkeit entgegengebracht
haben. Aufs dankbarste habe ich zu bekennen, mit wie viel Teilnahme an
erster Stelle Rt. Hon. SIR JOHN FORREST, P. C., G. C. M. G., damals Premier-
minister des Staates, für gutes Gelingen meines Unternehmens tätig war.
Meine ganze Reise habe ich gemeinsam mit Herrn Dr. E. PRITZEL aus-
geführt. Es ist mir eine liebe Pflicht, auch an dieser Stelle meinem Freunde für
alles zu danken, was er in den schönen Jahren unserer Wanderschaft an mir
getan. Die photographischen Ansichten hat er sämtlich aufgenommen und
für die Illustration meines Buches zur Verfügung gestellt; auch ist er so
freundlich gewesen, die Korrekturbogen der Arbeit nachzuprüfen.
Bei der Gliederung des Stoffes habe ich mich vielfach der Ratschläge
meines dankbar verehrten Lehrers, Herrn Geheimen Regierungsrates Prof.
Dr. ENGLER, zu erfreuen gehabt. Seiner Anregung entstammt auch die Ein-
leitung, welche die Pflanzenwelt von Gesamt-Australien in Grundzügen be-
handelt: sie soll dem Bilde meines engeren Forschungsgebietes den Rahmen
geben und kräftiger hervortreten lassen, welche Züge ihm seine starke Indivi-
dualität verleihen.
Berlin, im Mai 1906, L. Diels,
Inhalts-Übersicht.
Einleitung,
Die Grundzüge der Pflanzenwelt von Australien. :
I. Allgemein a ee N a De ee 5 ae
MeRoTtmatichene: sun. ei...“ ea ee ea a A 3
I. ee: esenwald: EN A N 3
2 tropischer Regenwald. . . - «x... 2.0.00 ne 7
3. Skleröphyllen-Wald . ...». - nn en nee Io
4 nn MEERE PER ER RT DER
5. Ufer-Waldungen. . » 2... eo. nn mann ee DEREENT DE
6 Sande und Stiand-Gebüsche 2,0 00 cn a a ae 16
7 er N 18
8. hei 5 ENDE a Re EL 20
a. Mall era Kr ee REN 20
b. Sublitorale Sklerophyll-Gebüsche. . . . » vr rennen. 22
vcseng Halden » e.V er Ren 23
d re REN ee es 24
= alas. Sctub TE re ee N 24
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Schematische Erläuterung zur Vegetations-RKarte . .. +» » ae ER 26
I. Regionen. cn se ee 27
Bellenden-Ker-Gebin ee ee er TEN EN . 27
Südöstliche Hochgebirge. . .. .» . 2. re. NR LE 28
. Flo ee RR REES SEE re Re ee a RE er 31
te er Ansteiitääireh Piora Au, en En RES};
htarktisches Blement =. 20.7, en se en er et 32
%::Malesisches Element ss. ee ze 32
Anstrahsches Blemient. ya an ee ne ee et 36
2: er ler australischen Flora 3. seen ee en 38
ee a RR er ER EL er
>= EG ER NEN EN ea ER
c. btw Riten DR Te re 40
Erster Teil.
Geschichte und Literatur der botanischen Erforschung des
extratropischen West-Australiens.
1. a ke a a nenn a a N re ME
VOTE ne ee 41
a a ee 4I
Robert Brown und Zeitgenossen...» » 2... nee
PRIBEr VOR wa. ee ee Dr
ala a re re
James Drummond und Zeitgenossen . » » 2... - PR EL RR
Ferdinand von Müller und seine Korreipondenten a RT RE 1
ol ER ZIRLE Salt?
Bestrebungen der. Gegenwait „cn wu nie en
Reel: Lea 2 ee entee n
BEE SE
Zweiter Teil.
Abriß der physischen Geographie des extratropischen
West-Australiens.
1. Kapitel, ac a Verhältnisse .
ogra
2. Kapitel. Klin A TR RTE
ae BE Th, Sl, He FT a I Ee Tapt BEE, Wet San Yaeı Bas
Ir. w a er ER LE ED TE
= Verdunstung TE A De ee
V. Jah ischer Verlauf der Witterung , 20, „u; .
3. N Aladernng “ Gebietes nach RS ara und Vegetation ;
CL EL a ee EN Sat za le SER ars Era;
Dritter Teil, ;
Die Vegetation der Südwest-Provinz.
T. Kapitel. Allgemeiner Chärakter . .; 0,23 00 a en
2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen
I. Die Eucalypten
EEE ER WE IE
BR RI EIU, E WE E REER SD BEE
1. Eucalyptus marginata, >Jarra« . .
2. Eucalyptus calophylla, »Red Gum«
calyp arri
4. Eucalyptus gomphocephala, »Tuart«
5. Eacalyprus Nsse, »Wandoo«
II. Die Gattung Casuari
II. Die Arten von Be Ds a are ar ee
IV. Muytuse -Noribande (EDERBER.
=
FE BE BD. Bi
De ar ve al Saale, Sue aa Gere Baar a
en a a ende La TEN, Were al a Se er Bee Be Fe
ee a a er
3. a - leitenden dr aa Familien und ihre Lebensformen. .
I. Beer: EEE N 118 32. Refionscene Era
2. Mytiwelse 32, 121 13. acea +
3 Lea Dodarits 125 14. Umbelliferse „Wir...
RE RR BE 129 15 Amaryllidacene-Comostylidene
5. Epacrklacete ....... 2% 131 16; Hibbertia . 2 su 3
6. Goodeniacese . . si „u... 133 17. Drosers --. u Takt.
7 ots Ra er EN 135 18. RER
De ee re 136 30: CRBENBR 720,05 we
9 Ghrkiälaedte ee EEE 137 20. Mit "der eg gemeinsame
a FE a;
N De ee ae ee TE
En A ET EEE RE TE SE ae ee En Eee ae
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I 142 a1, FREE öu OR EEN
4. En
5. Kapitel.
Inhalt,
en Charakter . .
s-Formen der Vegetation
5. a se
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RN BR Be Le SE a el
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er Be nn Ne Bee DE A var Vest, TERRY er
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f. harmose
g. Vegetations-Zyklus der Jahreszeiten .
Formationen
SU a A N ee ea
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PET EN Bi SE Mh so 2 Er ah ae
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Pe Ted rt ae, MAR mr RE Ware Yoak |
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Litoral-Formationen
BER EEE ER
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$. Watten-Formation
y. Offene Formation des Be Strandes
d. Strand- = hö enseg
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N SE ER ee et N
BEN a
x a ER vb
b. Wald-Formationen
3. Wand
4. Überg
ß. Gemischte Wäld
c. BITSH EEE TEIBRINONON
cap: Mach SAbr: Eee Taor. Ada als More El ee Ha ee ei DB Res
BE en a ee Eee
BES Wa: Ce ee ergen
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Re ee Re Sa RR EIER Soc
Pa Sr Eee BE rn ST ee
BER EN RT
1. Kapitel.
2. Kapitel.
2 N
d. Sumpf-Formationen.... .
Alluvial-Formation
a Formation des Granitfelses
Vierter Teil,
WESER RR
PEN a acr RR Hz Ma Aa ER,
Be RE a a ee
RE ee PETE NT ee
Die Vegetation der Eremaea-Provinz.
Allgemeiner Charakter
Bee Leit-Pflanzen
n Taee Bude Sn Lan Ar DI ea Mann DENE ST N REN,
ren rostrata
II. Die Arten von Acacia
Re
IV. Codonocarpus Kilo.
2. Die eigentlichen Beige
BE Te ET EEE N NE
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BE ne LEE a
ST RN EA
TE ER BEE a LEER Ar HE SE Here Fer,
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ER Na N I RS N a A A
RE De a et ne, BE a SE Sud IE DA RE N
Pe ae SER Ser Bra Ta, Ein
3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen . . -
se rn a N 271 5. Verbenaone: . ..... 20%
2. Chenopodiaceae 273 6. r
3 ne» ERBE a nn 274 7. DoGoBssh 2 ee
BE RR 276 8. Santalacese ... .» vo 4.»
BR ET RE
x Inhalt.
Seite
U BD EI SE 28
EEE RE oe ER PASSANTEN 223288
E Vegetabons- Zyklus der Jahreszeiten... .....: «jean zer sum ana aa 5 MI
BESOHDIGL -EREMEHORER 7. ae 291
a-Litoral-Formalionen. 2... ee 291
@. Mangrove- und Watten-Formation . ....... ee
ß. Formationen des sandigen Fe Dünen-Gebüsche re N
b. Wald-Formationen .......%% 3. Br a TE
&. Encore der BARmeR ann EEE TREE 294
Pe SETENDER Mad 0 a ee anerih .. 299
c. Strauch- Ben SR a ee Ei a ae Fe DACH IS
«. Mulga-Formation des N a ES ee ie re 305
Busch-Formation auf Sand. . 2 2.0... ee a
d. Halophyten-Formation der Salzpfannen, ,„..,. g9
Fünfter Teil.
Die Flora des extratropischen West-Australiens und ihre Gliederung.
1. Kapitel. Floristische SFr wi TE RT Ba ne re A
KL Da REN OP EEE 314
1. Der Distrikt kw RN 314
2: Der Dieb Aka 1 ee 318
3. Der Distrikt Darling .... . . 321
48 Distrikt Watten 00.000 un, 324
5.:Der Detikt Strg Sa ee ar 326
Gier Dub Byron N ee 332
b.Die Eremapa-Provine u a le 335
7. Der. Distrikt Coolgardie .., . sms, Er
8.:Der Distrikt Ausim . . . . ,,_ Va EIERN rar ie in Ra 337
2. Kapitel. Fre der rege rag: ee a ee RE ee
a a a Rd 339
a. sehnche N re A a a ER SE
u Banaesisdisähe Altena. ua. Be. |
= Eypen Ger Brumea vi. ne ee ...340
%: Kekse Sippen höherer rise jä ee 40
[ W eek Küstrullen 345
b. Disinakte Elements BEN REN FB Bee
2 3: MONdöstlichE Typen 2 ee a 348
BE: SRADBEROHE Tyan 350
1. Nördliche Untergruppe . . .. 2... .. 350
2. Allgemein südöstliche Untergruppe . .. . . » 351
3. Südliche Untergruppe... .... .. BE: 353
© Endemische Elemente 1, 1... x 1,0, 2 sun. VER TRNERTIIR
I. Endemismen 1. Ordnung 356
2. Endemismen 2. Ordnung. . .. 2. 2 2m 2... 359
3. Endemismen letzter Ordnung... . 222.2... 360
4. Eingebüngen Kolonien. u Sa 363
ed a a ee ee 363
“ Nöräliche Biemenle , 0. 0 363
b. Autöchthöne Elemebte >. 2. 0. 0.2, u... 364
Inhalt. XI
Seite
3. Kapitel. Floristische Beziehungen zu anderen Gebieten . . 2 2 cc cc r 2 368
a. Beziehungen zu anderen Erdteilen, besonders dem Caplande . . 368
b. Beziehungen innerhalb Australiens, . . .. 2 22 220... ER. 1.
Bw, Eromaen-Provinzs 4... .00..00. 0.0. EIN a are a Se 372
Be SUAWEREHFONE ee EEE TORRRCERMDE y
I Belkahesi EUR TERHBBR ee een, EN ir
Beziehungen zu Südost- Kotnlien er .. 378
2,
4. Kapitel. Die Entwickelungs-Geschichte der Flora des extratropischen West- RIVER 383
erister und Persötlen> Verzeichnis... 200 u. vr 387
index der Pflanzen-Namen. .... . . v2... LT. 2 EEE
Verzeichnis der Tafeln.
I, zu S. 93. Eucalyptus marginata Sm. XIX, zu $. 241. Rand-Zoned. Strauch-Heide.
II, zu S. 95. Eucalyptus calophylla R. Br. XX, zu S. 242. Strauch-Heide auf Sand
II, zu S. 96. Eucalyptus diversicolor XXI, zu S. 247. Rand der Strauch-Heide auf
.v.M. and.
IV, zu S. 98. Eucalyptus gomphocephala}| XXI, zu S. 251. Alluvial-Formation.
DC. XIH, zu S. 259. Vegetation des Granitfelses.
V, zu S. 103. Banksia attenuata R. Br. XXIV, zu S. 264. Eucalyptusloxophleba Benth,
VI, zu S. 108. Nuytsia floribunda R. Pr. XXV, zu S. 265. Eucalyptus occidentalis Endl.
VH, zu S. ıı1. Macrozamia Fraseri Mig. XXVLJ, zu S. 266. Erg salmonophloia
VII, zu S. 113. Baumartige Liliaceen.
IX, zu S. 117. Dasypogon Hookeri Drumm. XXVII, zu S. 267. Acacia acuminata Benth.
X, zu $. 207. Mangrove und Watten, XXVII, zu S. 295. Eee Eremaea.
XI, zu S. 211. Strand-Gehölzd. Tuart-Zone.| XXIX, zu S. 299. Eucalyptus-Bestand von
XII, zu S. 221. Wald-Saum im Distr. Warren. eremaeischem Savannen-
XI, zu S. 222. Wandoo-Wald: Eucalyptus er.
redunca Schau. XXX, zu S. 299. Savannen-Wald.
XIV, zu S. 227. Gemischter Wald des san-| XXXI, zu S. 300. Savannenartiger Acacien-
digen Vorlandes. Bestand.
XV, zu S. 228. Gemischter Wald des san- XXXI, zu S. 304. Creek-Vegetation in der
digen Vorlandes Übergangs-Zone.
XVI, zu S. 228. Sehr lichter Wald ae san- | XXXII, zu $. 305. Mulga- Formation der Ere-
digen Vorlandes maea.
XVII, zu S. 234. Strauch-Formation. XXXIV, zu S. 307. Eremaea-Landschaft mit
' XVII, zu S. 236. Sklerophyll-Gebüsch im Helipterum splendidum
westlichen Stirling Range. Hemsl
Verzeichnis
. Niederschlags-Ver
u
Eucalyptus gomphocephala DC.
FRERIREUE redunca ARBaR.
ee EP
en
- ©
IS
S
DS
S
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=
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ie)
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—
73
. Podalyrieae der Südwest-Provinz . . .
. Oxylobium-Arten
I BE Be 3
SaFun
ui
. Acacia-Typen der Südwest-Provinz. .
R AT der Südwest-Provinz
. Goodeniaceae der Südwest-Provinz
Fr MINBe ABU: >. 2.04%
i EUER ee Südwest-Provinz .
Orchidaceae der Südwest-Provi
. Sterculiaceae der Be Daies
. Restionaceae der Südwest-Provinz
Bl 2 Re ee
. Umbelliferae der Südwest-Provinz.
} Conostylis- Arten
[u u
OO ns
D
BL DER RR A Le lb u ee St
w D
°%
ron. Ne
. Centrolepidaceae der Südwest-Provinz .
rosera-Arten mit Knospenschutz .
. Calandrinia mit Knollen
w ww
& 8
0%)
?
35-
36.
37.
38.
Hygrophile Compositen.
Schema der Verzweigung .
yes mit ee ER Ei
a a Da ee
Eee re
40. EntwickehungeStadien der re
cacia barbinervis Bent
41. Blattformen bei Rhamnaceae
Sei
Stand der er Reg 1905
Inhalt.
der Text-Figuren.
42. Hakea Brookeana F. v. M.
43. Aphylle Arten: Psammomoya . . . »
44. Acacia insolita E. Pritzel BE
45. Typische Form des Blatt-Baues . . .
46. Blattbau bei Xerophyten .
47. Knospenschuppen der Blüten . - . .
48. Corollinisierte Hochblätter als Hüllen.
49. Epharmose des Laubes bei Zogania
Beet, Zusam, en
50. Epharmose des Laubes bei Zogania
Sect. Stoman
51. Epharmose des ER bei Dips ;
52. Epharmonische Konvergenz . 197°
53: Er Compositen der Südwest-
EL . 225
54. an Careyi ® v. Mm) E. Pritzel 244 |
55. Stylidium repens R 26
56. Melaleuca PRETER 251
57. Zevenhookia. . » .. . 25
58. nn der Krautflur 256 f
59. Eucalypten der Eremaea . . . 265 ;
60. A BE E. Pritzel . 268 F
61. Callitris robusta R. Br 270
62. Angiantheae . 272
a 259
64. Triraphis rigidissima Pilger . 277 u
65. Verbenaceae der Eremaea 279 i
RER N ea ame ne ne 230
67. Charakter Santslacen der Eremaea 281 5
68. BE 1 282
69. ac dh ER Newcastlia . 285 e
Ton Krimöphilii, un ee 2839
71. Trichinium exaltatum (Nees) Benth. . 297
72. Floristische re in acht Bezirke
73. Dryandra Fraseri R. Br. . 310,0
74. Sphenotoma nd Benth.
I FIR: . Ana
76. Areal von Jacksonia..... =»
77. Areal von Banksia. ... .
78. Areal von Drosera Sect. yes
79. Eremosyne pectinata Endl. . » » : -
180. Cephalotus follicularis Labill. . . - :
81. Diplolaena grandiflora Desf.. . . - -
82. Gelesnovia verrucosa Turez. . . - -
Einleitung.
Die Grundzüge der Pflanzenwelt von Australien,
I. Allgemein geographische Bedingungen.
Für die Tier- und Pflanzenwelt Australiens öffnet sich heute nirgendwo
anders eine Straße des Verkehrs als im Norden nach Neuguinea und Malesien
hin. Und auch dort bestehen, abgesehen von dem trennenden Kanale der
Torres-Straße, mächtige Schranken klimatischer Gegensätzlichkeit, um die Wege
einzuengen oder gar gänzlich ungangbar zu machen. Seit langer Zeit schon
müssen jene Kontraste dazu gewirkt haben, selbst das, was gemeinsam war in
den Floren der Inselwelt Südasiens und des benachbarten Kontinentes, auf
getrennte Bahn zu drängen und immer weiter voneinander zu entfremden. Es
ist also ein wirklicher Insel-Kontinent, der heute die fremdartige Flora und Fauna
Australiens birgt.
Wie bei der Südhälfte Afrikas, haben wir es mit einem ausgedehnten
Plateau-Lande zu tun, freilich von minder beträchtlicher Höhe über dem
Spiegel des Meeres. Wie dort, schwillt.es an der Ostseite zu einem höheren
Saume, um dann rasch, oft plötzlich, sich zu senken zu einem schmalen Küsten-
Vorlande, das von kurzen Flüssen durchzogen wird. An der Westküste fehlt
solche Anschwellung beinahe ganz; aber auch dort bricht das 300-500 m
hohe Plateau stellenweise unvermittelt zum schmalen Litorale ab. Nach der
Mitte zu ist das Tafelland eingesenkt, und in dieser Mulde ziehen die Haupt-
Wasseradern des Kontinentes, die von dem Höhensaume des Ostens gespeist
durch regenarmes Land zum Meere gehen.
Durch diesen Aufbau sind die klimatischen Momente in ihren Erfolgen
bestimmt. Ihr Wesen aber hängt von den meteorologischen Bedingungen
jener Breiten ab; und diese schreiben dem nördlichen Anteil tropische Sommer-
regen zu, dem temperierten aber südliche Winterregen. In der Tat haben die
ganzen Tropen ihr Niederschlags-Maximum im Sommer, und der Winter ist
trocken; aber das Ausmaß der tatsächlichen Regen hängt ganz von sekun-
dären Bedingungen ab, An der bergigen Ostküste erreicht es hohe Werte,
nach dem Binnenlande zu nimmt es überraschend schnell ab. So ist in New
South Wales der Plateau-Abfall und die vorgelagerte Küste regenreich, oft steigt
die Jahresmenge über 100 cm. Noch wirksamer ‚kondensieren die küstennahen
Erhebungen in Queensland die Wassermengen der Atmosphäre, Da wird der
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. ie;
2 Einleitung.
Ostabhang jenes Berglandes, das im Bellenden Ker seine Gipfelhöhe erreicht,
zu dem regenreichsten Bezirk Australiens, der nicht unter 250 cm pro Jahr ;
empfängt; dort ist es, wo man die mächtigsten Regenwälder des Kontinentes
findet, Aber in der selben Gegend geht auch die Minderung des Niederschlages
binnenwärts in besonders ausgeprägtem Maße von statten. Prinzipiell die gleiche
Abstufung vollzieht sich überall: schon in dem Jahresbericht über South Australia :
für 1879 weist TOopD darauf hin, daß von der Nordküste her die Sommerregen
zwar bis 28° s. Br. sich nachweisen lassen, aber schon bei 16° 15’ nicht mehr
ergiebig genannt werden können. Auch zeigen sie sich dort bereits sehr launen-
haft, indem in manchen Jahren heftige Gewitterstüirme und Regengüsse fast
das ganze Innere überziehen, während in anderen die Regen nur wenige hundert R:
Kilometer weit landeinwärts reichen, und die ganze Gegend südlich vom Wende-
kreis schweren Dürren ausgesetzt ist. Heute wissen wir, daß diese Unstabilität
der Niederschlags-Verhältnisse auch für das nördliche West-Australien gilt, dort
sogar ganz besonders fühlbar wird. Es nimmt nämlich mit der von Ost nach
West zunehmenden Erniedrigung der Plateauhöhe und bei dem gleichzeitigen
Zurückweichen der Küstenlinie nach Süden die Quantität des zuverlässigen j
Sommerregens ständig ab, um in der Nähe des Nordwest-Kaps schließlich
minimal zu werden.
Sehr ähnlich in ihrer quantitativen Abmessung verhalten sich die Winter-
regen. Sie sind in höheren Breiten ergiebig, wie etwa am Südwest-Kap, wo
sie 100 cm übersteigen. Oder auf Tasmanien mit seinen nebelreichen Hoch-
gebirgen, an deren Westflanken Orte mit mehr als 250 cm Regen sicher nicht
selten sind; außerdem verwischt sich hier die Periodizität des Regens bereits
sichtlich. Viel ungünstiger steht die mittlere Südküste. Am meisten die Strand-
region der Großen Bight; sie hat nur sehr spärliche Winterregen aufzuweisen.
Sonst ist die Küstenregion wohl zuverlässig versorgt, aber im Inneren herrscht s
ebenso Mangel und Unsicherheit, wie in der Zone des Sommerregens. Zwar |
gibt es kaum irgendwo wirklich ESETER Gebiete, wie sie in den Wüsten der
nördlichen Hemisphäre oder am Westsaume Südafrikas und Südamerikas vor
kommen. Wohl aber ist das gesamte Gebiet des zentralen Plateaus werde
lichen Zweifeln der Bewässerung ausgesetzt. Es wechseln Zeiten ungestümer
Fluten mit monate- und jahrelangen Dürren. Und dieser Fluch des Unberechen-
baren lastet schwer auf den wirtschaftlichen Anlagen, die den australischen
Saat größtenteils ihre Grundlagen geben. 2
sleichsinnig müssen die Wärme-Verhältnisse wirken, weil sie ori
Momente ungezügelter Gegensätzlichkeit vereinen. Man Eu zwar die :
Temperaturen im allgemeinen nicht sehr hoch nennen für die geographische |
Breite. Ganz bedeutend aber sind die Werte, welche im Binnenlande die Extreme ;
gewinnen, namentlich die Schwankungen der täglichen Wärme. Das liegt gan?
vornehmlich an der großen Hitze, die der im Inneren des Kontinents so dauernd
heitere Himmel mit sich bringt. In absoluten Wärme-Extremen übertrifft Australien | |
ei Be runge der Süidhalbkugel um ein bedeutendes. Übera |
mum zwischen 40° und 48°, und man muß die schlimmsten
- Pu IR,
II. Formationen. 3
Wüsten der Alten Welt, den Sudan, Arabien, Panschab, heranziehen, um ähn-
lichem zu begegnen. Dabei sind im inneren Australien die Erfolge der Aus-
strahlung überall beträchtlich, so daß die Tages-Schwankungen vielleicht die
größten werden, die auf der Erde überhaupt in Niederungen sich beobachten
lassen. Eine durchschnittliche Tages-Amplitude von 20° ist in Zentral-Australien
nichts ungewöhnliches.
II. Formationen.
Das gewaltige Tafelland des australischen Kontinentes ist demgemäß größten-
teils besetzt von stark tropophilem oder xerophilem Pflanzenwuchs: von dürftigen
Savannen, von starren Busch-Dickichten oder endlich wüstenartigen Gebilden.
Vom Saume des Plateaus her aber greifen die reicher ausgestatteten Formationen
zum Binnenlande vor: von Norden und Osten in breiter Zone, in der Südwest-
ecke nur in schmalem Saume: als Savannenwälder, Buschwälder oder gar in
der Gestalt von echtem Regenwald. Lange Strecken entbehren jedoch dieses
reicheren Kranzes: an der Nordwestkante sowohl, wie im Süden an der Großen
Bucht tritt das karge Wesen des Binnenlandes ungemildert an die Küste.
1. Tropischer Regenwald.
Mit der Unzuverlässigkeit der Niederschläge im Binnenlande und ihrer strengen
Periodizität an fast allen Küsten ist Australien für die Entwicklung von echtem
Regenwald ein kaum geeignetes Gebiet. Es sind wenige und zerstreute Striche
der Ostküste, wo größere Boden-Erhebungen den strengen Charakter des Erd-
teiles in etwas mildern, wo eine lokale Abschwächung der Periodizität eintritt,
die auch der trockneren Jahreshälfte immerhin reichlichen Regen züführt. An
diesen Stellen gibt es Regenwald. Er steht als Formation wie vereinsamt in
der australischen Vegetation. Aber er bereichert sie mit vielen interessanten
Formen, und ist trotz der geringen Ausdehnung und der Zerrissenheit seines
Bereiches von hohem Interesse für die Genesis der australischen Flora. |
Im Vegetationsbilde tritt dieser Regenwald durchaus selbständig in die Er-
scheinung. Wenigstens im Tropengürtel und darüber hinaus bis etwa zum
30° s. Br. gilt das unbestreitbar. Überall bedrängt und umringt von dem Savannen-
wald der Eucalypten, hält er sich doch unvermischt in seinem rein malesischen
Gepräge. Hart und unvermittelt stoßen beide aneinander; durch die lichten
Bestände des Eucalyptus-Parks sieht man plötzlich im Hintergrund die schwarze
Kulisse des Regenwaldes aufgetürmt wie eine schroffe Mauer.
In den wahren Regenwald-Gebieten genügt der Niederschlag . unmittelbar
zur Erhaltung dieser überreichen Formation, die Bewässerung des Bodens spielt
keine direkte Rolle. Solche Territorien aber besitzt Australien nicht viele; bei
der Größe des Erdteiles sind sie von höchst unbedeutendem Umfang; alle liegen
dicht an der Ostküste. Von Norden kommend trifft man das erste nördlich
von Cape Tribulation (16° s. Br... Schon Mount Finnigan ist bis hinauf zu seinem
ı*
4 . Einleitung. .
nebelreichen Kamme mit Regenwald dicht bekleidet, oben reich besetzt mit
Epiphyten, das Ganze »hoffnungslos verfilzt«, wie SEMON sich ausdrückt. Aber
erst südlich von Trinity Bay, wo die Berge des Bellenden Ker und Bartle Frere =
über 1600 m ragen, da entfaltet sich ein wirklich imposantes Regenwald-Gebiet,
das umfangreichste und schönste Australiens, unbestritten die reinste Ausprägung
des australischen Regenwaldes. Schon jenseits von Rockingham Bay jedoch ist
es wieder zu Ende; bei Ingham (18°/,° s. Br.), wo die Anschwellung des Plateau-
randes sich einebnet und der Regenfall rasch geringer wird, verschwindet der
Regenwald fast völlig. Sein Areal setzt sich fort in unbedeutenden Splittern.
Erst südlich vom 25° am oberen Burnett, dann im Norden von Brisbane tritt
er wieder mehrfach in besserer Entfaltung auf, um im Gebiete des Mount
Lindsay, an der Grenze von Queensland und New South Wales, noch einmal
zu größerem Aufschwung zu gelangen. Die Landschaften am Richmond River
sind ausgezeichnet reich an »brushes«, wie der Colonial dort die Regenwälder
nennt, Den »Big Scrube, der sich vom Oberlauf dieses Flusses bis zum
Macpherson Range hinüberzieht, hat uns A. CAMPBELL (in Victorian Natural.
XVI [1900] 84) anschaulich geschildert; wir lernen daraus, wie vollkommen der
tropische Charakter des Waldes dort noch erhalten ist. Weiter südlich jedoch
bleiben mehr. und mehr die charakteristischen Elemente zurück. Der Nieder-
schlag scheint nicht mehr auszureichen. Der Regenwald zieht sich auf die ;
Niederungen zurück. Endlich verliert er schon vielfach die Selbständigkeit, der
Savannenwald sprengt seinen festen Verband, und was von Trümmern bleibt,
sucht Schutz in den Mulden und Gräben des Geländes. Erst weit im Süden
ı8°/,° s. Br. Daintree River, Mulgrave River, Cairns, Russell River, Rocking-
ham Bay sind die in der Literatur am häufigsten erwähnten Lokalitäten dieses
Scrub-Distriktes. Der Plateaurand liegt dort etwa 350m hoch; er ist am Ost-
rande von den Berg-Systemen des Bellenden Ker, Bartle Frere u.a. eingenommen.
Es ist das regenreichste Gebiet ganz Australiens, am Johnstone River hat man
segen 500 cm gemessen, es mögen noch höhere Werte vorkommen. Die Wasser
sammeln sich in mehreren dauernd strömenden Flüssen, von denen der Barron
River berühmt ist durch den eindrucksvollen Wasserfall mit dem er sich an der
Kante des Plateaus in die Tiefe stürzt. Be
II. Formationen. 5
Doch ist der Charakter des Waldes in der Niederung ein etwas
anderer als oben. Er ist dort viel üppiger; die feuchtheißen Senkungen am
Unterlauf der Flüsse und Bäche lassen weitaus die größte Entfaltung von Unter-
wuchs und Lianen im Grunde des hochstämmigen Waldes sehen. Die hohen
Bäume, an denen Plankenwurzeln und Cauliflorie in zahlreichen Beispielen sich
finden, sind im einzelnen noch schlecht bekannt. Im Unterwuchs fällt unter
den Palmen Archontophoenix Alexandrae mit ihren überschlanken Stämmen als
häufig auf. Von den großen Lianen sind am wichtigsten Calamus-Arten (Palm.)
und eine Bambusee, von der man noch keine Blüten kennt (» Bambusa Morehea-
diana« Bailey). An lichteren Stellen überziehen Fothos longipes (Arac.) und
Piper-Arten die Stämme, auch die mächtigeren Laubmassen des Zpipremnum
mirabile (Arac.) gehören zu den häufigsten Erscheinungen. Pisang-Arten (Musa
Banksii und M. Hillii), hohe Elettaria (E. Scottiana, Zingiber.) vervollständigen
das echt malesische Bild dieses Waldes.
Im Vergleich zu diesem Niederungs-Walde besitzt der Regenwald des
Plateau-Saumes bei 400-500 m ü. M. mancherlei Abweichendes. Er ist
etwas lichter in seinem ganzen Gefüge, namentlich das Unterholz verdichtet sich
nicht so stark. Er erscheint ähnlich modifiziert, wie der «offene» Regenwald,
den KURZ in Pegu dem geschlossenen gegenüberstellt. Scitamineen, kletternde
Araceen, Bambusa Moreheadiana sind kaum mehr vorhanden; die Kletterpalmen
zwar mit Calamus moti und C. australis noch vertreten, aber ihre Stämme
erreichen lange nicht mehr die Wucht und Kraft, die im Tieflande bei Calamus
so bemerkenswert ist. Piper gibt es noch reichlich; die häufigsten Lianen aber
stammen aus Gruppen, die sich durch ihre weite Verbreitung auf der Erde als
weniger empfindlich erweisen. Es sind prächtig graziöse Pflanzen darunter.
Clematis glycinoides, Fasminum Dallachii, Smilax australis (Lil.), Tecoma australis
(Bignon.), dazu eine ganze Anzahl von Vitaccen vereinigen sich zu efiektvollen
Gewinden, die sich bald leicht von Baum zu Baum spannen, bald in schweren
Draperien die Wipfel überdecken. Von Epiphyten findet man nur Farne und
Orchideen zahlreich, Asplenzum Nidus und Platycerium sind wohl die aller-
häufigsten. — Mit den Bäumen dieses oberen Waldes sind wir etwas besser
bekannt als mit den Arten des Tieflandes. Namentlich die Untersuchungen
des jüngeren BAILEY haben uns in ihrer Kenntnis gefördert. Sehr häufig er-
scheint Tarrietia argyrodendron (Stercul.), ein schöner Baum, den man im
Grunde des Waldes an seinem Plankengerüst, in dem Chaos der Laubwipfel an
dem silbern erglänzenden Blattrevers immer vor anderen herausfindet. Zlaeo-
carpus grandis (Elaeocarp.), mehrere Ficus-Arten, Flindersia und Cedrela (Meliac.),
schöne Proteaceen (Stenocarpus, Embothrium), die mächtige Agathis Palmerstoni
(Pinac.), ein mit Java gemeinsamer Podocarpus (P. amarus), mancherlei Zauraceen,
Aleurites moluccana (Euphorb.), das sind einige der wichtigsten Elemente aus
diesen Urwäldern.
Manche versprechen wertvolle Nutzhölzer für Queensland zu werden. Schon
heute gibt es einzelne Sägewerke, wo man die treffliche Beschaffenheit des
Holzes hier in diesen oberen Waldungen rühmend hervorhebt; es soll besser
6 Einleitung.
sein als unten im Tiefland. In der Tat wird die mäßigere Temperatur dieser |
Regionen und die andauernde leichte Benetzung auch in der trocknen Jahres-
zeit die Qualität des Zuwachses nur günstig beeinflussen.
on den. südlicheren Regenwald-Distrikten habe ich die zwischen °
Wide Bay und Moreton Bay gelegenen Waldungen gesehen, leider nur in der
Trockenzeit. Es sind reiche und dichte Bestände, ungefähr 30 km breit von
Ost nach West, den tropischen durchaus ähnlich, wenn auch Araceen und
Scitamineen sichtlich in den Hintergrund treten; nur Alpinia coerulea (Zingib.)
ist noch häufig auf dem Waldgrunde. Calamus und Würger-Ficus, auch
größere und kleine Palmen spielen noch eine große Rolle. Ihr besonderes
Gepräge aber erhalten diese Regenwälder durch die Einmischung der beiden
australischen Araucarıa (A. Bidwillii und A. Cunninghamii), welche mit ihren
unverkennbaren Kronen aus dem reichnuancierten Laubdach der dikotylen
Baumgestalten ragen. Der Waldboden ist mit Erdfarnen verziert, sonst aber
meist schwach bewachsen. B. W. SPENCER besuchte in der selben Gegend
Mount Cooran, und zwar während der besseren Zeit des Jahres. Er schildert‘)
die Orchideen-Epiphyten als sehr auffallend, von denen »durch die Größe und
Fülle der herabhängenden gelbbraunen Blüten Cymdidium canaliculatum am 3
meisten ins Auge fiel.« In dem noch etwas südlicher gelegenen Richmond-
Urwald (vgl. CAMPBELLs S. 4 erwähnte Schilderung) schmücken auch schöne
Dendrobium (D. speciosum und D. Hillii) die »Wipfel-Gärten«. Doch gehen in
diesen höheren Breiten (ca. 27° s. Br.) die Epiphyten bereits häufig auf Felsen °
über. So war der West-Abhang von Mount Cooran »völlig überzogen von
Asplenium Nidus und Platycerium, sowie von einem Dendrobium mit zarten
weißen Blüten, das von dem Rot der Kennedya rubicunda (Legum.) sehr ge-
fällig abstach.«e (SPENCER I. c.) ;
Regenwaldes besetzt zu sehen, während
; alyptus-Savanne« herrscht. Nach Süden
zu nehmen sie ab an Mannigfaltigkeit und Dichte. Die zwei ungleichen Palmen,
ı) Victorian Natural. IX 16.
II. Formationen. 7
Archontophoenix Cunninghamii und Livistona australis, die Alsophila australis
(Cyatheac.), die prangend agavenartige Doryanthes excelsa (Amaryll.) schmücken
noch die zum Ocean geöffneten kurzen Felsentäler im Illawara-Distrikt (34'/,°
s. Br.) und in ähnlichen, lokal bevorzugten Asylen. Zuletzt jedoch verlieren
sich die Bäume ganz, und nur Strauchwerk und Lianen bleiben als letzte Zeugen
malesischen Charakters übrig. Nach Westen am Saume des Plateaus von New
England, nach Süden in den kühleren Teilen von New South Wales findet diese
Entwickelung einen gewissen Abschluß. Dort wachsen in den Rinnsalen der
Eucalyptus-Wälder schließlich nur noch Gestrüppe von Lianen: wie es ja
in so vielen Gebieten der wärmeren Zonen gerade Lianen sind, welche als
letzte Spuren den Regenwald bezeugen. So sah ich nicht weit von Broken Bay
aus Panax cephalobotrys (Araliac.), Syroum glandulosum (Meliac.), Cissus Bau-
diniana (Vit.), Marsdenia flavescens (Asclepiad.), Dioscorea transversa (Dioscor.)
ein dichtes Gestrüpp gewoben, welches eine schmale feuchte Mulde gänzlich
füllte. Aber die Bäume, die leichten Schatten darüber warfen, waren Euca-
lypten, und auf der Fläche oben sah man nur Savannen-Wald sich dehnen.
2. Subtropischer Regenwald.
Noch weiter südlich aber ändert sich diese Tendenz. Die Winterregen
werden regelmäßiger und ergiebiger. Und es gelangen manche Typen male-
sischen Charakters zu neuer Wirkung und abermals steigender Bedeutung.
Daher kommt es, daß bis zur Südostspitze des Kontinentes und darüber hinaus
in Tasmanien, das freilich biogeographisch zu völliger Einheit damit verschmilet,
die Vegetation in geschützteren Lagen einen »subtropischen« Charakter behält.
Es läßt sich dort förmlich von einem subtropischen Regenwald sprechen.
Allerdings ist er viel formenärmer als der tropische. Auch infolge der Durch-
dringung mit Zucalyptus-Arten nimmt er ein recht abweichendes Wesen an.
Floristisch hat schon F. v. MÜLLER die Gebiete dieses subtropischen Regen-
waldes gekennzeichnet. Besonders über die von ihm selbst erforschten Teile
von Ost-Gippsland handelt er öfters. »Ziemlich plötzlich«, sagt er“), »erscheinen
von Cape Otway östlich tropische Typen wie Nephelium (Sapind.), Acronychia
(Rut.), Aus, Passifora, Tylophora (Asclep.), Marsdenia (Asclep.), Livistona
(Palm.)«. Er zeigt die natürliche Bevorzugung dieser südöstlichen Ecke Austra-
liens: durch Tasmanien mit seinen hohen Bergen findet sie Deckung gegen
die kalten antarktischen Winde, denen noch die Cape Otway-Gegend schutzlos
preisgegeben ist; vom Pacific her bestreicht sie ferner eine warme Meeres-
strömung; während die trockenen Landwinde von Nordwest durch die vor-
gelagerten Bergketten abgefangen werden. Den Schilderungen von B. SPENCER
und C. FRENCH (Victorian Natural. VI) verdanken wir nähere Kunde über die
Vegetation dieser milden Gegenden. In den Mulden und engen Tälern herrscht
dichtester Pflanzenwuchs. Der riesenhafte Zucalyptus amygdalina, dann Eugenia
1) A Lecture on the Flora of Australia. School of Mines and Industries, Ballarat 1882.
8 Einleitung,
Smithti (Myrt.), baumhoher Aster argophyllus, Pittosporum bicolor (Pittospor.),
Elaeocarpus cyaneus (Elaeocarp.) machen die wichtigsten Gehölze dieser Dickichte
aus. Dazu kommt die herrliche »Cabbage-Palm«, Zivistona australis. Sie steht
hier in überwältigenden Exemplaren, über 30 m hoch, obgleich doch an der
Südgrenze der Palmen auf dem australischen Festland. Durch das Gewirr der
Bäume spinnen sich die reichen Girlanden des Smilax australis (Lil.) und der”
Clematis aristata (Ranunc.). Auf dem Boden des Urwaldes sproßt eine Fülle
von Farnen aus dem Wirrsal gefallener Äste und verrottender Stämme, die
diese Wälder so unwegsam machen. Kühle Bächlein plätschern mit ihrem klaren
Wasser durch das dunkele Netzwerk der Farn-Wurzeln. Polypodium, Blechnumy
Gleichenta, Pteris, Asplenium sind vertreten, auch mehrere Hymenophyllum, die’
besonders gern die dunkeln Stämme der Baumfarne überspinnen. Diese Baum--
farne bilden den Stolz des Gippsland-Waldes. Dicksonia antarctica und di e;
mächtige 7odea barbara sind am meisten verbreitet. =
Und sie reichen auch beträchtlich weiter nach Westen, wo sonst der Sub-
tropen-Regenwald sich rasch zersetzt. Um Wilsons Promontory gibt es noch
Baumfarne in jeder Schlucht. An ihren Stämmen sieht man noch eine Gesne- 3
racee epiphytisch, Fieldia australis. Sarchochilus parviflorus (Orchid.), an
totem Geäst des Aszer argophyllus haftend, ist auf Tasmanien der letzte Vor
pösten epiphytischer Orchideen in diesen hohen Breiten (fast 42° s. Br). In
den Gebirgen des westlichen Victoria bleiben noch immer die Farnbäume, — |
Dicksonia, Cyathea, Alsophila —, und die »Ferntree Gullies« bilden einen Reiz
der Szenerie. Erst im südlichsten Winkel Süd-Australiens, am Mount Gambier”
(ca. 140° ö. L.), dem »Garten der Kolonie«, der mit seinem gleichmäßigen,
nebelreichen, beinahe feucht zu nennenden Klima in solchem Gegensatz steht
zu allem Land, das weiter westlich folgt, da finden die Farnbäume ihr Ende.’
Nur Todea geht noch einen Grad weiter westwärts. Sie findet sich dort am
Mount Lofty, wo in den Schluchten über ständig rieselnden Bächen ihre Wedel
sich zu undurchdringlichen Dickichten zusammenhäufen. $
Südlich von Gippsland findet der subtropische Regenwald machtvolle Fort
setzung auf Tasmanien. Verständlicher Weise kommen kaum neue E
mente malesischen Charakters hinzu, Lianen und höhere Epiphyten v
schwinden so gut wie ganz,
hier erst ihre rechte Stätte.
Beträge des Niederschlags besonder
Wäre Verkähaise, ag rs in den Berggegenden
Szenerie Tasmaniens i
den majestätischen Wipfel
Zartheit des Unterwuchs
U. Formationen. 9
eine ganze Kryptogamen-Welt für sich. An die Farnbaum-Stämme schmiegen
sich Schleierfarne; Moose und Lebermoose, alle Sorten laubiger Flechten drängen
sich in strotzender Fülle, fast wie in den feuchten Bergwäldern von Neuseeland.
In floristischer Hinsicht bilden die subtropischen Regen-Wälder Austra-
liens keineswegs nur ein verarmtes Derivat der tropischen, vielmehr haben sie
mancherlei Eigenartiges aufzuweisen. So den prächtigen »Sassafras«-Baum,
Atherosperma moschatum |Monim.], dessen buchenartiger Stamm oft gänzlich von
Moosen besetzt ist. Außerdem gewinnen sie durch die Aufnahme »antarktischer«
Typen einen sehr selbständigen Charakter, der sie übrigens mit der alpinen
Vegetation verbindet. Dazu gehören die Notkofagus-Arten und die strauchigen
Compositen. Allerorts bleibt in diesen Waldungen Zucalyptus die vorwaltende
Gattung, und damit stellen sie also hier im Süden eine ganz eigentümliche
Verbindung her zwischen dem malesisch gefärbten Regenwald und dem austra-
lischen Eucalyptus-Wald, die sich im Norden überall so scharf und schroff von
einander sondern (S. 3)
Dies gibt uns Veranlassung, eine kurze Bemerkung über Zucalyptus ein-
zuschalten, jenes umfangreiche Genus, welches die australische Vegetation so
dominierend beherrscht, wie keine andere Gattung irgend ein Florenreich der
Erde. Systematisch sehen wir Zucalyptus sich herauskristallisieren aus ‚einem
Myrtaceen-Stamme, der im östlichen Malesien zu Hause ist; ohne daß man
deutlich die Ursprungsstelle angeben könnte. Gegenwärtig bildet Zucalyptus
eine recht natürliche Gattung, durchaus unverkennbar, in ihrer Verbreitung
vielfach ähnlich den Beuteltieren, und wie diese Gruppe ihre Formenfülle fast
ganz in Australien entfaltend. Beinahe allen Lebensbedingungen des Landes
sehen wir sie angepaßt: als stolzragende Bäume in den Waldungen der
feuchteren Küsten; als energische Charakterpflanzen seiner parkartigen Sa-
vannen; als gesellige Bildner dichter Gestrüppe im trockenheißen Binnenland;
als niedrige knorrige Sträucher auf den stürmischen Berghöhen sowohl, wie auf
den einsamen schattenlosen Sandheiden des Tafellandes.. Aber so hundertfach
verschieden ihre Tracht, die Mächtigkeit ihres Wuchses, die Farbe und Fülle
der Blüten seien: bei fast allen bleibt die Form des senkrechten Laubes ähn-
lich, ja, eines bleibt sich immer gleich, die dauernde Belaubung. Und das ist
es, was die australische Landschaft, eintönig schon an sich, so vielen rein er-
tötend reizlos hat erscheinen lassen.
An dieser Allgewalt von Zucalyptus scheitern allzu schematische Versuche
wissenschaftlicher Physiognomik. Die Wechselwirkung der äußeren Umgebung
mit den spezifischen Elementen der Flora vollzieht sich hier in neuartigen
Formen, zu denen es kein Analogon auf der Erde gibt. Und die Konstitution
von Eucalyptus ist davon die letzte Ursache. Mit klarer Deutlichkeit tritt hier
das belebte Wesen der Formen als gleichberechtigter Faktor in die Rechnung,
welche das Verständnis der Vegetationen erschließen will. Nirgends zeigt sich
so einwandsfrei, daß die spezifische Konstitution der Elemente nicht aus der
Pflanzengeographie ausgeschaltet werden darf, solange man wirklich sachgemäße
Erkenntnisse zu gewinnen strebt.
10 Einleitung.
4
3. Sklerophylien-Wald.
Die temperierten Regenwälder des antarktischen Südamerikas werden von
Nothofagus (Fagac.) beherrscht. Das Klima benachbarter trocknerer Gegenden
hat bei Norhofagus geregelten Laubfall ausgelöst. Bei den Eucalypten Austra-
liens dagegen ist ähnliches nicht eingetreten. Wenn die Regenmenge und die
Gleichmäßigkeit der Befeuchtung nachläßt und nur mittlere Quantitäten sich
bieten, so kommen Wälder zu stande, zu denen es nichts direkt Vergleichbares
gibt. Das sind Waldungen, in denen die gewaltigen Formen der Eucalypten
fast ganz allein die Herrscher sind. Nur wenige Gewächse erreichen neben
ihnen noch allenfalls baumartige Dimensionen: so Casuarina und einige Protea-
ceen, besonders Banksia. Die Eucalypten stehen ziemlich dicht. Aber die
bekannte Vertikal-Richtung der Blätter bringt einen Gesamt-Eindruck hervor, der
von anderen Laubwäldern sehr verschieden ist und eher noch in lichten Nadel
wäldern ein Seitenstück findet. Interessant und wichtig ist der Unterwuchs.
Es ist eine dichte Mischung niedrigen Gesträuches, aus Büschen mit harter
dauernder Belaubung und oft reichgefärbten Blüten wechselvoll zusammengefügt.
Stauden gibt es spärlich, Annuelle selten zahlreich. Auch Gräser sind nuf
sparsam entwickelt; man findet sie durch Cyperaceen und allenfalls Restiona-
ceen ersetzt. Von Farnen kommen wenige Spezies zu Bedeutung, Pierzdi
aguilinum ist davon am gewöhnlichsten; Baumfarne dagegen werden gänzlich”
vermißt. : E
Diese Formation ist am kräftigsten in dem regenreicheren Abschnitte”
Südwest-Australiens entwickelt, und zwar zwischen 30° und 35° s. Br. Die
Wälder, welche dort aus Eucalyptus marginata, E. diversicolor und E,. redun a
bestehen, sind die reinsten Vertreter dieses Typus. Da sie in späteren £ 3
schnitten dieses Buches ausführlich dargestellt werden sollen, ist eine nähere
Schilderung vorläufig entbehrlich. Doch muß bereits erwähnt werden, d B
der mannigfaltige Unterwuchs dieser südwestlichen Waldungen eine bemerkens-
werte Rolle spielt. Er bleibt nämlich auch jenseits der Grenzen des Wald“
wuchses fast in toto erhalten und wandelt sich durch xerophile Modifikation 0 ä
in die Formation der Sandheide um. :
Im südöstlichen Australien gibt es gleichfalls Eucalyptus-Wald
mit Hartlaub-Gebüsch als Unterholz. Auch es sieht man a gebunden
Gebiete mit noch reichlichen Niederschlägen (50— 100 cm pro Jahr), aber
ausgeprägter Trockenheit in der heißen Jahreshälfte. |
In Süd-Australien finden sich diese Bedin
cers Golf und auch dort i
hervor, wie mannigfach sie durchbrochen ist
Weg a fus-Arten (E paniculata, E. viminalis, E. rostrata u. a.) D
ge ıer den Wald, im Unterholz treffen sich Correa (Rut.), Grevill
rot.), Hakea (Prot.), Isopogon (Prot.), Exocarpus (Santal.), Acacia (Legum.
II. Formationen. 11
Banksia (Prot.), Cassia (Legum.), Calythrix (Myrt.), Pomaderris (Rhamn.), Leu-
copogon (Epacı.), Leptospermum (Myrt.), Daviesia (Legum.), Dillwynia (Legum.),
Eutaxia (Legum.), Platylobium (Legum.), Pultenaca (Legum.), kurz eine Reihe
von Gattungen, die auch in Südwest-Australien für die Formation recht wichtig
sind. Ebenso ist die Häufigkeit mehrerer Xanthorrhoea-Arten beiden Gebieten
gemeinsam, wenn sie ihnen auch keineswegs ausschließlich vorbehalten sind.
Die am meisten bevorzugten Stellen dieser Waldungen sind die tiefen
Schluchten, die von Bächen durchrieselt, fast das ganze Jahr ein frisches Ge-
deihen gestatten. Es wurde schon erwähnt (S. 8), daß dort ein so empfind-
licher Farn wie 7odea afrıcana noch seine Stätte findet. SCHOMBURGK führt
außerdem eine ganze Reihe anderer Farne auf, die diese Schluchten mit zier-
licher Dekoration versehen. Nach dem Regen wachsen Veilchen (Viola beteo-
nicifolia und V. hederacea) am Saume der Bäche. Die blauen Blüten von
Chamaescilla und die weißen von Durchardia (Liliac.) verzieren die Lehnen,
während weiter oben an dem Hange oft Preridium die ganze Oberfläche des
Bodens verhüllt.
Erst jenseits der trockenen Murray-Gegend, in Victoria, beginnt von neuem
die Formation. Wiederum hält sie sich zunächst im Gebirge, steigt weiter
östlich mit zunehmender Feuchtigkeit auch in die Niederung hinab, um dann
gegen Norden hin, je mehr die Menge des winterlichen Regens nachläßt, aber-
mals in die gleichmäßigen Berggegenden zurückzuweichen. In allen diesen
Gebieten scheint der Sandstein eine besonders günstige Unterlage für ihr Ge-
deihen darzubieten. Am ganzen Saume des Plateaus, von den Grampians im
fernsten Westen bis zu den nördlichen Auszweigungen der Blue Mountains, ist
es die Sandstein-Formation, die das reichste Grundgebüsch in den Eucalyptus-
Wäldern trägt. Einem Exkursions-Bericht von C. FRENCH (Victor. Natur. II.
[1886], S. 147 ff.) entnehme ich, daß in den Grampians schöne Zpacridaceen,
Lilotzkya (Myrt.), Conospermum (Prot.), Grevillea ılieifolia und G. dimorpha (Prot.),
Correa und Eriostemon (Rut.), Aibbertia virgata (Dillen.), kurz echt australische
Genera, den Unterwuchs der Waldung bilden. In der Umgebung von Melbourne
lassen sich an günstigen Stellen ähnliche Szenerien schon in geringer Meeres-
höhe beobachten, und so dürfte es sich in Ost-Victoria, in der untersten Region
Tasmaniens und im südlichen New South Wales wohl gewöhnlich verhalten. Weiter
im Norden aber wird diese offenbar an Winterregen geknüpfte Formation
wieder auf die Höhen getrieben und endlich ganz zum Erlöschen gebracht.
Schön entwickelt findet sie sich noch auf den Blue Mountains, der Kante des
Tafellandes, etwa 200 m ü. M. Der Unterwuchs des lichten Eucalyptus-Waldes
verdichtet sich dort ungemein. Es sind durchschnittlich 1ı—2 m hohe Büsche,
azwischen viel Pleridium. Wieder sind Acacien, Proteaceen, Pimelea (Thyme-
laeac.), Xantorrhoea „'Lil.), Hibdertia (Dillen.), Epacridaceen in bunter Mischung
durcheinander gemengt, ohne Kräuter und ohne Gras. Das Ganze ähnelt
durchaus manchen Stellen der Jarra-Bestände, wie sie sich im südwestlichen
Australien finden lassen. Und gerade hier äußert sich wieder die ausgc-
sprochene Vorliebe dieses typischsten aller australischen Floren-Elemente (des
12 Einleitung.
»autochthonen« s. 5. 37) für psammische Böden. Der New South Wales-
Anteil der Sandstein-Formation endet im Clyde- und Braidwood-Bezirk, und
dort findet eine sehr große Anzahl von Spezies die Südgrenze ihrer Verbreitung
(vgl. MAIDEN in Proceed. Linn. Soc. New South Wales 2. ser. IV. [Sydney 1990]
107—112).
Im ganzen läßt sich von der Sklerophylien-Form des Eucalyptus-Waldes
das selbe festsetzen, wie vom Regenwalde Australiens: In Anbetracht der Größe
des Erdteiles hat das faktisch von ihr eingenommene Areal einen geringen
Raum-Inhalt. Aber die »Linien« des Vorkommens, auf denen die einzelnen
verstreuten Stücke sich ordnen, durchziehen bei beiden die gesamte Achsen-
Erstreckung des Kontinentes. Dabei ist ihre Länge annähernd die gleiche:
rund 3000. km liegt Cape York von Tasmanien, und ähnlich weit ist Swan Rive
von den Blue Mountains entfernt.
4%. Savannen-Wald.
Der Savannen-Wald nimmt ausgedehnte Flächen in den äußeren
Zonen des australischen Tafellandes ein. Am schwächsten ist er im Westen
ausgebildet. In den östlichen Landschaften dagegen spielt er eine beträchtliche
Rolle und reicht dort an vielen Stellen sogar bis zur Küste. Im Süden des
Erdteiles ist er in der Regenzone von 60 bis 35 cm bei edaphisch günstigen
Verhältnissen am reinsten ausgebildet; weiter nach Norden zu aber, in den
Sommerregen-Gebieten, sind höhere Beträge des Niederschlages zu seinem Ge-
deihen erforderlich.
In West-Australien beschränkt sich der Savannen-Wald, wie erwähnt,
auf einen verhältnismäßig kleinen Teil. Denn mag er auch in den wenig
erforschten Teilen des Binnenlandes, etwa am Wendekreis, noch eine gewisse
Bedeutung besitzen, im Süden ist es jedenfalls nur eine schmale Zone, . die
Savannen-Waldungen hervorbringt. Die herrschenden Bäume sind, wie überall,
Eucalyptus, Casuarina und, in kleineren Exemplaren, auch Acacia; als nament-
lich wichtig für den westlichen Savannenwald haben Eucalyptus loxophleba, E.
occidentalis und Acacia acuminata zu gelten.
Ansehnliche Räume gehören dem Savannen-Wald in den küstennahen
Gegenden Süd-Australiens. Von dort besitzen wir auch lange schon ein-
gehende Schilderungen. BEHR (in Linnaea XX) beschreibt ihn als wiesenartiges
Grasland. Es ist licht und beinahe regelmäßig von gewaltigen Eucalypten be-
setzt, »so daß sich unwillkürlich der Gedanke aufdrängt, das Ganze sei die Park-
Anlage eines für die von Cicero anempfohlene Quincunx schwärmenden Grund-
besitzerse. Auf magerem Boden finden sich Casuarina ein, die »mit ihren
braungrünen Kronen im Frühjahr sonderbar mit dem saftigen Grün des Rasens
kontrastieren«. Übrigens werden sie selten höher als ıo mund
hen neben den
Eucalypten Be
fast zwerghaft aus. Weiter fallen Acacia retinodes und Acacia
Dycnantha auf. Acacia pycnantha zwar ist wenig über mannshoch, hat aber einen
sehr entschieden baumartigen Wuchs und ist an ihrer schirmartigen Krone leicht
RE
GER An eh:
UP, LEE I've" Free LEE
II. Formationen. 13
zu erkennen; sie tritt häufig zu kleinen Wäldchen innerhalb der Formation zu-
sammen. Sie ist ein genaues Analogon zur westlichen Acacia acuminata,
Strauchigen Unterwuchs gibt es ungemein sparsam, in den typischen Formen
des Savannen-Waldes sieht man häufiger nur Bursaria spinosa, eine ligusterartig
aussehende Pittosporacee von nahezu panaustralischer Verbreitung. Um so dichter
ist der krautige Bestand des Bodens. Gräser walten darin vor, aber andere
Kräuter sind ihnen reichlich zugemengt. In günstigeren Lagen wachsen Lilii-
floren in Fülle und ein paar andere Zwiebelgewächse, am häufigsten aber sind
allenthalben die jährigen Compositen. Dazu kommt ein schwacher Einschlag
fremder Kolonisten. Denn die Savannen-Formationen sind die einzigen in
Australien, wo eine größere Zahl solcher Fremdlinge sich wirklich heimisch
gemacht haben. Die meisten stammen aus Europa, nur wenige kamen aus
Südafrika herüber. Allgemein häufig geworden sind auch von diesen Ansiedlern
nur ganz wenige. Etwa Medicago denticulata, Xanthium spinosum und das, was
der Australier »Dandelion« nennt: Cryptostemma calendulacea (Compos.), die
man auf Brachland manchmal äußerst gesellig wachsen sieht. In den feuchten
Gebieten des Südostens kommen dazu Rubus fruticosus und Ulexr europaeus,
Auch wilde Rosen europäischer Herkunft trifft man an, besonders viel auf Tas-
manien. Dazu tritt noch Opuntia in den tropischen und subtropischen
Strichen des Ostens. Eigentlich bedrohlich aber sind alle diese nirgends. Die
indigene Flora ist zu kräftig und solide dazu. ;
Die Entwicklung des Unterwuchses im Savannen-Walde spiegelt besser als
in jeder anderen Formation die strenge Periodizität wieder, welche über so
weiten Gebieten von Australien herrscht. Schon die ersten Floristen Süd-
Australiens beschreiben anschaulich die Phasen dieses Prozesses. Zum Beginn
der Regenzeit ist alles dürr und tot, nur an den Eucalyptus-Bäumen sieht man
dort und da einen Ast mit Blütensträußen geschmückt. Aber der Regen wandelt
alles in wenigen Tagen. Die annuellen Gräser sprießen auf und bilden einen
lieblichen Teppich von so saftigem Grün, wie es nur die nordische Wiese sonst
hervorbringt. Die ersten Blumen, die sich regen, kommen von Drosera Whitta-
kerii und Oxalis cognata. Sie bilden den Vortrab der in wenig Wochen mächtig
anschwellenden Blütenscharen. Dann folgen Ranunculus lappaceus, Hypoxis
glabella (Amaryli.), Stackhousia (Stackhousiac.) und immer weitere; bis Ende
August nimmt die Menge ständig zu. Orchideen, Liliaceen drängen ihre Blüten
oft in dichter Fülle wie auf Gartenbeeten. Jede Woche bringt andere Gestalten.
Die hochrote Kennedya prostrata (Legum.) und die bunten Farben der Swainsonia
(Legum.) zieren prächtig. Schließlich wird der »Rasen zum üppigen Wiesen-
grunde, in dem sich Syngenesisten in großem Artenreichtum entwickeln«. Und
diese bilden »wie bei uns den letzten Akt des schönen Dramas« (BEHR I. c. 550).
»Der vor kurzem noch üppig grünende Grund gleicht dann einem reifen, aber
sehr dünn gesäeten Getreidefeld, und die Zahl der. blühenden Pflanzen ver-
ringert sich täglich, bis zuletzt alles vegetabilische Leben in der eigentümlichen
Vegetationsform der nun ausgetrockneten Flüsse und Bäche sich zusammen-
drängt. Dieser Zeitpunkt tritt verschieden ein, jedoch nie vor Ende November,
14 Einleitung.
nirgends nach Anfang Februar« (BEHR in Linnaea XX 551). Aber dann erst,
wenn der Unterwuchs bis auf die einsame fast sukkulente ZLodelia gibbosa völlig
verdorrt erscheint, bedecken sich viele Eucalypten mit ihren zarten Blumen.
»Acacia retinodes entwickelt die duftenden Köpfchen, und die prächtigen
Loranthus hängen ihre hochroten Blütenquasten von Eucalypten, Casuarinen und
Acacien herab.«
In Victoria, New South Wales, Queensland folgt die Savannen-Waldung in
einem oft mehrere hundert Kilometer breiten Streifen der Küstenlinie. In New
South Wales schildert ihn schon Lhotsky (in HooKERS London Journ. of Bot. I
[1843] 135) unter dem Namen »Argyle Vegetatione. Es sind die wichtigsten
Gebiete für den Getreidebau der australischen Staaten. Vielerorten ist der Wald
daher der Axt und dem Feuer zum Opfer gefallen. Wo er aber noch im
Naturzustande vorhanden ist, kehren bei wechselndem Bestande der Arten immer
die gleichen Bilder wieder. Die regelmäßig und licht gestellten Eucalypten.
Die beigemengten Casuarina-Arten und Acacien mit ihren Lorantius. Die oft
schirmförmigen Baumkronen. Der buscharme Untergrund. Der Graswuchs und
die Kräuter, im Wechsel der Monate und Jahre bald gesättigt grün, bald dürr
und braun; einmal stattlich und hoch, ein ander Mal sparsam und kärglich.
Das Kommen und Gehen der Blumen, das Farbenspiel der Compositen am
Schluß der guten Jahreszeit. Alles das bleibt sich im Savannen-Walde gleich
von West nach Ost, von Süd nach Nord.
Systematiker sucht es vergeblich zu
n sich durch irgend ein auffälliges
Zus melliodora mit lebhaft gelber
der mit seinen weißen Stämmen etwa am
gegnet. Zu den Eucalypten kom
T. suaveolens); aber sie sind den
raten diese nahe Verknü
den Physiognomiker und
bedeuten.
men die Tristania-Arten (7. conferta und
Eucalypten aufs engste verwandt und ver-
pfung in ihrer Tracht so unverhohlen, daß sie für
den Floristen fast das selbe wie echte Eucalypten
II. Formationen. 15
Eine bemerkenswerte Bereicherung erfährt dieser Eucalyptus-Wald nur durch
die Beteiligung der Coniferen-Gattung Frenela') in den trockneren Gegen-
den. Diese Cupressoide, von weitem einer kümmerlichen Kiefer nicht un-
ähnlich, bildet sowohl in Queensland als in New South Wales einen wichtigen Ein-
schlag des Savannen-Waldes. Ja, im inneren New South Wales und südlich bis
nach Victoria hinein existiert eine sehr breite Vegetations-Zone, die durch die
Mengung von Zucalyptus und Frenela (F. verrucosa und F. calcarata) geradezu
charakterisiert wird. Dort gewinnt Frenela stellenweise sogar die unbestrittene
Oberhand über die Eucalypten. |
Überall in ähnlichen Formen vollzieht sich der Wandel des Savannen-Waldes
und sein Übergang in andere Formationen.
Charakteristisch ist vor allem der Aufschwung, zu dem er an Örtlichkeiten
von günstiger Wasserbilanz allgemein befähigt ist. Schon BEHR hat treffendes
darüber gesagt, wie bevorzugt die Flachtäler und Creeks im Savannen-
Walde sind. Majestätische Eucalypten mit über meterstarken Stämmen wurzeln
in dem feuchten Erdreich. Ein Saum von ansehnlichen Sträuchern begleiten
sie (Viminaria |Legum.)], Leptospermum [Myrt.], Melaleuca [Myrt.], Myoporum
[Myopor]); so wie Weiden-Gebüsch den Pappeln und Eschen folgt. In der Sohle
selbst fehlen natürlich holzige Gewächse, aber wenn das Wasser gewichen,
überzieht sich ihr Boden mit weichem grünen Teppich von mancherlei Kräutern.
Es sind meist kosmopolitische Genera, die sich hier anfınden, aber manche in
spezifisch australischen Arten. Dies grüne Band im Schatten der hohen Ufer-
Bäume bleibt frisch noch lange hinein in die Trockenzeit, wenn oben auf der
Fläche bereits alles verschmachtet ist und die Farbe dürren Strohes bekommen hat.
Umgekehrt ist auch die schrittweise Verarmung des eucalyptusreichen
Savannen-Waldes ein Vorgang, der wenigstens für Ost-Australien etwas all-
gemein typisches hat. JUNG (Petermanns Geogr. Mitt. XXIII [1877] 352) schildert
anschaulich, wie er sich an der Westseite des Flinders Range (Süd-Australien)
vollzieht. Wenn dort die Flüsse aus den Bergen austreten, »breiten sich die
Betten aus, zwischen den Ufern oft 2—300 Fuß messend, mit Bäumen und
Gebüschen bestanden; bis nach dem Torrens-See zu die Vegetation kümmer-
licher wird, Acacien an die Stelle der Eucalyptus-Formen, Sand an die Stelle
der Steine im Flußbett tritt, das sich verzweigt und endlich spurlos verschwindet«.
Der starke Pflanzenwuchs in dem Wasserlauf, die dichte Lage von Gestein und
Kies, welche ihn anfüllt, sind überhaupt charakteristisch für alle Creeks der
Mount Lofty- und Flinders-Kette. »Erst wenn die Eucalypten-Vegetation auf-
hört, nimmt auch der steinige Charakter der Gegend ein Ende. Dann beginnt
die verkrüppelte Casuarinen-, zuletzt die Acacien-Vegetation, bis endlich auch
diese den Salsoleen Platz machen. «
. Im Nordosten, in Queensland, bietet die Formation des Savannen-Waldes
eine höchst beachtenswerte Erscheinung in der haarscharfen Begrenzung
gegen den Regenwald. Schon S. 3 wurde darauf aufmerksam gemacht.
1) Vgl. MAınen, The Forests of New South Wales. Agricult. Gazette of N. S. Wales. 1901.
16 Einleitung.
Ihr Gesamt-Eindruck ist völlig von dem Regenwalde verschieden. Licht stehen
die Zucalypten (und Tristania bzw. Syncarpia) nebeneinander; sie liefern weit-
aus die stattlichsten Bäume. Nur wenige Gehölze kommen daneben einiger-
maßen zur Geltung, allenfalls die feingliedrigen Casuarinen, besonders
C. Cunninghamiana, einige Acacia und Banksia integrifolia. Der Boden ist
mit Gramineen reich bestanden, auch reridium spielt eine große Rolle.
Strauchiges Unterholz ist äußerst spärlich. Dagegen bilden die unverkennbaren
Gestalten von Cycas eine charakteristische Staffage der Landschaft. In den
Grenzbezirken gegen niederschlagsreiche Waldgebiete sind auch wohl einige
Lianen und Epiphyten eingesprengt. An der rauhen Rinde von Cycas haften
sie besonders leicht: da finden sich von Farnen sogar ganz ansehnliche
Stöcke der Drynaria quercifolia; aber auch Moose und Orchideen lassen sich
noch beobachten (z. B. Oberonia palmicola). Die Eucalyptus-Stämme dagegen
beherbergen wenig Gäste. Mitunter sah ich im Gebiete des Barron Rivers an
ihrer Rinde schlanke Sprosse von Vizis triflora emporranken; es war die einzige
Liane dieser Waldungen.
5. Ufer-Waldungen.
Über die Uferwaldungen wurde bereits mitgeteilt, daß in der Nähe der Öst-
küste ein Teil der Uferwaldungen durch Komplexe widerstandsfähiger Regen-
wald-Elemente dargestellt werden. Jenseits des Bereiches dieser Bildungen, in
der Sphäre des reinen Savannenwaldes oder der xerophilen Gehölz-Formationen,
findet sich eine Genossenschaft von Ufer-Gewächsen, die mancherlei Selb-
ständiges hat. F. v. MÜLLER traf auf der Gregory’schen Expedition namentlich
folgende Spezies häufig an den nördlichen Flüssen: Terminalia chumcoa
. (Combret.), Fambosa eucalyptoides (Myrt.), Morinda Leichhardtü (Rub.), /nga
moniliformis (Legum.), Agati (Legum.), Polygonum Cunninghamii (Polygon.),
Pandanus, Melaleuca, Eucalyptus rostrata. Diese Bäume beschatten grasige
Talflächen mit einem Unterwuchs, der aus Pantropisten und Savannen-Typen
gemengt ist. Mit Abnahme der Regenmenge nach Süden und Westen ver-
armen diese Uferwälder. Die Fächerpalme Zivistzona Alfredi reicht westlich
bis zum 117°. Pandanus gelangt anscheinend nicht weiter als ı25° ö. L.
Endlich bleibt n
rkommt.
6. Strand-Wälder und Strand-Gebüsche.
Die Mangrove der tropischen Küste Australiens ist eine verarmte Form
der malesischen; weder flori
; | stisch noch biologisch hat sie irgend etwas Eigenarti-
ges hervorgebracht. Ihr am meisten widerstandsfähiges und expansives Element
Mai ie PER kei ee Huch ah je ew a
EEE WERE RR RT TIRT TER DERART
BERNER Da Ar Eng RE a 3 a a ae en
obgleich dort sonst keine |
SE Mae an re JR
II... Formationen. 17
ist Avicennia officinalis. Dieses Mangrove-Gewächs scheint die ganze Küste
Australiens zu umziehen, wenn es auch streckenweise fehlt; nur in Tasmanien
ist es nirgends beobachtet.
Hinter der Mangrove setzen in manchen der trockneren Gebieten unmittel-
bar die Binnenland-Formationen ein. An der Nord-Östküste dagegen läßt sich
eine besondere Strandwaldung unterscheiden, an den südlicheren Küsten um-
säumen Dünen- und Marschen-Bestände den Strand.
Die nordöstlichen Strandwälder bezeichnen das Gebiet ergiebiger
Sommerregen, reichen also von Kimberley östlich bis über Moreton Bay hinaus.
Die größte Rolle dort spielt Melaleuca leucadendron, mit stattlichem Stamme,
ganz unverkennbar an ihrer weißen Rinde, die in Fetzen abblättert, in der
kühleren Jahreszeit weithin die ganze Luft mit dem Geruch der grünlichweißen
Blüten erfüllend. Etwas weiter binnenwärts werden Trzstania (Myrt.) und Acacıa-
Arten häufig, fast sämtlich ansehnliche Bäume, von Acacia meist Arten mit
merkwürdig breiten Phyllodien. In den Tropen spielt an feuchten Stellen auch
Wormia alata (Dillen.) mit rotbrauner blätternder Rinde eine bedeutende Rolle,
ferner Clerodendron (Verben.), eine Menge von Leguminosen-Lianen. Das Ganze
weniger reich an Arten, als von überschwenglicher Üppigkeit. Pandanus,
Palmen und Cycas werden zahlreicher, je weiter man das Bereich des Salz-
wassers hinter sich läßt. Alpimia coerulea (Zingib.), Amorphophallus (Arac.)
und T7acca (Taccac.) erfüllen schattige Plätze. An den Stämmen sieht man
Pothos (Arac.) klettern, die großen Horste der Drynarien (Polypod.) haften. In
allen Lachen schmücken Nymphaeca gigantea und Nelumbium speciosum das
Wasser. Kurz, die Zahl der weit verbreiteten Spezies ist groß. Weiter binnen-
wärts aber weichen sie allmählich zurück, bis der Übergang zur echten Savanne
hergestellt ist; oder auf scharfer Linie plötzlich der Regenwald einsetzt, der
übrigens seine Ausläufer an den Wasserläufen oft tief in die Strandwälder
vorschiebt.
In den südlichen Strand-Formationen sind in der Regel höhere Bäume
selten. Zucalyptus gomphocephala, ein ansehnlicher Baum, der in Südwest-
Australien zwischen Swan River und Cape Naturaliste vorkommt, bildet eine
Ausnahme. Auch einige Melaleuca-Arten, die wegen ihrer weißen blätternden
Rinde allgemein 'als »Paperbarks« bekannt sind, stellen Bäume von knorrigem
Wuchse dar; aber sie kommen auch im Binnenlande an feuchten Stellen vor.
Die Hauptmasse jedenfalls der Strand-Vegetation an den Küsten des gemäßig-
ten Australiens besteht aus Sträuchern. Nach ihrem systematischen Charakter
stehen sie überall in einer ausgeprägten Verwandtschaft zur binnenländischen
Savanne. Dadurch ereignet sich in Südwest-Australien der bemerkenswerte Fall,
daß das Strandgebüsch von den einwärts nächst angrenzenden Formationen
scharf verschieden ist und sie wie mit einem fremdgearteten Saume umzieht. Als
wichtige Gattung erscheint überall Acacia in phyllodineen Vertretern, daneben
spielen Alyxia drevifolia (Apocyn.), Myoporum-Arten (Myopor.), Pittosporum
phillyreifolium (Pittospor.), Fusanus acuminatus (Santal.), Zeucopogon australis.
(Epacrid.) eine mehr oder minder bedeutsame Rolle. Wo der Sand zu locker
2
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien,
18 Einleitung.
wird, nimmt das Gesträuch beträchtlich ab; dann breiten sich krautartige Dünen-
Gewächse aus, wie Apzum (Umbell.), Mesembdrianthemum (Aizoac.), Spinifex
(Gram.), Zepzdosperma (Cyper.) und andere Glumifloren, mancherlei Azriplex-,
Rhagodia-(Chenopod.) und Zygophyllum-Arten. Dazu kommen gewisse lokale
Elemente, die meist als Ausläufer der Binnen-Vegetation zu betrachten sind.
Gleichförmiger noch als die psammophile Dünen-Vegetation ist im Süden die
Flora des Schlickbodens, wo ein paar Salicornia, Atriplex, Chenopodium,
Rhagodia, Apium u.a. den bedeutendsten Anteil des trivialen Pflanzenwuchses
ausmachen.
7. Savanne.
Binnenwärts geht in weiten Gebieten der Savannenwald auch in Australien
schrittweise zur Savanne über. Ganz allmählich rücken die Bäume weiter
von einander, sie nehmen ab an Höhe und Mächtigkeit, namentlich die Euca-
lypten verlieren bedeutend; mehr und mehr machen ihnen die Acacien das
Feld streitig, bis zuletzt sich die Savanne bildet, das echte »Grasland« der
australischen Autoren.
Es ist eine günstige Fügung gewesen, daß es R. SCHOMBURGK zufiel, uns
zuerst die Szenerie dieser im Osten des Erdteiles so wertvollen Formation zu
beschreiben. Das Grasland, sagt er, bildet den größten Teil von Süd-Australien.
Es besteht aus unabsehbar weit gedehnten welligen Flächen. An der Küste war
es einst mit Savannenwald bedeckt. Heute aber liegen dort die Kornkammern
des Landes. Die Grasebenen des Innern dagegen dienen nur der Weide. Ihre
Ausdehnung scheint unermeßlich, endlos verlieren sie sich am Horizont und
sind wie die Wüste eintönig und verlassen. Dort im Binnenlande gibt es nur
einige fruchtbare Bezirke von mäßigem Umfange; sonst kahle Sandsteinkuppen
und dünenartige Sandhügel, die mit kiesigen und wasserlosen Ebenen wechseln.
Oft, wo der salzige Boden von windgeschliffenem Geröll mannigfacher Gesteine
bestreut ist, hat nur eine dürftige Vegetation von sukkulenten Chenopodiaceen
(Kochta, Atriplex, Salicornia) und harten Gräserbüscheln Fuß gefaßt. Gewöhn-
gt oder vereint in Gruppen, die wie Inseln
Sie bestehen zumeist aus Casuarina (€. stricta,
C. glauca, C. distyla), Eucalyptus (E. odorata, E. dumosa, E. virgata) sowie
Acacia pycnantha.
»Große Ahnlichkeit«, erklärt R. SCHOMBURGK, »hat das Grasland und über-
haupt die gesamte Ausbildung der Ebenen mit den Savannen von Britisch-
uiana — natürlich bei großer floristischer Verschiedenheit. Denn auch dort
zeigen die Savannen gewöhnlich den welli
R Mi e n gen Boden, die zerstreuten stark ver-
zweigten Bäume, die Oasen, di ' &
Aussehen, und nach dem Einsetzen
der Regenzeit hei R ie der
selben zauberhaften Schnelligkeit.« a
I. Formationen. 19
In West-Australien finden SCHOMBURGKS Schilderungen treffende Bei-
spiele nur in wenigen Gegenden um den Wendekreis; sonst besitzt die west-
liche Hälfte nur höchst verarmte Bildungen, die bei unsicherem Niederschlag
von ı5—25 cm der Wüste schon näher stehen als der Savanne. Zwar domi-
nieren auch dort noch die Acacien-Typen mit starren schmal-oblongen Phyllo-
dien und graugrünem Kolorit, die der Kolonist als »Mulga« kennt (z. B. Acacıa
aneura). Aber der Graswuchs ist dürftig, die Immortellen bleiben Jahre lang
aus, die genügsamen Salzbüsche mit ihren glauc oder grau gefärbten saftreichen
Körpern walten auf weiten Strecken vor.
Anders in der Osthälfte des Erdteiles. Dort greifen in normalen Jahren
die sommerlichen Niederschläge weit nach Süden ein und schaffen jene breite
Grasland-Zone, die der Viehzucht von New South Wales und Queensland zumeist
zu ihrem Rufe verholfen hat. Auch sie geht in unmerklicher Abstufung aus
dem Savannen-Walde hervor und leitet — bei Minderung der Niederschläge —
ebenso allmählich in die grasarme Wüste über.
Schon weit im Süden bilden sich die Hochebenen am Fuße der Austral
Alps savannenartig aus; man nennt ihre Pflanzendecke »Minero-Vegetation«.
Im Winter deckt sie stellenweise Schnee, im November erst wird sie grün und
gibt prächtige Weide bis zum April.
Die Savannen im Gebiete des Darling, soweit es zu New South Wales
gehört, werden von MAIDEN’) bezeichnet durch »niedrige Eucalypten, Casua-
rina, Acacia, weidbare Sträucher und Salzbüsche«: also die selbe Charakteristik,
wie die für Süd-Australien giltige. Weiter nordwärts kommen die Savannen
bis zur Carpentaria-Küste in mannigfacher Form vor, behalten aber dabei stets
den gleichartigen Grund-Charakter. Ja, wie WARBURG näher ausgeführt hat,
ist es die einzige Formation Australiens, die unverändert über die Torres Straße
hinweg nach Neuguinea hinüberreicht und dort im Fly-River-Becken zur Aus-
breitung gelangt ist.
Die Beteiligung der einzelnen Gramineen-Spezies an diesen Savannen ist
noch wenig geklärt. BAILEY nennt für die großen »Dawns« des inneren
Queensland die Gräser »zahlreich nach Arten und meistensteils sehr nahrhaft.«
Ganz besonderen Rufes bei den Viehhaltern erfreuen sich Andropogon sericeus
das »Blue Grass«, Astrebla pectinata das »Mitchell Grass«, dann mehrere Pani-
cum, Dänthonia und Sporobolus.
Eine ungünstige Eigenschaft wird der Savanne fast ganz Australiens von
dem launenhaften Klima des Erdteils aufgedrückt: das ist der unberechenbare
Wandel ihrer Entwickelungs-Volll heit. Darin liegt ein höchst empfind-
licher Unterschied gegen die erwähnten Savannen von Guiana, und namentlich
auch gegen die Pampas von Argentinien. Die Unsicherheit der sommerlichen
Niederschläge ist schuld daran. Wo dies Jahr ein Grasfeld wogt, das Roß
und Mann verbirgt, wird sich ein anderes Jahr nur eine kaum fußhohe Trift
erblicken lassen. Diese Unzuverläßigkeit der vitalsten Bedingungen, die jahre-
ı) The Forests of New South Wales. Agricult. Gaz. of N. S. Wales 1901. «.;
2*
20 . Einleitung.
langen Dürren, wie sie sich unvermeidlich von Zeit zu Zeit wiederholen, haben
die Kolonisierung Australiens so entsagungsvoll und reich an Opfern gemacht,
und das meiste dazu beigetragen, die Stabilisierung aller Verhältnisse der mensch-
lichen Gesellschaft dort beispiellos zu erschweren.
8. Strauch-Bestände.
Über weit gedehnten Gebieten Australiens fehlt die offene Grasflur. Um
so reichlicher und vielseitiger entwickeln sich dort die Strauch-Bestände, der
australische »Scrub« in der echten Bedeutung des Wortes. Der Scrub ist die
am meisten bezeichnende Vegetations-Form für diesen Erdteil, so wie für
Afrika die Savanne. Er bietet sich in einer Fülle verschieden gearteter Gestal-
tungen dar.
a. Mallee-Scrub.
Am Südsaum des Tafellandes ist es ein mehr oder minder dichtes Zuca-
Zyptus-Gesträuch, welches das Land bedeckt. In der Regel erscheint es 'aus
mehreren verschiedenen Arten von Zucelyptus gemischt, mit Zusatz manch
anderer Gattung, aber in der Tracht der vielästigen Sträucher, des fahlgrünen
Laubes, der allgemeinen Sterilität gleichartig von Stiring Range im Westen
bis zum Murray River an der Ostseite des Erdteiles. Das ist der »Mallee-
Scrub«. des Australiers, Landschaften von abschreckender Dürre, oft hunderte
von Meilen weit ohne oberflächliches Wasser, unterbrochen höchstens von vege-
tationsleeren Salzpfannen. Es ist das, was die Literatur und die Karten oft als
Wüste bezeichnen, aber es ist eine Wüste von eigenartigster Ausprägung.
Mehrmals ist der Mallee-Scrub Südaustraliens Gegenstand der Beschreibung
gewesen; allgemeiner bekannt sind die Schilderungen geworden, welche wir
SCHOMBURGK und BEHR verdanken. Auch für West-Australien gelten ihre
Beobachtungen meist ohne Einschränkung. Überall ist der Scrub ein »Ocean
von Sträuchern«, unabsehbar und kaum zu durchdringen; ohne weisenden Punkt
in der Runde, wenn nicht irgendwo die starren Formen einer vereinzelten Berg-
kuppe aus der öden Masse ragen. Trotz aller Einförmigkeit des ersten Eindrucks
aber erweist das Gebüsch sich als mannigfaltig, wenn man es näher kennen lernt.
Bald sind die Bestände nahezu rein und ungemischt, bald gemengt aus den
verschiedensten Elementen; hier sind alle Sträucher fast gleich hoch in ihrem
Wuchse, dort bringen es manche zu stattlichen Baum-Dimensionen.
Reine Eucalyptus-Bestände trifft man besonders im Murray-Becken nicht ganz
selten. E. dumosa, E. uncinata, E. bicolor, E. incrassata ohne wesentliche Bei-
mengungen vereinen sich dort in dicht verflochtenem Buschwerk. Das sind
jene weitgedehnten Strauch-Labyrinthe, die SCHOMBURGK in ihrem Aussehen so
»bedrückend« einförmig nennt. »Die gleichmäßige Höhe der Gewächse, die matt-
bläuliche Farbe des Laubes sehen von weitem aus wie eine bis ja Horizont
sich dehnende Meeresfläche.« Häufig aber ist der Mallee-Scrub artenreicher
pten treten Casuarinen, Melalewa (Mytt.),
zusammengesetzt. Neben die Eucaly
starre Exrocarpus (Santal.), Dodonaea (Sapind.) und Frenela (Pinac.) in den Bestand
wu
€s auch nicht an Übergängen zum Savannen-Walde.
If. Formationen. 91
hinein, ferner aber eine Fülle kleinerer Büsche aus den verschiedensten austra-
- lichen Gattungen, vielfach von ähnlicher Gesamt-Tracht, aber doch spezifisch
wechselnd je nach der Lage des Standortes und nach seiner edaphischen Be-
schaffenheit. Die beteiligten Genera sind reicher an Arten als die der Savannen:
Xerophile. Gestaltungen beherrschen die ganze Formation; namentlich BEHR
hat sie plastisch beschrieben: »Heideartiges Laub oder vertikal gestellte Blätter
drängen sich um moosartig in einander gewachsene kugelförmige Sträucher
oder verdecken nur spärlich die Blößen der langen Ruten, die sich aus häßlich
sparrigem Gestrüpp herausstrecken. Die herrschende Farbe des Laubes ist ein
totes Blaugrün, doch legt sich die Natur in dieser Beziehung wenig Zwang an.
Die Rhagodia (Chenopod.) trägt weißes Laub, anderes Gesträuch braunrotes;
am unheimlichsten, weil in solcher Umgebung am unnatürlichsten, ist das leb-
hafte Maigrün der Cassia (Legum.) und des Santalum. Zusammengesetztes
Laub ist selten; sonst findet sich bei dem rigiden Laube möglichste Mannig-
faltigkeit, vom Eirund durch die Lanzettform bis zur bloßen Borste, von der
dichtesten Gedrängtheit durch alle möglichen Nüancen zum kahlen blattlosen
Zweige. Bei alledem treten oft Pflanzen aus sehr. verschiedenen Familien im
Habitus so zusammen, daß nur Blüte oder Frucht ein sicheres Kriterium geben
können. «
Die Grenzbezirke des Mallee-Gebietes enthalten die reichsten Entfaltungen
der Formation. Besonders breit ist diese begünstigtere Zone im Südwesten.
Schon am 129° ö. L. erwähnen die Reisenden: »giant mallees« von 15—18 m
Höhe, westwärts werden solche hochwüchsige Gestalten immer häufiger, bis
sie im Distrikt der Coolgardie-Goldfelder, ‚122°, bereits zu völlig waldartigen
Formationen zusammentreten, deren Einzel-Schilderung in den späteren Ab-
schnitten dieser Darstellung gefunden wird. Unter solchen Umständen fehlt
In der ganzen Erstreckung des Mallee-Scrubs ist das Wesen des Unter-
wuchses ziemlich gleichartig. Einzelne stark xeromorphe Gramineen (Stipa,
Neurachne, Anthistiria) stehen in zerstreuten Büscheln auf dem unfruchtbaren
Boden. Kräuter erscheinen reichlicher nur, wenn die winterlichen Regen Be
giebiger ausgefallen sind; dann bringen namentlich die immortellen Compositen
manch lichte Farbe in das sonst so trübe Bild. Sehr wichtig sind die mehl-
weißen oder fast metallisch glaucen Büsche der sukkulenten Chenopodiaceen,
die am kräftigsten der Trockenheit und Dürre widerstehen. ee &
Nach der jahreszeitlichen Entwickelung der Vegetation Ist der Serul
äußerlich stark verschieden von der Grasflur. Treffend schildert BEHR, WI€
wenig im Scrub sich ändert beim Eintritt der Trockenzeit. »Es kann wenig
welken, wo nicht viel sprießt, und jeder Monat sieht das selbe wüste Gedränge
rigider, saftloser und untereinander zum gro sa
Trotzdem, wenigstens die etwas feuchteren Striche sind niemals ganz ©
Blüten. War der Regen reichlicher, so sprießen Kräuter und etwas Gras, um
freilich nur zu bald wieder zu schwinden. Die Blütezeit der er
Bäume aber währt länger als die des Graslandes, und dehnt sich, ‚wenn. #8
22 Einleitung.
nach einem bescheidenem Maßstabe bis zum Beginn der neuen Regenzeit aus.«
»Es scheint fast, als ob die Flora dieser Gegend unabhängig wäre von allen
kosmischen Verhältnissen, sie hat etwas Dämonisches; unberührt von der Außen-
welt besteht sie durch sich und schmückt sich für sich alleine. Der Kultur
sind diese Gebiete bis jetzt fast gänzlich unnahhar geblieben. Der Scrub »setzt
dem Ansiedler wenig Widerstand entgegen, doch gibt er ihm auch wenig
Hoffnung. « ')
Entsprechende Formationen fehlen übrigens auch dem tropischen Sommer-
regen-Gebiete nicht ganz, wenngleich sie in ihrem systematischen Charakter
von der Gleichartigkeit des Südens sehr beträchtlich abweichen. In seinem
Bericht über die botanischen Ergebnisse der Gregoryschen Expedition nach
Nord-Australien gibt F. v. MÜLLER eine ansehnliche Liste von Pflanzen, welche
die Vegetationsdecke jener »Sandstein-Tafel« ausmachen, die im Westen des
Golfes von Carpentaria das australische Festland darstellt. Diese Liste zeigt
ein eigentümliches Gemisch tropischer Elemente mit solchen, die wir als echt-
australisch anzusehen pflegen. Das heißt, neben Arten von Terminalia (Com-
bret.), Psoralea (Legum.), Strychnos (Logan.), Spathodea (Bignon.), Bauhinia
(Legum.) kommen niedrige Zucalyptus mit lebhaft gefärbten Blüten, Boronia
(Rut.), Jacksonia (Legum.), Verticordia (Myrt.), Goodenia (Gooden.), Persoonia
(Prot.), Grevillea (Prot.) zur Beobachtung. Es ist das eine sehr wichtige Flora,
deren nähere vegetationsbiologische Untersuchung recht erwünscht wäre. Daß
viele Übereinstimmungen mit den Mallee-Typen des Südens bestehen, kann
kaum bezweifelt werden. Es ist auch interessant, daß sie insofern ähnlich be-
dingt scheinen, als wir es hier wie dort mit Erzeugnissen psammogener Unter-
lagen zu tun haben.
b. Sublitorale Sklerophyli-Gebüsche,
In den feuchteren Gebieten des re
regens endet der Mallee-Scrub als solcher.
Formationen auf. Entweder die Eucalypten
Zyptus-Wälder mit strauchigem Unterholz
tritt stark in den Hintergrund
werden so dominierend, daß Zuca-
entstehen (S. 10); oder Eucalyptus
und es bilden sich dichte Strauchbestände, die
Imeergebietes, und mehr noch mit den Hartlaub-
rgleichen kann. Ausgezeichnet sind sie durch
ütenfülle. Am schönsten und
den Küsten-Gegenden Südwest-
und Esperance Bay, wo sie ganz vor-
zugsweise zum Arten-Reichtum der Flora beisteuern. Die Formation besteht
vorwiegend aus Sträuchern in allen
erikaartigen Zwergbüschen. In der R
Zwiebelpflanzen (Lilüfloren, Orchide
en, Drosera) sowie ein paar Annuelle an-
zutreffen, aber diese bleiben an Z
ni
ahl und Bedeutung weit zurück hinter der
1) JunG in Peterm, Mitt. XXI (1877) 353.
möglichen Größenmaßen bis hinab zu
egenzeit sind auch einzelne Stauden und
Pr
be 20 2 De rn Er ee re
gelmäßigen und reichlicheren Winter- = |
Er geht gewissermaßen in anderen “
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II. Formationen. 23
Fülle derartiger Lebensformen am Kap oder in den Ländern des Mittel-
meeres.
Außer West-Australien besitzt die südöstliche Seite des Erdteiles solche
Strauch-Bestände, auch dort mit Vorliebe auf psammischem Boden, und zwar
sowohl im Gebirge als in der küstennahen Niederung. Besonders oft hat man
sie aus der Umgebung Sydneys geschildert, wo ja der alte Name Botany Bay
auf den besonderen Blüten- und Formenreichtum dieser Gebüsche hindeutet.
In der Tat ist es gerade diese Gegend, welche ein für Ost-Australien auffallend
bevorzugtes Muster dieser Formation zu eigen hat. TopP (in Victor. Natur. V. 63)
hat in einem interessanten kleinen Artikel ausgeführt, wie sie dort anthobio-
logisch viel höher steht, als die entsprechenden Bestände des ferneren Südens,
also etwa in der Umgebung von Melbourne. Bei Sydney, sagt er, sind z. B.
die roten Epacridaceen häufiger als die weißen; namentlich die langröhrigen
Arten walten merkwürdig vor. Ebenso steht es bei den Rutaceen. »Während
wir bei uns (in Süd-Victoria) nur weiße oder grünlichgelbe Correa besitzen,
sind dort rote und blaue Arten häufig.< Auch die Proteaceen tragen viel in
gleichem Sinne bei. Die Grevillea-Arten von New South Wales sind lebhafter
gefärbt, und die schöne Lambertia formosa (Prot.) mit ihren langen roten Röhren-
blumen fehlt überhaupt in Victoria.
c. Sand-Heiden.
Es wurde bereits oben ausgeführt, daß das Unterholz der Sklerophyli-Wälder
von Eucalyptus (S. 10) systematisch und biologisch diesen Gebüschen entspricht
und sich in ihnen gewissermaßen fortsetzt. Das gilt auch von den Sand-
Heiden im ganzen südlichen Australien: indem sie entweder unmittelbar an den
Unterwuchs der Waldungen sich angliedern oder aber durch Reduktion jener
sublitoralen Gebüsche zustande kommen.
Zuerst wurden diese Heiden des unfruchtbaren Sandlandes, die der Kolonist
als »Sand Plains« kennt und verabscheut, in Süd-Australien beschrieben. Und
zwar ganz naturgemäß als Abart der Mallee-Scrubs. »Das Gestrüpp dieser
Gegenden«, sagt BEHR, »erreicht nicht Mannshöhe, und wenn auch im Habitus
wenig von dem anderer Scrub-Gegenden abweichend, lieferte es mir doch stets
neue Arten«e. Diese kurze Charakteristik ist treffend: sie gilt auch für den
ganzen Südwesten des Erdteiles. Überall nehmen die Sandheiden mit Vorliebe
die flachen Rücken des durch Erosion und a&rische Einflüsse schwach wellig
gegliederten Tafellandes ein, dessen Sockel sich aus Granit aufbaut. Oft grenzen
sie sich aufs genaueste ab von den Savannenwäldern und Grasfluren, welche
in denselben Gegenden die lehmigen Böden der Depressionen okkupieren. Dabei
treten die tiefen Unterschiede dieser beiden australischen Vegetations-Typen
in scharfe Beleuchtung. In der systematischen Zusammensetzung sowohl wie
nach Lebensweise zeigt sich dann aufs klarste ein merkwürdiger Dualismus
der ganzen Pflanzenwelt des australischen Winterregen-Gebiets, jener tiefe
Gegensatz, den bereits die frühesten südaustralischen Floristen empfanden, als
sie »Grasland« und »Scrub« gegenüberstellten. |
94 Einleitung.
d. Mulga-Scrub.
Strauch-Bestände, die genetisch viel näher mit den Savannen-Wäldern ver-
bunden sind, bedecken weite Flächen des inneren Australiens, im Westen etwa
nordwärts vom 30° s. Br., im Osten auch schon viel südlicher. Da tritt Auca-
Iyptus stark in den Hintergrund, während Acacia Herrscherin wird. Der Kolonist
nennt diese Bestände den »Mulga-Scrub«. Wir kennen schon seine wesent-
lichen Eigenschaften (s.S. ı8, 19). Auch sahen wir bereits, wie in regenarmen
Gegenden durch Auflockerung des Bestandes und durch Verkümmerung der
meistbeteiligten Elemente ein abgestufter Übergang zu förmlichen Wüsten
hinüberleitet.
e. Brigalow-Scrub.
Die Nordhälfte Australiens besitzt in den Strauch-Beständen mancherlei
Eigentümliches. Obgleich die Berichte der Reisenden vielfach die notwendigeKlar-
heit der Darstellung vermissen lassen, so hebt sich doch einiges deutlich hervor.
Als charakteristisches Gebilde z. B. findet sich der »Brigalow Scrub«, der in
Queensland fast vom Ostrande des Tafellandes bis in die Gegend des Victoria
River in Nord-Australien reicht und binnenwärts von der Wüste umgeben wird.
mischung und von verschiedenster Verwandtschaft. Ansehnliche Eucalypten
fehlen nicht, aber sie spielen keine wesentliche Rolle. Dagegen sind Acacia-
graues Laub der Formation von weitem ein merk-
würdig düster-fahles Kolorit verleiht. Die Brigalow-Bäume sind meist knorrig
und unruhig verzweigt. Das Laub ‘aller F ormations-Elemente ist xeromorph
gestaltet. Niedriger Unterwuchs bleibt spärlich, Gräser fehlen beinahe ganz.
Massenhafte Baumleichen und tot
ganzen ist die Stimmung des Brigalow ernst, fast traurig.
Als die häufigsten Neben-Besta
Legum.), Ehretia saligna (Borrag.), Bauhinia (Legum.),
(Stercul.). In den dichtigeren Formen
nstämme« des Brachychiton rupestris
BR pisten Dan ie Szda (Malv ),Poly-
meria (Convolv.), Evolvolus (Convolv.), Vittadinia (Compos.) die Haupt-Vertretung.
> nter Brigalow-Scrub hat man also entweder einen fast ganz rein aus
Acatia harpophylla gebildeten
Charakters, zu dem die genannten Bäume und Sträucher in wechselnden Ver-
hältnissen beitragen.« So beschließt TENısox |
Vegetations-Form des tropischen Australi ; Be
VII [188283] 570) ustraliens. (Proc. Linn. Soc. N. S. Wale
a ist eine eminent xerophile Gehölz-Formation. Xero-
philer als der Savannen-Wald, steht er zu ihm in dem selben Verhältnis, wie der
es Holz bedecken den Boden in Fülle. Im
Scrub zu verstehen, oder aber Dickichte gemischten a
-Woops seine Schilderung dieser
Ar.
II. Formationen. 25
Savannenwald seinerseits zum Regenwalde. Vom Goondiwindi-Distrikt im süd-
lichen Queensland z. B. heißt es im »Queensland Official Year Book« 1901
S. 164: »Der ganze Distrikt ist mit Gehölz bedeckt; von offenen »Forests»
(d. i. Savannenwäldern) — gewöhnlich an Ufern und Creeks — bis zu dichten
»Scrubs«, die entfernt von den Wasserläufen liegen. Es sind Brigalow-Scrubs
von Acacia harpophylla, Casuarina, Geijera (Rut.) u. a. Gewöhnlich liegen sie
auf den Wasserscheiden, aber sie dringen mit langen Zungen und einzelnen Ex-
klaven auch in das »Forest«-Land ein und reichen manchmal sogar gänzlich bis
hinab an die Wasserläufe. Doch kommen anderseits auch Lichtungen in diesen
Scrubs vor, wo der »Scrub« durch »Forest« ersetzt ist.«
9. Wüsten.
Der allseitige Zusammenhang der australischen Wüsten mit allmählich ab-
gestuften Xerophyten-Gebieten hat keine Abschließung ihrer Vegetation gestattet.
Es fehlen ihr darum floristische Eigentümlichkeiten beinahe gänzlich. Was in
diesen Wüsten gefunden wird, das ist ein verkümmerter Rest der angrenzenden
Vegetationen. Die Definition der Wüste seitens der Reisenden ist wohl in
keinem Erdteile weitgreifender als in Australien. Ungeheuer ausgedehnte Er-
streckungen, wo es an oberflächlichem Wasser fehlt, sind dazu gerechnet worden,
obgleich sie von einem z. T. dichten Pflanzenwuchse, ja mitunter von wahren
Waldungen bedeckt sind. Als Pflanzengeographen können wir dem nicht folgen.
Nur die regenärmsten Teile des Kontinentes mit weniger als 20 cm jährlichen
Niederschlages zeigen eine derartige Auflockerung des Bestandes, daß man von
Wüste reden kann, obgleich die oft betonte Launenhaftigkeit der Witterung
‚auch hier keine unter allen Umständen giltige Umschreibung zuläßt.
Vegetationslose Strecken von größerem Umfange gibt es überhaupt nicht
in Australien. Die edaphisch eigenartigen Salzpfannen sind noch die größten.
Sonst ist der Pflanzenwuchs zwar dürftig, aber nicht ohne eine gewisse Mannig-
faltigkeit. Namentlich nach der Unterlage zeigt seine Zusammensetzung manche
Abwechslung. Für die lehmigen Böden sind die laubsukkulenten Chenopo-
diaceen am meisten typisch, ja auf salzgeschwängerten Depressionen, wie z. B.
rund um Lake Torrens, herrschen sie mitunter ganz allein; anderseits wachsen
sie freilich auch im trockneren Savannenland (s. S. 18) und bleiben sogar dem
Mallee-Scrub nicht fern. Die gewöhnliche Begleitung der »Salzbüsche« bilden
steiflaubige Arten von Acacia: es ist die wichtigste Gehölz-Gattung der Lehmwüste.
Öder noch sind die sandigen Wüsten. Große Binnendünen sind manchmal
wohl von allem Pflanzenwuchs entblößt. In der Regel aber sind es die dunkeln
Kronen der Frenela, die blattlosen Zweiggewirre von Casuarina- und Exocarpus-
Formen, kümmerliche Eucalyptus, niedrige Fusanus und die eigentümlichen
Kegel des Codonocarpus cotinifolius (Phytolacc.), welche die sandige Wüsten-
Landschaft dürftig beleben. In ihrer Nähe findet sich wohl stets das Wahr-
zeichen der australischen Wüste, der sogenannte »Spinifex«. Darunter hat man
sich Verbände äußerst starrer, hochgradig xerophytischer Gramineen vorzustellen:
Sie gehören übrigens nicht der Gattung Spinifex an, sondern es sind Arten
26 .. Einleitung. .
von 7riodia. Die dichten Bänder und Matten ihres fahl gefärbten, stechenden
Blattwerkes bezeichnen die traurigsten Striche des australischen Binnenlandes.
Oft auf gewaltige Erstreckungen. .So vermerkt z. B. FORREST in seinem Journal
von 1874 unter 25° s. Br. 122°ö6.L.: »Der Rundblick von hier reicht weit in
die Ferne: aber soweit das Auge von NW nach SW schaut, ist nichts zu
sehen, als ein leicht bewegter. Ozean von Spinifex. Keine Aussicht auf Wasser
oder irgend eine Änderung im Charakter des Landes.« Wie auf der Karte
sich zeigt, ist das offensichtlich sehr regenarme Gebiet zwischen 120° und ı 30°
das Haupt-Revier der wahren Spinifex-Wüsten. Allerdings reicht die Verbreitung
ihres charakteristischen Elementes bedeutend weiter und umfaßt wenigstens im
Westen nahezu die ganze Breite des Kontinentes.
Fast im Herzen der australischen Wüsten-Region, im System des Finke
Rivers, schaffen die Gebirgsketten etwas günstigere Bedingungen. Es entsteht |
eine breite Oase, wo die stärkeren Sommerregen eine Art Savanne mit Gras-
wuchs und hübschen Immortellen schaffen und in den Fluß-Tälern einen ge
wissen Baumwuchs gestatten. Zucalyptus rostrata wird bis 3o m hoch, von
Grevillea striata (Prot.) sieht man 20 m hohe Exemplare. Frenela verrucosa
(Pinac.) bedeckt die Hänge der schluchtartigen Tal-Bildungen. Und an der
Stelle, wo der Finke den Krichauff Range durchbricht, wächst Zivistona Mariae
(Palm.) in der Sohle des Flußbettes; es ist ein weit versprengtes Fragment des
Palmen-Areales. Das dunkle Laub der 20m hohen F ächerpalme kontrastiert
wirkungsvoll mit dem hellen Grün der Eucalypten.
Schematische Erläuterung
zur Vegetations-Karte von Australien.
s Zur angenäherten Umgrenzung der auf der Karte dargestellten Vege-
tations-Typen soll folgendes Schema dienen, welches natürlich nur durchschnitt-
liche Giltigkeit beansprucht.
Name Hauptholz Unterholz Bodenwuchs
Tropischer Regenwald .. . , , Viele Bäume gemischt Viele Sträucher Kein Gras
Temperierter Regenwald , . « » „Eucalyptus herrschend, | Mehrere Sträucher Wenig Gras,
wenige andere Bäume viel Farne
Sklerophyllen-Wald ,. . . .. Eucalyptus herrschend, | Viele kleine Sträucher | Kein Gras
wenige andere Bäume
Sayannen-Wald..., .. Eucalyptus oder Acacia Wenige oder keine Viel Gras
; herrschend Sträuch
a N ige niedri
u r ee ® Wenige niedrige Bäume oder Sträucher Viel Gras
ulga- er i iedri
BRATEN Van a Wenige niedrige Bäume oder Sträucher Wenig Gras
. | (Acacia vorherrschend)
| ee ee allee-Scrub oder Viele niedrige Bäume oder Sträucher. Kein Gras
= ae Acacia oder Eucalyptus vorherrschend |
are
er Zerstreute Sträucher. Triodia, sonst
Acacia oder Casuarina vorherrschend wenig Gras
III. Regionen. 97
II. Regionen.
Eine scharfe Gliederung der Vegetation nach der Höhe findet sich aus-
schließlich im östlichen Australien. Denn im Südwesten tragen selbst die
höchsten Kuppen des Landes (Stirling Range ı100 m) eine Strauch-Vegetation,
die nur mittelbar durch die : Elevation modifiziert wird. Infolge der höheren
Feuchtigkeit der Gipfel-Region verdichtet sich dort das Gebüsch und zeigt ge-
wisse systematische Abwandlungen im Vergleich zu den etwas tieferen Niveaus.
Ähnliches gilt für die nördlicher gelegenen Gebirge der Südostseite des Erd-
teiles, wie etwa die Blue Mountains, wo eine charakteristische Buschformation
das Unterholz der höheren Regionen bezeichnet (vgl. 5. 11).
Eine deutlich regionale Sonderung der Pflanzenwelt vollzieht sich dagegen
zunächst im tropischen Australien, an dem Bellenden-Ker-Gebirge im nord-
östlichen Queensland').
Bellenden-Ker-Gebirge.
Der üppige Regenwald der Niederung nimmt am Bellenden-Ker-Gebirge
bei etwa 1000 m ü.M. sichtlich ab an Kraft und verarmt in seinem ganzen
Wesen. Dabei beginnen niedrige Palmen (Bacularia Palmeriana, Calyptro-
calyx australasicus) und Baumfarne (Alsophila Rebeccae) sehr gemein und
gesellig zu werden. Aber erst in geringer Höhe unterhalb des Kammes, bei
etwa ısoom vollzieht sich ein sehr fühlbarer Wandel in der Zusammen-
setzung und in der ökologischen Beschaffenheit der Vegetation. Dracophyllum
Sayeri (Epacrid.) tritt auf, ein sonderbares, ı'/,—4 m hohes Gewächs, breit ver-
zweigt mit wagerechten, etwas geschlängelten Ästen und krausem, abwärts ge-
neigten Laube. Es wird nun der Beherrscher des niedrigen Krüppel-Holzes,
das die felsigen Höhen bis zum Gipfel (1625 m) bedeckt. Es sind robuste blatt-
reiche Büsche, alle ı"/,—3 m hoch, mit festem oft dunkelgrünen Lederlaub:
Orites fragrans (Proteac.), Drimys (Magnol.), Hiöbertia scandens (Dill.) in auf-
gerichteter doch wirr verzweigter Form, Myrtus metrosideros (Myrt.), Lepto-
spermum wooroonooran Bailey (Myrt.), Rhododendron Lochae F.v. M. (Eric.),
Trochocarpa laurina (Epacr.), Halfordia (Rut.), Alyxia ruscıfolia (Apocyn.).
Das dichte Astwerk des Gesträuches ist noch fester verflochten durch das
Gewirr von Flechten und Moosen, die auf den Rinden wohnen. In der nebel-
reichen Atmosphäre wuchern sie so reichlich, daß man anfangs übersieht, wie.
häufig auch Farne und kleine Orchideen (Dendrobium, Oberonia, Liparis,
Bulbophyllum) dem Chor der Epiphyten sich zugesellen,
28 Einleitung.
Diese ganze seltsame Gemeinde auf jenen einsamen Bergeshöhen, mit ihrem
Gemisch von malesischen, melanesischen und australischen Spezies hat eine
frappante Ähnlichkeit mit den Höhenfloren des malesischen Gebietes von Java
bis nach Neuguinea hin. Und so bewahrt denn bis zu den Gipfeln die Flora
jenes ausgezeichneten Bezirkes von Queensland ihren einheitlich malesischen
Charakter. -
Südöstliche Hochgebirge.
Großartiger naturgemäß prägt sich die regionale Gliederung der Vegetation
aus in den höheren Gebirgen der Südost-Ecke, welche in genetischer
Einheit Tasmanien mit dem Kontinent verbinden und auf dem Festlande von
Mount William im Westen bogenförmig bis in das südlichste New South Wales
sich erstrecken. In diesen massigeren Gebirgen setzt die sinkende Temperatur
den subtropischen Elementen allmählich ein Ziel, und auch viele australischen S
Gruppen bleiben gänzlich zurück: die einen, weil der Winter zu rauh ist; die E
anderen, weil der Sommer nicht warm genug wird. In manchem Winter gibt
es schon in den höheren Lagen der Wald-Region heftige Schneefälle. Da bietet i
sich der ungewohnte Kontrast zwischen glitzerndem Weiß und immergrünen
Laubmassen. Man sieht, wie die Wedel der Baumfarne sich tief unter der 1
en, wie die zarten Fiedern der Acacien darunter versteckt liegen, :
Schneelast neig
und an den Eucalyptus die Zweige davon gebrochen sind.
Dort liegt die Baum
Region'), bei 1950 m am Mount Kosciusko, bei etwa 1600 m im südlichen
obgleich die Vegetationszeit noch fünf Monate (November bis März inkl.) dauert.
Iypten. Auf Tasmanien ist es Eucalyptus Gunnii,
und E. coriacea, am Mount Kosciusko Eucalyp
bildet. Die Pflanze drängt sich zuletzt in fast
einem äußerst dichten, ebenmäßigen Laubdache.
denken, daß also bis zum Ende des Baumwuchses
Beherrscherin der australischen Vegetation bleibt, u
die Rolle zu gewinnen vermocht hat, die ihr im
allenthalben zugefallen ist.
In der alpinen Region des Festlandes sind
Büsche anzutreffen, die sich besonders aus den Familien der Proteaceen, Myrta-
ceen, Compositen und Epacrideen rekrutieren,
niedergedrückten Stamm, gedrängte
Blütenbildung. Meist bilden sie ein
in Victoria Eucalyptus Gunnit
Es ist interessant, daran zu
nd daß Norhofagus nirgends
antarktischen Südamerika doch
Verzweigung, dichte Belaubung und reiche
en sehr lichten Bestand, da sie den Schutz
1) Das Beste über die Hoc
of Mount Koseiusko.
Departm. of Agricult. Sydney, Mise, Public. n. 331 (1809).
mentlich auf Tasmanien angedeutet durch .
hochwüchsigen holzigen Compositen (Senecio centro- R
, daneben findet sich stets das Gestrüpp niederer Euca-
tus coriacea, der die Baumgrenze 2
undurchdringlichem Dickicht mit
die Gattung Zucalyptus die
allgemein ericoide oder myrtoide
Sie zeichnen sich aus durch
grenze, als Beginn der subalpinen resp. alpinen
er
113 ae, SE EEE ke 2 ET Ar re Ah ee ri U a u a
ar
hgebirgsflora ist J. H. MAıpdens Second Contribution towards a Flora
III. Regionen. 29
der Steinblöcke usw. aufsuchen und oft durch weite buschlose Strecken getrennt
sind, die nur Stauden ernähren. Manche schmiegen sich auch in dichtem
Geflecht an die Felsen, z.B. das prächtige Zepfospermum (Myrt.), oder die seidige
Pimelea (Thymel.), die dann ganz aussieht wie die Daphne striata der Tiroler
Alpen.. Neben den Beiträgen der vorgenannten Familien, — den Gattungen
Grevillea (Prot.), Orites (Prot.), Leptospermum (Myrt.), Kunzea (Myrt.), Richea
(Epacr.), Epacris (Epacr.), Leucopogon (Epacr.) — finden sich noch aus andern
Verwandtschaften manche niedrige Sträucher, aber auch sie gehören gewöhn-
lich zu echt australischen Gruppen, z. B. Hidbertia (Dillen.), Bossiaea (Legum.),
Pultenaea (Legum.), Eriostemon (Rut.), Boronia (Rut.), Pimelea (Thymel.), Pro-
stanthera (Lab.), Stackhousia (Stackhous.), Gaultheria (Eric.). Auffallend gering-
fügig dagegen ist die Rolle, die Acacia auf den Bergen spielt; am Mount Kos-
ciusko ist MAIDEN oberhalb von 1600 m keiner einzigen Acacia mehr begegnet.
- In den Lücken des Gebüsches haben sich mancherlei krautige Arten an-
gesiedelt, die zum größeren Teil auf das Hochgebirge beschränkt sind. An-
sehnliche Ranunculus mit großen weißen Kronen (R. anemoneus) oder sattgelben
Blüten (R. Gunnianus) wachsen in Senkungen vom Schneewasser getränkt,
während Caltha introloba (Ranunc.) mit glänzend grünem Rasen nasse Stellen
bedeckt. Mattenbildende Veronica (V.densifolia), die ansehnlich Aster-ähnliche
Celmisia longifolia (Compos.) oder Euphrasia Brownii (Serophul.), die etwas
Pedicularis-Artiges hat, seien als weitere Beispiele dieser Alpinen genannt.
Eine kleine Skizze MAIDENS (l. c. 20) vom Mount Kosciusko übermittelt eine
Vorstellung von der Gesamtwirkung seiner Matten. »Natürlich geben die Gräser
die Grundfarbe, aber man sieht auch zahlreiche weiße Flecken von Zpacris und
Phebalium ovatifohus (Rut.), gelbe von Oxylobium alpestre (Legum.); dann
eingestreut ins Grasland gelbe Ranunculi, violette Brachycome (Compos.), Massen
weißer ÖOlearia stellulata (Compos.) und Celmisia longifolia (Compos.),; da-
zwischen die stattliche, wenn auch nicht gerade schöne Aciphylla glacialis
(Umbell.). Endlich in kleinen Polsterrasen gedrängt die zierliche Stackhousia
pulvinaris (Stackhous.), Raoulia catipes (Compos.), Zptlobium confertifolium
(Oenother.) und manche andere.«
Die australische Gebirgsflora gewinnt nach Süden rasch an Reichtum. Mount
William in den Grampians, ein im Westen von der Hauptmasse der Austral-
alpen losgelöster Außenposten, besitzt trotz 1166 m Höhe außer Eucalyptus
alpina und Pultenaea rosea, welche ihm endemisch angehören, nur Celmisia
longifolia nnd zwei oder drei andere Arten von alpinem oder subalpinem
Charakter. Auf den eigentlichen Australalpen steigt die Zahl zwar bedeutend.
Am M. Kosciusko (2227 m). z. B. sind über der Baumgrenze 105 Spezies ge-
sammelt. Aber dort sowohl wie überhaupt auf den Gebirgen des Festlandes
ist die Zahl der Endemismen sehr gering. F. v. MÜLLER, der vor etwa 50 Jahren
als erster auf gefahrvollen Wegen diese Bergwildnisse erforschte, konnte nur
ı5 Species dem Kontinent als eigentümlich nachweisen. Sonst kommen alle
diese festländischen Alpinen auch auf Tasmanien vor. Und diese Insel ist der
eigentliche Herd der australischen Gebirgsflora. Denn in so vollkommener
30 Einleitung.
Abhängigkeit sie sich in der Niederungsflora an das Festland anschließt, so be-
deutend übertrifft sie es an alpinen Erzeugnissen. F. v. MÜLLER zählt von
ı30 endemischen Phanerogamen Tasmaniens 80 dem alpinen Elemente zu; be-
ht t ise sind fast sämtliche endemischen Gattungen alpin. Einige davon
spielen sogar für die Physiognomie der Alpenflora Tasmaniens eine ganz nennens-
werte Rolle. Dazu gehört z. B. Bellendena (Prot.), die mit ihren hübschen weißen
Blütenähren oben auf dem Mount Wellington allenthalben zu sehen ist. ‚Wich-
tiger noch sind die niedrigen Coniferen, und sie stellen die größte Merkwürdig-
keit der australischen Hochgebirgsflora dar. Es sind die Genera Pherosphaera
Microcachrys und Arthrotaxis. Die Verbreitung dieser eigentümlichen Pflanzen
ist eine sehr enge; dann (mit einer einzigen Ausnahme) kommen sie nur auf
den feuchten Gebirgen an der Westseite Tasmaniens vor. Dort aber sind sie
häufig, teilweise auch sehr gesellig. Wenigstens versichert TENISON-WOooDS,
es gäbe auf einigen Bergen dort völlig undurchdringliche Gebüschdickichte von
Arthrotaxıs cupressoides. Dagegen folgen Pherosphaera und Microcachrys in
ihrem aufgelockerten Vorkommen mehr dem Beispiel der Epacridaceen, in deren
Gemeinschaft sie so oft gefunden werden.
Die nähere Gliederung der alpinen Vegetation Australiens ist auf
Tasmanien am klarsten ausgeprägt. Blöckfelder und Geröllflächen bilden, so-
weit ich die Gipfel-Regionen sah, ihre Unterlage. Die-Formationen sind nie-
mals geschlossen, der nackte Boden trennt stets das zerstreute Buschwerk, die
Staudengruppen und Moospolster; viele Rinnsale und Bäche fließen dazwischen.
In den seichten Mulden oder auf den flachen Kammflächen dieser niederschlags-
reichen nebelumhüllten Berge bilden sich schließlich wirkliche Moos-Moore
aus, die einzigen, die Australien kennt, Auch sie scheinen selten über größere
Strecken wirklich geschlossen; vielmehr besteht meistens der ganze Bestand
aus lauter kleinen Partikeln, die von Geröll oder Blockfeld unterbrochen sind.
Wesentlich unter den Elementen dieser Flora sind die Sphagnum- Arten,
kind Li a ae
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wenngleich ich sie nirgends so uneingeschränkt herrschen sah, wie auf unsern “
nordischen Hochmooren. Auch sind sie formationsbiologisch nicht genau kongruent —
mit unseren Species. Sie wachsen nicht deckenförmig über weite Erstreckungen;
sondern in kleinen Matten von höchstens einigen Quadratmetern Umfang, und
ihrerseits reichlich durchsetzt von anderen z. T. polster- oder rasenförmig wach-
senden Pflanzen. Außerdem gibt es vielfach Stellen, wo ganz andere Gewächse
als Torfbildner wirken. Dazu gehören einige Carex, dann hier und da Schizaca
istulosa, vor allem aber Gleichenia alpina. Diese pygmaenhafte Art wurde
von R. BROWN auf dem Mount Wellington e
Wasser völlig durchtränkte Polsterdecken bildet.
ntdeckt, wo sie ausgedehnte mit =
Im Gegensatz zu dem
bleichen Sphagnum hat diese Moorpflanze etwas trüb Düsteres. Ihre Halme @
sind dunkelgrau und das Laubgrün verbirgt sich hinter rotbraunem Schuppen
esatz.
Unter den Phanerogamen der tasmanischen Moore nehmen die Monokotylen
eine prozentualisch hohe Stellung ein. Aber statt Cyperaceen und Juncaceen
stehen dort Restionaceae und Centrol
epidaceae in erster Reihe. Von den
IV. Floristik. 31
Cyperaceen ist Oreobolus pumilio die bemerkenswerteste, weil sie in ihrer Tracht
überleitet’ zu den Polsterpflanzen des Moores.
Solche sind für das austral-tasmanische Sphagnetum von beträchtlicher Be-
deutung; gerade wie in Neuseeland und dem chilenischen Moorgebiete. Compo-
siten und Stylidiaceen stellen die stärkste Vertretung. Mehrere Compositen-
Arten werden sich zum Verwechseln ähnlich (Adrotanella, Pterygopappus). Aber
auch Stylidiaceen (Pryllachne, Donatia) gleichen ihnen außerordentlich: alle diese
Pflanzen drängen ihren Körper in festgefügten Kissen zusammen, nach Art von
Asorella oder Stlene acaulıs. _
Neben die Sphagnum-Arten, die geselligen Restionaceen und die Polster-
pflanzen reiht sich eine sehr fremdartige Pflanze, die Liliacee Astelia alpina.
Fremdartig wirkt es, dies Gewächs hier zu finden, weil die Gattung in Australien
sonst gänzlich fehlt. Sie kommt auf Neukaledonien und Neuseeland vor in ziemlich
vielen Arten, die größtenteils epiphytisch wachsen. Astelia alpina aber ist eine
echte Moorpflanze, die oft über viele Quadratmeter den Boden bedeckt. Ihr
Laub hat einen merkwürdig trüben olivgrünen Ton, am Grunde sind die Blätter
mit seidigem Filz überzogen. In den Australalpen kann man sie auch am
Saume der ewigen Schneeflecken finden.
In den Polstern des Mooses vereinzelt eingestreut wachsen Caltha introloba
(Ranunc.) und Drosera Arcturi, zwei Species, die floristisch — wie viele Pflanzen
dieser Moore — ganz ungemein bedeutsam sind.
Physiognomisch ‘aber geben erst die Sträucher dem Moore Gehalt und
Stimmung. Besonders die Epacridaceen sind wichtig: auch darin also den
Ericaceen vergleichbar. Man sieht sie oft im Mittelpunkt einer ganzen Pflanzen-
gruppe, rings umwallt von der Sphagnum-Masse, die sich hügelig um die Zentral-
Sträucher anhäuft. Ferner sind von den Coniferen Pherosphaera und Podo-
carpus zu nennen. Keine aber ist eigentümlicher als Microcachrys. Der Strauch
verzweigt sich ganz überwiegend in horizontaler Richtung. Die Hauptachse
wächst parallel dem Boden, alle Äste liegen in annähernd gleicher Ebene. Es
entsteht ein dichtes Mattenwerk dunkelfarbigen Nadellaubes auf dem moorigen
Boden oder auf dem felsigen Trümmerwerk nasser Halden.
Blütenbiologisch ist die australische Hochgebirgs-Flora ganz im Einklang mit
der von Neuseeland. Die blassen Blüten-Farben walten vor. Unter 75 Gipfel-
Pflanzen des Mount Kosciusko sind die Blüten nach MAIDEN bei 36 weiß, gelb
bei 13, grün oder unansehnlich bei 13. Die blauen und roten Töne spielen
fast gar keine Rolle.
IV. Floristik.
1: "Elemente der australischen Flora.
Die Analyse der australischen Flora, deren Grundlagen wir Sir J. HOOKER
und F. v. MÜLLER verdanken, ergibt drei Haupt-Elemente, die man als australi-
sches, malesisches, antarktisches unterscheidet.
39 Einleitung.
a. Antarktisches Element.
Von diesen dreien ist das antarktische das am wenigsten gegliederte. Es
beschränkt sich auf die Südost-Ecke des Gebietes und tritt nur in den Gebirgen
formenreicher in die Erscheinung, Dort aber ist in der alpinen Region seine
Rolle recht bedeutsam. Ihm verdankt die australische Gebirgsflora vorzugsweise
ihre Beziehungen zu der alpinen Pflanzenwelt von Neuseeland. Ihre allgemeinen
geographischen Verhältnisse sind schon von HOoOKER erörtert und auch von
späteren Pflanzengeographen besprochen worden; namentlich ENGLER hat dieses
Element (in Versuch d. Entwickelungsgeschichte II 95—ı03) tabellarisch analy-
siert und nähere Ausführungen daran geknüpft.
Es stellt sich bei diesen Versuchen als sehr schwierig heraus, den Begriff
»antarktisch«e naturgemäß zu umgrenzen. Namentlich wird er oft, doch mit
Unrecht, ausgedehnt auf gewisse Formenkreise und Gruppen, die als südhemi-
sphärisch, nicht aber als antarktisch zu betrachten sind.
Oreobolus (Cyper.), Astelia (Lil.), Zibertia (Irid.), Nothofagus (Fagac.), Colo-
banthus (Caryophyli.), Caltha (Ranunc.), Drosera $ Psychophila, Aristotelia
(Elaeocarp.), Azorella (Umbell.), Oreomyrrhis (Umbell.), Drapetes (Thymel.),
Geum $ Sieversia (Ros.), Ourisia (Scrophul.), Euphrasia (Scrophul.), Gentiana,
Forstera (Stylid.), Donatia (Stylid.), Phyllachne (Stylid.), Adrotanella (Compos.),
das ist die Reihe der Genera, welche für Australien als typisch antarktisch er-
scheinen. Einige sind oben als Moorpflanzen bereits erwähnt worden. Außer-
dem verlangt Nothofagus ein paar Worte. In Tasmanien wächst die immer-
grüne Nothofagus Cunninghamii bis zu subalpinen Höhen häufig und zahlreich
auf den Gebirgen. In Victoria dagegen kommt sie nur vor in den hochgelegenen
Quellgebieten des Yarra, Latrobe, Goulbourn und auf dem Bawbaw; hier steigt
sie herab bis in die Baumfarn-Schluchten, aber nördlich von Victoria ist sie nie
gefunden worden. Dafür hat New South Wales fast 8 Breitengrade nördlicher
eine eigene Art hervorgebracht: ein schöner Buchenwald von Nothofagus Moorei
findet sich auf den Gebirgen des Plateaurandes, dort wo die Gewässer des
Bellingen und MacLeay ihren Ursprung nehmen.
Das antarktische Element verläßt kaum die Gebirge Südost-Australiens; es
ist für ‚seine alpinen Erhebungen hoch charakteristisch. Trotzdem wäre es
unmöglich, darum etwa alle Hochgebirgs-Pflanzen, sofern sie nicht dem rein
australischen Elemente zugehören, als antarktisch bezeichnen zu wollen. Die
Veronica-Arten, Anemone crassifolia, Alchemilla sind Vertreter einer Klasse,
die auf entlegene Einflüsse deutet. Man weiß nicht, wo man sie herleiten soll,
doch als antarktisch können sie nicht gelten. |
b. Malesisches Element.
Das malesische Element — von vielen Autoren als sindisches« bezeichnet
— durchdringt auf weit
arktische. Auch ist es v
Am artenreichsten er
floristische
größeren Räumen die australische Flora, als das ant-
ielseitiger gegliedert und epharmonisch mannigfaltiger.
scheint es in den Regenwäldern des Nordostens. Der
Charakter des australischen Regenwaldes ist ganz ohne jeden Zweifel
IV, Floristik. 33
vorwiegend malesisch. Und zwar besteht naturgemäß die innigste Beziehung
zu Papuasien, dem nächst benachbarten Stücke des malesischen Reiches. Wie
weit die Übereinstimmung reicht, können wir heute noch nicht wissen; dazu
ist von Neuguinea viel zu wenig und von Queensland noch nicht genug bekannt.
Es ist wohl möglich, daß auch in Zukunft WARBURG Recht behält, wenn er
sagt: »Der Hochwald Queenslands ist durchaus kein Abklatsch und noch weniger
ein Extrakt desjenigen Neuguineas, sondern er ist trotz relativer Armut überaus
reich an eigenen Formen.«
Schon ENGLER hatte (Entwicklungsgesch. II. 45) eine interessante Liste ge-
geben, die den hohen Endemismus gerade der malesischen Gruppen in Nord-
und Ost-Australien numerisch belegt. Ich erwähne davon auszugsweise, daß
unter den Palmen Nordaustraliens 66°/,, denen Ostaustraliens 76°/, endemisch
erscheinen, daß bei den Anonaceen die betr. Zahlen 100°/, bzw. 92°/,, bei den
Sapindaceen 40°/, bzw. 72, bei den Passifloraceae für Ostaustralien auf 75°/,
angegeben werden.
Noch immer ist die Liste australischer Wald-Gattungen, die in Neuguinea
fehlen, ganz bedeutend‘). Aber andererseits tritt in WARBURGs Erörterungen
vor der spezifischen Differenz, die anscheinend vorliegt, die große materielle
Übereinstimmung zu stark in den Hintergrund. Malesische Arten im Regenwald
Queenslands sind nicht so »ganz vereinzelt«, wie es dort heißt. Gar manche
sind vollkommen identisch (z. B. Aleurites moluccana |Euphorb.]|, Cananga odec-
rata [Anon.], Zlaeagnus latifolia [Elaeagn.], Podocarpus amarus [Taxac.], viele
aber stellen nur unbedeutende Abwandlungen dar, der Gesamt-Charakter bleibt
durchaus malesisch. Und immer besteht die Möglichkeit, daß auch wirklich
isolierte Typen Queenslands, etwa Blepharocarya (Anacard.) oder Davidsonia
(Cunon.), noch in Neuguinea angetroffen werden, so wie Zupomatia (Anon.)
dort gefunden wurde.
Die engen Beziehungen zwischen Malesien, Papuasien und dem ostaustra-
lischen Regenwalde beweisen mir die Ebenbürtigkeit dieser Floren. Deshalb
habe ich auf sie Nachdruck gelegt. Völlig fern dagegen liegt es mir, durch
diese Hinweise etwa eine rezente Einwanderung der australischen Regenwald-
Flora von Norden her ableiten zu wollen. Im Gegenteil halte ich das für ganz
unmöglich. Die Regenwald-Flora Ost-Australiens ist alteingesessen. Ihr Areal
sieht aus wie das Trimmerwerk einer größeren Vergangenheit. Wichtig: ist,
daß jedes seiner Fragmente seine besonderen Eigentümlichkeiten besitzt. Das
nördlichste und bedeutendste, welches uns eben beschäftigte, hat die meisten
und ausgeprägtesten, wie ja durchaus zu erwarten ist. Aber auch in den
Stücken nördlich der Moreton Bay fehlt es nicht an eigenen Arten, und in dem
größeren Waldkomplex von Macpherson Range bis zum Richmond River
WARRURG führt etwa 33 solcher endemischer Genera auf. Es sind aber beinahe doppelt
so id angegeben erdings ist dabei zu bedenken, daß eine große Zahl davon durch austra-
lische Koss Fragen wurden, denen das nötige Vergleichsmaterial aus Malesien nicht zur
Verfügung
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. 3
Bucn
34 Einleitung.
existieren außerdem sogar endemische Gattungen (Piptocalyx [Monim.], Daph-
nandra [Monim.], Doryphora [Monim.], Hicksbeachia [Prot.] u. a.).
Diese kleineren südlichen Regenwald-Komplexe stehen zu dem nördlichen
Hauptareal mutatis mutandis also in einem ähnlichen Verhältnis, wie Natal zu
den tropisch-afrikanischen Waldgebieten. Man darf aber ihre Eigenarten nicht
damit umschreiben wollen, daß die tropischen Familien hier gewissermaßen
divergente » Anpassungen an das subtropische Klima« abgegeben hätten. Denn
oekologisch besteht so gut wie gar kein Unterschied gegenüber den Produk-
tionen der echten Tropen. Ja, auch im floristischen Wesen nicht. Denn es
ist gerade die dem tropischen Regenwald eigene Formen-Zersplitterung, die,
weil sie ungeschwächt vorhanden ist, auch diesen vorgeschobenen Posten
höherer Breiten ihre charakteristischen Endemismen gibt.
eben den Regenwald-Typen besitzt Nord-Australien zahlreiche meso- -g
phile bis xerophile Formen, die dem malesischen Elemente im weiteren Sinne
angehören. Dahin zählen die Arten der Uferwälder, aber auch viele Kompo-
nenten der Savannen und Buschgehölze. Die Brigalow-Bestände sind reich
daran. Auch noch die trockneren Gebiete weiter nach Westen hin und südlich
über den Wendekreis hinaus enthalten einen starken Einschlag dieses xeromorph
veränderten Elementes. Dabei ist dort der Endemismus, wie lange bekannt,
weniger ausgeprägt als in den östlichen Waldlandschaften. Immerhin aber
bleibt er stark genug, und beweist ganz einwandsfrei, daß Nordaustralien seine
Pflanzenwelt nicht nur aus zweiter Hand ungeändert hingenommen, sondern daß
es an vielen Stellen Eigenes geschaffen hat. =
Entsprechend der ungemein vielseitigen Gestalt, in der die Flora des male-
sischen Reiches sich verkörpert, nimmt es nicht wunder, daß auch auf austra-
lischem Boden das malesische Element keinen völlig homogenen Charakter
besitzt. Untersucht man seine Bestandteile näher, so ergeben sich in der
Hauptsache zwei Untergruppen dieses Elementes: das eine weit verbreitet in
der südostasiatischen Pflanzenwelt, das andere enger beschränkt auf Papuasien,
Melanesien, bis nach Neuseeland hin.
Das erste — man könnte es das eumalesische Subelement nennen —
ist mit einer großen Anzahl von Familien in Australien vertreten. Ich nenne
die Araceae, Taccaceae, Scitamineae, Orchidaceae, die Piperaccae, Moraceat,
Urticaceae, Nymphaeaceae, Aristolochiaceae, Anonaceae, Lauraceae, Myristicaceat,
Menispermaceae, Capparidaccae, Nepenthes, viele Leguminosae, Connaraceat,
Rutaceae, Simarubaceae, Euphorbiaceae, Meliaceae, Malpighiaceae, Flacourtia-
ceae, Ochnaceae, Dilleniaceae, Guttiferae, Vitaceae, Combretaceae, Ericaceae,
Myrsinaceae, Sapotaceae, Styracaceae, Ebenaceac, Contortae, Rubiaceae, Sambucus,
Cucurbitaceae. Charakteristisch für diese eumalesische Gruppe ist die relative
Minderwertigkeit der Endemismen. Ich kenne aus den 37 angeführten Familien
nur etwa 30 endemische Genera; die Summe der endemischen Spezies ist aller-
dings erheblich. Das Hauptquartier dieser eumalesischen Pflanzen sind die
Niederungen; zum Teil scheuen sie auch die trockenen Gebiete nicht. Es ist .
in seinem ganzen Charakter ein aktuelles Element.
IV. Floristik. 35
Das zweite — allgemein geographisch beschränktere — ist das melane-
sische Subelement. Sein tieferes Verständnis wird durch die Verschlossen-
heit Neuguineas sehr erschwert. Aber schon jetzt zeigt sich, wie es in mehr-
facher Hinsicht von großem Werte für die Beziehungen Australiens zu Neu-
kaledonien, zu Neuseeland, zu Südamerika wird, ja wie es auch für die intra-
australische Floren-Gliederung nicht ohne Wichtigkeit ist. Ich reihe diesem
Subelement etwa folgende Gruppen ein: Araucaria, Teil der Palmae, Balanops,
Teil der Froteaceae- Grevilleoideae, Monimiaceae, Saxifragaceae, Cunoniaceae,
Pittosporum, Sapindaceae-Cupanieae notorrhizae, TE Bignoniaceae.
Die Verbreitungs-Verhältnisse dieser Kätegorie lassen sich z. B. an dem
Muster der Monimiaceae‘) erläutern. Australien besitzt davon 9 Genera mit
folgender Verbreitung:
Papuasien Australien Neukaledonien | Er = Neuseeland
Polynesien
Et Lisn ia RE re — I . 2 I
Levierin.. 2.0. ur. 3 I u —
Prptocalet 22.072524 ne - vw E=
Tetrasynandra vw vr — —_ =
ANHKIER vw ”2 pe _ nie
Re I 2 E= —_ —_
Daphnandia .. . — 2 vw — =
Atherosperma _ v2 = E _
Dormyphors:. :-.:.%,;, *ı —_ — —_
Die aus dieser kleinen Tabelle hervortretenden Beziehungen zu Papuasien
und der Inselwelt des Ostens kehren bei den übrigen Familien dieser Kategorie
überall wieder, wenn auch in wechselnden Proportionen. Sehr oft sind ferner
Anklänge an Südamerika vorhanden, doch meistens undeutlich, jedenfalls nur
selten deutlicher als bei den Monimiaceen.
as Wesen der höherwertigen Endemismen (Gattungen, Sektionen) be-
trifft, so ist der Unterschied gegen die eumalesische Gruppe ganz offenbar.
Wir haben in den ıı als melanesisch bezeichneten Familien nicht weniger als
35 endemische Genera, mit beinahe ausnahmslos endemischen Spezies. Die
Zahl mehr isolierter Typen ist also in der melanesischen Gruppe über dreimal
so groß als in der eumalesischen.
Von der Verbreitung der melanesischen Arten läßt sich allgemein festsetzen,
daß sie vorzugsweise subtropische Gebiete und Regionen bevölkern, aber geringe
Vorliebe für trocknere Landstriche bekunden. Die südlichen Regenwald-Ex-
klaven sind reich daran, während sie im Norden vorzugsweise auf der Höhe des
Plateau-Randes gefunden werden. Übrigens fehlen sie den he keines-
wegs.
Alles in allem erscheint das melanesische Sub-Element als ein älterer Floren-
Bestandteil. Seine Existenz in Australien reicht vermutlich in die Zeit zurück,
ı) J. PERKINS und E. GiLG, Monimiaceae. In »Pflanzenreich« IV. ıor (1901).
-
36 Einleitung.
als zwischen dem ı5° und 30° noch größere Land-Komplexe ostwärts von
Australien bestanden.
Die einstige Anwesenheit solcher Land-Komplexe in jenen Breiten läßt sich
natürlich nur mittelbar erweisen, aber es haben alle Autoren, die der Frage
näher traten, wertvolle Beiträge dazu beigebracht. Von Pflanzen und land-
bewohnenden Tieren wird diese Annahme mit gleicher Stärke bestätigt. Sehr
unsicher nur ist Umfang und Gestalt jener alten Festlands-Areale. Ihre Kerne
aber sind in den gegenwärtigen Insel-Bögen noch übrig. Manches spricht
dafür, daß von Papuasien her zwei große Halbinseln südwärts in höhere Breiten
sich erstreckten: die eine Ost-Australien, die andere Melanesien. Zweifellos war
die Konfiguration jener Land-Komplexe vielerlei Schwankungen unterworfen,
aber sie haben ihren Einfluß jedenfalls bis Samoa und bis nach Neuseeland
hin ausgedehnt. In der australischen Flora ist es eben das »melanesische« Sub-
Element, welches zu diesen Quellen ostwärts gewandter Beziehungen zurückführt.
c. Australisches Element.
Das australische Element umfaßt numerisch die Mehrzahl der in Australien
vorkommenden Pflanzenarten. Seine Gruppen und Sippen kommen außerhalb
Australiens entweder überhaupt nicht vor, haben auch keine näheren Ver-
wandten dort, oder sie lassen über die Grenzen des Erdteiles nur wenige Ver-
treter hinüberreichen, welche offensichtlich mit der australischen Hauptmasse
aufs engste zusammenhängen. Ohne daß eine durchaus sichere Umgrenzung
dieses Elementes möglich wäre, lassen sich folgende Familien oder Triben an-
geben, aus denen in erster Linie das australische Element herstammt. Es gibt
daneben noch ein paar andere von sekundärer Wichtigkeit.
ENTER: E Santalaceae. Sterculiaceae-Büttnerieae.
Cyperae.-Gahnicae. Proteaceae. -Lasiopetaleae.
Centrolepidaceae. E Amarantaceae- Achyranthinae Myrtaceae- EEE
tionaceae. pr. p. ee:
EEE RER E Chenopodiaceae- Camphoros- Halorrhag
-Dasypogoneae meae pr. p. dies in
-Lomandreae E Phytolaccaceae. Umbellife zu Sn
-Calectasieae Lauraceae- Cassytheae. Epacridaceae.
Droseraceae- Drosera Sub- Loganiaceae-Loganieae.
-Anthericineae pr. p.
Amaryllidaceae-Haemodoreae
Leguminosae-Podalyrieae. -Chloanthinae.
Genisteae.
E Verbenae.- Lachnostachydinat.
E
-Conostylideae.
Jridaceae-Patersonia. —— Acatia, Labiatae-Prostantheroideae.
Philydraceae. Rutaceae-Boronicae. E Myoporaceae
Orchidaceae- Thelymitrinae. Polygalaceae-C. se Goodeniaceae
-Diuridinae. remandracea Siylidiaceae
-Pterostylidinae. ee tenolobeae. Rubiaceae-Opercularia.
-Caladeniinae, E Sapindaceae-Dodonaea. Compositae-Asterinae.
Stackhousiaceae. -Gnaphaliinae.
Casuarinaceae,
Rhamnaceae- Rhamneae.
E -Angianthinae.
FERNEN,
IV. Floristik. 37
Das australische Element, dessen Gehalt an endemischen Gattungen sich
beiläufig auf rund 300 Genera beziffert, zeigt geringe Beziehungen zum an-
tarktischen, stärkere zum malesischen Elemente. Da es in West-Australien
am reinsten ausgeprägt ist, so dürfen nähere Ausführungen darüber den späteren
Abschnitten des Buches vorbehalten bleiben
Die Verteilung und Entfaltung des australischen Elementes in Australien selbst
verrät eine eigentümliche Abhängigkeit von den physischen Bedingungen. Früher
trat das weniger klar ans Licht, weil man seit HOOKER (Introduct. Essay) stets den
Gegensatzvon West-und Ost-Australien im Auge hatte. In der Tat ist dieser Kontrast
eigentümlich; er ist bewirkt namentlich durch das Fehlen des antarktischen
und die beinahe gänzliche Abwesenheit des malesischen Elementes in
Südwest-Australien. Mit dieser geographischen Gegensätzlichkeit vermischte
man jedoch etwas zweites, noch wichtigeres: die bemerkenswerte Gliederung
nämlich des australischen Elementes in zwei Gruppen. Dieser Dualismus wurde
zuerst von TATE nachdrücklich hervorgehoben, and auf ihn geht auch die
Terminologie zurück, die wir gleich anwenden- wollen. Ein Teil der australischen
Elemente nämlich beschränkt sich auf die küstennäheren Landschaften, ist vor-
nehmlich in den echten Winterregen-Gebieten und dort wieder am reichsten
in Südwest-Australien entwickelt: das ist TATEs »Autochthonian Flora«.
Der andere Teil dagegen gewinnt seine Haupt-Entwicklung in den Binnen- und
‚Zentral-Gebieten des Erdteiles, welche sich durch Sommerregen oder durch
eine allgemeine Unregelmäßigkeit der Niederschläge kennzeichnen: das ist die
»Eremian Flora ATEs. Die wichtigeren Komponenten dieser zweiten
Kategorie des en Subelementes« sind in obiger Liste durch E heraus-
gehoben. Daneben existieren mehrere Gruppen, die über ganz Australien
ziemlich gleichmäßig verteilt sind, — namentlich die wichtige Gattung Acacia
gehört dazu — aber sie sind verhältnismäßig sehr gering an Zahl.
Das Areal des »autochthonen« Subelementes zerfällt, wie lange bekannt, in
zwei weit getrennte Teilstücke. Das westliche ist an absolutem Formen-Reichtum
am besten ausgestattet, und zwar drängt sich beinahe sein ganzer Reichtum in
dem Winkel zwischen Sharks Bay und Cape Arid zusammen. Welch beträcht-
liche Höhe dort der Endemismus der Arten erreicht, weiß man seit ROBERT
Browns Zeiten; aber bei allgemeinen Erörterungen ist dieser Betrag fast stets
zu hoch eingeschätzt worden. Wenn z. B. Hookek (l. c. S. 28) sagt, der Unter-
schied zwischen Südost und Südwest in Australien sei größer als der zwischen
Australien und der übrigen Erde, so verrät das die ungenügende Interpretation
einer kahlen Statistik, welche löider seine ganzen Deduktionen durchzieht. Sie
wird notgedrungen in die Irre leiten. Man muß dem Unterschied tiefer auf
den Grund gehen. Dann findet sich, daß der Westen besondere Familien nicht
vor Ost-Australien voraus hat, ja kaum eine Tribus, wenn man von den Cono-
stylideae absieht. Daß ferner — wie ENGLER hervorhebt — die endemischen
Gattungen Ost-Australiens sich aus 48 Familien rekrutieren, die des Westens
nur aus 33 Familien. Und auch diese tragen zum Endresultate in sehr ver-
schiedenem Maße bei. Denn manche sind im Südosten gerade so gut entfaltet
£
38 Einleitung.
wie im Südwesten; andere sind im Südwesten doppelt reicher, die Sty/ıdiaceae
etwa viermal, die Myrtaceae-Chamaelaucieae und Proteaceae sogar zehnmal so
stark entwickelt als im Osten. Alles das bedeutet untrüglich, daß der pro-
gressive Endemismus sich besonders wirkungsvoll im Südwesten bestätigt hat.
Ihm verdankt West-Australien den numerischen Vorsprung seines Arten-
Bestandes über Südost-Australien, den HooKER so nachdrücklich feststellt. Ihm
verdankt es die Artenfülle, die seine Flora berühmt gemacht hat in der Pflanzen-
welt der ganzen Erde. Es vereinigt sich mancherlei, diesen Formen-Reichtum
zu bedingen: die Abwesenheit des antarktischen und des malesischen Elementes,
die reiche und dabei gleichmäßige Abtönung der klimatischen Zonen, welche @
die Bildung epharmonischer Variations-Netze begünstigen muß. Alle diese
Dinge äußern sich sehr lehrreich in West-Australien. Schon HooKER hat das
generelle Interesse dieses Gebietes klar erfaßt (1. c. S. 53). Wir werden in den
chlußabschnitten unserer Darstellung näher darauf einzugehen haben. |
Das eremaeische Subelement bewohnt in kompaktem Areale das mittlere
Australien, also Landschaften, die in ihren Grundzügen allgemein gleichartig sind. EB
Darum ist es selbst so gleichartig. Von den Grenzen der schmalen Südwest-
Provinz bis zum Darling und Murray herrscht die selbe Flora. An ihren
Grenzen berührt sie sich im Osten und Westen mit der autochthonen. Doch
mengen sich die beiden nur in geringem Maße, im Westen noch seltener als im
Osten. Dagegen besteht hier eine ziemlich breite Zone, in die sich die zwei
Antagonisten nach edaphischen Momenten teilen: auf psammischen Böden herrscht
unumschränkt das autochthone, auf pelischen das eremaeische Element. Aber
während die autochthone Flora sich überhaupt mit fremden Elementen wenig
vermischt, gewährt die eremaeische einer ganz beträchtlichen Zahl von xero-
philen Arten malesischen Gepräges (z. B. Malvaceae, Cassia, Solanum) Duldung
in ihren Beständen. Daher kommt es, daß besonders im Norden das malesische
und das eremaeische Element sich vielfach innig durchdringen.
2. Gliederung der australischen Flora.
Die Darstellung der Vegetations-Formationen und der Floren-Elemente
Australiens läßt erkennen, daß Australien pflanzengeographisch nicht einfach in
eine Ost- und Westhälfte geteilt werden kann, wie es oft geschehen ist. Ander-
seits überschreitet man das natürliche Maß, sobald man die Zahl koordinierter
Gebiete zu groß wählt. Wenn DRUDE z. B. elf solcher » Vegetations-Regionene
definiert, so scheint mir das zu weit gegangen, weil die großen Linien der
Gliederung dabei verloren gehen.
Drei Provinzen von sehr ungleicher Ausdehnung lassen sich als primäre
Unter-Abteilungen des australischen Floren-Reiches trennen: Ost-Australien,
Eremaea, Südwest-Australien, |
a. Ost- Australien,
a Ost-Australien ist von den dreien die in sich am besten gegliederte Provinz.
ie enthält die meisten Formationen des Erdteiles; alle seine Floren-Elemente
a
IV. Floristik. 39
sind vertreten. Das malesische Element erscheint in ökologisch vielseitiger
Ausgestaltung. Das australische ist reich an Typen, aber nur in manchen
Familien wirklich polymorph. Endlich das antarktische kommt überhaupt nur in
- dieser Provinz vor; es beschränkt sich fast gänzlich auf die Gebirge des Südostens.
Als Unterprovinzen lassen sich etwa unterscheiden: Nord-Australien im
engeren Sinne, Queensland und der Südosten.
ı. In Nord-Australien herrscht das malesische Element in oft xerophiler
Ausgestaltung, das australische zeigt Formen-Reichtum z. B. bei Acacia und bei
manchen Vertretern des eremaeischen Subelementes; ziemlich schwach erweist
sich das autochthone Subelement, doch fehlt es keineswegs. Dagegen ist das
antarktische Element vollkommen abwesend.
Vegetationsgeographisch ist Nord-Australien das Land des Savannen-Waldes.
Er ist licht und selten üppig. Die Flußtäler aber, mit schwer durchlässigem
Boden, sind eingenommen von pflanzenreichen Saum-Wäldern, wo Pandanus
und Palmen wachsen. In Arnhemsland berechnet TATE die Flora dieser
Niederungen auf ı221ı Arten mit 64°/, Endemismen, während das Tafelland
nur 614 Spezies besitzt, aber 80°/, endemische darunter. Zu größeren Regen-
wald-Bildungen kommt es nirgends, und so ist dies Gebiet weitaus reicher
an Pantropisten, als an selbständigen Erzeugnissen aus wahrhaft tropischen
Formenkreisen.
2. Queensland zeigt in der Vegetation starke Gegensätzlichkeit der Küste
und des Binnenlandes. An’ der Küste gewinnt stellenweise die hygrophile Form
des malesischen Elementes beträchtlichen Einfluß, wobei auch die melanesische
Facies eine ansehnliche Rolle spielt. Im Inneren herrschen seine xerophilen
Formen, aber es treten zahlreiche eremaeische Typen hinzu. Von der autoch-
thonen Flora nehmen nur gewisse indifferente Vertreter, wie Zucalyptus, wahr-
nehmbaren Aufschwung. Wiederum fehlt der antarktische Einschlag. Der
Savannen-Wald nimmt auch in diesem Bezirk weite Flächen ein. Doch weicht
er im Innern den unwirtlichen Busch-Dickichten des Brigalow oder aber den
offenen Savannen, den welligen »downs«, wo auf fruchtbarem Boden die Sommer-
regen treffliche Weide schaffen (s. S. 19). Ostwärts findet das Plateau mit er-
höhtem Rande seinen Abschluß. Wo die Berge dieses Saumes reichere Nieder-
schläge empfangen, entfaltet sich echt tropischer Regenwald (s. 3.4, Ge
quantitativ allerdings stark abhängig von der Gunst der äußeren Situation bleibt
und von dem Savannen-Walde nicht selten hart bedrängt wird.
3. Der Südosten grenzt sich etwa um den 30° s. Br. allmählich gegen den
Queensland-Bezirk ab und umfaßt nun den ganzen Süden der Provinz. Tas-
manien muß ihm restlos einverleibt werden. Dieser Floren-Bezirk trennt
sich von den beiden nördlichen leicht durch den naturgemäßen Abfall des
malesischen Elementes, der sowohl im Binnenlande, wie in den Küsten-Distrikten
zutage tritt. Sein Niedergang wird durch die Verstärkung des gesamten
australischen Faktors ausgeglichen. In den Gebirgen nimmt das antarktische
Element die Höhenregion in Anspruch. Die Gesamt-Flora des Bezirkes wurde
von TATE als »euronotisches Element< zusammengefaßt, doch ist dieser Name
40 Einleitung.
höchstens für lokalfloristische Zwecke statthaft, die auf weitere Zusammenhänge
keinen Wert legen wollen.
Die äußeren Zonen des Südostens zeigen schöne Eucalyptus-Waldungen
mit mehrfältig wechselndem Charakter. Der Unterwuchs ist bald grasig, bald
strauchig (s. S. 10), in günstigen Lagen (Gippsland, Tasmanien) sogar mit tropisch
anklingenden Bäumen sowie mit kraftvollen Pteridophyten durchsetzt. Man
kann dort von subtropischem Regenwalde sprechen (s. S. 7). Die Hochgebirge,
sowohl des Festlandes wie auf Tasmanien, sind, wie es scheint, nirgends mit
typischen Matten versehen, sondern tragen einen Wechsel von alpiner Trift und
hochmoorartigen Bildungen (s. S. 30).
b. Eremaea.
Die Eremaea kennzeichnet sich durch Einförmigkeit in jeder Beziehung,
Jene ‚eigentümliche Auslese australischer Provenienz, die wir als »eremaeisches
Subelement« (s. S. 38) zu bezeichnen hatten, führt die Vorherrschaft in diesem
großen Gebiete. Doch kommen vielfach malesische Einflüsse neben ihr zu
starker Geltung, während in den Randgebieten der südlichen Hälfte hier und
da isolierte Vorposten autochthoner Flora das Gleichgewicht stören. Ganz ver-
einsamte Spuren autochthonen Charakters finden sich ferner auf den Gebirgen
Zentral-Australiens (z.B. Actinotus Schwärsii (Umbell.]auf dem Macdonnell Range).
Edaphische Einflüsse bringen die tlichste Abwechslung in das Vegetations- -
Bild dieser weitgedehnten Provinz. Die innersten Teile haben große Sand-
wüsten mit dürftigem Pflanzenwuchs, wo Triodia (Gramin.), zerstreute Casuarina,
Fusanus (Santal.), Frenela (Pinac.) den Ton angeben. Auf lehmigen Boden da-
gegen herrschen Acacia-Sträucher, Myoporaceae und fleischige Chenopodiaceae,
mit Stauden und Kräutern, je nach dem Kommen und Gehen der Regen
(s. S. 24, 25). Endlich im Süden, wo die Winterregen sich leise fühlbar machen,
erfüllen die wasserlosen Einöden des Mallee-Scrubs auf hunderte von Meilen
das ganze Land. Eine nähere Schilderung der westlichen Eremaea, die in sämt-
lichen Wesentlichkeiten auch für den Osten zutrifft, findet sich in späteren Ab- Se
schnitten dieser Darstellung (Vierter Teil). e.
c. Südwest- Australien.
es von den australischen Elementen za
gebracht. Nam
Di .. -. ” 'g =
ie nähere Aufklärung dieser bedeutsamen Verhältnisse bildet die Aufgabe der
nachfolgenden Darstellung. Ä
Erster Teil.
Geschichte und Literatur der botanischen Erforschung
des extratropischen West- Australiens.
1. Kapitel. Geschichte,
Erste Anfänge.
Die Entdeckungs-Reisen, welche die erste Kunde von West-Australien nach
dem Abendlande brachten, sind für seine botanische Erschließung ohne Be-
deutung gewesen. Von den holländischen Seefahrern des ı7. und ı8. Jahr-
hunderts, welche die West-Küste Australiens mehrfach besuchten, scheint nicht
ein einziger an der Flora des neuen Landes Interesse genommen zu haben.
So blieb es Captain DAMPIER vorbehalten, die ersten Belege von der Vege-
tation West-Australiens nach Europa zu bringen. Ein Teil der 40 Spezies, die
er gesammelt hat, stammen aus dem tropischen Anteil West-Australiens, von
jenem Archipel, der bis heute DAMPIERs Namen trägt. Der Rest der kleinen
Kollektion aber kommt von den Inseln der Sharks Bay, die im Jahre 1699 von
seiner Expedition berührt wurden. Diese botänische Ausbeute wurde von
‘ WOODWARD bearbeitet und veröffentlicht, teils in DAMrIERs Reisewerk, teils in
PLUKENETs »Amaltheum botanicum« 1705. Sie wird noch heute im Museum
der Universität Oxford aufbewahrt; Lawson hat in der Sektion für Botanik
der British Association bei der Tagung zu Bradford 1873 darüber gehandelt.
Auch die zweite Pflanzen-Sammlung aus West-Australien verdanken wir
einem Briten, ARCHIBALD MENZIES, deın Naturforscher der von VANCOUVER
geleiteten Expedition. VANCOUVER entdeckte 1791 den King George Sound
und gab eine treffliche Beschreibung dieser klassischen Stätte. Dort war es,
wo MENZIES eine Reihe von Pflanzen sammelte, die freilich erst nach einer
Reihe von Jahren, in ROBERT BROWNs Werken, der Wissenschaft bekannt ge-
macht wurden.
Die Franzosen.
. Diese Verzögerung nahm der MEnzıesschen Ausbeute die Priorität vor der
Öffentlichkeit. Denn nur ein Jahr später besuchte LABILLARDIERE das west-
liche Australien. Seine botanischen Sammlungen, die bedeutend umfangreicher
waren, als die von MENZIES, und bereits 1804—1806 im Novae Hollandiae
42 Erster Teil.
plantarum specimen (Paris 2 vol.) publiziert wurden, enthalten die ersten nam-
haften Beiträge aus West-Australien, welche die botanische Literatur kennt.
LABILLARDIERE war als Naturforscher der Expedition von D’ENTRECASTEAUX
beigegeben, der mit den Korvetten »La Recherche« und »L’Esperance« am
Ende des Jahres 1792 die Südküste unseres Gebietes untersuchte. Die Fahrt
hielt sich dauernd in der Nähe des Gestades, ohne irgendwo zu landen. Eirst
Anfang Dezember wurden die Schiffe durch widriges Wetter gezwungen, Schutz
zu suchen und vor Anker zu gehen; sie mußten etwa eine Woche, vom 13. bis
zum 20. Dezember 1792 in der Gegend von Esperance Bay‘) liegen bleiben.
Diese Zeit kam der naturwissenschaftlichen Erkundung zu gute. LABILLAR-
DIERE berichtet uns in der »Relation du voyage« eingehend von seinen Unter-
suchungen dort. Anfangs botanisierte er auf einer der kleinen Inseln, die jener
Bucht vorgelagert sind. Er beobachtet die charakteristische Form des Granites ;
auffaßt. Eine der ersten Pflanzen, die die fremde Küste ihm bietet, ist (l. c.
. 395) »ein Leplospermum, das durch sein silbernes Laub und seine
schimmernd roten Blüten ausgezeichnet ist« (Kunsea sericea [Labill.] Turcz.
[Myrt.). Später finden sich Banksien, Lodelia und einige mehr unscheinbare
Gewächse. Auf l.c. S. goı steht die Beschreibung von Eucalyptus cornuta,
S. 403 die von Chorisema ilicifolium (Legum.), welches »mit vielen anderen
Pflanzen auf einer Fläche mit Mergelboden« angetroffen wurde. Schließlich -
fand sich auch Gelegenheit, das Festland selbst zu besuchen. Dort wurden
Spinfex hursutus (Gramin.), Anigozanthos rufa (Amaryli.), Banksia repens (Prot.),
Dryandra nivea (Prot.) und »viele Myrtaceen« entdeckt.
ie gründliche Publikation, die relativ treffliche Beschreibung und gute Ab- :
bildung der Arten sichern LABILLARDIERES Kollektion ihren dauernden hohen
Wert, trotzdem sie die Ernte nur einer einzigen Woche darstellt.
An LABILLARDIERE reiht sich unter den Erforschern der westaustralischen
Flora LESCHENAULT an, der an der Reise der »Geographe« und der »Natu-
teil nahm. Es war eine Expedition, die in der Entdeckungs-Geschichte West-
Australiens an ehrenvoller Stelle steht. Ihre Chronik, Voyage de decouvertes
die L. DE FREYCINET geschrieben
aux Terres Australes: II. edit. Paris 1824,
hat, berichtet, daß ‚am 27. Mai 1801 das Festland Australiens in Sicht kam.
Am 31. Mai wurde in der Nähe von Cape Naturaliste schon eifrig botanisiert.
Auf dem Alluvial-Lande fällt Melaleuca Preissiana (Myrt.) auf; die 'erste
Beschreibung davon steht I.c. Bd.IS. 181. Schon bald nimmt man mit Er-
staunen wahr, daß dieser so ärmlich
arbres et des arbrisseaux« (I. S. 188)
fassender Übersicht werden aus dieser Menge die bedeutsamsten Erscheinungen
ce bezeichnet in seinen Itinerar-Tabellen (Relat. du Voyag. II 82) die Stelle
genau als »Baie de Legrande unter 33° 55’16” 5. Br., 119° 32’19” ö.L. Par
ı. Kapitel. Geschichte. 43
herausgegriffen (l. c. IV S. 338—339): Salicornia auf den Marschen; Danksia,
Calothamnus (Myrt.), Macrosamia (Cycad.), Anthocercis (Scroph.), Lasiopetalum
(Stercul.) auf dem Sandboden weiter einwärts.
In der zweiten Hälfte des Juni wandte sich die »Geographe« nach Norden.
Man nahm die Inseln der Sharks Bay auf. Botanische Untersuchungen wurden
vornehmlich auf Bernier Island angestellt. Bd. I S. 245 erwähnt eine Fzcus, 2
oder 3 Acacia, eine »kleine Melaleuca«, mehrere Arriplex, sowie Triodia (Gram.),
und hebt als besonders wichtig für die Dünen-Befestigung eine niedrige Acacıa
mit horizontalen Ästen, sowie einen 2—3 Fuß hohen Cyperus mit »faustgroßen
Kugelähren« hervor, (womit wohl Spinzfex longıfolius R. Br. [Gram.] gemeint
sein dürfte). Wieder gibt Bd. IV S. 337 eine ausführlichere Liste, allerdings
nur mit Nennung der Gattungen. Sie beansprucht deswegen ein besonderes
Interesse, weil Bernier Island bis zum heutigen Tage botanisch nicht wieder
untersucht worden ist, und eine genaue Identifizierung von LESCHENAULTsS An-
gaben noch immer aussteht; man muß sich mit mehr oder minder wahrschein-
lichen Vermutungen begnügen. Für die Würdigung LESCHENAULTS verdienen
ferner seine Betrachtungen über Wind-Wirkung Anerkennung, zu denen ihn
gleichfalls die Vegetation von Bernier Island veranlaßt (l.c. Vol. I p 248).
Es sei einschaltend hier bemerkt, daß die Küste der Sharks Bay auch später
noch einmal von den Franzosen berührt wurde, nämlich von der unter FEYCINETS
Kommando stehenden Expedition der »L’Uranie« und »La Physicienne«. GAU-
DICHAUD, der daran als Botaniker teilnahm, sammelte ziemlich viel an der Sharks
Bay, doch sind nur einige Novitäten publiziert worden (in »Voyage autour du
Monde sur l’Uranie et la Physicienne« 1817—1820. Botanique par C. Gaudi-
chaud. Planches par A. Poiret. Paris 1826).
Im Juni 1801, während der Arbeiten der »Geographe« im Gebiete der Sharks
Bay, beschäftigte sich ihr Schwesterschiff, die »Naturaliste«, mit der Exploration
des Swan River-Gebietes. Rottnest Island wird durchstreift (l. c. I 365). Dann
befährt ein Teil der Besatzung den Swan River selbst. Man bemerkt die Lito-
ralkalk-Ufer des Flusses. Zucalyptus »resinifera« (wohl E. gomphocephala) wird
als besonders stattlich (Bd. I. 353) erwähnt. In der Ferne sieht man schon die
Linie des Darling Range, doch gelingt es nicht, bis dort hin vorzudringen.
Beinahe zwei Jahre später, nach Abschluß ihrer Forschungen im Osten,
finden wir die Expedition wieder am westaustralischen Gestade; zuerst an der
Südküste, dann abermals an den Stätten ihrer früheren Tätigkeit. Bei dieser
Fahrt war besonders der Aufenthalt am King George Sound ergiebig in flori-
stischer Hinsicht. Dort lagen die Schiffe vom ı5. Februar bis zum ı. März
1803. In diesen zwei Wochen gewannen GUICHENOT und LESCHENAULT »sehr
beträchtliche Sammlungen (l. c. IV. 340), deren Neuheiten, gleichfalls nur nach
Gattungen bezeichnet, mehrere Seiten des Reisewerkes füllen, 1. c. IV. 341—343-
Eine abschließende Bearbeitung erfuhren LESCHENAULTS Kollektionen nie-
mals; nur hier und da wird er in Monographien als Sammler genannt. So
wurden denn seine Arbeiten zum geringsten Teile ausgenutzt. Er hatte mehr
von der westaustralischen Vegetation gesehen, als irgend ein früherer Forscher
“ an ar er er gel
Ur TE u ac?) a
44 Erster Teil.
Ar
und selbst mehr als ROBERT BROWN. Trotzdem ist das, was er den Zeitge-
nossen übermittelte, recht geringfügig. Es beschränkt sich auf ein kurzes
Resume, im Schluß-Kapitel des FREYCINETschen Reisewerkes, unter dem Titel:
»Notice sur la vegetation de la Nouvelle Hollande et de la Terre de Diemen«
(l. c. IV. 327ff.). Der xeromorphe Charakter der Vegetation wird hervorge-
hoben und auf die Trockenheit als Ursache davon hingewiesen. Auch die
schwache Vertretung der Kryptogamen und die Starrheit der Gramineen findet ;
bereits Erwähnung. Sonst noch ein paar aphoristische Sammel-Listen: aber
nirgends etwas tiefer Eindringendes. 4
Robert Brown und Zeitgenossen,
In die selbe Zeit, wie das BAUDIN-PERONsche Unternehmen, fällt die Reise a
der »Investigator« unter Captain FLINDERS. Unter den Gelehrten dieser Expe-
dition befand sich ROBERT BROWN; und dadurch wurde sie für die Förderung |
der australischen Floristik, wie der Botanik im allgemeinen, bedeutsamer als z
irgend eine der vorhergegangenen Expeditionen. — Neben R. BROWN waren
F. BAUER als Zeichner und der Gärtner P. GooD als Konservator an Bord.
FLINDERS folgte den Bahnen seines Vorgängers VANCOUVER und näherte
sich der australischen Küste von Südwesten her. Am 8. Dezember ı801 lief
er im King George Sound ein; dies war der Tag, an dem ROBERT BROWN
das australische Land betrat. Der Aufenthalt dort währte bis zum 30. Dezember.
In diesen drei Wochen legte R. BROWN den Grundstock seiner riesigen austra-
lischen Sammlungen. Die ungemein reiche Flora jener Gegend ist darin vor-
züglich vertreten, allerdings fast nur durch Gewächse, die in der vorgerückten
Zeit der Jahreswende sich blühend finden lassen. R. Browns Explorationen
waren offenbar sehr eingehend. Denn sein Herbarium enthält Arten, die erst
in jüngster Zeit, genau hundert Jahre später, wiederum aufgefunden wurden
(z.B. Thysanotus pauciflorus R. Br. [Lil.)). Ä
‚Nach dem Verlassen von King George Sound segelte FLINDERS ostwärts
weiter und ankerte nur noch einmal an der westaustralischen Küste, und zwar
Lucky Bay und an verschiedenen Stellen des Recherche Archipels. Dort 5
18, Januar ı802. Es wurden
ROBERT BROWN z. B. kam west
ı. Kapitel. Geschichte. 45
Erforscher Australiens und seiner Pflanzenwelt in die überreiche Flora des Süd-
westens einführten. Als Teilnehmer der Expedition unter Capt. KınG sammelte
er nur zweimal je einige Tage (1818 2ı. Januar bis ı. Februar; 24. Dezember
1821 bis 8. Januar 1822) am King George Sound und brachte dabei ansehn-
liche Kollektionen zu stande. Auch hielt er sich Ende Januar 1821 ein paar
Stunden auf Dirk Hartogs Island auf. Neues Terrain hat er also nirgends be-
treten, aber er schildert seine Exkursionen ganz anschaulich und gibt dadurch
seinen Sammel-Berichten einen mehr als gewöhnlichen Wert. Sie finden sich
in seiner Abhandlung »A few General Remarks on the Vegetation of certain
Coasts of Terra Australis, and more especially of its north-western shores«, die
als Appendix dem Buche von Capt. KinG »Narrative of a Survey of the Inter-
tropical and Western Coasts of Australia« beigefügt ist. Manchen Aufschluß
gibt auch die Biographie aus der Feder R. HEwARDs in HOOKERs Journ. of
Bot. IV (London 1842) 231 ff.
Die Umgebung des King George Sound bildete auch des öfteren die Ex-
plorations-Basis für W. BAXTER, der im Auftrage von HENCHMAN zwischen
den Jahren 1823 und 1825 sowie ı829 Sammlurfgen von Pflanzen und Samen
anlegte.. BAXTER scheint von dort die Gegenden am Fuße des Stirling Range
besucht zu haben. Sogar im Gebiet von Lucky Bay und Cape Arid hat er
Exkursionen veranstaltet, die freilich wenig neues brachten. Einzelheiten über
seine Unternehmungen sind mir nicht bekannt geworden.
Genauer sind wir über die Forschungs-Expedition des Capt. J. STIRLING in
das Gebiet des Swan River unterrichtet, welche 1827 stattfand. Ihrem Stabe
gehörte als Naturforscher der Colonial Botanist of New South Wales an, CH.
FRASER; und nach Leschenaults flichtigem Besuche war dieser Mann der erste,
welcher die Flora am Swan River gründlicher kennen lernte und Exsikkaten
von dort mitbrachte. Er hat seine Beobachtungen niedergelegt in »Remarks
on the Botany of the Banks of Swan River, Isle of Buache, Baie Geographe
and Cape Naturaliste«; ein Artikel, der in HoOKERs Botan. Miscellany I (1830)
221—236 zum Druck gelangt ist. Aus diesem Bericht geht zunächst hervor,
daß die Expedition unter manchen Schwierigkeiten den Fluß bis zum Fuße
des Plateau-Abfalls verfolgte, daß sie also das Ziel erreichte, um das die Fran-
zosen sich vergeblich bemüht hatten. Von STIRLING erhielt der Plateau-Abfall
dort den Namen »Darling Range«, und FRASER bestieg ihn an seinem west-
lichsten Rande. FRASERs Abhandlung, die politisch sehr wichtige Folgen ge-
habt hat, ist auch für die Geschichte der botanischen Forschung in West-
Australien ganz interessant. Sie enthält lebhafte Schilderungen der Litoral-
Kalkzone, erwähnt Agonis fleruosa (Myrt.), betont die Bedeutung der Aantho-
rhoea Preissiana (Lil.) und Macrozamia (Cycad.) für die Landschaft und führt
auch die wesentlichsten Eucalyptus-Arten an, wobei allerdings irrtümliche Iden-
tifikationen mit New South Wales-Spezies störend wirken. Schließlich folgen
noch Notizen über Garden Island (Isle of Buache) und das Gebiet der Geographe
Bay. Der Bericht FRASERs geht übrigens auch ausführlich auf die Besiedelungs-
Möglichkeiten der Swan River-Landes ein und äußert sich in so uneingeschränkt
46 Erster Teil.
günstigem Sinne, daß er recht eigentlich die Ursache für die Annexion des
Gebietes für die britische Krone gewesen ist. Leider teilt sich die Überschwäng-
lichkeit FRASERs auch seinen botanischen Beobachtungen mit. Seine sehr san-
guinischen Schilderungen der Pflanzenwelt des Swan River, die von geradezu
tropischem Anblick zu sprechen wissen, stehen in sonderbarem Gegensatz zu
der recht deprimierenden Beschreibung des selben Gebietes, die sich in den
Reisewerken FREYCINETs findet. Freilich ist zu bedenken, daß hier ein Fran-
zose schreibt, dort ein Mann, der auf australischem Boden heimisch geworden
war. — FRASERs Besuch fiel in den März, also in die blütenärmste und für
floristische Studien ungünstigste Zeit des Jahres. Daraus erklärt es sich, daß
in seiner Sammlung relativ nur wenig Arten bestimmbar waren, daß also seine
Reise die spezielle Floristik des Gebietes nicht nennenswert bereichern konnte.
Ähnliches gilt von den Beiträgen, die CoLLIE brachte, der 1832 in den Küsten-
Strichen des Südwestens botanisiert hatte.
Immerhin haben FRASERSs Sammlungen insofern historischen Wert gehabt 6
als sie Gegenstand eines kleinen Artikels wurden, den ROBERT BROWN 1832
verfaßte: General View of the Botany of Swan River (Journ. Roy. Geogr. Soc.
London I. 17—2ı). Dort ist die Zusammengehörigkeit der Floren von King
George Sound und Lucky Bay mit der des Swan River ausgesprochen, für die ä
Umgrenzung der Südwest-Provinz also eine ganz wesentliche Erkenntnis zum =
ersten Male festgelegt.
Freiherr von Hügel.
Aus allem erhellt, daß nach den Reisen LESCHENAULTs und ROBERT BROWNS
die ersten drei Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts nur langsamen Fortschritt in der
Erkundung der westaustralischen Flora brachten. Darin vollzog sich ein rascher &
Wandel, als im Jahre 1829 das »Gebiet des Swan Rivers« zur britischen Kolonie
erklärt worden war, und die Besiedelung des Landes begann.
Bei der Liebe des Briten für alles, was Pflanze und Blume ist, erregte die
seltsam blütenprächtige Vegetation der neuen Heimat ein lebhaftes Interesse
bei den einwandernden Siedlern. Bald fing man an »Proben« nach Hause Zu
schicken, und von den auffallendsten Gehen fügte man auch Samen bei.
So begannen in den Kalthäusern Englands die Neulinge vom Swan River sich
zu mehren, und gewannen ihren Platz neben den älteren Australiern, die man
schon age von New South Wales bekam.
In Garten-Journalen treten westaustralische Arten nun häufiger auf. Hier 2
und da werden sie als neu erkannt und beschrieben. Noch che aber das nach
England gelangte Material eine vorläufige Zusammenstellung fand, gelangten
die Ergebnisse einer Reise zur Publikation, welche Karl Freiherr von HÜGEL
am Ende des Jahres 1833 nach West-Australien ausführte. Dieser Reisende
landete am 17. November an der Mündung des Swan River. Er untersuchte
die Inseln am Eingange des Flusses, sammelte ferner an seinen beiden Ufern
in der Gegend von Perth, und gelangte östlich bis zum Fusse des Darling |
1. Kapitel. Geschichte. 47
Ranges bei Darlington. Er blieb am Swan River bis zum 19. Dezember und
reiste dann, auf dem Seewege, weiter nach King George Sound. Dort nahm
er Aufenthalt vom ı. bis zum ı2. Januar 1833. Seine Exkursionen führten
ihn in der nächsten Umgebung des Sundes umher; er sammelte auch unweit
von Albany; dann am King River und am Kalgan River, natürlich nur am
Unterlauf dieser Flüsse. An der Bearbeitung seiner Ausbeute beteiligten sich
G. BENTHAM, E. FenzL, H. SCHOTT und namentlich ST. ENDLICHER. Die
Publikation der Ergebnisse begann 1837: »Enumeratio Plantarum quas in Novae
Hollandiae ora austro-occidentali ad fluvium cygnorum et in sinu regis Georgi
collegit Carolus liber Baro de Hügel. Vindobonae (83 S.).« Zwar ist dort nur
ein Teil der Kollektion erledigt, und wichtige Familien, wie z. B. Myrtaceae
und Proteaceae, gelangten vorläufig überhaupt nicht zur Veröffentlichung.
Trotzdem brachte die Enumeratio bereits eine große Anzahl von Novitäten.
Sie stammten vorwiegend vom Swan River, aus dessen Flora ja noch nie etwas
publiziert gewesen war. Die Ausbeute von King George Sound dagegen ent-
hielt naturgemäß nicht so viel Neues mehr.
Preiss.
Im Jahre ı838 betrat Dr. LupwıG PREISS die Kolonie, um dort natur-
wissenschaftliche Sammlungen anzulegen. An Botanik in erster Linie interessiert,
wandte er den größeren Teil seiner Zeit und Arbeit auf das Ziel, die Flora
des Landes in einer repräsentativen Sammlung zu veranschaulichen. Seine
Unternehmung ist die erste planmäßige Exploration der Pflanzenschätze West-
Australiens gewesen.
Fast das gesamte erste Jahr widmete PrEiss der nächsten Umgebung des
Swan Rivers, sowie der Litoral-Flora unweit Fremantle und (in Gesellschaft von
DRUMMOND) auf Rottnest Island. Im Bezirk von Perth sammelte er vielseitig,
nach Osten bis zu den Vorhöhen des Darling Range. Erst im September 1839
bestieg er die Höhe des Plateaus und durchforschte die Waldungen zu beiden
Seiten der Landstraße, der er bis nach York folgte. Doch kehrte er bald
zurück und besuchte im November und Dezember des selben Jahres das Gebiet
um die Geographe Bay, wo er bis südlich des heutigen Busselton vordrang.
Im folgenden Jahre zog er im März wiederum über den Darling Range bis zum
Avon-Tal und veranstaltete dort einen wichtigen Ausflug nach Norden in den
»Victoria-Distrikt« hinein, wo er bis in die »Quangan-Plains« gelangte. Dieser
Vorstoß fiel in die ungünstigste Zeit des Jahres, sodaß offenbar nur ein minimaler
Bruchteil der so reichen Flora jener Gegenden in Blüte war. Trotzdem trug
er PREISS manche seiner besten Entdeckungen ein.
Während der ersten Monate der Regenzeit von 1840 scheint PREISS nur
wenig gesammelt zu haben. Im August bereitete er seine Abreise nach Süden
vor, die ihn etwa ein halbes Jahr vom Swan River fern hielt. Vom September
ab bis in den Februar 1841 liegt sein Hauptquartier in Albany. Er sammelt
sehr gründlich in dessen ja schon besser bekannten Umgebung. Doch unter-
BB Erster Teil.
nimmt er auch Abstecher in ganz unbekannte Gebiete; einmal auf der neu er-
öffneten Poststraße nach Nordwesten, bis in die Gegend des Gordon Rivers,
dann (im November 1840) nach Cape Riche, wo er eine ganz besonders große
Menge von Novitäten auffand.. Am Ende der Trockenzeit von 1841 finden wir
ihn wieder am Swan River; doch sammelte er noch einige Monate, um, wie
es scheint, namentlich seine kryptogamischen Exsikkaten zu vervollständigen.
Im Jahre 1842 kehrte er nach Deutschland zurück.
Die Kollektion von Dr. L. PREISS war weitaus die umfangreichste, die je in
West-Australien angelegt worden war. Mit ihren 2718 Nummern ist sie bis
heute nur von den DRUMMONDschen und DIELSschen Sammlungen übertroffen
worden. Wertvoller aber als ihr Umfang war die Ausstattung, die ihr PREISS
zu geben verstanden hatte. Er hat damit eine bewundernswerte Arbeit geleistet.
In ihrer Auffassung wissenschaftlicher Bedürfnisse eilte sie ihrer Zeit voraus;
und daran lag es, daß sie jahrzehntelang nicht völlig ausgenutzt worden ist.
Aber zu deskriptiven Zwecken wenigstens kam sie bald zu allen Ehren. Sie
war die erste Sammlung aus West-Australien, die durch Verteilung in mehreren
der europäischen Herbarien zugänglich wurde. Sie war auch die erste, deren Eti-
ketten sorgfältige Angaben über Standort und Fundzeit, über die Verhältnisse
es Vorkommens und die Farbe der Blüten trugen. Sie war endlich die erste,
welche eine vollständige und meist vortreffliche Bearbeitung in relativ kurzer
Frist erfuhr. Es ist das Verdienst von CHR. LEHMANN, dieses Werk mit seinen
Mitarbeitern (ENDLICHER, NEES voN ESENBECK, G. Kunze, A. BRAUN, HAMBE,
E. FRIES, OÖ. W. SONDER, MEISNER, BUNGE, BARTLING, SCHAUER, DE VRIESE,
REISSEK, MIQUEL, STEUDEL) in dem Zeitraum von fünf Jahren zu Ende geführt
zu haben. Das Buch erschien unter dem Titel »Plantae Preissianae« in 2 Bänden,
Hamburg 1844—1847, und zeigt die Erfolge der Preissschen Expedition in
klarer Beleuchtung. Die bedeutendsten Fortschritte brachte es für die Familien,
welche von den englischen Autoren bisher vernachlässigt geblieben waren, wie
z. B. der Myrtaceen. Als besonders ergiebig an Neuheiten erwiesen sich natürlich
die von PREISS zum erstenmal explorierten Gegenden, wie das Hinterland des
Avon-Gebietes, wie das System des oberen Gordon Rivers, die Umgebungen
von Cape Riche.
1. Kapitel. Geschichte. 49
James Drummond und Zeitgenossen.
Es wurde schon auf die Belebung der botanischen Exploration West-
Australiens hingewiesen, die von den ersten weißen Ansiedlern der weltfernen
Kolonie ausging. Die fremdartige Natur des Landes, die diese Leute kennen
und nutzen lernen wollten, trat ihnen in der Pflanzenwelt am liebenswürdigsten
entgegen. Es war eine Flora an Formen und Farben gleich bewundernswert,
die sie umgab. Kleine Herbarien wurden angelegt, Orchideen und Immortellen
gesammelt, wie es noch heute in so vielen Häusern und Farmen West-Australiens
Brauch ist. Auch fehlte es schon in den ersten Jahren der jungen Siedelung
nicht an tiefer gehendem Interesse. Von 1830 bis zu ihrem 1843 erfolgten
Tode war die Gattin des Captain MoLLoy, am Vasse-River ansässig, unablässig
um die Flora ihres neuen Wohnortes bemüht. Ihre mit liebevoller Sorgfalt
aufgelegten und ganz verständnisvoll kommentierten Sammlungen bilden noch
jetzt eine Zierde einiger Herbarien, denen sie durch LINDLEYS Vermittelung
zugeführt wurden. Auch in der Flora Australiensis finden sie öfters Er-
wähnung.
Mit dem allerersten Anfange der westaustralischen Kolonie ist auch der Name
JAMES DRUMMOND verknüpft. Das ist der Mann, der an Bedeutung für die
floristische Erschließung West-Australiens alle seine Vorgänger übertrifft. Ja,
dem bis zum heutigen Tage niemand gleich gekommen ist an intimer Vertraut-
heit mit der Pflanzenwelt jenes Gebietes.
DRUMMOND war vor seiner Auswanderung zum Swan River Garten-Inspektor
in Cork, Irland, gewesen und als solcher vorgebildet für floristische Betätigung.
Auch sein Bruder Thomas hat sich ja durch botanische Sammel-Reisen in
Nord-Amerika bekannt gemacht. So war er gewissermaßen prädestiniert für
die Rolle, die ihn in der neugewählten Heimat erwartete. Als einer der ersten
Emigranten betrat er im Jahre 1829 die unwirtliche Küste des weglosen Landes.
Er half das Swan River Settlement gründen. Jede Not der jungen Kolonie hat
er mit durchgekämpft. Aber alle Mühen und alle bitteren Erfahrungen ver-
mochten ihn nicht seiner floristischen Lieblings-Neigung zu entfremden. Mit
seltener Hingabe und wahrer Begeisterung hat er sie gehegt bis an sein Ende.
Früh schon war er nicht nur in der Südwest-Provinz, sondern auch in den
dürren Grenzlandschaften, die bereits der Eremaea zugehören, mit allem, was die
Pflanzenwelt hervorbringt, besser bekannt, als irgend jemand zuvor oder nachher.
Noch gegenwärtig wissen die alten Leute, die ihn gekannt haben, zu erzählen,
wie völlig er aufgehen konnte in seinem Botanisieren; wie er auf seinen Ritten
eine Pflanze, wenn sie es ihm wert dünkte, tagelang in der Hand trug, um sie
unversehrt zu seinem Lager zu bringen; wie er von jedem unscheinbaren Kraut
Namen, Art und Verwendung zu sagen wußte. n
Es ist sehr schwierig, den äußeren Gang der Tätigkeit DRUMMONDS im
einzelnen zu verfolgen. Seine enormen Sammlungen sind nicht etikettiert. Ihre
Numerierung ist unzuverlässig, und die einzelnen Sätze entsprechen sich in den
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien, 4
Mo.Bot.Garden
1906 =
50 Erster Teil.
Ziffern nicht immer.’) Bei der Sortierung und Verteilung der Exsikkaten kam
mancherlei Störung und Verwirrung vor, wie es sich in jener Zeit eben nicht gut
vermeiden ließ, als der Verkehr West-Australiens mit der Außenwelt von allen
möglichen Zufälligkeiten abhing. Kurz, man weiß niemals, wo eine DRUMMOND-
sche Pflanze gesammelt ist; und nur in wenigen Fällen gelingt es, durch °
literarische Mittel wenigstens annähernd die Heimat festzulegen.
DRUMMOND selbst hat nur Kleinigkeiten veröffentlicht. Aber viele Briefe 4
und Journale, die er an Sir W. HoOKER gesandt hat und die im Kew_Herbarium E
noch jetzt aufbewahrt werden, gelangten in ihren wichtigeren Teilen zur Publi- =
kation. So enthalten HooKERS Journal of Botany Bd. II (1840), London Journal
of Botany Bd. II (1843), Journal of Botany and Kew Miscellany (gewöhnlich als
Kew Journal zitiert) I (1849), IV (1852), V (1853) die bedeutsamsten Nachweise
über DRUMMONDSs Tätigkeit. Sie bilden die einzigen Quellen, die von seinen
Reisen wenigstens einige Daten sicher stellen.
Zur Zeit, als die Korrespondenz beginnt (1839), treffen wir DRUMMOND an-
sässig in Toodyay am Avon. Offenbar aber war er schon vorher in der Kolonie
ziemlich weit umhergekommen und hatte wenigstens die weitere Umgebung des
Avon Rivers bis nach Quangan hin gründlich exploriert. Außerdem weilte er
häufig am Swan River unten und an der Küste selbst, so daß ihm die ganze
Strecke zwischen Avon und Swan mit all ihrer floristischen Vielseitigkeit ver-
traut war.
Der erste publizierte Brief (Journ. of Botan. I [1840] 343 ff.) schildert an-
schaulich die Flora der kalkigen Strandzone, die Vegetation des sandigen Vor-
landes, den Wechsel, der sich an den Vorhügeln des Plateaus vollzieht und
endlich die Pflanzenwelt des Oberlandes, wie sie an der Straße nach dem Avon
sich darbietet.
Die folgenden Artikel beziehen sich auf die Binnenlands-Flora des Avon-
Systems, auf die Pflanzen, die man am »Salt-River« trifft; sie sprechen auch
bereits von den Sandebenen, die sich ostwärts weit in die Ferne erstrecken.
‚ Im September ı839 befindet sich DRUMMOND in Gesellschaft von PREISS
auf Rottnest Island. Die kurze Skizze der Vegetation dieser Insel ist reich an
interessanten Zügen.
5 Im Jahre 1840 wurde im Oktober eine Reise zum King George Soun
überland ausgeführt, wo um die selbe Zeit auch PREISS botanisch tätig war. Der
Bericht über diese Reise läßt sich auf Einzelheiten nur wenig ein, doch spric
vieles dafür, daß DRUMMOND in der unmittelbaren Umgebung des King George
Sound verhältnismäßig nicht sehr gründlich gesammelt hat. we:
1842, am Beginne eines sehr nassen Winters, zog er an der Westküst
entlang zum Vasse River und südwärts, in erster Linie, um sich eine eigene
Anschauung der dort endemischen Dasypogon-Art (Lil.) zu verschaffen, di er
dann D. Hookeri taufte. Es ist ein ziemlich eingehender Brief, der diese Vase
= Über die Verwirrung der Kollektionen DrumMmonns selbst in Kew and London vergleiche
SPENCER MOOREs Notiz in Journ, of Botan, XL (1902) p. 29, 30
2 + .
gr
1. Kapitel. Geschichte. 5l
Reise behandelte (London Journ. of Bot. I [1843] 167 ff.), bedeutsam’ durch
die nähere Schilderung jener merkwürdigen Pflanze und persönlich interessant
durch die Mitteilung, daß DRUMMOND Gast des MorLLovschen Hauses war.
Von den folgenden Jahren haben wir wenig Nachrichten. Etwa um das
Jahr 1847 fällt das kühne Projekt, vom Swan River südostwärts vorzudringen,
womöglich bis zur Südküste, die etwa bei Lucky Bay erreicht werden sollte.
Leider hat DRUMMOND nur den Beginn seines Planes ausführen können: schon
etwa ısokm vom Swan River befiel ihn eine heftige Augenentzündung, die
gebieterisch die Heimkehr forderte,
1848 (Kew Journ. of Bot. I [1849] 247—249) finden wir DRUMMOND in Cape
Riche, wo er für mehrere Wochen die Moırsche Farm zum Ausgangs-Punkt
sehr wichtiger Untersuchungen machte. Seine Briefe sprechen von Exkursionen
nach den Perongerup Hills und auf die Berge des Stirling Ranges. Von einem
Zuge nach Osten erwähnen sie nichts, doch hat mir Mr. MoiIr mitgeteilt, daß
DRUMMOND damals, von (dem später selbständig sammelnden) MAXWELL be-
gleitet, ostwärts über Bremer Bay, West Mount Barren und Middle Mount Barren
bis zu dem Berge vorgedrungen sei, der als der östliche Pol seiner Reisen
Mount Drummond genannt worden ist. Man muß bedauern, daß wir von diesen
Explorationen keine direkten Nachrichten DRUMMONDSs besitzen. Schon die auf
den Stirling Range bezüglichen Abschnitte sind sehr kurz gehalten.
m die Mitte des Jahres ı850 trat DRUMMOND Seine größte und erfolg-
reichste Sammel-Reise an, die ihn zum erstenmal den Norden der Südwest-
Provinz kennen lehrte. Er zog vom Avon zum Moore River, um einigen
Aufenthalt in Dandaragan zu nehmen. Von diesem Platze wandte er sich küsten-
wärts zum Hill River. Mount Lesueur gab lohnende Ausbeute. Von da an war
der Kurs streng nördlich. Die litorale Kalkzone wurde gestreift, Irwin- und
Greenough River passiert und endlich an den Geraldine-Minen der Murchison
River erreicht.
Bei der feindseligen Haltung der Eerorbofenen war die Expedition beständig
von Gefahr bedroht und mit vielen Widerwärtigkeiten verknüpft: erst nach
ı8 Monaten, Ende 1851, kehrte sie nach Hause zurück. Unter diesen Um-
ständen fielen die gewonnenen Sammlungen quantitativ nicht sehr bedeutend
aus. Aber sie waren ganz hervorragend reich an Novitäten und an Schönheit
allen früheren überlegen. »They are indeed rather a selection than a collection«,
sagt W. HOOKER davon. In DRUMMONDs Bericht über seine Funde (Kew Journ.
of Bot. V [1853] ıı5ff.) zittert noch etwas von dem Enthusiasmus nach, in den
ihn diese unerwarteten Erfolge versetzten. Die Beschreibung der aufgefundenen
Schätze hat mehr noch wie sonst etwas greifbar Plastisches: man kann heute,
wenn man jene Gegenden gesehen hat, fast hinter jede Notiz den zugehörigen
Namen schreiben, so frisch und klar ist jede Gestalt gezeichnet. Die Fülle an
Leguminosen, Myrtaceen und Proteaceen, welche diesen Gebieten zwischen
Moore und Murchison River ihren Zauber verleihen, tritt in voller Größe hervor.
Nach der bedeutenden Unternehmung von 1850/31 werden die Nachrichten
DRUMMONDs kärglich. In Kew Journ. of Bot. V (1853) 312 ff. geht er noch
4*
isn Be al anna
52 Erster Teil.
auf einige Streifzüge östlich vom Moore River gegen die Wangan Hills ein.
Es ist ein Gebiet, wo seit jenen Tagen nie wieder jemand botanisiert hat, und
man wünschte, die Mitteilungen DRUMMONDs möchten etwas weniger knapp
gehalten sein.
Unter den Botanikern, die West-Australien erschlossen haben, war DRUM-
MOND der erste »Colonial« und er ist bis auf unsere Tage der einzige geblieben.
Fünfzig Jahre hat sein Beispiel in dem jungen Lande seines Wirkens kaum
einen Nachahmer gefunden, aber es bleibt in alle Zukunft ein Vorbild für
jeden Sammler und Forscher, den das Land noch hervorbringen wird. 3
Ein sonderbarer Zufall hat die gründlichsten Leistungen zur floristischen
Erforschung des Landes im letzten Jahrhundert zeitlich so nahe zusammen-
fallen lassen, daß DRUMMOND und PREISS sich begegneten und Tage gemein-
schaftlicher Tätigkeit verleben durften. Und diese Fügung konnte sich um so
folgenreicher gestalten, als in jenen beiden Männern vollendete Gegensätze “=
verkörpert waren: PREISS ein im alten Europa gut geschulter Gelehrter, stets
darauf bedacht, das Chaos des oberflächlich Bekannten zu klären und zu
sichten; selten dazu aufgelegt, neues Gelände zu erobern, aber jede Pflanze
seiner Sammlung nach Standort und Datum sorgfältig verzeichnend, wie 8
niemand vorher in West-Australien gethan; DRUMMOND dagegen der echte ;
»Bushman«, stets im Sattel, am liebsten auf ungebahnten Pfaden in der Wildnis,
vor allem Neues suchend, von jeder neuen Art beglückt, mit scharfem Blick
für Unterscheidung begabt, aber nach allem sonst erst in zweiter Linie fragend:
der echte Sammler, aber kein solcher, der gern registriert oder Ordnung hält.
So müssen denn die zahllosen Raritäten und Unica seiner Kollektionen, alle
die Formen, die nach ihm noch nie wieder gesammelt worden sind, für die
geringe Ausbeute entschädigen, die die anspruchsvollere Pflanzengeographie
darin findet, wenn sie nach den Zusammenhängen der Erscheinungen fragt. 2
Wohl läßt sich auch in dieser Hinsicht gar vieles daraus lernen: aber dann
muß man das Land etwas kennen und DruUmMMoNDs Berichte zu benutzen ver- |
stehen. Bi
Diese Berichte sind wie erwähnt in HooKErs Journalen niedergelegt; einige
wurden auch in der Zeitung »Enquirer« (1843) publiziert, die zu jener Zeit in Perth
erschien. Überall darin finden sich wertvolle Angaben über Lebensweise und =
Tracht der Charakter-Pflanzen. Auch Bemerkungen allgemeinerer Natur, wie 3
über Polychroismus der Blüten bei westaustralischen Arten, über Standorts
Modifikationen, über edaphische Einflüsse u. ähnl. sind eingeflochten. Alles,
was den Farmer an der wilden Vegetation interessiert, ist an bevorzugter Stelle
zur Darstellung gebracht. Endlich wird über Verwendung und Benennung bei ©
2 ee berichtet, was schon heute gar nicht mehr beobachtet werden A
onnte, ag
In ihrer Verwertung für die Wissenschaft fanden die Sammlungen DRUM
en die größten, die je in West-Australien zusammengebracht worden
sind — kein so günstiges Schicksal, als sie es verdient hätten. Anfangs schien
alles gut zu gehen (s.u.). Bald aber mußte der Sammler mit Bitternis erleben, 2
1. Kapitel. Geschichte. 535
daß in den »Plantae Preissianae« vieles zuerst veröffentlicht erschien, was er
schon vor Jahren nach Europa gesandt hatte. Ohne einheitlichen Plan wurde
die Beschreibung und Publikation seiner Ausbeute an verschiedenen Stellen ')
aufgenommen und zersplitterte sich schließlich vollständig; zu einem gewissen
Abschluß gelangte sie erst, als BENTHAM in der »Flora Australiensis« die in
Kew vorhandenen relativ vollständigen Sammlungen zur Bearbeitung brachte.
Immerhin ist auch dabei nicht alles endgiltig erledigt worden und es liegen
noch gegenwärtig Exemplare von DRUMMONDs Hand in den Herbarien, die bis
auf diesen Tag unbeschrieben oder wenigstens unverstanden geblieben sind.
Nur zwei Schriften unter den zahlreichen zerstreuten Publikationen, welche
auf DRUMMONDsches Material eingehen, beanspruchen nähere Betrschiäcen, da
sie für die Entwicklung unserer Kenntnisse von West-Australiens Flora allge-
meine Bedeutung besitzen: das ist LINDLEYs »Sketch of the Vegetation of
the Swan River Colony« und BENTHAMs »Flora Australiensis«.
J. LivpLevs Arbeit »A Sketch of the Vegetation of the Swan River Colony«
erschien 1839 in London als »Appendix to the first twenty-three Volumes of
Edwards Botanical Register« zusammen mit einem General-Register für diese
Zeitschrift.
Die Skizzierung der Vegetation konnte damals natürlich noch wenig ein-
gehend sein. Das Verdienst der Arbeit liegt auch nicht in der Schilderung
des pflanzengeographischen Charakters des Landes, sondern in der Aufzählung
von 283 neuen z. T. sehr wichtigen Arten, die im Text diagnostiziert und kurz
von systematischem und gärtnerisch-ästhetischem Standpunkte aus gewürdigt
werden. Die Gattung Eremaea (Myrt.), die vielumstrittene Bybdlis grgantea u.
v.a. finden sich hier zuerst beschrieben. Neun fast sämtlich sehr gelungene
(kolorierte) Tafeln gereichen der Abhandlung zur Zierde.
Das Material für diese zahlreichen Novitäten hatte im wesentlichen die erste
Sammlung geliefert, welche von J. DRUMMOND eingetroffen war. Für die Nutz-
barmachung seiner Kollektionen schien also ein vielverheißender Anfang ge-
macht. Leider aber entsprach, wie erwähnt, der weitere Verlauf der Dinge
nicht dem aussichtsvollen Beginn, und erst in Benthams »Flora Australiensis«
fanden sich all die zerstreuten Resultate des DRUMMONDschen Lebenswerkes
wieder zusammen.
BENTHAMs großes Werk, die »Flora Australiensis«, 1863 begonnen und
1878 abgeschlossen, enthielt, indem es den ganzen Kontinent umspannte, die
erste und bis jetzt einzige systematische Darstellung der westaustralischen Flora.
Neben den Beiträgen aller Früheren und Späteren tritt DRUMMONDs unerreichtes
Verdienst um diese Flora nun erst, nach einem Menschenalter, in helles Licht.
Über BENTHAMs Flora Australiensis ist längst von berufener Seite geurteilt
worden. Aber erst wer das Werk monatelang benutzt hat in stetem Vergleich
mit der Natur, von der der Verfasser niemals etwas lebendig sah, der wird die
Größe der Leistung voll zu ermessen imstande sein. Es ist zweifelhaft, ob je mit
1) Wertvolle Beiträge lieferten besonders MEISSNER und TURCZANINOW (vgl. Literatur).
”
54 Erster Teil.
glücklicherem Takt eine entlegene Flora, nur auf Grund von Herbarstudien,
dargestellt worden ist. Was speziell die Behandlung West-Australiens betrifft,
so sind mir nur wenige Familien bekannt geworden, welche aut Grund neuerer
Ergebnisse oder noch ausstehender Untersuchungen wesentlicher Umgestaltungen
bedürftig scheinen. Dringlich möchte ich eine neue Bearbeitung nur für die E
Stylidiaceen halten, deren seiner Zeit unbefriedigende Gliederung übrigens von
BENTHAM selbst gefühlt und ausdrücklich hervorgehoben wurde. Des weiteren
habe ich bereits bemerkt, daß die »Flora Australiensis« den Ergebnissen der
»Plantae Preissianae« (5. 48) nicht im wünschenswerten Maße Rechnung trägt,
meist aus äußeren Gründen, — Mangel des Materials in den englischen Samm-
lungen usw. — wie sie leider den Wert mühevoller Arbeiten noch immer so
oft beeinträchtigen. | =
schen Kolonial-Floren — ist die Vernachlässigung der Standorts-Angaben. In 54
dieser Hinsicht hat besonders West-Australien dort stark gelitten. “Unzählig =
oft erscheint als Örtlichkeit der DRUMMONDschen Exsikkaten einfach »Swan
River«, womit früher nicht nur jener Fluß, sondern das ganze Settlement, also
floristisch höchst ungleichartige Gebiete bezeichnet wurden. Das veranlaßt
also völlig verkehrte Vorstellungen. Anderseits sind die schr gewissenhaften
Notizen der »Plantae Preissianae« überaus willkürlich behandelt und durch ein-.
fache Koordination mit anderen Zitaten vielfach ganz irreleitend gemacht worden. :
Nimmt man dazu die Verworrenheit der Etikettierung bei Sammlern wie OLD- a
FIELD, die Unsicherheit der Angaben schon in ROBERT BROwNs Kollektionen,
so kommt man zu dem Ergebnis, daß die intimere Pflanzengeographie West-
Australiens von den Nachweisen der »Flora Australiensise nur mit Vorsicht
Gebrauch machen kann und in leider allzu zahlreichen Fällen ganz von ihr im
Stiche gelassen wird. =
Trotz alledem braucht nicht gesagt zu werden, zu wie großem Danke auch
die westaustralische Pflanzengeographie stets der »Flora Australiensise von
BENTHAM verpflichtet bleibt für das systematische Fundament, auf das sich ihre
Arbeiten nun so sicher aufbauen können. 2
Daß DRUMMONDSs grundlegende Materialien vollständig zuerst in der »Flora
Australiensis« zugänglich gemacht wurden, war der Grund für uns, an dieser =
sich aber rühmliche Verdienste erwarb um die Geographie von Gegenden, di
selbst heute noch zu den wenig erschlossenen gehören.
Es.ist J. S. ROE, der erste Chef der westaustralischen Landesaufnahme.
land West-Australiens einnehmen. Er gelangte ostwärts etwa bis Lake Brown. =
Umfassender gestaltete sich seine Reise von 1848/49, die das von DRUMMOND
1. Kapitel. Geschichte. 55
geplante Projekt, vom Avon die Südostküste zu erreichen (s. S. 51) verwirk-
lichte, und den Namen von ROE berühmt gemacht hat unter den älteren Pio-
nieren der Exploration Australiens. ROE ging im September aus von York
am Avon, erreichte den Pallinup River im Oktober und wandte sich ostwärts
zum Bremer Range. Ein weiteres Vordringen binnenwärts erwies sich bei dem
Mangel an Wasser und der dichtbuschigen Natur der Vegetation als untunlich.
ROE sah sich gezwungen, seinen Weg wieder den küstennäheren Gebieten zu-
zuwenden; er zog rein ostwärts weiter, bis er zum Russell Range gelangte, der
an seinem südöstlichen Ende Wasser und Gras darbot. Von dieser Kette aus
trat ROE die Rückreise an. Er hielt sich unweit der Küstenlinie, erforschte die
Tal-Bildungen dieses Gebietes und erreichte Ende Januar 1849 den King George
Sound.
ROE hat auf seinen beiden Reisen Pflanzen gesammelt. Zum Teil sind sie
an ENDLICHER in Wien gelangt und von ihm beschrieben worden — aber
deren Zahl ist gering. Einige andere befinden sich aus der Sammlung Sir W.
Hookers im Kew Herbarium, ebenfalls nicht viele. Endlich liegt ein Teil der
Exsikkate von ROE im Western Australian Museum zu Perth. Doch waren sie
zur Zeit meines dortigen Aufenthaltes noch unzugänglich, ich kann also über
Umfang und Provenienz dieser Partie nichts mitteilen.
Einen sehr dankenswerten Bericht über seine zweite Reise hat ROE in HOOKERS
Kew Journ. VI und VII (1854. 1855) veröffentlicht. Diese Abhandlung ist pflanzen-
geographisch recht beachtenswert, weil, wie erwähnt, der größte Teil des von
ROE durchzogenen Gebietes auch heute noch botanische terra incognita ist.
In die zweite Hälfte von DRUMMONDs Wirksamkeit fällt der Besuch von
Dr. W. H. Harvey in West-Australien. Der berühmte Phykolog hielt sich im
Jahre 1854 mehrere Monate dort auf, im wesentlichen mit der Erforschung der
prächtigen Algenflora an den Küsten von King George Sound und des Swan
River-Gebietes beschäftigt. Ein paar kurze Briefe über seinen Aufenthalt fan-
den in Hookers Kew Journal VI (1854) und VII (1855) Aufnahme. Sie ent-
halten nichts Neues von Belang. Einige bei Cape Riche und auf der Über-
land-Reise zwischen King George Sound und Swan River gesammelten Phanero-
gamen sind nicht ohne Interesse; sie werden in BENTHAMs Flora Australiensis
zitiert ER
Nach den Zeiten von DRUMMOND und ROE führt der weitere Fortgang der
floristischen Erschließung West-Australiens zu einer Periode, die durch die Wirk-
ei FERDINAND vON MÜLLERS ihr a erhält.
_ Ferdinand von Müller und seine Korrespondenten.
FERDINAND VON MÜLLER hat das südwestliche Australien zweimal besucht.
Beide Mal konnte er sich nur einige Wochen dort authalten. Aber seine
Kenntnis der floristischen Verhältnisse des Landes und die Vertrautheit mit dem
Stande seiner Erforschung befähigte ihn, die kurze Zeit, die ihm gegeben war,
BREI Ä HAN l NE
56 Erster Teil.
nach Möglichkeit auszunutzen. Daher wählte er im Jahre 1867 King George
Sound zum Ausgangspunkt seiner ersten Reise. Er wußte, daß kaum irgend-
wo sonst in West-Australien die verschiedenen Abstufungen seiner Flora so
nahe zusammenrücken als dort. Hier studierte er die Waldungen und feuchten
Buschbestände um Albany selbst und bei Wilsons Inlet. Auf den Perongerup-
Bergen, wo seit Drummond kaum jemand Pflanzen gesammelt hatte, sah er
einen der Glanzpunkte südlicher Waldlandschaft. Später legte er sein Stand-
quartier nach Kendinup, um die so artenreichen Gebüsche des Stirling Range
bequemer erreichen zu können. Er bestieg das Gebirge bis zu den höchsten
Gipfeln. Auch versäumte er nicht, die weiten Sand-Flächen an ihrem Nord- |
fuße zu untersuchen, wo der Charakter der südöstlichen Sandheide sich schon 1
so vollkommen ausprägt. a
Der zweite Besuch, der in das Jahr 1877 fällt, wurde unter den Auspizien
ns }
ME neh Fe nd ne a lisa ERIRR }
der westaustralischen Regierung unternommen. Der erste Teil scheint den
nördlichen Landschaften gewidmet gewesen zu sein, deren Reichtum aus
DRUMMONDs Schilderungen bekannt war, und den F. v. MÜLLER selbst bei der
Bearbeitung der OLDFIELDschen Ausbeute erfahren hatte. Arrowsmith River, =
Irwin River, Greenough River wurden längs der alten Straße berührt, welche
mitten durch die blumigen Sandheiden hindurch führt. Von Champion Bay
aus ging es über Northampton zum Murchison River und über unendlich öde 4
wasserlose Flächen weiter nordwärts bis zur Sharks Bay, wo bei Freycinet
Harbour das äußerste Nord-Ende der Südwest-Provinz erreicht wurde. Von dort
wandte sich die Reise zurück zum Swan River; es folgte eine kurze Fahrt bis 2
jenseits des Darling Ranges in die Gegend des Avon-Tales und schließlich ein
Abstecher zum Südwesten. Hier weilte F. v. MÜLLER einige Zeit am Preston & |
River und besuchte endlich die schönsten Teile der Südküste bis zum Shannon
River. Dabei wurden einige Neuheiten gefunden, die zu den ausgeprägtesten E
Ombrophyten der Flora gehören. a
Auch die übrigen von F. v. MÜLLER besuchten Gegenden hatten ihm einzelne
neu zu beschreibende Arten geliefert oder Ergänzungen zu den vorhandenen
Diagnosen gebracht. Immerhin war ihre Zahl nicht beträchtlich. Weit größer
ist die Bedeutung seiner Reisen durch ihre mehr persönlichen Seiten. Sie 4
machten ihn vertraut mit dem Heimat- : |
|
lesen, die seine letzte kurze Schilderung westaustralischer Vegetation beschließen;
: b4 . Br “ 2 Pe
sie muten einen an wie der Abschied von einem liebgewordenen Freundeskreis:
1. Kapitel. Geschichte. 57
Es ist bekannt, daß F. v. MÜLLER die Begeisterung für seine Ziele jedem
nur irgend Empfänglichen mitzuteilen wußte. Und darin liegt ein anderes Moment,
das seinen Reisen nach West-Australien für die botanische Erschließung des
Gebietes noch nachwirkend hohe Wichtigkeit gab. Wo er hinkam, hat er auf
Wunder der Natur zu achten gelehrt, die man übersehen oder nicht verstanden
hatte. Manche brauchten nur einen leisen Anstoß, um eigene Neigungen für
die Wissenschaft nutzbar zu machen. Andere wieder sammelten rein aus Ge-
fältigkeit, aus Achtung vor MÜLLERS Persönlichkeit. Viele jedenfalls sandten
ihm, so gut sie konnten, die Erträgnisse ihrer Streifzüge durch den Busch. Er
war auch im fernen Westen die botanische Autorität Australiens, und noch
heute lebt die Erinnerung an den »Baron« im ganzen Lande, bis zu welt-
entlegenen Farmhöfen, wo er einst ein paar Stunden als Gast geweilt hat.
F. v. MÜLLER war unermüdlich, auch die kleinste Gabe an ihren rechten
Platz zu stellen. Und so nimmt er unter den Bearbeitern auch der west-
australischen Flora einen der vornehmsten Plätze ein. Das Herbarium, das er
in Melbourne zusammengebracht hat, besaß keine Pflanze aus West-Australien,
als er begann, es anzulegen. Jetzt ist es vielleicht das reichste der Welt an
Repräsentanten dieser Flora. Schon im ersten Bande seiner Fragmenta ver-
öffentlicht F. v. MÜLLER einige davon als neu für die Wissenschaft. Namentlich
die Ausbeute von MAXWELL, den er nach West-Australien gesandt hatte, im
Südosten des Landes, und die Kollektionen von OLDFIELD im Nordwesten der
Südwest-Provinz im Mündungs-Gebiet des Murchison Rivers boten viel Stoff
für deskriptive Arbeit, deren Erträge in den Fragmenta niedergelegt wurden,
bis sie in BENTHAMS Gesamt-Darstellung einverleibt werden konnten. Noch
während der Abfassung der Flora Australiensis jedoch mehrte sich die Zahl seiner
westaustralischen Korrespondenten (s. S. 59) bedeutend, so daß auch die späteren
Bände der Fragmenta und noch die letzten Publikationen F. v. MÜLLERs Neu-
heiten aus dem Gebiete enthalten. Zu einem großen Teile konnten übrigens
die seit 1880 eingehenden Sammlungen nicht mehr erledigt werden; sie liegen
noch heute unbestimmt in dem National Herbarium zu Melbourne.
Neben den eklektischen Beiträgen, die in den »Fragmenta« publiziert sind,
hat F. v. MÜLLER noch eine ansehnliche Reihe geschlossener Aufsätze verfaßt,
die sich auf gewisse Bezirke West-Australiens beziehen. Einige betreffen den
tropischen Anteil des Landes; von denen soll hier abgesehen sein. Von un-
mittelbarer Bedeutung dagegen ist für uns seine Aufzählung der Gascoyne River
Flora (The Plants indigenous around Sharks Bay and its vicinity. Perth 1883),
die den Ertrag von J. FORRESTS Sammlungen festlegt, aber auch die früheren
Autoren berücksichtigt und die Ergebnisse von F. v. MÜLLERS eigener Reise
enthält. Dieser Katalog war nicht ohne pflanzengeographisches Interesse; denn
er zeigte, daß sich im ferneren Hinterlande der Sharks Bay keine südwestlichen
Züge mehr in der Vegetation nachweisen lassen.
Gleichfalls beachtenswerte Ergebnisse lieferte die Bearbeitung der Ausbeute
von E. GILES, der mit seinen bahnbrechenden Reisen im innersten Australien
so hohen Ruhm gewonnen hat. Botanisch am ergebnisreichsten war die Ex-
58 Erster Teil.
pedition von 1875. Im August passierte GILES mit seinen Begleitern die Grenze }
zwischen Süd- und West-Australien. Der Kurs war fast genau Ost-West. Nach 4
pflanzenreiche Sandflächen bei Ularring und am Mount Churchman und ge- 4
dangten im November bei Perth an die Küste. Im folgenden Jahre, 1876, tr
GILES die Rückreise an, die vom Oberlauf des Murchison River ihren Ausgang
nahm, die Quellen des Ashburton festlegte, dann etwa zwischen dem 25° und
24° s. Br. sich in östlicher Richtung bewegte und etwas südwärts von Lake
Amadeus die Grenzen der Kolonie verließ.
Über den Vegetations-Charakter des gewaltigen von diesen Expeditionen
durchzogenen Gebietes enthält GILES’ Reisewerk »Australia twice traversed«
London 1889, manche wertvolle Angaben, freilich durchweg sehr allgemei
Charakters. Die Arten-Liste gab F.v.MÜLLER im » Journal of Botany« XV (1877)
269 ff. Sie schob für eine große Zahl von Species die Arcal-Grenzen weit nach
Westen vor und ist dadurch ein wichtiges Dokument für das pflanzengeogra;
phische Verständnis der australischen Flora geworden.
In der gleichen Richtung wichtig, bedeutungsvoll für die Analysierung
Eremaea-Flora, erweist sich eine der letzten Arbeiten, die wir F. v. MÜL
verdanken: die mit Prof. TATE gemeinsam unternommene Publikation der von
HELMS auf der ELDERschen Expedition gesammelten Arten. Es wurde eine
vollständige Liste dieser wichtigen Kollektion gegeben (in Transactions of th
Royal Society of South Australia XVI 333—383). Leider aber ist diese Be- :
arbeitung weniger eingehend und die Bestimmungen weniger zuverlässig, als
man es von den übrigen Arbeiten F. v. MÜLLERS gewohnt ist.
‘© Für die Pflanzen-Geographie West-Australiens und für die ökonomischen
Probleme, die seine Vegetation bietet, ist keine Arbeit F. v. MÜLLERs wichtige
als sein »Report on the Forest Resources of Western Australia«, London 18;
Hier sind zum erstenmale die wesentlichen Baumarten des Landes, meist Spe
von Eucalyptus, trefflich definiert, in guten Abbildungen veranschaulicht un
nach ihren Lebens-Verhältnissen und ihrem praktischen Werte ausführlich a
schildert. Es bedeutete das Erscheinen dieses Werkes einen beträchtlichen
Fortschritt gegenüber den vielfach noch unklaren Diagnosen und der völli
späteren Darstellungen der Waldungen West-Australiens. Gleichzeitig deut
er zum ersten Mal die Linien an, welche für die pflanzengeographische Glied
rung der Südwest-Provinz als maßgebend zu betrachten sind.
wichtige Gruppen der australischen Vegetation dargestellt hat: Eucalyptis, =
Acaciq, die Myoporaceae und Chenopodiaceae. Sie alle sind zum Studium auch i
der westaustralischen Vegetation unentbehrlich. Umfangreiches Material, vol
den Pionieren der australischen Forschung auf gefahrvollen Reisen gesammelt, ist
1. Kapitel. Geschichte. 59
darin zum ersten Mal gesichtet und allgemein zugänglich gemacht. Namentlich
für die Flora des Binnenlandes lieferten sie ungemein wichtige Aufschlüsse.
Es würde hier zu weit führen, noch tiefer in Einzelheiten einzugehen. Ein
Blick auf die lange Liste der Publikationen zeigt ja den Umfang der Tätigkeit,
die F. v. MÜLLER auch der westlichen Hälfte Australiens zugewendet hat. Er
stand mit ihr kaum weniger vertraut als mit Victoria selbst. Deshalb war er
stolz, als man ihn ersuchte, im amtlichen »Western Australian Year-Book« über
die Pflanzenwelt der Kolonie ein kurzes Kapitel zu schreiben. Es wurde eine
warm, fast liebevoll geschriebene Preis-Rede, am Schlusse bereichert mit einem
selbständigen Katalog der westaustralischen Flora, dem ersten, den wir besitzen.
Darin lag nur ein Ausdruck für sein Verhältnis zu West-Australien: er fühlte
sich auch für diese fernste Kolonie als Autorität in botanischen Dingen. Und
diese Stellung hat ihm bis zu seinem Ende niemand je streitig gemacht.
' Die unbedingte Hegemonie F. v. MÜLLERs in allem, was die Flora
Australiens betraf, gab ihrer Erforschung in den letzten Dezennien des 19. Jahr-
hunderts die Signatur. Alle Fäden der auf Botanik gerichteten Tätigkeit liefen
in seinen Händen zusammen, und jede Bestrebung, an der Aufschließung der
Flora mitzuarbeiten, gewann erst Leben und Kraft durch das unermüdliche
Interesse F. v. MÜLLERS und seine stete Bereitschaft, zu helfen.
Auch in West-Australien ist es eine stattliche Reihe von Namen, die in
dieser Arbeits-Gemeinschaft mit F. v. MÜLLER verbunden waren. Schon um
1858 und 1859 treten MAXWELL und ÖLDFIELD auf, und seit dieser Zeit bis
zu seinem Tode hat der Meister mit vielen Korrespondenten des Westens in
Verbindung gestanden. Ihre Sammlungen, wie erwähnt zu beträchtlichem
Teile noch unbestimmt, sind alle im Melbourner Herbarium aufbewahrt. Von
vielen sind nähere Daten nicht bekannt, die Chronologie ist oft unsicher, es
muß also genügen, den Schauplatz ihrer Wirksamkeit festzuhalten und den un-
gefähren Wert zu bestimmen, den ihre Sammlungen für die floristische Er-
schließung West-Australiens gehabt haben.
Aus den südwestlichsten Bezirken der Südwest-Provinz ging verhältnis-
mäßig am wenigsten ein. Dort sammelte Miss IRVINE an der Geographe Bay;
wohl in der selben Gegend auch Mrs. MAc Harp. Beide Damen fanden wenig
Neues, haben aber das Melbourner Herbarium durch vorzüglich präparierte
Exemplare bereichert. Etwas wertvoller in floristischer Hinsicht waren die Ein-
sendungen des Mr. MUIR von Deeside und Lake Muir, dann mehrere Funde
von JAMES FORREST in den ziemlich entlegenen Walddistrikten am Blackwood
River, söwie eine kleine, aber recht interessante Kollektion des Mr. WEBB vom
Mount Lindsay (zwischen Denmark- und Hay River), welche mehrere sonst
ausschließlich aus DRUMMONDs Sammlungen bekannte Spezies enthält.
.. Alle übrigen Beiträge verdanken ihr Dasein der allmählich ostwärts sich
vorschiebenden Besiedelung des Landes. Im Süden hatten schon DRUMMONDS
Züge einen großen Reichtum der Übergangs-Zone zwischen Küstenland und
Eremaea festgestellt. Im Auftrage F. v. MÜLLERS wurde dies Gebiet dann
durch MAXWELL ziemlich eingehend exploriert, aber doch lange nicht erschöpft.
60 Erster Teil.
Weiter landeinwärts liegen weite Striche, die auch heute noch ganz ungenügend :
bekannt sind. ROEs Sammlungen dort sind, soweit wir wissen (s. S. 55) sehr
dürftig gewesen. Von Späteren hat Mr. HASSELL wenige, aber ganz bedeut-
same Neuheiten (wohl in dem Ursprungs-Gebiet des Pallinup- und Gairdner
Rivers) gefunden. Noch etwas nördlicher hat Mr. MuıR gesammelt, ferner
auch Mr. CRONIN, der von der Gegend des Wagin Lake ostwärts bis Lake
Lefroy gezogen ist und einige, leider zu wenige, Proben der Flora mit-
gebracht hat.
Eine größere Anzahl von Sammlern war in dem Übergangs-Gebiet vom
Avon River zu der echten Eremaea, etwas nördlich vom 32° n. Br., tätig. =
ist das Gebiet, wo seit alters von den reichen Farm-Distrikten am Avon die
Siedelungen nach Osten vorgerückt wurden. Schon DRUMMOND hat sehr viel
dort gesammelt, aber der Formen-Reichtum des Distriktes ist so groß, daß er
die Flora nicht erschöpft hat. Viele seiner dort gefundenen Arten sind bis
jetzt nicht wiedergefunden; umgekehrt manche neue entdeckt, die er nie gesehen
hat. An diesen Resultaten haben mehrere Damen Anteil, die in jener Gegend
ansässig waren. Miss EATON (Youndegin), Miss SEWELL, Mrs. HEAL und Miss.
ADAMS sind am besten vertreten; ihre in Melbourne vorhandenen Sammlungen
sind, zusammen genommen, recht umfangreich und würden noch manchen
Aufschluß über jene Flora geben, wenn mehr davon bestimmt wäre.
Im Osten schließen sich daran die heute durch die Goldfeld-Bahn erschlossenen
Gebiete. Diese gewaltigen Einöden waren bis ans Ende der achtziger Jahre
nur von Wenigen betreten worden. Erst seit der Eröffnung der Goldstätten
von Southern Cross, als sich ein Strom von wagemutigen Männern über dies
unwirtliche Land ergoß, da entstanden auch dort die ersten Vorposten d
Zivilisation, und aus Lagerplätzen in der Wildnis wurden die Anfänge der
Besiedelung. Dieser Entwicklung verdankt auch die Floristik manches Neue.
CRONINs Zug von Wagin Lake zum Lake Lefroy ist bereits erwähnt. MERRALL
sandte Einiges von Parkers Range, südöstlich von Southern Cross; es sind For-
men darunter, die eine neue Exploration jener Hügel recht wünschenswe
machen. Nicht weit von Southern Cross hat auch SAvER mehrere Beiträge
nach Melbourne gesandt, leider viel weniger, als man von einem Mann erwartet
durfte, der sich als botanischer Sammler bereits bewährt hatte: war er doch
vorher, im Auftrage F.v. MÜLLERS, in Nord-Queensland gewesen und dort zum
Entdecker der wichtigen Berg-Flora des Bellenden Ker Range geworden.
; Die Goldfelder von Coolgardie und Kalgoorlie, welche erst kurz vor F.V.
=g
1. Kapitel. Geschichte. 61
Teile Bearbeitung gefunden haben. Endlich sind auch die fernsten Vorposten
westaustralischer Kolonisation an der Südostküste im Melbourner Herbarium
gut repräsentiert: Isra@lite Bay durch die Beiträge der Familie BROOKE, Eucla
durch eine Reihe von Korrespondenzen, unter denen die Namen BROOKE, BATT,
WEBB und Mrs. RICHARDS zu verzeichnen sind. Diese Sammlungen brachten
den Beweis, daß die Südwest-Provinz bald östlich von Isra&lite Bay, bei etwa
124° ö.L., endigt, und daß am Nord-Saume der Großen Bight typische Eremaea-
Flora herrscht.
Der entgegengesetzte Pol der Südwest-Provinz am unteren Murchison River
‚war ja bereits von DRUMMOND mit großem Erfolge erforscht worden (s. S. 51).
Am Ende der fünfziger Jahre konnten dann WALCOTT und AUG. ÖLDFIELD ,
dazu recht wertvolle Ergänzungen liefern. Die ersten Bände von F. v. MÜLLERS
Fragmenten enthalten das Wichtigste darüber, auch die »Flora Australiensis«
bringt noch manches Nachträgliche. Um nur eines zu erwähnen: es ist OLD-
FIELD, dem wir die Bekanntschaft mit Zmdlingsa calceolifiora verdanken, jener
ganz eigenartigen Capparidacee, die einen der am meisten isolierten unter den
Endemismen West-Australiens darstellt. Nach ÖLDFIELDs Zeiten sammelten
gelegentlich Sir JOHN FORREST und namentlich Mrs. GUERIN bei Champion
Bay. Auch F. v. MÜLLERS S. 56 schon erwähnte Reise nach Sharks Bay be-
trifft dieses .Gebiet. Daneben enthalten die von F. v. MÜLLER gesichteten
Sammlungen nur noch einiges von STUART CAREY, der zwischen Murchison
River und Sharks Bay die eigenartige Goodeniacee Pentaptilon entdeckt hat.
Ergiebig an neuen Funden waren die Reisen und Rekognoszierungs-Züge,
die von Champion Bay aus in die benachbarte Eremaea eindrangen. Dieser
Verkehr gestaltete sich ganz lebhaft, da die trefflichen Weide-Ländereien am
oberen Murchison schon ziemlich früh ihre Anziehungskraft übten. Er erhielt
neue Nahrung, als am Lake Austin und an vielen zerstreuten Plätzen des
Binnenlandes Gold-Gruben entdeckt und in Betrieb genommen wurden. Das
brachte auch der floristischen Kenntnis des Landes manchen Zuwachs, auf den
man sonst noch lange hätte warten müssen. Aus der Flora des Lake Austin-
Distriktes wurde zuerst durch KınG einiges bekannt. Der obere Murchison
River war schon von OLDFIELD besucht worden, bis hinauf zu 450 km von der
Mündung, aber seine botanisehe Ausbeute dort belief sich auf ein paar Spezies.
Das selbe Gebiet gewann viel bessere Vertretung durch TysoN und CROSSLAND,
aus deren in Melbourne konservierten Sammlungen freilich nur weniges ver-
öffentlicht worden ist. J. Tysons Pflanzen kommen von Mount Narryer, dicht
am oberen Murchison River, unter etwa 26'/,°s. B. gelegen. CROSSLAND reiste
etwas nördlicher; seine Sammlung enthält als Standorte Mount Hale und mehrere
nicht näher bezeichnete Lokalitäten im westlichen Teile des Peak Hill-Goldfeldes.
it findet sie Anschluß an die S. 537 schon erwähnten Kollektionen aus dem
System des Gascoyne Rivers, wo von beiden FORRESTs, von POLLACK, zuletzt
auch von KinG jenes Material zusammengebracht wurde, welches F. v. MÜLLER
in seinen »Plants indigenous around Sharks Bay etc.« 1883 verarbeitet hat.
62 ‘Erster Teil.
Spencer Le Moore,
.Nach der Vollendung der Flora Australiensis (1878), in den letzten Jahren ”
von FERDINAND VON MÜLLERS Tätigkeit (1890— 1896), schien die Erforschung
der Flora von West-Australien einen gewissen Abschluß erreicht zu haben.
Und doch war es gerade in dieser Zeit, als von neuem sich größere Unter-
nehmungen der floristischen Erforschung dieses Landes zuwandten. Es ware
die ersten Expeditionen, die in ihrem Programm sich geflissentlich auf die
botanische Untersuchung beschränkten. Noch einmal gingen sie von Eurof
aus. Aber es ist vielleicht das letzte Mal gewesen, daß europäische Botaniker,
sich in dem auch wissenschaftlich selbständig werdenden Australien eingehender
betätigt haben. |
Die erste dieser Reisen wurde von dem in allen Weltteilen -bewä
Mr. SPENCER. LE MARCHANT MOORE unternommen. Sie galt der Explora
des öden Binnenlandes, das durch die überraschenden Gold-Entdeckungen
Anfang der neunziger Jahre allgemein die Aufmerksamkeit auf sich zog: der
Distrikte von Southern Cross und Coolgardie. Wie der Bericht über die Reise
(in Journal of the Linnean Society London, Botany XXXIV, 171-261) angi
brach die Expedition in den letzten Dezembertagen 1894 von Söuthern C
auf und zog nordöstlich über sandige Busch-Heiden bis Siberia Soak
Goongarrie, etwa unter dem 30° s. Br., südlich unweit des heutigen Menzies
gelegen. Beim Weitermarsch drängte sich ein gründlicher Wandel in de
für die pflanzengeographische Gliederung erkannt hat. Er legte den 30° s. Bi
als die Grenzmarke zweier erheblich sich unterscheidender Floren fest. Vi
dieser trennenden Linie nordostwärts führte die Reise von Goongarrie nac
Mount Margaret, aus dessen Umgebung größere Teile der Sammlung stamm
Ein Abstecher nach Nordwesten erreichte Bates Range, nördlich von Lake Darlöt,
etwa 27° 30’ s. Br. Im Juni 1905 erfolgte die Rückkehr nach Coolgardie.
Dort war das Wetter günstig gewesen, so daß die »Regenflora« sich gut ef!
wickelt hatte, und SPENCER MOORE reichere Ausbeute gewann, als es in m
chem anderen Jahre möglich gewesen wäre. Sein Lager befand sich €
25 km südwestlich der Minen-Stadt. Er blieb dort bis zum Oktober. \
SPENCER MOOREs Sammel-Reise ist die längste gewesen, ‘die bis jetzt i
Binnenlande West-Australiens zum Studium der Flora ausceführt ‚worden
seine Funde aufzuzählen und die neu € |
dern im Anschluß daran eine biologis
Charakteristik der »Wüsten-Florae von West-Australien entwarf, die zwar nicht
tiefer eindringt, aber als erster derartiger Versuch in der ganzen Literatur i
1. Kapitel. Geschichte. 63
das Gebiet ihre Verdienste hat. Ferner benutzte SPENCER N die Gelegen-
heit, nach allen vorhandenen Quellen eine y h-statistische
Aasieie der westaustralischen Binnenland-Flora anzustellen: . Diese bringt leider
nur sehr bedingten Nutzen. Sie ist viel zu schematisch durchgeführt, um den
Verhältnissen wirklich gerecht werden zu können.
Diels und Pritzel,
Im' Jahre 1900 entwarf VERFASSER einen Plan zur Bereisung West-Australiens,
der mehrere bis dahin unberührte Seiten seiner Pflanzengeographie in den
Vordergrund stellte. In erster Linie sollten die Formationen der Vegetation
studiert werden, daneben aber den Erscheinungen und Bedingungen des Formen-
Reichtums der Flora mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, als bisher ge-
schehen war. Im Gegensatz zu der SPENCER MooRrEschen Reise, die neue
Gebiete der Exploration unterwarf, handelte es sich hier also darum, auch die
floristisch schon gut bekannten Bezirke nach moderneren Gesichtspunkten zu
untersuchen. Das Projekt wurde dem Kuratorium der Humboldt-Stiftung für
Naturforschung und Reisen vorgelegt und fand Billigung. So wurde im Auf-
trag und mit den Mitteln dieser Stiftung die Reise in den Jahren 1900— 1902
ausgeführt.
In Gemeinschaft mit Herrn Dr. ERNST PRITZEL nahm ich den Weg über
Süd-Afrika, wo wir von August bis Mitte Oktober 1900 die Flora der westlichen
Eu Kolonie und der angrenzenden Karroo von Calvinia untersuchten. Die
Landung in West-Australien erfolgte am 30. Oktober, sodaß wir Mitte November
unsre Arbeiten aufnehmen konnten. Wir erkannten bald, daß der erstaunliche
Aufschwung, den die Kolonie seit etwa zehn Jahren genommen hatte, uns vor
all unseren Vorgängern nicht hoch genug zu schätzende Vorzüge gab. Der
aus unbedeutenden Anfängen seit 1890 rasch fortgeschrittene Ausbau der
Schienen-Wege schuf eine Freiheit der Bewegung, die vorher niemanden zu
Gebote stand. Die Liberalität der Kolonial-Regierung setzte uns in die Lage,
diesen Vorteil für unsere Aufgabe voll auszunutzen und ermöglichte es uns, in
der kurzen Zeit von vierzehn Monaten eine solche Fülle eigener Anschauung
zu gewinnen und so umfangreiches Material in unseren Sammlungen zu ver-
einigen, daß wir fast unabhängig von früheren Kollektionen arbeiten konnten.
Wir begannen unsere Untersuchungen in der Umgebung der Hauptstadt:
in den Revieren, wo PREISS einst gesammelt hatte. Später bot die noch in
ihrer Vollkraft Hcheäde Wald-Vegetation des N Range (gegen Ende Novem-
ber) reiche Ausbeute.
Da die Niederschläge der Regenzeit von 1900 bis weit landeinwärts un-
gewöhnlich ergiebig gewesen waren, durften wir um die Wende von November
bis Dezember von einem Abstecher in das Gebiet von Coolgardie noch manches
erwarten. Die »Regenflora« war zwar bis auf einige Compositen bereits ver-
verwelkt, aber ihre Reste gaben doch ein Bild des Pflanzen-Reichtums, den
ein günstiges Jahr auch in den Einöden der Eremaea hervorzuzaubern vermag.
ne
4
64 Erster Teil. Ä
Den Dezember 1900 verwandten wir auf Ausflüge nach dem Südwesten bis °
zur Geographe Bay, in die Umgebung von Perth, dann in die Wälder des
Darling Range. In den ersten Tagen des Januar ıg0oı gab der Besuch von
Champion Bay Gelegenheit, die Litoral-Flora des Nordens kennen zu lernen
und, unterwegs, auf den noch blumenreichen Sandheiden nördlich vom Ursprung >
des Moore Rivers zum erstenmal die überraschende Formenfülle dieser Land-
schaften festzustellen.
Demnächst folgte ein Ausflug zum Collie River, in dessen Wald-Gebieten wir
zur Floristik und Formationskunde des Südens nicht unwichtige Aufschlüsse
fanden. Der größte Teil des Januars aber diente dem Studium der King George
Sound-Flora. Ihre systematische Zusammensetzung, die zahlreichen am Swan
River nicht vertretenen Arten, die phaenologisch stark abweichenden Verhältnisse
der Südküste lieferten dem Studium reiches Material. Auf dem Wege zwischen
Swan River und King George Sound bot sich längs der Great Southern Rail-
way erwünschte Gelegenheit, die Vegetation der Wandoo-Zone in ihrem Sommer-
Zustande zu mustern. A
Im Februar wurde der Zuwachs zu den Sammlungen schon bedeutend ge
ringer. Nach mehreren Richtungen veranstalteten wir Exkursionen, die im
wesentlichen der Formationskunde zu gute kamen: so nach dem unteren Moore
River, dem Avon River bis Newcastle, namentlich aber nach dem Südwesten
in das Gebiet des Blackwood River. ;
Auch im März galten die meisten Unternehmungen den Jarra-Gebieten des
Südens. Ich besuchte den Vasse River und von dort die Südwest-Spitze des
Landes bis nach Karridale. Eine Wagenfahrt vom Blackwood River über Lake
Muir bis zum Hay River mit einem Abstecher nach der Südküste führte mitten
durch die noch am wenigsten erschlossenen Teile der südlichen Wald-Gebiete.
Ein zweiter Besuch von King George Sound währte nur wenige Tage. 2
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Der letzte Teil der Trockenzeit, in der die Vegetation der Südwest-Provinz
allgemein in einem Stillstande verharrt, schien geeignet, den tropischen Anteil
West-Australiens zu besuchen. So waren wir während des größten Teiles des
März und in den ersten Tagen des April auf einer Reise nach dem Distrikte
der Nickol Bay unterwegs, wo Roebourne ein geeignetes Standquartier für
größere und kleinere Exkursionen bot. a
Bei unserer Rückkehr hatte die Regenzeit eingesetzt. Die Erstlinge def E
neuen Vegetations-Zeit sammelten wir um Perth und am Serpentine-River.
Zug.
Ein kurzer Abstecher nach Southern Cross zeigte, wie die Binnenland-Forma
tionen noch völlig ruhten: nichts stand in Blüte als ein einziger Compositen-
Strauch und eine Eucalyptus-Art. Dagegen war in den Übergangs-Zonen ..
Südwest-Provinz auf den Sand-Heiden schon reges Leben erwacht. Eine Ex
kursion nach Tammin am 21. Mai lieferte viele der bizarren Gewächse dort
bereits in schöner Blüte, Im Darling Range zwischen Avon River und dem
Abfall des Plateaus wuchs täglich die Zahl der blühenden Sträucher. Die Süd“
küste dagegen war gleichzeitig noch zurück, wie sich zu Ende des Monates am
King George Sound herausstellte. Doch machten wir unterwegs Bekanntschaft :
1. Kapitel. Geschichte. 65
mit den reichhaltigen Beständen, die in der Gegend des Stirling Range auf den
Ebenen und an den Vorhügeln heimisch sind: es war die erste Begegnung mit
der vielfach so eigenartigen Flora des Südostens.
Mit Anfang Juni empfahlen sich die wärmeren Landschaften des Nordens
zunächst der eingehenderen Untersuchung. Neben: einigen kurzen Informations-
Ausflügen am Swan River, widmeten wir uns daher im Juni und in der ersten
Juli-Woche fast ausschließlich den Gebieten vom Irwin River nordwärts. Die
Flora der Creeks in ihrem Frühlings-Kleide, die unerschöpfliche Arten-Fülle
der Sand-Heiden am Irwin oder am Greenough, die Gebüsche um Champion
Bay brachten während dieser Periode die reichsten Aufschlüsse. Von Champion
Bay aus besuchten wir ferner ein noch sehr wenig bekanntes Gebiet, die Um-
gebung von Cue unweit Lake Austin. Der Aufenthalt dort währte zwar nur
kurz, aber er war lehrreich für die Auffassung des nördlichen Binnenlandes;
die etwa 400 km lange Reise kreuzt die Grenze zwischen Südwest-Provinz und
Eremaea in einer sehr charakteristisch ausgeprägten Zone.
Nach der Rückkehr zum Swan River (10. Juli) offenbarte sich ein bedeu-
tender Fortschritt der Vegetation, der besonders deutlich an dem Plateau-Abfall
des Darling Range sichtbar wurde. Mitte Juli begaben wir uns wiederum an
die Südküste, wo viele Charakter-Gewächse in voller Blüte standen. Einige
Tage verwendeten wir auf die wohlbekannten Stätten in der Nähe von King
George Sound. Dann fuhren wir ostwärts nach Cape Riche, eine relativ kurze
Strecke, welche aber für die Formations-Kunde der Südwest-Provinz ungemein
wertvolle Aufschlüsse enthält.
Im August brachte ich das erste Monats-Drittel in Carnarvon an der Sharks
Bay zu. Das Gebiet dort war wenig erforscht gewesen. Doch wußte man,
daß es noch regelmäßigen Winter-Regen erhält. Von Interesse schien es
daher, zu prüfen, welche Rolle die südwestlichen Floren-Elemente dort spielen.
Auf dem Rückweg revidierte ich wiederum die Flora um Champion Bay. Ich
fand sie auf dem Gipfel ihrer Entwickelung. Auch weiter südlich machte die
Vegetation nun schnellen Fortschritt. Jede Exkursion in der Umgebung des
Swan River zeigte das deutlich; ein Abstecher in die südlichen Jarra-Wälder
(am Blackwood River) brachte gleichfalls mancherlei Neues. Aber der Höhe-
punkt des Monates war ein Ausflug in seinen letzten Tagen, der uns vom Avon
River bei Newcastle zum Moore River führte. Fast das gesamte Gebüsch stand
in Blüte. Die Zahl der blühenden Strauch-Arten schien unermeßlich.
Im September galt unsere erste Reise abermals den Distrikten an der
Champion Bay, am Greenough River und dem Irwin River bei Mingenew; die
zweite dagegen suchte wiederum den Süden auf, King George Sound mit Um-
gebung und die Ebenen westlich vom Stirling Range. In die Zwischenzeit
fallen kleinere Exkursionen am Swan River.
Dagegen bestimmten wir den Oktober zu größeren Explorations- Touren.
Die ersten drei Wochen dienten der Erforschung des Südostens, längs der
Straße von King George Sound zum Phillips River: also in einem bereits von
DRUMMOND und MAXWELL besuchten Bezirke. Dieser Weg überschreitet auf einem
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. 5
66 Erster Teil.
niedrigen Passe den Stirling Range; das gab Gelegenheit, zwei von den höchsten
Kuppen dieses Bergzuges, Tulbrunup und Mount Trio, zu besteigen und ihre
interessante Flora zu untersuchen. ;
Am Schlusse des Monates sammelten wir längs der Goldfeld-Bahn bei °
Tammin (östlich von York) und in der Nähe von Southern Cross; die Ausbeute, \
besonders von den Sand-Heiden, enthielt ungewöhnlich interessantes Material
aus jener erst vor wenigen Jahren in Angriff genommenen Flora. 3
Noch ergiebiger in dieser Hinsicht gestaltete sich eine Reise zu den öst-
lichen Bezirken, die ich an der Wende von Oktober und November unternahm.
Sie führte zuerst nach Menzies, wo eine reiche Sand-Flora aufgedeckt wurde;
später nach Coolgardie und von dort auf der direkten Straße nach Esperance
Bay, durch zum Teil noch unexploriertes Territorium. Man gelangt dort aus
den Eucalyptus-Beständen der Eremaea in die Ostmark der Südwest-Provinz,
die dort freilich nur noch die geringe Breiten-Erstreckung von etwa 60 km hat.
Im November beschäftigten uns einzelne ergänzende Ausflüge im Gebiete
des Swan River, bei King George Sound, am Denmark River. Um die Mitte
des Monates besuchten wir nochmals die eigentümlichen Sand-Heiden im Osten
von Southern Cross mit ihren extrem xeromorphen Arten südwestlichen Cha-
rakters. Schließlich reiste ich zum letzten Male zur Champion Bay und z0g
von dort gegen den Murchison River hin, über jenes wellige Sand-Land, dessen
prächtige Endemismen schon von DRUMMOND entdeckt und gepriesen worden
waren.
u
Ein kurzer Ausflug vom Moore River westwärts bis zu dem von DRUMMOND
öfter genannten Dandaragan bildete den Abschluß unserer Tätigkeit. Wir ver-
ließen West-Australien Ende Dezember 1901, um uns nach dem Osten des
Erdteiles und nach Neuseeland zu begeben. |
Die Kollektion, die Dr. PRITZEL in West-Australien anlegte (1016 Nummern),
ist an die meisten großen Herbarien gelangt. Ihr Katalog findet sich publiziert
in Englers Botan. Jahrb. XXXV, 632—642. Meine eigene Sammlung, welche
an 4700 Nummern aus West- Australien enthält, befindet sich im Kgl. Botan.
Museum zu Berlin. Die systematisch-Noristischen Ergebnisse sind im Jahre
1904—1905 veröffentlicht worden (L. DIELS und E. PRITZEL Fragmenta Phyto-
graphiae Australiae occidentalis; in Englers Botan. Jahrb. XXXV, 55—664
Fig. ı—70). Die Zahl der dort neu beschriebenen und z. T. abgebildeten ©
Arten beläuft sich auf 235. Für jede Gattung wurden ferner zusammenfassende
Kapitel über Lebensweise und Vorkommen gegeben, die als Material für das =
biologische Verständnis der Formenkreise gedacht sind. 2
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Bestrebungen der Gegenwart, d
Die an eigenartiger Schönheit so reiche Pflanzenwelt von West-Australien
findet viel Bewunderung und Liebe im Lande selbst. In der Zeit des schönsten
Blumen-Flores, von Juli bis November, werden vielfach von den größeren Orten
Sonder-Züge abgelassen, die das Publikum an irgend eine Stätte unberührte
I. Kapitel. Geschichte. 67
Vegetation führen, wo man Blumen pflückt. Diese Ausflüge gehören zu den
Freuden der ‘season’ für Jung und Alt.
Ernsteres Studium der Pflanzenwelt dagegen hat erst in der neuesten Zeit
im Lande eingesetzt. Im Jahre 1897 wurde die »Mueller Botanic Society« ge- »
gründet. In den ersten Jahren ihres Bestehens diente sie mehr der Konzentrierung
des populären Interesses an der einheimischen Flora, als einer wirklich wissen-
schaftlichen Beschäftigung damit. Neuerdings aber hat sich darin ein gründ-
licher Umschwung vollzogen. Männer mit ausgezeichneter Vorbildung haben
die Leitung der Vereins-Bestrebungen in die Hand genommen und sie auf
Bahnen gelenkt, die wertvolle Erfolge verbürgen. Der leider zu früh verstorbene
ALEx. PURDIE untersuchte 1900 die Orchideen West-Australiens und fand eine
Reihe neuer Formen auf. Das seit dem ı. Juli 1897 bestehende Organ des
Vereins, Journal of Proceedings of the Mueller Botanic Society, brachte in seinen
neueren Heften (Nr. 8 und folgende) außerdem Beiträge von W. V. FITZGERALD
und CEcıL R. P. ANDREWS, die von interessanten Entdeckungen dieser Herren
Kunde geben. In Heft II (April 1903) hat W. V. FITZGERALD außerdem eine
Zusammenstellung der im Staate von West-Australien vorkommenden Bäume
gegeben, mit Einschluß der im tropischen Anteil heimischen Arten. Die um-
fangreiche Liste ist im wesentlichen eine Compilation der in der Flora Aus-
traliensis enthaltenen Daten über den Gegenstand.
Im Jahre 1904 erweiterte sich die Mueller Botanic Society zu einer weiter fassen-
den Gesellschaft, die den Namen »The West-Australian Natural History Society«
erhielt. Die ersten zwei Nummern ihres »Journals« erschienen im Mai 1904
bzw. ı905. Es enthält für die Floristik wertvolle Beiträge von W.V. FITZGERALD
und C. AnpREwS. Beide Herren haben auf ihren Reisen im Jahre 1903 bzw.
1904 botanische Sammlungen angelegt: W. V. FITZGERALD längs der Midland
Railway und unweit Cue bzw. Nannine im September, sodann an mehreren
Stellen der Goldfeld-Bahn im November; C. ANDREWS teils auf der Fahrt vom
Stirling Range ostwärts nach Esperance und von dort nördlich bis Coolgardie,
teils gleichfalls in der Umgebung von Cue. Die Erfolge dieser Herren, sowie die
Funde von G. H. THISELTON-DYER an der Goldfeld-Bahn (vgl. Literatur unter
HEMSLEY), beweisen, welch lohnende Aufgaben sich der neu gegründeten Ge-
sellschaft auch auf floristischem Gebiete darbieten.
Die Zusammenfassung aller Leistungen, die für die Erforschung der
Vegetation West-Australiens zu verzeichnen sind (vgl. Karte Fig. ı, 5. 68), ergibt
noch bedeutende Lücken in der rein floristischen Kenntnis des Landes. Können
auch die zwischen Swan River und King George Sound gelegenen Teile als im
wesentlichen bekannt gelten, so zeigen doch bemerkenswerte Funde der letzten
Jahre, daß selbst in unmittelbarer Nachbarschaft alter Sammel-Centren noch
Wichtiges entdeckt werden kann. Alle übrigen Teile jedoch sind auch gegen-
wärtig noch durchaus’ lückenhaft erschlossen. Es ist nicht zu vergessen, daß
die Sammlungen, die wir besitzen, meist an den selben Straßen und Wegen
angelegt sind, die schon DRUMMOND benutzte. Die ganze Ausdehnung
5
68 Erster Teil.
der weglosen Flächen, die dazwischen liegen, ist noch kaum berührt.
Zweifellos wird namentlich der breite Gürtel von Sandland, der sich fast überall
zwischen die Wald-Gebiete und die Eremaea einschiebt, noch eine unüber-
‘sehbare Menge neuer Formen liefern. Ganz besonders ungenügend sind unsere
Kenntnisse dieser Zone zwischen dem 32° und 34° s. Br., wo östlich der Great
Stand der Floristischen Erforschung
von
o Südwest- Australien.
o Reisen von P. Diefs.
Nee
Fig. ı. Stand der floristischen Erforschung von Südwest-Australien im Jahre 1905.
Die abgestufte Schraffierung zeigt den Grad des Erforschtseins in vier Stufen.
Southern Railway kaum etwas gesammelt ist. In den nördlichen Gebieten iS
jenseits der Haupt-Straßen ebenfalls so gut wie nichts bekannt. Unsere 4
fahrungen in der Eremaca sind gleichfalls auf einige wenige Routen beschränkt.
Über weite Strecken scheint dort die Flora zwar nicht formenreich zu sein; Ge
eingesprengten sandigen Striche dagegen, von denen erst wenige untersucht
eine
worden sind, werden zweifellos noch ganz bedeutenden Zuwachs bringen.
2. Kapitel. Literatur. 69
Beobachtungen an der Straße Norseman-Esperance lassen mich namentlich in
den Grenz-Gebieten zur sublitoralen Flora des Südostens noch viel erwarten.
In manchen Kreisen West-Australiens habe ich die Überzeugung äußern
hören, der floristische Bestand des Gebietes sei vollständig oder doch nahezu
vollständig bekannt; auch F. v. MÜLLER soll diese Meinung geteilt haben. Das
ist eine Ansicht, die durchaus auf Irrtum beruht und nach den Erfahrungen
der letzten fahre jedenfalls nicht mehr haltbar ist. West-Australien wird dem
Systematiker keine Überraschungen mehr, keine Gattungen ohne sicheren An-
schluß oder dergleichen bringen, aber die Vielförmigkeit seiner altbekannten
Floren-Elemente wird sich noch lange in immer neuer Beleuchtung zeigen und
immer wieder reich an neuen Kombinationen bewähren. Neben der Floristik
sind bis jetzt nur wenige der Aufgaben, die das Gebiet der Forschung stellt, in
Angriff genommen worden. Niemanden wird das überraschen. Naturgemäß hat
dem Aufbau des floristischen Fundamentes fast alle Arbeit gegolten, die dem
ersten Jahrhundert der westaustralischen Botanik sein Gepräge gibt. Ihr Ziel
ist noch lange nicht erreicht, aber sie hat viel geleistet, und es ist auch anderen
Bestrebungen nun der Weg geebnet.
2. Kapitel. Literatur.
Die mit * bezeichneten Abhandlungen enthalten ausschließlich descriptiv-systematische Beiträge.
*ANDREWS, C. Notes on Stylidieae etc. In Journ, of Proceed. of the Mueller Bot. Soc. Perth. I.
No. 9 (June 1902), p. 17—20.
—— The ni, Be In Journ. of Proceed. of the Mueller Bot. Soc. Perth. L No. 10
(Decemb. 1902), p. 14—31.
New ige of Western Australian Plants. In Journ. ji Proceed. of the Mueller Bot. Soc.
Pe IL o (Decemb. 1902), p. 38—39. No. ıt (April 1903), p. 80—81.
= PET ovalis Heck f,, an Addition to the Flora ir Western Australia. In Journ. of
Proceed. of the hiueler Bot. Soc. Perth. I. No. 10, p. 39.
—— Ferns in the Perth District. In Journ. of Proceed. “ the Mueller Bot. Soc. Perth. I.
*
No. 10, p. 40.
* —- Additions to the West Australian Flora. In Journ. W. Austr. Nat. Hist. Soc. I (1904),
37—43-
—— Two new Species of ag from Western Australia. In Journ. W. Austr. Nat, Hist. Soc.
II (1905), p. 57—
*BENTHAM, G. Flora a 7 voll. London 1863— 1878. {
ROOKE, J. P. Natural features of Israelite Bay. In Australas. Assoc. Advanc. Science VI
(1895), p. 561.
Brown, H.Y.L. General Report on a Geological Exploration of that portion of the Colony of
Western Australia lying southward of the Murchison River and westward of a
Bay. Perth 1873.
Brown, ]J. EoxmE. Report on the Forests of Western Australia; their Description, Utilisation and
roposed future Management. Perth 1896
—— The Forests of Western Australia and we Development. Perth 1899.
*BRown, RoB. Prodromus Florae Novae Hollandiae et insulae Vandiemen, Vol. I. Londini 1810.
*
70 Erster Teil.
*BROWN, RoB. Supplementum primum Prodromi Florae Novae Hollandiae, exhibens Be
novas quas in Australia legerunt DD. BAXTER, CALEY, CUNNINGHAM, FRASER et SIEB
ndini 1330. ; Bi
—— General Remarks, geographical and systematical, on the Botany of Terra Australis. London
1814. ;
—— Character and Description of Aingia. In King, Narrative of ..... Australia II, p. 534—565.
1327).
—— General ns of the Botany of Swan River. In Journ. Roy. Geograph. Soc. I, p. 17—21
(1832). — Miscell. Botan. Works I, p.
CoLLIE, R. List E Plants collected at King Geoie s Sound. In Proceed. Linn. Soc. New Sor
. ser. V. Sydney 1891, p. 295—296.
Dies, L. ak Pink and Climate of Western Australia. In Journ. of Proceed. of the Muel
Bot. Soc. Perth. I. No.9 (June 1902), p- I—14.
-—— Two New Species of Orchideae from Western Australia. In Journ. of Proceed. of
Mueller Bot. Soc. Perth. I. No. rı (April 190 3), P- 79,
Reisen in West-Australien. Vortrag. In Zeitschrift Gesellsch. rel: Berlin Kr S. "a
—— Zwei Nutzhölzer West-Anstraliens. In Tropenpflanzer VII (1903), S. 103—
—— und E. Pritzet. Fragmenta Phytographiae Australiae occidentalis. Elena: zur Kenn!
er Pflanzen West-Australiens, ihrer Verbreitung und ihrer ebene. Ver
Englers Botan. Jahrb. XXXV, S. 56- 662, Fig. 1—70 (1904. 1905).
DRUMMOND, = Extracts from various letters een, to the Botany of Swan River. In Ho .
urn. of Feree ii (1840), p. 343—371. In ei London ar of Bot. II (184
*ENDLICHER, ST. Fran tio plantarum quas .... collegit Hügel vgl. HüseL.
EnNGLER, A. Versuch einer TERN der Pflanzenwelt. II. Leipzig 1832.
*FITZGERALD, R. D. On the Orchids of Western Australia. In Gardeners Chronicle 1882,
p- 461.
Australian Orchids. Sydney 1875—1894. 2 voll. 2
*FITZGERALD, W.V. Additions to the West Australian Flora. Notes on New Species of Plaı
' indigenous to the State of Western Australia, In Journ. of Proceed. of the Mt
Perth, I, No. 9 (June 1902), p. 16. 17. I, No. ı0 (Decemb. 1902), P- 36. :
p- 81, 82. In Journ. W. Austr. Nat. Hist. Soc. I (1904), p. 3—36.
—— Trees dr ee Fe with Notes on their Uses and Distribution. = Journ. ofP
of the Mueller Bot. Soc. Perth I No, ır (April 1903), p. 1—78.
* — Notes on some West Australian Species of Acacia. In Journ. W. Austr. Nat. Hist.
(1904), p. 44—32.
*—— Note on the so-called Boronia Purdieana, Diels. In Journ. W. Austr. Nat. Hist. ke:
- 11904), p. 53—55.
—— Description of some new species of plants from Western Australia. In Transact. Lit
€. of New South Wales. Sydney 1902, #
FLINDERS, M, A Voyage to Terra Australis ... in 1801—03 in H. M. S. the »Investig%
ondon 1814, 2 vols. and Atlas.
FORREST, J: Journal of the Western Australian Exploration Expedition through the Centre
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—— Explorations in Australia. London 1875. |
0. L.C. DE $S. pr. Voyage autour du monde fait sur les corvettes »Uranie« et ur
ne«. Vgl. GAuDIcHaup
iin: €. Voyage autour an monde fait sur les corvettes »Uranie« et »Physici
1817—1820, par L.C. De S, pe FREYCINET. Histoire Naturelle. Botanique. Paris I
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. 180— 184
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___ Extracts from Australian Letters. In Hookers Kew Journ. of Bot. VII (1855), p- 4751.
Phycologia australica. London 1858—1863 vols.
HEMSLEY, W.B. Plantae novae Australiae oceidentalis a G. H. Thiselton-Dyer lectae. Hooker's
Icones IV. ser. vol. III t. 2775—2783 (1905).
HooKER, J. D. On the Flora of Australia, its Origin, Affınities and Distribution, being an Intro-
ductory Essay to the Flora of Tasmania (Flor. Antaret. pt. III vol. I). London 1859.
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Le ug annde de la r&publique frangaise. Paris 1799. 2 voll. et Atlas.
—— Novae Hollandiae plantarum specimen. Parisiis 1804— 1806. 2 vo
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ee annis 1838—ı841 collegit Ludovicus Preiß. 2 voll. Hambur
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Be DE ix ei Notice sur la veg&tation de la Nouvelle Hollande. Vgl. P£roN et
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1894.
*
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Wing’s Eine Seience Record. Melbourne I (1880— 1881), II (1882), n. s. 1 (1885).
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LESCHENAULT DE LA Tour, Notice sur la vegetation de la Nouvelle-Hollande et
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PriTzeL, E, Fragmenta phytographiae Australiae occidentalis. Vgl. Dies.
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9 “
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In Australas. Assoc. Advanc. of Science. Report of the first Meeting Sydney ı
P- 312—325.
*TURCZANINOW, N. Decas tertia generum adhuc non descriptorum adjectis description
erfe
que Umbelliferarum imp
74
Li
*
*
nonnullarum. In Bull. Soc, Imper. nat. Moscou (1849), p. 3—38.
Myrtaceae xerocarpicae, in Nova Hollandia a cl Drummond lectae et plerumque in co.
tione ejus quinta distributae, determinatae et descriptae. Bull. de la classe p
m. de l’Acad. imper. science St. Petersbourg X (1852), p. 321—346 m
p &
ide to the Contents of the Western Australian Museum. With Zoog
—— Notes on some Specimens of Plants co
| llected ad King George's Sound. — Transact.
Soc. New South Wales.
2. ser. VII. Sydney 1893, P- 25—34.
Zweiter Teil.
Abrib der physischen Geographie
des extratropischen West-Australiens.
1. Kapitel. Allgemein geographische Verhältnisse.
I. Orographie,
Das extratropische West-Australien, wie es für unsere Darstellung abgegrenzt
ist, erstreckt. sich vom Wendekreis südwärts zum Meere; im Osten geben wir
ihm durch den 128° ö. Br. einen willkürlichen Abschluß.
Innerhalb dieser Grenzen gliedert sich der südwestlichste Teil ziemlich
scharf von dem Rest des Landes ab. Eine schiefe Linie, von der Sharks Bay
gezogen bis etwa zum Russell Range, scheidet diese Südwest-Provinz von
der übrigen Masse.
Das Binnen-Gebiet dagegen bildet iin jeder Beziehung einen Teil Zentral-
Australiens, der Eremaea, wenn man diesen Begriff auf die Hauptmasse des
Kontinents ausdehnt. Es verkörpert von dem australischen Plateau den süd-
westlichsten Abschnitt, ein monotones Flachland, das rund 400—500 m über
dem Meere gelegen ist. Auf weiten Strecken erscheint die Oberfläche nahezu
eben. Vielfach aber gewinnt sie durch isolierte Berge oder durch dünenartige
Bildungen eine leichtbewegte ‚Konfiguration. Landschaftlich wiederholen sich
alle Momente, die dem inneren Australien sein Gepräge geben: die wasser-
losen Einöden, die schwach vertieften Salzmulden, die rauhen Hügelklippen,
welche mitten aus der Fläche aufragen. Die Wirkung des Ganzen gibt den
Eindruck einer zeitlich unbegrenzten starren Ruhe. Es fehlen die Spuren einer
bewegten Geschichte, wie sie das Eyre-Becken im Osten der Eremaea in reiz-
voller Menge bietet. Selbst die Kräfte der Gegenwart haben selten gewalt-
samer in den gleichmäßigen Entwickelungs-Gang der Gestaltung eingegriffen.
West-Saume der Eremaea aber ändert sich die ewige Gleichförmigkeit
unter dem Einfluß entschiedenen Klima-Wandels. Zwei Momente divergenter
Richtung sind daran beteiligt. Im Norden dieses Saumes sind es die stetig
und reichlich werdenden Sommer-Regen, die die Formen des Landes
modelliert haben. Die abflußlosen, salzgeschwängerten Depressionen ver-
lieren sich. Tal-Bildungen treten auf. Die Betten des Ashburton, des Gas-
coyne, des Murchison und Greenough River sind relativ ansehnliche Furchen,
74 Zweiter Teil.
jedenfalls mit die mächtigsten in ganz West-Australien. Zwar führen s
sämtlich nur periodisch Wasser; die Erosions-Kraft wirkt nicht gleichmäßi
sondern sie setzt sich zusammen aus beträchtlichen, aber stark intermittier
den Flut-Wirkungen.
Die regulären Sommer-Regen erfahren südwärts rasche Abschwächun
Damit büßt der Westsaum der Eremaea zunächst wieder seine bessere Glied
rung ein. Südlich des Greenough River werden die Täler wieder viel kürz
und unbedeutender. Aber dieser Zustand besteht nur auf einer kurzen Strech
Dann beginnt sich die zunehmende Mächtigkeit des Winterregens
der Oberflächen-Gestaltung auszuprägen, die für den größten Te
der Südwest-Provinz charakteristisch ist. Schon der Moore River
tiefer in das Land hinein. Das innere Plateau senkt sich nicht mehr in
mählicher Neigung zur Küste. Es bricht, wie in Südost-Australien in steilem
Abfall ab und wird zu seinen Füßen von einer Aufschüttungs-Ebene begleit
die es in wechselnder Breite vom Meere scheidet. Die Flüsse werden pe
manenter und haben sich tiefer in das Plateau hineingefressen. Hübsche T:
landschaften von allerdings sanften Formen führen immer tiefer in den Granit-
hat der Blackwood River den längsten Tal-Lauf im südlichen Teile des
ausgegraben. Im Gegensatz zu den großen Flüssen des Nordens, erschö
sich seine Wasserführung wohl nur in ganz ausnahmsweise regenarmen Ja
gewöhnlich füllt ein schwach dahin strömender Fluß das Bett. Von dort
Osten etwa bis zur Tor Bay ist der Plateau-Rand von vielen längeren
kürzeren meist N—S gerichteten Tälern durchschnitten. Freilich ist
Gefälle gering; in unzähligen Windungen schleichen sie langsamen Lau
durch das Land. Noch weiter östlich werden sie rasch unbedeutender.
wiederholt sich bei ähnlichem Klima das Küstenbild, wie es zwischen M
und Greenough River besteht. Aber eine erneute Komplikation der Archite
wie sie die tropischen Regen dem Norden geben, fehlt der Südküste
Östlich von Cape Arid besitzt sie keine flußähnlichen Gebilde mehr, und jet
der Grenzen der Südwest-Provinz nimmt auch die Küste bald den abs0
monotonen Eremaea-Charakter an, wie er das ganze westliche Gestade
»Great Bight« bezeichnet. _
Die Küsten-Gestaltung des Landes zeigt geringe Gliederung. E$ fe
ihr die schönen Buchten des tropischen Anteiles im Nordwesten. Wohl
faltet sich einige Mannigfaltigkeit stellenweise am Granit-Gestade der Südl
da wo die Strandlinie sich negativ verschoben hat. Die kleine Inselwelt |
Recherche-Archipels, die prächtigen Bildungen um King George Sound sind D
spiele dafür. Wohl gibt es auch an der Westküste ein paar haffähnliche Be
und endlich im Nordwesten ist das Gestade der Sharks Bay nicht unintere
entwickelt. Aber all diese Strecken sind beschränkten Umfanges. ES |
Ausnahmen, sie stören wenig den Gesamt-Eindruck der langen ungegliedert
Linien, der allgemeinen Gleichförmigkeit. Für die räumliche Masse
ı. Kapitel. Allgemein geographische Verhältnisse. 75
Hinterlandes bleibt die Küsten-Linie Südwest-Australiens eine außerordentlich
©.
Vielfach wird die Küste von einem Kalk-Zuge rezenten Ursprungs
begleitet. Seine Mächtigkeit ist ziemlich gering, aber theoretisch muß man
ihn wohl überall voraussetzen. Stellenweise hat er sich trefflich erhalten, wenn
auch unter einer verhüllenden Decke von Verwitterungs-Sanden. Nur an
Fluß-Mündungen liegt er in schönen Aufschlüssen bloß: Die Osborne-Cliffs
am Swan River, die Hänge des Chapman bei Champion Bay gehören zu den
pittoresken Landschafts-Bildern des Westens. Anderwärts ist er verschwunden.
Namentlich die Südküste scheint nur noch Ruinen davon zu besitzen, Ruinen
allerdings in jeglicher Größe. Im übrigen brandet und nagt dort die stürmische
See unmittelbar an dem Granit-Sockel des Kontinents; seine düster gefärbten
Kuppen begleiten den Seefahrer vom Leeuwin bis gegen die Große Bucht.
der ganzen Länge des Gestades von Sharks Bay bis gegen Port Eucla
sind die Gezeiten auffallend schwach. Zweifellos fehlt stellenweise jede An-
deutung davon: am Swan River z. B. hängen die geringen Schwankungen der
Flut-Linie ausschließlich von der Richtung der jeweiligen Luftströmung und
des herrschenden Seeganges ab. Erst von der Gascoyne-Mündung an macht
Wechsel von Ebbe und Flut sich geltend, um nordwärts bald beträchtliche
Dimensionen zu erreichen.
Die Plastik der Oberfläche ist im ganzen extratropischen West-Austra-
lien durch die oben (S. 73) dargelegten Erosions-Verhältnisse gegeben. Als
Gebirge erscheint nur das etwa 7okm lange System des Stirling Range,
nördlich vom King George Sound. Diese eigentümliche Bildung besteht aus
mehreren ziemlich selbständigen Kuppen von gleichmäßigem, annähernd pyra-
midenförmigem Aufbau. Sie erheben sich zum Teil gegen 1100 m und stellen
damit die höchsten Erhebungen im ganzen extratropischen West-Australien dar.
Ihr Verhältnis zu dem Grund-Sockel des ganzen Landes, der gewaltigen Abrasions-
Tafel West-Australiens, ist nicht untersucht, verdient aber die Aufmerksamkeit
der Geologen, da hier jedenfalls etwas ganz Eigentümliches vorliegt. Die sehr
dürftigen Angaben, welche über das Gebirge in der Literatur vorliegen, müssen
mit großer Vorsicht aufgenommen werden. Manche davon sind sicher irrig. An
vulkanische Bildungen z. B., die manche annehmen wollten, ist gar nicht zu denken.
Der steile westliche Plateau-Abbruch macht streckenweise von der Ebene
her gesehen einen gebirgsartigen Eindruck. In Wahrheit ist der Saum durch
die Erosion zu einer sanften Hügellandschaft geformt. Sie trägt verschiedene
Namen in ihren einzelnen Partien; am bekanntesten ist der »Darling Range«
ostwärts von Perth. Die durchschnittliche Höhe beträgt 350—450 m, nur an
wenigen Stellen steigen einzelne Punkte höher an, die kulminierende Erhebung
des ganzen Systemes ist Mount William mit ungefähr 530 m ü. MI
ı) Die Höhe dieses Berges wird auf vielen der besten Karten noch immer auf 3600 Fuß
oder 1122m angegeben. Woher diese gänzlich unzutreffenden Zahlen stammen, ist mir nicht bekannt.
Die jetzigen offiziellen Karten der west-australischen Regierung vermerken die Höhe richtig; schon
in den vierziger Jahren übrigens erwähnt DRUMMOND, M. William sei 1630 Fuß hoch.
76 Zweiter Teil.
II. Geologie.
Im Kern ist das extratropische West-Australien eine gewaltige Urgeste
Masse. Sowohl in der Eremaea, wie in der Südwest-Provinz verrät. sich
stades. Doch auch im Innern gelangt er in den Depressions-Gebieten n
selten ans Licht. Da bildet er glatte, kahle, schwach konvexe Wölbun
das Wasser läuft an ihnen ab, um sich an den Rändern ‚ohne großen Ve
zu sammeln: so kommen die »Soaks« zu stande, die Rettung so ma
Mannes unter den Pionieren menschlicher Kultur in jenen Wüsten.
Die Ausdehnung von Sedimentär-Bildungen im extratropischen West-A
lien ist bis jetzt unbekannt, wie überhaupt das geologische Verständnis
Landes noch ein außerordentlich mangelhaftes ist. Die kurz gehaltenen
gaben selbst in den sonst besten Werken über Australien enthalten offe
Unrichtigkeiten.
ür die Pflanzengeographie macht sich dieser Zustand mittelbar sehr
angenehm fühlbar, weil die Geschichte des Gebietes noch so durchaus ı
geklärt ist. \
Im übrigen genügt es für den Botaniker festzuhalten, daß archaisches
armes Gestein den größten Teil des Fundamentes bildet. Der frühere Go
lichste, die sich aus schieferartigem Material aufbaut, ist fast überall von
ebenen überlagert und ganz darunter begraben. Die zweite bildet d
steil abbrechenden Plateau-Rand und besteht aus hartem: Material: Gneiße
Schiefern, auch Quarzen, Granit und Diorit. Die dritte Zone beginnt
Mittel etwa 150 km östlich von der Küste und besitzt eine Breite von d
schnittlich 150 km. Auch sie ist aus Gneiß und Granit gebildet, wie die
schlüsse in den Depressionen der Oberfläche zeigen. Gewöhnlich aber
eine hohe Lage von Sand als Decke über dem Ganzen. Die vierte Zone,
gefähr 30 km breit, setzt sich aus hornblendeartigen Gesteinen, Glimmer
Talkschiefer zusammen. Quarzadern enthalten Mineral-Einschlüsse: es ist
westliche Goldgürtel des Landes. Östlich folgt wieder ein etwa ısokm D
Granit-Gneiß-Streif, der ganz der dritten Zone entspricht und nirgends
enthält. Endlich die sechste Zone gleicht in ihrem geognostischen Habitus
vierten und hat sich an Goldlagern am reichsten erwiesen, scheint sich
ostwärts noch erheblich auszudehnen. : |
: Für die Pflanzenwelt sind diese archaischen Fels-Arten nur selten
‚direkter Bedeutung. Die tatsächlichen Unterlagen bilden die rezenten Bild
sen, namentlich die mannigfaltigen Böden auf primärer und sekundärer
stätte, die der Verwitterung der archaischen Veste ihr Dasein verdanken.
1. Kapitel. Allgemein geographische Verhältnisse. 17T
Als pleistocän betrachten die australischen Autoritäten den schon S. 74 er-
wähnten schmalen Saum von Litoral-Kalk, der die Westküste und teilweise
auch die Südküste einfaßt. Diese Bildungen enthalten Fossilien, namentlich
Mollusken, die den rezenten Formen ganz ähnlich sind. Sie verdanken ihre
Entstehung also wohl einer Hebung der Küste in jüngeren Zeiten.
Die rezenten Bildungen, die Deckschichten, sind für das Pflanzenleben des
Gebietes weitaus die wichtigsten. Leider ist die Kenntnis ihrer Natur und ihrer
Bildungs-Weise noch ungemein dürftig. Eine streng wissenschaftliche Unter-
suchung ihrer Geologie hat überhaupt noch nicht stattgefunden; alle etwa vor-
handenen Kräfte wurden eben für praktische Zwecke, namentlich für die Be-
dürfnisse der Minen-Industrie verbraucht.
Sehr verbreitet in der Südwest-Provinz sind Konglomerat-Böden, die
durch Eisenoxyde rotbraun oder braungelb gefärbt erscheinen. Der jetzige
Government Geologist von West-Australien A. GIBB MAITLAND (in der neuesten
[12.] Auflage des Western Australian Year-Book for 1900—o1) nennt sie einfach
»Surface Deposits« und äußert sich darüber folgendermaßen (l. c. S. 115):
»Oberflächen-Ablagerungen. In diese Kategorie fallen eine große
Reihe von bisher noch nicht erwähnten Ablagerungen, deren wichtigste der
»Kies« (»gravel«) und der »Eisenstein« (»ironstone«) sind, welche in beträcht-
licher Ausdehnung den südwestlichen Teil der Kolonie bedecken.
n Wahrheit sind diese Ablagerungen teils verhärtete, knotenförmige, eisen-
haltige »claystones«, die man: Kies nennt; teils solcher »Kies« durch Eisen zu
Konglomerat zementiert, teils auch eisenhaltige Sandsteine; in beiden letzten
Fällen spricht man von »Eisenstein«. Sie gehen hervor aus der Zersetzung
der verschiedenen unterliegenden Formationen (meist kristallinischen Era
und sind am mächtigsten in dem bewaldeten Oberland entwickelt. ihnen
wächst der beste Jarra. Die sogenannten »Kiese« sind oft von ehe:
Dicke. Ihre Entstehung ist schwer verständlich — vielleicht sind Buschfeuer
daran beteiligt — denn sie bedecken die höchsten Kämme bis zu einer Höhe
von 400 m.« Soweit GIBB MAITLAND. Aus seiner Auseinandersetzung geht
am besten hervor, wie wenig die Fachleute über diese Bildungen wissen.
In der Reihe der Detritus-Formen kommen wir nun zum Sande, dessen
weite Verbreitung in West-Australien vom Standpunkte des Farmers aus die
Kolonie berüchtigt gemacht hat. Von Sand-Formationen unterscheidet in West-
Australien schon der Laie zwei Sorten, indem er den gewöhnlichen Sand-Bil-
dungen die echten »Sand Plains« gegenüberstellt. Auch GiBB MAITLAND I. c.
folgt diesem berechtigten Brauche und trennt die rezenten »Coastal Sand Plains«
von den »Sand Plains« des Inneren, die er als pliocän betrachtet. Warum diese
Binnen-»Sand Plains« pliocän sein sollen, weiß ich nicht; es werden keine
Gründe für die Datierung mitgeteilt, ich halte sie für unrichtig. Dagegen gibt
GiBB MAITLAND eine ganz gute Charakteristik 1. c. S. ı14. »Sand Plains.
Diese bilden einen der charakteristischsten Züge West-Australiens, indem sie
von einem Ende der Kolonie bis zum andern sich erstrecken. Die großen
Sandflächen des Inneren messen oft 30 bis sokm an Ausdehnung, aber sie
78 Zweiter Teil.
enthalten stellenweise ziemlich viel Ton und Eisenoxyd, der die Sandkör
zusammenbindet. Daher tragen sie bei ziemlich zuverlässigem Regenfall @
abgehärtete Vegetation, die in den zwei Monaten des Lenzes prächtig
Blüten geziert ist, und bilden einen guten Weidegrund für den Sommer.
Sandebenen scheinen meist die Wüstensandstein-Formation zu überlag
welche das Tafelland des Innern von Australien bildet.c Worauf sich die le
Bemerkung gründet, ist mir nicht bekannt. Ich habe in dem fraglichen
biete nur archaischen Fels als Unterlage gesehen, niemals Wüstensandst
der übrigens ja an sich schon problematischer Natur ist.
Von den Sandebenen des Vorlandes sagt GIBB MAITLAND (l. c. 5.1
folgendes: »Coastal Sand Plains. Diese Ebenen trifft man in dem $
lichen Teile der Kolonie; sie erstrecken sich vom Fuße der »ranges« (d.
des Plateau-Randes) bis zur See. Hier ist der Sand viel lockerer als
Binnenland. Oft ist er von beträchtlicher Mächtigkeit und unter der Obe
rot gefärbt. Er zeigt falsche Schichtung, was seine aeolische Bildung be
In diesen Ebenen gibt es viele Seen und Sümpfe, wo das Wasser durch
Ablagerungen festgehalten wird.« |
Der feinste Detritus, Lehm- und Ton-Absätze, sammelt sich in
Küsten-Distrikten am Fuß des Plateau-Randes an oder auch in Mulden
Vorlandes, namentlich aber in der Sohle der Fluß-Täler. Ihre Ausde
ist allerdings in der Südwest-Provinz infolge der meist weniger inte
Niederschläge nicht so bedeutend, wie in dem von häufigeren Fluten heim
suchten Gebiete des Nordens mit seinen tropischen Sommer-Regen.
In der Eremaea nimmt das Alluvium die Form von Salzpfannen an,
GBR MAITLAND S. ı14 kurz beschreibt: »Alluvium of Lake Basins.
ganzen Innern gibt es eine Kategorie von Bildungen, die Seen genannt W
in Wahrheit aber weiter nichts sind als große Salz-Flächen, sumpfige Mu
- oder Tonpfannen, die, in ungefähr gleichem Niveau gelegen, mitei
kommunizieren oder schließlich, wenn die Niederschläge stark genug ge
sind, sich nach dem Oberlauf irgend eines Flusses entwässern. Doch kı
es selten so weit, weil die Oberfläche, die sie der Verdunstung biete
enorm groß ist. Daher rührt es auch, daß diese großen Flächen fast j
einen feinen Tonüberzug empfangen, auf welchem die im Wasser gelö
Salze auskristallisieren. In manchen Becken können dadurch bedeutende ‘
Ablagerungen sich sammeln. Diese Pfannen sind umgeben von Flächen
Tons, die gleichfalls viel Salz enthalten. Ja, das ganze Binnenland der Kol
ist salzig, da die aus dem Fels ausgelaugten Salze teilweise nicht zu dem
hinabgeschwemmt, sondern durch den Wind über die ganze Oberfläche Ve
werden.«
Alle diese Schilderungen weisen noch so viele Lücken und Unkla
auf, daß die bodenkundliche Untersuchung des Gebietes zu den dring
Bedürfnissen der westaustralischen Landeskunde gehört. Meer
Eines aber läßt sich jetzt schon sagen, und das ist sehr wichtig. wenn
Charakter der westaustralischen Oberflächen- und Boden-Formen insgesamt ?
&
RE
2. Kapitel. - Klima. 19
trachtet wird, so erscheint das Land als Schauplatz einer ruhigen,
gleichmäßigen, durch lange Zeit wenig gestörten Aktion der äuße-
ren Faktoren, und zwar einer Aktion, die in Richtung und Stärke sehr ähn-
lich dem gegenwärtig wirksamen Kräftespiel gewesen zu sein scheint.
2. Kapitel. Klima.
Über das Klima West-Australiens haben unsere Kenntnisse in den letzten
Jahren einen sehr beträchtlichen Fortschritt gemacht. Man verdankt sie nament-
lich den Arbeiten des jetzigen Government Astronomer des Landes, Mr. W.
E. CoOKE, der zuletzt 1901 in einer trefflichen Übersicht die meteorologischen
Ergebnisse zusammengefaßt hat: »The Climate of Western Australia from
Meteorological Observations made during the Years 1876—1899.« Perth 1901
128 S., mit zahlreichen Karten.
Aus dem extratropischen Teile des Staates finden wir dort eine Daten-Fülle
verarbeitet, die selbst weit gehende Ansprüche befriedigt. Nicht nur die Durch-
schnitts-Temperaturen aller Monate, sondern auch die mittleren und absoluten
Extreme erscheinen in den Tabellen; ebenso die Regen-Mengen der einzelnen
Monate. Physiologisch wichtige Momente sind übersichtlich herausgelöst: z. B.
die»Anzahl der heißen Tage (über 32°) und der kalten Nächte (unter 4'/,°), die
der Regen-Tage und die Quantitäten von Einzel-Niederschlägen.
Von anderen biologisch interessanten Faktoren fehlen zwar noch die Masse
der relativen Feuchtigkeit, der Sonnenschein-Dauer, der Windstärke, doch dürfen
diese Desiderata vorläufig nicht in Betracht kommen, wo so viel in so kurzer
Zeit geleistet worden ist. Für das Maß der Verdunstung liegt nur eine, nicht
ganz exakte Tabelle für Perth vor, die immerhin eine gewisse Orientierung
ermöglicht.
I, Niederschläge.
Die Verteilung der Niederschläge über das Gebiet wird aus Fig. 2 5. 80
ersichtlich. Daraus ergibt sich die Südwest-Ecke des Landes als die bevorzugte.
Hier liegt das regenreichste Gebiet des Landes: an dem Küstensaume zwischen
Swan River und King George Sound fallen durchschnittlich 75—100 cm Nieder-
schlag pro Jahr. Man erkennt auch, daß innerhalb dieses Striches wiederum
das Maximum (bis über 125 cm) zwischen Cape Leeuwin und Denmark River
gelegen ist. Außerdem führt das Aufsteigen der: Luftströmung am Plateau-
Rande zu einer Verstärkung des Niederschlages, sodaß die Kante der Hoch-
fläche gleichfalls mehr als 100 cm empfängt.
Der Grenzlinie des regenreichen Kern-Gebietes fast parallel verlaufen die
Isohyeten von 60, 40 und 30 cm, welche die Zone mittleren Niederschlages
bezeichnen. Dies Gebiet beginnt etwas nordwärts von der Murchison-Mündung,
verbreitert sich sehr langsam binnenwärts, erreicht etwa beim 33° s. Br. seine
80 Zweiter Teil.
bedeutendste Breiten-Ausdehnung und nähert sich nach Osten umbiegend
Südküste ebenso allmählich, wie es sich von der Westküste entfernt hat.
Regenlinie von 30 cm grenzt annähernd die floristische Südwest-Provinz
der Eremaea-Provinz ab.
Miedersehlags- Verteilung
ın
Südwest* Qustralien.
m
Summen im em.
.—-
Sa.
A
eis a Ne
..-
Fig. 2. Niederschlags-Verteilung in Südwest-Australien. Summen des durchschnittlichen j
ü iederschlags in Centimetern. Fe E
Die stärkere gebrochene Linie gibt die Grenze zwischen Südwest-Provinz und Erema
Die Abnahme der Niederschläge von dem Rande des Plateaus landı
geht überall in sehr gleichmäßiger Abstufung vor sich. Die Beobachtung
an der leider noch sehr lückenhaften Verbindungs-Linie Perth—Sou
Croß hat daher vollkommen repräsentative Bedeutung. Ich führ
2. Kapitel. Klima. 81
den Stationen dieser Strecke die monatlichen Regenmengen in Millimetern an,
wobei zu bemerken ist, daß nur die mit * bezeichneten Reihen auf zehnjähriger
Messung beruhen, alle andern kürzer und daher zum Teil noch nicht genau
sind. Ohne Zweifel werden die Züge dieser Tabelle noch bedeutend an Regel-
mäßigkeit gewinnen, wenn die Stationen-Zahl größer und die Beobachtungs-
Zeit länger geworden ist. Die Kilometer-Zahlen verzeichnen die Entfernung
von dem Scheitel des Plateau-Randes (Darling Range).
km ı|o|m|w| v/vmibwmlm|nx|x xI | XII | Jahr
49 w|*Fremantle. ,.| 5 | ı0 | 18) 43 | 113 | 145 143 | 125 | 6 E 15 | ı8 | 738
geWwiTenb. eo, 10 | 10 | 20 |45 | 122 | 168 | 160 | 145 | 73 | 53 | 20 | 18 | 825
20 w | Guildford 10 | 3)33 | ı5 | 103 | 170 | 178 | 108 | 70) 50| 8 | 16 750
— |Mundaring. ..| 3| 8|43|23 | 98 | 120 | 213 195 | 108 | 50 | ı8 | 23 | 1000
j j
Hier fehlen noch Stationen .
67e|Northam. ... .| 5|ı13 | 33 | 10 | go | 85 | 93 1331.35 F13 1° 37178412978
102e|Meckering . .| o 3:1.13:]:28 60 70| 48 45 30 | 25 3 3 | 350
168 e| Kellerberrin . .| o| 8 8|ı5 38 5060| 40| 4go| 2813 8 8 | 250
241 e| Burracopin. . .| 8 | 20 | ı0 | 28 50 50 | 40 | 40 18 5 3 3 | 250
322 e | *Southern Cross | 10 | 13 | 23 | 10 | 30 | 38 1:30 1.85 15/13] 13 | 13 | 225
In der extratropischen Eremaea, soweit sie zu West-Australien gehört, bleibt
fast überall die Regenmenge zwischen 30 cm und 20 cm stehen. Nur im Nord-
westen erstreckt sich von Sharks Bay landeinwärts ein noch trocknerer Bezirk:
da fallen an vielen Stellen offenbar nicht einmal 20 cm im Jahre. Dem gegen-
über nimmt am Oberlauf des Murchison unter dem Einfluß tropischer Sommer-
regen der Niederschlag wieder zu und erhebt sich z.B. in Lake Way und Peak
Hill über 30 cm.
Nach der jahreszeitlichen Verteilung des Niederschlages gliedert sich
unser Grebiet in den Bezirk der Winterregen und den dauernd oder im Winter
regenarmen Anteil. Beide fallen nicht genau mit den von der 25 cm-Linie
geschiedenen Arealen zusammen. Vielmehr macht der Winterregen allent-
halben auch noch jenseits jener Linie innerhalb des regenarmen Gebietes sich
bemerkbar. An der Küste der Sharks Bay gehört sogar nahezu der ge-
samte dürftige Niederschlag, der oft unter zo cm bleibt, dem winterlichen
Typus an.
Das Gebiet des eigentlichen Winter-Regens umfaßt annähernd das
Dreieck, welches einwärts von der Linie Sharks Bay-Esperance begrenzt wird.
Es ist ausgezeichnet durch eine hochgradige Periodizität: die Regen der Monate
Mai bis August liefern überall 50°/, oder mehr der jährlichen Summe’).
Wie zum Teil die klimatologischen Gesetze verlangen, nimmt diese Perio-
dizität von Norden nach Südosten an Intensität ab. In Carnarvon macht der
1) In der Supanschen Darstellung im Ergänzungsheft 124 zu Petermanns Geogr. Mitteilungen
(1898) Taf. 3 tritt das nicht mit genügender Schärfe hervor.
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien, „
82 Zweiter Teil.
Niederschlag von Mai bis August 76°/, der Jahressumme aus, in Geraldton
78°/, in Perth 71°/,, in Karridale 68°/,, in Albany 58°/,, in Esperance nur
noch 50°/,.
Das wesentlichste Moment, welches diese Sachlage hervorbringt, liegt in
der Verlängerung der Regen-Zeit in die warme Jahreszeit hinein, allerdings in
abgeschwächtem Maße. Das findet an der ganzen Südküste statt und macht
sich nordwärts bis gegen den 30° hin, auch im Binnenlande, geltend. Daher
haben von Oktober bis Dezember Esperance und sogar noch Coolgardie höhere
Regensummen als etwa Geraldton.
Dieser Verteilungs-Modus wird in Verbindung mit der Quantität des Nieder-
schlages wichtig zur Fixierung der Trockenzeit, d. h. der ganz regenarmen
Monate. Wenn man als »ganz regenarm« die Monate mit weniger als 3 cm
bezeichnet, so ergibt sich die Länge der ganz regenarmen Zeit in
Monaten:
Südwest-Küste Süd-Küste | Eremaea
Geraldton 7 Karridale 2 Carnarvon 10
rth 5 Albany | Cue 11
York 7 Esperance 5 | Southern Cros 9
Dem entsprechen die Werte der Bewölkung, die gleichfalls die große
Bevorzugung der Südküste zeigen. Es beträgt die Bewölkung (nach HANN)!
Max. Min. | Jahr
Perth:.3% 6.0 (Juni) 2.1 (Januar) 3.8
Bunbury . 6.4 (Juni) 2.5 (Januar) 4-5
Albany, . 6.4 (Mai) 5.5 (Dezember) | 5.8
Der Norden der Eremaea, soweit sie hier in Frage kommt, neigt bereits
ausgeprägt zu sommerlichen Niederschlägen. Schon in Lake Way und eak
Hill liefern die Regen der Monate Januar bis April über die Hälfte des.
jährlichen Niederschlages; darin verrät sich also deutlich der Einfluß des =
tropischen Regimes. Dieses reicht nirgends bis zur Südwest-Küste, macht
sich aber, freilich nur in manchen Jahren, in der ganzen Eremaea gel =
tend und gelangt sogar bis zu den südöstlichen Küsten-Landschaften. Die
Beobachtungen von W. E. CooKE haben erwiesen, daß die tropischen De- e
pressionen mitunter den ganzen Kontinent vom Nordwest-Cap her schräg
durchqueren zur Großen Bight und dann der Eremaea bedeutende Nieder-
schläge bringen. Darin liegt die Ursache der gewaltigen Fluten, die im Inn&RZ
des Landes der Oberfläche ihren Charakter geben: im Norden, wo diese =
scheinungen regelmäßiger sind, in Gestalt wohl geformter Täler (GascoynS
Murchison usw.), im Süden, wo sie nur sporadisch vorkommen, in Gestalt _
bekannten Salzpfannen. Unter den jüngsten Fällen einer solchen Überland-
Cyklone ist der April ı900 denkwürdig. Wegen der Wichtigkeit dieser Er
scheinung für die Vegetation der Eremaea setze ich die Beschreibung be 5
a2
2. Kapitel. Klima. 83
welche CookE (in »The Climate of Western Australia« p. ı6) gegeben hat, be-
merke aber, daß die Intensität des Phänomens von 1900 größer gewesen ist,
als bei allen ähnlichen Fällen, die man vorher in West-Australien überhaupt
aufgezeichnet hatte. Ende April 1900 schrieb COORE:
»Der letzte Monat wird für lange Zeit als der Monat der großen Fluten in
Erinnerung bleiben. Sie waren so heftig, daß alle Telegraphen-Linien nördlich
von Geraldton unterbrochen wurden und der gesamte Post-Verkehr im Innern
vollständig lahm gelegt war. Die weiten trockenen Ebenen sind gegenwärtig
in Land-Seen verwandelt, und die Flüsse zu rasenden Strömen geworden. Peak
Hill und Lake Way, die mitten in der großen Binnen-Wüste liegen, sind von
Nahrungs-Zufuhr abgeschnitten. Bei Peak Hill, wo fast 25 cm Regen in diesem
Monat fielen, kann man mit einem Boot jetzt 100 km weit fahren. Das Wetter
trug echten Monsun-Charakter und zog von der Nordwest-Küste annähernd
südöstlich gegen die Große Bight. Nach gewissen Einleitungen im März setzte
es am ı. April ein, und von da bis zum 20. lagerte eine dichte Wolken-Bank
beinahe über ganz West-Australien; der Regen war fast ununterbrochen. Perth
(d.h. die typische Südwest-Provinz) entging noch gerade dem Bewölkungs-
Areal: aber seinen Rand konnte man Tag für Tag hinter den Darling Ranges
hervorschauen sehen. Leider existieren nur sehr dürftige Aufzeichnungen aus
früheren Jahren, die zum Vergleich dienen könnten, aber nach allem, was sich
finden läßt, war der jetzige Fall der allgemeinste und beharrlichste, den wir
kennen. Kein Mitlebender hat das Land jemals in gleicher Weise von Fluten
heimgesucht gesehen. «
Um zum Abschluß der Niederschlags-Verhältnisse einige Einzelheiten zu
geben, füge ich eine Tabelle über die monatliche Regen-Menge an.
Monatliche Regen-Menge.
Fariake| Febr. | März | April Mai | Juni | Juli August Sept. | Okt. | Nov. | Dez. Jar
Südwesten
Geraldton : 1 L 3 ı7 Iı2 | 16 7 3 2 | 1 o | 4.
a ee I I 2 5 11 eh Br ae ae 1 ER 3. a Re Be " 83
Karridale 2 2 3 6 15 23 20 18 de) 8 3 371.330
Albany 2 2 3 7 EU aa N EN La | 3 3 85
Esperance 2 2 3 3 7 ıo 9 Io 6 5 3 2 61
Ru I I 2 2 61 8 | 8 8 #3 3:8 43
Katanning k : 3 ä 3 6 | - & a ı 40
re | |
Southern Cross ı ; 2 I 3 4 | 3 3 = a Sa = -
Coolgard a F z 313 | 2 2 eh 20
Menzies 1 4 ; ;: 2 4 I 2 Fe | I ı 19
wer. 2 2 2 3 2 5: ha . 6.1.0 er
Carnarvon P 3 t A 2 ET 2 2:74 1 1 20
84 Zweiter Teil.
II, Wärme,
Die Temperatur-Verhältnisse des Landes entsprechen ganz seiner geogra-
graphischen Lage und seinem Aufbau. Von den beiden Litoralen ist die West-
küste bei weitem wärmer und dabei weniger temperiert als die Südküste, wie
aus folgender Tabelle hervorgeht, welche die Mittel der beiden extremsten
Monate zusammenstellt:
Februar , Juli Differenz
Geraldton . . 24 15
Perth re 24 13 II
"Albany... 19 11 8
Es erhellt aus diesen Zahlen in Sonderheit der kühlende Einfluß der süd-
lichen Gewässer: dem verdankt Albany (und fast die ganze Südküste) ein sehr
niedriges Sommer-Mittel, aber auch Perth wird im Winter dadurch nicht un-
erheblich abgekühlt. Trotzdem natürlich macht sich hier wie dort der nivellierende
influß der See stark geltend. Doch reicht er nicht sehr weit einwärts: daher
denn die Gegensätze des Binnen-Klimas zu dem des Litorales sehr
erhebliche sind. Wenn wir die mittleren Maxima und Minima zusammen-
stellen, so treten aus den Differenzen diese Contraste sehr deutlich hervor:
Küste Binnenland
Mittlere Januar Juli Differenz Januar Juli Differenz
Maxima | Perth. . 31 8 23 N 33 5 23
bzw Albany. 22 8 14 Ratanning. .. . . z1 4 ar
Minima Menzies...... 35 6 29
Be 39 7 3?
Hier ist namentlich wieder die Bevorzugüng der Südküste zu beachten.
Die Binnen-Station Katanning liegt nur 160km entfernt von der Küste, und doch
ist die Differenz der mittleren Extreme um doppelt größer: auffallend ist nament- =
lich die nächtliche Abkühlung, welche jenen Teil des Binnenlandes zum kältesten
des ganzen Landes im Winter macht. Während die Zahl der Juli-Nächte, in .
denen die Luft sich unter 4° abkühlt, an der Südküste im Durchschnitt 3 beträ
steigt sie in Katanning auf 18. Die Messungen verzeichnen für Katanning sogat
häufige Nachtfröste: schon im Juni fällt dort fast jedes Jahr das Glas ein- oder *
mehrmals unter Null, und noch im September kommen frostige Nächte vor.
Absolut extremer ist natürlich die eigentliche Eremaea und zwar ganz 3
sonders durch die Erhitzung im Sommer, welche nordwärts viel intensiver a
nimmt als die relative Temperatur-Steigerung der Winternächte: Cue wird IM
Sommer um 8° heißer als Katanning, im Winter aber nur 3° wärmer.
Für Einzelheiten sei verwiesen auf die anhangsweise mitgeteilten beiden \
Tabellen über die Mittel-Temperatur der einzelnen Monate und über die mittlere
tägliche Schwankung:
{
e
a
S
or
Ir
”
en
€
a
Re 5
RER
Sei
“>
2
=
2. Kapitel. Klima. 85
Mittel- Temperatur der einzelnen Monate.
Januar Febr. | März | April | Mai | Juni | Juli /August| Sept. | Okt. Nov. | Dez.
Südwesten | |
Benni 24 24 23 19 16 13 13 14 15 1771.20 1:08
Karridale 19-1 19 1.784 46-1 10 ea 3 I
ES RT 18 19 18 | 16 1°:14:.1.32 08 ı2 | ı3 | 14 | ı6 | 18
Esperance 26 | 20 179 | ı7 | a5 13 | 12 | 13 | 14 | 16 | 18 | 20
ee 25 | 28 Isue rBal ii za 107 1 | 21.| 24
Katanning 22-1:728:.1: 19,4: 20-45 9:| :10:|: 121-714 | 38 - | 20
Eremaea |
en: ae 31 30 | 28 | 23:| 171 28: |.14 | 14] 16 | 20. |25 | 29
1. 1017377 Gere 28 26 24::),:20.-| 48 12 12 | 13 16:|.19 | 24 | 27
Coolgardie . .....| 26 | 25 | 23 | 29 | 14 | su 12 113.116. 1.08 | 22 |,25
Southern Cross . .| 26 | 25 | 23 | 18 | 14 | ı1.| ıı | 12 |.14 | ı7 ,22 | 25
' Mittlere tägliche Schwankung der einzelnen Monate.
Januar Febr. | März | April | Mai | Juni | Juli August! Sept. | Okt. | Nov. | Dez.
Südwesten |
a RE TEE FE ET 91.9 | so | 0 |:rı [12 | 13
Raridale, . .. . 1G_4 :78:.1..18:1.203. 708 8 8 9 9 8 9 | ıı
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Katanning. . .. . 18. | 15 |) 25.) 24 | 12 9 lo am az | 16 | 17
Eremaea
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Southern Cross . | 8sIyIyIisiu|ln| a) 13 | 5 [17 | 18 | 28
III. Verdunstung.
Die Verdunstung muß bei dem Witterungs-Charakter West-Australiens sehr
hohe Werte erreichen. Messungen darüber liegen bis jetzt nur von Perth vor:
aber schon an dieser sublitoralen Station sind die Beträge ansehnlich.
Verdunstung in Perth nach CookE
24jähriges Mittel:
Oktober ... ı5cm April ... ırcm
November 21 > Min ed
ember . 25 > Juni iR
Januar > Juli 5»
6 >
August. . »-
September 207»
86 Zweiter Teil.
Vergleichbare Daten aus anderen Erdgebieten stehen leider nur in geringer
Zahl zur Verfügung. Es sei angeführt, daß z. B. Wien nach Hann das Maxi-
mum seiner Verdunstung mit ı1,3 cm im Juli erreicht, daß der Oktober 4,7 cm,
und der Januar ein Minimum mit 1,3 cm aufweisen.
IV, Jahreszeitlicher Verlauf der Witterung.
a. Südwest-Provinz.
Der jahreszeitliche Verlauf der Witterung im Winterregen-Gebiet ist
bezeichnet durch Zusammendrängung der Regen im Winter. An der Südküste
freilich gibt es Niederschläge in leichter Form auch durch den ganzen Sommer.
Schon am Swan River aber fallen zwischen November und April nur ganz un-
bedeutende Quantitäten. Daher läßt sich mit einigen Vorbehalten das Klima von
Perth als vorbildlich für das Winterregen-Gebiet betrachten. Dort gehen die”
beiden Witterungs-Typen des Jahres, das »Winter-Wetter« und das »Sommer-
Wetter«, scharf in einander über.
Etwa um die Wende von April und Mai pflegt das »Winter-Wetter« ein-
zusetzen, dadurch, daß die Cyklonen in niedere Breiten vorrücken. Rascher
Barometer-Fall kündigt an, daß die Regenzeit vor der Tür steht. Der Wind
springt in Perth nach Norden und Nordwesten um. Es weht oft stark; mit-
unter meldet die ganze Westküste heftigen Sturm. Bald fällt der Regen in starken
Güssen, hält jedoch selten länger als einige Stunden an. Fast jährlich gibt es da-
bei Fälle, wo 3—7 cm innerhalb 24 Stunden niedergehn. Der Wind dreht über
West nach Süden. Die Schiffe treffen um Cape Leeuwin schwere Seen. Aber
an Swan River werden die Regenschauer leichter und kürzer. Der Sonnenschein
wird wieder Regel, bald ist der Himmel von neuem wolkenrein.
Dieser Typus der Witterung herrscht nun von Mai bis Anfang Oktober, in
einzelnen Jahren länger, in anderen kürzer. Dabei sind übrigens wolkenlose
Zeiten von acht bis vierzehn Tagen keineswegs ausgeschlossen. Selbst während
der Zeit der Cyklonen gibt es eine Fülle von Sonnenschein. Die milde Tem-
peratur, die nachts selbst im Tiefstand des »Winters« kaum den Nullpunkt streift,
hilft das ihrige, das Klima in der Regenzeit am Swan River zu einem so pa
diesischen zu machen. ER
Modifiktationen dieses Typus nach Norden, Süden und binnenwärts ergeben
sich geographisch von selbst. Se
Im Norden verliert die Regenzeit ihre Intensität früher, auch bleibt die
Wärme höher, sodaß man an der Champion Bay mitten im Winter recht feucht
warme Tage erleben kann.
Binnenwärts, z.B. in York, ist die Intensität der Regen stets abgeschwä r
gegen das Küsten-Land. Die Temperatur ist durch Ausstrahlung größere
Extremen unterworfen (s. S. 84). SE
An der Südküste macht sich jede Cyklone bemerkbar: namentlich nach“ i
wirkend führt sie oft lange noch unbeständige Witterung mit sich. Manche }
Jahre bringen daher der Südküste recht unfreundliche Winter-Monate mit viel
en
RB
2. Kapitel. Klima. 87
Regen und wenig vollkommen hellen Tagen: darin liegt dann ein wichtiger Unter-
schied gegenüber der Westküste. Ferner wird der Übergang vom Winter-Wetter
zum Sommer-Typus im Süden später angebahnt und vollzieht sich in sehr all-
mählicher Abstufung. Auch pflegen fast jährlich gelegentliche Auszweigungen
santarktischer« Depressionen die Trockenzeit mit leichten Regen-Tagen zu
unterbrechen.
Das Sommer-Wetter, die Trockenzeit, setzt in Perth nicht ganz so unver-
mittelt ein als die Regenzeit. Schon im Oktober werden die Niederschläge be-
deutend spärlicher. Das Thermometer erhebt sich vielleicht schon einmal über 30°,
aber am Nachmittag pflegt Seewind einzutreten, der die Nächte kühl werden
läßt. Die klare Luft, der ewig helle Himmel, die trockenere Luft machen die ersten
Monate der Trockenzeit angenehm, wenn auch die Hitze im Januar, wo oft tage-
lang mittags das Glas über 35° anzeigt, stark empfunden wird. Erst im Februar,
wenn der scirocco-artige Ostwind länger zu herrschen beginnt, und im März
macht sich die Trockenzeit dem Organismus lästiger fühlbar. Nach und nach
gibt es häufiger Tage, an denen der Himmel verdüstert erscheint. Abends
werden nach dem Binnenland zu starke elektrische Entladungen sichtbar, schließ-
lich wird allnächtliches Wetterleuchten die Regel. Gleichzeitig nagen sich die
Buschfeuer durch das ausgedörrte Buschwerk; von der See her sieht die Küsten-
Linie aus wie illuminiert. Der Höhenrauch füllt die schwerer werdende Luft,
und alles wartet des Regens, der doch endlich wiederkommen muß.
Im ganzen ist das Klima der Südwest-Provinz ausgezeichnet durch seine
Regelmäßigkeit. Die Differenzen zwischen den einzelnen Jahren sind lange
nicht so groß als z. B. in Ost-Australien. Es fehlen ihm fast alle Gewaltsam-
keiten, wie maßlose Dürren, Umschlag von unerträglicher Hitze zu empfind-
licher Kühle, kurz alle die Einflüße des Eremaea-Klimas, die der Witterung
des östlichen Australiens so unerfreuliche Züge geben.
b. Eremaea.
Die Eremaea Südwest-Australiens nimmt an diesen Vorzügen des Südwestens
noch teil, wenn auch bedingt und in bescheidenem Maße. Sie wäre eine
schlimme Wüste, wenn ihr der tropische Norden und der mit Winterregen ge-
segnete Südwesten nicht gewöhnlich die letzten Ausstrahlungen ihrer klimatischen
Begünstigungen zukommen ließen. Auf diese Weise wird ihr Klima ein Gemisch
jener beiden Antagonisten. »Mitunter‘) kommen die tropischen Regen quer
hindurch; mitunter reichen die Winterstüirme des Südwestens und Südens ziem-
lich weit inland; und mitunter lassen beide im Stich, und es folgt Dürre.< Im
ahre zu beachten —
Witterung rechnen, insofern im Winter bis zu dieser Linie noch leic
schläge vorkommen und im Sommer die Hitze-Perioden ab und zu e
der Süd-Küste
1) CooKE in Climate W. Austr. p. 16.
838 Zweiter Teil.
entlang laufen. In ungünstigen Jahren bleibt beides aus — und nördlich von
30° ist überhaupt fast nie mehr etwas davon zu merken. Da ist der Sommer qual-
voll. Die Hitze erreicht gewaltige Beträge. Dabei ist es oft windig, und die auf-
gewirbelten Staubmassen verdüstern die Klarheit der Luft. Die einzige Er-
holung bieten dann und wann Gewitter tropischen Charakters, die häufig sehr _
gewaltsam verlaufen und von beträchtlichen Niederschlägen begleitet sind. »Ge-
wissermaßen als Entschädigung ist das Winter-Quartal angenehm. Es herrscht
ganz trockenes, kaltes, klares Wetter, und die Luft ist stählend.«
3. Kapitel. Gliederung des Gebietes nach geographischem Charakter
und Vegetation.
Bei der Erörterung der allgemein geographischen Verhältnisse des extra-
tropischen West-Australiens stellte sich heraus, daß dies Gebiet sehr natürlich
in zwei Provinzen von ungleicher Größe zerfällt. Die südwestliche Provinz,
die binnenwärts durch eine von der Sharks Bay im Nordwesten bis etwa zum
Russell Range im Südosten gezogene Linie abgeschnitten wird, — und die
Eremaea-Provinz, das übrig verbleibende Stück des Gebietes. Schon oro-
graphisch sind sie bedeutsam voneinander verschieden (vgl. S. 73), und diese
trennenden Formen der Oberflächen-Gestaltung wiederum stehen in engem Zu-
sammenhang mit den klimatischen Differenzen der beiden Gebiete. Es kant
nicht Wunder nehmen, daß ihre Vegetation gleichfalls viele Gegensätze auf-
weist und in ihrem ganzen Wesen hüben und drüben verschieden geartet ist.
Jede Betrachtung der Vegetations-Verhältnisse und der floristischen Erschei-
nungen des extratropischen West-Australiens muß in erster Linie diesem Dua-
lismus des Gebietes Rechnung tragen. er
; Die Südwest-Provinz ist in Klima und Pflanzenwelt ein Land beträcht-
licher, aber sehr gleichmäßig abgestufter Verschiedenheiten. Der Grenzlinie
Sharks Bay — Esperance Bay annähernd parallel und den Zonen des Nieder-
schlages kongruent reihen sich die Vegetations-Gürtel nebeneinander. An det
Küste Buschbestände und lichte Wälder. Dann die kompakte Masse des g@
schlossenen Jarra-Waldes. Weiterhin die gelockerten Bestände anderer Euca
lypten. Endlich das Ende der westlichen Baum-Formationen, das Überleben
des strauchigen Unterwuchses auf den Sand-Heiden, und die Invasionen der
eremaeischen Vegetations-Typen. Das sind die Haupt-Etappen dieses Wandel
Gleichsinnig vollzieht sich die Umbildung der Grund-Elemente der Formationel; —
der systematischen Einheiten höheren und niederen Ranges. Und so entsteht
das buntgewirkte Muster der verwirrend reichen Flora Südwest-Australies®
Einzigartig auf der Erde ist die Befähigung der australischen Hartlaub-Vegetation
verschieden geartete Verhältnisse auszunutzen und sich ihnen anzupassen; UM
nirgends wiederum betätigt sie sich in so großartisem Maßstabe als hier in. da
Südwest-Provinz. = 3)
Dr R
SEEN
BER,
3. Kapitel. Gliederung des Gebietes nach geographischem Charakter und Vegetation. 89
Die Eremaea-Provinz nimmt im Rahmen des extratropischen West-Austra-
liens eine andere Stellung ein als die südwestliche. Man kann beide nicht schlecht-
hin parallelisieren. Die Südwest-Provinz ist ein ringsum abgeschlossenes Ganzes,
eine Welt für sich; die Eremaea erstreckt sich über die konventionellen Grenzen
West-Australiens weit hinaus und reicht in ihren Grundzügen unverändert bis
zum fernen Osten des Erdteiles. Über diesen mit dem Südwesten verglichen
riesenhaften Räumen besteht in Klima, Vegetation und Flora eine Gleichartig-
keit, die zu der Mannigfaltigkeit jener kleinen Nachbarprovinz einen schroffen
Gegensatz bietet. Wenigstens gilt das für die überwältigende Mehrheit des
Gebietes. Nur den südwestlichen Saum, etwa von 129° ö.L. an, setzen die ein-
dringenden Winterregen in Vorteil; sie schaffen ihm waldartigen Pflanzenwuchs.
Im übrigen tragen allein die Ufer und Sohlen feuchter Flachtäler ansehnliche
Eucalypten. In der Sandwildnis fristen nur krüppelhafte Bäume ihr Dasein.
Die gewöhnliche Szenerie aber bietet auf rötlichem harten Boden ein kärgliches
Gebüsch von vielerlei Acacien und manchen Wüsten-Sträuchern. Auch fehlt
es nicht an Gegenden, wo die furchtbare Graswüste der Triodien jegliches
Gehölz erstickt hat. Nur selten für kurze Zeiten belebt sich das starre Antlitz
der Eremaea wie zu flichtigem Lächeln, wenn die Regen-Flora zu ihrem ver-
gänglichen Leben erwacht.
| Dritter Teil.
Die Vegetation der Nüdwest-Provinz.
1. Kapitel. Allgemeiner Charakter.
Alle geographischen Züge der Südwest-Provinz sind durch den regelmäßigen
Eintritt von Winter-Regen bedingt, die ergiebig genug sein müssen, um die
Summe des jährlichen Niederschlags nicht unter 2;—30 cm sinken zu lassen.
Das Gebiet, welches sich dieser Vorzüge erfreut, besitzt eine Gliederung seiner
Oberfläche, die von dem Ausmaß der Niederschläge zeugt. Es gibt Talbildungen
von ansehnlichen Dimensionen. Salzpfannen finden sich nur in den Grenz-
bezirken; sie verlieren sich aber durchaus in den eigentlich typischen Land-
schaften der Provinz. Die edaphischen Erscheinungen zeigen allgemein die
Wechselwirkung von Verwitterung und Abtragung an dem Granit-Sockel des
Landes.
Die Provinz ist an der Küste vielerorten von einem schmalen Kalk-Saume .
eingefaßt, der bald von Dünensand überdeckt ist, bald unmittelbar der vi
tation preisgegeben unter ihren Einwirkungen verwittert. Da bildet er milden |
fruchtbaren Boden, und verleiht der Pflanzenwelt, die in ihm wurzelt, einen
Zug von Kraft und Üppigkeit. =
Vom Gestade binnenwärts erhebt sich entweder in sehr sanfter Steigung
das Gelände zu der Höhe der Tafelfläche, oder es breitet sich als ein ebenes
Vorland aus bis zum Fuße des steiler abbrechenden Plateaus. In beiden Fällen
spielen sandige Böden, feine, stark ausgelaugte Detritus-Massen der Grundfeste f
des Landes, die Hauptrolle in der Landschaft. Sie tragen xerophiles Gebüsh |
im Norden und im fernen Südosten; in den regenreichen Landschaften des
Eucalypten breiten ihre Kronen aus, Casxarinen erheben sich zu ansehnlicher
darüber. Knorrige Melaleuca-Bäume, besenartig reich verzweigtes Myr rs
Gebüsch, Restionaceen-Büschel wurzeln in dem nassen Grunde. Wenn er #°
getrocknet ist, keimen Kräuter und wachsen rasch zur Reife heran. Wo
Land weniger stark der Inundation unterliegt, bringt es andere Formationel- 4
Hier sieht man den Grasbaum (Xantorrhoea Preissii |Lil.]) in den imposal“
1. Kapitel. Allgemeiner Charakter. 91
testen Exemplaren. Dicht gedrängte Gebüsche niedriger Myrtaceen und Epacrı-
daceen walten an der Südküste vor, stets durchbrochen von exponierteren
Stellen, wo der kahle Boden in den feuchten Monaten unter Wasser liegt.
An den Hängen des Plateaus und an seinem Saume auf dem Oberlande
selber herrscht die ernste Waldung des Jarra-Eucalyptus. Es ist das Kernland
der ganzen Südwest-Provinz. Die Niederschläge übersteigen 60 cm, häufige
Regen feuchten in der kühleren Hälfte des Jahres die Bäume des Waldes und
sein immergrünes, buschiges Unterholz.
Ostwärts wird der Regen schwächer, die Witterung extremer, die Waldung
lichter. Andere Eucalypten treten auf, das Unterholz verringert sich, oft
schieben sich schon pflanzenleere Stellen dazwischen ein. Und schließlich
fehlen streckenweise auch die Bäume. Das Gebüsch allein’bleibt zurück, farben-
bunt zur Blütezeit, und formenreich zusammengesetzt aus jenen Elementen, die
für den Südwesten so bezeichnend sind. Proteaceae, Podalyriear, Myrtaceae,
Hibbertia (Dill.), Acacia, Stylidium, Sterculiaceae und viele andere überbieten
einander an Artenfülle.
Es ist eine ziemlich breite Zone, in der solche mannigfaltigen Strauch-For-
mationen sich vorzugsweise zu entwickeln pflegen. Sie entspricht den Regionen
mittleren Niederschlages: Von den Isohyeten, die von 50 zu 30 cm führen,
der Länge nach durchzogen, umgibt sie wie ein Gürtel die bewaldeten Bezirke
des Südwestens. In ihrer ganzen Erstreckung walten kiesige Böden und Sand-
Decken vor. Und nur auf diesen psammogenen Unterlagen kommt jene reiche
Strauchflora zu rechter Entfaltung.
In ausgeprägtem Kontraste dazu — obwohl räumlic
erscheint die Pflanzenwelt des Lehm- oder Tonbodens.
förmig. Ein paar Eucalypten und Acacien geben den Ton an. Aber auch
das Unterholz ist höchst dürftig: nur hier und da lassen sich wenige Sträucher
bemerken, öfters vermißt man sie ganz. Der typische Niederwuchs entbehrt
der holzigen Gewächse, er wird streng von der Periodicität der Niederschläge
regiert, nur die feuchte Jahreszeit bringt Gras und Kräuter, die den Boden für
wenige Monate mit grünem Teppich bekleiden. Im Oktober schon beginnt er
wieder zu verbleichen; kurz danach ist nichts davon ge
Reste, die bald vertrocknet und verweht sind. Und im Sommer
rotbraune oder graugefärbte Gerippe des ziegelartig erhärteten Bodens.
erst tritt ins rechte Licht, wie verschieden das Wesen der beiden er
des Niederwuchses in dieser Mittel-Zone ist: auf Sand persistentes Laub un
unerschöpfliche Fülle der Spezies, auf Lehm ein vergängliches Grün, Gleich-
förmigkeit der Elemente und geringe Anzahl von Arten.
Dabei zeigt die Vegetation der lehmigen Böden in ihrem n
eremaeischen Charakter; ja, man kann sagen, sie gehört schon zur DIEBE :
Die beiden Provinzen West-Australiens scheiden sich also nicht durch ein
haarscharfe Linie. Sondern sie berühren sich in einer gewissermaßen zer
ar Zone eines gegenseitigen Gleichgewichtes, das auf edaphischen Momenten
eruht.,
h dicht neben ihr —
Sie ist geradezu ein-
92 Dritter Teil.
Floristisch ist die Südwest-Provinz ausgezeichnet bestimmt durch die formen-
reiche Entfaltung gewisser Verwandtschaftskreise, die in den Nachbar-Gebieten
nur schwach vertreten sind. Es gehören dahin in erster Linie die Podalyrzeae,
Tremandraceae, die Proteaceae, die Epacridaceae. Alle diese — es sind sämt-
lich Dikotyle — verhalten sich darin gleich, daß der Endemismus der Arten
in der Südwest-Provinz nahezu vollkommen ist. Anders steht es bei den
Monokotylen. ‘Sie besitzen zwar in den Conostylideae [Amaryll.] eine Gruppe,
die mit lauter endemischen Spezies so streng wie. möglich auf die Südwest-
Provinz beschränkt ist. Gleichzeitig aber enthalten sie bei den ebenfalls hoch
charakteristischen Orchidaceae, Restionaceae, Centrolepidaceae, Cyperaceae viele
in Südost-Australien wiederkehrende Arten.
Die Zahl von Gaftungen, die sich den eben genannten großen Verbänden
als wichtige Typen der Südwest-Provinz anschließen, ist ziemlich bedeutend.
Beispiele wären Hiöbertia, [Dillen.] Drosera, Stylidium, Patersonia [Irid.] u. 4
Eine sehr ansehnliche floristische Rolle spielen ferner Gruppen, wie die
Lastopetaleae unter der Sterculiaceen, wie die trockenfrüchtigen Myrtaceae, die
Goodeniaceae. Aber diese Kreise sind nicht so exclusiv südwestlich; sie führen
der Flora der Eremaea ebenfalls wichtige Beiträge zu. Nur die Formenfülle
pflegt auch bei ihnen in der südwestlichen Provinz weitaus die größere zu sein:
Sie stehen darin um nichts hinter den reinen Südwest-Elementen zurück.
Gleichsinnig wirken beide zusammen, den Spezies-Endemismus des südwestlichen
Australiens, der sich auf ungefähr 82°/, beläuft, zu einer Vollendung zu bringen,
die kaum von einer anderen Flora der Erde erreicht wird.
: Für den Menschen bietet die Pflanzenwelt der Südwest-Provinz große Schätze
in ihren kostbaren Eucalyptus-Waldungen, namentlich denen von Z. marginata,
in zweiter Linie von EZ. diversicolor. Im übrigen ist sie arm an Nutzpflanzen.
Zum Anbau auswärtiger Kultur-Gewächse -eignen sich fast nur die besser 8
bundenen Böden. Die weiten Sandflächen, die für West-Australien so be
zeichnend sind, widerstreben jedem Versuche, bestellt zu werden. Aber de
Alluvialflächen der Täler, das Lehmland der Mittelzone tragen Getreide, vielerlei :
Gemüse und manche Obstsorten der temperierten Zone. Dort ist es, wo der
Landbau der Kolonie am- frühesten begann, und wo er sich stetig, wenn auch
langsam, ausbreitet. Man hat auch versucht, auf dem Conglomerat- Boden 2
des Hügellandes Kulturen zu schaffen, im Norden Reben-Gärten, im Sü en ;
Obst-P flanzungen. Doch stehen diese Bestrebungen noch in den Anfängen
nn bleibt geringfügig, da die Niederlegung der schweren Jarra-
eg ei Mühe und Kosten erfordert, Im ganzen genommen hat die BU”
es Menschen die Landschaft des südwestlichen Australiens noch wenig ve
ändert. Weitaus zur größten Fläche ist dem Lande bis heute die Gestaltung
bewahrt geblieben, die ihm ursprünglich eigen war. we |
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. Taf. I; zu S. 93.
Eucalyptus marginata Sm., »Jarra«.
Im Vordergrund rechts Xantorrhoea Preissii Endl.
i ‘. Pri ‚ Februar 1901.
Distr. Darling, Darling Range bei Mundaring. — E. Pritzel phot. Fe
2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 93
2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen.
I, Die Eucalypten,
Nichts bezeichnet besser die Eigentümlichkeit der australischen Vegetation
als die dominierende Rolle, welche die Gattung Zxecalyptus in ihr einnimmt.
Es ist ganz beispiellos in der Pflanzenwelt der Erde, daß ein so großes Gebiet
mit solchen Unterschieden, ja solchen Gegensätzlichkeiten in Klima und Boden
von einem einzigen Genus so unbestritten beherrscht wird. Und Südwest-
Australien, das in den feineren Zügen der floristischen Zusammensetzung sich
doch einer so ausgeprägten Selbständigkeit rühmen kann, ist gleichfalls restlos
in die Herrschaft der Eucalypten einbezogen, als sei es das untergeordnete
Glied einer unteilbaren großen Gesamtheit.
Fünf Eucalyptus-Arten repräsentieren besonders eindrucksvoll die Gattung
in den echt südwestlichen Landschaften der Provinz: Jarra, Red Gum, Karri,
Wandoo und Tuart. Jeder von ihnen ist der Charakterbaum für ganze Bestände.
Und ihre hohe Bedeutung für die Vegetation der Provinz rechtfertigt geson-
derte Betrachtung jedes einzelnen.
ı. Eucalyptus marginata, » Jarra«.
Taf. I, vgl. auch Taf. XIII.
Der Jarra, Eucalyptus marginata J. Sm., in seiner typischen Gestalt gehört
einem polymorphen Formenkreise West-Australiens an, in dem noch E. patens
Benth. und EZ. duprestium F.v. M. spezifisch unterschieden worden sind. Es
ist unmöglich zu sagen, welche der zahlreichen ostaustralischen Arten ihr etwa
am nächsten stehen. Dagegen kann ziemlich sicher behauptet werden, daß in
der Eremaea nähere Verwandte der Z. marginata nicht existieren.
Unter den westaustralischen Eucalypten ist der Jarra an seinen Blüten- und
Frucht-Merkmalen ziemlich sicher zu erkennen. Wichtig sind die Staubblätter;
die Filamente sind in der Knospe geschlängelt, aber nicht einwärts umgeknickt,
wie das bei anderen Arten vorkommt. Die Anthere hat nierenförmigen Um-
riß. Charakteristisch ist auch die ziemlich große Frucht durch ihre verkehrt-
eiförmige oder beinahe kuglige Form, und ihre merkliche Zusammenziehung
am Saume (vgl. Fig. 3).
Der Jarra erreicht in guten Lagen eine Höhe von 30 bis gom, an der
Basis ungefähr einen Durchmesser von 3/,.bis ı"/, m. Natürlich gibt es aus-
nahmsweise Fälle von viel beträchtlicheren Dimensionen. Sein Stamm ist von
dunkelgrauer, faseriger, persistierender Borke bedeckt und pflegt sich erst in
größerer Höhe knorrig und etwas unruhig zu verästeln. Das ist wenigstens die
normale Figur des Baumes, wenn er in besser geschlossenen Beständen auftritt.
Wo er freier oder mehr vereinzelt steht, gewinnt er Raum zu mächtigerer Ent-
faltüng, Die Verästelung beginnt tiefer unten, die Krone ladet weiter aus. Das
Laub des Jarra folgt in seiner fast vertikal gerichteten Lage und der c
BE ist
teristischen Form ganz dem in der Gattung vorherrschenden Schema. Es is
94 Dritter Teil.
von bläulichgrüner Färbung, in der Konsistenz aber und manchen kleineren
Details je nach der Standörtlichkeit etwas verschieden.
Ewcalyptus marginata bildet im südwestlichen Teile der Provinz umfang-
reiche, vielfach völlig waldartig ausgebildete Bestände. Etwa vom Moore River
bis zur Two People Bay (östlich unweit King George Sound) begleiten diese
Waldungen die Küste in einem durchschnittlich 75—ı20 km breiten Streifen. Für
die bei 100-300 m ü. M. liegenden hügeligen Landschaften des äußeren Ober-
landes sind sie am meisten charakteristisch, und dort entwickelt sich die For-
mation des Jarra-Waldes, die weiterhin zu schildern sein wird, in ihrer besten
Form. In den niederen sandigen Alluvien des westlichen Vorlandes gedeiht
e 4
Fig. 3. Zwalyptus marginata Sm.: A Blüten-Zweig. 2 Fruchtstand. C Samen. (Original
der Baum ebenfalls gut. Dort bildet er in sehr lichten Beständen die ma
teste Erscheinung der Pflanzenwelt. In der Swan-Niederung um Pe
man prächtige Gestalten, und in den gärtenreichen Vororten der Hau
geben die aus der Wildnis übriggebliebenen Solitäre des Jarra der Szen
einen durch nichts anderes ersetzbaren Reiz. ®
Die Daseins-Bedingungen, die der Jarra verlangt, äußern sich in S
natürlichen Vorkommen. Er meidet die schweren Böden des Inundationsiaf
wo Eucalyptus rudis an seine Stelle tritt. Vorliebe verrät er für Sand -
das von Kies-Konglomeraten gedeckte Granitland des Plateau-Randes. Dr =
beschränkt er sich auf die niederschlagsreicheren Partien der Provinz. zZ i
ird man
Gegenden, wo die jährliche Menge des Regens 75 cm nicht erreicht, W
Diels, Pflanzenwelt von West -Australien. Taf. II, zu S. 95.
Eucalyptus calophylla R.Br., »Red Gum«,
Im Vordergrund mehrfach Xantorrhoea Preissii Endl.
Distr. Darling, Bellevue östl. Perth. — E. Pritzel phot. April 1901.
2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 9
typischen Jarra nur selten sehen. Stellenweise aber gibt es dort noch strauchige
Formen der Spezies, die gewissermaßen ihr Ausklingen gegen die Areal-Grenze
hin verraten.
Der nähere Verlauf dieser Grenzen des Wohnbezirkes deckt sich also mit
der Isohyete von 75 cm; schon auf der verdienstvollen Karte in EDNIE-BROWNS-
Abhandlung ist sie ungefähr richtig angegeben. Den Umfang der gesamten
Jarra-Bestände schätzt diese Autorität australischen Forstwesens auf über 3 Mil-
lionen Hektar, ihren Gesamtwert auf etwa 85 Millionen Pfund Sterling.
Nach der Ausdehnung seines Areales, der Individuen-Menge in seinen Wal-
dungen und vor allem nach Nutzungs-Wert ist Zucalyptus marginata der wich-
tigste aller Bäume der Südwest-Provinz. Keine der anderen Spezies kann sich
auch nur entfernt mit dem Jarra messen.
2. Eucalyptus calophylla, »Red Gum«.
Taf. II.
Eucalyptus calophylla R. Br. ist unter den wichtigen Eucalypten der Südwest-
Provinz die systematisch am isoliertesten stehende Spezies. Schon die sehr
großen urnenförmigen Früchte verraten sie sofort. Aber auch ihr Laub ist unver-
ennbar. Es richtet sich entschiedener horizontal, als bei den anderen Arten
des Gebietes, so daß der Baum unter allen einheimischen Holz-Gewächsen den
teichsten Schatten spendet. Außerdem kehrt die Nervatur des Blattes bei
i keiner anderen Spezies des Landes wieder: es sind zahlreiche parallele Quer-
adern, die von der Rippe beinahe in rechtem Winkel abgehen. Höchst be-
zeichnend sind auch die Sämlinge mit ihren herzförmigen, rauh behaarten Primär-
lättern. Man findet sie ziemlich oft am Boden des Waldes.
In den Dimensionen steht Zucalyptus calophylla nicht hinter dem Jarra
zurück, Aber schon sein Stamm unterscheidet ihn leicht durch das tief rotbraune
Kolorit der sehr dicken rauhen Borke: sie hat ihm die Benennung »Red Gum«
bei den Ansiedlern eingetragen. Die schöne Architektur der Krone und die
teiche Belaubung des Wipfels machen den Baum zu einer noch ornamentaleren
Erscheinung, als es der Jarra ist. Schon DRUMMOND sagt, er sei am ehesten
mit den »Eichen Englands« vergleichbar.
} Eucalyptus calophylla ist nicht so exklusiv
ucalypten der Südwest-Provinz. Er kommt meis
Marginata oder E. diversicolor, ja auch von E. redunca und sogar E. loxophleba
vor, Es kann sich dabei ereignen, daß er an Individuen-Fülle den tonangebenden
Baum auf kurze Strecken überwiegt, aber wirklich herdenweise ‚oder in =
Schlossenen reinen Beständen tritt er höchstens vorübergehend einmal ie
'scheinung. Meist lebt er zerstreut und eingesprengt. Sein Areal ee
das von E. marginata, wie es scheint, nach allen Richtungen hinaus. S0 R u
Sich im Norden noch bei Yatheroo und Dandaragan imposante sh
des Baumes. Er wächst am Avon River, und auch am Stirling Range habe IC
iin noch gesehen,
wie die anderen erstklassigen
t im Gefolge von Eucalyptus
96 Dritter Teil.
Er scheint also um eine Kleinigkeit weniger Niederschlag zu verlangen als
Eucalyptus marginata. Oder aber er weiß sich durch edaphische Auswahl
schadlos zu halten. Im allgemeinen nämlich bekundet er Neigung, sich auf
reichem Boden der Alluvionen oder Talgründe anzusiedeln. An solchen Stellen
bildet er z. B. im westlichen Vorlande zwischen Moore und Preston River viel-
fach den wichtigsten Baumschlag. Und ebenso zieht er in den Jarra-Waldungen
deutlich die tiefer gelegenen Partien des Geländes vor. Er ist dort allenthalben
eine häufige Erscheinung, im ganzen also ein Baum, der in der Vegetations-
Physiognomie der Südwest-Provinz erfolgreich zur Mitwirkung kommt.
3. Eucalyptus diversicolor »Karri«.
Taf. IH.
Auch Zucalyptus diversicolor F. v.M. kann auf seine natürliche Verwandt-
schaft hin nicht sicher beurteilt werden. Doch gilt von ihm ähnlich wie von
dem Kreise des Fucalyptus marginata, daß er in der Zahl der westaustralischen
Arten keine näheren Beziehungen zu besitzen scheint. Die Blüten- und Frucht-
Merkmale sind nicht besonders markant, dagegen ist die Struktur des Blattes
durch die stärker ausgeprägte Dorsiventralität des grünen Gewebes in ungewöhn-
licher Weise modifiziert: F. v. MÜLLER hat mit sicherem Gefühl diese Eigen-
schaft in der Benennung der Spezies zum Ausdruck gebracht.
Der Karri ist der größte aller westaustralischen Bäume, und sicherlich auch
der schönste im ganzen Lande. Seine enormen Dimensionen heben ihn nicht
nur weit über alle andern Vegetations-Gestalten in West-Australien, sondern
stellen ihn in die Reihe der stolzesten Fürsten des Pflanzenreiches überhaupt
Im Mittel mißt der Karri etwa 65 bis 70 m. Bei ungefähr ı m über &
Boden haben solche Bäume einen Stamm-Durchmesser von etwas über 1 M.
Sie bleiben astfrei bis 40 und som über der Erde. Unweit des Warren RiveiS;
wo vielleicht die schönsten Exemplare des Baumes vorkommen, sind Individuen
von 100 m mehrfach authentisch gemessen worden. Ihre erste Verzweigung
lag bei 60 m über dem Boden, während am Stammgrunde ıo m Umfang €"
mittelt wurden‘).
Sehr abweichend von Jarra und Red Gum verhält sich die Borke des Zwe@
Iyptus diversicolor: sie löst sich in großen Fetzen vom Stamm, der daher steis
ur schimmernde Färbung von Gelblich oder Rötlich-Weiß behält. Das se
Pe Bild, diese ganz gerade gewachsenen hellen Stämme im Valde
nebeneinander gereiht zu sehen, anzuschauen »wie eine Menge aufrechter Riem =
Kerzen«. Erst in sehr beträchtlicher Höhe beginnt die Auflösung in die primären
As te, die in ziemlich großem Winkel abgehen. Weiter oben werden die A >
winkel spitzer, so daß eine ziemlich gerundete Krone herauskommt. Be
; In seinen Gewohnheiten ähnelt der Karri dem Jarra insofern, als er a
alls reine Bestände zu bilden geneigt ist. Höchstens Eucalyptus calophy A
ren, sich, im übrigen ist er Alleinherrscher fast in seinem ga
a ws
1) J-EDsıe-Brown, The Forests of Western Australia and their Development. Perth 1899,59 =
Diels, Pflanzenwelt von West -Australien. Taf. 111; zu S. 96.
Eucalyptus diversicolor F.v.M. »Karri«.
Der Baumstrauch dicht am Ufer Melaleuca rhaphiophylla Schau.
1901.
istr. Warren, Denmark River. — E, Pritzel phot. Juli
2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 97
Areal. Er okkupiert die feuchtesten Landschaften der Südwest-Provinz, soweit
sie unmittelbar der Südküste zugewandt sind. Dort ist die Niederschlags-Höhe
noch bedeutender als im Jarra-Gebiete: sie hält sich allenthalben über 85 cm.
Zudem sind die Wärme-Verhältnisse gerade jener Distrikte wohl die gleich-
mäßigsten, die in der Provinz überhaupt zu finden sind.
e
2
n-Knospe durchschnitten.
Fig. 4. Eucalyptus diversicolor F.v.M. A Blühender Zweig. 2 Blüte
C Operculum. D Fruchtstand. Z, F Samen. (Original.)
Die Karri-Waldungen als Formation werden den Gegenstand eines späteren
Abschnittes bilden, hier genüge der Hinweis, wie vielmals geringer die Raum-
Erstreckung ihres Areales ist, wenn man die Ausdehnung der Jarra-Wälder
dagegen in Vergleich zieht. Dabei ist es ganz interessant zu sehen, in welcher
Weise durch diese beiden Areale die niederschlagsreiche Südwest-Ecke Australiens
aufgeteilt ist.
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien, 7
98 Dritter Teil.
4. Eucalyptus gomphocephala DC. »Tuart«.
Taf. IV, XI.
Ein näherer Einblick in die Gliederung der Zucalyptus-Flora Südwest-Austra-
liens überzeugt jeden davon, daß diese Provinz eine Reihe recht isolierter Species
aufzuweisen hat. Dazu gehört ohne Zweifel auch Zucalyptus gomphocephala DC.
Das halbkugelige Operculum (Fig. 5) das den Kelchtubus wie angeschwollen
überragt, gibt schon ein Merkmal, das nur bei wenigen andern Arten so star :
ausgeprägt ist. Die Form der großen Frucht ist nicht minder unverkennbar.
Blätter und Inflorescenz zeichnen sich aus durch ein lebhaft glänzendes Grün,
in einer gleichfalls ungewöhnlichen Nuance.
oben. (Original.) :
ä ae
Die Höhe des imposanten Tuart-Baumes schwankt zwischen 15 und ” ‘
Seine Borke ist persistent und faserig-rauh, von einer eigentümlich heist
Färbung, die schon genügen würde, den Baum von Jarra oder gar Bi
unterscheiden zu können. Sehr häufig sieht man den ungemein kräftig UN
gebauten Stamm schon in geringer Höhe über dem Boden starke Äste & a
Diels, Pflanzenwelt von West -Australien.
»Tuart«.
Eucalyptus gomphocephala DC.
Rechts oben Callitris (Frenela) robusta A. Cunn.
di : 7 ze ‚November 1901.
Distr. Darling, Osborne Cliffs, Litoralkalk am unteren Swan River. — E. Pritzel phot. NOV
Prit
2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 99
und eine breit schattende Krone aufbauen. Der Tuart neigt (wenigstens gegen-
wärtig) mit Vorliebe zu verstreuter Siedelung: jedem Individuum gehört eine
Fülle von Spann-Raum, und den macht es sich gründlich zu Nutze.
Eucalyptus gomphocephala bewohnt ein viel weniger ausgedehntes Areal,
als die drei bis jetzt behandelten Gattungs-Genossen. Ja, es ist so eng, daß
der Tuart keinen Anspruch hätte, unter den Haupt-Vertretern der südwestlichen
Vegetation namhaft gemacht zu werden, wenn er seiner schmalen Zone nicht
so unbestritten die Signatur verliehe und nicht gleichzeitig eine so imposante
Gestalt unter den Bäumen des Landes wäre.
Nach den Ermittelungen von F. v. MÜLLER und allen Gewährsmännern, die
nach ihm der Frage näher getreten sind, beschränkt sich Zucalyptus gomphoce-
Phala ganz ausschließlich auf den aus recentem Kalk sich aufbauenden schmalen
Streifen, der die Westküste von Nord nach Süd begleitet. Und zwar erscheint
der Baum dort etwas nördlich vom Swan River und erstreckt sein Bereich
südwärts bis ungefähr zum Vasse River. Zwar reicht jener Kalk-Zug nördlich
und südlich viel weiter, aber der Tuart bleibt streng auf seinen mittleren Ab-
schnitt beschränkt, bei einer Niederschlags-Höhe von annähernd 75—90 cm.
Es ist also eine sowohl edaphisch wie klimatisch offenbar recht eng begrenzte
Form in der so elastischen Gattung, und in dieser Hinsicht ein Seitenstück
zu E. erythrocorys, welcher weiter im Norden unweit des Murhison Rivers un-
gefähr seine Rolle übernimmt, oder zu E. ficifolia, der in einem noch viel
kleineren Bezirk an der Südküste lokalisiert ist.
5. Eucalyptus redunca Schau., »Wandoo«.
Taf. XII.
Im Gegensatz zu den vier andern Zuwcalyptus, die in systematischer Hinsicht
verhältnismäßige Isolierung zeigen, steht Z.redunca Schau. nach vielen Richtungen
hin in verwandtschaftlichen Beziehungen. Die Spezies selbst in der Fassung
der Systematiker zerfällt in eine beträchtliche Anzahl von Formen. Die meisten
davon sind von strauchigem Habitus. Ein sehr ausgeprägter Typus entwickelt
sich dagegen zu einem ansehnlichen Baum: das ist der A» WaIMOOE be-
kannte Eucalyptus West-Australiens. Man hört auch die Bezeichnung » White
Gum« auf ihn angewandt. Denn seine Borke blättert ähnlich wie beim Karri
ab und läßt die gelblich-weiße Rinde hervortreten. |
Die Höhe des Stammes erreicht in der Regel nur 15—25 m. Man kann
ausnahmsweise auch stattlichere Exemplare antreffen, aber gewöhnlich ist die
Statur des Baumes untersetzt und gedrungen. Die Krone ist breit gebaut, die
Hauptäste in großem Winkel abgezweigt. Die Belaubung zeichnet sich durch
ihr stark blaugrünes Kolorit aus; auch daran ist der Wandoo unschwer zu er-
ennen. — Seine sonstigen Merkmale zeigt Fig. 6.
Eucalyptus redunca gehört zu den sozialen Arten der
Im größten Teile seines Areales wohnt er in geschlossenen Gesellschaften,
an den Grenzen und Außenposten sieht man ihn mitunter ne.
7
Südwest-Provinz.
nur
Der
100 Dritter Teil.
Boden, der von Wandoo bevorzugt wird, macht einen w enig fruchtbaren Ein-
druck. Die Autoren geben an, er sei kalt, hart, sauer und wäre unterlagert
von tonigen Schichten. Jedenfalls ist er Sue bindig, wird in der Regenzeit
sehr naß und trocknet im Sommer zu beträchtlicher Härte zusammen.
Das Haupt-Entfaltungs-Gebiet des Wandoo liegt zwischen den Isohyeten
von 60 und 4ocm. Der Baum tritt demgemäß an der östlichen Abdachung
des Darling Range zuerst in größeren Massen auf; dort setzt er geschlossene,
licht gefügte Bestände zusammen, bis er bei noch weiter reduzierten Nieder-
schlägen vor den Eremaea-Eucalypten zurücktritt und endlich ganz aufhört.
Fig. 6. Euealyptus redunca Schau. A Zweig mit Blütenknospen. 2 Blatt. C Blütenstand.
D Fruchtstand. Z Frucht. (Original. Ri
Wie weit er in die Eremaea hineinreicht, bleibt noch unsicher. ED NET
nennt Z. redunca »einen der hauptsächlichsten Bäume der Gol ifelder i
habe ihn dort jedoch nie gesehen und denke Grund zu haben, af der #
lässigkeit jener Angabe zu zweifeln.
In Gesellschaft des Wandoo findet man sehr oft ee “2 ar
Süden seines Reviers auch E, occidentalis, in den östlichen Bezi a. Be
Phleba. Mit dem Jarra mischt er sich selten; nur in einer zZ
2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 101
Zone sieht man die beiden gelegentlich neben einander. Dagegen greift Zuca-
Iyptus redunca nach Westen nicht selten über seinen eigentlichen Wohnbezirk
inaus; man trifft ihn stellenweise an den Vorhügeln des ganzen Plateau-Randes
zwischen Swan River und Collie River, und auch auf den vorgelagerten Flächen
gibt er in Gemeinschaft mit Z. calophylla manchen Plätzen das Aussehen eines
ganz licht gehaltenen Parkes.
II, Die Gattung Casuarina.
Vgl. Taf. XV.
Die Gattung Casuarina darf den zweiten Platz beanspruchen, wenn die
Bäume der Südwest-Provinz genannt werden. Zwar steht sie an allgemeiner
Bedeutung unvergleichlich weit hinter Zucalyptus zurück und kann es kaum
mit Banksia aufnehmen. Aber manche Arten erreichen doch eine stattliche
Höhe und werden dann nur von den Eucalypten übertroffen. Eine Analogie
zu Eucalyptus bietet sich ferner dadurch, daß Casuarina keineswegs auf die
Südwest-Provinz beschränkt ist, sondern auch in der Eremaea ein wichtiges
Vegetations-Element ausmacht.
Weg Fr
B Achaenium. — C—E C. Hurgeliana Miq.
FE C. Fraseriana Migq. Ast mit Zapfen,
(Nach DIeLs und PRITZEL.)
Fig. 7. A, B Casuarina glauca Mig. A Zapfen.
; C 5 Kätzchen; D Zapfen. EZ Achaenium. —
Casuarina besitzt sowohl hochstimmige Bäume, wie niedrige Sträucher
In der Flora West-Australiens. Es sind gegenwärtig 13 PEteh, er ge 2
bekannt. Doch hat auch die neueste Bearbeitung des Materiales") noch nicht
en
1) Dieis et PrITZEL, Fragmenta Phytographiae Australiae oceidentalis. In Englers Bot.
Jahrb, XXxv 124.
102 Dritter Teil.
alle Zweifel über Abgrenzung der Formen und besonders über das Verhältnis
gewisser ostaustralischer Typen zu den westlichen beseitigen können.
Die baumartigen Spezies, die wir in erster Linie zu behandeln haben,
zeigen eine große Übereinstimmung der Tracht. Die Höhe erreicht ungefähr
2om. Den Baum bedeckt eine persistente Borke; sie pflegt rissig und von
graubrauner Färbung zu sein. Die Verzweigung wird vom spitzen Winkel be-
herrscht: in der Regel bleibt die Krone schmal. Das Steife des ganzen Auf
baues wird gemildert durch den Wuchs der letzten Zweigenden: sie hängen
herab, um sich erst ganz vorn gegen die Spitze von neuem aufwärts zu wenden,
Die Glieder der Zweige sind bei den zwei wichtigsten Arten des Westens, Casua-
rina Huegeliana und C. Fraseriana, biegsam und gracil gebaut. Und wenn
es auch in Südwest-Australien keine Caszarina gibt, die in ihren Zweigen so
beweglich und zierlich wäre, wie etwa die östliche C. Cunninghamiana, so bilden
doch jene beiden Arten, wenn sie gut entwickelt sind, recht anziehende Figuren
im Vegetations-Bilde des Landes. -
_Casuarina Fraseriana, die an ihren großen, stark rugosen Fruchtzapfen
leicht erkennbar ist, erweist sich unter den baumartigen Typen als die am
reinsten südwestliche Spezies. Überall zeigt sie unverhohlen, wie sehr sie
sandigen Untergrund bevorzugt: nirgends ist sie daher mehr charakteristisch,
als in den lichten Waldungen des Vorlandes. Dort gehört sie am Swan River
neben Zucalyptus marginata zu den dominierenden Gestalten, die sich hoch
erheben über das Heer der Adenanthos, Banksia, Facksonia des Unterwuchses
Häufiger noch und geselliger tritt sie auf am King George Sound; da fügt se
ganze Bestände zusammen, die an dürre Kiefern-Waldungen erinnern, und wo
schon die Ärmlichkeit des Unterholzes von der Unfruchtbarkeit des Bodens
zeugt.
Auf dem Oberlande des Plateaus tritt wenigstens in den westlichen feuch-
teren Strichen Caswarina bedeutend in den Hintergrund. Erst jenseits def
Scheitelhöhe gewinnt die Gattung von neuem. In den Wandoo-Wäldern sieht
man hier und da Exemplare von C. Huegeliana mit äußerst lichter Krone
Häufiger aber ist C. glauca, die freilich streng genommen erst unter den Im
der Eremaea aufgeführt werden sollte. Nur weil sie sehr erfolgreiche Vorstöße
in die Südwest-Provinz hinein unternimmt, mag sie einstweilen hier ZU we
sein. Sie unterscheidet sich durch größere Starrheit der Formen von “
‚ beiden westlicheren Arten. Die Äste sind brüchiger und spröder, sie
mehr aufgerichtet, höchstens sind ihre letzten Auszweigungen leicht inabs
bogen. Eucalyptus glauca wächst auf dem harten Lehmboden der Erem
nicht selten. Im Westen sucht sie mit Vorliebe die tonig-lehmigen Depre® .
sionen, die schmalen Talfurchen auf. wo sie häufig imposante Dimension
erreicht. Ä ee
Kae = baumartig wachsenden Casuarinen im siichen
so Widerstände ET N Be - Se En W
tre, wie die Eucalypten jener Eın erkwürdig
„ho
x
davon jedoch scheinen die Ansprüche der Gattung an Feuchtigkeit m
„ zu S. 103.
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. Taf.
Banksia attenuata R. Br.
Links am Rande Banksia ilicifolia R. Br., im Hintergrunde junge Exemplare von er marginata Sm.
Distr. Darling, Bayswater östl. von Perth. — E. Pritzel phot. Dezember 190
2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 103
gesteigert. So werden C. Zuegeliana und C. glauca fast beschränkt auf das
inundationsfähige Gelände, und erst weiter im Südwesten sichert der reichere
Niederschlag eine größere Unabhängigkeit von der Feuchtigkeit des Bodens.
So wenig wie bei Danksia ist die Bedeutung von Casuarina mit den |
Baum-Formen erschöpft. Vielmehr erprobt sich ihre Gestaltungs-Kraft auch
auf mehr exponiertem Gelände vortrefflich: dort liegt das Entfaltungs-Gebiet
der strauchigen Arten. In den nördlichen Landschaften sieht man überall
auf den Grenzschichten zwischen Sand und Lehm die besenförmige Casuarına
campestris, nicht selten erreichen ihre Bestände das feste Gefüge eines Busch-
Dickichts. Kiesig-lehmige Plätze, ebenfalls zwischen Irwin- und Moore River,
sind oft bedeckt von dem niederen Gebüsch der starren C. Drummondiana.
An sandigen Stellen gelangt C. microstachya zum Aufschwung. Unstreitig die
häufigste Art aber unter den psammophilen Spezies ist Casuarına humilis, die
als Leitpflanze für den wenig gemischten, schwach humösen Sand
anerkannt werden muß. Der Vollständigkeit halber sei auch C. distyla er-
wähnt, für die selbst Dünen-Sand nicht unbewohnbar ist. Sie legt sich ihm in
flach ausgebreiteten Polstern an, und es gewährt ein fremdartiges Bild, wenn
die braunen g' Kätzchen aus dem dichten Geflecht der Aste emporwachsen.
III. Die Arten von Banksia (Prot.).
Taf. V, XI.
Banksia ist für die Südwest-Provinz eine vorzügliche Charakter-Gattung,
in gewissem Sinne die ausgezeichnetste des Gebietes. Denn Eucalypten und
Casuarinen besitzen auch in der Eremaea eine hohe Wichtigkeit für die Physio-
gnomie, Banksien aber fehlen dort beinahe völlig und gehören also der Süd-
west-Provinz fast ganz allein. Zwar sind sie niemals so gesellig wie Eucalypten;
selten bilden sie größere Bestände; aber sie nehmen Teil an sämtlichen Forma-
tionen.
Formenreich beleben sie die Waldungen und die offenen Flächen, bald als
stattliche Bäume, bald als Sträucher jeglicher Größe, ja auch in Zwergstatur,
fast staudenartig, auf dem sandigen Heideboden der südöstlichen Distrikte. So
ist denn der Umfang ihrer Daseins-Bedingungen weiter und die Mannigfaltig-
keit der Gestaltung entsprechend noch größer, als irgendwo im Osten Australiens.
Die zu Bäumen auswachsenden Spezies beschränken sich auf die feuchtere
Hälfte der Südwest-Provinz. Physiognomisch treten sie im wesentlichen in —
. Typen in die Erscheinung, als deren Repräsentanten Banksia grandis, B. lıto-
ralis bzw. B. attenuata und B. zlicifolia sich betrachten lassen.
zeigt im erwachsenen Zustande
Nur am King George Sound
twa mannshohen Strauch mit
welche der Baum erreicht,
N
104 Dritter Teil.
a
u. 2 Te
ig. 8. Banksia grandis R. Br. A Blühender Zweig. 2 Blüte. C Blütenhüllblatt mit Stanbblt
D Narbe. (Original.) Ä
2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 105
reichlich, in den dichteren Waldungen des Südens bleibt sie gering. Das -
eigentliche Wahrzeichen der Banksia grandis ist ihr Laub. Schon durch seine
Größe fällt es auf. Es gibt keine andere Pflanze in West-Australien, bei der
das Einzelblatt eine solche Oberflächen-Entfaltung zeigt. 40 cm, ja 6o cm in
der Länge, 10 cm in der Breite sind keine ungewöhnlichen Maße. Einzigartig
ist ferner die bizarre, oberflächlich betrachtet farnähnliche Gestaltung des Um-
risses. Dazu kommt die schopfige Anordnung dieser großen, rein grünen
Blätter zu einem trichterförmigen Büschel am Ende der Zweige, um seiner
ganzen Erscheinung den Zauber von etwas Beispiellosem in der Vegetation
Australiens — man darf sagen der Erde — zu verleihen.
Banksia grandis ist immergrün, wie alle Bäume der Südwest-Provinz; aber
die Dauer des einzelnen Blattes scheint beschränkt, und es dürfte im Laufe
von wenig über ein Jahr eine völlige Laub-Erneuerung von statten gehen.
Wie bei allen Baum-Banksien, wächst terminal der mächtige Blütenzapfen
aus der schräg aufgerichteten Laub-Manschette heraus. Er wird bei Banksia
grandis bis 30 cm lang und gibt mit seiner gedrängten Fülle schwefelgelber
Blüten dem Baum ein prächtiges Aussehen. So reichlich erscheinen die Blüten,
daß die Eingeborenen einst von ihrem Honig lebten, wie DRUMMOND erzählt.
Der Fruchtzapfen ist noch mächtiger als der Blütenstand, er bleibt lange mit
dem Mutter-Aste verbunden, auch wenn die Samen schon entlassen sind; oft
sieht man zu gleicher Zeit längst entsamte Zapfen, reife Früchte, frisch erblühte
Ahren und jugendliche Inflorescenzen an ein und dem selben Baume.
Die Verbreitung von Banksia grandis erlangt in den regenreichsten Di-
strikten (oberhalb der 75 cm-Isohyete) das Maximum an Gleichmäßigkeit und
Dichtigkeit. Sie bildet dort in den feuchteren Jarra-Waldungen z. B. am Black-
wood River buchstäblich ein unteres Stockwerk und streut eine freilich dünne
Schicht ihrer abgeworfenen Blätter über den Waldboden. Ähnlich wie die
Eucalypten, sinkt sie an den Grenzen des Areals zum Strauche herab; wenig-
stens ist das der Fall, wie gesägt, an der Südküste nach meinen ei Er Be-
Obachtungen. Die östlichste Lokalität, die die Literatur verzeichnet, ist Cape
iche.
Banksia litoralis (inkl. der wenig verschiedenen Banksia verticillata), aus
der Sektion Oncostylis, variiert in der Höhe ihres Wachstums zwischen un
25m (Taf. XI). Während die großen tektonischen Züge mit B. grandis En
einstimmen, zeigen die Einzelheiten sehr wesentliche und physiognomisch
deutungsvolle Unterschiede. Schon die Borke mit ihrer mehr ve Färbung
ist abweichend. Namentlich aber bleibt das Laub in seinen Dimensionen viel
kleiner. Die Blätter erreichen selten mehr als zo cm und sind nur 0,5—1 cm breit.
Oberseits sind sie dunkelgrün, unterseits weiß: und da ihre Richtung aufwärts
strebt wie bei allen anderen Arten der Gattung, so bestimmt dieser nn
des Laub-Kolorits sehr wesentlich den Eindruck der Krone. Die er ...
schlanker als bei B. grandis und tragen rötlichgelb gefärbte Blüten, verhalten
Sich aber sonst in der oben beschriebenen Weise, welche für die Gattung
typisch ist.
106 Dritter Teil.
Im großen und ganzen deckt sich das Areal der 2. Zitoralis mit dem von
5. grandıs. Standörtlich jedoch schließen sich beide gewöhnlich aus. Während
nämlich D. grandis gut drainierten Untergrund verlangt, sucht 2. Ztoralis mit
Vorliebe die niedrig gelegenen der Inundation ausgesetzten Flächen. An solchen
Stellen ist sie — wenigstens in den südlichen Landschaften — eine unverkenn-
bare Charakter-Pflanze. Nach dem Swan River zu tritt sie bedeutend in den
Hintergrund, wiewohl man an den Rändern feuchter Gräben oder Mulden auch
dort noch auf sie rechnen kann.
Der äußeren Gestalt nach hat Banksia attenuata mit der vorigen Art
vieles Gemeinsame. Aber sie gehört systematisch nicht in ihre unmittelbare
Verwandtschaft, sondern reiht sich in die Sektion Cyrtostylis ein, der auch 2.
grandis zugerechnet wird. Das Laub bietet mancherlei Ähnlichkeit zu dem
von Banksia litoralis, ebenso die Form der Blütenähre. Nur ist ihre Farbe
ein reines Gelb.
Banksia attenuata durchläuft in seiner Wuchs-Form eine sehr sanft abge-
stufte Folge vom niedrigen Strauche zum ganz ansehnlichen (bis 10 m hohen)
Baum. Oft sieht man niedrige Gebüsche, die dieser Art zugehören, bereits
zur Blüte gelangt. Auf den Sandflächen der nördlichen Landschaften ist dies
Verhalten die Regel, aber auch weiter südlich, bis zur Südküste, kommt es zu
Beobachtung; ja am Swan River sieht man frutescente Formen dicht neben
aD, BESSER Granit-Küste sie von ROBERT BROWN entdeckt wurde. Ob sie auch =
weiter ostwärts das Gestade begleitet, wissen wir noch nicht. Jedenfalls aber
Steht fest, daß Banksia atzenuata unter den höherwüchsigen Arten de
schönen Gattung die häufigste ist und zu den Gewächsen gehört, die iu ”
die echt südwestliche Szenerie in erster Linie bezeichnend sind, ganz besonders e
auf den pfammogenen Böden, mit welchen die Provinz von der Natur so reiel
bedacht ist, Ä
sind, um unter den tonangebenden Konstituenten der Vegetation genannt 7
werden: Banksia Menziesii und B.prionotes. Der eben behandelten B. a ä
nuata ähnelt 3, Menziesiz in ihren klimatischen und edaphischen Ansprüchen |
d beide in geselligem Nebeneinander zu sehen, SO #
am Swan River auf den Sandflächen des Vorlandes, die sie gänzlich beherts ee
2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 107
würden, wenn nicht der Jarra-Eucalyptus oder da und dort eine Casuarına zu
ihren Häuptern emporragte. In dieser engen Gemeinschaft nimmt man bald
die Unterschiede der beiden Arten wahr. Das steil aufgerichtete Blattwerk ist
bei B. Mensiesii noch fahler blaugrün, die jüngeren Fruchtzapfen machen sich
durch rostbraune Sammetbehaarung auffällig, Besonders offenkundig aber ist
die Differenz der Blüten, schon in ihrem Kolorit: das Perianth der B. Menziesüi
ist rötlich, der Griffel dunkelrot, sodaß der ganze Blütenzapfen ein eigentüm-
lich gedämpftes, lichtes Rot besitzt, das trefflich zu der Farbe des Laubes paßt.
Am Swan River übrigens fällt auch ihre Blütezeit erheblich später als bei 2.
attenuata: erst im Februar werden die Blüten zahlreich, zu einer Zeit, da D.
attenuata längst abgeblüht hat. Doch erweist sich diese zeitliche Ordnung nicht
unwandelbar: an der Champion Bay habe ich 2. Menziesii schon im Septembe:
blühen sehen.
Das Areal der B. Mensiesii umfaßt viel geringeren Raum, als das von 2.
attenuata: beide decken sich im nördlichen Abschnitt, aber südlich vom Swan
River findet 3. Menziesii bald ihr Ziel, sie fehlt der ganzen Südküste.
In Laub und Blüten bildet Banksia prionotes beinahe eine Doppelgängerin
zur vorigen. Aber im Aufbau des Stammes und des ganzen Ast-Gerüstes be-
schreitet sie ganz eigene Wege. Gewöhnlich beginnt die Verzweigung nahe
am Boden und zwar in sehr spitzem Winkel: steil aufgerichtet streben die Aste
empor, steil tragen sie den Blattschopf an ihrem Ende, das ganze System nimmt
die Gestalt des verkehrten Kegels an. Das ist ungewöhnlich für eine Banksta,
aber es fügt sich trefflich in die Szenerie der Gegenden ein, wo Banksıa prio-
notes heimisch ist: dort ist die Vegetation reich an solchen trichter-wipfligen
Bäumen. :
Prüft man den Stamm und die Äste der 2. ‚prionotes näher, stellen sich
weitere Eigentümlichkeiten heraus. Die Borke ist relativ glatt und von grau-
blauer Farbe, ganz verschieden von der grobkörnigen, lebhaft BERDRDEN
Schuppenborke, die den Stamm der 3. Mensziesü bekleidet. — Die Höhe der
B. primotes durchläuft wiederum alle Stufen zwischen 0,8 und 8 m.
Bezüglich ihres Wohnbezirks tritt Banksia prionotes in Gegensatz zu allen
bisher betrachteten Gattungs-Genossen. Zwar lebt sie in den nördlichen Gauen
der Provinz mit B. Menziesii und B. attenuata auf schwach lehmhaltigem Sande
zusammen. Bei Gingin, nicht weit vom Swan River, tritt sie ee die ai
dungen des Eucalyptus calophylla ein. Aber von dort weiter südlich ee “
sie sich endgiltig ab von dem Küstenlande und durchzieht auf der Ost-Sel
enden, die nur 45—30 cm
ksien gedeihen kann.
t baumartige Dimensionen anzunehmen
befähigt ist, B.2licifolia, nimmt verwandtschaftlich eine durchaus en
’
Stellung ein. Die Systematiker haben eine eigene Sektion für sie
Tsostylis, welche streng auf West- Australien beschränkt is
zieh ; Dryandra nä
ungen der dort so formenreichen Gattung 27 r Dryandra floribunda so
108 Dritter Teil.
ähnlich, daß sie in der Literatur und den Herbarien sogar von erfahrenen Bota-
nikern damit verwechselt wurde. Sie muß aufgefaßt werden als spezialisierte
Form einer von Banksia zu Dryandra überleitenden Verwandtschafts-Reihe,
Die Pflanze ist mir in zwei äußerlich außerordentlich abweichenden Formen
bekannt. Leider habe ich kein genügendes Material gefunden, das Verhältnis
beider klar zu stellen: es bedarf weiterer Untersuchung. Am Swan River be-
obachtet man 2. slicifolia in der Gestalt eines schmalconischen Strauches oder
Baumes, 3—7 m hoch; große Exemplare machen von fern den Eindruck einer
Cypresse. Am King George Sound dagegen sah ich auf dem sandigen Boden
alter Dünen ganz anders aufgebaute Exemplare: da war ein deutlich abgesetzter
Stamm und eine breit gerundete Krone vorhanden. Im übrigen gleichen sich
die Pflanzen beider Standorte durchaus in dem starren, stechenden, dunkel-
grünem Laube, den kopfig verkürzten Infloreszenzen, dem Kolorit der Blüten,
die anfangs schwefelgelb, zuletzt rot erscheinen.
Das Areal dieser, Art und die näheren Bedingungen ihres Daseins sind
noch merkwürdig mangelhaft aufgeklärt. Außer den beiden schon erwähnten
Lokalitäten sind mir keine Standorte bekannt geworden, obgleich der Baum
zweifellos das gesamte Zwischengebiet bewohnt.
Außer den geschilderten Arten enthält die Südwest-Provinz noch nahezu
30 Arten von Banksia. Viele schließen sich habituell den Sträuchern der
Attenuata-Gruppe an; daneben aber gibt es niedrige Büsche mit stark ver-
schmälerten Blättern; ja es fehlen nicht ericoide Zwergsträuchlein, die wie
Miniatur-Ausgaben der kraftvollen Species aussehen und sich oekologisch
durchaus der herrschenden Lebens-Norm ihrer Formation anschließen. Endlic
haben sich einige ganz fremdartig umgestaltet, indem der Stamm mit allen
seinen Auszweigungen rhizomartig dicht auf der Bodenoberfläche gelegen ist.
Einige jener zahlreichen Arten sind weit verbreitet (z. B. Banksia sphaere-
carpa), viele andere beschränkt in ihrem Vorkommen. Manche wachsen 50
vereinzelt, daß sie für die Szenerie kaum in Betracht kommen, andere sind
lokal von physiognomisch hohem Werte. Für die Gesamt-Physiognomie der
Provinz und ihrer Formationen sind sie jedoch nicht bedeutsam genug, UM r
diesem Zusammenhang eingehender behandelt zu werden.
IV. Nuytsia Aoribunda R. Br. (Loranth.), »Christmas Tree«.
Taf. VI.
Unter allen Gewächsen, die mit ihrem Wesen die Physiognomie Südwest“ = |
Australiens um einen starken Zug bereichern, steht Nuytsia floribunda ausge
zeichnet als eine Gattung, die der Provinz endemisch angehört, streng geb
ist an ihre Grenzen, aber innerhalb nirgends vermißt wird, wo die Bedingungen
ihres Daseins gegeben sind. Nuyfsia ist ein Wahrzeichen der Sidwest-Provinz
vielleicht das beste, das sie besitzt.
Systematisch pflegt man Nuytsia den Loranthaceen zuzurechnen (vgl. F ig. 9)
Dem wahren Sachverhalt aber trägt man wohl besser Rechnung, wenn maB = a
unden 2
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. Tat, MH zu S. 108,
Nuytsia floribunda R. Br. »Christmas Tree«.
Die Bäume im Hintergrund Melaleuca Preissiana Schau.
Distr, Darling, Guildford. — E, Pritzel phot. Dezember 1900.
109
2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen.
PEN)
ARD
(Original.)
nz. C Cyma letzter
B Teil der Infloresze
‚ E Teil eines Fruchtstandes.
Fig, 9, -
9 en floribunda R.Br. A Blühender Zweig.
nung. D Gynaeceum mit Calyeulus
110 Dritter Teil.
Gattung als einen Repräsentanten jenes Stammes auffaßt, aus dem Loranthaceen
einerseits, Proteaceen andererseits hervorgegangen sind. Denn wirklich nahe
Beziehungen verbinden Nuyisia weder mit der einen noch mit der andern
Familie in ihrem heutzutage herrschenden Typus. Von den echten Proteaceen
entfernt sie die Sechszähligkeit der-Blütenhülle und die Frucht; der »Calyculuse,
auf den viel Wert gelegt wird, ist weniger schwerwiegend, weil er in ähnlich
schwacher Ausprägung auch bei manchen Proteaceen vorkommt. Den echten
Loranthaceen andererseits will sich Nuyfsia wegen seiner Frucht nicht recht
einfügen; auch ist ihr Habitus fremdartig, der viel besser an manche Grevil-
leoideae erinnert.
Die Höhe der Pflanze in blühreifem Zustande schwankt zwischen 1,5 m
und ız m. Neben dem oberirdischen Hauptstamme, der mit graufarbener
Schuppenborke besetzt ist, erzeugt sie (oft ‘sehr zahlreiche) Ausläufer, welche
unter der Oberfläche des Bodens ungefähr wagerecht weiterwachsen un
schließlich, in oft beträchtlicher Entfernung, sich wieder zum Lichte wenden
und zu beblätterten Achsen werden.
Die Tracht dieses merkwürdigen Gewächses tritt auf Taf. VI. in voller Klarheit
hervor. Ich kenne nichts ähnliches im ganzen Pflanzenreich; auch bin ich nicht in
der Lage, anzugeben, was diese bizarre Wuchs-Form bedingt. Ein Querschnitt
durch einen Ast zeigt, wie stark im Wachstum die akroskope Seite bevorzugt
ist: nur dort erfolgt die Production neuer. Triebe; diese einseitige Förderung
führt zur Abwärtskrimmung der Organs. Sobald diese Biegung zu hochgradig
geworden ist, um mit den Bedürfnissen des Laubes vereinbar zu sein, hört an
der Spitze das Wachstum auf, es tritt Degeneration ein, einer der Nebenäste
stellt sich sympodial auf die Richtung der bisherigen Haupt-Achse ein und
übernimmt die Funktionen, die ihr oblagen.
Die aktiven Blätter sitzen an ziemlich kurzen Achsen aufrecht gerichtet, in
büschelig-gedrängter Stellung. Sie sind dick, von eigentümlicher fest-fleischiger
Konsistenz und blaugrün in der Färbung. =
enn das Ende der Regenzeit gekommen ist, sieht man, wie sich nr Ä
zahlreichen Blattbüscheln die Knospen hervorschieben. Bald ist die junge”
Rispe an ihrer gelben Farbe schon von weitem zu erkennen. Aber erst II
der Vollblüte, um die Weihnachts-Zeit, wenn der Baum sich über und über
mit den grell rotgelben Sträußen bedeckt hat, begreift man, wie erstaunlich
reich die Blüten-Produktion dieses Baumes ist. 2 |
Um so weniger ist man vorbereitet auf den kümmerlichen Frucht-Erfras;
en dem Blüten-Segen folgt. Nur an ganz wenigen Bäumen des bei Perth x
häufigen Baumes gelang er mir, im Sommer 1901 ein paar kümmerliche Frucht“
stände zu entdecken. Ich wäre geneigt gewesen, diese Mißernte auf irgend eine
Abnormität des Jahres zu schieben, hätten mir nicht ansässige Naturfi eunde as
gesagt, diese Frucht-Armut sei bei dem Christmas-Tree das Gewöhnliche
Später fand ich dann auch in der Literatur diese Tatsache bereits erwähnt, UT
zwar von HARVEY. In HooKERs Kew Journ. VI 219 berichtet er, auch DRUMM |
habe trotz langen und sorgfältigen Suchens keine reife Frucht an Nuyzsia gefunden: N
Diels,
Pflanzenwelt von West-Australien.
Macrozamia Fraseri Miq. »Cycas Palm«.
Links Zucalyptus marginata Sm., im Hintergrunde Eee Preissiana Schau.
Distr. Darling, Bayswater östl. Perth. — E. Pritzel phot. Dezember 1901.
Taf. VII,
zu
S. ı2r.
2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 111
Wie weit diese Erfahrung für das ganze Land gilt, lasse ich dahin gestellt.
Jedenfalls erklärt sich daraus die Schwierigkeit, aus der Gegend von Perth
keimfähigen Samen zu beschaffen oder gar die Keimung in natura zu be-
obachten. Trotzdem ist es Dr. MORRISON, wie er mir mitzuteilen die Güte
hatte, gelungen, nach einer Periode sehr ergiebiger Regenfälle an einer Stelle
der Swan River-Auen in situ frisch gekeimte Samen und Sämlings-Pflanzen zu
beobachten.
Dieser Nachweis ist ein wichtiger Beitrag, die Lebensweise der Pflanze auf-
zuklären.
Wegen der Beziehung zu den Loranthaceen liegt es nahe, den Autophy-
tismus von Nuytsia zu bezweifeln. Tatsächlich ist es geschehen; man war
vielleicht betroffen von dem fremdartigen Habitus der Pflanze, jedenfalls aber
mißlingen, ohne daß ihr negativer Erfolg irgendwie Ausschlag geben könnte.
Die Untersuchung der unterirdischen Teile war an vielen Standorten der
Pflanze praktisch bisher unausführbar, da die hypogaeischen Ausläufer oft über
weite Strecken reichen, ohne ihr Ende zu finden. WEBB, der auf Anregung
F. v. MÜLLERs den Baum beobachtete, berichtet (Victor. Natural. X [1893]
158, 159), er habe niemals die Wurzeln an irgend etwas anhaftend ge-
funden; er hege die Ansicht, Nuyfsia sei ein unabhängiger Baum, verlange
aber eine gewisse Bodenbeschaffenheit, >die nur bei Anwesenheit gewisser
anderer Pflanzenarten verwirklicht sei.« Diese Auskunft ist freilich etwas
unklar. Immerhin tritt Nuyzsia in Situationen auf, die jeden Parasitismus durch-
aus unwahrscheinlich machen. So wächst sie mitunter ganz vereinzelt auf
dürren Sandstrauch-Heiden: der einzige Baum in meilenweiter Runde. Es wäre
— wenigstens für den erwachsenen Zustand des Baumes — eine sehr gezwungene
Annahme, wollte man sich vorstellen, daß er seine Nahrung von den Wurzeln
jener vergleichsweise zwerghaften Büsche gewinne, die zu seinen Füßen ihr
kärgliches Dasein führen. Dazu kommt jene Beobachtung des Dr. MORRISON
über die selbständige Keimung der Samen. Bis ein Gegenbeweis erbracht ist,
müssen wir also an dem Autophytismus der Nuyzsia floribunda festhalten.
V, Macrozamia Fraseri Miq. (Oycad.) » Cycas-Palm «,
Taf. VO, X. En
Macrosamia Fraseri Mig. ist der wichtigste, vielleicht der einzige Vertreter
der Cycadaceen in Südwest-Australien. Systematisch erweist sich die iu x.
wenig ausgezeichnet; sie steht der östlichen M. spiralis Mig. und der ae
australischen M7. Macdonelli F. v. M. so nahe, daß alle drei zusammen als leichte
112 Dritter Teil.
Modifikationen eines einzigen Typus erscheinen, der zwischen 25° und 35°.s. Br.
mit weiten Unterbrechungen quer durch Australien zonenförmig verbreitet ist.
Die in der Südwest-Provinz West-Australiens heimische Form erscheint
durchschnittlich in allen ihren Teilen kräftiger und stattlicher, als die östlichen
Verwandten. Nur hinter der Macrosamia Perowskiana Miqg. aus dem tropischen
Queensland steht sie in dieser Hinsicht zurück. Ihr Stamm .alierdings ist von
wechselnder Höhe. Häufig tritt er kaum nennenswert über die Oberfläche her-
aus. Anderwärts erhebt er sich zu 1—ı,; m Höhe. Es wird angegeben, daß
sogar 3—4 m hohe Exemplare vorkommen: doch habe ich selbst derartige
Dimensionen nirgends beobachtet. Der Stamm-Durchmesser beläuft sich auf .
0,3—0,5 M.
Die ansehnlichen, starren Fieder-Blätter krönen in größerer Anzahl den Scheitel
des Stammes. Sie werden 1,5 —2 m lang, 0,2—-0,3 m breit. Der kräftigen
Spindel sitzen jederseits ungefähr 7o Fiedern an. Das lebhafte, oberseits
glänzende Grün des Laubes macht die Pflanze zu einer attraktiven Erscheinung
im Bilde der Vegetation. Die ganze Krone hat eine breit trichterförmige Ge-
stalt; nur bei den höherstämmigen Exemplaren pflegen die Blätter am vordern
Ende sich stärker abwärts zu neigen: dadurch wird die Laubkrone freier und
offener und gewinnt noch an Eleganz.
In der Mitte des Blätter-Trichters stehen die Zapfen, meist in Mehrzahl;
die weiblichen sehr voluminös und bis 0,5; m lang werdend. Die Fruktifikation
ist in manchen Gegenden entschieden spärlich. In den sandigen Waldungen
des Vorlandes z. B., wo ich die Art am häufigsten gesehen habe, fand ich nur
in seltenen Fällen frische Zapfen. Die gleiche Wahrnehmung drängte sich be-
reits DRUMMOND auf. Er erwähnt auch, daß Macrosamia in dem hügelreichen
Gelände des Plateav-Saumes reichlicher fruktiziere und knüpft daran die Ver-
mutung, sie* sei recht eigentlich in einer Region von 300—350o mü.M. zu
Hause. In das sandige Vorland sei sie erst von den Eingeborenen verschleppt
worden. |
Diese Ansicht findet jedoch an dem heutigen Areal der Macrosamia Fraser
keine Stütze. Denn’es beschränkt sich keineswegs etwa auf die feuchte süd-
westliche Hügelregion und das vorgelagerte flache Land, sondern greift nörd-
lich und östlich weit über das Waldgebiet hinaus. Am unteren Irwin River
sieht man die Cycadee ungemein zahlreich eingesprengt in die aus Acacien
und Banksien gemischten Strauch-Bestände. Und weit im Osten tritt die von
F. v. MÜLLER als Macrosamia Dyeri abgetrennte Form noch nordwärts va
Esperance auf. Daraus wird ersichtlich, daß der Typus sich mit einem jähr
lichen Niederschlag von 30 m begnügt. Die Boden-Verhältnisse scheinen für —
sein Vorkommen eine ziemlich geringe Rolle zu spielen: man trifft Macrosamia
Fraseri auf leichtem Sand, auf dem Konglomerat des Oberlandes, auf star ES
tonigem Boden der Niederung. Ihre jeweilige Verteilung innerhalb des Wohn
bezirkes zeigt mancherlei Unregelmäßigkeit: über weite Strecken ist sie spaf
sam, anderwärts tritt sie häufi
Welche Bedingungen dabei
g auf, nicht selten kommt sie auch gesellig Ya en
mitwirken, wissen wir vorläufig noch nicht. Al 2
|
|
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien, Tar VIII, zu S. 113.
Baumartige Liliaceen West - Australiens:
Xantorrhoea Preissii Endl. (links) und Aingia australis R. Br. (rechts). Außerdem von Xylomelum occidentale R. Br. ein
kümmerliches Exemplar (linker Rand), und Banksia grandis R. Br. (zwischen den beiden Kingia).
Distr. Darling, Serpentine. — E, Pritzel phot. Dezember 1900,
2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 113
hier wie dort sehen wir in Macrosamia Fraseri eine wahrhaft ornamentale Er-
scheinung im Vegetations-Gemälde.
VI Die baumartigen Liliaceen.
Taf, VIII, IX; vergl. auch Taf. XX und XXI.
Die der Liliifloren-Reihe entstammenden »Grasbäume« sind mit Recht be-
rühmt unter den Eigentümlichkeiten der australischen Vegetation. Gerade in
den Landschaften an der Ostküste, die am frühesten den Forschern und An-
siedlern sich erschlossen, bilden sie allenthalben eine sonderbare Staffage der
Szenerie, und dieser Umstand trug dazu bei, daß sie bald unzertrennlich ver-
wuchsen mit der Vorstellung, die über die Pflanzenwelt des fünften Kontinents
gang und gäbe wurde. In Wahrheit beschränken sie sich aber beinahe ganz
auf seine bevorzugteren Gebiete. Ausgedehnten Strecken des trockenen Binnen-
landes fehlen sie durchaus. In den tropischen Anteilen sind sie sicher nur spärlich
vorhanden. Nirgends aber dürften sie so mannigfaltig und allgemein wichtig
sein, wie im Kernlande der Südwest-Provinz.
Während Ost-Australien nur eine Reihe von Arten der Gattung Aantor-
rhoea enthält, erweitert sich in Südwest-Australien die systematische Vielseitig-
keit der »Grasbäume« in auffallender Weise. Es treten neben Xantorrhoca das
morphologisch recht selbständige Genus Dasypogon mit »stammbildender« Art,
und aus der gut umgrenzten Tribus der Calectasieae die interessante Gattung
Kingia hinzu. Alle diese Typen lassen wohl noch Spuren einer gewissen ent-
fernten Verwandtschaft erkennen, stehen aber im übrigen so gesondert, daß an
unmittelbare Beziehungen unter einander nicht zu denken ist.
Durch weite Verbreitung und Häufigkeit im Gebiete erweist sich als der
wichtigste Grasbaum der Südwest-Region die Xantorrhoea Preissii Endl.
Es ist der »Black boy« im wahren Sinne der Kolonisten. An heterogenen
Formationen beteiligt, gehört er zu den wichtigsten Elementen der Vegetation
in der Südwest-Provinz.
Wem Aantorrhoca Preissii zuerst entgegentritt, der findet mancherlei
Schwierigkeiten, sie überall wieder zu erkennen: so wandelbar ist ihr äußerer
Habitus. Sehr oft bleibt der Stamm kurz und kaum über den Erdboden er-
hoben: und zwar ist das nicht nur bei jungen Pflanzen der Fall, sondern findet
sich auch in blühreifem Alter ganz allgemein. In typischen Fällen des Westens
und Südens besitzt der ungefähr 20—25 cm dicke Stamm eine Höhe von
1,5—2 m und bleibt unverzweigt. Aber OLDFIELD hat ganz Recht mit der
Angabe, daß 5 m hohe Exemplare vorkommen; solche Beispiele sind sogar
nicht einmal selten, wenigstens wenn man die imposante Blütenähre dem
Maße einschließt. Sehr bestimmend für die Tracht wird die Verzweigung
der Stämme, die in manchen Gegenden, besonders auf feuchtem Boden,
in großer Ergiebigkeit auftritt. Man sieht dort Exemplare, deren Stamm
sich kandelaberartig in sechs und mehr Arme teilt: es sind äußerst plumpe
Gestalten.
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien, 8
114 Dritter Teil.
Auch der unterirdische Teil des Stammes neigt zur Verzweigung; daher
trifft man oft Stämme dicht nebeneinander, äußerlich unvermittelt, in Wahrheit
aber in gemeinsamer Basis unter dem Boden verbunden.
Den größeren Teil des Volumens bei diesem Stamme bilden die persistenten
Blattbasen, welche in dicht gedrängten Ringen über einander lagernd den Zu-
wachs langer Jahre verkörpern. An der Außenfläche ist er fast ausnahmslos
geschwärzt von den Spuren der Buschfeuer, die ihn irgendwann in seinem
Leben berührt haben.
Der Stamm ist gekrönt von dem frischen Grün der lebenden Blätter. Ihre
Zahl ist niemals unbeträchtlich, unterliegt aber manchen vom Medium bestimmten
Bedingungen. So wechselt auch das Bild der Laubkrone in weiten Grenzen,
von einer fast kugeligen übervollen Masse an den kräftigsten Exemplaren zu
dem bescheidenen Blatt-Trichter, der dem Scheitel minder bevorzugter Stämme
aufsitzt. Eine auffallende Eigenschaft des Blattes ist seine brüchig-spröde Be-
schaffenheit. &
Der ı—2 m hohe Blütenschaft erscheint in der zweiten Hälfte der Regen
zeit, bringt die Früchte im Sommer zur Reife, bleibt aber lange erhalten und
önt den sonderbaren Bau der Pflanze oft noch zur Zeit der neu erwachten
Vegetation, kurz ehe die nächste Ähre ans Licht tritt. Es steht also der er
wachsene Blackboy fast niemals ohne das bizarre Ornament seiner Infloreszeny;
anfangs im weißen Schmuck der Blüten, dann gebräunt zur Zeit der Samenreife 4
und endlich schwarz und abgestorben, stets aber wesentlich für den Eindruck
des Fremdartigen, den der Grasbaum bei uns hinterläßt.
Die geographische Verbreitung der Xantorrhoea Preissii läßt sich leider E
noch nicht mit der erwünschten Schärfe darstellen. Wir wissen, daß sie von a.
der Süd-Küste bis zum Swan River, etwa im Gebiete des Zucalyptus margmala
und Z. diversicolor überaus verbreitet ist. Ebenso ist festgestellt, daß ein ganz
ähnlicher Typus östlich weit über das Areal dieser Bäume hinausreicht: def
findet sich auf den Sandheiden des Avon-Gebietes. Allerdings unterscheidet
sich diese Binnenlands-Form, wie schon DRUMMOND hervorhebt, in mehreret
Merkmalen. Ihr Laub ist sehr zähe und von mehr blaugrünem Kolorit. Auch
erscheint die Ahre gewöhnlich ganz bedeutend kürzer. Ob weitere spezifische 2
Differenzen existieren, ist noch nicht bekannt. Es bedarf also der ganze Formen
kreis der eingehenderen Beobachtung der ansäßigen Botaniker. Be
Grasbäume wurden von SPENCER MOORE auf Sandland auch in der Baer
maea von Yilgarı gesehen, ebenso erwähnt sie GILES noch bei Queen vo
toria Springs, und die Elder-Expedition berichtet, sie (bei Camp 55) iM
Victoria Desert sogar noch mit 5 m hohem Stamm gesehen zu haben. In de
Literatur fehlen weitere Angaben, doch kann ich noch zufügen, daß auch
nördlich von Esperance Bay eine Yantorrhoea auf der Sand-Strauchheide wächst,
während ich freilich nicht genau sagen kann, wie die Gattung im Norden vn
treten ist. So ergibt sich als Gesamt-Areal die Südwest-Provinz, eventuell mi a
Ausschluß nordischer Gebiets-Teile, aber mit erheblicher Ausdehnung se u
die südliche Eremaea hin. “
3
{
}
7
a a et Si en Pr TU ac ‚ha Dez
ee DE Be ai a
2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 115
In edaphischer Hinsicht ist Xanzorrhoea Preissii ziemlich vielseitig, ungefähr
in gleichem Umfange wie Macrozamia, mit der sie übrigens oft zusammen ge-
troffen wird. Bemerkenswert wäre vielleicht ihre Vorliebe für den versumpften
Schwemmboden des südwestlichen Vorlandes, von Geographe Bay nordwärts.
In dieser Gegend, etwa an der Bahnlinie Bunbury-Perth, kann man wunderbar
üppige Bestände des Blackboy beobachten.
Die zweite Spezies von Aantorrhoea, die der Südwest-Provinz zukommt,
heißt A. gracilis Endl. Das ist eine meines Wissens stets »stammlose« Art,
d.h. über dem Boden zeigt sie keine merkliche Stamm-Verlängerung. Sonst
besitzt sie einen ähnlichen Blatt-Trichter wie A. Preissii, aus dessen Mitte
(scheinbar terminal) der oft unproportioniert (bis 2 m) lange Schaft mit der
Blütenähre aufsteigt. Die Spezies ist als einzige Schwester-Art des südwest-
lichen Grasbaums von Interesse, physiognomisch aber lange nicht so effektvoll
und auch von viel weniger allgemeiner Bedeutung. Häufig wächst sie eigent-
lich nur im Gebiete des Jarra-Eucalyptus, und zwar wohl ausnahmslos auf
Eisenstein-Kies, in dichten geschlossenen Waldungen. Ob sie jenseits des von
der 80 cm-Isohyete umgrenzten Gebietes noch vorkommt, ist unbekannt; ich
möchte es aber nicht glauben.
Nächst Aantorrhoea Preissii der wichtigste Grasbaum Südwest-Australiens
ist Kingia australis R.Br. Der vegetative Bau stimmt in seinen großen
Zügen bei beiden überein. In sterilem Zustande unterscheidet sich daher die
Tracht der Aöngia australis wenig von der gewohnten Erscheinung des Blackboys:
die selbe Säulenhaftigkeit, die wie etwas Erstarrtes, fast möchte man sagen
Unorganisches wirkt. Nur ihre Höhe pflegt im Durchschnitt beträchtlicher zu
sein. 5 m hohe Exemplare sind in günstigen Gegenden nicht selten; oft sieht
man auch größere, und ich bezweifle nicht, daß Stämme von ı0 m noch vor-
kommen, wie sie DRUMMOND erwähnt. Je höhere Statur diese Grasbäume er-
reichen, um so mehr verstärkt sich der Eindruck des Unproportionierten. Denn
die Laubkrone behält stets das ähnliche Maß, sie vergrößert sich nicht ent-
sprechend, und dieser Kontrast zwischen Krone und Stamm, der unserer Er-
fahrung so gänzlich zuwiderläuft, gelangt mit jedem Fuß Höhe lebhafter zur
Empfindung.
Basale Verzweigung kommt auch bei Atngia vor; dagegen ist eine Ver-
zweigung des oberirdischen Stammes unendlich viel seltener als bei Aantorrhoea.
Das Laub, dessen höchst eigenartige innere Struktur wir durch TSCHIRCH')
kennen, zeigt äußerlich wenig Unterschied von dem der Xantorrhoeen. Wenn
es funktionsuntüchtig und fahl geworden ist, wird es von dem Nachwuchs ab-
wärts gedrängt und umhüllt dann wie ein grauer Schopf das obere Ende des
Stammes unterhalb der Laubkrone; in diesem Zustand bleibt es länger erhalten
als bei Xanztorrhoca und ist für & physiognomische Erscheinung nicht ohne
Wirkung.
ı) A. Tschirch, Der anatomische Bau des Blattes von Kingia australis R. Br. TR » Abhandl.
Bot. Vereins Prov. Brandenburg« XXIII (1881).
8*
116 Dritter Teil.
Neben den wichtigen Unterschieden in dem feineren Blütenbau (Fig. 10)
ist es der Charakter der Infloreszenz, der Äingia am sichersten kennzeichnet.
Hier werden mehrere Blütenschäfte hervorgebracht, in gedrängter Folge, sodaß
sie wie in einem Wirtel angeordnet scheinen. Sie bleiben kürzer als die Blätter,
jeder trägt am Ende einen kopfigen Blütenstand. Die äußere Gestalt des Ganzen
ist auf Taf. VII deutlich veranschaulicht. &
In ihren Lebens-Ansprüchen besteht zwischen den beiden Grasbaum- E
Gattungen manche Ähnlichkeit. Namentlich Xantorrhoea Preissii trifft man
häufig mit Äingia zusammen an ein und der selben Lokalität, oft in inniger
Nachbarschaft (s. Taf. VI). Das beruht zunächst auf ähnlicher Veranlagung der
edaphischen Bedürfnisse. Klimatisch ist Kingia einseitiger als Xantorrhoea
Preissii, auch einseitiger als Macrosamia Fraseri. Ihr Areal überschreitet
nämlich nirgends die Isohyete von 60 cm, bleibt also auf die südwestliche Ecke
Z
4
Fig. 10. A—E Xantorrhoea Preissii Endl. A Blüte, 3 Äußeres Blütenhüllblatt. € Inne
Blütenhüllblatt. D Staubblatt. Z Gynaeceum. — FH Kingia australis R. Br. F Blü
G@ Staubblatt.. 27 Gynaecenm. — Dasypogon bromeliifolius R. Br. Blüte. A Äubert
Blütenhüllblatt. Z Inneres Blütenhüllblatt. 7 Staubblatt. (Original.) ’
(Kingia argentea Endl.), indem die seidige Behaarung, die für das junge LA
typisch ist, in jenen exponierteren Gegenden auch den älteren Blättern erhalte
. Die Krone präsentiert sich dadurch in reicher Silberfarbe, ein befremden
schöner Anblick, wenn sie in Wind und Sonne _glitzert.
Der letzte der westaustralischen Grasbäume, Dasypogon Hookeri Drumm.
(Taf. VIII), ist bei seiner lokalen Verbreitung viel weniger wichtig in allgemeiner
Hinsicht als die beiden andern. Aber schon in seiner bloßen Existenz liegt
Die
s, Pflanzenwelt von West -Australien. Tat. IX, zu $. 117.
Dasypogon Hookeri Drumm., der seltenste der westaustralischen Grasbäume.
Der Wald besteht aus Caswarina Fraseriana Miq. (links), Zucalyptus marginata Sm. und Banksia grandis R. Br. (rechts oben).
Distr. Warren, südlich vom Vasse River. — E. Pritzel phot. Dezember 1901
2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 117
eine recht beachtenswerte Tatsache für das Verständnis mancher pflanzen-
geographischer Eigenschaften des Gebietes.
Dasypogon Hookeri kann nur im Zusammenhang mit der andern Art des
Genus richtig aufgefaßt werden. Das ist D. dromeliifolius R. Br., ein ungemein
verbreitetes Element der echt südwestlichen Flora, wenigstens zwischen Swan
River und der Südostküste. Von einem unterirdischen Rhizom gehen nei dieser
Pflanze mehrere perennierende Achsen aus, die häufig ausläuferartig am sandigen
Boden kriechen, bis sie sich aufsteigend emporrichten. Am Grunde sieht man
sie von den persistenten Scheiden früherer Blätter mehr oder minder dicht
besetzt. Die aktiven Blätter sind lineal und werden ı0 bis über 30 cm lang.
Am Ende der Achsen steht der kugelige Blütenstand, der ungefähr wie eine
verkleinerte Aingia-Infloreszenz aussieht. Im Prinzip nun ist Dasypogon Hookeri
Drumm. ganz entsprechend gebaut; es erscheint wie eine stark vergrößerte
Ausgabe der Schwester-Art. Alle vegetativen Teile sehen. wie hypertrophiert
aus. Die endständige Blatt-Krone erinnert ganz an Bromeliaceen: die zahlreich
gedrängten Blätter des Büschels sind mindestens 30 cm lang, oft aber viel
länger (bis zu go cm). Ausgediente Blätter haften lange Zeit am Stamme, sie
hängen ziemlich schlaff mit gewellten Rändern herab und machen dadurch
einen weniger starren Eindruck als jener Kragen bei Kingia. Die Achsen
selbst, dicht beschuppt von den bleibenden Basen der Blätter, werden bis
7 cm dick. Der ganze Körper erreicht bei ungestörtem Wachstum eine über-
raschende Länge; ich habe Stammlängen bis 3 m gemessen. Der Eindruck
der Pflanze ist wesentlich verschieden von dem der Aantorrhoea oder Kingia:
sah dort der Stamm unbeholfen aus, weil er zu dick war für die Blattkrone,
so ist hier eher das Umgekehrte der Fall. Selten gibt es ganz senkrechte
Stämme, meist sind sie stark geneigt, vielfach geradezu aufsteigend, es ist wie
eine unüberwindliche Nachwirkung der Ausläufer-Neigungen, die in Dasypogon
bromeliifolius realisiert sind.
Dasypogon Hookeri ist eine geographisch eng beschränkte Art: man kennt
sie nur aus dem Gebiet des unteren Blackwood River. Es sind ziemlich reich
bewachsene Eucalyptus-Waldungen, wo sie vorkommt; der Boden der bekannte
braun gefärbte Konglomerat; das Klima mit das feuchteste und gleichmäßigste,
das sich überhaupt in West-Australien bietet. In ihrem ganzen Wesen, kann
erscheint sie wie eine Schöpfung dieses bevorzugten Klimas, wo
alle Extreme abgestumpft und selbst die Sommerdürren gemildert sind.
Unter den Begleitpflanzen des Dasypogon Hookeri nenne ich neben den
Eucalypten nur Casnarina Fraseriana, Banksia grandis, Xantorrhoca Preissti,
Kingia australis. Auch Xantorrhoea gracilis ist in den selben Wäldern heimisch.
Hier findet man also in enger Gemeinschaft sämtliche vier Arten beisammen,
durch welche die baumartigen Liliaceen in Siidwest-Australien so wirkungsvoll
vertreten sind.
man sagen,
118 Dritter Teil.
3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien
und ihre Lebensformen.
1. Proteaceae. 9. Stylidiaceae. | 17. Drosera.
2. Myrtaceae. 10. Orchidaceae. | 18. Centrolepidaceae.
3. Podalyrieae. 11. Sterculiaceae. | 19. Cassytha.
4. Acacia. 12. Restionaceae, | ee
5. Epacridaceae. 13. Rutaceae. | 20. Mit der Eremaea gemein-
6. Goodeniacene. 14. Umbelliferae. same Familien.
7. Cyperaceae. 15. Conostylideae. 21. Defekte der Südwest-Pro-
8. Liliaceae. 16. Hibbertia. vinz.
Neben den physiognomisch wichtigsten Typen, mit denen uns das vorige
Kapitel vertraut machte, wirken für den Charakter der Vegetation in der Süd-
west-Provinz ihre leitenden Familien bestimmend, deren Glieder zwar nicht
gleichartig genug gestaltet sind, um eine streng einheitliche Wirkung auf die
Physiognomie auszuüben, die aber doch durch gewisse Übereinstimmungen in
einzelnen Organen oder in ihren Lebensformen das Vegetations-Gemälde um
bestimmte Züge bereichern.
Dieser Einfluß auf die Ausgestaltung der Gesamt-Vegetation hängt natürlich
nicht von dem Formenreichtum der betreffenden Gruppe ab. Trotzdem wi
ich die in Betracht kommenden Familien nach der angenäherten Zahl der fest-
gestellten Arten anordnen, da es schließlich der einzige Maßstab bleibt, die
relative Bedeutung der Familie festzulegen.
Es verbietet sich, an dieser Stelle auf Einzelheiten einzugehen. Ich werde
nur die allgemein-phytogeograpisch wesentlichen Momente hervorzuheben haben.
Nähere Daten, die für die Auffassung der einzelnen Familien wichtig sind,
‚finden sich in DIELS und PRITZEL »Fragmenta Phytographiae Australiae occiden-
talis«e (Englers Botan. Jahrb. XXXV 55—662).
1. Proteaceae. Etwa 400 Arten, allerdings aus mehreren miteinander nicht
unmittelbar verwandten Triben der Familie.
Diese Familie ist durch ihre enorme numerische Stärke in der Südwest-
Provinz höchst ausgezeichnet. Sie verdankt diese hohe Stellung nicht allein
der Beteiligung mehrerer gesonderter Triben, sondern namentlich der reichen
epharmonischen Gliederung, die in den meisten Gattungen sich vollzogen hat.
Die Plastik ihrer Vegetations-Organe ist unerschöpflich, selbst in Australien
von keiner andern Familie erreicht. Und es klingt wie eine Versündigung
an dieser Gestaltungs-Kraft, wenn GRISEBACH von einer »Proteaceen-Form:
spricht: als wäre solcher Reichtum in einen einzigen Typus zu bannen.
In dieser Familie zerfällt der generische Komplex oft in eine Menge lokaler
und sich gegenseitig ausschließender Formen, deren vegetative Merkmale deutlich
von den äußeren Bedingungen bestimmt sind. So ist z.B. Petrophila (Fig: 11)
und /sopogon auf freien Heideflichen mit kiesig-sandigem Boden ein äußerst
a
3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 119
bezeichnendes Element: die hellpurpurn oder hellgelb gefärbten Blütenmassen
verraten oft schon von weitem, wie gesellig diese Pflanzen wachsen. Aber bei
näherem Zusehen erkennt man, daß die beteiligten Formen sich nicht gleich
bleiben, sondern oft schon auf kurze Entfernungen hin im vegetativen Charakter
abgeändert erscheinen.
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Fig. ı1. A—F FPetrophila ericifolia B. Br.: A Vorderer Teil eines ee Zweige. B Blüte
durchschnitten. € Staubblatt. D Narbe. E Zapfen. 7 Junge Fru — 6—KX Beine
scabriuscula Meissn.: G Blühender Zweig. # Blüte durchschnitten. y a K Nar
(Nach DiELS und PRITZEL.)
Außerdem hat fast jede der Proteaceen-Gattungen ihre physiognomisch be-
deutungsvollen Arten. Xylomelum liefert den südwestlichsten Landschaften
einen ansehnlichen Baum (A. occidentale); er fällt durch sein Jer-artiges Laub
auf, das freilich in anderen Gattungen der Proteaceen wiederkehrt (z. B. bei Hakea).
Auch Persoonia Sect. Amblyanthera enthält kleine Bäume von Acacien-Tracht:
120 Dritter Teil.
sie leben gleichfalls nur in den feuchteren Teilen des Südwestens, oft im
Schutze der hohen Eucalypten.
Auf dem oft genannten Konglomerat-Boden der Zucalyptus-Waldungen ist
die Zahl der Proteaceen bei einigen Gattungen erheblich. Pefrophila und 1so-
pogon gedeihen hier in mannigfachen Formen. Ebenso ist Dryandra viel-
gestaltig: häufiger als alle andern Formen aber ist Dryandra nivea, die mit
ihrem fast farnkrautartig geschnittenen Laube oft auf weiten Strecken den
Fig. ı2. Hakea dolichostyla Diels: A Blühender Zweig. B „Biitenkopt. € Knospe. D,Z Schuppen.
F Blüte, G Blütenhüllblatt, #7 Discus und Ovarium. 7 Oberer Teil des Griffels.
(Nach DieLs und Prıtzer.)
Boden überzieht. Die wichtigste Gattung endlich auf diesem Substrat‘ ist
Hakea. Darauf habe ich bereits früher hingewiesen ' ). Wo dieser Eisenkies-
Boden ansteht, sagte ich, da »offenbart sich eine Formenfülle der Gattung,
die um so merkwürdiger erscheint, wenn man sieht, wie verhältnismäßig
schwach Grevillea in diesen Landschaften sich formativ betätigt hat. Dabei
ist die vegetative Ausstattung ganz verschiedenartio, und alle Stufenfolgen vom
©)
RER Blatt zu komplizierten Spreiten-Teilungen sind in geginehen Formen
1) Fragm. Austr. oce., p. 159.
3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 121
vertreten. Am Stirling Range schon überragen die bizarr hochwüchsigen Ge-
stalten der 4. Brownii und H. cucullata das niedere Gesträuch, in den Wald-
landschaften der feuchten Karri-Zone wird aus /7. oleifolia ein Baum, der mit
Banksien wetteifern kann. Die großen, starr gezähnten Blätter der /7. amplexı-
caulis sieht man von King George Sound bis zum Swan River im ganzen
Jarra-Gebie. Auch #. ruscifolia ist dort verbreitet, und ihre weißen Blüten-
sträuße erscheinen überall, gerade im Hochsommer, wenn sonst das Gebüsch
schon eintönig und farbenarm geworden. Vielleicht noch häufiger wächst
H.lissocarpha im Gebiet des Hügellandes, ein rechter Gegensatz zu /. ruscı-
felia: ihr Laub ist fein zerteilt, die zarten Blütenbüschel erschließen sich mitten
in der Regenzeit.« -
Weniger zahlreich wachsen Proteaceen auf den Böden, die das Wasser
fester binden, etwa auf tonigem oder lehmigem Untergrund. Höchstens treten
einige Grevillea mit schlanken Zweigen und relativ zartem Laube an Wasser-
rinnen auf (z. B. Grevillea diversifolia), wo sie dann ungefähr wie Weiden-Ge-
büsche aussehen.
Lebens-Element für zahlreiche Proteaceen ist der Sandboden, besonders
wenn er baumlose Formationen trägt. Gerade gesellige Arten sind dort be-
sonders zahlreich. Alle sind strauchartig ausgebildet; so die ericoid beblätterten
Petrophila ericifolia (Fig. ı1), Grevillea oxystigma, die mannigfachen Formen
der Flannell-Flowers (Conospermum), die durch das weißwollige Indument ihrer
Inflorescenzen physiognomisch überaus effektvoll wirken (Taf. XXI); so auch die
mit eigentümlich breit keiligem Blatt versehenen Arten des Südostens, Adenanthos
cuneata und Isopogon trilobus. Die stattliche Zambertia inermis, die 3m hoch
werden kann, ist gleichfalls im Südosten ein unverkennbares Wahrzeichen
sandigen Heidelandes. Vielfach bemerkt man auch hartblättrige Dryandra an
ähnlichen Stellen. Und aus der Gattung Hakea herrschen die teretifoliaten Spe-
zies: höchst starrgliedrige, skleromreiche Gewächse (vgl. Fig. 42). Ein besonders
elastisches Element dieser Psammophyten ist der Ko der feinblättrigen
Adenanthos (A.sericea, A.cygnorum). Es sind hende Pflanzen,
die an günstigen Stellen beträchtliche Höhen- Dimension (4—5 m) erlangen.
Man sieht ihre düsteren Gestalten gegen die Meeresküste hin oft noch auf die
inneren Dünen vordringen, weiter als irgend eine andere Proteacee.
Der große Proteaceen-Reichtum der Südwest-Provinz wird etwa durch die
Regenlinie von 40 cm abgeschnitten. Weiter landeinwärts sinkt ihre Zahl schnell
zur Bedeutungslosigkeit herab.
2. Myrtaceae. Etwa 370 Arten.
Nach den groben Resultaten der »Arten«-Zählung folgen die Myrtaceen’
dicht hinter den Proteaceen in der Rang-Ordnung der Familien; beide werden
nur noch von den Leguminosen an Polymorphismus erreicht. Vergleicht man
aber das Verhalten dieser drei unbestritten leitenden Familien des Gebietes, SO
zeigen zunächst Proteaceen und Myrtaceen mancherlei Ungleiches unter ein-
ander. Bei den Myrtaceen liefert die Wandelbarkeit der Blüten-Sphäre einen
122 Dritter Teil.
relativ beträchtlicheren Beitrag zu der Vielförmigkeit. Epharmonische Bildun-
gen in der vegetativen Sphäre ergeben zwar auch bei ihnen einen sehr wichtigen
Faktor, aber es ist nicht zu leugnen, daß die Laub-Organe der Myrtaceen nicht
annähernd so gestaltungsfähig sind, wie etwa die von Grevsllea und Hakea.
Auch der Grundcharakter der Epharmose ist bei beiden verschieden. Die
Myrtaceen sind in ihrem Laube viel zarter gebaut, es ist weniger Sklerom
verbraucht, als bei
B 1 den starren Blättern,
welche weitaus die
Mehrzahl der west-
lichen Proteaceen zur
. Schau trägt.
Betrachtet man
die Epharmose der
370 Myrtaceen, so
findet man das ein-
fache,amRande vcll-
kommen ungeglie-
derte Blatt allgemein
herrschend. e
wöhnlich ist es län-
ger als breit; nur
einige Arten von Ver-
ticordia, Scholtzia,
und Zypocalymma
besitzen Blatt-For-
neigen. Die Ver-
schmälerung geht
oft sehr weit. Sol-
ches Laub zeichnet
gerade unter den SO-
Me 2,7 zial veranlagtenMyr-
Fig. 13. Melaleuca Preissiana Schau. in Blüte. taceen eine bedeu-
Distr. yes Bayswater östlich von Perth. — tende Anzahl von
E. Pritzel phot. Dezember 1900 Arten aus: Astartea,
einige Melaleuca,
Leptospermum; es sind reich verzweigte Sträucher, dicht mit aufgerichteten,
ganz schmalen Blättern besetzt. Bei foilschreitähder Reduktion geht daraus
einerseits das drehrunde Blatt hervor, anderseits resultiert die ericoide Form,
welche noch zahlreichere Vertreter in der Familie besitzt. Man müßte wohl
sämtliche Genera aufzählen, wenn man die Gattungen nennen sollte, welche
ericoide Arten in West-Australien aufzuweisen haben. Es genüge, an Darwinia,
”
3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 123
Verticordia, Calythrix, Llotzskya, Beaufortia zu erinnern: diese sind ganz be-
sonders reich an niedrigen Sträuchlein von heideartigem Habitus.
Für die äußere Erscheinung der Myrtaceen fällt die schon bei Zucalyptus
bemerkte Wandelungs-Fähigkeit der Statur sehr wirksam ins Gewicht. In meh-
reren Gruppen gibt es Formen, die in günstigen Lagen baumartige Dimen-
sionen annehmen, an anderen Stellen aber strauchig bleiben. Dafür ist Chamae-
laucium uncinatum ein gutes Beispiel unter den Strand-Gehölzen. Überraschend
‚ wirkt es auch die gewöhnlich nur frutescente Agonis juniperina in nassen
Niederungen der Südküste 5—8 m hoch werden zu sehen. Eine Verwandte
von ihr, Agonis flexuosa, tritt sogar gewöhnlich in Baumform — oder besser
gesagt als arborescenter Riesenstrauch — auf; in ihrer eigenartigen Trauer-
weiden-Tracht bildet sie ein wichtiges Formations-Element an dem südwest-
lichen Küstenstrich. Allgemeiner noch werden die baumartigen Melaleuca-Arten
Fig. 14. Myrtaceae der Südwest-Provinz: A—C Calythrix flavescens A. Cunn.: A Habitus
eines Blütenzweiges. 3 Blatt. C Blumenblatt. — D—G Melaleuca seriata Lindl.: D Blüten-
zweiglein. Z Blatt. 7 Blüte. G Fruchtstand. (Original.)
wichtig. Davon gehören Melaleuca cardiophylla und M. Huegelii gleichfalls der
Litoralzone an und haben demnach einen beschränkten Expansions-Raum. Vie
weiter verbreitet und physiognomisch wertvoller aber sind die Spezies der nassen
Alluvien, wo M.viminea, M.rhaphiophylla und M. Preissiana durch Geselligkeit
oder auffällige Gestaltung die Szenerie beeinflussen. »Es ist namentlich Mela-
leuca Preissiana (Fig. 13, 56), die mit blätternder, weiß gefärbter Borke und
seltsam knorriger Ast-Bildung- den Blick auf sich lenkt, um so mehr Ber
im Südwesten förmliche Melaleuca-Brüche charakterisiert und die dominierende
Figur dieser Formation ausmacht «').
ı) DiELS und PRITZEL, Fragm. Austr. oceid. p. 426.
124 Dritter Teil.
In der Beteiligung wichtiger Eucalypten und Melaleucen an der Flora des
feuchtgründigen Alluvial-Landes deutet sich schon eine wichtige ökologische
Divergenz von den Proteaceen an. Bei näherer Untersuchung der Formationen
(vgl. später) stellt sich hierin eine wirklich tief reichende Kluft zwischen beiden
Familien heraus: Nirgends sind die Myrtaceen bedeutungsvoller, die Proteaceen
unbedeutender als auf solchem Schwemmland. Wenn auf der anderen Seite
auch die trockensten und dürrsten Sand-Flächen noch ihre Myrtaceen-Flora
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Fig. 15. Verticordia Pritzelii Diels: A Habitus. 3 Blüte. C Kelchröhre. Z Kelchabschnitt
erster Ordnung. D Kelchanhängsel, 7 Blumenblatt. G Staubblatt und Staminodien. #7 Staub-
blatt. 7 Griffel. (Nach DieLs und PrITzeL.)
haben, so ergibt sich, daß die ökologische Spannkraft der Myrtaceen größer
ist, als die der Proteaceen. Und damit gleicht.sich, zum Teil wenigstens, der |
Nachteil aus, der durch die fester begrenzte Gestaltungs-Kraft ihrer Lauborgane
der Formbildung im Wege steht.
Die als relative Hygrophyten anzusprechenden Spezies der westaustralischen
Myrtaceen sind nicht sehr zahlreich, aber ungemein gesellig. Arten wie Astartea
>.
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3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 125
fascicularis (Fig. 56) und Agonis parviceps, welche das Schwemmland des
feuchten Südwestens bedecken, gehören zu den bestandbildenden Spezies der
Flora.
Auf den Kies- und Konglomerat-Böden nimmt diese Massenhaftigkeit des
Auftretens ein Ende. Überhaupt spielen die strauchigen Myrtaceen hier eine
minder wichtige Rolle, als die Proteaceen oder Leguminosen. Einige Dar-
winia, Baeckea camphorosmae, Agonis, auch wohl Beaufortia und Calothamnus
sind im wesentlichen die Typen, welche die Familie repräsentieren.
Mit dem Einsetzen sandigen Bodens aber beginnt ein neuer Aufschwung
für sie. Die reichblütigen Köpfe von Melaleuca (Fig. 14, Taf. XVII), Beaufortia,
Eremaca u. a., meist ähnlich rosa oder hellgelb gefärbt wie die Petrophila-
artigen Proteaceen, schmücken zierlich das Unterholz. Reicher aber als alle er-
scheinen die Chamaelaucieae auf dem Plan: Darwinia, Calythrix, Verticordia.
In anspruchslosem ericoiden Gewande mischen sie sich unauffällig in die dichten
Scharen der Heide. Aber wenn ihre Blüten sich entfaltet haben, dann ist ihre
Zeit gekommen, da sie in schimmernden Farben alle anderen überstrahlen. Es
gibt wohl keine »Sandplain« in der ganzen Südwest-Provinz, wo man dann nicht
die schneeweißen oder goldgelben Flecke blütenreicher Verticordien (Fig. 15)
oder ihre rosenroten Sträuße, oder Arten von Calythrix (Fig. ı4) bald in grellem
Gelb, bald lebhaft violett gefärbt schon von weitem leuchten sähe.
Je weiter binnenwärts man sich von den Grenzen der Provinz ins Land
hinein begibt, um so geringer wird die absolute Zahl der Myrtaceen. Aber
der Abfall ist viel weniger beträchtlich als bei den Proteaceen. Noch am Mount
Churchman gibt es schöne Verticordien, noch bei Coolgardie wächst Calythriz.
Und die weniger ansehnlichen Gattungen, wie Baeckea, Micromyrtus u. a., durch-
ziehen sogar mit kaum geschwächter Mannigfaltigkeit das weite Gebiet der
Eremaea.
3. Leguminosae-Podalyrieae. Etwa 270 Arten.
Das epharmonische Gepräge der Podalyrieae steht in vieler Hinsicht etwa
vermittelnd zwischen der Norm der Proteaceen und dem Typus der Myrtaceen.
ihren Daseins-Bedürfnissen freilich stimmen sie (im großen Durchschnitt) besser
mit den Proteaceen überein, und auch die Plastizität der Vegetations-Organe
erreicht zwar nicht die Proteaceen, kommt ihnen aber doch einigermaßen näher.
Eine vielseitig eindringende Darstellung der einschlägigen Verhältnisse hat
E. PRITZEL {in DiELS und PRITZEL Fragm. Austr. occid. p. 215 ff.) gegeben.
Aus dem allgemein orientierenden Abschnitt ist folgendes von Bedeutung, um
den physiognomischen Effekt dieser Gruppe beurteilen zu können:
»Fast alle Podalyrieae sind Holzgewächse, aber im Vergleich mit Acacıa,
Myrtaceen u. a. erheben sich nur sehr wenige (Jacksonia Sternbergiana, F. Jur-
cellata, Oxylobium Callistachys) zu hohen Sträuchern oder niederen Bäumen.
Annuelle Arten gibt es nicht; wohl aber einige Spezies, deren oberirdische
Teile fast oder ganz annuell sind (Sphaerolobium Sect. Koea, einige Gompho-
lobium- und Isotropis-Arten). Alle Vertreter zeigen einen mehr oder weniger
126 Dritter Teil.
xerophytischen Bau. Das äußert sich vor allem in der Reduktion der Blätter.
Das für die Leguminosen sonst so charakteristische Fiederblatt findet sich nur
noch bei Gompholobium- und Burtonia-Arten; das vorherrschende einfache
Blatt (Fig. 16, 17) ist in vielen Fällen, wenn nicht allgemein, ein zur Einblättrigkeit
reduziertes Fiederblatt, wofür das noch häufig entwickelte Stielchen zwischen
dem Blatt und dem Ende des Blattstiels den Beweis liefert. Ist dagegen in
der Blattfläche keine Reduktion eingetreten, so zeigt sich der Xerophyten-
Charakter in der starken Einlagerung von Sklerenchym; also der sehr
Fig. 16. Podalyrieae der Südwest-Provinz: A Zweig von Brachysema undulatum Ker:
B Blütenblatt. C Längsschnitt durch den Fruchtknoten nebst Staubblatt. 2 Samen im Quer-
schnitt. — Z Zweig von Oxylobium retusum R.Br.: F Kelch. G Blütenblätter. H Längsschnitt
durch _den Fruchtknoten. (Nach TAUBERT.)
derben, oft fast holzigen Konsistenz des Blattes oder der Verdornung der Blatt-
spitze bzw. der Blattzähne und Lappen. Solche größeren harten Blätter finden
sich besonders bei den Gattungen Orylodium und Gastrolobium. Jedoch können
auch diese verhältnismäßig umfangreichen Blätter im Vergleich zu den Blättern
an Bäumen tropischer Regenwälder oder selbst der Eucalypten nur klein ge"
nannt werden.
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ee rt era ET
3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 1927
Bei den übrigen Gattungen schreitet die Reduktion der Oberfläche
weiter vor und erzeugt im wesentlichen folgende Typen (vgl. Fig. 17):
ı. Kleine derbe breitere Blätter, so bei vielen Oxylodbium- und Gastro-
lobium-Arten, Gompholobium marginatum, Pultenaca obcordata usw.
2. Nadelblätter bedeutenderer Größe, mit gerollten Rändern, wie z. B.
Eutaxia myrtifolia, Daviesia Croniniana, Chorisema Henchmanni usw.
3. Sehr kleine schmale dickliche Blätter. Dies ist der ericoide Typus
der Gattungen Pultenaca, Dilkvynia, Eutaxia, Aotus, vieler Gompho-
lobium und Burtonia-Arten u. a. |
4. Blätter ohne eigentliche Spreite, jedoch oft mit flügelartig nach oben
und unten zu verbreiterter Mittelrippe. Vertreter dieses Typus ist be-
sonders die Gattung Dawzesza.
. Drehrunde, oft längere Blätter, wie bei vielen Daviesia-Arten.
6. Blattlosigkeit, charakteristisch für Jacksonia und Sphaerolobium, ver-
treten jedoch auch bei Daviesia, Brachysema, Isotropis. Je nach der
Beschaffenheit des Stengels lassen sich binsen- oder rund- oder flach-
stengelige Arten unterscheiden. «
Nach dieser Schilderung läßt sich erwarten, daß viele Parallelen zu den
Proteaceen bestehen. In der Tat berühren sich, was gestaltliche Ausbildung
der vegetativen Organe betrifft, die beiden Familien an mehreren Punkten. Es
finden sich überraschend analoge Formen zwischen /sopogon und Daviesia,
Grevillea und Chorisema, Daviesia und Hakea, und anderen.
Wie schon PRITZEL hervorhebt, zeigt die Gruppe jene Befähigung zur Hoch-
wüchsigkeit, wie sie bei Proteaceen und Myrtaceen sich mehrfach offenbart, nur
in geringem Grade. Die Gattung Jacksonia jedoch besitzt manche ansehnliche
Sträucher, die mit ihren starren Phyllokladien einen eigentümlichen Anblick
gewähren; ja, Jacksonia Sternbergiana und F. furcellata erzeugen sogar einen
deutlichen Hauptstamm. Ihre Krone sieht sehr fremdartig aus, da sie aus zahl-
reichen blattlosen Zweigen besteht, die geschmeidig herabhängen und mit silber-
grauem Seidenhaar bedeckt sind. Ferner treffen wir auf feuchtem Boden in
Viminaria denudata einen graziösen Hoch-Strauch, der mit manchen Cy#sus
vergleichbar ist. Endlich gibt es in der Gattung Oxylodium zwei Arten, die
gleichfalls in feuchtem oder zeitweise nassem Boden wurzeln und etwas Weiden-
ähnliches in Lebensweise und Tracht besitzen: O./ineare und O. Callistachys,
die z.B. am King George Sound schöne Bestände bilden.
Aber mit diesen wenigen Arten ist auch die Reihe der hochwüchsigen For-
men bereits zu Ende. Alles übrige ist ein Chaos von niederen Sträuchern und
Büschen, nur wenige durch Blütenreichtum oder Originalität des Laubes aus
der Menge sich heraushebend. Hygrophyten trifft man selten unter diesen
Pflanzen; die ganze Schar drängt sich auf den gut entwässerten kiesigen oder
sandigen Böden zusammen. Dort aber entfalten sie auch auf kleinen Räumen
eine erstaunliche Formen-Fülle. Am Unterholz der Waldungen schon nehmen
sie faktisch sehr bedeutsamen Anteil, doch vielfach ohne sich physiognomisch
entsprechend zur Geltung zu bringen. Da wachsen Arten von Brachysema,
un
128 Dritter Teil.
Daviesia, Oxylobium (Fig. ı7), Gastrolobium, Gompholobium, Chorizema, mannig-
fach abgestuft nach Beschattung und lokaler Feuchtigkeit, oft aber auch in
gemengter Gesellschaft zusammen. In den trockneren Waldungen des kiesigen
Oberlandes bietet sich eine besonders reiche Auswahl von Gastrolodium, den
Fig. 17. A—C Oxylobium parviflorum Benth.: A Habitus. 3 Kelch. C Gynäceum im Längs
schnitt. — D Oxylobium melinocaule E. Pritzel Habitus. — E Oxylobium teragonophyllum
E. Pritzel Habitus. (Nach DieLs und PRITZEL.)
gefürchteten Giftpflanzen des Gebietes; und von dort treten sie duf die baum-
losen Flächen weiter binnenwärts über. Auch die freien Sandflächen erzeugen!
noch manche Spezies, alle in extrem xeromorphem Gewande: Dawiesien und
Jacksonien so starr und hart, als seien sie aus Metall gebildet, stechende
aphylle Dawiesia, dornige Mirbelia, ericoide Phyllota- und Brachysema-At ten,
3. Kapitel.. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 199
deren ganzer Körper aus weißgrauen, bizarr verzweigten Achsen ohne Spur
von Laubgebilden besteht. Wie bei den Proteaceen hat man den Eindruck eines
extremen Xerophytismus; man sieht nicht, wie er noch gesteigert werden
könnte. Und in der Tat findet auch bei den Podalyrieae die Massen-Verbrei-
tung mit den Grenzen der Südwest-Provinz ihr Ende. Nur ganz wenige Formen
haben sie überschritten und fristen ein kärgliches Dasein auf den sandigen
Einöden. der Eremaea.
4. Acacia. Etwa 130 Arten (Fig. 19).
Für die Auffassung der westaustralischen Acacien liefert die gründliche
Bearbeitung der Gattung durch E. PRITZEL (in DIELS und PRITZEL Fragm.
Austr. occ. 276 ff.) die zuverlässigste Grundlage. Dort wird die Epharmose der
Gattung in West-Australien eingehend behandelt, und die Unterschiede der
beiden Gruppen der Bipinnatae und der Phyllodineae im einzelnen zur Dar-
stellung gebracht.
Die Bifinnatae enthalten in den feuchteren Distrikten des Gebietes einige
Arten, die mit ihren zarten doppeltgefiederten Blättern die im westlichen
Australien sonst fast fehlende echte »Leguminosen-Form« vertreten. Es gibt
in den bevorzugtesten Lagen sogar ganz ansehnliche Sträucher darunter
(A. nıgricans, A. pentadenia), welche zusammen mit der öcologisch gleich-
artigen Aldizzia lophantha einen — freilich sehr abgeschwächten — Ersatz
darstellen für die Dipinnatae Ost-Australiens, bei denen bekanntlich stattlicher
Baumwuchs sich ausgebildet hat. Die übrigen Bipinnatae des Westens bleiben
. niedriger, und zwar in mannigfachen Abstufungen. Das anschaulichste Beispiel
für diese epharmonischen Gestaltungs-Grade ist in dem polymorphen Kreise
der Acacia pulchella gegeben, welcher nach weiter Verbreitung und häufigem
Vorkommen zu den wichtigsten unter den südwestlichen Typen zählt. Statt-
liche Büsche mit flächenreichem Laube und schwacher Bedornung im feuchten
Südwesten; niedrige Zwergsträuchlein mit ericoid reduziertem Blattwerk, filzigem
Indument oder stark geförderten Stipulardornen auf den Sand-Heiden der
trockeneren Gebiete: das sind die beiden End-Typen, die bei Acacia pul-
chella den Formenwandel begrenzen.
Noch ungleich reicher und vielseitiger an Gestaltungen erweisen sich die
‚Phyllodineae. »Es gibt wohl wenige Gattungen im Pflanzenreich, die in ihren
Laub-Organen auch nur annähernd, was Reichtum und Merkwürdigkeit der
Formen anbetrifft, mit Acacia verglichen werden können.« Diese Bemerkung
PRITZELS trifft ganz besonders auf die Phyllodineae des Südwestens zu. Auch
hat PRITZEL schon die Bedeutung der Epharmose bei diesen Vorgängen klar
hervorgehoben. Er kann Behaarung, Harz- oder Wachs-Abscheidung und Suk-
kulenz nur bei relativ wenigen Spezies erben, rn an sklerotische an
mente und Reduktion der transpirierenden O
Charaktere überaus verbreitet. Nadelartige, kleine rhombische oder dreieckig
gestaltete, ericoide, juncoide, ulexähnliche Phyllodien, endlich blattlose Gestalten
sind die Resultate, welche in jener verwirrenden Fülle der Formen zu Tage
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien, 9
Dritter Teil.
130
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inz: A Acacia hastulata Sm. B Acacia alataR. Br
1)
Id. var. angustifolia Willd. D Acacia pentadenia Lindl. (Orig
i
Fig. 18. Acacia-Typen der Südwest-Prov
C Acacia myrtifolia W
3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 131
treten. Betrachtet man sie vergleichend mit Rücksicht auf ihre verwandtschaft-
lichen Beziehungen, so eröffnen sich lehrreiche Einblicke in die komplizierten
Zusammenhänge dieser Bildungen; man kann verfolgen, wie Küsten-Arten nach
dem Binnenlande zu xeromorph werden und umgekehrt (vgl. PRITZEL 1. c.
S. 283).
Der Reichtum’an Acacien ist in der Südwest-Provinz ungleich
verteilt. Die feuchtesten Landschaften besitzen vorwiegend Drpinnatae, in den
Strand-Formationen auch mehrere Phyllodineae, die übrigens teilweise als eigent-
lich eremaeische Elemente ausscheiden (s. 5. Kapitel). Sonst treten die Phyllo-
dineae stark in den Hintergrund. Trotzdem sind einige Arten als weit verbreitet
zu nennen. So bildet die feinduftende Acacia myrtifolia herrliche Gebüsche
unweit der Südküste. Mit breitlaubig geflügelten Achsen und blaß gefärbten
Blütensträußen sehr auffällig in den Tälern des Hügellandes ist Acacia alata.
In den trockeneren Teilen des Wald-Gebietes und mehr noch jen-
seits seiner Grenzen wächst die Bedeutung der Acacien rasch. Die
meisten dieser Arten sind von niederer Statur, höher als '/, bis ı'/,m werden
sie selten. Ihr Dorado sind wie für die Podalyrieae die Kies- und Sand-
Böden. Dort wachsen gewöhnlich mehrere gestaltlich ungleiche Spezies ge-
mengt durcheinander, so daß physiognomisch kein einheitlicher Effekt zustande
kommen kann. Mit Vorliebe z. B. vereinigen sich Vertreter aus den wichtigen
Gruppen der Pungentes und Triangulares, welche jene Zone mittlerer Trocken-
heit bevorzugen, die sich nördlich und östlich vom Plateau-Rande hinzieht.
Es gibt jedoch auch Fälle, wo eine einzige Form in größeren Trupps auftritt
oder gar förmliche Bestände bildet. Dann prägt sie der Heide streckenweise
gänzlich ihr eigenes Wesen auf. Diese Dickichte unterscheiden sich viele
Monate des Jahres höchstens durch ihre Gleichförmigkeit von dem Gewirr der
gemischten Bestände. Aber wenn die Blütezeit herannaht, kündigen sie sich
von fern schon durch die überschwengliche Fülle ihrer Blüten aus. Dann sind
ganze Felder in gesättigtes Gelb getaucht. Nun erst ermißt man, daß es auch
im südwestlichen Australien nicht an Landschaften fehlt, denen die Acacien-
Blüte das Wahrzeichen des Lenzes gibt, so wie es in den bevorzugten Ländern
des Südostens gepriesen und besungen wir
5. Epacridaceae. Etwa 160 Arten.
Es ist oft ausgesprochen worden, daß die Zpacridaceae die Vertreter der
Ericoideae in Australien sind, und daß ihre Rolle in der Vegetation der der
Ericen im Kaplande Eascicht, In der Tat zeigen beide Gruppen in zahlreichen
Punkten Übereinstimmung, die auf eine große Wesens-Ähnlichkeit mit Sicher-
heit zurückschließen läßt. Schon die geographische Exklusivität, ihre völlige
Beschränkung auf das Gebiet einer nicht zu geringen Feuchtigkeki ist dafür
ein beachtenswertes Anzeichen. Wie die Ericen der Karroo-Fläche fehlen; so
bleiben die Zpaeridaceae der Eremaea größtenteils fern. In dieser Hinsicht
sind sie noch viel ausschließlicher südwestlich, als die Proteaceen: nur 2 von
den ı60 Spezies finden sich versprengt auf eremaeischem Territorium. _ Aus
9*
132 Dritter Teil.
ihrer Gesamt-Verbreitung ergibt sich überhaupt, daß sie ganz vorwiegend eines
temperierten Klimas mit mehr als 60 cm Regen bedürfen. Die Zahl der
Formen, die sich an extremere Situationen haben gewöhnen können, ist
sehr gering.
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Fig. 19. Segen: Arten der Südwest-Provinz. A—D L.cinereus E. Pritzel: A Äst-
chen. 3 Blatt. C Blüte ausgebreitet. D Staubblatt. — Z—-G L. psammophilus E. E. Pr :
E Zweiglein. + Blatt. G Blüte ausgebreitet. — Z—XK L. Dielsianus E. Pritzel: 7 Zweiglein.
7 Blatt. X” Blüte ausgebreitet. — L,M L.nutans E. Pritzel: L Zweiglein. M Blüte ausgebreitet. —
N—P L.hispidus E. Pritzel: N Zweiglein. O Blätter. 7? Blüte e ausgebreitet. — 0-5 A
losus E. Pritzel: Q Zweiglein. & Blatt. S Blüte ausgebreitet. (Nach DieLs und PRITZEL.)
#3
3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 133
Die Zpacridaceae bleiben, wie die Acacien die Südwestens, alle strauch-
artig; die meisten sind sogar von wenig ansehnlicher Statur und überschreiten
selten Meterhöhe. Ihre vegetative Tracht ist bestimmt durch schmales, lederiges
ub, das häufig nadelartig oder beinahe schuppig geformt ist (Fig. 20), sowie
durch starke Sklerom-Bildung in den Blättern; sie bieten also vielfach An-
klänge an die Myrtaceen. Doch stehen sie in ihrer Bedeutung für die Physio-
gnomie hinter den drei bisher genannten Familien zurück. Einzelne Arten, wie
Leucopogon Richei und ZL.australis in den Strand-Gehölzen, oder der relativ
sehr stattlich belaubte Zexcopogon verticillatus in den feuchteren Jarra-Waldungen,
sind wohl unentbehrlich für die Charakterisierung ihrer Formationen, aber die
Hauptmasse der Spezies verliert sich in dem Wirrsal so vieler gleichwertiger
Genossen im Gebüsch. Wenigstens gilt das für den größten Teil der Südwest-
Provinz. Etwas abweichend liegen die Verhältnisse im Südosten. Dort ist es,
wo sich in dem von der Südküste zum Stirling Range ausgedehnten und ost-
wärts gegen Cape Arid ziehenden Areal eine sonst beispiellose Häufung von
Epacrideen vollzieht. »Hier nehmen sie einen ganz hervorragenden Anteil
an der Zusammensetzung der niederen Gesträuch-Vegetation, auf
den Granit-Hügeln der Küsten-Zone, in den sandigen oder tonigen Sumpf-
Niederungen und auf den ausgedehnten Sand-Strauchheiden. Zwergsträucher
von zierlichstem Wuchs (Lewxcopogon und Andersonia-Arten, Oligarrhena,
Needhamia) bedecken besonders an feuchteren Stellen scharenweise den kahlen
Sandboden, der zwischen den höheren Büschen dieser Formationen, den Myrta-
ceen und Proteaceen, frei bleibt. Und bestimmen sie auch nirgends die Phy-
siognomie der Vegetation, so tragen sie doch in der feuchteren Jahreszeit zu
ihrem Farbenschmucke reichlich bei.«')
Gegenüber diesen formenreichen Gegenden des Südostens machen die süd-
lichen Jarra-Waldungen in ihrer Epacrideen-Flora einen recht eintönigen und
trivialen Eindruck. Erst nordwärts, gegen den Swan River hin, vollzieht sich
noch einmal ein gewisses Aufsteigen der Familie. Doch besteht sie dort nun
aus xeromorpher geprägten Gestalten. Das Laubwerk fühlt sich härter und
stechender an als bei den südöstlichen Arten. Der Typus der zierlichen Arica-
artigen Zwerg-Sträuchleins ist kaum mehr vertreten, er wird ersetzt durch die
dichten, derbblättrigen Sträucher der Gattungen Astroloma und Conostephium.
Im ganzen ist von den leitenden westaustralischen Familien keine empfind-
licher und durch äußere Bedingungen enger begrenzt als die Epacridaceen.
Aber gerade diese strenge Beschränkung macht sie zu einem so ausgezeichnet
Charakteristischen Element in der Vegetation der Südwest-Provinz.
6. Goodeniacese. Etwa 140 Arten. — Fig. 20..
Von der Anzahl der »Arten« geleitet, haben wir in der Reihe der südwest-
lichen Floren-Komponenten den Goodeniaceen ihren Platz dicht neben den
Epacridaceen anzuweisen. Kommt aber der oekologische Charakter und der
ı) Diers und PRITZEL, Fragm. Austr, occid. p. 459.
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134 Dritter Teil.
physiognomische Effekt in Frage, so treten beide in den denkbar größten
Gegensatz: die Epacridaceen eingezwängt in eng begrenzte Gestaltungs-Ampli-
tuden, die Goodeniaceen mit einem Spielraum der Formbildung begabt, wie
wenig andere Vegetations-Elemente der Provinz.
Bäume gibt es nicht mehr unter den Goodeniaceen, selbst ansehnlichere
Sträucher sind sehr gering an Zahl. Am Strande sieht man wohl frutescente
Arten, wie Scaevola nitida und Sc. crassifolia häufig genug, zuweilen sogar in
stattlichen Exemplaren, die über meterhoch werden können; auch in anderen
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Fig. 20. Goodeniaceae der Südwest-Provinz : A Goodenia tenella R.Br. B Leschenaultia
Formosa R.Br. C Scaevola striata R. Br. (Original.
Formationen zeigt sich hier und da eine höher strauchige Scaevola oder Lesche-
naultia. Bei den übrigen Gattungen aber bleibt der Wuchs niedrig; es sind
kleine Büsche, Halbsträucher, Stauden mannigfaltigen Wesens oder Fsogar =
krautige Gewächse. u:
ie Goodeniaceen gehören zu den anpassungsfähigsten Elementen 4
der australischen Flora. In West-Australien gedeihen sie in der Eremaea_S0 -
gut wie im Südwesten; sie wachsen am Strande sowohl wie im fernsten Binnen-
lande, auf feuchtem lehmigem Substrat wie auf dem dürrsten Sande, in dem
Schatten der Waldungen und auf den freien Strauchheiden. Es gibt außer
3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 135
Acacia keine in gleichem Maße vielseitige Gruppe. Ephemere Arten mit zartem
und vergänglichem Laube (z. B. Goodenia filiformis, Velleia cycnopotamica), Wald-
Pflänzen mit großen weichen Blättern (Scaevola striata), wollige und filzige Ge-
wächse wie mediterrane Labiaten (Verreauxia, Dampiera incana, Pentaptilon)
ericoide Halbsträucher, polster- oder deckenförmig gewachsene Stauden: das
sind nur einige der häufigeren Erscheinungs-Formen.
Die Goodeniaceen zählen nicht zu den geselligen Pflanzen. Und das
ist schuld daran, daß sie im Gesamtbild der Landschaft wenig zur Geltung
kommen, so verbreitet sie sich auch in beinahe allen Formationen finden lassen.
Im Norden der Provinz habe ich Strauchheiden anf sandigem Boden gesehen,
wo die schlanken grauweißen Gestalten der Verreauxia Reinwardti überall
zwischen dem Gesträuch hervortauchten und zur gedämpften Farben-Tönung
des ganzen Pflanzenwuchses wesentlich beitrugen. Auch kann man hier und
da auf feuchtem Schwemmlande die Goodenia filiformis so häufig und gesellig
finden, daß der Boden aus der Ferne gelb gefleckt erscheint. Aber das sind
auch die einzigen Beispiele physiognomischer Bedeutsamkeit, die ich anzuführen
wüßte.
Unter diesen Umständen wäre es also schwierig, sich von der tatsächlichen
Position der Familie ein zutreffendes Bild zu machen, wenn nicht die lebhaften
Blütenfarben so vieler Arten wenigstens in der günstigen Zeit des Jahres von
ihrem Dasein Kunde gäben. Das grelle Hochrot der Leschenaultia formosa
und verwandter Spezies findet selbst bei den Proteaceen nicht seines gleichen.
Und so gesättigte Farbentöne in Blau und Violett, wie sie bei Zeschenaultia,
Dampiera, Scaevola und Brunonia häufig sind, gehören in der Flora West-
Australiens zu den Seltenheiten. So kann man sagen, daß die artenreiche
Gruppe der Goodeniaceen zwar nirgends in West-Australien die großen Züge
des Vegetations-Gemäldes bestimmt, aber mancherlei dazu beiträgt, seinen feineren
Einzelheiten ihren eigentümlichen Charakter zu verleihen.
7. Cyperaceae. Etwa 110 Arten.
Die Cyperaceae Südwest-Australiens gehören zu den am wenigsten bekannten
Familien der Flora. Durch neuere Funde wird es wahrscheinlich, daß die
Formen-Menge noch lange nicht erschöpft sein dürfte.
Bei dieser Lückenhaftigkeit des Fundamentes bedarf es noch gründlicher
Studien, ehe unsere Kenntnisse über die Beteiligung der Cyperaceen an dem
Formations-Aufbau in der Südwest-Provinz auf ein Niveau gebracht sind, welches
ergleiche mit den andern wichtigen Familien zulässig machte. Vorläufig muß
ich mich damit begnügen, die freilich sehr provisorischen Angaben‘) zu wieder-
holen, die ich früher mitgeteilt habe und für die ich auf Grund meiner eigenen
Erfahrungen einstehen zu können glaube:
»Die Cyperaceen des Gebietes beteiligen sich an den meisten Formationen
des Südwestens; nur auf den Sand-Ebenen des Inneren scheinen sie im all-
ı) Diels und Pritzel, Fragm. Austr. oceid. p. 78.
136 Dritter Teil.
gemeinen gering entwickelt und durch eigenartige Typen, z. B. Caustis, ver-
treten.
Die streng hygrophilen Arten sind mir nur mangelhaft bekannt geworden.
Cladium arthrophyllum ist eine typische Seeufer-Pflanze des Swan-Gebietes,
Unter der annuellen Zwerg-Vegetation am Rande vergänglicher Teiche und
Wassermulden treten kleine Arten der Gattungen Cyperus, Scirpus, Chorisandra
hervor, an gewissen feinkiesigen Stellen auch Schoenus-Arten zusammen mit
Centrolepidaceen.
In den schattigeren Waldungen der südwestlichsten Distrikte scheinen die
Cyperaceen arm vertreten zu sein, Dagegen bilden sie in den lichten Be-
ständen auf Sand, die durch Jarra und Caswarina charakterisiert sind, stellen-
weise ein nicht unwesentliches Element des Unterwuchses. Kräftige Arten von
Gahnia, Cyathochaete, T. etraria, Tetrariopsis, hochwüchsige ZLepidosperma und A
vor allem die physiognomisch recht auffallende Gattung Mesomelaena mischen
sich dort reichlich unter das niedrige Gesträuch des Unterholzes, ohne doch =
jemals zu geschlossenem Bestand zusammenzutreten. =
Charakteristisch für die Dünen der Küste sind Lepidosperma gladiatum
und Scirpus nodosus, beide übrigens in ganz Australien gewöhnliche Erschei-
nungen an sandigen Litoralen.
Zu wirklichen Beständen von eigenartiger Schönheit verdichtet sich Zvandra e
arıstata auf versumpften Böden der Südküste. Die nahezu ı' /. m hohen Halme
mit graziös gebauten Rispen stehen oft in gedrängter Fülle nebeneinander.«
8. Liliaceae. Etwa 80 Arten.
Von den Liliaceae der Südwest-Provinz haben die weitaus wichtigsten Ver-
treter, die »Grasbäumee, bereits oben (S. 113) ihre Darstellung gefunden. Alle
übrigen Arten gehören zur Stauden-Flora des Gebietes; teils sind es Zwiebel-
Gewächse, teils Rhizom-Pflanzen. Viele davon sind in der Südwest-Provinz
verbreitet und häufig, aber nur wenige auffallend genug, um die Gesamt- |
Erscheinung der Vegetations-Bilder nachhaltig zu beeinflussen. e.
.
In der Regenzeit, noch ehe die eigentliche Blütezeit der Sträucher begonnen
hat, schmücken Anguillaria dioica und Burchardia umbellata das Land mit
verzieren. Später folgt Chamaescilla mit lebhaft blauen Perigonen, ebenfalls e:
eine häufige Pflanze im ganzen Südwesten. Wichtiger aber vielleicht als alle
genannten ist Borya nitida (Fig. 21), ein merkwürdiges Gewächs, mit ihren
harten Polstern ein Wahrzeichen des frei anstehenden Granitgesteins, aber auch
auf lehmigem Boden nicht selten in Menge.
Erwähnung verdient auch die Gattung Xerotes (Zomandra). Denn ihre Arten
sehnlich, wie manche ostaustralischen Formen (A. longifolia), aber die stete An- E_
wesenheit dieser zierlichen Pflanzen in der verschiedenst gearteten Umgebung
geren Constituenten der Flora.
3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 137
Die Liliaceen der Südwest-Provinz zeigen zu ihren Verwandten im östlichen
Australien sehr nahe Beziehungen. Manche Arten treten sogar in die Eremaea
ein und gelangen zu panaustralischer Verbreitung. Immerhin aber bleibt die
Südwest-Provinz so überlegen, daß die Liliaceen ein Recht darauf haben, unter
ihren charakteristischen Familien genannt zu werden.
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Fig. 21. Borya nitida Labill.: A Habitus. 2 Blüte, (Original.)
9. Stylidiacese. Etwa 75 Arten. — Fig. 22.
Aus der eingehenden Darstellung dieser Familie in DieLs und PRITZEL,
Fragm. Austr. occ. 582ff. geht hervor, daß sie mancherlei mit den Goodenia-
ceae gemein hat. Namentlich ist es die Teilnahme an vielen ungleichartigen
Formationen, man kann sagen die Allgegenwärtigkeit der Stylidiaceae in der
Südwest-Provinz, die an jene freilich größere Gruppe erinnert. Abweichend
aber verhalten sich die westlichen Stylidiaceae dadurch, daß sie relativ viel
entschiedener die Südwest-Provinz bevorzugen. Dort wieder sind es die süd-
licheren Teile, welche die »Brennpunkte der Verbreitung und des Endemismus«
enthalten. »Nach Norden, nach Osten und dem Inneren zu nimmt der Reichtum
an Arten schnell ab. Jenseits der 40 cm Regen-Linie, in der Eremaea, finden
sich nur noch wenige Arten. Ganz gering endlich ist die Zahl der Spezies,
138 Dritter Teil.
welche bis zur 20 cm Regen-Linie vorrücken oder darüber hinaus reichen
(Szylidium limbatum, St. yilgarnense, St. Merrallii).
Dem vegetativen Habitus nach zerfällt die Familie in zwei Klassen.
Die annuellen oder halbannuellen Arten (Stylidium Ser. Tenellae und
Corymbulosae, auch Gattung Levenliookia) gehören zu den ephemeren Regen-
Pflanzen. Wo einmal reicher Niederschlag den Boden durchfeuchtet hat, da
erscheinen sie herdenweise, bedecken den Boden für eine Spanne von wenig
Wochen in dichten Scharen und geben ihm mit der Fülle ihrer zierlichen
Blüten einen Anflug von Weiß oder hellem Rosa. Ihre vegetative Ausstattung
ist sehr primitiv: ein kurzer Stengel, ein paar kleine, zarte Blätter, das ist alles.
Komplizierter und mannigfaltiger ist der Bau der perennierenden Arten;
aber auch sie erreichen darin lange nicht etwa die Vielseitigkeit der Goodeniaceen.
Es sind sämtlich Stauden. Bei den meisten Formen erscheinen die Blätter in
gedrängter Rosette; vielfach überdauern sie nicht die Trockenzeit, sondern
sterben jährlich ab: damit ist ihnen eine ziemlich zarte Constitution ermöglicht.
Die Verzweigung der perennierenden Achsenteile ist bei manchen Arten gering:
dann stehen die Individuen zu zerstreut, um physiognomisch zur Geltung zu r x
kommen. Bei anderen aber tritt eine sehr lebhafte Verästelung ein, es kommen
dichte Rasen zustande, oft von solcher Ausdehnung, daß sie streckenweise
ganz für sich allein den Boden okkupieren. Stylidium repens und St. Dielsianum
sind in dieser Hinsicht wohl die bevorzugtesten Arten; namentlich von Styli-
dium repens findet man häufig den sandigen Boden mit dem dichten Geflecht
ihrer Äste weithin übersponnen. Auf diese Weise gelangen also einige Peren-
nen zu ähnlicher Bedeutung, wie sie den ephemeren Spezies durch die Maßen-
produktion von Individuen zufällt. Die Mehrzahl der Arten aber bleibt ohne
äußere Wirkung, und erst die eindringendere Beobachtung ermittelt, wie all-
gemein die Stylidiaceae im südwestlichen Australien verbreitet sind.
Reich an Arten sind die Waldungen der Südwest-Provinz, sowohl die schatten-
reicheren des Südens, wo die blattreichen Arten der Sect. Rhynchangium
heimisch sind, wie die lichten aufgelösten Bestände im westlichen Vorlande
und im Norden. An feuchten Örtlichkeiten findet man in der Nähe der Süd-
küste Stylidium scandens, eine eigentümliche Spezies, die mit den Spitzen ihrer
Blätter im Gebüsch sich emporschlingt. : |
Die Annuellen bevorzugen, wie erwähnt, die Inundations-Flächen; an ähn-
lichen Stellen siedelt sich auch S7 Junceum nicht ungern an, wenn sie nur etwas
geschützte Plätze zu finden vermag. Kiesige und sandige Plätze bringen wieder-
um ihre eigentümlichen Spezies hervor, welche freilich meistens zu denen des
Waldes in enger verwandtschaftlicher Beziehung stehen. .
10. Orchidaceae. Etwa 75 Arten. — Fig. 23.
Die Orchidaceen Südwest-Australiens stehen in merkwürdigem Gegensatz
zu vielen andern wichtigen Familien des Landes. Wie in DiELs und PRITZEL
Fragm. Austr. occid. 114, 115 von mir näher erörtert ist, haben sie nämlich in
West-Australien im großen und ganzen keine selbständige Sonderbildung
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3 Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 139
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Fig. 22. Stylidium-Arten der Südwest-Provinz: A—D Stylidium scandens R.Br. A Habitus.
B Blüte. C Synandrium. D Fruchtknoten durchschnitten. — Z—-G Stylidium junceum R. Br.
E Habitus. 7 Blüte. G Frucht. (Nach MILDBRAED in »Pflanzenreich«.)
140 Dritter Teil.
gewonnen, sondern stimmen in allen wichtigen Zügen mit der ostaustra-
lischen Orchideen-Flora überein. Sie verhalten sich also ganz anders,
wie die Podalyrieae, die Epacridaccae, die Gattung Stylidium u. v. a. Manche .
Analogien dagegen finden sie bei den Cyperaceen. <
enn in der Weise der Cyperaceen, wenn auch in quantitativ geringerem
Grade, liefern die Orchidaceen physiognomisch wirksame Beiträge zur Pflanzen-
decke des Gebietes. Alle Orchideen der Südwest-Provinz leben terrestrisch;
alle lassen ihre epigaeischen Vegetations-Organe nur in der Regenzeit tätig E
sein, im Sommer verharren sie in unterirdischem Schlummer. E
In der Art des Vorkommens zeigen sie viel gemeinsames mit den erd-
bewohnenden Orchideen anderer Länder. »Die Gebundenheit an eine gewisse
Humus-Menge; das zuweilen herdenhafte Auftreten einer Art; noch öfter die
starke Vereinzelung der Individuen (z.B. bei Drakaea, Calcana, Caladenia serrata)
— für all diese Züge beobachtet man typische Beispiele in Südwest-Australien.
Die näheren edaphischen Ansprüche der Arten sind recht ungleich. Zpidlema
grandifiorum findet man oft im Wasser stehend. Manche Prasophyllum, Microtis,
Diuris deuten auf starke Feuchtigkeit des Substrates. Die Mehrzahl der Arten
wurzeln in dem zur Regenzeit durchfeuchteten Sande der niederschlagsreicheren
Zonen. Auch das kiesige Oberland ist nicht arm an Arten, besonders aus der
weniger hygrophilen Caladenia-Gattung; gewisse Spezies, wie Caladenia gemmata
und C. körta scheinen sogar auf die inneren (Wandoo-)Gegenden dieses Ober-
landes beschränkt.
it dem Feuchtigkeits-Bedürfnis hängt die Vorliebe vieler Spezies zusammen,
etwas beschattete oder anderweit geschützte Lokalitäten aufzusuchen. Besonders |
Perostylis zeigt diese Neigung in so hohem Grade, daß man ihre Arten u
den wenigen Schattenpflanzen West Australiens rechnen kann: mehrere davon ;
muß man in Waldgründen suchen, Pterostylis pyramidalis Lindl. wächst in
einer zwerghaften Form sehr vielfach in den Nischen des Granitfelsens zwischen
Farn und Moos; in dieser geschirmten Situation wird das kleine Gewächs so
unabhängig von unmittelbarer Bewässerung, daß es noch in ganz trocknen
Gegenden der Eremaea anzutreffen ist. Von solchen völlig lokal erklärbaren
Ausnahmen abgesehen, scheinen jedoch keine Orchideen östlich des 30 cn“
Regen-Gürtels zu gedeihen.
Auf den offeneren Standorten bezeichnet in erster Linie Caladenia die Orchi-
deenflora mit ihren lebhaft gefärbten Blumen und der mannigfaltigen, z. T. sehr
originellen Ausgestaltung des Perianthes. Merkwürdig dabei ist das Auftauchen
zahlreicher Individuen an Stellen, die vor kürzerer Zeit von Buschfeuer heimgesucht
waren; manche Arten haben wir fast ausschließlich an solchen Plätzen beobachtet.
Es scheint also durch das Abbrennen der Gebüsche erst die nötige Lichtmenge
verfügbar zu werden, welche diese Pfanzen benötigen, um zur Blüte schreiten
zu können. Vorher, im sterilen Zustande, entziehen sie sich natürlich nur zu
leicht dem Blicke. « "N
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I) Fragm. Austr. oceid. pP. 215, 1106,
141
3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen.
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FR 23. Orchidaceae der Südwest-Provinz: A Microtis alba R.Br. B Pkerostylis Byrami-
da’is Lind. C Caladenia gemmata Lindl. D Caladenia Patersoni R.Br. E Prasophyllum parvi-
Jolium Lindl. F Diuris setacea R. Br. (Original.)
149 se Dritter Teil.
ı1. Sterculiacese. Etwa 70 Arten. — Fig. 24.
Diese Familie gehört der südwestlichen Flora keineswegs ausschließlich an.
Es wird später zu zeigen sein, daß sie gerade durch ihre Verbreitung über
ganz Australien und die „ymptomatischen Erscheinungen, die sich dabei in ihrer
Gliederung vollziehen, eines der lehrreichsten Elemente der australischen
Flora ist.
Für die Südwest-Provinz ist sie durch ihre Beteiligung an sehr verschiedenen
Formationen und die entsprechende Form-Verschiedenheit der Arten bedeutsam.
Fig. 24. Stereuliaceae der Südwest-Provinz: A, B Thomasia solanacea J. Gay: A Habitus.
B Androeceum und Gynaeceum. — C, D Guichenotia micrantha (Steetz) Bth.: C Habitus.
D Androeceum und Gynaeceum. (Original.)
Diese epharmonische Ausgestaltung äußert sich bei den Sterculiaceen
‚2. T. abweichend von der Form, die etwa durch Leguminosen, ‚Proteaceen,
Epacridaceen gegeben ist. Namentlich spielt bei der Regulierung der Wasser-
bilanz die Behaarung des Laubes eine viel wesentlichere Rolle als dort. Filz-
bekleidung ist sehr verbreitet; nur bei ombrophilen Arten bleibt sie gering &
fügig. Erst in zweiter Linie tritt daneben Oberflächen-Verkleinerung, die dur
Umrollung des Blattrandes schließlich zum ledoiden oder ericoiden Habitus
führen kann. Dagegen läßt sich Blattlosigkeit und starke Sklerotisierung bei
den Sterculiaceen West-Australiens nirgends nachweisen. . | &
EINEN TEE RER TEEN
3- Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 143
Die vegetativ stattlichsten Arten wachsen in den Waldgründen der feuchten
Südküste. Da sieht man Auelingia-Sträucher bis 3 und 4 m hoch werden.
Aber das ist etwas Ungewöhnliches. Die meisten Arten (Thomasia, Lasiopetalum,
Guichenotia), als Bewohner offener Flächen oder steiniger Abhänge, überschreiten
nirgends das Maß des etwa meterhohen Strauches. Sie sind nicht besonders
gesellig und bilden selten größere Bestände. Aber wenn sich die Arten von
Guichenotia u. a. reich mit ihren rosenroten Blüten bedecken, so gewähren sie
einen hübschen Anblick und treten ornamental aus der Dichte des Gebüsches
hervor. Auf sandigen Heiden und an tonig-lehmigen Plätzen sind sie nicht
häufig genug, um physiognomisch wirksam zu werden.
ı2. Restionaceae. Etwa 60 Arten. — Fig. 25.
Die Restionaceen-Flora der Südwest-Provinz enthält sämtliche in Australien
heimische Gattungen, und eine große Anzahl endemischer Formen, darunter die
gesamte wichtige Gruppe der Diplanthereae. In der Eremaea fehlt die Familie
nicht gänzlich, ist aber nur schwach vertreten. Auch im Südwesten sind die
feuchtesten Distrikte unverkennbar bevorzugt, soweit wenigstens die quantitative
Vertretung in Betracht kommt.
Die Lebensbedingungen der westlichen Restionaceen gestalten sich recht
mannigfaltig. Nur auf den Lehmböden der Eremaea und der westlich anstoßen-
den Übergangszonen habe ich sie vermißt. An allen übrigen Formationen
nehmen sie Anteil. Die Mehrzahl der Arten liebt jedoch tellurische Feuch-
tigkeit.
So werden denn die Restionaceen besonders bezeichnend auf den ebenen
Alluvialflächen, wo der aus Ton oder Lehm gebildete humusarme Boden in
der Regenperiode durchnäßt ist und im Süden noch im Sommer eine mäßige
Feuchtigkeit bewahrt. An diesen Stellen leben die höchstwüchsigen Arten der
amilie. »In großen, starren Büschelrasen wachsend, die stets durch kahle
Zwischenräume von einander getrennt sind, bilden ihre Bestände ein eigentüm-
liches Bild, das im Südwesten überall an geeigneten Stellen wiederkehrt. Viele
Lepyrodia, die meisten hohen Zepfocarpus, Chaetanthus und einige Restio tragen
zu dieser Alluvionen-Flora bei.«')
Wo der nasse Grund der Niederungen reicher ist an Humus, z. B. im Süden,
da stellen sich andere Arten ein. Am King George Sound wächst auf solcher
Unterlage Aypolaena gracillima, die sich zu über meterhohen unentwirrbaren
Dickichten verfilzt.
Spezies von Anarthria, Hypolaena, Loxocarya, Lepyrodia bevorzugen jenen
heideartigen, leicht humösen Sandboden, der auch am Kapland so besonders
viele Restionaceen hervorbringt. Die Vertretung der einzelnen Arten bestimmt
sich durch die feinere Abstufung der Feuchtigkeit. Ihr vegetativer Habitus ist
mannigfach; aber so kraftvolle und stattliche Arten, wie etwa die Canmnamois
des Kaplandes hat die Restionaceen-Flora West-Australiens nicht aufzuweisen.
1) Fragm. Austr. oceid. p. 84.
Dritter Teil.
144
A Habitus
oxocarya
(Original.)
A—C Leptocarpus tenax R. Br.
€ Stück der @ Inflorescenz. — D—F L
E, F Teil der Inflorescenz.
Fig. 25. Restionacea: der Südwest-Provinz:
D Stück der & Inflorescenz.
Pubescens (R. Br.) Benth.: D Habitus.
der 5 Pflanze.
3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 145
\
- Auf durchlässigem Sandboden lichter Waldungen, freilich oft an Stellen mit
leichter Beschattung, ist Zyginia barbata eine typische Charakter-Pflanze des
nterwuchses.
In den Sand-Gegenden der trockeneren Distrikte entwickelt sich auf dürrem
Boden eine stark xeromorphe Restionaceen-Flora. Dort liegt die Heimat von
Ecdeiocolea monostachya, deren meterhohe Bülten oft so gesellig sind, daß sie
zu großen Beständen zusammentreten (Taf. XIX). Am weitesten in die Ere-
maea hinein schiebt sich Zepidobolus vor; mit L, deserti wird er noch in der
Niederschlags-Zone von 20 .cm. angetroffen.
Diese Besiedelung sehr regenarmer Striche ist ein beachtenswerter Zug bei
den südwestaustralischen Restionaceen. Denn im Osten des Erdteiles und auch
in Süd-Afrika erreicht die Familie nicht annähernd so extreme Trocken-Gebiete.
13. Rutaceae. Etwa 60 Arten.
Trotz der bedeutenden Artenzahl ist die Familie der Rutaceen für die Vege-
tations-Physiognomie in West-Australien von keiner wesentlichen Bedeutung.
Das Hauptinteresse bieten sie vielmehr in ihren verwandtschaftlichen und geo-
graphischen Beziehungen’).
Auch gehören die Rutaceen nicht zu den durchaus der Südwest-Provinz
eigentümlichen Gruppen. Es hat sich neuerdings mehr und mehr heraus-
gestellt, daß die südliche Eremaea noch eine ganz beträchtliche Zahl von Ver-
tretern aufzuweisen vermag.
Demungeachtet bringt die Familie in der Südwest-Provinz manche charak-
teristischen Züge zur Ausbildung; und das rechtfertigt, sie unter den typischen
Elementen der Flora namhaft zu machen. Sehr eigentümlich z. B. sind jene
endemischen Gattungen, welche im Wesen ihrer Organisation sich analog zu
Darwinia unter den Myrtaceen verhalten: Gelesnowia, Chorilaena, Diplolaena;
sie drängen die Blütenstände kopfig zusammen und umhüllen das Ganze mit
corollinischen, oft buntfarbigen Tragblättern. Offenbar hat sich diese Tendenz
bei jedem einzelnen der drei Genera unabhängig durchgesetzt.
Als die formenreichste der Gattungen steht Boronia (Fig. 26) in Südwest-
Australien an der Spitze der Rutaceen. Es gibt wohl keine Formation, wo sie
‘ gänzlich fehlt. Doch ist nicht zu verkennen, daß sie im allgemeinen sich wie
ein hygrophiles Vegetations-Element benimmt. Ich habe in DIELS und PRITZEL
Fragm. Austr. oceid. 317 darüber mich des näheren geäußert:
»Die niederschlagsreichen Gegenden sind von den Boronien bevorzugt, und
dort noch suchen sie Boden-Bedingungen auf, die eine möglichst dauernde
Feuchtigkeit gewähren. Die kleinen Mulden und Rinnsale der südlichsten Wald-
gebiete mit ihrem humösen nassen Boden sind die Heimat der blütenprächtigsten
Arten. In diesen von Myrtaceen oft dicht bestandenen Allüvien wachsen die
schönsten Zeterandrae, z.B. die rosenrote B. lanuginosa, oder B. megastigma,
der die schwarzbraunen, duftenden Blüten Berühmtheit in ganz Australien geben.
ı) DieLs und PRITZEL, Fragm. Austr, occid., p. 315.
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. Io
146 . ER Dritter Teil.
Auf den tonreichen Niederungen, die die feuchte Zeit in der Regel mit Wasser
sättigt, leben mehr unscheinbare Formen, die. mitunter an Epilobien erinnem
(B. Juncea).
In den trockneren Formationen nimmt die Menge der Arten ab. In den
Waldgebüschen auf kiesigem Boden sieht man die hübschen Formen von
B. wata u.ä. B.cymosa und B.crassifolia trafen wir auf dem braunen Kies,
der in West-Australien so verbreitet, auch in lichten Gebüschen; sie nähern
sich bereits den Xerophyten des Genus. Solche liefern die Gehölze in den
steinigen Grenzgebieten der Eremaea, wo z. B. B.inornata und die dicht be-
haarte B. rerophila zu Hause sind. Xerophyten gibt es ferner unter den
Fig. 26. A Boronia megastigma Nees: Androeceum und Gynaeceum. — B, C Boronia Purdieana a
Diels: 3 Habitus. C Androeceum und Gynaeceum. — D—G Boronia tetrandra Lab.: D Androeceum
und Gynaeceum. Z Staubblatt. 7 Staminodium. G Gynaeceum, (Nach Dier.s und PRITZEL.)
psammophilen Spezies der Strauch-Heiden. 2. ihymifolia repräsentiert dabei
den Rollblatt-Typus. Die Reihe der Cyaneae, die durchaus als xerophil zu
gelten hat, offenbart von B. ramosa bis B. spinescens fortschreitend allmähliche
Verkümmerung des Laubes bis zu nahezu völligem Schwinden. Ihre Arten
leben vorzugsweise auf Sand.« A 4
14. Umbelliferae. Etwa 50 Arten. — Fig. 27. x Br.
Die Doldenpflanzen der Südwest-Provinz bestehen zum kleineren Teile
weit verbreiteten, auch der Eremaea wohlbekannten Annuellen (Aydrocolyle
Didiscus), zum größeren dagegen aus Gattungen, die zwar im feuchten se
Australien wiederkehren, von der Eremaea aber nahezu gänzlich ausgeschlosset
Ei,
Be
3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 147
sind. Diese zweite Gruppe ist charakteristisch für die Südwest-Provinz, weil sie
in epharmonischer Formen-Mannigfaltigkeit ihre Distrikte und Formationen ins-
gesamt besetzt. Das äußere Bild der Vegetation merklich zu beeinflussen,
vermögen freilich nur wenige Spezies: in ausgedehntem Maße z. B. Actinotus
leucocephalus (Fig. 28), das »Edelweiß« des Landes, das auf Kies und Sand in
geselligen Scharen den Boden bedeckt, und in dem prächtigen weißen Seiden-
lz seines Involucrums am Ausgang der Regenzeit zu den auffälligsten Dar-
bietungen der Pflanzenwelt gehört.
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Fig. 27. Umbelliferae der Südwest-Provinz: A Xunthosia rolundifolia DC. B Trachymene
compressa (Lab.) Spreng. C, D Actinotus leucocephalus Benth. (Original.)
Behaarung tritt auch an den Laubblättern bei manchen Doldenpflanzen
West-Australiens auf (z. B. bei Xanthosia). Häufiger aber wird gänzli
Schwinden der Blätter beobachtet: dann entstehen juncoide Formen (Trachy-
mene, Schoenolaena) oder, bei Verbreiterung der assimilierenden Sprosse, an
Muehlenbeckia erinnernde Pflanzen (Trachymene compressa und Verwandte).
Auf eine ganz anders gerichtete Entwickelung wies schon DRUMMOND hin,
als er der knollenbildenden Arten der Gattung Trachymene Erwähnung: tat.
ı0*
%
148 Dritter Teil.
Diese bulbosen Spezies bringen an ihren oberirdischen Organen z. T. ericoides
Laub hervor und gewinnen dadurch ein Ansehen, das man für Umbbelliferen
recht ungewöhnlich nennen muß.
15. A yllid e-C tylid Etwa 5o Arten. — Fig. 28.
Die Conostylideae müssen unter den Charakter-Familien der Südwest-Provinz 7
sehr hoch bewertet werden. Sie stellen ein durchaus endemisches Element
ihrer Flora vor; und wären sie weiter nichts, so gäbe ihnen das schon eine
bevorzugte Stellung. Doch sie sind viel mehr. Für Südwest-Australien bilden
sie den wichtigsten Zweig der Lilifloren. In ihrer ganzen Organisation, in der
feinfilzigen Bekleidung der Blütenteile, in der Färbung ihrer Blüten, zeigen sie 3
Richtungen der Entwickelung, wie sie sonst in der Vegetation des Gebietes
nirgends nachweisbar sind. R
Mit dem Maßstab des klassifizierenden Systematikers gemessen, ist Conostylis 2
weitaus die größte Gattung der Gruppe. Es ist ein vorwiegend xerophiler Typus,
vegetativ cyperaceen-artig, eine Charakter-Gattung des sandigen Geländes,
ungemein reich an schwach geschiedenen, epharmonisch abgestimmten Formen
In den lichten Beständen der Jarra-Wälder, im Gebüsch der Dünen-Täler, au
den armen Sandfeldern der Inland-Zone sind sie recht eigentlich zu Hause. A
kiesiger Unterlage treten sie zurück und auch auf dem Lehmlande spielen sie
keine wichtige Rolle, obgleich einzelne Arten hier und da durch dichten Rasen-
wuchs zu gewissem Einfluß gelangen.
Neben Conostylis steht die Gattung Anigozanthos, an äußerem Effekt und
pflanzengeographischer Bedeutung beträchtlich überlegen, und innerlich durch
eine klare Gliederung ausgezeichnet, die von dem Formen-Wirrsal bei Conostylis
sich merkwürdig unterscheidet. Die einzelnen Arten sind lokalisiert in den ni
Unter-Abteilungen der Provinz. Ihre Areal-Grenzen decken sich zum größeren
Teil mit allgemein wichtigen Vegetations-Linien. Und da diese Arten, wen
auch in der Organisation nicht tiefer unterschieden, doch an den auffallenden,
lebhaften und leidlich konstanten Farben des Perianths leicht erkannt werde
können, so sind sie wertvoll als floristische Leit-Elemente.
Fast alle Anigosanthos sind stattliche Pflanzen, die, solange sie nicht blühen,
ragende Bedeutung für das Aussehen ihrer Formationen. Ganz besonders $!
das für A. favida mit grüngelben Blüten, die an feuchten Stellen des Südens
heimisch ist, und für A. Manglesii, bei der das ungewöhnliche Nebeneinander
von Hochrot und Papageien-Grün am Perianth große Wirkung erzielt.
A. viridis sieht man auf den stark tonigen, im Winter nassen Flächen ae:
westlichen Vorlandes. A. rufa, braunpurpurn blühend, wächst auf niedrig”
bebuschtem Sandland, und auch A. pulcherrima mit wunderhübsch gelbem
3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 149
eim Längsschnitt. € Perianth-
Abschnitt. — D—F Conostylis phathyrantha Diels: D Habitus. Z Blüte im Längsschnitt,
F, G Staubblatt von vorn und hinten. (Nach Diers und PRITZEL.)
150 7 Dritter Teil.
Perianth, — »the very loveliest plant which this country can boast« sagt
DRUMMOND —, bleibt auf solche Sand-Heiden beschränkt. An kiesigen 4
Plätzen kommt Macropodia fumosa mit ihren fremdartig schwarzsammtenen
Rispen zur Entfaltung. Die übrigen Arten sind edaphisch etwas vielseitiger
veranlagt. Alle aber scheinen nur an exponierten Stellen reichlicher zur Blüte
zu kommen. Und wo Buschfeuer das Gestrüpp gelichtet haben, sieht man die
grellen Farben der Anigosanthos-Blüten viel häufiger, als im dichter geschlos-
senen Bestande. E
ı6. Hibbertia (Dilleniac.). Etwa 50 Arten.
Diese Dilleniaceen-Gattung, mit der wir auch das Genus Candollea mancher
Autoren zu vereinigen gezwungen sind, verhält sich in ihren geographischen
(04
Fig. 29. Hibbertia hypericoides (DC.) Benth.: A Habitus. 2 Blüte. C Kelchblatt. 2 Blumen“
att. Z Androeceum und Gynaeceum. (Original.)
Verhältnissen ziemlich ähnlich wie Stylidium (S. 137), wenigstens soweit das
südwestliche Australien in Betracht kommt: sie beteiligt sich an vielen Forma-
tionen, erweist ein ausgeprägtes Überwiegen in der Südwest-Provinz und ist am
formenreichsten in den südlichen Landschaften.
Habituell aber zeigen sich ihre Spezies als Gewächse ganz anderer Art. Es sind
sämtlich Sträucher, z. T. von sehr ansehnlichen Dimensionen. Hibbertia cune-
Formis, die ein Charakter-Typus der Strand-Gehölze ist, kann man 2 und 3 M
3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen F amilien und ihre Lebensformen. 151
hoch werden sehen; auch von ZÄiöbertia montana gibt es über meterhohe
Formen. Und von diesen Beispielen höchst gesteigerter Entfaltung durchläuft
nun die Gattung den ganzen Spielraum, in dem sich die westaustralischen
Epharmosen überhaupt bewegen (siehe 4. Kap., Abschn. f), ganz ähnlich wie
unter den staudenartigen Pflanzen die Goodeniaceen. Nur schlingende Arten,
wie sie in Ost-Australien vorkommen, hat der Westen nicht geschaffen.
Im dichten Unterholz der Waldungen des Südens wachsen an Bächen und
in Schluchtentälern mancherlei Arten mit weichem Laube, epharmonische Seiten-
stüicke zu gewissen Rutaceen und Sterculiaceen, die in der selben Gegend
gefunden werden. An den Grenzen des Areales von Fucalyptus marginala,
wo es trockener wird, auch auf dem leichten Sande der westlichen Vorland-
Bestände, geht dann allgemein eine Reduktion des Laubes vor sich. Die
überaus häufige Hibbertia hypericoides (Fig. 29) zeigt an ihrem linealischen,
mit umgerollten Rändern versehenen Blatte gewissermaßen die Normal-Form
dieser Gegenden.
Die tonreichen Niederungen sind bei Aiödertia wenig beliebt. Dagegen
bleibt die Neigung zum Sandboden, die schon im Süden zu Tage tritt, auch
weiter im Norden und Osten erhalten. Auf den Sand-Heiden trifft man dort
manche Hidbertia an; alle fügen sich der Form der ericoiden Hartlaub-Struktur,
wie sie jene Gebiete physiognomisch beherrscht. In den selben Gegenden ist
auch Hibbertia conspicua heimisch, die einzige völlig blattlose Spezies, welche die
Gattung zur Ausbildung gebracht hat.
17. Drosera. Etwa 30 Arten. — Fig. 30.
Auch Drosera ist ein Element West-Australiens, das in seiner reichen Ent-
wickelung viele Analogien im östlichen Teile des Kontinentes findet, in dem
eremaeischen Inneren aber nur äußerst spärlich vorkommt.
Die Gattung tritt in der Südwest-Provinz in zwei auch systematisch getrennten
Gruppen auf. Die eine, Sekt. Rossolis, enthält z. T. recht xeromorphe Arten,
die mit einer terminalen gut geschützten Laubknospe ausdauern. Es sind das
sehr kleine Pflanzen, zu unscheinbar, um für die Vegetations-Szenerie irgend
etwas bedeuten zu können. In der anderen Gruppe, Sekt. Zrgaleium, da-
gegen gibt es recht effektvolle Gewächse. Sie perennieren als Zwiebelpflanzen,
ihre oberirdischen Teile sind vergänglich. Nur die Regenzeit treibt sie übeı
den Boden; dann aber erblickt man sie häufig in der ganzen Südwest-Provinz,
auf lockerem und auf fester gebundenem Substrate gleich verbreitet.
Bald nach dem Einsetzen der ersten Regen beginnen die rosulaten Spezies,
die sich an den zur Rosette gehäuften Blättern erkennen lassen, ihre zierlichen
weißen Blüten zu erschließen. Sie vollenden ihre Assimilations-Arbeit zwischen
April und Juni. |
Zeitlich folgen darauf die Arten mit zerstreuten stengelständigen Blättern
(Fig. 30). Zuerst auf schweren, zähen Böden der Alluvionen einfache Arten,
wie z.B. Drosera heterophylla und D. Huegelii, die im Juni und Juli blühen.
Dann auch auf leichterem Sand und Kies größere Gestalten, wie D. macrantha,
152 Dritter Teil.
Fig. 30: Droseraceae der Südwest-Provinz: A—D Drosera macrantha Endl.: A Habitus.
B Blätter. C Kelch. D Kelchblatt. — E, FD. microphylla Endl.: E Habitus. 7 Blüte. —
G—H D. heterophylla Lindl.: G Habitus, 77 Gynaeceum. (Nach Dies in Pflanzenreich.)
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3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 153
die durch ihre schlingende Wuchsform zu höchst sonderbaren Erscheinungen
(Fig. 30A) im niederen Buschwerk sich gestalten.
Den Beschluß bildet die stattlichste und am reichsten gegliederte Art der
gesamten Gattung, D. gigantea, die an günstigen Stellen des Schwemmlandes
noch im November blühend anzutreffen ist. Die Ansprüche aller dieser Zrga-
leium gleichen sich darin, daß sie einen während der Vegetations-Phase gut
durchfeuchteten Boden verlangen.
Fig. 31. A Habitusbild von Centrolepis tenuior (R. Br.) Röm. et Schult. (nat. Gr.)}; 3 Blüte
derselben von den Vorblättern umgeben; C' Medianer Längsschnitt des Samens: 2 Embryo;
D Kei ä nsch
anze: der ledon trägt noch die S ale. abitusbild von Cenirolepis
aristata (R. Br.) Röm. et Be (nat. Gr.); 7 Fruchtknoten von Centrolefis Drummondii (N. a
Esenb.) Hieron. — Zum Ve ergleich G—F Gaimardia australis Gaudich.: G Habitusbild eines
Fruchtzweigleins; 7 Blüte: a leere Anthere; 7 Medianer Längsdurchschnitt durch den Fruchtknoten
ie linearen u —— sind den Figuren beigeschrieben. — (Nach HIERONYMUS.)
18. Oele; Etwa ı5 Arten. — Fig. 31.
In keinem Gebiet der Erde ist die kleine Familie der ie
reicher vertreten, als in der Südwest-Provinz Australiens. Alle Genera, die dem
Kontinent sonst eigentümlich sind, kommen dort vor, und dazu treten noch
Hydatella und Aphelia als endemische Erzeugnisse. Dem gegenüber scheint
154 Dritter Teil.
die Eremaea arm zu sein an Centrolepidaceen. Bis jetzt wenigstens hat man
sie dort erst in geringfügigen Spuren wahrgenommen.
Das Wesentlichste an den Lebens-Gewohnheiten der Centrolepidaceen, wie
sie in der Südwest-Provinz zu Tage treten, habe ich in Fragm. Austr. occ. 92
wie folgt mitgeteilt: »Sämtliche Arten West-Australiens sind annuelle Gewächse
von niedrigster Statur, oft ganz winzig, einige Formen geradezu moosartig.
Auf den vom Winterregen angefeuchteten tonig-sandigen Flächen, in den
klimatisch begünstigteren Gegenden vielfach auch auf mehr lockerem, etwas
humösem Sande, oder am Saume von Wasser-Ansammlungen sind sie in der
zweiten Hälfte der Regenzeit trotz aller Kleinheit des Individuums auffällig
durch die Geselligkeit ihres Vorkommens. Zusammen mit Zwergpflanzen aus
anderen Familien bilden sie dann entweder eine selbständige Formation oder
eine Art Unterwuchs in den etwas höherwüchsigen Staudenbeständen. Meist
stehen mehrere Arten durcheinander gemengt: wenn man eine Spezies trifft,
darf man gewöhnlich auf andere in ihrer Gefolgschaft rechnen. Nur Aphelia
cyperoides haben wir gelegentlich größere Flächen feuchtsandigen Bodens mit
ziemlichem Ausschluß anderer Vegetation bedecken sehen.
Die Gruppe der Diplanthereen ist bis jetzt nur unter Wasser lebend und
blühend angetroffen worden.«
ı9. Cassytha (Laurac.). — Etwa 9 Arten.
An Spezies-Zahl zwar gering, hat doch diese parasitische Gattung ein gutes
Anrecht, unter den charakteristischen Familien der Südwest-Provinz beachtet zu
werden. Denn trotz ihrer Bedeutung im Südosten Australiens scheint sie in der
Eremaea keine größere Verbreitung zu besitzen. Ich habe bereits früher
(DIELS und PRITZEL, Fragm. Austr. occ. 201) betont, daß sie ‚anderseits
durchaus nicht ‚more or less maritime'« genannt werden kann, wie 68
BENTHAM tat: denn tatsächlich bewohnt sie nicht nur den gesammten Umfang
der Südwest-Provinz, sondern reicht noch weit jenseits ihrer Grenzen in das
Binnenland hinein.
Cassytha spielt in der Vegetations-Physiognomie der Südwest-Provinz eine =
nicht zu unterschätzende Rolle. Besonders verbreitet ist C. racemosa. DIE
bildet verworrene Geflechte, wie eine Cuscuta im größten Stile, und diese
Massen hängen oft meterlang von den Ästen der Bäume und Sträucher herab
(Taf. XXIX). Die kleineren Arten durchsetzen das Gebüsch der Strauchheiden,
und treten stellenweise in solcher Menge auf, daß ihre zähen Fäden von Bus
zu Busch gespannt das Vorwärtsschreiten behindern können.
20. Mit der Eremaea gemeinsame Familien.
ee und Gattungen, die in der Südwest-Provinz formenreich und physio- 3
gnomisch von Bedeutung sind, aber auch in der Eremaea mehr oder minder
wichtige Rollen spielen).
Es gibt unter den bedeutungsvollen Vegetations-Elementen der Südwest =
Provinz mehrere, die nicht als charakteristisch für sie bezeichnet werden können;
3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 155
weil die Eremaea ein gleiches Anrecht auf sie hat; weil sie auch in Zentral-
Australien überall an geeigneten Stellen vertreten sind.
Dazu gehören in erster Linie die Compositen und die Amarantaceen. Die
Compositen (etwa 140 Arten) sind reich an geselligen Pflanzen; namentlich unter
den einjährigen »Immortellen« gibt es viele sehr soziale Arten. Manche davon
kommen in der Südwest-Provinz vor, und einzelne, wie Zelipterum Manglesti
mit seinen nickenden schimmernden Köpfen (Fig. 53), werden physiognomisch
überaus wertvoll. Recht eigentlich jedoch entfalten sich die Compositen erst dort,
wo die Vegetation eremaeische Facies annimmt; auch bewahren sie überall in der
Südwest-Provinz aufs treueste ihre in der Eremaea viel allgemeiner bewiesenen
Eigenschaften: beides Gründe, die Compositen erst bei den leitenden Familien
der Eremaea zu besprechen.
Das selbe in noch höherem Grade trifft auf die Amarantaceae zu, von denen
etwa 20 Arten innerhalb der Südwest-Provinz vorkommen.
Anders verhalten sich die Dinge bei den Rhammaceae, bei Pimelea und bei
den Haloragaceae. Auch diese Gruppen sind in der Eremaea zu weit ver-
breitet und teilweise zu bedeutungsvoll, um der Südwest-Provinz als Charakter-
Gewächse zugesprochen werden zu können. Umgekehrt aber liegt ihr Schwer-
gewicht auch nicht in der Eremaea, wie bei Compositen und Amarantaceen.
Sondern es sind panaustralische Formenkreise von ganz besonders ausgeprägter
Elastizität der Existenz-Möglichkeiten. Ihre Artenzahl in der Südwest- Provinz
liegt je zwischen 30 und 40.
Die Rhamnaceae sind überall Sträucher: von hochwüchsigen Pflanzen mit
weicher Belaubung durch alle Stadien der Vegetations-Reduktion bis zu harten
zwergigen Büschen mit fast unterdrücktem Blattwerk. Besonders verbreitet
dabei ist der Typus des ericoiden Busches; er zeigt ganz merkwürdige Konver-
genzen zu Epacridaceen bzw. Erica in der ER der Blumenkrone und
in ihrer weißen Färbung.
Die Gattung Pimelea besteht ebenfalls aus Sträuchern mannigfacher Größe:
Die ansehnlichsten Spezies gleichen Weiden-Büschen und werden wohl 3 und
4 m hoch (Pimelea clavata); die dürftigsten sind nur Stauden zu nennen und
begnügen sich mit '/, m langen Stengeln. Im übrigen aber ist ihre Ausstattung
viel einförmiger als die der Rhamnaceae; sie bewahren stets etwas geschmeidiges,
und halten sich fern von allen Extremen. Das Laub ist gleichfalls nicht be-
sonders gestaltungsfähig; wird seine Leistung während des Sommers unmöglich,
so stellt sich geregelter Blattfall ein (Pirmelea microcephala u. a.).
Pimelea ist in allen Formationen West-Australiens vertreten. Geselliges
Vorkommen und auffallende Blüten verschaffen ihren Arten öfters auch physio-
nomische Bedeutung. Namentlich den tonigen Alluvien geben die rosenroten
oder weißen Köpfe dieser zierlichen, schlanken Pflanzen einen prächtigen
Schmuck, da die dort gedeihenden Arten sich besonders gern zu eigenen Be-
ständen zusammenschließen.
Die Yaloragaceae sind physiognomisch von ganz untergeordnetem Werte.
Ihre rund 30 Arten sind teils schmächtige Annuelle, teils kleine Stauden. In
156 Dritter Teil.
vielseitiger Beteiligung an der Vegetations-Bildung jedoch steht Yaloragis weni-
gen Gattungen nach, und nimmt dabei epharmonisch interessante Formen an.
Aber überall ist sie erst in zweiter und dritter Linie zu erwähnen, wenn die
Elemente ihrer Wichtigkeit nach geordnet zu nennen sind.
21. Defekte der Südwest-Provinz.
Überblickt man die Südwest-Provinz in ihrem allgemein floristischen Charakter,
so treten zwei auffallende Defekte hervor: der Mangel an Gramineen und
an Compositen. Streng genommen allerdings gilt das nur für die am reinsten
südwestlichen Teile der Provinz, d.h. das zwischen Swan River und King George
Sound liegende Dreieck. Dort aber lebt vielleicht die an Compositen ärmste
Flora aller extratropischen Gebiete, wenn man den Anteil der Familie
relativ zur Mannigfaltigkeit der Gesamtflora betrachtet.
Ganz das Gleiche trifft dort auf die Gramineen zu. Namentlich sandige
Böden sind äußerst arm an Gramineen, und wenn es in GRISEBACHs » Vege-
tation der Erde« (II. 216) heißt, es werde in der Kolonie Swan River nach
DRUMMOND‘) gerade der Sandboden »vorzugsweise als Grasland benutzt<, so
ist das ein vollkommener Irrtum.
In den trockneren, also nördlich oder östlich gelegenen Landschaften, be-
sonders anf lehmigen Böden, werden beide Familien häufiger: dadurch daß
eremäische Elemente entweder unverändert eindringen oder sich nach einstiger
Invasion in modifizierten Formen akklimatisiert haben.
Die Spärlichkeit der Gramineen und Compositen in Südwest-Australien ist
sehr schwer zu verstehen. Denn klimatisch ähnlich ausgestattete Gebiete, wie die
Mediterranländer und das Kapland, sind ja reich daran. Auch gedeihen ein-
geschleppte Arten aus jenen beiden Familien in Südwest-Australien selbst ganz
ausgezeichnet, namentlich wenn sie annuell sind, und z. B. Brisa mazxima ist
gegenwärtig häufiger, als irgend eine der indigenen Spezies der Gräser.
4. Kapitel. Oekologischer Charakter.
a. Lebens-Formen der Vegetation.
Die Vegetation der Südwest-Provinz Australiens hat vorzugsweise diejenigen
Wuchsformen zur Entfaltung gebracht, deren Wesen in der Verholzung des
oberirdischen Verzweigungs-Systems liegt: also Sträucher und Bäume. Von
den Arten der Flora gehören wohl 65°, zu dieser Klasse: es fällt ihr somit ein
beträchtliches Übergewicht über die andern zu.
Bäume und Sträucher. Gering ist relativ die Anzahl der Bäume. Gering
jedoch nur im Verhältnis zur Gesamt-Flora, nicht im Vergleich zu den andern
1) Ich finde in DrumMonDs Schriften keine entsprechende Bemerkung. Es muß ein Miß-
verständnis vorliegen.
GG
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a An
4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 157
Gebieten des Winterregens: das südwestliche Capland z. B. ist offenbar noch
ärmer an Bäumen und ebenso das echte Mediterran-Gebiet.
Im 2. Kapitel haben wir bereits die Bäume Südwest-Australiens fast sämt-
lich kennen gelernt. Wir trafen die Eucalypten an erster Stelle, Acacien und
Banksien an zweiter, darauf etwa Casuarina und schließlich Elemente wie Callitris
(Pinac.), Facksonia (Legum.), Agonis, Melaleuca (Mytt.), Hakea, Xylomelum
(Proteac.), denen eine mehr untergeordnete Stellung im Gesamt-Verbande der
Vegetation zufällt.
Das Wesen des Baumes besteht in seiner späten Reife: der Körper wächst
erst vegetativ zu beträchtlichem Umfang und relativ reicher Gliederung heran,
ehe er die Blüten anlegt. In den meisten Fällen — wenigstens so weit wir
wissen — wird dieses verlängerte Wachstum für die baumbildende Spezies obli-
gatorisch. Nicht so in der Vegetation von West-Australien. Hier bleibt
mehr Freiheit, und Baum und Strauch stehen in engster Beziehung. Nicht nur
enthalten alle der oben genannten Genera neben den Baum-Arten auch frutes-
cente Spezies, sondern diese Baum-Arten selbst schreiten oft schon in strauchigem
Zustande zur Blüte, sie sind also eigentlich fertig, ohne noch den Baumwuchs
erreicht zu haben, ohne also seiner notwendig zu bedürfen. Solch engen Connex ,
von Baum und Strauch kennt man auch anderswo, aber in unserem Gebiet ist
er auffallend häufig und nimmt nicht selten verblüffende Formen an. Zucalyptus
occidentalis sah ich unweit des Stirling Range als 20 m hohen Baum in Blüte,
aber dicht dabei konnte man die selbe Spezies in Strauchform und gleichfalls
mit hellgelben Sträußen geschmückt erblicken. Banksia atteruata blüht als nie-
driger Strauch so häufig, wie als Baum; nicht immer handelt es sich dabei um
lokale Rassen, sondern oft wachsen beiderlei Formen nebeneinander. Ein anderes
drastisches Beispiel der selben Erscheinung bietet sich in Agonis juniperina:
sie erscheint gewöhnlich als mittelstarker Strauch, aber an gewissen Stellen,
z. B. unweit des King George Sound, nimmt sie vollständig baumförmige Ver-
hältnisse an und wetteifert an Höhe mit den Eucalypten, in deren Gesellschaft
sie vorkommt. Ähnliches ließe sich von Melaleuca Preissiana, von zahlreichen
Eucalypten, kurz fast von allen Arten berichten, die in West-Australien über-
haupt als Bäume getroffen werden. Es ist eine Elastizität der physiologischen
Grenzen, die von großer Bedeutung auch für die Vegetations-Physiognomie des
Landes wird. Denn natürlich bleibt sie nicht beschränkt auf die Gruppen, bei
denen »Baum«-Wuchs vorkommt. Sie umfaßt auch das ganze Bereich des
Strauch-Wuchses. Auch hier ist die Blühbarkeit selten gebunden an ein be-
stimmtes vegetatives Maß; oder wenigstens, es ist ein weiter Spielraum in dieser
Hinsicht gelassen. Zahlreiche Abstufungen zwischen hochwüchsigen, vielachsigen
Sträuchern leiten hin zu niedrigen Zwerg-Büschen von einfachstem Aufbau:
und zwar nicht nur innerhalb der gleichen Gattung, sondern der gleichen Art.
Und damit hängt es zusammen, daß unsere gewöhnliche Terminologie nicht
recht passen will auf diese fremdartigen Verhältnisse. Es hält schwer, die
einachsigen Pygmaeen, wie sie z. B. bei vielen Epacridaceen vorkommen, zu
den Sträuchern zu rechnen: und doch betätigt sich in ihrem Stengel eben die
158 ‘+ Dritter Teil. .
selbe Verholzung, wie in den Zweigen der hohen Zexcopogon-Sträucher, und
es wohnt in ihnen. die potentielle Kraft, zu eben so reich gegliederten Systemen
heranzuwachsen. Also Freiheit des Wuchses herrscht überall in der Welt der
Sträucher West-Australiens. Und darin ist für die Entwickelung und Epharmose
seiner Vegetation eine unschätzbar wertvolle Voraussetzung gegeben.
Lianen. Es gibt nicht viele Schlingpflanzen in der Südwest-Provinz. Keine
davon ist eine wirklich robuste Holz-Liane, wie man sie aus den Regenwäldern
kennt. Selten erreicht der Hauptstamm im Umfang mehr als ein paar Zenti-
meter. Die meisten Arten schlingen mit dünnen geschmeidigen Stengeln durch
das Geäst des Strauchwerks. Die hochstämmigen Bäume sieht man nirgends
Lianen tragen.
Einige Leguminosen aus den Gattungen Kennedya und Hardenbergia, mit
hübschen dreigeteilten Blättern und lebhaft gefärbten Blüten, sind die häufigsten
unter den Schlingpflanzen. Zwei Arten aus der subkosmopolitischen Gattung
Clematis geben oft mit ihren weißen Blütensternen dem Unterholz der Wal-
dungen ein graziöses Beiwerk. Die relativ größte Anzahl schlingender Arten
aber findet sich bei den Pittosporaceen, und sie gewinnen deswegen ein be-
sonderes Interesse, weil sie fast sämtlich im Gebiete endemisch sind. Davon
hat es Sollya heterophylla zu besonders weiter Verbreitung gebracht; auch ist
sie eine der widerstandsfähigsten unter den westlichen Schlingpflanzen: noch
in dem Regengürtel von nur 35—40 cm gedeiht sie als Unterholz-Liane der
lichten Eucalyptus-Wälder.
Der schlingende Wuchs wird auch in West-Australien begünstigt durch
äußere Feuchtigkeit. Wo die Gebüsche an Ufern stehen, zeigen sie ihn in
vielseitigster Entwickelung. Ohne der Einzelschilderung weiter unten vorgreifen
zu wollen, mag schon erwähnt sein, daß die typisch schlingenden Genera
Dioscorea (Dioscor.), Clematicissus (Vit.), Aphanopetalum (Cunon.) und Zyonsia
(Apocyn.) derartige Örtlichkeiten bevorzugen, und daß dort schlingende Wuchs-
form auch bei solchen Gattungen auftreten, denen sie gewöhnlich fremd ist
(Opercularia [Rub.|, Thysanotus (Lil), Comesperma (Polygal.] u. a.).
Epiphyten aus den höheren Ordnungen des Pflanzenreiches habe ich in
West-Australien nicht gesehen; es gibt dort keine. Auch der kryptogamische
Epiphyten-Wuchs ist im allgemeinen überaus dürftig, und besteht im wesent-
lichen aus Flechten.‘ Diese sind allerdings auch in den trockneren Teilen des
Gebietes ziemlich verbreitet, doch mit der Einschränkung, daß sie nur auf be-
stimmten Stützpflanzen sich ansiedeln. Eucalyptus-Arten habe ich als Träger
von Epiphyten nirgends bemerkt. Es ist mir zweifelhaft, ob sie jemals für
Moose oder Flechten Unterlage gewähren. Dagegen finden sich manche
Flechten auf den Caszarina-Stämmen, an den größeren A/akea-Arten und an
gewissen Spezies von Acacia. Auf den rauhen Stämmen der Macrozamia sind
mehrere Laub-Moose angetroffen worden (z. B. Fabronia Hampeana und Calym-
peres-Arten) und auch Flechten bevorzugen dies günstige Substrat. Dagegen
scheinen die Grasbäume wieder frei zu sein von epiphytischer Besiedelung;
auch PREISS erwähnt nichts davon in seiner Sammlung.
4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 159
Stauden. Die Klasse der perennierenden Krautpflanzen ist zwar nach den
Gehölzen die artenreichste in West-Australien (etwa 23°/,); aber es trennt sie
ein weiter Abstand. Nirgends haben sie die bevorzugte Stellung in der For-
mation; nur als Nebenbestandteil treten sie ein in die Verbände. Ihre Lebens-
form findet offenbar nicht das zusagendste Medium in West-Australien. Denn
die Gattungen, die ihr angehören, sind in der Regel wenig formenreich. Zu=
meist erscheinen sie unter den Pflanzen-Scharen erst in zweiter Reihe, gering
ER
Fig. 32. A, B Drosera nitidula Planch.: A Habitus. 3 Gynaeceum. — CF Drosera paleacea
DC.: C Habitus. D Nebenblätter. Z Blatt ohne Nebenblätter. 7 Gynaeceum. — G—Ä Drosera
£ycnoblasta Diels: G Habitus. # Nebenblätter. 7 Blatt ohne Nebenblätter. K Ovarium.
(Nach Diers und PRITZEL.)
ist ihr Anteil an der Führung der Bestände, untergeordnet ihre Wirkung, den
Charakter des Pflanzengemäldes zu bestimmen. Natürlich gibt es einige Aus-
nahmen — man denke an Conostylis (Amaryli.), die Goodeniaceen, viele Mono-
kotyledonen, — aber in der großen Gesamtheit besteht der geschilderte Sach-
verhalt. | |
Der Oekologie der Perennen des Gebietes habe ich bei der Kürze meines
Aufenthaltes keine genügende Beachtung widmen können: sie bedürfen gründ-
licher Untersuchung in dieser Hinsicht. Zur Überwindung der Trockenzeit sind
mannigfaltige Vorkehrungen ausgebildet.
160 | ‚Dritter Teil.
Oft drängen sich die gehemmten Anlagen einfach in einer abgehärteten
Knospe zusammen.‘ Die morphologischen. Einzelheiten dabei sind verschieden.
Vorbildlich für eine größere Klasse können z. B. die Knospen der epigaeisch
überdauernden Drosera-Arten gelten, deren Bau aus Fig. 32 ersichtlich wird.
Bei andern Vertretern der Perennen-Klasse sind die unterirdischen Or-
gane. von großer oekologischer Bedeutung. Dahin gehören namentlich viele
Monokotylen — Orchidaceen, zahlreiche Liliifloren, Restionaceen und Cypera-
ceen —, und in dieser Klasse ist es auch, wo sich eine Anzahl echter Zwiebel-
undKnollen-Pflanzen ausgebildet haben. Mehrere Arten von Thysanotus (Lil.),
Fig. 33. A—F Calandrinia primuliflora Diels: A Habitus. 3 Schuppen. C Kelch. D Blumen-
blatt. Z Staubblatt. # Gynaeceum. — G—/ Calandrinia Lehmanni Endl.: G Oberer Teil des
Stengels mit der Inflorescens. #7 Schuppen. 7 Kelch. X” Blumenblatt. Z Gynaeceum.
ach DIELS und PRITZEL.)
auch Caesia (Lil) und die häufige Chamaescilla (Lil.) zeigen leistungsfähige
Wurzelknollen, wenn man sie ausgräbt. Gefällige Blumen der feuchten Monate,
wie Anguillaria (Lil) und Aypoxis (Lil) nehmen aus Zwiebelknollen ihren
Ursprung. Die fremdartige Gattung Tribonanthes. (Amaryli.) bringt ähnliche
Bildungen hervor. . Knollig verdickt sind die hypogaeischen Speicherräume
ferner bei der einzigen Dioscorea und bei einem etwas kritischen Pelargonium
(?. Rodneyanum) des Gebietes. Und eine sogar endemisch »westliche Gruppe
von Trachymene (T. effusa u. Verwandte |Umbell.]) besitzt Sammelknollen von
außergewöhnlichem Umfang, den man bei der kärglichen Entwickelung der
oberirdischen Teile nicht erwartet. Es ist überhaupt zu beachten, daß die
4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 161
Hypertrophie der hypogaeischen Organe auch bei rein endemischen Produkten
Australiens sich vollzogen hat. Die knolligen Calandrinia (s. Fig. 33), oder die
interessante Philydracee Pritselia, ausschließlich für Südwest-Australien eigen-
tümlich, bringen dafür zwei gute Beispiele. Aber wichtiger noch an Formen-
reichtum und an Verbreitung sind die bulbosen Arten der Drosera-Sektion
Ergaleium. Die hochwüchsigen davon sind auf S. 152 in Fig. 30 bildlich ver-
Fig.. 34. Zwiebelpflanzen: Drosera Sect. Erythrorhisa: A—D Drosera rosulata Lehm.
A Habitus. 3 Blumenblatt. C Staubblatt. D Gynaeceum. — E Drosera squamosa Benth. Habitus.
F Drosera macrophylla Lindl. Habitus. G- Drosera bulbosa Hook. Habitus. (Nach Diets.)
anschaulicht. In dem Grade der Ausbildung der Zwiebelknollen aber werden
sie übertroffen von den Vertretern der Sect. Erythrorhisa, deren wichtigste in
Fig. 34 zur Darstellung gebracht sind. Sie sind nirgends so häufig und formen-
reich als in West-Australien, nirgends auch physiognomisch so wertvoll als in
der Südwest-Provinz, wo sie zu den zuverlässigsten Kündern der feuchten Zeit
des Jahres zählen. Die eigentümliche Oekologie dieser Gewächse trägt in
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien, 11
162 : Fe Dritter Teil.
rationeller Weise den Bedingungen des Winterregen-Mediums Rechnung, und
insofern ‚gehören ‚diese Droseren zu den charakteristischen Schöpfungen des
Landes. .
Wenn man erfährt, wie die Südwest-Provinz aus dem Bestande ihrer ur-
eigenen Flora. selbsttätig Knollen-Pflanzen geschaffen hat, so wirkt es doppelt
eigentümlich, die Gesamtzahl der bulbosen Gewächse verhältnismäßig so gering
zu finden. Denn es kann kaum einem Zweifel unterliegen, daß es in keinem
Gebiete typischen Winterregens so wenige Knollen- oder Zwiebelträger
gibt, wie in Australien, und daß namentlich der Prozentsatz von der Gesamtflora
nirgends geringer ist. Darin liegt vegetationsgeographisch ein tief greifender
Unterschied zwischen diesen Ländern. Wie man ihn erklären soll, wüßte ich
nicht zu sagen. Denn daß die niedrigen Temperaturen des Winters für das Über-
gewicht im Mittelmeergebiet nicht verantwortlich sind, das ergibt sich durch
die Verhältnisse im Kapland, wo ja die Form der Zwiebel- und Knollenpflanzen
bei wärmerem Winter noch stärker entwickelt ist. Wir werden später auf diese
Umstände nochmals zurückkommen, um für die floristischen Beziehungen der
fraglichen Gebiete die passende Beleuchtung zu gewinnen.
Annuelle. Von den Annuellen kann man wie von den Knollenpflanzen sagen,
daß sie im südwestlichen Australien keine so bedeutende Stellung einnehmen,
wie man nach Analogie mit andern Erdgebieten von ähnlicher Veranlagung
BR, le eo
Fig. 35. Annuelle. Myriophyllum tillaeoides Diels:: A Habitus. 3 Blühender Stengel. € Blüte.
D &Blüte. Z O Blüte. (Nach Dies und Prrrzer..)
zu erwarten geneigt ist. Wie bei den Perennen ist der Formenreichtum der
‚Gattungen gering, bis auf wenige Ausnahmen: etwa Hydrocotyle |Umbell.],
‚Stylidium [Stylid.|, Helipterum [Compos.)].
‚In den meisten Formationen sind nur sehr wenige einjährige Bestand-
teile anzutreffen, In den Waldungen der äußeren Gebiete suchen sie den
4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 163
Schutz der Gebüsche auf, Kleine Zydrocotyle, dann Monotaxis und Poranthera
als vegetativ sehr schwächlich entwickelte Euphorbiaceen, hier und da auch
truppweise verteilt irgend eine der immortellen Compositen: das wären die
wichtigsten Arten, auf die man in den Wäldern rechnen darf. Auf den freieren
and-Heiden gibt es einige Calandrinia (Portulac.) mit lebhaft gefärbten Blüten;
auch unscheinbar kleine 7Z/laea (Crassul.), fadendünne Stenopetalum (Cruciferae)
u.a. sieht man während der feuchten Jahreszeit in den Lücken des Gebüsches
verstreut, doch in Anbetracht der reichen Annuellen-Flora, die z. B. die trock-
neren Teile des westlichen Kaplandes gerade auf Sandboden zur Entfaltung
bringen, ist die Armut der psammophilen Pflanzen-Bestände West-
Australiens an annuellen Gewächsen zum Erstaunen dürftig.
Die Sumpf-Formationen aber bringen eine gewisse Entschädigung. Wie
ihre Schilderung im nächsten Kapitel (unter d) des näheren aufzeigen soll,
gehören dort die Annuellen durch Individuenfülle und Geselligkeit zu den wich-
tigsten Bildnern der Pflanzendecke. Hervorragende Entwickelung finden sie auf
stark tonhaltigem Boden, der sich schlecht entwässert, in der zweiten Hälfte
der Trockenzeit intensiv austrocknet und erst spät nach dem Einsetzen der
Niederschläge wieder benutzbar für pflanzliches Wachstum wird. Es ist also
die Verkürzung der Vegetations-Periode im Gefolge edaphischer Eigenart, die
auf jenem versumpften Boden den einjährigen Kräutern zum Vorteil über andere
Wuchsformen verhilft. Und daraus ließe sich umgekehrt zurückschließen, daß
in großen Teilen der Südwest-Provinz die vegetationsgünstige Zeit lange genug
dauert, um für Annuellen-Wuchs unvorteilhaft zu sein. Freilich wäre es vergeb-
ich, in dieser Annahme überall Befriedigung finden zu wollen. Unklar bleibt
es z.B, warum die Sand-Gebiete der Gürtel mit über halbjähriger Trockenzeit
(8. S. 80) so wenig einjährige Kräuter besitzen. '
Da die westaustralische Annuellen-Flora demnach vorzugsweise an die
Sumpf- bezw. Alluvial-Formationen und deren Bedingungen gebunden ist,
scheinen weitere Ausführungen hier nicht mehr erforderlich; sie müssen den
speziellen Darlegungen des fünften Kapitels (unter d) vorbehalten bleiben.
Kryptogamen. Die Erforschung der Kryptogamen West-Australiens ist
noch sehr unvollkommen. Trotzdem läßt sich schon mit Sicherheit festsetzen,
daß wenigstens die höheren Kryptogamen sehr mangelhaft in dem Gebiete
vertreten sind. Natürlich ist die lange Dauer der trockenen Jahreszeit in den
meisten Gegenden des Landes ein ernstes Hindernis für ihre Entwickelung.
Aber es ist schwer zu verstehen, warum. auch die südlichen viel bevorzugteren
Teile eine so spärliche Kryptogamen-Flora besitzen. Namentlich die Zahl der
Farne, Moose und Hutpilze muß dort als eine merkwürdig beschränkte gelten.
Und nach meinen Erfahrungen erwarte ich nicht, daß Funde und Beobachtungen
in Zukunft die heutige Auffassung erheblich verändern werden.
Vegetationsbiologisch ist unter diesen Umständen die Tätigkeit der: höheren
Kryptogamen von geringer Bedeutung. Ich habe wenige Plätze gesehen, an
denen ein Moos oder eine Cladonia durch geselliges Auftreten maßgebend
tn
164 Dritter Teil.
wäre, und ich weiß nur einen einzigen Fall zu nennen, wo ein wirkliches be-
deutsames Eingreifen kryptogamischer Elemente in das Dasein einer Formation
sich beobachten läßt: das ist die Rolle des Campylopus bicolor bei der Urbar-
>
&
Fig. 36. Hygrophile Compositen als Annuelle: 4—_D Myriocephalus isoötes Diels: A Habitus.
B, € Deckblätter des Köpfchens. D Blüte.
F—F Myriocephalus rhizocephalus (DC.) Benth.:
E, F Deckblätter des Köpfchens. G Köpfchen. 77 Blüte. X Habitus. (Nach Dies und PrITzEL.)
machung des anstehenden Granitfelses. Doch ist dieser Fall so vereinzelt, daß
seine nähere Schilderung dem folgenden Kapitel vorbehalten bleibt, wo Ab-
schnitt d 8 (mit Tafel XXIII) darüber Aufschluß geben werden.
4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 165
Die Rolle der parasitischen Pilze ist noch unbekannt. Obgleich unsere
Sammlungen eine Reihe neuer Formen ergaben, schien die Verbreitung der-
artiger Pflanzen nicht bedeutend. Ebenso treten die Süßwasser-Algen bei der
geringen Ausdehnung zusagender Örtlichkeiten wenig hervor. Dagegen sind
schon von REISS mehrere Characeen festgestellt worden, die mir gleichfalls in
den Gewässern nicht selten begegneten.
b. Verzweigungs-Formen.
Die Verzweigung der Achsen hängt von dem Ort der Neubildungen ab.
Und da zeigt sich in der strauchigen Vegetation der Südwest-Provinz das aus-
gesprochene Bestreben, die neuen Anlagen dicht unterhalb der meist terminalen.
Blüten-Region anzulegen. Dieser Vorgang, der tief mit der ganzen Ökonomie
des vegetativen Daseins in jenem Gebiete zusammenhängt, liefert charakte-
ristische Bildungen. Ein Exemplar von Petrophila linearis (Fig. 37 A), das Ende
Dezember in der Swan River Gegend gesammelt wurde, zeigt den Prozeß an
: ®' ()
N FO P
—
Fig. 37. Schema der Verzweigung von A Petrophila linearis R. Br. B Petrophila scabriuscula
Meissn. C Leucopogon gibbosus Stescheg. (Original).
zwei einander folgenden Sproß-Generationen, Es fällt dabei auf, daß von den
neugebildeten Sprossen einer bevorzugt und berufen ist, den Hauptstamm der
flanze sympodial fortzusetzen. Bei den mehr xerophytischen Kleinsträuchern
ändert sich dieser Modus dadurch, daß die neuen Sprosse, an Zahl vermehrt,
alle annähernd gleiche Länge behalten. Dadurch kommt nach und nach ein
schirmförmiger Umriß des ganzen Verzweigungs-Systems zustande. In der Tat
sind solche kleine Schirmsträucher ungemein verbreitet in den trockneren Teilen
der Südwest-Provinz. Sehr typische Beispiele gibt es unter den Proteaceen
(z.B. Petrophila scabriuscula, vgl. Fig. 37 B, Banksia Brownii u. a.), auch die
Epacridaceen sind reich daran (Zeucopogon vgl. Fig. 37 C), und bei den Myrtaceen
166 Dritter Teil.
finden sich wenigstens unter den Chamaelaucieen gleichfalls treffliche Vertreter
dieser Klasse. Vielleicht hat Verticordia sogar die vollkommensten Muster da-
von ausgebildet. Denn bei manchen Arten, z. B. V. Brownii, wird der dichasial-
cymöse Grundplan des Aufbaues so streng festgehalten, daß selbst alte Pflanzen
die Gestalt der umgekehrten Pyramide ganz rein bewahren.
Im Gegensatz zu den genannten Fällen, wo jedes Internodium zuletzt auf
ein erhebliches Längenwachstum zurückblickt, neigen manche Gruppen bei ein-
geschränkten Vegetations-Möglichkeiten zur Bildung von Kurztrieben. Bei
den Gattungen Aibbertia und Grevillea sind mir solche Tendenzen besonders
aufgefallen, auch bei Zogania, auf die ich in späterem Zusammenhange zurück-
kommen werde. Die mesophilen Hibbertia (Dillen.), z. B. 7. perfoliata, H. am-
plexicaulis tragen ihr Laub an den Langtrieben; bei der nahe verwandten
H. potentillifliora, die in exponierteren Gebieten wächst und schon an ihrem
Fig. 38. Grevillea mit Langtrieben und Kurztrieben: A Grevillea acerosa F.v.M. B 6r&
villea oxystigma var. acerosa Meissn. C Grevillea uncinulata Diels (Original).
Seidenfilz beweist, wie sie oekologisch geartet ist, da erzeugen kurze Seiten-
triebe von beschränktem Wachstum die Blätter und Blüten. Die selben Stufen
zeigen auch andere Verwandtschafts-Gruppen der Gattung: so die Section
Candollea (H. desmophylla!), so der polymorphe Kreis der H. montana und
auch M. MHügelii mit ihren Verwandten. — Lehrreich tritt der gleiche Wandel
in der Section Zröostylis von Grevillea (Prot.) zur Erscheinung, wo die west-
chen Arten überhaupt ein epharmonisch recht wechselvolles Netzwerk bilden,
Die meisten davon haben beblätterte Langtriebe: alle Formen von @. oxrystigma,
G. acerosa, die schöne G. Candolleana lassen sie beobachten. Als ich den
Typus aber bis an die Grenze der Südwest-Provinz verfolgte, in die Regenzone
von etwa 30 cm hinein, traf ich in G. zncinulata einen Abkömmling der Grupp®;,
der sich durch ausgeprägte Kurztrieb-Bildung auszeichnete und darin eine Seite
seines allgemeinen Xerophytismus bezeugte (Fig. 38). _
4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 167
Die Südwest-Provinz besitzt eine Anzahl häufiger Spezies, die durch starken
Plagiotropismus des Zuwachses ausgezeichnet sind: sie erheben sich
demzufolge nur unbeträchtlich über die Oberfläche des Bodens, einzelne sind
ihm sogar dicht angedrückt. Während hier vielfach inhärente Anlagen den
Anstoß geben müssen, ist es doch unverkennbar, daß gewisse äußere Be-
dingungen besonders stark zu ihrer Auslösung hinwirken. Namentlich sind die
Sandböden reich an solchen Formen. Dort finden sich häufig die mattenartig
wachsenden Arten von SZylidium, die runden festen Polster mancher Goodenia-
ceen (Leschenaultia formosa, Scaevola humifusa, Sc. paludosa u. a.; Fig. 39),
ferner einige Sierculiaceae, die ihre Äste strahlig am Boden ausbreiten (vgl.
5. Kap. c, #). Auch eine Pflanze beschränktester Verbreitung, aber wichtig als
. einer von den eigentümlichsten Endemismen der Provinz, folgt diesem Typus
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F ig. 39. Polsterwuchs bei Scasvola humifusa De Vr. var. pulvinaris E. PRrITZEL (Original).
sehr getreu: Emöblingia calceoliflora, eine Capparidacee, welche nur im Distrikte
Irwin gefunden wird. Sie gleicht ganz überraschend gewissen Arten von
Scaevola: sie hat die selben in weitem Umkreis ausgebreiteten Stengel, die dem
Boden fest anliegen; auch bei ihr überdeckt das Mosaik der Blätter fast völlig
die Unterlage; ebenso unscheinbar sind die Blüten in den Achseln geborgen.
Etwas abweichend in der Ausführung, aber gleichartig im Erfolge sind die
Wuchs-Formen mancher humifuser Proteaceen. Gewisse Varietäten der Petro-
Phila longifolia (Prot.) werden durch erhebliche Stauchung der Internodien zu
werg-Gebüschen, welche oft eine beträchtliche Ausdehnung in die Breite ge-
winnen. ‘Weitere Dimensionen nehmen ähnliche Tendenzen bei den Banksteae.
an. Bei Dryandra nivea, einer der gemeinsten Pflanzen der Jarra-Zone, kriecht
der Stamm samt seinen Seitenachsen in horizontaler Richtung; oft auf weiten
Strecken überziehen diese Systeme den Boden. Noch auffallender nach äußerer
Erscheinung erscheinen die kriechenden Arten der Gattung Banksia, weil man
168 Dritter Teil,
in dieser Gattung von Bäumen und Sträuchern so zwerghafte Gestalten nicht
erwartet. Die viel verzweigte Achse wächst auch hier horizontal an der Erde
dahin; in Abständen sendet sie die gebüschelten Blätter zum Lichte, die senk-
recht aufgerichtet stehen; dann und wann erzeugt sie den Kolben des Blüten-
stands, der aus dem Sande hervorbricht, und ohne laubige Umhüllung kahl und
nackt in den Lücken steht, als führe er ein gesondertes Dasein für sich. Aus
den Achseln der Hochblätter aber tritt der Fortsetzungs-Sproß, welcher sym-
podial die Achse weiterführt. Es ist also ein Verhalten, das dem Wuchse
unserer nordischen Rhizompflanzen gleicht. Nur sind in jenem warmen Lande
diese Pflanzen nicht eigentlich in die Erde eingebettet, sondern halten sich
ziemlich genau an der Oberfläche. Sie brauchen keine Deckung durch
schützendes Erdreich, wie unsere »Geophilen«. In Australien liegt der Effekt
dieser Wuchsform wohl mehr in der Entrückung des vegetativ tätigen Teiles
des Organismus aus den höheren Luftschichten, die stärker bewegt und daher
trockener sind. Darauf deutet wenigstens die Häufigkeit ähnlicher Typen auf
durchlässigem Sandboden und in Gegenden schwächerer Befeuchtung: sie
werden zahlreich erst dort, wo die Niederschlagshöhe unter 5o cm hinab-
sinkt.
Ähnliche Wuchsformen kommen bekanntlich durch die Kraft des Windes
an der Küste zustande. Verbreitet also wie in allen Dünen-Formationen der
Erde ist auch an der Küste West-Australiens die humifuse Wachstums-Form:
die Verzweigung geschieht am Grunde der Hauptachse, die Äste bleiben in
wagerechter Lage dem Boden angedrückt. Sogar genetisch echt westaustra-
lische Formen .haben diesen Wuchs sich zu eigen gemacht: so Grevillea crithmi-
Ffolıa im Gebiete des Swan Rivers. Oder eine eigentümlich niedergestreckte
Form der Casuarina distyla, die am King George Sound häufig auf den Dünen
wächst. Man kann sie dort nicht übersehen, wenn aus ihren festgeflochtenen
hellgrünen Matten überall die rötlichbraunen männlichen Kätzchen hervorschauen.
Thermische Momente, die in den nordischen Ländern und den hohen süd-
lichen Breiten für die Schaffung des Polster-, Rasen- und Rhizom-Wuchses -
sicherlich eine mitbestimmende Rolle spielen, treten bei dem Klima unseres
Gebietes stark in den Hintergrund. Eine Ausnahme macht nur ein Teil der
Wandoo-Zone. Ich habe die Überzeugung gewonnen, daß dort die Tempe-
ratur-Verhältnisse der kühlen Jahreszeit wirksam werden. Es handelt sich
um die Gegenden, welche im westaustralischen »Winter« die empfindlichsten
Wärme-Depressionen erleiden (s. S. 84), wo fühlbare Nachtfröste vorkommen.
Denn gerade dort werden polsterartig gewachsene oder deckenförmige Gewächse
ganz auffallend häufig: so Zeschenaultia formosa, Scaevola humifusa u.a. Ent-
scheidend aber sind zwei Leguminosen: Acacia congesta und Kennedya micro-
phyllı: obwohl aus Gattungen stammend, die sonst keine Neigung zu jenen
Wuchsformen verraten, geben sie geradezu musterhafte Beispiele dafür ab. Die
festen Polster der Aennedya microphylla werden jedermann überraschen, der
ihre Verwandten kennt, jene so geschmeidigen Schling-Gewächse der küsten-
näheren Gebiete. Und nicht minder merkwürdig wirkt Acacia congesta mit
4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 169
ihrem niedergedrückten Astgewirr, weil sie in aller unerschöpflichen Formen-
fülle der westlichen Acacien eine ganz beispiellose Bildung darstellt.
c. Stämme.
Die Bäume der Südwest-Provinz sind in der Mehrzahl durch eine kräftige
Borken-Entwickelung ausgezeichnet, Der Jarra-Eucalyptus, die Banksia und
Casuarina-Arten kommen alle darin überein: ihre Stämme zeigen rauhe rissige
Borke an der Oberfläche. Sie folgen also der in periodischen Klimaten gelten-
den Regel, namentlich den Gehölzen der trockeneren Monsun-Gebiete sind sie
ähnlich. Nur Zucalyptus diversicoler weicht ab: bei ihr wird die Borke nicht
angehäuft um sich jahrelang zu erhalten, sondern sie löst sich kurz nach ihrer
Bildung ab, so daß die Rinde größtenteils frei liegt. Man könnte daran denken,
dieses Verhalten durch die größere Stabilität der Temperatur im Areal der
E. diversicolor erklären zu wollen, in ähnlicher Weise, wie SCHOMBURGK die
»glatte graue Rinde« der meisten Bäume Südaustraliens auf die »slight atmo-
spheric changes« zurückgeführt hat. Ich halte diese Erklärung für unmöglich.
Denn jene »glatte« Rinde findet sich auch bei manchen Eucalypten des austra-
lischen Binnenlandes, wo außerordentliche Wärme-Schwankungen stattfinden.
Die Ausbildung der Borke hängt also nicht direkt mit den Eigen-
tümlichkeiten des Klimas zusammen, sondern ist teilweise von der spezi-
fischen Konstitution abhängig. In der Tat hat F. v. MÜLLER die Ausbildung
der Borke geradezu als taxonomisches Merkmal benutzt, um die Verwandtschafts-
Verhältnisse innerhalb von Zucalyptus aufzuhellen.
Was die Sträucher betrifft, so findet sich auch bei ihnen durchaus nicht
selten erhebliche Borken-Bildung. Sogar halbmeterhohe Kleinsträucher zeigen
manchmal Ansätze dazu. So ist z. B. Petrophila media (Prot.) auch an relativ
jungen Achsenteilen bereits mit einer dünnen grauweiß gefärbten Borkenlamelle
besetzt.
Eine merkwürdige Eigentümlichkeit mancher Sandpflanzen Südwest-Austra-
liens liegt in der starken Kork-Produktion an örtlich begrenzten Stellen
der Achsen. Und zwar ist es einmal die Spindel der Infloreszenz, wo das
stattfindet — so bei mehreren Myrtaceen, namentlich Calothamnus- und Mela-
leuca-Arten. Dann aber, viel häufiger, ganz am Grunde des Stengels, da
wo er in die Erde eintritt, also am Übergang zur Wurzel. Die histologischen
Einzelheiten würden hier zu weit führen, das Ergebnis bleibt stets das gleiche:
ein mehr oder minder mächtiger Mantel großzelligen Korkes an der Berührungs-
Zone von Pflanze und Unterlage. Höchst verbreitet ist die Erscheinung bei
den Kleinsträuchern und subfruticosen Gewächsen der Sand-Heiden. Ich glaube
nicht fehl zu gehen, wenn ich schätze, etwa dreiviertel aller dort wachsenden
Arten sind im Besitze solchen »Basal-Korkes« — ganz gleichgiltig, welches ihre
Verwandtschaft sei. Nur zur Erläuterung der systematischen Vielseitigkeit dieser.
Kork-Träger führe ich ein paar treffliche Beispiele an: Daviesia quadrilatera
(Legum..), Hibbertia conspicua (Dillen.), Verticordia grandiflora (Myrt.), Calythrix
drevifolia (Myrtac.), Logania flava (Logan.), Scaevola restiacea (Gooden.). Sonac
170 Dritter Teil.
besteht nicht der geringste Zweifel, daß die Erscheinung: ein Effekt des Mediums
ist. Aber ich bin in Verlegenheit, eine nähere Aufklärung zu geben. Die
Funktion des Korkmantels ließe sich vielleicht aus den Wärme-Verhältnissen
erklären. Es steigert sich nämlich auf jenen völlig ungeschützten Sand-Heiden,
die keinen Baumwuchs tragen, die Erhitzung der Boden-Oberfläche zu enormen
Beträgen. In ihrem ganzen Gebiete erreicht schon die Lufttemperatur fast
jährlich Maxima von 45°—46°. Daraus ist die Intensität der Erwärmung zu
beurteilen, die der lockere Sandboden durch direkte Bestrahlung gewinnt’).
Gerade die Übergangs-Zone zwischen Stengel und Wurzel ist dieser Glut aus-
gesetzt: sie benötigt einen Isolator aus Kork-Gewebe, um die Leitungs-Röhren
vor Überhitzung zu bewahren.
d. Laub,
Austreiben. Anlage und Entwickelung des vegetativen Zuwachses findet
statt im Gefolge der Regenzeit. Abhängig von der Beschleunigung des
Safttriebes, in letzter Linie also von der Durchfeuchtung der Wurzel-Sphäre,
geht das Austreiben bei seicht bewurzelten Gewächsen früher vor sich als bei
tief bewurzelten. Die
absolute Zeit des
Austreibens ist
außerdem natürlich
teils von der spezi-
fischen Konstitution
geregelt, teils steht
sie noch in Beziehung
mit dem gesamten
örtlichen Klima. Da-
raus folgt, daß es im
Nordwesten der Pro-
vinz frühzeitiger be-
ginnt und zur Vollen-
Fig. 40. Entwickelungs-Stadien der Sproß-Spitze eines Zweiges dung kommt als im
von Acacia barbinervis Benth. A am 27. Dezember 1900 im Wachs- Süden. Während je
tum begriffen. 3 am 6. Februar 1901 mit vorläufig abgeschlossenem Swan River Ende Mai
Wachstum (Original). — nach etwa drei-
wöchentlicher Dauer
des Regens — nur der Kraut-Wuchs große vegetative Fortschritte bewies, sah
ich im Gebiet des Irwin Rivers Anfang Juni auch bei den Sträuchern schon leb-
hafte Tätigkeit. Kleine Exemplare von Grevillea amplexans, die psammophilen
Büsche von Acacia aureo-nitens u. a. hatten am 9. des Monats schon reichlich
jugendliches Blattwerk getrieben, und bei Eremophila Oldfieldii zeigten die
Jungen Sprosse bereits eine Länge von ı0 cm. In den südlicheren Landschaften
*) Messungen liegen noch nicht vor.
r Ich selbst bin an extrem heißen Tagen nicht auf solchen
Heiden gewesen.
4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 171
dagegen gelangt das vegetative Wachstum erst in der zweiten Hälfte der feuchten
Jahreszeit in schnelleres Tempo. Im September und Oktober sind die meisten
Büsche mit den frischen Trieben geschmückt, die Bäume folgen sogar noch
später, und an der Südküste setzt sich das Treiben fort bis tief hinein in die
Trockenzeit. Im November sieht man wohl überall die Entwickelung des Zu-
wachses gut fortgeschritten. Um diese Zeit fand ich z. B. Hakea trifurcata
mit etwa 5 cm langen neuen Sprossen. Um Neujahr gehen sie meistens ihrer
definitiven Ausgestaltung entgegen und gelangen, mit Ausnahme jener klimatisch
bevorzugten Distrikte, in die ruhigere Periode des Sommers. Der Vergleich
der beiden in Fig. 40 dargestellten Zustände von Acacia barbinervis zeigt diesen
Gang des vegetativen Zuwachses.
Laubknospen. In oekologischer Hinsicht sind die Laubknospen und die
jungen Laubtriebe gewöhnlich geschützt, und zwar in sehr mannigfaltiger, nach
der speziellen Anlage verschiedener Weise.
Wenn SCHIMPER (Pflzgeogr. 543) die Seltenheit von Schuppenhüllen um
die Laubknospen der Hartlaub-Pflanzen betont, so hat er seine Eindrücke all-
zusehr generalisiert. Er meint, im Winter bedürften sie »keines Schutzes gegen
Trockenheit«, »im Sommer aber würden sie ausgebildet und müßten daher eine
starre Hülle entbehren«. Beides ist nicht richtig. Die so typische Winterregen-
Vegetation Südwest-Australiens kennt viele Fälle echter Knospen-Beschup-
Pung. Wenn man im August. z.B. Acacia sulcata, eine Art der Südküste,
untersucht, so findet man die jungen Schösse aus der Achsel brauner Bracteen
von mäßiger Dicke austreiben. Ebenso zeigen sich hellbraune Knospenschuppen
2. B. bei Melaleuca uncinata (Myrt.) und Hakea ruscifolia (Prot.), zwei Beispiele,
die ich deshalb anführe, weil es so häufige Pflanzen der südwestlichen Flora sind.
Die austreibenden Blätter bestehen hauptsächlich aus zartem Chlorenchym. Das
Chlorenchym ist vielfach durch anthokyanartige Stoffe verschleiert. Sklerotische
Elemente, die später so wichtig werden, fehlen beinahe noch gänzlich.
In diesem empfindlichen Zustand gedeiht das frische Laub mitunter ohne
jeglichen Schutz. So z. B. bei Grevillea Wilson: (Prot... Das macht einen
höchst sonderbaren Eindruck, wenn es sich um Xerophyten handelt, deren
Blattwerk später starr und fast holzig hart zu werden bestimmt ist. Aber es
gibt solche: bei Acacia spinosissima (Legum.), und Grevillea tridentifera (Prot.)
habe ich einen derartigen Gegensatz von erster Jugend und reifem Alter be-
sonders stark bemerkt.
In andern Fällen ist nur jene Anthokyan-Färbung vorhanden, das zarte
und schlaffe Neulaub zu beschirmen. Ihr verdanken die Eucalypten die bunte
Färbung der Krone um die Zeit ihres Austriebs, aber auch Leguminosen (z.
Daviesia crenulata) und Proteaceen (Adenanthos cuneata) bringen mit Bölchen
roten Tönen die Botschaft des Lenzes.
Die weitaus gewöhnlichste Ausstattung des jugendlichen Laubes ist die
Behaarung. Diese Haare sind frühzeitig schon weit voraus in der Entwicke-
lung und fertig, noch ehe das grüne Gewebe etwas von seinen Leistungen
172 Dritter Teil.
übernimmt (vgl. Fig. 40). Die Acacien (Fig. 40), sehr viele Proteaceen, die
Hibbertien und eine Menge minder geselliger und formenreicher Gattungen
zeigen Behaarung der neu austreibenden Laub-Sprosse. Seidig schimmernde
Spitzen geben den Acacien-Wipfeln ihr eigentümliches Farben-Spiel in der
guten Jahreszeit. Oft ist überhaupt der Kontrast des kahlen glatten Reife-
Stadiums mit den farbigen Filzen und Wollen der frischen Triebe sehr effekt-
voll. Bei manchen Formen der Eremophila Brownii sind die Enden der Zweige
schneeweiß vom neuen Laube, und man kann den heurigen Zuwachs sofort
daran erkennen. Von Acacia alata R. Br. gibt es eine Form (dög/ardulosa Bth.),
deren junge Triebe so dicht mit starren weißen Haaren besetzt sind, daß sie
sich scharf von den dunkelgrünen Mutter-Ästen abheben. Viele Proteaceen-
Grevilleoideae sind durch die rostfarbenen Überzüge der jungen Teile ausge-
zeichnet. Und wenn man der lichten Farben des verjüngten Sommerwaldes
unserer nordischen Heimat gedenkt, so macht es einen gar seltsamen Eindruck,
an einer A/akea die jungen Schösse zu sehen, wie sie ganz in gelbliche Seiden-
wolle gehüllt, an den Adern und am Rande aber lebhaft rostbraun behaart sind
(Hakea cinerea).
In üblicher Weise ändert sich das Bild, wenn statt der Deckhaare das Indu-
ment aus Drüsen besteht. Dann umgibt ihr Sekret die jungen Blätter und ver-
klebt die Knospe. Auch bei den Eucalypten findet ähnliches statt, und da die
Neubildungen von den eingeschlagenen Vorgängen umhüllt werden, so gewinnt
die Knospe einen guten Abschluß nach außen.
Das erwachsene Laub. Das erwachsene Blatt ist in West-Australien zu
mehrjähriger Tätigkeit berufen. Die gesamte Gehölz-Flora ist »immer-
grün.« Nur ein paar Lianen aus offenbar tropischen Stämmen lassen mit dem
Beginn der Trockenzeit ihr Laub verwelken und ersetzen es, wenn die nächsten
Regen wieder anfangen (z. B. Dioscorea, Clematicissus (Vitae.]). In dieser fast
vollständigen Sempervirenz der Flora West-Australiens besteht ein wesentlicher
Unterschied gegen das Mediterran-Gebiet. Die Erklärung dafür liegt weniger
in klimatischen Verhältnissen als in Wirkungen der Floren-Geschichte,
Sonst bieten die großen Züge der Laub-Bildung in der Pflanzenwelt Süd-
west-Australiens die gewohnten Eigenschaften der Hartlaub-Vegetation.
Mehrfach haben diese Verhältnisse schon ihre Darstellung erfahren, so daß es
geboten ist, hier kurz zu sein. Wenige Punkte nur erfordern etwas eingehendere
Besprechung, weil unsere Provinz wegen der vorbildlich normalen Beschaffen-
heit ihres Klimas stets hohe Beachtung verdient, wenn es sich um Winterregen-
Gebiete handelt.
Schon ROB. BROWN bemerkte, daß die Lage der Assimilations-
Organe in West-Australien meist parallel zum Lichteinfall gerichtet ist. Seine
Beobachtung ist oft wiederholt worden, auch hat man die Einrichtungen be-
schrieben, die zu dieser Profilstellung des Laubes führen. Im südwestlichen
Australien folgt die überwältigende Mehrheit der Arten diesen Normen. Aber
es gibt Ausnahmen, die dafür zeugen, daß die Pflanzen Australiens durchaus
4. Kapitel. Oekologischer Charakter. \ 173
nicht etwa jede Reaktionsfähigkeit eingebüßt haben. Die mesophiler abgetönte
Flora im Süden unserer Provinz ist reich an Belegen dafür. Zucalypfus selbst
schon zeigt deutlich, wohin die Neigung geht. Z. calophylla, deren Verbrei-
tung die gemäßigten Striche der Provinz überspannt (s. S. 95), richtet seine
Blätter beinahe wagerecht, ebenso seine schönblütige Schwesterart, die im
äußersten Süd heimisch ist, Z. feifolia. Auch die leitende Spezies der süd-
lichsten Wälder, Z. diversicolor, zeigt am ausgesprochen bifacialen Bau des
Blattes, daß seine Oberseite viel größere Lichtquanten ausnutzt. Selbst am
Laube des Jarra deutet sich ähnliches an, freilich nicht so stark, wie bei den
zuvor genannten Arten. Es bedarf keiner Ausführung, daß im Unterwuchs
aller dieser Bäume die gleichen Tendenzen viel weiter reichende Erfolge haben.
Manche Rutaceen (Chorilaena), viele Sterculiaceen (aus den Gattungen Rulingia
und 7homasia), die Gattungen Tremandra (Tremandrac.) und Aöbertia (Dillen.)
zeigen in den Wäldern des Südens die treffendsten Beispiele »euphotometrischen«
Laubes und streng bifacialer Blatt-Architektur.
Dabei erreichen sie auch in ihrer Fläche recht ansehnliche Dimensionen.
In der übrigen südwestaustralischen Vegetation aber folgt das Laub der allge-
meinen Sklerophylien-Norm: Blätter mitunter mittelgroß, meistens aber klein.
Merkwürdige Beispiele »mittlerer Größe« sind manche Hakea-Arten (H. Baxterı,
H. amplexicaulis) und gewisse Spezies von Zucalyptus (E. macrocarpa, E. Preis-
siana), weil solche Blatt-Größe in ihrer Sphäre einen unproportionierten Ein-
druck macht und sich ausnimmt, wie ein lästiges Erbteil, das nicht hinein paßt
in ihre jetzige Umgebung. Gewöhnlich aber ist die Blattgröße stark von der
gesamten Epharmose beeinflußt; ihre stufenweise Verringerung bis zu völligem
Schwinden ist in sehr vielen Kreisen der südwestlichen Flora Schritt für Schritt
zu verfolgen, wie in einem späteren Abschnitte näher zu erörtern sein wird.
Das Laub der sklerophyllen Gewächse gilt oft für mangelhaft gegliedert.
Man hat auch behauptet, in Hartlaub-Vegetationen seien Blätter »fast nie«
zusammengesetzt. Eine epharmonische Untersuchung der angeblichen Fälle,
die mancherlei Ausbeute verspricht, steht noch aus. Nach den Verhältnissen
in West-Australien zu urteilen, besteht jedoch gar nicht jener behauptete Zu-
sammenhang zwischen Blattgliederung und Hartlaub-Milieu, wenigstens
nicht unmittelbar. Es müßten doch Familien, die im allgemeinen Anlage zu
kompliziert verzweigten Spreiten beweisen, in West-Australien Vereinfachung
erfahren. Das ist aber nicht der Fall. Clematis, viele Leguminosae, Rutaceae
(Boronia), Clematicissus (Vitac.), Dodonaca (Sapind.), die vorhandenen Farne:
alle diese besitzen auch fiederblättrige Spezies in West-Australien. Die übrigen
Familien neigen aber nirgendwo zu starker Blatt-Verzweigung.
Dagegen treten, wie erwähnt, Hemmungen aller Art in der Aus-
gestaltung des Laubes auf, wenn die Xeromorphose fortschreitet. Auch
jene eigentümlichen Eingriffe in die Blatt-Entfaltung, welche zum Rollblatt
führen, sind überaus häufig. Jede der großen Familien des Gebietes liefert
Beispiele in Fülle. Die Gattung Grevillea weist dabei sogar mannigfaltige
Konstruktions-Variationen auf: bald ist unterseits die Mittelrippe nicht erhaben,
174 2 lan: FT ei
also nur eine Höhlung vorhanden (z. B. G. oxystigma var. acerosa Fig. 382),
bald tritt sie stark hervor und zerlegt jene Höhlung in zwei parallele Furchen
(z. B. G. pinaster, G. Huegelii). _ Alles das wiederholt sich innerhalb der Flora
Südwest-Australiens, unzählig oft in andern Verwandtschaftskreisen, bei unge-
teilten und bei zusammengesetzten Blättern, und in den selben Formen, die
auch in. andern PER so vielfach nachgewiesen worden sind.
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Fig. 41. A Cryptandra ran ner Blüten-Zweig. — B—D Cryptandra polyclada Diels:
B Habitus. C Blüte mit Bracteen. D Teil der Blüte ausgebreitet. — Z—H Stenanthemum
BR Diels: Z Blüten-Zweig, F Blüte. G Teil der Blüte ausgebreitet. // Blumenblatt.
Wie in der F ee noch deutlicher hervortreten wird, sind
auch ericoide und pinoide Blattformen ungemein verbreitet (vgl. z. B. Fig. 41
4A, B). Ericoid ist ein etwas vager Sammel-Begriff, dessen Fälle sich bei näherer
Rücksicht auf genetische Gesichtspunkte als sehr ungleichartig herausstellen.
Er hat aber Wert in physiognomischer Hinsicht und ist brauchbar, um das
Bereich der Konvergenz-Bildungen zu übersehen. Ganz besonders verbreitet ist
der ericoide Blatt-Typus bei den Zpacridaceae, Myrtaceae und Rhamnactat,
aber es gibt wohl keine wichtigere dikotyle Famihe: wo erin Südwest-
Australien nicht vorkäme.
4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 175
Eine gleichartige und doch gewissermaßen divergente Entwickelungs-Richtung
führt zum pinoiden Blatte. Es findet sich in der Flora unserer Provinz in
reichem Formen-Wandel. Seine Vollendung erreicht es in jenen drehrunden,
starren, dornartigen Gebilden, welche die eigentliche Blatt-Natur bis zum letzten
abgestreift haben und oekologisch nicht mehr leisten als Achsen-Stücke. Süd-
west-Australien besitzt eine Gattung, wo dies Verhältnis zu klarem Ausdruck
kommt. Das ist Daviesia. In der von BENTHAM als » Teretifoliae« umgrenzten
Sektion besteht zwischen Achse und Blatt kein Unterschied mehr außer dem
Fig. 42. Hakea Brookeana F. v. M.: A Blühender Zweig. 3 Blüte. € Perianth-Abschnitt. D Discus
und Oyarium. EZ Oberer Teil des Griffels. F Fruchttragender Zweig. G Samen. (Nach DIELS
und PRITZEL.)
begrenzten Wachstum, funktionell sind die assimilierenden Zweigteile und die
starr pinoiden Blätter gleichwertig: ja bei Daviesia hakeoides sind die Blätter,
die sehr kurz bleiben, sogar die minderwertigen Organe. Gestaltliche Seiten-
Stücke zu den dornartigen Nadelblättern der Daviesien haben die Proteaceen
hervorgebracht, besonders in der Gattung Hakea (vgl. Fig. 42). Ebenso nehmen‘
die Phyliodien von Acacia mitunter gleiche Formen an. Bei allen wirkt die
extreme Reduktion der Oberfläche auf-die Stellung des Organs zurück. Wo
keine ausgebreitete Fläche mehr da ist, die bloß liegen könnte, macht sich die
176 Dritter Teil. -
. P/R 2 ur
43. Aphyli a
Alk. CBimesbiat, > rammomsya choerireides (E:4M.} Diels et Loes.:, 4 HABEN
FETTE iscus und Gynaeceum. E, F Ovarium durchschnitten. 6, 4 Frucht: _
mmomoya tßhedroides Diels et Loes.: $ Habitus. A Blüte. Z Discus und
und Gynaeceum. (Nach Diers und PRITZEL.) a
4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 177.
"Vertikalrichtung. entbehrlich. Die stark pinoiden Blätter stellen sich wieder
senkrecht zur. Abstammungs-Achse, sie stehen steif ab von.dem tragenden
Zweige. Die physiognomische Wirkung dieses Tatbestandes ist nicht unbe-
trächtlich.
‚Jene stark reduzierten Blätter in der Gattung Daviesi@ sind dort die Vor-
boten der völligen Aphyllie. Und ähnliches findet öfters statt. Denn Blatt-
losigkeit ist verbreitet in der Vegetation Südwest-Australiens, Blattlosigkeit
nicht im. strengsten morphologischen Sinne, aber doch so,.daß die Blätter für
die Assimilation nicht in Betracht kommen, sondern durch die grünen Stengel
ersetzt werden. Es hat einiges Interesse, die systematische Vielseitigkeit dieser
Aphylien-Klasse kennen zu lernen. Darum gebe ich eine Liste der wichtigsten
Familien bzw. Genera, aus denen sie herstammen: a
Restionaceae. - | Zeguminosae-Acacia. ' Zoudonia (Halorag..
Corynotheca (Liliae.). Boronia (Rutac.). Trachymene (Umbellif.).
Thy BIER (Liliae.). Tetratheca (Tremandr.). Samolus (Primul.).
asuarinac
Naher Comesperma (Polygalac.). Logania (Loganiac.).
Macarthuria (Phytolacc.). Calycopeplus (Euphorb.) Anthecercis (Scrophul.).
Conospermum (Proteac.). Fsammomoya (Celastrac.). Opercularia (Rubiac.).
Leguminosae-Podalyrieae, viele | Stackhousia (Stackhousiae.). Scasvola (Gooden.).
Arten. | Hibbertia (Dillen.).
Dies Verzeichnis enthält sehr ungleiche Bestandteile. Von den Gruppen,
die dazu beitragen, sind manche durchweg oder vorwiegend blattlos: so die
Restionaceae, die Casuarinaceae, die Gattungen Zxrocarpus [Santal.] und Psammo-
moya (Celastr. Fig. 43). Andere dagegen weisen eine Mehrheit normal belaubter
en auf; und jene Aphylien beschließen bei ihnen gewisse Bahnen der Ephar-
mose, sie sind ihre Extreme, die nur einmal verwirklicht werden. So verhält
es sich z. B. bei Hidbertia conspicua, Conospermum Eatoniae, Boronia spinescens.
Zwischen beiden gibt es Mittelstufen.
Die der völligen Laub-Unterdrückung fähige Epharmose ist eben ungleich
bei den Stämmen der südwestlichen Flora verteilt. In einigen Familien ist sie
häufig (Leguminosae), bei andern selten (Proteaceae), bei wieder andern läßt
sie sich überhaupt nicht nachweisen: so bei Zpacridaceae, Sterculiaceae, Myrta-
ceae. Wodurch solche Unterschiede bedingt werden, das ist ein dunkles Problem,
aber es ist nicht damit aus der Welt geschafft, daß man mit Stillschweigen
darüber hinweggeht.
Diejenigen Gruppen, welche nur wenige oder vereinzelte Aphyllen-Formen
hervorgebracht haben, entfalten in West-Australien ihre größte Mannigfaltigkeit
dort, wo für Mesophyten günstigere Bedingungen obwalten. Das gilt besonders
für Boronia (Rut.), Zetratheca (Tremandr.), Hibbertia (Dillen.), Zogania. Hier
haben wir also die Aphyllen von den mit Blättern assimilierenden Arten abzu-
leiten: es sind die am stärksten xeromorph umgestalteten Formen.
Doch besteht kein Grund, in andern Fällen eine gegenteilige Entwickelung
für ausgeschlossen oder unmöglich zu halten. Von der Eremaea her müssen
viele xerophytisch veranlagte Arten sich westwärts auszubreiten versucht haben;
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. 12
178 Dritter Teil.
zweifellos sind manche dabei epharmonisch verändert worden. Durch solche
Zusammenhänge werden manche Erscheinungen in der Oekologie der südwest-
lichen Flora dem Verständnis erschlossen. Wir finden »in den schattigen Berg-
wäldern des Südwesten«, sagt E. PRITZEL von Arcacia (Fragm. Austr. occ. 283),
einige Arten, die mit den Xerophyten verwandt und vielleicht zum Teil von
ihnen abzuleiten sind, den Standorts-Verhältnissen durch große und flache
Phyllodien (Acacia urophylla, A. obovata) oder durch ein Gewirr zahlreicher
Äste von zarterer Beschaffenheit (A. erzensa) Rechnung tragen. Als solche an
feuchtere und schattige Lebensweise angepaßte ursprüngliche Xerophyten möchte
ich auch diejenigen Arten auffassen, die der Vergrößerung ihrer Flächen wegen
zur Bildung von blattartig geflügelten Stengeln schreiten, wie A. diptera, A, alata,
A. stenoptera. Der vorwiegend schattige und feuchte Standort dieser Arten in
den Waldungen der Westseite scheint mir eine andere Deutung nicht zuzulassen.
Diese Flügel besitzen überdies eine durchaus nicht xerophytische Beschaffen-
eit.«
Ähnliche Bedeutung schreibe ich dem Auftreten so eigentümlicher Fälle
vor, wie sie sich uns z. B. in Acacia insolita (Fig. 44) darstellen. Dies ist, eine
»phyllodine« Spezies, die aber gleichzeitig reichlich mit F iederblättern. belaubt
ist, und darin den Einfluß ihrer feuchteren Heimat kundgibt. Sie bewohnt das
waldreiche Gebiet des Blackwood River. Es fehlt hier an Raum, solche Vor-
kommnisse erschöpfend zu erörtern, ich werde an anderer Stelle Gelegenheit
dazu nehmen.
Die äußere Erscheinung des Laubes bei den Pflanzen der Südwest-Provinz
wird weiter bestimmt durch Beschaffenheit und Einrichtungen der Oberhaut
der Blätter. Sie sind nicht gleichartig. Zunächst, die mesophilen Typen,
die oben 5. 173 mehrfach erwähnt wurden, scheiden aus der großen Masse aus.
Ferner gewisse konstitutionell eigenartige Elemente, beispielsweise viele Euca-
Iypten: ihre glänzende Oberhaut ist ungewöhnlich. Für die herrschende Mehr-
heit aber gilt der Satz, daß das Blatt rings umschlossen ist von einer ein-
schichtigen, derbwandigen bis sehr dickwandigen Oberhaut, welche beiderseits
von Spaltöffnungen durchbrochen ist. Diese Beschaffenheit der Hülle verleiht
dem Blatt das fahle, glanzlose Aussehen, die graue oder trübe Tönung des
Grüns, wie sie allen Winterregen-Vegetationen der Erde gemeinsam ist und
ihnen ihr eigentümliches Gepräge gibt. Südwest-Australien besitzt diese Eigen-
3
art im höchsten Grade; sie gibt auch dem flüchtigen Beschauer den stärksten
und nachhaltigsten Eindruck von seinem Pflanzenwuchs.
Verstärkung dieser Züge durch Ausscheidung wachsartiger Stoffe, nr
physiognomisch sehr wirksamer Vorgang, findet sich verhältnismäßig nicht
häufig. Er tritt auf bei manchen Acacien (z. B. A. divenosa)
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stark ausgeprägt ®
auch bei Zucalyptus macrocarpa und E. fetragona. Beide sind großblättrige
Arten der Gattung, und für die inneren Sandheiden der Provinz von beträcht
licher Wichtigkeit mit ihrem blauweiß bereiften Laube (s. 5. Kap. cp).
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s kommen ferner lackartig werdende Sekrete vor, die für die Laub
Oekologie nicht ohne Bedeutung sind. Ihre Verbreitung aber ist im Südwesten
179
Oekologischer Charakter.
4. Kapitel.
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Fig. Acacia insolita E. Pritzel: A Habitus. 2 Blatt.
C Phyliodium. 2 Junges Köpfchen.
(Nach Dier.s und PRrITZEL).
F 2 Kronabschnitte.
E Blüte,
180 srl) 5 Dritter. Teil. .
viel beschränkter, als in der Eremaea; man trifft sie nur in den inneren Land-
schaften der Provinz. Als feinen Überzug bedecken sie die Blätter an manchen
Petropnla-Arten (z. B. P. plumosa), auch bei Acacia beobachtet man sie bei
gewissen Spezies.
Von sonstigen epidermalen Anhangs-Gebilden gehören Deck-Haare zu den
häufigsten Eigenschaften des jugendlichen Laubes in Südwest-A ustralien (s. S. 171).
Ihr Mangel an den ausgewachsenen Blättern ist deshalb geradezu auffallend.
Zwar zeigt sich ja das Hartlaub-Gesträuch auch anderer Länder der Behaarung
abgeneigt (vgl. SCHIMPER, Pflzgeogr. 542), aber die übrigen Elemente der Flora
pflegen dort doch reicher an tomentosen Gewächsen zu sein. Im südwest-
lichen Australien dagegen ist ihre Zahl nirgends bedeutend. Zwar fehlt es in
keiner der großen Familien an behaarten Formen gänzlich (z. B. Grevsllea,
Jacksonia, Acacia, Kunzea); die Sterculiaceen haben sogar öfter viel Behaarung;
namentlich die Unterseite des Laubes ist auch sonst zuweilen mit Überzügen
SER IERBERDERBEE ausgestattet. Aber relativ genommen bleibt
SE SUN doch die Summe ne Erst in den
S bo) 8 bo CH Grenzbezirken gegen die Eremaea, auf den
mann > A dürren Heiden des Inneren, wo die Verbena-
BE ceen mit wirklichen Filzpflanzen (Zachno-
stachys u. a.!) zahlreicher auftreten und wo
manche stark behaarte Art der Goodeniaceen
wächst, da ergibt sich hier und da eine Wir-
kung, die an die Rolle der filzigen Tubifloren
in den Ländern ums Mittelmeer entfernt er-
innern mag.
Fig. 45. Schematische Darstellung einer
typischen Form des Blatt-Baues
in der Südwest-Provinz: A Acacia micro- ’
dotrya Benth. B Melaleuca Preissiana Abgesehen von den mehrfach angeführten
Schau. (Original). echten Mesophyten (S. 173), zeigt das Blatt
in der gesamten westaustralischen Flora sich
von »centrischem« Bau beherrscht. Isolaterale Anordnung seiner Ge-
webe ist die Regel.
Eine wichtige Pflanze der Südwest-Provinz, Melaleuca Preissiana (s. 5. 122,
123), zeigt folgenden Grundplan des Blattgewerbes (Fig. 45 B): An der einschich-
tigen Oberhaut stark verdickte Außenwände. Die Spaltöffnungen um die Höhe
dieser Wände versenkt und mit »Hörnchen« über dem Vorhof. Zwei typische
Schichten von Palissaden-Gewebe, Darauf scharf abgesetzt eine chlorophylifreie
»Mittelschicht«. Die Leitbündel eingebettet, mit mäßig starken Bastbelegen,
welche das Chlorenchym nicht durchbrechen. Dazu — als systematisches Merk-
mal — große Öllücken.
Ein solcher Bau der Blatt-Gewebe liesse sich — von den Öllücken abge-
sehen — etwa als Durchschnitts-Form in der südwestlichen Vegetation
betrachten. Er findet sich mit geringen Abweichungen in sehr vielen Formen-
kreisen wieder. So bei den verschiedensten Myrtaceen (sehr ähnlich bei den
flachblättrigen Calothamnus, Ercmaea usw.), in den Phyllodien zahlreicher Acacıa,
wie es schon lange bekannt ist (z.B, Acacia microbotrya (Fig. 45 4), A. acuminata),
4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 181
in den Blättern vieler Zakea:und anderer Proteaceen (Stirlingia latifolia): also
in den wichtigsten und am meisten polymorphen Familien der Flora.
Natürlich bieten sich bei der klimatischen Vielseitigkeit und der unerschöpf-
lichen Fülle der Pflanzengestalten in jenem Lande Abweichungen nach allen
Richtungen dar. Es genügt für unsere Zwecke, davon nur die allgemein. be-
deutsamen zu erwähnen, und den Tendenzen nachzugehen, die dabei hervor-
treten. Die Haut bleibt, wie erwähnt, in der Regel einschichtig. Es ist in der
Tat merkwürdig, wie selten zwei- oder gar mehrschichtige Epidermen vor-
kommen. Bei einigen Daviesia (Legum.) z. B. sah ich doppelschichtige Ober-
haut, aber von stark ausgeprägtem epidermalen Wassergewebe sind mir keine
Fälle entgegengetreten.
Es ist ja auch in den
andern Gebieten des Win-
terregens wenig verbreitet.
Die größten Unter-
schiede des Hautgewebes
liegen in der quantitativen
Ausbildung der Außen-
wand-Schichten. Bei
abgehärteten Xerophyten
erreicht sie hohe Werte:
so besonders bei Protea-
ceen (Hakea platysperma!
Fig. 46 B,C)) und bei Myt-
taceen, wo z.B. Melaleuca
uncinata und Eucalyptus
Preissiana sehr extreme
Fig. 46. Schematische Darstellung des Blattbaues bei Xero-
! phyten der Südwest-Provinz: B, C Hakea platysperma Hook.
Hautpanzer besitzen. In A Daviesia pachyphylla F.v. M. (Original.)
solchen Fällen geraten r
die Spaltöffnungen in eine tiefe schlotartige Versenkung. Übrigens liegt ja in
dieser Wand-Verdickung nur ein Ausdruck der allgemeinen Cellulose-Anhäufung
bei den Xerophyten,
Umfangreicher sind die Schwankungen im Bereiche desinneren Blattes.
Dabei ist zunächst das Verhältnis des Chlorenchyms zur »Mittel-
schicht« von Wichtigkeit. In ihrer typischen Ausbildung. ist.diese Mittel-
schicht ein durchaus markartiges Gewebe. Und als solches hat sie eine be-
sonders weitgehende Förderung bei Daviesia pachyphylla (Legum.) erfahren
(Fig. 46 A); sie besteht bei dieser ungemein starren Pflanze aus dünnwandigem
Parenchym, nach Art der bekannten Hollundermarkzellen, und umfaßt weitaus
den größten Teil des gesamten Rauminhaltes. Hier fungiert sie wohl zweifellos
als innerer Wasserspeicher: in der Tat macht das drehrunde spitzige Blatt
äußerlich einen sukkulenten Eindruck. Eine eigentümlich ähnliche Bildung
findet sich bei Yakea clavata (Prot.): auch hier ist das Blatt förmlich geschwollen
und derbfleischig durch die Hypertrophie der chlorophylllosen Mittelschicht.
182 Dritter Teil.
Solche Fälle, neben der weiten Verbreitung minder voluminöser »Mittelschichten«,
machen deutlich, daß man der Sklerophyll-Flora den Besitz von Wasserspeichern
mit Unrecht abgesprochen hat. Nur der epidermale Wassermantel ist selten.
Ein inneres Wasserreservoir dagegen kommt häufig genug vor. Speicher-
Tracheiden sieht man sehr verbreitet, und es ist nur insofern eine Einschränkung
geboten, als jene inneren Mittelschichten häufigem Funktions-Wechsel unter-
worfen scheinen und nicht selten weniger der Wasserökonomie, als dem Stoff-
Verkehre dienstbar sind. Sehr vielfach findet sich Stärke in ihnen nieder-
geschlagen, welche bei der Entfaltung des neuen Laubes verbraucht wird.
Bei den oben (S. 180, Fig. 45) als Norm geschilderten Blatt-Formen grenzt
sich die Mittelschicht scharf ab von dem grünen Gewebe. In andern Verwandt-
schaftskreisen aber gehen beide allmählich ineinander über, und wieder in andern
gibt es eine Mittelzone ohne jegliches Chlorophyll überhaupt nicht. Da be-
obachtet man nur eine Lage locker aneinander gefügter Zellen mit geringem
Chlorophyligehalt in der Mitte, und beiderseits davon die Schichten des echten
Assimilations-Gewebes (z.B. Calythrix [Myrt.], Zsopogon scabriusculus [Prot.)).
Oder das gesamte grüne Gewebe besteht aus typischen Palissaden, ohne sehr
beträchtliche Differenzen in den einzelnen Zonen des Blattes erkennen zu lassen:
das sieht man z.B. bei Fucalyptus occidentalis oder manchen Grevillea-Arten
(Prot.). Endlich verringert sich mitunter der strenge Palissaden-Charakter der
Zellen auch außen, und es kommt ein lockeres Chlorenchym von indifferentem
Wesen zustande: so bei Daviesia cordata (Legum.) und Adenanthos obovata (Prot.).
Für das gesamte Wesen des Blattes ist natürlich die Proportion zwischen
dem Chlorenchym und den nicht direkt der Assimilation dienenden Geweben
von Bedeutung. Da vollzieht sich sehr oft bei den mehr xerophytisch ver-
anlagten Spezies eine Verschiebung zu ungunsten der grünen Zellen. Manche
erfahren Umbildung zu Sklereiden. Oft aber zeigt sich von Anfang an das
grüne Gewebe beeinträchtigt: es ist eine gewissermaßen intrafoliare Reduktion
der assimilierenden Fläche. Wenn man die Vertreter polymorpher Gattungen
West-Australiens in dieser Hinsicht vergleicht, sieht man schrittweise diesen
Prozeß sich verwirklichen, Dabei sind es natürlich nicht so sehr die leitenden
Elemente, als die speichernden und stützenden Bestandteile, die relativ erheblich
zunehmen. Zuletzt drängen sich die skleromreichen Bündel mit kurzen Ab-
ständen nebeneinander, das ganze Blatt-Innere ist wie gekammert (Zucalyptus
macrocarpa, E. pyriformis (Myrt.), Daviesia Croniniana (Legum.), Hakea platy-
sperma (Prot.)).
ielfach äußert sich die Sklerotisierung gewisser Zellindividuen auch im Vor-
handensein von Idioblasten. Sie gehen offenbar häufig durch Funktionswechsel
Diese Familie ist nämlich besonders reich an Idioblasten, und in der eigentüm-
lich derben und doch elastischen Konsistenz vieler /sopogon, Hakca, Dryandra,
von Aylomelum kommt dieses histologische Gefüge zum Ausdruck. Auch sonst
sind Sklerom-Elemente reich entwickelt. Daß damit aber keinen besonderen
4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 183
mechanischen Bedürfnissen gedient wird, sondern daß es sich um eine reine
Xeromorphose handelt, ist schon in andern Gebieten erkannt worden (z. B. von
GOEBEL in der Paramos-Vegetation).
Ähnlich wie mit den sklerotischen Gewebestücken verhält es sich mit den
Öl-Lücken der Myrtaceen. Auch sie erfahren keine Minderung; prozentualisch
gewinnen sie also mehr und mehr Anteil am Volumen eines xeromorpher ge-
wordenen Blattes. In dem pinoiden Blatt von Melaleuca uncinata (Myrt.)
nehmen sie über ein Fünftel des gesamten Raum-Inhaltes ein.
Bei dem xeromorphen Charakter, den die Vegetation Südwest-Australiens
zum größeren Teil wahrnehmen läßt, ist die Cellulose-Aufhäufung in allen
Organen der Pflanze die augenfälligste Tatsache. Sie äußert sich in der
Überzahl von Gehölzen. Sie führt zur derben oder starren Beschaffenheit aller
Lauborgane. Und sie bringt es mit sich, daß in den trockneren Teilen des
andes oder an edaphisch geeigneten Örtlichkeiten die Verdornung über Äste
und Lauborgane in weitem Umfange sich erstreckt. Nebenblätter (manche
Acacia), Spreiten an Zähnen und Spitzen (viele Leguminosae und Proteaceae),
ganze Triebe (Santalac., Rhamnac., Acacia-Arten u.a.) wandeln sich zu harten
Dornen. Für unser Gebiet gilt jedenfalls nicht, daß »Dornbildung beinahe
unbekannt seie, wie es SCHIMPER seinen Quellen über die Hartlaub-Gebiete
entnahm. * Schon an der Küste auf trockenen Kalktriften verdichten sich Ge-
büsche aus Hakea, Dryandra, Acacia pulchella zu wahren Dorn-Dickichten.
Weiter im Inneren sind die Wandoo-Wälder und Sand-Heiden erfüllt von un-
nahbar harten Gestalten. Überall mahnt uns das Bild der Vegetation, daß hier
die Werkstätten des pflanzlichen Schaffens nicht aus leicht gebautem Fachwerk
bestehen, sondern daß sie allerseits durchsetzt und eingefaßt sind von Um-
wallungen aus schwerem und massivem Material.
> e. Blüten.
Stellung. Bei den meisten Gewächsen der Südwest-Provinz erscheinen die
Blüten endständig oder in den Achseln der jüngeren Blätter. Ausschließliche
Cauliflorie kommt nicht vor. Dagegen treiben bei manchen Myrtaceen (Calo-
thamnus, Arten von Melaleuca) die Blüten an älteren Internodien aus, häufig
an Stellen, die durch extensive Kork-Erzeugung ausgezeichnet sind. Bei ge-
wissen Arten von Banksia zeigen sich ebenfalls ungewöhnliche Infloreszenzen.
Z. B. entstehen bei der strauchigen Banksia sphaerocarpa die Blüten oft — doch
nicht immer — an kurzen wenigblättrigen oder unbeblätterten Seiten-Sprossen
von ‘höchstens 2—-4 cm Länge, am Grunde der älteren Stämme oder Äste, also
im Inneren des Strauches. Daran erinnert das Verhalten von manchen xero-
philen Brachysema-Arten (B. daviesioides und Verwandte [Legum.]), die ein sehr
eigentümliches Aussehen gewähren. Aus dickem holzigem Rhizom entspringen
einige starre blütenlose Phyllokladien, und daneben die ganz kurzen Schäfte,
woran die gedrängten Blüten sitzen. ß
Blüten-Anlage. Wie weiter unten (im Abschnitt g) geschildert werden soll,
fällt für die Mehrzahl der südwestlichen Pflanzen die Zeit des Blühens mit der
184 Dritter Teil.
zweiten Hälfte der feuchten Periode zusammen. Die Anlage der Blüten
dagegen erfolgt — wahrscheinlich in den meisten Gruppen — während der
Trockenzeit. Oft werden sie schon frühzeitig auch oberflächlich wahrnehm-
bar. ‘Die Köpfchen von Acacia extensa sieht man schon im Januar hervor-
brechen; doch erst im August entfalten sich die Blüten. Auch bei Acacia micro-
botrya sind schon im Januar die jungen Infloreszenzen deutlich sichtbar; sie
entwickeln sich dann im Laufe der Trockenzeit ungemein langsam weiter und
treten Ende Mai und im Juni in die Vollblüte. /sopogon scabriusculus (Prot.)
untersuchte ich Ende Mai, als. die künftigen Köpfe schon trefflich zu erkennen
waren; aber es dauerte bis Ende Oktober, ehe sie wirklich in Blüte standen.
Über die Verschiedenheiten, die bezüglich der Blütezeit selbst obwalten,
gibt die zusammenfassende Betrachtung über den Vegetations-Zyklus der Jahres-
zeiten in dem Abschnitt g dieses Kapitels näheren Aufschluß.
Blüten-Knospen. Die vor den Blüten stehenden Blatt-Gebilde verhalten
sich bei der Vegetation des Gebietes nicht einheitlich.
In einzelnen Fällen sind es normale Laubblätter, in deren Achseln ohne
Einschaltung weiterer Phyllome die Blüten selbst hervortreten. So sieht
man es z. B. bei mehreren Hakea-Arten. Es fehlt also ein besonderes Schutz-
Organ um die Blüten-Knospe. Als Ersatz dient dann mitunter die scheiden-
artige Erweiterung des Blattgrundes (z. B. manche Hiöbertia). Oder die Be-
schaffenheit der Achse wirkt schützend, wie z. B..bei Hakea laurina, wo sie.
mit sammetartigem Überzug besetzt ist.
Viel häufiger sind die Stützblätter der Blüten in der üblichen Weise gehemmt
und als mehr oder minder vollkommene Knospenschuppen ausgestaltet. Da-
bei besteht gewöhnlich der im Pflanzenreich so häufige gegenseitige Ausschluß
von Gesamt-Hüllen und »Einzel<-Hüllen, obschon innerhalb des selben Ver-
wandtschaftskreises nicht selten beide Wege beschritten sind. Wechselnd z. B.
verhalten sich in dieser Hinsicht die Proteaceen. Bei den mit Petrophila ver-
wandten Gaitungen schwankt das Verhältnis zwischen den Hochblättern des
Involucrums und den Deckblättern der einzelnen Blüten oft von Art zu
Ebenso bei mehreren andern Gattungen der Familie. Ähnliches wiederholt sich
bei Acacia. Meistens hat jede der winzigen Einzelblüten ihre Deckschuppe;
aber es gibt Arten, bei denen der gesamte Blütenstand von kräftigen Knospen-
schuppen umgeben ist (A. sguamata, Fig. 474). Bei Acacıa scirpifolia u. a.
umschließt jede solche Hülle sogar einen ganzen jungen Zweig, der unten
Blüten und oberwärts Blätter trägt.
Die Konsistenz der floralen Knospenschuppen ist lederig bei vielen
Epacridaceen (Andersonia, Conostephium |s. F ig. 47 H] u. a.). Häufiger aber sind
sie dünner, scariös, und von bräunlicher Färbung. Die sehr charakteristischen
Schuppen der Hakea- und Daviesia-Knospen (Fig. 47 D), auch die mancher
Cryptandra (Rhamn.) oder Hibbertia (Dillen.) folgen dieser Norm. Hyalin ist
die Beschaffenheit der Blütenbracteen z. B, bei Verticordia, wo sie bei manchen
Arten durch ihre Größe auffallen. Nicht selten findet man, daß diese Hüllblätter
inwendig ‘durch Behaarung ausgezeichnet sind (Hakea [s. Fig. 12 C—E, S. 120);
4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 185
Petrophila), bei Hakea costata u.a. überzieht die Behaarung sogar beide Seiten,
sodaß die Knospen aussehen wie Weidenkätzchen.
‚Häufig fallen diese Deckblatt-Gebilde noch vor dem Aufblühen ab. Doch
unterliegt das manchen Verschiedenheiten, die, — wie ihre quantitative Ent-
wickelung — wohl mittelbar von klimatischen Eigentümlichkeiten beeinflußt
werden. Es ist mir bei Grevillea z. B. aufgefallen, daß bei den Arten des expo-
nierteren Binnenlandes, namentlich den der baumlosen Formationen, die Knospen
Fig. 47. Knospenschuppen der Blüten in Südwest-Australien: A Acacia sqguamata Lindl.
B, C Acacia restiacea Bth., bei C entfaltet. 2 Daviesia hakeoides Meissn. E Grevillea bracteosa
Meissn. 7, Grevilka Endlicheriana Meissn., bei G die ganz junge, noch bracteate Knospe
vergrößert. . 47 Conostephium pendulum Benth. (Original).
stärker und dauernder beschuppt sind als bei den mehr litoralen Verwandten.
An Grevillea leucopteris bestimmt sich schon wochenlang vor der Anthese der
Eindruck des Strauches durch die starkgeförderte Ausbildung der Hochblätter.
Bei G. bracteosa, die im oberen Moore River-Gebiet landeinwärts heimisch. ist,
beharren lange die ansehnlichen Bracteen des Blütenstandes (Fig. 472); bei
der eng verwandten G. Endlicheriana dagegen, einer Spezies des Küstenlandes,
bleiben sie klein und fallen schon frühzeitig ab (Fig. 474% G).
186 Dritter Teil.
In nicht wenigen Familien aber sind die umhüllenden Phyllome per-
sistent. Die Flora West-Australiens ist sogar reich an Beispielen, wo sie
durch lebhaftes Kolorit oder ansehnliche Größe auch während und nach
der Anthese noch der Pflanze dienstbar bleiben (Fig. 48). Bei der merkwürdig
vielgestaltigen Gattung Conospermum gibt es eine Art (C. glumaceum), die durch
j
Fig. “= Corollinisierte Hochblätter als Hüllen der Blütenstände in Südwest-
Australien: A Fohnsonia lupulina R.Br. B Andersonia Patricia F.v.M. C Pimelca physodes
Hook. D Diplolaena Darwinii Desf. EZ Darwinia Meissneri Benth. (Original).
das Beharren großer, gelblichweiß gefärbter Deckblätter eine sehr auffallende,
in der Gattung ungewöhnliche Tracht annimmt.
Sie verhält sich ähnlich wie die Liliacee Johnsonia (Fig. 484). Auch bei
dieser liegen die Blüten ganz verborgen unter den großen Hochblättern, die
weiße oder braunrote Farbe angenommen haben. Entsprechend kommt ferner
bei Andersonia (Epacr.) das fremdartige Aussehen der sich um A. colossea
4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 187
gruppierenden Arten dadurch zustande, daß sämtliche Deckblätter corollinisch
(weiß) gefärbt sind (vgl. Andersonia patricıa Fig. 48 B).
In den meisten Fällen aber vollzieht sich die »Corollinisierung« der Hoch-
blätter im Gefolge tieferer Wandlungen in der Blütenregion. Namentlich die
genossenschaftliche Vereinigung der Blüten zu einer gedrängten Infloreszenz
schmälert wie der Einzelblüte so auch dem Einzel-Deckblatt seinen Wert zu-
gunsten der Allgemeinheit. Die gemeinsame Hülle wird das Bedeutsame; ihr
fallen auch zum Teil die Aufgaben zu, die von den reduzierten Einzel-Blüten-
hüllen nicht mehr zureichend geleistet werden. Bei den Compositen zeigt sich
klar das Wesen dieses Vorganges, und die in West-Australien vertretenen
Gattungen liefern zum Teil erlesene Beispiele dafür: so Podolepis, Waitzia,
Helipterum, die »Immortellen« des Landes mit ihren farbenprächtigen scariösen
Hüllen. Da aber die Compositen auch in andern Ländern ähnliche Bildungen
hervorgebracht haben, so wären sie allein von keinem großen Belang. Wichtig
aber ist es, daß die gleichen Tendenzen in rein australischen Familien (Pimelea
[Thymel.] Fig. 48 C), Actinotus [Umbell.], und in Australien wiederum bei rein
südwestlichen Gruppen (Chorilaena, Geleznowia, Diplolaena \Fig. 48 D, vgl. auch
Fig. 79, 80, Rut.], Darwinia [Myrt.] zu starkem Ausdruck gelangen. Namentlich
bei einigen Formen von Diplolaena und bei mehreren Arten von Darwinia ist die
Hülle der in Größe und Färbung bevorzugte Teil des Blütenstandes (Fig. 48.2, £).
Reduktion der Krone. Vielfach greifen die Nachwirkungen der sozialen
Tendenzen im Blütenstand auch auf die Corolle der Einzelblüte über. Es ist
bekannt, wie sich infolgedessen nicht selten Apetalie im Pflanzenreiche ent-
wickelt hat. Bis zu diesem Extrem ist es in West-Australien nur selten ge-
kommen. Aber eine Verschiebung der Funktions-Verteilung im Bereiche der
Blüten-Sphäre läßt sich vielfach nachweisen. Dahin gehört eine blütenbio-
logische Eigentümlichkeit, die zuerst in der Flora des Kaplandes aufgefallen
ist: die Reduktion der Corolle zugunsten der Staubblätter. Die selbe
Erscheinung ist auch in Südwest-Australien zu beobachten; zwar nicht bei
vielen Verwandtschaftskreisen, aber bei zwei physiognomisch hervorragend
wichtigen: den Myrtaceen und den Acacien. Und es ist höchst beachtenswert,
daß gerade diese beiden Gruppen im südwestlichen Kapland kaum in Betracht
kommen, daß es sich also um eine konvergente Eigenschaft der anthobiologi-
schen Floristik handelt. Welche äußeren Bedingungen — denn solche müssen
es sein — diese Konvergenz geschaffen haben, vermag ich nicht zu sagen,
wenn ich nicht unsicheren Spekulationen Ausdruck geben wollte. Aber die
Fülle der in Betracht kommenden blütenreichen Acacia-Arten, der Melaleuca-
Spezies, die fast in jeder Formation sich finden, der Eucalyptus, welche alle
Waldungen bilden, kurz die große Rolle gerade dieser Form des Blühens in
Australien weist auf einen bedeutsamen Zusammenhang mit der sie gegenwärtig
beherrschenden Umgebung hin.
Farben. Die Farben der westaustralischen Blüten sind merkwürdig
mannigfach, aber sie haben nicht alle gleich große Bedeutung für die Gesamt-
188 - Dritter Teil.
Wirkung. Es liegt mir fern, eine Statistik geben zu wollen, die bei unseren
jetzigen Kenntnissen von den Blütenfarben und ihrem Chemismus sehr roh aus-
fallen müßte. Ich begnüge mich vielmehr mit resumierenden Bemerkungen,
die ohne physiologische Ansprüche nur gewisse empirische Ergebnisse zu-
sammenfassen sollen.
Von den Restionaceen und Glumifloren abgesehen, sind es meist formenarme
und wenig bedeutsame Elemente, die in Südwest-Australien farbenschwache
Blumen besitzen (z. B. 7illaca [Crassul.], Euphorbiaceae, Cassytha [Laur.]). : Die
meisten Blüten sind durch lebhafte Färbung ansehnlich.
Unter den Farben am häufigsten zeigen sich die gelben Töne. Wichtige
und formenreiche Gattungen wie Conostylis (Amaryli.), Synaphea, Persoonia (Prot.),
Acacia (Legum.), Hibbertia (Dillen.), blühen in West-Australien ausnahmslos
gelb. Die artenreiche Gruppe der Podalyrieae wird von gelben Farben mit
Beimengungen von Rot beherrscht. Bei zahlreichen andern Gattungen gibt es
gelbblütige Arten Banksia [Prot.], Drosera |Droser.), Calythrix [Myrt.), Goodenia
[Gooden.], Anthocercis \Scroph.], Lambertia [Prot.], Dioscorea [Dioscor.], Cala-
denia [Orchid.] seien als ein paar Beispiele dieser großen Klasse herausgegriffen.
Die weißen Farben sind gleichfalls von großem Einfluß in physiognomi-
scher Hinsicht. In der so wichtigen Familie der Epacridaceen herrschen sie
mit geringer Beschränkung. Äußerst verbreitet sind sie bei den Myrtaceen: da
finden sie sich gerade bei geselligen Arten (von Lepzospermum, Astartea, Mela-
leuca) und bei den zahlreichen Eucalyptus, wo freilich die weiße Farbe nicht
selten durch gelbliche Tönung getrübt erscheint. Auch die Proteaceen steuern
wichtige Arten zu dem Heer der Weißblütigen bei: einzelne Spezies von Cono-
spermum und Grevillea- und Hakea-Formen in beträchtlicher Anzahl. Aus den
Einzelschilderungen des 5. Kapitels wird ersichtlich werden, eine wie bedeutende
Rolle gerade diese weißblütigen Vertreter jener beiden umfangreichen Genera
im Vegetations-Gemälde spielen. Wie bei Gelb schließen sich an die Repräsen-
tanten jener großen Familien kleinere Gattungen an, wie die der Rhamnaceen,
wie Drosera, Ruelingia (Stercul.), Styladium, Logania, Burchardia, Borya Lil.).
Bei diesen allen sind weiße Blüten vorwaltend oder wenigstens nicht unge-
wöhnlich.
An dritter Stelle folgt in der Farben-Skala Südwest-Australiens ein helles
Purpur oder Rosenrot. Es beherrscht nicht so ausschließlich ganze Formen-
kreise, wie Gelb oder Weiß, aber es tritt überraschend häufig in den ver-
schiedensten Verwandtschaften zutage. Bei den Leguminosen ist es wenig Vef-
breitet, fehlt jedoch nicht gänzlich. Vielfach aber findet es sich bei den
Myrtaceen, namentlich bei Vrerzicordia und bei fast allen Gattungen, die mit
Melaleuca im Zusammenhang stehen. Weitere Entfaltungsfelder dieser roten
Farbe gibt es bei den Proteaceen (Przrophila u. a.), den Sterculiaceen, bei Pimelca
(Thymel.), bei Trichinium (Amarant.), bei Tetratheca (Tremandr.), Boronia (Rutac.),
Comesperma (Polygal.), Utricularia(Lentibul.) und andern mehr vereinzelten Fällen.
Sie sind sämtlich von Bedeutung, weil sie für die Beziehungen der Blüten-
farben mancherlei Beiträge liefern. So findet der bekannte Wechsel zwischen
4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 189
Purpur und Blau mehrfach statt im Bereiche dieser Gattungen. Comesperma
(Polygal.), Boronıa (Rutac.), Marianthus (Pittospor.), Thelymitra (Orchid.): :alle
diese Genera besitzen neben jenen rosablütigen Spezies andere Vertreter, die
blaue Farben in der Blüte entwickeln. Besonders ausgeprägt zeigt sich die
selbe Erscheinung bei Frzostemon (Rutac.), weil dort die beiden häufigsten
Arten der Südwest-Provinz diesen Gegehsatz des Kolorites zeigen: Zriostemon
nodiflorus, eine Art der südostlichen Heiden, : blüht lebhaft blau, Z. spicazus,
weiter westlich verbreitet, habe ich stets nur rosafarben gesehen.
“Wichtiger aber als diese wohl von der Acidität des Saftes beherrschte Aus-
prägung von Rosa oder Blau wird in Südwest-Australien eine weniger allge-
meine Erscheinung: das ist die Verwandtschaft von Gelb und Hell-
purpur. Es sind zwei ganz konstante Nuancen, also wohl identische Farbstoffe,
die in mehreren Formenkreisen unabhängig voneinander hervortreten. Bei
Trichimium (Amarant.), bei vielen Myrtaceen (wie Verticordia, Kunzea, Mela-
leuca), bei Pimelea (Thymel.), bei den Proteaceen Petrophila und /sopogon, bei
manchen Compositen (Podolepis, Helipterum) kommen sie beständig nebenein-
ander vor und können sich gewissermaßen gegenseitig vertreten. Und infolge
der Häufigkeit der genannten Gruppen wird dieses Verhalten anthobiologisch
recht wichtig für die ganze Flora.
Zuweilen hat es den Anschein, als ob sich diese beiden Farbentöne ver-
einigen könnten. Denn bei Aremacea und Pileanthus (Myrt.) finden sich ziegel-
rote Nuancen, die genau ihrer Mischung entsprechen.
. Die gewöhnlich für hochstehend gehaltenen Farben Hochrot und Blau hat
West-Australien bei ziemlich zahlreichen Arten hervorgebracht. Templetonia
und Kennedya (Legum.) zeigen das Hochrot jener Leguminosen, die für orni-
thophil gelten. Ähnliche Farben gibt es auch bei Banksia, Adenanthos, Lam-
bertia und Grevillea unter den Proteaceen, bei Cosmelia und Astroloma (Epacrid.);
bei Beaufortia und Calothamnus :(Myrt.), endlich bei Leschenaultia (Gooden.).
Während bei Banksia und bei Epacridaceen die Mitwirkung kleiner Meliphagiden
bei der Bestäubung beobachtet worden ist, fehlen für die übrigen Gattungen
derartige Nachweise. Doch ist es sehr zweifelhaft, ob bei so kleinblütigen
Typen wie manchen Grevsllea-Arten (G. Brownii) oder Leschenaultia Vögel die
Pollen-Übertragung bewirken können.
Ebenso verbreitet als das Scharlach und Hochrot dieser Gewächse sind die
blauen und violetten Farben in West-Australien. Einige Fälle wurden als
Begleiter von hellem Purpur schon erwähnt. Ferner befinden sich unter den
Pittosporaceen viele Arten mit lebhaft blauen Petalen (Sollya, Cheiranthera,
Pronaya, Marianthus). Dazu kommen mehrere vereinzelte Fälle: Zrodium
[Geran.], Mirbelia, Hovea, Hardenbergia bei den Leguminosen, Calythrix und
Llotskya bei den Myrtaceen, Solanum, mehrere Liliaceen und die Iridaceen-
Gattung Patersonia, Ergiebig ist ferner die Reihe der Campanulaten, wo
mehrere annuelle Zodelia und die Goodeniaceen-Gattungen besonders farben-
schöne Vertreter zu dieser Kategorie beisteuern. Bei ihnen ist die Neigung: zur
Blaublütigkeit gewissermaßen konstitutionelle Anlage, und als’ solche allgemein
190 Dritter Teil.
bekannt. Im Gegensatz dazu wirkt es sehr absonderlich, bei den Orchidaceen
jene blauen Farben anzutreffen. Denn man weiß, wie selten sie in dieser Famile
vorkommen. In der Tat gibt es wohl keine Flora, die reicher an blaublütigen
Orchideen wäre, wie die von Südwest-Australien, und das ist um so merk-
würdiger, weil das Gebiet im übrigen fast nichts zur Fortbildung der Orchideen
geleistet hat (s. S. 138). Caladenia und Glossodia einerseits, 7%kelymitra und
Epiblema anderseits zollen dieser eigentümlichen Farben-Klasse ihren Tribut,
Einige der betr. Arten kommen auch in Ost-Australien vor, andere aber finden
sich ausschließlich im Westen. Und darin liegt eine sehr beachtenswerte Tat-
sache für den blütenbiologischen Charakter der Provinz.
Freilich kann sie vorläufig nur als Material festgelegt werden. Denn noch
fehlt mir jeglicher Anhaltspunkt, die anthobiologischen Eigentümlichkeiten
West-Australiens systematisch oder geographisch tiefer zu begründen. Wir
finden in mehreren Gattungen die Skala von Weiß, Gelb und Blau, ohne äußere
Momente zu kennen, die im bestimmten Falle als auslösend zu denken wären.
Von Caladenia trifft man rosenrote, gelbe und blaue Spezies oft in naher Ge-
meinschaft in ein und der selben Formation. Auch für die geographische Ver-
breitung der einzelnen Farben innerhalb der Provinz haben sich keinerlei Gesetz-
mäßigkeiten ergeben. Die hochroten Calothamnus wachsen im Wald und auf
freiem Felde. Die mit »hochentwickelten«e intensiv blauen Blumen gezierten
Arten der Goodeniaceen stehen oft neben unscheinbar gelbblühenden Ge-
schwistern. Überhaupt herrscht über die Südwest-Provinz in allen wesentlichen
Punkten anthobiologische Einheitlichkeit, und nirgends verrät sich nur andeutungs-
weise eine Differenzierung nach geographischen Momenten, etwa derart, wie sie
im südöstlichen Australien anscheinend sich vollzogen hat (vgl. S. 23). Nur eine
gewisse zeitliche Ordnung scheint angedeutet (s. Abschnitt 2). Über die Be
ziehungen zur Insekten-Welt fehlt es noch an jeder Beobachtung.
So bleiben denn die Blütenfülle und die Farbenpracht der südwestlichen
Flora im Grunde genommen noch dunkle Rätsel. Nur schattenhaft, in un-
“ sicherem Umriß, glaubt man einen Zusammenhang mit dem heiteren Himmel
ihrer Heimat und der trockenen Atmosphäre dieses Landes zu erkennen.
Duft. Viele Blüten der südwestlichen Flora zeichnen sich aus durch starken
Duft, Zwar sagt ein merkwürdig verbreiteter Satz, die Blumen Australiens
seien zumeist geruchlos, aber es gibt keine Behauptung, die irrtümlicher wäre.
In der Pflanzenwelt des Südwestens wenigstens, die schon reich an aromatisch
duftendem Laubwerk ist, pflegen die Blüten stark riechende Stoffe verschwen-
derisch zu verausgaben. Die eine Gattung Acacia schon bringt mit ihren vielen
Arten eine solche Fülle verschiedenartigster Riechstoffe zur Entfaltung, daß ihr“
wenige Gattungen des Pflanzenreichs in dieser Hinsicht gleichkommen. An
zahlreiche der bestbekannten Wohlgerüche — Mandel Heliotrop u. a. — des
Pflanzenreichs fanden sich Anklänge. Ähnliches gilt en den Proteaceen: &
gibt keine Spezies in der polymorphen Gesellschaft der südwestlichen Protea-
ceen, die an den Blüten nicht ihren spezifischen Duft erzeugte. Hakea recuro&
4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 191
riecht nach Philadelphus, Petrophila longifolia gibt apfelätherartige Stoffe von
sich, bei Banksia scheinen Substanzen vorhanden, die an die Ananas erinnern.
Auch bei den charakteristischen Gattungen Daviesia und bei sehr zahlreichen
Myrtaceen machen sich die Düfte der Blüten von weitem bemerkbar. Und
stets haben sie etwas intensives, gewissermaßen konzentriertes, so wie die Farben
der Blumen meist grell und gesättigt erscheinen. Durch die ganze Blüten-
Sphäre der südwestlichen Flora geht ein Zug von Reichtum und Fülle: auch
die Stärke der duftenden Exhalationen ist davon ein Ausdruck.
f. Epharmose und Form-Bildung.
Wenn man die Elemente der Flora Südwest-Australiens kritisch betrachtet,
so ergeben sich zwei große Klassen, deren letzte Bedingtheit unserem Ver-
ständnis entrückt ist: Die Glieder der einen beharren gebunden an eine be-
stimmt begrenzte Konstellation der äußeren Agentien und bewahren ein in
engen Grenzen gebanntes Gleichgewicht der Form. Die Elemente der andern
unterwerfen sich willig der reichen Abstufung des äußeren Mediums und kommen
in einem epharmonisch regulierten Formen-Netz zur Erscheinung. Die erste
Klasse ist vertreten in jedem Gebiet der Erde, sie bringt wenig Aufschluß für
die phytogeographische Erkenntnis der Länder. Die zweite Gruppe dagegen
ist in manchen Floren besser, in andern weniger gut entwickelt. In Südwest-
Australien ist sie besonders reich und umfassend, und das biologisch-floristische
Verständnis seiner Flora hängt zum guten Teile davon ab, wie weit die Lösung
jener Formen-Gewirre gelingt.
Sämtliche großen Gattungen der westaustralischen Flora enthalten wesens-
ähnliche Grundzüge der Epharmose, aber die Einzeldarstellung findet große
Schwierigkeiten durch die Verwickeltheit des Substrates, d. h. die starke Gliede-
rung in autogene Formenreihen. Ich habe daher eine relativ einfache Gruppe,
die Gattung Logania, gewählt, um jenen Prinzipien nachzugehen. Sie wieder-
holen sich, wie erwähnt, in den wichtigsten Stämmen der südwestlichen Flora
überall von neuem. Mit ihrer Festlegung gewinnt man also Einblick in eine
von den Triebkräften, die das Gewebe dieser reichen Pflanzenwelt zustande ge-
bracht haben und noch fortdauernd weiter bereichern.
Die epharmonische Gliederung von Logania (Fig. 49, 50).
Die Gattung Logania zerfällt in zwei schon von R. BROWN getrennte Sek-
tionen: Eulogania und Stomarrhena. Sie unterscheiden sich in der generativen
Sphäre durch die Insertion der Staubblätter — bei Zwlogania in der Röhre,
bei Stomafrhena am Schlunde —; auch weicht Zulogania durch starke Neigung
zur Diöcie von der hermaphroditischen Stomarrhena ab. Außerdem aber be-
steht in der ganzen vegetativen Anlage ein Gegensatz, der die Epharmose beider
Gruppen auf sehr verschiedene Bahnen drängt. Sie müssen also gesondert
behandelt werden.
193 '- Dritter Teil.’
L I. Eulogania DC. - (Fig. 49.)
Die Blüten dieser Gruppe sind fünfzählig, hier und da kommt auch Vier-
zähligkeit vor; der Corollenschlund ist kahl oder behaart. In diesen Unter-
schieden liegen die wichtigsten Blütendifferenzen, aber auch sie sind nicht hoch
zu bewerten, weil die ganze weitere Verwandtschaft in diesen Punkten keine
Konstanz zeigt, sondern beständig hin und her schwankt. Die Definition der
Arten erfolgt also nach vegetativen Merkmalen. Es charakterisieren sich die
westaustralischen Spezies folgendermaßen:
1. Logania vaginalis Labill. var. /arior Nees. — Fig. 494.
Logania longifolia R.Br. ex Bentham in Flor. Austr. IV. 361, pr. p. Zogania latifolia
Br. ?3 Zaxior Nees in Pl. Preiss. I. 367.
Strauch von 1,5—2 m Höhe. Keine Kurztriebe. Blattfläche 600 qmm. Gestalt schmal-
elliptisch. Anatom. Bau dorsiventral; oberseits typische Palissaden; unterseits Schwamm-
parenchym; Spaltöffnungen in der Höhe der Epidermis. Leitbündel ohne Bastbelag.
Standort: Beschattet im Unterholz des Jarra-Waldes. Regenzone von 90—125 cm.
Verbreitung: Süd-Küste im Distrikt Warren und Stirling.
. Logania vaginalis Labill. var. longifolia (R. Br.). — Fig. 492.
Logania longifolia R. Br. ex Nees in Pl. Preiss. I, 367; ex Bentham in Flor. Austr. IV.
id
ıpr.p
Strauch von ı—ı,5 m Höhe. Keine Kurztriebe. Blattfläche 400 qmm. Gestalt schmal-
elliptisch oder oblong. Anatomischer Bau der Logania vaginalis entsprechend.
Standort: Beschattetes Gebüsch der Tuart-Waldung auf Kalk-Unterlage. Ver-
breitung: West-Küste vom Swan River südwärts, litoral. Regenzone von -75—1I00 cm.
. Logania vaginalis Labill. typica. — Fig. 49 C.
Strauch von 2—2,5 m Höhe. : Keine Kurztriebe. Blattfläche 600 gmm,. Gestalt schmal-
obovat. Anatomischer Bau der Zogania vaginalis entsprechend. Standort: Gebüse
der sandigen Dünen auf Kalk- Unterlage. Verbreitung: Südost-Küste im Distrikt
Eyre, litoral. Regenzone von 60 cm. !
Logania latifolia R. Br. — Vgl. Flor. Austr. IV. 361. — Fig. 492.
Strauch von 0,5—0,8 m Höhe. Keine Kurztriebe. Blattfläche 320 qmm. Gestalt breit-
elliptisch oder obovat. Anatomischer Bau der Logania vaginalis entsprechend. Stand-
ort: Gebüsch auf Kalkboden. Ve rbreitung: Südost-Küste im Distrikt Eyre; wahr-
scheinlich litoral. Regenzone von 60—90 cm.
Logania buxifolia F.v.M. — Vgl. Flor. Austr. IV. 362. — Fig. 49£.
Strauch von 0,3—0,6 m Höhe. Keine Laub-Kurztriebe. Blattfläche 84 qmm. Gestalt
obovat oder oblong. Anatomischer Bau mehr isolateral als bei 1—4; Wandungen der
Oberhaut stärker. Spaltöffnungen mit Hörnchen. Verbreitung: Südosten im Distrikt
Eyre. Regenzone von 50—60 cm.
. Zogania stenophylla F.v.M. — Vel. Flor. Austr. IV. 302. — Fig. 496:
Strauch von 0,75m H Zuweilen Laub-Kurztriebe. Blattfläche 125 qmm. Gestalt
linealisch, Ränder umgerollt. Anatomischer Bau ähnlich wie bei Zogania vaginalis.
andort: Gebüsch auf lehmigem Sand. Verbreitung: Südosten im Distrikt Eyre-
Regenzone von 40—50 cm.
. Logania fasciculata R. Br. — Vgl. Flor. Austr. IV. 363. — Fig. 49.
Niedriger Strauch, Zahlreiche Laub-Kurztriebe. Blattfläche 19 qmm. Gestalt linealisch,
oblong oder etwas spatelig. Anatomischer Bau ähnlich wie bei Zogania vaginalis.
Standort: Gebüsch der Küstenhänge. Verbreitung: Südosten im Distrikt Eyre,
sublitoral. Regenzone von 50 cm
on
"
un
jo
nn |
4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 193
8. Logania micrantha Benth. — Vgl. Flor. Austr. IV. 363. — Fig. 499.
Kleiner Strauch. Zuweilen Laub-Kurztriebe. Blattfläche 2—4 qmm. Gestalt linealisch,
Ränder stark umgerollt. Epidermis. unterseits behaart, Spaltöffnungen daher in be-
aarten Furchen. Verbreitung: Innerer Distrikt Stirling. Regenzone von 40 cm.
Die Epharmose in der Sektion Zulogania besteht also in den Dimensionen
des Astgerüstes und in der Flächen-Regulierung des Blattes durch Verkleinerung
oder Umrollung. Solche Minderung betrifft bald die Länge des Blattes, bald
Pr |
Fig.49. Epharmose des Laubes bei Zogania Sect. Eulogania: A Logania vaginalis
Labill. var. /axior Nees von Denmark River (DIELS n. 2166). 3 Logania vaginalis Labill. var.
!ongifolia (R. Br.) von Fremantle (Diers n. 3896). C Logania vaginalis Labill. typica von Espe-
rance (Dieis n. 5388). D Logania latifolia F. v.M. von Baldhead am King George Sound (PREISS
lia F. v. M. (DRUMMOND n. 245). 7 Logania fascieulata R. Br. von
Esperance (Dies n. 5362). G Logania stenophylla F. v. M. von Phillips River (DIELs n. 4879)-
H Logania micrantha Benth. vom Quellgebiet des Blackwood River (Mur). — (Original.)
die Breite; sie kann durch korrelative Bildung vieler belaubter Kurztriebe etwas
kompensiert werden. In anatomischer Hinsicht geht mit der” Aufrichtung der
Blätter eine Zunahme der Isolateralität von statten; außerdem vermehrt sich die
deutung der Außenwandungen bei den xerophileren Formen. Die Epharmose
führt vom mesophilen Strauch über Rollblatt-Typen zum ericoiden Kleinstrauch
kärglichster Ausstattung. Ihre Tätigkeit erlischt in der Regenzone von 40 cm.
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. 13
194 Dritter Teil.
II. Stomandra R. Br. (Fig. 50.)
Die Blüten-Variationen sind die selben wie bei Eulogania. Maßgebend für
die Form-Umgrenzung sind wiederum die vegetativen Merkmale.
. Logania serpyllifolia R. Br. — Vgl. Flor. Austral. IV. 366. — Fig. 504.
ee mit een Ästen. Blattfläche 170 qmm. Gestalt eiförmig oder
lanzettli an der Rippe mit borstigen Haaren besetzt. Anatomischer Bau dorsi-
ventral, ri ch ans Chlorenchym ziemlich homogen. Spaltöffnungen nur unterseits, im
Niveau der Epidermis. Standort: Von mir gefunden im Unterholz des Jarra-Waldes
auf humösen Stellen, ob auch anderswo? Verbreitung: Angeblich in dem ganzen
Küsten-Strich der Südwest-Provinz. Regenzone von 60—125 cm.
Fig. 50. Epbarmose des Laubes bei Zogania Sect. Stomandra: A Logania serpyllifoda
R. Br. von King George Sound (DiELs n. a B Logania campanulata R. Br. von Swan River
(Dieıs n. 1885). C Logania callosa F. v. M. von Esperance (Dies n. 5401). D Logania Navi- |
fora F. v. M. von Tammin (DiELS n. ap E Logania spermacocea F. v. M. von Geraldton (DIELS
n. 4140). F Logania gen F. v.M. von Watheroo (E. PRITZEL n. m G Logania med
v.M. von Tammin (DiELS n. 5061). — (Origina
2. Logania campanulata R. Br. — Vgl. Flor. Austr. IV. 365. — Fig. soB.
Halbstrauch mit aufrechten Ästen und größeren Blüten als vorige. Blattfläche 165 GENE
Gestalt lineal-lanzettlich bis lineal, mit zurückgerolltem Rand, relativ mehr behaart als
bei Zogania serpyllifolia. Oberhaut mit stärkeren Außenwandungen, die Zellen des e
Chlorenchyms mehr gestreckt. Standort: Niedriges Gebüsch auf steinig-lehmigen
Boden. Verbreitung: Von Distrikt Darling bis Stirling und Eyre. Regenzone = ie
40—80 cm. a
3. Logania callosa F. v. M. — Vgl. Flor. Austr. IV. 365. — Fig. ;ol. 3
Kleiner Halbstrauch. Blattfläche 34 qmm. Gestalt lineal, mit zurückgerolltem Rande,
ziemlich kahl. Oberhaut mit starker Außenwandung, Chlorenchym dicht. Standort:
Kahle Stellen auf tonigem Sand. Verbreitung: Südosten im Distrikt Eyre. Regen
zone von 50 cm
4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 195
. Logania flaviflora F. v.M. in Victor. Natural. V. 165. — Fig. 502.
Halbstrauch von 15—25 cm Höhe. Blattfläche 25 qmm. Gestalt linealisch., Anatomischer
Bau ähnlich wie bei Zogania campanulata. Standort: Strauch-Heide auf Sand.
Verbreitung: Innerer Distrikt Avon. Regenzone von 30—40 cm.
. Logania spermacocea F. v. M. — Vgl. Flor. Austr. IV. 365. — Fig. 50.E, 7".
Halbstrauch von 20—30 cm Höhe. Blattfläche 36—ı2 qmm. Gestalt lineal, meist stärker
behaart. Assimilation zumeist von den Achsen bewirkt. Achsen leicht gefurcht, die
gerundeten Kanten (meist 6) mit einschichtigem subepidermalem Bastbelag. Spalt-
öffnungen im Niveau der Epidermis. Chlorenchym reichlich. tandort: Lichte
Strauch-Heide auf Sand. Verbreitung: Nördlicher Teil von Distrikt Avon und
Distrikt Irwin. Regenzone von 40—50 cm.
. Logania nuda F. v. M. — Vgl. Flor. Austr. IV. 365. — Fig. 50 G.
Halbstrauch von 20—25 cm Höhe. Blattfläche o. Assimilation ganz von den Achsen
bewirkt. Achsen nicht gefurcht, drehrund. Zahlreiche subepidermale Bastschienen
Zei
+
in
oO
wechseln mit den Chlorenchym-Streifen ab. Spaltöffnungen im Niveau der Epidermis.
Chlorenchym-Zellen palissadenartig. Standort: Freie Stellen der Strauchheide auf
and. Verbreitung: Innerer Distrikt Avon. Regenzone von 25—35 cm
Diese Sektion beginnt mit einem echt mesophilen Typus. Beim Übertritt
in trocknere Gegenden erleidet das Blatt epharmonisch starke Reduktionen in
der Breite, teilweise etwas aufgehalten durch Behaarung. Die Assimilation der
Achsen wird bei der angestammten Schwächlichkeit des Laubes bald von
Wichtigkeit und ist zuletzt die allein wirksame. Die Epharmose führt vom
zartbelaubten zum aphylien Kleinstrauch. Sie setzt sich noch mit größerer
Trockenheit in Einklang, indem sie sich bis zu einem Regen-Minimum von
25 cm betätigt.
Die Epharmosen der beiden ZLogania-Sektionen — das muß nochmals
betont werden — haben für die Südwest-Provinz durchaus repräsentative
Bedeutung. Sie wiederholen sich unendlich oft.
Der Eulogania-Typus kehrt z. B. bei Hovea wieder, wo die großblättrige
Hovea elliptica der feuchten Abhänge und Wälder der Südwest-Küste an dem
einen Flügel steht, die äußerst kleinlaubige, stark skleromreiche /ovea acantho-
clada, schon der Eremaea angehörig, am anderen. Die epharmonisch geregelte
Flächen-Abnahme beherrscht z. B. die Laub-Gestaltung von Dryandra. Fig. 51
wird nähere Erläuterungen entbehrlich machen. Und so ließen sich die Bei-
spiele mehren, aus allen Gruppen der westaustralischen Flora: es würden sich
eine Fülle von Variationen morphologischer Art ergeben, aber die Grundzüge
stets die gleichen bleiben.
Das gleiche gilt vom Stomandra-Typus. Er gibt für eine ganz verbreitete
Tendenz den sehr prägnanten Ausdruck. Ihr Gipfel, die Aphyllie, wird nicht
ımmer erreicht, aber die Zahl der Gruppen, die ihm zustreben, ist eine ansehn-
iche. Und wo Blattlosigkeit tatsächlich vorliegt, da befinden wir uns sehr
häufig am Endpunkte langer epharmonischer Entwickelungs-Bahnen, welche
nach dem Muster des Stomandra-Typus durchmessen wurden. Das haben wir
bereits früher (S. 177) für einen starken Prozentsatz der westaustralischen Aphylien
geltend gemacht.
13°
196
Dritter Teil.
Fig. 51. Epharmose des Laubes bei einigen Arten von Dryandra (Proteac.) sen
west-Australiens: 4 D. Zraemorsa Meissn. B D. cuneata R.Br. C D. serra R. Dr. DD.
carduacea Lind. E D. Humosa R. Br. F D. serratuloides Meissn. G D. senecionifolia R.
H D.horrida Meissn. 7 D. speciosa Meissn. — Die Zahlen geben die durchschnittliche Nieder“ =
schlags-Höhe der Areale der betr. Spezies. (Original.) ”
4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 197
Beiden Typen gemeinsam ist der große Erfolg für die Form-Bildung.
Bei beiden ist epharmonisch ein Kreis von Formen entstanden, der an seiner
Peripherie die größten Differenzen aufweist. Das muß man sich vergegen-
wärtigen, um die Wirkungs-Möglichkeiten eines abgestuften Klimas zu beurteilen.
Nur zu oft wird hierin sehr summarisch verfahren. Viele Autoren haben von
der Wirkung‘ des »australischen Klimas« schlechthin gesprochen und den Ver-
such gemacht, Form-Eigentümlichkeiten der Vegetation dazu in Beziehung zu
setzen. Zu welchen Irrtümern sie gelangen mußten, ermißt sich leicht, sobald
man eine einzige Epharmosen-Reihe nach ihren wirklichen Bedingungen unter-
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Fig. 52. Epharmonische Konvergenz: A Hibbertia microphylla R. Br. B Leucopogon
gibbosus Steschegl. (Original).
sucht. Das Paradigma der westlichen Logania wird das genügend bewiesen
aben.
Ein bekannter Erfolg der Epharmose ist ganz allgemein die Konvergenz
systematisch entfernter Typen. Bei morphologisch so rückgebildeten
estaltungen, wie sie die totale Aphyllie schafft, ist das unmittelbar einleuchtend.
Und wie häufig in West-Australien solche F älle vorkommen, ergibt sich schon
aus der Liste seiner blattlosen Pflanzen (S. 177). Aber auch besser gegliederte
Gewächse kommen häufig sehr genau in ihrer vegetativen Erscheinung überein.
Daviesia-Arten mit zylindrischen Blättern und Acacia mit gleichen Phyllodien
sind äußerlich oft nicht zu unterscheiden, Hakea oder Petrophila haben höchst
198 Dritter Teil.
ähnliches Nadellaub, und die allgemeine Ähnlichkeit des ericoiden Buschwerks
ist so auffallend, daß sie als Charakterzug der australischen »Scrub«-Vegetation
schon frühzeitig Erwähnung gefunden hat (vgl. S. 21). Und wenn meist
auch bei eindringender Untersuchung die systematische Getrenntheit sich un-
schwer feststellen läßt, so fehlt es nicht an frappanten Fällen, die selbst der
gründlichen Prüfung Schwierigkeiten bereiten. ZLewcopogon gebbosus (Epacrid.)
besitzt sehr kleine (höchstens 2 mm lange) gewölbte Blätter von Kreisform, die
zurückgeschlagen sind und dem Stengel in dichter Folge anliegen (Fig. 522).
Genau die selbe Gestaltung kehrt wieder bei Hiöbertia microphylla (Dill);
s. Fig. 524). Und wie es öfter beobachtet ist bei ähnlichen Gelegenheiten: die
beiden Doppelgänger (Fig. 52) leben in der selben Gegend unter ähnlichen
Bedingungen.
Durch alle Kreise der westaustralischen Vegetation zieht sich diese konver-
gente Wiederholung der Gestalten, bis hinauf zu ihren Bäumen, wo Acacien-
Phyllodium und Eucalyptus-Blatt oft ein täuschendes Wiederspiel der Formen
darbieten.
Die Zahl epharmonisch flüssiger Formenkreise ist in Südwest-Australien
größer als in den meisten andern Floren-Gebieten der Erde von gleichem Um-
fang. Daher die enorme Ziffer seiner endemischen Arten. Ich sehe darin nicht
das Spiel einer Mystik, die gerade die Gegenwart, unsere menschliche Gegen-
wart erwartet hat, um alle jene Sippen zu lebhafter »Mutation« anzuspornen,
sondern ich glaube, man muß darin den naturgemäßen Zustand einer Vegetation
erblicken, die in unermeßlich langen Zeiträumen die ruhige Abstufung ihrer
Daseins-Medien auf sich wirken lassen und in ihrer Heimat wirklich heimisch
werden konnte.
g. Vegetations-Zyklus der Jahreszeiten,
Im März und April liegt die Vegetation fast der ganzen Siüdwest-Provinz
völlig im Banne der Trockenzeit. Die Blüten am Gebüsch und Gesträuch
sind alle geschwunden. Nur ein paar Eucalypten von den baumwüchsigen
Arten (EZ. redunca) zeigen da und dort ihre weißen Sträuße vorn an dunkel-
belaubten Zweigen. Der ganze Niederwuchs sieht aus wie leblos, so viel ist
vergilbt und abgestorben. Alles scheint auf jene müden und mißfarbigen Töne
gestimmt zu sein, die das ganze Landschafts-Bild angenommen hat, wenn bei
schwülem Ostwind sich der Himmel hinter bleifarbenem Dunste birgt, wenn
die schweren Rauchmassen der Buschfeuer die Atmosphäre erfüllen.
Die immer häufiger wiederkehrende Trübung des Himmels, das unausgesetzte
Wetterleuchten der Nächte verkündet den Umschwung. Dann, im letzten Drittel
des April etwa, ballen sich dunkle Wolkenmassen am nordwestlichen Himmel
und ergießen bald darauf die ersten Regen über das ausgedörrte Erdreich.
In wenigen Tagen regt sich das erwachende Leben. Kaum zwei Wochen
später ist der Anblick des Landes völlig verwandelt.
Viele zart grüne Gewebe sind über die Erde ausgebreitet und lassen
schnell vergessen, daß so kurz vorher dort überall noch entblößter Boden lag-
4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 199
Dicht gedrängt entsprossen die Keimlings-Pflanzen dem Boden, zumal da, wo
eine kleine Senke oder Furche ein größeres Maß des Wassers gehalten hat.
Jede seichte Mulde, jede Räderspur ist von grünem Schleier überdeckt. Gras
und zarte Kräuter entfalten das erste Laub. Schon breiten die Zwiebel-Drosera
ihre weißen Sternblüten dicht über dem schwärzlichen Sandboden aus, schon
nicken an geschützten Stellen die zarten Blüten der ersten Knollen-Orchideen
(Eriochilus dilatatus).
Die vom Buschfeuer der letzten Monate heimgesuchten Gebüsche schlagen
frisch und freudig aus. Doch sonst regt sich das Laub der Sträucher noch
wenig. Dafür aber entfalten sich von Tag zu Tag die Knospen ihrer Blüten,
als hätten sie nur gewartet auf den geringen Wasser-Zuschuß, den der erste
Lenz ihnen spendet. Zäübbertia hypericcides (Dillen.), Daviesia-Arten (Legum.)
bringen die ersten jungen Blüten und namentlich die Epacridaceen-Sträucher
entfalten die längst schon bereit gehaltenen Knospen. Um Mitte Mai, wenn
. zu Tausenden die schlanken Korollen der Styphelia tenuiflora (Epacrid.) erblüht
sind, trägt das Gesträuch das schneeweiße Gewand der ersten Jugendblüte.
Unterdes sind auch einige Acacien sehr gefördert in ihren Knospen und nach
kurzer Zeit schmückt ihr lebhaftes Gelb die noch fahl gefärbten Gebüsche.
Acacia teretifolia ist eine der wirkungsvollsten von allen.
Gegen Ende des Monates Mai hat der Busch schon reich gewonnen
an vielfarbigem Blumenschmuck, und stellenweise steht der Waldboden an
Leben und Farbe dem bunten Bilde nicht nach, wie wir es in unserem heimat-
lichen Laubwalde zur Frühlings-Zeit kennen und lieben. Wo man sich auch
hinwendet, kann man nur mit Mühe die Fülle des Neuen in sich aufnehmen.
Schön vor allem sind die Hänge des Plateau-Abfalles mit ihren der warmen
Sonne zugewandten Lehnen, ihren jetzt wasserreichen Gründen. Über die ab-
schüssigen Granitplatten plätschern rauschende Bäche dahin. Wo sie in Furchen
verborgen weitereilen, begleitet sie ein leuchtender Saum duftender Acacien
(Acacia alata). Olearia paucidentata (Compos.) mit großen Rispen heller Blüten-
köpfe ragt aus dem steinigen Untergrunde. Allenthalben sonnen sich die jungen
Sprosse der Dioscorea hastifolia, ganz jugendzart, das rötliche empfindliche Laub
noch kaum sichtbar vor der Masse hellgelber Blüten, die weiten Flächen die
Farbe geben. Auch das. härtere Gesträuch auf Kies und Sand steuert bei zu
den hellen Farben des Lenzes: Hakea (Prot.) mit weißen Blütenmassen (A. lisso-
carpha, H. marginata);, die kleinen Heidebüsche von Leucopogon (Epacrid.), die
sich nun allseits mit weißen Glocken bedecken.
Unter den höheren Sträuchern stehen von früher her manche Banksia-Arten
(Prot.) in Blüte. Noch immer sieht man bei Perth das Farbenspiel an 2. Men-
siesii: wie ihre Blütenzapfen dunkelrot beginnen, und sich in frisches Gelbrot
umkleiden, wenn die Blütenhüllen recht entfaltet sind. Noch immer ‚gewahrt
man inmitten der trockenen Busch-Wildnis des Binnenlandes einzelne Äste der
B. prionotes in Blüte. So überbrücken denn diese markanten Gestalten die
trennende Kluft zwischen den Regenzeiten zweier Jahre: Wenn ihre Farben
endgiltig erblassen, wenn ihr Laub sich vor Dürre einwärts zu rollen beginnt,
200 Dritter Teil.
dann ist schon längst der neue Lenz eingezogen, und Blüten und Farben
schmücken den frisch belebten Unterwuchs.
Östlich des Plateau-Randes sind die Regen noch nicht so ergiebig ge-
wesen. Aber sie haben doch genügt, um ähnliches Zauberwerk zu vollführen.
Auch hier sprießt das Gras aus dem ausgedörrten Lehm, ähnliche Drosera und
Zwiebelpflanzen haben Blütensterne entfaltet. Und im höheren Gebüsche hat
sich Acacia microbotrya mit ihren frischen Blütensträußen geschmückt, an denen
schon lange, ehe die Regen kamen, immer kräftiger die kleinen Knöpfe ge-
schwollen waren, als ahnten sie, daß ihre Zeit bald nahe sei. Jetzt in der Kraft
ihrer Blüte erfüllen sie die Luft mit süßem Wohlgeruch, und schon von weitem
hebt sich ihr blasses Weißgelb sehr dekorativ in den blaugrünen Wipfeln heraus.
Im weiteren Verlaufe vermehrt sich die Fülle des Regens, aber die Tem-
peratur nimmt noch immer ab. Das weist der Vegetations-Entwickelung ihre
Bahnen. Sie drängt nun nicht mehr so ungestüm vorwärts, wie in den ersten
paar Wochen der regenbringenden Zeit. Die im Sommer angelegten Blüten
sind alle entfaltet. Der Gang alles weiteren Geschehens wird nun ruhig un
stetig. Der solide Ausbau der vegetativen Organe tritt als wesentlichstes Moment
in den Vordergrund. Die Zahl der frisch erblühenden Arten vermehrt sich
nicht so schnell, wie in den ersten Wochen des Mai. Und doch ist auch jetzt
kein Stillstand. Noch beherrschen zwar die hellen Farben der frühblütigen
Hakea- und Acacia-Arten den Plan, aber eine Menge von neuen Arten treten
neben sie hinzu. Von Drosera entfalten nun schon höherwüchsige Arten ihre
Blüten (D. heterophylla). Auf den bisher fast toten Schwemmlanden mit Lehm
und tonigem Boden hat das Erdreich sich genügend erweicht, die Vegetation
ernähren zu können. Ihre fahlen Farben müssen von Tag zu Tag offensicht-
licher den frischen Nuancen des jungen Grün weichen. Hier und da mengen
sich auch schon Blüten ein.
Wo bessere Böden im Hügellande mit Gräsern und Kraut schon dichter
Plätze z. B. gibt es am Fuße des Darling Range, wo man von den ersten Vor-
höhen nach der Tallandschaft des Swan River hinüber sieht. Das Gebüsch
vereint dort bereits alle Farben: das leuchtende Rotgelb der Daviesia (Legum.),
das satte Rot der Hakca myrtoides (Prot.), die weißen Glocken der Cryptandr& :
arbutiflora (Rhamn.), ganz wie eine Krica aussehend, alles das ist in überreicher
Menge vorhanden. Man übersieht in dieser Fülle beinahe, daß einige Boten
des Lenzes unterdes bereits verblüht sind, wie z. B. Discorin. — An.der Süd-
küste mit ihrem kälteren Wetter ist die Entfaltung der Vegetation
weniger rasch vor sich gegangen. Seit Ende Mai, wo die Regenzeit zwaf
ee Ne Ausstattung beträchtlich gefördert hat, nimmt die Zahl der frisch
erblühenden Gewächse nur sehr allmählich zu. Und der Schmuck der neuen
4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 201
Jahreszeit erscheint, etwa im Juli noch, umsoweniger augenfällig, als dort ja
überhaupt die Unterbrechung durch die Trockenzeit nicht so vollständig war,
wie in allen übrigen Bezirken des Landes.
In dieser Hinsicht schafft das Klima ein gerades Gegenteil für die Land-
schaften des Nordwestens. Hier erreicht die Regenzeit schon vor Mitte
Juni ihren Hochstand. Dabei sinkt die Temperatur niemals so tief, wie bereits
am Swan River, und erhebt sich schon gleich nach der Sonnenwende von
neuem, Das alles führt die Vegetation einer viel schnelleren Entwickelung ent-
gegen, namentlich in den relativ warmen Bezirken der Küstennähe. Am Irwin-
River bringt schon der Anfang des Juni lachende Bilder frischer Entfaltung.
Namentlich die Gebüsche der feuchten Mulden sind grün von Kraut und Gras.
Die duftenden Sträuße der Xerotes effusa (Lil.) beleben den Plan neben den
hellgefärbten Blumen der Zwiebelpflanzen. Die schlanken Grevillea-Büsche
(Prot.) an den Creeks stehen in Blüte. Um ihre Äste ranken sich Dioscorea und
Clematicissus (Vitac.) mit frischem Laube: die einzigen »regengrünen« Lianen
in der so streng dauerblättrigen Welt der westaustralischen Gehölze (s. S. 172).
Wenige Wochen später stehen die Fluren dort auf dem Gipfel ihres Pflanzen-
schmuckes. Dann gehe man an den oberen Irwin oder zur Champion-Bay:
man wird selten reizvolleres sehen. Bei Mingenew z. B. am oberen Irwin River
breitet sich östlich neben dem Ort eine kleine Aue zu Füßen des niedrigen
Bergrückens. Sie ist Ende Juni sammetweich vom Gras und den zarten Kräutern.
Die niedrigen Acacien-Bäume stehen gerade licht genug, um zwischen ihnen
weit hindurch zu blicken und an den Fernen dieses saftigen grünen Teppichs
a5 Auge zu laben. Acacia acuminata (Legum.) trägt seine sattgelben Blüten
in Fülle. Jeder kleine Zweig treibt an seiner Spitze die seidiggraue Laub-
knospe aus, und wie ein zarter Anhauch von Silber ruht auf dem dunkelgrünen
Gewoge der Wipfel. Am Boden sind schon viele der Annuellen in Blüte ge-
kommen. Hellrot (Helipterum Lawrencella), Gelb und weiße Nuancen verzieren
wie Stickerei die wiesenartigen Flächen. Himmelblau, linde Luft, Vogelgesang
und der Duft der Akazien geben diesem Landschaftsbild jeden Zug unseres
schönsten F rühlings-Tages und zeigen, wie gleichartig das Bild erwachenden
Lebensdranges in allen Ländern sein kann, wo der Pulsschlag der Natur sich
Periodisch wandelt.
Von diesen niedrig gelegenen Lehmflächen erhebt sich rings das Land in
schwacher Steigung zu den sandigen Heiden, die alle freien Rücken bedecken.
Sie sind im Juli noch zurück in der Entwickelung, die Zahl ihrer Blumen noch
beschränkt. Ihr Boden hält das Wasser weniger fest gebunden, und darum
kennen sie nicht die kurze Zeit des schwelgerischen Überflusses, der in der
Niederung fast ungestüm zum Grünen, Blühen und Reifen treibt. Bei ihrer
Vegetation hat jeder Schritt etwas Gemessenes, aber dafür erhält sie sich auch
so viel länger als die Flora des lehmigen Landes, die nach kurzem Glanze
dahinwelkt,
. Gegen Ende des Juli fällt für den größeren Teil der Südwest-Provinz ein
wiederum bedeutungsvoller Abschnitt. Jetzt ist der Tiefstand der Temperatur
902 Dritter Teil.
erreicht, die Regen-Spendung steht auf ihrem Gipfel, die Sonne hat sich höher
zu heben begonnen. In diesem Momente beginnen die Pulse der Pflanzenwelt
gleichsam lebhafter zu schlagen. Die Kurve alles Vegetierens und Blühens, die
bisher so ruhig und allmählich sich hob, steigt steil und mächtig in die Höhe.
Ganze Felder sind gelb im Schmucke der Akazien-Blüte. Der Boden der Wal-
dungen färbt sich in den Farben des Unterholzes, für einige Wochen ist das
Land zu einem wahrhaften Garten gewandelt. Wo es sandig ist, vereinigen
sich die blühenden Büsche zu einem einzigen bunt gemusterten Teppich. In
ihren Lücken schmiegen sich weiche Annuellen an den feuchten Boden. Auch
in den Ritzen der Felsen, an den Platten des Granites ist die anspruchslose
Ephemeren-Flora jetzt zierlich und formenreich entfaltet. In den lehmigen
Mulden rinnen kleine Bäche umsäumt von zartem Grün. Der rote Boden liegt
unter Moos und dünnem Gras verdeckt von den Rosetten der ephemeren
Kräuter. Orchideen mit zarten Blüten sind hinein gestreut, und die ersten
Immortellen breiten schon ihre bunten Hüllen aus. :
Im August also bietet das Land in seinen wichtigsten Formationen, dem
Gesträuch des Waldes und der Heide, wohl die reichste Fülle der Ge-
stalten, die bunteste Mischung der Farben. Nur das langsam erwärmte
Schwemmland hält sich noch zurück, und wenn man das Südwest-Viertel, etwa
vom Murray River südlich durchwandert, so sieht man eine vielfach über-
schwemmte Landschaft, deren Pflanzenwelt gegen den besser entwässerten Nor-
den, schon den Swan River, noch beträchtlich im Rückstand ist. Das gleiche
gilt von den ernsten Waldlandschaften des kühlen südlichen Oberlandes. Da
steht der Adlerfarn mit viel abgestorbenem Laube, und zwischen dem leblosen
Braun seiner zusammengebrochenen Wedel hebt sich eben erst das frische Grün
des neuen Laubes empor.
Im September nimmt im ganzen Bereich der Südwest-Provinz die Menge
und Häufigkeit der Niederschläge merklich ab. Aber der Ertrag an Feuchtig-
keit, den die Monate vorher gespendet haben, kommt nun recht eigentlich
erst zur Geltung. Jetzt befinden sich allerorts die oberen Boden-Schichten im
Zustande gründlicher Durchfeuchtung. So erhält sich fast überall die Vege
gie noch auf der Höhe, die sie im August gewonnen. Bei den Annuellen
wie im niederen Gesträuch setzt sich das Blühen fort, teils indem neue Sprosse
zur Blüte gediehen sind, teils durch das Auftreten anderer Arten, die sich erst
jetzt zu erschließen beginnen. Nur im äußersten Nordwesten, wo der Reg
schon seit Ende August sehr fühlbar nachgelassen, hat das Reifen der Früchte
angefangen und greift rasch um sich.
Dafür aber schafft der weniger: eilige Süden Ersatz. Insonderheit die inneren
Gaue treten jetzt erst eigentlich in den Lenz ein. Denn dort bleibt während
des Winters mit seinen rauhen Nächten das ganze Pflanzenleben sichtlich zurück !
gegen die bevorzugten Teile des Landes. Die vegetative Entwickelung schreitet
nicht recht vor, es kommen wenig neue Blumen zur Entfaltung. Und so W ”
alles auf den September, der den Sieg der machtvollen Sonne bringt. De
erst werden die Wandoo-Wälder wirklich blumenreich. Hypoxis, Tribonanthes
: 4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 203
(Amaryli.) und andere frühe Zwiebelpflanzen, die anderswo längst abgeblüht,
stehen noch inm Blumen-Gewande. Zetrophila ericifolia (Prot.) sah ich westlich
nicht weit vom Stirling Range am Ende des Monates noch kaum in rechter Blüte:
sie war um manche Woche später, als in den nördlichen Küstenlandschaften.
Auch in andern Strichen der Südwest-Provinz führt der September erst die
späte Vegetation der Alluvionen auf ihren Höhepunkt. Wir sahen sie bisher
zurückbleiben, da das Substrat, in dem sie wurzelt, die Feuchtigkeit nur unwillig
aufnimmt und sich schlecht erwärmt. Außerdem sind es vorwiegend Annuelle,
die hier wohnen. Sie müssen lange an ihrem Organismus bauen. Im Sep-
tember aber sind die meisten fertig und fast gleichzeitig zu voller Entfaltung
gelangt. In geselligen Massen blühen die Cyperaceen, Centrolepidaceen und
Restiaceen beisammen, und dazwischen erscheinen, jeden Tag zahlreicher, die
bunter gefärbten Kronen der Stydidium, der Compositen und anderer Kraut-
Gewächse, die die Formation bilden helfen.
Im Oktober breitet die Welle des Abblühens, Fruchtbringens und Welkens
von Nordwesten her rasch sich im Lande aus. Schon gibt es im Innern dann
und wann einen heißen Tag, schon sind die Nächte ganz lind geworden. Sehr
schnell erfolgt das Reifen der Früchte. Was auf dem trockeneren Lehmlande
wächst, ist zuerst damit fertig; bald zeigen sich in seinem grünen Teppich
Stellen, die zu verbleichen beginnen. Seltener werden die wolkigen Tage, länger
und dauernder scheint die Sonne auf die Fluren herab. Herrliche Bilder sieht
man jetzt vor allem auf den weitgedehnten Sand-Heiden, deren genügsames
_ Buschwerk noch in hundertfältiger Blüte steht. Die Myrtaceen, die bisher so
merklich sich zurückgehalten, fangen nun da und dort mit ihrer Blüte an und
übertreffen an Farbenglanz und leuchtendem Schimmer womöglich noch alles,
was vorher war. Auch die Goodeniaceae als späte Blüher bringen manche neue
Gestalt. Die vegetative Arbeit der Pflanzenwelt geht noch weiter ihre Bahn:
überall sieht man jetzt an den Spitzen das rötlich oder hellgrün gefärbte junge
Laub, oft noch umsäumt und besetzt mit dem langen flaumigen Haare, das in
der Knospe sein Schutz gewesen war (S. 171). Und nun sieht man auch in
den höheren Sträuchern und Bäumen das frische Leben im Gange: die Be-
wässerung des Bodens hat auch seine tieferen Schichten endlich durchdrungen.
Die Eucalyptus- Bäume zeigen prächtig nuancierte Farben an ihren Zweigen,
wenn das rötliche Grün des frischen Laubes neben das satte Dunkel der
alten Blätter tritt. Und ebenso die hohen so stilgerecht gebauten Banksia-
Sträucher, die über den Quirlen des längst erwachsenen Laubes die jungen
Schösse tragen, über und über eingehüllt in bronze- oder kupferfarbene Filz-
mäntel. Der Reiz, den dieses Spiel von mannigfach abgetöntem Kolorit des
Laubwerkes der voll erwachsenen Vegetation verleiht, könnte wohl den Be-
obachter hinwegtäuschen über die immer zahlreicher, immer sichtlicher offen-
barten Anzeichen des Verfalles. Die Kräuter haben ihre Früchte meist zur
Reife gebracht. Nur Lodelia-Arten mit frischen blauen Farben blühen noch
überall im November, den Reigen der Annuellen zu schließen. Im Norden an
den ausgetrockneten Rinnen ist alles schon dürr. Auf den Sandfeldern stehen
204 Dritter Teil.
die Zachnostachys (Verben.) und Conospermum (Prot.) noch gekleidet in das
weiche wollige Weiß ihrer Fruchtzeit. Aber wenn ein windiger Tag kommt,
nimmt er ihnen eilends den leichten Behang und treibt ihn hinweg über die
Felder, zusammen mit den flüchtigen Köpfen der Immortellen.
Besucht man zu Ende des Monats die sandigen Waldungen des Vorlandes,
so klaffen schon kahle Lücken auf dem Boden, wo vor Wochen sprießendes
Grün gewesen. Wie ermüdet senken die Conostylis (Amaryll.) ihre beschwerten
Fruchtstände dem Boden zu. Die Rispen der Sizirlingia latifolia (Prot.) sind
ganz besetzt mit federigen Früchten und sehen aus wie Compositen-Stauden,
die ihre Samen streuen.
Im Binnenlande, etwa am Avon River, da ist der Wechsel am vollkommensten.
Die Getreide-Felder liegen gänzlich abgeerntet. Die einst grünen Flächen im
Wandoo-Walde oder gar in den Beständen, wo Akazien und York-Gum ganz
lichten Schatten streuen, sind nirgends mehr vorhanden. Wo wir sie suchen,
schaut uns der Boden wieder kahl und nackt entgegen, oder er zeigt in gleich-
förmig vergilbter Spreu die Reste von Kräutern und Gras. Ein paar Nach-
zügler halten noch einsame Wacht: hier und da ein Arthropodium (Lil.), dessen
Zwiebel in der feuchten Zeit von kräftigem Laubwerk genährt wird und jetzt
zu guterletzt an kahlem Schaft seine blassen Blüten bringt. Oder, weit kräftiger
in Wuchs und Farbe, die dichten Ähren der Zrichinium-Arten (Amarant.), die für
viele Gegenden die Blüte-Zeit des Jahres mit einem volltönenden Finale zum
Abschluß bringen.
So bietet denn Anfang Dezember die Vegetation des Landes überall ein
Bild des Welkens, aber doch in sehr ungleichem Maße. Wo schwerer Boden
vorhanden, ist alles schon am weitesten vertrocknet, mit Ausnahme des Südens,
der noch viel Feuchtigkeit erhalten hat. Auch die sandigen Waldungen
ER daß das meiste schon zur Ruhe gegangen, bringen aber noch immer
einzelne Nachkömmlinge frisch zur Blüte: so die Arten von Arnocrinum (Lil),
so etwa Jacksonia densiflora (Legum.), Scholtzia obovata (Myrt.) und anderen
Myrtaceen aus den Gattungen Calythrix und Verticordia, so endlich gewisse
Spezies von Acacia (A. Huegeli). Merkwürdig lange erhält sich die Schönheit
des Blumenlebens auf den öden Sandheiden, sogar tief im Binnenlande, Hunderte
von Kilometern entfernt von der Küste. Das vegetative Dasein dieser dürftigen
Gemeinden bekräftigt das Wort von BEHR, das dem Scrub des südöstlichen
Australien galt: »es kann wenig welken, wo nicht viel sprießt«. Daher geht
dem oberflächlichen Blick die Regenzeit so beinahe spurlos an diesen Gr
büschen vorüber. Das Blühen setzt früh ein (Mitte Mai) und steigert sich K
ganz langsam, allmählich und stetig, ohne Übereilung und ohne Hast, ‘ I 2 z
weniger schnell als in irgend einer andern F ormation. Und dem selben Gange
bleibt es getreu bis weit in die Trockenzeit hinein. Noch im Januar ehe
nichts Überraschenderes, als den Wandel zu sehen, wenn man aus den gänzlie
abgewelkten Landschaften am Swan und Moore River eintritt in den großen
Gürtel der sandigen Heiden, der bis zum Murchison-River nordwärts sich auf“
dehnt: wo dann plötzlich die grellen Farben von Chamaelaucieen (Myrt.), VOR
4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 205
Leguminosen und von einzelnen Proteaceen verkünden, daß selbst des Sommers
Glut diesen dürren Gefilden Blumen und Farben nicht zu rauben vermag.
In den andern Formationen sind es die höchstwüchsigen Gewächse, die erst
in der Trockenzeit ihre Blüten bringen. Die stattlichen Banksia-Arten, D. atte-
nuata, B. litoralis und B. grandis, erschließen sämtlich erst während des
Sommers ihre schönen gelben Blumenkerzen, und 2. Menziesi, mit dunkler
gefärbten Zapfen, folgt erst am Ende der trockenen Epoche. Die Weihnachts-
Zeit bezeichnet sich im ganzen Lande durch die grellen Farben des Christmas-
Tree, der Nuytsia floribunda (Loranth.). Auch sie beginnt erst Ende November
ihre Knospen zu erschließen. Und der Gegensatz zwischen den blühenden
Bäumen und dem längst verblaßten Unterwuchs wird so recht erst wahrnehm-
bar, wenn ihre brennend gelbroten Sträuße erblüht sind. Zu gleicher Zeit
brechen auch die Blüten der Melaleuca Preissiana (Myrt.) auf, um für kurze
Zeit dem melancholisch düsteren Bilde der nassen Niederung ein lichtes und
freundliches Gewand zu leihen.
om Anfang des Januar an lassen sich die neuen Blüten schon mit
Leichtigkeit zählen. Es sind noch immer Bäume darunter: wie z. B. Xylomelum
occidentale (Prot.), die mit weißen Rispen eine ganz stattliche Figur der west-
lichen Waldungen ausmacht. Sonst aber pflegen nur wenige bestimmte Gattungen
den kärglichen Sommer-Flor zu erhalten. Loranthus ist wohl die auffalligste
davon, weil sie, dem farbentoten Binnenlande vorzüglich eigentümlich, durch ihr
lebhaftes Kolorit sich dort doppelt sichtbar macht. Die hellen Kronen der
Pronaya elegans (Pittospor.), einzelne Spätlinge unter den Myrtaceen (Beaufortia,
Verticordia, Regelia), zuletzt die weißen Dolden der starren Schoenolaena (Um-
bellif.) folgen noch im Januar oder später. Auch die schimmernden Sterne der
Calandrinia Lehmanni (Portulac.), die ohne Grün und scheinbar ohne Saft
zwischen dem vergilbten Gras der Wandoo-Zone aus ziegelhartem Boden
sprießen, überraschen zu so später Jahreszeit. Am meisten aber fesseln selt-
sam vereinsamte Arten großer Gattungen, die ohne Beziehung zu all ihren Ge-
schwistern die fast heißeste und trockenste Zeit des Jahres zu ihrer Blüte wählen:
wie etwa Hakea ruscifolia (Prot.) und wie Acacia Meissner. Beide sind ganz
"unverkennbar, wo sie wachsen: so reichlich entwickelt sich ihr Flor. Aakea
ruscifolia neigt sich unter seiner Blütenlast gebeugt: es sind wohl Tausende
von Blüten, die ein einziger starker Zweig erzeugt. Bei Acacia Meissneri trifft
ein blasses Blaugrün des Laubes mit dem 'satten Gelb der Blüten zusammen,
die starken Duft ausströmen lassen. Es ist eine verbreitete Pflanze im Avon-
Tale. Wenn man an einem heißen Januar-Tage dort wandert und rings nichts
sieht als starre Felsen über den kahlen Hängen oder tief dunkle Zucalyptus-
Wipfel und in der Niederung vergilbtes Ackerland, dann ist es ein Wein-Garten
mit seinem gesättigten Grün oder das blühende Gebüsch jener Acacia, die allein
noch von Lebenskraft zeugen in der allgemeinen Ermattung.
" Das Gemälde des Vegetations-Zyklus im südwestlichen Teile West-Australiens
ware vollendet, wenn nicht noch die abweichenden Züge einzutragen wären,
welche die südlichsten Landschaften hinein bringen. Klimatisch zeichnet
206 Dritter Teil.
sich das Gebiet durch viel allmählicheres Einsetzen der Trockenzeit aus, die
außerdem niemals so extrem wird, als im übrigen Gebiete (s. S. 80). ©
Stationen der Südküste registrieren in den Monaten November, Dezember —
dann schon wieder im März über 20 und oft über 25 mm Regen, d.h. be-
trächtlich mehr als der Rest des Landes. Mit dieser deutlichen Abstumpfung
der periodischen Kontraste geht eine gewisse Ausgleichung im Leben der
Vegetation und damit in ihrer Physiognomie Hand in Hand. Die Süd-Küste
ist niemals ohne eine ansehnliche Menge von Blüten, aber es gibt auch keine
Zeit, wo sich die Fülle des Gedeihens so imposant zusammendrängt wie anderswo.
Offensichtlich vor allem treten, aus dargelegten Gründen, die Vorzüge am Be-
ginn der trockeneren Periode in Erscheinung. Ende Dezember steht z. B. am
King George Sound die Vegetation in vielen Jahren noch in überraschend guter
Entfaltung. Unter den Einjährigen sind viele dann erst zur Blüte gelangt. Die
Gesträuche sind bunt von Blumen; ‘das Schwemmland namentlich sieht stellen-
weise wie von Schnee bedeckt aus, so dicht gedrängt wachsen die heideartigen
Epacrideen (Zysinema) dort nebeneinander. Auffallend viel aber gelangt erst
tief im Januar. oder erst im Februar zur Blüte, wo noch jede Woche neue
Farben bringt. Die prächtige Beaufortia sparsa (Myrt.) erschließt recht eigent-
lich erst im Februar ihr flammendes Hochrot; und ein so echtes Gewächs des
südlichen Gestades, wie die berühmte Cephalotus follicularis, kann kaum vor
Mitte Januar in Blüte getroffen werden. Andere Charakter-Pflanzen zeigen sich
an diesem temperierten Küstensaume merkwürdig losgelöst von der Witterung
und ihren Schwankungen, wie etwa /sopogon formosus, den ich im Februar, im
Juli und auch im Oktober in frischer Blüte sah.
5. Kapitel. Formationen.
a. Litoral-Formationen.
Die Küsten-Gestaltung der Südwest-Provinz (S. 74) läßt nur wenig Raum
für halophile Litoral-Formationen. Bei dem Mangel von Ebbe und Flut sind
Mangrove und Watten-Formation von beschränktester Ausdehnung. Oft ist die
Küste von einem Saume recenten Kalk-Gesteins begleitet. Vielfach rückt das
Meer an die Granitfeste selbst heran und greift mannigfach in sie hinein: In
beiden Fällen ist die Vegetation den edaphischen Einflüssen der Meeres-Nähe
entzogen, die stets am schärfsten von den Formationen des Binnenlandes trennen.
Dann bleiben nur klimatische Wirkungen übrig und gewisse Eigentümlichkeiten |
der Verkehrs-Beziehungen. i
; Offene Formationen sandigen Strandes besitzen demnach keine ausgedehnten
Räume. Vielmehr bemächtigen sich Gehölz-Bestände alsbald des Geländes
Gehölz-Bestände von großer Mannigfaltigkeit: die einen dem Kalkboden ang
hörig und durch gleiche edaphische Interessen innerlich fester geschlossen; die
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. Taf. >. zu S. 207.
Mangrove und Watten,
mit Avicennia officinalis L. und Salicornia australis Sol. (vorn).
Distr. Darling, unweit von Bunbury. — E. Pritzel phot. November 1091.
5. Kapitel. Formationen. 207
andern weniger eng begrenzt in ihren Ansprüchen und daher mit der Vege-
tation des Binnenlandes durch zahlreiche Stufen des Überganges verbunden.
a. Mangrove.
af. X
Die Mangrove erreicht in geschützten Aestuarien des Gebietes ihre südliche
Polar-Grenze an der Ostseite des Indischen Ozeans. Bei 33*/,° s. Br. in der
Nähe von Bunbury, ist Avzcennia officinalis noch anzutreffen; weiter südlich
haben wir nichts mehr davon gesehen. Bei Bunbury aber gedeiht Avicennia
noch in ganz stattlichen Exemplaren. 4 m hohe Bäume fehlen nicht; ihr Be-
stand ist stellenweise noch ziemlich dicht, aber gänzlich monoton: ähnlich wie
die »paläotropische Mangrove« in Ost-Australien oder an den Küsten von Neu-
seeland ihr Ende findet. Die Physiognomie der Formation unterscheidet sich
nicht von ihrem Aussehen im Eremaea-Gebiete; nur die floristische Verarmung
macht sich geltend.
ß. Watten-Formation,
al. .
Ein gleiches Jäßt sich auch auf den Watten beobachten. Es bietet sich das
selbe Bild wie etwa am Gascoyne River: Salicornia bildet den Außensaum, als
widerstandsfähigste aller Halophyten, weiter einwärts schließen sich die weniger
Extremen an. Die Szene ist eine ganz kosmopolitische. Nur die größere
Mannigfaltigkeit von Salicornia bringt eine gewisse Abwechselung in die schein-
bar gleichartige Masse: einige Büsche (S. australis) sind rein fleischig und von
blaugrüner Färbung, andere (S. arduscula) bilden stärker verholzte, unruhig ver-.
zweigte Miniatur-Büsche, deren kurze Glieder auf dunkler grünem Grunde rot
überlaufen sind. Neben den Salicornien läßt Samolus repens in einer seiner zahl-
reichen Formen sich sicher erwarten, Suaeda maritima und Atripler-Formen
vermehren die Zahl der Succulenten, ganz wie sie es auch in den Strand-
Gebieten der Eremaea tun.
y. Offene Formation des sandigen Strandes.
Auf dem lockeren Sande des äußeren flachen Strandes findet man nur eine
geringe Menge von Pflanzen angesiedelt. Cakile maritima pflegt der äußerste
Vorposten zu sein: es ist bezeichnend, daß ihr kein echter Bürger Australiens
den Platz streitig macht. Erst beträchtlich weiter auf leichter Erhöhung nach
einwärts hin folgt die imposante Gestalt des Mesembrianthemum aequilaterale.
Sie legt ihre unförmlich dicken Zweige dicht an den Sand. Zwischen der
Strotzend fleischigen Masse der Stengel und Blätter stehen die purpurnen Blüten,
eine fremdartige Farbe auf dem blendend hellen Grunde. Fein wie dünnen
Draht sieht man überall die Wurzeln des Spinifex hirsutus oder der Festuca
rigida den F lugsand durchziehen. Oft freilich haben sie leichte Arbeit die
ockeren Massen zu binden, denn der Triebsand kommt bald zur Rast an dem
festen buschbedeckten Walle des Litoral-Kalkes, den die steilere Böschung ver-
rät. Wo dieser Widerstand fehlt und die Vegetation aus eigener Kraft die
Dünen binden muß, wird neben den Gräsern das verbreitete Pelargonium australe
208 Dritter Teil.
(Geran.) ganz bedeutsam für das Gelingen. Es überzieht große Flächen mit.
seinem dicken, haarigen Laube, das stets rötlich überlaufen scheint; es fühlt
sich bei Pionier-Arbeit offenbar am wohlsten, in dichterem Vegetations-Schluß
älterer Dünen kommt es gewöhnlich nicht mehr vor.
o immer die Düne Festigkeit gewonnen hat, sei es durch das Kalk-
Fundament, sei es durch andere Mittel, da wird sie von dem Dünen-Gebüsch
mehr oder minder locker bestanden.
Seine äußeren Zonen scheinen über weite Strecken ziemlich übereinstimmend
gebaut zu sein. Die inneren aber weichen in den verschiedenen Distrikten des
Landes physiognomisch und floristisch sehr bedeutend von einander ab; Se
müssen getrennt behandelt werden.
Betrachtet man den Kamm der äußeren hohen Düne von unten, so sieht
man am Rande ihrer Böschung die ersten Vertreter strauchiger Lebens-
form. Es sind kompakte Polster von rundlichem Umriß, oft beinahe halbkuglig,
gedrückt und niedergehalten von der Wucht der Stürme. Die Halme hoher
Cyperaceen oder Gräser (z. B. Lepzdosperma gladiatum (Cyper.), Scerpus nodosus)
ragen leicht über die Büsche hinweg; frei sieht man sie ihre Rispen im Winde
ewegen. Steigt man hinauf, so erkennt man unter den ersten und kühnsten
der Sträucher Scaevola crassifolia (Gooden.) und Acacia cyclopis, endlich nun
Australier ohne allen Zweifel. Epharmonisch gibt sich Scaevola als echtes Strand-
gewächs: ihr Laub ist fleischiger als man es sonst in ihrer vielverzweigten Ver:
wandtschaft findet; zahlreiche Drüsen überziehen es mit glänzendem Lack, der
das lebhafte Grün des Blattes wirksam zur Geltung bringt. Es ist ein farben-
freudiges Bild, wenn dieser Busch in Blüte steht und über dem frischen Grün
des Laubwerks die grellblauen Blütenähren leuchten. Lebhaftes Grün ziert auch
Acacia cyclopis. Dicht am Rande der Düne, dem Seewind rückhaltlos preise
gegeben, sinkt sie zum niederen Busch, doch irgendwie geschützter bildet sie
bald 2—3 m hohe Sträucher. Gruppenweise stehen sie zusammen: außen NOT
getrennt durch kahle Streifen flüchtigen Sandes, innerwärts immer näher und
näher gerückt und schließlich zu dichtem Bestande geschlossen. a
Neben Stcaevola crassifolia (Gooden.) und Acacia cyclopis. treten aus der
Schar der Dünen-Gewächse noch Spyridium globulosum (Rhamn.), AgemEN
Rexuosa (Myrt.), blattlose Santalaceae (Leptomeria und Exocarpus) in die Reihen
der vordersten Kämpfer, wo auf stürmischer Dünen-Höhe sich ihre aufgelösten
Trupps in scharfem Umriß abheben. Aber ihre Hauptrolle beginnt doch en
in den echten Dünen-Gehölzen. E
d. Strand-Gehölze. BE
i Oft RB verbunden mit dem Acacien-Saume des Strandes reihen sich binnen “
wärts die Formationen des Litoralkalk-Gürtels an. Ihre Vegetation zeigt schon
a TE Le
größtenteils binnenländischen Charakter. Aber die Eigentümlichkeiten des Do-®
sondern sie doch sichtlich ab von allem, was weiterhin im Binnenlande vorkommt Bi
Nirgends sonst ist ein so leicht zersetzbarer und für Pflanzenwuchs SO “ N
licher Kalkstein in West-Australien vorhanden als in dieser Litoral-Zone-
5. Kapitel. Formationen. 209
es der Vegetation gelungen ist, diese edaphischen Vorzüge auszunutzen, wird
sie noch unterstützt von trefflichen Niederschlags-Verhältnissen und von mari-
timer Temperierung der Wärme-Masse. Es gibt solche Stellen. Es sind die
schattigen Südhänge der steilen Kalkklippen, wie sie an Taldurchbrüchen an-
stehen; oder die Basal-Zone am Fuße des Kalkzuges, wo die kalkhaltigen
Detriten sich in tiefgründigen Massen aufgehäuft haben.
Hier erreicht dann die Pflanzenwelt West-Australiens den Gipfel ihrer Lei-
stungen in vegetativer Hinsicht. Die Formen aber dieser Entfaltung sind nach
örtlichen Umständen mannigfach abgestuft. |
Der Irwin-District zeigt die größte Formenfülle, auch die schärfste floristische
Ausgestaltung: nördliche Zone. Weiter südlich an der Westküste wird die
entsprechende Formation durch Zucalyptus gomphocephala bezeichnet: Tuart-
Zone. Endlich östlich, jenseits von Cape Leeuwin, nimmt sie durch floristischen
Szenen-Wechsel wiederum ein besonderes Aussehen an: südliche Zone.
ı. Nördliche Zone.
Die mit dem Süden verglichen höhere Wärme auch der regenreichen Monate
wirkt höchst förderlich auf die Entfaltung der Formation im Norden ein. Das
quantitative Ausmaß fast aller Vegetations-Componenten übertrifft weit den im
Süden üblichen Durchschnitt.
Die Außen-Zone besteht wiederum aus Acacıen; Acacia rostellifera (Legum.)
mit etwas blaugrünen, ansehnlich großen Phyllodien beherrscht stellenweise bis
zum Ausschluß anderer Elemente das Feld. Wo es sandiger ist, macht sich
Melaleuca Huegelii (Myrt.) neben ihr in den Dünen bemerkbar; sie entwickelt
kräftige Stämme, das feine Laub besetzt dicht die Zweig-Enden, die prächtig
weißen Blütensträuße zieren den kleinen Baum noch am Beginn der Trockenzeit:
Später wird sie abgelöst durch Melaleuca cardiophylla (Myrt.), die noch im
Januar an ihren zahlreichen dünnen Zweiglein weiße Blüten bringt. Acacıa an
erster Stelle, Melaleuca demnächst sind zweifellos die wichtigsten Gewächse
der nördlichen Dünen. Alle anderen Elemente können nur sekundären Rang
beanspruchen. Darunter wird Fusanus acuminatus (Santal., Fig. 67) freilich noch
ein kräftiger Baum, bis 4 und 5 m hoch: so daß sein fahles Laub sich mit den
tiefgrünen Massen der Myrtaceen-Bäumchen mengt. Auch Gyrostemon ramu-
losus (Phytolacc.) sieht man oft baumartig. Der Kontrast seines weichen, hellen
Stammes mit dem dunkeln Laub-Gewirre sichert ihm die Aufmerksamkeit des
Beschauers. Seine drehrunden Blätter zeigen fleischige Konsistenz; bei einer
Phytolaccacee hat diese Blatt-Succulenz nichts überraschendes. Wohl aber sieht
man andere Gewächse der Düne durch diese Tendenz in fremdartige Bahnen
gelenkt: das saftige, walzenförmige Blatt der Fugosia hakeifolia verrät wenig
mehr von der oekologischen Norm der Malvaceen.
Es ist senkrecht aufwärts gerichtet; und diese Vertikale beherrscht die ganze
Formation. Die gerundeten Kronen der Acacien und Melaleucen sind ihr
untertan: sie bilden eine dichte Masse von feinem Gezweig und von Laubwerk,
aber das senkrechte Licht passiert hindurch, fast ohne Widerstand zu finden.
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. 14
910 Dritter Teil.
Daher rührt sich unterhalb der von fern fast schwärzlichen Region der Wipfel
mannigfaltiges Leben, sobald der Regen den Boden befeuchtet. Einige niedere
Halbsucculente nerwachen dann zur Tätigkeit. Zartlaubige Prrnelea-Sträucher
(P. microcephala, P. Gilgiana, Thymelaeac.) schmücken das Gebüsch mit
frischem Grün. Die Klettersträucher, die alles überwuchern, treten deutlich in
ihrer Eigenart heraus: die weichen Pfeilblätter der Dioscorea hastifolia (Dioscor.),
das zierliche Mosaik des Laubes von Clematis microphylla, das saftige Grün
von Zygophyllum fruticulosum. Bald bedecken sie sich mit ihren Blüten, und
ehe noch die Acacien und Melaleucen eigene Knospen zeigen, prangen die
graziösen Guirlanden dieser Lianen in zartem Blütenschmuck. Mit dem Schwin-
den der Regen aber welken sie hin. Um Weihnachten verraten nur die dürren
Kapseln noch die Dioscorea; die befiederten Früchte von Clematis sind längst
zerstoben. Beide stehen laublos bis zur nächsten feuchten Zeit: es sind echt
tropophile Gewächse. Sie zählen zu den ganz wenigen Gehölzen West-Austra-
liens, die nur während der Regenzeit belaubt sind.
o die Zersetzung des Substrates am weitesten fortgeschritten ist, wO sich
die zerlegten Schuttmassen in feuchteren Niederungen gesammelt haben, a
entfaltet die Vegetation der Litoralkalk-Zone ihre Kraft und Schönheit am besten.
Die typischen Elemente nehmen bereits Vorposten des Binnenlandes in ihre
Mitte auf. Schon überragen die lichten Wipfel von Eucalyptus loxophleba und |
E. rudıs das undurchdringlich dichte Buschwerk. Der systematisch so ausge“
zeichnete £. erythrocorys hat neben ihnen seinen Platz (S. 99). Aber Acacıt
rostellifera (Legum.) bleibt noch die beherrschende Spezies. Nur treten die
Individuen näher zusammen; sie erreichen 5 und 6 m Höhe, die Masse det
Laubzweige schließt sich zu schattendem Dache. Es gelingt nicht auf den
ersten Blick sich zurecht zu finden in diesem Wirrsal. Allmählich aber lernt
man Melaleuca Huegelü (Myrt.) und Gyrostemon ramulosus (Phytolacc.) wieder
erkennen, die hier viel stattlicher und kräftiger als auf den Außen-Dünen
wachsen. Auch Pimelea microcephala (Thymelae.) ist überraschend hochwüchsig
geworden; Clematis microphylla (Ranunc.) hat sich aus zierlichem Kletterstrau@
zu einer ansehnlichen Liane gestaltet. Hoch aufgeschossen bis zu 3 und 40
stehen die schlanken Gestalten von Hibisens Huegelii (Malv.), fast wie Bäume
schon anzusehen und doch noch mit einem undefinierbaren Ausdruck Re
Staudenartigen behaftet. Die Fülle ihres Laubes ist ansehnlich und frisch 8°
färbt, sein Gewebe von weicher Beschaffenheit. Es kontrastiert sonderbaf ii,
dem glänzenden Dunkelgrün der Grevillea argyrophylla, der einzigen WIRT
baumartigen Grevillea aus der Reihe der Occidentales. Das Unterholz yes: ü
‚ eine Versammlung interessanter Endemismen von” e- |
artig subtropischer Prägung. Beide Arten von Stylobasium (Rosac.) wachsen
neben einander. Ein süßer Wohlgeruch lenkt zu den weißen Kronen des Ä ni;
Sagiäig calcareum (Oleac.). Das Gebüsch ist durchrankt von Lianen, die a
zähem Gewirr die Lücken füllen: Aphanopetalum (Cunon.) mit seinen 5°
Blüten, Marianthus Fingens (Pittospor.) mit prächtig roter Corolle und Anthocert“
intricata, bedeckt von zierlichen weißen Sternen an ihrem sparrigen Gezweiß: R
Diels, Pflanzenwelt von West - Australien. Taf. XI, zu S. 2
Strand-Gehölz der Tuart-Zone.
Eucalyptus gomphocephala DC. (Bäume der beiden Bere de ; Agonis flexuosa DC. (Myrtac., kleine Bäume hinten in der Mulde); Olearia candi-
dissima (Steetz) F. v. M. (Compos., stark weißfilzige Büsche); Jacksonia furcellata DC. (Legum., Gebüsch links vorn); Zibbertia cunei-
formis (Lab.) Gilg (Dilleniac., kleiner Busch rechts En — Distr. Darling, Bunbury. — E. Pritzel phot. November ı
5. Kapitel. Formationen. 211
gedämpften Lichte des Untergrundes verhüllt ein weicher Krautwuchs den Boden.
Brisa maxima gedeiht hier kräftiger und voller als irgend wo sonst im Lande.
Reichlicher Humus sammelt sich in den Mulden. Caladenia latifelia (Orchid.)
schmückt mit ihrem zarten Rosenrot die schattigen Gründe. Wo es heller ist,
geben Scharen annueller Compositen dem Bilde Leben und Farbe. Es sind
verschiedene Arten mit mannigfachen Ansprüchen. Je nach der Beleuchtung
des Standortes vertreten sie sich gegenseitige und wechseln miteinander ab.
2. Tuart-Zone (Taf. XI).
Gegen den Swan River hin bleibt die Architectur der Kalk-Zone unverändert,
aber die Vegetations-Physiognomie gewinnt nach und nach neuartige Züge.
Die Höhen, deren Kern das Kalk-Gestein bildet, sind in ihrer Sand-Umhüllung
auch hier häufig nicht zu unterscheiden von reinen Dünen-Bildungen. Es ist
eine wellige Landschaft mit imposanten Sandhügeln. Bald liegen sie entblößt
von jeglicher Vegetation, ein blendendes Weiß so weit man sieht, nur in Tälern
und Mulden mit grünen Tupfen. Bald aber deckt sie ein reich gemengtes
Gehölz, wo nur da und dort ein heller Sandstreif die fahlen Farben endlosen
Gebüsches unterbricht. An diesen Gehölzen beteiligen sich schon baumartige
Gestalten, vor allen die Leitpflanze der ganzen Formation, Zucalyptus gompho-
cephala (s. 5. 98, Fig. 5.. Wenn man von der Westküste aus unser Gebiet
betritt, so ist es der erste Zucalyptus, den man kennen lernt, und gleich einer
der schönsten und mächtigsten Arten; schon die Ureinwohner wußten ihn als
»Tuart< von den andern herrschenden Bäumen der Gattung zu unterscheiden.
Systematisch steht er fremdartig unter den Eucalypten des Westens, ähnlich
wie sein schönblühender Genosse am nördlichen Litorale E. erythrocorys. Seine
Verbreitung ist fast ebenso beschränkt und auf den schmalen Saum des Litoral-
kalkes eingeengt (s. S. 98).
Die Bestände, die er bildet, sind locker: das einzelne Individuum gewinnt
Raum zu breiter Entfaltung. Schon in relativ geringer Höhe beginnt die Ver-
zweigung des Stammes; sie dehnt sich machtvoll in die Breite; die Belaubung
ist ziemlich dicht, die Färbung des kräftigen, abwärts gewandten Blattes lebhaft
und durch schönen Glanz gehoben. Die Höhe des Baumes erreicht 40— 50 m,
namentlich .in der Gegend der Geographe Bay, am regenreichen Süd-Ende des
Wohnbezirkes. Dort erscheint der Baum so recht als Beherrscher des ganzen
Litoral-Gehölzes, das gesamte Unterholz überragend, die buschigen Rücken der
Dünen-Landschaft krönend. Einer seiner wichtigen Trabanten ist Agonis flexuosa,
der bedeutendste Vertreter eines ausschließlich westaustralischen Myrtaceen-
Stammes. Agonis flexuosa ist weniger Baum, als ein Strauch riesigen Maß-
Stabes: oft bildet sich kein deutlicher Hauptstamm aus, sondern ein Verband
Mehrerer gleichwertiger Achsen, etwa wie bei der Pierocarya (Jugland.) unserer
arks, Seine Tracht ist eine ganz andere als die des Tuart: dort alles ge-
drungen und kräftig, hier alles zierlich und fein. Die hängenden Aste und
Blätter machen die Agonis der Trauer-Weide etwas ähnlich. Das Laub ist viel
14*
9123 Dritter Teil.
dünner als das dicke Blattwerk des Zucalyptus, in dessen Schatten Agoms am
trefflichsten gedeiht.
An lichteren Stellen gewinnt das Strand-Gehölz größere Mannigfaltigkeit:
floristisch sowohl wie in oekologischer Hinsicht. Das Ganze erinnert auf das
lebhafteste an mediterrane Macchien: keine Formation in West-Australien gleicht
vielleicht so sehr dem Gebüsch der Mittelmeer-Küsten, als dieses südwestliche
Strandgehölz. Annähernd manneshohe Sträucher wachsen in dichtem Gewirt.
Acacia cyclopis (Legum.) ist wieder häufig darunter. Spyridıum globulosum
(Rhamn.) gleicht in Wuchs und Epharmose den niedrigen Formen der Stein-
eiche: ganz ähnlich sind die harten Blätter mit dem feinen Filz ihrer Unterseite.
Alyxia buzxifolia (Apocyn.) kennzeichnet sich durch glänzendes Lederlaub;
Hibbertia cuneiformis (Dillen.) ist in der artenreichen Gattung die stattlichste
Spezies West-Australiens, ein belebendes Element der Formation durch das
frische Grün der gehäuften Blätter. Es hebt sich glücklich ab gegen die fahlen
Farben, die sonst so vorherrschend sind bei den minder hochwüchsigen Sträu
chern des Dünenlandes. Blaß und glauc erscheint schon das kahle Laub ds
Fusanus acuminatus (Santal.). Öfter aber noch verbreitet sich ein grauer Ton
über das Ganze durch die dicht behaarten Büsche, die zahlreich eingesprengt &
sind. Starres Astwerk von Facksonia furfuracea (Legum.) in seidigem Silber
grau, fleischige Laubzweige, mehlig-bestäubt, bei Rhagodia Billardieri (Cheno-
pod.), endlich weich-wolliger Filz an niedrigem Compositen-Gesträuch (Olearia
candıdissima, Calocephalus Brownii): alles wirkt vereint, im Strand-Gehöl
einen kräftigen Farben-Kontrast gegen das frische Grün des höheren Ge
büsches zu schaffen. Das stärkere Wirken der Trockenheit, das sich hier
ausspricht, wird wohl verstärkt noch durch die blendende Lichtfülle dieser
Dünen: wenn Behaarung einmal ausgelöst, scheint sie an sonnenreichem Stand-
ort doppelt gefördert. Die Angiantheae und Olearia sind in Australien wahrlich
nicht einseitig in ihren epharmonischen Bildungen; ausgesprochene Filz-Sträucher ”
aber haben sie nur am westlichen Litorale hervorgebracht.
Verglichen mit der nördlichen Facies, ist das südliche Strand-Gehölz am
an Lianen. Clematis und Dioscorea kommen zwar noch vor, sind aber ar 2;
so allgemein, wie in den nordwärts gelegenen Distrikten; die anderen Klettern
pflanzen, die dort häufig, erreichen den südlichen Bezirk überhaupt nicht.
Die Tuart-Zone kennt in der Regeneeit nicht jene feuchtwarmen Treibh
Tage, wie sie der Norden erlebt. Ihre Sommer sind dauernder und dürreh
die der Südküste. So fehlen ihr denn reiche Szenen überschwenglicher U I
keit, wie man sie am untersten Greenough-River sieht oder im Osten des Le
bewundern kann. Nur in örtlich ganz besonders bevorzugten Lagen
vergleichbare Fülle zu entfalten vermocht. Von solchen reicher bed
P lätzen besitzt der Swan River ein ideales Vorbild: Die Osborne Cliffs (F
sind im ganzen Lande bekannt. Da stürzt die Wand des Kalkfelses 9
senkrecht in den Fluß. Ein dichtes Gehölz kleidet ihn in dunkle =
Nur an den schroffsten Stellen ist er kahl und hat seinen hellgrauen, ben®
weißen Ton behalten; aber auch dort legt oft schon ein dünner er
5. Kapitel. Formationen. 213
Moos grünliche Schleier über den Stein. Kolossale Tuarts, überhängend mit
ihren breiten, weitgedehnten Kronen, und Bäume von Callitris robusta (Pinac.,
Fig. 61), düsterer grün als selbst Cypressen, heben sich am deutlichsten aus
dem geschlossenen Gebüsch. Blickt man näher, so treten Gewächse, die man
oft als niedere Büsche gesehen, beinahe baumartig hervor aus der Masse. Term-
pletonia retusa (Legum.) und Acacia cuneata (Legum.) als die häufigsten machen
sich zuerst bemerkbar. Oekologisch aber beschäftigen Zoganza vaginalis (Logan.)
und Deyeria viscosa (Euphorb.) die Betrachtung. Es sind symptomatische Er-
scheinungen. Sie haben fast etwas Fremdartiges am Swan River; sie stehen
vereinzelt in dieser sonnengewöhnten Flora. Es ist wie ein Asyl, das sie als
Schattenpflanzen hier gefunden haben an dem nach Süd gewandten steilen
ange, der vom grellsten Sonnenlicht niemals erreicht wird.
Der Unterwuchs des Strand-Gehölzes ist natürlich ganz verschieden je
nach den lokalen Umständen. An den schattigen Hängen der von FZucalyptus
gomphocephala beherrschten Dünen können zarte, fast ombrophile Gewächse
gedeihen. An solchen Stellen mag man Carex Preissii (Cyper.) mit ihren weichen
Blättern sammeln, oder Parietaria debilis (Urtic.) mit den dünnen Laubflächen
einer echten Schattenpflanze. Eine größere Menge einjähriger Kräuter wachsen
ebendort in der Regenzeit, ohne daß jedoch irgend welche davon spezifisch für
die Strand-Gehölze wären. Beschränkter ist die krautige Ausfüllung in den
exponierteren Busch-Beständen der Dünen-Landschaften. Doch in der Regenzeit
sprießt auch hier mancherlei Grin empor. Eine ganze Menge von Kolonisten
mischen sich dabei in die indigene Krautflora: Anagallis arvensis (Primul.), Meds-
lotus parviflora (Legum.), Trifolium tomentosum (Legum.), Cynoden dactylon
(Gramin.), oft in Mengen, bezeugen mediterrane Einflüsse; /eliophila pumila
- (Crucif) und Cryptostemma calendulaceum (Compos.) deuten auf das Kapland.
Manche sind häufig in der Regenzeit, aber oft schon verblichen, wenn die
autochthonen Immortellen (Compos.) und Calandrinia (Portulac.) noch zierliche
Muster in den Lücken des Gebüsches bilden. In der Trockenzeit schließlich
ist alles kahl, nur Helichrysum cordatum (Compos.) hält lange aus und entwickelt
seine dichtfilzigen Blütenstände mitten in der Trockenzeit, wenn das Laub längst
welk und dürr geworden ist.
3. Südliche Zone.
An der Südküste fehlt die stolze Gestalt des Tuart, trotzdem der Kalk-Saum
des Gestades sich weiter fortsetzt und wenigstens streckenweise gut erhalten ist.
Sonst bewahrt die Vegetation äußerlich ähnliche Züge, gewinnt nach und nach
aber ein floristisch neues Gefüge. Es herrscht üppiges Gedeihen in diesen
Beständen. Oft erreicht die vegetative Fülle wieder das Niveau der nord-
westlichen Küste. Was dort durch die optimale Vereinigung von Wärme
ac Feuchtigkeit in der Regenperiode erzielt ist, das wird hier von der gleich-
mäßigen Dauer beider Faktoren geschaffen. Der Effekt ist ebenso groß-
arlig. Wieder mischen sich vom Binnenlande her Eucalyptus-Bäume in den
Bestand. Der Karri nimmt daran teil, auch £. megacarpa und E. cornuta treffen
214 Dritter Teil.
hier und da zusammen. Darunter drängt sich in undurchdringlicher Fülle hoch-
wüchsiges Unterholz. Pferidium-Wedel grünen Jahr um Jahr. Laubwerfende
Gehölze gibt es nicht, also der oekologisch interessanteste Typus des Nordens
fehlt. Andere dagegen kehren wieder; nur ist systematisch vielerlei neues vor-
handen. Von Pimelea (Thymelaeac.) zwar ist uns der Gattungs-Habitus wohl
vertraut. So erkennen wir P. c/avata an ihren dünnen geschmeidigen Zwei
gen, die bis 2 und 3 m sich erheben, und ?. sylvestris an den nickenden
Köpfen weißer Blüten. Aber fremdartig erscheint uns die gelbliche geneigte
Infloreszenz von Chorilaena quercifolia (Rutac.). Ihre Sträucher werden 3m
hoch, fast unproportioniert schlank sind sie geblieben in dem Gedränge des
Buschwerks. Das weiche Laub steht wagerecht gebreitet; seine ausgeprägte
Form ist nicht leicht zu vergessen. Sehr ähnlich aber kehrt sie wieder bei
Thomasia solanacea (Stercul., Fig. 24), einer gigantischen Art dieses weitver-
zweigten australischen Geschlechts. An der milden Küste, nicht weit von King
George Sound sieht man 4 m hohe Exemplare, vergleichbar den hoch Empor
gereckten Hidiscus, wie sie beim Greenough River am Gestade wachsen (S. 210)
Es bedarf einer besonderen Anpassung des Urteils, um bei solcher Abnormität
des Quantums den Eindruck systematischer Gleichartigkeit festzuhalten. Ein
Riesen-Maß erreicht auch 7; rymalium Billardieri, wenn es zu 6 m heranwächst.
da läßt es nur noch die Eucalypten über sich hinausragen.
Es entspricht dem biologischen Gesamt-Charakter dieser Formation, weil
die Lianen sich zahlreich daran beteiligen. Schon die Analogien ZUM
Norden ließen es nicht anders erwarten. Zwar kommen Aphanopealum
(Cunon.) und Dioscorca (Dioscor.) nicht mehr vor. Man vermißt auch die at
spruchsvollen Kronen des Marianthus ringens (Pittospor.). Aber sie sind ersetzt
“on den kleinen tiefblauen Blüten der Sollya (Pittospor.). In reichen Strängen
zieht sich Har denbergia (Legum.) durch das Gesträuch. Eine windende Oper
cularia (Rub.) klettert von Ast zu Ast; sie gehört zu den endemischen Proo |
dukten ihrer engeren Heimat, und ist diesem südlichen Küstensaum ureigen.
vr Chorilaena oder Pimelea clavata. Sie gilt uns wichtig vor allen, denn
ist eine autochthon entwickelte Liane dieser Landschaft, ein ©
Wahrzeichen ihrer schattenreichen Strand-Gehölze und ihrer fast überladenef”
Pflanzenfülle. =
Mannigfach abgestuft sind die Übergänge der Strand - Gehölze a
Vegetation des Binnenlandes, Vielfach bleibt die Grenze zweifelhaft Br
Kalk-Zone des Litorales enthält Strauch-Heiden, die in ihrem ganzen -_—
Pr Züge des Binnenlandes zeigen, aber vielfach in das Strand-Gehölz eingre®
und mit ihm eng verkettet sind, Nicht viel leichter ist die Trennungs-Lit®
zwischen den hygrophilen Strand-Beständen und den echten Alluvionen zu Bel
b. Wald-Formationen. ;
@. Eucalyptus-Wälder.
Ein sehr bedeutender Anteil der Sidwest-Provinz, vielleicht ein Drittel 1 ;
gesamten Umfanges, ist von geschlossenen Waldinpeh bedeckt, in =
5. Kapitel. Formationen. 215
‘ Eucalyptus-Arten die herrschenden Bäume sind. Zucalyptus marginata (s. 5. 93,
Taf. I) ist die wichtigste dieser waldbildenden Arten. Etwa vom Moore River
bis zur Two People Bay (östlich unweit King George Sound) bedeckt sie den
Saum und die Abfälle des Tafellandes, in einem an Breite wechselnden Streifen.
Es ist im Westen begrenzt von den Mischwäldern des litoralen Vorlandes; im
Osten wird es umzogen von dem Gebiet des Eucalyptus redunca, im Süden von
dem Areal des Karri, der Z. diwversicolor, welches von Cape Leeuwin bis King
George Sound die Küste säumt.
Diese drei Arten von Wald-Eucalypten (s. S. 93) sind in ihrem Vorkommen
klimatisch bedingt, namentlich durch die Niederschlags-Höhe. In ihrer zonalen
Anordnung spiegelt sich der Verlauf gewisser Isohyeten.
Ebenso findet die gleichmäßige Abstufung der Regenhöhen ihren Ausdruck
in der graduellen Ausprägung jener Eigenschaften, die für diese Waldungen
wesentlich sind und ihnen allgemein zukommen, so verschieden auch die Tracht
der Leit-Arten und die Physiognomie der Bestände sonst sein mag.
Als solche gemeinsamen Züge aller dieser Zucalyptus-Wälder der Südwest-
Provinz ergeben sich folgende Eigenschaften:
ı. Es sind nahezu reine Bestände. Die Leit-Art führt die unbestrittene
Vorherrschaft.
2. Gleichwertige Bäume neben ihr kommen nicht vor, höchstens stellenweise
tritt Zucalyptus calophylla auf, die in allen oben angeführten Wäldern sich ein-
gesprengt einfindet, aber nur selten selbständige Bestände bildet.
3. Das arborescente Unterholz ist sehr einförmig. Es wird ganz vorwiegend
vom eigenen Nachwuchs der Eucalypten gebildet, daneben kommen nur wenige
baumartig wachsende Proteaceen vor.
4. Der strauchige Unterwuchs dagegen ist vielseitig, oft sogar höchst mannig-
altig.
ı. Jarra-Wald. (Vgl. S. 93, Taf. 1.)
Eucalyptus marginata (Fig. 3) spielt eine wesentliche Rolle bereits in den
litoralen Mischwäldern. Dort lernt man ihn kennen als breitkronigen Baum von
imposanter Erscheinung. Er erweist sich als wichtiges Element des Bestandes,
aber doch meist nur als primus inter pares. Wenn man das Vorland durchwandert
hat und an dem Abfall des Plateaus zu steigen beginnt, wo der Sand der Ebene
dem Konglomerat-Boden des granitenen Oberlandes gewichen ist, da sieht man
die Tracht des Baumes allmählich sich wandeln und seine Rolle verändern. Die
Zahl der Individuen auf gegebenem Raume nimmt zu. Andere Arten bleiben
zurück, dann hören sie völlig auf. Immer dichter treten die Jarra zusammen.
Der Raum für den Einzelbaum wird geringer, der Stamm streckt sich, die
Krone bleibt schmäler. Endlich auf dem Plateau oben ist das Bild des Jarra-
Waldes vollendet, wie es den ganzen Saum des Tafellandes über nahezu
vier Breitengrade bezeichnet.
Diese reinen Waldungen des Zuwcalyptus marginata beschränken sich streng
auf die Gebiete, wo der jährliche Regenfall 75 cm übersteigt. Das Areal ist
demgemäß noch am Swan River schmal. Es nimmt dann an Breite zu bis in
216 Dritter Teil.
die Gegend des Blackwood River. Von da ab nach Osten wird es allmählich
wieder schmäler, um östlich vom King George Sound ziemlich rasch zu enden.
Dies ganze Gebiet ist nach Boden und Klima so verlockend für den An-
siedler, wie wenig andere Teile von West-Australien. Aber die dichte Bewal-
dung setzt seiner Aufschließung schwere Hindernisse in den Weg. Nur in
langem Kampfe gelingt es des Jarra Herr zu werden. Noch heute sieht man
nur an wenigen Stellen Lücken in dieser weitgedehnten Waldeseinsamkeit. Und
das ist hochbedeutsam, weil es uns den australischen Urwald vielfach noch in
voller Ursprünglichkeit entgegentreten läßt. ;
Wenn man den Jarra- Wald zuerst betrachtet, erinnert er am ehesten noch
an die Nadelwälder unseres Nordens. Nichts belebt die Einförmigkeit der
endlosen Kolonnen der Bäume, mit ihren hohen Stämmen, der grau gefärbten
rissigen Borke. Auch das höhere Unterholz, oft ausschließlich von jüngeren
Generationen des Jarra gebildet, wiederholt nur das gleiche Bild in kleinesem
ale. Die Kronen sind licht belaubt, aber die Bäume stehen so dicht, dal
der Boden ziemlich viel Schatten empfängt. So bleibt das ernst gestimmie
Wesen des Waldes sich gleich über Meilen und Meilen, über Hügel und Tal,
nur durchzogen von schmalen Bändern üppigeren Wachstums in den Senkungen
und unterbrochen von den Brüchen auf versumpftem Alluvialland. EZ \
Für die Monotonie aber des Baumschlages entschädigt die Vielseitigkeit
des Unterwuchses. Die stattlichen Kronen der Macrozamia Fraseri (Cycad,
die wohl bekannten Gestalten der Nantorrhoea Preissii (Lil.) heben sich wirkung
voll heraus aus dem Wirrsal des niederen Buschwerks. Es setzt sich zusammei
aus kleinen Sträuchern, selten höher als ı „m. Alle sind immergrün, in der
Konsistenz des Laubes vielfach ähnlich; in der blumenarmen Trockenzeit nicht ;
immer leicht von einander zu unterscheiden. Erst in der Blütezeit kommen ” |
ganz zur Geltung, wenn der Reiz ihrer Mannigfaltigkeit sich offenbart. Dam
läßt sich auch erst das Wesen dieses Unterwuchses erfassen. a
Von den Charakter-Gattungen Südwest-Australiens sind wohl die meiste
darin vertreten. Wie es die günstige Situation bedingt, oft in den vegetativ aM
meisten geförderten Arten. Schon in den Waldungen des Darling Range östlich “
sr: Swan River drängt sich diese Bevorzugung auf. Unter den zahlrei” —
Leguminosae- Podalyrieae gibt es treffliche Beispiele dafür. Überall z. B. Br 2
gegnet Daviesia cordata, die großlaubigste Spezies der unerschöpflich poly
morphen Gattung, sehr stattlich in dem Kontrast ihrer blaugrünen Blätter
2
ik
gestalteten Fiedern. Alle diese Arten blühen ungemein reichlich; mit den
Farben ihrer Sträuße geben sie dem Waldgebüsch heiteren Blumensch”
in ähnlicher Weise, wie die Rosaceen-Sträucher die borealen Wälder AT
5. Kapitel. Formationen. 217
Daneben ist Acacia pulchella in einer ihrer zartesten Formen, mit wohlgebildeten,
ausgebreiteten Fiederblättchen und spärlicher Bedornung, häufig im Gebüsch.
Hochwüchsige Pimelea sylvestris (Thymel.) mit weißen hängenden Köpfchen
bildet ganze Hecken. Daneben ragt ZLeucopogon verticillatus (Epacrid.) empor,
einem etwas steif gedachten Polygonatum oder Lilium viel ähnlicher als den
xerophilen Heide-Büschen, die in West-Australien zumeist die Gattung vertreten
958..732):
Lianen im engsten Sinne, d. h. Pflanzen, die im Boden wurzelnd Laubwerk
und Blüte erst in den Baumwipfeln zur Entfaltung brächten, gibt es im Jarra-
Walde nicht. Dagegen fällt in seinem Unterholze den Schlingpflanzen eine
keineswegs unbedeutende Rolle zu. Es sind meistens Gewächse mit mäßig
verholzten Achsen, mit ansehnlichen Blättern und ornamentalen Blüten. Von
den Leguminosen-Gattungen Kennedya und Hardenbergia findet sich fast allent-
halben ein Vertreter in den Gründen des Waldes; die zahlreichen Formen der
K. coccinea (Vent.) sind darunter die am meisten auffallenden durch ihre lebhaft
rot gefärbten Corollen. Dekorativ wirken auch die schlingenden Pittosporaceen
im Waldgebüsch; es gibt Arten mit blauen, mit roten und mit weißen Blüten.
Als echter Jarra-Begleiter darunter ließe sich Marianthus candidus nennen; mit
ihren reichen Corymben weißer Blüten ist es unzweifelhaft die schönste unter
ihren Verwandten.
Dagegen mangelt es dem Walde an Epiphyten. Selbst die kryptogamischen
sind spärlich. Die Stämme vieler Bäume sind frei davon, und auch auf den Ästen
lassen sich nur unbedeutende Spuren pflanzlichen Kleinlebens finden (vgl. S. 158).
Die Lücken des Gebüsches sind Halbsträuchern und noch kleineren Ge-
wächsen vorbehalten. Allenthalben kriecht Dryandra repens (Proteac.) auf dem
Boden, mit ihren fremdartigen Laubbüscheln, die so lebhaft an Farnwedel er-
innern. Schön und reichhaltig ist der Einschlag der Stauden, zu dem eben-
falls die bekanntesten Genera der westaustralischen Flora beisteuern: Comostylis
und Anigozanthos (Amaryll.) mit leuchtenden Farben. Tetratheca (Tremandr.)
und Boronia (Rut.) in lebhaftem Hellrot, das an die Zpxlobium unserer Berg-
wälder denken läßt. .‚Scaevola (Gooden.) mit weichen, großen Blättern und tief
veilchenblauen Corollen. An Felsen sitzt Styäidium diversifolium (Stylid.), mit
Laubrosette, wie manche Saxifragen. Und was noch frei geblieben, wird von
Cassytha übersponnen, oder zur Regenzeit von zarten Liliaceen (Burchardia),
hübschen Erd-Orchideen und später von zierlichen Annuellen (Stylidium calca-
ratum (Stylid.], Poranthera glauca \Euphorb.)) ausgefüllt und gefällig verziert.
Je weiter nach Süden, wo Schritt für Schritt die Trockenzeit an Kraft
und Länge einbüßt, je sichtlicher mehren sich die mesophilen Züge des
Waldes. Ansehnlich belaubte Spezies ersetzen die kärglich beblätterten des
Nordens. Acacia nervosa mit breiten Phyllodien stellt sich nun häufig ein,
dichtere Gebüsche des Leucopogon australis (Epacr.) erscheinen im Buschwerk.
tauden mit empfindlichem Laube wachsen dazwischen, wie Ranunculus lappa-
ceus oder die weichen Arten von Tremandra (Tremandr.), Haloragis (Halor.)
und Xanthosia (Umbell.). Als Unterholz zeigen sich baumartige Proteaceen
—
918 Dritter Teil.
häufiger: wie Danksia grandis, Hakca und, besonders zu beachten, Persoomia
mit 3—4 Spezies, welche einige Meter Höhe erreichen. Im Niederwuchs wird
Pteridium aguilinum gewöhnlicher. Die Blößen des Waldbodens beginnen
sich mit Moospolstern zu bedecken (Funaria hygrometrica, Rhaphidostegium
homomallum, Campylopus inflexus u. a.). Auch an den gestürzten Baumstämmen
nehmen kryptogamische Ansiedelungen sichtlich zu: Moos-Kolonien überziehen
sie mit grünem Anflug, große Hutpilze und Polyporaceen brechen aus dem
morschen Holze. A
Wo im Walde Gestein und Felsen bloß gelegt anstehen, finden wiederum
Moose und Lichenen ihre Stätte (Sticta Billardieri, Cladonia verticillata u.a).
All dies vereint sich, den Wäldern des Südens ihr eigenes Aussehen zu ver
leihen. Am mittleren Blackwood sieht man ihr Bild vielleicht am treuesten
ausgeprägt. Dort bedeckt der unberührte Jarra-Wald das hügelreiche Land
noch dichter als etwa am Swan River. Enger zusammengerückt stehen de
Bäume. In reicherem Schatten gedeihen Persoonia longifolia (Prot.), Hakaa
oleifolia (Prot.) und Banksia grandis (Prot.) zu ansehnlichen Bäumen. Oft bilden
sie eine untere Wald-Etage. Namentlich Banksia grandis (s. S. 104, Fig. I
entwickelt sich herrlich in diesen einsamen Wäldern; ihr Stamm ist viel schlanker “
als irgendwo anders, ihre Sämlinge bedecken den Boden oft dicht wie wuchem
des Farnkraut. Geselliger Wuchs ist überhaupt verbreitet: die zunehmende ;
Feuchtigkeit scheint die Ausbreitung gewisser Arten zu befördern, während Viel
seitigkeit und Formenfülle, wie sie dem Norden eigen, dabei verloren gehen.
Podocarpus Drouyniana (Taxac.) dominiert über weite Strecken. In andern Lagen
herrscht Pieridium vor (Taf. XI). Xantorrhoea, die allerorts im Walde steht,
zeigt hier lebhafte Laub-Entwickelung und bildet ungewöhnlich umfangreiche
Blätterwipfel. Auch Macrosamia wird selten vermißt. Überall zeigt sich frisches
Grün, üppiges Gedeihen, aber es fehlt an Farben, und dieser Mangel bestärkt
den Eindruck der Einförmigkeit, die den Niederwuchs dieser Region gegen de
reichen Bestände des Nordens — und des Südostens — in Nachteil setzt.
Denn im Südosten des Areales wiederholt sich mit dem Nachlassen de
Niederschlages die Bereicherung des Unterwuchses. Die Jarra-Wälder
nördlich am King George Sound geben denen des Darling Range nichts nach. ü
An manchen Stellen ist das strauchige Unterholz fast undurchdringlich. Die €
breiten Phyllodien der Acacia myrtifolia (Legum.) treten bedeutsam herve®
Der zarte Duft ihrer Blüten erfüllt die Luft in der feuchten Jahreszeit, went
das dunkle Violett von Hardenbergia Comptoniana (Legum.) überall aus ©
Asten hervorschaut, und wenn zahllose weiße Blütensterne sich an Cl
Pubescens erschlossen haben, das Gesträuch mit dichten Gewinden zu bekrä
Lange Zeit beherrschen die selben Töne von Violett und Weiß das Gebi
de nn wenn Hardenbergia und Clematis verblüht sind, erschließen /ovea A
fıca (Legum.) und Zogania vaginalis (Logan.) ihre Blüten. Beide zählen ZU den
ansehnlichsten Sträuchern im westaustralischen Walde. Beide gehören g@®'
reichen Gattungen an, die in mannigfaltigen Epharmosen die klimatische®
Nuancen des Landes wiederspiegeln (vgl. S. 191). Und beide sind die vegeta
5. Kapitel. Formationen. 219
am reichsten entwickelten Formen im gesamten Bereiche ihrer Verwandtschaft.
(Fig. 494). Im Schutze des Gebüsches gedeihen ombrophile Stauden. Die
Charakter-Restiacee des Bestandes, Lorocarya densa, ist die zarteste Art, die
West-Australien aus dieser Familie besitzt. Auch bei Pefrophila diversifolia
(Prot.) erscheint das hübsche Laub ansehnlicher, weniger hart und minder starr,
als man es an dieser echt westlichen Gattung gewohnt ist. Von zarteren Farn-
Arten finden einige gutes Fortkommen an diesen waldigen Orten: so Lindsaca
triquetra, deren Wedel in schattiger Nähe des Gebüsches oft zu hübschen
Gruppen vereint sind. Aber es sind wenige, und die Armut an Farnen auch
in diesen begünstigten Bezirken bleibt immer eine sehr beachtenswerte Eigen-
schaft der westaustralischen Flora.
Im ganzen also setzt sich im Unterholz dieses südlichen Jarra-Waldes
unverkennbar ein »mesophiles« Gepräge durch. Es ist von hoher Be-
deutung für das Verständnis der westaustralischen Vegetation; denn an diesen
Standorten entfaltet sie sich weniger eingeengt von den Fesseln der Wasser-
Ökonomie, und zeigt uns an bekanntem Material viel neue Formen, welche
dieser Freiheit ihr Dasein verdanken.
In den Senkungen und Furchen des Geländes, wo das Wasser sich sammelt,
und Feuchtigkeit länger bewahrt wird, gewinnt der Unterwuchs Bedeutend an
Üppigkeit. Die Sträucher treten dichter zusammen, sie erreichen beträchtlicheres
Ausmaß in der Höhe. Auch einige ganz neue Elemente finden Eingang, viel-
leicht unter dem Einfluß edaphischer Faktoren: der Boden ist feinkörniger; er
nimmt lehm- oder tonartige Beschaffenheit an. An solchen Stellen sieht man
schon im Darling Range anziehende Vegetations-Bilder. Die stattliche Banksıa
litoralis bildet oft die imposanteste Figur darin. Neben den jungen Eucalyptus-
Stöcken treten kräftige Exemplare von Xantorrhoea Preissii und Macrosamıa in
die Erscheinung. Als Charakterpflanze gerade dieser feuchten Depressionen aber
spielt auch hier Viminaria denudata (Legum.) eine wesentliche Rolle, unverkenn-
bar mit ihren hellgrünen Zweigen, die ungemein zahlreich herabhängen. Im Unter-
grund drängen sich Lianen verschiedener Art zusammen. Im mittleren Darling
Range treffen sich von solchen Schlingpflanzen auf engem Raume: Kennedya
coccinea (Legum.), Gompholobium polymorphum (Legum.), Marianthus caeruleo-
Punctatus (Pittospor.), Comesperma cıliatum (Polygal.), auch die viel kleinere und
zartere Opercularia apiciflora (Rub.) kommt dort vor. Alle zeigen überraschende
Entwickelung ihrer vegetativen Organe, wobei sie auffallend zur Streckung ihrer
Internodien neigen. Innig verflochten, wirren sie sich zu dichten grünen Massen
zusammen. Ein Zug von Schlaffheit, wie sie schlingendem Wuchse wohl voran-
gehen muß, zieht sich durch die ganze Erscheinung des Unterwuchses. Der
hochwüchsige Thysanotus Patersoni (Liliac.) bildet aus seinen zarten Stengeln ein
haltloses Wirrsal, selbst Scaevola fasciculata (Gooden.) wird an solchen Stellen
schlaff und stützt ihre flexuosen Äste auf kräftigeren Zweigen des Unterholzes.
Dicht am Rande der Furchen, die in der feuchten Jahreszeit oft fließendes
Wasser fassen, entfaltet Grevillea bipinnatifida (Prot.) ihr prächtiges Blatt-
Mosaik, aus dem sich die trübroten Trauben eigentümlich herausheben. Neben
320 R Dritter Teil.
ihr treibt Trymalium Billardieri (Rhamn.) seine Äste mit ansehnlichem Laub-
werk, allerdings noch nicht so üppig, wie man es weiter im Süden ‚sieht. Es
ist: eine dürchaus-»mesophile« Waldpflanze, und gleiches gilt von den andem
Elementen. der Genossenschaft. Grevillea glabrata (Prot.) mit ihren schlanken
biegsamien Zweigen und dem weidenartigen Laube ist unter den westaustralischen
Arten der Gattung interessant durch ihre durchaus mesophile Epharmose, Und
von gleichem Werte in dieser Hinsicht ist Acacia alata (Leg., Fig. ı8) durch
die blattartig breit-geflügelten Stengel, eine jener Arten, welche PRITZEL as
»an feuchtere und schattige Lebensweise angepaßte ursprüngliche Xerophytent
auffaßt‘). Gerade diese weiche Acacia mit ihren schlaffen Ästen gehört zuden
häufigsten und wesentlichen Bestandteilen des Fruticetums in den feuchten
Furchen des Waldes; zugleich gibt sie ihm eine feine Dekoration, wenn am
Beginn der Regenzeit ihre blaßgelben Blütensträuße sich erschlossen: haben.
Je weiter nach Süden, um so ausgesprochener wird der mesophile Charakter
des buschigen Unterholzes. Dort gewinnt stellenweise Albissia lophantha Leg)
beherrschende Wichtigkeit in den feuchten Niederungen. Dieses hübsche Baum
chen mit seinen graziös geschwungenen Zweigen und dem empfindlich zartel
Leguminosen-Laub ist eine in West-Australien durchaus überraschende Er
scheinung. Nur Acacia pentadenia (Fig. 18 A) und A. nigricans, diese Leit
pflanzen der Karri-Zone (s. S. 221) lassen sich allenfalls vergleichen, erreichen.
aber selten die Dimensionen der Albisgia. Diese also ist es in erster Linie,
welche den im Lande sonst fehlenden Typus der arborescenten Fiederblatt-
Acacien repräsentiert. \
In den bevorzugtesten Lagen des Jarra-Gebietes gelangt auch die Furchen-
Vegetation zu ihrer schönsten Entwickelung. Acacia nigricans gesellt sich be
Formation hinzu. Das rundblättrige Hypocalymma cordifolium (Myrt.) wird
typisch. Zierlich geneigte Stämmchen von Acacia urophylla, kraftvolle Exen-
plare des Lewcopogon verticillatus (Epacrid.) heben sich bedeutsam heraus. ie :
wieder steht im Mittelpunkt des Ganzen Trymalium Billardieri (Rhamn.), statt:
liche, bis 3 m hohe Exemplare von schlankem Wuchs, mit weichem Laube;
Ben von mächtigen Rispen stark duftender Blüten. Zu seinen Füßen YeT
hält ein dichtes Gestrüpp von Preridium aguilänun den Bödek Und daneben
grünen in Menge die zierlichen Wedel des Adiantum aethiopicum; & ist ei
Wahrzeichen dieser schattenliebenden Genossenschaft, wie es lehrreichef nicht
zu finden wäre. ? 2
Wenn die Senkungen im Walde breiter werden, wenn die lehmige Sohle
an Tiefe und Umfang zunimmt, so geht ihr Ufer-Gebüsch in die Formatiot
echten Schwemmlandes über. Ts
z Unmittelbar an der Südküste gibt es keine reinen Jarra-Bestände. An ”
telle treten die noch machtvolleren Waldungen, die der Karri, Eucalyplus dw 2
»
»
Diels, Pilanzenwelt von West -Australien. Taf. XI, zu S.
Waldsaum im Distr. Warren.
j*
Eucalyptus cornuta Lab. (links); Banksia verticillata R. Br. (Zentrum); Pieridium aquilinum (L.) Kuhn (Haupt-Bodenwuchs);
Macrosamia Fraseri Mig. (Vordergrund)
Distr. Warren, Wilson’s Inlet. — E. Pritzel phot. März 1901.
5. Kapitel. Formationen. 221
Das Areal dieses gewaltigen Baumes begleitet in schmalem Saume die Küste
über drei Längengrade, vom ı15° bis zum 118° d.L. Etwa 60 km nördlich
vom Cape Leeuwin tritt er zuerst auf. Östlich davon gewinnt sein Gebiet etwas
an Breite, so daß die Nordgrenze ungefähr 100 km von der. Küste verläuft.
Vom Frankland River ostwärts wird es schmäler und schmäler, um in einem
dünnen Ausläufer südlich des King George Sound zu enden.
Das Revier des Eucalyptus diversicolor ist der mit Niederschlag am reichsten
versehene Teil Südwest-Australiens, überhaupt der am meisten temperierte und
ausgeglichene Distrikt des Landes. Der Regen des Jahres beläuft sich dort
auf meistens 100 cm, ja an vielen Stellen scheint die Summe noch über ı25 cm
zu steigen. Die beträchtliche Niederschlagshöhe erklärt auch das Vorkommen
des Baumes am Südhange der Perongerup-Berge, wo schöne Bestände eine
nach Nordosten vorgeschobene Exklave des Areales bilden.
Welche charakteristischen Eigentümlichkeiten der Karri-Wald als Formation
besitzt, ist gegenwärtig noch nicht näher bekannt. Ich hatte leider keine Ge-
legenheit, die typischen Karri-Gegenden, am Warren River und weiter östlich,
zu besuchen: sie sind dem Verkehr noch kaum erschlossen, und zählen zu
den unwegsamsten Landschaften der südlichen Hälfte West-Australiens. Von
Kennern des Karri-Landes wurde mir berichtet, seine Wälder seien die an-
sehnlichsten, die West-Australien besäße, und ihre Flora lasse manche spezi-
fischen Züge erkennen. Ein näheres Studium dieser Verhältnisse bleibt der
Zukunft vorbehalten. Für jetzt muß ich mich damit begnügen, in Kürze das
- hervorzuheben, was man in den äußersten Zonen des Karri-Distriktes, hart an
seinen Grenzen, beobachten kann.
Im Norden des Cape Leeuwin tritt Zucalyptus diversicolor zuerst etwas
südlich vom Margaret River auf, und zwar als Genosse des Jarra und der Zuca-
Iyptus calophylla, zunächst noch spärlich, aber gleich in dominierender Er-
scheinung. So stattlich jene beiden Zucalyptus auch in dieser Gegend gedeihen,
sie werden stets vom Karri noch überragt. Sein glatter sauberer Stamm strebt
unverzweigt zu imposanter Höhe. Erst weit oben beginnt die Teilung in fast
wagerecht abgehende Äste. Die Krone erscheint lichter, als man ‚von dieser
doch fast hygrophilen Art erwartet. Das Unterholz zeigt in dieser Übergangs-
Zone (Taf. VII) wenig Eigenart. Es ist das mesophile Gebüsch, welches im
ganzen Süden den Jarra begleitet. Macrozamia (Cycad.), Podocarpus Drouynıana
(Taxac.), Pieridium aguilinum sind vielleicht die häufigsten und ansehnlichsten
Gewächse des Niederwuchses am Cape Leeuwin. , Daneben gibt es Myrtaceen
in großen Mengen. Und überall zwischen dem Gebüsch drängen sich dichte
Rasen kraftvoller Blätter von Irideen-Gestalt hervor, überragt von hochgewach-
senen Schäften: es ist Anigosanthos Hlavida (Amaryll.), die an den bald mit Grün,
bald mit Rot gefärbten Blüten stets leicht zu erkennen ist.
Ein neuartiger Typus, der in diesen Wäldern häufig bemerkbar wird, kommt
in Acacia pentadenia (Legum.) zur Erscheinung. Es ist ein ansehnlicher Strauch
mit zartem Fiederlaub, der stattlichste Vertreter der Bipinnatae, den West-
Australien hervorgebracht hat (Fig. 129). Er neigt zu geselligem Auftreten.
222 Dritter Teil.
Oft sind größere Flächen des Waldbodens davon bedeckt: dann gibt die Fülle
des weichen Blattwerkes der Vegetations-Szenerie einen Ausdruck von sanfter
Zartheit, der in West-Australien sehr ungewöhnlich anmutet.
Ähnlich gestaltet sich das Bild des Karri-Waldes am Ost-Ende des Areales,
am Denmark River. Dort wird der Baum, zusammen mit Jarra, in größerem
Umfange ausgebeutet. Der Rauch vieler Sägewerke steigt im Walde auf. Wo
er aber noch unberührt ist von Menschenhand, zeigt das Unterholz und das
Gebüsch fast die selben Formen wie am Cape Leeuwin. Alles ist dicht be-
wachsen. Die weichen Acacia, die laubigen Büsche von Logania vagmalıs
(l.ogan.) und Hovea eliptica (Legum.), Anigosanthos flavida, Pteridium treten
am meisten in den Vordergrund. Xanthosia candida (Umbell.), Tremandra difjusa
(Tremandr.) und Aaloragis rotundifolia (Halor.) fehlen auch hier fast nirgends
im. Gewebe des krautigen Teppichs, der den Untergrund verhüllt.
Zweifellos ergeben sich in den zentralen Karri- Gegenden manche Abwer
chungen von diesem Bilde, das für die Grenz-Bezirke das typische ist. Näh
darüber wurde noch nicht erkundet. Es ist eine von den wesentlichen Lücken
der westaustralischen Formationskunde, die hier ausgefüllt werden muß.
3. Wandoo-Wald. (Vgl. S. 99, Taf. XIII.) |
Der Wandoo, Eucalyptus redunca (Fig. 6), ist eine Art, welche beträchtlichere
Variabilität besitzt als Jarra und Karri. Das Areal, das die Spezies bewohnt,
weist viel bedeutendere Unterschiede in Klima und Boden auf, als die Heimat
jener zwei wichtigen Bäume. Infolgedessen erscheint nicht, wie dort, das ge
samte Wohngebiet der Spezies von einer einheitlichen Wald-Formation einge
nommen. Vielmehr sind es mehrere Bestände, an denen sich der Baum il
mehr oder minder wichtigen Rollen beteiligt. Am bedeutsamsten und am
meisten beherrschend ist seine Stellung im westlichen Teile des Areales; nuf
dort sind seine Bestände annähernd so rein wie die von Jarra oder Karri, und
nur dort lassen sie sich den beiden anderen Wald-Formationen zur Seite stellen.
Diese Zone liegt zwischen den Linien von 70 bis 45 cm jährlichen Nieder" |
schlages. Die Trockenzeit währt länger, die Niederschläge des Winters SIT
leichter als weiter westlich. Viel extremer bewegen sich die Wärmekurved;
namentlich die kalten Nächte im südlichen Teile stellen einen wichtigen Faktot
des Klimas dar. Edaphisch dagegen entspricht die Zone noch ganz den en
Jarra- Gebiet obwaltenden Verhältnissen: Stark verwitterte, konglomeratischt
Derivate der Granitfeste bilden den Boden, in dem die Vegetation wurze® 2
Die Haupt-Verkehrsstraßen West- Australiens geben prächtige Aufsc ee
von den Wandoo-Wäldern. An der alten Straße von Perth nach York mach
man schon im westlichen Küsten-Vorland mit Eucalyptus redunca Bekannt5e
Er steht dort in kleinen Kolonien; am West-Fuße des Plateau-Abfalles vo
solche mehrfach angetroffen. In den höheren Lagen des Plateau-Abfalles NT e
verschwindet der Baum nahezu gänzlich und überläßt dem Jarra das ET
Erst etwa 7 5 km von der Küste, jenseits des Kammes, im östlichen DuiPE 2
Range, erscheint er wieder, und zwar fast plötzlich in dominierender >
Diels, Pflanzenwelt von West- Australien. Taf. XIII, zu S. 222.
+
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vn, ne redunca Schau. (Bestand hinten.)
alyptus occidentalis Endl. (vorn einzeln).
Distr. ee Cranbrook. — E.Pritzel phot. November 1901.
5. Kapitel. Formationen. 223
Nur auf eine Erstreckung von etwa ı5 km gelingt es Eucalyptus marginata
und namentlich Z. calophylia, noch hier und da sich neben ihm zu behaupten
Das gibt dann ein interessantes Bild: denn der Farben-Kontrast der Stämme
wirkt sehr eigenartig. Von diesem schmalen Übergangs-Gebiet aber weiter
östlich, setzt der Wanodo sich in ausschließlichen Besitz des Landes, freilich
nur für kurze Zeit, um dann immer zahlreichere Eindringlinge in seine Bestände
aufzunehmen.
Die typischen Wandoo-Wälder, wie sie im Darling Range etwa bei Bakers
Hill oder oberhalb von Newcastle entwickelt sind, teilen ihre wesentlichsten
Züge noch mit dem Jarra-Walde, nur verarmt der Unterwuchs rasch und seine
Elemente nehmen zu an xeromorpher Ausgestaltung.
Äußerlich gibt die eigentümliche Erscheinung des Wandoo der Formation
ihr durchaus individuelles Gepräge. Die weiße Borke des Baumes, sein ge-
drungener Wuchs, die lichte Fügung des ganzen Bestandes: das vereinigt sich
zu einer Szenerie, die sich zum zweiten Male in der Pflanzenwelt von Welt-
Australien nicht bietet.
Der Unterwuchs enthält noch viele Elemente, die im Jarra-Walde häufig sind.
Aber auch bei ihm ist das Gefüge viel weniger dicht, die Büsche stehen weiter
getrennt als dort; an manchen Stellen sieht man ansehnliche Flächen des kiesigen
Bodens ganz frei von Pflanzenwuchs. Die Starrheit des Strauchwerks nimmt
zu, die krautigen Bestandteile verringern sich, während annuelle Gewächse häu-
figer werden und in größeren Scharen den Waldboden mit buntem Gewande
bekleiden, wenn die feuchte Jahreszeit sich ihrem Ende naht.
Wichtige Arten des niedrigen Unterholzes liefert wiederum Acacia. Im
Darling Range ist Acacia urophylla noch verbreitet und wohl die schönste;
auch Acacia nervosa kommt häufig vor und macht sich an dem aufdringlichen
Geruch ihrer hochgelben Blüten bald bemerkbar. Auch sonst fällt es auf, wie
intensiv Geruch und Farbe der Blumen sind. Die tiefblauen Kronen der Sollya
heterophylla (Pittospor.) und der Leschenaultia biloba (Gooden.), die feurig-roten
lüten der Zeschenaultia formosa (Gooden.): alle gehören zu den Wahrzeichen
des Wandoo-Waldes und färben den Boden bunt, wenn sie im August und
September in frischer Blüte stehen.
Wie bemerkt, kommen im Gesträueh des Unterwuchses xerophytische Ge-
staltungen immer deutlicher zur Geltung. Besonders die Leguminosen bringen
dazu sehr wesentliche Beiträge; Mirbelia spinosa und Gastrolobium obovatum
zählen zu den häufigsten Formen der Wandoo-Zone, wo auch von ihren Ver-
wandten eine große Anzahl minder verbreiteter Spezies recht eigentlich zu Hause
Sind. Bei allen dient viel sklerotisches Material dem Aufbau der Organe, so
daß starres Laub und steife Zweige zur Regel werden. Diesen Leguminosen
ähnlich verhalten sich viele Proteaceen-Sträucher; namentlich gewisse Hakca-
Arten (4. lissocarpha und H. marginata) werden bedeutungsvoll durch ihr häu-
figes Auftreten und die Fülle zarter weißer Blüten, die sie in der Regenzeit von
weitem kenntlich macht.
An der Ausfüllung der weiten Lücken, die in der Wandoo-Zone gewöhnlich
294. Dritter Teil. A R
die Sträucher voneinander trennen, beteiligen sich neben krautigen Pflanzen die
Knollengewächse aus den Familien der Liliifloren, der Orchidaceen und der
Gattung Drosera. Namentlich die bizarren Blüten der Gattung Caladenia
(Orchid., Fig. 140) sind in den Wandoo-Waldungen noch ebenso zahlreich, wie
im Gebiete des Jarra. Nur treten andere Spezies in die Erscheinung; davon
wohl am häufigsten Caladenia hirta mit hellrotem Perigon, eine anspruchslos
aussehende Art, die aber so häufig ist, daß sie im September förmlich als Leit-
pflanze der Wandoo-Zone dienen kann. :
Die Annuellen sind augenscheinlich wichtiger, als in den Jarra-Wäldern:
darin findet die gesteigerte Periodizität des Klimas ihren Ausdruck, An dieser
Vegetation von Kraut-Gewächsen zeigen die Compositen weitaus die stärkste
Reste dieser Immortellen für die Wandoo-Wälder einen unverkennbaren Zug:
er ist kaum minder bedeutungsvoll als in den grasreichen Formationen de
Eremaea.
Die Gliederung des Wandoo-Waldes im einzelnen bedarf noch gründ- Er
licher Untersuchungen; weite Strecken seines Areales zwischen Swan und Black- =
wood River sind botanisch bisher kaum gestreift worden. An der alten Post
straße von Perth zum King George Sound und längs der Great Southern Railway
dagegen hat sich beobachten lassen, welche Wandlungen die Formation vol
Norden nach Süden erfährt. Wesentlich davon ist zweierlei: die Verarmung IN
den zentralen Teilen des Areales, und die Aufnahme neuer wichtiger
fühlbare Beeinträchtigung der Vegetation. Noch im August hat der Unterw' fr
einen beinahe winterlichen Anstrich. Auch später bleibt alles Gebüsch Me ®
u gedrungener als gewöhnlich; die Annuellen sind klein und von sch 3
tiger Statur. ;
5. Kapitel. Formationen. 225
SY Y/
(0
A -
Fig. 53. »Immortelle« Compositen der Südwest-Provinz: A Helipterum Manglesii
(Lind) F.v.M. 2 Helipterum cotula DC. C Waitsia acuminata Steetz (Original).
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien, 15
296 Dritter Teil.
Im Süden dieses selben Distriktes vollzieht sich eine wichtige Änderung im
Waldbilde durch den Eintritt eines neuen Zucalyptus-Baumes, des E. occiden-
zalis (Taf. XI). In der Regel ist er höher als #. vedunca. Die Verzweigung
des Stammes beginnt erst in beträchtlicher Höhe; die Äste streben dann gerade
und gleichmäßig nach oben und enden in ungefähr gleicher Ebene, so daßdie
Krone einen schmalen Trichter bildet. Dieser Wuchs, der sich dem Typus der
Eremaea-Eucalypten mit ihrer Neigung zur Schirmkrone nähert, hat dem Baume
bei den Kolonisten den Namen »Flat-topped Yate« eingetragen; im Bestande
ist er leicht daran zu erkennen. Auch seine schwarzgraue Borke, doppelt
wirksam im Kontrast zu den weißen Stämmen des Wandoo, hebt ihn sofort
heraus. Bei näherer Prüfung kennzeichnen ihn ferner die graziös abwärts ge-
wandten Cymen hellgelber Blüten, die seine nahe Verwandtschaft mit Z. corma
zuverlässig bekunden. a
Die Beteiligung des Baumes an den Wandoo-Wäldern wechselt in
den einzelnen Bezirken seines Vorkommens. Reichlich findet er sich z Bin
den Ebenen westlich des Stirling Range, wo er sich mit Z. redunca zu form
lichen Mischwäldern verbindet. Der Unterwuchs zeigt dort noch typischen
Wandoo-Charakter, teilweise in jener reduzierten Form des winterkalten Distriktes;
die wir oben kennen lernten (s. S. 168, 224). Auffallend wird das besonders an
der Häufigkeit von polster- und deckenförmigem Wuchse (vgl. $: 167.
Leschenaultia formosa (Gooden., Fig. 20.4), die ja stets dazu neigt, ist hier |
ungemein häufig. Auch von Scaevola sind extrem kondensierte Formen Ver
treten (Sc. kumifusa var. pulvinaris Pritzel, vgl. Fig. 39 S. 167). Ganz besonders
bemerkenswert aber sind Acacia congesta (Legum.) und Kennedya micropht
(Legum., vgl. S. 168). BE
4. Übergänge zu den Waldungen der Eremaea. ne
Wenn man sich von den reinen oder mit Yate gemischten Wandoo- ihre
die uns eben beschäftigt haben, weiter nach Osten wendet, so sieht u
typischen Elemente mehr und mehr verringert und durch neue Gestalten Bi
welche unverkennbar zur angrenzenden Eremaea überleiten. Wichtig gr =
. micrl-
Prozeß sind vor allem die baumartigen Acacien (Acacia acumınala,
botrya), bedeutungsvoll aber auch gewisse Eucalyptus-Arten, wie Eucaff 3
lorophleba (Taf. XXIV, XXX), der als Charakterbaum einer ziemlich ers
begrenzten Formation uns späterhin näher treten wird, und Zucalypl
monophloia (Taf. XXVI), der gleichfalls noch eingehender zu würdigen ”-
Wo immer diese eremaeischen Bestandteile den Wandoo-Wald zauf“
durchsetzen, ändert sich die Physiognomie auch seines Unterholzes =
heblich. Ganz besonders auf stärker bündigen Böden, die dem a
boden der Eremaea näher stehen, greifen solche Wechsel Platz. DE
am Boden wird äußerst licht. Melaleuca uncinata (Myrt.), Zucalyplus Typen
Acacia. laricina (Meissn.), mit Parmelien besetzt, und andere remaea
beteiligen sich daran. Oder es walten Sträucher mit glaucescenteM > =
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. Taf. XIV, zu $. 227.
FAR,
Ba
EEE
"Ps
Gemischter Wald des sandigen Vorlandes.
Casuarina Fraseriana Migq. (links und rechts); Zucalyptus marginata Sm. (Zentrum).
Jistr, Darling, Serpentine. — E. Pritzel phot. Dezember 1900.
5. Kapitel. Formationen. 227
Laube vor, wie Aakea, Daviesia incrassata (Legum.), Bossiaca rufa (Legum.)
und Acacia pulchella in ungewöhnlich skleromreichen Formen.
In der heißen Jahreszeit wird der Boden von geringen Immortellen-Resten
nur schwach verhüllt. Aber selbst dann fehlt es dem dürftigen Unterholz nicht
ganz an reizvollem Farben-Mosaik. Der Nachwuchs der Eucalypten in seinem
blassen Blaugrün steht neben starrem Aakea-Gebüsch von tief dunkelgrüner
Tönung. Kleine Acacien-Büsche sind mit lebhaft gelbgrün gefärbtem Laube
geschmückt. Daneben recken schlanke Casuarinen ihre Zweige empor, deren
Kolorit beinahe schwarz zu sein scheint. In seiner Stimmung ist das Ganze
der Eremaea schon näher verwandt, als der Wald-Szenerie, die der Südwest-
Provinz recht eigentlich ihren Charakter gibt.
ß. Gemischte Wälder des Vorlandes.
Taf. XIV, XV, XVI.
Einen durchaus selbständigen Charakter gewinnt der Wald auf den sandigen
Flächen des ebenen Vorlandes, das sich nach außen an das Plateau ansetzt.
Untersucht man den Boden dieser sandigen Wälder, den feineren Detritus des
Plateau-Saumes, so nimmt man ein verhältnismäßig lockeres Gefüge des Mate-
riales wahr. Es ist entschieden lockerer, als etwa der Boden auf den Strauch-
Heiden des Binnenlandes, den »Sandplains« im eigentlichen Sinne des Wortes.
Ferner findet man in der chemischen Beschaffenheit manchen Wechsel von Ort
zu Ort; namentlich der Gehalt an Humus-Stoffen unterliegt raschen Wandlungen.
Das Wesen dieser Waldungen liegt in ihrer reichen Ausstattung mit baum-
artigen Gewächsen. Es ist stellenweise ein wahrer Misch-Wald systematisch
heterogener Elemente. In keiner Formation der Südwest-Provinz treffen nur
annähernd so viele Baumgestalten zusammen als hier.
Den vollkommensten Eindruck dieser Waldungen erhält man in dem Niede-
tungs-Streifen, der sich von Vasse River bis Moore River zwischen Plateau-Rand
und Küste einschiebt. Hier wechseln sie ab mit versumpften Alluvionen und
besetzen die schwachen Erhöhungen der welligen Fläche. Es ist ein lichter
Bestand, viel offener als die Eucalyptus-Waldungen des Plateaus. Von weitem
zwar sieht er wie geschlossen aus, bei Annäherung lichtet sich rasch das Bild,
zuletzt wird jede Baumgestalt ohne Mühe für sich erfaßt und gewürdigt.
Eucalyptus marginata ist noch die beherrschende Spezies unter den Bäumen,
wenn auch nicht überall die häufigste Art. Aber sie ist eine andere geworden,
wenn man an ihre Erscheinung im Oberlande zurückdenkt. Der Wuchs dort
schlank und hoch, ganz sichtlich begrenzt durch die Rücksicht auf gleich-
berechtigte Genossen in nächster Nachbarschaft. Hier unten keinerlei Ein-
engung, imposante Dimensionen, gewaltige Breiten-Entfaltung (Taf. XIV, XV)
Dem Holzwerte nach gilt die Provenienz des Vorlandes für minder hoch ge-
schätzt, als der Jarra des Hügellandes. Im übrigen aber, das ist zweifellos,
wird der Baum nirgends stattlicher in seiner ganzen Erscheinung, als in den
westlichen Ebenen. Am Swan River gibt den sauberen Vororten der Haupt-
15*
298 Dritter Teil.
stadt nichts einen Schmuck so voller Harmonie und Kraft, wie die alten Jarra-
Bäume, die man aus der urwüchsigen Waldung einst stehen ließ. =
Man sieht in den Beständen des Vorlandes Eucalyptus marginata selten
höher als 30 m werden. Trotzdem übertrifft er an Höhe noch alle anderen
Bäume, die mit ihm zusammen wachsen. Der nächste im Ausmaß ist Casuarina
Fraseriana, auf dürrem Boden gleichzeitig auch der häufigste Baum des Misch-
waldes (Taf. XV). In der physiognomischen Erscheinung hat er etwas Starres,
Besenartiges in seinem Wesen, und es fehlt auch dieser Spezies des Seeklimas
jede Spur jener Beweglichkeit, die manchen Casuarinen Ost-Australiens etwas
einzigartig Graziöses gibt. ; ne
Eucalyptus und Casuarina können wohl als die häufigsten Teilnehmer der
Vorland-Waldung gelten. Aber recht eigentlich charakterbildend für sie wird
die Familie der Proteaceen. Xylomelum pyriforme, Adenanthos cygmorli,
Hakca glabella und mehrere Arten von Banksia: mit diesem Aufgebot tritt |
sie in die Bestände ein. Eigentümliche Gemeinsamkeiten verbinden diese doch
heterogenen Elemente. Am stattlichsten wird Xylomelum pyriforme, 10 m hohe |
Gestalten sieht man gar nicht selten, was bei den Banksien höchstens ausnahms-
weise vorkommt. Feste dornig gezähnte Blätter, deren Form an Ilex erinnert,
bilden die lebhaft dunkelgrüne Krone. Ähnliche Laubgestalt wiederholt sich
bei Haken glabella und bei der eigentümlichen Banksia ilicifolia, die a
isoliert unter ihren Gattungs-Genossen dasteht (s. S. 108). Sie bevorzugt die
südlichsten Landschaften; doch noch am Swan River sieht man ihre seltsamen
Silhouetten im Walde. Der Stamm verzweigt sich bald über der Basis, hu
die Äste bleiben kurz, so daß der Baum schmal-kegelförmigen Umriß gewinnt
Das Profil hat etwas ungemein Steifes; die Härte des Laubes erhöht noch er
Eindruck der Erstarrung: der Baum sieht aus wie aus Metall geformt.
Die eigenartige Kegelform kehrt bei Adenanthos cygnorum (Prot.)
Das gedrängte Laub aber folgt bei ihr einem ganz anderen Plane: €S
gelöst in viele schmale Segmente von nahezu schwarzgrüner Farbe.
sie zu einer fast düsteren Erscheinung im Walde, wie eine Trauer-Cype
versetzt in diesen Natur-Park, aber zu seinen gedämpften Farbentönen treflich
abgestimmt (Taf. XV). Be
Adenanthos gehört nach ihrer Verbreitung in diesen Wäldern ZU den zZ
menten von sekundärer Wichtigkeit. Jedenfalls wird sie an Bedeuufe
übertroffen von mehreren Banksia-Arten, die als kleinere Bäume oder Er
wüchsige Sträucher an vielen Orten diesen Vorland-Waldungen die SO
geben. Für Banksia grandis freilich ist es meist zu trocken; diese "7"
Spezies wird in den dichteren Waldungen des Südens und des Oberland
schöner und zahlreicher angetroffen (s. S. 218). Aber Banksıa attenuate (I
und (im Norden) B. Menziesii gelangen im Vorlande zur besten e; ihre
Steil aufgerichtete Äste mit senkrecht gestellten Laubquirlen bezeic ajs bei
Tracht, das Streben zur Vertikalen setzt sich selten so sichtlich durch un
diesen Charakter-Pflanzen der Südwest-Provinz. Das Laub ist - ; ga
als bei B. ilicifolia, doch gleichfalls hart und wenig saftig, dunkel
Taf. XV, zu S. 228.
Diels, Pflanzenwelt von West -Australien.
Gemischter Wald des sandigen Vorlandes.
lia R. Br. (schmalpyramidenförmige Baum-
Xanthorrhoea Preissii Endl.
Casuarina Fraseriana Mig. (Hauptbaum); Banksia tlicifo
Sträucher); Adenanthos cygnorum Diels (Proteac., grau, links vorn),
(rechts vorn).
Distr. Darling, Bayswater östlich von Perth. — E. Pritzel phot. Dezember 1900.
Diels, Pllanzenwel von West -Australlen Taf. X\ I,
Sehr lichter Wald des sandigen Vorlandes,
Eucalyptus marginats Sm. (Zentrum). — Buntsia attenuala R. Br. (niedere Bäume, besonders links
Distr. Darling, Bayswater östl. von Perth. — E, Pritzel phot, November 1901.
5. Kapitel. Formationen. 229
gefärbt. Die Entwickelung des Stammes unterliegt manchem Wechsel. Im
Süden werden im Durchschnitt meist größere Höhen erreicht, doch auch am
Swan River sieht man noch stattliche Bäume über den niedrigen Nachwuchs
ragen.
Bedeutungsvoll für die Formation wird ferner Nuytsia floribunda (Loranth.),
deren seltsames Wesen uns bereits früher (S. 108, Taf. VI) beschäftigt hat.
Dort hörten wir, wie dieser einzigartige Baum als einsames Wahrzeichen auf
den öden Sandflächen des Binnenlandes wächst. Oft wurzelt er auch in den
Alluvionen in feuchtem Boden. Aber vielleicht ist er nirgends zahlreicher und
machtvoller als in diesen Mischwäldern des sandigen Vorlandes. Es gibt am
unteren Swan River Stellen, wo er zur Blütezeit (Fig. 9) weite Strecken wie in
lichtes Feuer taucht, wo von den erhöhten Ufern des Flusses ein einziger Blick
davon überzeugt, wie häufig, wie beinahe allgegenwärtig der Christmas-Tree
in den lichten Waldungen der Fläche vorkommt.
Mit Nuytsia schließt die relativ reichhaltige Liste der Bäume des Misch-
waldes ab. Die kleineren Individuen der Adenanthos und der Banksien leiten
in allmählichem Stufengang über zu den höherwüchsigen Arten des
Strauchigen Unterwuchses, deren nur eine geringe Zahl zu nennen wäre.
Streng genommen ist nur die Gattung Facksonia gut repräsentiert; ganz be-
sonders häufig durch %. spinosa und $. furcellata, Das Bild des Mischwaldes
wäre unvollständig ohne den Zusatz dieser verworren-ästigen Büsche; sie haben
unter den zahlreichen Leguminosen Australiens nicht ihresgleichen. Den >»vir-
gaten« Grundplan der Verzweigung teilen sie mit ihren Genossen aus der
Familie der Proteaceen. Aber die Häufung einer Masse von kurzen und trotz-
dem noch abermals geteilten Phyllokladien, die Verdornung ihrer Endigungen
bringt einen ganz eigenartigen Eindruck hervor. Auch die silberne Bekleidung
ihres ganzen Vegetations-Körpers zeichnet sie vorzüglich aus und läßt selbst
in der blütenlosen Zeit mit aller Sicherheit ermessen, welche Rolle sie in den
Beständen spielen. Es gibt Stellen, wo man ihre vegetative Entfaltung be-
wundern muß: da sieht man sie wohl eine Höhe von 5 m erreichen. Doch
selbst dann tritt wenig Neigung hervor, den Hauptstamm sonderlich zu bevor-
zugen. Man kann nirgends eigentlich von baumartigen Formen sprechen, was
bei $. Sternbergiana vielfach notwendig wird (s. S. 125).
Der niedere Unterwuchs der sonnigen Mischwälder besteht aus mehr
oder minder dichtem Gesträuch von etwa °),—ı", m Höhe. Aus edaphischen
und klimatischen Gründen ist die Xeromorphose seiner Elemente stärker aus-
geprägt, als in den reinen Eucalyptus-Waldungen, die wir S. 215 kennen lernten.
Anderseits herrschen viel ersprießlichere Verhältnisse als auf den baumlosen
Strauch-Heiden des inneren Oberlandes. Die Strauch-Vegetation des Unter-
wuchses nimmt demgemäß eine Mittel-Stellung zwischen jenen beiden Forma-
tionen ein. Um das zu belegen, wird aus der großen Menge der Erscheinungen
eine Auswahl des Typischen genügen. Von den zahlreichen Leguminosen
dieser Bestände gehören Bossiaea eriocarpa und Hovea trisperma mit zu den
häufigsten. Beide erweisen an ihrem Laube unverkennbare Einschränkung der
230 Dritter Teil. =
Spreiten gegenüber denjenigen Verwandten, die im Untergrunde der dichteren
Eucalyptus-Wälder zu gedeihen pflegen. Das zeigt sich trefflich auch bei
Hibbertia hypericoides (Dillen., Fig. 29 S. 150). Eine der häufigsten Erscher
nungen auf dem Sande der gemischten Waldungen, macht sie uns schon nach
kurzem Aufenthalt mit dem oekologischen Durchschnitt der Formation vertraut,
Sie repräsentiert eine unverkennbare Mittelphase in der epharmonischen Ab-
stufung der polymorphen Gattung: denn auf den offenen Sandheiden schreitet
Hibbertia zu weit extremeren Gestaltungen. Andere Gattungen dagegen, de
in den dichteren Waldungen eine Rolle spielen, erreichen schon in den Misch-
wäldern nahezu das Ende ihrer Entwickelungs-Möglichkeiten. ZAaloragis pilhy- |
oides (Halor.) z. B., die so häufig ist, bildet das Endglied einer vegetativen
Formungs-Reihe, die bei den Typen der feuchten Südküste ihren Anfang nimmt.
In das Wesen des Unterwuchses wird uns die Rolle seiner Elemente!
den einzelnen Vegetations-Phasen näheren Einblick verschaffen. :
Am Ende der Trockenzeit erscheint der Mischwald wie abgestorben.
sieht noch blütenärmer aus als die anderen Formationcn. Aber die ersten.
Regen dringen rasch in den lockeren Sand. Sie lösen sofort regste Betätigung
bei dem Unterwuchse aus, der verhältnismäßig oberflächlich wurzelt. Kaum
erscheinen die ersten grünen Spuren, kaum treten die äußersten bleichen Blatt-
spitzen der Knollenpflanzen (Drosera, Caladenia) über den Boden, SO entfaltet
sich auch an den Büschen schon freundlicher Blütenschmuck. Das ist er
Enthüllung längst fertig gestellter Gebilde. Oft schon Anfang Mai sind de
Föbertia hypericoides-Büsche (Fig. 29) überladen mit frisch geöffneten Blüten.
2 ee wiederholt. Und wenn man oft von einem Ersatz dies"
coideen durch die Epacridaceen gesprochen hat, so gilt das ganz BET
angesichts blütenbiologischer En, Weit ie als im Hinblick auf die
vegetativen Verhältnisse der beiden Gruppen, die mancherlei Differenzen AP
EDER den Epacridaceen, den eigentlichen Boten der Vegetations-Zeit
Daviesia und Acacia im Mai und Juni die wichtigste Rolle. Daviesta =
mehreren Arten — wird selten vermißt; ihre Büsche sind ganz von eigen 6
gelbroten Blüten überschüttet, Manche Acacia verrät sich durch das ren |
der Köpfchen. 4. stenoptera, A. teretifolia und A. strigosa sind ty
5. Kapitel. Formationen. 231
diesen Waldungen; sie künden eine lange Serie von Arten an, die sich im
Blühen ablösen bis tief hinein in die Trockenzeit.
Im Staudenwuchs äußern um diese Zeit schon die Xerotes-Arten reges Leben;
auch eine zarte ZLaxmannia (L. ramosa) blüht im Schutze des Gebüsches. Aus
der meist noch weniger entwickelten Schar der Glumifloren tritt keine Gattung
besser hervor als Mesochlaena mit dem hellen Gelb ihrer Antheren und den
dunkelgefärbten Hochblättern. Zwischen den Ästen des Buschwerkes klimmen
die schlaffen Kletter-Drosera mit kleinen gelbgrünen Blättern.
Wenn die erste Woge des Blühens verronnen ist, nähert sich die Mitte der
Regenzeit, die kühlste Periode des Jahres. Es wird zwar nie so kalt im Misch-
Walde des Vorlandes, als auf den Sandheiden des Inneren, doch läßt sich der
scheinbare Stillstand auch hier nicht verkennen (s. S. 200). Eine Leitpflanze
des Unterwuchses, Stirlingia polymorpha (Prot.), steht schon seit Monaten in
Knospe; noch immer wartet man vergeblich, daß die Blüten sich erschlössen.
Erst Ende Juli wird das Bild wieder farbenprächtiger. Ein zarter Annuellen-
Teppich breitet sich an den Stellen aus, wo das Buschwerk reichlichen Schatten
spendet. Didiscus pilosus (Umbell.) ist nicht selten darunter. Viel gemeiner
aber Brisa maxima, die auch hier häufiger ist, als irgendeines der alteinge-
sessenen Gräser des Landes. Von diesen Annuellen jedoch ist keine dem Misch-
wald besonders eigentümlich: wir werden ihnen in anderen Formationen wieder
begegnen.
Die Strauchflora des Unterwuchses verrät mit der fortschreitenden Jahreszeit
mehr und mehr, wie groß ihre Mannigfaltigkeit ist. Immer neue Gestalten im
Schmucke hübscher Blüten reihen sich den längst schon fruchtenden an.
Bossiaca (Legum.), Burtonia (Legum.), Pimelea (Thymel.) u. a. folgen sich auf-
einander. Dazwischen erheben sich aus bodenständiger Rosette die schlanken
Schäfte eigentümlicher Stylidium (z. B. St. striatum). Conostylis-Arten (Amaryll.,
Fig. 28) bezeugen, daß diese Leitgattung West-Australiens auch im Mischwald
mit selbständigen Formen vertreten ist.
So nähert sich die Regenzeit ihrem Abschluß. Die Oberfläche des Sandes
beginnt rasch abzutrocknen, aber die tiefen Schichten bleiben noch lange gut
durchfeuchtet. Das höhere Unterholz ist in voller Tätigkeit, seine vegetative
Arbeit zu fördern. Vielfach sieht man die frischen Farben jungen Laubes.
Auch Blüten sind noch zahlreich. Die offeneren Stellen schmückt Petrophila
linearis. An ihren ausgebreiteten Ästen trägt sie blaugrünes Laub und wollige
hellrosenrote Köpfe; es sind wohl die auffälligsten unter den späteren Blüten
des Mischwaldes.
Um Anfang November erscheint der Mischwald nochmals wie in verjüngtem
wand. Seine dualistische Zusammensetzung — aus niederem Gebüsch und
höheren Bäumen — macht sich jetzt effektvoll geltend. Beide werden von
verschiedenem Lebens-Turnus gelenkt: bei den seichtwurzelnden Büschen steigt
und fällt die Kurve beinahe mit der Linie des Niederschlages; an den tief hinab
dringenden Bäumen folgt sie dem Regen in zeitlich weitem ‚Abstande nach.
araus ergibt sich das reizvolle Bild des Waldes am Ende der Regenzeit, den
232 Dritter Teil. FE
wir Nordländer herbstig nennen wollen, wenn wir den Boden betrachten, und
der doch die Gaben des Lenzes zu spenden scheint, wenn wir zu seinen Bäumen
emporschauen. Wer ihn etwa in der ersten Hälfte des November betritt, wird
überrascht von dem Farben-Reichtum des Waldes. An den jüngeren Euc-
rostbraun
der Nuytsia floribunda, die von Tag zu Tag sich voller und lebhafter färben 3
und die nahende Blüte des Baumes ankünden. ur
Auch im niederen Strauchwuchs pulsiert noch immer Leben, das neue
Gestalten zur Geltung bringt. Besonders Myrtaceen, wie Arten von Melaleua,
Calythrix, Verticordia, Eremaea, bedecken sich mit leuchtendem Schmuck i
gelber oder Purpurroter Blüten. Jetzt erst wird man gewahr, wie verschieden
geartet diese Büsche sind, die vorher in ihrer einförmig ericoiden Tracht doch
kaum 'unterscheidbar schienen. Neben ihnen ist auch Scholtsia obovata ci
auffällig geworden: die Äste liegen strahlig am Boden ausgebreitet, und jeder
endigt in einer dichten Ähre rötlichweißer Blüten. I
Unterdes wird der Unterwuchs_ stets fahler, und seine Farben verblassen
schnell. Nur vereinzelte Individuen halten sich noch in voller Blüte. Die AM
der ausdauernden Stylidium sind vertrocknet. Die Annuellen-Füllung ist un
Verblühen nahe. Noch erkennt man, wie in dichten Trupps Waitzia nad
(Compos.) sich auf dem Waldboden verbreitet. Noch sieht man die hübschen
blauen Blüten schlanker Lobelien (Z. tenwior, L. rhytidosperma); hier und da
noch eines der vergänglichen SzyZdium. Sonst steht alles, was einst die Kraut
er War, in reifender Frucht, mit vertrocknetem Laub und vergilbten er
Die Farbe des Grundes hat wieder jenen vergilbten Ton gewonnen, deeRB.
verbleibt, bis die neue Regenzeit ihn frisch bekleidet. =
€. Strauch - Formationen.
«. Sklerophyli-Gebüsch. a
Taf. XVII, XVIIL. ee
phyli-Gebüsches findet man in bee
auf den Hügeln des Plateau-Randes, SF Be
mit sind ihre klimatischen und edaphischen "7 :
. Sie ersetzt die Waldungen, sobald der Niedk ee £
das dem Baumwuchs unentbehrliche Maß nicht mehr erreicht. Und sie ge n
lange entwickelungsfähig, bis der Regen so geringfügig wird, daß er auf I
für Sand-Heiden genügt. Der Boden des Sklerophylien-Gebüsches en stein
dem in den Wald-Gebieten so verbreiteten Typus: er ist kiesig oder #7"
wobei die gröberen Bestandteile durchlehmige Substanzen verkittet sind. |
5. Kapitel. Formationen. 233
In der Regel ist das Sklerophyll-Gebüsch aus niedrigen Sträuchern zusammen-
gesetzt. Mehr als 2 m erreicht es äußerst selten in der Höhe, gewöhnlich bildet
ı m das Durchschnitts-Maß des Bestandes. Dem äußeren Eindruck nach würde
man ihn für sehr einförmig erklären. Ein eigentümlich melancholisches Grau-
grün kündet ihn von ferne an, und während eines großen Teiles des Jahres
lassen sich ihm auch bei näherer Einsicht wenig freundliche Seiten abgewinnen.
Immerhin beginnt man dabei schon die außerordentliche Mannigfaltigkeit zu
erfassen, welche in diesen Gebüschen herrscht.
Ihr ganzer Reichtum jedoch erschließt sich erst in der Blüte-Zeit des Jahres.
Dann schmückt sich das Gebüsch mit tausenden von Farben. Jeder Strauch, ob
groß ob klein, ist überladen mit Blüten, die Luft füllt sich mit ihrem würzigen
Aroma. Soweit man in der Runde Umschau halten kann, sieht man sich umgeben
von einem Natur-Garten sondergleichen. Und die Fülle des Verschiedenen darin
ist so groß, daß schon auf kleinem Bezirk stets Neues das Auge fesselt. Noch
vielseitiger aber entrollt sich das Bild des Gebüsches bei schneller Reise, wo
in manchen Gegenden die Menge der Gestalten, die kommen und gehen, etwas
verwirrendes annimmt. Die Formation des Sklerophyli-Gebüsches ist es, welche
in erster Linie den erstaunlichen Formen-Reichtum der Flora West-Australiens
herbeiführen hilft, welche zu den langen Artenlisten seiner formenreichen
Gattungen die stärksten Beiträge liefert. Sie scheint mir dafür noch mehr zu
leisten, als die Sandstrauchheiden, mit denen sie ja so viel Gemeinsames hat.
Der Grad des Formen-Reichtums in den Sklerophyli-Gebüschen ist sehr ver-
schieden bei den einzelnen Teilnehmern. Klar aber tritt die Tatsache hervor,
daß einige Pflanzen-Stämme in dieser Formation ganz besonders erfolgreich
ihre Gestaltungs-Kraft betätigen. Es möge genügen, nur die wichtigsten Fälle
anzuführen. Die Proteaceen stehen unbestritten an erster Stelle. Es gibt
keines ihrer westaustralischen Genera, das hier nicht vertreten wäre; und die
echtesten »Autochthonen«, wie etwa Petrophila, Conospermum, Banksia und
vor allen Dryandra haben die überwiegende Zahl ihrer westlichen Endemismen
in den Sklerophyli-Fruticeten hervorgebracht. Viele parallele Erscheinungen
zeigen die Podalyrieae (Legum.). In ihren großen Gattungen, wie Gasirolobium,
Ozxylobium u. a. gibt es wahre Schwärme lokaler Spezies, die unserer Forma-
tion angehören. Auch die Sterculiaceen dürfen nicht übergangen werden. Von
ihren schönen Arten sind viele ausschließlich in diesen xerophilen Gebüschen
heimisch, wobei sie dort oft nur innerhalb eng begrenzter Areale gefunden
werden. Endlich sei auf die Myrtaceen gewiesen. Der Familie im ganzen läßt
Sich zwar keine Vorliebe für die Formation nachweisen. Doch gibt es immerhin
manche Arten, die dort offenbar ihr bestes Gedeihen finden. Ja, in Darwinia
hat sie sogar ein ganz vortreffliches Beispiel für den progressiven Polymorphis-
Mus der typischen Gebüsch-Genera geliefert.
Trotz all dieses Reichtumes in der Zusammensetzung, bleibt der Grund-
Charakter der Formation überall der gleiche. Die Nähe der Küste oder das
Maß der Feuchtigkeit bringen darin nur graduelle Schwankungen hervor, während
sie für die Ausdehnu ng der Formation natürlich von bestimmendem Einfluß
234 - Dritter Teil.
sind. Ja, sie schaffen ihr erst die Existenz. Denn das Sinken de
Niederschlages gebietet dem Walde Halt, wenigstens dem Walde als solchem,
s Formation. Keineswegs aber allen seinen Bestandteilen. Nur die Bäume
haben ihre Grenze erreicht. Das Unterholz aber behält auch ohne sie seinen
Zusammenhalt. Bisher nur untergeordnetes Element der Waldung, wird esnun
selbständig, zur unabhängigen Formation.
Die Formation des Sklerophyllen-Gebüsches ist also dem Unter-
holze der Wälder im wesentlichen gleichartig, sie stellt prinzipiell nur
das modifizierte Unterholz der Wälder dar. Dabei scheiden die mesophilen
Elemente aus. Aber sie gehen keineswegs völlig verloren, sondern sie leben
sozusagen fort in xerophiler veranlagten Formen, die für sie eintreten. Tetra- ®
!heca (Tremandr.), Zibbertia (Dillen.), Haloragis (Halor.) und eine Menge anderer
Beispiele lehren das und zeigen, wie die an den leichten Schatten des Waldes
gewöhnten Spezies ersetzt werden durch widerstandsfähigere Arten mit ent- :
N a
Aber er hört dort nicht auf, sondern setzt sich in der ganzen Formatic
im Einklang mit ihrer klimatischen Differenzierung. Ja, vielerorts reicht er no
weiter und wird selbst bei der Umbildung des Sklerophylien-Gebüsches 2 &
reinen Sand-Heide wirksam. Be: 4
Die räumliche Verteilung der typischen Sklerophyli-Gebüscht
wird, wie erwähnt, in erster Linie von den Niederschlags-Verhältnissen bestimmt.
Im Norden der Südwest-Provinz ist ihr Areal daher überaus eng. ‚EB a:
schränkt sich auf einen schmalen Streifen längs der Küste und wird weil |
östlich sehr bald von dem Bezirk der Sand-Heide abgelöst. Aber a k-
Seewinde zugekehrten Hänge dieser Gegend zeigen die Formation in pra( Br F
Entwickelung. Die Vegetation des »White Peak« nördlich der iz
Bay gehört zu ihren besten Beispielen. Der kleine Hügel (Taf. x
nur etwa 3 km von der Strandlinie entfernt und empfängt die feuchten
aus erster Hand. Im porösen Gestein bergen sich permanente Wasse!
Die ganze Gegend hat etwas überraschend frisches. Dort erreicht das Ir
nur selten mehr als ı m Höhe, wächst aber zu solcher Dichtigkeit;
streckenweise nur schwer zu durchdringen ist. Die Hauptrolle spiel
ceen darin; dann folgen etwa Acacia pulchella (Legum.), die prächtige
Pycnophylia (Prot.), Philotheca ericoides (Rutac.), eine sehr seltene ? a 2
“mPiera altissima (Gooden.), die dem Gesträuche so lebhafte Töne Y
mitteilt. Zwischendurch flicht Drosera macrantha (Fig. 30A) ihre za
ganz wie etwa am Swan River. |
Diels, Pflanzenwelt von West -Australien. Taf. XVJ, zu S. 234.
Strauch -Formation.
hr artenreich zusammengesetzt
. m Vordergrunde auffallend Melaleuca meg gacephala F. v. M. (Myrt.) blühend,
Distr. Pa White Peak nördl. von Champion Bay. — E. Pritzel phot. September 1901.
5. Kapitel. Formationen. 235
überragen das Gewühl der Sträucher. Proteaceen geben den Ton an. /sopogon-
en (J. voseus, I. teretifolius) in allen Schattierungen von Rosenrot, Petrophila
(P. chrysantha, media, serruriae, divaricata) mit gelben Blumenköpfen bilden
nach Individuenfülle gewissermaßen das Grundgewebe. Eingestreut sind hübsche
Grevillea-Arten: am häufigsten Grevillea oxystigma, ganz wie eine Phylica des
Kaplandes, und Grevsllea Endlicheriana, deren lange, steife und doch zierliche
Äste besäet sind von hellrosa Blütenköpfchen; sie ist von weitem wie ein kahles
Mandelbäumchen anzusehen. Hier und da erheben sich dazwischen die Schäfte
des Conospermum glumaceum mit ihrem unvergleichlich graziösen Blütenstand.
Er trägt eine Menge weißer Glocken: die mit großen Hüllblättern besetzten
Ährchen. Niemand wird ihm die Verwandtschaft mit C. densiflorum ansehen,
das unfern davon in Menge beisammen steht. Bei ihm sind die Blütenköpfe
blau, in Tracht und Färbung wie Jasione. Blaue Farbentöne gibt es sonst nicht
viele im Gebüsch, nur die gesättigte Azurfarbe des Comesperma paucifolium
(Turcz.) bringt sich zu starker Geltung. Stellenweise werden die violetten Blüten
schlanker Calythrix (C. brevifolia) wirkungsvoll im Landschaftsgemälde. Ver-
breitet sind hübsche Sterculiaceen-Sträuchlein: Gwzchenotia micerantha (Fig. 24)
sieht man ganz von rosenroten Kronen überschüttet, wenn es Ende August
den Gipfel seiner Blüte erreicht hat. Doch keine Farbe ist so allgemein, wie
das warme Gelb der Acacien, das auf weiten Strecken nichts neben sich auf-
kommen läßt.
Noch in der Gegend des Swan River, an baumarmen Stellen des Plateau-
Abhanges, wo die Formation bereits an den Jarra-Wald ganz nahe herantritt,
beobachtet man in der Blumenfülle etwa des Septembers ganz unverkennbare
Herrschaft der gelben Farben, bei reizvollster Mengung der Nuancen: tief ge-
sättigt an Acacia oncinophylla, zu intensivem Orange vertieft bei Hibbertia aurea,
lebhaft leuchtend bei Verticordia acerosa und zierlich aufgelöst in den feinen
Blütenständen von Synaphea und Stirlingia. Natürlich fehlt daneben nicht der
Einschlag lichten Purpurs (Verticordia, Tetratheca).
Der ganze Bestand ist, wie am Moore River, dicht gefügt und verhüllt
stellenweise den Boden unter einem Schleier von Blüten. Vielfach sind Orchi-
deen eingestreut, besonders zahlreich gegen die Bäche hin, wo die herrlich
lichtblauen Trauben der 7) helymitra crinita am schönsten zu sehen sind.
Die Gebüsche der Südküste besitzen eine weite Ausdehnung am ganzen
Gestade. Gut bekannt aber ist nur ihre am King George Sound entwickelte
Facies, jene überaus reichen und mit schönen Blüten gezierten Gebüsche, die
tings den Hafen umsäumen und die den Ruf der westaustralischen Flora be-
Sründet und weit hinaus getragen haben.
Es ist ein leicht welliges Land. Der Blick beherrscht das Becken des Hafens
und den ganzen Sund und reicht hinüber zu den Hügeln, die den Hafen vom
Meere trennen. Fast beständig fangen die sanften Hänge eine frische Seebrise
auf, die mit Feuchtigkeit beladen ist. Die Niederschlagshöhe beträgt zwar nicht
mehr als 85 cm, aber die Wärme-Extreme sind viel geringer (s. S. 84), die
Transpirations-Größe weniger beträchtlich als nordwärts.
-
236 Dritter Teil.
In seinen allgemeinen Lebens-Bedingungen scheint hier das Gebüsch alo
bevorzugt im: Vergleich zu den Verhältnissen des Nordens. Dem entsprechend
bietet es zu dem Unterholze des Jarra-Waldes innigere Beziehungen
als zu den Fruticeten am Moore River. Die Grenze gegen die Wald-Form-
tionen beruht nicht einmal auf klimatischen Gründen, wenigstens nicht überall
Es läßt sich heute noch nicht feststellen, welche Einflüsse den Wald auf dem
Gelände dieser Busch-Formationen unmöglich machen. Be
Im oekologischen Bilde der südlichen Gebüsche äußern sich die günstigen
Konstellationen, unter denen die Formation lebt. An vielen Stellen ist sie
durchsetzt von kleinen Myrtetis, ganz wie die feuchteren Waldungen des La
des. Am besten aber drückt sich in der Gestaltung ihrer Komponenten aus,
wie bedeutend sie gegenüber den nördlichen Fruticeten begünstigt ist. Das
läßt sich um so klarer erfassen, weil die Elemente sich im Wesen ä li
bleiben. Auch im Süden stehen Proteaceen an erster Stelle, dann folgen Legu-
minosen; größer als im Norden ist die Beteiligung der Epacridaceen.
Der Vergleich etwa der Proteaceen eröffnet dem Verständnis bald den
Gegensatz zwischen Nord und Süd. Den starren Formen des Nordens stehen
bei Petrophila und Isopogon weichere und stattlichere Arten gegenüber. Lan
bertia ist dort durch eine fast stechende Spezies vertreten, im Süden durch die
laubreiche Z. zniflora. Bei Dryandra gewinnen die hochwüchsigen Arten des |
Südens (D. mucronulata, D. scrra) etwas beinahe zartes. Besonders wirkung"
voll aber sind die Banksien, anmutig gebaute Gewächse, unter denen 2. Dr ag
das schönste Laub besitzt: fast farnartig in seiner reichen Gliederung gehört ©
zum zierlichsten, was die so formbegabte Familie überhaupt hervorgebracht hat
Banksia erreicht in diesen Gebüschen des Südens überhaupt den Gipfel seine!
Entfaltung. An manchen Stellen um King George Sound findet man 6—8 Arte
auf kleinem Raume zusammen, und doch alle in der äußeren Tracht noch tief
geschieden als durch den Bau ihrer Blüten. Das südliche Gebüsch verdichtet
und verflicht sich oft so stark, daß es mühsam ist, sich seinen Weg hindı gr
bahnen. Ä \ I
Dabei ist die Beteiligung von Stauden sehr unbedeutend, die Räume zwischet =
den größeren Büschen sind dicht gefüllt mit ericoidem Gesträuch aus a
densten Gruppen [z. B. Lewcopogon (Epacr.), Phyllota (Legum.), Cs
(Polygalac.)). Es sind das oft nur schwächliche Sträuchlein, aber auch ”
Jungen Nachwuchs verholzen ganz früh die Achsen und streben zum Bir \
Strauches hin. Die Büschel mancher Restionaceen (z. B. Anarthria scabra) | |
Eine interessante Wiederholung des südlichen Küsten-Gebüsches be “a ä
“ in den obersten Lagen des Stirling Range, besonders aM In da
hange. Sie ist zweifellos bedingt von klimatischen Analogien. ge =
re Regionen dieser Berge ist das Fruticetum im wesentlichen = =
in ” ” *
er Mitte verdichtet es sich mehr und mehr, bewahrt aber "9 Be
Charakter. Erst weiter oben gestaltet es sich zu einem äußerst dichte g
Taf. XVIII, zu S. 236
Diels, Pilanzenwelt von West -Australien,
Sklerophyli-Gebüsch im westlichen Stirling-Range.
Eucalyptus tetragona F. v. M. (dünne Stämmchen); Zuwcalyptus Preissiana Schau. großblättrig, niedrig);
Xantorrhoea Preissii Endl. (vorn); Dryandra armata (Proteac., sehr dunkellaubig).
Distr. Stirling, Suckys Peak. — E. Pritzel phot. November 1901.
5. Kapitel. Formationen. 237
mannshohen Strauch-Bestande, der viele Arten und alle physiognomischen
Züge der King George Sound Flora wieder bringt. Unter vier Banksia-Arten
B. Brownii, B. coccinea, B. grandis, B. Solandri), die man oben am Mount
Toolbrunup sammelt, sind die drei ersten wohlbekannt am King George Sound.
Isopogon latifolius kehrt wieder, auch Dryandra formosa und D. mucronulata
(Prot.), während Beaufortia decussata (Myrt.) den Platz der BD. sparsa einnimmt,
und von Äunzea recurva (Myrt.) eine charakteristische Varietät vorhanden ist.
Die Blüten-Pracht dieses Gebüsches an steil geneigten Hängen, mit dem Feuer-
rot der Beaufortia und der Banksia coccinea, mit dem schimmernden Gelbrot
der Dryandra formosa, erreicht um die Wende von September und Oktober
den Höhepunkt, genau einen Monat später, als am Moore River (s. 5: 234).
Die Gipfel selbst des Stirling Range sind von einer abermals abweichenden
Form des Gebüsches bedeckt. Dort auf den felsigen kleinen Plateaus des
Kammes, an den Kuppen der höchsten Spitzen dürften die äußeren Bedingungen
nicht so günstig sein, wie in der reichen Busch-Zone, die wir eben kennen
lernten. Die Sträucher sind niedriger, das Laub weniger ansehnlich, ericoide
Formen walten wieder vor. Doch ist das Gebüsch auch hier ungemein dicht
und nicht arm an schönen Farben. Man sieht ganze Trupps von Zeucopogon
unilateralis (Epacrid.); dazwischen Zasiopetalum-Arten (Stercul.) und Darwinia
Meissneri (Myrt.) mit prachtvoll hochroten Hochblättern reichlich eingestreut;
auch Leguminosen, namentlich Gastrolobium und Oxylobium, fehlen fast nirgends
und ziehen mit dem reichen Gelb oder Rot ihrer Korollen oder dem Duft ihrer
Blüte schon von weitem den Blick auf sich.
Kehren wir zu jener Form der Gebüsche zurück, die am King George
Sound herrscht, so sind wir veranlaßt, noch einen Blick auf die Verbreitung
dieser Facies zu werfen. Es ist darüber bisher nicht viel bekannt. Doch be-
stehen Anzeichen, daß sie mit häufigen Unterbrechungen eine weite Ausdehnung
längs der Südküste genommen hat. Noch in der Gegend der Esperance Bay
kommen analoge Formationen vor, die näheren Studiums bedürfen.
An anderen Stellen der Südküste freilich, wo das Fruticetum unter minder
ersprießlichen Verhältnissen lebt, treten stärker xeromorphe Bildungen für die
geschilderten Normalen ein. Das Klima (s. S. 80) der Südküste gibt oft dazu
laß; es ist ziemlich mannigfach gegliedert; lokale Modifikationen sind zahl-
reicher als an der Westküste. Demgemäß zerfällt das Fruticetum in eine Menge
von Einzelformen, jede charakterisiert durch sonst nicht wiederkehrende Kom-
binationen, durch gewisse endemische » Varietäten« oder selbst »Spezies«. In
ihrer ganzen Erscheinung den nördlichen Fruticeten durchaus entsprechend,
doch floristisch ganz unabhängig zusammengesetzt.
Ein Paradigma dieser Fruticeten-Form läßt sich unweit von Cape Riche
am Mount Melville studieren; der Berg hieß früher Konkoberup und findet
als solcher schon bei PrEIs$ und DRUMMOND Erwähnung, deren Sammlungen
er in hervorragendem Maße bereicherte. Seine steilen Hänge wenden sich
seewärts. Sie sind bestreut mit Blöcken, oft auch steht der Fels unmittelbar
an, und man sieht, daß es ein ungemein hartes, schwer verwitterndes Material
ER
238 Dritter Teil.
ist, aus dem er sich aufbaut. Das Gebüsch ist meist etwa mannshoch,
hart, vielfach stechend, doch im Rahmen dieser Xeromorphie. keine
förmig in den Laub-Strukturen. Strauchige Zucalyptus (E. incrassala, E.
manniana, E. tetragona mit kräftigen glauken Blättern) gibt es häufig. Ihnen
zur Seite wachsen Casuarina trichodon (Casuar.) und Persoonia teretifolia (Brot)
mit unendlich vielen starr aufgerichteten Ästen; dann Hakea crassifolia wi
und Z7. laurina (Prot.), deren Spreiten merkwürdig breit und dick erscheinen.
Dazwischen drängen sich niedere Gestalten: der äußerst starre Calotha
robustus (Myıt.), der dicht gehäufte Büschel steifer Nadelblätter an den Zweig
enden trägt; die dornigen Massen von Dryandra falcata (Prot.) und von laubarmen
Daviesien (D. pectinata, D. trigonophylla (Legum.); eine seltsame Rutaces, a0
deren Zweigen sich Hunderte von dicken Blättern in enger Folge drä !
(Phebalium rude); das rutenförmige Geäst kleiner Zexcopogon-Büsche und
des Lebens hier am südlichen Gestade weniger schroffem Wechsel unt
: Eine eigentümliche Gestalt gewinnt das Gebüsch auf den sterilen
flächen der Litoral-Zone. Der Kalkstein liegt vielfach unverwittert
niedrig und stark xeromorph in seinem ganzen Aufbau. a
An manchen Stellen wird es kaum meterhoch und ist ziemlich licht v
Gebüsch mit Stauden. Casuarına humilis (Casuar.) und Melaleuca aceros@
erkennt man an ihren sparrig gespreizten Ästen. An freien Stellen sind
Immortellen-Kolonien (Compos.) eingefügt, die noch spät im Jahre Le
Farbe zeigen: Athriria australis, Podolepis nutans und das schön 89°
Helipterum involucratum sind im Mündungs-Gebiet des Swan River die
tigsten Spezies dieser anspruchslosen Genossenschaft.
Es gibt auch Typen dieser Formation, welche ein viel fester gesch
Gebüsch darstellen. So sieht man bei Fremantle wohl Herden von #4f
5. Kapitel! Formationen. 239
Weiter binnenwärts, wo der Litoralkalk aufhört oder unter mächtigen Sand-
decken verschwindet, da geht das niedrige Gebüsch rasch in die lichte Waldung
über. Die Sträucher werden höher. Immer zahlreicher erscheinen die silber-
grauen 'Gestalten der Facksomia sericea. Häufiger stellt sich Acacıa pulchella
ein, in einer starren Form, deren Blättchen alle wie Dachziegel sich gegenseitig
decken. Schon sieht man im Hintergrunde die stattlichen Formen der Banksien
aufsteigen, und hoch über ihnen die breiten Wipfel der ersten Jarra-Bäume.
8. Sand-Heiden.
Taf. XIX, XX, XXI.
Am ganzen inneren Saume wird die Wald-Zone der Südwest-Provinz ein-
gefaßt von einem breiten Gürtel sandreichen Heide-Lands. Dem ersten Ein-
druck nach sind es die reizlosesten und einförmigsten Teile des ganzen Süd-
westens. Die ewig graugrüne Pflanzendecke steigt und fällt in unendlich flachen
Wellenzügen. Meilenweit schweift unbehindert der Blick in die Ferne. Immer
scheint der Horizont der selbe, das Bild das gleiche, die Färbung unverändert
fahl und stumpf. Selten wird ein Laut gehört. Schatten gibt es weit und breit
nicht, und keinen Tropfen Wasser. Verlangend schaut das Auge aus nach den
dunkeln Linien der Eucalyptus-Furchen, wo ein kleines Becken im Granitsockel,
eine Mulde im Schatten von Melaleucen vielleicht etwas Wasser geborgen hat.
Das ganze weite Gebiet der Strauch-Heiden ist für jegliche Kultur bis jetzt
noch wertlos. Seine gewaltige Ausdehnung gibt West-Australien auch für den
Gast, der nur kurz verweilt, etwas Individuelles, und so galt der »Sand« dem
Goldsucher und Abenteurer, der aus den östlichen Kolonien kam, als das eigent-
liche Wahrzeichen des im Grunde doch verachteten Landes. Selbst den Ein-
heimischen überkommt etwas wie unmutiges Entsagen, wenn er von den
»Sandplains« spricht, von ihren wasserlosen Öden und von ihrer quälenden
Sonnenglut.
Überraschend für jeden Beobachter ist die mannigfaltige Zusammen-
setzung der Sand-Heide. Die Macchien der Mittelmeerländer erscheinen
‚monoton dagegen; die Strauch-Bestände des Kaplandes sind zwar an den Berg-
hängen ebenfalls wunderbar abwechselnd, aber auf flachem Sandlande nicht
entfernt so reich an verschiedenartigem Gebüsch. Aus Süd-Australien berichtet
SCHOMBURGK von entsprechenden Formationen des »Scrublandes«, die auf
ähnlichen Böden gedeihen und in allem wesentlichen mit den westaustralischen
Strauch-Heiden übereinstimmen ‘). Nur ist die Liste der Teilnehmer in West-
Australien noch viel reichhaltiger, die Gesellschaft noch viel bunter gemengt.
Es fällt nicht schwer, auf dem beschränkten Raume von ungefähr '/, Quadrat-
kilometer über hundert Spezies aus den verschiedensten Familien zu sammeln.
ie Wasserversorgung nimmt auf den Sand-Heiden eigenartige Formen an.
Wie die geographische Verbreitung der Formation erweist, findet sie ihr bestes
Gedeihen in den Gebieten verringerten Niederschlages, etwa von 50 cm
abwärts,
!) Vgl. darüber die Einleitung $. 20 und 2ı.
240 Dritter Teil.
Diese Niederschläge dringen in den Boden relativ rasch ein. Daher macht
sich die Regenzeit auf den Sandfeldern, etwa durch Erwecken ruhender Blüten
knospen, äußerlich frühzeitig bemerkbar, ähnlich wie bei der Vegetation ds
sandigen Vorlandes (s. S. 230). Doch trocknet der poröse Boden oberflächlich
nach jedem Regenfall ziemlich rasch wieder aus; offenbar zu rasch, um größere
Mengen von Annuellen ausreichend versorgen zu können. Einjährige Gewächse
gibt es jedenfalls nur wenige auf den Sand-Heiden. |
Eigentümlich für die offene Sand-Heide ist die starke Insolation, die kräftige
Ausstrahlung, der davon herzuleitende ungemein reichliche Taufall. Selbst
mitten in der Trockenzeit wird der Boden nicht selten mit Tau getränkt
eines der Momente geschaffen, die eine gewisse Stabilität in dem kärglichen
Haushalt der Heide-Vegetation bewirken. |
a
Formen sich zahlreicher einzufinden.
Es läßt sich die Gesamt-Vegetation der Sand-Heide nach d
weg daher gliedern in höhere Sträucher, niedere Sträucher
wuchs.
ex Höhe |
und |
; Die höheren Sträucher finden, wie eben angedeutet, ihre er
> Rändern der Heide. Dort pflegen herabgeschwemmt un en
euer. zu haften. Der Boden ist lehmiger und je" haft ‚N. ;
mE ” s en und gewährt einer anspruchsvolleren Pflanzen-Ges Formatione!
S und Kaum. Gruppenweise treten Eucalypten aus benachbarten ©
Diels, Pflanzenwelt von West - Australien. Taf. XIX, zus. 241
% ®
Kir a
Rand-Zone der Sand-Heide.
Eucalyptus eudesmioides F. v.M., vorn Zcdeiocolea monostachya F. v. M. (Restionac.)
Distr. Irwin, Greenough Ki Crossing. — E. Pritzel phot. Juni 1901.
5. Kapitel. Formationen. 241
hier in das Dominium der Heide ein. Wirklich bezeichnend aber sind sie selten;
nur Zucalyptus eudesmioides pflegt häufig an solchen Stellen zu sein (Taf. XIX).
Dagegen können die Proteaceen als Herrscher bezeichnet werden, und unter
ihnen wiederum die Gattung Banksia. Banksia prionotes ist vielleicht die zu-
verlässigste Spezies an solchen Plätzen. Je nach Lage ı—5 m hoch erhebt sie
ihre Zweige; sie stehen in spitzem Winkel vom bläulich bereiften Stamme ab
und wachsen alle etwa bis zu gleicher Höhe empor. Diese Verzweigungs-Form
und die senkrechte Lage der Blätter steigert den Eindruck des Vertikalen, den
stets die Architektur der Banksien zurückläßt, um ein beträchtliches. Die Ver-
breitung dieser schönen Art reicht über weite Strecken des Sand-Gebietes. Oft
findet sie Gesellschaft von B. Mensziesii oder B. attenuata. In andern Gegen-
den aber wird sie von fremden Elementen abgelöst, die zum Teil auf die höheren
Teile hinübertreten und die lehmige Zone weit überschreiten (s. S. 242). Gleiche
Beschränkung dagegen auf kompakteren Boden verrät sich bei Aylomelum
angustifolium (Prot.). Auch bei ihm ist die Rinde glaucescent, auch sein Ast-
werk reckt sich fast senkrecht empor, die starren Blätter stehen steif und ge-
rade: es ist ein interessantes Seitenstück zu den Banksien. Im Hochsommer
entwickelt es seine weißen Blüten.
Neben Eucalypten und Proteaceen haben auch Myrtaceen und Casuarina ihren
Anteil an der hochwüchsigen Strauch-Flora der Strauch-Heiden. Zu physio-
gnomisch vorragender Bedeutung jedoch habe ich nur Casuarina campestris ge-
langen sehen, die in den Landschaften des Irwin- und Greenough-Systems ganze
Bestände mit ihren reich-virgaten Sträuchern bildet.
Im Unterwuchs dieser Außen-Zone der Strauch-Heide häufen sich Elemente
an, die selbständig auch weiter innen allgemein anzutreffen sind oder dort eigent-
lich ihr Hauptquartier besitzen. Wirklich bezeichnende Spezies gibt es nur
wenige. Eine ihrer bekannteren ist Comesperma scoparium (Polygal.), ein weit-
gehend xerophytisches Derivat dieser vielseitigen Gattung. Das lebhafte Blau
Seiner Blüten macht es zur Blütezeit auffallend genug; es brachte den blatt-
losen Busch schon bei den ersten Ansiedlern der Kolonie zur Geltung. Ihre
Benennung »Swan River Broom« drückt aus, daß die Pflanze sich gut einfügt
in den Rahmen dieser xerophilen Formation. Besenartig gestalten sich auch
die Büschel einer hohen Restionacee, die unter Casuarinen und Banksien inner-
halb dieser Zone ihr bestes Gedeihen findet. Es handelt sich um Zedeiocolea
Mmonostachya (Taf. XIX). Äußerlich läßt sie.eine Cyperacee vermuten, wenn
man ihre starren Halme mit scirpusartiger Ähre an der Spitze sieht. Den bülten-
förmigen Kolonien dieses Gewächses begegnet man nur in nördlicheren Gegen-
den, dort aber an entsprechenden Stellen auf Schritt und Tritt. Biologisch ist
Ecdeiocolea interessant als eine von den im Xerophytismus weit fortgeschrittenen
ypen der Familie. — Von den Cyperaceen, die ähnlich weit gelangt sind, ver-
dient Lepidosperma Erwähnung. Seine stattlichen Inflorescenzen ragen aus den
Lücken des Gebüsches, der Vegetationskörper aber sucht meist den Schutz
höherer Gewächse, und wird selten so frei und isoliert getroffen wie Ecdeiocolea.
Begibt man sich von dieser basalen Außen-Zone des unendlich langsam
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. 16
222 Dritter Teil,
steigenden Heide-Landes höher dem Rücken und der Gipfelfläche zu, so ver
schwinden die meisten hochwüchsigen Büsche, die uns bisher umgaben. Das
Gebüsch sinkt unter Manneshöhe. Ungehindert überblickt man das Ganze
und sieht nur einzelne überragende Gestalten, die stellenweise aus dem Gewir
des niederen Buschwerkes sich erheben. Oft sind es Banksia-Arten, die diese
verstreuten Gruppen bilden. Von weitem erscheinen die Büsche breit gerundet.
Gespreiztes, an der Peripherie aufgerichtetes Astwerk trägt die schopfigen
Blätter und die kerzengraden Kolben. Das ist die Grundform, in der die vielen
Arten variieren. Ihre Existenz steht in sichtlicher Abhängigkeit von gewissen
Qualitäten des Küstenklimas, und so kommt es, daß küstennahe Gegenden,
auch wenn sie schon recht niederschlagsarm sind, ihre eigenen Banksia-Arten
produziert haben. Bezeichnender Weise ist die Sand-Strauchheide an ihren
fernsten Flügeln, da wo sie dem Meere ganz nahe kommt, mit den lokalsten
und in ihrer Weise schönsten Banksien geschmückt: Banksia speciosa bei Cape
Arid im äußersten Osten, Banksia Victoriae oben am Murchison River. Aul
den innersten Strauchheiden wird es zu trocken für die Gattung: da bleibt nur
Banksia Caleyi resp. B. Elderiana übrig; in ihren niedrigen starren Gebüschen
zeigt sich zum letztenmal der stolze Typus der Gattung.
Auf die höheren Flächen der Strauchheide dringt auch Zucalypius Vor. B
Sind nur wenige, aber ausnahmslos ganz eigenartig modifizierte Artel,
welche die beherrschende Gattung Australiens auf der Strauchheide zu vertreien
haben. In der Wuchsform sind sie verschieden geartet; aber bei den meiste
wachsen aus gemeinsamer Basis mehrere kräftige Stämmmchen, SO daß sie
gruppenweise nebeneinander stehen. Ewcalyptus pyriformis und E. Oldfieldi
gehören dem Norden an; sie sind wohl die niedrigsten Arten der Gattung, u
in West-Australien vorkommen. Eucalyptus pyriformis entschädigt durch er
sehr großen, schön rot oder gelb gefärbten Blüten: es ist eine der biRer
prächtigsten Arten des Westens. Noch eigenartiger ist E. macrocanpa, ie M
den zentralen Teilen der Sand-Region zuweilen auf den Heiden auftritt (Taf. w*
Die ansehnlichen Dimensionen der Blüten teilt diese kraftvolle Pflanze
E. pyriformis. Ihre vegetative Ausstattung aber, das mehlig-bereifte decussalt
Laub, kehrt bei E Zetragona wieder, die wohl die bedeutsamste aller die
Sand-Eucalypten ist. Mit dem hellen Blaugrau ihres dicken Laubes be Er
iz nämlich die psammophilen Strauchheiden des gesamten Südostens- Zu
Stirling Range bis Cape Arid bilden ihre bizarren Gruppen die Wabre®
der Sandplains und die Signatur der offenen Landschaft. Eine ganze | n “
anderer Eucalypten wachsen in diesem Gebiete, zum Teil auch u ‚e kann
sammen, aber keine scheint stren hil, keine yiragend
: g genommen psammophil, Keif
sich nur entfernt an Häufigkeit und effektvoller Erscheinung mit ER
vergleichen. “
va Banksia und Eucalyptus treten nur noch wenige EWR
stellenweise durch ihre Wachstum-Form zu wirkungsvollen Zügen a, de ®
Sand-Heide gestalten. So von allen die höchste, Nuyisia Horibw mitten auf
Ide der
mehrmals in ganz isolierter Lage, in völlig vereinzelten Exemplaren ”
Diels, Pflanzenwelt von West - Australien, Tat. X,
zu S. 242.
Strauch-Heide auf Sand:
Eucalyptus macrocarpa Hook. en im Hintergrund); KON FRAU [Preissii Endl.?];
Petrophila vo iuscula Meißn. (Proteac., et Büsche im Vordergrund).
r. Avon, Meenaar. — E. Pritzel phot. Babe 1901.
5. Kapitel. Formationen. 243
freier Sand-Heide zu sehen Gelegenheit hatten. Oder eine Form von Xantorrhoea
mit kurzem Blütenzylinder (s. 5. 114, Taf. XX). Auf den Kammflächen, im gröber
gefügten Boden, sind diese Grasbäume oft truppweise aufgereiht, meilenweit
sichtbar, wie Posten auf einsamer Wacht. Endlich Zambertia inermis, die zwar
nur im Südosten vorkommt, dort aber für die küstennahen Strauch-Heiden
höchst bezeichnend ist. Im Panorama dieser Flächen bildet sie das, was ein
wenig weiter binnenwärts Zucalyptus tetragona abgibt: eine beherrschende Figur
in dem unentwirrbaren Chaos täuschend sich ähnelnder Formations-Glieder.
Denn die gleichförmige Grundmasse der Strauchheide besteht aus niedri-
geren Sträuchern, die sämtlich ähnlicher Lebensform unterworfen sind
(Taf. XX, XXI). Im Wesen entsprechen sie durchaus dem Unterwuchs der west-
lichen und südlichen Waldungen oder den Litoral-Gebüschen des Südens: doch
sind sie xeromorpher geprägt als beide. Manche Züge äußern sich mit einer
Allmacht, die alles nivelliert. So die Reduktion der Lauborgane: die Tendenz
zum Nadelblatt, zur ericoiden Gestaltung, welche Leguminosen und Proteaceen,
Myrtaceen und Epacridaceen einander nahe bringt. Sie schafft die Laubform,
welche für die Sandheide als normale bezeichnet werden muß. Häufig beherrscht
sie das ganze Vegetationsbild; man sieht Stellen, wo nur wenige Hakea-Blätter,
einige Acacia-Phyliodien ovale oder elliptische Formen bewahren, wo alles
andere vom Nadelblatt und verwandten Bildungen sein Gepräge erhält. Bei
Acacia selbst sind viele Spezies ihm unterworfen: und darunter befinden sich
gesellige Arten, die physiognomisch oft hoch bedeutsam werden. Die ericoiden
Myrtaceen fehlen keiner einzigen Sandheide; Verticordia und Calythrix entfalten
hier den prächtigsten Glanz ihrer Blüten, aber auch Baeckea, Melaleuca, Beau-
Fortia, Eremaea sind reich an Arten mit echt ericoidem Laub. Viele Epacrida-
ceen, Leucopogon, Andersonia wären zu nennen, die besonders im Südosten so
wichtig auf dem Sande sind; ein typisch ericoides Element dieser Familie,
Oligarrhena, gehört zu den wichtigsten Charakter-Pflanzen dieser Regionen.
Ein paralleler Prozeß, die Auflösung flächenreicher Blattspreiten zu einem
fein zerteilten parenchymarmen Assimilations-Organ, gibt vielen Proteaceen ihre
fremdartige Tracht. Auch starkes Schwinden jeglichen Laubes kommt vor,
und führt zu totaler Aphyllie, wie man erwarten muß: es sei neben zahlreichen
Leguminosen an Conospermum (Prot.), Psammomoya (Celastrac. [Fig. 43], Zogania
(Logan.), Tetratheca (Tremandr.), Hibbertia (Dillen.) erinnert (S. 177).
Überall nimmt die Sklerotisierung aller Teile zu und erreicht beträchtliche
Erfolge. Dorngebüsche werden jetzt häufig. Leguminosen und Proteaceen,
bei denen schon in den Waldungen hartes Laub mit stechender Bezähnung
und starre Achsenteile vorkommen, erzeugen auf der Sandheide ganz unnahbare
Gestalten: Hakea platysperma (Fig. 46), Dryandra horrida (Prot., Fig. 5ı) oder
Daviesia Pachyphylia (Legum.) finden erst wieder in der Eremaea ihresgleichen.
A er auch Gattungen, die dem Walde ombrophilen Niederwuchs liefern, er-
“cheinen hier mit spinescenten Gliedern (Hiöbertia [Dill), Tetratheca (Tremandr.))
Von den übrigen allbekannten Formen des Xerophytismus hat sich Be-
“rung bei vielen Arten der Sandheide ausgebildet. Jedenfalls findet sich in
16*
ha
244 Dritter Teil.
8.54. Pentaptilon Careyi (R. v. M.) E. Pritzel: A Habitus. 3 Blüte. € Griffel. DFn $
E einzelne Frucht. (Nach Dies und PRITZEL.) en
5. Kapitel. Formationen. 245
West-Australien, das ja im allgemeinen arm ist an stark behaarten Gewächsen
(S. 180), die größte Zahl davon auf den sandigen Flächen des Innern. Stercu-
liaceen, Goodeniaceen und Verbenaceen neigen am meisten dazu: Verreauxia
(Gooden.) und Zachnostachys (Verben.) sind die typischsten Filzpflanzen des
Landes, die »flannel-fowers«, die jeder Westaustralier kennt. Keine davon ist
häufiger als Zachnostachys Walcottü, bei der auch die rispige Infloreszenz von
Wolle ganz überzogen ist. Die weißen Gestalten dieser Pflanzen mit ihren
weichen Konturen bringen einen sehr eigenartigen Zug in das Bild der Sand-
Heide. Doch gilt das nur für die nördliche Fazies der Formation: denn nur
im Norden sind sie häufig und gesellig genug, um auf die Szenerie Einfluß zu
gewinnen. Diese Exklusivität scheint klimatisch begründet: denn in den selben
Gegenden zeigen auch andere Gattungen eine auffallende Zunahme des Haar-
kleides: die weißfilzigen Halgania holosericea (Borrag.) und Pentaptilon Careyi
(Gooden.)) beschränken sich gleichfalls auf die nördlichsten Sand-Landschaften
der Südwest-Provinz.
Weiter verbreitet ist eine Gruppe von Pflanzen, die besonders im Bereiche
der Inflorescenz eine wirksame Bekleidung ausbildet. Bei gewissen Verbenaceen,
die sich übrigens unmittelbar an echte »flannel-flowers« anschließen, ist das
erst angedeutet. Bei Physopsis und Mallophora (Verben.) dann schon weiter
ausgeprägt: ihre Blütenstände bilden filzige Kugeln. Besonders wichtig aber‘
Sind einige Arten von Conospermum (Prot.), die ich als Trichanthae zusammen-
fasse. Die Blätter sind bei ihnen kahl, selten mäßig behaart, der Blütenstand
dagegen dicht mit Filz besetzt. Diese Formen gehören zu den physiognomisch
wertvollen Elementen vieler Sand-Heiden (Taf. XXI). Es gibt weite Flächen,
die Conospermum wochenlang während des Frühsommers in warmes, weiches
Weiß kleidet, bis die Früchte gereift sind und die einst so schönen Rispen
langsam im Winde verwehen.
Ganz unbekannt auf der Sandheide scheinen succulente Pflanzen zu sein.
Nirgends findet sich nur eine Andeutung des Fleischigwerdens. Dieser Mangel
ist zwar nur der Ausdruck einer für die gesamte australische Flora giltigen
Tendenz. Aber er bleibt um so bemerkenswerter, wenn man sich der succu-
lenten Strauch-Flora von Zygophyllum, Tetragonia, Euphorbia u. a. erinnert,
die in Südafrika an den Grenzen des Kap-Region allgemein für die Sandhügel
bezeichnend ist.
Neben den gewöhnlichen Epharmosen, die sich von der Trockenheit her-
leiten, beobachtet man auch speziellere Formen der Xeromorphose. Die Ein-
engung der vegetativen Lebenstätigkeit verbindet sich mit eigenartiger Wachs-
tumsform (vgl. S. 167) bei einer Reihe von Goodeniaceen. Die Äste wachsen
Strahlig vom Grundstock; sie erheben sich wenig über den Boden; sie sind.
dicht mit Laub besetzt; das Ganze bildet auf dem Sande runde feste Polster
mit leicht gewölbter Oberfläche, wie sie in den übrigen Formationen kaum
ge unden werden. Dieser Typus ist bei Zeschenaultia (L. formosa, Fig. 244)
verwirklicht; er findet sich bei Scarvola paludosa und ihren Verwandten; er
"itt auch bei Goodenia in die Erscheinung (G. geniculata). Mehrere Sterculiaceen
246 Dritter Teil.
(z. B. Rulingia cuneata) schließen sich ihm an. Das schönste Beispiel abe
liefert Emblingia calceoliflora (Cappar.), die bereits früher (S. 167) als Muster
dieser Wuchsform geschildert wurde.
Nach morphologisch abweichendem Grundplan bauen sich die reich ver-
zweigten Vegetationskörper auf, die bei der Gattung Stylidium vorkommen.
Biologisch aber ist ihre Bedeutung die gleiche. Stylidium repens kann als Para-
digma dieser Klasse gelten (Fig. 55). Es bildet streckenweise eng gewobene
U
WW) N
A \
Fig. 55. Söylidium repens R.Br.: A Habitus. B Blütenstand. C Blüte. D
schnitt durch den Fruchtknoten. (Nach MILDBRAED in »Pflanzenreiche).
Matten auf dem Sande, die zur Blütezeit schon von weitem durch u
Rosenrot ins Auge fallen. | „rtäche,
| Ahnlich wirkt die Verlegung der Hauptachse an die Erdobe RE
welche in der Tribus der Banksieen stattfindet (s. S. 167) und bei Ban erbreitet
Dryandra zu sehr absonderlichen Formen geführt hat. Am weitesten verM! hr
ist im ganzen Gebiete Dryandra repens, der wir schon im: # folin,
sind. Doch erst bei den großblättrigen Arten des Südostens (D.P Be en
D. calophylia) tritt die Eigentümlichkeit des Wuchses deutlicher herv®
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. Taf. LE zu $, 247.
Rand der Strauch-Heide En: .
Actinostrobus pyramidalis we. eo a) Dal: Facksonia ere rem on E. l (Legum., hinter dem Actinostrobus); Grevillea
“
riostachyaLindl. (Proteac., l h,inder Mitte hinten); N); Cmsgermun chat a Proteac., weißfilzige Inflorescenzen).
Distr. Irwin, Watheroo. — R: zel phot. Dezember 1901.
5. Kapitel. Formationen. 247
schließen sich, in dem selben Gebiete, ganz entsprechend modifizierte Arten
von Banksia an (DB. prostrata, B. repens u.a.). Ihre starren Blätter, durchaus
vom gewohnten Umriß des Banksia-Laubes, stehen in steif aufgerichteten
Büscheln, bis 23; —30o cm hoch. Oft in weitem Umkreis sieht man nichts anderes
als diese Büschel auf dem Sande. Anfangs hält man sie wohl für selbständig,
bis eine nähere Prüfung ihren Zusammenhang ergibt (S. 168). Auch andere
Proteaceen drängen in ungünstigen Situationen ihren Vegetationskörper stark
zusammen: so die zwerghaften Profea-Arten des Kaplands, so einige eigentüm-
liche /sopogon-, Petrophila- und Conospermum-Arten West-Australiens. Aber
ein so durchaus »geophiles« Leben des Stammes: das findet sich nur bei diesen
Banksieen auf den Sand-Heiden von West-Australien.
m Zusammenhang mit den geschilderten Eigentümlichkeiten der vegetativen
Organisation stehen gewisse Einrichtungen der Blüten-Anordnung. Die
Häufung des Laubes in den unteren Regionen bedingt terminale Blütenstände.
Die nahezu gleiche Höhe der herrschenden Büsche erschwert die Schaustellung.
Es ist daher eine Heraushebung der Inflorenscenz geboten, um sie zur Geltung
zu bringen. In der Tat sieht man an den Pflanzen der Sandheiden oft förm-
lich eine Blüten-Etage abgesondert, die von verlängerten Schäften getragen,
das Blattwerk überragt. Verticordia habrantha (Myrt.) und Baeckea pentandra
(Myrt.) geben typische Fälle in den südöstlichen Bezirken. Auch die schon
einmal genannten filzblumigen Conospermum (Prot.) zeigen, worauf es ankommt.
Doch die besten Beispiele liefert Grevillea (Prot.). Die prächtige Grevillea
leucopteris ist wenig auffallend im umgebenden Buschwerk, solange sie keine
Blüten trägt: aber wenn ihre riesigen weißen Blütensträuße hoch über dem
Niveau des Laubes sich entfalten, so wird sie zum Wahrzeichen der Land-
schaft. Ähnlich verhält sich Grevillea polybotrya u. a. Lehrreich aber vor
allen ist Grevillea eriostachya (Taf. XXI). Der vegetative Körper dieser Pflanze
birgt sich ganz im unteren Wuchse; aber die steifen Rispen gelber Blüten
erheben sich an blattloser Achse hoch über alles Gebüsch. Aus weiter Ent-
fernung verraten sie die Pflanze, die vom Moore River nördlich bis gegen
den Murchison die Szenerie mit diesen abenteuerlich emporgereckten Inflores-
cenzen beherrscht. Ihre Erscheinung ist so eigenartig, daß sie sogar den
Eingeborenen bekannt war; DRUMMOND berichtet, daß sie »woadjar« von ihnen
genannt wurde.
Da die Strauch-Heiden des Sandes vielleicht die bezeichnendste Formation
West-Australiens ausmachen, so bietet es ein gewisses Interesse, nach ver-
wandten Bildungen in anderen Teilen des Kontinentes Umschau zu
halten. Es ergeben sich dabei besonders weitgehende Parallelen zu dem von
SCHOMBURGK kurz aber treffend geschilderten »Scrublande« Süd-Australiens (vgl.
- 20, 21). Auch dort handelt es sich um »weite trostlose dürre Flächen, deren
Boden zu arm ist, um zu irgend einer Verwendung zu taugen. Wasser ist an der
Oberfläche nicht sichtbar«. »Die Vegetation ist von zwerghaftem Wuchs, und
der Scrub beinahe frei von Gräsern und Kräuterne. »Aber ihre Abwesenheit
st aufgewogen durch die endlose Mannigfaltigkeit der Gattungen und Arten
248 f Dritter Teil.
von Sträuchern. Im ganzen macht der Scrub einen düsteren Eindruck, wen
auch die große Verschiedenartigkeit der hier vereinten Arten für den Botaniker &
großen Reiz besitzt«. »Die bei weitem vorherrschende Farbe ist ein bläuliches
Grün, hier und da gesprenkelt durch die weißlichen Blätter von Rhagodia und
die rötlichbraunen anderer Sträucher.« »Das einförmige und düstere Aussehen
eines ausgedehnten Scrubs ist erdrückend, namentlich bei der Betrachtung von
einer Erhöhung. Die gleichmäßige Höhe der Gewächse, die matte bläuliche
Laubfarbe sehen von weitem aus wie ein bis zum Horizont sich dehnends
Meer: wenigstens hatte ich diesen Eindruck, als ich zum erstenmal den über
Hunderte von Meilen sich erstreckenden Murray-Scrub erblickte,« »Jeder ver
meidet den Scrub so viel wie möglich. Viele haben darin den Weg verloren
und sind an Wassermangel zugrunde gegangen.« »Stets findet man die eine
oder andere Strauchart in Blüte. Die meisten Arten entfalten ihre Blüten m
September oder Oktober....« Alle diese Einzelheiten haben wir auch für
den Westen des Kontinentes giltig gefunden, und die Bemerkung BEHRs’) über
den südaustralischen Scrub, wo »Pflanzen aus verschiedenen Familien sich m
Habitus dergestalt nähern, daß nur Blüte oder Frucht ein sicheres Kriterium
geben können« sahen wir für die Sandheiden West- Australiens gleichfalls Wort
für Wort zutreffen.
Die spezielle Ausführung aber zeigt, daß in Süd-Australien eine andersartige
Kombination der systematischen Elemente stattgefunden hat, als sie im größeren
Teile West-Australiens vorliegt. Die von SCHOMBURGK erwähnten »Zwergbäume« 2
im Scrub lernten wir zwar auch im Westen kennen, aber sie sind viel geringer
an Zahl, und Gattungen wie Fusanus, Exocarpus, Dodonaca und Callitris finden |
sich dort niemals in der Kategorie der psammophilen Zwergbäume. Auch une
den kleineren Sträuchern führt SCHOMBURGK eine Reihe von Typen an, die a
West-Australien unserer Formation mehr oder minder fremd sind, wie z.B. CR.
Alyxia, Myoporum, Eremophila, Rhagodia. Diese sind sämtlich typische Ereme =
Elemente, leben im Unterholz der Waldungen, bilden sogar selbständige Be- es
stände, wo der Boden etwas weniger stark lehmig ist, stehen aber im 7 :
Südwesten der Eremaca in strengem Gegensatz zu der eigentlichen Strauch:
heide des Sandes, u
SCHOMBURGK gedenkt auch des Unterwuchses des Scrubs; er schildert rn :
reichlichen Regenflor von Zwiebelpflanzen und Orchideen, von mancherlel .
nuellen und vergänglichen Stauden. Ein ganz beträchtlicher Teil der but ::
IV 5 b2 beschriebenen Lehmland-Flora erscheint in seiner Liste, jedentalls
mehr, als sich irgendwo auf der Sand-Heide West-Australiens findet.
us allem erhellt, daß selbst die nächstverwandten Formationen des pe
Kontinentes weniger individuell gestaltet sind, als die typischen Strauch- re
West-Australiens. Außerlich herrscht oft große Übereinstimmung, abet Pe
es Gefüge verrät verschiedenes Wesen. In Süd- und Ost-AUMFEEE
gibt die Eremaea-Flora dem Scrub das Gepräge, in West-AustfZ
—
er
1) In Linnaea Xx, 549.
5. Kapitel. Formationen. 249
die Flora des Südwestens in xeromorpher Abwandlung. Die Strauch-
heiden des südöstlichen Australiens, in Victoria und Newsouthwales, welche
physiognomisch und systematisch den Sklerophyli-Gebüschen des Westens
(s. S. 23, 232) entsprechen, stehen dort isoliert und beschränkt auf küstennahe
Gebiete. Es fehlt jenes -Heer von widerstandsfähigen Gestalten, das in West-
Australien mit zahllosen prächtigen Formen sich die Sandgegenden des Binnen-
landes weit hinein unterworfen hat.
d. Sumpf-Formationen.
a. Alluvial-Formation.
Taf. XXI.
Im Südwesten der Provinz besitzen alluviale Flächen eine große Verbreitung.
Ihr Boden besteht in der Regel aus feinkörnigem Material, aus den letzten Nieder-
schlägen, den der Detritus der Feste liefert. Sie bilden sich zunächst auf dem
Plateau selbst, in flachen Senkungen, in seichten Mulden, wo die Wasser wenig
oder gar kein Gefälle haben und wo daher ihre feinsten Schlammteile bald
niedersinken und sich langsam ablagern. Noch verbreiteter ist solches Schwemm-
land in den Litoral-Ebenen westlich des Plateaus. Mit den sandigen Misch-
wäldern abwechselnd, nimmt es dort einen ganz bedeutenden Anteil der Ober-
fläche ein.
Die Bewässerung dieses Schwemmlandes vollzieht sich unter eigenartigen
Bedingungen. Sein zäher Boden nimmt die Regen nur langsam auf. Zur Zeit,
wenn die Niederschläge einsetzen, ist er fast undurchdringlich. So sammeln
sich vielfach größere Wassermengen an, die das Land überschwemmen und das
Wachstum der Vegetation aufhalten. Nach und nach erst beginnt das Wasser
einzusickern. Der Boden reichert sich stark damit an und hält die Feuchtigkeit
für lange Zeit und mit großer Beharrlichkeit fest. Sehr langsam trocknet er
aus, dadurch aber um so gründlicher. Er zieht sich dabei zusammen und ge-
winnt die Härte des Ziegels. Diese Momente bewirken den Gang des vege-
tativen Lebens in diesen Alluvial-Formationen. Die Vegetation erwacht spät
(s. 5. 203). Sie erreicht ihren Höhepunkt erst, wenn die Bestände der mehr
lockeren Böden ihn schon längst überschritten haben. In der ganzen ersten
Hälfte der Trockenzeit geht der Lebens-Betrieb bei ihr intensiv von statten.
Um so schneller ist seine Abnahme in den späteren Monaten der Regenlosig-
keit, um so vollständiger der schließliche Stillstand. Es ist jedoch zu bemerken,
daß diese Regeln, welche für den größeren Teil der Südwest-Provinz gelten,
Sn der mehr ausgeglichenen Südküste erhebliche Modifikationen erleiden, die
Sich auf die viel weniger starke Periodizität zurückführen lassen.
Die Formationen des Schwemmlandes bilden in vielen Punkten einen starken
Gegensatz zu denen der sandigen und schwach lehmigen Böden. Als wesent-
lich möchte ich namentlich vier Momente in aller Kürze hervorheben: die rela-
tive Beteiligung der biologischen Lebensformen, die relative Beteiligung der
verwandtschaftlichen Gruppen, die relative Menge der Individuen, die Anwesen-
heit weit verbreiteter Arten.
250 Dritter Teil.
Wenn man die relative Beteiligung der biologischen Lebensformen
betrachtet, so fällt die ungemein gesteigerte Wichtigkeit der annuellen Pflanzen
auf. Die Ursache davon liegt offenbar in dem hohen Grade der Wasserkapazität
des Bodens: demzufolge treten keinerlei Störungen der Wasser-Zufuhr während
der Vegetations-Periode ein, wie es auf den locker gefügten Böden leicht vor-
zukommen pflegt.
Schwieriger, oder besser gesagt, vorläufig unmöglich, ist das Verständnis
der Tatsachen, die sich bei der relativen Beteiligung der verwandtschaft-
lichen Gruppen herausstellen. Vorzüglich bemerkenswert ist die schwache
Vertretung der Proteaceen und der Leguminosen, also jener Familien, die sonst
in vielen Genossenschaften die führende Rolle spielen. Bei den Myrtaceen be-
steht ein eigentümlicher Gegensatz zwischen Chamaelaucieae und Leptospermeae.
Die Chamaelaucieae nehmen eine ganz untergeordnete Stellung in den Alluvial-
Formationen ein; die Leptospermeae dagegen bilden darin unbestritten das
wichtigste Element. Ihre Wirksamkeit liegt weniger in mannigfacher Gestaltung
und Arten-Reichtum begründet, als in der starken Produktivität und dem ge-
selligen Auftreten.
Überhaupt ist die relativ beträchtliche Häufung von Individuen für viele
Arten des Schwemmlandes charakteristisch. Gesellige Spezies sind zahl-
reicher, als in den trockeneren Formationen. Wenige oder auch nur eine
einzige Art in ununterbrochenem Bestande zu beobachten, hat man viel öfter
Gelegenheit, als es sonst möglich ist. Es hängt das mit den selben Verhält-
nissen zusammen, welche das Übergewicht der Annuellen begründen: mit der
gleichmäßigen Verteilung der Keimungs-Bedingungen, dem relativ ungestörlen
Verlauf der Wachstums-Periode.
Die Sumpf- und Alluvial-Formationen in Gesamtheit betrachtet, sind zwaf
reich an eigentümlichen Spezies, aber doch nicht so ganz überwiegend ende-
misch, wie die Genossenschaften trockneren Geländes. Wie groß in Wahrheit die
Anzahl nicht endemischer Elemente ist, läßt sich nicht ziffernmäßig Ver:
schlagen. Immerhin scheint sie relativ beträchtlich zu sein; was ja eine alte Erfah-
rung der Pflanzen-Geographie nur bestätigt. Bei mehreren verbreiteten Teilhaber?
bestehen sogar Gründe, das eigentliche Indigenat in West-Australien zu bezw .
Ausgedehnte Bezirke von Schwemmland, wie sie die Südwest-Provinz
ihren südlichen Abschnitten aufweist, sind durch hochwüchsige Eucalyptus-D#E)
bezeichnet. Stellenweise ist es Eucalyptus patens, der die beherrschende ,
stalt der Formation bildet. Viel häufiger aber stellt Zucalyptus rudis dee
baum dar, eine stattliche Spezies, die übrigens von Z. rostrata, d
Creek-Baum des extratropischen Australiens (s. IV. Teil, ı. Kap. I r), MUf
unwesentliche Einzelheiten zu unterscheiden ist. Sein Wipfel ist breit
dem gewöhnlichen Schema des Eucalyptus-Blattes, das sich in so verschi
Lagen so merkwürdig gleich bleibt. Im ganzen tragen diese Eucalyptus°
kaum dazu bei, der Landschaft der Alluvionen ein eigentümliches Geprä
verleihen. Sie bleiben dem üblichen Typus ihrer Gattung zu ähnlich.
em wichtigen
gedehnt,
PP z Pr ; ; sie I:
as Laub und teilweise auch die Zweige hängen herab; im übrigen folgen Se
edend
äge ZU |
Taf. XXI, zu S.2
in
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien.
Alluvial-Formation:
Melaleuca Preissiana Schau. (hinten); Xantorrhoea Preissii Endl, (vorn).
Distr. Darling, Bayswater, östl. von Perth. — E. Pritzel phot. Dezember 1901.
5. Kapitel. Formationen. 251
Dagegen bringen die Bäume aus der Gattung Melaleuca einen sehr indi-
viduellen Zug in die Szenerie. Es gelangen in West-Australien mehrere Arten
zu Wichtigkeit. Am meisten verbreitet davon sind Melaleuca rhaphiophylla und
M. Preissiana, beide im Habitus recht ähnlich, doch leicht an der Form des
Laubes zu unterscheiden. Die eigentümliche Tracht dieser Bäume (S. 123) tritt
auf Taf. XXII deutlich hervor. Der Stamm erreicht keine ansehnliche Höhe;
N Ä
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Be
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UN)
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177 3
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Fig. 56. A—E Melaleuca Preissiana Schau: A Spitze eines blühenden Zweiges. 3 Blüte. C Blumen-
blatt, D Staubblattbündel, Z Früchte. — F—M Astartea fascicularis DC.: F Blühender Zweig.
G Blühendes Seitenästchen. 7 Blatt. 5 Blüte. A Staubblattbündel. Z Gynaeceum im Längs-
schnitt. M Ovarium im Querschnitt (Original).
aber sein knorriger Wuchs und das unruhige Astwerk der Krone verraten die
Melaleucen aus weiter Entfernung. Die weiße Borke, die in wirren Fetzen am
Stamme hängt, sticht scharf von dem tiefen Grün des Laubes ab. Zur Regen-
zeit spiegelt sich das düstere Bild des Baumes in trüben Wasserpfützen. Wenn
das Erdreich trocken geworden ist, fingt er an zu blühen; dann ist seine Wir-
ng noch größer als sonst, so lebhaft kontrastieren die weißen Blüten-Ähren
(Fig. 13, 56) und das dunkel gefärbte Blattwerk.
252 Dritter Teil.
Dieser bizarren und doch anziehenden Erscheinung kommt keine andere
Baum-Gestalt des Schwemmlandes gleich. Nur zerstreut findet sich daneben
Banksia grandis ein, als gelegentlicher Gast und halber Fremdling. Häufiger
tritt Banksia litoralis auf, die namentlich im Süden Bedeutung besitzt und im-
posante Größe erreicht. Ich habe 25 m hohe Bäume davon gesehen, mit glatter
grauer Rinde, die Äste zunächst herabgebogen, dann in sonderbarer Weise
wieder emporgerichtet, um die steifen Wirtel blaugrüner Blätter und in ihrer
Mitte den hellgelben Blüten-Zapfen zu tragen. -
An vielen Orten ist unterhalb der Bäume ein strauchiger Unterwuchs
dicht und reich entwickelt. Er besteht vorwiegend aus einigen Arten ‚der
Myrtaceae-Leptospermeae, die in Gewohnheit und Tracht die größten Ähn-
lichkeiten zeigen. Alle sind überreich verzweigt; ihre Äste sind stets biegsam und
schlank, fast senkrecht aufgerichtet, mit schmalen Blättern dicht besetzt. Auch
die Farbe des Laubes ist allgemein ähnlich: ein frisches reines Grün, erheblich
verschieden von den grauen und bläulichen Nuancen, die der Vegetation West- z
Australiens sonst auf so weiten Strecken eigen sind. Die Dichtigkeit des Be- ee
standes, die gleichmäßige Fülle der laubreichen Zweige, ihr Kolorit erinnern,
aus der Ferne betrachtet, mehr an Wiesen oder Savannen als an Strauch-
Formationen. Die bedeutsamsten Arten dieses Gebüsches, das nicht selten 2 m
an Höhe erreicht, sind Astartea Fascicularis und Leptospermum firmum. Erstere
fehlt fast nirgends an entsprechenden Stellen; sie ist die zuverläßigste Leit
pflanze des Bestandes. Leptospermum firmum besitzt gleichfalls weite Ver
breitung, doch ohne Astartea Jascicularis an Wichtigkeit zu erreichen. In en
südlichen Distrikten kommen dazu noch einige andere Spezies: so die graziose
Melaleuca incana, deren junges Laub schön silbergrau behaart ist; sO Agouis ;
Parviceps, die sich dem beschriebenen Typus yenau anschließt. Ferner Callı- ‘
simon speciosus, welche durch breiteres Laub von mehr bläulicher Farbe und
schimmerndes Hochrot der Blüten beträchtlich abweicht und habituell durchaus
ihre eigenen Bahnen geht. In den selben Gegenden spielt auch Agoms se SE
Perina (Myrt.) eine ansehnliche Rolle: sie folgt in ihrer Ausstattung den übrigen
Agonis-Arten, vermag aber unter Umständen viel größere Höhe zu erreichen. |
In der Nähe des King George Sound finden sich auf nassem Schwemmland a
unfern der Küste Exemplare von ı2 m Höhe. Es sind das schöne zierliche
Bäume, am Anfang der Regenzeit reich mit weißen Blüten bedeckt: im äußeren
Ansehen einer Prunus Padus in Blüten zu vergleichen, wenn das Laub nicht =
ganz verschieden wäre, =
enn man außer diesen Myrtaceen andere höhere Sträucher bemerkt, air
man meist Viminaria denudata, Facksonia furcellata oder Oxylobium . ud
(Legum.) vor sich haben. Oxylobium lineare erinnert entfernt an den WERT
Br FRBERIIP und Jacksonia sind leicht zu erkennen an der überaus z eige
Verzweigung ihres laublosen Astwerks. Bei Viminaria hängen die kahlen WS
oft schlaff herab; die ansehnliche Pflanze gleicht in der Tracht manchen Ge
artıge Leguminosen. Bei Jacksonia sind die Zweige dicht besetzt mit Zu
Phyliokladien, das Ganze verrät sich schon von weitem durch silbere#" i
5. Kapitel. Formationen, 253
Seiden-Überzug. Der Strauch ist keine Alluvionen-Pflanze in dem Sinne wie
die tonangebenden Myrtaceen. Die Art seines Vorkommens wie auch die vege-
tative Ausstattung deuten an, daß er erst sekundär sich an das Alluvium ge-
wöhnt hat. Dort gedeiht er aber jetzt vortrefflich und wächst zu Höhen von
5 m heran, sodaß er dann unter den Leguminosen der Formation nur von
Viminaria erreicht oder übertroffen wird.
as Myrtaceen-Fruticetum in seiner echtesten Form entwickelt ist, da
duldet es nur geringfügigen Unterwuchs. Was man gelegentlich eingesprengt
findet, das sind meist überschlanke, biegsame, schwach verzweigte Gestalten,
die in dem Gewirre der Sträucher nur zur Blüte-Zeit bemerkbar machen. Gewisse
Pimelea-Arten (P. huspida) und manche Boronia (Rut.) sind dort nicht ungewöhn-
lich. Die von dem Wohlgeruch und der tiefbraunen Färbung ihrer Krone be-
rühmt gewordene »Black Boronia« (3. megastigma) z. B. wird in derartigen
Situationen gefunden, oft an Plätzen, die zur Zeit ihrer Blüte überschwemmt sind.
An andern Stellen wechseln die Myrtaceen-Büsche mit freieren Stellen, wo
entweder kleineres Gesträuch wächst oder wo krautige Gewächse den Boden
bedecken. Dies niedere Gebüsch ist weniger einförmig als der Myrtaceen-
Bestand selbst. 7%omasia-Arten, aus der Verwandtschaft von 7%. pauciflora
(Stercul.), kommen dort gewöhnlich vor und sind an dem weichen, verhältnis-
mäßig flächenreichen Laube gleich zu erkennen; Dampiera hederacea (Gooden.)
ist ihnen oekologisch verwandt. Auch Aotus cordifolia (Legum.) hat relativ
ansehnliche Blätter. Daneben aber wachsen Sphenotoma gracile (Epacrid.),
Platytheca galioides (Tremandr.), Comesperma nudiusculum (Polygal.): alle im
Grundplan nicht hygromorph angelegt, aber durch die zarte und schlaffe Struktur
des ganzen Organismus ihrem Standorte angemessen. Ungemein produktiv sind
. sie in vegetativer Hinsicht; ihre dünnen Stengel und Blätter entwickeln sich so
zahlreich, daß förmliche Dickichte entstehen, in welche zartschlingende Fäden
von Thysanotus (Liliac.) und zierliche Cheiranthera (Pittosporac.) eingewoben sind.
Darüber ragen die hohen Schäfte der Anigosanthos flavida: ganz wie in jenen
dichten Gebüschen, die in den Waldungen des Südwestens die feuchten Gründe
erfüllen (s. S. 221).
Statt solchen Buschwerks schließt sich oft an das Myrtetum unmittelbar eine
Zone des Stauden- und Krautwuchses an. Denn wo alljährlich das Wasser
wochenlang stehen bleibt, kommt auch das niedrige Gebüsch nicht mehr fort.
Vielmehr bildet sich eine Vegetation aus Rhizom-Pflanzen oder Annuellen, die
erst nach dem Einsickern des Wassers regere Lebenstätigkeit ausüben können.
Mehrere Typen davon lassen sich unterscheiden. Sie werden späterhin auch
nach ihren Bedingungen wohl schärfer abgegrenzt werden können. Es ist zu
erwarten, daß dabei spezielle Eigentümlichkeiten edaphischer Natur in erster
Linie in Betracht kommen; doch fehlt es vorläufig an gesicherten Feststellungen.
Ich will mich daher mit der Schilderung der tatsächlichen‘ Befunde begnügen.
Sehr bemerkenswerte Typen des Alluvionen-Landes sind gewisse Restiona-
Ceae. Zepyrodia glauca (Fig. 25) und Leptocarpus scariosus müssen als die
beiden wichtigsten davon gelten; jedenfalls sind sie die größten, ansehnlichsten
254 Dritter Teil. :
und am meisten auffallenden unter den westaustralischen Arten. Es wäre be-
langlos, hier auf ihre Unterschiede einzugehen. Denn in Tracht und Rolle sind
sie sich ungemein ähnlich: am meisten gewissen hochwüchsigen Cyperaceen
vergleichbar und doch mit einer fremdartig steifen Haltung, die ganz eigentüm-
lich ist. Die blattlosen Stengel, in großer Zahl zusammengehäuft, bilden eine
mehr oder minder umfangreiche »Bülte«, die aussieht wie ein starrer Besen,
den man in den Schlamm gesteckt hat. Die beiden genannten Arten werden
bis meterhoch, verwandte Spezies von gleicher Wuchsform bleiben niedriger.
Die einzelnen Restionaceen-Bülten wachsen isoliert; der Zwischenraum ist oft
sogar recht ausgedehnt. Den größten Teil des Jahres behalten sie ihr abwehren-
des Aussehen; nur in der Zeit der Blüte bringen die beweglicheren Blütenstände
und die lebhafteren Farben der Hochblätter etwas von Anmut in die Szene.
Mitunter bleiben auch in der besten Jahreszeit die Streifen zwischen den
Restionaceen-Büscheln leer und kahl. Öfter aber bedecken sie sich mit Pflanzen-
wuchs, sobald das Wasser abgelaufen ist, und sind dann ganz gleichwertig mit
denjenigen Teilen des Schwemmlandes, denen jene hochwüchsigen Restionaceen
fehlen. Dort gibt es dann kleinere Arten dieser Familie, und manche davon
sind gesellig und häufig (Leptocarpus coangustatus). Daneben wachsen »geophile«
Gewächse und vergängliche Kräuter, deren Blüte den Hochstand des biologi-
schen Jahres bedeutet. Mehrfach habe ich dabei 7; riglochin procera VON Be-
deutung gesehen. Sie überdauert die regenarmen Monate in ihren knollig an-
geschwollenen Wurzeln, welche viel Reserven speichern. Daher die rasche
Entwickelung, wenn günstige Umstände eintreten. Es gibt Stellen, wo ganze
Mulden von Massen-Vegetation dieser Art ausgefüllt sind, sodaß sie von weitem
aussehen, wie ein frischgrüner Wiesen-Fleck. Andere Zwiebel- oder Knollen-
Pflanzen sind weniger gesellig, aber ebenso wichtig. Von den Drosera-Artet
Arten von Diuris, deren gelb und rot gefleckte Blüten (Fig- 23) ganz.cht
ristisch dort sind.
en annuell®
kenntlichkeit vertrocknet oder völlig verschwunden. Später gibt EM
Schimmer die erste Kunde ihres Daseins. Im August ist ein dichter
5. Kapitel. Formationen. 255
daraus geworden, und bald beginnt er sich mit bunten Farben zu schmücken;
daran erkennt man dann die Mannigfaltigkeit seines Gewebes. Die Arten sind
stark durch einander gemengt; keine davon hält eine dominierende Stellung,
und nur über kleine Strecken überwiegt hier und da die eine oder andere.
er nähere Einblick in diese Kraut-Bestände enthüllt eine seltsame
Miniatur-Welt (Fig. 58). Am meisten fällt daran auf, wie kärglich die vegetative
Ausstattung ist. Wenige Arten werden höher als 10 cm, viele erreichen kaum
ER
Ve
7: FEN
j
#
Fig. 57. Zevenhookia : A—C L. stißitata F.v.M.: A Habitus. 2 Blüte ausgebreitet. € Säule
mit Scheide. — D—G L. Preissii F.v.M.: D Habitus. Z Blüte. 7 Schlund der Kronröhre mit
Säule. G Schlund der Kronröhre ohne Säule. (Nach Diers und PRrITZEL).
5 cm. Die Blätter sind gering an Zahl und kümmerlich in ihrem ganzen Wesen;
oft sind sie schon verwelkt, wenn die Blüten sich entfalten. Die annuellen
Stylidium dieser tonigen Alluvionen (z. B. St. calcaratum (Fig. 58H), St. canali-
“uatum, St. breviscapum), die Levenhookia (Stylid.), die Myriophyllum (Halor.),
ricularia, Polypompholyx (Lentibul., Fig. 58 G), Haloragis (Halor., Fig. 582).
sind die vegetativ einfachsten Formen, die in ihren Gattungen überhaupt
256 : Dritter Teil.
vorkommen. Bei den Utriculariaceae und Haloragaceae gibt es sogar in der
ganzen Familie nirgends wieder so primitiv gebaute Formen, wie die Utrieularia,
Polypompholyx und Myriophyllum gerade dieser Formation West-Australiens
Recht beachtenswert dabei ist es, daß es so weit verbreitete und biologisch so
ungemein vielseitige Gruppen sind, welche diese merkwürdigen und theoretisch
bedeutungsvollen Zwergformen in Australien besitzen. Im Anschluß daran ist
Fig. 58. Annuelle der Krautflur auf Alluvien, alle in natürlicher Größe: A Selagimells
P 4 eissiana Spring. B_Triglochin ealcitrapa Hook. C Schoens apogon R. etS. D Brisula # 2
Hieron. Z Haloragis nodulosa |Nees) Walp. # Hydrocotyle alata R. Br. G Polypompholyx kan
H Stylidium calcaraltum R.Br. 7 Rutidosis argyrolepis Schlecht. (Original).
P #7 loglossum Drummondii (Lycopod.) zu nennen. Denn auch dieses WI
Pflänzchen gehört zu den charakteristischen Elementen der Alluvion
und auch in ihm sehen wir die äußerste Vereinfachung eines kosmopolit
Vegetations-Elementes. Ba
: Auf den tonigen Flächen des westaustralischen Schwemmlandes erg"
erwähnt diese Reduktion den gesamten Bestand der annuellen Gewächse:
5. Kapitel. Formationen. 257
den schon erwähnten Gattungen sind es namentlich Triglochin (T. mucronata,
T. centrocarpa), Hydrocotyle (mit H. hispidula, H. alata [Fig. 58 F], H. diantha),
Glossostigma elatinoides (Scroph.) und mehrere Compositen, welche davon be-
troffen werden. Auch die Glumifloren bleiben sehr klein: so Schoenus apogon,
(Fig. 58 C), eine der häufigsten und geselligsten von den Cyperaceen, so Cyperus
tenellus. Die Centrolepidaceen bestehen ausschließlich aus minimalen Gewächsen.
Ihre Arten gehören zu den gewöhnlichsten Erscheinungen auf den Krautfluren:
es ist eine Charakter-Familie der Formation. Ganz besonders verbreitet fand
ich Drizula Drummondii, ein höchst zierliches Pflanzengebilde, und Centrolepis
aristata, die stellenweise massenhaft und dicht gesellig wächst.
Blütenbiologisch verhält sich diese Krautflora nicht einheitlich. Die
Monokotylen darunter, auch Myriophylium und Hydrocotyle besitzen ganz die
Einrichtungen windblütiger Gewächse: und da diese Gruppen einen ansehnlichen
Prozentsatz ausmachen, so zeigt das Gesamtbild sich stark davon beeinflußt:
kleine und unscheinbare Blüten, blaße und grünliche Farben sind reichlich ver-
treten. Dem gegenüber stehen einige entomophile Elemente, die ebenfalls nicht
unbedeutend sind: den großblütigen purpurnen Drosera-Arten schließen sich
die Uiricularia-Spezies mit violetten Kronen an. Polypompholyx multifida hat
kleinere Kronen, aber die Art ist sehr gesellig, sodaß sie sich durch die Masse
geltend macht. Sehr hübsch wirken die Levenhookia (Fig. 57) mit rosafarbenen
Kronen und SzyZidium mit ihren weißen, rot punktierten Blüten; sie drängen sich
oft in solchen Mengen zusammen, daß der Boden wie bestickt damit aussieht.
Die geschilderte Zwerg-Flora kehrt übrigens in ganz Australien wieder, wenn
Sie auch nirgends so gut ausgeprägt und nirgends so formenreich wie im Süd-
westen ist. Schon 1866 hat F. v. MÜLLER darauf hingewiesen und die Behaup-
tung ausgesprochen, es seien in Australien mehr solcher Miniatur-Phanerogamen
heimisch, als irgendwo sonst auf der Erde. Es liegt darin ein Ausdruck der
edaphisch noch eingeschränkten Vegetations-Möglichkeit bei streng periodischem
Klima, Ähnlich also wie bei den Zwergpflanzen an LINDMAN’s’) »locis limosis«
in Süd-Brasilien, oder — mutatis mutandis — auch an den flachen Tümpeln,
auf dem nackten Teichboden der holarktischen Gebiete: nur in viel größerem
Maßstabe,
In Südwest- Australien ist die Kraut-Flora in eben dargestellter Form be-
2eichnend für stark tonigen Untergrund mit geringer Humus-Ansammlung und
bedeutender Austrocknung in der zweiten Hälfte der Trockenzeit. Sie erfährt
Manche Abänderungen auf stärker humösem Boden oder an Stellen, die
auch in der regenarmen Zeit noch lange durchfeuchtet bleiben, oder die sich
” der Nähe perennierender Wasserläufe befinden. An solchen Plätzen wachsen
"tischen den Myrtaceen-Gebüschen und oft leicht davon beschattet Stylidium
Junceum (Stylid.) und eines der wenigen Gräser des Südwestens, Ampkipogon
Ignorum. Auch ombrophile Annuelle finden sich dort ein, gleichfalls von
nie R
Re as »Vegetationen i Rio Grande do Sul« 1900, $. 19, 20. Ähnliches schon er-
RISEBACH, Vegetation der Erde, II. 391.
Diet :
s, Pflanzenwelt von West -Australien, 17
358 Dritter Teil.
winziger Statur und zarter Konsistenz: Selaginella Preissiana (Fig. 584) und
Mitrasacme paradoxa (Logan.), beide die einzigen Vertreter ihrer Gattungen in
West-Australien. Wo es freier wird, und der schwarze Schlammboden zutage
tritt, da pflegen sich nur noch einjährige Kräuter anzusiedeln, gewöhnlich trupp-
weise, sodaß das kahle Erdreich fleckenweise frei liegt. Zpilobium juncem
(Oenother.), Gnaphalium japonicum (Compos.), Gratiola peruviana (Seropk.),
Centipeda Cunninghamii (Compos.) sind dort häufig: wie man sieht, ein sub-
kosmopolitisches Kontingent, und zwar in einer für West-Australien sonst un-
gewöhnlichen Stärke. Dazu gesellen sich von australischen Typen Samolıs
junceus (Primul.) und verschiedene Formen von Goodenia tenella (Gooden.)
Villarsid-Arten (Gentian.) wachsen weiter einwärts an den feuchteren Stellen.
Im Schlamme wurzelt Zydrocotyle plebeia (Umbell.). Den Rest des Bestandes
machen Arten. aus, die wir bereits früher kennen lernten: jene kleinen, oft
zwergigen Kräuter, wie Centrolepis aristata (Centrolep.), Funcus caespitichs
(June.), Cyperus tenellus, der nahezu stengellose Angianthus humifusus (Compos)
und Cozula coronopifolia (Compos.). Davon sind die beiden Compositen sehr
verbreitet und lassen sich fast stets an entsprechenden Lokalitäten antreffen;
ebenso gehört Centrolepis zu den wichtigsten Leitpflanzen dieses Bestandes.
Im Süden der Südwest-Provinz spielen die Kräuter eine weniger be-
deutsame Rolle für die Zusammensetzung der Alluvionen-Formation. Das |
mehr ausgeglichene Klima ist für Annuellen-Wuchs nicht so förderlich. Jeden-
falls äußert sich die Trockenzeit nicht intensiv genug, um ihm das Übergew!
zu geben gegenüber den perennierenden Gewächsen. Auf den südlichen Alu |
vionen herrschen also langlebige Pflanzen vor, die oft im Sommer noch voller
Blüten stehen. Sie verbinden sich zu mannigfaltigen Strauch-Beständen. in
gewissen Fällen sind sie von ganz niedriger Statur, aber doch immer bezeichnet
durch eine Wuchsform, die durch das Verholztsein der stützenden Achsen ihr
Gepräge erhält. n
Wieder führen die Myrtaceen-Gebüsche die Herrschaft. Wichtig sind es
Bestände der Beaufortia sparsa (Myrt.), die fast unzertrennlich mit Boandrt
arıstata (Cypr.) zusammenlebt. Das leuchtende Scharlachrot ihrer Blüten ver
die Beaufortia aus weiter Ferne; die zierlichen Halme der Evandra mit Be
hängenden Ähren geben in der Nähe dem Bestande etwas durchaus he
Wo er sich zu lockern beginnt, treten Epacridaceen in immer dichteren Sc
auf den Plan. Es sind sämtlich kleine heideartige Büsche, aber von gIO
Effekt durch die Menge der Individuen. Häufig ist Andersonia coerulea
mit rötlichem Kelch und himmelblauer Krone. Dann Zysinema az
(Epacr.). Sie trägt ihren Namen mit gutem Recht: von allen ist sie W :; ge
die auffallendste und bedeckt zur Blütezeit manche Stellen wie mit 5 ‚ durch
fallenem Schnee. Von anderen Familien sieht man die Thymelacakk een
Pimelea-Arten trefflich vertreten. Pimelea longiflora (Thymel.) wächst W987 e
häufig in dieser Formation. nigef
Wo das niedrige Gebüsch dieser kleinen einfachen Heide-Sträucher I
dicht zusammenschließt, ergreift eine bunter gemischte Pflanzengem® n
A
Diels, Pflanzenwelt von West - Australien,
Taf. AZLI I, zu S.2
F bed ur
Vegetation des Granitfelses (im Vordergrund).
Die Granitplatten teilweise überlagert von schwarzgrünen Polstern des Campylopus bicolor (Museci).
In den Zwischenräumen
viscosa R. Br. (Scrophular., see Agonis marginata DC.
vrtac., Strauch ganz links), Anarthria scabra R. Br.
schelrasen vorn), Zuc “OPEN cornuta Lab. (rechts hinten).
King George were Kuppe des M. Elphins — E. Pritzel phot. Oktober 1901.
Anthocercis
Restionac.,
5. Kapitel. Formationen. 259
Besitz von dem Gelände. Da wachsen gebüschelte Restionaceen; Stylidium-
Arten; mehrere Goodeniaceen, von denen Diaspasis filifolia mit ihren rein
weißen Blüten am häufigsten bemerkt wird; Boronia-Arten (Boronia Juncea,
Rutac.); von dem Habitus nordischer Epilobien und andere. Auch Gespinste von
Cassytha (C. racemosa und C. pomiformis; Laur.) durchziehen reichlich das
ebüsch.
Die mehr gelegentlichen oder selteneren Elemente dieser Bestände zu nennen,
würde uns zu weit entfernen. Doch Erwähnung verlangt noch das kuriose
Leptospermum crassipes, da seine Eigentümlichkeiten gewissermaßen als sym-
ptomatisch für die Oekologie der Formation zu betrachten sind. Die Tracht
dieses bizarren Gewächses ist durch Hypertrophie der Stammbasis bestimmt.
Sehr nahe Verwandtschaft verbindet es mit Leptospermum ellipticum, eines in
der Regel viel höheren Strauches der Alluvial-Niederungen. Ein eigentümlich
sparrig-flexuoser Aufbau des Astwerkes, die etwa spateligen, dicken Blätter, die
in den oberen Achseln einzeln sitzenden Blüten sind (neben den systematisch
ausschlaggebenden Merkmalen des Gynaeceums) beiden »Arten« gemeinsam.
Fast der einzige Unterschied liegt in der Anschwellung des Stammes bei
L. erassipes, die durch die massenhafte Entwickelung dünnwandiger Holz-
elemente hervorgerufen wird. Diese sonderbare Bildung scheint offenbar mit
den Standorts- Bedingungen der Art in Zusammenhang; in welcher Weise, ist
jedoch schwer zu erklären. Jedenfalls fungiert sie gut; denn Zeptospermum
crassıpes tritt an zusagenden Örtlichkeiten gesellige und oft herdenweise auf.
Übergangs-Bildungen. Am Rande der Alluvionen auf sandigerem Boden
bildet sich eine Misch-Zone, aus niederen Büschen und Stauden gemischt.
Leschenaultia expansa breitet ihre Äste aus, Drosera gigantea erhebt ihre ver-
"weigten Stengel aufrecht, die blaßgelben Trauben des Comesperma flavum sind
allenthalben sichtbar. Hier ist auch das Heim von Byblis gigantea; an Stellen,
“0 sie häufig ist, nimmt sie sich mit ihren tief rosenroten Blüten prächtig aus.
Unter dem Gebüsch beanspruchen die Myrtaceen den ersten Platz. Lepto-
ermum ellipticum setzt sich oft zu kleinen Beständen zusammen. Wo es
“ndiger wird, da leuchten gruppenweise oder vereinzelt die Verticordia oder
(Ayikriz in. den satten Farben ihrer Kronen: gelb bei Calythrix auren,
Schimmernd orange bei Verticordia nitens, rosenrot bei Verticordia Drummondii
und V. Fontanesii. Je mehr sie zunehmen, um so mehr verliert die Formation
Ihr eigentliches Wesen, um so zahlreicher werden fremde Elemente darin, um so
"her kommt man den Busch-Zonen, welche zu den lichten Waldungen überleiten.
ß. Formation des Granitfelses.
Taf. XXIL
An vielen Stellen West-Australiens tritt in abgehobelten Granitplatten der
Sockel des ganzen Landes frei zutage. Die Pflanzendecke dieser interessanten
Stellen ist niemals zusammenhängend. Große Räume liegen dazwischen, wo
I nmittelbar den nackten Fels erblickt: höchstens von winzigen Krypto-
me
er bewohnt, öfter noch gänzlich pflanzenleer, glatt, grau, nur wenn langsam
17°
260 Dritter Teil. 5. Kapitel. Formationen.
das Wasser darüber rieselt, im Sonnenschein silbern erglänzend wie Eis, un
ebenso starr und leblos.
Andere Stellen der flachen Felswölbung aber sind bedeckt von dunklen
Moos-Teppich, der aus Campylopus bicolor gewoben ist. Die Art bildet dichte
Polster, von tief schwarzgrüner Farbe, wie schwerer Sammet.
Das Moos ist Vorkämpfer und Bahnbrecher für alle folgende Vegetation.
Die ersten Pflanzen, die sich ihm zugesellen, sind einige Flechten (z. B. Cladomia
verticillata), und dann Borya nitida (Lil., Fig. 21), die man geradezu als Leit-
pflanze dieser Granit-Platten betrachten kann. Neben ihr fristet eine Schar gan
kleiner Annuellen oder zierlicher Knollenpflanzen das Dasein in dem weichen
Substrate des Mooses. Am King George Sound wird man dort die hübsche
Utricularia Mensiesii (Lentibul.) antreffen, auch Polypompholyx multifida (Lei
tibul., Fig. 58G). Beide sind oft zahlreich beisammen. Dann wirken sie
diesen kleinen Verhältnissen höchst dekorativ, mit ihren großen hellpurpurnen
Blüten, die wie ein minutiöses Stickmuster sich von dem tiefen Dunkelgrün des
moosiges Grundes abheben. Ein ähnliches Ornament bietet Drosera mir
phylla zur Blütezeit. Sie entwickelt sich aus kleiner Knolle, die im Moose “e
trockene Zeit überdauert; der Stengel ist hinfällig schwach und schweift wie
hilfesuchend über die Moosdecke hin, bis er endlich die Blüten aufrichtet un
die schön rot gefärbten Petalen sich entfalten. Ganz unscheinbar auf den
moosigen Grunde wachsen sehr kleine Arten der Gattung Hydrocotyle (A. dianths :
und ZZ. callicarpa). Dieser Bestand erinnert also in seinen Neben-Elementet
lebhaft an die Zwergflora der Alluvionen (S. 255). In den Bedingungen Dr
stehen ja auch eigenartige Parallelen: eine hinreichend gründliche Durchfeuchtuig
beschränkt sich in diesen Moosrasen auf eine relativ kurze Jahreszeit, 8°
so wie das tonige Substrat der Alluvionen nur wenige Monate den Anspruet®
der annuellen Vegetation genügen kann. z is
In dem von aufgeschlossenem Erdboden gefüllten Mulden und ee
zwischen den Felsen findet sich natürlich eine um so üppigere Pt .
decke, je tiefergründig die Bodenschicht ist. Hart am Saume des Be
sie noch geringe Mächtigkeit besitzt, vermögen nur flachwurzelnde In Ee
Fuß zu fassen, wie etwa die knollentragenden Orchideen aus den WER
Prasophyllum und Pterostylis (Fig. 23). In besseren Lagen aber finden T
Büsche und sogar hohe Sträucher ein. Hakea-Arten mit fast
Blättern (77. suaveolens) sind wohl die sonderbarsten Erscheinungen "
Ja sogar eigenartige Bäumchen bilden sich in solchen Lagen aus: a0“
küste ist es neben niedrigen Formen der Eucalyptus cornuta besonders
cercis viscosa, welche die Aufmerksamkeit auf sich lenkt (Ta 9
Aste sind weithin nackt, am Ende drängen sich schopfig die Fe
Blätter zusammen. Sie sind von hellgrüner Farbe, überaus reichlic
besetzt und von deren klebrigem Sekret bedeckt. In der Mitte der
stehen die großen glockenförmigen Blüten, die in ihrem zarten 2
Wohlgeruch einer anthobiologischen Klasse zugehören, die sonst M
Australien äußerst schwach vertreten ist. |
Vierter Teil.
Die Vegetation der Eremaea-Provinz.
1. Kapitel. Allgemeiner Charakter.
Das Verhältnis von Südwest-Provinz und Eremaea war bereits früher Gegen-
stand unserer Betrachtung (S. 89). Es ergab sich eine prinzipielle Unterschied-
lichkeit der Umgrenzung. Demnach ist für die ganze folgende Darstellung
festzuhalten, daß wir bei der Eremaea in diesem Buche nur ein willkürlich
abgetrenntes Stück einer viel größeren Gesamtheit in Betracht ziehen.
In ihrem Wesen ist für die Eremaea das Gleichartige, Einförmige der erste
und wesentliche Charakterzug. In Orographie, Klima, Vegetation war die Süd-
west-Provinz ein Land des Wandels, eines reichlich, wenn auch streng regel-
mäßig abgestuften Wandels. In allen diesen Dingen bewahrt die Eremaea ein
einahe unerschütterliches Gleichmaß in ihrer ganzen Erstreckung.
Die Niederschläge sind sehr unbedeutend und — was für den Effekt wich-
tiger ist — sehr launisch verteilt. Manche Jahre erhalten viel, andere so gut
wie nichts. Darum ist in dem westlichen Teile der Eremaea, bei einer überaus
geringfügigen Niveau-Differenz, die modellierende Kraft des Niederschlags gering.
Es fehlt an Talbildungen größeren Stiles. Die flachen Mulden, die bei Fluten
sich mit Wasser füllen und bald ausgetrocknet von dünner Salzkruste glitzern,
geben der Landschaft ihr Gepräge.
Unter dem Material der Bodendecke treten die ausgelaugten Sande weniger
gebieterisch in den Vordergrund als im Südwesten. Die Verwitterung liefert
vorzugsweise lateritartige Böden. Auf ihnen bilden sich mitunter noch Zuca-
Iyptus-Waldungen analog zu den Formationen der Übergangszone der Südwest-
Provinz: dort nämlich, wo die Winterregen noch mit leidlicher Regelmäßigkeit
übergreifen. Wo das nicht mehr der Fall ist, d. h. ungefähr nordwärts vom
30° s. Br., da hört auch das Reich der Eucalypten auf, und sie überlassen die
Herrschaft den Acacien.
Es scheidet sich also die westaustralische Eremaea in zwei äußerlich mit
mancherlei Unterschied ausgestattete Hälften. Die südliche verdankt dem Aus-
ngen der Winter-Regen ihr Dasein. Es wechseln Eucalyptus-Gehölze mit
Cürren Strauch-Heiden, je nachdem der Untergrund aus Lehm oder Sand in
vorwiegendem Verhältnis besteht. Eucalyptus-Arten wechselnder Höhe, von
Niederen Bäumchen zu imposant ragenden Säulen, treten in jenen lichten
262 Vierter Teil.
Waldungen zusammen. Unterwärts das mehr niedrige Gehölz besteht as
mancherlei Sträuchern (Melaleuca [Myrt.]), Acacia, Eremophila |Myopor.), Dodı-
naea [Sapind.], Casuarina [Casuar.] u. a.), die bald sich zu engem Dickicht zı-
sammendrängen, bald in besenförmigen Büschen verstreut sind. Alle zarteren
Pflanzengebilde sind durchaus von den Launen der Witterung abhängig. Ih
manchen Jahren vermißt man sie fast gänzlich. Waren aber die Regen einmal
ergiebiger, so bedeckt sich der Boden ziemlich reichlich mit Annuellen; nament-
lich die Immortellen-Compositen (Zelipterum- und Helichrysum-Arten) bilden
dann mit ihren bunten Hüllen rote, gelbe oder weiße Beete auf der sonst ein
tönig erdfarbenen Fläche; selbst Gräser erscheinen in besserem Wuchs. In
solchen Zeiten tritt am augenfälligsten die Verwandtschaft dieser Formationen
zu den Eucalyptus- Acacia-Gehölzen der südwestlichen Übergangs-Zone in die
Erscheinung. Und dann offenbart sich auch für die Sandstrauch-Heide de
südlichen Eremaea an der besseren Entfaltung von Laubgebilden und von
Blumenschmuck recht klar, daß sie nichts ist wie eine verkümmerte Form des.
weiter westlich, jenseits der Eremaca, so artenreich entwickelten Fruticetums,
Dieser sich gegenseitig durchdringenden Beziehungen in der Formation
Szenerie der südlichen Eremaea und der Übergangs-Zone der Südwest-Provin
wurde ja bereits oben (S. gr) gedacht. Für die Auffassung der Eremaea sind sie
wichtig, weil sie in der nördlicheren Hälfte der Provinz nicht mehr mach
weisbar sind. Dort ist Zucalyptus zu einer geringfügigen Rolle in der Panzer
gemeinschaft hinabgedrängt. Überhaupt hört Baumwuchs beinahe gänzlich au,
wenn man einige Flachtäler mit bevorzugten Grundwasser-Verhältnissen RR
nimmt. Als Leit-Element der Flora tritt Acacia an erste Stelle, meistens iR der
Form stattlicher Sträucher, die in der Gestalt des Phyllodiums das Eu 9p
Blatt angenähert wiederholen, aber gewöhnlich an dem bleibend graue,
Kolorit der Belaubung leicht zu erkennen sind. Es entsprechen diese an a
und Zremophila (Myopor.) reichen Bestände ungefähr dem Mulga-Scrub, ” 3
für Ost-Australien typisch ist. Es sind monotone Gegenden, klimatisch an.
Extremen unterworfen, furchtbar heiß im Sommer, überall von den Sch
des Wassermangels heimgesucht. FR
Schärfer als durch alle Züge der äußeren Vegetations-Erscheinung tischen
sich die beiden großen Provinzen Südwest-Australiens durch ihre flo is
Qualitäten. In der Eremaea trifft man auf weiten Strecken keine ‚AWEEE
(Lil.) mehr; nur an wenigen, entlegenen Örtlichkeiten sieht man vielleicht
ein oder das andere Exemplar des Grasbaumes. Macrozamıa (Cycad.) mit a
kraftvollen Blätterwerk fehlt ganz in der Eremaea. Von den Probe i
man nichts mehr finden, wenn nicht die Grevilleae mit einigen Arten
Platze wären. Und wie diese wunderbare Familie, so meiden Ep 5
das Gebiet der Eremaea. Auch Orchidaceen und Restionaceen a
spärlich. Kurz, floristisch übernimmt die Eremaea für diese Familiet
Rolle, welche in Südafrika der Karroo-Region zukommt. Be .
Auch unter den positiven Zügen der Eremaea-Flora erinnert einig
Karroo. Die stattliche Anzahl der Compositen; die vorzügliche En Ei
2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 263
succulenter Chenopodiaceen: beides Erscheinungen, die man zuerst nennen muß,
wenn man die Eremaea floristisch kennzeichnen will. Andere Erzeugnisse
freilich sind durchaus eigenartiger Natur: so die Myoporaceen mit der Gattun.
Eremophila, und unter den Verbenaceen die eigentümlichen Zachnostachydinae
und Chloanthinae, beide als wichtige Charakter-Gewächse der westaustralischen
Eremaea von vielseitigem Interesse.
Aus diesen Formenkreisen rekrutieren sich auch die Mehrzahl der Ende-
mismen, welche bis jetzt der südwestaustralischen Eremaea-Provinz zugeschrieben
werden müssen. Es sind nach meinen gegenwärtig giltigen Berechnungen un-
gefähr 43°), der gesamten Arten-Menge, eine relativ hohe Summe, die wahr-
scheinlich jedoch später starke Verminderung erfahren wird. Denn bei der
großen Gleichartigkeit der äußeren Verhältnisse werden unzweifelhaft viele Arten
noch jenseits der Grenzen West-Australiens, mehr dem Zentrum Australiens zu,
sich feststellen lassen. Außerdem sind in der obigen Prozentziffer alle diejenigen
Spezies einbegriffen, welche auf den Sandstrauch-Heiden der Grenzgebiete ende-
misch sind: diese aber haben eigentlich als südwestliche Außenposten zu gelten,
und müßten bei der floristischen Analyse streng genommen aus der Eremaea-
Flora ausgeschaltet werden, da sie wie ein wesensfremdes Element darin er-
scheinen.
Kulturen irgend welcher Art sind im ganzen Bereiche der Eremaea ohne
„künstliche Bewässerung nicht möglich. Solche Berieselung aber wäre mit so
enormen Kosten verknüpft, daß an eine praktische Nutzung größerer Ländereien
durch Garten- oder Feldbau wohl niemals zu denken sein wird.
2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen.
I, Die Eucalypten,
Das wichtigste, was von der Eucalyptus-Flora der Eremaea zu sagen ist,
betrifft ihre Verteilung über das weite Gebiet, das in West-Australien der
Eremaea zufällt. Dabei zeigt sich nämlich eine unerwartete Gegensätzlichkeit
des Nordens und des Südens, auf deren Bedingungen erst später eingegangen
werden soll. Im Norden ist Eucalyptus von geringer Bedeutung für die Vege-
tation. Dort gibt es nur eine einzige nennenswerte Spezies: Zucalyptus rostrata,
ein Charakter-Typus der Wasser-Furchen. Im Süden dagegen ist die Stellung
der Gattung eine durchaus beherrschende, und es ist eine ganze Reihe von
Arten vorhanden, die als Leit-Pflanzen der Formationen Betrachtung verdienen.
Mehrere davon gewinnen erhöhte Bedeutung dadurch, daß sie in die Rand-
Gebiete der Südwest-Provinz eindringen, wichtige Rollen übernehmen und viel
“ur teilweisen Ausgleichung beider Provinzen beitragen.
264 Vierter Teil.
ı. Eucalyptus rostrata Schlecht., »Flooded Gum.«
Vgl. Taf. XXXI.
Enucalyptus rostrata im Sinne der meisten Autoren ist eine durch Australien
ungemein weit verbreitete Spezies. Überall im Binnen-Lande ist es diese Art,
welche im Grundwasser-Bereich der Flachtäler wurzelt und mit ihrem mächtig
entfalteten Astwerk die Creek-Ufer einsäumt. Auf das tellurische Wasser an-
gewiesen und von ihm gespeist, hat der Baum nichts spezifisch eremaeisches
in seinem Wesen. In der Tat ist er auch in West-Australien keineswegs an
die Eremaea gebunden, setzt sich vielmehr (mit mancherlei Übergangs-Formen)
in Eucalyptus rudis fort, welcher die bodenfeuchten Depressionen der Südwest
Provinz charakterisiert. |
Eucalyptus rostrata gehört zu den weißstämmigen Eucalypten: seine Borke
löst sich ständig in dünnen Fetzen von der Rinde, sodaß deren weiße Farbe
fast überall unverhüllt zutage liegt. Die Verzweigung des Baumes pflegt be
trächtlich zu sein. Die Krone ladet weit aus, die stärksten Seitenäste richten
sich in großen Winkeln zur Hauptachse. Die letzten Zweige und die langen
sicheligen Blätter hängen tief herab. Taf. XXXII gibt den eigenartig schönen
Baum in typischer Ansicht: er ist die unentbehrliche Haupt-Figur jeder echten
Creek-Szene, in der Eremaea sowohl wie in den nördlichen Landschaften der
Südwest-Provinz.
2. Die eigentlichen Eremaea-Eucalypten.
Taf. XXIV, XXV, XXVI, XXVII.
Die in der südlichen Eremaea tonangebenden Zucalyptus-Arten besitzen
manche gemeinsamen Züge, die ihnen allen einen physiognomisch ähnlichen Wert
verleihen. Das drängt sich dem Beobachter am augenfälligsten auf, wenn en
den Eucalyptus-Waldungen der Südwest-Provinz seinen Weg nach Osten nimmt.
Da erscheint ihm, zuerst im Gebiete des Avon River, ein Typus von Eu:
/yptus, wie er ihn bis dahin nicht gesehen hat. Der Stamm beginnt durch
schnittlich bei halber Höhe sich in Äste auszuzweigen. Darüber der Aufbau
der Krone wird durchweg vom spitzen Winkel beherrscht: steil streben SQ
Hauptäste nach oben. An ihrer Spitze erst lösen sie sich in dünne Zweigen |
auf und diese tragen lichte Laubbüschel. Die Krone ist oben am BR |
und dort an der Gipfelfläche schwach konvex gewölbt. Ihre Gesamtform gie ” |
also einem umgekehrten Kegel oder einem Trichter. Nicht selten eres
‚sich auch, daß ein Stamm schon gleich an der Basis sich teilt und er
gleichwertige Achsen erzeugt: von diesem folgt jede einzelne dem obige"
Schema, In allen Fällen haben wir es mit Eucalyptus loxophleba zeNe
am weitesten im Westen den Eremaea-Typus von Zucalyptus ? präsentiert
von seiner allgemeinen Verbreitung bei dem Orte York den Namen ‚York
erhalten hat (Taf. XXIV, XXVM). Es erübrigt zur Vervollständigung det
noch der Borken-Bildung zu gedenken. Die dabei entstehenden Gewebe i nd
nur am Hauptstamme haften, während die Äste höheren Grades noch
nur wenig Borke erzeugen, sodaß ihre sonderbar fettig glänzende, oliv a
ARE;
Diels, Pilanzenwelt von West - Australien. Taf. XXIV ,„ zu $.26
-
Eucalyptus loxophleba Benth., York Gum.
Im Hintergrund Bestand von Acacia acuminata Benth. Vorn abgeerntetes Weizenfeld.
Distr. Avon, Newcastle. — E. Pritzel phot. Februar 1901.
Diels, Pflanzenwelt von West -Australien. Taf. xXXV, zu S. 265.
RER \ >
Eucalyptus occidentalis Endl. »Flat-topped Yate« (Vordergrund).
Bestand von Zucalyptus redunca Schau. »Wandoo« (hinten).
viel Annuellen, besonders Compositen in Blüte.
Distr. Stirling, Cranbrook. — E. Pritzel phot. November 1901.
2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 265
oder trübgelb gefärbte Rinde vollkommen frei liegt. Die vertikal stehenden
Blätter des York Gum sind ziemlich dick, dunkelgrün, an der Oberfläche stark
glänzend, im Innern sehr ölreich.
Alle diese Eigenschaften von Zucalyptus lorophleba kehren bei vielen Formen
des ferneren Binnenlandes wieder. So besonders bei Zucalyptus celastroides,
bei E. oleosa (Fig. 59 A) und £. saludris, welche eine zum Teil sehr beträcht-
liche Rolle in der Konstituierung der lichten Waldungen übernehmen.
Fig, 59. Eucalypten der Eremaea: A Eucalyptus oleosa F.v.M. 2, C Ewcalyptus occiden-
talis Endl.: 3 Blütenzweig. C Fruchtstand (Original).
Die physiognomisch wesentlichsten Merkmale kommen ferner bei einer Art
vor, die wegen ihrer bedeutsamen Stellung auch in der Flora der südöstlichen
Südwest-Provinz besondere Erwähnung verlangt (vgl. S. 226). Das ist der »Flat-
topped Yate«, Eucalyptus occidentalis (Taf. XII, XXV, Fig. 59). Er ge-
hört einer blütenmorphologisch gut geschiedenen, ausschließlich westaustralischen
Gruppe der Gattung an, steht also mit dem York Gum, mit Eucalyptus celastroides
"sw. nur in lockerem verwandtschaftlichen Zusammenhang. Es hat daher etwas
266 Vierter Teil.
Überraschendes, die äußere Gestaltung und die ockologische Ausstattung bei
allen so gleichartig zu finden. Auch bei #. occidentalis tritt uns der mit
schwarzer Borke bedeckte Hauptstamm, die obkonische Form der Krone, die
flache Wölbung der Laubschicht entgegen.
Es wurde erwähnt, daß Zucalyptus occidentalis nicht ausschließlich der
Eremaea angehört. Ja, es ist zweifelhaft, ob der Hauptteil seines, Areales über-
haupt der Eremaea zufällt, ob er nicht vielmehr einen größeren Raum in der
Südwest-Provinz besetzt: ich habe ihn zwar noch bei Coolgardie gesehen, aber
größere Anhäufung der Individuen, förmliche Bestände, kenne ich nur in dem
Wandoo-Distrikt um den Stirling Range herum und von dort ostwärts (s. S. 226);
vielleicht erstreckt er sich dort sogar bis zum Russell Range, wo ROE erwähnt,
ihn gesehen zu haben. Sei dem nun, wie ihm wolle, jedenfalls bleibt der
Baum eremaeisch seiner ganzen äußeren Erscheinung nach. Er gehört zu den
Elementen der Vegetation, die, was Szenerie betrifft, zwischen Eremaea und
Südwest-Provinz eine Vermittelung herstellen.
Ganz ausgesprochen eremaeisch ist Eucalyptus salmonophloia, F.v.M,
der »Salmon Gum« (Taf. XXVI). Unterschieden von den vorigen durch die Ab-
fälligkeit der Borke — die hell rötlichgelbe Rinde hat ihm den Namen gegeben —
fügt er sich sonst doch in jeder Hinsicht dem tektonischen Schema der Eremaea-
Eucalypten ein. Wie der York Gum, dringt er westwärts in die Randzonen
der Südwest-Provinz ein und erreicht bei der Gunst ihres Klimas dort sogar
stattlichere Dimensionen, als in der Eremaea selbst. Sein säulengrader, hell-
schimmernder Stamm, der bis 20—25 m hoch werden kann, bildet dann einen
höchst effektvollen Faktor im Landschafts-Gemälde.
ie Ausdehnung des Areales von Eucalyptus salmonophloia ist noch ganz
unsicher. Wir kennen nur streckenweise die West-Grenze. Seine edaphischen
Bedingungen aber haben sich überall als ähnlich erwiesen. Der harte Lehm
bietet ihm die zusagende Stätte.
Dieser Boden ist überhaupt das Lebens-Element der Eremaea-Eucalypfen-
Aus weiter Ferne schon, von den baumlosen Flächen der sandigen Heide her,
erkennt man an den schwarzen Konturen dieser Bäume das Bereich des roten
Lehmbodens.
II, Die Arten von Acacia,
(Taf. XXVIL, XXX, XXXI, XXXIL)
In der Eremaea nimmt Acacia in noch höherem Grade an der Zusammen
setzung der Vegetation teil als in der Südwest-Provinz. Und da Wuchsfor
und Laubgestaltung im ganzen genommen einheitlicher sind, so wird die Ga
Physiognomisch sogar wichtiger als dort. Denn im Gegensatz zu den Distrikte}
des Westens, wo sie meist in Form kleinlaubiger, niedriger Büsche a
herrschen in der Eremaea höhere Sträucher und baumartige Spezies rn "eine
Phyllodien in ihrer schmal-oblongen, ganzrandigen Gestaltung äußerlich
Wiederholung des Eucalyptus-Blattes bringen.
’
Taf. XXVI, zu S. 266.
Diels, Pflanzenwelt von West -Australien,
Eucalyptus salmonophloia F.v.M. »Salmon Gum«.
Das Unterholz ist Melaleuca uncinata R. Br.
Distr. Avon, Meenaar. — E, Pritzel phot. November 1901.
Diels, Pflanzenwelt von West -Australien. Taf. SANVLL, zu S. 267.
Acacia acuminata Benth.,
links oben mit einem Exemplar von Zoranthus qguandang Lindl. besetzt.
Distr. Irwin, Mingenew. — E. Pritzel phot. Juni 1901.
2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 267
E. PRITZEL charakterisiert diesen Typus, den er als »Weidenblatt-Form«
bezeichnet, in folgender Weise‘): »Die baumartigen Acacien neigen wie die
Eucalypten zu verlängerten, gekrümmten, senkrecht hängenden Phyllodien ($z1-
Jlorae $ Falcatae, Uninerves $ Racemosae). Dieser Weidenblatt-Acacientypus
ist wie Zucalyptus über ganz Australien verbreitet und in allen Variationen
seines Klimas anzutreffen. Die Epharmose dieser Phyllodien ist, wie beim
Eucalyptus-Blatt, eine erstaunlich geringe: im feucht-kühlen Tasmanien, in
der dürren, heißen, tropischen Eremaea, in den tropisch feuchtwarmen Strichen
an der Nordostküste Queenslands, überall finden wir Arten mit gleichgestalteten
Phyllodien. Unterschiede, die mit dem Klima zusammenhängen können, sind
höchstens auf Konsistenz, Glanz, Wachsüberzug, schwache Behaarung u. dgl.
beschränkt. Eine gewisse Regelung der Transpiration wird ferner bei diesen
Acacien ähnlich wie bei den Eucalypten dadurch erzielt, daß die Arten der
trockenen Binnen-Gebiete im allgemeinen ihre Laubmasse erheblich beschränken.
Je trockener und heller der Standort, um so geringer die Laubmassen, um so
lichter und schattenloser der Baum. Dieser Weidenblatt-Typus hat sich bei den
australischen Acacien mehrfach, phylogenetisch getrennt, entwickelt; wir finden
ihn bei den Faliflorae $ Falcatae, den Uninerves $ Racemosae und den Pluri-
nerves. Er stellt sich mit der Erzeugung von baumartigen Formen ein. Die
Gleichheit in den vegetativen Teilen der verschiedensten Arten ist nicht selten
eine so völlige, daß steriles Material ganz unbestimmbar wird. Trotzdem ist
diese Blattform mancher Wandlung fähig: ihre Extreme sind auf der einen Seite
die relativ breiten kurzen Phyllodien, z. B. der Dimidiatae, auf der andern Seite
verlängerte, grasartig schmale Blätter (z. B. A. signata).«
ie Übereinstimmung mit den Eremaea-Eucalypten wird noch deutlicher
hervortreten, wenn wir ein bestimmtes Beispiel ins Auge fassen. Dazu eignet
sich u. a. trefflich der »Jam Tree«, die Acacia acuminata. Taf. XXIV oder XXXI
geben eine Vorstellung, wie diese Pflanze aussieht. Die Parallelen etwa zum
York Gum, in dessen Gesellschaft unsere Acacie so häufig ist, treten sogleich
hervor: die steile Verzweigung, die Zusammendrängung der vertikal gerichteten
Phyliodien gegen das Ende, der (allerdings breiter) obkonische Umriß der Krone.
Die Phyllodien der Acacia acuminata sind dunkelgrün gefärbt und zeigen leb-
haften Glanz an ihren Flächen, wiederum ähnlich wie das Laub so vieler der
binnenländischen Eucalypten.
Gering ist die Stammhöhe der Acacia acuminata. Die größten Exemplare,
die ich sah, maßen etwa ıo m. In der Tat stehen alle diese Acacien der
Strauchform noch nicht fern; in allen Abstufungen nähern sie sich dem so ge-
wöhnlichen Typus des besenförmig vielzweigigen Busches, wie er in der Eremaea
auch bei Melaleucen, Eremophilen, Dodonaeen immer wieder mit geringen Ab-
wandlungen sich durchsetzt. :
Acacia acuminata gehört ihrer geographischen Stellung nach in die etwa durch
FEucalyptus loxophleba vertretene Kategorie: sie scheint sich allmählich aus der
!) DieLs und Prırzeu Fragm. Austr. occ. 280, 281.
268 Vierter Teil.
im Innern Australiens so verbreiteten Acacia doratoxylon herauszubilden und
reicht nun über die Marken der echten Eremaea in die Südwest-Provinz hinein
soweit dort die Vegetation eremaeische Facies erkennen läßt. Das sind die
Lehm-Gebiete, Flachtäler und Wasserrinnen, wo Acacia acuminata mit andemn
Acacien (A. microbotrya, A. Harveyi, A. aestivalis vgl. Fig. 60) und Eucalyptn
nmeepeesiiian seen
ee
Fig. 60. Acacia aestivalis E. Pritzel: 4 Habitus des blühenden Astes. C Blüte. D: ) :
& Kelchblatt. 7 Blumenblatt. G Hülse. #7 Samen. (Nach Diers und PRITZEL)
£ an hören nämlich die Eucalypten im großen und
io und es Wird die Herrschaft der Acacien unbestritten. vn
adschaft nimmt damit völlig den Typus der zentralaustralischen Erna
2. Kapitel. Physiognomische Leit- Pflanzen. 269
ihre Formation ist als »Mulga-Scrub« zu bezeichnen. »Die Arten A. aneura,
A. craspedocarpa, A. palustris, A. leptopetala, A. salicina setzen ihn zusammen,
von denen vor allem die Acacia aneura geradezu als Leitart für diese
Formation im zentralen Australien gelten kann.«')
Anhangsweise sei erwähnt, einen wie weitreichenden Einfluß der Typus der
Eremaea-Acacien in den Litoral-Gegenden der Südwest-Provinz gewonnen hat.
Sehr vielfach nämlich läßt sich bei Acacia erkennen, daß systematische Ein-
heiten aus dem Binnenland an die Küste gelangen. Die »Mulga«-Acacie, Acacıa
salicina des ganzen südlicheren Zentral-Australiens, die durch die westliche
Eremaea hindurchgehend südlich vom Murchison River die West-Küste erreicht,
setzt ihre Verbreitung von dort nach Süden zu in der ganz auf die Dünen be-
schränkten, kaum spezifisch verschiedenen Acacia rostellifera fort, die jedoch
bald jenseits des Swan River ebenfalls ihre Südgrenze findet. Auch Acacia
cyanophylla und A. cyclopis verhalten sich ähnlich. Bei ihnen gelangen die
Phyllodien zu ansehnlicheren Dimensionen, als bei irgend einer Eremaea-Form;
aber das sind rein epharmonische Modifikationen, von dem litoralen Klima ge-
schaffen. Beide Arten kommen nur in der Nähe der Küsten vor, und an den
Flußläufen bis zum Plateau-Rand hinauf. Sonst fehlt ja die »Weidenblatt-Form«
der Acacien in der echten Südwest-Provinz.
III, Callitris robusta R. Br, »Pine«,
(Vgl. Taf. IV; Fig. 61.)
Über weite Strecken besitzt die westaustralische Eremaea nur eine einzige
Konifere, die sie überdies mit den östlichen Gebieten des Kontinentes gemein
hat: Callitris robusta (Fig. 61). Es ist ein nicht gerade imposanter Vertreter
der Pinaceen, auch zeigt er wenig individuelles in seiner Tracht. Der Stamm
erreicht in der Eremaea selten mehr als 4m in der Höhe; auch die Krone
bringt es zu keinen ansehnlichen Dimensionen, und das Astwerk bleibt oft licht.
und durchbrochen. Oberflächlich gleicht der Baum von weitem einer dürftigen
Pinus; größer noch ist die Ähnlichkeit mit den verwandten Widdringtonia-
Spezies des südlichen Afrikas. Die Belaubung zeigt wechselnde Farbentöne:
bald neigt das dunkle Grün nach Gelb hin, bald mehr nach Blau.
Das Vorkommen von Callitris robusta in der Eremaea West- Australiens
ist keineswegs kontinuierlich; ihr Gedeihen scheint einen gewissen Sandgehalt
des Bodens vorauszusetzen. EDNIE BROWN berichtet, daß Callitris unter
günstigen Umständen ziemlich beträchtliche Zonen bilde; ich habe dergleichen
nur einmal bei Menzies beobachtet. Zutreffend ist die Angabe des selben Ge-
währsmannes, sie fehle in den feuchten Südwest-Gebieten; mit der Einschränkung
jedoch, daß sie in den Litoral-Gegenden wieder zum Vorschein kommt. Dort
Sibt es sogar Individuen, die vegetativ bedeutend ansehnlicher sind: die kalkigen
a EEE
!) Prirzer in Diers und Prıtzei Fragm. Austr. oce. 288.
270 Vierter Teil.
Hänge über Freshwater Bay z. B., am Swan River, tragen recht stattliche Exem-
plare, die wohl 10 m hoch werden. Das ganze Phänomen ist also ein genaues
Seitenstück zu den Erscheinungen, die Acacia bietet (s. S. 269).
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N/A W ff; Kr
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Fig, 61. Callitris robusta R. Br. A Zweiglein mit $ Blüten. 3 Zweig mit Fruchtzapfen (Original).
IV. Codonocarpus cotinifolius (Desf,) F. v. M. »Poplar«
Codonocarpus cotinifolius stammt aus der kleinen, aber an eigentümlichen
Gestalten reichen Gruppe der australischen Phytolaccaceae. Die Art ist ——
weit östlich im Darling- und Murray-System verbreitet, wie das Zentrum Sue
Gattung wohl überhaupt dem Osten des Erdteils angehört. In West-Australien
fand ich unsere Spezies südöstlich vom mittleren Murchison in großer - Es
dehnung, und habe mich überzeugt, daß sie auch hart an der Südküste, er z
Phillips River, noch vorkommt. Sie ist also ein Eremaea-Typus in dem OFT —_
Umfange des Begriffs. a
‚Vo die Pflanze wächst, verrät sie sich schon von weitem an ihrem absondem
lichen Habitus. Der Hauptstamm steigt vollkommen gerade auf und ee
3-5 m hoch. Die Äste stehen wagerecht von ihm ab, von unten nach oben
ganz regelmäßig sich verkürzend, sodaß der Gesamt-Umriß der Pflanze
wird
°
B:
|
#
3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 271
kegelförmig wird. Die annähernd obovate Gestalt der Blätter — eine in der
Eremaea übrigens ungewöhnliche Form —, ihr lichtes Blaugrün und nicht zu-
letzt der Blütenstand, der streng terminal das ganze Gebäude zum Abschluß
bringt, vollenden die durchaus eigenartige Erscheinung dieses Gewächses. Es
ist wie ein Mittelding zwischen Baum und ins riesige vergrößerter Staude.
Die Standorte des Codonocarpus cotinifolius liegen in sandig-lehmigen Zonen.
Dort wächst die sonderbare Art bald vereinzelt, bald in truppweise vereinigten
Gesellschaften. Von wirklichen Beständen aber könnte man in den Fällen, die
mir bekannt geworden sind, nicht gut reden.
3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien
und ihre Lebensformen.
1. Compositae. 3. Myoporaceen. 5. Verbenaceae. 7. Dodonaea.
y
2. Chenopodiaceae. 4. Gramineae. 6. Amarantaceae. 8. Santalaceae.
I. Compositae, Etwa ııo Arten. — Vgl. Tafel XXXIV.
Nach der rohen Zählung der Arten besitzt die Eremaea nicht ganz so viel
Compositen als die Südwest-Provinz. Aber jede tiefer dringende Analyse der
Compositen-Flora West-Australiens stellt für die meisten und wichtigsten Gruppen
zweifellos fest, daß die Eremaea. die reichere und selbständigere der beiden
Provinzen ist. Sie dient nicht nur als Durchgangs-Gebiet für östliche Elemente,
sondern kann auch eine sehr ansehnliche Eigen-Produktion aufweisen. Davon
hat sie nach Westen und Süden hin auch der Südwest-Provinz vieles mitgeteilt.
0 kommt es, daß die Übergangs-Zonen zwischen beiden Provinzen noch recht
vielseitig mit Compositen ausgestattet sind; daher rührt auch der numerische
Überschuß des Südwestens.
Für das Gesamtbild der Vegetation kommen als Compositen-Typen wesent-
ich zwei Lebensformen in Betracht: die des Strauches und die des annuellen
Krautes, :
Es sind Olearia und Helichrysum, seltener auch /riolaena-Arten, welche
Sich als Sträucher oder Halbsträucher entwickeln. Sie bleiben niedrig,
verzweigen sich aber ungemein reichlich. Oft folgen sie dem Schema des-
eficoiden Gesträuches, wie es ja bei Melaleuca und andern Gattungen im Unter-
Wuchs der Eucalyptus-Bestände so verbreitet ist. Im allgemeinen verlieren sich
daher diese Compositen in der Menge oekologisch ähnlich gestalteter Pflanzen
ar Selangen zu keiner merklichen Wirkung, zumal ihre Blütenköpfe recht un-
Scheinbar sind.
Ungleich bedeutungsvoller werden die annuellen Kräuter, die sich nach
angemessenen Regen einstellen: im Süden also gewöhnlich am Ausgang der
kühlen Jahreszeit, im Norden irgendwann, sobald einmal ergiebige Niederschläge
Sefallen sind. Natürlich bevorzugen sie lehmigen Untergrund oder tonige Böden,
272
Fig. 62. A—E ee £Pygmaeus (A. Gray) Benth.:
1 —
Vierter Teil,
reg Ne nnere Bractee, iels: R re KH
Ri as äu ing $ innere Bractee. — A—N Gnephosis rotundifolia Diels: 0 Habitus-
Fre En e. N Blatt. er O—U Calocephalus phlegmatocarpus Diels: haenium-
pP n. Q äußere Bractee. X innere Bractee. S Blüte. 7 Pappus-Schupp®- Dr
(Nach DieLs und PrItTzer.) Ä
BR...
A Habitus. 3 Köpfchen un As
BI ARE See
3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 273
wo die Feuchtigkeit am längsten festgehalten bleibt. Fast sämtlich sind diese
einjährigen Compoösiten sehr gesellige Gewächse, die oft in dichten Scharen den
Boden überdecken. Sie erscheinen in drei Typen.
Der erste, vertreten durch die Anthemideen, kommt in jeder Hinsicht
am wenigsten in Betracht. Er enthält schwächliche Kräuter mit zarter Be-
laubung, die Köpfe haben helle Strahlblüten und müssen schon in großen
Quantitäten bei einander sein, um zur Geltung zu kommen.
Äußerlich noch unscheinbarer ist die zweite Gruppe, die ich früher‘) den
»Angiantheen-Typus« (Fig. 62) nannte, weil ihr Wesen bei den Angiantheen
am reinsten zum Ausdruck kommt. Das sind sehr minutiöse Pflanzengebilde,
oberflächlich betrachtet von übereinstimmendem Habitus, in ihrem feineren Bau
allerdings mancherlei Unterschiede zeigend; gewöhnlich sind sie selbst in Blüte
ziemlich unansehnlich. Trotzdem aber wirken sie durch ihre Massen-Ent-
wickelung; namentlich auch in den Übergangs-Gebieten zur Südwest-Provinz
ist ihre Rolle keineswegs gering zu veranschlagen.
Weitaus wichtiger jedoch ist der Helichryseen-Typus, die wohlbekannten
Immortellen Australiens. Ihre vegetative Entfaltung ist sehr abhängig von den
Launen der Witterung — wie ja bei allen ähnlich situierten Annuellen. Überall
und jederzeit aber bleiben sie sich gleich in der Schutzlosigkeit ihres saftigen
Blattwerkes und in dem lebhaften Kolorit der scariösen Involukren. Diese
Hüllen sind es, die oft ausschließlich der Eremaea freudigen Farbenschmuck
verleihen. Weiß, sattes Gelb und eine konstante Nuance von Rosenrot sind die
drei herrschenden Töne, die manchmal noch durch Kontrast-Farben verstärkt
und zu erhöhter Wirkung gebracht werden. Die wichtigste Gattung ist un-
streitig Zelipterum. Unsere Taf. XXXIV ist Beweis dafür, zu welcher Fülle
diese ephemeren Gewächse unter günstigen Umständen sich zu entfalten ver-
stehen. Und was dort Helipterum splendidum mit seinem atlasglänzend weißen
Schimmer erreicht, das bewirken ZH. tenellum und H. Ayalospermum mit dem
leuchtenden Gelb ihrer kleineren Köpfe, die an Zahl das wettmachen, was ihnen
an Größe mangelt. An solchen Stellen wird man aufs lebhafteste an Süd-
Afrika erinnert, wo gleichfalls die jährigen Compositen reizende Bilder natür-
licher Blumenbeete auf sonst so tristes Ödland zaubern.
*. Chenopodiaceae. Etwa 50 Arten.
Die Chenopodiaceen West-Australiens sind oekologisch betrachtet meisten-
teils Succulente. Und das gibt ihnen eine einzigartige Bedeutung für die Flora
2 Landes, weil außer wenigen Portulacaceen und Aizoaceen diese Vegetations-
Form nicht vertreten ist: merkwürdigerweise nicht, da man, nach Analogie, ge-
ade in Australien auf succulente Vegetation rechnen möchte.
Für die Vegetation der Eremaea sind die Chenopodiaceen von unbestrittener
Wichti die
; tigkeit: es ist überhaupt die erste Familie unter den leitenden N, 6
Wirklich nahezu allein angehört. Das habe ich schon in DiELS und 5 en
Su Austr, occ. S, 179 ausgeführt: »Die Verteilung der ‚Chenopodiace
!) Fragm. Austr, occ. 601.
Di
els, Pflanzenwelt von West-Australien, 13
974 Vierter Teil.
erstreckt sich über die gesamte Eremaea. Sie greift ferner hinein in die Über-
gangs-Landschaften der Südwest-Provinz, überall dort, wo Eremaea-Vegetation
die Formationen beherrscht. Außerdem erstreckt sie sich längs der Küste am
ganzen Strande entlang. Während aber diese halophile Litoral-Flora in der
Südwest-Provinz von der Binnen-Flora durch die Wald- oder Sand-Gebiete iso-
liert ist, stoßen weiter im Norden und vermutlich auch am Ostende der Süd-
west-Provinz beide unmittelbar zusammen, sodaß ähnlich wie z. B. bei Amaran-
taceae oder Myoporaccae ein reger Austausch stattfinden konnte, der noch in
vielen Einzelfällen sich nachweisen läßt (z.B. Arripler halimoides). Eine loh-
nende Aufgabe wäre es, zu untersuchen, wie sich der Salz-Genuß der Arten
an den verschiedenen Örtlichkeiten ihrer weiten Wohn-Gebiete gestaltet.
Damit würde auch die Frage erledigt werden können, ob die Vertreter der
Familie stets Chlorid-Anreicherung im Boden verraten. In den Litoral-Forma-
tionen sind sie überall vorhanden; dort ist z. B. Rhagodia Billardieri eine ge-
wöhnliche Erscheinung. Arriplex paludosa u. a. bewohnen salzigen Schlick;
die fast arborescente Arripler isatidea fesselt als stattliches Dünen-Gewächs den
Blick. Alle diese Pflanzen sind natürlich Halophyten. Dagegen bleibt es =”
sicher, ob auch die Binnenlands-Chenopodiaceen sämtlich Salzpflanzen sind.
Für viele ist es ja nicht zu bezweifeln: man sicht sie (wie Frankeniaceae) die
mit Salz-Auswitterung bedeckten Mulden am Rande umsäumen. Andere Spezies
aber werden nur auf steinigem Lehmboden angetroffen, dessen Chloridgehalt
uns nicht näher bekannt ist. Dort leben besonders die niedrigen Kochia BR
ihren zierlichen Früchten und die zahlreichen Bassia-Formen oft recht gesellß;
doch ziemlich unscheinbar. Auffallender schon durch ihre Größe sind die halb-
strauchigen Azriplex- und Chenopodium-Arten, die »salt-bushes« der Kolonisten.
sind ",—ı m hohe Gewächse, in den Haupt-Achsen etwas verholzend. Das
Laub ist dick und saftstrotzend oder von zäher fleischiger Textur, bald kahl
und lebhaft grün, bald glaucescent, von breit eiförmigem Umriß wechselnd bis
zu schmal linealer Form. Eine der weitest verbreiteten »Salzbüsche« im inneren
West-Australien ist Chenopodium Preissi. »Bedeutsamer aber noch wird Atriplex
Drummondii in der ganzen Eremaea des Westens. Der Busch bildet oft ie
hauptsächlichen Niederwuchs in den lichten Eucalyptus-Beständen; SO Er 5
und massenhaft tritt er zuweilen auf ‚ daß die Vegetations-Szenerie von dem
Kontrast seines mattsilbernen Laubes mit dem rotbraunen Boden und den
Gunkelgrünen Wipfeln der Bäume physiognomisch bestimmt wird. «
3. Myoporaceae, Etwa 45 Arten. — (Fig. 63, 70). tung I
Auch diese Familie erweist sich durch ihre geographische ar
West-Australien als ein typisch eremaeisches Vegetations-Element. SE den
bei den Chenopodiaceen, enthält die echte Südwest-Provinz fast MU -
Litoral-Formationen noch gewisse Vertreter (Myoporum-Nıten, Be Arte
Brownii). Außerdem dringen in den Grenzbezirken des Nordens inein.
auch auf das Sandland in sonst fast unvermischt südwestliche Bestände ; der
Aber das alles ist unbedeutend angesichts der hervorragenden Sn
Myoporaceen in der gesamten Eremaea.
3, Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 275
»Die Myoporaceen verdienen in biologischer Hinsicht Interesse als Beispiel
einer Familie, in der sich aus Litoralpflanzen .Xerophyten entwickelt zu haben
scheinen. Gewisse Formen nämlich der unendlich polymorphen Gattung Myo-
forum sind noch gegenwärtig typische Litoral-Pflanzen in Australien; für West-
Australien wenigstens kann ich Myoporum acuminatum als Marschen-Pflanze und
Fig.65. Eremophila: A, B E. platythamnos Diels: A Habitus. 2 Blüte. — C, D £. =
Diels: C Habitus. 2 Blüte nach Entfernung des Kelches. — FE. elachantha Diels: E Ha .
F Blüte, — G,H E.dichroantha Diels: G Habitus. # Blüte. (Nach DIELS und PRITZEL.
ren oppositifolium als Dünen-Gewächs nach eigener Beobachtung be-
tigen,
Daran schließen sich biologisch jene Formen, die in den stets etwas ar
haltigen Tal-Böden ‚schmaler Niederungen gefunden werden, ur En
2ählreichen Arten, die den lehmigen, oft gleichfalls salzhaltigen Boden
Eucalyptus-Wälder des Südens bewohnen und dort gern mit BR Atriplex-
I
276 Vierter Teil.
Arten und andern fleischigen Chenopodiaceen zusammentreffen. An solchen
Orten entwickeln sich in West-Australien besonders die Arten der Pholidia-
Gruppe und der Sektion Zremocosmos.
Ihr Habitus bezeichnet sich meist durch die starke Verzweigung des Stammes,
der zahlreiche, rutenförmige, aufrechte Äste mit oft stark klebrigem, schmalem
Laube trägt. Einzelne Formen werden baumartig (Eremophila interstans) und
schreiten erst in der Krone zur Auflösung in ein dichtes Gewirr von dünnem
Gezweig. Blütenbiologisch charakterisiert sich diese Pholidia-Zone durch die
Fülle der Blüten, die jedes Individuum erzeugt. Die einzelne Blüte ist weiß
oder lila gefärbt und meist unter mittlerer Größe. Aber die Anhäufung der
hellen Blüten macht die Sträucher sehr auffallend; zur Blütezeit schmücken
sie die sonst so fahle Szenerie jener Zone mit freundlich lichten Farben.
Mit ihnen zusammen wachsen einzelne, oft niedrig bleibende ericoide Büsche
naher Verwandtschaft, ferner auch mehrere weit verbreitete Spezies anderer
Sektionen. Namentlich Zremophila maculata in niedrigen knorrigen Formen
gehört zu den häufigen Erscheinungen.
Auf den noch viel lichteren, heißeren Flächen des nördlichen Gebietes etwa
jenseits des 30° s. Br. bieten sich anders geartete Lebens-Formen der Myopo-
raceen der Beobachtung: die Verzweigung der Exemplare ist weniger intensiv,
erstreckt sich aber mehr in die Breite. Am ganzen Körper erfährt die tricho-
matische Bekleidung bedeutende Förderung. Der biologische Plan der Blume
neigt sich nach anderer Richtung: die Blüten sind weniger zahlreich, aber viel
größer und ihre Färbung meist intensiver. Selbst der Kelch, der in der ganzen
Familie stellenweise korollinisch auftritt, nimmt an dieser Tendenz teil; in der
Verwandtschaft von E. Fraseri scheint er sogar das eigentlich wesentliche unter
den accessorischen Elementen der Blüte geworden zu sein.
In dieser Region gedeihen viele Arten auf steinigem, lehmigem
zweifellos salzfreiem Substrat‘). Mit ihren ornamentalen Blüten kommen Sit
er dürren Gegenden trefflich zur Geltung, sie bilden in den einförmigen
Acacien-Einöden eine erfreuliche Verzierung, mit gutem Recht heißen sie beim
Bushman »the Pride of the Desert«.
Boden in
je in
4. Gramineae. Etwa 40 Arten nachgewiesen, in Wahrheit wohl bedeutend mehr:
o bis zo em
hlagen hatı
Diese Beobachtungen lehren, daß die Eremaea, im geraden Gegen Rn
i i den Gramineen eine gewisse Entfaltung erlaubt. Wie ir
geht, wissen wir leider vorläufig nicht. Denn wie in der Südwest-Provinz ”
die Cyperäceen, so sind wir über die Gramineen der Eremaea und ihre Leben®
1) Drers und PriTzer, Fragm. Austr, oceid, p- 536.
3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 277
Gewohnheiten noch gänzlich ohne zureichende Kenntnis. Wir wissen nur, daß
es sich meistens um hartblättrige Steppen- oder Wüsten-Gräser handelt.
Auf den steinigen Lehmböden gedeihen namentlich die mannigfachen Arten der
Gattung Spa: die zierliche S7. elegantissima und einige weniger bekannte
Formen liefern geradezu charakteristische Beiträge zur Gras-Flora der Eremaea.
Nur wenige Arten wagen sich auf sandiges Gelände. Dazu gehört z. B.
Triraphis rigidissima (Fig. 64), eine extrem xeromorphe Spezies, die mit ihren
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Fig. 64. Zriraphis rigidissima Pilger. A Habitus. 3 Ährchen ' Ben
Blüte mit Spelze. Z Deckspelze. (Nach DieLs und Partei.)
278 Vierter Teil.
Triraphis danthonioides, Koeleria phleoides, Festuca bromoides, dazu e
fremde, eingeführte Gräser bringen die Gramineen-Flora am erfolgreichsten zur
eltung.
Die nicht unbeträchtliche Rolle der Gräser in der Eremaea erhält die wahre
Beleuchtung erst, wenn man sich ihrer Bedeutungslosigkeit in der Südwest
Provinz erinnert. In der Tat ist dies gegensätzliche Verhalten der Gra-
mineen in den beiden Provinzen Südwest-Australiens sehr bemerkens-
wert. Denn es beweist, daß die Ansprüche der Gräser nicht so gleichartige
sind, wie etwa SCHIMPER anzunehmen geneigt war. Speziell für Australien
trifft seine schematisierte Gegenüberstellung von Grasflur-Klima
und Gehölz-Klima durchaus nicht zu. Die Grasflur-Gebiete des östlichen
Australiens kennzeichnen sich keineswegs durch »häufige, wenn auch nur
schwache, die Feuchtigkeit des Obergrundes erhaltende Niederschläge in der
Vegetations-Zeit und gleichzeitige mäßige Wärme«'), sondern es verbinden sich
dort während des Sommers reichliche Niederschläge mit recht hohen Tempera-
turen. Anderseits würde jenes angebliche Postulat des Grasflur-Klimas, die »die
Feuchtigkeit des Obergrundes erhaltenden Niederschläge in der Vegetations-Zeit
und gleichzeitige mäßige Wärme« °) vortrefflich verwirklicht sein etwa auf den
Sandgebieten der Südwest-Provinz. Aber gerade diese sind überaus arm an
Gräsern, stellenweise so gut wie gramineenlos. Solche Tatsachen sprechen für
sich selbst. Vor allem lassen sie darüber keinen Zweifel: wo es sich um die
Bedingtheit von Gras und Gehölz handelt, da stehen wir dem Einzelfalle viel
freier gegenüber mit einem ehrlichen Ignoramus, als wenn uns eine Konstruk-
tion befangen hält, die allgemeingiltig zu sein beansprucht und dabei in hundert
Fällen ernstlicher Kritik nicht standhalten kann.
5. Verbenaceae. Etwa 25 Arten, — (Fig. 65, 69 S. 285).
Die Verbenaceen bilden in vieler Hinsicht Gegensätze zu den bisher be-
trachteten Leit-Elementen der Eremaea. Sie sind weitaus weniger bedeutsam
und weniger allgemein verbreitet, aber doch trefflich in Formen gegliedert]
und dadurch von Wichtigkeit für die Gesamt-Auffassung des Gebietes. Sie
erscheinen ferner nicht als Bewohner des lehmigen Landes, wie die Chenopodia-
ceen, die meisten Compositen und die Amarantaceen, sondern als ausgeprägt
erarcgh Gewächse, die zu den Charakterpflanzen der sandigen Erema@
en.
” . . 5:
ce ei nt greift oft sogar auf die Blütenstände über. Bei Zachne nn
welche übrigens noch in den angrenzenden Bezirken der Südwest-Provimm 77
1) = F. W. SCHIMPER, Pflanzengeographie, S. 189. 524
2) Vgl. die eingehende Darstellung in DieLs und PrıtzeL in Fragm. Austr. 060. 493
Be
. Kapitel. Die leitend isti 7% '
3. Kap ie leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 279
große Rolle auf den Sand-Heiden spielt, liegt gerade in der wolligen Behaarun
der Inflorescenz das Merkmal, das die Art so wertvoll für das ee
Gemälde im ganzen macht. In der eigentlichen Eremaea kommen noch ge-
steigerte Produkte der gleichen Tendenz zutage. So lebt dort südlich vom
Murchison River Zachnostachys Cliftoni, die echte »Flannel Plante der West-
RR B-
N
”
en
X
Turez.; A Habitus. 3 Blüte.
Blüte. — FH Dicrastyles
H Kelch. —
ee ernennen der Eremaea: A—C Physopsis spicata
fulva D mon D-—-E Mallophora globiflora Endl.: D Habitus. Z
rumm.: 7 Habitus. G Blüte ausgebreitet nach Entfernung des Kelches.
7 Dierastyles stoechas Drumm.: Habitus. (Nach DiErs und PRITZEL.
adezu ungefüges Pflanzen-Gebilde, und
A: ie ? .
Australier, in seinem dichten Filz ein ger
Eremaea
eine der wunderlichsten Gestalten, die sich im weiten Reiche der
finden läßt. |
6. Amarantaceae. Etwa ı6 Arten.
en systematisch-geographischen Untersuchung der in Au
N Amarantaceen ergibt sich, daß dort die Familie ein echte
stralien heimi-
r Eremaea-
280 Vierter Teil.
Typus ist. Viele Spezies, die zu den häufigsten auch im Westen gehören,
besitzen die charakteristische Verbreitung durch die gesamten Trocken-Gebiete
des Kontinentes (z. B. Trichinium obovatum, Trichinium exaltatum u. a.). Dabei
aber zeigt sich eine sehr deutliche Bevorzugung der nördlichen Landschaften:
in den Tropen ist die Familie im Gegensatz zu den Myoporaceae z.B. noch
polymorph. Aber diese Arten-Mannigfaltigkeit sowohl, wie der physiognomische
Effekt nehmen allgemein nach Süden hin ab. Und so geht auch nur von
Norden her eine stärkere Beeinflussung der Südwest-Provinz von statten.
x
Fig. 66. Dodonaca: A D. attenuata A, Cunn, var. Zincaris Benth. Habitus. — 3 D. flifolia Hook
Habitus, — C-E D. amblyophylla Diels: C Habitus. D Frucht. Z Samen.
(Nach Diers und PRITZEL.)
Die steinigen roten Lehm-Böden der Eremaea liefern weitaus die größte
Ausbeute an Amarantaceen. Da trifft man überall die kugeligen Sträucher e
7: richinium obovatum. Das ist in der extratropischen Eremaea unbestrttet
einer der häufigsten Büsche, echt 1 erkennen ah dem weiber edkl gelblichen
Filz, der die ganze Pflanze von Blatt zu Blüte weich überzieht. di
, Häufig sind ferner die stattlichen Stauden von Trichinium exaltatum,
„, starker Verkleinerung unsere Fig. 71 wiedergibt. Ihre ansehnlichen Rn
en prangen in prächtigem Purpurrot; sie heben sich sehr effektvoll ausper
3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 281
Grase und dem Krautbestande hervor, die schon vergilbte Farben angenommen
haben, wenn die Trzchinium-Blüte am schönsten ist. Viele mehr niedrige Arten,
unscheinbarer ausgestattet und weniger häufig, fügen doch der Gesamt-Bedeutung
der Amarantaceen noch mancherlei zu und reihen die australische Eremaca
unter die Gebiete der Erde, welche allem Anschein nach noch heute für die
Entwickelung der Familie vorteilhafte Gelegenheiten bieten.
&
Fig. 67. Charakter-Santalaceen der Eremaea: A—E Fusanus acuminatus R. Br.: A Habitus.
3 Blüte, C Staubblatt. D Frucht. Z Endocarp. — FH Fusanus spicatus R. Br.: 7 Blatt-
: ig. G Frucht. Z# Endocarp. (Original.)
7. Dodonaea (Sapindaceae. — Fig. 66). Etwa 10 Arten.
Von der interessanten Gattung Dodonaca sind die vielgestaltigen Reihen der
Cyelopterae und der Pinmatae in dem größten Teile der australischen Eremaca
Yertreten. Möglich, daß es an den so leicht beweglichen Flügelfrüchten liegt,
„enn viele Spezies schr weite Verbreitung gewonnen haben. Tatsache ist jeden:
als, daß die am meisten typischen Arten in der Osthälfte des australischen
Tafellandes genau so zum Bestande der Binnen-Vegetation gehören wie auf der
estseite. Betrachtet man anderseits das Verhältnis von Dodonaea zur en
Provi
"ovinz, so findet man eine weniger strenge Abschließung als etwa
282 Vierter Teil.
Myoporaceen. Dodonaca ist nämlich nicht nur in die südwestlichen Bezirke
eingedrungen, sondern hat dort auch einen recht selbständigen Seiten-Zweig
hervorgebracht (Reihe Cornutae, vgl. DIELS und PRITZEL, Fragm. Aust. occ. 344).
Trotzdem kann Dodonaca nach Häufigkeit und Verbreitung nur in der
Eremaea unter die leitenden Elemente der Vegetation gereiht werden, dort aber
auch in hervorragendem Maße. Es gibt in den südlicheren Teilen der Eremaea
sicher keinen Bezirk von nennenswerter Ausdehnung, der nicht seine Dodonaea-
Arten hätte. Ihrer Tracht nach folgen sie den maßgebenden Normen jener
Formationen. Reichlichste Verzweigung, sehr schmales Laub oder ganz kleine
Fig. 68. Exocarpus aphylla R. Br.: A Habitus. 3 Zweigstück mit Blütenständen. € De
außen. D Blüte von oben, ein Blütenhüllblatt entfernt. Z Blüte durchgeschnitten. 7 Zweig?
s mit Früchten. G Frucht. (Original.)
Blätter, häufig ein dichter Überzug ergiebiger Sekrete bringt ihre äußere F
scheinung (s. Fig. 66) vielen Melaleucen, Acacien und Eremophila-Arten =.
neigen in erster Linie den Pfanzenwuchs der südlichen Eremaea zusam”
ügen.
8. Santalaceae, Etwa 10 Arten.
Auch die Santalaceae sind in West-Australien nicht absolut auf die
ze i Sie umsäumen die Südwest-Provinz in schmalem Rande
üste, ähnlich wie es z, B, Callitris robusta (S. 269) oder die My se he
enland-
Eremaed
d
= Außerdem aber haben sie die Südwest-Provinz auch um einige €!
rten bereichert. Doch ihr Schwerpunkt liegt unbestritten im
4- Kapitel. Oekologischer Charakter. 283
Viele Arten durchziehen das gesamte Tafelland ohne große Lücken (z.B. Fusanus
spiatus, Exrocarpus aphylla), manche gehören im Westen der Eremaea zu den
gewöhnlichsten Pflanzen. Die blass und fahl belaubten Büsche des Ausanıs
acuminatus (Fig. 67 A—E) begegnen allenthalben, und die verwandte Ausanıs
spicatus (Fig. 67 F—/7) war wenigstens früher ziemlich allgemein anzutreffen.
Gegenwärtig aber ist der kleine Baum, dessen Sandelholz einen der einträg-
lichsten Export-Artikel West-Australiens lieferte, in allen besser zugänglichen
Teilen des Landes stark vermindert worden. Beide Zusanus sind relativ an-
sehnlich belaubte Gewächse mit 3—6 cm langen, 1,5—2,5 cm breiten Blättern,
sehr verschieden in dieser Hinsicht von einer andern häufigen Santalacee der
Eremaea, der Exocarpus aphylla (Fig. 68). Das ist ein äußerst xeromorpher
Strauch von ı—2 m Höhe, der bei gänzlich verkümmerten Blättern mit den
Ästen assimiliert. Die Geschmeidigkeit vieler anderer Zrocarpus hat sich bei
ihm in unnahbare Starrheit verwandelt: die Zweige sind dick und überaus hart,
mitunter geradezu dornenartig. In ihm verkörpert sich eine Wuchsform, die sonst
in der westlichen Eremaea nicht gerade häufig ist. Aber bei Zrocarpus aphylla
scheint sie sich gut zu bewähren, denn der Strauch ist ungemein verbreitet und
auf steinigem Lehmboden ziemlich sicher zu erwarten, soweit die Grenzen der
Eremaea reichen.
+4. Kapitel. Oekologischer Charakter.
Der oekologische Charakter der Eremaea-Vegetation unterscheidet sich in
seinen gröberen Zügen wenig von dem Wesen der extremen Xerophyten der
Südwest-Provinz. Es fällt entsprechend der Einförmigkeit der äußeren Um-
gebung die reiche Abstufung des Südwestens fort, aber für diesen Mangel tritt
\ gewisser Hinsicht dadurch Ersatz ein, daß die konstitutionellen Eigenarten
er Elemente größere Freiheit gewinnen, sich durchzusetzen. Wie weit dadurch
einere Eigentümlichkeiten in der Eremaea-Vegetation zur Ausbildung kommen,
läßt sich gegenwärtig nur ungenügend übersehen. Denn trotz der Arbeiten
von SPENCER MOORE und meiner eigenen Aufzeichnungen bleibt das meiste in
der Eremaea noch zu tun, da gerade dort die Ungleichheit der einzelnen Jahre
Eine länger dauernde Beobachtungs-Zeit zur unentbehrlichen Voraussetzung be-
fiedigender Erkenntnis macht.
a. Lebens-Formen. ;
= Als hochgradiges Xerophyten-Gebiet zeigt die westaustralische Eremaea in
. Ihrer Vegetation den bekannten Gegensatz der Grundwasser- und der Regen-
\ N ausgeprägtem Maße.
2: der Tundwasser-Flora äußert sich sehr klar die schon S- 261 er-
3 te und weiterhin stärker zu betonende Bevorzugung der südlich vom
30. Grad liegenden Gebiete. Dort ist baumartiger Wuchs besonders bei Eucalyptus
284 Vierter Teil.
und Casuarina ausgebildet, weiter nördlich tritt er nur noch an örtlich be-
günstigten Stellen in die Erscheinung. Die Einzelheiten werden bei der Schilde-
rung der Formationen anzuführen sein.
Im übrigen sind die Gehölze durch Sträucher vertreten. Im Vergleich zur
Südwest-Provinz ergibt sich eine starke Verminderung der Kleinsträucher, die
nur noch auf Sandboden in sehr extrem xeromorpher Ausgestaltung erhalten
bleiben und in der vollständigen Betätigung ihrer Lebensfunktionen auf die
unsichere Hilfe der Winter-Regen angewiesen bleiben. Bei ihnen sieht man
besonders häufig die Spuren von Zeiten schlimmer Not: da gibt es vertrocknetes
Astwerk, hingewelkte Blütenknospen und vor der Reife vertrocknete Früchte
Dagegen wird die Zahl der höheren Strauch-Arten relativ viel ansehnlicher.
In den weiten Gebieten der Mulga-Zone, nördlich vom 30°, setzt sich der
eigentliche Grundstock der ganzen Vegetation daraus zusammen.
Die Regenflora besteht vorwiegend aus Annuellen, und zwar tragen haupt-
sächlich die Compositen dazu bei. Wie in allen ähnlichen Gebieten hängt die
quantitative Entfaltung, ja häufig das Erscheinen überhaupt sehr wesentlich ab
von der Laune der Witterung. Und da die Eremaca in dieser Hinsicht noch
stärkerer Unsicherheit ausgesetzt ist, als andere Gebiete gleichen Wesens, 50
prägt sich diese Wandelbarkeit der Regenflora vielleicht nirgends so drastisch
aus als in Australien. Und gleichsinnig ändert sich die Physiognomie der ganzen
Landschaft, die in guten Zeiten der Regenflora viel verdankt.
b. Verzweigungs-Formen.
Während das Strauchwerk und das niedere Gebüsch ähnlichen Aufbau zeig!
wie in der Südwest-Provinz, herrscht bei den baumartigen Eucalypten an
manchen Acacien die trichterförmige oder schirmartige Kronen-Bildung. Der
Punkt ist im vorigen Abschnitt bei der Schilderung der Leit-Pflanzen bereits
hinreichend erörtert (5. 264). Auch sei nochmals auf die Abbildungen, Taf. xx
XXVI, XXVII hingewiesen, welche den Sachverhalt in klarer Weise vera
schaulichen.
Die eigentlichen Bedingungen dieser in den wärmeren Xerophyten-Gebieie!
so häufigen Verzweigungs-Form sind uns noch unbekannt. Daher erfordert ihre
Häufigkeit auch in der westaustralischen Eremaea eine nachdrückliche Betonung:
um wenigstens über die geographische Verbreitung des Phänomens das Sit
Material zu vervollständigen.
c. Stämme,
Für die Oekologie der eremaeischen Stämme ist auf eine Bemerku
zugreifen, zu der ein früherer Abschnitt Gelegenheit gab (5- 169). ;
dart an Zucalyptus diversicolor, dem Karri, die Unmöglichkeit nachgeW! wi
die Ausbildung der Borke direkt mit den Eigentümlichkeiten des Ki,
Verbindung zu setzen. Einen weiteren Beweis dafür bringen die EualyP =
des eremaeischen Binnenlandes. Sie sind in Rücksicht auf. die Schwä Arten i
der Temperatur viel stärkeren Kontrasten und Extremen ausgesetzt als die |
ng zurück
>
. Kapitel. Oekologischer Charakter. 98
TINTE £
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ne Filzige Verbenaceae der Eremaea aus der Gattung Neweastlia: ee co.
B-6 N Sich Habitus. lüte. C Krone ausgebreitet. — D X. Orachiueh F. v. = EN ehe
RE: > msignis E. Pritzel. Z Habitus. 7 Unterseite des Blattes, @ Blüte. — #, ä ER
"”M. 7 Krone ausgebreitet. 7 Tracht eines Zweiges. (Nach Be. Be
286 Vierter Teil.
der küstennäheren Landschaften, und trotzdem besitzen sie vielfach eine dünne
glatte Borke; der Neubildung geht entsprechende Abschälung parallel, sodaß
ihr Volumen sich annähernd gleich bleibt.
Die 5. ı69 geschilderte Bildung des Basalkorks findet sich auch in der
Eremaea auf den Heiden der Sand-Böden, deren Vegetation ja überhaupt ein
stark südwestliches Gepräge äußert.
d. Laub.
In der Oekologie des Laubes der Eremaea-Pflanzen verlieren sich, im Gegen-
satz zu den Erscheinungen im Südwesten, alle die Eigentümlichkeiten, welche
der Periodizität des Klima ihr Dasein verdanken. Die Ausgliederung neuen
Laubes vollzieht sich nicht mehr stoßweise, sondern in stetigem Gleichmaß und
doch mit Ausnutzung der unberechenbaren Vorteile, die dann und wann eine
günstige Laune der Witterung bringt. So findet man junge Lauborgane das
ganze Jahr über an der typischen Eremaea-Pflanze, und daneben Blätter der
verschiedensten Entfaltungs-Zustände bis zu den ganz fertigen. Spezialisierte
Knospenschuppen fehlen unter diesen Umständen ganz. Im übrigen äußert sich
die Empfindlichkeit der jugendlichen Teile in ähnlicher Weise wie bei den
Pflanzen des Südwestens.
Das erwachsene Blatt ist durch stark xerophytische Eigenschaften gekenn-
zeichnet. Da es sich um die selben Züge handelt wie bei den extremen Arten
der Südwest-Provinz (s. S. 173ff.), ist eine Wiederholung hier nicht erforderlich;
umsoweniger, als in SPENCER MooRE’s Reisebericht die Bestandteile der ephar-
monischen Kategorien bereits aufgezeichnet sind. Verringerung der verdunsten-
den Oberfläche, vertikale Lage der Assimilations-Organe, lederige Blätter, I
Erzeugung, Wassergewebe in Wurzeln oder Stamm, eingesenkte Stomata und
ähnliches wird dort mit Beispielen belegt.
Von allen diesen Klassen jedoch hat die Südwest-Provinz ebenso gute Muster
aufzuweisen. Dagegen ist die Eremaca reicher an filzigen und an sucel”
lenten Arten. Bei den filzigen Pflanzen (Fig. 69) kommt dieser Sachverhalt
nicht nur durch die bessere Vertretung von Familien zu stande, die abe
zu stärkerer Behaarung neigen (Malvaceae, Verbenaceae, Fig. 69), sondern ei
durch das Auftreten von Haar-Überzügen bei Arten, deren Verwandte IM Süd
westen solcher Indumente entbehren oder sie nur schwach entwickeln. RZ
coacta (Stercul.], Phyllota lycopodioides, Psoralea eriantha |Legum.), Sped® von
Solanum, Loranthus und manche Compositen).
Fleischiges Laub dagegen wird in der Eremaea durch die syste An ”
Konstitution ihrer Flora in den Vordergrund gerückt. Die reiche Entw ung
der Chenopodiace
Calandrinia und Zygophyllum tragen dazu bei. Aber nirgends kommt er n
re en der Succulenz, wie in Afrika oder Amerika. Und nırg®”
et ._ eine selbständige Neigung dazu in sonst normal belaubten ie er
Eine Eigentümlichkeit dagegen, die ich als besonderen Zug der Eremae® .
auffallend gefunden habe, das ist die größere Bedeutung von Sekreten im
*
Aizoac)
4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 287
der Assimilations-Organe, also die Häufigkeit »lackierter Blätter«. Ich
bezweifle, ob es sonst eine Flora auf der Erde gibt, in der diese Lebens-Form
des Blattes so verbreitet ist, wie in der westaustralischen Eremaea. Die schmalen
Nadeln von Acacia KRossti (Legum.) oder von Dodonaea-Arten (Sapind.), die
Rollblätter von Beriya dimerostigma (Euphorb.) oder Halgania lavandulacea
(Borrag.), die breiteren Lauborgane von Olearia Muelleri (Comp.) und Cyano-
stegia microphylla (Verben.), die 3—szähligen Blätter der Burtomia viscida
(Legum.): alle gleichen sich in der Ausscheidung von Substanzen, die auf der
Oberhaut an freier Luft erhärten und einen Überzug von wechselnder Mächtig-
keit bilden. Allen gemeinsam ist dabei eine Vorwölbung der Stomata oder
wenigstens die Bildung stark erhobener Hörnchen über der Spaltöffnung. Die
bunte Mannigfaltigkeit der vertretenen Familien beweist, daß wir es hier mit
einer klimatisch induzierten Eigentümlichkeit zu tun haben. Doch ist es mir
nicht gelungen, über das Wesen dieses Zusammenhanges irgendwie näheren
Aufschluß zu gewinnen. Was man bisher über die klimatischen Bedingungen
des Lackblattes‘) wußte, läßt sich auf die westaustralischen Vorkommnisse nicht
übertragen.
Daß es sich aber um eine machtvolle Wirkung handelt, zeigt nicht nur die
Verbreitung der Erscheinung über systematisch so ungleiche Pflanzen, sondern
auch ihre starke Entwickelung bei Zremophila, die zu den wichtigsten Charakter-
Pflanzen der Eremaea gehört. In allen blüten-morphologisch begründeten Sek-
tionen dieser vielgestaltigen Gattung findet man drüsige Bekleidung des Laubes
und intensive Lack-Ausscheidung, bald ganz selbständig, bald in Wechsel-
Austausch mit Sekret-Verlust jener Trichome und Bildung filzartiger Decken.
Die drehrunden Blätter von Eremophila Drummondii sind klebrig von Sekret,
ebenso die flachen Blätter der weitverbreiteten Eremophila maculata und anderer
Arten. Aber bei keiner Spezies wird die Produktion des Firnis so ergiebig wie
bei Zremophila Fraseri. Die Blätter dieses schönen Strauches haben eine Fläche
von merkwürdiger Größe, wenn man in Betracht zieht, wie niederschlagsarme
Gebiete sie bewohnt. Die Oberhaut dieser Blätter wird ringsum überdeckt von
einer ungewöhnlich dicken Lack-Schicht; die Spaltöffnungen sind hoch empor-
Sezogen, um das Niveau dieses Überzuges zu erreichen. Sicher ist es von
teresse, an einer so wahrhaft eremaeischen Art eine so vollkommene Aus-
Prägung des Lackblatt-Typus erreicht zu sehen.
: e. Blüten.
Über die Blüten-Anlagen und deren zeitliche Eigentümlichkeiten es
Segenwärtig noch an eingehenden Beobachtungen. Doch die im Südwes ze
errtnde Periodizität ist nicht vorhanden: das läßt sich aus den von m
&@sammelten Daten (vgl. S. 28 Genüge ersehen.
. 9. 289) zur Genüge ;
Bezüglich der Knospenhüllen bestehen keine Besonderkeiten .-
d Se Dagegen zeigen sich in den reinen anthobiologischen Erscheinung
“eitliche Abweichungen von der südwestlichen Normalen.
; ax ch, 1890, 120.
1) Vorkens: Über Pflanzen mit lackierten Blättern. Ber. Deutsch. Botan. Gesellsch. 1890,
988 Vierter Teil.
Eine Tendenz, die Blüten anzuhäufen, laßt sich kaum mehr nachweisen.
Die korollinischen Teile nehmen nur geringe Entwickelung — nicht immer,
aber sehr oft. Die echt eremaeischen Chenopodiaceen und Dodonaea-Arten
(Sapind., Fig. 66) blühen höchst unscheinbar. Pimelea microcephala, mit ihren
grünlichen Blüten unter allen Arten West-Australiens die schlichteste, ist eine
Charakter-Art der Eremaea und die einzige Spezies der Gattung, die dort
zahlreich und häufig wächst. Fast das selbe läßt sich von Scaevola spinescens
sagen: bei ihr ist die Blumenkrone weißlich gefärbt und unscheinbar geadert:
es ist eine merkwürdig unansehnliche Spezies in der sonst so farbenreichen
Verwandtschaft. Beide, Pimelca und Scaevola, verdienen große Beachtung
wegen dieser Kombination von weiter Verbreitung durch die Eremaea und
Rückbildung in der Blüten- Ausstattung.
Doch darf nicht verschwiegen werden, daß diese Beziehung zunächst nur
relative Geltung besitzt. Denn auch anthobiologisch sehr entwickelte Gruppen
läßt die Eremaea nicht ganz vermissen. Die Cassia-Arten (Legum.) mit ihrem
leuchtenden Gelb, die schöngefärbten Swainsona (Legum.), die so verbreitet und
artenreich dort gedeihen, sind Beweis dafür. Wichtiger aber als beide ist die
Gattung Aremophila (Fig. 63, 70), weil sie gänzlich der Eremaea angehört und
unter ihren Eigenschöpfungen als eine der bedeutsamsten betrachtet werden
muß. Ihre Arten sind blütenbiologisch keineswegs gleichwertig, aber € läßt
sich nicht verkennen, daß die größte Vollendung der Blüten-Ausstattung in den
echten Eremaea-Gebieten des Nordens erreicht wird. Während im Süden noch
die lichten Farben oder ein trübes Violett die Gattung beherrschen, gewinnen
nordwärts die hochroten Blumenkronen die Oberhand. Bei großer Mannig-
faltigkeit des feineren Blütenbaues bleiben diese Töne von Scharlach und Purpur
der ganzen Eremophila-Flora nördlich des 30. Grades eigentümlich: wir hörten
schon, diese Sträucher heißen »Pride of the Desert« bei der Bevölkerung:
Sie geben der Eremaea die schönsten Blumen und wirken belebend in dem
sonst so ernsten Vegetations-Gemälde dieser Einsamkeiten.
Die Blüten der Eremaea haben im ganzen wenig Duft. Es fehlt der
F lora zwar nicht an aromatisch riechenden Gewächsen: die Myoporaceen, manche
Labiaten und Myrtaceen verbreiten sogar durchdringenden Geruch, aber ”
geht in der Hau die an Ölen und
ie f. Vegetations-Zyklus der Jahreszeiten. a
Über die zeitliche Lebens-Ordnung im Gebiete der Eremaea gibt es bis jetz ES
keine Nachrichten, und -meine eigenen Beobachtungen sind leider nicht aus g.
gedehnt genug, um den Erscheinungen eine befriedigend umfassende Darstel! 5% >
widmen zu können. Doch glaube ich das Wenige, was ich aufzeichnen kon! . |
als Material hier niederlegen zu sollen.
Im Gegensatz zur Südwest-Provinz läßt sich vor allem festsetzen,
daß die
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Vegetation der echten Eremaea von den klimatischen Faktoren weniger str S
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19
290 Vierter Teil.
geordnet ist. Die individuelle Neigung der einzelnen Art kommt reiner zum
Ausdruck, die äußeren Momente wirken weniger richtend als auslösend. Die
Gewächse schreiten zur Blüte nach ihrer eigenen Wesenheit, wenn es das Klima
überhaupt gestattet; sie verharren im Samen-Zustand oder wenigstens in aus-
schließlich vegetativer Tätigkeit, wenn die äußeren Momente zu ungünstig sind,
um Keimung bezw. Blühen zu erlauben. Die Unzuverlässigkeit aller klimatischen
Vorgänge gibt auch dem Vegetations-Zyklus etwas Wechselvolles und Unbe-
ständiges, aber sie beeinflussen ihn nicht so tief in seinem Wesen.
ohlgemerkt gilt das nur von den Landschaften mit typischem Eremaea-
Klima. Die südlichen Teile, die in Yilgarn, um Kalgoorlie usw. zu den best-
bekannten des ganzen Gebietes gehören, folgen weniger deutlich jener Norm;
denn sie fallen ja in den meisten Jahren noch in den Wirkungskreis der
Winter-Regen und sind damit der zeitlichen Ordnung dieses Regimes unter-
worfen. Bei ihnen geht die Haupt-Tätigkeit der Pflanzenwelt daher wie im
Südwesten zwischen Juli und Oktober vor sich; nur die Sand-Heiden verraten
auch später noch regeres Leben. In ungünstigen Jahren jedoch, wenn die
Winter-Regen nur ganz schwach ausfallen, bleibt diese ganze Aktivität eine sehr
geringfügige, viele Annuellen keimen gar nicht, welken in früher Jugend dahin
oder gelangen wenigstens nicht zur Bildung von Blüten. Ebenso vertrocknen
an den Sträuchern die Blütenknospen vor der Zeit. Kommt aber eine
günstige Saison, wie etwa 1900, wo die ganze Eremaea West-Australiens eine
selten reiche Bewässerung erfuhr, so entfaltet sich ein ungeahnt reiches Pflanzen-
leben und erhält sich ziemlich lange hinein in die heißere Jahreszeit. Noch
Ende November fand ich 1900 eine recht ansehnliche Anzahl von Arten in
Blüte. Allerdings war das ein ausnahmsweise gesegnetes Jahr (vgl. S. 82).
Ich habe die selben Gegenden etwa sieben Monate später besucht; da ie
eine fast gänzliche Blütenlosigkeit in der ganzen Eremaea-Vegetation zu kon-
statieren. Mit Ausnahme von einer Eucalyptus-Art sah man keine einzige
Spezies in Blüte. Allerdings dürfte diese Zeit — die erste Hälfte der Regen
zeit, um Ende Mai, — der absolut ungünstigste Abschnitt des Jahres sein, in uch
die niedrige Nacht-Temperatur dieser kontinentalen Gegenden sehr empfind
auf die Vegetation einwirkt.
_ Schon am Beginn der Trockenzeit liegt die Vegetation der südlichen Er
wiederum im Schlummer. Denn die Gewitter-Regen, die diese Periode zu bringen
pflegt, bleiben ohne Belang für sie, da die Evaporations-Kraft des Klimas gie
zeitig viel zu beträchtlich ist.
: Je mehr man im Norden sich dem Bereiche der tropischen So
nähert, um so entschiedener scheint sich die Lebensführung der
mmer-Reget :
Pflanzenwelt
zu ändern. Das lehrte mich ein Besuch der Lake Austin Gegend um FE 3
recht niedrig®
henden Zeiten
cm ge =
steuert:
jon
des Winters. Bei ungemein trockener Atmosphäre herrschte eine
Temperatur, namentlich nachts. Die Niederschläge der vorherge
waren unbedeutend gewesen: Februar und März hatten zwar jeder 3".
liefert, die drei folgenden Monate aber zusammen nur etwa 2 cm beige
Trotzdem zeigten sich viele Elemente der stark xeromorphen Veget
5. Kapitel. Formationen. 291
Blüte. Einzelne Annuelle waren gut entwickelt, namentlich aber fiel die Anzahl
blühender Zremophrla-Büsche auf, welche zum Teil einen sehr dekorativen
Anblick boten. Auch Szda-Arten, Hakea, Solanum, Cassia u. a. befanden sich
in Blüte. Alles in allem gewann man den Eindruck einer bedeutenden Unab-
hängigkeit dieser Phänomene von den klimatischen Faktoren. Ich fand keine
Gelegenheit, zu einer andern Zeit die selben Gegenden zu besuchen. Es bleibt
daher näherer Prüfung vorbehalten, wie weit jene Unabhängigkeit der Eremaea-
Vegetation reicht. Es besteht ja die Möglichkeit, daß sie durch gewisse Ein-
flüsse der Sommer-Regen beschränkt wird, zu deren Erkennung es uns jetzt
noch an ausreichenden Daten mangelt.
>. Kapitel. Formationen.
a. Litoral- Formationen,
@. Mangrove und Watten-Formation.
Im Bereiche der Sharks Bay fängt der Wechsel der Gezeiten an sich be-
merkbar zu machen (S. 75). Weite Strecken des flachen Küsten-Landes sind
zur Flutzeit überschwemmt. Das Aestuarium des Gascoyne River trägt Man-
grove-Streifen, die ausschließlich von Avicennia officinalis (Verb.) gebildet werden.
Die beiden Ufer des Flusses sind ganz niedrig und von feinstem Schlickboden
gebildet, der erst allmählich landeinwärts in sandigen Lehm übergeht und nur
unmittelbar am Strande von hohen Dünen überlagert ist.
Die Vegetation dieses Schlickbodens beginnt auswärts mit niedrigen Avzcennia
fficinalis; ihr Bestand ist oft ganz rein; nur dunkelgrüne strauchige Büsche
von Salicornia leiostachya wachsen mitunter in ihrer Gesellschaft. Allmählich
gewinnt Salicornia das Übergewicht. Frankenia pauciflora (Franken.) verbindet
sich mit ihr zu verworrenem Gebüsch, das manche Stellen dicht bedeckt und
jede andere Vegetation neben sich ausschließt.
Weiter landeinwärts mehrt sich die Zahl der Beteiligten. Gewölbte Atriplex-
Sträucher ragen über das niedere — oft nur zu ‘/, m sich erhebende — Ge-
strüpp der Salicornien hervor. Mesembrianthemum aequilaterale sendet weithin
kriechende Ausläufer über den braunen Boden;-es sind unförmlich dicke Sproße,
prall Succulent und spröde wie Glas. Sie tragen große Blüten mit schimmernd
veißen Petalen, und das ist die einzige fremde Farbe in dem Chaos von grün-
chen Tönen. Alle Nuancen sind da vertreten, vom dunklen Saftgrün bis zum
lassen Grüngelb, oder zu Grauweiß und Blaugrau. Jeder Farben- Stufe ent-
‘Pficht eine besondere Spezies, aber welche epharmonische Konstitution ihr zu-
erg liegt, das weiß bisher niemand. Die zierliche Ausgestaltung en
se erg den Systematiker in diesem Formen-Gewirr Er ir de
a Menct auf, daß den Chenopodiaceen die überwältigende ee
N angehört. Mehrere Atriplex werden bemerkt, vor allen die bleichgrüne
r 19*
299 Vierter Teil.
A. halimoides lenkt den Blick auf sich. Babbagia dipterocarpa, mehrere
Kochia, Chenolea eurotioides, Sclerolaena litoralis, Didymanthus KRoei: das sind
andere Namen aus dieser so vielseitig zusammengesetzten Vereinigung cheno-
podioider Repräsentanten. Ihr Habitus ist ungleich nach der Form der Polster,
der Höhe des Wuchses. Von den höheren Azriplex-Sträuchern beschirmt, wächst
die schlaffe Rhagodia Gaudichaudiana (Chenopod.) empor, bis sie die ‚Äste aus
dem Gezweig des stützenden Strauches hervorschiebt und vorn die reichen
Blütenstände sich niederneigen läßt. Durch echte Anemophilie schließt sich
den Chenopodiaceen die Polygonee Emex australis an; sie ist ungemein
verbreitet, überall liegen ihre fest haftenden Früchte am Boden zerstreut. Nicht
ganz so häufig sind eine Samolus-Art (Primul.) und eine Statice (Plumbag.);
beide aber verdienen als interessante Glieder der Formation genannt zu werden:
in Statice salicornieides besteht ein oekologisches Analogon zur Gattung Sali-
cornia, wie es ja der Name schon andeutet. Und Samolus bildet das Endglied
einer Entwickelung von S. repens, die zur völligen Unterdrückung des Laubes
geführt und die gesamte Assimilations-Arbeit den Achsen übertragen hat.
Binnenwärts nimmt die Zahl der schwächer halophilen Elemente in rascher
Folge zu. Myoporum acuminatum (Myopor.), eine wohlbekannte Erscheinung
an der Küste ganz Australiens, beginnt mit ihren Gebüschen die Chenopodiaceen
zu überragen. Im Hintergrunde erheben sich noch höhere Gestalten: sie ge-
hören der Acacia leucosperma an. Auch Cassia-Arten (Legum.) mischen sich
ein. Im Unterwuchs weicht die Vormacht der Succulenten; Gräser und weiche
Kräuter verdrängen sie langsam, aber stetig. Erst spärlich, dann häufiger und
häufiger sind die Trupps immorteller Compositen eingesprengt. Und endlich
hat sich die Szenerie der Binnenland-Gebüsche hergestellt, die freilich zunächst
noch vielfach und oftmals in den Charakter der Litoral-Bestände zurück
Beide stehen in der Eremaca räumlich in unmittelbarem Zusammenhang.
irgendwelche Grenze fließen sie ineinander über.
Es existiert also in der Eremaca der Westhälfte Australiens eine jenet
interessanten Stellen der Erde, wo die halophilen Litoral-Formatione!
direkt in Verbindung mit xerophiler Wüsten-Vegetation gesetzt SI“
wo von alters her bis zur Gegenwart steter Austausch ihrer Elemente vor 2
ging. Das muß man sich gegenwärtig halten, wenn man sich den Sau
des fernen Binnenlandes nähert und von neuem die Bilder des Strandes erbli
Oder wenn man fern im Südwesten, ganz im Banne der formenreichen 2
büsche von Heide und Wäldern, an das Meer hinaustritt und eine en L
Vegetation vor sich sieht, in der plötzlich etwas von der Fahlheit und Monot
der Eremaea wieder aufgelebt scheint.
Ohne
ß. Formationen des sandigen Strandes, Dünen-Gebüsch®-
Die Dünen-Gebüsche des Eremaea-Gebietes habe ich nur an der M u
des Gascoyne River kennen gelernt. Der Küstenstreif dort steht } „heinen
der Südwest-Provinz noch ziemlich nahe. Auch in ihrer Vegetation
seine Dünen durchaus als Fortsetzung des Gestades, wie man €S südlic
5. Kapitel. Formationen. 293
des Murchison River kennt. Doch diese Gleichartigkeit rührt hauptsächlich
her von den kolonisatorischen Erfolgen des Eremaea-Elementes im Südwesten.
Umgekehrte Vorstöße haben viel seltener stattgefunden; doch es.ist nicht un-
wichtig, daß sie sich überhaupt nachweisen lassen. Scholtzia leptantha (Mytt.)
ist dafür ein Beispiel. An der Sharks Bay, wo sie so häufig und charakteristisch
in dichten Büschen den Diünen-Sand belebt, gehört sie zweifellos zu den süd-
lichen Elementen. Acanthocarpus Preissii (Lil.) zählt in die selbe Kategorie.
Und so unbedeutend diese südwestliche Beisteuer der Menge nach sein mag:
sie ist in der Dünen-Formation doch stärker, als in irgend einer andern Vege-
tations-Klasse der Eremaea.
Das äußere Bild der Dünen nahe des Gascoyne-Ausflusses ist reich an Kon-
trasten mannigfaltiger Art. Glänzend silbergraue Flecken verraten von weitem
schon Atriplex isatidea (Chenopod.). Es ist eine der schönsten und stattlichsten
Arten der Gattung; man kann Exemplare von 4 m Stammes-Höhe messen.
Ganz bescheiden sieht A. semibaccata neben ihrer stolzen Schwester aus. Beide
wurzeln tief in dem lockeren Sande, der an andern Stellen von Gramineen fest-
gehalten und zu kleinen Hügeln aufgehäuft ist: imposante Gruppen von Spinifexr
Iongifolius (Gram.) fallen am ersten auf ; erst bei näherer Betrachtung gewahrt
man, wie häufig auch Pollinia fulva (Gram.) auf der Düne wächst. Tief ein-
gegraben in den Sand und breit ausgewachsen in sparriger Verzweigung dehnt
Sich Corynotheca lateriflora (Lil.) über weite Flächen, die frei bleiben zwischen
dem hochwüchsigen Gebüsch.
Am häufigsten von den Sträuchern ist Acacia leucosperma. Mit ihrem leb-
haften Grün steht sie in ansprechendem Gegensatz zu dem matten Grau, das
“onst die Formation beherrscht. Schon eine andere häufige Acacia (A. siereo-
Phylla) hat ein fahles graues Kolorit am Laube. Die meisten übrigen Büsche
sind kugelig gewölbt; der Wind läßt nur langsam ihre Oberfläche größer werden.
nmerhin noch ı . m Höhe erreicht die stattliche Pityrodia cuneata (Verben.),
die schon GAUDICHAUD an diesen Gestaden sammelte. Von ihrem Stamme
sehen zahlreiche Äste ab, die wiederum reichlich ausgezweigt sind: so entwirrt
sich ‚das äußerlich einfach gerundete Gebilde als eine kompliziert gegliederte
„ ehitektur von Zweigen und Sprossen. In grauweißes Gewand gehüllt sind
we eechfall Streng gerundeten Büsche des Solanum orbiculatum (Solan.).
” un (Malvac.) sind nicht selten; meistens tragen auch sie graue oder
„ _ gefärbte Haar-Bedeckung. Typen, die der Succulenten-Form sich
bioiden Sind durch Gyrostemon-Bäumchen (Phytolacc.) und durch den ‚euphor-
| ach Er pobolus Joveolatus (Santal.) vertreten; beides Gewächse, die u
Er sel südwestlichen Düne nicht ganz fehlen (S. 209). er ..
en 5 nz also beherrschen die Oekologie und Physiognomie der Gehölze,
„_PPweise die Düne bevölkern. i
> "s licht zerstreuten Strauchgruppen bilden, wie in allen Trocken-Gebieten,
| um den sich ein Mikrokosmos pflanzlichen Lebens sammelt. Kletter-
Westen „ürchziehen sein Geäst zwar weniger reich und abwechselnd als im Süd-
L)
ind jedoch immerhin ganz bezeichnend. Zygophylium fruticulosum ist
294 Vierter Teil.
wohl die wichtigste davon; ihr fleischiges Laub erglänzt in saftigem Grün. Im leicht
beschatteten Grunde wurzeln hochwüchsige Stauden, z. B. Lepidium linifolium
(Crucif.), Brackycome latisguamen (Compos.). Schlank steigen sie in dem Ge-
büsch empor; an seinem Astwerk finden ihre schlaffen Glieder Halt; zart und
wenig widerstandsfähig, nur für die Zeit nach den Regen geschaffen, nutzt ihr
Laub die kurze Spanne seines Daseins aus. Viel kräftiger gefügt und unge-
bundener in seinem Auftreten zeigt sich Trickodesina seylanicum (Borrag.). Mit
großen blauen Blüten gibt es hier dem Dünenflore einen Schmuck, den man
jenseits des Murchison River entbehren muß.
Binnenwärts findet die Dünen-Vegetation auf sandigen Hügelrücken noch
weit hinein ihre Fortsetzung. Es bleibt ein ähnlich zusammengesetztes Gebüsch:
ziemlich dichte Gruppen, doch stets getrennt durch kahle Lücken, wo der Sand
frei zutage liegt. Einigen Wandel erleidet der krautige Zusatz: die höheren
Stauden vermindern sich, die niedrigen Annuellen werden viel zahlreicher an
Formen und Gestalten. Trichinium (Amar.), Senecio Gregorti (Compos.), mehrere
Immortellen des Inneren (Schoenia, Waitsia, Podotheca) und zwergige Angiantheen
(Compos.) sind unter dem Gebüsch auf dem Boden verstreut, so lange die
Durchfeuchtung der Regenzeit währt. An gut beschatteten Stellen wachsen sie
gesellig zusammen, dicht wie in kleinen Beeten, und lassen streckenweise nichts
mehr vom Erdboden sehen.
b. Wald-Formationen.
a. Eucalyptus-Wälder der Eremaea.
Taf. XXVI, XXVII, XXIX.
Die Tracht des eremaeischen Eucalyptus-Waldes bleibt sich in der ganzen
weiten Erstreckung seines Areales ähnlich. Aus dem verworrenen Gebüsch
vielförmiger Sträucher ragen die Eucalypten empor, meist mit glatten oft glänzen
den Stämmen. Stets ist der Umriß der Krone schirmförmig (vgl. S. 264). De
schmalen Blätter sind beinahe bräunlich grün. Die kärglichen Wipfel fimmern
hoch oben in der sonnendurchglühten Luft, ihr Schatten erreicht den Boden
nicht. Mit fremdartigem Reize wirken sie auf den Beschauer, in der Hitze des
Mittags sowohl wie beim Grauen des Tages, das eben ihre Formen aus aa
Dunkelheit herauszuheben beginnt, oder vor Sonnenaufgang, wenn sich ihre
phantastischen Silhouetten auf dem harten Hintergrund des gelben Morgen-
himmels abzeichnen.
Außerlich gleichen sich fast alle die Arten, welche in diesen Gebieten =
Rolle spielen. Die wichtigsten sind wohl Eucalyptus salmonophloia, E salı we
E. celastroides und eine hochwüchsige Form des Kreises von E. oleosa, die VOP
F. v. MÜLLER als Z, longicornis bezeichnet worden ist. Eucalyptus salmone} er
ist an dem eigentümlich rötlichen Schimmer ihres Stammes und dem gar
den Laube erkennbar; ihre verkehrt-kegelige Krone hat einen schlanken Um“
Wenn Zucalyptus longicornis neben ihr wächst, so kann man sich überzeug@
daß bei dieser die Krone mehr in die Breite geht, und daß ihre Blätter au
im Alter noch einen blaugrünen Ton behalten.
Taf. XXVIIL, zu S, 295.
Diels, Pflanzenwelt von West -Australien.
BI SIARRen 2 SEE N EERREEIERERERANPETEEREEEREIEN
der Eremaea.
(Santal.); das übrige Gebüsch Acacia und Melaleuca.
Eucalyptus-Wald
Encalyptus celastroides Turcz. — Zwei kleine Bäume links vorn Ausanus spicatus R. Br.
Cross. — E. Pritzel phot. Mai 1901.
istr. Coolgardie, Southern
5. Kapitel. Formationen. 295
Diese wohl 15—20 m erreichenden höchsten Bäume des Bestandes stehen
ungemein licht. Darunter liegt der Erdboden, ein roter Lehm, oft mit Steinen
gemengt, zuweilen entblößt und vegetationsleer über größere Strecken. Häufiger
aber wird der Zwischenraum zwischen den Stämmen von Unterholz eingenommen,
das bald gleichfalls locker gefügt ist, bald sich dichter und dichter zusammen-
drängt, bis endlich unwegsame Dickichte zustande kommen. Die Höhe dieses
Unterholzes wechselt. Schon deswegen, weil der Nachwuchs der Eucalypten
einen ansehnlichen Bestandteil davon ausmacht. Es ist schwer, in die Menge
dieser niedrigen Zucalyptus einen sachlichen Einblick zu gewinnen. Sobald sie
das vielleicht eigenartige Primär-Stadium überschritten haben, gleichen sie ein-
ander oft täuschend. Dazu gesellen sich Arten von dauernd niedriger Statur
bei, denen sie ebenfalls zum Verwechseln ähnlich sind. Eucalyptus gracılis,
E. uncinata, E. erythronema können als die meist-verbreiteten Formen dieser
Kategorie betrachtet werden: sämtlich mit dünnem Stamm, gut gegliedertem
Wipfel biegsamer Äste, glänzenden dicklichen Blättern.
Den Eucalyptus-Bäumen niederer Ordnung kommen in der Regel Formen
von Casuarina an Größe gleich. Auch sie besitzen die eigentümlich obkonische
Figur, welche das Erkennungsmal der Formation ausmacht.
Alles, was außerdem vorhanden ist, erhebt sich kaum über die Höhe von
2—3 m und bewahrt im allgemeinen die Statur eines Strauches. Die wich-
ügsten Elemente dieser Gebüsche entstammen den Gattungen Acacia, Fusanus
Santal.), Dodonaca (Sapind.), Melaleuca (Myrt.) und Eremophila (Myopor.), auch
. buxifolia (Apocyn.) und Exocarpus aphylla (Santal.) sind ungemein ver-
eitet,
In der Gestaltung dieser Sträucher bemerkt man beträchtliche Mannig-
fltigkeit. Eine Wiederholung des bei den Bäumen wirksamen Aufbaues bringen
die besenartig verzweigten Sträucher von Melaleuca (z. B. M. pauperiflora), von
Acacia, Casuarina, vieler Eremophila und, in kleinem Maßstab, von Olearia
arillaris (Compos.), Westringia rigida (Labiat.) u. a. Bei allen zeigt der Umriß
Eine verkehrte Kegelform etwas verbreitert; bei allen ist die Verästelung un-
gemein reich; die Zweige und Zweiglein bis zu den letzten Endigungen stehen
wärts gerichtet. Auch die meist kleinen oder schmal-linealischen Blüten sind
swöhnlich vertikal eingestellt. Insgesamt also offenbart sich eine allseitige
a” vollständige Durchführung des Prinzips der Zucalyptus-Belaubung, das uns
wage BRown so geläufig ist. Sie führt zu den überraschendsten Konver-
n,
u hern. Nach Laub-Ausdehnung wären ihr /usan a
zug (Santal., Fig. 67) anzuschließen, beides wichtige Elemente
es. 283). Die häufigere Art ist F. acuminatus: sein en
Laubwerk begegnet auf Schritt und Tritt in diesen ee air
x Peatus hat durch rücksichtslose Nachstellung sehr gelitten wi r isch
"anchen Gegenden jetzt schon zu den Seltenheiten. Er steht oekolog
296 Vierter Teil.
dem F. acuminatus etwa gleich, bildet aber viel häufiger einen aufrechten Haupt-
Stamm.
Endlich äußert sich bei mehreren Sträuchern die Xeromorphose in einer
ausgiebigen Sklerotisierung aller Teile. Es sind unnahbare Gewächse
mit starr gerichteten, harten Zweigen. Zweifellos ist Zrocarpus aphylla (Santal.,
s. S. 283, Fig. 68) der am meisten bezeichnende und weitest verbreitete Typus
dieser Lebensform. Das unförmliche Astwerk dieses laublosen Busches mit
seinen gedämpft gelbgrünen Achsen fehlt selten dem Unterholz. Oekologisch
verwandt ist die starre 7empletonia egena (Legum.). Auch gewisse Formen
der Acacia genistoides (Legum.) befolgen ähnlichen Plan, nur daß sie mit ver-
dornenden Phyllodien besetzt sind. Seltener erscheinen die skleromreichen
spinescenten Büsche gewisser Proteaceen im Unterholz: Hakea Preissii und
Grevillea Huegelii besitzen davon die weiteste Verbreitung.
In allen Beständen, wo das Gebüsch nur locker gefügt ist — und das scheint
der häufigste Fall zu sein —, tritt vielfach der rote Lehmboden freier zutage.
Dort sammeln sich die Wasser eines heftigen Regenfalles und bleiben oft tage-
lang stehen; dann durchfeuchten sie das Erdreich und erwecken die Samen
annueller Gewächse. So erwächst dann ein Regenflor, um in günstiger Zeit
des Jahres die Lücken des Bestandes zu füllen. Oft sind es Gramineen (Stfa-
Arten, namentlich Stpa pycnostachya und elegantissima), die dann Bedeutung
gewinnen (s. S. 277). Doch ist das Gras ziemlich vergänglich; nur die Winter-
Regen bringen es hervor, und die steigende Wärme treibt es bald zur Reife.
Schon im November liegen die Rasen wieder gelb und vertrocknet. Aber man
sieht überall, wo an leichten Böschungen der Süd-Wind freieren Zutritt hatte,
die Grasnarbe besser geschlossen.
An andern Plätzen vermißt man Gräser beinahe ganz, und alles ist von
Compositen eingenommen. Diese Compositen des Eremaea-Waldes schließen
sich durchaus den S. 224 geschilderten Immortellen an. Aber ihre vegetative
Ausstattung ist noch dürftiger. Waitsia acuminata kommt in verarmten Formen
vor. Auf dem Boden breitet Helipterum Fitzgibbonii seine Äste in runden Rasen
aus und drückt sie fest an die Erde. Manche Arten bestehen fast nur aus rn
vielverzweigten Gerüst der Stengel und einer Fülle strohumhüllter Blütenköpfe.
Ein Muster dieser anspruchslosen Formen ist z. B. Helipterum tenellum
Turcz., das in Yilgarn weite Strecken des Bodens mit schimmernd ge ”
Teppich deckt oder goldfarbene Bänder zwischen das fahle Gebüsch 2 ar
ig du
periodische Überschwemmung regelmäßiger empfangen kann, flec
größere Mengen der Chloride. Am Rande solcher Salz-Depressionen Endet
Zygophyllum (Zygophyli.) zu erscheinen. Trichinium obovatum (Amar.) den,
sich ein. Eine sonderbar weiße gefleckte Flechte nistet auf dem kahlen Bi her
auch Angiantheen (Compos.) bilden angedrückte Rasen, aber charakterists@”
als alle sind die Chenopodiaceen-Succulenten aus der Gattung Atripier.
5. Kapitel. Formationen.
ist Atröplex Drummondii der einzige Busch, der die vegetationsfeindliche Fläche
noch besetzt hält.
Auch sonst gibt es Areale,
ne A
| Fa 4—C eine Charakterpflanze der Eremaea, Trichinium exaltatum (Nees) Benth.:
2 Bractee. C Blüte ausgebreitet. — D, Z Trichinium siphonandrum Diels: D Blüte
ausgebreitet. Z Bractee, (Nach DIELS und PRITZEL).
len Se Chenopodiaceen im Unterwuchse der Formation von steigender Be-
de ütung werden. Zwischen den licht gestellten starren Büschen von Dodomaea
RER Eremophila (Myopor.) oder Melaleuca (Myrt.) breiten sich dicht am
M die Rasen von
; Kochia (K. villosa, K. amoena), kleinen Atriplex oder za
= Chenopod.) aus, oft eine ganze Anzahl von Spezies neben einander,
wo ohne nachweisbare Chlorid- Anreicherung
x
298 Vierter Teil.
einige von silbergrauem Indument bedeckt, andere in licht saftgrünem Gewande.
Keine davon aber ist so bedeutsam wie die oben schon genannte Atripler
Drummondii, deren laubreiche Zweige aufgerichtet sind. Sie tritt oft herden-
weise in den lichten Waldungen auf und bereichert das Landschafts-Gemälde
mit einem fremdartig empfundenen Farbenton. Ich habe Strecken gesehen, wo
der reiche Unterwuchs jener Chenopodiaceen und der beinahe ebenso blau-
weiß bereiften Jugendformen der Eucalypten die einzige Dekoration des Wald-
grundes ausmachten. Der Eindruck solcher Szenerie ist schwer zu schildern.
Südlich von Lake Cowan z. B. bedeckt ein derartiger Zucalyptus-Wald das
rauhe Gelände. Die silbernen Atriplex und Kochien, die schimmernd grau-
weißen Stämme zweier Eucalypten, das lichte Blaugrün des Z. salubris an feinen
roten Zweiglein, das lebhafte massige Grün des E. salmonophloia, von der Sonne
bestrahlt, vor dem dunklen Hintergrund ferner Wälder, geben Lichter und Re-
flexe, wie sie keine andere Vegetation der Erde wiederholt.
Eine eigentümliche Erscheinung in den Waldungen der südwestlichen Eremaea
ist der Floren-Wandel an den Stellen, wo die Granit-Unterlage in Form
flacher Felsplatten aus den Boden heraustritt. Dort pflegt das Regenwasser,
das vom glatten Gestein abläuft, sich zu sammeln und den Boden reichlicher zu
tränken. Er erleidet Modifikationen, wie schon die Färbung verrät: er ist nicht
mehr rotbraun, wie sonst überall ringsum, sondern blaß-gelblich, wohl mehr
ausgelaugt. Schon SPENCER-MOORE hat die — übrigens nicht zu übersehende —
Eigenart der Flora um diese »Gnamma«-Felsen herum hervorgehoben. Er teilt
in Journ. Linn. Soc. XXXIV, 260 eine ansehnliche Liste von Spezies mit, die
er ausschließlich an solchen Stellen beobachtet hat. Ich will die Aufzählung
hier wiedergeben, da meine eigenen Erfahrungen manches bestätigen. Volle
Verantwortung für das Ganze kann ich freilich nicht übernehmen.
Nothochlaena distans (Polypod.) | Grevillea nematophylla (Prot.) Solanum lasiophyllum (Sol.) :
Pleurosorus rutifolius (Polypod.) akea s o Eremophila granilica (Myopor.)
Scirpus cartilagineus (Cyp.) Drosera macrantha (Droser.) — alternifolia (Myopor}
Centrolepis mutica (Centrolep.) | Oxylobium graniticum (Leg.) Goodenia hederacea (Good.) er
Juneus bufonius (Junc.) Mirbelia microphylloides (Leg.) | Dampiera lavandulacea (G00%
Borya nitida (Lil.) Stackhousia-Arten (Stackhous.) | /sotoma petraea (Campan.)
Pterostylis Pyramidalis (Orch.) | Cryptändra petraca (Rhamn.) Helichrysum semäpapposunm
Thelymitra longifolia (Orch.) Keraudrenia integrifolia (Sterc.) er; m
— antennifera (Orch.) Kunzea sericea (Myrt.) Helipterum Manglesit (Comp?
Parietaria debilis (Urtie.) Prostanthera Baxteri (Lab.) Podolepis pallida (Compos.)
Bei der Diskussion dieser Liste entgeht SPENCER MooRE nicht der Gedanke
die Anwesenheit von Farnen, Cyperaceen, Parietaria (Urtic.), der Orekikite
der Drosera wohl durch die besser gesicherte Feuchtigkeits-Zufuhr an e ;
Lokalitäten zu erklären. Für andere Arten der Liste aber genügt Ihe
nicht, und darin muß ich ihm anstandslos zustimmen. Er kommt zu
gebnis, daß hier edaphische Einflüsse eingreifen, und zwar wohl chem dich
Natur. SPENCER MOORE erwähnt nicht, daß durch seine Liste ein deu wir
südwestlicher Zug hindurchgeht. Das ist aber von Bedeutung. Den#
5. Kapitel. Formationen, 299
gewinnen daraus die Anschauung, daß das Phänomen der Gnamma-Fels-Pflanzen
nur ein Spezialfall des edaphischen Dualismus der gesamten Eremaea-Vegetation
vorstellt.
Das bestätigt sich an allen Stellen, wo der Sandgehalt des Bodens zu-
nimmt. Da pflegt stets die Vegetation durch Aufnahme neuer Elemente reicher
zu werden. Und gegen die Grenzen der Südwest-Provinz hin ist es gerade
an solchen Stellen, wo die ersten Vorboten des Südwestens sich einfinden.
Geht man z. B. von den eremaeischen Höhen des Ravensthorpe Range süd-
wärts zur Küste, so trifft man eine derartige Zone des Überganges. Mehrere
niedrige Zucalypten, Dodonaea concinna (Sapind.) und andere. Typen der
Eremaea wachsen dort vereint mit Melaleuca glaberrima (Myrt.), Oxylobium re-
tculatum (Leg.), Grevillea patentiloba (Prot.), Logamia stenophylia (Logan.), Petro-
Phala fastigiata (Prot.), sämtlich stark xeromorphen Gewächsen südwestlichen
Charakters. Ähnlich wie an dieser Stelle vollzieht sich vielerorts der Ausgleich,
wo immer die beiden Provinzen durch edaphische Verhältnisse in Verbindung
gebracht werden.
ß. Savannen-Wald.
Taf. XXIX, XXX, XXXL
Am Saume der Eremaea, vielfach übergreifend in die Südwest-Provinz, ent-
wickelt sich der Savannen-Wald, ein acacienreicher Mischwald. Es ist
eine vielseitig interessante Formation. Besonders aber verdient sie Beachtung
als Seitenstück zu den ostaustralischen Savannen-Wäldern. Denn ihre wesent-
lichen Ingredientien sind: niedrige Bäume aus den Gattungen Zucalypius und
namentlich Acacza, und Unterwuchs von Gras und Krautwuchs. An strauchigem
Unterholz herrscht Mangel.
n kann also den acacienreichen Mischwald geradezu als den westaustra-
lischen Savannen-Wald bezeichnen. Um so mehr, als auch die edaphische
Bedingtheit und der jahreszeitliche Zyklus der Vegetations-Tätigkeit bei beiden
übereinstimmt.
Im Vergleich zur Ausdehnung des Savannen-Waldes in Ost-Australien ist
die räumliche Entwickelung des Savannen-Mischwaldes in West-Australien ge-
fing. Die Regenzone von etwa 5o cm ist sein Haupt-Revier, und aus ger
graphischen Gründen wäre man geneigt, ihn der Südwest-Provinz einzuverleiben,
Wenn sein floristisches Wesen nicht so vorwiegend eremaeisch wäre.
sind zwei Vertreter aus den beiden wichtigsten Gattungen Australiens,
Welche in dieser Formation die beherrschenden Figuren bilden: Zucalyptus loxo-
Phleba und Acacia acuminata. Eucalyptus loxophleba (5. 264) ist im Süden häufiger
als im Norden, wo er nach und nach seine bezeichnende Form einbüßt. Er
folgt äußerlich durchaus dem Typus der Eremaea-Eucalypten: sein dunkelgrün
Sänzendes Laub drängt sich am Ende der Zweige zusammen. Der meist von
aus verästelte Baum gewinnt dadurch eine Artvon Schirmkrone (Taf. er
W Cacıa acuminata (S. 267) fällt durch trichterförmigen Umriß -
'piels auf (Taf. XXXI). Er besteht aus einem erstaunlich reichem Ast-Gewirr,
aber nur am Gipfel dünn belaubt ist. Die jungen Laub-Sproße sind seidig
D
n_.r zur r
Taf. XXIX, zu S.29
Diels, Pflanzenwelt von West -Australien. y >
ER A“
Er
Re
Ex Ne we
Eucalyptus-Bestand von eremaeischem Savannen- Charakter.
Eucalyptus loxophleba B ri — Im Zentrum ein stattliches opz von er racemosa Nees.
Vordergrunde reichlie Pe mollis R. Br. min
Distr, Beni atheroo. — E. 1 phot. ee ge 1008.
Taf. XXX, x
Diels, Pilanzenwolt von West -Australien. Vaf y zu
Savannen-Wald
von Eucalyptus loxophleba Benth. (links und Mitte) und Acacia acuminata Benth. (rechts und Hintergrund, die niedrigeren Bäume).
Distr. Avon, Meenaar. — E. Pritzel phot. November 1901.
300 Vierter Teil.
behaart und geben in der ersten Hälfte der Regenzeit, wenn sie sich entfalten,
der ganzen Szenerie etwas helles, man möchte fast sagen, zartes (S. 201). Später
hängen die schmalen, dunkelgrün glänzenden Phyllodien meist herab, sie er-
innern in ihrem Umriß täuschend an Zucalyptus-Laub; nur jene seidige Be-
haarung in ihrer Jugend verrät bei näherer Betrachtung, daß wir es nicht mit
einem Zucalyptus za tun haben.
In den meisten Gegenden treten neben dieser wichtigsten Acacia andere
Arten der selben Gattung hervor. Für die südlichen Gebietsteile ist davon eine
der. bedeutsamsten Acacia microbotrya. Sie unterscheidet sich von A. acuminala
schon durch das blassere, mehr blaugrüne Laub. Ihre Blüten erscheinen ganz
am Beginn der Regenzeit und. erfüllen die Luft mit zartem Wohlgeruche; sie
erschließen sich in großer Fülle während der ersten Wochen der Regenzeit,
sodaß der kleine Baum zu einer Zierde der neu erwachten Landschaft wird.
Ferner gibt es Spezies aus der ungemein formenreichen und wandelfähigen
Gruppe der Acacia rostellifera, welche sich in manchen Gegenden mit A. acu-
minata zu lichten parkartigen Beständen vereinigen. Man erkennt sie leicht an
ihrem großen Laube, daß bei jugendlichen Individuen ganz ungewöhnliche
Dimensionen erreicht. In den trockneren Abschnitten, unweit der Übergangs-
Zone zwischen Südwest-Provinz und Binnenland, kommen noch andere Formen
vor: wie z. B. Acacia genistoides, eine breit und starr verzweigte Art.
Dort gewinnen auch einige stark xeromorphe Hakea baumartige Dimensionen
(H. Preissii, H. recurva): das sind sehr bizarre Gestalten, mit steif aufgerichteten
Ästen und starr abstehenden drehrunden Blättern, die vorn in eine furchtbar
stechende Spitze ausgehen.
Der strauchige Unterwuchs der Formation ist sehr dürftig. Darin liegt
vielleicht der schwerwiegendste Unterschied von den echt südwestlichen Be-
ständen. Man sieht in den westlichen Randzonen noch Acacia pulchella; oder
Acacia Meissneri,; ferner einige Proteaceen von ausgeprägtem Xerophytismus
(Hakea bipinnatifida), ferner wohl Pimelea argentea (Thym.) und, im Norden,
reichlich Pimelea microcephala (Thymel.), die in der Trockenzeit ihr Laub abwirft.
Von großer Wichtigkeit dagegen ist der Unterwuchs der Stauden und
Kräuter. In der Regenzeit färben sie den ganzen Boden -mit freundlichem
Annuellen mit ihren Rosetten, welche oft wie gesäet bei einander stehen.
Moose (Funaria gracilis, Ceratodon purpureus) werden bedeutungsvoll.
Unter den Stauden pflegt die Gattung Conostylis (Amaryll., Fig. 28) in 8°
wissen Arten (z. B. C. frolifera) vertreten zu sein: sie ist interessant als ein
zweifellos südwestlicher Bestandteil der Formation. Ausgiebige Prolifikation
gibt ihr die Fähigkeit in kurzer Zeit größere Flächen mit grasartigem "
zu überziehen. Ein Charakter-Gewächs der Formation ist auch Xerotes fs
(Lil), deren reiche weißblütige Infloreszenzen in größerer Zahl dem Rhizom®
Knollen-Gewächse vertreten. Einige Orchideen fehlen selten: besond ”
hübsche Caladenia deformis scheint speziell in diesen lehmigen Beständen
Diels, Pflanzenwelt von West -Australien
Taf. XXXI zu S.3c00,
Savannenartiger Acacien-Bestand auf Lehm zur Trockenzeit.
Acacia acuminata Benth., erwachsene und junge Exemplare,
Distr. Avon, Newcastle. — E. Pritzel phot. Februar 1901.
5. Kapitel. Formationen. 301
Hause zu sein: mit ihren blauen Blüten sieht sie aus wie Anemonen der Mittel-
meer-Länder. Kleine Zypoxris (Amaryll.) mit gelben Sternblumen, die weißen
Blüten von Anguillaria oder Wurmbea (Lil.), die eigentümlichen Trrdonanthes-
Arten sind in der ersten Hälfte der Vegetations-Periode nicht selten. Auch die
aus Knollen sich verjüngenden Drosera erscheinen in gewissen Formen, welche
für die Formation spezifisch sind: ganz früh, bald nach den ersten Regen, die
niedrige D. dulbosa; später aber D. macrophylla, die im Kreise ihrer Ver-
wandten weitaus die schönste und stattlichste ist (vgl. S. 161, Fig. 34 7).
Je weiter die für die Entfaltung der Vegetation günstige Jahreszeit fort-
schreitet, um so mehr geht die Bedeutung der Stauden für die Physiognomie
zurück. Von Tag zu Tag verschiebt sich das Verhältnis der Teilhaber zu-
gunsten der Annuellen. Anfangs kommen die einzelnen Arten nicht zur
Geltung: die ganze Gemeinde der ephemeren Gräser und Kräuter wirkt als
eine Einheit, so lange sie mit ihren Rasen oder den Rosetten des Laubes nur
das gleichmäßige grüne Mosaik am Boden bilden. Nach und nach erst treten
die einzelnen Gestalten faßbarer heraus.
; Dem Gange der Wärme zufolge schreitet diese Entwickelung von Norden nach
Süden, Schon im Juli ist das weiche Gras der Formation, z. B. Festuca bro-
moides, in den nördlichen Landschaften ausgewachsen, die Krautflur bereits
blumenreich. Rosenrote Farbentöne walten vor durch Helipterum Lawrencella,
H. Manglesii und Helichrysum roseum (Compos.). Aber auch das eindringliche
Blau des Zrodium cygnorum (Geran.) ist ungemein häufig, und mit Gelb sind
bereits wirksam Goodenia-Arten und gesellige Compositen (Myriocephalus gracilis
aa M. Guerinae). Vegetativ gehören alle diese Spezies zu den zarten, z.
beinahe schwächlichen Elementen der westaustralischen Flora, ganz wie €S
überall die Erstlinge der Regenfloren zu sein pflegen. Mitrasacme paradoxa
Den) oder Stenopetalum pedicellare (Crucif.) mit ihren fast haardünnen, hin-
Ri schwach beblätterten Stengeln sind vorbildlich für diese rn 2
Tui autbestand weniger dicht ist und kürzer bleibt, da sieht man stellenweis
Nglochin nana oder T. eentrocarpa förmliche Rasen bilden.
H; der zweiten Hälfte der Regenzeit wächst der Krautwuchs beträchtlich an
öhe. Die Kräuter, die vor Wochen die ersten Blüten brachten, nn
schon ihre Früchte zu reifen. Sie müssen sich von den höherwüchsigen Ge-
"ossen, die noch im Zenite ihres Lebens stehen, in den Hintergrund drängen
las schon sich zu
der Teppich wird täglich bunter. Namentlich der Flo
Ompositen gibt prächtige Farben.
en Hüllen des Cophalipierwin Drummondii, der Podolepis Be are
fl Nitzia-Arten (W. aurea, W. corymbosa) zur beherrschenden Farbe . zn
x ‘"0 in ihrem dichten Bestande sich Lücken öffnen, da finden noc er :
Tgige Annuelle Raum, ihr kärgliches Dasein zu leben. Da trifft man e
"ne Drosera glanduligera (Droser.), die niedrigen Didiscus (Umbell.), winzig
Zwe
kl
302 Vierter Teil.
Stylidium oder Levenhookia- Arten (Stylid.), auch die Pygmaen der Gattung
Helipterum (2.B. Helipterum gracile) und eine Reihe von Angiantheae (Compos.).
Je später diese sich entwickeln, um so weniger Laub bilden sie, um so mehr
wird die Assimilation einem reich verzweigten Achsen-Systeme anvertraut. An-
gianthus strictus oder Podolepis Siemssenia sind gute Beispiele solcher Spätlinge.
Mitte Oktober ist der vegetative Lebens-Abschnitt des Unterwuchses zum
Abschluß gekommen. Die Blätter sind vergilbt, auch die Stengel und Halme
nehmen abgeblasste Töne an. Die Scharen der Immortellen sind geblieben,
aber aus den bunten papierartigen Hüllen schaut überall der Pappus heraus,
sodaß auch an den Blüten viele weiße Fäden die einst so satt gefärbten Ge-
webe durchziehen.
Am Bowes River z. B., wo ich im November noch die Formation besichtigte,
hatten im ganzen Unterwuchs fahl gelbe oder graue Töne die Herrschaft ge-
wonnen. Der steinige Lehmboden war von einem wirren Gemenge von Halmen und
totem Blattwerk bedeckt. Massenhaft sah man noch die reifen Pflanzen der Waitzia
corymbosa (Compos.). Die weißlich behaarten Köpfe des 7 richinium Drummondü
(Amarant.) auf ihren blattlosen Schäften; die grauen Massen des Angianthus strictus
(Compos.), nicht zuletzt die silberfarbenen, laublosen Bäumchen der Facksonia
Sternbergiana (Legum.), welche überall an den steinigen Hängen wachsen, gaben
der Szenerie jene Züge des allgemeinen Vertrocknetseins, die der zur Ruhe gehen-
den Savanne so eigentümlich sind. Nur Trichinium Manglesü bewahrte mit
ihren rosenroten Köpfen eine Erinnerung an die lebhaften Farben von früher.
Einige Wochen später ist auch von diesem letzten Bilde nur wenig noch
übrig. Der nackte, ziegelhart erstarrte Boden schaut meist unverhüllt hervor:
das tote Gras und die verdorrten Laubreste hat der Wind verweht und in die
Weite verstreut. Hier und da steht noch der Stengel einer Strohblume unver
sehrt mit den letzten Spuren eines Köpfchens an seiner Spitze. Sonst ist nichts
mehr zu erkennen von dem, was den Boden in der Zeit des Lenzes geschmückt
hat. Nur eine einzige Art bringt in dieser Zeit ihre Blüten: Calandrinia Leh-
manni (Portulac., Fig. 33). Ihr Laub lebt in den regenreichen Monaten; dann
treibt die unterirdische Knolle den Blüten-Schaft; erst viel später öffnen sich
die Kronen. Mitten in der Trockenzeit, unter glühender Sonne, stehen sie wie
schimmernde Sterne an dem heißen Boden. \
Schlingpflanzen besitzt die Formation nur wenige. Als Epiphyten sind mM
nur Flechten entgegengetreten; diese aber an gewissen Arten in bedeutender
Menge. So fand ich in der Gegend des Irwin River die starr spreizenden Aste
der Acacia genistoides ganz eingehüllt in Bezüge von Usnea barbata Var. asperd
und Physcia_ chrysophthalma.
Endlich bedarf die Häufigkeit der Loranthus-Arten an den Be
dieser Formation der Erwähnung: eine Tatsache, die wiederum ihre Parall i :
bei gewissen Typen von Savannen-Gehölzen findet. In unserer FormatioR ”
die Acacia-Arten besonders stark den Angriffen der Parasiten ausgesetzt.
thus guandang (Taf. XXVII) mit flachen, weißgrau behaarten Blättern WM
nicht gerade ansehnlichen Blüten, die zur Trockenzeit sich entfalten, komm
5. Kapitel. Formationen. 303
besonders im Norden recht häufig zur Beobachtung. Ein weit entgegengesetzter
Typus der Gattung stellt sich in /. Zinifolius dar, mit drehrunden, lebhaft
grünen Blättern und grell roten Blüten. Er ist noch häufiger als L. guandang,
findet sich aber in den selben Gebieten, ja man kann ihn gelegentlich mit
L. quandang an dem selben Baume hängen sehen.
Ein systematisch wichtiger Charakter der Formation besteht darin, daß ihr
Unterwuchs ein vorwiegend panaustralisches Gepräge trägt. Viele
der gewöhnlichsten Elemente reichen von den Weide-Landschaften Ost-Austra-
liens zum Westen hinüber, andere schließen sich wenigstens solchen weit ver-
breiteten verwandtschaftlich an. Die für die annuelle Lebensform günstigen
Lebensbedingungen sind dafür verantwortlich zu machen. Und sie erklären
auch die bedeutsame Rolle, welche sich einige Fremdlinge und Kolonisten
gerade in dieser Formation erobert haben. Wir werden uns an anderer Stelle
überzeugen, daß für eingeschleppte Arten in West-Australien dem Anschein
nach nur selten günstige Konstellationen vorhanden gewesen sind. Um so mehr
tritt die Ausnahme in der Mischwald-Formation hervor. Für eine Reihe ihrer
gewöhnlichen Erscheinungen bleibt das Indigenat zweifelhaft. Für andere aber
ist fremder Ursprung ganz sicher. Sie alle entstammen klimatisch ähnlich aus-
sStatteten Erd-Gebieten, besonders den mediterranen Ländern. Silene gallica,
\nter den geselligen Gräsern Brisa minor, Koeleria phleoides und besonders
Avellinia Michelii, dann Parentucellia latifolia (Scroph.), auch ein paar Cotula
von südafrikanischer Herkunft, zählen zu den bemerkenswerten dieser Ansiedler.
Sie sind häufig und oft auch gesellig genug, um den Blick auf sich zu lenken.
Keiner aber kommt an Bedeutung einem Eindringling gleich, der aus dem Kap-
and kam und heute als »Cape Weed« das bekannteste Unkraut des Landes
seworden ist: Cryptostemma calendulaceum (Comp.). Diese Pflanze habe ich
- am Unterlauf des Greenough River auf fruchtbarem Alluvial-Boden in
enormer Entwickelung gesehen. Die zweite Hälfte der Regenzeit erfreut sich
dort feuchtwarmer Witterung, die Unkräuter wachsen "dann höher, als irgendwo
‚Oust in West-Australien. Eine eingeschleppte Avena von beinahe Meter-
Prägte Annuelle hervorzubringen. i m
7 € besondere Fazies gewinnt die Savannenwald-Formation i
er von Wasserrinnen. In ihrem Gebiete fehlt es bereits ganz an
er Adem Wasser, In der Nähe von periodischen Wasser-A a
‘& er während der Regenzeit die Bedingungen doch so vorteil ar ar
Nanzenwelt solcher Stellen eine merkliche Umgestaltung erfährt.
or allmähliche Abstufung von der Savannenwald-Formation zu einer ganz
fischen Ufer-Vegetation statt.
304 Vierter Teil.
Das erste Anzeichen dieses Wandels äußert sich in der Zunahme von
Sträuchern. Im Süden sind es im wesentlichen Melaleuca-Arten (M. radıla
u. a., auch hier und da eine Grevüllea), welche die Nähe der Wasser-Furchen
verraten. Reicher ausgestattet aber und hervorragend durch eigenartige Pro-
dukte ist die entsprechende Formation der nördlichsten Landschaften, mit denen
die Südwest-Provinz den Murchison River berührt. Dort bilden Grevillea-Arten
(G. brachystachya) mit schlanken Zweigen und schmalen Blättern dichtere Ge-
büsche. Dodonaca inaequifolia (Sapind:) mit zierlichem Fiederlaub mischt sich
hinein. Auch einige Typen der echten Eremaea sind hier und da noch be-
deutungsvoll (Cassia eremophila). Im Astgewirr des Gesträuches schlingen
graziöse Lianen, die durch ihre systematischen und oekologischen Eigenschaften
sehr eigenartig in der Flora West-Australiens dastehen: Dioscorea hastifoha
(Dioscor.), Aphanopetalum occidentale (Cunon.) und Clematieıssus angustissima
(Vitac.). Alle drei besitzen zweifellos nahe Beziehung zu tropischen Formen-
kreisen, alle drei sind die einzigen (und monotypischen) Vertreter ihrer Familien
in West-Australien. Oekologisch folgen sie gemeinsamem Plane: sie werfen ihr
Laub ab, wenn die Trockenzeit einzieht und erneuern es mit dem Beginn der
feuchten Jahreshälfte. Es sind die einzigen strauchartigen Pflanzen West-
Australiens, die einen klimatisch geregelten Laubwechsel besitzen. Und sie
beschränken sich auf den Nordwest-Teil des Landes, wo die Periodizität des
Klimas bereits sehr ausgeprägt ist, und wo anderseits die Durchschnitts-Tem-
peratur auch während der kühlen Zeit sich noch hoch genug hält, um den
spezifischen Bedürfnissen ihres Vegetations-Betriebes zu genügen. Daß trotz”
dem für diese Pflanzen die Konstellationen weit entfernt sind, optimal zu sel;
das geht aus der geringen Entfaltung vegetativer Energie bei ihnen hervor: 5°
haben schmale Blätter, wie sie Abkömmlinge tropischer Lianen-Kreise nicht
selten beobachten lassen, wenn sie der Polargrenze ihrer Verbreitungs-Möglich-
keit nahe kommen,
Weiter nach der Sohle der Täler und Furchen hin (Taf. XXI)
beginnen auch im Norden Melaleuca- oder Acacia-Spezies oft dichtere Bestände
zu bilden. Myoporum acuminatum pflegt vereinzelt dazwischen vorzukommel
Ganz innen erheben sich Casuarina-Bäume (C. glauca), und die imposanten
Gestalten von Eucalyptus rostrata, jenem durch ganz Australien verbreiteten
Ufer-Baum (s. 5.264). Und an den Wasser-Lachen endlich beobachte‘ na
ein paar Cyperaceen und Marsilia Drummondii, die gleichfalls zu den pal
australischen Spezies zählt. h
Manche der Wasserläufe haben sich tiefere Rinnen gegraben und ri
das Relief der Landschaft auch für die Pfanzen-Besiedelung vielseitiger ST ®
Einen lehrreichen Aufschluß derart liefert der Talweg des Chapman ro
wo er nördlich von Champion Bay den Litoralkalk durchschneidet. en
feuchten Monaten entfaltet sich dort eine schöne Auslese der reichen ae
jenes Bezirkes. In der Sohle des Flussbettes wurzeln stattliche Exemplare
Eucalyptus rostrata; an den Hängen hat ein mannigfaches Gebüsch Se
siedelt. Melalewca radula, M. megacephala und Chamaelaucium UNE
Diels, Pflanzenwelt von West -Australien. Taf. XXXIL, zu S. 304.
»Creek«-Vegetation in der Übergangs-Zone zwischen Eremaea und Südwest-Provinz.
Casuarina glauca Sieb, (links), Zucalyptus rostrata Schlecht. (Zentrum, mit weißem Stamme);
im Vordergrunde Acacia acuminata Benth,, junges Exemplar (links), Melaleuca viminea Lindl. (rechts).
Ji rwin, Mingenew. — E, Pritzel phot. Juni 1901
Taf. XXXIL, zu S. 308.
Dielia, Pflanzonwelt von Woest-Australlen.
Mulga-Formation der Eremaea.
Vegetation vorzüglich Acacia-Arten, Trichinium obovatum Gaud. (Amarantac.). Kochia- Arten (Chenopodiac.).
Distr. Austin, Cue, — E. Pritzel phot. Juli 1901.
5. Kapitel. Formationen. 305
vertreten prächtig die Myrtaceen. Acacia rostellifera (Legum.) ist in kräftigen
Büschen vorhanden. In ihrem Astwerk schlingt der imposante Marianthus
(Pittospor.), da und dort ein Büschel seiner roten Blüten aus dem Ge-
> drängend. Tiefer stehen kleinere Büsche: Diplopeltis (Sapind.), Stylo-
"Soellen en stattliche Scaevola (Sc. porocarya). An den lichten lehmigen
ER 2 i sach Se wächst auf der Sonnenseite Gras und üppiger Krautwuchs.
nn - en. Elemente der Savannenwald-Formation, ihre kleinen
ie “= ie stattlichen Immortellen. Auf der Schattenseite gegenüber
Din Gras Ee. beinahe gänzlich. Aber alles was grünt, ist viel frischer.
en = ar. An schattigen Rampen des Hanges, in den Nischen
mit En: “ ® fels bergen sich niedliche Orchideen: Caladenia Menziesii
ihren ofen z re und Gyrtöstylis reniformis, die an
South Wales a ünnen Blättern so leicht zu erkennen ist und noch fern in New
BE amt n een Örtlichkeiten gefunden wird. Über den
stellen ist: gr feines Blattwerk, wie es zarter und zierlicher nicht vorzu-
Umbeil, en a winzig kleine Hydrocotyle H. pilifera,, H. rugulosa u. a.
phile A alle > auch wohl Zaloragis nodulosa (Halor.), lauter echt ombro-
gebund ee der Schatten die Feuchtigkeit erhält, deren der eng-
ene Zirkel ihres Lebens benötigt.
c. Strauch-Formationen der Eremaea.
@. Mulga-Formation des Nordens.
Eins ar i Taf. Sag
een Ar 30° gewinnt die Eremaca ein dure
nee: ENCER MOORE hat die Wichtigkeit dieser
ria nach Mount Margaret 208. »Sobald man
haus abweichendes
Grenze bemerkt,
die Salzpfanne
(Journ. Linn.
Von Eon
en an nämlich gibt es nur noch ganz wenige
auf die Wasserfurchen, und an ihre Stelle treten »Mulga«
gefähr um den
des
ar ist es das endgiltige
en Vegetations-Wandel
Yerursacht hat.
wird jetzt die beherrschende G
bilden . m, alle reich verzweigt, mit sc
Welche < gedrängtere Gebüsche; meist sin ..
welche £; RE im weiten Bereiche der Mulga-Zone allgemein VOrHORENIEN,
A ür kleinere Areale lokale Bedeutung gewinnen, ist bei dem gegenwärtigen
€ der Erforschung nicht näher anzugeben. Gewöhnlich aber herrschen
20
Diel
s
» Pflanzenwelt von West-Australien.
attung. Es sind Sträucher bestenfalls
hirmförmig gebauter Krone. Selten
d sie ganz weit und licht gestellt.
306 Vierter Teil.
Arten vor, welche mit steif aufgerichteten, nadelförmigen Phyllodien stark xero-
morph entwickelt sind (Acacıa aneura, A. stereophylla — vgl. 5. 269).
Neben Acacien treten nun allgemein Cassia-Arten auf. Man sieht sie mit
ihren lebhaft gelben Blüten je reichlicher, je nördlicher man geht. Cassia stellt
eine Eremaea-Gattung im strengsten Sinne dar; »das Milieu der Eremaea ist
sozusagen ihr Element«'). Die xeromorphen Charaktere beschränken sich auf
Reduktion des Laubes oder auf reiche Behaarung. Die Fieder-Blättchen sind
zusammengezogen bis zur Nadelform bei C. artemisioides und C. eremophila,
während bei C. Szurtii ein mehr oder minder starkes Indument das Laub über-
zieht. Alle diese Arten wie auch C. Chatelainiana sind verbreitete Componenten
der Mulga-Bestände.
Daneben gibt es zahlreiche Zremophila-Arten. Ihres schönen Schmuckes
entbehrt die Formation nirgends. Es ist nicht möglich, sie einheitlich zu
schildern: so verschieden sind sie in Tracht und Lebensform. Schmalblättrige
Büsche mit hochroten Blüten (z. B. Z. Youngii) oder breit verzweigte Sträucher
mit dicht weißfilzigem Laub und hellfarbener Krone (z. B. £. Zeucophylla) sind
häufige Typen darunter, die in wechselnden Einzelformen immer wiederkehren.
Ganz einzigartig aber steht Z. Fraseri da, ein Wüsten-Busch mit ziemlich
breiten reich lackierten Blättern (S. 287), höchst attraktiv zur Fruchtzeit, wenn
der Kelch sich um die Kapsel zu einer purpurroten, weithin leuchtenden Hülle
vergrößert hat.
Mit Acacia, Cassia und Eremophila wären die drei führenden Gattungen
der Mulga-Formation genannt. Minder allgemein sind natürlich noch manche
andere darin enthalten. Dodonaca (Sapind.) sieht man in vielen Gegenden ver-
breitet. Dunkle Gestalten von schmal obkonischem Umriß bezeichnen starre
Casuarinen. Vereinzelt sind auch noch kleine Eucalyptus eingestreut, ohne
sich aber irgendwie in der einföormigen Busch-Masse auszuzeichnen. i
Dagegen muß ein physiognomisch sehr wirksames Element noch angeführt
werden: Brachychiton Gregorii (Stercul.), der »Currajong«. Es ist ein kleiner
Baum, der vereinzelt im Gewirr des Buschwerks steht, aber am lebhaften
Dunkelgrün seiner Laubkrone leicht zu erkennen ist. Die ahornartige Form
seines Blattes ist in der Eremaca-Formation völlig einzigartig. Überhaupt merkt
man ihm etwas Fremdes an, wenigstens im südwestlichen Abschnitt der ee
der uns hier beschäftigt. Er macht ganz den Eindruck eines nicht akklimati-
sierten Gastes. DRUMMOND berichtet, der Baum werfe das Laub ab; ich ee
habe nichts über Blattwechsel in Erfahrung bringen können. Dagegen Me
mir sehr wahrscheinlich geworden, daß südlich jenseits des 30°, also Z. B. ım
Coolgardie-Distrikt, der Baum nicht mehr zur Blüte kommt.
Im ganzen erweist sich also zwischen Mulga-Formation und Eucalyptu®“
Beständen eine tiefgehende Verschiedenheit der tonangebenden
Elemente. Im Gegensatz dazu enthält der niedere Wuchs im wesentliche
gleiche Bestandteile, Was die Mulga etwa auszeichnet, das sind die mehr
1) PRITZEL in Fragm, Aust, oce, 1, e, 274.
Diels, Pflanzenwelt von West - Australien. Taf. XXXIV, zu S. 307.
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2 Pr R
Eremaea-Landschaft mit Helipterum splendidum Hemsl.
Im Hintergrunde Acacien.
Distr. Austin, Murrin murrin. — Phot. September oder Oktober 1900.
5. Kapitel. Formationen. 307
oder minder filzigen Stauden oder Halbsträucher aus den Gattungen
Sıda (Malv.) und Solanum: so viele Szda-Arten sieht man in den südlichen
Landschaften nirgends; auch vermißt man dort die großen violetten Blumen
des Solanumm lasiophyllum, die in der ganzen Mulga-Zone so anziehend sind.
Aber die seidigen und sukkulenten Kochia (Chenopod.), die auffallenden Ähren
der Trichinium (Amar.), Gräser und Immortellen, die Annuellen mit radiär ge-
lagerten Ästen gehören in der Mulga gerade so gut zur Vegetations-Szenerie,
wie dort im Süden. In der Trockenzeit machen diese offenen lichten Land-
schaften einen noch eintönigeren, oft noch trostloseren Eindruck als die Euca-
Iyptus-Wüsten (Taf. XXXIN). Die kleinen Wasserfurchen, durch die Borden von
Acacia genistoides schon weither sichtbar, liegen ganz trocken, und nur daß
ier und da eine Annuelle auf dem tonigen Boden grünt, verrät die Vorzüge
der Örtlichkeit. Sonst ist alles dürr. Gräser und Immortellen sind auf den
kahlen Flächen nicht mehr zu sehen. Nur wo ein größerer Strauch Schutz
bot, haben sich ihre Reste erhalten und umgeben ihn mit einem Kranze von
gelblichem Stroh.
Die Mulga-Zone ist von allen westaustralischen Formationen am schlechtesten
mit Niederschlägen bedacht: oder wenigstens, sie sind dort am wenigsten zu-
Verlässig (s. S. 261). Daher können Jahre vergehen, ohne daß die Vegetation
Ihr Wüstenhaft kärgliches Aussehen ändert. Wenn aber das Land einmal mit
ichem Regen gesegnet wird, so verwandelt es sich zauberhaft schnell in
Dlühende Blumenbeete. So soll es im Jahre 1900 gewesen sein (s. S. 83), als
dort alles von Leben und Farben strahlte. Es war ein Blüten-Lenz, wie ihn
üie Natur nur selten in einem Menschenalter heraufführt. Die auf Taf. XXXIV
Medergegebene Ansicht wurde damals aufgenommen, unweit von Murrin GBuFFIN,
eg Bezirke von Mount Margaret. Helipterum splendidum bedeckt ganze Flächen
“ie mit frischem Schnee. Wie gesäet drängt sich Stengel an Stengel, und es
Scheint kaum Platz gelassen für die schimmernd weißen Blütenköpfe. i
Wenige Male nur wird in einem Menschenalter eine solche glückliche Zeit
lebt. Und bei bemessenem Aufenthalt wäre es unmöglich, die Eremaea-
Vegetation in ihrer potentiellen Vollendung zu erfassen, wenn sich nicht
vorzugte Gebiete böten, welche regelmäßig die Mulga-Formation ZU -
“indigerer Entfaltung bringen. In dieser Hinsicht wichtige Aufschlüsse er
m Unterlauf des Gascoyne River nahe dem Gestade der Sharks-Day-.
Ä Der Charakter der Mulga-Formation bleibt dort, in gsernge Bars
„der Küste, noch in jeder Beziehung getreu dem a Ba
2 haben graugrün gefärbte Busch-Komplexe die Oberhand = =
Amigen Lande. Starrer Ausanus spicatus, Exocarpus aphy la ee
unbeweglichen Ästen, Acacia genistoides (Legum.) mit se er filzigen
"bilden am häufigsten den Kern dieser Gruppen, durchsetzt von nrkiätett
"chinium obovatum, welches überall zwischen den starren Ästen n aayidie
Bill ei die Scheitel des Gesträuches erreicht, oder ee fleischiges
erdier; (Chenopod.) und Azriplex rhagodioides (Chenopo ) ind halophile
"b die tieferen Zonen der Gebüsche bezeichnet. KERNE ”
308 Vierter Teil.
Chenopodiaceen und succulente Zygophyllen (Zygophylil.) keineswegs selten. Es
gibt Stellen, wo die Kochia polypterygia (Chenop.) weithin die Flächen in un-
erfreuliches Grau kleidet. Einsamer lebt in knorrigen Formen Zremophila
maculata (Myopor.); es ist ein niedriger Busch, aber durch das Hochrot seiner
Blüte nicht unansehnlich.
Die Füllung zwischen den weit verstreuten Gebüschen ist ungleich verteilt.
Es gibt nahezu vegetationsleere Flecke. An andern Stellen aber ist der Boden
dicht bewachsen, und zwar ganz vornehmlich mit zwergigen Compositen der
annuellen Lebensform. Mehrere Angiantheen (Comp.) sind dort zu Hause, an-
spruchslose niedrige Kräuter mit aufsteigenden Stengelchen. Ferner Podolepis
Lessoni, Myriocephalus Morrisonianus, Calocephalus, dann eine der schönsten,
Cephalipterum Drummondiü in gedrungener Form, füllen oft weite Flächen und
färben sie weiß oder gelb. Eingestreut in ihrer Gesellschaft trifft man oft ähn-
lich ausgestattete Annuelle anderer Familien, wie Calandrinia polyandra (Portulac.)
mit sukkulenten Blättern, oder Leguminosen (Swainsonia, Lotus australis) und
ephemere Goodeniaceen.
Ganz nahe der Küste, die der nördlichste Streifen der Winterregen-Region
in schmalem Saume begleitet, wird die Vegetation rasch viel üppiger. Der
Landschaft fehlen zwar die hohen Bäume, aber das Gebüsch ist angeordnet
wie in einem Park. Die isolierten Gruppen bestehen immer aus einer Genossen-
schaft miehrerer Arten. Die zentrale Figur darunter ist meistens Acacia Veuco-
sperma, ein 2—3 m hoher Strauch von ausgeprägtem Mulga-Typus. Seltener
tritt ein kleines Exemplar des Zucalyptus microtheca dafür ein. Fast ebenso
hoch wie die Acacia und dazwischen gemengt sieht man Cassia Chatelainiana
(Legum.); das satte Gelb ihrer ansehnlichen Blütensträuße sichert ihr einen
wichtigen Platz in diesem Vegetationsgemälde. Mitten aus der buschig-ver-
worrenen Gruppe steigt weiter Abutilon geranioides (Malv.) auf, mit weichem Lau
an graziös ausgebreiteten Zweigen und mit hängenden blaßgelben Blüten-Glocken.
Boerhavia repanda (Nyctagin.) tritt oft dazu als halb lianenhaftes Element; und
Trichinium obovatum (Amar.) ist immer noch vorhanden. Tiefer drängen SI
wiederum die sukkulenten Formen der Rhagodia (Chenopod.) und ab und zu
noch eine Atripler rhagodioides in das Gewirr der Stämme und Äste. Auch
Pimelea microcephala (Thymelacac.) ist eine häufige Erscheinung dort.
Der Niederwuchs in den Lücken dieser Gruppen ist viel reicher geworden.
Gräser und weiche Kräuter bilden einen Teppich, oder auch Immortellen, Sie
stets in Trupps auf dem Plane erscheinen. An geschützten Stellen a
e
Ge
wächsen (Tezragonia diptera) und kleinsten Kräutlein (Ranunculus ‚parviflori®
5. Kapitel. Formationen. : 309
angemessen, die guten Tage des Überflusses zu nutzen und dann zu welken
und tot zu sein.
$. Busch-Formation auf Sand.
Sehr verschieden von der Mulga-Formation gestaltet sich die Vegetation
auf Sandland innerhalb der echten Eremaea. Bis jetzt fehlen zwar noch tiefer
gehende Erfahrungen über das wirklich Wesentliche dieser psammophilen For-
mation, aber. der Besuch mehrerer Punkte mit Sand-Vegetation gibt mir die
Möglichkeit, wenigstens einige Eigentümlichkeiten hervorzuheben.
In unmittelbarer Nähe von Coolgardie z. B., nach Süden zu, liegt eine
Gruppe ansehnlicher Sandhügel, deren Bodendecke auf den geologischen Karten
als »superficial deposits« bezeichnet ist. Ihr Pflanzen-Bestand ist ungemein
locker, überall wird man großer Flecken des hellen Sandes ansichtig. Im
Gegensatz zur roten Erde tragen sie keine Bäume, oder wenigstens kein Ge-
wächs, dessen Stamm höher wäre als 5 m. Selbst die größten Formen lassen
Sich nur als Sträucher bezeichnen, wenn man nicht da und dort eine Callitris
robusta als Baum ansprechen will. Die düsteren Pyramiden dieser Conifere
treten allenthalben hervor; da sie auch an andern gleichartigen Lokalitäten
sesehen wurden, kann man ihre weite Verbreitung bei entsprechenden Be-
dingungen als feststehend betrachten. Eine gleichfalls durch Pyramiden- oder
Kegelwuchs auffallende Art ist Grwvillea excelsa (Proteac.). Sie gehört bei Cool-
gardie zu den Leitpflanzen des Landes; an andern Orten aber scheint sie durch
indere Grevillea-Spezies ersetzt zu sein, die noch nicht genauer beschrieben sind.
Diesen beiden Führern — Callitris und Grevillea — folgt an Höhe eine
Süattliche Schar strauchartiger Gewächse. Und zwar nehmen sie ab in unmerk-
icher Abstufung: es ist vielleicht nichts so bezeichnend für die Formation, als
Üiese lückenlose Aneinanderreihung der vegetativen Dimensionen.
, Hakea multilineata kommt den vorigen am nächsten. Ihre ganze Architektur
“ wieder von der senkrechten Linie beherrscht: fast senkrecht stehen ihre
Zweige, senkrecht ihre starren skleromreichen Blätter, die ziemlich breit sind.
“Segen folgt Melaleuca uncinata (Myrt.) mit ihren aufgerichteten drehrunden
e-Blättern einem der eeläufigsten Konstruktions-Typen, und nähert sich Ei
5 Nartigen Verästelung, die dem typischen Eremaea-Gebüsch so eigen ist. Aue
„ ophila Faisleyi (Myopor.) verdankt dieser überschwenglichen NINE
Sraziöse Tracht, Sie gehört zu den anmutigsten Erscheinungen der nat:
ne nülischen Eremaea, wenn sie in Blüte steht: dann Din sie in ihren
a arben von ferne einem überladen blühenden Obstbäume en. “
Sr Eine Wiederholung des Trichter-Typus in verkleinertem Maßstabe wa
z va gfachen Variationen läßt sich an den niedrigeren Büschen beoba ee;
bei er iryptomenoides, Calythrix Birdii und manchen 7 en
, N dicht beschuppten Rutaceen der Genera Phebalium un as) und
In Och niedriger bleiben die Büsche von Oryptandra parvifolta | en le
n. Mihera Grylloana (Lab.); auch dehnt sich ihre Verzweigung Me
eite 5 5 Be: “ duziertes Laub.
‚ und ihre ungefüg sparrigen Äste tragen stark re
310 Vierter Teil.
Höchst bemerkenswert ist die Beteiligung und die Ausgestaltung der Gra-
mineen in dieser Formation. Als wichtige Spezies lernte ich Triraphıs rigi-
dissima (Fig. 64) kennen. Die ungemein fest gebauten Achsen dieser Art
kriechen horizontal auf der Bodenfläche weiter. Die Verzweigung geschieht
regelmäßig zentripetal und zwar so, daß die funktionskräftigen Teile, Blätter
und Blütenhalme, sämtlich in ungefähr gleicher Entfernung vom Mittelpunkt der
Pflanze gelegen sind. Dabei setzen sich neuere Triebe in sehr spitzem Winkel
an die Mittelachsen an; das Gefüge des ganzen Aufbaues bleibt dadurch ein
sehr festes. So entstehen lang ausgestreckte Bänder, die einwärts allmählich
absterben und vom Sande bedeckt werden, während sie sich außen langsam
vorschieben.
Die schattenden Böschungen dieser Graswälle nehmen die empfindlichsten
Elemente der Formation in ihren Schutz. Dort trifft man gewöhnlich die
Exemplare von Calytkrir (Myrt.), und namentlich die einzige Restionacee,
Lepidobolus deserti, scheint solche Deckung nicht entbehren zu können. Diese
Pflanze ist wohl der äußerste Vorposten ihrer Familie in der Wüste, bei einem
Klima, das in Südafrika nirgends mehr eine Restionacee duldet. Unter diesen
Umständen gewinnt es ein besonderes Interesse, zu beobachten, wie in West-
Australien die abgehärteten Arten des Binnenlandes ihr Dasein einrichten.
Etwa 125 km nördlich von dem Schauplatz dieser Formation habe ich eine
sehr ähnlich ausgestaltete Vegetation kennen gelernt. Wesentlich bereichert
erschien sie nur durch das Hinzutreten des Codonocarpus cotinifolius, jene selt-
same Phytolaccacee, mit der wir auf S. 270 vertraut wurden. Die Hauptlinien
ihres Aufbaues erinnern an Grevillea excelsa.
Weiter stellten sich dort im Norden in überraschender Anzahl Gewächse
ein, die in ihrer Gesamt-Verbreitung auf Verkehr mit dem inneren Australien
hindeuten. Filzbedeckte staudenartige ZLachnostachydinae aus den Gattungen
Lachnostachys, Newcastlia, Hemiphora; ferner Stackhousia megaloptera (Stack-
hous.), Velleia Daviesii (Good.) u. a. zählen zu den Vertretern dieser Klasse,
die an Bedeutung die dem Südwesten zuneigende Gruppe zu überflügeln be-
ginnt. Die echt ericoiden Kleinsträucher verlieren sich mehr und mehr: die
Spuren des Südwestens werden schwächer und schwächer.
d. Halophyten-Formation der Salzpfannen.
Im gesamten abflußlosen Gelände West-Australiens, also durch die ganze
Eremaea und in der Südwest-Provinz überall jenseits des schmalen Dreiecks etw?
zwischen Moore River und Cape Riche, da gelangen in den Mulden und De
pressionen salzhaltige Materialien zur Ablagerung. So weit die regelmäßige"
Niederschläge der kühlen Jahreszeit reichen, bedecken sich diese Vertiefungen
ald mit einem einzigen weiten Wasserspiegel, bald mit einer Menge un
sammenhängender Lachen; jedesmal aber ist das Wasser brackisch. Sie sind
eingefaßt von düsteren Melaleucen (M. thyoides), Casuarina glauca und andern
hochgradig laubarmen Büschen. Auf der Fläche selbst tragen meist nur die
Ränder Vegetation, wo die Salzlösung weniger konzentriert ist und WO er
5. Kapitel. Formationen. 311
Boden zeitiger trocken gelegt wird. Er ist licht bestanden von strotzenden
Salitornia-Arten. Hier und da überzieht auch ein frisch grüner Anflug annueller
Triglochin-Kräuter (7. mucronata, T. striata) den Zwischenraum, "aber es ist
eine vergängliche Zier, und wenn die Trockenzeit naht, verfärbt sie sich bald
zu strohgelb und braun. Und schließlich sind ihre Reste fast unkenntlich und
verdeckt von glitzernden Salzflimmern.
Je weiter ostwärts den Binnen-Gebieten zu, je zahlreicher werden die Salz-
pannen, und je größer. Meist liegen sie trocken oder sind gefüllt von trüge-
fischem Schlamm, nur die Regengüsse feuchter Jahre füllen sie vorübergehend
mit stehendem Wasser. In den Eucalyptus-Landschaften der südlichen Eremaea,
im dunkeln Rahmen der Waldungen und Buschwildnisse, sehen sie aus wie
eisbedeckte Seen. Im Norden aber, wo Bäume und manchmal gar Sträucher
ihlen, verbirgt nichts mehr ihre todesstarre Nacktheit. Über weite Flächen
st das Erdreich völlig leer von Pflanzenwuchs. An andern Stellen ist da und
dort eine versprengte Salicornia zu sehen oder ein paar andere Succulente der
Chenopodiaceen. Selten verliert sich ein Grasbüschel in diese Einöden. Und
Wo man einen entdeckt, wird man stets finden, daß er in einer Höhlung oder
an den Rippen der Fläche wurzelt, wo Triebsand sich anhäuft und die lebens-
findlichen Salze nicht so massenhaft sich sammeln können.
Fünfter Teil.
Die Flora des extratropischen West-Australiens und ihre Gliederung,
1. Kapitel. Floristische Gliederung des Gebietes.
Zur Darlegung der so interessanten floristischen Verhältnisse Südwest-
Australiens erweisen sich vielfach numerische Belege als unumgänglich notwendig.
Wenn jedoch deren Wert unter allen Umständen nur ein relativer bleibt, so
kann es sich bei der noch immer recht unvollkommenen floristischen Er-
schließung des Gebietes gegenwärtig nur darum handeln, zuverlässige RT
mente zur anschaulichen Vergleichung der Tatsachen zu gewinnen. Ic
habe deshalb alle erforderlichen Summen nach meinen Materialien berechnet,
um mir einheitliche Maße zu verschaffen. Daß allen diesen Ziffern späterhin
namhafte Änderungen bevorstehen, tut ihrer Brauchbarkeit keinen Eintrag. Denn
»it is not from a consideration of specific details that such problems as uk
of the relations of Floras and the origin and distribution of organic forms =
ever be solved, though we must eventually look to these details for proofs 0
the solutions we propose«.') :
Es ist in unserer Darstellung durchgängig die Gliederung des extratropischen
West-Australiens in die beiden Teile der Eremaea und der Südwest-Provinz aese
Ausdruck gekommen. Die Grenzen der beiden Gebiete waren von Fe
VON MÜLLER bereits annähernd festgelegt worden. In mehreren nz @
handlungen sprach er von der Bedeutung jener Linie, welche vom Süden i
Sharks Bay bis zum Westen der Great Bight verlaufend, die beiden DOVUR
von einander scheidet. ı. das
Diese Linie fällt ungefähr zusammen mit der Isohyete von 30 cm, die te
abflußlose Gebiet des Landes von dem zur Küste sich entwässernden Abschni
sondert. Sie ist als Grenze der Getreide-Kultur auch für die Siedelungs- 6°"
graphie von Wichtigkeit. Ferner kehrt sie zoogeographisch in genau Buen
stimmender Bedeutung wieder.”) und
Es geht daraus hervor, daß die biologische Grenze zwischen a er
Südwest-Provinz in ihren großen Zügen klimatisch bedingt ist. Doch - gtheit
nicht verkennen, wie an vielen Punkten anders geartete Einflüße diese Bedin
t) J. D. HooKER in »Introductory Essaye«. p. III.
Vgl. z.B. B. H. Woopwarp, Zoogeographical provisional Sketch Map of Wes
tern Australit.
2
In Guide to the Western Australian Museum. Perth 1900.
. Sumpfige Alluvionen, lichte Gehölze au
Eucal:
catyptus. Strauchheiden auf Sand. Senkungen u
1. Kapitel. Floristische Gliederung des Gebietes. 313
ee) nn. sie sogar vollkommen aufzuheben imstande sind. Nament-
en ie omente werden in West-Australien in diesem Sinne wirksam
an vie ach dazu bei, die Scheidelinie der beiden großen Provinzen
en und verwischt zu machen.
aigkeit h als »grobes Mittel« die Linie Sharks Bay--Great Bight in
ee Eiken rag Ihre Markierung durch F. v. MÜLLER bildete lange
Tiefer = = die über die floristische Gliederung West-Australiens
en Nach üdringen fehlte es an allem, was man brauchte. Die geo-
. or wie sie die Sammler gaben und wie sie in der »Flora
ee ee sind, waren recht dürftig und boten nichts weiter, als
NE der En Bei diesem Stande der Vorarbeiten sah ich mich ge-
ten se ung der Spezies im Gebiete besondere Aufmerksamkeit zu-
sich be estoweniger sind meine Ermittelungen noch mangelhaft, und
jene vielfach ne, ee der floristischen Gliederung West-Australiens
en. ee he e) Übersicht zu geben, die ich zuerst in DIELS
Me ekeilt habe, a phytogr. Austral. occid.« (Englers Botan. Jahrb. XXXV,
nn ee West-Australien zerfällt demnach in ach
olgendermaßen charakterisiert wurden:
t Distrikte, die
a. Südwest-Provinz.
tD Eee
. (jährliche Regenmenge etwa 50—2
Flora besetzt. usgedehnte Strauch-Heiden auf Sand. Di
2. Di a
en (jährliche Regenmenge etwa 60—25 cM). Mannigfaltige
Viele E_ estände, teils mit eremaeischer Flora, teils mit südwestlicher Flora.
gen Hü ungen und Mulden mit Salzboden. Offene Strauchheiden auf kiesi-
i Be oder auf Sand.
land En (jährliche Regenmenge etwa 10060 cm).
aldungen von Zucalyptus yedunca und E£. marginata.
f Sandland, Strand-Gebüsche.
e 130—80 cm). Waldungen von
Sumpfige Alluvionen mit offenen
o cm). Schöne Strand-
e Täler von Eremaea-
Kiesiges Hügel-
Ferner
a Warren (jährliche Regenmeng
Gebüschen. marginata und E. diversicolor.
ge 80—30 cm). Waldungen von
Mannigfache Bestände strauchiger
6. Di nd Mulden mit Salzboden.
Strikt N str. Eyre (jährliche Regenmenge 6030 cm). Im Charakter dem Di-
Ä ähnlich, aber durch den systematischen Charakter der Componenten
en.
| Stirling (jährliche Regenmen
s redunca und E. occidentalis.
Verschi
.Di Ds Eremaea-Provinz.
» Distr. Coolgardie (jährliche Regenmenge 30—15 cm). Sehr lichte Wal-
Eucalyptus-Bestände. Depressio-
d
rphe Strauchheiden.
Bad = lehmigem Boden. Mannigfaltige
alzboden. Auf Sandboden xeromo
314 Fünfter Teil.
8. Distr. Austin (jährliche Regenmenge 25—ı35 cm).
erforscht. Auf Lehmboden mannigfache Strauch-Formationen, in denen Acacia-
Arten sehr bedeutsam sind. Ferner kahle Depressionen mit Salzboden.
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Fig. 72. Die floristische Gliederung des extratropischen West-Australiens in acht Bezirke:
er ng dieses schematischen Fachwerkes sollen im folgenden :
einzelnen Distrikte etwas näher geschildert werden.
a. Die Südwest-Provinz.
1. Der Distrikt Irwin.
Charakter: Jährliche
Strand-Gebüsche.
Täler von Eremaea-
Regenmenge etwa 50—20 cM. Be
Ausgedehnte Strauch-Heiden auf Sand.
Flora besetzt. Zahl der Endemismen groß. .
Umgrenzung. Die Nord-Grenze des Distriktes Irwin verlegen W .
Noch unzureichend
ı. Kapitel. Floristische Gliederung des Gebietes. 315
die Südseite der Sharks Bay, wie F. v. MÜLLER vorgeschlagen hat, auf Grund
seiner eigenen Forschungen. In der Liste der Spezies, die er bei Freycinet
Harbour gefunden hat, ist noch ein hoher Prozentsatz südwestlicher Typen
enthalten. Dagegen fehlen solche mit wenigen Ausnahmen am Ausflusse des
Gascoyne River; dort gehört die Flora bereits völlig der Eremaea zu.
Die Ost-Grenze ist in ihrem Gesamt-Verlaufe noch nicht aufgeklärt. Einen
guten Aufschluß bietet jedoch der’ zum Murchison-Goldfeld führende Schienen-
weg, der sich in rein östlicher Richtung von der Küste entfernt. Wo er den
Greenough River überbrückt, befindet sich ringsum noch weitgedehnte Sand-
Jndschaft. Eine unabsehbare Strauch-Heide mit typisch südwestlicher Flora
ist dort entwickelt. Nach Osten wird sie stets ärmer und leerer an Blüten.
_ Etwa 65 km von der Küste hört Sand und Strauch-Heide auf. Zucalyptus loxo-
Phleba und Acacien vereinigen sich zu lichten Beständen, der rote Lehmboden tritt
überall hervor. Die Grenze zwischen Südwest-Provinz und Eremaea ist erreicht.
Die Süd-Grenze des Irwin-Distriktes läßt sich ebenfalls erst umrißweise
festlegen: ungefähr dürfte sie sich mit der nördlichen Endigung des Areales
der baumförmigen Eucalyptus redunca decken.
Vegetation.
‚Die Vegetation zeigt im ganzen Distrikt eine scharfe Scheidung na
Phischer Bedingtheit: auf Lehmboden herrscht eremaeische Facies,
lich durch selbständige Züge bereichert; auf Sand dagegen setzt sich all-
stmein südwestliche Ausgestaltung durch.
Die nördlichsten Teile, die floristisch noch dem 2
“ichnen sich durch äußerste Sterilität aus. Mächtige bis 60m hohe Dünen
egen teilweise gänzlich von Vegetation entblößt, nur spärliche Flecken sind
. graugrünem Buschwerk bedeckt. Schon die französischen Er
a Archipel von Sharks Bay besuchten, später ALLAN CUNNINGHAM,
ir die trostlose Szenerie dieser Inseln hervor.
re st in der Zone des Murchison River gewinnt die Pflanzen
Mannigfaltigkeit. |
ud Strande ist dort stellenweise ein Gebüsch entwickelt, das sich nur er
le =. prechenden Formationen der mehr südlichen Distrikte le FE
5 s Anksia attenuata und B. Mensiesül spielen darin eine et oe
sn nge, wie Stirlingia polymorpha (Prot.), Lygima barbata (R r ’ —
| “milis finden sich im Unterwuchs. Man müßte die Formation chara hal
| Sn? wenn sie nicht durch gewisse Myrtaceen (Melaleuca megaccphata,
; kr capitata) etwas individuell gestaltet würde. ch Piitze, wo
Fr lich fehlt es nicht an reicheren Stellen, und es gibt au E
ch eda-
vielfach
Distrikte Irwin zufallen,
decke an Kraft
Biete Unterwuchs, wo Zucalypfus erythroc
© zu fast baumartig schlanken Gestalten sic
d n günstige
> Kon Benständ unserer Betrachtung. Auch nn er er
on tion reichen Regenfalles und milder Winterwarme as bevorzugt macht.
316 Fünfter Teil.
Lichte Sandgehölze mit Banksia prionotes und niedriger Banksia attenuata,
mit Hakea lissocarpha, Acacia idiomorpha u. a. A., Hibbertia hypericoides u. dgl.
scheinen im ganzen Bezirk bald landeinwärts zu folgen. Weiterhin schließt
sich ein Gürtel an, wo man viel Nuyzsia sieht, und wo die markanten Gestalten
der Macrozamia die Szenerie beherrschen.
Diese Busch-Zonen sind am Murchison River noch ungemein schmal, aber
sie werden nach Süden breiter und breiter. "Überall aber legt sich ihnen land-
einwärts die ausgedehnte Zone an, wo Sand-Heide und Lehmland miteinander
wechseln. Die Sand-Heide, obwohl über die weitesten Räume ausgedehnt, ist
von beiden die einförmigere in ihrer oberflächlichen Gestaltung, aber die un-
endlich viel reichere im Inhalt ihrer Pfanzendecke, die ein trist graugrünes
Gewand über sie breitet. Das Lehmland scheint äußerlich viel bildungsreicher,
Bald ist es ein rauhes, welliges Gelände mit viel grobem Felsschutt, bald eine
glatte Fläche, die der Lenz mit schwellendem Grün überdeckt, und wo Im-
mortellen-Beete leuchten, wenn die Regenzeit sich zum Abschied rüstet (s. 9. 301).
N % SQ
/
G
/3
Yı
mit Blüte.
Dryandra Fraseri R.Rr., eine Charakter-Spezies im Distrikt Irwin: A Zweig “)
att. C Oberer Teil eines Blütenhüllblatts. D Blütenhülle. (Nach DIELS und Au
Fig. 73.
B Deckbl
Teils hat unverfälschte Eremaea-Flora vom Boden Besitz ergriflen; r
mischt sie sich mit den Endemismen des Bezirkes, mit eigenartigen Ge
1. Kapitel. Floristische Gliederung des Gebietes. 317
mit Aph : si
PR N : mit Clematicissus und manchen unscheinbaren Gebilden
ie rein sü R
stil » in südwestliches Gepräge tragen (Orchidaceae).
Floristisch 2 :
wi B n ne des Distriktes sind im vorigen Abschnitte bereits
wähnen, welche Bi FIEINAEISCHE: WEICH des Lehmlandes. Es bleibt zu er-
scheinen ee Merkmale den Bezirk vor den übrigen auszu-
Ssischen en re Hinsicht erscheinen vor allem beachtenswert die
andern Distrikte: able sie sind in Irwin zahlreicher als in irgend einem
(Gooden.), vielleicht Re (Cappar.), Aphanopetalum (Cunon.), ‚ Pentaptilon
sr Geltime ie Stylobastum (Rosac.). Daneben gelangen diejenigen
een ie sich im Irwin-Distrikt besonders reich an endemischen
rn (Euphorb.) ra : etwa Commersonia (Stercul.), Geleznowia (Rutac.), Beye-
ke), , Fra Verticordia, Thryptomene, Scholtsia, Eremaea (Myr-
Pos.) ac.), Halgania. (Borrag.), Calocephalus, Angianthus (Com-
Auch i
istder en en eisen ja man kann sagen ganz allgemein,
* selbstverständlich nur Se ae endemischen Produkten. Nach meinen
nittelungen s relatives Maß (s. S. 312) zu betrachtenden — Er-
te id: das; ni 811 ‚Spezies bekannt, von denen 37% endemisch
ereicht wird, as ist eine Ziffer, die von keinem andern der acht Bezirke
Viel
vor ee Formen-Wandel räumlich gemessen
rch häuft sich die Menge der auf engste
in kurzen Abständen
Räume beschränkten
Gauen des Distriktes
die Sandstrauch-
[min z.B, ot ein wei im Norden von
Ansammlun ER eiter, sandiger Strich, der geradezu typisch ist für die
Raum. DRU solcher ausgeprägter — »endemisc
Rumpfad, > war der Entdecker dieses
üge Rückenfi a River mit dem Murchison verbindet,
Vorher auf a as traf er auf eine Menge von Arten, die er nie
eisen gesehen. Und so nennt er denn immer wieder »the
Sat Sand-plai
-pl
Funde, so re = be north of the Hutt River« als den Standort auserlesener
cacia latipes, bei Banksia Vic B. Lindleyana,
ja uberiflora, Phymato-
bei
€ der ;
De der Provinz den ganzen Reiz der südwestlichen Flora zu-
Rach dem E. scheint. Sonderbarer Weise verschwinden diese Typen einer
Wei Sieht Fa je mehr man sich dem Stra Schon bei Baker’s
; Ordinär, lora nicht mehr so reich aus. ist ziem-
‚oweit di
Distrip E Forschung heute gediehen ist,
: n, den wir sicherlich erst mangelhaft kennen,
nde nähert.
Das Küsten-Gebüsch
ie für den kleinen
registriert S
wie erwähnt etwas
318 Fünfter Teil.
über 800 Spezies. Nur die beiden besterforschten Bezirke (Darling und Stir-
ling) weisen höhere Ziffern auf. Die Flora von Irwin ist also eine der reichsten
in West-Australien. Die innige Durchdringung von eremaeischen und süd-
westlichen Elementen liefert einen wesentlichen Faktor für dieses Resultat.
Wichtiger aber mag es sein, daß die formenschaffenden Bedingungen des süd-
westaustralischen Gebietes sich in Irwin bestens ausprägen und seinen pro-
gressiven Endemismus zu hoher Blüte bringen. Endlich kommen noch klima-
tische Vorzüge zu seinen Gunsten in Betracht: etwa der wärmere Winter, der
auch konservativen Endemismus begünstigt und vielleicht jene aus tropischen
Gruppen entstammenden Lianen erhielt (Clematzcissus, Aphanopetalum), die
gegenwärtig im Westen so seltsam vereinsamt stehen.
2. Der Distrikt Avon.
Charakter. Jährliche Regen-Menge etwa 60—25 cm. Mannigfal-
tige Eucalyptus-Bestände, teils mit eremaeischer, teils mit südwest-
licher Flora. Viele Senkungen und Mulden mit Salzboden. Offene
Strauch-Heiden auf Sand oder kiesigen Hügeln.
Umgrenzung. Die Umgrenzung des Distriktes Avon bedarf noch sehr
gründlichen Studiums. Hier besonders bin ich mir des sehr provisorischen
Charakters meiner Skizzierung bewußt. Namentlich mache ich aufmerksam auf _
die Schwierigkeit, gegen den Distrikt Stirling eine natürliche Grenze zu finden:
es fehlen dort noch alle Erfahrungen. Nach Norden hin läßt sich wohl die
Grenze des Eucalyptus redunca verwerten; ebenso ist im Südwesten durch die
Jarra-Grenze eine brauchbare Linie gegeben. Ob die Ausdehnung des Ge-
bietes bis zur Küste naturgemäß ist, müssen weitere Untersuchungen feststellen.
In der Gegend des mittleren Moore River läßt sich das Areal ziemlic
sicher abstecken: Eine Linie von Yatheroo nach Wannamal bis Woorooloo
zeigt, daß es sich dort mit Nordwest-Südost-Richtung gegen den Nachbar-
distrikt Darling wendet.
ie Begrenzung im Osten nimmt auf das quantitative Verhältnis des ere-
maeischen Lehmlandes und der südwestlichen Facies Rücksicht und geht davon
aus, daß die Isohyete von-etwa 30 cm das Übergewicht der Eremaea herstellt.
Vegetation.
In den Litoral-Formationen wird das zu Avon gehörige wenig umfangreiche
Stück des Gestades zweifellos engen Anschluß an die Verhältnisse des Darling-
Distriktes aufweisen; sie bedürfen daher keiner weiteren Erörterung. Auch erh
Sandstrauch-Heiden bieten mit denen von Irwin verglichen wenig Neues. Bas
entwickeln sich übrigens nur in den nördlichen und östlichen Distrikts-Anteilen,
wo sie wie in Irwin von eremaeisch besiedelten Eucalyptus-Gehölzen durch-
setzt werden. An der großen Goldfeld-Bahn Perth—Kalgoorlie, welche Eı"
treffliches Profil durch den Distrikt gibt, beobachtet man, wie die vegetalt”
Ausstattung östlich vom Avon River eine ganz regelmäßig abgestufte Einbuße
erfährt. =
In dem Maße, als man dabei im abflußlosen Gebiete sich von der Küste
1. Kapitel. Floristische Gliederung des Gebietes. 319
entfernt, nehmen an Zahl und Ausdehnung die Salzpfannen zu, -welche jedoch
nirgends solche Dimensionen erreichen, wie in den beiden Eremaea-Distrikten.
Im westlichen Anteil des Gebietes treten die Sandstrauch-Heiden zurück.
Die eremaeischen Zucalyptus-Waldungen finden am Avon River ihr Ziel:
Westlich sieht man kaum noch die hochragenden Stämme der Eucalyptus sal-
monophloia. Die Mischgehölze der Aucalyptus loxophleba und Acacia acumi-
nata nehmen weite Räume ein, aber früher gehörte ihnen noch mehr. Jetzt
hat manches vor Axt und Feuer weichen müssen. Es ist das die Zone inten-
siveren Feldbaues, die Kornkammer des Landes, wo man Rebengärten die
änge und Weizenfelder die Niederungen schmücken sieht.
Endlich folgt gegen den westlichen Saum des Distriktes das Dominium
der Eucalyptus redunca. Seine weißen Stämme bezeichnen die trockenen
Waldungen des kiesigen Oberlandes. Graswuchs kommt unter ihm kaum zum
Vorschein. Nur ein lichtes Sklerophyli-Gebüsch bildet das Unterholz, ein Ge-
büsch, das noch über die Grenze seiner Bestände hinaus gewissermaßen fort-
Äkbt in jenen reich gemengten Strauch-Beständen, welche am Moore River die
weligen Hügel bedecken (5. 234).
Der allmählich abgestufte Übergang dieser verschiedenen
ikte Avon läßt sich in lehrreicher Weise verfolgen, wenn man z. B. vom
: Gebiete des Avon River, aus dem weizenreichen Reviere von Newcastle und
%odyay, nordwärts zum Moore River zieht.
Wege zunächst bis zu Mount Anvil wechseln Acacien-Park und
White Gum-Wald miteinander. Der Acacien-Park bezeichnet den roten Lehm
der Niederung: schon von weitem erkennt man ihn an den sonderbaren Kronen
der beiden herrschenden Bäume (Acacia acumıinata, Eucalyptus lozophleba),
die bei der Ähnlichkeit ihrer Erscheinung schon äußerlich wie verbrüdert aus-
N. Wo aber kiesiger Boden ansteht, erscheint sogleich Eucalyptus redunca
und ihr Gefolge starr glaucescenter Büsche wie Hakea glabella, Davıesta we
Yassatq, Acacia Pulchella, Bossiaca rufa. Zwischendurch kommen viele im-
! Wortelle Compositen vor. ae
Weiter nordwestwärts gelangt man vollkommen in die westliche Facies FH
i 1 inca-Waldes. Nur wo die Mulden stark lehmig sind, bleiben noch er i
= boxophleba und Acacia acuminata, sonst teilen er —. : sur
: E : calophylla in die Herrschaft: E. redunca zumeist auf en 18 a
; - alophylla in den sandbedeckten Mulden. Das Unterholz in _— pi
\ = Nannigfaltiger geworden, als es weiter östlich zu sehen war. Hakea #
Formationen im
BER baum
i — H. myrtoides, Acacia pulchella u. a. A., Daviesia-Arten, ee oe ker
um (Legum.), die grell azurblaue Leschenaultia biloba (Gooden.), SET
Mu forme
Hügeln am & RS
pps nei Dryandra Kıppr-
etarten
ten von ganz stilisiert
- er
320 Fünfter Teil.
Formen, durchaus fremdartig, höchstens in der Phantasie vergleichbar mit
Disteln, die man sich in Wuchs und Verzweigung bereichert denken müßte,
Sie deuten habituell schon auf die offenen Buschbestände hin, die immer
häufiger werden und weiter sich dehnen, je mehr die Wandoo-Waldungen am
Moore River sich lichten.
Es gehört zum reizvollsten für den Botaniker in West-Australien, näher mit
diesen Gebüschen vertraut zu werden; sie im grauen Gewande der dürren Zeit
zu sehen, sie in der beispiellos bunten Pracht der guten Jahreszeit zu bewun-
dern, die hundertfältig verschiedenen Fäden zu entwitren, aus denen dies reiche
Gewebe gewirkt ist. Es scheint ungewiß, ob man hier so vielerlei Proteaceen
beisammen findet, als am King George Sound oder oben an den Hängen des
Stirling Range. Sicher aber sind die Landschaften des Südens nicht reicher
an Farben und Blumen. Zetrophzla und /sopogon, an jedem Ast mit einem
bunt gefärbten Blütenkopf geschmückt, bringen hier am Moore River wohl ein
Dutzend Arten zusammen. Calythrix mit dem lebhaften Kolorit seiner Blumen,
Acacia in leuchtendem Gelb, Conospermum (Proteac.) mit Weiß und Blau
(€. glumaceum und C. densiflorum) drängen sich wie auf künstlichen Beeten.
Das intensive Azur des Comesperma scoparium (Polygal.) dazwischen das
weiche Rosenrot der Guschenotia- und Thomasia-Arten (Stercul.) und die vielen
weißen Töne von Grevillea-, Hakea- und Epacrideen-Arten vereinigen sich
zu stets wechselnden Farben-Symphonien. Das Ganze ist ein großartiges
Beispiel, was Vegetation überhaupt an Blüten-Segen zu spenden vermag,
eine Verdichtung von Blumen-Fülle, so wirkungsvoll im Kontrast zu steifer,
starrer Wuchs-Form, wie es wohl nur noch einmal auf der Erde erreicht
wird: im südwestlichen Capland, und auch dort nur an wenigen ausgezeich-
neten Punkten.
Floristik.
Die geographische Lage des Distriktes bedingt regeren Austausch mit Nord
und Süd. Daher gibt es hier keinen generischen Endemismus und auch die
Zahl der endemischen Spezies ist merklich geringer als im Distrikt von Irwin.
Unsere heutigen Quellen lassen die Zahl der in Avon wachsenden Phanero“
gamen auf etwa 725 schätzen. Davon können gegenwärtig noch 23%
endemisch für den Distrikt angesehen werden: eine Ziffer, der sich wesentliche
Verminderung voraussagen läßt.
; - n
Der Endemismus tritt besonders stark in einigen systematischen Grupp®
hervor. Die Gattungen Gastrolobium (Legum.), Boronia (Rutac.), u:
(Stercul.), Conospermum (Proteac:), Dryandra (Proteac.) u. a. ragen durch große
Anzahl von Formen, deren viele endemisch sind, unter den Charakter-Elementet
des Distriktes hervor. Sie alle geben hochwertige Beispiele des progressiven
Endemismus, der einen so wichtigen Zug der südwest-australischen Flora en
macht, und der sich vorwiegend in denjenigen Distrikten äußert, welche ©"
steilere Abstufung der Klimate besitzen. Der Distrikt Avon gehört ZU Pr
sein Niederschlag liegt zwischen 60 cm und 2 ; cm und verläuft in einer RE!
sehr gleichmäßig abgetönter, doch schmaler Zonen.
1. Kapitel. Floristische- Gliederung des Gebietes. & 321
3. Der Distrikt Darling.
Charakter. Jährliche Regenmenge etwa 100—6o cm. Kiesiges
Hügelland mit Waldungern von Zucalyptus redunca und E. margi-
nata. Ferner sumpfige Alluvionen, lichte ‚Gehölze auf Sandland,
Strand-Gebüsche.
Umgrenzung. Der Distrikt Darling umfaßt im wesentlichen das Ver-
breitungs-Areal des Zucalyptus marginata, ohne sich ganz vollständig damit zu
decken. Dagegen umschließt er insgesamt die ausgedehnten Jarra-Waldungen,
welche die Hügellandschaft des südwestlichen Plateau-Saumes bedecken.
Die nördlichen und östlichen Grenzen ergeben sich aus der Definierung des
Distriktes Avon, bzw. Stirling. Das ganze System des eigentlichen Swan River
gehört also zu Darling. Noch bei Gingin wächst Banksia grandis in pracht-
vollen Exemplaren, und Eucalyptus calophylla bildet noch jenseits des untern
| Moore River in der Gegend von Yatheroo wirkungsvolle Bestände. Im Süden
| gibt das Auftreten des Eucalyptus diversicolor und der Podocarpus Drouyniana
ein brauchbares Argument zur Abtrennung eines neuen Distriktes.
‚Vegetation.
‘ Der Distrikt Darling wird von den Flüssen, die vom Plateau-Abfall zur See
sehen, Quer durchschnitten. Ihre Täler geben treffliche Profile durch die ver-
schiedenen Bildungen der Vegetation.
Den Eingang des Swan River sieht man beherrscht von Dünen,
"zentem Kalk-Fundamente sich aufbauen. Mitunter sind sie auf den Kuppen
voll vegetationsleer und von Flugsand bedeckt. Aber in den Schluchten,
Nulden und Tälchen der Dünenlandschaft recken sich schon die breiten Kronen
3% Eucalyptus gomphocephala. Dieser Baum ist nun am ganzen Gestade des
‚Sttiktes der Herrscher. Oft bildet er gleich hinter dem sandigen Strande
“en wirklich waldartigen Streifen, wo seine imposanten Wipfel ein Heer von
| iederen Sträuchern und schattenliebenden Büschen überdachen. Weiter binnen-
arts, doch noch immer auf kalkiger Unterlage, folgt nicht selten dann baum-
Busch-Wildnis. Da treffen sich Templetonia retusa (Legum.), Dryandra
E bunda (Prot.), Hakea trifurcata (Prot.), Melaleuca Huegeliana (Mytt.), Be
Pulchelfa (Legum.), ganz verschiedenartig in der Tracht des Laubes, aber sämt-
doch ähnlich in einer gewissen Starrheit des Habitus.
‚Hinter dem Saume des Litoral-Kalkes beginnt das sandi
ne in einer Breite von ı5—30 km das Plateau oe = a —
Men die e it breit gedehntem ee
U. tsten Exemplare des Jarra, m gen EEE (B. Me nziesii,
von Adenanthos, Facksoma,
st diesen lichten Be-
die auf
i Woche gewinnt durch die Massenhaftigkeit di
117 a er en ei
a . reichere Gliederung. in fahles ee =
S wi. eigentümlich. (S. 228). Im Unterwuchs herrschen am Beginn ne
5 I von Sträuchern weißblütige Zpacridaceae und die allgegen Schen den
| Bellen, Mancherlei Knollen-Pflanzen und Kräuter ee alt ind
E = Später folgen, reicher an Zahl, Leguminosen mit Blüten ın
E ee Pflanzenwelt von West-Australien. *
2%
"
»
E
S
322 Fünfter Teil.
Rot. Am Schlusse der feuchten Periode beherrschen die blaßroten Köpfe der
Petrophila linearis (Proteac.) eine Zeit lang das Gemälde der Vegetation. End-
lich folgen die blumenreichen Sträucher der Myrtaceen: Calythrix, Melaleuca,
Scholtzia.
Stellenweise senkt sich das Gelände zu feuchten Niederungen, die mit frischer
grünem Gebüsch erfüllt sind. Da spielen Myrtaceen die erste Rolle -(S. 252),
Melaleuca Preissiana ist die maßgebende Figur der ganzen Szenerie. In dem
artenreichen Gesträuch sieht man vielfach Adenanthos obovata (Prot.) und Mela-
leuca lateritia (Myrt.), beide auffallend durch hochrote Blüten. Verglichen mit
den ausgedehnten Alluvien der Südküste zeigt sich wenig Positives, aber vieler-
lei Mängel. Die prächtige Beaufortia sparsa (Myrt.), die hohen Halme der
Evandra aristata (Cyper.), die hygrophilen Proteaceen aus den Gattungen Hakea
und Banksia, eine Menge niederer Epacridaceae kommen im Gebiete des Swan
River in den Alluvionen nicht mehr vor.
Weiter ostwärts, gegen den Fuß des Plateaus zu, betritt man tonige Niede-
tungen mit einer höchst eigenartigen Flora oft zwerghaft reduzierter Gewächse.
Eine ausführliche Darstellung dieser Formation geben S. 255 ff.
Mit den ersten Erhebungen, die das Plateau ankündigen, auf grobkiesigem
Erdreich, setzen artenreiche Sklerophyli-Gebüsche ein, die nun das gesamte
Oberland beherrschen. Selten sind sie gänzlich offen. Es ist die Regel, daß
stattliche Eucalyptus-Bäume eingestreut sind und, wie in einem lichtgehaltenen
Park, der Landschaft den Charakter geben. Am Swan River sieht man in
dieser Zone herrliche Exemplare des Red Gum, Eucalyptus calophylla, von
ferne fast wie Eichen-Bäume anzusehen. Daneben kommt der weißstämmige
E. redunca vor, doch weniger hoch als der Red Gum und lange nicht 50
stattlich. ’
In der feuchten Jahreszeit lenkt die Artenfülle und F arbenpracht des Unter-
wuchses ganz den Blick von den Bäumen hinab auf das Gebüsch, das den
Boden völlig verhüllt. Die Durch-Mengung der Spezies ist zu beträchtlich, um
irgend einer davon den Vorrang zu überlassen (siehe S. 23 5).
Mit dem Aufsteigen am Abfalle des Plateaus nimmt der Baumwuchs ZU.
Die waldbildende Form des Jarra wird immer häufiger und reißt bald ganz die
Herrschaft an sich. Dioscorea hastifolia, die in den ersten Monaten des Winters
mit ihren gelben Blüten an den Felsblöcken umherklettert, verschwindet in der
höheren Lagen alsbald. Manche andere Arten der unteren Zonen räumen gleich-
falls den Platz. Endlich stellt sich oben auf der Höhe ein Gleichgewicht der
Vegetation her, das nun über weite Erstreckung des regenreichen Oberlandes
erhalten bleibt, so weit wie die durch geschlossene Bestände der Eucalyptus ma“
ginata bezeichneten Waldungen herrschen. Im Unterwuchs ist neben Xantorrhoe@
Preissii die zierliche X. gracilis bemerkenswert. Macrosamia wächst vie
üppiger als im Vorland und bringt reichlicher Frucht. Die Schilderung der
Formation S. 215 ff. vermittelt die Hauptzüge ihres Wesens. Als dominierend it
der Schar der Spezies, die auf der Hochfläche noch im Unterholz sich ver-
einigen, sind ungefähr folgende zu nennen:
1. Kapitel. Floristische Gliederung des Gebietes, 323
Loxocarya pub ( i lari
RE Be eeien.) RT OBERE (Pittospor.) | Zäbbertia montana (Dillen.)
' 8 x en Acacia alata (Legum. Pimelea silvestris u. a.
Aerostoerinum stypandroid S ee Venen 2
| eu — Sulchella Xanthosia peltigera ( mbellif )
ne it) il.) Gompholobium er — . candida
j* egum. ici
; Er (Prot.) Daviesia cordata ae | TE)
a Pet) rot.) K: Bm coecinea (Legum.) Scaevola striata (Gooden.)
Grevillea-Arten (Prot.) Feten ne vs ee
na en Aesnen Billardieri (Rhamn.) | Olearia paucidentata (Compos.)
; etratheca-Arten (Tremandr.)
Diese fü i i
Teilen Er - Rp Ang maßgebende Liste erfährt in den südlicheren
ER teren = enbar nur leichte Modifikationen. Sie bleibt auch gültig
den Baumes jenseits S e.dee Jarra-Areales. Erst der Wechsel des dominieren-
holz manche Ände Mr Scheitelhöhe des Plateau-Randes zieht auch im Unter-
Dem hen} ie ns Nach RR j
von diesen en nalt nach wird weitaus der größte Raum des ganzen Distriktes
Ewalyptus re —_ı. zusammengesetzten Jarra-Waldungen eingenommen.
noch ein ‚ der Charakter-Baum des Distriktes Avon, kommt zwar
größeren Umfan = Be bildet aber nirgends mehr selbständige Bestände
Ehen ir - 24 sind dene die weiten Jarra-Wälder ziemlich einförmige
foristisch Et gi iv ‚gleichartigen Bedingungen des Klimas ausgesetzt, und
Kan er nicht gerade reich ausgestattet.
denen von Avo En ie F lora des Distriktes zumeist
Erforschtsein _ es as so liegt das — abgesehen von
Westlich dem nn. an dem wechselvoller gegliedert
Floristik eau-Rande vorgelagert ist.
kt Darling ist, wie der benachbart
Distrikte Ei üdwest-Provinz völlig durch die mehr
fächtlicher Fa Aus dieser Lage ergibt sich mit
Eı . mit den umliegenden Landschaften. Und dies drückt
Toren-Bestand roportion der Bezirks-Endemismen aus: sie betragen De einem
ch es etwa 875 ‚Spezies nur 22°). Übrigens beruht diese Zahl
hr e, den nördlicheren Abschnitten des.:Distriktes, wo eine
ermehrung eigentümlicher Formen Platz greift.
Unte .
3 Distrikt ; diesen Umständen zeigen die floristischen Verhältnisse in diesem
i i imlichkeiten oder individuelle Entwicke--
i der
nicht zurücksteht hinter
dem gründlicheren
en Vorland, welches
e von Warren, von den Inland-
binnenwärts gelegenen
Notwendigkeit ein be-
sch
Dart; den übrigen Grenz-Distrikten ‘
arling besitzt eine rein süidwestliche Flora. Deren wichtige Typen
durch sonderlich formen-
n die = =
Elemente treten i
“Dort ist aber
Gehölze atwickelung hervorgetan. Eremaea-
. Er ereich ein und sind ge
n ide ee Stätte; im übrigen fe
üge — Formenarmut der südwestlichen,
324 Fünfter Teil.
Elemente — lassen sich wiederum aus klimatischer Bedingtheit ableiten. Im
Vergleich zu der Stufenleiter der inneren Grenz-Distrikte ist das Ausmaß von
Wärme und Niederschlag geradezu unbedeutend in Darling. Nur zwischen
ı00 und 60 cm bewegt sich die Schwankung der Regenmenge.
4. Der Distrikt Warren.
Charakter. Jährliche Regenmenge 130—ı80o cm. Waldungen von
Eucalyptus marginata und E. diversicolor. Sumpfige Alluvionen
mit offenen Gebüschen.
Umgrenzung. Der Distrikt Warren, als der südwestlichste Bezirk der
Provinz, ist auf zwei Seiten vom Meere begrenzt. Er charakterisiert sich durch
ausgedehnte Waldungen von Zucalyptus diversicolor, dessen Wohn-Bezirk die
Heimat auch einiger anderer Charakter-Arten in sich schließt. Demgemäß lassen
wir den Distrikt im Norden ungefähr mit dem Areale dieser dominierenden Spe-
zies enden und gewinnen damit Abschluß gegen Darling und Stirling.
Vegetation.
Im Vergleich mit Darling, sieht man im Distrikt Warren die gleichmäßigen
Eucalyptus-Waldungen in noch ausschließlicherem Besitz des Landes und noch
viel wesentlicher für die Szenerie des Distriktes. Sie walten vor auf den flachen
Erhebungen des Geländes, und besetzen auch die Täler, indem sich das Land
durch zahlreiche vielfach perennierende Flußläufe nach dem Meere entwässert.
Ebenso erweist sich die Vorland-Flora als gleichartiger und weniger abwech-
selnd gegliedert. Sie beschränkt sich im wesentlichen auf stark versumpfte
offene Flächen; Myrtaceen-Gebüsch, Restionaceen u. dgl. spielen die Hauptrolle
in den Beständen.
Die Strand-Formationen bieten natürlich wenig Spezifisches. Zucalyphus
gomphocephala fehlt der Südküste. Er wird wenn man will ersetzt von Agoms
Fezuosa (Myrt.), die mit ihrer Tracht im ganzen Distrikt dem Litoral-Gürtel sein
Gepräge gibt. Sie gleicht in der Tracht einer Trauer-Weide.
Die nassen Niederungen, die erst gegen den Schluß des Sommers trocken
gelegt werden, bilden auch hier das Heim der großen Melaleuca-Bäume
(M. Preissiana und M. rhaphiophylla) wie im Distrikt Darling. Eine neue Erschei-
nung aber gibt das häufige Vorkommen der Banksia litoralis mit ihren grauen
Stämmen und den rötlichgelben Blüten-Cylindern. Seltener ist in diesen Allu-
vial-Niederungen Banksia grandis. Dagegen bieten sich in strauchigen Melo-
leuca, Agonis und Kunsea (Myrt.) und in Facksonia Furfuracea (Legum.) Ver
breitete Züge des Vegetations-Bildes.
In das Wesen der Waldungen im nördlichen Teile des Bezirkes gewinnt
man am besten Einblick an der Straße, die vom Blackwood River über Lake
Muir nach Südosten führt. Zwischen Balbarrup und Deeside kommt man durch
ziemlich dichte Waldung. Dort tritt im Unterholz der Charakter des Distriktes
am reinsten hervor: sehr viel Banksia grandis, Xantorrhoca Preissii in statt-
lichen Exemplaren. Das gesellige Buschwerk der Podocarpus Drouyniana (Taxacı),
Persoonia longifolia (Prot.), die baumartige Hakea oleifolia (Prot.), das sın
I. Kapitel. Floristische Gliederung des Gebietes. 325
zuverlässige Leit-Arten. In ihrer Tracht prägt sich ein gleichmäßiges und
fruchtbares Klima: es sind schlanke Gestalten, bei Banksia, Persoonia und Hakea
die hochwüchsigsten Arten, die jene Genera in West-Australien erzeugt haben.
Als gleichsinnige Merkwürdigkeit reiht sich ihnen Dasypogon Hookeri an,
endemisch am untern Blackwood River. Sie ist von der weiter verbreiteten
D.öromeliifolius namentlich durch ihre imposanten Dimensionen verschieden. Die
Bäume erreichen 3 m, die Blätter werden bis go cm lang (S. 117). Wo ver-
wittertes Gestein oder Felsblöcke anstehen, sind sie auf der Südseite von Flechten
Stita Billardieri, Cladonia verticillata) und Moos überpolstert.
Unweit von Lake Muir erscheinen schon süd-östliche Spuren in der Flora,
Johnsonia lupulina (Lil.), Xanthosia tenuior (Umbellif.); man wird gewahr, daß
man dem Treffpunkte der drei Distrikte Darling, Warren und Stirling ganz
nahe ist.
Sonst gibt es nicht viel Abwechselung im floristischen Bilde dieser weit-
gedehnten Waldungen. Wenn jemand hier zuerst seine Eindrücke von West-
Australien empfängt, so wird er sich erstaunt fragen, wo die beispiellose Mannig-
Altigkeit des Pflanzenschmuckes, wo die endlose Fülle der Formen zu finden
si, die der Flora dieses Landes ihren Ruhmestitel gegeben hat.
Wer aber die übrigen Distrikte des Landes kennt, auf den wirken am auf-
ligsten die oekologischen Eigentümlichkeiten des Distriktes: die Streckung
der Internodien, das zarte und weiche Laub so vieler Arten. Es vereinigen
ich in dieser feuchtesten Provinz des Landes die am wenigsten xeromorph
sestalteten Elemente der westaustralischen Flora.
Floristik.
Rings eingefaßt von anderen Gebieten, bietet in floristischer Hinsicht der
Di arren sehr wenig Individuelles. Weitaus die meisten der Konstituenten
Seiner Flora teilt er mit Darling. Dabei sind viele sonst formenreiche Gruppen
der Südwestlichen Flora nur sparsam vertreten. Und dieser Negativen steht
\ Nur eine geringfügige Menge eigentümlichen Besitzes gegenüber: wie etwa bei
; ‚den Gattungen Boronia (Rut.) oder Pimelea (Thymel.), wo wir eine Mehrzahl
r Beetiger Erzeugnisse hygrophilen oder wenigstens mesophilen Wesens für
_ ätten nachweisen können.
Warren ist ein noch ungenügend erschlossener Teil der südwestlichen Provinz.
| Daher erklärt es sich zum Teil, daß seine bisher nachgewiesene Flora quanti-
u, S0 unbeträchtlich ist: man kennt nur etwa 550 Arten. Andernteils aber
s ürf man von besserer Erforschung keinen völligen Ausgleich des bestehenden
Pa warten. Sicher ist Warren der floristisch ärmste Bezirk der ganzen
„u. Es bestätigt sich die alte Erfahrung, daß Nivellierung der Wärme und
Bade Niederschlags-Menge in temperierten Floren die Formen-Mannigfaltig-
abdrückt,
|
it her.
a selbe in verstärktem Maße gilt von dem Endemismus. Für PERBANEN
ne Mismus ist Warren infolge seiner Umgürtung durch fremde Bezirke ähnlich
orteilhaft gestellt wie Darling. Aus klimatischen Gründen noch weniger
sogar. Dem entspricht das Resultat: Warren hat den weitaus ge-
326 Fünfter Teil.
ringsten Endemismus aller westaustralischen Distrikte, indem man nur etwa
6°), endemischer Spezies bisher festgestellt hat. Und doch sind auch in dieser
geringen Menge höchst bemerkenswerte Fälle enthalten. Am berühmtesten
vielleicht ist Zucalyptus ficifolia, die einzige Verwandte des £. calophylla, aber
durch die schlanken Früchte und die prachtvoll hochrote Farbe der Staubblätter
trefflich unterschieden. Die Heimat dieser herrlichen Spezies ist ein ganz be-
schränktes schwer zugängliches Areal von Irwins Inlet zum Shannon River, an
den sanften Hängen eines der Küste dicht genäherten Hügelzuges, in sandigem
schwach humösem Boden. Auf der Nordseite soll dieser Zucalyptus strauchig
bleiben, aber auf der seewärts gewandten Südseite nimmt er auch baumförmige
Statur an. Es wurde mir erzählt, er blühe reichlich nur alle vier Jahre: dann
aber lasse er die ganzen Hänge wie in rotem Feuer erglühen.
5. Der Distrikt Stirling.
Charakter. Jährliche Regenmenge 80—30 cm. Waldungen von
Eucalyptus redunca und E. occidentalis. Mannigfache Bestände
strauchiger Eucalyptus. Strauchheiden auf Sand. Senkungen und
Mulden mit Salzboden. i
"= Umgrenzung. Der Distrikt Stirling wird im Westen und Süden von dem
Dominium der Jarra- bzw. Karri-Waldungen begrenzt. Nur an dessen öst-
lichstem Ende findet eine so innige Durchdringung der floristischen Komponenten
statt, daß über die zweckmäßigste Zuteilung der altberühmten Flora von King
George Sound Zweifel bestehen können. Bei der Anwesenheit so vieler öst-
licher Formen am King George Sound finde ich mich veranlaßt, sie einstweilen
dem Stirling-Distrikt einzuverleiben; freilich wird er dadurch um eine Menge
von. Warren-Elementen bereichert.
Unbefriedigend ist die Sicherung der nördlichen und östlichen Grenzlinien,
da sie Gebiete durchschneiden, die in ihren Einzelheiten gegenwärtig noch sehr
mangelhaft aufgeschlossen sind.
Vegetation. Die Beteiligung des Distriktes an mehreren Niederschlags-
Zonen gibt seiner Vegetation unverkennbare Vielseitigkeit. Und diese erfährt
noch beträchtliche Steigerung durch die geomorphischen Bedingungen. Stirling
ist der einzige Distrikt des extra-tropischen West-Australiens, welcher namhafte
Gebirge besitzt. Beide streichen ungefähr west-östlich, setzen also ihre Längs-
seiten den feuchten See-Winden aus und geben damit einer feineren Nuancierung
ihres Klimas Raum. Perongerup Range liegt der Küste näher, nur ungefähr
35 km davon entfernt. Seine Höhe ist gering, aber bei der Küsten-Nähe gelangt
die Bevorzugung des lokalen Klimas an seiner Südseite zu deutlicher Auspr®
gung. Stärker noch wird die klimatische Variation am Stirling Range, der im
Mittel 80°—50 km von der Küste gelegen ist. Dies eigentümliche, dem Plateau
aufgesetzte Gebirgs-System erreicht eine Höhe von über 1000 m: af seinen
'Kuppen bilden sich also bedeutende Gegensätze der Lee- und Luv-Seite aus
Doch der Zerfall der Kette in einzelne kleine Massive, die durch stark etmie
-drigte Einsattelungen getrennt sind, verhindert dabei jede Einheitlichkeit, und
ı. Kapitel. Floristische Gliederung des Gebietes. 327
wenn das Gebirge als Ganzes auch Einfluß gewinnt auf die klimatische Ge-
staltung des Distriktes, so zeigen sich im einzelnen doch vielerlei lokale Un-
gleichmäßigkeiten. Überall ist der Bau des Gebirges dazu angetan, allzu starke
Kontraste zu mildern.
"Das flache Plateau-Land, das den Nordwesten des Distriktes bildet, besitzt
lichte Waldungen von Zwalyptus redunca. Es würde die größte Überein-
stimmung mit dem Avon-Distrikte zeigen, gäbe ihm nicht die markante Gestalt
des »fat-topped Yate« (Zucalyptus occidentalis) seine Eigenart, die in den Be-
Ständen allerorts zur Geltung kommt. Diese Herrschaft des Zucalyptus redunca
teicht etwa bis Tenterden. Bei Kendinup ist Jarra bereits dominierend, aber
gewisse echte Stirling-Pflanzen, wie Zucalyptus tetragona und Leschenaultia
formosa sind auch dort noch häufig.
Die Vegetations-Verhältnisse des Distriktes Stirling in seinem südlichen und
viel reicheren Abschnitt sind trefflich längs des vom King George Sound nach
dem fernen Inneren (Norseman) führenden Pfades aufgeschlossen. Wo er be-
ginat, bei Albany, zeigt sich die typische Vegetation des südlichen Granit-
Gestades. Zwischen kahlen Felsplatten die Gebüsche von Agonis marginata
Myıt.), die Bestände des kleinen Zucalyptus cornuta mit den eigentümlichen
sammetweichen Moosdecken von Campylopus bicolor, die gewöhnlich auch
die Nähe der großblumigen Anthocercis viscosa (Scrophul.) verraten. Weiter
fragen die buschigen Abhänge gemischtes Gehölz, wo Banksia grandis u. a. A.,
Aschwüchsige Persoonia, großlaubige Hakea-Arten die Oberhand gewinnen.
Oder der Jarra erreicht schon höhere Dimensionen und beschattet einen reichen
| Unterwuchs, wo mit vielen andern die duftend blühende Acacia myrtifolia, wo
Logania vaginalis, zarte Restionaceen ünd niedrige, weichlaubige Gewächse sich
dichter Gesellschaft vereinen.
Sr Hinter den Hügeln der hohen Küste liegt eine versumpfte Ebene. Dichte
_ uvial-Vegetation bedeckt sie mit lebhaftem Grün, wie eine Wiese erscheint
*e von fern. Agonis, Leptospermum, Beaufortia sparsa (Myrt,) mit manchen
ünderen Myrtaceen, Hakea linearis (Prot.), eine ganze Schar von Epacridaceen
$eben dort den Ton an. Kahlere Flächen dazwischen finden in starren Resti-
Maceen-Büscheln ihre Signatur. Stellenweise erglänzt der Spiegel eines per-
anenten Süßwasser-Beckens.
{ Weiter binnenwärts werden die Bäume höher. Auf armem Sandboden lebt
. kealyptus marginata mit Casuarina Fraseriana zusammen. Das Gebüsch
ER, wo nur Jacksonia horrida, F. spinosa (Legum.) etc. den Ton angeben,
„ xerophytisch und nicht gerade formenreich. Sobald aber der braune kiesige
. Stone«-Boden beginnt, setzt plötzlicher Wandel ein. Sichtbar steigert
Be die Mannigfaltigkeit der Sträucher. Namentlich die Fülle der Proteaceen ')
RE
n engstem Raume sammelt man z. B i
En u Folia | Conospermum flexuosum | Dryandra cumeata
ala — petiolare | Banksia Brownti.
Adenanthos procumbens
Dryandra Baxteri
328 Fünfter Teil.
— der Stolz der King George Sound Flora — wird eine staunenswerte. Und
selbst wo Zucalyptus marginata und E. calophylla in dichterem Schlusse zu-
sammenstehen, bleibt das Unterholz reich an eigentümlichen Arten.
Hübschen Szenenwechsel in diesen Wäldern bringen die kleinen Rinnsale,
die in vielgewundener Bahn die Wasser zur Regenzeit abführen. Da stehen
die großlaubigen Sträucher des Trymalium Billardieri, Acacia nigricans mit
ihren zarten Fiederblättern, und große Massen von Pferidium bedecken die
Böschung.
Kommt man dem Zuge des Perongerup näher, so mehren sich Anzeichen
zunehmender Kraft und Fülle in der Vegetation. Riesige Exemplare von Zuca-
/Iyptus marginata und Eucalyptus calophylla stehen im Walde. Pieridium und
Adiantum aethiopicum grünen gesellig in den feuchten Gründen, Leucopogon
verticillatus ist in bester Form zu sehen. Die Hügelkette selbst wird von der
Straße nicht berührt, aber aus den Aufzeichnungen F. v. MÜLLERs geht hervor,
daß in ihren fruchtbaren Tälern auf der feuchten Süd-Seite der so anspruchs-
volle Karri (Fucalyptus diversicolor) noch in schönen und imposanten Beständen
Gedeihen findet. :
Nordöstlich des Perongerup Range bleibt zunächst der Charakter wenig
geändert, aber ungefähr 5 km weiter nordwärts werden die ersten niedrigen
Eucalyptus (E. decurva) sichtbar, noch bescheiden zwischen Eucalyptus mar-
ginata und E. calophylla geborgen. Im Unterwuchs erscheinen mancherlei
vorher fehlende Spezies (z. B. Verticordia habrantha [Myrt.]). Bald tauchen auch
einzelne Individuen des Zucalyptus tetragona auf, so fremdartig in dem blassen
Gewande seines Laubes.
Rasch lichtet sich der Wald. Die niedrigen Eucalypten werden immer vor-
herrschender, in kleinen Gruppen verstreut über die Fläche, die sich immer
freier öffnet. Der Bestand des niedrigen Gebüsches, das man schon als Sand-
Heide bezeichnen muß, läßt mancherlei neue Gestalten erkennen: die gelbblütige
Vertiordia helichrysantha (Myrt.), Melaleuca exarata, bei der die blauroten
Blüten tief unten an den Zweigen aus der Rinde hervorbrechen, und, unter
vielen andern, Goodenia phylicoides, ein ganz sonderbarer Typus der Gattung,
der eher noch an gewisse Mediterran-Labiaten erinnert, als an das gewohnte
Bild seiner westaustralischen Geschlechts-Genossen.
Diese Heide, wo reiner Sand und mehr lehmige Flächen miteinander wech-
seln, wird in der Mitte vom Kalgan-Fluß durchzogen. Sein Tal enthält gut-
gewachsene Exemplare des Eucalyptus redunca, der hier wohl annähernd seine
südliche Grenze findet.
at man den Kalgan überschritten, so treten die charaktervollen Formen
des Stirling Range immer näher, wie sie ganz unvermittelt aus der Ebene empor
steigen. Dabei zeigt die Vegetation des kiesig-sandigen Bodens zunächst keine
Anderung. Wenn aber der Pfad in das Gebirge selbst eintritt und bei über-
raschend geringer Steigung im sogenannten »Paß« den Scheitel überschreitet,
so kehren unter dem Einfluß reicheren Niederschlags an den Hängen mn
einmal Bilder des Südens zurück.
1. Kapitel. Floristische Gliederung des Gebietes. 329
Der Paß ist eine eigentümlich tiefe Depression zwischen rund 1000 m hohen
Erhebungen. Seine Flora erinnert stark an die der Küste. Sehr hohe Aucalyptus
marginata und stattliche Zucalyptus calophylla geben der Szenerie die wich-
ügsten Züge. Banksia grandis, B. attenuata (Prot.), Xantorrhoea Preissii (Lil.)
Daviesia flexuosa (Leg.), Adenanthos obovata (Prot.), Stirlingia latifolia (Prot.)
Aanthosia rotundifolia (Umbell.), ja selbst eine so empfindliche Spezies wie
Caladenia serrata (Orchid.) belegen diesen südlichen Charakter. Auch die Häu-
Äigkeit des Pieridium ist bedeutungsvoll in dieser Hinsicht.
Am Paß ist gute Gelegenheit zu beobachten, wie die eigentümliche Kette
: des Stirling-Range die Witterungs-Phänomene rezipiert. Die Kondensation der
Luftfeuchtigkeit in der Gipfel-Region ist das am meisten auffallende Moment.
mals, wenn es unten absolut klar ist, verhüllt eine Wolkendecke bis gegen
Mittag die oberen Regionen: und das nicht nur in der feuchten Jahresperiode
er in den Zeiten des Übergangs, sondern auch während der Sommer-Monate.
z Es liegt hier also in diesen oberen Regionen eine Wiederholung des Küsten-
Klimas vor, vielleicht sogar noch eine stärkere Ausprägung seiner Eigenarten.
) Über die Rückwirkung dieser Witterung auf die Pflanzendecke des Gebirges
gibt der Aufstieg schnellen Aufschluß. In der Basal-Region herrscht eine
Subxerophile Vegetation, die an die der Kalgan-Fläche erinnert. Doch wird die
gewöhnliche Szenerie der Strauchheiden belebt durch die Beteiligung hoch-
Wichsigerer Elemente: durch niedrige Jarra-Bäume, durch Arten wie AHakea
"axteri, H. cucullata, Lambertia ericifolia, die alle drei physiognomisch durch
z ihren steifgereckten Habitus höchst eigenartig wirken.
An den meist schr steil geneigten Hügeln ist der rauhe steinige Boden von
: lichten Gebüsch verhüllt. Viele der konstituiernden Arten sind für diese
a se endemisch bezeichnend, z. B. Darwinia Hookeriana (Myrtac.), Agonis
Ioribunda (Myrtac.), Andersonia patricia (Epacrid.), Adenanthos ‚Ailıfolia (Proteac.),
Topogom Barteri (Proteac.).
£ de mehr man der Höhe von 750 m und damit der Nebel-Region sich nähert,
so sichtlicher nimmt die Gedrängtheit des freilich selten mannshohen Ge-
bisches zu. Systematisch wiederholt sich entweder in genauem Abbild oder
Nigstens vicariierend das Wesen der Küstenflora von King George Sound
: es entspricht also der klimatischen Konvergenz eine sehr
floristische Analogie. Eine Fundliste, die ich an Mount Tul-
PP zusammenstellen konnte, enthält folgende Spezies:
° Brownii (Prot.) Dryandra formosa (Prot) - Beaufortia decussata (Mytrt.)
ma — mucronulata Kunzea recurva (Myrt.)
en Hakca florida (Prot.)
Isopogon latifolius (Prot.)
Das ist ei E ie im einzelnen
„Ist eine Genossenschaft, die im allgemeinen sowohl wie im einz@
8 George Sound-Flora gleichartig ist. Herrlich sieht dies en
ücke der farbenprächtigen Blüten, die das Ende der Regenzeit er-
m
‘330 ir Fünfter Teil.
Noch höher nehmen felsige Brüstungen einen größeren Raum an den Kuppen
ein. In den Nischen wachsen wiederum einige endemische Produkte. Oxylodium
“retusum (Legum.) und Hypocalymma myrtifolium (Myrt.) gehören dabei zu den
schönsten ‚Pflanzen: sie sind in ihren Gattungen ausgezeichnet durch ansehn-
liches Laub und hübsche Blüten. Sehr gesellig wächst mit ihnen Zewcopogon
"unilateralis (Epacrid.), die den zierlichsten Zrica nicht nachsteht, wenn sie
den Schmuck ihrer weißen Kronen trägt. In den Felsritzen der stürmischen
Fig. 74. Sphenotoma Drummondii Benth.: A Habitus. 3 Blüte in Längsschnitt. € Discus und
Gynaeceum. _D Gynaeceum in Längsschnitt. (Nach Diets und PRITZEL).
Gipfel nistet Zeucopogon gnaphalioides (Epacrid.) und die kärgliche Monotoca
tamariscina (Epacrid... Wo es geschützter ist, bekleidet das stattliche Sphene
toma Drummondii (Epacrid., Fig. 74) die steilen Wände des Granits, en“
mit gewissen Saxifragen in der Tracht zu vergleichen, eine der ganz we
echten Felsen-Pflanzen, die die Flora Südwest-Australiens erzeugt hat.
e er Höhen-Flora des Stirling Range von ı000 m fehlt in ihrem Wesen
jegliche Eigenart. Es sind die selben Gattungen, die auch die Ebene Br
ı. Kapitel. Floristische Gliederung des Gebietes. 331
wohnen, meist die selben Arten. Und bei den endemischen Spezies deutet
nichts darauf hin, daß ihr Sonderwesen irgendwie von den äußeren Momenten
der oberen Regionen bedingt wäre. Irgendwelche besonderen Formenkreise
fehlen diesen Höhen völlig. Selbst Sphenotoma Drummondii, das in seinem
Wuchs noch am ehesten anmutet wie ein Gebilde höherer Elevation, wurde
von mir unten am Fuße des Gebirges an isolierten Felsblöcken gestaltlich un-
geändert angetroffen. Das südwestliche Australien hat keine alpine,
nicht einmal eine spezifisch montane Flora hervorgebracht.
Blickt man von den Gipfelhöhen des Stirling Range nach Norden und Osten,
so öffnet sich ein Panorama, das stark absticht von der waldreichen Szenerie
des südlichen Vorlandes. Schon der nächste Vordergrund, die Nordhänge des
Gebirges selbst, ist verschieden genug. Statt des buntblumigen Misch-Gesträuchs
der südwärts gewandten Lehnen mit seinen zahlreichen Proteaceen dominiert
_ in ziemlich einförmiger Bestand des Zucalyptus Preissiana. Das fahle Blaugrün
_ seines Laubes gibt dem Nordabfall das Kolorit. Stellenweise liegt das Gestein
wohl gänzlich ohne Vegetation zu Tage oder es ist von xerophytischen Stauden
{@B. Dampiera eriocephala |Gooden.]) dürftig verdeckt. Nur in den Schluchten
des Gebirges bezeugen dunkelgrüne Streifen, daß die Strauch-Vegetation sich
dichter und voller zusammenschließt.
_ Unten am Fuße in der Niederung trägt bei günstigem Stande des Grund-
Wassers der kompaktere Boden noch Baumvegetation. Deutlich unterscheidet
_ man, daß die dunkele Masse aus den schwarzgrünen Trichter-Wipfeln des
Eucalyptus occidentalis besteht, der beinahe ohne fremde Beimischung den Be-
Sand zusammensetzt. Auch in weiterer Ferne wiederholen sich noch solche
Schwärzlichen Töne im Gemälde der Landschaften: bald wie dunkele Adern
R durch das Gelände gezogen, bald wie Inseln über die Fläche zerstreut. Überall
ber bis in die ungemessene Ferne des Horizontes bleibt der Grundton des
' sanzen das trübe Graugrün der »Sandplains«, der wasserlosen Strauchheiden.
2 Der Saumweg führt vom Stirling Range durch diese zwischen Oceidentalis-
ölz und Strauchheide wechselnde Landschaft. Mit Zucalyptus occidentalis
5 Wereinigt sich wohl Casuarina glauca und Acacıa acımninala, sonst aber ist
a iger Unterwuchs sparsam an solchen Stellen; doch gibt es reichlich \atas
auf dem lehmigen Boden, und mancherlei Stauden und Annuelle, vornehmlich
i aa Immortellen-Compositen, verzieren ihn in der günstigen Jahreszeit.
. Die Strauchheide wechselt in Wesen und Aussehen nach edaphischen Nuancen
. * >- 240). In dem Gewimmel kleiner Sträucher sind Epacrideen, Verticordia-
a“ Baeckea-Arten, niedrige Conospermum (Prot.) nennenswert. Ihr Niveau ist
“ragt von den gruppenweis gehäuften Strauch-Eucalypten (Eucalyptus BE
"a, E. decurva) oder den schlanken Gebüschen der Lamöertia inermis (P rot.).
Floristik, | | 7”
Floristisch ist der Distrikt Stirling ausgezeichnet durch die ‚beträchtliche
Seiner Arten und durch ansehnlichen Endemismus.
e a ige Fälle von ausgesprochen konservativem Endemismus (Bazterta, BR
> %s) teilt er vielleicht mit dem östlich anstoßenden Eyre. Auch Actinodium (Myrt.)
|
332 Fünfter Teil.
kommt dort möglicherweise noch vor. Die Zahl der vorläufig endemischen
Arten ist für Stirling absolut die höchste aller Distrikte (393); relativ (32°),)
wird sie in Eyre erreicht und in Irwin wahrscheinlich übertroffen.
Überraschend groß ist die Summe der in Stirling heimischen Species. Sie
beläuft sich etwa auf ı250. Diese Ziffer ist zu hoch, um allein aus dem äußer-
lichen Umstand hergeleitet zu werden, daß der Distrikt Stirling neben Darling
die botanisch best erforschte Gegend West-Australiens umfaßt. Vielmehr erweist
eine nähere Untersuchung, daß sie auf dem Polymorphismus bestimmter
Formenkreise beruht.
Es sind die typischen west-australischen Gattungen, die in dieser Hinsicht
hervorragen: von Leguminosen Brachysema, Oxylobium, Chorizema, Latrobea,
von Myrtaceen Darwinia, Agonis, Kunzea; bei den Proteaceen Petrophila,
Isopogon, Hakea, Dryandra und vor allem Banksia, deren wundervolle Ent-
wickelung vielleicht am besten die King George Sound-Flora charakterisiert.
Ferner Stylidium und, in ganz hervorragendem Maße, die Familie der Epacri-
daceen. Für deren Entfaltung ist Stirling weit bevorzugt vor allen übrigen
Distrikten des Landes. Nach meinen Zählungen nämlich gibt es Epacridaceen in
Irwin ı7 | Darling 37 Stirling 81
Avon 23 Warren 16 Eyre 54.
Die Epacridaceen, wie auch mehrere andere der spezifischen Stirling-Elemente,
scheinen begünstigt von der klimatischen Eigenart der Süd-Küste; namen ich
dürfte in der Abkürzung der extremen Trockenzeit (s. S. 82) ein wichtiges
Agens gelegen sein. Dadurch erklärt sich zum Teil der Überschuß, den Stir-
ling bei manchen Gattungen vor den übrigen Distrikten voraus hat.
Einen weiteren vorteilhaften Faktor bietet (wie in Irwin und Avon) die
größere Spannweite des Niederschlags, die von 80 bis 30 cm reicht.
Endlich trägt die Gliederung des Geländes in Berge, Hügel und Flachland
bedeutend dazu bei, die Bedingungen der Pflanzen-Entwickelung in Stirling
vielseitiger zu gestalten, als in allen übrigen Distrikten der südwestlichen Provinz.
i 6. Der Distrikt Eyre.
Charakter: Jährliche Regenmenge 60—30 cm. Manche Ähnlich-
keit mit dem Distrikt Avon, aber durch den systematischen Cha-
rakter der Komponenten verschieden.
Umgrenzung. Der Distrikt Eyre umfaßt das südliche Küstenland vom
Pallinup River ostwärts, soweit es noch Niederschläge über 30 cm empfängt.
Somit bildet er ein lang gestrecktes, von West nach Ost stetig sich verschmä-
lerndes Areal. Die West-Grenze ist strittig, die Ost-Grenze liegt bald jenseits
Israelite Bay, die Nord-Grenze ergibt sich annähernd aus Beobachtungen am
Philipps River und nördlich von Esperance. Sie fällt wohl mit den Isohyeten
von 30—25 cm ungefähr zusammen.
Vegetation. Im Westen des Gebietes besteht ähnlich wie bei ER
ein edaphisch geregelter Dualismus der Vegetation. Das Granitland trägt
in den Flachtälern, Rinnen, Mulden u. dgl. auf lehmigem Boden eremaeisch®
ı. Kapitel. Floristische Gliederung des Gebietes. 333
Vegetation mit hochstämmigen Gehölzen; an den Bodenwellen dagegen auf
Sandböden variabelen Gefüges herrscht südwestliche Strauchheide, die bald
licht und locker ist und ein kärgliches Aussehen zur Schau trägt, bald — auf
tonhaltigen Partien des Landes — sich dichter zusammen fügt und durch die
stete Wiederkehr gewisser Elemente einen besonderen Habitus annimmt [Zyszo-
stalum (Stercul.), Gastrolobium (Legum.), gewisse Acacia, Melaleuca, Thrypto-
mene australis (Myrt.), Pseudanthus virgatus (Euphorb.)].
Im einzelnen bieten sich gute Aufschlüsse, wenn man den Fahrweg vom
Stiling Range zum Phillips River verfolgt. Östlich vom Pallinup River tragen
die sandigen Strauchheiden die aus Stirling bekannten Eucalyptus-Gruppen,
inter denen die Gebüsche von Zucalyptus tetragona stets die weitaus auf-
Äfligsten bleiben. Durch Verticordia habrantha, Calythrix brachyphylla sind
die zwei schönsten Myrtaceen-Genera des Sandlandes repräsentiert, aber im
Vergleich zu Irwin und sogar noch Avon ist es doch unverkennbar, wie viel
införmiger sie hier im Südosten vertreten sind. Unter den Proteaceen trifft
man manche unnahbar starre Gestalten (Hakea corymbosa, Grevillea concinna,
Banksia Caleyi). Und Daviesia pachyphylla (Legum.) ist sogar ein Xerophyt
von strengster Observanz.
Die felsig-kiesige Rinne des Jacup Creek führt bereits in eine ganz eremae-
, sche Vegetation hinein._ Zwar bleibt noch Zucalyptus occidentalis der domi-
Aerende Baum, auch ist der anstehende Granit überall noch von Flechten
(Parmelia conspersa) überzogen. Aber im Unterholz wachsen Eucalyptus spa-
Hiulata, E. calycogona, Acacia ixiophylla, Eremophila Phillipsiü (Myopor.), Beyeria
"ummondii (Euphorb.), Dodonaea ptarmicifolia (Sapind.). Noch entschiedener
"tt Binnenland-Facies ostwärts in der Niederung des West River auf, wo Do-
i donaea Pinifolia (Sapind.), Fusanus spicatus (Santal.), Myoporum acuminatum
Myopor., auf der Bildfläche erscheinen. Dazwischen aber dehnen sich stets
@e flach convexen Sand-Plains, trotz ihrer landschaftlichen Eintönigkeit von
Auerndem Reiz für den Botaniker, durch den Wechsel der Gestalten, die
men und gehen ohne Unterlaß.
‚ Östlich vom Jacup Creek sieht man ziemlich unerwartet Nuytsia floribunda
Koran.) oben auf der Scheitelläche der Kuppe. Adenanthos cuneata (Proteac.)
| st dort häufig, aber die sonderbare Daviesia reversifolia (Legum.) bleibt spar-
am und verschwindet bald wieder gänzlich. Und so begleitet die Sandflora
: den 'ad ostwärts weiter bis gegen den Phillips River: ein verwirrendes Gemisch
"on Formen, in dem doch — als Leitpflanzen des Südostens — manche Spezies
a
De Te It Te A ae BE Bu De
Stec
kenweise immer wiederkehren: so gewisse Gastrolobium (Legum.), (G. spt-
E G. spathulatum), die dickblättrigen Boronia-Arten (B. crassifolia [Rutac.))
ee Stattliche Anigosanthos rufa (Amaryll.), die zierliche Oligarrhena (Epacrid.)
en © blaugraue Eucalyptus tetragona. E
fernen Osten von Eyre durchschneidet die Straße von Esperance nac
En. quer den Distrikt. An der Küste liegt — etwa 6 km breit Sg ine
nn nit ziemlich üppiger Flora. Kalk und Granit wechseln dort häufig, in
eüger Nachbarschaft ai i i ‘tkuppen gleichen durchaus noch
: it einander. Die Granitkuppen $
334 Fünfter Teil.
den Hügeln am King George, Sound (Agonis marginata |Myrt.), Anthocereis
viscosa |Scroph.]!), wenn auch charakteristische Besonderheiten dazu kommen
(Xerotes collina \Lil.]). _Nordwärts beginnt das Dominium der sandigen Flächen.
Dazwischen in den Niederungen gibt es flache Seen von schwach brackischem
oder süßem Wasser. Wo der nasse Boden Vegetation trägt, sieht man Mela-
leuca Preissiana und andere wohlbekannte Elemente der Flora von King George
Sound. Am Rande feuchter Mulden gedeiht Banksia occidentalis. Die Sand-
strauchheide zeigt viel Xantorrhoea Preissii, Macrozamia Dyeriana bildet
eine angenehme Staffage. Allmählich werden nordwärts die Grasbäume selte-
ner. Macrosamia verschwindet ungefähr bei 25 km. In den Seen und Pfühlen
wird das Wasser salziger. Aber die Sandflora trägt bis zu 45 km noch ganz
südwestliche Züge. Nuytsia floribunda steht verstreut auf der Fläche. In
großen Massen tritt Lambertia inermis auf, und wird höher als am Fuße des
Stirling Range; sie gewinnt beinahe baumartige Dimensionen. Nicht selten be-
merkt man Zucalyptus tetragona in ihrer Begleitung. Um 4okm von der
Küste enthält die Sandflora bei ungeändertem Charakter sehr eigenartig ausge-
prägte Endemismen: Zsopogon alcicornis, Banksia petiolaris, B. media, B. spe-
ciosa, Hakea adnata (Prot.), Eucalyptus tetraptera. Die Anhäufung von 50
formenschönen Arten in dieser begrenzten Zone gibt ein auffallendes Seiten-
stück zum Distrikt Irwin, wo unter gleichen Verhältnissen ein ähnlich über-
raschendes Phänomen beobachtet wird (s. S. 317). .
. Hat man diesen reichen und interessanten Gürtel passiert, so sieht man die
Vegetation bald einförmiger werden. Zucalyptus tetragona kommt hier und da
noch vor, aber viele andere der südlichen Gewächse sind zurückgeblieben. Die
bisherige Mannigfaltigkeit gibt dem Gleichmaß einer gemengten Eucalyptus-
Vegetation Raum. Einige schlimme Stellen lockeren Sandes mit xeromorphem
Gestrüpp müssen noch genommen werden, dann festigt sich der Boden, Lehm
mit sandigen Stoffen vermengt wird vorherrschend, und endlich etwa 6070 km
von der Küste ist die Grenze der Eremaea erreicht. Es erscheint Zucalyplus
salmonophloia in imposanten Gestalten. Man tritt ein in die Eucalyptus-Wal-
dungen des Distriktes Coolgardie.
Floristik. Der Floren-Bestand des Distrikts Eyre ist wohl erst unvollständig
bekannt. Soweit es sich heute beurteilen läßt, steht er, wie zu erwarten war,
in nächster Verwandtschaft zu dem von Stirling. Man kennt gegenwärtig etwa
760 Arten in Eyre; davon sind 33 °/, endemisch, also ein ähnlicher Prozentsatz
wie im benachbarten Stirling. Es sind auch vielfach die selben natürlichen
Gruppen, die durch Ausgliederung selbständiger Formen zu jenem Endemismus
Beiträge liefern: so die Gattung Daviesia (Legum.), so Melaleuca (Myrtac-), 50
die ganze Familie der Epacridaceen, die nächst Stirling in Eyre die ausgiebigst®
Entwickelung erfahren hat: die kleine Tabelle S. 332 weist 54 Spezies für unseren
Distrikt nach. Außerdem, — um nur Wichtigeres zu nennen — geben -
spezialisierte Formen von Sterculiaceen (Lasiopetalum), gewisse Gruppen VOR
Baeckea (Myrt.), ferner das Genus Zogania und die Labiaten-Gattung ‚Microcory>
dem systematischen Bilde der Distrikts-Flora sein eigentümliches Gepräge-
1. Kapitel. Floristische Gliederung des Gebietes. 335;
ÄAnderseits hat sie auch eine ganze Reihe negativer Züge aufzuweisen.
Manche noch in Stirling ungemein entwickelten Elemente zeigen in Eyre einen
beträchtlichen Abfall. Beispielsweise Drosera oder Dryandra (Proteac.); für
Dryandra liegt das numerische Verhältnis von Stirling zu Eyre nach dem heu-
tigen Stande unserer Kenntnisse wie 20:6.
b. Die Eremaea-Provinz.
7. Der Distrikt Coolgardie.
Charakter: Jährliche Regenmenge 30—ı5 cm. Sehr lichte Wal-
; dungen auf lehmigem Boden. Mannigfaltige Eucalyptus-Bestände.
_ Depressionen mit Salzboden. AufSand xeromorphe Strauchheiden.
a Umgrenzung. Gegen die Südwest-Provinz, also im Westen und Süden,
bezeichnet etwa die Isohyete von 30 cm die natürliche Grenze. Denn von
dieser Linie binnenwärts überwiegen räumlich die von eremaeischer Flora.
besetzten Bestände im Vergleich zu den sandigen Formationen, welche sich
2 Verwandtschaftlich dem Südwesten zuneigen. Auch die Nordgrenze läßt sich
geographisch einigermaßen fest begründen. Das hat bereits SPENCER MOORE
kannt. Er beschreibt (Journ. Linn. Soc. XXXIV 173) den Wechsel der Vege-
“tion, der die Endigung des Distrikts Coolgardie anzeigt. »Sobald man die
sazpianne bei Goongarrie durchquert hat, sieht man eine völlige Änderung in
der Vegetation sich vollziehen«. »Goongarrie liegt dicht bei dem 30° s. Br.,
a da der Wandel des Pflanzenwuchses hier so unvermittelt eintritt, habe ich
‚Ken Breitengrad als Grenze zwischen zwei Floren angenommen«. SPENCER
MooRE bezeichnet die Seltenheit baumartiger Eucalyptus in dem nördlichen,
E
ya:
-
5
= Häufigkeit in dem südlichen Bezirk als die wesentlichste Verschiedenheit
er beiden. Darin hat er in der Tat einen sehr wichtigen Punkt getroffen.
Weist ferner auch auf die Tatsache hin, daß ein großer Prozentsatz der
alzen südlich von 30° spezifisch oder generisch — meist spezifisch — von
en verschieden sind, deren Heimat nördlich vom 30° liegt. In seiner er-
"ihnten Abhandlung findet sich S, 24ı und $. 242 sogar eine Liste, welche für
die Endemismen der beiden Bezirke jene Verschiedenheit belegen soll. Sie ist in
Üinzelheiten natürlich verfrüht gewesen und heute nicht mehr buchstäblich richtig,
bt aber in der Hauptsache auch gegenwärtig noch zu Recht bestehen.
SPENCER MOORE: nennt .es I. c. $. 173 eine noch strittige Frage, ob man
de enzlinie genau westöstlich anzunehmen habe: sie verlaufe wohl eher von
westen oder Nordnordwesten. Dem kann ich nicht beipflichten. Einmal
= aus empirischen Gründen. Noch im Distrikt Irwin nämlich charakterisiert
die Umgebung des 30° als ungefähre Nordgrenze höherer Eucalyptus. Die
bei 28°/,° verlaufende Bahn-Linie Geraldton-Cue trifft nirgends mehr
“JPlus-Landschaften. Also schon diese Erfahrung zwingt zur Anerkennung
ds
”
Grades als Scheide zwischen den beiden Distrikten der Eremaea.
er auch theoretisch erscheint sie naturgemäß. Denn die abweichende
; Mutung SPENCER MOooRES, die Grenze biege im Westen weiter BRRRRG
ü, beruht wohl nur auf einer Analogisierung mit den Grenzen der Südwest-
336 Fünfter Teil.
Provinz. Diese aber ist nicht statthaft, und zwar deshalb, weil die Wirkung der
Winterregen auf das Binnenland durchaus nicht mit ihrer Äußerung in den
Küsten-Regionen parallel läuft. Der Einfluß des Winter-Regens auf die Eremaea
rührt nämlich fast ausschließlich von der Südküste her: schon der Verlauf der
Isohyeten zeigt das ja. Die Folge davon ist die annähernd ungestört west-
östliche Grenzlinie, die Coolgardie von Austin scheidet.
Vegetation.
Im Distrikt Coolgardie erscheint die Vegetation also noch unter dem Ein-
Auß des Winterregens, so geringfügig er seinem absoluten Betrage nach auch
sein mag und so verderblichen Schwankungen er von Jahr zu Jahr unterliegt.
Das Bild der Vegetation bietet daher noch manche Berührungspunkte mit der
Szenerie, wie man sie etwa im Distrikt Avon beobachtet. Es zeigt ein Mosaik
von Strauchheide und Eucalyptus-Waldung. Nur daß der rote Boden mit seinen
Eucalypten weitaus vorwaltet und die echte Strauchheide auf viel geringere
Raumteile der Fläche eingeschränkt ist.
Die auf dem festen roten Boden herrschenden Eucalyptus-Bestände sind
auf S. 294 ff. näher geschildert. Oft beteiligen sich 5>—6 Arten der Gattung an
. diesen Formationen, neben ihnen Acacia und Melaleuca, alles in der Tracht
einander so ähnlich, als seien die Arten aufs-innigste verwandt. Die Umgebung
von Southern Cross bietet treffliche Muster dieser Pflanzen-Gemeinden. Zuca-
/lyptus salubris, E. celastroides als die herrschenden Arten, dann im Unterholz
Fusanus acuminatus (Santal.) und Hakea Preissii (Prot.), Acacıa, Eremophila
und Myrtaceen in Strauchform. Ostwärts folgen oft große Unterbrechungen
des roten Landes. Dort schweift der Blick ungehindert über die weiten Sand-
flächen und erlabt sich an dem bunten Schmuck der Blumen, den der Frühling
bringt. Unweit von Bronti, dann ostwärts von Koorarawalyee, selbst bei Boo-
rabbin liegen noch solche ausgedehnte Sandheiden, reich an mannigfachen
Spezies, die das floristische Gepräge der Südwest-Provinz hier tief in die Eremaea
hineinschieben. Proteaceen, Verticordia (Myrt.), Stylidium, Hibbertia (Dillen.),
Tetratheca (Tremand.) und vieles ähnlichen Wesens kommt dort noch vor, !M
bizarr xeromorphen Prägungen. Das sonderbare Balaustion (Myrt.) ist floristisch
ein Wahrzeichen dieser öden Binnenlands-Heiden. Freilich ist es nur eine
widerstandsfähige Auslese aus der Fülle des Westens, die hier fortzukommen
im stande ist. Die Trockenheit schließt viele aus. Aber schlimmer sind die
Launen des Klimas, gefährlicher wird seine Unzuverlässigkeit. Das Jahr 190°
mit seinen über das gewohnte Maß ergiebigen Niederschlägen (S- 83; 307)
verlieh der Sandstrauchheide noch weit im Zentrum des Distriktes von Coor.
gardie ein Ansehen, wie es sonst nur viel weiter westwärts zu finden vergönnt
ist. In 1901 dagegen, das im Winter herzlich wenig Regen brachte, sah mat
die Strauchheide kaum halb so blütenreich. Viele Knospen saßen an den Astet
unentwickelt und vertrocknet, viel Bildungskraft war ohne Nutzen ver geudet.
In den Eucalyptus-Waldungen trifft der gleiche unstäte Wandel mit all
seinen Folgen den strauchigen Wuchs des Unterholzes und die ephemeren
Kräuter, die sie im Frühling beleben. Und das macht es in der ganzen
1. Kapitel. Floristische Gliederung des Gebietes. 337
Eremaea so schwierig, eine allgemein giltige Schilderung ihrer Vegetation zu
entwerfen.
- Im Gebiete der großen Goldstätten von Kalgoorlie und Coolgardie ist strecken-
weise durch Abholzung das Bild der Vegetation stark geändert. Entfernt aber von
diesen Lichtungen herrscht dort noch allerorts der einförmige Eucalyptus-Bestand
auf stark lehmigem oder steinigem Boden, der an vielen Stellen große Mengen
des weißgrau oder silbern leuchtenden ‚Salt-Bush‘ trägt (Chenopodium, Atriplex
Drummondii u. a... Wo der Boden sandiger wird, sieht man steife Casuarinen
ensemenet. Auch Acacien werden dann zahlreich und mancherlei anderes
- Gesträuch, alles in ein eigentümlich graugrünes, ungemein tristes Kolorit getaucht.
Das sind Szenen, die schon an den »Scrub« erinnern, wie 'man ihn aus Süd-
Australien beschrieben findet. Der Raum dehnt sich zwar noch Hunderte von
Kilometern bis dort hinüber, aber das Grundwesen der Vegetation bleibt un-
ee das selbe: die Strauch-Wüste mit all den Schrecken der Pfadlosig-
keit, des Wassermangels, der undurchdringlich verwachsenen Dickichte, die den
Pionieren der Australien-Forschung so lange furchtbare und unüberwindliche
Feinde waren,
= Floristik. Die beiden Bezirke der Eremaea lassen sich mit den südwest-
ichen nicht direkt vergleichen, da ihre Erforschung viel weniger weit gediehen
st, Die Zahlen, die ich mitzuteilen habe, beanspruchen also nichts als orien-
Zweifellos, daß sich Coolgardie schließlich doch wohl als formenreicher heraus-
‚stellen wird, als jener einförmige Distrikt des äußersten Siidwestens. Ander-
Sätswird er es an Quantität der Formen niemals mit den inneren Landschaften
des Südwestens aufnehmen können.
Als bezeichnend für Coolgardie verdienen folgende Gruppen genannt n
}; ie
:
5
Positiven Eigenschaften werden mehr als aufgewogen durch den Niedergang
N fast allen typisch südwestlichen Gruppen: bei den Podalyrieae, Proteaceae,
Albertia, Pimelea u. a. Nur die Myrtaceen bewahren sich eine gewisse Elasti-
= So hat Micromyrtus z. B. eine Reihe endemischer Formen erzeugt. Auch
"ort zu den Myrtaceen der einzige bedeutsame Endemismus des Distriktes,
systematisch recht vereinsamt stehende Gattung Balaustion.
2 8. Der Distrikt Austin.
Charakter: Jährliche Regenmenge 25—15 cm. Auf Lehmboden
nigfache Strauch-Formationen, in denen Acacia-Arten sehr be-
“Ulsam sind. Ferner kahle Depressionen mit Salzboden. — Vielfach
nzureichend erforscht.
el
Is, Pflanzenwelt von West-Australien. er
338 Fünfter Teil.
Umgrenzung. Die Umgrenzung dieses letzten Abschnittes unseres Ge-
bietes ergibt sich aus den bei Irwin (S. 314) und bei Coolgardie (S. 335) be-
gründeten Definitionen.
Vegetation.
Soweit die Erfahrungen über den Vegetations-Charakter reichen, ist der
Distrikt Austin das einförmigste aller Teil-Gebiete des extratropischen West-
Australiens. Die großen Eucalyptus-Bestände fehlen. Die Sandstrauch-Heiden
scheinen gleichfalls nur in geringer Ausdehnung vorhanden zu sein. Persönlich
habe ich nur ein einziges Beispiel davon kennen gelernt, nicht fern von der
Süd-Grenze des Distriktes, unweit von Menzies. Dort bewies mir das Vor-
kommen von Callitris robusta (Pinac.), von mehreren Eremophila-Arten, von
Codonocarpus cotinifolius (Phytolacc.) und des starren Grases Triraphis rigi-
dissima, daß diese Formation von dem echt südwestlichen Schema der Sand-
heide, wie es z. B. in Coolgardie noch vorkommt, nicht unwesentlich abweicht.
Anderseits sieht man dort z.B. in Stackhousia megaloptera (Stackhous.), Crypt-
andra parvifolia (Rhamn.), Casuarina humilis (Casuar.), Grewillea didymobotrya
(Prot.) Elemente, die noch deutlich an den Südwesten anklangen.
Sonst ist der Distrikt Austin mit seinem roten harten Boden ganz die Do-
mäne der Mulga-Serubs (S. 305). An Zucalyptus ist diese Vegetation über-
raschend arm; Acacia-Spezies dominieren in jeder Beziehung, daneben sind die
Eremophila-Arten zahlreich und schön in der Blüte. Ihr licht zerstreutes Gebüsch
gibt der Physiognomie das Gepräge, Der Unterwuchs zeigt wechselndes Aus-
sehen je nach der Gunst des Jahres. Im übrigen darf ich auf die S, 261 ge-
gebene Schilderung verweisen, welche die Kenntnisse zusammenfaßt, die wir
heute über die Vegetation dieses noch so wenig aufgeschlossenen Bezirkes besitzen.
Im Norden ragt der Distrikt schon hinein in die Regionen, wo die Herr
schaft der Sommer-Regen sich geltend macht. Wie weit davon die Vegetation
beeinflußt wird, wie viel sie von dem Charakter des tropischen Australiens
annimmt, das läßt sich einstweilen nicht bestimmen, da es noch ganz an Nach-
weisen aus jener Gegend mangelt.
Floristik. Es entspricht der geringen Gliederung der Vegetation im Distrikte
Austin, wenn die Zahl seiner Arten niedriger ist, als in irgend einem der anderen
Bezirke. Wir kennen heute nicht mehr als 300 Spezies von dort. Zweifellos
wird sich diese Ziffer noch beträchtlich erhöhen, doch dürfte das Verhältnis
des Distriktes zu den übrigen nicht wesentlich geändert werden.
n Endemismen ergeben sich für Austin gegenwärtig 26°). Manche At
zeichen sprechen dafür, daß auch diese Ziffer keine bedeutende Wandlung ©
fahren wird, jedenfalls nicht nach oben hin. Dem Verkehr mit der Nachbar“
schaft im Norden und Osten stehen keinerlei Schranken im Wege. Ver Aus-
tausch der Floren-Elemente kann sich ungehindert entwickeln. Anderseits fehlen
in Austin klimatische oder edaphische Eigentümlichkeiten. Man sieht icht,
woher der Anstoß zu Formen-Wandlung kommen sollte. So möchte ich glauben,
daß die relative Zahl der Endemismen in Austin später sich eher mindern als
erhöhen wird. 5
2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens, 339
Die floristische Stellung des Distriktes Austin innerhalb der Eremaea ergibt
sich aus seiner geographischen Lage. Die nördlichen Einflüsse verstärken
Sich, Die Malvaceen werden immer zahlreicher. In der sonst so baumarmen
Landschaft spielt Sterculia Gregorii (Stercul.) eine größere Rolle. Swaznsona
und namentlich Cassir (Legum.) sind mit vielen blütenschönen Formen ver-
treten. Unverkennbare Zunahme zeigt ZLoranthus. Die Rubiaceen-Gattung
Canthium stellt sich mit zwei Repräsentanten ein. Marsdenia Leichhardtiana
gehört zu den häufig werdenden Arten. Alle diese sind nördliche Einschläge
im Vegetations-Gewebe.
Von den echten Eremaea-Elementen sind die Chenopodiaceen trefflich ent-
wickelt (Kochta, Bassia). Trichinium (Amarant.) verfügt über viele und mannig-
fache Formen in Austin. Eine Zierde der Flora im Distrikte bilden die Zre-
mophila-Arten. Die meisten davon sind in ihrer Erscheinung ganz andere Wesen,
als die in Coolgardie häufigen Spezies. Die Verzweigung ist bei ihnen weniger
beträchtlich, aber der Strauch streckt sich viel erheblicher in die Breite. Am
ganzen Körper ist die Behaarung stärker gefördert. Die Infloreszenzen sind
nicht so reichblütig, wie bei den meisten Coolgardie-Arten. Dafür aber wird
die einzelne Blüte viel größer und ihre Färbung meistens lebhafter. Selbst der
_ Kelch, der ja in der ganzen Familie hier und da korolinisch auftritt, nimmt an
dieser Tendenz teil. In der Verwandtschaft von Z.Fraseri scheint er mit seinem
Prächtigen Rot sogar das wesentliche Stück der Blütenhülle geworden zu sein.
2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens.
I. Südwest-Provinz.
a. Panaustralische Elemente.
Als panaustralische Elemente der Südwest-Provinz sollen hier diejenigen
Formenkreise betrachtet werden, welche wenigstens im extratropischen Teile
Australiens allgemeine Verbreitung erreicht haben. Infolge der klimatischen
a ifferenzen dieses weiten Gebietes ist ihre Summe in der südwestlichen Provinz
Nicht bedeutend.
Sie erscheinen in drei Abstufungen von sehr ungleicher Bedeutung: \
1. den panaustralischen Arten, also Sippen niederster Ordnung, die
en größten Teil Australiens gleichartig okkupieren.
‚2. den aus der Eremaea-Flora übernommenen Sippen, welche der
Südwest-Provinz eigentlich fremd sind und daher nur mit Vorbehalt als pan-
Australisch betrachtet werden können. 5
3. den panaustralischen Gattungen oder Sektionen, also Sippen höherer
Ordnung, die fast in allen Teilen Australiens Vertreter besitzen, dabei aber
sehr wesentliche Unterschiede in der Stärke und in dem Wesen dieser Reprä-
'entanten obwalten lassen. Ä
340 Fünfter Teil.
ı. Panaustralische Arten.
Die Gegensätze klimatischer Art, welche zwischen dem Binnenlande Austra-
liens und seinen Küsten bestehen, haben nur einer geringen Zahl von Ge-
wächsen allseitiges Vorkommen gestattet. Es sind vorwiegend annuelle oder
epigäisch ephemere Gewächse, die bei großer Elastizität der Veranlagung zu
derartig weiter Verbreitung gelangt sind. Als Beispiele könnten genannt sein:
Anzuillaria dioica (Liliac.) | Poranthera microphylla(Euphorb.) | Wahlenbergia gracilis Campan.)
Dianella revoluta (Liliac.) Myriophyllum-Arten (Halorag.) Vittadinia australis (Compos.)
Bulbine semibarbata (Liliac.) | Aydrocotyle hirta (Umbell.) otula-Arten (Compos.)
Caessia parviflora (Liliac.) Centella asiatica (Umbell.) Senecio-Arten (Compos.)
Diese Liste ist ein interessantes Dokument für die Selbständigkeit der
australischen Flora im ganzen. Sie enthält im wesentlichen rein australische
Spezies, nur wenig Unkräuter oder Kosmopoliten: ein Beweis, daß die paläo-
tropischen Ubiquisten, die sich zahlreich im östlichen Australien finden, jeden-
falls nicht zu den alteingesessenen Bürgern Australiens gehören und daß sie
seit ihrer Einwanderung die Eremaea nicht zu überschreiten vermochten.
2. Typen der Eremaea.
Die aus der Eremaea übernommenen Typen, welche, wie oben bemerkt,
nur mittelbar als Panaustralier zu registrieren sind, werden in dem der Eremaea-
Flora geltenden Kapitel zur Besprechung kommen (S. 363).
3. Panaustralische Sippen höherer Ordnung.
Eine ansehnliche Gruppe der südwestlichen Flora besteht aus Gattungen,
welche ganz Australien besiedelt und in ihrer Gliederung sich den physischen
Eigentümlichkeiten seiner einzelnen Gebiete entsprechend ausgestaltet haben.
Zu dieser Klasse gehören die beiden absolut wichtigsten Genera Australiens:
Acacia und Eucalyptus; aber auch eine Anzahl von Gattungen zweiten Ranges
reihen sich hier an. Ich gebe eine Auswahl der wichtigsten:
Thysanotus (Lil.) Sterculiaceae, mehrere Genera. | Hydrocotyle (Umbell.)
Casuarina (Casuarin.) Hibbertia (Dillen.) Anthocereis (Serophul.)
Grevillea (Prot.) Yonidium (Niol.) | Oßercularia (Rubiac.)
Hakea (Prot.) Pimelea (Thymelac.) Lobelia (Campan.)
Cassytha '(Laur.) Darwinia (Myrtac.) Goodenia (Gooden.)
Podalyrieae (Legum.) Baeckea (Myrtac.) Scaevola \Gooden.)
Acacia (Legum.) Melaleuca (Myrtac.) Stylidium (Stylid.)
Comesperma (Polygal.) Eucalyptus (Myrtac.) h
Ricinocarpus (Euphorb.) Myriophyllum (Halorag.)
Die Gliederung dieser Gattungen innerhalb Australiens ist für das Ver-
ständnis seiner gesamten Vegetation von Bedeutung. Die wesentlichsten m
ziehungen, welche in Südwest-Australien. hervortreten, erhellen z. B. treitlic
bei Eucalyptus. Ich habe sie früher (in DieLS und PrrrzEi, Fragm. austr.
occ. S. 434) in folgenden fünf Kategorien darstellen können:
2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens. 341
»I. Panaustralische Formenkreise, die in West-Australien vertreten
sind und dort die Arten des Ostens oder nur leicht abgeänderte Formen
enthalten. So wäre der als Baum der «Gallerie-Wälder« bemerkens-
werte F. rostrata mit seinen Verwandten aufzufassen.
‚ Formenkreise, die in der Eremaea der Südhälfte Australiens
allgemein verbreitet und in ihrem westaustralischen Anteil noch
charakteristisch sind. Hierher z. B. £. calycogona, E. gracilis, E. unci-
nata, I. oleosa, E. dumosa. Von diesen Spezies steht £. uncinata inner-
halb West-Australiens ziemlich isoliert und zeigt dort geringe Poly-
morphie. Die übrigen Arten sind dagegen formenreich auch im Westen,
wo offenbar viele Sippen selbständig geworden sind und zum Teil
sehr charakteristische Ausbildung erlangt haben (F. salubris u. a.)
II. Westaustralische Arten, die zu gewissen östlichen in deut-
licher Beziehung stehen. Von diesen Arten ist z. B. £. marginata
zu nennen, der mit 2. patens, E. Todhiana und E.- buprestium eine
sonst im Westen nicht entwickelte Gruppe der Gattung repräsentiert.
IV. Westaustralische Formenkreise, die zu östlichen in keiner
näheren Beziehung stehen, in Westaustralien aber formen-
reich entwickelt sind. Das gilt namentlich von der Reihe der Cor-
nutae BENTHAMs und der mit ihr wohl genetisch verknüpften Ver-
wandtschaft der F£. redunca.
Westaustralische Formenkreise, die geographisch isoliert stehen
und auch in Westaustralien nur eine oder wenige Formen
umfassen. Dieser Klasse muß man wenigstens bei unseren heutigen
Kenntnissen eine bedeutende Zahl von Spezies zurechnen. Es gehören
nicht nur Arten des westaustralischen Binnenlandes dahin, wie Z. dyr7-
Fformis, E. tetraptcra mit E. Forrestiana, E. Preissiana, E. tetragona
mit E. eudesmieides, sondern auch wichtige Spezies der südwest-
lichen Küstenregion, z.B. Z. calophylla mit E. ficifolia, E. diversi-
color, E. gomphotephala, E. erythrocorys. Die ferneren Beziehungen
dieser Arten sind meist ganz unsicher, doch lassen sich bei mehreren
darunter gewisse Anklänge an nordaustralische Typen wahrnehmen.«
Es geht aus dieser Rubrizierung hervor, wie sich die panaustralischen Gat-
tungen in ihren Sippen niederer Ordnung, d. h. in den Sektionen und Spezies
verhalten: da hört natürlich die allgemeine Verbreitung fast überall auf, und
es treten Beschränkungen verschiedener Art ein, welche für uns die wertvoll-
Sten Nachweise der pflanzengeographisehen Beziehungen im extratropischen
Australien erhalten. Wir finden die bei Zucalyptus angedeuteten Zusammen-
hänge überall wieder: zuerst bei den übrigen panaustralischen Gättungen,
Später bei den Gruppen mit disjunktem Areal und endlich auch in den An-
Schlüssen der Endemismen höherer Ordnung. ER
1. Unsere erste Gruppe bei Zucalyptus (s. o.) enthält die
tepräsentierte Reihe der echt panaustralischen Formenkreise. Sie besitzt
Viele Parallelen bei anderen Gattungen oder Gattungs-Abteilungen, so 2. B. bei
Du
Lu
<
durch #. rostrata
349 Fünfter Teil.
Thysanotus, Grevillea & Hebegyne, Cassytha, bei den Podalyrieae, Acacia Sect.
Fuliflorae, in der Verwandtschaft der Acacia salicina, Jonidium, Pimnelea
(P. microcephala), den meisten Myriophyllum-Arten, bei Goodenta.
II. Formenkreise, die in der Eremaea der Südhälfte Australiens
allgemein verbreitet sind, kehren bei zahlreichen panaustralischen Gat-
tungen wieder. Casuarina, Grevillea [Prot.] z.B. G. Huegelii, die teretifolien
Pubiflorae bei Hakea [Prot.], Cassytha [Laur.] (C. melantha), mehrere Reihen
von Acacia, Comesperma \Polygal.] (C. scoparium), " Poranthera |Euphorb.]
(P. ericoides), Fonidium [Viol.) (F. Horibundum), mehrere Spezies von Melaleuca
[Myrt.], Prostanthera [Labiat.] z.B. ?. microphylla, gewisse Typen von Antho-
cercis (Scroph.] und Lodelia, schließlich Goodenia und Senecio mit einzelnen
Arten haben in dieser Rubrik zu erscheinen.
III. Westliche Arten, die zu gewissen östlichen in deutlicher Be-
ziehung stehen, waren bei Zucalyp£us nicht besonders zahlreich. In anderen
Gattungen treten sie deutlicher hervor. Sie verdienen volle Beachtung, als
unsere ersten Beispiele einer geographischen Disjunktion, die weiterhin noch
klarer zu Tage treten wird. Ich finde sie ausgeprägt z. B. bei Casuarina $ Tra-
chypitys, bei Hakea 8 Conogynoides |Prot]., bei Acacıa myrtifolia |Legum.),
Comesperma volubile und C. calymega, bei Hiöbertia [Dillen.] $ Hemihibbertia
und $ Pleurandra, bei Pimelca Gilgiana [Thymelaeac.] in ihrem Verhältnis zu
der östlichen P. glauca, bei Darwinia unten den mit D. diosmoides verwandten
Sippen, bei einzelnen Arten von Aydrocotyle |Umbell.| und Opercularia [Rubiac.),
in der Gruppe Scavola $ Pogonanthera |Gooden.], bei Erechthites |Compos.|;
IV. Westliche Formenkreise, die zu östlichen in keiner näheren
Beziehung stehen, in West-Ausralien aber formenreich entwickelt
sind. Diese endemische Klasse besitzt bei Zucalyptus eine sehr typische Ver-
tretung in einer Gruppe der Cornutae. Aber auch die übrigen panaustralischen
Genera liefern dazu so zahlreiche Beispiele, daß ich nur einige wenige heraus-
greifen will. Unter den Grevilleoideae fallen sie besonders auf: man denke an
Grevillea $ Leiogyne, 8 Eriostylis, 8 Manglesia oder werfe einen Blick auf
die Entfaltung von HZakea in der Südwest-Provinz. Gute Muster liefern ferner
die Podalyrieae, Acacia (2. B. die $ Pulchellae), Hibbertia $ Hemipleurandra
'Dillen.], die polymorphe Sektion Malistachys bei Pimelea [Thymel.], die Rinsia-
Gruppe bei Baeckea [Myrt.], die Melaleuca $ Capitatae, die Genera Micro-
corys und Hemiandra (Labiat.]), die ausgeprägte Rhynchangium-Grupp® von
Stylidium (Stylid.].
V. Westaustralische Formenkreise, die geographisch isoliert stehen
und auch in West-Australien nur eine oder wenige Formen umfassen.
Diese Kategorie von Endemismen, deren Umgrenzung natürlich der Willkür
des Systematikers einigermaßen überlassen bleibt, scheint nicht besonders um-
fangreich zu sein. Immerhin kennen wir bei zahlreichen Gliedern der auf
S. 340 mitgeteilten Reihe einstweilen vereinsamte Spezies. Grevillea 2. B- be-
sitzt mehrere solche (G. dipinnatifida, G. Drummondii, G. Wilsoni, G. queret
folia). Auch bei den Podalyrieae kommen sie vor. Hibbertia verrucoS@ [Dillen.],
2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens. 343
Melaleuca violacea [Myrt.], Hydrocotyle homalocarpa |Umbell.), Anthocercis
viscosa [Scrophul.] sind andere Fälle von denen, die sich hier erwähnen ließen.
Die unter II—V angeführten Phänomene kehren bei den Sippen höherer
Ordnung wieder und erlangen dort noch größere Wichtigkeit. Sie werden
daher erst später (S. 364, 372) ausführlicher erörtert werden.
agegen geben die panaustralischen Genera noch Veranlassung, auf ihr
extratropisches Vorkommen kurz einzugehen und das Wesen ihrer
Gliederung innerhalb Australiens, namentlich ihre Ausgestaltung in der
Südwest-Provinz zu untersuchen.
Wertvolles Material in dieser Hinsicht liefert die Gestaltung und Verbreitung
der Siereuliaceae, von denen E. PRITZEL (in DIELS und PRITZEL, Fragm.
Austr. occ. S. 365) folgende Daten niedergelegt hat:
»Die Sterculiaceen sind eine vorwiegend tropische Familie, die jedoch auf
der südlichen Hemisphäre, besonders in Süd-Afrika und Australien, Formen-
kreise entwickelt hat, welche an ein mehr temperiertes Klima gebunden sind
und auch schon äußerlich durch niedrigen, strauchigen Habitus ihre von den
zahlreichen Verwandten der Tropen abweichende Lebensweise verraten. In
Süd-Afrika ist dies besonders die Gattung Hermannia, in Australien die
Buettnerieen-Gattungen ARuelingia und Commersonia, sowie die endemischen
Lasiopetaleae.
Die Sterculieae Australiens weisen mit ihrer Verwandtschaft nach den asia-
tischen Tropen, wo sich die australischen Gattungen gleichfalls und zum Teil
in reicherer Entwickelung vorfinden. In Australien hat Stercxlia in der Unter-
Sattung Drachychiton einen endemischen Formenkreis hervorgebracht, dessen
Arten zu den Charakter-Bäumen der Trockengebiete des tropischen Teils
gehören. In der Eremaea überschreiten einige Arten nach Süden den
Wendekreis, sonst aber sind die Siereulieae in Australien auf die Tropen
beschränkt.
Die wenigen in Australien vorkommenden Vertreter der Helictereae und
Hermannicae sind entweder von den asiatischen Tropen nach dem äußersten
_ Norden Australiens hinüber reichende Arten oder doch ganz nahe Verwandte.
= 2*Zu der gleichfalls in Verbreitung und Lebensform feucht-tropischen Unter-
familie der Buetinerieae werden die australischen Gattungen Ruelingia und
Commersonia gezählt. Den total abweichenden Lebens-Bedingungen entspre-
_ chend, haben diese Buettnerieen sich jedoch in ihren vegetativen Teilen so
; Umgestaltet, daß sie ihren tropischen Verwandten sehr unähnlich geworden
Sind. Als Stammform oder doch als vermittelndes Glied kann Commersonia
Den tropischen Buettnerieen gegenüber stellen sich Commersonia und Ruelingia
. sofern als die abgeleiteten Gattungen dar, als bei ihnen eine starke Reduktion
“ der Petalen, eine noch weitergehende Verkürzung der Staminal-Röhre und
_ ine Abnahme der fertilen Staubgefäße zu bemerken ist.
344 Fünfter Teil.
Die ZLasiopetaleae schließen sich auf das engste an die vorige Gruppe
an und sind kaum von ihr natürlich abzutrennen. Die großen Gattungen des
temperierten Südwestens und Südostens von Australien: 7Aromasia, Lasiopetalum,
Guichenotia entfernen sich auch im Blütenbau am weitesten von den tropischen
Buettnerieen, indem die Petalen bis auf Rudimente oder völlig unterdrückt,
die Staubgefäße auf die Zahl 5 fixiert sind und Staminodien oder eine Staminal-
Röhre nur selten noch auftreten. In all diesen Verhältnissen zeigen sich die
Gattungen Keraudrenia, Seringia und Hannafordia noch weniger bestimmt
und daher den Bueitnerieae noch recht nahe stehend. Das tritt auch in der
geographischen Verbreitung hervor, indem sie, wie die Buettnerieen selbst,
eine mehr eremaeische oder nördliche Verbreitung besitzen.«
Hiernach erscheint also die Familie der Sterculiaceen als ein von Norden
her eingedrungener, in Australien weiter gebildeter Formenkreis.
Leider sind die Daten nur äußerst selten so durchsichtig, wie bei dieser
Familie. Es muß aber erwähnt werden, daß die morphologische Differenzie-
rung auch bei anderen Gruppen ähnliche Prozesse andeutet.
Bezeichnenderweise gehören dazu Acacia und Eucalyptus, die wir gegen-
wärtig als die beiden unbestritten mächtigsten Pflanzengeschlechter Australiens
kennen. Die geographische Verbreitung der Gattung Acacıa fällt für ihren
tropischen Ursprung ins Gewicht, und in der Tat spricht E. PRITZEL in seiner
sorgfältigen Bearbeitung der westaustralischen Acacien (DIELS und PRITZEL,
Fragm. Austr. occ. S. 276) die Vermutung aus, daß »der Entwickelungs-Zweig
der australischen Acacia in einer oder nur sehr wenigen gegenseitig verwandten
Formen, die von Norden oder Nordwesten her in Australien einwanderten,
seinen Ursprung gehabt haben« dürfte.
Auch bei Zucalyptus weisen alle die Voraussetzung des Genus bildenden
Formenkreise nach Nordosten, in jenes alte Gebiet, das sich durch seinen
Einfluß auf Neukaledonien und sogar Neuseeland (Metrosideros, Xanthostemon)
verrät. In Nordost-Australien ist auch Angophora zu Hause, die mit Eucalyptus
verglichen gewissermaßen den ursprünglichen Typus der Gattung darstellt.
NGLER ‘) hat für die Rutaceac-Boronieae, welche in ihrer Gesamtheit gleich-
falls als panaustralisch bezeichnet werden können, einen ähnlichen Werdegang
festgestellt. Er erklärt es für »ganz sicher, daß die Boronieae nichts weiter als
etwas vorgeschrittene Aanthoxyleae-(Evodiinae) sind, welche sich in Australien
und auch nach dem benachbarten ehemals wohl mit Australien verbundenen
Neukaledonien ausgebreitet haben, im übrigen nur noch mit einer Art in Neu-
Seeland vertreten sind«,
Es ist in diesem Zusammenhange von Interesse, daß viele panaustralische
Genera sich bis zum malesischen Gebiete oder wenigstens bis nach Neukale-
donien hin ausdehnen. 7Aysanotus |Lil.], Casuarina, Grevillea [Prot.]; Cassytha
[Laur.], Ziödertia [Dillen.], Fonidium |Viol.], Baeckea [Myrt.], Melaleuca [Myrt.),
1) A. ENGLER, Über die geographische Verbreitung der Rutaceen. Abhdl. K. Preuß. Akad.
Wiss, Berlin 1896. S. 14.
2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens. 345
Anthocercis |Scroph.], Stylidium |[Stylid.] sind einige Beispiele dieser Klasse,
freilich von sehr verschiedenem Wesen und Werte.
Sie zeigen nur die Kommunikation Australiens mit der Außenwelt in einigen
seiner repräsentativsten Pflanzen-Gruppen. Und daher bahnen sie das Ver-
ständnis an für jene wichtigeren Fälle, wo der Ursprung solcher echt austra-
lischer Typen nicht im Mittelpunkte des heutigen Areales zu suchen ist, son-
dern exzentrisch im Norden: wie es für Acacia, die Rutaceae, die Sterculiaceae
und für Zucalyptus bezeugt scheint.
Ausgestaltung der panaustralischen Genera in West-Australien.
Die Ausgestaltung der panaustralischen Gattungen in West-Australien erfolgt
in zweierlei Weise. Entweder wird das Niveau der Gattung annähernd so be-
wahrt wie es sich in Gesamt-Australien darstellt, oder es geht eine Fortbildung
über jene Stufe hinaus von statten.
| Im ersten Falle wandelt sich wohl die vegetative Tracht epharmonisch
' mannigfach um, auch in der Blüte treten Konstruktions-Variationen ein, aber
das, was wir den morphologischen Grundplan nennen, das bleibt un-
geändert. Eine fortschreitende Tendenz, die über ost- oder zentral-
australische Verhältnisse hinausführte, läßt sich nicht wahrnehmen. Ich möchte
Casuarina, Cassytha |Laur.], Acacia, Fonidium [Viol.), auch Pimelea [Thymel.],
Hydrocotyle |Umbell.], Anthocercis [Scrophul.], Opercularıa |Rubiac.] als Muster
dieser Klasse auswählen.
Wichtiger für die Bewertung des südwestlichen Australiens aber ist die Reihe
jener Genera, bei denen Progressionen innerhalb der Südwest-Provinz
stattfinden. Einige Beispiele werden zeigen, wie diese Prozesse geartet sind.
Einen schr einfachen Fall liefert die Reduktion innerhalb der Blüte, zu-
_ Nächst im Androeceum. Die kleine Gruppe der Triandrae bei der Gattung
Thysanotus (Lil) ist ausschließlich südwestlich; beider normalen Sechszahl der
_ Staubblätter erscheint sie zweifellos als abgeleitet. In andern Formenkreisen
trifft die Reduktion das Gynaeceum und beschränkt die Zahl der Samenanlagen.
_ Das geht vor im Bereiche der Sammel-Gattung Melaleuca. Dort sieht man die
| Neigung, die Zahl der Samenanlagen auf ı in jedem Fache des Ovariums herab-
zusetzen, in der Subseries der Pallidiflorae bereits entschieden angebahnt und
Schließlich zur » Gattung« Conothamnus überführend, welche durch die Fixierung
jenes Minimums bestimmt ist. Die selbe Progression beobachtet man bei Dam-
BDiera (Gooden.), welche zwar nicht allein in Südwest-Australien vorkommt, höchst-
Wahrscheinlich aber dort entstanden ist. »Mit diesem artenreichen Genuss, sagt
n E. PrıtzEr (in DIELS u. PRITZEL, Fragm. Austr. occ. S. 574), erreicht die
_ Familie in vielfacher Hinsicht ihre höchste Entwickelungs-Stufe. Die sich bei
: ‚den übrigen Gattungen der Goodeniaceae bemerkbar machenden Redaktionen
_ IM Gynaeceum führen bei Dampiera zur typischen Einzellig- und Einsamigkeit
(von den beiden Arten der Dicoelia abgesehen). Der Kelchsaum wird völlig
Tudimentär, und bei den Kron-Abschnitten ist die Differenzierung in drei aus-
gebreitete als Schau-Apparat dienende Abschnitte und zwei zum Schutze der
346 Fünfter Teil.
Geschlechtsblätter eigenartig umgebildete Petalen ein Gattungs-Merkmal ge-
worden. Überdies ist die Verwachsung der Antheren stets eine vollständige.
Durch die Vereinigung aller dieser, zum Teil ja auch schon bei den andern
Gattungen auftretenden Progressionen wird Dampiera zu dem fortgeschrittensten
Typus der Familie gestempelt. Dieser positiven Charakterisierung wegen macht
die Gattung auch einen viel mehr zusammenhängenden und engeren Eindruck,
als beispielsweise Goodenia«.
Wie man sieht, zeichnet der Fall von Dampiera sich aus durch Progressionen
in allen Teilen der Blüte; damit vereinigt er das, was sonst getrennt vor sich
zu gehen pflegt.
Statt zu rein quantitativer Reduktion führen manche Progressionen zu einer
funktionell höher spezialisierten Gestaltung. Dafür bringen die australischen
Labiatae Belege bei den Prostantheroideae‘). Die Gattung Prostanthera, die
im Bau des Androeceums die ursprünglichsten Verhältnisse aufweist, hat in
Ost-Australien eine vegetativ sehr vielseitige Entwickelung erlangt. Westlich
reicht sie durch die Eremaea bis an ihre Grenzen, bleibt aber der eigentlichen
Südwest-Provinz fern. Dort nehmen die Genera Hemiandra, Hemigemia und
Mhicrocorys ihren Platz ein, welche durch partielle Modifikation der Antheren
sich über Prostanthera erhoben haben.
Eine gleichsinnige Erscheinung bietet uns die von LABILLARDIERE und
späteren als Candollea zusammengefaßte Sippschaft westaustralischer Dilleni-
aceen. Sie unterscheiden sich von der Diagnose der panaustralischen AHibdertia _
durch die Gruppierung der Staubblätter in fünf Bündeln. Dieses Schema ist erst
in Südwest-Australien durchgeführt worden. Es nahm seinen Ausgang offenbar in
der Nachbarschaft von .Aiddertia montana, deren polymorpher Kreis noch gegen-
wärtig — neben Candollea — in Südwest-Australien eine sehr ansehnliche
Stellung behauptet; er zeigt in Androeceum bereits vielerlei Ansätze zu dem
n Candollea durchgeführten Bau-Plan.
Progressiv muß auch die Griffel-Struktur der Sektionen Manglesia (Grevillea)
bzw. Manglesioides (Hakca) genannt werden, die sich in West-Australien heraus-
gebildet und formenreich entfaltet haben.
Endlich können wir im Bereiche der Myrtaceae-Chamaelaucieae noch eine
andere Form des Fortschrittes kennen lernen, der in die Ausgestaltung der ge
samten Blüten-Sphäre eingreift. In der Gattung Darwinia finden wir elementare
Arten mit köpfchenartig zusammengedrängten Blüten; die Beteiligung der Brac-
teen an anthobiologischen Funktionen deutet sich erst in ganz geringem Maße
an. Diese Formen gehören zum Teil dem östlichen Australien an; eine davon
jedoch, D. diosmoides, greift auch über zum östlichen Teile West-Australiens-
Weiter westlich werden kompliziertere Formen herrschend; bei ihnen drängen
die Hochblätter mehr und mehr zu korollinischer Ausgestaltung, um in den
prachtvoll bunten Hüll-Gebilden von Darwinia macrostegia und Verwandten
den Höhepunkt dieser Entwickelung zu erreichen. Es offenbart sich also bei
1) Vgl. L. Diers in Diets und Prrrzkr, Fragm. Austr. oce. S$. 525.
2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens. 347
: Darwinia ein sehr greifbarer blütenbiologischer Fortschritt innerhalb von Süd-
west-Australien. Er ist umsomehr beachtenswert, als er ein Seitenstück findet
_ inder progressiven Modellierung der Blüten-Hülle bei der verwandten Vrrx-
cordia (s. Fig. 75). Auch hier sehen wir eine offenbar immanente Tendenz der
Gattung in Südwest-Australien sich immer vollkommener durchsetzen.
l
Matt. — D—F V. ovalifolia Meissn.: E Kelchabschnitt, D Kelchanhängsel, F Blumenblatt. —
6-F V. oculata Meissn.: 4 Kelchabschnitt, G Kelchanhängsel, 5 Blumenblatt. — A—M V. rer
%s Drumm.: Z Kelchabschnitt, A Kelchanhängsel, M Blumenblatt. — N—S V. Muclleriana
_ Pritzel: N Habitus eines blühenden Zweiges, / Kelchabschnitt, O Kelchanhängsel, © Blumen-
R blatt, X Teil des Staubblatt-Tubus, S Griffel. (Nach Diers und PRITZEL.)
Es sind Fälle von wesentlich anderer Artung als die Reduktions-Erscheinungen
Blüten-Teile. An dieser Stelle aber sind beide im Zusammenhang zu be-
trachten, weil sie für die progressive Weiter-Entwickelung mancher zn
lischer Formenkreise im Gebiete der Südwest-Provinz den offenkundigen Nach-
348 Fünfter Teil.
b. Disjunkte Elemente.
Die in der Gliederung der panaustralischen Genera angedeuteten Zusammen-
hänge treten viel schärfer durch die Areal-Gestaltung bei den disjunkt ver-
breiteten Gattungen hervor.
Die Flora der Südwest-Provinz enthält eine höchst beträchtliche Anzahl
derartiger Fälle. Ihre Beziehungen zu dem Osten des Kontinentes erhalten
dadurch erst die angemessene Beleuchtung und erweisen sich bedeutend viel-
seitiger, als man zunächst erwarten möchte.
In der Eremaea liegt beiallen diesen Gattungen eine Trennungs-Zone zwischen
dem westlichen und dem östlichen Areal-Stück. Sehr verschieden aber ist die
Ausdehnung dieser Trennungs-Zone; sehr verschieden auch die geographische
Lage des östlichen Areal-Anteiles. Dieser Lage nach lassen sich drei Kate-
gorien unterscheiden:
I. Das östliche Areal-Stück liegt vorwiegend nördlicher als das südwest-
liche, also etwa nördlich vom 25° s. Br., im tropischen Nordosten:
Nordöstliche Typen.
. Das östliche Areal-Stück liegt etwa unter gleicher Breite als der süd-
. westliche, also ungefähr zwischen 25° und 35° s. Br., im östlichen New
South Wales.
. Das östliche Areal-Stück liegt südlicher als das südwestliche, südlich vom
35°s. Br., in Victoria, Tasmanien, und dem euronotischen Süd-Australien.
Von diesen drei Fällen vereinigen sich I. und III. sehr häufig und liefern
eine einzige Kategorie: Südöstliche Typen.
uni
Lu}
=
I. Nordöstliche Typen.
Folgende Genera der Südwest-Provinz sind die wichtigsten Beispiele unter
den nordöstlichen Typen:
Borya (Liliae.) Burtonia (Legum.) Keraudrenia (Stereul.)
Harmodorum (Haemador.) zum | Facksonia (Legum.) Verticordia Sect. Catocalypla
Teil | Zotroßis (Legum.) (Myrt)
Persoonia Sect. Pycnostyles Labichea (Legum.) Calythrix (Myrt.)
(Prot.) Albizeia (Legum.) Breweria (Solan.)
Brachysema Sect. Leptosema Diplopeltis (Legum.)
m.) Byblis
Dazu kommen kleinere Gruppen innerhallı umfangreicherer Gattungen, z. B. bei Siylidium (Stylid.).
Diese Gattungen sind sehr ungleich in der Größe der Areal-Stücke und in
dem Maße der Disjunktion. An einer besonders gut entwickelten und syste-
matisch einheitlichen Gruppe, der Gattung Jacksonia, treten die Verbreitung”
Eigentümlichkeiten der Kategorie besonders klar hervor (s. Fig. 76). Überhaupt
zeichnen sich die Zeguminosae-Podalyrieae durch . derartige Beziehungen Aue
E. PRITZEL, der (in DIELS und PRITZEL, Fragm. Austr. occ. S. 217) die Glie-
derung und Verbreitung dieser Tribus genau verfolgt hat, sagt darüber: »E$
gibt einige Gattungen, welche ihr Areal zum tropischen Nord-Australien au
2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens. 349
dehnen; und zwar sind das gerade solche, welche im temperierteren östlichen
und südlichen Australien fehlen oder fast fehlen, so Drachysema, Burtonia, 150-
tropis, Jacksonia und Gastrolobium. Dagegen sind diese Gattungen im Westen
ungemein entwickelt und zwar auch hervorragend in den die zentrale Eremaea
- berührenden Trockengebieten der nördlichen Distrikte. Überdies zeigen sich
deutliche Verwandtschaften der Arten dieser Distrikte mit den tropisch nord-
ee ee NE N th Baritn Dumae a De TEN 232
etz N rt EEE TE DEE Male: NEE Ei NE 3 WE er a re rm ds
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australischen Spezies, so besonders bei Isotropis, Facksonia, Brachysema; Arten,
i Westen durch die
Eremaca hinüberreichen, sind Gastrolobium grandifleorum und /sotropis atro-
_ Die Gattungen auch der übrigen Famili
Schema. Vielfach allerdings fehlen uns in
350 Fünfter Teil.
des tropischen Binnenlandes noch die nötigen Nachweise, um den Grad der
Disjunktion mit Genauigkeit festzustellen.
So kennen wir zu der in West-Australien so ungemein wichtigen Borya
nitida als einziges Seitenstück die Borya septentrionalis, aber bis jetzt nur von
einem sehr beschränkten Landstrich zwischen Trinity Bay und Rockingham
Bay in Nordost-Queensland. Dort wächst sie an edaphisch sehr ähnlichen Loka-
litäten wie die so nahe stehende Schwester-Art des Südwestens. Sollte sie
wirklich nicht weiter verbreitet sein, so wäre Borya wohl die am stärksten
disjunkte Gattung von allen, die dieser Gruppe angehören.
ie Areale dieser Klasse gehören zu den Überraschungen der austra-
lischen Floristik. Viele dunkle Probleme sind darin enthalten. Klimatische
Deutungen werden sich kaum geben lassen, denn es handelt sich um klimato-
logisch vielfach entgegengesetzt beanlagte Gebiete: hier das Bereich der echten
Sommer-Regen, dort die Region der ausgeprägten Winter-Regen. Vielleicht
haben edaphische Faktoren stärkeren Anteil an jener Verbreitung gehabt. Der
Fall von Borya scheint zu dieser Vermutung hinzuleiten. Andere Nordaustralier
dieser Gruppe werden als psammophil bezeichnet. Wie weit aber bei den
übrigen Fällen ähnliches zutrifft, bleibt unentschieden, bis wir über die Lebens-
Bedingungen der nordaustralischen Spezies besser aufgeklärt sein werden.
Eines nur geht sicher aus dem Wesen jener Areale hervor: es muß für den
Austausch zwischen Ost- und West-Australien auch im Norden eine Verbindungs-
Bahn schon in früheren Zeiten bestanden haben. Wie viel davon gegenwärtig
noch gangbar ist, wird sich erst später überblicken lassen; weitere Erschließung
der nördlichen Teile des australischen Binnenlandes ist Voraussetzung der Lösung
dieser Frage.
II. Südöstliche Typen.
Unvergleichlich viel umfangreicher ist die Klasse der südöstlichen Typen,
in der gewisse Züge der Pflanzen-Verbreitung im extratropischen Australien
mit großer Schärfe hervortreten.
Zur besseren Übersicht betrachten wir entsprechend der obigen D- 348)
Einteilung, zunächst die nördlichen, vorwiegend auf New South Wales bzw.
Süd-Queensland lokalisierten Typen, behandeln dann die Hauptmasse des Ganzen
(die zwischen dem 30° und 40° verbreiteten Gattungen), und widmen endlich
den dem südlichsten Abschnitt angehörigen Elementen eine kurze Besprechung.
ı. Nördliche Untergruppe.
Die Gattung Phzlotheca (Rutac.) beleuchtet den Übergang von der vorigen
Kategorie — den nordöstlichen Typen — zu den südöstlichen. Die west
australische Art nämlich, welche durch Schwinden des einen Antherenfaches
ausgezeichnet ist, nähert sich durch dieses Merkmal sehr bedeutend der Ph.
calida, deren Heimat im nordöstlichen Queensland liegt. Außerdem aber gibt
es zwei weitere Spezies in Ost-Australien, die aus New South Wales lange
bekannt sind.
;
2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens,. 351
Weiter nenne ich aus der nördlichen Untergruppe der südöstlichen Typen:
Dioscorea (Dioscor.) | Aylomelum (Prot.) | Actinotus (Umbellif.).
Fetroßhila (Prot.) | Aphanopetalum (Cunon.) |
|
Lambertia (Prot.)
Chorizema \Legum.)
Absichtlich gebe ich mit dieser kleinen Liste nur die augenfälligsten Bei-
spiele der Kategorie, um zuverlässige Schlußfolgerungen möglich zu machen.
Dioscorea und Aphanopetalum sind in Ost-Australien hygrotherme Tropen-
Lianen, Glieder des im weiteren Sinne als malesisch zu bezeichnenden Floren-
Elementes, welches dort bekanntlich reich ist an Arten und sich zu echten Regen-
wäldern verdichtet (S. 32). In West-Australien bilden sie nahezu die einzigen
puren dieses wichtigen Floren-Elementes. Sie beschränken sich auf
die wärmeren Teile der Südwest-Küste, zwischen Murchison- und Murray River,
wo auch im Winter die Temperatur durchschnittlich nicht so tief sinkt, als im
Süden. Mit ihnen zusammen wächst Clematicissus, die systematisch zwar iso-
lierter steht, im übrigen aber genau gleichartigen Wert besitzt.
Die drei Proteaceen-Gattungen Petrophila, Lambertia, Xylomelum, die obige
Liste enthält, erläutern die Disjunktion dieser Gruppe vortrefflich. Neben ihnen
müssen auch /sopogon und Conospermum angeführt werden, die zwar südwärts
_ weiter reichen, aber ihre östliche Haupt-Entfaltung gleichfalls nördlich des
35. Grades gewinnen. Es ist schwer zu sagen, warum diese in West-Australien
meist reich entwickelten Genera im Osten so wenig Gestaltungs-Kraft bewiesen
und geographisch zum Teil so beschränkt geblieben sind. Das selbe gilt von
Chorizema. Auch stimmt diese Leguminosen-Gattung mit den besprochenen
Proteaceen noch darin überein, daß ihr östlicher Vertreter (CA. parviflorum)
Manchen Formen West-Australiens recht nahe steht. Ähnliches prägt
Sich in der Gattung Zogania aus, insofern die im Gebiete von Sydney heimische
L. pusilla zu keiner Spezies innigere Verwandtschaft zeigt, als zu Z. serpylii-
’ Jolia des weit entlegenen West-Australiens.
Durch den Besitz einer Etappen-Station zwischen den entlegenen Teilstücken
des Areales zeichnet sich Actinotus aus (von dem allerdings auch in West-
_ Tasmanien eine Spezies existiert. Von dieser Gattung nämlich hat sich wider
jede Erwartung eine Art (A. Schwarsii) auf dem Macdonnell Range, mitten in
Zentral-Australien, gefunden. Es ist ein einzig dastehender Fall, der aber für
die Beurteilung ähnlicher Areale sehr hoch anzuschlagen ist. Die Erhaltung
Jener Spezies auf dem Gebirge der wüstenhaften Inland-Region ist zweifellos
_ auf die lokal beförderte Bewässerung der Gegend zurückzuführen. Vermutlich
hat die Austrocknung des Binnenlandes die Verdrängung des Typus aus den
umliegenden Regionen veranlaßt.
2. Allgemein südöstliche Untergruppe.
Im südöstlichen Australien allgemeiner verbreitet sind folgende Typen der
_ Westaustralischen Flora, deren Areal in der Eremaea unterbrochen ist.
352
Stypandra (Liliac.)
Burchardia (Liliac.)
Laxmannia (Liliac.)
Patersonia (Irid.)
Orchidaceae (zahlreiche Arten)
Banksia (Prot.)
aurac.)
Drosera Sect. Polypeltes
Marianthus (Pittosporac.)
Billardiera (Pittospor.)
Gompholobium (Legum.)
Fünfter Teil.
Sphaerolobium
Viminaria (Legum.)
Dawiesia (Legum.)
Aotus (Legum.)
Pultenaea (Legum.)
a
)
Legum.)
Hovea (Legum.)
Hardenbergia (Legum.)
Kennedya (Legum.)
Boronia (Rut.) $ Pinnatae
— S Zerminales
Crowea (Rut.)
Asterolasia (Rut.
)
,
Fig. 77.
Diese ansehnliche Liste enthält viele Formenkreise, die für die Flora des
| Tetratheca (Tremandr.)
Amperea (Euphorb.)
unzea (Myrt.)
Callistemon (Myrt.)
Haloragis 8 Oppositifoliae
Xanthosia (Umbell.)
Leucopogon (Epacrid.)
| Mitrasacme (Logan.)
Logania (Logan.)
\ Lagenophora (Compos.)
' Leptorrhynchus (Comp.).
ZB
extratropischen Australiens außerhalb der Eremaea bedeutend sind.
in
SE NZ: e
2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens. 353
charakteristisches Bild von der Verbreitungs-Art liefert uns die Gattung Banksiä
(s. Fig. 77). Trotzdem Banksia in der Südhälfte des Gebiets zwischen dem
135° und 126° ö. L., soweit wir: wissen, nicht vorkommt, ist die Gattung in
den beiden disjunkten Segmenten des Areales gut gegliedert, und zwar im
westlichen noch besser als im Osten; zum mindesten ist sie im Westen viel-
seitiger in den vegetativen Teilen.
Überhaupt pflegt bei den Gattungen dieser Gruppe die Kraft der Ent-
faltung in den beiden Stücken des Gesamt-Vorkommens ungleich zu sein.
Bei Banksia [Prot.], Drosera $ Polypeltes, Sphaerolobium [Legum.], Daviesia
(Legum.], 7eeratheca |Tremandr.], Zeucopogon [Epacr.) u. a. ist das südwest-
liche Areal-Stück das entschieden reichere, bei Clematis, Pultenaea |Legum.],
Mitrasacme |Logan.] u. a. überwiegt nach Mannigfaltigkeit der Südosten.
erwandtschaftlich stehen sich die Formen der beiden Teil-Areale oft
sehr nahe. Von der Orchidaceae sind zahlreiche (mehr als 20) Typen im Osten
und Westen so übereinstimmend gebaut, daß man sie der selben Spezies zu-
zurechnen gewohnt ist. Ebenso kommen die Formen von Stypandra [Lil.),
Burchardia [Lil.), Clematis, Viminaria [Legum.], Mitrasacme [Logan.] u. a.
spezifisch überein. Bei Patersonia [Irid.] sind hüben wie drüben sämtliche
Muster des Blütenbaues vertreten. Ähnlich liegt es bei Banksia. Bei Trachy-
mene |Umbell.] hat eine interessante Teilung der Gattung in die beiden Areal-
Stücke stattgefunden, dergestalt, daß die Sektion Dendromene sich in Ost-
‚Australien stark entwickelt, im Westen nur in den südöstlichen Bezirken
vorkommt, während umgekehrt die Sektion Platymene West-Australien sichtlich
bevorzugt und im Osten nur durch 7. heterophylla vertreten ist, welche als
. Mmorphologische Vermittlerin beider Sektionen freilich eine besondere Stellung
einnimmt.
Betrachtet man in dieser Gruppe den Grad der Disjunktion in Verbin-
_ dung mit den verwandtschaftlichen Beziehungen der Spezies, so tritt schon
deutlich die Wichtigkeit der südlichen Verkehrs-Wege für den Austausch
_ Zwischen Ost und West hervor. Klarer aber offenbart sich ihre Bedeutung in
der letzten Untergruppe: bei den streng südlichen Typen.
3. Südliche Untergruppe.
Die südliche Untergruppe wurde oben S. 348 definiert: sie enthält die für
rest und Ost gemeinsamen Genera, welche in Ost-Australien erst südlich
vom 35° recht entfaltet sind. Als Beispiele können, neben vielen Spezies,
‚folgende Gattungen gelten (vgl. Fig. 78):
Calectasia (Liliac.) Cheiranthera (Pittospor.) Brachyloma $ Lobopogon (Epacr.)
Adenanthos (Proteac.) Llotzkya (Myrt. Astroloma (Epaecr.)
Drosera $ Erythrorhiza Styphelia $ Soleniseia (Epacr.) Acrotriche (Epacr.)
en
Die relative Vertretung in den Teil-Arealen zeigt die gleichen Unter-
Schiede wie die vorher behandelte allgemeine Gruppe. Bei Adenanthos und
23
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien.
354 Fünfter Teil.
Astroloma ist der Westen viel reicher; bei anderen Gattungen sind die Ver-
hältnis-Zahlen weniger verschieden.
Verwandtschaftlich bemerken wir wieder starke Näherung der Formen,
die bis zu spezifischer Identität gehen kann. Beispiele wären Calectasıa cyanea,
Astroloma humifusum.
Es zeigt sich also in dieser Untergruppe am reinsten, wie weit jene Nähe-
rung der beiden südlichen Ecken des Kontinentes geht, welche sich in der
Gesamt-Gruppe der südöstlichen Typen ausprägt. Es muß ein lebhafter Aus-
tausch stattgefunden haben. Gegenwärtig scheint der Verkehr durch das
DAS, 1
N
Izealvon Drosera x .
Sect. Suythrochiza. “
Fig. 78.
Hinterland der Großen Bight für die meisten derart disjunkten Gattungen un-
möglich. Es wird also die Frage, auf welchen Straßen die Kommunikation
der Floren vor sich ging, zu einer florengeschichtlichen, und kann nur mittelbar
einer Lösung entgegen geführt werden.
In dieser Hinsicht dürfte die Bedeutung der Zpacridaceae innerhalb der
südlichen Untergruppe es rechtfertigen, eine ihrer Gattungen näher zu be-
trachten. Über Acrotriche [Epacr.] äußert sich E. PRITZEL (in DIELS und
PRITZEL, Fragm. Austr. occ. S. 479) wie folgt: »Die Arten dieser natürlichen
Gattung sind Sträucher der Küstenhügel Südost-Australiens westlich bis
Kangaroo Island. Weiter westlich folgt eine große Strecke, wo sie bis JR
nicht beobachtet worden ist. Erst an der Südküste West-Australiens, wo JeN
seits des Cape Arid wieder Granit-Hügel die Küste säumen, tritt die Gattung
von neuem auf, und zwar mit zwei jener Arten und einer nahen Verwandten
davon. Es ist dies also ein charakteristisches Beispiel für die Verwandtschaft
2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens. 355
der Flora östlich von Spencer Golf und der Südküste West-Austra-
liens vom King George Sound bis Cape Arid. Sie ließe sich am natür-
lichsten durch eine ehemals direktere Verbindung quer über die Große Bight
hin erklären, wofür auch der ähnliche geologische Bau dieser Teile der Süd-
küste zu sprechen scheint. «
Dieser Befund deckt sich mutatis mutandis mit den Ergebnissen, welche
die anderen Gattungen dieser Gruppe liefern. Es bestehen noch gegen-
wärtig ausgeprägte floristische Beziehungen zwischen jenen beiden
durch die Große Bight geschiedenen Distrikten. Sie äußern sich in der
Gemeinsamkeit vieler Pflanzen-Typen, die von den Autoren hüben und drüben
als spezifisch übereinstimmend betrachtet werden. Ich nenne als Belege:
Daviesia incrassata (Legum.) Kennedya prostrata (Legum.) Leucopogon Richei (Epacr.)
— Pectinata (Legum.) Lasiopetalum discoler (Stercul.) — australis (Epacr.)
Pultenaea tenuifolia (Legum.) — darvijflorum (Stercul.) Astroloma humifusum, (Epacr.)
— vestila Leucopogon Woodsii (Epaecr.) Logania vaginalis (Logan.)
Eutaxia empetrifolia (Legum.)
Gleichwertig reihen sich Fälle engster Affinität an. Ein gutes Beispiel
liefert nach E. PRITZEL die Beziehung von Zasiopetalum cordifolium (West) zu
L. Schulzenii (Ost). »Die ostaustralische Art«, sagt dieser Forscher in Fragm.
Austr. occ. S. 379, >»ist auf die Ost-Seite der Großen australischen Bay be-
schränkt, aber dem Z. cordifolium des südöstlichen Westens so nahe verwandt,
daß sie, als noch die Große Bay nicht so tief nach Norden zu eindrang, sehr
wohl die am äußersten nach Osten zu vorgeschobene Form von Z. cordifolium
dargestellt haben kann.« Diesem Paradigma entsprechen beispielsweise auch
ie Beziehungen folgender Spezies-Paare:
West Ost
Kerotes rigida Xerotes longifolia
Xantorrhoea Preissii Xanthorrhoea quadrangulata
rosera rosulata Drosera Whittakerü
Cheiranthera filifolia Cheiranthera linearis
Styphelia melaleucoides Styphelia pusilliflora
c. Endemische Elemente.
In der heute üblichen Begrenzung der australischen Genera entfällt auf
. West-Australien die Summe von 85 endemischen Gattungen. Diese‘ Zahl ist
gewonnen aus der Vereinigung sehr: ungleichartiger Bestandtteile.e. Es muß
daher der Versuch unternommen werden, die einzelnen Elemente in natur-
‚gemäße Gruppen zu bringen. Den Maßstab dazu liefert ihre systematische
ung. Damit wird das Ergebnis natürlich stets mit mancherlei Willkür-
lichem behaftet, aber ohne dies kommt man nicht aus. Es stellen sich also
!m wesentlichen drei Gruppen '') heraus:
X) Die Genera Onychosepalum (Cyper.) und /sandra (Scerophul.) habe ich nicht berücksichtigt,
da ich sie nicht persönlich kennen gelernt habe und mir ohne eigene Untersuchung ein sicheres
Urteil über ihre systematische Stellung nicht möglich ist.
23*
356
Fünfter Teil.
1. Isolierte Gattungen oder Gattungs-Gruppen, ohne erkennbaren Anschluß:
Endemismen erster Ordnung.
2. Gattungen mit erkennbarem Anschluß an panaustralische Formenkreise:
Endemismen zweiter Ordnung.
3. Gattungen mit unmittelbarem Anschluß an panaustralische Formenkreise:
Endemismen letzter Ordnung.
1. Isolierte Gattungen: Endemismen erster Ordnung.
Diese für die Wertung West-Australiens in erster Linie wichtige Klasse
enthält 30 Gattungen.
Reedia (Cyper.)
Evandra (Cyper.)
Lyginia (Restion.)
Erdeiocolea (Restion.)
narthria (Restion.)
Dielsia (Restion.)
asypogon (Liliac.)
Calectasieae (Liliac.) mit:
Kingia
Baxteria
(Calectasia)
| Conostylideae (Amaryll.) mit:
Phlebocarya
| Tribonanthes
| Blancoa
Conostylis
Anigozanthos
Macropodia
Nuytsia (Loranth.)
Simsia (Prot.)
Synaphea (Prot.)
Franklandia (Prot.)
Emblingia (Cappar.)
Ceßhalotus \Cephalot.)
Eremosyne (Sasifrag.)
Stylobasium (Rosac.)
Calycopeplus? (Euphorb.)
Psammomoya (Celastr.)
Clematicissus (Vitac.)
Balaustion (Myrtac.)
Anthotroche (Solanac.)
| Amblysperma (Compos.)
|
Fig. 79. Eremosyne pectinata Endl., monötypische, in Südwest-Australien endemische Saxifragaceen-
Gattung: A Habitus, 5 Blüte, 3 Blüte ausgebreitet, D Fruchtknoten im Längsschnitt, E Frucht
im Längsschnitt. (Nach ENGLER.)
Von diesen Gattungen zeigen wenige noch gewisse Anklänge an sonst
australische Form-Verbände (z. B. Dasypogon, Balaustion). Die meisten aber
besitzen in Australien keine irgendwie näheren Verwandten, ebensowenig !N
anderen Erdgebieten, wenn man von den dunkelen Beziehungen unter den
2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens. 357
Conostylideae absieht, wo Lanaria (Capland) und Zop/zola (Atlant. Nord-
amerika) in die sonst rein westaustralische Gruppe eintreten. Auch die An-
knüpfung von Amdlysperma an die brasilischen Trichocline wäre zu erwähnen,
Die Entwickelung innerhalb von West-Australien ist bei den meisten dieser
Endemismen geringfügig. Fast zur Hälfte können sie als monotypisch gelten:
Reedia, Ecdeiocolea, Dielsia, Kingia, Baxteria, Blancoa, Macropodia, Nuytsia,
Emblingia, Cephalotus (Fig. 80), Eremosyne (Fig. 79), Clematieissus, Balaustion,
Amblysperma. Daneben stehen Zvandra, Dasypogon, Phlebocarya, Frank-
landia, Psammomoya, Anthotroche mit geringer Gliederung. Formenreicher
entwickeln sich Anarthria, Tribonanthes, Anigozanthos, Simsia, Synaphea; aber
nur Conostylis gehört zu den wahrhaft polymorphen Gattungen der Südwest-
Provinz. ‚
Damit stimmt im großen und ganzen die Verbreitung überein. Die
letztgenannten Gattungen, also Tribonanthes, Conostylis, Anigosanthos, Stm-
sia, Synaphea, vielleicht auch die mangelhaft bekannte Gattung Calycopeplus,
sind in der gesamten Südwest-Provinz repräsentiert und zeigen in ihrem
Formen-Wandel den Wechsel der äußeren Bedingungen ausgeprägt, dem sie
dabei ausgesetzt sind.
Enger erweisen sich die Areale bei den übrigen Genera. Freilich kennt
man die Grenzen der Wohnbezirke noch nirgends genau genug, um deren
absolute und relative Größe festzusetzen.
Für den Nordwesten der Provinz sind Eedeiocolea, Emblingia, Stylobasium
und Clematicissus charakteristisch. Südlicher schließt sich daran das Areal von
' Macropodia, die allerdings den vorigen wegen ihres engen Zusammenhalts mit
Anigosanthos nicht ganz ebenbürtig genannt werden kann. Zwischen Moore
River und King George Sound, also im feuchtesten Abschnitt und gewisser-
maßen in dem Kern der ganzen Provinz liegt die Heimat mehrerer Ende-
mismen, nämlich von
Blancoa
ee Amblysperma
Phlebocarya
Igen sukkessive die Areale von
Weiter südlich, d. h. im Bereich der Südküste fo
Das sind vier ganz besonders
Bazteria, Eremosyne, Franklandia, Cephalotus.
eigentümliche Gewächse unter der Endemismen-Schar des Gebietes. Daß wir
aber selbst bei diesen meist auffallenden Formen weit entfernt sind, die gesamte
Umgrenzung ihres Areales zu kennen, zeigt das Beispiel von Cephalotus (Fig. 80),
der weitaus bekanntesten aller südwestaustralischen Autochthonen. Sein Areal
wird gewöhnlich als sehr eng umschrieben angegeben, und man lernt in S
Literatur, die Pflanze käme nur am King George Sound vor. In ‚Wahrheit reicht
sie westlich mindestens bis zum Deep River. Nach Osten hin hat sie noch
niemand verfolgt, aber man ist genötigt anzunehmen, daß sie noch ei Er
' Esperance Bay wächst. Denn nur dort hat LABILLARDIERE Pflanzen e Eu
melt, und er ist es gewesen, der von Cephalotus die erste Beschreibung geg
358 Fünfter Teil.
hat, allerdings ohne den Standort genauer zu nennen oder irgendwo sonst des
seltsamen Fundes besonders Erwähnung zu tun. Sollte sich die Art also bei Espe-
rance nachweisen lassen, so würde ihr Areal — wenn auch als ein nur schmaler
Streif des Küstenlandes — immerhin über 5—6 Längengrade sich erstrecken.
Die inneren, trockneren Landschaften Südwest-Australiens sind weniger reich
Fig. 80, Cephalotus follicularis Labill., eine der eigentümlichsten mon otypischen Endemismen
Südwest-Australiens: A Habitus (der Stengel ist in der Natur gewöhnlich erheblich länger als
hier dargestellt), 3 Diagramm der Blüte, C Blüte, D Carpell im Längsschnitt, Z Früchtchen,
F n im Längsschnitt, G—X verschiedene Stadien der Blatt-Entwickelung. (4—C nach
AILLON, D—F nach LE MaoUT et DECAISNE, G—Ä nach EICHLER.).
an isolierten Endemismen, lassen sie aber nicht ganz vermissen. Psammomoya
und Anthotroche leben auf den Sand-Heiden des Avon-Distriktes, weiter östlich
noch folgt das Areal des seltsamen Balaustion, eines dicht dem dürren Sande er
gepreßten Myrtaceen-Sträuchleins, mit Blüten wie kleinen Granatblüten, das bis
tief in die Eremaea eindringt. Noch bei Coolgardie ist es gesammelt worden.
2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens. 359
Für die Beurteilung Südwest-Australiens ist der Verteilungs-Modus der Ende-
mismen erster Ordnung ungemein lehrreich. Keinem Distrikt fehlen sie ganz,
aber sie häufen sich auch nirgends in auffallender Menge an. Man sieht nir-
gends wesentliche Bevorzugung, keine Zentren des Endemismus, nichts, was
etwa Asylen für Relikte gliche, sondern es herrscht eine Ebenmäßigkeit der
Verteilung, die die ebenmäßige Abstufung aller Bedingungen in Gegenwart und
Vergangenheit widerspiegelt.
2. Endemismen zweiter Ordnung.
Als Endemismen zweiter Ordnung sollen Gattungen gelten, die im übrigen
Australien Verwandte erkennen lassen, aber immerhin durch größere morpho-
logische Lücken von ihnen geschieden scheinen. Diese Verwandten sind zu-
weilen panaustralische Genera (so vielleicht: bei Calothamnus); oft aber leben
sie beschränkt auf das südöstliche Viertel des Kontinentes und lassen sich als
vikariierende Typen für unsere südwestlichen Endemismen auffassen. Dazu
rechne ich ungefähr 23 Gattungen:
Phymatocarpus (Mytt.)
Loxocarya (Restion.) Chorilaena (Rut.)
Chaetanthus (Restion.) Diplolaena (Rut.)
Hydatella (Centrolepid.) Platytheca (Tremandr.)
Arnocrinum (Lil.) Tremandra (Tremandr.)
n Blumenblättern
B eine Blüte mit den kleine
(Nach ENGLER.)
A Zweig,
D Gynaeceum, £ Fruchtknoten.
Fig. 81. Diplolaena grandiflora Desf.:
und den langen Staubblättern, C Staubblatt,
360 Fünfter Teil.
Alle diese Genera gehören den Familien oder Triben an, welche im ganzen
extratropischen Australien zu den charakteristischen Floren-Bestandteilen zählen.
Wie bei der vorigen Gruppe, nimmt ihre Entwickelung innerhalb von West-
Australien keine bedeutenden Dimensionen an. Auch hier giebt es ziemlich
starre Monotypen (Hodgsoniola, Platytheca, Cosmelia, Diaspasis, Pentaptilon).
Die Mehrzahl ist oligomorph (Aydatella, Fohnsonia, Arnocrinum, Agrostocrinum,
Sollya, Tremandra, Chorilaena, Sphenotoma, Phymatocarpus). Die übrig blei-
benden Gattungen Diplolaena, Hypocalymma, Calothamnus, Andersonia und
Sphenotoma sind die in mehreren Bezirken oder in der gesamten Südwest-Provinz
verbreiteten und entsprechend vielgestaltigen Komponenten dieser Klasse. Auch
Hydatella als Wasserpflanze scheint so weit verbreitet zu sein, wie permanentes
Süßwasser zu Gebote steht.
Läßt man diese reicher gegliederten Gattungen mit ihren ausgedehnten
Arealen außer Betracht, so konstatiert man wiederum jene Beschränkung, die
schon bei den Endemismen erster Ordnung hervortrat. Ganz im Norden findet
sich Pentaptilon. Südlicher, etwa zwischen Murchison River und Swan River,
ist Arnocrinum zu Hause. Vom Gebiet des Swan River und Avon River bis
weit nach Südosten ziehen sich Fohnsonia, Agrostocrinum, Sollya. Näher der
Südküste folgen Chorilaena, Platytheca und Sphenotoma. Actinodium, Cosmelia
und Diaspasis sind völlig südlich. Doch fallen ihre Areale nicht zusammen in
einem bestimmten Bezirke, sondern decken sich nur teilweise: und nur in einem
kleinen Abschnitte des Gebietes, um den King George Sound, kommen alle
sechs zusammen vor.
Verglichen mit den Endemismen erster Ordnung, zeigt sich eine Bevor-
zugung der südlichen Landschaften, nicht sehr beträchtlich, aber doch deutlich
wahrnehmbar.
3. Endemismen letzter Ordnung.
Die Endemismen letzter Ordnung haben weniger ausgeprägte Qualitäten.
Bei ihnen ist der Anschluß an meist panaustralische Kreise unverkennbar, sie
stellen sich als Ausgliederungen dar, die erst in West-Australien selbst von
den Stamm-Elementen sich abgezweigt haben dürften.
Diese Klasse auf 30 Genera geschätzt werden:
Diplopogon (Gramin.) verwandt mit Chamaelaucium (Myrt.) verwandt mit Darwinia
Acanthocarpus (Lil.) Aero Wehlia (Mytt.) » Llotskya
Stawellia (Lil.) > > Scholtzia (Myrt.) > » Baeckea
Epiblema (Orchid.) » » Thelymitra | Beaufortieae (Myrt.) e » Melaleuca
Dryandra (Prot.) » » Banksia Conothamnus (Myrt.) » > Melaleuca
Tersonia (Phytolace.) » » Codonocarpus | Lamarchea (Mytt.) » > elaleuca
Jansonia (Legum.) » » Brachysema | Eremaea (Myrt.) > » Melaleuca
Latrobea (Legum.) > » Pultenaca Schoenolaena (Umbell) > » Xanthosia
Nematolepis (Rutac.) » > Phebalium |Coleanthera (Epacrid) >» » Styphelia
Geleznovia (Rutac.) » » Eriostemon onostephium (Epacrid.) >» » . Astroloma
Guichenotia (Stercul) >» > . Hannafordia | Needhamia (Epacrid.) » » Leucopogon
Zysiosepalum (Stercul.) >» » Thomasia Oligarrhena (Epacrid.) > » Leucopogon
| 2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens. 361
|
| > Bsbat) verwandt mit Prostanthera | Hemiphora (Verben.) verwandt mit Pityrodia
ee en. erben.) » » Dicrastyles | Verreauxia (Gooden.) » » Scarvola
ysopsis (Verben.) » » Dicrastyles Anthotium (Gooden.) » » Dampiera
; In dieser Gruppe bestehen bezüglich der inneren Gliederung der Gattungen
ähnliche Verhältnisse wie bei der vorigen. Als monotypische Formen sind
Epiblema, Fansonia, Lamarchea, Needhamia, Oligarrhena, Mallophora, Phy-
sopsis und Hemiphora zu nennen. In relativ engen Grenzen ER die
Formen-Bildung bei Acanthocarpus, Stawellia, T: ersonia, Nematolepis, Geleznovia
Nematolepis, Lysiosepalum, Wehlia, Conothamnus, Schoenolaena, RR
en und Anthotium. Beträchtlicher wird der Pleomorphismus bei Gieii
“ E pie Scholtzia, den Beaufortieae, Eremaea, Conostephium,
“ Vic Er steigt zu bemerkenswertem Grade bei Dryandra: die ist vielleicht
En e und schwierigste von allen endemischen Gattungen West-
E. Ss, »ein Netzwerk von Formen, deren Merkmale in mannigfachster
e sich kombinieren« ').
Ei es die charakteristischen und unterscheidenden Merkmale dieser
ichs a lasse in Betracht zieht, so wird man aufmerksam auf gewisse
Er 5: ige Tendenzen, die bei mehreren von ihnen zugleich zum Aus-
Are in 'einer Weise, wie es bei den vorigen Klassen nicht zu be-
Ei, ist. Diese Tendenzen erweisen sich nämlich vielfach als Symptome
esondern Leistungen biologischer Art oder von morphologischen
fogressionen.
u Merkmal biologischen Charakters, wenn das Schutz-Bedürfnis der
on 2 Blüten immer weitere Kreise in den Dienst der Blüte hineinzieht:
Fed EB die Bedeutung der Hochblatt-Hüllen (Fig. 81) oder der Kelch-
erung (Fig. 82), die bei unseren Gattungen mehrfach vorkommen und zum
Er EN FERATE E R
!
A Blüte mit den großen Kelchblättern zur Zeit der Frucht-
ätter, C Blumenblatt, D Staubblatt
(Nach ENGLER.)
Br
82. Gelesnovia verrucosa Turez.:
€, B dieselbe Blüte nach Entfernung zweier Kelchbl
E Laubblatt von unten, / von oben.
: zeil ihr Merkmal bilden (vgl. S. 186). Man findet solches bei Fansonia, Geles-
nun (Fig. 82), Zysiosepalum, Guichenotia, Eremaea, und auch für Dryandra
liegt in der Verkürzung des Blütenstandes und der Ausprägung eines »Involu-
. fums« ein wesentliches Moment, das von Banksia scheidet.
Fre RER
1) DiEts und Prıtzer, Fragm. austr. occ. S. 170.
362 Fünfter Teil.
Andere Genera sind bezeichnet durch morphologische Progressionen
(vgl. auch S. 345).
Bei Nematolepis (Rut.) liegt der generische Charakter in der Verwachsung
der Petala. Coleanthera (Epacrid.) geht über die verwandten Gattungen dadurch
hinaus, daß ihre Antheren miteinander verschmelzen. Siawellia (Lil.) beschränkt
sich auf einen Staubblatt-Kreis, und die Blüten sind diöcisch geworden. Oligar-
rhena (Epacrid.) und Femiphora (Verben.) sind definiert durch die Reduktion der
Staubblätter auf zwei. Bei Scholtsia (Myrt.) beschränkt sich die Zahl der Samen-
Anlagen im Fach auf zwei, bei Conothamnus (Myrt.) sinkt sie auf eins herab.
Microcorys (Labiat.) kennzeichnet sich durch die Differenzierung der Anthere, die
nicht mehr aus zwei vollkommenen Thecis besteht, wie bei Prostanthera, sondern
nur noch ein fertiles Fach besitzt, während das untere umgebildet ist und steril
bleibt. Alles das sind progressive Merkmale im organographischen Sinne; und
daß es gerade solche Fortschritte sind, die einen großen Teil der Elemente in
dieser Klasse von Endemismen bestimmen, dieser Umstand erweist klar ihre
Wesenheit: es sind Fortbildungen, neue Zweige an älteren Stämmen,
die erst innerhalb von West-Australien ins Dasein getreten sind.
Diese Herkunft hat auf ihre Verbreitung innerhalb des Landes natürlich
keinen weiteren Einfluß. Deshalb bieten die Areale der Genera ähnliche Züge,
wie die oben behandelten Endemismen.
Mehrere neigen nordwärts. Namentlich Gelesnovia; ferner auch Acan-
thocarpus, Scholtzia, Eremaea, welche im Süden den Murray River wohl nir-
gends überschreiten. Im Westen, also in den Küsten-Landschaften, gilt das
auch von Chamaelaucium, Guichenotia und Verreauxia. Aber diese Genera
entfernen sich etwa am Swan River von dem Gestade, meiden die feuchtesten
Striche des Gebietes und ziehen sich landeinwärts nach Süden, wo Chamaelau-
cum und Guichenotia bis zur trockenen Südost-Küste vordringen, während
Verreauxia sich im fernen Binnenlande verliert.
Eine südlichere Verbreitung bezeichnet Jansonia, Latrobea und «Schoenolaena.
Aber erst östlich vom Frankland River setzt ein neuer sehr kräftiger Aufschwung
ein durch das Auftreten von Nematolepis, Lysiosepalum, den bedeutungsvollen
drei Gattungen Coleanthera, Needhamia und Oligarrhena und der ungemein
polymorphen Gruppe von Microcorys, die sich binnenwärts weit in die Trocken-
gebiete zu erstrecken scheint.
Im größten Teil der Südwest-Provinz läßt sich Conostephium nachweisen;
weit wichtiger aber für das gesamte Gebiet ist Dryandra, über deren Gliede-
Beiträge, als für die beiden ersten. Daß Guschenotia, Verreauxia und Micro-
corys in das Innere eindringen, konnte bereits hervorgehoben werden.
noch vier weitere Genera sind anzufügen, die sich als Schöpfungen der
digen Einöden in jenen Landschaften herausstellen: Wehlia, Mallophora, Phy-
sopsis und Hemiphora. Alle diese haben ihren Platz hart an der Grenze zwischen
südwestlicher und eremaeischer Flora. Sie wohnen schon im Bereiche des
2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens. 363
Winterregens, aber sie stehen sämtlich mit Eremaea-Elementen in Beziehung
(5. 278) und bilden den Ausdruck von gestaltlichen Wandlungen, die solche
Eremaea-Typen bei der Annäherung an das Winterregen-Gebiet durchmachen
(vgl. S. 365).
d. Eingebürgerte Kolonisten.
Auch Fremdlinge hat West-Australien natürlich durch das Zutun des Menschen
in seine Pflanzenwelt aufnehmen müssen. Schon um 1840 erwähnt DRUMMOND
in seinen Briefen, daß auswärtige Unkräuter sich in der Kolonie breit machten.
Die meisten stammten vom Capland und von der östlichen Seite Australiens. Bei
einzelnen (Hypochaeris) ließ sich genau verfolgen, wie sie angekommen waren,
wie sie es sich wohnlich machten, und wie sie nach und nach im Lande Ver-
breitung fanden. Schließlich haben die meisten, z. B. Anagallis arvensis, Helio-
Phila pumila (Crucif., Cap), Rommlea rosea (L.) Eckl. (Irid., Cap) in dieser Hinsicht
- nicht viel erreicht. Sie fristen in der Nähe der Städte und an den alten Straßen
_ des Verkehres ihr Dasein, kommen aber kaum weiter. Nur wenige dieser
Kolonisten sind wirklich häufig. So z. B. Brisa maxima, das auch in ursprüng-
lichen Formationen schon reichlich zu finden ist. Ferner Cryptostemma calen-
dulaceum (Com ., Cap), das man stellenweise, namentlich im Norden, ganze
_ Felder ausschließlich mit ihren gelben Strahlenblüten verzieren sieht. Andere
_ Arten sind nur lokal in größeren Massen entwickelt und machen den Eindruck
- verwilderter Pflanzen: so etwa die schön lila blühende Psoralea pinnata (Legum.) .
vom Cap am King George Sound, oder die wilden Rosen in den gemäßigten
Wald-Gebieten am Blackwood River. Eine nennenswerte Beeinträchtigung der
indigenen Vegetation durch solche fremden Einwanderer habe ich nirgends
Im Gebiete wahrgenommen.
II. Eremaea-Provinz.
Die Elemente der Eremaea-Flora setzen sich aus mehreren Kategorien zu-
sammen. Zum Teil gehören ihr Gruppen an, welche sich nach Verwandt-
Schaft und Verbreitung als von Norden her abgeleitet kennzeichnen. Daneben
besteht ein beträchtlicher Prozentsatz aus polymorphen Kreisen, die sich in der
Eremaea selbst erst entfaltet haben dürften. Endlich gibt es einige Bestand-
teile, die aus den angrenzenden. Küsten-Gebieten zu stammen scheinen. |
Alle drei Abteilungen will ich in folgendem durch einige Beispiele erläutern.
Auf Vollständigkeit kann es dabei nicht ankommen, da es bei manchen Ele-
_ Menten unmöglich ist, ihre Zugehörigkeit einwandsfrei zu beurteilen.
a. Nördliche Elemente.
Bei der ersten Gruppe liegt der Ausgang vermutlich im Norden.
In seiner Besprechung der tropisch-australischen Flora führt HoOKER (FI. of
Austr. S, XXXVIIff.) eine bedeutende Anzahl von Spezies auf, die über Australien
hinaus in tropischen Ländern vorkommen. Außerdem existiert eine beträcht-
liche Menge von Gattungen, die sich durch ihr geographisches Verhalten als
Tropen-Elemente in Australien dokumentieren. Sie verhalten sich jedoch ver-
364 Fünfter Teil.
schieden in 'dem Grade ihrer Weiter-Entwickelung innerhalb Australiens und
ihrer Beeinflussung der benachbarten Winterregen-Gebiete.
ı. Die Arten von Loranthus weisen besonders in der westlichen Eremaea
verwandtschaftlich durchaus nach Norden. Sie werden in ganz Australien nach
Süden zu selten und fehlen daher z. B. in Tasmanien vollständig.
2. Die Santalaceae (S. 282) zeigen eine relativ gleichmäßige Verteilung über
den australischen Kontinent. Viele Arten gehen quer durch die ganze Eremaea,
ohne größere Lücken aufzuweisen (z. B. Fusanus spicatus, Choretrum glome-
ratum, Exocarpus aphylla). Trotzdem tritt ein schwacher Vorzug des Ostens
hervor, wo einige Sanzalum, Omphacomeria und mehrere gut bezeichnete Formen
von Exocarpus vorkommen. Da der Westen des Erdteiles dem nur wenig
gegenüberzustellen hat und nirgends etwas Primitiveres zeigt, dürfte auch für
die Santalaceen der Schwerpunkt im Nordosten liegen. Die engen Beziehungen
zur malayisch-indischen Santalaceen-Flora, sowie die Tatsache, daß die Antho-
boleae Australiens z. B. als die abgeleiteten Typen erscheinen, bilden Stützen
für diese Auffassung.
3. Die Phytolaccaceae gleichen den Santalaceen darin, daß die Massen-Ent-
faltung der Familie in der Eremaea gelegen ist, und daß dabei der östliche
Teil die ursprünglicheren Formen besitzt. Während nämlich der Westen eine
Menge von abgeleiteten Typen besitzt (Gyrostemon subnudus, Didymotheca-
Arten, Tersonia), kommen im Osten polykarpide Spezies von Codonocarpus VOL
4. Die beiden Eremaea- - Pittosporacteae unseres Gebietes sind zweifelsohne
östliche Typen, die sich ohne spezifische Abwandlung über die gesamte Breite
des Erdteiles erstrecken.
5. Mehrere Gattungen der Zeguminosae — wie Crotalaria, Indigofera,
cyrrhisa, Cassia und Verwandte — kommen mit den Malvaceae und
Tiliaceen-Genus Corchorus darin überein, daß sie als echte Tropen- ae
vorwiegend in der nördlichen Eremaea entwickelt sind. Einige sind dabei oli-
gomorph geblieben (z. B. Glycyrrhiza), andere aber haben große Vielgestaltig-
keit gewonnen und gehören zu den Leit-Pflanzen der wärmeren Eremaea (z. B.
es Sida, Hibiscus).
. Als Tropen-Element fasse ich auch die australischen Stereuliaceae auf.
ie Enbwickelund in Australien ist jedoch so beachtenswert, daß oben bereits
näher darauf eingegangen worden ist (S. 343).
7. Didiscus (Umbell.) ist ein vorwiegend eremaeischer Typus West-Austra-
liens. Seine Gesamt-Verbreitung deutet auf nordöstliche Herkunft.
8. Halgania (Borrag.) erweist sich als Abkömmling eines in 75 richodesma NeI-
körperten palaeotropischen Borraginaceen-Typus. Er hat sich in der Eremaea
sehr weit verbreitet und bildet dort ein epharmonisch geordnetes F ormen-Netz.
b. Autochthone Elemente.
Sehr wichtige Elemente verraten nichts von fremder Heimat, sondern scheinen
in der Eremaea selbst aus nicht mehr rekonstruierbaren Typen sich entwickelt
zu haben.
2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens. 365
ı. Dahin rechne ich z. B. schon die Amarantaceae, die allerdings eine Art
Übergang zur vorigen Gruppe (a) bilden. Es sind zwar echte Eremaea-Pflanzen.
Viele typische Spezies reichen durch die gesamte Erstreckung der australischen
Trocken-Gebiete. Aber im Gegensatz zu den gleich zu behandelnden Myo-
poraceae u. a. hat unsere Familie im Süden keine bedeutenden Bildungsherde
mehr aufzuweisen. Ihr Schwerpunkt liegt im Norden, vermutlich in den nord-
westlichen Tropen, wo noch immer neue eigentümliche Formen aufgefunden
werden. Im Süden dagegen werden Trichinium und Ptilotus geradezu spärlich.
2. Eine solche Bevorzugung des Nordens fällt bei den meisten übrigen
Eremaea-Typen dieser Kategorie fort. Viele sehr bedeutsame Komponenten
wie die Chenopodiaceae, Cruciferae, Portulacaceae, Templetonia (Legum.), Swain-
sona (Legum.), Zygophyllaceae, Dodonaca (Sapind.) wenigstens größtenteils, Zox-
donia (Halor.), Brunonia, viele Compositen-Genera der Eremaea (Calotis, Brachy-
come, Olearia, Minuria, Angiantheae, manche Helichrysum, Waitzia und Helıp-
terum, Podolepis) überziehen mehr oder minder gleichmäßig die südlichen Teile
der Eremaea.
3. Andere Gruppen dagegen häufen sich in dem hier behandelten Süd-
_ westen in charakteristischer Masse an und legen auch durch ihre morphologische
Ausgestaltung Zeugnis dafür ab, daß sie sich dort erst zu jener starken Ent-
wickelung aufgeschwungen haben. Ein Beispiel sind die Myoporaceae. Ich
habe früher (DiELs und PRITZEL, Fragm. Austr. occ. S. 535) als ursprünglichen
Typus dieser Familie Myoporum angesehen und über das Verhältnis der mehr
Progressiven Gruppen folgendes festgesetzt: »Die Abgliederung der übrigen,
in der Krone und dem Ovar weiter spezialisierten Formen-Masse scheint sich
in der südlichen Hälfte des australischen Kontinentes vollzogen zu haben, und
zwar dort, wo die Trocken-Gebiete des Inneren sich am meisten der Küste
nähern (Süd-Australien, östliches West-Australien). Die Nordhälfte des Konti-
nentes ist arm an Myoporaceen-Typen; im nördlichsten West-Australien treten
Sie, wie es scheint, völlig in den Hintergrund. « Mehrere Sektionen der BENTHAM-
Schen Gruppierung erstrecken sich in verhältnismäßig gefestigten Typen über
ganz Australien durch die Gebiete der eremaeischen Flora. »Aber nur in Süd-
und West-Australien werden diese Typen besser mit einander und mit dem
Haupt-Bestande der Familie in Verbindung gesetzt.«
Ein ähnliches Verhältnis liegt bei den Frankeniaceae vor, bei denen im
westlichen Teile der Eremaea eine unverkennbare Weiter-Entwickelung vor sich
gegangen ist. Ich habe darüber in Fragm. Austr. occ. 388 folgendes fest-
gestellt. »Es finden sich gut umschriebene Arten in
lichen Australiens vorkommt. Dann Reduktion der
dem Kreise der A. tetrapetala). Endlich starke Reduktion der an
Offenbar unabhängig in mehreren Formenkreisen entstanden. Die .... c
Frankenia-Arten West-Australiens zeichnen sich also durch abgeleitete kig
366 Fünfter Teil.
schaften aus. Ob die Ableitung von noch gegenwärtig lebenden Typen aus-
ging, entzieht sich noch der Beurteilung. «
In diesem Zusammenhang müssen auch die sogenannten Verbenaceen der
Eremaea genannt sein, die Zachnostachydinae und die Chloanthinae. Bei beiden
ist der Ursprung dunkel. Aber bei den ZLachnostachydinae treten neben die
weiter verbreiteten Formen von Neweastlia und Dierastyles im Südwesten der
Eremaea andere Typen hinzu. Und die Chloanthinae haben sogar zwei sekun-
däre Entfaltungs-Zentren ausgebildet: das eine am West-Rand der Eremaea und
in den Übergangs-Gebieten zur Südwest-Provinz, das andere im Nordosten des
Gesamt-Bereiches.
Die Compositen endlich haben gleichfalls in dem westlichen Teile der
Eremaea besondere Formenknäuel gebildet, so bei Wartsia und Helipterum
und in jenen Gruppen, aus denen sich Schoenia und Cephalipterum heraus-
differenziert haben.
c. Übergang der Eremaea-Elemente in die Südwest-Provinz.
Die Südwest- Provinz besitzt in allen ihren Grenz-Bezirken gewisse Formationen
die durch Eremaea-Fazies ihrer Flora ausgezeichnet sind (vgl. z. B. S. 299).
Besonders deutlich tritt das in den Niederungen mit fester gebundenem Boden,
mit lehmigem oder tonigem Substrat, in die Erscheinung. In diesen Mulden
und Talsenkungen schickt die Eremaea viele ihrer Vertreter oft weit in das
Bereich südwestlicher Flora hinein, es findet eine förmliche Aufteilung des Ge-
ländes zwischen den beiden Floren-Typen statt (5.3. or, 292). Solche Erschei-
nungsformen sind jedoch als Ausgliederungen der Eremaea zu betrachten, in
den am meisten südwestlichen Gauen gehen sie daher völlig verloren. Bei
ihrem unmittelbaren Zusammenhang mit der Eremaea bedürfen sie also keiner
näheren Erörterung hier.
Dagegen verlangt die Bedeutung der Eremaea-Elemente für den Strand-
Saum der Südwest-Provinz besondere Erwähnung. Schon früher bei der
Schilderung der Formation wurde darauf hingewiesen, eine wie beträchtliche
Anzahl von Eremaea-Elementen die gesamte Küste der Südwest-Provinz begleitet
oder wenigstens von Ost und Norden her weit am Litorale vordrängt. >0
schieben sich viele Arten der Santalaceae und Loranthaceae in den Strand-
Gehölzen weiter nach Süden, als irgendwo sonst in den rein südwestlichen Floren.
Die wichtige fast panaustralische Callitris robusta (Pinac.) wird in der ganzen
Südwest-Provinz vermißt mit Ausnahme der Litoral-Zone: dort kommt sie als
Busch oder Baum nicht gerade selten vor. Ähnlich verhält sich im südöstlichen
Teile der Provinz Callitris Drummondii. Diesem Beispiele schließen sich in
mehr oder minder genauer Übereinstimmung eine ganze Reihe von Spezies an,
die zu den häufigen Erscheinungen in den Strand-Formationen des Südwestens
gehören. Ich nenne Gyrosztemon (Phytolacc.), Fusanus acuminatus (Solan.),
Pittosporum phillyraeoides (Pittospor.), mehrere Acacia und einige Eucalyptus,
Templetonia retusa (Legum.), Zygophyllum fruticulosum (Zygophyll.), Frankenia
pauciflora (Franken.), Eremophila Brownii (Myopor.), Olearia axillaris (Comp).
2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens. 367
Auch von den Argiantheae (Compos.) konnten wir festsetzen (DIELS und PRITZEL,
Fragm. Austr. occ. S. 608): »Wie so oft bei eremaeischen Gruppen, hat das
Litoral seine eigenen Spezies, die von der Sharks Bay her die westliche Küste
saumen und über den Swan River hinaus reichen (Angianthus Cunninghamiı,
Calocephalus Brozwnii).
Diese engen Beziehungen zwischen Litoral und Eremaea sind auf mehreren
Momenten begründet. Am wesentlichsten kommen zweifellos edaphische Ein-
flüsse in Betracht: unmittelbar durch die Fähigkeit beider Floren-Elemente,
stärkere Chlorid-Mengen zu vertragen, mittelbar — vielleicht noch bedeutsamer
— durch den Ausschluß der meisten südwestlichen Gewächse von solchen Ört-
lichkeiten. Nebenher mag für manche Eremaea-Pflanzen auch der Mangel jeg-
licher Bäume, die geringere Geschlossenheit der Bestände Bedürfnis geworden
Sein: solche Gewächse waren nicht imstande in die südwestlichen Wald-Gebiete
| einzudringen, konnten aber im Norden und Osten Eingang zum Litorale finden.
Die Euphorbiaceen-Gattung Adriana, welche sicher keinen ursprünglich süd-
_ westlichen Typus darstellt, deutet noch jene beiden Wege der Einwanderung
an: 4. Zomentosa hat ihr Hauptquartier im tropischen Nordwesten des Konti-
hentes und gelangt von dort über Sharks Bay bis in den nordwestlichen Anteil
des südwestlichen Litorales. Von der anderen Seite kommt ihr A. quadri-
bartita entgegen, welche an der Südküste Australiens heimisch und um die
Große Bight herum verbreitet ist. Sie umzieht die Südwest-Provinz auf weite
Erstreckung und reicht nordwärts mindestens bis zum Swan River.
Von den S. 339 ff. behandelten panaustralischen Elementen abgesehen, pflegen
die in der Eremaea polymorphen Gruppen an den Grenzen der Südwest-Provinz
_ Halt zu machen oder, falls sie dort eindringen, wenigstens keine weitere Ent-
Wickelung zu erfahren. Die bedeutende Gegensätzlichkeit des Klimas mag das
erklären.
| Immerhin gibt es von dieser Norm einige Ausnahmen. So die Verbenaceae.
Bei diesen zeigt sich am Südwest-Rande der Eremaea, vielleicht unter dem
Einflusse des Winterregen-Regimes, eine bedeutende Weiterbildung: die am
_ Meisten progressive Gattung der Zachnostachydinae, Lachnostachys selbst, gelangt
: dort zur Ausgestaltung. Auch die Chloanthinae sind »am West-Rand der Eremaca
und in den Übergangs-Gebieten zur Südwest-Provinz am reichsten entwickelte.
E (Diers und PRITZEL, Fragm. Äustr. occ. S. 495).
_ Eine größere Bedeutung noch gewinnen inner
Provinz gewisse Arten der Gattung Dodonaca a8
ISt zweifellos eremaeisch. Auch aus allgemein pfl
erscheint es in der Südwest-Provinz deutlich als sekun
Sicher aber hat die Gruppe der »Cornutae«, bei dene
verkümmert sind, ihre Entstehung erst dort im Südwesten
Richt, wie die übrigen Sektionen der Gattung, ursprüngli
gebildet worden.
-
i
halb der eigentlichen Südwest-
Die Hauptmasse dieses Genus
anzengeographischen Gründen
däre Erwerbung. Ebenso
n die Flügel der Frucht
genommen, und ist
ch in der Eremaea
!) Vgl. Dies und PrITZEL, Fragm. Austr. occ. S. 344, 345-
368 Fünfter Teil.
3. Kapitel. Floristische Beziehungen des extratropischen West-
Australiens zu anderen Gebieten.
a. Beziehungen zu anderen Erdteilen, besonders zum Caplande.
Die Flora, welche das extratropische West-Australien bezeichnet, beschränkt
sich nicht auf die beiden Provinzen dieses Gebietes, sondern sie dehnt sich
über deren Grenzen weithin im ganzen Erdteile aus, sie ist spezifisch australisch.
Sie steht also in engster Beziehung zu der Pflanzenwelt der Ostküste des Kon-
tinentes, sie zeigt auch wichtige Anklänge an die Flora seiner nördlichen Hälfte.
Aber damit sind auch alle ihre Affınitäten genannt. In keinem anderen
Gebiete der Erde lassen sich verbindende Fäden nachweisen. Wäh-
rend das östliche Australien bekanntlich sehr enge Konnexionen mit der male-
sisch-papuasischen Welt besitzt, fehlt West-Australien jeder Verkehr nach dem
malesischen Norden (s. S. 40).
Ja, nicht einmal indirekt: denn es nimmt nirgends etwas von den malesi-
schen Ingredienzen der ostaustralischen Flora in sich auf. Diese Negative gibt
geradezu den wichtigsten Unterschied, der in der australischen Flora zwischen
Ost und West besteht. Die einzigen Verbreitungs-Tatsachen, die sich allen-
falls als Ausnahmen betrachten ließen, finden sich bei den Lianenartigen der
nördlichen Südwest-Provinz (Clematicissus, Dioscorea, s. S. 318); aber sie sind
nicht zwingend.
Oft hat man auf die Beziehungen hingewiesen, die floristisch zwischen
Südwest-Australien und dem Caplande bestehen. Veranlassung dazu
geben zunächst die geographischen Analogien beider Gebiete: in den Grund-
zügen ihres ganzen Baues, in der klimatischen Differenzierung, in gewissen
Analogien, die die Bodenformen des flachen Vorlandes im Westen aufzuweisen
haben. Daraus ließ sich die Ähnlichkeit der Vegetations-Physiognomie herleiten:
die Herrschaft der dauernd grünen Sklerophyli-Formationen mit großer Mannig-
faltigkeit der Spezies, die in der Tat zuweilen recht übereinstimmende Vege-
tationsbilder hervorbringt. Wohl gemerkt, nur zuweilen. Im großen und
ganzen aber bestehen zwischen der Vegetation des Caplandes und
West-Australiens tief gehende Unterschiede. Es wäre ein verderblicher
Irrtum, sich darüber hinwegzutäuschen, eben weil die äußeren Bedingungen ın
beiden Gebieten so viel ähnliches bieten. Denn gerade in diesem Gegensatz
des Tatsächlichen zu dem Erwarteten liegt eine heilsame Lehre.
Die echte Cap-Region entbehrt im allgemeinen des Baumwuchse®
Einige Arten in den Schluchten der Gebirge bringen es zu arborescenter Statuf,
aber irgend etwas, das sich mit den stolzen Eucalypten, Casuarinen oder auch
Banksien der Südwest-Provinz auch nur entfernt vergleichen ließe, das fehlt
durchaus. In West-Australien dagegen trägt die Eremaea noch in Gegenden, e
klimatisch der Karroo entsprechen, stattliche Bäume und mannshohes Be
Die Cap-Region hat viele Sukkulenten. Schon an den Abhängen ;
Berge von Capstadt wachsen cactoide Euphorbien und sukkulente Mesembrıan
3. Kapitel. Floristische Beziehungen d. extratropischen W.-Australiens zu and. Gebieten. 369
themum im Gestein, auf den Sandhügeln des Nordwestens dominieren Teragonia
und Zygophyllum, auf den karrooartigen Flächen vegetieren Stapelien und
Aloineen, während Spezies von Mesembrianthemum jeder nur denkbaren Form
und Gestalt, aber stets sich gleich in ihrem strotzend fleischigen Laube, überall
die Szenerie beleben. Dem hat West-Australien nichts zur Seite zu stellen.
Nur die Strand-Formationen und das wüstenhafte Binnenland besitzen Sukku-
lenten, und auch diese sind sämtlich trivialen Charakters, indem sie fast kos-
mopolitischen Familien entstammen (Zygophyllum, Chenopodiaceae , Aizoaceae).
Die Cap-Region ist berühmt durch die Fülle ihrer Zwiebel- und Knollen-
Pflanzen. Das unübersehbare Heer ihrer Ziliaceen, Amaryllidaceen und
Iridaceen, die Menge ihrer Erdorchideen, die mannigfaltigen Formen von Oxalıs,
die bulbosen Arten von Pelargonium, Cyphia, Euphorbia u. a. vereinigen sich
zu einer Gesamtheit, die in allen Teilen des südwestlichen Kaplandes von der
größten Bedeutung für die Physiognomie der Landschaft wird. In West-
Australien hat wenigstens die Südwest-Provinz gleichfalls ihre hübschen Lilü-
floren, ihre seltsamen Erdorchideen, ihre Drosera und 7' rachymene-Arten mit
Zwiebeln und Knollen (s. S. 160). Aber selbst wenn sie alle zu gleicher Zeit
blühen würden, wäre der Effekt eine verschwindende Kleinigkeit gegen die Fülle
und Schönheit der Blumenpracht, die in Südafrika die Fluren schmückt, wenn
seine Zwiebelpflanzen blühen.
In der Cap-Region spielen die annuellen Pflanzen eine große Rolle.
Namentlich auf Sandboden ist die Zahl der einjährigen Gewächse, die mit der
Regenzeit kommen und gehen, beträchtlich, und ihre Mannigfaltigkeit hat etwas
Überraschendes. In den trockenen Distrikten sieht man die Sandfelder nach
den feuchten Monaten oft ausschließlich bedeckt von den bunten und zierlichen
Blüten dieser ephemeren Flora. Aber auch die lehm- und tonhaltigen Böden
enthalten eine große Fülle schöner Annuellen. Namentlich Compositen sprießen
“ überall auf, um in gedrängter Masse die Erde mit den grellen Farben ihrer
Blüten zu schmücken. In West-Australien sind es nur die Eremaea und die
_ eremaeisch beeinflußten Landschaften, wo die Compositen stellenweise eine
_ ähnliche Wichtigkeit gewinnen können. In der Siidwest-Provinz dagegen er-
leiden sie an Zahl und Bedeutung empfindliche Einbuße, ohne daß ein ent-
Sprechender Ersatz aus anderen Familien einträte. Abweichend von Südafrika
Sind die Sandböden geradezu arm an Annuellen, nirgends findet sich etwa
Massen-Vegetation davon, wie in Südafrika z. B. am Olifant River; als Vege-
tations-Bildner sind die Annuellen in der Südwest-Provinz relativ ebenso minder-
wertig wie die Zwiebelpflanzen.
Man hat auch floristisch zwischen dem
erkennen wollen. J. D. HOOKER, in seinem berühmten »Introductory Essay «
_ über die Flora Australiens nach Ursprung, Verwandtschaften und ‚Verbreitung,
_ widmet ein eigenes Kapitel den ‚südafrikanischen Zügen der australischen Vege-
tation«, und weist mehrfach darauf hin, daß das südwestliche Australien diese
Beziehungen gewissermaßen in konzentrierter Form zeige.
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien.
Capland und West-Australien Brücken
24
370 Fünfter Teil.
Auf S. 92 seiner Abhandlung gibt er eine Liste von Familien, die in Süd-
afrika und Australien viel artenreicher als irgendwo sonst auf der Erde seien:
»Proteaceae Restiaceae Thymeleae
Compositae Epacrideae, Ericeae. Santalaceae
Irideae Decandrous Papilionaceae and | Anthospermous Rubiaceae«.
Haemodoraceae tribes Podalyrieae an
Buettneriaceae Loteae.
Polygaleae Rutaceae
Er nennt weiter als Gemeinsamkeiten das Vorkommen von Zncephalartos
(in welches Macrosamia einzuschließen wäre) und einer Reihe anderer Gattungen,
die wir hier übergehen können, weil sie in Südwest-Australien nicht von Wich-
tigkeit sind und überhaupt sehr heterogener Natur scheinen. Was J. D. HOOKER
überraschend findet, das ist das Vorhandensein der zwischen Australien und
Südafrika gemeinsamen, der übrigen Erde aber fehlenden Gattungen: Znce-
phalartos, Restio, Hypolaena und Anguillaria. HOOKER nennt ferner als negative
Übereinstimmungen die Seltenheit der Araceen, Lauraceen und Rubiaceen exclus.
Anthospermeae.
Die Fortschritte des Studiums der Verwandtschafts-Verhältnisse im Pflanzen-
reich und die nähere Erforschung der Floristik Australiens lassen obige Liste
heute in anderem Lichte erscheinen, als zu HookErs Zeiten. Es hat sich
herausgestellt, daß die Haemodoraceae, die Polygaleae, die Rutaceae, Thymeleae,
Droseraceae des Caplandes mit denen Australiens nicht unmittelbar verwandt
sind. Man muß es ferner für durchaus zweifelhaft halten, ob die Leguminosen,
manche Compositen, oder die Anthospermeae beider Gebiete in direkter Affinität
zusammenhängen oder ob es nur konvergente Typen sind. Die Epacrideae
gelten längst für eine Parallelbildung der Ericeae.
o bleiben also am Ende nur die Proteaceae und Restionaceae, die aller-
dings eine unbestreitbar wichtige Analogie zwischen dem Capland und Australien
herstellen. Numerisch sind sie dabei in Südwest-Australien weit überlegen,
und es scheint daher der Schwerpunkt der Konvergenz mit dem Caplande in
der Südwest-Provinz zu liegen. Aber das beweist noch keine direktere Ver-
wandtschaft zwischen beiden Gebieten. Es erklärt sich vielmehr zwanglos aus
ihren geographischen Bedingungen: hier wie dort allmählig abgestufte Klima-
differenzen, hier wie dort natürliche Absperrung gegen das Eindringen hetero-
gener Elemente, hier wie dort weite Verbreitung psammogener Böden.
Bevor eine endgültige Beurteilung dieser Beziehungen möglich ist, müssen
noch die Unterschiede geprüft werden, welche zwischen beiden Erd-Gebieten
in floristischer Hinsicht vorhanden sind. Auch dies hat J. D. HOOKER bereits
getan. Er stellt in zwei Verzeichnissen die Familien einander gegenüber, welche
in Australien bzw. in Südafrika schwach oder überhaupt nicht vertreten sind.
Von den typischen Cap-Familien gehören dazu z. B. die Geraniaceae, Oxa-
lidaceae, Aizoaceae, *Bruniaceae, *Penaeaceae, Crassulaceae, Ericeae, Campani“
laceae,*Stilbeae, *Selagineae. Umgekehrt erscheinen unter den typischen Austra-
3. Kapitel. Floristische Beziehungen d. extratropischen W.-Australiens zu and. Gebieten. 371
lien: *Dilleniaceae, Sapindaceae, * Tremandraceae, Pitlosporaceae , * Stackhou-
Ber, ‚Haloragaceae, Myrtaceae, * Goodeniaceae, *Stylidiaceae, Brunoniaceae,
Epacridaccae, Loganiaceae, Myoporaceae, * Casuarinaceae.
Diese stattlichen Listen von Flora-Unterschieden und die tiefen Differenzen
im Vegetations-Bilde des Caplandes und Australiens (s. 5. 369) lassen keinen
Zweifel, wie wir das Verhältnis beider Gebiete floristisch aufzufassen haben.
An eine unmittelbare Einwirkung des einen auf das andere kann nicht gedacht
werden. Die Ähnlichkeiten, die sich finden, erklären sich vielmehr aus zwei
verschiedenen Gründen: die einen gehen zurück auf Entlehnung aus gemein-
samer Quelle, die anderen stellen Konvergenz-Erscheinungen dar.
Jene gemeinsame Quelle ist eine alte südhemisphaerische Flora, der
manche der heutigen Pflanzengruppen angehören und deren weitere Erforschung
noch eine wichtige Aufgabe der entwickelungsgeschichtlichen Pflanzengeographie
verbleibt. Zweifellos gehören ihr z. B. die Z’rofeaceae, Droseraceae und Restio- '
naceae an.
Ein gleichwertiges Gegenstück zu dieser Erschein
borealer Gruppen in Südafrika und in Australien,
Betulaceae, Platanaceae, Fuglandaceae, Berberidaceae USW.
Als Konvergenz-Erscheinung erscheint z. B. die reiche Entwickelung
| gewisser Stämme unter den klimatisch ähnlichen Verhältnissen beider Länder,
: Die etwa der Rutaceae, der Sterculiaceae, der einjährigen Compositae. In gleichem
Sinne umgekehrt die geringe Entfaltung hygrothermer Elemente.
ung bildet der Mangel
wie der Abietineae, der
b. Beziehungen innerhalb Australiens.
Die Beziehungen der einzelnen Teilfloren Australiens untereinander haben
schon durch frühere Autoren eine sehr gründliche Darstellung erfahren. J. D.
HoOKERs bereits genannte grundlegende Arbeit war es, die zuerst ausführlich
darauf einging. Später hat ENGLER die Nachweise der gesamten »Flora Austra-
liensise und der in F. v. MÜLLERS Census zusammengefaßten Nachträge dazu
nutzt, um nochmals die wichtigsten Eigentümlichkeiten der australischen Flo-
ristik auf statistischer Grundlage darzustellen.
Das Material dieser beiden Forscher ist zahl
ausgearbeitet, und überall sind die Prozent-Sätze bis
worden. Trotz dieser bewundernswerten Genauigkeit aber gibt es kein getreues
& Bild der wahren Verhältnisse, und konnte nie dazu im stande sein. Denn beide
E benutzen (wie ja auch BENTHAM in der Flora Australiensis tut) die politische
_ Einteilung Australiens zur Bildung ihrer Rubriken. ENGLER war sich der Bedenk-
4 lichkeit dieses Verfahrens bis zu einem gewissen Grade bewußt; er sagt, daß
iete »zu noch
enmäßig auf das detaillierteste
auf die Dezimale berechnet
der Tabelle ebensoviel Jahre
n Resultate könnten wir auch
24*
Wären aber für die Ausarbeitung
als sie Monate erforderte; die sich ergebende
372 Fünfter Teil.
durch anderweitige Erwägungen ergänzen«'). Diese Auffassung ENGLERS drückt
sich auch aus, wenn er meint, »die politische Einteilung Australiens entspricht
viel mehr als politische Einteilungen anderer Länder der naturgemäßen«. Wir
wissen heute, daß diese Ansicht die Differenzen zwischen der politischen Um-
grenzung und der natürlichen Gliederung bedeutend unterschätzt, und daß jede
eingehende Darstellung der floristischen Beziehungen innerhalb Australiens eine
sänzliche Neubearbeitung des Materiales auf Grund seiner natürlichen Gliederung
notwendig voraussetzt: jene Arbeit also, die ENGLER bereits als sehr zeitraubend
erkannte, und die sich gegenwärtig überhaupt noch nicht wirklich zuverlässig
leisten läßt.
Die formalen Mängel der Registrierung also sind schuld daran, daß weder bei
HOOKER noch bei ENGLER das wesentlichste Faktum der ganzen australischen
Floristik hervortritt: das Vorhandensein der Eremaea-Flora. Diese Flora ist in
ihren Listen und Tabellen verborgen in den Zahlen für Queensland, für New
South Wales, für Victoria, für Süd-Australien, für West-Australien: überall kom-
biniert mit den heterogenen Floren der küstenwärts gelegenen Distrikte. Es liegt
auf der Hand, daß auf diese Weise die interessantesten Eigentümlichkeiten des
floristischen Wesens verloren gehen.
Der floristische Dualismus, der in jenen fünf Gebieten besteht und dem
für West-Australien in unserer ganzen Darstellung eine maßgebende Wichtigkeit
beigelegt werden mußte, wurde zuerst von R. TATE für Süd-Australien richtig be-
wertet und gebührend hervorgehoben. Er schied dort die »Eremian Region«, von
der »Euronotian Region« und teilte gleichzeitig durch genaue Analysierung der
ganzen südaustralischen Flora alle Einzelheiten mit, die zu einer erschöpfenden
Charakteristik des floristischen Besitzstandes beider Regionen notwendig sind.
Neben diesen beiden in Süd-Australien nebeneinander liegenden Gebieten
kennt TATE in Australien nur noch die »Autochthonian Flora«, welche unserer
Südwest-Provinz entspricht. Die Zukunfts-Floristik Australiens wird stets mit
den drei von TATE umgrenzten Kategorien rechnen müssen, dann erst wird sie
ein getreues Bild der Beziehungen der einzelnen Teile zu schaffen im stande sein.
Es ergibt sich bei dieser Sachlage, daß die Stellung der Flora West-
Australiens innerhalb Australiens sich wiederum nur richtig verstehen läßt, wenn
man Südwest-Provinz und Eremaea-Provinz sondert.
a. Eremaea-Provinz.
Der eremaeische Anteil West-Australiens war zu HOOKERs Zeiten noch SO
gut wie unbekannt; nur DRUMMOND hatte ihn an seinem Saume berührt.
Deshalb beziehen sich die Berechnungen HooKERs fast durchaus auf die Südwest-
Provinz und müssen dort betrachtet und beurteilt werden.
Auch heute ist unsere Kenntnis des Eremaea-Gebietes noch recht lückenhaft
und das Material von dort in Anbetracht der Ausdehnung des Landes dürftig zu
nennen. Aber eines hat sich bereits ganz unbestreitbar ergeben: die west-
1) ENGLER, Versuch einer Entwickelungsgeschichte. I. 14 (1882).
3. Kapitel. Floristische Beziehungen d. extratropischen W.-Australiens zu and. Gebieten. 373
australische Eremaea bildet keine selbständige Wesenheit, in biogeographischem
Sinne besteht sie überhaupt ‚nicht gesondert, sondern da läßt sich nur von
»Eremaea« im ganzen reden,
Zwar müssen wir heute noch etwa 40 Prozent der in der westaustralischen
Eremaea heimischen Spezies als endemisch rechnen, aber es wäre irrig, daraus
auf eine floristische Sonderstellung des Westens schließen zu wollen. Denn
erstens wird sich bei näherer Erforschung der gesamten Eremaea jene Zahl
bedeutend vermindern. Zweitens setzt sie sich zusammen aus Spezies geringeren
Ranges, d. h. systematisch nicht besonders ausgezeichneten Arten. Drittens
sind die wirklich wichtigen Arten schon gegenwärtig in der ganzen Eremaea
nachgewiesen. Wie weit auch der allgemeine Charakter der Vegetation inner-
halb ihres Bereiches übereinstimmt, läßt sich am besten beurteilen, wenn man
eine Schilderung aus Ost-Australien mit den Verhältnissen des Westens ver-
gleicht. In den ı867 von W. WOooLLs publizierten Beiträgen zur Flora von
Australien z. B. findet sich ein Aufsatz »Plants on the Darling«'). Dort werden
zahlreiche Charakter-Pflanzen des Darling-Gebietes genannt, die fast sämtlich
im Westen in hervorragenden Rollen wiederkehren: z. B. Zavatera plebeia
(Malv.), Clianthus Dampieri (Legum.), Eremophila (Myopor.), Cassia Sturtiu
(Legum.), Lotus australis (Legum.), viele Immortellen, Zugosia hakeifolia (Malvac.),
Zygophyllum (Zygophyli.), Dodonaea (Sapind.), Chenopodiaceae, Exocarpus aphylla
(Santal.), Zusanus acuminatus (Santal.), Scaevola spinescens (Gooden.), Stipa
elegantissima (Gramin.).
Die Einheitlichkeit der Eremaea-Flora ist bisher von den Pflanzengeographen
nicht genügend erkannt und gewürdigt worden. Aus diesem Grunde ist auch
erst wenig untersucht worden, welche Beziehungen diese Flora bietet und wie
sie sich gebildet haben mag.
| HOORER allerdings deutet bereits stellenweise ihre nahe Verwandtschaft zu
2 der Flora des tropischen Australiens an, und weist für diese einen im wesent-
5 lichen trivial-palaeotropischen Charakter nach. In der Tat läßt auch die Flora
‘ der Eremaea noch viel von diesem palaeotropischen Grundgewebe erkennen.
Folgende wichtige Genera, der eremaeischen Flora sind bekannte subkosmo-
politische oder für die Palaeotropen bezeichnende Typen; sie stellen in der
_ Eremaea-Flora das »exotische Element« dar, wie TATE?) sich ausdrückt.
Jonidium (Yiol.) Brachychiton (Stercul.) Crotalaria (Legum.)
Zygophyllum (Zygophyli.) Atriplex (Chenopod.) ben Kite (Legum.)
Nitraria (Zygophyll.) Chenopodium (Chenopod.) Cassia (Legum.)
Tribulus (Zygophyli.) Kochia (Chenopod.)
Tavatera (Malvac.) Bassia (Chenopod.) Solanum (Solan.)
= ‚ Salicornia (Chenopod.) Heliotropium (Bort.)
Trianthema (Aizoac.) ram.)
Triodia (Gram.)
Abutilon (Malvae.) Boerhavia (Nyctag.)
-2) W. Wootıs, A Contribution to the Flora of Australia. Sydney 1867, 19220
2.
2) R. TATE in »Australas. Assoc. Advanc. Science. Report I. Meeting.« Sydney 1888, 317.
374 Fünfter Teil.
Die meisten dieser Pflanzen fehlen in den extraeremaeischen Teilen Austra-
liens oder sind dort relativ nur sparsam vertreten.
Vielfach aber hat bei solchen Elementen in der Eremaea eine mehr oder
minder folgenschwere Weiter-Entwickelung stattgefunden. In besonders hohem
Grade bei den Amarantaceen, bei den Malvaceae, ferner bei Dodonaea; auf
nördliche Einflüsse weisen vielleicht auch die Santalaceae, Acacia und Euca-
lyptus, die ja freilich nicht beschränkt sind auf die Eremaea.
Andere Elemente der Eremaea sind genetisch weniger leicht zu verstehen.
Für die so zahlreichen Chenopodiaceae und Myoporaceae der Eremaea kommt
man der Wahrheit wohl am nächsten, wenn man annimmt, daß sie der Fort-
bildung ursprünglich litoraler Typen ihr Dasein verdanken, Dagegen bleibt
der Anschluß der Gyrostemoneae (Phytolaccac.), der eigentümlichen Chloanthinae
und Zachnostachydinae (Verbenac.), sowie auch der meisten Immortellen-Com-
positen sehr problematischer Natur.
Alles in allem ergibt sich, daß die Eremaea-Flora, im ganzen betrachtet,
die stärkste Affinität zur Flora des tropischen Nord-Australiens be-
sitzt. Diese Affinität ist so groß, daß beide ganz allmählich in einander über-
gehen und keine scharfe Begrenzung zwischen sich dulden.
Viel geringer ist die Verwandtschaft zu den extratropischen Floren. Wir
sahen zuvor, daß in West-Australien Eremaea-Flora und Südwest-Flora oft sich
durchkreuzen: daß sich auf Sand noch mitten in der Eremaea südwestliche
Gattungen finden, während umgekehrt ganze Formationen von eremaeischer
Färbung sich in die Südwest-Provinz hineinschieben und sie am Litoral sogar
förmlich umfassen. Trotzdem scheint es selten zu einem wirklich fruchtbaren
Austausch beider Floren gekommen zu sein. Die echt südwestlichen Gruppen
haben innerhalb der Eremaea in der Regel keine Weiterbildung gewonnen.
Selten sieht man Abzweigung eremaeischer Äste von südwestlichen Stämmen:
vielleicht hier und da bei Eucalyptus oder Acacia. Häufiger scheint noch
das umgekehrte stattgefunden zu haben: viele Acacien, Eucalypten, Compo-
siten, manche Santalaceen, Dodonaca etc. des Südwestens sehen aus wie Deri-
vate der Eremaea-Flora. Näheres darüber bleibt dem nächsten Abschnitt vor
behalten.
Im südöstlichen Australien ist die Durchdringung der Eremaea-Elemente mit
den Typen der Küsten -Flora viel inniger. Schon die klimatischen Momente
begünstigen das. Überhaupt liegen dort die Verhältnisse viel komplizierter als
im Westen, weil das hygrotherme malesische Element und die »antarktischen«
Beimengungen hinzukommen und die Flora beträchtlich vielseitiger gestalten.
ß. Südwest-Provinz.
Alle Autoren, die die Floristik Australiens erörtert haben, anerkennen die
große Selbständigkeit des Südwestens und betonen nachhaltig seinen Gegensatz
zum übrigen Erdteil. Wie wir gleich sehen werden, hatten die Anschauungen
der Früheren noch etwas sehr verschwommenes, da die geographische Begren-
3. Kapitel. Floristische Beziehungen d. extratrop. W.-Australiens zu anderen Gebieten. 375
zung der westlichen Flora unsicher war. Aber schon ihnen fiel die ungemein
reiche Entwickelung aller »typisch australischen« Elemente und ihre reine Ent-
faltung im Westen auf. Später veranlaßte das TATE, die südwestliche Flora,
die er schon viel sicherer zu begrenzen wußte, als die »autochthone« zu
bezeichnen. Diesen Namen habe ich geflissentlich vermieden, weil er sich an
bestimmte genetische Vorstellungen knüpft, die ich mir nicht zu eigen machen
kann. TATE’) nimmt an, das »autochthone« Element sei der älteste Bestandteil
der ganzen australischen Flora; seine Wiege habe es auf dem Kontinent selbst
gehabt, in der Kreidezeit sei es zersplittert worden und habe von da ab im
Südosten ein mäßiges Auskommen gefunden, in der Eremaea starke Modifi-
kationen erlitten und nur im Westen Erhaltung und reiche Weiterbildung ge-
winnen können. Andere Autoren gingen sogar noch weiter und behaupteten,
die »autochthone« Flora sei ursprünglich überhaupt nur in West-Australien vor-
handen gewesen und habe sich erst später von dort über den Rest des Erd-
teiles verbreitet.
Will man beurteilen, wie weit diese Auffassung berechtigt ist, so muß man
die heutigen Beziehungen der südwestlichen Flora in erster Linie prüfen, In
dieser Beziehung hat schon J. D. HOOKER wichtige Tatsachen aus seinem
Daten-Material herausgelesen. »Wenn man die extratropische Flora Australiens
untersuchte, sagt erl. c. S. 50, »so ist die erste Erscheinung, die die Aufmerk-
samkeit auf sich lenkt, der merkwürdige Unterschied zwischen dem östlichen
und westlichen Viertel, zu dem im tropischen Gebiete sich nichts Analoges
findet< .... Eine versuchsweise Schätzung »mag dazu dienen eine annähernde
Idee von der Größe dieses Unterschiedes zu geben, der umso wichtiger ist,
weil die Erscheinung, glaube ich, ohne Parallele in der Pflanzengeographie
dasteht. Diese Floren enthalten nach meiner Berechnung etwa:
Südwesten Südosten, mit Tasmanien
Arten 3000
So weit ich ermitteln kann, sind von den südöstlichen Arten etwa ’/, noch über
jenes Gebiet hinaus verbreitet, aber nur ‘),, davon finden sich in Südwest-
Australien«.
HOOKER fährt dann fort mit der Darlegung, daß die floristischen Eigen-
tümlichkeiten und Gegensätze jener beiden Gebiete Australiens nicht dem Be
sprechen, was man erwarten sollte. Beide Länder lägen unter der selben Breite;
ihre physischen Bedingungen seien nicht besonders verschieden, ser
lange nicht so verschieden, wie bei anderen Ländern (z. B. Griechenland e
Spanien), die nicht solche Kontraste böten. Sie lägen nur 1700 (engl.) Meilen
voneinander entfernt, und es sei überall Land dazwischen. Nach Analogie mit
anderen Gebieten sollte man die reichere Flora gerade von Süd-Ost-Australien
1) R. TATE in Australas. Assoc. Advanc. Seience. Report I. Meet. Sydney 1888.
376 Fünfter Teil.
erwarten: sein Areal ist viel größer, es hat viele ansehnliche Flüsse, ausge-
dehnte Bergzüge und feuchte Waldungen. »Aber das ist durchaus nicht der
Fall, denn trotzdem das weit größere Areal das bei weitem besterforschte ist,
viel mannigfaltigere Bedingungen gewährt und mehr Familien und Gattungen
beherbergt, haben diese doch um mehrere Hundert weniger Arten«.
Zur Erhärtung dieser wichtigen Tatsachen stellt J. D. HoOkER (I. c. S. 51)
die größten Gattungen beider Gebiete zusammen, und zeigt, wie gering die
Zahl der gemeinsamen Arten ist. Um zu zeigen, sales Art die Befunde sind,
gebe ich die zweite jener Tabellen (die südwestaustralischen Genera enthaltend)
hier wieder, absichtlich genau in der HooKErschen Anordnung, nur in den
Zahlen-Verhältnissen dem gegenwärtigen Stande unserer Art- Auffassung und
unserer geographischen Kenntnisse angepaßt
Arten in davon auch in Arten in davon auch in
W. ai al. SO.-Austral. W.-Austral. SO.-Austral.
Acacia (Legum.) 144 11 Lasiopetalum (Stereul.) 23 I
Grevillea (Prot.) 112 5 Calothamnos (Myrt.) 22 we
Leucopogon (Epacrid.) 88 - Xerotes (Lil) 22 a
ca (Myrt.) 80 3 Lepidosperma (Cyper.) 2 4
Hakea (Prot.) 74 3 Darwinia (Myrt.) 21 ==
Stylidium (Stylid.) 69 3 ne (Legum.) 21 2
moßhila (Myopor.) 63 ıı ersonia (Epacr.) 20 SS
Eucalyptus (Myrt.) 53 8 (0) ai (Comp.) 20 4
Hibbertia (Dillen.) 52 T Oxylobium (Legum.) 20 =
andra (Prot.) 48 [e) Hydrocotyle (Umbell.) 19 5
Schoenus (Cyper.) 47 3 Caladenia (Orchid.) 19 3
Daviesia (Legum.) 46 2 Olearia (Compos.) 18 3
Verticordia (Myrt.) 46 _ Gahnia (Cyper.) 18 6
Scaevola (Gooden.) 39 5 Adenanthos (Prot.) 17 ,
Boronia (Rut.) 38 I Astroloma (Epaecr.) 17 ı
Banksia (Prot.) 37 — tipa (Gramin.) 17 8
Baeckea (Myrt.) 37 2 Pityrodia (Verben.) 17 25
Goodenia (Gooden.) 36 5 asuarina (Casuar.) 17 3
Dampiera (Gooden.) 36 1 Bossiaea (Legu 17 .
onostylis (Amaryll.) 34 _ Helichrysum (Compos.) 17 5
Petrophila (Prot.) 34 — Comesperma (Polygal.) 16 5
Gastrolobium (Legum.) 33 1 Microcorys (Lab.) 16 SE;
Helipterum (Compos.) 33 12 Restio (Restion.) 16 BeN=
richinium (Amaral.) 32 8 (1) | KÄochia (Chenopod.) 16 7
Drosera (Dros.) 32 2 Leschenaultia (Gooden.) 16 u
Pimelea (Thymel.) 32 5 Calandrinia (Portulac.) 15 7
Calythrix (Myrt.) 30 I Thysanotus (Lil.) 15 “
Facksonia (Legum.) 29 —_ Beaufortia ( ) 15 SE
Conospermum (Prot.) 28 Er Gompholobium (Legum.) 15 me
Haloragis (Halorag.) 27 5 Xanthosia (Umbell.) 14 2
Jsopogon (Prot.) 27 —_ Solanum ( 14 9
Hemigenia (Lab.) 26 — triplex (Chenopod.) 14 er
Dodonaea (Sapind.) 26 6 (1) Cryptandra (Rhamn.) 14
Persoonia (Prot.) 25 E— Gnephosis (Compos.) 13 .
Thomasia (Stercul.) 23 I Logania (Logan.) 13 4
3. Kapitel. Floristische Beziehungen d. extratrop. W.-Australiens zu anderen Gebieten. 377
Arten in davon auch in Arten in davon auch in
W.-Austral. SO.-Austral. W.-Austral. SO.-Austral,
Thelymitra (Orchid.) 13 6 Chamaelaucium (Myrt.) 12 —_
Patersonia (Irid.) 13 — Scholtzia (Myrt.) 12 =
Hypocalymma (Myrt.) 18 _ Trachymene (Umbell.) 12 E=
Phyridium (Rhamn.) 13 _ Scirpus (Cyper.) 12 9
Brachycome (Compos.) 12 3
Diese Ergebnisse stimmen bei aller Änderung der Ziffern in sämtlichen
wesentlichen Punkten mit HOOKERs Ermittelungen, die nun bald 50 Jahre zu-
rückliegen. Trotz der Gleichartigkeit unseres Materiales aber sind wir heute
zu wesentlich anderen Auffassungen veranlasst als HooKER. Der Gegensatz
liegt nämlich nicht zwischen Südwest und Südost, sondern Süd-
west und Eremaea. Unsere Liste würde prinzipiell ganz gleich ausfallen,
wenn wir Südwest und Eremaea zum Vergleich brächten. Die kontrastieren-
den Gebiete sind also nicht 1700 Meilen von einander getrennt, sondern sie
berühren sich unmittelbar. Und damit werden die spekulativen Bedenken und
Einwendungen HoOKERs größtenteils gegenstandslos; oder vielmehr sie müssen
nach ganz anderer Richtung gewendet werden. Die Frage der Beziehungen
West-Australiens zerlegt sich in zwei: welche Beziehungen bestehen zwischen
Südwest-Provinz und Eremaea, und welche zwischen Südwest-Provinz und dem
- Südosten Australiens ?
ı. Floristische Beziehungen der Südwest-Provinz zur Eremaea.
Wie die Durchdringung und Mischung südwestlicher und eremaeischer
Flora sich vollzieht, ist an vielen Stellen unserer Darlegung beschrieben worden.
Ich glaube auf nochmalige Wiederholung dieser Dinge verzichten zu können,
und erinnere nur kurz an den eremaeischen Charakter der ganzen Litoral-Flora,
an die Invasion der Eremaea auf dem lehmigen Terrain der Übergangs-Land-
schaften, auf die floristische Mengung beider Floren besonders in den nörd-
_ lichen Landschaften. Der Distrikt Irwin gewinnt dadurch manches Eigenartige,
aber gleich die erste Exploration dieses Gebietes durch DRUMMOND bw
‚schlagend, daß seine Vegetation »noch typisch die des Swan River« ist, wie
Sich J. D. HOoOKER ausdrückt (Introduct. Ess. Fl. of Austr. S. 38).
Die große Verschiedenheit der echten Eremaea-Flora von der südwestlichen
geht aus der eben mitgeteilten Liste und den Ausführungen S. 363 ff. ohne
_ weiteres hervor. Es bleibt zu sagen, daß diese Differenzen schon von J. D.
_ und 2. den Gegensatz der »reicheren«
HOOoKER deutlich erkannt worden, aber in ihren Bedingungen nicht richtig ver-
da er stets die südöstliche Ecke Australiens mit
lora des Zwischenstückes
hiedene Probleme:
nämlich ı. die floristische Gegensätzlichkeit des Westens und der Ben
Flora des Westens und der »ärmeren«
des von der Natur viel mannigfaltiger ausgestatteten Südostens.
Wir haben vorläufig nur die erste zu betrachten, die floristische Gegen-
378 n Fünfter Teil.
sätzlichkeit des Westens und der Eremaea. Alles Tatsächliche darüber ist
schon mitgeteilt. Wir haben nur eine beschränkte Zahl von Spezies gefunden,
die in beiden Gebieten zugleich allgemein verbreitet sind. Es waren meist
annuelle oder epigaeisch ephemere Gewächse (S. 340). Die für die Eremaea
bezeichnenden Gattungen gewinnen in den Grenz-Bezirken der Südwest-Provinz
nicht nur Siedelplätze für ihre Arten, sondern bringen es mitunter sogar noch
zu morphologischer Weiter-Bildung. Die Verbenaceen sind dafür ein Bei-
spiel (S. 367). Auch die Gattung Trichinium hat echt südwestliche Spezies
produziert, so das schöne Trichinium Manglesu. Das selbe gilt von den
annuellen Compositen, die in der Eremaea unstreitig ihr Haupt-Quartier be-
sitzen, in der Südwest-Provinz jedoch ebenfalls endemische Arten hervorgebracht
haben, so Helipterum, so Angianthus u. a.
Aber das alles beeinträchtigt kaum den durchgreifenden Gegensatz, der
beide Floren trennt. Es ist heute noch nicht möglich, diesen Gegensatz aus
den Bedingungen restlos verständlich zu machen. Wohl aber können schon
wichtige Beiträge zu seiner Erklärung beigebracht werden, die natürlich teils
geographischer, teils genetischer Natur sind.
Geographisch betrachtet, sieht man die Eremaea-Flora ein sehr einförmiges
Gebiet besitzen, das in seiner ganzen weiten Erstreckung über den australi-
schen Erdteil edaphisch vielfach entsprechende und sich wiederholende Be-
dingungen gewährt, während es klimatisch sehr gleichwertige Züge bietet.
Größere Verkehrs-Hindernisse fehlen. Es sind also sämtliche Voraussetzungen
erfüllt für jene weite Verbreitung formbeständiger Typen, wie sie tat-
sächlich in der Eremaea-Flora so häufig ist. Die klimatische Launenhaftigkeit
der Niederschläge erschwert regeren Import aus den Gebieten geregelter Pe-
riodizität. Namentlich aus den Winterregen-Gebieten scheint die Einwanderung
beinahe verhindert zu sein; denn erst im Westen in den Grenzstrichen südlich
vom 30°, wo jene Winterregen, wenn auch noch so abgeschwächt, zur Geltung
kommen, da gelingt es bei gewissen edaphischen Konstellationen dem südwest-
lichen Kontingente Breschen in die Eremaea-Flora zu legen. Es sind das die
Flächen mit sandigen Deckschichten. Auf diesen durchlässigen Böden ist die
Befeuchtung für die meisten Eremaea-Elemente, welche entweder Grundwasser-
Pflanzen oder ephemere Kräuter sind, nicht langwährend genug. Die psammo-
philen Kleinsträucher dagegen, die aus günstiger situierten Gebieten des Süd-
westens stammend, durch allmähliche Einschränkung ihrer. Ansprüche auch
minimale Befeuchtung zu nutzen verstehen, so lange nur sicher auf sie g*
rechnet werden darf, befinden sich den Eremaea-Elementen gegenüber im
Vorteil.
2. Floristische Beziehungen der Südwest-Provinz zu Südost-Australien.
Die Betrachtung der floristischen Elemente in der Südwest-Provinz deckt
sehr zahlreiche Beziehungen zum Südosten Australiens auf, jenen Gebieten des
Erdteiles, die um die ganze Breite der Eremaea entfernt von einander liegen
Solche Beziehungen bestehen in jeder denkbaren Abstufung. Zwar nur selten
3. Kapitel. Floristische Beziehungen d. extratrop. W.-Australiens zu anderen Gebieten. 379
verstärken sie sich zu unmittelbarer Identität von Spezies hüben und drüben
(. 5. 353, 355), aber schon die Zahl der Gattungs-Gruppen, die beider-
seits vorkommen, erreicht eine bedeutende Höhe, während die gemeinsamen
- Genera mit disjunktem Areal ganz überraschend zahlreich sind (s. 22463).
Ferner zeigen die Endemismen des Südwestens mannigfache Verbindung mit
südöstlichen Floren-Elementen, teils als vikariirende Vertreter, teils als Fort-
bildungen östlicher Typen (s. S. 360).
In der Tat ergibt schon eine rein floristische Betrachtung der beiden extra-
tropischen Winterregen-Regionen Australiens große Übereinstimmungen
beider Gebiete, sobald sie sich über die pure Spezies-Statistik erhebt und
auf die Verwandtschafts-Verhältnisse Rücksicht nimmt.
Bisher hat man stets die Verschiedenheiten hervorgekehrt, und namentlich
HOOKER war es, dessen Ausführungen ganz unter dem Eindruck dieser Ver-
schiedenheiten stehen. Dass daran z. T. die Mangelhaftigkeit seines Materiales,
welche die Vermengung mit der Eremaea veranlasste, Schuld gewesen ist,
habe ich schon erwähnt (s. S. 377). Auf andere Gründe wird gleich näher
einzugehen sein.
Zur Erkenntnis der wahren Unterschiede zwischen Ost und West
im südlichen Australien ist folgendes hervorzuheben.
Das südöstliche Gebiet besitzt zwei Floren-Elemente, die dem west-
lichen vollkommen fehlen: das malesische und das antarktische. Das
malesische Element wird immer mächtiger, je mehr man nach Norden kommt,
es kulminiert im nordöstlichen Queensland, macht sich aber selbst an der Süd-
‚Spitze Tasmaniens noch geltend. Das antarktische Element beschränkt sich
auf die südlichen Teile und erlischt schon im südlichen New South Wales,
ist aber in den höheren Gebirgs-Lagen wichtig. Beide Elemente sind etwas
hygrophil. Dadurch werden sie in den extratropischen Gegenden vielfach
zu Konkurrenten des echt australischen »autochthonen« Elementes der Flora,
_ welches ähnliche Neigungen besitzt. Das zeigt sich z. B. trefllich an der
_ montanen Flora der südöstlichen Gebirge, wo jenes »autochthone« Element
; sichtlich an Kraft gewinnt. In den niederen Lagen wird es oft vom male-
Sischen verdrängt. Diese doppelte Konkurrenz erklärt z. T. die von HOOKER
daß die südöstliche Flora trotz der
als merkwürdig verzeichnete Tatsache, N
größeren Mannigfaltigkeit der Bedingungen nicht so sartenreich« wie die süd-
- Westliche ist. :
Damit kommen wir auf die Wertung dieses Arten-Überschusses der Süd-
= west-Provinz. HOOKER legt auf diesen Überschuß großes Gewicht, weil bei
_ ihm die Spezies eben noch vergleichbare Größen sind, und findet ihn aus be-
. reits erörterten Gründen recht auffällig (S. 375 ff). Dem gegenüber hat ENGLER
in »Versuch einer Entwickelungsgeschichte« II. 48—5ı die modernere Auf-
fassung betont und es ausgesprochen, daß der Vorzug ra en
; in der »Mannigfaltigkeit« seiner Flora liegt, sondern in dem Besitze reic 5
_ Formen besteht, welche sich in gewissen Gattungen dort neu entwickelten. ’s
_ Würde sich u als zweiter Unterschied zwischen Ost- und West-Australien die
380 Fünfter Teil.
bedeutendere Rolle und die größeren Erfolge des progressiven
Endemismus in der Südwest-Provinz ergeben.
Dieser Vorzug des Südwestens hängt mit dem Mangel jener beiden kon-
kurrierenden Elemente zusammen. Südwest-Australien ist klimatisch so gut
abgeschlossen, wie kaum ein anderes nicht insulares Gebiet der Erde. Daher
ist seine Flora im Kerne einheitlicher, als selbst die Flora des Caplandes. Sie
bewohnt ein klimatisch reich, aber ganz gleichmäßig abgestuftes Land. Und
dadurch wird sie fähig, in idealer Weise zu zeigen, wie eine Flora, ganz
auf sich selbst gestellt und unbehindert von fremdem Wettbewerb,
von den Bedingungen ihrer Heimat sich formen läßt.
Es ist richtig, daß »Ost-Australien klimatisch vor West-Australien insofern
bevorzugt ist, als es eine viel größere Mannigfaltigkeit von Existenz-Bedingungen
den Pflanzen gewährt; dieser Mannigfaltigkeit der Existenz-Bedingungen entspricht
aber auch eine viel größere Mannigfaltigkeit der daselbst entwickelten Typen.
Mag daher Ost-Australien auch mehr als noch einmal so groß sein wie die
südwestliche Ecke von, Australien, so ist eben von diesem großen Areal ein
großer Teil von vornherein für eine eigenartige Entwickelung verloren. ....
Dieser Umstand hat einerseits zur Folge, daß die Entwickelung neuer Formen
und somit die eine Art von Endemismus dadurch geschwächt wird«'). Gleich-
sinnig ferner wirkt es, daß in Ost-Australien jene überaus regelmäßige Ab-
stufung der Niederschlags-Zonen fehlt, die für den Südwesten so charakteristisch
ist, und die der Floren-Entwickelung jene Stetigkeit verleiht, die allein zu
großen Erfolgen führen kann. Von der langen Küstenlinie der Südwest-
Provinz gelangen die Formen bei den Wanderungen ins Innere unter Verhält-
nisse, die die Funktion der Teile ganz allmählich in tausendfältig verschie-
dener Weise umgestalten und damit tausendfältig verschiedene Formen aus-
lösen. In Südost-Australien wird dieser Prozeß, der Ruhe und Stetigkeit
braucht, von einem ungestümeren Konkurrenz-Kampf bis ins Innerste gestört.
Das malesische und antarktische Element greifen ein. Die eremaeischen Züge
des Klimas sind nicht so reinlich aus dem Küstenklima ausgeschieden, wie im
Westen, sondern machen sich oft bis zur Strand-Linie wahrnehmbar: also auch
das eremaeische Element wird viel gefährlicher. Die Folge. ist schließlich im
Südosten Australiens eine bunt gemengte Flora, wo wenig Raum für ruhige
Entfaltung bleibt, die »euronotische«; im Südwesten eine einheitliche, die zur
Auslösung eigener Anlagen freie Bahn findet, die sogenannte »autochthone«
(s. S. 372).
Es bleibt die Frage, worin die Gemeinschaft, die sich trotz allem zwischen
Ost und West noch nachweisen läßt, im einzelnen zum Ausdruck kommt.
Viele Züge, die man übersieht, wenn man von den Unterschieden zu sehr sich
bestimmen läßt, wurden oben (S. 350) bereits angeführt. Es stellte sich heraus,
daß sogar unter den westlichen Endemismen noch viele mit östlichen Formen
in Beziehung stehen: teils als vikariierende Typen, teils als fortgebildete Generä.
1) ENGLER, Versuch einer Entwickelungsgeschichte. II. 48.
3. Kapitel. Floristische Beziehungen d. extratrop. W.-Australiens zu anderen Gebieten. 381
Diese Fortbildung von Typen, die auch im Osten vorkommen, ist überhaupt
ein interessanter Zug in der Flora der Südwest-Provinz. Es wurde in einem
der vorhergehenden Kapitel (S. 361) bereits mit- mehreren Beispielen ausführ-
lich erörtert. Wir fanden in morphologischen Progressionen (Stawellia, Dam-
fiera, Melaleuca, Nematolepis, Coleanthera, Oligarrhena etc.) sowohl wie in
funktionell spezialisierter Gestaltung (Proszantheroideae, Hibbertia, Grevillea,
Chamaelaucieae, Involukren bei Endemismen [S. 361)) klare Anzeichen, daß
jene Formenkreise »erst innerhalb von West-Australien ins Dasein getreten
sind« (S. 362), und gewinnen damit untrügliche Beweise von Zusammenhängen,
die für genetische Fragen von beträchtlicher Bedeutung sind.
So ergibt sich Gemeinsamkeit vieler wesentlicher Züge in den Floren von
Südwesten und Südosten schon aus der intensiveren Elementar-Analyse. Sie
tritt aber schlagender hervor in der physiognomischen und floristischen
Übereinstimmung, die zwischen ganzen Formationen besteht. Es
_ muß hier genügen, an wenigen Bildern dies mit ein paar Strichen zu erläutern.
Besteist man aus der fast eremaeisch gefärbten Küsten-Landschaft der
Gegend von Adelaide die Höhe des Plateaus, so wiederholt sich an Mount
Lofty gänzlich die Szenerie des Darling Range. Die Bäume stehen dichter
beisammen als im Vorland, der strauchige Unterwuchs bedeckt gedrängter den
_ Boden, die Senken bergen noch im Januar frisches Wasser, die Grasbäume
(Kanthorrhoea quadrangulata) beherrschen stellenweise ganz das Gepräge des
Unterholzes. Grevillea, Hakea, Isopogon, Banksia, Leucopogon, Dawiesia, Pul-
tenaea und andere uns im Westen geläufige Sklerophyll-Genera finden sich in
dem mannigfachen Strauchwerk.
Recht südwestlich im Habitus ist auch die Heide-Formation wie sie an der
_ Küste unweit von Melbourne, z. B. bei Sandringham, entwickelt ist. Ich habe
diese Vegetation nur im Hochsommer gesehen; sie mag daher nicht in allen
Einzelheiten ganz natürlich sich mir eingeprägt haben.
_ Genauer aber konnte ich den Plateau-Abfall in New-South-Wales kennen
lernen, als ich ihn Ende April besuchte. Es war nördlich von Hawkesbury
_ River, wo ich in die obere Zone des Sandstein-Abfalles bei etwa 200 m U M.
eintrat. Der Boden zeigt sich sandig, zuweilen kiesig und felsig. Ein lichter
| Eucalyptus-Wald ist durchmischt mit Aylomelum pyriforme (Prot.). Gegen die
höheren Regionen beginnt der Unterwuchs außerordentlich zuzunehmen, zuletzt
Wird er ganz dicht. Eine bipinnate Acacia (A. discolor Wild.) und eine Phyllodinen-
_ Spezies (A. suaveolens Willd.) blühen mit blaßgelben Blüten. Zahlreiche Broken
‚een sind auf dem Plan, z. T. hoch gereckte Büsche. Von /sopogon erinnert
Eine Art (7. anemonifolius Knight) durchaus an den westlichen I. JUrREHENE R. Er
Die schöne Lambertia formosa 5m. übernimmt die Rolle der westlichen L. multı-
fora. Von Grevillea gibt es zwei Arten, die eine (G. sericea R. Br.) mit kahlem,
a { ifolia R. Br.). Schöne niedrige Banksia
_ Schmücken mit roteelben Blüten-Zapfen die ganze Fläche. Xanthorrhoca-Arten
_ (K Mastilis R. Br. und X. arborea R. Br.) sind dazu gesellt. Mannigfaltig ke:
z P ersoonia, teils breitblättrig, teils ericoid. Im Unterwuchs sieht man eine
382 Fünfter Teil.
Pimelea (wie die P. sylvestris des Westens), Xanthosia pilosa Rudge, Trachymene
linearifolia (Cav.), Patersonia, Haemodorum planifolium R. Br.; Tetratheca erici-
folia Sm. breitet sich am Boden aus. Eine Hibbertia und mehrere annähernd
ericoide Leguminosen fehlen nicht. Das Ganze ist so durchaus westlich, daß
man sich an irgend einen Punkt der echten Südwest-Provinz versetzt glaubt.
Am größten ist die Ähnlichkeit mit der Jarra-Zone, ganz besonders mit den
lichten Wäldern nördlich von King George Sound, an die ich aufs lebhafteste
erinnert wurde.
Und dieses Bild trat mir doppelt deutlich wieder vor Augen, als ich die
nähere Differenzierung der Formation dort in New South Wales untersuchte.
Da fand ich inmitten des geschilderten Gebüsches eine heideartige Fläche, die
etwas feuchteren Untergrund verriet. Dort wuchsen kleine Banksia-Sträucher
in großer Anzahl licht verstreut. Die eigentliche Kern-Vegetation aber war
sehr dicht und bestand aus niedlichen Zwergsträuchlein. Mehrere Epacridaceen
ließen sich darunter erkennen, Sprengelia incarnata Sm. u. a., auch die Epacris
purpurascens R. Br., welche etwa wie Cosmelia aussieht. Überhaupt glich der
ganze Habitus aufs überraschendste den berühmten Heiden am King George
Sound. Die selbe Herrschaft von Epacridaceae, die selbe Menge verschlun-
gener, oft blütenloser Restionaceen-Halme, kleine weißblütige Büsche (Baeckea),
Mengen der zierlichen Tetratheca ericifolia Sm., eine Fülle feingliedriger klein-
laubiger Gewächse: gerade wie dort im Südwesten.
chon weit in den Tropen, ungefähr 2000 km nordwärts von jenem Dorado
»authochthoner« Flora in New South Wales, liegt in der nordöstlichen Ecke
von Queensland nicht weit vom Russell River ein Granit-Berg, der als Walshs
Pyramid bezeichnet wird. Er erhebt sich aus flachem Alluvium zu 900 m Höhe.
Dort hatte ich noch einmal ganz unerwartet den Eindruck von ungeschmälert
australischer Vegetation, noch einmal eine eindringliche Erinnerung an den fernen
Südwesten. Der ganze Berg trägt lichten Eucalyptus-Wald, unten mit Casua-
rinen durchsetzt. Bei etwa 500 m tritt Banksia integrifolia hinzu, aus grasigem
Unterwuchs erheben sich Acacien, Xanthorrhoea, Xerotes, Haemodorum, Dianella;
und solcher Unterwuchs, der weiter oben noch Banksia collina und Ziöbertia
velutina einschließt, verdichtet sich allmählich zu frisch grünenden Massen.
Stellenweise liegt der Granit in großen Platten frei zu Tage. Da sammelt man
winzige Kräuter (Mitrasacme, Utricularia, Byblis liniflora) neben Drosera. Und
auf dem Gestein selbst haften die derben Rasen der Dorya septentrionalis, der
einzigen Verwandten der südwestlichen Granit-Leitpflanze (S. 137; 350). Sie
sieht ihrer Schwesterart täuschend ähnlich; überhaupt entspricht das ganze
oekologische Gepräge dieser Granitflora so durchaus den vertrauten Bildern
des Südwestens, daß man vergißt, wie weite Räume sie trennen, und daß es
einen wie Widerspruch und Unnatur berührt, wenn man unten in den Tälern
und an den nahen Bergen von Bellenden-Ker auf die dunklen Massen laub-
schweren Regenwaldes blickt.
olche Erfahrungen leiten den Beobachter zur Erkenntnis, daß die Flora
Australiens einen übereinstimmenden, sehr einheitlichen Grundstock besitzt,
4. Kapitel. Die Entwickelungsgeschichte d. Flora d. extratropischen West-Australiens. 383
| en u gänzlich freiliegt, der im Südosten oft verschwindet vor anderen
enenten ‚ der aber auch noch im fernsten Norden stellenweise
chtet, kurz der überall vorhanden ist, so reit di ü ini
reichen. , soweit die Küstenlinien des
| 4, Kapitel. Die Entwickelungs-Geschichte der Flora des extratropischen
| West-Australiens.
e.- n Schlusse des vorigen Abschnittes gewonnene Anschauung von der
| en en Grundlage der australischen Flora liefert das Fundament für unsere
au ung von der Entwickelungs-Geschichte, die die Pflanzenwelt im extra-
opischen Westen des Erdteiles durchgemacht hat.
a ihrem ganzen geologischen Bau zeigt sich die Südwest-Provinz als ein
ae mit einer relativ wenig gestörten Vergangenheit. Auch die Pflanzenwelt
| we die Züge einer ruhigen Entwickelung. Sie ist gleichwertig und gleich-
R ü mit einem der Elemente der ostaustralischen Flora, von dessen Areal
er eine durch das weitausgedehnte Reich der Eremaea geschieden ist.
E E 5 ieser Trennung erweist die systematische Verwandtschaft und die Gleich-
aeıt der formationsbildenden Tendenzen die Einheitlichkeit der beiden dis-
Junkten Floren.
| rend die weitere Entwickelung dieses
i Se Mitbewerb andersgearteter Eleme
A igt wurde, ging sie in der Südwest-Prov
: En dort mehrere endemische Typen von großer Eigentümlichkeit. Ob
. stets nur dem Westen vorbehalten waren ( Cephalotus, Kingia, Franklandia
S Eh oder ob sie dereinst auch im Osten lebten und dort allmählich aus-
: m en, wird sich kaum jemals entscheiden lassen. Doch wird man die zweite
Alternative nicht von vornherein abweisen, wenn man bedenkt, wie manche im
Westen so kraftvolle Genera gegenwärtig in Ost-Australien nur schwach ge-
Arealen ihr Dasein fristen (Borya, Petro-
Ur-Elementes in Ost-Australien
nte zurückgehalten und vielfach
inz ihre ruhigen Bahnen. Es
E“ sind oder in beschränkten
2 ta, Isopogon, Lambertia, Chorizema, Darwinia).
er Neben dem Konservatismus aber schuf die friedliche Entwickelung West-
Konfiguration des Landes erlaubte.
ehr vielseitigen und voll-
Gattungen brachten es zu einer epharmonisch S
nenn Ausgestaltung, vielen gelang es auch in
!oneller Hinsicht wichtige Fortschritte zu machen,
Gruppe niemals e
welche die Flora der Südwest-Provinz
R Ber minder bevorzugten östlichen
a ultat ist die hohe Differenzierung,
uszeichnet.
Wie die früher einheitliche Stamm-Flora Australiens,
die in der südwestlichen
384 Fünfter Teil.
ihre vollkommenste Fortbildung erfahren hat, ihre Zusammensetzung einst ge-
wonnen hatte, läßt sich gegenwärtig nicht mehr ermitteln. Es scheint, daß
sowohl südhemisphärische wie nordhemisphärische Gruppen dabei beteiligt
waren. Zwischen Osten und Westen muß vielseitiger Austausch bestanden
haben, der sich vornehmlich im Süden, doch jedenfalls teilweise auch im
Norden bewegte (S. 350).
Manche Autoren, besonders WALLACE (in Island Life S. 465 ff.), nehmen
an, ursprünglich habe allein West-Australien die echt australische Flora und die
Ahnen der australischen Marsupial-Fauna besessen. Von dort seien sie, etwa
von Mitte des Tertiär ab, nach und nach erst auf den Osten übergegangen.
Diese leider recht verbreitete Ansicht halte ich mit HEDLEY') für einen
Irrtum. Denn gerade West-Australien besitzt sehr viele abgeleiteten Typen, und
zwar in Familien, deren Ursprung aus allgemeinen Erwägungen im Norden zu
suchen ist (z. B. Myrzaceae, Rutaceae). Auch die beträchtliche Vertretung echt
australischer Gruppen auf Neukaledonien macht mir eine späte Invasion von
Westen her nicht annehmbar. Der in West-Australien so reich entwickelte
Teil der gegenwärtig australischen Flora ist vielmehr als altes panaustrali-
sches Element zu betrachten.
Die heutige Spaltung dieses Ur-Elementes versteht sich leicht aus dem
jetzigen klimatischen Zustande Australiens. Aber dieses Stadium wiederum ist
nur das Ergebnis geohistorischer Geschicke, die das innere Australien heim-
gesucht haben. Nach der Annahme der geologischen Autoritäten war in der
Kreide-Zeit der östliche Teil der Eremaea von Meer bedeckt, so daß damals
die Geographie Australiens ein wesentlich anderes Bild bot als heute. Im
Pliocän dann soll eine regenreiche Periode geherrscht haben. Lake Eyre ist
der Rest eines riesigen Inland-Sees, der den östlichen Teil der Kolonie Süd-
Australien erfüllte. Seit Pliocän, nimmt z. B. TATE an, befindet sich Australien
in einem Zustande der cms Dadurch ist die Ost und West scheidende
Masse der Eremaea größer geworden und hat die beiden Floren immer mehr
entfernt.
Wenn diese Ansätze richtig sind, so müssen die Schicksale des mittleren
Teiles von Australien ziemlich wechselvolle gewesen sein. Namentlich wäre
ein direkter breiter Austausch zwischen Ost und West stets mit großen Hinder-
nissen verknüpft gewesen.
as erst würde die Abwesenheit des malesischen Hygrothermen-Elementes
und der »antarktischen« Typen Südost-Australiens in Südwest-Australiens ver
ständlich erscheinen lassen. Denn klimatische Gründe reichen nicht dazu as:
die Seltenheit malesisch gearteter Farne und anderer ähnlicher Gewächse !M
Süden der Südwest-Provinz zu erklären.
Nur eine einzige schmale Brücke scheint in neuerer Zeit zwischen West-
Australien und dem Südosten bestanden zu haben. Die alttertiären Schichten,
welche die Große Bight begrenzen, brechen nämlich auf eine Erstreckung ars;
ı) HEDLEY in Natural Science. IH (1893). 187— ı91.
4. Kapitel. Die Entwickelungs-Geschichte d. Flora d. extratropischen West-Australiens. 385
450 km hin in einer 50—80 m hohen Steilwand ab. Das deutet auf eine größere
Ausdehnung des Landes südwärts in postmiocänen Zeiten hin. Floristische '
Beziehungen zwischen Kangaroo Island bzw. Eyre Peninsula zum Südosten der
westaustralischen Südwest-Provinz (s. S. 355) befürworten gleichfalls jene An-
nahme, die freilich nur eine minder bedeutende Episode der westaustralischen
Floren-Geschichte aufklären würde.
Die Eremaea, als der durch allmähliche Austrocknung entstandene Teil des
australischen Festlandes, wird heute beherrscht von einem Klima, das den An-
sprüchen der altaustralischen Flora wenig zu entsprechen scheint. Sie ist daher
von einer Pflanzenwelt eingenommen, die sich auf einer wenig umfangreichen
Auslese aus jener ursprünglichen Einheits-Flora aufbaut, diese Auslese modi-
‚fiziert und weiter entwickelt hat, und daneben auch durch Zuwachs aus dem
tropischen Norden etwas bereichert worden ist. Diese Entwickelung hat sie von
_ den angrenzenden regenreicheren Gebieten bedeutend entfremdet. Nur wenige
Gattungen bleiben hier wie dort fast gleich bedeutsam (Zucalyptus, Acacia);
meist sind die Rollen ganz anders verteilt. Zwar durchsetzt eremaeische Flora
namentlich die südöstlichen Gebiete an vielen Stellen und in mannigfacher
Weise. Aber im großen und ganzen steht sie heute den Floren der Küsten-
Länder als etwas Heterogenes gegenüber. Vor allem im extratropischen West-
Australien scheidet der Dualismus der beiden Floren die Pflanzenwelt in zwei
völlig selbständige Provinzen.
Die letzte Phase der Entwickelungs-Geschichte West-Australiens ist durch
das Erscheinen des Menschen heraufgeführt. Aber auch bei dieser Fügung,
die für so viele Floren der Erde gewaltige Erschütterungen, für manche das
unwiderrufliche Ende bedeutete, hat West-Australien seine alte Stabilität be-
währt. Zwar haben schon die Ureinwohner Australiens das Feuer in den Busch
gelegt. Doch diese ziellosen Brände konnten das Gleichgewicht der Pflanzenwelt
wohl niemals lange verschieben. Die Europäer, die nun bald sieben Jahrzehnte
das Land besitzen, haben größeres in der Zerstörung geleistet. Für sie war
die Brandfackel nur die Helferin der Axt. Im Avon-Tal, in den fruchtbaren
£ Fluß-Niederungen des Südens, in den Wald-Distrikten des hügeligen Oberlandes,
zuletzt auch auf den öden Goldfeldern des Inneren ist streckenweise der einstige
Wald niedergelegt. Hier und da sind auch die Strand-Gehölze vernichtet.
_ Rindvieh und Schafherden weiden im Gebüsch. Doch tun sie vielleicht nicht
' mehr Schaden als die einst zahlreicheren Scharen der indigenen Tierwelt. Im
_ ganzen fällt alles, was der Mensch bis jetzt getan, noch kaum ins Gewicht,
_ wenn man die Ausdehnung der wenig berührten Wildnis, der ungestörten Wal-
- dungen, der endlos gedehnten Sand-Heiden in diesem einsamen Lande in Be-
tracht zieht. Es ist sicher, daß sich dies Verhältnis zu ungunsten der autoch-
R. thonen Organismen-Welt ändern wird: wie weit, kann niemand YOrRUSSagen.
- Jedenfalls aber wird noch für lange Zeit der Zukunft West-Australien das Bild
_ Seiner ursprünglichen Natur treuer bewahren, als alle reicher bedachten Länder,
die mit ihren Schätzen den Menschen locken.
Auch die Unkräuter, die der Mensch unabsichtlich mit in
Diels ‚ Pflanzenwelt von West-Australien, 25
us Land brachte,
386 Fünfter Teil.
haben nirgends die einheimische Vegetation auch nur beunruhigt. Wir sahen
(S. 363), daß fast überall die Einwanderer als die Geduldeten erscheinen, daß
die meisten wohl bald untergehen würden, wenn der Mensch und seine
Kultur wieder verschwänden. Von Bedrängung oder gar Daseins-Bedrohung
der alteingesessenen Pflanzenwelt ist nirgends die Rede. Auch darin beweist
die schöne Flora West-Australiens ihre Ausgeglichenheit, ihr wirklich harmo-
nisches Verwachsensein mit der Natur des Landes, in dem sie entstanden und
zu dem geworden ist, was sie heute darstellt.
Sach-Register und Personen-Verzeichnis.
Acacia, Arten der Eremaea 26
, charakteristische Gattung 2 Süd-
west-Provinz 129.
Avams, Sammlungen 60.
Alluvial-Formation 249, Taf. XXI.
Alluvium 78.
Alpine as Australiens, Gliede-
rung
, fehlt in West-Australien 331.
Bearantkusch; der Südwest-Provinz und
der Eremaea gemeinsam 155-
Am aryllidaceae-Conostylideae,als leitende
e 148, Fig. 2
ANDREWS, CEcıL R.P. 67
——, Literatur 69.
Annuellen, der Alluvial-Formation 254,
Fi
. 59.
—— , weniger reich als im Bel 369.
——, des Savannenwaldes 30
‚ in Strand-Gehölzen 21 =:
der bee 162.
Analomie des Laubes 18
Anthokyan-Färbung, des ine Laubes
171
Aphyliie 176 Fig. 43, 177-
Archaische Gesteine, Zonen 76.
Argyle Vegetation 14.
August, Vegetation im 202.
Außenwand, des Blattes 181.
Austin, Distrikt 337-
Australi ien 1.
Aufbau 1.
, floristische Beziehungen innerhalb
von 371
‚ Formationen 3,
- Grundzüge der ee I.
ER Regionen 27.
Austreiben des Laubes 170, Fig. 4
Austrocknung Zentral-Australiens 384.
Autochthone Elemente, der Eremaea 364.
Flora 375-
|
|
|
Autochthonian Flora 37, 372-
Avon, Distrikt 318.
Bar, Sammlungen 61.
Baupin, Reise 42.
BAUER, in We Australien 44-
Bäume, der Südwest-Provinz 156.
BAxTER, Reisen 45.
Behaarung, auf den on 293-
auf der Sandheide 243.
‚in der a, 180.
Benr, über Süd-Australien
BENTHAM, gie ee 53, 69.
Bewölkung
et zum Caplande 368.
——, zwischen Ost- und West-Australien
341.
Blatt, ericoides 174-
——, pinoides 175-
Blatt-Fall, bei er 172.
Blau, der Blüten 189.
Blühen, in ee Phasen 157-
Blüten, in der Eremaea 237-
in der ei nz 183
Blüten-Anlage,i inder en 183.
Blüten-Biologie, in.der Erem 287-
-——, in der re Br BR
der Kräuter auf Alluvionen 257-
Blüten-Knospen 154.
Blüten, Stellung der 183.
Blütezeit, Schwanken de 206.
Borke 169.
Brigalow-Scrub 2
BROOKE, Re 61.
——, Literatur
BROWN, 4:%
——, J. EoniE, Lite eratur 69.
, ROBERT, in West-Australien 44-
— ' Bearbeitung von Fraser’s Samm-
ung 46.
69.
Y.2s nr 69.
25*
388 Brown —— Eremaea.
Brown, Literatur 69, 70
Busch-Formation auf Sand in der Ere-
maea 309.
Caneeerr, Schilderungen 4.
Capland, Beziehungen zum 368, 370.
Cassytha als Charakter-Gattung 154.
Cauliflorie 183.
Cellulose-Anhäufung 183.
rg als Charakter-Familie
153)
Chapman "River 04
Chenopodiaceae, ee der
Eremaea 273.
Chlorenchym ı81, 182.
CorLLıe, Sammlungen 46.
, Literatur a
Compositen der Erem
der dudwen Provinz und der Ere-
maea gemeinsam 155.
,‚ sehrarmin SER ah 156.
a are
Cook, Climate 49%
Ce Da 335-
‚ Sandflora bei 309.
a, Sammlungen 60.
ÜROSSLAND, Sammlungen 61
CUNNINGHAM, ALLAN, in W est-Australien
#5-
Cyperaceae als charakteristische Familie
135
Dau AMPIER, Reise 41.
Darling-Flora, Oekunriich) 343;
Darling, Distrikt (West-Australien) 321.
en = 5
Deckhaare
Defekte de FA , 156.
DEMPSTER, Sammlungen
Dezember, en im 204.
Dies, Reisen 63.
Are: 79.
Dieıs und Prrrzer, Fragmenta 66, 70.
Disjunkte Areale, Teilstücke 353.
e 348.
Elem
Distrikte, erst 313, 324; Pig. 78.
N ee ee
Dombildun 183.
Drosera, sis Charter. Gatung 151, 152,
Fig. 30,
a z Bearbeitung 52.
gr J, Briefe 50.
‚ Literatur 70.
——, , Reisen
ammlungen 50.
Dualismus, floristischer, i in Australien 372.
Duft der Blüten in der Eremaea 288.
der Südwest-Provinz 190.
Dünen-Gebüsch 208, 292.
Eaton, Sammlungen 60.
Eingebürgerte Kolonisten 363.
Eisenstein 77.
Element, antarktisches 32.
,‚ australisches 36.
‚ »euronotisches« 39.
malesisches 32.
Elemente der Flora Australiens 31.
—— der Flora West-Australiens 339-
—-, disjunkte 348.
‚ endemische 355.
——, panaustralische 339.
Endemische Elemente 355-
Endemismus, en des, in der
Südw ka: Provinz 380.
eg ine er, und seine Bedeutung
für die Südwest-Provinz 380.
Endemismen, erster Ordnung 356.
schwach in Warren 325.
ENDLICHER, Literatur 70, 71.
ENGLER, Literatur
,‚ über die Floristik ARE 371-
d’ENTRECASTEAUX, Rei
Kitwiekelünge Gesshiente ge Flora des
extratropischen Australien
s 383-
; Epacridaceae als Chasskkists ieh Familie
31:
‘Epharmose und Formbildung 191.
—— in der Südwest-Provinz I9I-
Epiphyten 158.
im Jarrawald 217.
Eremaea 40,.72, 80, 260.
‚ Beziehungen zum Litoral 366.
———, Einheitlichkeit der Flora 373-
——, Floren-Elemente 363-
— ars Beziehungen zur Süd-
west-Provi 2.340:
. Flokiiische Stellung 37?-
Eremaea —— Gliederung. 389
Eremaea, jahreszeitlicher Verlauf der
Witterung
——, leitende oder charakteristische
Familien 271.
, Physiognomische Leitpflanzen 263.
‚ Übereinstimmung von Ost und
West 373:
‚ Vegetation 260.
Bi Witterung 86
Eremaea-Elemente, Übergang in die Süd-
west-Provinz 3
Eremaea-Flora, Verwandtschaft zu den
extratropischen Floren 374-
Eremian Region 372
Erforschung, Horistische, Stand im Jahre
6
’
se Blatt 174.
der Sandheide 243.
Dance Flora bei 333-
Eucalyptus, Allgewalt in Australien 9.
‚ Arten der Eremaea 263, 264.
‚ Arten der Südwest-Provinz 93.
» For men des Savannen-Waldes 14.
Bucalyptus-Wälder der Eremaea 294.
—— der Südwest-Provinz 214.
oh Flora 372.
Eyre, Distrikt 332.
Familien, der Eremaea, leitende oder
charakteristische 271
der Sü idwest-Provinz, mit der Ere-
maea gemeinsam 154.
der m ERS leitende oder
charakteristische 118
Farbe der a in der Eremaea 288
2 ine n der ne Be
187.
Farbenschwache er 188.
Farne, geringfügig ı
FiTzGErALD, R.D., I 70.
; :
’
y eratur 70.
Hiaplanzen dr Ereniaie 285, 286.
m Strand-Gehölz 212.
; Li teratur 70.
Flora des extratrop. West-Australiens 312.
Floristik von Australien 31.
innerhalb Auıstra-
liens 371.
West-Australiens zu anderen
Gebieten 368.
Fluten, große, im Innern 82.
»Forest« 25.
we der Eremaea 291.
r Südwest-Provinz
Form-Bildung in derSüdwest-Provinz 191.
Formen-Reichtum 233.
FORREST, JAMES, Sammlungen 59.
, Joun, Sammlungen 57, 61.
——, Literatur 70.
——, tiber Spinifex 26.
Fortbildung südöstlicher Typen in der
Sü
——, Literatur 79.
Frühling, am Irwin River 2o1.
Galleriewald 6.
Gattungen, große, Artenzahl in Südwest-
nd Südost-Australien 37
GAupIcHAUD, bei Sharks Bay 43-
——, Literatur 70.
Gegensatz zwischen Südwest-Provinz und
Eremaea 377-
Gehölz-Klima 278.
Gelb der ee, 188.
— Saat Beziehung zu Hell-
3 rege 73.
Geologie 76.
Geschichte d. botanischen eg 41.
en
mond und Zeitgenossen 49.
Ferdinand wer Müller und seine ER
spondenten 55- ncer Le Moore 62. —
Diels und Pritze 16
ee Arten im Ailavail 250.
Gezeiten 75-
Gıizes, Literatur 70.
, Sammlungen 57-
Gliederung der australischen Flora 38.
——, floristische, von West-Australien
31 2, 314 Fig. 72. :
West-Australiens, nach geographi-
schem Charakter und Vegetation 88.
390 Gnamma-Felsen —— Laub.
Gnamma-Felsen 298.
Goodeniaceae, als charakteristische
Familie 134.
Gramineae, leitende Familie der Eremaca
276.
; ar wenige in der Südwest-
Provi
Granitfels, sein auf 259.
Grasbäume 113, Taf. VIII, IX, XX, XXI,
116 Fig. ıo.
Grasflur-Klima 278.
Gravel 77.
GREGORY, Literatur 70.
Grundwasser-Flora der Eremaea 233.
GVICHENOT, in West-Australien 43.
Hatlophyten-Formation der Salzpfannen
310.
Haloragaceen, der Südwest-Provinz und
er Eremaea gemeinsam 155.
u Charakter in der Südwest-
Provinz 172.
aevae in en BR;
‚ Literatur 71
HASSELL, erhmiunger 60.
HeusLey, Literatur 71.
Hibbertia, als Charakter-Gattung 150,
ig. 29.
Hochblätter, gefärbt 186.
Hochrot, der Blüten 18
Hook, J. D., über die Floristik Austra-
liens 369, 370, 371:
, Literatur 71.
VON Hüceı, Reise 46.
Hutpilze, spärlich 163.
Idiobinsten 182.
7
Irvine, Sammlungen 59.
Irwin, Distrikt 314.
Isolaterale Blätter 180.
Isolierte Gattungen 356.
Jahreszeiten 198.
cher Verlauf der Witterung
Januar, nen 205.
Jarra-Wald 2
; ie Züge 2ı
——, Senkungen und Furchen im 219.
——-, südlicher 219.
Unterwuchs im 216, 218.
Juni, Vegetation im 200.
Juli, Vegetation im 200, 201.
Jung, über Süd-Australien 15.
Kaigan-Fläche, Flora 328.
Kalk, litoraler 75.
Karri-Wald 220, Taf. VII.
Kies 717-
Kınc, in aeg 45:
——, Literatur 70.
nahen
61.
King. George Sound, Flora 327.
Klima West-Australiens 79.
-—— des Stirling Range 329.
en 160
ee 254.
Kissnenbchen
ee a Blüten 134.
—— des Laubes ı71
363.
m Savannenwalde 303.
dee Strand-Gehölze 213.
Konglomerat-Böden 77-
Konvergenz-Erscheinungen durch Ephar-
mose 197.
zur Capflora 371.
Kork-Produktion 169.
Krautwuchs der Alluvial-Formation 253-
des Savannenwaldes 300.
Kryptogamen im Jarrawald 218.
der Südwest-Provinz 163. _
Kultur, Einfluß der 385.
Kurztriebe 166.
Küste, Gliederung 74-
er Literatur 71.
eise
Lackartige Be cte des Laubes 178.
Lackierte Blätter, in der Eremaea 287.
Lake Basins
Laub, in der Südwest-Provinz 179.
—— , Dimensionen 173.
‚ der Eremaea-Vegetation 286.
Si erwachsenes 172.
x
Laub —— Oekologischer Charakter.
Laub, Gliederung 173.
—-, Hemmungen 173-
—- in der Jugend behaart 171.
— 4 der Jugend ungeschützt 17T.
Lage 172.
Laubfall, bei Brachychiton 306.
—— bei Lianen 172.
Laubknospen 171.
een: in der Eremaea 283.
——, in r Südwest-Provinz 156.
Er Absitze ;
Lehm-Böden, Flora der 91.
Lehm-Land, im Irwin-Distrikt 316.
LEHMANN CH., Literatur 71.
Leitende Familien, der Eremaea 271.
‚ der Südwest-Provinz 118.
Inschenayın, eure 71.
——, Reise
43-
Luorskv, über Newsoutiwäleh 14-
Lianen 158.
>, im Jarrawald 217.
—— des Savannenwaldes Br
—— der Strand-Gehölze 210, 21
licese, als sine Familie
136.
Br: baumartige 113, Fig. 10; 116,
Taf. VIII, IX, XX, XXI.
Linoprev, Sketch of the Vegetation of
the Swan River Colony 53, 71-
Literatur 6
Litoral, Beziehungen zur Eremaea 366.
Litoral-Formationen, der en 291.
der Südwest-Provinz
——, Berührung mit ee Yızsaton
Litoralkalk- Gürtel 208.
Litoral-Zone , Sklerophyli-Gebüsch 238.
Logania, Epharmose von 191.
LUEHMAnNn, Literatur 7I-
Macchien, Ähnlichkeit der Strand-Ge-
hölze mit 212.
Mac Harp, en 59.
Mai, Vegetation im 199.
Maıpen, über H ochgebirgsira 28.
Maıtrann, A. Greg, Geologe 77-
Malesische Elemente, Fehlen der 368.
Malesische Bam. inWest-Australien351-
Mallee-Scrub 2
; jahreszeitliche Entwicklung
——, im typischen Sommerrege
22.
E Gebiet
Mangrove in Australien 16.
—— in der Eremaea 291.
‚in der Südwest-Provinz 207.
März und April, Vegetation im 198.
Maxweıı, Sammlungen 57, 59-
MEIsSNER, Literatur 7I-
Mensch, Einfluß des 385.
Menziss, Reise 41.
MERRALL, aeg 60.
Mesophiles Laub 173-
Misch-Wald 227
en ikea im 229
_—, Veget etations-Phasen 230.
Mittelschicht des Blattes 131.
Morrov, Sammlungen 49.
Moose, € rer 158.
ärlich 163.
Moos-Moore, in Australien 30.
Morrison, Literatur 7I.
Mount Lofty 381.
Mount Melville bei Cape Riche 237-
Mount William
Mur, Sammlungen 59, 60.
von MÜLLER, F. 55.
‚ Korresponden nten 59.
— Persönlicher Einfluß 57-
_——, Literatu
—, Publikationen 57, 58
= Reisen in W Vest-Australien 56.
ee über die australischen Alpen 29.
Mulga Scrub 19, 24, 209) 305-
Myoporaceae, Charakter - - Familie der
Eremaea 274-
„1
Nebenblätter, verdornt I 83.
South Wales, Flora des Sandstein-
ae eilung 8
Nord-Australien, Unter-Provinz von Ost-
Australien 39-
Nördliche Elemente
Nordöstliche Typen,
mente 348-
der Eremaea 363.
der disjunkten Ele-
Überfläche, Plastik der 75-
Oberflächen-Ablagerungen 77»
Oberhaut der Blätter gr
‚ doppelschichtig 18
Oekologischer Charakter,
er FEremaea
203.
——., der Südwest-Provinz 156.
392
Öl-Lücken der Myrtaceae 183.
Oktober, Vegetation im 203.
ÖLpFIELD, Sammlungen 57, 59, 61.
BE gen als charakteristische Familie
8.
13
Orographie 73.
Osborne Clifis 2ı2, Taf. IV.
Öst-Australien, Provinz des australischen
Florenreiches 38
P alaeotropische Züge der Eremaea-Flora
373-
Panaustralische Elemente 33
Panaustralische Genera, Ausgestaltung i in
West-Australien 345.
Perennen 159.
kologie 159.
PERoN, Literatur 72.
,‚ Reise 42.
Perongerup Range 328.
333-
g der Südwest-Provinz
r Eremaea 155
Pinoides Blatt 175.
Plagiotropismus des Zuwachses 167.
Plateau-Abbruch 7
PoLLAck, Sammlungen
Anne der alpinen Region 31.
Polsterwuchs
‚auf der Sandheide 245.
Preıss, Bearbeitu
—— Plantae Pröieslarie 48, 71.
n 47.
PRITZEL, an 63.
‚ Sam i
RENTE in “> Blüte 345.
E 67.
PURDIE
=, Literatur 73.
Purpur der Blüten 188.
‚ Beziehung zu Blau 189.
Queensland, Unterprovinz von Ost-
Australie en 39.
Rebengärten 5,
SRG in der Blüte 345.
Krone 187.
en jehreszeitiche Verteilung 81.
in Australien
PRIER der Dekiset 284.
Öl-Lücken ——- Sayer.
Regen-Mengen, monatliche 81, 83.
Regenwaldin densüdlicheren Distrikten 6.
, subtropischer 7.
——, in Tasmanien 8.
——-, tropischer 3.
Regenzeit 82.
‚ Wirkung auf die Vegetation 199.
——, Vegetation an der Südküste 200.
Bellenden-Ker-Gebirge 2
——, in den südöstlichen Hochgebirgen
2
Restionaceae, als charakteristische Familie
143.
Rhamnaceae, der Südwest-Provinz mit
der Eremaea gemeinsam 155.
RicHARDS, Sammlungen 61.
Ro, Literatur 72
——, Reisen 54.
Rollblatt 173.
Rosenrot der Blüten 1388.
Rote Blütenfarbe 188, 189.
Salt bushes 274.
Salzbüsche 25.
Salz-Depressionen, Flora 296.
Salzpfannen 78, 90
‚ Formation der 310.
Sand 77.
Sandboden, in der Eremaea 299.
rt. 0
in der Südwest-Provinz 239.
——, Gegensatz zum Lehmland 240.
———, höhere Sträucher 240.
eng 204.
Sandizer Stran
Sand Plains FB
Santalaceae, Chatakter-Fainilie der Ere-
maea 2382.
Savanne in Australien 18.
‚„ in Ost-Australien 19.
——, in Süd-Australien 18.
n West-Australien 19.
Saviatlen-Wald; Grenze gegen den Re-
genwald I
‚in Australien i3.
——, in Süd-Australien 12
——, in West-Australien 12, 299-
——, Unterwuchs 13.
——, Verarmung 15.
SAvER, Sammlungen 60.
Schattenpflanzen —— Tasmanien.
Schattenpflanzen, im Strand-Gehölz 213.
Schlickboden in Australien 18.
Schlingpflanzen im Jarrawald 217.
——,.in der Südwest-Provinz 158.
SCHOMBURGK, über die Savanne 18.
——, über Scrubland 2
——, iiber Süd-Australien ı1.
Schuppenhüllen 171.
chwemmland, Vegetation 249.
Scrub in Australien zo.
‚ Mallee-Scrub 20
Br, , Süd- Australiens, Vergleich zur
Sandhe: de 247.
Serubland 23
September, Vegetation im 202.
SEWELL, en 60.
Sklereiden- 182.
Sklerophyli-Gebüsch 232.
; en in Australien 22.
n der Südwest-Provinz 232.
Sklerophyllen-Wald in Australien 10.
——, in Süd-Australien 10.
——, in Victoria 11.
Sklerom 182.
Sommer-Regen 82.
Sommer-Wetter 87.
SpenckR, B. W., Besuch von Mount
Cooran 6.
SPENCER LE MooRF, Literatur 72.
——
?
30 5.
Spinifex 25.
Stabilität, der südwestlichen Flora 385.
Stäm mme, der Er emaea-Bäume 284.
in der Südwest-Provinz 169.
Stauden
i 229
Se als charakteristische Fa-
milie
Stirling, Distrikt 326.
- Stiruimne, Reise 45.
: Strand, offene Formation des sandigen
>
| S 07.
Fe and-Flon, am Murchison River 315.
i Strand-Gebüsche, in Australien 16.
=... südliche 17:
2 ‚Strand-Gehölze 208.
I
‚„ Lianen 210, 212.
——-, nördliche Zone 209
——-, Tuart-Zone 211, Ta xl.
A südlichere Zone 213.
393
Strand-Gehölze, Übergänge zur Vegetation
des Binnenlandes 214
——, Unterwuchs 213.
Strand-Wälder in Australien 16.
nordöstliche
Strauch-Bestände in Australien 20.
Sträucher der Südwest-Provinz 157-
a, der Eremaea 305.
üdwest-Provinz 232.
STUART Case, Sammlıun
Stylidiaceae, als charakteristische Fa-
milie 137.
Subelement, »autochthones« 37.
‚ eremaeisches 38.
‚ eumalesisches in Australien 34.
—— , melanesisches in Australien 35.
Succulenz, auf den Sandheiden 245.
Succulenten, Mangel der 369.
Stidhemisphärische Flora 371.
Südküste, Ähnlichkeit der Flora zwischen
West und Ost 355-
, klimatische ‚Bevorzugung 84.
—-, ‚ Sklerophyli-Gebüische 235-
, Vegetations-Zyklus 205.
Südliche Untergruppe, der stidöstlichen
Typen 353- NR
Südost-Australien, floristische Beziehun-
gen zur Südwest-Provinz 378.
Südosten, Unter-Provinz von Ost-Austra-
39
Sdösttiche Typen der disjunkten Ele-
mente 3
Südwest-Provinz 3, 88.
eh istische. Beziehungen zur Erc-
ma 377: ä
——, eiahe Beziehungen zu Südost-
Australien 378.
, floristische Stellung 374-
; ) jahreszeitlicher Verlauf der Witte-
6.
oekologischer Charakter I 56.
physiognomische Leit-Pfllanzen 93.
Provinz von Australien 40.
Ursprung der Flora 375, 383-
en Vegetation; allgemeiner Charakter
lenten 5. Succulenten.
Swan River, Sklerophyll-Gebüsch 235.
Tasmanien, alpine Region
——, Teil von a Kistrahıen 39.
394 Tate — Zwiebelpflanzen.
ass, m ‚372; ke:
—, ” Lite
Taufall, ak de Senlfeide 240.
er 84.
, Einfluß auf den Wuchs 168.
——, Mittel-Temperatur 84.
; ” mittlere Schwankung 85.
TEnıson-Woons, über Brigalow 24.
THISELTON-DYER, G. H., 67.
Ton-Absätze 78.
Topp, über Bee bei Sydney 23.
Trockenzeit, Dauer
‚ Einsetzen der ee
_—, Zustand der Vegetation 198.
Tropische Elemente 363.
TURCZANINOW, N., Literatur 72.
Übereinstimmung von Formationen in
Ost- und Südwest-Australien 381.
Ufer-Vegetation im Savannenwald 303.
Ufer-Waldungen in Australien 16.
der Eremaea 264, 304.
Unterirdische Organe der Perennen 160.
Unterschied, floristischer, von Südost-
und Südwest-Australien 375, 376, 379-
Üppigkeit der Strandgehölze 210, 214.
Ursprung der australischen Flora 384.
—— der südwestlichen Flora 375.
Vascouver, Reise 41.
Vegetations-Karte von Australien, sche-
6.
o.
Vegetations-Zyklus ‘der Jahreszeiten in
der Eremaea 28
—— in der Südwest-Provinz 198
Verbenaceae, Charakter-Familie der Ere-
Verdornung 1383.
Verdunstung 35.
Vertikal-Richtung des Laubes 209.
Verwandtschaft zur Capflora 3710.
—— in der Südwest-Provinz 16 5,Fig.3 7.
Violett, der Blüten 189.
W achs-Ausscheidung 178.
Warcott, Sammlungen 61.
een gemischte des Vorlandes 22
,‚ Unterho = der, und Sklerophyli-
Gebtise h2
Wald Honistioren der Eremaea 294.
der Südwest-Provinz 214.
Walshs Pyramid 382.
Wandoo-Wald 222, Taf. XII.
‚ Annuelle im 224.
, polsterförmiger Wuchs im 226.
, Übergänge zu den Waldungen der
Eremaca 226.
, Verarmung in den zentralen Teilen
ia4.
Warren, Distrikt 324.
Wärme in Australien 2.
Wasserspeicher 181.
Watten-Formation der Eremaea 291.
in Südwest-Provinz 207.
Weg, Sammlungen 59,
Weiß der Blüten 188.
Weizenfelder 319
West-Australien, Geschichte der bota-
nischen Erforschung 4
‚ Literatur der ich Er-
6
Wind, Wirkung ai den Wuchs 168.
Winter-Wetter
Winter-Regen 81.
und Oberfläche 74
Winterregen-Gebiet in Australien 2.
‚ Dualismus seiner Pflanzenwelt 23-
WOODWARD, B. H., Literatur 72.
——, H.P., Geologe 76.
bearbeitet Dampiers Pflanzen 4T-
WOoOoLLs 373.
——, Literatur 72.
Wüsten in Auseallch 25.
‚ Gebirge in 26.
. lehmige 25.
,‚ sandige 25.
Xerophyten, Blattbau 181.
Young, Sammlungen 60.
Zwerg-Flora 263
Zwergwuchs der Annuellen 255:
Zwiebelpflanzen 160, 369.
relativ spärlich 162, >
Index der Pflanzen-Namen.
—
| Äbietineae 373»
_ Abrotanella 31, 32.
Abutilon 373.
—— geranioides 308.
Acacia 10, I1, 12, 17, 24, 25, 29, 36, 39,
ir A Fr
— alata 130 Fig. 18, 178, 199, 220,
HT EAN
40, 43, 58, 91, 129, 158, 177, 178,
180, 183, 187, 188, 190, 197, 238,
243, 262, 267, 295, 305, 333» 336,
342, 344, 345, 366, 374, 376,
REN 12, 13, 180, 226, 267,
277, 299, Taf. XXXI, 319, 331.
aestivalis 268, Fig. 60.
32
alata var. biglandulosa 172.
aneura 19, 269, 30
aureo-nitens 170.
barbinervis 170, I7I.
Sect. Bipinnatae 129.
craspedocarpa 269.
cuneata 213.
cyanophylla 269.
eyclopis 208, 212, 269.
nn Se
extensa 178,
genistoides 16; 307-
harpophylla 24
hastulata 130 ig. 18.
Harveyi 268.
Huegelii 204.
idiomorpha 316.
insolita 178, 179 Fig. 44-
Sect. Juliflorae 342-
laricina 226.
leptopetala 269.
latipes 317.
|
Acacia re 292, 293, 308.
issneri 205, 300.
micrebotya ı80 Fig. 45,
200, 226, , 300
role 130 Fig. 18, 131, 218,
327, 344
nervosa 217, 2
—— nigricans 129, 328.
184,
269.
— - yenindeni 129, 130, Fig. 18D,
— 2° Phyllodineae 129, 131.
_—— re 129, 183, 217, 227, 234,
239, 300, 319, 321 ‚323-
_—— Sec t. Pulchellae 342.
ha 18
restiacea 185 "Fig. ‚47, C
_— er 12, 14.
=——
287.
Fortntene 209, 210,269, 300, 305:
I71.
185, Fig. 47 4.
—— stenoptera 179, 230.
— stereophylla 293; ee
sulcata 171.
_—— teretifolia 199, 230-
Triangulares 131.
urophylla 178, 220, 223.
en 360, 361, 362.
Achyranthinae 36.
Aciphylla ach 29.
Acronychia
Acrotriche 353, 354
Actinodium 331, 359
360.
396
Actinotus 187, 351.
—— leucocephalus 147 Fig. 27 C,D.
——— Schwarzii 40.
Adenanthos 139, 229, 353, 376.
barbigerus 323.
> euneata-72T, 2 Su
—— cygnorum 121,
—— filifolia 329.
—— obovata 132,
322,.329
procumbens 327.
sericea 121.
Adiantum aethiopicum 220, 328.
Adriana 367
to .
Agathis Palmerstoni 5.
Agati 16
Agonis 157, 324, 327, 332.
flexuosa 45, 123, 208, 2II, 324.
floribunda 329.
juniperina 123, 157, 252.
marginata 327, 334-
parviceps 125, 252.
Agrostocrinum 359, 360.
stypandroides 323.
Aizoaceae 369, 370
Albizzia 348.
lophantha 129, 22o.
Alchemilla 32.
Aleurites moluccana 5, 33-
Aloe
Alphitonia excelsa 24.
Alpinia coerulea 6, 17.
Alsophila 8.
australis 7.
Rebeccae 27.
Alyxia 248.
—— brevifolia 17.
—— bwifolia 212, 295.
ruscifolia 27.
Amarantaceae 36, n a 365,:374-
der
Eremaea
Amaryllidaceae 36.
Amaryllidaceae-Conostylideae 148.
Amblysperma 356, 357
Amorphophallus 17.
Amperea 352.
Amphipogon 360.
Bee yi um 257-
Anagallis arvensis. 213, 363.
_— I . 350; 357.
eu 236.
rei 139, 184, 243, 359, 360,376.
Actinotus ——
Arthrotaxis.
Andersonia coerulea 258.
—— colossea 186.
Angiantheae 212,272, 273,294, 365,367.
Angianthinae 36.
Angianthus 417. 316,378;
en .367-
humifusus 258.
—— pygmaeus er Fig. 62 A—E.
‚——— strietus 2
Angophora 3
Anguillaria es 301, 370.
—— dioica 136, 200, 340.
Anguillarieae 36.
Anigozanthos 148, 217, 356, 357-
—— flavida 148, 221, 222, 253-
viridis 148, 254.
e 34.
Anthemideen 273:
Anthoboleae 364
Anthobolus foveolatus 293.
Anthocercis 43, "1m 188, 340, 342, 345:
intricata 2Io
—— viscosa 260, 327, 334, 343:
IR
Anthotroche 356, 357,358
Aotus 127, 352.
cordifolta 253.
Aphanopetalum A A 214, 317, 35°-
— cyperoides 154-
Apium 18.
Araceae 34, 370.
Araucaria 35.
Bidwillii 6.
Cunninghamii 6
a Alexandrae 5.
nninghamii 7.
Aristolochiacene 34
Aristotelia 32.
en apa 359, 360.
04.
—— cupressoides 30.
Asplenium 8.
nidus 5, 6.
harten 122, 188.
2 fascicularis 124, 251 Fig. 56, 252.
Astelia 32.
alpina 31.
er argophyllus 8.
_ Astrebla pectinata 19.
AR Pa 189,
360,
230, 353, 354,
En 18, > 207, 275, 29T, 297)
9" 373)
ndti 274, 297, 298, 337-
—— paludosa 274-
E- rhagodioides 307, 308.
3-
303-
© Avicennia officinalis 17, 207, 291-
{ rel. 31, 32%
Ä u. dipterocarpa 292.
Bacularia Palmeriana 27.
> 125, 243, 331, 340, 344; 360,
alaustion 336, 356, 357, 358-
mbusa Moreheadiana 5.
nksia 10, ı1, 43, 103, Taf. V, Xu,
188, 189, 191, 199, 203, 205, 233
236, 239, ee 3En 332, 352)
‚382
2 —— Zwergart 167:
u ER 106 ‚Ta TR
232, 241, 315 ‚329
u —- Brownii 165, 6 37, 327, 329-
228,
Asplenium —— Boronia.
397
| Banksia en 382.
Elderiana 242.
BET 103, 104 Fig. 8,
205, Taf. IX, 218, 228, 237;
321, 324, 327, 329
ilicifolia 107, 108, 228.
, n 382.
—— Lindleyana 317-
ıitoralis a Taf. XII, 205,
252, 324.
media 334-
een 106,
232, 241, 315, 321.
eis 334:
-—— petiolaris 334-
prionotes 107, 199; 241, 316.
247-
106,
252;
219,
199, 205, 228,
Victoriae 242, 317-
Bassia 274, 297, 339% 373-
Bauhinia 22, 24.
Baxteria 331, 356, 357-
Beaufortia 123, 125, 189, 205, 243,
——- decussata 237, 329-
sparsa 206, 2375 258, 322, 327-
Beaufortieae 360, 3061
Bellendena 30.
Berberidaceae 371:
Bertya dimerostigma 237.
Betulaceae 371-
376.
Blue
Boronia Ser 35; 145, 173, 177, 188,
189, 217, 253, 320, 325) 376.
_— easi 146, 333-
cymos
S ee 145:
inornata 146.
juncea 146, 259
lanuginosa 145-
—
—
—
———
—-
398 Boronia —— Carex.
Boronia megastigma 145, 146, 253.
ovata 333.
6,
—— Purdieana 146.
—— $ Pinnatae 352.
—— ramosa 146.
—— spinescens 240: 277.
xerophila 146.
Boronieae 36.
Borya 188, 348,
nitida 136,
383.
137;,.Fig, 255.260,
39%
ragen septentrionalis 350, 382.
Bossiaea 29, 231, 376.
Brachycome 29, 365, 377-
latisquamea 294.
Brachyloma $ Lobopogon 353.
Brachysema 127, 128, 183, 332,349, 360.
3-
—— undulatum 126 Fig. 16.
Breweria 348.
Briza maxima 156, 211, 231, 363.
minor 303.
Brizula Drummondü 237.
‚ Muelleri 2 +50) Fig. 58 D.
Buettnerieae 36, 343, 344-
Bulbine semibarbata 340.
Burchardia ı1, 188, F 352,383:
umbellata ı 36, 20
Bursaria spinosa 13.
Burtonia 126, >
viscida 287.
Byblis 348.
—— gigantea 53.
liniflora 382.
348, 349.
Caesia 160.
parviflora 340.
Cakile maritima 20
Caladenia 140, 188, 100, 224, 230, 376.
deformis 300.
gemmata 140, 141 Fig. 24C.
Caladenia hirta 140, 224.
latifolia 211.
—— Menziesii 305.
Patersoni 141 Fig. 24 D.
serrata 140, 329.
Caladeniinae 36.
Calamus 5, 6.
—— australis 5.
moti 5.
Calandrinia 161, 163, 213, 286, 376.
—— Lehmanni 160 Fig. 33 @—Z; 205,
02.
polyandra 308.
primuliflora 160 Fig. 33 A—F.
Caleana 140.
Calectasia 353 3 50%
cyanea 354
ee 36, 3 56.
Callistemon 352.
speciosus 252.
Callitris 157, 248.
—— Drummondii 366.
Weg nn Fi 269, 270 Fig. 61;
, 309,
ek 4 317:
—— Brownii 212, 367.
—— phlegmatocarpus 27 2 Fig. 62 O—L.
Calothamnus 43, ı25, 180, 183, 189,
Calotis 365.
Caltha 32.
—— introloba 29, 31.
Calycopeplus 1 356, 357-
Calymperes 158.
Calyptrocalyx australasicus 27.
Calythrix ıı, 125, 182, 188, 189, 204,
232, 243, 320, 322, 348, 370. -
aurea 259.
—— Birdü ;
—— brachyphylla 333.
—— brevifolia 169, 235-
flavescens 123 Fig. 14.
Campanulaceae 370.
Camphorosmeae 36.
Campylopus bicolor 164, 260, 32T:
inflexus zı
aan odorata 33.
Cannamois 143.
Canthium 339.
Capparidaceae 34.
Capparis 24.
Carex 30.
Carex —— Coniferen. 399
Carex Preissii 213.
Carissa ovata 24.
Cassia 11, 2I, 24, 38, 248, 288, 291,
292, 306, 339, 364, 373-
artemisioides 306.
—— Chatelainiana 306, 308.
-—— eremophila 304, 306.
Sturtii 306, 373-
Cassytha 154, 188, 217, 259,340, 342,
pomiformis 259.
—— racemosa 154, Taf. XXIX, 259.
Cassytheae 36.
Casuarina 10, 12, 19, 25, 40, 90, IOI
Fig. 7, Taf. XV; 157, 158, 252, 292,
340, 342, 344, 345, 376-
3.
Fraseriana 10I, 102, 228, Taf. XV,
2T-
glauca 18, 101, 102, 304, 310, 331.
humilis 103, 238, 415,338.
—— Huegeliana 101, 102.
—— microstachya 103.
stricta I
Trachypitys 342.
trichodon 238..
Casuarinaceae 36,
Caustis ı
Cedrela 5.
Celmisia longifolia 29.
Centella asiatica 340. ,
Centipeda Cunninghamii 258.
Centrolepidaceae 36, 153.
Centrolepis 258.
aristata 153 Fig. 31 Z, 258.
Drummondiü 153 Fig. 31 £.
mutica 298.
tenuior 153 Fig. 31 A—D.
Cephalipterum Drummondii 30T, 308, 366.
Cephalotus 331, 356, 357, 358 Fig. 80,
177; 371-
3-
follicularis 206.
Ceratodon purpureus 300.
Chaetanthus 143, 359, 3690.
Chamaelaucieae 36; 204, 250, 360, 361,
362, 377, 3
Chainaclaucium uncinatum 123, 304.
Chamaescilla ıı, 136, I
Cheiranthera 189, 253; ne
filifolia 355.
areeleh. rröilee 292.
Chenopodiaceae 36, 40, 58, 286, 288,
Chenopodium 18.439, 373.
Preissii 274.
Chloanthinae 36, 263, 366, 367, 374.
Choretrum glomeratum 364.
Chorilaena 145, 173, 187, 359, 360.
quercifolia 214.
Chorisandra 136.
Chorizema 128, 332, 351, 383.
—— Henchmanni 127
Cladium OR. 136.
Cladonia 163.
verticillata 218, 260, 325.
Clematicissus 158, 172, 173, 201, 317,
35% 356, 357, 368.
—— angustissima 304.
Clematis 173, 352, 353-
aristata 8
— —_ giycinoides 5.
—— microphylla 210, 212.
°
Codonocarpus 3
cotinifolius 26, 270, 310, 388.
Coleanthera 360, 361, 362, 381.
Colobanthus 32.
Combretaceae 34-
Comesperma 36, 158,
236, 340, 342, 376-
calymega 342-
ciliatum 219.
flavum 2
—— nudiusculum 253.
179, 188, 189,
paucifolium 235-
scoparium 241, 320, 342-
der Eremaea 27I.
hygrophile al Ansudie 164 Fig. 36.
Coniferen 31.
400 Connaraceae —— Didymanthus.
Connaraceae 34.
Conospermum ı1, I2I, 1[77, 188, 204,
233,243, a Tal: XX1,22475.320,
331, 351, 3
dann 238,390;
Fr
-—— glumaceum 186, 235, 320.
—— petiolare 327.
Conostephium 133, 184, 230, 360, 361,
362.
—— pendulum 185 Fig. 47 Z.
Conostylideae 36, 37, 356.
Conostylis 148, 149 Fig. 28; 159 188,
204, 217, 231, 3% 357, 376.
-—— candicans 2
—— Dielsii 149 bi 28 A—C.
—— phatyrantha 149, Fig. 23 D—7.
prolifera 300.
re 345, 360, 361, 362.
tae 34.
3.
Cosmelia 3% eg 360, 382.
Cotula 303,
ernortol 258.
Crassulaceae 370
Crotalaria 364, 373-
a 352.
rowe
Cruciferae 365.
Cryptandra 184, 376.
— arbutiflora 200.
——— leucopogon 174 Fig. 41 A.
parvifolia 309, 338
petraea 298,
polyclada 174 Fig. 41 B—D.
Cryptostemma calendulaceum 13, 213,
Cucurbitaceae 34.
Cunoniaceae 35.
urrajong 306. -
Cyanostegia microphylla 287.
Cyathea 8.
Cyathschaete 136.
Cycas 16.
Cycas-Palm ıır.
Cynodon dactylon 213.
Cyperaceae 36, 92, 304.
Cyperus 136.
tenellus 257, 258.
Dendrobkiin
Cyphia 369.
Sri reniformis 305.
Dampiera 135, > 361, 376, 381.
altissima 23
eo re
hederacea 253.
incana 13
lavandulacea 298.
Daphnandra 34, 35-
Darwinia 123, 125, I45, 187, 233, 317,
332, 340, 346, 360, 376,. 383-
—— diosmoides 342.
—— Hookeriana 2
macrostegia 346
Meissneri 186 Fig. 48 £; 237.
RS 356, 357.
br omelüfolius 1195.325:
Hookeri 50, 116, 325.
6.
Daviesia ıı, 127, 128, 175, 181, 184,
191, 197, 199, 200, 230, 234, 352,
353) 381, 3
cordata 182, 210,7983:
—— trenulata 171:
era ee a 182.
——- Hezuos
— hakesiäls 175, 185 Fig. D.
-—— incrassata 227, 319, 355-
— pachyphylla 181,943, 333.
355-
trigonophylla 2 38.
2%;
speciosum 6.
Hillü 6.
Delabechea ine 24.
Dianella 38
e a 340.
onen en 259.
Dickso
ade
Dicrastyles srE 361, 366.
ulva 279..
stoechas 279.
Didiscus 146, 301, 364.
pilosus 231.
Didymanthus Roei 292.
|
E
3
a
@
Didymotheca —— Emex.
Didymotheca 364.
Dielsia 356, 357-
Dilleniaceae 34, 371-
Dillwynia 11, 127.
Dioscorea a ai 172, 188, 201, 212,
214, 351,
_—— has, S 304, 322.
nsV
Bist Fr 8 Mi 360.
arwinii 186 Fig. 48. D.
grandiflora 359 Fe 81.
Diuris 140, 254-
setacea 141 Fig. 24 £.
er 20, 36, 173, 248, 262, 280
.66; 281, 288, 2 297, 306,
365, 367; 373, 374
—— amblyophylla 280 Fi 66 C—E.
-—— attenuata 288 Fi
—— 8 Cyclopterae 281.
——- filifolia 280 Fig. 66 2.
ee inaequifolia 304-
ı$
ptarmicifolia 333-
Donatia 31, 32.
Döryanthes excelsa 7-
Doryphora 34, 35-
Dracophyllum "Sayeri 27.
Drimys 27.
Drosera 22, 92, 151, 152 Fig. 30; 188,
‚199, 200, 224, 230, 231, 257) 30%)
335, 369, 376, 382-
—— Arcturi 31.
bulbosa ı61 Fig. 34 G; 301.
-——— epigaeisch überdauernde 160.
Sect. Ergaleium 36, 151 Fig. 30;
161.
EEE 8 Erythrorrhiza 161 Fig. 34; 353»
354 Fig. 78.
—— gigantea 153, 259
—— glanduligera 301-
an 161, 358 Fig. 30
G—Z,;
254.
——— Huegelii 151, 254-
—--- macrantha 151, 152 Fig- 30oA—D;
234, 298.
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien.
401
Drosera al 161 Fig. 34 #5 301.
crophylla 152 Fig. 30 Z, F} 260.
niticula 159 Fig. 32 A, B
paleacea 159 Fig. 32 CR
$ Polypeltes 352, 353-
$ Psychophila 32.
pycnoblasta 159 Fig. 32 G—K.
Sect. Rossolis 151.
rosulata 161 Fig. 34 A—D; 355-
squamosa ı61 Fig. 34 E
Whittakerii 13, 355-
Droseraceae 36, 379.
Dryandra 120, 121, 182, 183, 233, 236,
320, 332, 335» 360, 361, 362, 376.
TRHRTRCGRSFNTN
pharmose bei 195, 196 Fig. 51.
Baxteri 327-
calophylla 246.
carduacea 196 Fig. 5ı D.
cuneata 196 Fig. 51 2; 327-
falcata 233.
foribunda 107, 238, 321.
Fraseri 316 Fig. 73-
horrida 196 Fig. 51 475 243:
Kippistiana 319.
mucronulata 237, 329-
nivea 42, 120, 167, 319, 323.
plumosa 196 Fig. 51
polycephala 319.
praemorsa 196 Fig. 51 A.
pteridifolia 246.
repens 217, 246.
senecionifolia 196 Fig. 5ı @.
serra 196 Fig. 5ı C; 236.
serratuloides 196 Fig. 51
speciosa 196 Fig. 51 he
in 19;
quereifolia 16.
| ee 3 in
354:
stachya 145, 241, Taf. XIX.
Kar 147-
Ehretia saligna 24
—
| Elaeagnus aifolia 33;
Ela
s cyaneus 8.
grandis 5.
Elettaria Scottiana 5.
Emblingia 317, 3
—— calceoliflor.
356, 357-
a 61, 246.
Embı othrium 5-
Emex australis 292.
402 Encephalartos —— Eucalyptus.
Encephalartos 370.
Epacridaceae ıı, 28, 31, 36, 9I, 92,
131, ee a 379,371.
ie 29
_—— purpurascens 382.
Epiblema a 360, 361.
—— gr rum 140.
Epilobium confertiföhin 26.,
—— junceum 258.
Epipremnum mirabile 5.
Eragrostis 373:
Erechthites 342.
Eremaea 53, 125, 180, 139, 232, 243,
17, 360, 361, 362.
Eremophila 248, 262, 263, 287, 288
Fig. 63; 289 Fig. 105 291, 205, 297,
305, 306, 337, 339, 339, 373, 376.
alternifolia 298.
Brownii 172, 274, 366.
calorhabdos 239 Fig. 70 4, J.
dichroantha 275 Fig. 63 G, 4.
Drummondii 287.
elachantha 275 Fig. 63 Z, 7.
Sect. Eremocosmos 276.
Fraseri 276, 287, 306, 339.
Georgei 289 Fig. 70 #,
granitica 289 = 7o A—E,; 298.
interstans 276.
ionantha 275 ze 63:6, 0:
maculata = 287, er E
Mitchellii 24
Paisleyi 309.
ee 275 Fig. 63 A, 2.
—— Youn Ä
ee, 55 Fig. 79, 357:
Fricaceae 34.
Ericeae
Eriochilus dilatatus 199.
Eriostemon 11, 29, 189, 309, 360.
Erodium 189. :
cygnorum 308.
Eucalyptus 7, 14, 16, 20 24,:235,:24,
25, 39, 58, 187, 203, 340, 344, 366)
374 376, 385.
er Eremaea 263.
—— der Südwest-Provinz'
—— floristische Berichunaee 341.
—— alpina
—— amygdalina 7:
—— bicolor 20.
—— buprestium 93, 341.
en
Eucalyptus calophylla .95, Taf. II; 100,
173, 221, 223, 319 on 329.341.
calycogona 333, 34
celastroides 265, Be 336.
coriacea 28.
cornuta 42, 213, 226, 260, 327.
—— $ Cornutae 341.
——- crebra 14
decurva 328, 3
—— diversicolor es = 96, Taf. IIl.;
97 Fig. 4; 169, 173, 215, 220, 22I,
41.
-—— erythrocorys 99,210,211,315,341.
erythronema 295.
eudesmioides 241, Taf. XIX; 341.
—— ficifolia 99, 113) 326, 341.
—— Forrestiana 34
—— globuhkıs 8.
gomphocephala 17, 43, 98 Fig. 5;
211,.213,:321,:.341
gracilis 295, 341.
Gunni 28.
incrassata 20, 238.
—— Lehmanniana 238.
longicornis 294.
loxophleba 12, 95, 100, 210, 226,
Taf. XXIV, XXVIII, XXX; 264, 299)
mäeröcarpa 173, 173, 182, 242)
Taf. XX.
— — marginata ıo, 93, Taf. I, XIII; 95,
96,216, 223,337, 897:
—— megacarpa 21
—— melliodora 14.
—— microtheca 308.
226, Taf. XI; 265 Fig. 59 2, 6
Taf. ZXV:277,527,332:
odorata 18.
—— Oldfieldii 170, 242.
—— oleosa 265 Fig. 59 4;
panieulata 10.
— patens 93, a 341.
platyphylla 14
—— Preissiana 173, 181,.331, 341-
—— pyriformis 182, 242, 341-
294, sin
Fig. 6; 215, 222, 226, 319, 322%
327-
rostrata 10, 16, 26, 250, 264
Taf. XXXU; 304, 341.
rudis 94, 210, 250, 264.
occidentalis ı2, 100, 187, Bu 5
redunca ro, 99, Taf. XIH, 100 a
a N Ba Er N ti 7 a Er FE
B b
las har 3 =
Eucalyptus —— Gratiola. 403
sy lager ren 226, 266, 294,
298, 4:
ala 265, en 298, 336, 341.
spathulata 333
tetragona 178, 238, 40, 330.
328, 331, 333, 334, 341.
—— telraptera 334, $4E
—— Todtiana 341.
uncinata 20,.220,-205,.341-
10.
Eugenia Smithü 7.
Eulogania, Epharmose 193 Fig. 49; 195.
Euphorbia 245, 369.
Euphorbiaceae 34, 36, 138.
Euphrasia
Euphrasia Brownii 29.
empetrifolia 355:
— er 127.
Evandra 356, 357-
— aristata 136, 258, 322, 344.
Evolvulus 24.
Exocarpus 10, 20, 25, 177, 208, 248, 373:
aphylla 282 Fig. 68; 283, 295,
296, 307, 364, 373:
Fabronia Hampeana 158.
Festuca bromoides 278, 301.
»Flat-topped Yate« 226, 265.
Flindersia 5.
Flindersia maculosa 24.
mer Gum« 264.
Forstera 32.
Prankenia pauciora 29, 466:
tetrapetala 365.
Frankeniaceae 274, 265:
Franklandia 356, 357, 383-
Frenela ı5, 20, 25, 40-
lcarata 15.
—— verrucosa sn 26.
Frende — Callitri
Fugosia hakeifolia. 209, :373-
Funaria gracilis 300
hygrometrica 218, 308.
Fusanus 25, 40, 248, 295.
- acuminatus 17, 209, 212, 281
Fig. 67 A—E; 283, 295, 336, 366,
13-
spicatus 281 Fr 67 F—H; 283,
295, 307, 333, 364
Gahnia a 376.
Gahnieae 36.
Calinsyie australis 153 Fig. 3ı G—J.
Gastrolobium 126, 127, 233, 237, 320,
333, 349, 376.
—— grandiflorum 349.
—— obovatum 223.
spathulatum 333.
a 25.
Geleznovia 145, 187, en 30 362.
verrucosa 361 Fig. 8
Geleznowia = Geleznovia.
Genisteae 36.
en iana 32.
Geraniaceae 370.
Geum $ er 32.
Gleichen nia 8.
Glossodia 190
Glossostigma elatinoides 257.
Glumifloren 188.
Glycyrrhiza 364.
Gnaphaliinae
Gnaphalium japonicum 258.
Gnephosis 376.
gynotricha 272 Fig. 62 #—J.
rotundifolia 272 Fig. 62 A—NX.
Gompholobium 125, 126, 128, 352,
379.
—— calycinum 319.
marginatum 127.
olymorphum 219, 323-
Goodenia : 22, 188, 301, 340, 3425. en
filiformis 135-
tenella 134 Fig. 26. 4; 258.
Goodeniaceae 36, ee 133, 134 Fig. er
180, 189, 203, |
"Gramineae, der Hremaca 276.
Gramineen 156.
Gratiola peruviana 58,
26*
404 Grevillea —
Grevillea 10, 22, 23, 29, 121, 127, 166,
173,180, 182,
argyrophylla 210.
——— bipinnatifida 219, 342.
brachystachya 304.
—— bracteosa 185 Fig. 47 2.
Candolleana 166.
concinna 333.
crithmifolia 168.
—— dimorpha ı1ı.
—— didymobotrya 338.
ae 121.
—— Drummondii 342
— Eirdlicherlana 18: 5 Fig. 47 #,G;
2
5.
eriostachya 247.
—— $ Eriostylis 166, 342.
4
—— $ Hebegyne 342.
-—— Huegelii 296, 342.
—-— : ıhcifolla 11.
—— $ Leiogyne 342.
leucopteris 185, 2
Sect. Manglesia sa, 346.
nematophylla 298.
oxystigma 121, 166 Fig.38 2; 174,
235- ;
patentiloba 299.
Grevilleoideae 35.
Guichenotia 143, 320, 344, 360, 361,
62.
—— micrantha 235.
34-
Gyrostemon 293, 366.
ramulosus 209, 210.
subnudus 364.
Gyrostemoneae 374.
Haloragis.
Haemodoreae 36.
Haemodorum 348, 382.
planifolium 382.
i r
Hakea: 10, 324,157, 158, 175, 18
182, 183, ı84, 188, 197, 216, 218,
227, 243, 260, 291, 315, 323, 332,
340, 342, 376, 381.
—— hygrophile Arten 322.
adnata 334.
amplexicaulis = 173, 216.
Baxteri 173, 3
ee 175 Fig. 42.
Brownuü ı
cinerea Fe
corymbo 3
costata
crassifolia 2 ‚38.
ristata 216
3
ee ist, 199, 223, 316,
Manglesioides 346.
—— marginata 199, 223.
—— multilineata 309.
—— myrtoides 200, 319.
oleifolia 121, 218, 324
——— platysperma 181 Fig. 462, C'; 182,
243.
Preissii 296, Be 336.
—— $Pubiflorae
arg Dysnanhgls F% —
recuryva 190, 300
—— ruscifolia 121, 171, 205, 216, 238.
suaveolens 260.
P
Halfordia 27, 317, 364.
holosericea 245.
lavandulacea 287.
Haloragaceae 36, 371.
Haloragis 217, 234, 255, 376.
nodulosa 256, Fig. 58 £.
Haloragis —— Isotropis. 405
Haloragis pithyoides 230.
rotundifolia 222.
Hannafordia 344, 360.
Hardenbergia 158, 189, 214, 217, 352.
Comptoniana 218.
Hedycarya 35.
Helichryseen 273-
Helichrysum 262,271,273,337,365,376-
3
cordatum 21
Heliotropium 373-
Helipterum 162, ı87, 189, 262, 273,
337, 365, 366, 376, 378-
cötula 224, 225.
—— Fitzgibbonii 296.
—— gracile 302.
-——— hyalospermum 273-
—— involucratum 238.
Lawrencella 301.
Manglesii 155, 224, 225, 298, 30T.
splendidum 273, 307; Taf. XXXIV.
—— tenellum 273, 296.
Hemiandra 342, 346.
Hemigenia 346, 376-
Hemiphora 310, 361, 362.
Hermannia 343.
—— aurea 235
-—— amplexicaulis 166.
——- Sect. Candollea 166, 346.
—— conspicua 151, 169, 177-
—— cuneiformis 150, 212.
——- desmophylla 166.
—— $Hoemihibbertia 342-
—— $Hemipleurandra 342-
—— Huegelii 210.
hypericoides 150, Fig. 29, 151,
199, 230, 316, 321.
microphylla 197, Fig. 52A, 198.
montana ı51, 166, 323, 346.
$ Pleurandra 342-
potentilliflora 166.
—— scandens 27-
velutina 382.
verrucosa 343-
Hibbertia virgata 11.
Hodgsoniola 359, 360.
Hovea 189, 352.
‚ Epharmose 195.
—— 'acanthoclada 195.
elliptica 195, 218, 222.
—— pungens 238.
Hydatella 153, 359, 360.
Hydrocotyle 146, 162, 163, 257, 305;
340, 342, 345, 370.
—— alata 256 Fig. 587, 257-
callicarpa 260.
—— diantha 257, 260.
rugulosa 305.
Hydrocotyleae 36.
Hymenophyllum 3.
Hypocalymma 122, 359, 360, 377-
—— cordifolium 220.
—— myrtifolium 330.
Hypochaeris 363.
Hypolaena 143, 379.
illima 143-
Hypoxis 160, 202, 301.
glabella 13.
Indigofera 364, 373-
Inga moniliformis 16.
Ionidium 340, 342, 344 345» 373
Iridaceae 36.
Irideae 370.
Isandra 355-
Isopogon 10, 127, 182, 189, 236, 247,
320, 332, 351, 376, 381, 383.
alcicornis 334-
anemonifolius 381.
Baxteri 329.
formosus 206, 323, 327, 381-
latifolius 237, 329-
roseus 235-
scabriusculus 182, 184.
teretifolius 235-
trilobus 121.
Isotoma petraea 298.
Isotropis 125, 127, 348, 349-
BERREE
406 Isotropis
Isotropis atropurpurea 349.
Ixiolaena 271.
Jacksonia 22,.144,.128, 157, 348, 349,
6. :
Areal 349, Fig. 76.
—— er 20
furcellata 25; 137, 213, 220,
252, 324
— furfuracea siehe furcellata.
spinosa 229,
Sternbergiana Da 127,.220, 302.
Jam Tree 267.
Jambosa eucalyptoides 16.
Jasminum calcareum 210.
Dallachü 5.
reiste 360, 361, 362.
a 93.
Teliecnde 186, 359, 360.
lupulina 186 Fig. 48A, 325.
Johnsonieae 36.
caespiticius 258.
Dee: 158, 189, 217, 352.
coccinea 219, 323-
— iron 168, 226.
—— prostrata 13, 355.
—— rubicunda 6.
Kieedreiiia 344, 348-
integrifolia 298.
Kingia 115, Taf. Ye 356, 357, 383.
—— australis 11
Kochia 18, er 292, 307, 339, 373, 376.
297-
amoena
terre 308.
villosa 297.
Koeleria phleoides 458, 303:
Kunzea 29, 180, 189, 324,
recurva 237, 329.
sericea 298.
332, 352.
Labiatae 36, 348.
Lachnostachydinae 36, 263, 310, 337,
366, 367, 371.
Lachnostachys Be 204; 245, 278, 310,
36
Scheer Cliftoni 279.
Leucopogon.
Lagenophora 352.
Lamarchea 360, 361,
Lambertia ı88, 189, ER 351, 383.
—— ericifolia 329.
formosa 23; 381.
inermis 12I, 243, 331, 334-
—— multiflora 381 ;
uniflora 236.
Lanaria 357.
Lasiopetaleae 36, 92, 343, 34
Lasiopetalum 43, 143, 237, 334, ne 376.
TE 355-
cordifolium
Lavatera plebeia 373.
Laxmannia 352, 360.
ramosa 231.
Leguminosae 34, 36, 205, 250.
-Podalyrieae 125, 177.
Lepidium linifolium 294.
| DEN, 38,.136,. 241,376:
08.
ladiatum 136, 2
Tebidobölt deserti 145, 310.
Leptocarpus 143.
—— coangustatus 254.
scariosus 253.
—— tenax 144 Fig. 25 4—C.,
Leptomeria. 208.
Leptorrhynchus 352.
Leptospermeae 36, 250.
Leptospermum 11, 16,29, .188, 327:
crassipes 259.
ellipticum 259.
—— firmum .252
—— WOoorO0NO0ran 27.
nn er
BRRR FIS
Leschenaltin I => er 376.
iloba 319.
Ber e 9.
formosa 134 Fig. .n 135) 167,
168, 233; 2: ea 7:
linarioides
Leucopogon ı1, 2 132 Fig. 19, 133,
158, 199, 236, 238, 243, 352, 353
360, 376, 381.
——— australs 17, 133, 217,:355
—— einereus 132 Fig. 19 A—D.
— conostephioides 230.
—— Dielsianus 132 Fig. 19 Z—ÄA.
Leucopogon —— Melaleuca. 407
Leucopogon gibbosus 165, 197 Fig.522,
gnaphalioides 330.
hamulosus 132 Fig. 19 0 —S.
hispidus 132 eg: 19 N—P.
nutans 132 Fig. 197,
psammophilus ı je Fig. 195-0.
Richei 133, 355-
unilateralis 237, 33°:
verticillatus 133, 217, 220, 323-
dsii- 355.
lg 138, 257, 302:
Preissii 255 Fig. 57 D—@:
stipitata 255 Fig. 57 4—C
136.
Lindsaea triquetra 219.
Liparis 27.
Livistona 7-
Alfredi 16.
australis 7-
Mariae 26.
Llotzkya ı1, 123, 189, 353» 360.
Lobelia 42, 189, 203, 349, 342-
—— gibbosa 14
rhytidosperma 232.
tenuior 232.
a a 177, 188, 191, 243, 334)
352;
ee 192.
callosa: 194 Fig. 50C.
campanulata 194 Fig. 5oB.
Sect. ee 191, 192.
fasciculata
flaviflora ae Be Fig. 50D, 195.
latifolia 192.
longifolia 192.
micrantha 28 Fig. 494.
nuda 194 Fig. 50@, 195-
pusilla 351.
serpyllifolia 194 Fig. 504, 35!-
spermacocea 194 Fig. 50, 195.
stenophylla 192, 299
Sect. Stomandra 19T, 194, 195-
vaginalis 192, 213, 218, 222, 327;
Ss AH
5.
vaginalis var. laxior 192.
Loganiaceae 36, 371.
Lophiola 357-
Loranthaceae 366.
Loranthus 14, 205; 286, 302, 339, 304-
linifolius 303.
quandang 302, Taf. XXVI.
Loteae 370.
Lotus australis 308, 373-
Loudonia 177, 365.
Loxocarya 143, 359, 360.
—— densa 219.
—— pubescens 144 Fig. 25 D—F, 323.
Lupinus angustifolius 303.
Lyginia barbata 145, 315, 356, 357:
258.
ER = 360, 361, 362.
Macarthuria 177!
a 35% 357.
fumosa 150.
ash 43, 45; 158, 218, 219, 221,
Perowskiana 112.
Fraseri ızı, Taf. VII, XU, 216.
Macrozamia spiralis Tı1.
Mallophora En 278, 361, 362.
globiflora 279-
Malpighiaceae 34:
Malvaceae 38, 337, 339 364 374
Marianthus 189, 352-
ruleo-punctatus 219.
— ins 217, 323-
ringens 210, 214, 305-
Marsdenia 7-
flavescens 7-
Leichhardtiana 339-
Marsilia Drummondii 304-
Medicago denticulata 13-
Melaleuca 15, 16, 20, 90, 122, 157,
183, 187, 188, 189, 232, 243) 251,
262, 271, 295, 297, 304 322) 824
334, 336, 340, 342, 344 345 360,
sa 238.
——- $Capitatae. 342-
—— cardiophylla 123, 209.
—— exarata 328. .
—— glaberrima 299-
—— Huegelii 123, 209; 210, 321.
—— incana 252.
408 Melaleuca —— Oreobolus.
Melaleuca lateritia 322.
—— leucadendron 16, 17.
megacephala 304, 315.
pauperiflora 295.
Preissiana 42, ı22 Fig. 13, 123,
157, 180 Fig. 45, 205: 251 Fig. 56
A—E, 322, 324, 334
_—— radala 304-
—— rhaphiophylla 324.
—— seriata 123 Fig. 14.
—— thyoides 310.
—— uncinata 171, 181, 183, 226, 309.
—— violacea 343.
Meliaceae
Melilotus parviflora 213.
Menispermaceae 34
Mesembrianthemum ı8, 369.
—— aequilaterale 207, 291.
Mesochlaena 231
Mesomelaena 136.
Metrosideros 344-
Microcachrys 30, 31.
Microcorys 334, 342, 346, 361, 362, 376.
Micromyrtus eb 339.
Microtis 140,
alba a Fin. 24.4.
Millotia tenuifolia 224.
Minuria
Mirbelia 128,
microphylloides 298.
—— spinosa 223.
»Mitchell Grass« 19.
Mitrasacme 352, 353, 382.
paradoxa 258, 301.
Monimiaceae 35
Monotaxis
Monotoca ae 339.
Moraceae
Morinda Leichhardti 16.
it 8:
De 36, 40, 58,
371, 374-
Mlrheia 15, 17, 248, 274, 365.
—— acuminatum 275, 292, 304, 333.
——- oppositifolium 275.
Myriocephalus gracilis 301.
Guerinae 301.
274, 365,
—— Morrisonianus 308.
Myriophylium 255, 256, 257, 340, 342.
—— tillaeoides 35.
Myristicaceae 34.
Myrsinaceae 34.
Myrtaceae 28, 36, 90, 91, 121, 174,
177, 191, 203, 234, 371, 384.
—— -Chamaelaucieae 38, 346.
-Leptospermeae 252.
Myrtus metrosideros 27.
Needkamia ı 133, 360, 361, 362.
Nelumbium speciosum 17.
Nematolepis 360, 361, 362, 381.
Nepenthes 34.
Nephelium 7.
Neurachne 21.
Newcastlia 310, 366.
-—— bracteosa 285 Fig. 692.
cephalantha 285 Fig. 69.4, J.
insignis 285 Fig. 69 Z—G@.
viscida 285 Fig. 694A—C.
Nicotiana suaveolens 308.
ıtrarıa 373-
Nothochlaena distans 298.
Nothofagus 9, 10, 32.
—— Ca ing amii 32.
Moorei 32.
Nuytsia 108, 111, 316, 356, 357-
—— floribunda Taf. VI, 108, 109 Fig. 9,
110, 111,205,229, 232, 242,333, 334-
Nymphaea gigantea 17.
Nymphaeaceae 34.
Überonia 2 7-
paucidentata 199, 323.
stellulata 29.
Oligarrhena 133, 243, 333, 360, 361,
362, 381.
Omphacomeria 364.
Onychosepalum 355.
Opercularia 36, 158, 177, 214, 340,
342, 345-
apiciflora 219.
Opuntia 13.
Orchidaceae 36, 92, 138, 352
als malesisches Element 34.
Oreobolus 32.
—— pumilio 31.
Oreomyrrhis —— Platytheca. 409
Oreomyrrbis 32.
Orites 29.
fragrans 27.
Ourisia
Oxalidaceae 370.
Oxalis 369
cognata 13.
Oxylobium ı27, 128 Fig. 17, 233, 237,
332, 376.
—— alpestre 2
Bi Callistachys 12) 13%:
eng graniticum 298.
Parmelia conspersa 333.
Passiflora
[&
Patersonia 36, 92,189, 352, 353,377,382-
369
Pelargonium
Pentaptilon ge 135, 317, 359 360.
Careyi 244 Fig. 54, 245-
Persoonia 22, 119, 188, 218, 317, 376,
82.
longifolia 218, 323, 324-
Sr Pycnostyles 348.
teretifolia 238.
Petrophila ı18, 119, ı21, 182, 184,
185, 188, 189, 197, 233, 236, 247,
320, 332, 351, 376, 383-
divaricata 235, 327-
—— diversifolia 219.
-—— ericifolia 119, 203-
longifolia 167, 191, 327-
media 169, 235-
plumosa 180.
Petrophila scabriuscula 119, 165.
— en 235, 238.
——— squamata 327.
Puchaln er 360.
—— ovatifolium 29.
Pherosphaera 30, 31.
Philotheca 350.
234.
Pülebocanya 3 sie, 357-
Pholidia 276.
Phyllachne 31,
Phylloglossum ind 256.
Phyllota 128, 236.
Iycopodioides =;
Phymatocarpus 359,
ne Ber ee En
Physcia chrysophthalma 302.
des 245, 361, 362.
cata 279 Fig. 65 A—C.
Phytlacsacee 36, 364.
Pileanthus 189.
Pimelea ıı, 29, 36, 155, 187, en 231,
325, 337, Sao 345, 376, 382
argent 00.
a IE 214.
—— Gilgiana 210, 342.
glauca 342
—— hispida 253
—— longiflora
Sect. Malistachys 342
microcephala 155, 210, 288, 300,
308,
342
physodes 186 Fig. 48 C.
sylvestris 214, 217, 323; 382.
Pine 269.
iper 5.
Piperaceae 34.
Piptocalyx 34, 35-
Pithocarpa 359, 360.
nn 36, 217, 364, 371.
Pittosporum
—— bicolor
Era kreis h.phillyreoides).
——- phillyreoides 306.
Pityrodia 361, 376-
—— galioides 253.
410 Pleurosorus ——
Pleurosorus rutifolius 298.
Podalyrieae 36, 91, 92, 125, 126 Fig. 16,
233, 337, 340, 342, 379-
Podocarpus 31
amara
Podolepis 187, 189, 365
pallida 298.
Podotheca 294.
Polygalaceae 36.
Pollinia fulva 293.
Polygonum Cunninghamii 16.
Polypodium
re multifida 256 Fig. 58G,
microphylla 340.
Portulacaceae 365
Pothos 17.
—— longipes 5.
Prasophyllum 140, 260.
parvifolium 141 Fig. 242.
Pride of the Desert 276.
Pritzelia 161.
—— pygmaea 254:
Pronaya 189.
ans 205.
Prostanthera 29, 342, 346, 361.
—— Baxteri 298.
—— Grylloana 309.
icrophylla 342.
Prostantheroideae 36, 381.
Pro Fe 11,.28, 36, gr 2% 92, 118,
205; 233, 250, 327,
Psammomoya 177, 243,. u, 357, 358.
choretroides 176.
— ephedroides 176.
Pseudanthus virgata 333.
Psoralea 22.
eriantha 286.
pinnata 363.
Pteridium ı1, 16, 214,
329.
Pteris 8.
5, 33:
rouyniana 218, 22I, 32I, 324.
aquilinum 10, 218, 2, 222, 328,
Salmon Gum.
Pterostylidinae 36.
Pterostylis 140, 260.
—— pyramidalis 140, 141 Fig. 242.
Pterygopappus 31.
Ptilotus 365.
Be = 29, 127, 352, 353, 360;
376,
obcondata 12%
—— rosea 29.
Zamge Gentifaiih 3585.
—— vestita 355-
Ranunculus 29.
— anemoneus 29.
—— Gunnianus 29.
Reedia 356, 357-
Regelia 205, 359, ar
Restio 143, 370, 376.
ae kin = 99 92, 143, 144
Fig. 25, ı
I
eis 143:
Rhamnaceae 36, 155, 174:
Rhamneae
Rhaphidostegium homomallum 218.
Rhododendron Lochae 2
Rhynchosporeae 36.
Richea 2
Ricinocarpus 340.
Ba rosea 363.
Rosen 363.
Rubiaceae 34, 36, 370:
Rubus fruticosus 13.
Ruelingia 143, 173, 188, 343-
nn 286.
—— cuneata 246.
Ringier = re
ee 34 = .- 379, 371, 384-
* e 344
Rutidosis Fa Pr Fig. 58 J.
Salicornia 18, a 207, 311, si
arb ula 207.
Salmon Gum 266
Sambucus —— Stylidium. 411
Sambucus 34.
Samolus 177, 292.
junceus 258.
—— repe
Santalaceae 36, 177, 208, 282, 364,
Santalum 21, 64:
ee 35.
56 wo
I
crassifolia 134, 208.
——— fasciculata 219
—— humifusa 167 "Fig, 39, 168, 226.
—— nitida 134
—— paludosa 167, 245.
—— $ Pogonanthera 342.
—— porocarya 305.
—— restiacea 169.
——— spinescens 288, 373-
—— striata 134 Fig, 206,135, 323.
Schoenolaena 205, 360, 361, 362.
juncoide an 47:
Schoenus 136, 3
apogon u ig. 58C, 257-
Scholtzia 122, 317, 322, 360, 361, 362,
II 33
capıtata 315.
—— obovata 232.
uberiflora 317.
re 136, 377-
rtilagineus 298.
ee 136, 208.
Scitamineae 34-
ee a 292.
Selagine
Selaginella Deciand 256 Fig. 584, 258.
Senecio 340, 342-
centropappus 28.
Gregorii 294-
Seringia 344-
Sida 24, 291, 293, 307, 364, 373-
Silene acaulis 31.
brachystachys 308.
—— gallica 303.
Simarubaceae 34.
Simsia 356, 357-
Smilax australis 5, 8
Solanum 38, 189, 286, 291, 307,373, 376-
lasiophyllum 298, 307-
—— orbiculatum ee
Sollya 189, 359,
heter ophylla SSL 214, 223.
Spathodea 22.
ae 127, 352, 353-
Roea 125.
Sphagnum 30.
Sphenotoma 359, 300.
Drummondii En
—— gracile 253-
Spinife 18, 25.
—— hirs uts 42, 207.
longifolius 43, 293:
Sporobolus 19.
Sprengelia incarnata 382.
Spyridium 377-
globulosum 208, 212.
rgeiehe 13, 29, 177, 298-
— aloptera 310, 338.
— Aloha 29
a 36, 371;
Stapelia j
Statice Se 292.
Stawellia 360, 361, 362, 38
Stenanthemum gracilipes 7: Fig. 41
E—H.
Stenocarpus 5-
3
pedicellare 301.
Sterculiaceae 36, 91, 92, 142, 177, 180,
233, 340, 364, 371, 343-
Sterculia Gregorii 339.
Sticta Billardieri 218, 325.
Stilbeae 370.
Stipa 21, 277, 376.
elegantissima ‚15 296, 373-
—— pycenostachya 296
Stirlingia 235.
atifolia 181, 204, 3
yolymorpha 231, “Ee 5 h. latifolia.
Ss hdinpese 6, 38, 137, 371, 376-
Stylidium 91, 162, 167, 188, 203, 231,
232, 257, 259, 302, 323 332, 336,
340, 345-
breviscapım 255.
——— calcaratum 217, 256 Fig. 584.
canaliculatum 255-
Sect. a gerri 138.
—— Dielsianum 138.
412 Stylidium —— Umbelliferae.
Era ee 217.
um 139 Fig. 222—G, 257.
— abe, 138.
—— Mernallii 138.
—— repens 138, 246 Fig. 55.
—— Sect. Rhynchangium 138, 342.
—— scandens 138, 139 Fig. 224—D.
—— striatum
Stylobasium 210, 305, 317, 356, 357-
Stypandra # 352, 353.
Styphelia 360
_— nie 355.
pusilliflora 355.
—— $ Soleniscia 353.
tenuiflora 199, 230.
Swainsona 13, 288, 308, 339, 365.
Synaphea 188, 235, 356, 357-
Syncarpia 16.
Synoum glandulosum 7.
Tacca 17:
Taccaceae 34
Tarrietia argyrodendron &:
ecoma australis 5.
Templetonia 189, 365.
gena 296
—— retusa 213, 321, 366.
Tersonia 360,
Tetragonia 245, ae 369.
T
etraria 136.
Tetrariopsis 136.
Tetrasynandra 3
35-
Teträtheca 177;. 188, 217,234, 235;
Thelymitra are 2 360, 377.
es, pen 298.
SEE; 7
— Tongifolie 298.
Thelymitrinae 36.
Thomasia 143, 173, 253, 320, 344,
360, 376
pauciflora 253.
solanacea 142 Fig. 24 A, 2; 214.
Thryptomene 317
—— australis 333-
Thymelaeaceae 36, 370.
Thysanotus 158, 160, 177, 253, 340,
342, 344, 345, 376.
—— Patersoni 219.
pauciflorus 44.
Tillaea 163, 183.
Todea africana 8, ır.
ee 177, 353; = 377-
coide Arten
a 147.
effusa 160.
heterophylla 353.
linearifolia 382.
Tremandra ı 135 217,359, 3060.
diffusa 222.
Tremandraeae er 43,37%
7
I
Trianthem 3.
reibohäihes 160, 202, 254, 301, 356,
357-
Tribulus 373:
Trichinium 188, 189, 204, 294, 307;
302
Seen 296, 297 Fig.714—C;
Manzle 302, 378.
obovatum 280, 296, 307, 308.
siphonandrum 297.
—— calcitrapa 256 Fig 58 2.
centrocarpa 257, 301.
mucronata 257, 3II.
—— DIEBE
procera 254.
striata 311.
Triodia 26, 40, 43, 373-
Triraphis danthonioides 273.
rigidissima 277 Fig. 64; 310, 388.
Tristania 17.
conferta 14.
suaveolens er
Trochocarpa lauri 7-
TrymaliunBillardieri 214, 220, 323, 328-
Tylophora 7.
»Tuart« 98.
Uiex europaeus 13.
Umbelliferae 36, 146, 147, Fig. 27-
Urticaceae ——
Urticaceae 34.
Usnea barbata 302.
Utricularia 188, 28: 5 256, 382.
Menziesii
Velleia ee 135.
ee se a Fig.65; 285 Fig.69;
307-
Veronica
densifolia 29.
Verreauxia 135, 245, 361, 362.
Reinwardtü 135.
Verticordia 22, 122, 123, 125, 184, 188,
Be 205, 232, 235, 243, 331 336,
" Progression in der Blüte 347
— — helichrysantha 328.
Bora ae 347 Fig. 75 N—
—— nitens 2
—— oculata 6 317,347 Fig. 75
—__ ovalifolia 347 Fig. 755 2 F.
— Pritzelii 124 Fig. 15.
—— spicata 347 Fig. 75 4—€:
ern ne 317.
Yılanıa % 258
Viminaria Sn ‚353-
enudata er, 219, 252.
Viola betonicafoh II.
hederacea II.
—— australis 340.
W ahlenbergia sr 342
ne wi 294, 365, 3
minata = . Es
Zygophyllum. 413
Waitzia aurea 301.
—— corymbosa 301, 302.
nivea 232.
»Wandoo« 99.
N 360, 361, 362.
Bencides 309.
TER Be rigida 295.
Wilkiea 35
Wormia alata 17.
Wurmbea 301.
Xanthium spinosum 13.
Xanthorrhoea Iı, Iı
arborea 381.
—— gracilis 115, 322.
hastilis 381.
Preissii 45, 90, ı13, Taf. VII;
216, 218, 219, 234, 243, 262, 329,
334, 355-
—— quadrangulata 355, 381.
Kanthösia 217, 352, 360, 376.
‚ behaarte 147
— ge 3? 3
—— pilosa 382
atnaiale 147 Fig. 274; 329-
tenuior 32 “
Xanthostemon 344
Xanthoxyleae-Evodiinae 344:
Xantorrhoea siehe Xanthorrhoea.
Xerotes 3 231, 360, 376, 382-
ffusa 201, 300, 355-
Eee bongifolin 136.
rigida 355-
Xylomelum 119, 157) 182, 351.
—— angustifolium 241.
—— occidentale a 205.
—— pyriforme 3
-—— pyriforme ae irrtümlich für X.
occidentale.
York Gum 264.
Zygophyllaceae 365.
Zygophyllum 18, 245, 286, 296, 308,
369, 373:
—— fruticulosum 366.
-$rzdro] ur ureurppgug wsyTEm uoA Fear
5)
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AUSTRALIEN.
(vgl. S.26 )
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