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Full text of "Die Vegetation der Erde :Sammlung pflanzengeographischer Monographien /hrsg. von A. Engler und O. Drude."

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Die 


Sammlung 
Pflanzengeographischer Monographien 
e | herausgegeben von 


A. Engler und O.Drude ne 2 


ord, Professor der Botanik und Direktor ord. ee der Botanik und Direktor 
des botan, Gartens in Berlin s botan. Gartens in u = 


Die Pflanzenwelt von West-Australien _ 
südlich des Wendekreises. 
Mit einer Einleitung über die an Ce in Gru 


Se er En 


Enge ale ee 


Dr.L ‚Diels, 


5 


Verlag von Wilhelm ee 


Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig 


Die Vegetation der Erde. 


Sammlung pilanzengeographischer Monographien 


herausgegeben von 


A. Engler und O. Drude 
ord. m. der Botanik und Direktor ord. Art der Botanik und rigen, 

s botan. Gartens in Berlin des botan. Gartens in Dres 
erg der Egg auf der 
1. Willkomm, Moritz, sehen Halbinsel a 1 Te ztälguren. # 
Heliogravüren und 2 Kar Free Lex.-8. 1896. # 12.—; in Ganzleinen geb. 
#4 13.50. Subskriptionspreis: #4 10.—; in Gaisleineh geb. .# 11.50. 


Grundzüge der Pflanzenverbreitung in den Karpathen. I. Band. 
n. P Fax, I, F, Mit 9 Textfiguren, 3 Before und 1 Karte. Lex.-8. 
“74 11; in Ganzleinen geb. .4 12.50. Subskriptionspreis: # 9—; 
= Ganzleinen geb. #4 10.50. 


IH. Radde, Gustav, erggie der beta ee den Kaukasus- 


ländern von der unteren Wolga über den Manytsch- 

Scheider bis zur Scheitelfläche Re u 13 Textfiguren, 7 Br 

gravüren und 3 Karten. Lex.-8. 1899. „4 23.—; in Ganzleinen geb. .# 24.50. 
ubakriptiensnraier 4 4 19.—; in Blciien: ge 20.50. 


en 


v. Beck von Mannagetta, Günther Ritter, Bieten 


_. Länder, begreifend Südkroatien, die Quarnero-Inseln, D almatien, Bosnien 
die Hercegovina, Montenegro, Nordalbanien, den Sandzak ne > 
i 1 


Bchien. Mit 6 Vollbildern, 18 Textfiguren und 2 Karten. Lex. 1 
A 30.—; in Ganzleinen geb. 31.50. Subskriptionspreis: # 20.—; 
in Ganzleinen geb. .# 21.50 


Die Heide nahen Frame und die sich anschliessenden 
Y% Graebner, P '! Formationen in biologischer Betrachtung. Eine Schil- 


derung ihrer Vegeiationsverhaltninse, ee ig ie und ihrer 
Beziehungen zu den übrigen Pflanzenformationen, beson zu u und 
Moor. (Formationen Mitteleuropas No. 1.) Mit ner Karte. Fee: 


A 20.—; in Ganzleinen geb. .# 21.50. Subäkriptioßsnesies A 16.— 
in Ganzleinen geb. #4 17. 


v1. Drude, Oscar, Der rg Florenbezirk. der Pflanzen- 


verbreitung im mitteldeutschen BOB: und ellande vom 
Harz bis zur Rhön, Lausitz un mer | ee ererdiieng 
in Mitteleuropa nördl. d. a. No. 1.) „Mit 5 Vollbildern, 16 Textfiguren 
und 1 Karte. Lex.-8. 1 in Ganzleinen en 


Subskriptionspreis: A 3; in "Ganaleiien eg 

1 Die ee von West-Australien südlich des Wende- 
- Diels, L., kreises. Mit einer Einleitung über die Pflanzenwelt Gesamt- 
Berl in Grundzügen. Ergebnisse einer im Auftrage der Humboldt-Stif- 
tung. der Kgl. preussischen Akademie der Wissenschaften 1900—1902 unter- 
en Reise. Mit 1 Ve egetationskarte und 82 Textfiguren, sowie 34 Tafeln 
nach Originalaufnahmen von Dr. E. Pritzel. Lex.-8. 1906. .# 36.—; in Ganz- 
leinen ge ‚50. 

Subskriptionspreis: .# 24.—; in Ganzleinen geb. .# 25.50. 


In Vorbereitung befindet sich: 
vım. Reiche, Karl, Vegetation von Chile. 


== Der Subskriptionspreis tritt ein bei Abnahme der ganzen Sammlung. — 


Die ; 
Vegetation der Erde # 
Sammlung . 

Pflanzengeographischer Monographien . 

herausgegeben von ‘ 


und ‚eN Drude 


nee ie, 
ord. Professor der Botanik und Direktor 
des botan. Gartens in Dresden, 


A. Engler 
ord, Professor der Botanik und Direktor 
botan. Gartens in Berlin 


vl. 


Die Pflanzenwelt von West-Australien 
südlich des Wendekreises. 
Mit einer Einleitung über die Pflanzenwelt Gesamt-Australiens in Grundzügen. 


Ergebnisse 
einer im Auftrag der Humboldt-Stiftung der Kgl. Preussischen 
Akademie der Wissenschaften 1900-1902 unternommenen Reise. 


Von 


Dr. L. Diels. 


Leipzig 
Verlag von Wilhelm Engelmann 
1906. 


Mo. Bot.Garden 


Die 
Pflanzenwelt von West-Australien 
südlich des Wendekreises. 


Mit einer Einleitung 
über die 
Pflanzenwelt Gesamt-ÄAustraliens 
in Grundzügen. 


Ergebnisse 
einer im Auftrag der Humboldt-Stiftung der Kgl. Preussischen 
Akademie der Wissenschaften 1900-1902 unternommenen Reise. 


Von 


Dr. L. Diels. 
—— 
Privatdozent an der Universität Berlin, 
Assistent am Kgl. Botanischen Musetm. 


Mit ı Vegetations-Karte und 82 Figuren im Text, sowie 
34 Tafeln nach Original-Aufnahmen von Dr. E. PRITZEL. 


Leipzig 
Verlag von Wilhelm Engelmann 


1906. 


Vorwort. 


In unserem Wissen von der Pflanzenwelt des westlichen Australiens hat 
längere Zeit ein eigentümliches Mißverhältnis bestanden. Gut bekannt waren 
die floristischen Elemente; dagegen wußte man nichts darüber, wie sie sich 
zum Vegetationsbilde ordneten. Ihre äußeren Affinitäten hatte schon HOOKER 
gesichtet; doch fehlte jeglicher Aufschluß, von welchen Bedingungen die innere 
Gliederung der endemischen Flora abhinge. Auf beiden Seiten sind weiter- 
reichende Interessen beteiligt. In seiner Vegetation verspricht West-Australien 
manche Klärung allgemeiner Fragen, denn es ist unter den Winterregen-Gebieten 
der Erde reiner ausgeprägt und gleichmäßiger abgestuft als andere. Und die 
beispiellose Formenfülle seiner Flora wird ihre Erträge liefern, solange man über- 
haupt dem Verständnis der Pflanzen-Gestaltung nachstrebt. 

Diese Erwägungen ließen das Projekt einer Reise entstehen, daß ich im 
Jahre ı900o dem Kuratorium der »Humboldt-Stiftung für Naturforschung und 
Reisen« zur Entscheidung vorlegte. Die Schilderung der Vegetations-Formationen 
West-Australiens und die Untersuchung der den Formenreichtum der Flora 
bedingenden Umstände waren darin als die wesentlichsten Aufgaben des Unter- 
nehmens bezeichnet. 

Mein Plan fand bei dem Kuratorium der Humboldt-Stiftung Billigung. In 
seinem Auftrag unternahm ich mit den Mitteln der Stiftung eine zweijährige 
Reise; vierzehn Monate davon waren für den Aufenthalt in West-Australien 
verfügbar. Die näheren Einzelheiten der Zeiteinteilung werden unten Seite 
63— 66 mitgeteilt werden. 

Als erstes Erträgnis habe ich die systematischen Resultate meiner Samm- 
lungen in Gemeinschaft mit Dr. E. PRITZEL bereits früher mitgeteilt (L. DIELS 
und E. PRITZEL, Fragmenta Phytographiae Australiae occidentalis. In Englers 
Botan. Jahrbüchern XXXV [1904, 1905]). Von der Ausführung meines eigent- 


. lichen Auftrages gebe ich mit vorliegender pflanzengeographischer Darstellung 


Rechenschaft. i 
Dabei empfinde ich wiederum mit ganzer Lebhaftigkeit, wie viel Dank ich 
den Förderern meines Planes und meiner Arbeit schuldee Die Königlich 
Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin und das Kuratorium der 
Humboldt-Stiftung haben aus den Mitteln dieser Stiftung die Möglichkeit ge- 
währt, nicht nur eine gründliche Bereisung des eigentlichen Forschungs-Gebietes 
vorzunehmen, sondern auch durch Besuch des Caplandes und der Osthälfte 


vI ; Vorwort. 


Australiens die Probleme vielseitiger kennen zu lernen. Ich spreche der hohen 
Körperschaft meinen tiefgefühlten Dank aus für ihre weitgehende Munifizenz, 
vor allem dem Vorsitzenden des Kuratoriums, Herrn Geheimen Medizinalrat 
Prof. Dr. WALDEYER, für sein stets so gütig bewiesenes Wohlwollen. 

Allseitige Förderung bei meinen Arbeiten verdanke ich den Behörden von 
West-Australien, die mir überall liebenswürdige Bereitwilligkeit entgegengebracht 
haben. Aufs dankbarste habe ich zu bekennen, mit wie viel Teilnahme an 
erster Stelle Rt. Hon. SIR JOHN FORREST, P. C., G. C. M. G., damals Premier- 
minister des Staates, für gutes Gelingen meines Unternehmens tätig war. 

Meine ganze Reise habe ich gemeinsam mit Herrn Dr. E. PRITZEL aus- 
geführt. Es ist mir eine liebe Pflicht, auch an dieser Stelle meinem Freunde für 
alles zu danken, was er in den schönen Jahren unserer Wanderschaft an mir 
getan. Die photographischen Ansichten hat er sämtlich aufgenommen und 
für die Illustration meines Buches zur Verfügung gestellt; auch ist er so 
freundlich gewesen, die Korrekturbogen der Arbeit nachzuprüfen. 

Bei der Gliederung des Stoffes habe ich mich vielfach der Ratschläge 
meines dankbar verehrten Lehrers, Herrn Geheimen Regierungsrates Prof. 
Dr. ENGLER, zu erfreuen gehabt. Seiner Anregung entstammt auch die Ein- 
leitung, welche die Pflanzenwelt von Gesamt-Australien in Grundzügen be- 
handelt: sie soll dem Bilde meines engeren Forschungsgebietes den Rahmen 
geben und kräftiger hervortreten lassen, welche Züge ihm seine starke Indivi- 
dualität verleihen. 


Berlin, im Mai 1906, L. Diels, 


Inhalts-Übersicht. 


Einleitung, 
Die Grundzüge der Pflanzenwelt von Australien. : 
I. Allgemein a ee N a De ee 5 ae 
MeRoTtmatichene: sun. ei...“ ea ee ea a A 3 
I. ee: esenwald: EN A N 3 
2 tropischer Regenwald. . . - «x... 2.0.00 ne 7 
3. Skleröphyllen-Wald . ...». - nn en nee Io 
4 nn MEERE PER ER RT DER 
5. Ufer-Waldungen. . » 2... eo. nn mann ee DEREENT DE 
6 Sande und Stiand-Gebüsche 2,0 00 cn a a ae 16 
7 er N 18 
8. hei 5 ENDE a Re EL 20 
a. Mall era Kr ee REN 20 
b. Sublitorale Sklerophyll-Gebüsche. . . . » vr rennen. 22 
vcseng Halden » e.V er Ren 23 
d re REN ee es 24 
= alas. Sctub TE re ee N 24 
a SL 1 
Schematische Erläuterung zur Vegetations-RKarte . .. +» » ae ER 26 
I. Regionen. cn se ee 27 
Bellenden-Ker-Gebin ee ee er TEN EN . 27 
Südöstliche Hochgebirge. . .. .» . 2. re. NR LE 28 
. Flo ee RR REES SEE re Re ee a RE er 31 
te er Ansteiitääireh Piora Au, en En RES}; 
htarktisches Blement =. 20.7, en se en er et 32 
%::Malesisches Element ss. ee ze 32 
Anstrahsches Blemient. ya an ee ne ee et 36 
2: er ler australischen Flora 3. seen ee en 38 
ee a RR er ER EL er 
>= EG ER NEN EN ea ER 
c. btw Riten DR Te re 40 
Erster Teil. 
Geschichte und Literatur der botanischen Erforschung des 
extratropischen West-Australiens. 

1. a ke a a nenn a a N re ME 
VOTE ne ee 41 


a a ee 4I 


Robert Brown und Zeitgenossen...» » 2... nee 


PRIBEr VOR wa. ee ee Dr 


ala a re re 
James Drummond und Zeitgenossen . » » 2... - PR EL RR 
Ferdinand von Müller und seine Korreipondenten a RT RE 1 


ol ER ZIRLE Salt? 


Bestrebungen der. Gegenwait „cn wu nie en 
Reel: Lea 2 ee entee n 


BEE SE 


Zweiter Teil. 


Abriß der physischen Geographie des extratropischen 
West-Australiens. 
1. Kapitel, ac a Verhältnisse . 
ogra 


2. Kapitel. Klin A TR RTE 


ae BE Th, Sl, He FT a I Ee Tapt BEE, Wet San Yaeı Bas 


Ir. w a er ER LE ED TE 
= Verdunstung TE A De ee 


V. Jah ischer Verlauf der Witterung , 20, „u; . 
3. N Aladernng “ Gebietes nach RS ara und Vegetation ; 


CL EL a ee EN Sat za le SER ars Era; 


Dritter Teil, ; 


Die Vegetation der Südwest-Provinz. 
T. Kapitel. Allgemeiner Chärakter . .; 0,23 00 a en 
2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen 
I. Die Eucalypten 


EEE ER WE IE 
BR RI EIU, E WE  E REER SD BEE 


1. Eucalyptus marginata, >Jarra« . . 
2. Eucalyptus calophylla, »Red Gum« 
calyp arri 


4. Eucalyptus gomphocephala, »Tuart« 

5. Eacalyprus Nsse, »Wandoo« 
II. Die Gattung Casuari 
II. Die Arten von Be Ds a are ar ee 
IV. Muytuse -Noribande (EDERBER. 
= 


FE BE BD. Bi 


De ar ve al Saale, Sue aa Gere Baar a 


en a a ende La TEN, Were al a Se er Bee Be Fe 


ee a a er 
3. a - leitenden dr aa Familien und ihre Lebensformen. . 

I. Beer: EEE N 118 32. Refionscene Era 
2. Mytiwelse 32, 121 13. acea + 
3 Lea Dodarits 125 14. Umbelliferse „Wir... 
RE RR BE 129 15 Amaryllidacene-Comostylidene 
5. Epacrklacete ....... 2% 131 16; Hibbertia . 2 su 3 
6. Goodeniacese . . si „u... 133 17. Drosers --. u Takt. 
7 ots Ra er EN 135 18. RER 
De ee re 136 30: CRBENBR 720,05 we 
9 Ghrkiälaedte ee EEE 137 20. Mit "der eg gemeinsame 


a FE a; 


N De ee ae ee TE 


En A ET EEE RE TE SE ae ee En Eee ae 


an li a a ae a ER FR 


I 142 a1, FREE öu OR EEN 


4. En 


5. Kapitel. 


Inhalt, 


en Charakter . . 
s-Formen der Vegetation 
5. a se 
m 


a  E e * 
RN BR Be Le SE a el 
N ENTE ER Ru 
er Be nn Ne Bee DE A var Vest, TERRY er 


ae Sue DEE vg‘ 


f. harmose 
g. Vegetations-Zyklus der Jahreszeiten . 
Formationen 


SU a A N ee ea 


a Fon Biken DR 82 ee 


PET EN Bi SE Mh so 2 Er ah ae 


AR EL TA. 


Pe Ted rt ae, MAR mr RE Ware Yoak | 


RT EB | 


Litoral-Formationen 


BER EEE ER 


nen MEER en Se FERN er De ERraN Re Pa SEIRR ie > Sr RN Er Yan A Ze Se | 


$. Watten-Formation 
y. Offene Formation des Be Strandes 
d. Strand- = hö enseg 


a SER. 


N SE ER ee et N 


BEN a 


x a ER vb 


b. Wald-Formationen 


3. Wand 


4. Überg 
ß. Gemischte Wäld 


c. BITSH EEE TEIBRINONON 


cap: Mach SAbr: Eee Taor. Ada als More El ee Ha ee ei DB Res 


BE en a ee Eee 


BES Wa: Ce ee ergen 


änge zu den en der Eremaea 
er des Vorlande 


Re ee Re Sa RR EIER Soc 


Pa Sr Eee BE rn ST ee 


BER EN RT 


1. Kapitel. 
2. Kapitel. 


2 N 

d. Sumpf-Formationen.... . 
Alluvial-Formation 
a Formation des Granitfelses 


Vierter Teil, 


WESER RR 


PEN a acr RR Hz Ma Aa ER, 


Be RE a a ee 


RE ee PETE NT ee 


Die Vegetation der Eremaea-Provinz. 


Allgemeiner Charakter 
Bee Leit-Pflanzen 


n Taee Bude Sn Lan Ar DI ea Mann DENE ST N REN, 


ren rostrata 
II. Die Arten von Acacia 
Re 
IV. Codonocarpus Kilo. 


2. Die eigentlichen Beige 


BE Te ET EEE N NE 
TE 
BE 3 


BE ne LEE a 


ST RN EA 


TE ER BEE a LEER Ar HE SE Here Fer, 


ER EN GE Eh Se A a ap ra Sa, EIER 


RR TE a een we 


ge RE a 


ER Na N I RS N a A A 


RE De a et ne, BE a SE Sud IE DA RE N 


Pe ae SER Ser Bra Ta, Ein 


3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen . . - 

se rn a N 271 5. Verbenaone: . ..... 20% 
2. Chenopodiaceae 273 6. r 

3 ne» ERBE a nn 274 7. DoGoBssh 2 ee 

BE RR 276 8. Santalacese ... .» vo 4.» 


BR ET RE 


x Inhalt. 


Seite 

U BD EI SE 28 
EEE RE oe ER PASSANTEN 223288 
E Vegetabons- Zyklus der Jahreszeiten... .....: «jean zer sum ana aa 5 MI 
BESOHDIGL -EREMEHORER 7. ae 291 
a-Litoral-Formalionen. 2... ee 291 
@. Mangrove- und Watten-Formation . ....... ee 
ß. Formationen des sandigen Fe Dünen-Gebüsche re N 
b. Wald-Formationen .......%% 3. Br a TE 
&. Encore der BARmeR ann EEE TREE 294 
Pe SETENDER Mad 0 a ee anerih .. 299 
c. Strauch- Ben SR a ee Ei a ae Fe DACH IS 
«. Mulga-Formation des N a ES ee ie re 305 
Busch-Formation auf Sand. . 2 2.0... ee a 
d. Halophyten-Formation der Salzpfannen, ,„..,. g9 


Fünfter Teil. 


Die Flora des extratropischen West-Australiens und ihre Gliederung. 


1. Kapitel. Floristische SFr wi TE RT Ba ne re A 
KL Da REN OP EEE 314 
1. Der Distrikt kw RN 314 
2: Der Dieb Aka 1 ee 318 
3. Der Distrikt Darling .... . . 321 
48 Distrikt Watten 00.000 un, 324 
5.:Der Detikt Strg Sa ee ar 326 
Gier Dub Byron N ee 332 
b.Die Eremapa-Provine u a le 335 
7. Der. Distrikt Coolgardie .., . sms, Er 
8.:Der Distrikt Ausim . . . . ,,_ Va EIERN rar ie in Ra 337 
2. Kapitel. Fre der rege rag: ee a ee RE ee 
a a a Rd 339 
a. sehnche N re A a a ER SE 
u Banaesisdisähe Altena. ua. Be. | 
= Eypen Ger Brumea vi. ne ee ...340 
%: Kekse Sippen höherer rise jä ee 40 
[ W eek Küstrullen 345 
b. Disinakte Elements BEN REN FB Bee 
2 3: MONdöstlichE Typen 2 ee a 348 
BE: SRADBEROHE Tyan 350 
1. Nördliche Untergruppe . . .. 2... .. 350 
2. Allgemein südöstliche Untergruppe . .. . . » 351 
3. Südliche Untergruppe... .... .. BE: 353 
© Endemische Elemente 1, 1... x 1,0, 2 sun. VER TRNERTIIR 
I. Endemismen 1. Ordnung 356 
2. Endemismen 2. Ordnung. . .. 2. 2 2m 2... 359 
3. Endemismen letzter Ordnung... . 222.2... 360 
4. Eingebüngen Kolonien. u Sa 363 
ed a a ee ee 363 
“ Nöräliche Biemenle , 0. 0 363 
b. Autöchthöne Elemebte >. 2. 0. 0.2, u... 364 


Inhalt. XI 


Seite 

3. Kapitel. Floristische Beziehungen zu anderen Gebieten . . 2 2 cc cc r 2 368 
a. Beziehungen zu anderen Erdteilen, besonders dem Caplande . . 368 

b. Beziehungen innerhalb Australiens, . . .. 2 22 220... ER. 1. 

Bw, Eromaen-Provinzs 4... .00..00. 0.0. EIN a are a Se 372 

Be SUAWEREHFONE ee EEE TORRRCERMDE  y 

I Belkahesi EUR TERHBBR ee een, EN ir 

Beziehungen zu Südost- Kotnlien er .. 378 


2, 
4. Kapitel. Die Entwickelungs-Geschichte der Flora des extratropischen West- RIVER 383 


erister und Persötlen> Verzeichnis... 200 u. vr 387 
index der Pflanzen-Namen. .... . . v2... LT. 2 EEE 


Verzeichnis der Tafeln. 


I, zu S. 93. Eucalyptus marginata Sm. XIX, zu $. 241. Rand-Zoned. Strauch-Heide. 
II, zu S. 95. Eucalyptus calophylla R. Br. XX, zu S. 242. Strauch-Heide auf Sand 
II, zu S. 96. Eucalyptus diversicolor XXI, zu S. 247. Rand der Strauch-Heide auf 

.v.M. and. 

IV, zu S. 98. Eucalyptus gomphocephala}| XXI, zu S. 251. Alluvial-Formation. 

DC. XIH, zu S. 259. Vegetation des Granitfelses. 

V, zu S. 103. Banksia attenuata R. Br. XXIV, zu S. 264. Eucalyptusloxophleba Benth, 
VI, zu S. 108. Nuytsia floribunda R. Pr. XXV, zu S. 265. Eucalyptus occidentalis Endl. 
VH, zu S. ıı1. Macrozamia Fraseri Mig. XXVLJ, zu S. 266. Erg salmonophloia 

VII, zu S. 113. Baumartige Liliaceen. 

IX, zu S. 117. Dasypogon Hookeri Drumm. XXVII, zu S. 267. Acacia acuminata Benth. 

X, zu $. 207. Mangrove und Watten, XXVII, zu S. 295. Eee Eremaea. 
XI, zu S. 211. Strand-Gehölzd. Tuart-Zone.| XXIX, zu S. 299. Eucalyptus-Bestand von 
XII, zu S. 221. Wald-Saum im Distr. Warren. eremaeischem Savannen- 

XI, zu S. 222. Wandoo-Wald: Eucalyptus er. 
redunca Schau. XXX, zu S. 299. Savannen-Wald. 
XIV, zu S. 227. Gemischter Wald des san-| XXXI, zu S. 300. Savannenartiger Acacien- 
digen Vorlandes. Bestand. 
XV, zu S. 228. Gemischter Wald des san- XXXI, zu S. 304. Creek-Vegetation in der 
digen Vorlandes Übergangs-Zone. 
XVI, zu S. 228. Sehr lichter Wald ae san- | XXXII, zu $. 305. Mulga- Formation der Ere- 
digen Vorlandes maea. 
XVII, zu S. 234. Strauch-Formation. XXXIV, zu S. 307. Eremaea-Landschaft mit 
' XVII, zu S. 236. Sklerophyll-Gebüsch im Helipterum splendidum 


westlichen Stirling Range. Hemsl 


Verzeichnis 


. Niederschlags-Ver 
u 


Eucalyptus gomphocephala DC. 
FRERIREUE redunca ARBaR. 


ee EP 


en 
- © 
IS 

S 

DS 

S 

® 

> 

= 
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NS 
>) 

ie) 

= 

] 

— 

73 


. Podalyrieae der Südwest-Provinz . . . 
. Oxylobium-Arten 


I BE Be 3 
SaFun 


ui 


. Acacia-Typen der Südwest-Provinz. . 
R AT der Südwest-Provinz 
. Goodeniaceae der Südwest-Provinz 
Fr MINBe ABU: >. 2.04% 
i EUER ee Südwest-Provinz . 
Orchidaceae der Südwest-Provi 

. Sterculiaceae der Be Daies 

. Restionaceae der Südwest-Provinz 

Bl 2 Re ee 
. Umbelliferae der Südwest-Provinz. 

} Conostylis- Arten 


[u u 
OO ns 


D 


BL DER RR A Le lb u ee St 


w D 
°% 


ron. Ne 

. Centrolepidaceae der Südwest-Provinz . 
rosera-Arten mit Knospenschutz . 

. Calandrinia mit Knollen 


w ww 
& 8 


0%) 
? 


35- 
36. 
37. 
38. 


Hygrophile Compositen. 
Schema der Verzweigung . 
yes mit ee ER Ei 


a a Da ee 


Eee re 


40. EntwickehungeStadien der re 
cacia barbinervis Bent 
41. Blattformen bei Rhamnaceae 


Sei 
Stand der er Reg 1905 


Inhalt. 


der Text-Figuren. 


42. Hakea Brookeana F. v. M. 

43. Aphylle Arten: Psammomoya . . . » 

44. Acacia insolita E. Pritzel BE 

45. Typische Form des Blatt-Baues . . . 

46. Blattbau bei Xerophyten . 

47. Knospenschuppen der Blüten . - . . 

48. Corollinisierte Hochblätter als Hüllen. 

49. Epharmose des Laubes bei Zogania 

Beet, Zusam, en 
50. Epharmose des Laubes bei Zogania 
Sect. Stoman 
51. Epharmose des ER bei Dips ; 
52. Epharmonische Konvergenz . 197° 
53: Er Compositen der Südwest- 
EL . 225 

54. an Careyi ® v. Mm) E. Pritzel 244 | 
55. Stylidium repens R 26 
56. Melaleuca PRETER 251 
57. Zevenhookia. . » .. . 25 
58. nn der Krautflur 256 f 
59. Eucalypten der Eremaea . . . 265 ; 
60. A BE E. Pritzel . 268 F 
61. Callitris robusta R. Br 270 
62. Angiantheae . 272 
a 259 
64. Triraphis rigidissima Pilger . 277 u 
65. Verbenaceae der Eremaea 279 i 
RER N ea ame ne ne 230 
67. Charakter Santslacen der Eremaea 281 5 
68. BE 1 282 
69. ac dh ER Newcastlia . 285 e 
Ton Krimöphilii, un ee 2839 
71. Trichinium exaltatum (Nees) Benth. . 297 
72. Floristische re in acht Bezirke 
73. Dryandra Fraseri R. Br. . 310,0 
74. Sphenotoma nd Benth. 

I FIR: . Ana 

76. Areal von Jacksonia..... =» 

77. Areal von Banksia. ... . 

78. Areal von Drosera Sect. yes 

79. Eremosyne pectinata Endl. . » » : - 
180. Cephalotus follicularis Labill. . . - : 

81. Diplolaena grandiflora Desf.. . . - - 

82. Gelesnovia verrucosa Turez. . . - - 


Einleitung. 
Die Grundzüge der Pflanzenwelt von Australien, 


I. Allgemein geographische Bedingungen. 

Für die Tier- und Pflanzenwelt Australiens öffnet sich heute nirgendwo 
anders eine Straße des Verkehrs als im Norden nach Neuguinea und Malesien 
hin. Und auch dort bestehen, abgesehen von dem trennenden Kanale der 
Torres-Straße, mächtige Schranken klimatischer Gegensätzlichkeit, um die Wege 
einzuengen oder gar gänzlich ungangbar zu machen. Seit langer Zeit schon 
müssen jene Kontraste dazu gewirkt haben, selbst das, was gemeinsam war in 
den Floren der Inselwelt Südasiens und des benachbarten Kontinentes, auf 
getrennte Bahn zu drängen und immer weiter voneinander zu entfremden. Es 
ist also ein wirklicher Insel-Kontinent, der heute die fremdartige Flora und Fauna 
Australiens birgt. 

Wie bei der Südhälfte Afrikas, haben wir es mit einem ausgedehnten 
Plateau-Lande zu tun, freilich von minder beträchtlicher Höhe über dem 
Spiegel des Meeres. Wie dort, schwillt.es an der Ostseite zu einem höheren 
Saume, um dann rasch, oft plötzlich, sich zu senken zu einem schmalen Küsten- 
Vorlande, das von kurzen Flüssen durchzogen wird. An der Westküste fehlt 
solche Anschwellung beinahe ganz; aber auch dort bricht das 300-500 m 
hohe Plateau stellenweise unvermittelt zum schmalen Litorale ab. Nach der 
Mitte zu ist das Tafelland eingesenkt, und in dieser Mulde ziehen die Haupt- 
Wasseradern des Kontinentes, die von dem Höhensaume des Ostens gespeist 
durch regenarmes Land zum Meere gehen. 

Durch diesen Aufbau sind die klimatischen Momente in ihren Erfolgen 
bestimmt. Ihr Wesen aber hängt von den meteorologischen Bedingungen 
jener Breiten ab; und diese schreiben dem nördlichen Anteil tropische Sommer- 
regen zu, dem temperierten aber südliche Winterregen. In der Tat haben die 
ganzen Tropen ihr Niederschlags-Maximum im Sommer, und der Winter ist 
trocken; aber das Ausmaß der tatsächlichen Regen hängt ganz von sekun- 
dären Bedingungen ab, An der bergigen Ostküste erreicht es hohe Werte, 
nach dem Binnenlande zu nimmt es überraschend schnell ab. So ist in New 
South Wales der Plateau-Abfall und die vorgelagerte Küste regenreich, oft steigt 
die Jahresmenge über 100 cm. Noch wirksamer ‚kondensieren die küstennahen 
Erhebungen in Queensland die Wassermengen der Atmosphäre, Da wird der 


Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. ie; 


2 Einleitung. 


Ostabhang jenes Berglandes, das im Bellenden Ker seine Gipfelhöhe erreicht, 
zu dem regenreichsten Bezirk Australiens, der nicht unter 250 cm pro Jahr ; 
empfängt; dort ist es, wo man die mächtigsten Regenwälder des Kontinentes 
findet, Aber in der selben Gegend geht auch die Minderung des Niederschlages 
binnenwärts in besonders ausgeprägtem Maße von statten. Prinzipiell die gleiche 
Abstufung vollzieht sich überall: schon in dem Jahresbericht über South Australia : 
für 1879 weist TOopD darauf hin, daß von der Nordküste her die Sommerregen 
zwar bis 28° s. Br. sich nachweisen lassen, aber schon bei 16° 15’ nicht mehr 
ergiebig genannt werden können. Auch zeigen sie sich dort bereits sehr launen- 
haft, indem in manchen Jahren heftige Gewitterstüirme und Regengüsse fast 
das ganze Innere überziehen, während in anderen die Regen nur wenige hundert R: 
Kilometer weit landeinwärts reichen, und die ganze Gegend südlich vom Wende- 
kreis schweren Dürren ausgesetzt ist. Heute wissen wir, daß diese Unstabilität 
der Niederschlags-Verhältnisse auch für das nördliche West-Australien gilt, dort 
sogar ganz besonders fühlbar wird. Es nimmt nämlich mit der von Ost nach 
West zunehmenden Erniedrigung der Plateauhöhe und bei dem gleichzeitigen 
Zurückweichen der Küstenlinie nach Süden die Quantität des zuverlässigen j 
Sommerregens ständig ab, um in der Nähe des Nordwest-Kaps schließlich 
minimal zu werden. 
Sehr ähnlich in ihrer quantitativen Abmessung verhalten sich die Winter- 
regen. Sie sind in höheren Breiten ergiebig, wie etwa am Südwest-Kap, wo 
sie 100 cm übersteigen. Oder auf Tasmanien mit seinen nebelreichen Hoch- 
gebirgen, an deren Westflanken Orte mit mehr als 250 cm Regen sicher nicht 
selten sind; außerdem verwischt sich hier die Periodizität des Regens bereits 
sichtlich. Viel ungünstiger steht die mittlere Südküste. Am meisten die Strand- 
region der Großen Bight; sie hat nur sehr spärliche Winterregen aufzuweisen. 
Sonst ist die Küstenregion wohl zuverlässig versorgt, aber im Inneren herrscht s 
ebenso Mangel und Unsicherheit, wie in der Zone des Sommerregens. Zwar | 
gibt es kaum irgendwo wirklich ESETER Gebiete, wie sie in den Wüsten der 
nördlichen Hemisphäre oder am Westsaume Südafrikas und Südamerikas vor 
kommen. Wohl aber ist das gesamte Gebiet des zentralen Plateaus werde 
lichen Zweifeln der Bewässerung ausgesetzt. Es wechseln Zeiten ungestümer 
Fluten mit monate- und jahrelangen Dürren. Und dieser Fluch des Unberechen- 
baren lastet schwer auf den wirtschaftlichen Anlagen, die den australischen 
Saat größtenteils ihre Grundlagen geben. 2 
sleichsinnig müssen die Wärme-Verhältnisse wirken, weil sie ori 
Momente ungezügelter Gegensätzlichkeit vereinen. Man Eu zwar die : 
Temperaturen im allgemeinen nicht sehr hoch nennen für die geographische | 
Breite. Ganz bedeutend aber sind die Werte, welche im Binnenlande die Extreme ; 
gewinnen, namentlich die Schwankungen der täglichen Wärme. Das liegt gan? 
vornehmlich an der großen Hitze, die der im Inneren des Kontinents so dauernd 
heitere Himmel mit sich bringt. In absoluten Wärme-Extremen übertrifft Australien | | 
ei Be runge der Süidhalbkugel um ein bedeutendes. Übera | 
mum zwischen 40° und 48°, und man muß die schlimmsten 


- Pu IR, 


II. Formationen. 3 


Wüsten der Alten Welt, den Sudan, Arabien, Panschab, heranziehen, um ähn- 
lichem zu begegnen. Dabei sind im inneren Australien die Erfolge der Aus- 
strahlung überall beträchtlich, so daß die Tages-Schwankungen vielleicht die 
größten werden, die auf der Erde überhaupt in Niederungen sich beobachten 
lassen. Eine durchschnittliche Tages-Amplitude von 20° ist in Zentral-Australien 
nichts ungewöhnliches. 


II. Formationen. 


Das gewaltige Tafelland des australischen Kontinentes ist demgemäß größten- 
teils besetzt von stark tropophilem oder xerophilem Pflanzenwuchs: von dürftigen 
Savannen, von starren Busch-Dickichten oder endlich wüstenartigen Gebilden. 
Vom Saume des Plateaus her aber greifen die reicher ausgestatteten Formationen 
zum Binnenlande vor: von Norden und Osten in breiter Zone, in der Südwest- 
ecke nur in schmalem Saume: als Savannenwälder, Buschwälder oder gar in 
der Gestalt von echtem Regenwald. Lange Strecken entbehren jedoch dieses 
reicheren Kranzes: an der Nordwestkante sowohl, wie im Süden an der Großen 
Bucht tritt das karge Wesen des Binnenlandes ungemildert an die Küste. 


1. Tropischer Regenwald. 


Mit der Unzuverlässigkeit der Niederschläge im Binnenlande und ihrer strengen 
Periodizität an fast allen Küsten ist Australien für die Entwicklung von echtem 
Regenwald ein kaum geeignetes Gebiet. Es sind wenige und zerstreute Striche 
der Ostküste, wo größere Boden-Erhebungen den strengen Charakter des Erd- 
teiles in etwas mildern, wo eine lokale Abschwächung der Periodizität eintritt, 
die auch der trockneren Jahreshälfte immerhin reichlichen Regen züführt. An 
diesen Stellen gibt es Regenwald. Er steht als Formation wie vereinsamt in 
der australischen Vegetation. Aber er bereichert sie mit vielen interessanten 
Formen, und ist trotz der geringen Ausdehnung und der Zerrissenheit seines 
Bereiches von hohem Interesse für die Genesis der australischen Flora. | 

Im Vegetationsbilde tritt dieser Regenwald durchaus selbständig in die Er- 
scheinung. Wenigstens im Tropengürtel und darüber hinaus bis etwa zum 
30° s. Br. gilt das unbestreitbar. Überall bedrängt und umringt von dem Savannen- 
wald der Eucalypten, hält er sich doch unvermischt in seinem rein malesischen 
Gepräge. Hart und unvermittelt stoßen beide aneinander; durch die lichten 
Bestände des Eucalyptus-Parks sieht man plötzlich im Hintergrund die schwarze 
Kulisse des Regenwaldes aufgetürmt wie eine schroffe Mauer. 

In den wahren Regenwald-Gebieten genügt der Niederschlag . unmittelbar 
zur Erhaltung dieser überreichen Formation, die Bewässerung des Bodens spielt 
keine direkte Rolle. Solche Territorien aber besitzt Australien nicht viele; bei 
der Größe des Erdteiles sind sie von höchst unbedeutendem Umfang; alle liegen 
dicht an der Ostküste. Von Norden kommend trifft man das erste nördlich 
von Cape Tribulation (16° s. Br... Schon Mount Finnigan ist bis hinauf zu seinem 

ı* 


4 . Einleitung. . 


nebelreichen Kamme mit Regenwald dicht bekleidet, oben reich besetzt mit 
Epiphyten, das Ganze »hoffnungslos verfilzt«, wie SEMON sich ausdrückt. Aber 
erst südlich von Trinity Bay, wo die Berge des Bellenden Ker und Bartle Frere = 
über 1600 m ragen, da entfaltet sich ein wirklich imposantes Regenwald-Gebiet, 
das umfangreichste und schönste Australiens, unbestritten die reinste Ausprägung 
des australischen Regenwaldes. Schon jenseits von Rockingham Bay jedoch ist 
es wieder zu Ende; bei Ingham (18°/,° s. Br.), wo die Anschwellung des Plateau- 
randes sich einebnet und der Regenfall rasch geringer wird, verschwindet der 
Regenwald fast völlig. Sein Areal setzt sich fort in unbedeutenden Splittern. 
Erst südlich vom 25° am oberen Burnett, dann im Norden von Brisbane tritt 
er wieder mehrfach in besserer Entfaltung auf, um im Gebiete des Mount 
Lindsay, an der Grenze von Queensland und New South Wales, noch einmal 
zu größerem Aufschwung zu gelangen. Die Landschaften am Richmond River 
sind ausgezeichnet reich an »brushes«, wie der Colonial dort die Regenwälder 
nennt, Den »Big Scrube, der sich vom Oberlauf dieses Flusses bis zum 
Macpherson Range hinüberzieht, hat uns A. CAMPBELL (in Victorian Natural. 
XVI [1900] 84) anschaulich geschildert; wir lernen daraus, wie vollkommen der 
tropische Charakter des Waldes dort noch erhalten ist. Weiter südlich jedoch 
bleiben mehr. und mehr die charakteristischen Elemente zurück. Der Nieder- 
schlag scheint nicht mehr auszureichen. Der Regenwald zieht sich auf die ; 
Niederungen zurück. Endlich verliert er schon vielfach die Selbständigkeit, der 
Savannenwald sprengt seinen festen Verband, und was von Trümmern bleibt, 
sucht Schutz in den Mulden und Gräben des Geländes. Erst weit im Süden 


ı8°/,° s. Br. Daintree River, Mulgrave River, Cairns, Russell River, Rocking- 
ham Bay sind die in der Literatur am häufigsten erwähnten Lokalitäten dieses 
Scrub-Distriktes. Der Plateaurand liegt dort etwa 350m hoch; er ist am Ost- 
rande von den Berg-Systemen des Bellenden Ker, Bartle Frere u.a. eingenommen. 
Es ist das regenreichste Gebiet ganz Australiens, am Johnstone River hat man 
segen 500 cm gemessen, es mögen noch höhere Werte vorkommen. Die Wasser 
sammeln sich in mehreren dauernd strömenden Flüssen, von denen der Barron 
River berühmt ist durch den eindrucksvollen Wasserfall mit dem er sich an der 

Kante des Plateaus in die Tiefe stürzt. Be 


II. Formationen. 5 


Doch ist der Charakter des Waldes in der Niederung ein etwas 
anderer als oben. Er ist dort viel üppiger; die feuchtheißen Senkungen am 
Unterlauf der Flüsse und Bäche lassen weitaus die größte Entfaltung von Unter- 
wuchs und Lianen im Grunde des hochstämmigen Waldes sehen. Die hohen 
Bäume, an denen Plankenwurzeln und Cauliflorie in zahlreichen Beispielen sich 
finden, sind im einzelnen noch schlecht bekannt. Im Unterwuchs fällt unter 
den Palmen Archontophoenix Alexandrae mit ihren überschlanken Stämmen als 
häufig auf. Von den großen Lianen sind am wichtigsten Calamus-Arten (Palm.) 
und eine Bambusee, von der man noch keine Blüten kennt (» Bambusa Morehea- 
diana« Bailey). An lichteren Stellen überziehen Fothos longipes (Arac.) und 
Piper-Arten die Stämme, auch die mächtigeren Laubmassen des Zpipremnum 
mirabile (Arac.) gehören zu den häufigsten Erscheinungen. Pisang-Arten (Musa 
Banksii und M. Hillii), hohe Elettaria (E. Scottiana, Zingiber.) vervollständigen 
das echt malesische Bild dieses Waldes. 

Im Vergleich zu diesem Niederungs-Walde besitzt der Regenwald des 
Plateau-Saumes bei 400-500 m ü. M. mancherlei Abweichendes. Er ist 
etwas lichter in seinem ganzen Gefüge, namentlich das Unterholz verdichtet sich 
nicht so stark. Er erscheint ähnlich modifiziert, wie der «offene» Regenwald, 
den KURZ in Pegu dem geschlossenen gegenüberstellt. Scitamineen, kletternde 
Araceen, Bambusa Moreheadiana sind kaum mehr vorhanden; die Kletterpalmen 
zwar mit Calamus moti und C. australis noch vertreten, aber ihre Stämme 
erreichen lange nicht mehr die Wucht und Kraft, die im Tieflande bei Calamus 
so bemerkenswert ist. Piper gibt es noch reichlich; die häufigsten Lianen aber 
stammen aus Gruppen, die sich durch ihre weite Verbreitung auf der Erde als 
weniger empfindlich erweisen. Es sind prächtig graziöse Pflanzen darunter. 
Clematis glycinoides, Fasminum Dallachii, Smilax australis (Lil.), Tecoma australis 
(Bignon.), dazu eine ganze Anzahl von Vitaccen vereinigen sich zu efiektvollen 
Gewinden, die sich bald leicht von Baum zu Baum spannen, bald in schweren 
Draperien die Wipfel überdecken. Von Epiphyten findet man nur Farne und 
Orchideen zahlreich, Asplenzum Nidus und Platycerium sind wohl die aller- 
häufigsten. — Mit den Bäumen dieses oberen Waldes sind wir etwas besser 
bekannt als mit den Arten des Tieflandes. Namentlich die Untersuchungen 
des jüngeren BAILEY haben uns in ihrer Kenntnis gefördert. Sehr häufig er- 
scheint Tarrietia argyrodendron (Stercul.), ein schöner Baum, den man im 
Grunde des Waldes an seinem Plankengerüst, in dem Chaos der Laubwipfel an 
dem silbern erglänzenden Blattrevers immer vor anderen herausfindet. Zlaeo- 
carpus grandis (Elaeocarp.), mehrere Ficus-Arten, Flindersia und Cedrela (Meliac.), 
schöne Proteaceen (Stenocarpus, Embothrium), die mächtige Agathis Palmerstoni 
(Pinac.), ein mit Java gemeinsamer Podocarpus (P. amarus), mancherlei Zauraceen, 
Aleurites moluccana (Euphorb.), das sind einige der wichtigsten Elemente aus 
diesen Urwäldern. 

Manche versprechen wertvolle Nutzhölzer für Queensland zu werden. Schon 
heute gibt es einzelne Sägewerke, wo man die treffliche Beschaffenheit des 
Holzes hier in diesen oberen Waldungen rühmend hervorhebt; es soll besser 


6 Einleitung. 


sein als unten im Tiefland. In der Tat wird die mäßigere Temperatur dieser | 
Regionen und die andauernde leichte Benetzung auch in der trocknen Jahres- 
zeit die Qualität des Zuwachses nur günstig beeinflussen. 

on den. südlicheren Regenwald-Distrikten habe ich die zwischen ° 
Wide Bay und Moreton Bay gelegenen Waldungen gesehen, leider nur in der 
Trockenzeit. Es sind reiche und dichte Bestände, ungefähr 30 km breit von 
Ost nach West, den tropischen durchaus ähnlich, wenn auch Araceen und 
Scitamineen sichtlich in den Hintergrund treten; nur Alpinia coerulea (Zingib.) 
ist noch häufig auf dem Waldgrunde. Calamus und Würger-Ficus, auch 
größere und kleine Palmen spielen noch eine große Rolle. Ihr besonderes 
Gepräge aber erhalten diese Regenwälder durch die Einmischung der beiden 
australischen Araucarıa (A. Bidwillii und A. Cunninghamii), welche mit ihren 
unverkennbaren Kronen aus dem reichnuancierten Laubdach der dikotylen 
Baumgestalten ragen. Der Waldboden ist mit Erdfarnen verziert, sonst aber 
meist schwach bewachsen. B. W. SPENCER besuchte in der selben Gegend 
Mount Cooran, und zwar während der besseren Zeit des Jahres. Er schildert‘) 
die Orchideen-Epiphyten als sehr auffallend, von denen »durch die Größe und 


Fülle der herabhängenden gelbbraunen Blüten Cymdidium canaliculatum am 3 
meisten ins Auge fiel.« In dem noch etwas südlicher gelegenen Richmond- 
Urwald (vgl. CAMPBELLs S. 4 erwähnte Schilderung) schmücken auch schöne 
Dendrobium (D. speciosum und D. Hillii) die »Wipfel-Gärten«. Doch gehen in 
diesen höheren Breiten (ca. 27° s. Br.) die Epiphyten bereits häufig auf Felsen ° 
über. So war der West-Abhang von Mount Cooran »völlig überzogen von 
Asplenium Nidus und Platycerium, sowie von einem Dendrobium mit zarten 
weißen Blüten, das von dem Rot der Kennedya rubicunda (Legum.) sehr ge- 
fällig abstach.«e (SPENCER I. c.) ; 


Regenwaldes besetzt zu sehen, während 
; alyptus-Savanne« herrscht. Nach Süden 
zu nehmen sie ab an Mannigfaltigkeit und Dichte. Die zwei ungleichen Palmen, 


ı) Victorian Natural. IX 16. 


II. Formationen. 7 


Archontophoenix Cunninghamii und Livistona australis, die Alsophila australis 
(Cyatheac.), die prangend agavenartige Doryanthes excelsa (Amaryll.) schmücken 
noch die zum Ocean geöffneten kurzen Felsentäler im Illawara-Distrikt (34'/,° 
s. Br.) und in ähnlichen, lokal bevorzugten Asylen. Zuletzt jedoch verlieren 
sich die Bäume ganz, und nur Strauchwerk und Lianen bleiben als letzte Zeugen 
malesischen Charakters übrig. Nach Westen am Saume des Plateaus von New 
England, nach Süden in den kühleren Teilen von New South Wales findet diese 
Entwickelung einen gewissen Abschluß. Dort wachsen in den Rinnsalen der 
Eucalyptus-Wälder schließlich nur noch Gestrüppe von Lianen: wie es ja 
in so vielen Gebieten der wärmeren Zonen gerade Lianen sind, welche als 
letzte Spuren den Regenwald bezeugen. So sah ich nicht weit von Broken Bay 
aus Panax cephalobotrys (Araliac.), Syroum glandulosum (Meliac.), Cissus Bau- 
diniana (Vit.), Marsdenia flavescens (Asclepiad.), Dioscorea transversa (Dioscor.) 
ein dichtes Gestrüpp gewoben, welches eine schmale feuchte Mulde gänzlich 
füllte. Aber die Bäume, die leichten Schatten darüber warfen, waren Euca- 
lypten, und auf der Fläche oben sah man nur Savannen-Wald sich dehnen. 


2. Subtropischer Regenwald. 


Noch weiter südlich aber ändert sich diese Tendenz. Die Winterregen 
werden regelmäßiger und ergiebiger. Und es gelangen manche Typen male- 
sischen Charakters zu neuer Wirkung und abermals steigender Bedeutung. 
Daher kommt es, daß bis zur Südostspitze des Kontinentes und darüber hinaus 
in Tasmanien, das freilich biogeographisch zu völliger Einheit damit verschmilet, 
die Vegetation in geschützteren Lagen einen »subtropischen« Charakter behält. 
Es läßt sich dort förmlich von einem subtropischen Regenwald sprechen. 
Allerdings ist er viel formenärmer als der tropische. Auch infolge der Durch- 
dringung mit Zucalyptus-Arten nimmt er ein recht abweichendes Wesen an. 
Floristisch hat schon F. v. MÜLLER die Gebiete dieses subtropischen Regen- 
waldes gekennzeichnet. Besonders über die von ihm selbst erforschten Teile 
von Ost-Gippsland handelt er öfters. »Ziemlich plötzlich«, sagt er“), »erscheinen 
von Cape Otway östlich tropische Typen wie Nephelium (Sapind.), Acronychia 
(Rut.), Aus, Passifora, Tylophora (Asclep.), Marsdenia (Asclep.), Livistona 
(Palm.)«. Er zeigt die natürliche Bevorzugung dieser südöstlichen Ecke Austra- 
liens: durch Tasmanien mit seinen hohen Bergen findet sie Deckung gegen 
die kalten antarktischen Winde, denen noch die Cape Otway-Gegend schutzlos 
preisgegeben ist; vom Pacific her bestreicht sie ferner eine warme Meeres- 
strömung; während die trockenen Landwinde von Nordwest durch die vor- 
gelagerten Bergketten abgefangen werden. Den Schilderungen von B. SPENCER 
und C. FRENCH (Victorian Natural. VI) verdanken wir nähere Kunde über die 
Vegetation dieser milden Gegenden. In den Mulden und engen Tälern herrscht 
dichtester Pflanzenwuchs. Der riesenhafte Zucalyptus amygdalina, dann Eugenia 


1) A Lecture on the Flora of Australia. School of Mines and Industries, Ballarat 1882. 


8 Einleitung, 


Smithti (Myrt.), baumhoher Aster argophyllus, Pittosporum bicolor (Pittospor.), 
Elaeocarpus cyaneus (Elaeocarp.) machen die wichtigsten Gehölze dieser Dickichte 
aus. Dazu kommt die herrliche »Cabbage-Palm«, Zivistona australis. Sie steht 
hier in überwältigenden Exemplaren, über 30 m hoch, obgleich doch an der 
Südgrenze der Palmen auf dem australischen Festland. Durch das Gewirr der 
Bäume spinnen sich die reichen Girlanden des Smilax australis (Lil.) und der” 
Clematis aristata (Ranunc.). Auf dem Boden des Urwaldes sproßt eine Fülle 
von Farnen aus dem Wirrsal gefallener Äste und verrottender Stämme, die 
diese Wälder so unwegsam machen. Kühle Bächlein plätschern mit ihrem klaren 
Wasser durch das dunkele Netzwerk der Farn-Wurzeln. Polypodium, Blechnumy 
Gleichenta, Pteris, Asplenium sind vertreten, auch mehrere Hymenophyllum, die’ 
besonders gern die dunkeln Stämme der Baumfarne überspinnen. Diese Baum-- 
farne bilden den Stolz des Gippsland-Waldes. Dicksonia antarctica und di e; 
mächtige 7odea barbara sind am meisten verbreitet. = 
Und sie reichen auch beträchtlich weiter nach Westen, wo sonst der Sub- 
tropen-Regenwald sich rasch zersetzt. Um Wilsons Promontory gibt es noch 
Baumfarne in jeder Schlucht. An ihren Stämmen sieht man noch eine Gesne- 3 
racee epiphytisch, Fieldia australis. Sarchochilus parviflorus (Orchid.), an 
totem Geäst des Aszer argophyllus haftend, ist auf Tasmanien der letzte Vor 
pösten epiphytischer Orchideen in diesen hohen Breiten (fast 42° s. Br). In 
den Gebirgen des westlichen Victoria bleiben noch immer die Farnbäume, — | 
Dicksonia, Cyathea, Alsophila —, und die »Ferntree Gullies« bilden einen Reiz 
der Szenerie. Erst im südlichsten Winkel Süd-Australiens, am Mount Gambier” 
(ca. 140° ö. L.), dem »Garten der Kolonie«, der mit seinem gleichmäßigen, 
nebelreichen, beinahe feucht zu nennenden Klima in solchem Gegensatz steht 
zu allem Land, das weiter westlich folgt, da finden die Farnbäume ihr Ende.’ 
Nur Todea geht noch einen Grad weiter westwärts. Sie findet sich dort am 
Mount Lofty, wo in den Schluchten über ständig rieselnden Bächen ihre Wedel 
sich zu undurchdringlichen Dickichten zusammenhäufen. $ 
Südlich von Gippsland findet der subtropische Regenwald machtvolle Fort 
setzung auf Tasmanien. Verständlicher Weise kommen kaum neue E 
mente malesischen Charakters hinzu, Lianen und höhere Epiphyten v 
schwinden so gut wie ganz, 
hier erst ihre rechte Stätte. 
Beträge des Niederschlags besonder 
Wäre Verkähaise, ag rs in den Berggegenden 
Szenerie Tasmaniens i 


den majestätischen Wipfel 
Zartheit des Unterwuchs 


U. Formationen. 9 


eine ganze Kryptogamen-Welt für sich. An die Farnbaum-Stämme schmiegen 
sich Schleierfarne; Moose und Lebermoose, alle Sorten laubiger Flechten drängen 
sich in strotzender Fülle, fast wie in den feuchten Bergwäldern von Neuseeland. 

In floristischer Hinsicht bilden die subtropischen Regen-Wälder Austra- 
liens keineswegs nur ein verarmtes Derivat der tropischen, vielmehr haben sie 
mancherlei Eigenartiges aufzuweisen. So den prächtigen »Sassafras«-Baum, 
Atherosperma moschatum |Monim.], dessen buchenartiger Stamm oft gänzlich von 
Moosen besetzt ist. Außerdem gewinnen sie durch die Aufnahme »antarktischer« 
Typen einen sehr selbständigen Charakter, der sie übrigens mit der alpinen 
Vegetation verbindet. Dazu gehören die Notkofagus-Arten und die strauchigen 
Compositen. Allerorts bleibt in diesen Waldungen Zucalyptus die vorwaltende 
Gattung, und damit stellen sie also hier im Süden eine ganz eigentümliche 
Verbindung her zwischen dem malesisch gefärbten Regenwald und dem austra- 
lischen Eucalyptus-Wald, die sich im Norden überall so scharf und schroff von 
einander sondern (S. 3) 

Dies gibt uns Veranlassung, eine kurze Bemerkung über Zucalyptus ein- 
zuschalten, jenes umfangreiche Genus, welches die australische Vegetation so 
dominierend beherrscht, wie keine andere Gattung irgend ein Florenreich der 
Erde. Systematisch sehen wir Zucalyptus sich herauskristallisieren aus ‚einem 
Myrtaceen-Stamme, der im östlichen Malesien zu Hause ist; ohne daß man 
deutlich die Ursprungsstelle angeben könnte. Gegenwärtig bildet Zucalyptus 
eine recht natürliche Gattung, durchaus unverkennbar, in ihrer Verbreitung 
vielfach ähnlich den Beuteltieren, und wie diese Gruppe ihre Formenfülle fast 
ganz in Australien entfaltend. Beinahe allen Lebensbedingungen des Landes 
sehen wir sie angepaßt: als stolzragende Bäume in den Waldungen der 
feuchteren Küsten; als energische Charakterpflanzen seiner parkartigen Sa- 
vannen; als gesellige Bildner dichter Gestrüppe im trockenheißen Binnenland; 
als niedrige knorrige Sträucher auf den stürmischen Berghöhen sowohl, wie auf 
den einsamen schattenlosen Sandheiden des Tafellandes.. Aber so hundertfach 
verschieden ihre Tracht, die Mächtigkeit ihres Wuchses, die Farbe und Fülle 
der Blüten seien: bei fast allen bleibt die Form des senkrechten Laubes ähn- 
lich, ja, eines bleibt sich immer gleich, die dauernde Belaubung. Und das ist 
es, was die australische Landschaft, eintönig schon an sich, so vielen rein er- 
tötend reizlos hat erscheinen lassen. 

An dieser Allgewalt von Zucalyptus scheitern allzu schematische Versuche 
wissenschaftlicher Physiognomik. Die Wechselwirkung der äußeren Umgebung 
mit den spezifischen Elementen der Flora vollzieht sich hier in neuartigen 
Formen, zu denen es kein Analogon auf der Erde gibt. Und die Konstitution 
von Eucalyptus ist davon die letzte Ursache. Mit klarer Deutlichkeit tritt hier 
das belebte Wesen der Formen als gleichberechtigter Faktor in die Rechnung, 
welche das Verständnis der Vegetationen erschließen will. Nirgends zeigt sich 
so einwandsfrei, daß die spezifische Konstitution der Elemente nicht aus der 
Pflanzengeographie ausgeschaltet werden darf, solange man wirklich sachgemäße 
Erkenntnisse zu gewinnen strebt. 


10 Einleitung. 


4 


3. Sklerophylien-Wald. 


Die temperierten Regenwälder des antarktischen Südamerikas werden von 
Nothofagus (Fagac.) beherrscht. Das Klima benachbarter trocknerer Gegenden 
hat bei Norhofagus geregelten Laubfall ausgelöst. Bei den Eucalypten Austra- 
liens dagegen ist ähnliches nicht eingetreten. Wenn die Regenmenge und die 
Gleichmäßigkeit der Befeuchtung nachläßt und nur mittlere Quantitäten sich 
bieten, so kommen Wälder zu stande, zu denen es nichts direkt Vergleichbares 
gibt. Das sind Waldungen, in denen die gewaltigen Formen der Eucalypten 
fast ganz allein die Herrscher sind. Nur wenige Gewächse erreichen neben 
ihnen noch allenfalls baumartige Dimensionen: so Casuarina und einige Protea- 
ceen, besonders Banksia. Die Eucalypten stehen ziemlich dicht. Aber die 
bekannte Vertikal-Richtung der Blätter bringt einen Gesamt-Eindruck hervor, der 
von anderen Laubwäldern sehr verschieden ist und eher noch in lichten Nadel 
wäldern ein Seitenstück findet. Interessant und wichtig ist der Unterwuchs. 
Es ist eine dichte Mischung niedrigen Gesträuches, aus Büschen mit harter 
dauernder Belaubung und oft reichgefärbten Blüten wechselvoll zusammengefügt. 
Stauden gibt es spärlich, Annuelle selten zahlreich. Auch Gräser sind nuf 
sparsam entwickelt; man findet sie durch Cyperaceen und allenfalls Restiona- 
ceen ersetzt. Von Farnen kommen wenige Spezies zu Bedeutung, Pierzdi 
aguilinum ist davon am gewöhnlichsten; Baumfarne dagegen werden gänzlich” 
vermißt. : E 

Diese Formation ist am kräftigsten in dem regenreicheren Abschnitte” 
Südwest-Australiens entwickelt, und zwar zwischen 30° und 35° s. Br. Die 
Wälder, welche dort aus Eucalyptus marginata, E. diversicolor und E,. redun a 
bestehen, sind die reinsten Vertreter dieses Typus. Da sie in späteren £ 3 
schnitten dieses Buches ausführlich dargestellt werden sollen, ist eine nähere 
Schilderung vorläufig entbehrlich. Doch muß bereits erwähnt werden, d B 
der mannigfaltige Unterwuchs dieser südwestlichen Waldungen eine bemerkens- 
werte Rolle spielt. Er bleibt nämlich auch jenseits der Grenzen des Wald“ 
wuchses fast in toto erhalten und wandelt sich durch xerophile Modifikation 0 ä 
in die Formation der Sandheide um. : 

Im südöstlichen Australien gibt es gleichfalls Eucalyptus-Wald 
mit Hartlaub-Gebüsch als Unterholz. Auch es sieht man a gebunden 
Gebiete mit noch reichlichen Niederschlägen (50— 100 cm pro Jahr), aber 
ausgeprägter Trockenheit in der heißen Jahreshälfte. | 

In Süd-Australien finden sich diese Bedin 
cers Golf und auch dort i 


hervor, wie mannigfach sie durchbrochen ist 
Weg a fus-Arten (E paniculata, E. viminalis, E. rostrata u. a.) D 
ge ıer den Wald, im Unterholz treffen sich Correa (Rut.), Grevill 

rot.), Hakea (Prot.), Isopogon (Prot.), Exocarpus (Santal.), Acacia (Legum. 


II. Formationen. 11 


Banksia (Prot.), Cassia (Legum.), Calythrix (Myrt.), Pomaderris (Rhamn.), Leu- 
copogon (Epacı.), Leptospermum (Myrt.), Daviesia (Legum.), Dillwynia (Legum.), 
Eutaxia (Legum.), Platylobium (Legum.), Pultenaca (Legum.), kurz eine Reihe 
von Gattungen, die auch in Südwest-Australien für die Formation recht wichtig 
sind. Ebenso ist die Häufigkeit mehrerer Xanthorrhoea-Arten beiden Gebieten 
gemeinsam, wenn sie ihnen auch keineswegs ausschließlich vorbehalten sind. 

Die am meisten bevorzugten Stellen dieser Waldungen sind die tiefen 
Schluchten, die von Bächen durchrieselt, fast das ganze Jahr ein frisches Ge- 
deihen gestatten. Es wurde schon erwähnt (S. 8), daß dort ein so empfind- 
licher Farn wie 7odea afrıcana noch seine Stätte findet. SCHOMBURGK führt 
außerdem eine ganze Reihe anderer Farne auf, die diese Schluchten mit zier- 
licher Dekoration versehen. Nach dem Regen wachsen Veilchen (Viola beteo- 
nicifolia und V. hederacea) am Saume der Bäche. Die blauen Blüten von 
Chamaescilla und die weißen von Durchardia (Liliac.) verzieren die Lehnen, 
während weiter oben an dem Hange oft Preridium die ganze Oberfläche des 
Bodens verhüllt. 

Erst jenseits der trockenen Murray-Gegend, in Victoria, beginnt von neuem 
die Formation. Wiederum hält sie sich zunächst im Gebirge, steigt weiter 
östlich mit zunehmender Feuchtigkeit auch in die Niederung hinab, um dann 
gegen Norden hin, je mehr die Menge des winterlichen Regens nachläßt, aber- 
mals in die gleichmäßigen Berggegenden zurückzuweichen. In allen diesen 
Gebieten scheint der Sandstein eine besonders günstige Unterlage für ihr Ge- 
deihen darzubieten. Am ganzen Saume des Plateaus, von den Grampians im 
fernsten Westen bis zu den nördlichen Auszweigungen der Blue Mountains, ist 
es die Sandstein-Formation, die das reichste Grundgebüsch in den Eucalyptus- 
Wäldern trägt. Einem Exkursions-Bericht von C. FRENCH (Victor. Natur. II. 
[1886], S. 147 ff.) entnehme ich, daß in den Grampians schöne Zpacridaceen, 
Lilotzkya (Myrt.), Conospermum (Prot.), Grevillea ılieifolia und G. dimorpha (Prot.), 
Correa und Eriostemon (Rut.), Aibbertia virgata (Dillen.), kurz echt australische 
Genera, den Unterwuchs der Waldung bilden. In der Umgebung von Melbourne 
lassen sich an günstigen Stellen ähnliche Szenerien schon in geringer Meeres- 
höhe beobachten, und so dürfte es sich in Ost-Victoria, in der untersten Region 
Tasmaniens und im südlichen New South Wales wohl gewöhnlich verhalten. Weiter 
im Norden aber wird diese offenbar an Winterregen geknüpfte Formation 
wieder auf die Höhen getrieben und endlich ganz zum Erlöschen gebracht. 
Schön entwickelt findet sie sich noch auf den Blue Mountains, der Kante des 
Tafellandes, etwa 200 m ü. M. Der Unterwuchs des lichten Eucalyptus-Waldes 
verdichtet sich dort ungemein. Es sind durchschnittlich 1ı—2 m hohe Büsche, 

azwischen viel Pleridium. Wieder sind Acacien, Proteaceen, Pimelea (Thyme- 
laeac.), Xantorrhoea „'Lil.), Hibdertia (Dillen.), Epacridaceen in bunter Mischung 
durcheinander gemengt, ohne Kräuter und ohne Gras. Das Ganze ähnelt 
durchaus manchen Stellen der Jarra-Bestände, wie sie sich im südwestlichen 
Australien finden lassen. Und gerade hier äußert sich wieder die ausgc- 
sprochene Vorliebe dieses typischsten aller australischen Floren-Elemente (des 


12 Einleitung. 


»autochthonen« s. 5. 37) für psammische Böden. Der New South Wales- 
Anteil der Sandstein-Formation endet im Clyde- und Braidwood-Bezirk, und 
dort findet eine sehr große Anzahl von Spezies die Südgrenze ihrer Verbreitung 
(vgl. MAIDEN in Proceed. Linn. Soc. New South Wales 2. ser. IV. [Sydney 1990] 
107—112). 

Im ganzen läßt sich von der Sklerophylien-Form des Eucalyptus-Waldes 
das selbe festsetzen, wie vom Regenwalde Australiens: In Anbetracht der Größe 
des Erdteiles hat das faktisch von ihr eingenommene Areal einen geringen 
Raum-Inhalt. Aber die »Linien« des Vorkommens, auf denen die einzelnen 
verstreuten Stücke sich ordnen, durchziehen bei beiden die gesamte Achsen- 
Erstreckung des Kontinentes. Dabei ist ihre Länge annähernd die gleiche: 
rund 3000. km liegt Cape York von Tasmanien, und ähnlich weit ist Swan Rive 
von den Blue Mountains entfernt. 


4%. Savannen-Wald. 


Der Savannen-Wald nimmt ausgedehnte Flächen in den äußeren 
Zonen des australischen Tafellandes ein. Am schwächsten ist er im Westen 
ausgebildet. In den östlichen Landschaften dagegen spielt er eine beträchtliche 
Rolle und reicht dort an vielen Stellen sogar bis zur Küste. Im Süden des 
Erdteiles ist er in der Regenzone von 60 bis 35 cm bei edaphisch günstigen 
Verhältnissen am reinsten ausgebildet; weiter nach Norden zu aber, in den 
Sommerregen-Gebieten, sind höhere Beträge des Niederschlages zu seinem Ge- 
deihen erforderlich. 

In West-Australien beschränkt sich der Savannen-Wald, wie erwähnt, 
auf einen verhältnismäßig kleinen Teil. Denn mag er auch in den wenig 
erforschten Teilen des Binnenlandes, etwa am Wendekreis, noch eine gewisse 
Bedeutung besitzen, im Süden ist es jedenfalls nur eine schmale Zone, . die 
Savannen-Waldungen hervorbringt. Die herrschenden Bäume sind, wie überall, 
Eucalyptus, Casuarina und, in kleineren Exemplaren, auch Acacia; als nament- 
lich wichtig für den westlichen Savannenwald haben Eucalyptus loxophleba, E. 
occidentalis und Acacia acuminata zu gelten. 


Ansehnliche Räume gehören dem Savannen-Wald in den küstennahen 
Gegenden Süd-Australiens. Von dort besitzen wir auch lange schon ein- 
gehende Schilderungen. BEHR (in Linnaea XX) beschreibt ihn als wiesenartiges 
Grasland. Es ist licht und beinahe regelmäßig von gewaltigen Eucalypten be- 
setzt, »so daß sich unwillkürlich der Gedanke aufdrängt, das Ganze sei die Park- 
Anlage eines für die von Cicero anempfohlene Quincunx schwärmenden Grund- 
besitzerse. Auf magerem Boden finden sich Casuarina ein, die »mit ihren 
braungrünen Kronen im Frühjahr sonderbar mit dem saftigen Grün des Rasens 


kontrastieren«. Übrigens werden sie selten höher als ıo mund 


hen neben den 
Eucalypten Be 


fast zwerghaft aus. Weiter fallen Acacia retinodes und Acacia 
Dycnantha auf. Acacia pycnantha zwar ist wenig über mannshoch, hat aber einen 
sehr entschieden baumartigen Wuchs und ist an ihrer schirmartigen Krone leicht 


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GER An eh: 


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II. Formationen. 13 


zu erkennen; sie tritt häufig zu kleinen Wäldchen innerhalb der Formation zu- 
sammen. Sie ist ein genaues Analogon zur westlichen Acacia acuminata, 
Strauchigen Unterwuchs gibt es ungemein sparsam, in den typischen Formen 
des Savannen-Waldes sieht man häufiger nur Bursaria spinosa, eine ligusterartig 
aussehende Pittosporacee von nahezu panaustralischer Verbreitung. Um so dichter 
ist der krautige Bestand des Bodens. Gräser walten darin vor, aber andere 
Kräuter sind ihnen reichlich zugemengt. In günstigeren Lagen wachsen Lilii- 
floren in Fülle und ein paar andere Zwiebelgewächse, am häufigsten aber sind 
allenthalben die jährigen Compositen. Dazu kommt ein schwacher Einschlag 
fremder Kolonisten. Denn die Savannen-Formationen sind die einzigen in 
Australien, wo eine größere Zahl solcher Fremdlinge sich wirklich heimisch 
gemacht haben. Die meisten stammen aus Europa, nur wenige kamen aus 
Südafrika herüber. Allgemein häufig geworden sind auch von diesen Ansiedlern 
nur ganz wenige. Etwa Medicago denticulata, Xanthium spinosum und das, was 
der Australier »Dandelion« nennt: Cryptostemma calendulacea (Compos.), die 
man auf Brachland manchmal äußerst gesellig wachsen sieht. In den feuchten 
Gebieten des Südostens kommen dazu Rubus fruticosus und Ulexr europaeus, 
Auch wilde Rosen europäischer Herkunft trifft man an, besonders viel auf Tas- 
manien. Dazu tritt noch Opuntia in den tropischen und subtropischen 
Strichen des Ostens. Eigentlich bedrohlich aber sind alle diese nirgends. Die 
indigene Flora ist zu kräftig und solide dazu. ; 

Die Entwicklung des Unterwuchses im Savannen-Walde spiegelt besser als 
in jeder anderen Formation die strenge Periodizität wieder, welche über so 
weiten Gebieten von Australien herrscht. Schon die ersten Floristen Süd- 
Australiens beschreiben anschaulich die Phasen dieses Prozesses. Zum Beginn 
der Regenzeit ist alles dürr und tot, nur an den Eucalyptus-Bäumen sieht man 
dort und da einen Ast mit Blütensträußen geschmückt. Aber der Regen wandelt 
alles in wenigen Tagen. Die annuellen Gräser sprießen auf und bilden einen 
lieblichen Teppich von so saftigem Grün, wie es nur die nordische Wiese sonst 
hervorbringt. Die ersten Blumen, die sich regen, kommen von Drosera Whitta- 
kerii und Oxalis cognata. Sie bilden den Vortrab der in wenig Wochen mächtig 
anschwellenden Blütenscharen. Dann folgen Ranunculus lappaceus, Hypoxis 
glabella (Amaryli.), Stackhousia (Stackhousiac.) und immer weitere; bis Ende 
August nimmt die Menge ständig zu. Orchideen, Liliaceen drängen ihre Blüten 
oft in dichter Fülle wie auf Gartenbeeten. Jede Woche bringt andere Gestalten. 
Die hochrote Kennedya prostrata (Legum.) und die bunten Farben der Swainsonia 
(Legum.) zieren prächtig. Schließlich wird der »Rasen zum üppigen Wiesen- 
grunde, in dem sich Syngenesisten in großem Artenreichtum entwickeln«. Und 
diese bilden »wie bei uns den letzten Akt des schönen Dramas« (BEHR I. c. 550). 
»Der vor kurzem noch üppig grünende Grund gleicht dann einem reifen, aber 
sehr dünn gesäeten Getreidefeld, und die Zahl der. blühenden Pflanzen ver- 
ringert sich täglich, bis zuletzt alles vegetabilische Leben in der eigentümlichen 
Vegetationsform der nun ausgetrockneten Flüsse und Bäche sich zusammen- 
drängt. Dieser Zeitpunkt tritt verschieden ein, jedoch nie vor Ende November, 


14 Einleitung. 


nirgends nach Anfang Februar« (BEHR in Linnaea XX 551). Aber dann erst, 
wenn der Unterwuchs bis auf die einsame fast sukkulente ZLodelia gibbosa völlig 
verdorrt erscheint, bedecken sich viele Eucalypten mit ihren zarten Blumen. 
»Acacia retinodes entwickelt die duftenden Köpfchen, und die prächtigen 
Loranthus hängen ihre hochroten Blütenquasten von Eucalypten, Casuarinen und 
Acacien herab.« 

In Victoria, New South Wales, Queensland folgt die Savannen-Waldung in 
einem oft mehrere hundert Kilometer breiten Streifen der Küstenlinie. In New 
South Wales schildert ihn schon Lhotsky (in HooKERS London Journ. of Bot. I 
[1843] 135) unter dem Namen »Argyle Vegetatione. Es sind die wichtigsten 
Gebiete für den Getreidebau der australischen Staaten. Vielerorten ist der Wald 
daher der Axt und dem Feuer zum Opfer gefallen. Wo er aber noch im 
Naturzustande vorhanden ist, kehren bei wechselndem Bestande der Arten immer 
die gleichen Bilder wieder. Die regelmäßig und licht gestellten Eucalypten. 
Die beigemengten Casuarina-Arten und Acacien mit ihren Lorantius. Die oft 
schirmförmigen Baumkronen. Der buscharme Untergrund. Der Graswuchs und 
die Kräuter, im Wechsel der Monate und Jahre bald gesättigt grün, bald dürr 
und braun; einmal stattlich und hoch, ein ander Mal sparsam und kärglich. 
Das Kommen und Gehen der Blumen, das Farbenspiel der Compositen am 
Schluß der guten Jahreszeit. Alles das bleibt sich im Savannen-Walde gleich 
von West nach Ost, von Süd nach Nord. 


Systematiker sucht es vergeblich zu 
n sich durch irgend ein auffälliges 


Zus melliodora mit lebhaft gelber 
der mit seinen weißen Stämmen etwa am 


gegnet. Zu den Eucalypten kom 
T. suaveolens); aber sie sind den 
raten diese nahe Verknü 
den Physiognomiker und 
bedeuten. 


men die Tristania-Arten (7. conferta und 
Eucalypten aufs engste verwandt und ver- 
pfung in ihrer Tracht so unverhohlen, daß sie für 
den Floristen fast das selbe wie echte Eucalypten 


II. Formationen. 15 


Eine bemerkenswerte Bereicherung erfährt dieser Eucalyptus-Wald nur durch 
die Beteiligung der Coniferen-Gattung Frenela') in den trockneren Gegen- 
den. Diese Cupressoide, von weitem einer kümmerlichen Kiefer nicht un- 
ähnlich, bildet sowohl in Queensland als in New South Wales einen wichtigen Ein- 
schlag des Savannen-Waldes. Ja, im inneren New South Wales und südlich bis 
nach Victoria hinein existiert eine sehr breite Vegetations-Zone, die durch die 
Mengung von Zucalyptus und Frenela (F. verrucosa und F. calcarata) geradezu 
charakterisiert wird. Dort gewinnt Frenela stellenweise sogar die unbestrittene 
Oberhand über die Eucalypten. | 

Überall in ähnlichen Formen vollzieht sich der Wandel des Savannen-Waldes 
und sein Übergang in andere Formationen. 

Charakteristisch ist vor allem der Aufschwung, zu dem er an Örtlichkeiten 
von günstiger Wasserbilanz allgemein befähigt ist. Schon BEHR hat treffendes 
darüber gesagt, wie bevorzugt die Flachtäler und Creeks im Savannen- 
Walde sind. Majestätische Eucalypten mit über meterstarken Stämmen wurzeln 
in dem feuchten Erdreich. Ein Saum von ansehnlichen Sträuchern begleiten 
sie (Viminaria |Legum.)], Leptospermum [Myrt.], Melaleuca [Myrt.], Myoporum 
[Myopor]); so wie Weiden-Gebüsch den Pappeln und Eschen folgt. In der Sohle 
selbst fehlen natürlich holzige Gewächse, aber wenn das Wasser gewichen, 
überzieht sich ihr Boden mit weichem grünen Teppich von mancherlei Kräutern. 
Es sind meist kosmopolitische Genera, die sich hier anfınden, aber manche in 
spezifisch australischen Arten. Dies grüne Band im Schatten der hohen Ufer- 
Bäume bleibt frisch noch lange hinein in die Trockenzeit, wenn oben auf der 
Fläche bereits alles verschmachtet ist und die Farbe dürren Strohes bekommen hat. 

Umgekehrt ist auch die schrittweise Verarmung des eucalyptusreichen 
Savannen-Waldes ein Vorgang, der wenigstens für Ost-Australien etwas all- 
gemein typisches hat. JUNG (Petermanns Geogr. Mitt. XXIII [1877] 352) schildert 
anschaulich, wie er sich an der Westseite des Flinders Range (Süd-Australien) 
vollzieht. Wenn dort die Flüsse aus den Bergen austreten, »breiten sich die 
Betten aus, zwischen den Ufern oft 2—300 Fuß messend, mit Bäumen und 
Gebüschen bestanden; bis nach dem Torrens-See zu die Vegetation kümmer- 
licher wird, Acacien an die Stelle der Eucalyptus-Formen, Sand an die Stelle 
der Steine im Flußbett tritt, das sich verzweigt und endlich spurlos verschwindet«. 
Der starke Pflanzenwuchs in dem Wasserlauf, die dichte Lage von Gestein und 
Kies, welche ihn anfüllt, sind überhaupt charakteristisch für alle Creeks der 
Mount Lofty- und Flinders-Kette. »Erst wenn die Eucalypten-Vegetation auf- 
hört, nimmt auch der steinige Charakter der Gegend ein Ende. Dann beginnt 
die verkrüppelte Casuarinen-, zuletzt die Acacien-Vegetation, bis endlich auch 
diese den Salsoleen Platz machen. « 

. Im Nordosten, in Queensland, bietet die Formation des Savannen-Waldes 
eine höchst beachtenswerte Erscheinung in der haarscharfen Begrenzung 
gegen den Regenwald. Schon S. 3 wurde darauf aufmerksam gemacht. 


1) Vgl. MAınen, The Forests of New South Wales. Agricult. Gazette of N. S. Wales. 1901. 


16 Einleitung. 


Ihr Gesamt-Eindruck ist völlig von dem Regenwalde verschieden. Licht stehen 
die Zucalypten (und Tristania bzw. Syncarpia) nebeneinander; sie liefern weit- 
aus die stattlichsten Bäume. Nur wenige Gehölze kommen daneben einiger- 
maßen zur Geltung, allenfalls die feingliedrigen Casuarinen, besonders 
C. Cunninghamiana, einige Acacia und Banksia integrifolia. Der Boden ist 
mit Gramineen reich bestanden, auch reridium spielt eine große Rolle. 
Strauchiges Unterholz ist äußerst spärlich. Dagegen bilden die unverkennbaren 


Gestalten von Cycas eine charakteristische Staffage der Landschaft. In den 


Grenzbezirken gegen niederschlagsreiche Waldgebiete sind auch wohl einige 
Lianen und Epiphyten eingesprengt. An der rauhen Rinde von Cycas haften 
sie besonders leicht: da finden sich von Farnen sogar ganz ansehnliche 
Stöcke der Drynaria quercifolia; aber auch Moose und Orchideen lassen sich 
noch beobachten (z. B. Oberonia palmicola). Die Eucalyptus-Stämme dagegen 
beherbergen wenig Gäste. Mitunter sah ich im Gebiete des Barron Rivers an 
ihrer Rinde schlanke Sprosse von Vizis triflora emporranken; es war die einzige 
Liane dieser Waldungen. 


5. Ufer-Waldungen. 


Über die Uferwaldungen wurde bereits mitgeteilt, daß in der Nähe der Öst- 
küste ein Teil der Uferwaldungen durch Komplexe widerstandsfähiger Regen- 
wald-Elemente dargestellt werden. Jenseits des Bereiches dieser Bildungen, in 
der Sphäre des reinen Savannenwaldes oder der xerophilen Gehölz-Formationen, 
findet sich eine Genossenschaft von Ufer-Gewächsen, die mancherlei Selb- 
ständiges hat. F. v. MÜLLER traf auf der Gregory’schen Expedition namentlich 
folgende Spezies häufig an den nördlichen Flüssen: Terminalia chumcoa 
. (Combret.), Fambosa eucalyptoides (Myrt.), Morinda Leichhardtü (Rub.), /nga 
moniliformis (Legum.), Agati (Legum.), Polygonum Cunninghamii (Polygon.), 
Pandanus, Melaleuca, Eucalyptus rostrata. Diese Bäume beschatten grasige 
Talflächen mit einem Unterwuchs, der aus Pantropisten und Savannen-Typen 
gemengt ist. Mit Abnahme der Regenmenge nach Süden und Westen ver- 
armen diese Uferwälder. Die Fächerpalme Zivistzona Alfredi reicht westlich 


bis zum 117°. Pandanus gelangt anscheinend nicht weiter als ı25° ö. L. 
Endlich bleibt n 


rkommt. 


6. Strand-Wälder und Strand-Gebüsche. 


Die Mangrove der tropischen Küste Australiens ist eine verarmte Form 
der malesischen; weder flori 


; | stisch noch biologisch hat sie irgend etwas Eigenarti- 
ges hervorgebracht. Ihr am meisten widerstandsfähiges und expansives Element 


Mai ie PER kei ee Huch ah je ew a 
EEE WERE RR RT TIRT TER DERART 
BERNER Da Ar Eng RE a 3 a a ae en 


obgleich dort sonst keine | 


SE Mae an re JR 


II... Formationen. 17 


ist Avicennia officinalis. Dieses Mangrove-Gewächs scheint die ganze Küste 
Australiens zu umziehen, wenn es auch streckenweise fehlt; nur in Tasmanien 
ist es nirgends beobachtet. 

Hinter der Mangrove setzen in manchen der trockneren Gebieten unmittel- 
bar die Binnenland-Formationen ein. An der Nord-Östküste dagegen läßt sich 
eine besondere Strandwaldung unterscheiden, an den südlicheren Küsten um- 
säumen Dünen- und Marschen-Bestände den Strand. 

Die nordöstlichen Strandwälder bezeichnen das Gebiet ergiebiger 
Sommerregen, reichen also von Kimberley östlich bis über Moreton Bay hinaus. 
Die größte Rolle dort spielt Melaleuca leucadendron, mit stattlichem Stamme, 
ganz unverkennbar an ihrer weißen Rinde, die in Fetzen abblättert, in der 
kühleren Jahreszeit weithin die ganze Luft mit dem Geruch der grünlichweißen 
Blüten erfüllend. Etwas weiter binnenwärts werden Trzstania (Myrt.) und Acacıa- 
Arten häufig, fast sämtlich ansehnliche Bäume, von Acacia meist Arten mit 
merkwürdig breiten Phyllodien. In den Tropen spielt an feuchten Stellen auch 
Wormia alata (Dillen.) mit rotbrauner blätternder Rinde eine bedeutende Rolle, 
ferner Clerodendron (Verben.), eine Menge von Leguminosen-Lianen. Das Ganze 
weniger reich an Arten, als von überschwenglicher Üppigkeit. Pandanus, 
Palmen und Cycas werden zahlreicher, je weiter man das Bereich des Salz- 
wassers hinter sich läßt. Alpimia coerulea (Zingib.), Amorphophallus (Arac.) 
und T7acca (Taccac.) erfüllen schattige Plätze. An den Stämmen sieht man 
Pothos (Arac.) klettern, die großen Horste der Drynarien (Polypod.) haften. In 
allen Lachen schmücken Nymphaeca gigantea und Nelumbium speciosum das 
Wasser. Kurz, die Zahl der weit verbreiteten Spezies ist groß. Weiter binnen- 
wärts aber weichen sie allmählich zurück, bis der Übergang zur echten Savanne 
hergestellt ist; oder auf scharfer Linie plötzlich der Regenwald einsetzt, der 
übrigens seine Ausläufer an den Wasserläufen oft tief in die Strandwälder 
vorschiebt. 

In den südlichen Strand-Formationen sind in der Regel höhere Bäume 
selten. Zucalyptus gomphocephala, ein ansehnlicher Baum, der in Südwest- 
Australien zwischen Swan River und Cape Naturaliste vorkommt, bildet eine 
Ausnahme. Auch einige Melaleuca-Arten, die wegen ihrer weißen blätternden 
Rinde allgemein 'als »Paperbarks« bekannt sind, stellen Bäume von knorrigem 
Wuchse dar; aber sie kommen auch im Binnenlande an feuchten Stellen vor. 
Die Hauptmasse jedenfalls der Strand-Vegetation an den Küsten des gemäßig- 
ten Australiens besteht aus Sträuchern. Nach ihrem systematischen Charakter 
stehen sie überall in einer ausgeprägten Verwandtschaft zur binnenländischen 
Savanne. Dadurch ereignet sich in Südwest-Australien der bemerkenswerte Fall, 
daß das Strandgebüsch von den einwärts nächst angrenzenden Formationen 
scharf verschieden ist und sie wie mit einem fremdgearteten Saume umzieht. Als 
wichtige Gattung erscheint überall Acacia in phyllodineen Vertretern, daneben 
spielen Alyxia drevifolia (Apocyn.), Myoporum-Arten (Myopor.), Pittosporum 
phillyreifolium (Pittospor.), Fusanus acuminatus (Santal.), Zeucopogon australis. 
(Epacrid.) eine mehr oder minder bedeutsame Rolle. Wo der Sand zu locker 

2 


Diels, Pflanzenwelt von West-Australien, 


18 Einleitung. 


wird, nimmt das Gesträuch beträchtlich ab; dann breiten sich krautartige Dünen- 
Gewächse aus, wie Apzum (Umbell.), Mesembdrianthemum (Aizoac.), Spinifex 
(Gram.), Zepzdosperma (Cyper.) und andere Glumifloren, mancherlei Azriplex-, 
Rhagodia-(Chenopod.) und Zygophyllum-Arten. Dazu kommen gewisse lokale 
Elemente, die meist als Ausläufer der Binnen-Vegetation zu betrachten sind. 
Gleichförmiger noch als die psammophile Dünen-Vegetation ist im Süden die 
Flora des Schlickbodens, wo ein paar Salicornia, Atriplex, Chenopodium, 
Rhagodia, Apium u.a. den bedeutendsten Anteil des trivialen Pflanzenwuchses 
ausmachen. 


7. Savanne. 


Binnenwärts geht in weiten Gebieten der Savannenwald auch in Australien 
schrittweise zur Savanne über. Ganz allmählich rücken die Bäume weiter 
von einander, sie nehmen ab an Höhe und Mächtigkeit, namentlich die Euca- 
lypten verlieren bedeutend; mehr und mehr machen ihnen die Acacien das 
Feld streitig, bis zuletzt sich die Savanne bildet, das echte »Grasland« der 
australischen Autoren. 

Es ist eine günstige Fügung gewesen, daß es R. SCHOMBURGK zufiel, uns 
zuerst die Szenerie dieser im Osten des Erdteiles so wertvollen Formation zu 
beschreiben. Das Grasland, sagt er, bildet den größten Teil von Süd-Australien. 
Es besteht aus unabsehbar weit gedehnten welligen Flächen. An der Küste war 
es einst mit Savannenwald bedeckt. Heute aber liegen dort die Kornkammern 
des Landes. Die Grasebenen des Innern dagegen dienen nur der Weide. Ihre 
Ausdehnung scheint unermeßlich, endlos verlieren sie sich am Horizont und 
sind wie die Wüste eintönig und verlassen. Dort im Binnenlande gibt es nur 
einige fruchtbare Bezirke von mäßigem Umfange; sonst kahle Sandsteinkuppen 
und dünenartige Sandhügel, die mit kiesigen und wasserlosen Ebenen wechseln. 
Oft, wo der salzige Boden von windgeschliffenem Geröll mannigfacher Gesteine 
bestreut ist, hat nur eine dürftige Vegetation von sukkulenten Chenopodiaceen 
(Kochta, Atriplex, Salicornia) und harten Gräserbüscheln Fuß gefaßt. Gewöhn- 


gt oder vereint in Gruppen, die wie Inseln 
Sie bestehen zumeist aus Casuarina (€. stricta, 


C. glauca, C. distyla), Eucalyptus (E. odorata, E. dumosa, E. virgata) sowie 


Acacia pycnantha. 


»Große Ahnlichkeit«, erklärt R. SCHOMBURGK, »hat das Grasland und über- 
haupt die gesamte Ausbildung der Ebenen mit den Savannen von Britisch- 
uiana — natürlich bei großer floristischer Verschiedenheit. Denn auch dort 
zeigen die Savannen gewöhnlich den welli 


R Mi e n gen Boden, die zerstreuten stark ver- 
zweigten Bäume, die Oasen, di ' & 


Aussehen, und nach dem Einsetzen 


der Regenzeit hei R ie der 
selben zauberhaften Schnelligkeit.« a 


I. Formationen. 19 


In West-Australien finden SCHOMBURGKS Schilderungen treffende Bei- 
spiele nur in wenigen Gegenden um den Wendekreis; sonst besitzt die west- 
liche Hälfte nur höchst verarmte Bildungen, die bei unsicherem Niederschlag 
von ı5—25 cm der Wüste schon näher stehen als der Savanne. Zwar domi- 
nieren auch dort noch die Acacien-Typen mit starren schmal-oblongen Phyllo- 
dien und graugrünem Kolorit, die der Kolonist als »Mulga« kennt (z. B. Acacıa 
aneura). Aber der Graswuchs ist dürftig, die Immortellen bleiben Jahre lang 
aus, die genügsamen Salzbüsche mit ihren glauc oder grau gefärbten saftreichen 
Körpern walten auf weiten Strecken vor. 

Anders in der Osthälfte des Erdteiles. Dort greifen in normalen Jahren 
die sommerlichen Niederschläge weit nach Süden ein und schaffen jene breite 
Grasland-Zone, die der Viehzucht von New South Wales und Queensland zumeist 
zu ihrem Rufe verholfen hat. Auch sie geht in unmerklicher Abstufung aus 
dem Savannen-Walde hervor und leitet — bei Minderung der Niederschläge — 
ebenso allmählich in die grasarme Wüste über. 

Schon weit im Süden bilden sich die Hochebenen am Fuße der Austral 
Alps savannenartig aus; man nennt ihre Pflanzendecke »Minero-Vegetation«. 
Im Winter deckt sie stellenweise Schnee, im November erst wird sie grün und 
gibt prächtige Weide bis zum April. 

Die Savannen im Gebiete des Darling, soweit es zu New South Wales 
gehört, werden von MAIDEN’) bezeichnet durch »niedrige Eucalypten, Casua- 
rina, Acacia, weidbare Sträucher und Salzbüsche«: also die selbe Charakteristik, 
wie die für Süd-Australien giltige. Weiter nordwärts kommen die Savannen 
bis zur Carpentaria-Küste in mannigfacher Form vor, behalten aber dabei stets 
den gleichartigen Grund-Charakter. Ja, wie WARBURG näher ausgeführt hat, 
ist es die einzige Formation Australiens, die unverändert über die Torres Straße 
hinweg nach Neuguinea hinüberreicht und dort im Fly-River-Becken zur Aus- 
breitung gelangt ist. 

Die Beteiligung der einzelnen Gramineen-Spezies an diesen Savannen ist 
noch wenig geklärt. BAILEY nennt für die großen »Dawns« des inneren 
Queensland die Gräser »zahlreich nach Arten und meistensteils sehr nahrhaft.« 
Ganz besonderen Rufes bei den Viehhaltern erfreuen sich Andropogon sericeus 
das »Blue Grass«, Astrebla pectinata das »Mitchell Grass«, dann mehrere Pani- 
cum, Dänthonia und Sporobolus. 

Eine ungünstige Eigenschaft wird der Savanne fast ganz Australiens von 
dem launenhaften Klima des Erdteils aufgedrückt: das ist der unberechenbare 
Wandel ihrer Entwickelungs-Volll heit. Darin liegt ein höchst empfind- 
licher Unterschied gegen die erwähnten Savannen von Guiana, und namentlich 
auch gegen die Pampas von Argentinien. Die Unsicherheit der sommerlichen 
Niederschläge ist schuld daran. Wo dies Jahr ein Grasfeld wogt, das Roß 
und Mann verbirgt, wird sich ein anderes Jahr nur eine kaum fußhohe Trift 
erblicken lassen. Diese Unzuverläßigkeit der vitalsten Bedingungen, die jahre- 


ı) The Forests of New South Wales. Agricult. Gaz. of N. S. Wales 1901. «.; 
2* 


20 . Einleitung. 


langen Dürren, wie sie sich unvermeidlich von Zeit zu Zeit wiederholen, haben 
die Kolonisierung Australiens so entsagungsvoll und reich an Opfern gemacht, 
und das meiste dazu beigetragen, die Stabilisierung aller Verhältnisse der mensch- 
lichen Gesellschaft dort beispiellos zu erschweren. 


8. Strauch-Bestände. 


Über weit gedehnten Gebieten Australiens fehlt die offene Grasflur. Um 
so reichlicher und vielseitiger entwickeln sich dort die Strauch-Bestände, der 
australische »Scrub« in der echten Bedeutung des Wortes. Der Scrub ist die 
am meisten bezeichnende Vegetations-Form für diesen Erdteil, so wie für 
Afrika die Savanne. Er bietet sich in einer Fülle verschieden gearteter Gestal- 
tungen dar. 

a. Mallee-Scrub. 


Am Südsaum des Tafellandes ist es ein mehr oder minder dichtes Zuca- 
Zyptus-Gesträuch, welches das Land bedeckt. In der Regel erscheint es 'aus 
mehreren verschiedenen Arten von Zucelyptus gemischt, mit Zusatz manch 
anderer Gattung, aber in der Tracht der vielästigen Sträucher, des fahlgrünen 
Laubes, der allgemeinen Sterilität gleichartig von Stiring Range im Westen 
bis zum Murray River an der Ostseite des Erdteiles. Das ist der »Mallee- 
Scrub«. des Australiers, Landschaften von abschreckender Dürre, oft hunderte 
von Meilen weit ohne oberflächliches Wasser, unterbrochen höchstens von vege- 
tationsleeren Salzpfannen. Es ist das, was die Literatur und die Karten oft als 
Wüste bezeichnen, aber es ist eine Wüste von eigenartigster Ausprägung. 
Mehrmals ist der Mallee-Scrub Südaustraliens Gegenstand der Beschreibung 
gewesen; allgemeiner bekannt sind die Schilderungen geworden, welche wir 
SCHOMBURGK und BEHR verdanken. Auch für West-Australien gelten ihre 
Beobachtungen meist ohne Einschränkung. Überall ist der Scrub ein »Ocean 
von Sträuchern«, unabsehbar und kaum zu durchdringen; ohne weisenden Punkt 
in der Runde, wenn nicht irgendwo die starren Formen einer vereinzelten Berg- 
kuppe aus der öden Masse ragen. Trotz aller Einförmigkeit des ersten Eindrucks 
aber erweist das Gebüsch sich als mannigfaltig, wenn man es näher kennen lernt. 

Bald sind die Bestände nahezu rein und ungemischt, bald gemengt aus den 
verschiedensten Elementen; hier sind alle Sträucher fast gleich hoch in ihrem 
Wuchse, dort bringen es manche zu stattlichen Baum-Dimensionen. 

Reine Eucalyptus-Bestände trifft man besonders im Murray-Becken nicht ganz 
selten. E. dumosa, E. uncinata, E. bicolor, E. incrassata ohne wesentliche Bei- 
mengungen vereinen sich dort in dicht verflochtenem Buschwerk. Das sind 
jene weitgedehnten Strauch-Labyrinthe, die SCHOMBURGK in ihrem Aussehen so 
»bedrückend« einförmig nennt. »Die gleichmäßige Höhe der Gewächse, die matt- 
bläuliche Farbe des Laubes sehen von weitem aus wie eine bis ja Horizont 
sich dehnende Meeresfläche.« Häufig aber ist der Mallee-Scrub artenreicher 
pten treten Casuarinen, Melalewa (Mytt.), 


zusammengesetzt. Neben die Eucaly 
starre Exrocarpus (Santal.), Dodonaea (Sapind.) und Frenela (Pinac.) in den Bestand 


wu 


 €s auch nicht an Übergängen zum Savannen-Walde. 


If. Formationen. 91 


hinein, ferner aber eine Fülle kleinerer Büsche aus den verschiedensten austra- 


- lichen Gattungen, vielfach von ähnlicher Gesamt-Tracht, aber doch spezifisch 


wechselnd je nach der Lage des Standortes und nach seiner edaphischen Be- 
schaffenheit. Die beteiligten Genera sind reicher an Arten als die der Savannen: 
Xerophile. Gestaltungen beherrschen die ganze Formation; namentlich BEHR 
hat sie plastisch beschrieben: »Heideartiges Laub oder vertikal gestellte Blätter 
drängen sich um moosartig in einander gewachsene kugelförmige Sträucher 
oder verdecken nur spärlich die Blößen der langen Ruten, die sich aus häßlich 
sparrigem Gestrüpp herausstrecken. Die herrschende Farbe des Laubes ist ein 
totes Blaugrün, doch legt sich die Natur in dieser Beziehung wenig Zwang an. 
Die Rhagodia (Chenopod.) trägt weißes Laub, anderes Gesträuch braunrotes; 
am unheimlichsten, weil in solcher Umgebung am unnatürlichsten, ist das leb- 
hafte Maigrün der Cassia (Legum.) und des Santalum. Zusammengesetztes 
Laub ist selten; sonst findet sich bei dem rigiden Laube möglichste Mannig- 
faltigkeit, vom Eirund durch die Lanzettform bis zur bloßen Borste, von der 
dichtesten Gedrängtheit durch alle möglichen Nüancen zum kahlen blattlosen 
Zweige. Bei alledem treten oft Pflanzen aus sehr. verschiedenen Familien im 
Habitus so zusammen, daß nur Blüte oder Frucht ein sicheres Kriterium geben 
können. « 

Die Grenzbezirke des Mallee-Gebietes enthalten die reichsten Entfaltungen 
der Formation. Besonders breit ist diese begünstigtere Zone im Südwesten. 
Schon am 129° ö. L. erwähnen die Reisenden: »giant mallees« von 15—18 m 
Höhe, westwärts werden solche hochwüchsige Gestalten immer häufiger, bis 
sie im Distrikt der Coolgardie-Goldfelder, ‚122°, bereits zu völlig waldartigen 
Formationen zusammentreten, deren Einzel-Schilderung in den späteren Ab- 
schnitten dieser Darstellung gefunden wird. Unter solchen Umständen fehlt 


In der ganzen Erstreckung des Mallee-Scrubs ist das Wesen des Unter- 
wuchses ziemlich gleichartig. Einzelne stark xeromorphe Gramineen (Stipa, 
Neurachne, Anthistiria) stehen in zerstreuten Büscheln auf dem unfruchtbaren 
Boden. Kräuter erscheinen reichlicher nur, wenn die winterlichen Regen Be 
giebiger ausgefallen sind; dann bringen namentlich die immortellen Compositen 
manch lichte Farbe in das sonst so trübe Bild. Sehr wichtig sind die mehl- 
weißen oder fast metallisch glaucen Büsche der sukkulenten Chenopodiaceen, 
die am kräftigsten der Trockenheit und Dürre widerstehen. ee & 
Nach der jahreszeitlichen Entwickelung der Vegetation Ist der Serul 
äußerlich stark verschieden von der Grasflur. Treffend schildert BEHR, WI€ 
wenig im Scrub sich ändert beim Eintritt der Trockenzeit. »Es kann wenig 
welken, wo nicht viel sprießt, und jeder Monat sieht das selbe wüste Gedränge 
rigider, saftloser und untereinander zum gro sa 
Trotzdem, wenigstens die etwas feuchteren Striche sind niemals ganz © 
Blüten. War der Regen reichlicher, so sprießen Kräuter und etwas Gras, um 
freilich nur zu bald wieder zu schwinden. Die Blütezeit der er 
Bäume aber währt länger als die des Graslandes, und dehnt sich, ‚wenn. #8 


22 Einleitung. 


nach einem bescheidenem Maßstabe bis zum Beginn der neuen Regenzeit aus.« 
»Es scheint fast, als ob die Flora dieser Gegend unabhängig wäre von allen 
kosmischen Verhältnissen, sie hat etwas Dämonisches; unberührt von der Außen- 
welt besteht sie durch sich und schmückt sich für sich alleine. Der Kultur 
sind diese Gebiete bis jetzt fast gänzlich unnahhar geblieben. Der Scrub »setzt 
dem Ansiedler wenig Widerstand entgegen, doch gibt er ihm auch wenig 
Hoffnung. « ') 

Entsprechende Formationen fehlen übrigens auch dem tropischen Sommer- 
regen-Gebiete nicht ganz, wenngleich sie in ihrem systematischen Charakter 
von der Gleichartigkeit des Südens sehr beträchtlich abweichen. In seinem 
Bericht über die botanischen Ergebnisse der Gregoryschen Expedition nach 
Nord-Australien gibt F. v. MÜLLER eine ansehnliche Liste von Pflanzen, welche 
die Vegetationsdecke jener »Sandstein-Tafel« ausmachen, die im Westen des 
Golfes von Carpentaria das australische Festland darstellt. Diese Liste zeigt 


ein eigentümliches Gemisch tropischer Elemente mit solchen, die wir als echt- 


australisch anzusehen pflegen. Das heißt, neben Arten von Terminalia (Com- 
bret.), Psoralea (Legum.), Strychnos (Logan.), Spathodea (Bignon.), Bauhinia 
(Legum.) kommen niedrige Zucalyptus mit lebhaft gefärbten Blüten, Boronia 
(Rut.), Jacksonia (Legum.), Verticordia (Myrt.), Goodenia (Gooden.), Persoonia 
(Prot.), Grevillea (Prot.) zur Beobachtung. Es ist das eine sehr wichtige Flora, 
deren nähere vegetationsbiologische Untersuchung recht erwünscht wäre. Daß 
viele Übereinstimmungen mit den Mallee-Typen des Südens bestehen, kann 
kaum bezweifelt werden. Es ist auch interessant, daß sie insofern ähnlich be- 
dingt scheinen, als wir es hier wie dort mit Erzeugnissen psammogener Unter- 
lagen zu tun haben. 


b. Sublitorale Sklerophyli-Gebüsche, 

In den feuchteren Gebieten des re 

regens endet der Mallee-Scrub als solcher. 

Formationen auf. Entweder die Eucalypten 
Zyptus-Wälder mit strauchigem Unterholz 

tritt stark in den Hintergrund 


werden so dominierend, daß Zuca- 
entstehen (S. 10); oder Eucalyptus 
und es bilden sich dichte Strauchbestände, die 
Imeergebietes, und mehr noch mit den Hartlaub- 
rgleichen kann. Ausgezeichnet sind sie durch 
ütenfülle. Am schönsten und 
den Küsten-Gegenden Südwest- 
und Esperance Bay, wo sie ganz vor- 


zugsweise zum Arten-Reichtum der Flora beisteuern. Die Formation besteht 


vorwiegend aus Sträuchern in allen 
erikaartigen Zwergbüschen. In der R 
Zwiebelpflanzen (Lilüfloren, Orchide 


en, Drosera) sowie ein paar Annuelle an- 
zutreffen, aber diese bleiben an Z 
ni 


ahl und Bedeutung weit zurück hinter der 


1) JunG in Peterm, Mitt. XXI (1877) 353. 


möglichen Größenmaßen bis hinab zu 
egenzeit sind auch einzelne Stauden und 


Pr 


be 20 2 De rn Er ee re 


gelmäßigen und reichlicheren Winter- = | 
Er geht gewissermaßen in anderen “ 


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II. Formationen. 23 


Fülle derartiger Lebensformen am Kap oder in den Ländern des Mittel- 
meeres. 

Außer West-Australien besitzt die südöstliche Seite des Erdteiles solche 
Strauch-Bestände, auch dort mit Vorliebe auf psammischem Boden, und zwar 
sowohl im Gebirge als in der küstennahen Niederung. Besonders oft hat man 
sie aus der Umgebung Sydneys geschildert, wo ja der alte Name Botany Bay 
auf den besonderen Blüten- und Formenreichtum dieser Gebüsche hindeutet. 
In der Tat ist es gerade diese Gegend, welche ein für Ost-Australien auffallend 
bevorzugtes Muster dieser Formation zu eigen hat. TopP (in Victor. Natur. V. 63) 
hat in einem interessanten kleinen Artikel ausgeführt, wie sie dort anthobio- 
logisch viel höher steht, als die entsprechenden Bestände des ferneren Südens, 
also etwa in der Umgebung von Melbourne. Bei Sydney, sagt er, sind z. B. 
die roten Epacridaceen häufiger als die weißen; namentlich die langröhrigen 
Arten walten merkwürdig vor. Ebenso steht es bei den Rutaceen. »Während 
wir bei uns (in Süd-Victoria) nur weiße oder grünlichgelbe Correa besitzen, 
sind dort rote und blaue Arten häufig.< Auch die Proteaceen tragen viel in 
gleichem Sinne bei. Die Grevillea-Arten von New South Wales sind lebhafter 
gefärbt, und die schöne Lambertia formosa (Prot.) mit ihren langen roten Röhren- 
blumen fehlt überhaupt in Victoria. 


c. Sand-Heiden. 


Es wurde bereits oben ausgeführt, daß das Unterholz der Sklerophyli-Wälder 
von Eucalyptus (S. 10) systematisch und biologisch diesen Gebüschen entspricht 
und sich in ihnen gewissermaßen fortsetzt. Das gilt auch von den Sand- 
Heiden im ganzen südlichen Australien: indem sie entweder unmittelbar an den 
Unterwuchs der Waldungen sich angliedern oder aber durch Reduktion jener 
sublitoralen Gebüsche zustande kommen. 

Zuerst wurden diese Heiden des unfruchtbaren Sandlandes, die der Kolonist 
als »Sand Plains« kennt und verabscheut, in Süd-Australien beschrieben. Und 
zwar ganz naturgemäß als Abart der Mallee-Scrubs. »Das Gestrüpp dieser 
Gegenden«, sagt BEHR, »erreicht nicht Mannshöhe, und wenn auch im Habitus 
wenig von dem anderer Scrub-Gegenden abweichend, lieferte es mir doch stets 
neue Arten«e. Diese kurze Charakteristik ist treffend: sie gilt auch für den 
ganzen Südwesten des Erdteiles. Überall nehmen die Sandheiden mit Vorliebe 
die flachen Rücken des durch Erosion und a&rische Einflüsse schwach wellig 
gegliederten Tafellandes ein, dessen Sockel sich aus Granit aufbaut. Oft grenzen 
sie sich aufs genaueste ab von den Savannenwäldern und Grasfluren, welche 
in denselben Gegenden die lehmigen Böden der Depressionen okkupieren. Dabei 
treten die tiefen Unterschiede dieser beiden australischen Vegetations-Typen 
in scharfe Beleuchtung. In der systematischen Zusammensetzung sowohl wie 
nach Lebensweise zeigt sich dann aufs klarste ein merkwürdiger Dualismus 
der ganzen Pflanzenwelt des australischen Winterregen-Gebiets, jener tiefe 
Gegensatz, den bereits die frühesten südaustralischen Floristen empfanden, als 
sie »Grasland« und »Scrub« gegenüberstellten. | 


94 Einleitung. 


d. Mulga-Scrub. 


Strauch-Bestände, die genetisch viel näher mit den Savannen-Wäldern ver- 
bunden sind, bedecken weite Flächen des inneren Australiens, im Westen etwa 
nordwärts vom 30° s. Br., im Osten auch schon viel südlicher. Da tritt Auca- 
Iyptus stark in den Hintergrund, während Acacia Herrscherin wird. Der Kolonist 
nennt diese Bestände den »Mulga-Scrub«. Wir kennen schon seine wesent- 
lichen Eigenschaften (s.S. ı8, 19). Auch sahen wir bereits, wie in regenarmen 
Gegenden durch Auflockerung des Bestandes und durch Verkümmerung der 
meistbeteiligten Elemente ein abgestufter Übergang zu förmlichen Wüsten 
hinüberleitet. 

e. Brigalow-Scrub. 


Die Nordhälfte Australiens besitzt in den Strauch-Beständen mancherlei 


Eigentümliches. Obgleich die Berichte der Reisenden vielfach die notwendigeKlar- 
heit der Darstellung vermissen lassen, so hebt sich doch einiges deutlich hervor. 

Als charakteristisches Gebilde z. B. findet sich der »Brigalow Scrub«, der in 
Queensland fast vom Ostrande des Tafellandes bis in die Gegend des Victoria 
River in Nord-Australien reicht und binnenwärts von der Wüste umgeben wird. 


mischung und von verschiedenster Verwandtschaft. Ansehnliche Eucalypten 


fehlen nicht, aber sie spielen keine wesentliche Rolle. Dagegen sind Acacia- 


graues Laub der Formation von weitem ein merk- 

würdig düster-fahles Kolorit verleiht. Die Brigalow-Bäume sind meist knorrig 
und unruhig verzweigt. Das Laub ‘aller F ormations-Elemente ist xeromorph 
gestaltet. Niedriger Unterwuchs bleibt spärlich, Gräser fehlen beinahe ganz. 
Massenhafte Baumleichen und tot 
ganzen ist die Stimmung des Brigalow ernst, fast traurig. 
Als die häufigsten Neben-Besta 


Legum.), Ehretia saligna (Borrag.), Bauhinia (Legum.), 
(Stercul.). In den dichtigeren Formen 
nstämme« des Brachychiton rupestris 
BR pisten Dan ie Szda (Malv ),Poly- 
meria (Convolv.), Evolvolus (Convolv.), Vittadinia (Compos.) die Haupt-Vertretung. 
> nter Brigalow-Scrub hat man also entweder einen fast ganz rein aus 
Acatia harpophylla gebildeten 
Charakters, zu dem die genannten Bäume und Sträucher in wechselnden Ver- 
hältnissen beitragen.« So beschließt TENısox | 


Vegetations-Form des tropischen Australi ; Be 
VII [188283] 570) ustraliens. (Proc. Linn. Soc. N. S. Wale 


a ist eine eminent xerophile Gehölz-Formation. Xero- 
philer als der Savannen-Wald, steht er zu ihm in dem selben Verhältnis, wie der 


es Holz bedecken den Boden in Fülle. Im 


Scrub zu verstehen, oder aber Dickichte gemischten a 


-Woops seine Schilderung dieser 


Ar. 


II. Formationen. 25 


Savannenwald seinerseits zum Regenwalde. Vom Goondiwindi-Distrikt im süd- 
lichen Queensland z. B. heißt es im »Queensland Official Year Book« 1901 
S. 164: »Der ganze Distrikt ist mit Gehölz bedeckt; von offenen »Forests» 
(d. i. Savannenwäldern) — gewöhnlich an Ufern und Creeks — bis zu dichten 
»Scrubs«, die entfernt von den Wasserläufen liegen. Es sind Brigalow-Scrubs 
von Acacia harpophylla, Casuarina, Geijera (Rut.) u. a. Gewöhnlich liegen sie 
auf den Wasserscheiden, aber sie dringen mit langen Zungen und einzelnen Ex- 
klaven auch in das »Forest«-Land ein und reichen manchmal sogar gänzlich bis 
hinab an die Wasserläufe. Doch kommen anderseits auch Lichtungen in diesen 
Scrubs vor, wo der »Scrub« durch »Forest« ersetzt ist.« 


9. Wüsten. 


Der allseitige Zusammenhang der australischen Wüsten mit allmählich ab- 
gestuften Xerophyten-Gebieten hat keine Abschließung ihrer Vegetation gestattet. 
Es fehlen ihr darum floristische Eigentümlichkeiten beinahe gänzlich. Was in 
diesen Wüsten gefunden wird, das ist ein verkümmerter Rest der angrenzenden 
Vegetationen. Die Definition der Wüste seitens der Reisenden ist wohl in 
keinem Erdteile weitgreifender als in Australien. Ungeheuer ausgedehnte Er- 
streckungen, wo es an oberflächlichem Wasser fehlt, sind dazu gerechnet worden, 
obgleich sie von einem z. T. dichten Pflanzenwuchse, ja mitunter von wahren 
Waldungen bedeckt sind. Als Pflanzengeographen können wir dem nicht folgen. 
Nur die regenärmsten Teile des Kontinentes mit weniger als 20 cm jährlichen 
Niederschlages zeigen eine derartige Auflockerung des Bestandes, daß man von 
Wüste reden kann, obgleich die oft betonte Launenhaftigkeit der Witterung 
‚auch hier keine unter allen Umständen giltige Umschreibung zuläßt. 

Vegetationslose Strecken von größerem Umfange gibt es überhaupt nicht 
in Australien. Die edaphisch eigenartigen Salzpfannen sind noch die größten. 
Sonst ist der Pflanzenwuchs zwar dürftig, aber nicht ohne eine gewisse Mannig- 
faltigkeit. Namentlich nach der Unterlage zeigt seine Zusammensetzung manche 
Abwechslung. Für die lehmigen Böden sind die laubsukkulenten Chenopo- 
diaceen am meisten typisch, ja auf salzgeschwängerten Depressionen, wie z. B. 
rund um Lake Torrens, herrschen sie mitunter ganz allein; anderseits wachsen 
sie freilich auch im trockneren Savannenland (s. S. 18) und bleiben sogar dem 
Mallee-Scrub nicht fern. Die gewöhnliche Begleitung der »Salzbüsche« bilden 
steiflaubige Arten von Acacia: es ist die wichtigste Gehölz-Gattung der Lehmwüste. 
Öder noch sind die sandigen Wüsten. Große Binnendünen sind manchmal 
wohl von allem Pflanzenwuchs entblößt. In der Regel aber sind es die dunkeln 
Kronen der Frenela, die blattlosen Zweiggewirre von Casuarina- und Exocarpus- 
Formen, kümmerliche Eucalyptus, niedrige Fusanus und die eigentümlichen 
Kegel des Codonocarpus cotinifolius (Phytolacc.), welche die sandige Wüsten- 
Landschaft dürftig beleben. In ihrer Nähe findet sich wohl stets das Wahr- 
zeichen der australischen Wüste, der sogenannte »Spinifex«. Darunter hat man 
sich Verbände äußerst starrer, hochgradig xerophytischer Gramineen vorzustellen: 
Sie gehören übrigens nicht der Gattung Spinifex an, sondern es sind Arten 


26 .. Einleitung. . 


von 7riodia. Die dichten Bänder und Matten ihres fahl gefärbten, stechenden 
Blattwerkes bezeichnen die traurigsten Striche des australischen Binnenlandes. 
Oft auf gewaltige Erstreckungen. .So vermerkt z. B. FORREST in seinem Journal 
von 1874 unter 25° s. Br. 122°ö6.L.: »Der Rundblick von hier reicht weit in 
die Ferne: aber soweit das Auge von NW nach SW schaut, ist nichts zu 
sehen, als ein leicht bewegter. Ozean von Spinifex. Keine Aussicht auf Wasser 
oder irgend eine Änderung im Charakter des Landes.« Wie auf der Karte 
sich zeigt, ist das offensichtlich sehr regenarme Gebiet zwischen 120° und ı 30° 
das Haupt-Revier der wahren Spinifex-Wüsten. Allerdings reicht die Verbreitung 
ihres charakteristischen Elementes bedeutend weiter und umfaßt wenigstens im 
Westen nahezu die ganze Breite des Kontinentes. 

Fast im Herzen der australischen Wüsten-Region, im System des Finke 


Rivers, schaffen die Gebirgsketten etwas günstigere Bedingungen. Es entsteht | 


eine breite Oase, wo die stärkeren Sommerregen eine Art Savanne mit Gras- 
wuchs und hübschen Immortellen schaffen und in den Fluß-Tälern einen ge 


wissen Baumwuchs gestatten. Zucalyptus rostrata wird bis 3o m hoch, von 
Grevillea striata (Prot.) sieht man 20 m hohe Exemplare. Frenela verrucosa 
(Pinac.) bedeckt die Hänge der schluchtartigen Tal-Bildungen. Und an der 
Stelle, wo der Finke den Krichauff Range durchbricht, wächst Zivistona Mariae 
(Palm.) in der Sohle des Flußbettes; es ist ein weit versprengtes Fragment des 
Palmen-Areales. Das dunkle Laub der 20m hohen F ächerpalme kontrastiert 
wirkungsvoll mit dem hellen Grün der Eucalypten. 


Schematische Erläuterung 
zur Vegetations-Karte von Australien. 


s Zur angenäherten Umgrenzung der auf der Karte dargestellten Vege- 


tations-Typen soll folgendes Schema dienen, welches natürlich nur durchschnitt- 
liche Giltigkeit beansprucht. 


Name Hauptholz Unterholz Bodenwuchs 
Tropischer Regenwald .. . , , Viele Bäume gemischt Viele Sträucher Kein Gras 
Temperierter Regenwald , . « » „Eucalyptus herrschend, | Mehrere Sträucher Wenig Gras, 
wenige andere Bäume viel Farne 
Sklerophyllen-Wald ,. . . .. Eucalyptus herrschend, | Viele kleine Sträucher | Kein Gras 
wenige andere Bäume 
Sayannen-Wald..., .. Eucalyptus oder Acacia Wenige oder keine Viel Gras 
; herrschend Sträuch 
a N ige niedri 
u r ee ® Wenige niedrige Bäume oder Sträucher Viel Gras 
ulga- er i iedri 
BRATEN Van a Wenige niedrige Bäume oder Sträucher Wenig Gras 
. | (Acacia vorherrschend) 
| ee ee allee-Scrub oder Viele niedrige Bäume oder Sträucher. Kein Gras 
= ae Acacia oder Eucalyptus vorherrschend | 
are 
er Zerstreute Sträucher. Triodia, sonst 


Acacia oder Casuarina vorherrschend wenig Gras 


III. Regionen. 97 


II. Regionen. 


Eine scharfe Gliederung der Vegetation nach der Höhe findet sich aus- 
schließlich im östlichen Australien. Denn im Südwesten tragen selbst die 
höchsten Kuppen des Landes (Stirling Range ı100 m) eine Strauch-Vegetation, 
die nur mittelbar durch die : Elevation modifiziert wird. Infolge der höheren 
Feuchtigkeit der Gipfel-Region verdichtet sich dort das Gebüsch und zeigt ge- 
wisse systematische Abwandlungen im Vergleich zu den etwas tieferen Niveaus. 

Ähnliches gilt für die nördlicher gelegenen Gebirge der Südostseite des Erd- 
teiles, wie etwa die Blue Mountains, wo eine charakteristische Buschformation 
das Unterholz der höheren Regionen bezeichnet (vgl. 5. 11). 

Eine deutlich regionale Sonderung der Pflanzenwelt vollzieht sich dagegen 
zunächst im tropischen Australien, an dem Bellenden-Ker-Gebirge im nord- 
östlichen Queensland'). 


Bellenden-Ker-Gebirge. 


Der üppige Regenwald der Niederung nimmt am Bellenden-Ker-Gebirge 
bei etwa 1000 m ü.M. sichtlich ab an Kraft und verarmt in seinem ganzen 
Wesen. Dabei beginnen niedrige Palmen (Bacularia Palmeriana, Calyptro- 
calyx australasicus) und Baumfarne (Alsophila Rebeccae) sehr gemein und 
gesellig zu werden. Aber erst in geringer Höhe unterhalb des Kammes, bei 
etwa ısoom vollzieht sich ein sehr fühlbarer Wandel in der Zusammen- 
setzung und in der ökologischen Beschaffenheit der Vegetation. Dracophyllum 
Sayeri (Epacrid.) tritt auf, ein sonderbares, ı'/,—4 m hohes Gewächs, breit ver- 
zweigt mit wagerechten, etwas geschlängelten Ästen und krausem, abwärts ge- 
neigten Laube. Es wird nun der Beherrscher des niedrigen Krüppel-Holzes, 
das die felsigen Höhen bis zum Gipfel (1625 m) bedeckt. Es sind robuste blatt- 
reiche Büsche, alle ı"/,—3 m hoch, mit festem oft dunkelgrünen Lederlaub: 
Orites fragrans (Proteac.), Drimys (Magnol.), Hiöbertia scandens (Dill.) in auf- 
gerichteter doch wirr verzweigter Form, Myrtus metrosideros (Myrt.), Lepto- 
spermum wooroonooran Bailey (Myrt.), Rhododendron Lochae F.v. M. (Eric.), 
Trochocarpa laurina (Epacr.), Halfordia (Rut.), Alyxia ruscıfolia (Apocyn.). 

Das dichte Astwerk des Gesträuches ist noch fester verflochten durch das 
Gewirr von Flechten und Moosen, die auf den Rinden wohnen. In der nebel- 
reichen Atmosphäre wuchern sie so reichlich, daß man anfangs übersieht, wie. 
häufig auch Farne und kleine Orchideen (Dendrobium, Oberonia, Liparis, 
Bulbophyllum) dem Chor der Epiphyten sich zugesellen, 


28 Einleitung. 


Diese ganze seltsame Gemeinde auf jenen einsamen Bergeshöhen, mit ihrem 
Gemisch von malesischen, melanesischen und australischen Spezies hat eine 
frappante Ähnlichkeit mit den Höhenfloren des malesischen Gebietes von Java 
bis nach Neuguinea hin. Und so bewahrt denn bis zu den Gipfeln die Flora 
jenes ausgezeichneten Bezirkes von Queensland ihren einheitlich malesischen 
Charakter. - 

Südöstliche Hochgebirge. 


Großartiger naturgemäß prägt sich die regionale Gliederung der Vegetation 
aus in den höheren Gebirgen der Südost-Ecke, welche in genetischer 
Einheit Tasmanien mit dem Kontinent verbinden und auf dem Festlande von 
Mount William im Westen bogenförmig bis in das südlichste New South Wales 
sich erstrecken. In diesen massigeren Gebirgen setzt die sinkende Temperatur 


den subtropischen Elementen allmählich ein Ziel, und auch viele australischen S 
Gruppen bleiben gänzlich zurück: die einen, weil der Winter zu rauh ist; die E 
anderen, weil der Sommer nicht warm genug wird. In manchem Winter gibt 
es schon in den höheren Lagen der Wald-Region heftige Schneefälle. Da bietet i 
sich der ungewohnte Kontrast zwischen glitzerndem Weiß und immergrünen 
Laubmassen. Man sieht, wie die Wedel der Baumfarne sich tief unter der 1 
en, wie die zarten Fiedern der Acacien darunter versteckt liegen, : 


Schneelast neig 
und an den Eucalyptus die Zweige davon gebrochen sind. 

Dort liegt die Baum 
Region'), bei 1950 m am Mount Kosciusko, bei etwa 1600 m im südlichen 


obgleich die Vegetationszeit noch fünf Monate (November bis März inkl.) dauert. 


Iypten. Auf Tasmanien ist es Eucalyptus Gunnii, 
und E. coriacea, am Mount Kosciusko Eucalyp 
bildet. Die Pflanze drängt sich zuletzt in fast 
einem äußerst dichten, ebenmäßigen Laubdache. 
denken, daß also bis zum Ende des Baumwuchses 
Beherrscherin der australischen Vegetation bleibt, u 
die Rolle zu gewinnen vermocht hat, die ihr im 
allenthalben zugefallen ist. 

In der alpinen Region des Festlandes sind 
Büsche anzutreffen, die sich besonders aus den Familien der Proteaceen, Myrta- 
ceen, Compositen und Epacrideen rekrutieren, 
niedergedrückten Stamm, gedrängte 
Blütenbildung. Meist bilden sie ein 


in Victoria Eucalyptus Gunnit 


Es ist interessant, daran zu 


nd daß Norhofagus nirgends 
antarktischen Südamerika doch 


Verzweigung, dichte Belaubung und reiche 
en sehr lichten Bestand, da sie den Schutz 


1) Das Beste über die Hoc 
of Mount Koseiusko. 


Departm. of Agricult. Sydney, Mise, Public. n. 331 (1809). 


mentlich auf Tasmanien angedeutet durch . 
hochwüchsigen holzigen Compositen (Senecio centro- R 
, daneben findet sich stets das Gestrüpp niederer Euca- 


tus coriacea, der die Baumgrenze 2 
undurchdringlichem Dickicht mit 


die Gattung Zucalyptus die 


allgemein ericoide oder myrtoide 


Sie zeichnen sich aus durch 


grenze, als Beginn der subalpinen resp. alpinen 


er 


113 ae, SE EEE ke 2 ET Ar re Ah ee ri U a u a 


ar 


hgebirgsflora ist J. H. MAıpdens Second Contribution towards a Flora 


III. Regionen. 29 


der Steinblöcke usw. aufsuchen und oft durch weite buschlose Strecken getrennt 
sind, die nur Stauden ernähren. Manche schmiegen sich auch in dichtem 
Geflecht an die Felsen, z.B. das prächtige Zepfospermum (Myrt.), oder die seidige 
Pimelea (Thymel.), die dann ganz aussieht wie die Daphne striata der Tiroler 
Alpen.. Neben den Beiträgen der vorgenannten Familien, — den Gattungen 
Grevillea (Prot.), Orites (Prot.), Leptospermum (Myrt.), Kunzea (Myrt.), Richea 
(Epacr.), Epacris (Epacr.), Leucopogon (Epacr.) — finden sich noch aus andern 
Verwandtschaften manche niedrige Sträucher, aber auch sie gehören gewöhn- 
lich zu echt australischen Gruppen, z. B. Hidbertia (Dillen.), Bossiaea (Legum.), 
Pultenaea (Legum.), Eriostemon (Rut.), Boronia (Rut.), Pimelea (Thymel.), Pro- 
stanthera (Lab.), Stackhousia (Stackhous.), Gaultheria (Eric.). Auffallend gering- 
fügig dagegen ist die Rolle, die Acacia auf den Bergen spielt; am Mount Kos- 
ciusko ist MAIDEN oberhalb von 1600 m keiner einzigen Acacia mehr begegnet. 
- In den Lücken des Gebüsches haben sich mancherlei krautige Arten an- 
gesiedelt, die zum größeren Teil auf das Hochgebirge beschränkt sind. An- 
sehnliche Ranunculus mit großen weißen Kronen (R. anemoneus) oder sattgelben 
Blüten (R. Gunnianus) wachsen in Senkungen vom Schneewasser getränkt, 
während Caltha introloba (Ranunc.) mit glänzend grünem Rasen nasse Stellen 
bedeckt. Mattenbildende Veronica (V.densifolia), die ansehnlich Aster-ähnliche 
Celmisia longifolia (Compos.) oder Euphrasia Brownii (Serophul.), die etwas 
Pedicularis-Artiges hat, seien als weitere Beispiele dieser Alpinen genannt. 

Eine kleine Skizze MAIDENS (l. c. 20) vom Mount Kosciusko übermittelt eine 
Vorstellung von der Gesamtwirkung seiner Matten. »Natürlich geben die Gräser 
die Grundfarbe, aber man sieht auch zahlreiche weiße Flecken von Zpacris und 
Phebalium ovatifohus (Rut.), gelbe von Oxylobium alpestre (Legum.); dann 
eingestreut ins Grasland gelbe Ranunculi, violette Brachycome (Compos.), Massen 
weißer ÖOlearia stellulata (Compos.) und Celmisia longifolia (Compos.),; da- 
zwischen die stattliche, wenn auch nicht gerade schöne Aciphylla glacialis 
(Umbell.). Endlich in kleinen Polsterrasen gedrängt die zierliche Stackhousia 
pulvinaris (Stackhous.), Raoulia catipes (Compos.), Zptlobium confertifolium 
(Oenother.) und manche andere.« 

Die australische Gebirgsflora gewinnt nach Süden rasch an Reichtum. Mount 
William in den Grampians, ein im Westen von der Hauptmasse der Austral- 
alpen losgelöster Außenposten, besitzt trotz 1166 m Höhe außer Eucalyptus 
alpina und Pultenaea rosea, welche ihm endemisch angehören, nur Celmisia 
longifolia nnd zwei oder drei andere Arten von alpinem oder subalpinem 
Charakter. Auf den eigentlichen Australalpen steigt die Zahl zwar bedeutend. 
Am M. Kosciusko (2227 m). z. B. sind über der Baumgrenze 105 Spezies ge- 
sammelt. Aber dort sowohl wie überhaupt auf den Gebirgen des Festlandes 
ist die Zahl der Endemismen sehr gering. F. v. MÜLLER, der vor etwa 50 Jahren 
als erster auf gefahrvollen Wegen diese Bergwildnisse erforschte, konnte nur 
ı5 Species dem Kontinent als eigentümlich nachweisen. Sonst kommen alle 
diese festländischen Alpinen auch auf Tasmanien vor. Und diese Insel ist der 
eigentliche Herd der australischen Gebirgsflora. Denn in so vollkommener 


30 Einleitung. 


Abhängigkeit sie sich in der Niederungsflora an das Festland anschließt, so be- 
deutend übertrifft sie es an alpinen Erzeugnissen. F. v. MÜLLER zählt von 
ı30 endemischen Phanerogamen Tasmaniens 80 dem alpinen Elemente zu; be- 

ht t ise sind fast sämtliche endemischen Gattungen alpin. Einige davon 
spielen sogar für die Physiognomie der Alpenflora Tasmaniens eine ganz nennens- 
werte Rolle. Dazu gehört z. B. Bellendena (Prot.), die mit ihren hübschen weißen 
Blütenähren oben auf dem Mount Wellington allenthalben zu sehen ist. ‚Wich- 
tiger noch sind die niedrigen Coniferen, und sie stellen die größte Merkwürdig- 
keit der australischen Hochgebirgsflora dar. Es sind die Genera Pherosphaera 
Microcachrys und Arthrotaxis. Die Verbreitung dieser eigentümlichen Pflanzen 
ist eine sehr enge; dann (mit einer einzigen Ausnahme) kommen sie nur auf 
den feuchten Gebirgen an der Westseite Tasmaniens vor. Dort aber sind sie 
häufig, teilweise auch sehr gesellig. Wenigstens versichert TENISON-WOooDS, 


es gäbe auf einigen Bergen dort völlig undurchdringliche Gebüschdickichte von 


Arthrotaxıs cupressoides. Dagegen folgen Pherosphaera und Microcachrys in 
ihrem aufgelockerten Vorkommen mehr dem Beispiel der Epacridaceen, in deren 
Gemeinschaft sie so oft gefunden werden. 

Die nähere Gliederung der alpinen Vegetation Australiens ist auf 


Tasmanien am klarsten ausgeprägt. Blöckfelder und Geröllflächen bilden, so- 
weit ich die Gipfel-Regionen sah, ihre Unterlage. Die-Formationen sind nie- 


mals geschlossen, der nackte Boden trennt stets das zerstreute Buschwerk, die 
Staudengruppen und Moospolster; viele Rinnsale und Bäche fließen dazwischen. 
In den seichten Mulden oder auf den flachen Kammflächen dieser niederschlags- 
reichen nebelumhüllten Berge bilden sich schließlich wirkliche Moos-Moore 
aus, die einzigen, die Australien kennt, Auch sie scheinen selten über größere 
Strecken wirklich geschlossen; vielmehr besteht meistens der ganze Bestand 
aus lauter kleinen Partikeln, die von Geröll oder Blockfeld unterbrochen sind. 

Wesentlich unter den Elementen dieser Flora sind die Sphagnum- Arten, 


kind Li a ae 


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[ra 


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N N Tr 


wenngleich ich sie nirgends so uneingeschränkt herrschen sah, wie auf unsern “ 
nordischen Hochmooren. Auch sind sie formationsbiologisch nicht genau kongruent — 
mit unseren Species. Sie wachsen nicht deckenförmig über weite Erstreckungen; 


sondern in kleinen Matten von höchstens einigen Quadratmetern Umfang, und 


ihrerseits reichlich durchsetzt von anderen z. T. polster- oder rasenförmig wach- 
senden Pflanzen. Außerdem gibt es vielfach Stellen, wo ganz andere Gewächse 


als Torfbildner wirken. Dazu gehören einige Carex, dann hier und da Schizaca 


istulosa, vor allem aber Gleichenia alpina. Diese pygmaenhafte Art wurde 


von R. BROWN auf dem Mount Wellington e 
Wasser völlig durchtränkte Polsterdecken bildet. 


ntdeckt, wo sie ausgedehnte mit = 
Im Gegensatz zu dem 


bleichen Sphagnum hat diese Moorpflanze etwas trüb Düsteres. Ihre Halme @ 
sind dunkelgrau und das Laubgrün verbirgt sich hinter rotbraunem Schuppen 


esatz. 


Unter den Phanerogamen der tasmanischen Moore nehmen die Monokotylen 


eine prozentualisch hohe Stellung ein. Aber statt Cyperaceen und Juncaceen 
stehen dort Restionaceae und Centrol 


epidaceae in erster Reihe. Von den 


IV. Floristik. 31 


Cyperaceen ist Oreobolus pumilio die bemerkenswerteste, weil sie in ihrer Tracht 
überleitet’ zu den Polsterpflanzen des Moores. 

Solche sind für das austral-tasmanische Sphagnetum von beträchtlicher Be- 
deutung; gerade wie in Neuseeland und dem chilenischen Moorgebiete. Compo- 
siten und Stylidiaceen stellen die stärkste Vertretung. Mehrere Compositen- 
Arten werden sich zum Verwechseln ähnlich (Adrotanella, Pterygopappus). Aber 
auch Stylidiaceen (Pryllachne, Donatia) gleichen ihnen außerordentlich: alle diese 
Pflanzen drängen ihren Körper in festgefügten Kissen zusammen, nach Art von 
Asorella oder Stlene acaulıs. _ 

Neben die Sphagnum-Arten, die geselligen Restionaceen und die Polster- 
pflanzen reiht sich eine sehr fremdartige Pflanze, die Liliacee Astelia alpina. 
Fremdartig wirkt es, dies Gewächs hier zu finden, weil die Gattung in Australien 
sonst gänzlich fehlt. Sie kommt auf Neukaledonien und Neuseeland vor in ziemlich 
vielen Arten, die größtenteils epiphytisch wachsen. Astelia alpina aber ist eine 
echte Moorpflanze, die oft über viele Quadratmeter den Boden bedeckt. Ihr 
Laub hat einen merkwürdig trüben olivgrünen Ton, am Grunde sind die Blätter 
mit seidigem Filz überzogen. In den Australalpen kann man sie auch am 
Saume der ewigen Schneeflecken finden. 

In den Polstern des Mooses vereinzelt eingestreut wachsen Caltha introloba 
(Ranunc.) und Drosera Arcturi, zwei Species, die floristisch — wie viele Pflanzen 
dieser Moore — ganz ungemein bedeutsam sind. 

Physiognomisch ‘aber geben erst die Sträucher dem Moore Gehalt und 
Stimmung. Besonders die Epacridaceen sind wichtig: auch darin also den 
Ericaceen vergleichbar. Man sieht sie oft im Mittelpunkt einer ganzen Pflanzen- 
gruppe, rings umwallt von der Sphagnum-Masse, die sich hügelig um die Zentral- 
Sträucher anhäuft. Ferner sind von den Coniferen Pherosphaera und Podo- 
carpus zu nennen. Keine aber ist eigentümlicher als Microcachrys. Der Strauch 
verzweigt sich ganz überwiegend in horizontaler Richtung. Die Hauptachse 
wächst parallel dem Boden, alle Äste liegen in annähernd gleicher Ebene. Es 
entsteht ein dichtes Mattenwerk dunkelfarbigen Nadellaubes auf dem moorigen 
Boden oder auf dem felsigen Trümmerwerk nasser Halden. 

Blütenbiologisch ist die australische Hochgebirgs-Flora ganz im Einklang mit 
der von Neuseeland. Die blassen Blüten-Farben walten vor. Unter 75 Gipfel- 
Pflanzen des Mount Kosciusko sind die Blüten nach MAIDEN bei 36 weiß, gelb 
bei 13, grün oder unansehnlich bei 13. Die blauen und roten Töne spielen 
fast gar keine Rolle. 


IV. Floristik. 
1: "Elemente der australischen Flora. 


Die Analyse der australischen Flora, deren Grundlagen wir Sir J. HOOKER 
und F. v. MÜLLER verdanken, ergibt drei Haupt-Elemente, die man als australi- 
sches, malesisches, antarktisches unterscheidet. 


39 Einleitung. 


a. Antarktisches Element. 

Von diesen dreien ist das antarktische das am wenigsten gegliederte. Es 
beschränkt sich auf die Südost-Ecke des Gebietes und tritt nur in den Gebirgen 
formenreicher in die Erscheinung, Dort aber ist in der alpinen Region seine 
Rolle recht bedeutsam. Ihm verdankt die australische Gebirgsflora vorzugsweise 
ihre Beziehungen zu der alpinen Pflanzenwelt von Neuseeland. Ihre allgemeinen 
geographischen Verhältnisse sind schon von HOoOKER erörtert und auch von 
späteren Pflanzengeographen besprochen worden; namentlich ENGLER hat dieses 
Element (in Versuch d. Entwickelungsgeschichte II 95—ı03) tabellarisch analy- 
siert und nähere Ausführungen daran geknüpft. 

Es stellt sich bei diesen Versuchen als sehr schwierig heraus, den Begriff 
»antarktisch«e naturgemäß zu umgrenzen. Namentlich wird er oft, doch mit 
Unrecht, ausgedehnt auf gewisse Formenkreise und Gruppen, die als südhemi- 
sphärisch, nicht aber als antarktisch zu betrachten sind. 

Oreobolus (Cyper.), Astelia (Lil.), Zibertia (Irid.), Nothofagus (Fagac.), Colo- 
banthus (Caryophyli.), Caltha (Ranunc.), Drosera $ Psychophila, Aristotelia 
(Elaeocarp.), Azorella (Umbell.), Oreomyrrhis (Umbell.), Drapetes (Thymel.), 
Geum $ Sieversia (Ros.), Ourisia (Scrophul.), Euphrasia (Scrophul.), Gentiana, 
Forstera (Stylid.), Donatia (Stylid.), Phyllachne (Stylid.), Adrotanella (Compos.), 
das ist die Reihe der Genera, welche für Australien als typisch antarktisch er- 
scheinen. Einige sind oben als Moorpflanzen bereits erwähnt worden. Außer- 
dem verlangt Nothofagus ein paar Worte. In Tasmanien wächst die immer- 


grüne Nothofagus Cunninghamii bis zu subalpinen Höhen häufig und zahlreich 


auf den Gebirgen. In Victoria dagegen kommt sie nur vor in den hochgelegenen 
Quellgebieten des Yarra, Latrobe, Goulbourn und auf dem Bawbaw; hier steigt 
sie herab bis in die Baumfarn-Schluchten, aber nördlich von Victoria ist sie nie 
gefunden worden. Dafür hat New South Wales fast 8 Breitengrade nördlicher 
eine eigene Art hervorgebracht: ein schöner Buchenwald von Nothofagus Moorei 
findet sich auf den Gebirgen des Plateaurandes, dort wo die Gewässer des 
Bellingen und MacLeay ihren Ursprung nehmen. 

Das antarktische Element verläßt kaum die Gebirge Südost-Australiens; es 
ist für ‚seine alpinen Erhebungen hoch charakteristisch. Trotzdem wäre es 
unmöglich, darum etwa alle Hochgebirgs-Pflanzen, sofern sie nicht dem rein 
australischen Elemente zugehören, als antarktisch bezeichnen zu wollen. Die 
Veronica-Arten, Anemone crassifolia, Alchemilla sind Vertreter einer Klasse, 
die auf entlegene Einflüsse deutet. Man weiß nicht, wo man sie herleiten soll, 
doch als antarktisch können sie nicht gelten. | 


b. Malesisches Element. 


Das malesische Element — von vielen Autoren als sindisches« bezeichnet 


— durchdringt auf weit 
arktische. Auch ist es v 

Am artenreichsten er 
floristische 


größeren Räumen die australische Flora, als das ant- 
ielseitiger gegliedert und epharmonisch mannigfaltiger. 
scheint es in den Regenwäldern des Nordostens. Der 
Charakter des australischen Regenwaldes ist ganz ohne jeden Zweifel 


IV, Floristik. 33 


vorwiegend malesisch. Und zwar besteht naturgemäß die innigste Beziehung 
zu Papuasien, dem nächst benachbarten Stücke des malesischen Reiches. Wie 
weit die Übereinstimmung reicht, können wir heute noch nicht wissen; dazu 
ist von Neuguinea viel zu wenig und von Queensland noch nicht genug bekannt. 
Es ist wohl möglich, daß auch in Zukunft WARBURG Recht behält, wenn er 
sagt: »Der Hochwald Queenslands ist durchaus kein Abklatsch und noch weniger 
ein Extrakt desjenigen Neuguineas, sondern er ist trotz relativer Armut überaus 
reich an eigenen Formen.« 

Schon ENGLER hatte (Entwicklungsgesch. II. 45) eine interessante Liste ge- 
geben, die den hohen Endemismus gerade der malesischen Gruppen in Nord- 
und Ost-Australien numerisch belegt. Ich erwähne davon auszugsweise, daß 
unter den Palmen Nordaustraliens 66°/,, denen Ostaustraliens 76°/, endemisch 
erscheinen, daß bei den Anonaceen die betr. Zahlen 100°/, bzw. 92°/,, bei den 
Sapindaceen 40°/, bzw. 72, bei den Passifloraceae für Ostaustralien auf 75°/, 
angegeben werden. 

Noch immer ist die Liste australischer Wald-Gattungen, die in Neuguinea 
fehlen, ganz bedeutend‘). Aber andererseits tritt in WARBURGs Erörterungen 
vor der spezifischen Differenz, die anscheinend vorliegt, die große materielle 
Übereinstimmung zu stark in den Hintergrund. Malesische Arten im Regenwald 
Queenslands sind nicht so »ganz vereinzelt«, wie es dort heißt. Gar manche 
sind vollkommen identisch (z. B. Aleurites moluccana |Euphorb.]|, Cananga odec- 
rata [Anon.], Zlaeagnus latifolia [Elaeagn.], Podocarpus amarus [Taxac.], viele 
aber stellen nur unbedeutende Abwandlungen dar, der Gesamt-Charakter bleibt 
durchaus malesisch. Und immer besteht die Möglichkeit, daß auch wirklich 
isolierte Typen Queenslands, etwa Blepharocarya (Anacard.) oder Davidsonia 
(Cunon.), noch in Neuguinea angetroffen werden, so wie Zupomatia (Anon.) 
dort gefunden wurde. 

Die engen Beziehungen zwischen Malesien, Papuasien und dem ostaustra- 
lischen Regenwalde beweisen mir die Ebenbürtigkeit dieser Floren. Deshalb 
habe ich auf sie Nachdruck gelegt. Völlig fern dagegen liegt es mir, durch 
diese Hinweise etwa eine rezente Einwanderung der australischen Regenwald- 
Flora von Norden her ableiten zu wollen. Im Gegenteil halte ich das für ganz 
unmöglich. Die Regenwald-Flora Ost-Australiens ist alteingesessen. Ihr Areal 
sieht aus wie das Trimmerwerk einer größeren Vergangenheit. Wichtig: ist, 
daß jedes seiner Fragmente seine besonderen Eigentümlichkeiten besitzt. Das 
nördlichste und bedeutendste, welches uns eben beschäftigte, hat die meisten 
und ausgeprägtesten, wie ja durchaus zu erwarten ist. Aber auch in den 
Stücken nördlich der Moreton Bay fehlt es nicht an eigenen Arten, und in dem 
größeren Waldkomplex von Macpherson Range bis zum Richmond River 


WARRURG führt etwa 33 solcher endemischer Genera auf. Es sind aber beinahe doppelt 
so id angegeben erdings ist dabei zu bedenken, daß eine große Zahl davon durch austra- 
lische Koss Fragen wurden, denen das nötige Vergleichsmaterial aus Malesien nicht zur 
Verfügung 

Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. 3 


Bucn 


34 Einleitung. 


existieren außerdem sogar endemische Gattungen (Piptocalyx [Monim.], Daph- 
nandra [Monim.], Doryphora [Monim.], Hicksbeachia [Prot.] u. a.). 

Diese kleineren südlichen Regenwald-Komplexe stehen zu dem nördlichen 
Hauptareal mutatis mutandis also in einem ähnlichen Verhältnis, wie Natal zu 
den tropisch-afrikanischen Waldgebieten. Man darf aber ihre Eigenarten nicht 
damit umschreiben wollen, daß die tropischen Familien hier gewissermaßen 
divergente » Anpassungen an das subtropische Klima« abgegeben hätten. Denn 
oekologisch besteht so gut wie gar kein Unterschied gegenüber den Produk- 
tionen der echten Tropen. Ja, auch im floristischen Wesen nicht. Denn es 
ist gerade die dem tropischen Regenwald eigene Formen-Zersplitterung, die, 
weil sie ungeschwächt vorhanden ist, auch diesen vorgeschobenen Posten 
höherer Breiten ihre charakteristischen Endemismen gibt. 


eben den Regenwald-Typen besitzt Nord-Australien zahlreiche meso- -g 


phile bis xerophile Formen, die dem malesischen Elemente im weiteren Sinne 
angehören. Dahin zählen die Arten der Uferwälder, aber auch viele Kompo- 
nenten der Savannen und Buschgehölze. Die Brigalow-Bestände sind reich 
daran. Auch noch die trockneren Gebiete weiter nach Westen hin und südlich 
über den Wendekreis hinaus enthalten einen starken Einschlag dieses xeromorph 
veränderten Elementes. Dabei ist dort der Endemismus, wie lange bekannt, 
weniger ausgeprägt als in den östlichen Waldlandschaften. Immerhin aber 
bleibt er stark genug, und beweist ganz einwandsfrei, daß Nordaustralien seine 
Pflanzenwelt nicht nur aus zweiter Hand ungeändert hingenommen, sondern daß 
es an vielen Stellen Eigenes geschaffen hat. = 

Entsprechend der ungemein vielseitigen Gestalt, in der die Flora des male- 
sischen Reiches sich verkörpert, nimmt es nicht wunder, daß auch auf austra- 
lischem Boden das malesische Element keinen völlig homogenen Charakter 
besitzt. Untersucht man seine Bestandteile näher, so ergeben sich in der 
Hauptsache zwei Untergruppen dieses Elementes: das eine weit verbreitet in 
der südostasiatischen Pflanzenwelt, das andere enger beschränkt auf Papuasien, 
Melanesien, bis nach Neuseeland hin. 

Das erste — man könnte es das eumalesische Subelement nennen — 
ist mit einer großen Anzahl von Familien in Australien vertreten. Ich nenne 
die Araceae, Taccaceae, Scitamineae, Orchidaceae, die Piperaccae, Moraceat, 
Urticaceae, Nymphaeaceae, Aristolochiaceae, Anonaceae, Lauraceae, Myristicaceat, 
Menispermaceae, Capparidaccae, Nepenthes, viele Leguminosae, Connaraceat, 
Rutaceae, Simarubaceae, Euphorbiaceae, Meliaceae, Malpighiaceae, Flacourtia- 
ceae, Ochnaceae, Dilleniaceae, Guttiferae, Vitaceae, Combretaceae, Ericaceae, 
Myrsinaceae, Sapotaceae, Styracaceae, Ebenaceac, Contortae, Rubiaceae, Sambucus, 
Cucurbitaceae. Charakteristisch für diese eumalesische Gruppe ist die relative 
Minderwertigkeit der Endemismen. Ich kenne aus den 37 angeführten Familien 
nur etwa 30 endemische Genera; die Summe der endemischen Spezies ist aller- 
dings erheblich. Das Hauptquartier dieser eumalesischen Pflanzen sind die 


Niederungen; zum Teil scheuen sie auch die trockenen Gebiete nicht. Es ist . 


in seinem ganzen Charakter ein aktuelles Element. 


IV. Floristik. 35 


Das zweite — allgemein geographisch beschränktere — ist das melane- 
sische Subelement. Sein tieferes Verständnis wird durch die Verschlossen- 
heit Neuguineas sehr erschwert. Aber schon jetzt zeigt sich, wie es in mehr- 
facher Hinsicht von großem Werte für die Beziehungen Australiens zu Neu- 
kaledonien, zu Neuseeland, zu Südamerika wird, ja wie es auch für die intra- 
australische Floren-Gliederung nicht ohne Wichtigkeit ist. Ich reihe diesem 
Subelement etwa folgende Gruppen ein: Araucaria, Teil der Palmae, Balanops, 
Teil der Froteaceae- Grevilleoideae, Monimiaceae, Saxifragaceae, Cunoniaceae, 
Pittosporum, Sapindaceae-Cupanieae notorrhizae, TE Bignoniaceae. 

Die Verbreitungs-Verhältnisse dieser Kätegorie lassen sich z. B. an dem 
Muster der Monimiaceae‘) erläutern. Australien besitzt davon 9 Genera mit 
folgender Verbreitung: 


Papuasien Australien Neukaledonien | Er = Neuseeland 
Polynesien 

Et Lisn ia RE re — I . 2 I 
Levierin.. 2.0. ur. 3 I u — 
Prptocalet 22.072524 ne - vw E= 
Tetrasynandra vw vr — —_ = 
ANHKIER vw ”2 pe _ nie 

Re I 2 E= —_ —_ 
Daphnandia .. . — 2 vw — = 
Atherosperma _ v2 = E _ 
Dormyphors:. :-.:.%,;, *ı —_ — —_ 


Die aus dieser kleinen Tabelle hervortretenden Beziehungen zu Papuasien 
und der Inselwelt des Ostens kehren bei den übrigen Familien dieser Kategorie 
überall wieder, wenn auch in wechselnden Proportionen. Sehr oft sind ferner 
Anklänge an Südamerika vorhanden, doch meistens undeutlich, jedenfalls nur 
selten deutlicher als bei den Monimiaceen. 

as Wesen der höherwertigen Endemismen (Gattungen, Sektionen) be- 
trifft, so ist der Unterschied gegen die eumalesische Gruppe ganz offenbar. 
Wir haben in den ıı als melanesisch bezeichneten Familien nicht weniger als 
35 endemische Genera, mit beinahe ausnahmslos endemischen Spezies. Die 
Zahl mehr isolierter Typen ist also in der melanesischen Gruppe über dreimal 
so groß als in der eumalesischen. 

Von der Verbreitung der melanesischen Arten läßt sich allgemein festsetzen, 
daß sie vorzugsweise subtropische Gebiete und Regionen bevölkern, aber geringe 
Vorliebe für trocknere Landstriche bekunden. Die südlichen Regenwald-Ex- 
klaven sind reich daran, während sie im Norden vorzugsweise auf der Höhe des 
Plateau-Randes gefunden werden. Übrigens fehlen sie den he keines- 
wegs. 

Alles in allem erscheint das melanesische Sub-Element als ein älterer Floren- 
Bestandteil. Seine Existenz in Australien reicht vermutlich in die Zeit zurück, 


ı) J. PERKINS und E. GiLG, Monimiaceae. In »Pflanzenreich« IV. ıor (1901). 
- 


36 Einleitung. 


als zwischen dem ı5° und 30° noch größere Land-Komplexe ostwärts von 
Australien bestanden. 

Die einstige Anwesenheit solcher Land-Komplexe in jenen Breiten läßt sich 
natürlich nur mittelbar erweisen, aber es haben alle Autoren, die der Frage 
näher traten, wertvolle Beiträge dazu beigebracht. Von Pflanzen und land- 
bewohnenden Tieren wird diese Annahme mit gleicher Stärke bestätigt. Sehr 
unsicher nur ist Umfang und Gestalt jener alten Festlands-Areale. Ihre Kerne 
aber sind in den gegenwärtigen Insel-Bögen noch übrig. Manches spricht 
dafür, daß von Papuasien her zwei große Halbinseln südwärts in höhere Breiten 
sich erstreckten: die eine Ost-Australien, die andere Melanesien. Zweifellos war 
die Konfiguration jener Land-Komplexe vielerlei Schwankungen unterworfen, 
aber sie haben ihren Einfluß jedenfalls bis Samoa und bis nach Neuseeland 
hin ausgedehnt. In der australischen Flora ist es eben das »melanesische« Sub- 
Element, welches zu diesen Quellen ostwärts gewandter Beziehungen zurückführt. 


c. Australisches Element. 


Das australische Element umfaßt numerisch die Mehrzahl der in Australien 
vorkommenden Pflanzenarten. Seine Gruppen und Sippen kommen außerhalb 
Australiens entweder überhaupt nicht vor, haben auch keine näheren Ver- 
wandten dort, oder sie lassen über die Grenzen des Erdteiles nur wenige Ver- 
treter hinüberreichen, welche offensichtlich mit der australischen Hauptmasse 
aufs engste zusammenhängen. Ohne daß eine durchaus sichere Umgrenzung 
dieses Elementes möglich wäre, lassen sich folgende Familien oder Triben an- 
geben, aus denen in erster Linie das australische Element herstammt. Es gibt 
daneben noch ein paar andere von sekundärer Wichtigkeit. 


ENTER: E Santalaceae. Sterculiaceae-Büttnerieae. 
Cyperae.-Gahnicae. Proteaceae. -Lasiopetaleae. 
Centrolepidaceae. E Amarantaceae- Achyranthinae Myrtaceae- EEE 
tionaceae. pr. p. ee: 
EEE RER E Chenopodiaceae- Camphoros- Halorrhag 
-Dasypogoneae meae pr. p. dies in 
-Lomandreae E Phytolaccaceae. Umbellife zu Sn 
-Calectasieae Lauraceae- Cassytheae. Epacridaceae. 


Droseraceae- Drosera Sub- Loganiaceae-Loganieae. 


-Anthericineae pr. p. 


Amaryllidaceae-Haemodoreae 


Leguminosae-Podalyrieae. -Chloanthinae. 
Genisteae. 


E Verbenae.- Lachnostachydinat. 
E 


-Conostylideae. 
Jridaceae-Patersonia. —— Acatia, Labiatae-Prostantheroideae. 
Philydraceae. Rutaceae-Boronicae. E Myoporaceae 
Orchidaceae- Thelymitrinae. Polygalaceae-C. se Goodeniaceae 
-Diuridinae. remandracea Siylidiaceae 
-Pterostylidinae. ee tenolobeae. Rubiaceae-Opercularia. 
-Caladeniinae, E Sapindaceae-Dodonaea. Compositae-Asterinae. 
Stackhousiaceae. -Gnaphaliinae. 

Casuarinaceae, 


Rhamnaceae- Rhamneae. 


E -Angianthinae. 


FERNEN, 


IV. Floristik. 37 


Das australische Element, dessen Gehalt an endemischen Gattungen sich 
beiläufig auf rund 300 Genera beziffert, zeigt geringe Beziehungen zum an- 
tarktischen, stärkere zum malesischen Elemente. Da es in West-Australien 
am reinsten ausgeprägt ist, so dürfen nähere Ausführungen darüber den späteren 
Abschnitten des Buches vorbehalten bleiben 

Die Verteilung und Entfaltung des australischen Elementes in Australien selbst 
verrät eine eigentümliche Abhängigkeit von den physischen Bedingungen. Früher 
trat das weniger klar ans Licht, weil man seit HOOKER (Introduct. Essay) stets den 
Gegensatzvon West-und Ost-Australien im Auge hatte. In der Tat ist dieser Kontrast 
eigentümlich; er ist bewirkt namentlich durch das Fehlen des antarktischen 
und die beinahe gänzliche Abwesenheit des malesischen Elementes in 
Südwest-Australien. Mit dieser geographischen Gegensätzlichkeit vermischte 
man jedoch etwas zweites, noch wichtigeres: die bemerkenswerte Gliederung 
nämlich des australischen Elementes in zwei Gruppen. Dieser Dualismus wurde 
zuerst von TATE nachdrücklich hervorgehoben, and auf ihn geht auch die 
Terminologie zurück, die wir gleich anwenden- wollen. Ein Teil der australischen 
Elemente nämlich beschränkt sich auf die küstennäheren Landschaften, ist vor- 
nehmlich in den echten Winterregen-Gebieten und dort wieder am reichsten 
in Südwest-Australien entwickelt: das ist TATEs »Autochthonian Flora«. 
Der andere Teil dagegen gewinnt seine Haupt-Entwicklung in den Binnen- und 
‚Zentral-Gebieten des Erdteiles, welche sich durch Sommerregen oder durch 
eine allgemeine Unregelmäßigkeit der Niederschläge kennzeichnen: das ist die 
»Eremian Flora ATEs. Die wichtigeren Komponenten dieser zweiten 
Kategorie des en Subelementes« sind in obiger Liste durch E heraus- 
gehoben. Daneben existieren mehrere Gruppen, die über ganz Australien 
ziemlich gleichmäßig verteilt sind, — namentlich die wichtige Gattung Acacia 
gehört dazu — aber sie sind verhältnismäßig sehr gering an Zahl. 

Das Areal des »autochthonen« Subelementes zerfällt, wie lange bekannt, in 
zwei weit getrennte Teilstücke. Das westliche ist an absolutem Formen-Reichtum 
am besten ausgestattet, und zwar drängt sich beinahe sein ganzer Reichtum in 
dem Winkel zwischen Sharks Bay und Cape Arid zusammen. Welch beträcht- 
liche Höhe dort der Endemismus der Arten erreicht, weiß man seit ROBERT 
Browns Zeiten; aber bei allgemeinen Erörterungen ist dieser Betrag fast stets 
zu hoch eingeschätzt worden. Wenn z. B. Hookek (l. c. S. 28) sagt, der Unter- 
schied zwischen Südost und Südwest in Australien sei größer als der zwischen 
Australien und der übrigen Erde, so verrät das die ungenügende Interpretation 
einer kahlen Statistik, welche löider seine ganzen Deduktionen durchzieht. Sie 
wird notgedrungen in die Irre leiten. Man muß dem Unterschied tiefer auf 
den Grund gehen. Dann findet sich, daß der Westen besondere Familien nicht 
vor Ost-Australien voraus hat, ja kaum eine Tribus, wenn man von den Cono- 
stylideae absieht. Daß ferner — wie ENGLER hervorhebt — die endemischen 
Gattungen Ost-Australiens sich aus 48 Familien rekrutieren, die des Westens 
nur aus 33 Familien. Und auch diese tragen zum Endresultate in sehr ver- 
schiedenem Maße bei. Denn manche sind im Südosten gerade so gut entfaltet 


£ 


38 Einleitung. 


wie im Südwesten; andere sind im Südwesten doppelt reicher, die Sty/ıdiaceae 
etwa viermal, die Myrtaceae-Chamaelaucieae und Proteaceae sogar zehnmal so 
stark entwickelt als im Osten. Alles das bedeutet untrüglich, daß der pro- 
gressive Endemismus sich besonders wirkungsvoll im Südwesten bestätigt hat. 
Ihm verdankt West-Australien den numerischen Vorsprung seines Arten- 
Bestandes über Südost-Australien, den HooKER so nachdrücklich feststellt. Ihm 
verdankt es die Artenfülle, die seine Flora berühmt gemacht hat in der Pflanzen- 
welt der ganzen Erde. Es vereinigt sich mancherlei, diesen Formen-Reichtum 
zu bedingen: die Abwesenheit des antarktischen und des malesischen Elementes, 


die reiche und dabei gleichmäßige Abtönung der klimatischen Zonen, welche @ 


die Bildung epharmonischer Variations-Netze begünstigen muß. Alle diese 
Dinge äußern sich sehr lehrreich in West-Australien. Schon HooKER hat das 
generelle Interesse dieses Gebietes klar erfaßt (1. c. S. 53). Wir werden in den 
chlußabschnitten unserer Darstellung näher darauf einzugehen haben. | 
Das eremaeische Subelement bewohnt in kompaktem Areale das mittlere 


Australien, also Landschaften, die in ihren Grundzügen allgemein gleichartig sind. EB 


Darum ist es selbst so gleichartig. Von den Grenzen der schmalen Südwest- 
Provinz bis zum Darling und Murray herrscht die selbe Flora. An ihren 
Grenzen berührt sie sich im Osten und Westen mit der autochthonen. Doch 
mengen sich die beiden nur in geringem Maße, im Westen noch seltener als im 
Osten. Dagegen besteht hier eine ziemlich breite Zone, in die sich die zwei 
Antagonisten nach edaphischen Momenten teilen: auf psammischen Böden herrscht 
unumschränkt das autochthone, auf pelischen das eremaeische Element. Aber 
während die autochthone Flora sich überhaupt mit fremden Elementen wenig 
vermischt, gewährt die eremaeische einer ganz beträchtlichen Zahl von xero- 
philen Arten malesischen Gepräges (z. B. Malvaceae, Cassia, Solanum) Duldung 
in ihren Beständen. Daher kommt es, daß besonders im Norden das malesische 
und das eremaeische Element sich vielfach innig durchdringen. 


2. Gliederung der australischen Flora. 


Die Darstellung der Vegetations-Formationen und der Floren-Elemente 
Australiens läßt erkennen, daß Australien pflanzengeographisch nicht einfach in 
eine Ost- und Westhälfte geteilt werden kann, wie es oft geschehen ist. Ander- 
seits überschreitet man das natürliche Maß, sobald man die Zahl koordinierter 
Gebiete zu groß wählt. Wenn DRUDE z. B. elf solcher » Vegetations-Regionene 
definiert, so scheint mir das zu weit gegangen, weil die großen Linien der 
Gliederung dabei verloren gehen. 
Drei Provinzen von sehr ungleicher Ausdehnung lassen sich als primäre 


Unter-Abteilungen des australischen Floren-Reiches trennen: Ost-Australien, 
Eremaea, Südwest-Australien, | 


a. Ost- Australien, 


a Ost-Australien ist von den dreien die in sich am besten gegliederte Provinz. 
ie enthält die meisten Formationen des Erdteiles; alle seine Floren-Elemente 


a 


IV. Floristik. 39 


sind vertreten. Das malesische Element erscheint in ökologisch vielseitiger 
Ausgestaltung. Das australische ist reich an Typen, aber nur in manchen 
Familien wirklich polymorph. Endlich das antarktische kommt überhaupt nur in 
- dieser Provinz vor; es beschränkt sich fast gänzlich auf die Gebirge des Südostens. 

Als Unterprovinzen lassen sich etwa unterscheiden: Nord-Australien im 
engeren Sinne, Queensland und der Südosten. 

ı. In Nord-Australien herrscht das malesische Element in oft xerophiler 
Ausgestaltung, das australische zeigt Formen-Reichtum z. B. bei Acacia und bei 
manchen Vertretern des eremaeischen Subelementes; ziemlich schwach erweist 
sich das autochthone Subelement, doch fehlt es keineswegs. Dagegen ist das 
antarktische Element vollkommen abwesend. 

Vegetationsgeographisch ist Nord-Australien das Land des Savannen-Waldes. 
Er ist licht und selten üppig. Die Flußtäler aber, mit schwer durchlässigem 
Boden, sind eingenommen von pflanzenreichen Saum-Wäldern, wo Pandanus 
und Palmen wachsen. In Arnhemsland berechnet TATE die Flora dieser 
Niederungen auf ı221ı Arten mit 64°/, Endemismen, während das Tafelland 
nur 614 Spezies besitzt, aber 80°/, endemische darunter. Zu größeren Regen- 
wald-Bildungen kommt es nirgends, und so ist dies Gebiet weitaus reicher 
an Pantropisten, als an selbständigen Erzeugnissen aus wahrhaft tropischen 
Formenkreisen. 

2. Queensland zeigt in der Vegetation starke Gegensätzlichkeit der Küste 
und des Binnenlandes. An’ der Küste gewinnt stellenweise die hygrophile Form 
des malesischen Elementes beträchtlichen Einfluß, wobei auch die melanesische 
Facies eine ansehnliche Rolle spielt. Im Inneren herrschen seine xerophilen 
Formen, aber es treten zahlreiche eremaeische Typen hinzu. Von der autoch- 
thonen Flora nehmen nur gewisse indifferente Vertreter, wie Zucalyptus, wahr- 
nehmbaren Aufschwung. Wiederum fehlt der antarktische Einschlag. Der 
Savannen-Wald nimmt auch in diesem Bezirk weite Flächen ein. Doch weicht 
er im Innern den unwirtlichen Busch-Dickichten des Brigalow oder aber den 
offenen Savannen, den welligen »downs«, wo auf fruchtbarem Boden die Sommer- 
regen treffliche Weide schaffen (s. S. 19). Ostwärts findet das Plateau mit er- 
höhtem Rande seinen Abschluß. Wo die Berge dieses Saumes reichere Nieder- 
schläge empfangen, entfaltet sich echt tropischer Regenwald (s. 3.4, Ge 
quantitativ allerdings stark abhängig von der Gunst der äußeren Situation bleibt 
und von dem Savannen-Walde nicht selten hart bedrängt wird. 

3. Der Südosten grenzt sich etwa um den 30° s. Br. allmählich gegen den 
Queensland-Bezirk ab und umfaßt nun den ganzen Süden der Provinz. Tas- 
manien muß ihm restlos einverleibt werden. Dieser Floren-Bezirk trennt 
sich von den beiden nördlichen leicht durch den naturgemäßen Abfall des 
malesischen Elementes, der sowohl im Binnenlande, wie in den Küsten-Distrikten 
zutage tritt. Sein Niedergang wird durch die Verstärkung des gesamten 
australischen Faktors ausgeglichen. In den Gebirgen nimmt das antarktische 
Element die Höhenregion in Anspruch. Die Gesamt-Flora des Bezirkes wurde 
von TATE als »euronotisches Element< zusammengefaßt, doch ist dieser Name 


40 Einleitung. 


höchstens für lokalfloristische Zwecke statthaft, die auf weitere Zusammenhänge 
keinen Wert legen wollen. 

Die äußeren Zonen des Südostens zeigen schöne Eucalyptus-Waldungen 
mit mehrfältig wechselndem Charakter. Der Unterwuchs ist bald grasig, bald 
strauchig (s. S. 10), in günstigen Lagen (Gippsland, Tasmanien) sogar mit tropisch 
anklingenden Bäumen sowie mit kraftvollen Pteridophyten durchsetzt. Man 
kann dort von subtropischem Regenwalde sprechen (s. S. 7). Die Hochgebirge, 
sowohl des Festlandes wie auf Tasmanien, sind, wie es scheint, nirgends mit 
typischen Matten versehen, sondern tragen einen Wechsel von alpiner Trift und 
hochmoorartigen Bildungen (s. S. 30). 

b. Eremaea. 

Die Eremaea kennzeichnet sich durch Einförmigkeit in jeder Beziehung, 
Jene ‚eigentümliche Auslese australischer Provenienz, die wir als »eremaeisches 
Subelement« (s. S. 38) zu bezeichnen hatten, führt die Vorherrschaft in diesem 
großen Gebiete. Doch kommen vielfach malesische Einflüsse neben ihr zu 
starker Geltung, während in den Randgebieten der südlichen Hälfte hier und 
da isolierte Vorposten autochthoner Flora das Gleichgewicht stören. Ganz ver- 
einsamte Spuren autochthonen Charakters finden sich ferner auf den Gebirgen 
Zentral-Australiens (z.B. Actinotus Schwärsii (Umbell.]auf dem Macdonnell Range). 

Edaphische Einflüsse bringen die tlichste Abwechslung in das Vegetations- - 
Bild dieser weitgedehnten Provinz. Die innersten Teile haben große Sand- 
wüsten mit dürftigem Pflanzenwuchs, wo Triodia (Gramin.), zerstreute Casuarina, 
Fusanus (Santal.), Frenela (Pinac.) den Ton angeben. Auf lehmigen Boden da- 
gegen herrschen Acacia-Sträucher, Myoporaceae und fleischige Chenopodiaceae, 
mit Stauden und Kräutern, je nach dem Kommen und Gehen der Regen 
(s. S. 24, 25). Endlich im Süden, wo die Winterregen sich leise fühlbar machen, 
erfüllen die wasserlosen Einöden des Mallee-Scrubs auf hunderte von Meilen 
das ganze Land. Eine nähere Schilderung der westlichen Eremaea, die in sämt- 
lichen Wesentlichkeiten auch für den Osten zutrifft, findet sich in späteren Ab- Se 
schnitten dieser Darstellung (Vierter Teil). e. 


c. Südwest- Australien. 


es von den australischen Elementen za 
gebracht. Nam 


Di .. -. ” 'g = 
ie nähere Aufklärung dieser bedeutsamen Verhältnisse bildet die Aufgabe der 
nachfolgenden Darstellung. Ä 


Erster Teil. 


Geschichte und Literatur der botanischen Erforschung 
des extratropischen West- Australiens. 


1. Kapitel. Geschichte, 


Erste Anfänge. 


Die Entdeckungs-Reisen, welche die erste Kunde von West-Australien nach 
dem Abendlande brachten, sind für seine botanische Erschließung ohne Be- 
deutung gewesen. Von den holländischen Seefahrern des ı7. und ı8. Jahr- 
hunderts, welche die West-Küste Australiens mehrfach besuchten, scheint nicht 
ein einziger an der Flora des neuen Landes Interesse genommen zu haben. 

So blieb es Captain DAMPIER vorbehalten, die ersten Belege von der Vege- 
tation West-Australiens nach Europa zu bringen. Ein Teil der 40 Spezies, die 
er gesammelt hat, stammen aus dem tropischen Anteil West-Australiens, von 
jenem Archipel, der bis heute DAMPIERs Namen trägt. Der Rest der kleinen 
Kollektion aber kommt von den Inseln der Sharks Bay, die im Jahre 1699 von 
seiner Expedition berührt wurden. Diese botänische Ausbeute wurde von 
‘ WOODWARD bearbeitet und veröffentlicht, teils in DAMrIERs Reisewerk, teils in 
PLUKENETs »Amaltheum botanicum« 1705. Sie wird noch heute im Museum 
der Universität Oxford aufbewahrt; Lawson hat in der Sektion für Botanik 
der British Association bei der Tagung zu Bradford 1873 darüber gehandelt. 

Auch die zweite Pflanzen-Sammlung aus West-Australien verdanken wir 
einem Briten, ARCHIBALD MENZIES, deın Naturforscher der von VANCOUVER 
geleiteten Expedition. VANCOUVER entdeckte 1791 den King George Sound 
und gab eine treffliche Beschreibung dieser klassischen Stätte. Dort war es, 
wo MENZIES eine Reihe von Pflanzen sammelte, die freilich erst nach einer 
Reihe von Jahren, in ROBERT BROWNs Werken, der Wissenschaft bekannt ge- 
macht wurden. 


Die Franzosen. 
. Diese Verzögerung nahm der MEnzıesschen Ausbeute die Priorität vor der 
Öffentlichkeit. Denn nur ein Jahr später besuchte LABILLARDIERE das west- 


liche Australien. Seine botanischen Sammlungen, die bedeutend umfangreicher 
waren, als die von MENZIES, und bereits 1804—1806 im Novae Hollandiae 


42 Erster Teil. 


plantarum specimen (Paris 2 vol.) publiziert wurden, enthalten die ersten nam- 
haften Beiträge aus West-Australien, welche die botanische Literatur kennt. 
LABILLARDIERE war als Naturforscher der Expedition von D’ENTRECASTEAUX 
beigegeben, der mit den Korvetten »La Recherche« und »L’Esperance« am 
Ende des Jahres 1792 die Südküste unseres Gebietes untersuchte. Die Fahrt 
hielt sich dauernd in der Nähe des Gestades, ohne irgendwo zu landen. Eirst 
Anfang Dezember wurden die Schiffe durch widriges Wetter gezwungen, Schutz 
zu suchen und vor Anker zu gehen; sie mußten etwa eine Woche, vom 13. bis 
zum 20. Dezember 1792 in der Gegend von Esperance Bay‘) liegen bleiben. 
Diese Zeit kam der naturwissenschaftlichen Erkundung zu gute. LABILLAR- 
DIERE berichtet uns in der »Relation du voyage« eingehend von seinen Unter- 
suchungen dort. Anfangs botanisierte er auf einer der kleinen Inseln, die jener 


Bucht vorgelagert sind. Er beobachtet die charakteristische Form des Granites ; 


auffaßt. Eine der ersten Pflanzen, die die fremde Küste ihm bietet, ist (l. c. 


. 395) »ein Leplospermum, das durch sein silbernes Laub und seine 


schimmernd roten Blüten ausgezeichnet ist« (Kunsea sericea [Labill.] Turcz. 
[Myrt.). Später finden sich Banksien, Lodelia und einige mehr unscheinbare 


Gewächse. Auf l.c. S. goı steht die Beschreibung von Eucalyptus cornuta, 


S. 403 die von Chorisema ilicifolium (Legum.), welches »mit vielen anderen 


Pflanzen auf einer Fläche mit Mergelboden« angetroffen wurde. Schließlich - 


fand sich auch Gelegenheit, das Festland selbst zu besuchen. Dort wurden 


Spinfex hursutus (Gramin.), Anigozanthos rufa (Amaryli.), Banksia repens (Prot.), 


Dryandra nivea (Prot.) und »viele Myrtaceen« entdeckt. 


ie gründliche Publikation, die relativ treffliche Beschreibung und gute Ab- : 


bildung der Arten sichern LABILLARDIERES Kollektion ihren dauernden hohen 
Wert, trotzdem sie die Ernte nur einer einzigen Woche darstellt. 

An LABILLARDIERE reiht sich unter den Erforschern der westaustralischen 
Flora LESCHENAULT an, der an der Reise der »Geographe« und der »Natu- 


teil nahm. Es war eine Expedition, die in der Entdeckungs-Geschichte West- 


Australiens an ehrenvoller Stelle steht. Ihre Chronik, Voyage de decouvertes 
die L. DE FREYCINET geschrieben 


aux Terres Australes: II. edit. Paris 1824, 


hat, berichtet, daß ‚am 27. Mai 1801 das Festland Australiens in Sicht kam. 
Am 31. Mai wurde in der Nähe von Cape Naturaliste schon eifrig botanisiert. 

Auf dem Alluvial-Lande fällt Melaleuca Preissiana (Myrt.) auf; die 'erste 
Beschreibung davon steht I.c. Bd.IS. 181. Schon bald nimmt man mit Er- 
staunen wahr, daß dieser so ärmlich 
arbres et des arbrisseaux« (I. S. 188) 


fassender Übersicht werden aus dieser Menge die bedeutsamsten Erscheinungen 


ce bezeichnet in seinen Itinerar-Tabellen (Relat. du Voyag. II 82) die Stelle 
genau als »Baie de Legrande unter 33° 55’16” 5. Br., 119° 32’19” ö.L. Par 


ı. Kapitel. Geschichte. 43 


herausgegriffen (l. c. IV S. 338—339): Salicornia auf den Marschen; Danksia, 
Calothamnus (Myrt.), Macrosamia (Cycad.), Anthocercis (Scroph.), Lasiopetalum 
(Stercul.) auf dem Sandboden weiter einwärts. 

In der zweiten Hälfte des Juni wandte sich die »Geographe« nach Norden. 
Man nahm die Inseln der Sharks Bay auf. Botanische Untersuchungen wurden 
vornehmlich auf Bernier Island angestellt. Bd. I S. 245 erwähnt eine Fzcus, 2 
oder 3 Acacia, eine »kleine Melaleuca«, mehrere Arriplex, sowie Triodia (Gram.), 
und hebt als besonders wichtig für die Dünen-Befestigung eine niedrige Acacıa 
mit horizontalen Ästen, sowie einen 2—3 Fuß hohen Cyperus mit »faustgroßen 
Kugelähren« hervor, (womit wohl Spinzfex longıfolius R. Br. [Gram.] gemeint 
sein dürfte). Wieder gibt Bd. IV S. 337 eine ausführlichere Liste, allerdings 
nur mit Nennung der Gattungen. Sie beansprucht deswegen ein besonderes 
Interesse, weil Bernier Island bis zum heutigen Tage botanisch nicht wieder 
untersucht worden ist, und eine genaue Identifizierung von LESCHENAULTsS An- 
gaben noch immer aussteht; man muß sich mit mehr oder minder wahrschein- 
lichen Vermutungen begnügen. Für die Würdigung LESCHENAULTS verdienen 
ferner seine Betrachtungen über Wind-Wirkung Anerkennung, zu denen ihn 
gleichfalls die Vegetation von Bernier Island veranlaßt (l.c. Vol. I p 248). 

Es sei einschaltend hier bemerkt, daß die Küste der Sharks Bay auch später 
noch einmal von den Franzosen berührt wurde, nämlich von der unter FEYCINETS 
Kommando stehenden Expedition der »L’Uranie« und »La Physicienne«. GAU- 
DICHAUD, der daran als Botaniker teilnahm, sammelte ziemlich viel an der Sharks 
Bay, doch sind nur einige Novitäten publiziert worden (in »Voyage autour du 
Monde sur l’Uranie et la Physicienne« 1817—1820. Botanique par C. Gaudi- 
chaud. Planches par A. Poiret. Paris 1826). 

Im Juni 1801, während der Arbeiten der »Geographe« im Gebiete der Sharks 
Bay, beschäftigte sich ihr Schwesterschiff, die »Naturaliste«, mit der Exploration 
des Swan River-Gebietes. Rottnest Island wird durchstreift (l. c. I 365). Dann 
befährt ein Teil der Besatzung den Swan River selbst. Man bemerkt die Lito- 
ralkalk-Ufer des Flusses. Zucalyptus »resinifera« (wohl E. gomphocephala) wird 
als besonders stattlich (Bd. I. 353) erwähnt. In der Ferne sieht man schon die 
Linie des Darling Range, doch gelingt es nicht, bis dort hin vorzudringen. 

Beinahe zwei Jahre später, nach Abschluß ihrer Forschungen im Osten, 
finden wir die Expedition wieder am westaustralischen Gestade; zuerst an der 
Südküste, dann abermals an den Stätten ihrer früheren Tätigkeit. Bei dieser 
Fahrt war besonders der Aufenthalt am King George Sound ergiebig in flori- 
stischer Hinsicht. Dort lagen die Schiffe vom ı5. Februar bis zum ı. März 
1803. In diesen zwei Wochen gewannen GUICHENOT und LESCHENAULT »sehr 
beträchtliche Sammlungen (l. c. IV. 340), deren Neuheiten, gleichfalls nur nach 
Gattungen bezeichnet, mehrere Seiten des Reisewerkes füllen, 1. c. IV. 341—343- 

Eine abschließende Bearbeitung erfuhren LESCHENAULTS Kollektionen nie- 
mals; nur hier und da wird er in Monographien als Sammler genannt. So 
wurden denn seine Arbeiten zum geringsten Teile ausgenutzt. Er hatte mehr 
von der westaustralischen Vegetation gesehen, als irgend ein früherer Forscher 


“ an ar er er gel 
Ur TE u ac?) a 


44 Erster Teil. 


Ar 


und selbst mehr als ROBERT BROWN. Trotzdem ist das, was er den Zeitge- 
nossen übermittelte, recht geringfügig. Es beschränkt sich auf ein kurzes 
Resume, im Schluß-Kapitel des FREYCINETschen Reisewerkes, unter dem Titel: 
»Notice sur la vegetation de la Nouvelle Hollande et de la Terre de Diemen« 
(l. c. IV. 327ff.). Der xeromorphe Charakter der Vegetation wird hervorge- 
hoben und auf die Trockenheit als Ursache davon hingewiesen. Auch die 
schwache Vertretung der Kryptogamen und die Starrheit der Gramineen findet ; 
bereits Erwähnung. Sonst noch ein paar aphoristische Sammel-Listen: aber 
nirgends etwas tiefer Eindringendes. 4 


Robert Brown und Zeitgenossen, 


In die selbe Zeit, wie das BAUDIN-PERONsche Unternehmen, fällt die Reise a 
der »Investigator« unter Captain FLINDERS. Unter den Gelehrten dieser Expe- 
dition befand sich ROBERT BROWN; und dadurch wurde sie für die Förderung | 
der australischen Floristik, wie der Botanik im allgemeinen, bedeutsamer als z 
irgend eine der vorhergegangenen Expeditionen. — Neben R. BROWN waren 
F. BAUER als Zeichner und der Gärtner P. GooD als Konservator an Bord. 

FLINDERS folgte den Bahnen seines Vorgängers VANCOUVER und näherte 
sich der australischen Küste von Südwesten her. Am 8. Dezember ı801 lief 
er im King George Sound ein; dies war der Tag, an dem ROBERT BROWN 
das australische Land betrat. Der Aufenthalt dort währte bis zum 30. Dezember. 
In diesen drei Wochen legte R. BROWN den Grundstock seiner riesigen austra- 
lischen Sammlungen. Die ungemein reiche Flora jener Gegend ist darin vor- 
züglich vertreten, allerdings fast nur durch Gewächse, die in der vorgerückten 
Zeit der Jahreswende sich blühend finden lassen. R. Browns Explorationen 
waren offenbar sehr eingehend. Denn sein Herbarium enthält Arten, die erst 
in jüngster Zeit, genau hundert Jahre später, wiederum aufgefunden wurden 
(z.B. Thysanotus pauciflorus R. Br. [Lil.)). Ä 

‚Nach dem Verlassen von King George Sound segelte FLINDERS ostwärts 
weiter und ankerte nur noch einmal an der westaustralischen Küste, und zwar 


Lucky Bay und an verschiedenen Stellen des Recherche Archipels. Dort 5 
18, Januar ı802. Es wurden 
ROBERT BROWN z. B. kam west 


ı. Kapitel. Geschichte. 45 


Erforscher Australiens und seiner Pflanzenwelt in die überreiche Flora des Süd- 
westens einführten. Als Teilnehmer der Expedition unter Capt. KınG sammelte 
er nur zweimal je einige Tage (1818 2ı. Januar bis ı. Februar; 24. Dezember 
1821 bis 8. Januar 1822) am King George Sound und brachte dabei ansehn- 
liche Kollektionen zu stande. Auch hielt er sich Ende Januar 1821 ein paar 
Stunden auf Dirk Hartogs Island auf. Neues Terrain hat er also nirgends be- 
treten, aber er schildert seine Exkursionen ganz anschaulich und gibt dadurch 
seinen Sammel-Berichten einen mehr als gewöhnlichen Wert. Sie finden sich 
in seiner Abhandlung »A few General Remarks on the Vegetation of certain 
Coasts of Terra Australis, and more especially of its north-western shores«, die 
als Appendix dem Buche von Capt. KinG »Narrative of a Survey of the Inter- 
tropical and Western Coasts of Australia« beigefügt ist. Manchen Aufschluß 
gibt auch die Biographie aus der Feder R. HEwARDs in HOOKERs Journ. of 
Bot. IV (London 1842) 231 ff. 

Die Umgebung des King George Sound bildete auch des öfteren die Ex- 
plorations-Basis für W. BAXTER, der im Auftrage von HENCHMAN zwischen 
den Jahren 1823 und 1825 sowie ı829 Sammlurfgen von Pflanzen und Samen 
anlegte.. BAXTER scheint von dort die Gegenden am Fuße des Stirling Range 
besucht zu haben. Sogar im Gebiet von Lucky Bay und Cape Arid hat er 
Exkursionen veranstaltet, die freilich wenig neues brachten. Einzelheiten über 
seine Unternehmungen sind mir nicht bekannt geworden. 

Genauer sind wir über die Forschungs-Expedition des Capt. J. STIRLING in 
das Gebiet des Swan River unterrichtet, welche 1827 stattfand. Ihrem Stabe 
gehörte als Naturforscher der Colonial Botanist of New South Wales an, CH. 
FRASER; und nach Leschenaults flichtigem Besuche war dieser Mann der erste, 
welcher die Flora am Swan River gründlicher kennen lernte und Exsikkaten 
von dort mitbrachte. Er hat seine Beobachtungen niedergelegt in »Remarks 
on the Botany of the Banks of Swan River, Isle of Buache, Baie Geographe 
and Cape Naturaliste«; ein Artikel, der in HoOKERs Botan. Miscellany I (1830) 
221—236 zum Druck gelangt ist. Aus diesem Bericht geht zunächst hervor, 
daß die Expedition unter manchen Schwierigkeiten den Fluß bis zum Fuße 
des Plateau-Abfalls verfolgte, daß sie also das Ziel erreichte, um das die Fran- 
zosen sich vergeblich bemüht hatten. Von STIRLING erhielt der Plateau-Abfall 
dort den Namen »Darling Range«, und FRASER bestieg ihn an seinem west- 
lichsten Rande. FRASERs Abhandlung, die politisch sehr wichtige Folgen ge- 
habt hat, ist auch für die Geschichte der botanischen Forschung in West- 
Australien ganz interessant. Sie enthält lebhafte Schilderungen der Litoral- 
Kalkzone, erwähnt Agonis fleruosa (Myrt.), betont die Bedeutung der Aantho- 
rhoea Preissiana (Lil.) und Macrozamia (Cycad.) für die Landschaft und führt 
auch die wesentlichsten Eucalyptus-Arten an, wobei allerdings irrtümliche Iden- 
tifikationen mit New South Wales-Spezies störend wirken. Schließlich folgen 
noch Notizen über Garden Island (Isle of Buache) und das Gebiet der Geographe 
Bay. Der Bericht FRASERs geht übrigens auch ausführlich auf die Besiedelungs- 
Möglichkeiten der Swan River-Landes ein und äußert sich in so uneingeschränkt 


46 Erster Teil. 


günstigem Sinne, daß er recht eigentlich die Ursache für die Annexion des 
Gebietes für die britische Krone gewesen ist. Leider teilt sich die Überschwäng- 
lichkeit FRASERs auch seinen botanischen Beobachtungen mit. Seine sehr san- 
guinischen Schilderungen der Pflanzenwelt des Swan River, die von geradezu 
tropischem Anblick zu sprechen wissen, stehen in sonderbarem Gegensatz zu 
der recht deprimierenden Beschreibung des selben Gebietes, die sich in den 
Reisewerken FREYCINETs findet. Freilich ist zu bedenken, daß hier ein Fran- 
zose schreibt, dort ein Mann, der auf australischem Boden heimisch geworden 
war. — FRASERs Besuch fiel in den März, also in die blütenärmste und für 


floristische Studien ungünstigste Zeit des Jahres. Daraus erklärt es sich, daß 


in seiner Sammlung relativ nur wenig Arten bestimmbar waren, daß also seine 
Reise die spezielle Floristik des Gebietes nicht nennenswert bereichern konnte. 
Ähnliches gilt von den Beiträgen, die CoLLIE brachte, der 1832 in den Küsten- 
Strichen des Südwestens botanisiert hatte. 


Immerhin haben FRASERSs Sammlungen insofern historischen Wert gehabt 6 


als sie Gegenstand eines kleinen Artikels wurden, den ROBERT BROWN 1832 
verfaßte: General View of the Botany of Swan River (Journ. Roy. Geogr. Soc. 
London I. 17—2ı). Dort ist die Zusammengehörigkeit der Floren von King 
George Sound und Lucky Bay mit der des Swan River ausgesprochen, für die ä 
Umgrenzung der Südwest-Provinz also eine ganz wesentliche Erkenntnis zum = 


ersten Male festgelegt. 


Freiherr von Hügel. 


Aus allem erhellt, daß nach den Reisen LESCHENAULTs und ROBERT BROWNS 
die ersten drei Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts nur langsamen Fortschritt in der 
Erkundung der westaustralischen Flora brachten. Darin vollzog sich ein rascher & 
Wandel, als im Jahre 1829 das »Gebiet des Swan Rivers« zur britischen Kolonie 


erklärt worden war, und die Besiedelung des Landes begann. 


Bei der Liebe des Briten für alles, was Pflanze und Blume ist, erregte die 
seltsam blütenprächtige Vegetation der neuen Heimat ein lebhaftes Interesse 


bei den einwandernden Siedlern. Bald fing man an »Proben« nach Hause Zu 


schicken, und von den auffallendsten Gehen fügte man auch Samen bei. 
So begannen in den Kalthäusern Englands die Neulinge vom Swan River sich 
zu mehren, und gewannen ihren Platz neben den älteren Australiern, die man 


schon age von New South Wales bekam. 


In Garten-Journalen treten westaustralische Arten nun häufiger auf. Hier 2 
und da werden sie als neu erkannt und beschrieben. Noch che aber das nach 
England gelangte Material eine vorläufige Zusammenstellung fand, gelangten 


die Ergebnisse einer Reise zur Publikation, welche Karl Freiherr von HÜGEL 


am Ende des Jahres 1833 nach West-Australien ausführte. Dieser Reisende 


landete am 17. November an der Mündung des Swan River. Er untersuchte 


die Inseln am Eingange des Flusses, sammelte ferner an seinen beiden Ufern 


in der Gegend von Perth, und gelangte östlich bis zum Fusse des Darling | 


1. Kapitel. Geschichte. 47 


Ranges bei Darlington. Er blieb am Swan River bis zum 19. Dezember und 
reiste dann, auf dem Seewege, weiter nach King George Sound. Dort nahm 
er Aufenthalt vom ı. bis zum ı2. Januar 1833. Seine Exkursionen führten 
ihn in der nächsten Umgebung des Sundes umher; er sammelte auch unweit 
von Albany; dann am King River und am Kalgan River, natürlich nur am 
Unterlauf dieser Flüsse. An der Bearbeitung seiner Ausbeute beteiligten sich 
G. BENTHAM, E. FenzL, H. SCHOTT und namentlich ST. ENDLICHER. Die 
Publikation der Ergebnisse begann 1837: »Enumeratio Plantarum quas in Novae 
Hollandiae ora austro-occidentali ad fluvium cygnorum et in sinu regis Georgi 
collegit Carolus liber Baro de Hügel. Vindobonae (83 S.).« Zwar ist dort nur 
ein Teil der Kollektion erledigt, und wichtige Familien, wie z. B. Myrtaceae 
und Proteaceae, gelangten vorläufig überhaupt nicht zur Veröffentlichung. 
Trotzdem brachte die Enumeratio bereits eine große Anzahl von Novitäten. 
Sie stammten vorwiegend vom Swan River, aus dessen Flora ja noch nie etwas 
publiziert gewesen war. Die Ausbeute von King George Sound dagegen ent- 
hielt naturgemäß nicht so viel Neues mehr. 


Preiss. 


Im Jahre ı838 betrat Dr. LupwıG PREISS die Kolonie, um dort natur- 
wissenschaftliche Sammlungen anzulegen. An Botanik in erster Linie interessiert, 
wandte er den größeren Teil seiner Zeit und Arbeit auf das Ziel, die Flora 
des Landes in einer repräsentativen Sammlung zu veranschaulichen. Seine 
Unternehmung ist die erste planmäßige Exploration der Pflanzenschätze West- 
Australiens gewesen. 

Fast das gesamte erste Jahr widmete PrEiss der nächsten Umgebung des 
Swan Rivers, sowie der Litoral-Flora unweit Fremantle und (in Gesellschaft von 
DRUMMOND) auf Rottnest Island. Im Bezirk von Perth sammelte er vielseitig, 
nach Osten bis zu den Vorhöhen des Darling Range. Erst im September 1839 
bestieg er die Höhe des Plateaus und durchforschte die Waldungen zu beiden 
Seiten der Landstraße, der er bis nach York folgte. Doch kehrte er bald 
zurück und besuchte im November und Dezember des selben Jahres das Gebiet 
um die Geographe Bay, wo er bis südlich des heutigen Busselton vordrang. 
Im folgenden Jahre zog er im März wiederum über den Darling Range bis zum 
Avon-Tal und veranstaltete dort einen wichtigen Ausflug nach Norden in den 
»Victoria-Distrikt« hinein, wo er bis in die »Quangan-Plains« gelangte. Dieser 
Vorstoß fiel in die ungünstigste Zeit des Jahres, sodaß offenbar nur ein minimaler 
Bruchteil der so reichen Flora jener Gegenden in Blüte war. Trotzdem trug 
er PREISS manche seiner besten Entdeckungen ein. 

Während der ersten Monate der Regenzeit von 1840 scheint PREISS nur 
wenig gesammelt zu haben. Im August bereitete er seine Abreise nach Süden 
vor, die ihn etwa ein halbes Jahr vom Swan River fern hielt. Vom September 
ab bis in den Februar 1841 liegt sein Hauptquartier in Albany. Er sammelt 
sehr gründlich in dessen ja schon besser bekannten Umgebung. Doch unter- 


BB Erster Teil. 


nimmt er auch Abstecher in ganz unbekannte Gebiete; einmal auf der neu er- 
öffneten Poststraße nach Nordwesten, bis in die Gegend des Gordon Rivers, 
dann (im November 1840) nach Cape Riche, wo er eine ganz besonders große 
Menge von Novitäten auffand.. Am Ende der Trockenzeit von 1841 finden wir 
ihn wieder am Swan River; doch sammelte er noch einige Monate, um, wie 
es scheint, namentlich seine kryptogamischen Exsikkaten zu vervollständigen. 
Im Jahre 1842 kehrte er nach Deutschland zurück. 

Die Kollektion von Dr. L. PREISS war weitaus die umfangreichste, die je in 
West-Australien angelegt worden war. Mit ihren 2718 Nummern ist sie bis 
heute nur von den DRUMMONDschen und DIELSschen Sammlungen übertroffen 
worden. Wertvoller aber als ihr Umfang war die Ausstattung, die ihr PREISS 
zu geben verstanden hatte. Er hat damit eine bewundernswerte Arbeit geleistet. 
In ihrer Auffassung wissenschaftlicher Bedürfnisse eilte sie ihrer Zeit voraus; 
und daran lag es, daß sie jahrzehntelang nicht völlig ausgenutzt worden ist. 
Aber zu deskriptiven Zwecken wenigstens kam sie bald zu allen Ehren. Sie 
war die erste Sammlung aus West-Australien, die durch Verteilung in mehreren 
der europäischen Herbarien zugänglich wurde. Sie war auch die erste, deren Eti- 
ketten sorgfältige Angaben über Standort und Fundzeit, über die Verhältnisse 

es Vorkommens und die Farbe der Blüten trugen. Sie war endlich die erste, 
welche eine vollständige und meist vortreffliche Bearbeitung in relativ kurzer 
Frist erfuhr. Es ist das Verdienst von CHR. LEHMANN, dieses Werk mit seinen 
Mitarbeitern (ENDLICHER, NEES voN ESENBECK, G. Kunze, A. BRAUN, HAMBE, 
E. FRIES, OÖ. W. SONDER, MEISNER, BUNGE, BARTLING, SCHAUER, DE VRIESE, 
REISSEK, MIQUEL, STEUDEL) in dem Zeitraum von fünf Jahren zu Ende geführt 
zu haben. Das Buch erschien unter dem Titel »Plantae Preissianae« in 2 Bänden, 
Hamburg 1844—1847, und zeigt die Erfolge der Preissschen Expedition in 
klarer Beleuchtung. Die bedeutendsten Fortschritte brachte es für die Familien, 
welche von den englischen Autoren bisher vernachlässigt geblieben waren, wie 
z. B. der Myrtaceen. Als besonders ergiebig an Neuheiten erwiesen sich natürlich 
die von PREISS zum erstenmal explorierten Gegenden, wie das Hinterland des 


Avon-Gebietes, wie das System des oberen Gordon Rivers, die Umgebungen 
von Cape Riche. 


1. Kapitel. Geschichte. 49 


James Drummond und Zeitgenossen. 


Es wurde schon auf die Belebung der botanischen Exploration West- 
Australiens hingewiesen, die von den ersten weißen Ansiedlern der weltfernen 
Kolonie ausging. Die fremdartige Natur des Landes, die diese Leute kennen 
und nutzen lernen wollten, trat ihnen in der Pflanzenwelt am liebenswürdigsten 
entgegen. Es war eine Flora an Formen und Farben gleich bewundernswert, 
die sie umgab. Kleine Herbarien wurden angelegt, Orchideen und Immortellen 
gesammelt, wie es noch heute in so vielen Häusern und Farmen West-Australiens 
Brauch ist. Auch fehlte es schon in den ersten Jahren der jungen Siedelung 
nicht an tiefer gehendem Interesse. Von 1830 bis zu ihrem 1843 erfolgten 
Tode war die Gattin des Captain MoLLoy, am Vasse-River ansässig, unablässig 
um die Flora ihres neuen Wohnortes bemüht. Ihre mit liebevoller Sorgfalt 
aufgelegten und ganz verständnisvoll kommentierten Sammlungen bilden noch 
jetzt eine Zierde einiger Herbarien, denen sie durch LINDLEYS Vermittelung 
zugeführt wurden. Auch in der Flora Australiensis finden sie öfters Er- 
wähnung. 

Mit dem allerersten Anfange der westaustralischen Kolonie ist auch der Name 
JAMES DRUMMOND verknüpft. Das ist der Mann, der an Bedeutung für die 
floristische Erschließung West-Australiens alle seine Vorgänger übertrifft. Ja, 
dem bis zum heutigen Tage niemand gleich gekommen ist an intimer Vertraut- 
heit mit der Pflanzenwelt jenes Gebietes. 

DRUMMOND war vor seiner Auswanderung zum Swan River Garten-Inspektor 
in Cork, Irland, gewesen und als solcher vorgebildet für floristische Betätigung. 
Auch sein Bruder Thomas hat sich ja durch botanische Sammel-Reisen in 
Nord-Amerika bekannt gemacht. So war er gewissermaßen prädestiniert für 
die Rolle, die ihn in der neugewählten Heimat erwartete. Als einer der ersten 
Emigranten betrat er im Jahre 1829 die unwirtliche Küste des weglosen Landes. 
Er half das Swan River Settlement gründen. Jede Not der jungen Kolonie hat 
er mit durchgekämpft. Aber alle Mühen und alle bitteren Erfahrungen ver- 
mochten ihn nicht seiner floristischen Lieblings-Neigung zu entfremden. Mit 
seltener Hingabe und wahrer Begeisterung hat er sie gehegt bis an sein Ende. 
Früh schon war er nicht nur in der Südwest-Provinz, sondern auch in den 
dürren Grenzlandschaften, die bereits der Eremaea zugehören, mit allem, was die 
Pflanzenwelt hervorbringt, besser bekannt, als irgend jemand zuvor oder nachher. 
Noch gegenwärtig wissen die alten Leute, die ihn gekannt haben, zu erzählen, 
wie völlig er aufgehen konnte in seinem Botanisieren; wie er auf seinen Ritten 
eine Pflanze, wenn sie es ihm wert dünkte, tagelang in der Hand trug, um sie 
unversehrt zu seinem Lager zu bringen; wie er von jedem unscheinbaren Kraut 
Namen, Art und Verwendung zu sagen wußte. n 

Es ist sehr schwierig, den äußeren Gang der Tätigkeit DRUMMONDS im 
einzelnen zu verfolgen. Seine enormen Sammlungen sind nicht etikettiert. Ihre 
Numerierung ist unzuverlässig, und die einzelnen Sätze entsprechen sich in den 


Diels, Pflanzenwelt von West-Australien, 4 


Mo.Bot.Garden 
1906 = 


50 Erster Teil. 


Ziffern nicht immer.’) Bei der Sortierung und Verteilung der Exsikkaten kam 
mancherlei Störung und Verwirrung vor, wie es sich in jener Zeit eben nicht gut 
vermeiden ließ, als der Verkehr West-Australiens mit der Außenwelt von allen 
möglichen Zufälligkeiten abhing. Kurz, man weiß niemals, wo eine DRUMMOND- 
sche Pflanze gesammelt ist; und nur in wenigen Fällen gelingt es, durch ° 
literarische Mittel wenigstens annähernd die Heimat festzulegen. 

DRUMMOND selbst hat nur Kleinigkeiten veröffentlicht. Aber viele Briefe 4 
und Journale, die er an Sir W. HoOKER gesandt hat und die im Kew_Herbarium E 
noch jetzt aufbewahrt werden, gelangten in ihren wichtigeren Teilen zur Publi- = 
kation. So enthalten HooKERS Journal of Botany Bd. II (1840), London Journal 
of Botany Bd. II (1843), Journal of Botany and Kew Miscellany (gewöhnlich als 
Kew Journal zitiert) I (1849), IV (1852), V (1853) die bedeutsamsten Nachweise 
über DRUMMONDSs Tätigkeit. Sie bilden die einzigen Quellen, die von seinen 
Reisen wenigstens einige Daten sicher stellen. 

Zur Zeit, als die Korrespondenz beginnt (1839), treffen wir DRUMMOND an- 
sässig in Toodyay am Avon. Offenbar aber war er schon vorher in der Kolonie 
ziemlich weit umhergekommen und hatte wenigstens die weitere Umgebung des 
Avon Rivers bis nach Quangan hin gründlich exploriert. Außerdem weilte er 
häufig am Swan River unten und an der Küste selbst, so daß ihm die ganze 
Strecke zwischen Avon und Swan mit all ihrer floristischen Vielseitigkeit ver- 
traut war. 

Der erste publizierte Brief (Journ. of Botan. I [1840] 343 ff.) schildert an- 
schaulich die Flora der kalkigen Strandzone, die Vegetation des sandigen Vor- 
landes, den Wechsel, der sich an den Vorhügeln des Plateaus vollzieht und 
endlich die Pflanzenwelt des Oberlandes, wie sie an der Straße nach dem Avon 
sich darbietet. 

Die folgenden Artikel beziehen sich auf die Binnenlands-Flora des Avon- 
Systems, auf die Pflanzen, die man am »Salt-River« trifft; sie sprechen auch 
bereits von den Sandebenen, die sich ostwärts weit in die Ferne erstrecken. 

‚ Im September ı839 befindet sich DRUMMOND in Gesellschaft von PREISS 
auf Rottnest Island. Die kurze Skizze der Vegetation dieser Insel ist reich an 
interessanten Zügen. 
5 Im Jahre 1840 wurde im Oktober eine Reise zum King George Soun 
überland ausgeführt, wo um die selbe Zeit auch PREISS botanisch tätig war. Der 
Bericht über diese Reise läßt sich auf Einzelheiten nur wenig ein, doch spric 
vieles dafür, daß DRUMMOND in der unmittelbaren Umgebung des King George 
Sound verhältnismäßig nicht sehr gründlich gesammelt hat. we: 

1842, am Beginne eines sehr nassen Winters, zog er an der Westküst 
entlang zum Vasse River und südwärts, in erster Linie, um sich eine eigene 
Anschauung der dort endemischen Dasypogon-Art (Lil.) zu verschaffen, di er 
dann D. Hookeri taufte. Es ist ein ziemlich eingehender Brief, der diese Vase 


= Über die Verwirrung der Kollektionen DrumMmonns selbst in Kew and London vergleiche 
SPENCER MOOREs Notiz in Journ, of Botan, XL (1902) p. 29, 30 
2 + . 


gr 


1. Kapitel. Geschichte. 5l 


Reise behandelte (London Journ. of Bot. I [1843] 167 ff.), bedeutsam’ durch 
die nähere Schilderung jener merkwürdigen Pflanze und persönlich interessant 
durch die Mitteilung, daß DRUMMOND Gast des MorLLovschen Hauses war. 

Von den folgenden Jahren haben wir wenig Nachrichten. Etwa um das 
Jahr 1847 fällt das kühne Projekt, vom Swan River südostwärts vorzudringen, 
womöglich bis zur Südküste, die etwa bei Lucky Bay erreicht werden sollte. 
Leider hat DRUMMOND nur den Beginn seines Planes ausführen können: schon 
etwa ısokm vom Swan River befiel ihn eine heftige Augenentzündung, die 
gebieterisch die Heimkehr forderte, 

1848 (Kew Journ. of Bot. I [1849] 247—249) finden wir DRUMMOND in Cape 
Riche, wo er für mehrere Wochen die Moırsche Farm zum Ausgangs-Punkt 
sehr wichtiger Untersuchungen machte. Seine Briefe sprechen von Exkursionen 
nach den Perongerup Hills und auf die Berge des Stirling Ranges. Von einem 
Zuge nach Osten erwähnen sie nichts, doch hat mir Mr. MoiIr mitgeteilt, daß 
DRUMMOND damals, von (dem später selbständig sammelnden) MAXWELL be- 
gleitet, ostwärts über Bremer Bay, West Mount Barren und Middle Mount Barren 
bis zu dem Berge vorgedrungen sei, der als der östliche Pol seiner Reisen 
Mount Drummond genannt worden ist. Man muß bedauern, daß wir von diesen 
Explorationen keine direkten Nachrichten DRUMMONDSs besitzen. Schon die auf 
den Stirling Range bezüglichen Abschnitte sind sehr kurz gehalten. 

m die Mitte des Jahres ı850 trat DRUMMOND Seine größte und erfolg- 
reichste Sammel-Reise an, die ihn zum erstenmal den Norden der Südwest- 
Provinz kennen lehrte. Er zog vom Avon zum Moore River, um einigen 
Aufenthalt in Dandaragan zu nehmen. Von diesem Platze wandte er sich küsten- 
wärts zum Hill River. Mount Lesueur gab lohnende Ausbeute. Von da an war 
der Kurs streng nördlich. Die litorale Kalkzone wurde gestreift, Irwin- und 
Greenough River passiert und endlich an den Geraldine-Minen der Murchison 
River erreicht. 

Bei der feindseligen Haltung der Eerorbofenen war die Expedition beständig 
von Gefahr bedroht und mit vielen Widerwärtigkeiten verknüpft: erst nach 
ı8 Monaten, Ende 1851, kehrte sie nach Hause zurück. Unter diesen Um- 
ständen fielen die gewonnenen Sammlungen quantitativ nicht sehr bedeutend 
aus. Aber sie waren ganz hervorragend reich an Novitäten und an Schönheit 
allen früheren überlegen. »They are indeed rather a selection than a collection«, 
sagt W. HOOKER davon. In DRUMMONDs Bericht über seine Funde (Kew Journ. 
of Bot. V [1853] ıı5ff.) zittert noch etwas von dem Enthusiasmus nach, in den 
ihn diese unerwarteten Erfolge versetzten. Die Beschreibung der aufgefundenen 
Schätze hat mehr noch wie sonst etwas greifbar Plastisches: man kann heute, 
wenn man jene Gegenden gesehen hat, fast hinter jede Notiz den zugehörigen 
Namen schreiben, so frisch und klar ist jede Gestalt gezeichnet. Die Fülle an 
Leguminosen, Myrtaceen und Proteaceen, welche diesen Gebieten zwischen 
Moore und Murchison River ihren Zauber verleihen, tritt in voller Größe hervor. 

Nach der bedeutenden Unternehmung von 1850/31 werden die Nachrichten 
DRUMMONDs kärglich. In Kew Journ. of Bot. V (1853) 312 ff. geht er noch 

4* 


isn Be al anna 


52 Erster Teil. 


auf einige Streifzüge östlich vom Moore River gegen die Wangan Hills ein. 
Es ist ein Gebiet, wo seit jenen Tagen nie wieder jemand botanisiert hat, und 
man wünschte, die Mitteilungen DRUMMONDs möchten etwas weniger knapp 
gehalten sein. 

Unter den Botanikern, die West-Australien erschlossen haben, war DRUM- 
MOND der erste »Colonial« und er ist bis auf unsere Tage der einzige geblieben. 
Fünfzig Jahre hat sein Beispiel in dem jungen Lande seines Wirkens kaum 
einen Nachahmer gefunden, aber es bleibt in alle Zukunft ein Vorbild für 
jeden Sammler und Forscher, den das Land noch hervorbringen wird. 3 

Ein sonderbarer Zufall hat die gründlichsten Leistungen zur floristischen 
Erforschung des Landes im letzten Jahrhundert zeitlich so nahe zusammen- 
fallen lassen, daß DRUMMOND und PREISS sich begegneten und Tage gemein- 
schaftlicher Tätigkeit verleben durften. Und diese Fügung konnte sich um so 
folgenreicher gestalten, als in jenen beiden Männern vollendete Gegensätze “= 
verkörpert waren: PREISS ein im alten Europa gut geschulter Gelehrter, stets 
darauf bedacht, das Chaos des oberflächlich Bekannten zu klären und zu 
sichten; selten dazu aufgelegt, neues Gelände zu erobern, aber jede Pflanze 
seiner Sammlung nach Standort und Datum sorgfältig verzeichnend, wie 8 
niemand vorher in West-Australien gethan; DRUMMOND dagegen der echte ; 
»Bushman«, stets im Sattel, am liebsten auf ungebahnten Pfaden in der Wildnis, 
vor allem Neues suchend, von jeder neuen Art beglückt, mit scharfem Blick 
für Unterscheidung begabt, aber nach allem sonst erst in zweiter Linie fragend: 
der echte Sammler, aber kein solcher, der gern registriert oder Ordnung hält. 

So müssen denn die zahllosen Raritäten und Unica seiner Kollektionen, alle 
die Formen, die nach ihm noch nie wieder gesammelt worden sind, für die 
geringe Ausbeute entschädigen, die die anspruchsvollere Pflanzengeographie 
darin findet, wenn sie nach den Zusammenhängen der Erscheinungen fragt. 2 
Wohl läßt sich auch in dieser Hinsicht gar vieles daraus lernen: aber dann 
muß man das Land etwas kennen und DruUmMMoNDs Berichte zu benutzen ver- | 
stehen. Bi 

Diese Berichte sind wie erwähnt in HooKErs Journalen niedergelegt; einige 
wurden auch in der Zeitung »Enquirer« (1843) publiziert, die zu jener Zeit in Perth 
erschien. Überall darin finden sich wertvolle Angaben über Lebensweise und = 
Tracht der Charakter-Pflanzen. Auch Bemerkungen allgemeinerer Natur, wie 3 
über Polychroismus der Blüten bei westaustralischen Arten, über Standorts 
Modifikationen, über edaphische Einflüsse u. ähnl. sind eingeflochten. Alles, 
was den Farmer an der wilden Vegetation interessiert, ist an bevorzugter Stelle 
zur Darstellung gebracht. Endlich wird über Verwendung und Benennung bei © 
2 ee berichtet, was schon heute gar nicht mehr beobachtet werden A 

onnte, ag 


In ihrer Verwertung für die Wissenschaft fanden die Sammlungen DRUM 
en die größten, die je in West-Australien zusammengebracht worden 
sind — kein so günstiges Schicksal, als sie es verdient hätten. Anfangs schien 
alles gut zu gehen (s.u.). Bald aber mußte der Sammler mit Bitternis erleben, 2 


1. Kapitel. Geschichte. 535 


daß in den »Plantae Preissianae« vieles zuerst veröffentlicht erschien, was er 
schon vor Jahren nach Europa gesandt hatte. Ohne einheitlichen Plan wurde 
die Beschreibung und Publikation seiner Ausbeute an verschiedenen Stellen ') 
aufgenommen und zersplitterte sich schließlich vollständig; zu einem gewissen 
Abschluß gelangte sie erst, als BENTHAM in der »Flora Australiensis« die in 
Kew vorhandenen relativ vollständigen Sammlungen zur Bearbeitung brachte. 
Immerhin ist auch dabei nicht alles endgiltig erledigt worden und es liegen 
noch gegenwärtig Exemplare von DRUMMONDs Hand in den Herbarien, die bis 
auf diesen Tag unbeschrieben oder wenigstens unverstanden geblieben sind. 

Nur zwei Schriften unter den zahlreichen zerstreuten Publikationen, welche 
auf DRUMMONDsches Material eingehen, beanspruchen nähere Betrschiäcen, da 
sie für die Entwicklung unserer Kenntnisse von West-Australiens Flora allge- 
meine Bedeutung besitzen: das ist LINDLEYs »Sketch of the Vegetation of 
the Swan River Colony« und BENTHAMs »Flora Australiensis«. 

J. LivpLevs Arbeit »A Sketch of the Vegetation of the Swan River Colony« 
erschien 1839 in London als »Appendix to the first twenty-three Volumes of 
Edwards Botanical Register« zusammen mit einem General-Register für diese 
Zeitschrift. 

Die Skizzierung der Vegetation konnte damals natürlich noch wenig ein- 
gehend sein. Das Verdienst der Arbeit liegt auch nicht in der Schilderung 
des pflanzengeographischen Charakters des Landes, sondern in der Aufzählung 
von 283 neuen z. T. sehr wichtigen Arten, die im Text diagnostiziert und kurz 
von systematischem und gärtnerisch-ästhetischem Standpunkte aus gewürdigt 
werden. Die Gattung Eremaea (Myrt.), die vielumstrittene Bybdlis grgantea u. 
v.a. finden sich hier zuerst beschrieben. Neun fast sämtlich sehr gelungene 
(kolorierte) Tafeln gereichen der Abhandlung zur Zierde. 

Das Material für diese zahlreichen Novitäten hatte im wesentlichen die erste 
Sammlung geliefert, welche von J. DRUMMOND eingetroffen war. Für die Nutz- 
barmachung seiner Kollektionen schien also ein vielverheißender Anfang ge- 
macht. Leider aber entsprach, wie erwähnt, der weitere Verlauf der Dinge 
nicht dem aussichtsvollen Beginn, und erst in Benthams »Flora Australiensis« 
fanden sich all die zerstreuten Resultate des DRUMMONDschen Lebenswerkes 
wieder zusammen. 

BENTHAMs großes Werk, die »Flora Australiensis«, 1863 begonnen und 
1878 abgeschlossen, enthielt, indem es den ganzen Kontinent umspannte, die 
erste und bis jetzt einzige systematische Darstellung der westaustralischen Flora. 
Neben den Beiträgen aller Früheren und Späteren tritt DRUMMONDs unerreichtes 
Verdienst um diese Flora nun erst, nach einem Menschenalter, in helles Licht. 

Über BENTHAMs Flora Australiensis ist längst von berufener Seite geurteilt 
worden. Aber erst wer das Werk monatelang benutzt hat in stetem Vergleich 
mit der Natur, von der der Verfasser niemals etwas lebendig sah, der wird die 
Größe der Leistung voll zu ermessen imstande sein. Es ist zweifelhaft, ob je mit 


1) Wertvolle Beiträge lieferten besonders MEISSNER und TURCZANINOW (vgl. Literatur). 


” 


54 Erster Teil. 


glücklicherem Takt eine entlegene Flora, nur auf Grund von Herbarstudien, 
dargestellt worden ist. Was speziell die Behandlung West-Australiens betrifft, 
so sind mir nur wenige Familien bekannt geworden, welche aut Grund neuerer 
Ergebnisse oder noch ausstehender Untersuchungen wesentlicher Umgestaltungen 
bedürftig scheinen. Dringlich möchte ich eine neue Bearbeitung nur für die E 
Stylidiaceen halten, deren seiner Zeit unbefriedigende Gliederung übrigens von 
BENTHAM selbst gefühlt und ausdrücklich hervorgehoben wurde. Des weiteren 
habe ich bereits bemerkt, daß die »Flora Australiensis« den Ergebnissen der 
»Plantae Preissianae« (5. 48) nicht im wünschenswerten Maße Rechnung trägt, 
meist aus äußeren Gründen, — Mangel des Materials in den englischen Samm- 
lungen usw. — wie sie leider den Wert mühevoller Arbeiten noch immer so 
oft beeinträchtigen. | = 


schen Kolonial-Floren — ist die Vernachlässigung der Standorts-Angaben. In 54 
dieser Hinsicht hat besonders West-Australien dort stark gelitten. “Unzählig = 
oft erscheint als Örtlichkeit der DRUMMONDschen Exsikkaten einfach »Swan 
River«, womit früher nicht nur jener Fluß, sondern das ganze Settlement, also 
floristisch höchst ungleichartige Gebiete bezeichnet wurden. Das veranlaßt 
also völlig verkehrte Vorstellungen. Anderseits sind die schr gewissenhaften 
Notizen der »Plantae Preissianae« überaus willkürlich behandelt und durch ein-. 
fache Koordination mit anderen Zitaten vielfach ganz irreleitend gemacht worden. : 
Nimmt man dazu die Verworrenheit der Etikettierung bei Sammlern wie OLD- a 
FIELD, die Unsicherheit der Angaben schon in ROBERT BROwNs Kollektionen, 
so kommt man zu dem Ergebnis, daß die intimere Pflanzengeographie West- 
Australiens von den Nachweisen der »Flora Australiensise nur mit Vorsicht 
Gebrauch machen kann und in leider allzu zahlreichen Fällen ganz von ihr im 
Stiche gelassen wird. = 

Trotz alledem braucht nicht gesagt zu werden, zu wie großem Danke auch 
die westaustralische Pflanzengeographie stets der »Flora Australiensise von 
BENTHAM verpflichtet bleibt für das systematische Fundament, auf das sich ihre 
Arbeiten nun so sicher aufbauen können. 2 

Daß DRUMMONDSs grundlegende Materialien vollständig zuerst in der »Flora 
Australiensis« zugänglich gemacht wurden, war der Grund für uns, an dieser = 


sich aber rühmliche Verdienste erwarb um die Geographie von Gegenden, di 
selbst heute noch zu den wenig erschlossenen gehören. 
Es.ist J. S. ROE, der erste Chef der westaustralischen Landesaufnahme. 


land West-Australiens einnehmen. Er gelangte ostwärts etwa bis Lake Brown. = 
Umfassender gestaltete sich seine Reise von 1848/49, die das von DRUMMOND 


1. Kapitel. Geschichte. 55 


geplante Projekt, vom Avon die Südostküste zu erreichen (s. S. 51) verwirk- 
lichte, und den Namen von ROE berühmt gemacht hat unter den älteren Pio- 
nieren der Exploration Australiens. ROE ging im September aus von York 
am Avon, erreichte den Pallinup River im Oktober und wandte sich ostwärts 
zum Bremer Range. Ein weiteres Vordringen binnenwärts erwies sich bei dem 
Mangel an Wasser und der dichtbuschigen Natur der Vegetation als untunlich. 
ROE sah sich gezwungen, seinen Weg wieder den küstennäheren Gebieten zu- 
zuwenden; er zog rein ostwärts weiter, bis er zum Russell Range gelangte, der 
an seinem südöstlichen Ende Wasser und Gras darbot. Von dieser Kette aus 
trat ROE die Rückreise an. Er hielt sich unweit der Küstenlinie, erforschte die 
Tal-Bildungen dieses Gebietes und erreichte Ende Januar 1849 den King George 
Sound. 

ROE hat auf seinen beiden Reisen Pflanzen gesammelt. Zum Teil sind sie 
an ENDLICHER in Wien gelangt und von ihm beschrieben worden — aber 
deren Zahl ist gering. Einige andere befinden sich aus der Sammlung Sir W. 
Hookers im Kew Herbarium, ebenfalls nicht viele. Endlich liegt ein Teil der 
Exsikkate von ROE im Western Australian Museum zu Perth. Doch waren sie 
zur Zeit meines dortigen Aufenthaltes noch unzugänglich, ich kann also über 
Umfang und Provenienz dieser Partie nichts mitteilen. 

Einen sehr dankenswerten Bericht über seine zweite Reise hat ROE in HOOKERS 
Kew Journ. VI und VII (1854. 1855) veröffentlicht. Diese Abhandlung ist pflanzen- 
geographisch recht beachtenswert, weil, wie erwähnt, der größte Teil des von 
ROE durchzogenen Gebietes auch heute noch botanische terra incognita ist. 


In die zweite Hälfte von DRUMMONDs Wirksamkeit fällt der Besuch von 
Dr. W. H. Harvey in West-Australien. Der berühmte Phykolog hielt sich im 
Jahre 1854 mehrere Monate dort auf, im wesentlichen mit der Erforschung der 
prächtigen Algenflora an den Küsten von King George Sound und des Swan 
River-Gebietes beschäftigt. Ein paar kurze Briefe über seinen Aufenthalt fan- 
den in Hookers Kew Journal VI (1854) und VII (1855) Aufnahme. Sie ent- 
halten nichts Neues von Belang. Einige bei Cape Riche und auf der Über- 
land-Reise zwischen King George Sound und Swan River gesammelten Phanero- 
gamen sind nicht ohne Interesse; sie werden in BENTHAMs Flora Australiensis 
zitiert ER 

Nach den Zeiten von DRUMMOND und ROE führt der weitere Fortgang der 
floristischen Erschließung West-Australiens zu einer Periode, die durch die Wirk- 
ei FERDINAND vON MÜLLERS ihr a erhält. 


_ Ferdinand von Müller und seine Korrespondenten. 


FERDINAND VON MÜLLER hat das südwestliche Australien zweimal besucht. 
Beide Mal konnte er sich nur einige Wochen dort authalten. Aber seine 
Kenntnis der floristischen Verhältnisse des Landes und die Vertrautheit mit dem 
Stande seiner Erforschung befähigte ihn, die kurze Zeit, die ihm gegeben war, 


BREI Ä HAN l NE 


56 Erster Teil. 


nach Möglichkeit auszunutzen. Daher wählte er im Jahre 1867 King George 
Sound zum Ausgangspunkt seiner ersten Reise. Er wußte, daß kaum irgend- 
wo sonst in West-Australien die verschiedenen Abstufungen seiner Flora so 
nahe zusammenrücken als dort. Hier studierte er die Waldungen und feuchten 
Buschbestände um Albany selbst und bei Wilsons Inlet. Auf den Perongerup- 
Bergen, wo seit Drummond kaum jemand Pflanzen gesammelt hatte, sah er 
einen der Glanzpunkte südlicher Waldlandschaft. Später legte er sein Stand- 
quartier nach Kendinup, um die so artenreichen Gebüsche des Stirling Range 
bequemer erreichen zu können. Er bestieg das Gebirge bis zu den höchsten 
Gipfeln. Auch versäumte er nicht, die weiten Sand-Flächen an ihrem Nord- | 
fuße zu untersuchen, wo der Charakter der südöstlichen Sandheide sich schon 1 
so vollkommen ausprägt. a 

Der zweite Besuch, der in das Jahr 1877 fällt, wurde unter den Auspizien 


ns } 
ME neh Fe nd ne a lisa ERIRR } 


der westaustralischen Regierung unternommen. Der erste Teil scheint den 
nördlichen Landschaften gewidmet gewesen zu sein, deren Reichtum aus 
DRUMMONDs Schilderungen bekannt war, und den F. v. MÜLLER selbst bei der 
Bearbeitung der OLDFIELDschen Ausbeute erfahren hatte. Arrowsmith River, = 
Irwin River, Greenough River wurden längs der alten Straße berührt, welche 
mitten durch die blumigen Sandheiden hindurch führt. Von Champion Bay 
aus ging es über Northampton zum Murchison River und über unendlich öde 4 
wasserlose Flächen weiter nordwärts bis zur Sharks Bay, wo bei Freycinet 
Harbour das äußerste Nord-Ende der Südwest-Provinz erreicht wurde. Von dort 
wandte sich die Reise zurück zum Swan River; es folgte eine kurze Fahrt bis 2 
jenseits des Darling Ranges in die Gegend des Avon-Tales und schließlich ein 
Abstecher zum Südwesten. Hier weilte F. v. MÜLLER einige Zeit am Preston & | 
River und besuchte endlich die schönsten Teile der Südküste bis zum Shannon 
River. Dabei wurden einige Neuheiten gefunden, die zu den ausgeprägtesten E 
Ombrophyten der Flora gehören. a 
Auch die übrigen von F. v. MÜLLER besuchten Gegenden hatten ihm einzelne 
neu zu beschreibende Arten geliefert oder Ergänzungen zu den vorhandenen 
Diagnosen gebracht. Immerhin war ihre Zahl nicht beträchtlich. Weit größer 
ist die Bedeutung seiner Reisen durch ihre mehr persönlichen Seiten. Sie 4 
machten ihn vertraut mit dem Heimat- : | 
| 


lesen, die seine letzte kurze Schilderung westaustralischer Vegetation beschließen; 


: b4 . Br “ 2 Pe 
sie muten einen an wie der Abschied von einem liebgewordenen Freundeskreis: 


1. Kapitel. Geschichte. 57 


Es ist bekannt, daß F. v. MÜLLER die Begeisterung für seine Ziele jedem 
nur irgend Empfänglichen mitzuteilen wußte. Und darin liegt ein anderes Moment, 
das seinen Reisen nach West-Australien für die botanische Erschließung des 
Gebietes noch nachwirkend hohe Wichtigkeit gab. Wo er hinkam, hat er auf 
Wunder der Natur zu achten gelehrt, die man übersehen oder nicht verstanden 
hatte. Manche brauchten nur einen leisen Anstoß, um eigene Neigungen für 
die Wissenschaft nutzbar zu machen. Andere wieder sammelten rein aus Ge- 
fältigkeit, aus Achtung vor MÜLLERS Persönlichkeit. Viele jedenfalls sandten 
ihm, so gut sie konnten, die Erträgnisse ihrer Streifzüge durch den Busch. Er 
war auch im fernen Westen die botanische Autorität Australiens, und noch 
heute lebt die Erinnerung an den »Baron« im ganzen Lande, bis zu welt- 
entlegenen Farmhöfen, wo er einst ein paar Stunden als Gast geweilt hat. 

F. v. MÜLLER war unermüdlich, auch die kleinste Gabe an ihren rechten 
Platz zu stellen. Und so nimmt er unter den Bearbeitern auch der west- 
australischen Flora einen der vornehmsten Plätze ein. Das Herbarium, das er 
in Melbourne zusammengebracht hat, besaß keine Pflanze aus West-Australien, 
als er begann, es anzulegen. Jetzt ist es vielleicht das reichste der Welt an 
Repräsentanten dieser Flora. Schon im ersten Bande seiner Fragmenta ver- 
öffentlicht F. v. MÜLLER einige davon als neu für die Wissenschaft. Namentlich 
die Ausbeute von MAXWELL, den er nach West-Australien gesandt hatte, im 
Südosten des Landes, und die Kollektionen von OLDFIELD im Nordwesten der 
Südwest-Provinz im Mündungs-Gebiet des Murchison Rivers boten viel Stoff 
für deskriptive Arbeit, deren Erträge in den Fragmenta niedergelegt wurden, 
bis sie in BENTHAMS Gesamt-Darstellung einverleibt werden konnten. Noch 
während der Abfassung der Flora Australiensis jedoch mehrte sich die Zahl seiner 
westaustralischen Korrespondenten (s. S. 59) bedeutend, so daß auch die späteren 
Bände der Fragmenta und noch die letzten Publikationen F. v. MÜLLERs Neu- 
heiten aus dem Gebiete enthalten. Zu einem großen Teile konnten übrigens 
die seit 1880 eingehenden Sammlungen nicht mehr erledigt werden; sie liegen 
noch heute unbestimmt in dem National Herbarium zu Melbourne. 

Neben den eklektischen Beiträgen, die in den »Fragmenta« publiziert sind, 
hat F. v. MÜLLER noch eine ansehnliche Reihe geschlossener Aufsätze verfaßt, 
die sich auf gewisse Bezirke West-Australiens beziehen. Einige betreffen den 
tropischen Anteil des Landes; von denen soll hier abgesehen sein. Von un- 
mittelbarer Bedeutung dagegen ist für uns seine Aufzählung der Gascoyne River 
Flora (The Plants indigenous around Sharks Bay and its vicinity. Perth 1883), 
die den Ertrag von J. FORRESTS Sammlungen festlegt, aber auch die früheren 
Autoren berücksichtigt und die Ergebnisse von F. v. MÜLLERS eigener Reise 
enthält. Dieser Katalog war nicht ohne pflanzengeographisches Interesse; denn 
er zeigte, daß sich im ferneren Hinterlande der Sharks Bay keine südwestlichen 
Züge mehr in der Vegetation nachweisen lassen. 

Gleichfalls beachtenswerte Ergebnisse lieferte die Bearbeitung der Ausbeute 
von E. GILES, der mit seinen bahnbrechenden Reisen im innersten Australien 
so hohen Ruhm gewonnen hat. Botanisch am ergebnisreichsten war die Ex- 


58 Erster Teil. 


pedition von 1875. Im August passierte GILES mit seinen Begleitern die Grenze } 
zwischen Süd- und West-Australien. Der Kurs war fast genau Ost-West. Nach 4 


pflanzenreiche Sandflächen bei Ularring und am Mount Churchman und ge- 4 
dangten im November bei Perth an die Küste. Im folgenden Jahre, 1876, tr 
GILES die Rückreise an, die vom Oberlauf des Murchison River ihren Ausgang 
nahm, die Quellen des Ashburton festlegte, dann etwa zwischen dem 25° und 
24° s. Br. sich in östlicher Richtung bewegte und etwas südwärts von Lake 
Amadeus die Grenzen der Kolonie verließ. 

Über den Vegetations-Charakter des gewaltigen von diesen Expeditionen 
durchzogenen Gebietes enthält GILES’ Reisewerk »Australia twice traversed« 
London 1889, manche wertvolle Angaben, freilich durchweg sehr allgemei 
Charakters. Die Arten-Liste gab F.v.MÜLLER im » Journal of Botany« XV (1877) 
269 ff. Sie schob für eine große Zahl von Species die Arcal-Grenzen weit nach 
Westen vor und ist dadurch ein wichtiges Dokument für das pflanzengeogra; 
phische Verständnis der australischen Flora geworden. 

In der gleichen Richtung wichtig, bedeutungsvoll für die Analysierung 
Eremaea-Flora, erweist sich eine der letzten Arbeiten, die wir F. v. MÜL 
verdanken: die mit Prof. TATE gemeinsam unternommene Publikation der von 
HELMS auf der ELDERschen Expedition gesammelten Arten. Es wurde eine 
vollständige Liste dieser wichtigen Kollektion gegeben (in Transactions of th 
Royal Society of South Australia XVI 333—383). Leider aber ist diese Be- : 
arbeitung weniger eingehend und die Bestimmungen weniger zuverlässig, als 
man es von den übrigen Arbeiten F. v. MÜLLERS gewohnt ist. 
‘© Für die Pflanzen-Geographie West-Australiens und für die ökonomischen 
Probleme, die seine Vegetation bietet, ist keine Arbeit F. v. MÜLLERs wichtige 
als sein »Report on the Forest Resources of Western Australia«, London 18; 
Hier sind zum erstenmale die wesentlichen Baumarten des Landes, meist Spe 
von Eucalyptus, trefflich definiert, in guten Abbildungen veranschaulicht un 
nach ihren Lebens-Verhältnissen und ihrem praktischen Werte ausführlich a 
schildert. Es bedeutete das Erscheinen dieses Werkes einen beträchtlichen 
Fortschritt gegenüber den vielfach noch unklaren Diagnosen und der völli 


späteren Darstellungen der Waldungen West-Australiens. Gleichzeitig deut 
er zum ersten Mal die Linien an, welche für die pflanzengeographische Glied 
rung der Südwest-Provinz als maßgebend zu betrachten sind. 


wichtige Gruppen der australischen Vegetation dargestellt hat: Eucalyptis, = 
Acaciq, die Myoporaceae und Chenopodiaceae. Sie alle sind zum Studium auch i 
der westaustralischen Vegetation unentbehrlich. Umfangreiches Material, vol 
den Pionieren der australischen Forschung auf gefahrvollen Reisen gesammelt, ist 


1. Kapitel. Geschichte. 59 


darin zum ersten Mal gesichtet und allgemein zugänglich gemacht. Namentlich 
für die Flora des Binnenlandes lieferten sie ungemein wichtige Aufschlüsse. 

Es würde hier zu weit führen, noch tiefer in Einzelheiten einzugehen. Ein 
Blick auf die lange Liste der Publikationen zeigt ja den Umfang der Tätigkeit, 
die F. v. MÜLLER auch der westlichen Hälfte Australiens zugewendet hat. Er 
stand mit ihr kaum weniger vertraut als mit Victoria selbst. Deshalb war er 
stolz, als man ihn ersuchte, im amtlichen »Western Australian Year-Book« über 
die Pflanzenwelt der Kolonie ein kurzes Kapitel zu schreiben. Es wurde eine 
warm, fast liebevoll geschriebene Preis-Rede, am Schlusse bereichert mit einem 
selbständigen Katalog der westaustralischen Flora, dem ersten, den wir besitzen. 
Darin lag nur ein Ausdruck für sein Verhältnis zu West-Australien: er fühlte 
sich auch für diese fernste Kolonie als Autorität in botanischen Dingen. Und 
diese Stellung hat ihm bis zu seinem Ende niemand je streitig gemacht. 

' Die unbedingte Hegemonie F. v. MÜLLERs in allem, was die Flora 
Australiens betraf, gab ihrer Erforschung in den letzten Dezennien des 19. Jahr- 
hunderts die Signatur. Alle Fäden der auf Botanik gerichteten Tätigkeit liefen 
in seinen Händen zusammen, und jede Bestrebung, an der Aufschließung der 
Flora mitzuarbeiten, gewann erst Leben und Kraft durch das unermüdliche 
Interesse F. v. MÜLLERS und seine stete Bereitschaft, zu helfen. 

Auch in West-Australien ist es eine stattliche Reihe von Namen, die in 
dieser Arbeits-Gemeinschaft mit F. v. MÜLLER verbunden waren. Schon um 
1858 und 1859 treten MAXWELL und ÖLDFIELD auf, und seit dieser Zeit bis 
zu seinem Tode hat der Meister mit vielen Korrespondenten des Westens in 
Verbindung gestanden. Ihre Sammlungen, wie erwähnt zu beträchtlichem 
Teile noch unbestimmt, sind alle im Melbourner Herbarium aufbewahrt. Von 
vielen sind nähere Daten nicht bekannt, die Chronologie ist oft unsicher, es 
muß also genügen, den Schauplatz ihrer Wirksamkeit festzuhalten und den un- 
gefähren Wert zu bestimmen, den ihre Sammlungen für die floristische Er- 
schließung West-Australiens gehabt haben. 

Aus den südwestlichsten Bezirken der Südwest-Provinz ging verhältnis- 
mäßig am wenigsten ein. Dort sammelte Miss IRVINE an der Geographe Bay; 
wohl in der selben Gegend auch Mrs. MAc Harp. Beide Damen fanden wenig 
Neues, haben aber das Melbourner Herbarium durch vorzüglich präparierte 
Exemplare bereichert. Etwas wertvoller in floristischer Hinsicht waren die Ein- 
sendungen des Mr. MUIR von Deeside und Lake Muir, dann mehrere Funde 
von JAMES FORREST in den ziemlich entlegenen Walddistrikten am Blackwood 
River, söwie eine kleine, aber recht interessante Kollektion des Mr. WEBB vom 
Mount Lindsay (zwischen Denmark- und Hay River), welche mehrere sonst 
ausschließlich aus DRUMMONDs Sammlungen bekannte Spezies enthält. 

.. Alle übrigen Beiträge verdanken ihr Dasein der allmählich ostwärts sich 
vorschiebenden Besiedelung des Landes. Im Süden hatten schon DRUMMONDS 
Züge einen großen Reichtum der Übergangs-Zone zwischen Küstenland und 
Eremaea festgestellt. Im Auftrage F. v. MÜLLERS wurde dies Gebiet dann 
durch MAXWELL ziemlich eingehend exploriert, aber doch lange nicht erschöpft. 


60 Erster Teil. 


Weiter landeinwärts liegen weite Striche, die auch heute noch ganz ungenügend : 
bekannt sind. ROEs Sammlungen dort sind, soweit wir wissen (s. S. 55) sehr 
dürftig gewesen. Von Späteren hat Mr. HASSELL wenige, aber ganz bedeut- 
same Neuheiten (wohl in dem Ursprungs-Gebiet des Pallinup- und Gairdner 
Rivers) gefunden. Noch etwas nördlicher hat Mr. MuıR gesammelt, ferner 
auch Mr. CRONIN, der von der Gegend des Wagin Lake ostwärts bis Lake 
Lefroy gezogen ist und einige, leider zu wenige, Proben der Flora mit- 
gebracht hat. 

Eine größere Anzahl von Sammlern war in dem Übergangs-Gebiet vom 
Avon River zu der echten Eremaea, etwas nördlich vom 32° n. Br., tätig. = 
ist das Gebiet, wo seit alters von den reichen Farm-Distrikten am Avon die 
Siedelungen nach Osten vorgerückt wurden. Schon DRUMMOND hat sehr viel 
dort gesammelt, aber der Formen-Reichtum des Distriktes ist so groß, daß er 
die Flora nicht erschöpft hat. Viele seiner dort gefundenen Arten sind bis 
jetzt nicht wiedergefunden; umgekehrt manche neue entdeckt, die er nie gesehen 
hat. An diesen Resultaten haben mehrere Damen Anteil, die in jener Gegend 
ansässig waren. Miss EATON (Youndegin), Miss SEWELL, Mrs. HEAL und Miss. 
ADAMS sind am besten vertreten; ihre in Melbourne vorhandenen Sammlungen 
sind, zusammen genommen, recht umfangreich und würden noch manchen 
Aufschluß über jene Flora geben, wenn mehr davon bestimmt wäre. 

Im Osten schließen sich daran die heute durch die Goldfeld-Bahn erschlossenen 
Gebiete. Diese gewaltigen Einöden waren bis ans Ende der achtziger Jahre 
nur von Wenigen betreten worden. Erst seit der Eröffnung der Goldstätten 
von Southern Cross, als sich ein Strom von wagemutigen Männern über dies 
unwirtliche Land ergoß, da entstanden auch dort die ersten Vorposten d 
Zivilisation, und aus Lagerplätzen in der Wildnis wurden die Anfänge der 
Besiedelung. Dieser Entwicklung verdankt auch die Floristik manches Neue. 
CRONINs Zug von Wagin Lake zum Lake Lefroy ist bereits erwähnt. MERRALL 
sandte Einiges von Parkers Range, südöstlich von Southern Cross; es sind For- 
men darunter, die eine neue Exploration jener Hügel recht wünschenswe 
machen. Nicht weit von Southern Cross hat auch SAvER mehrere Beiträge 
nach Melbourne gesandt, leider viel weniger, als man von einem Mann erwartet 
durfte, der sich als botanischer Sammler bereits bewährt hatte: war er doch 
vorher, im Auftrage F.v. MÜLLERS, in Nord-Queensland gewesen und dort zum 
Entdecker der wichtigen Berg-Flora des Bellenden Ker Range geworden. 

; Die Goldfelder von Coolgardie und Kalgoorlie, welche erst kurz vor F.V. 


=g 


1. Kapitel. Geschichte. 61 


Teile Bearbeitung gefunden haben. Endlich sind auch die fernsten Vorposten 
westaustralischer Kolonisation an der Südostküste im Melbourner Herbarium 
gut repräsentiert: Isra@lite Bay durch die Beiträge der Familie BROOKE, Eucla 
durch eine Reihe von Korrespondenzen, unter denen die Namen BROOKE, BATT, 
WEBB und Mrs. RICHARDS zu verzeichnen sind. Diese Sammlungen brachten 
den Beweis, daß die Südwest-Provinz bald östlich von Isra&lite Bay, bei etwa 
124° ö.L., endigt, und daß am Nord-Saume der Großen Bight typische Eremaea- 
Flora herrscht. 

Der entgegengesetzte Pol der Südwest-Provinz am unteren Murchison River 
‚war ja bereits von DRUMMOND mit großem Erfolge erforscht worden (s. S. 51). 
Am Ende der fünfziger Jahre konnten dann WALCOTT und AUG. ÖLDFIELD , 
dazu recht wertvolle Ergänzungen liefern. Die ersten Bände von F. v. MÜLLERS 
Fragmenten enthalten das Wichtigste darüber, auch die »Flora Australiensis« 
bringt noch manches Nachträgliche. Um nur eines zu erwähnen: es ist OLD- 
FIELD, dem wir die Bekanntschaft mit Zmdlingsa calceolifiora verdanken, jener 
ganz eigenartigen Capparidacee, die einen der am meisten isolierten unter den 
Endemismen West-Australiens darstellt. Nach ÖLDFIELDs Zeiten sammelten 
gelegentlich Sir JOHN FORREST und namentlich Mrs. GUERIN bei Champion 
Bay. Auch F. v. MÜLLERS S. 56 schon erwähnte Reise nach Sharks Bay be- 
trifft dieses .Gebiet. Daneben enthalten die von F. v. MÜLLER gesichteten 
Sammlungen nur noch einiges von STUART CAREY, der zwischen Murchison 
River und Sharks Bay die eigenartige Goodeniacee Pentaptilon entdeckt hat. 

Ergiebig an neuen Funden waren die Reisen und Rekognoszierungs-Züge, 
die von Champion Bay aus in die benachbarte Eremaea eindrangen. Dieser 
Verkehr gestaltete sich ganz lebhaft, da die trefflichen Weide-Ländereien am 
oberen Murchison schon ziemlich früh ihre Anziehungskraft übten. Er erhielt 
neue Nahrung, als am Lake Austin und an vielen zerstreuten Plätzen des 
Binnenlandes Gold-Gruben entdeckt und in Betrieb genommen wurden. Das 
brachte auch der floristischen Kenntnis des Landes manchen Zuwachs, auf den 
man sonst noch lange hätte warten müssen. Aus der Flora des Lake Austin- 
Distriktes wurde zuerst durch KınG einiges bekannt. Der obere Murchison 
River war schon von OLDFIELD besucht worden, bis hinauf zu 450 km von der 
Mündung, aber seine botanisehe Ausbeute dort belief sich auf ein paar Spezies. 
Das selbe Gebiet gewann viel bessere Vertretung durch TysoN und CROSSLAND, 
aus deren in Melbourne konservierten Sammlungen freilich nur weniges ver- 
öffentlicht worden ist. J. Tysons Pflanzen kommen von Mount Narryer, dicht 
am oberen Murchison River, unter etwa 26'/,°s. B. gelegen. CROSSLAND reiste 
etwas nördlicher; seine Sammlung enthält als Standorte Mount Hale und mehrere 
nicht näher bezeichnete Lokalitäten im westlichen Teile des Peak Hill-Goldfeldes. 

it findet sie Anschluß an die S. 537 schon erwähnten Kollektionen aus dem 
System des Gascoyne Rivers, wo von beiden FORRESTs, von POLLACK, zuletzt 
auch von KinG jenes Material zusammengebracht wurde, welches F. v. MÜLLER 
in seinen »Plants indigenous around Sharks Bay etc.« 1883 verarbeitet hat. 


62 ‘Erster Teil. 


Spencer Le Moore, 

.Nach der Vollendung der Flora Australiensis (1878), in den letzten Jahren ” 
von FERDINAND VON MÜLLERS Tätigkeit (1890— 1896), schien die Erforschung 
der Flora von West-Australien einen gewissen Abschluß erreicht zu haben. 
Und doch war es gerade in dieser Zeit, als von neuem sich größere Unter- 
nehmungen der floristischen Erforschung dieses Landes zuwandten. Es ware 
die ersten Expeditionen, die in ihrem Programm sich geflissentlich auf die 
botanische Untersuchung beschränkten. Noch einmal gingen sie von Eurof 
aus. Aber es ist vielleicht das letzte Mal gewesen, daß europäische Botaniker, 
sich in dem auch wissenschaftlich selbständig werdenden Australien eingehender 
betätigt haben. | 

Die erste dieser Reisen wurde von dem in allen Weltteilen -bewä 

Mr. SPENCER. LE MARCHANT MOORE unternommen. Sie galt der Explora 
des öden Binnenlandes, das durch die überraschenden Gold-Entdeckungen 
Anfang der neunziger Jahre allgemein die Aufmerksamkeit auf sich zog: der 
Distrikte von Southern Cross und Coolgardie. Wie der Bericht über die Reise 
(in Journal of the Linnean Society London, Botany XXXIV, 171-261) angi 
brach die Expedition in den letzten Dezembertagen 1894 von Söuthern C 
auf und zog nordöstlich über sandige Busch-Heiden bis Siberia Soak 
Goongarrie, etwa unter dem 30° s. Br., südlich unweit des heutigen Menzies 
gelegen. Beim Weitermarsch drängte sich ein gründlicher Wandel in de 


für die pflanzengeographische Gliederung erkannt hat. Er legte den 30° s. Bi 
als die Grenzmarke zweier erheblich sich unterscheidender Floren fest. Vi 
dieser trennenden Linie nordostwärts führte die Reise von Goongarrie nac 
Mount Margaret, aus dessen Umgebung größere Teile der Sammlung stamm 

Ein Abstecher nach Nordwesten erreichte Bates Range, nördlich von Lake Darlöt, 


etwa 27° 30’ s. Br. Im Juni 1905 erfolgte die Rückkehr nach Coolgardie. 
Dort war das Wetter günstig gewesen, so daß die »Regenflora« sich gut ef! 
wickelt hatte, und SPENCER MOORE reichere Ausbeute gewann, als es in m 
chem anderen Jahre möglich gewesen wäre. Sein Lager befand sich € 
25 km südwestlich der Minen-Stadt. Er blieb dort bis zum Oktober. \ 

SPENCER MOOREs Sammel-Reise ist die längste gewesen, ‘die bis jetzt i 
Binnenlande West-Australiens zum Studium der Flora ausceführt ‚worden 


seine Funde aufzuzählen und die neu € | 
dern im Anschluß daran eine biologis 

Charakteristik der »Wüsten-Florae von West-Australien entwarf, die zwar nicht 
tiefer eindringt, aber als erster derartiger Versuch in der ganzen Literatur i 


1. Kapitel. Geschichte. 63 


das Gebiet ihre Verdienste hat. Ferner benutzte SPENCER N die Gelegen- 
heit, nach allen vorhandenen Quellen eine y h-statistische 
Aasieie der westaustralischen Binnenland-Flora anzustellen: . Diese bringt leider 
nur sehr bedingten Nutzen. Sie ist viel zu schematisch durchgeführt, um den 
Verhältnissen wirklich gerecht werden zu können. 


Diels und Pritzel, 


Im' Jahre 1900 entwarf VERFASSER einen Plan zur Bereisung West-Australiens, 
der mehrere bis dahin unberührte Seiten seiner Pflanzengeographie in den 
Vordergrund stellte. In erster Linie sollten die Formationen der Vegetation 
studiert werden, daneben aber den Erscheinungen und Bedingungen des Formen- 
Reichtums der Flora mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, als bisher ge- 
schehen war. Im Gegensatz zu der SPENCER MooRrEschen Reise, die neue 
Gebiete der Exploration unterwarf, handelte es sich hier also darum, auch die 
floristisch schon gut bekannten Bezirke nach moderneren Gesichtspunkten zu 
untersuchen. Das Projekt wurde dem Kuratorium der Humboldt-Stiftung für 
Naturforschung und Reisen vorgelegt und fand Billigung. So wurde im Auf- 
trag und mit den Mitteln dieser Stiftung die Reise in den Jahren 1900— 1902 
ausgeführt. 

In Gemeinschaft mit Herrn Dr. ERNST PRITZEL nahm ich den Weg über 
Süd-Afrika, wo wir von August bis Mitte Oktober 1900 die Flora der westlichen 
Eu Kolonie und der angrenzenden Karroo von Calvinia untersuchten. Die 
Landung in West-Australien erfolgte am 30. Oktober, sodaß wir Mitte November 
unsre Arbeiten aufnehmen konnten. Wir erkannten bald, daß der erstaunliche 
Aufschwung, den die Kolonie seit etwa zehn Jahren genommen hatte, uns vor 
all unseren Vorgängern nicht hoch genug zu schätzende Vorzüge gab. Der 
aus unbedeutenden Anfängen seit 1890 rasch fortgeschrittene Ausbau der 
Schienen-Wege schuf eine Freiheit der Bewegung, die vorher niemanden zu 
Gebote stand. Die Liberalität der Kolonial-Regierung setzte uns in die Lage, 
diesen Vorteil für unsere Aufgabe voll auszunutzen und ermöglichte es uns, in 
der kurzen Zeit von vierzehn Monaten eine solche Fülle eigener Anschauung 
zu gewinnen und so umfangreiches Material in unseren Sammlungen zu ver- 
einigen, daß wir fast unabhängig von früheren Kollektionen arbeiten konnten. 

Wir begannen unsere Untersuchungen in der Umgebung der Hauptstadt: 
in den Revieren, wo PREISS einst gesammelt hatte. Später bot die noch in 
ihrer Vollkraft Hcheäde Wald-Vegetation des N Range (gegen Ende Novem- 
ber) reiche Ausbeute. 

Da die Niederschläge der Regenzeit von 1900 bis weit landeinwärts un- 
gewöhnlich ergiebig gewesen waren, durften wir um die Wende von November 
bis Dezember von einem Abstecher in das Gebiet von Coolgardie noch manches 
erwarten. Die »Regenflora« war zwar bis auf einige Compositen bereits ver- 
verwelkt, aber ihre Reste gaben doch ein Bild des Pflanzen-Reichtums, den 
ein günstiges Jahr auch in den Einöden der Eremaea hervorzuzaubern vermag. 


ne 


4 

64 Erster Teil. Ä 
Den Dezember 1900 verwandten wir auf Ausflüge nach dem Südwesten bis ° 
zur Geographe Bay, in die Umgebung von Perth, dann in die Wälder des 
Darling Range. In den ersten Tagen des Januar ıg0oı gab der Besuch von 
Champion Bay Gelegenheit, die Litoral-Flora des Nordens kennen zu lernen 
und, unterwegs, auf den noch blumenreichen Sandheiden nördlich vom Ursprung > 
des Moore Rivers zum erstenmal die überraschende Formenfülle dieser Land- 
schaften festzustellen. 
Demnächst folgte ein Ausflug zum Collie River, in dessen Wald-Gebieten wir 
zur Floristik und Formationskunde des Südens nicht unwichtige Aufschlüsse 
fanden. Der größte Teil des Januars aber diente dem Studium der King George 
Sound-Flora. Ihre systematische Zusammensetzung, die zahlreichen am Swan 
River nicht vertretenen Arten, die phaenologisch stark abweichenden Verhältnisse 
der Südküste lieferten dem Studium reiches Material. Auf dem Wege zwischen 
Swan River und King George Sound bot sich längs der Great Southern Rail- 
way erwünschte Gelegenheit, die Vegetation der Wandoo-Zone in ihrem Sommer- 
Zustande zu mustern. A 
Im Februar wurde der Zuwachs zu den Sammlungen schon bedeutend ge 
ringer. Nach mehreren Richtungen veranstalteten wir Exkursionen, die im 
wesentlichen der Formationskunde zu gute kamen: so nach dem unteren Moore 
River, dem Avon River bis Newcastle, namentlich aber nach dem Südwesten 
in das Gebiet des Blackwood River. ; 
Auch im März galten die meisten Unternehmungen den Jarra-Gebieten des 
Südens. Ich besuchte den Vasse River und von dort die Südwest-Spitze des 
Landes bis nach Karridale. Eine Wagenfahrt vom Blackwood River über Lake 
Muir bis zum Hay River mit einem Abstecher nach der Südküste führte mitten 
durch die noch am wenigsten erschlossenen Teile der südlichen Wald-Gebiete. 
Ein zweiter Besuch von King George Sound währte nur wenige Tage. 2 


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Der letzte Teil der Trockenzeit, in der die Vegetation der Südwest-Provinz 
allgemein in einem Stillstande verharrt, schien geeignet, den tropischen Anteil 
West-Australiens zu besuchen. So waren wir während des größten Teiles des 
März und in den ersten Tagen des April auf einer Reise nach dem Distrikte 
der Nickol Bay unterwegs, wo Roebourne ein geeignetes Standquartier für 
größere und kleinere Exkursionen bot. a 


Bei unserer Rückkehr hatte die Regenzeit eingesetzt. Die Erstlinge def E 
neuen Vegetations-Zeit sammelten wir um Perth und am Serpentine-River. 


Zug. 


Ein kurzer Abstecher nach Southern Cross zeigte, wie die Binnenland-Forma 
tionen noch völlig ruhten: nichts stand in Blüte als ein einziger Compositen- 
Strauch und eine Eucalyptus-Art. Dagegen war in den Übergangs-Zonen .. 
Südwest-Provinz auf den Sand-Heiden schon reges Leben erwacht. Eine Ex 
kursion nach Tammin am 21. Mai lieferte viele der bizarren Gewächse dort 
bereits in schöner Blüte, Im Darling Range zwischen Avon River und dem 
Abfall des Plateaus wuchs täglich die Zahl der blühenden Sträucher. Die Süd“ 
küste dagegen war gleichzeitig noch zurück, wie sich zu Ende des Monates am 
King George Sound herausstellte. Doch machten wir unterwegs Bekanntschaft : 


1. Kapitel. Geschichte. 65 


mit den reichhaltigen Beständen, die in der Gegend des Stirling Range auf den 
Ebenen und an den Vorhügeln heimisch sind: es war die erste Begegnung mit 
der vielfach so eigenartigen Flora des Südostens. 

Mit Anfang Juni empfahlen sich die wärmeren Landschaften des Nordens 
zunächst der eingehenderen Untersuchung. Neben: einigen kurzen Informations- 
Ausflügen am Swan River, widmeten wir uns daher im Juni und in der ersten 
Juli-Woche fast ausschließlich den Gebieten vom Irwin River nordwärts. Die 
Flora der Creeks in ihrem Frühlings-Kleide, die unerschöpfliche Arten-Fülle 
der Sand-Heiden am Irwin oder am Greenough, die Gebüsche um Champion 
Bay brachten während dieser Periode die reichsten Aufschlüsse. Von Champion 
Bay aus besuchten wir ferner ein noch sehr wenig bekanntes Gebiet, die Um- 
gebung von Cue unweit Lake Austin. Der Aufenthalt dort währte zwar nur 
kurz, aber er war lehrreich für die Auffassung des nördlichen Binnenlandes; 
die etwa 400 km lange Reise kreuzt die Grenze zwischen Südwest-Provinz und 
Eremaea in einer sehr charakteristisch ausgeprägten Zone. 

Nach der Rückkehr zum Swan River (10. Juli) offenbarte sich ein bedeu- 
tender Fortschritt der Vegetation, der besonders deutlich an dem Plateau-Abfall 
des Darling Range sichtbar wurde. Mitte Juli begaben wir uns wiederum an 
die Südküste, wo viele Charakter-Gewächse in voller Blüte standen. Einige 
Tage verwendeten wir auf die wohlbekannten Stätten in der Nähe von King 
George Sound. Dann fuhren wir ostwärts nach Cape Riche, eine relativ kurze 
Strecke, welche aber für die Formations-Kunde der Südwest-Provinz ungemein 
wertvolle Aufschlüsse enthält. 

Im August brachte ich das erste Monats-Drittel in Carnarvon an der Sharks 
Bay zu. Das Gebiet dort war wenig erforscht gewesen. Doch wußte man, 
daß es noch regelmäßigen Winter-Regen erhält. Von Interesse schien es 
daher, zu prüfen, welche Rolle die südwestlichen Floren-Elemente dort spielen. 
Auf dem Rückweg revidierte ich wiederum die Flora um Champion Bay. Ich 
fand sie auf dem Gipfel ihrer Entwickelung. Auch weiter südlich machte die 
Vegetation nun schnellen Fortschritt. Jede Exkursion in der Umgebung des 
Swan River zeigte das deutlich; ein Abstecher in die südlichen Jarra-Wälder 
(am Blackwood River) brachte gleichfalls mancherlei Neues. Aber der Höhe- 
punkt des Monates war ein Ausflug in seinen letzten Tagen, der uns vom Avon 
River bei Newcastle zum Moore River führte. Fast das gesamte Gebüsch stand 
in Blüte. Die Zahl der blühenden Strauch-Arten schien unermeßlich. 

Im September galt unsere erste Reise abermals den Distrikten an der 
Champion Bay, am Greenough River und dem Irwin River bei Mingenew; die 
zweite dagegen suchte wiederum den Süden auf, King George Sound mit Um- 
gebung und die Ebenen westlich vom Stirling Range. In die Zwischenzeit 
fallen kleinere Exkursionen am Swan River. 

Dagegen bestimmten wir den Oktober zu größeren Explorations- Touren. 
Die ersten drei Wochen dienten der Erforschung des Südostens, längs der 
Straße von King George Sound zum Phillips River: also in einem bereits von 
DRUMMOND und MAXWELL besuchten Bezirke. Dieser Weg überschreitet auf einem 


Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. 5 


66 Erster Teil. 


niedrigen Passe den Stirling Range; das gab Gelegenheit, zwei von den höchsten 
Kuppen dieses Bergzuges, Tulbrunup und Mount Trio, zu besteigen und ihre 
interessante Flora zu untersuchen. ; 
Am Schlusse des Monates sammelten wir längs der Goldfeld-Bahn bei ° 
Tammin (östlich von York) und in der Nähe von Southern Cross; die Ausbeute, \ 
besonders von den Sand-Heiden, enthielt ungewöhnlich interessantes Material 
aus jener erst vor wenigen Jahren in Angriff genommenen Flora. 3 
Noch ergiebiger in dieser Hinsicht gestaltete sich eine Reise zu den öst- 
lichen Bezirken, die ich an der Wende von Oktober und November unternahm. 
Sie führte zuerst nach Menzies, wo eine reiche Sand-Flora aufgedeckt wurde; 
später nach Coolgardie und von dort auf der direkten Straße nach Esperance 
Bay, durch zum Teil noch unexploriertes Territorium. Man gelangt dort aus 
den Eucalyptus-Beständen der Eremaea in die Ostmark der Südwest-Provinz, 
die dort freilich nur noch die geringe Breiten-Erstreckung von etwa 60 km hat. 
Im November beschäftigten uns einzelne ergänzende Ausflüge im Gebiete 
des Swan River, bei King George Sound, am Denmark River. Um die Mitte 
des Monates besuchten wir nochmals die eigentümlichen Sand-Heiden im Osten 
von Southern Cross mit ihren extrem xeromorphen Arten südwestlichen Cha- 
rakters. Schließlich reiste ich zum letzten Male zur Champion Bay und z0g 
von dort gegen den Murchison River hin, über jenes wellige Sand-Land, dessen 
prächtige Endemismen schon von DRUMMOND entdeckt und gepriesen worden 
waren. 


u 


Ein kurzer Ausflug vom Moore River westwärts bis zu dem von DRUMMOND 
öfter genannten Dandaragan bildete den Abschluß unserer Tätigkeit. Wir ver- 
ließen West-Australien Ende Dezember 1901, um uns nach dem Osten des 
Erdteiles und nach Neuseeland zu begeben. | 
Die Kollektion, die Dr. PRITZEL in West-Australien anlegte (1016 Nummern), 
ist an die meisten großen Herbarien gelangt. Ihr Katalog findet sich publiziert 
in Englers Botan. Jahrb. XXXV, 632—642. Meine eigene Sammlung, welche 
an 4700 Nummern aus West- Australien enthält, befindet sich im Kgl. Botan. 
Museum zu Berlin. Die systematisch-Noristischen Ergebnisse sind im Jahre 
1904—1905 veröffentlicht worden (L. DIELS und E. PRITZEL Fragmenta Phyto- 
graphiae Australiae occidentalis; in Englers Botan. Jahrb. XXXV, 55—664 
Fig. ı—70). Die Zahl der dort neu beschriebenen und z. T. abgebildeten © 
Arten beläuft sich auf 235. Für jede Gattung wurden ferner zusammenfassende 
Kapitel über Lebensweise und Vorkommen gegeben, die als Material für das = 
biologische Verständnis der Formenkreise gedacht sind. 2 


EN RN TANTE POSTEN I 


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PN tn RE 


Bestrebungen der Gegenwart, d 

Die an eigenartiger Schönheit so reiche Pflanzenwelt von West-Australien 
findet viel Bewunderung und Liebe im Lande selbst. In der Zeit des schönsten 
Blumen-Flores, von Juli bis November, werden vielfach von den größeren Orten 
Sonder-Züge abgelassen, die das Publikum an irgend eine Stätte unberührte 


I. Kapitel. Geschichte. 67 


Vegetation führen, wo man Blumen pflückt. Diese Ausflüge gehören zu den 
Freuden der ‘season’ für Jung und Alt. 

Ernsteres Studium der Pflanzenwelt dagegen hat erst in der neuesten Zeit 
im Lande eingesetzt. Im Jahre 1897 wurde die »Mueller Botanic Society« ge- » 
gründet. In den ersten Jahren ihres Bestehens diente sie mehr der Konzentrierung 
des populären Interesses an der einheimischen Flora, als einer wirklich wissen- 
schaftlichen Beschäftigung damit. Neuerdings aber hat sich darin ein gründ- 
licher Umschwung vollzogen. Männer mit ausgezeichneter Vorbildung haben 
die Leitung der Vereins-Bestrebungen in die Hand genommen und sie auf 
Bahnen gelenkt, die wertvolle Erfolge verbürgen. Der leider zu früh verstorbene 
ALEx. PURDIE untersuchte 1900 die Orchideen West-Australiens und fand eine 
Reihe neuer Formen auf. Das seit dem ı. Juli 1897 bestehende Organ des 
Vereins, Journal of Proceedings of the Mueller Botanic Society, brachte in seinen 
neueren Heften (Nr. 8 und folgende) außerdem Beiträge von W. V. FITZGERALD 
und CEcıL R. P. ANDREWS, die von interessanten Entdeckungen dieser Herren 
Kunde geben. In Heft II (April 1903) hat W. V. FITZGERALD außerdem eine 
Zusammenstellung der im Staate von West-Australien vorkommenden Bäume 
gegeben, mit Einschluß der im tropischen Anteil heimischen Arten. Die um- 
fangreiche Liste ist im wesentlichen eine Compilation der in der Flora Aus- 
traliensis enthaltenen Daten über den Gegenstand. 

Im Jahre 1904 erweiterte sich die Mueller Botanic Society zu einer weiter fassen- 
den Gesellschaft, die den Namen »The West-Australian Natural History Society« 
erhielt. Die ersten zwei Nummern ihres »Journals« erschienen im Mai 1904 
bzw. ı905. Es enthält für die Floristik wertvolle Beiträge von W.V. FITZGERALD 
und C. AnpREwS. Beide Herren haben auf ihren Reisen im Jahre 1903 bzw. 
1904 botanische Sammlungen angelegt: W. V. FITZGERALD längs der Midland 
Railway und unweit Cue bzw. Nannine im September, sodann an mehreren 
Stellen der Goldfeld-Bahn im November; C. ANDREWS teils auf der Fahrt vom 
Stirling Range ostwärts nach Esperance und von dort nördlich bis Coolgardie, 
teils gleichfalls in der Umgebung von Cue. Die Erfolge dieser Herren, sowie die 
Funde von G. H. THISELTON-DYER an der Goldfeld-Bahn (vgl. Literatur unter 
HEMSLEY), beweisen, welch lohnende Aufgaben sich der neu gegründeten Ge- 
sellschaft auch auf floristischem Gebiete darbieten. 


Die Zusammenfassung aller Leistungen, die für die Erforschung der 
Vegetation West-Australiens zu verzeichnen sind (vgl. Karte Fig. ı, 5. 68), ergibt 
noch bedeutende Lücken in der rein floristischen Kenntnis des Landes. Können 
auch die zwischen Swan River und King George Sound gelegenen Teile als im 
wesentlichen bekannt gelten, so zeigen doch bemerkenswerte Funde der letzten 
Jahre, daß selbst in unmittelbarer Nachbarschaft alter Sammel-Centren noch 
Wichtiges entdeckt werden kann. Alle übrigen Teile jedoch sind auch gegen- 
wärtig noch durchaus’ lückenhaft erschlossen. Es ist nicht zu vergessen, daß 
die Sammlungen, die wir besitzen, meist an den selben Straßen und Wegen 
angelegt sind, die schon DRUMMOND benutzte. Die ganze Ausdehnung 

5 


68 Erster Teil. 


der weglosen Flächen, die dazwischen liegen, ist noch kaum berührt. 
Zweifellos wird namentlich der breite Gürtel von Sandland, der sich fast überall 
zwischen die Wald-Gebiete und die Eremaea einschiebt, noch eine unüber- 
‘sehbare Menge neuer Formen liefern. Ganz besonders ungenügend sind unsere 
Kenntnisse dieser Zone zwischen dem 32° und 34° s. Br., wo östlich der Great 


Stand der Floristischen Erforschung 


von 
o Südwest- Australien. 


o Reisen von P. Diefs. 


Nee 


Fig. ı. Stand der floristischen Erforschung von Südwest-Australien im Jahre 1905. 


Die abgestufte Schraffierung zeigt den Grad des Erforschtseins in vier Stufen. 


Southern Railway kaum etwas gesammelt ist. In den nördlichen Gebieten iS 
jenseits der Haupt-Straßen ebenfalls so gut wie nichts bekannt. Unsere 4 
fahrungen in der Eremaca sind gleichfalls auf einige wenige Routen beschränkt. 
Über weite Strecken scheint dort die Flora zwar nicht formenreich zu sein; Ge 
eingesprengten sandigen Striche dagegen, von denen erst wenige untersucht 

eine 


worden sind, werden zweifellos noch ganz bedeutenden Zuwachs bringen. 


2. Kapitel. Literatur. 69 


Beobachtungen an der Straße Norseman-Esperance lassen mich namentlich in 
den Grenz-Gebieten zur sublitoralen Flora des Südostens noch viel erwarten. 

In manchen Kreisen West-Australiens habe ich die Überzeugung äußern 
hören, der floristische Bestand des Gebietes sei vollständig oder doch nahezu 
vollständig bekannt; auch F. v. MÜLLER soll diese Meinung geteilt haben. Das 
ist eine Ansicht, die durchaus auf Irrtum beruht und nach den Erfahrungen 
der letzten fahre jedenfalls nicht mehr haltbar ist. West-Australien wird dem 
Systematiker keine Überraschungen mehr, keine Gattungen ohne sicheren An- 
schluß oder dergleichen bringen, aber die Vielförmigkeit seiner altbekannten 
Floren-Elemente wird sich noch lange in immer neuer Beleuchtung zeigen und 
immer wieder reich an neuen Kombinationen bewähren. Neben der Floristik 
sind bis jetzt nur wenige der Aufgaben, die das Gebiet der Forschung stellt, in 
Angriff genommen worden. Niemanden wird das überraschen. Naturgemäß hat 
dem Aufbau des floristischen Fundamentes fast alle Arbeit gegolten, die dem 
ersten Jahrhundert der westaustralischen Botanik sein Gepräge gibt. Ihr Ziel 
ist noch lange nicht erreicht, aber sie hat viel geleistet, und es ist auch anderen 
Bestrebungen nun der Weg geebnet. 


2. Kapitel. Literatur. 
Die mit * bezeichneten Abhandlungen enthalten ausschließlich descriptiv-systematische Beiträge. 


*ANDREWS, C. Notes on Stylidieae etc. In Journ, of Proceed. of the Mueller Bot. Soc. Perth. I. 
No. 9 (June 1902), p. 17—20. 
—— The ni, Be In Journ. of Proceed. of the Mueller Bot. Soc. Perth. L No. 10 
(Decemb. 1902), p. 14—31. 
New ige of Western Australian Plants. In Journ. ji Proceed. of the Mueller Bot. Soc. 
Pe IL o (Decemb. 1902), p. 38—39. No. ıt (April 1903), p. 80—81. 
= PET ovalis Heck f,, an Addition to the Flora ir Western Australia. In Journ. of 
Proceed. of the hiueler Bot. Soc. Perth. I. No. 10, p. 39. 
—— Ferns in the Perth District. In Journ. of Proceed. “ the Mueller Bot. Soc. Perth. I. 


* 


No. 10, p. 40. 
* —- Additions to the West Australian Flora. In Journ. W. Austr. Nat. Hist. Soc. I (1904), 
37—43- 
—— Two new Species of ag from Western Australia. In Journ. W. Austr. Nat, Hist. Soc. 
II (1905), p. 57— 
*BENTHAM, G. Flora a 7 voll. London 1863— 1878. { 
ROOKE, J. P. Natural features of Israelite Bay. In Australas. Assoc. Advanc. Science VI 
(1895), p. 561. 
Brown, H.Y.L. General Report on a Geological Exploration of that portion of the Colony of 
Western Australia lying southward of the Murchison River and westward of a 
Bay. Perth 1873. 
Brown, ]J. EoxmE. Report on the Forests of Western Australia; their Description, Utilisation and 
roposed future Management. Perth 1896 
—— The Forests of Western Australia and we Development. Perth 1899. 
*BRown, RoB. Prodromus Florae Novae Hollandiae et insulae Vandiemen, Vol. I. Londini 1810. 


* 


70 Erster Teil. 


*BROWN, RoB. Supplementum primum Prodromi Florae Novae Hollandiae, exhibens Be 
novas quas in Australia legerunt DD. BAXTER, CALEY, CUNNINGHAM, FRASER et SIEB 


ndini 1330. ; Bi 
—— General Remarks, geographical and systematical, on the Botany of Terra Australis. London 
1814. ; 
—— Character and Description of Aingia. In King, Narrative of ..... Australia II, p. 534—565. 
1327). 
—— General ns of the Botany of Swan River. In Journ. Roy. Geograph. Soc. I, p. 17—21 
(1832). — Miscell. Botan. Works I, p. 

CoLLIE, R. List E Plants collected at King Geoie s Sound. In Proceed. Linn. Soc. New Sor 
. ser. V. Sydney 1891, p. 295—296. 
Dies, L. ak Pink and Climate of Western Australia. In Journ. of Proceed. of the Muel 
Bot. Soc. Perth. I. No.9 (June 1902), p- I—14. 
-—— Two New Species of Orchideae from Western Australia. In Journ. of Proceed. of 
Mueller Bot. Soc. Perth. I. No. rı (April 190 3), P- 79, 
Reisen in West-Australien. Vortrag. In Zeitschrift Gesellsch. rel: Berlin Kr S. "a 
—— Zwei Nutzhölzer West-Anstraliens. In Tropenpflanzer VII (1903), S. 103— 
—— und E. Pritzet. Fragmenta Phytographiae Australiae occidentalis. Elena: zur Kenn! 
er Pflanzen West-Australiens, ihrer Verbreitung und ihrer ebene. Ver 

Englers Botan. Jahrb. XXXV, S. 56- 662, Fig. 1—70 (1904. 1905). 
DRUMMOND, = Extracts from various letters een, to the Botany of Swan River. In Ho . 
urn. of Feree ii (1840), p. 343—371. In ei London ar of Bot. II (184 


*ENDLICHER, ST. Fran tio plantarum quas .... collegit Hügel vgl. HüseL. 
EnNGLER, A. Versuch einer TERN der Pflanzenwelt. II. Leipzig 1832. 
*FITZGERALD, R. D. On the Orchids of Western Australia. In Gardeners Chronicle 1882, 


p- 461. 
Australian Orchids. Sydney 1875—1894. 2 voll. 2 
*FITZGERALD, W.V. Additions to the West Australian Flora. Notes on New Species of Plaı 
' indigenous to the State of Western Australia, In Journ. of Proceed. of the Mt 
Perth, I, No. 9 (June 1902), p. 16. 17. I, No. ı0 (Decemb. 1902), P- 36. : 
p- 81, 82. In Journ. W. Austr. Nat. Hist. Soc. I (1904), p. 3—36. 
—— Trees dr ee Fe with Notes on their Uses and Distribution. = Journ. ofP 
of the Mueller Bot. Soc. Perth I No, ır (April 1903), p. 1—78. 


* — Notes on some West Australian Species of Acacia. In Journ. W. Austr. Nat. Hist. 
(1904), p. 44—32. 

*—— Note on the so-called Boronia Purdieana, Diels. In Journ. W. Austr. Nat. Hist. ke: 

- 11904), p. 53—55. 


—— Description of some new species of plants from Western Australia. In Transact. Lit 

€. of New South Wales. Sydney 1902, # 

FLINDERS, M, A Voyage to Terra Australis ... in 1801—03 in H. M. S. the »Investig% 

ondon 1814, 2 vols. and Atlas. 

FORREST, J: Journal of the Western Australian Exploration Expedition through the Centre 

Australia. Perth 1875. Vgl. Proceed, Roy. Geograph. Soc. XIX (1875), =: sen 

—— Explorations in Australia. London 1875. | 

0. L.C. DE $S. pr. Voyage autour du monde fait sur les corvettes »Uranie« et ur 
ne«. Vgl. GAuDIcHaup 

iin: €. Voyage autour an monde fait sur les corvettes »Uranie« et »Physici 

1817—1820, par L.C. De S, pe FREYCINET. Histoire Naturelle. Botanique. Paris I 

GiLes, E. Australia twice"traversed. London 1889, 

GREGORY, A. C. and F. Tr. 


2 voll. 
Journals of Australian Explorations. Brisbane 1884. 


2. Kapitel. Literatur. 1 


Hirvey, W. H. Extract of a Letter from Dr. Harvey, dated Freemantle, W. A. In Hookers 
Kew Journ. of Bot. IV (1852), p. 315 


In Hookers Kew Journ. of Bot. VI (1854), 
. 180— 184 

re Characters of some New Genera of Plants recently discovered by Mr. James Drummond in 
Western Australia. In Hookers Kew Journ. of Bot. VII (1855), p- 51 

___ Extracts from Australian Letters. In Hookers Kew Journ. of Bot. VII (1855), p- 4751. 

Phycologia australica. London 1858—1863 vols. 

HEMSLEY, W.B. Plantae novae Australiae oceidentalis a G. H. Thiselton-Dyer lectae. Hooker's 

Icones IV. ser. vol. III t. 2775—2783 (1905). 

HooKER, J. D. On the Flora of Australia, its Origin, Affınities and Distribution, being an Intro- 
ductory Essay to the Flora of Tasmania (Flor. Antaret. pt. III vol. I). London 1859. 

or C. Liber Baro de . Enumeratio plantarım quas in Novae Hollandiae ora austro-oceiden- 
tali ad fluvium cygnorum et in sinu regis Georgi collegit. Vindobonae 1837. 

Kınc, P.P. Narrative of Survey of the Intertropical = ge Coasts of Australia performed 

en the same 1818 1822. London 
LA Bun ano J. J. H. pe: Relation du voyage ä la er de La P£rouse, fait par ordre de 
sembl&e constituante pendant les annees 1791 et 1792 et pendant la premiere et 

Le ug annde de la r&publique frangaise. Paris 1799. 2 voll. et Atlas. 

—— Novae Hollandiae plantarum specimen. Parisiis 1804— 1806. 2 vo 

*LEHMANN, CH. Plantae Preissianae sive Enumeratio plantarım quas in Kaitiasa occidentali ” 
ee annis 1838—ı841 collegit Ludovicus Preiß. 2 voll. Hambur 
1844— 1847 (647 und 499 S.). 

Be DE ix ei Notice sur la veg&tation de la Nouvelle Hollande. Vgl. P£roN et 


LINDLEY, r = ER of the Vegetation of the Swan he Colony. In Appendix to the first 
wenty-three volumes of Edwards’s Botanical Register. London 1839. 

*L UEHMANN, J. G. Reliquiae Muellerianae. In Vietorian ER 1896. 

*MEISNER, C. F. A List of Proteaceae collected in Southwestern Australia by Mr. James Drummond. 
Hookers Kew Journ. of Bot, IV (1852), p. 181—ı187; 207—212. 

of Bot. VIL (1855) p. 64—78. 

Monnwon, en The Veretation of Western Australia. In »Western Australian Year-Book« for 

98/99 (XI. edition). Perth 1900. 
*MÜLLER, E en Fragmenta phytographiae Australiae. Melbourne 1858—ı832. 12 vols. 
rg re indigenous or introduced. Intercolonial Exposition Essay, n. 5. Mel- 
bou 1866. 


Report on ae Forest Resources of Western ee en 1879. 30 S., 20 Taf. 

Systematice Census of Australian plants. Melbourne ı 

A Lecture on the Flora of Australia. Deutsche a in Petermanns Geogr. Mitteil. 
1883, 


248. 


plogre: phia. Sera 1879—1 


—— 


Melbourne 1889. 

ustralian species of Acacia ind cognate Genera. Melbourne 1888. 

* —— Iconography of ee Salsolaceous Plants. Melbourne 1889—1891. 

—— Iconography of Candolleaceous Plants. Dec. 1. Melbourne 1892. 

—— Notes on Nuytsia Aloribunda by Mr. Webb of King George’s Sound. In Vietorian Naturalist 
1894. 


* 


* _—— [New Species of Segen Plants]. In: 
he Chemist and Druggist of Australasia. Melbourne vol. Iff. 1886— 1896. 
Wing’s Eine Seience Record. Melbourne I (1880— 1881), II (1882), n. s. 1 (1885). 


u Erster Teil. 2. Kapitel. Literatur. 


*MÜLLER, F. von, and R. TATE. Elder Exploring Expedition. Botany. In Transact. Roy. 
South Austr. XVI (1896), p. 333—383. 
PERON et L. DE FREYCINET. Voyage de decouvertes aux terres australes pendant les anndes 
1800— 1804. Ed. II. Paris 1824. Darin vol. IV 327—353 
LESCHENAULT DE LA Tour, Notice sur la vegetation de la Nouvelle-Hollande et 
“ la Terre de Diemen. 
PriTzeL, E, Fragmenta phytographiae Australiae occidentalis. Vgl. Dies. 
PURDIE, ALEX. Our native Orchids. In Journ. of Proceed. of the Mueller Botan. Soc. of Weste 
- Australia. Perth 1900 (22 S.). 
—— Record of Species (Orchideae) collected in the Year 1901. In Journ. of Proceed. of 
’ Mueller Botan. Soc. of Western Australia. I. No. 9, 14, 15. Perth 1902. 
—— The Epacridaceae or »Australian Heaths«. Lecture. In Journ. of Proceed. of the Mu 
n Botan. Soc. of Western Australia. IL. No. 10, 4—13. Perth 1902. 


9 “ 
Some new species from Australia. In Journ. of Botany XL (1902), p. 25—30. 
—— Alabastra diversa. X. New plants from Australia. II. In Journ. of Bot. XLI (1903), p. 98— 
TATE, R. On the Influence of Physiographic Changes i e: 
In Australas. Assoc. Advanc. of Science. Report of the first Meeting Sydney ı 
P- 312—325. 
*TURCZANINOW, N. Decas tertia generum adhuc non descriptorum adjectis description 
erfe 


que Umbelliferarum imp 
74 


Li 


* 


* 


nonnullarum. In Bull. Soc, Imper. nat. Moscou (1849), p. 3—38. 
Myrtaceae xerocarpicae, in Nova Hollandia a cl Drummond lectae et plerumque in co. 
tione ejus quinta distributae, determinatae et descriptae. Bull. de la classe p 
m. de l’Acad. imper. science St. Petersbourg X (1852), p. 321—346 m 


p & 
ide to the Contents of the Western Australian Museum. With Zoog 


—— Notes on some Specimens of Plants co 


| llected ad King George's Sound. — Transact. 
Soc. New South Wales. 


2. ser. VII. Sydney 1893, P- 25—34. 


Zweiter Teil. 


Abrib der physischen Geographie 
des extratropischen West-Australiens. 


1. Kapitel. Allgemein geographische Verhältnisse. 
I. Orographie, 


Das extratropische West-Australien, wie es für unsere Darstellung abgegrenzt 
ist, erstreckt. sich vom Wendekreis südwärts zum Meere; im Osten geben wir 
ihm durch den 128° ö. Br. einen willkürlichen Abschluß. 

Innerhalb dieser Grenzen gliedert sich der südwestlichste Teil ziemlich 
scharf von dem Rest des Landes ab. Eine schiefe Linie, von der Sharks Bay 
gezogen bis etwa zum Russell Range, scheidet diese Südwest-Provinz von 
der übrigen Masse. 

Das Binnen-Gebiet dagegen bildet iin jeder Beziehung einen Teil Zentral- 
Australiens, der Eremaea, wenn man diesen Begriff auf die Hauptmasse des 
Kontinents ausdehnt. Es verkörpert von dem australischen Plateau den süd- 
westlichsten Abschnitt, ein monotones Flachland, das rund 400—500 m über 
dem Meere gelegen ist. Auf weiten Strecken erscheint die Oberfläche nahezu 
eben. Vielfach aber gewinnt sie durch isolierte Berge oder durch dünenartige 
Bildungen eine leichtbewegte ‚Konfiguration. Landschaftlich wiederholen sich 
alle Momente, die dem inneren Australien sein Gepräge geben: die wasser- 
losen Einöden, die schwach vertieften Salzmulden, die rauhen Hügelklippen, 
welche mitten aus der Fläche aufragen. Die Wirkung des Ganzen gibt den 
Eindruck einer zeitlich unbegrenzten starren Ruhe. Es fehlen die Spuren einer 
bewegten Geschichte, wie sie das Eyre-Becken im Osten der Eremaea in reiz- 
voller Menge bietet. Selbst die Kräfte der Gegenwart haben selten gewalt- 
samer in den gleichmäßigen Entwickelungs-Gang der Gestaltung eingegriffen. 

West-Saume der Eremaea aber ändert sich die ewige Gleichförmigkeit 
unter dem Einfluß entschiedenen Klima-Wandels. Zwei Momente divergenter 
Richtung sind daran beteiligt. Im Norden dieses Saumes sind es die stetig 
und reichlich werdenden Sommer-Regen, die die Formen des Landes 
modelliert haben. Die abflußlosen, salzgeschwängerten Depressionen ver- 
lieren sich. Tal-Bildungen treten auf. Die Betten des Ashburton, des Gas- 
coyne, des Murchison und Greenough River sind relativ ansehnliche Furchen, 


74 Zweiter Teil. 


jedenfalls mit die mächtigsten in ganz West-Australien. Zwar führen s 
sämtlich nur periodisch Wasser; die Erosions-Kraft wirkt nicht gleichmäßi 
sondern sie setzt sich zusammen aus beträchtlichen, aber stark intermittier 
den Flut-Wirkungen. 

Die regulären Sommer-Regen erfahren südwärts rasche Abschwächun 
Damit büßt der Westsaum der Eremaea zunächst wieder seine bessere Glied 
rung ein. Südlich des Greenough River werden die Täler wieder viel kürz 
und unbedeutender. Aber dieser Zustand besteht nur auf einer kurzen Strech 
Dann beginnt sich die zunehmende Mächtigkeit des Winterregens 
der Oberflächen-Gestaltung auszuprägen, die für den größten Te 
der Südwest-Provinz charakteristisch ist. Schon der Moore River 
tiefer in das Land hinein. Das innere Plateau senkt sich nicht mehr in 
mählicher Neigung zur Küste. Es bricht, wie in Südost-Australien in steilem 
Abfall ab und wird zu seinen Füßen von einer Aufschüttungs-Ebene begleit 
die es in wechselnder Breite vom Meere scheidet. Die Flüsse werden pe 
manenter und haben sich tiefer in das Plateau hineingefressen. Hübsche T: 
landschaften von allerdings sanften Formen führen immer tiefer in den Granit- 


hat der Blackwood River den längsten Tal-Lauf im südlichen Teile des 
ausgegraben. Im Gegensatz zu den großen Flüssen des Nordens, erschö 
sich seine Wasserführung wohl nur in ganz ausnahmsweise regenarmen Ja 
gewöhnlich füllt ein schwach dahin strömender Fluß das Bett. Von dort 
Osten etwa bis zur Tor Bay ist der Plateau-Rand von vielen längeren 
kürzeren meist N—S gerichteten Tälern durchschnitten. Freilich ist 
Gefälle gering; in unzähligen Windungen schleichen sie langsamen Lau 
durch das Land. Noch weiter östlich werden sie rasch unbedeutender. 
wiederholt sich bei ähnlichem Klima das Küstenbild, wie es zwischen M 
und Greenough River besteht. Aber eine erneute Komplikation der Archite 
wie sie die tropischen Regen dem Norden geben, fehlt der Südküste 

Östlich von Cape Arid besitzt sie keine flußähnlichen Gebilde mehr, und jet 
der Grenzen der Südwest-Provinz nimmt auch die Küste bald den abs0 
monotonen Eremaea-Charakter an, wie er das ganze westliche Gestade 
»Great Bight« bezeichnet. _ 
Die Küsten-Gestaltung des Landes zeigt geringe Gliederung. E$ fe 
ihr die schönen Buchten des tropischen Anteiles im Nordwesten. Wohl 
faltet sich einige Mannigfaltigkeit stellenweise am Granit-Gestade der Südl 
da wo die Strandlinie sich negativ verschoben hat. Die kleine Inselwelt | 
Recherche-Archipels, die prächtigen Bildungen um King George Sound sind D 
spiele dafür. Wohl gibt es auch an der Westküste ein paar haffähnliche Be 
und endlich im Nordwesten ist das Gestade der Sharks Bay nicht unintere 
entwickelt. Aber all diese Strecken sind beschränkten Umfanges. ES | 
Ausnahmen, sie stören wenig den Gesamt-Eindruck der langen ungegliedert 
Linien, der allgemeinen Gleichförmigkeit. Für die räumliche Masse 


ı. Kapitel. Allgemein geographische Verhältnisse. 75 
Hinterlandes bleibt die Küsten-Linie Südwest-Australiens eine außerordentlich 


©. 

Vielfach wird die Küste von einem Kalk-Zuge rezenten Ursprungs 
begleitet. Seine Mächtigkeit ist ziemlich gering, aber theoretisch muß man 
ihn wohl überall voraussetzen. Stellenweise hat er sich trefflich erhalten, wenn 
auch unter einer verhüllenden Decke von Verwitterungs-Sanden. Nur an 
Fluß-Mündungen liegt er in schönen Aufschlüssen bloß: Die Osborne-Cliffs 
am Swan River, die Hänge des Chapman bei Champion Bay gehören zu den 
pittoresken Landschafts-Bildern des Westens. Anderwärts ist er verschwunden. 
Namentlich die Südküste scheint nur noch Ruinen davon zu besitzen, Ruinen 
allerdings in jeglicher Größe. Im übrigen brandet und nagt dort die stürmische 
See unmittelbar an dem Granit-Sockel des Kontinents; seine düster gefärbten 
Kuppen begleiten den Seefahrer vom Leeuwin bis gegen die Große Bucht. 

der ganzen Länge des Gestades von Sharks Bay bis gegen Port Eucla 
sind die Gezeiten auffallend schwach. Zweifellos fehlt stellenweise jede An- 
deutung davon: am Swan River z. B. hängen die geringen Schwankungen der 
Flut-Linie ausschließlich von der Richtung der jeweiligen Luftströmung und 
des herrschenden Seeganges ab. Erst von der Gascoyne-Mündung an macht 
Wechsel von Ebbe und Flut sich geltend, um nordwärts bald beträchtliche 
Dimensionen zu erreichen. 

Die Plastik der Oberfläche ist im ganzen extratropischen West-Austra- 
lien durch die oben (S. 73) dargelegten Erosions-Verhältnisse gegeben. Als 
Gebirge erscheint nur das etwa 7okm lange System des Stirling Range, 
nördlich vom King George Sound. Diese eigentümliche Bildung besteht aus 
mehreren ziemlich selbständigen Kuppen von gleichmäßigem, annähernd pyra- 
midenförmigem Aufbau. Sie erheben sich zum Teil gegen 1100 m und stellen 
damit die höchsten Erhebungen im ganzen extratropischen West-Australien dar. 
Ihr Verhältnis zu dem Grund-Sockel des ganzen Landes, der gewaltigen Abrasions- 
Tafel West-Australiens, ist nicht untersucht, verdient aber die Aufmerksamkeit 
der Geologen, da hier jedenfalls etwas ganz Eigentümliches vorliegt. Die sehr 
dürftigen Angaben, welche über das Gebirge in der Literatur vorliegen, müssen 
mit großer Vorsicht aufgenommen werden. Manche davon sind sicher irrig. An 
vulkanische Bildungen z. B., die manche annehmen wollten, ist gar nicht zu denken. 

Der steile westliche Plateau-Abbruch macht streckenweise von der Ebene 
her gesehen einen gebirgsartigen Eindruck. In Wahrheit ist der Saum durch 
die Erosion zu einer sanften Hügellandschaft geformt. Sie trägt verschiedene 
Namen in ihren einzelnen Partien; am bekanntesten ist der »Darling Range« 
ostwärts von Perth. Die durchschnittliche Höhe beträgt 350—450 m, nur an 
wenigen Stellen steigen einzelne Punkte höher an, die kulminierende Erhebung 
des ganzen Systemes ist Mount William mit ungefähr 530 m ü. MI 


ı) Die Höhe dieses Berges wird auf vielen der besten Karten noch immer auf 3600 Fuß 
oder 1122m angegeben. Woher diese gänzlich unzutreffenden Zahlen stammen, ist mir nicht bekannt. 
Die jetzigen offiziellen Karten der west-australischen Regierung vermerken die Höhe richtig; schon 
in den vierziger Jahren übrigens erwähnt DRUMMOND, M. William sei 1630 Fuß hoch. 


76 Zweiter Teil. 


II. Geologie. 


Im Kern ist das extratropische West-Australien eine gewaltige Urgeste 
Masse. Sowohl in der Eremaea, wie in der Südwest-Provinz verrät. sich 


stades. Doch auch im Innern gelangt er in den Depressions-Gebieten n 
selten ans Licht. Da bildet er glatte, kahle, schwach konvexe Wölbun 
das Wasser läuft an ihnen ab, um sich an den Rändern ‚ohne großen Ve 
zu sammeln: so kommen die »Soaks« zu stande, die Rettung so ma 
Mannes unter den Pionieren menschlicher Kultur in jenen Wüsten. 
Die Ausdehnung von Sedimentär-Bildungen im extratropischen West-A 
lien ist bis jetzt unbekannt, wie überhaupt das geologische Verständnis 
Landes noch ein außerordentlich mangelhaftes ist. Die kurz gehaltenen 
gaben selbst in den sonst besten Werken über Australien enthalten offe 
Unrichtigkeiten. 
ür die Pflanzengeographie macht sich dieser Zustand mittelbar sehr 
angenehm fühlbar, weil die Geschichte des Gebietes noch so durchaus ı 
geklärt ist. \ 
Im übrigen genügt es für den Botaniker festzuhalten, daß archaisches 
armes Gestein den größten Teil des Fundamentes bildet. Der frühere Go 


lichste, die sich aus schieferartigem Material aufbaut, ist fast überall von 
ebenen überlagert und ganz darunter begraben. Die zweite bildet d 
steil abbrechenden Plateau-Rand und besteht aus hartem: Material: Gneiße 
Schiefern, auch Quarzen, Granit und Diorit. Die dritte Zone beginnt 
Mittel etwa 150 km östlich von der Küste und besitzt eine Breite von d 
schnittlich 150 km. Auch sie ist aus Gneiß und Granit gebildet, wie die 
schlüsse in den Depressionen der Oberfläche zeigen. Gewöhnlich aber 
eine hohe Lage von Sand als Decke über dem Ganzen. Die vierte Zone, 
gefähr 30 km breit, setzt sich aus hornblendeartigen Gesteinen, Glimmer 
Talkschiefer zusammen. Quarzadern enthalten Mineral-Einschlüsse: es ist 
westliche Goldgürtel des Landes. Östlich folgt wieder ein etwa ısokm D 
Granit-Gneiß-Streif, der ganz der dritten Zone entspricht und nirgends 
enthält. Endlich die sechste Zone gleicht in ihrem geognostischen Habitus 
vierten und hat sich an Goldlagern am reichsten erwiesen, scheint sich 
ostwärts noch erheblich auszudehnen. : | 

: Für die Pflanzenwelt sind diese archaischen Fels-Arten nur selten 
‚direkter Bedeutung. Die tatsächlichen Unterlagen bilden die rezenten Bild 
sen, namentlich die mannigfaltigen Böden auf primärer und sekundärer 
stätte, die der Verwitterung der archaischen Veste ihr Dasein verdanken. 


1. Kapitel. Allgemein geographische Verhältnisse. 17T 


Als pleistocän betrachten die australischen Autoritäten den schon S. 74 er- 
wähnten schmalen Saum von Litoral-Kalk, der die Westküste und teilweise 
auch die Südküste einfaßt. Diese Bildungen enthalten Fossilien, namentlich 
Mollusken, die den rezenten Formen ganz ähnlich sind. Sie verdanken ihre 
Entstehung also wohl einer Hebung der Küste in jüngeren Zeiten. 

Die rezenten Bildungen, die Deckschichten, sind für das Pflanzenleben des 
Gebietes weitaus die wichtigsten. Leider ist die Kenntnis ihrer Natur und ihrer 
Bildungs-Weise noch ungemein dürftig. Eine streng wissenschaftliche Unter- 
suchung ihrer Geologie hat überhaupt noch nicht stattgefunden; alle etwa vor- 
handenen Kräfte wurden eben für praktische Zwecke, namentlich für die Be- 
dürfnisse der Minen-Industrie verbraucht. 

Sehr verbreitet in der Südwest-Provinz sind Konglomerat-Böden, die 
durch Eisenoxyde rotbraun oder braungelb gefärbt erscheinen. Der jetzige 
Government Geologist von West-Australien A. GIBB MAITLAND (in der neuesten 
[12.] Auflage des Western Australian Year-Book for 1900—o1) nennt sie einfach 
»Surface Deposits« und äußert sich darüber folgendermaßen (l. c. S. 115): 

»Oberflächen-Ablagerungen. In diese Kategorie fallen eine große 
Reihe von bisher noch nicht erwähnten Ablagerungen, deren wichtigste der 
»Kies« (»gravel«) und der »Eisenstein« (»ironstone«) sind, welche in beträcht- 
licher Ausdehnung den südwestlichen Teil der Kolonie bedecken. 

n Wahrheit sind diese Ablagerungen teils verhärtete, knotenförmige, eisen- 
haltige »claystones«, die man: Kies nennt; teils solcher »Kies« durch Eisen zu 
Konglomerat zementiert, teils auch eisenhaltige Sandsteine; in beiden letzten 
Fällen spricht man von »Eisenstein«. Sie gehen hervor aus der Zersetzung 
der verschiedenen unterliegenden Formationen (meist kristallinischen Era 
und sind am mächtigsten in dem bewaldeten Oberland entwickelt. ihnen 
wächst der beste Jarra. Die sogenannten »Kiese« sind oft von ehe: 
Dicke. Ihre Entstehung ist schwer verständlich — vielleicht sind Buschfeuer 
daran beteiligt — denn sie bedecken die höchsten Kämme bis zu einer Höhe 
von 400 m.« Soweit GIBB MAITLAND. Aus seiner Auseinandersetzung geht 
am besten hervor, wie wenig die Fachleute über diese Bildungen wissen. 

In der Reihe der Detritus-Formen kommen wir nun zum Sande, dessen 
weite Verbreitung in West-Australien vom Standpunkte des Farmers aus die 
Kolonie berüchtigt gemacht hat. Von Sand-Formationen unterscheidet in West- 
Australien schon der Laie zwei Sorten, indem er den gewöhnlichen Sand-Bil- 
dungen die echten »Sand Plains« gegenüberstellt. Auch GiBB MAITLAND I. c. 
folgt diesem berechtigten Brauche und trennt die rezenten »Coastal Sand Plains« 
von den »Sand Plains« des Inneren, die er als pliocän betrachtet. Warum diese 
Binnen-»Sand Plains« pliocän sein sollen, weiß ich nicht; es werden keine 
Gründe für die Datierung mitgeteilt, ich halte sie für unrichtig. Dagegen gibt 
GiBB MAITLAND eine ganz gute Charakteristik 1. c. S. ı14. »Sand Plains. 
Diese bilden einen der charakteristischsten Züge West-Australiens, indem sie 
von einem Ende der Kolonie bis zum andern sich erstrecken. Die großen 
Sandflächen des Inneren messen oft 30 bis sokm an Ausdehnung, aber sie 


78 Zweiter Teil. 


enthalten stellenweise ziemlich viel Ton und Eisenoxyd, der die Sandkör 
zusammenbindet. Daher tragen sie bei ziemlich zuverlässigem Regenfall @ 
abgehärtete Vegetation, die in den zwei Monaten des Lenzes prächtig 
Blüten geziert ist, und bilden einen guten Weidegrund für den Sommer. 
Sandebenen scheinen meist die Wüstensandstein-Formation zu überlag 
welche das Tafelland des Innern von Australien bildet.c Worauf sich die le 
Bemerkung gründet, ist mir nicht bekannt. Ich habe in dem fraglichen 
biete nur archaischen Fels als Unterlage gesehen, niemals Wüstensandst 
der übrigens ja an sich schon problematischer Natur ist. 
Von den Sandebenen des Vorlandes sagt GIBB MAITLAND (l. c. 5.1 
folgendes: »Coastal Sand Plains. Diese Ebenen trifft man in dem $ 
lichen Teile der Kolonie; sie erstrecken sich vom Fuße der »ranges« (d. 
des Plateau-Randes) bis zur See. Hier ist der Sand viel lockerer als 
Binnenland. Oft ist er von beträchtlicher Mächtigkeit und unter der Obe 
rot gefärbt. Er zeigt falsche Schichtung, was seine aeolische Bildung be 
In diesen Ebenen gibt es viele Seen und Sümpfe, wo das Wasser durch 
Ablagerungen festgehalten wird.« | 
Der feinste Detritus, Lehm- und Ton-Absätze, sammelt sich in 
Küsten-Distrikten am Fuß des Plateau-Randes an oder auch in Mulden 
Vorlandes, namentlich aber in der Sohle der Fluß-Täler. Ihre Ausde 
ist allerdings in der Südwest-Provinz infolge der meist weniger inte 
Niederschläge nicht so bedeutend, wie in dem von häufigeren Fluten heim 
suchten Gebiete des Nordens mit seinen tropischen Sommer-Regen. 
In der Eremaea nimmt das Alluvium die Form von Salzpfannen an, 
GBR MAITLAND S. ı14 kurz beschreibt: »Alluvium of Lake Basins. 
ganzen Innern gibt es eine Kategorie von Bildungen, die Seen genannt W 
in Wahrheit aber weiter nichts sind als große Salz-Flächen, sumpfige Mu 
- oder Tonpfannen, die, in ungefähr gleichem Niveau gelegen, mitei 
kommunizieren oder schließlich, wenn die Niederschläge stark genug ge 
sind, sich nach dem Oberlauf irgend eines Flusses entwässern. Doch kı 
es selten so weit, weil die Oberfläche, die sie der Verdunstung biete 
enorm groß ist. Daher rührt es auch, daß diese großen Flächen fast j 
einen feinen Tonüberzug empfangen, auf welchem die im Wasser gelö 
Salze auskristallisieren. In manchen Becken können dadurch bedeutende ‘ 
Ablagerungen sich sammeln. Diese Pfannen sind umgeben von Flächen 
Tons, die gleichfalls viel Salz enthalten. Ja, das ganze Binnenland der Kol 
ist salzig, da die aus dem Fels ausgelaugten Salze teilweise nicht zu dem 
hinabgeschwemmt, sondern durch den Wind über die ganze Oberfläche Ve 
werden.« 
Alle diese Schilderungen weisen noch so viele Lücken und Unkla 
auf, daß die bodenkundliche Untersuchung des Gebietes zu den dring 
Bedürfnissen der westaustralischen Landeskunde gehört. Meer 
Eines aber läßt sich jetzt schon sagen, und das ist sehr wichtig. wenn 
Charakter der westaustralischen Oberflächen- und Boden-Formen insgesamt ? 


& 
RE 


2. Kapitel. - Klima. 19 


trachtet wird, so erscheint das Land als Schauplatz einer ruhigen, 
gleichmäßigen, durch lange Zeit wenig gestörten Aktion der äuße- 
ren Faktoren, und zwar einer Aktion, die in Richtung und Stärke sehr ähn- 
lich dem gegenwärtig wirksamen Kräftespiel gewesen zu sein scheint. 


2. Kapitel. Klima. 


Über das Klima West-Australiens haben unsere Kenntnisse in den letzten 
Jahren einen sehr beträchtlichen Fortschritt gemacht. Man verdankt sie nament- 
lich den Arbeiten des jetzigen Government Astronomer des Landes, Mr. W. 
E. CoOKE, der zuletzt 1901 in einer trefflichen Übersicht die meteorologischen 
Ergebnisse zusammengefaßt hat: »The Climate of Western Australia from 
Meteorological Observations made during the Years 1876—1899.« Perth 1901 
128 S., mit zahlreichen Karten. 

Aus dem extratropischen Teile des Staates finden wir dort eine Daten-Fülle 
verarbeitet, die selbst weit gehende Ansprüche befriedigt. Nicht nur die Durch- 
schnitts-Temperaturen aller Monate, sondern auch die mittleren und absoluten 
Extreme erscheinen in den Tabellen; ebenso die Regen-Mengen der einzelnen 
Monate. Physiologisch wichtige Momente sind übersichtlich herausgelöst: z. B. 
die»Anzahl der heißen Tage (über 32°) und der kalten Nächte (unter 4'/,°), die 
der Regen-Tage und die Quantitäten von Einzel-Niederschlägen. 

Von anderen biologisch interessanten Faktoren fehlen zwar noch die Masse 
der relativen Feuchtigkeit, der Sonnenschein-Dauer, der Windstärke, doch dürfen 
diese Desiderata vorläufig nicht in Betracht kommen, wo so viel in so kurzer 
Zeit geleistet worden ist. Für das Maß der Verdunstung liegt nur eine, nicht 
ganz exakte Tabelle für Perth vor, die immerhin eine gewisse Orientierung 
ermöglicht. 


I, Niederschläge. 


Die Verteilung der Niederschläge über das Gebiet wird aus Fig. 2 5. 80 
ersichtlich. Daraus ergibt sich die Südwest-Ecke des Landes als die bevorzugte. 
Hier liegt das regenreichste Gebiet des Landes: an dem Küstensaume zwischen 
Swan River und King George Sound fallen durchschnittlich 75—100 cm Nieder- 
schlag pro Jahr. Man erkennt auch, daß innerhalb dieses Striches wiederum 
das Maximum (bis über 125 cm) zwischen Cape Leeuwin und Denmark River 
gelegen ist. Außerdem führt das Aufsteigen der: Luftströmung am Plateau- 
Rande zu einer Verstärkung des Niederschlages, sodaß die Kante der Hoch- 
fläche gleichfalls mehr als 100 cm empfängt. 

Der Grenzlinie des regenreichen Kern-Gebietes fast parallel verlaufen die 
Isohyeten von 60, 40 und 30 cm, welche die Zone mittleren Niederschlages 
bezeichnen. Dies Gebiet beginnt etwas nordwärts von der Murchison-Mündung, 
verbreitert sich sehr langsam binnenwärts, erreicht etwa beim 33° s. Br. seine 


80 Zweiter Teil. 


bedeutendste Breiten-Ausdehnung und nähert sich nach Osten umbiegend 
Südküste ebenso allmählich, wie es sich von der Westküste entfernt hat. 
Regenlinie von 30 cm grenzt annähernd die floristische Südwest-Provinz 
der Eremaea-Provinz ab. 


Miedersehlags- Verteilung 


ın 
Südwest* Qustralien. 


m 


Summen im em. 


.—- 


Sa. 
A 
eis a Ne 


..- 


Fig. 2. Niederschlags-Verteilung in Südwest-Australien. Summen des durchschnittlichen j 
ü iederschlags in Centimetern. Fe E 
Die stärkere gebrochene Linie gibt die Grenze zwischen Südwest-Provinz und Erema 


Die Abnahme der Niederschläge von dem Rande des Plateaus landı 
geht überall in sehr gleichmäßiger Abstufung vor sich. Die Beobachtung 
an der leider noch sehr lückenhaften Verbindungs-Linie Perth—Sou 
Croß hat daher vollkommen repräsentative Bedeutung. Ich führ 


2. Kapitel. Klima. 81 


den Stationen dieser Strecke die monatlichen Regenmengen in Millimetern an, 
wobei zu bemerken ist, daß nur die mit * bezeichneten Reihen auf zehnjähriger 
Messung beruhen, alle andern kürzer und daher zum Teil noch nicht genau 
sind. Ohne Zweifel werden die Züge dieser Tabelle noch bedeutend an Regel- 
mäßigkeit gewinnen, wenn die Stationen-Zahl größer und die Beobachtungs- 
Zeit länger geworden ist. Die Kilometer-Zahlen verzeichnen die Entfernung 
von dem Scheitel des Plateau-Randes (Darling Range). 


km ı|o|m|w| v/vmibwmlm|nx|x xI | XII | Jahr 
49 w|*Fremantle. ,.| 5 | ı0 | 18) 43 | 113 | 145 143 | 125 | 6 E 15 | ı8 | 738 
geWwiTenb. eo, 10 | 10 | 20 |45 | 122 | 168 | 160 | 145 | 73 | 53 | 20 | 18 | 825 
20 w | Guildford 10 | 3)33 | ı5 | 103 | 170 | 178 | 108 | 70) 50| 8 | 16 750 
— |Mundaring. ..| 3| 8|43|23 | 98 | 120 | 213 195 | 108 | 50 | ı8 | 23 | 1000 
j j 

Hier fehlen noch Stationen . 

67e|Northam. ... .| 5|ı13 | 33 | 10 | go | 85 | 93 1331.35 F13 1° 37178412978 
102e|Meckering . .| o 3:1.13:]:28 60 70| 48 45 30 | 25 3 3 | 350 
168 e| Kellerberrin . .| o| 8 8|ı5 38 5060| 40| 4go| 2813 8 8 | 250 
241 e| Burracopin. . .| 8 | 20 | ı0 | 28 50 50 | 40 | 40 18 5 3 3 | 250 
322 e | *Southern Cross | 10 | 13 | 23 | 10 | 30 | 38 1:30 1.85 15/13] 13 | 13 | 225 


In der extratropischen Eremaea, soweit sie zu West-Australien gehört, bleibt 
fast überall die Regenmenge zwischen 30 cm und 20 cm stehen. Nur im Nord- 
westen erstreckt sich von Sharks Bay landeinwärts ein noch trocknerer Bezirk: 
da fallen an vielen Stellen offenbar nicht einmal 20 cm im Jahre. Dem gegen- 
über nimmt am Oberlauf des Murchison unter dem Einfluß tropischer Sommer- 
regen der Niederschlag wieder zu und erhebt sich z.B. in Lake Way und Peak 
Hill über 30 cm. 

Nach der jahreszeitlichen Verteilung des Niederschlages gliedert sich 
unser Grebiet in den Bezirk der Winterregen und den dauernd oder im Winter 
regenarmen Anteil. Beide fallen nicht genau mit den von der 25 cm-Linie 
geschiedenen Arealen zusammen. Vielmehr macht der Winterregen allent- 
halben auch noch jenseits jener Linie innerhalb des regenarmen Gebietes sich 
bemerkbar. An der Küste der Sharks Bay gehört sogar nahezu der ge- 
samte dürftige Niederschlag, der oft unter zo cm bleibt, dem winterlichen 
Typus an. 

Das Gebiet des eigentlichen Winter-Regens umfaßt annähernd das 
Dreieck, welches einwärts von der Linie Sharks Bay-Esperance begrenzt wird. 
Es ist ausgezeichnet durch eine hochgradige Periodizität: die Regen der Monate 
Mai bis August liefern überall 50°/, oder mehr der jährlichen Summe’). 

Wie zum Teil die klimatologischen Gesetze verlangen, nimmt diese Perio- 
dizität von Norden nach Südosten an Intensität ab. In Carnarvon macht der 


1) In der Supanschen Darstellung im Ergänzungsheft 124 zu Petermanns Geogr. Mitteilungen 
(1898) Taf. 3 tritt das nicht mit genügender Schärfe hervor. 


Diels, Pflanzenwelt von West-Australien, „ 


82 Zweiter Teil. 


Niederschlag von Mai bis August 76°/, der Jahressumme aus, in Geraldton 
78°/, in Perth 71°/,, in Karridale 68°/,, in Albany 58°/,, in Esperance nur 
noch 50°/,. 

Das wesentlichste Moment, welches diese Sachlage hervorbringt, liegt in 
der Verlängerung der Regen-Zeit in die warme Jahreszeit hinein, allerdings in 
abgeschwächtem Maße. Das findet an der ganzen Südküste statt und macht 
sich nordwärts bis gegen den 30° hin, auch im Binnenlande, geltend. Daher 
haben von Oktober bis Dezember Esperance und sogar noch Coolgardie höhere 
Regensummen als etwa Geraldton. 

Dieser Verteilungs-Modus wird in Verbindung mit der Quantität des Nieder- 
schlages wichtig zur Fixierung der Trockenzeit, d. h. der ganz regenarmen 
Monate. Wenn man als »ganz regenarm« die Monate mit weniger als 3 cm 
bezeichnet, so ergibt sich die Länge der ganz regenarmen Zeit in 
Monaten: 


Südwest-Küste Süd-Küste | Eremaea 
Geraldton 7 Karridale 2 Carnarvon 10 
rth 5 Albany | Cue 11 
York 7 Esperance 5 | Southern Cros 9 


Dem entsprechen die Werte der Bewölkung, die gleichfalls die große 
Bevorzugung der Südküste zeigen. Es beträgt die Bewölkung (nach HANN)! 


Max. Min. | Jahr 
Perth:.3% 6.0 (Juni) 2.1 (Januar) 3.8 
Bunbury . 6.4 (Juni) 2.5 (Januar) 4-5 
Albany, . 6.4 (Mai) 5.5 (Dezember) | 5.8 


Der Norden der Eremaea, soweit sie hier in Frage kommt, neigt bereits 
ausgeprägt zu sommerlichen Niederschlägen. Schon in Lake Way und eak 
Hill liefern die Regen der Monate Januar bis April über die Hälfte des. 
jährlichen Niederschlages; darin verrät sich also deutlich der Einfluß des = 
tropischen Regimes. Dieses reicht nirgends bis zur Südwest-Küste, macht 
sich aber, freilich nur in manchen Jahren, in der ganzen Eremaea gel = 
tend und gelangt sogar bis zu den südöstlichen Küsten-Landschaften. Die 
Beobachtungen von W. E. CooKE haben erwiesen, daß die tropischen De- e 
pressionen mitunter den ganzen Kontinent vom Nordwest-Cap her schräg 
durchqueren zur Großen Bight und dann der Eremaea bedeutende Nieder- 
schläge bringen. Darin liegt die Ursache der gewaltigen Fluten, die im Inn&RZ 
des Landes der Oberfläche ihren Charakter geben: im Norden, wo diese = 
scheinungen regelmäßiger sind, in Gestalt wohl geformter Täler (GascoynS 
Murchison usw.), im Süden, wo sie nur sporadisch vorkommen, in Gestalt _ 
bekannten Salzpfannen. Unter den jüngsten Fällen einer solchen Überland- 
Cyklone ist der April ı900 denkwürdig. Wegen der Wichtigkeit dieser Er 
scheinung für die Vegetation der Eremaea setze ich die Beschreibung be 5 


a2 


2. Kapitel. Klima. 83 


welche CookE (in »The Climate of Western Australia« p. ı6) gegeben hat, be- 
merke aber, daß die Intensität des Phänomens von 1900 größer gewesen ist, 
als bei allen ähnlichen Fällen, die man vorher in West-Australien überhaupt 
aufgezeichnet hatte. Ende April 1900 schrieb COORE: 

»Der letzte Monat wird für lange Zeit als der Monat der großen Fluten in 
Erinnerung bleiben. Sie waren so heftig, daß alle Telegraphen-Linien nördlich 
von Geraldton unterbrochen wurden und der gesamte Post-Verkehr im Innern 
vollständig lahm gelegt war. Die weiten trockenen Ebenen sind gegenwärtig 
in Land-Seen verwandelt, und die Flüsse zu rasenden Strömen geworden. Peak 
Hill und Lake Way, die mitten in der großen Binnen-Wüste liegen, sind von 
Nahrungs-Zufuhr abgeschnitten. Bei Peak Hill, wo fast 25 cm Regen in diesem 
Monat fielen, kann man mit einem Boot jetzt 100 km weit fahren. Das Wetter 
trug echten Monsun-Charakter und zog von der Nordwest-Küste annähernd 
südöstlich gegen die Große Bight. Nach gewissen Einleitungen im März setzte 
es am ı. April ein, und von da bis zum 20. lagerte eine dichte Wolken-Bank 
beinahe über ganz West-Australien; der Regen war fast ununterbrochen. Perth 
(d.h. die typische Südwest-Provinz) entging noch gerade dem Bewölkungs- 
Areal: aber seinen Rand konnte man Tag für Tag hinter den Darling Ranges 
hervorschauen sehen. Leider existieren nur sehr dürftige Aufzeichnungen aus 
früheren Jahren, die zum Vergleich dienen könnten, aber nach allem, was sich 
finden läßt, war der jetzige Fall der allgemeinste und beharrlichste, den wir 
kennen. Kein Mitlebender hat das Land jemals in gleicher Weise von Fluten 
heimgesucht gesehen. « 

Um zum Abschluß der Niederschlags-Verhältnisse einige Einzelheiten zu 
geben, füge ich eine Tabelle über die monatliche Regen-Menge an. 


Monatliche Regen-Menge. 


Fariake| Febr. | März | April Mai | Juni | Juli August Sept. | Okt. | Nov. | Dez. Jar 
Südwesten 
Geraldton : 1 L 3 ı7 Iı2 | 16 7 3 2 | 1 o | 4. 
a ee I I 2 5 11 eh Br ae ae 1 ER 3. a Re Be " 83 
Karridale 2 2 3 6 15 23 20 18 de) 8 3 371.330 
Albany 2 2 3 7 EU aa N EN La | 3 3 85 
Esperance 2 2 3 3 7 ıo 9 Io 6 5 3 2 61 
Ru I I 2 2 61 8 | 8 8 #3 3:8 43 
Katanning k : 3 ä 3 6 | - & a ı 40 
re | | 
Southern Cross ı ; 2 I 3 4 | 3 3 = a Sa = - 
Coolgard a F z 313 | 2 2 eh 20 
Menzies 1 4 ; ;: 2 4 I 2 Fe | I ı 19 
wer. 2 2 2 3 2 5: ha . 6.1.0 er 
Carnarvon P 3 t A 2 ET 2 2:74 1 1 20 


84 Zweiter Teil. 


II, Wärme, 


Die Temperatur-Verhältnisse des Landes entsprechen ganz seiner geogra- 
graphischen Lage und seinem Aufbau. Von den beiden Litoralen ist die West- 
küste bei weitem wärmer und dabei weniger temperiert als die Südküste, wie 
aus folgender Tabelle hervorgeht, welche die Mittel der beiden extremsten 
Monate zusammenstellt: 


Februar , Juli Differenz 


Geraldton . . 24 15 
Perth re 24 13 II 
"Albany... 19 11 8 


Es erhellt aus diesen Zahlen in Sonderheit der kühlende Einfluß der süd- 
lichen Gewässer: dem verdankt Albany (und fast die ganze Südküste) ein sehr 
niedriges Sommer-Mittel, aber auch Perth wird im Winter dadurch nicht un- 
erheblich abgekühlt. Trotzdem natürlich macht sich hier wie dort der nivellierende 

influß der See stark geltend. Doch reicht er nicht sehr weit einwärts: daher 
denn die Gegensätze des Binnen-Klimas zu dem des Litorales sehr 
erhebliche sind. Wenn wir die mittleren Maxima und Minima zusammen- 
stellen, so treten aus den Differenzen diese Contraste sehr deutlich hervor: 


Küste Binnenland 
Mittlere Januar Juli Differenz Januar Juli Differenz 
Maxima | Perth. . 31 8 23 N 33 5 23 
bzw Albany. 22 8 14 Ratanning. .. . . z1 4 ar 
Minima Menzies...... 35 6 29 
Be 39 7 3? 


Hier ist namentlich wieder die Bevorzugüng der Südküste zu beachten. 


Die Binnen-Station Katanning liegt nur 160km entfernt von der Küste, und doch 


ist die Differenz der mittleren Extreme um doppelt größer: auffallend ist nament- = 


lich die nächtliche Abkühlung, welche jenen Teil des Binnenlandes zum kältesten 


des ganzen Landes im Winter macht. Während die Zahl der Juli-Nächte, in . 


denen die Luft sich unter 4° abkühlt, an der Südküste im Durchschnitt 3 beträ 


steigt sie in Katanning auf 18. Die Messungen verzeichnen für Katanning sogat 
häufige Nachtfröste: schon im Juni fällt dort fast jedes Jahr das Glas ein- oder * 


mehrmals unter Null, und noch im September kommen frostige Nächte vor. 


Absolut extremer ist natürlich die eigentliche Eremaea und zwar ganz 3 
sonders durch die Erhitzung im Sommer, welche nordwärts viel intensiver a 


nimmt als die relative Temperatur-Steigerung der Winternächte: Cue wird IM 
Sommer um 8° heißer als Katanning, im Winter aber nur 3° wärmer. 


Für Einzelheiten sei verwiesen auf die anhangsweise mitgeteilten beiden \ 
Tabellen über die Mittel-Temperatur der einzelnen Monate und über die mittlere 


tägliche Schwankung: 


{ 
e 
a 


S 


or 


Ir 
” 
en 
€ 
a 


Re 5 


RER 


Sei 
“> 
2 


= 


2. Kapitel. Klima. 85 


Mittel- Temperatur der einzelnen Monate. 


Januar Febr. | März | April | Mai | Juni | Juli /August| Sept. | Okt. Nov. | Dez. 
Südwesten | | 
Benni 24 24 23 19 16 13 13 14 15 1771.20 1:08 
Karridale 19-1 19 1.784 46-1 10 ea 3 I 
ES RT 18 19 18 | 16 1°:14:.1.32 08 ı2 | ı3 | 14 | ı6 | 18 
Esperance 26 | 20 179 | ı7 | a5 13 | 12 | 13 | 14 | 16 | 18 | 20 
ee 25 | 28 Isue rBal ii za 107 1 | 21.| 24 
Katanning 22-1:728:.1: 19,4: 20-45 9:| :10:|: 121-714 | 38 - | 20 
Eremaea | 
en: ae 31 30 | 28 | 23:| 171 28: |.14 | 14] 16 | 20. |25 | 29 
1. 1017377 Gere 28 26 24::),:20.-| 48 12 12 | 13 16:|.19 | 24 | 27 
Coolgardie . .....| 26 | 25 | 23 | 29 | 14 | su 12 113.116. 1.08 | 22 |,25 
Southern Cross . .| 26 | 25 | 23 | 18 | 14 | ı1.| ıı | 12 |.14 | ı7 ,22 | 25 


' Mittlere tägliche Schwankung der einzelnen Monate. 


Januar Febr. | März | April | Mai | Juni | Juli August! Sept. | Okt. | Nov. | Dez. 

Südwesten | 
a RE TEE FE ET 91.9 | so | 0 |:rı [12 | 13 
Raridale, . .. . 1G_4 :78:.1..18:1.203. 708 8 8 9 9 8 9 | ıı 
a DE 7 6 7 7 7 7 7 7 7 7 7 7 
Esperance. . . . . 10 9 16°: 10 9 9.738 7.30.5530 100770 
aaa isschag) 131g [a2] vo lo. mi a3 14 | 15 
Katanning. . .. . 18. | 15 |) 25.) 24 | 12 9 lo am az | 16 | 17 

Eremaea 

meer 15 a eier 1 16 
Menzies. , . .„.... 15 14 15 14 | ı2 9 2|ı u. | 15 | 16 
Coolgardie ... . „| 17 15 16.1 301.08 5 rd | 16 |.17 
Southern Cross . | 8sIyIyIisiu|ln| a) 13 | 5 [17 | 18 | 28 


III. Verdunstung. 
Die Verdunstung muß bei dem Witterungs-Charakter West-Australiens sehr 
hohe Werte erreichen. Messungen darüber liegen bis jetzt nur von Perth vor: 
aber schon an dieser sublitoralen Station sind die Beträge ansehnlich. 


Verdunstung in Perth nach CookE 
24jähriges Mittel: 


Oktober ... ı5cm April ... ırcm 
November 21 > Min ed 
ember . 25 > Juni iR 
Januar > Juli 5» 
6 > 


August. . »- 
September 207» 


86 Zweiter Teil. 


Vergleichbare Daten aus anderen Erdgebieten stehen leider nur in geringer 
Zahl zur Verfügung. Es sei angeführt, daß z. B. Wien nach Hann das Maxi- 
mum seiner Verdunstung mit ı1,3 cm im Juli erreicht, daß der Oktober 4,7 cm, 
und der Januar ein Minimum mit 1,3 cm aufweisen. 


IV, Jahreszeitlicher Verlauf der Witterung. 


a. Südwest-Provinz. 

Der jahreszeitliche Verlauf der Witterung im Winterregen-Gebiet ist 
bezeichnet durch Zusammendrängung der Regen im Winter. An der Südküste 
freilich gibt es Niederschläge in leichter Form auch durch den ganzen Sommer. 
Schon am Swan River aber fallen zwischen November und April nur ganz un- 
bedeutende Quantitäten. Daher läßt sich mit einigen Vorbehalten das Klima von 
Perth als vorbildlich für das Winterregen-Gebiet betrachten. Dort gehen die” 
beiden Witterungs-Typen des Jahres, das »Winter-Wetter« und das »Sommer- 
Wetter«, scharf in einander über. 

Etwa um die Wende von April und Mai pflegt das »Winter-Wetter« ein- 
zusetzen, dadurch, daß die Cyklonen in niedere Breiten vorrücken. Rascher 
Barometer-Fall kündigt an, daß die Regenzeit vor der Tür steht. Der Wind 
springt in Perth nach Norden und Nordwesten um. Es weht oft stark; mit- 
unter meldet die ganze Westküste heftigen Sturm. Bald fällt der Regen in starken 
Güssen, hält jedoch selten länger als einige Stunden an. Fast jährlich gibt es da- 
bei Fälle, wo 3—7 cm innerhalb 24 Stunden niedergehn. Der Wind dreht über 
West nach Süden. Die Schiffe treffen um Cape Leeuwin schwere Seen. Aber 
an Swan River werden die Regenschauer leichter und kürzer. Der Sonnenschein 
wird wieder Regel, bald ist der Himmel von neuem wolkenrein. 

Dieser Typus der Witterung herrscht nun von Mai bis Anfang Oktober, in 
einzelnen Jahren länger, in anderen kürzer. Dabei sind übrigens wolkenlose 
Zeiten von acht bis vierzehn Tagen keineswegs ausgeschlossen. Selbst während 
der Zeit der Cyklonen gibt es eine Fülle von Sonnenschein. Die milde Tem- 
peratur, die nachts selbst im Tiefstand des »Winters« kaum den Nullpunkt streift, 
hilft das ihrige, das Klima in der Regenzeit am Swan River zu einem so pa 
diesischen zu machen. ER 

Modifiktationen dieses Typus nach Norden, Süden und binnenwärts ergeben 
sich geographisch von selbst. Se 

Im Norden verliert die Regenzeit ihre Intensität früher, auch bleibt die 
Wärme höher, sodaß man an der Champion Bay mitten im Winter recht feucht 
warme Tage erleben kann. 

Binnenwärts, z.B. in York, ist die Intensität der Regen stets abgeschwä r 
gegen das Küsten-Land. Die Temperatur ist durch Ausstrahlung größere 
Extremen unterworfen (s. S. 84). SE 

An der Südküste macht sich jede Cyklone bemerkbar: namentlich nach“ i 
wirkend führt sie oft lange noch unbeständige Witterung mit sich. Manche } 
Jahre bringen daher der Südküste recht unfreundliche Winter-Monate mit viel 


en 
RB 


2. Kapitel. Klima. 87 


Regen und wenig vollkommen hellen Tagen: darin liegt dann ein wichtiger Unter- 
schied gegenüber der Westküste. Ferner wird der Übergang vom Winter-Wetter 
zum Sommer-Typus im Süden später angebahnt und vollzieht sich in sehr all- 
mählicher Abstufung. Auch pflegen fast jährlich gelegentliche Auszweigungen 
santarktischer« Depressionen die Trockenzeit mit leichten Regen-Tagen zu 
unterbrechen. 

Das Sommer-Wetter, die Trockenzeit, setzt in Perth nicht ganz so unver- 
mittelt ein als die Regenzeit. Schon im Oktober werden die Niederschläge be- 
deutend spärlicher. Das Thermometer erhebt sich vielleicht schon einmal über 30°, 
aber am Nachmittag pflegt Seewind einzutreten, der die Nächte kühl werden 
läßt. Die klare Luft, der ewig helle Himmel, die trockenere Luft machen die ersten 
Monate der Trockenzeit angenehm, wenn auch die Hitze im Januar, wo oft tage- 
lang mittags das Glas über 35° anzeigt, stark empfunden wird. Erst im Februar, 
wenn der scirocco-artige Ostwind länger zu herrschen beginnt, und im März 
macht sich die Trockenzeit dem Organismus lästiger fühlbar. Nach und nach 
gibt es häufiger Tage, an denen der Himmel verdüstert erscheint. Abends 
werden nach dem Binnenland zu starke elektrische Entladungen sichtbar, schließ- 
lich wird allnächtliches Wetterleuchten die Regel. Gleichzeitig nagen sich die 
Buschfeuer durch das ausgedörrte Buschwerk; von der See her sieht die Küsten- 
Linie aus wie illuminiert. Der Höhenrauch füllt die schwerer werdende Luft, 
und alles wartet des Regens, der doch endlich wiederkommen muß. 

Im ganzen ist das Klima der Südwest-Provinz ausgezeichnet durch seine 
Regelmäßigkeit. Die Differenzen zwischen den einzelnen Jahren sind lange 
nicht so groß als z. B. in Ost-Australien. Es fehlen ihm fast alle Gewaltsam- 
keiten, wie maßlose Dürren, Umschlag von unerträglicher Hitze zu empfind- 
licher Kühle, kurz alle die Einflüße des Eremaea-Klimas, die der Witterung 
des östlichen Australiens so unerfreuliche Züge geben. 


b. Eremaea. 


Die Eremaea Südwest-Australiens nimmt an diesen Vorzügen des Südwestens 
noch teil, wenn auch bedingt und in bescheidenem Maße. Sie wäre eine 
schlimme Wüste, wenn ihr der tropische Norden und der mit Winterregen ge- 
segnete Südwesten nicht gewöhnlich die letzten Ausstrahlungen ihrer klimatischen 
Begünstigungen zukommen ließen. Auf diese Weise wird ihr Klima ein Gemisch 
jener beiden Antagonisten. »Mitunter‘) kommen die tropischen Regen quer 
hindurch; mitunter reichen die Winterstüirme des Südwestens und Südens ziem- 


lich weit inland; und mitunter lassen beide im Stich, und es folgt Dürre.< Im 
ahre zu beachten — 


Witterung rechnen, insofern im Winter bis zu dieser Linie noch leic 


schläge vorkommen und im Sommer die Hitze-Perioden ab und zu e 
der Süd-Küste 


1) CooKE in Climate W. Austr. p. 16. 


838 Zweiter Teil. 


entlang laufen. In ungünstigen Jahren bleibt beides aus — und nördlich von 
30° ist überhaupt fast nie mehr etwas davon zu merken. Da ist der Sommer qual- 
voll. Die Hitze erreicht gewaltige Beträge. Dabei ist es oft windig, und die auf- 
gewirbelten Staubmassen verdüstern die Klarheit der Luft. Die einzige Er- 
holung bieten dann und wann Gewitter tropischen Charakters, die häufig sehr _ 
gewaltsam verlaufen und von beträchtlichen Niederschlägen begleitet sind. »Ge- 
wissermaßen als Entschädigung ist das Winter-Quartal angenehm. Es herrscht 
ganz trockenes, kaltes, klares Wetter, und die Luft ist stählend.« 


3. Kapitel. Gliederung des Gebietes nach geographischem Charakter 
und Vegetation. 


Bei der Erörterung der allgemein geographischen Verhältnisse des extra- 
tropischen West-Australiens stellte sich heraus, daß dies Gebiet sehr natürlich 
in zwei Provinzen von ungleicher Größe zerfällt. Die südwestliche Provinz, 
die binnenwärts durch eine von der Sharks Bay im Nordwesten bis etwa zum 
Russell Range im Südosten gezogene Linie abgeschnitten wird, — und die 
Eremaea-Provinz, das übrig verbleibende Stück des Gebietes. Schon oro- 
graphisch sind sie bedeutsam voneinander verschieden (vgl. S. 73), und diese 
trennenden Formen der Oberflächen-Gestaltung wiederum stehen in engem Zu- 
sammenhang mit den klimatischen Differenzen der beiden Gebiete. Es kant 
nicht Wunder nehmen, daß ihre Vegetation gleichfalls viele Gegensätze auf- 
weist und in ihrem ganzen Wesen hüben und drüben verschieden geartet ist. 
Jede Betrachtung der Vegetations-Verhältnisse und der floristischen Erschei- 
nungen des extratropischen West-Australiens muß in erster Linie diesem Dua- 
lismus des Gebietes Rechnung tragen. er 
; Die Südwest-Provinz ist in Klima und Pflanzenwelt ein Land beträcht- 
licher, aber sehr gleichmäßig abgestufter Verschiedenheiten. Der Grenzlinie 
Sharks Bay — Esperance Bay annähernd parallel und den Zonen des Nieder- 
schlages kongruent reihen sich die Vegetations-Gürtel nebeneinander. An det 
Küste Buschbestände und lichte Wälder. Dann die kompakte Masse des g@ 
schlossenen Jarra-Waldes. Weiterhin die gelockerten Bestände anderer Euca 
lypten. Endlich das Ende der westlichen Baum-Formationen, das Überleben 
des strauchigen Unterwuchses auf den Sand-Heiden, und die Invasionen der 
eremaeischen Vegetations-Typen. Das sind die Haupt-Etappen dieses Wandel 
Gleichsinnig vollzieht sich die Umbildung der Grund-Elemente der Formationel; — 
der systematischen Einheiten höheren und niederen Ranges. Und so entsteht 
das buntgewirkte Muster der verwirrend reichen Flora Südwest-Australies® 
Einzigartig auf der Erde ist die Befähigung der australischen Hartlaub-Vegetation 
verschieden geartete Verhältnisse auszunutzen und sich ihnen anzupassen; UM 
nirgends wiederum betätigt sie sich in so großartisem Maßstabe als hier in. da 
Südwest-Provinz. = 3) 


Dr R 
SEEN 
BER, 


3. Kapitel. Gliederung des Gebietes nach geographischem Charakter und Vegetation. 89 


Die Eremaea-Provinz nimmt im Rahmen des extratropischen West-Austra- 
liens eine andere Stellung ein als die südwestliche. Man kann beide nicht schlecht- 
hin parallelisieren. Die Südwest-Provinz ist ein ringsum abgeschlossenes Ganzes, 
eine Welt für sich; die Eremaea erstreckt sich über die konventionellen Grenzen 
West-Australiens weit hinaus und reicht in ihren Grundzügen unverändert bis 
zum fernen Osten des Erdteiles. Über diesen mit dem Südwesten verglichen 
riesenhaften Räumen besteht in Klima, Vegetation und Flora eine Gleichartig- 
keit, die zu der Mannigfaltigkeit jener kleinen Nachbarprovinz einen schroffen 
Gegensatz bietet. Wenigstens gilt das für die überwältigende Mehrheit des 
Gebietes. Nur den südwestlichen Saum, etwa von 129° ö.L. an, setzen die ein- 
dringenden Winterregen in Vorteil; sie schaffen ihm waldartigen Pflanzenwuchs. 
Im übrigen tragen allein die Ufer und Sohlen feuchter Flachtäler ansehnliche 
Eucalypten. In der Sandwildnis fristen nur krüppelhafte Bäume ihr Dasein. 
Die gewöhnliche Szenerie aber bietet auf rötlichem harten Boden ein kärgliches 
Gebüsch von vielerlei Acacien und manchen Wüsten-Sträuchern. Auch fehlt 
es nicht an Gegenden, wo die furchtbare Graswüste der Triodien jegliches 
Gehölz erstickt hat. Nur selten für kurze Zeiten belebt sich das starre Antlitz 
der Eremaea wie zu flichtigem Lächeln, wenn die Regen-Flora zu ihrem ver- 
gänglichen Leben erwacht. 


| Dritter Teil. 
Die Vegetation der Nüdwest-Provinz. 


1. Kapitel. Allgemeiner Charakter. 


Alle geographischen Züge der Südwest-Provinz sind durch den regelmäßigen 
Eintritt von Winter-Regen bedingt, die ergiebig genug sein müssen, um die 
Summe des jährlichen Niederschlags nicht unter 2;—30 cm sinken zu lassen. 
Das Gebiet, welches sich dieser Vorzüge erfreut, besitzt eine Gliederung seiner 
Oberfläche, die von dem Ausmaß der Niederschläge zeugt. Es gibt Talbildungen 
von ansehnlichen Dimensionen. Salzpfannen finden sich nur in den Grenz- 
bezirken; sie verlieren sich aber durchaus in den eigentlich typischen Land- 
schaften der Provinz. Die edaphischen Erscheinungen zeigen allgemein die 
Wechselwirkung von Verwitterung und Abtragung an dem Granit-Sockel des 
Landes. 

Die Provinz ist an der Küste vielerorten von einem schmalen Kalk-Saume . 
eingefaßt, der bald von Dünensand überdeckt ist, bald unmittelbar der vi 


tation preisgegeben unter ihren Einwirkungen verwittert. Da bildet er milden | 


fruchtbaren Boden, und verleiht der Pflanzenwelt, die in ihm wurzelt, einen 
Zug von Kraft und Üppigkeit. = 

Vom Gestade binnenwärts erhebt sich entweder in sehr sanfter Steigung 
das Gelände zu der Höhe der Tafelfläche, oder es breitet sich als ein ebenes 
Vorland aus bis zum Fuße des steiler abbrechenden Plateaus. In beiden Fällen 


spielen sandige Böden, feine, stark ausgelaugte Detritus-Massen der Grundfeste f 
des Landes, die Hauptrolle in der Landschaft. Sie tragen xerophiles Gebüsh | 


im Norden und im fernen Südosten; in den regenreichen Landschaften des 


Eucalypten breiten ihre Kronen aus, Casxarinen erheben sich zu ansehnlicher 


darüber. Knorrige Melaleuca-Bäume, besenartig reich verzweigtes Myr rs 
Gebüsch, Restionaceen-Büschel wurzeln in dem nassen Grunde. Wenn er #° 
getrocknet ist, keimen Kräuter und wachsen rasch zur Reife heran. Wo 


Land weniger stark der Inundation unterliegt, bringt es andere Formationel- 4 


Hier sieht man den Grasbaum (Xantorrhoea Preissii |Lil.]) in den imposal“ 


1. Kapitel. Allgemeiner Charakter. 91 


testen Exemplaren. Dicht gedrängte Gebüsche niedriger Myrtaceen und Epacrı- 
daceen walten an der Südküste vor, stets durchbrochen von exponierteren 
Stellen, wo der kahle Boden in den feuchten Monaten unter Wasser liegt. 

An den Hängen des Plateaus und an seinem Saume auf dem Oberlande 
selber herrscht die ernste Waldung des Jarra-Eucalyptus. Es ist das Kernland 
der ganzen Südwest-Provinz. Die Niederschläge übersteigen 60 cm, häufige 
Regen feuchten in der kühleren Hälfte des Jahres die Bäume des Waldes und 
sein immergrünes, buschiges Unterholz. 

Ostwärts wird der Regen schwächer, die Witterung extremer, die Waldung 
lichter. Andere Eucalypten treten auf, das Unterholz verringert sich, oft 
schieben sich schon pflanzenleere Stellen dazwischen ein. Und schließlich 
fehlen streckenweise auch die Bäume. Das Gebüsch allein’bleibt zurück, farben- 
bunt zur Blütezeit, und formenreich zusammengesetzt aus jenen Elementen, die 
für den Südwesten so bezeichnend sind. Proteaceae, Podalyriear, Myrtaceae, 
Hibbertia (Dill.), Acacia, Stylidium, Sterculiaceae und viele andere überbieten 
einander an Artenfülle. 

Es ist eine ziemlich breite Zone, in der solche mannigfaltigen Strauch-For- 
mationen sich vorzugsweise zu entwickeln pflegen. Sie entspricht den Regionen 
mittleren Niederschlages: Von den Isohyeten, die von 50 zu 30 cm führen, 
der Länge nach durchzogen, umgibt sie wie ein Gürtel die bewaldeten Bezirke 
des Südwestens. In ihrer ganzen Erstreckung walten kiesige Böden und Sand- 
Decken vor. Und nur auf diesen psammogenen Unterlagen kommt jene reiche 
Strauchflora zu rechter Entfaltung. 

In ausgeprägtem Kontraste dazu — obwohl räumlic 
erscheint die Pflanzenwelt des Lehm- oder Tonbodens. 
förmig. Ein paar Eucalypten und Acacien geben den Ton an. Aber auch 
das Unterholz ist höchst dürftig: nur hier und da lassen sich wenige Sträucher 
bemerken, öfters vermißt man sie ganz. Der typische Niederwuchs entbehrt 
der holzigen Gewächse, er wird streng von der Periodicität der Niederschläge 
regiert, nur die feuchte Jahreszeit bringt Gras und Kräuter, die den Boden für 
wenige Monate mit grünem Teppich bekleiden. Im Oktober schon beginnt er 
wieder zu verbleichen; kurz danach ist nichts davon ge 
Reste, die bald vertrocknet und verweht sind. Und im Sommer 

rotbraune oder graugefärbte Gerippe des ziegelartig erhärteten Bodens. 

erst tritt ins rechte Licht, wie verschieden das Wesen der beiden er 

des Niederwuchses in dieser Mittel-Zone ist: auf Sand persistentes Laub un 

unerschöpfliche Fülle der Spezies, auf Lehm ein vergängliches Grün, Gleich- 
förmigkeit der Elemente und geringe Anzahl von Arten. 

Dabei zeigt die Vegetation der lehmigen Böden in ihrem n 
eremaeischen Charakter; ja, man kann sagen, sie gehört schon zur DIEBE : 

Die beiden Provinzen West-Australiens scheiden sich also nicht durch ein 
haarscharfe Linie. Sondern sie berühren sich in einer gewissermaßen zer 
ar Zone eines gegenseitigen Gleichgewichtes, das auf edaphischen Momenten 

eruht., 


h dicht neben ihr — 
Sie ist geradezu ein- 


92 Dritter Teil. 


Floristisch ist die Südwest-Provinz ausgezeichnet bestimmt durch die formen- 
reiche Entfaltung gewisser Verwandtschaftskreise, die in den Nachbar-Gebieten 
nur schwach vertreten sind. Es gehören dahin in erster Linie die Podalyrzeae, 
Tremandraceae, die Proteaceae, die Epacridaceae. Alle diese — es sind sämt- 
lich Dikotyle — verhalten sich darin gleich, daß der Endemismus der Arten 
in der Südwest-Provinz nahezu vollkommen ist. Anders steht es bei den 
Monokotylen. ‘Sie besitzen zwar in den Conostylideae [Amaryll.] eine Gruppe, 
die mit lauter endemischen Spezies so streng wie. möglich auf die Südwest- 
Provinz beschränkt ist. Gleichzeitig aber enthalten sie bei den ebenfalls hoch 
charakteristischen Orchidaceae, Restionaceae, Centrolepidaceae, Cyperaceae viele 
in Südost-Australien wiederkehrende Arten. 

Die Zahl von Gaftungen, die sich den eben genannten großen Verbänden 
als wichtige Typen der Südwest-Provinz anschließen, ist ziemlich bedeutend. 
Beispiele wären Hiöbertia, [Dillen.] Drosera, Stylidium, Patersonia [Irid.] u. 4 

Eine sehr ansehnliche floristische Rolle spielen ferner Gruppen, wie die 
Lastopetaleae unter der Sterculiaceen, wie die trockenfrüchtigen Myrtaceae, die 
Goodeniaceae. Aber diese Kreise sind nicht so exclusiv südwestlich; sie führen 
der Flora der Eremaea ebenfalls wichtige Beiträge zu. Nur die Formenfülle 
pflegt auch bei ihnen in der südwestlichen Provinz weitaus die größere zu sein: 
Sie stehen darin um nichts hinter den reinen Südwest-Elementen zurück. 
Gleichsinnig wirken beide zusammen, den Spezies-Endemismus des südwestlichen 
Australiens, der sich auf ungefähr 82°/, beläuft, zu einer Vollendung zu bringen, 
die kaum von einer anderen Flora der Erde erreicht wird. 

: Für den Menschen bietet die Pflanzenwelt der Südwest-Provinz große Schätze 
in ihren kostbaren Eucalyptus-Waldungen, namentlich denen von Z. marginata, 
in zweiter Linie von EZ. diversicolor. Im übrigen ist sie arm an Nutzpflanzen. 
Zum Anbau auswärtiger Kultur-Gewächse -eignen sich fast nur die besser 8 
bundenen Böden. Die weiten Sandflächen, die für West-Australien so be 
zeichnend sind, widerstreben jedem Versuche, bestellt zu werden. Aber de 
Alluvialflächen der Täler, das Lehmland der Mittelzone tragen Getreide, vielerlei : 
Gemüse und manche Obstsorten der temperierten Zone. Dort ist es, wo der 
Landbau der Kolonie am- frühesten begann, und wo er sich stetig, wenn auch 
langsam, ausbreitet. Man hat auch versucht, auf dem Conglomerat- Boden 2 
des Hügellandes Kulturen zu schaffen, im Norden Reben-Gärten, im Sü en ; 
Obst-P flanzungen. Doch stehen diese Bestrebungen noch in den Anfängen 
nn bleibt geringfügig, da die Niederlegung der schweren Jarra- 
eg ei Mühe und Kosten erfordert, Im ganzen genommen hat die BU” 
es Menschen die Landschaft des südwestlichen Australiens noch wenig ve 
ändert. Weitaus zur größten Fläche ist dem Lande bis heute die Gestaltung 
bewahrt geblieben, die ihm ursprünglich eigen war. we | 


Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. Taf. I; zu S. 93. 


Eucalyptus marginata Sm., »Jarra«. 


Im Vordergrund rechts Xantorrhoea Preissii Endl. 


i ‘. Pri ‚ Februar 1901. 
Distr. Darling, Darling Range bei Mundaring. — E. Pritzel phot. Fe 


2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 93 


2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 
I, Die Eucalypten, 


Nichts bezeichnet besser die Eigentümlichkeit der australischen Vegetation 
als die dominierende Rolle, welche die Gattung Zxecalyptus in ihr einnimmt. 
Es ist ganz beispiellos in der Pflanzenwelt der Erde, daß ein so großes Gebiet 
mit solchen Unterschieden, ja solchen Gegensätzlichkeiten in Klima und Boden 
von einem einzigen Genus so unbestritten beherrscht wird. Und Südwest- 
Australien, das in den feineren Zügen der floristischen Zusammensetzung sich 
doch einer so ausgeprägten Selbständigkeit rühmen kann, ist gleichfalls restlos 
in die Herrschaft der Eucalypten einbezogen, als sei es das untergeordnete 
Glied einer unteilbaren großen Gesamtheit. 

Fünf Eucalyptus-Arten repräsentieren besonders eindrucksvoll die Gattung 
in den echt südwestlichen Landschaften der Provinz: Jarra, Red Gum, Karri, 
Wandoo und Tuart. Jeder von ihnen ist der Charakterbaum für ganze Bestände. 
Und ihre hohe Bedeutung für die Vegetation der Provinz rechtfertigt geson- 
derte Betrachtung jedes einzelnen. 


ı. Eucalyptus marginata, » Jarra«. 
Taf. I, vgl. auch Taf. XIII. 


Der Jarra, Eucalyptus marginata J. Sm., in seiner typischen Gestalt gehört 
einem polymorphen Formenkreise West-Australiens an, in dem noch E. patens 
Benth. und EZ. duprestium F.v. M. spezifisch unterschieden worden sind. Es 
ist unmöglich zu sagen, welche der zahlreichen ostaustralischen Arten ihr etwa 
am nächsten stehen. Dagegen kann ziemlich sicher behauptet werden, daß in 
der Eremaea nähere Verwandte der Z. marginata nicht existieren. 

Unter den westaustralischen Eucalypten ist der Jarra an seinen Blüten- und 
Frucht-Merkmalen ziemlich sicher zu erkennen. Wichtig sind die Staubblätter; 
die Filamente sind in der Knospe geschlängelt, aber nicht einwärts umgeknickt, 
wie das bei anderen Arten vorkommt. Die Anthere hat nierenförmigen Um- 
riß. Charakteristisch ist auch die ziemlich große Frucht durch ihre verkehrt- 
eiförmige oder beinahe kuglige Form, und ihre merkliche Zusammenziehung 
am Saume (vgl. Fig. 3). 

Der Jarra erreicht in guten Lagen eine Höhe von 30 bis gom, an der 
Basis ungefähr einen Durchmesser von 3/,.bis ı"/, m. Natürlich gibt es aus- 
nahmsweise Fälle von viel beträchtlicheren Dimensionen. Sein Stamm ist von 
dunkelgrauer, faseriger, persistierender Borke bedeckt und pflegt sich erst in 
größerer Höhe knorrig und etwas unruhig zu verästeln. Das ist wenigstens die 
normale Figur des Baumes, wenn er in besser geschlossenen Beständen auftritt. 
Wo er freier oder mehr vereinzelt steht, gewinnt er Raum zu mächtigerer Ent- 
faltüng, Die Verästelung beginnt tiefer unten, die Krone ladet weiter aus. Das 
Laub des Jarra folgt in seiner fast vertikal gerichteten Lage und der c 


BE ist 
teristischen Form ganz dem in der Gattung vorherrschenden Schema. Es is 


94 Dritter Teil. 


von bläulichgrüner Färbung, in der Konsistenz aber und manchen kleineren 
Details je nach der Standörtlichkeit etwas verschieden. 

Ewcalyptus marginata bildet im südwestlichen Teile der Provinz umfang- 
reiche, vielfach völlig waldartig ausgebildete Bestände. Etwa vom Moore River 
bis zur Two People Bay (östlich unweit King George Sound) begleiten diese 
Waldungen die Küste in einem durchschnittlich 75—ı20 km breiten Streifen. Für 
die bei 100-300 m ü. M. liegenden hügeligen Landschaften des äußeren Ober- 
landes sind sie am meisten charakteristisch, und dort entwickelt sich die For- 
mation des Jarra-Waldes, die weiterhin zu schildern sein wird, in ihrer besten 
Form. In den niederen sandigen Alluvien des westlichen Vorlandes gedeiht 


e 4 
Fig. 3. Zwalyptus marginata Sm.: A Blüten-Zweig. 2 Fruchtstand. C Samen. (Original 


der Baum ebenfalls gut. Dort bildet er in sehr lichten Beständen die ma 

teste Erscheinung der Pflanzenwelt. In der Swan-Niederung um Pe 
man prächtige Gestalten, und in den gärtenreichen Vororten der Hau 
geben die aus der Wildnis übriggebliebenen Solitäre des Jarra der Szen 
einen durch nichts anderes ersetzbaren Reiz. ® 
Die Daseins-Bedingungen, die der Jarra verlangt, äußern sich in S 
natürlichen Vorkommen. Er meidet die schweren Böden des Inundationsiaf 
wo Eucalyptus rudis an seine Stelle tritt. Vorliebe verrät er für Sand - 
das von Kies-Konglomeraten gedeckte Granitland des Plateau-Randes. Dr = 
beschränkt er sich auf die niederschlagsreicheren Partien der Provinz. zZ i 
ird man 


Gegenden, wo die jährliche Menge des Regens 75 cm nicht erreicht, W 


Diels, Pflanzenwelt von West -Australien. Taf. II, zu S. 95. 


Eucalyptus calophylla R.Br., »Red Gum«, 
Im Vordergrund mehrfach Xantorrhoea Preissii Endl. 
Distr. Darling, Bellevue östl. Perth. — E. Pritzel phot. April 1901. 


2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 9 


typischen Jarra nur selten sehen. Stellenweise aber gibt es dort noch strauchige 
Formen der Spezies, die gewissermaßen ihr Ausklingen gegen die Areal-Grenze 
hin verraten. 

Der nähere Verlauf dieser Grenzen des Wohnbezirkes deckt sich also mit 
der Isohyete von 75 cm; schon auf der verdienstvollen Karte in EDNIE-BROWNS- 
Abhandlung ist sie ungefähr richtig angegeben. Den Umfang der gesamten 
Jarra-Bestände schätzt diese Autorität australischen Forstwesens auf über 3 Mil- 
lionen Hektar, ihren Gesamtwert auf etwa 85 Millionen Pfund Sterling. 

Nach der Ausdehnung seines Areales, der Individuen-Menge in seinen Wal- 
dungen und vor allem nach Nutzungs-Wert ist Zucalyptus marginata der wich- 
tigste aller Bäume der Südwest-Provinz. Keine der anderen Spezies kann sich 
auch nur entfernt mit dem Jarra messen. 


2. Eucalyptus calophylla, »Red Gum«. 
Taf. II. 


Eucalyptus calophylla R. Br. ist unter den wichtigen Eucalypten der Südwest- 
Provinz die systematisch am isoliertesten stehende Spezies. Schon die sehr 
großen urnenförmigen Früchte verraten sie sofort. Aber auch ihr Laub ist unver- 

ennbar. Es richtet sich entschiedener horizontal, als bei den anderen Arten 

des Gebietes, so daß der Baum unter allen einheimischen Holz-Gewächsen den 
teichsten Schatten spendet. Außerdem kehrt die Nervatur des Blattes bei 
i keiner anderen Spezies des Landes wieder: es sind zahlreiche parallele Quer- 
adern, die von der Rippe beinahe in rechtem Winkel abgehen. Höchst be- 
zeichnend sind auch die Sämlinge mit ihren herzförmigen, rauh behaarten Primär- 
lättern. Man findet sie ziemlich oft am Boden des Waldes. 

In den Dimensionen steht Zucalyptus calophylla nicht hinter dem Jarra 
zurück, Aber schon sein Stamm unterscheidet ihn leicht durch das tief rotbraune 
Kolorit der sehr dicken rauhen Borke: sie hat ihm die Benennung »Red Gum« 
bei den Ansiedlern eingetragen. Die schöne Architektur der Krone und die 
teiche Belaubung des Wipfels machen den Baum zu einer noch ornamentaleren 
Erscheinung, als es der Jarra ist. Schon DRUMMOND sagt, er sei am ehesten 
mit den »Eichen Englands« vergleichbar. 

} Eucalyptus calophylla ist nicht so exklusiv 

ucalypten der Südwest-Provinz. Er kommt meis 
Marginata oder E. diversicolor, ja auch von E. redunca und sogar E. loxophleba 
vor, Es kann sich dabei ereignen, daß er an Individuen-Fülle den tonangebenden 
Baum auf kurze Strecken überwiegt, aber wirklich herdenweise ‚oder in = 
Schlossenen reinen Beständen tritt er höchstens vorübergehend einmal ie 

'scheinung. Meist lebt er zerstreut und eingesprengt. Sein Areal ee 
das von E. marginata, wie es scheint, nach allen Richtungen hinaus. S0 R u 
Sich im Norden noch bei Yatheroo und Dandaragan imposante sh 
des Baumes. Er wächst am Avon River, und auch am Stirling Range habe IC 
iin noch gesehen, 


wie die anderen erstklassigen 
t im Gefolge von Eucalyptus 


96 Dritter Teil. 


Er scheint also um eine Kleinigkeit weniger Niederschlag zu verlangen als 
Eucalyptus marginata. Oder aber er weiß sich durch edaphische Auswahl 
schadlos zu halten. Im allgemeinen nämlich bekundet er Neigung, sich auf 
reichem Boden der Alluvionen oder Talgründe anzusiedeln. An solchen Stellen 
bildet er z. B. im westlichen Vorlande zwischen Moore und Preston River viel- 
fach den wichtigsten Baumschlag. Und ebenso zieht er in den Jarra-Waldungen 
deutlich die tiefer gelegenen Partien des Geländes vor. Er ist dort allenthalben 
eine häufige Erscheinung, im ganzen also ein Baum, der in der Vegetations- 
Physiognomie der Südwest-Provinz erfolgreich zur Mitwirkung kommt. 


3. Eucalyptus diversicolor »Karri«. 
Taf. IH. 


Auch Zucalyptus diversicolor F. v.M. kann auf seine natürliche Verwandt- 
schaft hin nicht sicher beurteilt werden. Doch gilt von ihm ähnlich wie von 
dem Kreise des Fucalyptus marginata, daß er in der Zahl der westaustralischen 
Arten keine näheren Beziehungen zu besitzen scheint. Die Blüten- und Frucht- 
Merkmale sind nicht besonders markant, dagegen ist die Struktur des Blattes 
durch die stärker ausgeprägte Dorsiventralität des grünen Gewebes in ungewöhn- 
licher Weise modifiziert: F. v. MÜLLER hat mit sicherem Gefühl diese Eigen- 
schaft in der Benennung der Spezies zum Ausdruck gebracht. 

Der Karri ist der größte aller westaustralischen Bäume, und sicherlich auch 
der schönste im ganzen Lande. Seine enormen Dimensionen heben ihn nicht 
nur weit über alle andern Vegetations-Gestalten in West-Australien, sondern 
stellen ihn in die Reihe der stolzesten Fürsten des Pflanzenreiches überhaupt 
Im Mittel mißt der Karri etwa 65 bis 70 m. Bei ungefähr ı m über & 
Boden haben solche Bäume einen Stamm-Durchmesser von etwas über 1 M. 
Sie bleiben astfrei bis 40 und som über der Erde. Unweit des Warren RiveiS; 
wo vielleicht die schönsten Exemplare des Baumes vorkommen, sind Individuen 
von 100 m mehrfach authentisch gemessen worden. Ihre erste Verzweigung 
lag bei 60 m über dem Boden, während am Stammgrunde ıo m Umfang €" 
mittelt wurden‘). 

Sehr abweichend von Jarra und Red Gum verhält sich die Borke des Zwe@ 
Iyptus diversicolor: sie löst sich in großen Fetzen vom Stamm, der daher steis 
ur schimmernde Färbung von Gelblich oder Rötlich-Weiß behält. Das se 
Pe Bild, diese ganz gerade gewachsenen hellen Stämme im Valde 
nebeneinander gereiht zu sehen, anzuschauen »wie eine Menge aufrechter Riem = 
Kerzen«. Erst in sehr beträchtlicher Höhe beginnt die Auflösung in die primären 
As te, die in ziemlich großem Winkel abgehen. Weiter oben werden die A > 
winkel spitzer, so daß eine ziemlich gerundete Krone herauskommt. Be 
; In seinen Gewohnheiten ähnelt der Karri dem Jarra insofern, als er a 
alls reine Bestände zu bilden geneigt ist. Höchstens Eucalyptus calophy A 


ren, sich, im übrigen ist er Alleinherrscher fast in seinem ga 


a ws 
1) J-EDsıe-Brown, The Forests of Western Australia and their Development. Perth 1899,59 = 


Diels, Pflanzenwelt von West -Australien. Taf. 111; zu S. 96. 


Eucalyptus diversicolor F.v.M. »Karri«. 


Der Baumstrauch dicht am Ufer Melaleuca rhaphiophylla Schau. 
1901. 


istr. Warren, Denmark River. — E, Pritzel phot. Juli 


2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 97 


Areal. Er okkupiert die feuchtesten Landschaften der Südwest-Provinz, soweit 
sie unmittelbar der Südküste zugewandt sind. Dort ist die Niederschlags-Höhe 
noch bedeutender als im Jarra-Gebiete: sie hält sich allenthalben über 85 cm. 
Zudem sind die Wärme-Verhältnisse gerade jener Distrikte wohl die gleich- 
mäßigsten, die in der Provinz überhaupt zu finden sind. 


e 


2 


n-Knospe durchschnitten. 


Fig. 4. Eucalyptus diversicolor F.v.M. A Blühender Zweig. 2 Blüte 
C Operculum. D Fruchtstand. Z, F Samen. (Original.) 


Die Karri-Waldungen als Formation werden den Gegenstand eines späteren 
Abschnittes bilden, hier genüge der Hinweis, wie vielmals geringer die Raum- 
Erstreckung ihres Areales ist, wenn man die Ausdehnung der Jarra-Wälder 
dagegen in Vergleich zieht. Dabei ist es ganz interessant zu sehen, in welcher 
Weise durch diese beiden Areale die niederschlagsreiche Südwest-Ecke Australiens 
aufgeteilt ist. 


Diels, Pflanzenwelt von West-Australien, 7 


98 Dritter Teil. 


4. Eucalyptus gomphocephala DC. »Tuart«. 
Taf. IV, XI. 

Ein näherer Einblick in die Gliederung der Zucalyptus-Flora Südwest-Austra- 
liens überzeugt jeden davon, daß diese Provinz eine Reihe recht isolierter Species 
aufzuweisen hat. Dazu gehört ohne Zweifel auch Zucalyptus gomphocephala DC. 
Das halbkugelige Operculum (Fig. 5) das den Kelchtubus wie angeschwollen 
überragt, gibt schon ein Merkmal, das nur bei wenigen andern Arten so star : 
ausgeprägt ist. Die Form der großen Frucht ist nicht minder unverkennbar. 
Blätter und Inflorescenz zeichnen sich aus durch ein lebhaft glänzendes Grün, 
in einer gleichfalls ungewöhnlichen Nuance. 


oben. (Original.) : 

ä ae 

Die Höhe des imposanten Tuart-Baumes schwankt zwischen 15 und ” ‘ 

Seine Borke ist persistent und faserig-rauh, von einer eigentümlich heist 

Färbung, die schon genügen würde, den Baum von Jarra oder gar Bi 
unterscheiden zu können. Sehr häufig sieht man den ungemein kräftig UN 

gebauten Stamm schon in geringer Höhe über dem Boden starke Äste & a 


Diels, Pflanzenwelt von West -Australien. 


»Tuart«. 


Eucalyptus gomphocephala DC. 
Rechts oben Callitris (Frenela) robusta A. Cunn. 


di : 7 ze ‚November 1901. 
Distr. Darling, Osborne Cliffs, Litoralkalk am unteren Swan River. — E. Pritzel phot. NOV 


Prit 


2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 99 


und eine breit schattende Krone aufbauen. Der Tuart neigt (wenigstens gegen- 
wärtig) mit Vorliebe zu verstreuter Siedelung: jedem Individuum gehört eine 
Fülle von Spann-Raum, und den macht es sich gründlich zu Nutze. 

Eucalyptus gomphocephala bewohnt ein viel weniger ausgedehntes Areal, 
als die drei bis jetzt behandelten Gattungs-Genossen. Ja, es ist so eng, daß 
der Tuart keinen Anspruch hätte, unter den Haupt-Vertretern der südwestlichen 
Vegetation namhaft gemacht zu werden, wenn er seiner schmalen Zone nicht 
so unbestritten die Signatur verliehe und nicht gleichzeitig eine so imposante 
Gestalt unter den Bäumen des Landes wäre. 

Nach den Ermittelungen von F. v. MÜLLER und allen Gewährsmännern, die 
nach ihm der Frage näher getreten sind, beschränkt sich Zucalyptus gomphoce- 
Phala ganz ausschließlich auf den aus recentem Kalk sich aufbauenden schmalen 
Streifen, der die Westküste von Nord nach Süd begleitet. Und zwar erscheint 
der Baum dort etwas nördlich vom Swan River und erstreckt sein Bereich 
südwärts bis ungefähr zum Vasse River. Zwar reicht jener Kalk-Zug nördlich 
und südlich viel weiter, aber der Tuart bleibt streng auf seinen mittleren Ab- 
schnitt beschränkt, bei einer Niederschlags-Höhe von annähernd 75—90 cm. 
Es ist also eine sowohl edaphisch wie klimatisch offenbar recht eng begrenzte 
Form in der so elastischen Gattung, und in dieser Hinsicht ein Seitenstück 
zu E. erythrocorys, welcher weiter im Norden unweit des Murhison Rivers un- 
gefähr seine Rolle übernimmt, oder zu E. ficifolia, der in einem noch viel 
kleineren Bezirk an der Südküste lokalisiert ist. 


5. Eucalyptus redunca Schau., »Wandoo«. 
Taf. XII. 


Im Gegensatz zu den vier andern Zuwcalyptus, die in systematischer Hinsicht 
verhältnismäßige Isolierung zeigen, steht Z.redunca Schau. nach vielen Richtungen 
hin in verwandtschaftlichen Beziehungen. Die Spezies selbst in der Fassung 
der Systematiker zerfällt in eine beträchtliche Anzahl von Formen. Die meisten 
davon sind von strauchigem Habitus. Ein sehr ausgeprägter Typus entwickelt 
sich dagegen zu einem ansehnlichen Baum: das ist der A» WaIMOOE be- 
kannte Eucalyptus West-Australiens. Man hört auch die Bezeichnung » White 
Gum« auf ihn angewandt. Denn seine Borke blättert ähnlich wie beim Karri 
ab und läßt die gelblich-weiße Rinde hervortreten. | 
Die Höhe des Stammes erreicht in der Regel nur 15—25 m. Man kann 
ausnahmsweise auch stattlichere Exemplare antreffen, aber gewöhnlich ist die 
Statur des Baumes untersetzt und gedrungen. Die Krone ist breit gebaut, die 
Hauptäste in großem Winkel abgezweigt. Die Belaubung zeichnet sich durch 
ihr stark blaugrünes Kolorit aus; auch daran ist der Wandoo unschwer zu er- 
ennen. — Seine sonstigen Merkmale zeigt Fig. 6. 
Eucalyptus redunca gehört zu den sozialen Arten der 
Im größten Teile seines Areales wohnt er in geschlossenen Gesellschaften, 
an den Grenzen und Außenposten sieht man ihn mitunter ne. 
7 


Südwest-Provinz. 
nur 
Der 


100 Dritter Teil. 


Boden, der von Wandoo bevorzugt wird, macht einen w enig fruchtbaren Ein- 
druck. Die Autoren geben an, er sei kalt, hart, sauer und wäre unterlagert 
von tonigen Schichten. Jedenfalls ist er Sue bindig, wird in der Regenzeit 
sehr naß und trocknet im Sommer zu beträchtlicher Härte zusammen. 

Das Haupt-Entfaltungs-Gebiet des Wandoo liegt zwischen den Isohyeten 
von 60 und 4ocm. Der Baum tritt demgemäß an der östlichen Abdachung 
des Darling Range zuerst in größeren Massen auf; dort setzt er geschlossene, 
licht gefügte Bestände zusammen, bis er bei noch weiter reduzierten Nieder- 
schlägen vor den Eremaea-Eucalypten zurücktritt und endlich ganz aufhört. 


Fig. 6. Euealyptus redunca Schau. A Zweig mit Blütenknospen. 2 Blatt. C Blütenstand. 
D Fruchtstand. Z Frucht. (Original. Ri 


Wie weit er in die Eremaea hineinreicht, bleibt noch unsicher. ED NET 
nennt Z. redunca »einen der hauptsächlichsten Bäume der Gol ifelder i 
habe ihn dort jedoch nie gesehen und denke Grund zu haben, af der # 
lässigkeit jener Angabe zu zweifeln. 

In Gesellschaft des Wandoo findet man sehr oft ee “2 ar 
Süden seines Reviers auch E, occidentalis, in den östlichen Bezi a. Be 
Phleba. Mit dem Jarra mischt er sich selten; nur in einer zZ 


2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 101 


Zone sieht man die beiden gelegentlich neben einander. Dagegen greift Zuca- 
Iyptus redunca nach Westen nicht selten über seinen eigentlichen Wohnbezirk 
inaus; man trifft ihn stellenweise an den Vorhügeln des ganzen Plateau-Randes 
zwischen Swan River und Collie River, und auch auf den vorgelagerten Flächen 
gibt er in Gemeinschaft mit Z. calophylla manchen Plätzen das Aussehen eines 
ganz licht gehaltenen Parkes. 


II, Die Gattung Casuarina. 
Vgl. Taf. XV. 

Die Gattung Casuarina darf den zweiten Platz beanspruchen, wenn die 
Bäume der Südwest-Provinz genannt werden. Zwar steht sie an allgemeiner 
Bedeutung unvergleichlich weit hinter Zucalyptus zurück und kann es kaum 
mit Banksia aufnehmen. Aber manche Arten erreichen doch eine stattliche 
Höhe und werden dann nur von den Eucalypten übertroffen. Eine Analogie 
zu Eucalyptus bietet sich ferner dadurch, daß Casuarina keineswegs auf die 
Südwest-Provinz beschränkt ist, sondern auch in der Eremaea ein wichtiges 
Vegetations-Element ausmacht. 


Weg Fr 
B Achaenium. — C—E C. Hurgeliana Miq. 
FE C. Fraseriana Migq. Ast mit Zapfen, 
(Nach DIeLs und PRITZEL.) 


Fig. 7. A, B Casuarina glauca Mig. A Zapfen. 
; C 5 Kätzchen; D Zapfen. EZ Achaenium. — 


Casuarina besitzt sowohl hochstimmige Bäume, wie niedrige Sträucher 
In der Flora West-Australiens. Es sind gegenwärtig 13 PEteh, er ge 2 
bekannt. Doch hat auch die neueste Bearbeitung des Materiales") noch nicht 
en 


1) Dieis et PrITZEL, Fragmenta Phytographiae Australiae oceidentalis. In Englers Bot. 


Jahrb, XXxv 124. 


102 Dritter Teil. 


alle Zweifel über Abgrenzung der Formen und besonders über das Verhältnis 
gewisser ostaustralischer Typen zu den westlichen beseitigen können. 

Die baumartigen Spezies, die wir in erster Linie zu behandeln haben, 
zeigen eine große Übereinstimmung der Tracht. Die Höhe erreicht ungefähr 
2om. Den Baum bedeckt eine persistente Borke; sie pflegt rissig und von 
graubrauner Färbung zu sein. Die Verzweigung wird vom spitzen Winkel be- 
herrscht: in der Regel bleibt die Krone schmal. Das Steife des ganzen Auf 
baues wird gemildert durch den Wuchs der letzten Zweigenden: sie hängen 
herab, um sich erst ganz vorn gegen die Spitze von neuem aufwärts zu wenden, 
Die Glieder der Zweige sind bei den zwei wichtigsten Arten des Westens, Casua- 
rina Huegeliana und C. Fraseriana, biegsam und gracil gebaut. Und wenn 
es auch in Südwest-Australien keine Caszarina gibt, die in ihren Zweigen so 
beweglich und zierlich wäre, wie etwa die östliche C. Cunninghamiana, so bilden 
doch jene beiden Arten, wenn sie gut entwickelt sind, recht anziehende Figuren 
im Vegetations-Bilde des Landes. - 
 _Casuarina Fraseriana, die an ihren großen, stark rugosen Fruchtzapfen 
leicht erkennbar ist, erweist sich unter den baumartigen Typen als die am 
reinsten südwestliche Spezies. Überall zeigt sie unverhohlen, wie sehr sie 
sandigen Untergrund bevorzugt: nirgends ist sie daher mehr charakteristisch, 
als in den lichten Waldungen des Vorlandes. Dort gehört sie am Swan River 
neben Zucalyptus marginata zu den dominierenden Gestalten, die sich hoch 
erheben über das Heer der Adenanthos, Banksia, Facksonia des Unterwuchses 
Häufiger noch und geselliger tritt sie auf am King George Sound; da fügt se 
ganze Bestände zusammen, die an dürre Kiefern-Waldungen erinnern, und wo 
schon die Ärmlichkeit des Unterholzes von der Unfruchtbarkeit des Bodens 
zeugt. 
Auf dem Oberlande des Plateaus tritt wenigstens in den westlichen feuch- 
teren Strichen Caswarina bedeutend in den Hintergrund. Erst jenseits def 
Scheitelhöhe gewinnt die Gattung von neuem. In den Wandoo-Wäldern sieht 
man hier und da Exemplare von C. Huegeliana mit äußerst lichter Krone 
Häufiger aber ist C. glauca, die freilich streng genommen erst unter den Im 
der Eremaea aufgeführt werden sollte. Nur weil sie sehr erfolgreiche Vorstöße 
in die Südwest-Provinz hinein unternimmt, mag sie einstweilen hier ZU we 
sein. Sie unterscheidet sich durch größere Starrheit der Formen von “ 
‚ beiden westlicheren Arten. Die Äste sind brüchiger und spröder, sie 
mehr aufgerichtet, höchstens sind ihre letzten Auszweigungen leicht inabs 
bogen. Eucalyptus glauca wächst auf dem harten Lehmboden der Erem 
nicht selten. Im Westen sucht sie mit Vorliebe die tonig-lehmigen Depre® . 
sionen, die schmalen Talfurchen auf. wo sie häufig imposante Dimension 
erreicht. Ä ee 
Kae = baumartig wachsenden Casuarinen im siichen 
so Widerstände ET N Be - Se En W 

tre, wie die Eucalypten jener Eın erkwürdig 


„ho 
x 


davon jedoch scheinen die Ansprüche der Gattung an Feuchtigkeit m 


„ zu S. 103. 


Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. Taf. 


Banksia attenuata R. Br. 
Links am Rande Banksia ilicifolia R. Br., im Hintergrunde junge Exemplare von er marginata Sm. 
Distr. Darling, Bayswater östl. von Perth. — E. Pritzel phot. Dezember 190 


2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 103 


gesteigert. So werden C. Zuegeliana und C. glauca fast beschränkt auf das 
inundationsfähige Gelände, und erst weiter im Südwesten sichert der reichere 
Niederschlag eine größere Unabhängigkeit von der Feuchtigkeit des Bodens. 

So wenig wie bei Danksia ist die Bedeutung von Casuarina mit den | 
Baum-Formen erschöpft. Vielmehr erprobt sich ihre Gestaltungs-Kraft auch 
auf mehr exponiertem Gelände vortrefflich: dort liegt das Entfaltungs-Gebiet 
der strauchigen Arten. In den nördlichen Landschaften sieht man überall 
auf den Grenzschichten zwischen Sand und Lehm die besenförmige Casuarına 
campestris, nicht selten erreichen ihre Bestände das feste Gefüge eines Busch- 
Dickichts. Kiesig-lehmige Plätze, ebenfalls zwischen Irwin- und Moore River, 
sind oft bedeckt von dem niederen Gebüsch der starren C. Drummondiana. 
An sandigen Stellen gelangt C. microstachya zum Aufschwung. Unstreitig die 
häufigste Art aber unter den psammophilen Spezies ist Casuarına humilis, die 
als Leitpflanze für den wenig gemischten, schwach humösen Sand 
anerkannt werden muß. Der Vollständigkeit halber sei auch C. distyla er- 
wähnt, für die selbst Dünen-Sand nicht unbewohnbar ist. Sie legt sich ihm in 
flach ausgebreiteten Polstern an, und es gewährt ein fremdartiges Bild, wenn 
die braunen g' Kätzchen aus dem dichten Geflecht der Aste emporwachsen. 


III. Die Arten von Banksia (Prot.). 
Taf. V, XI. 

Banksia ist für die Südwest-Provinz eine vorzügliche Charakter-Gattung, 
in gewissem Sinne die ausgezeichnetste des Gebietes. Denn Eucalypten und 
Casuarinen besitzen auch in der Eremaea eine hohe Wichtigkeit für die Physio- 
gnomie, Banksien aber fehlen dort beinahe völlig und gehören also der Süd- 
west-Provinz fast ganz allein. Zwar sind sie niemals so gesellig wie Eucalypten; 
selten bilden sie größere Bestände; aber sie nehmen Teil an sämtlichen Forma- 
tionen. 

Formenreich beleben sie die Waldungen und die offenen Flächen, bald als 
stattliche Bäume, bald als Sträucher jeglicher Größe, ja auch in Zwergstatur, 
fast staudenartig, auf dem sandigen Heideboden der südöstlichen Distrikte. So 
ist denn der Umfang ihrer Daseins-Bedingungen weiter und die Mannigfaltig- 
keit der Gestaltung entsprechend noch größer, als irgendwo im Osten Australiens. 

Die zu Bäumen auswachsenden Spezies beschränken sich auf die feuchtere 
Hälfte der Südwest-Provinz. Physiognomisch treten sie im wesentlichen in — 
. Typen in die Erscheinung, als deren Repräsentanten Banksia grandis, B. lıto- 
ralis bzw. B. attenuata und B. zlicifolia sich betrachten lassen. 
zeigt im erwachsenen Zustande 

Nur am King George Sound 
twa mannshohen Strauch mit 
welche der Baum erreicht, 


N 


104 Dritter Teil. 


a 
u. 2 Te 


ig. 8. Banksia grandis R. Br. A Blühender Zweig. 2 Blüte. C Blütenhüllblatt mit Stanbblt 
D Narbe. (Original.) Ä 


2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 105 


reichlich, in den dichteren Waldungen des Südens bleibt sie gering. Das - 
eigentliche Wahrzeichen der Banksia grandis ist ihr Laub. Schon durch seine 
Größe fällt es auf. Es gibt keine andere Pflanze in West-Australien, bei der 
das Einzelblatt eine solche Oberflächen-Entfaltung zeigt. 40 cm, ja 6o cm in 
der Länge, 10 cm in der Breite sind keine ungewöhnlichen Maße. Einzigartig 
ist ferner die bizarre, oberflächlich betrachtet farnähnliche Gestaltung des Um- 
risses. Dazu kommt die schopfige Anordnung dieser großen, rein grünen 
Blätter zu einem trichterförmigen Büschel am Ende der Zweige, um seiner 
ganzen Erscheinung den Zauber von etwas Beispiellosem in der Vegetation 
Australiens — man darf sagen der Erde — zu verleihen. 

Banksia grandis ist immergrün, wie alle Bäume der Südwest-Provinz; aber 
die Dauer des einzelnen Blattes scheint beschränkt, und es dürfte im Laufe 
von wenig über ein Jahr eine völlige Laub-Erneuerung von statten gehen. 

Wie bei allen Baum-Banksien, wächst terminal der mächtige Blütenzapfen 
aus der schräg aufgerichteten Laub-Manschette heraus. Er wird bei Banksia 
grandis bis 30 cm lang und gibt mit seiner gedrängten Fülle schwefelgelber 
Blüten dem Baum ein prächtiges Aussehen. So reichlich erscheinen die Blüten, 
daß die Eingeborenen einst von ihrem Honig lebten, wie DRUMMOND erzählt. 
Der Fruchtzapfen ist noch mächtiger als der Blütenstand, er bleibt lange mit 
dem Mutter-Aste verbunden, auch wenn die Samen schon entlassen sind; oft 
sieht man zu gleicher Zeit längst entsamte Zapfen, reife Früchte, frisch erblühte 
Ahren und jugendliche Inflorescenzen an ein und dem selben Baume. 

Die Verbreitung von Banksia grandis erlangt in den regenreichsten Di- 
strikten (oberhalb der 75 cm-Isohyete) das Maximum an Gleichmäßigkeit und 
Dichtigkeit. Sie bildet dort in den feuchteren Jarra-Waldungen z. B. am Black- 
wood River buchstäblich ein unteres Stockwerk und streut eine freilich dünne 
Schicht ihrer abgeworfenen Blätter über den Waldboden. Ähnlich wie die 
Eucalypten, sinkt sie an den Grenzen des Areals zum Strauche herab; wenig- 
stens ist das der Fall, wie gesägt, an der Südküste nach meinen ei Er Be- 
Obachtungen. Die östlichste Lokalität, die die Literatur verzeichnet, ist Cape 

iche. 

Banksia litoralis (inkl. der wenig verschiedenen Banksia verticillata), aus 
der Sektion Oncostylis, variiert in der Höhe ihres Wachstums zwischen un 
25m (Taf. XI). Während die großen tektonischen Züge mit B. grandis En 
einstimmen, zeigen die Einzelheiten sehr wesentliche und physiognomisch 
deutungsvolle Unterschiede. Schon die Borke mit ihrer mehr ve Färbung 
ist abweichend. Namentlich aber bleibt das Laub in seinen Dimensionen viel 
kleiner. Die Blätter erreichen selten mehr als zo cm und sind nur 0,5—1 cm breit. 
Oberseits sind sie dunkelgrün, unterseits weiß: und da ihre Richtung aufwärts 
strebt wie bei allen anderen Arten der Gattung, so bestimmt dieser nn 
des Laub-Kolorits sehr wesentlich den Eindruck der Krone. Die er ... 
schlanker als bei B. grandis und tragen rötlichgelb gefärbte Blüten, verhalten 
Sich aber sonst in der oben beschriebenen Weise, welche für die Gattung 
typisch ist. 


106 Dritter Teil. 


Im großen und ganzen deckt sich das Areal der 2. Zitoralis mit dem von 
5. grandıs. Standörtlich jedoch schließen sich beide gewöhnlich aus. Während 
nämlich D. grandis gut drainierten Untergrund verlangt, sucht 2. Ztoralis mit 
Vorliebe die niedrig gelegenen der Inundation ausgesetzten Flächen. An solchen 
Stellen ist sie — wenigstens in den südlichen Landschaften — eine unverkenn- 
bare Charakter-Pflanze. Nach dem Swan River zu tritt sie bedeutend in den 
Hintergrund, wiewohl man an den Rändern feuchter Gräben oder Mulden auch 
dort noch auf sie rechnen kann. 

Der äußeren Gestalt nach hat Banksia attenuata mit der vorigen Art 
vieles Gemeinsame. Aber sie gehört systematisch nicht in ihre unmittelbare 
Verwandtschaft, sondern reiht sich in die Sektion Cyrtostylis ein, der auch 2. 
grandis zugerechnet wird. Das Laub bietet mancherlei Ähnlichkeit zu dem 
von Banksia litoralis, ebenso die Form der Blütenähre. Nur ist ihre Farbe 
ein reines Gelb. 

Banksia attenuata durchläuft in seiner Wuchs-Form eine sehr sanft abge- 
stufte Folge vom niedrigen Strauche zum ganz ansehnlichen (bis 10 m hohen) 
Baum. Oft sieht man niedrige Gebüsche, die dieser Art zugehören, bereits 
zur Blüte gelangt. Auf den Sandflächen der nördlichen Landschaften ist dies 
Verhalten die Regel, aber auch weiter südlich, bis zur Südküste, kommt es zu 
Beobachtung; ja am Swan River sieht man frutescente Formen dicht neben 


aD, BESSER Granit-Küste sie von ROBERT BROWN entdeckt wurde. Ob sie auch = 
weiter ostwärts das Gestade begleitet, wissen wir noch nicht. Jedenfalls aber 

Steht fest, daß Banksia atzenuata unter den höherwüchsigen Arten de 
schönen Gattung die häufigste ist und zu den Gewächsen gehört, die iu ” 
die echt südwestliche Szenerie in erster Linie bezeichnend sind, ganz besonders e 


auf den pfammogenen Böden, mit welchen die Provinz von der Natur so reiel 
bedacht ist, Ä 


sind, um unter den tonangebenden Konstituenten der Vegetation genannt 7 
werden: Banksia Menziesii und B.prionotes. Der eben behandelten B. a ä 
nuata ähnelt 3, Menziesiz in ihren klimatischen und edaphischen Ansprüchen | 
d beide in geselligem Nebeneinander zu sehen, SO # 


am Swan River auf den Sandflächen des Vorlandes, die sie gänzlich beherts ee 


2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 107 


würden, wenn nicht der Jarra-Eucalyptus oder da und dort eine Casuarına zu 
ihren Häuptern emporragte. In dieser engen Gemeinschaft nimmt man bald 
die Unterschiede der beiden Arten wahr. Das steil aufgerichtete Blattwerk ist 
bei B. Mensiesii noch fahler blaugrün, die jüngeren Fruchtzapfen machen sich 
durch rostbraune Sammetbehaarung auffällig, Besonders offenkundig aber ist 
die Differenz der Blüten, schon in ihrem Kolorit: das Perianth der B. Menziesüi 
ist rötlich, der Griffel dunkelrot, sodaß der ganze Blütenzapfen ein eigentüm- 
lich gedämpftes, lichtes Rot besitzt, das trefflich zu der Farbe des Laubes paßt. 
Am Swan River übrigens fällt auch ihre Blütezeit erheblich später als bei 2. 
attenuata: erst im Februar werden die Blüten zahlreich, zu einer Zeit, da D. 
attenuata längst abgeblüht hat. Doch erweist sich diese zeitliche Ordnung nicht 
unwandelbar: an der Champion Bay habe ich 2. Menziesii schon im Septembe: 
blühen sehen. 

Das Areal der B. Mensiesii umfaßt viel geringeren Raum, als das von 2. 
attenuata: beide decken sich im nördlichen Abschnitt, aber südlich vom Swan 
River findet 3. Menziesii bald ihr Ziel, sie fehlt der ganzen Südküste. 

In Laub und Blüten bildet Banksia prionotes beinahe eine Doppelgängerin 
zur vorigen. Aber im Aufbau des Stammes und des ganzen Ast-Gerüstes be- 
schreitet sie ganz eigene Wege. Gewöhnlich beginnt die Verzweigung nahe 
am Boden und zwar in sehr spitzem Winkel: steil aufgerichtet streben die Aste 
empor, steil tragen sie den Blattschopf an ihrem Ende, das ganze System nimmt 
die Gestalt des verkehrten Kegels an. Das ist ungewöhnlich für eine Banksta, 
aber es fügt sich trefflich in die Szenerie der Gegenden ein, wo Banksıa prio- 
notes heimisch ist: dort ist die Vegetation reich an solchen trichter-wipfligen 
Bäumen. : 

Prüft man den Stamm und die Äste der 2. ‚prionotes näher, stellen sich 
weitere Eigentümlichkeiten heraus. Die Borke ist relativ glatt und von grau- 
blauer Farbe, ganz verschieden von der grobkörnigen, lebhaft BERDRDEN 
Schuppenborke, die den Stamm der 3. Mensziesü bekleidet. — Die Höhe der 
B. primotes durchläuft wiederum alle Stufen zwischen 0,8 und 8 m. 

Bezüglich ihres Wohnbezirks tritt Banksia prionotes in Gegensatz zu allen 
bisher betrachteten Gattungs-Genossen. Zwar lebt sie in den nördlichen Gauen 
der Provinz mit B. Menziesii und B. attenuata auf schwach lehmhaltigem Sande 
zusammen. Bei Gingin, nicht weit vom Swan River, tritt sie ee die ai 
dungen des Eucalyptus calophylla ein. Aber von dort weiter südlich ee “ 
sie sich endgiltig ab von dem Küstenlande und durchzieht auf der Ost-Sel 
enden, die nur 45—30 cm 
ksien gedeihen kann. 

t baumartige Dimensionen anzunehmen 


befähigt ist, B.2licifolia, nimmt verwandtschaftlich eine durchaus en 
’ 


Stellung ein. Die Systematiker haben eine eigene Sektion für sie 
Tsostylis, welche streng auf West- Australien beschränkt is 


zieh ; Dryandra nä 
ungen der dort so formenreichen Gattung 27 r Dryandra floribunda so 


108 Dritter Teil. 


ähnlich, daß sie in der Literatur und den Herbarien sogar von erfahrenen Bota- 
nikern damit verwechselt wurde. Sie muß aufgefaßt werden als spezialisierte 
Form einer von Banksia zu Dryandra überleitenden Verwandtschafts-Reihe, 

Die Pflanze ist mir in zwei äußerlich außerordentlich abweichenden Formen 
bekannt. Leider habe ich kein genügendes Material gefunden, das Verhältnis 
beider klar zu stellen: es bedarf weiterer Untersuchung. Am Swan River be- 
obachtet man 2. slicifolia in der Gestalt eines schmalconischen Strauches oder 
Baumes, 3—7 m hoch; große Exemplare machen von fern den Eindruck einer 
Cypresse. Am King George Sound dagegen sah ich auf dem sandigen Boden 
alter Dünen ganz anders aufgebaute Exemplare: da war ein deutlich abgesetzter 
Stamm und eine breit gerundete Krone vorhanden. Im übrigen gleichen sich 
die Pflanzen beider Standorte durchaus in dem starren, stechenden, dunkel- 
grünem Laube, den kopfig verkürzten Infloreszenzen, dem Kolorit der Blüten, 
die anfangs schwefelgelb, zuletzt rot erscheinen. 

Das Areal dieser, Art und die näheren Bedingungen ihres Daseins sind 
noch merkwürdig mangelhaft aufgeklärt. Außer den beiden schon erwähnten 
Lokalitäten sind mir keine Standorte bekannt geworden, obgleich der Baum 
zweifellos das gesamte Zwischengebiet bewohnt. 

Außer den geschilderten Arten enthält die Südwest-Provinz noch nahezu 
30 Arten von Banksia. Viele schließen sich habituell den Sträuchern der 
Attenuata-Gruppe an; daneben aber gibt es niedrige Büsche mit stark ver- 
schmälerten Blättern; ja es fehlen nicht ericoide Zwergsträuchlein, die wie 
Miniatur-Ausgaben der kraftvollen Species aussehen und sich oekologisch 
durchaus der herrschenden Lebens-Norm ihrer Formation anschließen. Endlic 
haben sich einige ganz fremdartig umgestaltet, indem der Stamm mit allen 
seinen Auszweigungen rhizomartig dicht auf der Bodenoberfläche gelegen ist. 

Einige jener zahlreichen Arten sind weit verbreitet (z. B. Banksia sphaere- 
carpa), viele andere beschränkt in ihrem Vorkommen. Manche wachsen 50 
vereinzelt, daß sie für die Szenerie kaum in Betracht kommen, andere sind 
lokal von physiognomisch hohem Werte. Für die Gesamt-Physiognomie der 
Provinz und ihrer Formationen sind sie jedoch nicht bedeutsam genug, UM r 
diesem Zusammenhang eingehender behandelt zu werden. 


IV. Nuytsia Aoribunda R. Br. (Loranth.), »Christmas Tree«. 
Taf. VI. 


Unter allen Gewächsen, die mit ihrem Wesen die Physiognomie Südwest“ = | 
Australiens um einen starken Zug bereichern, steht Nuytsia floribunda ausge 


zeichnet als eine Gattung, die der Provinz endemisch angehört, streng geb 
ist an ihre Grenzen, aber innerhalb nirgends vermißt wird, wo die Bedingungen 
ihres Daseins gegeben sind. Nuyfsia ist ein Wahrzeichen der Sidwest-Provinz 
vielleicht das beste, das sie besitzt. 

Systematisch pflegt man Nuytsia den Loranthaceen zuzurechnen (vgl. F ig. 9) 


Dem wahren Sachverhalt aber trägt man wohl besser Rechnung, wenn maB = a 


unden 2 


Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. Tat, MH zu S. 108, 


Nuytsia floribunda R. Br. »Christmas Tree«. 
Die Bäume im Hintergrund Melaleuca Preissiana Schau. 
Distr, Darling, Guildford. — E, Pritzel phot. Dezember 1900. 


109 


2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 


PEN) 


ARD 


(Original.) 


nz. C Cyma letzter 


B Teil der Infloresze 
‚ E Teil eines Fruchtstandes. 


Fig, 9, - 
9 en floribunda R.Br. A Blühender Zweig. 
nung. D Gynaeceum mit Calyeulus 


110 Dritter Teil. 


Gattung als einen Repräsentanten jenes Stammes auffaßt, aus dem Loranthaceen 
einerseits, Proteaceen andererseits hervorgegangen sind. Denn wirklich nahe 
Beziehungen verbinden Nuyisia weder mit der einen noch mit der andern 
Familie in ihrem heutzutage herrschenden Typus. Von den echten Proteaceen 
entfernt sie die Sechszähligkeit der-Blütenhülle und die Frucht; der »Calyculuse, 
auf den viel Wert gelegt wird, ist weniger schwerwiegend, weil er in ähnlich 
schwacher Ausprägung auch bei manchen Proteaceen vorkommt. Den echten 
Loranthaceen andererseits will sich Nuyfsia wegen seiner Frucht nicht recht 
einfügen; auch ist ihr Habitus fremdartig, der viel besser an manche Grevil- 
leoideae erinnert. 

Die Höhe der Pflanze in blühreifem Zustande schwankt zwischen 1,5 m 
und ız m. Neben dem oberirdischen Hauptstamme, der mit graufarbener 
Schuppenborke besetzt ist, erzeugt sie (oft ‘sehr zahlreiche) Ausläufer, welche 
unter der Oberfläche des Bodens ungefähr wagerecht weiterwachsen un 
schließlich, in oft beträchtlicher Entfernung, sich wieder zum Lichte wenden 
und zu beblätterten Achsen werden. 

Die Tracht dieses merkwürdigen Gewächses tritt auf Taf. VI. in voller Klarheit 
hervor. Ich kenne nichts ähnliches im ganzen Pflanzenreich; auch bin ich nicht in 
der Lage, anzugeben, was diese bizarre Wuchs-Form bedingt. Ein Querschnitt 
durch einen Ast zeigt, wie stark im Wachstum die akroskope Seite bevorzugt 
ist: nur dort erfolgt die Production neuer. Triebe; diese einseitige Förderung 
führt zur Abwärtskrimmung der Organs. Sobald diese Biegung zu hochgradig 
geworden ist, um mit den Bedürfnissen des Laubes vereinbar zu sein, hört an 
der Spitze das Wachstum auf, es tritt Degeneration ein, einer der Nebenäste 
stellt sich sympodial auf die Richtung der bisherigen Haupt-Achse ein und 
übernimmt die Funktionen, die ihr oblagen. 

Die aktiven Blätter sitzen an ziemlich kurzen Achsen aufrecht gerichtet, in 
büschelig-gedrängter Stellung. Sie sind dick, von eigentümlicher fest-fleischiger 
Konsistenz und blaugrün in der Färbung. = 

enn das Ende der Regenzeit gekommen ist, sieht man, wie sich nr Ä 
zahlreichen Blattbüscheln die Knospen hervorschieben. Bald ist die junge” 
Rispe an ihrer gelben Farbe schon von weitem zu erkennen. Aber erst II 
der Vollblüte, um die Weihnachts-Zeit, wenn der Baum sich über und über 
mit den grell rotgelben Sträußen bedeckt hat, begreift man, wie erstaunlich 
reich die Blüten-Produktion dieses Baumes ist. 2 | 

Um so weniger ist man vorbereitet auf den kümmerlichen Frucht-Erfras; 
en dem Blüten-Segen folgt. Nur an ganz wenigen Bäumen des bei Perth x 
häufigen Baumes gelang er mir, im Sommer 1901 ein paar kümmerliche Frucht“ 
stände zu entdecken. Ich wäre geneigt gewesen, diese Mißernte auf irgend eine 
Abnormität des Jahres zu schieben, hätten mir nicht ansässige Naturfi eunde as 
gesagt, diese Frucht-Armut sei bei dem Christmas-Tree das Gewöhnliche 
Später fand ich dann auch in der Literatur diese Tatsache bereits erwähnt, UT 
zwar von HARVEY. In HooKERs Kew Journ. VI 219 berichtet er, auch DRUMM | 
habe trotz langen und sorgfältigen Suchens keine reife Frucht an Nuyzsia gefunden: N 


Diels, 


Pflanzenwelt von West-Australien. 


Macrozamia Fraseri Miq. »Cycas Palm«. 
Links Zucalyptus marginata Sm., im Hintergrunde Eee Preissiana Schau. 
Distr. Darling, Bayswater östl. Perth. — E. Pritzel phot. Dezember 1901. 


Taf. VII, 


zu 


S. ı2r. 


2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 111 


Wie weit diese Erfahrung für das ganze Land gilt, lasse ich dahin gestellt. 
Jedenfalls erklärt sich daraus die Schwierigkeit, aus der Gegend von Perth 
keimfähigen Samen zu beschaffen oder gar die Keimung in natura zu be- 
obachten. Trotzdem ist es Dr. MORRISON, wie er mir mitzuteilen die Güte 
hatte, gelungen, nach einer Periode sehr ergiebiger Regenfälle an einer Stelle 
der Swan River-Auen in situ frisch gekeimte Samen und Sämlings-Pflanzen zu 
beobachten. 

Dieser Nachweis ist ein wichtiger Beitrag, die Lebensweise der Pflanze auf- 
zuklären. 

Wegen der Beziehung zu den Loranthaceen liegt es nahe, den Autophy- 
tismus von Nuytsia zu bezweifeln. Tatsächlich ist es geschehen; man war 
vielleicht betroffen von dem fremdartigen Habitus der Pflanze, jedenfalls aber 


mißlingen, ohne daß ihr negativer Erfolg irgendwie Ausschlag geben könnte. 
Die Untersuchung der unterirdischen Teile war an vielen Standorten der 
Pflanze praktisch bisher unausführbar, da die hypogaeischen Ausläufer oft über 
weite Strecken reichen, ohne ihr Ende zu finden. WEBB, der auf Anregung 
F. v. MÜLLERs den Baum beobachtete, berichtet (Victor. Natural. X [1893] 
158, 159), er habe niemals die Wurzeln an irgend etwas anhaftend ge- 
funden; er hege die Ansicht, Nuyfsia sei ein unabhängiger Baum, verlange 
aber eine gewisse Bodenbeschaffenheit, >die nur bei Anwesenheit gewisser 
anderer Pflanzenarten verwirklicht sei.« Diese Auskunft ist freilich etwas 
unklar. Immerhin tritt Nuyzsia in Situationen auf, die jeden Parasitismus durch- 
aus unwahrscheinlich machen. So wächst sie mitunter ganz vereinzelt auf 
dürren Sandstrauch-Heiden: der einzige Baum in meilenweiter Runde. Es wäre 
— wenigstens für den erwachsenen Zustand des Baumes — eine sehr gezwungene 
Annahme, wollte man sich vorstellen, daß er seine Nahrung von den Wurzeln 
jener vergleichsweise zwerghaften Büsche gewinne, die zu seinen Füßen ihr 
kärgliches Dasein führen. Dazu kommt jene Beobachtung des Dr. MORRISON 
über die selbständige Keimung der Samen. Bis ein Gegenbeweis erbracht ist, 


müssen wir also an dem Autophytismus der Nuyzsia floribunda festhalten. 


V, Macrozamia Fraseri Miq. (Oycad.) » Cycas-Palm «, 

Taf. VO, X. En 

Macrosamia Fraseri Mig. ist der wichtigste, vielleicht der einzige Vertreter 

der Cycadaceen in Südwest-Australien. Systematisch erweist sich die iu x. 
wenig ausgezeichnet; sie steht der östlichen M. spiralis Mig. und der ae 

australischen M7. Macdonelli F. v. M. so nahe, daß alle drei zusammen als leichte 


112 Dritter Teil. 


Modifikationen eines einzigen Typus erscheinen, der zwischen 25° und 35°.s. Br. 
mit weiten Unterbrechungen quer durch Australien zonenförmig verbreitet ist. 

Die in der Südwest-Provinz West-Australiens heimische Form erscheint 
durchschnittlich in allen ihren Teilen kräftiger und stattlicher, als die östlichen 
Verwandten. Nur hinter der Macrosamia Perowskiana Miqg. aus dem tropischen 
Queensland steht sie in dieser Hinsicht zurück. Ihr Stamm .alierdings ist von 
wechselnder Höhe. Häufig tritt er kaum nennenswert über die Oberfläche her- 
aus. Anderwärts erhebt er sich zu 1—ı,; m Höhe. Es wird angegeben, daß 
sogar 3—4 m hohe Exemplare vorkommen: doch habe ich selbst derartige 


Dimensionen nirgends beobachtet. Der Stamm-Durchmesser beläuft sich auf . 


0,3—0,5 M. 
Die ansehnlichen, starren Fieder-Blätter krönen in größerer Anzahl den Scheitel 
des Stammes. Sie werden 1,5 —2 m lang, 0,2—-0,3 m breit. Der kräftigen 


Spindel sitzen jederseits ungefähr 7o Fiedern an. Das lebhafte, oberseits 


glänzende Grün des Laubes macht die Pflanze zu einer attraktiven Erscheinung 
im Bilde der Vegetation. Die ganze Krone hat eine breit trichterförmige Ge- 
stalt; nur bei den höherstämmigen Exemplaren pflegen die Blätter am vordern 
Ende sich stärker abwärts zu neigen: dadurch wird die Laubkrone freier und 
offener und gewinnt noch an Eleganz. 

In der Mitte des Blätter-Trichters stehen die Zapfen, meist in Mehrzahl; 
die weiblichen sehr voluminös und bis 0,5; m lang werdend. Die Fruktifikation 
ist in manchen Gegenden entschieden spärlich. In den sandigen Waldungen 
des Vorlandes z. B., wo ich die Art am häufigsten gesehen habe, fand ich nur 
in seltenen Fällen frische Zapfen. Die gleiche Wahrnehmung drängte sich be- 
reits DRUMMOND auf. Er erwähnt auch, daß Macrosamia in dem hügelreichen 
Gelände des Plateav-Saumes reichlicher fruktiziere und knüpft daran die Ver- 


mutung, sie* sei recht eigentlich in einer Region von 300—350o mü.M. zu 


Hause. In das sandige Vorland sei sie erst von den Eingeborenen verschleppt 
worden. | 

Diese Ansicht findet jedoch an dem heutigen Areal der Macrosamia Fraser 
keine Stütze. Denn’es beschränkt sich keineswegs etwa auf die feuchte süd- 
westliche Hügelregion und das vorgelagerte flache Land, sondern greift nörd- 


lich und östlich weit über das Waldgebiet hinaus. Am unteren Irwin River 


sieht man die Cycadee ungemein zahlreich eingesprengt in die aus Acacien 


und Banksien gemischten Strauch-Bestände. Und weit im Osten tritt die von 

F. v. MÜLLER als Macrosamia Dyeri abgetrennte Form noch nordwärts va 
Esperance auf. Daraus wird ersichtlich, daß der Typus sich mit einem jähr 
lichen Niederschlag von 30 m begnügt. Die Boden-Verhältnisse scheinen für — 
sein Vorkommen eine ziemlich geringe Rolle zu spielen: man trifft Macrosamia 
Fraseri auf leichtem Sand, auf dem Konglomerat des Oberlandes, auf star ES 
tonigem Boden der Niederung. Ihre jeweilige Verteilung innerhalb des Wohn 


bezirkes zeigt mancherlei Unregelmäßigkeit: über weite Strecken ist sie spaf 
sam, anderwärts tritt sie häufi 


Welche Bedingungen dabei 


g auf, nicht selten kommt sie auch gesellig Ya en 
mitwirken, wissen wir vorläufig noch nicht. Al 2 


| 
| 


Diels, Pflanzenwelt von West-Australien, Tar VIII, zu S. 113. 


Baumartige Liliaceen West - Australiens: 
Xantorrhoea Preissii Endl. (links) und Aingia australis R. Br. (rechts). Außerdem von Xylomelum occidentale R. Br. ein 
kümmerliches Exemplar (linker Rand), und Banksia grandis R. Br. (zwischen den beiden Kingia). 
Distr. Darling, Serpentine. — E, Pritzel phot. Dezember 1900, 


2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 113 


hier wie dort sehen wir in Macrosamia Fraseri eine wahrhaft ornamentale Er- 
scheinung im Vegetations-Gemälde. 


VI Die baumartigen Liliaceen. 
Taf, VIII, IX; vergl. auch Taf. XX und XXI. 


Die der Liliifloren-Reihe entstammenden »Grasbäume« sind mit Recht be- 
rühmt unter den Eigentümlichkeiten der australischen Vegetation. Gerade in 
den Landschaften an der Ostküste, die am frühesten den Forschern und An- 
siedlern sich erschlossen, bilden sie allenthalben eine sonderbare Staffage der 
Szenerie, und dieser Umstand trug dazu bei, daß sie bald unzertrennlich ver- 
wuchsen mit der Vorstellung, die über die Pflanzenwelt des fünften Kontinents 
gang und gäbe wurde. In Wahrheit beschränken sie sich aber beinahe ganz 
auf seine bevorzugteren Gebiete. Ausgedehnten Strecken des trockenen Binnen- 
landes fehlen sie durchaus. In den tropischen Anteilen sind sie sicher nur spärlich 
vorhanden. Nirgends aber dürften sie so mannigfaltig und allgemein wichtig 
sein, wie im Kernlande der Südwest-Provinz. 

Während Ost-Australien nur eine Reihe von Arten der Gattung Aantor- 
rhoea enthält, erweitert sich in Südwest-Australien die systematische Vielseitig- 
keit der »Grasbäume« in auffallender Weise. Es treten neben Xantorrhoca das 
morphologisch recht selbständige Genus Dasypogon mit »stammbildender« Art, 
und aus der gut umgrenzten Tribus der Calectasieae die interessante Gattung 
Kingia hinzu. Alle diese Typen lassen wohl noch Spuren einer gewissen ent- 
fernten Verwandtschaft erkennen, stehen aber im übrigen so gesondert, daß an 
unmittelbare Beziehungen unter einander nicht zu denken ist. 

Durch weite Verbreitung und Häufigkeit im Gebiete erweist sich als der 
wichtigste Grasbaum der Südwest-Region die Xantorrhoea Preissii Endl. 
Es ist der »Black boy« im wahren Sinne der Kolonisten. An heterogenen 
Formationen beteiligt, gehört er zu den wichtigsten Elementen der Vegetation 
in der Südwest-Provinz. 

Wem Aantorrhoca Preissii zuerst entgegentritt, der findet mancherlei 
Schwierigkeiten, sie überall wieder zu erkennen: so wandelbar ist ihr äußerer 
Habitus. Sehr oft bleibt der Stamm kurz und kaum über den Erdboden er- 
hoben: und zwar ist das nicht nur bei jungen Pflanzen der Fall, sondern findet 
sich auch in blühreifem Alter ganz allgemein. In typischen Fällen des Westens 
und Südens besitzt der ungefähr 20—25 cm dicke Stamm eine Höhe von 
1,5—2 m und bleibt unverzweigt. Aber OLDFIELD hat ganz Recht mit der 
Angabe, daß 5 m hohe Exemplare vorkommen; solche Beispiele sind sogar 
nicht einmal selten, wenigstens wenn man die imposante Blütenähre dem 
Maße einschließt. Sehr bestimmend für die Tracht wird die Verzweigung 
der Stämme, die in manchen Gegenden, besonders auf feuchtem Boden, 
in großer Ergiebigkeit auftritt. Man sieht dort Exemplare, deren Stamm 
sich kandelaberartig in sechs und mehr Arme teilt: es sind äußerst plumpe 
Gestalten. 


Diels, Pflanzenwelt von West-Australien, 8 


114 Dritter Teil. 


Auch der unterirdische Teil des Stammes neigt zur Verzweigung; daher 
trifft man oft Stämme dicht nebeneinander, äußerlich unvermittelt, in Wahrheit 
aber in gemeinsamer Basis unter dem Boden verbunden. 

Den größeren Teil des Volumens bei diesem Stamme bilden die persistenten 
Blattbasen, welche in dicht gedrängten Ringen über einander lagernd den Zu- 
wachs langer Jahre verkörpern. An der Außenfläche ist er fast ausnahmslos 
geschwärzt von den Spuren der Buschfeuer, die ihn irgendwann in seinem 
Leben berührt haben. 

Der Stamm ist gekrönt von dem frischen Grün der lebenden Blätter. Ihre 
Zahl ist niemals unbeträchtlich, unterliegt aber manchen vom Medium bestimmten 
Bedingungen. So wechselt auch das Bild der Laubkrone in weiten Grenzen, 
von einer fast kugeligen übervollen Masse an den kräftigsten Exemplaren zu 
dem bescheidenen Blatt-Trichter, der dem Scheitel minder bevorzugter Stämme 
aufsitzt. Eine auffallende Eigenschaft des Blattes ist seine brüchig-spröde Be- 
schaffenheit. & 

Der ı—2 m hohe Blütenschaft erscheint in der zweiten Hälfte der Regen 
zeit, bringt die Früchte im Sommer zur Reife, bleibt aber lange erhalten und 

önt den sonderbaren Bau der Pflanze oft noch zur Zeit der neu erwachten 
Vegetation, kurz ehe die nächste Ähre ans Licht tritt. Es steht also der er 
wachsene Blackboy fast niemals ohne das bizarre Ornament seiner Infloreszeny; 
anfangs im weißen Schmuck der Blüten, dann gebräunt zur Zeit der Samenreife 4 
und endlich schwarz und abgestorben, stets aber wesentlich für den Eindruck 
des Fremdartigen, den der Grasbaum bei uns hinterläßt. 

Die geographische Verbreitung der Xantorrhoea Preissii läßt sich leider E 
noch nicht mit der erwünschten Schärfe darstellen. Wir wissen, daß sie von a. 
der Süd-Küste bis zum Swan River, etwa im Gebiete des Zucalyptus margmala 
und Z. diversicolor überaus verbreitet ist. Ebenso ist festgestellt, daß ein ganz 
ähnlicher Typus östlich weit über das Areal dieser Bäume hinausreicht: def 
findet sich auf den Sandheiden des Avon-Gebietes. Allerdings unterscheidet 
sich diese Binnenlands-Form, wie schon DRUMMOND hervorhebt, in mehreret 
Merkmalen. Ihr Laub ist sehr zähe und von mehr blaugrünem Kolorit. Auch 
erscheint die Ahre gewöhnlich ganz bedeutend kürzer. Ob weitere spezifische 2 
Differenzen existieren, ist noch nicht bekannt. Es bedarf also der ganze Formen 
kreis der eingehenderen Beobachtung der ansäßigen Botaniker. Be 

Grasbäume wurden von SPENCER MOORE auf Sandland auch in der Baer 
maea von Yilgarı gesehen, ebenso erwähnt sie GILES noch bei Queen vo 
toria Springs, und die Elder-Expedition berichtet, sie (bei Camp 55) iM 
Victoria Desert sogar noch mit 5 m hohem Stamm gesehen zu haben. In de 
Literatur fehlen weitere Angaben, doch kann ich noch zufügen, daß auch 
nördlich von Esperance Bay eine Yantorrhoea auf der Sand-Strauchheide wächst, 
während ich freilich nicht genau sagen kann, wie die Gattung im Norden vn 
treten ist. So ergibt sich als Gesamt-Areal die Südwest-Provinz, eventuell mi a 
Ausschluß nordischer Gebiets-Teile, aber mit erheblicher Ausdehnung se u 
die südliche Eremaea hin. “ 


3 

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2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 115 


In edaphischer Hinsicht ist Xanzorrhoea Preissii ziemlich vielseitig, ungefähr 
in gleichem Umfange wie Macrozamia, mit der sie übrigens oft zusammen ge- 
troffen wird. Bemerkenswert wäre vielleicht ihre Vorliebe für den versumpften 
Schwemmboden des südwestlichen Vorlandes, von Geographe Bay nordwärts. 
In dieser Gegend, etwa an der Bahnlinie Bunbury-Perth, kann man wunderbar 
üppige Bestände des Blackboy beobachten. 

Die zweite Spezies von Aantorrhoea, die der Südwest-Provinz zukommt, 
heißt A. gracilis Endl. Das ist eine meines Wissens stets »stammlose« Art, 
d.h. über dem Boden zeigt sie keine merkliche Stamm-Verlängerung. Sonst 
besitzt sie einen ähnlichen Blatt-Trichter wie A. Preissii, aus dessen Mitte 
(scheinbar terminal) der oft unproportioniert (bis 2 m) lange Schaft mit der 
Blütenähre aufsteigt. Die Spezies ist als einzige Schwester-Art des südwest- 
lichen Grasbaums von Interesse, physiognomisch aber lange nicht so effektvoll 
und auch von viel weniger allgemeiner Bedeutung. Häufig wächst sie eigent- 
lich nur im Gebiete des Jarra-Eucalyptus, und zwar wohl ausnahmslos auf 
Eisenstein-Kies, in dichten geschlossenen Waldungen. Ob sie jenseits des von 
der 80 cm-Isohyete umgrenzten Gebietes noch vorkommt, ist unbekannt; ich 
möchte es aber nicht glauben. 

Nächst Aantorrhoea Preissii der wichtigste Grasbaum Südwest-Australiens 
ist Kingia australis R.Br. Der vegetative Bau stimmt in seinen großen 
Zügen bei beiden überein. In sterilem Zustande unterscheidet sich daher die 
Tracht der Aöngia australis wenig von der gewohnten Erscheinung des Blackboys: 
die selbe Säulenhaftigkeit, die wie etwas Erstarrtes, fast möchte man sagen 
Unorganisches wirkt. Nur ihre Höhe pflegt im Durchschnitt beträchtlicher zu 
sein. 5 m hohe Exemplare sind in günstigen Gegenden nicht selten; oft sieht 
man auch größere, und ich bezweifle nicht, daß Stämme von ı0 m noch vor- 
kommen, wie sie DRUMMOND erwähnt. Je höhere Statur diese Grasbäume er- 
reichen, um so mehr verstärkt sich der Eindruck des Unproportionierten. Denn 
die Laubkrone behält stets das ähnliche Maß, sie vergrößert sich nicht ent- 
sprechend, und dieser Kontrast zwischen Krone und Stamm, der unserer Er- 
fahrung so gänzlich zuwiderläuft, gelangt mit jedem Fuß Höhe lebhafter zur 
Empfindung. 

Basale Verzweigung kommt auch bei Atngia vor; dagegen ist eine Ver- 
zweigung des oberirdischen Stammes unendlich viel seltener als bei Aantorrhoea. 

Das Laub, dessen höchst eigenartige innere Struktur wir durch TSCHIRCH') 
kennen, zeigt äußerlich wenig Unterschied von dem der Xantorrhoeen. Wenn 
es funktionsuntüchtig und fahl geworden ist, wird es von dem Nachwuchs ab- 
wärts gedrängt und umhüllt dann wie ein grauer Schopf das obere Ende des 
Stammes unterhalb der Laubkrone; in diesem Zustand bleibt es länger erhalten 
als bei Xanztorrhoca und ist für & physiognomische Erscheinung nicht ohne 
Wirkung. 


ı) A. Tschirch, Der anatomische Bau des Blattes von Kingia australis R. Br. TR » Abhandl. 
Bot. Vereins Prov. Brandenburg« XXIII (1881). 
8* 


116 Dritter Teil. 


Neben den wichtigen Unterschieden in dem feineren Blütenbau (Fig. 10) 
ist es der Charakter der Infloreszenz, der Äingia am sichersten kennzeichnet. 
Hier werden mehrere Blütenschäfte hervorgebracht, in gedrängter Folge, sodaß 
sie wie in einem Wirtel angeordnet scheinen. Sie bleiben kürzer als die Blätter, 
jeder trägt am Ende einen kopfigen Blütenstand. Die äußere Gestalt des Ganzen 
ist auf Taf. VII deutlich veranschaulicht. & 

In ihren Lebens-Ansprüchen besteht zwischen den beiden Grasbaum- E 
Gattungen manche Ähnlichkeit. Namentlich Xantorrhoea Preissii trifft man 
häufig mit Äingia zusammen an ein und der selben Lokalität, oft in inniger 
Nachbarschaft (s. Taf. VI). Das beruht zunächst auf ähnlicher Veranlagung der 
edaphischen Bedürfnisse. Klimatisch ist Kingia einseitiger als Xantorrhoea 
Preissii, auch einseitiger als Macrosamia Fraseri. Ihr Areal überschreitet 
nämlich nirgends die Isohyete von 60 cm, bleibt also auf die südwestliche Ecke 


Z 
4 


Fig. 10. A—E Xantorrhoea Preissii Endl. A Blüte, 3 Äußeres Blütenhüllblatt. € Inne 
Blütenhüllblatt. D Staubblatt. Z Gynaeceum. — FH Kingia australis R. Br. F Blü 
G@ Staubblatt.. 27 Gynaecenm. — Dasypogon bromeliifolius R. Br. Blüte. A Äubert 

Blütenhüllblatt. Z Inneres Blütenhüllblatt. 7 Staubblatt. (Original.) ’ 


(Kingia argentea Endl.), indem die seidige Behaarung, die für das junge LA 
typisch ist, in jenen exponierteren Gegenden auch den älteren Blättern erhalte 
. Die Krone präsentiert sich dadurch in reicher Silberfarbe, ein befremden 
schöner Anblick, wenn sie in Wind und Sonne _glitzert. 

Der letzte der westaustralischen Grasbäume, Dasypogon Hookeri Drumm. 
(Taf. VIII), ist bei seiner lokalen Verbreitung viel weniger wichtig in allgemeiner 
Hinsicht als die beiden andern. Aber schon in seiner bloßen Existenz liegt 


Die 


s, Pflanzenwelt von West -Australien. Tat. IX, zu $. 117. 


Dasypogon Hookeri Drumm., der seltenste der westaustralischen Grasbäume. 
Der Wald besteht aus Caswarina Fraseriana Miq. (links), Zucalyptus marginata Sm. und Banksia grandis R. Br. (rechts oben). 
Distr. Warren, südlich vom Vasse River. — E. Pritzel phot. Dezember 1901 


2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 117 


eine recht beachtenswerte Tatsache für das Verständnis mancher pflanzen- 
geographischer Eigenschaften des Gebietes. 

Dasypogon Hookeri kann nur im Zusammenhang mit der andern Art des 
Genus richtig aufgefaßt werden. Das ist D. dromeliifolius R. Br., ein ungemein 
verbreitetes Element der echt südwestlichen Flora, wenigstens zwischen Swan 
River und der Südostküste. Von einem unterirdischen Rhizom gehen nei dieser 
Pflanze mehrere perennierende Achsen aus, die häufig ausläuferartig am sandigen 
Boden kriechen, bis sie sich aufsteigend emporrichten. Am Grunde sieht man 
sie von den persistenten Scheiden früherer Blätter mehr oder minder dicht 
besetzt. Die aktiven Blätter sind lineal und werden ı0 bis über 30 cm lang. 
Am Ende der Achsen steht der kugelige Blütenstand, der ungefähr wie eine 
verkleinerte Aingia-Infloreszenz aussieht. Im Prinzip nun ist Dasypogon Hookeri 
Drumm. ganz entsprechend gebaut; es erscheint wie eine stark vergrößerte 
Ausgabe der Schwester-Art. Alle vegetativen Teile sehen. wie hypertrophiert 
aus. Die endständige Blatt-Krone erinnert ganz an Bromeliaceen: die zahlreich 
gedrängten Blätter des Büschels sind mindestens 30 cm lang, oft aber viel 
länger (bis zu go cm). Ausgediente Blätter haften lange Zeit am Stamme, sie 
hängen ziemlich schlaff mit gewellten Rändern herab und machen dadurch 
einen weniger starren Eindruck als jener Kragen bei Kingia. Die Achsen 
selbst, dicht beschuppt von den bleibenden Basen der Blätter, werden bis 
7 cm dick. Der ganze Körper erreicht bei ungestörtem Wachstum eine über- 
raschende Länge; ich habe Stammlängen bis 3 m gemessen. Der Eindruck 
der Pflanze ist wesentlich verschieden von dem der Aantorrhoea oder Kingia: 
sah dort der Stamm unbeholfen aus, weil er zu dick war für die Blattkrone, 
so ist hier eher das Umgekehrte der Fall. Selten gibt es ganz senkrechte 
Stämme, meist sind sie stark geneigt, vielfach geradezu aufsteigend, es ist wie 
eine unüberwindliche Nachwirkung der Ausläufer-Neigungen, die in Dasypogon 
bromeliifolius realisiert sind. 

Dasypogon Hookeri ist eine geographisch eng beschränkte Art: man kennt 
sie nur aus dem Gebiet des unteren Blackwood River. Es sind ziemlich reich 
bewachsene Eucalyptus-Waldungen, wo sie vorkommt; der Boden der bekannte 
braun gefärbte Konglomerat; das Klima mit das feuchteste und gleichmäßigste, 
das sich überhaupt in West-Australien bietet. In ihrem ganzen Wesen, kann 
erscheint sie wie eine Schöpfung dieses bevorzugten Klimas, wo 
alle Extreme abgestumpft und selbst die Sommerdürren gemildert sind. 

Unter den Begleitpflanzen des Dasypogon Hookeri nenne ich neben den 
Eucalypten nur Casnarina Fraseriana, Banksia grandis, Xantorrhoca Preissti, 
Kingia australis. Auch Xantorrhoea gracilis ist in den selben Wäldern heimisch. 
Hier findet man also in enger Gemeinschaft sämtliche vier Arten beisammen, 
durch welche die baumartigen Liliaceen in Siidwest-Australien so wirkungsvoll 


vertreten sind. 


man sagen, 


118 Dritter Teil. 


3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien 
und ihre Lebensformen. 


1. Proteaceae. 9. Stylidiaceae. | 17. Drosera. 

2. Myrtaceae. 10. Orchidaceae. | 18. Centrolepidaceae. 

3. Podalyrieae. 11. Sterculiaceae. | 19. Cassytha. 

4. Acacia. 12. Restionaceae, | ee 

5. Epacridaceae. 13. Rutaceae. | 20. Mit der Eremaea gemein- 
6. Goodeniacene. 14. Umbelliferae. same Familien. 

7. Cyperaceae. 15. Conostylideae. 21. Defekte der Südwest-Pro- 
8. Liliaceae. 16. Hibbertia. vinz. 


Neben den physiognomisch wichtigsten Typen, mit denen uns das vorige 
Kapitel vertraut machte, wirken für den Charakter der Vegetation in der Süd- 
west-Provinz ihre leitenden Familien bestimmend, deren Glieder zwar nicht 
gleichartig genug gestaltet sind, um eine streng einheitliche Wirkung auf die 
Physiognomie auszuüben, die aber doch durch gewisse Übereinstimmungen in 
einzelnen Organen oder in ihren Lebensformen das Vegetations-Gemälde um 
bestimmte Züge bereichern. 

Dieser Einfluß auf die Ausgestaltung der Gesamt-Vegetation hängt natürlich 
nicht von dem Formenreichtum der betreffenden Gruppe ab. Trotzdem wi 
ich die in Betracht kommenden Familien nach der angenäherten Zahl der fest- 
gestellten Arten anordnen, da es schließlich der einzige Maßstab bleibt, die 
relative Bedeutung der Familie festzulegen. 

Es verbietet sich, an dieser Stelle auf Einzelheiten einzugehen. Ich werde 
nur die allgemein-phytogeograpisch wesentlichen Momente hervorzuheben haben. 
Nähere Daten, die für die Auffassung der einzelnen Familien wichtig sind, 
‚finden sich in DIELS und PRITZEL »Fragmenta Phytographiae Australiae occiden- 
talis«e (Englers Botan. Jahrb. XXXV 55—662). 


1. Proteaceae. Etwa 400 Arten, allerdings aus mehreren miteinander nicht 


unmittelbar verwandten Triben der Familie. 


Diese Familie ist durch ihre enorme numerische Stärke in der Südwest- 
Provinz höchst ausgezeichnet. Sie verdankt diese hohe Stellung nicht allein 
der Beteiligung mehrerer gesonderter Triben, sondern namentlich der reichen 
epharmonischen Gliederung, die in den meisten Gattungen sich vollzogen hat. 


Die Plastik ihrer Vegetations-Organe ist unerschöpflich, selbst in Australien 


von keiner andern Familie erreicht. Und es klingt wie eine Versündigung 
an dieser Gestaltungs-Kraft, wenn GRISEBACH von einer »Proteaceen-Form: 
spricht: als wäre solcher Reichtum in einen einzigen Typus zu bannen. 

In dieser Familie zerfällt der generische Komplex oft in eine Menge lokaler 
und sich gegenseitig ausschließender Formen, deren vegetative Merkmale deutlich 
von den äußeren Bedingungen bestimmt sind. So ist z.B. Petrophila (Fig: 11) 
und /sopogon auf freien Heideflichen mit kiesig-sandigem Boden ein äußerst 


a 


3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 119 


bezeichnendes Element: die hellpurpurn oder hellgelb gefärbten Blütenmassen 
verraten oft schon von weitem, wie gesellig diese Pflanzen wachsen. Aber bei 
näherem Zusehen erkennt man, daß die beteiligten Formen sich nicht gleich 
bleiben, sondern oft schon auf kurze Entfernungen hin im vegetativen Charakter 
abgeändert erscheinen. 


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Fig. ı1. A—F FPetrophila ericifolia B. Br.: A Vorderer Teil eines ee Zweige. B Blüte 

durchschnitten. € Staubblatt. D Narbe. E Zapfen. 7 Junge Fru — 6—KX Beine 

scabriuscula Meissn.: G Blühender Zweig. # Blüte durchschnitten. y a K Nar 
(Nach DiELS und PRITZEL.) 


Außerdem hat fast jede der Proteaceen-Gattungen ihre physiognomisch be- 
deutungsvollen Arten. Xylomelum liefert den südwestlichsten Landschaften 
einen ansehnlichen Baum (A. occidentale); er fällt durch sein Jer-artiges Laub 
auf, das freilich in anderen Gattungen der Proteaceen wiederkehrt (z. B. bei Hakea). 
Auch Persoonia Sect. Amblyanthera enthält kleine Bäume von Acacien-Tracht: 


120 Dritter Teil. 


sie leben gleichfalls nur in den feuchteren Teilen des Südwestens, oft im 
Schutze der hohen Eucalypten. 

Auf dem oft genannten Konglomerat-Boden der Zucalyptus-Waldungen ist 
die Zahl der Proteaceen bei einigen Gattungen erheblich. Pefrophila und 1so- 
pogon gedeihen hier in mannigfachen Formen. Ebenso ist Dryandra viel- 
gestaltig: häufiger als alle andern Formen aber ist Dryandra nivea, die mit 
ihrem fast farnkrautartig geschnittenen Laube oft auf weiten Strecken den 


Fig. ı2. Hakea dolichostyla Diels: A Blühender Zweig. B „Biitenkopt. € Knospe. D,Z Schuppen. 
F Blüte, G Blütenhüllblatt, #7 Discus und Ovarium. 7 Oberer Teil des Griffels. 
(Nach DieLs und Prıtzer.) 


Boden überzieht. Die wichtigste Gattung endlich auf diesem Substrat‘ ist 
Hakea. Darauf habe ich bereits früher hingewiesen ' ). Wo dieser Eisenkies- 
Boden ansteht, sagte ich, da »offenbart sich eine Formenfülle der Gattung, 
die um so merkwürdiger erscheint, wenn man sieht, wie verhältnismäßig 
schwach Grevillea in diesen Landschaften sich formativ betätigt hat. Dabei 
ist die vegetative Ausstattung ganz verschiedenartio, und alle Stufenfolgen vom 


©) 


RER Blatt zu komplizierten Spreiten-Teilungen sind in geginehen Formen 


1) Fragm. Austr. oce., p. 159. 


3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 121 


vertreten. Am Stirling Range schon überragen die bizarr hochwüchsigen Ge- 
stalten der 4. Brownii und H. cucullata das niedere Gesträuch, in den Wald- 
landschaften der feuchten Karri-Zone wird aus /7. oleifolia ein Baum, der mit 
Banksien wetteifern kann. Die großen, starr gezähnten Blätter der /7. amplexı- 
caulis sieht man von King George Sound bis zum Swan River im ganzen 
Jarra-Gebie. Auch #. ruscifolia ist dort verbreitet, und ihre weißen Blüten- 
sträuße erscheinen überall, gerade im Hochsommer, wenn sonst das Gebüsch 
schon eintönig und farbenarm geworden. Vielleicht noch häufiger wächst 
H.lissocarpha im Gebiet des Hügellandes, ein rechter Gegensatz zu /. ruscı- 
felia: ihr Laub ist fein zerteilt, die zarten Blütenbüschel erschließen sich mitten 
in der Regenzeit.« - 

Weniger zahlreich wachsen Proteaceen auf den Böden, die das Wasser 
fester binden, etwa auf tonigem oder lehmigem Untergrund. Höchstens treten 
einige Grevillea mit schlanken Zweigen und relativ zartem Laube an Wasser- 
rinnen auf (z. B. Grevillea diversifolia), wo sie dann ungefähr wie Weiden-Ge- 
büsche aussehen. 

Lebens-Element für zahlreiche Proteaceen ist der Sandboden, besonders 
wenn er baumlose Formationen trägt. Gerade gesellige Arten sind dort be- 
sonders zahlreich. Alle sind strauchartig ausgebildet; so die ericoid beblätterten 
Petrophila ericifolia (Fig. ı1), Grevillea oxystigma, die mannigfachen Formen 
der Flannell-Flowers (Conospermum), die durch das weißwollige Indument ihrer 
Inflorescenzen physiognomisch überaus effektvoll wirken (Taf. XXI); so auch die 
mit eigentümlich breit keiligem Blatt versehenen Arten des Südostens, Adenanthos 
cuneata und Isopogon trilobus. Die stattliche Zambertia inermis, die 3m hoch 
werden kann, ist gleichfalls im Südosten ein unverkennbares Wahrzeichen 
sandigen Heidelandes. Vielfach bemerkt man auch hartblättrige Dryandra an 
ähnlichen Stellen. Und aus der Gattung Hakea herrschen die teretifoliaten Spe- 
zies: höchst starrgliedrige, skleromreiche Gewächse (vgl. Fig. 42). Ein besonders 
elastisches Element dieser Psammophyten ist der Ko der feinblättrigen 
Adenanthos (A.sericea, A.cygnorum). Es sind hende Pflanzen, 
die an günstigen Stellen beträchtliche Höhen- Dimension (4—5 m) erlangen. 
Man sieht ihre düsteren Gestalten gegen die Meeresküste hin oft noch auf die 
inneren Dünen vordringen, weiter als irgend eine andere Proteacee. 

Der große Proteaceen-Reichtum der Südwest-Provinz wird etwa durch die 
Regenlinie von 40 cm abgeschnitten. Weiter landeinwärts sinkt ihre Zahl schnell 
zur Bedeutungslosigkeit herab. 


2. Myrtaceae. Etwa 370 Arten. 

Nach den groben Resultaten der »Arten«-Zählung folgen die Myrtaceen’ 
dicht hinter den Proteaceen in der Rang-Ordnung der Familien; beide werden 
nur noch von den Leguminosen an Polymorphismus erreicht. Vergleicht man 
aber das Verhalten dieser drei unbestritten leitenden Familien des Gebietes, SO 
zeigen zunächst Proteaceen und Myrtaceen mancherlei Ungleiches unter ein- 
ander. Bei den Myrtaceen liefert die Wandelbarkeit der Blüten-Sphäre einen 


122 Dritter Teil. 


relativ beträchtlicheren Beitrag zu der Vielförmigkeit. Epharmonische Bildun- 
gen in der vegetativen Sphäre ergeben zwar auch bei ihnen einen sehr wichtigen 
Faktor, aber es ist nicht zu leugnen, daß die Laub-Organe der Myrtaceen nicht 
annähernd so gestaltungsfähig sind, wie etwa die von Grevsllea und Hakea. 
Auch der Grundcharakter der Epharmose ist bei beiden verschieden. Die 
Myrtaceen sind in ihrem Laube viel zarter gebaut, es ist weniger Sklerom 
verbraucht, als bei 
B 1 den starren Blättern, 
welche weitaus die 
Mehrzahl der west- 
lichen Proteaceen zur 
. Schau trägt. 
Betrachtet man 
die Epharmose der 
370 Myrtaceen, so 
findet man das ein- 
fache,amRande vcll- 
kommen ungeglie- 
derte Blatt allgemein 
herrschend. e 
wöhnlich ist es län- 
ger als breit; nur 
einige Arten von Ver- 
ticordia, Scholtzia, 
und Zypocalymma 
besitzen Blatt-For- 


neigen. Die Ver- 
schmälerung geht 
oft sehr weit. Sol- 
ches Laub zeichnet 
gerade unter den SO- 
Me 2,7 zial veranlagtenMyr- 


Fig. 13. Melaleuca Preissiana Schau. in Blüte. taceen eine bedeu- 
Distr. yes Bayswater östlich von Perth. — tende Anzahl von 
E. Pritzel phot. Dezember 1900 Arten aus: Astartea, 


einige Melaleuca, 
Leptospermum; es sind reich verzweigte Sträucher, dicht mit aufgerichteten, 
ganz schmalen Blättern besetzt. Bei foilschreitähder Reduktion geht daraus 
einerseits das drehrunde Blatt hervor, anderseits resultiert die ericoide Form, 
welche noch zahlreichere Vertreter in der Familie besitzt. Man müßte wohl 
sämtliche Genera aufzählen, wenn man die Gattungen nennen sollte, welche 
ericoide Arten in West-Australien aufzuweisen haben. Es genüge, an Darwinia, 


” 


3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 123 


Verticordia, Calythrix, Llotzskya, Beaufortia zu erinnern: diese sind ganz be- 
sonders reich an niedrigen Sträuchlein von heideartigem Habitus. 

Für die äußere Erscheinung der Myrtaceen fällt die schon bei Zucalyptus 
bemerkte Wandelungs-Fähigkeit der Statur sehr wirksam ins Gewicht. In meh- 
reren Gruppen gibt es Formen, die in günstigen Lagen baumartige Dimen- 
sionen annehmen, an anderen Stellen aber strauchig bleiben. Dafür ist Chamae- 
laucium uncinatum ein gutes Beispiel unter den Strand-Gehölzen. Überraschend 
‚ wirkt es auch die gewöhnlich nur frutescente Agonis juniperina in nassen 
Niederungen der Südküste 5—8 m hoch werden zu sehen. Eine Verwandte 
von ihr, Agonis flexuosa, tritt sogar gewöhnlich in Baumform — oder besser 
gesagt als arborescenter Riesenstrauch — auf; in ihrer eigenartigen Trauer- 
weiden-Tracht bildet sie ein wichtiges Formations-Element an dem südwest- 
lichen Küstenstrich. Allgemeiner noch werden die baumartigen Melaleuca-Arten 


Fig. 14. Myrtaceae der Südwest-Provinz: A—C Calythrix flavescens A. Cunn.: A Habitus 
eines Blütenzweiges. 3 Blatt. C Blumenblatt. — D—G Melaleuca seriata Lindl.: D Blüten- 
zweiglein. Z Blatt. 7 Blüte. G Fruchtstand. (Original.) 


wichtig. Davon gehören Melaleuca cardiophylla und M. Huegelii gleichfalls der 
Litoralzone an und haben demnach einen beschränkten Expansions-Raum. Vie 
weiter verbreitet und physiognomisch wertvoller aber sind die Spezies der nassen 


Alluvien, wo M.viminea, M.rhaphiophylla und M. Preissiana durch Geselligkeit 
oder auffällige Gestaltung die Szenerie beeinflussen. »Es ist namentlich Mela- 
leuca Preissiana (Fig. 13, 56), die mit blätternder, weiß gefärbter Borke und 
seltsam knorriger Ast-Bildung- den Blick auf sich lenkt, um so mehr Ber 
im Südwesten förmliche Melaleuca-Brüche charakterisiert und die dominierende 
Figur dieser Formation ausmacht «'). 


ı) DiELS und PRITZEL, Fragm. Austr. oceid. p. 426. 


124 Dritter Teil. 


In der Beteiligung wichtiger Eucalypten und Melaleucen an der Flora des 
feuchtgründigen Alluvial-Landes deutet sich schon eine wichtige ökologische 
Divergenz von den Proteaceen an. Bei näherer Untersuchung der Formationen 
(vgl. später) stellt sich hierin eine wirklich tief reichende Kluft zwischen beiden 
Familien heraus: Nirgends sind die Myrtaceen bedeutungsvoller, die Proteaceen 
unbedeutender als auf solchem Schwemmland. Wenn auf der anderen Seite 
auch die trockensten und dürrsten Sand-Flächen noch ihre Myrtaceen-Flora 


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Fig. 15. Verticordia Pritzelii Diels: A Habitus. 3 Blüte. C Kelchröhre. Z Kelchabschnitt 
erster Ordnung. D Kelchanhängsel, 7 Blumenblatt. G Staubblatt und Staminodien. #7 Staub- 
blatt. 7 Griffel. (Nach DieLs und PrITzeL.) 


haben, so ergibt sich, daß die ökologische Spannkraft der Myrtaceen größer 
ist, als die der Proteaceen. Und damit gleicht.sich, zum Teil wenigstens, der | 
Nachteil aus, der durch die fester begrenzte Gestaltungs-Kraft ihrer Lauborgane 


der Formbildung im Wege steht. 
Die als relative Hygrophyten anzusprechenden Spezies der westaustralischen 
Myrtaceen sind nicht sehr zahlreich, aber ungemein gesellig. Arten wie Astartea 


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3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 125 


fascicularis (Fig. 56) und Agonis parviceps, welche das Schwemmland des 
feuchten Südwestens bedecken, gehören zu den bestandbildenden Spezies der 
Flora. 

Auf den Kies- und Konglomerat-Böden nimmt diese Massenhaftigkeit des 
Auftretens ein Ende. Überhaupt spielen die strauchigen Myrtaceen hier eine 
minder wichtige Rolle, als die Proteaceen oder Leguminosen. Einige Dar- 
winia, Baeckea camphorosmae, Agonis, auch wohl Beaufortia und Calothamnus 
sind im wesentlichen die Typen, welche die Familie repräsentieren. 

Mit dem Einsetzen sandigen Bodens aber beginnt ein neuer Aufschwung 
für sie. Die reichblütigen Köpfe von Melaleuca (Fig. 14, Taf. XVII), Beaufortia, 
Eremaca u. a., meist ähnlich rosa oder hellgelb gefärbt wie die Petrophila- 
artigen Proteaceen, schmücken zierlich das Unterholz. Reicher aber als alle er- 
scheinen die Chamaelaucieae auf dem Plan: Darwinia, Calythrix, Verticordia. 
In anspruchslosem ericoiden Gewande mischen sie sich unauffällig in die dichten 
Scharen der Heide. Aber wenn ihre Blüten sich entfaltet haben, dann ist ihre 
Zeit gekommen, da sie in schimmernden Farben alle anderen überstrahlen. Es 
gibt wohl keine »Sandplain« in der ganzen Südwest-Provinz, wo man dann nicht 
die schneeweißen oder goldgelben Flecke blütenreicher Verticordien (Fig. 15) 
oder ihre rosenroten Sträuße, oder Arten von Calythrix (Fig. ı4) bald in grellem 
Gelb, bald lebhaft violett gefärbt schon von weitem leuchten sähe. 

Je weiter binnenwärts man sich von den Grenzen der Provinz ins Land 
hinein begibt, um so geringer wird die absolute Zahl der Myrtaceen. Aber 
der Abfall ist viel weniger beträchtlich als bei den Proteaceen. Noch am Mount 
Churchman gibt es schöne Verticordien, noch bei Coolgardie wächst Calythriz. 
Und die weniger ansehnlichen Gattungen, wie Baeckea, Micromyrtus u. a., durch- 
ziehen sogar mit kaum geschwächter Mannigfaltigkeit das weite Gebiet der 
Eremaea. 


3. Leguminosae-Podalyrieae. Etwa 270 Arten. 
Das epharmonische Gepräge der Podalyrieae steht in vieler Hinsicht etwa 
vermittelnd zwischen der Norm der Proteaceen und dem Typus der Myrtaceen. 

ihren Daseins-Bedürfnissen freilich stimmen sie (im großen Durchschnitt) besser 
mit den Proteaceen überein, und auch die Plastizität der Vegetations-Organe 
erreicht zwar nicht die Proteaceen, kommt ihnen aber doch einigermaßen näher. 
Eine vielseitig eindringende Darstellung der einschlägigen Verhältnisse hat 
E. PRITZEL {in DiELS und PRITZEL Fragm. Austr. occid. p. 215 ff.) gegeben. 
Aus dem allgemein orientierenden Abschnitt ist folgendes von Bedeutung, um 
den physiognomischen Effekt dieser Gruppe beurteilen zu können: 

»Fast alle Podalyrieae sind Holzgewächse, aber im Vergleich mit Acacıa, 
Myrtaceen u. a. erheben sich nur sehr wenige (Jacksonia Sternbergiana, F. Jur- 
cellata, Oxylobium Callistachys) zu hohen Sträuchern oder niederen Bäumen. 
Annuelle Arten gibt es nicht; wohl aber einige Spezies, deren oberirdische 
Teile fast oder ganz annuell sind (Sphaerolobium Sect. Koea, einige Gompho- 
lobium- und Isotropis-Arten). Alle Vertreter zeigen einen mehr oder weniger 


126 Dritter Teil. 


xerophytischen Bau. Das äußert sich vor allem in der Reduktion der Blätter. 
Das für die Leguminosen sonst so charakteristische Fiederblatt findet sich nur 
noch bei Gompholobium- und Burtonia-Arten; das vorherrschende einfache 
Blatt (Fig. 16, 17) ist in vielen Fällen, wenn nicht allgemein, ein zur Einblättrigkeit 
reduziertes Fiederblatt, wofür das noch häufig entwickelte Stielchen zwischen 
dem Blatt und dem Ende des Blattstiels den Beweis liefert. Ist dagegen in 
der Blattfläche keine Reduktion eingetreten, so zeigt sich der Xerophyten- 
Charakter in der starken Einlagerung von Sklerenchym; also der sehr 


Fig. 16. Podalyrieae der Südwest-Provinz: A Zweig von Brachysema undulatum Ker: 

B Blütenblatt. C Längsschnitt durch den Fruchtknoten nebst Staubblatt. 2 Samen im Quer- 

schnitt. — Z Zweig von Oxylobium retusum R.Br.: F Kelch. G Blütenblätter. H Längsschnitt 
durch _den Fruchtknoten. (Nach TAUBERT.) 


derben, oft fast holzigen Konsistenz des Blattes oder der Verdornung der Blatt- 
spitze bzw. der Blattzähne und Lappen. Solche größeren harten Blätter finden 
sich besonders bei den Gattungen Orylodium und Gastrolobium. Jedoch können 
auch diese verhältnismäßig umfangreichen Blätter im Vergleich zu den Blättern 
an Bäumen tropischer Regenwälder oder selbst der Eucalypten nur klein ge" 
nannt werden. 


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3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 1927 


Bei den übrigen Gattungen schreitet die Reduktion der Oberfläche 
weiter vor und erzeugt im wesentlichen folgende Typen (vgl. Fig. 17): 

ı. Kleine derbe breitere Blätter, so bei vielen Oxylodbium- und Gastro- 
lobium-Arten, Gompholobium marginatum, Pultenaca obcordata usw. 

2. Nadelblätter bedeutenderer Größe, mit gerollten Rändern, wie z. B. 
Eutaxia myrtifolia, Daviesia Croniniana, Chorisema Henchmanni usw. 

3. Sehr kleine schmale dickliche Blätter. Dies ist der ericoide Typus 
der Gattungen Pultenaca, Dilkvynia, Eutaxia, Aotus, vieler Gompho- 
lobium und Burtonia-Arten u. a. | 

4. Blätter ohne eigentliche Spreite, jedoch oft mit flügelartig nach oben 

und unten zu verbreiterter Mittelrippe. Vertreter dieses Typus ist be- 
sonders die Gattung Dawzesza. 
. Drehrunde, oft längere Blätter, wie bei vielen Daviesia-Arten. 

6. Blattlosigkeit, charakteristisch für Jacksonia und Sphaerolobium, ver- 
treten jedoch auch bei Daviesia, Brachysema, Isotropis. Je nach der 
Beschaffenheit des Stengels lassen sich binsen- oder rund- oder flach- 
stengelige Arten unterscheiden. « 

Nach dieser Schilderung läßt sich erwarten, daß viele Parallelen zu den 
Proteaceen bestehen. In der Tat berühren sich, was gestaltliche Ausbildung 
der vegetativen Organe betrifft, die beiden Familien an mehreren Punkten. Es 
finden sich überraschend analoge Formen zwischen /sopogon und Daviesia, 
Grevillea und Chorisema, Daviesia und Hakea, und anderen. 

Wie schon PRITZEL hervorhebt, zeigt die Gruppe jene Befähigung zur Hoch- 
wüchsigkeit, wie sie bei Proteaceen und Myrtaceen sich mehrfach offenbart, nur 
in geringem Grade. Die Gattung Jacksonia jedoch besitzt manche ansehnliche 
Sträucher, die mit ihren starren Phyllokladien einen eigentümlichen Anblick 
gewähren; ja, Jacksonia Sternbergiana und F. furcellata erzeugen sogar einen 
deutlichen Hauptstamm. Ihre Krone sieht sehr fremdartig aus, da sie aus zahl- 
reichen blattlosen Zweigen besteht, die geschmeidig herabhängen und mit silber- 
grauem Seidenhaar bedeckt sind. Ferner treffen wir auf feuchtem Boden in 
Viminaria denudata einen graziösen Hoch-Strauch, der mit manchen Cy#sus 
vergleichbar ist. Endlich gibt es in der Gattung Oxylodium zwei Arten, die 
gleichfalls in feuchtem oder zeitweise nassem Boden wurzeln und etwas Weiden- 
ähnliches in Lebensweise und Tracht besitzen: O./ineare und O. Callistachys, 
die z.B. am King George Sound schöne Bestände bilden. 

Aber mit diesen wenigen Arten ist auch die Reihe der hochwüchsigen For- 
men bereits zu Ende. Alles übrige ist ein Chaos von niederen Sträuchern und 
Büschen, nur wenige durch Blütenreichtum oder Originalität des Laubes aus 
der Menge sich heraushebend. Hygrophyten trifft man selten unter diesen 
Pflanzen; die ganze Schar drängt sich auf den gut entwässerten kiesigen oder 
sandigen Böden zusammen. Dort aber entfalten sie auch auf kleinen Räumen 
eine erstaunliche Formen-Fülle. Am Unterholz der Waldungen schon nehmen 
sie faktisch sehr bedeutsamen Anteil, doch vielfach ohne sich physiognomisch 
entsprechend zur Geltung zu bringen. Da wachsen Arten von Brachysema, 


un 


128 Dritter Teil. 


Daviesia, Oxylobium (Fig. ı7), Gastrolobium, Gompholobium, Chorizema, mannig- 
fach abgestuft nach Beschattung und lokaler Feuchtigkeit, oft aber auch in 
gemengter Gesellschaft zusammen. In den trockneren Waldungen des kiesigen 


Oberlandes bietet sich eine besonders reiche Auswahl von Gastrolodium, den 


Fig. 17. A—C Oxylobium parviflorum Benth.: A Habitus. 3 Kelch. C Gynäceum im Längs 


schnitt. — D Oxylobium melinocaule E. Pritzel Habitus. — E Oxylobium teragonophyllum 
E. Pritzel Habitus. (Nach DieLs und PRITZEL.) 


gefürchteten Giftpflanzen des Gebietes; und von dort treten sie duf die baum- 
losen Flächen weiter binnenwärts über. Auch die freien Sandflächen erzeugen! 
noch manche Spezies, alle in extrem xeromorphem Gewande: Dawiesien und 
Jacksonien so starr und hart, als seien sie aus Metall gebildet, stechende 
aphylle Dawiesia, dornige Mirbelia, ericoide Phyllota- und Brachysema-At ten, 


3. Kapitel.. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 199 


deren ganzer Körper aus weißgrauen, bizarr verzweigten Achsen ohne Spur 
von Laubgebilden besteht. Wie bei den Proteaceen hat man den Eindruck eines 
extremen Xerophytismus; man sieht nicht, wie er noch gesteigert werden 
könnte. Und in der Tat findet auch bei den Podalyrieae die Massen-Verbrei- 
tung mit den Grenzen der Südwest-Provinz ihr Ende. Nur ganz wenige Formen 
haben sie überschritten und fristen ein kärgliches Dasein auf den sandigen 
Einöden. der Eremaea. 


4. Acacia. Etwa 130 Arten (Fig. 19). 

Für die Auffassung der westaustralischen Acacien liefert die gründliche 
Bearbeitung der Gattung durch E. PRITZEL (in DIELS und PRITZEL Fragm. 
Austr. occ. 276 ff.) die zuverlässigste Grundlage. Dort wird die Epharmose der 
Gattung in West-Australien eingehend behandelt, und die Unterschiede der 
beiden Gruppen der Bipinnatae und der Phyllodineae im einzelnen zur Dar- 
stellung gebracht. 

Die Bifinnatae enthalten in den feuchteren Distrikten des Gebietes einige 
Arten, die mit ihren zarten doppeltgefiederten Blättern die im westlichen 
Australien sonst fast fehlende echte »Leguminosen-Form« vertreten. Es gibt 
in den bevorzugtesten Lagen sogar ganz ansehnliche Sträucher darunter 
(A. nıgricans, A. pentadenia), welche zusammen mit der öcologisch gleich- 
artigen Aldizzia lophantha einen — freilich sehr abgeschwächten — Ersatz 
darstellen für die Dipinnatae Ost-Australiens, bei denen bekanntlich stattlicher 
Baumwuchs sich ausgebildet hat. Die übrigen Bipinnatae des Westens bleiben 
. niedriger, und zwar in mannigfachen Abstufungen. Das anschaulichste Beispiel 
für diese epharmonischen Gestaltungs-Grade ist in dem polymorphen Kreise 
der Acacia pulchella gegeben, welcher nach weiter Verbreitung und häufigem 
Vorkommen zu den wichtigsten unter den südwestlichen Typen zählt. Statt- 
liche Büsche mit flächenreichem Laube und schwacher Bedornung im feuchten 
Südwesten; niedrige Zwergsträuchlein mit ericoid reduziertem Blattwerk, filzigem 
Indument oder stark geförderten Stipulardornen auf den Sand-Heiden der 
trockeneren Gebiete: das sind die beiden End-Typen, die bei Acacia pul- 
chella den Formenwandel begrenzen. 

Noch ungleich reicher und vielseitiger an Gestaltungen erweisen sich die 
‚Phyllodineae. »Es gibt wohl wenige Gattungen im Pflanzenreich, die in ihren 
Laub-Organen auch nur annähernd, was Reichtum und Merkwürdigkeit der 
Formen anbetrifft, mit Acacia verglichen werden können.« Diese Bemerkung 
PRITZELS trifft ganz besonders auf die Phyllodineae des Südwestens zu. Auch 
hat PRITZEL schon die Bedeutung der Epharmose bei diesen Vorgängen klar 
hervorgehoben. Er kann Behaarung, Harz- oder Wachs-Abscheidung und Suk- 
kulenz nur bei relativ wenigen Spezies erben, rn an sklerotische an 
mente und Reduktion der transpirierenden O 
Charaktere überaus verbreitet. Nadelartige, kleine rhombische oder dreieckig 
gestaltete, ericoide, juncoide, ulexähnliche Phyllodien, endlich blattlose Gestalten 
sind die Resultate, welche in jener verwirrenden Fülle der Formen zu Tage 


Diels, Pflanzenwelt von West-Australien, 9 


Dritter Teil. 


130 


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inz: A Acacia hastulata Sm. B Acacia alataR. Br 


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Fig. 18. Acacia-Typen der Südwest-Prov 
C Acacia myrtifolia W 


3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 131 


treten. Betrachtet man sie vergleichend mit Rücksicht auf ihre verwandtschaft- 
lichen Beziehungen, so eröffnen sich lehrreiche Einblicke in die komplizierten 
Zusammenhänge dieser Bildungen; man kann verfolgen, wie Küsten-Arten nach 
dem Binnenlande zu xeromorph werden und umgekehrt (vgl. PRITZEL 1. c. 
S. 283). 

Der Reichtum’an Acacien ist in der Südwest-Provinz ungleich 
verteilt. Die feuchtesten Landschaften besitzen vorwiegend Drpinnatae, in den 
Strand-Formationen auch mehrere Phyllodineae, die übrigens teilweise als eigent- 
lich eremaeische Elemente ausscheiden (s. 5. Kapitel). Sonst treten die Phyllo- 
dineae stark in den Hintergrund. Trotzdem sind einige Arten als weit verbreitet 
zu nennen. So bildet die feinduftende Acacia myrtifolia herrliche Gebüsche 
unweit der Südküste. Mit breitlaubig geflügelten Achsen und blaß gefärbten 
Blütensträußen sehr auffällig in den Tälern des Hügellandes ist Acacia alata. 

In den trockeneren Teilen des Wald-Gebietes und mehr noch jen- 
seits seiner Grenzen wächst die Bedeutung der Acacien rasch. Die 
meisten dieser Arten sind von niederer Statur, höher als '/, bis ı'/,m werden 
sie selten. Ihr Dorado sind wie für die Podalyrieae die Kies- und Sand- 
Böden. Dort wachsen gewöhnlich mehrere gestaltlich ungleiche Spezies ge- 
mengt durcheinander, so daß physiognomisch kein einheitlicher Effekt zustande 
kommen kann. Mit Vorliebe z. B. vereinigen sich Vertreter aus den wichtigen 
Gruppen der Pungentes und Triangulares, welche jene Zone mittlerer Trocken- 
heit bevorzugen, die sich nördlich und östlich vom Plateau-Rande hinzieht. 
Es gibt jedoch auch Fälle, wo eine einzige Form in größeren Trupps auftritt 
oder gar förmliche Bestände bildet. Dann prägt sie der Heide streckenweise 
gänzlich ihr eigenes Wesen auf. Diese Dickichte unterscheiden sich viele 
Monate des Jahres höchstens durch ihre Gleichförmigkeit von dem Gewirr der 
gemischten Bestände. Aber wenn die Blütezeit herannaht, kündigen sie sich 
von fern schon durch die überschwengliche Fülle ihrer Blüten aus. Dann sind 
ganze Felder in gesättigtes Gelb getaucht. Nun erst ermißt man, daß es auch 
im südwestlichen Australien nicht an Landschaften fehlt, denen die Acacien- 
Blüte das Wahrzeichen des Lenzes gibt, so wie es in den bevorzugten Ländern 
des Südostens gepriesen und besungen wir 


5. Epacridaceae. Etwa 160 Arten. 

Es ist oft ausgesprochen worden, daß die Zpacridaceae die Vertreter der 
Ericoideae in Australien sind, und daß ihre Rolle in der Vegetation der der 
Ericen im Kaplande Eascicht, In der Tat zeigen beide Gruppen in zahlreichen 
Punkten Übereinstimmung, die auf eine große Wesens-Ähnlichkeit mit Sicher- 

heit zurückschließen läßt. Schon die geographische Exklusivität, ihre völlige 

Beschränkung auf das Gebiet einer nicht zu geringen Feuchtigkeki ist dafür 

ein beachtenswertes Anzeichen. Wie die Ericen der Karroo-Fläche fehlen; so 

bleiben die Zpaeridaceae der Eremaea größtenteils fern. In dieser Hinsicht 

sind sie noch viel ausschließlicher südwestlich, als die Proteaceen: nur 2 von 

den ı60 Spezies finden sich versprengt auf eremaeischem Territorium. _ Aus 
9* 


132 Dritter Teil. 


ihrer Gesamt-Verbreitung ergibt sich überhaupt, daß sie ganz vorwiegend eines 
temperierten Klimas mit mehr als 60 cm Regen bedürfen. Die Zahl der 
Formen, die sich an extremere Situationen haben gewöhnen können, ist 
sehr gering. 


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Fig. 19. Segen: Arten der Südwest-Provinz. A—D L.cinereus E. Pritzel: A Äst- 
chen. 3 Blatt. C Blüte ausgebreitet. D Staubblatt. — Z—-G L. psammophilus E. E. Pr : 
E Zweiglein. + Blatt. G Blüte ausgebreitet. — Z—XK L. Dielsianus E. Pritzel: 7 Zweiglein. 
7 Blatt. X” Blüte ausgebreitet. — L,M L.nutans E. Pritzel: L Zweiglein. M Blüte ausgebreitet. — 
N—P L.hispidus E. Pritzel: N Zweiglein. O Blätter. 7? Blüte e ausgebreitet. — 0-5 A 
losus E. Pritzel: Q Zweiglein. & Blatt. S Blüte ausgebreitet. (Nach DieLs und PRITZEL.) 


#3 


3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 133 


Die Zpacridaceae bleiben, wie die Acacien die Südwestens, alle strauch- 
artig; die meisten sind sogar von wenig ansehnlicher Statur und überschreiten 
selten Meterhöhe. Ihre vegetative Tracht ist bestimmt durch schmales, lederiges 

ub, das häufig nadelartig oder beinahe schuppig geformt ist (Fig. 20), sowie 
durch starke Sklerom-Bildung in den Blättern; sie bieten also vielfach An- 
klänge an die Myrtaceen. Doch stehen sie in ihrer Bedeutung für die Physio- 
gnomie hinter den drei bisher genannten Familien zurück. Einzelne Arten, wie 
Leucopogon Richei und ZL.australis in den Strand-Gehölzen, oder der relativ 
sehr stattlich belaubte Zexcopogon verticillatus in den feuchteren Jarra-Waldungen, 
sind wohl unentbehrlich für die Charakterisierung ihrer Formationen, aber die 
Hauptmasse der Spezies verliert sich in dem Wirrsal so vieler gleichwertiger 
Genossen im Gebüsch. Wenigstens gilt das für den größten Teil der Südwest- 
Provinz. Etwas abweichend liegen die Verhältnisse im Südosten. Dort ist es, 
wo sich in dem von der Südküste zum Stirling Range ausgedehnten und ost- 
wärts gegen Cape Arid ziehenden Areal eine sonst beispiellose Häufung von 
Epacrideen vollzieht. »Hier nehmen sie einen ganz hervorragenden Anteil 
an der Zusammensetzung der niederen Gesträuch-Vegetation, auf 
den Granit-Hügeln der Küsten-Zone, in den sandigen oder tonigen Sumpf- 
Niederungen und auf den ausgedehnten Sand-Strauchheiden. Zwergsträucher 
von zierlichstem Wuchs (Lewxcopogon und Andersonia-Arten, Oligarrhena, 
Needhamia) bedecken besonders an feuchteren Stellen scharenweise den kahlen 
Sandboden, der zwischen den höheren Büschen dieser Formationen, den Myrta- 
ceen und Proteaceen, frei bleibt. Und bestimmen sie auch nirgends die Phy- 
siognomie der Vegetation, so tragen sie doch in der feuchteren Jahreszeit zu 
ihrem Farbenschmucke reichlich bei.«') 

Gegenüber diesen formenreichen Gegenden des Südostens machen die süd- 
lichen Jarra-Waldungen in ihrer Epacrideen-Flora einen recht eintönigen und 
trivialen Eindruck. Erst nordwärts, gegen den Swan River hin, vollzieht sich 
noch einmal ein gewisses Aufsteigen der Familie. Doch besteht sie dort nun 
aus xeromorpher geprägten Gestalten. Das Laubwerk fühlt sich härter und 
stechender an als bei den südöstlichen Arten. Der Typus der zierlichen Arica- 
artigen Zwerg-Sträuchleins ist kaum mehr vertreten, er wird ersetzt durch die 
dichten, derbblättrigen Sträucher der Gattungen Astroloma und Conostephium. 

Im ganzen ist von den leitenden westaustralischen Familien keine empfind- 
licher und durch äußere Bedingungen enger begrenzt als die Epacridaceen. 
Aber gerade diese strenge Beschränkung macht sie zu einem so ausgezeichnet 
Charakteristischen Element in der Vegetation der Südwest-Provinz. 


6. Goodeniacese. Etwa 140 Arten. — Fig. 20.. 


Von der Anzahl der »Arten« geleitet, haben wir in der Reihe der südwest- 
lichen Floren-Komponenten den Goodeniaceen ihren Platz dicht neben den 
Epacridaceen anzuweisen. Kommt aber der oekologische Charakter und der 


ı) Diers und PRITZEL, Fragm. Austr, occid. p. 459. 


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134 Dritter Teil. 


physiognomische Effekt in Frage, so treten beide in den denkbar größten 
Gegensatz: die Epacridaceen eingezwängt in eng begrenzte Gestaltungs-Ampli- 
tuden, die Goodeniaceen mit einem Spielraum der Formbildung begabt, wie 
wenig andere Vegetations-Elemente der Provinz. 

Bäume gibt es nicht mehr unter den Goodeniaceen, selbst ansehnlichere 
Sträucher sind sehr gering an Zahl. Am Strande sieht man wohl frutescente 
Arten, wie Scaevola nitida und Sc. crassifolia häufig genug, zuweilen sogar in 
stattlichen Exemplaren, die über meterhoch werden können; auch in anderen 


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Fig. 20. Goodeniaceae der Südwest-Provinz : A Goodenia tenella R.Br. B Leschenaultia 
Formosa R.Br. C Scaevola striata R. Br. (Original. 


Formationen zeigt sich hier und da eine höher strauchige Scaevola oder Lesche- 
naultia. Bei den übrigen Gattungen aber bleibt der Wuchs niedrig; es sind 
kleine Büsche, Halbsträucher, Stauden mannigfaltigen Wesens oder Fsogar = 
krautige Gewächse. u: 
ie Goodeniaceen gehören zu den anpassungsfähigsten Elementen 4 
der australischen Flora. In West-Australien gedeihen sie in der Eremaea_S0 - 
gut wie im Südwesten; sie wachsen am Strande sowohl wie im fernsten Binnen- 
lande, auf feuchtem lehmigem Substrat wie auf dem dürrsten Sande, in dem 
Schatten der Waldungen und auf den freien Strauchheiden. Es gibt außer 


3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 135 


Acacia keine in gleichem Maße vielseitige Gruppe. Ephemere Arten mit zartem 
und vergänglichem Laube (z. B. Goodenia filiformis, Velleia cycnopotamica), Wald- 
Pflänzen mit großen weichen Blättern (Scaevola striata), wollige und filzige Ge- 
wächse wie mediterrane Labiaten (Verreauxia, Dampiera incana, Pentaptilon) 
ericoide Halbsträucher, polster- oder deckenförmig gewachsene Stauden: das 
sind nur einige der häufigeren Erscheinungs-Formen. 

Die Goodeniaceen zählen nicht zu den geselligen Pflanzen. Und das 
ist schuld daran, daß sie im Gesamtbild der Landschaft wenig zur Geltung 
kommen, so verbreitet sie sich auch in beinahe allen Formationen finden lassen. 
Im Norden der Provinz habe ich Strauchheiden anf sandigem Boden gesehen, 
wo die schlanken grauweißen Gestalten der Verreauxia Reinwardti überall 
zwischen dem Gesträuch hervortauchten und zur gedämpften Farben-Tönung 
des ganzen Pflanzenwuchses wesentlich beitrugen. Auch kann man hier und 
da auf feuchtem Schwemmlande die Goodenia filiformis so häufig und gesellig 
finden, daß der Boden aus der Ferne gelb gefleckt erscheint. Aber das sind 
auch die einzigen Beispiele physiognomischer Bedeutsamkeit, die ich anzuführen 
wüßte. 

Unter diesen Umständen wäre es also schwierig, sich von der tatsächlichen 
Position der Familie ein zutreffendes Bild zu machen, wenn nicht die lebhaften 
Blütenfarben so vieler Arten wenigstens in der günstigen Zeit des Jahres von 
ihrem Dasein Kunde gäben. Das grelle Hochrot der Leschenaultia formosa 
und verwandter Spezies findet selbst bei den Proteaceen nicht seines gleichen. 
Und so gesättigte Farbentöne in Blau und Violett, wie sie bei Zeschenaultia, 
Dampiera, Scaevola und Brunonia häufig sind, gehören in der Flora West- 
Australiens zu den Seltenheiten. So kann man sagen, daß die artenreiche 
Gruppe der Goodeniaceen zwar nirgends in West-Australien die großen Züge 
des Vegetations-Gemäldes bestimmt, aber mancherlei dazu beiträgt, seinen feineren 
Einzelheiten ihren eigentümlichen Charakter zu verleihen. 


7. Cyperaceae. Etwa 110 Arten. 


Die Cyperaceae Südwest-Australiens gehören zu den am wenigsten bekannten 
Familien der Flora. Durch neuere Funde wird es wahrscheinlich, daß die 
Formen-Menge noch lange nicht erschöpft sein dürfte. 

Bei dieser Lückenhaftigkeit des Fundamentes bedarf es noch gründlicher 
Studien, ehe unsere Kenntnisse über die Beteiligung der Cyperaceen an dem 
Formations-Aufbau in der Südwest-Provinz auf ein Niveau gebracht sind, welches 

ergleiche mit den andern wichtigen Familien zulässig machte. Vorläufig muß 
ich mich damit begnügen, die freilich sehr provisorischen Angaben‘) zu wieder- 
holen, die ich früher mitgeteilt habe und für die ich auf Grund meiner eigenen 
Erfahrungen einstehen zu können glaube: 

»Die Cyperaceen des Gebietes beteiligen sich an den meisten Formationen 
des Südwestens; nur auf den Sand-Ebenen des Inneren scheinen sie im all- 


ı) Diels und Pritzel, Fragm. Austr. oceid. p. 78. 


136 Dritter Teil. 


gemeinen gering entwickelt und durch eigenartige Typen, z. B. Caustis, ver- 
treten. 

Die streng hygrophilen Arten sind mir nur mangelhaft bekannt geworden. 
Cladium arthrophyllum ist eine typische Seeufer-Pflanze des Swan-Gebietes, 
Unter der annuellen Zwerg-Vegetation am Rande vergänglicher Teiche und 
Wassermulden treten kleine Arten der Gattungen Cyperus, Scirpus, Chorisandra 
hervor, an gewissen feinkiesigen Stellen auch Schoenus-Arten zusammen mit 
Centrolepidaceen. 

In den schattigeren Waldungen der südwestlichsten Distrikte scheinen die 
Cyperaceen arm vertreten zu sein, Dagegen bilden sie in den lichten Be- 
ständen auf Sand, die durch Jarra und Caswarina charakterisiert sind, stellen- 
weise ein nicht unwesentliches Element des Unterwuchses. Kräftige Arten von 
Gahnia, Cyathochaete, T. etraria, Tetrariopsis, hochwüchsige ZLepidosperma und A 
vor allem die physiognomisch recht auffallende Gattung Mesomelaena mischen 
sich dort reichlich unter das niedrige Gesträuch des Unterholzes, ohne doch = 
jemals zu geschlossenem Bestand zusammenzutreten. = 

Charakteristisch für die Dünen der Küste sind Lepidosperma gladiatum 
und Scirpus nodosus, beide übrigens in ganz Australien gewöhnliche Erschei- 
nungen an sandigen Litoralen. 

Zu wirklichen Beständen von eigenartiger Schönheit verdichtet sich Zvandra e 
arıstata auf versumpften Böden der Südküste. Die nahezu ı' /. m hohen Halme 
mit graziös gebauten Rispen stehen oft in gedrängter Fülle nebeneinander.« 


8. Liliaceae. Etwa 80 Arten. 


Von den Liliaceae der Südwest-Provinz haben die weitaus wichtigsten Ver- 
treter, die »Grasbäumee, bereits oben (S. 113) ihre Darstellung gefunden. Alle 
übrigen Arten gehören zur Stauden-Flora des Gebietes; teils sind es Zwiebel- 
Gewächse, teils Rhizom-Pflanzen. Viele davon sind in der Südwest-Provinz 
verbreitet und häufig, aber nur wenige auffallend genug, um die Gesamt- | 
Erscheinung der Vegetations-Bilder nachhaltig zu beeinflussen. e. 

. 


In der Regenzeit, noch ehe die eigentliche Blütezeit der Sträucher begonnen 
hat, schmücken Anguillaria dioica und Burchardia umbellata das Land mit 


verzieren. Später folgt Chamaescilla mit lebhaft blauen Perigonen, ebenfalls e: 
eine häufige Pflanze im ganzen Südwesten. Wichtiger aber vielleicht als alle 
genannten ist Borya nitida (Fig. 21), ein merkwürdiges Gewächs, mit ihren 
harten Polstern ein Wahrzeichen des frei anstehenden Granitgesteins, aber auch 
auf lehmigem Boden nicht selten in Menge. 

Erwähnung verdient auch die Gattung Xerotes (Zomandra). Denn ihre Arten 


sehnlich, wie manche ostaustralischen Formen (A. longifolia), aber die stete An- E_ 
wesenheit dieser zierlichen Pflanzen in der verschiedenst gearteten Umgebung 
geren Constituenten der Flora. 


3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 137 


Die Liliaceen der Südwest-Provinz zeigen zu ihren Verwandten im östlichen 
Australien sehr nahe Beziehungen. Manche Arten treten sogar in die Eremaea 
ein und gelangen zu panaustralischer Verbreitung. Immerhin aber bleibt die 
Südwest-Provinz so überlegen, daß die Liliaceen ein Recht darauf haben, unter 
ihren charakteristischen Familien genannt zu werden. 


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Fig. 21. Borya nitida Labill.: A Habitus. 2 Blüte, (Original.) 


9. Stylidiacese. Etwa 75 Arten. — Fig. 22. 


Aus der eingehenden Darstellung dieser Familie in DieLs und PRITZEL, 
Fragm. Austr. occ. 582ff. geht hervor, daß sie mancherlei mit den Goodenia- 
ceae gemein hat. Namentlich ist es die Teilnahme an vielen ungleichartigen 
Formationen, man kann sagen die Allgegenwärtigkeit der Stylidiaceae in der 
Südwest-Provinz, die an jene freilich größere Gruppe erinnert. Abweichend 
aber verhalten sich die westlichen Stylidiaceae dadurch, daß sie relativ viel 
entschiedener die Südwest-Provinz bevorzugen. Dort wieder sind es die süd- 
licheren Teile, welche die »Brennpunkte der Verbreitung und des Endemismus« 
enthalten. »Nach Norden, nach Osten und dem Inneren zu nimmt der Reichtum 
an Arten schnell ab. Jenseits der 40 cm Regen-Linie, in der Eremaea, finden 
sich nur noch wenige Arten. Ganz gering endlich ist die Zahl der Spezies, 


138 Dritter Teil. 


welche bis zur 20 cm Regen-Linie vorrücken oder darüber hinaus reichen 
(Szylidium limbatum, St. yilgarnense, St. Merrallii). 

Dem vegetativen Habitus nach zerfällt die Familie in zwei Klassen. 

Die annuellen oder halbannuellen Arten (Stylidium Ser. Tenellae und 
Corymbulosae, auch Gattung Levenliookia) gehören zu den ephemeren Regen- 
Pflanzen. Wo einmal reicher Niederschlag den Boden durchfeuchtet hat, da 
erscheinen sie herdenweise, bedecken den Boden für eine Spanne von wenig 
Wochen in dichten Scharen und geben ihm mit der Fülle ihrer zierlichen 
Blüten einen Anflug von Weiß oder hellem Rosa. Ihre vegetative Ausstattung 
ist sehr primitiv: ein kurzer Stengel, ein paar kleine, zarte Blätter, das ist alles. 

Komplizierter und mannigfaltiger ist der Bau der perennierenden Arten; 
aber auch sie erreichen darin lange nicht etwa die Vielseitigkeit der Goodeniaceen. 
Es sind sämtlich Stauden. Bei den meisten Formen erscheinen die Blätter in 
gedrängter Rosette; vielfach überdauern sie nicht die Trockenzeit, sondern 
sterben jährlich ab: damit ist ihnen eine ziemlich zarte Constitution ermöglicht. 
Die Verzweigung der perennierenden Achsenteile ist bei manchen Arten gering: 


dann stehen die Individuen zu zerstreut, um physiognomisch zur Geltung zu r x 


kommen. Bei anderen aber tritt eine sehr lebhafte Verästelung ein, es kommen 
dichte Rasen zustande, oft von solcher Ausdehnung, daß sie streckenweise 
ganz für sich allein den Boden okkupieren. Stylidium repens und St. Dielsianum 
sind in dieser Hinsicht wohl die bevorzugtesten Arten; namentlich von Styli- 
dium repens findet man häufig den sandigen Boden mit dem dichten Geflecht 
ihrer Äste weithin übersponnen. Auf diese Weise gelangen also einige Peren- 
nen zu ähnlicher Bedeutung, wie sie den ephemeren Spezies durch die Maßen- 
produktion von Individuen zufällt. Die Mehrzahl der Arten aber bleibt ohne 
äußere Wirkung, und erst die eindringendere Beobachtung ermittelt, wie all- 
gemein die Stylidiaceae im südwestlichen Australien verbreitet sind. 

Reich an Arten sind die Waldungen der Südwest-Provinz, sowohl die schatten- 
reicheren des Südens, wo die blattreichen Arten der Sect. Rhynchangium 
heimisch sind, wie die lichten aufgelösten Bestände im westlichen Vorlande 
und im Norden. An feuchten Örtlichkeiten findet man in der Nähe der Süd- 
küste Stylidium scandens, eine eigentümliche Spezies, die mit den Spitzen ihrer 
Blätter im Gebüsch sich emporschlingt. : | 

Die Annuellen bevorzugen, wie erwähnt, die Inundations-Flächen; an ähn- 
lichen Stellen siedelt sich auch S7 Junceum nicht ungern an, wenn sie nur etwas 
geschützte Plätze zu finden vermag. Kiesige und sandige Plätze bringen wieder- 
um ihre eigentümlichen Spezies hervor, welche freilich meistens zu denen des 
Waldes in enger verwandtschaftlicher Beziehung stehen. . 


10. Orchidaceae. Etwa 75 Arten. — Fig. 23. 

Die Orchidaceen Südwest-Australiens stehen in merkwürdigem Gegensatz 
zu vielen andern wichtigen Familien des Landes. Wie in DiELs und PRITZEL 
Fragm. Austr. occid. 114, 115 von mir näher erörtert ist, haben sie nämlich in 
West-Australien im großen und ganzen keine selbständige Sonderbildung 


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3 Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 139 


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Fig. 22. Stylidium-Arten der Südwest-Provinz: A—D Stylidium scandens R.Br. A Habitus. 

B Blüte. C Synandrium. D Fruchtknoten durchschnitten. — Z—-G Stylidium junceum R. Br. 
E Habitus. 7 Blüte. G Frucht. (Nach MILDBRAED in »Pflanzenreich«.) 


140 Dritter Teil. 


gewonnen, sondern stimmen in allen wichtigen Zügen mit der ostaustra- 
lischen Orchideen-Flora überein. Sie verhalten sich also ganz anders, 
wie die Podalyrieae, die Epacridaccae, die Gattung Stylidium u. v. a. Manche . 
Analogien dagegen finden sie bei den Cyperaceen. < 

enn in der Weise der Cyperaceen, wenn auch in quantitativ geringerem 
Grade, liefern die Orchidaceen physiognomisch wirksame Beiträge zur Pflanzen- 
decke des Gebietes. Alle Orchideen der Südwest-Provinz leben terrestrisch; 
alle lassen ihre epigaeischen Vegetations-Organe nur in der Regenzeit tätig E 
sein, im Sommer verharren sie in unterirdischem Schlummer. E 

In der Art des Vorkommens zeigen sie viel gemeinsames mit den erd- 
bewohnenden Orchideen anderer Länder. »Die Gebundenheit an eine gewisse 
Humus-Menge; das zuweilen herdenhafte Auftreten einer Art; noch öfter die 
starke Vereinzelung der Individuen (z.B. bei Drakaea, Calcana, Caladenia serrata) 
— für all diese Züge beobachtet man typische Beispiele in Südwest-Australien. 

Die näheren edaphischen Ansprüche der Arten sind recht ungleich. Zpidlema 
grandifiorum findet man oft im Wasser stehend. Manche Prasophyllum, Microtis, 
Diuris deuten auf starke Feuchtigkeit des Substrates. Die Mehrzahl der Arten 
wurzeln in dem zur Regenzeit durchfeuchteten Sande der niederschlagsreicheren 
Zonen. Auch das kiesige Oberland ist nicht arm an Arten, besonders aus der 
weniger hygrophilen Caladenia-Gattung; gewisse Spezies, wie Caladenia gemmata 
und C. körta scheinen sogar auf die inneren (Wandoo-)Gegenden dieses Ober- 
landes beschränkt. 

it dem Feuchtigkeits-Bedürfnis hängt die Vorliebe vieler Spezies zusammen, 

etwas beschattete oder anderweit geschützte Lokalitäten aufzusuchen. Besonders | 
Perostylis zeigt diese Neigung in so hohem Grade, daß man ihre Arten u 
den wenigen Schattenpflanzen West Australiens rechnen kann: mehrere davon ; 
muß man in Waldgründen suchen, Pterostylis pyramidalis Lindl. wächst in 
einer zwerghaften Form sehr vielfach in den Nischen des Granitfelsens zwischen 
Farn und Moos; in dieser geschirmten Situation wird das kleine Gewächs so 
unabhängig von unmittelbarer Bewässerung, daß es noch in ganz trocknen 
Gegenden der Eremaea anzutreffen ist. Von solchen völlig lokal erklärbaren 
Ausnahmen abgesehen, scheinen jedoch keine Orchideen östlich des 30 cn“ 
Regen-Gürtels zu gedeihen. 

Auf den offeneren Standorten bezeichnet in erster Linie Caladenia die Orchi- 
deenflora mit ihren lebhaft gefärbten Blumen und der mannigfaltigen, z. T. sehr 
originellen Ausgestaltung des Perianthes. Merkwürdig dabei ist das Auftauchen 
zahlreicher Individuen an Stellen, die vor kürzerer Zeit von Buschfeuer heimgesucht 
waren; manche Arten haben wir fast ausschließlich an solchen Plätzen beobachtet. 
Es scheint also durch das Abbrennen der Gebüsche erst die nötige Lichtmenge 
verfügbar zu werden, welche diese Pfanzen benötigen, um zur Blüte schreiten 
zu können. Vorher, im sterilen Zustande, entziehen sie sich natürlich nur zu 
leicht dem Blicke. « "N 


: 


I) Fragm. Austr. oceid. pP. 215, 1106, 


141 


3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 


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FR 23. Orchidaceae der Südwest-Provinz: A Microtis alba R.Br. B Pkerostylis Byrami- 
da’is Lind. C Caladenia gemmata Lindl. D Caladenia Patersoni R.Br. E Prasophyllum parvi- 
Jolium Lindl. F Diuris setacea R. Br. (Original.) 


149 se Dritter Teil. 


ı1. Sterculiacese. Etwa 70 Arten. — Fig. 24. 

Diese Familie gehört der südwestlichen Flora keineswegs ausschließlich an. 
Es wird später zu zeigen sein, daß sie gerade durch ihre Verbreitung über 
ganz Australien und die „ymptomatischen Erscheinungen, die sich dabei in ihrer 
Gliederung vollziehen, eines der lehrreichsten Elemente der australischen 
Flora ist. 

Für die Südwest-Provinz ist sie durch ihre Beteiligung an sehr verschiedenen 
Formationen und die entsprechende Form-Verschiedenheit der Arten bedeutsam. 


Fig. 24. Stereuliaceae der Südwest-Provinz: A, B Thomasia solanacea J. Gay: A Habitus. 


B Androeceum und Gynaeceum. — C, D Guichenotia micrantha (Steetz) Bth.: C Habitus. 
D Androeceum und Gynaeceum. (Original.) 


Diese epharmonische Ausgestaltung äußert sich bei den Sterculiaceen 
‚2. T. abweichend von der Form, die etwa durch Leguminosen, ‚Proteaceen, 
Epacridaceen gegeben ist. Namentlich spielt bei der Regulierung der Wasser- 
bilanz die Behaarung des Laubes eine viel wesentlichere Rolle als dort. Filz- 


bekleidung ist sehr verbreitet; nur bei ombrophilen Arten bleibt sie gering & 


fügig. Erst in zweiter Linie tritt daneben Oberflächen-Verkleinerung, die dur 

Umrollung des Blattrandes schließlich zum ledoiden oder ericoiden Habitus 
führen kann. Dagegen läßt sich Blattlosigkeit und starke Sklerotisierung bei 
den Sterculiaceen West-Australiens nirgends nachweisen. . | & 


EINEN TEE RER TEEN 


3- Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 143 


Die vegetativ stattlichsten Arten wachsen in den Waldgründen der feuchten 
Südküste. Da sieht man Auelingia-Sträucher bis 3 und 4 m hoch werden. 
Aber das ist etwas Ungewöhnliches. Die meisten Arten (Thomasia, Lasiopetalum, 
Guichenotia), als Bewohner offener Flächen oder steiniger Abhänge, überschreiten 
nirgends das Maß des etwa meterhohen Strauches. Sie sind nicht besonders 
gesellig und bilden selten größere Bestände. Aber wenn sich die Arten von 
Guichenotia u. a. reich mit ihren rosenroten Blüten bedecken, so gewähren sie 
einen hübschen Anblick und treten ornamental aus der Dichte des Gebüsches 
hervor. Auf sandigen Heiden und an tonig-lehmigen Plätzen sind sie nicht 
häufig genug, um physiognomisch wirksam zu werden. 


ı2. Restionaceae. Etwa 60 Arten. — Fig. 25. 


Die Restionaceen-Flora der Südwest-Provinz enthält sämtliche in Australien 
heimische Gattungen, und eine große Anzahl endemischer Formen, darunter die 
gesamte wichtige Gruppe der Diplanthereae. In der Eremaea fehlt die Familie 
nicht gänzlich, ist aber nur schwach vertreten. Auch im Südwesten sind die 
feuchtesten Distrikte unverkennbar bevorzugt, soweit wenigstens die quantitative 
Vertretung in Betracht kommt. 

Die Lebensbedingungen der westlichen Restionaceen gestalten sich recht 
mannigfaltig. Nur auf den Lehmböden der Eremaea und der westlich anstoßen- 
den Übergangszonen habe ich sie vermißt. An allen übrigen Formationen 
nehmen sie Anteil. Die Mehrzahl der Arten liebt jedoch tellurische Feuch- 
tigkeit. 

So werden denn die Restionaceen besonders bezeichnend auf den ebenen 
Alluvialflächen, wo der aus Ton oder Lehm gebildete humusarme Boden in 
der Regenperiode durchnäßt ist und im Süden noch im Sommer eine mäßige 
Feuchtigkeit bewahrt. An diesen Stellen leben die höchstwüchsigen Arten der 

amilie. »In großen, starren Büschelrasen wachsend, die stets durch kahle 
Zwischenräume von einander getrennt sind, bilden ihre Bestände ein eigentüm- 
liches Bild, das im Südwesten überall an geeigneten Stellen wiederkehrt. Viele 
Lepyrodia, die meisten hohen Zepfocarpus, Chaetanthus und einige Restio tragen 
zu dieser Alluvionen-Flora bei.«') 

Wo der nasse Grund der Niederungen reicher ist an Humus, z. B. im Süden, 
da stellen sich andere Arten ein. Am King George Sound wächst auf solcher 
Unterlage Aypolaena gracillima, die sich zu über meterhohen unentwirrbaren 
Dickichten verfilzt. 

Spezies von Anarthria, Hypolaena, Loxocarya, Lepyrodia bevorzugen jenen 
heideartigen, leicht humösen Sandboden, der auch am Kapland so besonders 
viele Restionaceen hervorbringt. Die Vertretung der einzelnen Arten bestimmt 
sich durch die feinere Abstufung der Feuchtigkeit. Ihr vegetativer Habitus ist 
mannigfach; aber so kraftvolle und stattliche Arten, wie etwa die Canmnamois 
des Kaplandes hat die Restionaceen-Flora West-Australiens nicht aufzuweisen. 


1) Fragm. Austr. oceid. p. 84. 


Dritter Teil. 


144 


A Habitus 


oxocarya 


(Original.) 


A—C Leptocarpus tenax R. Br. 
€ Stück der @ Inflorescenz. — D—F L 


E, F Teil der Inflorescenz. 


Fig. 25. Restionacea: der Südwest-Provinz: 
D Stück der & Inflorescenz. 
Pubescens (R. Br.) Benth.: D Habitus. 


der 5 Pflanze. 


3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 145 
\ 


- Auf durchlässigem Sandboden lichter Waldungen, freilich oft an Stellen mit 
leichter Beschattung, ist Zyginia barbata eine typische Charakter-Pflanze des 
nterwuchses. 

In den Sand-Gegenden der trockeneren Distrikte entwickelt sich auf dürrem 
Boden eine stark xeromorphe Restionaceen-Flora. Dort liegt die Heimat von 
Ecdeiocolea monostachya, deren meterhohe Bülten oft so gesellig sind, daß sie 
zu großen Beständen zusammentreten (Taf. XIX). Am weitesten in die Ere- 
maea hinein schiebt sich Zepidobolus vor; mit L, deserti wird er noch in der 
Niederschlags-Zone von 20 .cm. angetroffen. 

Diese Besiedelung sehr regenarmer Striche ist ein beachtenswerter Zug bei 
den südwestaustralischen Restionaceen. Denn im Osten des Erdteiles und auch 
in Süd-Afrika erreicht die Familie nicht annähernd so extreme Trocken-Gebiete. 


13. Rutaceae. Etwa 60 Arten. 


Trotz der bedeutenden Artenzahl ist die Familie der Rutaceen für die Vege- 
tations-Physiognomie in West-Australien von keiner wesentlichen Bedeutung. 
Das Hauptinteresse bieten sie vielmehr in ihren verwandtschaftlichen und geo- 
graphischen Beziehungen’). 

Auch gehören die Rutaceen nicht zu den durchaus der Südwest-Provinz 
eigentümlichen Gruppen. Es hat sich neuerdings mehr und mehr heraus- 
gestellt, daß die südliche Eremaea noch eine ganz beträchtliche Zahl von Ver- 
tretern aufzuweisen vermag. 

Demungeachtet bringt die Familie in der Südwest-Provinz manche charak- 
teristischen Züge zur Ausbildung; und das rechtfertigt, sie unter den typischen 
Elementen der Flora namhaft zu machen. Sehr eigentümlich z. B. sind jene 
endemischen Gattungen, welche im Wesen ihrer Organisation sich analog zu 
Darwinia unter den Myrtaceen verhalten: Gelesnowia, Chorilaena, Diplolaena; 
sie drängen die Blütenstände kopfig zusammen und umhüllen das Ganze mit 
corollinischen, oft buntfarbigen Tragblättern. Offenbar hat sich diese Tendenz 
bei jedem einzelnen der drei Genera unabhängig durchgesetzt. 

Als die formenreichste der Gattungen steht Boronia (Fig. 26) in Südwest- 
Australien an der Spitze der Rutaceen. Es gibt wohl keine Formation, wo sie 
‘ gänzlich fehlt. Doch ist nicht zu verkennen, daß sie im allgemeinen sich wie 

ein hygrophiles Vegetations-Element benimmt. Ich habe in DIELS und PRITZEL 
Fragm. Austr. oceid. 317 darüber mich des näheren geäußert: 

»Die niederschlagsreichen Gegenden sind von den Boronien bevorzugt, und 
dort noch suchen sie Boden-Bedingungen auf, die eine möglichst dauernde 
Feuchtigkeit gewähren. Die kleinen Mulden und Rinnsale der südlichsten Wald- 
gebiete mit ihrem humösen nassen Boden sind die Heimat der blütenprächtigsten 
Arten. In diesen von Myrtaceen oft dicht bestandenen Allüvien wachsen die 
schönsten Zeterandrae, z.B. die rosenrote B. lanuginosa, oder B. megastigma, 
der die schwarzbraunen, duftenden Blüten Berühmtheit in ganz Australien geben. 


ı) DieLs und PRITZEL, Fragm. Austr, occid., p. 315. 
Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. Io 


146 . ER Dritter Teil. 


Auf den tonreichen Niederungen, die die feuchte Zeit in der Regel mit Wasser 
sättigt, leben mehr unscheinbare Formen, die. mitunter an Epilobien erinnem 
(B. Juncea). 

In den trockneren Formationen nimmt die Menge der Arten ab. In den 
Waldgebüschen auf kiesigem Boden sieht man die hübschen Formen von 
B. wata u.ä. B.cymosa und B.crassifolia trafen wir auf dem braunen Kies, 
der in West-Australien so verbreitet, auch in lichten Gebüschen; sie nähern 
sich bereits den Xerophyten des Genus. Solche liefern die Gehölze in den 
steinigen Grenzgebieten der Eremaea, wo z. B. B.inornata und die dicht be- 
haarte B. rerophila zu Hause sind. Xerophyten gibt es ferner unter den 


Fig. 26. A Boronia megastigma Nees: Androeceum und Gynaeceum. — B, C Boronia Purdieana a 
Diels: 3 Habitus. C Androeceum und Gynaeceum. — D—G Boronia tetrandra Lab.: D Androeceum 


und Gynaeceum. Z Staubblatt. 7 Staminodium. G Gynaeceum, (Nach Dier.s und PRITZEL.) 


psammophilen Spezies der Strauch-Heiden. 2. ihymifolia repräsentiert dabei 
den Rollblatt-Typus. Die Reihe der Cyaneae, die durchaus als xerophil zu 
gelten hat, offenbart von B. ramosa bis B. spinescens fortschreitend allmähliche 
Verkümmerung des Laubes bis zu nahezu völligem Schwinden. Ihre Arten 
leben vorzugsweise auf Sand.« A 4 
14. Umbelliferae. Etwa 50 Arten. — Fig. 27. x Br. 

Die Doldenpflanzen der Südwest-Provinz bestehen zum kleineren Teile 
weit verbreiteten, auch der Eremaea wohlbekannten Annuellen (Aydrocolyle 
Didiscus), zum größeren dagegen aus Gattungen, die zwar im feuchten se 
Australien wiederkehren, von der Eremaea aber nahezu gänzlich ausgeschlosset 


Ei, 
Be 


3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 147 


sind. Diese zweite Gruppe ist charakteristisch für die Südwest-Provinz, weil sie 
in epharmonischer Formen-Mannigfaltigkeit ihre Distrikte und Formationen ins- 
gesamt besetzt. Das äußere Bild der Vegetation merklich zu beeinflussen, 
vermögen freilich nur wenige Spezies: in ausgedehntem Maße z. B. Actinotus 
leucocephalus (Fig. 28), das »Edelweiß« des Landes, das auf Kies und Sand in 
geselligen Scharen den Boden bedeckt, und in dem prächtigen weißen Seiden- 
lz seines Involucrums am Ausgang der Regenzeit zu den auffälligsten Dar- 
bietungen der Pflanzenwelt gehört. 


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Fig. 27. Umbelliferae der Südwest-Provinz: A Xunthosia rolundifolia DC. B Trachymene 
compressa (Lab.) Spreng. C, D Actinotus leucocephalus Benth. (Original.) 


Behaarung tritt auch an den Laubblättern bei manchen Doldenpflanzen 
West-Australiens auf (z. B. bei Xanthosia). Häufiger aber wird gänzli 
Schwinden der Blätter beobachtet: dann entstehen juncoide Formen (Trachy- 
mene, Schoenolaena) oder, bei Verbreiterung der assimilierenden Sprosse, an 
Muehlenbeckia erinnernde Pflanzen (Trachymene compressa und Verwandte). 

Auf eine ganz anders gerichtete Entwickelung wies schon DRUMMOND hin, 
als er der knollenbildenden Arten der Gattung Trachymene Erwähnung: tat. 


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% 


148 Dritter Teil. 


Diese bulbosen Spezies bringen an ihren oberirdischen Organen z. T. ericoides 
Laub hervor und gewinnen dadurch ein Ansehen, das man für Umbbelliferen 
recht ungewöhnlich nennen muß. 


15. A yllid e-C tylid Etwa 5o Arten. — Fig. 28. 
Die Conostylideae müssen unter den Charakter-Familien der Südwest-Provinz 7 
sehr hoch bewertet werden. Sie stellen ein durchaus endemisches Element 
ihrer Flora vor; und wären sie weiter nichts, so gäbe ihnen das schon eine 
bevorzugte Stellung. Doch sie sind viel mehr. Für Südwest-Australien bilden 
sie den wichtigsten Zweig der Lilifloren. In ihrer ganzen Organisation, in der 
feinfilzigen Bekleidung der Blütenteile, in der Färbung ihrer Blüten, zeigen sie 3 
Richtungen der Entwickelung, wie sie sonst in der Vegetation des Gebietes 
nirgends nachweisbar sind. R 
Mit dem Maßstab des klassifizierenden Systematikers gemessen, ist Conostylis 2 
weitaus die größte Gattung der Gruppe. Es ist ein vorwiegend xerophiler Typus, 
vegetativ cyperaceen-artig, eine Charakter-Gattung des sandigen Geländes, 
ungemein reich an schwach geschiedenen, epharmonisch abgestimmten Formen 
In den lichten Beständen der Jarra-Wälder, im Gebüsch der Dünen-Täler, au 
den armen Sandfeldern der Inland-Zone sind sie recht eigentlich zu Hause. A 
kiesiger Unterlage treten sie zurück und auch auf dem Lehmlande spielen sie 
keine wichtige Rolle, obgleich einzelne Arten hier und da durch dichten Rasen- 
wuchs zu gewissem Einfluß gelangen. 
Neben Conostylis steht die Gattung Anigozanthos, an äußerem Effekt und 
pflanzengeographischer Bedeutung beträchtlich überlegen, und innerlich durch 
eine klare Gliederung ausgezeichnet, die von dem Formen-Wirrsal bei Conostylis 
sich merkwürdig unterscheidet. Die einzelnen Arten sind lokalisiert in den ni 
Unter-Abteilungen der Provinz. Ihre Areal-Grenzen decken sich zum größeren 
Teil mit allgemein wichtigen Vegetations-Linien. Und da diese Arten, wen 
auch in der Organisation nicht tiefer unterschieden, doch an den auffallenden, 
lebhaften und leidlich konstanten Farben des Perianths leicht erkannt werde 
können, so sind sie wertvoll als floristische Leit-Elemente. 
Fast alle Anigosanthos sind stattliche Pflanzen, die, solange sie nicht blühen, 


ragende Bedeutung für das Aussehen ihrer Formationen. Ganz besonders $! 
das für A. favida mit grüngelben Blüten, die an feuchten Stellen des Südens 
heimisch ist, und für A. Manglesii, bei der das ungewöhnliche Nebeneinander 
von Hochrot und Papageien-Grün am Perianth große Wirkung erzielt. 


A. viridis sieht man auf den stark tonigen, im Winter nassen Flächen ae: 
westlichen Vorlandes. A. rufa, braunpurpurn blühend, wächst auf niedrig” 
bebuschtem Sandland, und auch A. pulcherrima mit wunderhübsch gelbem 


3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 149 


eim Längsschnitt. € Perianth- 
Abschnitt. — D—F Conostylis phathyrantha Diels: D Habitus. Z Blüte im Längsschnitt, 
F, G Staubblatt von vorn und hinten. (Nach Diers und PRITZEL.) 


150 7 Dritter Teil. 


Perianth, — »the very loveliest plant which this country can boast« sagt 
DRUMMOND —, bleibt auf solche Sand-Heiden beschränkt. An kiesigen 4 
Plätzen kommt Macropodia fumosa mit ihren fremdartig schwarzsammtenen 
Rispen zur Entfaltung. Die übrigen Arten sind edaphisch etwas vielseitiger 
veranlagt. Alle aber scheinen nur an exponierten Stellen reichlicher zur Blüte 
zu kommen. Und wo Buschfeuer das Gestrüpp gelichtet haben, sieht man die 
grellen Farben der Anigosanthos-Blüten viel häufiger, als im dichter geschlos- 
senen Bestande. E 


ı6. Hibbertia (Dilleniac.). Etwa 50 Arten. 


Diese Dilleniaceen-Gattung, mit der wir auch das Genus Candollea mancher 
Autoren zu vereinigen gezwungen sind, verhält sich in ihren geographischen 


(04 


Fig. 29. Hibbertia hypericoides (DC.) Benth.: A Habitus. 2 Blüte. C Kelchblatt. 2 Blumen“ 
att. Z Androeceum und Gynaeceum. (Original.) 


Verhältnissen ziemlich ähnlich wie Stylidium (S. 137), wenigstens soweit das 
südwestliche Australien in Betracht kommt: sie beteiligt sich an vielen Forma- 
tionen, erweist ein ausgeprägtes Überwiegen in der Südwest-Provinz und ist am 
formenreichsten in den südlichen Landschaften. 

Habituell aber zeigen sich ihre Spezies als Gewächse ganz anderer Art. Es sind 
sämtlich Sträucher, z. T. von sehr ansehnlichen Dimensionen. Hibbertia cune- 
Formis, die ein Charakter-Typus der Strand-Gehölze ist, kann man 2 und 3 M 


3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen F amilien und ihre Lebensformen. 151 


hoch werden sehen; auch von ZÄiöbertia montana gibt es über meterhohe 
Formen. Und von diesen Beispielen höchst gesteigerter Entfaltung durchläuft 
nun die Gattung den ganzen Spielraum, in dem sich die westaustralischen 
Epharmosen überhaupt bewegen (siehe 4. Kap., Abschn. f), ganz ähnlich wie 
unter den staudenartigen Pflanzen die Goodeniaceen. Nur schlingende Arten, 
wie sie in Ost-Australien vorkommen, hat der Westen nicht geschaffen. 

Im dichten Unterholz der Waldungen des Südens wachsen an Bächen und 
in Schluchtentälern mancherlei Arten mit weichem Laube, epharmonische Seiten- 
stüicke zu gewissen Rutaceen und Sterculiaceen, die in der selben Gegend 
gefunden werden. An den Grenzen des Areales von Fucalyptus marginala, 
wo es trockener wird, auch auf dem leichten Sande der westlichen Vorland- 
Bestände, geht dann allgemein eine Reduktion des Laubes vor sich. Die 
überaus häufige Hibbertia hypericoides (Fig. 29) zeigt an ihrem linealischen, 
mit umgerollten Rändern versehenen Blatte gewissermaßen die Normal-Form 
dieser Gegenden. 

Die tonreichen Niederungen sind bei Aiödertia wenig beliebt. Dagegen 
bleibt die Neigung zum Sandboden, die schon im Süden zu Tage tritt, auch 
weiter im Norden und Osten erhalten. Auf den Sand-Heiden trifft man dort 
manche Hidbertia an; alle fügen sich der Form der ericoiden Hartlaub-Struktur, 
wie sie jene Gebiete physiognomisch beherrscht. In den selben Gegenden ist 
auch Hibbertia conspicua heimisch, die einzige völlig blattlose Spezies, welche die 
Gattung zur Ausbildung gebracht hat. 


17. Drosera. Etwa 30 Arten. — Fig. 30. 

Auch Drosera ist ein Element West-Australiens, das in seiner reichen Ent- 
wickelung viele Analogien im östlichen Teile des Kontinentes findet, in dem 
eremaeischen Inneren aber nur äußerst spärlich vorkommt. 

Die Gattung tritt in der Südwest-Provinz in zwei auch systematisch getrennten 
Gruppen auf. Die eine, Sekt. Rossolis, enthält z. T. recht xeromorphe Arten, 
die mit einer terminalen gut geschützten Laubknospe ausdauern. Es sind das 
sehr kleine Pflanzen, zu unscheinbar, um für die Vegetations-Szenerie irgend 
etwas bedeuten zu können. In der anderen Gruppe, Sekt. Zrgaleium, da- 
gegen gibt es recht effektvolle Gewächse. Sie perennieren als Zwiebelpflanzen, 
ihre oberirdischen Teile sind vergänglich. Nur die Regenzeit treibt sie übeı 
den Boden; dann aber erblickt man sie häufig in der ganzen Südwest-Provinz, 
auf lockerem und auf fester gebundenem Substrate gleich verbreitet. 

Bald nach dem Einsetzen der ersten Regen beginnen die rosulaten Spezies, 
die sich an den zur Rosette gehäuften Blättern erkennen lassen, ihre zierlichen 
weißen Blüten zu erschließen. Sie vollenden ihre Assimilations-Arbeit zwischen 
April und Juni. | 

Zeitlich folgen darauf die Arten mit zerstreuten stengelständigen Blättern 
(Fig. 30). Zuerst auf schweren, zähen Böden der Alluvionen einfache Arten, 
wie z.B. Drosera heterophylla und D. Huegelii, die im Juni und Juli blühen. 
Dann auch auf leichterem Sand und Kies größere Gestalten, wie D. macrantha, 


152 Dritter Teil. 


Fig. 30: Droseraceae der Südwest-Provinz: A—D Drosera macrantha Endl.: A Habitus. 


B Blätter. C Kelch. D Kelchblatt. — E, FD. microphylla Endl.: E Habitus. 7 Blüte. — 


G—H D. heterophylla Lindl.: G Habitus, 77 Gynaeceum. (Nach Dies in Pflanzenreich.) 


TEE FRIRE ERBEN 
Be a ri, 1 334 er] are er EN Kae ea ee = 


3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 153 


die durch ihre schlingende Wuchsform zu höchst sonderbaren Erscheinungen 
(Fig. 30A) im niederen Buschwerk sich gestalten. 

Den Beschluß bildet die stattlichste und am reichsten gegliederte Art der 
gesamten Gattung, D. gigantea, die an günstigen Stellen des Schwemmlandes 
noch im November blühend anzutreffen ist. Die Ansprüche aller dieser Zrga- 
leium gleichen sich darin, daß sie einen während der Vegetations-Phase gut 
durchfeuchteten Boden verlangen. 


Fig. 31. A Habitusbild von Centrolepis tenuior (R. Br.) Röm. et Schult. (nat. Gr.)}; 3 Blüte 
derselben von den Vorblättern umgeben; C' Medianer Längsschnitt des Samens: 2 Embryo; 
D Kei ä nsch 


anze: der ledon trägt noch die S ale. abitusbild von Cenirolepis 
aristata (R. Br.) Röm. et Be (nat. Gr.); 7 Fruchtknoten von Centrolefis Drummondii (N. a 
Esenb.) Hieron. — Zum Ve ergleich G—F Gaimardia australis Gaudich.: G Habitusbild eines 


Fruchtzweigleins; 7 Blüte: a leere Anthere; 7 Medianer Längsdurchschnitt durch den Fruchtknoten 
ie linearen u —— sind den Figuren beigeschrieben. — (Nach HIERONYMUS.) 


18. Oele; Etwa ı5 Arten. — Fig. 31. 


In keinem Gebiet der Erde ist die kleine Familie der ie 
reicher vertreten, als in der Südwest-Provinz Australiens. Alle Genera, die dem 
Kontinent sonst eigentümlich sind, kommen dort vor, und dazu treten noch 
Hydatella und Aphelia als endemische Erzeugnisse. Dem gegenüber scheint 


154 Dritter Teil. 


die Eremaea arm zu sein an Centrolepidaceen. Bis jetzt wenigstens hat man 
sie dort erst in geringfügigen Spuren wahrgenommen. 

Das Wesentlichste an den Lebens-Gewohnheiten der Centrolepidaceen, wie 
sie in der Südwest-Provinz zu Tage treten, habe ich in Fragm. Austr. occ. 92 
wie folgt mitgeteilt: »Sämtliche Arten West-Australiens sind annuelle Gewächse 
von niedrigster Statur, oft ganz winzig, einige Formen geradezu moosartig. 
Auf den vom Winterregen angefeuchteten tonig-sandigen Flächen, in den 
klimatisch begünstigteren Gegenden vielfach auch auf mehr lockerem, etwas 
humösem Sande, oder am Saume von Wasser-Ansammlungen sind sie in der 
zweiten Hälfte der Regenzeit trotz aller Kleinheit des Individuums auffällig 
durch die Geselligkeit ihres Vorkommens. Zusammen mit Zwergpflanzen aus 
anderen Familien bilden sie dann entweder eine selbständige Formation oder 
eine Art Unterwuchs in den etwas höherwüchsigen Staudenbeständen. Meist 
stehen mehrere Arten durcheinander gemengt: wenn man eine Spezies trifft, 
darf man gewöhnlich auf andere in ihrer Gefolgschaft rechnen. Nur Aphelia 
cyperoides haben wir gelegentlich größere Flächen feuchtsandigen Bodens mit 
ziemlichem Ausschluß anderer Vegetation bedecken sehen. 

Die Gruppe der Diplanthereen ist bis jetzt nur unter Wasser lebend und 
blühend angetroffen worden.« 


ı9. Cassytha (Laurac.). — Etwa 9 Arten. 

An Spezies-Zahl zwar gering, hat doch diese parasitische Gattung ein gutes 
Anrecht, unter den charakteristischen Familien der Südwest-Provinz beachtet zu 
werden. Denn trotz ihrer Bedeutung im Südosten Australiens scheint sie in der 
Eremaea keine größere Verbreitung zu besitzen. Ich habe bereits früher 
(DIELS und PRITZEL, Fragm. Austr. occ. 201) betont, daß sie ‚anderseits 
durchaus nicht ‚more or less maritime'« genannt werden kann, wie 68 
BENTHAM tat: denn tatsächlich bewohnt sie nicht nur den gesammten Umfang 
der Südwest-Provinz, sondern reicht noch weit jenseits ihrer Grenzen in das 
Binnenland hinein. 


Cassytha spielt in der Vegetations-Physiognomie der Südwest-Provinz eine = 


nicht zu unterschätzende Rolle. Besonders verbreitet ist C. racemosa. DIE 
bildet verworrene Geflechte, wie eine Cuscuta im größten Stile, und diese 
Massen hängen oft meterlang von den Ästen der Bäume und Sträucher herab 
(Taf. XXIX). Die kleineren Arten durchsetzen das Gebüsch der Strauchheiden, 
und treten stellenweise in solcher Menge auf, daß ihre zähen Fäden von Bus 
zu Busch gespannt das Vorwärtsschreiten behindern können. 


20. Mit der Eremaea gemeinsame Familien. 


ee und Gattungen, die in der Südwest-Provinz formenreich und physio- 3 
gnomisch von Bedeutung sind, aber auch in der Eremaea mehr oder minder 


wichtige Rollen spielen). 


Es gibt unter den bedeutungsvollen Vegetations-Elementen der Südwest = 


Provinz mehrere, die nicht als charakteristisch für sie bezeichnet werden können; 


3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 155 


weil die Eremaea ein gleiches Anrecht auf sie hat; weil sie auch in Zentral- 
Australien überall an geeigneten Stellen vertreten sind. 

Dazu gehören in erster Linie die Compositen und die Amarantaceen. Die 
Compositen (etwa 140 Arten) sind reich an geselligen Pflanzen; namentlich unter 
den einjährigen »Immortellen« gibt es viele sehr soziale Arten. Manche davon 
kommen in der Südwest-Provinz vor, und einzelne, wie Zelipterum Manglesti 
mit seinen nickenden schimmernden Köpfen (Fig. 53), werden physiognomisch 
überaus wertvoll. Recht eigentlich jedoch entfalten sich die Compositen erst dort, 
wo die Vegetation eremaeische Facies annimmt; auch bewahren sie überall in der 
Südwest-Provinz aufs treueste ihre in der Eremaea viel allgemeiner bewiesenen 
Eigenschaften: beides Gründe, die Compositen erst bei den leitenden Familien 
der Eremaea zu besprechen. 

Das selbe in noch höherem Grade trifft auf die Amarantaceae zu, von denen 
etwa 20 Arten innerhalb der Südwest-Provinz vorkommen. 

Anders verhalten sich die Dinge bei den Rhammaceae, bei Pimelea und bei 
den Haloragaceae. Auch diese Gruppen sind in der Eremaea zu weit ver- 
breitet und teilweise zu bedeutungsvoll, um der Südwest-Provinz als Charakter- 
Gewächse zugesprochen werden zu können. Umgekehrt aber liegt ihr Schwer- 
gewicht auch nicht in der Eremaea, wie bei Compositen und Amarantaceen. 
Sondern es sind panaustralische Formenkreise von ganz besonders ausgeprägter 
Elastizität der Existenz-Möglichkeiten. Ihre Artenzahl in der Südwest- Provinz 
liegt je zwischen 30 und 40. 

Die Rhamnaceae sind überall Sträucher: von hochwüchsigen Pflanzen mit 
weicher Belaubung durch alle Stadien der Vegetations-Reduktion bis zu harten 
zwergigen Büschen mit fast unterdrücktem Blattwerk. Besonders verbreitet 
dabei ist der Typus des ericoiden Busches; er zeigt ganz merkwürdige Konver- 
genzen zu Epacridaceen bzw. Erica in der ER der Blumenkrone und 
in ihrer weißen Färbung. 

Die Gattung Pimelea besteht ebenfalls aus Sträuchern mannigfacher Größe: 
Die ansehnlichsten Spezies gleichen Weiden-Büschen und werden wohl 3 und 
4 m hoch (Pimelea clavata); die dürftigsten sind nur Stauden zu nennen und 
begnügen sich mit '/, m langen Stengeln. Im übrigen aber ist ihre Ausstattung 
viel einförmiger als die der Rhamnaceae; sie bewahren stets etwas geschmeidiges, 
und halten sich fern von allen Extremen. Das Laub ist gleichfalls nicht be- 
sonders gestaltungsfähig; wird seine Leistung während des Sommers unmöglich, 
so stellt sich geregelter Blattfall ein (Pirmelea microcephala u. a.). 

Pimelea ist in allen Formationen West-Australiens vertreten. Geselliges 
Vorkommen und auffallende Blüten verschaffen ihren Arten öfters auch physio- 
nomische Bedeutung. Namentlich den tonigen Alluvien geben die rosenroten 
oder weißen Köpfe dieser zierlichen, schlanken Pflanzen einen prächtigen 
Schmuck, da die dort gedeihenden Arten sich besonders gern zu eigenen Be- 
ständen zusammenschließen. 

Die Yaloragaceae sind physiognomisch von ganz untergeordnetem Werte. 
Ihre rund 30 Arten sind teils schmächtige Annuelle, teils kleine Stauden. In 


156 Dritter Teil. 


vielseitiger Beteiligung an der Vegetations-Bildung jedoch steht Yaloragis weni- 
gen Gattungen nach, und nimmt dabei epharmonisch interessante Formen an. 
Aber überall ist sie erst in zweiter und dritter Linie zu erwähnen, wenn die 
Elemente ihrer Wichtigkeit nach geordnet zu nennen sind. 


21. Defekte der Südwest-Provinz. 

Überblickt man die Südwest-Provinz in ihrem allgemein floristischen Charakter, 
so treten zwei auffallende Defekte hervor: der Mangel an Gramineen und 
an Compositen. Streng genommen allerdings gilt das nur für die am reinsten 
südwestlichen Teile der Provinz, d.h. das zwischen Swan River und King George 
Sound liegende Dreieck. Dort aber lebt vielleicht die an Compositen ärmste 
Flora aller extratropischen Gebiete, wenn man den Anteil der Familie 
relativ zur Mannigfaltigkeit der Gesamtflora betrachtet. 

Ganz das Gleiche trifft dort auf die Gramineen zu. Namentlich sandige 
Böden sind äußerst arm an Gramineen, und wenn es in GRISEBACHs » Vege- 
tation der Erde« (II. 216) heißt, es werde in der Kolonie Swan River nach 
DRUMMOND‘) gerade der Sandboden »vorzugsweise als Grasland benutzt<, so 
ist das ein vollkommener Irrtum. 

In den trockneren, also nördlich oder östlich gelegenen Landschaften, be- 
sonders anf lehmigen Böden, werden beide Familien häufiger: dadurch daß 
eremäische Elemente entweder unverändert eindringen oder sich nach einstiger 
Invasion in modifizierten Formen akklimatisiert haben. 

Die Spärlichkeit der Gramineen und Compositen in Südwest-Australien ist 
sehr schwer zu verstehen. Denn klimatisch ähnlich ausgestattete Gebiete, wie die 
Mediterranländer und das Kapland, sind ja reich daran. Auch gedeihen ein- 
geschleppte Arten aus jenen beiden Familien in Südwest-Australien selbst ganz 
ausgezeichnet, namentlich wenn sie annuell sind, und z. B. Brisa mazxima ist 
gegenwärtig häufiger, als irgend eine der indigenen Spezies der Gräser. 


4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 


a. Lebens-Formen der Vegetation. 

Die Vegetation der Südwest-Provinz Australiens hat vorzugsweise diejenigen 
Wuchsformen zur Entfaltung gebracht, deren Wesen in der Verholzung des 
oberirdischen Verzweigungs-Systems liegt: also Sträucher und Bäume. Von 
den Arten der Flora gehören wohl 65°, zu dieser Klasse: es fällt ihr somit ein 
beträchtliches Übergewicht über die andern zu. 

Bäume und Sträucher. Gering ist relativ die Anzahl der Bäume. Gering 
jedoch nur im Verhältnis zur Gesamt-Flora, nicht im Vergleich zu den andern 


1) Ich finde in DrumMonDs Schriften keine entsprechende Bemerkung. Es muß ein Miß- 
verständnis vorliegen. 


GG 


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Bar 


a An 


4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 157 


Gebieten des Winterregens: das südwestliche Capland z. B. ist offenbar noch 
ärmer an Bäumen und ebenso das echte Mediterran-Gebiet. 

Im 2. Kapitel haben wir bereits die Bäume Südwest-Australiens fast sämt- 
lich kennen gelernt. Wir trafen die Eucalypten an erster Stelle, Acacien und 
Banksien an zweiter, darauf etwa Casuarina und schließlich Elemente wie Callitris 
(Pinac.), Facksonia (Legum.), Agonis, Melaleuca (Mytt.), Hakea, Xylomelum 
(Proteac.), denen eine mehr untergeordnete Stellung im Gesamt-Verbande der 
Vegetation zufällt. 

Das Wesen des Baumes besteht in seiner späten Reife: der Körper wächst 
erst vegetativ zu beträchtlichem Umfang und relativ reicher Gliederung heran, 
ehe er die Blüten anlegt. In den meisten Fällen — wenigstens so weit wir 
wissen — wird dieses verlängerte Wachstum für die baumbildende Spezies obli- 
gatorisch. Nicht so in der Vegetation von West-Australien. Hier bleibt 
mehr Freiheit, und Baum und Strauch stehen in engster Beziehung. Nicht nur 
enthalten alle der oben genannten Genera neben den Baum-Arten auch frutes- 
cente Spezies, sondern diese Baum-Arten selbst schreiten oft schon in strauchigem 
Zustande zur Blüte, sie sind also eigentlich fertig, ohne noch den Baumwuchs 
erreicht zu haben, ohne also seiner notwendig zu bedürfen. Solch engen Connex , 
von Baum und Strauch kennt man auch anderswo, aber in unserem Gebiet ist 
er auffallend häufig und nimmt nicht selten verblüffende Formen an. Zucalyptus 
occidentalis sah ich unweit des Stirling Range als 20 m hohen Baum in Blüte, 
aber dicht dabei konnte man die selbe Spezies in Strauchform und gleichfalls 
mit hellgelben Sträußen geschmückt erblicken. Banksia atteruata blüht als nie- 
driger Strauch so häufig, wie als Baum; nicht immer handelt es sich dabei um 
lokale Rassen, sondern oft wachsen beiderlei Formen nebeneinander. Ein anderes 
drastisches Beispiel der selben Erscheinung bietet sich in Agonis juniperina: 
sie erscheint gewöhnlich als mittelstarker Strauch, aber an gewissen Stellen, 
z. B. unweit des King George Sound, nimmt sie vollständig baumförmige Ver- 
hältnisse an und wetteifert an Höhe mit den Eucalypten, in deren Gesellschaft 
sie vorkommt. Ähnliches ließe sich von Melaleuca Preissiana, von zahlreichen 
Eucalypten, kurz fast von allen Arten berichten, die in West-Australien über- 
haupt als Bäume getroffen werden. Es ist eine Elastizität der physiologischen 
Grenzen, die von großer Bedeutung auch für die Vegetations-Physiognomie des 
Landes wird. Denn natürlich bleibt sie nicht beschränkt auf die Gruppen, bei 
denen »Baum«-Wuchs vorkommt. Sie umfaßt auch das ganze Bereich des 
Strauch-Wuchses. Auch hier ist die Blühbarkeit selten gebunden an ein be- 
stimmtes vegetatives Maß; oder wenigstens, es ist ein weiter Spielraum in dieser 
Hinsicht gelassen. Zahlreiche Abstufungen zwischen hochwüchsigen, vielachsigen 
Sträuchern leiten hin zu niedrigen Zwerg-Büschen von einfachstem Aufbau: 
und zwar nicht nur innerhalb der gleichen Gattung, sondern der gleichen Art. 
Und damit hängt es zusammen, daß unsere gewöhnliche Terminologie nicht 
recht passen will auf diese fremdartigen Verhältnisse. Es hält schwer, die 
einachsigen Pygmaeen, wie sie z. B. bei vielen Epacridaceen vorkommen, zu 
den Sträuchern zu rechnen: und doch betätigt sich in ihrem Stengel eben die 


158 ‘+ Dritter Teil. . 


selbe Verholzung, wie in den Zweigen der hohen Zexcopogon-Sträucher, und 
es wohnt in ihnen. die potentielle Kraft, zu eben so reich gegliederten Systemen 
heranzuwachsen. Also Freiheit des Wuchses herrscht überall in der Welt der 
Sträucher West-Australiens. Und darin ist für die Entwickelung und Epharmose 
seiner Vegetation eine unschätzbar wertvolle Voraussetzung gegeben. 

Lianen. Es gibt nicht viele Schlingpflanzen in der Südwest-Provinz. Keine 
davon ist eine wirklich robuste Holz-Liane, wie man sie aus den Regenwäldern 
kennt. Selten erreicht der Hauptstamm im Umfang mehr als ein paar Zenti- 
meter. Die meisten Arten schlingen mit dünnen geschmeidigen Stengeln durch 
das Geäst des Strauchwerks. Die hochstämmigen Bäume sieht man nirgends 
Lianen tragen. 

Einige Leguminosen aus den Gattungen Kennedya und Hardenbergia, mit 
hübschen dreigeteilten Blättern und lebhaft gefärbten Blüten, sind die häufigsten 
unter den Schlingpflanzen. Zwei Arten aus der subkosmopolitischen Gattung 
Clematis geben oft mit ihren weißen Blütensternen dem Unterholz der Wal- 
dungen ein graziöses Beiwerk. Die relativ größte Anzahl schlingender Arten 
aber findet sich bei den Pittosporaceen, und sie gewinnen deswegen ein be- 
sonderes Interesse, weil sie fast sämtlich im Gebiete endemisch sind. Davon 
hat es Sollya heterophylla zu besonders weiter Verbreitung gebracht; auch ist 
sie eine der widerstandsfähigsten unter den westlichen Schlingpflanzen: noch 
in dem Regengürtel von nur 35—40 cm gedeiht sie als Unterholz-Liane der 
lichten Eucalyptus-Wälder. 

Der schlingende Wuchs wird auch in West-Australien begünstigt durch 
äußere Feuchtigkeit. Wo die Gebüsche an Ufern stehen, zeigen sie ihn in 
vielseitigster Entwickelung. Ohne der Einzelschilderung weiter unten vorgreifen 
zu wollen, mag schon erwähnt sein, daß die typisch schlingenden Genera 
Dioscorea (Dioscor.), Clematicissus (Vit.), Aphanopetalum (Cunon.) und Zyonsia 
(Apocyn.) derartige Örtlichkeiten bevorzugen, und daß dort schlingende Wuchs- 
form auch bei solchen Gattungen auftreten, denen sie gewöhnlich fremd ist 
(Opercularia [Rub.|, Thysanotus (Lil), Comesperma (Polygal.] u. a.). 

Epiphyten aus den höheren Ordnungen des Pflanzenreiches habe ich in 
West-Australien nicht gesehen; es gibt dort keine. Auch der kryptogamische 
Epiphyten-Wuchs ist im allgemeinen überaus dürftig, und besteht im wesent- 
lichen aus Flechten.‘ Diese sind allerdings auch in den trockneren Teilen des 
Gebietes ziemlich verbreitet, doch mit der Einschränkung, daß sie nur auf be- 
stimmten Stützpflanzen sich ansiedeln. Eucalyptus-Arten habe ich als Träger 
von Epiphyten nirgends bemerkt. Es ist mir zweifelhaft, ob sie jemals für 
Moose oder Flechten Unterlage gewähren. Dagegen finden sich manche 
Flechten auf den Caszarina-Stämmen, an den größeren A/akea-Arten und an 
gewissen Spezies von Acacia. Auf den rauhen Stämmen der Macrozamia sind 
mehrere Laub-Moose angetroffen worden (z. B. Fabronia Hampeana und Calym- 
peres-Arten) und auch Flechten bevorzugen dies günstige Substrat. Dagegen 
scheinen die Grasbäume wieder frei zu sein von epiphytischer Besiedelung; 
auch PREISS erwähnt nichts davon in seiner Sammlung. 


4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 159 


Stauden. Die Klasse der perennierenden Krautpflanzen ist zwar nach den 
Gehölzen die artenreichste in West-Australien (etwa 23°/,); aber es trennt sie 
ein weiter Abstand. Nirgends haben sie die bevorzugte Stellung in der For- 
mation; nur als Nebenbestandteil treten sie ein in die Verbände. Ihre Lebens- 
form findet offenbar nicht das zusagendste Medium in West-Australien. Denn 
die Gattungen, die ihr angehören, sind in der Regel wenig formenreich. Zu= 
meist erscheinen sie unter den Pflanzen-Scharen erst in zweiter Reihe, gering 


ER 


Fig. 32. A, B Drosera nitidula Planch.: A Habitus. 3 Gynaeceum. — CF Drosera paleacea 
DC.: C Habitus. D Nebenblätter. Z Blatt ohne Nebenblätter. 7 Gynaeceum. — G—Ä Drosera 
£ycnoblasta Diels: G Habitus. # Nebenblätter. 7 Blatt ohne Nebenblätter. K Ovarium. 
(Nach Diers und PRITZEL.) 


ist ihr Anteil an der Führung der Bestände, untergeordnet ihre Wirkung, den 
Charakter des Pflanzengemäldes zu bestimmen. Natürlich gibt es einige Aus- 
nahmen — man denke an Conostylis (Amaryli.), die Goodeniaceen, viele Mono- 
kotyledonen, — aber in der großen Gesamtheit besteht der geschilderte Sach- 
verhalt. | | 
Der Oekologie der Perennen des Gebietes habe ich bei der Kürze meines 
Aufenthaltes keine genügende Beachtung widmen können: sie bedürfen gründ- 
licher Untersuchung in dieser Hinsicht. Zur Überwindung der Trockenzeit sind 
mannigfaltige Vorkehrungen ausgebildet. 


160 | ‚Dritter Teil. 


Oft drängen sich die gehemmten Anlagen einfach in einer abgehärteten 
Knospe zusammen.‘ Die morphologischen. Einzelheiten dabei sind verschieden. 
Vorbildlich für eine größere Klasse können z. B. die Knospen der epigaeisch 
überdauernden Drosera-Arten gelten, deren Bau aus Fig. 32 ersichtlich wird. 

Bei andern Vertretern der Perennen-Klasse sind die unterirdischen Or- 
gane. von großer oekologischer Bedeutung. Dahin gehören namentlich viele 
Monokotylen — Orchidaceen, zahlreiche Liliifloren, Restionaceen und Cypera- 
ceen —, und in dieser Klasse ist es auch, wo sich eine Anzahl echter Zwiebel- 
undKnollen-Pflanzen ausgebildet haben. Mehrere Arten von Thysanotus (Lil.), 


Fig. 33. A—F Calandrinia primuliflora Diels: A Habitus. 3 Schuppen. C Kelch. D Blumen- 
blatt. Z Staubblatt. # Gynaeceum. — G—/ Calandrinia Lehmanni Endl.: G Oberer Teil des 
Stengels mit der Inflorescens. #7 Schuppen. 7 Kelch. X” Blumenblatt. Z Gynaeceum. 

ach DIELS und PRITZEL.) 


auch Caesia (Lil) und die häufige Chamaescilla (Lil.) zeigen leistungsfähige 
Wurzelknollen, wenn man sie ausgräbt. Gefällige Blumen der feuchten Monate, 
wie Anguillaria (Lil) und Aypoxis (Lil) nehmen aus Zwiebelknollen ihren 
Ursprung. Die fremdartige Gattung Tribonanthes. (Amaryli.) bringt ähnliche 
Bildungen hervor. . Knollig verdickt sind die hypogaeischen Speicherräume 
ferner bei der einzigen Dioscorea und bei einem etwas kritischen Pelargonium 
(?. Rodneyanum) des Gebietes. Und eine sogar endemisch »westliche Gruppe 
von Trachymene (T. effusa u. Verwandte |Umbell.]) besitzt Sammelknollen von 
außergewöhnlichem Umfang, den man bei der kärglichen Entwickelung der 
oberirdischen Teile nicht erwartet. Es ist überhaupt zu beachten, daß die 


4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 161 


Hypertrophie der hypogaeischen Organe auch bei rein endemischen Produkten 
Australiens sich vollzogen hat. Die knolligen Calandrinia (s. Fig. 33), oder die 
interessante Philydracee Pritselia, ausschließlich für Südwest-Australien eigen- 
tümlich, bringen dafür zwei gute Beispiele. Aber wichtiger noch an Formen- 
reichtum und an Verbreitung sind die bulbosen Arten der Drosera-Sektion 
Ergaleium. Die hochwüchsigen davon sind auf S. 152 in Fig. 30 bildlich ver- 


Fig.. 34. Zwiebelpflanzen: Drosera Sect. Erythrorhisa: A—D Drosera rosulata Lehm. 
A Habitus. 3 Blumenblatt. C Staubblatt. D Gynaeceum. — E Drosera squamosa Benth. Habitus. 
F Drosera macrophylla Lindl. Habitus. G- Drosera bulbosa Hook. Habitus. (Nach Diets.) 


anschaulicht. In dem Grade der Ausbildung der Zwiebelknollen aber werden 
sie übertroffen von den Vertretern der Sect. Erythrorhisa, deren wichtigste in 
Fig. 34 zur Darstellung gebracht sind. Sie sind nirgends so häufig und formen- 
reich als in West-Australien, nirgends auch physiognomisch so wertvoll als in 
der Südwest-Provinz, wo sie zu den zuverlässigsten Kündern der feuchten Zeit 
des Jahres zählen. Die eigentümliche Oekologie dieser Gewächse trägt in 


Diels, Pflanzenwelt von West-Australien, 11 


162 : Fe Dritter Teil. 


rationeller Weise den Bedingungen des Winterregen-Mediums Rechnung, und 
insofern ‚gehören ‚diese Droseren zu den charakteristischen Schöpfungen des 
Landes. . 

Wenn man erfährt, wie die Südwest-Provinz aus dem Bestande ihrer ur- 
eigenen Flora. selbsttätig Knollen-Pflanzen geschaffen hat, so wirkt es doppelt 
eigentümlich, die Gesamtzahl der bulbosen Gewächse verhältnismäßig so gering 
zu finden. Denn es kann kaum einem Zweifel unterliegen, daß es in keinem 
Gebiete typischen Winterregens so wenige Knollen- oder Zwiebelträger 
gibt, wie in Australien, und daß namentlich der Prozentsatz von der Gesamtflora 
nirgends geringer ist. Darin liegt vegetationsgeographisch ein tief greifender 
Unterschied zwischen diesen Ländern. Wie man ihn erklären soll, wüßte ich 
nicht zu sagen. Denn daß die niedrigen Temperaturen des Winters für das Über- 
gewicht im Mittelmeergebiet nicht verantwortlich sind, das ergibt sich durch 
die Verhältnisse im Kapland, wo ja die Form der Zwiebel- und Knollenpflanzen 
bei wärmerem Winter noch stärker entwickelt ist. Wir werden später auf diese 
Umstände nochmals zurückkommen, um für die floristischen Beziehungen der 
fraglichen Gebiete die passende Beleuchtung zu gewinnen. 

Annuelle. Von den Annuellen kann man wie von den Knollenpflanzen sagen, 
daß sie im südwestlichen Australien keine so bedeutende Stellung einnehmen, 
wie man nach Analogie mit andern Erdgebieten von ähnlicher Veranlagung 


BR, le eo 
Fig. 35. Annuelle. Myriophyllum tillaeoides Diels:: A Habitus. 3 Blühender Stengel. € Blüte. 
D &Blüte. Z O Blüte. (Nach Dies und Prrrzer..) 


zu erwarten geneigt ist. Wie bei den Perennen ist der Formenreichtum der 
‚Gattungen gering, bis auf wenige Ausnahmen: etwa Hydrocotyle |Umbell.], 
‚Stylidium [Stylid.|, Helipterum [Compos.)]. 

‚In den meisten Formationen sind nur sehr wenige einjährige Bestand- 
teile anzutreffen, In den Waldungen der äußeren Gebiete suchen sie den 


4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 163 


Schutz der Gebüsche auf, Kleine Zydrocotyle, dann Monotaxis und Poranthera 
als vegetativ sehr schwächlich entwickelte Euphorbiaceen, hier und da auch 
truppweise verteilt irgend eine der immortellen Compositen: das wären die 
wichtigsten Arten, auf die man in den Wäldern rechnen darf. Auf den freieren 
and-Heiden gibt es einige Calandrinia (Portulac.) mit lebhaft gefärbten Blüten; 
auch unscheinbar kleine 7Z/laea (Crassul.), fadendünne Stenopetalum (Cruciferae) 
u.a. sieht man während der feuchten Jahreszeit in den Lücken des Gebüsches 
verstreut, doch in Anbetracht der reichen Annuellen-Flora, die z. B. die trock- 
neren Teile des westlichen Kaplandes gerade auf Sandboden zur Entfaltung 
bringen, ist die Armut der psammophilen Pflanzen-Bestände West- 
Australiens an annuellen Gewächsen zum Erstaunen dürftig. 

Die Sumpf-Formationen aber bringen eine gewisse Entschädigung. Wie 
ihre Schilderung im nächsten Kapitel (unter d) des näheren aufzeigen soll, 
gehören dort die Annuellen durch Individuenfülle und Geselligkeit zu den wich- 
tigsten Bildnern der Pflanzendecke. Hervorragende Entwickelung finden sie auf 
stark tonhaltigem Boden, der sich schlecht entwässert, in der zweiten Hälfte 
der Trockenzeit intensiv austrocknet und erst spät nach dem Einsetzen der 
Niederschläge wieder benutzbar für pflanzliches Wachstum wird. Es ist also 
die Verkürzung der Vegetations-Periode im Gefolge edaphischer Eigenart, die 
auf jenem versumpften Boden den einjährigen Kräutern zum Vorteil über andere 
Wuchsformen verhilft. Und daraus ließe sich umgekehrt zurückschließen, daß 
in großen Teilen der Südwest-Provinz die vegetationsgünstige Zeit lange genug 
dauert, um für Annuellen-Wuchs unvorteilhaft zu sein. Freilich wäre es vergeb- 
ich, in dieser Annahme überall Befriedigung finden zu wollen. Unklar bleibt 
es z.B, warum die Sand-Gebiete der Gürtel mit über halbjähriger Trockenzeit 
(8. S. 80) so wenig einjährige Kräuter besitzen. ' 

Da die westaustralische Annuellen-Flora demnach vorzugsweise an die 
Sumpf- bezw. Alluvial-Formationen und deren Bedingungen gebunden ist, 
scheinen weitere Ausführungen hier nicht mehr erforderlich; sie müssen den 
speziellen Darlegungen des fünften Kapitels (unter d) vorbehalten bleiben. 


Kryptogamen. Die Erforschung der Kryptogamen West-Australiens ist 
noch sehr unvollkommen. Trotzdem läßt sich schon mit Sicherheit festsetzen, 
daß wenigstens die höheren Kryptogamen sehr mangelhaft in dem Gebiete 
vertreten sind. Natürlich ist die lange Dauer der trockenen Jahreszeit in den 
meisten Gegenden des Landes ein ernstes Hindernis für ihre Entwickelung. 
Aber es ist schwer zu verstehen, warum. auch die südlichen viel bevorzugteren 
Teile eine so spärliche Kryptogamen-Flora besitzen. Namentlich die Zahl der 
Farne, Moose und Hutpilze muß dort als eine merkwürdig beschränkte gelten. 
Und nach meinen Erfahrungen erwarte ich nicht, daß Funde und Beobachtungen 
in Zukunft die heutige Auffassung erheblich verändern werden. 

Vegetationsbiologisch ist unter diesen Umständen die Tätigkeit der: höheren 
Kryptogamen von geringer Bedeutung. Ich habe wenige Plätze gesehen, an 
denen ein Moos oder eine Cladonia durch geselliges Auftreten maßgebend 

tn 


164 Dritter Teil. 


wäre, und ich weiß nur einen einzigen Fall zu nennen, wo ein wirkliches be- 
deutsames Eingreifen kryptogamischer Elemente in das Dasein einer Formation 
sich beobachten läßt: das ist die Rolle des Campylopus bicolor bei der Urbar- 


> 


& 


Fig. 36. Hygrophile Compositen als Annuelle: 4—_D Myriocephalus isoötes Diels: A Habitus. 
B, € Deckblätter des Köpfchens. D Blüte. 


F—F Myriocephalus rhizocephalus (DC.) Benth.: 
E, F Deckblätter des Köpfchens. G Köpfchen. 77 Blüte. X Habitus. (Nach Dies und PrITzEL.) 


machung des anstehenden Granitfelses. Doch ist dieser Fall so vereinzelt, daß 
seine nähere Schilderung dem folgenden Kapitel vorbehalten bleibt, wo Ab- 
schnitt d 8 (mit Tafel XXIII) darüber Aufschluß geben werden. 


4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 165 


Die Rolle der parasitischen Pilze ist noch unbekannt. Obgleich unsere 
Sammlungen eine Reihe neuer Formen ergaben, schien die Verbreitung der- 
artiger Pflanzen nicht bedeutend. Ebenso treten die Süßwasser-Algen bei der 
geringen Ausdehnung zusagender Örtlichkeiten wenig hervor. Dagegen sind 
schon von REISS mehrere Characeen festgestellt worden, die mir gleichfalls in 
den Gewässern nicht selten begegneten. 


b. Verzweigungs-Formen. 

Die Verzweigung der Achsen hängt von dem Ort der Neubildungen ab. 
Und da zeigt sich in der strauchigen Vegetation der Südwest-Provinz das aus- 
gesprochene Bestreben, die neuen Anlagen dicht unterhalb der meist terminalen. 
Blüten-Region anzulegen. Dieser Vorgang, der tief mit der ganzen Ökonomie 
des vegetativen Daseins in jenem Gebiete zusammenhängt, liefert charakte- 
ristische Bildungen. Ein Exemplar von Petrophila linearis (Fig. 37 A), das Ende 
Dezember in der Swan River Gegend gesammelt wurde, zeigt den Prozeß an 


: ®' () 


N FO P 


— 


Fig. 37. Schema der Verzweigung von A Petrophila linearis R. Br. B Petrophila scabriuscula 
Meissn. C Leucopogon gibbosus Stescheg. (Original). 


zwei einander folgenden Sproß-Generationen, Es fällt dabei auf, daß von den 
neugebildeten Sprossen einer bevorzugt und berufen ist, den Hauptstamm der 

flanze sympodial fortzusetzen. Bei den mehr xerophytischen Kleinsträuchern 
ändert sich dieser Modus dadurch, daß die neuen Sprosse, an Zahl vermehrt, 
alle annähernd gleiche Länge behalten. Dadurch kommt nach und nach ein 
schirmförmiger Umriß des ganzen Verzweigungs-Systems zustande. In der Tat 
sind solche kleine Schirmsträucher ungemein verbreitet in den trockneren Teilen 
der Südwest-Provinz. Sehr typische Beispiele gibt es unter den Proteaceen 
(z.B. Petrophila scabriuscula, vgl. Fig. 37 B, Banksia Brownii u. a.), auch die 
Epacridaceen sind reich daran (Zeucopogon vgl. Fig. 37 C), und bei den Myrtaceen 


166 Dritter Teil. 


finden sich wenigstens unter den Chamaelaucieen gleichfalls treffliche Vertreter 
dieser Klasse. Vielleicht hat Verticordia sogar die vollkommensten Muster da- 
von ausgebildet. Denn bei manchen Arten, z. B. V. Brownii, wird der dichasial- 
cymöse Grundplan des Aufbaues so streng festgehalten, daß selbst alte Pflanzen 
die Gestalt der umgekehrten Pyramide ganz rein bewahren. 

Im Gegensatz zu den genannten Fällen, wo jedes Internodium zuletzt auf 
ein erhebliches Längenwachstum zurückblickt, neigen manche Gruppen bei ein- 
geschränkten Vegetations-Möglichkeiten zur Bildung von Kurztrieben. Bei 
den Gattungen Aibbertia und Grevillea sind mir solche Tendenzen besonders 
aufgefallen, auch bei Zogania, auf die ich in späterem Zusammenhange zurück- 
kommen werde. Die mesophilen Hibbertia (Dillen.), z. B. 7. perfoliata, H. am- 
plexicaulis tragen ihr Laub an den Langtrieben; bei der nahe verwandten 
H. potentillifliora, die in exponierteren Gebieten wächst und schon an ihrem 


Fig. 38. Grevillea mit Langtrieben und Kurztrieben: A Grevillea acerosa F.v.M. B 6r& 
villea oxystigma var. acerosa Meissn. C Grevillea uncinulata Diels (Original). 


Seidenfilz beweist, wie sie oekologisch geartet ist, da erzeugen kurze Seiten- 
triebe von beschränktem Wachstum die Blätter und Blüten. Die selben Stufen 
zeigen auch andere Verwandtschafts-Gruppen der Gattung: so die Section 
Candollea (H. desmophylla!), so der polymorphe Kreis der H. montana und 
auch M. MHügelii mit ihren Verwandten. — Lehrreich tritt der gleiche Wandel 
in der Section Zröostylis von Grevillea (Prot.) zur Erscheinung, wo die west- 
chen Arten überhaupt ein epharmonisch recht wechselvolles Netzwerk bilden, 
Die meisten davon haben beblätterte Langtriebe: alle Formen von @. oxrystigma, 
G. acerosa, die schöne G. Candolleana lassen sie beobachten. Als ich den 
Typus aber bis an die Grenze der Südwest-Provinz verfolgte, in die Regenzone 
von etwa 30 cm hinein, traf ich in G. zncinulata einen Abkömmling der Grupp®;, 
der sich durch ausgeprägte Kurztrieb-Bildung auszeichnete und darin eine Seite 
seines allgemeinen Xerophytismus bezeugte (Fig. 38). _ 


4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 167 


Die Südwest-Provinz besitzt eine Anzahl häufiger Spezies, die durch starken 
Plagiotropismus des Zuwachses ausgezeichnet sind: sie erheben sich 
demzufolge nur unbeträchtlich über die Oberfläche des Bodens, einzelne sind 
ihm sogar dicht angedrückt. Während hier vielfach inhärente Anlagen den 
Anstoß geben müssen, ist es doch unverkennbar, daß gewisse äußere Be- 
dingungen besonders stark zu ihrer Auslösung hinwirken. Namentlich sind die 
Sandböden reich an solchen Formen. Dort finden sich häufig die mattenartig 
wachsenden Arten von SZylidium, die runden festen Polster mancher Goodenia- 
ceen (Leschenaultia formosa, Scaevola humifusa, Sc. paludosa u. a.; Fig. 39), 
ferner einige Sierculiaceae, die ihre Äste strahlig am Boden ausbreiten (vgl. 
5. Kap. c, #). Auch eine Pflanze beschränktester Verbreitung, aber wichtig als 
. einer von den eigentümlichsten Endemismen der Provinz, folgt diesem Typus 


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F ig. 39. Polsterwuchs bei Scasvola humifusa De Vr. var. pulvinaris E. PRrITZEL (Original). 


sehr getreu: Emöblingia calceoliflora, eine Capparidacee, welche nur im Distrikte 
Irwin gefunden wird. Sie gleicht ganz überraschend gewissen Arten von 
Scaevola: sie hat die selben in weitem Umkreis ausgebreiteten Stengel, die dem 
Boden fest anliegen; auch bei ihr überdeckt das Mosaik der Blätter fast völlig 
die Unterlage; ebenso unscheinbar sind die Blüten in den Achseln geborgen. 
Etwas abweichend in der Ausführung, aber gleichartig im Erfolge sind die 
Wuchs-Formen mancher humifuser Proteaceen. Gewisse Varietäten der Petro- 
Phila longifolia (Prot.) werden durch erhebliche Stauchung der Internodien zu 
werg-Gebüschen, welche oft eine beträchtliche Ausdehnung in die Breite ge- 
winnen. ‘Weitere Dimensionen nehmen ähnliche Tendenzen bei den Banksteae. 
an. Bei Dryandra nivea, einer der gemeinsten Pflanzen der Jarra-Zone, kriecht 
der Stamm samt seinen Seitenachsen in horizontaler Richtung; oft auf weiten 
Strecken überziehen diese Systeme den Boden. Noch auffallender nach äußerer 
Erscheinung erscheinen die kriechenden Arten der Gattung Banksia, weil man 


168 Dritter Teil, 


in dieser Gattung von Bäumen und Sträuchern so zwerghafte Gestalten nicht 
erwartet. Die viel verzweigte Achse wächst auch hier horizontal an der Erde 
dahin; in Abständen sendet sie die gebüschelten Blätter zum Lichte, die senk- 
recht aufgerichtet stehen; dann und wann erzeugt sie den Kolben des Blüten- 
stands, der aus dem Sande hervorbricht, und ohne laubige Umhüllung kahl und 
nackt in den Lücken steht, als führe er ein gesondertes Dasein für sich. Aus 
den Achseln der Hochblätter aber tritt der Fortsetzungs-Sproß, welcher sym- 
podial die Achse weiterführt. Es ist also ein Verhalten, das dem Wuchse 
unserer nordischen Rhizompflanzen gleicht. Nur sind in jenem warmen Lande 
diese Pflanzen nicht eigentlich in die Erde eingebettet, sondern halten sich 
ziemlich genau an der Oberfläche. Sie brauchen keine Deckung durch 
schützendes Erdreich, wie unsere »Geophilen«. In Australien liegt der Effekt 
dieser Wuchsform wohl mehr in der Entrückung des vegetativ tätigen Teiles 
des Organismus aus den höheren Luftschichten, die stärker bewegt und daher 
trockener sind. Darauf deutet wenigstens die Häufigkeit ähnlicher Typen auf 
durchlässigem Sandboden und in Gegenden schwächerer Befeuchtung: sie 
werden zahlreich erst dort, wo die Niederschlagshöhe unter 5o cm hinab- 
sinkt. 

Ähnliche Wuchsformen kommen bekanntlich durch die Kraft des Windes 
an der Küste zustande. Verbreitet also wie in allen Dünen-Formationen der 
Erde ist auch an der Küste West-Australiens die humifuse Wachstums-Form: 
die Verzweigung geschieht am Grunde der Hauptachse, die Äste bleiben in 
wagerechter Lage dem Boden angedrückt. Sogar genetisch echt westaustra- 
lische Formen .haben diesen Wuchs sich zu eigen gemacht: so Grevillea crithmi- 
Ffolıa im Gebiete des Swan Rivers. Oder eine eigentümlich niedergestreckte 
Form der Casuarina distyla, die am King George Sound häufig auf den Dünen 
wächst. Man kann sie dort nicht übersehen, wenn aus ihren festgeflochtenen 
hellgrünen Matten überall die rötlichbraunen männlichen Kätzchen hervorschauen. 

Thermische Momente, die in den nordischen Ländern und den hohen süd- 
lichen Breiten für die Schaffung des Polster-, Rasen- und Rhizom-Wuchses - 
sicherlich eine mitbestimmende Rolle spielen, treten bei dem Klima unseres 
Gebietes stark in den Hintergrund. Eine Ausnahme macht nur ein Teil der 
Wandoo-Zone. Ich habe die Überzeugung gewonnen, daß dort die Tempe- 
ratur-Verhältnisse der kühlen Jahreszeit wirksam werden. Es handelt sich 
um die Gegenden, welche im westaustralischen »Winter« die empfindlichsten 
Wärme-Depressionen erleiden (s. S. 84), wo fühlbare Nachtfröste vorkommen. 
Denn gerade dort werden polsterartig gewachsene oder deckenförmige Gewächse 
ganz auffallend häufig: so Zeschenaultia formosa, Scaevola humifusa u.a. Ent- 
scheidend aber sind zwei Leguminosen: Acacia congesta und Kennedya micro- 
phyllı: obwohl aus Gattungen stammend, die sonst keine Neigung zu jenen 
Wuchsformen verraten, geben sie geradezu musterhafte Beispiele dafür ab. Die 
festen Polster der Aennedya microphylla werden jedermann überraschen, der 
ihre Verwandten kennt, jene so geschmeidigen Schling-Gewächse der küsten- 
näheren Gebiete. Und nicht minder merkwürdig wirkt Acacia congesta mit 


4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 169 


ihrem niedergedrückten Astgewirr, weil sie in aller unerschöpflichen Formen- 
fülle der westlichen Acacien eine ganz beispiellose Bildung darstellt. 


c. Stämme. 

Die Bäume der Südwest-Provinz sind in der Mehrzahl durch eine kräftige 
Borken-Entwickelung ausgezeichnet, Der Jarra-Eucalyptus, die Banksia und 
Casuarina-Arten kommen alle darin überein: ihre Stämme zeigen rauhe rissige 
Borke an der Oberfläche. Sie folgen also der in periodischen Klimaten gelten- 
den Regel, namentlich den Gehölzen der trockeneren Monsun-Gebiete sind sie 
ähnlich. Nur Zucalyptus diversicoler weicht ab: bei ihr wird die Borke nicht 
angehäuft um sich jahrelang zu erhalten, sondern sie löst sich kurz nach ihrer 
Bildung ab, so daß die Rinde größtenteils frei liegt. Man könnte daran denken, 
dieses Verhalten durch die größere Stabilität der Temperatur im Areal der 
E. diversicolor erklären zu wollen, in ähnlicher Weise, wie SCHOMBURGK die 
»glatte graue Rinde« der meisten Bäume Südaustraliens auf die »slight atmo- 
spheric changes« zurückgeführt hat. Ich halte diese Erklärung für unmöglich. 
Denn jene »glatte« Rinde findet sich auch bei manchen Eucalypten des austra- 
lischen Binnenlandes, wo außerordentliche Wärme-Schwankungen stattfinden. 
Die Ausbildung der Borke hängt also nicht direkt mit den Eigen- 
tümlichkeiten des Klimas zusammen, sondern ist teilweise von der spezi- 
fischen Konstitution abhängig. In der Tat hat F. v. MÜLLER die Ausbildung 
der Borke geradezu als taxonomisches Merkmal benutzt, um die Verwandtschafts- 
Verhältnisse innerhalb von Zucalyptus aufzuhellen. 

Was die Sträucher betrifft, so findet sich auch bei ihnen durchaus nicht 
selten erhebliche Borken-Bildung. Sogar halbmeterhohe Kleinsträucher zeigen 
manchmal Ansätze dazu. So ist z. B. Petrophila media (Prot.) auch an relativ 
jungen Achsenteilen bereits mit einer dünnen grauweiß gefärbten Borkenlamelle 
besetzt. 

Eine merkwürdige Eigentümlichkeit mancher Sandpflanzen Südwest-Austra- 
liens liegt in der starken Kork-Produktion an örtlich begrenzten Stellen 
der Achsen. Und zwar ist es einmal die Spindel der Infloreszenz, wo das 
stattfindet — so bei mehreren Myrtaceen, namentlich Calothamnus- und Mela- 
leuca-Arten. Dann aber, viel häufiger, ganz am Grunde des Stengels, da 
wo er in die Erde eintritt, also am Übergang zur Wurzel. Die histologischen 
Einzelheiten würden hier zu weit führen, das Ergebnis bleibt stets das gleiche: 
ein mehr oder minder mächtiger Mantel großzelligen Korkes an der Berührungs- 
Zone von Pflanze und Unterlage. Höchst verbreitet ist die Erscheinung bei 
den Kleinsträuchern und subfruticosen Gewächsen der Sand-Heiden. Ich glaube 
nicht fehl zu gehen, wenn ich schätze, etwa dreiviertel aller dort wachsenden 
Arten sind im Besitze solchen »Basal-Korkes« — ganz gleichgiltig, welches ihre 
Verwandtschaft sei. Nur zur Erläuterung der systematischen Vielseitigkeit dieser. 
Kork-Träger führe ich ein paar treffliche Beispiele an: Daviesia quadrilatera 
(Legum..), Hibbertia conspicua (Dillen.), Verticordia grandiflora (Myrt.), Calythrix 
drevifolia (Myrtac.), Logania flava (Logan.), Scaevola restiacea (Gooden.). Sonac 


170 Dritter Teil. 


besteht nicht der geringste Zweifel, daß die Erscheinung: ein Effekt des Mediums 
ist. Aber ich bin in Verlegenheit, eine nähere Aufklärung zu geben. Die 
Funktion des Korkmantels ließe sich vielleicht aus den Wärme-Verhältnissen 
erklären. Es steigert sich nämlich auf jenen völlig ungeschützten Sand-Heiden, 
die keinen Baumwuchs tragen, die Erhitzung der Boden-Oberfläche zu enormen 
Beträgen. In ihrem ganzen Gebiete erreicht schon die Lufttemperatur fast 
jährlich Maxima von 45°—46°. Daraus ist die Intensität der Erwärmung zu 
beurteilen, die der lockere Sandboden durch direkte Bestrahlung gewinnt’). 
Gerade die Übergangs-Zone zwischen Stengel und Wurzel ist dieser Glut aus- 
gesetzt: sie benötigt einen Isolator aus Kork-Gewebe, um die Leitungs-Röhren 
vor Überhitzung zu bewahren. 


d. Laub, 

Austreiben. Anlage und Entwickelung des vegetativen Zuwachses findet 
statt im Gefolge der Regenzeit. Abhängig von der Beschleunigung des 
Safttriebes, in letzter Linie also von der Durchfeuchtung der Wurzel-Sphäre, 
geht das Austreiben bei seicht bewurzelten Gewächsen früher vor sich als bei 
tief bewurzelten. Die 
absolute Zeit des 
Austreibens ist 
außerdem natürlich 
teils von der spezi- 
fischen Konstitution 
geregelt, teils steht 
sie noch in Beziehung 
mit dem gesamten 
örtlichen Klima. Da- 
raus folgt, daß es im 
Nordwesten der Pro- 
vinz frühzeitiger be- 
ginnt und zur Vollen- 
Fig. 40. Entwickelungs-Stadien der Sproß-Spitze eines Zweiges dung kommt als im 
von Acacia barbinervis Benth. A am 27. Dezember 1900 im Wachs- Süden. Während je 
tum begriffen. 3 am 6. Februar 1901 mit vorläufig abgeschlossenem Swan River Ende Mai 

Wachstum (Original). — nach etwa drei- 

wöchentlicher Dauer 

des Regens — nur der Kraut-Wuchs große vegetative Fortschritte bewies, sah 
ich im Gebiet des Irwin Rivers Anfang Juni auch bei den Sträuchern schon leb- 
hafte Tätigkeit. Kleine Exemplare von Grevillea amplexans, die psammophilen 
Büsche von Acacia aureo-nitens u. a. hatten am 9. des Monats schon reichlich 
jugendliches Blattwerk getrieben, und bei Eremophila Oldfieldii zeigten die 
Jungen Sprosse bereits eine Länge von ı0 cm. In den südlicheren Landschaften 


*) Messungen liegen noch nicht vor. 


r Ich selbst bin an extrem heißen Tagen nicht auf solchen 
Heiden gewesen. 


4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 171 


dagegen gelangt das vegetative Wachstum erst in der zweiten Hälfte der feuchten 
Jahreszeit in schnelleres Tempo. Im September und Oktober sind die meisten 
Büsche mit den frischen Trieben geschmückt, die Bäume folgen sogar noch 
später, und an der Südküste setzt sich das Treiben fort bis tief hinein in die 
Trockenzeit. Im November sieht man wohl überall die Entwickelung des Zu- 
wachses gut fortgeschritten. Um diese Zeit fand ich z. B. Hakea trifurcata 
mit etwa 5 cm langen neuen Sprossen. Um Neujahr gehen sie meistens ihrer 
definitiven Ausgestaltung entgegen und gelangen, mit Ausnahme jener klimatisch 
bevorzugten Distrikte, in die ruhigere Periode des Sommers. Der Vergleich 
der beiden in Fig. 40 dargestellten Zustände von Acacia barbinervis zeigt diesen 
Gang des vegetativen Zuwachses. 


Laubknospen. In oekologischer Hinsicht sind die Laubknospen und die 
jungen Laubtriebe gewöhnlich geschützt, und zwar in sehr mannigfaltiger, nach 
der speziellen Anlage verschiedener Weise. 

Wenn SCHIMPER (Pflzgeogr. 543) die Seltenheit von Schuppenhüllen um 
die Laubknospen der Hartlaub-Pflanzen betont, so hat er seine Eindrücke all- 
zusehr generalisiert. Er meint, im Winter bedürften sie »keines Schutzes gegen 
Trockenheit«, »im Sommer aber würden sie ausgebildet und müßten daher eine 
starre Hülle entbehren«. Beides ist nicht richtig. Die so typische Winterregen- 
Vegetation Südwest-Australiens kennt viele Fälle echter Knospen-Beschup- 
Pung. Wenn man im August. z.B. Acacia sulcata, eine Art der Südküste, 
untersucht, so findet man die jungen Schösse aus der Achsel brauner Bracteen 
von mäßiger Dicke austreiben. Ebenso zeigen sich hellbraune Knospenschuppen 
2. B. bei Melaleuca uncinata (Myrt.) und Hakea ruscifolia (Prot.), zwei Beispiele, 
die ich deshalb anführe, weil es so häufige Pflanzen der südwestlichen Flora sind. 
Die austreibenden Blätter bestehen hauptsächlich aus zartem Chlorenchym. Das 
Chlorenchym ist vielfach durch anthokyanartige Stoffe verschleiert. Sklerotische 
Elemente, die später so wichtig werden, fehlen beinahe noch gänzlich. 

In diesem empfindlichen Zustand gedeiht das frische Laub mitunter ohne 
jeglichen Schutz. So z. B. bei Grevillea Wilson: (Prot... Das macht einen 
höchst sonderbaren Eindruck, wenn es sich um Xerophyten handelt, deren 
Blattwerk später starr und fast holzig hart zu werden bestimmt ist. Aber es 
gibt solche: bei Acacia spinosissima (Legum.), und Grevillea tridentifera (Prot.) 
habe ich einen derartigen Gegensatz von erster Jugend und reifem Alter be- 
sonders stark bemerkt. 

In andern Fällen ist nur jene Anthokyan-Färbung vorhanden, das zarte 
und schlaffe Neulaub zu beschirmen. Ihr verdanken die Eucalypten die bunte 
Färbung der Krone um die Zeit ihres Austriebs, aber auch Leguminosen (z. 
Daviesia crenulata) und Proteaceen (Adenanthos cuneata) bringen mit Bölchen 
roten Tönen die Botschaft des Lenzes. 

Die weitaus gewöhnlichste Ausstattung des jugendlichen Laubes ist die 
Behaarung. Diese Haare sind frühzeitig schon weit voraus in der Entwicke- 
lung und fertig, noch ehe das grüne Gewebe etwas von seinen Leistungen 


172 Dritter Teil. 


übernimmt (vgl. Fig. 40). Die Acacien (Fig. 40), sehr viele Proteaceen, die 
Hibbertien und eine Menge minder geselliger und formenreicher Gattungen 
zeigen Behaarung der neu austreibenden Laub-Sprosse. Seidig schimmernde 
Spitzen geben den Acacien-Wipfeln ihr eigentümliches Farben-Spiel in der 
guten Jahreszeit. Oft ist überhaupt der Kontrast des kahlen glatten Reife- 
Stadiums mit den farbigen Filzen und Wollen der frischen Triebe sehr effekt- 
voll. Bei manchen Formen der Eremophila Brownii sind die Enden der Zweige 
schneeweiß vom neuen Laube, und man kann den heurigen Zuwachs sofort 
daran erkennen. Von Acacia alata R. Br. gibt es eine Form (dög/ardulosa Bth.), 
deren junge Triebe so dicht mit starren weißen Haaren besetzt sind, daß sie 
sich scharf von den dunkelgrünen Mutter-Ästen abheben. Viele Proteaceen- 
Grevilleoideae sind durch die rostfarbenen Überzüge der jungen Teile ausge- 
zeichnet. Und wenn man der lichten Farben des verjüngten Sommerwaldes 
unserer nordischen Heimat gedenkt, so macht es einen gar seltsamen Eindruck, 
an einer A/akea die jungen Schösse zu sehen, wie sie ganz in gelbliche Seiden- 
wolle gehüllt, an den Adern und am Rande aber lebhaft rostbraun behaart sind 
(Hakea cinerea). 

In üblicher Weise ändert sich das Bild, wenn statt der Deckhaare das Indu- 
ment aus Drüsen besteht. Dann umgibt ihr Sekret die jungen Blätter und ver- 
klebt die Knospe. Auch bei den Eucalypten findet ähnliches statt, und da die 
Neubildungen von den eingeschlagenen Vorgängen umhüllt werden, so gewinnt 
die Knospe einen guten Abschluß nach außen. 


Das erwachsene Laub. Das erwachsene Blatt ist in West-Australien zu 
mehrjähriger Tätigkeit berufen. Die gesamte Gehölz-Flora ist »immer- 
grün.« Nur ein paar Lianen aus offenbar tropischen Stämmen lassen mit dem 
Beginn der Trockenzeit ihr Laub verwelken und ersetzen es, wenn die nächsten 
Regen wieder anfangen (z. B. Dioscorea, Clematicissus (Vitae.]). In dieser fast 
vollständigen Sempervirenz der Flora West-Australiens besteht ein wesentlicher 
Unterschied gegen das Mediterran-Gebiet. Die Erklärung dafür liegt weniger 
in klimatischen Verhältnissen als in Wirkungen der Floren-Geschichte, 

Sonst bieten die großen Züge der Laub-Bildung in der Pflanzenwelt Süd- 
west-Australiens die gewohnten Eigenschaften der Hartlaub-Vegetation. 
Mehrfach haben diese Verhältnisse schon ihre Darstellung erfahren, so daß es 
geboten ist, hier kurz zu sein. Wenige Punkte nur erfordern etwas eingehendere 
Besprechung, weil unsere Provinz wegen der vorbildlich normalen Beschaffen- 
heit ihres Klimas stets hohe Beachtung verdient, wenn es sich um Winterregen- 
Gebiete handelt. 

Schon ROB. BROWN bemerkte, daß die Lage der Assimilations- 
Organe in West-Australien meist parallel zum Lichteinfall gerichtet ist. Seine 
Beobachtung ist oft wiederholt worden, auch hat man die Einrichtungen be- 
schrieben, die zu dieser Profilstellung des Laubes führen. Im südwestlichen 
Australien folgt die überwältigende Mehrheit der Arten diesen Normen. Aber 
es gibt Ausnahmen, die dafür zeugen, daß die Pflanzen Australiens durchaus 


4. Kapitel. Oekologischer Charakter. \ 173 


nicht etwa jede Reaktionsfähigkeit eingebüßt haben. Die mesophiler abgetönte 
Flora im Süden unserer Provinz ist reich an Belegen dafür. Zucalypfus selbst 
schon zeigt deutlich, wohin die Neigung geht. Z. calophylla, deren Verbrei- 
tung die gemäßigten Striche der Provinz überspannt (s. S. 95), richtet seine 
Blätter beinahe wagerecht, ebenso seine schönblütige Schwesterart, die im 
äußersten Süd heimisch ist, Z. feifolia. Auch die leitende Spezies der süd- 
lichsten Wälder, Z. diversicolor, zeigt am ausgesprochen bifacialen Bau des 
Blattes, daß seine Oberseite viel größere Lichtquanten ausnutzt. Selbst am 
Laube des Jarra deutet sich ähnliches an, freilich nicht so stark, wie bei den 
zuvor genannten Arten. Es bedarf keiner Ausführung, daß im Unterwuchs 
aller dieser Bäume die gleichen Tendenzen viel weiter reichende Erfolge haben. 
Manche Rutaceen (Chorilaena), viele Sterculiaceen (aus den Gattungen Rulingia 
und 7homasia), die Gattungen Tremandra (Tremandrac.) und Aöbertia (Dillen.) 
zeigen in den Wäldern des Südens die treffendsten Beispiele »euphotometrischen« 
Laubes und streng bifacialer Blatt-Architektur. 

Dabei erreichen sie auch in ihrer Fläche recht ansehnliche Dimensionen. 
In der übrigen südwestaustralischen Vegetation aber folgt das Laub der allge- 
meinen Sklerophylien-Norm: Blätter mitunter mittelgroß, meistens aber klein. 
Merkwürdige Beispiele »mittlerer Größe« sind manche Hakea-Arten (H. Baxterı, 
H. amplexicaulis) und gewisse Spezies von Zucalyptus (E. macrocarpa, E. Preis- 
siana), weil solche Blatt-Größe in ihrer Sphäre einen unproportionierten Ein- 
druck macht und sich ausnimmt, wie ein lästiges Erbteil, das nicht hinein paßt 
in ihre jetzige Umgebung. Gewöhnlich aber ist die Blattgröße stark von der 
gesamten Epharmose beeinflußt; ihre stufenweise Verringerung bis zu völligem 
Schwinden ist in sehr vielen Kreisen der südwestlichen Flora Schritt für Schritt 
zu verfolgen, wie in einem späteren Abschnitte näher zu erörtern sein wird. 

Das Laub der sklerophyllen Gewächse gilt oft für mangelhaft gegliedert. 
Man hat auch behauptet, in Hartlaub-Vegetationen seien Blätter »fast nie« 
zusammengesetzt. Eine epharmonische Untersuchung der angeblichen Fälle, 
die mancherlei Ausbeute verspricht, steht noch aus. Nach den Verhältnissen 
in West-Australien zu urteilen, besteht jedoch gar nicht jener behauptete Zu- 
sammenhang zwischen Blattgliederung und Hartlaub-Milieu, wenigstens 
nicht unmittelbar. Es müßten doch Familien, die im allgemeinen Anlage zu 
kompliziert verzweigten Spreiten beweisen, in West-Australien Vereinfachung 
erfahren. Das ist aber nicht der Fall. Clematis, viele Leguminosae, Rutaceae 
(Boronia), Clematicissus (Vitac.), Dodonaca (Sapind.), die vorhandenen Farne: 
alle diese besitzen auch fiederblättrige Spezies in West-Australien. Die übrigen 
Familien neigen aber nirgendwo zu starker Blatt-Verzweigung. 

Dagegen treten, wie erwähnt, Hemmungen aller Art in der Aus- 
gestaltung des Laubes auf, wenn die Xeromorphose fortschreitet. Auch 
jene eigentümlichen Eingriffe in die Blatt-Entfaltung, welche zum Rollblatt 
führen, sind überaus häufig. Jede der großen Familien des Gebietes liefert 
Beispiele in Fülle. Die Gattung Grevillea weist dabei sogar mannigfaltige 
Konstruktions-Variationen auf: bald ist unterseits die Mittelrippe nicht erhaben, 


174 2 lan: FT ei 


also nur eine Höhlung vorhanden (z. B. G. oxystigma var. acerosa Fig. 382), 
bald tritt sie stark hervor und zerlegt jene Höhlung in zwei parallele Furchen 
(z. B. G. pinaster, G. Huegelii). _ Alles das wiederholt sich innerhalb der Flora 
Südwest-Australiens, unzählig oft in andern Verwandtschaftskreisen, bei unge- 
teilten und bei zusammengesetzten Blättern, und in den selben Formen, die 
auch in. andern PER so vielfach nachgewiesen worden sind. 


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Fig. 41. A Cryptandra ran ner Blüten-Zweig. — B—D Cryptandra polyclada Diels: 
B Habitus. C Blüte mit Bracteen. D Teil der Blüte ausgebreitet. — Z—H Stenanthemum 
BR Diels: Z Blüten-Zweig, F Blüte. G Teil der Blüte ausgebreitet. // Blumenblatt. 


Wie in der F ee noch deutlicher hervortreten wird, sind 
auch ericoide und pinoide Blattformen ungemein verbreitet (vgl. z. B. Fig. 41 
4A, B). Ericoid ist ein etwas vager Sammel-Begriff, dessen Fälle sich bei näherer 
Rücksicht auf genetische Gesichtspunkte als sehr ungleichartig herausstellen. 


Er hat aber Wert in physiognomischer Hinsicht und ist brauchbar, um das 


Bereich der Konvergenz-Bildungen zu übersehen. Ganz besonders verbreitet ist 
der ericoide Blatt-Typus bei den Zpacridaceae, Myrtaceae und Rhamnactat, 
aber es gibt wohl keine wichtigere dikotyle Famihe: wo erin Südwest- 
Australien nicht vorkäme. 


4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 175 


Eine gleichartige und doch gewissermaßen divergente Entwickelungs-Richtung 
führt zum pinoiden Blatte. Es findet sich in der Flora unserer Provinz in 
reichem Formen-Wandel. Seine Vollendung erreicht es in jenen drehrunden, 
starren, dornartigen Gebilden, welche die eigentliche Blatt-Natur bis zum letzten 
abgestreift haben und oekologisch nicht mehr leisten als Achsen-Stücke. Süd- 
west-Australien besitzt eine Gattung, wo dies Verhältnis zu klarem Ausdruck 
kommt. Das ist Daviesia. In der von BENTHAM als » Teretifoliae« umgrenzten 
Sektion besteht zwischen Achse und Blatt kein Unterschied mehr außer dem 


Fig. 42. Hakea Brookeana F. v. M.: A Blühender Zweig. 3 Blüte. € Perianth-Abschnitt. D Discus 
und Oyarium. EZ Oberer Teil des Griffels. F Fruchttragender Zweig. G Samen. (Nach DIELS 
und PRITZEL.) 


begrenzten Wachstum, funktionell sind die assimilierenden Zweigteile und die 
starr pinoiden Blätter gleichwertig: ja bei Daviesia hakeoides sind die Blätter, 
die sehr kurz bleiben, sogar die minderwertigen Organe. Gestaltliche Seiten- 
Stücke zu den dornartigen Nadelblättern der Daviesien haben die Proteaceen 
hervorgebracht, besonders in der Gattung Hakea (vgl. Fig. 42). Ebenso nehmen‘ 
die Phyliodien von Acacia mitunter gleiche Formen an. Bei allen wirkt die 
extreme Reduktion der Oberfläche auf-die Stellung des Organs zurück. Wo 
keine ausgebreitete Fläche mehr da ist, die bloß liegen könnte, macht sich die 


176 Dritter Teil. - 


. P/R 2 ur 
43. Aphyli a 

Alk. CBimesbiat, >  rammomsya choerireides (E:4M.} Diels et Loes.:, 4 HABEN 
FETTE iscus und Gynaeceum. E, F Ovarium durchschnitten. 6, 4 Frucht: _ 
mmomoya tßhedroides Diels et Loes.: $ Habitus. A Blüte. Z Discus und 
und Gynaeceum. (Nach Diers und PRITZEL.) a 


4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 177. 


"Vertikalrichtung. entbehrlich. Die stark pinoiden Blätter stellen sich wieder 
senkrecht zur. Abstammungs-Achse, sie stehen steif ab von.dem tragenden 
Zweige. Die physiognomische Wirkung dieses Tatbestandes ist nicht unbe- 
trächtlich. 

‚Jene stark reduzierten Blätter in der Gattung Daviesi@ sind dort die Vor- 
boten der völligen Aphyllie. Und ähnliches findet öfters statt. Denn Blatt- 
losigkeit ist verbreitet in der Vegetation Südwest-Australiens, Blattlosigkeit 
nicht im. strengsten morphologischen Sinne, aber doch so,.daß die Blätter für 
die Assimilation nicht in Betracht kommen, sondern durch die grünen Stengel 
ersetzt werden. Es hat einiges Interesse, die systematische Vielseitigkeit dieser 
Aphylien-Klasse kennen zu lernen. Darum gebe ich eine Liste der wichtigsten 
Familien bzw. Genera, aus denen sie herstammen: a 


Restionaceae. - | Zeguminosae-Acacia. ' Zoudonia (Halorag.. 
Corynotheca (Liliae.). Boronia (Rutac.).  Trachymene (Umbellif.). 
Thy BIER (Liliae.). Tetratheca (Tremandr.). Samolus (Primul.). 
asuarinac 
Naher Comesperma (Polygalac.). Logania (Loganiac.). 
Macarthuria (Phytolacc.). Calycopeplus (Euphorb.) Anthecercis (Scrophul.). 
Conospermum (Proteac.). Fsammomoya (Celastrac.). Opercularia (Rubiac.). 
Leguminosae-Podalyrieae, viele | Stackhousia (Stackhousiae.). Scasvola (Gooden.). 
Arten. | Hibbertia (Dillen.). 


Dies Verzeichnis enthält sehr ungleiche Bestandteile. Von den Gruppen, 
die dazu beitragen, sind manche durchweg oder vorwiegend blattlos: so die 
Restionaceae, die Casuarinaceae, die Gattungen Zxrocarpus [Santal.] und Psammo- 
moya (Celastr. Fig. 43). Andere dagegen weisen eine Mehrheit normal belaubter 

en auf; und jene Aphylien beschließen bei ihnen gewisse Bahnen der Ephar- 
mose, sie sind ihre Extreme, die nur einmal verwirklicht werden. So verhält 
es sich z. B. bei Hidbertia conspicua, Conospermum Eatoniae, Boronia spinescens. 
Zwischen beiden gibt es Mittelstufen. 

Die der völligen Laub-Unterdrückung fähige Epharmose ist eben ungleich 
bei den Stämmen der südwestlichen Flora verteilt. In einigen Familien ist sie 
häufig (Leguminosae), bei andern selten (Proteaceae), bei wieder andern läßt 
sie sich überhaupt nicht nachweisen: so bei Zpacridaceae, Sterculiaceae, Myrta- 
ceae. Wodurch solche Unterschiede bedingt werden, das ist ein dunkles Problem, 
aber es ist nicht damit aus der Welt geschafft, daß man mit Stillschweigen 
darüber hinweggeht. 

Diejenigen Gruppen, welche nur wenige oder vereinzelte Aphyllen-Formen 
hervorgebracht haben, entfalten in West-Australien ihre größte Mannigfaltigkeit 
dort, wo für Mesophyten günstigere Bedingungen obwalten. Das gilt besonders 
für Boronia (Rut.), Zetratheca (Tremandr.), Hibbertia (Dillen.), Zogania. Hier 
haben wir also die Aphyllen von den mit Blättern assimilierenden Arten abzu- 
leiten: es sind die am stärksten xeromorph umgestalteten Formen. 

Doch besteht kein Grund, in andern Fällen eine gegenteilige Entwickelung 
für ausgeschlossen oder unmöglich zu halten. Von der Eremaea her müssen 
viele xerophytisch veranlagte Arten sich westwärts auszubreiten versucht haben; 


Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. 12 


178 Dritter Teil. 


zweifellos sind manche dabei epharmonisch verändert worden. Durch solche 
Zusammenhänge werden manche Erscheinungen in der Oekologie der südwest- 
lichen Flora dem Verständnis erschlossen. Wir finden »in den schattigen Berg- 
wäldern des Südwesten«, sagt E. PRITZEL von Arcacia (Fragm. Austr. occ. 283), 
einige Arten, die mit den Xerophyten verwandt und vielleicht zum Teil von 
ihnen abzuleiten sind, den Standorts-Verhältnissen durch große und flache 
Phyllodien (Acacia urophylla, A. obovata) oder durch ein Gewirr zahlreicher 
Äste von zarterer Beschaffenheit (A. erzensa) Rechnung tragen. Als solche an 
feuchtere und schattige Lebensweise angepaßte ursprüngliche Xerophyten möchte 
ich auch diejenigen Arten auffassen, die der Vergrößerung ihrer Flächen wegen 
zur Bildung von blattartig geflügelten Stengeln schreiten, wie A. diptera, A, alata, 
A. stenoptera. Der vorwiegend schattige und feuchte Standort dieser Arten in 
den Waldungen der Westseite scheint mir eine andere Deutung nicht zuzulassen. 
Diese Flügel besitzen überdies eine durchaus nicht xerophytische Beschaffen- 
eit.« 

Ähnliche Bedeutung schreibe ich dem Auftreten so eigentümlicher Fälle 
vor, wie sie sich uns z. B. in Acacia insolita (Fig. 44) darstellen. Dies ist, eine 
»phyllodine« Spezies, die aber gleichzeitig reichlich mit F iederblättern. belaubt 
ist, und darin den Einfluß ihrer feuchteren Heimat kundgibt. Sie bewohnt das 
waldreiche Gebiet des Blackwood River. Es fehlt hier an Raum, solche Vor- 
kommnisse erschöpfend zu erörtern, ich werde an anderer Stelle Gelegenheit 
dazu nehmen. 

Die äußere Erscheinung des Laubes bei den Pflanzen der Südwest-Provinz 
wird weiter bestimmt durch Beschaffenheit und Einrichtungen der Oberhaut 
der Blätter. Sie sind nicht gleichartig. Zunächst, die mesophilen Typen, 
die oben 5. 173 mehrfach erwähnt wurden, scheiden aus der großen Masse aus. 
Ferner gewisse konstitutionell eigenartige Elemente, beispielsweise viele Euca- 
Iypten: ihre glänzende Oberhaut ist ungewöhnlich. Für die herrschende Mehr- 
heit aber gilt der Satz, daß das Blatt rings umschlossen ist von einer ein- 
schichtigen, derbwandigen bis sehr dickwandigen Oberhaut, welche beiderseits 
von Spaltöffnungen durchbrochen ist. Diese Beschaffenheit der Hülle verleiht 
dem Blatt das fahle, glanzlose Aussehen, die graue oder trübe Tönung des 
Grüns, wie sie allen Winterregen-Vegetationen der Erde gemeinsam ist und 
ihnen ihr eigentümliches Gepräge gibt. Südwest-Australien besitzt diese Eigen- 


3 


art im höchsten Grade; sie gibt auch dem flüchtigen Beschauer den stärksten 


und nachhaltigsten Eindruck von seinem Pflanzenwuchs. 


Verstärkung dieser Züge durch Ausscheidung wachsartiger Stoffe, nr 


physiognomisch sehr wirksamer Vorgang, findet sich verhältnismäßig nicht 


häufig. Er tritt auf bei manchen Acacien (z. B. A. divenosa) 


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stark ausgeprägt ® 


auch bei Zucalyptus macrocarpa und E. fetragona. Beide sind großblättrige 
Arten der Gattung, und für die inneren Sandheiden der Provinz von beträcht 


licher Wichtigkeit mit ihrem blauweiß bereiften Laube (s. 5. Kap. cp). 


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s kommen ferner lackartig werdende Sekrete vor, die für die Laub 


Oekologie nicht ohne Bedeutung sind. Ihre Verbreitung aber ist im Südwesten 


179 


Oekologischer Charakter. 


4. Kapitel. 


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Fig. Acacia insolita E. Pritzel: A Habitus. 2 Blatt. 


C Phyliodium. 2 Junges Köpfchen. 


(Nach Dier.s und PRrITZEL). 


F 2 Kronabschnitte. 


E Blüte, 


180 srl) 5 Dritter. Teil. . 


viel beschränkter, als in der Eremaea; man trifft sie nur in den inneren Land- 
schaften der Provinz. Als feinen Überzug bedecken sie die Blätter an manchen 
Petropnla-Arten (z. B. P. plumosa), auch bei Acacia beobachtet man sie bei 
gewissen Spezies. 

Von sonstigen epidermalen Anhangs-Gebilden gehören Deck-Haare zu den 
häufigsten Eigenschaften des jugendlichen Laubes in Südwest-A ustralien (s. S. 171). 
Ihr Mangel an den ausgewachsenen Blättern ist deshalb geradezu auffallend. 
Zwar zeigt sich ja das Hartlaub-Gesträuch auch anderer Länder der Behaarung 
abgeneigt (vgl. SCHIMPER, Pflzgeogr. 542), aber die übrigen Elemente der Flora 
pflegen dort doch reicher an tomentosen Gewächsen zu sein. Im südwest- 
lichen Australien dagegen ist ihre Zahl nirgends bedeutend. Zwar fehlt es in 
keiner der großen Familien an behaarten Formen gänzlich (z. B. Grevsllea, 
Jacksonia, Acacia, Kunzea); die Sterculiaceen haben sogar öfter viel Behaarung; 
namentlich die Unterseite des Laubes ist auch sonst zuweilen mit Überzügen 

SER IERBERDERBEE ausgestattet. Aber relativ genommen bleibt 
SE SUN doch die Summe ne Erst in den 
S bo) 8 bo CH Grenzbezirken gegen die Eremaea, auf den 
mann > A  dürren Heiden des Inneren, wo die Verbena- 
BE ceen mit wirklichen Filzpflanzen (Zachno- 
stachys u. a.!) zahlreicher auftreten und wo 
manche stark behaarte Art der Goodeniaceen 
wächst, da ergibt sich hier und da eine Wir- 
kung, die an die Rolle der filzigen Tubifloren 
in den Ländern ums Mittelmeer entfernt er- 
innern mag. 


Fig. 45. Schematische Darstellung einer 
typischen Form des Blatt-Baues 
in der Südwest-Provinz: A Acacia micro- ’ 
dotrya Benth. B Melaleuca Preissiana Abgesehen von den mehrfach angeführten 
Schau. (Original). echten Mesophyten (S. 173), zeigt das Blatt 
in der gesamten westaustralischen Flora sich 
von »centrischem« Bau beherrscht. Isolaterale Anordnung seiner Ge- 
webe ist die Regel. 

Eine wichtige Pflanze der Südwest-Provinz, Melaleuca Preissiana (s. 5. 122, 
123), zeigt folgenden Grundplan des Blattgewerbes (Fig. 45 B): An der einschich- 
tigen Oberhaut stark verdickte Außenwände. Die Spaltöffnungen um die Höhe 
dieser Wände versenkt und mit »Hörnchen« über dem Vorhof. Zwei typische 
Schichten von Palissaden-Gewebe, Darauf scharf abgesetzt eine chlorophylifreie 
»Mittelschicht«. Die Leitbündel eingebettet, mit mäßig starken Bastbelegen, 
welche das Chlorenchym nicht durchbrechen. Dazu — als systematisches Merk- 
mal — große Öllücken. 

Ein solcher Bau der Blatt-Gewebe liesse sich — von den Öllücken abge- 
sehen — etwa als Durchschnitts-Form in der südwestlichen Vegetation 
betrachten. Er findet sich mit geringen Abweichungen in sehr vielen Formen- 
kreisen wieder. So bei den verschiedensten Myrtaceen (sehr ähnlich bei den 
flachblättrigen Calothamnus, Ercmaea usw.), in den Phyllodien zahlreicher Acacıa, 
wie es schon lange bekannt ist (z.B, Acacia microbotrya (Fig. 45 4), A. acuminata), 


4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 181 


in den Blättern vieler Zakea:und anderer Proteaceen (Stirlingia latifolia): also 
in den wichtigsten und am meisten polymorphen Familien der Flora. 
Natürlich bieten sich bei der klimatischen Vielseitigkeit und der unerschöpf- 
lichen Fülle der Pflanzengestalten in jenem Lande Abweichungen nach allen 
Richtungen dar. Es genügt für unsere Zwecke, davon nur die allgemein. be- 
deutsamen zu erwähnen, und den Tendenzen nachzugehen, die dabei hervor- 
treten. Die Haut bleibt, wie erwähnt, in der Regel einschichtig. Es ist in der 
Tat merkwürdig, wie selten zwei- oder gar mehrschichtige Epidermen vor- 
kommen. Bei einigen Daviesia (Legum.) z. B. sah ich doppelschichtige Ober- 
haut, aber von stark ausgeprägtem epidermalen Wassergewebe sind mir keine 
Fälle entgegengetreten. 
Es ist ja auch in den 
andern Gebieten des Win- 
terregens wenig verbreitet. 
Die größten Unter- 
schiede des Hautgewebes 
liegen in der quantitativen 
Ausbildung der Außen- 
wand-Schichten. Bei 
abgehärteten Xerophyten 
erreicht sie hohe Werte: 
so besonders bei Protea- 
ceen (Hakea platysperma! 
Fig. 46 B,C)) und bei Myt- 
taceen, wo z.B. Melaleuca 
uncinata und Eucalyptus 
Preissiana sehr extreme 


Fig. 46. Schematische Darstellung des Blattbaues bei Xero- 
! phyten der Südwest-Provinz: B, C Hakea platysperma Hook. 
Hautpanzer besitzen. In A Daviesia pachyphylla F.v. M. (Original.) 

solchen Fällen geraten r 

die Spaltöffnungen in eine tiefe schlotartige Versenkung. Übrigens liegt ja in 
dieser Wand-Verdickung nur ein Ausdruck der allgemeinen Cellulose-Anhäufung 
bei den Xerophyten, 

Umfangreicher sind die Schwankungen im Bereiche desinneren Blattes. 
Dabei ist zunächst das Verhältnis des Chlorenchyms zur »Mittel- 
schicht« von Wichtigkeit. In ihrer typischen Ausbildung. ist.diese Mittel- 
schicht ein durchaus markartiges Gewebe. Und als solches hat sie eine be- 
sonders weitgehende Förderung bei Daviesia pachyphylla (Legum.) erfahren 
(Fig. 46 A); sie besteht bei dieser ungemein starren Pflanze aus dünnwandigem 
Parenchym, nach Art der bekannten Hollundermarkzellen, und umfaßt weitaus 
den größten Teil des gesamten Rauminhaltes. Hier fungiert sie wohl zweifellos 
als innerer Wasserspeicher: in der Tat macht das drehrunde spitzige Blatt 
äußerlich einen sukkulenten Eindruck. Eine eigentümlich ähnliche Bildung 
findet sich bei Yakea clavata (Prot.): auch hier ist das Blatt förmlich geschwollen 
und derbfleischig durch die Hypertrophie der chlorophylllosen Mittelschicht. 


182 Dritter Teil. 


Solche Fälle, neben der weiten Verbreitung minder voluminöser »Mittelschichten«, 
machen deutlich, daß man der Sklerophyll-Flora den Besitz von Wasserspeichern 
mit Unrecht abgesprochen hat. Nur der epidermale Wassermantel ist selten. 
Ein inneres Wasserreservoir dagegen kommt häufig genug vor. Speicher- 
Tracheiden sieht man sehr verbreitet, und es ist nur insofern eine Einschränkung 
geboten, als jene inneren Mittelschichten häufigem Funktions-Wechsel unter- 
worfen scheinen und nicht selten weniger der Wasserökonomie, als dem Stoff- 
Verkehre dienstbar sind. Sehr vielfach findet sich Stärke in ihnen nieder- 
geschlagen, welche bei der Entfaltung des neuen Laubes verbraucht wird. 
Bei den oben (S. 180, Fig. 45) als Norm geschilderten Blatt-Formen grenzt 
sich die Mittelschicht scharf ab von dem grünen Gewebe. In andern Verwandt- 
schaftskreisen aber gehen beide allmählich ineinander über, und wieder in andern 
gibt es eine Mittelzone ohne jegliches Chlorophyll überhaupt nicht. Da be- 
obachtet man nur eine Lage locker aneinander gefügter Zellen mit geringem 
Chlorophyligehalt in der Mitte, und beiderseits davon die Schichten des echten 
Assimilations-Gewebes (z.B. Calythrix [Myrt.], Zsopogon scabriusculus [Prot.)). 
Oder das gesamte grüne Gewebe besteht aus typischen Palissaden, ohne sehr 
beträchtliche Differenzen in den einzelnen Zonen des Blattes erkennen zu lassen: 
das sieht man z.B. bei Fucalyptus occidentalis oder manchen Grevillea-Arten 
(Prot.). Endlich verringert sich mitunter der strenge Palissaden-Charakter der 
Zellen auch außen, und es kommt ein lockeres Chlorenchym von indifferentem 
Wesen zustande: so bei Daviesia cordata (Legum.) und Adenanthos obovata (Prot.). 
Für das gesamte Wesen des Blattes ist natürlich die Proportion zwischen 
dem Chlorenchym und den nicht direkt der Assimilation dienenden Geweben 
von Bedeutung. Da vollzieht sich sehr oft bei den mehr xerophytisch ver- 
anlagten Spezies eine Verschiebung zu ungunsten der grünen Zellen. Manche 
erfahren Umbildung zu Sklereiden. Oft aber zeigt sich von Anfang an das 
grüne Gewebe beeinträchtigt: es ist eine gewissermaßen intrafoliare Reduktion 
der assimilierenden Fläche. Wenn man die Vertreter polymorpher Gattungen 
West-Australiens in dieser Hinsicht vergleicht, sieht man schrittweise diesen 
Prozeß sich verwirklichen, Dabei sind es natürlich nicht so sehr die leitenden 
Elemente, als die speichernden und stützenden Bestandteile, die relativ erheblich 
zunehmen. Zuletzt drängen sich die skleromreichen Bündel mit kurzen Ab- 
ständen nebeneinander, das ganze Blatt-Innere ist wie gekammert (Zucalyptus 
macrocarpa, E. pyriformis (Myrt.), Daviesia Croniniana (Legum.), Hakea platy- 
sperma (Prot.)). 
ielfach äußert sich die Sklerotisierung gewisser Zellindividuen auch im Vor- 
handensein von Idioblasten. Sie gehen offenbar häufig durch Funktionswechsel 


Diese Familie ist nämlich besonders reich an Idioblasten, und in der eigentüm- 
lich derben und doch elastischen Konsistenz vieler /sopogon, Hakca, Dryandra, 
von Aylomelum kommt dieses histologische Gefüge zum Ausdruck. Auch sonst 
sind Sklerom-Elemente reich entwickelt. Daß damit aber keinen besonderen 


4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 183 


mechanischen Bedürfnissen gedient wird, sondern daß es sich um eine reine 
Xeromorphose handelt, ist schon in andern Gebieten erkannt worden (z. B. von 
GOEBEL in der Paramos-Vegetation). 

Ähnlich wie mit den sklerotischen Gewebestücken verhält es sich mit den 
Öl-Lücken der Myrtaceen. Auch sie erfahren keine Minderung; prozentualisch 
gewinnen sie also mehr und mehr Anteil am Volumen eines xeromorpher ge- 
wordenen Blattes. In dem pinoiden Blatt von Melaleuca uncinata (Myrt.) 
nehmen sie über ein Fünftel des gesamten Raum-Inhaltes ein. 

Bei dem xeromorphen Charakter, den die Vegetation Südwest-Australiens 
zum größeren Teil wahrnehmen läßt, ist die Cellulose-Aufhäufung in allen 
Organen der Pflanze die augenfälligste Tatsache. Sie äußert sich in der 
Überzahl von Gehölzen. Sie führt zur derben oder starren Beschaffenheit aller 
Lauborgane. Und sie bringt es mit sich, daß in den trockneren Teilen des 

andes oder an edaphisch geeigneten Örtlichkeiten die Verdornung über Äste 
und Lauborgane in weitem Umfange sich erstreckt. Nebenblätter (manche 
Acacia), Spreiten an Zähnen und Spitzen (viele Leguminosae und Proteaceae), 
ganze Triebe (Santalac., Rhamnac., Acacia-Arten u.a.) wandeln sich zu harten 
Dornen. Für unser Gebiet gilt jedenfalls nicht, daß »Dornbildung beinahe 
unbekannt seie, wie es SCHIMPER seinen Quellen über die Hartlaub-Gebiete 
entnahm. * Schon an der Küste auf trockenen Kalktriften verdichten sich Ge- 
büsche aus Hakea, Dryandra, Acacia pulchella zu wahren Dorn-Dickichten. 
Weiter im Inneren sind die Wandoo-Wälder und Sand-Heiden erfüllt von un- 
nahbar harten Gestalten. Überall mahnt uns das Bild der Vegetation, daß hier 
die Werkstätten des pflanzlichen Schaffens nicht aus leicht gebautem Fachwerk 
bestehen, sondern daß sie allerseits durchsetzt und eingefaßt sind von Um- 
wallungen aus schwerem und massivem Material. 


> e. Blüten. 

Stellung. Bei den meisten Gewächsen der Südwest-Provinz erscheinen die 
Blüten endständig oder in den Achseln der jüngeren Blätter. Ausschließliche 
Cauliflorie kommt nicht vor. Dagegen treiben bei manchen Myrtaceen (Calo- 
thamnus, Arten von Melaleuca) die Blüten an älteren Internodien aus, häufig 
an Stellen, die durch extensive Kork-Erzeugung ausgezeichnet sind. Bei ge- 
wissen Arten von Banksia zeigen sich ebenfalls ungewöhnliche Infloreszenzen. 
Z. B. entstehen bei der strauchigen Banksia sphaerocarpa die Blüten oft — doch 
nicht immer — an kurzen wenigblättrigen oder unbeblätterten Seiten-Sprossen 
von ‘höchstens 2—-4 cm Länge, am Grunde der älteren Stämme oder Äste, also 
im Inneren des Strauches. Daran erinnert das Verhalten von manchen xero- 
philen Brachysema-Arten (B. daviesioides und Verwandte [Legum.]), die ein sehr 
eigentümliches Aussehen gewähren. Aus dickem holzigem Rhizom entspringen 
einige starre blütenlose Phyllokladien, und daneben die ganz kurzen Schäfte, 
woran die gedrängten Blüten sitzen. ß 

Blüten-Anlage. Wie weiter unten (im Abschnitt g) geschildert werden soll, 
fällt für die Mehrzahl der südwestlichen Pflanzen die Zeit des Blühens mit der 


184 Dritter Teil. 


zweiten Hälfte der feuchten Periode zusammen. Die Anlage der Blüten 
dagegen erfolgt — wahrscheinlich in den meisten Gruppen — während der 
Trockenzeit. Oft werden sie schon frühzeitig auch oberflächlich wahrnehm- 
bar. ‘Die Köpfchen von Acacia extensa sieht man schon im Januar hervor- 
brechen; doch erst im August entfalten sich die Blüten. Auch bei Acacia micro- 
botrya sind schon im Januar die jungen Infloreszenzen deutlich sichtbar; sie 
entwickeln sich dann im Laufe der Trockenzeit ungemein langsam weiter und 
treten Ende Mai und im Juni in die Vollblüte. /sopogon scabriusculus (Prot.) 
untersuchte ich Ende Mai, als. die künftigen Köpfe schon trefflich zu erkennen 
waren; aber es dauerte bis Ende Oktober, ehe sie wirklich in Blüte standen. 

Über die Verschiedenheiten, die bezüglich der Blütezeit selbst obwalten, 
gibt die zusammenfassende Betrachtung über den Vegetations-Zyklus der Jahres- 
zeiten in dem Abschnitt g dieses Kapitels näheren Aufschluß. 

Blüten-Knospen. Die vor den Blüten stehenden Blatt-Gebilde verhalten 
sich bei der Vegetation des Gebietes nicht einheitlich. 

In einzelnen Fällen sind es normale Laubblätter, in deren Achseln ohne 
Einschaltung weiterer Phyllome die Blüten selbst hervortreten. So sieht 
man es z. B. bei mehreren Hakea-Arten. Es fehlt also ein besonderes Schutz- 
Organ um die Blüten-Knospe. Als Ersatz dient dann mitunter die scheiden- 
artige Erweiterung des Blattgrundes (z. B. manche Hiöbertia). Oder die Be- 
schaffenheit der Achse wirkt schützend, wie z. B..bei Hakea laurina, wo sie. 
mit sammetartigem Überzug besetzt ist. 

Viel häufiger sind die Stützblätter der Blüten in der üblichen Weise gehemmt 
und als mehr oder minder vollkommene Knospenschuppen ausgestaltet. Da- 
bei besteht gewöhnlich der im Pflanzenreich so häufige gegenseitige Ausschluß 
von Gesamt-Hüllen und »Einzel<-Hüllen, obschon innerhalb des selben Ver- 
wandtschaftskreises nicht selten beide Wege beschritten sind. Wechselnd z. B. 
verhalten sich in dieser Hinsicht die Proteaceen. Bei den mit Petrophila ver- 
wandten Gaitungen schwankt das Verhältnis zwischen den Hochblättern des 
Involucrums und den Deckblättern der einzelnen Blüten oft von Art zu 
Ebenso bei mehreren andern Gattungen der Familie. Ähnliches wiederholt sich 
bei Acacia. Meistens hat jede der winzigen Einzelblüten ihre Deckschuppe; 
aber es gibt Arten, bei denen der gesamte Blütenstand von kräftigen Knospen- 
schuppen umgeben ist (A. sguamata, Fig. 474). Bei Acacıa scirpifolia u. a. 
umschließt jede solche Hülle sogar einen ganzen jungen Zweig, der unten 
Blüten und oberwärts Blätter trägt. 

Die Konsistenz der floralen Knospenschuppen ist lederig bei vielen 
Epacridaceen (Andersonia, Conostephium |s. F ig. 47 H] u. a.). Häufiger aber sind 
sie dünner, scariös, und von bräunlicher Färbung. Die sehr charakteristischen 
Schuppen der Hakea- und Daviesia-Knospen (Fig. 47 D), auch die mancher 
Cryptandra (Rhamn.) oder Hibbertia (Dillen.) folgen dieser Norm. Hyalin ist 
die Beschaffenheit der Blütenbracteen z. B, bei Verticordia, wo sie bei manchen 
Arten durch ihre Größe auffallen. Nicht selten findet man, daß diese Hüllblätter 
inwendig ‘durch Behaarung ausgezeichnet sind (Hakea [s. Fig. 12 C—E, S. 120); 


4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 185 


Petrophila), bei Hakea costata u.a. überzieht die Behaarung sogar beide Seiten, 
sodaß die Knospen aussehen wie Weidenkätzchen. 

‚Häufig fallen diese Deckblatt-Gebilde noch vor dem Aufblühen ab. Doch 
unterliegt das manchen Verschiedenheiten, die, — wie ihre quantitative Ent- 
wickelung — wohl mittelbar von klimatischen Eigentümlichkeiten beeinflußt 
werden. Es ist mir bei Grevillea z. B. aufgefallen, daß bei den Arten des expo- 
nierteren Binnenlandes, namentlich den der baumlosen Formationen, die Knospen 


Fig. 47. Knospenschuppen der Blüten in Südwest-Australien: A Acacia sqguamata Lindl. 
B, C Acacia restiacea Bth., bei C entfaltet. 2 Daviesia hakeoides Meissn. E Grevillea bracteosa 
Meissn. 7, Grevilka Endlicheriana Meissn., bei G die ganz junge, noch bracteate Knospe 
vergrößert. . 47 Conostephium pendulum Benth. (Original). 


stärker und dauernder beschuppt sind als bei den mehr litoralen Verwandten. 
An Grevillea leucopteris bestimmt sich schon wochenlang vor der Anthese der 
Eindruck des Strauches durch die starkgeförderte Ausbildung der Hochblätter. 
Bei G. bracteosa, die im oberen Moore River-Gebiet landeinwärts heimisch. ist, 
beharren lange die ansehnlichen Bracteen des Blütenstandes (Fig. 472); bei 
der eng verwandten G. Endlicheriana dagegen, einer Spezies des Küstenlandes, 
bleiben sie klein und fallen schon frühzeitig ab (Fig. 474% G). 


186 Dritter Teil. 


In nicht wenigen Familien aber sind die umhüllenden Phyllome per- 
sistent. Die Flora West-Australiens ist sogar reich an Beispielen, wo sie 
durch lebhaftes Kolorit oder ansehnliche Größe auch während und nach 
der Anthese noch der Pflanze dienstbar bleiben (Fig. 48). Bei der merkwürdig 
vielgestaltigen Gattung Conospermum gibt es eine Art (C. glumaceum), die durch 


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Fig. “= Corollinisierte Hochblätter als Hüllen der Blütenstände in Südwest- 
Australien: A Fohnsonia lupulina R.Br. B Andersonia Patricia F.v.M. C Pimelca physodes 
Hook. D Diplolaena Darwinii Desf. EZ Darwinia Meissneri Benth. (Original). 


das Beharren großer, gelblichweiß gefärbter Deckblätter eine sehr auffallende, 
in der Gattung ungewöhnliche Tracht annimmt. 

Sie verhält sich ähnlich wie die Liliacee Johnsonia (Fig. 484). Auch bei 
dieser liegen die Blüten ganz verborgen unter den großen Hochblättern, die 
weiße oder braunrote Farbe angenommen haben. Entsprechend kommt ferner 
bei Andersonia (Epacr.) das fremdartige Aussehen der sich um A. colossea 


4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 187 


gruppierenden Arten dadurch zustande, daß sämtliche Deckblätter corollinisch 
(weiß) gefärbt sind (vgl. Andersonia patricıa Fig. 48 B). 

In den meisten Fällen aber vollzieht sich die »Corollinisierung« der Hoch- 
blätter im Gefolge tieferer Wandlungen in der Blütenregion. Namentlich die 
genossenschaftliche Vereinigung der Blüten zu einer gedrängten Infloreszenz 
schmälert wie der Einzelblüte so auch dem Einzel-Deckblatt seinen Wert zu- 
gunsten der Allgemeinheit. Die gemeinsame Hülle wird das Bedeutsame; ihr 
fallen auch zum Teil die Aufgaben zu, die von den reduzierten Einzel-Blüten- 
hüllen nicht mehr zureichend geleistet werden. Bei den Compositen zeigt sich 
klar das Wesen dieses Vorganges, und die in West-Australien vertretenen 
Gattungen liefern zum Teil erlesene Beispiele dafür: so Podolepis, Waitzia, 
Helipterum, die »Immortellen« des Landes mit ihren farbenprächtigen scariösen 
Hüllen. Da aber die Compositen auch in andern Ländern ähnliche Bildungen 
hervorgebracht haben, so wären sie allein von keinem großen Belang. Wichtig 
aber ist es, daß die gleichen Tendenzen in rein australischen Familien (Pimelea 
[Thymel.] Fig. 48 C), Actinotus [Umbell.], und in Australien wiederum bei rein 
südwestlichen Gruppen (Chorilaena, Geleznowia, Diplolaena \Fig. 48 D, vgl. auch 
Fig. 79, 80, Rut.], Darwinia [Myrt.] zu starkem Ausdruck gelangen. Namentlich 
bei einigen Formen von Diplolaena und bei mehreren Arten von Darwinia ist die 
Hülle der in Größe und Färbung bevorzugte Teil des Blütenstandes (Fig. 48.2, £). 


Reduktion der Krone. Vielfach greifen die Nachwirkungen der sozialen 
Tendenzen im Blütenstand auch auf die Corolle der Einzelblüte über. Es ist 
bekannt, wie sich infolgedessen nicht selten Apetalie im Pflanzenreiche ent- 
wickelt hat. Bis zu diesem Extrem ist es in West-Australien nur selten ge- 
kommen. Aber eine Verschiebung der Funktions-Verteilung im Bereiche der 
Blüten-Sphäre läßt sich vielfach nachweisen. Dahin gehört eine blütenbio- 
logische Eigentümlichkeit, die zuerst in der Flora des Kaplandes aufgefallen 
ist: die Reduktion der Corolle zugunsten der Staubblätter. Die selbe 
Erscheinung ist auch in Südwest-Australien zu beobachten; zwar nicht bei 
vielen Verwandtschaftskreisen, aber bei zwei physiognomisch hervorragend 
wichtigen: den Myrtaceen und den Acacien. Und es ist höchst beachtenswert, 
daß gerade diese beiden Gruppen im südwestlichen Kapland kaum in Betracht 
kommen, daß es sich also um eine konvergente Eigenschaft der anthobiologi- 
schen Floristik handelt. Welche äußeren Bedingungen — denn solche müssen 
es sein — diese Konvergenz geschaffen haben, vermag ich nicht zu sagen, 
wenn ich nicht unsicheren Spekulationen Ausdruck geben wollte. Aber die 
Fülle der in Betracht kommenden blütenreichen Acacia-Arten, der Melaleuca- 
Spezies, die fast in jeder Formation sich finden, der Eucalyptus, welche alle 
Waldungen bilden, kurz die große Rolle gerade dieser Form des Blühens in 
Australien weist auf einen bedeutsamen Zusammenhang mit der sie gegenwärtig 
beherrschenden Umgebung hin. 


Farben. Die Farben der westaustralischen Blüten sind merkwürdig 
mannigfach, aber sie haben nicht alle gleich große Bedeutung für die Gesamt- 


188 - Dritter Teil. 


Wirkung. Es liegt mir fern, eine Statistik geben zu wollen, die bei unseren 
jetzigen Kenntnissen von den Blütenfarben und ihrem Chemismus sehr roh aus- 
fallen müßte. Ich begnüge mich vielmehr mit resumierenden Bemerkungen, 
die ohne physiologische Ansprüche nur gewisse empirische Ergebnisse zu- 
sammenfassen sollen. 

Von den Restionaceen und Glumifloren abgesehen, sind es meist formenarme 
und wenig bedeutsame Elemente, die in Südwest-Australien farbenschwache 
Blumen besitzen (z. B. 7illaca [Crassul.], Euphorbiaceae, Cassytha [Laur.]). : Die 
meisten Blüten sind durch lebhafte Färbung ansehnlich. 

Unter den Farben am häufigsten zeigen sich die gelben Töne. Wichtige 
und formenreiche Gattungen wie Conostylis (Amaryli.), Synaphea, Persoonia (Prot.), 
Acacia (Legum.), Hibbertia (Dillen.), blühen in West-Australien ausnahmslos 
gelb. Die artenreiche Gruppe der Podalyrieae wird von gelben Farben mit 
Beimengungen von Rot beherrscht. Bei zahlreichen andern Gattungen gibt es 
gelbblütige Arten Banksia [Prot.], Drosera |Droser.), Calythrix [Myrt.), Goodenia 
[Gooden.], Anthocercis \Scroph.], Lambertia [Prot.], Dioscorea [Dioscor.], Cala- 
denia [Orchid.] seien als ein paar Beispiele dieser großen Klasse herausgegriffen. 

Die weißen Farben sind gleichfalls von großem Einfluß in physiognomi- 
scher Hinsicht. In der so wichtigen Familie der Epacridaceen herrschen sie 
mit geringer Beschränkung. Äußerst verbreitet sind sie bei den Myrtaceen: da 
finden sie sich gerade bei geselligen Arten (von Lepzospermum, Astartea, Mela- 
leuca) und bei den zahlreichen Eucalyptus, wo freilich die weiße Farbe nicht 
selten durch gelbliche Tönung getrübt erscheint. Auch die Proteaceen steuern 
wichtige Arten zu dem Heer der Weißblütigen bei: einzelne Spezies von Cono- 
spermum und Grevillea- und Hakea-Formen in beträchtlicher Anzahl. Aus den 
Einzelschilderungen des 5. Kapitels wird ersichtlich werden, eine wie bedeutende 
Rolle gerade diese weißblütigen Vertreter jener beiden umfangreichen Genera 
im Vegetations-Gemälde spielen. Wie bei Gelb schließen sich an die Repräsen- 
tanten jener großen Familien kleinere Gattungen an, wie die der Rhamnaceen, 
wie Drosera, Ruelingia (Stercul.), Styladium, Logania, Burchardia, Borya Lil.). 
Bei diesen allen sind weiße Blüten vorwaltend oder wenigstens nicht unge- 
wöhnlich. 

An dritter Stelle folgt in der Farben-Skala Südwest-Australiens ein helles 
Purpur oder Rosenrot. Es beherrscht nicht so ausschließlich ganze Formen- 
kreise, wie Gelb oder Weiß, aber es tritt überraschend häufig in den ver- 
schiedensten Verwandtschaften zutage. Bei den Leguminosen ist es wenig Vef- 
breitet, fehlt jedoch nicht gänzlich. Vielfach aber findet es sich bei den 
Myrtaceen, namentlich bei Vrerzicordia und bei fast allen Gattungen, die mit 
Melaleuca im Zusammenhang stehen. Weitere Entfaltungsfelder dieser roten 
Farbe gibt es bei den Proteaceen (Przrophila u. a.), den Sterculiaceen, bei Pimelca 
(Thymel.), bei Trichinium (Amarant.), bei Tetratheca (Tremandr.), Boronia (Rutac.), 
Comesperma (Polygal.), Utricularia(Lentibul.) und andern mehr vereinzelten Fällen. 

Sie sind sämtlich von Bedeutung, weil sie für die Beziehungen der Blüten- 
farben mancherlei Beiträge liefern. So findet der bekannte Wechsel zwischen 


4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 189 


Purpur und Blau mehrfach statt im Bereiche dieser Gattungen. Comesperma 
(Polygal.), Boronıa (Rutac.), Marianthus (Pittospor.), Thelymitra (Orchid.): :alle 
diese Genera besitzen neben jenen rosablütigen Spezies andere Vertreter, die 
blaue Farben in der Blüte entwickeln. Besonders ausgeprägt zeigt sich die 
selbe Erscheinung bei Frzostemon (Rutac.), weil dort die beiden häufigsten 
Arten der Südwest-Provinz diesen Gegehsatz des Kolorites zeigen: Zriostemon 
nodiflorus, eine Art der südostlichen Heiden, : blüht lebhaft blau, Z. spicazus, 
weiter westlich verbreitet, habe ich stets nur rosafarben gesehen. 

“Wichtiger aber als diese wohl von der Acidität des Saftes beherrschte Aus- 
prägung von Rosa oder Blau wird in Südwest-Australien eine weniger allge- 
meine Erscheinung: das ist die Verwandtschaft von Gelb und Hell- 
purpur. Es sind zwei ganz konstante Nuancen, also wohl identische Farbstoffe, 
die in mehreren Formenkreisen unabhängig voneinander hervortreten. Bei 
Trichimium (Amarant.), bei vielen Myrtaceen (wie Verticordia, Kunzea, Mela- 
leuca), bei Pimelea (Thymel.), bei den Proteaceen Petrophila und /sopogon, bei 
manchen Compositen (Podolepis, Helipterum) kommen sie beständig nebenein- 
ander vor und können sich gewissermaßen gegenseitig vertreten. Und infolge 
der Häufigkeit der genannten Gruppen wird dieses Verhalten anthobiologisch 
recht wichtig für die ganze Flora. 

Zuweilen hat es den Anschein, als ob sich diese beiden Farbentöne ver- 
einigen könnten. Denn bei Aremacea und Pileanthus (Myrt.) finden sich ziegel- 
rote Nuancen, die genau ihrer Mischung entsprechen. 
 . Die gewöhnlich für hochstehend gehaltenen Farben Hochrot und Blau hat 
West-Australien bei ziemlich zahlreichen Arten hervorgebracht. Templetonia 
und Kennedya (Legum.) zeigen das Hochrot jener Leguminosen, die für orni- 
thophil gelten. Ähnliche Farben gibt es auch bei Banksia, Adenanthos, Lam- 
bertia und Grevillea unter den Proteaceen, bei Cosmelia und Astroloma (Epacrid.); 
bei Beaufortia und Calothamnus :(Myrt.), endlich bei Leschenaultia (Gooden.). 
Während bei Banksia und bei Epacridaceen die Mitwirkung kleiner Meliphagiden 
bei der Bestäubung beobachtet worden ist, fehlen für die übrigen Gattungen 
derartige Nachweise. Doch ist es sehr zweifelhaft, ob bei so kleinblütigen 
Typen wie manchen Grevsllea-Arten (G. Brownii) oder Leschenaultia Vögel die 
Pollen-Übertragung bewirken können. 

Ebenso verbreitet als das Scharlach und Hochrot dieser Gewächse sind die 
blauen und violetten Farben in West-Australien. Einige Fälle wurden als 
Begleiter von hellem Purpur schon erwähnt. Ferner befinden sich unter den 
Pittosporaceen viele Arten mit lebhaft blauen Petalen (Sollya, Cheiranthera, 
Pronaya, Marianthus). Dazu kommen mehrere vereinzelte Fälle: Zrodium 
[Geran.], Mirbelia, Hovea, Hardenbergia bei den Leguminosen, Calythrix und 
Llotskya bei den Myrtaceen, Solanum, mehrere Liliaceen und die Iridaceen- 
Gattung Patersonia, Ergiebig ist ferner die Reihe der Campanulaten, wo 
mehrere annuelle Zodelia und die Goodeniaceen-Gattungen besonders farben- 
schöne Vertreter zu dieser Kategorie beisteuern. Bei ihnen ist die Neigung: zur 
Blaublütigkeit gewissermaßen konstitutionelle Anlage, und als’ solche allgemein 


190 Dritter Teil. 


bekannt. Im Gegensatz dazu wirkt es sehr absonderlich, bei den Orchidaceen 
jene blauen Farben anzutreffen. Denn man weiß, wie selten sie in dieser Famile 
vorkommen. In der Tat gibt es wohl keine Flora, die reicher an blaublütigen 
Orchideen wäre, wie die von Südwest-Australien, und das ist um so merk- 
würdiger, weil das Gebiet im übrigen fast nichts zur Fortbildung der Orchideen 
geleistet hat (s. S. 138). Caladenia und Glossodia einerseits, 7%kelymitra und 
Epiblema anderseits zollen dieser eigentümlichen Farben-Klasse ihren Tribut, 
Einige der betr. Arten kommen auch in Ost-Australien vor, andere aber finden 
sich ausschließlich im Westen. Und darin liegt eine sehr beachtenswerte Tat- 
sache für den blütenbiologischen Charakter der Provinz. 

Freilich kann sie vorläufig nur als Material festgelegt werden. Denn noch 
fehlt mir jeglicher Anhaltspunkt, die anthobiologischen Eigentümlichkeiten 
West-Australiens systematisch oder geographisch tiefer zu begründen. Wir 
finden in mehreren Gattungen die Skala von Weiß, Gelb und Blau, ohne äußere 
Momente zu kennen, die im bestimmten Falle als auslösend zu denken wären. 
Von Caladenia trifft man rosenrote, gelbe und blaue Spezies oft in naher Ge- 
meinschaft in ein und der selben Formation. Auch für die geographische Ver- 
breitung der einzelnen Farben innerhalb der Provinz haben sich keinerlei Gesetz- 
mäßigkeiten ergeben. Die hochroten Calothamnus wachsen im Wald und auf 
freiem Felde. Die mit »hochentwickelten«e intensiv blauen Blumen gezierten 
Arten der Goodeniaceen stehen oft neben unscheinbar gelbblühenden Ge- 
schwistern. Überhaupt herrscht über die Südwest-Provinz in allen wesentlichen 
Punkten anthobiologische Einheitlichkeit, und nirgends verrät sich nur andeutungs- 
weise eine Differenzierung nach geographischen Momenten, etwa derart, wie sie 
im südöstlichen Australien anscheinend sich vollzogen hat (vgl. S. 23). Nur eine 
gewisse zeitliche Ordnung scheint angedeutet (s. Abschnitt 2). Über die Be 
ziehungen zur Insekten-Welt fehlt es noch an jeder Beobachtung. 

So bleiben denn die Blütenfülle und die Farbenpracht der südwestlichen 
Flora im Grunde genommen noch dunkle Rätsel. Nur schattenhaft, in un- 
“ sicherem Umriß, glaubt man einen Zusammenhang mit dem heiteren Himmel 

ihrer Heimat und der trockenen Atmosphäre dieses Landes zu erkennen. 


Duft. Viele Blüten der südwestlichen Flora zeichnen sich aus durch starken 
Duft, Zwar sagt ein merkwürdig verbreiteter Satz, die Blumen Australiens 


seien zumeist geruchlos, aber es gibt keine Behauptung, die irrtümlicher wäre. 


In der Pflanzenwelt des Südwestens wenigstens, die schon reich an aromatisch 
duftendem Laubwerk ist, pflegen die Blüten stark riechende Stoffe verschwen- 


derisch zu verausgaben. Die eine Gattung Acacia schon bringt mit ihren vielen 
Arten eine solche Fülle verschiedenartigster Riechstoffe zur Entfaltung, daß ihr“ 
wenige Gattungen des Pflanzenreichs in dieser Hinsicht gleichkommen. An 


zahlreiche der bestbekannten Wohlgerüche — Mandel Heliotrop u. a. — des 
Pflanzenreichs fanden sich Anklänge. Ähnliches gilt en den Proteaceen: & 
gibt keine Spezies in der polymorphen Gesellschaft der südwestlichen Protea- 
ceen, die an den Blüten nicht ihren spezifischen Duft erzeugte. Hakea recuro& 


4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 191 


riecht nach Philadelphus, Petrophila longifolia gibt apfelätherartige Stoffe von 
sich, bei Banksia scheinen Substanzen vorhanden, die an die Ananas erinnern. 
Auch bei den charakteristischen Gattungen Daviesia und bei sehr zahlreichen 
Myrtaceen machen sich die Düfte der Blüten von weitem bemerkbar. Und 
stets haben sie etwas intensives, gewissermaßen konzentriertes, so wie die Farben 
der Blumen meist grell und gesättigt erscheinen. Durch die ganze Blüten- 
Sphäre der südwestlichen Flora geht ein Zug von Reichtum und Fülle: auch 
die Stärke der duftenden Exhalationen ist davon ein Ausdruck. 


f. Epharmose und Form-Bildung. 

Wenn man die Elemente der Flora Südwest-Australiens kritisch betrachtet, 
so ergeben sich zwei große Klassen, deren letzte Bedingtheit unserem Ver- 
ständnis entrückt ist: Die Glieder der einen beharren gebunden an eine be- 
stimmt begrenzte Konstellation der äußeren Agentien und bewahren ein in 
engen Grenzen gebanntes Gleichgewicht der Form. Die Elemente der andern 
unterwerfen sich willig der reichen Abstufung des äußeren Mediums und kommen 
in einem epharmonisch regulierten Formen-Netz zur Erscheinung. Die erste 
Klasse ist vertreten in jedem Gebiet der Erde, sie bringt wenig Aufschluß für 
die phytogeographische Erkenntnis der Länder. Die zweite Gruppe dagegen 
ist in manchen Floren besser, in andern weniger gut entwickelt. In Südwest- 
Australien ist sie besonders reich und umfassend, und das biologisch-floristische 
Verständnis seiner Flora hängt zum guten Teile davon ab, wie weit die Lösung 
jener Formen-Gewirre gelingt. 

Sämtliche großen Gattungen der westaustralischen Flora enthalten wesens- 
ähnliche Grundzüge der Epharmose, aber die Einzeldarstellung findet große 
Schwierigkeiten durch die Verwickeltheit des Substrates, d. h. die starke Gliede- 
rung in autogene Formenreihen. Ich habe daher eine relativ einfache Gruppe, 
die Gattung Logania, gewählt, um jenen Prinzipien nachzugehen. Sie wieder- 
holen sich, wie erwähnt, in den wichtigsten Stämmen der südwestlichen Flora 
überall von neuem. Mit ihrer Festlegung gewinnt man also Einblick in eine 
von den Triebkräften, die das Gewebe dieser reichen Pflanzenwelt zustande ge- 
bracht haben und noch fortdauernd weiter bereichern. 


Die epharmonische Gliederung von Logania (Fig. 49, 50). 

Die Gattung Logania zerfällt in zwei schon von R. BROWN getrennte Sek- 
tionen: Eulogania und Stomarrhena. Sie unterscheiden sich in der generativen 
Sphäre durch die Insertion der Staubblätter — bei Zwlogania in der Röhre, 
bei Stomafrhena am Schlunde —; auch weicht Zulogania durch starke Neigung 
zur Diöcie von der hermaphroditischen Stomarrhena ab. Außerdem aber be- 
steht in der ganzen vegetativen Anlage ein Gegensatz, der die Epharmose beider 
Gruppen auf sehr verschiedene Bahnen drängt. Sie müssen also gesondert 
behandelt werden. 


193 '- Dritter Teil.’ 


L I. Eulogania DC. - (Fig. 49.) 

Die Blüten dieser Gruppe sind fünfzählig, hier und da kommt auch Vier- 
zähligkeit vor; der Corollenschlund ist kahl oder behaart. In diesen Unter- 
schieden liegen die wichtigsten Blütendifferenzen, aber auch sie sind nicht hoch 
zu bewerten, weil die ganze weitere Verwandtschaft in diesen Punkten keine 
Konstanz zeigt, sondern beständig hin und her schwankt. Die Definition der 
Arten erfolgt also nach vegetativen Merkmalen. Es charakterisieren sich die 
westaustralischen Spezies folgendermaßen: 


1. Logania vaginalis Labill. var. /arior Nees. — Fig. 494. 
Logania longifolia R.Br. ex Bentham in Flor. Austr. IV. 361, pr. p. Zogania latifolia 
Br. ?3 Zaxior Nees in Pl. Preiss. I. 367. 

Strauch von 1,5—2 m Höhe. Keine Kurztriebe. Blattfläche 600 qmm. Gestalt schmal- 
elliptisch. Anatom. Bau dorsiventral; oberseits typische Palissaden; unterseits Schwamm- 
parenchym; Spaltöffnungen in der Höhe der Epidermis. Leitbündel ohne Bastbelag. 
Standort: Beschattet im Unterholz des Jarra-Waldes. Regenzone von 90—125 cm. 
Verbreitung: Süd-Küste im Distrikt Warren und Stirling. 

. Logania vaginalis Labill. var. longifolia (R. Br.). — Fig. 492. 
Logania longifolia R. Br. ex Nees in Pl. Preiss. I, 367; ex Bentham in Flor. Austr. IV. 


id 


ıpr.p 
Strauch von ı—ı,5 m Höhe. Keine Kurztriebe. Blattfläche 400 qmm. Gestalt schmal- 
elliptisch oder oblong. Anatomischer Bau der Logania vaginalis entsprechend. 
Standort: Beschattetes Gebüsch der Tuart-Waldung auf Kalk-Unterlage.  Ver- 
breitung: West-Küste vom Swan River südwärts, litoral. Regenzone von -75—1I00 cm. 

. Logania vaginalis Labill. typica. — Fig. 49 C. 

Strauch von 2—2,5 m Höhe. : Keine Kurztriebe. Blattfläche 600 gmm,. Gestalt schmal- 
obovat. Anatomischer Bau der Zogania vaginalis entsprechend. Standort: Gebüse 
der sandigen Dünen auf Kalk- Unterlage. Verbreitung: Südost-Küste im Distrikt 
Eyre, litoral. Regenzone von 60 cm. ! 

Logania latifolia R. Br. — Vgl. Flor. Austr. IV. 361. — Fig. 492. 

Strauch von 0,5—0,8 m Höhe. Keine Kurztriebe. Blattfläche 320 qmm. Gestalt breit- 
elliptisch oder obovat. Anatomischer Bau der Logania vaginalis entsprechend. Stand- 
ort: Gebüsch auf Kalkboden. Ve rbreitung: Südost-Küste im Distrikt Eyre; wahr- 
scheinlich litoral. Regenzone von 60—90 cm. 

Logania buxifolia F.v.M. — Vgl. Flor. Austr. IV. 362. — Fig. 49£. 

Strauch von 0,3—0,6 m Höhe. Keine Laub-Kurztriebe. Blattfläche 84 qmm. Gestalt 
obovat oder oblong. Anatomischer Bau mehr isolateral als bei 1—4; Wandungen der 
Oberhaut stärker. Spaltöffnungen mit Hörnchen. Verbreitung: Südosten im Distrikt 
Eyre. Regenzone von 50—60 cm. 

. Zogania stenophylla F.v.M. — Vel. Flor. Austr. IV. 302. — Fig. 496: 

Strauch von 0,75m H Zuweilen Laub-Kurztriebe. Blattfläche 125 qmm. Gestalt 
linealisch, Ränder umgerollt. Anatomischer Bau ähnlich wie bei Zogania vaginalis. 
andort: Gebüsch auf lehmigem Sand. Verbreitung: Südosten im Distrikt Eyre- 
Regenzone von 40—50 cm. 
. Logania fasciculata R. Br. — Vgl. Flor. Austr. IV. 363. — Fig. 49. 
Niedriger Strauch, Zahlreiche Laub-Kurztriebe. Blattfläche 19 qmm. Gestalt linealisch, 
oblong oder etwas spatelig. Anatomischer Bau ähnlich wie bei Zogania vaginalis. 
Standort: Gebüsch der Küstenhänge. Verbreitung: Südosten im Distrikt Eyre, 
sublitoral. Regenzone von 50 cm 


on 


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jo 


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4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 193 


8. Logania micrantha Benth. — Vgl. Flor. Austr. IV. 363. — Fig. 499. 
Kleiner Strauch. Zuweilen Laub-Kurztriebe. Blattfläche 2—4 qmm. Gestalt linealisch, 
Ränder stark umgerollt. Epidermis. unterseits behaart, Spaltöffnungen daher in be- 
aarten Furchen. Verbreitung: Innerer Distrikt Stirling. Regenzone von 40 cm. 


Die Epharmose in der Sektion Zulogania besteht also in den Dimensionen 
des Astgerüstes und in der Flächen-Regulierung des Blattes durch Verkleinerung 
oder Umrollung. Solche Minderung betrifft bald die Länge des Blattes, bald 


Pr | 
Fig.49. Epharmose des Laubes bei Zogania Sect. Eulogania: A Logania vaginalis 
Labill. var. /axior Nees von Denmark River (DIELS n. 2166). 3 Logania vaginalis Labill. var. 
!ongifolia (R. Br.) von Fremantle (Diers n. 3896). C Logania vaginalis Labill. typica von Espe- 
rance (Dieis n. 5388). D Logania latifolia F. v.M. von Baldhead am King George Sound (PREISS 

lia F. v. M. (DRUMMOND n. 245). 7 Logania fascieulata R. Br. von 
Esperance (Dies n. 5362). G Logania stenophylla F. v. M. von Phillips River (DIELs n. 4879)- 

H Logania micrantha Benth. vom Quellgebiet des Blackwood River (Mur). — (Original.) 


die Breite; sie kann durch korrelative Bildung vieler belaubter Kurztriebe etwas 
kompensiert werden. In anatomischer Hinsicht geht mit der” Aufrichtung der 
Blätter eine Zunahme der Isolateralität von statten; außerdem vermehrt sich die 

deutung der Außenwandungen bei den xerophileren Formen. Die Epharmose 
führt vom mesophilen Strauch über Rollblatt-Typen zum ericoiden Kleinstrauch 
kärglichster Ausstattung. Ihre Tätigkeit erlischt in der Regenzone von 40 cm. 


Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. 13 


194 Dritter Teil. 


II. Stomandra R. Br. (Fig. 50.) 
Die Blüten-Variationen sind die selben wie bei Eulogania. Maßgebend für 
die Form-Umgrenzung sind wiederum die vegetativen Merkmale. 


. Logania serpyllifolia R. Br. — Vgl. Flor. Austral. IV. 366. — Fig. 504. 

ee mit een Ästen. Blattfläche 170 qmm. Gestalt eiförmig oder 
lanzettli an der Rippe mit borstigen Haaren besetzt. Anatomischer Bau dorsi- 
ventral, ri ch ans Chlorenchym ziemlich homogen. Spaltöffnungen nur unterseits, im 
Niveau der Epidermis. Standort: Von mir gefunden im Unterholz des Jarra-Waldes 
auf humösen Stellen, ob auch anderswo? Verbreitung: Angeblich in dem ganzen 
Küsten-Strich der Südwest-Provinz. Regenzone von 60—125 cm. 


Fig. 50.  Epbarmose des Laubes bei Zogania Sect. Stomandra: A Logania serpyllifoda 
R. Br. von King George Sound (DiELs n. a B Logania campanulata R. Br. von Swan River 
(Dieıs n. 1885). C Logania callosa F. v. M. von Esperance (Dies n. 5401). D Logania Navi- | 
fora F. v. M. von Tammin (DiELS n. ap E Logania spermacocea F. v. M. von Geraldton (DIELS 
n. 4140). F Logania gen F. v.M. von Watheroo (E. PRITZEL n. m G Logania med 

v.M. von Tammin (DiELS n. 5061). — (Origina 


2. Logania campanulata R. Br. — Vgl. Flor. Austr. IV. 365. — Fig. soB. 

Halbstrauch mit aufrechten Ästen und größeren Blüten als vorige. Blattfläche 165 GENE 

Gestalt lineal-lanzettlich bis lineal, mit zurückgerolltem Rand, relativ mehr behaart als 

bei Zogania serpyllifolia. Oberhaut mit stärkeren Außenwandungen, die Zellen des e 

Chlorenchyms mehr gestreckt. Standort: Niedriges Gebüsch auf steinig-lehmigen 

Boden. Verbreitung: Von Distrikt Darling bis Stirling und Eyre. Regenzone = ie 
40—80 cm. a 


3. Logania callosa F. v. M. — Vgl. Flor. Austr. IV. 365. — Fig. ;ol. 3 
Kleiner Halbstrauch. Blattfläche 34 qmm. Gestalt lineal, mit zurückgerolltem Rande, 
ziemlich kahl. Oberhaut mit starker Außenwandung, Chlorenchym dicht. Standort: 


Kahle Stellen auf tonigem Sand. Verbreitung: Südosten im Distrikt Eyre. Regen 
zone von 50 cm 


4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 195 


. Logania flaviflora F. v.M. in Victor. Natural. V. 165. — Fig. 502. 
Halbstrauch von 15—25 cm Höhe. Blattfläche 25 qmm. Gestalt linealisch., Anatomischer 
Bau ähnlich wie bei Zogania campanulata. Standort: Strauch-Heide auf Sand. 
Verbreitung: Innerer Distrikt Avon. Regenzone von 30—40 cm. 
. Logania spermacocea F. v. M. — Vgl. Flor. Austr. IV. 365. — Fig. 50.E, 7". 
Halbstrauch von 20—30 cm Höhe. Blattfläche 36—ı2 qmm. Gestalt lineal, meist stärker 
behaart. Assimilation zumeist von den Achsen bewirkt. Achsen leicht gefurcht, die 
gerundeten Kanten (meist 6) mit einschichtigem subepidermalem Bastbelag. Spalt- 
öffnungen im Niveau der Epidermis. Chlorenchym reichlich. tandort: Lichte 
Strauch-Heide auf Sand. Verbreitung: Nördlicher Teil von Distrikt Avon und 
Distrikt Irwin. Regenzone von 40—50 cm. 
. Logania nuda F. v. M. — Vgl. Flor. Austr. IV. 365. — Fig. 50 G. 
Halbstrauch von 20—25 cm Höhe. Blattfläche o. Assimilation ganz von den Achsen 
bewirkt. Achsen nicht gefurcht, drehrund. Zahlreiche subepidermale Bastschienen 
Zei 


+ 


in 


oO 


wechseln mit den Chlorenchym-Streifen ab. Spaltöffnungen im Niveau der Epidermis. 
Chlorenchym-Zellen palissadenartig. Standort: Freie Stellen der Strauchheide auf 
and. Verbreitung: Innerer Distrikt Avon. Regenzone von 25—35 cm 


Diese Sektion beginnt mit einem echt mesophilen Typus. Beim Übertritt 
in trocknere Gegenden erleidet das Blatt epharmonisch starke Reduktionen in 
der Breite, teilweise etwas aufgehalten durch Behaarung. Die Assimilation der 
Achsen wird bei der angestammten Schwächlichkeit des Laubes bald von 
Wichtigkeit und ist zuletzt die allein wirksame. Die Epharmose führt vom 
zartbelaubten zum aphylien Kleinstrauch. Sie setzt sich noch mit größerer 
Trockenheit in Einklang, indem sie sich bis zu einem Regen-Minimum von 
25 cm betätigt. 

Die Epharmosen der beiden ZLogania-Sektionen — das muß nochmals 
betont werden — haben für die Südwest-Provinz durchaus repräsentative 
Bedeutung. Sie wiederholen sich unendlich oft. 

Der Eulogania-Typus kehrt z. B. bei Hovea wieder, wo die großblättrige 
Hovea elliptica der feuchten Abhänge und Wälder der Südwest-Küste an dem 
einen Flügel steht, die äußerst kleinlaubige, stark skleromreiche /ovea acantho- 
clada, schon der Eremaea angehörig, am anderen. Die epharmonisch geregelte 
Flächen-Abnahme beherrscht z. B. die Laub-Gestaltung von Dryandra. Fig. 51 
wird nähere Erläuterungen entbehrlich machen. Und so ließen sich die Bei- 
spiele mehren, aus allen Gruppen der westaustralischen Flora: es würden sich 
eine Fülle von Variationen morphologischer Art ergeben, aber die Grundzüge 
stets die gleichen bleiben. 

Das gleiche gilt vom Stomandra-Typus. Er gibt für eine ganz verbreitete 
Tendenz den sehr prägnanten Ausdruck. Ihr Gipfel, die Aphyllie, wird nicht 
ımmer erreicht, aber die Zahl der Gruppen, die ihm zustreben, ist eine ansehn- 
iche. Und wo Blattlosigkeit tatsächlich vorliegt, da befinden wir uns sehr 
häufig am Endpunkte langer epharmonischer Entwickelungs-Bahnen, welche 
nach dem Muster des Stomandra-Typus durchmessen wurden. Das haben wir 
bereits früher (S. 177) für einen starken Prozentsatz der westaustralischen Aphylien 
geltend gemacht. 


13° 


196 


Dritter Teil. 


Fig. 51. Epharmose des Laubes bei einigen Arten von Dryandra (Proteac.) sen 

west-Australiens: 4 D. Zraemorsa Meissn. B D. cuneata R.Br. C D. serra R. Dr. DD. 

carduacea Lind. E D. Humosa R. Br. F D. serratuloides Meissn. G D. senecionifolia R. 

H D.horrida Meissn. 7 D. speciosa Meissn. — Die Zahlen geben die durchschnittliche Nieder“ = 
schlags-Höhe der Areale der betr. Spezies. (Original.) ” 


4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 197 


Beiden Typen gemeinsam ist der große Erfolg für die Form-Bildung. 
Bei beiden ist epharmonisch ein Kreis von Formen entstanden, der an seiner 
Peripherie die größten Differenzen aufweist. Das muß man sich vergegen- 
wärtigen, um die Wirkungs-Möglichkeiten eines abgestuften Klimas zu beurteilen. 
Nur zu oft wird hierin sehr summarisch verfahren. Viele Autoren haben von 
der Wirkung‘ des »australischen Klimas« schlechthin gesprochen und den Ver- 
such gemacht, Form-Eigentümlichkeiten der Vegetation dazu in Beziehung zu 
setzen. Zu welchen Irrtümern sie gelangen mußten, ermißt sich leicht, sobald 
man eine einzige Epharmosen-Reihe nach ihren wirklichen Bedingungen unter- 


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Fig. 52. Epharmonische Konvergenz: A Hibbertia microphylla R. Br. B Leucopogon 
gibbosus Steschegl. (Original). 


sucht. Das Paradigma der westlichen Logania wird das genügend bewiesen 
aben. 
Ein bekannter Erfolg der Epharmose ist ganz allgemein die Konvergenz 
systematisch entfernter Typen. Bei morphologisch so rückgebildeten 
estaltungen, wie sie die totale Aphyllie schafft, ist das unmittelbar einleuchtend. 
Und wie häufig in West-Australien solche F älle vorkommen, ergibt sich schon 
aus der Liste seiner blattlosen Pflanzen (S. 177). Aber auch besser gegliederte 
Gewächse kommen häufig sehr genau in ihrer vegetativen Erscheinung überein. 
Daviesia-Arten mit zylindrischen Blättern und Acacia mit gleichen Phyllodien 
sind äußerlich oft nicht zu unterscheiden, Hakea oder Petrophila haben höchst 


198 Dritter Teil. 


ähnliches Nadellaub, und die allgemeine Ähnlichkeit des ericoiden Buschwerks 
ist so auffallend, daß sie als Charakterzug der australischen »Scrub«-Vegetation 
schon frühzeitig Erwähnung gefunden hat (vgl. S. 21). Und wenn meist 
auch bei eindringender Untersuchung die systematische Getrenntheit sich un- 
schwer feststellen läßt, so fehlt es nicht an frappanten Fällen, die selbst der 
gründlichen Prüfung Schwierigkeiten bereiten. ZLewcopogon gebbosus (Epacrid.) 
besitzt sehr kleine (höchstens 2 mm lange) gewölbte Blätter von Kreisform, die 
zurückgeschlagen sind und dem Stengel in dichter Folge anliegen (Fig. 522). 
Genau die selbe Gestaltung kehrt wieder bei Hiöbertia microphylla (Dill); 
s. Fig. 524). Und wie es öfter beobachtet ist bei ähnlichen Gelegenheiten: die 
beiden Doppelgänger (Fig. 52) leben in der selben Gegend unter ähnlichen 
Bedingungen. 

Durch alle Kreise der westaustralischen Vegetation zieht sich diese konver- 
gente Wiederholung der Gestalten, bis hinauf zu ihren Bäumen, wo Acacien- 
Phyllodium und Eucalyptus-Blatt oft ein täuschendes Wiederspiel der Formen 
darbieten. 

Die Zahl epharmonisch flüssiger Formenkreise ist in Südwest-Australien 
größer als in den meisten andern Floren-Gebieten der Erde von gleichem Um- 
fang. Daher die enorme Ziffer seiner endemischen Arten. Ich sehe darin nicht 
das Spiel einer Mystik, die gerade die Gegenwart, unsere menschliche Gegen- 
wart erwartet hat, um alle jene Sippen zu lebhafter »Mutation« anzuspornen, 
sondern ich glaube, man muß darin den naturgemäßen Zustand einer Vegetation 
erblicken, die in unermeßlich langen Zeiträumen die ruhige Abstufung ihrer 
Daseins-Medien auf sich wirken lassen und in ihrer Heimat wirklich heimisch 
werden konnte. 


g. Vegetations-Zyklus der Jahreszeiten, 

Im März und April liegt die Vegetation fast der ganzen Siüdwest-Provinz 
völlig im Banne der Trockenzeit. Die Blüten am Gebüsch und Gesträuch 
sind alle geschwunden. Nur ein paar Eucalypten von den baumwüchsigen 
Arten (EZ. redunca) zeigen da und dort ihre weißen Sträuße vorn an dunkel- 
belaubten Zweigen. Der ganze Niederwuchs sieht aus wie leblos, so viel ist 
vergilbt und abgestorben. Alles scheint auf jene müden und mißfarbigen Töne 
gestimmt zu sein, die das ganze Landschafts-Bild angenommen hat, wenn bei 
schwülem Ostwind sich der Himmel hinter bleifarbenem Dunste birgt, wenn 
die schweren Rauchmassen der Buschfeuer die Atmosphäre erfüllen. 

Die immer häufiger wiederkehrende Trübung des Himmels, das unausgesetzte 
Wetterleuchten der Nächte verkündet den Umschwung. Dann, im letzten Drittel 
des April etwa, ballen sich dunkle Wolkenmassen am nordwestlichen Himmel 
und ergießen bald darauf die ersten Regen über das ausgedörrte Erdreich. 

In wenigen Tagen regt sich das erwachende Leben. Kaum zwei Wochen 
später ist der Anblick des Landes völlig verwandelt. 

Viele zart grüne Gewebe sind über die Erde ausgebreitet und lassen 
schnell vergessen, daß so kurz vorher dort überall noch entblößter Boden lag- 


4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 199 


Dicht gedrängt entsprossen die Keimlings-Pflanzen dem Boden, zumal da, wo 
eine kleine Senke oder Furche ein größeres Maß des Wassers gehalten hat. 
Jede seichte Mulde, jede Räderspur ist von grünem Schleier überdeckt. Gras 
und zarte Kräuter entfalten das erste Laub. Schon breiten die Zwiebel-Drosera 
ihre weißen Sternblüten dicht über dem schwärzlichen Sandboden aus, schon 
nicken an geschützten Stellen die zarten Blüten der ersten Knollen-Orchideen 
(Eriochilus dilatatus). 

Die vom Buschfeuer der letzten Monate heimgesuchten Gebüsche schlagen 
frisch und freudig aus. Doch sonst regt sich das Laub der Sträucher noch 
wenig. Dafür aber entfalten sich von Tag zu Tag die Knospen ihrer Blüten, 
als hätten sie nur gewartet auf den geringen Wasser-Zuschuß, den der erste 
Lenz ihnen spendet. Zäübbertia hypericcides (Dillen.), Daviesia-Arten (Legum.) 
bringen die ersten jungen Blüten und namentlich die Epacridaceen-Sträucher 
entfalten die längst schon bereit gehaltenen Knospen. Um Mitte Mai, wenn 
. zu Tausenden die schlanken Korollen der Styphelia tenuiflora (Epacrid.) erblüht 
sind, trägt das Gesträuch das schneeweiße Gewand der ersten Jugendblüte. 
Unterdes sind auch einige Acacien sehr gefördert in ihren Knospen und nach 
kurzer Zeit schmückt ihr lebhaftes Gelb die noch fahl gefärbten Gebüsche. 
Acacia teretifolia ist eine der wirkungsvollsten von allen. 

Gegen Ende des Monates Mai hat der Busch schon reich gewonnen 
an vielfarbigem Blumenschmuck, und stellenweise steht der Waldboden an 
Leben und Farbe dem bunten Bilde nicht nach, wie wir es in unserem heimat- 
lichen Laubwalde zur Frühlings-Zeit kennen und lieben. Wo man sich auch 
hinwendet, kann man nur mit Mühe die Fülle des Neuen in sich aufnehmen. 
Schön vor allem sind die Hänge des Plateau-Abfalles mit ihren der warmen 
Sonne zugewandten Lehnen, ihren jetzt wasserreichen Gründen. Über die ab- 
schüssigen Granitplatten plätschern rauschende Bäche dahin. Wo sie in Furchen 
verborgen weitereilen, begleitet sie ein leuchtender Saum duftender Acacien 
(Acacia alata). Olearia paucidentata (Compos.) mit großen Rispen heller Blüten- 
köpfe ragt aus dem steinigen Untergrunde. Allenthalben sonnen sich die jungen 
Sprosse der Dioscorea hastifolia, ganz jugendzart, das rötliche empfindliche Laub 
noch kaum sichtbar vor der Masse hellgelber Blüten, die weiten Flächen die 
Farbe geben. Auch das. härtere Gesträuch auf Kies und Sand steuert bei zu 
den hellen Farben des Lenzes: Hakea (Prot.) mit weißen Blütenmassen (A. lisso- 
carpha, H. marginata);, die kleinen Heidebüsche von Leucopogon (Epacrid.), die 
sich nun allseits mit weißen Glocken bedecken. 

Unter den höheren Sträuchern stehen von früher her manche Banksia-Arten 
(Prot.) in Blüte. Noch immer sieht man bei Perth das Farbenspiel an 2. Men- 
siesii: wie ihre Blütenzapfen dunkelrot beginnen, und sich in frisches Gelbrot 
umkleiden, wenn die Blütenhüllen recht entfaltet sind. Noch immer ‚gewahrt 
man inmitten der trockenen Busch-Wildnis des Binnenlandes einzelne Äste der 
B. prionotes in Blüte. So überbrücken denn diese markanten Gestalten die 
trennende Kluft zwischen den Regenzeiten zweier Jahre: Wenn ihre Farben 
endgiltig erblassen, wenn ihr Laub sich vor Dürre einwärts zu rollen beginnt, 


200 Dritter Teil. 


dann ist schon längst der neue Lenz eingezogen, und Blüten und Farben 
schmücken den frisch belebten Unterwuchs. 

Östlich des Plateau-Randes sind die Regen noch nicht so ergiebig ge- 
wesen. Aber sie haben doch genügt, um ähnliches Zauberwerk zu vollführen. 
Auch hier sprießt das Gras aus dem ausgedörrten Lehm, ähnliche Drosera und 
Zwiebelpflanzen haben Blütensterne entfaltet. Und im höheren Gebüsche hat 
sich Acacia microbotrya mit ihren frischen Blütensträußen geschmückt, an denen 
schon lange, ehe die Regen kamen, immer kräftiger die kleinen Knöpfe ge- 
schwollen waren, als ahnten sie, daß ihre Zeit bald nahe sei. Jetzt in der Kraft 
ihrer Blüte erfüllen sie die Luft mit süßem Wohlgeruch, und schon von weitem 
hebt sich ihr blasses Weißgelb sehr dekorativ in den blaugrünen Wipfeln heraus. 

Im weiteren Verlaufe vermehrt sich die Fülle des Regens, aber die Tem- 
peratur nimmt noch immer ab. Das weist der Vegetations-Entwickelung ihre 
Bahnen. Sie drängt nun nicht mehr so ungestüm vorwärts, wie in den ersten 
paar Wochen der regenbringenden Zeit. Die im Sommer angelegten Blüten 
sind alle entfaltet. Der Gang alles weiteren Geschehens wird nun ruhig un 
stetig. Der solide Ausbau der vegetativen Organe tritt als wesentlichstes Moment 
in den Vordergrund. Die Zahl der frisch erblühenden Arten vermehrt sich 
nicht so schnell, wie in den ersten Wochen des Mai. Und doch ist auch jetzt 
kein Stillstand. Noch beherrschen zwar die hellen Farben der frühblütigen 
Hakea- und Acacia-Arten den Plan, aber eine Menge von neuen Arten treten 
neben sie hinzu. Von Drosera entfalten nun schon höherwüchsige Arten ihre 
Blüten (D. heterophylla). Auf den bisher fast toten Schwemmlanden mit Lehm 
und tonigem Boden hat das Erdreich sich genügend erweicht, die Vegetation 
ernähren zu können. Ihre fahlen Farben müssen von Tag zu Tag offensicht- 
licher den frischen Nuancen des jungen Grün weichen. Hier und da mengen 
sich auch schon Blüten ein. 

Wo bessere Böden im Hügellande mit Gräsern und Kraut schon dichter 


Plätze z. B. gibt es am Fuße des Darling Range, wo man von den ersten Vor- 
höhen nach der Tallandschaft des Swan River hinüber sieht. Das Gebüsch 
vereint dort bereits alle Farben: das leuchtende Rotgelb der Daviesia (Legum.), 
das satte Rot der Hakca myrtoides (Prot.), die weißen Glocken der Cryptandr& : 
arbutiflora (Rhamn.), ganz wie eine Krica aussehend, alles das ist in überreicher 
Menge vorhanden. Man übersieht in dieser Fülle beinahe, daß einige Boten 
des Lenzes unterdes bereits verblüht sind, wie z. B. Discorin. — An.der Süd- 
küste mit ihrem kälteren Wetter ist die Entfaltung der Vegetation 
weniger rasch vor sich gegangen. Seit Ende Mai, wo die Regenzeit zwaf 
ee Ne Ausstattung beträchtlich gefördert hat, nimmt die Zahl der frisch 
erblühenden Gewächse nur sehr allmählich zu. Und der Schmuck der neuen 


4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 201 


Jahreszeit erscheint, etwa im Juli noch, umsoweniger augenfällig, als dort ja 
überhaupt die Unterbrechung durch die Trockenzeit nicht so vollständig war, 
wie in allen übrigen Bezirken des Landes. 

In dieser Hinsicht schafft das Klima ein gerades Gegenteil für die Land- 
schaften des Nordwestens. Hier erreicht die Regenzeit schon vor Mitte 
Juni ihren Hochstand. Dabei sinkt die Temperatur niemals so tief, wie bereits 
am Swan River, und erhebt sich schon gleich nach der Sonnenwende von 
neuem, Das alles führt die Vegetation einer viel schnelleren Entwickelung ent- 
gegen, namentlich in den relativ warmen Bezirken der Küstennähe. Am Irwin- 
River bringt schon der Anfang des Juni lachende Bilder frischer Entfaltung. 
Namentlich die Gebüsche der feuchten Mulden sind grün von Kraut und Gras. 
Die duftenden Sträuße der Xerotes effusa (Lil.) beleben den Plan neben den 
hellgefärbten Blumen der Zwiebelpflanzen. Die schlanken Grevillea-Büsche 
(Prot.) an den Creeks stehen in Blüte. Um ihre Äste ranken sich Dioscorea und 
Clematicissus (Vitac.) mit frischem Laube: die einzigen »regengrünen« Lianen 
in der so streng dauerblättrigen Welt der westaustralischen Gehölze (s. S. 172). 

Wenige Wochen später stehen die Fluren dort auf dem Gipfel ihres Pflanzen- 
schmuckes. Dann gehe man an den oberen Irwin oder zur Champion-Bay: 
man wird selten reizvolleres sehen. Bei Mingenew z. B. am oberen Irwin River 
breitet sich östlich neben dem Ort eine kleine Aue zu Füßen des niedrigen 
Bergrückens. Sie ist Ende Juni sammetweich vom Gras und den zarten Kräutern. 
Die niedrigen Acacien-Bäume stehen gerade licht genug, um zwischen ihnen 
weit hindurch zu blicken und an den Fernen dieses saftigen grünen Teppichs 

a5 Auge zu laben. Acacia acuminata (Legum.) trägt seine sattgelben Blüten 

in Fülle. Jeder kleine Zweig treibt an seiner Spitze die seidiggraue Laub- 
knospe aus, und wie ein zarter Anhauch von Silber ruht auf dem dunkelgrünen 
Gewoge der Wipfel. Am Boden sind schon viele der Annuellen in Blüte ge- 
kommen. Hellrot (Helipterum Lawrencella), Gelb und weiße Nuancen verzieren 
wie Stickerei die wiesenartigen Flächen. Himmelblau, linde Luft, Vogelgesang 
und der Duft der Akazien geben diesem Landschaftsbild jeden Zug unseres 
schönsten F rühlings-Tages und zeigen, wie gleichartig das Bild erwachenden 
Lebensdranges in allen Ländern sein kann, wo der Pulsschlag der Natur sich 
Periodisch wandelt. 

Von diesen niedrig gelegenen Lehmflächen erhebt sich rings das Land in 
schwacher Steigung zu den sandigen Heiden, die alle freien Rücken bedecken. 
Sie sind im Juli noch zurück in der Entwickelung, die Zahl ihrer Blumen noch 
beschränkt. Ihr Boden hält das Wasser weniger fest gebunden, und darum 
kennen sie nicht die kurze Zeit des schwelgerischen Überflusses, der in der 
Niederung fast ungestüm zum Grünen, Blühen und Reifen treibt. Bei ihrer 
Vegetation hat jeder Schritt etwas Gemessenes, aber dafür erhält sie sich auch 
so viel länger als die Flora des lehmigen Landes, die nach kurzem Glanze 
dahinwelkt, 

. Gegen Ende des Juli fällt für den größeren Teil der Südwest-Provinz ein 
wiederum bedeutungsvoller Abschnitt. Jetzt ist der Tiefstand der Temperatur 


902 Dritter Teil. 


erreicht, die Regen-Spendung steht auf ihrem Gipfel, die Sonne hat sich höher 
zu heben begonnen. In diesem Momente beginnen die Pulse der Pflanzenwelt 
gleichsam lebhafter zu schlagen. Die Kurve alles Vegetierens und Blühens, die 
bisher so ruhig und allmählich sich hob, steigt steil und mächtig in die Höhe. 
Ganze Felder sind gelb im Schmucke der Akazien-Blüte. Der Boden der Wal- 
dungen färbt sich in den Farben des Unterholzes, für einige Wochen ist das 
Land zu einem wahrhaften Garten gewandelt. Wo es sandig ist, vereinigen 
sich die blühenden Büsche zu einem einzigen bunt gemusterten Teppich. In 
ihren Lücken schmiegen sich weiche Annuellen an den feuchten Boden. Auch 
in den Ritzen der Felsen, an den Platten des Granites ist die anspruchslose 
Ephemeren-Flora jetzt zierlich und formenreich entfaltet. In den lehmigen 
Mulden rinnen kleine Bäche umsäumt von zartem Grün. Der rote Boden liegt 
unter Moos und dünnem Gras verdeckt von den Rosetten der ephemeren 
Kräuter. Orchideen mit zarten Blüten sind hinein gestreut, und die ersten 
Immortellen breiten schon ihre bunten Hüllen aus. : 

Im August also bietet das Land in seinen wichtigsten Formationen, dem 
Gesträuch des Waldes und der Heide, wohl die reichste Fülle der Ge- 
stalten, die bunteste Mischung der Farben. Nur das langsam erwärmte 
Schwemmland hält sich noch zurück, und wenn man das Südwest-Viertel, etwa 
vom Murray River südlich durchwandert, so sieht man eine vielfach über- 
schwemmte Landschaft, deren Pflanzenwelt gegen den besser entwässerten Nor- 
den, schon den Swan River, noch beträchtlich im Rückstand ist. Das gleiche 
gilt von den ernsten Waldlandschaften des kühlen südlichen Oberlandes. Da 
steht der Adlerfarn mit viel abgestorbenem Laube, und zwischen dem leblosen 
Braun seiner zusammengebrochenen Wedel hebt sich eben erst das frische Grün 
des neuen Laubes empor. 

Im September nimmt im ganzen Bereich der Südwest-Provinz die Menge 
und Häufigkeit der Niederschläge merklich ab. Aber der Ertrag an Feuchtig- 
keit, den die Monate vorher gespendet haben, kommt nun recht eigentlich 
erst zur Geltung. Jetzt befinden sich allerorts die oberen Boden-Schichten im 
Zustande gründlicher Durchfeuchtung. So erhält sich fast überall die Vege 
gie noch auf der Höhe, die sie im August gewonnen. Bei den Annuellen 
wie im niederen Gesträuch setzt sich das Blühen fort, teils indem neue Sprosse 
zur Blüte gediehen sind, teils durch das Auftreten anderer Arten, die sich erst 


jetzt zu erschließen beginnen. Nur im äußersten Nordwesten, wo der Reg 
schon seit Ende August sehr fühlbar nachgelassen, hat das Reifen der Früchte 


angefangen und greift rasch um sich. 


Dafür aber schafft der weniger: eilige Süden Ersatz. Insonderheit die inneren 
Gaue treten jetzt erst eigentlich in den Lenz ein. Denn dort bleibt während 
des Winters mit seinen rauhen Nächten das ganze Pflanzenleben sichtlich zurück ! 


gegen die bevorzugten Teile des Landes. Die vegetative Entwickelung schreitet 


nicht recht vor, es kommen wenig neue Blumen zur Entfaltung. Und so W ” 


alles auf den September, der den Sieg der machtvollen Sonne bringt. De 
erst werden die Wandoo-Wälder wirklich blumenreich. Hypoxis, Tribonanthes 


: 4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 203 


(Amaryli.) und andere frühe Zwiebelpflanzen, die anderswo längst abgeblüht, 
stehen noch inm Blumen-Gewande. Zetrophila ericifolia (Prot.) sah ich westlich 
nicht weit vom Stirling Range am Ende des Monates noch kaum in rechter Blüte: 
sie war um manche Woche später, als in den nördlichen Küstenlandschaften. 

Auch in andern Strichen der Südwest-Provinz führt der September erst die 
späte Vegetation der Alluvionen auf ihren Höhepunkt. Wir sahen sie bisher 
zurückbleiben, da das Substrat, in dem sie wurzelt, die Feuchtigkeit nur unwillig 
aufnimmt und sich schlecht erwärmt. Außerdem sind es vorwiegend Annuelle, 
die hier wohnen. Sie müssen lange an ihrem Organismus bauen. Im Sep- 
tember aber sind die meisten fertig und fast gleichzeitig zu voller Entfaltung 
gelangt. In geselligen Massen blühen die Cyperaceen, Centrolepidaceen und 
Restiaceen beisammen, und dazwischen erscheinen, jeden Tag zahlreicher, die 
bunter gefärbten Kronen der Stydidium, der Compositen und anderer Kraut- 
Gewächse, die die Formation bilden helfen. 

Im Oktober breitet die Welle des Abblühens, Fruchtbringens und Welkens 
von Nordwesten her rasch sich im Lande aus. Schon gibt es im Innern dann 
und wann einen heißen Tag, schon sind die Nächte ganz lind geworden. Sehr 
schnell erfolgt das Reifen der Früchte. Was auf dem trockeneren Lehmlande 
wächst, ist zuerst damit fertig; bald zeigen sich in seinem grünen Teppich 
Stellen, die zu verbleichen beginnen. Seltener werden die wolkigen Tage, länger 
und dauernder scheint die Sonne auf die Fluren herab. Herrliche Bilder sieht 
man jetzt vor allem auf den weitgedehnten Sand-Heiden, deren genügsames 
_ Buschwerk noch in hundertfältiger Blüte steht. Die Myrtaceen, die bisher so 
merklich sich zurückgehalten, fangen nun da und dort mit ihrer Blüte an und 
übertreffen an Farbenglanz und leuchtendem Schimmer womöglich noch alles, 
was vorher war. Auch die Goodeniaceae als späte Blüher bringen manche neue 
Gestalt. Die vegetative Arbeit der Pflanzenwelt geht noch weiter ihre Bahn: 
überall sieht man jetzt an den Spitzen das rötlich oder hellgrün gefärbte junge 
Laub, oft noch umsäumt und besetzt mit dem langen flaumigen Haare, das in 
der Knospe sein Schutz gewesen war (S. 171). Und nun sieht man auch in 
den höheren Sträuchern und Bäumen das frische Leben im Gange: die Be- 
wässerung des Bodens hat auch seine tieferen Schichten endlich durchdrungen. 
Die Eucalyptus- Bäume zeigen prächtig nuancierte Farben an ihren Zweigen, 
wenn das rötliche Grün des frischen Laubes neben das satte Dunkel der 
alten Blätter tritt. Und ebenso die hohen so stilgerecht gebauten Banksia- 
Sträucher, die über den Quirlen des längst erwachsenen Laubes die jungen 
Schösse tragen, über und über eingehüllt in bronze- oder kupferfarbene Filz- 
mäntel. Der Reiz, den dieses Spiel von mannigfach abgetöntem Kolorit des 
Laubwerkes der voll erwachsenen Vegetation verleiht, könnte wohl den Be- 
obachter hinwegtäuschen über die immer zahlreicher, immer sichtlicher offen- 
barten Anzeichen des Verfalles. Die Kräuter haben ihre Früchte meist zur 
Reife gebracht. Nur Lodelia-Arten mit frischen blauen Farben blühen noch 
überall im November, den Reigen der Annuellen zu schließen. Im Norden an 
den ausgetrockneten Rinnen ist alles schon dürr. Auf den Sandfeldern stehen 


204 Dritter Teil. 


die Zachnostachys (Verben.) und Conospermum (Prot.) noch gekleidet in das 
weiche wollige Weiß ihrer Fruchtzeit. Aber wenn ein windiger Tag kommt, 
nimmt er ihnen eilends den leichten Behang und treibt ihn hinweg über die 
Felder, zusammen mit den flüchtigen Köpfen der Immortellen. 

Besucht man zu Ende des Monats die sandigen Waldungen des Vorlandes, 
so klaffen schon kahle Lücken auf dem Boden, wo vor Wochen sprießendes 
Grün gewesen. Wie ermüdet senken die Conostylis (Amaryll.) ihre beschwerten 
Fruchtstände dem Boden zu. Die Rispen der Sizirlingia latifolia (Prot.) sind 
ganz besetzt mit federigen Früchten und sehen aus wie Compositen-Stauden, 
die ihre Samen streuen. 

Im Binnenlande, etwa am Avon River, da ist der Wechsel am vollkommensten. 
Die Getreide-Felder liegen gänzlich abgeerntet. Die einst grünen Flächen im 
Wandoo-Walde oder gar in den Beständen, wo Akazien und York-Gum ganz 
lichten Schatten streuen, sind nirgends mehr vorhanden. Wo wir sie suchen, 
schaut uns der Boden wieder kahl und nackt entgegen, oder er zeigt in gleich- 
förmig vergilbter Spreu die Reste von Kräutern und Gras. Ein paar Nach- 
zügler halten noch einsame Wacht: hier und da ein Arthropodium (Lil.), dessen 
Zwiebel in der feuchten Zeit von kräftigem Laubwerk genährt wird und jetzt 
zu guterletzt an kahlem Schaft seine blassen Blüten bringt. Oder, weit kräftiger 
in Wuchs und Farbe, die dichten Ähren der Zrichinium-Arten (Amarant.), die für 
viele Gegenden die Blüte-Zeit des Jahres mit einem volltönenden Finale zum 
Abschluß bringen. 

So bietet denn Anfang Dezember die Vegetation des Landes überall ein 
Bild des Welkens, aber doch in sehr ungleichem Maße. Wo schwerer Boden 
vorhanden, ist alles schon am weitesten vertrocknet, mit Ausnahme des Südens, 
der noch viel Feuchtigkeit erhalten hat. Auch die sandigen Waldungen 
ER daß das meiste schon zur Ruhe gegangen, bringen aber noch immer 
einzelne Nachkömmlinge frisch zur Blüte: so die Arten von Arnocrinum (Lil), 
so etwa Jacksonia densiflora (Legum.), Scholtzia obovata (Myrt.) und anderen 
Myrtaceen aus den Gattungen Calythrix und Verticordia, so endlich gewisse 
Spezies von Acacia (A. Huegeli). Merkwürdig lange erhält sich die Schönheit 
des Blumenlebens auf den öden Sandheiden, sogar tief im Binnenlande, Hunderte 
von Kilometern entfernt von der Küste. Das vegetative Dasein dieser dürftigen 
Gemeinden bekräftigt das Wort von BEHR, das dem Scrub des südöstlichen 
Australien galt: »es kann wenig welken, wo nicht viel sprießt«. Daher geht 
dem oberflächlichen Blick die Regenzeit so beinahe spurlos an diesen Gr 
büschen vorüber. Das Blühen setzt früh ein (Mitte Mai) und steigert sich K 
ganz langsam, allmählich und stetig, ohne Übereilung und ohne Hast, ‘ I 2 z 
weniger schnell als in irgend einer andern F ormation. Und dem selben Gange 
bleibt es getreu bis weit in die Trockenzeit hinein. Noch im Januar ehe 
nichts Überraschenderes, als den Wandel zu sehen, wenn man aus den gänzlie 
abgewelkten Landschaften am Swan und Moore River eintritt in den großen 
Gürtel der sandigen Heiden, der bis zum Murchison-River nordwärts sich auf“ 
dehnt: wo dann plötzlich die grellen Farben von Chamaelaucieen (Myrt.), VOR 


4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 205 


Leguminosen und von einzelnen Proteaceen verkünden, daß selbst des Sommers 
Glut diesen dürren Gefilden Blumen und Farben nicht zu rauben vermag. 

In den andern Formationen sind es die höchstwüchsigen Gewächse, die erst 
in der Trockenzeit ihre Blüten bringen. Die stattlichen Banksia-Arten, D. atte- 
nuata, B. litoralis und B. grandis, erschließen sämtlich erst während des 
Sommers ihre schönen gelben Blumenkerzen, und 2. Menziesi, mit dunkler 
gefärbten Zapfen, folgt erst am Ende der trockenen Epoche. Die Weihnachts- 
Zeit bezeichnet sich im ganzen Lande durch die grellen Farben des Christmas- 
Tree, der Nuytsia floribunda (Loranth.). Auch sie beginnt erst Ende November 
ihre Knospen zu erschließen. Und der Gegensatz zwischen den blühenden 
Bäumen und dem längst verblaßten Unterwuchs wird so recht erst wahrnehm- 
bar, wenn ihre brennend gelbroten Sträuße erblüht sind. Zu gleicher Zeit 
brechen auch die Blüten der Melaleuca Preissiana (Myrt.) auf, um für kurze 
Zeit dem melancholisch düsteren Bilde der nassen Niederung ein lichtes und 
freundliches Gewand zu leihen. 

om Anfang des Januar an lassen sich die neuen Blüten schon mit 
Leichtigkeit zählen. Es sind noch immer Bäume darunter: wie z. B. Xylomelum 
occidentale (Prot.), die mit weißen Rispen eine ganz stattliche Figur der west- 
lichen Waldungen ausmacht. Sonst aber pflegen nur wenige bestimmte Gattungen 
den kärglichen Sommer-Flor zu erhalten. Loranthus ist wohl die auffalligste 
davon, weil sie, dem farbentoten Binnenlande vorzüglich eigentümlich, durch ihr 
lebhaftes Kolorit sich dort doppelt sichtbar macht. Die hellen Kronen der 
Pronaya elegans (Pittospor.), einzelne Spätlinge unter den Myrtaceen (Beaufortia, 
Verticordia, Regelia), zuletzt die weißen Dolden der starren Schoenolaena (Um- 
bellif.) folgen noch im Januar oder später. Auch die schimmernden Sterne der 
Calandrinia Lehmanni (Portulac.), die ohne Grün und scheinbar ohne Saft 
zwischen dem vergilbten Gras der Wandoo-Zone aus ziegelhartem Boden 
sprießen, überraschen zu so später Jahreszeit. Am meisten aber fesseln selt- 
sam vereinsamte Arten großer Gattungen, die ohne Beziehung zu all ihren Ge- 
schwistern die fast heißeste und trockenste Zeit des Jahres zu ihrer Blüte wählen: 
wie etwa Hakea ruscifolia (Prot.) und wie Acacia Meissner. Beide sind ganz 
"unverkennbar, wo sie wachsen: so reichlich entwickelt sich ihr Flor. Aakea 
ruscifolia neigt sich unter seiner Blütenlast gebeugt: es sind wohl Tausende 
von Blüten, die ein einziger starker Zweig erzeugt. Bei Acacia Meissneri trifft 
ein blasses Blaugrün des Laubes mit dem 'satten Gelb der Blüten zusammen, 
die starken Duft ausströmen lassen. Es ist eine verbreitete Pflanze im Avon- 
Tale. Wenn man an einem heißen Januar-Tage dort wandert und rings nichts 
sieht als starre Felsen über den kahlen Hängen oder tief dunkle Zucalyptus- 
Wipfel und in der Niederung vergilbtes Ackerland, dann ist es ein Wein-Garten 
mit seinem gesättigten Grün oder das blühende Gebüsch jener Acacia, die allein 
noch von Lebenskraft zeugen in der allgemeinen Ermattung. 
" Das Gemälde des Vegetations-Zyklus im südwestlichen Teile West-Australiens 
ware vollendet, wenn nicht noch die abweichenden Züge einzutragen wären, 
welche die südlichsten Landschaften hinein bringen. Klimatisch zeichnet 


206 Dritter Teil. 


sich das Gebiet durch viel allmählicheres Einsetzen der Trockenzeit aus, die 
außerdem niemals so extrem wird, als im übrigen Gebiete (s. S. 80). © 
Stationen der Südküste registrieren in den Monaten November, Dezember — 
dann schon wieder im März über 20 und oft über 25 mm Regen, d.h. be- 
trächtlich mehr als der Rest des Landes. Mit dieser deutlichen Abstumpfung 
der periodischen Kontraste geht eine gewisse Ausgleichung im Leben der 
Vegetation und damit in ihrer Physiognomie Hand in Hand. Die Süd-Küste 
ist niemals ohne eine ansehnliche Menge von Blüten, aber es gibt auch keine 
Zeit, wo sich die Fülle des Gedeihens so imposant zusammendrängt wie anderswo. 
Offensichtlich vor allem treten, aus dargelegten Gründen, die Vorzüge am Be- 
ginn der trockeneren Periode in Erscheinung. Ende Dezember steht z. B. am 
King George Sound die Vegetation in vielen Jahren noch in überraschend guter 
Entfaltung. Unter den Einjährigen sind viele dann erst zur Blüte gelangt. Die 
Gesträuche sind bunt von Blumen; ‘das Schwemmland namentlich sieht stellen- 
weise wie von Schnee bedeckt aus, so dicht gedrängt wachsen die heideartigen 
Epacrideen (Zysinema) dort nebeneinander. Auffallend viel aber gelangt erst 
tief im Januar. oder erst im Februar zur Blüte, wo noch jede Woche neue 
Farben bringt. Die prächtige Beaufortia sparsa (Myrt.) erschließt recht eigent- 
lich erst im Februar ihr flammendes Hochrot; und ein so echtes Gewächs des 
südlichen Gestades, wie die berühmte Cephalotus follicularis, kann kaum vor 
Mitte Januar in Blüte getroffen werden. Andere Charakter-Pflanzen zeigen sich 
an diesem temperierten Küstensaume merkwürdig losgelöst von der Witterung 
und ihren Schwankungen, wie etwa /sopogon formosus, den ich im Februar, im 
Juli und auch im Oktober in frischer Blüte sah. 


5. Kapitel. Formationen. 


a. Litoral-Formationen. 


Die Küsten-Gestaltung der Südwest-Provinz (S. 74) läßt nur wenig Raum 


für halophile Litoral-Formationen. Bei dem Mangel von Ebbe und Flut sind 


Mangrove und Watten-Formation von beschränktester Ausdehnung. Oft ist die 


Küste von einem Saume recenten Kalk-Gesteins begleitet. Vielfach rückt das 
Meer an die Granitfeste selbst heran und greift mannigfach in sie hinein: In 
beiden Fällen ist die Vegetation den edaphischen Einflüssen der Meeres-Nähe 
entzogen, die stets am schärfsten von den Formationen des Binnenlandes trennen. 


Dann bleiben nur klimatische Wirkungen übrig und gewisse Eigentümlichkeiten | 


der Verkehrs-Beziehungen. i 

; Offene Formationen sandigen Strandes besitzen demnach keine ausgedehnten 
Räume. Vielmehr bemächtigen sich Gehölz-Bestände alsbald des Geländes 
Gehölz-Bestände von großer Mannigfaltigkeit: die einen dem Kalkboden ang 


hörig und durch gleiche edaphische Interessen innerlich fester geschlossen; die 


Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. Taf. >. zu S. 207. 


Mangrove und Watten, 
mit Avicennia officinalis L. und Salicornia australis Sol. (vorn). 
Distr. Darling, unweit von Bunbury. — E. Pritzel phot. November 1091. 


5. Kapitel. Formationen. 207 


andern weniger eng begrenzt in ihren Ansprüchen und daher mit der Vege- 
tation des Binnenlandes durch zahlreiche Stufen des Überganges verbunden. 


a. Mangrove. 
af. X 


Die Mangrove erreicht in geschützten Aestuarien des Gebietes ihre südliche 
Polar-Grenze an der Ostseite des Indischen Ozeans. Bei 33*/,° s. Br. in der 
Nähe von Bunbury, ist Avzcennia officinalis noch anzutreffen; weiter südlich 
haben wir nichts mehr davon gesehen. Bei Bunbury aber gedeiht Avicennia 
noch in ganz stattlichen Exemplaren. 4 m hohe Bäume fehlen nicht; ihr Be- 
stand ist stellenweise noch ziemlich dicht, aber gänzlich monoton: ähnlich wie 
die »paläotropische Mangrove« in Ost-Australien oder an den Küsten von Neu- 
seeland ihr Ende findet. Die Physiognomie der Formation unterscheidet sich 
nicht von ihrem Aussehen im Eremaea-Gebiete; nur die floristische Verarmung 
macht sich geltend. 

ß. Watten-Formation, 


al. . 

Ein gleiches Jäßt sich auch auf den Watten beobachten. Es bietet sich das 
selbe Bild wie etwa am Gascoyne River: Salicornia bildet den Außensaum, als 
widerstandsfähigste aller Halophyten, weiter einwärts schließen sich die weniger 
Extremen an. Die Szene ist eine ganz kosmopolitische. Nur die größere 
Mannigfaltigkeit von Salicornia bringt eine gewisse Abwechselung in die schein- 
bar gleichartige Masse: einige Büsche (S. australis) sind rein fleischig und von 
blaugrüner Färbung, andere (S. arduscula) bilden stärker verholzte, unruhig ver-. 
zweigte Miniatur-Büsche, deren kurze Glieder auf dunkler grünem Grunde rot 
überlaufen sind. Neben den Salicornien läßt Samolus repens in einer seiner zahl- 
reichen Formen sich sicher erwarten, Suaeda maritima und Atripler-Formen 
vermehren die Zahl der Succulenten, ganz wie sie es auch in den Strand- 
Gebieten der Eremaea tun. 


y. Offene Formation des sandigen Strandes. 

Auf dem lockeren Sande des äußeren flachen Strandes findet man nur eine 
geringe Menge von Pflanzen angesiedelt. Cakile maritima pflegt der äußerste 
Vorposten zu sein: es ist bezeichnend, daß ihr kein echter Bürger Australiens 
den Platz streitig macht. Erst beträchtlich weiter auf leichter Erhöhung nach 
einwärts hin folgt die imposante Gestalt des Mesembrianthemum aequilaterale. 
Sie legt ihre unförmlich dicken Zweige dicht an den Sand. Zwischen der 
Strotzend fleischigen Masse der Stengel und Blätter stehen die purpurnen Blüten, 
eine fremdartige Farbe auf dem blendend hellen Grunde. Fein wie dünnen 
Draht sieht man überall die Wurzeln des Spinifex hirsutus oder der Festuca 
rigida den F lugsand durchziehen. Oft freilich haben sie leichte Arbeit die 
ockeren Massen zu binden, denn der Triebsand kommt bald zur Rast an dem 
festen buschbedeckten Walle des Litoral-Kalkes, den die steilere Böschung ver- 
rät. Wo dieser Widerstand fehlt und die Vegetation aus eigener Kraft die 
Dünen binden muß, wird neben den Gräsern das verbreitete Pelargonium australe 


208 Dritter Teil. 


(Geran.) ganz bedeutsam für das Gelingen. Es überzieht große Flächen mit. 
seinem dicken, haarigen Laube, das stets rötlich überlaufen scheint; es fühlt 
sich bei Pionier-Arbeit offenbar am wohlsten, in dichterem Vegetations-Schluß 
älterer Dünen kommt es gewöhnlich nicht mehr vor. 

o immer die Düne Festigkeit gewonnen hat, sei es durch das Kalk- 
Fundament, sei es durch andere Mittel, da wird sie von dem Dünen-Gebüsch 
mehr oder minder locker bestanden. 

Seine äußeren Zonen scheinen über weite Strecken ziemlich übereinstimmend 
gebaut zu sein. Die inneren aber weichen in den verschiedenen Distrikten des 
Landes physiognomisch und floristisch sehr bedeutend von einander ab; Se 
müssen getrennt behandelt werden. 

Betrachtet man den Kamm der äußeren hohen Düne von unten, so sieht 
man am Rande ihrer Böschung die ersten Vertreter strauchiger Lebens- 
form. Es sind kompakte Polster von rundlichem Umriß, oft beinahe halbkuglig, 
gedrückt und niedergehalten von der Wucht der Stürme. Die Halme hoher 
Cyperaceen oder Gräser (z. B. Lepzdosperma gladiatum (Cyper.), Scerpus nodosus) 
ragen leicht über die Büsche hinweg; frei sieht man sie ihre Rispen im Winde 

ewegen. Steigt man hinauf, so erkennt man unter den ersten und kühnsten 
der Sträucher Scaevola crassifolia (Gooden.) und Acacia cyclopis, endlich nun 
Australier ohne allen Zweifel. Epharmonisch gibt sich Scaevola als echtes Strand- 
gewächs: ihr Laub ist fleischiger als man es sonst in ihrer vielverzweigten Ver: 
wandtschaft findet; zahlreiche Drüsen überziehen es mit glänzendem Lack, der 
das lebhafte Grün des Blattes wirksam zur Geltung bringt. Es ist ein farben- 
freudiges Bild, wenn dieser Busch in Blüte steht und über dem frischen Grün 
des Laubwerks die grellblauen Blütenähren leuchten. Lebhaftes Grün ziert auch 
Acacia cyclopis. Dicht am Rande der Düne, dem Seewind rückhaltlos preise 
gegeben, sinkt sie zum niederen Busch, doch irgendwie geschützter bildet sie 
bald 2—3 m hohe Sträucher. Gruppenweise stehen sie zusammen: außen NOT 
getrennt durch kahle Streifen flüchtigen Sandes, innerwärts immer näher und 
näher gerückt und schließlich zu dichtem Bestande geschlossen. a 

Neben Stcaevola crassifolia (Gooden.) und Acacia cyclopis. treten aus der 
Schar der Dünen-Gewächse noch Spyridium globulosum (Rhamn.), AgemEN 
Rexuosa (Myrt.), blattlose Santalaceae (Leptomeria und Exocarpus) in die Reihen 
der vordersten Kämpfer, wo auf stürmischer Dünen-Höhe sich ihre aufgelösten 
Trupps in scharfem Umriß abheben. Aber ihre Hauptrolle beginnt doch en 
in den echten Dünen-Gehölzen. E 


d. Strand-Gehölze. BE 
i Oft RB verbunden mit dem Acacien-Saume des Strandes reihen sich binnen “ 
wärts die Formationen des Litoralkalk-Gürtels an. Ihre Vegetation zeigt schon 


a TE Le 


größtenteils binnenländischen Charakter. Aber die Eigentümlichkeiten des Do-® 

sondern sie doch sichtlich ab von allem, was weiterhin im Binnenlande vorkommt Bi 
Nirgends sonst ist ein so leicht zersetzbarer und für Pflanzenwuchs SO “ N 
licher Kalkstein in West-Australien vorhanden als in dieser Litoral-Zone- 


5. Kapitel. Formationen. 209 


es der Vegetation gelungen ist, diese edaphischen Vorzüge auszunutzen, wird 
sie noch unterstützt von trefflichen Niederschlags-Verhältnissen und von mari- 
timer Temperierung der Wärme-Masse. Es gibt solche Stellen. Es sind die 
schattigen Südhänge der steilen Kalkklippen, wie sie an Taldurchbrüchen an- 
stehen; oder die Basal-Zone am Fuße des Kalkzuges, wo die kalkhaltigen 
Detriten sich in tiefgründigen Massen aufgehäuft haben. 

Hier erreicht dann die Pflanzenwelt West-Australiens den Gipfel ihrer Lei- 
stungen in vegetativer Hinsicht. Die Formen aber dieser Entfaltung sind nach 
örtlichen Umständen mannigfach abgestuft. | 

Der Irwin-District zeigt die größte Formenfülle, auch die schärfste floristische 
Ausgestaltung: nördliche Zone. Weiter südlich an der Westküste wird die 
entsprechende Formation durch Zucalyptus gomphocephala bezeichnet: Tuart- 
Zone. Endlich östlich, jenseits von Cape Leeuwin, nimmt sie durch floristischen 
Szenen-Wechsel wiederum ein besonderes Aussehen an: südliche Zone. 


ı. Nördliche Zone. 

Die mit dem Süden verglichen höhere Wärme auch der regenreichen Monate 
wirkt höchst förderlich auf die Entfaltung der Formation im Norden ein. Das 
quantitative Ausmaß fast aller Vegetations-Componenten übertrifft weit den im 
Süden üblichen Durchschnitt. 

Die Außen-Zone besteht wiederum aus Acacıen; Acacia rostellifera (Legum.) 
mit etwas blaugrünen, ansehnlich großen Phyllodien beherrscht stellenweise bis 
zum Ausschluß anderer Elemente das Feld. Wo es sandiger ist, macht sich 
Melaleuca Huegelii (Myrt.) neben ihr in den Dünen bemerkbar; sie entwickelt 
kräftige Stämme, das feine Laub besetzt dicht die Zweig-Enden, die prächtig 
weißen Blütensträuße zieren den kleinen Baum noch am Beginn der Trockenzeit: 
Später wird sie abgelöst durch Melaleuca cardiophylla (Myrt.), die noch im 
Januar an ihren zahlreichen dünnen Zweiglein weiße Blüten bringt. Acacıa an 
erster Stelle, Melaleuca demnächst sind zweifellos die wichtigsten Gewächse 
der nördlichen Dünen. Alle anderen Elemente können nur sekundären Rang 
beanspruchen. Darunter wird Fusanus acuminatus (Santal., Fig. 67) freilich noch 
ein kräftiger Baum, bis 4 und 5 m hoch: so daß sein fahles Laub sich mit den 
tiefgrünen Massen der Myrtaceen-Bäumchen mengt. Auch Gyrostemon ramu- 
losus (Phytolacc.) sieht man oft baumartig. Der Kontrast seines weichen, hellen 
Stammes mit dem dunkeln Laub-Gewirre sichert ihm die Aufmerksamkeit des 
Beschauers. Seine drehrunden Blätter zeigen fleischige Konsistenz; bei einer 
Phytolaccacee hat diese Blatt-Succulenz nichts überraschendes. Wohl aber sieht 
man andere Gewächse der Düne durch diese Tendenz in fremdartige Bahnen 
gelenkt: das saftige, walzenförmige Blatt der Fugosia hakeifolia verrät wenig 
mehr von der oekologischen Norm der Malvaceen. 

Es ist senkrecht aufwärts gerichtet; und diese Vertikale beherrscht die ganze 
Formation. Die gerundeten Kronen der Acacien und Melaleucen sind ihr 
untertan: sie bilden eine dichte Masse von feinem Gezweig und von Laubwerk, 
aber das senkrechte Licht passiert hindurch, fast ohne Widerstand zu finden. 


Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. 14 


910 Dritter Teil. 


Daher rührt sich unterhalb der von fern fast schwärzlichen Region der Wipfel 
mannigfaltiges Leben, sobald der Regen den Boden befeuchtet. Einige niedere 
Halbsucculente nerwachen dann zur Tätigkeit. Zartlaubige Prrnelea-Sträucher 
(P. microcephala, P. Gilgiana, Thymelaeac.) schmücken das Gebüsch mit 
frischem Grün. Die Klettersträucher, die alles überwuchern, treten deutlich in 
ihrer Eigenart heraus: die weichen Pfeilblätter der Dioscorea hastifolia (Dioscor.), 
das zierliche Mosaik des Laubes von Clematis microphylla, das saftige Grün 
von Zygophyllum fruticulosum. Bald bedecken sie sich mit ihren Blüten, und 
ehe noch die Acacien und Melaleucen eigene Knospen zeigen, prangen die 
graziösen Guirlanden dieser Lianen in zartem Blütenschmuck. Mit dem Schwin- 
den der Regen aber welken sie hin. Um Weihnachten verraten nur die dürren 
Kapseln noch die Dioscorea; die befiederten Früchte von Clematis sind längst 
zerstoben. Beide stehen laublos bis zur nächsten feuchten Zeit: es sind echt 
tropophile Gewächse. Sie zählen zu den ganz wenigen Gehölzen West-Austra- 
liens, die nur während der Regenzeit belaubt sind. 
o die Zersetzung des Substrates am weitesten fortgeschritten ist, wO sich 
die zerlegten Schuttmassen in feuchteren Niederungen gesammelt haben, a 
entfaltet die Vegetation der Litoralkalk-Zone ihre Kraft und Schönheit am besten. 
Die typischen Elemente nehmen bereits Vorposten des Binnenlandes in ihre 
Mitte auf. Schon überragen die lichten Wipfel von Eucalyptus loxophleba und | 
E. rudıs das undurchdringlich dichte Buschwerk. Der systematisch so ausge“ 
zeichnete £. erythrocorys hat neben ihnen seinen Platz (S. 99). Aber Acacıt 
rostellifera (Legum.) bleibt noch die beherrschende Spezies. Nur treten die 
Individuen näher zusammen; sie erreichen 5 und 6 m Höhe, die Masse det 
Laubzweige schließt sich zu schattendem Dache. Es gelingt nicht auf den 
ersten Blick sich zurecht zu finden in diesem Wirrsal. Allmählich aber lernt 
man Melaleuca Huegelü (Myrt.) und Gyrostemon ramulosus (Phytolacc.) wieder 
erkennen, die hier viel stattlicher und kräftiger als auf den Außen-Dünen 
wachsen. Auch Pimelea microcephala (Thymelae.) ist überraschend hochwüchsig 
geworden; Clematis microphylla (Ranunc.) hat sich aus zierlichem Kletterstrau@ 
zu einer ansehnlichen Liane gestaltet. Hoch aufgeschossen bis zu 3 und 40 
stehen die schlanken Gestalten von Hibisens Huegelii (Malv.), fast wie Bäume 
schon anzusehen und doch noch mit einem undefinierbaren Ausdruck Re 
Staudenartigen behaftet. Die Fülle ihres Laubes ist ansehnlich und frisch 8° 
färbt, sein Gewebe von weicher Beschaffenheit. Es kontrastiert sonderbaf ii, 
dem glänzenden Dunkelgrün der Grevillea argyrophylla, der einzigen WIRT 
baumartigen Grevillea aus der Reihe der Occidentales. Das Unterholz yes: ü 
‚ eine Versammlung interessanter Endemismen von” e- | 
artig subtropischer Prägung. Beide Arten von Stylobasium (Rosac.) wachsen 
neben einander. Ein süßer Wohlgeruch lenkt zu den weißen Kronen des Ä ni; 
Sagiäig calcareum (Oleac.). Das Gebüsch ist durchrankt von Lianen, die a 
zähem Gewirr die Lücken füllen: Aphanopetalum (Cunon.) mit seinen 5° 
Blüten, Marianthus Fingens (Pittospor.) mit prächtig roter Corolle und Anthocert“ 
intricata, bedeckt von zierlichen weißen Sternen an ihrem sparrigen Gezweiß: R 


Diels, Pflanzenwelt von West - Australien. Taf. XI, zu S. 2 


Strand-Gehölz der Tuart-Zone. 
Eucalyptus gomphocephala DC. (Bäume der beiden Bere de ; Agonis flexuosa DC. (Myrtac., kleine Bäume hinten in der Mulde); Olearia candi- 
dissima (Steetz) F. v. M. (Compos., stark weißfilzige Büsche); Jacksonia furcellata DC. (Legum., Gebüsch links vorn); Zibbertia cunei- 
formis (Lab.) Gilg (Dilleniac., kleiner Busch rechts En — Distr. Darling, Bunbury. — E. Pritzel phot. November ı 


5. Kapitel. Formationen. 211 


gedämpften Lichte des Untergrundes verhüllt ein weicher Krautwuchs den Boden. 
Brisa maxima gedeiht hier kräftiger und voller als irgend wo sonst im Lande. 
Reichlicher Humus sammelt sich in den Mulden. Caladenia latifelia (Orchid.) 
schmückt mit ihrem zarten Rosenrot die schattigen Gründe. Wo es heller ist, 
geben Scharen annueller Compositen dem Bilde Leben und Farbe. Es sind 
verschiedene Arten mit mannigfachen Ansprüchen. Je nach der Beleuchtung 
des Standortes vertreten sie sich gegenseitige und wechseln miteinander ab. 


2. Tuart-Zone (Taf. XI). 


Gegen den Swan River hin bleibt die Architectur der Kalk-Zone unverändert, 
aber die Vegetations-Physiognomie gewinnt nach und nach neuartige Züge. 
Die Höhen, deren Kern das Kalk-Gestein bildet, sind in ihrer Sand-Umhüllung 
auch hier häufig nicht zu unterscheiden von reinen Dünen-Bildungen. Es ist 
eine wellige Landschaft mit imposanten Sandhügeln. Bald liegen sie entblößt 
von jeglicher Vegetation, ein blendendes Weiß so weit man sieht, nur in Tälern 
und Mulden mit grünen Tupfen. Bald aber deckt sie ein reich gemengtes 
Gehölz, wo nur da und dort ein heller Sandstreif die fahlen Farben endlosen 
Gebüsches unterbricht. An diesen Gehölzen beteiligen sich schon baumartige 
Gestalten, vor allen die Leitpflanze der ganzen Formation, Zucalyptus gompho- 
cephala (s. 5. 98, Fig. 5.. Wenn man von der Westküste aus unser Gebiet 
betritt, so ist es der erste Zucalyptus, den man kennen lernt, und gleich einer 
der schönsten und mächtigsten Arten; schon die Ureinwohner wußten ihn als 
»Tuart< von den andern herrschenden Bäumen der Gattung zu unterscheiden. 
Systematisch steht er fremdartig unter den Eucalypten des Westens, ähnlich 
wie sein schönblühender Genosse am nördlichen Litorale E. erythrocorys. Seine 
Verbreitung ist fast ebenso beschränkt und auf den schmalen Saum des Litoral- 
kalkes eingeengt (s. S. 98). 

Die Bestände, die er bildet, sind locker: das einzelne Individuum gewinnt 
Raum zu breiter Entfaltung. Schon in relativ geringer Höhe beginnt die Ver- 
zweigung des Stammes; sie dehnt sich machtvoll in die Breite; die Belaubung 
ist ziemlich dicht, die Färbung des kräftigen, abwärts gewandten Blattes lebhaft 
und durch schönen Glanz gehoben. Die Höhe des Baumes erreicht 40— 50 m, 
namentlich .in der Gegend der Geographe Bay, am regenreichen Süd-Ende des 
Wohnbezirkes. Dort erscheint der Baum so recht als Beherrscher des ganzen 
Litoral-Gehölzes, das gesamte Unterholz überragend, die buschigen Rücken der 
Dünen-Landschaft krönend. Einer seiner wichtigen Trabanten ist Agonis flexuosa, 
der bedeutendste Vertreter eines ausschließlich westaustralischen Myrtaceen- 
Stammes. Agonis flexuosa ist weniger Baum, als ein Strauch riesigen Maß- 
Stabes: oft bildet sich kein deutlicher Hauptstamm aus, sondern ein Verband 
Mehrerer gleichwertiger Achsen, etwa wie bei der Pierocarya (Jugland.) unserer 
arks, Seine Tracht ist eine ganz andere als die des Tuart: dort alles ge- 
drungen und kräftig, hier alles zierlich und fein. Die hängenden Aste und 
Blätter machen die Agonis der Trauer-Weide etwas ähnlich. Das Laub ist viel 

14* 


9123 Dritter Teil. 


dünner als das dicke Blattwerk des Zucalyptus, in dessen Schatten Agoms am 
trefflichsten gedeiht. 
An lichteren Stellen gewinnt das Strand-Gehölz größere Mannigfaltigkeit: 
floristisch sowohl wie in oekologischer Hinsicht. Das Ganze erinnert auf das 
lebhafteste an mediterrane Macchien: keine Formation in West-Australien gleicht 
vielleicht so sehr dem Gebüsch der Mittelmeer-Küsten, als dieses südwestliche 
Strandgehölz. Annähernd manneshohe Sträucher wachsen in dichtem Gewirt. 
Acacia cyclopis (Legum.) ist wieder häufig darunter. Spyridıum globulosum 
(Rhamn.) gleicht in Wuchs und Epharmose den niedrigen Formen der Stein- 
eiche: ganz ähnlich sind die harten Blätter mit dem feinen Filz ihrer Unterseite. 
Alyxia buzxifolia (Apocyn.) kennzeichnet sich durch glänzendes Lederlaub; 
Hibbertia cuneiformis (Dillen.) ist in der artenreichen Gattung die stattlichste 
Spezies West-Australiens, ein belebendes Element der Formation durch das 
frische Grün der gehäuften Blätter. Es hebt sich glücklich ab gegen die fahlen 
Farben, die sonst so vorherrschend sind bei den minder hochwüchsigen Sträu 
chern des Dünenlandes. Blaß und glauc erscheint schon das kahle Laub ds 
Fusanus acuminatus (Santal.). Öfter aber noch verbreitet sich ein grauer Ton 
über das Ganze durch die dicht behaarten Büsche, die zahlreich eingesprengt & 
sind. Starres Astwerk von Facksonia furfuracea (Legum.) in seidigem Silber 
grau, fleischige Laubzweige, mehlig-bestäubt, bei Rhagodia Billardieri (Cheno- 
pod.), endlich weich-wolliger Filz an niedrigem Compositen-Gesträuch (Olearia 
candıdissima, Calocephalus Brownii): alles wirkt vereint, im Strand-Gehöl 
einen kräftigen Farben-Kontrast gegen das frische Grün des höheren Ge 
büsches zu schaffen. Das stärkere Wirken der Trockenheit, das sich hier 
ausspricht, wird wohl verstärkt noch durch die blendende Lichtfülle dieser 
Dünen: wenn Behaarung einmal ausgelöst, scheint sie an sonnenreichem Stand- 
ort doppelt gefördert. Die Angiantheae und Olearia sind in Australien wahrlich 
nicht einseitig in ihren epharmonischen Bildungen; ausgesprochene Filz-Sträucher ” 
aber haben sie nur am westlichen Litorale hervorgebracht. 
Verglichen mit der nördlichen Facies, ist das südliche Strand-Gehölz am 
an Lianen. Clematis und Dioscorea kommen zwar noch vor, sind aber ar 2; 
so allgemein, wie in den nordwärts gelegenen Distrikten; die anderen Klettern 
pflanzen, die dort häufig, erreichen den südlichen Bezirk überhaupt nicht. 
Die Tuart-Zone kennt in der Regeneeit nicht jene feuchtwarmen Treibh 
Tage, wie sie der Norden erlebt. Ihre Sommer sind dauernder und dürreh 
die der Südküste. So fehlen ihr denn reiche Szenen überschwenglicher U I 
keit, wie man sie am untersten Greenough-River sieht oder im Osten des Le 
bewundern kann. Nur in örtlich ganz besonders bevorzugten Lagen 
vergleichbare Fülle zu entfalten vermocht. Von solchen reicher bed 
P lätzen besitzt der Swan River ein ideales Vorbild: Die Osborne Cliffs (F 
sind im ganzen Lande bekannt. Da stürzt die Wand des Kalkfelses 9 
senkrecht in den Fluß. Ein dichtes Gehölz kleidet ihn in dunkle = 
Nur an den schroffsten Stellen ist er kahl und hat seinen hellgrauen, ben® 
weißen Ton behalten; aber auch dort legt oft schon ein dünner er 


5. Kapitel. Formationen. 213 


Moos grünliche Schleier über den Stein. Kolossale Tuarts, überhängend mit 
ihren breiten, weitgedehnten Kronen, und Bäume von Callitris robusta (Pinac., 
Fig. 61), düsterer grün als selbst Cypressen, heben sich am deutlichsten aus 
dem geschlossenen Gebüsch. Blickt man näher, so treten Gewächse, die man 
oft als niedere Büsche gesehen, beinahe baumartig hervor aus der Masse. Term- 
pletonia retusa (Legum.) und Acacia cuneata (Legum.) als die häufigsten machen 
sich zuerst bemerkbar. Oekologisch aber beschäftigen Zoganza vaginalis (Logan.) 
und Deyeria viscosa (Euphorb.) die Betrachtung. Es sind symptomatische Er- 
scheinungen. Sie haben fast etwas Fremdartiges am Swan River; sie stehen 
vereinzelt in dieser sonnengewöhnten Flora. Es ist wie ein Asyl, das sie als 
Schattenpflanzen hier gefunden haben an dem nach Süd gewandten steilen 
ange, der vom grellsten Sonnenlicht niemals erreicht wird. 

Der Unterwuchs des Strand-Gehölzes ist natürlich ganz verschieden je 
nach den lokalen Umständen. An den schattigen Hängen der von FZucalyptus 
gomphocephala beherrschten Dünen können zarte, fast ombrophile Gewächse 
gedeihen. An solchen Stellen mag man Carex Preissii (Cyper.) mit ihren weichen 
Blättern sammeln, oder Parietaria debilis (Urtic.) mit den dünnen Laubflächen 
einer echten Schattenpflanze. Eine größere Menge einjähriger Kräuter wachsen 
ebendort in der Regenzeit, ohne daß jedoch irgend welche davon spezifisch für 
die Strand-Gehölze wären. Beschränkter ist die krautige Ausfüllung in den 
exponierteren Busch-Beständen der Dünen-Landschaften. Doch in der Regenzeit 
sprießt auch hier mancherlei Grin empor. Eine ganze Menge von Kolonisten 
mischen sich dabei in die indigene Krautflora: Anagallis arvensis (Primul.), Meds- 
lotus parviflora (Legum.), Trifolium tomentosum (Legum.), Cynoden dactylon 
(Gramin.), oft in Mengen, bezeugen mediterrane Einflüsse; /eliophila pumila 
- (Crucif) und Cryptostemma calendulaceum (Compos.) deuten auf das Kapland. 
Manche sind häufig in der Regenzeit, aber oft schon verblichen, wenn die 
autochthonen Immortellen (Compos.) und Calandrinia (Portulac.) noch zierliche 
Muster in den Lücken des Gebüsches bilden. In der Trockenzeit schließlich 
ist alles kahl, nur Helichrysum cordatum (Compos.) hält lange aus und entwickelt 
seine dichtfilzigen Blütenstände mitten in der Trockenzeit, wenn das Laub längst 
welk und dürr geworden ist. 


3. Südliche Zone. 

An der Südküste fehlt die stolze Gestalt des Tuart, trotzdem der Kalk-Saum 
des Gestades sich weiter fortsetzt und wenigstens streckenweise gut erhalten ist. 
Sonst bewahrt die Vegetation äußerlich ähnliche Züge, gewinnt nach und nach 
aber ein floristisch neues Gefüge. Es herrscht üppiges Gedeihen in diesen 
Beständen. Oft erreicht die vegetative Fülle wieder das Niveau der nord- 
westlichen Küste. Was dort durch die optimale Vereinigung von Wärme 
ac Feuchtigkeit in der Regenperiode erzielt ist, das wird hier von der gleich- 
mäßigen Dauer beider Faktoren geschaffen. Der Effekt ist ebenso groß- 
arlig. Wieder mischen sich vom Binnenlande her Eucalyptus-Bäume in den 
Bestand. Der Karri nimmt daran teil, auch £. megacarpa und E. cornuta treffen 


214 Dritter Teil. 


hier und da zusammen. Darunter drängt sich in undurchdringlicher Fülle hoch- 
wüchsiges Unterholz. Pferidium-Wedel grünen Jahr um Jahr. Laubwerfende 
Gehölze gibt es nicht, also der oekologisch interessanteste Typus des Nordens 
fehlt. Andere dagegen kehren wieder; nur ist systematisch vielerlei neues vor- 
handen. Von Pimelea (Thymelaeac.) zwar ist uns der Gattungs-Habitus wohl 
vertraut. So erkennen wir P. c/avata an ihren dünnen geschmeidigen Zwei 
gen, die bis 2 und 3 m sich erheben, und ?. sylvestris an den nickenden 
Köpfen weißer Blüten. Aber fremdartig erscheint uns die gelbliche geneigte 
Infloreszenz von Chorilaena quercifolia (Rutac.). Ihre Sträucher werden 3m 
hoch, fast unproportioniert schlank sind sie geblieben in dem Gedränge des 
Buschwerks. Das weiche Laub steht wagerecht gebreitet; seine ausgeprägte 
Form ist nicht leicht zu vergessen. Sehr ähnlich aber kehrt sie wieder bei 
Thomasia solanacea (Stercul., Fig. 24), einer gigantischen Art dieses weitver- 
zweigten australischen Geschlechts. An der milden Küste, nicht weit von King 
George Sound sieht man 4 m hohe Exemplare, vergleichbar den hoch Empor 
gereckten Hidiscus, wie sie beim Greenough River am Gestade wachsen (S. 210) 
Es bedarf einer besonderen Anpassung des Urteils, um bei solcher Abnormität 
des Quantums den Eindruck systematischer Gleichartigkeit festzuhalten. Ein 
Riesen-Maß erreicht auch 7; rymalium Billardieri, wenn es zu 6 m heranwächst. 
da läßt es nur noch die Eucalypten über sich hinausragen. 

Es entspricht dem biologischen Gesamt-Charakter dieser Formation, weil 
die Lianen sich zahlreich daran beteiligen. Schon die Analogien ZUM 
Norden ließen es nicht anders erwarten. Zwar kommen Aphanopealum 
(Cunon.) und Dioscorca (Dioscor.) nicht mehr vor. Man vermißt auch die at 
spruchsvollen Kronen des Marianthus ringens (Pittospor.). Aber sie sind ersetzt 
“on den kleinen tiefblauen Blüten der Sollya (Pittospor.). In reichen Strängen 
zieht sich Har denbergia (Legum.) durch das Gesträuch. Eine windende Oper 
cularia (Rub.) klettert von Ast zu Ast; sie gehört zu den endemischen Proo | 
dukten ihrer engeren Heimat, und ist diesem südlichen Küstensaum ureigen. 
vr Chorilaena oder Pimelea clavata. Sie gilt uns wichtig vor allen, denn 
ist eine autochthon entwickelte Liane dieser Landschaft, ein © 
Wahrzeichen ihrer schattenreichen Strand-Gehölze und ihrer fast überladenef” 
Pflanzenfülle. = 

Mannigfach abgestuft sind die Übergänge der Strand - Gehölze a 
Vegetation des Binnenlandes, Vielfach bleibt die Grenze zweifelhaft Br 
Kalk-Zone des Litorales enthält Strauch-Heiden, die in ihrem ganzen -_— 
Pr Züge des Binnenlandes zeigen, aber vielfach in das Strand-Gehölz eingre® 
und mit ihm eng verkettet sind, Nicht viel leichter ist die Trennungs-Lit® 
zwischen den hygrophilen Strand-Beständen und den echten Alluvionen zu Bel 


b. Wald-Formationen. ; 

@. Eucalyptus-Wälder. 

Ein sehr bedeutender Anteil der Sidwest-Provinz, vielleicht ein Drittel 1 ; 
gesamten Umfanges, ist von geschlossenen Waldinpeh bedeckt, in = 


5. Kapitel. Formationen. 215 


‘ Eucalyptus-Arten die herrschenden Bäume sind. Zucalyptus marginata (s. 5. 93, 
Taf. I) ist die wichtigste dieser waldbildenden Arten. Etwa vom Moore River 
bis zur Two People Bay (östlich unweit King George Sound) bedeckt sie den 
Saum und die Abfälle des Tafellandes, in einem an Breite wechselnden Streifen. 
Es ist im Westen begrenzt von den Mischwäldern des litoralen Vorlandes; im 
Osten wird es umzogen von dem Gebiet des Eucalyptus redunca, im Süden von 
dem Areal des Karri, der Z. diwversicolor, welches von Cape Leeuwin bis King 
George Sound die Küste säumt. 

Diese drei Arten von Wald-Eucalypten (s. S. 93) sind in ihrem Vorkommen 
klimatisch bedingt, namentlich durch die Niederschlags-Höhe. In ihrer zonalen 
Anordnung spiegelt sich der Verlauf gewisser Isohyeten. 

Ebenso findet die gleichmäßige Abstufung der Regenhöhen ihren Ausdruck 
in der graduellen Ausprägung jener Eigenschaften, die für diese Waldungen 
wesentlich sind und ihnen allgemein zukommen, so verschieden auch die Tracht 
der Leit-Arten und die Physiognomie der Bestände sonst sein mag. 

Als solche gemeinsamen Züge aller dieser Zucalyptus-Wälder der Südwest- 
Provinz ergeben sich folgende Eigenschaften: 

ı. Es sind nahezu reine Bestände. Die Leit-Art führt die unbestrittene 
Vorherrschaft. 

2. Gleichwertige Bäume neben ihr kommen nicht vor, höchstens stellenweise 
tritt Zucalyptus calophylla auf, die in allen oben angeführten Wäldern sich ein- 
gesprengt einfindet, aber nur selten selbständige Bestände bildet. 

3. Das arborescente Unterholz ist sehr einförmig. Es wird ganz vorwiegend 
vom eigenen Nachwuchs der Eucalypten gebildet, daneben kommen nur wenige 
baumartig wachsende Proteaceen vor. 

4. Der strauchige Unterwuchs dagegen ist vielseitig, oft sogar höchst mannig- 
altig. 
ı. Jarra-Wald. (Vgl. S. 93, Taf. 1.) 

Eucalyptus marginata (Fig. 3) spielt eine wesentliche Rolle bereits in den 
litoralen Mischwäldern. Dort lernt man ihn kennen als breitkronigen Baum von 
imposanter Erscheinung. Er erweist sich als wichtiges Element des Bestandes, 
aber doch meist nur als primus inter pares. Wenn man das Vorland durchwandert 
hat und an dem Abfall des Plateaus zu steigen beginnt, wo der Sand der Ebene 
dem Konglomerat-Boden des granitenen Oberlandes gewichen ist, da sieht man 
die Tracht des Baumes allmählich sich wandeln und seine Rolle verändern. Die 
Zahl der Individuen auf gegebenem Raume nimmt zu. Andere Arten bleiben 
zurück, dann hören sie völlig auf. Immer dichter treten die Jarra zusammen. 
Der Raum für den Einzelbaum wird geringer, der Stamm streckt sich, die 
Krone bleibt schmäler. Endlich auf dem Plateau oben ist das Bild des Jarra- 
Waldes vollendet, wie es den ganzen Saum des Tafellandes über nahezu 
vier Breitengrade bezeichnet. 

Diese reinen Waldungen des Zuwcalyptus marginata beschränken sich streng 
auf die Gebiete, wo der jährliche Regenfall 75 cm übersteigt. Das Areal ist 
demgemäß noch am Swan River schmal. Es nimmt dann an Breite zu bis in 


216 Dritter Teil. 


die Gegend des Blackwood River. Von da ab nach Osten wird es allmählich 
wieder schmäler, um östlich vom King George Sound ziemlich rasch zu enden. 
Dies ganze Gebiet ist nach Boden und Klima so verlockend für den An- 
siedler, wie wenig andere Teile von West-Australien. Aber die dichte Bewal- 
dung setzt seiner Aufschließung schwere Hindernisse in den Weg. Nur in 
langem Kampfe gelingt es des Jarra Herr zu werden. Noch heute sieht man 
nur an wenigen Stellen Lücken in dieser weitgedehnten Waldeseinsamkeit. Und 
das ist hochbedeutsam, weil es uns den australischen Urwald vielfach noch in 
voller Ursprünglichkeit entgegentreten läßt. ; 
Wenn man den Jarra- Wald zuerst betrachtet, erinnert er am ehesten noch 
an die Nadelwälder unseres Nordens. Nichts belebt die Einförmigkeit der 
endlosen Kolonnen der Bäume, mit ihren hohen Stämmen, der grau gefärbten 
rissigen Borke. Auch das höhere Unterholz, oft ausschließlich von jüngeren 
Generationen des Jarra gebildet, wiederholt nur das gleiche Bild in kleinesem 
ale. Die Kronen sind licht belaubt, aber die Bäume stehen so dicht, dal 
der Boden ziemlich viel Schatten empfängt. So bleibt das ernst gestimmie 
Wesen des Waldes sich gleich über Meilen und Meilen, über Hügel und Tal, 
nur durchzogen von schmalen Bändern üppigeren Wachstums in den Senkungen 
und unterbrochen von den Brüchen auf versumpftem Alluvialland. EZ \ 
Für die Monotonie aber des Baumschlages entschädigt die Vielseitigkeit 
des Unterwuchses. Die stattlichen Kronen der Macrozamia Fraseri (Cycad, 
die wohl bekannten Gestalten der Nantorrhoea Preissii (Lil.) heben sich wirkung 
voll heraus aus dem Wirrsal des niederen Buschwerks. Es setzt sich zusammei 
aus kleinen Sträuchern, selten höher als ı „m. Alle sind immergrün, in der 
Konsistenz des Laubes vielfach ähnlich; in der blumenarmen Trockenzeit nicht ; 
immer leicht von einander zu unterscheiden. Erst in der Blütezeit kommen ” | 
ganz zur Geltung, wenn der Reiz ihrer Mannigfaltigkeit sich offenbart. Dam 
läßt sich auch erst das Wesen dieses Unterwuchses erfassen. a 
Von den Charakter-Gattungen Südwest-Australiens sind wohl die meiste 
darin vertreten. Wie es die günstige Situation bedingt, oft in den vegetativ aM 
meisten geförderten Arten. Schon in den Waldungen des Darling Range östlich “ 
sr: Swan River drängt sich diese Bevorzugung auf. Unter den zahlrei” — 
Leguminosae- Podalyrieae gibt es treffliche Beispiele dafür. Überall z. B. Br 2 
gegnet Daviesia cordata, die großlaubigste Spezies der unerschöpflich poly 
morphen Gattung, sehr stattlich in dem Kontrast ihrer blaugrünen Blätter 


2 
ik 


gestalteten Fiedern. Alle diese Arten blühen ungemein reichlich; mit den 
Farben ihrer Sträuße geben sie dem Waldgebüsch heiteren Blumensch” 
in ähnlicher Weise, wie die Rosaceen-Sträucher die borealen Wälder AT 


5. Kapitel. Formationen. 217 


Daneben ist Acacia pulchella in einer ihrer zartesten Formen, mit wohlgebildeten, 
ausgebreiteten Fiederblättchen und spärlicher Bedornung, häufig im Gebüsch. 
Hochwüchsige Pimelea sylvestris (Thymel.) mit weißen hängenden Köpfchen 
bildet ganze Hecken. Daneben ragt ZLeucopogon verticillatus (Epacrid.) empor, 
einem etwas steif gedachten Polygonatum oder Lilium viel ähnlicher als den 
xerophilen Heide-Büschen, die in West-Australien zumeist die Gattung vertreten 
958..732): 

Lianen im engsten Sinne, d. h. Pflanzen, die im Boden wurzelnd Laubwerk 
und Blüte erst in den Baumwipfeln zur Entfaltung brächten, gibt es im Jarra- 
Walde nicht. Dagegen fällt in seinem Unterholze den Schlingpflanzen eine 
keineswegs unbedeutende Rolle zu. Es sind meistens Gewächse mit mäßig 
verholzten Achsen, mit ansehnlichen Blättern und ornamentalen Blüten. Von 
den Leguminosen-Gattungen Kennedya und Hardenbergia findet sich fast allent- 
halben ein Vertreter in den Gründen des Waldes; die zahlreichen Formen der 
K. coccinea (Vent.) sind darunter die am meisten auffallenden durch ihre lebhaft 
rot gefärbten Corollen. Dekorativ wirken auch die schlingenden Pittosporaceen 
im Waldgebüsch; es gibt Arten mit blauen, mit roten und mit weißen Blüten. 
Als echter Jarra-Begleiter darunter ließe sich Marianthus candidus nennen; mit 
ihren reichen Corymben weißer Blüten ist es unzweifelhaft die schönste unter 
ihren Verwandten. 

Dagegen mangelt es dem Walde an Epiphyten. Selbst die kryptogamischen 
sind spärlich. Die Stämme vieler Bäume sind frei davon, und auch auf den Ästen 
lassen sich nur unbedeutende Spuren pflanzlichen Kleinlebens finden (vgl. S. 158). 

Die Lücken des Gebüsches sind Halbsträuchern und noch kleineren Ge- 
wächsen vorbehalten. Allenthalben kriecht Dryandra repens (Proteac.) auf dem 
Boden, mit ihren fremdartigen Laubbüscheln, die so lebhaft an Farnwedel er- 
innern. Schön und reichhaltig ist der Einschlag der Stauden, zu dem eben- 
falls die bekanntesten Genera der westaustralischen Flora beisteuern: Comostylis 
und Anigozanthos (Amaryll.) mit leuchtenden Farben. Tetratheca (Tremandr.) 
und Boronia (Rut.) in lebhaftem Hellrot, das an die Zpxlobium unserer Berg- 
wälder denken läßt. .‚Scaevola (Gooden.) mit weichen, großen Blättern und tief 
veilchenblauen Corollen. An Felsen sitzt Styäidium diversifolium (Stylid.), mit 
Laubrosette, wie manche Saxifragen. Und was noch frei geblieben, wird von 
Cassytha übersponnen, oder zur Regenzeit von zarten Liliaceen (Burchardia), 
hübschen Erd-Orchideen und später von zierlichen Annuellen (Stylidium calca- 
ratum (Stylid.], Poranthera glauca \Euphorb.)) ausgefüllt und gefällig verziert. 

Je weiter nach Süden, wo Schritt für Schritt die Trockenzeit an Kraft 
und Länge einbüßt, je sichtlicher mehren sich die mesophilen Züge des 
Waldes. Ansehnlich belaubte Spezies ersetzen die kärglich beblätterten des 
Nordens. Acacia nervosa mit breiten Phyllodien stellt sich nun häufig ein, 
dichtere Gebüsche des Leucopogon australis (Epacr.) erscheinen im Buschwerk. 

tauden mit empfindlichem Laube wachsen dazwischen, wie Ranunculus lappa- 
ceus oder die weichen Arten von Tremandra (Tremandr.), Haloragis (Halor.) 
und Xanthosia (Umbell.). Als Unterholz zeigen sich baumartige Proteaceen 


— 


918 Dritter Teil. 


häufiger: wie Danksia grandis, Hakca und, besonders zu beachten, Persoomia 
mit 3—4 Spezies, welche einige Meter Höhe erreichen. Im Niederwuchs wird 
Pteridium aguilinum gewöhnlicher. Die Blößen des Waldbodens beginnen 
sich mit Moospolstern zu bedecken (Funaria hygrometrica, Rhaphidostegium 
homomallum, Campylopus inflexus u. a.). Auch an den gestürzten Baumstämmen 
nehmen kryptogamische Ansiedelungen sichtlich zu: Moos-Kolonien überziehen 
sie mit grünem Anflug, große Hutpilze und Polyporaceen brechen aus dem 
morschen Holze. A 
Wo im Walde Gestein und Felsen bloß gelegt anstehen, finden wiederum 
Moose und Lichenen ihre Stätte (Sticta Billardieri, Cladonia verticillata u.a). 
All dies vereint sich, den Wäldern des Südens ihr eigenes Aussehen zu ver 
leihen. Am mittleren Blackwood sieht man ihr Bild vielleicht am treuesten 
ausgeprägt. Dort bedeckt der unberührte Jarra-Wald das hügelreiche Land 
noch dichter als etwa am Swan River. Enger zusammengerückt stehen de 
Bäume. In reicherem Schatten gedeihen Persoonia longifolia (Prot.), Hakaa 
oleifolia (Prot.) und Banksia grandis (Prot.) zu ansehnlichen Bäumen. Oft bilden 
sie eine untere Wald-Etage. Namentlich Banksia grandis (s. S. 104, Fig. I 
entwickelt sich herrlich in diesen einsamen Wäldern; ihr Stamm ist viel schlanker “ 
als irgendwo anders, ihre Sämlinge bedecken den Boden oft dicht wie wuchem 
des Farnkraut. Geselliger Wuchs ist überhaupt verbreitet: die zunehmende ; 
Feuchtigkeit scheint die Ausbreitung gewisser Arten zu befördern, während Viel 
seitigkeit und Formenfülle, wie sie dem Norden eigen, dabei verloren gehen. 
Podocarpus Drouyniana (Taxac.) dominiert über weite Strecken. In andern Lagen 
herrscht Pieridium vor (Taf. XI). Xantorrhoea, die allerorts im Walde steht, 
zeigt hier lebhafte Laub-Entwickelung und bildet ungewöhnlich umfangreiche 
Blätterwipfel. Auch Macrosamia wird selten vermißt. Überall zeigt sich frisches 
Grün, üppiges Gedeihen, aber es fehlt an Farben, und dieser Mangel bestärkt 
den Eindruck der Einförmigkeit, die den Niederwuchs dieser Region gegen de 
reichen Bestände des Nordens — und des Südostens — in Nachteil setzt. 
Denn im Südosten des Areales wiederholt sich mit dem Nachlassen de 
Niederschlages die Bereicherung des Unterwuchses. Die Jarra-Wälder 
nördlich am King George Sound geben denen des Darling Range nichts nach. ü 
An manchen Stellen ist das strauchige Unterholz fast undurchdringlich. Die € 
breiten Phyllodien der Acacia myrtifolia (Legum.) treten bedeutsam herve® 
Der zarte Duft ihrer Blüten erfüllt die Luft in der feuchten Jahreszeit, went 
das dunkle Violett von Hardenbergia Comptoniana (Legum.) überall aus © 
Asten hervorschaut, und wenn zahllose weiße Blütensterne sich an Cl 
Pubescens erschlossen haben, das Gesträuch mit dichten Gewinden zu bekrä 
Lange Zeit beherrschen die selben Töne von Violett und Weiß das Gebi 
de nn wenn Hardenbergia und Clematis verblüht sind, erschließen /ovea A 
fıca (Legum.) und Zogania vaginalis (Logan.) ihre Blüten. Beide zählen ZU den 
ansehnlichsten Sträuchern im westaustralischen Walde. Beide gehören g@®' 
reichen Gattungen an, die in mannigfaltigen Epharmosen die klimatische® 
Nuancen des Landes wiederspiegeln (vgl. S. 191). Und beide sind die vegeta 


5. Kapitel. Formationen. 219 


am reichsten entwickelten Formen im gesamten Bereiche ihrer Verwandtschaft. 
(Fig. 494). Im Schutze des Gebüsches gedeihen ombrophile Stauden. Die 
Charakter-Restiacee des Bestandes, Lorocarya densa, ist die zarteste Art, die 
West-Australien aus dieser Familie besitzt. Auch bei Pefrophila diversifolia 
(Prot.) erscheint das hübsche Laub ansehnlicher, weniger hart und minder starr, 
als man es an dieser echt westlichen Gattung gewohnt ist. Von zarteren Farn- 
Arten finden einige gutes Fortkommen an diesen waldigen Orten: so Lindsaca 
triquetra, deren Wedel in schattiger Nähe des Gebüsches oft zu hübschen 
Gruppen vereint sind. Aber es sind wenige, und die Armut an Farnen auch 
in diesen begünstigten Bezirken bleibt immer eine sehr beachtenswerte Eigen- 
schaft der westaustralischen Flora. 

Im ganzen also setzt sich im Unterholz dieses südlichen Jarra-Waldes 
unverkennbar ein »mesophiles« Gepräge durch. Es ist von hoher Be- 
deutung für das Verständnis der westaustralischen Vegetation; denn an diesen 
Standorten entfaltet sie sich weniger eingeengt von den Fesseln der Wasser- 
Ökonomie, und zeigt uns an bekanntem Material viel neue Formen, welche 
dieser Freiheit ihr Dasein verdanken. 

In den Senkungen und Furchen des Geländes, wo das Wasser sich sammelt, 
und Feuchtigkeit länger bewahrt wird, gewinnt der Unterwuchs Bedeutend an 
Üppigkeit. Die Sträucher treten dichter zusammen, sie erreichen beträchtlicheres 
Ausmaß in der Höhe. Auch einige ganz neue Elemente finden Eingang, viel- 
leicht unter dem Einfluß edaphischer Faktoren: der Boden ist feinkörniger; er 
nimmt lehm- oder tonartige Beschaffenheit an. An solchen Stellen sieht man 
schon im Darling Range anziehende Vegetations-Bilder. Die stattliche Banksıa 
litoralis bildet oft die imposanteste Figur darin. Neben den jungen Eucalyptus- 
Stöcken treten kräftige Exemplare von Xantorrhoea Preissii und Macrosamıa in 
die Erscheinung. Als Charakterpflanze gerade dieser feuchten Depressionen aber 
spielt auch hier Viminaria denudata (Legum.) eine wesentliche Rolle, unverkenn- 
bar mit ihren hellgrünen Zweigen, die ungemein zahlreich herabhängen. Im Unter- 
grund drängen sich Lianen verschiedener Art zusammen. Im mittleren Darling 
Range treffen sich von solchen Schlingpflanzen auf engem Raume: Kennedya 
coccinea (Legum.), Gompholobium polymorphum (Legum.), Marianthus caeruleo- 
Punctatus (Pittospor.), Comesperma cıliatum (Polygal.), auch die viel kleinere und 
zartere Opercularia apiciflora (Rub.) kommt dort vor. Alle zeigen überraschende 
Entwickelung ihrer vegetativen Organe, wobei sie auffallend zur Streckung ihrer 
Internodien neigen. Innig verflochten, wirren sie sich zu dichten grünen Massen 
zusammen. Ein Zug von Schlaffheit, wie sie schlingendem Wuchse wohl voran- 
gehen muß, zieht sich durch die ganze Erscheinung des Unterwuchses. Der 
hochwüchsige Thysanotus Patersoni (Liliac.) bildet aus seinen zarten Stengeln ein 
haltloses Wirrsal, selbst Scaevola fasciculata (Gooden.) wird an solchen Stellen 
schlaff und stützt ihre flexuosen Äste auf kräftigeren Zweigen des Unterholzes. 

Dicht am Rande der Furchen, die in der feuchten Jahreszeit oft fließendes 
Wasser fassen, entfaltet Grevillea bipinnatifida (Prot.) ihr prächtiges Blatt- 
Mosaik, aus dem sich die trübroten Trauben eigentümlich herausheben. Neben 


320 R Dritter Teil. 


ihr treibt Trymalium Billardieri (Rhamn.) seine Äste mit ansehnlichem Laub- 
werk, allerdings noch nicht so üppig, wie man es weiter im Süden ‚sieht. Es 
ist: eine dürchaus-»mesophile« Waldpflanze, und gleiches gilt von den andem 
Elementen. der Genossenschaft. Grevillea glabrata (Prot.) mit ihren schlanken 
biegsamien Zweigen und dem weidenartigen Laube ist unter den westaustralischen 
Arten der Gattung interessant durch ihre durchaus mesophile Epharmose, Und 
von gleichem Werte in dieser Hinsicht ist Acacia alata (Leg., Fig. ı8) durch 
die blattartig breit-geflügelten Stengel, eine jener Arten, welche PRITZEL as 
»an feuchtere und schattige Lebensweise angepaßte ursprüngliche Xerophytent 
auffaßt‘). Gerade diese weiche Acacia mit ihren schlaffen Ästen gehört zuden 
häufigsten und wesentlichen Bestandteilen des Fruticetums in den feuchten 
Furchen des Waldes; zugleich gibt sie ihm eine feine Dekoration, wenn am 
Beginn der Regenzeit ihre blaßgelben Blütensträuße sich erschlossen: haben. 
Je weiter nach Süden, um so ausgesprochener wird der mesophile Charakter 
des buschigen Unterholzes. Dort gewinnt stellenweise Albissia lophantha Leg) 
beherrschende Wichtigkeit in den feuchten Niederungen. Dieses hübsche Baum 
chen mit seinen graziös geschwungenen Zweigen und dem empfindlich zartel 
Leguminosen-Laub ist eine in West-Australien durchaus überraschende Er 
scheinung. Nur Acacia pentadenia (Fig. 18 A) und A. nigricans, diese Leit 
pflanzen der Karri-Zone (s. S. 221) lassen sich allenfalls vergleichen, erreichen. 
aber selten die Dimensionen der Albisgia. Diese also ist es in erster Linie, 
welche den im Lande sonst fehlenden Typus der arborescenten Fiederblatt- 
Acacien repräsentiert. \ 


In den bevorzugtesten Lagen des Jarra-Gebietes gelangt auch die Furchen- 
Vegetation zu ihrer schönsten Entwickelung. Acacia nigricans gesellt sich be 
Formation hinzu. Das rundblättrige Hypocalymma cordifolium (Myrt.) wird 
typisch. Zierlich geneigte Stämmchen von Acacia urophylla, kraftvolle Exen- 
plare des Lewcopogon verticillatus (Epacrid.) heben sich bedeutsam heraus. ie : 
wieder steht im Mittelpunkt des Ganzen Trymalium Billardieri (Rhamn.), statt: 
liche, bis 3 m hohe Exemplare von schlankem Wuchs, mit weichem Laube; 
Ben von mächtigen Rispen stark duftender Blüten. Zu seinen Füßen YeT 
hält ein dichtes Gestrüpp von Preridium aguilänun den Bödek Und daneben 
grünen in Menge die zierlichen Wedel des Adiantum aethiopicum; & ist ei 
Wahrzeichen dieser schattenliebenden Genossenschaft, wie es lehrreichef nicht 
zu finden wäre. ? 2 

Wenn die Senkungen im Walde breiter werden, wenn die lehmige Sohle 


an Tiefe und Umfang zunimmt, so geht ihr Ufer-Gebüsch in die Formatiot 
echten Schwemmlandes über. Ts 


z Unmittelbar an der Südküste gibt es keine reinen Jarra-Bestände. An ” 
telle treten die noch machtvolleren Waldungen, die der Karri, Eucalyplus dw 2 


» 
» 


Diels, Pilanzenwelt von West -Australien. Taf. XI, zu S. 


Waldsaum im Distr. Warren. 


j* 


Eucalyptus cornuta Lab. (links); Banksia verticillata R. Br. (Zentrum); Pieridium aquilinum (L.) Kuhn (Haupt-Bodenwuchs); 
Macrosamia Fraseri Mig. (Vordergrund) 
Distr. Warren, Wilson’s Inlet. — E. Pritzel phot. März 1901. 


5. Kapitel. Formationen. 221 


Das Areal dieses gewaltigen Baumes begleitet in schmalem Saume die Küste 
über drei Längengrade, vom ı15° bis zum 118° d.L. Etwa 60 km nördlich 
vom Cape Leeuwin tritt er zuerst auf. Östlich davon gewinnt sein Gebiet etwas 
an Breite, so daß die Nordgrenze ungefähr 100 km von der. Küste verläuft. 
Vom Frankland River ostwärts wird es schmäler und schmäler, um in einem 
dünnen Ausläufer südlich des King George Sound zu enden. 

Das Revier des Eucalyptus diversicolor ist der mit Niederschlag am reichsten 
versehene Teil Südwest-Australiens, überhaupt der am meisten temperierte und 
ausgeglichene Distrikt des Landes. Der Regen des Jahres beläuft sich dort 
auf meistens 100 cm, ja an vielen Stellen scheint die Summe noch über ı25 cm 
zu steigen. Die beträchtliche Niederschlagshöhe erklärt auch das Vorkommen 
des Baumes am Südhange der Perongerup-Berge, wo schöne Bestände eine 
nach Nordosten vorgeschobene Exklave des Areales bilden. 

Welche charakteristischen Eigentümlichkeiten der Karri-Wald als Formation 
besitzt, ist gegenwärtig noch nicht näher bekannt. Ich hatte leider keine Ge- 
legenheit, die typischen Karri-Gegenden, am Warren River und weiter östlich, 
zu besuchen: sie sind dem Verkehr noch kaum erschlossen, und zählen zu 
den unwegsamsten Landschaften der südlichen Hälfte West-Australiens. Von 
Kennern des Karri-Landes wurde mir berichtet, seine Wälder seien die an- 
sehnlichsten, die West-Australien besäße, und ihre Flora lasse manche spezi- 
fischen Züge erkennen. Ein näheres Studium dieser Verhältnisse bleibt der 
Zukunft vorbehalten. Für jetzt muß ich mich damit begnügen, in Kürze das 
- hervorzuheben, was man in den äußersten Zonen des Karri-Distriktes, hart an 
seinen Grenzen, beobachten kann. 

Im Norden des Cape Leeuwin tritt Zucalyptus diversicolor zuerst etwas 
südlich vom Margaret River auf, und zwar als Genosse des Jarra und der Zuca- 
Iyptus calophylla, zunächst noch spärlich, aber gleich in dominierender Er- 
scheinung. So stattlich jene beiden Zucalyptus auch in dieser Gegend gedeihen, 
sie werden stets vom Karri noch überragt. Sein glatter sauberer Stamm strebt 
unverzweigt zu imposanter Höhe. Erst weit oben beginnt die Teilung in fast 
wagerecht abgehende Äste. Die Krone erscheint lichter, als man ‚von dieser 
doch fast hygrophilen Art erwartet. Das Unterholz zeigt in dieser Übergangs- 
Zone (Taf. VII) wenig Eigenart. Es ist das mesophile Gebüsch, welches im 
ganzen Süden den Jarra begleitet. Macrozamia (Cycad.), Podocarpus Drouynıana 
(Taxac.), Pieridium aguilinum sind vielleicht die häufigsten und ansehnlichsten 
Gewächse des Niederwuchses am Cape Leeuwin. , Daneben gibt es Myrtaceen 
in großen Mengen. Und überall zwischen dem Gebüsch drängen sich dichte 
Rasen kraftvoller Blätter von Irideen-Gestalt hervor, überragt von hochgewach- 
senen Schäften: es ist Anigosanthos Hlavida (Amaryll.), die an den bald mit Grün, 
bald mit Rot gefärbten Blüten stets leicht zu erkennen ist. 

Ein neuartiger Typus, der in diesen Wäldern häufig bemerkbar wird, kommt 
in Acacia pentadenia (Legum.) zur Erscheinung. Es ist ein ansehnlicher Strauch 
mit zartem Fiederlaub, der stattlichste Vertreter der Bipinnatae, den West- 
Australien hervorgebracht hat (Fig. 129). Er neigt zu geselligem Auftreten. 


222 Dritter Teil. 


Oft sind größere Flächen des Waldbodens davon bedeckt: dann gibt die Fülle 
des weichen Blattwerkes der Vegetations-Szenerie einen Ausdruck von sanfter 
Zartheit, der in West-Australien sehr ungewöhnlich anmutet. 

Ähnlich gestaltet sich das Bild des Karri-Waldes am Ost-Ende des Areales, 
am Denmark River. Dort wird der Baum, zusammen mit Jarra, in größerem 
Umfange ausgebeutet. Der Rauch vieler Sägewerke steigt im Walde auf. Wo 
er aber noch unberührt ist von Menschenhand, zeigt das Unterholz und das 
Gebüsch fast die selben Formen wie am Cape Leeuwin. Alles ist dicht be- 
wachsen. Die weichen Acacia, die laubigen Büsche von Logania vagmalıs 
(l.ogan.) und Hovea eliptica (Legum.), Anigosanthos flavida, Pteridium treten 
am meisten in den Vordergrund. Xanthosia candida (Umbell.), Tremandra difjusa 
(Tremandr.) und Aaloragis rotundifolia (Halor.) fehlen auch hier fast nirgends 
im. Gewebe des krautigen Teppichs, der den Untergrund verhüllt. 

Zweifellos ergeben sich in den zentralen Karri- Gegenden manche Abwer 
chungen von diesem Bilde, das für die Grenz-Bezirke das typische ist. Näh 
darüber wurde noch nicht erkundet. Es ist eine von den wesentlichen Lücken 
der westaustralischen Formationskunde, die hier ausgefüllt werden muß. 


3. Wandoo-Wald. (Vgl. S. 99, Taf. XIII.) | 
Der Wandoo, Eucalyptus redunca (Fig. 6), ist eine Art, welche beträchtlichere 
Variabilität besitzt als Jarra und Karri. Das Areal, das die Spezies bewohnt, 
weist viel bedeutendere Unterschiede in Klima und Boden auf, als die Heimat 
jener zwei wichtigen Bäume. Infolgedessen erscheint nicht, wie dort, das ge 
samte Wohngebiet der Spezies von einer einheitlichen Wald-Formation einge 
nommen. Vielmehr sind es mehrere Bestände, an denen sich der Baum il 
mehr oder minder wichtigen Rollen beteiligt. Am bedeutsamsten und am 
meisten beherrschend ist seine Stellung im westlichen Teile des Areales; nuf 
dort sind seine Bestände annähernd so rein wie die von Jarra oder Karri, und 
nur dort lassen sie sich den beiden anderen Wald-Formationen zur Seite stellen. 
Diese Zone liegt zwischen den Linien von 70 bis 45 cm jährlichen Nieder" | 
schlages. Die Trockenzeit währt länger, die Niederschläge des Winters SIT 
leichter als weiter westlich. Viel extremer bewegen sich die Wärmekurved; 
namentlich die kalten Nächte im südlichen Teile stellen einen wichtigen Faktot 
des Klimas dar. Edaphisch dagegen entspricht die Zone noch ganz den en 
Jarra- Gebiet obwaltenden Verhältnissen: Stark verwitterte, konglomeratischt 
Derivate der Granitfeste bilden den Boden, in dem die Vegetation wurze® 2 
Die Haupt-Verkehrsstraßen West- Australiens geben prächtige Aufsc ee 
von den Wandoo-Wäldern. An der alten Straße von Perth nach York mach 
man schon im westlichen Küsten-Vorland mit Eucalyptus redunca Bekannt5e 
Er steht dort in kleinen Kolonien; am West-Fuße des Plateau-Abfalles vo 
solche mehrfach angetroffen. In den höheren Lagen des Plateau-Abfalles NT e 
verschwindet der Baum nahezu gänzlich und überläßt dem Jarra das ET 
Erst etwa 7 5 km von der Küste, jenseits des Kammes, im östlichen DuiPE 2 
Range, erscheint er wieder, und zwar fast plötzlich in dominierender > 


Diels, Pflanzenwelt von West- Australien. Taf. XIII, zu S. 222. 


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vn, ne redunca Schau. (Bestand hinten.) 
alyptus occidentalis Endl. (vorn einzeln). 
Distr. ee Cranbrook. — E.Pritzel phot. November 1901. 


5. Kapitel. Formationen. 223 


Nur auf eine Erstreckung von etwa ı5 km gelingt es Eucalyptus marginata 
und namentlich Z. calophylia, noch hier und da sich neben ihm zu behaupten 
Das gibt dann ein interessantes Bild: denn der Farben-Kontrast der Stämme 
wirkt sehr eigenartig. Von diesem schmalen Übergangs-Gebiet aber weiter 
östlich, setzt der Wanodo sich in ausschließlichen Besitz des Landes, freilich 
nur für kurze Zeit, um dann immer zahlreichere Eindringlinge in seine Bestände 
aufzunehmen. 

Die typischen Wandoo-Wälder, wie sie im Darling Range etwa bei Bakers 
Hill oder oberhalb von Newcastle entwickelt sind, teilen ihre wesentlichsten 
Züge noch mit dem Jarra-Walde, nur verarmt der Unterwuchs rasch und seine 
Elemente nehmen zu an xeromorpher Ausgestaltung. 

Äußerlich gibt die eigentümliche Erscheinung des Wandoo der Formation 
ihr durchaus individuelles Gepräge. Die weiße Borke des Baumes, sein ge- 
drungener Wuchs, die lichte Fügung des ganzen Bestandes: das vereinigt sich 
zu einer Szenerie, die sich zum zweiten Male in der Pflanzenwelt von Welt- 
Australien nicht bietet. 

Der Unterwuchs enthält noch viele Elemente, die im Jarra-Walde häufig sind. 
Aber auch bei ihm ist das Gefüge viel weniger dicht, die Büsche stehen weiter 
getrennt als dort; an manchen Stellen sieht man ansehnliche Flächen des kiesigen 
Bodens ganz frei von Pflanzenwuchs. Die Starrheit des Strauchwerks nimmt 
zu, die krautigen Bestandteile verringern sich, während annuelle Gewächse häu- 
figer werden und in größeren Scharen den Waldboden mit buntem Gewande 
bekleiden, wenn die feuchte Jahreszeit sich ihrem Ende naht. 

Wichtige Arten des niedrigen Unterholzes liefert wiederum Acacia. Im 
Darling Range ist Acacia urophylla noch verbreitet und wohl die schönste; 
auch Acacia nervosa kommt häufig vor und macht sich an dem aufdringlichen 
Geruch ihrer hochgelben Blüten bald bemerkbar. Auch sonst fällt es auf, wie 
intensiv Geruch und Farbe der Blumen sind. Die tiefblauen Kronen der Sollya 
heterophylla (Pittospor.) und der Leschenaultia biloba (Gooden.), die feurig-roten 

lüten der Zeschenaultia formosa (Gooden.): alle gehören zu den Wahrzeichen 
des Wandoo-Waldes und färben den Boden bunt, wenn sie im August und 
September in frischer Blüte stehen. 

Wie bemerkt, kommen im Gesträueh des Unterwuchses xerophytische Ge- 
staltungen immer deutlicher zur Geltung. Besonders die Leguminosen bringen 
dazu sehr wesentliche Beiträge; Mirbelia spinosa und Gastrolobium obovatum 
zählen zu den häufigsten Formen der Wandoo-Zone, wo auch von ihren Ver- 
wandten eine große Anzahl minder verbreiteter Spezies recht eigentlich zu Hause 
Sind. Bei allen dient viel sklerotisches Material dem Aufbau der Organe, so 
daß starres Laub und steife Zweige zur Regel werden. Diesen Leguminosen 
ähnlich verhalten sich viele Proteaceen-Sträucher; namentlich gewisse Hakca- 
Arten (4. lissocarpha und H. marginata) werden bedeutungsvoll durch ihr häu- 
figes Auftreten und die Fülle zarter weißer Blüten, die sie in der Regenzeit von 
weitem kenntlich macht. 

An der Ausfüllung der weiten Lücken, die in der Wandoo-Zone gewöhnlich 


294. Dritter Teil. A R 
die Sträucher voneinander trennen, beteiligen sich neben krautigen Pflanzen die 
Knollengewächse aus den Familien der Liliifloren, der Orchidaceen und der 
Gattung Drosera. Namentlich die bizarren Blüten der Gattung Caladenia 
(Orchid., Fig. 140) sind in den Wandoo-Waldungen noch ebenso zahlreich, wie 
im Gebiete des Jarra. Nur treten andere Spezies in die Erscheinung; davon 
wohl am häufigsten Caladenia hirta mit hellrotem Perigon, eine anspruchslos 
aussehende Art, die aber so häufig ist, daß sie im September förmlich als Leit- 
pflanze der Wandoo-Zone dienen kann. : 
Die Annuellen sind augenscheinlich wichtiger, als in den Jarra-Wäldern: 
darin findet die gesteigerte Periodizität des Klimas ihren Ausdruck, An dieser 
Vegetation von Kraut-Gewächsen zeigen die Compositen weitaus die stärkste 


Reste dieser Immortellen für die Wandoo-Wälder einen unverkennbaren Zug: 
er ist kaum minder bedeutungsvoll als in den grasreichen Formationen de 
Eremaea. 

Die Gliederung des Wandoo-Waldes im einzelnen bedarf noch gründ- Er 
licher Untersuchungen; weite Strecken seines Areales zwischen Swan und Black- = 
wood River sind botanisch bisher kaum gestreift worden. An der alten Post 
straße von Perth zum King George Sound und längs der Great Southern Railway 
dagegen hat sich beobachten lassen, welche Wandlungen die Formation vol 
Norden nach Süden erfährt. Wesentlich davon ist zweierlei: die Verarmung IN 
den zentralen Teilen des Areales, und die Aufnahme neuer wichtiger 


fühlbare Beeinträchtigung der Vegetation. Noch im August hat der Unterw' fr 
einen beinahe winterlichen Anstrich. Auch später bleibt alles Gebüsch Me ® 
u gedrungener als gewöhnlich; die Annuellen sind klein und von sch 3 
tiger Statur. ; 


5. Kapitel. Formationen. 225 


SY Y/ 
(0 


A - 


Fig. 53. »Immortelle« Compositen der Südwest-Provinz: A Helipterum Manglesii 
(Lind) F.v.M. 2 Helipterum cotula DC. C Waitsia acuminata Steetz (Original). 


Diels, Pflanzenwelt von West-Australien, 15 


296 Dritter Teil. 


Im Süden dieses selben Distriktes vollzieht sich eine wichtige Änderung im 
Waldbilde durch den Eintritt eines neuen Zucalyptus-Baumes, des E. occiden- 
zalis (Taf. XI). In der Regel ist er höher als #. vedunca. Die Verzweigung 
des Stammes beginnt erst in beträchtlicher Höhe; die Äste streben dann gerade 
und gleichmäßig nach oben und enden in ungefähr gleicher Ebene, so daßdie 
Krone einen schmalen Trichter bildet. Dieser Wuchs, der sich dem Typus der 
Eremaea-Eucalypten mit ihrer Neigung zur Schirmkrone nähert, hat dem Baume 
bei den Kolonisten den Namen »Flat-topped Yate« eingetragen; im Bestande 
ist er leicht daran zu erkennen. Auch seine schwarzgraue Borke, doppelt 
wirksam im Kontrast zu den weißen Stämmen des Wandoo, hebt ihn sofort 
heraus. Bei näherer Prüfung kennzeichnen ihn ferner die graziös abwärts ge- 
wandten Cymen hellgelber Blüten, die seine nahe Verwandtschaft mit Z. corma 
zuverlässig bekunden. a 

Die Beteiligung des Baumes an den Wandoo-Wäldern wechselt in 
den einzelnen Bezirken seines Vorkommens. Reichlich findet er sich z Bin 
den Ebenen westlich des Stirling Range, wo er sich mit Z. redunca zu form 
lichen Mischwäldern verbindet. Der Unterwuchs zeigt dort noch typischen 
Wandoo-Charakter, teilweise in jener reduzierten Form des winterkalten Distriktes; 
die wir oben kennen lernten (s. S. 168, 224). Auffallend wird das besonders an 
der Häufigkeit von polster- und deckenförmigem Wuchse (vgl. $: 167. 
Leschenaultia formosa (Gooden., Fig. 20.4), die ja stets dazu neigt, ist hier | 
ungemein häufig. Auch von Scaevola sind extrem kondensierte Formen Ver 
treten (Sc. kumifusa var. pulvinaris Pritzel, vgl. Fig. 39 S. 167). Ganz besonders 
bemerkenswert aber sind Acacia congesta (Legum.) und Kennedya micropht 
(Legum., vgl. S. 168). BE 


4. Übergänge zu den Waldungen der Eremaea. ne 


Wenn man sich von den reinen oder mit Yate gemischten Wandoo- ihre 
die uns eben beschäftigt haben, weiter nach Osten wendet, so sieht u 


typischen Elemente mehr und mehr verringert und durch neue Gestalten Bi 
welche unverkennbar zur angrenzenden Eremaea überleiten. Wichtig gr = 
. micrl- 


Prozeß sind vor allem die baumartigen Acacien (Acacia acumınala, 
botrya), bedeutungsvoll aber auch gewisse Eucalyptus-Arten, wie Eucaff 3 
lorophleba (Taf. XXIV, XXX), der als Charakterbaum einer ziemlich ers 
begrenzten Formation uns späterhin näher treten wird, und Zucalypl 


monophloia (Taf. XXVI), der gleichfalls noch eingehender zu würdigen ”- 
Wo immer diese eremaeischen Bestandteile den Wandoo-Wald zauf“ 
durchsetzen, ändert sich die Physiognomie auch seines Unterholzes = 
heblich. Ganz besonders auf stärker bündigen Böden, die dem a 
boden der Eremaea näher stehen, greifen solche Wechsel Platz. DE 
am Boden wird äußerst licht. Melaleuca uncinata (Myrt.), Zucalyplus Typen 
Acacia. laricina (Meissn.), mit Parmelien besetzt, und andere remaea 
beteiligen sich daran. Oder es walten Sträucher mit glaucescenteM > = 


Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. Taf. XIV, zu $. 227. 


FAR, 
Ba 


EEE 
"Ps 


Gemischter Wald des sandigen Vorlandes. 
Casuarina Fraseriana Migq. (links und rechts); Zucalyptus marginata Sm. (Zentrum). 


Jistr, Darling, Serpentine. — E. Pritzel phot. Dezember 1900. 


5. Kapitel. Formationen. 227 


Laube vor, wie Aakea, Daviesia incrassata (Legum.), Bossiaca rufa (Legum.) 
und Acacia pulchella in ungewöhnlich skleromreichen Formen. 

In der heißen Jahreszeit wird der Boden von geringen Immortellen-Resten 
nur schwach verhüllt. Aber selbst dann fehlt es dem dürftigen Unterholz nicht 
ganz an reizvollem Farben-Mosaik. Der Nachwuchs der Eucalypten in seinem 
blassen Blaugrün steht neben starrem Aakea-Gebüsch von tief dunkelgrüner 
Tönung. Kleine Acacien-Büsche sind mit lebhaft gelbgrün gefärbtem Laube 
geschmückt. Daneben recken schlanke Casuarinen ihre Zweige empor, deren 
Kolorit beinahe schwarz zu sein scheint. In seiner Stimmung ist das Ganze 
der Eremaea schon näher verwandt, als der Wald-Szenerie, die der Südwest- 
Provinz recht eigentlich ihren Charakter gibt. 


ß. Gemischte Wälder des Vorlandes. 
Taf. XIV, XV, XVI. 


Einen durchaus selbständigen Charakter gewinnt der Wald auf den sandigen 
Flächen des ebenen Vorlandes, das sich nach außen an das Plateau ansetzt. 
Untersucht man den Boden dieser sandigen Wälder, den feineren Detritus des 
Plateau-Saumes, so nimmt man ein verhältnismäßig lockeres Gefüge des Mate- 
riales wahr. Es ist entschieden lockerer, als etwa der Boden auf den Strauch- 
Heiden des Binnenlandes, den »Sandplains« im eigentlichen Sinne des Wortes. 
Ferner findet man in der chemischen Beschaffenheit manchen Wechsel von Ort 
zu Ort; namentlich der Gehalt an Humus-Stoffen unterliegt raschen Wandlungen. 

Das Wesen dieser Waldungen liegt in ihrer reichen Ausstattung mit baum- 
artigen Gewächsen. Es ist stellenweise ein wahrer Misch-Wald systematisch 
heterogener Elemente. In keiner Formation der Südwest-Provinz treffen nur 
annähernd so viele Baumgestalten zusammen als hier. 

Den vollkommensten Eindruck dieser Waldungen erhält man in dem Niede- 
tungs-Streifen, der sich von Vasse River bis Moore River zwischen Plateau-Rand 
und Küste einschiebt. Hier wechseln sie ab mit versumpften Alluvionen und 
besetzen die schwachen Erhöhungen der welligen Fläche. Es ist ein lichter 
Bestand, viel offener als die Eucalyptus-Waldungen des Plateaus. Von weitem 
zwar sieht er wie geschlossen aus, bei Annäherung lichtet sich rasch das Bild, 
zuletzt wird jede Baumgestalt ohne Mühe für sich erfaßt und gewürdigt. 

Eucalyptus marginata ist noch die beherrschende Spezies unter den Bäumen, 
wenn auch nicht überall die häufigste Art. Aber sie ist eine andere geworden, 
wenn man an ihre Erscheinung im Oberlande zurückdenkt. Der Wuchs dort 
schlank und hoch, ganz sichtlich begrenzt durch die Rücksicht auf gleich- 
berechtigte Genossen in nächster Nachbarschaft. Hier unten keinerlei Ein- 
engung, imposante Dimensionen, gewaltige Breiten-Entfaltung (Taf. XIV, XV) 
Dem Holzwerte nach gilt die Provenienz des Vorlandes für minder hoch ge- 
schätzt, als der Jarra des Hügellandes. Im übrigen aber, das ist zweifellos, 
wird der Baum nirgends stattlicher in seiner ganzen Erscheinung, als in den 
westlichen Ebenen. Am Swan River gibt den sauberen Vororten der Haupt- 

15* 


298 Dritter Teil. 


stadt nichts einen Schmuck so voller Harmonie und Kraft, wie die alten Jarra- 
Bäume, die man aus der urwüchsigen Waldung einst stehen ließ. = 
Man sieht in den Beständen des Vorlandes Eucalyptus marginata selten 
höher als 30 m werden. Trotzdem übertrifft er an Höhe noch alle anderen 
Bäume, die mit ihm zusammen wachsen. Der nächste im Ausmaß ist Casuarina 
Fraseriana, auf dürrem Boden gleichzeitig auch der häufigste Baum des Misch- 
waldes (Taf. XV). In der physiognomischen Erscheinung hat er etwas Starres, 
Besenartiges in seinem Wesen, und es fehlt auch dieser Spezies des Seeklimas 
jede Spur jener Beweglichkeit, die manchen Casuarinen Ost-Australiens etwas 
einzigartig Graziöses gibt. ; ne 
Eucalyptus und Casuarina können wohl als die häufigsten Teilnehmer der 
Vorland-Waldung gelten. Aber recht eigentlich charakterbildend für sie wird 
die Familie der Proteaceen. Xylomelum pyriforme, Adenanthos cygmorli, 
Hakca glabella und mehrere Arten von Banksia: mit diesem Aufgebot tritt | 
sie in die Bestände ein. Eigentümliche Gemeinsamkeiten verbinden diese doch 
heterogenen Elemente. Am stattlichsten wird Xylomelum pyriforme, 10 m hohe | 
Gestalten sieht man gar nicht selten, was bei den Banksien höchstens ausnahms- 
weise vorkommt. Feste dornig gezähnte Blätter, deren Form an Ilex erinnert, 
bilden die lebhaft dunkelgrüne Krone. Ähnliche Laubgestalt wiederholt sich 
bei Haken glabella und bei der eigentümlichen Banksia ilicifolia, die a 
isoliert unter ihren Gattungs-Genossen dasteht (s. S. 108). Sie bevorzugt die 
südlichsten Landschaften; doch noch am Swan River sieht man ihre seltsamen 
Silhouetten im Walde. Der Stamm verzweigt sich bald über der Basis, hu 
die Äste bleiben kurz, so daß der Baum schmal-kegelförmigen Umriß gewinnt 
Das Profil hat etwas ungemein Steifes; die Härte des Laubes erhöht noch er 
Eindruck der Erstarrung: der Baum sieht aus wie aus Metall geformt. 
Die eigenartige Kegelform kehrt bei Adenanthos cygnorum (Prot.) 
Das gedrängte Laub aber folgt bei ihr einem ganz anderen Plane: €S 
gelöst in viele schmale Segmente von nahezu schwarzgrüner Farbe. 
sie zu einer fast düsteren Erscheinung im Walde, wie eine Trauer-Cype 
versetzt in diesen Natur-Park, aber zu seinen gedämpften Farbentönen treflich 
abgestimmt (Taf. XV). Be 
Adenanthos gehört nach ihrer Verbreitung in diesen Wäldern ZU den zZ 
menten von sekundärer Wichtigkeit. Jedenfalls wird sie an Bedeuufe 
übertroffen von mehreren Banksia-Arten, die als kleinere Bäume oder Er 
wüchsige Sträucher an vielen Orten diesen Vorland-Waldungen die SO 
geben. Für Banksia grandis freilich ist es meist zu trocken; diese "7" 
Spezies wird in den dichteren Waldungen des Südens und des Oberland 
schöner und zahlreicher angetroffen (s. S. 218). Aber Banksıa attenuate (I 
und (im Norden) B. Menziesii gelangen im Vorlande zur besten e; ihre 
Steil aufgerichtete Äste mit senkrecht gestellten Laubquirlen bezeic ajs bei 
Tracht, das Streben zur Vertikalen setzt sich selten so sichtlich durch un 
diesen Charakter-Pflanzen der Südwest-Provinz. Das Laub ist - ; ga 


als bei B. ilicifolia, doch gleichfalls hart und wenig saftig, dunkel 


Taf. XV, zu S. 228. 


Diels, Pflanzenwelt von West -Australien. 


Gemischter Wald des sandigen Vorlandes. 
lia R. Br. (schmalpyramidenförmige Baum- 
Xanthorrhoea Preissii Endl. 


Casuarina Fraseriana Mig. (Hauptbaum); Banksia tlicifo 

Sträucher); Adenanthos cygnorum Diels (Proteac., grau, links vorn), 
(rechts vorn). 

Distr. Darling, Bayswater östlich von Perth. — E. Pritzel phot. Dezember 1900. 


Diels, Pllanzenwel von West -Australlen Taf. X\ I, 


Sehr lichter Wald des sandigen Vorlandes, 
Eucalyptus marginats Sm. (Zentrum). — Buntsia attenuala R. Br. (niedere Bäume, besonders links 


Distr. Darling, Bayswater östl. von Perth. — E, Pritzel phot, November 1901. 


5. Kapitel. Formationen. 229 


gefärbt. Die Entwickelung des Stammes unterliegt manchem Wechsel. Im 
Süden werden im Durchschnitt meist größere Höhen erreicht, doch auch am 
Swan River sieht man noch stattliche Bäume über den niedrigen Nachwuchs 
ragen. 
Bedeutungsvoll für die Formation wird ferner Nuytsia floribunda (Loranth.), 
deren seltsames Wesen uns bereits früher (S. 108, Taf. VI) beschäftigt hat. 
Dort hörten wir, wie dieser einzigartige Baum als einsames Wahrzeichen auf 
den öden Sandflächen des Binnenlandes wächst. Oft wurzelt er auch in den 
Alluvionen in feuchtem Boden. Aber vielleicht ist er nirgends zahlreicher und 
machtvoller als in diesen Mischwäldern des sandigen Vorlandes. Es gibt am 
unteren Swan River Stellen, wo er zur Blütezeit (Fig. 9) weite Strecken wie in 
lichtes Feuer taucht, wo von den erhöhten Ufern des Flusses ein einziger Blick 
davon überzeugt, wie häufig, wie beinahe allgegenwärtig der Christmas-Tree 
in den lichten Waldungen der Fläche vorkommt. 

Mit Nuytsia schließt die relativ reichhaltige Liste der Bäume des Misch- 
waldes ab. Die kleineren Individuen der Adenanthos und der Banksien leiten 
in allmählichem Stufengang über zu den höherwüchsigen Arten des 
Strauchigen Unterwuchses, deren nur eine geringe Zahl zu nennen wäre. 
Streng genommen ist nur die Gattung Facksonia gut repräsentiert; ganz be- 
sonders häufig durch %. spinosa und $. furcellata, Das Bild des Mischwaldes 
wäre unvollständig ohne den Zusatz dieser verworren-ästigen Büsche; sie haben 
unter den zahlreichen Leguminosen Australiens nicht ihresgleichen. Den >»vir- 
gaten« Grundplan der Verzweigung teilen sie mit ihren Genossen aus der 
Familie der Proteaceen. Aber die Häufung einer Masse von kurzen und trotz- 
dem noch abermals geteilten Phyllokladien, die Verdornung ihrer Endigungen 
bringt einen ganz eigenartigen Eindruck hervor. Auch die silberne Bekleidung 
ihres ganzen Vegetations-Körpers zeichnet sie vorzüglich aus und läßt selbst 
in der blütenlosen Zeit mit aller Sicherheit ermessen, welche Rolle sie in den 
Beständen spielen. Es gibt Stellen, wo man ihre vegetative Entfaltung be- 
wundern muß: da sieht man sie wohl eine Höhe von 5 m erreichen. Doch 
selbst dann tritt wenig Neigung hervor, den Hauptstamm sonderlich zu bevor- 
zugen. Man kann nirgends eigentlich von baumartigen Formen sprechen, was 
bei $. Sternbergiana vielfach notwendig wird (s. S. 125). 

Der niedere Unterwuchs der sonnigen Mischwälder besteht aus mehr 
oder minder dichtem Gesträuch von etwa °),—ı", m Höhe. Aus edaphischen 
und klimatischen Gründen ist die Xeromorphose seiner Elemente stärker aus- 
geprägt, als in den reinen Eucalyptus-Waldungen, die wir S. 215 kennen lernten. 
Anderseits herrschen viel ersprießlichere Verhältnisse als auf den baumlosen 
Strauch-Heiden des inneren Oberlandes. Die Strauch-Vegetation des Unter- 
wuchses nimmt demgemäß eine Mittel-Stellung zwischen jenen beiden Forma- 
tionen ein. Um das zu belegen, wird aus der großen Menge der Erscheinungen 
eine Auswahl des Typischen genügen. Von den zahlreichen Leguminosen 
dieser Bestände gehören Bossiaea eriocarpa und Hovea trisperma mit zu den 
häufigsten. Beide erweisen an ihrem Laube unverkennbare Einschränkung der 


230 Dritter Teil. = 
Spreiten gegenüber denjenigen Verwandten, die im Untergrunde der dichteren 
Eucalyptus-Wälder zu gedeihen pflegen. Das zeigt sich trefflich auch bei 
Hibbertia hypericoides (Dillen., Fig. 29 S. 150). Eine der häufigsten Erscher 
nungen auf dem Sande der gemischten Waldungen, macht sie uns schon nach 
kurzem Aufenthalt mit dem oekologischen Durchschnitt der Formation vertraut, 
Sie repräsentiert eine unverkennbare Mittelphase in der epharmonischen Ab- 
stufung der polymorphen Gattung: denn auf den offenen Sandheiden schreitet 
Hibbertia zu weit extremeren Gestaltungen. Andere Gattungen dagegen, de 
in den dichteren Waldungen eine Rolle spielen, erreichen schon in den Misch- 
wäldern nahezu das Ende ihrer Entwickelungs-Möglichkeiten. ZAaloragis pilhy- | 
oides (Halor.) z. B., die so häufig ist, bildet das Endglied einer vegetativen 
Formungs-Reihe, die bei den Typen der feuchten Südküste ihren Anfang nimmt. 
In das Wesen des Unterwuchses wird uns die Rolle seiner Elemente! 
den einzelnen Vegetations-Phasen näheren Einblick verschaffen. : 
Am Ende der Trockenzeit erscheint der Mischwald wie abgestorben. 
sieht noch blütenärmer aus als die anderen Formationcn. Aber die ersten. 
Regen dringen rasch in den lockeren Sand. Sie lösen sofort regste Betätigung 
bei dem Unterwuchse aus, der verhältnismäßig oberflächlich wurzelt. Kaum 
erscheinen die ersten grünen Spuren, kaum treten die äußersten bleichen Blatt- 


spitzen der Knollenpflanzen (Drosera, Caladenia) über den Boden, SO entfaltet 
sich auch an den Büschen schon freundlicher Blütenschmuck. Das ist er 
Enthüllung längst fertig gestellter Gebilde. Oft schon Anfang Mai sind de 
Föbertia hypericoides-Büsche (Fig. 29) überladen mit frisch geöffneten Blüten. 


2 ee wiederholt. Und wenn man oft von einem Ersatz dies" 
coideen durch die Epacridaceen gesprochen hat, so gilt das ganz BET 
angesichts blütenbiologischer En, Weit ie als im Hinblick auf die 
vegetativen Verhältnisse der beiden Gruppen, die mancherlei Differenzen AP 
EDER den Epacridaceen, den eigentlichen Boten der Vegetations-Zeit 

Daviesia und Acacia im Mai und Juni die wichtigste Rolle. Daviesta = 
mehreren Arten — wird selten vermißt; ihre Büsche sind ganz von eigen 6 
gelbroten Blüten überschüttet, Manche Acacia verrät sich durch das ren | 
der Köpfchen. 4. stenoptera, A. teretifolia und A. strigosa sind ty 


5. Kapitel. Formationen. 231 


diesen Waldungen; sie künden eine lange Serie von Arten an, die sich im 
Blühen ablösen bis tief hinein in die Trockenzeit. 

Im Staudenwuchs äußern um diese Zeit schon die Xerotes-Arten reges Leben; 
auch eine zarte ZLaxmannia (L. ramosa) blüht im Schutze des Gebüsches. Aus 
der meist noch weniger entwickelten Schar der Glumifloren tritt keine Gattung 
besser hervor als Mesochlaena mit dem hellen Gelb ihrer Antheren und den 
dunkelgefärbten Hochblättern. Zwischen den Ästen des Buschwerkes klimmen 
die schlaffen Kletter-Drosera mit kleinen gelbgrünen Blättern. 

Wenn die erste Woge des Blühens verronnen ist, nähert sich die Mitte der 
Regenzeit, die kühlste Periode des Jahres. Es wird zwar nie so kalt im Misch- 
Walde des Vorlandes, als auf den Sandheiden des Inneren, doch läßt sich der 
scheinbare Stillstand auch hier nicht verkennen (s. S. 200). Eine Leitpflanze 
des Unterwuchses, Stirlingia polymorpha (Prot.), steht schon seit Monaten in 
Knospe; noch immer wartet man vergeblich, daß die Blüten sich erschlössen. 

Erst Ende Juli wird das Bild wieder farbenprächtiger. Ein zarter Annuellen- 
Teppich breitet sich an den Stellen aus, wo das Buschwerk reichlichen Schatten 
spendet. Didiscus pilosus (Umbell.) ist nicht selten darunter. Viel gemeiner 
aber Brisa maxima, die auch hier häufiger ist, als irgendeines der alteinge- 
sessenen Gräser des Landes. Von diesen Annuellen jedoch ist keine dem Misch- 
wald besonders eigentümlich: wir werden ihnen in anderen Formationen wieder 
begegnen. 

Die Strauchflora des Unterwuchses verrät mit der fortschreitenden Jahreszeit 
mehr und mehr, wie groß ihre Mannigfaltigkeit ist. Immer neue Gestalten im 
Schmucke hübscher Blüten reihen sich den längst schon fruchtenden an. 
Bossiaca (Legum.), Burtonia (Legum.), Pimelea (Thymel.) u. a. folgen sich auf- 
einander. Dazwischen erheben sich aus bodenständiger Rosette die schlanken 
Schäfte eigentümlicher Stylidium (z. B. St. striatum). Conostylis-Arten (Amaryll., 
Fig. 28) bezeugen, daß diese Leitgattung West-Australiens auch im Mischwald 
mit selbständigen Formen vertreten ist. 

So nähert sich die Regenzeit ihrem Abschluß. Die Oberfläche des Sandes 
beginnt rasch abzutrocknen, aber die tiefen Schichten bleiben noch lange gut 
durchfeuchtet. Das höhere Unterholz ist in voller Tätigkeit, seine vegetative 
Arbeit zu fördern. Vielfach sieht man die frischen Farben jungen Laubes. 
Auch Blüten sind noch zahlreich. Die offeneren Stellen schmückt Petrophila 
linearis. An ihren ausgebreiteten Ästen trägt sie blaugrünes Laub und wollige 
hellrosenrote Köpfe; es sind wohl die auffälligsten unter den späteren Blüten 
des Mischwaldes. 

Um Anfang November erscheint der Mischwald nochmals wie in verjüngtem 

wand. Seine dualistische Zusammensetzung — aus niederem Gebüsch und 
höheren Bäumen — macht sich jetzt effektvoll geltend. Beide werden von 
verschiedenem Lebens-Turnus gelenkt: bei den seichtwurzelnden Büschen steigt 
und fällt die Kurve beinahe mit der Linie des Niederschlages; an den tief hinab 
dringenden Bäumen folgt sie dem Regen in zeitlich weitem ‚Abstande nach. 

araus ergibt sich das reizvolle Bild des Waldes am Ende der Regenzeit, den 


232 Dritter Teil. FE 


wir Nordländer herbstig nennen wollen, wenn wir den Boden betrachten, und 
der doch die Gaben des Lenzes zu spenden scheint, wenn wir zu seinen Bäumen 
emporschauen. Wer ihn etwa in der ersten Hälfte des November betritt, wird 
überrascht von dem Farben-Reichtum des Waldes. An den jüngeren Euc- 

rostbraun 


der Nuytsia floribunda, die von Tag zu Tag sich voller und lebhafter färben 3 
und die nahende Blüte des Baumes ankünden. ur 
Auch im niederen Strauchwuchs pulsiert noch immer Leben, das neue 
Gestalten zur Geltung bringt. Besonders Myrtaceen, wie Arten von Melaleua, 
Calythrix, Verticordia, Eremaea, bedecken sich mit leuchtendem Schmuck i 
gelber oder Purpurroter Blüten. Jetzt erst wird man gewahr, wie verschieden 
geartet diese Büsche sind, die vorher in ihrer einförmig ericoiden Tracht doch 
kaum 'unterscheidbar schienen. Neben ihnen ist auch Scholtsia obovata ci 
auffällig geworden: die Äste liegen strahlig am Boden ausgebreitet, und jeder 
endigt in einer dichten Ähre rötlichweißer Blüten. I 
Unterdes wird der Unterwuchs_ stets fahler, und seine Farben verblassen 
schnell. Nur vereinzelte Individuen halten sich noch in voller Blüte. Die AM 
der ausdauernden Stylidium sind vertrocknet. Die Annuellen-Füllung ist un 
Verblühen nahe. Noch erkennt man, wie in dichten Trupps Waitzia nad 
(Compos.) sich auf dem Waldboden verbreitet. Noch sieht man die hübschen 
blauen Blüten schlanker Lobelien (Z. tenwior, L. rhytidosperma); hier und da 
noch eines der vergänglichen SzyZdium. Sonst steht alles, was einst die Kraut 
er War, in reifender Frucht, mit vertrocknetem Laub und vergilbten er 
Die Farbe des Grundes hat wieder jenen vergilbten Ton gewonnen, deeRB. 
verbleibt, bis die neue Regenzeit ihn frisch bekleidet. = 


€. Strauch - Formationen. 

«. Sklerophyli-Gebüsch. a 
Taf. XVII, XVIIL. ee 

phyli-Gebüsches findet man in bee 
auf den Hügeln des Plateau-Randes, SF Be 
mit sind ihre klimatischen und edaphischen "7 : 
. Sie ersetzt die Waldungen, sobald der Niedk ee £ 
das dem Baumwuchs unentbehrliche Maß nicht mehr erreicht. Und sie ge n 
lange entwickelungsfähig, bis der Regen so geringfügig wird, daß er auf I 
für Sand-Heiden genügt. Der Boden des Sklerophylien-Gebüsches en stein 
dem in den Wald-Gebieten so verbreiteten Typus: er ist kiesig oder #7" 
wobei die gröberen Bestandteile durchlehmige Substanzen verkittet sind. | 


5. Kapitel. Formationen. 233 


In der Regel ist das Sklerophyll-Gebüsch aus niedrigen Sträuchern zusammen- 
gesetzt. Mehr als 2 m erreicht es äußerst selten in der Höhe, gewöhnlich bildet 
ı m das Durchschnitts-Maß des Bestandes. Dem äußeren Eindruck nach würde 
man ihn für sehr einförmig erklären. Ein eigentümlich melancholisches Grau- 
grün kündet ihn von ferne an, und während eines großen Teiles des Jahres 
lassen sich ihm auch bei näherer Einsicht wenig freundliche Seiten abgewinnen. 
Immerhin beginnt man dabei schon die außerordentliche Mannigfaltigkeit zu 
erfassen, welche in diesen Gebüschen herrscht. 

Ihr ganzer Reichtum jedoch erschließt sich erst in der Blüte-Zeit des Jahres. 
Dann schmückt sich das Gebüsch mit tausenden von Farben. Jeder Strauch, ob 
groß ob klein, ist überladen mit Blüten, die Luft füllt sich mit ihrem würzigen 
Aroma. Soweit man in der Runde Umschau halten kann, sieht man sich umgeben 
von einem Natur-Garten sondergleichen. Und die Fülle des Verschiedenen darin 
ist so groß, daß schon auf kleinem Bezirk stets Neues das Auge fesselt. Noch 
vielseitiger aber entrollt sich das Bild des Gebüsches bei schneller Reise, wo 
in manchen Gegenden die Menge der Gestalten, die kommen und gehen, etwas 
verwirrendes annimmt. Die Formation des Sklerophyli-Gebüsches ist es, welche 
in erster Linie den erstaunlichen Formen-Reichtum der Flora West-Australiens 
herbeiführen hilft, welche zu den langen Artenlisten seiner formenreichen 
Gattungen die stärksten Beiträge liefert. Sie scheint mir dafür noch mehr zu 
leisten, als die Sandstrauchheiden, mit denen sie ja so viel Gemeinsames hat. 

Der Grad des Formen-Reichtums in den Sklerophyli-Gebüschen ist sehr ver- 
schieden bei den einzelnen Teilnehmern. Klar aber tritt die Tatsache hervor, 
daß einige Pflanzen-Stämme in dieser Formation ganz besonders erfolgreich 
ihre Gestaltungs-Kraft betätigen. Es möge genügen, nur die wichtigsten Fälle 
anzuführen. Die Proteaceen stehen unbestritten an erster Stelle. Es gibt 
keines ihrer westaustralischen Genera, das hier nicht vertreten wäre; und die 
echtesten »Autochthonen«, wie etwa Petrophila, Conospermum, Banksia und 
vor allen Dryandra haben die überwiegende Zahl ihrer westlichen Endemismen 
in den Sklerophyli-Fruticeten hervorgebracht. Viele parallele Erscheinungen 
zeigen die Podalyrieae (Legum.). In ihren großen Gattungen, wie Gasirolobium, 
Ozxylobium u. a. gibt es wahre Schwärme lokaler Spezies, die unserer Forma- 
tion angehören. Auch die Sterculiaceen dürfen nicht übergangen werden. Von 
ihren schönen Arten sind viele ausschließlich in diesen xerophilen Gebüschen 
heimisch, wobei sie dort oft nur innerhalb eng begrenzter Areale gefunden 
werden. Endlich sei auf die Myrtaceen gewiesen. Der Familie im ganzen läßt 
Sich zwar keine Vorliebe für die Formation nachweisen. Doch gibt es immerhin 
manche Arten, die dort offenbar ihr bestes Gedeihen finden. Ja, in Darwinia 
hat sie sogar ein ganz vortreffliches Beispiel für den progressiven Polymorphis- 
Mus der typischen Gebüsch-Genera geliefert. 

Trotz all dieses Reichtumes in der Zusammensetzung, bleibt der Grund- 
Charakter der Formation überall der gleiche. Die Nähe der Küste oder das 
Maß der Feuchtigkeit bringen darin nur graduelle Schwankungen hervor, während 
sie für die Ausdehnu ng der Formation natürlich von bestimmendem Einfluß 


234 - Dritter Teil. 


sind. Ja, sie schaffen ihr erst die Existenz. Denn das Sinken de 
Niederschlages gebietet dem Walde Halt, wenigstens dem Walde als solchem, 
s Formation. Keineswegs aber allen seinen Bestandteilen. Nur die Bäume 
haben ihre Grenze erreicht. Das Unterholz aber behält auch ohne sie seinen 
Zusammenhalt. Bisher nur untergeordnetes Element der Waldung, wird esnun 
selbständig, zur unabhängigen Formation. 
Die Formation des Sklerophyllen-Gebüsches ist also dem Unter- 
holze der Wälder im wesentlichen gleichartig, sie stellt prinzipiell nur 
das modifizierte Unterholz der Wälder dar. Dabei scheiden die mesophilen 
Elemente aus. Aber sie gehen keineswegs völlig verloren, sondern sie leben 
sozusagen fort in xerophiler veranlagten Formen, die für sie eintreten. Tetra- ® 
!heca (Tremandr.), Zibbertia (Dillen.), Haloragis (Halor.) und eine Menge anderer 
Beispiele lehren das und zeigen, wie die an den leichten Schatten des Waldes 
gewöhnten Spezies ersetzt werden durch widerstandsfähigere Arten mit ent- : 


N a 


Aber er hört dort nicht auf, sondern setzt sich in der ganzen Formatic 
im Einklang mit ihrer klimatischen Differenzierung. Ja, vielerorts reicht er no 
weiter und wird selbst bei der Umbildung des Sklerophylien-Gebüsches 2 & 
reinen Sand-Heide wirksam. Be: 4 
Die räumliche Verteilung der typischen Sklerophyli-Gebüscht 
wird, wie erwähnt, in erster Linie von den Niederschlags-Verhältnissen bestimmt. 
Im Norden der Südwest-Provinz ist ihr Areal daher überaus eng. ‚EB a: 
schränkt sich auf einen schmalen Streifen längs der Küste und wird weil | 
östlich sehr bald von dem Bezirk der Sand-Heide abgelöst. Aber a k- 
Seewinde zugekehrten Hänge dieser Gegend zeigen die Formation in pra( Br F 
Entwickelung. Die Vegetation des »White Peak« nördlich der iz 
Bay gehört zu ihren besten Beispielen. Der kleine Hügel (Taf. x 
nur etwa 3 km von der Strandlinie entfernt und empfängt die feuchten 
aus erster Hand. Im porösen Gestein bergen sich permanente Wasse! 
Die ganze Gegend hat etwas überraschend frisches. Dort erreicht das Ir 
nur selten mehr als ı m Höhe, wächst aber zu solcher Dichtigkeit; 
streckenweise nur schwer zu durchdringen ist. Die Hauptrolle spiel 
ceen darin; dann folgen etwa Acacia pulchella (Legum.), die prächtige 
Pycnophylia (Prot.), Philotheca ericoides (Rutac.), eine sehr seltene ? a 2 
“mPiera altissima (Gooden.), die dem Gesträuche so lebhafte Töne Y 
mitteilt. Zwischendurch flicht Drosera macrantha (Fig. 30A) ihre za 
ganz wie etwa am Swan River. | 


Diels, Pflanzenwelt von West -Australien. Taf. XVJ, zu S. 234. 


Strauch -Formation. 


hr artenreich zusammengesetzt 
. m Vordergrunde auffallend Melaleuca meg gacephala F. v. M. (Myrt.) blühend, 
Distr. Pa White Peak nördl. von Champion Bay. — E. Pritzel phot. September 1901. 


5. Kapitel. Formationen. 235 


überragen das Gewühl der Sträucher. Proteaceen geben den Ton an. /sopogon- 

en (J. voseus, I. teretifolius) in allen Schattierungen von Rosenrot, Petrophila 
(P. chrysantha, media, serruriae, divaricata) mit gelben Blumenköpfen bilden 
nach Individuenfülle gewissermaßen das Grundgewebe. Eingestreut sind hübsche 
Grevillea-Arten: am häufigsten Grevillea oxystigma, ganz wie eine Phylica des 
Kaplandes, und Grevsllea Endlicheriana, deren lange, steife und doch zierliche 
Äste besäet sind von hellrosa Blütenköpfchen; sie ist von weitem wie ein kahles 
Mandelbäumchen anzusehen. Hier und da erheben sich dazwischen die Schäfte 
des Conospermum glumaceum mit ihrem unvergleichlich graziösen Blütenstand. 
Er trägt eine Menge weißer Glocken: die mit großen Hüllblättern besetzten 
Ährchen. Niemand wird ihm die Verwandtschaft mit C. densiflorum ansehen, 
das unfern davon in Menge beisammen steht. Bei ihm sind die Blütenköpfe 
blau, in Tracht und Färbung wie Jasione. Blaue Farbentöne gibt es sonst nicht 
viele im Gebüsch, nur die gesättigte Azurfarbe des Comesperma paucifolium 
(Turcz.) bringt sich zu starker Geltung. Stellenweise werden die violetten Blüten 
schlanker Calythrix (C. brevifolia) wirkungsvoll im Landschaftsgemälde. Ver- 
breitet sind hübsche Sterculiaceen-Sträuchlein: Gwzchenotia micerantha (Fig. 24) 
sieht man ganz von rosenroten Kronen überschüttet, wenn es Ende August 
den Gipfel seiner Blüte erreicht hat. Doch keine Farbe ist so allgemein, wie 
das warme Gelb der Acacien, das auf weiten Strecken nichts neben sich auf- 
kommen läßt. 

Noch in der Gegend des Swan River, an baumarmen Stellen des Plateau- 
Abhanges, wo die Formation bereits an den Jarra-Wald ganz nahe herantritt, 
beobachtet man in der Blumenfülle etwa des Septembers ganz unverkennbare 
Herrschaft der gelben Farben, bei reizvollster Mengung der Nuancen: tief ge- 
sättigt an Acacia oncinophylla, zu intensivem Orange vertieft bei Hibbertia aurea, 
lebhaft leuchtend bei Verticordia acerosa und zierlich aufgelöst in den feinen 
Blütenständen von Synaphea und Stirlingia. Natürlich fehlt daneben nicht der 
Einschlag lichten Purpurs (Verticordia, Tetratheca). 

Der ganze Bestand ist, wie am Moore River, dicht gefügt und verhüllt 
stellenweise den Boden unter einem Schleier von Blüten. Vielfach sind Orchi- 
deen eingestreut, besonders zahlreich gegen die Bäche hin, wo die herrlich 
lichtblauen Trauben der 7) helymitra crinita am schönsten zu sehen sind. 

Die Gebüsche der Südküste besitzen eine weite Ausdehnung am ganzen 
Gestade. Gut bekannt aber ist nur ihre am King George Sound entwickelte 
Facies, jene überaus reichen und mit schönen Blüten gezierten Gebüsche, die 
tings den Hafen umsäumen und die den Ruf der westaustralischen Flora be- 
Sründet und weit hinaus getragen haben. 

Es ist ein leicht welliges Land. Der Blick beherrscht das Becken des Hafens 
und den ganzen Sund und reicht hinüber zu den Hügeln, die den Hafen vom 
Meere trennen. Fast beständig fangen die sanften Hänge eine frische Seebrise 
auf, die mit Feuchtigkeit beladen ist. Die Niederschlagshöhe beträgt zwar nicht 
mehr als 85 cm, aber die Wärme-Extreme sind viel geringer (s. S. 84), die 
Transpirations-Größe weniger beträchtlich als nordwärts. 


- 


236 Dritter Teil. 


In seinen allgemeinen Lebens-Bedingungen scheint hier das Gebüsch alo 
bevorzugt im: Vergleich zu den Verhältnissen des Nordens. Dem entsprechend 
bietet es zu dem Unterholze des Jarra-Waldes innigere Beziehungen 
als zu den Fruticeten am Moore River. Die Grenze gegen die Wald-Form- 
tionen beruht nicht einmal auf klimatischen Gründen, wenigstens nicht überall 
Es läßt sich heute noch nicht feststellen, welche Einflüsse den Wald auf dem 
Gelände dieser Busch-Formationen unmöglich machen. Be 

Im oekologischen Bilde der südlichen Gebüsche äußern sich die günstigen 
Konstellationen, unter denen die Formation lebt. An vielen Stellen ist sie 
durchsetzt von kleinen Myrtetis, ganz wie die feuchteren Waldungen des La 
des. Am besten aber drückt sich in der Gestaltung ihrer Komponenten aus, 
wie bedeutend sie gegenüber den nördlichen Fruticeten begünstigt ist. Das 
läßt sich um so klarer erfassen, weil die Elemente sich im Wesen ä li 
bleiben. Auch im Süden stehen Proteaceen an erster Stelle, dann folgen Legu- 
minosen; größer als im Norden ist die Beteiligung der Epacridaceen. 

Der Vergleich etwa der Proteaceen eröffnet dem Verständnis bald den 
Gegensatz zwischen Nord und Süd. Den starren Formen des Nordens stehen 
bei Petrophila und Isopogon weichere und stattlichere Arten gegenüber. Lan 
bertia ist dort durch eine fast stechende Spezies vertreten, im Süden durch die 
laubreiche Z. zniflora. Bei Dryandra gewinnen die hochwüchsigen Arten des | 
Südens (D. mucronulata, D. scrra) etwas beinahe zartes. Besonders wirkung" 
voll aber sind die Banksien, anmutig gebaute Gewächse, unter denen 2. Dr ag 
das schönste Laub besitzt: fast farnartig in seiner reichen Gliederung gehört © 
zum zierlichsten, was die so formbegabte Familie überhaupt hervorgebracht hat 
Banksia erreicht in diesen Gebüschen des Südens überhaupt den Gipfel seine! 
Entfaltung. An manchen Stellen um King George Sound findet man 6—8 Arte 
auf kleinem Raume zusammen, und doch alle in der äußeren Tracht noch tief 
geschieden als durch den Bau ihrer Blüten. Das südliche Gebüsch verdichtet 
und verflicht sich oft so stark, daß es mühsam ist, sich seinen Weg hindı gr 
bahnen. Ä \ I 

Dabei ist die Beteiligung von Stauden sehr unbedeutend, die Räume zwischet = 
den größeren Büschen sind dicht gefüllt mit ericoidem Gesträuch aus a 
densten Gruppen [z. B. Lewcopogon (Epacr.), Phyllota (Legum.), Cs 
(Polygalac.)). Es sind das oft nur schwächliche Sträuchlein, aber auch ” 
Jungen Nachwuchs verholzen ganz früh die Achsen und streben zum Bir \ 
Strauches hin. Die Büschel mancher Restionaceen (z. B. Anarthria scabra) | | 


Eine interessante Wiederholung des südlichen Küsten-Gebüsches be “a ä 
“ in den obersten Lagen des Stirling Range, besonders aM In da 
hange. Sie ist zweifellos bedingt von klimatischen Analogien. ge = 
re Regionen dieser Berge ist das Fruticetum im wesentlichen = = 
in ” ” * 
er Mitte verdichtet es sich mehr und mehr, bewahrt aber "9 Be 


Charakter. Erst weiter oben gestaltet es sich zu einem äußerst dichte g 


Taf. XVIII, zu S. 236 


Diels, Pilanzenwelt von West -Australien, 


Sklerophyli-Gebüsch im westlichen Stirling-Range. 
Eucalyptus tetragona F. v. M. (dünne Stämmchen); Zuwcalyptus Preissiana Schau. großblättrig, niedrig); 
Xantorrhoea Preissii Endl. (vorn); Dryandra armata (Proteac., sehr dunkellaubig). 
Distr. Stirling, Suckys Peak. — E. Pritzel phot. November 1901. 


5. Kapitel. Formationen. 237 


mannshohen Strauch-Bestande, der viele Arten und alle physiognomischen 
Züge der King George Sound Flora wieder bringt. Unter vier Banksia-Arten 
B. Brownii, B. coccinea, B. grandis, B. Solandri), die man oben am Mount 
Toolbrunup sammelt, sind die drei ersten wohlbekannt am King George Sound. 
Isopogon latifolius kehrt wieder, auch Dryandra formosa und D. mucronulata 
(Prot.), während Beaufortia decussata (Myrt.) den Platz der BD. sparsa einnimmt, 
und von Äunzea recurva (Myrt.) eine charakteristische Varietät vorhanden ist. 
Die Blüten-Pracht dieses Gebüsches an steil geneigten Hängen, mit dem Feuer- 
rot der Beaufortia und der Banksia coccinea, mit dem schimmernden Gelbrot 
der Dryandra formosa, erreicht um die Wende von September und Oktober 
den Höhepunkt, genau einen Monat später, als am Moore River (s. 5: 234). 

Die Gipfel selbst des Stirling Range sind von einer abermals abweichenden 
Form des Gebüsches bedeckt. Dort auf den felsigen kleinen Plateaus des 
Kammes, an den Kuppen der höchsten Spitzen dürften die äußeren Bedingungen 
nicht so günstig sein, wie in der reichen Busch-Zone, die wir eben kennen 
lernten. Die Sträucher sind niedriger, das Laub weniger ansehnlich, ericoide 
Formen walten wieder vor. Doch ist das Gebüsch auch hier ungemein dicht 
und nicht arm an schönen Farben. Man sieht ganze Trupps von Zeucopogon 
unilateralis (Epacrid.); dazwischen Zasiopetalum-Arten (Stercul.) und Darwinia 
Meissneri (Myrt.) mit prachtvoll hochroten Hochblättern reichlich eingestreut; 
auch Leguminosen, namentlich Gastrolobium und Oxylobium, fehlen fast nirgends 
und ziehen mit dem reichen Gelb oder Rot ihrer Korollen oder dem Duft ihrer 
Blüte schon von weitem den Blick auf sich. 

Kehren wir zu jener Form der Gebüsche zurück, die am King George 
Sound herrscht, so sind wir veranlaßt, noch einen Blick auf die Verbreitung 
dieser Facies zu werfen. Es ist darüber bisher nicht viel bekannt. Doch be- 
stehen Anzeichen, daß sie mit häufigen Unterbrechungen eine weite Ausdehnung 
längs der Südküste genommen hat. Noch in der Gegend der Esperance Bay 
kommen analoge Formationen vor, die näheren Studiums bedürfen. 

An anderen Stellen der Südküste freilich, wo das Fruticetum unter minder 
ersprießlichen Verhältnissen lebt, treten stärker xeromorphe Bildungen für die 
geschilderten Normalen ein. Das Klima (s. S. 80) der Südküste gibt oft dazu 

laß; es ist ziemlich mannigfach gegliedert; lokale Modifikationen sind zahl- 
reicher als an der Westküste. Demgemäß zerfällt das Fruticetum in eine Menge 
von Einzelformen, jede charakterisiert durch sonst nicht wiederkehrende Kom- 
binationen, durch gewisse endemische » Varietäten« oder selbst »Spezies«. In 
ihrer ganzen Erscheinung den nördlichen Fruticeten durchaus entsprechend, 
doch floristisch ganz unabhängig zusammengesetzt. 

Ein Paradigma dieser Fruticeten-Form läßt sich unweit von Cape Riche 
am Mount Melville studieren; der Berg hieß früher Konkoberup und findet 
als solcher schon bei PrEIs$ und DRUMMOND Erwähnung, deren Sammlungen 
er in hervorragendem Maße bereicherte. Seine steilen Hänge wenden sich 
seewärts. Sie sind bestreut mit Blöcken, oft auch steht der Fels unmittelbar 
an, und man sieht, daß es ein ungemein hartes, schwer verwitterndes Material 


ER 


238 Dritter Teil. 


ist, aus dem er sich aufbaut. Das Gebüsch ist meist etwa mannshoch, 
hart, vielfach stechend, doch im Rahmen dieser Xeromorphie. keine 
förmig in den Laub-Strukturen. Strauchige Zucalyptus (E. incrassala, E. 
manniana, E. tetragona mit kräftigen glauken Blättern) gibt es häufig. Ihnen 
zur Seite wachsen Casuarina trichodon (Casuar.) und Persoonia teretifolia (Brot) 
mit unendlich vielen starr aufgerichteten Ästen; dann Hakea crassifolia wi 
und Z7. laurina (Prot.), deren Spreiten merkwürdig breit und dick erscheinen. 
Dazwischen drängen sich niedere Gestalten: der äußerst starre Calotha 

robustus (Myıt.), der dicht gehäufte Büschel steifer Nadelblätter an den Zweig 
enden trägt; die dornigen Massen von Dryandra falcata (Prot.) und von laubarmen 
Daviesien (D. pectinata, D. trigonophylla (Legum.); eine seltsame Rutaces, a0 
deren Zweigen sich Hunderte von dicken Blättern in enger Folge drä ! 
(Phebalium rude); das rutenförmige Geäst kleiner Zexcopogon-Büsche und 


des Lebens hier am südlichen Gestade weniger schroffem Wechsel unt 
: Eine eigentümliche Gestalt gewinnt das Gebüsch auf den sterilen 
flächen der Litoral-Zone. Der Kalkstein liegt vielfach unverwittert 


niedrig und stark xeromorph in seinem ganzen Aufbau. a 
An manchen Stellen wird es kaum meterhoch und ist ziemlich licht v 


Gebüsch mit Stauden. Casuarına humilis (Casuar.) und Melaleuca aceros@ 
erkennt man an ihren sparrig gespreizten Ästen. An freien Stellen sind 
Immortellen-Kolonien (Compos.) eingefügt, die noch spät im Jahre Le 
Farbe zeigen: Athriria australis, Podolepis nutans und das schön 89° 
Helipterum involucratum sind im Mündungs-Gebiet des Swan River die 
tigsten Spezies dieser anspruchslosen Genossenschaft. 
Es gibt auch Typen dieser Formation, welche ein viel fester gesch 
Gebüsch darstellen. So sieht man bei Fremantle wohl Herden von #4f 


5. Kapitel! Formationen. 239 


Weiter binnenwärts, wo der Litoralkalk aufhört oder unter mächtigen Sand- 
decken verschwindet, da geht das niedrige Gebüsch rasch in die lichte Waldung 
über. Die Sträucher werden höher. Immer zahlreicher erscheinen die silber- 
grauen 'Gestalten der Facksomia sericea. Häufiger stellt sich Acacıa pulchella 
ein, in einer starren Form, deren Blättchen alle wie Dachziegel sich gegenseitig 
decken. Schon sieht man im Hintergrunde die stattlichen Formen der Banksien 
aufsteigen, und hoch über ihnen die breiten Wipfel der ersten Jarra-Bäume. 


8. Sand-Heiden. 
Taf. XIX, XX, XXI. 

Am ganzen inneren Saume wird die Wald-Zone der Südwest-Provinz ein- 
gefaßt von einem breiten Gürtel sandreichen Heide-Lands. Dem ersten Ein- 
druck nach sind es die reizlosesten und einförmigsten Teile des ganzen Süd- 
westens. Die ewig graugrüne Pflanzendecke steigt und fällt in unendlich flachen 
Wellenzügen. Meilenweit schweift unbehindert der Blick in die Ferne. Immer 
scheint der Horizont der selbe, das Bild das gleiche, die Färbung unverändert 
fahl und stumpf. Selten wird ein Laut gehört. Schatten gibt es weit und breit 
nicht, und keinen Tropfen Wasser. Verlangend schaut das Auge aus nach den 
dunkeln Linien der Eucalyptus-Furchen, wo ein kleines Becken im Granitsockel, 
eine Mulde im Schatten von Melaleucen vielleicht etwas Wasser geborgen hat. 
Das ganze weite Gebiet der Strauch-Heiden ist für jegliche Kultur bis jetzt 
noch wertlos. Seine gewaltige Ausdehnung gibt West-Australien auch für den 
Gast, der nur kurz verweilt, etwas Individuelles, und so galt der »Sand« dem 
Goldsucher und Abenteurer, der aus den östlichen Kolonien kam, als das eigent- 
liche Wahrzeichen des im Grunde doch verachteten Landes. Selbst den Ein- 
heimischen überkommt etwas wie unmutiges Entsagen, wenn er von den 
»Sandplains« spricht, von ihren wasserlosen Öden und von ihrer quälenden 
Sonnenglut. 

Überraschend für jeden Beobachter ist die mannigfaltige Zusammen- 
setzung der Sand-Heide. Die Macchien der Mittelmeerländer erscheinen 
‚monoton dagegen; die Strauch-Bestände des Kaplandes sind zwar an den Berg- 
hängen ebenfalls wunderbar abwechselnd, aber auf flachem Sandlande nicht 
entfernt so reich an verschiedenartigem Gebüsch. Aus Süd-Australien berichtet 
SCHOMBURGK von entsprechenden Formationen des »Scrublandes«, die auf 
ähnlichen Böden gedeihen und in allem wesentlichen mit den westaustralischen 
Strauch-Heiden übereinstimmen ‘). Nur ist die Liste der Teilnehmer in West- 
Australien noch viel reichhaltiger, die Gesellschaft noch viel bunter gemengt. 
Es fällt nicht schwer, auf dem beschränkten Raume von ungefähr '/, Quadrat- 
kilometer über hundert Spezies aus den verschiedensten Familien zu sammeln. 

ie Wasserversorgung nimmt auf den Sand-Heiden eigenartige Formen an. 
Wie die geographische Verbreitung der Formation erweist, findet sie ihr bestes 
Gedeihen in den Gebieten verringerten Niederschlages, etwa von 50 cm 
abwärts, 


!) Vgl. darüber die Einleitung $. 20 und 2ı. 


240 Dritter Teil. 


Diese Niederschläge dringen in den Boden relativ rasch ein. Daher macht 
sich die Regenzeit auf den Sandfeldern, etwa durch Erwecken ruhender Blüten 
knospen, äußerlich frühzeitig bemerkbar, ähnlich wie bei der Vegetation ds 
sandigen Vorlandes (s. S. 230). Doch trocknet der poröse Boden oberflächlich 
nach jedem Regenfall ziemlich rasch wieder aus; offenbar zu rasch, um größere 
Mengen von Annuellen ausreichend versorgen zu können. Einjährige Gewächse 
gibt es jedenfalls nur wenige auf den Sand-Heiden. | 

Eigentümlich für die offene Sand-Heide ist die starke Insolation, die kräftige 
Ausstrahlung, der davon herzuleitende ungemein reichliche Taufall. Selbst 
mitten in der Trockenzeit wird der Boden nicht selten mit Tau getränkt 
eines der Momente geschaffen, die eine gewisse Stabilität in dem kärglichen 
Haushalt der Heide-Vegetation bewirken. | 


a 


Formen sich zahlreicher einzufinden. 
Es läßt sich die Gesamt-Vegetation der Sand-Heide nach d 


weg daher gliedern in höhere Sträucher, niedere Sträucher 
wuchs. 


ex Höhe | 
und | 


; Die höheren Sträucher finden, wie eben angedeutet, ihre er 

> Rändern der Heide. Dort pflegen herabgeschwemmt un en 

euer. zu haften. Der Boden ist lehmiger und je" haft ‚N. ; 

mE ” s en und gewährt einer anspruchsvolleren Pflanzen-Ges Formatione! 
S und Kaum. Gruppenweise treten Eucalypten aus benachbarten © 


Diels, Pflanzenwelt von West - Australien. Taf. XIX, zus. 241 


% ® 
Kir a 


Rand-Zone der Sand-Heide. 
Eucalyptus eudesmioides F. v.M., vorn Zcdeiocolea monostachya F. v. M. (Restionac.) 
Distr. Irwin, Greenough Ki Crossing. — E. Pritzel phot. Juni 1901. 


5. Kapitel. Formationen. 241 


hier in das Dominium der Heide ein. Wirklich bezeichnend aber sind sie selten; 
nur Zucalyptus eudesmioides pflegt häufig an solchen Stellen zu sein (Taf. XIX). 
Dagegen können die Proteaceen als Herrscher bezeichnet werden, und unter 
ihnen wiederum die Gattung Banksia. Banksia prionotes ist vielleicht die zu- 
verlässigste Spezies an solchen Plätzen. Je nach Lage ı—5 m hoch erhebt sie 
ihre Zweige; sie stehen in spitzem Winkel vom bläulich bereiften Stamme ab 
und wachsen alle etwa bis zu gleicher Höhe empor. Diese Verzweigungs-Form 
und die senkrechte Lage der Blätter steigert den Eindruck des Vertikalen, den 
stets die Architektur der Banksien zurückläßt, um ein beträchtliches. Die Ver- 
breitung dieser schönen Art reicht über weite Strecken des Sand-Gebietes. Oft 
findet sie Gesellschaft von B. Mensziesii oder B. attenuata. In andern Gegen- 
den aber wird sie von fremden Elementen abgelöst, die zum Teil auf die höheren 
Teile hinübertreten und die lehmige Zone weit überschreiten (s. S. 242). Gleiche 
Beschränkung dagegen auf kompakteren Boden verrät sich bei Aylomelum 
angustifolium (Prot.). Auch bei ihm ist die Rinde glaucescent, auch sein Ast- 
werk reckt sich fast senkrecht empor, die starren Blätter stehen steif und ge- 
rade: es ist ein interessantes Seitenstück zu den Banksien. Im Hochsommer 
entwickelt es seine weißen Blüten. 

Neben Eucalypten und Proteaceen haben auch Myrtaceen und Casuarina ihren 
Anteil an der hochwüchsigen Strauch-Flora der Strauch-Heiden. Zu physio- 
gnomisch vorragender Bedeutung jedoch habe ich nur Casuarina campestris ge- 
langen sehen, die in den Landschaften des Irwin- und Greenough-Systems ganze 
Bestände mit ihren reich-virgaten Sträuchern bildet. 

Im Unterwuchs dieser Außen-Zone der Strauch-Heide häufen sich Elemente 
an, die selbständig auch weiter innen allgemein anzutreffen sind oder dort eigent- 
lich ihr Hauptquartier besitzen. Wirklich bezeichnende Spezies gibt es nur 
wenige. Eine ihrer bekannteren ist Comesperma scoparium (Polygal.), ein weit- 
gehend xerophytisches Derivat dieser vielseitigen Gattung. Das lebhafte Blau 
Seiner Blüten macht es zur Blütezeit auffallend genug; es brachte den blatt- 
losen Busch schon bei den ersten Ansiedlern der Kolonie zur Geltung. Ihre 
Benennung »Swan River Broom« drückt aus, daß die Pflanze sich gut einfügt 
in den Rahmen dieser xerophilen Formation. Besenartig gestalten sich auch 
die Büschel einer hohen Restionacee, die unter Casuarinen und Banksien inner- 
halb dieser Zone ihr bestes Gedeihen findet. Es handelt sich um Zedeiocolea 
Mmonostachya (Taf. XIX). Äußerlich läßt sie.eine Cyperacee vermuten, wenn 
man ihre starren Halme mit scirpusartiger Ähre an der Spitze sieht. Den bülten- 
förmigen Kolonien dieses Gewächses begegnet man nur in nördlicheren Gegen- 
den, dort aber an entsprechenden Stellen auf Schritt und Tritt. Biologisch ist 
Ecdeiocolea interessant als eine von den im Xerophytismus weit fortgeschrittenen 

ypen der Familie. — Von den Cyperaceen, die ähnlich weit gelangt sind, ver- 
dient Lepidosperma Erwähnung. Seine stattlichen Inflorescenzen ragen aus den 
Lücken des Gebüsches, der Vegetationskörper aber sucht meist den Schutz 
höherer Gewächse, und wird selten so frei und isoliert getroffen wie Ecdeiocolea. 
Begibt man sich von dieser basalen Außen-Zone des unendlich langsam 


Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. 16 


222 Dritter Teil, 


steigenden Heide-Landes höher dem Rücken und der Gipfelfläche zu, so ver 
schwinden die meisten hochwüchsigen Büsche, die uns bisher umgaben. Das 
Gebüsch sinkt unter Manneshöhe. Ungehindert überblickt man das Ganze 
und sieht nur einzelne überragende Gestalten, die stellenweise aus dem Gewir 
des niederen Buschwerkes sich erheben. Oft sind es Banksia-Arten, die diese 
verstreuten Gruppen bilden. Von weitem erscheinen die Büsche breit gerundet. 
Gespreiztes, an der Peripherie aufgerichtetes Astwerk trägt die schopfigen 
Blätter und die kerzengraden Kolben. Das ist die Grundform, in der die vielen 
Arten variieren. Ihre Existenz steht in sichtlicher Abhängigkeit von gewissen 
Qualitäten des Küstenklimas, und so kommt es, daß küstennahe Gegenden, 
auch wenn sie schon recht niederschlagsarm sind, ihre eigenen Banksia-Arten 
produziert haben. Bezeichnender Weise ist die Sand-Strauchheide an ihren 
fernsten Flügeln, da wo sie dem Meere ganz nahe kommt, mit den lokalsten 
und in ihrer Weise schönsten Banksien geschmückt: Banksia speciosa bei Cape 
Arid im äußersten Osten, Banksia Victoriae oben am Murchison River. Aul 
den innersten Strauchheiden wird es zu trocken für die Gattung: da bleibt nur 
Banksia Caleyi resp. B. Elderiana übrig; in ihren niedrigen starren Gebüschen 
zeigt sich zum letztenmal der stolze Typus der Gattung. 
Auf die höheren Flächen der Strauchheide dringt auch Zucalypius Vor. B 
Sind nur wenige, aber ausnahmslos ganz eigenartig modifizierte Artel, 
welche die beherrschende Gattung Australiens auf der Strauchheide zu vertreien 
haben. In der Wuchsform sind sie verschieden geartet; aber bei den meiste 
wachsen aus gemeinsamer Basis mehrere kräftige Stämmmchen, SO daß sie 
gruppenweise nebeneinander stehen. Ewcalyptus pyriformis und E. Oldfieldi 
gehören dem Norden an; sie sind wohl die niedrigsten Arten der Gattung, u 
in West-Australien vorkommen. Eucalyptus pyriformis entschädigt durch er 
sehr großen, schön rot oder gelb gefärbten Blüten: es ist eine der biRer 
prächtigsten Arten des Westens. Noch eigenartiger ist E. macrocanpa, ie M 
den zentralen Teilen der Sand-Region zuweilen auf den Heiden auftritt (Taf. w* 
Die ansehnlichen Dimensionen der Blüten teilt diese kraftvolle Pflanze 
E. pyriformis. Ihre vegetative Ausstattung aber, das mehlig-bereifte decussalt 
Laub, kehrt bei E Zetragona wieder, die wohl die bedeutsamste aller die 
Sand-Eucalypten ist. Mit dem hellen Blaugrau ihres dicken Laubes be Er 
iz nämlich die psammophilen Strauchheiden des gesamten Südostens- Zu 
Stirling Range bis Cape Arid bilden ihre bizarren Gruppen die Wabre® 


der Sandplains und die Signatur der offenen Landschaft. Eine ganze | n “ 
anderer Eucalypten wachsen in diesem Gebiete, zum Teil auch u ‚e kann 


sammen, aber keine scheint stren hil, keine yiragend 

: g genommen psammophil, Keif 

sich nur entfernt an Häufigkeit und effektvoller Erscheinung mit ER 

vergleichen. “ 
va Banksia und Eucalyptus treten nur noch wenige EWR 

stellenweise durch ihre Wachstum-Form zu wirkungsvollen Zügen a, de ® 

Sand-Heide gestalten. So von allen die höchste, Nuyisia Horibw mitten auf 


Ide der 


mehrmals in ganz isolierter Lage, in völlig vereinzelten Exemplaren ” 


Diels, Pflanzenwelt von West - Australien, Tat. X, 


zu S. 242. 


Strauch-Heide auf Sand: 
Eucalyptus macrocarpa Hook. en im Hintergrund); KON FRAU [Preissii Endl.?]; 
Petrophila vo iuscula Meißn. (Proteac., et Büsche im Vordergrund). 
r. Avon, Meenaar. — E. Pritzel phot. Babe 1901. 


5. Kapitel. Formationen. 243 


freier Sand-Heide zu sehen Gelegenheit hatten. Oder eine Form von Xantorrhoea 
mit kurzem Blütenzylinder (s. 5. 114, Taf. XX). Auf den Kammflächen, im gröber 
gefügten Boden, sind diese Grasbäume oft truppweise aufgereiht, meilenweit 
sichtbar, wie Posten auf einsamer Wacht. Endlich Zambertia inermis, die zwar 
nur im Südosten vorkommt, dort aber für die küstennahen Strauch-Heiden 
höchst bezeichnend ist. Im Panorama dieser Flächen bildet sie das, was ein 
wenig weiter binnenwärts Zucalyptus tetragona abgibt: eine beherrschende Figur 
in dem unentwirrbaren Chaos täuschend sich ähnelnder Formations-Glieder. 
Denn die gleichförmige Grundmasse der Strauchheide besteht aus niedri- 
geren Sträuchern, die sämtlich ähnlicher Lebensform unterworfen sind 
(Taf. XX, XXI). Im Wesen entsprechen sie durchaus dem Unterwuchs der west- 
lichen und südlichen Waldungen oder den Litoral-Gebüschen des Südens: doch 
sind sie xeromorpher geprägt als beide. Manche Züge äußern sich mit einer 
Allmacht, die alles nivelliert. So die Reduktion der Lauborgane: die Tendenz 
zum Nadelblatt, zur ericoiden Gestaltung, welche Leguminosen und Proteaceen, 
Myrtaceen und Epacridaceen einander nahe bringt. Sie schafft die Laubform, 
welche für die Sandheide als normale bezeichnet werden muß. Häufig beherrscht 
sie das ganze Vegetationsbild; man sieht Stellen, wo nur wenige Hakea-Blätter, 
einige Acacia-Phyliodien ovale oder elliptische Formen bewahren, wo alles 
andere vom Nadelblatt und verwandten Bildungen sein Gepräge erhält. Bei 
Acacia selbst sind viele Spezies ihm unterworfen: und darunter befinden sich 
gesellige Arten, die physiognomisch oft hoch bedeutsam werden. Die ericoiden 
Myrtaceen fehlen keiner einzigen Sandheide; Verticordia und Calythrix entfalten 
hier den prächtigsten Glanz ihrer Blüten, aber auch Baeckea, Melaleuca, Beau- 
Fortia, Eremaea sind reich an Arten mit echt ericoidem Laub. Viele Epacrida- 
ceen, Leucopogon, Andersonia wären zu nennen, die besonders im Südosten so 
wichtig auf dem Sande sind; ein typisch ericoides Element dieser Familie, 
Oligarrhena, gehört zu den wichtigsten Charakter-Pflanzen dieser Regionen. 
Ein paralleler Prozeß, die Auflösung flächenreicher Blattspreiten zu einem 
fein zerteilten parenchymarmen Assimilations-Organ, gibt vielen Proteaceen ihre 
fremdartige Tracht. Auch starkes Schwinden jeglichen Laubes kommt vor, 
und führt zu totaler Aphyllie, wie man erwarten muß: es sei neben zahlreichen 
Leguminosen an Conospermum (Prot.), Psammomoya (Celastrac. [Fig. 43], Zogania 
(Logan.), Tetratheca (Tremandr.), Hibbertia (Dillen.) erinnert (S. 177). 
Überall nimmt die Sklerotisierung aller Teile zu und erreicht beträchtliche 
Erfolge. Dorngebüsche werden jetzt häufig. Leguminosen und Proteaceen, 
bei denen schon in den Waldungen hartes Laub mit stechender Bezähnung 
und starre Achsenteile vorkommen, erzeugen auf der Sandheide ganz unnahbare 
Gestalten: Hakea platysperma (Fig. 46), Dryandra horrida (Prot., Fig. 5ı) oder 
Daviesia Pachyphylia (Legum.) finden erst wieder in der Eremaea ihresgleichen. 
A er auch Gattungen, die dem Walde ombrophilen Niederwuchs liefern, er- 
“cheinen hier mit spinescenten Gliedern (Hiöbertia [Dill), Tetratheca (Tremandr.)) 
Von den übrigen allbekannten Formen des Xerophytismus hat sich Be- 
“rung bei vielen Arten der Sandheide ausgebildet. Jedenfalls findet sich in 
16* 


ha 


244 Dritter Teil. 


8.54. Pentaptilon Careyi (R. v. M.) E. Pritzel: A Habitus. 3 Blüte. € Griffel. DFn $ 
E einzelne Frucht. (Nach Dies und PRITZEL.) en 


5. Kapitel. Formationen. 245 


West-Australien, das ja im allgemeinen arm ist an stark behaarten Gewächsen 
(S. 180), die größte Zahl davon auf den sandigen Flächen des Innern. Stercu- 
liaceen, Goodeniaceen und Verbenaceen neigen am meisten dazu: Verreauxia 
(Gooden.) und Zachnostachys (Verben.) sind die typischsten Filzpflanzen des 
Landes, die »flannel-fowers«, die jeder Westaustralier kennt. Keine davon ist 
häufiger als Zachnostachys Walcottü, bei der auch die rispige Infloreszenz von 
Wolle ganz überzogen ist. Die weißen Gestalten dieser Pflanzen mit ihren 
weichen Konturen bringen einen sehr eigenartigen Zug in das Bild der Sand- 
Heide. Doch gilt das nur für die nördliche Fazies der Formation: denn nur 
im Norden sind sie häufig und gesellig genug, um auf die Szenerie Einfluß zu 
gewinnen. Diese Exklusivität scheint klimatisch begründet: denn in den selben 
Gegenden zeigen auch andere Gattungen eine auffallende Zunahme des Haar- 
kleides: die weißfilzigen Halgania holosericea (Borrag.) und Pentaptilon Careyi 
(Gooden.)) beschränken sich gleichfalls auf die nördlichsten Sand-Landschaften 
der Südwest-Provinz. 

Weiter verbreitet ist eine Gruppe von Pflanzen, die besonders im Bereiche 
der Inflorescenz eine wirksame Bekleidung ausbildet. Bei gewissen Verbenaceen, 
die sich übrigens unmittelbar an echte »flannel-flowers« anschließen, ist das 
erst angedeutet. Bei Physopsis und Mallophora (Verben.) dann schon weiter 
ausgeprägt: ihre Blütenstände bilden filzige Kugeln. Besonders wichtig aber‘ 
Sind einige Arten von Conospermum (Prot.), die ich als Trichanthae zusammen- 
fasse. Die Blätter sind bei ihnen kahl, selten mäßig behaart, der Blütenstand 
dagegen dicht mit Filz besetzt. Diese Formen gehören zu den physiognomisch 
wertvollen Elementen vieler Sand-Heiden (Taf. XXI). Es gibt weite Flächen, 
die Conospermum wochenlang während des Frühsommers in warmes, weiches 
Weiß kleidet, bis die Früchte gereift sind und die einst so schönen Rispen 
langsam im Winde verwehen. 

Ganz unbekannt auf der Sandheide scheinen succulente Pflanzen zu sein. 
Nirgends findet sich nur eine Andeutung des Fleischigwerdens. Dieser Mangel 
ist zwar nur der Ausdruck einer für die gesamte australische Flora giltigen 
Tendenz. Aber er bleibt um so bemerkenswerter, wenn man sich der succu- 
lenten Strauch-Flora von Zygophyllum, Tetragonia, Euphorbia u. a. erinnert, 
die in Südafrika an den Grenzen des Kap-Region allgemein für die Sandhügel 
bezeichnend ist. 

Neben den gewöhnlichen Epharmosen, die sich von der Trockenheit her- 
leiten, beobachtet man auch speziellere Formen der Xeromorphose. Die Ein- 
engung der vegetativen Lebenstätigkeit verbindet sich mit eigenartiger Wachs- 
tumsform (vgl. S. 167) bei einer Reihe von Goodeniaceen. Die Äste wachsen 
Strahlig vom Grundstock; sie erheben sich wenig über den Boden; sie sind. 
dicht mit Laub besetzt; das Ganze bildet auf dem Sande runde feste Polster 
mit leicht gewölbter Oberfläche, wie sie in den übrigen Formationen kaum 
ge unden werden. Dieser Typus ist bei Zeschenaultia (L. formosa, Fig. 244) 
verwirklicht; er findet sich bei Scarvola paludosa und ihren Verwandten; er 
"itt auch bei Goodenia in die Erscheinung (G. geniculata). Mehrere Sterculiaceen 


246 Dritter Teil. 


(z. B. Rulingia cuneata) schließen sich ihm an. Das schönste Beispiel abe 
liefert Emblingia calceoliflora (Cappar.), die bereits früher (S. 167) als Muster 
dieser Wuchsform geschildert wurde. 

Nach morphologisch abweichendem Grundplan bauen sich die reich ver- 
zweigten Vegetationskörper auf, die bei der Gattung Stylidium vorkommen. 
Biologisch aber ist ihre Bedeutung die gleiche. Stylidium repens kann als Para- 
digma dieser Klasse gelten (Fig. 55). Es bildet streckenweise eng gewobene 


U 


WW) N 
A \ 


Fig. 55. Söylidium repens R.Br.: A Habitus. B Blütenstand. C Blüte. D 
schnitt durch den Fruchtknoten. (Nach MILDBRAED in »Pflanzenreiche). 


Matten auf dem Sande, die zur Blütezeit schon von weitem durch u 
Rosenrot ins Auge fallen. | „rtäche, 
| Ahnlich wirkt die Verlegung der Hauptachse an die Erdobe RE 
welche in der Tribus der Banksieen stattfindet (s. S. 167) und bei Ban erbreitet 


Dryandra zu sehr absonderlichen Formen geführt hat. Am weitesten verM! hr 


ist im ganzen Gebiete Dryandra repens, der wir schon im: # folin, 
sind. Doch erst bei den großblättrigen Arten des Südostens (D.P Be en 
D. calophylia) tritt die Eigentümlichkeit des Wuchses deutlicher herv® 


Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. Taf. LE zu $, 247. 


Rand der Strauch-Heide En: . 


Actinostrobus pyramidalis we. eo a) Dal: Facksonia ere rem on E. l (Legum., hinter dem Actinostrobus); Grevillea 
“ 


riostachyaLindl. (Proteac., l h,inder Mitte hinten); N); Cmsgermun chat a Proteac., weißfilzige Inflorescenzen). 
Distr. Irwin, Watheroo. — R: zel phot. Dezember 1901. 


5. Kapitel. Formationen. 247 


schließen sich, in dem selben Gebiete, ganz entsprechend modifizierte Arten 
von Banksia an (DB. prostrata, B. repens u.a.). Ihre starren Blätter, durchaus 
vom gewohnten Umriß des Banksia-Laubes, stehen in steif aufgerichteten 
Büscheln, bis 23; —30o cm hoch. Oft in weitem Umkreis sieht man nichts anderes 
als diese Büschel auf dem Sande. Anfangs hält man sie wohl für selbständig, 
bis eine nähere Prüfung ihren Zusammenhang ergibt (S. 168). Auch andere 
Proteaceen drängen in ungünstigen Situationen ihren Vegetationskörper stark 
zusammen: so die zwerghaften Profea-Arten des Kaplands, so einige eigentüm- 
liche /sopogon-, Petrophila- und Conospermum-Arten West-Australiens. Aber 
ein so durchaus »geophiles« Leben des Stammes: das findet sich nur bei diesen 
Banksieen auf den Sand-Heiden von West-Australien. 

m Zusammenhang mit den geschilderten Eigentümlichkeiten der vegetativen 
Organisation stehen gewisse Einrichtungen der Blüten-Anordnung. Die 
Häufung des Laubes in den unteren Regionen bedingt terminale Blütenstände. 
Die nahezu gleiche Höhe der herrschenden Büsche erschwert die Schaustellung. 
Es ist daher eine Heraushebung der Inflorenscenz geboten, um sie zur Geltung 
zu bringen. In der Tat sieht man an den Pflanzen der Sandheiden oft förm- 
lich eine Blüten-Etage abgesondert, die von verlängerten Schäften getragen, 
das Blattwerk überragt. Verticordia habrantha (Myrt.) und Baeckea pentandra 
(Myrt.) geben typische Fälle in den südöstlichen Bezirken. Auch die schon 
einmal genannten filzblumigen Conospermum (Prot.) zeigen, worauf es ankommt. 
Doch die besten Beispiele liefert Grevillea (Prot.). Die prächtige Grevillea 
leucopteris ist wenig auffallend im umgebenden Buschwerk, solange sie keine 
Blüten trägt: aber wenn ihre riesigen weißen Blütensträuße hoch über dem 
Niveau des Laubes sich entfalten, so wird sie zum Wahrzeichen der Land- 
schaft. Ähnlich verhält sich Grevillea polybotrya u. a. Lehrreich aber vor 
allen ist Grevillea eriostachya (Taf. XXI). Der vegetative Körper dieser Pflanze 
birgt sich ganz im unteren Wuchse; aber die steifen Rispen gelber Blüten 
erheben sich an blattloser Achse hoch über alles Gebüsch. Aus weiter Ent- 
 fernung verraten sie die Pflanze, die vom Moore River nördlich bis gegen 
den Murchison die Szenerie mit diesen abenteuerlich emporgereckten Inflores- 
cenzen beherrscht. Ihre Erscheinung ist so eigenartig, daß sie sogar den 
Eingeborenen bekannt war; DRUMMOND berichtet, daß sie »woadjar« von ihnen 
genannt wurde. 

Da die Strauch-Heiden des Sandes vielleicht die bezeichnendste Formation 
West-Australiens ausmachen, so bietet es ein gewisses Interesse, nach ver- 
wandten Bildungen in anderen Teilen des Kontinentes Umschau zu 
halten. Es ergeben sich dabei besonders weitgehende Parallelen zu dem von 
SCHOMBURGK kurz aber treffend geschilderten »Scrublande« Süd-Australiens (vgl. 

- 20, 21). Auch dort handelt es sich um »weite trostlose dürre Flächen, deren 
Boden zu arm ist, um zu irgend einer Verwendung zu taugen. Wasser ist an der 
Oberfläche nicht sichtbar«. »Die Vegetation ist von zwerghaftem Wuchs, und 
der Scrub beinahe frei von Gräsern und Kräuterne. »Aber ihre Abwesenheit 
st aufgewogen durch die endlose Mannigfaltigkeit der Gattungen und Arten 


248 f Dritter Teil. 


von Sträuchern. Im ganzen macht der Scrub einen düsteren Eindruck, wen 
auch die große Verschiedenartigkeit der hier vereinten Arten für den Botaniker & 
großen Reiz besitzt«. »Die bei weitem vorherrschende Farbe ist ein bläuliches 
Grün, hier und da gesprenkelt durch die weißlichen Blätter von Rhagodia und 
die rötlichbraunen anderer Sträucher.« »Das einförmige und düstere Aussehen 
eines ausgedehnten Scrubs ist erdrückend, namentlich bei der Betrachtung von 
einer Erhöhung. Die gleichmäßige Höhe der Gewächse, die matte bläuliche 
Laubfarbe sehen von weitem aus wie ein bis zum Horizont sich dehnends 
Meer: wenigstens hatte ich diesen Eindruck, als ich zum erstenmal den über 
Hunderte von Meilen sich erstreckenden Murray-Scrub erblickte,« »Jeder ver 
meidet den Scrub so viel wie möglich. Viele haben darin den Weg verloren 
und sind an Wassermangel zugrunde gegangen.« »Stets findet man die eine 
oder andere Strauchart in Blüte. Die meisten Arten entfalten ihre Blüten m 
September oder Oktober....« Alle diese Einzelheiten haben wir auch für 
den Westen des Kontinentes giltig gefunden, und die Bemerkung BEHRs’) über 
den südaustralischen Scrub, wo »Pflanzen aus verschiedenen Familien sich m 
Habitus dergestalt nähern, daß nur Blüte oder Frucht ein sicheres Kriterium 
geben können« sahen wir für die Sandheiden West- Australiens gleichfalls Wort 
für Wort zutreffen. 
Die spezielle Ausführung aber zeigt, daß in Süd-Australien eine andersartige 
Kombination der systematischen Elemente stattgefunden hat, als sie im größeren 
Teile West-Australiens vorliegt. Die von SCHOMBURGK erwähnten »Zwergbäume« 2 
im Scrub lernten wir zwar auch im Westen kennen, aber sie sind viel geringer 
an Zahl, und Gattungen wie Fusanus, Exocarpus, Dodonaca und Callitris finden | 
sich dort niemals in der Kategorie der psammophilen Zwergbäume. Auch une 
den kleineren Sträuchern führt SCHOMBURGK eine Reihe von Typen an, die a 
West-Australien unserer Formation mehr oder minder fremd sind, wie z.B. CR. 
Alyxia, Myoporum, Eremophila, Rhagodia. Diese sind sämtlich typische Ereme = 
Elemente, leben im Unterholz der Waldungen, bilden sogar selbständige Be- es 
stände, wo der Boden etwas weniger stark lehmig ist, stehen aber im 7 : 
Südwesten der Eremaca in strengem Gegensatz zu der eigentlichen Strauch: 
heide des Sandes, u 
SCHOMBURGK gedenkt auch des Unterwuchses des Scrubs; er schildert rn : 
reichlichen Regenflor von Zwiebelpflanzen und Orchideen, von mancherlel . 
nuellen und vergänglichen Stauden. Ein ganz beträchtlicher Teil der but :: 
IV 5 b2 beschriebenen Lehmland-Flora erscheint in seiner Liste, jedentalls 
mehr, als sich irgendwo auf der Sand-Heide West-Australiens findet. 
us allem erhellt, daß selbst die nächstverwandten Formationen des pe 
Kontinentes weniger individuell gestaltet sind, als die typischen Strauch- re 
West-Australiens. Außerlich herrscht oft große Übereinstimmung, abet Pe 
es Gefüge verrät verschiedenes Wesen. In Süd- und Ost-AUMFEEE 
gibt die Eremaea-Flora dem Scrub das Gepräge, in West-AustfZ 


— 


er 


1) In Linnaea Xx, 549. 


5. Kapitel. Formationen. 249 


die Flora des Südwestens in xeromorpher Abwandlung. Die Strauch- 
heiden des südöstlichen Australiens, in Victoria und Newsouthwales, welche 
physiognomisch und systematisch den Sklerophyli-Gebüschen des Westens 
(s. S. 23, 232) entsprechen, stehen dort isoliert und beschränkt auf küstennahe 
Gebiete. Es fehlt jenes -Heer von widerstandsfähigen Gestalten, das in West- 
Australien mit zahllosen prächtigen Formen sich die Sandgegenden des Binnen- 
landes weit hinein unterworfen hat. 


d. Sumpf-Formationen. 
a. Alluvial-Formation. 
Taf. XXI. 

Im Südwesten der Provinz besitzen alluviale Flächen eine große Verbreitung. 
Ihr Boden besteht in der Regel aus feinkörnigem Material, aus den letzten Nieder- 
schlägen, den der Detritus der Feste liefert. Sie bilden sich zunächst auf dem 
Plateau selbst, in flachen Senkungen, in seichten Mulden, wo die Wasser wenig 
oder gar kein Gefälle haben und wo daher ihre feinsten Schlammteile bald 
niedersinken und sich langsam ablagern. Noch verbreiteter ist solches Schwemm- 
land in den Litoral-Ebenen westlich des Plateaus. Mit den sandigen Misch- 
wäldern abwechselnd, nimmt es dort einen ganz bedeutenden Anteil der Ober- 
fläche ein. 

Die Bewässerung dieses Schwemmlandes vollzieht sich unter eigenartigen 
Bedingungen. Sein zäher Boden nimmt die Regen nur langsam auf. Zur Zeit, 
wenn die Niederschläge einsetzen, ist er fast undurchdringlich. So sammeln 
sich vielfach größere Wassermengen an, die das Land überschwemmen und das 
Wachstum der Vegetation aufhalten. Nach und nach erst beginnt das Wasser 
einzusickern. Der Boden reichert sich stark damit an und hält die Feuchtigkeit 
für lange Zeit und mit großer Beharrlichkeit fest. Sehr langsam trocknet er 
aus, dadurch aber um so gründlicher. Er zieht sich dabei zusammen und ge- 
winnt die Härte des Ziegels. Diese Momente bewirken den Gang des vege- 
tativen Lebens in diesen Alluvial-Formationen. Die Vegetation erwacht spät 
(s. 5. 203). Sie erreicht ihren Höhepunkt erst, wenn die Bestände der mehr 
lockeren Böden ihn schon längst überschritten haben. In der ganzen ersten 
Hälfte der Trockenzeit geht der Lebens-Betrieb bei ihr intensiv von statten. 
Um so schneller ist seine Abnahme in den späteren Monaten der Regenlosig- 
keit, um so vollständiger der schließliche Stillstand. Es ist jedoch zu bemerken, 
daß diese Regeln, welche für den größeren Teil der Südwest-Provinz gelten, 
Sn der mehr ausgeglichenen Südküste erhebliche Modifikationen erleiden, die 
Sich auf die viel weniger starke Periodizität zurückführen lassen. 

Die Formationen des Schwemmlandes bilden in vielen Punkten einen starken 
Gegensatz zu denen der sandigen und schwach lehmigen Böden. Als wesent- 
lich möchte ich namentlich vier Momente in aller Kürze hervorheben: die rela- 
tive Beteiligung der biologischen Lebensformen, die relative Beteiligung der 
verwandtschaftlichen Gruppen, die relative Menge der Individuen, die Anwesen- 
heit weit verbreiteter Arten. 


250 Dritter Teil. 


Wenn man die relative Beteiligung der biologischen Lebensformen 
betrachtet, so fällt die ungemein gesteigerte Wichtigkeit der annuellen Pflanzen 
auf. Die Ursache davon liegt offenbar in dem hohen Grade der Wasserkapazität 
des Bodens: demzufolge treten keinerlei Störungen der Wasser-Zufuhr während 
der Vegetations-Periode ein, wie es auf den locker gefügten Böden leicht vor- 
zukommen pflegt. 

Schwieriger, oder besser gesagt, vorläufig unmöglich, ist das Verständnis 
der Tatsachen, die sich bei der relativen Beteiligung der verwandtschaft- 
lichen Gruppen herausstellen. Vorzüglich bemerkenswert ist die schwache 
Vertretung der Proteaceen und der Leguminosen, also jener Familien, die sonst 
in vielen Genossenschaften die führende Rolle spielen. Bei den Myrtaceen be- 
steht ein eigentümlicher Gegensatz zwischen Chamaelaucieae und Leptospermeae. 
Die Chamaelaucieae nehmen eine ganz untergeordnete Stellung in den Alluvial- 
Formationen ein; die Leptospermeae dagegen bilden darin unbestritten das 
wichtigste Element. Ihre Wirksamkeit liegt weniger in mannigfacher Gestaltung 
und Arten-Reichtum begründet, als in der starken Produktivität und dem ge- 
selligen Auftreten. 

Überhaupt ist die relativ beträchtliche Häufung von Individuen für viele 
Arten des Schwemmlandes charakteristisch. Gesellige Spezies sind zahl- 
reicher, als in den trockeneren Formationen. Wenige oder auch nur eine 
einzige Art in ununterbrochenem Bestande zu beobachten, hat man viel öfter 
Gelegenheit, als es sonst möglich ist. Es hängt das mit den selben Verhält- 
nissen zusammen, welche das Übergewicht der Annuellen begründen: mit der 
gleichmäßigen Verteilung der Keimungs-Bedingungen, dem relativ ungestörlen 
Verlauf der Wachstums-Periode. 

Die Sumpf- und Alluvial-Formationen in Gesamtheit betrachtet, sind zwaf 
reich an eigentümlichen Spezies, aber doch nicht so ganz überwiegend ende- 
misch, wie die Genossenschaften trockneren Geländes. Wie groß in Wahrheit die 
Anzahl nicht endemischer Elemente ist, läßt sich nicht ziffernmäßig Ver: 
schlagen. Immerhin scheint sie relativ beträchtlich zu sein; was ja eine alte Erfah- 


rung der Pflanzen-Geographie nur bestätigt. Bei mehreren verbreiteten Teilhaber? 


bestehen sogar Gründe, das eigentliche Indigenat in West-Australien zu bezw . 
Ausgedehnte Bezirke von Schwemmland, wie sie die Südwest-Provinz 


ihren südlichen Abschnitten aufweist, sind durch hochwüchsige Eucalyptus-D#E) 


bezeichnet. Stellenweise ist es Eucalyptus patens, der die beherrschende , 
stalt der Formation bildet. Viel häufiger aber stellt Zucalyptus rudis dee 
baum dar, eine stattliche Spezies, die übrigens von Z. rostrata, d 

Creek-Baum des extratropischen Australiens (s. IV. Teil, ı. Kap. I r), MUf 
unwesentliche Einzelheiten zu unterscheiden ist. Sein Wipfel ist breit 


dem gewöhnlichen Schema des Eucalyptus-Blattes, das sich in so verschi 
Lagen so merkwürdig gleich bleibt. Im ganzen tragen diese Eucalyptus° 
kaum dazu bei, der Landschaft der Alluvionen ein eigentümliches Geprä 
verleihen. Sie bleiben dem üblichen Typus ihrer Gattung zu ähnlich. 


em wichtigen 

gedehnt, 
PP z Pr ; ; sie I: 

as Laub und teilweise auch die Zweige hängen herab; im übrigen folgen Se 


edend 


äge ZU | 


Taf. XXI, zu S.2 


in 


Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. 


Alluvial-Formation: 
Melaleuca Preissiana Schau. (hinten); Xantorrhoea Preissii Endl, (vorn). 
Distr. Darling, Bayswater, östl. von Perth. — E. Pritzel phot. Dezember 1901. 


5. Kapitel. Formationen. 251 


Dagegen bringen die Bäume aus der Gattung Melaleuca einen sehr indi- 
viduellen Zug in die Szenerie. Es gelangen in West-Australien mehrere Arten 
zu Wichtigkeit. Am meisten verbreitet davon sind Melaleuca rhaphiophylla und 
M. Preissiana, beide im Habitus recht ähnlich, doch leicht an der Form des 
Laubes zu unterscheiden. Die eigentümliche Tracht dieser Bäume (S. 123) tritt 
auf Taf. XXII deutlich hervor. Der Stamm erreicht keine ansehnliche Höhe; 


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Fig. 56. A—E Melaleuca Preissiana Schau: A Spitze eines blühenden Zweiges. 3 Blüte. C Blumen- 
blatt, D Staubblattbündel, Z Früchte. — F—M Astartea fascicularis DC.: F Blühender Zweig. 
G Blühendes Seitenästchen. 7 Blatt. 5 Blüte. A Staubblattbündel. Z Gynaeceum im Längs- 
schnitt. M Ovarium im Querschnitt (Original). 


aber sein knorriger Wuchs und das unruhige Astwerk der Krone verraten die 
Melaleucen aus weiter Entfernung. Die weiße Borke, die in wirren Fetzen am 
Stamme hängt, sticht scharf von dem tiefen Grün des Laubes ab. Zur Regen- 
zeit spiegelt sich das düstere Bild des Baumes in trüben Wasserpfützen. Wenn 
das Erdreich trocken geworden ist, fingt er an zu blühen; dann ist seine Wir- 

ng noch größer als sonst, so lebhaft kontrastieren die weißen Blüten-Ähren 
(Fig. 13, 56) und das dunkel gefärbte Blattwerk. 


252 Dritter Teil. 


Dieser bizarren und doch anziehenden Erscheinung kommt keine andere 
Baum-Gestalt des Schwemmlandes gleich. Nur zerstreut findet sich daneben 
Banksia grandis ein, als gelegentlicher Gast und halber Fremdling. Häufiger 
tritt Banksia litoralis auf, die namentlich im Süden Bedeutung besitzt und im- 
posante Größe erreicht. Ich habe 25 m hohe Bäume davon gesehen, mit glatter 
grauer Rinde, die Äste zunächst herabgebogen, dann in sonderbarer Weise 
wieder emporgerichtet, um die steifen Wirtel blaugrüner Blätter und in ihrer 
Mitte den hellgelben Blüten-Zapfen zu tragen. - 

An vielen Orten ist unterhalb der Bäume ein strauchiger Unterwuchs 
dicht und reich entwickelt. Er besteht vorwiegend aus einigen Arten ‚der 
Myrtaceae-Leptospermeae, die in Gewohnheit und Tracht die größten Ähn- 
lichkeiten zeigen. Alle sind überreich verzweigt; ihre Äste sind stets biegsam und 
schlank, fast senkrecht aufgerichtet, mit schmalen Blättern dicht besetzt. Auch 
die Farbe des Laubes ist allgemein ähnlich: ein frisches reines Grün, erheblich 
verschieden von den grauen und bläulichen Nuancen, die der Vegetation West- z 
Australiens sonst auf so weiten Strecken eigen sind. Die Dichtigkeit des Be- ee 
standes, die gleichmäßige Fülle der laubreichen Zweige, ihr Kolorit erinnern, 
aus der Ferne betrachtet, mehr an Wiesen oder Savannen als an Strauch- 
Formationen. Die bedeutsamsten Arten dieses Gebüsches, das nicht selten 2 m 
an Höhe erreicht, sind Astartea Fascicularis und Leptospermum firmum. Erstere 
fehlt fast nirgends an entsprechenden Stellen; sie ist die zuverläßigste Leit 
pflanze des Bestandes. Leptospermum firmum besitzt gleichfalls weite Ver 
breitung, doch ohne Astartea Jascicularis an Wichtigkeit zu erreichen. In en 
südlichen Distrikten kommen dazu noch einige andere Spezies: so die graziose 
Melaleuca incana, deren junges Laub schön silbergrau behaart ist; sO Agouis ; 
Parviceps, die sich dem beschriebenen Typus yenau anschließt. Ferner Callı- ‘ 
simon speciosus, welche durch breiteres Laub von mehr bläulicher Farbe und 
schimmerndes Hochrot der Blüten beträchtlich abweicht und habituell durchaus 
ihre eigenen Bahnen geht. In den selben Gegenden spielt auch Agoms se SE 
Perina (Myrt.) eine ansehnliche Rolle: sie folgt in ihrer Ausstattung den übrigen 
Agonis-Arten, vermag aber unter Umständen viel größere Höhe zu erreichen. | 
In der Nähe des King George Sound finden sich auf nassem Schwemmland a 
unfern der Küste Exemplare von ı2 m Höhe. Es sind das schöne zierliche 
Bäume, am Anfang der Regenzeit reich mit weißen Blüten bedeckt: im äußeren 
Ansehen einer Prunus Padus in Blüten zu vergleichen, wenn das Laub nicht = 
ganz verschieden wäre, = 

enn man außer diesen Myrtaceen andere höhere Sträucher bemerkt, air 
man meist Viminaria denudata, Facksonia furcellata oder Oxylobium . ud 
(Legum.) vor sich haben. Oxylobium lineare erinnert entfernt an den WERT 
Br FRBERIIP und Jacksonia sind leicht zu erkennen an der überaus z eige 
Verzweigung ihres laublosen Astwerks. Bei Viminaria hängen die kahlen WS 
oft schlaff herab; die ansehnliche Pflanze gleicht in der Tracht manchen Ge 
artıge Leguminosen. Bei Jacksonia sind die Zweige dicht besetzt mit Zu 
Phyliokladien, das Ganze verrät sich schon von weitem durch silbere#" i 


5. Kapitel. Formationen, 253 


Seiden-Überzug. Der Strauch ist keine Alluvionen-Pflanze in dem Sinne wie 
die tonangebenden Myrtaceen. Die Art seines Vorkommens wie auch die vege- 
tative Ausstattung deuten an, daß er erst sekundär sich an das Alluvium ge- 
wöhnt hat. Dort gedeiht er aber jetzt vortrefflich und wächst zu Höhen von 
5 m heran, sodaß er dann unter den Leguminosen der Formation nur von 
Viminaria erreicht oder übertroffen wird. 

as Myrtaceen-Fruticetum in seiner echtesten Form entwickelt ist, da 
duldet es nur geringfügigen Unterwuchs. Was man gelegentlich eingesprengt 
findet, das sind meist überschlanke, biegsame, schwach verzweigte Gestalten, 
die in dem Gewirre der Sträucher nur zur Blüte-Zeit bemerkbar machen. Gewisse 
Pimelea-Arten (P. huspida) und manche Boronia (Rut.) sind dort nicht ungewöhn- 
lich. Die von dem Wohlgeruch und der tiefbraunen Färbung ihrer Krone be- 
rühmt gewordene »Black Boronia« (3. megastigma) z. B. wird in derartigen 
Situationen gefunden, oft an Plätzen, die zur Zeit ihrer Blüte überschwemmt sind. 

An andern Stellen wechseln die Myrtaceen-Büsche mit freieren Stellen, wo 
entweder kleineres Gesträuch wächst oder wo krautige Gewächse den Boden 
bedecken. Dies niedere Gebüsch ist weniger einförmig als der Myrtaceen- 
Bestand selbst. 7%omasia-Arten, aus der Verwandtschaft von 7%. pauciflora 
(Stercul.), kommen dort gewöhnlich vor und sind an dem weichen, verhältnis- 
mäßig flächenreichen Laube gleich zu erkennen; Dampiera hederacea (Gooden.) 
ist ihnen oekologisch verwandt. Auch Aotus cordifolia (Legum.) hat relativ 
ansehnliche Blätter. Daneben aber wachsen Sphenotoma gracile (Epacrid.), 
Platytheca galioides (Tremandr.), Comesperma nudiusculum (Polygal.): alle im 
Grundplan nicht hygromorph angelegt, aber durch die zarte und schlaffe Struktur 
des ganzen Organismus ihrem Standorte angemessen. Ungemein produktiv sind 
. sie in vegetativer Hinsicht; ihre dünnen Stengel und Blätter entwickeln sich so 
zahlreich, daß förmliche Dickichte entstehen, in welche zartschlingende Fäden 
von Thysanotus (Liliac.) und zierliche Cheiranthera (Pittosporac.) eingewoben sind. 
Darüber ragen die hohen Schäfte der Anigosanthos flavida: ganz wie in jenen 
dichten Gebüschen, die in den Waldungen des Südwestens die feuchten Gründe 
erfüllen (s. S. 221). 

Statt solchen Buschwerks schließt sich oft an das Myrtetum unmittelbar eine 
Zone des Stauden- und Krautwuchses an. Denn wo alljährlich das Wasser 
wochenlang stehen bleibt, kommt auch das niedrige Gebüsch nicht mehr fort. 
Vielmehr bildet sich eine Vegetation aus Rhizom-Pflanzen oder Annuellen, die 
erst nach dem Einsickern des Wassers regere Lebenstätigkeit ausüben können. 
Mehrere Typen davon lassen sich unterscheiden. Sie werden späterhin auch 
nach ihren Bedingungen wohl schärfer abgegrenzt werden können. Es ist zu 
erwarten, daß dabei spezielle Eigentümlichkeiten edaphischer Natur in erster 
Linie in Betracht kommen; doch fehlt es vorläufig an gesicherten Feststellungen. 
Ich will mich daher mit der Schilderung der tatsächlichen‘ Befunde begnügen. 

Sehr bemerkenswerte Typen des Alluvionen-Landes sind gewisse Restiona- 
Ceae. Zepyrodia glauca (Fig. 25) und Leptocarpus scariosus müssen als die 
beiden wichtigsten davon gelten; jedenfalls sind sie die größten, ansehnlichsten 


254 Dritter Teil. : 
und am meisten auffallenden unter den westaustralischen Arten. Es wäre be- 
langlos, hier auf ihre Unterschiede einzugehen. Denn in Tracht und Rolle sind 
sie sich ungemein ähnlich: am meisten gewissen hochwüchsigen Cyperaceen 
vergleichbar und doch mit einer fremdartig steifen Haltung, die ganz eigentüm- 
lich ist. Die blattlosen Stengel, in großer Zahl zusammengehäuft, bilden eine 
mehr oder minder umfangreiche »Bülte«, die aussieht wie ein starrer Besen, 
den man in den Schlamm gesteckt hat. Die beiden genannten Arten werden 
bis meterhoch, verwandte Spezies von gleicher Wuchsform bleiben niedriger. 
Die einzelnen Restionaceen-Bülten wachsen isoliert; der Zwischenraum ist oft 
sogar recht ausgedehnt. Den größten Teil des Jahres behalten sie ihr abwehren- 
des Aussehen; nur in der Zeit der Blüte bringen die beweglicheren Blütenstände 
und die lebhafteren Farben der Hochblätter etwas von Anmut in die Szene. 
Mitunter bleiben auch in der besten Jahreszeit die Streifen zwischen den 
Restionaceen-Büscheln leer und kahl. Öfter aber bedecken sie sich mit Pflanzen- 
wuchs, sobald das Wasser abgelaufen ist, und sind dann ganz gleichwertig mit 
denjenigen Teilen des Schwemmlandes, denen jene hochwüchsigen Restionaceen 
fehlen. Dort gibt es dann kleinere Arten dieser Familie, und manche davon 
sind gesellig und häufig (Leptocarpus coangustatus). Daneben wachsen »geophile« 
Gewächse und vergängliche Kräuter, deren Blüte den Hochstand des biologi- 
schen Jahres bedeutet. Mehrfach habe ich dabei 7; riglochin procera VON Be- 
deutung gesehen. Sie überdauert die regenarmen Monate in ihren knollig an- 
geschwollenen Wurzeln, welche viel Reserven speichern. Daher die rasche 
Entwickelung, wenn günstige Umstände eintreten. Es gibt Stellen, wo ganze 
Mulden von Massen-Vegetation dieser Art ausgefüllt sind, sodaß sie von weitem 
aussehen, wie ein frischgrüner Wiesen-Fleck. Andere Zwiebel- oder Knollen- 
Pflanzen sind weniger gesellig, aber ebenso wichtig. Von den Drosera-Artet 


Arten von Diuris, deren gelb und rot gefleckte Blüten (Fig- 23) ganz.cht 
ristisch dort sind. 
en annuell® 


 kenntlichkeit vertrocknet oder völlig verschwunden. Später gibt EM 
Schimmer die erste Kunde ihres Daseins. Im August ist ein dichter 


5. Kapitel. Formationen. 255 


daraus geworden, und bald beginnt er sich mit bunten Farben zu schmücken; 
daran erkennt man dann die Mannigfaltigkeit seines Gewebes. Die Arten sind 
stark durch einander gemengt; keine davon hält eine dominierende Stellung, 
und nur über kleine Strecken überwiegt hier und da die eine oder andere. 

er nähere Einblick in diese Kraut-Bestände enthüllt eine seltsame 
Miniatur-Welt (Fig. 58). Am meisten fällt daran auf, wie kärglich die vegetative 
Ausstattung ist. Wenige Arten werden höher als 10 cm, viele erreichen kaum 


ER 
Ve 
7: FEN 


j 
# 


Fig. 57. Zevenhookia : A—C L. stißitata F.v.M.: A Habitus. 2 Blüte ausgebreitet. € Säule 
mit Scheide. — D—G L. Preissii F.v.M.: D Habitus. Z Blüte. 7 Schlund der Kronröhre mit 
Säule. G Schlund der Kronröhre ohne Säule. (Nach Diers und PRrITZEL). 


5 cm. Die Blätter sind gering an Zahl und kümmerlich in ihrem ganzen Wesen; 
oft sind sie schon verwelkt, wenn die Blüten sich entfalten. Die annuellen 
Stylidium dieser tonigen Alluvionen (z. B. St. calcaratum (Fig. 58H), St. canali- 
“uatum, St. breviscapum), die Levenhookia (Stylid.), die Myriophyllum (Halor.), 
ricularia, Polypompholyx (Lentibul., Fig. 58 G), Haloragis (Halor., Fig. 582). 
sind die vegetativ einfachsten Formen, die in ihren Gattungen überhaupt 


256 : Dritter Teil. 


vorkommen. Bei den Utriculariaceae und Haloragaceae gibt es sogar in der 
ganzen Familie nirgends wieder so primitiv gebaute Formen, wie die Utrieularia, 
Polypompholyx und Myriophyllum gerade dieser Formation West-Australiens 
Recht beachtenswert dabei ist es, daß es so weit verbreitete und biologisch so 
ungemein vielseitige Gruppen sind, welche diese merkwürdigen und theoretisch 
bedeutungsvollen Zwergformen in Australien besitzen. Im Anschluß daran ist 


Fig. 58. Annuelle der Krautflur auf Alluvien, alle in natürlicher Größe: A Selagimells 

P 4 eissiana Spring. B_Triglochin ealcitrapa Hook. C Schoens apogon R. etS. D Brisula # 2 

Hieron. Z Haloragis nodulosa |Nees) Walp. # Hydrocotyle alata R. Br. G Polypompholyx kan 
H Stylidium calcaraltum R.Br. 7 Rutidosis argyrolepis Schlecht. (Original). 


P #7 loglossum Drummondii (Lycopod.) zu nennen. Denn auch dieses WI 
Pflänzchen gehört zu den charakteristischen Elementen der Alluvion 
und auch in ihm sehen wir die äußerste Vereinfachung eines kosmopolit 
Vegetations-Elementes. Ba 
: Auf den tonigen Flächen des westaustralischen Schwemmlandes erg" 
erwähnt diese Reduktion den gesamten Bestand der annuellen Gewächse: 


5. Kapitel. Formationen. 257 


den schon erwähnten Gattungen sind es namentlich Triglochin (T. mucronata, 
T. centrocarpa), Hydrocotyle (mit H. hispidula, H. alata [Fig. 58 F], H. diantha), 
Glossostigma elatinoides (Scroph.) und mehrere Compositen, welche davon be- 
troffen werden. Auch die Glumifloren bleiben sehr klein: so Schoenus apogon, 
(Fig. 58 C), eine der häufigsten und geselligsten von den Cyperaceen, so Cyperus 
tenellus. Die Centrolepidaceen bestehen ausschließlich aus minimalen Gewächsen. 
Ihre Arten gehören zu den gewöhnlichsten Erscheinungen auf den Krautfluren: 
es ist eine Charakter-Familie der Formation. Ganz besonders verbreitet fand 
ich Drizula Drummondii, ein höchst zierliches Pflanzengebilde, und Centrolepis 
aristata, die stellenweise massenhaft und dicht gesellig wächst. 

Blütenbiologisch verhält sich diese Krautflora nicht einheitlich. Die 
Monokotylen darunter, auch Myriophylium und Hydrocotyle besitzen ganz die 
Einrichtungen windblütiger Gewächse: und da diese Gruppen einen ansehnlichen 
Prozentsatz ausmachen, so zeigt das Gesamtbild sich stark davon beeinflußt: 
kleine und unscheinbare Blüten, blaße und grünliche Farben sind reichlich ver- 
treten. Dem gegenüber stehen einige entomophile Elemente, die ebenfalls nicht 
unbedeutend sind: den großblütigen purpurnen Drosera-Arten schließen sich 
die Uiricularia-Spezies mit violetten Kronen an. Polypompholyx multifida hat 
kleinere Kronen, aber die Art ist sehr gesellig, sodaß sie sich durch die Masse 
geltend macht. Sehr hübsch wirken die Levenhookia (Fig. 57) mit rosafarbenen 
Kronen und SzyZidium mit ihren weißen, rot punktierten Blüten; sie drängen sich 
oft in solchen Mengen zusammen, daß der Boden wie bestickt damit aussieht. 

Die geschilderte Zwerg-Flora kehrt übrigens in ganz Australien wieder, wenn 
Sie auch nirgends so gut ausgeprägt und nirgends so formenreich wie im Süd- 
westen ist. Schon 1866 hat F. v. MÜLLER darauf hingewiesen und die Behaup- 
tung ausgesprochen, es seien in Australien mehr solcher Miniatur-Phanerogamen 
heimisch, als irgendwo sonst auf der Erde. Es liegt darin ein Ausdruck der 
edaphisch noch eingeschränkten Vegetations-Möglichkeit bei streng periodischem 
Klima, Ähnlich also wie bei den Zwergpflanzen an LINDMAN’s’) »locis limosis« 
in Süd-Brasilien, oder — mutatis mutandis — auch an den flachen Tümpeln, 
auf dem nackten Teichboden der holarktischen Gebiete: nur in viel größerem 
Maßstabe, 

In Südwest- Australien ist die Kraut-Flora in eben dargestellter Form be- 
2eichnend für stark tonigen Untergrund mit geringer Humus-Ansammlung und 
bedeutender Austrocknung in der zweiten Hälfte der Trockenzeit. Sie erfährt 
Manche Abänderungen auf stärker humösem Boden oder an Stellen, die 
auch in der regenarmen Zeit noch lange durchfeuchtet bleiben, oder die sich 
” der Nähe perennierender Wasserläufe befinden. An solchen Plätzen wachsen 
"tischen den Myrtaceen-Gebüschen und oft leicht davon beschattet Stylidium 
Junceum (Stylid.) und eines der wenigen Gräser des Südwestens, Ampkipogon 
Ignorum. Auch ombrophile Annuelle finden sich dort ein, gleichfalls von 
nie R 
Re as »Vegetationen i Rio Grande do Sul« 1900, $. 19, 20. Ähnliches schon er- 

RISEBACH, Vegetation der Erde, II. 391. 


Diet : 
s, Pflanzenwelt von West -Australien, 17 


358 Dritter Teil. 


winziger Statur und zarter Konsistenz: Selaginella Preissiana (Fig. 584) und 
Mitrasacme paradoxa (Logan.), beide die einzigen Vertreter ihrer Gattungen in 
West-Australien. Wo es freier wird, und der schwarze Schlammboden zutage 
tritt, da pflegen sich nur noch einjährige Kräuter anzusiedeln, gewöhnlich trupp- 
weise, sodaß das kahle Erdreich fleckenweise frei liegt. Zpilobium juncem 
(Oenother.), Gnaphalium japonicum (Compos.), Gratiola peruviana (Seropk.), 
Centipeda Cunninghamii (Compos.) sind dort häufig: wie man sieht, ein sub- 
kosmopolitisches Kontingent, und zwar in einer für West-Australien sonst un- 
gewöhnlichen Stärke. Dazu gesellen sich von australischen Typen Samolıs 
junceus (Primul.) und verschiedene Formen von Goodenia tenella (Gooden.) 
Villarsid-Arten (Gentian.) wachsen weiter einwärts an den feuchteren Stellen. 
Im Schlamme wurzelt Zydrocotyle plebeia (Umbell.). Den Rest des Bestandes 
machen Arten. aus, die wir bereits früher kennen lernten: jene kleinen, oft 
zwergigen Kräuter, wie Centrolepis aristata (Centrolep.), Funcus caespitichs 
(June.), Cyperus tenellus, der nahezu stengellose Angianthus humifusus (Compos) 
und Cozula coronopifolia (Compos.). Davon sind die beiden Compositen sehr 
verbreitet und lassen sich fast stets an entsprechenden Lokalitäten antreffen; 
ebenso gehört Centrolepis zu den wichtigsten Leitpflanzen dieses Bestandes. 
Im Süden der Südwest-Provinz spielen die Kräuter eine weniger be- 
deutsame Rolle für die Zusammensetzung der Alluvionen-Formation. Das | 
mehr ausgeglichene Klima ist für Annuellen-Wuchs nicht so förderlich. Jeden- 
falls äußert sich die Trockenzeit nicht intensiv genug, um ihm das Übergew! 
zu geben gegenüber den perennierenden Gewächsen. Auf den südlichen Alu | 
vionen herrschen also langlebige Pflanzen vor, die oft im Sommer noch voller 
Blüten stehen. Sie verbinden sich zu mannigfaltigen Strauch-Beständen. in 
gewissen Fällen sind sie von ganz niedriger Statur, aber doch immer bezeichnet 
durch eine Wuchsform, die durch das Verholztsein der stützenden Achsen ihr 
Gepräge erhält. n 
Wieder führen die Myrtaceen-Gebüsche die Herrschaft. Wichtig sind es 
Bestände der Beaufortia sparsa (Myrt.), die fast unzertrennlich mit Boandrt 
arıstata (Cypr.) zusammenlebt. Das leuchtende Scharlachrot ihrer Blüten ver 
die Beaufortia aus weiter Ferne; die zierlichen Halme der Evandra mit Be 
hängenden Ähren geben in der Nähe dem Bestande etwas durchaus he 
Wo er sich zu lockern beginnt, treten Epacridaceen in immer dichteren Sc 
auf den Plan. Es sind sämtlich kleine heideartige Büsche, aber von gIO 
Effekt durch die Menge der Individuen. Häufig ist Andersonia coerulea 
mit rötlichem Kelch und himmelblauer Krone. Dann Zysinema az 
(Epacr.). Sie trägt ihren Namen mit gutem Recht: von allen ist sie W :; ge 
die auffallendste und bedeckt zur Blütezeit manche Stellen wie mit 5 ‚ durch 
fallenem Schnee. Von anderen Familien sieht man die Thymelacakk een 
Pimelea-Arten trefflich vertreten. Pimelea longiflora (Thymel.) wächst W987 e 
häufig in dieser Formation. nigef 
Wo das niedrige Gebüsch dieser kleinen einfachen Heide-Sträucher I 
dicht zusammenschließt, ergreift eine bunter gemischte Pflanzengem® n 


A 


Diels, Pflanzenwelt von West - Australien, 


Taf. AZLI I, zu S.2 


F bed ur 


Vegetation des Granitfelses (im Vordergrund). 
Die Granitplatten teilweise überlagert von schwarzgrünen Polstern des Campylopus bicolor (Museci). 


In den Zwischenräumen 
viscosa R. Br. (Scrophular., see Agonis marginata DC. 


vrtac., Strauch ganz links), Anarthria scabra R. Br. 
schelrasen vorn), Zuc “OPEN cornuta Lab. (rechts hinten). 
King George were Kuppe des M. Elphins — E. Pritzel phot. Oktober 1901. 


Anthocercis 


Restionac., 


5. Kapitel. Formationen. 259 


Besitz von dem Gelände. Da wachsen gebüschelte Restionaceen; Stylidium- 
Arten; mehrere Goodeniaceen, von denen Diaspasis filifolia mit ihren rein 
weißen Blüten am häufigsten bemerkt wird; Boronia-Arten (Boronia Juncea, 
Rutac.); von dem Habitus nordischer Epilobien und andere. Auch Gespinste von 
Cassytha (C. racemosa und C. pomiformis; Laur.) durchziehen reichlich das 
ebüsch. 

Die mehr gelegentlichen oder selteneren Elemente dieser Bestände zu nennen, 
würde uns zu weit entfernen. Doch Erwähnung verlangt noch das kuriose 
Leptospermum crassipes, da seine Eigentümlichkeiten gewissermaßen als sym- 
ptomatisch für die Oekologie der Formation zu betrachten sind. Die Tracht 
dieses bizarren Gewächses ist durch Hypertrophie der Stammbasis bestimmt. 
Sehr nahe Verwandtschaft verbindet es mit Leptospermum ellipticum, eines in 
der Regel viel höheren Strauches der Alluvial-Niederungen. Ein eigentümlich 
sparrig-flexuoser Aufbau des Astwerkes, die etwa spateligen, dicken Blätter, die 
in den oberen Achseln einzeln sitzenden Blüten sind (neben den systematisch 
ausschlaggebenden Merkmalen des Gynaeceums) beiden »Arten« gemeinsam. 
Fast der einzige Unterschied liegt in der Anschwellung des Stammes bei 
L. erassipes, die durch die massenhafte Entwickelung dünnwandiger Holz- 
elemente hervorgerufen wird. Diese sonderbare Bildung scheint offenbar mit 
den Standorts- Bedingungen der Art in Zusammenhang; in welcher Weise, ist 
jedoch schwer zu erklären. Jedenfalls fungiert sie gut; denn Zeptospermum 
crassıpes tritt an zusagenden Örtlichkeiten gesellige und oft herdenweise auf. 

Übergangs-Bildungen. Am Rande der Alluvionen auf sandigerem Boden 
bildet sich eine Misch-Zone, aus niederen Büschen und Stauden gemischt. 
Leschenaultia expansa breitet ihre Äste aus, Drosera gigantea erhebt ihre ver- 
"weigten Stengel aufrecht, die blaßgelben Trauben des Comesperma flavum sind 
allenthalben sichtbar. Hier ist auch das Heim von Byblis gigantea; an Stellen, 
“0 sie häufig ist, nimmt sie sich mit ihren tief rosenroten Blüten prächtig aus. 
Unter dem Gebüsch beanspruchen die Myrtaceen den ersten Platz. Lepto- 
ermum ellipticum setzt sich oft zu kleinen Beständen zusammen. Wo es 
“ndiger wird, da leuchten gruppenweise oder vereinzelt die Verticordia oder 
(Ayikriz in. den satten Farben ihrer Kronen: gelb bei Calythrix auren, 
Schimmernd orange bei Verticordia nitens, rosenrot bei Verticordia Drummondii 
und V. Fontanesii. Je mehr sie zunehmen, um so mehr verliert die Formation 
Ihr eigentliches Wesen, um so zahlreicher werden fremde Elemente darin, um so 
"her kommt man den Busch-Zonen, welche zu den lichten Waldungen überleiten. 


ß. Formation des Granitfelses. 

Taf. XXIL 
An vielen Stellen West-Australiens tritt in abgehobelten Granitplatten der 
Sockel des ganzen Landes frei zutage. Die Pflanzendecke dieser interessanten 
Stellen ist niemals zusammenhängend. Große Räume liegen dazwischen, wo 


I nmittelbar den nackten Fels erblickt: höchstens von winzigen Krypto- 
me 


er bewohnt, öfter noch gänzlich pflanzenleer, glatt, grau, nur wenn langsam 
17° 


260 Dritter Teil. 5. Kapitel. Formationen. 


das Wasser darüber rieselt, im Sonnenschein silbern erglänzend wie Eis, un 
ebenso starr und leblos. 

Andere Stellen der flachen Felswölbung aber sind bedeckt von dunklen 
Moos-Teppich, der aus Campylopus bicolor gewoben ist. Die Art bildet dichte 
Polster, von tief schwarzgrüner Farbe, wie schwerer Sammet. 

Das Moos ist Vorkämpfer und Bahnbrecher für alle folgende Vegetation. 
Die ersten Pflanzen, die sich ihm zugesellen, sind einige Flechten (z. B. Cladomia 
verticillata), und dann Borya nitida (Lil., Fig. 21), die man geradezu als Leit- 
pflanze dieser Granit-Platten betrachten kann. Neben ihr fristet eine Schar gan 
kleiner Annuellen oder zierlicher Knollenpflanzen das Dasein in dem weichen 
Substrate des Mooses. Am King George Sound wird man dort die hübsche 
Utricularia Mensiesii (Lentibul.) antreffen, auch Polypompholyx multifida (Lei 
tibul., Fig. 58G). Beide sind oft zahlreich beisammen. Dann wirken sie 
diesen kleinen Verhältnissen höchst dekorativ, mit ihren großen hellpurpurnen 
Blüten, die wie ein minutiöses Stickmuster sich von dem tiefen Dunkelgrün des 
moosiges Grundes abheben. Ein ähnliches Ornament bietet Drosera mir 
phylla zur Blütezeit. Sie entwickelt sich aus kleiner Knolle, die im Moose “e 
trockene Zeit überdauert; der Stengel ist hinfällig schwach und schweift wie 
hilfesuchend über die Moosdecke hin, bis er endlich die Blüten aufrichtet un 
die schön rot gefärbten Petalen sich entfalten. Ganz unscheinbar auf den 
moosigen Grunde wachsen sehr kleine Arten der Gattung Hydrocotyle (A. dianths : 
und ZZ. callicarpa). Dieser Bestand erinnert also in seinen Neben-Elementet 
lebhaft an die Zwergflora der Alluvionen (S. 255). In den Bedingungen Dr 
stehen ja auch eigenartige Parallelen: eine hinreichend gründliche Durchfeuchtuig 
beschränkt sich in diesen Moosrasen auf eine relativ kurze Jahreszeit, 8° 
so wie das tonige Substrat der Alluvionen nur wenige Monate den Anspruet® 
der annuellen Vegetation genügen kann. z is 

In dem von aufgeschlossenem Erdboden gefüllten Mulden und ee 
zwischen den Felsen findet sich natürlich eine um so üppigere Pt . 
decke, je tiefergründig die Bodenschicht ist. Hart am Saume des Be 
sie noch geringe Mächtigkeit besitzt, vermögen nur flachwurzelnde In Ee 
Fuß zu fassen, wie etwa die knollentragenden Orchideen aus den WER 
Prasophyllum und Pterostylis (Fig. 23). In besseren Lagen aber finden T 
Büsche und sogar hohe Sträucher ein. Hakea-Arten mit fast 
Blättern (77. suaveolens) sind wohl die sonderbarsten Erscheinungen " 
Ja sogar eigenartige Bäumchen bilden sich in solchen Lagen aus: a0“ 
küste ist es neben niedrigen Formen der Eucalyptus cornuta besonders 
cercis viscosa, welche die Aufmerksamkeit auf sich lenkt (Ta 9 
Aste sind weithin nackt, am Ende drängen sich schopfig die Fe 
Blätter zusammen. Sie sind von hellgrüner Farbe, überaus reichlic 
besetzt und von deren klebrigem Sekret bedeckt. In der Mitte der 
stehen die großen glockenförmigen Blüten, die in ihrem zarten 2 
Wohlgeruch einer anthobiologischen Klasse zugehören, die sonst M 
Australien äußerst schwach vertreten ist. | 


Vierter Teil. 
Die Vegetation der Eremaea-Provinz. 


1. Kapitel. Allgemeiner Charakter. 


Das Verhältnis von Südwest-Provinz und Eremaea war bereits früher Gegen- 
stand unserer Betrachtung (S. 89). Es ergab sich eine prinzipielle Unterschied- 
lichkeit der Umgrenzung. Demnach ist für die ganze folgende Darstellung 
festzuhalten, daß wir bei der Eremaea in diesem Buche nur ein willkürlich 
abgetrenntes Stück einer viel größeren Gesamtheit in Betracht ziehen. 

In ihrem Wesen ist für die Eremaea das Gleichartige, Einförmige der erste 
und wesentliche Charakterzug. In Orographie, Klima, Vegetation war die Süd- 
west-Provinz ein Land des Wandels, eines reichlich, wenn auch streng regel- 
mäßig abgestuften Wandels. In allen diesen Dingen bewahrt die Eremaea ein 
einahe unerschütterliches Gleichmaß in ihrer ganzen Erstreckung. 

Die Niederschläge sind sehr unbedeutend und — was für den Effekt wich- 
tiger ist — sehr launisch verteilt. Manche Jahre erhalten viel, andere so gut 
wie nichts. Darum ist in dem westlichen Teile der Eremaea, bei einer überaus 
geringfügigen Niveau-Differenz, die modellierende Kraft des Niederschlags gering. 
Es fehlt an Talbildungen größeren Stiles. Die flachen Mulden, die bei Fluten 
sich mit Wasser füllen und bald ausgetrocknet von dünner Salzkruste glitzern, 
geben der Landschaft ihr Gepräge. 

Unter dem Material der Bodendecke treten die ausgelaugten Sande weniger 
gebieterisch in den Vordergrund als im Südwesten. Die Verwitterung liefert 
vorzugsweise lateritartige Böden. Auf ihnen bilden sich mitunter noch Zuca- 
Iyptus-Waldungen analog zu den Formationen der Übergangszone der Südwest- 
Provinz: dort nämlich, wo die Winterregen noch mit leidlicher Regelmäßigkeit 
übergreifen. Wo das nicht mehr der Fall ist, d. h. ungefähr nordwärts vom 
30° s. Br., da hört auch das Reich der Eucalypten auf, und sie überlassen die 
Herrschaft den Acacien. 

Es scheidet sich also die westaustralische Eremaea in zwei äußerlich mit 
mancherlei Unterschied ausgestattete Hälften. Die südliche verdankt dem Aus- 

ngen der Winter-Regen ihr Dasein. Es wechseln Eucalyptus-Gehölze mit 
Cürren Strauch-Heiden, je nachdem der Untergrund aus Lehm oder Sand in 
vorwiegendem Verhältnis besteht. Eucalyptus-Arten wechselnder Höhe, von 
Niederen Bäumchen zu imposant ragenden Säulen, treten in jenen lichten 


262 Vierter Teil. 


Waldungen zusammen. Unterwärts das mehr niedrige Gehölz besteht as 
mancherlei Sträuchern (Melaleuca [Myrt.]), Acacia, Eremophila |Myopor.), Dodı- 
naea [Sapind.], Casuarina [Casuar.] u. a.), die bald sich zu engem Dickicht zı- 
sammendrängen, bald in besenförmigen Büschen verstreut sind. Alle zarteren 
Pflanzengebilde sind durchaus von den Launen der Witterung abhängig. Ih 
manchen Jahren vermißt man sie fast gänzlich. Waren aber die Regen einmal 
ergiebiger, so bedeckt sich der Boden ziemlich reichlich mit Annuellen; nament- 
lich die Immortellen-Compositen (Zelipterum- und Helichrysum-Arten) bilden 
dann mit ihren bunten Hüllen rote, gelbe oder weiße Beete auf der sonst ein 
tönig erdfarbenen Fläche; selbst Gräser erscheinen in besserem Wuchs. In 
solchen Zeiten tritt am augenfälligsten die Verwandtschaft dieser Formationen 
zu den Eucalyptus- Acacia-Gehölzen der südwestlichen Übergangs-Zone in die 
Erscheinung. Und dann offenbart sich auch für die Sandstrauch-Heide de 
südlichen Eremaea an der besseren Entfaltung von Laubgebilden und von 
Blumenschmuck recht klar, daß sie nichts ist wie eine verkümmerte Form des. 
weiter westlich, jenseits der Eremaca, so artenreich entwickelten Fruticetums, 
Dieser sich gegenseitig durchdringenden Beziehungen in der Formation 
Szenerie der südlichen Eremaea und der Übergangs-Zone der Südwest-Provin 
wurde ja bereits oben (S. gr) gedacht. Für die Auffassung der Eremaea sind sie 
wichtig, weil sie in der nördlicheren Hälfte der Provinz nicht mehr mach 
weisbar sind. Dort ist Zucalyptus zu einer geringfügigen Rolle in der Panzer 
gemeinschaft hinabgedrängt. Überhaupt hört Baumwuchs beinahe gänzlich au, 
wenn man einige Flachtäler mit bevorzugten Grundwasser-Verhältnissen RR 
nimmt. Als Leit-Element der Flora tritt Acacia an erste Stelle, meistens iR der 
Form stattlicher Sträucher, die in der Gestalt des Phyllodiums das Eu 9p 
Blatt angenähert wiederholen, aber gewöhnlich an dem bleibend graue, 
Kolorit der Belaubung leicht zu erkennen sind. Es entsprechen diese an a 
und Zremophila (Myopor.) reichen Bestände ungefähr dem Mulga-Scrub, ” 3 
für Ost-Australien typisch ist. Es sind monotone Gegenden, klimatisch an. 
Extremen unterworfen, furchtbar heiß im Sommer, überall von den Sch 
des Wassermangels heimgesucht. FR 
Schärfer als durch alle Züge der äußeren Vegetations-Erscheinung tischen 
sich die beiden großen Provinzen Südwest-Australiens durch ihre flo is 
Qualitäten. In der Eremaea trifft man auf weiten Strecken keine ‚AWEEE 
(Lil.) mehr; nur an wenigen, entlegenen Örtlichkeiten sieht man vielleicht 
ein oder das andere Exemplar des Grasbaumes. Macrozamıa (Cycad.) mit a 
kraftvollen Blätterwerk fehlt ganz in der Eremaea. Von den Probe i 
man nichts mehr finden, wenn nicht die Grevilleae mit einigen Arten 
Platze wären. Und wie diese wunderbare Familie, so meiden Ep 5 
das Gebiet der Eremaea. Auch Orchidaceen und Restionaceen a 
spärlich. Kurz, floristisch übernimmt die Eremaea für diese Familiet 
Rolle, welche in Südafrika der Karroo-Region zukommt. Be  . 
Auch unter den positiven Zügen der Eremaea-Flora erinnert einig 
Karroo. Die stattliche Anzahl der Compositen; die vorzügliche En Ei 


2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 263 


succulenter Chenopodiaceen: beides Erscheinungen, die man zuerst nennen muß, 
wenn man die Eremaea floristisch kennzeichnen will. Andere Erzeugnisse 
freilich sind durchaus eigenartiger Natur: so die Myoporaceen mit der Gattun. 

Eremophila, und unter den Verbenaceen die eigentümlichen Zachnostachydinae 
und Chloanthinae, beide als wichtige Charakter-Gewächse der westaustralischen 
Eremaea von vielseitigem Interesse. 

Aus diesen Formenkreisen rekrutieren sich auch die Mehrzahl der Ende- 
mismen, welche bis jetzt der südwestaustralischen Eremaea-Provinz zugeschrieben 
werden müssen. Es sind nach meinen gegenwärtig giltigen Berechnungen un- 
gefähr 43°), der gesamten Arten-Menge, eine relativ hohe Summe, die wahr- 
scheinlich jedoch später starke Verminderung erfahren wird. Denn bei der 
großen Gleichartigkeit der äußeren Verhältnisse werden unzweifelhaft viele Arten 
noch jenseits der Grenzen West-Australiens, mehr dem Zentrum Australiens zu, 
sich feststellen lassen. Außerdem sind in der obigen Prozentziffer alle diejenigen 
Spezies einbegriffen, welche auf den Sandstrauch-Heiden der Grenzgebiete ende- 
misch sind: diese aber haben eigentlich als südwestliche Außenposten zu gelten, 
und müßten bei der floristischen Analyse streng genommen aus der Eremaea- 
Flora ausgeschaltet werden, da sie wie ein wesensfremdes Element darin er- 
scheinen. 

Kulturen irgend welcher Art sind im ganzen Bereiche der Eremaea ohne 
„künstliche Bewässerung nicht möglich. Solche Berieselung aber wäre mit so 
enormen Kosten verknüpft, daß an eine praktische Nutzung größerer Ländereien 
durch Garten- oder Feldbau wohl niemals zu denken sein wird. 


2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 


I, Die Eucalypten, 


Das wichtigste, was von der Eucalyptus-Flora der Eremaea zu sagen ist, 
betrifft ihre Verteilung über das weite Gebiet, das in West-Australien der 
Eremaea zufällt. Dabei zeigt sich nämlich eine unerwartete Gegensätzlichkeit 
des Nordens und des Südens, auf deren Bedingungen erst später eingegangen 
werden soll. Im Norden ist Eucalyptus von geringer Bedeutung für die Vege- 
tation. Dort gibt es nur eine einzige nennenswerte Spezies: Zucalyptus rostrata, 
ein Charakter-Typus der Wasser-Furchen. Im Süden dagegen ist die Stellung 
der Gattung eine durchaus beherrschende, und es ist eine ganze Reihe von 
Arten vorhanden, die als Leit-Pflanzen der Formationen Betrachtung verdienen. 
Mehrere davon gewinnen erhöhte Bedeutung dadurch, daß sie in die Rand- 
Gebiete der Südwest-Provinz eindringen, wichtige Rollen übernehmen und viel 
“ur teilweisen Ausgleichung beider Provinzen beitragen. 


264 Vierter Teil. 


ı. Eucalyptus rostrata Schlecht., »Flooded Gum.« 
Vgl. Taf. XXXI. 

Enucalyptus rostrata im Sinne der meisten Autoren ist eine durch Australien 
ungemein weit verbreitete Spezies. Überall im Binnen-Lande ist es diese Art, 
welche im Grundwasser-Bereich der Flachtäler wurzelt und mit ihrem mächtig 
entfalteten Astwerk die Creek-Ufer einsäumt. Auf das tellurische Wasser an- 
gewiesen und von ihm gespeist, hat der Baum nichts spezifisch eremaeisches 
in seinem Wesen. In der Tat ist er auch in West-Australien keineswegs an 
die Eremaea gebunden, setzt sich vielmehr (mit mancherlei Übergangs-Formen) 
in Eucalyptus rudis fort, welcher die bodenfeuchten Depressionen der Südwest 
Provinz charakterisiert. | 

Eucalyptus rostrata gehört zu den weißstämmigen Eucalypten: seine Borke 
löst sich ständig in dünnen Fetzen von der Rinde, sodaß deren weiße Farbe 
fast überall unverhüllt zutage liegt. Die Verzweigung des Baumes pflegt be 
trächtlich zu sein. Die Krone ladet weit aus, die stärksten Seitenäste richten 
sich in großen Winkeln zur Hauptachse. Die letzten Zweige und die langen 
sicheligen Blätter hängen tief herab. Taf. XXXII gibt den eigenartig schönen 
Baum in typischer Ansicht: er ist die unentbehrliche Haupt-Figur jeder echten 
Creek-Szene, in der Eremaea sowohl wie in den nördlichen Landschaften der 
Südwest-Provinz. 


2. Die eigentlichen Eremaea-Eucalypten. 
Taf. XXIV, XXV, XXVI, XXVII. 

Die in der südlichen Eremaea tonangebenden Zucalyptus-Arten besitzen 
manche gemeinsamen Züge, die ihnen allen einen physiognomisch ähnlichen Wert 
verleihen. Das drängt sich dem Beobachter am augenfälligsten auf, wenn en 
den Eucalyptus-Waldungen der Südwest-Provinz seinen Weg nach Osten nimmt. 

Da erscheint ihm, zuerst im Gebiete des Avon River, ein Typus von Eu: 
/yptus, wie er ihn bis dahin nicht gesehen hat. Der Stamm beginnt durch 
schnittlich bei halber Höhe sich in Äste auszuzweigen. Darüber der Aufbau 
der Krone wird durchweg vom spitzen Winkel beherrscht: steil streben SQ 
Hauptäste nach oben. An ihrer Spitze erst lösen sie sich in dünne Zweigen | 
auf und diese tragen lichte Laubbüschel. Die Krone ist oben am BR | 
und dort an der Gipfelfläche schwach konvex gewölbt. Ihre Gesamtform gie ” | 
also einem umgekehrten Kegel oder einem Trichter. Nicht selten eres 
‚sich auch, daß ein Stamm schon gleich an der Basis sich teilt und er 
gleichwertige Achsen erzeugt: von diesem folgt jede einzelne dem obige" 
Schema, In allen Fällen haben wir es mit Eucalyptus loxophleba zeNe 
am weitesten im Westen den Eremaea-Typus von Zucalyptus ? präsentiert 
von seiner allgemeinen Verbreitung bei dem Orte York den Namen ‚York 
erhalten hat (Taf. XXIV, XXVM). Es erübrigt zur Vervollständigung det 
noch der Borken-Bildung zu gedenken. Die dabei entstehenden Gewebe i nd 
nur am Hauptstamme haften, während die Äste höheren Grades noch 
nur wenig Borke erzeugen, sodaß ihre sonderbar fettig glänzende, oliv a 


ARE; 


Diels, Pilanzenwelt von West - Australien. Taf. XXIV ,„ zu $.26 


- 


Eucalyptus loxophleba Benth., York Gum. 
Im Hintergrund Bestand von Acacia acuminata Benth. Vorn abgeerntetes Weizenfeld. 
Distr. Avon, Newcastle. — E. Pritzel phot. Februar 1901. 


Diels, Pflanzenwelt von West -Australien. Taf. xXXV, zu S. 265. 


RER \ > 


Eucalyptus occidentalis Endl. »Flat-topped Yate« (Vordergrund). 
Bestand von Zucalyptus redunca Schau. »Wandoo« (hinten). 
viel Annuellen, besonders Compositen in Blüte. 
Distr. Stirling, Cranbrook. — E. Pritzel phot. November 1901. 


2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 265 


oder trübgelb gefärbte Rinde vollkommen frei liegt. Die vertikal stehenden 
Blätter des York Gum sind ziemlich dick, dunkelgrün, an der Oberfläche stark 
glänzend, im Innern sehr ölreich. 

Alle diese Eigenschaften von Zucalyptus lorophleba kehren bei vielen Formen 
des ferneren Binnenlandes wieder. So besonders bei Zucalyptus celastroides, 
bei E. oleosa (Fig. 59 A) und £. saludris, welche eine zum Teil sehr beträcht- 
liche Rolle in der Konstituierung der lichten Waldungen übernehmen. 


Fig, 59. Eucalypten der Eremaea: A Eucalyptus oleosa F.v.M. 2, C Ewcalyptus occiden- 
talis Endl.: 3 Blütenzweig. C Fruchtstand (Original). 


Die physiognomisch wesentlichsten Merkmale kommen ferner bei einer Art 
vor, die wegen ihrer bedeutsamen Stellung auch in der Flora der südöstlichen 
Südwest-Provinz besondere Erwähnung verlangt (vgl. S. 226). Das ist der »Flat- 
topped Yate«, Eucalyptus occidentalis (Taf. XII, XXV, Fig. 59). Er ge- 
hört einer blütenmorphologisch gut geschiedenen, ausschließlich westaustralischen 
Gruppe der Gattung an, steht also mit dem York Gum, mit Eucalyptus celastroides 
"sw. nur in lockerem verwandtschaftlichen Zusammenhang. Es hat daher etwas 


266 Vierter Teil. 


Überraschendes, die äußere Gestaltung und die ockologische Ausstattung bei 
allen so gleichartig zu finden. Auch bei #. occidentalis tritt uns der mit 
schwarzer Borke bedeckte Hauptstamm, die obkonische Form der Krone, die 
flache Wölbung der Laubschicht entgegen. 

Es wurde erwähnt, daß Zucalyptus occidentalis nicht ausschließlich der 
Eremaea angehört. Ja, es ist zweifelhaft, ob der Hauptteil seines, Areales über- 
haupt der Eremaea zufällt, ob er nicht vielmehr einen größeren Raum in der 
Südwest-Provinz besetzt: ich habe ihn zwar noch bei Coolgardie gesehen, aber 
größere Anhäufung der Individuen, förmliche Bestände, kenne ich nur in dem 
Wandoo-Distrikt um den Stirling Range herum und von dort ostwärts (s. S. 226); 
vielleicht erstreckt er sich dort sogar bis zum Russell Range, wo ROE erwähnt, 
ihn gesehen zu haben. Sei dem nun, wie ihm wolle, jedenfalls bleibt der 
Baum eremaeisch seiner ganzen äußeren Erscheinung nach. Er gehört zu den 
Elementen der Vegetation, die, was Szenerie betrifft, zwischen Eremaea und 
Südwest-Provinz eine Vermittelung herstellen. 

Ganz ausgesprochen eremaeisch ist Eucalyptus salmonophloia, F.v.M, 
der »Salmon Gum« (Taf. XXVI). Unterschieden von den vorigen durch die Ab- 
fälligkeit der Borke — die hell rötlichgelbe Rinde hat ihm den Namen gegeben — 
fügt er sich sonst doch in jeder Hinsicht dem tektonischen Schema der Eremaea- 
Eucalypten ein. Wie der York Gum, dringt er westwärts in die Randzonen 
der Südwest-Provinz ein und erreicht bei der Gunst ihres Klimas dort sogar 
stattlichere Dimensionen, als in der Eremaea selbst. Sein säulengrader, hell- 
schimmernder Stamm, der bis 20—25 m hoch werden kann, bildet dann einen 
höchst effektvollen Faktor im Landschafts-Gemälde. 

ie Ausdehnung des Areales von Eucalyptus salmonophloia ist noch ganz 
unsicher. Wir kennen nur streckenweise die West-Grenze. Seine edaphischen 
Bedingungen aber haben sich überall als ähnlich erwiesen. Der harte Lehm 
bietet ihm die zusagende Stätte. 

Dieser Boden ist überhaupt das Lebens-Element der Eremaea-Eucalypfen- 
Aus weiter Ferne schon, von den baumlosen Flächen der sandigen Heide her, 
erkennt man an den schwarzen Konturen dieser Bäume das Bereich des roten 
Lehmbodens. 


II, Die Arten von Acacia, 
(Taf. XXVIL, XXX, XXXI, XXXIL) 

In der Eremaea nimmt Acacia in noch höherem Grade an der Zusammen 
setzung der Vegetation teil als in der Südwest-Provinz. Und da Wuchsfor 
und Laubgestaltung im ganzen genommen einheitlicher sind, so wird die Ga 
Physiognomisch sogar wichtiger als dort. Denn im Gegensatz zu den Distrikte} 
des Westens, wo sie meist in Form kleinlaubiger, niedriger Büsche a 
herrschen in der Eremaea höhere Sträucher und baumartige Spezies rn "eine 
Phyllodien in ihrer schmal-oblongen, ganzrandigen Gestaltung äußerlich 
Wiederholung des Eucalyptus-Blattes bringen. 


’ 


Taf. XXVI, zu S. 266. 


Diels, Pflanzenwelt von West -Australien, 


Eucalyptus salmonophloia F.v.M. »Salmon Gum«. 
Das Unterholz ist Melaleuca uncinata R. Br. 
Distr. Avon, Meenaar. — E, Pritzel phot. November 1901. 


Diels, Pflanzenwelt von West -Australien. Taf. SANVLL, zu S. 267. 


Acacia acuminata Benth., 
links oben mit einem Exemplar von Zoranthus qguandang Lindl. besetzt. 
Distr. Irwin, Mingenew. — E. Pritzel phot. Juni 1901. 


2. Kapitel. Physiognomische Leit-Pflanzen. 267 


E. PRITZEL charakterisiert diesen Typus, den er als »Weidenblatt-Form« 
bezeichnet, in folgender Weise‘): »Die baumartigen Acacien neigen wie die 
Eucalypten zu verlängerten, gekrümmten, senkrecht hängenden Phyllodien ($z1- 
Jlorae $ Falcatae, Uninerves $ Racemosae). Dieser Weidenblatt-Acacientypus 
ist wie Zucalyptus über ganz Australien verbreitet und in allen Variationen 
seines Klimas anzutreffen. Die Epharmose dieser Phyllodien ist, wie beim 
Eucalyptus-Blatt, eine erstaunlich geringe: im feucht-kühlen Tasmanien, in 
der dürren, heißen, tropischen Eremaea, in den tropisch feuchtwarmen Strichen 
an der Nordostküste Queenslands, überall finden wir Arten mit gleichgestalteten 
Phyllodien. Unterschiede, die mit dem Klima zusammenhängen können, sind 
höchstens auf Konsistenz, Glanz, Wachsüberzug, schwache Behaarung u. dgl. 
beschränkt. Eine gewisse Regelung der Transpiration wird ferner bei diesen 
Acacien ähnlich wie bei den Eucalypten dadurch erzielt, daß die Arten der 
trockenen Binnen-Gebiete im allgemeinen ihre Laubmasse erheblich beschränken. 
Je trockener und heller der Standort, um so geringer die Laubmassen, um so 
lichter und schattenloser der Baum. Dieser Weidenblatt-Typus hat sich bei den 
australischen Acacien mehrfach, phylogenetisch getrennt, entwickelt; wir finden 
ihn bei den Faliflorae $ Falcatae, den Uninerves $ Racemosae und den Pluri- 
nerves. Er stellt sich mit der Erzeugung von baumartigen Formen ein. Die 
Gleichheit in den vegetativen Teilen der verschiedensten Arten ist nicht selten 
eine so völlige, daß steriles Material ganz unbestimmbar wird. Trotzdem ist 
diese Blattform mancher Wandlung fähig: ihre Extreme sind auf der einen Seite 
die relativ breiten kurzen Phyllodien, z. B. der Dimidiatae, auf der andern Seite 
verlängerte, grasartig schmale Blätter (z. B. A. signata).« 

ie Übereinstimmung mit den Eremaea-Eucalypten wird noch deutlicher 
hervortreten, wenn wir ein bestimmtes Beispiel ins Auge fassen. Dazu eignet 
sich u. a. trefflich der »Jam Tree«, die Acacia acuminata. Taf. XXIV oder XXXI 
geben eine Vorstellung, wie diese Pflanze aussieht. Die Parallelen etwa zum 
York Gum, in dessen Gesellschaft unsere Acacie so häufig ist, treten sogleich 
hervor: die steile Verzweigung, die Zusammendrängung der vertikal gerichteten 
Phyliodien gegen das Ende, der (allerdings breiter) obkonische Umriß der Krone. 
Die Phyllodien der Acacia acuminata sind dunkelgrün gefärbt und zeigen leb- 
haften Glanz an ihren Flächen, wiederum ähnlich wie das Laub so vieler der 
binnenländischen Eucalypten. 

Gering ist die Stammhöhe der Acacia acuminata. Die größten Exemplare, 
die ich sah, maßen etwa ıo m. In der Tat stehen alle diese Acacien der 
Strauchform noch nicht fern; in allen Abstufungen nähern sie sich dem so ge- 
wöhnlichen Typus des besenförmig vielzweigigen Busches, wie er in der Eremaea 
auch bei Melaleucen, Eremophilen, Dodonaeen immer wieder mit geringen Ab- 
wandlungen sich durchsetzt. : 

Acacia acuminata gehört ihrer geographischen Stellung nach in die etwa durch 
FEucalyptus loxophleba vertretene Kategorie: sie scheint sich allmählich aus der 


!) DieLs und Prırzeu Fragm. Austr. occ. 280, 281. 


268 Vierter Teil. 


im Innern Australiens so verbreiteten Acacia doratoxylon herauszubilden und 
reicht nun über die Marken der echten Eremaea in die Südwest-Provinz hinein 
soweit dort die Vegetation eremaeische Facies erkennen läßt. Das sind die 
Lehm-Gebiete, Flachtäler und Wasserrinnen, wo Acacia acuminata mit andemn 
Acacien (A. microbotrya, A. Harveyi, A. aestivalis vgl. Fig. 60) und Eucalyptn 


nmeepeesiiian seen 
ee 


Fig. 60. Acacia aestivalis E. Pritzel: 4 Habitus des blühenden Astes. C Blüte. D: ) : 


& Kelchblatt. 7 Blumenblatt. G Hülse. #7 Samen. (Nach Diers und PRITZEL) 


£ an hören nämlich die Eucalypten im großen und 
io und es Wird die Herrschaft der Acacien unbestritten. vn 
adschaft nimmt damit völlig den Typus der zentralaustralischen Erna 


2. Kapitel. Physiognomische Leit- Pflanzen. 269 


ihre Formation ist als »Mulga-Scrub« zu bezeichnen. »Die Arten A. aneura, 
A. craspedocarpa, A. palustris, A. leptopetala, A. salicina setzen ihn zusammen, 
von denen vor allem die Acacia aneura geradezu als Leitart für diese 
Formation im zentralen Australien gelten kann.«') 

Anhangsweise sei erwähnt, einen wie weitreichenden Einfluß der Typus der 
Eremaea-Acacien in den Litoral-Gegenden der Südwest-Provinz gewonnen hat. 
Sehr vielfach nämlich läßt sich bei Acacia erkennen, daß systematische Ein- 
heiten aus dem Binnenland an die Küste gelangen. Die »Mulga«-Acacie, Acacıa 
salicina des ganzen südlicheren Zentral-Australiens, die durch die westliche 
Eremaea hindurchgehend südlich vom Murchison River die West-Küste erreicht, 
setzt ihre Verbreitung von dort nach Süden zu in der ganz auf die Dünen be- 
schränkten, kaum spezifisch verschiedenen Acacia rostellifera fort, die jedoch 
bald jenseits des Swan River ebenfalls ihre Südgrenze findet. Auch Acacia 
cyanophylla und A. cyclopis verhalten sich ähnlich. Bei ihnen gelangen die 
Phyllodien zu ansehnlicheren Dimensionen, als bei irgend einer Eremaea-Form; 
aber das sind rein epharmonische Modifikationen, von dem litoralen Klima ge- 
schaffen. Beide Arten kommen nur in der Nähe der Küsten vor, und an den 
Flußläufen bis zum Plateau-Rand hinauf. Sonst fehlt ja die »Weidenblatt-Form« 
der Acacien in der echten Südwest-Provinz. 


III, Callitris robusta R. Br, »Pine«, 
(Vgl. Taf. IV; Fig. 61.) 


Über weite Strecken besitzt die westaustralische Eremaea nur eine einzige 
Konifere, die sie überdies mit den östlichen Gebieten des Kontinentes gemein 
hat: Callitris robusta (Fig. 61). Es ist ein nicht gerade imposanter Vertreter 
der Pinaceen, auch zeigt er wenig individuelles in seiner Tracht. Der Stamm 
erreicht in der Eremaea selten mehr als 4m in der Höhe; auch die Krone 
bringt es zu keinen ansehnlichen Dimensionen, und das Astwerk bleibt oft licht. 
und durchbrochen. Oberflächlich gleicht der Baum von weitem einer dürftigen 
Pinus; größer noch ist die Ähnlichkeit mit den verwandten Widdringtonia- 
Spezies des südlichen Afrikas. Die Belaubung zeigt wechselnde Farbentöne: 
bald neigt das dunkle Grün nach Gelb hin, bald mehr nach Blau. 

Das Vorkommen von Callitris robusta in der Eremaea West- Australiens 
ist keineswegs kontinuierlich; ihr Gedeihen scheint einen gewissen Sandgehalt 
des Bodens vorauszusetzen. EDNIE BROWN berichtet, daß Callitris unter 
günstigen Umständen ziemlich beträchtliche Zonen bilde; ich habe dergleichen 
nur einmal bei Menzies beobachtet. Zutreffend ist die Angabe des selben Ge- 
währsmannes, sie fehle in den feuchten Südwest-Gebieten; mit der Einschränkung 
jedoch, daß sie in den Litoral-Gegenden wieder zum Vorschein kommt. Dort 
Sibt es sogar Individuen, die vegetativ bedeutend ansehnlicher sind: die kalkigen 
a EEE 


!) Prirzer in Diers und Prıtzei Fragm. Austr. oce. 288. 


270 Vierter Teil. 


Hänge über Freshwater Bay z. B., am Swan River, tragen recht stattliche Exem- 
plare, die wohl 10 m hoch werden. Das ganze Phänomen ist also ein genaues 
Seitenstück zu den Erscheinungen, die Acacia bietet (s. S. 269). 


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Fig, 61. Callitris robusta R. Br. A Zweiglein mit $ Blüten. 3 Zweig mit Fruchtzapfen (Original). 


IV. Codonocarpus cotinifolius (Desf,) F. v. M. »Poplar« 


Codonocarpus cotinifolius stammt aus der kleinen, aber an eigentümlichen 
Gestalten reichen Gruppe der australischen Phytolaccaceae. Die Art ist —— 
weit östlich im Darling- und Murray-System verbreitet, wie das Zentrum Sue 
Gattung wohl überhaupt dem Osten des Erdteils angehört. In West-Australien 
fand ich unsere Spezies südöstlich vom mittleren Murchison in großer - Es 
dehnung, und habe mich überzeugt, daß sie auch hart an der Südküste, er z 
Phillips River, noch vorkommt. Sie ist also ein Eremaea-Typus in dem OFT —_ 
Umfange des Begriffs. a 
‚Vo die Pflanze wächst, verrät sie sich schon von weitem an ihrem absondem 
lichen Habitus. Der Hauptstamm steigt vollkommen gerade auf und ee 
3-5 m hoch. Die Äste stehen wagerecht von ihm ab, von unten nach oben 
ganz regelmäßig sich verkürzend, sodaß der Gesamt-Umriß der Pflanze 


wird 


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B: 
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# 


3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 271 


kegelförmig wird. Die annähernd obovate Gestalt der Blätter — eine in der 
Eremaea übrigens ungewöhnliche Form —, ihr lichtes Blaugrün und nicht zu- 
letzt der Blütenstand, der streng terminal das ganze Gebäude zum Abschluß 
bringt, vollenden die durchaus eigenartige Erscheinung dieses Gewächses. Es 
ist wie ein Mittelding zwischen Baum und ins riesige vergrößerter Staude. 

Die Standorte des Codonocarpus cotinifolius liegen in sandig-lehmigen Zonen. 
Dort wächst die sonderbare Art bald vereinzelt, bald in truppweise vereinigten 
Gesellschaften. Von wirklichen Beständen aber könnte man in den Fällen, die 
mir bekannt geworden sind, nicht gut reden. 


3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien 
und ihre Lebensformen. 


1. Compositae. 3. Myoporaceen. 5. Verbenaceae. 7. Dodonaea. 
y 
2. Chenopodiaceae. 4. Gramineae. 6. Amarantaceae. 8. Santalaceae. 


I. Compositae, Etwa ııo Arten. — Vgl. Tafel XXXIV. 

Nach der rohen Zählung der Arten besitzt die Eremaea nicht ganz so viel 
Compositen als die Südwest-Provinz. Aber jede tiefer dringende Analyse der 
Compositen-Flora West-Australiens stellt für die meisten und wichtigsten Gruppen 
zweifellos fest, daß die Eremaea. die reichere und selbständigere der beiden 
Provinzen ist. Sie dient nicht nur als Durchgangs-Gebiet für östliche Elemente, 
sondern kann auch eine sehr ansehnliche Eigen-Produktion aufweisen. Davon 
hat sie nach Westen und Süden hin auch der Südwest-Provinz vieles mitgeteilt. 

0 kommt es, daß die Übergangs-Zonen zwischen beiden Provinzen noch recht 
vielseitig mit Compositen ausgestattet sind; daher rührt auch der numerische 
Überschuß des Südwestens. 

Für das Gesamtbild der Vegetation kommen als Compositen-Typen wesent- 

ich zwei Lebensformen in Betracht: die des Strauches und die des annuellen 
Krautes, : 
Es sind Olearia und Helichrysum, seltener auch /riolaena-Arten, welche 
Sich als Sträucher oder Halbsträucher entwickeln. Sie bleiben niedrig, 
verzweigen sich aber ungemein reichlich. Oft folgen sie dem Schema des- 
eficoiden Gesträuches, wie es ja bei Melaleuca und andern Gattungen im Unter- 
Wuchs der Eucalyptus-Bestände so verbreitet ist. Im allgemeinen verlieren sich 
daher diese Compositen in der Menge oekologisch ähnlich gestalteter Pflanzen 
ar Selangen zu keiner merklichen Wirkung, zumal ihre Blütenköpfe recht un- 
Scheinbar sind. 

Ungleich bedeutungsvoller werden die annuellen Kräuter, die sich nach 
angemessenen Regen einstellen: im Süden also gewöhnlich am Ausgang der 
kühlen Jahreszeit, im Norden irgendwann, sobald einmal ergiebige Niederschläge 
Sefallen sind. Natürlich bevorzugen sie lehmigen Untergrund oder tonige Böden, 


272 


Fig. 62. A—E ee £Pygmaeus (A. Gray) Benth.: 
1 — 


Vierter Teil, 


reg Ne nnere Bractee, iels: R re KH 
Ri as äu ing $ innere Bractee. — A—N Gnephosis rotundifolia Diels: 0 Habitus- 
Fre En e. N Blatt. er O—U Calocephalus phlegmatocarpus Diels: haenium- 
pP n. Q äußere Bractee. X innere Bractee. S Blüte. 7 Pappus-Schupp®- Dr 
(Nach DieLs und PrItTzer.) Ä 


BR... 
A Habitus. 3 Köpfchen un As 


BI ARE See 


3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 273 


wo die Feuchtigkeit am längsten festgehalten bleibt. Fast sämtlich sind diese 
einjährigen Compoösiten sehr gesellige Gewächse, die oft in dichten Scharen den 
Boden überdecken. Sie erscheinen in drei Typen. 

Der erste, vertreten durch die Anthemideen, kommt in jeder Hinsicht 
am wenigsten in Betracht. Er enthält schwächliche Kräuter mit zarter Be- 
laubung, die Köpfe haben helle Strahlblüten und müssen schon in großen 
Quantitäten bei einander sein, um zur Geltung zu kommen. 

Äußerlich noch unscheinbarer ist die zweite Gruppe, die ich früher‘) den 
»Angiantheen-Typus« (Fig. 62) nannte, weil ihr Wesen bei den Angiantheen 
am reinsten zum Ausdruck kommt. Das sind sehr minutiöse Pflanzengebilde, 
oberflächlich betrachtet von übereinstimmendem Habitus, in ihrem feineren Bau 
allerdings mancherlei Unterschiede zeigend; gewöhnlich sind sie selbst in Blüte 
ziemlich unansehnlich. Trotzdem aber wirken sie durch ihre Massen-Ent- 
wickelung; namentlich auch in den Übergangs-Gebieten zur Südwest-Provinz 
ist ihre Rolle keineswegs gering zu veranschlagen. 

Weitaus wichtiger jedoch ist der Helichryseen-Typus, die wohlbekannten 
Immortellen Australiens. Ihre vegetative Entfaltung ist sehr abhängig von den 
Launen der Witterung — wie ja bei allen ähnlich situierten Annuellen. Überall 
und jederzeit aber bleiben sie sich gleich in der Schutzlosigkeit ihres saftigen 
Blattwerkes und in dem lebhaften Kolorit der scariösen Involukren. Diese 
Hüllen sind es, die oft ausschließlich der Eremaea freudigen Farbenschmuck 
verleihen. Weiß, sattes Gelb und eine konstante Nuance von Rosenrot sind die 
drei herrschenden Töne, die manchmal noch durch Kontrast-Farben verstärkt 
und zu erhöhter Wirkung gebracht werden. Die wichtigste Gattung ist un- 
streitig Zelipterum. Unsere Taf. XXXIV ist Beweis dafür, zu welcher Fülle 
diese ephemeren Gewächse unter günstigen Umständen sich zu entfalten ver- 
stehen. Und was dort Helipterum splendidum mit seinem atlasglänzend weißen 
Schimmer erreicht, das bewirken ZH. tenellum und H. Ayalospermum mit dem 
leuchtenden Gelb ihrer kleineren Köpfe, die an Zahl das wettmachen, was ihnen 
an Größe mangelt. An solchen Stellen wird man aufs lebhafteste an Süd- 
Afrika erinnert, wo gleichfalls die jährigen Compositen reizende Bilder natür- 
licher Blumenbeete auf sonst so tristes Ödland zaubern. 


*. Chenopodiaceae. Etwa 50 Arten. 

Die Chenopodiaceen West-Australiens sind oekologisch betrachtet meisten- 
teils Succulente. Und das gibt ihnen eine einzigartige Bedeutung für die Flora 
2 Landes, weil außer wenigen Portulacaceen und Aizoaceen diese Vegetations- 
Form nicht vertreten ist: merkwürdigerweise nicht, da man, nach Analogie, ge- 
ade in Australien auf succulente Vegetation rechnen möchte. 


Für die Vegetation der Eremaea sind die Chenopodiaceen von unbestrittener 
Wichti die 


; tigkeit: es ist überhaupt die erste Familie unter den leitenden N, 6 
Wirklich nahezu allein angehört. Das habe ich schon in DiELS und 5 en 

Su Austr, occ. S, 179 ausgeführt: »Die Verteilung der ‚Chenopodiace 
!) Fragm. Austr, occ. 601. 


Di 
els, Pflanzenwelt von West-Australien, 13 


974 Vierter Teil. 


erstreckt sich über die gesamte Eremaea. Sie greift ferner hinein in die Über- 
gangs-Landschaften der Südwest-Provinz, überall dort, wo Eremaea-Vegetation 
die Formationen beherrscht. Außerdem erstreckt sie sich längs der Küste am 
ganzen Strande entlang. Während aber diese halophile Litoral-Flora in der 
Südwest-Provinz von der Binnen-Flora durch die Wald- oder Sand-Gebiete iso- 
liert ist, stoßen weiter im Norden und vermutlich auch am Ostende der Süd- 
west-Provinz beide unmittelbar zusammen, sodaß ähnlich wie z. B. bei Amaran- 
taceae oder Myoporaccae ein reger Austausch stattfinden konnte, der noch in 
vielen Einzelfällen sich nachweisen läßt (z.B. Arripler halimoides). Eine loh- 
nende Aufgabe wäre es, zu untersuchen, wie sich der Salz-Genuß der Arten 
an den verschiedenen Örtlichkeiten ihrer weiten Wohn-Gebiete gestaltet. 
Damit würde auch die Frage erledigt werden können, ob die Vertreter der 
Familie stets Chlorid-Anreicherung im Boden verraten. In den Litoral-Forma- 
tionen sind sie überall vorhanden; dort ist z. B. Rhagodia Billardieri eine ge- 
wöhnliche Erscheinung. Arriplex paludosa u. a. bewohnen salzigen Schlick; 
die fast arborescente Arripler isatidea fesselt als stattliches Dünen-Gewächs den 
Blick. Alle diese Pflanzen sind natürlich Halophyten. Dagegen bleibt es =” 
sicher, ob auch die Binnenlands-Chenopodiaceen sämtlich Salzpflanzen sind. 
Für viele ist es ja nicht zu bezweifeln: man sicht sie (wie Frankeniaceae) die 
mit Salz-Auswitterung bedeckten Mulden am Rande umsäumen. Andere Spezies 
aber werden nur auf steinigem Lehmboden angetroffen, dessen Chloridgehalt 
uns nicht näher bekannt ist. Dort leben besonders die niedrigen Kochia BR 
ihren zierlichen Früchten und die zahlreichen Bassia-Formen oft recht gesellß; 
doch ziemlich unscheinbar. Auffallender schon durch ihre Größe sind die halb- 
strauchigen Azriplex- und Chenopodium-Arten, die »salt-bushes« der Kolonisten. 
sind ",—ı m hohe Gewächse, in den Haupt-Achsen etwas verholzend. Das 
Laub ist dick und saftstrotzend oder von zäher fleischiger Textur, bald kahl 
und lebhaft grün, bald glaucescent, von breit eiförmigem Umriß wechselnd bis 
zu schmal linealer Form. Eine der weitest verbreiteten »Salzbüsche« im inneren 
West-Australien ist Chenopodium Preissi. »Bedeutsamer aber noch wird Atriplex 
Drummondii in der ganzen Eremaea des Westens. Der Busch bildet oft ie 
hauptsächlichen Niederwuchs in den lichten Eucalyptus-Beständen; SO Er 5 
und massenhaft tritt er zuweilen auf ‚ daß die Vegetations-Szenerie von dem 
Kontrast seines mattsilbernen Laubes mit dem rotbraunen Boden und den 
Gunkelgrünen Wipfeln der Bäume physiognomisch bestimmt wird. « 


3. Myoporaceae, Etwa 45 Arten. — (Fig. 63, 70). tung I 
Auch diese Familie erweist sich durch ihre geographische ar 

West-Australien als ein typisch eremaeisches Vegetations-Element. SE den 
bei den Chenopodiaceen, enthält die echte Südwest-Provinz fast MU - 
Litoral-Formationen noch gewisse Vertreter (Myoporum-Nıten, Be Arte 
Brownii). Außerdem dringen in den Grenzbezirken des Nordens inein. 
auch auf das Sandland in sonst fast unvermischt südwestliche Bestände ; der 
Aber das alles ist unbedeutend angesichts der hervorragenden Sn 

Myoporaceen in der gesamten Eremaea. 


3, Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 275 


»Die Myoporaceen verdienen in biologischer Hinsicht Interesse als Beispiel 
einer Familie, in der sich aus Litoralpflanzen .Xerophyten entwickelt zu haben 
scheinen. Gewisse Formen nämlich der unendlich polymorphen Gattung Myo- 
forum sind noch gegenwärtig typische Litoral-Pflanzen in Australien; für West- 
Australien wenigstens kann ich Myoporum acuminatum als Marschen-Pflanze und 


Fig.65. Eremophila: A, B E. platythamnos Diels: A Habitus. 2 Blüte. — C, D £. = 
Diels: C Habitus. 2 Blüte nach Entfernung des Kelches. — FE. elachantha Diels: E Ha . 
F Blüte, — G,H E.dichroantha Diels: G Habitus. # Blüte. (Nach DIELS und PRITZEL. 


ren oppositifolium als Dünen-Gewächs nach eigener Beobachtung be- 
tigen, 


Daran schließen sich biologisch jene Formen, die in den stets etwas ar 
haltigen Tal-Böden ‚schmaler Niederungen gefunden werden, ur En 
2ählreichen Arten, die den lehmigen, oft gleichfalls salzhaltigen Boden 


Eucalyptus-Wälder des Südens bewohnen und dort gern mit BR Atriplex- 
I 


276 Vierter Teil. 


Arten und andern fleischigen Chenopodiaceen zusammentreffen. An solchen 
Orten entwickeln sich in West-Australien besonders die Arten der Pholidia- 
Gruppe und der Sektion Zremocosmos. 

Ihr Habitus bezeichnet sich meist durch die starke Verzweigung des Stammes, 
der zahlreiche, rutenförmige, aufrechte Äste mit oft stark klebrigem, schmalem 
Laube trägt. Einzelne Formen werden baumartig (Eremophila interstans) und 
schreiten erst in der Krone zur Auflösung in ein dichtes Gewirr von dünnem 
Gezweig. Blütenbiologisch charakterisiert sich diese Pholidia-Zone durch die 
Fülle der Blüten, die jedes Individuum erzeugt. Die einzelne Blüte ist weiß 
oder lila gefärbt und meist unter mittlerer Größe. Aber die Anhäufung der 
hellen Blüten macht die Sträucher sehr auffallend; zur Blütezeit schmücken 
sie die sonst so fahle Szenerie jener Zone mit freundlich lichten Farben. 

Mit ihnen zusammen wachsen einzelne, oft niedrig bleibende ericoide Büsche 
naher Verwandtschaft, ferner auch mehrere weit verbreitete Spezies anderer 
Sektionen. Namentlich Zremophila maculata in niedrigen knorrigen Formen 
gehört zu den häufigen Erscheinungen. 

Auf den noch viel lichteren, heißeren Flächen des nördlichen Gebietes etwa 
jenseits des 30° s. Br. bieten sich anders geartete Lebens-Formen der Myopo- 
raceen der Beobachtung: die Verzweigung der Exemplare ist weniger intensiv, 
erstreckt sich aber mehr in die Breite. Am ganzen Körper erfährt die tricho- 
matische Bekleidung bedeutende Förderung. Der biologische Plan der Blume 
neigt sich nach anderer Richtung: die Blüten sind weniger zahlreich, aber viel 
größer und ihre Färbung meist intensiver. Selbst der Kelch, der in der ganzen 
Familie stellenweise korollinisch auftritt, nimmt an dieser Tendenz teil; in der 
Verwandtschaft von E. Fraseri scheint er sogar das eigentlich wesentliche unter 
den accessorischen Elementen der Blüte geworden zu sein. 

In dieser Region gedeihen viele Arten auf steinigem, lehmigem 
zweifellos salzfreiem Substrat‘). Mit ihren ornamentalen Blüten kommen Sit 
er dürren Gegenden trefflich zur Geltung, sie bilden in den einförmigen 
Acacien-Einöden eine erfreuliche Verzierung, mit gutem Recht heißen sie beim 
Bushman »the Pride of the Desert«. 


Boden in 
je in 


4. Gramineae. Etwa 40 Arten nachgewiesen, in Wahrheit wohl bedeutend mehr: 
o bis zo em 
hlagen hatı 


Diese Beobachtungen lehren, daß die Eremaea, im geraden Gegen Rn 
i i den Gramineen eine gewisse Entfaltung erlaubt. Wie ir 
geht, wissen wir leider vorläufig nicht. Denn wie in der Südwest-Provinz ” 
die Cyperäceen, so sind wir über die Gramineen der Eremaea und ihre Leben® 


1) Drers und PriTzer, Fragm. Austr, oceid, p- 536. 


3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 277 


Gewohnheiten noch gänzlich ohne zureichende Kenntnis. Wir wissen nur, daß 
es sich meistens um hartblättrige Steppen- oder Wüsten-Gräser handelt. 
Auf den steinigen Lehmböden gedeihen namentlich die mannigfachen Arten der 
Gattung Spa: die zierliche S7. elegantissima und einige weniger bekannte 
Formen liefern geradezu charakteristische Beiträge zur Gras-Flora der Eremaea. 

Nur wenige Arten wagen sich auf sandiges Gelände. Dazu gehört z. B. 
Triraphis rigidissima (Fig. 64), eine extrem xeromorphe Spezies, die mit ihren 


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Fig. 64. Zriraphis rigidissima Pilger. A Habitus. 3 Ährchen ' Ben 
Blüte mit Spelze. Z Deckspelze. (Nach DieLs und Partei.) 


278 Vierter Teil. 


Triraphis danthonioides, Koeleria phleoides, Festuca bromoides, dazu e 
fremde, eingeführte Gräser bringen die Gramineen-Flora am erfolgreichsten zur 
eltung. 

Die nicht unbeträchtliche Rolle der Gräser in der Eremaea erhält die wahre 
Beleuchtung erst, wenn man sich ihrer Bedeutungslosigkeit in der Südwest 
Provinz erinnert. In der Tat ist dies gegensätzliche Verhalten der Gra- 
mineen in den beiden Provinzen Südwest-Australiens sehr bemerkens- 
wert. Denn es beweist, daß die Ansprüche der Gräser nicht so gleichartige 
sind, wie etwa SCHIMPER anzunehmen geneigt war. Speziell für Australien 
trifft seine schematisierte Gegenüberstellung von Grasflur-Klima 
und Gehölz-Klima durchaus nicht zu. Die Grasflur-Gebiete des östlichen 
Australiens kennzeichnen sich keineswegs durch »häufige, wenn auch nur 
schwache, die Feuchtigkeit des Obergrundes erhaltende Niederschläge in der 
Vegetations-Zeit und gleichzeitige mäßige Wärme«'), sondern es verbinden sich 
dort während des Sommers reichliche Niederschläge mit recht hohen Tempera- 
turen. Anderseits würde jenes angebliche Postulat des Grasflur-Klimas, die »die 
Feuchtigkeit des Obergrundes erhaltenden Niederschläge in der Vegetations-Zeit 
und gleichzeitige mäßige Wärme« °) vortrefflich verwirklicht sein etwa auf den 
Sandgebieten der Südwest-Provinz. Aber gerade diese sind überaus arm an 
Gräsern, stellenweise so gut wie gramineenlos. Solche Tatsachen sprechen für 
sich selbst. Vor allem lassen sie darüber keinen Zweifel: wo es sich um die 
Bedingtheit von Gras und Gehölz handelt, da stehen wir dem Einzelfalle viel 
freier gegenüber mit einem ehrlichen Ignoramus, als wenn uns eine Konstruk- 
tion befangen hält, die allgemeingiltig zu sein beansprucht und dabei in hundert 
Fällen ernstlicher Kritik nicht standhalten kann. 


5. Verbenaceae. Etwa 25 Arten, — (Fig. 65, 69 S. 285). 

Die Verbenaceen bilden in vieler Hinsicht Gegensätze zu den bisher be- 
trachteten Leit-Elementen der Eremaea. Sie sind weitaus weniger bedeutsam 
und weniger allgemein verbreitet, aber doch trefflich in Formen gegliedert] 
und dadurch von Wichtigkeit für die Gesamt-Auffassung des Gebietes. Sie 
erscheinen ferner nicht als Bewohner des lehmigen Landes, wie die Chenopodia- 
ceen, die meisten Compositen und die Amarantaceen, sondern als ausgeprägt 
erarcgh Gewächse, die zu den Charakterpflanzen der sandigen Erema@ 

en. 


” . . 5: 

ce ei nt greift oft sogar auf die Blütenstände über. Bei Zachne nn 

welche übrigens noch in den angrenzenden Bezirken der Südwest-Provimm 77 

1) = F. W. SCHIMPER, Pflanzengeographie, S. 189. 524 
2) Vgl. die eingehende Darstellung in DieLs und PrıtzeL in Fragm. Austr. 060. 493 


Be 


. Kapitel. Die leitend isti 7% ' 
3. Kap ie leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 279 


große Rolle auf den Sand-Heiden spielt, liegt gerade in der wolligen Behaarun 

der Inflorescenz das Merkmal, das die Art so wertvoll für das ee 
Gemälde im ganzen macht. In der eigentlichen Eremaea kommen noch ge- 
steigerte Produkte der gleichen Tendenz zutage. So lebt dort südlich vom 
Murchison River Zachnostachys Cliftoni, die echte »Flannel Plante der West- 


RR B- 
N 
” 


en 


X 


Turez.; A Habitus. 3 Blüte. 
Blüte. — FH Dicrastyles 
H Kelch. — 


ee ernennen der Eremaea: A—C Physopsis spicata 
fulva D mon D-—-E Mallophora globiflora Endl.: D Habitus. Z 
rumm.: 7 Habitus. G Blüte ausgebreitet nach Entfernung des Kelches. 

7 Dierastyles stoechas Drumm.: Habitus. (Nach DiErs und PRITZEL. 


adezu ungefüges Pflanzen-Gebilde, und 


A: ie ? . 
Australier, in seinem dichten Filz ein ger 
Eremaea 


eine der wunderlichsten Gestalten, die sich im weiten Reiche der 
finden läßt. | 


6. Amarantaceae. Etwa ı6 Arten. 
en systematisch-geographischen Untersuchung der in Au 
N Amarantaceen ergibt sich, daß dort die Familie ein echte 


stralien heimi- 
r Eremaea- 


280 Vierter Teil. 


Typus ist. Viele Spezies, die zu den häufigsten auch im Westen gehören, 
besitzen die charakteristische Verbreitung durch die gesamten Trocken-Gebiete 
des Kontinentes (z. B. Trichinium obovatum, Trichinium exaltatum u. a.). Dabei 
aber zeigt sich eine sehr deutliche Bevorzugung der nördlichen Landschaften: 
in den Tropen ist die Familie im Gegensatz zu den Myoporaceae z.B. noch 
polymorph. Aber diese Arten-Mannigfaltigkeit sowohl, wie der physiognomische 
Effekt nehmen allgemein nach Süden hin ab. Und so geht auch nur von 
Norden her eine stärkere Beeinflussung der Südwest-Provinz von statten. 


x 


Fig. 66. Dodonaca: A D. attenuata A, Cunn, var. Zincaris Benth. Habitus. — 3 D. flifolia Hook 
Habitus, — C-E D. amblyophylla Diels: C Habitus. D Frucht. Z Samen. 
(Nach Diers und PRITZEL.) 


Die steinigen roten Lehm-Böden der Eremaea liefern weitaus die größte 
Ausbeute an Amarantaceen. Da trifft man überall die kugeligen Sträucher e 
7: richinium obovatum. Das ist in der extratropischen Eremaea unbestrttet 
einer der häufigsten Büsche, echt 1 erkennen ah dem weiber edkl gelblichen 
Filz, der die ganze Pflanze von Blatt zu Blüte weich überzieht. di 
, Häufig sind ferner die stattlichen Stauden von Trichinium exaltatum, 
„, starker Verkleinerung unsere Fig. 71 wiedergibt. Ihre ansehnlichen Rn 

en prangen in prächtigem Purpurrot; sie heben sich sehr effektvoll ausper 


3. Kapitel. Die leitenden oder charakteristischen Familien und ihre Lebensformen. 281 


Grase und dem Krautbestande hervor, die schon vergilbte Farben angenommen 
haben, wenn die Trzchinium-Blüte am schönsten ist. Viele mehr niedrige Arten, 
unscheinbarer ausgestattet und weniger häufig, fügen doch der Gesamt-Bedeutung 
der Amarantaceen noch mancherlei zu und reihen die australische Eremaca 
unter die Gebiete der Erde, welche allem Anschein nach noch heute für die 
Entwickelung der Familie vorteilhafte Gelegenheiten bieten. 


& 


Fig. 67. Charakter-Santalaceen der Eremaea: A—E Fusanus acuminatus R. Br.: A Habitus. 
3 Blüte, C Staubblatt. D Frucht. Z Endocarp. — FH Fusanus spicatus R. Br.: 7 Blatt- 
: ig. G Frucht. Z# Endocarp. (Original.) 


7. Dodonaea (Sapindaceae. — Fig. 66). Etwa 10 Arten. 

Von der interessanten Gattung Dodonaca sind die vielgestaltigen Reihen der 
Cyelopterae und der Pinmatae in dem größten Teile der australischen Eremaca 
Yertreten. Möglich, daß es an den so leicht beweglichen Flügelfrüchten liegt, 
„enn viele Spezies schr weite Verbreitung gewonnen haben. Tatsache ist jeden: 
als, daß die am meisten typischen Arten in der Osthälfte des australischen 
Tafellandes genau so zum Bestande der Binnen-Vegetation gehören wie auf der 

estseite. Betrachtet man anderseits das Verhältnis von Dodonaea zur en 


Provi 
"ovinz, so findet man eine weniger strenge Abschließung als etwa 


282 Vierter Teil. 


Myoporaceen. Dodonaca ist nämlich nicht nur in die südwestlichen Bezirke 
eingedrungen, sondern hat dort auch einen recht selbständigen Seiten-Zweig 
hervorgebracht (Reihe Cornutae, vgl. DIELS und PRITZEL, Fragm. Aust. occ. 344). 

Trotzdem kann Dodonaca nach Häufigkeit und Verbreitung nur in der 
Eremaea unter die leitenden Elemente der Vegetation gereiht werden, dort aber 
auch in hervorragendem Maße. Es gibt in den südlicheren Teilen der Eremaea 
sicher keinen Bezirk von nennenswerter Ausdehnung, der nicht seine Dodonaea- 
Arten hätte. Ihrer Tracht nach folgen sie den maßgebenden Normen jener 
Formationen. Reichlichste Verzweigung, sehr schmales Laub oder ganz kleine 


Fig. 68. Exocarpus aphylla R. Br.: A Habitus. 3 Zweigstück mit Blütenständen. € De 
außen. D Blüte von oben, ein Blütenhüllblatt entfernt. Z Blüte durchgeschnitten. 7 Zweig? 
s mit Früchten. G Frucht. (Original.) 


Blätter, häufig ein dichter Überzug ergiebiger Sekrete bringt ihre äußere F 


scheinung (s. Fig. 66) vielen Melaleucen, Acacien und Eremophila-Arten =. 
neigen in erster Linie den Pfanzenwuchs der südlichen Eremaea zusam” 
ügen. 


8. Santalaceae, Etwa 10 Arten. 
Auch die Santalaceae sind in West-Australien nicht absolut auf die 


ze i Sie umsäumen die Südwest-Provinz in schmalem Rande 
üste, ähnlich wie es z, B, Callitris robusta (S. 269) oder die My se he 
enland- 


Eremaed 


d 


= Außerdem aber haben sie die Südwest-Provinz auch um einige €! 
rten bereichert. Doch ihr Schwerpunkt liegt unbestritten im 


4- Kapitel. Oekologischer Charakter. 283 


Viele Arten durchziehen das gesamte Tafelland ohne große Lücken (z.B. Fusanus 
spiatus, Exrocarpus aphylla), manche gehören im Westen der Eremaea zu den 
gewöhnlichsten Pflanzen. Die blass und fahl belaubten Büsche des Ausanıs 
acuminatus (Fig. 67 A—E) begegnen allenthalben, und die verwandte Ausanıs 
spicatus (Fig. 67 F—/7) war wenigstens früher ziemlich allgemein anzutreffen. 
Gegenwärtig aber ist der kleine Baum, dessen Sandelholz einen der einträg- 
lichsten Export-Artikel West-Australiens lieferte, in allen besser zugänglichen 
Teilen des Landes stark vermindert worden. Beide Zusanus sind relativ an- 
sehnlich belaubte Gewächse mit 3—6 cm langen, 1,5—2,5 cm breiten Blättern, 
sehr verschieden in dieser Hinsicht von einer andern häufigen Santalacee der 
Eremaea, der Exocarpus aphylla (Fig. 68). Das ist ein äußerst xeromorpher 
Strauch von ı—2 m Höhe, der bei gänzlich verkümmerten Blättern mit den 
Ästen assimiliert. Die Geschmeidigkeit vieler anderer Zrocarpus hat sich bei 
ihm in unnahbare Starrheit verwandelt: die Zweige sind dick und überaus hart, 
mitunter geradezu dornenartig. In ihm verkörpert sich eine Wuchsform, die sonst 
in der westlichen Eremaea nicht gerade häufig ist. Aber bei Zrocarpus aphylla 
scheint sie sich gut zu bewähren, denn der Strauch ist ungemein verbreitet und 
auf steinigem Lehmboden ziemlich sicher zu erwarten, soweit die Grenzen der 
Eremaea reichen. 


+4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 


Der oekologische Charakter der Eremaea-Vegetation unterscheidet sich in 
seinen gröberen Zügen wenig von dem Wesen der extremen Xerophyten der 
Südwest-Provinz. Es fällt entsprechend der Einförmigkeit der äußeren Um- 
gebung die reiche Abstufung des Südwestens fort, aber für diesen Mangel tritt 
\ gewisser Hinsicht dadurch Ersatz ein, daß die konstitutionellen Eigenarten 
er Elemente größere Freiheit gewinnen, sich durchzusetzen. Wie weit dadurch 
einere Eigentümlichkeiten in der Eremaea-Vegetation zur Ausbildung kommen, 
läßt sich gegenwärtig nur ungenügend übersehen. Denn trotz der Arbeiten 
von SPENCER MOORE und meiner eigenen Aufzeichnungen bleibt das meiste in 
der Eremaea noch zu tun, da gerade dort die Ungleichheit der einzelnen Jahre 
Eine länger dauernde Beobachtungs-Zeit zur unentbehrlichen Voraussetzung be- 


fiedigender Erkenntnis macht. 


a. Lebens-Formen. ; 
= Als hochgradiges Xerophyten-Gebiet zeigt die westaustralische Eremaea in 
. Ihrer Vegetation den bekannten Gegensatz der Grundwasser- und der Regen- 
\ N ausgeprägtem Maße. 

2: der Tundwasser-Flora äußert sich sehr klar die schon S- 261 er- 
3 te und weiterhin stärker zu betonende Bevorzugung der südlich vom 
30. Grad liegenden Gebiete. Dort ist baumartiger Wuchs besonders bei Eucalyptus 


284 Vierter Teil. 


und Casuarina ausgebildet, weiter nördlich tritt er nur noch an örtlich be- 
günstigten Stellen in die Erscheinung. Die Einzelheiten werden bei der Schilde- 
rung der Formationen anzuführen sein. 

Im übrigen sind die Gehölze durch Sträucher vertreten. Im Vergleich zur 
Südwest-Provinz ergibt sich eine starke Verminderung der Kleinsträucher, die 
nur noch auf Sandboden in sehr extrem xeromorpher Ausgestaltung erhalten 
bleiben und in der vollständigen Betätigung ihrer Lebensfunktionen auf die 
unsichere Hilfe der Winter-Regen angewiesen bleiben. Bei ihnen sieht man 
besonders häufig die Spuren von Zeiten schlimmer Not: da gibt es vertrocknetes 
Astwerk, hingewelkte Blütenknospen und vor der Reife vertrocknete Früchte 

Dagegen wird die Zahl der höheren Strauch-Arten relativ viel ansehnlicher. 
In den weiten Gebieten der Mulga-Zone, nördlich vom 30°, setzt sich der 
eigentliche Grundstock der ganzen Vegetation daraus zusammen. 

Die Regenflora besteht vorwiegend aus Annuellen, und zwar tragen haupt- 
sächlich die Compositen dazu bei. Wie in allen ähnlichen Gebieten hängt die 
quantitative Entfaltung, ja häufig das Erscheinen überhaupt sehr wesentlich ab 
von der Laune der Witterung. Und da die Eremaca in dieser Hinsicht noch 
stärkerer Unsicherheit ausgesetzt ist, als andere Gebiete gleichen Wesens, 50 
prägt sich diese Wandelbarkeit der Regenflora vielleicht nirgends so drastisch 
aus als in Australien. Und gleichsinnig ändert sich die Physiognomie der ganzen 
Landschaft, die in guten Zeiten der Regenflora viel verdankt. 


b. Verzweigungs-Formen. 

Während das Strauchwerk und das niedere Gebüsch ähnlichen Aufbau zeig! 
wie in der Südwest-Provinz, herrscht bei den baumartigen Eucalypten an 
manchen Acacien die trichterförmige oder schirmartige Kronen-Bildung. Der 
Punkt ist im vorigen Abschnitt bei der Schilderung der Leit-Pflanzen bereits 
hinreichend erörtert (5. 264). Auch sei nochmals auf die Abbildungen, Taf. xx 
XXVI, XXVII hingewiesen, welche den Sachverhalt in klarer Weise vera 
schaulichen. 

Die eigentlichen Bedingungen dieser in den wärmeren Xerophyten-Gebieie! 
so häufigen Verzweigungs-Form sind uns noch unbekannt. Daher erfordert ihre 
Häufigkeit auch in der westaustralischen Eremaea eine nachdrückliche Betonung: 
um wenigstens über die geographische Verbreitung des Phänomens das Sit 
Material zu vervollständigen. 


c. Stämme, 

Für die Oekologie der eremaeischen Stämme ist auf eine Bemerku 
zugreifen, zu der ein früherer Abschnitt Gelegenheit gab (5- 169). ; 
dart an Zucalyptus diversicolor, dem Karri, die Unmöglichkeit nachgeW! wi 
die Ausbildung der Borke direkt mit den Eigentümlichkeiten des Ki, 
Verbindung zu setzen. Einen weiteren Beweis dafür bringen die EualyP = 
des eremaeischen Binnenlandes. Sie sind in Rücksicht auf. die Schwä Arten i 
der Temperatur viel stärkeren Kontrasten und Extremen ausgesetzt als die | 


ng zurück 


> 


. Kapitel. Oekologischer Charakter. 98 


TINTE £ 


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IE; 
IE; 
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BET ;; 
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I 


ne Filzige Verbenaceae der Eremaea aus der Gattung Neweastlia: ee co. 
B-6 N Sich Habitus. lüte. C Krone ausgebreitet. — D X. Orachiueh F. v. = EN ehe 
RE: > msignis E. Pritzel. Z Habitus. 7 Unterseite des Blattes, @ Blüte. — #, ä ER 
"”M. 7 Krone ausgebreitet. 7 Tracht eines Zweiges. (Nach Be. Be 


286 Vierter Teil. 


der küstennäheren Landschaften, und trotzdem besitzen sie vielfach eine dünne 
glatte Borke; der Neubildung geht entsprechende Abschälung parallel, sodaß 
ihr Volumen sich annähernd gleich bleibt. 

Die 5. ı69 geschilderte Bildung des Basalkorks findet sich auch in der 
Eremaea auf den Heiden der Sand-Böden, deren Vegetation ja überhaupt ein 
stark südwestliches Gepräge äußert. 


d. Laub. 

In der Oekologie des Laubes der Eremaea-Pflanzen verlieren sich, im Gegen- 
satz zu den Erscheinungen im Südwesten, alle die Eigentümlichkeiten, welche 
der Periodizität des Klima ihr Dasein verdanken. Die Ausgliederung neuen 
Laubes vollzieht sich nicht mehr stoßweise, sondern in stetigem Gleichmaß und 
doch mit Ausnutzung der unberechenbaren Vorteile, die dann und wann eine 
günstige Laune der Witterung bringt. So findet man junge Lauborgane das 
ganze Jahr über an der typischen Eremaea-Pflanze, und daneben Blätter der 
verschiedensten Entfaltungs-Zustände bis zu den ganz fertigen. Spezialisierte 
Knospenschuppen fehlen unter diesen Umständen ganz. Im übrigen äußert sich 
die Empfindlichkeit der jugendlichen Teile in ähnlicher Weise wie bei den 
Pflanzen des Südwestens. 

Das erwachsene Blatt ist durch stark xerophytische Eigenschaften gekenn- 
zeichnet. Da es sich um die selben Züge handelt wie bei den extremen Arten 
der Südwest-Provinz (s. S. 173ff.), ist eine Wiederholung hier nicht erforderlich; 
umsoweniger, als in SPENCER MooRE’s Reisebericht die Bestandteile der ephar- 
monischen Kategorien bereits aufgezeichnet sind. Verringerung der verdunsten- 
den Oberfläche, vertikale Lage der Assimilations-Organe, lederige Blätter, I 
Erzeugung, Wassergewebe in Wurzeln oder Stamm, eingesenkte Stomata und 
ähnliches wird dort mit Beispielen belegt. 

Von allen diesen Klassen jedoch hat die Südwest-Provinz ebenso gute Muster 
aufzuweisen. Dagegen ist die Eremaca reicher an filzigen und an sucel” 
lenten Arten. Bei den filzigen Pflanzen (Fig. 69) kommt dieser Sachverhalt 
nicht nur durch die bessere Vertretung von Familien zu stande, die abe 
zu stärkerer Behaarung neigen (Malvaceae, Verbenaceae, Fig. 69), sondern ei 
durch das Auftreten von Haar-Überzügen bei Arten, deren Verwandte IM Süd 
westen solcher Indumente entbehren oder sie nur schwach entwickeln. RZ 
coacta (Stercul.], Phyllota lycopodioides, Psoralea eriantha |Legum.), Sped® von 
Solanum, Loranthus und manche Compositen). 

Fleischiges Laub dagegen wird in der Eremaea durch die syste An ” 
Konstitution ihrer Flora in den Vordergrund gerückt. Die reiche Entw ung 
der Chenopodiace 
Calandrinia und Zygophyllum tragen dazu bei. Aber nirgends kommt er n 
re en der Succulenz, wie in Afrika oder Amerika. Und nırg®” 
et ._ eine selbständige Neigung dazu in sonst normal belaubten ie er 

Eine Eigentümlichkeit dagegen, die ich als besonderen Zug der Eremae® . 
auffallend gefunden habe, das ist die größere Bedeutung von Sekreten im 


* 


Aizoac) 


4. Kapitel. Oekologischer Charakter. 287 


der Assimilations-Organe, also die Häufigkeit »lackierter Blätter«. Ich 
bezweifle, ob es sonst eine Flora auf der Erde gibt, in der diese Lebens-Form 
des Blattes so verbreitet ist, wie in der westaustralischen Eremaea. Die schmalen 
Nadeln von Acacia KRossti (Legum.) oder von Dodonaea-Arten (Sapind.), die 
Rollblätter von Beriya dimerostigma (Euphorb.) oder Halgania lavandulacea 
(Borrag.), die breiteren Lauborgane von Olearia Muelleri (Comp.) und Cyano- 
stegia microphylla (Verben.), die 3—szähligen Blätter der Burtomia viscida 
(Legum.): alle gleichen sich in der Ausscheidung von Substanzen, die auf der 
Oberhaut an freier Luft erhärten und einen Überzug von wechselnder Mächtig- 
keit bilden. Allen gemeinsam ist dabei eine Vorwölbung der Stomata oder 
wenigstens die Bildung stark erhobener Hörnchen über der Spaltöffnung. Die 
bunte Mannigfaltigkeit der vertretenen Familien beweist, daß wir es hier mit 
einer klimatisch induzierten Eigentümlichkeit zu tun haben. Doch ist es mir 
nicht gelungen, über das Wesen dieses Zusammenhanges irgendwie näheren 
Aufschluß zu gewinnen. Was man bisher über die klimatischen Bedingungen 
des Lackblattes‘) wußte, läßt sich auf die westaustralischen Vorkommnisse nicht 
übertragen. 

Daß es sich aber um eine machtvolle Wirkung handelt, zeigt nicht nur die 
Verbreitung der Erscheinung über systematisch so ungleiche Pflanzen, sondern 
auch ihre starke Entwickelung bei Zremophila, die zu den wichtigsten Charakter- 
Pflanzen der Eremaea gehört. In allen blüten-morphologisch begründeten Sek- 
tionen dieser vielgestaltigen Gattung findet man drüsige Bekleidung des Laubes 
und intensive Lack-Ausscheidung, bald ganz selbständig, bald in Wechsel- 
Austausch mit Sekret-Verlust jener Trichome und Bildung filzartiger Decken. 
Die drehrunden Blätter von Eremophila Drummondii sind klebrig von Sekret, 
ebenso die flachen Blätter der weitverbreiteten Eremophila maculata und anderer 
Arten. Aber bei keiner Spezies wird die Produktion des Firnis so ergiebig wie 
bei Zremophila Fraseri. Die Blätter dieses schönen Strauches haben eine Fläche 
von merkwürdiger Größe, wenn man in Betracht zieht, wie niederschlagsarme 
Gebiete sie bewohnt. Die Oberhaut dieser Blätter wird ringsum überdeckt von 
einer ungewöhnlich dicken Lack-Schicht; die Spaltöffnungen sind hoch empor- 
Sezogen, um das Niveau dieses Überzuges zu erreichen. Sicher ist es von 

teresse, an einer so wahrhaft eremaeischen Art eine so vollkommene Aus- 
Prägung des Lackblatt-Typus erreicht zu sehen. 


: e. Blüten. 

Über die Blüten-Anlagen und deren zeitliche Eigentümlichkeiten es 
Segenwärtig noch an eingehenden Beobachtungen. Doch die im Südwes ze 
errtnde Periodizität ist nicht vorhanden: das läßt sich aus den von m 
&@sammelten Daten (vgl. S. 28 Genüge ersehen. 

. 9. 289) zur Genüge ; 

Bezüglich der Knospenhüllen bestehen keine Besonderkeiten .- 
d Se Dagegen zeigen sich in den reinen anthobiologischen Erscheinung 
“eitliche Abweichungen von der südwestlichen Normalen. 


; ax ch, 1890, 120. 
1) Vorkens: Über Pflanzen mit lackierten Blättern. Ber. Deutsch. Botan. Gesellsch. 1890, 


988 Vierter Teil. 


Eine Tendenz, die Blüten anzuhäufen, laßt sich kaum mehr nachweisen. 
Die korollinischen Teile nehmen nur geringe Entwickelung — nicht immer, 
aber sehr oft. Die echt eremaeischen Chenopodiaceen und Dodonaea-Arten 
(Sapind., Fig. 66) blühen höchst unscheinbar. Pimelea microcephala, mit ihren 
grünlichen Blüten unter allen Arten West-Australiens die schlichteste, ist eine 
Charakter-Art der Eremaea und die einzige Spezies der Gattung, die dort 
zahlreich und häufig wächst. Fast das selbe läßt sich von Scaevola spinescens 
sagen: bei ihr ist die Blumenkrone weißlich gefärbt und unscheinbar geadert: 
es ist eine merkwürdig unansehnliche Spezies in der sonst so farbenreichen 
Verwandtschaft. Beide, Pimelca und Scaevola, verdienen große Beachtung 
wegen dieser Kombination von weiter Verbreitung durch die Eremaea und 
Rückbildung in der Blüten- Ausstattung. 

Doch darf nicht verschwiegen werden, daß diese Beziehung zunächst nur 
relative Geltung besitzt. Denn auch anthobiologisch sehr entwickelte Gruppen 
läßt die Eremaea nicht ganz vermissen. Die Cassia-Arten (Legum.) mit ihrem 
leuchtenden Gelb, die schöngefärbten Swainsona (Legum.), die so verbreitet und 
artenreich dort gedeihen, sind Beweis dafür. Wichtiger aber als beide ist die 
Gattung Aremophila (Fig. 63, 70), weil sie gänzlich der Eremaea angehört und 
unter ihren Eigenschöpfungen als eine der bedeutsamsten betrachtet werden 
muß. Ihre Arten sind blütenbiologisch keineswegs gleichwertig, aber € läßt 
sich nicht verkennen, daß die größte Vollendung der Blüten-Ausstattung in den 
echten Eremaea-Gebieten des Nordens erreicht wird. Während im Süden noch 
die lichten Farben oder ein trübes Violett die Gattung beherrschen, gewinnen 
nordwärts die hochroten Blumenkronen die Oberhand. Bei großer Mannig- 
faltigkeit des feineren Blütenbaues bleiben diese Töne von Scharlach und Purpur 
der ganzen Eremophila-Flora nördlich des 30. Grades eigentümlich: wir hörten 
schon, diese Sträucher heißen »Pride of the Desert« bei der Bevölkerung: 
Sie geben der Eremaea die schönsten Blumen und wirken belebend in dem 
sonst so ernsten Vegetations-Gemälde dieser Einsamkeiten. 

Die Blüten der Eremaea haben im ganzen wenig Duft. Es fehlt der 
F lora zwar nicht an aromatisch riechenden Gewächsen: die Myoporaceen, manche 
Labiaten und Myrtaceen verbreiten sogar durchdringenden Geruch, aber ” 
geht in der Hau die an Ölen und 


ie f. Vegetations-Zyklus der Jahreszeiten. a 
Über die zeitliche Lebens-Ordnung im Gebiete der Eremaea gibt es bis jetz ES 
keine Nachrichten, und -meine eigenen Beobachtungen sind leider nicht aus g. 
gedehnt genug, um den Erscheinungen eine befriedigend umfassende Darstel! 5% > 
widmen zu können. Doch glaube ich das Wenige, was ich aufzeichnen kon! . | 
als Material hier niederlegen zu sollen. 
Im Gegensatz zur Südwest-Provinz läßt sich vor allem festsetzen, 


daß die 
. 3 eng i 
Vegetation der echten Eremaea von den klimatischen Faktoren weniger str S 


a 
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289 


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üte. (N. 5 n Habitus E tt- 
s und Pr ynae-. 
19 


290 Vierter Teil. 


geordnet ist. Die individuelle Neigung der einzelnen Art kommt reiner zum 
Ausdruck, die äußeren Momente wirken weniger richtend als auslösend. Die 
Gewächse schreiten zur Blüte nach ihrer eigenen Wesenheit, wenn es das Klima 
überhaupt gestattet; sie verharren im Samen-Zustand oder wenigstens in aus- 
schließlich vegetativer Tätigkeit, wenn die äußeren Momente zu ungünstig sind, 
um Keimung bezw. Blühen zu erlauben. Die Unzuverlässigkeit aller klimatischen 
Vorgänge gibt auch dem Vegetations-Zyklus etwas Wechselvolles und Unbe- 
ständiges, aber sie beeinflussen ihn nicht so tief in seinem Wesen. 
ohlgemerkt gilt das nur von den Landschaften mit typischem Eremaea- 
Klima. Die südlichen Teile, die in Yilgarn, um Kalgoorlie usw. zu den best- 
bekannten des ganzen Gebietes gehören, folgen weniger deutlich jener Norm; 
denn sie fallen ja in den meisten Jahren noch in den Wirkungskreis der 
Winter-Regen und sind damit der zeitlichen Ordnung dieses Regimes unter- 
worfen. Bei ihnen geht die Haupt-Tätigkeit der Pflanzenwelt daher wie im 
Südwesten zwischen Juli und Oktober vor sich; nur die Sand-Heiden verraten 
auch später noch regeres Leben. In ungünstigen Jahren jedoch, wenn die 
Winter-Regen nur ganz schwach ausfallen, bleibt diese ganze Aktivität eine sehr 
geringfügige, viele Annuellen keimen gar nicht, welken in früher Jugend dahin 
oder gelangen wenigstens nicht zur Bildung von Blüten. Ebenso vertrocknen 
an den Sträuchern die Blütenknospen vor der Zeit. Kommt aber eine 
günstige Saison, wie etwa 1900, wo die ganze Eremaea West-Australiens eine 
selten reiche Bewässerung erfuhr, so entfaltet sich ein ungeahnt reiches Pflanzen- 
leben und erhält sich ziemlich lange hinein in die heißere Jahreszeit. Noch 
Ende November fand ich 1900 eine recht ansehnliche Anzahl von Arten in 
Blüte. Allerdings war das ein ausnahmsweise gesegnetes Jahr (vgl. S. 82). 
Ich habe die selben Gegenden etwa sieben Monate später besucht; da ie 
eine fast gänzliche Blütenlosigkeit in der ganzen Eremaea-Vegetation zu kon- 
statieren. Mit Ausnahme von einer Eucalyptus-Art sah man keine einzige 
Spezies in Blüte. Allerdings dürfte diese Zeit — die erste Hälfte der Regen 
zeit, um Ende Mai, — der absolut ungünstigste Abschnitt des Jahres sein, in uch 
die niedrige Nacht-Temperatur dieser kontinentalen Gegenden sehr empfind 
auf die Vegetation einwirkt. 
_ Schon am Beginn der Trockenzeit liegt die Vegetation der südlichen Er 
wiederum im Schlummer. Denn die Gewitter-Regen, die diese Periode zu bringen 
pflegt, bleiben ohne Belang für sie, da die Evaporations-Kraft des Klimas gie 
zeitig viel zu beträchtlich ist. 
: Je mehr man im Norden sich dem Bereiche der tropischen So 
nähert, um so entschiedener scheint sich die Lebensführung der 


mmer-Reget : 
Pflanzenwelt 


zu ändern. Das lehrte mich ein Besuch der Lake Austin Gegend um FE 3 
recht niedrig® 

henden Zeiten 
cm ge = 
steuert: 
jon 


des Winters. Bei ungemein trockener Atmosphäre herrschte eine 
Temperatur, namentlich nachts. Die Niederschläge der vorherge 
waren unbedeutend gewesen: Februar und März hatten zwar jeder 3". 
liefert, die drei folgenden Monate aber zusammen nur etwa 2 cm beige 
Trotzdem zeigten sich viele Elemente der stark xeromorphen Veget 


5. Kapitel. Formationen. 291 


Blüte. Einzelne Annuelle waren gut entwickelt, namentlich aber fiel die Anzahl 
blühender Zremophrla-Büsche auf, welche zum Teil einen sehr dekorativen 
Anblick boten. Auch Szda-Arten, Hakea, Solanum, Cassia u. a. befanden sich 
in Blüte. Alles in allem gewann man den Eindruck einer bedeutenden Unab- 
hängigkeit dieser Phänomene von den klimatischen Faktoren. Ich fand keine 
Gelegenheit, zu einer andern Zeit die selben Gegenden zu besuchen. Es bleibt 
daher näherer Prüfung vorbehalten, wie weit jene Unabhängigkeit der Eremaea- 
Vegetation reicht. Es besteht ja die Möglichkeit, daß sie durch gewisse Ein- 
flüsse der Sommer-Regen beschränkt wird, zu deren Erkennung es uns jetzt 
noch an ausreichenden Daten mangelt. 


>. Kapitel. Formationen. 
a. Litoral- Formationen, 
@. Mangrove und Watten-Formation. 

Im Bereiche der Sharks Bay fängt der Wechsel der Gezeiten an sich be- 
merkbar zu machen (S. 75). Weite Strecken des flachen Küsten-Landes sind 
zur Flutzeit überschwemmt. Das Aestuarium des Gascoyne River trägt Man- 
grove-Streifen, die ausschließlich von Avicennia officinalis (Verb.) gebildet werden. 
Die beiden Ufer des Flusses sind ganz niedrig und von feinstem Schlickboden 
gebildet, der erst allmählich landeinwärts in sandigen Lehm übergeht und nur 
unmittelbar am Strande von hohen Dünen überlagert ist. 

Die Vegetation dieses Schlickbodens beginnt auswärts mit niedrigen Avzcennia 
fficinalis; ihr Bestand ist oft ganz rein; nur dunkelgrüne strauchige Büsche 
von Salicornia leiostachya wachsen mitunter in ihrer Gesellschaft. Allmählich 
gewinnt Salicornia das Übergewicht. Frankenia pauciflora (Franken.) verbindet 
sich mit ihr zu verworrenem Gebüsch, das manche Stellen dicht bedeckt und 
jede andere Vegetation neben sich ausschließt. 

Weiter landeinwärts mehrt sich die Zahl der Beteiligten. Gewölbte Atriplex- 
Sträucher ragen über das niedere — oft nur zu ‘/, m sich erhebende — Ge- 
strüpp der Salicornien hervor. Mesembrianthemum aequilaterale sendet weithin 
kriechende Ausläufer über den braunen Boden;-es sind unförmlich dicke Sproße, 
prall Succulent und spröde wie Glas. Sie tragen große Blüten mit schimmernd 
veißen Petalen, und das ist die einzige fremde Farbe in dem Chaos von grün- 
chen Tönen. Alle Nuancen sind da vertreten, vom dunklen Saftgrün bis zum 
lassen Grüngelb, oder zu Grauweiß und Blaugrau. Jeder Farben- Stufe ent- 

‘Pficht eine besondere Spezies, aber welche epharmonische Konstitution ihr zu- 
erg liegt, das weiß bisher niemand. Die zierliche Ausgestaltung en 
se erg den Systematiker in diesem Formen-Gewirr Er ir de 
a Menct auf, daß den Chenopodiaceen die überwältigende ee 

N angehört. Mehrere Atriplex werden bemerkt, vor allen die bleichgrüne 

r 19* 


299 Vierter Teil. 


A. halimoides lenkt den Blick auf sich. Babbagia dipterocarpa, mehrere 
Kochia, Chenolea eurotioides, Sclerolaena litoralis, Didymanthus KRoei: das sind 
andere Namen aus dieser so vielseitig zusammengesetzten Vereinigung cheno- 
podioider Repräsentanten. Ihr Habitus ist ungleich nach der Form der Polster, 
der Höhe des Wuchses. Von den höheren Azriplex-Sträuchern beschirmt, wächst 
die schlaffe Rhagodia Gaudichaudiana (Chenopod.) empor, bis sie die ‚Äste aus 
dem Gezweig des stützenden Strauches hervorschiebt und vorn die reichen 
Blütenstände sich niederneigen läßt. Durch echte Anemophilie schließt sich 
den Chenopodiaceen die Polygonee Emex australis an; sie ist ungemein 
verbreitet, überall liegen ihre fest haftenden Früchte am Boden zerstreut. Nicht 
ganz so häufig sind eine Samolus-Art (Primul.) und eine Statice (Plumbag.); 
beide aber verdienen als interessante Glieder der Formation genannt zu werden: 
in Statice salicornieides besteht ein oekologisches Analogon zur Gattung Sali- 
cornia, wie es ja der Name schon andeutet. Und Samolus bildet das Endglied 
einer Entwickelung von S. repens, die zur völligen Unterdrückung des Laubes 
geführt und die gesamte Assimilations-Arbeit den Achsen übertragen hat. 
Binnenwärts nimmt die Zahl der schwächer halophilen Elemente in rascher 
Folge zu. Myoporum acuminatum (Myopor.), eine wohlbekannte Erscheinung 
an der Küste ganz Australiens, beginnt mit ihren Gebüschen die Chenopodiaceen 
zu überragen. Im Hintergrunde erheben sich noch höhere Gestalten: sie ge- 
hören der Acacia leucosperma an. Auch Cassia-Arten (Legum.) mischen sich 
ein. Im Unterwuchs weicht die Vormacht der Succulenten; Gräser und weiche 
Kräuter verdrängen sie langsam, aber stetig. Erst spärlich, dann häufiger und 
häufiger sind die Trupps immorteller Compositen eingesprengt. Und endlich 
hat sich die Szenerie der Binnenland-Gebüsche hergestellt, die freilich zunächst 
noch vielfach und oftmals in den Charakter der Litoral-Bestände zurück 
Beide stehen in der Eremaca räumlich in unmittelbarem Zusammenhang. 
irgendwelche Grenze fließen sie ineinander über. 
Es existiert also in der Eremaca der Westhälfte Australiens eine jenet 
interessanten Stellen der Erde, wo die halophilen Litoral-Formatione! 
direkt in Verbindung mit xerophiler Wüsten-Vegetation gesetzt SI“ 
wo von alters her bis zur Gegenwart steter Austausch ihrer Elemente vor 2 
ging. Das muß man sich gegenwärtig halten, wenn man sich den Sau 
des fernen Binnenlandes nähert und von neuem die Bilder des Strandes erbli 
Oder wenn man fern im Südwesten, ganz im Banne der formenreichen 2 
büsche von Heide und Wäldern, an das Meer hinaustritt und eine en L 
Vegetation vor sich sieht, in der plötzlich etwas von der Fahlheit und Monot 
der Eremaea wieder aufgelebt scheint. 


Ohne 


ß. Formationen des sandigen Strandes, Dünen-Gebüsch®- 
Die Dünen-Gebüsche des Eremaea-Gebietes habe ich nur an der M u 
des Gascoyne River kennen gelernt. Der Küstenstreif dort steht } „heinen 
der Südwest-Provinz noch ziemlich nahe. Auch in ihrer Vegetation 
seine Dünen durchaus als Fortsetzung des Gestades, wie man €S südlic 


5. Kapitel. Formationen. 293 


des Murchison River kennt. Doch diese Gleichartigkeit rührt hauptsächlich 
her von den kolonisatorischen Erfolgen des Eremaea-Elementes im Südwesten. 
Umgekehrte Vorstöße haben viel seltener stattgefunden; doch es.ist nicht un- 
wichtig, daß sie sich überhaupt nachweisen lassen. Scholtzia leptantha (Mytt.) 
ist dafür ein Beispiel. An der Sharks Bay, wo sie so häufig und charakteristisch 
in dichten Büschen den Diünen-Sand belebt, gehört sie zweifellos zu den süd- 
lichen Elementen. Acanthocarpus Preissii (Lil.) zählt in die selbe Kategorie. 
Und so unbedeutend diese südwestliche Beisteuer der Menge nach sein mag: 
sie ist in der Dünen-Formation doch stärker, als in irgend einer andern Vege- 
tations-Klasse der Eremaea. 

Das äußere Bild der Dünen nahe des Gascoyne-Ausflusses ist reich an Kon- 
trasten mannigfaltiger Art. Glänzend silbergraue Flecken verraten von weitem 
schon Atriplex isatidea (Chenopod.). Es ist eine der schönsten und stattlichsten 
Arten der Gattung; man kann Exemplare von 4 m Stammes-Höhe messen. 
Ganz bescheiden sieht A. semibaccata neben ihrer stolzen Schwester aus. Beide 
wurzeln tief in dem lockeren Sande, der an andern Stellen von Gramineen fest- 
gehalten und zu kleinen Hügeln aufgehäuft ist: imposante Gruppen von Spinifexr 
Iongifolius (Gram.) fallen am ersten auf ; erst bei näherer Betrachtung gewahrt 
man, wie häufig auch Pollinia fulva (Gram.) auf der Düne wächst. Tief ein- 
gegraben in den Sand und breit ausgewachsen in sparriger Verzweigung dehnt 
Sich Corynotheca lateriflora (Lil.) über weite Flächen, die frei bleiben zwischen 
dem hochwüchsigen Gebüsch. 

Am häufigsten von den Sträuchern ist Acacia leucosperma. Mit ihrem leb- 
haften Grün steht sie in ansprechendem Gegensatz zu dem matten Grau, das 
“onst die Formation beherrscht. Schon eine andere häufige Acacia (A. siereo- 
Phylla) hat ein fahles graues Kolorit am Laube. Die meisten übrigen Büsche 
sind kugelig gewölbt; der Wind läßt nur langsam ihre Oberfläche größer werden. 

nmerhin noch ı . m Höhe erreicht die stattliche Pityrodia cuneata (Verben.), 
die schon GAUDICHAUD an diesen Gestaden sammelte. Von ihrem Stamme 
sehen zahlreiche Äste ab, die wiederum reichlich ausgezweigt sind: so entwirrt 
sich ‚das äußerlich einfach gerundete Gebilde als eine kompliziert gegliederte 
„ ehitektur von Zweigen und Sprossen. In grauweißes Gewand gehüllt sind 
we eechfall Streng gerundeten Büsche des Solanum orbiculatum (Solan.). 
” un (Malvac.) sind nicht selten; meistens tragen auch sie graue oder 
„ _ gefärbte Haar-Bedeckung. Typen, die der Succulenten-Form sich 
bioiden Sind durch Gyrostemon-Bäumchen (Phytolacc.) und durch den ‚euphor- 
| ach Er pobolus Joveolatus (Santal.) vertreten; beides Gewächse, die u 
Er sel südwestlichen Düne nicht ganz fehlen (S. 209). er .. 
en 5 nz also beherrschen die Oekologie und Physiognomie der Gehölze, 
„_PPweise die Düne bevölkern. i 

> "s licht zerstreuten Strauchgruppen bilden, wie in allen Trocken-Gebieten, 
| um den sich ein Mikrokosmos pflanzlichen Lebens sammelt. Kletter- 
Westen „ürchziehen sein Geäst zwar weniger reich und abwechselnd als im Süd- 

L) 


ind jedoch immerhin ganz bezeichnend. Zygophylium fruticulosum ist 


294 Vierter Teil. 


wohl die wichtigste davon; ihr fleischiges Laub erglänzt in saftigem Grün. Im leicht 
beschatteten Grunde wurzeln hochwüchsige Stauden, z. B. Lepidium linifolium 
(Crucif.), Brackycome latisguamen (Compos.). Schlank steigen sie in dem Ge- 
büsch empor; an seinem Astwerk finden ihre schlaffen Glieder Halt; zart und 
wenig widerstandsfähig, nur für die Zeit nach den Regen geschaffen, nutzt ihr 
Laub die kurze Spanne seines Daseins aus. Viel kräftiger gefügt und unge- 
bundener in seinem Auftreten zeigt sich Trickodesina seylanicum (Borrag.). Mit 
großen blauen Blüten gibt es hier dem Dünenflore einen Schmuck, den man 
jenseits des Murchison River entbehren muß. 

Binnenwärts findet die Dünen-Vegetation auf sandigen Hügelrücken noch 
weit hinein ihre Fortsetzung. Es bleibt ein ähnlich zusammengesetztes Gebüsch: 
ziemlich dichte Gruppen, doch stets getrennt durch kahle Lücken, wo der Sand 
frei zutage liegt. Einigen Wandel erleidet der krautige Zusatz: die höheren 
Stauden vermindern sich, die niedrigen Annuellen werden viel zahlreicher an 
Formen und Gestalten. Trichinium (Amar.), Senecio Gregorti (Compos.), mehrere 
Immortellen des Inneren (Schoenia, Waitsia, Podotheca) und zwergige Angiantheen 
(Compos.) sind unter dem Gebüsch auf dem Boden verstreut, so lange die 
Durchfeuchtung der Regenzeit währt. An gut beschatteten Stellen wachsen sie 
gesellig zusammen, dicht wie in kleinen Beeten, und lassen streckenweise nichts 
mehr vom Erdboden sehen. 


b. Wald-Formationen. 
a. Eucalyptus-Wälder der Eremaea. 
Taf. XXVI, XXVII, XXIX. 

Die Tracht des eremaeischen Eucalyptus-Waldes bleibt sich in der ganzen 
weiten Erstreckung seines Areales ähnlich. Aus dem verworrenen Gebüsch 
vielförmiger Sträucher ragen die Eucalypten empor, meist mit glatten oft glänzen 
den Stämmen. Stets ist der Umriß der Krone schirmförmig (vgl. S. 264). De 
schmalen Blätter sind beinahe bräunlich grün. Die kärglichen Wipfel fimmern 
hoch oben in der sonnendurchglühten Luft, ihr Schatten erreicht den Boden 
nicht. Mit fremdartigem Reize wirken sie auf den Beschauer, in der Hitze des 
Mittags sowohl wie beim Grauen des Tages, das eben ihre Formen aus aa 
Dunkelheit herauszuheben beginnt, oder vor Sonnenaufgang, wenn sich ihre 
phantastischen Silhouetten auf dem harten Hintergrund des gelben Morgen- 
himmels abzeichnen. 

Außerlich gleichen sich fast alle die Arten, welche in diesen Gebieten = 
Rolle spielen. Die wichtigsten sind wohl Eucalyptus salmonophloia, E salı we 
E. celastroides und eine hochwüchsige Form des Kreises von E. oleosa, die VOP 
F. v. MÜLLER als Z, longicornis bezeichnet worden ist. Eucalyptus salmone} er 
ist an dem eigentümlich rötlichen Schimmer ihres Stammes und dem gar 
den Laube erkennbar; ihre verkehrt-kegelige Krone hat einen schlanken Um“ 
Wenn Zucalyptus longicornis neben ihr wächst, so kann man sich überzeug@ 
daß bei dieser die Krone mehr in die Breite geht, und daß ihre Blätter au 
im Alter noch einen blaugrünen Ton behalten. 


Taf. XXVIIL, zu S, 295. 


Diels, Pflanzenwelt von West -Australien. 
BI SIARRen 2 SEE N EERREEIERERERANPETEEREEEREIEN 


der Eremaea. 
(Santal.); das übrige Gebüsch Acacia und Melaleuca. 


Eucalyptus-Wald 
Encalyptus celastroides Turcz. — Zwei kleine Bäume links vorn Ausanus spicatus R. Br. 
Cross. — E. Pritzel phot. Mai 1901. 


istr. Coolgardie, Southern 


5. Kapitel. Formationen. 295 


Diese wohl 15—20 m erreichenden höchsten Bäume des Bestandes stehen 
ungemein licht. Darunter liegt der Erdboden, ein roter Lehm, oft mit Steinen 
gemengt, zuweilen entblößt und vegetationsleer über größere Strecken. Häufiger 
aber wird der Zwischenraum zwischen den Stämmen von Unterholz eingenommen, 
das bald gleichfalls locker gefügt ist, bald sich dichter und dichter zusammen- 
drängt, bis endlich unwegsame Dickichte zustande kommen. Die Höhe dieses 
Unterholzes wechselt. Schon deswegen, weil der Nachwuchs der Eucalypten 
einen ansehnlichen Bestandteil davon ausmacht. Es ist schwer, in die Menge 
dieser niedrigen Zucalyptus einen sachlichen Einblick zu gewinnen. Sobald sie 
das vielleicht eigenartige Primär-Stadium überschritten haben, gleichen sie ein- 
ander oft täuschend. Dazu gesellen sich Arten von dauernd niedriger Statur 
bei, denen sie ebenfalls zum Verwechseln ähnlich sind. Eucalyptus gracılis, 
E. uncinata, E. erythronema können als die meist-verbreiteten Formen dieser 
Kategorie betrachtet werden: sämtlich mit dünnem Stamm, gut gegliedertem 
Wipfel biegsamer Äste, glänzenden dicklichen Blättern. 

Den Eucalyptus-Bäumen niederer Ordnung kommen in der Regel Formen 
von Casuarina an Größe gleich. Auch sie besitzen die eigentümlich obkonische 
Figur, welche das Erkennungsmal der Formation ausmacht. 

Alles, was außerdem vorhanden ist, erhebt sich kaum über die Höhe von 
2—3 m und bewahrt im allgemeinen die Statur eines Strauches. Die wich- 
ügsten Elemente dieser Gebüsche entstammen den Gattungen Acacia, Fusanus 
Santal.), Dodonaca (Sapind.), Melaleuca (Myrt.) und Eremophila (Myopor.), auch 
. buxifolia (Apocyn.) und Exocarpus aphylla (Santal.) sind ungemein ver- 

eitet, 


In der Gestaltung dieser Sträucher bemerkt man beträchtliche Mannig- 
fltigkeit. Eine Wiederholung des bei den Bäumen wirksamen Aufbaues bringen 
die besenartig verzweigten Sträucher von Melaleuca (z. B. M. pauperiflora), von 
Acacia, Casuarina, vieler Eremophila und, in kleinem Maßstab, von Olearia 
arillaris (Compos.), Westringia rigida (Labiat.) u. a. Bei allen zeigt der Umriß 
Eine verkehrte Kegelform etwas verbreitert; bei allen ist die Verästelung un- 
gemein reich; die Zweige und Zweiglein bis zu den letzten Endigungen stehen 

wärts gerichtet. Auch die meist kleinen oder schmal-linealischen Blüten sind 
swöhnlich vertikal eingestellt. Insgesamt also offenbart sich eine allseitige 
a” vollständige Durchführung des Prinzips der Zucalyptus-Belaubung, das uns 
wage BRown so geläufig ist. Sie führt zu den überraschendsten Konver- 

n, 


u hern. Nach Laub-Ausdehnung wären ihr /usan a 
zug (Santal., Fig. 67) anzuschließen, beides wichtige Elemente 
es. 283). Die häufigere Art ist F. acuminatus: sein en 

Laubwerk begegnet auf Schritt und Tritt in diesen ee air 

x Peatus hat durch rücksichtslose Nachstellung sehr gelitten wi r isch 
"anchen Gegenden jetzt schon zu den Seltenheiten. Er steht oekolog 


296 Vierter Teil. 


dem F. acuminatus etwa gleich, bildet aber viel häufiger einen aufrechten Haupt- 
Stamm. 

Endlich äußert sich bei mehreren Sträuchern die Xeromorphose in einer 
ausgiebigen Sklerotisierung aller Teile. Es sind unnahbare Gewächse 
mit starr gerichteten, harten Zweigen. Zweifellos ist Zrocarpus aphylla (Santal., 
s. S. 283, Fig. 68) der am meisten bezeichnende und weitest verbreitete Typus 
dieser Lebensform. Das unförmliche Astwerk dieses laublosen Busches mit 
seinen gedämpft gelbgrünen Achsen fehlt selten dem Unterholz. Oekologisch 
verwandt ist die starre 7empletonia egena (Legum.). Auch gewisse Formen 
der Acacia genistoides (Legum.) befolgen ähnlichen Plan, nur daß sie mit ver- 
dornenden Phyllodien besetzt sind. Seltener erscheinen die skleromreichen 
spinescenten Büsche gewisser Proteaceen im Unterholz: Hakea Preissii und 
Grevillea Huegelii besitzen davon die weiteste Verbreitung. 

In allen Beständen, wo das Gebüsch nur locker gefügt ist — und das scheint 
der häufigste Fall zu sein —, tritt vielfach der rote Lehmboden freier zutage. 
Dort sammeln sich die Wasser eines heftigen Regenfalles und bleiben oft tage- 
lang stehen; dann durchfeuchten sie das Erdreich und erwecken die Samen 
annueller Gewächse. So erwächst dann ein Regenflor, um in günstiger Zeit 
des Jahres die Lücken des Bestandes zu füllen. Oft sind es Gramineen (Stfa- 
Arten, namentlich Stpa pycnostachya und elegantissima), die dann Bedeutung 
gewinnen (s. S. 277). Doch ist das Gras ziemlich vergänglich; nur die Winter- 
Regen bringen es hervor, und die steigende Wärme treibt es bald zur Reife. 
Schon im November liegen die Rasen wieder gelb und vertrocknet. Aber man 
sieht überall, wo an leichten Böschungen der Süd-Wind freieren Zutritt hatte, 
die Grasnarbe besser geschlossen. 

An andern Plätzen vermißt man Gräser beinahe ganz, und alles ist von 
Compositen eingenommen. Diese Compositen des Eremaea-Waldes schließen 
sich durchaus den S. 224 geschilderten Immortellen an. Aber ihre vegetative 
Ausstattung ist noch dürftiger. Waitsia acuminata kommt in verarmten Formen 
vor. Auf dem Boden breitet Helipterum Fitzgibbonii seine Äste in runden Rasen 
aus und drückt sie fest an die Erde. Manche Arten bestehen fast nur aus rn 
vielverzweigten Gerüst der Stengel und einer Fülle strohumhüllter Blütenköpfe. 
Ein Muster dieser anspruchslosen Formen ist z. B. Helipterum tenellum 
Turcz., das in Yilgarn weite Strecken des Bodens mit schimmernd ge ” 


Teppich deckt oder goldfarbene Bänder zwischen das fahle Gebüsch 2 ar 
ig du 


periodische Überschwemmung regelmäßiger empfangen kann, flec 
größere Mengen der Chloride. Am Rande solcher Salz-Depressionen Endet 
Zygophyllum (Zygophyli.) zu erscheinen. Trichinium obovatum (Amar.) den, 
sich ein. Eine sonderbar weiße gefleckte Flechte nistet auf dem kahlen Bi her 
auch Angiantheen (Compos.) bilden angedrückte Rasen, aber charakterists@” 
als alle sind die Chenopodiaceen-Succulenten aus der Gattung Atripier. 


5. Kapitel. Formationen. 


ist Atröplex Drummondii der einzige Busch, der die vegetationsfeindliche Fläche 
noch besetzt hält. 


Auch sonst gibt es Areale, 


ne A 
| Fa 4—C eine Charakterpflanze der Eremaea, Trichinium exaltatum (Nees) Benth.: 


2 Bractee. C Blüte ausgebreitet. — D, Z Trichinium siphonandrum Diels: D Blüte 
ausgebreitet. Z Bractee, (Nach DIELS und PRITZEL). 


len Se Chenopodiaceen im Unterwuchse der Formation von steigender Be- 

de ütung werden. Zwischen den licht gestellten starren Büschen von Dodomaea 

RER Eremophila (Myopor.) oder Melaleuca (Myrt.) breiten sich dicht am 
M die Rasen von 


; Kochia (K. villosa, K. amoena), kleinen Atriplex oder za 
= Chenopod.) aus, oft eine ganze Anzahl von Spezies neben einander, 


wo ohne nachweisbare Chlorid- Anreicherung 


x 


298 Vierter Teil. 


einige von silbergrauem Indument bedeckt, andere in licht saftgrünem Gewande. 
Keine davon aber ist so bedeutsam wie die oben schon genannte Atripler 
Drummondii, deren laubreiche Zweige aufgerichtet sind. Sie tritt oft herden- 
weise in den lichten Waldungen auf und bereichert das Landschafts-Gemälde 
mit einem fremdartig empfundenen Farbenton. Ich habe Strecken gesehen, wo 
der reiche Unterwuchs jener Chenopodiaceen und der beinahe ebenso blau- 
weiß bereiften Jugendformen der Eucalypten die einzige Dekoration des Wald- 
grundes ausmachten. Der Eindruck solcher Szenerie ist schwer zu schildern. 
Südlich von Lake Cowan z. B. bedeckt ein derartiger Zucalyptus-Wald das 
rauhe Gelände. Die silbernen Atriplex und Kochien, die schimmernd grau- 
weißen Stämme zweier Eucalypten, das lichte Blaugrün des Z. salubris an feinen 
roten Zweiglein, das lebhafte massige Grün des E. salmonophloia, von der Sonne 
bestrahlt, vor dem dunklen Hintergrund ferner Wälder, geben Lichter und Re- 
flexe, wie sie keine andere Vegetation der Erde wiederholt. 

Eine eigentümliche Erscheinung in den Waldungen der südwestlichen Eremaea 
ist der Floren-Wandel an den Stellen, wo die Granit-Unterlage in Form 
flacher Felsplatten aus den Boden heraustritt. Dort pflegt das Regenwasser, 
das vom glatten Gestein abläuft, sich zu sammeln und den Boden reichlicher zu 
tränken. Er erleidet Modifikationen, wie schon die Färbung verrät: er ist nicht 
mehr rotbraun, wie sonst überall ringsum, sondern blaß-gelblich, wohl mehr 
ausgelaugt. Schon SPENCER-MOORE hat die — übrigens nicht zu übersehende — 
Eigenart der Flora um diese »Gnamma«-Felsen herum hervorgehoben. Er teilt 


in Journ. Linn. Soc. XXXIV, 260 eine ansehnliche Liste von Spezies mit, die 


er ausschließlich an solchen Stellen beobachtet hat. Ich will die Aufzählung 
hier wiedergeben, da meine eigenen Erfahrungen manches bestätigen. Volle 
Verantwortung für das Ganze kann ich freilich nicht übernehmen. 


Nothochlaena distans (Polypod.) | Grevillea nematophylla (Prot.) Solanum lasiophyllum (Sol.) : 
Pleurosorus rutifolius (Polypod.) akea s o Eremophila granilica (Myopor.) 
Scirpus cartilagineus (Cyp.) Drosera macrantha (Droser.) — alternifolia (Myopor} 
Centrolepis mutica (Centrolep.) | Oxylobium graniticum (Leg.) Goodenia hederacea (Good.) er 
Juneus bufonius (Junc.) Mirbelia microphylloides (Leg.) | Dampiera lavandulacea (G00% 
Borya nitida (Lil.) Stackhousia-Arten (Stackhous.) | /sotoma petraea (Campan.) 
Pterostylis Pyramidalis (Orch.) | Cryptändra petraca (Rhamn.) Helichrysum semäpapposunm 
Thelymitra longifolia (Orch.) Keraudrenia integrifolia (Sterc.) er; m 
— antennifera (Orch.) Kunzea sericea (Myrt.) Helipterum Manglesit (Comp? 
Parietaria debilis (Urtie.) Prostanthera Baxteri (Lab.) Podolepis pallida (Compos.) 


Bei der Diskussion dieser Liste entgeht SPENCER MooRE nicht der Gedanke 
die Anwesenheit von Farnen, Cyperaceen, Parietaria (Urtic.), der Orekikite 
der Drosera wohl durch die besser gesicherte Feuchtigkeits-Zufuhr an e ; 
Lokalitäten zu erklären. Für andere Arten der Liste aber genügt Ihe 
nicht, und darin muß ich ihm anstandslos zustimmen. Er kommt zu 
gebnis, daß hier edaphische Einflüsse eingreifen, und zwar wohl chem dich 
Natur. SPENCER MOORE erwähnt nicht, daß durch seine Liste ein deu wir 
südwestlicher Zug hindurchgeht. Das ist aber von Bedeutung. Den# 


5. Kapitel. Formationen, 299 


gewinnen daraus die Anschauung, daß das Phänomen der Gnamma-Fels-Pflanzen 
nur ein Spezialfall des edaphischen Dualismus der gesamten Eremaea-Vegetation 
vorstellt. 

Das bestätigt sich an allen Stellen, wo der Sandgehalt des Bodens zu- 
nimmt. Da pflegt stets die Vegetation durch Aufnahme neuer Elemente reicher 
zu werden. Und gegen die Grenzen der Südwest-Provinz hin ist es gerade 
an solchen Stellen, wo die ersten Vorboten des Südwestens sich einfinden. 
Geht man z. B. von den eremaeischen Höhen des Ravensthorpe Range süd- 
wärts zur Küste, so trifft man eine derartige Zone des Überganges. Mehrere 
niedrige Zucalypten, Dodonaea concinna (Sapind.) und andere. Typen der 
Eremaea wachsen dort vereint mit Melaleuca glaberrima (Myrt.), Oxylobium re- 
tculatum (Leg.), Grevillea patentiloba (Prot.), Logamia stenophylia (Logan.), Petro- 
Phala fastigiata (Prot.), sämtlich stark xeromorphen Gewächsen südwestlichen 
Charakters. Ähnlich wie an dieser Stelle vollzieht sich vielerorts der Ausgleich, 
wo immer die beiden Provinzen durch edaphische Verhältnisse in Verbindung 
gebracht werden. 

ß. Savannen-Wald. 
Taf. XXIX, XXX, XXXL 

Am Saume der Eremaea, vielfach übergreifend in die Südwest-Provinz, ent- 
wickelt sich der Savannen-Wald, ein acacienreicher Mischwald. Es ist 
eine vielseitig interessante Formation. Besonders aber verdient sie Beachtung 
als Seitenstück zu den ostaustralischen Savannen-Wäldern. Denn ihre wesent- 
lichen Ingredientien sind: niedrige Bäume aus den Gattungen Zucalypius und 
namentlich Acacza, und Unterwuchs von Gras und Krautwuchs. An strauchigem 
Unterholz herrscht Mangel. 

n kann also den acacienreichen Mischwald geradezu als den westaustra- 
lischen Savannen-Wald bezeichnen. Um so mehr, als auch die edaphische 
Bedingtheit und der jahreszeitliche Zyklus der Vegetations-Tätigkeit bei beiden 
übereinstimmt. 

Im Vergleich zur Ausdehnung des Savannen-Waldes in Ost-Australien ist 
die räumliche Entwickelung des Savannen-Mischwaldes in West-Australien ge- 
fing. Die Regenzone von etwa 5o cm ist sein Haupt-Revier, und aus ger 
graphischen Gründen wäre man geneigt, ihn der Südwest-Provinz einzuverleiben, 
Wenn sein floristisches Wesen nicht so vorwiegend eremaeisch wäre. 
sind zwei Vertreter aus den beiden wichtigsten Gattungen Australiens, 
Welche in dieser Formation die beherrschenden Figuren bilden: Zucalyptus loxo- 
Phleba und Acacia acuminata. Eucalyptus loxophleba (5. 264) ist im Süden häufiger 
als im Norden, wo er nach und nach seine bezeichnende Form einbüßt. Er 
folgt äußerlich durchaus dem Typus der Eremaea-Eucalypten: sein dunkelgrün 
Sänzendes Laub drängt sich am Ende der Zweige zusammen. Der meist von 
aus verästelte Baum gewinnt dadurch eine Artvon Schirmkrone (Taf. er 
W Cacıa acuminata (S. 267) fällt durch trichterförmigen Umriß - 
'piels auf (Taf. XXXI). Er besteht aus einem erstaunlich reichem Ast-Gewirr, 
aber nur am Gipfel dünn belaubt ist. Die jungen Laub-Sproße sind seidig 


D 


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Taf. XXIX, zu S.29 
Diels, Pflanzenwelt von West -Australien. y > 


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Eucalyptus-Bestand von eremaeischem Savannen- Charakter. 


Eucalyptus loxophleba B ri — Im Zentrum ein stattliches opz von er racemosa Nees. 
Vordergrunde reichlie Pe mollis R. Br. min 
Distr, Beni atheroo. — E. 1 phot. ee ge 1008. 


Taf. XXX, x 
Diels, Pilanzenwolt von West -Australien. Vaf y zu 


Savannen-Wald 


von Eucalyptus loxophleba Benth. (links und Mitte) und Acacia acuminata Benth. (rechts und Hintergrund, die niedrigeren Bäume). 
Distr. Avon, Meenaar. — E. Pritzel phot. November 1901. 


300 Vierter Teil. 


behaart und geben in der ersten Hälfte der Regenzeit, wenn sie sich entfalten, 
der ganzen Szenerie etwas helles, man möchte fast sagen, zartes (S. 201). Später 
hängen die schmalen, dunkelgrün glänzenden Phyllodien meist herab, sie er- 
innern in ihrem Umriß täuschend an Zucalyptus-Laub; nur jene seidige Be- 
haarung in ihrer Jugend verrät bei näherer Betrachtung, daß wir es nicht mit 
einem Zucalyptus za tun haben. 

In den meisten Gegenden treten neben dieser wichtigsten Acacia andere 
Arten der selben Gattung hervor. Für die südlichen Gebietsteile ist davon eine 
der. bedeutsamsten Acacia microbotrya. Sie unterscheidet sich von A. acuminala 
schon durch das blassere, mehr blaugrüne Laub. Ihre Blüten erscheinen ganz 
am Beginn der Regenzeit und. erfüllen die Luft mit zartem Wohlgeruche; sie 
erschließen sich in großer Fülle während der ersten Wochen der Regenzeit, 
sodaß der kleine Baum zu einer Zierde der neu erwachten Landschaft wird. 
Ferner gibt es Spezies aus der ungemein formenreichen und wandelfähigen 
Gruppe der Acacia rostellifera, welche sich in manchen Gegenden mit A. acu- 
minata zu lichten parkartigen Beständen vereinigen. Man erkennt sie leicht an 
ihrem großen Laube, daß bei jugendlichen Individuen ganz ungewöhnliche 
Dimensionen erreicht. In den trockneren Abschnitten, unweit der Übergangs- 
Zone zwischen Südwest-Provinz und Binnenland, kommen noch andere Formen 
vor: wie z. B. Acacia genistoides, eine breit und starr verzweigte Art. 

Dort gewinnen auch einige stark xeromorphe Hakea baumartige Dimensionen 
(H. Preissii, H. recurva): das sind sehr bizarre Gestalten, mit steif aufgerichteten 
Ästen und starr abstehenden drehrunden Blättern, die vorn in eine furchtbar 
stechende Spitze ausgehen. 

Der strauchige Unterwuchs der Formation ist sehr dürftig. Darin liegt 
vielleicht der schwerwiegendste Unterschied von den echt südwestlichen Be- 
ständen. Man sieht in den westlichen Randzonen noch Acacia pulchella; oder 
Acacia Meissneri,; ferner einige Proteaceen von ausgeprägtem Xerophytismus 
(Hakea bipinnatifida), ferner wohl Pimelea argentea (Thym.) und, im Norden, 
reichlich Pimelea microcephala (Thymel.), die in der Trockenzeit ihr Laub abwirft. 

Von großer Wichtigkeit dagegen ist der Unterwuchs der Stauden und 
Kräuter. In der Regenzeit färben sie den ganzen Boden -mit freundlichem 


Annuellen mit ihren Rosetten, welche oft wie gesäet bei einander stehen. 
Moose (Funaria gracilis, Ceratodon purpureus) werden bedeutungsvoll. 
Unter den Stauden pflegt die Gattung Conostylis (Amaryll., Fig. 28) in 8° 
wissen Arten (z. B. C. frolifera) vertreten zu sein: sie ist interessant als ein 
zweifellos südwestlicher Bestandteil der Formation. Ausgiebige Prolifikation 
gibt ihr die Fähigkeit in kurzer Zeit größere Flächen mit grasartigem " 
zu überziehen. Ein Charakter-Gewächs der Formation ist auch Xerotes fs 
(Lil), deren reiche weißblütige Infloreszenzen in größerer Zahl dem Rhizom® 


Knollen-Gewächse vertreten. Einige Orchideen fehlen selten: besond ” 
hübsche Caladenia deformis scheint speziell in diesen lehmigen Beständen 


Diels, Pflanzenwelt von West -Australien 


Taf. XXXI zu S.3c00, 


Savannenartiger Acacien-Bestand auf Lehm zur Trockenzeit. 
Acacia acuminata Benth., erwachsene und junge Exemplare, 
Distr. Avon, Newcastle. — E. Pritzel phot. Februar 1901. 


5. Kapitel. Formationen. 301 


Hause zu sein: mit ihren blauen Blüten sieht sie aus wie Anemonen der Mittel- 
meer-Länder. Kleine Zypoxris (Amaryll.) mit gelben Sternblumen, die weißen 
Blüten von Anguillaria oder Wurmbea (Lil.), die eigentümlichen Trrdonanthes- 
Arten sind in der ersten Hälfte der Vegetations-Periode nicht selten. Auch die 
aus Knollen sich verjüngenden Drosera erscheinen in gewissen Formen, welche 
für die Formation spezifisch sind: ganz früh, bald nach den ersten Regen, die 
niedrige D. dulbosa; später aber D. macrophylla, die im Kreise ihrer Ver- 
wandten weitaus die schönste und stattlichste ist (vgl. S. 161, Fig. 34 7). 

Je weiter die für die Entfaltung der Vegetation günstige Jahreszeit fort- 
schreitet, um so mehr geht die Bedeutung der Stauden für die Physiognomie 
zurück. Von Tag zu Tag verschiebt sich das Verhältnis der Teilhaber zu- 
gunsten der Annuellen. Anfangs kommen die einzelnen Arten nicht zur 
Geltung: die ganze Gemeinde der ephemeren Gräser und Kräuter wirkt als 
eine Einheit, so lange sie mit ihren Rasen oder den Rosetten des Laubes nur 
das gleichmäßige grüne Mosaik am Boden bilden. Nach und nach erst treten 
die einzelnen Gestalten faßbarer heraus. 

; Dem Gange der Wärme zufolge schreitet diese Entwickelung von Norden nach 
Süden, Schon im Juli ist das weiche Gras der Formation, z. B. Festuca bro- 
moides, in den nördlichen Landschaften ausgewachsen, die Krautflur bereits 
blumenreich. Rosenrote Farbentöne walten vor durch Helipterum Lawrencella, 
H. Manglesii und Helichrysum roseum (Compos.). Aber auch das eindringliche 
Blau des Zrodium cygnorum (Geran.) ist ungemein häufig, und mit Gelb sind 
bereits wirksam Goodenia-Arten und gesellige Compositen (Myriocephalus gracilis 
aa M. Guerinae). Vegetativ gehören alle diese Spezies zu den zarten, z. 
beinahe schwächlichen Elementen der westaustralischen Flora, ganz wie €S 
überall die Erstlinge der Regenfloren zu sein pflegen. Mitrasacme paradoxa 
Den) oder Stenopetalum pedicellare (Crucif.) mit ihren fast haardünnen, hin- 
Ri schwach beblätterten Stengeln sind vorbildlich für diese rn 2 
Tui autbestand weniger dicht ist und kürzer bleibt, da sieht man stellenweis 
Nglochin nana oder T. eentrocarpa förmliche Rasen bilden. 
H; der zweiten Hälfte der Regenzeit wächst der Krautwuchs beträchtlich an 
öhe. Die Kräuter, die vor Wochen die ersten Blüten brachten, nn 
schon ihre Früchte zu reifen. Sie müssen sich von den höherwüchsigen Ge- 
"ossen, die noch im Zenite ihres Lebens stehen, in den Hintergrund drängen 
las schon sich zu 
der Teppich wird täglich bunter. Namentlich der Flo 
Ompositen gibt prächtige Farben. 


en Hüllen des Cophalipierwin Drummondii, der Podolepis Be are 
fl Nitzia-Arten (W. aurea, W. corymbosa) zur beherrschenden Farbe . zn 
x ‘"0 in ihrem dichten Bestande sich Lücken öffnen, da finden noc er : 
Tgige Annuelle Raum, ihr kärgliches Dasein zu leben. Da trifft man e 
"ne Drosera glanduligera (Droser.), die niedrigen Didiscus (Umbell.), winzig 


Zwe 


kl 


302 Vierter Teil. 


Stylidium oder Levenhookia- Arten (Stylid.), auch die Pygmaen der Gattung 
Helipterum (2.B. Helipterum gracile) und eine Reihe von Angiantheae (Compos.). 
Je später diese sich entwickeln, um so weniger Laub bilden sie, um so mehr 
wird die Assimilation einem reich verzweigten Achsen-Systeme anvertraut. An- 
gianthus strictus oder Podolepis Siemssenia sind gute Beispiele solcher Spätlinge. 

Mitte Oktober ist der vegetative Lebens-Abschnitt des Unterwuchses zum 
Abschluß gekommen. Die Blätter sind vergilbt, auch die Stengel und Halme 
nehmen abgeblasste Töne an. Die Scharen der Immortellen sind geblieben, 
aber aus den bunten papierartigen Hüllen schaut überall der Pappus heraus, 
sodaß auch an den Blüten viele weiße Fäden die einst so satt gefärbten Ge- 
webe durchziehen. 

Am Bowes River z. B., wo ich im November noch die Formation besichtigte, 
hatten im ganzen Unterwuchs fahl gelbe oder graue Töne die Herrschaft ge- 
wonnen. Der steinige Lehmboden war von einem wirren Gemenge von Halmen und 
totem Blattwerk bedeckt. Massenhaft sah man noch die reifen Pflanzen der Waitzia 
corymbosa (Compos.). Die weißlich behaarten Köpfe des 7 richinium Drummondü 
(Amarant.) auf ihren blattlosen Schäften; die grauen Massen des Angianthus strictus 
(Compos.), nicht zuletzt die silberfarbenen, laublosen Bäumchen der Facksonia 
Sternbergiana (Legum.), welche überall an den steinigen Hängen wachsen, gaben 
der Szenerie jene Züge des allgemeinen Vertrocknetseins, die der zur Ruhe gehen- 
den Savanne so eigentümlich sind. Nur Trichinium Manglesü bewahrte mit 
ihren rosenroten Köpfen eine Erinnerung an die lebhaften Farben von früher. 

Einige Wochen später ist auch von diesem letzten Bilde nur wenig noch 
übrig. Der nackte, ziegelhart erstarrte Boden schaut meist unverhüllt hervor: 
das tote Gras und die verdorrten Laubreste hat der Wind verweht und in die 
Weite verstreut. Hier und da steht noch der Stengel einer Strohblume unver 
sehrt mit den letzten Spuren eines Köpfchens an seiner Spitze. Sonst ist nichts 
mehr zu erkennen von dem, was den Boden in der Zeit des Lenzes geschmückt 
hat. Nur eine einzige Art bringt in dieser Zeit ihre Blüten: Calandrinia Leh- 
manni (Portulac., Fig. 33). Ihr Laub lebt in den regenreichen Monaten; dann 
treibt die unterirdische Knolle den Blüten-Schaft; erst viel später öffnen sich 
die Kronen. Mitten in der Trockenzeit, unter glühender Sonne, stehen sie wie 
schimmernde Sterne an dem heißen Boden. \ 

Schlingpflanzen besitzt die Formation nur wenige. Als Epiphyten sind mM 
nur Flechten entgegengetreten; diese aber an gewissen Arten in bedeutender 
Menge. So fand ich in der Gegend des Irwin River die starr spreizenden Aste 
der Acacia genistoides ganz eingehüllt in Bezüge von Usnea barbata Var. asperd 
und Physcia_ chrysophthalma. 

Endlich bedarf die Häufigkeit der Loranthus-Arten an den Be 
dieser Formation der Erwähnung: eine Tatsache, die wiederum ihre Parall i : 
bei gewissen Typen von Savannen-Gehölzen findet. In unserer FormatioR ” 
die Acacia-Arten besonders stark den Angriffen der Parasiten ausgesetzt. 
thus guandang (Taf. XXVII) mit flachen, weißgrau behaarten Blättern WM 
nicht gerade ansehnlichen Blüten, die zur Trockenzeit sich entfalten, komm 


5. Kapitel. Formationen. 303 


besonders im Norden recht häufig zur Beobachtung. Ein weit entgegengesetzter 
Typus der Gattung stellt sich in /. Zinifolius dar, mit drehrunden, lebhaft 
grünen Blättern und grell roten Blüten. Er ist noch häufiger als L. guandang, 
findet sich aber in den selben Gebieten, ja man kann ihn gelegentlich mit 
L. quandang an dem selben Baume hängen sehen. 

Ein systematisch wichtiger Charakter der Formation besteht darin, daß ihr 
Unterwuchs ein vorwiegend panaustralisches Gepräge trägt. Viele 
der gewöhnlichsten Elemente reichen von den Weide-Landschaften Ost-Austra- 
liens zum Westen hinüber, andere schließen sich wenigstens solchen weit ver- 
breiteten verwandtschaftlich an. Die für die annuelle Lebensform günstigen 
Lebensbedingungen sind dafür verantwortlich zu machen. Und sie erklären 
auch die bedeutsame Rolle, welche sich einige Fremdlinge und Kolonisten 
gerade in dieser Formation erobert haben. Wir werden uns an anderer Stelle 
überzeugen, daß für eingeschleppte Arten in West-Australien dem Anschein 
nach nur selten günstige Konstellationen vorhanden gewesen sind. Um so mehr 
tritt die Ausnahme in der Mischwald-Formation hervor. Für eine Reihe ihrer 
gewöhnlichen Erscheinungen bleibt das Indigenat zweifelhaft. Für andere aber 
ist fremder Ursprung ganz sicher. Sie alle entstammen klimatisch ähnlich aus- 
sStatteten Erd-Gebieten, besonders den mediterranen Ländern. Silene gallica, 
\nter den geselligen Gräsern Brisa minor, Koeleria phleoides und besonders 
Avellinia Michelii, dann Parentucellia latifolia (Scroph.), auch ein paar Cotula 
von südafrikanischer Herkunft, zählen zu den bemerkenswerten dieser Ansiedler. 
Sie sind häufig und oft auch gesellig genug, um den Blick auf sich zu lenken. 
Keiner aber kommt an Bedeutung einem Eindringling gleich, der aus dem Kap- 
and kam und heute als »Cape Weed« das bekannteste Unkraut des Landes 
seworden ist: Cryptostemma calendulaceum (Comp.). Diese Pflanze habe ich 

- am Unterlauf des Greenough River auf fruchtbarem Alluvial-Boden in 
enormer Entwickelung gesehen. Die zweite Hälfte der Regenzeit erfreut sich 
dort feuchtwarmer Witterung, die Unkräuter wachsen "dann höher, als irgendwo 
‚Oust in West-Australien. Eine eingeschleppte Avena von beinahe Meter- 


Prägte Annuelle hervorzubringen. i m 

7 € besondere Fazies gewinnt die Savannenwald-Formation i 

er von Wasserrinnen. In ihrem Gebiete fehlt es bereits ganz an 

er Adem Wasser, In der Nähe von periodischen Wasser-A a 

‘& er während der Regenzeit die Bedingungen doch so vorteil ar ar 
Nanzenwelt solcher Stellen eine merkliche Umgestaltung erfährt. 

or allmähliche Abstufung von der Savannenwald-Formation zu einer ganz 
fischen Ufer-Vegetation statt. 


304 Vierter Teil. 


Das erste Anzeichen dieses Wandels äußert sich in der Zunahme von 
Sträuchern. Im Süden sind es im wesentlichen Melaleuca-Arten (M. radıla 
u. a., auch hier und da eine Grevüllea), welche die Nähe der Wasser-Furchen 
verraten. Reicher ausgestattet aber und hervorragend durch eigenartige Pro- 
dukte ist die entsprechende Formation der nördlichsten Landschaften, mit denen 
die Südwest-Provinz den Murchison River berührt. Dort bilden Grevillea-Arten 
(G. brachystachya) mit schlanken Zweigen und schmalen Blättern dichtere Ge- 
büsche. Dodonaca inaequifolia (Sapind:) mit zierlichem Fiederlaub mischt sich 
hinein. Auch einige Typen der echten Eremaea sind hier und da noch be- 
deutungsvoll (Cassia eremophila). Im Astgewirr des Gesträuches schlingen 
graziöse Lianen, die durch ihre systematischen und oekologischen Eigenschaften 
sehr eigenartig in der Flora West-Australiens dastehen: Dioscorea hastifoha 
(Dioscor.), Aphanopetalum occidentale (Cunon.) und Clematieıssus angustissima 
(Vitac.). Alle drei besitzen zweifellos nahe Beziehung zu tropischen Formen- 
kreisen, alle drei sind die einzigen (und monotypischen) Vertreter ihrer Familien 
in West-Australien. Oekologisch folgen sie gemeinsamem Plane: sie werfen ihr 
Laub ab, wenn die Trockenzeit einzieht und erneuern es mit dem Beginn der 
feuchten Jahreshälfte. Es sind die einzigen strauchartigen Pflanzen West- 
Australiens, die einen klimatisch geregelten Laubwechsel besitzen. Und sie 
beschränken sich auf den Nordwest-Teil des Landes, wo die Periodizität des 
Klimas bereits sehr ausgeprägt ist, und wo anderseits die Durchschnitts-Tem- 
peratur auch während der kühlen Zeit sich noch hoch genug hält, um den 
spezifischen Bedürfnissen ihres Vegetations-Betriebes zu genügen. Daß trotz” 
dem für diese Pflanzen die Konstellationen weit entfernt sind, optimal zu sel; 
das geht aus der geringen Entfaltung vegetativer Energie bei ihnen hervor: 5° 
haben schmale Blätter, wie sie Abkömmlinge tropischer Lianen-Kreise nicht 
selten beobachten lassen, wenn sie der Polargrenze ihrer Verbreitungs-Möglich- 
keit nahe kommen, 

Weiter nach der Sohle der Täler und Furchen hin (Taf. XXI) 
beginnen auch im Norden Melaleuca- oder Acacia-Spezies oft dichtere Bestände 
zu bilden. Myoporum acuminatum pflegt vereinzelt dazwischen vorzukommel 
Ganz innen erheben sich Casuarina-Bäume (C. glauca), und die imposanten 
Gestalten von Eucalyptus rostrata, jenem durch ganz Australien verbreiteten 
Ufer-Baum (s. 5.264). Und an den Wasser-Lachen endlich beobachte‘ na 
ein paar Cyperaceen und Marsilia Drummondii, die gleichfalls zu den pal 
australischen Spezies zählt. h 

Manche der Wasserläufe haben sich tiefere Rinnen gegraben und ri 
das Relief der Landschaft auch für die Pfanzen-Besiedelung vielseitiger ST ® 
Einen lehrreichen Aufschluß derart liefert der Talweg des Chapman ro 
wo er nördlich von Champion Bay den Litoralkalk durchschneidet. en 
feuchten Monaten entfaltet sich dort eine schöne Auslese der reichen ae 
jenes Bezirkes. In der Sohle des Flussbettes wurzeln stattliche Exemplare 
Eucalyptus rostrata; an den Hängen hat ein mannigfaches Gebüsch Se 
siedelt. Melalewca radula, M. megacephala und Chamaelaucium UNE 


Diels, Pflanzenwelt von West -Australien. Taf. XXXIL, zu S. 304. 


»Creek«-Vegetation in der Übergangs-Zone zwischen Eremaea und Südwest-Provinz. 
Casuarina glauca Sieb, (links), Zucalyptus rostrata Schlecht. (Zentrum, mit weißem Stamme); 
im Vordergrunde Acacia acuminata Benth,, junges Exemplar (links), Melaleuca viminea Lindl. (rechts). 
Ji rwin, Mingenew. — E, Pritzel phot. Juni 1901 


Taf. XXXIL, zu S. 308. 


Dielia, Pflanzonwelt von Woest-Australlen. 


Mulga-Formation der Eremaea. 
Vegetation vorzüglich Acacia-Arten, Trichinium obovatum Gaud. (Amarantac.). Kochia- Arten (Chenopodiac.). 
Distr. Austin, Cue, — E. Pritzel phot. Juli 1901. 


5. Kapitel. Formationen. 305 


vertreten prächtig die Myrtaceen. Acacia rostellifera (Legum.) ist in kräftigen 
Büschen vorhanden. In ihrem Astwerk schlingt der imposante Marianthus 
(Pittospor.), da und dort ein Büschel seiner roten Blüten aus dem Ge- 
> drängend. Tiefer stehen kleinere Büsche: Diplopeltis (Sapind.), Stylo- 
"Soellen en stattliche Scaevola (Sc. porocarya). An den lichten lehmigen 
ER 2 i sach Se wächst auf der Sonnenseite Gras und üppiger Krautwuchs. 
nn - en. Elemente der Savannenwald-Formation, ihre kleinen 
ie “= ie stattlichen Immortellen. Auf der Schattenseite gegenüber 
Din Gras Ee. beinahe gänzlich. Aber alles was grünt, ist viel frischer. 
en = ar. An schattigen Rampen des Hanges, in den Nischen 
mit En: “ ® fels bergen sich niedliche Orchideen: Caladenia Menziesii 
ihren ofen z re und Gyrtöstylis reniformis, die an 
South Wales a ünnen Blättern so leicht zu erkennen ist und noch fern in New 
BE amt n een Örtlichkeiten gefunden wird. Über den 
stellen ist: gr feines Blattwerk, wie es zarter und zierlicher nicht vorzu- 
Umbeil, en a winzig kleine Hydrocotyle H. pilifera,, H. rugulosa u. a. 
phile A alle > auch wohl Zaloragis nodulosa (Halor.), lauter echt ombro- 
gebund ee der Schatten die Feuchtigkeit erhält, deren der eng- 
ene Zirkel ihres Lebens benötigt. 


c. Strauch-Formationen der Eremaea. 
@. Mulga-Formation des Nordens. 
Eins ar i Taf. Sag 
een Ar 30° gewinnt die Eremaca ein dure 
nee: ENCER MOORE hat die Wichtigkeit dieser 
ria nach Mount Margaret 208. »Sobald man 


haus abweichendes 
Grenze bemerkt, 
die Salzpfanne 
(Journ. Linn. 


Von Eon 
en an nämlich gibt es nur noch ganz wenige 
auf die Wasserfurchen, und an ihre Stelle treten »Mulga« 


gefähr um den 
des 


ar ist es das endgiltige 
en Vegetations-Wandel 


Yerursacht hat. 

wird jetzt die beherrschende G 

bilden . m, alle reich verzweigt, mit sc 

Welche < gedrängtere Gebüsche; meist sin .. 

welche £; RE im weiten Bereiche der Mulga-Zone allgemein VOrHORENIEN, 
A ür kleinere Areale lokale Bedeutung gewinnen, ist bei dem gegenwärtigen 
€ der Erforschung nicht näher anzugeben. Gewöhnlich aber herrschen 

20 


Diel 
s 
» Pflanzenwelt von West-Australien. 


attung. Es sind Sträucher bestenfalls 
hirmförmig gebauter Krone. Selten 
d sie ganz weit und licht gestellt. 


306 Vierter Teil. 


Arten vor, welche mit steif aufgerichteten, nadelförmigen Phyllodien stark xero- 
morph entwickelt sind (Acacıa aneura, A. stereophylla — vgl. 5. 269). 

Neben Acacien treten nun allgemein Cassia-Arten auf. Man sieht sie mit 
ihren lebhaft gelben Blüten je reichlicher, je nördlicher man geht. Cassia stellt 
eine Eremaea-Gattung im strengsten Sinne dar; »das Milieu der Eremaea ist 
sozusagen ihr Element«'). Die xeromorphen Charaktere beschränken sich auf 
Reduktion des Laubes oder auf reiche Behaarung. Die Fieder-Blättchen sind 
zusammengezogen bis zur Nadelform bei C. artemisioides und C. eremophila, 
während bei C. Szurtii ein mehr oder minder starkes Indument das Laub über- 
zieht. Alle diese Arten wie auch C. Chatelainiana sind verbreitete Componenten 
der Mulga-Bestände. 

Daneben gibt es zahlreiche Zremophila-Arten. Ihres schönen Schmuckes 
entbehrt die Formation nirgends. Es ist nicht möglich, sie einheitlich zu 
schildern: so verschieden sind sie in Tracht und Lebensform. Schmalblättrige 
Büsche mit hochroten Blüten (z. B. Z. Youngii) oder breit verzweigte Sträucher 
mit dicht weißfilzigem Laub und hellfarbener Krone (z. B. £. Zeucophylla) sind 
häufige Typen darunter, die in wechselnden Einzelformen immer wiederkehren. 
Ganz einzigartig aber steht Z. Fraseri da, ein Wüsten-Busch mit ziemlich 
breiten reich lackierten Blättern (S. 287), höchst attraktiv zur Fruchtzeit, wenn 
der Kelch sich um die Kapsel zu einer purpurroten, weithin leuchtenden Hülle 
vergrößert hat. 

Mit Acacia, Cassia und Eremophila wären die drei führenden Gattungen 
der Mulga-Formation genannt. Minder allgemein sind natürlich noch manche 
andere darin enthalten. Dodonaca (Sapind.) sieht man in vielen Gegenden ver- 
breitet. Dunkle Gestalten von schmal obkonischem Umriß bezeichnen starre 
Casuarinen. Vereinzelt sind auch noch kleine Eucalyptus eingestreut, ohne 
sich aber irgendwie in der einföormigen Busch-Masse auszuzeichnen. i 

Dagegen muß ein physiognomisch sehr wirksames Element noch angeführt 
werden: Brachychiton Gregorii (Stercul.), der »Currajong«. Es ist ein kleiner 
Baum, der vereinzelt im Gewirr des Buschwerks steht, aber am lebhaften 
Dunkelgrün seiner Laubkrone leicht zu erkennen ist. Die ahornartige Form 
seines Blattes ist in der Eremaca-Formation völlig einzigartig. Überhaupt merkt 
man ihm etwas Fremdes an, wenigstens im südwestlichen Abschnitt der ee 
der uns hier beschäftigt. Er macht ganz den Eindruck eines nicht akklimati- 
sierten Gastes. DRUMMOND berichtet, der Baum werfe das Laub ab; ich ee 
habe nichts über Blattwechsel in Erfahrung bringen können. Dagegen Me 
mir sehr wahrscheinlich geworden, daß südlich jenseits des 30°, also Z. B. ım 
Coolgardie-Distrikt, der Baum nicht mehr zur Blüte kommt. 

Im ganzen erweist sich also zwischen Mulga-Formation und Eucalyptu®“ 
Beständen eine tiefgehende Verschiedenheit der tonangebenden 
Elemente. Im Gegensatz dazu enthält der niedere Wuchs im wesentliche 
gleiche Bestandteile, Was die Mulga etwa auszeichnet, das sind die mehr 


1) PRITZEL in Fragm, Aust, oce, 1, e, 274. 


Diels, Pflanzenwelt von West - Australien. Taf. XXXIV, zu S. 307. 


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Eremaea-Landschaft mit Helipterum splendidum Hemsl. 
Im Hintergrunde Acacien. 
Distr. Austin, Murrin murrin. — Phot. September oder Oktober 1900. 


5. Kapitel. Formationen. 307 


oder minder filzigen Stauden oder Halbsträucher aus den Gattungen 
Sıda (Malv.) und Solanum: so viele Szda-Arten sieht man in den südlichen 
Landschaften nirgends; auch vermißt man dort die großen violetten Blumen 
des Solanumm lasiophyllum, die in der ganzen Mulga-Zone so anziehend sind. 
Aber die seidigen und sukkulenten Kochia (Chenopod.), die auffallenden Ähren 
der Trichinium (Amar.), Gräser und Immortellen, die Annuellen mit radiär ge- 
lagerten Ästen gehören in der Mulga gerade so gut zur Vegetations-Szenerie, 
wie dort im Süden. In der Trockenzeit machen diese offenen lichten Land- 
schaften einen noch eintönigeren, oft noch trostloseren Eindruck als die Euca- 
Iyptus-Wüsten (Taf. XXXIN). Die kleinen Wasserfurchen, durch die Borden von 
Acacia genistoides schon weither sichtbar, liegen ganz trocken, und nur daß 
ier und da eine Annuelle auf dem tonigen Boden grünt, verrät die Vorzüge 
der Örtlichkeit. Sonst ist alles dürr. Gräser und Immortellen sind auf den 
kahlen Flächen nicht mehr zu sehen. Nur wo ein größerer Strauch Schutz 
bot, haben sich ihre Reste erhalten und umgeben ihn mit einem Kranze von 
gelblichem Stroh. 

Die Mulga-Zone ist von allen westaustralischen Formationen am schlechtesten 
mit Niederschlägen bedacht: oder wenigstens, sie sind dort am wenigsten zu- 
Verlässig (s. S. 261). Daher können Jahre vergehen, ohne daß die Vegetation 
Ihr Wüstenhaft kärgliches Aussehen ändert. Wenn aber das Land einmal mit 
ichem Regen gesegnet wird, so verwandelt es sich zauberhaft schnell in 
Dlühende Blumenbeete. So soll es im Jahre 1900 gewesen sein (s. S. 83), als 
dort alles von Leben und Farben strahlte. Es war ein Blüten-Lenz, wie ihn 
üie Natur nur selten in einem Menschenalter heraufführt. Die auf Taf. XXXIV 
Medergegebene Ansicht wurde damals aufgenommen, unweit von Murrin GBuFFIN, 
eg Bezirke von Mount Margaret. Helipterum splendidum bedeckt ganze Flächen 
“ie mit frischem Schnee. Wie gesäet drängt sich Stengel an Stengel, und es 
Scheint kaum Platz gelassen für die schimmernd weißen Blütenköpfe. i 

Wenige Male nur wird in einem Menschenalter eine solche glückliche Zeit 
lebt. Und bei bemessenem Aufenthalt wäre es unmöglich, die Eremaea- 
Vegetation in ihrer potentiellen Vollendung zu erfassen, wenn sich nicht 

vorzugte Gebiete böten, welche regelmäßig die Mulga-Formation ZU - 
“indigerer Entfaltung bringen. In dieser Hinsicht wichtige Aufschlüsse er 

m Unterlauf des Gascoyne River nahe dem Gestade der Sharks-Day-. 
Ä Der Charakter der Mulga-Formation bleibt dort, in gsernge Bars 
„der Küste, noch in jeder Beziehung getreu dem a Ba 
2 haben graugrün gefärbte Busch-Komplexe die Oberhand = = 

Amigen Lande. Starrer Ausanus spicatus, Exocarpus aphy la ee 

unbeweglichen Ästen, Acacia genistoides (Legum.) mit se er filzigen 
"bilden am häufigsten den Kern dieser Gruppen, durchsetzt von nrkiätett 
"chinium obovatum, welches überall zwischen den starren Ästen n aayidie 
Bill ei die Scheitel des Gesträuches erreicht, oder ee fleischiges 
erdier; (Chenopod.) und Azriplex rhagodioides (Chenopo ) ind halophile 
"b die tieferen Zonen der Gebüsche bezeichnet. KERNE ” 


308 Vierter Teil. 


Chenopodiaceen und succulente Zygophyllen (Zygophylil.) keineswegs selten. Es 
gibt Stellen, wo die Kochia polypterygia (Chenop.) weithin die Flächen in un- 
erfreuliches Grau kleidet. Einsamer lebt in knorrigen Formen Zremophila 
maculata (Myopor.); es ist ein niedriger Busch, aber durch das Hochrot seiner 
Blüte nicht unansehnlich. 

Die Füllung zwischen den weit verstreuten Gebüschen ist ungleich verteilt. 
Es gibt nahezu vegetationsleere Flecke. An andern Stellen aber ist der Boden 
dicht bewachsen, und zwar ganz vornehmlich mit zwergigen Compositen der 
annuellen Lebensform. Mehrere Angiantheen (Comp.) sind dort zu Hause, an- 
spruchslose niedrige Kräuter mit aufsteigenden Stengelchen. Ferner Podolepis 
Lessoni, Myriocephalus Morrisonianus, Calocephalus, dann eine der schönsten, 
Cephalipterum Drummondiü in gedrungener Form, füllen oft weite Flächen und 
färben sie weiß oder gelb. Eingestreut in ihrer Gesellschaft trifft man oft ähn- 
lich ausgestattete Annuelle anderer Familien, wie Calandrinia polyandra (Portulac.) 
mit sukkulenten Blättern, oder Leguminosen (Swainsonia, Lotus australis) und 
ephemere Goodeniaceen. 

Ganz nahe der Küste, die der nördlichste Streifen der Winterregen-Region 
in schmalem Saume begleitet, wird die Vegetation rasch viel üppiger. Der 
Landschaft fehlen zwar die hohen Bäume, aber das Gebüsch ist angeordnet 
wie in einem Park. Die isolierten Gruppen bestehen immer aus einer Genossen- 
schaft miehrerer Arten. Die zentrale Figur darunter ist meistens Acacia Veuco- 
sperma, ein 2—3 m hoher Strauch von ausgeprägtem Mulga-Typus. Seltener 
tritt ein kleines Exemplar des Zucalyptus microtheca dafür ein. Fast ebenso 
hoch wie die Acacia und dazwischen gemengt sieht man Cassia Chatelainiana 
(Legum.); das satte Gelb ihrer ansehnlichen Blütensträuße sichert ihr einen 
wichtigen Platz in diesem Vegetationsgemälde. Mitten aus der buschig-ver- 
worrenen Gruppe steigt weiter Abutilon geranioides (Malv.) auf, mit weichem Lau 
an graziös ausgebreiteten Zweigen und mit hängenden blaßgelben Blüten-Glocken. 
Boerhavia repanda (Nyctagin.) tritt oft dazu als halb lianenhaftes Element; und 
Trichinium obovatum (Amar.) ist immer noch vorhanden. Tiefer drängen SI 
wiederum die sukkulenten Formen der Rhagodia (Chenopod.) und ab und zu 
noch eine Atripler rhagodioides in das Gewirr der Stämme und Äste. Auch 
Pimelea microcephala (Thymelacac.) ist eine häufige Erscheinung dort. 

Der Niederwuchs in den Lücken dieser Gruppen ist viel reicher geworden. 
Gräser und weiche Kräuter bilden einen Teppich, oder auch Immortellen, Sie 


stets in Trupps auf dem Plane erscheinen. An geschützten Stellen a 
e 


Ge 


wächsen (Tezragonia diptera) und kleinsten Kräutlein (Ranunculus ‚parviflori® 


5. Kapitel. Formationen. : 309 


angemessen, die guten Tage des Überflusses zu nutzen und dann zu welken 
und tot zu sein. 


$. Busch-Formation auf Sand. 

Sehr verschieden von der Mulga-Formation gestaltet sich die Vegetation 
auf Sandland innerhalb der echten Eremaea. Bis jetzt fehlen zwar noch tiefer 
gehende Erfahrungen über das wirklich Wesentliche dieser psammophilen For- 
mation, aber. der Besuch mehrerer Punkte mit Sand-Vegetation gibt mir die 
Möglichkeit, wenigstens einige Eigentümlichkeiten hervorzuheben. 

In unmittelbarer Nähe von Coolgardie z. B., nach Süden zu, liegt eine 
Gruppe ansehnlicher Sandhügel, deren Bodendecke auf den geologischen Karten 
als »superficial deposits« bezeichnet ist. Ihr Pflanzen-Bestand ist ungemein 
locker, überall wird man großer Flecken des hellen Sandes ansichtig. Im 
Gegensatz zur roten Erde tragen sie keine Bäume, oder wenigstens kein Ge- 
wächs, dessen Stamm höher wäre als 5 m. Selbst die größten Formen lassen 
Sich nur als Sträucher bezeichnen, wenn man nicht da und dort eine Callitris 
robusta als Baum ansprechen will. Die düsteren Pyramiden dieser Conifere 
treten allenthalben hervor; da sie auch an andern gleichartigen Lokalitäten 
sesehen wurden, kann man ihre weite Verbreitung bei entsprechenden Be- 
dingungen als feststehend betrachten. Eine gleichfalls durch Pyramiden- oder 
Kegelwuchs auffallende Art ist Grwvillea excelsa (Proteac.). Sie gehört bei Cool- 
gardie zu den Leitpflanzen des Landes; an andern Orten aber scheint sie durch 
indere Grevillea-Spezies ersetzt zu sein, die noch nicht genauer beschrieben sind. 

Diesen beiden Führern — Callitris und Grevillea — folgt an Höhe eine 
Süattliche Schar strauchartiger Gewächse. Und zwar nehmen sie ab in unmerk- 
icher Abstufung: es ist vielleicht nichts so bezeichnend für die Formation, als 
Üiese lückenlose Aneinanderreihung der vegetativen Dimensionen. 

, Hakea multilineata kommt den vorigen am nächsten. Ihre ganze Architektur 
“ wieder von der senkrechten Linie beherrscht: fast senkrecht stehen ihre 
Zweige, senkrecht ihre starren skleromreichen Blätter, die ziemlich breit sind. 

“Segen folgt Melaleuca uncinata (Myrt.) mit ihren aufgerichteten drehrunden 

e-Blättern einem der eeläufigsten Konstruktions-Typen, und nähert sich Ei 
5 Nartigen Verästelung, die dem typischen Eremaea-Gebüsch so eigen ist. Aue 
„ ophila Faisleyi (Myopor.) verdankt dieser überschwenglichen NINE 

Sraziöse Tracht, Sie gehört zu den anmutigsten Erscheinungen der nat: 

ne nülischen Eremaea, wenn sie in Blüte steht: dann Din sie in ihren 

a arben von ferne einem überladen blühenden Obstbäume en. “ 
Sr Eine Wiederholung des Trichter-Typus in verkleinertem Maßstabe wa 
z va gfachen Variationen läßt sich an den niedrigeren Büschen beoba ee; 
bei er iryptomenoides, Calythrix Birdii und manchen 7 en 
, N dicht beschuppten Rutaceen der Genera Phebalium un as) und 
In Och niedriger bleiben die Büsche von Oryptandra parvifolta | en le 
n. Mihera Grylloana (Lab.); auch dehnt sich ihre Verzweigung Me 

eite 5 5 Be: “ duziertes Laub. 

‚ und ihre ungefüg sparrigen Äste tragen stark re 


310 Vierter Teil. 


Höchst bemerkenswert ist die Beteiligung und die Ausgestaltung der Gra- 
mineen in dieser Formation. Als wichtige Spezies lernte ich Triraphıs rigi- 
dissima (Fig. 64) kennen. Die ungemein fest gebauten Achsen dieser Art 
kriechen horizontal auf der Bodenfläche weiter. Die Verzweigung geschieht 
regelmäßig zentripetal und zwar so, daß die funktionskräftigen Teile, Blätter 
und Blütenhalme, sämtlich in ungefähr gleicher Entfernung vom Mittelpunkt der 
Pflanze gelegen sind. Dabei setzen sich neuere Triebe in sehr spitzem Winkel 
an die Mittelachsen an; das Gefüge des ganzen Aufbaues bleibt dadurch ein 
sehr festes. So entstehen lang ausgestreckte Bänder, die einwärts allmählich 
absterben und vom Sande bedeckt werden, während sie sich außen langsam 
vorschieben. 

Die schattenden Böschungen dieser Graswälle nehmen die empfindlichsten 
Elemente der Formation in ihren Schutz. Dort trifft man gewöhnlich die 
Exemplare von Calytkrir (Myrt.), und namentlich die einzige Restionacee, 
Lepidobolus deserti, scheint solche Deckung nicht entbehren zu können. Diese 
Pflanze ist wohl der äußerste Vorposten ihrer Familie in der Wüste, bei einem 
Klima, das in Südafrika nirgends mehr eine Restionacee duldet. Unter diesen 
Umständen gewinnt es ein besonderes Interesse, zu beobachten, wie in West- 
Australien die abgehärteten Arten des Binnenlandes ihr Dasein einrichten. 

Etwa 125 km nördlich von dem Schauplatz dieser Formation habe ich eine 
sehr ähnlich ausgestaltete Vegetation kennen gelernt. Wesentlich bereichert 
erschien sie nur durch das Hinzutreten des Codonocarpus cotinifolius, jene selt- 
same Phytolaccacee, mit der wir auf S. 270 vertraut wurden. Die Hauptlinien 
ihres Aufbaues erinnern an Grevillea excelsa. 

Weiter stellten sich dort im Norden in überraschender Anzahl Gewächse 
ein, die in ihrer Gesamt-Verbreitung auf Verkehr mit dem inneren Australien 
hindeuten. Filzbedeckte staudenartige ZLachnostachydinae aus den Gattungen 
Lachnostachys, Newcastlia, Hemiphora; ferner Stackhousia megaloptera (Stack- 
hous.), Velleia Daviesii (Good.) u. a. zählen zu den Vertretern dieser Klasse, 
die an Bedeutung die dem Südwesten zuneigende Gruppe zu überflügeln be- 
ginnt. Die echt ericoiden Kleinsträucher verlieren sich mehr und mehr: die 
Spuren des Südwestens werden schwächer und schwächer. 


d. Halophyten-Formation der Salzpfannen. 

Im gesamten abflußlosen Gelände West-Australiens, also durch die ganze 
Eremaea und in der Südwest-Provinz überall jenseits des schmalen Dreiecks etw? 
zwischen Moore River und Cape Riche, da gelangen in den Mulden und De 
pressionen salzhaltige Materialien zur Ablagerung. So weit die regelmäßige" 
Niederschläge der kühlen Jahreszeit reichen, bedecken sich diese Vertiefungen 

ald mit einem einzigen weiten Wasserspiegel, bald mit einer Menge un 
sammenhängender Lachen; jedesmal aber ist das Wasser brackisch. Sie sind 
eingefaßt von düsteren Melaleucen (M. thyoides), Casuarina glauca und andern 
hochgradig laubarmen Büschen. Auf der Fläche selbst tragen meist nur die 
Ränder Vegetation, wo die Salzlösung weniger konzentriert ist und WO er 


5. Kapitel. Formationen. 311 


Boden zeitiger trocken gelegt wird. Er ist licht bestanden von strotzenden 
Salitornia-Arten. Hier und da überzieht auch ein frisch grüner Anflug annueller 
Triglochin-Kräuter (7. mucronata, T. striata) den Zwischenraum, "aber es ist 
eine vergängliche Zier, und wenn die Trockenzeit naht, verfärbt sie sich bald 
zu strohgelb und braun. Und schließlich sind ihre Reste fast unkenntlich und 
verdeckt von glitzernden Salzflimmern. 

Je weiter ostwärts den Binnen-Gebieten zu, je zahlreicher werden die Salz- 
pannen, und je größer. Meist liegen sie trocken oder sind gefüllt von trüge- 
fischem Schlamm, nur die Regengüsse feuchter Jahre füllen sie vorübergehend 
mit stehendem Wasser. In den Eucalyptus-Landschaften der südlichen Eremaea, 
im dunkeln Rahmen der Waldungen und Buschwildnisse, sehen sie aus wie 
eisbedeckte Seen. Im Norden aber, wo Bäume und manchmal gar Sträucher 
ihlen, verbirgt nichts mehr ihre todesstarre Nacktheit. Über weite Flächen 
st das Erdreich völlig leer von Pflanzenwuchs. An andern Stellen ist da und 
dort eine versprengte Salicornia zu sehen oder ein paar andere Succulente der 
Chenopodiaceen. Selten verliert sich ein Grasbüschel in diese Einöden. Und 
Wo man einen entdeckt, wird man stets finden, daß er in einer Höhlung oder 
an den Rippen der Fläche wurzelt, wo Triebsand sich anhäuft und die lebens- 
findlichen Salze nicht so massenhaft sich sammeln können. 


Fünfter Teil. 
Die Flora des extratropischen West-Australiens und ihre Gliederung, 


1. Kapitel. Floristische Gliederung des Gebietes. 


Zur Darlegung der so interessanten floristischen Verhältnisse Südwest- 
Australiens erweisen sich vielfach numerische Belege als unumgänglich notwendig. 
Wenn jedoch deren Wert unter allen Umständen nur ein relativer bleibt, so 
kann es sich bei der noch immer recht unvollkommenen floristischen Er- 
schließung des Gebietes gegenwärtig nur darum handeln, zuverlässige RT 
mente zur anschaulichen Vergleichung der Tatsachen zu gewinnen. Ic 
habe deshalb alle erforderlichen Summen nach meinen Materialien berechnet, 
um mir einheitliche Maße zu verschaffen. Daß allen diesen Ziffern späterhin 
namhafte Änderungen bevorstehen, tut ihrer Brauchbarkeit keinen Eintrag. Denn 
»it is not from a consideration of specific details that such problems as uk 
of the relations of Floras and the origin and distribution of organic forms = 
ever be solved, though we must eventually look to these details for proofs 0 
the solutions we propose«.') : 

Es ist in unserer Darstellung durchgängig die Gliederung des extratropischen 
West-Australiens in die beiden Teile der Eremaea und der Südwest-Provinz aese 
Ausdruck gekommen. Die Grenzen der beiden Gebiete waren von Fe 
VON MÜLLER bereits annähernd festgelegt worden. In mehreren nz @ 
handlungen sprach er von der Bedeutung jener Linie, welche vom Süden i 
Sharks Bay bis zum Westen der Great Bight verlaufend, die beiden DOVUR 
von einander scheidet. ı. das 

Diese Linie fällt ungefähr zusammen mit der Isohyete von 30 cm, die te 
abflußlose Gebiet des Landes von dem zur Küste sich entwässernden Abschni 
sondert. Sie ist als Grenze der Getreide-Kultur auch für die Siedelungs- 6°" 
graphie von Wichtigkeit. Ferner kehrt sie zoogeographisch in genau Buen 
stimmender Bedeutung wieder.”) und 

Es geht daraus hervor, daß die biologische Grenze zwischen a er 
Südwest-Provinz in ihren großen Zügen klimatisch bedingt ist. Doch - gtheit 
nicht verkennen, wie an vielen Punkten anders geartete Einflüße diese Bedin 


t) J. D. HooKER in »Introductory Essaye«. p. III. 


Vgl. z.B. B. H. Woopwarp, Zoogeographical provisional Sketch Map of Wes 


tern Australit. 
2 
In Guide to the Western Australian Museum. Perth 1900. 


. Sumpfige Alluvionen, lichte Gehölze au 


Eucal: 
catyptus. Strauchheiden auf Sand. Senkungen u 


1. Kapitel. Floristische Gliederung des Gebietes. 313 


ee) nn. sie sogar vollkommen aufzuheben imstande sind. Nament- 
en ie omente werden in West-Australien in diesem Sinne wirksam 
an vie ach dazu bei, die Scheidelinie der beiden großen Provinzen 
en und verwischt zu machen. 
aigkeit h als »grobes Mittel« die Linie Sharks Bay--Great Bight in 
ee Eiken rag Ihre Markierung durch F. v. MÜLLER bildete lange 
Tiefer = = die über die floristische Gliederung West-Australiens 
en Nach üdringen fehlte es an allem, was man brauchte. Die geo- 
. or wie sie die Sammler gaben und wie sie in der »Flora 
ee ee sind, waren recht dürftig und boten nichts weiter, als 
NE der En Bei diesem Stande der Vorarbeiten sah ich mich ge- 
ten se ung der Spezies im Gebiete besondere Aufmerksamkeit zu- 
sich be estoweniger sind meine Ermittelungen noch mangelhaft, und 
jene vielfach ne, ee der floristischen Gliederung West-Australiens 
en. ee he e) Übersicht zu geben, die ich zuerst in DIELS 
Me ekeilt habe, a phytogr. Austral. occid.« (Englers Botan. Jahrb. XXXV, 
nn ee West-Australien zerfällt demnach in ach 
olgendermaßen charakterisiert wurden: 


t Distrikte, die 


a. Südwest-Provinz. 


tD Eee 
. (jährliche Regenmenge etwa 50—2 
Flora besetzt. usgedehnte Strauch-Heiden auf Sand. Di 
2. Di a 
en (jährliche Regenmenge etwa 60—25 cM). Mannigfaltige 
Viele E_ estände, teils mit eremaeischer Flora, teils mit südwestlicher Flora. 
gen Hü ungen und Mulden mit Salzboden. Offene Strauchheiden auf kiesi- 
i Be oder auf Sand. 
land En (jährliche Regenmenge etwa 10060 cm). 
aldungen von Zucalyptus yedunca und E£. marginata. 
f Sandland, Strand-Gebüsche. 
e 130—80 cm). Waldungen von 


Sumpfige Alluvionen mit offenen 


o cm). Schöne Strand- 
e Täler von Eremaea- 


Kiesiges Hügel- 
Ferner 


a Warren (jährliche Regenmeng 
Gebüschen. marginata und E. diversicolor. 

ge 80—30 cm). Waldungen von 
Mannigfache Bestände strauchiger 
6. Di nd Mulden mit Salzboden. 
Strikt N str. Eyre (jährliche Regenmenge 6030 cm). Im Charakter dem Di- 
Ä ähnlich, aber durch den systematischen Charakter der Componenten 

en. 


| Stirling (jährliche Regenmen 
s redunca und E. occidentalis. 


 Verschi 


.Di Ds Eremaea-Provinz. 
» Distr. Coolgardie (jährliche Regenmenge 30—15 cm). Sehr lichte Wal- 
Eucalyptus-Bestände. Depressio- 


d 
rphe Strauchheiden. 


Bad = lehmigem Boden. Mannigfaltige 
alzboden. Auf Sandboden xeromo 


314 Fünfter Teil. 


8. Distr. Austin (jährliche Regenmenge 25—ı35 cm). 
erforscht. Auf Lehmboden mannigfache Strauch-Formationen, in denen Acacia- 
Arten sehr bedeutsam sind. Ferner kahle Depressionen mit Salzboden. 


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> x 


Fig. 72. Die floristische Gliederung des extratropischen West-Australiens in acht Bezirke: 


er ng dieses schematischen Fachwerkes sollen im folgenden : 
einzelnen Distrikte etwas näher geschildert werden. 


a. Die Südwest-Provinz. 
1. Der Distrikt Irwin. 
Charakter: Jährliche 
Strand-Gebüsche. 

Täler von Eremaea- 


Regenmenge etwa 50—20 cM. Be 
Ausgedehnte Strauch-Heiden auf Sand. 

Flora besetzt. Zahl der Endemismen groß. . 
Umgrenzung. Die Nord-Grenze des Distriktes Irwin verlegen W . 


Noch unzureichend 


ı. Kapitel. Floristische Gliederung des Gebietes. 315 


die Südseite der Sharks Bay, wie F. v. MÜLLER vorgeschlagen hat, auf Grund 
seiner eigenen Forschungen. In der Liste der Spezies, die er bei Freycinet 
Harbour gefunden hat, ist noch ein hoher Prozentsatz südwestlicher Typen 
enthalten. Dagegen fehlen solche mit wenigen Ausnahmen am Ausflusse des 
Gascoyne River; dort gehört die Flora bereits völlig der Eremaea zu. 

Die Ost-Grenze ist in ihrem Gesamt-Verlaufe noch nicht aufgeklärt. Einen 
guten Aufschluß bietet jedoch der’ zum Murchison-Goldfeld führende Schienen- 
weg, der sich in rein östlicher Richtung von der Küste entfernt. Wo er den 
Greenough River überbrückt, befindet sich ringsum noch weitgedehnte Sand- 
Jndschaft. Eine unabsehbare Strauch-Heide mit typisch südwestlicher Flora 
ist dort entwickelt. Nach Osten wird sie stets ärmer und leerer an Blüten. 
_ Etwa 65 km von der Küste hört Sand und Strauch-Heide auf. Zucalyptus loxo- 

Phleba und Acacien vereinigen sich zu lichten Beständen, der rote Lehmboden tritt 
überall hervor. Die Grenze zwischen Südwest-Provinz und Eremaea ist erreicht. 
Die Süd-Grenze des Irwin-Distriktes läßt sich ebenfalls erst umrißweise 

festlegen: ungefähr dürfte sie sich mit der nördlichen Endigung des Areales 

der baumförmigen Eucalyptus redunca decken. 

Vegetation. 

‚Die Vegetation zeigt im ganzen Distrikt eine scharfe Scheidung na 
Phischer Bedingtheit: auf Lehmboden herrscht eremaeische Facies, 

lich durch selbständige Züge bereichert; auf Sand dagegen setzt sich all- 
stmein südwestliche Ausgestaltung durch. 

Die nördlichsten Teile, die floristisch noch dem 2 

“ichnen sich durch äußerste Sterilität aus. Mächtige bis 60m hohe Dünen 

egen teilweise gänzlich von Vegetation entblößt, nur spärliche Flecken sind 

. graugrünem Buschwerk bedeckt. Schon die französischen Er 

a Archipel von Sharks Bay besuchten, später ALLAN CUNNINGHAM, 
ir die trostlose Szenerie dieser Inseln hervor. 

re st in der Zone des Murchison River gewinnt die Pflanzen 

Mannigfaltigkeit. | 
ud Strande ist dort stellenweise ein Gebüsch entwickelt, das sich nur er 
le =. prechenden Formationen der mehr südlichen Distrikte le FE 
5 s Anksia attenuata und B. Mensiesül spielen darin eine et oe 
sn nge, wie Stirlingia polymorpha (Prot.), Lygima barbata (R r ’ — 
| “milis finden sich im Unterwuchs. Man müßte die Formation chara hal 
| Sn? wenn sie nicht durch gewisse Myrtaceen (Melaleuca megaccphata, 
; kr capitata) etwas individuell gestaltet würde. ch Piitze, wo 
Fr lich fehlt es nicht an reicheren Stellen, und es gibt au E 


ch eda- 
vielfach 


Distrikte Irwin zufallen, 


decke an Kraft 


Biete Unterwuchs, wo Zucalypfus erythroc 
© zu fast baumartig schlanken Gestalten sic 


d n günstige 
> Kon Benständ unserer Betrachtung. Auch nn er er 
on tion reichen Regenfalles und milder Winterwarme as bevorzugt macht. 


316 Fünfter Teil. 


Lichte Sandgehölze mit Banksia prionotes und niedriger Banksia attenuata, 
mit Hakea lissocarpha, Acacia idiomorpha u. a. A., Hibbertia hypericoides u. dgl. 
scheinen im ganzen Bezirk bald landeinwärts zu folgen. Weiterhin schließt 
sich ein Gürtel an, wo man viel Nuyzsia sieht, und wo die markanten Gestalten 
der Macrozamia die Szenerie beherrschen. 

Diese Busch-Zonen sind am Murchison River noch ungemein schmal, aber 
sie werden nach Süden breiter und breiter. "Überall aber legt sich ihnen land- 
einwärts die ausgedehnte Zone an, wo Sand-Heide und Lehmland miteinander 
wechseln. Die Sand-Heide, obwohl über die weitesten Räume ausgedehnt, ist 
von beiden die einförmigere in ihrer oberflächlichen Gestaltung, aber die un- 
endlich viel reichere im Inhalt ihrer Pfanzendecke, die ein trist graugrünes 
Gewand über sie breitet. Das Lehmland scheint äußerlich viel bildungsreicher, 
Bald ist es ein rauhes, welliges Gelände mit viel grobem Felsschutt, bald eine 
glatte Fläche, die der Lenz mit schwellendem Grün überdeckt, und wo Im- 
mortellen-Beete leuchten, wenn die Regenzeit sich zum Abschied rüstet (s. 9. 301). 


N % SQ 


/ 
G 
/3 
Yı 


mit Blüte. 


Dryandra Fraseri R.Rr., eine Charakter-Spezies im Distrikt Irwin: A Zweig “) 
att. C Oberer Teil eines Blütenhüllblatts. D Blütenhülle. (Nach DIELS und Au 


Fig. 73. 

B Deckbl 
Teils hat unverfälschte Eremaea-Flora vom Boden Besitz ergriflen; r 

mischt sie sich mit den Endemismen des Bezirkes, mit eigenartigen Ge 


1. Kapitel. Floristische Gliederung des Gebietes. 317 


mit Aph : si 
PR N : mit Clematicissus und manchen unscheinbaren Gebilden 
ie rein sü R 

stil » in südwestliches Gepräge tragen (Orchidaceae). 

Floristisch 2 : 
wi B n ne des Distriktes sind im vorigen Abschnitte bereits 
wähnen, welche Bi FIEINAEISCHE: WEICH des Lehmlandes. Es bleibt zu er- 
scheinen ee Merkmale den Bezirk vor den übrigen auszu- 
Ssischen en re Hinsicht erscheinen vor allem beachtenswert die 
andern Distrikte: able sie sind in Irwin zahlreicher als in irgend einem 
(Gooden.), vielleicht Re (Cappar.), Aphanopetalum (Cunon.), ‚ Pentaptilon 
sr Geltime ie Stylobastum (Rosac.). Daneben gelangen diejenigen 
een ie sich im Irwin-Distrikt besonders reich an endemischen 
rn (Euphorb.) ra : etwa Commersonia (Stercul.), Geleznowia (Rutac.), Beye- 
ke), , Fra Verticordia, Thryptomene, Scholtsia, Eremaea (Myr- 
Pos.) ac.), Halgania. (Borrag.), Calocephalus, Angianthus (Com- 


Auch i 
istder en en eisen ja man kann sagen ganz allgemein, 
* selbstverständlich nur Se ae endemischen Produkten. Nach meinen 
nittelungen s relatives Maß (s. S. 312) zu betrachtenden — Er- 
te id: das; ni 811 ‚Spezies bekannt, von denen 37% endemisch 
ereicht wird, as ist eine Ziffer, die von keinem andern der acht Bezirke 

Viel 
vor ee Formen-Wandel räumlich gemessen 
rch häuft sich die Menge der auf engste 


in kurzen Abständen 
Räume beschränkten 
Gauen des Distriktes 
die Sandstrauch- 
[min z.B, ot ein wei im Norden von 
Ansammlun ER eiter, sandiger Strich, der geradezu typisch ist für die 
Raum. DRU solcher ausgeprägter — »endemisc 
Rumpfad, > war der Entdecker dieses 
üge Rückenfi a River mit dem Murchison verbindet, 
Vorher auf a as traf er auf eine Menge von Arten, die er nie 

eisen gesehen. Und so nennt er denn immer wieder »the 


Sat Sand-plai 
-pl 
Funde, so re = be north of the Hutt River« als den Standort auserlesener 
cacia latipes, bei Banksia Vic B. Lindleyana, 
ja uberiflora, Phymato- 


bei 


€ der ; 
De der Provinz den ganzen Reiz der südwestlichen Flora zu- 
 Rach dem E. scheint. Sonderbarer Weise verschwinden diese Typen einer 
Wei Sieht Fa je mehr man sich dem Stra Schon bei Baker’s 
;  Ordinär, lora nicht mehr so reich aus. ist ziem- 
‚oweit di 

Distrip E Forschung heute gediehen ist, 

: n, den wir sicherlich erst mangelhaft kennen, 


nde nähert. 
Das Küsten-Gebüsch 


ie für den kleinen 


registriert S 
wie erwähnt etwas 


318 Fünfter Teil. 


über 800 Spezies. Nur die beiden besterforschten Bezirke (Darling und Stir- 
ling) weisen höhere Ziffern auf. Die Flora von Irwin ist also eine der reichsten 
in West-Australien. Die innige Durchdringung von eremaeischen und süd- 
westlichen Elementen liefert einen wesentlichen Faktor für dieses Resultat. 
Wichtiger aber mag es sein, daß die formenschaffenden Bedingungen des süd- 
westaustralischen Gebietes sich in Irwin bestens ausprägen und seinen pro- 
gressiven Endemismus zu hoher Blüte bringen. Endlich kommen noch klima- 
tische Vorzüge zu seinen Gunsten in Betracht: etwa der wärmere Winter, der 
auch konservativen Endemismus begünstigt und vielleicht jene aus tropischen 
Gruppen entstammenden Lianen erhielt (Clematzcissus, Aphanopetalum), die 
gegenwärtig im Westen so seltsam vereinsamt stehen. 


2. Der Distrikt Avon. 

Charakter. Jährliche Regen-Menge etwa 60—25 cm. Mannigfal- 
tige Eucalyptus-Bestände, teils mit eremaeischer, teils mit südwest- 
licher Flora. Viele Senkungen und Mulden mit Salzboden. Offene 
Strauch-Heiden auf Sand oder kiesigen Hügeln. 

Umgrenzung. Die Umgrenzung des Distriktes Avon bedarf noch sehr 
gründlichen Studiums. Hier besonders bin ich mir des sehr provisorischen 
Charakters meiner Skizzierung bewußt. Namentlich mache ich aufmerksam auf _ 
die Schwierigkeit, gegen den Distrikt Stirling eine natürliche Grenze zu finden: 
es fehlen dort noch alle Erfahrungen. Nach Norden hin läßt sich wohl die 
Grenze des Eucalyptus redunca verwerten; ebenso ist im Südwesten durch die 
Jarra-Grenze eine brauchbare Linie gegeben. Ob die Ausdehnung des Ge- 
bietes bis zur Küste naturgemäß ist, müssen weitere Untersuchungen feststellen. 

In der Gegend des mittleren Moore River läßt sich das Areal ziemlic 
sicher abstecken: Eine Linie von Yatheroo nach Wannamal bis Woorooloo 
zeigt, daß es sich dort mit Nordwest-Südost-Richtung gegen den Nachbar- 
distrikt Darling wendet. 

ie Begrenzung im Osten nimmt auf das quantitative Verhältnis des ere- 
maeischen Lehmlandes und der südwestlichen Facies Rücksicht und geht davon 
aus, daß die Isohyete von-etwa 30 cm das Übergewicht der Eremaea herstellt. 

Vegetation. 

In den Litoral-Formationen wird das zu Avon gehörige wenig umfangreiche 
Stück des Gestades zweifellos engen Anschluß an die Verhältnisse des Darling- 
Distriktes aufweisen; sie bedürfen daher keiner weiteren Erörterung. Auch erh 
Sandstrauch-Heiden bieten mit denen von Irwin verglichen wenig Neues. Bas 
entwickeln sich übrigens nur in den nördlichen und östlichen Distrikts-Anteilen, 
wo sie wie in Irwin von eremaeisch besiedelten Eucalyptus-Gehölzen durch- 
setzt werden. An der großen Goldfeld-Bahn Perth—Kalgoorlie, welche Eı" 
treffliches Profil durch den Distrikt gibt, beobachtet man, wie die vegetalt” 
Ausstattung östlich vom Avon River eine ganz regelmäßig abgestufte Einbuße 
erfährt. = 

In dem Maße, als man dabei im abflußlosen Gebiete sich von der Küste 


1. Kapitel. Floristische Gliederung des Gebietes. 319 


entfernt, nehmen an Zahl und Ausdehnung die Salzpfannen zu, -welche jedoch 
nirgends solche Dimensionen erreichen, wie in den beiden Eremaea-Distrikten. 

Im westlichen Anteil des Gebietes treten die Sandstrauch-Heiden zurück. 
Die eremaeischen Zucalyptus-Waldungen finden am Avon River ihr Ziel: 
Westlich sieht man kaum noch die hochragenden Stämme der Eucalyptus sal- 
monophloia. Die Mischgehölze der Aucalyptus loxophleba und Acacia acumi- 
nata nehmen weite Räume ein, aber früher gehörte ihnen noch mehr. Jetzt 
hat manches vor Axt und Feuer weichen müssen. Es ist das die Zone inten- 
siveren Feldbaues, die Kornkammer des Landes, wo man Rebengärten die 

änge und Weizenfelder die Niederungen schmücken sieht. 

Endlich folgt gegen den westlichen Saum des Distriktes das Dominium 
der Eucalyptus redunca. Seine weißen Stämme bezeichnen die trockenen 
Waldungen des kiesigen Oberlandes. Graswuchs kommt unter ihm kaum zum 
Vorschein. Nur ein lichtes Sklerophyli-Gebüsch bildet das Unterholz, ein Ge- 
büsch, das noch über die Grenze seiner Bestände hinaus gewissermaßen fort- 
 Äkbt in jenen reich gemengten Strauch-Beständen, welche am Moore River die 

weligen Hügel bedecken (5. 234). 

Der allmählich abgestufte Übergang dieser verschiedenen 

ikte Avon läßt sich in lehrreicher Weise verfolgen, wenn man z. B. vom 
: Gebiete des Avon River, aus dem weizenreichen Reviere von Newcastle und 

%odyay, nordwärts zum Moore River zieht. 

Wege zunächst bis zu Mount Anvil wechseln Acacien-Park und 

White Gum-Wald miteinander. Der Acacien-Park bezeichnet den roten Lehm 

der Niederung: schon von weitem erkennt man ihn an den sonderbaren Kronen 

der beiden herrschenden Bäume (Acacia acumıinata, Eucalyptus lozophleba), 
die bei der Ähnlichkeit ihrer Erscheinung schon äußerlich wie verbrüdert aus- 

N. Wo aber kiesiger Boden ansteht, erscheint sogleich Eucalyptus redunca 
und ihr Gefolge starr glaucescenter Büsche wie Hakea glabella, Davıesta we 

Yassatq, Acacia Pulchella, Bossiaca rufa. Zwischendurch kommen viele im- 
! Wortelle Compositen vor. ae 
Weiter nordwestwärts gelangt man vollkommen in die westliche Facies FH 
i 1 inca-Waldes. Nur wo die Mulden stark lehmig sind, bleiben noch er i 
= boxophleba und Acacia acuminata, sonst teilen er —. : sur 
: E : calophylla in die Herrschaft: E. redunca zumeist auf en 18 a 
; - alophylla in den sandbedeckten Mulden. Das Unterholz in _— pi 
\ = Nannigfaltiger geworden, als es weiter östlich zu sehen war. Hakea # 


Formationen im 


BER baum 
i — H. myrtoides, Acacia pulchella u. a. A., Daviesia-Arten, ee oe ker 
um (Legum.), die grell azurblaue Leschenaultia biloba (Gooden.), SET 


Mu forme 


Hügeln am & RS 
pps nei Dryandra Kıppr- 


etarten 
ten von ganz stilisiert 


- er 


320 Fünfter Teil. 


Formen, durchaus fremdartig, höchstens in der Phantasie vergleichbar mit 
Disteln, die man sich in Wuchs und Verzweigung bereichert denken müßte, 
Sie deuten habituell schon auf die offenen Buschbestände hin, die immer 
häufiger werden und weiter sich dehnen, je mehr die Wandoo-Waldungen am 
Moore River sich lichten. 

Es gehört zum reizvollsten für den Botaniker in West-Australien, näher mit 
diesen Gebüschen vertraut zu werden; sie im grauen Gewande der dürren Zeit 
zu sehen, sie in der beispiellos bunten Pracht der guten Jahreszeit zu bewun- 
dern, die hundertfältig verschiedenen Fäden zu entwitren, aus denen dies reiche 
Gewebe gewirkt ist. Es scheint ungewiß, ob man hier so vielerlei Proteaceen 
beisammen findet, als am King George Sound oder oben an den Hängen des 
Stirling Range. Sicher aber sind die Landschaften des Südens nicht reicher 
an Farben und Blumen. Zetrophzla und /sopogon, an jedem Ast mit einem 
bunt gefärbten Blütenkopf geschmückt, bringen hier am Moore River wohl ein 
Dutzend Arten zusammen. Calythrix mit dem lebhaften Kolorit seiner Blumen, 
Acacia in leuchtendem Gelb, Conospermum (Proteac.) mit Weiß und Blau 
(€. glumaceum und C. densiflorum) drängen sich wie auf künstlichen Beeten. 
Das intensive Azur des Comesperma scoparium (Polygal.) dazwischen das 
weiche Rosenrot der Guschenotia- und Thomasia-Arten (Stercul.) und die vielen 
weißen Töne von Grevillea-, Hakea- und Epacrideen-Arten vereinigen sich 
zu stets wechselnden Farben-Symphonien. Das Ganze ist ein großartiges 
Beispiel, was Vegetation überhaupt an Blüten-Segen zu spenden vermag, 
eine Verdichtung von Blumen-Fülle, so wirkungsvoll im Kontrast zu steifer, 
starrer Wuchs-Form, wie es wohl nur noch einmal auf der Erde erreicht 
wird: im südwestlichen Capland, und auch dort nur an wenigen ausgezeich- 
neten Punkten. 

Floristik. 

Die geographische Lage des Distriktes bedingt regeren Austausch mit Nord 
und Süd. Daher gibt es hier keinen generischen Endemismus und auch die 
Zahl der endemischen Spezies ist merklich geringer als im Distrikt von Irwin. 
Unsere heutigen Quellen lassen die Zahl der in Avon wachsenden Phanero“ 
gamen auf etwa 725 schätzen. Davon können gegenwärtig noch 23% 
endemisch für den Distrikt angesehen werden: eine Ziffer, der sich wesentliche 
Verminderung voraussagen läßt. 


; - n 
Der Endemismus tritt besonders stark in einigen systematischen Grupp® 


hervor. Die Gattungen Gastrolobium (Legum.), Boronia (Rutac.), u: 
(Stercul.), Conospermum (Proteac:), Dryandra (Proteac.) u. a. ragen durch große 
Anzahl von Formen, deren viele endemisch sind, unter den Charakter-Elementet 
des Distriktes hervor. Sie alle geben hochwertige Beispiele des progressiven 
Endemismus, der einen so wichtigen Zug der südwest-australischen Flora en 
macht, und der sich vorwiegend in denjenigen Distrikten äußert, welche ©" 
steilere Abstufung der Klimate besitzen. Der Distrikt Avon gehört ZU Pr 
sein Niederschlag liegt zwischen 60 cm und 2 ; cm und verläuft in einer RE! 
sehr gleichmäßig abgetönter, doch schmaler Zonen. 


1. Kapitel. Floristische- Gliederung des Gebietes. & 321 


3. Der Distrikt Darling. 

Charakter. Jährliche Regenmenge etwa 100—6o cm. Kiesiges 
Hügelland mit Waldungern von Zucalyptus redunca und E. margi- 
nata. Ferner sumpfige Alluvionen, lichte ‚Gehölze auf Sandland, 
Strand-Gebüsche. 

Umgrenzung. Der Distrikt Darling umfaßt im wesentlichen das Ver- 
breitungs-Areal des Zucalyptus marginata, ohne sich ganz vollständig damit zu 
decken. Dagegen umschließt er insgesamt die ausgedehnten Jarra-Waldungen, 
welche die Hügellandschaft des südwestlichen Plateau-Saumes bedecken. 

Die nördlichen und östlichen Grenzen ergeben sich aus der Definierung des 
Distriktes Avon, bzw. Stirling. Das ganze System des eigentlichen Swan River 
gehört also zu Darling. Noch bei Gingin wächst Banksia grandis in pracht- 
vollen Exemplaren, und Eucalyptus calophylla bildet noch jenseits des untern 

| Moore River in der Gegend von Yatheroo wirkungsvolle Bestände. Im Süden 
| gibt das Auftreten des Eucalyptus diversicolor und der Podocarpus Drouyniana 
ein brauchbares Argument zur Abtrennung eines neuen Distriktes. 

‚Vegetation. 

‘ Der Distrikt Darling wird von den Flüssen, die vom Plateau-Abfall zur See 
sehen, Quer durchschnitten. Ihre Täler geben treffliche Profile durch die ver- 
schiedenen Bildungen der Vegetation. 

Den Eingang des Swan River sieht man beherrscht von Dünen, 
"zentem Kalk-Fundamente sich aufbauen. Mitunter sind sie auf den Kuppen 
voll vegetationsleer und von Flugsand bedeckt. Aber in den Schluchten, 
Nulden und Tälchen der Dünenlandschaft recken sich schon die breiten Kronen 
3% Eucalyptus gomphocephala. Dieser Baum ist nun am ganzen Gestade des 
‚Sttiktes der Herrscher. Oft bildet er gleich hinter dem sandigen Strande 
“en wirklich waldartigen Streifen, wo seine imposanten Wipfel ein Heer von 

| iederen Sträuchern und schattenliebenden Büschen überdachen. Weiter binnen- 
arts, doch noch immer auf kalkiger Unterlage, folgt nicht selten dann baum- 

Busch-Wildnis. Da treffen sich Templetonia retusa (Legum.), Dryandra 

E bunda (Prot.), Hakea trifurcata (Prot.), Melaleuca Huegeliana (Mytt.), Be 
Pulchelfa (Legum.), ganz verschiedenartig in der Tracht des Laubes, aber sämt- 
doch ähnlich in einer gewissen Starrheit des Habitus. 
‚Hinter dem Saume des Litoral-Kalkes beginnt das sandi 
ne in einer Breite von ı5—30 km das Plateau oe = a — 
Men die e it breit gedehntem ee 
U. tsten Exemplare des Jarra, m gen EEE (B. Me nziesii, 
von Adenanthos, Facksoma, 
st diesen lichten Be- 


die auf 


i Woche gewinnt durch die Massenhaftigkeit di 
117 a er en ei 
a . reichere Gliederung. in fahles ee = 
S wi. eigentümlich. (S. 228). Im Unterwuchs herrschen am Beginn ne 
5 I von Sträuchern weißblütige Zpacridaceae und die allgegen Schen den 
| Bellen, Mancherlei Knollen-Pflanzen und Kräuter ee alt ind 
E = Später folgen, reicher an Zahl, Leguminosen mit Blüten ın 

E ee Pflanzenwelt von West-Australien. * 


2% 
" 


» 


E 
S 


322 Fünfter Teil. 


Rot. Am Schlusse der feuchten Periode beherrschen die blaßroten Köpfe der 
Petrophila linearis (Proteac.) eine Zeit lang das Gemälde der Vegetation. End- 
lich folgen die blumenreichen Sträucher der Myrtaceen: Calythrix, Melaleuca, 
Scholtzia. 

Stellenweise senkt sich das Gelände zu feuchten Niederungen, die mit frischer 
grünem Gebüsch erfüllt sind. Da spielen Myrtaceen die erste Rolle -(S. 252), 
Melaleuca Preissiana ist die maßgebende Figur der ganzen Szenerie. In dem 
artenreichen Gesträuch sieht man vielfach Adenanthos obovata (Prot.) und Mela- 
leuca lateritia (Myrt.), beide auffallend durch hochrote Blüten. Verglichen mit 
den ausgedehnten Alluvien der Südküste zeigt sich wenig Positives, aber vieler- 
lei Mängel. Die prächtige Beaufortia sparsa (Myrt.), die hohen Halme der 
Evandra aristata (Cyper.), die hygrophilen Proteaceen aus den Gattungen Hakea 
und Banksia, eine Menge niederer Epacridaceae kommen im Gebiete des Swan 
River in den Alluvionen nicht mehr vor. 

Weiter ostwärts, gegen den Fuß des Plateaus zu, betritt man tonige Niede- 
tungen mit einer höchst eigenartigen Flora oft zwerghaft reduzierter Gewächse. 
Eine ausführliche Darstellung dieser Formation geben S. 255 ff. 

Mit den ersten Erhebungen, die das Plateau ankündigen, auf grobkiesigem 
Erdreich, setzen artenreiche Sklerophyli-Gebüsche ein, die nun das gesamte 
Oberland beherrschen. Selten sind sie gänzlich offen. Es ist die Regel, daß 
stattliche Eucalyptus-Bäume eingestreut sind und, wie in einem lichtgehaltenen 
Park, der Landschaft den Charakter geben. Am Swan River sieht man in 
dieser Zone herrliche Exemplare des Red Gum, Eucalyptus calophylla, von 
ferne fast wie Eichen-Bäume anzusehen. Daneben kommt der weißstämmige 
E. redunca vor, doch weniger hoch als der Red Gum und lange nicht 50 
stattlich. ’ 

In der feuchten Jahreszeit lenkt die Artenfülle und F arbenpracht des Unter- 
wuchses ganz den Blick von den Bäumen hinab auf das Gebüsch, das den 
Boden völlig verhüllt. Die Durch-Mengung der Spezies ist zu beträchtlich, um 
irgend einer davon den Vorrang zu überlassen (siehe S. 23 5). 

Mit dem Aufsteigen am Abfalle des Plateaus nimmt der Baumwuchs ZU. 
Die waldbildende Form des Jarra wird immer häufiger und reißt bald ganz die 
Herrschaft an sich. Dioscorea hastifolia, die in den ersten Monaten des Winters 
mit ihren gelben Blüten an den Felsblöcken umherklettert, verschwindet in der 
höheren Lagen alsbald. Manche andere Arten der unteren Zonen räumen gleich- 
falls den Platz. Endlich stellt sich oben auf der Höhe ein Gleichgewicht der 
Vegetation her, das nun über weite Erstreckung des regenreichen Oberlandes 
erhalten bleibt, so weit wie die durch geschlossene Bestände der Eucalyptus ma“ 
ginata bezeichneten Waldungen herrschen. Im Unterwuchs ist neben Xantorrhoe@ 
Preissii die zierliche X. gracilis bemerkenswert. Macrosamia wächst vie 
üppiger als im Vorland und bringt reichlicher Frucht. Die Schilderung der 
Formation S. 215 ff. vermittelt die Hauptzüge ihres Wesens. Als dominierend it 
der Schar der Spezies, die auf der Hochfläche noch im Unterholz sich ver- 
einigen, sind ungefähr folgende zu nennen: 


1. Kapitel. Floristische Gliederung des Gebietes, 323 
Loxocarya pub ( i lari 
RE Be eeien.) RT OBERE (Pittospor.) | Zäbbertia montana (Dillen.) 
' 8 x en Acacia alata (Legum. Pimelea silvestris u. a. 
Aerostoerinum stypandroid S ee Venen 2 
| eu — Sulchella Xanthosia peltigera ( mbellif ) 
ne it) il.) Gompholobium er — . candida 
j* egum. ici 
; Er (Prot.) Daviesia cordata ae | TE) 
a Pet) rot.) K: Bm coecinea (Legum.) Scaevola striata (Gooden.) 
Grevillea-Arten (Prot.) Feten ne vs ee 
na en Aesnen Billardieri (Rhamn.) | Olearia paucidentata (Compos.) 
; etratheca-Arten (Tremandr.) 


Diese fü i i 
Teilen Er - Rp Ang maßgebende Liste erfährt in den südlicheren 
ER teren = enbar nur leichte Modifikationen. Sie bleibt auch gültig 
den Baumes jenseits S e.dee Jarra-Areales. Erst der Wechsel des dominieren- 
holz manche Ände Mr Scheitelhöhe des Plateau-Randes zieht auch im Unter- 

Dem hen} ie ns Nach RR j 
von diesen en nalt nach wird weitaus der größte Raum des ganzen Distriktes 
Ewalyptus re —_ı. zusammengesetzten Jarra-Waldungen eingenommen. 
noch ein ‚ der Charakter-Baum des Distriktes Avon, kommt zwar 
größeren Umfan = Be bildet aber nirgends mehr selbständige Bestände 

Ehen ir - 24 sind dene die weiten Jarra-Wälder ziemlich einförmige 
foristisch Et gi iv ‚gleichartigen Bedingungen des Klimas ausgesetzt, und 

Kan er nicht gerade reich ausgestattet. 
denen von Avo En ie F lora des Distriktes zumeist 
Erforschtsein _ es as so liegt das — abgesehen von 

Westlich dem nn. an dem wechselvoller gegliedert 
Floristik eau-Rande vorgelagert ist. 
kt Darling ist, wie der benachbart 
 Distrikte Ei üdwest-Provinz völlig durch die mehr 
 fächtlicher Fa Aus dieser Lage ergibt sich mit 
Eı . mit den umliegenden Landschaften. Und dies drückt 
Toren-Bestand roportion der Bezirks-Endemismen aus: sie betragen De einem 
ch es etwa 875 ‚Spezies nur 22°). Übrigens beruht diese Zahl 
hr e, den nördlicheren Abschnitten des.:Distriktes, wo eine 
ermehrung eigentümlicher Formen Platz greift. 


Unte . 

3 Distrikt ; diesen Umständen zeigen die floristischen Verhältnisse in diesem 
i i imlichkeiten oder individuelle Entwicke-- 

i der 


nicht zurücksteht hinter 
dem gründlicheren 
en Vorland, welches 


e von Warren, von den Inland- 
binnenwärts gelegenen 
Notwendigkeit ein be- 


sch 


Dart; den übrigen Grenz-Distrikten ‘ 

arling besitzt eine rein süidwestliche Flora. Deren wichtige Typen 
durch sonderlich formen- 

n die = = 


Elemente treten i 
“Dort ist aber 


Gehölze atwickelung hervorgetan. Eremaea- 
. Er ereich ein und sind ge 
n ide ee Stätte; im übrigen fe 

üge — Formenarmut der südwestlichen, 


324 Fünfter Teil. 


Elemente — lassen sich wiederum aus klimatischer Bedingtheit ableiten. Im 
Vergleich zu der Stufenleiter der inneren Grenz-Distrikte ist das Ausmaß von 
Wärme und Niederschlag geradezu unbedeutend in Darling. Nur zwischen 
ı00 und 60 cm bewegt sich die Schwankung der Regenmenge. 


4. Der Distrikt Warren. 

Charakter. Jährliche Regenmenge 130—ı80o cm. Waldungen von 
Eucalyptus marginata und E. diversicolor. Sumpfige Alluvionen 
mit offenen Gebüschen. 

Umgrenzung. Der Distrikt Warren, als der südwestlichste Bezirk der 
Provinz, ist auf zwei Seiten vom Meere begrenzt. Er charakterisiert sich durch 
ausgedehnte Waldungen von Zucalyptus diversicolor, dessen Wohn-Bezirk die 
Heimat auch einiger anderer Charakter-Arten in sich schließt. Demgemäß lassen 
wir den Distrikt im Norden ungefähr mit dem Areale dieser dominierenden Spe- 
zies enden und gewinnen damit Abschluß gegen Darling und Stirling. 

Vegetation. 

Im Vergleich mit Darling, sieht man im Distrikt Warren die gleichmäßigen 
Eucalyptus-Waldungen in noch ausschließlicherem Besitz des Landes und noch 
viel wesentlicher für die Szenerie des Distriktes. Sie walten vor auf den flachen 
Erhebungen des Geländes, und besetzen auch die Täler, indem sich das Land 
durch zahlreiche vielfach perennierende Flußläufe nach dem Meere entwässert. 
Ebenso erweist sich die Vorland-Flora als gleichartiger und weniger abwech- 
selnd gegliedert. Sie beschränkt sich im wesentlichen auf stark versumpfte 
offene Flächen; Myrtaceen-Gebüsch, Restionaceen u. dgl. spielen die Hauptrolle 
in den Beständen. 

Die Strand-Formationen bieten natürlich wenig Spezifisches. Zucalyphus 
gomphocephala fehlt der Südküste. Er wird wenn man will ersetzt von Agoms 
Fezuosa (Myrt.), die mit ihrer Tracht im ganzen Distrikt dem Litoral-Gürtel sein 
Gepräge gibt. Sie gleicht in der Tracht einer Trauer-Weide. 

Die nassen Niederungen, die erst gegen den Schluß des Sommers trocken 
gelegt werden, bilden auch hier das Heim der großen Melaleuca-Bäume 
(M. Preissiana und M. rhaphiophylla) wie im Distrikt Darling. Eine neue Erschei- 
nung aber gibt das häufige Vorkommen der Banksia litoralis mit ihren grauen 
Stämmen und den rötlichgelben Blüten-Cylindern. Seltener ist in diesen Allu- 
vial-Niederungen Banksia grandis. Dagegen bieten sich in strauchigen Melo- 
leuca, Agonis und Kunsea (Myrt.) und in Facksonia Furfuracea (Legum.) Ver 
breitete Züge des Vegetations-Bildes. 

In das Wesen der Waldungen im nördlichen Teile des Bezirkes gewinnt 
man am besten Einblick an der Straße, die vom Blackwood River über Lake 
Muir nach Südosten führt. Zwischen Balbarrup und Deeside kommt man durch 
ziemlich dichte Waldung. Dort tritt im Unterholz der Charakter des Distriktes 
am reinsten hervor: sehr viel Banksia grandis, Xantorrhoca Preissii in statt- 
lichen Exemplaren. Das gesellige Buschwerk der Podocarpus Drouyniana (Taxacı), 
Persoonia longifolia (Prot.), die baumartige Hakea oleifolia (Prot.), das sın 


I. Kapitel. Floristische Gliederung des Gebietes. 325 


zuverlässige Leit-Arten. In ihrer Tracht prägt sich ein gleichmäßiges und 
fruchtbares Klima: es sind schlanke Gestalten, bei Banksia, Persoonia und Hakea 
die hochwüchsigsten Arten, die jene Genera in West-Australien erzeugt haben. 
Als gleichsinnige Merkwürdigkeit reiht sich ihnen Dasypogon Hookeri an, 
endemisch am untern Blackwood River. Sie ist von der weiter verbreiteten 
D.öromeliifolius namentlich durch ihre imposanten Dimensionen verschieden. Die 
Bäume erreichen 3 m, die Blätter werden bis go cm lang (S. 117). Wo ver- 
wittertes Gestein oder Felsblöcke anstehen, sind sie auf der Südseite von Flechten 
Stita Billardieri, Cladonia verticillata) und Moos überpolstert. 

Unweit von Lake Muir erscheinen schon süd-östliche Spuren in der Flora, 
Johnsonia lupulina (Lil.), Xanthosia tenuior (Umbellif.); man wird gewahr, daß 
man dem Treffpunkte der drei Distrikte Darling, Warren und Stirling ganz 
nahe ist. 

Sonst gibt es nicht viel Abwechselung im floristischen Bilde dieser weit- 
gedehnten Waldungen. Wenn jemand hier zuerst seine Eindrücke von West- 
Australien empfängt, so wird er sich erstaunt fragen, wo die beispiellose Mannig- 
 Altigkeit des Pflanzenschmuckes, wo die endlose Fülle der Formen zu finden 
si, die der Flora dieses Landes ihren Ruhmestitel gegeben hat. 

Wer aber die übrigen Distrikte des Landes kennt, auf den wirken am auf- 
ligsten die oekologischen Eigentümlichkeiten des Distriktes: die Streckung 
der Internodien, das zarte und weiche Laub so vieler Arten. Es vereinigen 
ich in dieser feuchtesten Provinz des Landes die am wenigsten xeromorph 

sestalteten Elemente der westaustralischen Flora. 

Floristik. 

Rings eingefaßt von anderen Gebieten, bietet in floristischer Hinsicht der 

Di arren sehr wenig Individuelles. Weitaus die meisten der Konstituenten 
Seiner Flora teilt er mit Darling. Dabei sind viele sonst formenreiche Gruppen 

der Südwestlichen Flora nur sparsam vertreten. Und dieser Negativen steht 
\ Nur eine geringfügige Menge eigentümlichen Besitzes gegenüber: wie etwa bei 
; ‚den Gattungen Boronia (Rut.) oder Pimelea (Thymel.), wo wir eine Mehrzahl 
r Beetiger Erzeugnisse hygrophilen oder wenigstens mesophilen Wesens für 
_ ätten nachweisen können. 
Warren ist ein noch ungenügend erschlossener Teil der südwestlichen Provinz. 
| Daher erklärt es sich zum Teil, daß seine bisher nachgewiesene Flora quanti- 
u, S0 unbeträchtlich ist: man kennt nur etwa 550 Arten. Andernteils aber 
s ürf man von besserer Erforschung keinen völligen Ausgleich des bestehenden 
Pa warten. Sicher ist Warren der floristisch ärmste Bezirk der ganzen 
„u. Es bestätigt sich die alte Erfahrung, daß Nivellierung der Wärme und 
Bade Niederschlags-Menge in temperierten Floren die Formen-Mannigfaltig- 

abdrückt, 


| 


it her. 


a selbe in verstärktem Maße gilt von dem Endemismus. Für PERBANEN 
ne Mismus ist Warren infolge seiner Umgürtung durch fremde Bezirke ähnlich 
orteilhaft gestellt wie Darling. Aus klimatischen Gründen noch weniger 
sogar. Dem entspricht das Resultat: Warren hat den weitaus ge- 


326 Fünfter Teil. 


ringsten Endemismus aller westaustralischen Distrikte, indem man nur etwa 
6°), endemischer Spezies bisher festgestellt hat. Und doch sind auch in dieser 
geringen Menge höchst bemerkenswerte Fälle enthalten. Am berühmtesten 
vielleicht ist Zucalyptus ficifolia, die einzige Verwandte des £. calophylla, aber 
durch die schlanken Früchte und die prachtvoll hochrote Farbe der Staubblätter 
trefflich unterschieden. Die Heimat dieser herrlichen Spezies ist ein ganz be- 
schränktes schwer zugängliches Areal von Irwins Inlet zum Shannon River, an 
den sanften Hängen eines der Küste dicht genäherten Hügelzuges, in sandigem 
schwach humösem Boden. Auf der Nordseite soll dieser Zucalyptus strauchig 
bleiben, aber auf der seewärts gewandten Südseite nimmt er auch baumförmige 
Statur an. Es wurde mir erzählt, er blühe reichlich nur alle vier Jahre: dann 
aber lasse er die ganzen Hänge wie in rotem Feuer erglühen. 


5. Der Distrikt Stirling. 

Charakter. Jährliche Regenmenge 80—30 cm. Waldungen von 
Eucalyptus redunca und E. occidentalis. Mannigfache Bestände 
strauchiger Eucalyptus. Strauchheiden auf Sand. Senkungen und 
Mulden mit Salzboden. i 
"= Umgrenzung. Der Distrikt Stirling wird im Westen und Süden von dem 
Dominium der Jarra- bzw. Karri-Waldungen begrenzt. Nur an dessen öst- 
lichstem Ende findet eine so innige Durchdringung der floristischen Komponenten 
statt, daß über die zweckmäßigste Zuteilung der altberühmten Flora von King 
George Sound Zweifel bestehen können. Bei der Anwesenheit so vieler öst- 
licher Formen am King George Sound finde ich mich veranlaßt, sie einstweilen 
dem Stirling-Distrikt einzuverleiben; freilich wird er dadurch um eine Menge 
von. Warren-Elementen bereichert. 

Unbefriedigend ist die Sicherung der nördlichen und östlichen Grenzlinien, 
da sie Gebiete durchschneiden, die in ihren Einzelheiten gegenwärtig noch sehr 
mangelhaft aufgeschlossen sind. 

Vegetation. Die Beteiligung des Distriktes an mehreren Niederschlags- 
Zonen gibt seiner Vegetation unverkennbare Vielseitigkeit. Und diese erfährt 
noch beträchtliche Steigerung durch die geomorphischen Bedingungen. Stirling 
ist der einzige Distrikt des extra-tropischen West-Australiens, welcher namhafte 
Gebirge besitzt. Beide streichen ungefähr west-östlich, setzen also ihre Längs- 
seiten den feuchten See-Winden aus und geben damit einer feineren Nuancierung 
ihres Klimas Raum. Perongerup Range liegt der Küste näher, nur ungefähr 
35 km davon entfernt. Seine Höhe ist gering, aber bei der Küsten-Nähe gelangt 
die Bevorzugung des lokalen Klimas an seiner Südseite zu deutlicher Auspr® 
gung. Stärker noch wird die klimatische Variation am Stirling Range, der im 
Mittel 80°—50 km von der Küste gelegen ist. Dies eigentümliche, dem Plateau 
aufgesetzte Gebirgs-System erreicht eine Höhe von über 1000 m: af seinen 
'Kuppen bilden sich also bedeutende Gegensätze der Lee- und Luv-Seite aus 
Doch der Zerfall der Kette in einzelne kleine Massive, die durch stark etmie 
-drigte Einsattelungen getrennt sind, verhindert dabei jede Einheitlichkeit, und 


ı. Kapitel. Floristische Gliederung des Gebietes. 327 


wenn das Gebirge als Ganzes auch Einfluß gewinnt auf die klimatische Ge- 
staltung des Distriktes, so zeigen sich im einzelnen doch vielerlei lokale Un- 
gleichmäßigkeiten. Überall ist der Bau des Gebirges dazu angetan, allzu starke 
Kontraste zu mildern. 

"Das flache Plateau-Land, das den Nordwesten des Distriktes bildet, besitzt 
lichte Waldungen von Zwalyptus redunca. Es würde die größte Überein- 
stimmung mit dem Avon-Distrikte zeigen, gäbe ihm nicht die markante Gestalt 
des »fat-topped Yate« (Zucalyptus occidentalis) seine Eigenart, die in den Be- 
Ständen allerorts zur Geltung kommt. Diese Herrschaft des Zucalyptus redunca 
teicht etwa bis Tenterden. Bei Kendinup ist Jarra bereits dominierend, aber 
gewisse echte Stirling-Pflanzen, wie Zucalyptus tetragona und Leschenaultia 

 formosa sind auch dort noch häufig. 

Die Vegetations-Verhältnisse des Distriktes Stirling in seinem südlichen und 
viel reicheren Abschnitt sind trefflich längs des vom King George Sound nach 

dem fernen Inneren (Norseman) führenden Pfades aufgeschlossen. Wo er be- 
 ginat, bei Albany, zeigt sich die typische Vegetation des südlichen Granit- 
 Gestades. Zwischen kahlen Felsplatten die Gebüsche von Agonis marginata 
 Myıt.), die Bestände des kleinen Zucalyptus cornuta mit den eigentümlichen 
sammetweichen Moosdecken von Campylopus bicolor, die gewöhnlich auch 
die Nähe der großblumigen Anthocercis viscosa (Scrophul.) verraten. Weiter 
fragen die buschigen Abhänge gemischtes Gehölz, wo Banksia grandis u. a. A., 
 Aschwüchsige Persoonia, großlaubige Hakea-Arten die Oberhand gewinnen. 
Oder der Jarra erreicht schon höhere Dimensionen und beschattet einen reichen 
| Unterwuchs, wo mit vielen andern die duftend blühende Acacia myrtifolia, wo 
 Logania vaginalis, zarte Restionaceen ünd niedrige, weichlaubige Gewächse sich 
dichter Gesellschaft vereinen. 
Sr Hinter den Hügeln der hohen Küste liegt eine versumpfte Ebene. Dichte 
_ uvial-Vegetation bedeckt sie mit lebhaftem Grün, wie eine Wiese erscheint 
*e von fern. Agonis, Leptospermum, Beaufortia sparsa (Myrt,) mit manchen 
ünderen Myrtaceen, Hakea linearis (Prot.), eine ganze Schar von Epacridaceen 
$eben dort den Ton an. Kahlere Flächen dazwischen finden in starren Resti- 
Maceen-Büscheln ihre Signatur. Stellenweise erglänzt der Spiegel eines per- 
anenten Süßwasser-Beckens. 
{ Weiter binnenwärts werden die Bäume höher. Auf armem Sandboden lebt 
. kealyptus marginata mit Casuarina Fraseriana zusammen. Das Gebüsch 
ER, wo nur Jacksonia horrida, F. spinosa (Legum.) etc. den Ton angeben, 
„ xerophytisch und nicht gerade formenreich. Sobald aber der braune kiesige 
. Stone«-Boden beginnt, setzt plötzlicher Wandel ein. Sichtbar steigert 


Be die Mannigfaltigkeit der Sträucher. Namentlich die Fülle der Proteaceen ') 
RE 
n engstem Raume sammelt man z. B i 
En u Folia | Conospermum flexuosum | Dryandra cumeata 
ala — petiolare | Banksia Brownti. 
Adenanthos procumbens 
Dryandra Baxteri 


328 Fünfter Teil. 


— der Stolz der King George Sound Flora — wird eine staunenswerte. Und 
selbst wo Zucalyptus marginata und E. calophylla in dichterem Schlusse zu- 
sammenstehen, bleibt das Unterholz reich an eigentümlichen Arten. 

Hübschen Szenenwechsel in diesen Wäldern bringen die kleinen Rinnsale, 
die in vielgewundener Bahn die Wasser zur Regenzeit abführen. Da stehen 
die großlaubigen Sträucher des Trymalium Billardieri, Acacia nigricans mit 
ihren zarten Fiederblättern, und große Massen von Pferidium bedecken die 
Böschung. 

Kommt man dem Zuge des Perongerup näher, so mehren sich Anzeichen 
zunehmender Kraft und Fülle in der Vegetation. Riesige Exemplare von Zuca- 
/Iyptus marginata und Eucalyptus calophylla stehen im Walde. Pieridium und 
Adiantum aethiopicum grünen gesellig in den feuchten Gründen, Leucopogon 
verticillatus ist in bester Form zu sehen. Die Hügelkette selbst wird von der 
Straße nicht berührt, aber aus den Aufzeichnungen F. v. MÜLLERs geht hervor, 
daß in ihren fruchtbaren Tälern auf der feuchten Süd-Seite der so anspruchs- 
volle Karri (Fucalyptus diversicolor) noch in schönen und imposanten Beständen 
Gedeihen findet. : 

Nordöstlich des Perongerup Range bleibt zunächst der Charakter wenig 
geändert, aber ungefähr 5 km weiter nordwärts werden die ersten niedrigen 
Eucalyptus (E. decurva) sichtbar, noch bescheiden zwischen Eucalyptus mar- 
ginata und E. calophylla geborgen. Im Unterwuchs erscheinen mancherlei 
vorher fehlende Spezies (z. B. Verticordia habrantha [Myrt.]). Bald tauchen auch 
einzelne Individuen des Zucalyptus tetragona auf, so fremdartig in dem blassen 
Gewande seines Laubes. 

Rasch lichtet sich der Wald. Die niedrigen Eucalypten werden immer vor- 
herrschender, in kleinen Gruppen verstreut über die Fläche, die sich immer 
freier öffnet. Der Bestand des niedrigen Gebüsches, das man schon als Sand- 
Heide bezeichnen muß, läßt mancherlei neue Gestalten erkennen: die gelbblütige 
Vertiordia helichrysantha (Myrt.), Melaleuca exarata, bei der die blauroten 
Blüten tief unten an den Zweigen aus der Rinde hervorbrechen, und, unter 
vielen andern, Goodenia phylicoides, ein ganz sonderbarer Typus der Gattung, 
der eher noch an gewisse Mediterran-Labiaten erinnert, als an das gewohnte 
Bild seiner westaustralischen Geschlechts-Genossen. 

Diese Heide, wo reiner Sand und mehr lehmige Flächen miteinander wech- 
seln, wird in der Mitte vom Kalgan-Fluß durchzogen. Sein Tal enthält gut- 
gewachsene Exemplare des Eucalyptus redunca, der hier wohl annähernd seine 
südliche Grenze findet. 

at man den Kalgan überschritten, so treten die charaktervollen Formen 
des Stirling Range immer näher, wie sie ganz unvermittelt aus der Ebene empor 
steigen. Dabei zeigt die Vegetation des kiesig-sandigen Bodens zunächst keine 
Anderung. Wenn aber der Pfad in das Gebirge selbst eintritt und bei über- 
raschend geringer Steigung im sogenannten »Paß« den Scheitel überschreitet, 
so kehren unter dem Einfluß reicheren Niederschlags an den Hängen mn 
einmal Bilder des Südens zurück. 


1. Kapitel. Floristische Gliederung des Gebietes. 329 


Der Paß ist eine eigentümlich tiefe Depression zwischen rund 1000 m hohen 
Erhebungen. Seine Flora erinnert stark an die der Küste. Sehr hohe Aucalyptus 
marginata und stattliche Zucalyptus calophylla geben der Szenerie die wich- 
ügsten Züge. Banksia grandis, B. attenuata (Prot.), Xantorrhoea Preissii (Lil.) 
Daviesia flexuosa (Leg.), Adenanthos obovata (Prot.), Stirlingia latifolia (Prot.) 
 Aanthosia rotundifolia (Umbell.), ja selbst eine so empfindliche Spezies wie 
Caladenia serrata (Orchid.) belegen diesen südlichen Charakter. Auch die Häu- 
 Äigkeit des Pieridium ist bedeutungsvoll in dieser Hinsicht. 
Am Paß ist gute Gelegenheit zu beobachten, wie die eigentümliche Kette 
: des Stirling-Range die Witterungs-Phänomene rezipiert. Die Kondensation der 
Luftfeuchtigkeit in der Gipfel-Region ist das am meisten auffallende Moment. 
mals, wenn es unten absolut klar ist, verhüllt eine Wolkendecke bis gegen 
Mittag die oberen Regionen: und das nicht nur in der feuchten Jahresperiode 
er in den Zeiten des Übergangs, sondern auch während der Sommer-Monate. 
z Es liegt hier also in diesen oberen Regionen eine Wiederholung des Küsten- 
Klimas vor, vielleicht sogar noch eine stärkere Ausprägung seiner Eigenarten. 
) Über die Rückwirkung dieser Witterung auf die Pflanzendecke des Gebirges 
gibt der Aufstieg schnellen Aufschluß. In der Basal-Region herrscht eine 


 Subxerophile Vegetation, die an die der Kalgan-Fläche erinnert. Doch wird die 
gewöhnliche Szenerie der Strauchheiden belebt durch die Beteiligung hoch- 
Wichsigerer Elemente: durch niedrige Jarra-Bäume, durch Arten wie AHakea 
"axteri, H. cucullata, Lambertia ericifolia, die alle drei physiognomisch durch 
z ihren steifgereckten Habitus höchst eigenartig wirken. 

An den meist schr steil geneigten Hügeln ist der rauhe steinige Boden von 
: lichten Gebüsch verhüllt. Viele der konstituiernden Arten sind für diese 
a se endemisch bezeichnend, z. B. Darwinia Hookeriana (Myrtac.), Agonis 
Ioribunda (Myrtac.), Andersonia patricia (Epacrid.), Adenanthos ‚Ailıfolia (Proteac.), 
Topogom Barteri (Proteac.). 

£ de mehr man der Höhe von 750 m und damit der Nebel-Region sich nähert, 
so sichtlicher nimmt die Gedrängtheit des freilich selten mannshohen Ge- 
bisches zu. Systematisch wiederholt sich entweder in genauem Abbild oder 
Nigstens vicariierend das Wesen der Küstenflora von King George Sound 
: es entspricht also der klimatischen Konvergenz eine sehr 
floristische Analogie. Eine Fundliste, die ich an Mount Tul- 
PP zusammenstellen konnte, enthält folgende Spezies: 


° Brownii (Prot.) Dryandra formosa (Prot) - Beaufortia decussata (Mytrt.) 
ma — mucronulata Kunzea recurva (Myrt.) 
en Hakca florida (Prot.) 

Isopogon latifolius (Prot.) 


Das ist ei E ie im einzelnen 
„Ist eine Genossenschaft, die im allgemeinen sowohl wie im einz@ 


8 George Sound-Flora gleichartig ist. Herrlich sieht dies en 
ücke der farbenprächtigen Blüten, die das Ende der Regenzeit er- 


m 


‘330 ir Fünfter Teil. 


Noch höher nehmen felsige Brüstungen einen größeren Raum an den Kuppen 
ein. In den Nischen wachsen wiederum einige endemische Produkte. Oxylodium 
“retusum (Legum.) und Hypocalymma myrtifolium (Myrt.) gehören dabei zu den 
schönsten ‚Pflanzen: sie sind in ihren Gattungen ausgezeichnet durch ansehn- 
liches Laub und hübsche Blüten. Sehr gesellig wächst mit ihnen Zewcopogon 
"unilateralis (Epacrid.), die den zierlichsten Zrica nicht nachsteht, wenn sie 
den Schmuck ihrer weißen Kronen trägt. In den Felsritzen der stürmischen 


Fig. 74. Sphenotoma Drummondii Benth.: A Habitus. 3 Blüte in Längsschnitt. € Discus und 
Gynaeceum. _D Gynaeceum in Längsschnitt. (Nach Diets und PRITZEL). 
Gipfel nistet Zeucopogon gnaphalioides (Epacrid.) und die kärgliche Monotoca 
tamariscina (Epacrid... Wo es geschützter ist, bekleidet das stattliche Sphene 
toma Drummondii (Epacrid., Fig. 74) die steilen Wände des Granits, en“ 
mit gewissen Saxifragen in der Tracht zu vergleichen, eine der ganz we 
echten Felsen-Pflanzen, die die Flora Südwest-Australiens erzeugt hat. 
e er Höhen-Flora des Stirling Range von ı000 m fehlt in ihrem Wesen 
jegliche Eigenart. Es sind die selben Gattungen, die auch die Ebene Br 


ı. Kapitel. Floristische Gliederung des Gebietes. 331 


wohnen, meist die selben Arten. Und bei den endemischen Spezies deutet 
nichts darauf hin, daß ihr Sonderwesen irgendwie von den äußeren Momenten 
der oberen Regionen bedingt wäre. Irgendwelche besonderen Formenkreise 
fehlen diesen Höhen völlig. Selbst Sphenotoma Drummondii, das in seinem 
Wuchs noch am ehesten anmutet wie ein Gebilde höherer Elevation, wurde 
von mir unten am Fuße des Gebirges an isolierten Felsblöcken gestaltlich un- 
geändert angetroffen. Das südwestliche Australien hat keine alpine, 
nicht einmal eine spezifisch montane Flora hervorgebracht. 

Blickt man von den Gipfelhöhen des Stirling Range nach Norden und Osten, 
so öffnet sich ein Panorama, das stark absticht von der waldreichen Szenerie 
des südlichen Vorlandes. Schon der nächste Vordergrund, die Nordhänge des 
Gebirges selbst, ist verschieden genug. Statt des buntblumigen Misch-Gesträuchs 

der südwärts gewandten Lehnen mit seinen zahlreichen Proteaceen dominiert 
_ in ziemlich einförmiger Bestand des Zucalyptus Preissiana. Das fahle Blaugrün 
_ seines Laubes gibt dem Nordabfall das Kolorit. Stellenweise liegt das Gestein 
wohl gänzlich ohne Vegetation zu Tage oder es ist von xerophytischen Stauden 
 {@B. Dampiera eriocephala |Gooden.]) dürftig verdeckt. Nur in den Schluchten 
des Gebirges bezeugen dunkelgrüne Streifen, daß die Strauch-Vegetation sich 
dichter und voller zusammenschließt. 
_ Unten am Fuße in der Niederung trägt bei günstigem Stande des Grund- 
Wassers der kompaktere Boden noch Baumvegetation. Deutlich unterscheidet 
_ man, daß die dunkele Masse aus den schwarzgrünen Trichter-Wipfeln des 
Eucalyptus occidentalis besteht, der beinahe ohne fremde Beimischung den Be- 
Sand zusammensetzt. Auch in weiterer Ferne wiederholen sich noch solche 
Schwärzlichen Töne im Gemälde der Landschaften: bald wie dunkele Adern 
R durch das Gelände gezogen, bald wie Inseln über die Fläche zerstreut. Überall 
ber bis in die ungemessene Ferne des Horizontes bleibt der Grundton des 
' sanzen das trübe Graugrün der »Sandplains«, der wasserlosen Strauchheiden. 
2 Der Saumweg führt vom Stirling Range durch diese zwischen Oceidentalis- 
ölz und Strauchheide wechselnde Landschaft. Mit Zucalyptus occidentalis 
5 Wereinigt sich wohl Casuarina glauca und Acacıa acımninala, sonst aber ist 


a iger Unterwuchs sparsam an solchen Stellen; doch gibt es reichlich \atas 
auf dem lehmigen Boden, und mancherlei Stauden und Annuelle, vornehmlich 
i aa Immortellen-Compositen, verzieren ihn in der günstigen Jahreszeit. 

. Die Strauchheide wechselt in Wesen und Aussehen nach edaphischen Nuancen 
. * >- 240). In dem Gewimmel kleiner Sträucher sind Epacrideen, Verticordia- 
a“ Baeckea-Arten, niedrige Conospermum (Prot.) nennenswert. Ihr Niveau ist 
“ragt von den gruppenweis gehäuften Strauch-Eucalypten (Eucalyptus BE 
"a, E. decurva) oder den schlanken Gebüschen der Lamöertia inermis (P rot.). 
Floristik, | | 7” 
Floristisch ist der Distrikt Stirling ausgezeichnet durch die ‚beträchtliche 
Seiner Arten und durch ansehnlichen Endemismus. 

e a ige Fälle von ausgesprochen konservativem Endemismus (Bazterta, BR 
> %s) teilt er vielleicht mit dem östlich anstoßenden Eyre. Auch Actinodium (Myrt.) 


| 


332 Fünfter Teil. 


kommt dort möglicherweise noch vor. Die Zahl der vorläufig endemischen 
Arten ist für Stirling absolut die höchste aller Distrikte (393); relativ (32°),) 
wird sie in Eyre erreicht und in Irwin wahrscheinlich übertroffen. 

Überraschend groß ist die Summe der in Stirling heimischen Species. Sie 
beläuft sich etwa auf ı250. Diese Ziffer ist zu hoch, um allein aus dem äußer- 
lichen Umstand hergeleitet zu werden, daß der Distrikt Stirling neben Darling 
die botanisch best erforschte Gegend West-Australiens umfaßt. Vielmehr erweist 
eine nähere Untersuchung, daß sie auf dem Polymorphismus bestimmter 
Formenkreise beruht. 

Es sind die typischen west-australischen Gattungen, die in dieser Hinsicht 
hervorragen: von Leguminosen Brachysema, Oxylobium, Chorizema, Latrobea, 
von Myrtaceen Darwinia, Agonis, Kunzea; bei den Proteaceen Petrophila, 
Isopogon, Hakea, Dryandra und vor allem Banksia, deren wundervolle Ent- 
wickelung vielleicht am besten die King George Sound-Flora charakterisiert. 
Ferner Stylidium und, in ganz hervorragendem Maße, die Familie der Epacri- 
daceen. Für deren Entfaltung ist Stirling weit bevorzugt vor allen übrigen 
Distrikten des Landes. Nach meinen Zählungen nämlich gibt es Epacridaceen in 
Irwin ı7 | Darling 37 Stirling 81 
Avon 23 Warren 16 Eyre 54. 

Die Epacridaceen, wie auch mehrere andere der spezifischen Stirling-Elemente, 
scheinen begünstigt von der klimatischen Eigenart der Süd-Küste; namen ich 
dürfte in der Abkürzung der extremen Trockenzeit (s. S. 82) ein wichtiges 
Agens gelegen sein. Dadurch erklärt sich zum Teil der Überschuß, den Stir- 
ling bei manchen Gattungen vor den übrigen Distrikten voraus hat. 

Einen weiteren vorteilhaften Faktor bietet (wie in Irwin und Avon) die 
größere Spannweite des Niederschlags, die von 80 bis 30 cm reicht. 

Endlich trägt die Gliederung des Geländes in Berge, Hügel und Flachland 
bedeutend dazu bei, die Bedingungen der Pflanzen-Entwickelung in Stirling 
vielseitiger zu gestalten, als in allen übrigen Distrikten der südwestlichen Provinz. 


i 6. Der Distrikt Eyre. 

Charakter: Jährliche Regenmenge 60—30 cm. Manche Ähnlich- 
keit mit dem Distrikt Avon, aber durch den systematischen Cha- 
rakter der Komponenten verschieden. 

Umgrenzung. Der Distrikt Eyre umfaßt das südliche Küstenland vom 
Pallinup River ostwärts, soweit es noch Niederschläge über 30 cm empfängt. 
Somit bildet er ein lang gestrecktes, von West nach Ost stetig sich verschmä- 
lerndes Areal. Die West-Grenze ist strittig, die Ost-Grenze liegt bald jenseits 
Israelite Bay, die Nord-Grenze ergibt sich annähernd aus Beobachtungen am 
Philipps River und nördlich von Esperance. Sie fällt wohl mit den Isohyeten 
von 30—25 cm ungefähr zusammen. 

Vegetation. Im Westen des Gebietes besteht ähnlich wie bei ER 
ein edaphisch geregelter Dualismus der Vegetation. Das Granitland trägt 
in den Flachtälern, Rinnen, Mulden u. dgl. auf lehmigem Boden eremaeisch® 


ı. Kapitel. Floristische Gliederung des Gebietes. 333 


Vegetation mit hochstämmigen Gehölzen; an den Bodenwellen dagegen auf 
Sandböden variabelen Gefüges herrscht südwestliche Strauchheide, die bald 
licht und locker ist und ein kärgliches Aussehen zur Schau trägt, bald — auf 
 tonhaltigen Partien des Landes — sich dichter zusammen fügt und durch die 
stete Wiederkehr gewisser Elemente einen besonderen Habitus annimmt [Zyszo- 
stalum (Stercul.), Gastrolobium (Legum.), gewisse Acacia, Melaleuca, Thrypto- 
mene australis (Myrt.), Pseudanthus virgatus (Euphorb.)]. 
Im einzelnen bieten sich gute Aufschlüsse, wenn man den Fahrweg vom 
 Stiling Range zum Phillips River verfolgt. Östlich vom Pallinup River tragen 
die sandigen Strauchheiden die aus Stirling bekannten Eucalyptus-Gruppen, 
inter denen die Gebüsche von Zucalyptus tetragona stets die weitaus auf- 
 Äfligsten bleiben. Durch Verticordia habrantha, Calythrix brachyphylla sind 
die zwei schönsten Myrtaceen-Genera des Sandlandes repräsentiert, aber im 
Vergleich zu Irwin und sogar noch Avon ist es doch unverkennbar, wie viel 
 införmiger sie hier im Südosten vertreten sind. Unter den Proteaceen trifft 
man manche unnahbar starre Gestalten (Hakea corymbosa, Grevillea concinna, 
 Banksia Caleyi). Und Daviesia pachyphylla (Legum.) ist sogar ein Xerophyt 
von strengster Observanz. 
Die felsig-kiesige Rinne des Jacup Creek führt bereits in eine ganz eremae- 
, sche Vegetation hinein._ Zwar bleibt noch Zucalyptus occidentalis der domi- 
 Aerende Baum, auch ist der anstehende Granit überall noch von Flechten 
(Parmelia conspersa) überzogen. Aber im Unterholz wachsen Eucalyptus spa- 
Hiulata, E. calycogona, Acacia ixiophylla, Eremophila Phillipsiü (Myopor.), Beyeria 
"ummondii (Euphorb.), Dodonaea ptarmicifolia (Sapind.). Noch entschiedener 
"tt Binnenland-Facies ostwärts in der Niederung des West River auf, wo Do- 
i donaea Pinifolia (Sapind.), Fusanus spicatus (Santal.), Myoporum acuminatum 
Myopor., auf der Bildfläche erscheinen. Dazwischen aber dehnen sich stets 
 @e flach convexen Sand-Plains, trotz ihrer landschaftlichen Eintönigkeit von 
 Auerndem Reiz für den Botaniker, durch den Wechsel der Gestalten, die 
men und gehen ohne Unterlaß. 
‚ Östlich vom Jacup Creek sieht man ziemlich unerwartet Nuytsia floribunda 
Koran.) oben auf der Scheitelläche der Kuppe. Adenanthos cuneata (Proteac.) 
| st dort häufig, aber die sonderbare Daviesia reversifolia (Legum.) bleibt spar- 
am und verschwindet bald wieder gänzlich. Und so begleitet die Sandflora 
: den 'ad ostwärts weiter bis gegen den Phillips River: ein verwirrendes Gemisch 
"on Formen, in dem doch — als Leitpflanzen des Südostens — manche Spezies 


a 


De Te It Te A ae BE Bu De 


Stec 


kenweise immer wiederkehren: so gewisse Gastrolobium (Legum.), (G. spt- 
E G. spathulatum), die dickblättrigen Boronia-Arten (B. crassifolia [Rutac.)) 
ee Stattliche Anigosanthos rufa (Amaryll.), die zierliche Oligarrhena (Epacrid.) 
en © blaugraue Eucalyptus tetragona. E 
fernen Osten von Eyre durchschneidet die Straße von Esperance nac 

En. quer den Distrikt. An der Küste liegt — etwa 6 km breit Sg ine 
nn nit ziemlich üppiger Flora. Kalk und Granit wechseln dort häufig, in 
eüger Nachbarschaft ai i i ‘tkuppen gleichen durchaus noch 

: it einander. Die Granitkuppen $ 


334 Fünfter Teil. 


den Hügeln am King George, Sound (Agonis marginata |Myrt.), Anthocereis 
viscosa |Scroph.]!), wenn auch charakteristische Besonderheiten dazu kommen 
(Xerotes collina \Lil.]). _Nordwärts beginnt das Dominium der sandigen Flächen. 
Dazwischen in den Niederungen gibt es flache Seen von schwach brackischem 
oder süßem Wasser. Wo der nasse Boden Vegetation trägt, sieht man Mela- 
leuca Preissiana und andere wohlbekannte Elemente der Flora von King George 
Sound. Am Rande feuchter Mulden gedeiht Banksia occidentalis. Die Sand- 
strauchheide zeigt viel Xantorrhoea Preissii, Macrozamia Dyeriana bildet 
eine angenehme Staffage. Allmählich werden nordwärts die Grasbäume selte- 
ner. Macrosamia verschwindet ungefähr bei 25 km. In den Seen und Pfühlen 
wird das Wasser salziger. Aber die Sandflora trägt bis zu 45 km noch ganz 
südwestliche Züge. Nuytsia floribunda steht verstreut auf der Fläche. In 
großen Massen tritt Lambertia inermis auf, und wird höher als am Fuße des 
Stirling Range; sie gewinnt beinahe baumartige Dimensionen. Nicht selten be- 
merkt man Zucalyptus tetragona in ihrer Begleitung. Um 4okm von der 
Küste enthält die Sandflora bei ungeändertem Charakter sehr eigenartig ausge- 
prägte Endemismen: Zsopogon alcicornis, Banksia petiolaris, B. media, B. spe- 
ciosa, Hakea adnata (Prot.), Eucalyptus tetraptera. Die Anhäufung von 50 
formenschönen Arten in dieser begrenzten Zone gibt ein auffallendes Seiten- 
stück zum Distrikt Irwin, wo unter gleichen Verhältnissen ein ähnlich über- 
raschendes Phänomen beobachtet wird (s. S. 317). . 

. Hat man diesen reichen und interessanten Gürtel passiert, so sieht man die 
Vegetation bald einförmiger werden. Zucalyptus tetragona kommt hier und da 
noch vor, aber viele andere der südlichen Gewächse sind zurückgeblieben. Die 
bisherige Mannigfaltigkeit gibt dem Gleichmaß einer gemengten Eucalyptus- 
Vegetation Raum. Einige schlimme Stellen lockeren Sandes mit xeromorphem 
Gestrüpp müssen noch genommen werden, dann festigt sich der Boden, Lehm 
mit sandigen Stoffen vermengt wird vorherrschend, und endlich etwa 6070 km 
von der Küste ist die Grenze der Eremaea erreicht. Es erscheint Zucalyplus 
salmonophloia in imposanten Gestalten. Man tritt ein in die Eucalyptus-Wal- 
dungen des Distriktes Coolgardie. 

Floristik. Der Floren-Bestand des Distrikts Eyre ist wohl erst unvollständig 
bekannt. Soweit es sich heute beurteilen läßt, steht er, wie zu erwarten war, 
in nächster Verwandtschaft zu dem von Stirling. Man kennt gegenwärtig etwa 
760 Arten in Eyre; davon sind 33 °/, endemisch, also ein ähnlicher Prozentsatz 
wie im benachbarten Stirling. Es sind auch vielfach die selben natürlichen 
Gruppen, die durch Ausgliederung selbständiger Formen zu jenem Endemismus 
Beiträge liefern: so die Gattung Daviesia (Legum.), so Melaleuca (Myrtac-), 50 
die ganze Familie der Epacridaceen, die nächst Stirling in Eyre die ausgiebigst® 
Entwickelung erfahren hat: die kleine Tabelle S. 332 weist 54 Spezies für unseren 
Distrikt nach. Außerdem, — um nur Wichtigeres zu nennen — geben - 
spezialisierte Formen von Sterculiaceen (Lasiopetalum), gewisse Gruppen VOR 
Baeckea (Myrt.), ferner das Genus Zogania und die Labiaten-Gattung ‚Microcory> 
dem systematischen Bilde der Distrikts-Flora sein eigentümliches Gepräge- 


1. Kapitel. Floristische Gliederung des Gebietes. 335; 


 ÄAnderseits hat sie auch eine ganze Reihe negativer Züge aufzuweisen. 
Manche noch in Stirling ungemein entwickelten Elemente zeigen in Eyre einen 
beträchtlichen Abfall. Beispielsweise Drosera oder Dryandra (Proteac.); für 
Dryandra liegt das numerische Verhältnis von Stirling zu Eyre nach dem heu- 
tigen Stande unserer Kenntnisse wie 20:6. 


b. Die Eremaea-Provinz. 
7. Der Distrikt Coolgardie. 

Charakter: Jährliche Regenmenge 30—ı5 cm. Sehr lichte Wal- 
; dungen auf lehmigem Boden. Mannigfaltige Eucalyptus-Bestände. 
_ Depressionen mit Salzboden. AufSand xeromorphe Strauchheiden. 
a  Umgrenzung. Gegen die Südwest-Provinz, also im Westen und Süden, 
bezeichnet etwa die Isohyete von 30 cm die natürliche Grenze. Denn von 
dieser Linie binnenwärts überwiegen räumlich die von eremaeischer Flora. 
besetzten Bestände im Vergleich zu den sandigen Formationen, welche sich 
2 Verwandtschaftlich dem Südwesten zuneigen. Auch die Nordgrenze läßt sich 
geographisch einigermaßen fest begründen. Das hat bereits SPENCER MOORE 
kannt. Er beschreibt (Journ. Linn. Soc. XXXIV 173) den Wechsel der Vege- 
“tion, der die Endigung des Distrikts Coolgardie anzeigt. »Sobald man die 
sazpianne bei Goongarrie durchquert hat, sieht man eine völlige Änderung in 
der Vegetation sich vollziehen«. »Goongarrie liegt dicht bei dem 30° s. Br., 
a da der Wandel des Pflanzenwuchses hier so unvermittelt eintritt, habe ich 
‚Ken Breitengrad als Grenze zwischen zwei Floren angenommen«. SPENCER 
 MooRE bezeichnet die Seltenheit baumartiger Eucalyptus in dem nördlichen, 


E 
ya: 


- 


5 


= Häufigkeit in dem südlichen Bezirk als die wesentlichste Verschiedenheit 
er beiden. Darin hat er in der Tat einen sehr wichtigen Punkt getroffen. 
Weist ferner auch auf die Tatsache hin, daß ein großer Prozentsatz der 
 alzen südlich von 30° spezifisch oder generisch — meist spezifisch — von 
en verschieden sind, deren Heimat nördlich vom 30° liegt. In seiner er- 
"ihnten Abhandlung findet sich S, 24ı und $. 242 sogar eine Liste, welche für 
die Endemismen der beiden Bezirke jene Verschiedenheit belegen soll. Sie ist in 
Üinzelheiten natürlich verfrüht gewesen und heute nicht mehr buchstäblich richtig, 
bt aber in der Hauptsache auch gegenwärtig noch zu Recht bestehen. 
SPENCER MOORE: nennt .es I. c. $. 173 eine noch strittige Frage, ob man 
de enzlinie genau westöstlich anzunehmen habe: sie verlaufe wohl eher von 
westen oder Nordnordwesten. Dem kann ich nicht beipflichten. Einmal 
= aus empirischen Gründen. Noch im Distrikt Irwin nämlich charakterisiert 
die Umgebung des 30° als ungefähre Nordgrenze höherer Eucalyptus. Die 
bei 28°/,° verlaufende Bahn-Linie Geraldton-Cue trifft nirgends mehr 
“JPlus-Landschaften. Also schon diese Erfahrung zwingt zur Anerkennung 


ds 


” 


Grades als Scheide zwischen den beiden Distrikten der Eremaea. 

er auch theoretisch erscheint sie naturgemäß. Denn die abweichende 
; Mutung SPENCER MOooRES, die Grenze biege im Westen weiter BRRRRG 
ü, beruht wohl nur auf einer Analogisierung mit den Grenzen der Südwest- 


336 Fünfter Teil. 


Provinz. Diese aber ist nicht statthaft, und zwar deshalb, weil die Wirkung der 
Winterregen auf das Binnenland durchaus nicht mit ihrer Äußerung in den 
Küsten-Regionen parallel läuft. Der Einfluß des Winter-Regens auf die Eremaea 
rührt nämlich fast ausschließlich von der Südküste her: schon der Verlauf der 
Isohyeten zeigt das ja. Die Folge davon ist die annähernd ungestört west- 
östliche Grenzlinie, die Coolgardie von Austin scheidet. 

Vegetation. 

Im Distrikt Coolgardie erscheint die Vegetation also noch unter dem Ein- 
Auß des Winterregens, so geringfügig er seinem absoluten Betrage nach auch 
sein mag und so verderblichen Schwankungen er von Jahr zu Jahr unterliegt. 
Das Bild der Vegetation bietet daher noch manche Berührungspunkte mit der 
Szenerie, wie man sie etwa im Distrikt Avon beobachtet. Es zeigt ein Mosaik 
von Strauchheide und Eucalyptus-Waldung. Nur daß der rote Boden mit seinen 
Eucalypten weitaus vorwaltet und die echte Strauchheide auf viel geringere 
Raumteile der Fläche eingeschränkt ist. 

Die auf dem festen roten Boden herrschenden Eucalyptus-Bestände sind 
auf S. 294 ff. näher geschildert. Oft beteiligen sich 5>—6 Arten der Gattung an 
. diesen Formationen, neben ihnen Acacia und Melaleuca, alles in der Tracht 
einander so ähnlich, als seien die Arten aufs-innigste verwandt. Die Umgebung 
von Southern Cross bietet treffliche Muster dieser Pflanzen-Gemeinden. Zuca- 
/lyptus salubris, E. celastroides als die herrschenden Arten, dann im Unterholz 
Fusanus acuminatus (Santal.) und Hakea Preissii (Prot.), Acacıa, Eremophila 
und Myrtaceen in Strauchform. Ostwärts folgen oft große Unterbrechungen 
des roten Landes. Dort schweift der Blick ungehindert über die weiten Sand- 
flächen und erlabt sich an dem bunten Schmuck der Blumen, den der Frühling 
bringt. Unweit von Bronti, dann ostwärts von Koorarawalyee, selbst bei Boo- 
rabbin liegen noch solche ausgedehnte Sandheiden, reich an mannigfachen 
Spezies, die das floristische Gepräge der Südwest-Provinz hier tief in die Eremaea 
hineinschieben. Proteaceen, Verticordia (Myrt.), Stylidium, Hibbertia (Dillen.), 
Tetratheca (Tremand.) und vieles ähnlichen Wesens kommt dort noch vor, !M 
bizarr xeromorphen Prägungen. Das sonderbare Balaustion (Myrt.) ist floristisch 
ein Wahrzeichen dieser öden Binnenlands-Heiden. Freilich ist es nur eine 
widerstandsfähige Auslese aus der Fülle des Westens, die hier fortzukommen 
im stande ist. Die Trockenheit schließt viele aus. Aber schlimmer sind die 
Launen des Klimas, gefährlicher wird seine Unzuverlässigkeit. Das Jahr 190° 
mit seinen über das gewohnte Maß ergiebigen Niederschlägen (S- 83; 307) 
verlieh der Sandstrauchheide noch weit im Zentrum des Distriktes von Coor. 
gardie ein Ansehen, wie es sonst nur viel weiter westwärts zu finden vergönnt 
ist. In 1901 dagegen, das im Winter herzlich wenig Regen brachte, sah mat 
die Strauchheide kaum halb so blütenreich. Viele Knospen saßen an den Astet 
unentwickelt und vertrocknet, viel Bildungskraft war ohne Nutzen ver geudet. 

In den Eucalyptus-Waldungen trifft der gleiche unstäte Wandel mit all 
seinen Folgen den strauchigen Wuchs des Unterholzes und die ephemeren 
Kräuter, die sie im Frühling beleben. Und das macht es in der ganzen 


1. Kapitel. Floristische Gliederung des Gebietes. 337 


 Eremaea so schwierig, eine allgemein giltige Schilderung ihrer Vegetation zu 
entwerfen. 

- Im Gebiete der großen Goldstätten von Kalgoorlie und Coolgardie ist strecken- 
weise durch Abholzung das Bild der Vegetation stark geändert. Entfernt aber von 
diesen Lichtungen herrscht dort noch allerorts der einförmige Eucalyptus-Bestand 

auf stark lehmigem oder steinigem Boden, der an vielen Stellen große Mengen 

des weißgrau oder silbern leuchtenden ‚Salt-Bush‘ trägt (Chenopodium, Atriplex 
 Drummondii u. a... Wo der Boden sandiger wird, sieht man steife Casuarinen 
 ensemenet. Auch Acacien werden dann zahlreich und mancherlei anderes 
- Gesträuch, alles in ein eigentümlich graugrünes, ungemein tristes Kolorit getaucht. 
Das sind Szenen, die schon an den »Scrub« erinnern, wie 'man ihn aus Süd- 
Australien beschrieben findet. Der Raum dehnt sich zwar noch Hunderte von 
Kilometern bis dort hinüber, aber das Grundwesen der Vegetation bleibt un- 
ee das selbe: die Strauch-Wüste mit all den Schrecken der Pfadlosig- 
keit, des Wassermangels, der undurchdringlich verwachsenen Dickichte, die den 
Pionieren der Australien-Forschung so lange furchtbare und unüberwindliche 
Feinde waren, 
= Floristik. Die beiden Bezirke der Eremaea lassen sich mit den südwest- 
ichen nicht direkt vergleichen, da ihre Erforschung viel weniger weit gediehen 
st, Die Zahlen, die ich mitzuteilen habe, beanspruchen also nichts als orien- 


Zweifellos, daß sich Coolgardie schließlich doch wohl als formenreicher heraus- 


‚stellen wird, als jener einförmige Distrikt des äußersten Siidwestens. Ander- 
 Sätswird er es an Quantität der Formen niemals mit den inneren Landschaften 


des Südwestens aufnehmen können. 


Als bezeichnend für Coolgardie verdienen folgende Gruppen genannt n 
}; ie 


: 
5 


Positiven Eigenschaften werden mehr als aufgewogen durch den Niedergang 
N fast allen typisch südwestlichen Gruppen: bei den Podalyrieae, Proteaceae, 
Albertia, Pimelea u. a. Nur die Myrtaceen bewahren sich eine gewisse Elasti- 
= So hat Micromyrtus z. B. eine Reihe endemischer Formen erzeugt. Auch 
"ort zu den Myrtaceen der einzige bedeutsame Endemismus des Distriktes, 
systematisch recht vereinsamt stehende Gattung Balaustion. 


2 8. Der Distrikt Austin. 

Charakter: Jährliche Regenmenge 25—15 cm. Auf Lehmboden 
nigfache Strauch-Formationen, in denen Acacia-Arten sehr be- 
“Ulsam sind. Ferner kahle Depressionen mit Salzboden. — Vielfach 
nzureichend erforscht. 


el 
Is, Pflanzenwelt von West-Australien. er 


338 Fünfter Teil. 


Umgrenzung. Die Umgrenzung dieses letzten Abschnittes unseres Ge- 
bietes ergibt sich aus den bei Irwin (S. 314) und bei Coolgardie (S. 335) be- 
gründeten Definitionen. 

Vegetation. 

Soweit die Erfahrungen über den Vegetations-Charakter reichen, ist der 
Distrikt Austin das einförmigste aller Teil-Gebiete des extratropischen West- 
Australiens. Die großen Eucalyptus-Bestände fehlen. Die Sandstrauch-Heiden 
scheinen gleichfalls nur in geringer Ausdehnung vorhanden zu sein. Persönlich 
habe ich nur ein einziges Beispiel davon kennen gelernt, nicht fern von der 
Süd-Grenze des Distriktes, unweit von Menzies. Dort bewies mir das Vor- 
kommen von Callitris robusta (Pinac.), von mehreren Eremophila-Arten, von 
Codonocarpus cotinifolius (Phytolacc.) und des starren Grases Triraphis rigi- 
dissima, daß diese Formation von dem echt südwestlichen Schema der Sand- 
heide, wie es z. B. in Coolgardie noch vorkommt, nicht unwesentlich abweicht. 
Anderseits sieht man dort z.B. in Stackhousia megaloptera (Stackhous.), Crypt- 
andra parvifolia (Rhamn.), Casuarina humilis (Casuar.), Grewillea didymobotrya 
(Prot.) Elemente, die noch deutlich an den Südwesten anklangen. 

Sonst ist der Distrikt Austin mit seinem roten harten Boden ganz die Do- 
mäne der Mulga-Serubs (S. 305). An Zucalyptus ist diese Vegetation über- 
raschend arm; Acacia-Spezies dominieren in jeder Beziehung, daneben sind die 
Eremophila-Arten zahlreich und schön in der Blüte. Ihr licht zerstreutes Gebüsch 
gibt der Physiognomie das Gepräge, Der Unterwuchs zeigt wechselndes Aus- 
sehen je nach der Gunst des Jahres. Im übrigen darf ich auf die S, 261 ge- 
gebene Schilderung verweisen, welche die Kenntnisse zusammenfaßt, die wir 
heute über die Vegetation dieses noch so wenig aufgeschlossenen Bezirkes besitzen. 

Im Norden ragt der Distrikt schon hinein in die Regionen, wo die Herr 
schaft der Sommer-Regen sich geltend macht. Wie weit davon die Vegetation 
beeinflußt wird, wie viel sie von dem Charakter des tropischen Australiens 
annimmt, das läßt sich einstweilen nicht bestimmen, da es noch ganz an Nach- 
weisen aus jener Gegend mangelt. 

Floristik. Es entspricht der geringen Gliederung der Vegetation im Distrikte 
Austin, wenn die Zahl seiner Arten niedriger ist, als in irgend einem der anderen 
Bezirke. Wir kennen heute nicht mehr als 300 Spezies von dort. Zweifellos 
wird sich diese Ziffer noch beträchtlich erhöhen, doch dürfte das Verhältnis 
des Distriktes zu den übrigen nicht wesentlich geändert werden. 

n Endemismen ergeben sich für Austin gegenwärtig 26°). Manche At 
zeichen sprechen dafür, daß auch diese Ziffer keine bedeutende Wandlung © 
fahren wird, jedenfalls nicht nach oben hin. Dem Verkehr mit der Nachbar“ 
schaft im Norden und Osten stehen keinerlei Schranken im Wege. Ver Aus- 
tausch der Floren-Elemente kann sich ungehindert entwickeln. Anderseits fehlen 
in Austin klimatische oder edaphische Eigentümlichkeiten. Man sieht icht, 
woher der Anstoß zu Formen-Wandlung kommen sollte. So möchte ich glauben, 
daß die relative Zahl der Endemismen in Austin später sich eher mindern als 
erhöhen wird. 5 


2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens, 339 


Die floristische Stellung des Distriktes Austin innerhalb der Eremaea ergibt 
sich aus seiner geographischen Lage. Die nördlichen Einflüsse verstärken 
Sich, Die Malvaceen werden immer zahlreicher. In der sonst so baumarmen 
Landschaft spielt Sterculia Gregorii (Stercul.) eine größere Rolle. Swaznsona 
und namentlich Cassir (Legum.) sind mit vielen blütenschönen Formen ver- 
treten. Unverkennbare Zunahme zeigt ZLoranthus. Die Rubiaceen-Gattung 
Canthium stellt sich mit zwei Repräsentanten ein. Marsdenia Leichhardtiana 
gehört zu den häufig werdenden Arten. Alle diese sind nördliche Einschläge 
im Vegetations-Gewebe. 

Von den echten Eremaea-Elementen sind die Chenopodiaceen trefflich ent- 
wickelt (Kochta, Bassia). Trichinium (Amarant.) verfügt über viele und mannig- 
fache Formen in Austin. Eine Zierde der Flora im Distrikte bilden die Zre- 
mophila-Arten. Die meisten davon sind in ihrer Erscheinung ganz andere Wesen, 
als die in Coolgardie häufigen Spezies. Die Verzweigung ist bei ihnen weniger 
beträchtlich, aber der Strauch streckt sich viel erheblicher in die Breite. Am 
ganzen Körper ist die Behaarung stärker gefördert. Die Infloreszenzen sind 
nicht so reichblütig, wie bei den meisten Coolgardie-Arten. Dafür aber wird 
die einzelne Blüte viel größer und ihre Färbung meistens lebhafter. Selbst der 

_ Kelch, der ja in der ganzen Familie hier und da korolinisch auftritt, nimmt an 
dieser Tendenz teil. In der Verwandtschaft von Z.Fraseri scheint er mit seinem 
Prächtigen Rot sogar das wesentliche Stück der Blütenhülle geworden zu sein. 


2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens. 
I. Südwest-Provinz. 
a. Panaustralische Elemente. 

Als panaustralische Elemente der Südwest-Provinz sollen hier diejenigen 
Formenkreise betrachtet werden, welche wenigstens im extratropischen Teile 
Australiens allgemeine Verbreitung erreicht haben. Infolge der klimatischen 
a ifferenzen dieses weiten Gebietes ist ihre Summe in der südwestlichen Provinz 

Nicht bedeutend. 
Sie erscheinen in drei Abstufungen von sehr ungleicher Bedeutung: \ 
1. den panaustralischen Arten, also Sippen niederster Ordnung, die 
en größten Teil Australiens gleichartig okkupieren. 
‚2. den aus der Eremaea-Flora übernommenen Sippen, welche der 
Südwest-Provinz eigentlich fremd sind und daher nur mit Vorbehalt als pan- 
Australisch betrachtet werden können. 5 
3. den panaustralischen Gattungen oder Sektionen, also Sippen höherer 
Ordnung, die fast in allen Teilen Australiens Vertreter besitzen, dabei aber 
sehr wesentliche Unterschiede in der Stärke und in dem Wesen dieser Reprä- 
'entanten obwalten lassen. Ä 


340 Fünfter Teil. 


ı. Panaustralische Arten. 
Die Gegensätze klimatischer Art, welche zwischen dem Binnenlande Austra- 
liens und seinen Küsten bestehen, haben nur einer geringen Zahl von Ge- 
wächsen allseitiges Vorkommen gestattet. Es sind vorwiegend annuelle oder 
epigäisch ephemere Gewächse, die bei großer Elastizität der Veranlagung zu 
derartig weiter Verbreitung gelangt sind. Als Beispiele könnten genannt sein: 


Anzuillaria dioica (Liliac.) | Poranthera microphylla(Euphorb.) | Wahlenbergia gracilis Campan.) 
Dianella revoluta (Liliac.) Myriophyllum-Arten (Halorag.) Vittadinia australis (Compos.) 
Bulbine semibarbata (Liliac.) | Aydrocotyle hirta (Umbell.) otula-Arten (Compos.) 
Caessia parviflora (Liliac.) Centella asiatica (Umbell.) Senecio-Arten (Compos.) 


Diese Liste ist ein interessantes Dokument für die Selbständigkeit der 
australischen Flora im ganzen. Sie enthält im wesentlichen rein australische 
Spezies, nur wenig Unkräuter oder Kosmopoliten: ein Beweis, daß die paläo- 
tropischen Ubiquisten, die sich zahlreich im östlichen Australien finden, jeden- 
falls nicht zu den alteingesessenen Bürgern Australiens gehören und daß sie 
seit ihrer Einwanderung die Eremaea nicht zu überschreiten vermochten. 


2. Typen der Eremaea. 
Die aus der Eremaea übernommenen Typen, welche, wie oben bemerkt, 
nur mittelbar als Panaustralier zu registrieren sind, werden in dem der Eremaea- 
Flora geltenden Kapitel zur Besprechung kommen (S. 363). 


3. Panaustralische Sippen höherer Ordnung. 

Eine ansehnliche Gruppe der südwestlichen Flora besteht aus Gattungen, 
welche ganz Australien besiedelt und in ihrer Gliederung sich den physischen 
Eigentümlichkeiten seiner einzelnen Gebiete entsprechend ausgestaltet haben. 
Zu dieser Klasse gehören die beiden absolut wichtigsten Genera Australiens: 
Acacia und Eucalyptus; aber auch eine Anzahl von Gattungen zweiten Ranges 
reihen sich hier an. Ich gebe eine Auswahl der wichtigsten: 


Thysanotus (Lil.) Sterculiaceae, mehrere Genera. | Hydrocotyle (Umbell.) 
Casuarina (Casuarin.) Hibbertia (Dillen.) Anthocereis (Serophul.) 
Grevillea (Prot.) Yonidium (Niol.) | Oßercularia (Rubiac.) 
Hakea (Prot.) Pimelea (Thymelac.) Lobelia (Campan.) 
Cassytha '(Laur.) Darwinia (Myrtac.) Goodenia (Gooden.) 
Podalyrieae (Legum.) Baeckea (Myrtac.) Scaevola \Gooden.) 
Acacia (Legum.) Melaleuca (Myrtac.) Stylidium (Stylid.) 
Comesperma (Polygal.) Eucalyptus (Myrtac.) h 

Ricinocarpus (Euphorb.) Myriophyllum (Halorag.) 


Die Gliederung dieser Gattungen innerhalb Australiens ist für das Ver- 
ständnis seiner gesamten Vegetation von Bedeutung. Die wesentlichsten m 
ziehungen, welche in Südwest-Australien. hervortreten, erhellen z. B. treitlic 
bei Eucalyptus. Ich habe sie früher (in DieLS und PrrrzEi, Fragm. austr. 
occ. S. 434) in folgenden fünf Kategorien darstellen können: 


2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens. 341 


»I. Panaustralische Formenkreise, die in West-Australien vertreten 
sind und dort die Arten des Ostens oder nur leicht abgeänderte Formen 
enthalten. So wäre der als Baum der «Gallerie-Wälder« bemerkens- 
werte F. rostrata mit seinen Verwandten aufzufassen. 

‚ Formenkreise, die in der Eremaea der Südhälfte Australiens 
allgemein verbreitet und in ihrem westaustralischen Anteil noch 
charakteristisch sind. Hierher z. B. £. calycogona, E. gracilis, E. unci- 
nata, I. oleosa, E. dumosa. Von diesen Spezies steht £. uncinata inner- 
halb West-Australiens ziemlich isoliert und zeigt dort geringe Poly- 
morphie. Die übrigen Arten sind dagegen formenreich auch im Westen, 
wo offenbar viele Sippen selbständig geworden sind und zum Teil 
sehr charakteristische Ausbildung erlangt haben (F. salubris u. a.) 

II. Westaustralische Arten, die zu gewissen östlichen in deut- 
licher Beziehung stehen. Von diesen Arten ist z. B. £. marginata 
zu nennen, der mit 2. patens, E. Todhiana und E.- buprestium eine 
sonst im Westen nicht entwickelte Gruppe der Gattung repräsentiert. 

IV. Westaustralische Formenkreise, die zu östlichen in keiner 
näheren Beziehung stehen, in Westaustralien aber formen- 
reich entwickelt sind. Das gilt namentlich von der Reihe der Cor- 

nutae BENTHAMs und der mit ihr wohl genetisch verknüpften Ver- 
wandtschaft der F£. redunca. 

Westaustralische Formenkreise, die geographisch isoliert stehen 
und auch in Westaustralien nur eine oder wenige Formen 
umfassen. Dieser Klasse muß man wenigstens bei unseren heutigen 
Kenntnissen eine bedeutende Zahl von Spezies zurechnen. Es gehören 
nicht nur Arten des westaustralischen Binnenlandes dahin, wie Z. dyr7- 

Fformis, E. tetraptcra mit E. Forrestiana, E. Preissiana, E. tetragona 
mit E. eudesmieides, sondern auch wichtige Spezies der südwest- 

lichen Küstenregion, z.B. Z. calophylla mit E. ficifolia, E. diversi- 

color, E. gomphotephala, E. erythrocorys. Die ferneren Beziehungen 
dieser Arten sind meist ganz unsicher, doch lassen sich bei mehreren 
darunter gewisse Anklänge an nordaustralische Typen wahrnehmen.« 

Es geht aus dieser Rubrizierung hervor, wie sich die panaustralischen Gat- 
tungen in ihren Sippen niederer Ordnung, d. h. in den Sektionen und Spezies 
verhalten: da hört natürlich die allgemeine Verbreitung fast überall auf, und 
es treten Beschränkungen verschiedener Art ein, welche für uns die wertvoll- 

Sten Nachweise der pflanzengeographisehen Beziehungen im extratropischen 

Australien erhalten. Wir finden die bei Zucalyptus angedeuteten Zusammen- 

hänge überall wieder: zuerst bei den übrigen panaustralischen Gättungen, 

Später bei den Gruppen mit disjunktem Areal und endlich auch in den An- 

Schlüssen der Endemismen höherer Ordnung. ER 

1. Unsere erste Gruppe bei Zucalyptus (s. o.) enthält die 
tepräsentierte Reihe der echt panaustralischen Formenkreise. Sie besitzt 

Viele Parallelen bei anderen Gattungen oder Gattungs-Abteilungen, so 2. B. bei 


Du 
Lu 


< 


durch #. rostrata 


349 Fünfter Teil. 


Thysanotus, Grevillea & Hebegyne, Cassytha, bei den Podalyrieae, Acacia Sect. 
Fuliflorae, in der Verwandtschaft der Acacia salicina, Jonidium, Pimnelea 
(P. microcephala), den meisten Myriophyllum-Arten, bei Goodenta. 

II. Formenkreise, die in der Eremaea der Südhälfte Australiens 
allgemein verbreitet sind, kehren bei zahlreichen panaustralischen Gat- 
tungen wieder. Casuarina, Grevillea [Prot.] z.B. G. Huegelii, die teretifolien 
Pubiflorae bei Hakea [Prot.], Cassytha [Laur.] (C. melantha), mehrere Reihen 
von Acacia, Comesperma \Polygal.] (C. scoparium), " Poranthera |Euphorb.] 
(P. ericoides), Fonidium [Viol.) (F. Horibundum), mehrere Spezies von Melaleuca 
[Myrt.], Prostanthera [Labiat.] z.B. ?. microphylla, gewisse Typen von Antho- 
cercis (Scroph.] und Lodelia, schließlich Goodenia und Senecio mit einzelnen 
Arten haben in dieser Rubrik zu erscheinen. 

III. Westliche Arten, die zu gewissen östlichen in deutlicher Be- 
ziehung stehen, waren bei Zucalyp£us nicht besonders zahlreich. In anderen 
Gattungen treten sie deutlicher hervor. Sie verdienen volle Beachtung, als 
unsere ersten Beispiele einer geographischen Disjunktion, die weiterhin noch 
klarer zu Tage treten wird. Ich finde sie ausgeprägt z. B. bei Casuarina $ Tra- 
chypitys, bei Hakea 8 Conogynoides |Prot]., bei Acacıa myrtifolia |Legum.), 
Comesperma volubile und C. calymega, bei Hiöbertia [Dillen.] $ Hemihibbertia 
und $ Pleurandra, bei Pimelca Gilgiana [Thymelaeac.] in ihrem Verhältnis zu 
der östlichen P. glauca, bei Darwinia unten den mit D. diosmoides verwandten 
Sippen, bei einzelnen Arten von Aydrocotyle |Umbell.| und Opercularia [Rubiac.), 
in der Gruppe Scavola $ Pogonanthera |Gooden.], bei Erechthites |Compos.|; 

IV. Westliche Formenkreise, die zu östlichen in keiner näheren 
Beziehung stehen, in West-Ausralien aber formenreich entwickelt 
sind. Diese endemische Klasse besitzt bei Zucalyptus eine sehr typische Ver- 
tretung in einer Gruppe der Cornutae. Aber auch die übrigen panaustralischen 
Genera liefern dazu so zahlreiche Beispiele, daß ich nur einige wenige heraus- 
greifen will. Unter den Grevilleoideae fallen sie besonders auf: man denke an 
Grevillea $ Leiogyne, 8 Eriostylis, 8 Manglesia oder werfe einen Blick auf 
die Entfaltung von HZakea in der Südwest-Provinz. Gute Muster liefern ferner 
die Podalyrieae, Acacia (2. B. die $ Pulchellae), Hibbertia $ Hemipleurandra 
'Dillen.], die polymorphe Sektion Malistachys bei Pimelea [Thymel.], die Rinsia- 
Gruppe bei Baeckea [Myrt.], die Melaleuca $ Capitatae, die Genera Micro- 
corys und Hemiandra (Labiat.]), die ausgeprägte Rhynchangium-Grupp® von 
Stylidium (Stylid.]. 

V. Westaustralische Formenkreise, die geographisch isoliert stehen 
und auch in West-Australien nur eine oder wenige Formen umfassen. 
Diese Kategorie von Endemismen, deren Umgrenzung natürlich der Willkür 
des Systematikers einigermaßen überlassen bleibt, scheint nicht besonders um- 
fangreich zu sein. Immerhin kennen wir bei zahlreichen Gliedern der auf 
S. 340 mitgeteilten Reihe einstweilen vereinsamte Spezies. Grevillea 2. B- be- 
sitzt mehrere solche (G. dipinnatifida, G. Drummondii, G. Wilsoni, G. queret 
folia). Auch bei den Podalyrieae kommen sie vor. Hibbertia verrucoS@ [Dillen.], 


2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens. 343 


Melaleuca violacea [Myrt.], Hydrocotyle homalocarpa |Umbell.), Anthocercis 
viscosa [Scrophul.] sind andere Fälle von denen, die sich hier erwähnen ließen. 
Die unter II—V angeführten Phänomene kehren bei den Sippen höherer 
Ordnung wieder und erlangen dort noch größere Wichtigkeit. Sie werden 
daher erst später (S. 364, 372) ausführlicher erörtert werden. 
agegen geben die panaustralischen Genera noch Veranlassung, auf ihr 
extratropisches Vorkommen kurz einzugehen und das Wesen ihrer 
Gliederung innerhalb Australiens, namentlich ihre Ausgestaltung in der 
Südwest-Provinz zu untersuchen. 

Wertvolles Material in dieser Hinsicht liefert die Gestaltung und Verbreitung 
der Siereuliaceae, von denen E. PRITZEL (in DIELS und PRITZEL, Fragm. 
Austr. occ. S. 365) folgende Daten niedergelegt hat: 

»Die Sterculiaceen sind eine vorwiegend tropische Familie, die jedoch auf 
der südlichen Hemisphäre, besonders in Süd-Afrika und Australien, Formen- 
kreise entwickelt hat, welche an ein mehr temperiertes Klima gebunden sind 
und auch schon äußerlich durch niedrigen, strauchigen Habitus ihre von den 
zahlreichen Verwandten der Tropen abweichende Lebensweise verraten. In 
Süd-Afrika ist dies besonders die Gattung Hermannia, in Australien die 
Buettnerieen-Gattungen ARuelingia und Commersonia, sowie die endemischen 
Lasiopetaleae. 

Die Sterculieae Australiens weisen mit ihrer Verwandtschaft nach den asia- 
tischen Tropen, wo sich die australischen Gattungen gleichfalls und zum Teil 
in reicherer Entwickelung vorfinden. In Australien hat Stercxlia in der Unter- 
Sattung Drachychiton einen endemischen Formenkreis hervorgebracht, dessen 
Arten zu den Charakter-Bäumen der Trockengebiete des tropischen Teils 
gehören. In der Eremaea überschreiten einige Arten nach Süden den 
Wendekreis, sonst aber sind die Siereulieae in Australien auf die Tropen 
beschränkt. 

Die wenigen in Australien vorkommenden Vertreter der Helictereae und 
 Hermannicae sind entweder von den asiatischen Tropen nach dem äußersten 
_ Norden Australiens hinüber reichende Arten oder doch ganz nahe Verwandte. 
= 2*Zu der gleichfalls in Verbreitung und Lebensform feucht-tropischen Unter- 

familie der Buetinerieae werden die australischen Gattungen Ruelingia und 
Commersonia gezählt. Den total abweichenden Lebens-Bedingungen entspre- 
_ chend, haben diese Buettnerieen sich jedoch in ihren vegetativen Teilen so 
; Umgestaltet, daß sie ihren tropischen Verwandten sehr unähnlich geworden 
Sind. Als Stammform oder doch als vermittelndes Glied kann Commersonia 


Den tropischen Buettnerieen gegenüber stellen sich Commersonia und Ruelingia 
. sofern als die abgeleiteten Gattungen dar, als bei ihnen eine starke Reduktion 
“ der Petalen, eine noch weitergehende Verkürzung der Staminal-Röhre und 
_ ine Abnahme der fertilen Staubgefäße zu bemerken ist. 


344 Fünfter Teil. 


Die ZLasiopetaleae schließen sich auf das engste an die vorige Gruppe 
an und sind kaum von ihr natürlich abzutrennen. Die großen Gattungen des 
temperierten Südwestens und Südostens von Australien: 7Aromasia, Lasiopetalum, 
Guichenotia entfernen sich auch im Blütenbau am weitesten von den tropischen 
Buettnerieen, indem die Petalen bis auf Rudimente oder völlig unterdrückt, 
die Staubgefäße auf die Zahl 5 fixiert sind und Staminodien oder eine Staminal- 
Röhre nur selten noch auftreten. In all diesen Verhältnissen zeigen sich die 
Gattungen Keraudrenia, Seringia und Hannafordia noch weniger bestimmt 
und daher den Bueitnerieae noch recht nahe stehend. Das tritt auch in der 
geographischen Verbreitung hervor, indem sie, wie die Buettnerieen selbst, 
eine mehr eremaeische oder nördliche Verbreitung besitzen.« 

Hiernach erscheint also die Familie der Sterculiaceen als ein von Norden 
her eingedrungener, in Australien weiter gebildeter Formenkreis. 

Leider sind die Daten nur äußerst selten so durchsichtig, wie bei dieser 
Familie. Es muß aber erwähnt werden, daß die morphologische Differenzie- 
rung auch bei anderen Gruppen ähnliche Prozesse andeutet. 

Bezeichnenderweise gehören dazu Acacia und Eucalyptus, die wir gegen- 
wärtig als die beiden unbestritten mächtigsten Pflanzengeschlechter Australiens 
kennen. Die geographische Verbreitung der Gattung Acacıa fällt für ihren 
tropischen Ursprung ins Gewicht, und in der Tat spricht E. PRITZEL in seiner 
sorgfältigen Bearbeitung der westaustralischen Acacien (DIELS und PRITZEL, 
Fragm. Austr. occ. S. 276) die Vermutung aus, daß »der Entwickelungs-Zweig 
der australischen Acacia in einer oder nur sehr wenigen gegenseitig verwandten 
Formen, die von Norden oder Nordwesten her in Australien einwanderten, 
seinen Ursprung gehabt haben« dürfte. 

Auch bei Zucalyptus weisen alle die Voraussetzung des Genus bildenden 
Formenkreise nach Nordosten, in jenes alte Gebiet, das sich durch seinen 
Einfluß auf Neukaledonien und sogar Neuseeland (Metrosideros, Xanthostemon) 
verrät. In Nordost-Australien ist auch Angophora zu Hause, die mit Eucalyptus 
verglichen gewissermaßen den ursprünglichen Typus der Gattung darstellt. 

NGLER ‘) hat für die Rutaceac-Boronieae, welche in ihrer Gesamtheit gleich- 
falls als panaustralisch bezeichnet werden können, einen ähnlichen Werdegang 
festgestellt. Er erklärt es für »ganz sicher, daß die Boronieae nichts weiter als 
etwas vorgeschrittene Aanthoxyleae-(Evodiinae) sind, welche sich in Australien 
und auch nach dem benachbarten ehemals wohl mit Australien verbundenen 
Neukaledonien ausgebreitet haben, im übrigen nur noch mit einer Art in Neu- 
Seeland vertreten sind«, 

Es ist in diesem Zusammenhange von Interesse, daß viele panaustralische 
Genera sich bis zum malesischen Gebiete oder wenigstens bis nach Neukale- 
donien hin ausdehnen. 7Aysanotus |Lil.], Casuarina, Grevillea [Prot.]; Cassytha 
[Laur.], Ziödertia [Dillen.], Fonidium |Viol.], Baeckea [Myrt.], Melaleuca [Myrt.), 


1) A. ENGLER, Über die geographische Verbreitung der Rutaceen. Abhdl. K. Preuß. Akad. 
Wiss, Berlin 1896. S. 14. 


2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens. 345 


Anthocercis |Scroph.], Stylidium |[Stylid.] sind einige Beispiele dieser Klasse, 
freilich von sehr verschiedenem Wesen und Werte. 

Sie zeigen nur die Kommunikation Australiens mit der Außenwelt in einigen 
seiner repräsentativsten Pflanzen-Gruppen. Und daher bahnen sie das Ver- 
ständnis an für jene wichtigeren Fälle, wo der Ursprung solcher echt austra- 
lischer Typen nicht im Mittelpunkte des heutigen Areales zu suchen ist, son- 
dern exzentrisch im Norden: wie es für Acacia, die Rutaceae, die Sterculiaceae 
und für Zucalyptus bezeugt scheint. 


Ausgestaltung der panaustralischen Genera in West-Australien. 

Die Ausgestaltung der panaustralischen Gattungen in West-Australien erfolgt 
in zweierlei Weise. Entweder wird das Niveau der Gattung annähernd so be- 
wahrt wie es sich in Gesamt-Australien darstellt, oder es geht eine Fortbildung 
über jene Stufe hinaus von statten. 

| Im ersten Falle wandelt sich wohl die vegetative Tracht epharmonisch 

' mannigfach um, auch in der Blüte treten Konstruktions-Variationen ein, aber 
das, was wir den morphologischen Grundplan nennen, das bleibt un- 
geändert. Eine fortschreitende Tendenz, die über ost- oder zentral- 
australische Verhältnisse hinausführte, läßt sich nicht wahrnehmen. Ich möchte 
Casuarina, Cassytha |Laur.], Acacia, Fonidium [Viol.), auch Pimelea [Thymel.], 
Hydrocotyle |Umbell.], Anthocercis [Scrophul.], Opercularıa |Rubiac.] als Muster 
dieser Klasse auswählen. 

Wichtiger für die Bewertung des südwestlichen Australiens aber ist die Reihe 
jener Genera, bei denen Progressionen innerhalb der Südwest-Provinz 
stattfinden. Einige Beispiele werden zeigen, wie diese Prozesse geartet sind. 

Einen schr einfachen Fall liefert die Reduktion innerhalb der Blüte, zu- 

_ Nächst im Androeceum. Die kleine Gruppe der Triandrae bei der Gattung 

Thysanotus (Lil) ist ausschließlich südwestlich; beider normalen Sechszahl der 
_ Staubblätter erscheint sie zweifellos als abgeleitet. In andern Formenkreisen 
trifft die Reduktion das Gynaeceum und beschränkt die Zahl der Samenanlagen. 
_ Das geht vor im Bereiche der Sammel-Gattung Melaleuca. Dort sieht man die 
| Neigung, die Zahl der Samenanlagen auf ı in jedem Fache des Ovariums herab- 

zusetzen, in der Subseries der Pallidiflorae bereits entschieden angebahnt und 
Schließlich zur » Gattung« Conothamnus überführend, welche durch die Fixierung 

jenes Minimums bestimmt ist. Die selbe Progression beobachtet man bei Dam- 
 BDiera (Gooden.), welche zwar nicht allein in Südwest-Australien vorkommt, höchst- 
Wahrscheinlich aber dort entstanden ist. »Mit diesem artenreichen Genuss, sagt 
n E. PrıtzEr (in DIELS u. PRITZEL, Fragm. Austr. occ. S. 574), erreicht die 
_ Familie in vielfacher Hinsicht ihre höchste Entwickelungs-Stufe. Die sich bei 
: ‚den übrigen Gattungen der Goodeniaceae bemerkbar machenden Redaktionen 
_ IM Gynaeceum führen bei Dampiera zur typischen Einzellig- und Einsamigkeit 
(von den beiden Arten der Dicoelia abgesehen). Der Kelchsaum wird völlig 

Tudimentär, und bei den Kron-Abschnitten ist die Differenzierung in drei aus- 
 gebreitete als Schau-Apparat dienende Abschnitte und zwei zum Schutze der 


346 Fünfter Teil. 


Geschlechtsblätter eigenartig umgebildete Petalen ein Gattungs-Merkmal ge- 
worden. Überdies ist die Verwachsung der Antheren stets eine vollständige. 
Durch die Vereinigung aller dieser, zum Teil ja auch schon bei den andern 
Gattungen auftretenden Progressionen wird Dampiera zu dem fortgeschrittensten 
Typus der Familie gestempelt. Dieser positiven Charakterisierung wegen macht 
die Gattung auch einen viel mehr zusammenhängenden und engeren Eindruck, 
als beispielsweise Goodenia«. 

Wie man sieht, zeichnet der Fall von Dampiera sich aus durch Progressionen 
in allen Teilen der Blüte; damit vereinigt er das, was sonst getrennt vor sich 
zu gehen pflegt. 

Statt zu rein quantitativer Reduktion führen manche Progressionen zu einer 
funktionell höher spezialisierten Gestaltung. Dafür bringen die australischen 
Labiatae Belege bei den Prostantheroideae‘). Die Gattung Prostanthera, die 
im Bau des Androeceums die ursprünglichsten Verhältnisse aufweist, hat in 
Ost-Australien eine vegetativ sehr vielseitige Entwickelung erlangt. Westlich 
reicht sie durch die Eremaea bis an ihre Grenzen, bleibt aber der eigentlichen 
Südwest-Provinz fern. Dort nehmen die Genera Hemiandra, Hemigemia und 
Mhicrocorys ihren Platz ein, welche durch partielle Modifikation der Antheren 
sich über Prostanthera erhoben haben. 

Eine gleichsinnige Erscheinung bietet uns die von LABILLARDIERE und 
späteren als Candollea zusammengefaßte Sippschaft westaustralischer Dilleni- 
aceen. Sie unterscheiden sich von der Diagnose der panaustralischen AHibdertia _ 
durch die Gruppierung der Staubblätter in fünf Bündeln. Dieses Schema ist erst 
in Südwest-Australien durchgeführt worden. Es nahm seinen Ausgang offenbar in 
der Nachbarschaft von .Aiddertia montana, deren polymorpher Kreis noch gegen- 
wärtig — neben Candollea — in Südwest-Australien eine sehr ansehnliche 
Stellung behauptet; er zeigt in Androeceum bereits vielerlei Ansätze zu dem 
n Candollea durchgeführten Bau-Plan. 

Progressiv muß auch die Griffel-Struktur der Sektionen Manglesia (Grevillea) 
bzw. Manglesioides (Hakca) genannt werden, die sich in West-Australien heraus- 
gebildet und formenreich entfaltet haben. 

Endlich können wir im Bereiche der Myrtaceae-Chamaelaucieae noch eine 
andere Form des Fortschrittes kennen lernen, der in die Ausgestaltung der ge 
samten Blüten-Sphäre eingreift. In der Gattung Darwinia finden wir elementare 
Arten mit köpfchenartig zusammengedrängten Blüten; die Beteiligung der Brac- 
teen an anthobiologischen Funktionen deutet sich erst in ganz geringem Maße 
an. Diese Formen gehören zum Teil dem östlichen Australien an; eine davon 
jedoch, D. diosmoides, greift auch über zum östlichen Teile West-Australiens- 
Weiter westlich werden kompliziertere Formen herrschend; bei ihnen drängen 
die Hochblätter mehr und mehr zu korollinischer Ausgestaltung, um in den 
prachtvoll bunten Hüll-Gebilden von Darwinia macrostegia und Verwandten 
den Höhepunkt dieser Entwickelung zu erreichen. Es offenbart sich also bei 


1) Vgl. L. Diers in Diets und Prrrzkr, Fragm. Austr. oce. S$. 525. 


2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens. 347 


: Darwinia ein sehr greifbarer blütenbiologischer Fortschritt innerhalb von Süd- 
 west-Australien. Er ist umsomehr beachtenswert, als er ein Seitenstück findet 
_ inder progressiven Modellierung der Blüten-Hülle bei der verwandten Vrrx- 

cordia (s. Fig. 75). Auch hier sehen wir eine offenbar immanente Tendenz der 


Gattung in Südwest-Australien sich immer vollkommener durchsetzen. 


l 
Matt. — D—F V. ovalifolia Meissn.: E Kelchabschnitt, D Kelchanhängsel, F Blumenblatt. — 
6-F V. oculata Meissn.: 4 Kelchabschnitt, G Kelchanhängsel, 5 Blumenblatt. — A—M V. rer 
%s Drumm.: Z Kelchabschnitt, A Kelchanhängsel, M Blumenblatt. — N—S V. Muclleriana 
_ Pritzel: N Habitus eines blühenden Zweiges, / Kelchabschnitt, O Kelchanhängsel, © Blumen- 
R blatt, X Teil des Staubblatt-Tubus, S Griffel. (Nach Diers und PRITZEL.) 


Es sind Fälle von wesentlich anderer Artung als die Reduktions-Erscheinungen 
Blüten-Teile. An dieser Stelle aber sind beide im Zusammenhang zu be- 
trachten, weil sie für die progressive Weiter-Entwickelung mancher zn 
lischer Formenkreise im Gebiete der Südwest-Provinz den offenkundigen Nach- 


348 Fünfter Teil. 


b. Disjunkte Elemente. 

Die in der Gliederung der panaustralischen Genera angedeuteten Zusammen- 
hänge treten viel schärfer durch die Areal-Gestaltung bei den disjunkt ver- 
breiteten Gattungen hervor. 

Die Flora der Südwest-Provinz enthält eine höchst beträchtliche Anzahl 
derartiger Fälle. Ihre Beziehungen zu dem Osten des Kontinentes erhalten 
dadurch erst die angemessene Beleuchtung und erweisen sich bedeutend viel- 
seitiger, als man zunächst erwarten möchte. 

In der Eremaea liegt beiallen diesen Gattungen eine Trennungs-Zone zwischen 
dem westlichen und dem östlichen Areal-Stück. Sehr verschieden aber ist die 
Ausdehnung dieser Trennungs-Zone; sehr verschieden auch die geographische 
Lage des östlichen Areal-Anteiles. Dieser Lage nach lassen sich drei Kate- 
gorien unterscheiden: 

I. Das östliche Areal-Stück liegt vorwiegend nördlicher als das südwest- 
liche, also etwa nördlich vom 25° s. Br., im tropischen Nordosten: 
Nordöstliche Typen. 

. Das östliche Areal-Stück liegt etwa unter gleicher Breite als der süd- 

. westliche, also ungefähr zwischen 25° und 35° s. Br., im östlichen New 
South Wales. 

. Das östliche Areal-Stück liegt südlicher als das südwestliche, südlich vom 
35°s. Br., in Victoria, Tasmanien, und dem euronotischen Süd-Australien. 

Von diesen drei Fällen vereinigen sich I. und III. sehr häufig und liefern 
eine einzige Kategorie: Südöstliche Typen. 


uni 
Lu} 


= 


I. Nordöstliche Typen. 
Folgende Genera der Südwest-Provinz sind die wichtigsten Beispiele unter 
den nordöstlichen Typen: 


Borya (Liliae.) Burtonia (Legum.) Keraudrenia (Stereul.) 
Harmodorum (Haemador.) zum | Facksonia (Legum.) Verticordia Sect. Catocalypla 
Teil | Zotroßis (Legum.) (Myrt) 
Persoonia Sect. Pycnostyles Labichea (Legum.) Calythrix (Myrt.) 
(Prot.) Albizeia (Legum.) Breweria (Solan.) 
Brachysema Sect. Leptosema Diplopeltis (Legum.) 
m.) Byblis 


Dazu kommen kleinere Gruppen innerhallı umfangreicherer Gattungen, z. B. bei Siylidium (Stylid.). 


Diese Gattungen sind sehr ungleich in der Größe der Areal-Stücke und in 
dem Maße der Disjunktion. An einer besonders gut entwickelten und syste- 
matisch einheitlichen Gruppe, der Gattung Jacksonia, treten die Verbreitung” 
Eigentümlichkeiten der Kategorie besonders klar hervor (s. Fig. 76). Überhaupt 
zeichnen sich die Zeguminosae-Podalyrieae durch . derartige Beziehungen Aue 
E. PRITZEL, der (in DIELS und PRITZEL, Fragm. Austr. occ. S. 217) die Glie- 
derung und Verbreitung dieser Tribus genau verfolgt hat, sagt darüber: »E$ 
gibt einige Gattungen, welche ihr Areal zum tropischen Nord-Australien au 


2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens. 349 


dehnen; und zwar sind das gerade solche, welche im temperierteren östlichen 
und südlichen Australien fehlen oder fast fehlen, so Drachysema, Burtonia, 150- 
 tropis, Jacksonia und Gastrolobium. Dagegen sind diese Gattungen im Westen 
ungemein entwickelt und zwar auch hervorragend in den die zentrale Eremaea 
- berührenden Trockengebieten der nördlichen Distrikte. Überdies zeigen sich 
deutliche Verwandtschaften der Arten dieser Distrikte mit den tropisch nord- 


ee ee NE N th Baritn Dumae a De TEN 232 
etz N rt EEE TE DEE Male: NEE Ei NE 3 WE er a re rm ds 
DR 3) x VRR Be Re Eu Reh Er ET en 


australischen Spezies, so besonders bei Isotropis, Facksonia, Brachysema; Arten, 
i Westen durch die 


Eremaca hinüberreichen, sind Gastrolobium grandifleorum und /sotropis atro- 


_ Die Gattungen auch der übrigen Famili 
Schema. Vielfach allerdings fehlen uns in 


350 Fünfter Teil. 


des tropischen Binnenlandes noch die nötigen Nachweise, um den Grad der 
Disjunktion mit Genauigkeit festzustellen. 

So kennen wir zu der in West-Australien so ungemein wichtigen Borya 
nitida als einziges Seitenstück die Borya septentrionalis, aber bis jetzt nur von 
einem sehr beschränkten Landstrich zwischen Trinity Bay und Rockingham 
Bay in Nordost-Queensland. Dort wächst sie an edaphisch sehr ähnlichen Loka- 
litäten wie die so nahe stehende Schwester-Art des Südwestens. Sollte sie 
wirklich nicht weiter verbreitet sein, so wäre Borya wohl die am stärksten 
disjunkte Gattung von allen, die dieser Gruppe angehören. 

ie Areale dieser Klasse gehören zu den Überraschungen der austra- 
lischen Floristik. Viele dunkle Probleme sind darin enthalten. Klimatische 
Deutungen werden sich kaum geben lassen, denn es handelt sich um klimato- 
logisch vielfach entgegengesetzt beanlagte Gebiete: hier das Bereich der echten 
Sommer-Regen, dort die Region der ausgeprägten Winter-Regen. Vielleicht 
haben edaphische Faktoren stärkeren Anteil an jener Verbreitung gehabt. Der 
Fall von Borya scheint zu dieser Vermutung hinzuleiten. Andere Nordaustralier 
dieser Gruppe werden als psammophil bezeichnet. Wie weit aber bei den 
übrigen Fällen ähnliches zutrifft, bleibt unentschieden, bis wir über die Lebens- 
Bedingungen der nordaustralischen Spezies besser aufgeklärt sein werden. 

Eines nur geht sicher aus dem Wesen jener Areale hervor: es muß für den 
Austausch zwischen Ost- und West-Australien auch im Norden eine Verbindungs- 
Bahn schon in früheren Zeiten bestanden haben. Wie viel davon gegenwärtig 
noch gangbar ist, wird sich erst später überblicken lassen; weitere Erschließung 
der nördlichen Teile des australischen Binnenlandes ist Voraussetzung der Lösung 
dieser Frage. 


II. Südöstliche Typen. 

Unvergleichlich viel umfangreicher ist die Klasse der südöstlichen Typen, 
in der gewisse Züge der Pflanzen-Verbreitung im extratropischen Australien 
mit großer Schärfe hervortreten. 

Zur besseren Übersicht betrachten wir entsprechend der obigen D- 348) 
Einteilung, zunächst die nördlichen, vorwiegend auf New South Wales bzw. 
Süd-Queensland lokalisierten Typen, behandeln dann die Hauptmasse des Ganzen 
(die zwischen dem 30° und 40° verbreiteten Gattungen), und widmen endlich 
den dem südlichsten Abschnitt angehörigen Elementen eine kurze Besprechung. 


ı. Nördliche Untergruppe. 

Die Gattung Phzlotheca (Rutac.) beleuchtet den Übergang von der vorigen 
Kategorie — den nordöstlichen Typen — zu den südöstlichen. Die west 
australische Art nämlich, welche durch Schwinden des einen Antherenfaches 
ausgezeichnet ist, nähert sich durch dieses Merkmal sehr bedeutend der Ph. 
calida, deren Heimat im nordöstlichen Queensland liegt. Außerdem aber gibt 
es zwei weitere Spezies in Ost-Australien, die aus New South Wales lange 
bekannt sind. 


; 


2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens,. 351 
Weiter nenne ich aus der nördlichen Untergruppe der südöstlichen Typen: 


Dioscorea (Dioscor.) | Aylomelum (Prot.) | Actinotus (Umbellif.). 
Fetroßhila (Prot.) | Aphanopetalum (Cunon.) | 
| 


Lambertia (Prot.) 


Chorizema \Legum.) 


Absichtlich gebe ich mit dieser kleinen Liste nur die augenfälligsten Bei- 
spiele der Kategorie, um zuverlässige Schlußfolgerungen möglich zu machen. 
Dioscorea und Aphanopetalum sind in Ost-Australien hygrotherme Tropen- 
Lianen, Glieder des im weiteren Sinne als malesisch zu bezeichnenden Floren- 
Elementes, welches dort bekanntlich reich ist an Arten und sich zu echten Regen- 
wäldern verdichtet (S. 32). In West-Australien bilden sie nahezu die einzigen 
puren dieses wichtigen Floren-Elementes. Sie beschränken sich auf 
die wärmeren Teile der Südwest-Küste, zwischen Murchison- und Murray River, 
wo auch im Winter die Temperatur durchschnittlich nicht so tief sinkt, als im 
Süden. Mit ihnen zusammen wächst Clematicissus, die systematisch zwar iso- 
lierter steht, im übrigen aber genau gleichartigen Wert besitzt. 
Die drei Proteaceen-Gattungen Petrophila, Lambertia, Xylomelum, die obige 
Liste enthält, erläutern die Disjunktion dieser Gruppe vortrefflich. Neben ihnen 
müssen auch /sopogon und Conospermum angeführt werden, die zwar südwärts 


_ weiter reichen, aber ihre östliche Haupt-Entfaltung gleichfalls nördlich des 


35. Grades gewinnen. Es ist schwer zu sagen, warum diese in West-Australien 
meist reich entwickelten Genera im Osten so wenig Gestaltungs-Kraft bewiesen 
und geographisch zum Teil so beschränkt geblieben sind. Das selbe gilt von 
Chorizema. Auch stimmt diese Leguminosen-Gattung mit den besprochenen 
Proteaceen noch darin überein, daß ihr östlicher Vertreter (CA. parviflorum) 
Manchen Formen West-Australiens recht nahe steht. Ähnliches prägt 
Sich in der Gattung Zogania aus, insofern die im Gebiete von Sydney heimische 
L. pusilla zu keiner Spezies innigere Verwandtschaft zeigt, als zu Z. serpylii- 
’ Jolia des weit entlegenen West-Australiens. 
Durch den Besitz einer Etappen-Station zwischen den entlegenen Teilstücken 
des Areales zeichnet sich Actinotus aus (von dem allerdings auch in West- 
_ Tasmanien eine Spezies existiert. Von dieser Gattung nämlich hat sich wider 
jede Erwartung eine Art (A. Schwarsii) auf dem Macdonnell Range, mitten in 
Zentral-Australien, gefunden. Es ist ein einzig dastehender Fall, der aber für 
die Beurteilung ähnlicher Areale sehr hoch anzuschlagen ist. Die Erhaltung 
 Jener Spezies auf dem Gebirge der wüstenhaften Inland-Region ist zweifellos 
_ auf die lokal beförderte Bewässerung der Gegend zurückzuführen. Vermutlich 
hat die Austrocknung des Binnenlandes die Verdrängung des Typus aus den 
umliegenden Regionen veranlaßt. 


2. Allgemein südöstliche Untergruppe. 


Im südöstlichen Australien allgemeiner verbreitet sind folgende Typen der 
_ Westaustralischen Flora, deren Areal in der Eremaea unterbrochen ist. 


352 


Stypandra (Liliac.) 
Burchardia (Liliac.) 
Laxmannia (Liliac.) 
Patersonia (Irid.) 

Orchidaceae (zahlreiche Arten) 
Banksia (Prot.) 


aurac.) 
Drosera Sect. Polypeltes 
Marianthus (Pittosporac.) 
Billardiera (Pittospor.) 
Gompholobium (Legum.) 


Fünfter Teil. 


Sphaerolobium 
Viminaria (Legum.) 
Dawiesia (Legum.) 
Aotus (Legum.) 
Pultenaea (Legum.) 


a 


) 
Legum.) 


Hovea (Legum.) 

Hardenbergia (Legum.) 

Kennedya (Legum.) 

Boronia (Rut.) $ Pinnatae 
— S Zerminales 

Crowea (Rut.) 

Asterolasia (Rut. 


) 


, 


Fig. 77. 


Diese ansehnliche Liste enthält viele Formenkreise, die für die Flora des 


| Tetratheca (Tremandr.) 
 Amperea (Euphorb.) 
unzea (Myrt.) 

Callistemon (Myrt.) 
Haloragis 8 Oppositifoliae 
Xanthosia (Umbell.) 
Leucopogon (Epacrid.) 

| Mitrasacme (Logan.) 
Logania (Logan.) 

\ Lagenophora (Compos.) 

' Leptorrhynchus (Comp.). 


ZB 


extratropischen Australiens außerhalb der Eremaea bedeutend sind. 


in 


SE NZ: e 


2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens. 353 


charakteristisches Bild von der Verbreitungs-Art liefert uns die Gattung Banksiä 
(s. Fig. 77). Trotzdem Banksia in der Südhälfte des Gebiets zwischen dem 
135° und 126° ö. L., soweit wir: wissen, nicht vorkommt, ist die Gattung in 
den beiden disjunkten Segmenten des Areales gut gegliedert, und zwar im 
westlichen noch besser als im Osten; zum mindesten ist sie im Westen viel- 
seitiger in den vegetativen Teilen. 

Überhaupt pflegt bei den Gattungen dieser Gruppe die Kraft der Ent- 
faltung in den beiden Stücken des Gesamt-Vorkommens ungleich zu sein. 
Bei Banksia [Prot.], Drosera $ Polypeltes, Sphaerolobium [Legum.], Daviesia 
(Legum.], 7eeratheca |Tremandr.], Zeucopogon [Epacr.) u. a. ist das südwest- 
liche Areal-Stück das entschieden reichere, bei Clematis, Pultenaea |Legum.], 
Mitrasacme |Logan.] u. a. überwiegt nach Mannigfaltigkeit der Südosten. 

erwandtschaftlich stehen sich die Formen der beiden Teil-Areale oft 
sehr nahe. Von der Orchidaceae sind zahlreiche (mehr als 20) Typen im Osten 
und Westen so übereinstimmend gebaut, daß man sie der selben Spezies zu- 
zurechnen gewohnt ist. Ebenso kommen die Formen von Stypandra [Lil.), 
Burchardia [Lil.), Clematis, Viminaria [Legum.], Mitrasacme [Logan.] u. a. 
spezifisch überein. Bei Patersonia [Irid.] sind hüben wie drüben sämtliche 
Muster des Blütenbaues vertreten. Ähnlich liegt es bei Banksia. Bei Trachy- 
mene |Umbell.] hat eine interessante Teilung der Gattung in die beiden Areal- 
Stücke stattgefunden, dergestalt, daß die Sektion Dendromene sich in Ost- 
‚Australien stark entwickelt, im Westen nur in den südöstlichen Bezirken 
vorkommt, während umgekehrt die Sektion Platymene West-Australien sichtlich 
bevorzugt und im Osten nur durch 7. heterophylla vertreten ist, welche als 
. Mmorphologische Vermittlerin beider Sektionen freilich eine besondere Stellung 
einnimmt. 
Betrachtet man in dieser Gruppe den Grad der Disjunktion in Verbin- 


_ dung mit den verwandtschaftlichen Beziehungen der Spezies, so tritt schon 


deutlich die Wichtigkeit der südlichen Verkehrs-Wege für den Austausch 
_ Zwischen Ost und West hervor. Klarer aber offenbart sich ihre Bedeutung in 
der letzten Untergruppe: bei den streng südlichen Typen. 


3. Südliche Untergruppe. 

Die südliche Untergruppe wurde oben S. 348 definiert: sie enthält die für 
rest und Ost gemeinsamen Genera, welche in Ost-Australien erst südlich 
vom 35° recht entfaltet sind. Als Beispiele können, neben vielen Spezies, 
‚folgende Gattungen gelten (vgl. Fig. 78): 


Calectasia (Liliac.) Cheiranthera (Pittospor.) Brachyloma $ Lobopogon (Epacr.) 
Adenanthos (Proteac.) Llotzkya (Myrt. Astroloma (Epaecr.) 
Drosera $ Erythrorhiza Styphelia $ Soleniseia (Epacr.) Acrotriche (Epacr.) 


en 


Die relative Vertretung in den Teil-Arealen zeigt die gleichen Unter- 
Schiede wie die vorher behandelte allgemeine Gruppe. Bei Adenanthos und 
23 


Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. 


354 Fünfter Teil. 


Astroloma ist der Westen viel reicher; bei anderen Gattungen sind die Ver- 
hältnis-Zahlen weniger verschieden. 

Verwandtschaftlich bemerken wir wieder starke Näherung der Formen, 
die bis zu spezifischer Identität gehen kann. Beispiele wären Calectasıa cyanea, 
Astroloma humifusum. 

Es zeigt sich also in dieser Untergruppe am reinsten, wie weit jene Nähe- 
rung der beiden südlichen Ecken des Kontinentes geht, welche sich in der 
Gesamt-Gruppe der südöstlichen Typen ausprägt. Es muß ein lebhafter Aus- 
tausch stattgefunden haben. Gegenwärtig scheint der Verkehr durch das 


DAS, 1 
N 
Izealvon Drosera x . 
Sect. Suythrochiza. “ 


Fig. 78. 


Hinterland der Großen Bight für die meisten derart disjunkten Gattungen un- 
möglich. Es wird also die Frage, auf welchen Straßen die Kommunikation 
der Floren vor sich ging, zu einer florengeschichtlichen, und kann nur mittelbar 
einer Lösung entgegen geführt werden. 

In dieser Hinsicht dürfte die Bedeutung der Zpacridaceae innerhalb der 
südlichen Untergruppe es rechtfertigen, eine ihrer Gattungen näher zu be- 
trachten. Über Acrotriche [Epacr.] äußert sich E. PRITZEL (in DIELS und 
PRITZEL, Fragm. Austr. occ. S. 479) wie folgt: »Die Arten dieser natürlichen 
Gattung sind Sträucher der Küstenhügel Südost-Australiens westlich bis 
Kangaroo Island. Weiter westlich folgt eine große Strecke, wo sie bis JR 
nicht beobachtet worden ist. Erst an der Südküste West-Australiens, wo JeN 
seits des Cape Arid wieder Granit-Hügel die Küste säumen, tritt die Gattung 
von neuem auf, und zwar mit zwei jener Arten und einer nahen Verwandten 
davon. Es ist dies also ein charakteristisches Beispiel für die Verwandtschaft 


2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens. 355 


der Flora östlich von Spencer Golf und der Südküste West-Austra- 
liens vom King George Sound bis Cape Arid. Sie ließe sich am natür- 
lichsten durch eine ehemals direktere Verbindung quer über die Große Bight 
hin erklären, wofür auch der ähnliche geologische Bau dieser Teile der Süd- 
küste zu sprechen scheint. « 

Dieser Befund deckt sich mutatis mutandis mit den Ergebnissen, welche 
die anderen Gattungen dieser Gruppe liefern. Es bestehen noch gegen- 
wärtig ausgeprägte floristische Beziehungen zwischen jenen beiden 
durch die Große Bight geschiedenen Distrikten. Sie äußern sich in der 
Gemeinsamkeit vieler Pflanzen-Typen, die von den Autoren hüben und drüben 
als spezifisch übereinstimmend betrachtet werden. Ich nenne als Belege: 


Daviesia incrassata (Legum.) Kennedya prostrata (Legum.) Leucopogon Richei (Epacr.) 
— Pectinata (Legum.) Lasiopetalum discoler (Stercul.) — australis (Epacr.) 

Pultenaea tenuifolia (Legum.) — darvijflorum (Stercul.) Astroloma humifusum, (Epacr.) 
— vestila Leucopogon Woodsii (Epaecr.) Logania vaginalis (Logan.) 


Eutaxia empetrifolia (Legum.) 


Gleichwertig reihen sich Fälle engster Affinität an. Ein gutes Beispiel 
liefert nach E. PRITZEL die Beziehung von Zasiopetalum cordifolium (West) zu 
L. Schulzenii (Ost). »Die ostaustralische Art«, sagt dieser Forscher in Fragm. 


 Austr. occ. S. 379, >»ist auf die Ost-Seite der Großen australischen Bay be- 


schränkt, aber dem Z. cordifolium des südöstlichen Westens so nahe verwandt, 
daß sie, als noch die Große Bay nicht so tief nach Norden zu eindrang, sehr 
wohl die am äußersten nach Osten zu vorgeschobene Form von Z. cordifolium 
dargestellt haben kann.« Diesem Paradigma entsprechen beispielsweise auch 
ie Beziehungen folgender Spezies-Paare: 


West Ost 
Kerotes rigida Xerotes longifolia 
Xantorrhoea Preissii Xanthorrhoea quadrangulata 
rosera rosulata Drosera Whittakerü 
Cheiranthera filifolia Cheiranthera linearis 
Styphelia melaleucoides Styphelia pusilliflora 


c. Endemische Elemente. 
In der heute üblichen Begrenzung der australischen Genera entfällt auf 


. West-Australien die Summe von 85 endemischen Gattungen. Diese‘ Zahl ist 


gewonnen aus der Vereinigung sehr: ungleichartiger Bestandtteile.e. Es muß 


daher der Versuch unternommen werden, die einzelnen Elemente in natur- 


‚gemäße Gruppen zu bringen. Den Maßstab dazu liefert ihre systematische 


ung. Damit wird das Ergebnis natürlich stets mit mancherlei Willkür- 
lichem behaftet, aber ohne dies kommt man nicht aus. Es stellen sich also 
!m wesentlichen drei Gruppen '') heraus: 


X) Die Genera Onychosepalum (Cyper.) und /sandra (Scerophul.) habe ich nicht berücksichtigt, 


da ich sie nicht persönlich kennen gelernt habe und mir ohne eigene Untersuchung ein sicheres 


Urteil über ihre systematische Stellung nicht möglich ist. 


23* 


356 


Fünfter Teil. 


1. Isolierte Gattungen oder Gattungs-Gruppen, ohne erkennbaren Anschluß: 
Endemismen erster Ordnung. 
2. Gattungen mit erkennbarem Anschluß an panaustralische Formenkreise: 
Endemismen zweiter Ordnung. 
3. Gattungen mit unmittelbarem Anschluß an panaustralische Formenkreise: 
Endemismen letzter Ordnung. 


1. Isolierte Gattungen: Endemismen erster Ordnung. 
Diese für die Wertung West-Australiens in erster Linie wichtige Klasse 


enthält 30 Gattungen. 


Reedia (Cyper.) 
Evandra (Cyper.) 
Lyginia (Restion.) 
Erdeiocolea (Restion.) 

narthria (Restion.) 
Dielsia (Restion.) 

asypogon (Liliac.) 
Calectasieae (Liliac.) mit: 
Kingia 


Baxteria 
(Calectasia) 


| Conostylideae (Amaryll.) mit: 
Phlebocarya 
| Tribonanthes 
| Blancoa 
Conostylis 
Anigozanthos 
Macropodia 
Nuytsia (Loranth.) 
Simsia (Prot.) 
Synaphea (Prot.) 
Franklandia (Prot.) 


Emblingia (Cappar.) 
Ceßhalotus \Cephalot.) 
Eremosyne (Sasifrag.) 
Stylobasium (Rosac.) 
Calycopeplus? (Euphorb.) 
Psammomoya (Celastr.) 
Clematicissus (Vitac.) 
Balaustion (Myrtac.) 
Anthotroche (Solanac.) 

| Amblysperma (Compos.) 
| 


Fig. 79. Eremosyne pectinata Endl., monötypische, in Südwest-Australien endemische Saxifragaceen- 
Gattung: A Habitus, 5 Blüte, 3 Blüte ausgebreitet, D Fruchtknoten im Längsschnitt, E Frucht 
im Längsschnitt. (Nach ENGLER.) 


Von diesen Gattungen zeigen wenige noch gewisse Anklänge an sonst 
australische Form-Verbände (z. B. Dasypogon, Balaustion). Die meisten aber 
besitzen in Australien keine irgendwie näheren Verwandten, ebensowenig !N 
anderen Erdgebieten, wenn man von den dunkelen Beziehungen unter den 


2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens. 357 


Conostylideae absieht, wo Lanaria (Capland) und Zop/zola (Atlant. Nord- 
amerika) in die sonst rein westaustralische Gruppe eintreten. Auch die An- 
knüpfung von Amdlysperma an die brasilischen Trichocline wäre zu erwähnen, 

Die Entwickelung innerhalb von West-Australien ist bei den meisten dieser 
Endemismen geringfügig. Fast zur Hälfte können sie als monotypisch gelten: 
Reedia, Ecdeiocolea, Dielsia, Kingia, Baxteria, Blancoa, Macropodia, Nuytsia, 
Emblingia, Cephalotus (Fig. 80), Eremosyne (Fig. 79), Clematieissus, Balaustion, 
Amblysperma. Daneben stehen Zvandra, Dasypogon, Phlebocarya, Frank- 
landia, Psammomoya, Anthotroche mit geringer Gliederung. Formenreicher 
entwickeln sich Anarthria, Tribonanthes, Anigozanthos, Simsia, Synaphea; aber 
nur Conostylis gehört zu den wahrhaft polymorphen Gattungen der Südwest- 
Provinz. ‚ 

Damit stimmt im großen und ganzen die Verbreitung überein. Die 
letztgenannten Gattungen, also Tribonanthes, Conostylis, Anigosanthos, Stm- 
sia, Synaphea, vielleicht auch die mangelhaft bekannte Gattung Calycopeplus, 
sind in der gesamten Südwest-Provinz repräsentiert und zeigen in ihrem 

Formen-Wandel den Wechsel der äußeren Bedingungen ausgeprägt, dem sie 
dabei ausgesetzt sind. 

Enger erweisen sich die Areale bei den übrigen Genera. Freilich kennt 
man die Grenzen der Wohnbezirke noch nirgends genau genug, um deren 
absolute und relative Größe festzusetzen. 

Für den Nordwesten der Provinz sind Eedeiocolea, Emblingia, Stylobasium 
und Clematicissus charakteristisch. Südlicher schließt sich daran das Areal von 
' Macropodia, die allerdings den vorigen wegen ihres engen Zusammenhalts mit 
Anigosanthos nicht ganz ebenbürtig genannt werden kann. Zwischen Moore 
River und King George Sound, also im feuchtesten Abschnitt und gewisser- 
maßen in dem Kern der ganzen Provinz liegt die Heimat mehrerer Ende- 
mismen, nämlich von 

Blancoa 
ee Amblysperma 
Phlebocarya 
Igen sukkessive die Areale von 


Weiter südlich, d. h. im Bereich der Südküste fo 
Das sind vier ganz besonders 


Bazteria, Eremosyne, Franklandia, Cephalotus. 
eigentümliche Gewächse unter der Endemismen-Schar des Gebietes. Daß wir 
aber selbst bei diesen meist auffallenden Formen weit entfernt sind, die gesamte 
Umgrenzung ihres Areales zu kennen, zeigt das Beispiel von Cephalotus (Fig. 80), 
der weitaus bekanntesten aller südwestaustralischen Autochthonen. Sein Areal 
wird gewöhnlich als sehr eng umschrieben angegeben, und man lernt in S 
Literatur, die Pflanze käme nur am King George Sound vor. In ‚Wahrheit reicht 
sie westlich mindestens bis zum Deep River. Nach Osten hin hat sie noch 
niemand verfolgt, aber man ist genötigt anzunehmen, daß sie noch ei Er 
' Esperance Bay wächst. Denn nur dort hat LABILLARDIERE Pflanzen e Eu 
melt, und er ist es gewesen, der von Cephalotus die erste Beschreibung geg 


358 Fünfter Teil. 


hat, allerdings ohne den Standort genauer zu nennen oder irgendwo sonst des 
seltsamen Fundes besonders Erwähnung zu tun. Sollte sich die Art also bei Espe- 
rance nachweisen lassen, so würde ihr Areal — wenn auch als ein nur schmaler 
Streif des Küstenlandes — immerhin über 5—6 Längengrade sich erstrecken. 

Die inneren, trockneren Landschaften Südwest-Australiens sind weniger reich 


Fig. 80, Cephalotus follicularis Labill., eine der eigentümlichsten mon otypischen Endemismen 

Südwest-Australiens: A Habitus (der Stengel ist in der Natur gewöhnlich erheblich länger als 

hier dargestellt), 3 Diagramm der Blüte, C Blüte, D Carpell im Längsschnitt, Z Früchtchen, 

F n im Längsschnitt, G—X verschiedene Stadien der Blatt-Entwickelung. (4—C nach 
AILLON, D—F nach LE MaoUT et DECAISNE, G—Ä nach EICHLER.). 


an isolierten Endemismen, lassen sie aber nicht ganz vermissen. Psammomoya 
und Anthotroche leben auf den Sand-Heiden des Avon-Distriktes, weiter östlich 
noch folgt das Areal des seltsamen Balaustion, eines dicht dem dürren Sande er 
gepreßten Myrtaceen-Sträuchleins, mit Blüten wie kleinen Granatblüten, das bis 
tief in die Eremaea eindringt. Noch bei Coolgardie ist es gesammelt worden. 


2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens. 359 


Für die Beurteilung Südwest-Australiens ist der Verteilungs-Modus der Ende- 
mismen erster Ordnung ungemein lehrreich. Keinem Distrikt fehlen sie ganz, 
aber sie häufen sich auch nirgends in auffallender Menge an. Man sieht nir- 
gends wesentliche Bevorzugung, keine Zentren des Endemismus, nichts, was 
etwa Asylen für Relikte gliche, sondern es herrscht eine Ebenmäßigkeit der 
Verteilung, die die ebenmäßige Abstufung aller Bedingungen in Gegenwart und 
Vergangenheit widerspiegelt. 


2. Endemismen zweiter Ordnung. 

Als Endemismen zweiter Ordnung sollen Gattungen gelten, die im übrigen 
Australien Verwandte erkennen lassen, aber immerhin durch größere morpho- 
logische Lücken von ihnen geschieden scheinen. Diese Verwandten sind zu- 
weilen panaustralische Genera (so vielleicht: bei Calothamnus); oft aber leben 
sie beschränkt auf das südöstliche Viertel des Kontinentes und lassen sich als 
vikariierende Typen für unsere südwestlichen Endemismen auffassen. Dazu 
rechne ich ungefähr 23 Gattungen: 


Phymatocarpus (Mytt.) 


Loxocarya (Restion.) Chorilaena (Rut.) 
Chaetanthus (Restion.) Diplolaena (Rut.) 
Hydatella (Centrolepid.) Platytheca (Tremandr.) 
Arnocrinum (Lil.) Tremandra (Tremandr.) 


n Blumenblättern 


B eine Blüte mit den kleine 
(Nach ENGLER.) 


A Zweig, 
D Gynaeceum, £ Fruchtknoten. 


Fig. 81. Diplolaena grandiflora Desf.: 
und den langen Staubblättern, C Staubblatt, 


360 Fünfter Teil. 


Alle diese Genera gehören den Familien oder Triben an, welche im ganzen 
extratropischen Australien zu den charakteristischen Floren-Bestandteilen zählen. 

Wie bei der vorigen Gruppe, nimmt ihre Entwickelung innerhalb von West- 
Australien keine bedeutenden Dimensionen an. Auch hier giebt es ziemlich 
starre Monotypen (Hodgsoniola, Platytheca, Cosmelia, Diaspasis, Pentaptilon). 
Die Mehrzahl ist oligomorph (Aydatella, Fohnsonia, Arnocrinum, Agrostocrinum, 
Sollya, Tremandra, Chorilaena, Sphenotoma, Phymatocarpus). Die übrig blei- 
benden Gattungen Diplolaena, Hypocalymma, Calothamnus, Andersonia und 
Sphenotoma sind die in mehreren Bezirken oder in der gesamten Südwest-Provinz 
verbreiteten und entsprechend vielgestaltigen Komponenten dieser Klasse. Auch 
Hydatella als Wasserpflanze scheint so weit verbreitet zu sein, wie permanentes 
Süßwasser zu Gebote steht. 

Läßt man diese reicher gegliederten Gattungen mit ihren ausgedehnten 
Arealen außer Betracht, so konstatiert man wiederum jene Beschränkung, die 
schon bei den Endemismen erster Ordnung hervortrat. Ganz im Norden findet 
sich Pentaptilon. Südlicher, etwa zwischen Murchison River und Swan River, 
ist Arnocrinum zu Hause. Vom Gebiet des Swan River und Avon River bis 
weit nach Südosten ziehen sich Fohnsonia, Agrostocrinum, Sollya. Näher der 
Südküste folgen Chorilaena, Platytheca und Sphenotoma. Actinodium, Cosmelia 
und Diaspasis sind völlig südlich. Doch fallen ihre Areale nicht zusammen in 
einem bestimmten Bezirke, sondern decken sich nur teilweise: und nur in einem 
kleinen Abschnitte des Gebietes, um den King George Sound, kommen alle 
sechs zusammen vor. 

Verglichen mit den Endemismen erster Ordnung, zeigt sich eine Bevor- 
zugung der südlichen Landschaften, nicht sehr beträchtlich, aber doch deutlich 
wahrnehmbar. 


3. Endemismen letzter Ordnung. 


Die Endemismen letzter Ordnung haben weniger ausgeprägte Qualitäten. 
Bei ihnen ist der Anschluß an meist panaustralische Kreise unverkennbar, sie 
stellen sich als Ausgliederungen dar, die erst in West-Australien selbst von 
den Stamm-Elementen sich abgezweigt haben dürften. 

Diese Klasse auf 30 Genera geschätzt werden: 


Diplopogon (Gramin.) verwandt mit Chamaelaucium (Myrt.) verwandt mit Darwinia 
Acanthocarpus (Lil.) Aero Wehlia (Mytt.) » Llotskya 
Stawellia (Lil.) > > Scholtzia (Myrt.) > » Baeckea 
Epiblema (Orchid.) » » Thelymitra | Beaufortieae (Myrt.) e »  Melaleuca 
Dryandra (Prot.) » » Banksia Conothamnus (Myrt.) » > Melaleuca 
Tersonia (Phytolace.) » » Codonocarpus | Lamarchea (Mytt.) » > elaleuca 
Jansonia (Legum.) » » Brachysema | Eremaea (Myrt.) > »  Melaleuca 
Latrobea (Legum.) > » Pultenaca Schoenolaena (Umbell) > » Xanthosia 
Nematolepis (Rutac.) » > Phebalium |Coleanthera (Epacrid) >» »  Styphelia 
Geleznovia (Rutac.) » » Eriostemon onostephium (Epacrid.) >» » . Astroloma 
Guichenotia (Stercul) >» > . Hannafordia | Needhamia (Epacrid.) » » Leucopogon 
Zysiosepalum (Stercul.) >» » Thomasia Oligarrhena (Epacrid.) > » Leucopogon 


| 2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens. 361 

| 

| > Bsbat) verwandt mit Prostanthera | Hemiphora (Verben.) verwandt mit Pityrodia 

ee en. erben.) » » Dicrastyles | Verreauxia (Gooden.) » » Scarvola 
ysopsis (Verben.) » » Dicrastyles Anthotium (Gooden.) » » Dampiera 


; In dieser Gruppe bestehen bezüglich der inneren Gliederung der Gattungen 
ähnliche Verhältnisse wie bei der vorigen. Als monotypische Formen sind 
Epiblema, Fansonia, Lamarchea, Needhamia, Oligarrhena, Mallophora, Phy- 
sopsis und Hemiphora zu nennen. In relativ engen Grenzen ER die 
Formen-Bildung bei Acanthocarpus, Stawellia, T: ersonia, Nematolepis, Geleznovia 
Nematolepis, Lysiosepalum, Wehlia, Conothamnus, Schoenolaena, RR 
en und Anthotium. Beträchtlicher wird der Pleomorphismus bei Gieii 
“ E pie Scholtzia, den Beaufortieae, Eremaea, Conostephium, 
“ Vic Er steigt zu bemerkenswertem Grade bei Dryandra: die ist vielleicht 
En e und schwierigste von allen endemischen Gattungen West- 
E. Ss, »ein Netzwerk von Formen, deren Merkmale in mannigfachster 
e sich kombinieren« '). 

Ei es die charakteristischen und unterscheidenden Merkmale dieser 
ichs a lasse in Betracht zieht, so wird man aufmerksam auf gewisse 
Er 5: ige Tendenzen, die bei mehreren von ihnen zugleich zum Aus- 
Are in 'einer Weise, wie es bei den vorigen Klassen nicht zu be- 
Ei, ist. Diese Tendenzen erweisen sich nämlich vielfach als Symptome 

esondern Leistungen biologischer Art oder von morphologischen 
fogressionen. 
u Merkmal biologischen Charakters, wenn das Schutz-Bedürfnis der 
on 2 Blüten immer weitere Kreise in den Dienst der Blüte hineinzieht: 
Fed EB die Bedeutung der Hochblatt-Hüllen (Fig. 81) oder der Kelch- 
erung (Fig. 82), die bei unseren Gattungen mehrfach vorkommen und zum 


Er EN FERATE E R 


! 


A Blüte mit den großen Kelchblättern zur Zeit der Frucht- 
ätter, C Blumenblatt, D Staubblatt 
(Nach ENGLER.) 


Br 

82. Gelesnovia verrucosa Turez.: 
€, B dieselbe Blüte nach Entfernung zweier Kelchbl 
E Laubblatt von unten, / von oben. 


: zeil ihr Merkmal bilden (vgl. S. 186). Man findet solches bei Fansonia, Geles- 
nun (Fig. 82), Zysiosepalum, Guichenotia, Eremaea, und auch für Dryandra 
liegt in der Verkürzung des Blütenstandes und der Ausprägung eines »Involu- 


. fums« ein wesentliches Moment, das von Banksia scheidet. 
Fre RER 


1) DiEts und Prıtzer, Fragm. austr. occ. S. 170. 


362 Fünfter Teil. 


Andere Genera sind bezeichnet durch morphologische Progressionen 
(vgl. auch S. 345). 

Bei Nematolepis (Rut.) liegt der generische Charakter in der Verwachsung 
der Petala. Coleanthera (Epacrid.) geht über die verwandten Gattungen dadurch 
hinaus, daß ihre Antheren miteinander verschmelzen. Siawellia (Lil.) beschränkt 
sich auf einen Staubblatt-Kreis, und die Blüten sind diöcisch geworden. Oligar- 
rhena (Epacrid.) und Femiphora (Verben.) sind definiert durch die Reduktion der 
Staubblätter auf zwei. Bei Scholtsia (Myrt.) beschränkt sich die Zahl der Samen- 
Anlagen im Fach auf zwei, bei Conothamnus (Myrt.) sinkt sie auf eins herab. 
Microcorys (Labiat.) kennzeichnet sich durch die Differenzierung der Anthere, die 
nicht mehr aus zwei vollkommenen Thecis besteht, wie bei Prostanthera, sondern 
nur noch ein fertiles Fach besitzt, während das untere umgebildet ist und steril 
bleibt. Alles das sind progressive Merkmale im organographischen Sinne; und 
daß es gerade solche Fortschritte sind, die einen großen Teil der Elemente in 
dieser Klasse von Endemismen bestimmen, dieser Umstand erweist klar ihre 
Wesenheit: es sind Fortbildungen, neue Zweige an älteren Stämmen, 
die erst innerhalb von West-Australien ins Dasein getreten sind. 

Diese Herkunft hat auf ihre Verbreitung innerhalb des Landes natürlich 
keinen weiteren Einfluß. Deshalb bieten die Areale der Genera ähnliche Züge, 
wie die oben behandelten Endemismen. 

Mehrere neigen nordwärts. Namentlich Gelesnovia; ferner auch Acan- 
thocarpus, Scholtzia, Eremaea, welche im Süden den Murray River wohl nir- 
gends überschreiten. Im Westen, also in den Küsten-Landschaften, gilt das 
auch von Chamaelaucium, Guichenotia und Verreauxia. Aber diese Genera 
entfernen sich etwa am Swan River von dem Gestade, meiden die feuchtesten 
Striche des Gebietes und ziehen sich landeinwärts nach Süden, wo Chamaelau- 
cum und Guichenotia bis zur trockenen Südost-Küste vordringen, während 
Verreauxia sich im fernen Binnenlande verliert. 

Eine südlichere Verbreitung bezeichnet Jansonia, Latrobea und «Schoenolaena. 
Aber erst östlich vom Frankland River setzt ein neuer sehr kräftiger Aufschwung 
ein durch das Auftreten von Nematolepis, Lysiosepalum, den bedeutungsvollen 
drei Gattungen Coleanthera, Needhamia und Oligarrhena und der ungemein 
polymorphen Gruppe von Microcorys, die sich binnenwärts weit in die Trocken- 
gebiete zu erstrecken scheint. 

Im größten Teil der Südwest-Provinz läßt sich Conostephium nachweisen; 
weit wichtiger aber für das gesamte Gebiet ist Dryandra, über deren Gliede- 


Beiträge, als für die beiden ersten. Daß Guschenotia, Verreauxia und Micro- 
corys in das Innere eindringen, konnte bereits hervorgehoben werden. 
noch vier weitere Genera sind anzufügen, die sich als Schöpfungen der 
digen Einöden in jenen Landschaften herausstellen: Wehlia, Mallophora, Phy- 
sopsis und Hemiphora. Alle diese haben ihren Platz hart an der Grenze zwischen 
südwestlicher und eremaeischer Flora. Sie wohnen schon im Bereiche des 


2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens. 363 


Winterregens, aber sie stehen sämtlich mit Eremaea-Elementen in Beziehung 
(5. 278) und bilden den Ausdruck von gestaltlichen Wandlungen, die solche 
Eremaea-Typen bei der Annäherung an das Winterregen-Gebiet durchmachen 
(vgl. S. 365). 

d. Eingebürgerte Kolonisten. 

Auch Fremdlinge hat West-Australien natürlich durch das Zutun des Menschen 
in seine Pflanzenwelt aufnehmen müssen. Schon um 1840 erwähnt DRUMMOND 
in seinen Briefen, daß auswärtige Unkräuter sich in der Kolonie breit machten. 
Die meisten stammten vom Capland und von der östlichen Seite Australiens. Bei 
einzelnen (Hypochaeris) ließ sich genau verfolgen, wie sie angekommen waren, 
wie sie es sich wohnlich machten, und wie sie nach und nach im Lande Ver- 
breitung fanden. Schließlich haben die meisten, z. B. Anagallis arvensis, Helio- 
Phila pumila (Crucif., Cap), Rommlea rosea (L.) Eckl. (Irid., Cap) in dieser Hinsicht 
- nicht viel erreicht. Sie fristen in der Nähe der Städte und an den alten Straßen 
_ des Verkehres ihr Dasein, kommen aber kaum weiter. Nur wenige dieser 
Kolonisten sind wirklich häufig. So z. B. Brisa maxima, das auch in ursprüng- 
lichen Formationen schon reichlich zu finden ist. Ferner Cryptostemma calen- 
dulaceum (Com ., Cap), das man stellenweise, namentlich im Norden, ganze 
_ Felder ausschließlich mit ihren gelben Strahlenblüten verzieren sieht. Andere 
_ Arten sind nur lokal in größeren Massen entwickelt und machen den Eindruck 
- verwilderter Pflanzen: so etwa die schön lila blühende Psoralea pinnata (Legum.) . 
vom Cap am King George Sound, oder die wilden Rosen in den gemäßigten 
Wald-Gebieten am Blackwood River. Eine nennenswerte Beeinträchtigung der 
indigenen Vegetation durch solche fremden Einwanderer habe ich nirgends 


Im Gebiete wahrgenommen. 


II. Eremaea-Provinz. 

Die Elemente der Eremaea-Flora setzen sich aus mehreren Kategorien zu- 
sammen. Zum Teil gehören ihr Gruppen an, welche sich nach Verwandt- 
Schaft und Verbreitung als von Norden her abgeleitet kennzeichnen. Daneben 
besteht ein beträchtlicher Prozentsatz aus polymorphen Kreisen, die sich in der 
Eremaea selbst erst entfaltet haben dürften. Endlich gibt es einige Bestand- 
teile, die aus den angrenzenden. Küsten-Gebieten zu stammen scheinen. | 

Alle drei Abteilungen will ich in folgendem durch einige Beispiele erläutern. 
Auf Vollständigkeit kann es dabei nicht ankommen, da es bei manchen Ele- 
_ Menten unmöglich ist, ihre Zugehörigkeit einwandsfrei zu beurteilen. 

a. Nördliche Elemente. 
Bei der ersten Gruppe liegt der Ausgang vermutlich im Norden. 
In seiner Besprechung der tropisch-australischen Flora führt HoOKER (FI. of 
Austr. S, XXXVIIff.) eine bedeutende Anzahl von Spezies auf, die über Australien 
hinaus in tropischen Ländern vorkommen. Außerdem existiert eine beträcht- 
liche Menge von Gattungen, die sich durch ihr geographisches Verhalten als 
Tropen-Elemente in Australien dokumentieren. Sie verhalten sich jedoch ver- 


364 Fünfter Teil. 


schieden in 'dem Grade ihrer Weiter-Entwickelung innerhalb Australiens und 
ihrer Beeinflussung der benachbarten Winterregen-Gebiete. 

ı. Die Arten von Loranthus weisen besonders in der westlichen Eremaea 
verwandtschaftlich durchaus nach Norden. Sie werden in ganz Australien nach 
Süden zu selten und fehlen daher z. B. in Tasmanien vollständig. 

2. Die Santalaceae (S. 282) zeigen eine relativ gleichmäßige Verteilung über 
den australischen Kontinent. Viele Arten gehen quer durch die ganze Eremaea, 
ohne größere Lücken aufzuweisen (z. B. Fusanus spicatus, Choretrum glome- 
ratum, Exocarpus aphylla). Trotzdem tritt ein schwacher Vorzug des Ostens 
hervor, wo einige Sanzalum, Omphacomeria und mehrere gut bezeichnete Formen 
von Exocarpus vorkommen. Da der Westen des Erdteiles dem nur wenig 
gegenüberzustellen hat und nirgends etwas Primitiveres zeigt, dürfte auch für 
die Santalaceen der Schwerpunkt im Nordosten liegen. Die engen Beziehungen 
zur malayisch-indischen Santalaceen-Flora, sowie die Tatsache, daß die Antho- 
boleae Australiens z. B. als die abgeleiteten Typen erscheinen, bilden Stützen 
für diese Auffassung. 

3. Die Phytolaccaceae gleichen den Santalaceen darin, daß die Massen-Ent- 
faltung der Familie in der Eremaea gelegen ist, und daß dabei der östliche 
Teil die ursprünglicheren Formen besitzt. Während nämlich der Westen eine 
Menge von abgeleiteten Typen besitzt (Gyrostemon subnudus, Didymotheca- 
Arten, Tersonia), kommen im Osten polykarpide Spezies von Codonocarpus VOL 
4. Die beiden Eremaea- - Pittosporacteae unseres Gebietes sind zweifelsohne 
östliche Typen, die sich ohne spezifische Abwandlung über die gesamte Breite 
des Erdteiles erstrecken. 

5. Mehrere Gattungen der Zeguminosae — wie Crotalaria, Indigofera, 
cyrrhisa, Cassia und Verwandte — kommen mit den Malvaceae und 
Tiliaceen-Genus Corchorus darin überein, daß sie als echte Tropen- ae 
vorwiegend in der nördlichen Eremaea entwickelt sind. Einige sind dabei oli- 
gomorph geblieben (z. B. Glycyrrhiza), andere aber haben große Vielgestaltig- 
keit gewonnen und gehören zu den Leit-Pflanzen der wärmeren Eremaea (z. B. 
es Sida, Hibiscus). 

. Als Tropen-Element fasse ich auch die australischen Stereuliaceae auf. 
ie Enbwickelund in Australien ist jedoch so beachtenswert, daß oben bereits 
näher darauf eingegangen worden ist (S. 343). 

7. Didiscus (Umbell.) ist ein vorwiegend eremaeischer Typus West-Austra- 
liens. Seine Gesamt-Verbreitung deutet auf nordöstliche Herkunft. 

8. Halgania (Borrag.) erweist sich als Abkömmling eines in 75 richodesma NeI- 
körperten palaeotropischen Borraginaceen-Typus. Er hat sich in der Eremaea 
sehr weit verbreitet und bildet dort ein epharmonisch geordnetes F ormen-Netz. 


b. Autochthone Elemente. 
Sehr wichtige Elemente verraten nichts von fremder Heimat, sondern scheinen 
in der Eremaea selbst aus nicht mehr rekonstruierbaren Typen sich entwickelt 
zu haben. 


2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens. 365 


ı. Dahin rechne ich z. B. schon die Amarantaceae, die allerdings eine Art 
Übergang zur vorigen Gruppe (a) bilden. Es sind zwar echte Eremaea-Pflanzen. 
Viele typische Spezies reichen durch die gesamte Erstreckung der australischen 
Trocken-Gebiete. Aber im Gegensatz zu den gleich zu behandelnden Myo- 
poraceae u. a. hat unsere Familie im Süden keine bedeutenden Bildungsherde 
mehr aufzuweisen. Ihr Schwerpunkt liegt im Norden, vermutlich in den nord- 
westlichen Tropen, wo noch immer neue eigentümliche Formen aufgefunden 
werden. Im Süden dagegen werden Trichinium und Ptilotus geradezu spärlich. 

2. Eine solche Bevorzugung des Nordens fällt bei den meisten übrigen 
Eremaea-Typen dieser Kategorie fort. Viele sehr bedeutsame Komponenten 
wie die Chenopodiaceae, Cruciferae, Portulacaceae, Templetonia (Legum.), Swain- 
sona (Legum.), Zygophyllaceae, Dodonaca (Sapind.) wenigstens größtenteils, Zox- 
donia (Halor.), Brunonia, viele Compositen-Genera der Eremaea (Calotis, Brachy- 
come, Olearia, Minuria, Angiantheae, manche Helichrysum, Waitzia und Helıp- 

terum, Podolepis) überziehen mehr oder minder gleichmäßig die südlichen Teile 
der Eremaea. 

3. Andere Gruppen dagegen häufen sich in dem hier behandelten Süd- 
_ westen in charakteristischer Masse an und legen auch durch ihre morphologische 

Ausgestaltung Zeugnis dafür ab, daß sie sich dort erst zu jener starken Ent- 
 wickelung aufgeschwungen haben. Ein Beispiel sind die Myoporaceae. Ich 
habe früher (DiELs und PRITZEL, Fragm. Austr. occ. S. 535) als ursprünglichen 
Typus dieser Familie Myoporum angesehen und über das Verhältnis der mehr 
Progressiven Gruppen folgendes festgesetzt: »Die Abgliederung der übrigen, 
in der Krone und dem Ovar weiter spezialisierten Formen-Masse scheint sich 
in der südlichen Hälfte des australischen Kontinentes vollzogen zu haben, und 
zwar dort, wo die Trocken-Gebiete des Inneren sich am meisten der Küste 
nähern (Süd-Australien, östliches West-Australien). Die Nordhälfte des Konti- 
nentes ist arm an Myoporaceen-Typen; im nördlichsten West-Australien treten 
Sie, wie es scheint, völlig in den Hintergrund. « Mehrere Sektionen der BENTHAM- 
Schen Gruppierung erstrecken sich in verhältnismäßig gefestigten Typen über 
ganz Australien durch die Gebiete der eremaeischen Flora. »Aber nur in Süd- 
und West-Australien werden diese Typen besser mit einander und mit dem 
Haupt-Bestande der Familie in Verbindung gesetzt.« 

Ein ähnliches Verhältnis liegt bei den Frankeniaceae vor, bei denen im 
westlichen Teile der Eremaea eine unverkennbare Weiter-Entwickelung vor sich 
gegangen ist. Ich habe darüber in Fragm. Austr. occ. 388 folgendes fest- 
gestellt. »Es finden sich gut umschriebene Arten in 


lichen Australiens vorkommt. Dann Reduktion der 
dem Kreise der A. tetrapetala). Endlich starke Reduktion der an 
Offenbar unabhängig in mehreren Formenkreisen entstanden. Die .... c 
 Frankenia-Arten West-Australiens zeichnen sich also durch abgeleitete kig 


366 Fünfter Teil. 


schaften aus. Ob die Ableitung von noch gegenwärtig lebenden Typen aus- 
ging, entzieht sich noch der Beurteilung. « 

In diesem Zusammenhang müssen auch die sogenannten Verbenaceen der 
Eremaea genannt sein, die Zachnostachydinae und die Chloanthinae. Bei beiden 
ist der Ursprung dunkel. Aber bei den ZLachnostachydinae treten neben die 
weiter verbreiteten Formen von Neweastlia und Dierastyles im Südwesten der 
Eremaea andere Typen hinzu. Und die Chloanthinae haben sogar zwei sekun- 
däre Entfaltungs-Zentren ausgebildet: das eine am West-Rand der Eremaea und 
in den Übergangs-Gebieten zur Südwest-Provinz, das andere im Nordosten des 
Gesamt-Bereiches. 

Die Compositen endlich haben gleichfalls in dem westlichen Teile der 
Eremaea besondere Formenknäuel gebildet, so bei Wartsia und Helipterum 
und in jenen Gruppen, aus denen sich Schoenia und Cephalipterum heraus- 
differenziert haben. 


c. Übergang der Eremaea-Elemente in die Südwest-Provinz. 

Die Südwest- Provinz besitzt in allen ihren Grenz-Bezirken gewisse Formationen 
die durch Eremaea-Fazies ihrer Flora ausgezeichnet sind (vgl. z. B. S. 299). 
Besonders deutlich tritt das in den Niederungen mit fester gebundenem Boden, 
mit lehmigem oder tonigem Substrat, in die Erscheinung. In diesen Mulden 
und Talsenkungen schickt die Eremaea viele ihrer Vertreter oft weit in das 
Bereich südwestlicher Flora hinein, es findet eine förmliche Aufteilung des Ge- 
ländes zwischen den beiden Floren-Typen statt (5.3. or, 292). Solche Erschei- 
nungsformen sind jedoch als Ausgliederungen der Eremaea zu betrachten, in 
den am meisten südwestlichen Gauen gehen sie daher völlig verloren. Bei 
ihrem unmittelbaren Zusammenhang mit der Eremaea bedürfen sie also keiner 
näheren Erörterung hier. 

Dagegen verlangt die Bedeutung der Eremaea-Elemente für den Strand- 
Saum der Südwest-Provinz besondere Erwähnung. Schon früher bei der 
Schilderung der Formation wurde darauf hingewiesen, eine wie beträchtliche 
Anzahl von Eremaea-Elementen die gesamte Küste der Südwest-Provinz begleitet 
oder wenigstens von Ost und Norden her weit am Litorale vordrängt. >0 
schieben sich viele Arten der Santalaceae und Loranthaceae in den Strand- 
Gehölzen weiter nach Süden, als irgendwo sonst in den rein südwestlichen Floren. 

Die wichtige fast panaustralische Callitris robusta (Pinac.) wird in der ganzen 
Südwest-Provinz vermißt mit Ausnahme der Litoral-Zone: dort kommt sie als 
Busch oder Baum nicht gerade selten vor. Ähnlich verhält sich im südöstlichen 
Teile der Provinz Callitris Drummondii. Diesem Beispiele schließen sich in 
mehr oder minder genauer Übereinstimmung eine ganze Reihe von Spezies an, 
die zu den häufigen Erscheinungen in den Strand-Formationen des Südwestens 
gehören. Ich nenne Gyrosztemon (Phytolacc.), Fusanus acuminatus (Solan.), 
Pittosporum phillyraeoides (Pittospor.), mehrere Acacia und einige Eucalyptus, 
Templetonia retusa (Legum.), Zygophyllum fruticulosum (Zygophyll.), Frankenia 
pauciflora (Franken.), Eremophila Brownii (Myopor.), Olearia axillaris (Comp). 


2. Kapitel. Elemente der Flora West-Australiens. 367 
Auch von den Argiantheae (Compos.) konnten wir festsetzen (DIELS und PRITZEL, 
Fragm. Austr. occ. S. 608): »Wie so oft bei eremaeischen Gruppen, hat das 
Litoral seine eigenen Spezies, die von der Sharks Bay her die westliche Küste 
saumen und über den Swan River hinaus reichen (Angianthus Cunninghamiı, 
Calocephalus Brozwnii). 

Diese engen Beziehungen zwischen Litoral und Eremaea sind auf mehreren 
Momenten begründet. Am wesentlichsten kommen zweifellos edaphische Ein- 
flüsse in Betracht: unmittelbar durch die Fähigkeit beider Floren-Elemente, 
stärkere Chlorid-Mengen zu vertragen, mittelbar — vielleicht noch bedeutsamer 
— durch den Ausschluß der meisten südwestlichen Gewächse von solchen Ört- 
lichkeiten. Nebenher mag für manche Eremaea-Pflanzen auch der Mangel jeg- 
licher Bäume, die geringere Geschlossenheit der Bestände Bedürfnis geworden 
Sein: solche Gewächse waren nicht imstande in die südwestlichen Wald-Gebiete 
| einzudringen, konnten aber im Norden und Osten Eingang zum Litorale finden. 
Die Euphorbiaceen-Gattung Adriana, welche sicher keinen ursprünglich süd- 
_ westlichen Typus darstellt, deutet noch jene beiden Wege der Einwanderung 
an: 4. Zomentosa hat ihr Hauptquartier im tropischen Nordwesten des Konti- 
 hentes und gelangt von dort über Sharks Bay bis in den nordwestlichen Anteil 
des südwestlichen Litorales. Von der anderen Seite kommt ihr A. quadri- 
bartita entgegen, welche an der Südküste Australiens heimisch und um die 
Große Bight herum verbreitet ist. Sie umzieht die Südwest-Provinz auf weite 
Erstreckung und reicht nordwärts mindestens bis zum Swan River. 

Von den S. 339 ff. behandelten panaustralischen Elementen abgesehen, pflegen 
die in der Eremaea polymorphen Gruppen an den Grenzen der Südwest-Provinz 
_ Halt zu machen oder, falls sie dort eindringen, wenigstens keine weitere Ent- 
 Wickelung zu erfahren. Die bedeutende Gegensätzlichkeit des Klimas mag das 
erklären. 
| Immerhin gibt es von dieser Norm einige Ausnahmen. So die Verbenaceae. 
Bei diesen zeigt sich am Südwest-Rande der Eremaea, vielleicht unter dem 
 Einflusse des Winterregen-Regimes, eine bedeutende Weiterbildung: die am 
_ Meisten progressive Gattung der Zachnostachydinae, Lachnostachys selbst, gelangt 
: dort zur Ausgestaltung. Auch die Chloanthinae sind »am West-Rand der Eremaca 
und in den Übergangs-Gebieten zur Südwest-Provinz am reichsten entwickelte. 
E (Diers und PRITZEL, Fragm. Äustr. occ. S. 495). 
 _ Eine größere Bedeutung noch gewinnen inner 
Provinz gewisse Arten der Gattung Dodonaca a8 
ISt zweifellos eremaeisch. Auch aus allgemein pfl 
erscheint es in der Südwest-Provinz deutlich als sekun 
Sicher aber hat die Gruppe der »Cornutae«, bei dene 
verkümmert sind, ihre Entstehung erst dort im Südwesten 
Richt, wie die übrigen Sektionen der Gattung, ursprüngli 
gebildet worden. 


- 
i 


halb der eigentlichen Südwest- 
Die Hauptmasse dieses Genus 
anzengeographischen Gründen 
däre Erwerbung. Ebenso 
n die Flügel der Frucht 
genommen, und ist 
ch in der Eremaea 


!) Vgl. Dies und PrITZEL, Fragm. Austr. occ. S. 344, 345- 


368 Fünfter Teil. 


3. Kapitel. Floristische Beziehungen des extratropischen West- 
Australiens zu anderen Gebieten. 
a. Beziehungen zu anderen Erdteilen, besonders zum Caplande. 

Die Flora, welche das extratropische West-Australien bezeichnet, beschränkt 
sich nicht auf die beiden Provinzen dieses Gebietes, sondern sie dehnt sich 
über deren Grenzen weithin im ganzen Erdteile aus, sie ist spezifisch australisch. 
Sie steht also in engster Beziehung zu der Pflanzenwelt der Ostküste des Kon- 
tinentes, sie zeigt auch wichtige Anklänge an die Flora seiner nördlichen Hälfte. 
Aber damit sind auch alle ihre Affınitäten genannt. In keinem anderen 
Gebiete der Erde lassen sich verbindende Fäden nachweisen. Wäh- 
rend das östliche Australien bekanntlich sehr enge Konnexionen mit der male- 
sisch-papuasischen Welt besitzt, fehlt West-Australien jeder Verkehr nach dem 
malesischen Norden (s. S. 40). 

Ja, nicht einmal indirekt: denn es nimmt nirgends etwas von den malesi- 
schen Ingredienzen der ostaustralischen Flora in sich auf. Diese Negative gibt 
geradezu den wichtigsten Unterschied, der in der australischen Flora zwischen 
Ost und West besteht. Die einzigen Verbreitungs-Tatsachen, die sich allen- 
falls als Ausnahmen betrachten ließen, finden sich bei den Lianenartigen der 
nördlichen Südwest-Provinz (Clematicissus, Dioscorea, s. S. 318); aber sie sind 
nicht zwingend. 

Oft hat man auf die Beziehungen hingewiesen, die floristisch zwischen 
Südwest-Australien und dem Caplande bestehen. Veranlassung dazu 
geben zunächst die geographischen Analogien beider Gebiete: in den Grund- 
zügen ihres ganzen Baues, in der klimatischen Differenzierung, in gewissen 
Analogien, die die Bodenformen des flachen Vorlandes im Westen aufzuweisen 
haben. Daraus ließ sich die Ähnlichkeit der Vegetations-Physiognomie herleiten: 
die Herrschaft der dauernd grünen Sklerophyli-Formationen mit großer Mannig- 
faltigkeit der Spezies, die in der Tat zuweilen recht übereinstimmende Vege- 
tationsbilder hervorbringt. Wohl gemerkt, nur zuweilen. Im großen und 
ganzen aber bestehen zwischen der Vegetation des Caplandes und 
West-Australiens tief gehende Unterschiede. Es wäre ein verderblicher 
Irrtum, sich darüber hinwegzutäuschen, eben weil die äußeren Bedingungen ın 
beiden Gebieten so viel ähnliches bieten. Denn gerade in diesem Gegensatz 
des Tatsächlichen zu dem Erwarteten liegt eine heilsame Lehre. 

Die echte Cap-Region entbehrt im allgemeinen des Baumwuchse® 
Einige Arten in den Schluchten der Gebirge bringen es zu arborescenter Statuf, 
aber irgend etwas, das sich mit den stolzen Eucalypten, Casuarinen oder auch 
Banksien der Südwest-Provinz auch nur entfernt vergleichen ließe, das fehlt 


durchaus. In West-Australien dagegen trägt die Eremaea noch in Gegenden, e 
klimatisch der Karroo entsprechen, stattliche Bäume und mannshohes Be 


Die Cap-Region hat viele Sukkulenten. Schon an den Abhängen ; 
Berge von Capstadt wachsen cactoide Euphorbien und sukkulente Mesembrıan 


3. Kapitel. Floristische Beziehungen d. extratropischen W.-Australiens zu and. Gebieten. 369 


themum im Gestein, auf den Sandhügeln des Nordwestens dominieren Teragonia 
und Zygophyllum, auf den karrooartigen Flächen vegetieren Stapelien und 
Aloineen, während Spezies von Mesembrianthemum jeder nur denkbaren Form 
und Gestalt, aber stets sich gleich in ihrem strotzend fleischigen Laube, überall 
die Szenerie beleben. Dem hat West-Australien nichts zur Seite zu stellen. 
Nur die Strand-Formationen und das wüstenhafte Binnenland besitzen Sukku- 
lenten, und auch diese sind sämtlich trivialen Charakters, indem sie fast kos- 
mopolitischen Familien entstammen (Zygophyllum, Chenopodiaceae , Aizoaceae). 

Die Cap-Region ist berühmt durch die Fülle ihrer Zwiebel- und Knollen- 
Pflanzen. Das unübersehbare Heer ihrer Ziliaceen, Amaryllidaceen und 
Iridaceen, die Menge ihrer Erdorchideen, die mannigfaltigen Formen von Oxalıs, 
die bulbosen Arten von Pelargonium, Cyphia, Euphorbia u. a. vereinigen sich 
zu einer Gesamtheit, die in allen Teilen des südwestlichen Kaplandes von der 
größten Bedeutung für die Physiognomie der Landschaft wird. In West- 
Australien hat wenigstens die Südwest-Provinz gleichfalls ihre hübschen Lilü- 
floren, ihre seltsamen Erdorchideen, ihre Drosera und 7' rachymene-Arten mit 
Zwiebeln und Knollen (s. S. 160). Aber selbst wenn sie alle zu gleicher Zeit 
blühen würden, wäre der Effekt eine verschwindende Kleinigkeit gegen die Fülle 
und Schönheit der Blumenpracht, die in Südafrika die Fluren schmückt, wenn 
seine Zwiebelpflanzen blühen. 

In der Cap-Region spielen die annuellen Pflanzen eine große Rolle. 
Namentlich auf Sandboden ist die Zahl der einjährigen Gewächse, die mit der 
Regenzeit kommen und gehen, beträchtlich, und ihre Mannigfaltigkeit hat etwas 
Überraschendes. In den trockenen Distrikten sieht man die Sandfelder nach 
den feuchten Monaten oft ausschließlich bedeckt von den bunten und zierlichen 
Blüten dieser ephemeren Flora. Aber auch die lehm- und tonhaltigen Böden 
enthalten eine große Fülle schöner Annuellen. Namentlich Compositen sprießen 
“ überall auf, um in gedrängter Masse die Erde mit den grellen Farben ihrer 
Blüten zu schmücken. In West-Australien sind es nur die Eremaea und die 
_ eremaeisch beeinflußten Landschaften, wo die Compositen stellenweise eine 
_ ähnliche Wichtigkeit gewinnen können. In der Siidwest-Provinz dagegen er- 
leiden sie an Zahl und Bedeutung empfindliche Einbuße, ohne daß ein ent- 
Sprechender Ersatz aus anderen Familien einträte. Abweichend von Südafrika 
Sind die Sandböden geradezu arm an Annuellen, nirgends findet sich etwa 
Massen-Vegetation davon, wie in Südafrika z. B. am Olifant River; als Vege- 
tations-Bildner sind die Annuellen in der Südwest-Provinz relativ ebenso minder- 
wertig wie die Zwiebelpflanzen. 


Man hat auch floristisch zwischen dem 
erkennen wollen. J. D. HOOKER, in seinem berühmten »Introductory Essay « 
_ über die Flora Australiens nach Ursprung, Verwandtschaften und ‚Verbreitung, 
_ widmet ein eigenes Kapitel den ‚südafrikanischen Zügen der australischen Vege- 
 tation«, und weist mehrfach darauf hin, daß das südwestliche Australien diese 
Beziehungen gewissermaßen in konzentrierter Form zeige. 


Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. 


Capland und West-Australien Brücken 


24 


370 Fünfter Teil. 


Auf S. 92 seiner Abhandlung gibt er eine Liste von Familien, die in Süd- 
afrika und Australien viel artenreicher als irgendwo sonst auf der Erde seien: 


»Proteaceae Restiaceae Thymeleae 

Compositae Epacrideae, Ericeae. Santalaceae 

Irideae Decandrous Papilionaceae and | Anthospermous Rubiaceae«. 
Haemodoraceae tribes Podalyrieae an 

Buettneriaceae Loteae. 

Polygaleae Rutaceae 


Er nennt weiter als Gemeinsamkeiten das Vorkommen von Zncephalartos 
(in welches Macrosamia einzuschließen wäre) und einer Reihe anderer Gattungen, 
die wir hier übergehen können, weil sie in Südwest-Australien nicht von Wich- 
tigkeit sind und überhaupt sehr heterogener Natur scheinen. Was J. D. HOOKER 
überraschend findet, das ist das Vorhandensein der zwischen Australien und 
Südafrika gemeinsamen, der übrigen Erde aber fehlenden Gattungen: Znce- 
phalartos, Restio, Hypolaena und Anguillaria. HOOKER nennt ferner als negative 
Übereinstimmungen die Seltenheit der Araceen, Lauraceen und Rubiaceen exclus. 
Anthospermeae. 

Die Fortschritte des Studiums der Verwandtschafts-Verhältnisse im Pflanzen- 
reich und die nähere Erforschung der Floristik Australiens lassen obige Liste 
heute in anderem Lichte erscheinen, als zu HookErs Zeiten. Es hat sich 
herausgestellt, daß die Haemodoraceae, die Polygaleae, die Rutaceae, Thymeleae, 
Droseraceae des Caplandes mit denen Australiens nicht unmittelbar verwandt 
sind. Man muß es ferner für durchaus zweifelhaft halten, ob die Leguminosen, 
manche Compositen, oder die Anthospermeae beider Gebiete in direkter Affinität 
zusammenhängen oder ob es nur konvergente Typen sind. Die Epacrideae 
gelten längst für eine Parallelbildung der Ericeae. 

o bleiben also am Ende nur die Proteaceae und Restionaceae, die aller- 
dings eine unbestreitbar wichtige Analogie zwischen dem Capland und Australien 
herstellen. Numerisch sind sie dabei in Südwest-Australien weit überlegen, 
und es scheint daher der Schwerpunkt der Konvergenz mit dem Caplande in 
der Südwest-Provinz zu liegen. Aber das beweist noch keine direktere Ver- 
wandtschaft zwischen beiden Gebieten. Es erklärt sich vielmehr zwanglos aus 
ihren geographischen Bedingungen: hier wie dort allmählig abgestufte Klima- 
differenzen, hier wie dort natürliche Absperrung gegen das Eindringen hetero- 
gener Elemente, hier wie dort weite Verbreitung psammogener Böden. 

Bevor eine endgültige Beurteilung dieser Beziehungen möglich ist, müssen 
noch die Unterschiede geprüft werden, welche zwischen beiden Erd-Gebieten 
in floristischer Hinsicht vorhanden sind. Auch dies hat J. D. HOOKER bereits 
getan. Er stellt in zwei Verzeichnissen die Familien einander gegenüber, welche 
in Australien bzw. in Südafrika schwach oder überhaupt nicht vertreten sind. 
Von den typischen Cap-Familien gehören dazu z. B. die Geraniaceae, Oxa- 
lidaceae, Aizoaceae, *Bruniaceae, *Penaeaceae, Crassulaceae, Ericeae, Campani“ 
laceae,*Stilbeae, *Selagineae. Umgekehrt erscheinen unter den typischen Austra- 


3. Kapitel. Floristische Beziehungen d. extratropischen W.-Australiens zu and. Gebieten. 371 


lien: *Dilleniaceae, Sapindaceae, * Tremandraceae, Pitlosporaceae , * Stackhou- 
Ber, ‚Haloragaceae, Myrtaceae, * Goodeniaceae, *Stylidiaceae, Brunoniaceae, 
Epacridaccae, Loganiaceae, Myoporaceae, * Casuarinaceae. 

Diese stattlichen Listen von Flora-Unterschieden und die tiefen Differenzen 
im Vegetations-Bilde des Caplandes und Australiens (s. 5. 369) lassen keinen 
Zweifel, wie wir das Verhältnis beider Gebiete floristisch aufzufassen haben. 
An eine unmittelbare Einwirkung des einen auf das andere kann nicht gedacht 
werden. Die Ähnlichkeiten, die sich finden, erklären sich vielmehr aus zwei 
verschiedenen Gründen: die einen gehen zurück auf Entlehnung aus gemein- 
samer Quelle, die anderen stellen Konvergenz-Erscheinungen dar. 

Jene gemeinsame Quelle ist eine alte südhemisphaerische Flora, der 
manche der heutigen Pflanzengruppen angehören und deren weitere Erforschung 
noch eine wichtige Aufgabe der entwickelungsgeschichtlichen Pflanzengeographie 
verbleibt. Zweifellos gehören ihr z. B. die Z’rofeaceae, Droseraceae und Restio- ' 
naceae an. 

Ein gleichwertiges Gegenstück zu dieser Erschein 
borealer Gruppen in Südafrika und in Australien, 
Betulaceae, Platanaceae, Fuglandaceae, Berberidaceae USW. 

Als Konvergenz-Erscheinung erscheint z. B. die reiche Entwickelung 
| gewisser Stämme unter den klimatisch ähnlichen Verhältnissen beider Länder, 
: Die etwa der Rutaceae, der Sterculiaceae, der einjährigen Compositae. In gleichem 
Sinne umgekehrt die geringe Entfaltung hygrothermer Elemente. 


ung bildet der Mangel 
wie der Abietineae, der 


b. Beziehungen innerhalb Australiens. 


Die Beziehungen der einzelnen Teilfloren Australiens untereinander haben 
schon durch frühere Autoren eine sehr gründliche Darstellung erfahren. J. D. 
HoOKERs bereits genannte grundlegende Arbeit war es, die zuerst ausführlich 
darauf einging. Später hat ENGLER die Nachweise der gesamten »Flora Austra- 
liensise und der in F. v. MÜLLERS Census zusammengefaßten Nachträge dazu 
nutzt, um nochmals die wichtigsten Eigentümlichkeiten der australischen Flo- 
ristik auf statistischer Grundlage darzustellen. 

Das Material dieser beiden Forscher ist zahl 
ausgearbeitet, und überall sind die Prozent-Sätze bis 
worden. Trotz dieser bewundernswerten Genauigkeit aber gibt es kein getreues 
& Bild der wahren Verhältnisse, und konnte nie dazu im stande sein. Denn beide 
E benutzen (wie ja auch BENTHAM in der Flora Australiensis tut) die politische 
_ Einteilung Australiens zur Bildung ihrer Rubriken. ENGLER war sich der Bedenk- 


4 lichkeit dieses Verfahrens bis zu einem gewissen Grade bewußt; er sagt, daß 
iete »zu noch 


enmäßig auf das detaillierteste 
auf die Dezimale berechnet 


der Tabelle ebensoviel Jahre 
n Resultate könnten wir auch 


24* 


Wären aber für die Ausarbeitung 
als sie Monate erforderte; die sich ergebende 


372 Fünfter Teil. 


durch anderweitige Erwägungen ergänzen«'). Diese Auffassung ENGLERS drückt 
sich auch aus, wenn er meint, »die politische Einteilung Australiens entspricht 
viel mehr als politische Einteilungen anderer Länder der naturgemäßen«. Wir 
wissen heute, daß diese Ansicht die Differenzen zwischen der politischen Um- 
grenzung und der natürlichen Gliederung bedeutend unterschätzt, und daß jede 
eingehende Darstellung der floristischen Beziehungen innerhalb Australiens eine 
sänzliche Neubearbeitung des Materiales auf Grund seiner natürlichen Gliederung 
notwendig voraussetzt: jene Arbeit also, die ENGLER bereits als sehr zeitraubend 
erkannte, und die sich gegenwärtig überhaupt noch nicht wirklich zuverlässig 
leisten läßt. 

Die formalen Mängel der Registrierung also sind schuld daran, daß weder bei 
HOOKER noch bei ENGLER das wesentlichste Faktum der ganzen australischen 
Floristik hervortritt: das Vorhandensein der Eremaea-Flora. Diese Flora ist in 
ihren Listen und Tabellen verborgen in den Zahlen für Queensland, für New 
South Wales, für Victoria, für Süd-Australien, für West-Australien: überall kom- 
biniert mit den heterogenen Floren der küstenwärts gelegenen Distrikte. Es liegt 
auf der Hand, daß auf diese Weise die interessantesten Eigentümlichkeiten des 
floristischen Wesens verloren gehen. 

Der floristische Dualismus, der in jenen fünf Gebieten besteht und dem 
für West-Australien in unserer ganzen Darstellung eine maßgebende Wichtigkeit 
beigelegt werden mußte, wurde zuerst von R. TATE für Süd-Australien richtig be- 
wertet und gebührend hervorgehoben. Er schied dort die »Eremian Region«, von 
der »Euronotian Region« und teilte gleichzeitig durch genaue Analysierung der 
ganzen südaustralischen Flora alle Einzelheiten mit, die zu einer erschöpfenden 
Charakteristik des floristischen Besitzstandes beider Regionen notwendig sind. 

Neben diesen beiden in Süd-Australien nebeneinander liegenden Gebieten 
kennt TATE in Australien nur noch die »Autochthonian Flora«, welche unserer 
Südwest-Provinz entspricht. Die Zukunfts-Floristik Australiens wird stets mit 
den drei von TATE umgrenzten Kategorien rechnen müssen, dann erst wird sie 
ein getreues Bild der Beziehungen der einzelnen Teile zu schaffen im stande sein. 

Es ergibt sich bei dieser Sachlage, daß die Stellung der Flora West- 
Australiens innerhalb Australiens sich wiederum nur richtig verstehen läßt, wenn 
man Südwest-Provinz und Eremaea-Provinz sondert. 


a. Eremaea-Provinz. 

Der eremaeische Anteil West-Australiens war zu HOOKERs Zeiten noch SO 
gut wie unbekannt; nur DRUMMOND hatte ihn an seinem Saume berührt. 
Deshalb beziehen sich die Berechnungen HooKERs fast durchaus auf die Südwest- 
Provinz und müssen dort betrachtet und beurteilt werden. 

Auch heute ist unsere Kenntnis des Eremaea-Gebietes noch recht lückenhaft 
und das Material von dort in Anbetracht der Ausdehnung des Landes dürftig zu 
nennen. Aber eines hat sich bereits ganz unbestreitbar ergeben: die west- 


1) ENGLER, Versuch einer Entwickelungsgeschichte. I. 14 (1882). 


3. Kapitel. Floristische Beziehungen d. extratropischen W.-Australiens zu and. Gebieten. 373 


australische Eremaea bildet keine selbständige Wesenheit, in biogeographischem 
Sinne besteht sie überhaupt ‚nicht gesondert, sondern da läßt sich nur von 
»Eremaea« im ganzen reden, 

Zwar müssen wir heute noch etwa 40 Prozent der in der westaustralischen 
Eremaea heimischen Spezies als endemisch rechnen, aber es wäre irrig, daraus 
auf eine floristische Sonderstellung des Westens schließen zu wollen. Denn 
erstens wird sich bei näherer Erforschung der gesamten Eremaea jene Zahl 
bedeutend vermindern. Zweitens setzt sie sich zusammen aus Spezies geringeren 
Ranges, d. h. systematisch nicht besonders ausgezeichneten Arten. Drittens 
sind die wirklich wichtigen Arten schon gegenwärtig in der ganzen Eremaea 
nachgewiesen. Wie weit auch der allgemeine Charakter der Vegetation inner- 
halb ihres Bereiches übereinstimmt, läßt sich am besten beurteilen, wenn man 
eine Schilderung aus Ost-Australien mit den Verhältnissen des Westens ver- 
gleicht. In den ı867 von W. WOooLLs publizierten Beiträgen zur Flora von 
Australien z. B. findet sich ein Aufsatz »Plants on the Darling«'). Dort werden 
zahlreiche Charakter-Pflanzen des Darling-Gebietes genannt, die fast sämtlich 
im Westen in hervorragenden Rollen wiederkehren: z. B. Zavatera plebeia 
(Malv.), Clianthus Dampieri (Legum.), Eremophila (Myopor.), Cassia Sturtiu 
(Legum.), Lotus australis (Legum.), viele Immortellen, Zugosia hakeifolia (Malvac.), 

Zygophyllum (Zygophyli.), Dodonaea (Sapind.), Chenopodiaceae, Exocarpus aphylla 
 (Santal.), Zusanus acuminatus (Santal.), Scaevola spinescens (Gooden.), Stipa 
 elegantissima (Gramin.). 

Die Einheitlichkeit der Eremaea-Flora ist bisher von den Pflanzengeographen 
nicht genügend erkannt und gewürdigt worden. Aus diesem Grunde ist auch 
erst wenig untersucht worden, welche Beziehungen diese Flora bietet und wie 
sie sich gebildet haben mag. 

| HOORER allerdings deutet bereits stellenweise ihre nahe Verwandtschaft zu 
2 der Flora des tropischen Australiens an, und weist für diese einen im wesent- 
5 lichen trivial-palaeotropischen Charakter nach. In der Tat läßt auch die Flora 
‘ der Eremaea noch viel von diesem palaeotropischen Grundgewebe erkennen. 
Folgende wichtige Genera, der eremaeischen Flora sind bekannte subkosmo- 
politische oder für die Palaeotropen bezeichnende Typen; sie stellen in der 
_ Eremaea-Flora das »exotische Element« dar, wie TATE?) sich ausdrückt. 


 Jonidium (Yiol.) Brachychiton (Stercul.) Crotalaria (Legum.) 
Zygophyllum (Zygophyli.) Atriplex (Chenopod.) ben Kite (Legum.) 
Nitraria (Zygophyll.) Chenopodium (Chenopod.) Cassia (Legum.) 

Tribulus (Zygophyli.) Kochia (Chenopod.) 


Tavatera (Malvac.) Bassia (Chenopod.) Solanum (Solan.) 
= ‚ Salicornia (Chenopod.) Heliotropium (Bort.) 
Trianthema (Aizoac.) ram.) 


Triodia (Gram.) 


 Abutilon (Malvae.) Boerhavia (Nyctag.) 


-2) W. Wootıs, A Contribution to the Flora of Australia. Sydney 1867, 19220 


2. 
2) R. TATE in »Australas. Assoc. Advanc. Science. Report I. Meeting.« Sydney 1888, 317. 


374 Fünfter Teil. 


Die meisten dieser Pflanzen fehlen in den extraeremaeischen Teilen Austra- 
liens oder sind dort relativ nur sparsam vertreten. 

Vielfach aber hat bei solchen Elementen in der Eremaea eine mehr oder 
minder folgenschwere Weiter-Entwickelung stattgefunden. In besonders hohem 
Grade bei den Amarantaceen, bei den Malvaceae, ferner bei Dodonaea; auf 
nördliche Einflüsse weisen vielleicht auch die Santalaceae, Acacia und Euca- 
lyptus, die ja freilich nicht beschränkt sind auf die Eremaea. 

Andere Elemente der Eremaea sind genetisch weniger leicht zu verstehen. 
Für die so zahlreichen Chenopodiaceae und Myoporaceae der Eremaea kommt 
man der Wahrheit wohl am nächsten, wenn man annimmt, daß sie der Fort- 
bildung ursprünglich litoraler Typen ihr Dasein verdanken, Dagegen bleibt 
der Anschluß der Gyrostemoneae (Phytolaccac.), der eigentümlichen Chloanthinae 
und Zachnostachydinae (Verbenac.), sowie auch der meisten Immortellen-Com- 
positen sehr problematischer Natur. 

Alles in allem ergibt sich, daß die Eremaea-Flora, im ganzen betrachtet, 
die stärkste Affinität zur Flora des tropischen Nord-Australiens be- 
sitzt. Diese Affinität ist so groß, daß beide ganz allmählich in einander über- 
gehen und keine scharfe Begrenzung zwischen sich dulden. 

Viel geringer ist die Verwandtschaft zu den extratropischen Floren. Wir 
sahen zuvor, daß in West-Australien Eremaea-Flora und Südwest-Flora oft sich 
durchkreuzen: daß sich auf Sand noch mitten in der Eremaea südwestliche 
Gattungen finden, während umgekehrt ganze Formationen von eremaeischer 
Färbung sich in die Südwest-Provinz hineinschieben und sie am Litoral sogar 
förmlich umfassen. Trotzdem scheint es selten zu einem wirklich fruchtbaren 
Austausch beider Floren gekommen zu sein. Die echt südwestlichen Gruppen 
haben innerhalb der Eremaea in der Regel keine Weiterbildung gewonnen. 
Selten sieht man Abzweigung eremaeischer Äste von südwestlichen Stämmen: 
vielleicht hier und da bei Eucalyptus oder Acacia. Häufiger scheint noch 
das umgekehrte stattgefunden zu haben: viele Acacien, Eucalypten, Compo- 
siten, manche Santalaceen, Dodonaca etc. des Südwestens sehen aus wie Deri- 
vate der Eremaea-Flora. Näheres darüber bleibt dem nächsten Abschnitt vor 
behalten. 

Im südöstlichen Australien ist die Durchdringung der Eremaea-Elemente mit 
den Typen der Küsten -Flora viel inniger. Schon die klimatischen Momente 
begünstigen das. Überhaupt liegen dort die Verhältnisse viel komplizierter als 
im Westen, weil das hygrotherme malesische Element und die »antarktischen« 
Beimengungen hinzukommen und die Flora beträchtlich vielseitiger gestalten. 


ß. Südwest-Provinz. 

Alle Autoren, die die Floristik Australiens erörtert haben, anerkennen die 
große Selbständigkeit des Südwestens und betonen nachhaltig seinen Gegensatz 
zum übrigen Erdteil. Wie wir gleich sehen werden, hatten die Anschauungen 
der Früheren noch etwas sehr verschwommenes, da die geographische Begren- 


3. Kapitel. Floristische Beziehungen d. extratrop. W.-Australiens zu anderen Gebieten. 375 


zung der westlichen Flora unsicher war. Aber schon ihnen fiel die ungemein 
reiche Entwickelung aller »typisch australischen« Elemente und ihre reine Ent- 
faltung im Westen auf. Später veranlaßte das TATE, die südwestliche Flora, 
die er schon viel sicherer zu begrenzen wußte, als die »autochthone« zu 
bezeichnen. Diesen Namen habe ich geflissentlich vermieden, weil er sich an 
bestimmte genetische Vorstellungen knüpft, die ich mir nicht zu eigen machen 
kann. TATE’) nimmt an, das »autochthone« Element sei der älteste Bestandteil 
der ganzen australischen Flora; seine Wiege habe es auf dem Kontinent selbst 
gehabt, in der Kreidezeit sei es zersplittert worden und habe von da ab im 
Südosten ein mäßiges Auskommen gefunden, in der Eremaea starke Modifi- 
kationen erlitten und nur im Westen Erhaltung und reiche Weiterbildung ge- 
winnen können. Andere Autoren gingen sogar noch weiter und behaupteten, 
die »autochthone« Flora sei ursprünglich überhaupt nur in West-Australien vor- 


handen gewesen und habe sich erst später von dort über den Rest des Erd- 


teiles verbreitet. 

Will man beurteilen, wie weit diese Auffassung berechtigt ist, so muß man 
die heutigen Beziehungen der südwestlichen Flora in erster Linie prüfen, In 
dieser Beziehung hat schon J. D. HOOKER wichtige Tatsachen aus seinem 
Daten-Material herausgelesen. »Wenn man die extratropische Flora Australiens 
untersuchte, sagt erl. c. S. 50, »so ist die erste Erscheinung, die die Aufmerk- 
samkeit auf sich lenkt, der merkwürdige Unterschied zwischen dem östlichen 
und westlichen Viertel, zu dem im tropischen Gebiete sich nichts Analoges 
findet< .... Eine versuchsweise Schätzung »mag dazu dienen eine annähernde 
Idee von der Größe dieses Unterschiedes zu geben, der umso wichtiger ist, 
weil die Erscheinung, glaube ich, ohne Parallele in der Pflanzengeographie 
dasteht. Diese Floren enthalten nach meiner Berechnung etwa: 


Südwesten Südosten, mit Tasmanien 


Arten 3000 


So weit ich ermitteln kann, sind von den südöstlichen Arten etwa ’/, noch über 
jenes Gebiet hinaus verbreitet, aber nur ‘),, davon finden sich in Südwest- 
Australien«. 
HOOKER fährt dann fort mit der Darlegung, daß die floristischen Eigen- 
tümlichkeiten und Gegensätze jener beiden Gebiete Australiens nicht dem Be 
sprechen, was man erwarten sollte. Beide Länder lägen unter der selben Breite; 
ihre physischen Bedingungen seien nicht besonders verschieden, ser 
lange nicht so verschieden, wie bei anderen Ländern (z. B. Griechenland e 
Spanien), die nicht solche Kontraste böten. Sie lägen nur 1700 (engl.) Meilen 
voneinander entfernt, und es sei überall Land dazwischen. Nach Analogie mit 


anderen Gebieten sollte man die reichere Flora gerade von Süd-Ost-Australien 


1) R. TATE in Australas. Assoc. Advanc. Seience. Report I. Meet. Sydney 1888. 


376 Fünfter Teil. 


erwarten: sein Areal ist viel größer, es hat viele ansehnliche Flüsse, ausge- 
dehnte Bergzüge und feuchte Waldungen. »Aber das ist durchaus nicht der 
Fall, denn trotzdem das weit größere Areal das bei weitem besterforschte ist, 
viel mannigfaltigere Bedingungen gewährt und mehr Familien und Gattungen 
beherbergt, haben diese doch um mehrere Hundert weniger Arten«. 

Zur Erhärtung dieser wichtigen Tatsachen stellt J. D. HoOkER (I. c. S. 51) 
die größten Gattungen beider Gebiete zusammen, und zeigt, wie gering die 
Zahl der gemeinsamen Arten ist. Um zu zeigen, sales Art die Befunde sind, 
gebe ich die zweite jener Tabellen (die südwestaustralischen Genera enthaltend) 
hier wieder, absichtlich genau in der HooKErschen Anordnung, nur in den 
Zahlen-Verhältnissen dem gegenwärtigen Stande unserer Art- Auffassung und 
unserer geographischen Kenntnisse angepaßt 


Arten in davon auch in Arten in davon auch in 
W. ai al. SO.-Austral. W.-Austral. SO.-Austral. 

Acacia (Legum.) 144 11 Lasiopetalum (Stereul.) 23 I 
Grevillea (Prot.) 112 5 Calothamnos (Myrt.) 22 we 
Leucopogon (Epacrid.) 88 - Xerotes (Lil) 22 a 
ca (Myrt.) 80 3 Lepidosperma (Cyper.) 2 4 
Hakea (Prot.) 74 3 Darwinia (Myrt.) 21 == 
Stylidium (Stylid.) 69 3 ne (Legum.) 21 2 
moßhila (Myopor.) 63 ıı ersonia (Epacr.) 20 SS 
Eucalyptus (Myrt.) 53 8 (0) ai (Comp.) 20 4 
Hibbertia (Dillen.) 52 T Oxylobium (Legum.) 20 = 
andra (Prot.) 48 [e) Hydrocotyle (Umbell.) 19 5 
Schoenus (Cyper.) 47 3 Caladenia (Orchid.) 19 3 
Daviesia (Legum.) 46 2 Olearia (Compos.) 18 3 
Verticordia (Myrt.) 46 _ Gahnia (Cyper.) 18 6 
Scaevola (Gooden.) 39 5 Adenanthos (Prot.) 17 , 
Boronia (Rut.) 38 I Astroloma (Epaecr.) 17 ı 
Banksia (Prot.) 37 — tipa (Gramin.) 17 8 
Baeckea (Myrt.) 37 2 Pityrodia (Verben.) 17 25 
Goodenia (Gooden.) 36 5 asuarina (Casuar.) 17 3 
Dampiera (Gooden.) 36 1 Bossiaea (Legu 17 . 
onostylis (Amaryll.) 34 _ Helichrysum (Compos.) 17 5 
Petrophila (Prot.) 34 — Comesperma (Polygal.) 16 5 
Gastrolobium (Legum.) 33 1 Microcorys (Lab.) 16 SE; 

Helipterum (Compos.) 33 12 Restio (Restion.) 16 BeN= 
richinium (Amaral.) 32 8 (1) | KÄochia (Chenopod.) 16 7 
Drosera (Dros.) 32 2 Leschenaultia (Gooden.) 16 u 
Pimelea (Thymel.) 32 5 Calandrinia (Portulac.) 15 7 
Calythrix (Myrt.) 30 I Thysanotus (Lil.) 15 “ 
Facksonia (Legum.) 29 —_ Beaufortia ( ) 15 SE 
Conospermum (Prot.) 28 Er Gompholobium (Legum.) 15 me 
Haloragis (Halorag.) 27 5 Xanthosia (Umbell.) 14 2 
Jsopogon (Prot.) 27 —_ Solanum ( 14 9 
Hemigenia (Lab.) 26 — triplex (Chenopod.) 14 er 

Dodonaea (Sapind.) 26 6 (1) Cryptandra (Rhamn.) 14 

Persoonia (Prot.) 25 E— Gnephosis (Compos.) 13 . 
Thomasia (Stercul.) 23 I Logania (Logan.) 13 4 


3. Kapitel. Floristische Beziehungen d. extratrop. W.-Australiens zu anderen Gebieten. 377 


Arten in davon auch in Arten in davon auch in 

W.-Austral. SO.-Austral. W.-Austral. SO.-Austral, 
Thelymitra (Orchid.) 13 6 Chamaelaucium (Myrt.) 12 —_ 
Patersonia (Irid.) 13 — Scholtzia (Myrt.) 12 = 
Hypocalymma (Myrt.) 18 _ Trachymene (Umbell.) 12 E= 
Phyridium (Rhamn.) 13 _ Scirpus (Cyper.) 12 9 


Brachycome (Compos.) 12 3 


Diese Ergebnisse stimmen bei aller Änderung der Ziffern in sämtlichen 
wesentlichen Punkten mit HOOKERs Ermittelungen, die nun bald 50 Jahre zu- 
rückliegen. Trotz der Gleichartigkeit unseres Materiales aber sind wir heute 
zu wesentlich anderen Auffassungen veranlasst als HooKER. Der Gegensatz 
liegt nämlich nicht zwischen Südwest und Südost, sondern Süd- 
west und Eremaea. Unsere Liste würde prinzipiell ganz gleich ausfallen, 
wenn wir Südwest und Eremaea zum Vergleich brächten. Die kontrastieren- 
den Gebiete sind also nicht 1700 Meilen von einander getrennt, sondern sie 


berühren sich unmittelbar. Und damit werden die spekulativen Bedenken und 


Einwendungen HoOKERs größtenteils gegenstandslos; oder vielmehr sie müssen 
nach ganz anderer Richtung gewendet werden. Die Frage der Beziehungen 
West-Australiens zerlegt sich in zwei: welche Beziehungen bestehen zwischen 
Südwest-Provinz und Eremaea, und welche zwischen Südwest-Provinz und dem 


- Südosten Australiens ? 


ı. Floristische Beziehungen der Südwest-Provinz zur Eremaea. 

Wie die Durchdringung und Mischung südwestlicher und eremaeischer 
Flora sich vollzieht, ist an vielen Stellen unserer Darlegung beschrieben worden. 
Ich glaube auf nochmalige Wiederholung dieser Dinge verzichten zu können, 
und erinnere nur kurz an den eremaeischen Charakter der ganzen Litoral-Flora, 
an die Invasion der Eremaea auf dem lehmigen Terrain der Übergangs-Land- 


schaften, auf die floristische Mengung beider Floren besonders in den nörd- 
_ lichen Landschaften. Der Distrikt Irwin gewinnt dadurch manches Eigenartige, 
aber gleich die erste Exploration dieses Gebietes durch DRUMMOND bw 
‚schlagend, daß seine Vegetation »noch typisch die des Swan River« ist, wie 


Sich J. D. HOoOKER ausdrückt (Introduct. Ess. Fl. of Austr. S. 38). 
Die große Verschiedenheit der echten Eremaea-Flora von der südwestlichen 


geht aus der eben mitgeteilten Liste und den Ausführungen S. 363 ff. ohne 
_ weiteres hervor. Es bleibt zu sagen, daß diese Differenzen schon von J. D. 


_ und 2. den Gegensatz der »reicheren« 


HOOoKER deutlich erkannt worden, aber in ihren Bedingungen nicht richtig ver- 
da er stets die südöstliche Ecke Australiens mit 
lora des Zwischenstückes 
hiedene Probleme: 


nämlich ı. die floristische Gegensätzlichkeit des Westens und der Ben 
Flora des Westens und der »ärmeren« 


des von der Natur viel mannigfaltiger ausgestatteten Südostens. 


Wir haben vorläufig nur die erste zu betrachten, die floristische Gegen- 


378 n Fünfter Teil. 


sätzlichkeit des Westens und der Eremaea. Alles Tatsächliche darüber ist 
schon mitgeteilt. Wir haben nur eine beschränkte Zahl von Spezies gefunden, 
die in beiden Gebieten zugleich allgemein verbreitet sind. Es waren meist 
annuelle oder epigaeisch ephemere Gewächse (S. 340). Die für die Eremaea 
bezeichnenden Gattungen gewinnen in den Grenz-Bezirken der Südwest-Provinz 
nicht nur Siedelplätze für ihre Arten, sondern bringen es mitunter sogar noch 
zu morphologischer Weiter-Bildung. Die Verbenaceen sind dafür ein Bei- 
spiel (S. 367). Auch die Gattung Trichinium hat echt südwestliche Spezies 
produziert, so das schöne Trichinium Manglesu. Das selbe gilt von den 
annuellen Compositen, die in der Eremaea unstreitig ihr Haupt-Quartier be- 
sitzen, in der Südwest-Provinz jedoch ebenfalls endemische Arten hervorgebracht 
haben, so Helipterum, so Angianthus u. a. 

Aber das alles beeinträchtigt kaum den durchgreifenden Gegensatz, der 
beide Floren trennt. Es ist heute noch nicht möglich, diesen Gegensatz aus 
den Bedingungen restlos verständlich zu machen. Wohl aber können schon 
wichtige Beiträge zu seiner Erklärung beigebracht werden, die natürlich teils 
geographischer, teils genetischer Natur sind. 

Geographisch betrachtet, sieht man die Eremaea-Flora ein sehr einförmiges 
Gebiet besitzen, das in seiner ganzen weiten Erstreckung über den australi- 
schen Erdteil edaphisch vielfach entsprechende und sich wiederholende Be- 
dingungen gewährt, während es klimatisch sehr gleichwertige Züge bietet. 
Größere Verkehrs-Hindernisse fehlen. Es sind also sämtliche Voraussetzungen 
erfüllt für jene weite Verbreitung formbeständiger Typen, wie sie tat- 
sächlich in der Eremaea-Flora so häufig ist. Die klimatische Launenhaftigkeit 
der Niederschläge erschwert regeren Import aus den Gebieten geregelter Pe- 
riodizität. Namentlich aus den Winterregen-Gebieten scheint die Einwanderung 
beinahe verhindert zu sein; denn erst im Westen in den Grenzstrichen südlich 
vom 30°, wo jene Winterregen, wenn auch noch so abgeschwächt, zur Geltung 
kommen, da gelingt es bei gewissen edaphischen Konstellationen dem südwest- 
lichen Kontingente Breschen in die Eremaea-Flora zu legen. Es sind das die 
Flächen mit sandigen Deckschichten. Auf diesen durchlässigen Böden ist die 
Befeuchtung für die meisten Eremaea-Elemente, welche entweder Grundwasser- 
Pflanzen oder ephemere Kräuter sind, nicht langwährend genug. Die psammo- 
philen Kleinsträucher dagegen, die aus günstiger situierten Gebieten des Süd- 
westens stammend, durch allmähliche Einschränkung ihrer. Ansprüche auch 
minimale Befeuchtung zu nutzen verstehen, so lange nur sicher auf sie g* 
rechnet werden darf, befinden sich den Eremaea-Elementen gegenüber im 
Vorteil. 


2. Floristische Beziehungen der Südwest-Provinz zu Südost-Australien. 


Die Betrachtung der floristischen Elemente in der Südwest-Provinz deckt 
sehr zahlreiche Beziehungen zum Südosten Australiens auf, jenen Gebieten des 
Erdteiles, die um die ganze Breite der Eremaea entfernt von einander liegen 
Solche Beziehungen bestehen in jeder denkbaren Abstufung. Zwar nur selten 


3. Kapitel. Floristische Beziehungen d. extratrop. W.-Australiens zu anderen Gebieten. 379 


verstärken sie sich zu unmittelbarer Identität von Spezies hüben und drüben 
(. 5. 353, 355), aber schon die Zahl der Gattungs-Gruppen, die beider- 
seits vorkommen, erreicht eine bedeutende Höhe, während die gemeinsamen 
- Genera mit disjunktem Areal ganz überraschend zahlreich sind (s. 22463). 
Ferner zeigen die Endemismen des Südwestens mannigfache Verbindung mit 
südöstlichen Floren-Elementen, teils als vikariirende Vertreter, teils als Fort- 
bildungen östlicher Typen (s. S. 360). 

In der Tat ergibt schon eine rein floristische Betrachtung der beiden extra- 
tropischen Winterregen-Regionen Australiens große Übereinstimmungen 
beider Gebiete, sobald sie sich über die pure Spezies-Statistik erhebt und 
auf die Verwandtschafts-Verhältnisse Rücksicht nimmt. 

Bisher hat man stets die Verschiedenheiten hervorgekehrt, und namentlich 
HOOKER war es, dessen Ausführungen ganz unter dem Eindruck dieser Ver- 
schiedenheiten stehen. Dass daran z. T. die Mangelhaftigkeit seines Materiales, 
welche die Vermengung mit der Eremaea veranlasste, Schuld gewesen ist, 

habe ich schon erwähnt (s. S. 377). Auf andere Gründe wird gleich näher 
einzugehen sein. 

Zur Erkenntnis der wahren Unterschiede zwischen Ost und West 
im südlichen Australien ist folgendes hervorzuheben. 

Das südöstliche Gebiet besitzt zwei Floren-Elemente, die dem west- 
lichen vollkommen fehlen: das malesische und das antarktische. Das 
malesische Element wird immer mächtiger, je mehr man nach Norden kommt, 
es kulminiert im nordöstlichen Queensland, macht sich aber selbst an der Süd- 
‚Spitze Tasmaniens noch geltend. Das antarktische Element beschränkt sich 
auf die südlichen Teile und erlischt schon im südlichen New South Wales, 
ist aber in den höheren Gebirgs-Lagen wichtig. Beide Elemente sind etwas 
hygrophil. Dadurch werden sie in den extratropischen Gegenden vielfach 

zu Konkurrenten des echt australischen »autochthonen« Elementes der Flora, 
_ welches ähnliche Neigungen besitzt. Das zeigt sich z. B. trefllich an der 
_ montanen Flora der südöstlichen Gebirge, wo jenes »autochthone« Element 
; sichtlich an Kraft gewinnt. In den niederen Lagen wird es oft vom male- 


Sischen verdrängt. Diese doppelte Konkurrenz erklärt z. T. die von HOOKER 
daß die südöstliche Flora trotz der 


als merkwürdig verzeichnete Tatsache, N 

größeren Mannigfaltigkeit der Bedingungen nicht so sartenreich« wie die süd- 
- Westliche ist. : 
Damit kommen wir auf die Wertung dieses Arten-Überschusses der Süd- 
= west-Provinz. HOOKER legt auf diesen Überschuß großes Gewicht, weil bei 
_ ihm die Spezies eben noch vergleichbare Größen sind, und findet ihn aus be- 
. reits erörterten Gründen recht auffällig (S. 375 ff). Dem gegenüber hat ENGLER 
in »Versuch einer Entwickelungsgeschichte« II. 48—5ı die modernere Auf- 
fassung betont und es ausgesprochen, daß der Vorzug ra en 
; in der »Mannigfaltigkeit« seiner Flora liegt, sondern in dem Besitze reic 5 
_ Formen besteht, welche sich in gewissen Gattungen dort neu entwickelten. ’s 
_ Würde sich u als zweiter Unterschied zwischen Ost- und West-Australien die 


380 Fünfter Teil. 


bedeutendere Rolle und die größeren Erfolge des progressiven 
Endemismus in der Südwest-Provinz ergeben. 

Dieser Vorzug des Südwestens hängt mit dem Mangel jener beiden kon- 
kurrierenden Elemente zusammen. Südwest-Australien ist klimatisch so gut 
abgeschlossen, wie kaum ein anderes nicht insulares Gebiet der Erde. Daher 
ist seine Flora im Kerne einheitlicher, als selbst die Flora des Caplandes. Sie 
bewohnt ein klimatisch reich, aber ganz gleichmäßig abgestuftes Land. Und 
dadurch wird sie fähig, in idealer Weise zu zeigen, wie eine Flora, ganz 
auf sich selbst gestellt und unbehindert von fremdem Wettbewerb, 
von den Bedingungen ihrer Heimat sich formen läßt. 

Es ist richtig, daß »Ost-Australien klimatisch vor West-Australien insofern 
bevorzugt ist, als es eine viel größere Mannigfaltigkeit von Existenz-Bedingungen 
den Pflanzen gewährt; dieser Mannigfaltigkeit der Existenz-Bedingungen entspricht 
aber auch eine viel größere Mannigfaltigkeit der daselbst entwickelten Typen. 
Mag daher Ost-Australien auch mehr als noch einmal so groß sein wie die 
südwestliche Ecke von, Australien, so ist eben von diesem großen Areal ein 
großer Teil von vornherein für eine eigenartige Entwickelung verloren. .... 
Dieser Umstand hat einerseits zur Folge, daß die Entwickelung neuer Formen 
und somit die eine Art von Endemismus dadurch geschwächt wird«'). Gleich- 
sinnig ferner wirkt es, daß in Ost-Australien jene überaus regelmäßige Ab- 
stufung der Niederschlags-Zonen fehlt, die für den Südwesten so charakteristisch 
ist, und die der Floren-Entwickelung jene Stetigkeit verleiht, die allein zu 
großen Erfolgen führen kann. Von der langen Küstenlinie der Südwest- 
Provinz gelangen die Formen bei den Wanderungen ins Innere unter Verhält- 
nisse, die die Funktion der Teile ganz allmählich in tausendfältig verschie- 
dener Weise umgestalten und damit tausendfältig verschiedene Formen aus- 
lösen. In Südost-Australien wird dieser Prozeß, der Ruhe und Stetigkeit 
braucht, von einem ungestümeren Konkurrenz-Kampf bis ins Innerste gestört. 
Das malesische und antarktische Element greifen ein. Die eremaeischen Züge 
des Klimas sind nicht so reinlich aus dem Küstenklima ausgeschieden, wie im 
Westen, sondern machen sich oft bis zur Strand-Linie wahrnehmbar: also auch 
das eremaeische Element wird viel gefährlicher. Die Folge. ist schließlich im 
Südosten Australiens eine bunt gemengte Flora, wo wenig Raum für ruhige 
Entfaltung bleibt, die »euronotische«; im Südwesten eine einheitliche, die zur 
Auslösung eigener Anlagen freie Bahn findet, die sogenannte »autochthone« 
(s. S. 372). 

Es bleibt die Frage, worin die Gemeinschaft, die sich trotz allem zwischen 
Ost und West noch nachweisen läßt, im einzelnen zum Ausdruck kommt. 
Viele Züge, die man übersieht, wenn man von den Unterschieden zu sehr sich 
bestimmen läßt, wurden oben (S. 350) bereits angeführt. Es stellte sich heraus, 
daß sogar unter den westlichen Endemismen noch viele mit östlichen Formen 
in Beziehung stehen: teils als vikariierende Typen, teils als fortgebildete Generä. 


1) ENGLER, Versuch einer Entwickelungsgeschichte. II. 48. 


3. Kapitel. Floristische Beziehungen d. extratrop. W.-Australiens zu anderen Gebieten. 381 


Diese Fortbildung von Typen, die auch im Osten vorkommen, ist überhaupt 
ein interessanter Zug in der Flora der Südwest-Provinz. Es wurde in einem 
der vorhergehenden Kapitel (S. 361) bereits mit- mehreren Beispielen ausführ- 
lich erörtert. Wir fanden in morphologischen Progressionen (Stawellia, Dam- 

fiera, Melaleuca, Nematolepis, Coleanthera, Oligarrhena etc.) sowohl wie in 
funktionell spezialisierter Gestaltung (Proszantheroideae, Hibbertia, Grevillea, 
Chamaelaucieae, Involukren bei Endemismen [S. 361)) klare Anzeichen, daß 
jene Formenkreise »erst innerhalb von West-Australien ins Dasein getreten 
sind« (S. 362), und gewinnen damit untrügliche Beweise von Zusammenhängen, 
die für genetische Fragen von beträchtlicher Bedeutung sind. 

So ergibt sich Gemeinsamkeit vieler wesentlicher Züge in den Floren von 
Südwesten und Südosten schon aus der intensiveren Elementar-Analyse. Sie 
tritt aber schlagender hervor in der physiognomischen und floristischen 
Übereinstimmung, die zwischen ganzen Formationen besteht. Es 
_ muß hier genügen, an wenigen Bildern dies mit ein paar Strichen zu erläutern. 
Besteist man aus der fast eremaeisch gefärbten Küsten-Landschaft der 
Gegend von Adelaide die Höhe des Plateaus, so wiederholt sich an Mount 
Lofty gänzlich die Szenerie des Darling Range. Die Bäume stehen dichter 
beisammen als im Vorland, der strauchige Unterwuchs bedeckt gedrängter den 

_ Boden, die Senken bergen noch im Januar frisches Wasser, die Grasbäume 

 (Kanthorrhoea quadrangulata) beherrschen stellenweise ganz das Gepräge des 
Unterholzes. Grevillea, Hakea, Isopogon, Banksia, Leucopogon, Dawiesia, Pul- 
tenaea und andere uns im Westen geläufige Sklerophyll-Genera finden sich in 
dem mannigfachen Strauchwerk. 

Recht südwestlich im Habitus ist auch die Heide-Formation wie sie an der 

_ Küste unweit von Melbourne, z. B. bei Sandringham, entwickelt ist. Ich habe 

diese Vegetation nur im Hochsommer gesehen; sie mag daher nicht in allen 

Einzelheiten ganz natürlich sich mir eingeprägt haben. 

_ Genauer aber konnte ich den Plateau-Abfall in New-South-Wales kennen 
lernen, als ich ihn Ende April besuchte. Es war nördlich von Hawkesbury 

_ River, wo ich in die obere Zone des Sandstein-Abfalles bei etwa 200 m U M. 

eintrat. Der Boden zeigt sich sandig, zuweilen kiesig und felsig. Ein lichter 
| Eucalyptus-Wald ist durchmischt mit Aylomelum pyriforme (Prot.). Gegen die 

höheren Regionen beginnt der Unterwuchs außerordentlich zuzunehmen, zuletzt 

Wird er ganz dicht. Eine bipinnate Acacia (A. discolor Wild.) und eine Phyllodinen- 

_ Spezies (A. suaveolens Willd.) blühen mit blaßgelben Blüten. Zahlreiche Broken 

‚een sind auf dem Plan, z. T. hoch gereckte Büsche. Von /sopogon erinnert 

Eine Art (7. anemonifolius Knight) durchaus an den westlichen I. JUrREHENE R. Er 

Die schöne Lambertia formosa 5m. übernimmt die Rolle der westlichen L. multı- 

fora. Von Grevillea gibt es zwei Arten, die eine (G. sericea R. Br.) mit kahlem, 

a { ifolia R. Br.). Schöne niedrige Banksia 

_ Schmücken mit roteelben Blüten-Zapfen die ganze Fläche. Xanthorrhoca-Arten 

_ (K Mastilis R. Br. und X. arborea R. Br.) sind dazu gesellt. Mannigfaltig ke: 

z P ersoonia, teils breitblättrig, teils ericoid. Im Unterwuchs sieht man eine 


382 Fünfter Teil. 


Pimelea (wie die P. sylvestris des Westens), Xanthosia pilosa Rudge, Trachymene 
linearifolia (Cav.), Patersonia, Haemodorum planifolium R. Br.; Tetratheca erici- 
folia Sm. breitet sich am Boden aus. Eine Hibbertia und mehrere annähernd 
ericoide Leguminosen fehlen nicht. Das Ganze ist so durchaus westlich, daß 
man sich an irgend einen Punkt der echten Südwest-Provinz versetzt glaubt. 
Am größten ist die Ähnlichkeit mit der Jarra-Zone, ganz besonders mit den 
lichten Wäldern nördlich von King George Sound, an die ich aufs lebhafteste 
erinnert wurde. 

Und dieses Bild trat mir doppelt deutlich wieder vor Augen, als ich die 
nähere Differenzierung der Formation dort in New South Wales untersuchte. 
Da fand ich inmitten des geschilderten Gebüsches eine heideartige Fläche, die 
etwas feuchteren Untergrund verriet. Dort wuchsen kleine Banksia-Sträucher 
in großer Anzahl licht verstreut. Die eigentliche Kern-Vegetation aber war 
sehr dicht und bestand aus niedlichen Zwergsträuchlein. Mehrere Epacridaceen 
ließen sich darunter erkennen, Sprengelia incarnata Sm. u. a., auch die Epacris 
purpurascens R. Br., welche etwa wie Cosmelia aussieht. Überhaupt glich der 
ganze Habitus aufs überraschendste den berühmten Heiden am King George 
Sound. Die selbe Herrschaft von Epacridaceae, die selbe Menge verschlun- 
gener, oft blütenloser Restionaceen-Halme, kleine weißblütige Büsche (Baeckea), 
Mengen der zierlichen Tetratheca ericifolia Sm., eine Fülle feingliedriger klein- 
laubiger Gewächse: gerade wie dort im Südwesten. 

chon weit in den Tropen, ungefähr 2000 km nordwärts von jenem Dorado 
»authochthoner« Flora in New South Wales, liegt in der nordöstlichen Ecke 
von Queensland nicht weit vom Russell River ein Granit-Berg, der als Walshs 
Pyramid bezeichnet wird. Er erhebt sich aus flachem Alluvium zu 900 m Höhe. 
Dort hatte ich noch einmal ganz unerwartet den Eindruck von ungeschmälert 
australischer Vegetation, noch einmal eine eindringliche Erinnerung an den fernen 
Südwesten. Der ganze Berg trägt lichten Eucalyptus-Wald, unten mit Casua- 
rinen durchsetzt. Bei etwa 500 m tritt Banksia integrifolia hinzu, aus grasigem 
Unterwuchs erheben sich Acacien, Xanthorrhoea, Xerotes, Haemodorum, Dianella; 
und solcher Unterwuchs, der weiter oben noch Banksia collina und Ziöbertia 
velutina einschließt, verdichtet sich allmählich zu frisch grünenden Massen. 
Stellenweise liegt der Granit in großen Platten frei zu Tage. Da sammelt man 
winzige Kräuter (Mitrasacme, Utricularia, Byblis liniflora) neben Drosera. Und 
auf dem Gestein selbst haften die derben Rasen der Dorya septentrionalis, der 
einzigen Verwandten der südwestlichen Granit-Leitpflanze (S. 137; 350). Sie 
sieht ihrer Schwesterart täuschend ähnlich; überhaupt entspricht das ganze 
oekologische Gepräge dieser Granitflora so durchaus den vertrauten Bildern 
des Südwestens, daß man vergißt, wie weite Räume sie trennen, und daß es 
einen wie Widerspruch und Unnatur berührt, wenn man unten in den Tälern 
und an den nahen Bergen von Bellenden-Ker auf die dunklen Massen laub- 
schweren Regenwaldes blickt. 

olche Erfahrungen leiten den Beobachter zur Erkenntnis, daß die Flora 
Australiens einen übereinstimmenden, sehr einheitlichen Grundstock besitzt, 


4. Kapitel. Die Entwickelungsgeschichte d. Flora d. extratropischen West-Australiens. 383 


| en u gänzlich freiliegt, der im Südosten oft verschwindet vor anderen 

enenten ‚ der aber auch noch im fernsten Norden stellenweise 
chtet, kurz der überall vorhanden ist, so reit di ü ini 

reichen. , soweit die Küstenlinien des 


| 4, Kapitel. Die Entwickelungs-Geschichte der Flora des extratropischen 
| West-Australiens. 


e.- n Schlusse des vorigen Abschnittes gewonnene Anschauung von der 
| en en Grundlage der australischen Flora liefert das Fundament für unsere 
au ung von der Entwickelungs-Geschichte, die die Pflanzenwelt im extra- 
opischen Westen des Erdteiles durchgemacht hat. 

a ihrem ganzen geologischen Bau zeigt sich die Südwest-Provinz als ein 
ae mit einer relativ wenig gestörten Vergangenheit. Auch die Pflanzenwelt 
| we die Züge einer ruhigen Entwickelung. Sie ist gleichwertig und gleich- 
R ü mit einem der Elemente der ostaustralischen Flora, von dessen Areal 
er eine durch das weitausgedehnte Reich der Eremaea geschieden ist. 
E E 5 ieser Trennung erweist die systematische Verwandtschaft und die Gleich- 
 aeıt der formationsbildenden Tendenzen die Einheitlichkeit der beiden dis- 
 Junkten Floren. 

| rend die weitere Entwickelung dieses 
i Se Mitbewerb andersgearteter Eleme 
A igt wurde, ging sie in der Südwest-Prov 
: En dort mehrere endemische Typen von großer Eigentümlichkeit. Ob 
. stets nur dem Westen vorbehalten waren ( Cephalotus, Kingia, Franklandia 
S Eh oder ob sie dereinst auch im Osten lebten und dort allmählich aus- 
: m en, wird sich kaum jemals entscheiden lassen. Doch wird man die zweite 
Alternative nicht von vornherein abweisen, wenn man bedenkt, wie manche im 


Westen so kraftvolle Genera gegenwärtig in Ost-Australien nur schwach ge- 
Arealen ihr Dasein fristen (Borya, Petro- 


Ur-Elementes in Ost-Australien 
nte zurückgehalten und vielfach 
inz ihre ruhigen Bahnen. Es 


E“ sind oder in beschränkten 
2 ta, Isopogon, Lambertia, Chorizema, Darwinia). 

er Neben dem Konservatismus aber schuf die friedliche Entwickelung West- 
Konfiguration des Landes erlaubte. 
ehr vielseitigen und voll- 


Gattungen brachten es zu einer epharmonisch S 
nenn Ausgestaltung, vielen gelang es auch in 

!oneller Hinsicht wichtige Fortschritte zu machen, 
Gruppe niemals e 
welche die Flora der Südwest-Provinz 


R Ber minder bevorzugten östlichen 
a ultat ist die hohe Differenzierung, 
 uszeichnet. 

Wie die früher einheitliche Stamm-Flora Australiens, 


die in der südwestlichen 


384 Fünfter Teil. 


ihre vollkommenste Fortbildung erfahren hat, ihre Zusammensetzung einst ge- 
wonnen hatte, läßt sich gegenwärtig nicht mehr ermitteln. Es scheint, daß 
sowohl südhemisphärische wie nordhemisphärische Gruppen dabei beteiligt 
waren. Zwischen Osten und Westen muß vielseitiger Austausch bestanden 
haben, der sich vornehmlich im Süden, doch jedenfalls teilweise auch im 
Norden bewegte (S. 350). 

Manche Autoren, besonders WALLACE (in Island Life S. 465 ff.), nehmen 
an, ursprünglich habe allein West-Australien die echt australische Flora und die 
Ahnen der australischen Marsupial-Fauna besessen. Von dort seien sie, etwa 
von Mitte des Tertiär ab, nach und nach erst auf den Osten übergegangen. 
Diese leider recht verbreitete Ansicht halte ich mit HEDLEY') für einen 
Irrtum. Denn gerade West-Australien besitzt sehr viele abgeleiteten Typen, und 
zwar in Familien, deren Ursprung aus allgemeinen Erwägungen im Norden zu 
suchen ist (z. B. Myrzaceae, Rutaceae). Auch die beträchtliche Vertretung echt 
australischer Gruppen auf Neukaledonien macht mir eine späte Invasion von 
Westen her nicht annehmbar. Der in West-Australien so reich entwickelte 
Teil der gegenwärtig australischen Flora ist vielmehr als altes panaustrali- 
sches Element zu betrachten. 

Die heutige Spaltung dieses Ur-Elementes versteht sich leicht aus dem 
jetzigen klimatischen Zustande Australiens. Aber dieses Stadium wiederum ist 
nur das Ergebnis geohistorischer Geschicke, die das innere Australien heim- 
gesucht haben. Nach der Annahme der geologischen Autoritäten war in der 
Kreide-Zeit der östliche Teil der Eremaea von Meer bedeckt, so daß damals 
die Geographie Australiens ein wesentlich anderes Bild bot als heute. Im 
Pliocän dann soll eine regenreiche Periode geherrscht haben. Lake Eyre ist 
der Rest eines riesigen Inland-Sees, der den östlichen Teil der Kolonie Süd- 
Australien erfüllte. Seit Pliocän, nimmt z. B. TATE an, befindet sich Australien 
in einem Zustande der cms Dadurch ist die Ost und West scheidende 
Masse der Eremaea größer geworden und hat die beiden Floren immer mehr 
entfernt. 

Wenn diese Ansätze richtig sind, so müssen die Schicksale des mittleren 
Teiles von Australien ziemlich wechselvolle gewesen sein. Namentlich wäre 
ein direkter breiter Austausch zwischen Ost und West stets mit großen Hinder- 
nissen verknüpft gewesen. 

as erst würde die Abwesenheit des malesischen Hygrothermen-Elementes 
und der »antarktischen« Typen Südost-Australiens in Südwest-Australiens ver 
ständlich erscheinen lassen. Denn klimatische Gründe reichen nicht dazu as: 
die Seltenheit malesisch gearteter Farne und anderer ähnlicher Gewächse !M 
Süden der Südwest-Provinz zu erklären. 

Nur eine einzige schmale Brücke scheint in neuerer Zeit zwischen West- 
Australien und dem Südosten bestanden zu haben. Die alttertiären Schichten, 
welche die Große Bight begrenzen, brechen nämlich auf eine Erstreckung ars; 


ı) HEDLEY in Natural Science. IH (1893). 187— ı91. 


4. Kapitel. Die Entwickelungs-Geschichte d. Flora d. extratropischen West-Australiens. 385 


450 km hin in einer 50—80 m hohen Steilwand ab. Das deutet auf eine größere 
Ausdehnung des Landes südwärts in postmiocänen Zeiten hin. Floristische ' 
Beziehungen zwischen Kangaroo Island bzw. Eyre Peninsula zum Südosten der 
westaustralischen Südwest-Provinz (s. S. 355) befürworten gleichfalls jene An- 
nahme, die freilich nur eine minder bedeutende Episode der westaustralischen 
Floren-Geschichte aufklären würde. 

Die Eremaea, als der durch allmähliche Austrocknung entstandene Teil des 
australischen Festlandes, wird heute beherrscht von einem Klima, das den An- 
sprüchen der altaustralischen Flora wenig zu entsprechen scheint. Sie ist daher 
von einer Pflanzenwelt eingenommen, die sich auf einer wenig umfangreichen 
Auslese aus jener ursprünglichen Einheits-Flora aufbaut, diese Auslese modi- 
‚fiziert und weiter entwickelt hat, und daneben auch durch Zuwachs aus dem 
tropischen Norden etwas bereichert worden ist. Diese Entwickelung hat sie von 
_ den angrenzenden regenreicheren Gebieten bedeutend entfremdet. Nur wenige 
Gattungen bleiben hier wie dort fast gleich bedeutsam (Zucalyptus, Acacia); 
meist sind die Rollen ganz anders verteilt. Zwar durchsetzt eremaeische Flora 
namentlich die südöstlichen Gebiete an vielen Stellen und in mannigfacher 
Weise. Aber im großen und ganzen steht sie heute den Floren der Küsten- 
Länder als etwas Heterogenes gegenüber. Vor allem im extratropischen West- 
Australien scheidet der Dualismus der beiden Floren die Pflanzenwelt in zwei 
völlig selbständige Provinzen. 

Die letzte Phase der Entwickelungs-Geschichte West-Australiens ist durch 
das Erscheinen des Menschen heraufgeführt. Aber auch bei dieser Fügung, 
die für so viele Floren der Erde gewaltige Erschütterungen, für manche das 
unwiderrufliche Ende bedeutete, hat West-Australien seine alte Stabilität be- 
währt. Zwar haben schon die Ureinwohner Australiens das Feuer in den Busch 
gelegt. Doch diese ziellosen Brände konnten das Gleichgewicht der Pflanzenwelt 
wohl niemals lange verschieben. Die Europäer, die nun bald sieben Jahrzehnte 
das Land besitzen, haben größeres in der Zerstörung geleistet. Für sie war 
die Brandfackel nur die Helferin der Axt. Im Avon-Tal, in den fruchtbaren 
£ Fluß-Niederungen des Südens, in den Wald-Distrikten des hügeligen Oberlandes, 
zuletzt auch auf den öden Goldfeldern des Inneren ist streckenweise der einstige 
Wald niedergelegt. Hier und da sind auch die Strand-Gehölze vernichtet. 
_ Rindvieh und Schafherden weiden im Gebüsch. Doch tun sie vielleicht nicht 
' mehr Schaden als die einst zahlreicheren Scharen der indigenen Tierwelt. Im 
_ ganzen fällt alles, was der Mensch bis jetzt getan, noch kaum ins Gewicht, 
_ wenn man die Ausdehnung der wenig berührten Wildnis, der ungestörten Wal- 
- dungen, der endlos gedehnten Sand-Heiden in diesem einsamen Lande in Be- 
 tracht zieht. Es ist sicher, daß sich dies Verhältnis zu ungunsten der autoch- 
R. thonen Organismen-Welt ändern wird: wie weit, kann niemand YOrRUSSagen. 
- Jedenfalls aber wird noch für lange Zeit der Zukunft West-Australien das Bild 
_ Seiner ursprünglichen Natur treuer bewahren, als alle reicher bedachten Länder, 
die mit ihren Schätzen den Menschen locken. 

Auch die Unkräuter, die der Mensch unabsichtlich mit in 


Diels ‚ Pflanzenwelt von West-Australien, 25 


us Land brachte, 


386 Fünfter Teil. 


haben nirgends die einheimische Vegetation auch nur beunruhigt. Wir sahen 
(S. 363), daß fast überall die Einwanderer als die Geduldeten erscheinen, daß 
die meisten wohl bald untergehen würden, wenn der Mensch und seine 
Kultur wieder verschwänden. Von Bedrängung oder gar Daseins-Bedrohung 
der alteingesessenen Pflanzenwelt ist nirgends die Rede. Auch darin beweist 
die schöne Flora West-Australiens ihre Ausgeglichenheit, ihr wirklich harmo- 
nisches Verwachsensein mit der Natur des Landes, in dem sie entstanden und 
zu dem geworden ist, was sie heute darstellt. 


Sach-Register und Personen-Verzeichnis. 


Acacia, Arten der Eremaea 26 
, charakteristische Gattung 2 Süd- 
west-Provinz 129. 
Avams, Sammlungen 60. 
Alluvial-Formation 249, Taf. XXI. 
Alluvium 78. 
Alpine as Australiens, Gliede- 
rung 


, fehlt in West-Australien 331. 
Bearantkusch; der Südwest-Provinz und 


der Eremaea gemeinsam 155- 
Am aryllidaceae-Conostylideae,als leitende 
e 148, Fig. 2 
ANDREWS, CEcıL R.P. 67 


——, Literatur 69. 
Annuellen, der Alluvial-Formation 254, 
Fi 


. 59. 
—— , weniger reich als im Bel 369. 
——, des Savannenwaldes 30 
‚ in Strand-Gehölzen 21 =: 
der bee 162. 
Analomie des Laubes 18 
Anthokyan-Färbung, des ine Laubes 


171 
Aphyliie 176 Fig. 43, 177- 
Archaische Gesteine, Zonen 76. 
Argyle Vegetation 14. 
August, Vegetation im 202. 
Außenwand, des Blattes 181. 
Austin, Distrikt 337- 
Australi ien 1. 


Aufbau 1. 
, floristische Beziehungen innerhalb 
von 371 
‚ Formationen 3, 
- Grundzüge der ee I. 
ER Regionen 27. 
Austreiben des Laubes 170, Fig. 4 
Austrocknung Zentral-Australiens 384. 
Autochthone Elemente, der Eremaea 364. 
Flora 375- 


| 
| 
| 


Autochthonian Flora 37, 372- 
Avon, Distrikt 318. 


Bar, Sammlungen 61. 

Baupin, Reise 42. 

BAUER, in We Australien 44- 

Bäume, der Südwest-Provinz 156. 

BAxTER, Reisen 45. 

Behaarung, auf den on 293- 
auf der Sandheide 243. 

‚in der a, 180. 

Benr, über Süd-Australien 

BENTHAM, gie ee 53, 69. 

Bewölkung 

et zum Caplande 368. 

——, zwischen Ost- und West-Australien 


341. 
Blatt, ericoides 174- 
——, pinoides 175- 
Blatt-Fall, bei er 172. 
Blau, der Blüten 189. 
Blühen, in ee Phasen 157- 
Blüten, in der Eremaea 237- 
in der ei nz 183 
Blüten-Anlage,i inder en 183. 
Blüten-Biologie, in.der Erem 287- 
-——, in der re Br BR 

der Kräuter auf Alluvionen 257- 
Blüten-Knospen 154. 
Blüten, Stellung der 183. 
Blütezeit, Schwanken de 206. 
Borke 169. 
Brigalow-Scrub 2 
BROOKE, Re 61. 
——, Literatur 
BROWN, 4:% 
——, J. EoniE, Lite eratur 69. 
, ROBERT, in West-Australien 44- 
— ' Bearbeitung von Fraser’s Samm- 


ung 46. 


69. 
Y.2s nr 69. 


25* 


388 Brown —— Eremaea. 


Brown, Literatur 69, 70 
Busch-Formation auf Sand in der Ere- 
maea 309. 


Caneeerr, Schilderungen 4. 
Capland, Beziehungen zum 368, 370. 
Cassytha als Charakter-Gattung 154. 
Cauliflorie 183. 
Cellulose-Anhäufung 183. 
rg als Charakter-Familie 
153) 
Chapman "River 04 
Chenopodiaceae, ee der 
Eremaea 273. 
Chlorenchym ı81, 182. 
CorLLıe, Sammlungen 46. 
, Literatur a 
Compositen der Erem 
der dudwen Provinz und der Ere- 


maea gemeinsam 155. 

,‚ sehrarmin SER ah 156. 
a are 

Cook, Climate 49% 

Ce Da 335- 

‚ Sandflora bei 309. 

a, Sammlungen 60. 

ÜROSSLAND, Sammlungen 61 
CUNNINGHAM, ALLAN, in W est-Australien 


#5- 
Cyperaceae als charakteristische Familie 
135 


Dau AMPIER, Reise 41. 
Darling-Flora, Oekunriich) 343; 


Darling, Distrikt (West-Australien) 321. 


en = 5 

Deckhaare 

Defekte de FA , 156. 

DEMPSTER, Sammlungen 

Dezember, en im 204. 

Dies, Reisen 63. 

Are: 79. 

Dieıs und Prrrzer, Fragmenta 66, 70. 

Disjunkte Areale, Teilstücke 353. 
e 348. 


Elem 
Distrikte, erst 313, 324; Pig. 78. 
N ee ee 


Dombildun 183. 
Drosera, sis Charter. Gatung 151, 152, 


Fig. 30, 
a z Bearbeitung 52. 


gr J, Briefe 50. 
‚ Literatur 70. 
——, , Reisen 


ammlungen 50. 
Dualismus, floristischer, i in Australien 372. 
Duft der Blüten in der Eremaea 288. 
der Südwest-Provinz 190. 
Dünen-Gebüsch 208, 292. 


Eaton, Sammlungen 60. 
Eingebürgerte Kolonisten 363. 
Eisenstein 77. 
Element, antarktisches 32. 
,‚ australisches 36. 
‚ »euronotisches« 39. 
malesisches 32. 
Elemente der Flora Australiens 31. 
—— der Flora West-Australiens 339- 
—-, disjunkte 348. 
‚ endemische 355. 
——, panaustralische 339. 
Endemische Elemente 355- 
Endemismus, en des, in der 
Südw ka: Provinz 380. 
eg ine er, und seine Bedeutung 
für die Südwest-Provinz 380. 
Endemismen, erster Ordnung 356. 


schwach in Warren 325. 

ENDLICHER, Literatur 70, 71. 

ENGLER, Literatur 

,‚ über die Floristik ARE 371- 

d’ENTRECASTEAUX, Rei 

Kitwiekelünge Gesshiente ge Flora des 
extratropischen Australien 


s 383- 
; Epacridaceae als Chasskkists ieh Familie 


31: 
‘Epharmose und Formbildung 191. 


—— in der Südwest-Provinz I9I- 

Epiphyten 158. 

im Jarrawald 217. 

Eremaea 40,.72, 80, 260. 

‚ Beziehungen zum Litoral 366. 

———, Einheitlichkeit der Flora 373- 

——, Floren-Elemente 363- 

— ars Beziehungen zur Süd- 
west-Provi 2.340: 

. Flokiiische Stellung 37?- 


Eremaea —— Gliederung. 389 


Eremaea, jahreszeitlicher Verlauf der 
Witterung 

——, leitende oder charakteristische 
Familien 271. 

, Physiognomische Leitpflanzen 263. 
‚ Übereinstimmung von Ost und 

West 373: 

‚ Vegetation 260. 

Bi Witterung 86 

Eremaea-Elemente, Übergang in die Süd- 
west-Provinz 3 

Eremaea-Flora, Verwandtschaft zu den 
extratropischen Floren 374- 

Eremian Region 372 

Erforschung, Horistische, Stand im Jahre 


6 

’ 
se Blatt 174. 
der Sandheide 243. 
Dance Flora bei 333- 
Eucalyptus, Allgewalt in Australien 9. 
‚ Arten der Eremaea 263, 264. 
‚ Arten der Südwest-Provinz 93. 

» For men des Savannen-Waldes 14. 

Bucalyptus-Wälder der Eremaea 294. 

—— der Südwest-Provinz 214. 
oh Flora 372. 
Eyre, Distrikt 332. 


Familien, der Eremaea, leitende oder 
charakteristische 271 
der Sü idwest-Provinz, mit der Ere- 
maea gemeinsam 154. 
der m ERS leitende oder 
charakteristische 118 
Farbe der a in der Eremaea 288 
2 ine n der ne Be 


187. 
Farbenschwache er 188. 
Farne, geringfügig ı 
FiTzGErALD, R.D., I 70. 
; : 


’ 


y eratur 70. 
Hiaplanzen dr Ereniaie 285, 286. 
m Strand-Gehölz 212. 


; Li teratur 70. 
Flora des extratrop. West-Australiens 312. 


Floristik von Australien 31. 
innerhalb Auıstra- 


liens 371. 

West-Australiens zu anderen 
Gebieten 368. 

Fluten, große, im Innern 82. 

»Forest« 25. 

we der Eremaea 291. 

r Südwest-Provinz 

Form-Bildung in derSüdwest-Provinz 191. 

Formen-Reichtum 233. 

FORREST, JAMES, Sammlungen 59. 

, Joun, Sammlungen 57, 61. 

——, Literatur 70. 


——, tiber Spinifex 26. 
Fortbildung südöstlicher Typen in der 
Sü 


——, Literatur 79. 
Frühling, am Irwin River 2o1. 


Galleriewald 6. 
Gattungen, große, Artenzahl in Südwest- 
nd Südost-Australien 37 

GAupIcHAUD, bei Sharks Bay 43- 

——, Literatur 70. 

Gegensatz zwischen Südwest-Provinz und 
Eremaea 377- 

Gehölz-Klima 278. 

Gelb der ee, 188. 

— Saat Beziehung zu Hell- 


3 rege 73. 

Geologie 76. 

Geschichte d. botanischen eg 41. 
en 


mond und Zeitgenossen 49. 
Ferdinand wer Müller und seine ER 
spondenten 55- ncer Le Moore 62. — 
Diels und Pritze 16 
ee Arten im Ailavail 250. 
Gezeiten 75- 
Gıizes, Literatur 70. 
, Sammlungen 57- 
Gliederung der australischen Flora 38. 
——, floristische, von West-Australien 
31 2, 314 Fig. 72. : 
West-Australiens, nach geographi- 
schem Charakter und Vegetation 88. 


390 Gnamma-Felsen —— Laub. 


Gnamma-Felsen 298. 

Goodeniaceae, als charakteristische 
Familie 134. 

Gramineae, leitende Familie der Eremaca 
276. 


; ar wenige in der Südwest- 
Provi 

Granitfels, sein auf 259. 

Grasbäume 113, Taf. VIII, IX, XX, XXI, 
116 Fig. ıo. 

Grasflur-Klima 278. 

Gravel 77. 

GREGORY, Literatur 70. 
Grundwasser-Flora der Eremaea 233. 

GVICHENOT, in West-Australien 43. 


Hatlophyten-Formation der Salzpfannen 


310. 

Haloragaceen, der Südwest-Provinz und 
er Eremaea gemeinsam 155. 

u Charakter in der Südwest- 
Provinz 172. 

aevae in en BR; 

‚ Literatur 71 

HASSELL, erhmiunger 60. 


HeusLey, Literatur 71. 
Hibbertia, als Charakter-Gattung 150, 


ig. 29. 

Hochblätter, gefärbt 186. 

Hochrot, der Blüten 18 

Hook, J. D., über die Floristik Austra- 
liens 369, 370, 371: 

, Literatur 71. 

VON Hüceı, Reise 46. 


Hutpilze, spärlich 163. 


Idiobinsten 182. 


7 
Irvine, Sammlungen 59. 
Irwin, Distrikt 314. 
Isolaterale Blätter 180. 
Isolierte Gattungen 356. 


Jahreszeiten 198. 
cher Verlauf der Witterung 


Januar, nen 205. 
Jarra-Wald 2 
; ie Züge 2ı 
——, Senkungen und Furchen im 219. 
——-, südlicher 219. 
Unterwuchs im 216, 218. 
Juni, Vegetation im 200. 
Juli, Vegetation im 200, 201. 
Jung, über Süd-Australien 15. 


Kaigan-Fläche, Flora 328. 
Kalk, litoraler 75. 
Karri-Wald 220, Taf. VII. 


Kies 717- 

Kınc, in aeg 45: 

——, Literatur 70. 
nahen 


61. 
King. George Sound, Flora 327. 
Klima West-Australiens 79. 
-—— des Stirling Range 329. 
en 160 
ee 254. 
Kissnenbchen 
ee a Blüten 134. 
—— des Laubes ı71 
363. 
m Savannenwalde 303. 
dee Strand-Gehölze 213. 
Konglomerat-Böden 77- 
Konvergenz-Erscheinungen durch Ephar- 
mose 197. 
zur Capflora 371. 
Kork-Produktion 169. 
Krautwuchs der Alluvial-Formation 253- 
des Savannenwaldes 300. 
Kryptogamen im Jarrawald 218. 
der Südwest-Provinz 163. _ 
Kultur, Einfluß der 385. 
Kurztriebe 166. 
Küste, Gliederung 74- 


er Literatur 71. 

eise 

Lackartige Be cte des Laubes 178. 
Lackierte Blätter, in der Eremaea 287. 
Lake Basins 

Laub, in der Südwest-Provinz 179. 


—— , Dimensionen 173. 
‚ der Eremaea-Vegetation 286. 
Si erwachsenes 172. 


x 


Laub —— Oekologischer Charakter. 


Laub, Gliederung 173. 

—-, Hemmungen 173- 

—- in der Jugend behaart 171. 
— 4 der Jugend ungeschützt 17T. 


Lage 172. 
Laubfall, bei Brachychiton 306. 
—— bei Lianen 172. 
Laubknospen 171. 
een: in der Eremaea 283. 
——, in r Südwest-Provinz 156. 
Er Absitze ; 
Lehm-Böden, Flora der 91. 
Lehm-Land, im Irwin-Distrikt 316. 
LEHMANN CH., Literatur 71. 
Leitende Familien, der Eremaea 271. 
‚ der Südwest-Provinz 118. 
Inschenayın, eure 71. 
——, Reise 


43- 
Luorskv, über  Newsoutiwäleh 14- 


Lianen 158. 
>, im Jarrawald 217. 
—— des Savannenwaldes Br 
—— der Strand-Gehölze 210, 21 
licese, als sine Familie 
136. 
Br: baumartige 113, Fig. 10; 116, 
Taf. VIII, IX, XX, XXI. 
Linoprev, Sketch of the Vegetation of 
the Swan River Colony 53, 71- 
Literatur 6 
Litoral, Beziehungen zur Eremaea 366. 
Litoral-Formationen, der en 291. 
der Südwest-Provinz 
——, Berührung mit ee Yızsaton 


Litoralkalk- Gürtel 208. 

Litoral-Zone , Sklerophyli-Gebüsch 238. 
Logania, Epharmose von 191. 
LUEHMAnNn, Literatur 7I- 


Macchien, Ähnlichkeit der Strand-Ge- 
hölze mit 212. 

Mac Harp, en 59. 

Mai, Vegetation im 199. 

Maıpen, über H ochgebirgsira 28. 

Maıtrann, A. Greg, Geologe 77- 

Malesische Elemente, Fehlen der 368. 

Malesische Bam. inWest-Australien351- 
Mallee-Scrub 2 

; jahreszeitliche Entwicklung 

——, im typischen Sommerrege 
22. 


E Gebiet 


Mangrove in Australien 16. 
—— in der Eremaea 291. 
‚in der Südwest-Provinz 207. 
März und April, Vegetation im 198. 
Maxweıı, Sammlungen 57, 59- 
MEIsSNER, Literatur 7I- 
Mensch, Einfluß des 385. 
Menziss, Reise 41. 
MERRALL, aeg 60. 
Mesophiles Laub 173- 
Misch-Wald 227 
en ikea im 229 
_—, Veget etations-Phasen 230. 
Mittelschicht des Blattes 131. 
Morrov, Sammlungen 49. 
Moose, € rer 158. 
ärlich 163. 
Moos-Moore, in Australien 30. 
Morrison, Literatur 7I. 
Mount Lofty 381. 
Mount Melville bei Cape Riche 237- 
Mount William 
Mur, Sammlungen 59, 60. 
von MÜLLER, F. 55. 
‚ Korresponden nten 59. 
— Persönlicher Einfluß 57- 
_——,  Literatu 
—, Publikationen 57, 58 
= Reisen in W Vest-Australien 56. 
ee über die australischen Alpen 29. 
Mulga Scrub 19, 24, 209) 305- 
Myoporaceae, Charakter - - Familie der 
Eremaea 274- 


„1 


Nebenblätter, verdornt I 83. 
South Wales, Flora des Sandstein- 


ae eilung 8 

Nord-Australien, Unter-Provinz von Ost- 
Australien 39- 

Nördliche Elemente 

Nordöstliche Typen, 
mente 348- 


der Eremaea 363. 
der disjunkten Ele- 


Überfläche, Plastik der 75- 
Oberflächen-Ablagerungen 77» 
Oberhaut der Blätter gr 
‚ doppelschichtig 18 

Oekologischer Charakter, 


er FEremaea 


203. 
——., der Südwest-Provinz 156. 


392 


Öl-Lücken der Myrtaceae 183. 

Oktober, Vegetation im 203. 

ÖLpFIELD, Sammlungen 57, 59, 61. 

BE gen als charakteristische Familie 
8. 


13 
Orographie 73. 
Osborne Clifis 2ı2, Taf. IV. 
Öst-Australien, Provinz des australischen 
Florenreiches 38 


P alaeotropische Züge der Eremaea-Flora 


373- 

Panaustralische Elemente 33 

Panaustralische Genera, Ausgestaltung i in 
West-Australien 345. 

Perennen 159. 

kologie 159. 

PERoN, Literatur 72. 

,‚ Reise 42. 

Perongerup Range 328. 


333- 
g der Südwest-Provinz 
r Eremaea 155 
Pinoides Blatt 175. 
Plagiotropismus des Zuwachses 167. 
Plateau-Abbruch 7 
PoLLAck, Sammlungen 
Anne der alpinen Region 31. 
Polsterwuchs 
‚auf der Sandheide 245. 
Preıss, Bearbeitu 
—— Plantae Pröieslarie 48, 71. 
n 47. 

PRITZEL, an 63. 
‚ Sam i 
RENTE in “> Blüte 345. 

E 67. 


PURDIE 

=, Literatur 73. 

Purpur der Blüten 188. 

‚ Beziehung zu Blau 189. 


Queensland, Unterprovinz von Ost- 
Australie en 39. 


Rebengärten 5, 

SRG in der Blüte 345. 

Krone 187. 

en jehreszeitiche Verteilung 81. 
in Australien 

PRIER der Dekiset 284. 


Öl-Lücken ——- Sayer. 


Regen-Mengen, monatliche 81, 83. 
Regenwaldin densüdlicheren Distrikten 6. 
, subtropischer 7. 

——, in Tasmanien 8. 

——-, tropischer 3. 

Regenzeit 82. 

‚ Wirkung auf die Vegetation 199. 
——, Vegetation an der Südküste 200. 


Bellenden-Ker-Gebirge 2 
——, in den südöstlichen Hochgebirgen 


2 
Restionaceae, als charakteristische Familie 


143. 
Rhamnaceae, der Südwest-Provinz mit 
der Eremaea gemeinsam 155. 
RicHARDS, Sammlungen 61. 
Ro, Literatur 72 
——, Reisen 54. 
Rollblatt 173. 
Rosenrot der Blüten 1388. 
Rote Blütenfarbe 188, 189. 


Salt bushes 274. 

Salzbüsche 25. 

Salz-Depressionen, Flora 296. 

Salzpfannen 78, 90 

‚ Formation der 310. 

Sand 77. 

Sandboden, in der Eremaea 299. 
rt. 0 


in der Südwest-Provinz 239. 
——, Gegensatz zum Lehmland 240. 
———, höhere Sträucher 240. 
eng 204. 
Sandizer Stran 
Sand Plains FB 
Santalaceae, Chatakter-Fainilie der Ere- 
maea 2382. 

Savanne in Australien 18. 
‚„ in Ost-Australien 19. 
——, in Süd-Australien 18. 

n West-Australien 19. 
Saviatlen-Wald; Grenze gegen den Re- 

genwald I 

‚in Australien i3. 
——, in Süd-Australien 12 

——, in West-Australien 12, 299- 
——, Unterwuchs 13. 
——, Verarmung 15. 
SAvER, Sammlungen 60. 


Schattenpflanzen —— Tasmanien. 


Schattenpflanzen, im Strand-Gehölz 213. 
Schlickboden in Australien 18. 
Schlingpflanzen im Jarrawald 217. 
——,.in der Südwest-Provinz 158. 
SCHOMBURGK, über die Savanne 18. 
——, über Scrubland 2 

——, iiber Süd-Australien ı1. 
Schuppenhüllen 171. 

chwemmland, Vegetation 249. 
Scrub in Australien zo. 

‚ Mallee-Scrub 20 


Br, , Süd- Australiens, Vergleich zur 
Sandhe: de 247. 
Serubland 23 
September, Vegetation im 202. 
SEWELL, en 60. 
Sklereiden- 182. 
Sklerophyli-Gebüsch 232. 
; en in Australien 22. 

n der Südwest-Provinz 232. 
Sklerophyllen-Wald in Australien 10. 
——, in Süd-Australien 10. 

——, in Victoria 11. 

Sklerom 182. 

Sommer-Regen 82. 

Sommer-Wetter 87. 

SpenckR, B. W., Besuch von Mount 


Cooran 6. 
SPENCER LE MooRF, Literatur 72. 


—— 


? 


30 5. 
Spinifex 25. 
Stabilität, der südwestlichen Flora 385. 
Stäm mme, der Er emaea-Bäume 284. 
in der Südwest-Provinz 169. 


Stauden 


i 229 
Se als charakteristische Fa- 


milie 
Stirling, Distrikt 326. 


- Stiruimne, Reise 45. 
: Strand, offene Formation des sandigen 


> 


| S 07. 
Fe and-Flon, am Murchison River 315. 


i Strand-Gebüsche, in Australien 16. 


=... südliche 17: 


2 ‚Strand-Gehölze 208. 


I 


‚„ Lianen 210, 212. 

——-, nördliche Zone 209 

——-, Tuart-Zone 211, Ta xl. 
A südlichere Zone 213. 


393 


Strand-Gehölze, Übergänge zur Vegetation 
des Binnenlandes 214 
——, Unterwuchs 213. 
Strand-Wälder in Australien 16. 
nordöstliche 
Strauch-Bestände in Australien 20. 
Sträucher der Südwest-Provinz 157- 
a, der Eremaea 305. 
üdwest-Provinz 232. 
STUART Case, Sammlıun 
Stylidiaceae, als charakteristische Fa- 
milie 137. 
Subelement, »autochthones« 37. 
‚ eremaeisches 38. 
‚ eumalesisches in Australien 34. 
—— , melanesisches in Australien 35. 
Succulenz, auf den Sandheiden 245. 
Succulenten, Mangel der 369. 
Stidhemisphärische Flora 371. 
Südküste, Ähnlichkeit der Flora zwischen 
West und Ost 355- 
, klimatische ‚Bevorzugung 84. 
—-, ‚ Sklerophyli-Gebüische 235- 
, Vegetations-Zyklus 205. 
Südliche Untergruppe, der stidöstlichen 


Typen 353- NR 
Südost-Australien, floristische Beziehun- 

gen zur Südwest-Provinz 378. 
Südosten, Unter-Provinz von Ost-Austra- 


39 
Sdösttiche Typen der disjunkten Ele- 
mente 3 
Südwest-Provinz 3, 88. 
eh istische. Beziehungen zur Erc- 


ma 377: ä 
——, eiahe Beziehungen zu Südost- 
Australien 378. 
, floristische Stellung 374- 
; ) jahreszeitlicher Verlauf der Witte- 


6. 
oekologischer Charakter I 56. 
physiognomische Leit-Pfllanzen 93. 
Provinz von Australien 40. 
Ursprung der Flora 375, 383- 
en Vegetation; allgemeiner Charakter 


lenten 5. Succulenten. 


Swan River, Sklerophyll-Gebüsch 235. 


Tasmanien, alpine Region 
——, Teil von a Kistrahıen 39. 


394 Tate — Zwiebelpflanzen. 


ass, m ‚372; ke: 


—, ” Lite 
Taufall, ak de Senlfeide 240. 
er 84. 

, Einfluß auf den Wuchs 168. 


——, Mittel-Temperatur 84. 

; ” mittlere Schwankung 85. 
TEnıson-Woons, über Brigalow 24. 
THISELTON-DYER, G. H., 67. 
Ton-Absätze 78. 

Topp, über Bee bei Sydney 23. 
Trockenzeit, Dauer 

‚ Einsetzen der ee 

_—, Zustand der Vegetation 198. 
Tropische Elemente 363. 
TURCZANINOW, N., Literatur 72. 


Übereinstimmung von Formationen in 
Ost- und Südwest-Australien 381. 
Ufer-Vegetation im Savannenwald 303. 

Ufer-Waldungen in Australien 16. 

der Eremaea 264, 304. 

Unterirdische Organe der Perennen 160. 
Unterschied, floristischer, von Südost- 
und Südwest-Australien 375, 376, 379- 
Üppigkeit der Strandgehölze 210, 214. 
Ursprung der australischen Flora 384. 
—— der südwestlichen Flora 375. 


Vascouver, Reise 41. 
Vegetations-Karte von Australien, sche- 
6. 


o. 

Vegetations-Zyklus ‘der Jahreszeiten in 
der Eremaea 28 

—— in der Südwest-Provinz 198 

Verbenaceae, Charakter-Familie der Ere- 


Verdornung 1383. 

Verdunstung 35. 
Vertikal-Richtung des Laubes 209. 
Verwandtschaft zur Capflora 3710. 


—— in der Südwest-Provinz 16 5,Fig.3 7. 
Violett, der Blüten 189. 


W achs-Ausscheidung 178. 
Warcott, Sammlungen 61. 


een gemischte des Vorlandes 22 

,‚ Unterho = der, und Sklerophyli- 
Gebtise h2 

Wald Honistioren der Eremaea 294. 

der Südwest-Provinz 214. 

Walshs Pyramid 382. 

Wandoo-Wald 222, Taf. XII. 

‚ Annuelle im 224. 

, polsterförmiger Wuchs im 226. 

, Übergänge zu den Waldungen der 

Eremaca 226. 

, Verarmung in den zentralen Teilen 


ia4. 

Warren, Distrikt 324. 

Wärme in Australien 2. 

Wasserspeicher 181. 

Watten-Formation der Eremaea 291. 

in Südwest-Provinz 207. 

Weg, Sammlungen 59, 

Weiß der Blüten 188. 

Weizenfelder 319 

West-Australien, Geschichte der bota- 
nischen Erforschung 4 


‚ Literatur der ich Er- 
6 


Wind, Wirkung ai den Wuchs 168. 
Winter-Wetter 
Winter-Regen 81. 
und Oberfläche 74 
Winterregen-Gebiet in Australien 2. 
‚ Dualismus seiner Pflanzenwelt 23- 
WOODWARD, B. H., Literatur 72. 
——, H.P., Geologe 76. 

bearbeitet Dampiers Pflanzen 4T- 
WOoOoLLs 373. 
——, Literatur 72. 
Wüsten in Auseallch 25. 

‚ Gebirge in 26. 

. lehmige 25. 
,‚ sandige 25. 


Xerophyten, Blattbau 181. 
Young, Sammlungen 60. 


Zwerg-Flora 263 

Zwergwuchs der Annuellen 255: 
Zwiebelpflanzen 160, 369. 
relativ spärlich 162, > 


Index der Pflanzen-Namen. 


— 


| Äbietineae 373» 
_ Abrotanella 31, 32. 


Abutilon 373. 
—— geranioides 308. 


Acacia 10, I1, 12, 17, 24, 25, 29, 36, 39, 


ir A Fr 


— alata 130 Fig. 18, 178, 199, 220, 


HT EAN 


40, 43, 58, 91, 129, 158, 177, 178, 
180, 183, 187, 188, 190, 197, 238, 
243, 262, 267, 295, 305, 333» 336, 
342, 344, 345, 366, 374, 376, 


REN 12, 13, 180, 226, 267, 
277, 299, Taf. XXXI, 319, 331. 
aestivalis 268, Fig. 60. 


32 


alata var. biglandulosa 172. 
aneura 19, 269, 30 
aureo-nitens 170. 
barbinervis 170, I7I. 
Sect. Bipinnatae 129. 


craspedocarpa 269. 
cuneata 213. 
cyanophylla 269. 
eyclopis 208, 212, 269. 


nn Se 

extensa 178, 

genistoides 16; 307- 
harpophylla 24 

hastulata 130 ig. 18. 
Harveyi 268. 

Huegelii 204. 
idiomorpha 316. 

insolita 178, 179 Fig. 44- 
Sect. Juliflorae 342- 
laricina 226. 

leptopetala 269. 

latipes 317. 


| 


Acacia re 292, 293, 308. 
issneri 205, 300. 

micrebotya ı80 Fig. 45, 

200, 226, , 300 

role 130 Fig. 18, 131, 218, 

327, 344 

nervosa 217, 2 

—— nigricans 129, 328. 


184, 


269. 
— - yenindeni 129, 130, Fig. 18D, 
— 2° Phyllodineae 129, 131. 
_—— re 129, 183, 217, 227, 234, 


239, 300, 319, 321 ‚323- 
_—— Sec t. Pulchellae 342. 


ha 18 
restiacea 185 "Fig. ‚47, C 
_— er 12, 14. 


=—— 


287. 
Fortntene 209, 210,269, 300, 305: 


I71. 

185, Fig. 47 4. 
—— stenoptera 179, 230. 
— stereophylla 293; ee 


sulcata 171. 

_—— teretifolia 199, 230- 
Triangulares 131. 
urophylla 178, 220, 223. 
en 360, 361, 362. 

Achyranthinae 36. 
Aciphylla ach 29. 
Acronychia 

Acrotriche 353, 354 
Actinodium 331, 359 


360. 


396 


Actinotus 187, 351. 

—— leucocephalus 147 Fig. 27 C,D. 
——— Schwarzii 40. 

Adenanthos 139, 229, 353, 376. 
barbigerus 323. 


> euneata-72T, 2 Su 
—— cygnorum 121, 

—— filifolia 329. 

—— obovata 132, 


322,.329 
procumbens 327. 

sericea 121. 

Adiantum aethiopicum 220, 328. 
Adriana 367 


to . 
Agathis Palmerstoni 5. 
Agati 16 
Agonis 157, 324, 327, 332. 
flexuosa 45, 123, 208, 2II, 324. 


floribunda 329. 
juniperina 123, 157, 252. 
marginata 327, 334- 
parviceps 125, 252. 
Agrostocrinum 359, 360. 
stypandroides 323. 
Aizoaceae 369, 370 
Albizzia 348. 

lophantha 129, 22o. 
Alchemilla 32. 
Aleurites moluccana 5, 33- 
Aloe 
Alphitonia excelsa 24. 
Alpinia coerulea 6, 17. 
Alsophila 8. 
australis 7. 
Rebeccae 27. 
Alyxia 248. 
—— brevifolia 17. 
—— bwifolia 212, 295. 
ruscifolia 27. 


Amarantaceae 36, n a 365,:374- 
der 


Eremaea 

Amaryllidaceae 36. 
Amaryllidaceae-Conostylideae 148. 
Amblysperma 356, 357 
Amorphophallus 17. 

Amperea 352. 

Amphipogon 360. 


Bee yi um 257- 
Anagallis arvensis. 213, 363. 
_— I . 350; 357. 


eu 236. 
rei 139, 184, 243, 359, 360,376. 


Actinotus —— 


Arthrotaxis. 


Andersonia coerulea 258. 
—— colossea 186. 


Angiantheae 212,272, 273,294, 365,367. 
Angianthinae 36. 

Angianthus 417. 316,378; 
en .367- 
humifusus 258. 

—— pygmaeus er Fig. 62 A—E. 
‚——— strietus 2 

Angophora 3 

Anguillaria es 301, 370. 

—— dioica 136, 200, 340. 
Anguillarieae 36. 

Anigozanthos 148, 217, 356, 357- 
—— flavida 148, 221, 222, 253- 


viridis 148, 254. 
e 34. 
Anthemideen 273: 


Anthoboleae 364 

Anthobolus foveolatus 293. 

Anthocercis 43, "1m 188, 340, 342, 345: 

intricata 2Io 

—— viscosa 260, 327, 334, 343: 
IR 


Anthotroche 356, 357,358 
Aotus 127, 352. 

cordifolta 253. 

Aphanopetalum A A 214, 317, 35°- 


— cyperoides 154- 

Apium 18. 

Araceae 34, 370. 

Araucaria 35. 

Bidwillii 6. 

Cunninghamii 6 

a Alexandrae 5. 
nninghamii 7. 

Aristolochiacene 34 

Aristotelia 32. 

en apa 359, 360. 

04. 


—— cupressoides 30. 


Asplenium 8. 
nidus 5, 6. 

harten 122, 188. 

2 fascicularis 124, 251 Fig. 56, 252. 

Astelia 32. 


alpina 31. 
er argophyllus 8. 
_ Astrebla pectinata 19. 


AR Pa 189, 
360, 


230, 353, 354, 


En 18, > 207, 275, 29T, 297) 
9" 373) 
 ndti 274, 297, 298, 337- 


—— paludosa 274- 
E- rhagodioides 307, 308. 
3- 


303- 
© Avicennia officinalis 17, 207, 291- 
{ rel. 31, 32% 


Ä u. dipterocarpa 292. 
Bacularia Palmeriana 27. 
> 125, 243, 331, 340, 344; 360, 


alaustion 336, 356, 357, 358- 

mbusa Moreheadiana 5. 

nksia 10, ı1, 43, 103, Taf. V, Xu, 
188, 189, 191, 199, 203, 205, 233 
236, 239, ee 3En 332, 352) 
‚382 


2 —— Zwergart 167: 
u ER 106 ‚Ta TR 
232, 241, 315 ‚329 
u —- Brownii 165, 6 37, 327, 329- 


228, 


Asplenium —— Boronia. 


397 


| Banksia en 382. 
Elderiana 242. 

BET 103, 104 Fig. 8, 

205, Taf. IX, 218, 228, 237; 

321, 324, 327, 329 

ilicifolia 107, 108, 228. 

, n 382. 

—— Lindleyana 317- 

ıitoralis a Taf. XII, 205, 

252, 324. 

media 334- 

een 106, 

232, 241, 315, 321. 

eis 334: 

-—— petiolaris 334- 

prionotes 107, 199; 241, 316. 
247- 


106, 
252; 


219, 


199, 205, 228, 


Victoriae 242, 317- 
Bassia 274, 297, 339% 373- 
Bauhinia 22, 24. 
Baxteria 331, 356, 357- 
Beaufortia 123, 125, 189, 205, 243, 
——- decussata 237, 329- 
sparsa 206, 2375 258, 322, 327- 
Beaufortieae 360, 3061 
Bellendena 30. 
Berberidaceae 371: 
Bertya dimerostigma 237. 
Betulaceae 371- 


376. 


Blue 


Boronia Ser 35; 145, 173, 177, 188, 


189, 217, 253, 320, 325) 376. 
_— easi 146, 333- 
cymos 
S ee 145: 
inornata 146. 
juncea 146, 259 
lanuginosa 145- 


— 
— 
— 
——— 
—- 


398 Boronia —— Carex. 


Boronia megastigma 145, 146, 253. 
ovata 333. 


6, 
—— Purdieana 146. 
—— $ Pinnatae 352. 
—— ramosa 146. 
—— spinescens 240: 277. 


xerophila 146. 
Boronieae 36. 

Borya 188, 348, 
nitida 136, 


383. 
137;,.Fig, 255.260, 


39% 
ragen septentrionalis 350, 382. 
Bossiaea 29, 231, 376. 


Brachycome 29, 365, 377- 

latisquamea 294. 

Brachyloma $ Lobopogon 353. 

Brachysema 127, 128, 183, 332,349, 360. 
3- 


—— undulatum 126 Fig. 16. 
Breweria 348. 

Briza maxima 156, 211, 231, 363. 
minor 303. 

Brizula Drummondü 237. 

‚ Muelleri 2 +50) Fig. 58 D. 


Buettnerieae 36, 343, 344- 

Bulbine semibarbata 340. 

Burchardia ı1, 188, F 352,383: 
umbellata ı 36, 20 

Bursaria spinosa 13. 
Burtonia 126, > 
viscida 287. 
Byblis 348. 

—— gigantea 53. 
liniflora 382. 


348, 349. 


Caesia 160. 

parviflora 340. 

Cakile maritima 20 

Caladenia 140, 188, 100, 224, 230, 376. 
deformis 300. 

gemmata 140, 141 Fig. 24C. 


Caladenia hirta 140, 224. 
latifolia 211. 

—— Menziesii 305. 

Patersoni 141 Fig. 24 D. 
serrata 140, 329. 
Caladeniinae 36. 

Calamus 5, 6. 

—— australis 5. 


moti 5. 
Calandrinia 161, 163, 213, 286, 376. 
—— Lehmanni 160 Fig. 33 @—Z; 205, 
02. 
polyandra 308. 
primuliflora 160 Fig. 33 A—F. 
Caleana 140. 
Calectasia 353 3 50% 
cyanea 354 
ee 36, 3 56. 
Callistemon 352. 
speciosus 252. 
Callitris 157, 248. 
—— Drummondii 366. 
Weg nn Fi 269, 270 Fig. 61; 


, 309, 
ek 4 317: 
—— Brownii 212, 367. 
—— phlegmatocarpus 27 2 Fig. 62 O—L. 
Calothamnus 43, ı25, 180, 183, 189, 


Calotis 365. 

Caltha 32. 

—— introloba 29, 31. 

Calycopeplus 1 356, 357- 

Calymperes 158. 

Calyptrocalyx australasicus 27. 

Calythrix ıı, 125, 182, 188, 189, 204, 
232, 243, 320, 322, 348, 370. - 

aurea 259. 


—— Birdü ; 

—— brachyphylla 333. 

—— brevifolia 169, 235- 

flavescens 123 Fig. 14. 

Campanulaceae 370. 

Camphorosmeae 36. 

Campylopus bicolor 164, 260, 32T: 
inflexus zı 

aan odorata 33. 

Cannamois 143. 

Canthium 339. 

Capparidaceae 34. 

Capparis 24. 

Carex 30. 


Carex —— Coniferen. 399 


Carex Preissii 213. 

Carissa ovata 24. 

Cassia 11, 2I, 24, 38, 248, 288, 291, 
292, 306, 339, 364, 373- 

artemisioides 306. 

—— Chatelainiana 306, 308. 

-—— eremophila 304, 306. 

Sturtii 306, 373- 

Cassytha 154, 188, 217, 259,340, 342, 


pomiformis 259. 

—— racemosa 154, Taf. XXIX, 259. 

Cassytheae 36. 

Casuarina 10, 12, 19, 25, 40, 90, IOI 
Fig. 7, Taf. XV; 157, 158, 252, 292, 
340, 342, 344, 345, 376- 


3. 
Fraseriana 10I, 102, 228, Taf. XV, 


2T- 

glauca 18, 101, 102, 304, 310, 331. 
humilis 103, 238, 415,338. 
—— Huegeliana 101, 102. 
—— microstachya 103. 
stricta I 
Trachypitys 342. 
trichodon 238.. 
Casuarinaceae 36, 
Caustis ı 
Cedrela 5. 
Celmisia longifolia 29. 
Centella asiatica 340. , 
Centipeda Cunninghamii 258. 
Centrolepidaceae 36, 153. 
Centrolepis 258. 
aristata 153 Fig. 31 Z, 258. 
Drummondiü 153 Fig. 31 £. 
mutica 298. 
tenuior 153 Fig. 31 A—D. 
Cephalipterum Drummondii 30T, 308, 366. 
Cephalotus 331, 356, 357, 358 Fig. 80, 


177; 371- 


3- 

follicularis 206. 

Ceratodon purpureus 300. 

Chaetanthus 143, 359, 3690. 

Chamaelaucieae 36; 204, 250, 360, 361, 
362, 377, 3 

Chainaclaucium uncinatum 123, 304. 

Chamaescilla ıı, 136, I 

Cheiranthera 189, 253; ne 


filifolia 355. 


areeleh. rröilee 292. 
Chenopodiaceae 36, 40, 58, 286, 288, 


Chenopodium 18.439, 373. 

Preissii 274. 

Chloanthinae 36, 263, 366, 367, 374. 
Choretrum glomeratum 364. 
Chorilaena 145, 173, 187, 359, 360. 
quercifolia 214. 

Chorisandra 136. 

Chorizema 128, 332, 351, 383. 

—— Henchmanni 127 


Cladium OR. 136. 
Cladonia 163. 
verticillata 218, 260, 325. 
Clematicissus 158, 172, 173, 201, 317, 
35% 356, 357, 368. 
—— angustissima 304. 
Clematis 173, 352, 353- 
aristata 8 
— —_ giycinoides 5. 
—— microphylla 210, 212. 


° 


Codonocarpus 3 
cotinifolius 26, 270, 310, 388. 
Coleanthera 360, 361, 362, 381. 
Colobanthus 32. 
Combretaceae 34- 
Comesperma 36, 158, 

236, 340, 342, 376- 
calymega 342- 
ciliatum 219. 
flavum 2 


—— nudiusculum 253. 


179, 188, 189, 


paucifolium 235- 
scoparium 241, 320, 342- 


der Eremaea 27I. 
hygrophile al Ansudie 164 Fig. 36. 
Coniferen 31. 


400 Connaraceae —— Didymanthus. 


Connaraceae 34. 

Conospermum ı1, I2I, 1[77, 188, 204, 
233,243, a Tal: XX1,22475.320, 
331, 351, 3 

dann 238,390; 

Fr 


-—— glumaceum 186, 235, 320. 

—— petiolare 327. 

Conostephium 133, 184, 230, 360, 361, 
362. 


—— pendulum 185 Fig. 47 Z. 

Conostylideae 36, 37, 356. 
Conostylis 148, 149 Fig. 28; 159 188, 

204, 217, 231, 3% 357, 376. 
-—— candicans 2 
—— Dielsii 149 bi 28 A—C. 
—— phatyrantha 149, Fig. 23 D—7. 
prolifera 300. 
re 345, 360, 361, 362. 

tae 34. 


3. 
Cosmelia 3% eg 360, 382. 
Cotula 303, 
ernortol 258. 
Crassulaceae 370 
Crotalaria 364, 373- 
a 352. 


rowe 

Cruciferae 365. 

Cryptandra 184, 376. 

— arbutiflora 200. 

——— leucopogon 174 Fig. 41 A. 
parvifolia 309, 338 

petraea 298, 

polyclada 174 Fig. 41 B—D. 
Cryptostemma calendulaceum 13, 213, 


Cucurbitaceae 34. 
Cunoniaceae 35. 

urrajong 306. - 
Cyanostegia microphylla 287. 
Cyathea 8. 
Cyathschaete 136. 
Cycas 16. 
Cycas-Palm ıır. 
Cynodon dactylon 213. 
Cyperaceae 36, 92, 304. 
Cyperus 136. 
tenellus 257, 258. 


Dendrobkiin 


Cyphia 369. 
Sri reniformis 305. 


Dampiera 135, > 361, 376, 381. 
altissima 23 

eo re 

hederacea 253. 

incana 13 

lavandulacea 298. 


Daphnandra 34, 35- 
Darwinia 123, 125, I45, 187, 233, 317, 
332, 340, 346, 360, 376,. 383- 

—— diosmoides 342. 
—— Hookeriana 2 
macrostegia 346 
Meissneri 186 Fig. 48 £; 237. 
RS 356, 357. 

br omelüfolius 1195.325: 
Hookeri 50, 116, 325. 

6. 


Daviesia ıı, 127, 128, 175, 181, 184, 
191, 197, 199, 200, 230, 234, 352, 
353) 381, 3 

cordata 182, 210,7983: 

—— trenulata 171: 

era ee a 182. 

——- Hezuos 

— hakesiäls 175, 185 Fig. D. 

-—— incrassata 227, 319, 355- 

— pachyphylla 181,943, 333. 

355- 


trigonophylla 2 38. 
2%; 


speciosum 6. 
Hillü 6. 
Delabechea ine 24. 
Dianella 38 


e a 340. 
onen en 259. 
Dickso 


ade 

Dicrastyles srE 361, 366. 
ulva 279.. 

stoechas 279. 

Didiscus 146, 301, 364. 

pilosus 231. 

Didymanthus Roei 292. 


| 
E 
3 
a 
@ 


Didymotheca —— Emex. 


Didymotheca 364. 

Dielsia 356, 357- 

Dilleniaceae 34, 371- 

Dillwynia 11, 127. 

Dioscorea a ai 172, 188, 201, 212, 
214, 351, 

_—— has, S 304, 322. 


nsV 

Bist Fr 8 Mi 360. 
arwinii 186 Fig. 48. D. 

grandiflora 359 Fe 81. 


Diuris 140, 254- 
setacea 141 Fig. 24 £. 
er 20, 36, 173, 248, 262, 280 
.66; 281, 288, 2 297, 306, 
365, 367; 373, 374 
—— amblyophylla 280 Fi 66 C—E. 
-—— attenuata 288 Fi 


—— 8 Cyclopterae 281. 
——- filifolia 280 Fig. 66 2. 
ee inaequifolia 304- 


ı$ 


ptarmicifolia 333- 
Donatia 31, 32. 
Döryanthes excelsa 7- 
Doryphora 34, 35- 
Dracophyllum "Sayeri 27. 


Drimys 27. 

Drosera 22, 92, 151, 152 Fig. 30; 188, 
‚199, 200, 224, 230, 231, 257) 30%) 
335, 369, 376, 382- 

—— Arcturi 31. 

bulbosa ı61 Fig. 34 G; 301. 

-——— epigaeisch überdauernde 160. 

Sect. Ergaleium 36, 151 Fig. 30; 


161. 
EEE 8 Erythrorrhiza 161 Fig. 34; 353» 
354 Fig. 78. 
—— gigantea 153, 259 
—— glanduligera 301- 
an 161, 358 Fig. 30 
G—Z,; 


254. 

——— Huegelii 151, 254- 

—--- macrantha 151, 152 Fig- 30oA—D; 
234, 298. 


Diels, Pflanzenwelt von West-Australien. 


401 


Drosera al 161 Fig. 34 #5 301. 


crophylla 152 Fig. 30 Z, F} 260. 


niticula 159 Fig. 32 A, B 
paleacea 159 Fig. 32 CR 


$ Polypeltes 352, 353- 

$ Psychophila 32. 

pycnoblasta 159 Fig. 32 G—K. 
Sect. Rossolis 151. 

rosulata 161 Fig. 34 A—D; 355- 
squamosa ı61 Fig. 34 E 
Whittakerii 13, 355- 


Droseraceae 36, 379. 
Dryandra 120, 121, 182, 183, 233, 236, 
320, 332, 335» 360, 361, 362, 376. 


TRHRTRCGRSFNTN 


pharmose bei 195, 196 Fig. 51. 
Baxteri 327- 

calophylla 246. 

carduacea 196 Fig. 5ı D. 
cuneata 196 Fig. 51 2; 327- 
falcata 233. 

foribunda 107, 238, 321. 


Fraseri 316 Fig. 73- 

horrida 196 Fig. 51 475 243: 
Kippistiana 319. 

mucronulata 237, 329- 

nivea 42, 120, 167, 319, 323. 
plumosa 196 Fig. 51 
polycephala 319. 

praemorsa 196 Fig. 51 A. 
pteridifolia 246. 


repens 217, 246. 
senecionifolia 196 Fig. 5ı @. 
serra 196 Fig. 5ı C; 236. 


serratuloides 196 Fig. 51 
speciosa 196 Fig. 51 he 


in 19; 
quereifolia 16. 


| ee 3 in 


354: 
stachya 145, 241, Taf. XIX. 


Kar 147- 
Ehretia saligna 24 


— 


| Elaeagnus aifolia 33; 
Ela 


s cyaneus 8. 
grandis 5. 


Elettaria Scottiana 5. 


Emblingia 317, 3 
—— calceoliflor. 


356, 357- 
a 61, 246. 


Embı othrium 5- 
Emex australis 292. 


402 Encephalartos —— Eucalyptus. 


Encephalartos 370. 
Epacridaceae ıı, 28, 31, 36, 9I, 92, 
131, ee a 379,371. 
ie 29 
_—— purpurascens 382. 
Epiblema a 360, 361. 
—— gr rum 140. 
Epilobium confertiföhin 26., 
—— junceum 258. 
Epipremnum mirabile 5. 
Eragrostis 373: 
Erechthites 342. 
Eremaea 53, 125, 180, 139, 232, 243, 
17, 360, 361, 362. 
Eremophila 248, 262, 263, 287, 288 
Fig. 63; 289 Fig. 105 291, 205, 297, 
305, 306, 337, 339, 339, 373, 376. 
alternifolia 298. 
Brownii 172, 274, 366. 
calorhabdos 239 Fig. 70 4, J. 
dichroantha 275 Fig. 63 G, 4. 
Drummondii 287. 
elachantha 275 Fig. 63 Z, 7. 
Sect. Eremocosmos 276. 
Fraseri 276, 287, 306, 339. 
Georgei 289 Fig. 70 #, 
granitica 289 = 7o A—E,; 298. 
interstans 276. 
ionantha 275 ze 63:6, 0: 


maculata = 287, er E 

Mitchellii 24 

Paisleyi 309. 

ee 275 Fig. 63 A, 2. 

—— Youn Ä 

ee, 55 Fig. 79, 357: 

Fricaceae 34. 

Ericeae 

Eriochilus dilatatus 199. 

Eriostemon 11, 29, 189, 309, 360. 

Erodium 189. : 

cygnorum 308. 

Eucalyptus 7, 14, 16, 20 24,:235,:24, 
25, 39, 58, 187, 203, 340, 344, 366) 
374 376, 385. 

er Eremaea 263. 

—— der Südwest-Provinz' 

—— floristische Berichunaee 341. 

—— alpina 

—— amygdalina 7: 

—— bicolor 20. 

—— buprestium 93, 341. 


en 


Eucalyptus calophylla .95, Taf. II; 100, 
173, 221, 223, 319 on 329.341. 

calycogona 333, 34 

celastroides 265, Be 336. 

coriacea 28. 

cornuta 42, 213, 226, 260, 327. 

—— $ Cornutae 341. 

——- crebra 14 

decurva 328, 3 

—— diversicolor es = 96, Taf. IIl.; 
97 Fig. 4; 169, 173, 215, 220, 22I, 


41. 
-—— erythrocorys 99,210,211,315,341. 
erythronema 295. 

eudesmioides 241, Taf. XIX; 341. 
—— ficifolia 99, 113) 326, 341. 
—— Forrestiana 34 

—— globuhkıs 8. 

gomphocephala 17, 43, 98 Fig. 5; 
211,.213,:321,:.341 

gracilis 295, 341. 

Gunni 28. 


incrassata 20, 238. 

—— Lehmanniana 238. 

longicornis 294. 

loxophleba 12, 95, 100, 210, 226, 
Taf. XXIV, XXVIII, XXX; 264, 299) 


mäeröcarpa 173, 173, 182, 242) 

Taf. XX. 

— — marginata ıo, 93, Taf. I, XIII; 95, 
96,216, 223,337, 897: 

—— megacarpa 21 

—— melliodora 14. 

—— microtheca 308. 


226, Taf. XI; 265 Fig. 59 2, 6 
Taf. ZXV:277,527,332: 
odorata 18. 

—— Oldfieldii 170, 242. 
—— oleosa 265 Fig. 59 4; 
panieulata 10. 

— patens 93, a 341. 
platyphylla 14 
—— Preissiana 173, 181,.331, 341- 
—— pyriformis 182, 242, 341- 


294, sin 


Fig. 6; 215, 222, 226, 319, 322% 
327- 


rostrata 10, 16, 26, 250, 264 
Taf. XXXU; 304, 341. 


rudis 94, 210, 250, 264. 


occidentalis ı2, 100, 187, Bu 5 


redunca ro, 99, Taf. XIH, 100 a 


a N Ba Er N ti 7 a Er FE 
B b 


las har 3 = 


Eucalyptus —— Gratiola. 403 


sy lager ren 226, 266, 294, 
298, 4: 
ala 265, en 298, 336, 341. 
spathulata 333 
tetragona 178, 238, 40, 330. 
328, 331, 333, 334, 341. 
—— telraptera 334, $4E 
—— Todtiana 341. 
uncinata 20,.220,-205,.341- 
10. 


Eugenia Smithü 7. 
Eulogania, Epharmose 193 Fig. 49; 195. 
Euphorbia 245, 369. 
Euphorbiaceae 34, 36, 138. 
Euphrasia 
Euphrasia Brownii 29. 


empetrifolia 355: 

— er 127. 

Evandra 356, 357- 

— aristata 136, 258, 322, 344. 
Evolvulus 24. 

Exocarpus 10, 20, 25, 177, 208, 248, 373: 
aphylla 282 Fig. 68; 283, 295, 
296, 307, 364, 373: 


Fabronia Hampeana 158. 
Festuca bromoides 278, 301. 


»Flat-topped Yate« 226, 265. 

Flindersia 5. 

Flindersia maculosa 24. 

mer Gum« 264. 

Forstera 32. 

Prankenia pauciora 29, 466: 

tetrapetala 365. 

Frankeniaceae 274, 265: 

Franklandia 356, 357, 383- 

Frenela ı5, 20, 25, 40- 
lcarata 15. 


—— verrucosa sn 26. 
Frende — Callitri 

Fugosia hakeifolia. 209, :373- 
Funaria gracilis 300 
hygrometrica 218, 308. 


Fusanus 25, 40, 248, 295. 
- acuminatus 17, 209, 212, 281 
Fig. 67 A—E; 283, 295, 336, 366, 


13- 
spicatus 281 Fr 67 F—H; 283, 
295, 307, 333, 364 


Gahnia a 376. 

Gahnieae 36. 

Calinsyie australis 153 Fig. 3ı G—J. 

Gastrolobium 126, 127, 233, 237, 320, 
333, 349, 376. 

—— grandiflorum 349. 

—— obovatum 223. 

spathulatum 333. 


a 25. 
Geleznovia 145, 187, en 30 362. 
verrucosa 361 Fig. 8 
Geleznowia = Geleznovia. 
Genisteae 36. 

en iana 32. 
Geraniaceae 370. 
Geum $ er 32. 
Gleichen nia 8. 


Glossodia 190 

Glossostigma elatinoides 257. 
Glumifloren 188. 

Glycyrrhiza 364. 

Gnaphaliinae 

Gnaphalium japonicum 258. 

Gnephosis 376. 

gynotricha 272 Fig. 62 #—J. 
rotundifolia 272 Fig. 62 A—NX. 
Gompholobium 125, 126, 128, 352, 


379. 
—— calycinum 319. 
marginatum 127. 

olymorphum 219, 323- 
Goodenia : 22, 188, 301, 340, 3425. en 
filiformis 135- 


tenella 134 Fig. 26. 4; 258. 
Goodeniaceae 36, ee 133, 134 Fig. er 
180, 189, 203, | 


"Gramineae, der Hremaca 276. 


Gramineen 156. 
Gratiola peruviana 58, 
26* 


404 Grevillea — 


Grevillea 10, 22, 23, 29, 121, 127, 166, 
173,180, 182, 


argyrophylla 210. 

——— bipinnatifida 219, 342. 
brachystachya 304. 

—— bracteosa 185 Fig. 47 2. 


Candolleana 166. 

concinna 333. 

crithmifolia 168. 

—— dimorpha ı1ı. 

—— didymobotrya 338. 

ae 121. 

—— Drummondii 342 

— Eirdlicherlana 18: 5 Fig. 47 #,G; 
2 


5. 

eriostachya 247. 

—— $ Eriostylis 166, 342. 
4 


—— $ Hebegyne 342. 

-—— Huegelii 296, 342. 

—-— : ıhcifolla 11. 

—— $ Leiogyne 342. 

leucopteris 185, 2 

Sect. Manglesia sa, 346. 
nematophylla 298. 

oxystigma 121, 166 Fig.38 2; 174, 


235- ; 
patentiloba 299. 


Grevilleoideae 35. 
Guichenotia 143, 320, 344, 360, 361, 
62. 


—— micrantha 235. 


34- 
Gyrostemon 293, 366. 
ramulosus 209, 210. 
subnudus 364. 
Gyrostemoneae 374. 


Haloragis. 


Haemodoreae 36. 
Haemodorum 348, 382. 
planifolium 382. 
i r 


Hakea: 10, 324,157, 158, 175, 18 
182, 183, ı84, 188, 197, 216, 218, 
227, 243, 260, 291, 315, 323, 332, 
340, 342, 376, 381. 

—— hygrophile Arten 322. 

adnata 334. 

amplexicaulis = 173, 216. 

Baxteri 173, 3 

ee 175 Fig. 42. 

Brownuü ı 

cinerea Fe 


corymbo 3 

costata 

crassifolia 2 ‚38. 
ristata 216 


3 
ee ist, 199, 223, 316, 


Manglesioides 346. 

—— marginata 199, 223. 

—— multilineata 309. 

—— myrtoides 200, 319. 

oleifolia 121, 218, 324 

——— platysperma 181 Fig. 462, C'; 182, 
243. 


Preissii 296, Be 336. 

—— $Pubiflorae 

arg Dysnanhgls F% — 

recuryva 190, 300 

—— ruscifolia 121, 171, 205, 216, 238. 
suaveolens 260. 


P 
Halfordia 27, 317, 364. 
holosericea 245. 
lavandulacea 287. 
Haloragaceae 36, 371. 
Haloragis 217, 234, 255, 376. 
nodulosa 256, Fig. 58 £. 


Haloragis —— Isotropis. 405 


Haloragis pithyoides 230. 

rotundifolia 222. 

Hannafordia 344, 360. 

Hardenbergia 158, 189, 214, 217, 352. 

Comptoniana 218. 

Hedycarya 35. 

Helichryseen 273- 

Helichrysum 262,271,273,337,365,376- 
3 


cordatum 21 


Heliotropium 373- 

Helipterum 162, ı87, 189, 262, 273, 
337, 365, 366, 376, 378- 

cötula 224, 225. 

—— Fitzgibbonii 296. 

—— gracile 302. 

-——— hyalospermum 273- 

—— involucratum 238. 


Lawrencella 301. 
Manglesii 155, 224, 225, 298, 30T. 
splendidum 273, 307; Taf. XXXIV. 
—— tenellum 273, 296. 
Hemiandra 342, 346. 
Hemigenia 346, 376- 
Hemiphora 310, 361, 362. 
Hermannia 343. 


—— aurea 235 

-—— amplexicaulis 166. 

——- Sect. Candollea 166, 346. 

—— conspicua 151, 169, 177- 

—— cuneiformis 150, 212. 

——- desmophylla 166. 

—— $Hoemihibbertia 342- 

—— $Hemipleurandra 342- 

—— Huegelii 210. 

hypericoides 150, Fig. 29, 151, 
199, 230, 316, 321. 

microphylla 197, Fig. 52A, 198. 
montana ı51, 166, 323, 346. 


$ Pleurandra 342- 

potentilliflora 166. 
—— scandens 27- 
velutina 382. 
verrucosa 343- 


Hibbertia virgata 11. 


Hodgsoniola 359, 360. 

Hovea 189, 352. 

‚ Epharmose 195. 

—— 'acanthoclada 195. 
elliptica 195, 218, 222. 

—— pungens 238. 


Hydatella 153, 359, 360. 

Hydrocotyle 146, 162, 163, 257, 305; 
340, 342, 345, 370. 

—— alata 256 Fig. 587, 257- 

callicarpa 260. 

—— diantha 257, 260. 


rugulosa 305. 
Hydrocotyleae 36. 
Hymenophyllum 3. 
Hypocalymma 122, 359, 360, 377- 
—— cordifolium 220. 
—— myrtifolium 330. 
Hypochaeris 363. 
Hypolaena 143, 379. 
illima 143- 
Hypoxis 160, 202, 301. 
glabella 13. 


Indigofera 364, 373- 

Inga moniliformis 16. 

Ionidium 340, 342, 344 345» 373 

Iridaceae 36. 

Irideae 370. 

Isandra 355- 

Isopogon 10, 127, 182, 189, 236, 247, 
320, 332, 351, 376, 381, 383. 

alcicornis 334- 

anemonifolius 381. 

Baxteri 329. 

formosus 206, 323, 327, 381- 

latifolius 237, 329- 

roseus 235- 

scabriusculus 182, 184. 

teretifolius 235- 

trilobus 121. 

Isotoma petraea 298. 

Isotropis 125, 127, 348, 349- 


BERREE 


406 Isotropis 


Isotropis atropurpurea 349. 
Ixiolaena 271. 


Jacksonia 22,.144,.128, 157, 348, 349, 
6. : 


Areal 349, Fig. 76. 
—— er 20 
furcellata 25; 137, 213, 220, 


252, 324 
— furfuracea siehe furcellata. 


spinosa 229, 
Sternbergiana Da 127,.220, 302. 
Jam Tree 267. 

Jambosa eucalyptoides 16. 

Jasminum calcareum 210. 

Dallachü 5. 

reiste 360, 361, 362. 


a 93. 
Teliecnde 186, 359, 360. 
lupulina 186 Fig. 48A, 325. 
Johnsonieae 36. 


caespiticius 258. 


Dee: 158, 189, 217, 352. 

coccinea 219, 323- 

— iron 168, 226. 

—— prostrata 13, 355. 
—— rubicunda 6. 

Kieedreiiia 344, 348- 

integrifolia 298. 

Kingia 115, Taf. Ye 356, 357, 383. 
—— australis 11 

Kochia 18, er 292, 307, 339, 373, 376. 

297- 


amoena 

terre 308. 
villosa 297. 

Koeleria phleoides 458, 303: 
Kunzea 29, 180, 189, 324, 
recurva 237, 329. 
sericea 298. 


332, 352. 


Labiatae 36, 348. 

Lachnostachydinae 36, 263, 310, 337, 
366, 367, 371. 

Lachnostachys Be 204; 245, 278, 310, 


36 
Scheer Cliftoni 279. 


Leucopogon. 


Lagenophora 352. 

Lamarchea 360, 361, 

Lambertia ı88, 189, ER 351, 383. 
—— ericifolia 329. 

formosa 23; 381. 

inermis 12I, 243, 331, 334- 
—— multiflora 381 ; 

uniflora 236. 

Lanaria 357. 

Lasiopetaleae 36, 92, 343, 34 
Lasiopetalum 43, 143, 237, 334, ne 376. 
TE 355- 


cordifolium 


Lavatera plebeia 373. 
Laxmannia 352, 360. 


ramosa 231. 
Leguminosae 34, 36, 205, 250. 
-Podalyrieae 125, 177. 
Lepidium linifolium 294. 


| DEN, 38,.136,. 241,376: 
08. 


ladiatum 136, 2 
Tebidobölt deserti 145, 310. 
Leptocarpus 143. 

—— coangustatus 254. 

scariosus 253. 

—— tenax 144 Fig. 25 4—C., 
Leptomeria. 208. 

Leptorrhynchus 352. 

Leptospermeae 36, 250. 
Leptospermum 11, 16,29, .188, 327: 
crassipes 259. 

ellipticum 259. 

—— firmum .252 

—— WOoorO0NO0ran 27. 
nn er 


BRRR FIS 
Leschenaltin I => er 376. 
iloba 319. 

Ber e 9. 

formosa 134 Fig. .n 135) 167, 

168, 233; 2: ea 7: 

linarioides 

Leucopogon ı1, 2 132 Fig. 19, 133, 
158, 199, 236, 238, 243, 352, 353 
360, 376, 381. 

——— australs 17, 133, 217,:355 

—— einereus 132 Fig. 19 A—D. 

— conostephioides 230. 

—— Dielsianus 132 Fig. 19 Z—ÄA. 


Leucopogon —— Melaleuca. 407 


Leucopogon gibbosus 165, 197 Fig.522, 


gnaphalioides 330. 

hamulosus 132 Fig. 19 0 —S. 

hispidus 132 eg: 19 N—P. 

nutans 132 Fig. 197, 

psammophilus ı je Fig. 195-0. 

Richei 133, 355- 

unilateralis 237, 33°: 

verticillatus 133, 217, 220, 323- 
dsii- 355. 

lg 138, 257, 302: 

Preissii 255 Fig. 57 D—@: 

stipitata 255 Fig. 57 4—C 


136. 
Lindsaea triquetra 219. 


Liparis 27. 

Livistona 7- 
Alfredi 16. 
australis 7- 


Mariae 26. 

Llotzkya ı1, 123, 189, 353» 360. 

Lobelia 42, 189, 203, 349, 342- 

—— gibbosa 14 

rhytidosperma 232. 

tenuior 232. 

a a 177, 188, 191, 243, 334) 
352; 

ee 192. 

callosa: 194 Fig. 50C. 

campanulata 194 Fig. 5oB. 

Sect. ee 191, 192. 

fasciculata 

flaviflora ae Be Fig. 50D, 195. 

latifolia 192. 

longifolia 192. 

micrantha 28 Fig. 494. 

nuda 194 Fig. 50@, 195- 

pusilla 351. 

serpyllifolia 194 Fig. 504, 35!- 

spermacocea 194 Fig. 50, 195. 

stenophylla 192, 299 

Sect. Stomandra 19T, 194, 195- 

vaginalis 192, 213, 218, 222, 327; 


Ss AH 


5. 
vaginalis var. laxior 192. 
Loganiaceae 36, 371. 


Lophiola 357- 


Loranthaceae 366. 

Loranthus 14, 205; 286, 302, 339, 304- 
linifolius 303. 

quandang 302, Taf. XXVI. 


Loteae 370. 
Lotus australis 308, 373- 
Loudonia 177, 365. 
Loxocarya 143, 359, 360. 
—— densa 219. 
—— pubescens 144 Fig. 25 D—F, 323. 
Lupinus angustifolius 303. 
Lyginia barbata 145, 315, 356, 357: 


258. 
ER = 360, 361, 362. 


Macarthuria 177! 
a 35% 357. 
fumosa 150. 
ash 43, 45; 158, 218, 219, 221, 


Perowskiana 112. 

Fraseri ızı, Taf. VII, XU, 216. 

Macrozamia spiralis Tı1. 

Mallophora En 278, 361, 362. 

globiflora 279- 

Malpighiaceae 34: 

Malvaceae 38, 337, 339 364 374 

Marianthus 189, 352- 

ruleo-punctatus 219. 

— ins 217, 323- 

ringens 210, 214, 305- 

Marsdenia 7- 

flavescens 7- 

Leichhardtiana 339- 

Marsilia Drummondii 304- 

Medicago denticulata 13- 

Melaleuca 15, 16, 20, 90, 122, 157, 
183, 187, 188, 189, 232, 243) 251, 
262, 271, 295, 297, 304 322) 824 
334, 336, 340, 342, 344 345 360, 


sa 238. 
——- $Capitatae. 342- 
—— cardiophylla 123, 209. 
—— exarata 328. . 
—— glaberrima 299- 
—— Huegelii 123, 209; 210, 321. 
—— incana 252. 


408 Melaleuca —— Oreobolus. 


Melaleuca lateritia 322. 

—— leucadendron 16, 17. 

megacephala 304, 315. 

pauperiflora 295. 

Preissiana 42, ı22 Fig. 13, 123, 
157, 180 Fig. 45, 205: 251 Fig. 56 
A—E, 322, 324, 334 

_—— radala 304- 

—— rhaphiophylla 324. 

—— seriata 123 Fig. 14. 

—— thyoides 310. 

—— uncinata 171, 181, 183, 226, 309. 

—— violacea 343. 

Meliaceae 

Melilotus parviflora 213. 

Menispermaceae 34 

Mesembrianthemum ı8, 369. 

—— aequilaterale 207, 291. 

Mesochlaena 231 

Mesomelaena 136. 

Metrosideros 344- 

Microcachrys 30, 31. 

Microcorys 334, 342, 346, 361, 362, 376. 

Micromyrtus eb 339. 

Microtis 140, 

alba a Fin. 24.4. 

Millotia tenuifolia 224. 

Minuria 

Mirbelia 128, 

microphylloides 298. 

—— spinosa 223. 

»Mitchell Grass« 19. 

Mitrasacme 352, 353, 382. 


paradoxa 258, 301. 
Monimiaceae 35 
Monotaxis 
Monotoca ae 339. 


Moraceae 
Morinda Leichhardti 16. 


it 8: 
De 36, 40, 58, 

371, 374- 
Mlrheia 15, 17, 248, 274, 365. 
—— acuminatum 275, 292, 304, 333. 
——- oppositifolium 275. 
Myriocephalus gracilis 301. 

Guerinae 301. 


274, 365, 


—— Morrisonianus 308. 
Myriophylium 255, 256, 257, 340, 342. 
—— tillaeoides 35. 

Myristicaceae 34. 


Myrsinaceae 34. 

Myrtaceae 28, 36, 90, 91, 121, 174, 
177, 191, 203, 234, 371, 384. 

—— -Chamaelaucieae 38, 346. 

-Leptospermeae 252. 

Myrtus metrosideros 27. 


Needkamia ı 133, 360, 361, 362. 
Nelumbium speciosum 17. 
Nematolepis 360, 361, 362, 381. 
Nepenthes 34. 

Nephelium 7. 

Neurachne 21. 

Newcastlia 310, 366. 

-—— bracteosa 285 Fig. 692. 
cephalantha 285 Fig. 69.4, J. 
insignis 285 Fig. 69 Z—G@. 
viscida 285 Fig. 694A—C. 
Nicotiana suaveolens 308. 


ıtrarıa 373- 
Nothochlaena distans 298. 
Nothofagus 9, 10, 32. 
—— Ca ing amii 32. 
Moorei 32. 
Nuytsia 108, 111, 316, 356, 357- 
—— floribunda Taf. VI, 108, 109 Fig. 9, 
110, 111,205,229, 232, 242,333, 334- 
Nymphaea gigantea 17. 
Nymphaeaceae 34. 


Überonia 2 7- 


paucidentata 199, 323. 

stellulata 29. 

Oligarrhena 133, 243, 333, 360, 361, 
362, 381. 

Omphacomeria 364. 

Onychosepalum 355. 

Opercularia 36, 158, 177, 214, 340, 
342, 345- 

apiciflora 219. 

Opuntia 13. 

Orchidaceae 36, 92, 138, 352 

als malesisches Element 34. 

Oreobolus 32. 

—— pumilio 31. 


Oreomyrrhis —— Platytheca. 409 


Oreomyrrbis 32. 
Orites 29. 


fragrans 27. 

Ourisia 

Oxalidaceae 370. 

Oxalis 369 

cognata 13. 

Oxylobium ı27, 128 Fig. 17, 233, 237, 
332, 376. 

—— alpestre 2 

Bi Callistachys 12) 13%: 

eng graniticum 298. 


Parmelia conspersa 333. 
Passiflora 


[& 
Patersonia 36, 92,189, 352, 353,377,382- 
369 


Pelargonium 


Pentaptilon ge 135, 317, 359 360. 

Careyi 244 Fig. 54, 245- 

Persoonia 22, 119, 188, 218, 317, 376, 
82. 


longifolia 218, 323, 324- 

Sr Pycnostyles 348. 

teretifolia 238. 

Petrophila ı18, 119, ı21, 182, 184, 
185, 188, 189, 197, 233, 236, 247, 
320, 332, 351, 376, 383- 

divaricata 235, 327- 

—— diversifolia 219. 

-—— ericifolia 119, 203- 


longifolia 167, 191, 327- 
media 169, 235- 
plumosa 180. 


Petrophila scabriuscula 119, 165. 
— en 235, 238. 

——— squamata 327. 
Puchaln er 360. 
—— ovatifolium 29. 


Pherosphaera 30, 31. 
Philotheca 350. 


234. 
Pülebocanya 3 sie, 357- 
Pholidia 276. 
Phyllachne 31, 
Phylloglossum ind 256. 
Phyllota 128, 236. 
Iycopodioides =; 
Phymatocarpus 359, 
ne Ber ee En 
Physcia chrysophthalma 302. 
des 245, 361, 362. 
cata 279 Fig. 65 A—C. 
Phytlacsacee 36, 364. 
Pileanthus 189. 
Pimelea ıı, 29, 36, 155, 187, en 231, 
325, 337, Sao 345, 376, 382 
argent 00. 
a IE 214. 
—— Gilgiana 210, 342. 


glauca 342 
—— hispida 253 
—— longiflora 


Sect. Malistachys 342 
microcephala 155, 210, 288, 300, 


308, 


342 
physodes 186 Fig. 48 C. 
sylvestris 214, 217, 323; 382. 
Pine 269. 


iper 5. 
Piperaceae 34. 

Piptocalyx 34, 35- 
Pithocarpa 359, 360. 
nn 36, 217, 364, 371. 
Pittosporum 
—— bicolor 
Era kreis h.phillyreoides). 
——- phillyreoides 306. 
Pityrodia 361, 376- 


—— galioides 253. 


410 Pleurosorus —— 


Pleurosorus rutifolius 298. 

Podalyrieae 36, 91, 92, 125, 126 Fig. 16, 
233, 337, 340, 342, 379- 

Podocarpus 31 

amara 


Podolepis 187, 189, 365 


pallida 298. 
Podotheca 294. 
Polygalaceae 36. 

Pollinia fulva 293. 
Polygonum Cunninghamii 16. 


Polypodium 
re multifida 256 Fig. 58G, 


microphylla 340. 
Portulacaceae 365 

Pothos 17. 

—— longipes 5. 

Prasophyllum 140, 260. 
parvifolium 141 Fig. 242. 
Pride of the Desert 276. 
Pritzelia 161. 

—— pygmaea 254: 

Pronaya 189. 


ans 205. 
Prostanthera 29, 342, 346, 361. 
—— Baxteri 298. 
—— Grylloana 309. 

icrophylla 342. 
Prostantheroideae 36, 381. 
Pro Fe 11,.28, 36, gr 2% 92, 118, 
205; 233, 250, 327, 
Psammomoya 177, 243,. u, 357, 358. 
choretroides 176. 
— ephedroides 176. 
Pseudanthus virgata 333. 
Psoralea 22. 
eriantha 286. 
pinnata 363. 
Pteridium ı1, 16, 214, 


329. 
Pteris 8. 


5, 33: 
rouyniana 218, 22I, 32I, 324. 


aquilinum 10, 218, 2, 222, 328, 


Salmon Gum. 


Pterostylidinae 36. 

Pterostylis 140, 260. 

—— pyramidalis 140, 141 Fig. 242. 

Pterygopappus 31. 

Ptilotus 365. 

Be = 29, 127, 352, 353, 360; 
376, 


obcondata 12% 
—— rosea 29. 

Zamge Gentifaiih 3585. 
—— vestita 355- 


Ranunculus 29. 
— anemoneus 29. 
—— Gunnianus 29. 


Reedia 356, 357- 
Regelia 205, 359, ar 


Restio 143, 370, 376. 
ae kin = 99 92, 143, 144 
Fig. 25, ı 


I 
eis 143: 


Rhamnaceae 36, 155, 174: 
Rhamneae 

Rhaphidostegium homomallum 218. 
Rhododendron Lochae 2 
Rhynchosporeae 36. 

Richea 2 

Ricinocarpus 340. 

Ba rosea 363. 

Rosen 363. 

Rubiaceae 34, 36, 370: 

Rubus fruticosus 13. 

Ruelingia 143, 173, 188, 343- 
nn 286. 

—— cuneata 246. 

Ringier = re 
ee 34 = .- 379, 371, 384- 
* e 344 

Rutidosis Fa Pr Fig. 58 J. 


Salicornia 18, a 207, 311, si 
arb ula 207. 


Salmon Gum 266 


Sambucus —— Stylidium. 411 


Sambucus 34. 
Samolus 177, 292. 
junceus 258. 


—— repe 
Santalaceae 36, 177, 208, 282, 364, 


Santalum 21, 64: 


ee 35. 


56 wo 
I 


crassifolia 134, 208. 

——— fasciculata 219 

—— humifusa 167 "Fig, 39, 168, 226. 
—— nitida 134 

—— paludosa 167, 245. 

—— $ Pogonanthera 342. 

—— porocarya 305. 

—— restiacea 169. 

——— spinescens 288, 373- 

—— striata 134 Fig, 206,135, 323. 


Schoenolaena 205, 360, 361, 362. 
juncoide an 47: 

Schoenus 136, 3 

apogon u ig. 58C, 257- 
Scholtzia 122, 317, 322, 360, 361, 362, 


II 33 

capıtata 315. 
—— obovata 232. 
uberiflora 317. 
re 136, 377- 

rtilagineus 298. 

ee 136, 208. 
Scitamineae 34- 
ee a 292. 
Selagine 
Selaginella Deciand 256 Fig. 584, 258. 
Senecio 340, 342- 
centropappus 28. 
Gregorii 294- 
Seringia 344- 
Sida 24, 291, 293, 307, 364, 373- 
Silene acaulis 31. 
brachystachys 308. 
—— gallica 303. 
Simarubaceae 34. 
Simsia 356, 357- 
Smilax australis 5, 8 


Solanum 38, 189, 286, 291, 307,373, 376- 
lasiophyllum 298, 307- 
—— orbiculatum ee 
Sollya 189, 359, 
heter ophylla SSL 214, 223. 
Spathodea 22. 
ae 127, 352, 353- 
Roea 125. 


Sphagnum 30. 
Sphenotoma 359, 300. 
Drummondii En 
—— gracile 253- 
Spinife 18, 25. 
—— hirs uts 42, 207. 

longifolius 43, 293: 
Sporobolus 19. 
Sprengelia incarnata 382. 
Spyridium 377- 
globulosum 208, 212. 
rgeiehe 13, 29, 177, 298- 
— aloptera 310, 338. 
— Aloha 29 
a 36, 371; 
Stapelia j 
Statice Se 292. 
Stawellia 360, 361, 362, 38 
Stenanthemum gracilipes 7: Fig. 41 

E—H. 


Stenocarpus 5- 


3 

pedicellare 301. 
Sterculiaceae 36, 91, 92, 142, 177, 180, 

233, 340, 364, 371, 343- 
Sterculia Gregorii 339. 
Sticta Billardieri 218, 325. 
Stilbeae 370. 
Stipa 21, 277, 376. 

elegantissima ‚15 296, 373- 

—— pycenostachya 296 
Stirlingia 235. 

atifolia 181, 204, 3 
yolymorpha 231, “Ee 5 h. latifolia. 


Ss hdinpese 6, 38, 137, 371, 376- 

Stylidium 91, 162, 167, 188, 203, 231, 
232, 257, 259, 302, 323 332, 336, 
340, 345- 

breviscapım 255. 

——— calcaratum 217, 256 Fig. 584. 

canaliculatum 255- 

Sect. a gerri 138. 

—— Dielsianum 138. 


412 Stylidium —— Umbelliferae. 


Era ee 217. 
um 139 Fig. 222—G, 257. 

— abe, 138. 

—— Mernallii 138. 

—— repens 138, 246 Fig. 55. 

—— Sect. Rhynchangium 138, 342. 

—— scandens 138, 139 Fig. 224—D. 

—— striatum 


Stylobasium 210, 305, 317, 356, 357- 
Stypandra # 352, 353. 

Styphelia 360 

_— nie 355. 

pusilliflora 355. 

—— $ Soleniscia 353. 

tenuiflora 199, 230. 


Swainsona 13, 288, 308, 339, 365. 
Synaphea 188, 235, 356, 357- 
Syncarpia 16. 

Synoum glandulosum 7. 


Tacca 17: 
Taccaceae 34 
Tarrietia argyrodendron &: 
ecoma australis 5. 
Templetonia 189, 365. 
gena 296 


—— retusa 213, 321, 366. 


Tersonia 360, 
Tetragonia 245, ae 369. 
T 


etraria 136. 
Tetrariopsis 136. 
Tetrasynandra 3 


35- 
Teträtheca 177;. 188, 217,234, 235; 


Thelymitra are 2 360, 377. 

es, pen 298. 

SEE; 7 

— Tongifolie 298. 

Thelymitrinae 36. 

Thomasia 143, 173, 253, 320, 344, 
360, 376 

pauciflora 253. 

solanacea 142 Fig. 24 A, 2; 214. 

Thryptomene 317 

—— australis 333- 


Thymelaeaceae 36, 370. 

Thysanotus 158, 160, 177, 253, 340, 
342, 344, 345, 376. 

—— Patersoni 219. 

pauciflorus 44. 

Tillaea 163, 183. 

Todea africana 8, ır. 

ee 177, 353; = 377- 


coide Arten 
a 147. 
effusa 160. 
heterophylla 353. 
linearifolia 382. 
Tremandra ı 135 217,359, 3060. 
diffusa 222. 
Tremandraeae er 43,37% 

7 


I 


Trianthem 3. 

reibohäihes 160, 202, 254, 301, 356, 
357- 

Tribulus 373: 

Trichinium 188, 189, 204, 294, 307; 


302 
Seen 296, 297 Fig.714—C; 


Manzle 302, 378. 
obovatum 280, 296, 307, 308. 
siphonandrum 297. 


—— calcitrapa 256 Fig 58 2. 
centrocarpa 257, 301. 
mucronata 257, 3II. 


—— DIEBE 


procera 254. 
striata 311. 


Triodia 26, 40, 43, 373- 

Triraphis danthonioides 273. 
rigidissima 277 Fig. 64; 310, 388. 
Tristania 17. 

conferta 14. 

suaveolens er 

Trochocarpa lauri 7- 
TrymaliunBillardieri 214, 220, 323, 328- 
Tylophora 7. 

»Tuart« 98. 


Uiex europaeus 13. 
Umbelliferae 36, 146, 147, Fig. 27- 


Urticaceae —— 


Urticaceae 34. 

Usnea barbata 302. 

Utricularia 188, 28: 5 256, 382. 
Menziesii 


Velleia ee 135. 


ee se a Fig.65; 285 Fig.69; 


307- 
Veronica 
densifolia 29. 
Verreauxia 135, 245, 361, 362. 
Reinwardtü 135. 
Verticordia 22, 122, 123, 125, 184, 188, 
Be 205, 232, 235, 243, 331 336, 


" Progression in der Blüte 347 


— — helichrysantha 328. 

Bora ae 347 Fig. 75 N— 

—— nitens 2 

—— oculata 6 317,347 Fig. 75 

—__ ovalifolia 347 Fig. 755 2 F. 

— Pritzelii 124 Fig. 15. 

—— spicata 347 Fig. 75 4—€: 
ern ne 317. 

Yılanıa % 258 

Viminaria Sn ‚353- 
enudata er, 219, 252. 

Viola betonicafoh II. 

hederacea II. 


—— australis 340. 


W ahlenbergia sr 342 
ne wi 294, 365, 3 
minata = . Es 


Zygophyllum. 413 


Waitzia aurea 301. 

—— corymbosa 301, 302. 
nivea 232. 
»Wandoo« 99. 

N 360, 361, 362. 
Bencides 309. 
TER Be rigida 295. 
Wilkiea 35 

Wormia alata 17. 
Wurmbea 301. 


Xanthium spinosum 13. 

Xanthorrhoea Iı, Iı 

arborea 381. 

—— gracilis 115, 322. 

hastilis 381. 

Preissii 45, 90, ı13, Taf. VII; 
216, 218, 219, 234, 243, 262, 329, 
334, 355- 

—— quadrangulata 355, 381. 

Kanthösia 217, 352, 360, 376. 

‚ behaarte 147 


— ge 3? 3 
—— pilosa 382 
atnaiale 147 Fig. 274; 329- 
tenuior 32 “ 
Xanthostemon 344 
Xanthoxyleae-Evodiinae 344: 
Xantorrhoea siehe Xanthorrhoea. 
Xerotes 3 231, 360, 376, 382- 
ffusa 201, 300, 355- 
Eee bongifolin 136. 
rigida 355- 
Xylomelum 119, 157) 182, 351. 
—— angustifolium 241. 
—— occidentale a 205. 
—— pyriforme 3 
-—— pyriforme ae irrtümlich für X. 
occidentale. 


York Gum 264. 


Zygophyllaceae 365. 

Zygophyllum 18, 245, 286, 296, 308, 
369, 373: 

—— fruticulosum 366. 


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Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig 


Handbuch der Blütenbiologie 


unter Zugrundelegung von Hermann Müller’s Werk: 
„Die Befruchtung der Blumen durch Insekten“ 
bearbeitet von 


Dr. Paul Knuth 


eiland Professor an der Ober-Realschule zu Kiel und 
REN Aka Mitgliede der botanischen Gesellschaft Dodonaea zu Gent. 


I. Band 
Einleitung und Literatur 


Mit 81 Abbildungen im Text und 1 Porträttafel. 
gr.8. 1898. „# 10.—; in Halbfranz geb. .# 12.40. 


II. Band 
Die bisher in Europa und im arktischen Gebiet 
gemachten blütenbiologischen ee; 


1. Teil 
Ranunculaceae bis Compositae = ‚Lobo Wi his Gnotno un 
ne Ralsepen un und dem systematisch-alpha ech Bauern 
rträt Hermann Müllers. der blumenbesuchenden Tierarten und 
gr. 8. 1898. # 18.—; em Register des II. Bandes. 
in Halbfranz geb. # 21.—. gr. 8. 1899. .# 18.—; in Halbfranz 
geb. #4 21.— 
III. Band 


Die bisher in außereuropäischen Gebieten ge- 
machten blütenbiologischen Beobachtungen 


er Mitwirkung von Dr. Otto Appel 
Regierungsrat, Mitglied der biologischen Abteilung am kaiserlichen Gesundheitsamt zu Berlin 
bearbeitet und herausgegeben von 


Dr. Ernst Loew 


Professor am Königlichen Kaiser-Wilhelms-Realgymnasium zu Berlin. 


1. Teil 2. Teil 
Cycadaceae bis Cornaceae Clethraceae bis Gompositae 
; ; nebst Nachträgen und einem _—. 
Mit 141 Abbildungen im Text und dem | + 56 Abbil dungen im Text, e sy- 
Porträ Knuths. stematisch-alphabeti hchen Finsrichels der 


r des III. ende. 


gr. 8. 194. # 17.—; in Halbfranz ee: enden Tierart 
geb. 20.—. Register 

gr. 8. 1905. .#. 18.—; in Halbfranz 
> AH 20.40. 


Preis des vollständigen Werkes geh. .4 81.—; Halbfranz geb. .4 91.80. 


Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig 


IELUSTRIERIES 


HANDWÖRTERBUCH 


DER 


BOTANIK 


MIT UNTERSTÜTZUNG DER HERREN 


PROF. Dr. v. HOEHNEL, Wien, ‚DR.K, RITTER v. KEISSLER, Wien, 
PROF. Dr. V.SCHIFFNER, WIEN, DR.R. WAGNER, WIEN, 
KusTos Dr. A. ZAHLBRUCKNER, Wien, 


UND UNTER MITWIRKUNG VON 


DR. O0. PORSCH 
WIEN 


HERAUSGEGEBEN VON 


CAMILLO KARL SCHNEIDER 


MIT 341 ABBILDUNGEN IM TEXT 


PREIS DES VOLLSTÄNDIGEN WERKES GEHEFTET M. 16.—, 
GEBUNDEN M. 19.— 


Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig.