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Full text of "Flora oder Botanische Zeitung ?welche Recensionen, Abhandlungen, Aufsa?tze, Neuigkeiten und Nachrichten, die Botanik betreffend, entha?lt /herausgegeben von der Ko?nigl. Botanischen Gesellschaft in Regensburg."

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Fl 
FLORA 
oder 
allgemeine botanische Zeitung, 
herausgegeben 


von 


der königl. bayer. botanischen Gesellschaft 


in Regensburg. 


Neue Reihe. XXVE Jahrgang, 
u oder 


- 


der ganzen Reihe LI Jahrgang. a 


Nr. 1—34. — Repertorium für 1866: Halbbogen 10, 11 Schlusg, = 
1867: Halbbogen 3 bis Schluss. Steintafel I-II. ' 


Mit 
Original-Beiträgen 
von 


Arnold, Eichler, Hallier, Hasskarl, Hellbom, Hermann, Holzner, Ka- 
nitz, v. Krempelhuber, Lorentz, Milde, Müller, Münter, Nylander, 
Reichenbach äil., Sauter, Schultz F., Strohecker. 


“ Regensburg, 1868. * 
Verlag der Redaction. 


Haupt-Commissionäre: 6. J. Manz und Fr. Pustet in Regensburg. 


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FL 0 Ra. \ 


M1. 


Regensburg. Ausgegeben den 18. Januar. 1868. 
j Mit Halbbogen 10 des Repertoriums für 1866, 


Imlaailt. Dr. J. Milde: Vortrag über Osmunda. — Dr. J. R. Stroh- 
ecker: Ein empirischer Beweis der phytochemischen Substitution. — Lite _ 
ratur. — Gelehrte Gesellschaften. -— Personalnachrichten. — Botsnische Na-. 
lizen..— Botanische Neuigkeiten im Buchhandel. — Verzeichnisse der für :die 
Saminluigen der ‚königl. botanischen Gellschaft eing&ganenen Beiträge. 
auch " ann 


Vortrag über Osmunda von Dr. J. Milde 
(Sehlesische Gesellschaft für vaterl. Cultur den 14. Nov, 1867). 


Die Familie der Osmundaceen wurde zuerst von R. Brown 
in dessen Prodromus Florae Novae Hollandiae 1810 aufgestellt, 
hier aber noch mit fremden Elementen vermengt, die man später 
als Familie der Schizaeaceen abgetrennt hat. Erst Kunze (1821) 
säuberte die Familie und stellte sie so hin, wie sie noch heut 
verstanden wird. Der Charakter derselben liegt im Sporangium. 
Die Eigenthümlichkeiten desselben werden am deutlichsten, wenn 
man es mit einem Kopfe vergleicht. Ein deutlicher Stiel bildet 
dann den Halstheil, während den Hinterkopf ein querlaufender 
unvollständiger Ring einnimmt. Derselbe liegt direet unterhalb 
des Scheitels, ist 2—4 Zellreihen hoch und 3—12 Zellen breit. 
Seine Zellen sind stets stark verdickt, mach Aussen gedrückt und 
ihre Wände gelb. Mitten vom obern Theile dieses Ringes ver- 
läuft eine Nath in vertikaler Richtung das Gesicht hinab, wenn 
wir den Vergleich festhalten, bis zum Halse. Diese Nath besteht 
aus 2-4 Längsreihen von Zellen, welche weit schmäler und oft 
auch länger als die umgebenden Zellen sind. In der Richtung 
dieser Zellen springt zuletzt . das Sporangium auf. Die Haupt- 


Flora 1868, ı 


” 


2 


SE: " 
masse des ve jörg e ei eepora be- 
steht aus grösseren hexaecnalen. lockeren Zellen. j 

Bei Osmunda bilden die Sporangien stets kuglige Sori. Ob 
diese jedoch den Sori der meisten anderen Farne als gleich- 
werthig zu betrachten sind, wird die folgende Darstellung der 
Fruchtbilnung lehren. Ich gehe hierbei von Osm. regalis aus. 
Neigt ein Fiederchen zur Fruchtbildung hin, dann finden sich 
zuerst am Rande desselben Kerben oder Lappen ein, welche in 
engster Beziehung zur- Nervation stehen. Jeder Lappen umfasst 
nämlich constant nie mehr als den Bereich einer secundären 
Vene und ihre Aeste. Oft bleibt die Metamorphose "hier "stehen. 
Geht sie weiter, dann werden die Lappen tiefer, das Parenchym 
verschmälert sich, die Nervation wird einfacher, die dichotomen 
Nerven werden zu einfach-gabeligen oder ganz einfachen; dämit 
geht auch eine Entfärbung des Parenchyms in der Umgebung des 
Nerven Hand in Hand. Endlich erscheinen am Rande, aber stets 
in der Richtung des Nerven, einzelne Sporangien, oft kommt es 
nur bis zur Ausbildung der Stiele derselben. Im weitern Ver- 
laufe der Metamorphose bleibt nur noch das Nerven-Gerüst, um- 
geben oder gerandet von entfärbtem Parenchym übrig und kuglige 
Sori halten die Nerven besetzt. Nie sah ich auch nur einzelne. 
Sporangien aus dem Parenchym zwischen den Nerven entsprin- 
gen; die Sporangien entstehen zwar ebenso gut auf der Ober- 
seite, wie auf der Unterseite und am Rande der Fiederchen, fol- 
gen aber in ihrem Auftreten ganz constant dem Laufe der Ner- 
ven. Die vollständig ausgebildeten Fruchtspindeln, welche die 
Sori tragen, haben bei den verschiedenen Osmunden ein verschie- 
denes Ansehen, doch unterliegen manche Merkmale bedeutenden 
Schwankungen. Hat man constatirt, dass eine Spindel zwei 
Sori trägt und präparirt nun vorsichtig dieselbe frei von. 
Sporangien, so findet man bei allen Osmunden gar nicht selten, 
nicht wie man erwarten sollte, 2 tertiäre einfache Nerven, son- 
dern es stellt sich heraus, dass der eine Sorus eine. gab elige 
Vene innegehabt hat. Weiter geht aber die Schwankung nicht. 
Ich möchte, da sich die Häufchen der Osmunden stets mit Leich- 
tigkeit unterscheiden lassen, trotz dieser ungewöhnlichen Erschei- 
nung, dass ein Sorus bald eine gabelige, bald eine ungetheilte 
Vene einnimmt, diese Häufchen mit den Sori der meisten an- 
dern Farne identifieiren. 

Die Sporen sind kuglig-tetrandrisch, mit 3 Leisten bezeichnet, 
und ihre Aussenhaut mit kleinen, etwas gewundenen Uneben- 


8 


beiten besetzt. In ihrer Mitte umhüällt ein Haufen -Chlorophylj 
einen Cytoblasten, ringsherum ist ein wasserheller Raum. Wie 
die Equiseten-Sporen verlieren sie verhältnissmässig schnell ihre 
Keimkraft, frisch ausgesät, keimen sie sehr leicht und entwickeln, 
wie die Polypodiaceen, einen zweilappigen Vorkeim, der häufig 
kuglige Antheridien nicht blos auf seiner Unterseite, sondern 
constant auch am Rande trägt, wie ich es vielfach gesehen habe; 
Eine genaue Darstellung der Keimungsgeschichte dürfen wir in 
nächster Zeit von Dr. Kny erwarten. Die Uebereinstimmung 
der verschiedenen Osmunden-Arten im Baue der Sporen ist aus- 
serordentlich gross. 

Alle Osmunden haben ein unteridisches, starkes, etwas schief 
ansteigendes Rhizom mit centralem Markkörper, um welchen durch 
Zellgewebe getrennte, zu eiförmigen Massen vereinigte Gefässe 
im Kreise gestellt sind. Die.in %ıs gestellten Blätter enthalten 
in ihren Stielen, die sich ganz am Grunde zu je einem flügel- 
ähnlichen, häutigen, sehr breiten Anhängsel ®ıbreiten, ein huf- 
eisenförniges Gefässbündel mit einwärtsgeschlagenen Enden. 
Spreuschuppen finden sich bei der ganzen Familie nicht, dafür 
sehr lange, ästige, meist verfilzte, gegliederte Haare. Die Spreite 
selbst ist stets mehr oder weniger lang gestielt und so gebaut, 
dass das unterste Fiedern-Paar nur wenig kürzer als die nächst- 
folgenden ist. Die Fiedern und Fiederchen sind bei allen Arten 
den betrefienden Spindeln durch ein besonderes Gelenkpolster 
eingelenkt und bier fallen sie endlich bei allen Arten, und wie ich 
mich im November 1867 überzeugt habe, selbst bei 0. regalis 
endlich ab. Dieses Merkmal ist also eine Charaktereigenthüm-- 
lichkeit- des ganzen Genus. Die Trennung geschieht in der Rich- 
tung besonderer querverlaufender Zellgruppen und in Folge des- 
sen entsteht eine Höhlung an der betreffeuden Stelle der Spindel. 
Die Spreite ist einfach gefiedert, oder doppelt gefiedert, oder einfach- 
gefiedert-fiedertheilig. Hiernach lassen sich auch die Osmunden am 
sichersten eintheilen, jede andere Eintheilung hat sich als unprak- 
tisch erwiesen. Die seeundären Fiedern und Nerven sind durchgän- 
gig, wie auch bei 7odea, nach dem Gesetze der Uatadromie ange-. 
ordnet, ein Gesetz, das hier keine Ausnahme erleidet. Die Nerva- 
tion ist zwar für jede Art eine geregelte, erleidet aber bei man- 
chen Arten so bedeutende Schwankungen, dass sie nur mit 
Vorsicht verwendet werden darf. Die Nerven entspringen bei 
jeder Art aus der Hauptrippe unter bestimmten Winkeln, so bei 
0. regalis unter 35—45°, bei O. Tancea unter 25%, bei 0. bipin- 

1° 


ä 

nata unter 50—55°, bei O. javanica bilden die Nerven stets ge- 
näherte Gruppen, die eine Gruppe bildet eine gabelige Vene, die 
unter 90° entspringt und genau unter die Bucht‘ eines Lappens 
zu stehen kommt; wenn einer vorhanden ist, die andere Gruppe 
besteht aus einer dichotomen Vene, deren linker Ast unter 55°, 
deren rechter Ast unter 22° entspringt. Alle Aeste sind einander 
parallel und gegen den Blattrand hin ein wenig gekrümmt. Ana- 
stomos@u kommen nie vor. Eine verbindende Randvene existirt 
nieht. Den Rand des Fieders bilden mehrere Reihen verdickter, 
langgestreckter, poröser Zellen, die sich bei O. jaranica sogar 
ähnlich einem Zwirnfaden abtrennen lassen. 

Charakteristisch für alle Osmunden sind eigenthümliche. 
dunkelbraune, an beiden Enden langzugespitzte, sehr stark ver- 
dickte und poröse Prosenchymzellen, welche bald einzeln, bald 
gruppenweise die Flügel des Blattstiels durchziehen oder zu 
grossen, ovalen Gruppen vereinigt, um den Gefässbindel herum 
angeordnet sind. Besonders zahlreich treten dagegen höher oben 
im Blattstiele und in der Spindel der Spreite und der Fiedern 
dicht am Gefässbündel einzelne oder zu Gruppen vereinigte zart: 
wandige, weite, langgestreckte Zellen auf, weiche mit einem blass 
bis dunkel hyacinth-rothen gallertartigen Stoffe vollständig aus- 
gefüllt sind. 

Der Fruchtstand isı entweder endständig, bei manchen Arten, 
wie O. einnamomea und lancea sind fruchtbare und unfruchtbare 
Blätter ganz und gar verschieden, so dass also letztere gar keine 
sterilen°Fiedern besitzen. Wiewohl für jede Art hierin eine be- 
stimmte Regel gilt, finden sich doch zahlreiche Ausnahmen. 0. 
cinnamomea findet sich mit Blättern, die oben fertil, unten steril 
sind, O. regalis mit solchen, die ganz fertil oder nur in der 
Mitte fertil sind. Selbst O. jaranica und Presliana zeigen viel- 
fache Schwankungen, so dass in der That Presl’s Genera Os- 
mundastrum und Plenasium ganz unhaltbar sind. 

Alle bekannten Osmunden, die mehr als 50 Namen erhalten 


haben, wurden von mir auf 7 Arten reducirt, welehe sebr leicht 
unterscheidbar sind. 


Sectiol. Euosm unda: Folia bipinnata. 
1. 0. regalis. 2. O. lancea. 3. O. bipinnata. 


Sectio 2, Plenasium: Folia pinnata. 
4. O. javanica. 5. O. Presliana. 


a 
4 


PER SE 


» 


..Kectio 3. Osmundastrum: Folia pinnato-pinnatipartita. 
6. O. cinnamomea. 7. O. Claytoniana. 


0. regalis findet sich in Europa, Asien, Africa und America. 
Im heissen Asien leben 0. Presliana und O. javanica, erstere 
geht bis Japan. °O. cinnamomea kommt in America und im Ämur- 
lande, O. Claytoniana in America und im Himalaya vor. In Au- 
stralien fehlen die Osmunden ganz, ihre Stelle ersetzt Todea. 


Ein empirischer Beweis der phytochemischen Substitution; 
von Dr. phil. Jon. Rud, Strohecker aus Frankfurt a. M. 


Früher als die Resultate meiner eigenen Bestätigungsexperi- 
mente der phytochemischen Substitution erla@gt sind, deren Be- 
kanntmachung ich in meiner Abhandlung „Die phytochemi- 
sche Substitutionstheorie (Allgemeine ‚botanische Zeitung 

„Flora“. Dechr. 1866)“ versprochen habe, finde-ich einen. tbat- 
sächlichen Beweis für die Richtigkeit meiner Lehre in einer Un- 
tersuchung Mulder’s über das Verhalten der Cellulose gegen 
Metalloxyde (Jahresbericht der Chemie 1863, Seite 565), und der 
Ansicht Nägeli’s, dass der Kalk in den Zellmembranen mit 
deren Cellulose eine chemische Verbindung bilde. . 

Mulder theilt in seiner Abhandlung mit, dass in Kupfer- 
oxydammoniak (CuOÖ+NH,O), gelöste Cellulose (Gra Hro Oro), 
mit essigsaurem Bleioxyd (PbO +C, Hy O,) als Bleicellulose ge- 
fällt und durch Einwirkung fon Bleioxyd (PbO) auf Cellulose, 
welche in Kupferoxydammoniak gelöst ist, dieselbe Verbindung 
erhalten wird; dieser legt der Phytochemiker unmaassgeblich die 
Formel ‚PbO + Cr Hıo Oi bei. Letzterer gemäss nimmt der- 
selbe an, dass die Auflösung der Cellulose in Kupferoxydammo- 
niak der Zusammensetzung (CuO, NH4O) + Cr Hi O1, und 
dieser ie in ihr durch KaO, NaO, Ba0O, CaO etc. entstehen- 
den Niederschläge analog seien. Ferner nimmt Mulder an, da 
metallisches Zink aus der Kupferoxydammoniaklösung der Cellu- 
lose das Kupfer metallisch fällt und an dessen Stelle in Lösung 
geht, die Zinkoxydverbindung verhalte sich stöchiometrisch wie 
die Kupferoxydammoniakverbindung. 

Die Ansicht Nägeli’s und dıe praktischen Erfahrungen Mul- 
der’s erübrigen den Phytochemikern keine Zweifel, dass die in 
meiner oben genannten Abhandlung v. J. angegebene gegensei- 


% 


tige Substitution isomorpher Körper in den chemischen Verbin- 
dungen der Pflanze thatsächlich ist, denn in einer chemi- 
schen Verbindung können Isomorphe gegenseitig sich 
substituiren. : 

Die. von Mulder gemachten Angaben über die Verbindun-. 
gen der oben genannten, nicht alle unter einander 'isomorphen 
Metalloxyde mit Cellulose dürfen hier nicht verleiten, Bedenken 
dagegen zu tragen, dass die gegenseitige. Substitution der iso- 
morphen Metalloxyde in der Pflanze Thatsache sei, indem für 
letzteres die Erfahrungen davon sprechen, dass die Pflanzen ein 
bestimmtes Assimilationsvermögen (Wahlvermögen) für ihr& Nähr- 
stoffe haben. Eine kalkstete Pflanze, welche in ihren Zellmem- 
branen die Verbindung ‚CaO +C,, Hıo Oro bildet, wird in letz- 
tere an Stelle des regulären CaO das quadratisch krystallisirende 
BaO nicht aufnehn®n, denn würde dies geschehen, so müsste 
gemäss der Moleculargesetze, eine wesentliche Formver- 
änderung der Pflanze eintreten; CaO kann nur durch seine Iso- 
morphe, z. B. MgO, in allen seinen Verbindungen, also auch 
in seiner Celluloseverbindung, vertreten werden, aus wel- 
cher letzteren die Zellmembran besteht. 

Mit der durch Mulder’s praktische Erfahrungen unterstütz- 
ten Ansicht Nägeli’s ist bereits der dritte empirische Beweis 
der phytochemischen Substitution gegeben. 


Literatur 


Filices Europae et Atlantidis, Asiae minoris et Sibiriae ' 
Auctore Dr. J. Milde Lipsiae, sumptibus A. Felix 1867. 
8 p. IV et 311. 


Vor wenigen Monaten wurde von dem Unterzeichneten in 
diesen Blättern Milde's trefiliche-Monographie der Equiseten an- 
gezeigt und schon wieder ist er in die angenehme Lage versetzt, 
die Aufmerksamkeit der geehrten Leser anf ein neues grösseres 
Werk desselben unermüdlichen Autors lenken zu können. : Man 
muss Milde’s rastlose Thätigkeit wirklich bewundern! 

Wie schon der Titel sagt, behandelt das vorliegende neueste 
Werk Milde’s die Farne Europa’s, der Atlantis, Kleinasiens und 
Sibiriens. Bei drei Gattungen (Osmunda, Böirychium und: Egm- 


T 
setum), @rweitert sich Milde’s Bearbeitung zu einer Monographie 
sämmtlicher überhaupt bekannter Arten. Namentlich wichtig er- 
scheint der Umstand, dass die beiden erstgenannten Gehera im 
‘ vorliegenden Werke zum ersten male ganz vollständig vorgeführt 
werden, 

Bei den vielen Vorzügen, welche Milde’s Arbeiten sämmt- 
lich auszeichnen, darf man auch von diesem seinem neuesten 
Werke viel und gutes Neue erwarten und man wird bei genauem 
Eingehen wahrlich nicht getäuscht. , 

Vor Allem ist hervorzuheben, dass Milde ein äusserst rei- 
ches Materiale aus den ersten Quellen zu Gebote stand. Bezüg- 
lich der näheren Daten ist p. III. einzusehen. 

Namentlich wichtig sind unter den dort angeführten Gollec- 
tionen jene von Petersburg und von Boissier, weil beide theil- 
weise noch 'nicht bearbeitet waren. Milde erhielt ferner sämmt- 
liche auf das Werk beziigliche Originale von Fee, Regel, 
Presl, Hooker und. Moore; dadurch wurde es möglich, eine 
grodse Anzahl von Arten auf ihre richtige Stellang zurückzu- 
führen. = 

Dem vorliegenden Materiale entsprechend beschränkte sich 
Milde auf das im Titel angegebene Gebiet und man kann diess 
nur billigen. Vielleicht entschliesst er sich, in einer späteren 
zweiten Ausgabe noch die Farne des ganzen aussertropischen 
Asiens und Nordamerika’s hinzuzufügen. Das Werk wirde da- 
durch bedeutend gewinnen und eine Synopsis der Farne der 
nördlichen gemässigten Zone werden. En 

Wenn Milde’s Arbeit auch vorwiegend eine systematische 
ist, so finden doch die Morphologie und Entwickelungsgeschichte 
in derselben ihre vollste Berücksichtigung und Würdigung, ja es 
werden in dieser Richtung manche neue Thatsachen zuerst auf- 
geführt. Sie hier namhaft zu machen, möchte zu weit führen. 

An der Spitze des Werkes steht (p. 1--6) eine Uebersicht 
des eingehaltenen Systemes. Im Ganzen hat.sich Milde an die 
Disposition von Mettenius angesehlossen, wär aber überall be- 
strebt, dieselbe weiter auszubauen. In dieser Richtung ist na- 
- mentlich anf die Gattungen Athyrium, Asplenium, Cystopteris, Bo- 
irychium u. m. a. zu verweisen. 

Milde’s Anordnung gliedert sich folgendermassen :. 


« Sporophyta fascioularia cellularia. 
Fam. I. Filices. 
Subord. 1. Hymenophylieae. 1. Hymenophyllum, 2 Tricho- 
manes. . 
Subord. 2. Polypodiaceae. 
Trib. 1. Aerostichaceae. 3. Acrostichum. 


Trib, 2. Polypodiareae. 4. Polypodium, 5. Gymnogramme, 
6. Allosorus, 7. Adiantum, 8. Cheilanthes, 9. Pteris. 

Trib. 3. Aspleniaceae. 10. Blechnum, 11. Woodwardia, 
12. Athyrium, 15. Asplenium, 14. Sceolopendrium, 
15. Camptosorus, 16. Ceterach. 

Trib, 4. Aspidiaceae. 17. Phegopteris, 18. Aspidium, 
19. Cystopteris, 20. Onoclea, 21. Woodsia. 

Trib. 5. Davalliaceue. 22. Nephrolepjs, 23. Davallia. 

Subord. 3. Cyatheaceae. 24. Dicksonia. . 

Subord. 4. Osmundaceae. 25. Osmunda. 

Subord. 5. Ophioglosseae. 26. Opbioglossum, 27. Botrychium. 
Fam. II. Equisetaceae. 2%. Equisetum. 

Fam. IL Lycopodiaceae. 

Subord. 1. Lycopodieae. 29. Lycopodium.. 

Subord. 2 .Selaginelleae. 30. Selaginella. 

Subord. 3. Isoöteae. 31. Isoötes.. 

Fan. IV. Khizocarpenae. 
Subord. 1. Marsiliaceae. 32. Pilularia. 33. Marsilia. 
- Subord, 2. Salviniaceae. 34. Salvinia. 

Diese Anordnung ist eine gelungene und möglichst natur- 
gemässe. Denn von den entschieden am niedrigsten organisirten 
Hymenophylleen ausgehend schliesst sie mit den höchst entwi- 
ckelten Rhizocarpeen, welche letztere entschieden den Uebergang 
zu den Gymnospermen vermitteln. Die Stellung der Equiseta- 
eeen nach den Farnen ist ebenfalls glücklich, denn so wird die 
naturgemässe Verbindung mit den Lygopodiaceen bestens herge! 
stellt. Ebenso ist die Bildung der Unterordnung der Selaginel- 
leen vollkommen zu billigen; die verschiedene Beblätterung, so 


wie namentlich die zweigestaltigen Sporangien -und Sporen ver- 
langen diess. 


Die Familie der Farne nimmt p. 7—209 ein und zwar findet 


sich p- 7—9 eine kurze Einleitung, welche die Characteristik 
dieser Familie ausführlieh behandelt, die wichtigsten Formen der 
Nervatur angibt, die Architeetur der Wedelspreite bespricht und 


[I » 


endlich die besten über Farne handelnden Werke aufführt: .. Von 
p- 10 beginnt der specielle Theil mit den Beschreibungen der 
Gattungen und Arten. Bezüglich der ersteren ist besonders her- 
vorzuheben, dass Milde consequent die Sporen, und wo nöthig, 
auch die Gefässbündelvertheilung im Stipes, so wie den Bau der 
Spreuschuppen untersuchte und so manche beachtenswerthe neue 
Charaktere auffand. Bei den letzteren legte Milde einen beson- 
deren Werth auf die Ermittlung der architectonischen Verhält- 
nisse, sowie auf die Feststellung der mikroskopischen Merkmale, 
um die einzelnen Species sicher und fest zu begründen. Damit 
steht in engster Verbindung die Gliederung der Formen nach’ 
klimatischen Varietäten, bei deren Behandlung sich viel Neues 
herausstellte, was namentlich bei den weit verbreiteten Arten 
glänzend hervortritt. In dieser Richtung ist namentlich hinzu- 
weisen auf Polypodium vulgare L. ‘(p. 18-20), Athyrium Filix ' 
femina Roth (p. 49—52), Asplenium Trichomanes L. (p. 73-66), 
dspidium aculeatum, Döll. (p. 104—110), A. Filix mas Sw. 
(P- 118-425), A. spinulosum Sw. (p. 132-140), Cystopteris fra- 
gilis Bernh. (p. 147—154) u: v.a. Bei jeder einzelnen Art 
steht an der Spitze die angenommene Benennung mit genauer 
Angabe der Quelle und Jahreszahl; dann folgen die wichtigsten 
Synonyma; an sie reihen sich an die Beschreibung, die Citationen 
der Exsiccata und Abbildungen und die Angabe der geograpbi- 
schen Verbreitung. Schliesslich folgt die Schilderung der ein- 
zelnen Unterarten, Varietäten und Monstrositäten. Dass alle diese 
Abschnitte sehr genau und gewissenhaft ausgearbeitet sind, ver- 
steht sich bei einer Arbeit Milde’s gleichsam von selbst, eben 
50, dass sie eine reiche Fülle von berücksichtigenswerthen Daten 
und Berichtigungen enthalten. Rezüglich dieses Details’ muss 
bei den bekannten Species auf das Werk selbst verwiesen wer- 
den. Im Folgenden will der Unterzeichnete nur auf die neu auf- 


. gestellten Species so wie auf die richtiger begrenzten und mono-. 


graphisch bearbeiteten Gattungen aufmerksam machen. In dieser 
Richtung ist Folgendes besonders hervorzuheben: P. 35 wird ein 
neuer Cheilanthes aus China, Ch. Kuhnii Milde beschrieben; er 
steht Oh. capensis Sw. und Ch. subvillosa am nächsten. p- 48. 
bis 58 wird die besser charakterisirte und begrenzte Gattung 
Aihyrium behandelt und p. 49 bringt eine Uebersicht sämmtlicher 
Arten; unter ihnen findet sich das neu aufgestellte A. fallucio- 
sum Milde ebenfalls aus China stammend. Die Gattung As- 
plenium wird mit 3 noch unbeschriebenen orientalischen Species 


40 


bereichert; sie sind: A. Bourgaei Boiss. mser. (p. 61), A. Reu- 
teri Milde (p. 62), welche beide dem A. viride Huds. zunächst 
stehen; endlich 4. Hausknechtii God. et Reut. mscr. (p. 77); es 
ist zunächst mit A. Ruta mnraria L. verwandt. p. 79 wird 4. 
tepidum Pres1 genauer beschrieben und als selbstständige Art 
begründet. Auch die Gattung Cystopteris wird (p. 144-154) 
besser begrenzt und richtiger charakterisivt und nicht minder 
gelungen erscheint die Gattung Woodsia durchgeführt (p. 161 
bis 170). Von Seite 174—187 findet sich die monographische 
Bearbeitung sämmtlicher Osmunden. Milde führt folgende Arten 
auf: 1. O. rögalis L. 2. O. bipinnata Hook. 3. O. einnamomea 
L. 4. 0. Claytoniana L. 5. O. Presliana J. Sm. und 6. O. ja- 
tanica Blum. " j 

P. 191—208 nimmt die Monographie der Botrychien ein, 
welche Gattung nach Mihde folgende Species enthält: 1. B. Zi- 
naria Sw. 2. B. erassinervium Rupr. 3. B. boreale Milde. 
4. B. matricariaefolium A. Br. 5. B. lanceolatum Angstr. 6. 
B. simpex Hitche. 7. B. ternatum Thunbg. 8 B. lunugt- 
nosum Wall. 9. B. daueifolium Wall. 10. B. Virginianum Sw. 

Von p 209—350 werden die Equiseten behandelt. Da ihre 
Bearbeitung im Wesentlichen ganz mit jener in Mild’®’s ausge- 
zeichneter Monographie tibereinstimmt, so genügt es, auf dieselbe 
zu verweisen. Auf die Equiseten folgen (p. 250—290) die Lyco- 
podiaceen; unter ihnen ist besonders auf die Gattung Isoetes 
aufmerksam zy machen, denn in ihr finden sich folgende noch 
unbeschriebene Arten: I. azorica Durieu (p. 278) und I.. olym- 
pica A. Br. (p. 285). P. 290-298 nehmen endlich die Rhizo- 
carpeen ein und den Schluss des Werkes bildet ein sehr ausführ- 
licher und gründlich gearbeiteter Index. 

Schon aus dieser Anzeige dürfte der reiche und vortrefflich 
ausgearbeitete Inhalt des vorliegenden Buches erhellen; bei ge- 
nauer Durchsicht wird der Leser aber seine Erwartungen gewiss 
noch übertröffen finden. In der That ist Milde’s neuestes Werk. 
auch ein unentbehrliches Handbuch für Jeden, der sich mit dem 
Studium der Filicinen Europa’s beschäftigt. Es sei daher bestens 

empfohlen. Dr. H. W. Reichardt. 


1 


Gelehrte Gesellschaften. 
Kais. Akademie der Wissenschaften. Sitzungen im 
October 1867. 


Hr. Hofr. u. Prof. Fr. Unger legte eine Abhandlung vor 
über „den Rosmarin und seine Verwendung in Dalmatien.“ Auf 
Lesina und den Nachbarinseln ist der Rosmarin, der allda alle 
dürren und steinigen Berggehänge überzieht, schon lange ein 
Gegenstand der Industrie gewesen; man bereitete aus seinen 
Blättern ein ätherisches Oel und die bekannte aqua reginae Hun- 
gariae, die weit umher versandt wurde. In neuester Zeit hat 
sich die Nachfrage nach dem *ersteren vermehrt und Dr. Unger 
glaubt, dass es wohl an der Zeit sein dürfte, die Cultur des 
Rosmarins auf rationellere Weise in Angriff zu nehmen, so wie 
auch die Destillation des flüchtigen Oels auf eine vollkommnere - 
Art darzustellen. In der besagten Abhandlung gibt der Verf. ein 
ziemlich detaillirtes Bild der Verbreitung dieser besonders auch 
im südlichen Frankreich benutztgn Pflanze, so auch werden die 
Ölausscheidenden Organe, die Drüsenhaare, einer eingehenden 
Untersuchung unterzogen. — Ferners tibersendet Dr. Un ger 
einen „Beitrag zur Anatomie und Physiologie der Pflanzen“, der 
von der Ausfüllung der Spiralgefässe durch. Zellgewebe handelt. 
Schon den ältesten Anatomen war es bekannt, dass die luftfih- 
renden Spiralgefässe mehrerer Holzgewächse sich im Alter mit 
Zellgewebe erfüllen. Schleiden hatte die Vermuthung aüsge- 
sprochen, dass nicht die darin ausgeschiedenen Substanzen die 
Entstehung neuer Zellen veranlassen, sondern dass die an die 
Gefässe anstossenden Zellen daran sich betheiligen. — Diese An- 
sicht wurde vor 12 Jahren von einem „Ungenannten“ nachgewie- 
sen. Gegen diese von allen Anatomen getheilte Ansicht hat Hr. 
Prof. Böhm eine auf eigene Untersuchungen gestützte diametral 
entgegengesetzte Meinung veröffentlicht. Hr. Prof. Ung er bringt 
in dieser Abhandlung neue triftige Beweise für die ältere An- 
sicht, nach welcher ein Hineinwachsen nachbarlicher Zellen in 
den offenen Gefässraum umständlich dargelegt wird. 

Hr. Prof. Böhm überreichte eine Abhandlung „über die phy 
siologischen Bedingungen der Bildung von Nebenwurzeln bei 
Stecklingen der Bruchweide.“ Schon Malpighi wusste, dass 
durch Anlegung einer Ringwunde bei dicotylen Pflanzen das 
Dickenwachsthum des Stammes unterhalb der Ringelung sistirt 
‘werde. Hr. Dr. Böhm hat sich überzeugt, dass unterhalb der 
Aeste geringelte Stämme nur s6 lange leben, als die dort vor- 


22 


handenen Reservestoßfe das :zum Wachsthume. der Wurzeln noth- 
wendige Materiale liefern, ferners beobahtete er, dass geringelte 
Weidenstecklinge an den unteren abgeringelten und unter Wasser 
getauchten Enden keine Wurzeln bilden, wenn auch in deren 
Zellen AmyJum noch vorhanden ist. Hanstein war der An- 
sicht, dass, weil zur Bildung neuer Organe ausser der Stärke 
auch Eiweissstoffe nothwendig, letztere nur in der Rinde abge- 
lagert und leitbar seien, die Zufuhr der zur Wurzelbildung nö- 
thigen Albuminate durch die Ringwunde gehindert sei. Dagegen 
zeigt aber der Umstand, dass selbst sehr kurze Zweigstücke der 
Bruchweide, wenn sie in Wasser getaucht werden, Wurzeln und 
Knospen normal entwickeln. Da jede Neubildung und: jedes 
Wachsthum von Pflanzenorganen auf Kosten von Reservenahrung 
nur durch Vermittlung von Sauerstoff möglich ist, so schloss der 
Verf., dass sich an abgeringelten und bis zur Ringwunde in 
Wasser getauchten Zweigenden Wurzeln bilden würden, wenn es 
möglich wäre, denselbeu Sauerstoff zuzuführen. Die grüne Rinde 
und die chlorophyllführenden Bfitter zerlegen unter Einfluss des 
Lichtes die: Kohlensäure und scheiden Sauerstoff aus. Unter den 
angegebenen Verhältnissen wurden demnach geringelte Stecklinge 
in dem Sonnenlichte ausgesetzten Glaseylindern gezogen und es’ 
bildeten sich unterhalb der Ringwunde die Wurzeln, in solange 
in den Zellen der abgeringelten Zweigenden sich Amylum vor- 
fand. Bei den Versuehen mit ganz unter Wasser versenkten' 
Weidenzweigen, so im Dunkeln, als unter Einflus des Sonnen- 
Lichtes, ergab sich, das bei den im Dunkeln gehaltenen Steck- 
lingen jede Neubildung unterblieb, während bei den isolirten 
Zweigen sich Wurzeln und Knospen entwickelten. Auch Ver- 
suche über den Einfluss der Kohlensäure, des Wasserstoffes und 
des Leuchtgases auf die Entwickelung von Stecklingen wurden von 
Prof. Böhm vorgenommen. Sr. 


Personalnachrichten. 


Die durch Gasparrini’s Tod erledigte Professur der Botanik 
und Direction des botanischen Gartens zu Neapel ! hat Dr. Vin- 
cenz v. GCesati zu Pisa erhalten. 


Prof. Willkomm zu Tharandt hat einen Ruf an die Uni- 
versität Dorpat erhalten und angenommen. 


Ueber den zu Deidesheim verstorbenen Dr. Sehultz-Bipont. 
und den zu. Schwetzingen verstorbenen Dr. Be himper: Sind 
Ausführlichere Berichte zugesagt. .: 04: ty 


48 


Botanische Notizen. 

Nach Dr. Moriz Wagner findet der Botaniker zwar auf den 
Gehängen des Cotopaxi eine merklich geringere Ausbeute als auf 
den älteren Andesitkegeln und Vulkinen der westlichen Cordil- 
ieren, doch steht die Region des Buschwaldes, der seine üppigste 
Entwiekelung in einer Höhe von 11,000 Fuss zeigte, der Busch- 
region des Iinissa. Tunguragua und Pichincha nicht nach. Die 
obere Grenze der Gerste und Kartoffeln, die von Indianern ge- 
baut werden, fand W. bis 10,500 Fuss. Mit dieser obersten 
Grenze der Culturgewächse trifft die untere Grenze der für den 
alpinen Vegetationscharakter der Anden so merkwürdigen, durch 
zahlreiche schöne Arten vertretenen Gattung Gentiana zusammen, . 
Die am höchsten vorkommende Art dieser "Gattung ist die kleine 
grünliche @. sedifolia, welche bis 13.500 Fuss reicht. _ Alpine Ge- 
fässpflanzen aber gehen nur bis zum Rande des sogen, Arenal, 
eines steilen Schlackenfeldes, welches den Fuss des Pitacho um- 
gibt und oben an den Eruptionskegel stösst. Diese oberste Grenze 
- def phaneregamen Flora am Cotopaxi fand W. bei 13,976 Fuss, 
also beträchtlich niedriger als am Pinchincha, wo’ einige der 
schönsten und merkwürdigsten Höhenpflanzen noch am Rande 
des Schneefeldes bis 14,400 Fuss und zwei Arten der Gattung 
Culeitium mit ihren wolligen Blättern und grossen grauen Blü-. 
then an schneefreien Felsblöcken selbst noch bei 14,800 Fuss in 
wohl entwickelten Exemplaren gesammelt wurden. Die. tiefere 
Grenze der Gefässpflanzen am 'Cotopaxi wird nicht durch klima- 
fische Ursachen, tiefere Temperatur on. s. w. verursacht, sondern 
einzig nur durch den Boden und die vulkanische Thätigkeit des 
Bodens bestimmt, dessen anhaltende Schlackenauswürfe in der 
oberen Region das Fortkommen der Gefässpflanzen unmöglich 
machen. In der Nähe des Eruptionskegels fand W. auf den Fel- 
sen nur wenige Kryptogamen, welche am Chimborazo und Ca- 
yambe noch hoch in der Schneeregion auf überragenden Fels- 
zäcken zahlreich vorkommen. -— Der Buschwald, der die Region 
von 9800 bis 13,000 Fuss kennzeichnet, besteht nur aus 8 bis 
10 vorherrschenden höheren Sträuchern. Darunter erinnern Ribes 
frigidim und ein gelbblüthiger Essigbeerstrauch, Berberis quin- 
deeensis Kth. an bekannte Gattungen unserer Heimath. während 
neben ihm der giftige Eueunero, der Pamsastrauch und ein eigen- 
thümlicher Busch, Puca-schakia von den Indianern genannt, mit 
einer fuchsienähnlich geformten, aber grünlichen Blüthe als tro- 
pische Vertreter dieser Höhenflora gelten können. Erst in der 


44 

Höhe von 11,400 Fuss fängt das. verherrschende Auftreten des 
merkwürdigen Chuquiragua-Strauches an, welcher auch seiner 
medieinischen Wirkung wegen als Ersatz für die Chinarinde be- 
sonderes Interesse verdient. Er spielt durch Masse der Indivi- 
‘duen die Hauptrolle von dort bis zur Höhe von 12,600 Fuss, 
wo der Buschwald dünner und sparsamer wird. — In der nie- 
deren Flora dieser Region dominirt die den Boden polsterartig 
bedeckende Alchenilla orbieulata. Sie verdrängt die Gräser, wird 
von den Pferden nicht berührt und selbst von den Schafen nur 
ungern gefressen. Aus der Familie der Ericeen treten aus dem 
Schatten der Büsche @ualtheria eliculata und Thibaudia longi- 
flora besonders häufig auf. Dazu gesellen sich unsere europäi- 
schen Gattungen Hipericum, Eupatorium, Galium, Campanula, 
Euphrasia, Vaceinium, Salvia u. 8. w. mit Arten, deren Typus 
zwar an unsere Alpenpflanzen stark erinnert, die aber nie spe- 
eifisch zusammenstimmen. Fremdartig stehen zwischen ihnen 
als Vertreter des tropischen Typus die Gattungen Üalceolaria, 
Altstroemeria, Barnadesia, Fuchsia u. Ss. w. — Gegen die obere 
Grenze der Sträucher, wo sich eine eigenthümliche Valeriana als . 
Busch neben der CUhuguiragua eingebürgert hat, mehren sich die 
Repräsentanten mitteleuropäischer Gattungsformen in ähnlichen, 
oder eigenthümlichen Arten. In dieser Region der eigentlichen 
Alpenpflanzen , die auf dem Cotopaxi dürftiger erscheint und 
schärfer abgegrenzt ist als auf den ausgedehnteren Gehängen des 
Chimborazo und Cayambe, sammelte W. Draba Bonplandiana, 
Arabis andicola, Aster rupestris, Ranunenlus praemorsus, Üera- 
stium imbricatum, Alchemilla nivalis. Von Gräsern gesellen sich 
im sogenannten Pajonal verschiedene Arten der Gattungen Pas- 
palum, Gymnotherix, Aegopogen, Bromus, sowie Festuca dasy- 
antha, die letzte der Gramineen in diesen Höhen, dazu die pol- 
sterartig den Boden bekleidende Werneria ist hier wie am- Chim- 
borazo die am höchsten vorkommende Vertreterin der Gefäss- 
pflanzen nahe der Schneegrenze. Dagegen fehlt auf dem Coto- 

- paxi der für den Botaniker sehr tiberraschende Anblick, welchen | 
die fremdartigen Formen der Frailegon-Arten (Culeitium refle- 
zum und nivale), der violetten Sida pichinensis und besonders i 
der baroken Gartenpflanzen (Lupinus alopecuroides), die dicht am | 
Rande der Schneefelder vorkommen, gewähren. Die immer wie- 
Jderkehrenden Auswürfe der Asche machen die Umgebungen der | 


Schneeregion steril. Gyrophora thesselata ist die letzte der vor- " | 
kommenden Flechten. —T. . 


Botanische Neuigkeiten im Buchhandel. 


Genera plantarum ad ‘exemplaria Anipriiis” in Herbariis Kewen- 
‘sibus servata definita: auctoriubs G. Benthanı et J. D. Hooker. 
Vol. I. Pars UI. London, Williams et Norgate. 5 Thlr. 

Karsch, A.: Flora der Provinz Westfalen. Ein Taschenbuch zu 
botanischen Exeursionen. Münster, Aschendorfl. *”/, Thlr. 

Karsten, H.: Botanische Untersuchungen aus dem physiologi- 
schen Laboratorium der landwirthschaftlichen Lehranstalt in 
Berlin. 5. u. 6. Heft. Berlin, Wiegandt und Hempel. 2'/, Thlr. 

Kuntze, O.: Taschen-Flora von Leipzig. Beschreibung und 
Standortsangabe der in dem Bezirk von 4 Meilen um. Leipzig 

_ einheimischen, häufig gebauten und verwilderten Gefässpflanzen. 
Leipzig, C. F. Winter. 1 Thlr. 

Milde, J.: Filiees Europae et Atlantidis, Asiae minoris et Si- 
biriae. Leipzig, Felix. 2%s Thlr. 

Oberlin, L.: Apergu systematique des vegetaux medieinaux, 
. des vegetauxr "alimentaires, ainsique des vegetaux employes dans 
les arts et dans l’industrie, avec indieation de leurs prineipes 
immediats et de leurs formules &l&mentaires. Paris, V. Mas- 
son et fils. 

Palmer, F. T.: Culture des Cactees, suivies d’une description 
des prineipales especes et varietes. Paris, Goin. 

Pollender, A.: Ueber das Entstehen und die Bildung der kreis- 
runden Oeffinungen in der äusseren Haut des Blüthenstanbea. 
Bonn, Cohen und Sohn. ?/s Thir. 

Schenk, A.: die fossile Flora der Grenzschichten des Keupers 
und Lias Frankens. 5. n. 6. Lief. Fol. Wiesbaden, Kreidel. 
a 53 Thlr. 

Schumacher, W.: Die Physik in ihrer Anwendung auf Agri- 
cultur und Pflanzenphysiologie. 2. Bd.: Die Physik der Pflan- 
zen. Berlin, Wiegandt und Hempel. 2% Thlr. 

Unger, F.: Kreidepflanzen aus Oesterreich. Wien. Gerold’s 
.Sehn. "/s Thlr. 

Weber, J. C.: Die Alpenpflanzen Deutschlands und der Schweiz. 
Mit systematisch geordnetem Text von C. A. Kranz. 2. Aufl. 
1. Bd. Miinchen, Kaiser. 2°, Thir. 


16 


pw nr 


» 


mas 


- .. - r ER 


Verzeiehniss 
für die Sammlungen der kgl. botanischen Gesellschaft ein- 
‘ gegangenen Beiträge. 


Verhandlungen der k. k. GeoJog. Reichsanstalt 1867. ur. 10, 
Bulletin de la Soc. imp. des naturalistes de Moscou 1867. ar. 1. 
Von der Soeiete des arts et des sciences & Batavia: 
Verhandelingen Vol. 32. 
Tijdschrift Vol. XIV. ar. 5.6. — Vol. XV. 1-8. _ Vol. XV. 1. 
Notulen Vol. U. IH. IV. 1. 
Catalogus der Bibliothek. 
Proceedings of the Natur. Hist. Soe. of Dublin Vol. IV. part. 3 
(fehlt Vol. II. part. 2) 1860—1865. 
Hampe: Prodromus florae Novo-Granatens. Musei. 
Andersson: Monographia Salicum. Holmise 1867. Pars 1. 
Mittheilungen der naturforseh. Gesellsch.. in Bern nr. 603—618. 
Bern 1867. 
Jahresbericht des Mannheimer Vereins für Naturkunde 1867. 
Actes de la Soeietfe Helvetique d. se. nat. reunie 2 Neuchsaiel. 
50. Session. Compte-rendu 1866. 
Transactions and proceedings of the royal. soc. of Vieteria. Part. ı 
Vol. VOL Melbourne. 


{2 


. M. B. du Mortier: Monographie des Roses de la flore Beige. Gand 


1867. 


. — Analyse des familles des plantes. Tour nay 1829. 


— Monographi® des ronces de la flore Belge 1863, 


. Annales des sciences nat. - Botanique. Paris. Oct. — Dec. 1866. 
. Grisebach: Catslogus plantarum Cubensium. Lips. 1866, N 


J. Haast: Report on the Headwaters of the river Rakaia. Mit 20 
chromolithogr. Tafeln. Christehurch 1867. 4°. 


. Klatt, Dr. F. W.: Cryptogamenflora von Hamburg, 1868. 
. Laban, F. C.: Gartenflora für Norddentschland. Hamburg 1867, 
. Rebenhorst, L: Flora Europae Algarum. Sect. III. Lips. 


1863. 


. Willkomm, Dr. M.: Die mikroskopischen Feinde des Wal 


des. 2. Heft. Dresden 1867. 


. Bryologia javanica. Lugd. Bat. 1867. fasc. 5557. 
. Fries, Th. M: Botaniska Notiser för är 1865. n. 7-10. 1866 1-10, 


1867 1—5, 


. — Lichenes Spitsbergenses. Stockholm 1867 aus kgl, sch. Akad. 


Handlingar Bd. 7. nr. 2. 


[ 


Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauer’schen Buch- 


druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Kegmebusg, 


he 


FLORA. 


D 


BRegenshurg. Ausgegeben den 11. Februar. 1868. 
. Mit Halbbogen 11 (Schluss) des Repertoriums für 1866. 


Inhalt. Freundesstimmen über Karl Schimper. — Carl Hasskari: 
Bemerkungen über einige indische Pflanzen. — Dr: Münter: Die Rohstoffe 
und Fabrikate aus Palmen auf der Pariser Weltausstellung im Jahre 1867. — 
Personalnachriehten, j ° " 


‘ Freundesstimmen über Karl Schimper. 
IL. Von Melchior Meyr. 


Die Bezeichnung „Genie“ wird heutzutag oft missbraucht 
und zumal im artistischen und literarischen Feld gar zu gerne 
Demjenigen gespendet, der mit Keckheit übertreibt und originell 
ist auf Kosten der Wahrheit. In Karl Schimper habe ich immer 
ein echtes Genie schen müssen. Er war. zugleich Forscher und 
Denker, ebenso begabt, Möglichkeiten sich vorzustellen, wie die 


Wirklichkeit zu studiren bis in ihre feinsten Ausführungen hinab. 


Weil er dachte, suchte er; weil er suchte, fand er. Meiner Ueber-: 
zeugung nach gehörte Schimper zu den originellsten Menschen, 
die in der Sphäre des Geistes jemals aufgetreten sind. Uner- 
schöpflich an Ideen war er zugleich ein unermüdlicher Beobachter. 
Er strebte immer nach Neuem; wenn er es gefunden hatte, wieder 
nach Neuen — und so weiter ohne Aufhören. Das war seine 
Freude, seine Ehre, — aber auch sein Unglück. 

Mir kommt es nicht zu, seine Leistengen als Naturforscher 
charakterisiren zu wollen. Aber Eine Bemerkung kann ich nieht 
unterdrücken. Gewisse blosse Empiriker, d. b. Männer, die 
Forscher sind, ohne im höhern Sinne des Wortes Deuker zu sein, 
warfen Schimper vor, dass er in der Natur gesehen, was er habe 
sehen wollen, — dass er in sie seine Vorstellungen hineinge- 

Flora 1868, 2 


18 


iragen habe. Dem gegenüber n.uss ich anführen, dass Schimper 
als Forscher immer die Beobachtung acceentuirte, und dass es 
in seinem Mund ein schwerer Tadel war, wenn er von Jemand 
sagte: er kenne die „Würde der Beobachtung“ nicht. That- 


‘, sächlich hat er durch den Scharfblick, womit er Naturerscheinungen, 


die Andern entgangen waren, in ihrer Eigenthümlichkeit sah und 
nachwies, seine Freunde und Fachgenossen immer wieder in 
Erstaunen versetzt. Allerdings richtete er seine Forschung auf 
das Ganze des Gegenstandes; er begnügte sich nicht, das Aeus- 
sere der Dinge darzulegen, er suchte die innern bewegenden 
Kräfte, die Gesetze der Entwicklung zu erkennen und das äusserlich 
Beobachtete auch wirklich zu erklären. Das ist neuerdings 
einer Richtung, wo man die blossen Thatsachen allenfalls mit den 
nächsten Ursachen aufzuweisen strebt, gewichen und in Misseredit 
gekommen. Aber nur beide Bestrebungen zusammen führen zur 
‚wahren, vollen Erkenntniss; darum wird und muss die jetzt 
zurückgesetzte mit der Zeit wieder emporkommen, und dann 
glaube ich, wird auch die Thätigkeit Schimpers erst ihre voll- 
gerechte Würdigung erfahren. Phantasiebilder für wirklich aus- 
zugeben, das war nicht der Fehler Schimpers! Der tragische 
Zug, der ihn zu werden verhindert hat, was er hätte werden 
können, lag wo anders. Er konnte und wollte nur geistig vor- 
wärts gehen; seinem Drange folgend ist er gegangen und ge- 
gingen — und hat endlich seine Verbindung mit der Welt verloren. \ 

Jakob Grimm hat einmal gesagt: „Wenn ich meiner wahren 
Neigung folgen wollte, so würde ich das Erforsehte nicht dar- 
stellen, sondern nur immer weiter forschen.“ Der grosse Philologe 
besass die Kraft, seiner Leidenschaft Einhalt zu thun und das 
Erforschte gleichwohl darzustellen. Schimper hatte diese Kraft 
nicht. Er hatte nicht den Willen, nicht die Ausdauer des Willens, 
nach dem Vorwärtsgehen auch wieder rückwärts zu gehen, das 
auf dem zurückgelegten Wege Gefundene aufzunehmen und für 
die Welt im Zusammenhang darzustellen. Gewiss ist er auch 
durch äussere Geschicke davon abgehalten worden! Aber hätte 
er den rechten Willen gehabt, er würde sich die Aufgabe immer 
wieder gestellt und ausdauernd sich in die Lage gebracht haben, 
sie lösen zu können. . 

Ja, er war ein Genie, der Forscher und Denker Karl Schimper — 
in dem verhängnissvollen Sinne des Wortes! Er war zu sehr 
Genie: das hat ihn auf Abwege geführt, — auf Abwege des 
Geistes! Weil er in gewissem Sinn konnte, was er wollte, so 


. 


en > 


. unseres Neides würdig erscheinen. 


19 


that er auch, was ihm gefiel, und er unterliess, was er gleichfalls 
hätte wollen sollen. Sein Mangel war, dass er seiner wissen- 
schaftlichen Neigung folgend, keine Pause machte, um seine 
wissenschaftliche Pflicht zu erfüllen. _ Er konnte sich’s nieht abge- 
winnen, der Welt zu dienen, wie doch grosse Genien ihr gedient 
haben; er verschmähte, auch ihren gerechten Wünschen entgegen- 
zukommen — und so hat er endlich einsam gelebt und ist einsam 
gestorben. Eine einzige Fähigkeit noch zu den vielen, die er 
besass,, — die Fähigkeit der Selbstüberwindung — und sein 
Name wäre einer der gefeiertsten unsrer Zeit geworden! Dieser 
Fähigkeit entbehrend hat Schimper einen einseitig geistigen Lauf 
genommen, aber in ibm doch hoch bedeutende, nachhaltige Wir- 
kungen geübt. In den schönsten Jahren seines Lebens — in 
München — hat er der Wissenschaft unverlierbare Besitzthümer 
errungen und .dureh Wort und Beispiel ausserordentlich viele 
Anregungen gegeben. Was er in spätern Jahren als Naturforscher 
leistete, würde sich gewiss als ein ähnlicher Gewinn erproben, 
wenn: es durch ihn zur Darstellung gebracht, ja vielleicht nur 
durch Schüler festgehalten worden wäre. Ob sich in seinem 
Nachlass Aufzeichnungen finden, die seine weitern Funde fruchtbar 
zu machen geeignet sind, steht dahin. Allein das Wahre, das 
ein productiver Kopf in sich erkannt hat, findet der weiter- 
schreitende Menschengeist immer wieder; dann erfahren auch die 
fragmentarischen Erwerbungen des ersten Entdeckers ihre ge- 
bührende Würdigung und die Wissenschaft gibt ihm einen Platz 
unter ihren Propheten. 

Wir dürfen hier Eines nicht übersehen. Der prodactive 
Kopf arbeitet nicht nur für die Welt, sondern auch für sich. 
Wer mehr für sich als für die Welt arbeitet, der muss es büssen. 
Aber was er seinem Geist gewonnen hat, das bleibt sein Eigen- 
thum; und in diesem Betracht könnte mancher, dessen äusseres 
Geschick unser Bedauern herausfordert, bei näherem Zusehen 

Schimper war eine universal angelegte Natur. Er konnte 
nicht nur Eines, nicht nur Mehreres — sein Geist war auf das 
Ganze gerichtet. Von Haus aus Botaniker, wurde er Naturfor- 
scher und übte seinen Scharfsinn an den Problemen verschiede- 
ner Felder. Auch das genügte ihm nicht; er strebte den allge- 


“meinen Grund und den Zusammenhang der Dinge zu erkennen 


und die Gebiete, auf deren besondere Gultur er sich gewiesen 


sah, mit dem Gaszen zu verknüpfen. Sch. war ein philosophi- 
3*r 


20 


scher Kopf; und zwar stützte er sein Denken eben auf das natur- 
wissenschaftlich Beobachtete und Erkannte. Zuhörer Schellings 
und persönlich mit ihm befreundet, schätzte er den grossen Den- 
ker auf’s Höchste; aber er folgte seiner Lehre frei und stellte 
ihr. in verschiedenen Theilen seinen Widerspruch entgegen. Die 
Hauptwerke von Hegel, Baader und Krause studirte er im Zusam- 
menhalt mit Schelling, und ich erinnere mich eines Vortrags, 
wo er die speeifischen Verdienste eines jeden dieser Philosophen 
zu charakterisiren und zu werthen suchte. Auch als Denker hat 
Sch. viel mehr Einsichten erlangt, als er der Welt bekannt ge- 
geben. Nur in kleinern Aufsätzen, die vielleicht wieder verloren 
gegangen sind, und in Dichtungen hat er einen Theil davon 
ausgesprochen. 

Denn dieser Naturforscher und Denker war auch Poet ! Sub- 
Jeetiver Poet: Lyriker, Gnomen- und Lehrdichter! Und ein Poet 
im schöpferischen Sinne des Wortes, obschon in seiner eigensten 
Art, welche hie und da zur Unart ausgeartet ist. Die „Gedichte“ 
Schimper’s gehören zu den Büchern, für welche eine gerechte 
Anerkenunng noch aussteht. Ein geistvoller Mann hat, nachdem 
er sie gelesen, über den Auter gesagt: „Der macht, was er will!“ 
In der That, eben diesen Eindruck empfangen wir von ihnen, 
und Licht und Schatten sind damit angedeutet. Im Grossen und 
Ganzen tragen die Schimper’schen Gedichte den Charakter des 
freien geistigen Spiels. Mit erstaunlicher Leichtigkeit bewegt 
sich der Poet in allen Formen und Metren. Er wollte sich in 
allen versuchen; er wollte, sie erfillend, Herr darüber werden 
und sie begreifen und die eigenthümliche Macht einer jeden zur 
Wirkung bringen. Zum echten Gedicht gehört aber ebenso 
das Herz wie der Kopf, ebenso das leidenschaftliche Leben wie 
das Licht. Wenn Sch. nun aus tieferä, gründlich heiterm und 
ernstem Gefühl herausgesungen hat, dann sind ihm treffliche, 
sinnvolle, anmuthige, ja rührende und ergreifende Lieder ge- 
glückt. Wenn ilin wuchtiger geistiger Gehalt erregt und ihn zur 
Darstellung gedrängt hat, da entstanden Gedichte voll Mark und 
Schwung; und wenn er seinen Humor gewähren liess, kamen 
rein erfundene Spiele des Witzes zum Vorschein. Aber der 
herrschende Geist wird nicht selten herrisch; ihn reizt ein ba- 
rocker Einfall, und ohne irgend nach den Gefühlen des Lesers 
zu fragen, legt er ihn mit grausamer Gründlichkeit auseinander; 
die Leichtigkeit, womit er sich ausdrückt, verleitet ihn, rein 
subjective Beziehungen in Reime zu bringen, die einen Unein- 


2 


geweibten nicht interessiren können; und.so schadet er. den le- 
bensvollen Erzeugnissen durch Produete, die er willkührlich in’s 
Dasein gerufen hat und deren einzelne (denn er war auch hierin 
gross!) eine heroische Geschmacklosigkeit zur Schau tragen. 
Eben sie hat num auch kritische Tadelsucht hervorgehoben und 
damit das ganze Buch discreditirt, so dass die guten und sehönen 
Ergiessungen niemals zu ihrer Wirkung gelangen konnten. Es 
ist eine Aufgabe, die besten und gelungensten dieser Gedichte _ 
dem Publikum in neuer Znsammenstellung zu bieten. Vielleicht 
wird es mir so gut, dem Andenken Schimpers diesen Dienst 
leisten zu können. 

Ich muss enden, obwohl ich noch so Vieles zu sagen hätte. 
Für mich war es ein glücklicher Moment, als am Anfang der 
dreissiger Jahre ein Münchner Studiengenosse, dem ich von 
meinen eigenen Bestrebungen erzählte, mich auf Schimper auf- 
merksam machte und bald darauf ihm zuführte. Wir befreun- 
üeten Uns rasch und lebten Jahre lang in regem geistigem Ver- 
kehr; freilich so, dass er, der Aeltere und in seiner Art Fertige, 
die Rolle des Lehrers, des Rathgebers und nicht "selten des 
unbarmherzigen Kritikers übernahm und durchführte. Schimper 
hatte etwas Gebietendes in seinem Wesen, zurCollegialität besass 
er wenig Anlage; darum sammelte er gern einen kleinen Kreis 
um sich, dessen Haupt er war. Als solches anerkannt und geehrt, 
konnte er von grösster Licbenswürdigkeit sein; und gesellige 
Zusammenkünfte hat er nicht nur durch Mittheilungen aus dem 
Schatze seines Wissens geadelt, sondern durch seinen Humor und 
sein originelles Wesen wieder und wieder erheitert. Wie lehr-" 
reich war -es, ihn auf seinen Ausflügen zu begleiten! Wie oft 
hat er das Wirthshaus zum Auditorium gemacht! Wenn er zu- 
weilen durch seine scharfe Manier unter andern auch meine 
Geduld in Anspruch nahm oder erregte Ungeduld zu kleinen 
Conflicten führte, so muss ich doch die Bekanntschaft mit diesem 
-Manne zu den Geschicken rechnen, die auf meine Ausbildung 
den grössten Einfluss geübt haben.® Ich hoffe von ihm und dem 
Kreise, dessen Seele er war, noch ein ausgeführteres Bild geben 
und so den Dank abtragen zu können, den ich ihm schuldig 
geworden bin. Sehen wir über einiges Menschliche hinweg, so 
ist Schimper eine Persönlichkeit, an die jeder, der ihr näher 
getreten, mit Bewunderung und Liebe zurückdenken wird. 


22 
IL Von Dr. Math. T rettenbacher, pr. Arzt in Münehen, 


Es war im Jahre 1928, dass Alexander Braun und Louis 
Agassiz aus Heidelbeig an die Münchener Universität kamen, um 
dem Studium der Naturwissenschaften obzuliegen, zunächst aber, 
um die Vorlesungen des Geheimen Rathes von Schelling zu be- 
suchen, der hieher berufen war. 

Sie wohnten in der Findlingsstrasse Nr. 7 ebener Erde, in wel- 
chem Hause Hofrath Döllinger im ersten Stocke wohnte, und da ich 
als Studiosus medicinae häufig zu Döllinger kam, und auch Braun und 
Agassiz mit Döllinger verkehrten, so lernte ich sie näher kennen, 
und bald hatten wir uns so befreundet, dass wir sofort unzertrennlich 
waren. Karl Schimper kam erst ein halbes Jahr später hier an, 
sehnlich erwartet und durch wiederholte Briefe gerufen. Mit 
seiner Ankunft erst begann ein reges wissensahaftliches Leben 
und Treiben im kleinen Kreise der F reunde, um den sich noch . 
einige andere junge strebsame Männer gesammelt, wie der 
Studiosus medicinae Schultz aus Zweibrücken und Michahelles 
aus Nüruberg, Studiosus theologiae Berger aus Gars am Inn, 
und Andere, welche ‚letztere Beide aus Liebe zur Naturwissen- 
schaft und um hierauf bezügliche Studien machen zu können, 
sich später der Expedition nach Griechenland unter König Otto, 
der Eine als Militärarzt, der Andere als Feldgeistlicher ange- 
schlossen, aber einen frühzeitigen Tod im fremden Lande ge- 
funden hatten. 

Der belebende Mittelpunkt der kleinen Akademie, wie man 
diesen kleinen Freundeskreis nannte, war aber Karl Schiimper. 

Hier wurden nun vor Allem aufs Eifrigste über das Leben 
der Pflanzenwelt Nachforschungen angestellt. Es wurde über die 
Entwicklung der Blätter , über ihre Bedeutung und ihr gegen- 
seitiges Verhältniss, wie über die Entwickelung der ganzen. 
Pflanze geforscht, es wurden unter mübsamen Versuchen und 
mehrere Jahre fortgesetzten Arbeiten naeh und nach die Blatt- 
stellungsgesetze aufgefunder®und nach mathematischen Gesetzen. 
festgestellt. Dabei wurden fortwährend botanische Excursionen 
in die Umgebung von München, und während der Ferien in die 
benachbarten bayerischen Alpen, auch nach Salzburg, nach Ga- 
stein, nach Heiligenblut, zum Grossglockner und Pasterzengle- 
tscher etc. gemacht, um Pflanzen zu sammeln und die Herbarien 
zu bereichern, namentlich aber um aus den mit Schimpers Falken- 
augen erspähten Abirrungen und Fehltritten der Natur Blicke in 


# 


23 


das geheime Lebensgetriebe der Pflanzenwelt zu thun und die 
Lebensgesetze zu erforschen. 

Aber nicht blos in der Betrachtuug des Pflanzenorganismus 
zeigte sich K. Schimper als ein wahrer Hellseher und Goldgräber, 
sondern wohin er immer seinen Scharfblick richtete, zeigte er 
seine Genialität. Ich erinnere mich noch recht gut, wie wir bei 
einer Excursion im Walde oberhalb Starnberg um einen der dort 
häufig’sich findenden erratischen Blöcke gelagert, und der Grüit- 
huisenschen Erklärung ihres Hiehergelangens gedenkend, aus 
seinem Munde sogleich die Erklärung. einer Eiszeit vernahmen, 
in Folge welches Gespräches und fortgesetzter weiterer Betrach- 
tungen über diesen Gegenstand Agassiz in spätern Jahren seine 
umfangreichen Beobachtungen über die Gletscher der Schweiz 
anstellte. 

In gleicher Weise ging von Schimper in Folge der Betrach- 
tung der reichen Sammlung von Fossilien der kgl. Akademie die 
Anregung zum Werke über die vorweltlichen Fische aus, das 
Agassiz bearbeitet hat, nachdem, um Anhaltspunkte der Verglei- 
chung und zur sicheren Bestimmung der Genera zu erhalten, 
Schimpers Bruder, Wilhelm Schimper aus Karlsruhe, eigens hie- 
her berufen worden war, zur kunstreichen Darstellung einer gan- 
zen Sammlung von Fischskeleten. Dieser Wilhelm Schimper war 
eben so gewandt und genial im Technischen, wie sein Bruder 
in der geistigen Sphäre. Er hat dann als Naturforscher und 
Pflanzensammler Reisen nach Algier, und später nach Abyssinien- 
gemacht, wo er als Statthalter einer kleinen Provinz wahrschein- 
lich schon vor einigen Jahren gestorben ist, da Schreiber dieser 
Zeilen, mit dem er im Briefwechsel stand, seit mehreren Jahren 
keine Nachrichten mehr erhielt, nachdem er in seinem letzten 
Briefe die Befürchtung vor Erblindung ausgesprochen hatte. 

So hat Karl Schimper anregend und geistig belebend nach 
jeder Richtung hin auf seine Umgebung in höchst wohlthätiger 
und nachhaltig segensreicher Weise gewirkt. 

Nachdem nun das System der Blattstellung der Pflanzen zu- 
nächst von Alexander Braun, dem gegenwärtigen Direktor des 
botanischen Gartens und Universitätsprofessor in Berlin mit 
Fleiss und Sorgfalt, durch klaren Geist und tiefes Eingehen in 
Schimpers Gedanken und Ideen vollkommen geordnet und fest- 
gestellt worden war, hielt Schimper sofoıt Vorlesungen (Privat- 
vorträge) darüber, und sammelte einen kleinen Kreis von Zu- 
hörern und Schülern um sich, unter denen nicht bluss Aerzte 


24 

und Naturforscher, wie ich mit meinem Bruder Carl Tretten- 
bacher, der auch bereits 1854 als Arzt in Russland gestorben ist 
und der Botaniker Sendtner sich befanden, sondern auch Philo- 
logen, Dichter, Philosophen, wie der Orientalist Prof. Dr. Müller, 
der Dichter Melchior Meyr u. dergl., der jetzige Universitäts- 
professor Mayer in Würzburg ete.. und noch manche andere geist- 
reiche junge Männer, die in der Richtung ihres Lebensganges 
dem genialen Manne gar Vieles zu verdanken haben. 

Däs waren schöne Tage des heitersten und erfolgreichsten 
Wirkens, an die man immer mit inniger Freude und herzlichem 
Dank gegen den Meister zurückdenkt. 

Schimpers reger Geist liess es aber auch dabei nicht be- 
wenden, es trieb ihn noch auf gar manches andere Feld seiner 
Thätigkeit. Waser anblickte, bekam bei ihm Lebensbedeutung. Die 
Betrachtung eines Kiesels führte ihn auf die Wirkung der Bewe- 
gung des strömenden Wassers (Rhoologie), in seinem letzten klei- 
nen Brochürchen wollte er das Geheimniss gefunden haben, durch 
Wurzelfasern die einfachste und reichste Vermehrung der Pflan- 
zen zu bewirken ete., und zu seinem Vergnügen erging er sich 
endlich auch in den blumigen Gefilden der Dichtung, so dass 2 
Bände Gedichte von ihm erscheinen konnten. (Gedichte von Karl 
Schimper. Erlangen, Enke 1840, u. G. von K. Seh. 1840— 1846. 
Mannheim. Hoff 1847). Eine Menge kleiner Flugblätter ausser- 
. dem noch zeugen von der unermüdlichen Thätigkeit seines Geistes. 

Den Naturforscher-Versammlungen wohnte er in der Regel 
bei und hielt dabei Vorträge. 

Wenn ich nicht irre, so war es im Jahre 1839, dass er von 
München nach Schwetzingen übersiedelte, um mehr in der Stille 
fortzuwirken. 

Schade, dass ihm der praktische Lebenstakt und der Sinn 
für Oekonomie fehlte, wodurch er sich seine ganze Lebensstel- 
lung verdorben hat, was leider bei genialen Menschen so häufig 
vorkommt. Wie viel weiter und segensreicher noch wäre aus- 
serdem seine Wirksamkeit gewesen. Doch hat er des Guten, 


Schönen und Nützlichen auch so geuug gethan. Sein Andenken 
sei gesegnet! 


Sogar 


ze ” 


25 


Bemerkungen über einige indische Pflanzen. 
Von Carl Hasskarl. 


Vor einigen Wochen sandte mir Hr. Dr. Hohenacker zwei 
Sammlungen unbestinmter Pflanzen, um deren Bestimmung er 
mich ersuchte; davon waren 26-27 aus dem Himalaya - Gebirge, 
gesammelt von Frau Missionar Fuchs; sodann 44 Pflanzen, 
deren Ursprung ihm unbekannt ‘geblieben war und von welchen 
er vermuthete, dass es indische Pflanzen wären. Letztere 
Vermuthung scheint mir auch die richtige, doch ist aus der Be- 
stimmung derselben nicht genau ersichtlich, aus welchen Theilen 
Indiens sie sein dürften, vorausgesetzt, dass man einen heissen 
Landstrich als sicher angenommen hat, wie die Pflanzen klar be- 
weisen. . Es, befinden sich einige darunter, die — wenn ich mich 
in der Bestimmung nicht irre — wohl auf die Philippinen als 
Vaterland hinweisen; doch möchte ich der Mehrzahl der Pflanzen 
halber ‚eher der Ansicht huldigen, dass selbige dem Tieflande 
Indiens am Fusse der Nilgherrys oder ähnlichen Standorten ent- 
nommen sein dürften. Allerdings befindet sich auch ein Reprä- 
senfant Südamerika’s: Myrospermum frutescens Jeq. dabei, doch 
könnte diese officinelle Pflanze wohl auch aus einem indischen Gar- 
ten genommen sein. Leider waren unter diesen im Allgemeinen 
nicht sehr sorgfältig gewählten Exemplaren manche so umvoll- 
ständig aufgelesen, dass ihre Bestimmung nicht möglich wurde; 


. doch lieferten mir manche andere auch Gelegenheit zu interes- 


santen Bemerkungen, die ich hier dem geneigten Leser nebst 
dem Verzeichnisse dieser Sammlungen selbst zur gütigen Beur- 
theilung anbiete. " 


Plantae indicae. 
1. Unkenntlich. — 2. Desgl: — 3. Gaertnera edentata Boj.? 


‚ohne Früchte — 4. Unkenntlich. — 5. Ternstroemiacea. — 


6. Greenia Wightiana wn. — 7. Sauravia sp. — 8. Tristel- 
lateia australasica A. Rich..? ohne Blüthe. — 9. Ardisia (Ba- 
dula) rostrata Hsskl.’). — 10. Gamopetala. Blüthen sehr un- 
vollständig, — 11. Euphorbiacea? — 12. Eugenia (Syzygium) 
parviflora Wght.?2 — 13. Eu. bracteolata Wght.? — 14. Urota- 
laria fulva Rzb. — 15. U. Notonii W. A. — 16. U. alata Rab. 
frm. angustifolia Hsskl. 2). — 17. C laburnifolia L. — 18. C. ver- 
rucosa L. — 19. Flemingia congesta Rzxb. — 20. Indigofera tinc- 
toria L. @. macrocarpa DC. — 21. I. hirsuta L. — 22. I. viscosa 


26 


Lam. — 23. Tephrosia purpuren Prs. B. W. A.— 24. T. candida . 
DU. — 25. T. villosa Prs. — 26. Acschynomene javanica Miq. -- 
27. Desmodium (Dendrolob.) Cephalotes Wi. — 28, D. heterocar- 
pum DU. a. majus Hsskl.— 29. D. h. ß. minus Hsskl.— 30. D.(Hete- 
roloma polycarpum DC. — 31. Derris (Brachypterum) (scandenti 
W. A. afl.). — 32. Desmodium (Pteroloma) triquetrum W. 4. 
ß. humile Hsskl. — 33. D. (Pleurolobium) gyrans DO. — 34. D. (He- 
teroloma) latifolium DO. — 35. Flemiugia strobilifera R. Br. 
-—— 36. Uentrosema cuspidalum Hsskl. ®). — 37. Rhynchosia medi- 
caginea DU. W. A. (rhombifolia DU.). — 36. Teramnus labialis 
Sprng. — 39. Rhynchosia Friedericiuna DU.? — 40. Tephrosia? 
(ohne Frucht nicht bestimmbar. — 41. ‘Dalbergia (Dalbergaria) 
arborea Rih. ß. glabrifolia Hsskl.*) — 42. Lonchocarpus oxYy- 
carpus DU.?°). — 43. Galactia tenuiflora W. «. oblongifolia 
WU. — 44. Myrospermum frutescens Jeq. \ 


Himalaya-Pflanzen. 

1. Ohne Blüthen und Früchte, vielleicht Quercus ? — la. Pa- 
nicum Benjamini Stdl.—. 2. Fagopyrum cymosum Men. — 3. Ru- 
mex hastatus DDon. — 3a. Daphne papyracea WU.— 3b. Aula 
(Aster Don.) aurea Hsskl.“). — 36. Myriactis Wallichii Less. 
— 4. Calimeris flexuosa Boyle. — 4a. Gnaphalium ramigerum 
DU. — 5. Antennaria Timmua Don. — 5a. Galium subtrifidum 
Iinwdt.”). — 5b. Brunella vulgaris L. a. hispida Bath, — 56. 
Micromeria graeca Bnih. — 6. Plectranthus striatus Bnth.®). — 
6a. Cuscuta (Callianche) reflexa Rab. a. grandiflora Englm.”) — 
6b. Leptacanthus Walkeri Nees '"). — T. Peristrophe speciosa 
Nees. — 7a. Vitis tenuifolia W. A."). — 7b. Hedera Helix L. 
— Tec. Oornus oblonga WÜ.?). — 3. Ulematis connata DO. — 
8a. Thalictrum rostellatum Hook. Thms.? bloss T Blatt, und 
Bönninghausenia albiflora Rehb. '*). — 8b. Uamellia Thea , Bnth. 
Hook. ß. strieta. — 8c. Geranium grandiflorum Edgew. '%). — 


8 d. Potentilla nepalensis Hook. '). — 9. Deeringia baccata 
Mog. '*). 


Anmerkungen. 

') 9. Ardisia (Badula) rostrata Hsski. Diagn.: Foliis bre- 
viter petiolatis obovatis basi euneatis (18—30 long., 9—11'” 
lat.) subtus dense punctatis (nec pellucide-), paniculis axillaribus 
tennibus contractis, quam .Petioli longioribus, folia dimidia longis 
(9—15*), cum bracteis Jinearibus calycibusque asperulo-glandu- 


‘27 


Iosis, pedicellis quam bracteae paulo longioribus, quam flores 
brevioribus patentibus, fruetigeris patentissimis, calycis laciniis 
patentibus eciliatis, corollae laciniis ovatis acutis calyeinas duplo 
superantibus erectis glabris, fructibus piluliformibus minutis, stylo 
persistenti et stigmatis lobulis apiculatis. — Habitu  aliquot A. 
rhomboideae W ght. Ic. 1213 accedens. 

3).16. Crotolaria alata Rxb. forma angustifolia Hasskl. 
Diagn.: Foliis lineari-oblongis aeutis (11,.—2” longis, 35 
latis). 

) 36. Uentrosema cuspidatum Hsskl. Diagn.: Volubile 
glabriusculum, foliis pinnato-trifoliolatis, foliolis ovato-oblongis 
acntis stipellatis, pedunculis axillaribus petiolo longioribus, foljd 
brevioribus, paucifloro-racemosia, ad pedicellos bracteatis, bräcteis 
ovatis acutis nervosis, dein deeiduis, calyeis laciniis subulatis, 
fructum lateraliter sustinentibus, legumine anguste lineari, apice 
longiter euspidato oo-spermo, seminibus compressis. — B. sea- 
‚briusculo Hsskl. (pint. Jav. rar. 377) valde aecedit, pariter Do- 
licho unifloro et riliato W..A. (Prdr. I. 248, 766 et seq.). 

*) 41. Dalbergia (Dalbergaria) arborea Rxb. P. glabrifoltu 
Hsskl. — cf. DC. Prdr. II. 417. 12, ubi foliola 17—25 laudan- 
tur; — D. frondosa Rxb., quam Mignelius (Flor. Ind. Bat. I. ı 
133. 13) euım hac specie conjunxit, foliolis 4—8 (vulgo 5-—6) 
utringue tantum gaudet; — inter D. stipulaceam Rxb. et D. 
ferrugineam collocanda. 

») 42. Lonchocarpus oxycarpus DE.? — Etsi fructus desint, 
tamen Lonchocarpo Knth. adseribam hancce plantam ob calyces 
campannlatos truncatos, dentibus 5 subulatis, infimo longiori et 
flores. — An species citata jure huc pertineat? 


Plantae Himalayae montium. 


9%) 3b. Inuıla aurea Hsskl. Aster aureus Don Nep. a Neesio 
(Ast. 238) Diplopappi forsan species habetur, sed jam primo ad- 
spectu nostra planta pappo simplici pariter ac ligulis eum disco 
concoloribus flavis distineta est (cf. DC. Prdr. V. 275; Msn. Gen. 
1. 185); pariter Chrysopsis Nutt. (DC. 1. c. 326; Msn. 1. c. 187) 
pappo dupliei distinguenda. Stendel (Nomencl. I. 153) speciem 
Donianam Solidaginem auream dieit, sed (l. ec. II. 608) inter So- 
lidagines hanc hand enumerat. — Inter species hujus generis 
Sectioni Virguureae erectae equidem 8. lithospermifoliae accederet 
nostra, ni antherae in nostra bisetosae reperientur; eam ob cau- 


28 


sam sectioni: Limbarda juxta J. nervosam Wil. (DU. 1. c. 471. 39) 
adscribam. 

?) 5a. Galium subtrifidam Rnwdt, — Fructus in "nostro 
autem granulati.(eocco altero saepe abortiente) reperiuntur, inde- 
que ad $. 4. Coccogalia (DC. Prdr. IV. 602) ducenda species; an 
potius sectionis 12. Euaparines (l. c. 607) ? ibique G. saccharino 
valde accedens. — @. acıltum Edgew. (Wlp. Rprt. VI. 699. 7) 
maxime aecedere videtur, discerepat autem caulibus glabris, dum 
nostrum in caule, ramis foliisque retrorsum scabriusculum ad- 
pareat; — G. parviflorum Don (Nep. 133. 2), a Sprengelio (Syst. 
Veget. cur. post. 39) nostro proximum dietum, differt: foliis lan- 
ceolatis pilosis, fructibus laevibus. et caule tomentose. — (Gr. qas- 
perifolium WI. (ef. R. S. S. V. Mnt. III. 169, 58a) differt habitu 
robustiori, caulibus villosis, foliis retusis supra scabris, costis 
‚ margineque hispidis, panieulis gracilibus elongatis germineque 
glabro. — Nostra planta sieca Asperulam odoratam redolet. 

°) 6. Plectranthus striatus Bnth., species intermedia inter 
P. Gerardianum et P. striatum, priori magis foliorum forma (in 
specimine nostro valde incompleto) huie pube accedens;: jure 
forsan (monente ipso Bentham) haec speeies cum binis .antece- 
dentibus (apud DC. Prär. XII: 56. 6-8.) in-unam polymorpham 
unienda erit! 

») 68. Cuscuta (Cullianthe) reflexa Rxb. &. grandiflora 
Englm. — supra Plectranthum graciliflorum Bnth. — Semina 
in fruetibus nunc solitaria et tum minus angulata reperiuntur. 

10) 6b. Leptacanthus Walkerı Nees. — Valde accedunt: 
‚Goldfussia Dalhousiana Nees et @. pentstemonoides Nees (DC. 
Prär. XI 174. 14 et 175. 16), quae utraque potius ad Lepiacan- 
thum revocanda erit. ® 

ı) 7a. Vitis tenuifolia W. A. — specimen sterile, valde ac- 
cedens V. lanceolariae WI. (W. A. Prar. 1. 128. 424); opponunt 
autem sec. Roxburgh (R. S. Syst. Veg. Mut. -IIL, 245. 27°) 
eirrhi nunc ultra medium bifidi in specim. nostro, foliola haud 
lanceolata utringue attenuata, sed intermedia rhombea subelliptica 
acuta, lateralia magis obovata acuta aut obtusa; murice hrevi 
terminata, nec quoque utrinque nitida, multo‘ minora, petioli 
glabri, 'stipulae haud conico-lanceolatae sed subcordato-oblongae 
acutae erectae scariosae. — cf. Mig. Annales Lgd. Bat. L 78.10. 
— Inter species Wightianas (W. A. Prdr. I. 129. 428) nulla af- 
finior habenda, et si.re vera Üissus acutifolia Poir. (Encyel. 
Sppi. I. 106. 23) huc referri posset, certe descriptio Poiretii 


29 


:nostram valde quadrat, exceptis tantum -foliolis ternis rami juve- 
nilis. .V. aurieulata Wil. (W. A. l. c. 427) pube, stipularum 
forma, foliolis (Wght. Icon. ‘tb. 141) digitatis, subito breviter acu- 
minatis, subtus pubescentibus differt. V. capreolata Royle (Wip. 
Rprt. I. 439. 21; Don Nep. 188. 1.) foliolis ellipfieis subtus pu- 
‚bescentibus (ex Don ovalibus utringue attenuatis) differre videtur. 

12) 7 c. Cornus oblonga W11. — Folia autem haud uti Don 
‚ (Nep. 140) habet, sunt pubescentia; ef. DC. Prär. IV. 272. 3. — 

Nostra ad seetionem 5 Bnth. Hook. Gen. I. 950 pertinet. 

13) 8a. Bönninghausenia albiflora Rehb. (una cum folio ra- 


dieali [ut dieunt] TAalietri rostellati Hook. f. Thms.?). — Folia‘ 


summa 3-foliolata, bracteae usque ad summas panieulae ramifiea- 
tiones persistentes foliola lateralia foliorum decompositorum sub- 
acquantes, sensim diminwtae, uti' foliola (haud integerrima, sed) 
obsolete erenatae, pellucide et in pagina inferiore elevato-puneta- 
tae. -— Cf. Don Nep. 207. 2, herba autem glabra, nee pnbescens. 
— Podostaurus Jungh. certe huc revocandus, ejus character ge- 
nericus autem paulo mutandus. Petala longe persistentia fila- 
mentis etiam delapsis; filamenta successive evoluta, primo partim 
(nec alterna) breviora, dein aequilonga; antlierae primo subro- 
tundae, dein oblongae; germina 4 libera obovato-cuneata, basi 
attenuata et apice distantia, caeterum (medio) eonniventia, gyno- 
phoro prinmumebrevi dein sensim exerescenti ad dimidiam Gla- 
nentorum longitudinem, post anthesin petalis longiori suffulta, 
stylas post anthesin eaducus; cocci ab apiee basin versus sensim 
dehiscentes, ovati acuti, dorso coMpressiusculi, ventre leviter su- 
tura carinati, glabxi virides, glanduloso-punctati, persistentes; 
semina 5 fusca angulata, ventre carinata, ibique rhaphen gerentia. 

4) 8c. Geranium yrandiflorum Edgew. — An @. Walli- 
chianum Sweet. (DC. Prär. I. 641. 28) suffieienter distinetum ? 
— cf. Wght. Ic. 324. 

.») sd. Potentilla nepalensis Hook. — Peoliolis intermediis 
saepe obovato-cuneatis obtusis, 


KAlg Ai 


’") 9, Deeringia baccata Mig. Stigmata saepe,2! klamenta 


antheris deciduis persistentia, ante anthesin supra germen inflexa;, 
fruetus in speeimine nostro omnes eavi steriles, basi eupula fila- 
mentorum eorumque residuis plus minus cömpletis eineti; calyx 
etiam fructu delapso persistens. 

Cliviae 10. Dechr. 1867. J. C. Hasskarl. 


PR 


30 


Die Rohstoffe und Fabrikate aus Palmen auf der 
Pariser Weltausstellung im Jahre 1867. Von Professor 
Dr. Münter in Greifswald. 


Die Robprodukte und Fabrikate der principes plantarum, der 
Palmen, obschon in nicht unerheblicher Fülle von allen fünf Welt- 
theilen eingesandt und ausgestellt, hätten doch eine ungleich voll- 
ständigere Repräsentation finden können, wäre überall in der 
Palmenzone auf Einsendung der Palmenprodukte eine ähnliche 
Sorgfalt verwandt worden, wie es Seitens der brasilianischen 
Regierung, namentlich im Betreff der Carnaüba-Palme geschehen 
ist, welcher Letzteren nämlich sogar noch eine eigene Schrift 
„Notice sur le Palmier Carnauba“ !) betitelt, zur Hlustration bei- 
gegeben war, — Indessen darf und will Verf. weder sich, noch 
dem geneigten Leser einreden, dass ihm, bei der ungemeinen 


‘Fülle des anderweit vorgelegenen Materials, bei der sehr häufig 


mangelhaften oder gänzlich fehlenden Etiquettirung der ausge- 
stellten Objekte und der mehrfach unerreichbaren Höhe, in welcher 
dieselben, der Decoration halber, angebracht waren, nicht dies 
und das entgangen wäre und eine Nachlese unmöglich sei. Doch 
auch der nachfolgende torso dürfte schon eine Vorstellung von 


. dem grossen Reichthume der -aus der gesammten Pflanzenwelt 


überhaupt und der den Palmen insbesondere entnommenen Ma- 
terialien gewähren, welche der eiserne Palast des Marsfeldes und 
dessen zahlreiche Annexe während des Sommersemesters 1867 in 
sich einschlossen. ° 

Die Gruppe der Arecinae war zunächst durch ein von Lin- 
den lebend ausgestelltes prachtvolles Exemplar der Seafortkia ro- 
busta, sodann durch das weiche und nicht eben sonderlich werth- 
volle Holz der Seuforthia elegans R. Br. aus Queensland in 
Australien repräsentirt. Aus Brasilien und zwar aus der Provinz 


. Parä waren von der Provinzial-Commission die eingemachten 


Bacäbafrüchte und das Bacäba-Oel eingesandt, ein hellgrünes 
süsses Oel aus der Frucht des Oenocarpus Bacaba Mart., 
welches ebensowohl in der Lampe, als auch in der Küche, in Stelle 
des Olivenöls, seine angemessene Verwendung findet. Wahr- 
scheinlich ähnlichen Zwecken dienend, war das gleichzeitig vor- 
handene Batauä-Oel von Oenocarpus Bataus Mart. ausge- 


1) Diese Schrift von M. A. de Macedo verfasst, ist in Paris in der 
Druckerei des Kaisers 1867 in &. erschienen und umfasst 46 Seiten. 


, 3 
stellt. — Neu-Granada lieferte Wachs von der durch Hum- 
boldt! und Bonpland bereits genauer Bekannt gewordenen 
Wachspalme der Cordilleren: Ceroxylon andicola H. und B. 
— Aus den portugiesischen Besitzungen in Indien, so wie 
Seitens der ostindischen Compagnie waren eingesandt das Al- 
bumen der Arera Cntechu L. (die sogenannte Betelnuss) und 
das daraus hergestellte röthliche fette Oel, welches sich unter 
zahlreichen Oelen im portugiesischen Annexe aufgestellt fand. 
Von den ostindischen Besitzungen Englands stammten die im: 
englischen Annexe zur Aufstellung gelangten schwarzen Kittul- 
Fasern, deren Länge, Geschmeidigkeit und Zähigkeit sie so aus- 
serordentlich werthvoll für unsere moderne Säemaschine macht 
und sie unter allen Biirstenmaterialien unbestritten den ersten 
Rang erobern liess. Diese ungewöhnlich haltbaren Kittul-Fasern 
sind nach Einigen das Erzeugniss der faserreichen Blattscheiden 
der Caryota urens L., nach Andern der Zuckerpalme (Arenga 
saccharifera Labill.), jedenfalls aber doch einer Palme des süd- 
lichen Asiens resp. der hinterindischen Inseln aus der Gruppe 
der Arecinen. Schliesslich möge noch der Areca Banksii Er- 
wähnung gethan sein, welche Chantin neben andern schönge- 
züchteten Palmen im Jardin reserv& während des Augustmonats 
lebend ausstellte. 

Die Palmengruppe der Lepidocaryinae oder Leptocaryinae fand 
ihre würdige Vertretung zunächst in den schon aus der Schulzeit 
her wohlbekannten „Rohrstöckchen“, welche in der Industrie in- 
dessen unter dem Namen des Stuhl- oder Flechtrohrs (Rat- 
tans) bekannter sind und verschiedenen Arten der Gattung Ca- 
lamus ihren Ursprung verdanken. — Ü. verus W., mieracanthus 
Bl., latispinus Host, niger W.., Rotang L., rudentum Lour., 
viminalis W. u. A., in den Wäldern Cochinchina’s, theils auf den 
holländischen Besitzungen in Südasien, theils in den portugiesi- 
schen Colonien Indiens, lieferten den in der Industrie jetzt so 
viel verwendeten und wahrhaft unentbehrlich gewordenen klet- 
ternden und sich windenden Stengel, geschält und auch ge- 
spalten in den Ausstellungs-Pallast und die Annexe auf dem Mars- 


. felde, während das aus den Früchten des Calamus Draco W. 


gewonnene Drachenblut (Sanguis Draconis) weder an -dem ge- 
nannten Orte eine hervorragende Rolle spielte, noch auch in der 
‚Firnissfabrikation, wo es seine Verwendung findet. — Aus der- 


selben Palmengruppe war von grösserem Interesse die Itapalme 
Brasiliens (Mauritig flexuosa L. und M. vinifera Mart). — Beide 


. 33 


waren durch ibr hartes, gute Politur annehmendes Holz reprä- 
sentirt, dessen dunkelbragne Gefässbündel in dem. hellgefärbten 
Parenchym sowohl auf Längs- als auf Quersehnitten charakte- 
ristisch hervortreten. Auch die Nüsse derselben Palmen, unter 
den Namen Muruti, Muriti, Miriti von der Commission der Pro- 
vinz Amazonas ausgestellt, verdienten in mehrfacher Beziehung 
Beachtung. Man benutzt sie an Stelle der Urucuri-Früchte zum 
Räuchern des Coutschoue’s; gewinnt aus denselben ein fettes 
Oel und eine milchartige Flüssigkeit (Emulsion?) Muriti- 
inilch '), während der Saft des mit dem Stamme in Verbindung 
gebliebenen Kolben-Trägers einen geschätzten Wein liefert, der 
vielleicltt unter dem Namen Murici-Wein aus der Provinz Ma- 
rauhon von J. A. F. Ribeiro ausgestellt gewesen sein dürfte, 
wenn darunter nicht etwa ein Wein aus den Früchten von Byr- 
sonymu verbascifolia verstanden werden soll. Die Fasern (Ge- 
fässbündel) der .Blattstielbasen und Hüllblätter der Wedel, Mu- 
rutifasern, lieferte, in rohem Zustande und in Form von Seilen 
und Stricken, ebenfalls die Provinz Par& Die ausgestellten‘ ge- 
spaltenen und gebleichten Blätter dienen zur Anfertig.ng von 
Hüten, Matten, Körben u. s. w. In neuerer Zeit. haben die 
Muriti-Nüsse auch in Frankreich als Surrogat für animalisches 
Elfenbein Anwendung gefunden und sind als Import-Artikel zur 
Geltung gelangt. 


(Schluss folgt.) 


1) Eine solche Muruti-Milch war von Manoel iDomingos da Silva Russo 
ans Provinz Parä eingesandt worden, 


\ 


Personalnachrichten. 


Für die durch den Tod von Mettenius erledigte Professur 
der Botanik- und Direction des botanischen Gartens an der. Uni- 
versität zu Leipzig ist nun endlich Hofrath Dr. Schenk in 
Würzburg berufen worden. Derselbe hat den Ruf angenommen 
und wird die Stelle mit nächstem Frühjahre antreten. 


Redscteur: Dr. Herrich-Schäffer. Drück der F. Neubauerschen Buch- 
druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. 


N 3. 


Regensburg. Ausgegeben den 20. Februar. 1868. 


Inhalt. H. 6. Reichenbach fil.: Ephippianthus. Novum genus Or- 
ehidearum. — F. Arnold: Lichenologische Fragmente. — Dr. Münter: Die 
Rohstoffe und Fabrikate aus Palmen auf der Pariser Weltausstellung im J. 1867. 


Ephippianthus. 
Novum genus Orchidearum descripsit H.G. Reichenbach fil. 


Peraffinis Malazidi Sw. recedit columna graeili areuata apice 
utrinque angulata, anthera terminali, polliniis globosis, fovea stig- 
matieca antica ampla, labello unguiculato, utrinque aurieulato ob- 
longo ligulato ante apicem constricto obtiuso, lamellis extrorsis 
semi oblongis extrorsum 'lobulatis geminis in basi. . 

Ephippianthus "Schmidtii. Planta tenuis mollis habitu 
Cyrtostylidis ac Acianthi. Rhizoma tenue filiforme. ‚Bami basi 
tumidi in pedunculum capillarem usque spithamaeum .extensi, 
basi monophyllii. Folium- petiolatum ovatum oblongumve basi 
euneato rotundatum seu cordatum acutiusculum retinerve. Pe- 
duneulus ipse vaginis arctis acutis geminis, apice laxe racemosus 
fioribus duobus, tribus, quatuor. Bracteae hyalinae minutae ener- 
viae.apice praemorsae. Ovaria turbinata pedicellata. Sepala ob- 
longa. Tepala ligulata :retusiuscula. Labellum supra deseriptum. 
Columna supra deseripta.. Anthera depresso mitraeformis lo- 
cellig superpositis. Pollinia quaterna rotundula. Flores et folia 
illis Oyrlostylidis reniformis subaequales. 

Braeteae et sub mieroscopio ‚conspectae mihi praemorsae 
sunt. visge.. 

In insula Sachalin, inter abietina folia in humo 31. Julio 1861. 
Schmidt! (Debeo specimina benevolentiae cl. Fr. Schmidt, qui 
eiam Plalantheram (Perulariam) fuscescontem legit in eadem 

Flora 1868. 3 


34 


23 


Lich e mes og vs che Fr a g mente 
von F. Arnold. 


IV. 
(Dazu Tafel I, w:lche mit Nr. 4 der Flora ausgegeben wird.) 


An Kalkfelsen begegnet man nicht selten schwarzfrüchtigen 
Lecideen mit schwarzem Hypotheecium, welche Körber par. 
224-—227 als Stirps Lec. juranarc -passend zusammengestellt hat. 

‚In der äusseren Erscheinung zeigen diese Arten unter sich grosse 
Aehnlichkeit; bei näherer Prüfung treten jedoch verschiedene 
eharakteristische Merkmale auf, mit welchen sich ‚dieselben leicht 
und sicher unterscheiden lassen. 
region angelangt, so erblickt man als regelmässigen Bestandtheil 
der Kalkflechtenflora bis zu den höchsten Berggipfeln hinauf jene 
verhältnissnässig grossen, schwarzen Leeideen-Apothecien: bald 
scheinbar ohne allen Thallus dem Gesteine aufgewachsen, bald 
von einem aschblauen Thallus begleitet, welcher den kablen Fels 
mit Farbe belebt... 

Bisher wurde diesen Flechten noch nicht die volle Aufmerk- 
samkeit zugewendet, welche sie verdienen dürften. Schärer 
Enum. 117. 123. erwähnt L. monticola und Jurana; erstere schon 
nach der Angabe „ad saxa varia‘ verschiedene Speeies umfassend; 
letztere wahrscheinlich aus jurana Körb. und (nach den Schluss- 
worten p. 124) L. lithyrga zusammengesetzt. Keine der beiden 
Schärer’schen Arten ist mir zu Gesicht gekommen. Später stellte 
Massalongo seine Z. ypocrita und L. platie. apiospora auf, 
son Krempelhuber entdeckte L. caerulea; Hepp- gab unter 
nr. 262. 266. zwei einschlägige Arten aus und Körber trennte 
seine Stirps L. jaranae von den übrigen Leeideen-Gruppen ab. 
Ausserdem. haben alle Lichenologen, welehe die Kalkalpen - be- 
suchten: Anzi, Pötsch, Rehm, Sendtner derartige Flechten 
mitgebracht. Lec. montic. und jurana, welchen der aschblaue 
Thallus ganz zu fehlen scheint, wurden auch ausserhalb der Alpen 
beobachtet (vgl. Körb. par. 1. e.). 

Im heurigen Sommer war es mir möglich, auf dem Dolomit 
des Schlerngebirges in Südtyrol jene alpinen Zecideen zu sammeln. 
Von 5000° aufwärts bis zu dem 8085‘ hohen Gipfel: des Schlern 
ober Völs und Razzes, in den oberen Theilen der Schlernklamm 
und bei der Zahlinger-Schwaig am Fusse des Plattkofels sind die 


- 


35 


3 Arten: L. petr., lith. und caerulea, letztere weniger häufig yer- 
breitet... Nahezu 150 Exemplare von diesen Lokalitäten und”die 
in meinem Herbarium enthaltenen Proben der Stirps L. jur. habe 
ich unterdessen mieroscopisch geprüft. Das’ Ergebniss lautet 
dahin, dass zunächst Z. caerulea künftiger, sorgfältiger Beobacht- 
ung gauz besonders zu empfehlen ist; dass der blaue Thallus 
insoferne ein ganz unwesentliches Merkmal bildet, als er bei ge- 
nannten drei Arten häufig fehlt; und dass im weiten, noch so 
wenig erforschten Gebiete der Kalkalpen sicher noch manche 
neue Art der Stirps jur. beigesellt werden wird. 
Die 5 mir bekannten Arten aber heissen: 
1. L. monticola (Ach. Schär. p. p.) Körb. par. 224. Anzi cat. 85. - 
Biat. mont. Hepp Müller prince. 55. 
Exs. Hepp 262. Arm. 11. 
Standorte: .a) Körb. par. I. c. — b) An Kalkfelsen bei 
Rouen (Malbranche). 
Var. obscurala m. — Thallo fuseo vel atrato, crassiore; 
disco hic inde atrofuseo; eaet. ut in «. 
Exs. Arn. 46. 
Bemerkung. Diese Art ist mit Vorsicht von L. ochracea 
Hepp Körb. par. 210 zu unterscheiden (vgl. Rabhst. exs. 772), 


dagegen ist einer Verwechslung mit den folgenden Species leicht 
vorzubeugen. 


2. L. jurana Schär. p. max. p. Körb. par. 325. Müll. prince. 55. 

L. caleigena Körb. syst. 251. Z. gyrosa Hepp. 
Exs. Zw. 239. Arn. 10. Körb. 253. Rabh. 566. Schär. 
628 (in mea coll.). ZZ 
Standorte: vgl. Körb. par. 226. 
f. dispersa m. — Thallo subevanescente, apoth. minoribus, 
dispersis, sporis paullo gracilioribus, caet. ut in «. 
‚ Standorte: a) Reculet im Jura (Müller). — b) Kalkfelsen 
am Achensee in Tyrel (Metzler nr. 233 in lit.). 

3. L. lithyrga Fr. S. V. Sc. — L. emergens Fw. Körb. par. 225. 
Müll. prine. 55. Z. jurana “Hepp, Anzi Cat. 85. L. »latye. 
apiospora Mass. rie. 68. L. ypocrita Mass. symm. 53. 

Exs. Hepp 266. Anzi 356 A. B. Arn. 357. 
Standorte: a) s. Körb. par. 225. b) Nicht selten von 
5—8000° auf Dolomit des Schlern in Südtyrol (Arn. 357). — 
ce) Radstadter Tauern (Metzler Nr. 195 in lit.). —d) Wetter- 
stein (Arn.) und Karwendel (Kplbb.) in den bayerischen Al- 
“pen. — e) Allgäuer Alpen (Rehm). 4+ 


> 


36 . 


Bemerkungen : a) Obige Synonyme habe ich nach Prüfung 
"Massal. Originale beigefügt. Der Name lsth. scheint mir der 
- älteste. — b) Die Sporen der Schlernexemplare zeigen hie und 
.da die fig. 14 abgebildete Form; ich glaube jedoch, dass im 
. Hinblick auf die Abbildung bei Hepp 266 und wegen der völli- 
: gen Uebereinstimmung in allen übrigen Theilen die Abtren- 

. nung einer besonderen Varietät nicht gerathen erscheint. 

4. L. petrosa m. (nov. spec.) thallo effuso, tenuiter subareolato- 
rimuloso vel subnullo, caeruleo, eaerulescente vel albido; 
apothee. sessitibus, atris, sub lente nitidics, margine coneo- 
lore, solitariis vel 2—3 mutua pressione angulatis; juniori- 
bus planis, margine integro crasso; adultioribus minoribns, 
margine subcrenato-diffracto, non raro latere vel media parte 
disci scissis, fissuris marginatis. Epithee. nigrum, tenuiter 

‘ secto sordide glaucoviridi; hypothec. nigro, tenuiter secto 
parte superiore sordide glaucescente. Paraphys. congluti- 
natis, robustioribus. A®cis clavatis; sporis 8, ovoideo-elli- 
psoideis, oleoso-monoblastis, apiee obtusis vel subeuspidatis; 
18—26 m. m. long, 9—13 m. m. lat. — Spermog. puneti- 
formibus, atris; spermat. rectis. rarius paullo curvatis, ba- 
euliformibus, hyalinis 6—7 m. m. long., 1 m. ın. lat. 

Synon.: Biat. Hampeana (non Hepp) Müll. princ. 55. ?? 
“  Exs. Arn. 358. 
. Standort: Dolomitfelsen des Schlerngebirgs. 
Var. glaucocarpa m. thallo albescente, tenui; apoth. mino- 
ribus, plus minusve caesiopruinosis. 
Standort: Dolomitfelsen der Schlernklamm bei 6000°; 
nicht häufig; habituell einer krustenlosen L. caerulea ähnlich. 
5. L. caerulea Kpihbr. in Flora 1857 P- 372. Körb. par. 226. 
Exs. Arn. 143. 356. -Anzi 282. . 
Standorte: a) s. Körb.l. ce. — b) Anzi- manip. 156. —_ 
c) Dolomit des Schlern (Arn. exs. 356). 
var. nuda ın. thallo eaeryfeo, disco atro, epruinoso, por. 
ut in 


Standort: Schlerndolomit im Damersthale unterhalb der 
Heubäder 6---7000°. 


. Gemeinschaftliche Merkmale. 


.. a) Der Thallus besteht bei allen 5 Arten aus einer feinris- 
sigen und hiedurch unregelmässig und schwach gefelderten 


37 


Kruste. Bei allen Arten kommen aber auch Exemplare mit sehr 
schwach entwickeltem, fast fehlendem Thallus vor. 

* d) Die Apotheeien sind in der Jugend dickberandet, mit 
glattem Rande, einzelstehend. Im Alter erscheint der Diseus 
mehr oder weniger gebogen, gefurcht; die Apothecien stehen 
nicht selten zu 2—4 dicht zusammen. 

3) Das Hypothecium ist dei diekeren Durchschnitten des 
Apotheciums schwarz. Die Paraphysen sind robust, verleimt, 
am oberen dunklen Ende etwas angeschwollen. Die Schläuche 
enthalten je 8 Sporen, welche darin in der gewöhnlichen Lage 
zu je 2 Sporen in schiefer Reihe neben einander sich befinden. 
Die Sporen sind einzellig farblos, mit grösseren oder kleineren 
Oeltröpfehen versehen. .Die Schlauchschicht zwischen dem obe- 
ren und unteren Ende der Paraphysen ist stets farblos, wird aber 
durch Jod lebhaft blau gefärbt. 

‘d) Die Spermogonien gleichen äusserlich einem parasitischen 
Tichothecium pygmaeum, welches in den Alpen nicht selten dem 
Thallus der L. lith. petr. aufsitzt. ‘Die Spermatien sind gerade, 
bisweilen schwach bogig gekrtimmt, farblos, stäbchenförmig 6—7 
m. m. lang, 1 m. m. breit (bei Z. lith., pelr. und caerulea be- 
obachtet). 

Die Unterscheidungsmerkmale habe ich auf nachstehender 
Tabelle darzulegen versucht. Hebt man die besonders auffallen- 
den Kennzeichen heraus, so könnte man etwa in folgender Weise 
jede Art sofort erkennen: 


L. montic.: kleine Apothecien und kleine Sporen. 

L. pctrosa: grosse Sporen. 

L. lithyrga ; grubig-punetirte, gefurchte Oberfläche der älteren 
Apothecien, zähes blaugrünes Epitheeium (desshalb die Notiz 
bei Hepp 266), braunrothes Hypothecium. 

LE. caerulea a: bereifte Apothecien und schwarzes Hypothecium. 

L. caerula var. nuda: nichtbereifte Apothecien und schwarzes 
Hypoth. . 

L. jurana &: zahlreiche, nahe beisammen stehende Apoth. 

L. jür. var. Grösse und Gestalt der Sporen, welche kleiner als 
bei L. pelrosa und grösser sowie breiter als bei den übrigen 
Arten sind. 


38 


L. monticola 


L. jurana var. 


L. jurana dispersa - L. Iithyrga 
a 
Sg. fin und: ausser- . Alpen und 
& halb der Alpen wie montic. Alpen orden 
> 
= . 
‚= Sigelblich; manch- 4 weisslich: der ; 
iz [mel braun und) eisslich Thallus fehlt | aschblaue Kruste 
Ss zl 
2.55 jselbst schwärzl. fast ganz 
2 „2j (Am. exs. 46) 
FE 


kleiner als bei 
d. übrigen Arten 


Diseus häutig 
lirellenartig _ge- 
furcht. Apotheec. 
einander mehr 
als bei den üb- 
rigen Arten ge- 


Discus gewöhn- 
lich nicht od. ge- 
ringer gefurcht: 
Apothec. etwas 
kleiner und zer- 
streuter als bei « 


grubig punktirt und 
wellig gebogen, den 
Windungen eines 
blossgelegten Hirns 
nicht unähnlich 


Apothecien | ren Apothecien Entwicklung] ?*? 


& 
:s 
8 
3 
Fi 
8 nähert 
5 echwarz; m. 
o erbarium auf- j 
kohlschwarz, nehe- 
2.2 |bewahrt manch- schwarz schwarz 3 
F mal schwarz- - zu glanzlos 
& braun . j 
2 g schwarz, zuletzt|zchwarz; zulezti wie bei der dick, blaugrün, 
gs braun braun Stammform zähschleimig 
&5Slschwarz; nach) ou 
EZASN oben schwarz. |schwarz; nach| „warz. nach 
8 BE braun, aber oben rothbraun oben blaugrün braunroth 
= E ö\ nicht blaugriün || 0C® grüu 
= 
3 
no 
& 
S breitgerändet ; gewöhnlich schlank: 
2 tg ; 
2 kleiner als bei) ®n den Enden jetwas schlankerjund nach beiden 
"3 |d übrigen Arten|| Stumpf oder als bei der |Enden zugespitzt; 
Fe ha schwach zuge- | Stammform doch auch stump: 
8 spitzt u. fast rundlich 
[de] 
5 
& 49-11 m. m. 1,15—19 m. m. 1.,15—19 m. m. 1.,15—17 m. m. lang, 
& 134 m. m. br.7—10 m. m. br.,\7—8 m. m. br.|6—7 m. m. breit; 
"5 
© 
2 
zZ 
(de) 


doch auch 8 m. m. 
1, 6 m. m. br. 


.L. petrosa 


L. petrosa var. 
glaucocarpa 


.L. caerulea 


9 


'L. caerulea var. 
nuda 


Alpen über der 
Baumgrenze 


Alpen über der Baumregion 


mit deutlichem weissen Rande (s. g. Hypothallus), welch letzterer jedoch 
j oft nieht ausgebildet ist ‘ : 


Scheibe flach oder gewölb 
’ -eingeschnitten und diese 
. Apothecium in der Mitte 


t. Die Apothecien sind da und dort buchtig 
Einschnitte berandet; manchmal springt 
auf und es ist die aufge 
gleichfalls berandet 


das 


sprungene Stelle 


peehschware glän- 
zend‘ 


schwarz; Scheibe 


blaugrau bereift 


mehr oder ie | 


Grundf. schwarz; 
Scheibe blaugrau 
ber. Rand schwarz 


H 


Scheibe nicht be- 
reift, gleich dem 
Rande schwarz 


schwarz, zuletzt 


wie bei d. Stamm- 


schwarz ; zuletzt 


schwarz wie bei d. 


grünlichblau form schwärzl. blaugrün Stammform 
schwarz; zuletzt 
schwarz, nach oben}inach oben schwarz- schwarz 


grünlichblau 


braun oder grün- 
lichblau 


schwarz 


grösser als bei den 
übrig. Arten, breit, 
stumpf od. schwach 
zugespitzt ; ähnlich! 
den Sporen der L. 
seoroides Anzi 357 


wie bei d, Stamm- 
form 


an d. Enden stumpf! 
oder verschmälert, 
aber nicht od. kaum! 
mugespitat: manch- 
mal breit- fast rund- 
lich eiförmig 


wie bei d. Stamm- 
form 


18—26 m. m. lang, 
9—13 m. m. breit. 


wie bei d. Stamm- 
form 


12—16 m. m. lang, 
6—9 m. m. breit. 


wie bei d. Stamm- 
form 


ei) 


Schliesslich möchte ich noch bemerken, dass sich obigen u 


Kalkflechten ohne Schwierigkeit eine Reihe von Kieselflechten 
als Parallele gegentiber stellen liesse: 


L. monticola — crustulata (variae formae). 


L. jurana — 

L. lüthyrga — ) plalycarpa, contigua, Hampeana. 
L. petrosa — 

L. caerulea — albocaerulescens. 


(L. Pilati, confluens, superba, sarcogynoides, rapulata Ansi, 
seoroides Anzi, dann die Gattung Lecidella Körb. dürfen bier als 
weniger nahestehend wohl wegbleiben). Allein der Thallus, die 
Gestalt der Apotbecien und Sporen, die Grössenverhältnisse der 
"letzteren liefern genügende Anhaltspunkte zur specifischen Tren- 
‚nung *und Uebergänge der einen Art zur anderen konnten bis 
jetzt nicht nachgewiesen werden. 


Eichstätt im November 1867. - Arnold. 


Erklärung der Abbildungen. (Taf. I.) 
Lecidea Jurana (Sechär.) Körb. 


fig. 1. — 5 Sporen aus Körb. exs. 253. 16-19 m.m. 1, 7—9 - 


m. m. br. 


fig. 2. — 2 Sporen aus Rabhst. 566. 15-17 m. m.|,, 8-9 
m. m. br. 
fig. 3. — 3 Sporen der Z. jur. an Kalkfelsen des Hausbergs 
bei Jena, gef. von Ahles (Körb. par. 226). — 16—19 m.m. |, 
7—8 m. m. br. 
Lec. jurana var. dispersa m. 
fig. 4. — 4 Sporen der Flechte vom Reculet im Jura, comm. 
Müller. — Sp.,15—19 m. m. l., 7—8 m. m. br. 
ig.5. —3 Sporen der von Metzler am Achensee gesammelten 
Pflanze (nr. 233 in lit.). Sp. 16—18 m. m. 1., 7m. m. br. 
Lecidea lithyrga Fr. 
fig. 6. — 3 Sporen der Flechte: .,in insula Oelandia supra 
rupes horizontales planitierum a Resmo“ comm. Stenhammar 
sub ar. 47. — 12—15 m. m. l., 4-6 m. m. br. 


fig. 7. — 3 Sporen aus Hcpp 266. — 12—15—17 m. m. |, 
6 m. m. breit. 


# 


“ ” 4 


fig. 8. — 3 Sporen der L. ypocrita Mass. (Originalexemplar im 
Herbar Kpihbr.) 15—17 m. m. l., 6 m. m. br. 
fig. 9. — 2Sporen aus Anzi 356 B —L. platyc. apiospora Mass. 
10--13 m. m. 1., 6--7 m. m. br. 
fig. 10. — 3 Sporen der Flechte Anzi 356 A. (sub L. jurana). 
— 15—16 m. m. l., 6 m. m. br. 
fig. 11. 12. 13. 14. Sporen aus Arn. exs. 357. — Die grösste 
Länge einer Spore betrug kaum 20 m. m.; meistens 1517 
m. m.; bei fig. 14 sind die Sporen 8—-12—14 m. m. lang, 
6-7 m. m. br. 
Lec. caerulea Kpihbr. 
fig. 15. —4 Sporen aus Arn. exs. 143. — 14—16 m. m. lang, 
6-8 m. m. br. 
fig. 16. — Sporen aus Arn. exs. 356. fig. 16a. sind je 4, 
"16 b. je 4, 16c. je 3 Sporen aus verschiedenen Apothecien. 
12—16 m. m. l., 6—9 m. m. br. ” 
Lec. caerulea var. nuda m. = 
fig. 17. 18. 19. Sporen der Schlernflechte. Grösse, wie bei 
fig. 16. 
Lec. petrosa m. 
fig. 20. — 10 Sporen aus Arn. exs. 358. — 18—26 m. m. 1, 
9—13 mm. br. 
L. pefr. var. Ylaucocarpa m. 
fig. 21. — 6 Sporen der Schlernflechtee 18—25 m. m. lang, 
9—12 m. m. br. 
Lec. monticola (Ach. Schär.) Körb. par. 224. 
fig. 22. — 3 Sporen aus Arn. exs. 46. — 9—Il m. m. lang, 
3—4 m. m. breit. . 
fig. 23. — 4 Sporen der montic. an Kalkfelsen bei Rouen, 
comm. Malbranche, 9—10 m. m. l., 3—4 m. m. br. 


Die Rohstoffe und Fabrikate aus Palmen auf der 
Pariser Weltausstellung im Jahre 1867. Von Professor 
Dr. Münter in Greifswald. 


(Schluss.) 


‘Aus der Gruppe der Borassinae hatte die berühmte Pal- 
myrapalme (Borassus flabelliformis L.) Indiens leider nur un- 
vollständige Vertretung gefunden. Nirgends in der englisch- 


42 - 
ostindischen Abtheilung, wo man zunächst zu suchen berechtigt 
war, fand man Jaggery-Zucker, nirgends Toddy-Wein, den man 
aus dem Safte gewinnt, welcher der Wundfläche des abgeschnit- 
tenen Kolbens entquillt. Nur Palmyra leaf boxes (Kästchen aus 
'gespaltenen Blättern) hatte das East Indian house aufzustellen 
Gelegenheit gefunden.: während Egypten doch wenigstens die 
öingemachten essbaren Früchte (Panatao) und die reifen tro- 
ckenen Früchte dieser so tiberaus wichtigen Palme geliefert hatte. 
“- Die Coco de mer (Sechellen-Cocosnuss) von Lodoicea 
Sechellarum Labill., welche bis zu einer Schwere von 40—50 
Pfund heranwachsen kann, fand sich sowohl im unreifen Zustande 
'eingemacht, in welcher Form sie ein zartes und” angenehmes 
Nahrungsmittel sein soll, als aueh durch ihre gebleichten Blät- 
terstreifen repräsentirt, welche zur Anfertigung zierlicher Körb- 
.ehen ‘dienen. . Ein sehr instructiver Längsschnitt durch beide 
Abtheilungen der Nuss geführt, fand sich, in Spiritus conservirt, im 
Jardin des plantes, und zwar in der reichen Holz- und Fruchtsamm- 
lung, die wohl kein Botaniker unbesucht gelassen und ohne neue Be- 
lehrung und Genugthuung besichtigt haben dürfte. — "Endlich 
muss aus der Palmen-Abtheilung der Borassinen: der Doom- 
Palme (Hyphaene thebaica Mart.) Erwähnung gethan ‘werden, 
deren pfeflerkuchenartig schmeckende härtliche , ‚grosse, gelb- 
röthliche Früchte vom Vice-Könige von Egypien unter der 
Gallerie des Maschinenrauines in reicher Fülle nebst Stamm-- 
stücken ausgestellt waren, dergleichen bekanntlich vor Jahr- 
tausenden neben Pirus Syeonorus als Material zu den altegyp- 
tischen Sarcophagen ihre Verwendung fanden. — In Spiritus con- 
servirt, sah ınan endlich im portugiesischen Annexe die Früchte 
von Hyphuene bengalensis. 

Am reichlichsten repräsentirt war die Gruppe der Cory- 
phinae. Die an den Küsten Queensland’s in Australien 
häufig vorkommende Livistonia australis Mart. (Cabbage tree) 
hieferte für die Ausstellung, nach .vorgängiger Behandlung mit 
-heissenr Wasser, ihre aus noch unentfalteten Wedeln hergestellten 
Blätterstreifen zur Hutfabrikation. Nicht ausgestellt schienen 
die in gleicher Weise verwendbaren Blätter der Assamischen 
Tako-pat-Palme (Livistona Jenkinsiana Griff.) nnd der antilli- 
schen Besenpalme (Thrinax argentea Lodd.), welche für Eng- 
land das Material zu den daselbst beliebten Chip-hats liefern. 

Dagegen war die bis nach Mentoene hinauf im ‚Freien aus- 
dauernde, seit uralten Zeiten in den Ländern . des Mittelmeeres 


En 


cultivirte und benutzte Dattelpalme (Phoenix dactylifera L.) 
in mannigfacher Weise vertreten. — Stattliche Originalpflanzen 
erschienen im Serre monumentale des reservirten Gartens in 
doppelter Lieferung aus den Hyörischen ‚Inseln, von mehr als 
30° Höhe und einem Stammdurchmesser, der mindestens. über 
2% betrug. Waren auch die Blüthen selbst verkiimmert, so fand 
sich doch der vielverzweigte Blüthenträger mit seiner: mächtigen 
Blüthenscheide und zeigte die Art der Anheftung der Früchte, 
die sich übrigens durch vorzüglich reife, an ‘den Fruchtstielen 
hängende 'Originate, welche der Fruchthändler Hediard unterm 
Promenvir zum Verkauf gestellt hatte, leicht ergänzen liess. Ob 
.die Hleischigen. Blüthenträger der Dattelpalme, so wie €s mit den 
jungen Kolben einer Palme von Martinique geschehen war, nach 
Art junger Maiskolben®zu Mixed-pickles verwendet werden mö- 
gen, liess sich nieht ermitteln. Dagegen hatte das E gyptische 
Gouvernement für Ausstellung des „Dattelweins“ Sorge ge- 
tragen, der. wohl ebenfalls auf. demselben Wege gewonnen worden 
sein ınag, wie es mit den Palmyra-, Cocos- und anderen Palm- 
weinen der Fall ist, indem man den aus den stehenbleibenden 
Stielen der abgeschnittenen Kolben ausfliessenden Saft gähren 
lässt und nach Art des Ciders und anderer Fruchtweine behan- 
delt. Höchst umfänglich waren die reifen Dattelfrüchte 
(ohne Stiele) in unerwartet grossen Sortimenten vertreten, weiche 
von Spanien, Portugal, Algier, Tunis, Egypten und vom ottoma- 
nischen Reiche eingesandt waren. Das Egyptische Sortiment 
enthielt 28 Varietäten, das Algier’sche dagegen 50, unter denen: 
Chetonia, Larechti, Deglet aleki, Si el horri u. A. genannt sein 
mögen. — Ebenfalls von Egypten waren eingegangen: die ge- 
trockneten ganzen Blätter zu Fliegenwedeln, sowie die braunen 
Fasern aus den blattscheidenartigen Tegmenten zu Stricken, 
‚Bürsten u. 8. w. Dass neben der vielbenutzten und eultivirten Dat- 
'telpalme, die Zwergpalme Südeuropa’s (Chamaerops humilis L.) 
ganz unvertreten gewesen sein sollte, war von Haus aus nicht 
wohl anzunehmen. In der That waren die, einen namhaften 
Ausfuhrartikel nach Nordamerika bildenden gespaltenen Blätter 
unter den portugiesischen und spanischen faserigen Stoffen, 
z. B. von R. Beneyto zu Valencia u. A. enthalten, wenn freilich 
aus der vulgären Bezeichnung nur mit Wahrscheinlichkeit auf 
ihre Abstammung geschlossen werden konnte. Die zu den mexi- 
eanischen Palmen-Hüten (Sombrera de Patate) verwendeten Blätter 
der Sabal mexicana Mart.-dürften jedoch aber wohl nur in dem 


4 


breitkrämpigen Hute des im Tempel von Xochiealeo Wache hal- 
'tenden „mexicanisirten‘“ Dieners zur Ausstellung gelangt sein. 
Bei weitem bedeutungsvoller erschien dagegen die bereits 
Eingangs genannte Carnaüba-Palme repräsentirt und sprach 
schon die ganze Art der Aufstellung und die dabei in Verwen- 
dung gekommene Decoration dafür, dass es sich hiebei um ein 
beachtenswerthes Etwas handeln müsse. Denn ihren Producten 
hatte man eine eigene Abtheilung gewidmet, die äusserlich durch 
zwei, in Form grünender Palmenstämme, aufgeputzte Säulen von 
den übrigen brasilianischen Rohstoffen abgegränzt war; ihren 
Produeten endlich war die ebenfalls bereits oben genannte Schrift 
De Maredo’s beigegeben, welche sich nicht nur. über die Pro- 
ducte. der Carnaüba-Paime verbreitet, sondern auch deren Stel- 
lung im System und deren Benennung *espricht. — Nach de 
Macedo hat bereits Arruda in seinen „Memoires sur la bota- 
nique“ die betreffende Palme mit dem Namen: Corypha cerifera 
belegt, und sie zur 6ten Linne’schen Cl., 1. Ordnung gebracht. 
1819 habe ihr der „intrepide et e&l&bre voyageur botaniste M. de 
Martius‘ den Namen Üopernicia cerifera gegeben und somit sei 
es wohl nur recht und billig, zu Ehren des bereits 1810 gestor- 
benen Botanikers; Manuel Arruda Camara, die Carnatiba-Palme 
hinfort Arrudaria cerifera De Mac. zu nennen. Aus einer von 
Dr. Theberge im Jahre 1855 dem*+Verf. im Manuscript überge- 
benen und }. c. pag. 6 abgedruckten Beschreibung der ganzen 
Pflanze, wird angeführt, dass die im reifen Zustande fast 
schwarze, süssschmeckende Frucht, kurz vor der Reife getrocknet 
und geröstet werde, um als Surrogat für Kaffee zu dienen, 
wie ihm aus seiner Pensionatszeit bei Abb& Araujo Costa zu 
Boa-esperanga noch sehr wohl in Erinnerung sei. Die Terminal- 
knospe liefere einen delicaten Kohl (palmito), sobald aber die 6 
bis $ endständigen hellgelben Blätter sich zu entwickeln begän- 
nen, schwitzten dieselben eine trockene grauliche, pulverige Sub- 
stanz aus, das vegetabilische Wachs ‚(Carnaüba-Wachs), 
welches von den hinreichend entfalteten Blättern schon durch 
eine vom Winde hervorgebrachte Bewegung zur Abstäubung ge- 
bracht werden könne. Der fast runde und gerade Stamm, von 6 
bis 8 Reihen spiralig gestellter Blattstielreste bedeckt, sei vor- 
nehmlich durch Luftwurzeln getragen, die in weitem Umkreise 
den Stamnı umgäben und von den Eingebornen an Stelle der 
Salsaparilla gegen Hautkrankheiten und syphilitische Affeetionen 
verwendet würden. Die Carnaüba-Palme liebe sandige Flussufer 


Serge ne 


« 


45 


und saline Lagunenränder der Provinzen Rio-Grande-do-Norte, 
Parahiba, Pernambuco, Piauhi und besonders der Provinz Cearä; 
doch ertrage sie auch ohne Schaden langandauernde Trockenheit, 
während um sie herum alles Leben ersterbe, und..gleiche in 
dieser Hinsicht der Atialea humilis Mart., Cocos schizophylia 
Mart. und gewissermassen den Coniferen Europa’s. — Die Zeit 
der „secea grande“ benutzten nun die Bewohner jener Provinzen, 
um das im Anfange dieses Jahrhunderts von Manoel-Antonio de 
Macedo zu Cearä zuerst entdeckte Carnaüba-Wachs zu gewinnen, 
welches vom Grafen von Galveas an Lord Granville gesandt, am 
9, Mai 1811 durch William Thomas Brand der Royal Socieiy von 
London vorgelegt. und durch ein (l. e. in extenso mitgetheiltes) 
Mömoire illustrirt worden sei. — Nach einer 1854 von Ch. Ger- 
hardt im II. Th. der Traite de ehimie org. pg. 914 gegebenen Analyse 
von Lewy bestehe das Wachs aus Ü. 80,36 O. 6,57 H. 13,07, 
gleiche somit dem Bienenwachse in hohem Grade und eigne sich 
daher auch zur Kerzenfabrikation. — in der That war die Ver- 
wendung des gelblich-hellgrünlichen, sehr harten Wachses zu 
Kerzen vielfach auf der Ausstellung nachgewiesen. — Der Verf. 
gibt sodann auf pag. 26 einen Auszug aus der Statistik der Pro- 
vinz Cearä von Senator Pompeo und weist nach, dass der Ex- 
port des Carnaüba-Wachses aus dem Hafen von Cearä seit dem 
Jahre 1851—52 von 1,088 Kilogramm allmälig bis 1859—60 auf 
68,096 Kilogr., im Werthe von 84,284 Fr., 81 cent. gestiegen ist, 
während der Export aus dem Hafen d’Aracati; in den Jahren 
1857/58 sich auf 562,160 Kilogr. im Werthe von 951,384 Frs. 
57 ::cent. belaufe, und berechnet hieraus, dass die jährliche Pro- 
duction an vegetab. Wachs sich im Ganzen auf 2,000,000 Kilogr. 
im Werthe von 3,750,037 Fr. beträgt. Die Blatt-Ernte findet 
während der sechs trockenen Monate, zweimal monatlich & 8 
Blatt statt, so dass jeder Baum durchsebnittlich 96 Blätter liefert. 
Nach M. C. F. de Lima, einem Grundbesitzer zu Üearä, gäben 
500 Blätter von gutem Boden: 16 Kilogr. Wachs; von schlechtem . 


"Boden gehörten aber zur Abgabe einer gleichen Quantität 1200 


Blätter (dnrchschnittlich also 800 Blätter); d. h. 6 gr. 75 pro 
Blatt oder 1k. 807 per Baum, von denen jeder somit eine Jahres- 
Revenue von 1 Fr. 75 c. gäbe. — Die. abgeschnittenen jungen 
Blätter (deren.ein Mann täglich 1000 Stück liefern kann), wer- 
den behufs Gewinnung des Wachses reihenweise, mit der innern 
Seite nach dem Boden. gewendet, neben einandergelegt, 4 Tage 
lang an der Sonne getrocknet,. dann auf einem ..grossen Laken 


46 


übereinander gehäuft und mittelst eines Stockes so lange ge- 
klopft, bis alle Wachsblättehen von der Oberfläche der Blätter 
abgelöst sind, die dann einfach gesammelt, gereinigt und über 
Feuer, in Kesseln zusammengeschmolzen werden. Die Blätter 


selbst dienten dann als Brennmaterial. Ausserdem aber benutze, 
man die völlig entwickelten Carnatiba-Blätter zur Herstellung 


schmaler Streifen behufs der Korbflechterei, Hutfabrieation 
u. s. w. (wovon bereits für 24,000 Fr. von Aracati aus exportirt 
wurden), oder auch zur Herstellung von teineren Fäden (tucum), 
- welehe zu Strieken, Seilen, Netzen, Hängematten u. dergl. ihre 
Verwendung fänden, und von denen bereits 1862 für 29,550,295 Fr. 
exportirt worden seien. Schliesslich erwähnt der Verf., dass 
die troeknen Blätter auch direet zur Dachbedeckung benutzt wer- 
den und nicht nur ihrer Leichtigkeit und Eleganz, sondern auch 
wegen ihrer Dauerhaftigkeit willen, alle Beachtung verdienten. — 
Aus den verbrannten Blättern gewinne man ein namhaftes Quan- 
tum Pottasche, die der Seifenfabrikation zu Gute käme. Das 
durch Härte und Schönheit ausgezeichnete Stanımiholz, welches 
eine gute Politur annimmt und daher zu Tischlerarbeiten viele 
Verwendung findet, besitzt braun-röthliche, seltener schwärzlich 
gefärbte, zerstreut stehende Gefässbüindel. Auch das zwischen 
den letztern befindliche Markparenchym ist ziemlich dickwandig 
und bildet auch seinerseits ein kräftiges Widerstandsmittel gegen 
die Angriffe der Insekten. Zu Zimmerholz ist das Carnaüba- 
Holz jedoch nur dann zu verwenden, wenn ces nicht der freien 
Luft ausgesetzt ist, widrigenfalls 'es sonst schon in 10-12 Jahren 
zerfällt. Im Meerwasser ist es fast unzerstörbar und wird daher 
gern zu Pumpenröhren, Pallisaden u. s. w. verwendet; auch eignet 
es sich zur Anfertigung musikalischer Instrumente. — Endlich 
finden aueh die Blattstiele iu: der Gärtnerei als Zaunmaterial 
und za Pfählen ihre angemessene Verwendung. Nicht mit Un- 
recht nennt daher Manoel Diaz; der Verfasser des vortrefflicheu 
Special-Catalogs der brasilianischen Ausstellung, die : Carnaübe- 
Palme einen „arbre universal: par excellence.“ 

: Die letzte Palmengrnppe endlich, welche in der Ausstellung 
ihre Vertretung fand, die der Cocoinen, war zunächst reprä- 
sentirt durch die Tuecumpalme (Astrocaryum: vulgare Mart., 
event. auch Asirocaryam Tucuma Mart.), von deren Blättern 
gebleichte weisse Fasern zu Seilen, Stricken ete. von Estülano 
Alvas Corneiro und: Ioro Marcellino Taveira Päo Brazil ete. in der 
Provinz Amazonas ausgestellt waren. Die Dauerhaftigkeit dieses 


rennen 


4, 


Seilermäterials wird der des Flachses, und 'Hanfes vorangestellt, 
daher Netze und Hängematten aus Tucumbindfäden mit Vorliebe 
angefertigt werden. ZZ 
Fernerweit waren von Manoel Jorge da Silva lobo (Provinz 
Parä) eingemachte Pupunha-Früchte von Guilelma speciosa Mart. 
ausgestellt, die von den Indianern mit Salz gekocht, als sehr 
nahrhaft und wohlschmeckend bezeichnet werden. Die. Indianer 
längs des Rio negro und seiner Nebenflüsse pflanzen die Pupunba- 
‚Palme im grossen Maasstabe-an, um aus ihren Früchten einen 
Brantwein (Cacheri) zu bereiten. : Gewiss ein seltener Fall von 
Baumeultur durch Indianer in einem fast portugiesischen Lande. 
Von grossem Interesse waren sowohl die aus der Provinz 
Bahia von Fr. Sampaio Viauna ausgestellten ölhaltigen Pias- 
säba-Nüsse, auch die Piassäba-Stricke von Attalea funi- 
fera Mart., welche Hermenegildo de Souza Barboza aus der 
Provinz Amazonas eingesandt hatte, Von derselben Palme (At- 
talca funifera Mart,) hatte Henr. ‚Anthony (Prov. Amazonas) di 
mehrere Windungen - ym .den Stamm .machende Blattfaser 
(Pissäba-Faser) ausgestellt, ebenso L. M. Ferraro in der Prov. 
Bahia, doch wird die aus der Provinz Amazonas gewonnene, 
denen anderer Provinzen vorgezogen. — Ob zwar man schon an 
Ort und Stelle diese zähen, schwer zerstörbaren Gefässbündel zu 
Stricken, Besen, Bürsten u. dgl. verarbeitet, und zu Markte bringt, 
so werden die gereinigten glatten Gefässbündel. doch vorzugs- 
“weise jetzt in grossen Quantitäten nach Europa gesandt, wo 
sie nicht nur. in unsern Haushaltungen. eine angemessene Ver- 
werthung als Bürsten- und Besenmaterial gefunden. haben, son- 
dern auch zur öffentlichen Strassenreinigung in Form von Kehr- 
. besen, oder wie es in Paris geschieht, in Form einer von Pfer- 
den gezogenen Strassenkehrmaschine ihre mit Recht hoch- 
geschätzten Eigenschaften zu entfalten vermögen. Das zu Civil- 
bauten häufig verwendete, sehr dauerhafte Holz, :so wie das 
aus den Früchten hergestellte fette Oel waren ebenfalls Pro- 
duete der ausstellenden Provinz Bahia in Brasilien. 

.. In derselben Gruppe, welcher die vorgenannten Palmen an- 
gehören, hat. man bekanntlich auch die westafrikanische Oel- 
Palme (Elaeis guineensis Jacq.) untergebracht. Die in ihrem 
Fruchtfleische, nach Art der Oliven, ölführende Palme war durch 
Früchte in Spiritus aus Gaboon (der französischen Colonie), 
von Lagos (der englischen Besitzung) und von Portugal, aus 
Angola und endlich aus Brasilien ausgestellt, „Angola hatte 


48 


auch das gelbrothe feste Palmöl selbst, so wie die zu Hüten, 
Seilen etc. verwendbaren braunen Blattfasern im Annexe Portu- 
gals zur Schau gestellt. 

Die der ganzen Gruppe der Cocoinen den Namen gebende 
Palme endlich, mit der Cocospalme (Cocos nueifera L.) an der 
Spitze, war vielfach Gegenstand der Ausstellung geworden. In 
grossen Haufen stellte Hediard unterm Promenoir unverletzte 
ganze, und ihres faserigen Fruchtfleisches beraubte Nüsse aus. 
Pieux-Aubert legte in der französischen Abtheilung diverse Fa-* 
brikate der Fruchtfaser in Form von Deeken, Bürsten ete. vor. Die 
Philippinen hatten die rohe, hübsch abgeschälte „fibra de Gogo“ 
geliefert. Das wasserklare fette Oel des Albumens fand.sich 
von Angola und Cabo verdq, im portugiesischen Annexe, aber 
auch Brasilien, Mysore in Indien, Cochinchina und Neu-Caledonien 
hatten ihr reichliches Contingent zur Illustration der so vielfach 
nutzbaren und deshalb im Grossen eultivirten Cocospalme ge- 
@Nt. Trotz alledem aber gelang es dein Ref. nicht, Zucker 
und Cocos- Wein zu finden, welchen die durch Ritters (Geogr. 
von Asien Bd. IV. p. 834) umfängliche Bearbeitung so bertihmt 
gewordene „Nariklea“ in jenen Säften zu liefern vermag welche 
aus dem stehenbleibenden Stumpfe des Kolbens fliessen. ‘(In 
Stelle des vergebens gesuchten Cocosweines erquickte der sehr 
zuvorkommende brasilianische Herr Ausstellungs-Commissar den 


Ref. mit Cajü-Wein, welcher aus dem fleischigen Fruchtstiele 


des Anacardium occidentale L. in Brasilien dargestellt wird). — 
Schliesslich sei hier noch der den Palmen und Pandaneen so 
nahestehenden Phytelephas macrocarpa R. et P. Erwähnung ge- 
than, deren Albumen als Nuces Corossos aus Neu-Granada und 
deren Holz (letzteres unter dem Namien Marfim) aus der Provinz 
Rio grande del Norte eingesendet war. ' Zahlreiche Palmenfasern 
‚aus den Philippinen, Indien, Mocambique, Hawaii und Haiti, 
weil ihnen alle deutungsfähige Bezeichnung abging, müssen hier 
leider mit Stillschweigen übergangen werden. Dasselbe gilt von 
den Harzen der Coeusnuss „Naiä“ und „Mocambira“ der .Pro- 
vinz Parahyba de Norte in Brasilien und vielen anderen Erzeug- 
nissen der Palmenwelt, welche 1867 auf dem Pariser Mars- 
felde ihre so reiche Vertretung gefunden hatte. 


s 


Redagteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauer'schen Buch- 
5 @ruckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. j 


un nd gen 


FLORA 


a — - 


NM 4. 


13 egenshurg. Ausgegeben den 29, Februar. 1868. 


Inhalt. Dr. J. Müller: Vier Flechten aus dem Kanton Bern. — 
H. G. Reichenbach fil.: Loureiros Orchideengattungen. — E. Hallier: 
Mikroskopische. Untersuchungen. — Gelehrte Gesellschaften. — Botanische 
Notizen. — Anzeigen. 


Vier Flechten aus dem Kanton Bern, 
von Dr. J. Müller. 


1. Patellaria (sect. Catillaria) einereo-virens Müll. Arg., 
thallo tenniter tartareo rimoso-areolato einereo statu madido vi- 
rescente, areolis angulosis planiusculis, protothallo atro, apotheeiis 
subisnatis adpressis parvulis subplanis opaeis tenuiter v. demum 
obsolete marginatis, lamina sporigera superne fuscescente caete- 
rum hyalina, -paraphysibus conglutinatis, hypothecio atro-fusco, 
ascis obovoideo-cylindrieis S-sporis, sporis inaequaliter bilocula- 
ribus subsoleaeformibus ambitu oblongo-ovoideis eirc. 2'/2-plo 
longioribus quam latis 15—20 mikrom. longis hyalinis crebre 
oleoso-guttulatis, episporio subtenui. — Ad saxa granitica prope 
Könitz in ditione bernensi. — Nulli congenerum nisi „Uatillariae 
concreiae“ Körb. Syst. p. 232 (Lecideae carphineae Ach. Lich. 
p. 157, si fides in speeim. Schleicherian. in herb. Schär. servat. 
habenda) arcte affinis et praeter colorem thalli simillima, a qua 
tamen areolis densioribus mox viridi-suffusis, statu humectato 
laete virentibus,"sporis erebre guttulatis et episporio tenuiore di- 
stinguitur. Similior est „LZecidellae sabuletorum Körb.“ quam 
„Catillariae concretae ejusdem.‘ Sporarum forma ut in „Biatora 
adpressa Hepp‘ Abbildung d. Sp. Fl. Europ. t. 31. n. 2377 fie. 
ad sinistram, v. ambitu paulo angustior, medio subconstrieta. 

Fiore 1868. 4 

Ma Pot OS, 


en oo 


50 


Bei Gelegenheit dieser Art griff ich auf die Quellen von Ca- 
tillaria conereta und Catillaria Massalongi Körb. zurück und 
fand im Herb. Schär. unter Lecidea confervoides $ eoncreta, nicht 
weniger als 8 verschiedene Arten gemischt, worunter Catillaria 
concreta von Schleicher und von Hegetschweiler aus der 
Schweiz, Catillaria Massalongi von Scehär. selbst im, Vallee 
d’Arles, in den östlichen Pyrenäen gesammelt, und Catillaria 
Hochstetteri von Hochstetter aus dem Schwarzwald. Vom Gur- 
ten, nicht Gusten wie in Dr. Körber’s Parerga irrig gedruckt 
wurde, gab Schärer keine Catillaria aus, sondern nur Rhizo- 
carpon petraeum, fügte aber offenbar für spätere Abnehmer seiner 
Lich. helv. exs. Exemplare ven Hegetschweiler von Riffer- 
schweil und noch später von seinen Exemplaren aus den Ost- 
pyrenäen bei, ohne es auf dem gedruckten Zettel, mit „Gurten“ 


anzugeben. Somit stammt Catillaria aus den Pyrenäen und Ü. 


conereta, nach Schärer’schen Exemplaren, von Rigerschweil im 
Kanton Zürich. 

- Patellaria (sect. Bilimbia) carneo-albida Müll. Arg. — Ad 
radices putridas Rhododendri (?) in monte Stoekhorn prope Thun: 
Prof. Dr. L. Fischer (— ubi insuper praeter alia legimus Hep- 
piam adglutinatam, Pertusariam Sommerfeltii, Blasteniam auran- 
tiacam n velanam, Biatoram sylvanam b Rhododendri, Polybla- 


stiam Sendtneri, Xenosphaeriam wrceolatam). Hujus synonyma 


sunt: 

Leeidea vernalis ß sphaeroides Ach. Meth. p. 68 (1803) et 
Lichenogr. Univ. p. 199, exclus, syn. f 

Lecidea alabastrina  sphaeroides Ach. Syn. p. 46 (1814), 
excl. syn. Dicks. et Hoffm. 

Lecidea sphaeroides « Sommerf. Suppl. Lapp. p. 164 (1826, 
non Lichen sphaeroides Dieks.); Nyland. Lich. Scand. p. 204. 

Biatora vernalis e sphaeroides El. Fries Lich. Europ. 
p. 260 (1831), exel. Zecidea erysibe. 

Bilimbia sphaeroides Th. Fries Lich. Arct. p. 281 pr. p. 
(1860). 

Apothecia carneo-albida. Sporae 4-loculares, 12—18 mikr. 
longae, eirc. 3—8/-plo longiores quam latae, utrinque obtusius- 


culae, ambitu ut in „Biatora Arnoldi Hep p‘Abbild. t. 59 n. 507. 


fig. ad sinistram. 
Aus Dickson’s Text, Plant. Crypt. Brit. 1. p. 9 und t. 2. 
fig. 2 (1785) ist ersichtlich, dass der Lichen sphaeroides Dicks. 


wegen der „tubereulae coloris sordide flavi aut fusci“ von Acha- 


% 


Pe 


51 


rius unrichtig zu Lecidea vernalis ß. sphaeroides Ach. eitirt 
wurde und ebenso verhält es sich mit Verrucaria conglomerata 
Hoffm. Flor. Germ. 1. p. 174 (1795), welche von Acharius 
ebendaselbst als Synonym eitirt wird. — Daher erhält obige sel- 
tene Pfanze, die ich im Herbarium Schärer nicht auffand, den 
neuen specifischen Namen carneo-albida, und dieses um so mehr, 
als Lichen vernalis L. nach den gründlichen Auseinandersetzun- 
gen meines Freundes Dr. Th. Fries (Lich. Aret. p. 192) eine 
Biatora mit einzelligen Sporen darstellt, und somit der zweit- 
älteste Name (Lichen sphaeroides Dicks) passend für die in 
Mitteleuropa auf Moos so gemeine „Bilimbia sphaeroides Körb.“ 
(exelus. syn. Sommerf.) seine riehtige Anwendung findet. 

3. Endocarpon gelatinosum Müll. Arg. — Ad muros humidos 
museis emortuis instratum cum Lenormandia Jungermanniae prope 
Amsoldingen in ditione bernensi. — Verrucaria gelatinosa Ach. 
Lich. Univ. .p. 283. Syn. p. 93; Nyl. Pyren. p. 21. — Haec per- 
rara species Endocarpo Hedw. , Th. Fries Lich. Arct. p. 257, 
Genera Heterolich. p. 104 (Dermatocarpn Mass., Körb.), ad- 
seribenda est. — Thallus subgranulato - mierophyllinus, viridis, 
dein fuseescens vel nigreseens et senior statu humeetato gelati- 
nosus. Peritheeia fere omnino libera, apice conico-angustata, 
Sporae in ascis genuinae, maximae 100-120 mik. longae, crebre 
parenchymaticae. B 

Diese Flechte stellt auf den ersten Blick Anflüge von Le- 
normandia Jungermanniae dam die Farbe ist aber olivengrün und 
nicht bläulichgrün, und die Thallusläppehen sind viel kleiner, 
dicker und schwach eckig. Die Perithecien sind oben auffallend 
verschmälert, fast wie in Nectria Cesatit Montagne, De Not. 
Sferiac. ital. p. 11. t. 5. fig. 1. Sporenumriss wie in Periusaria 
areolata Hepp Abbild. Fl. Enrop. t. 76. fig. 670, und Sporen- 
theilung wie in Phlyetis agelaea (Hepp 1. ©. t. 80. fig. 703). 

Verrucaria (Euverrucaria) Fischeri Müll. Arg., thallo te- 
nuiter tartareo effuso eontiguo murino subeonferruminato super- 


ficie subinaequali haud nigro-limitato, peritheciis u mm. latis 


basi tantum immersis conico hemisphaerieis vertice obsolete trun- 

“ eatis minuteque poriformi-umbilicatis atris opaeis, nucleo solu- 

tione jodina sordide coerulescente, paraphysibus indistinctis, ascis 

50-60 mik. longis late cylindrieis subbiseriatim 8-sporis, Sporis 

10-12 (—13) mik. longis omnino globosis v. latissime globoso- 

ellipsoideis. — In monte Stockhorn legi comite, .amieiss. Prof. 
q4* 


: 52 


Dr. Fischero, in calcare poroso cum .„„Thelidio galbano“, cui 
praeter colorem thalli minus albidum et perithecia leviter minora 
valde similis. — Species forma sporarum valde distineta est hoe 
charactere quodam modo ad Verrucarium Iyascentem (Hepp 
Abbildungen d. Spor. d. Flechten Europ. t. 107 fig. 939) et ad 
V. glacialem Hepp l. e. t. 108. fig. 946, 2) accedit, a priore ta- 
men longe differt et a posteriore sporis duplo et ultra minoribus 
magis globosis distineta est. Etiam V. Dufourii simulat, sed 
perithecia vertice longe minus truncata et spora valde diversae 
sunt. A Verruc. sphaerospora Anzi Cat. p. 110, quacum Spo- 
rarum magnitudine convenit, recedit thallo non areolato et peri- 
theciis haud minutis et sporis (quae in V. sphaerospora non sub- 
globosae sed magis oblongatae, conf. ad Garovagl. Tent. meth. 
Lich. Verruc. p. 17 adnot.) globosis v. subglobosis. 


ES 


LoüreirosOrchideengattungen 
Besprochen durch H. G. Reichenbach fil. 


Im British Museum findet sich unter vielen anderen Merk- 
würdigkeiten eine Sammlung Loureiro’s. Durch Herrn Dr. 
Bennett’s Gefälligkeit wurde mir die Einsicht in die Orchideen 
derselben. ® 

Eine Anzahl Gattungen waren bisher nicht angezweifelt 
worden. 

. Phajus kennt man allgemein und ich vermuthe, man kennt 
ihn richtig. Ein Original sah ich nicht, 
Aörides ist sicher unsere Gattung. _ j 

Renanthera liegt ohne Blüthe vor. Ich glaube aber, dass es 
die unsrige sein muss. 

Aristotelea ist unsere Spiranthes Rich. 

Nun blieben bisher Ceraja, Callista, Galeola, Thrisspermum 
für Jedermann zweifelhaft, etwa Ueraja ausgenommen, die Lind- 
ley als Dendrobium Ceraja aufnahm. 

Ceroja und Callista sind beide Dendrobia. 

Da aber Loureiro die Gattungssphäre enger fasste, als wir 
es nach Swartz’ Vorgange thun, so können wir von jeder Ver- 
änderung absehen. 

Galeovla ist Erythrorchis Bl. und hat sicher den Vorzug. 

Thrixspermum ist eine Form aus der Verwandtschaft der 


” 53 


Dendrobium auriferum Lindl., Liparis serraeformis Lindl., Den- 
droeolla arachnites Bl. Hieher gehören auch Sarcochilus , der 
grössere Theil von Dendrocolla, Gunnia, Ohiloschista. 


Die Arten sind folgende: 


1. T. usneoides (Uhiloschista — Lind). — 2. T. centipeda 
Lour. — 3. T. arachnites (Dendrocolla -Bi.). — 4. T. obtusum (Den- 
drocolla — Bl). — 5. T. acuminatissimum (Dend. — Bl). — 
6. T. auriferum (Dend. — Lindl,). — 7. T. serraeforme (Liparis 
— Lindl.). — 8. T. compressum (Dendrocolla — Bl). — 9. T! 
gracilentum (Dendrocolla — Rehb. fil.). — 10. T. Lilacinum (Sar- 
cochilus — Griff). — 11. T. amplexicaule (Dendrocolla — Bl.). — 
12. T. teres (Dendrocolla — Bl.) — 13. T. Teysmanni (Aörides — 
Miq.). — 14. T. Zollingeri (Aörides — Rehb. fil.). — 15. T. rho- 
palorrhachis (Dendrocolla — Rehb. f.). — 16. T. pallidum (Den- 
drocolla — Bl.). — 17. T. spurium (Dendrocolla — Bl). — 
18. T. angustifolium (Dendrocolla — Bl). — 19. T. subulatum 
(Dendrocolla — Bl). — 20. T. anceps (Dendrocolla — Bl). — 
21. T. falcatum (Sarcochilus — R. Br.) — 22. T. tridentatum 
(Cleisostoma — Lindl.). — 23. T. croceum (Sarcochilus — Lindl.). 
24. T. calceolus (Sarcochilus — Lindl.). — 25. T. unguiculatum 
(Sureochilus — Lind). — 26. T. olivaceum (Sarcochilus — 
Lind). — 27. T. parviflorum (Sarcochilus — Lindl.). — 28. T. 
pietum (Gunnia — Lindl ). — 29. T. australe (Gunnia — Lindl.). 
— 30. T. dilatatum (Sarcochilus — F. Müll). — 31. T. adver- 
sum (Sarcochilus — Hook. fil). — 32. T. calcaratum (Sarco- 
chilus — F. Müll). — 33. T. Hill (Sarcochilus — F. Müll.). 
— 34. T. pulchellum (Cylindrochilus — Thwaites.). — 35. T- 
Godeffroyanım : foliis cuneato oblongis obtuse acutis, peduneulis 
laxifluris, labello bene unguiculato, laeiniis lateralibus obtuse 
rhombeis, lacinia media seniovata, anthera biseta. Viti. 


mr: 


Mikroskopische Untersuchungen von E. Hallier. 
Zwei neue Untersuchungen über den Micrococeus, 


Da die Microeoccuszellen (Kernhefezellen) bei den meisten 
Pilzen so geringe Dimensionen haben, dass die Benutzung aller 
Hülfsmittel der Optik dazu gehört, um dieselben sichtbar zu ma- 
chen, geschweige einzelne Theile an ihnen zu erkennen, so dürfte. 
eine kurze Zusammenfassung von neuen Untersuchungen über 
diesen Gegenstand, welche ich mit den besten Mikroskopen aus 
drei rühmlich bekannten Werkstätten anstellte, gewiss willkom- 
men sein. Ich darf aus meinen früheren Arbeiten die Entstehung 
des Mieroeoceus aus den Pilzkonidien und Pilzsporen als bekannt 
voraussetzen '). Ich zeigte, dass bei allen darauf untersuchten 
Pilzen der Kern durch eine vielfach wiederholte Zweitheilung zer- 
fällt und zuletzt, zu unzähligen Individuen vermehrt, die Zelle 
verlässt. Dieses Ausstreuen geschieht auf doppelte Weise. Ent-. 
weder bekommt die Wand der‘ Spore oder Conidie durch den 
‘ stets wachsenden Druck von innen einen Riss, aus welchem die 
Mierococeuszellen plötzlich oder langsam auswandern. Oder die 
Sporenwand quillt während der Vermehrung der Kerne gelatinös 
auf und gibt dann, sich allmählig ganz auflösend, von selbst dem 
wachsenden Drucke nach. Natürlich ist man nicht "inmer so 
glücklich, bei der ersten Form des Auswanderns diesen Akt 
selbst wahrzunehmen und ich selbst habe ihn nur einige Male 
beobachten können. Amı schönsten sah ich bei Penicillium eru- 
staceum Fr. den Mierococcus hervorschwellen ?), Es ist begreif- 
lich, dass die Vertreter der alten dogmatischen Gährungslehre, 
welche durch meine Untersuchungen den Todesstoss erlitt, von 
Verstimmungen darüber nieht frei blieben, aber sie sollten we- 
nigstens nicht Thatsachen ableugnen, bloss aus dem Grunde, weil 
sie selbst nicht im Stande waren, dieselben zu konstatiren °). 
Dass der Verfasser der „mykologischen Berichte‘ ebensowohl die 
Pasteur’schen Untersuchungen wie die meinigen durchaus falsch 


1) Jenaische Zeitschrift für Mediein und Naturw. Bd. I. Heft 2. Die 
pflanzlichen Parasiten des menschlichen Körpers. Leipzig 1866. Gährungs- 
erscheinungen. Leipzig 1867. Phytopathologie. Leipzig 1866. Ferner: Nobbe’s 
Landwirthschaftl. Versuchsstationen Bd. 8. 9., insbesondere Bd. 9 p. 853 ff. 
u.8 w. 

2) Jenaische Zeitschrift, II, 2. Taf. VII. fig. 3. Gährungserscheinungen 
fig. 10. 

3) Vgl. Botanische Zeitung 1668. Nr. 7. 


verstanden und daher auch dem Publikum in seinen Berichten 
falsch vorgeführt hat, weiss jeder, welcher meinen Arbeiten mit 
Aufmerksamkeit gefolgt ist und damit das in den „mycologischen 
Berichten‘ Enthaltene vergleicht. Am stärksten tritt es noch 
neuerdings in der Kritik über Thome’s Cylindrotaenium hervor. 
Jenem Referenten fehlt vor allen Dingen ein gutes Mikroskop, 
wenn er nicht im Stande ist, die Bewegungsorgane des schwär- 
menden Micrococeus wahrzunehmen. 

Soviel aber zeigt auch ein Mikroskop von mässigen Leistun- 
gen, dass die in eine Flüssigkeit ‚gerathenen Conidien, aber auch 
andere Pilzzellen, so z. B. der Oidium lactis verschiedener Pilze, 
sich allmählig ;ier rasch der Kerne. entledigen. Man sieht dann 
die ganz leeren Pilzzellen neben noch mit Kernen angefüllten, 
oft mit deutlich aufgerissenen Wandungen, umherliegen. 

Dass bei manchen Pilzen die hervorschwirrenden Kerne die 
Beschaffenheit amoebenartiger , Schwärmer haben, ist nicht nur 
von mir, sondern von mehreren Mycologen beobachtet worden 
und es liegt lediglich am Beobachter oder am Mikroskop , wenn 
nicht Jeder diese Beobachtung zu constatiren im Stande ist. Bei 
einigen Pilzen, so z. B. bei Aspergillus glaucus Lk., sind die 
Schwärmer so klein, dass man Mühe hat, sie überhaupt zu sehen, 
grösser dagegen sind sie schon bei Penieillium, mehr noch bei 
einigen Mucor-Arten. In neuester Zeit konnte ich ein neues 
Objektivsystem G. von Zeiss in Jena, ein Systeme & immersion 
Nr. 11 von Hartnack und ?/ıs‘ System von Merz zu dieser Un- 
tersuchung benutzen und erreichte bei mehreren Pilzen eine. 
durchaus klare Anschauung von dem Bewegungsorgane des 
sehwärmenden Micrococeus. 

Das System von Merz hatte von allen dreien die grösste 
penetrirende Kraft und bei weitem die grösste Lichtstärke, das 
System G. von Zeiss definirte besser als das von Merz, aber die 
Penetration und das Licht sind bedeutend schwächer. Das Sy- 
stem von Hartnack Nr. 11 steht in seinen Leistungen ohngefähr 
in der Mitte zwischen Zeiss F. und G. 

Mit dem Merz’schen Immersionssystem sahı ich z. B. bei dem 
im Blut und. im Darminhalt der Typhuskranken befindlichen Mi- 
erococcus sehr deutlich eine dicke Hülle, welche den gelatinösen 
Kern umschliesst. An einer Stelle ist die Hülle sehr dünn und 
hier tritt der Kern in Gestalt eines langen Schwanzes hervor. 
Seine Länge beträgt im ausgewachsenen Zustand mindestens das 
5-—6fache vom Durchmesser der Micrococeuszelle selbst. So lange 


56 


die Zelle umherschwärmt, ist es kaum möglich, diese sich rasch 


bewegende Peitsche deutlich wahrzunehmen; sobald aber der 


Schwärmer zur Ruhe gekommen ist, sieht man die Peitsche deut- 
lich. Diese löst sich nun vom Ende her allmählig auf, so dass 
bald nur ein Stumpf übrig bleibt, zuletzt auch "dieser ver- 
schwindet. 

Ob diese Gebilde nur Schwärmer genannt werden sollen oder 
nicht, das überlasse ich gern der willkührlichen Entscheidung 
unserer mykologischen Autoritäten. Der Vorgang, der einfache, 
hier mitgetheilte Thatbestand , steht jedenfalls fest und es macht 
die Sache des alten Luftgebäudes der früheren Hefetheorie nicht 
besser, wenn man Thatsachen „in Abrede“ stellt. Wer Pasteurs 
mühevolle und hochverdienstliche Arbeiten als eine „faule Sache“ 
bezeichnen kann, von dem darf es nicht Wunder nehmen, wenn 
er die parasitologischen Arbeiten der Neuzeit als ‚‚Faseleien‘ 
auffasst. Gegen solche Sprache ist jede andere Widerlegung als 
diejenige, welche in der Beibringung neuer Thatsachen warzelt, 
überflüssig. - 

Da nun durchaus nicht Jeder im Stande ist, die Entwicke- 
lungsgeschichte des Mierocoeeus, deren Aufdeekung mir ganze 
Lebensjahre gekostet hat, zu’bestätigen, so tbeile ich noch kurz 
eine andere Art der Beweisführung mit für die speeifische Natur 
des Micrococeus. Jeder Mierococcus keimt nämlich , auf trocke- 
nem luftigen Boden sofort, auf nassem Boden erst nachdem er 
allmählig zu grösseren Zellen (Sporoiden oder Keimzellen) ange- 
schwollen ist. In zahlreichen Fällen, die ich in neueren Veröf- 
fentlichungen ausführlich mittheilte, gelang es mir, den Micro- 
eoccus aus den Sporen eines Pilzes zu ziehen und aus jenem 
wieder den Pilz. 

Vollkommene Reinkulturen von Pilzen bestimmter Arten er- 
hält man nun aus demjenigen Mieroeoceus, welcher sich bei be- 
stimmten kontagiösen Krankheiten im Blute findet. 

So zog ich aus dem Microcoecus des Masernblutes reine Be- 
stände von Mucor mucedo Fres., aus dem des Blutes von Typhus 
exanthematicus reine Bestände von Rhizopus nigricans Ehrenb. 
Bei den Kulturen in meinem grossen Isolirapparat, der sich aus- 
gezeichnet bewährt, kam nicht eine Spur anderer Pilze zum Vor- 
schein. Das Blut enthält nämlich nur Micrococcus, keine an- 
deren Pilzzellen und nur den Micrococcus eines bestimmten’ Pil- 
zes. Ebenso tritt in dem Schaafpockenserum nur der Miero- 
coccus von Pleospora herbarum Tul., in dem der Kuhpocken nur 


A 


| 


.57 


der von Aspergillus glaucus Lk. und in dem der Menschenblattern 
nur der der Pycniden von Eurotium herbariorum Lk. auf. Diese 
Thatsachen kann jeder konstatiren, der überhaupt Pilze zu kul- 
tiviren versteht. Wer aber z.B. als Verschlussflüssigkeit „Ho- 
nigwasser‘‘ anwendet, der muss von „Reinkulturen“ wahrlich 
sonderbare Vorstellungen haben. Ebenso ist starke Luftzufubr 
unerlässliche Vorbedingung für die Kultur von Schimmelpilzen '). 
Auch dagegen wird oft gefehlt und ich kann nach langer Erfah- 
rung meinen grossen Isolirapparat, wo mit der Luftpumpe durch 
ein mehr als fusslanges Baumwollenfilter und durch Schwefel- 
säure die vollkommen reine luft zugeführt wird, als durchaus 
bewährt empfehlen. Dass man zum Verschluss von Kultur- 
gefässen desinfizirtes Wasser nehmen müsse und nicht eine an- 
dere Flüssigkeit, welche, wie „Honigwasser“, die Hefepilze ge- 
radezu anlockt, versteht sich von selbst. In meinen Kulturap- 
paraten wird das Verschlusswasser täglich mindestens ein Mal 
mit Kali hypermanganicum  desinfizirt. Die Anwendung des Aspi- 
rators zur Luftzufuhr hat sich für Pilzkulturen durchaus nicht 
bewährt. 

Ich will zum Schlusse noch bemerken, dass der Mieroegceus 
ganz bestimmter Pilze nun schon bei sieben Krankheiten von wur 
aufgefunden wurde, da neuerdings noch der Typhus abdominalis 
hinzukommt, so sind es die folgenden: Cholera, Deotyphus, Hun- 
gertyphus, Masern, Blattern, Kuhpocken und Schafpocken. | Wer 
diese Angaben prüft, und zwar genau nach meiner Methode und 
mit den von mir angegebenen Apparaten, der wird sie bestätigt 


finden. Auch bei tertiärer Syphilis wurde in neuerer Zeit Mi- 


crocoeeus gefunden, jedoch ist dessen Bedeutung und specifische 
Natur noch unaufgeklärt. 


1) Der grobe Ausfsll gegen mich in der Botanischen Zeitung 1868 
Nr. 2 p. 26 Anmerkung ist ganz unmotivirt. Die Arbeit über Erotium- 
Befruchtung vom Jahre 1854 habe ich nur ihres Alters wegen geschont. 


58 


Gelehrte Gesellschaften. 


K. k. zoolögisch-botanische Gesellschaft in Wien. 
(Sitzungen vom October bis December 1867). ' 


Hr. Kanitz berichtete über von ihm in Leyden aufgefun- 
dene Briefe des Clusius, und Hr. Dr. Reichardt über den 
Wohnort desselben in Wien (in der Wollzeile wo Scholl’s Gar- 
tenhaus). — Letzterer bespricht ferners eine Missbildung von 
Zea Mays und das Auffinden der interessanten Nitella (Toly- 
. pella) prolifera bei Klosterneuburg, wobei er bemerkte, dass das 
unterste Stengelglied eine einzige Zelle, die Länge von 9 Zollen 
erreicht, wohl die grösste Zelle bei inländischen Gewächsen- 
— Hr. Knapp gibt eine Skizze seiner diessjährigen Reise in 
Podolien. — Am Schlusse werden Aufsätze von Krempelhuber 
über das wissenschaftliche Leben Massalongo’s, und von Milde 
über Asplenium vorgelegt. 


Hr. Prof. Simonyi berichtete über das Vorkommen der 
schwedischen Hängetanne im Salzkammergute, wo sie unter dem 
Namen „Schnürlfichte‘“ bekannt ist. — Herr Dr. Reiehardt 
machte weitere Bemerkungen über Clusius und theilte neue 
Fundorte von seltenen Pflanzen mit, wie Scolopendrium am Gais- 
berg bei Kalksburg und Sempervivum montanum am Stuhleck. — 
.Hr. Juratzka berichtete ebenfalls über seltene botanische Vor- 
kommnisse, wie Cumpanula latifolia, Ophioglossum vulgatum po- 
Iyphyllum und Coscinodon humilis. — Hr. Frauenfeld theilte 
mit, dass der Beschluss gefasst worden sei, an dem Hause, wel- 
ches Clusius in Wien bewohnt hatte (Wollzeile N®. 10), eine 
Gedenktafel anzubringen. — Eingesendet wurde ein Aufsatz: 
„Beiträge zur Flora von Presburg von Wiesbauer. 


Naturforschender Verein in Brünn (Versammlung im 
October 1867). 

Es wurden mehrere ausgetrocknete Wurzelstöcke von Küm- 
mel (Carım carvi) vorgezeigt, in deren Innern sich grosse harte 
Gebilde in verschiedenen Formen entwickelt hatten, welche in 
der Textur Aehulichkeit mit dem Mutterkorn zeigten. Hr. Prof. 
v. Niessi bezeichnete dieselben als Sclerotium varıum Pers. 
und bemerkte dass sie, sowie einige verwandte Fornien, zu wel- 


chen auch das Mutterkorn (Sclerotium clavus) gehört, bis in die 


a 


59 


neuere Zeit als selbstständige Pilze angesehen wurden. In Folge 
von Culturversuchen ist jedoch erwiesen, dass diese Selerotien 
nur unvollkommene Zustände verschiedenartiger Pilze seien, 
welche sich unter günstigen Verhältnissen daraus entwickeln, 
sonst aber lange Zeit in denselben verharren, oder auch gar 
nicht zur Ausbildung gelangen. 


— 
- 


Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. 
Sitzung vom 23. Januar 1868. 

Herr Consistorialrath Dr. Lorinser hält einen Vortrag über 
indische Pflanzennamen. Voran ging ein Bericht des Dr. J. Milde 
über das aufs Neue entdeckte, merkwürdige Asplenium adulterinum 
Milde. Die Pflanze wurde bei Schönberg in Mähren, westlich 
vom Altvater von Herrn Oborny, und bereits 1857 von Herrn 
Dr. Kalmus zwischen Einsiedl und Sangerberg in Böhmen 'auf- 
gefunden. An beiden Orten ist sie häufig, stets auf Serpentin; 
das gleichfalls dort verkommende A. Trichomanes ist seltener 
und A. viride fehlt ganz Das hohe Interesse, welches diese 
Pilanze für sich in Anspruch nimmt, liegt in der Stellung, die 
sie zwischen zwei sehr bekannten und stets scharf von einander 
getrennten Arten, A. Tyichomanes und A. viride behauptet. Aus 
diesem Grunde galt sie, so lange sie nur in einem einzigen 
Exemplare bekannt war, für eine Bastard-Pflanze, eine Ansicht, 


.an der man jetzt füglich nicht mehr festhalten kann, wenn man 


die Verhältnisse ihres Vorkommens ins Ayge fast. 

Sie hat im Ganzen das Ansehen des 4. Trichomanes, weicht 
aber von diesem so wesentlich ab, dass sie unmöglich für eine 
blosse Varietät desselben gehalten werden kann. Ihre Spindel 
ist zwar gefurcht, aber ganz ungeflügelt, die Segmente, wie bei 
A. viride, deutlich grün gestielt, die Fruchthäufehen, wie bei 
letzterem, nach der Mitte hin zusammengedrängt. Der untere 
Theil der Spindel stets kastanienbraun, wie’ der Blattstiel, die 
obere Hälfte der Spindel und mehr ist jedoch stets grün gefärbt. 
Der Scheinnerv der Spreuschuppen, welcher für A. Trichomanes 
ein sehr zuverlässiges Merkmal abgiebt, ist bald vorhanden, bald 
fehlt er. Das Leitbündel des Blattstieles ist vierschenklig,, wie 
bei A. viride. 

Dass die Pflanze auf Serpentin vorkommt, ist für sie viel- 
leicht charakteristisch und es wäre daher wünschenswerth, wenn 
alle Serpentinberge in Deutschland von den Botanikern mit Rück- 
sicht auf das A. adulterinum untersucht würden. 


60 


Botanische Notizen. 


Die Vegetation der Borromeischen Inseln am Langen 
See in der Lombardie. (Nach Professor Martins. Rev. 
hortic. 1867.) 

Die Borromeischen Inseln bestehen aus drei von einander 
getrennten Inseln, die sog. Isola bella, isola madre und isola del 
pescatore, welche in der Mitte des herrlichen Lago Maggiore lie- 
gen. — Der Monte Rosa, der Simplon, von mehr als 4000 Met. 
Höhe, dann die anderen kleineren den See rings umschliessenden 
Berge schützen diesen vor den rauhen Nord-, Nordost- und Nord- 
westwinden; die grosse Wassermenge ') selbst mildert in Folge 

physikalischer Gesetze im Winter die Kälte und im Sommer die 
“ zu hohe Hitze, ausserdem der sehr fruchtbare Boden hinzuge- 
rechnet, so ist es erklärlich, dass die auf diesen Inseln vorfind- 
liche Vegetation in jeder Beziehung sehr begünstigt erscheint. 

Auf der Isola bella prangt der Palast der gräflichen Familie 
Borromei; gegen Mittag erhebt sich eine Pyramide von künstli- 
chen Terrassen, welche gänzlich mit Spalieren von Pomeranzen, 
Citronen und Limonien bedeekt sind — über 40,000 Sttcke 
werden jährlich von diesen Frtichten gesammelt. — Im Winter 
werden diese Pfanzungen alle mit Brettern bedeckt, um allen 
möglichen klimatischen Gefahren vorzubeugen. — An der östli- 
chen Seite der Insel finden sich die Gärten, welche mit vielen 
schönen und seltenen Gewächsen bepflanzt sind, aus diesen er- 
wähnen wir nur folgende: Magnolia Yulan Desf., Pittosporum 
tobira H. H., ein sehr altes Exemplar, einen über 5 Meter hohen 
Arbutus unedo, einen 20 Met. hohen Laurus camphora mit über 
2 Met. Dicke und mit einer Krone, die einen Umfang von 19 Met. 
hat; Laurus nobilis, ein Exemplar mit 20 Met. Höhe, ein an- 
deres mit 2 Met. Dicke; Quercus suber mit zwei grossen dicken 
Aesten auf einem Stamm, einen sehr grossen Cedrus Libani, 
riesige Exemplare von Pinus strobus von mehr als 25 Met. Höhe, 
ebenso Pinus sylvestris von 25 Met. Höhe,- andere von fast 3 
Met. Dicke; eine 20 Met. hohe, 2 M. dicke Cunminghamia sinen- 
sis R. Br., ein Dacridium cupressinum von 4 Met. Höhe, zwei 


Exemplare von Ukumaerops humilis, männlich und weiblich, von 
2 Met. Höhe u. s, £. 


1) Der Lago maggiore hat 55 Kilom. Länge und 7 Kilom. Breite. Die 
Tiefe ist verschieden, bei der Isola bella ist der See 297 Met. tief, zwischen 
Palanza und Laveno 282, bei Canero 366, bei San Bartolomeo 824 Met. u. s.f- 


61 


Die Isola madre ist gänzlich in einen Garten umgewandelt — 
der nördliche Theil repräsentirt die europäische, die nordameri- 
kanische und japanesische Flora. Hier finden wir prachtvolle 
Bosquets von Camelia Japonica, nicht wenige mit einer Stamm- 
dicke von 0,64 M.; andere von Azalea indica ,. worunter viele 
Exemplare von 4 Met. Höhe und fast 1 Met. Stammdicke, dann 
blaue Hydrangea hortensis von 2 Met. Höhe, Albizzia julibrissin 
Boir., Opuntia inermis deC. und Op. decumana Hav. ’), 2 Met. 
hohe Kalmia latifolia, Olea fragrans Thunb., Quereus ilex von 
90 Met. Höhe und von 2—2'/, Met. Dicke, Oycas revoluta Thunb., 
Cupressus funebris Enal. und Ü. pendula Hort. mit Früchten von 
8 Met. Höhe, eine 12 Met. hohe Üryptomeria japonica, eine 
g5jährige, 15 Met. hohe und 1 Met. dicke Sequöja sempervirens 
Endl. mit Früchten, 4 Met, hoch; Pinus strobus von 20 Met. 
Höbe mit 2—3 Met. Umfang, prachtvolle Exemplare von Abies 
excelsa, eine 35jährige, 20 Met.. hohe Abies canadensis mit 5 Met. 
langen, auf dem Boden liegenden Zweigen u. 8. f. 

Die Isola del pescatore ist mit mehreren verschiedenen 
"Wolmungen besetzt. Sr. 


Zu den vor einigen Jahren in der Flora gegebenen Berich- 
tigungen der Wittstein’schen Etymologien fügen wir, heute 
eine weitere bei. Bory de St. Vincent hat seine Gaillardo- 
tella nicht, wie Wittstein angibt, nach Gaillard de Maren- 
tonneau genannt, wohl aber nachDr. Gaillardot in Luneville, 
dem Vater des jetzt in Alexandrien als französischer Sanitätsarzt 
angestellten Dr. Gaillardot. Letzterer wohnte früher in Syrien 
und hat dort viele unter anderen von Dr. Hohenacker vertheilte 
Pflanzen eingeschickt. Sein Name wird oft in der Flora orien- 
talis Boissier’s angeführt. B. 


Subularia aquatica L. in den Vogesen. In seiner Phytosta- 
tique vem Jahre 1805 hat Willemet die Subularia als von ihm 
in den Vogesen gefunden angegeben. Lange Zeit hindurch be- 
trachtete man diese Angabe als auf einer irrigen Bestimmung 
beruhend. Am 23. April 1864 hat mir aber der bald darauf ge- 
storben® Albert Mäder, aus Gebweiler, ein Exemplärchen dieser 


1) Opuntia vulgaris Mill. wächst an den Felsen des Simplons ober der 
Brücke von Crevola, 118 Met. Meereshübe. 


62 | 


l 

Pflanze zur Bestimmung überschickt, und am nämlichen Tage 
gab ich ihm den Namen derselben. Als voriges Spätjahr der 
Prof. Casp-ary die Vogesen-See, besonders der Nymphaeen wegen 
durchsuchte, fand er die Pflanze wieder auf. Es wäre so wohl 
möglich, dass Willemet’s Angabe dennoch richtig wäre. Be- 
kanntlich sind übrigens die Vogesen die erste französische Lo- 
calität der Subularia nicht, da bereits vor etwa 15 Jahren Dr. 
Reboud mir dieselbe aus einem kleinen See der Ostpyrenäen 
mitgetheilt hat. : Buchinger. 


Auf der grossen Pariser Industrie-Ausstellung sind nur zwei 
Vegetationskarten zu sehen. Auf der Carte des limites geogra- 
phiques des veg6taux en Norvege von Schübler sind die Vege- 
tationslinien einer sehr grossen Anzahl theils nutzbarer, theils 
wilder Holzgewächse verzeichnet, so z. B. nebst allen dort vor- 
kommenden Obstbäumen und Sträuchern auch der Hopfen, der 
Sanddorn, die Eibe und die Waldbäume. .Die zweite Karte stammt 
aus Spanien. Es ist eine Vegetationskarte der Provinz Oviedo, 
won Garcia Martino. Mittelst Farben hat man die überall in 
den Waldgegenden vorherrschenden Baumarten ersichtlich ge- 
macht. so dass man die Gegenden der Kastanie, der Erica, der 
Buche, der Pinien etc. unterscheidet. Das cultivirte Terrain ist 
weiss gelassen. Die Darstellungsweise ist allerdings etwas neu- 
*artig, aber doch nicht glücklich gewählt. —T. 


Durch das gänzliche Verschwinden des Neusiedler-Sees im 
Sommer 1865 ist die weinbauende Bevölkerung der Umgegend 
ausserordentlich in Schaden gerathen, denn die berühmten Oeden- 
burger- und Ruster-Weine, welche an den Ufern .des Sees ge- 
deihen und zum Theil ihr Bestehen der feuchten Atmosphäre 
und dem reichlichen Thaue verdanken, sind schon theilweise zu 
Grunde gegangen und der Boden wird zu Ackerland umgewandelt. 
So ist denn die gesammte Weincultur hier bedroht, da keine 
Aussichten vorhanden sind, dass sich der See wieder füllen 
werde, selbst nach den reichlichen Niederschlägen des Frühjahrs 
und Winters ist der ganze See so trocken wie vorher. Jede 
Bewegung der Luft wirbelt ungeheure Staubmassen von .kohlen- 
saurem Natron auf, die der Vegetation ringsumher ein eigen- 
thümlich leichenhaftes Ansehen verleihen. —r. 


ÄNILn  o 


63 


In der von J. Spörer verfassten Monographie über Nowaja 
Senlä, die den Inhalt des 21. Ergänzungsheftes von Petermanns 
geogr. Mitth. ausmacht, ist das VI. Kapitel (8. 73—96) der Ve- 
getation gewidmet. Die einzelnen Unterabtheilungen führen den 
Titel: 1) das Pflanzenleben auf Nowaja Semlä, 9) eircumpolare 
Rundsehau, 3) Tundra und Steppe, 4) die Flora von Spitzbergen 
und die Hochgebirgsflora der Alpen und Pyrenäen, 5) die Taimyr- 
Flora und die Alpenflora Ostsibiriens. Als Anhang sind beige- 
geben: 1) Ein Verzeichniss der Phanerogamen des Taimyrlandes, 
die Dr. A. v. Middendorff zwischen 73'/s° und 75° 36° n. Br. 
am Fluss Taimyr gesammelt bat, und 2. eine vergleichende Zu- 
sammenstellung der Phanerogamen Spitzbergens mit denen des 
Faulborngipfels, des Jardin de la mer de glace, der Grands Mu- 
lets, der Umgebung der Vincent-Hütte und des Höhenpunktes des 
St. Theodul-Passes. —r. 


Die Vegetation in der Umgebung der neuen Ansiedlung Som- 
merset am Nordhorne Australiens schildert Jardine folgender- 
massen. Der Boden ist meist rother Lehm, mehr oder weniger 
sandig, auf dem sich nur während der Regenzeit das Gras frisch 
erhält. Sonst hat die Vegetation alle Reize und den Schmuck 
der Tropennatur. Die Gehölze bestehen aus ungezählten Arten 
von Sträuchern und Bäumen, unter welchen letzteren zwei Pal- 
menarten, eine Seaforthia und eine Caryota, als besonders an- 
muthig geschildert werden. Kletterpflanzen und Reben sind in 
grosser Mannigfaltigkeit vertreten und zu dem schönen Baum- 
schlag gesellt sich auch ein lieblicher Blumenflor, den besonders 
zwei noch unbekannte Ipomoea-Arten schmücken, die sich die 
Gunst von Liebhabefn erringen werden, wenn sie nach Europa 
gelangen. Von Fruchtbäumen nennt er nur eine wilde Banane; 


Bauholz aber findet sich selten, und das seltene taugt wenig. 
—T. 


Eine schöne Gedenktafel mit dem Medaillon Sir William 
Hooker's ist zu Kew bei dem Grabe des berühmten Botanikers 
aufgestellt worden. —T. 


64 


Anzeigen 
Soeben erschien und ist durch alle Buchhandlungen zu haben: 


Die mikroskopischen Feinde des Waldes. 


Naturwissenschaftliche Beiträge zur Kenntniss der Baum- 
und Holzkrankheiten, für Forstmänner und Botaniker bear- 
beitet und in zwangslosen Heften herausgegeben 
von Dr. Moritz Willkomm, 

Professor an der Kgl. Sächs. Akad. für Forst- und Landwirthe. 


Zweites Heft. Mit 3 Holzschnitten und 6 lithograph. Tafeln 
(wovon 2 .in Buntdruck) nach Originalzeichnungen des Verf. 
Lex. 8. Eleg. geh. Preis 2 Thlr. 6'Ngr. 

Inhalt: Die Rostpilze der Nadelhölzer und die durch sie verur- 
sachten Krankheiten. — Der Rindenkrebs der Lärche oder die 
Lärchenkrankheit. — Berichtigungen und Zusätze zum ersten 
Hefte. — Zur Abwehr und Verständigung. 


Reliquiae. Mailleanae. 


Die Flora 1866, pag. 496, brachte die Anzeige der in Samm- 
lungen herauszugebenden zahlreichen Doubletten aus Maille’s 
Nachlass. Die Vertheilung der Pflanzen ist jetzt vollendet, und 
es umfasst die Sammlung 2444 Nummern. Hier die Angabe der 
Länder, aus welchen diese Pflanzen stammen. 


Frankreich 1348 Spanien 14 
Syrien 337 Corsica 9 
Schweden 206 Canaren 7 
Schweiz 182 Balearen 4 
Algerien 106 Dänemark 4 
Italien 105 . England 2 
Belgien 85 Irland 2 
Kleinasien 83 Oesterreich 1 
‘ Lappland 17 Malta 1 
Russland 15 


Man wendet sich immer an Monsieur L. Kralik, rue du 
grand Chantier 12, Paris. 


Die auf demselben Blatte mit Taf. I. ausgegebene Taf. II. gehört 
zu einem demnächst erscheinenden Referat über Berggren. 


Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubaue rschen Buch- 
druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. 


eine: 


FLORA 


NM 5. | 


BKegensburg. Ausgegeben den 10. März. 1868. 


Xnhalt. Literatur. — Personalnachrichten. — Botanische Notizen. — 
Verzeichniss der für die Sammlungen der königl. botanischen Gellschaft 
eingeganenen Beiträge. . 


Literatur. 


Bidrag till Skandinaviens Bryologi af 8. Berg- 
gren. — Jaktagelser öfver Mossornas könlüsa 
fortplantning genom grodknoppar och med 
dem analoga bildningar af Sven Berggren. 


Mit Taf. 11. 


Diese beiden Schriften sind eigentlich für den engeren Kreis 
der skandinavischen Sprachfamilie bestimmt, da schwedisch schrei- 
bende wissenschaftliche Autoren sich schwerlich verhehlen, was 
ihnen auch einer ihrer berühmtesten Landsleute offen sagte, dass 
die schwedisch geschriebene botanische Literatur nicht umfang- 
reich genug ist, um den Pflanzenforschern die Pflicht und Noth- 
wendigkeit aufzuerlegen, zu den mancherlei Sprachen, die jetzt 
der Botaniker kennen muss, auch noch schwedisch zu lernen, und 
dass daher ihre Schriften schwerlich die Grenzen ihres Vater- 
landes überschreiten und dem grösseren wissenschaftlichen Pu- 
blikum zugänglich sein werden. Dies kann nur durch einen glück- 
lichen Zufall geschehen, und ein solcher, nämlich die Anwesenheit 
des Herrn Verfassers obiger Schriften in München, machte es 
mir selbst möglich, Kenntniss von Inhalte derselben zu nehmen. 


Da mir dieser durch manche schöne und neue Beobachtung wohl 
Flora 1868. 5 


66 


der Kenntnissnakgae eines grösseren botanischen Publikums wür- 
dig zu sein scheint, so gebe ich andurch einen Auszug dessen, 
was mir von allgemeinerem Interesse zu sein scheint. 

Weniger enthält solchen allgemeiner interessanten Stoffes 
die erstere Abhandlung, welche meist neue Standorte in Skandi- 
navien seltener Moose aufführt, die der Verfasser auf seinen 


Exeursionen entdeckt. Die wissenschaftliche Verwerthung dieses_ 


pflanzengeographischen Materials darf füglich den Herren Skan- 
“dinaviern überlassen bleiben, daher sei bloss erwähnt, dass darin 
ner für Skandinavien auftreten: Hypnum Bambergerı (Lappland: 
Lindb., Dovre: Berggren), Hypnum Heufleri, Barbula icma- 
dophila, Dicranım Mühlenbeckii, neu für Norwegen Neckera Sendt- 
neriana, Dicranum fragilifolium , Sphagnum Lindbergii , Ang- 
stroemii Hart. (= insulosum Angstr., welchen Namen Hart- 
mann ganz willkührlich getilgt, und der daher beizubehalten ist), 
teres und riparium. 

In systematischer Beziehung mögen folgende Anführungen ge- 
nügen: Von Hypnum sarmentosum stellt der Verf. eine neue Va- 
rietät auf, var. fontinaloides. Sie wächst in grossen, ziemlich 
dichten Rasen. Die langen schmalen Stengel sind an Steinen im 
Wasser befestigt, gewöhnlich untergetaucht und fluthend , spar- 
sam- und langästig, indem die Aeste zuweilen die Länge des 
Hauptstengels erreichen ; die Stengelblätter sind entfernt, länglich 
eirund, gestutzt oder zugespitzt; alle Blätter angedrückt, beson- 
ders gegen die Spitze der Stengel und Aeste, wodurch diese schmal 
eylindrisch, fast fadenförmig werden. Im trocknen Zustande sind 
die Blätter ein wenig gedreht. Von der Stammform unterscheidet 
sich diese Varietät durch schmalere Stengel, die spärlicher und 
unregelmässiger verästelt sind, durch entferntere und längere, 
eng an den Stengel angedrückte Blätter; die Zellen des Blattes 
sind etwas grösser, die Basalzellen mehr angeschwollen. Hab. 
Sprengbaeken am Knudshoe, und in einem Bache am 'Fusse des 
Blaahoe. 

Des Referenten H. nivale zieht Verf. als var. obseurum zu 
H. stramineum , worüber Ref. nicht mit ihm rechten mag; nur 
passt der Name durchaus nicht auf unsere Alpenform, die schön 
freudig gelbgrün gefärbt ist. 

Dicranum (Uynodontium) Wahlenhergii wird als eigene, von 
C. virens wohl verschiedene Art wieder hergestellt. Es sei zar- 
ter, glänzend, mehr gelbgrün, mitunter bräunlich grün; die Blätter 
beinahe gerade abstehend vom Stengel, mit breiterer, fast ver- 


a Zee 


67 


kehrt eiförmiger scheidiger Basis, mit schmaler, langer, rinnen- 
förmiger Spitze und eingebogenen Rändern, nach oben entweder 
ganzrandig oder feingesägt, trocken sehr gekräuselt. Fruchtstiel 
länger und zarter, Kapsel etwas weniger gekrümmt, weichhäu- 
tiger. Von dieser Art kommen Varietäten vor, welche denen, 
welche G. virens bildet, analog sind und dabei die angeführten 
constanten Merkmale beibehalten. 

Ferner treten als neue Arten auf: 1) Leskea rupestris 
Berggr.: Laxe, intricato - caespitosa, olivacea vel fusco-viridis. 
Caulis repens vel rarius adscendens , rami elongati, Gliformes, 
plerumque subnitidi. Folia siecitate arcte imbricata, humida 
ereeto-patentia, ovato-lanceolata vel lanceolata, margine plano a 
mcedio usque ad apicem cerenulata, costa plerumgque tenui ad vel 
supra medium continua. Cellulae foliorum oblongae, ad margi- 
nem inferiorem et basin rotundato-quadratae. Flores et fructus 
ignoti. 

Leskeae nervosae proxima est, differt autem caespitibus la- 
xioribus, depressis, ramulis magis attenuatis. Folia praeterea 
angustiora, minns repente euspidata, margine plana et erenulata, 
cellulae folii magis elongatae speciem distinguunt, A L. uiro- 
wirenle diversa est teneritate, margine foliorum ‚non recurvo, 
costa breviore. Hab. ad rupes humidas vel umbrosas montium 
Knudshöe et Finshöe in alpe Dovrefjeld. 

2) Dieranum glaciale Bergstr. ist seitdem als D. arcticum 
von Schimper in fase. II. der Nachträge zur Bryologie be- 
schrieben und abgebildet. Ob nicht die Berggren’sche Benen- 
nung die Priorität hat, mögen die entscheiden, welche zur Un- 
tersuchung solcher Fragen Zeit und Lust haben. 

Anhangsweise bringt uns der Verfasser ein neues Leber- 
moos: 

Radula alvestris Berggr. 

Caespites molles lutescentes, caulis proeumbens vel saepius 
adscendens, flaceidus, pinnato-ramosuS, ramulis elongatis. Folia 
imbrieata, patentia, mollia, convcXa, margine involuta, fere semi- 
cordato-ovata, integerrima, Lobulus ventralis quadratus, basi 
tumido-inflatus, apice plerumque oblique acunminatus. Flores nıas- 
enli et feminei in eadem stirpe. Perianthium terminale, ovatunı, 
basi inflatum, ore angusto plerumque conpressum. 

AR. complanata differt mollitie et culore luteseente, eaulibus 
et ramis ascendentibus. Caespites magis tumescentes sunt, folia 


patentia, cONVEXA, margine, praeeipue superiore, inflexa, apice 


5H* 


68 


involuto minus late rotundata, lobulo ventrali magis acuminato. 
Perianthium basi inflatum et ore angustius est, quam in R. com- 
planata. Hab.: In foliis putrescentibus Salieis glaucae etc. ad 
montem Finshöe in alpe Dovrefield Aug. 1865. 

Diese. 3 neuen Arten sind auf einer Tafel durch Abbildungen 
erläutert. 

Endlich verdienen noch mancherlei morphologische Bemer- 
kungen Beachtung, welche der Verf. einzelnen Arten beigefügt. 
Einiges werde ich bei Gelegenheit des Referates über die zweite 
Arbeit anführen, und beschränke mich hier auf das, was Verf. 
bei Schistostega osmundacea bemerkt: 

Bei der Keimung entstehen zuerst die sterilen Stengel, 
.welche bekanntlich von den fertilen verschieden gebildet sind, 
Diese sterilen Stengel bilden zweierlei Wurzeln: diekere, welche 
horizontal unter der Erdoberfläche verlaufen, zartere, welche sich 
senkrecht in den Boden senken. ’ 

Auf jenen entwickeln sich theils Wurzeltuberkeln,, theils 
gehen diese Fäden, wo sie die Bodenoberfläche erreichen, in 
Proembryofäden über, und entwickeln neue Pflanzen. Hiedurch 
kommen die Pflänzchen etwas dichter zu stehen. — Dann ent- 
wickeln sich auf der Basis der sterilen Stämmchen erst wieder 
sterile, dann fertile Stengel. Dadurch erscheinen immer mehrere 
Stengel büschelartig zusammenhängend, aber die Verbindung 
dieser Stengel untereinander ist nicht unmittelbar, sondern mit- 
telst 1—3 einzelnen, in einer Reihe stehenden Zellen, so dass 
diese Entstehung neuer Stengel an der Basis älterer eigentlich 
zu betrachten ist als eine Entstehung von Stengeln aus Wurzel- 
tuberkeln, und diese verbindenden Zellen als eine kurze Wurzel. 
Aehnlich wie hier entwickeln sich auch bei Tetraphis die sterilen, 
Brutknospen tragenden Stengel zuerst, und diese sind gewöhnlich 
verwelkt, wenn die fruchttragenden sich entwickeln. 

Ich gehe nun zur zweiten Abhandlung über, den „Beob- 
achtungen über die geschlechtslose Fortpflanzung 
der Moose durch Brutknospen und mit ihnen analoge 
Bildungen‘“, wobei ich mich auf ausführlichere Wiedergabe der 
Beobachtungen beschränke, welehe neu oder vollständiger sind, 
„als die bisherigen und das, was Verf. nach Anderen eitirt, nur 
kurz erwähne. 

Zunächst entwickelt der Verf. die Bedeutung der geschlechts- 
losen Fortpflanzung für diejenigen Moosarten, welehe diöeisch 
sind, und wegen Entfernung der verschiedenen Geschlechter von 


69 


einander selten Früchte tragen, oder überhaupt noeh nicht mit 
solchen gefunden worden, und welche trotzdem z. Th. zu den 
verbreitetsten gehören. — Dann führt er die bisher bekannt ge- 
wordenen Beobachtungen über Brutknospen und ähnliche Gebilde 
bei Laub- und Lebermoosen und die Ansichten der Autoren über 
deren Bedeutung kurz an und kommt dann zu seinen eigenen 
Beobachtungen. Zunächst behandelt er die 


Laubmoose 


Zuerst spricht er von den Wurzeltuberkeln, die durch 
ihre Häufigkeit unter den geschlechtsiesen Fortpflanzungsformen 
der Moose eine hervorragende Stelle einnehmen. Es siud cellu- 
löse, im Allgemeinen rundliche Körper, welche entweder mit 
kurzen Stielen an den Wurzelfäden befestigt sind, oder auch An- 
schwellungen an den Enden derselben bilden. Sie entstehen, 
indem sich eine. Zelle wiederholt theilt, zuerst durch schiefe 
Wände, dann (in den Theilzellen) durch senkrechte. Die Zell- 
wände verdicken sich dann und nehmen eine braune Farbe an 
wie die Wurzelfäden, auf denen sie entstanden. So häufig diese 
Tuberkeln sind, so ist doch ihre Entwickelung zu neuen Pflanzen 
nur sehr selten beobachtet. — Ferner können die Wurzeln Pro- 
embryofäden entwickeln, welche sich genau so verhalten, wie die 
aus Sporen entstandenen und wie diese neue Individuen erzeugen. 
Besonders der oberirdische Wurzelfilz dichtrasiger Moose ent- 
wickelt häufig Wurzeltuberkeln und Proembryofäden. 

Den Wurzeltuberkeln ganz analog gebildet erscheinen die 
Tuberkeln in den Blattachseln von Bryum erythrocarpum. Ihre 
Weiterentwieklung ist noch nicht beobachtet. . 

Bei einigen im Wasser wachsenden Moosen findet man eine 
Menge kleine in den Blattachseln stehende beblätterte Aeste, 
welche abfallen und sich zu selbstständigen Pflanzen entwickeln 
(Schimper recherches p. 15). — Andere Moose , wie Leucodo:, 
Leskea nervosa etc. bilden an der Spitze der Stengel eine Menge 
von Knospen, welche #fallen und sich bewurzeln; ähnlich ver- 
halten sich die Knospen bei Webera annotina und die Flagellen 
bei Neckera complanata. 

Blog 2 genera, Telraphis und Aulacomnium, liefern Beispiele 
von kopfförmigen Knospenansammlungen an der Stengelspitze. 

Bei ersterer befinden sich die Knospen auf kleinen Stielen 
in einem korbähnlichen Perianthium ausgebildet. Die Knospen 
sind rundlich plattgedrückt, in der Mitte am dicksten, umgeben 


7 
von eiuer dfnneren Kante. Der erste Ursprung einer solchen 
Knospe ist eine röhrenförmige Ausbauchung einer Zelle der Sten- 
gelspitze, die sich dann durch eine Wand abschneidet und zur 
selbstständigen Zelle wird. Diese wächst und theilt sich durch 
Querwände, bis -sie eine Reihe von 4—5 Zellen bildet; die oberste 
nimmt eine runde oder ovale Form an, und theilt sich zuerst 
dureh schiefe, dann durch Längswände. ‘Dadurch entstehen zwei 
Zellreihen in der Mitte und eine bildet die Kante, die mittleren 
Zellen erweitern sich dann und werden chlorophyllreicher als die 
sich zuschärfenden Kantenzellen. 

Dann entstehen Scheidewände in den mittleren Zellen, wo- 
dureh diese zweischichtig werden, mitunter dureb noch weitere 
Theilung dreischichtig. Durch radiale Wände in den Mittel- und 
Randzellen nimmt die Zellenzahl der ganzen Knospe einen wei- 
teren Zuwachs. Vollständig entwickelt hat die Knospe eine Kante, 
welche aus nur einer Zellreihe gebildet ist; in der Mitte ist sie 
dicker, 2—3-schichtig; die Zellen sind grüner und haben festere 
Membranen. 

Beim Abfallen trennen sich die Knospen von den Stielen; es 
entwickeln sich von einer oder mehreren Zellen derselben feine 
Prodmbryofäden mit langgestreckten Zellen und etwas schiefen 
Wänden, also wurzelähnlich. 

Man findet oft solche Fäden ausgehend von gewöhnlichen 
abgefallenen Stengelblättern, und diese verhalten sich in ihrer 
Entwickelung ganz wie die von den Knospen ausgehenden. 

Entweder die Endzelle des Proembryofadens oder eine Zweig- 
zelle desselben wächst nun und theilt sich zuerst durch Quer-, 
dann durch Längswände; so entsteht ein nach oben etwas brei- 
terer Körper, in dem die Zellwände gewöhnlich rechtwinklig auf 


einander stehen; dann aber durch Zunahme des Umfangs, con- 


vergiren sie keilförmig nach innen. Durch weitere Querwände 
wird das Gebilde länger, durch Längswände breiter; das Resultat 
ist ein verkehrt eiförmiges Blatt, nach der Basis zu bedeutend 
verschmälert, ganz rippenlos, ebenso gros$ wie die gewöhnlichen 
Stengelblätter, oben einschichtig, an der stielförmigen Basis mehr- 
schichtig. 

Während sieh das Blatt so entwickelt, entstehen an seiner 
Basis sowohl Wurzeln als neue Blätter von ähnlicher Form , so 
dass man oft 3—4 derselben an ihrer Basis vereinigt findet. 
Mitunter entstehen diese Blätter ohne vorhergehende Entwicke- 
lung von Proembryofäden von den mittleren Zellen der Brut- 


71 


knospe, und dann hat die Knospe immer einige Würzeln ge-. 
trieben. ° 

Von diesen Blättern können, wie von gewöhnlichen Blättern, 
Proembryofäden sich entwickeln, welche wiederum ähnliche Blätter 
erzeugen. . 

Die Bestimmung dieser Blätter ist, unmittelbar als Aus- 
gangspunkt für neue Individuen zu dienen. 

Eine der untersten Zellen eines solchen baucht sich aus, 
schneidet sich durch eine Wand ab, und bildet sich durch ver- 
tical zu einander gestellte Quer- und Längswände zu einem Zell- 
körper um, dessen Zellen chlorophylilos, mit ziewlich festen, 
gelbbraunen Wänden versehen sind. Dieser Zellkörper richtet sich 
allmählig empor und nimmt dann eine grüne Farbe an. Bei der 
weiteren Entwickelung zeigt, sich, dass dieser Zellkörper ein 
junger Stengel ist, an dem sich bald die ersten Blätter bilden. 
Beifolgende Umrisse mögen diese Verhältnisse veranschaulichen. 

Bei 1 zeigen (Tab. 2) sich am Grunde der Embryonalblätter bei a 
und b die Anlagen neuer Stengel, bei 2 hat sich schon ein Sten- 
gel mit mehreren Blättern eıitwickelt, a, ein anderer b zeigt be- 
reits eine Knospe. 

Die Eigenthümlichkeit von Tetraphis pellucida ist es also, 
dass die neue Pflanze nicht unmittelbar vom Proembryofaden 
entsteht, sondern von einem Blatte als Zwischenglied. 

Diese Blätter sind unläugbar eine Art selbstsändige Bil- 
dung, von der die junge Pflanze sich entwickelt und nicht die 
untersten Blätter dieser; oft liegen die Blätter mehr oder we- 
niger horizontal, und dies nebst ihrer dünnen und runden Form 
macht, dass sie eine gewisse Aehnlichkeit mit jungen Farnpro- 
thallien haben. 

Da der Proembryo der Moose, der von Sporen ausgeht, im 
Allgemeinen in derselben Weise sich verhält, wie der, welcher 
von Brutknospen entsteht, so dürfte man berechtigt sein, anzu- 
nehmen, dass auch die von Sporen entstandenen Individuen un- 
seres Mooses ähnliche Entwickelung besitzen. Doch liegt noch 
keine direkte Beobachtung vor. 

“Bei den übrigen Moosen ist keine Bildung bekannt, die mit 
der vorliegenden zu vergleichen wäre, als die Erdprothallien von 
Sphagnum, welche auch darin ähnlich sind, dass sie Proembryo- 
fäden aussenden können, welche wiederum blattartige Prothallien 
entwickeln. 


72 


Die Blätter von Teiradontium Brownianum und repandum , 
haben wohl dieselbe physiologische Bedeutung, wie erwähnte Blät- 
ter bei Tetraphis; besitzen auch nach unten Wurzeln. 

Brutknospen bei Aulacomnium palustre und androgynum. 

Die Knospenansammlungen bei ersterer Art haben eine ge- 
wisse Aehnlichkeit mit denen bei Teiraphis, aber sie haben keine 
Involucralblätter. Wie Schimper (recherches) zeigt, können 
sie als metamorphosirte Blätter betrachtet werden, indem sich 
alle Uebergänge zeigen. 2 

Bei Aulacomnium androgynum dagegen sitzen sie auf einem 
kurzen Stiel, der anfangs kürzer ist, umgeben von den obersten 
Blättern, dann aber an Länge zunimmt. 

Die Knospen entstehen aus Stengelzellen, die sich ausbau- 
chen, theilen u. s. £., die oberste Zelle schwillt an und theilt sich 
zuerst durch Querwände, dann durch Längswände. Die fertige 
Knospe besteht aus 2—3 Zellpaaren in Reihen mit einer Zelle 
an der Spitze, mitunter geschehen noch weitere Theilungen, so 
dass die Knospe 2—3-schichtig erscheint. Vollentwiekelt ist sie 
eirund oder oval nach oben zugespitzt, befestigt durch einen 
wenigzelligen Stiel. 

Die meisten Knospen in demselben Köpfchen reifen gleich- 
zeitig und fallen ab; andere bleiben sitzen, erreichen nicht ihre 
völlige Ausbildung, bleiben klein, rundlich, gelbbraun. 

.. Die weitere Entwicklung besteht darin, dass von einer oder 
zwei der Knospenzellen Proembryonalfäden ausgehen, welche auf 
die gewöhnliche Weise junge Pflänzchen erzeugen. 

’ 
Zygodon viridissimus 

hat Knospen, welche sich auf den Spitzen befinden von kurzen, 
vom Stengel ausgehenden Fäden. Diese sind dichotomisch ver- _ 
zweigt; die obersten Fäden sind bedeutend grösser als die un- 
teren und die Knospeu sind kenlenförmig oval und bestehen aus 
d—5 Zellen. 

Die erste Spur eines solchen Fadens ist eine vom Stengel 
ausgehende längliche Zelle, die sich durch eine Querwand in 2 
theilt. Die oberste von diesen Zellen baucht sich röhrenförmig 
an zwei Stellen der Spitze aus; die so entstandenen Ausbauch- 
ungen scheiden sich durch Wände ab, dieser Process wiederholt 
sich, so entsteht die dichotomische Abzweigung. 

(Schluss folgt.) 


73 


Personalnachrichten. 


An die durch Prof. Unger’s Quiescirung erledigte Professur 
für physiologische Botanik an der Universität zu Wien ist der 
ausserordentliche Professor Dr. Hermann Karsten zu Berlin 
berufen worden. 


Bei der neuen Organisation des kais. botanischen Gartens zu 
St. Petersburg sind die Stellen in nachstehender Weise rangirt 
und besetzt worden: 1 Director, Staatsrath v. Trautvetter; 
3 „Oberbotaniker“, für Gartenbau Collegienrath Dr. Regel, für 
Pflanzenphysiologie Dr. Rosanoff, für systematische Botanik, 
noch unbesetzt; 1 „ältester“ Conservator, Dr. Maximowicz; 
2. „Jüngere“ Conservatoren, Dr. Ferd. v. Herder und P. v, 
Glehn; 1 Bibliothekar, Gusakowski. 


Dr. Greger Kraus, durch mehrere pflanzenpaläontologische, 
physiologische und anatomische Arbeiten bekannt, hat sich als 
Privatdocent für Botanik an der Universität zu Würzburg ha- 
bilitirt. : 


Dr. Eduard Fenz] erhielt als Vorstand des k.k. botanischen 
Cabinets zu Wien den Titel und Rang eines Directors, und die 
an demselben Cabinete angestellten Custos-Adjunkten Dr. Reis- 
sek und Dr. H. W. Reichardt den Titel und Rang von Cu- 
stoden. (Oesterr. bot. Ztg.) 


Botanische Notizen. 


Die bekannten schwimmenden Gärten, die man in dem in un- 
mittelbarer Nähe von Frinaggar, der Hauptstadt von Kaschmir, 
auf künstlichen Inseln angelegt hat, verdienen nach R. v. Schlag- 
intweit (Globus XII. pag. 7) den Ruf der Berühmtheit, der 
ihnen ganz allgemein zugeschrieben wird, keinetweges. Diese 
schwimmenden Gärten, welche allerdings mit ihrem saftigen 
Grün einen angenehmen Contrast gegen das intensiv blau ge- 
färbte Wasser des Sees bilden, bestehen aus Balken, die in ziem- 
lich unregelmässiger Form, ähnlich wie Flüsse mit Weiden zu- 
sammengebunden und mittelst Pfosten am seichten Grunde des 


74 


Sees befestigt sind. An der Oberfläche werden sie einige Zoll 


hoch mit Erde bedeckt und zum Anbau von Pflanzen benutzt. 
—T. 


Nach E. Gocze (Hamb. Gaft.- u. Bl.-Ztg. (XXIII) S. 390) wurden 
im Jahre 1850 nicht weniger als 175,033 Kisten mit je eirea 1000 
Apfelsinen von der Insel San Miguel, einer der Azoren, ausge- 
führt und waren 344 Fahrzeuge zu diesem Transport erforderlich. 
Seitdem verminderte sich in Folge von Krankheit der Bäume die 
Zahl der Kisten bis auf 120,000, aber seit einigen Jahren hat die 
Ausfuhr einen neuen Aufschwung gewonnen, so dass jetzt beinahe 
200,000 Kisten verschifft werden. Im Jahre 1857 wurde im An- 
fange der Saison die Kiste, deren Selbstkosten sich auf 535 Reis 
(23,78 Ngr.) sich beliefen, für 2000 Reis (2 Thlr. 28,88 Ngr.) ver- 
kauft, später stieg der Preis auf das Doppelte und selbst auf 
4500 Reis (6*/s Thlr.). — Seit einigen Jahren hat man auf dieser 
Insel auch der Cultur des Theestrauches grosse “ Aufmerksamkeit 
geschenkt, und zwar mit dem besten Erfolge, so dass, wie jetzt 
schon die Apfelsinen, auch der Thee von San Miguel eines Tages 
eine grosse Rolle auf dem europäischen Markte spielen wird. 
Als Präsident des botanischen CGongresses in London (1866) sagte 
Prof. A. de Candolle in seiner Eröffnungsrede: ‚Die beiden Ge- 
wächse, welche die Hauptgeträuke der eivilisirten Menschheit 
liefern, der Wein und der Thee erfordern ein gemässigtes Klima, 
doch thut dem Weinstocke Wärme während des Sominers noth, 
und keine Nässe, während dagegen die Theepflanzen wenig 
Wärme, dafür aber um so mehr Regen zu ihrem Gedeihen er- 
heischen, was eine fast vollständige geographische Unvereinbar- 
keit zwischen diesen beiden Pflanzenarten darthut. Die Wein- 
länder werden daher keinesweges für den Anbau des Theestrauchs 
geeignet sein und umgekehrt.“ Auf San Miguel finden wir aber 
die Theorie mit der Praxis anscheinend im Widerspruch, denn 
hier zeigt Sich der Theestrauch in der schönsten Ueppigkeit und 
zwar in unmittelbarer Nähe der Weinreben. —T. 


Das Gora-Gebirge im Westen von Jakoba, der Hauptstadt der 
Provinz Bautschi im Fellatah-Reich ist nach Rohlfs (Peter- 
mann’s geogr. Mitth. 1867. S. 378) eine wichtige Scheide zweier 
Florengebiete. An die Stelle der Pflanzen, welche der Sahara 
in den nördlichen Theilen des Sudan angehören, treten von da 
an solche, die man von der Guineakiste her kennt. Während 


* 


9 


die Dattel- und Dumpalme verschwindet, findet man die Deleb-, 
Cocos- und Oelpalme, Akazien treten nur noch sporadisch auf, 
die Tamarinde zeigt sich gar nicht mehr, ebenso Kora und 
Hadjilidji, die bis an’s Gongola-Gebirge im Osten von Jakoba 
noch häufig waren; dagegen sieht man nun riesige Bambuse, den 
Butterbaum (Bassia Parkii), die Banane u.a —T. 


Der Commission, die auf Anordnung des Congresses der 
Vereinigten Staaten einen Streifen Landes unter und nahe dem 
40. Parallel von der Ostgrenze Californiens quer durch Nevada 
und Utah bis nach dem Ostfuss der Felsengebirge in Eldorado 
untersuchen soll, ist W. W. Bailey als Botaniker beigegeben. 
Die Expedition Jat sich im Mai v. J. nach San-Franeisco einge- 
schifft und will ihre Arbeiten, die wenigstens 3 Jahre umfassen 
sollen, am Pyramid-See beginnen. —T. 


In der Sitzung der geographischen Gesellschaft zu Berlin 
vom 13. Juli 1867 spricht P. Ascherson über die Meer-Phane- 
rogamen in pflanzengeographischem Interesse. Hiernach besitzen 
dieselben — ungleich den Süsswasserpflanzen — sämmtlich bis 
auf zwei, noch nicht ausser Zweifel gestellte Fälle, eine zusam- 
menhängepde Verbreitung. Die Vegetation der beiden Küsten 
einer Landenge pflegt daher sehr verschieden zu sein; so ist 
unter den vier Arten des Mittelmeeres und den sechs des rothen 
Meeres keine einzige gemeinschaftlich. Eine genaue Erforschung 
der fossil vorkommenden Meer-Phanerogamen könnte von erheb- 
lichem Interesse sein. Auf ein in geologischer Hinsicht interes- 
santes Factum ist schon jetzt hinzuweisen, dass nämlich von den 
beiden nahe verwandten Arten der sehr ausgezeichneten Gattung 
Posidonia die eine nur das europäische Mittelmeer, die andere 
die südliche Küste Neuhollands bewohnt. —r, 


J. Anderson Henry legte der botanischen Gesellschaft zu 
Edinburg kürzlich eine interessante Abhandlung über die „Ab- 
neigung der Pflanzen gegen Kreuzung mit Pflanzen aus anderen 
Welttheilen“ vor- „Wenn ich“, sagt er darin, „eine amerika- 
nische mit einer asiatischen zu kreuzen hatte, ereignete es-sich 
bei allen Versuchen fast durchgängig, dass dies weit leichter von 
Statten ging, als wenn ich eine von diesen beiden, besonders 


76 


die erstere, mit europäischen Arten kreuzte. Pflanzen der süd- 
lichen Halbkugel, wie entfernt aueh ihre ursprüngliche Heimath 
sein mochte, kreuzen sich entschieden lieber unter einander. 
So fand ich es z. B. viel leichter, australische und neuseelän- 
dische. Arten mit ihren siidamerikanischen Verwandten zu kreu- 
zen, als mit europäischen oder verwandten Arten der nördlichen 
Halbkugel.“ Er führt nur ein Beispiel einer erfolgreichen Kreu- 
zung zwischen einer asiatischen und einer europäischen Art an, 
und zwar einer kleinen Art von Rhododendron mit gelben he- 
lianthemumähnlichen Blumen, einer Form von Rh. lepidotum, ge- 
nannt R. elaeagnoides, von den Sikkim-Gebirgen, mit R. ferrugi- 
neum. Aus dieser Kreuzung wurden zwei Pflanzen gezogen, von 
denen die eine bald abstarb, die andere aber sich jahrelang hielt. 
Die Blüthen waren schmutzigroth und blass gesprenkelt. Die 
Pflanze hatte ein wunderliches Aussehen. .—T. 


R. Wreden hat in der Zeit vom 25. November 1864 bis 
zum 25. Mai 1867 Gelegenheit gehabt, die . Entwickelung zweier 
neuer Pilzformen (genus Aspergillus) auf dem Trommelfell von 
10 Personen zu beobachten. Diese Vegetationen waren unabhän- 
gig von jeder anderen Krankheit, bildeten aber selbst eine eigen- 
thümliche und sehr hartnäckige Affektion des Ohres und waren 
von einer grossen Störung der Funktionen und von vielfachen 
'Leiden begleitet. Die beiden Pilze boten die hauptsächlichsten 
botanischen Charaktere von Aspergillus glaucus Lk. dar, jedoch 
unterschieden sie sich durch die Färbung ihrer Fruktifications-. 
organe, so dass W. den einen A. flavescens und den andern 4. 
nigricans genannt hat. (Compt. rend. T. LXV. pag. 368). —r. 


Nach Dr. Figari (Studii scientifiei sull’Egitto de Lucca 
1864/1865 pag. 234) braucht Samen, direet aus Europa nach Ae- 
gypten gebracht, bis 40 Tage mehr zur Keinung als die einhei- 
mischen; die Pflänzchen entwickeln sich. höchst langsam, dann 
aber kommen sie plötzlich zu ihrer vollkommenen Kraft, blühen 
und reifen ‘ihre Früchte 30 bis 40 Tage später als die des Lan- 
des oder die seit längerer Zeit naturalisirten Pflanzen. Im dar- 
auf folgenden Jahre keimen die von diesen neuen Pflanzen er- 
haltenen Samen zu gleicher Zeit wie die einheimischen, die Pflan- 
zen entwickeln sich ebenso und nach der 3. bis 4. Generation 
nehmen sie ganz den Charakter der neuen Heimath an. —r. 


77 


Von dem früher so berlihmten Lorbeerwalde 'von Doramar 
auf der Insel Canaria, westlich von Barranco della Virgen, sieht 
man jetzt nur noch einzelne Lorbeerheecken zwischen den Fel- 
dern, aber die rankenden Smilaceen und canarischen Winden und 
Epheu sind von einer Ueppiskeit, die an die beredten Schilder- 
ungen der Schönheiten tmopischer Wälder erinnert.  . —r. 


Balansa hat bei seinen botanischen Excursionen in der 
Umgegend von Beziers zwei für die Flora von Frankreich neue 
Cryptogamen, Pilularia minuta und eine neue Art der Gattung 
Riella Mont. (Durieua) entdeckt. —T. 


Professor Henri van Henrik, 396, Vieille-route, ä Berchem- 
Anvers, veröffentlicht ein Herbarium der seltenen oder kritischen 
Pflanzen Belgiens. Vier Fascikel sind bereits erschienen und 
das fünfte ist für den December zugesagt. . Der Preis eines Fas- 
cikels ist 10 Fres. —T. 


Die wissenschaftliche Expedition, die im Jahre 1854 von 
Frankreich ausgeschickt wurde, um Mexiko zu erforschen und die 
bis zum Ende des Jahres 1866 thätig war, ist trotz aller Schwie- 
rigkeiten, die die politische Lage des Landes ihr entgegenstellte, 
und trotz der kurzen Dauer ihrer Thätigkeit, nicht ohne Nutzen 
für die Wissenschaft gewesen. Die ersten Bände ihrer Berichte 
befinden sich bereits unter der Presse. Als Botaniker war der 
Expedition Bourgeau beigegeben. Bis zum April 1866 waren 
von demselben nicht weniger denn sechs reiche Sammlungen von 
Pflanzen und Früchten in Frankreich angekommen. Die Zahl 
der von B. gesammelten Arten beläuft sich auf ungefähr 3600; 
von jeder Art sind 15 bis 20 und von den kleineren Arten noch 
mehr Exemplare gesammel& worden. Die ersten fünf Sammlun- 
gen sind auf den Hochebenen Zusammengebracht worden und die. 
letzte in den heissen Niederungen. B. beklagt sich, dass seine 
Gesundheit sehr durch das Klima angegriffen und dass die Feuch- 
tigkeit der Luft in diesen heissen Niederungen dem Trocknen 
und der gefälligen Präparation der eingesammelten Pflanzen sehr 
hinderlich gewesen sei. Mit der Bestimmung dieser Pflanzen ist 
E. Fournier. beauftragt worden. Die Oberleitung ist Deeaisne 
übertragen. Die Beschreibung wird zwei stattliche Quartbände 


! 


2. 


umfassen mit 100 lithographirten Tafeln. Ausser B. haben noch 

Hahn, ein Gärtner von Martinique, Leon Mehedin, der der 

Expedition als Gärtner beigegeben war, und Guillemin Samm- 

lungen aus Mexiko eingeschickt. Die Veröffentlichung soll sich 

nieht allein auf die von den genannten Botanikern gesammelten 

Pflanzen beschränken, sondern zugleich“auch die älteren Samm- 

lungen, soweit sie sich in Paris befinden oder den mit der Her- 

ausgabe beauftragten Botanikern überhaupt zugänglich sind, um- 
fassen. —T. 


Der botanische Garten zu St. Denis auf der Insel Reimion 
ist auf 10 Jahre der Societe imperiale d’aeelimatation, die auf 
dieser Insel besteht, überlassen worden. Diese Massregel wird 
nieht verfehlen, der Einbürgerung fremder Nutzpflanzen einen 
neuen Anstoss zu geben. Man geht damit um, die Cinchona- 
Arten, von denen man Samen aus Java bezogen hat, sowie die 
Theepflanze und den Mohn, - um Opium zu gewinnen, auf der 
Insel einzubürgern, da der Anbau des Zuckerröhres nicht mehr 
kohnend ist. i —T. 


Barla, Director des Museums der Naturgeschichte zu Nizza, ' 
gibt eine Iconographie der Orchideen des Departements der 
Meeralpen heraus. Dem Texte werden 60 lithographirte Tafeln 
mit Abbildungen in natürlicher Grösse beigegeben werden. Das 
Werk wird in sechs Lieferungen erscheinen. Der Subseriptions- 
preis für die Lieferung beträgt 4 Fr. 50 ce. und mit colorirten 
Abbildungen 10 Fr. —T. 


In der Nähe’ des Dorfes Chester in Massachusets, existirt 
eine in botanischer Hinsicht merkwürdige Erscheinung. Zwei 
Stämme von Ulmus americana, die ingeiner Entfernung von un- 
gefähr 30 Fuss von einander. wachsen, sind nämlich durch einen 
Bogen, von dem neun Zweige ausgehen, miteinander verbunden, 
Dieser Bogen beginnt auf dem einen Baume in einer Höhe von 
14 Fuss und richtet sich, indem er eine absteigende Curve be- 
schreibt, gegen den andern Baum, mit dem er sich in einer Höhe 
von 4 Fuss vereinigt. Lymann ist geneigt, anzunehmen, dass 
man vor einer Reihe von Jahren einen Zweig des Baumes künst- 
lich niedergebogen ‚habe. und dieser dann mit dem andern Baume: 


vi.) 


verwachsen sei. Auf der Hälfte.der Entfernung der beiden Ul- 
men erhebt sich eine Fagus ferruginea unter dem grünen Bogen. 
Der Stamm dieses Baumes hat sich, bevor er den Bogen er- 
reicht, getheilt und umfasst den Bogen mit zwei Aesten, die 
jedoch diesen nicht direct berühren. _r, 


Eine Vanilla planifolia, die in einem Gewächshause zu Os- 
berton in England einen Raum von 40 Fuss Länge bedeckt, liefert 
jährlich mehr als 300 reife Früchte. . —r 


Amerikanische Blätter haben den Gedanken angeregt, den 
Kampfer-Lorbeerbaum in den Vereinigten Staaten anzubauen. 
An einem Erfolg ist aus klimatischen Gründen nicht zu zweifeln, 
denn er wäehst in China, Java, auf Formosa, in Birma und in 
der chinesischen Mandschurei, ja sogar so weit nördlich, dass er 
den Amur erreicht. - T, 


“ 


Corenwinder bestreitet (Compt. rend. T. LXV. pag. 781) 
die Ansicht, dass die Wurzeln die in dem Boden enthaltene 
Kohlensäure absorbiren. Wenigstens ist nach ihm die Menge der 
Kohlensäure, die auf diese Weise in das Gewebe der Wurzeln 
eindringt, so geringe, dass sie nicht als wichtige Quelle für den 
Kohlenstoff, den die Pflanze zu ihrem Aufbaue bedarf, angesehen 
werden Kann, Allerdings hat Boussingault gefunden, dass die 
in einem fruchtbaren Erdreich enthaltene Luft fast 10 pCt. Koh- 
lensäure enthält. C. hält für wahrscheinlich, dass sie aus dem 
Boden in die Luft entweicht und dann durch die Blätter der 
Kulturpflanzen, wenn diese wie z. B. bei den Runkelrtiben, dem 
Tabak u. s. w. den Boden bedecken, absorbirt werde. —T. 


® 

Schon vor längerer Zeit hat Perkins aus dem Holze von 
Coseinium fenestratum, einer zur Klasse der Menispermaceen ge- 
hörenden Pflanze, die in reichlicher Menge in den Wäldern von 
Ceylon und in anderen Theilen von Indien vorkommt, Berberin 
dargestellt. Nach Stenhouse beträgt die Menge desselben 1'/, 
bis 3’/, pCt. je nach der Qualität des Holzes, die wahrscheinlich 
von der Jahreszeit abhängt, in welcher es gesammelt worden ist. 
(Journ. Chem. Soc. V. pag. 187.) —r. 


| — 


80 


Zur Beachtung. 


Herr Dr. Hasskarl in Cleve legte ein reichhaltiges Ver- 
zeichniss meist javanischer Pflanzen vor, welche er im Tausch 
gegen tropische, vorzüglich indische Pflanzen (deren Ver- 
zeichniss zur Auswahl erbeten wird) anbietet. 


Verzeichniss 


der für die Sammlungen der kgl. botanischen Gesellschaft ein- 
gegangenen Beiträge. 


24. Die Luxemburger Laubmoose. Geschenk des Hrn. A. Jäger, der- 
malen in Freiburg. ü 

25. Dr. F. Nobbe: Die landwirihschaftlichen Versuchssiationen. 
Chemnitz Bd. VII. u. IX. 1866. 1867. 

26. F. Müller: Fragmenta phytographiae Australiae Vol. V. Mel 
bourne 18651866. 

27. C. Umlauff: Ewiger Garten-Kalender. 

28. Die preussische Expedition nach Ostasien. Botanischer Theil: 
Die Tange m. 8 Illustr. Bearbeitet von G. v. Martens. Berlin 1866. 

29. Sitzungsberichte der k. bayer. Akad. d. Wiss. von München. 1867. 
I. 2. 3 

%. Rabenhorst: Bryotheca Europaea. fasc. 0. nr. 951-1000. Dres- 
den 1867. 

31. Nylander: Synopsis Lichenum Novae Caledoniae. Caen 1868, 

32. Herineg: Iln'y a pas de söve descendante. 

3. Kuntze, O.: Taschenflora von Leipzig. 1867. 

3. Seubert, M.: Grundriss der Botanik; zum Schulgebrauch. Leipzig und 
Heidelberg 1868. ' 

35. Jahresbericht der naturforsch. Gesellsch. Graubündtens. Chur 1667. 
Neue Folge. 12. Jahrgang. 

3%. Acta universitate Lundensis. Mathematik och Naturvetenskap. Lund 
186471866. 4. ° 

37. Verhandlungen des naturforsch. Vereins inBrünn. V. Bad, 1866, 


Corrigenda, 

pag.54 2 1v.o. les: Mykologische Untersuchungen. 
» »»  2vr.0o. „ IH Neue Uhnters. 

» » » 22v.0. „ hervorschmellen 

» » m» 1v.u .„ 1868. 

» nm» bvu „ 1868. 

» » » 4ivw „ Das Oidium 

» 5 „ 8vo „” num, 

» » » 19v.o. „ jederin der Lage ist 


Redaeteur: Dr. Herrich-Scehäffer. Druck der F. Neubauer’schen Buch- 
druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. 


FLORA. 


N 6. 


Regensburg. Ausgegeben den 17. März. 1868. 


Inhalt. Literatur. — Botanische Notizen. 


Literatur 


Bidrag till Skandinaviens Bryologi af S. Berg- 
gren. — Jaktagelser öfver Mossornas könlösa 
fortplantning genom grodknoppar och med 
dem analoga bildningar af Sven Berggren. 


(Schluss) 


Die Fäden sind anfangs farblos, später grün mit festerer 
Membran. Die äusserste Zelle schwillt dann an, durch Quer- 
wände entsteht die aus 4—5 Zellen bestehende Knospe, deren 
grüne Farbe dann gelbbraun wird. 

Manche von den Knospen theilen die 2 mittleren Zellen durch 


Längswände. 
Fast immer findet man eine Menge solcher Knospen abge- 
fallen zwischen den’ Rasen. — Kommt eine solche Knospe in 


günsfige Umstände (was aber verhältnissmässig selten der Fall 
zu sein scheint, indem man ihre Weiterentwickelung nur selten 
beobachtet), so baucht sich die unterste Zelle, mit der die Knospe 
befestigt ist, an 1 oder 2 Stellen aus und erzeugt Proembryo- 
fäden, auf denen sich dann in der gewöhnlichen Weise junge 
Pflänzchen erzeugen. 

Flora 1868. 6 


8 


Grimmia Hartmanii, 
welche damals noch gar nicht fruchtend bekannt war, hat an den 
Spitzen der Stengelblätter mehrzellige, fast kugelrunde Knospen. 
Die durchscheinende Haarspitze, welehe die grünen Blätter haben, 
ist an den knospentragenden weniger ausgebildet. 

Die erste Spur der Knospe beginnt sich zu zeigen schon 
wenn die Blätter noch sehr klein sind. 2 Zellen, gewöhnlich auf 
der Spitze des Blattes, ebensoviel auf beiden Kanten und meist - 
auch auf den Rippen wachsen aus, bilden eine Reihe von 2—3 
Zellen, deren oberste anschwillt und die Anlage der Knospe 
bildet, sie theilt sich dann zuerst durch eine auf die letzte Quer- 
wand senkrechte Längswand; durch weitere auf einander senk- 
rechte Quer- und Längswände zeigt sich bald’ die Knospe be- 
stehend aus 8 auf der freien Oberfläche dreieckigen Zellen, die 
im Centrum zusammenstossen. 

Während dieser Entwiekelung entstehen in den anfangs durch- 
siehtigen Zellen eine Menge Körner, die erst gelbgrau, dann grün 
erscheinen, die Zellmembran wird in dem nach aussen liegenden 
Theile grün, dann gelbbraun. 

Jede der Zellen der Knospe hebt sich dann Walbkuglig über 
deren Oberfläche und die Zellenvermehrung. dauert fort, bis die 
Knospe, vielleicht richtiger Knospenansammlung, ihre volle Aus- 
bildung erreicht hat. Durch zurückgebliebene Theilungen in den 
einen und weiter vorgeschrittene in den andern wird oft die Re- 
gelmässigkeit in der Anordnung der Zellen gestört. Die ein- 
zelnen Zellen bauchen sich dann später aus und ragen halb- 
kuglie über die Knospenoberfläche hervor. Durch fortgesetzte 
Theilungen durch meist senkrecht auf einander stehende Scheide- 
wände erhalten sie die Form von keulenförmigen oder kugligen 
Zellkörpern, die jedoch durch die innern Zeller? des Complexes, 
welche die grüne Farbe und dünne Wandungen behalten haben, 
fest zusammenhängen und sich durch Druck nicht isoliren lassen. 
Ob dieser ganze Zellkörper ganz bleibt und als solcher Proem- 
bryofäden eniwickelt, oder ob er in Theilknospen zerfällt, ist 
noch nicht beobachtet ; die einzige beobachtete Spur einer wei- 
teren Entwicklung bestand darin, dass von einer Oberflächenzelle 
ein brauner Faden mit schiefen Scheidewänden ausging. 

Andere Grimmien: torquata, trichophylla u. a. haben Knospen, 
die im Wesentlichen auf dieselbe Weise gebildet sind. 

. Hinsichtlich der bekannten, früher als parasitische Conferven 
betrachteten Fäden auf den Blättern von Orthotrichum Lyellii 


83 


und. obusifolium bemerkt Verf. nur, dass es nicht nöthig ist, 
dass sie erst Wurzelfäden bilden, um neue Pflanzen zu erzeu- 
gen, sondern dass direkt Proembryonalfäden aus ihnen ent- 
steben, welche neuen Individuen die Entstehung geben. Hin- 
sichtlieh Ulota phyllantha recurrirt Verf. auf die bekannten Dar- 
stellungen Schimpers. . 

Calymperes und Syrrhopodon erinnern in Bezug auf den Bau 
ihrer Knospen an Ulota phyllantha. Die Arten dieser Gattungen 
“ haben einen breiten Nerven, der an der Spitze noch breiter wird, 
abgerundet ist und umgeben von einer einschichtigen Zelllage 
- als Fortsetzung der eigentlichen Blattspreite. Am kopfförmigen 
Nervenende zeigen sich bei Culymperes Richardi als erste Spur 
der Knospenbildung papillenartige Hervorragungen der Zellen. 
Die Entwicklung scheint dann auf die gewöhnliche Weise zu ge- 
schehen, bis die Knospe aus 12—15 in einer Reihe liegenden 
Zellen besteht. Dieselbe endigt in eine zerbrechliche durchschei- 
nende Spitze; ‚die Zellen der Basis haben farblosen Inhalt, die 
mittleren reichlich Ghlorophyli. , 

Ungefähr in derselben Weise entstehen Knospen auf der 
Blattspitze einer brasilianischen Leueobryum-Art: L. phyllanthuim 
Lindb. Ein eigenthümliches Verhältniss bei dieser Art ist, 
dass neben Zellfäden. auch kleine Knospen, ja selbst kleine 
Blätter von der Blattspitze sich entwickeln. Die'wurzelähnliehen 
Fäden, die sehr fein sind und schiefe Wände haben, erreichen 
keine grössere Länge, als die zwischen ihnen befindlichen Knos- 
pen. Im frühesten Entwicklungsstadium bestehen diese Knospen 
aus wenigen Zellen, welche durch Bildung von schiefen Scheide- 
wänden entstanden scheinen. Die nächste Entwicklungsforn 
zeigt, dass Längswände entstanden waren. Die fertige Knospe 
ist oval, besteht aus 3—4 Zellschiehten und ist am Blatte be- 
festigt mittelst eines aus 2 Zellenpaaren bestehenden Stiels. 

Zwischen den Knospen und Fäden entwickeln sich die klei- 
nen Blätter, mit Zellen, die denen des Mutterblattes durchaus 
ähnlich sind. Sie scheinen von keimenden Knospen herzurühren 
und gehören vielleicht jungen Pflanzen an, die sich unmittelbar 
aın Blatte entwickeln. 

Barbula papillosa.. Die von Röse (Botan. Zeitung 1863 
p. 42) gegebene Beschreibung kann der Verf. mehrfach vervoll- 
ständigen. - 

Die Knospen sitzen in Menge an der oberen Hälfte der Mit- 
telrippe. Eine Rippenzelle baucht sich aus, theilt sich .parallel 


6* 


84 


der Blattfläche, die äussere Zelle theilt sich durch eine Quer- 
wand, die obere der beiden Zellen schwillt an und theilt sich 
durch eine Längswand senkrecht auf die vorige. Viele Knospen 
fallen schon in diesem Zustande ab, scheinen aber so keiner wei- 
teren Entwicklung fähig zu sein. 

Die weiteren Theilungen der anderen Knospen finden in ver- 
schiedener Weise statt. Gewöhnlich bleibt die untere Zelle un- 
getheilt, während die oberen sich durch Querwände theilen, in 
anderen theilt sich nicht die obere, sondern nur die untere Zelle 
und zwar durch eine Längswand. Die auf erstere Art sich thei- 
lenden Knospen bekommen dann in den oberen Zellen vertikale 
Wände senkrecht auf den vorigen, so dass sie jetzt aus 9 Zellen 
bestehen : oben 4, in der Mitte 4, eine an der Basis; endlich 
theilt sich auch die untere Zelle durch eine Längswand. Dies 
ist der Bau, den die meist entwickelten Knospen zeigen. — Bei 
noch andern theilten sich die beiden oberen der ursprünglichen 
Zellen je in 4 Zellen, dureh senkrecht auf einander gestellte 
Wände, dann die untere Zelle in 2 durch eine Längswand. 

Meist finden demnach die Theilungen statt durch ‚senkrecht 
auf einander gestellte Wände; zuweilen treten auch schiefe Wände 
auf, wodurch dann verschiedene unregelmässige Formen entstehen. 
Die jung blass gelbbraunen Membranen der Knospe werden dann 
braun; ehe sie abfallen, können sie keine Proembryofäden ent- 
wickeln, da sie mit dem Theile aufsitzen, welcher später diesel- 
ben erzeugt. Eine oder mehrere Zellen desselben bauchen sich 
aus, entwickeln Proembryonalfäden oder Wurzeln, welche auf 
gewöhnliche Weise junge Pflanzen entwickeln, durch schiefe 
Wände sich theilende Zellkörper, welche bald die ersten Blätter 
zeigen. Schon wenn die junge Pflanze noch wenige Blätter be- 
sitzt, entwickeln sich in der Nähe derselben Proembryofäden und 
Wurzeln. j 

Barbula latifolia trägt nach Entwicklung und Bau 
ganz ähnliche Knospen, die aber kleiner sind, und nicht auf der 
Mittelrippe entstehen, sondern auf den andern Theilen des 
Blattes. Nachdem dieselben abgefallen sind, sieht man, dass 
die Mutterzellen ihr Chlorophyll, verloren haben und auf der 
Blattspreite als durchscheinende Punkte hervortreten. 

Auch die fadenförmigen: Auswüchse der Mittelrippe von Bar- 
bula membranifolia, crassinervia nnd rigida betrachtete Verf. 
noch in dieser Abhandlung als Organe der ungeschlechtlichen 
Fortpflanzung, doch hat er darüber seine Ansicht geändert. 


85 


Auf die Fähigkeit der Blätter, durch Entwicklung von 
Proembryo- und Wurzelfäden der ungeschlechtlichen Fortpflanzung 
zu dienen lenkte (nach-Kützing) Schimper hauptsächlich die 
Aufmerksamkeit. Er behauptet, dass jedes abgefallene Blatt, ja 
jeder Theil eines Blattes unter günstigen Umständen neuen Pflan- 
zen ihre Entstehung geben kann. 

Obgleich dieser Process wohl im Allgemeinen keine so grosse 
Rolle in der Mooswelt spielt, als man erwarten sollte, so gibt es 
doch in der That eine Anzahl Moose mit äusserst zerbrechlichen 
und leicht abfallenden-Blättern, welche dann neue Pflanzen ent- 
wickeln, und bei manchen dieser Arten ist diese Fortpflanzungs- 
art die einzige oder doch vorzüglichste. So ist es nach Lind- 
berg’s Beobachtungen bei Dieramım fragilifolium der Fall. Das 
in ganz Europa sehr verbreitete Zeucobryum glaucum trägt selten 
Früchte, auch hier haben die abfallenden ‚Blätter die Aufgabe 
die Art fortzupflanzen. 

In der That, untersucht man die unteren Blätter der zu 
dichten Rasen vereinigten Pflanzen, so findet man, dass fast alle 
an der Spitze einen Büschel von langen verzweigten Wurzeln 
tragen, die meist von den ältesten Blättern entstehen. Aus un- 
bekannter Ursache, vielleicht in Folge eines gewissen Alters, 
beginnen die Blätter abzufallen, und dies ist oft gleichzeitig an 
allen Stengeln desselben Rasens der Fall. Man findet dann die 
Blätter zerstreut auf dem Boden liegen, und wenn sie nicht schon 
Wurzeln getrieben, so beginnen sie jetzt dies zu thun, nicht nur 
von der Spitze, sondern auch von der Basis der Blätter. Auch 
Proembryofäden entstehen jetzt von denselben. Dies geschieht 
nicht so lange die Blätter am Stengel sitzen; sie müssen der Luft 
und dem Lichte ausgesetzt sein. um solche zu erzeugen. Von 
Wurzeln und Proembryonen entwickeln sich dann neue Pflanzen; 
bei den Wurzeln geschieht dies meist schon, wenn sie erst die 
Länge von wenigen Zellen. besitzen. Die von Schimper ge- 
schilderte geschlechtslose Fortpflanzung bei dieser Art (recher- 
ches pag. 18) hat Verf. seltener beobachtet, als die eben be- 
schriebene: 

“ Aus den Wurzeln auf den Blättern von Hypnum cordifolium 
sah Verf. keine Pflanzen sich entwickeln. 

Nach Gümbel hat Buxbaumia aphylia an der Basis des 
Fruchtstiels eine Menge von Wurzeln, die von den Blatträndern 
ausgehen und Antheridien entwickeln ohne vorhergehende Stengel- 


und Blattbildung. 


. 


88 


Auch bei Campylopus fragilis fallen in den dichten Rasen 
die Blätter oft gleichzeitig ab, und entwickeln mittelst Wurzel- 
oder Proembryofäden neue Pflanzen. Diese Fäden entstehen hier 
aus den Zellen der Rippe nahe der Blattbasis. :Oft sind diese 
Wurzelfäden sehr kurz und die junge Pflanze scheint fast un- 
mittelbar auf dem Blatte zu entstehen °). 

Es scheint bei den Moosen ziemlich allgemein vorzukommen, 
dass Proembryofäden sich entwickeln vom jungen Stengel nahe 
der Basis der ersten Blätter. 

Eine durch ihre sehr fragilen Blätter ausgezeichnete Art ist 
Barbula fragilis ; nicht nur fallen dieselben an der Basis leicht vom 
Stengel ab, sondern auch ihre Spitze ist äusserst zerbrechlich, 
auch so lange die Blätter noch am Stengel sitzen. Wenn diese 
Blatttheile feucht genug erhalten werden, so entwickeln sie Wur- 
zeln und Proembryofäden und an diesen junge Pflanzen. 

Die geschlechtslose Fortpflanzung der ebenfalls nicht häufig 
fruchtenden Barbula ruralis stimmt mit der der vorigen Art 
überein. Dasselbe ist bei Barbula laevipila der Fall. 

Auch bei Dicranum fragilifolium und montanum fallen die Blät- 
ter ab, und entwickeln in ähnlicher Weise Proembryonen. 

Auch ein von Lindberg beschriebenes Moos: Macromitrium 
caducipilum von Neuseeland ist ausgezeichnet durch die grosse 
Zerbrechlichkeit der Blattspitze. Die Blattrippe ist schmal und 
bildet in der Spitze eine Anschwellung, welche durch ein Gelenk 
vom schmäleren Theile getrennt ist und sehr leicht abfällt; es 
ist zu vermuthen, dass dieser Blatttheil der diöeischen Pflanze 
der ungeschlechtlichen Fortpflanzung dient. 

- Vorbeschriebene ungeschlechtliche Fortpflanzungsarten der 
Laubmoose dürften sich am besten zu folgenden Hauptarten grup- 
piren lassen: 

a) Tuberkeln auf den Wurzeln. 

b) Proembryofäden, entstehend auf Wurzeln. 

c) Blattführemle Knospen in Form von Aesten ausgehend 


1) Auch andere Campylopoden haben diese Eigenschaft. So sieht man 
oft die Rasen von C. Schimpert und Schwarzü ganz von weissglänzenden 
abgeworfenen jungen Aesten und Blättern bedeckt, so dass Ref. letztere Art, 
die er, noch unbekannt mit €. Schwarzü, für neu hielt, als ©. olesiclados 
begrüsste. Es ist begreiflich, wie leicht diese abgeworfenen Theile durch 
Wind, Wasser, Vieh ete, weitergebracht werden und so der Verbreitung der 
nie fruchtenden Art dienen können. Der Ref. 


87 


von den Blattachseln (Octodiceras, Leweodon, Plugiothecium ele- 
gans, (Bidrag p. 5), [wozu Verf. noch Mnium punctetum Schimp. 
icon morphol. tab. 6 fig. 1—3 hätte fügen können). 

d) Köpfchenähnliche Brutknospensammlungen an der Sten- 
. gelspitze (Tetraphis Aulacomnium). 

e) Brutknospen an den Enden von dichotomisch verzweigten 
Fäden, ausgehend von den Stengeln zwischen den Blättern: Zy- 
godon viridissimus, ferner bei Trichostomum rigidulum (Bidrag 
p. 15), Didymodon cordatus ferner Leptohymenium filiforme (Bi- 
drag p. 11 u. 12). ' 

f) Am Blatte entstehende Brutknospenbildungen, welche ab- 
fallen: Grimmia Hartmanii, Ulota phyllantha , Orthotrichum 
Lyellii, obtusifolium. 

g) Proembryofäden oder Wurzeln, welche von abgefallenen 
Blättern entstehen: Leucobryum, Barbula fragilis etc. 


. 


Hiezu könnte man auch noch rechnen die Entwicklung von 
neuen Pflanzen unmittelbar am Blatte, ein Verhältniss, das nicht 
genau bekannt ist, aber stattzufinden scheint bei Barbula laevi- 
pila und Rhacomitrium protensum. 


Lebermoose. 

Bei Jungermannia ventricosa trifft man mitunter Brutknos- 
pen in grosser Menge auf den Blattspitzen am Stengelgipfel, wo 
sie kleine runde Köpfchen bilden; alle Blätter, selbst die inner- 
sten und jüngsten der Terminalknospe führen dieselben. 

Die Knospen selbst bilden perlschnurartige Reihen, die von 
den Zellen der Blattspitze sich entwickeln und eine wiederholte 
Verästelung zeigen. Sie entstehen auf die Weise, dass eine von 
den Zellen der Blattspitze eine röhrenförmige Ausbauchung be- 
komnt, die sich dann durch eine Wand abschneidet und Basal- 
zelle wird für die Knospenschnüre. Die Membran ist anfangs 
sehr dünn und durchsichtig, der Inhalt eine wasserklare Flüssig- 
keit, worin einige blassgelbe Körnchen sich befinden. In der 
Spitze oder auch der Mitte entstehen dann röhrepförmige Erwei- 
terungen, welche dieselbe Grösse, wie die Mutterzelle erreichen, 
doch scheinen sie keine Scheidewände zu bilden, sondern nur 
mehr oder weniger abgeschnürt zu werden. 

Das Entstehen von solchen Erweiterungen der Zellmembran 
kann gleichzeitig an mehreren Stellen stattfinden, sowobl am 
obersten Ende, als in der Mitte, und hievon hängt die Form der 
entwickelten Knospen ab, indem sie an jeder Stelle, wo eine Ein- 


88 


schnürung war, eine Ecke ‚bekommen. In den abgeschnürten 


Theilen findet dann eine Entwicklung nach demselben Plane statt. 


So entsteht eine Anzahl von Gliedern oder Zellen, die in Reihen 
geordnet, aber noch nicht durch Scheidewände getrennt sind 
(später glaubte jedoch Verf. durch bessere Linsen zarte Scheide- 
wände bemerkt zu haben). Durch Abschnürungen am Ende der 
Fäden nehmen diese an Länge zu, durch Ausbauchungen und 
Abschnürungen mittlerer Glieder verästeln sich die Reihen. So 
entstehen perlschnurartige Reihen von Zellen, die mehr und mehr 
durch deutliche Scheidewände von einander getrennt werden. 
Eine Menge feiner, verästelter Fäden entsteht von der Blatt- 
spitze, dieselben dringen zwischen die Knospen ein und tragen 
wahrscheinlich dadurch bei, dieselben zusammenzuhalten, weil sie 
bei fortgeschrittener Entwicklung sehr lose mit einander ver- 
bunden sind. 
Anfangs haben alle Glieder eine blassgrüne Farbe, später 
werden sie violett oder schön rotlı. Die oberen Knospen werden 
zuerst reif und färben sich, erst später die unteren, so dass jene 
ganz reif sind und abfallen, während diese kaum ihr ursprüng- 
liches Aussehen verändert haben. Je mehr sie ihre volle Ent- 
wieklung erreichen, desto fester und intensiver gefärbt werden 


die Membranen. Die Stellen, wodurch sie in Verbindung mit . 


einander stehen, bekommen die Forni von Ecken oder Spitzen, 
so dass ihre Form z. Th. abhängig wird von der Zahl der Ein- 
schnürungen, die auf ihnen stattgefunden haben. 

Die gewöhnlichste Form ist die einer 4-seitigen Doppelpyra- 
mide. Die Oberflächen zwischen den Ecken sind ein wenig con- 
cav und die Verbindungskanten einwärts gekrümmt. Mitunter 
aber haben sie 2—3 Ecken an beiden Enden, in welchem Fall 
eine oder mehrere im Aequator fehlen, mitunter fehlen dieselben 
ganz, dann ist die Mitte cylindrisch. 

Ehe die Zellen sich trennen, entsteht in jeder eine Scheide- 
wand senkrecht zur Achse und gewöhnlich unterhalb der die 
Mitte umgebenden Ecken; die fertige Koospe ist zweizellig. 

Nur wenige von diesen Knospen entwickeln sich weiter. 
Dann entsteht eine Scheidewand senkrecht zur schon vorhan- 
denen oder parallel mit derselben. Bei den Knospen von er- 
sterer Form theilt sich die allein stehende Zelle durch eine 
Längswand, welche die letztentstandene kreuzt, und die 4 so 
entstandenen Zellen fahren fort, sich zu theilen durch Wände, 


- 89 


welche abwechselnd parallel der Achse und senkrecht zu dersel- 
ben stehen. 

Bei den Knospen, wo sich die neue Wand parallel der schun 
vorhandenen bildete, die also 3 Zellen in einer Reihe besitzen, 
theilt sich zuerst die mittlere durch eine Längswand, worauf die 
beiden Endzellen arwachsen und sich zuerst durch Quer- und 
dann durch Längswände theilen; die Knospe besteht dann aus 
paarweise hinter einander geordneten Zellen mit einer Zelle an 
jedem Ende. Bald hört jedoch das Wachsthum am einen Ende auf, 
indem sich die dort liegende Zelle durch eine Längswand theilt. 

Sehon wenn die Knospe nur aus wenigen Zellen besteht, 
fängt sie an, sich zu krümmen, indem die Zellen auf der einen 
Seite etwas grösser werden, als auf der andern. Das Ende, das 
2 neben einander liegende Zellen hat, wächst nicht mehr in die 
Länge, weil das Wachsthum auf eine Terminalzelle beschränkt 
scheint. Die übrigen Zellen theilen sich fortwährend nach den- 
selben Gesetzen, wie früher. " 

Gleichzeitig beginnen Scheidewände zu entstehen parallel 
mit der Oberfläche der Knospe und dadurch wird die Knospe 
mehrschichtig. Dieser so entstehende Zellkörper ist der Anfang 
eines nenen Stengels und nachdem sein Wachsthum einige Zeit 
gedauert, entstehen die ersten Blattanlagen. In diesem Ent- 
wicklungsstadium ist noch die Krümmung bemerkbar, welche die 
Knospe schon frühzeitig zeigte und welche der Anfang ist zur 
Entwicklung des Stengels in vertikaler Richtung. Von der nach 
unten gerichteten Seite entstehen einzellige Wurzeln. 

Die hier dargestellte Entwickelungsgeschichte weicht etwas 
von der ab, welche Nägeli bei F. ezseeta beobachtet, indem bei 
letzterer nur eine Zelle der Knospe sich theilt, die andere unge- 
theilt bleibt und indem die Theilung durch schiefe Wände vor 
sich geht. 

. Bei J. attenuata finden sich Brutknospen, besonders auf ge- 
wissen Stengeln, welche dünner als die andern, fast fadenförmig 
erscheinen, und entweder unmittelbare F ortsetzung vom Haupt- 
stengel oder von Aesten desselben sind. Die Knospen finden sich 
in grosser Menge auf den Gipfelblättern, wo sie ein köptchen- 
ähnliches Conglomerat bilden, das von der Stengelspitze selbst 
auszugehen scheint. Die Entstehungsweise ist dieselbe, wie bei 
J. ventricosa, aber die Knospen haben einen mehr langgedehnte 
Form und keine oder weniger Ecken. 

J. albicans stimmt ebenfalls fast ganz überein. Die Blätter 


9” 


sind unregelmässig gezähnt und die Knospen durchscheinend, 
fast farblos. Zuerst sind sie rund und glatt, später bekommen 
sie eine Menge Spitzen und Höcker, welche so geordnet sind, 
dass die Zellen von jeder Seite betrachtet, 4—5 derselben in Um- 
kreise haben. Wie bei J. ventricosa entwickeln sich auch ver- 
ästelte Fäden vom Blatte und kriechen zwischen die Knospen 
hinein. , 

Bei J. saxicola haben die Knospen zwar eine von den vorigen 
etwas abweichende Gestalt, sonst ist die Entwicklung dieselbe. 
Die fortgesetzte Theilung scheint durch schiefe Scheidewände 
vor sich zu gelien. Die Knospe verwandelt ‚sich in einen Zell- 
körper, auf dem die ersten Blätter entstehen und Wurzeln her- 
vorbrechen. . 

Scapania undulata. Die Meinung von Reinsch (Linnaea 
XXXIX.) über Stellung und verschiedenartige Ausbildung der 
Blätter an den Stengelspitzen theilt der Verf. nicht, ebensowenig 
konnte er den Unterschied bestätigen in den Gesetzen für die 
‚ Zellbildung in den Spitzen der Zellreihen und in den Zweigen 
derselben. Im ersten Falle sollten sich Scheidewände bilden, im 
andern blos Abschntrung stattfinden. Die Knospen sind oval 
ohne Ecken. 

Seapania compacta, nemorosa verhalten sich ungefähr in der- 
selben Weise. 

Der Stengel von Calypogeja Trichomanes, der in den Spitzen 
Knospen entwickelt, hat eine eigenthümliche Form, welche an 
die Psaudopodien bei Aulacomminm erinnert, die Blätter nehmen 
gegen die Spitze des Stengels hin an Grösse ab; die obersten be- 
‚stehen nur ngcb aus 2 Zellen, dann folgen die Basilarzellen der 
Knospenreihen, einzelne Zellen, welche offenbar auf ihren ein- 
fachsten Ausdruck reducirte Blätter sind. Also hat die Hemmung 
in der Entwickelung des Blattes, welche bei Jungermannia immer 
die Knospenbildung begleitet, hier ihr Maximum erreicht. — Auch 
die Blätter, die aus 3—5 Zellen bestehen, erzeugen mitunter 
Brutknospen. Die Knospen bilden verägtelte Reihen, sind ohne 
Ecken, rund oder oval und bestehen aus 2 Zellen. Wenn ein 
Stengel ein solches Knospenconglomerat, hervorgebracht, verliert 
er natürlich die Fähigkeit, weiter zu wachsen. 

Frullania fragilifolia entwickelt junge Pflanzen unmittelbar 
aus dem Blattparenchym; die Blätter sind zerbrechlich , fallen 
sehr leicht vom Stengel ab; das Blattöhrchen trennt sich leicht 
vom eigentlichen Blatte, weil beide nur durch 2 Zellen vereinigt 


9 


sind. Die Blattöhrchen haben die Form von einem plattgedrück- 
ten Sacke, welcher mit seiner Mündung gegen die Basis des 
Stengels gewendet ist. Der Ausgangspunkt für eine neue Pflanze 
ist gerade bei dieser Mündung des Ochrehens und zwar auf dem 
vom Stengel abgewendeten Rande; mitunter geschieht es jedoch 
auch, dass man ein junges Individuum ausgehen sieht vom ei- 
gentlichen Blatte. In beiden Fällen beginnt die Entwickelung 
auf die Weise, dass eine Zelle sich papillenartig über die an- 
dern erhebt, sich_ durch schiefe Wände theilt, so dass ein 
Zellkörper entsteht” der der Anfang eines Stengels ist und auf 
dem die Blätter sich entwickeln. Selbst wenn dieser Stengel 
bereits 5—6 Blätter gebildet hat, hat sich noch keine Wurzel an 
ihm entwickelt, sondern das Blattöhrchen selbst scheint die 
Funktion der Wurzel zu verwalten. 

Radula complanata. Die Brutknospen dieser Art sah schon 
Nees.a. E. zu neuen Pflanzen sich entwickeln. Untersucht man 
gewisse, besonders sterile, Exemplare dieser Art, so findet man, 
dass der Blattrand besetzt ist mit runden Knospenbildungen in 
verschiedenen Entwickelungsstadien. Eine jede dieser Knospen 
entsteht aus einer Blattrandzelle, welche an Grösse bedeutend 
zunimmt. Eine solche Zelle theilt sich erst in 2 und jede dieser 
. beiden theilt sich durch Wände in entgegengesetzter Richtung 

abermals in 2. 

Das Wachsthum einer so angelegten Knospe gründet sich 
auf das Theilungsgesetz, dass, nachdem die Zellen sich ver- 
grössert haben, Scheidewände entstehen, die theils in derselben 
Richtung als der Radius, theils in der Richtung der Peripherie 
gestellt sind, 

Die Knospe bildet also eine runde, einschichtige Scheibe mit 
concentrischen Zellreihen. Das Wachsthum schreitet sehr weit 
fort so lange dıe Knospen noch am Blatte sitzen; nachdem sie 
abge‘allen sind, beginnen sie eine ovale Gestalt anzunehmen und 
zeigen an dem einen Ende eine lebhaftere Zellentheilung. Dort 
erheben sich 2 nahe bei einanderliegende Zen in Form von 
Papillen. Beide werden dann in 2 getheilt, von denen die obere 
sich auscehnt und nach demselben Plane theilt, als die Mutter- 
zelle der Knespe. Dadurch entstehen 2 dicht nebeneinander 
sitzende Blätter, zwischen denen sich wahrscheinlich die Anlage 
des Stengels entwickelt. 

Bei Metzgeria furcata finden sich oft an der frons blatt- 
ähnliche Bildungen, die entstanden sind durch fortgesetzte Thei- 


92 


lung der Randzellen. Hofmeister.nennt sie Adventivsprossen 
und gibt an, dass eine Mittelrippe in ihnen entsteht, die mit 
der Mittelrippe der eigentlichen frons in Verbindung tritt. Nees 
a. E, aber hat gezeigt, dass unter diesen Auswüchsen viele ab- 
. fallen und beginnen neue Individuen zu werden, während andere 
als Zweige sitzen bleiben können. Die Nees’sche Beobachtung 
fand Verf. an vielen Exemplaren bestätigt. 

Die gesehlechtslose Fortpflanzung von Blusia pusilla_ eitirt 
Verf. nach Hofmeister und Nees ab E., die Keimung der 
einen Knospengattung nach Corda in Sturm’s Flora, die von 
Aneura multifida nach Hofmeister; die becherförmigen Knos- 
penbehälter bei Marchantia und Lunularia sind von verschie- 
denen Verfassern beschrieben: Bischoff, Mirbel, Nägeli 
Hofmeister. Die geschlechtslose Fortpflanzung bei den Leber- 
moosen findet also durch folgende Bildungen statt. 

a) Brutknospen, bestehend aus {1 oder) 2 Zellen, welche 
entweder vom Blatte entstehen (Jungermannia, Scapania) oder 
auch von der Stengelspitze (Calypogeia), 

b) mehrzellige Brutknospen an den Blatträndern (Radula), 

e) mehrzellige Brutknospen in besondern Behältern auf der 
Mittelrippe der frons (Marchantia, Lunularia, Blasia), 

d) Brutknospen am dünneren Theile der frons, gewöhnlich 
in den engeren Zelllagen entstehend (Blasia, Anthoceros), 

e) neue Pflanzenindividuen unmittelbar vom Blattparenchym 
entstehend (Frullania fragilifolia), 

f) von der frons ausgehende Lappen, welche sich zu selbst- ' 
.ständigen Pilanzen entwickeln (Metzgeria). 

Referirt von Dr. P. G. Lorentz. 


— 


Botanische Notizen. 


Das sonstige Hauptproduct Madeira’s, der Wein, liefert seit 
dem Eintreten dg Traubenkrankheit nur noch geringe Erträge; 
statt der Rebe versucht man, scheinbar nicht ohne Erfolg, Zucker- 
rohr, an einigeu Stellen auch den Cochenille-Cactus zu zieben. 
Besonders auf der Südseite, etwa in Höhen von 200 bis 900 Met., 
scheint der forstmässige Anbau von Kiefern (meist Pinus pina- 
stre und maritima) an Ausbreitung zu gewinnen. In der Küsten- 
region, besonders auf der Nordseite der Insel, pflanzt man un- 
sere europäischen Obstsorten, im Süden öfter Bananen, Anoneh, 


93 


selbst Kaffee. Die Dattelpalme ist nicht häufig und, da ihre 
Früchte hier selten gut 'reifen, mehr Zierbaum als Nutzpflanze. 
Höher im Gebirge hat man herrliche Reste der Lorbeer- und 
Haidewälder; durch Menschenhand sind freilich viele jener Wäl- 
der vernichtet und an deren Statt ist das Buschholz, der Mato, 
getreten. In diesem waltet sehr vor der Strauch von Vaceinium 
‚madeirense, jener grossen Heideibeerart, die sonst wohl eine Art 
von Unterholz unter den stattlichen Stämmen ‘der Lorbeer- und 
Haidebäume bildet. Tiefer am Abhange,. besonders in den Na- 
delwäldern über Santa Cruz, sieht man die schöne Myrte an die 
Stelle der Haide- und Beerkrautsträucher unserer heimischen 
Wälder treten. Förmliche Bestände von Ginster (Ulex und Spar- 
tium) reihen sich an den Mato; auf weite Strecken hin durch 
reitet man solche auf der Hochebene des Paul da Serra. Grosse 
Strecken auf den Höhen, welche, meist durch Niederbrennen des 
Waldes oder Buschholzes, zu Weiden gemacht werden sollen, be* 
decken sich mit dünnem Grase, : das ‘bald von dem Adlerfarn 
(Pteris aquilina) überwuchert wird. Solche’ Farnkrautsteppen 
(feiteiras) breiten sich im Nordwesten der Insel und auf dem 
Plateau nahe dem Quellgebiete des Ribeiro frio aus. Bis zum 
Gipfel der Insel, dem wenig über 1900 Meter hohen Pico Ruiyo 
steigt die baumartige Haide in reinen aber aus meist verkrüp- 
pelten Stämmen gebildeten Beständen. — In Achada dos Judeos 
findet man riesige Tilbäume (Oreodaphne foetens) von etwa 13 
Meter Umfang. . —r. 


Bei der Besteigung des Pico de Teyde auf Tenerife. führt 
der Weg aus den Regionen der Palmen und Opuntien in die 
Zone der Obstpflanzen und ausgedehnter Kastanienwälder. Dann 
geht man die Terrasseustufen des .Gehänges aufsteigend durch 
Haine von Lorbeeren und Haide, denen auf der Nordwest-, 
West- und Südseite des Teyde Kiefernwald (Pinus) folst, ein 
leichter Bestand, dem die mannigfachen Formen des Unterholzes 
und Krautwuchses der Lorbeerhaine fehlen. Bei etwa 1600 bis 
1800 Meter Höhe bilden die Weidenähnlichen Bäumchen des Es- 
cobon (Uytisus proliferus) einen niederen Wald. : Höher ver- 
schwinden unter den Büschen des duftenden Codeyo (Adenorar- 
pus viscosus) die letzten Hyperiken und in den oberen Höhen 
ist die Retama fast allein dominirend (Cytisıs nubigenus); sie 
steigt an den Flanken des Teyde bis über 3000 Meter. Dieses 


” 


94 


x 
eigenthiimliche Gewächs, dem in seiner Blüthezeit (Mai und 
Juni) die Bienen einen köstliehen Honig entnehmen, bildet grosse 
halbkugelige Büsche von graugrüner Farbe, welche aus allen 
Spalten der weissen Lavenfelder hervorkeimen, und vereinzelt 
aber in den grossen Bimsteinebenen (Canadas) zwischen dem 
Teyde und seiner Felsumwallung stehen. Die Aeste breiten sich 
wagrecht aus, wie um den Boden vor den Sonnenstrahlen zu. 
schützen, und lassen dann zahlreiche graugrüne Aestehen und 
Zweige aufsteigen, welche sich im Frühling mit einzelnen kleinen 
Blüthen, dann mit rosenrothen Knospen und herrlich duftenden 
weissen Blüthen schmücken. Die Schoten reifen im August und 
zerplatzen mit lautem Geräusch. — Im Westen des Teyde traf 
Dr. K. v. Fritsch einen alten herrlichen Wachholderbaum (Ju- 
miperus cedrus), dessen malerischer Stamm einen Umfang von 
5'/a Meter hatte und sich wohl an 30 Meter hoch erhob. Der 
Cedro ist jetzt nicht selten auf Tenerife, fast häufiger noch auf 
den Hügeln der Insel Palma. Ehedem mag er auch im Innern 
des Canados-Cireus den Retamen das Feld streitig gemacht ha- 
ben, denn an manchen Punkten trifft man noch Aeste und Stamm- 
stücke dieses Baumes in den Lavafeldern und in einer Grabhöhle 
der Guanchen, östlich von Teyde, sind die Mumien auf Gerüsten 
aus diesem Wachholderholz aufgestellt gewesen. — Der Weinbau 
beschränkt sich jetzt auf dieser Insel zum grössten Theile auf 
die Thalmulden von Icod und Taoro, und auch da hat die Trau- 
benkrankheit die Reben schr zurückgedrängt, so dass Cochenille 
das Hauptproduet geworden ist. Die Cultur der Baumwolle hat 
wenig Ausbreitung gefunden; die Dattelpalme liefert hier keinen 
nennenswerthen Ertrag; die Kaffeepflanzungen in und bei Oro- 
tava sind nur Versuche, die kein weiteres Gedeihen in Aussicht 


stellen, obwohl der Kaffee aus den Beeren von Tenerife wohl- 
schmeckend ist. . —T. 


In dem botanischen Museum zu Kew befindet sich eine ge- 
schmackvoll gemalte Vase eigenthümlichen Ursprungs. Ihr Mä- 
terial besteht nämlich aus der mit Thon zusammengekneteten 
Asche der Rinde eines in der brasilianischen Provinz Para wach- 
‚senden Baumes, der am Boden einen Durchmesser von nur einem 
Fuss oder’nicht viel mehr hat, kerzengerade bis zu einer Höhe 
von 100 Fuss aufschiesst und num erst Zweige aussendet. Die 
Rinde ist so kieselsäurehaltig, dass man diesen Bestandtheil 


95 
meist schon mit blossem Auge erkennen kann ; in Folge dessen 
besitzt sie auch eine ungewöhnliche Härte, die nur durch .ge- 
wuchtige Hammerschläge zu überwinden ist. Die Indianer haben 
immer einen grossen Vorrath von dieser Rinde in ihren Hütten, 
um sie, da sie als Brennmaterial dient, vorher zu trocknen. 
Die Asche, die der Hauptsache nach aus sehr fein vertheilter 


Kieselsäure besteht, knetet man mit Thon zusammen. und aus. 


diesem Material fertigen die Indianer jener Gegend ihr sämmt- 
liches Geschirr, das im höchsten Grade dauerhaft ist und jeden 
Hitzegrad verträgt. - —T, 


Die Gesellschaft der Künste und Wissenschaften zu Utrecht 
hat folgende Preisfrage gestellt: „eine Reihe von Beobachtungen 
über die Wassermengen, welche auf verschiedenen Bodenarten 
und verschiedenen Pflanzen unter verschiedenen Bedingungen ver- 
dampfen.“ Die Abhandlungen, auch in deutscher, Sprache mit 
lateinischen Buchstaben ‚geschrieben, sind vor dem ‚30. Nov. 1868 
an den Secretär der Gesellschaft, N. F. van. Noote, Rath am 
königl. Gerichtshofe zu Utrecht, einzureichen. Der Preis besteht 
in einer goldenen Medaille in Werthe yon 300 holl. Gulden oder 
in diesem Werthe selbst. : —T. 


Der weltberühmte Castanienbaum der Cento Cavalli ani Aetna, 
"so genannt, weil in dessen Schatten, wie man erzählte, einhundert 
Reiter lagern konnten, ist nicht mehr das, :;was er im vorigen 
Jahrhundert war, sondern eine Gruppe von drei Stämmen, von 
denen die beiden stärksten im Innern ganz kernfaul sind. Da 
wo einst der centrale Theil des Baumes gewesen, führt nun ein 
Hohlweg hindurch, welehen Wind und Regenwasser auf Kosten 
der Wurzeln stets vergrössern, während die Bauern am Stamm 
Fener machen. So verschwindet immer mehr von diesem Baum- 
riesen, der ehemals einen Umfang von mehr als 180 Fuss ge- 
habt hat. Der gleichfalls berühmte Kastanienbaum de la Nave, 
welcher unweit von jenem nach Norden hin liegt, hat nur 18 
Meter, also höchstens 60 Fuss im Umfange. Er ist aber noch 
nicht vom Alter augenagt und seine gewaltigen Zweige ver- 
schlingen sich gleichsam mit einem andern Riesenbaum. Ueber- 
haupt findet man in jener Gegend Prachtexemplare auch ‚von 
Eichen und anderen Bäumen. —T. 


E 7 


96 


Wie bekannt, wird Australien durch eine trostlose Einför- 
migkeit charakterisirt. In der ganzen Küstenebene von Sydney 
bis an die Südliche Grenze der Colonie drückt der Gummiwald 
(Fucalyptus) der Gegend den Stempel harter, melancholischer 
Einförmigkeit auf, welche selten ein Wald von Akazien mit zart- 
gefiederten Blättern zu unterbrechen vermag. Der Gummibaum 
leidet kein Unterholz, keine Gesträuche unter sich; nackt oder 
mit spärlicher Grasdecke bedeckt stehen die weiten Strecken 
zwischen den einzelnen riesigen Stämmen des Waldes, und dieser 
Umstand. verleiht eben dem Walde ein noch düstereres Ansehen. 
Sehön ist der Gummibaum, wenn er mit seinen dichten Büscheln 
von meistens myrtenähnlichen Blüthen bedeckt ist. Nur Schade, 
dass die Bäume eines Waldes nicht zu gleicher Zeit blühen. 
Jede Art von Gummibaum, und deren gibt es sehr viele, hat 
ihre eigene Blüthenzeit; sonst müsste ein ganzer Wald, wenn 
. mit Blüthen geziert, wirklich einen auffallend schönen Anblick 
scwähren. Hier und da aber, wo im Verlaufe der Jahrhunderte 
ein Bach sich eine geschützte, feuchte Schlucht in die weiche 
Thonerde gegraben, oder wo Hügelketten zwischen steilen Wän- 
den ein kleines Thal bilden, stösst man auf Flecke, welche 
durch überrasehende Schönheit der Vegetation den schwermäüthi- 
sen Eindruck, den der Gummiwrld auf uns macht, verdrängen. 
Eine solche erquickende Oase ist z. B. die Baumfarrenschlucht - 
beim Steinhause in den blauen Bergen. Hier findet man eine 
Ueppigkeit, dass man sich in eine Wildniss von Indien oder Bra- 
silien versetzt glaubt. Busch kann man dieses grossartige Pflan- 
zenleben nicht mehr nennen, es ist der wahre Urwald. Mannig- 
fache Sträucher, vorzugsweise Myrtengewächse und Proteaceen, 
bilden ein fast undurchdringliches Dickicht; über sie erheben 
sich die schlanken Stänmme der Baumfarrn, die eine Höhe bis 
25 Fuss erreichen, und’ über alle ragt, als drittes Stockwerk, der 
Gummibaum, 60 bis 80 Fuss in die Höhe steigend, bis er seine 
weitschreitende Krone aussendet. Zahlreiche Schlingpflanzen 
winden sich in anmuthigen Guirlanden von Baum zu Baum, von 
Strauch za Strauch und verwehren den Eintritt in das Dickicht. 

-—-T. 


Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauer’schen Buch- 
druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. 


FLORA. 


M%. 


Regensburg. Ausgegeben den 31. März. 1S68. 
Mit Halbbogen 3 des Repertoriums für 1867. 


Inkalt. C. Hasskarl: Bericht über den Zustand der Chinakultur 


auf Javs. — Erklärung von Prof. De Bary. — Biographie des Professors und 
Ritters E. Acharius. — Botanische Notizen. — Verzeichniss der für die Sanmım- 
lungen der ..kgl. botanischen Gellschaft eingegangenen Beiträge. — Anzeige. 


Bericht ‘über den Zustand der Chinakultur auf Java pro 
IV. Quartal 1867 '). 


(Nach dem Holländ. des Java-Courant N®. 5 vom 10. Jan. 1868.) 
Von Carl Hasskarl. 


(Cf. Flora 1867 9.374) « 


Während des vierten Quartals von 1867 ist der Vorrath von 
Pflanzen ‘der brauchbarsten Chinarinden - Arten vermehrt wor- 
den mit ‚ 

52400 C. Calisaya 
100 ©. suceirubra 
1130 C. Condaminea und 
29 Ü. micrantha, so dass gegenwärtig 
vorhanden sind: 
497320 Ü. Calisaya 
5559 CO. suceirubra' 
18569 ©. Condaminea 
559 C. lancifolia 
385 C. mierantha-Pflanzen. . 


Zusammen also 522392 Cinchona-Pflanzen, von denen bereits 
in regelmässige Pflanzungen vertheilt sind: 


1) Die Berichte über das I. und IIl. Quartal sind mir nicht zugekommen. 
Elora 1868, 7 


98 


198941 C. Calisaya 
3105 C. sneeirubra 
9459 ©. Condaminea 
569 ©. lancifolia 


5} 


3 C. micrantha, 


zusammen also 212077. 

Seit 1. April bat sich also die Zahl der Chinarindenubäume 
um 165072 vermehrt und zwar die - i 

©. Calisaya um, 154603 
C. suceirubra um 2627 
C. Condaminea um 7515 
€. mierantha um 385, während sich die 
C. laneifolia um 58 Bäume vermindert hat. Diese letzte Sorte 
hat in den höheren Strichen des Malawargebirges viel von der 
Vernichtungssucht der Waldthiere zu leiden gehabt und sind von 
den verwüsteten Bäumen 47 allein im‘letzten Quartal, zu Grunde 
gegangen. Um weiteren Verlusten vorzubauen, sind diese Bäume 
mit vieler Mühe und Sorge nach tiefer gelegenen sichereren Orten 
tibergepflanzt worden. 

Drei Exemplare beginnen zu blühen und einige kräflige (. 
succirubra-Bäume haben jetzt auch :chöne Blüthen-Rispen ent- 
wickelt, so dass ınan gegen Ende 1868 vielleicht eine gute Menge 
Samen ärndten können wird. 

Im abgelaufenen Quartal war das Wetter nieht günstig; 
durch anhaltenden heftigen Regen wurden die Arbeiten aufge- 
halten nnd litten die neuen Anpflanzungen vielen Schaden. Es 
sind während 4218 Tagen zeitweilige Arbeiter angestellt: gewesen 
und belief sich die Zahl der Tagwerke über das ganze Jahr 
1867 auf 35657. 

‘ Einige Privat-Grundbesitzer haben Samen von Chinarinden- 
Bäumen angefragt, um auch einen Versuch mit der Cultur derselbaa 
zu machen. Samen der besten China-Sorte: C. Ualisaya sind in 
Ueberfluss vorhanden und können daher fortwährend abgegeben 
werden, während in Betreff der Behandlung ete. mit grösster Be- 
reitwilligkeit die nöthigen Erläuterungen zu Diensten stehen. 

Eine neue chemische Untersuchung junger Wurzeln der 
C. Pahudiana ist beendigt und scheint wohl zu gestatten, dass 
diese Sorte auf’s Neue die Aufmerksamkeit auf sich zieht, um 
sie weiter anzupflanzen. 


99 


Erklärung. 


Den Lesern der Flora glaube ich zu der Anmerkung auf 
Seite 57 dieses Jahrgangs eine Erklärung geben zu sollen. Die 
Bemerkung in der Betan. Zeitung, welehe dort als ein „grober 
Ausfall“ eitirt wird, habe ich geschrieben. S%® lautet: „als ich 
die Angaben Halliers“ (nämlich über die Befruchtung des Zir- 
rohum herbariorum) „5. Z. las, musste ich mich fragen, ob die- 
selben, oder ob meine Untersuchungen, welche in der Botanischen 
Zeitung von 1854 publicirt sind. reine Thorheiten seien.  Isine 
andere Alternative gab es nicht. Ich habe seither die Sache von 
Neuem untersucht und durch anıere eompetente Beobnehter un- 
tersuchen lassen, nnd es ergab sieh, dass meine damaligen An- 
gaben vielleicht einige Erweiterungen zu erfahren haben, aber 
soweit sie gehen auch noch heute, nach 13 Jahren, richtig sind. 
Wer sich davon überzeugen will, kann solches jederzeit bei mir 
ihun.“ — Da der Verfasser der Anmerkung auf S. 57 in dieser 
sagt, er habe meine Arbeit über „Enrotiumbefruchtung‘“ (von Be- 
fruchtung habe ich 1854 nichts geschrieben) gesehont, so sehe 
ich mich veranlasst, obigen Ausspruch hier zu wiederholen und 
etwas weiter auszudehnen. Wer gelesen hat, was der Il. Hal- 
lier schrieb über „Eurotiumbefruchtung“, über cine Peronospora 
auf Katzenkoth und die Bildung des Selerotinm eines Coprinus 
aus deren Sporen ; über die Entwieklungsgeschichte des Mutter- 
korns; wer die tollen Streiche liest, die er von den Ustilagineen 
aufführen lässt, oder wie er aus den Dingen, die er Alicrocor- 
cus nemut, alle möglichen Vilzformen herauszüchtet; — wer alles 
dieses gelesen und die Gegenstände, um die es sich dabei han- 
delt, selbst einmal genau angesehen oder sie nachuntersucht hat, 
der muss sich sagen: air sieht das alles’ so ganz anders aus als 
dem Herrn Hallier, dass entweder dieser das Opfer einer unge- 
zügelten Phantasie geworden ist, oder ich selber, sammt allen, 
die in den letzten 180 Jahren auf den in Rede stehenden Gebie- 
ten gearbeitet haben, an Sinnestäuschung und Unfähigkeit zu 
wissenschaftlicher Untersuchung leide. Eine andere Alternative 
gibt es hier nirgends, es handelt sich nicht um wissenschaftliche 
Meinungsdifferenzen, sondern um die einfache Frage nach der 
wissenschaftlichen Zurechnungsfähigkeit. Ein einigermassen auf- 
merksamer Blick auf die betreffende Literatur muss dies Jedem 
klar zeigen. Da ich mich mit Pilzuntersuchungen beschäftigt 


habe, ınusste ich mir die obige Frage stellen, als ich die lIal- 
1 


100 


lier’schen Schriften gelesen und ihre Objeete vielfach nachunter- 
sucht hatte. Ich konnte mich von meiner Zurechnungsunfähigkeit 
nicht überzeugen und sah mieh mit meiner Meinung auch in 
guter Gesellschaft. Ich liess daher die Sache ruhig ihren Gang 
gehen, freute mich an den lustigen Geschichten, “und liess sie 
unerwähnt, weil ihre Erwähnung da nicht am Platze war, wo ich 
von wissenschaftlichen Arbeiten über Pilze zu reden hatte. 
Ich that dies sehon 1865 und 1866, als ich mein llandbuch 
schrieb und würde es zieht gethan, sondern das im Frühjahr 1866 
beendete Manuscript dieses umgenrbeitet haben, hätte ich hiezu 
in der Nachuntersuchung der Hallier’schen Angaben Veranlas- 
sung gefunden. Das Weitere überliess ich, wie ich auch noch 
the, den „zermalmenden Hufen der Zeit“, um Hrn. Halliers 
erhabene Worte zu gebrauchen. Selches Verfahren könnte man 
vielleicht schonend nennen, Fachgenesren wenigstens haben es 
oft so genannt und mich oft um seinetwillen getadelt. Es hat aber 
alles seine Grenzen, und die Unbändigkeit, mit der Hr. Hallier 
sein Geschäft betreibt möge es entschuldigen, wenn ich hier jetzt 
meine auf die vorhandene Literatur und die mir möglieh gewor- 
denen eigenen Arbeiten gegründete Meinung dahin ausspreche, 
dass Hrn. Hallier’s eigene Pilzentw ieklungsgeschiehten Thhor- 
heiten sind, bei denen nur darüber Zweifel sein kann, ob man 
sich über die Verblendung oder über die Dreistigkeit ihres Au- 
tors mehr verwundern soll. Zur Begründung wiederhole ich, was 
ich oben wegen des Eurotium sagte: Wer sich davon überzeugen 
will, kann dies jederzeit bei mir thun, und füge noch hinzu, dass 
es Jeder auch für sich allein thun kann, wenn er nur das, was 
Hr. Hallier statt Beweisführungen vorbringt, aufmerksam an- 
sieht und mit der wissenschaftlichen Literatur auf dem in Rede 
stehenden Gebiete vergleicht. . Wenn Herr Hallier selbst einem 
wohlgemeinten Rathe zugänglich ist, so möchte ihm dieser zu 
ertheilen sein: er gehe in eine Schule, wo die elementaren Regeln 
wissenschaftlichen Beobachtens und Arbeitens gelehrt werden. 
Dort wird er die Zügel kennen und vielleicht benutzen lernen, 
die ein besonnener Beobachter seiner Phantasie anzulegen hat, 
und richtiges Maass und Form’ ler Dar stellung werden sieh ihn 
dann von selbst. ergeben. u 
Halle, 19. März 1868. N de Bary. 


101 


Biographie 
des Professors und Ritters 


Dr. Erik Acharius. 


(Aus dem Schwedischen der Kongl. Vetenskaps Akademiens 
Handlingar of är -1819, pag. 299305, übersetzt von A. v. 
Krempelhuber?). 


Acharius wurde den 18. Oktober 1757 zu Gefle, wo sein 
Vater Brückenzoll-Cammerer und Controleur beim Zollwesen "war, 
geboren. Seine ersten Studien machte er an dem Gymnasium 
seiner Vaterstadt, von wo er sich sodann 1773 nach Upsala be- 
gab und dort mit Fleiss und Eifer dieselben fortsetzte. Der 
Mangel an den nöthigen Mitteln zwang ihn jedoch, seine Zeit 
zwischen den eigenen Studien und’ dem Unterrichte Anderer zu 
theilen. . Acharins hatte das Glück, sich zu den Schülern des 
grossen Linnd zählen zu dürfen und genoss von diesem Lehrer 
eine Aufmerksanıkeit und ein Vertrauen, welches dem Schüler 
ausgezeichnete Achtung verschaffte und ohne Zweifel hauptsäch- 
lich Antheil an der Bestimmung dessen hatte, was später der 
vorzüglichste Gegenstand für die Thätigkeit des Acharius werden 
sollte. 

Acharius vertheidigte pro exereitio unter v. Linne’s Präsi- 
dium 1776 eine akademische Dissertation de Planta Aphyteja. 
Dieser academische Akt ist desshalb besonders merkwürdig,” weil 
er unter Linne’s letztem Präsidium vollzogen wurde. Im folgen- 


1) Der Gedanke; dass es vielen Lichenologen nur erwünscht sein kann, 
eine kurze Uebersicht über die Lebensschicksale eines Mannes zu erhalten, 
welcher mit Recht als der Vater der Lichenologie betrachtet wird und an 
welchen Jeder, der sich ınit dem Studium der Flechten beschäftigt, so oft er- 
innert wird, hat mich veranlasst, von der in den Akten der schwedischen 
Akademie der Wissenschaften vom Jahre 1819 enthaltenen, wie es scheint in 
Deutschland wenig oder gar nicht bekannt gewordenen Biographie von Erik 
Acharius hier eine dentsche Webersetzung zu geben. Es schien mir solches 
jetzt um so mehr zeitgemäss, als die Leistungen des genannten Forschers erst 
in der neueren Zeit die verdiente Anerkennung in Deutschland gefunden ha- 
ben und weder die älteren noch neueren deutschen butanischen Zeitschriften, 
80 viel mir bekannt ist, eine Biographie des Acharius enthalten. 

Anmerkung des Uebersetzers. 


102 


den Jahre erhielt er von der philosophischen Fakultät sein Ab- 
solutorium. 

Seine Fortschritte in der Naturgeschichte und seine grosse 
Geschicklichkeit im Zeichnen gewannen ihm die Aufmerksamkeit 
der k. Akademie der Wissenschaften, welehe ibn 1778 zu ihrem 
Auscultator ernannte und ihm die Zeichnung der Naturproducte 
anvertraute, die für die Verhandlungen der Akademie in Kupfer 
gestochen werden mussten. Acharius brachte bei dieser Be- 
schäftigung 4 Jahre in Stockholm zu. Upsala hatte v. Linne ver- 
loren und die Hauptstadt bot dem jungen Kandidaten der Wis- 
sensschaften den Genuss des Unterrichts sehr ausgezeichneter 
Männer dar, wie sie an der Hochschule nicht zu finden waren; 
solche waren Wilkes in der Physik, Berg in der Materia medica, 
Martins in der Anatomie und Engeströms in der Chemie und 
Mineralogie. * 

Acharius benützte sie sorgfältig, während dessen er zugleich 
in dem allgemeinen Krankenhause sich die nöthige Erfahrung in 
der Wissenschaft zu erlangen suchte, die ihm seinen künftigen 
Lebensunterhalt verschaffen sollte: 

1782 reiste er nach Lund, wo er seine medieinischen Exa- 
mina ablegte und unter dem berühmten Rosenblad seine Disser- 
talion pro gradu Doctoris: „Animadversiones physieae et medicae 
de Taenia“ vertheidigte, worauf er, in Folge besonderer Geneh- 
migung des Kanzlers der Akademie, zum Doktor der Medizin 
erklärt wurde, ohne dass er die gewöhnlichen allgemeinen Promo- 
tionsceremonien durchmachte. 

In Lund theilte er seine Zeit zwischen der Ausübung der 
Heilkunde und cinem cifrigen Studium der Naturgeschichte. 
1785 wurde er Stadtarzt in Landskrona und 1789 von dem König 
zum Provinzialarzt für den Distrikt Waldstena in Oestergüthland 
ernannt, welchen Posten er bis zu seinem Tode bekleidete. 

Acharius fand diese volkreiche und von Ackerbauern dicht 
bewohnte Landschaft mehr als gewöhnlich von jener Art von ve- 
nerischen Krankheit angegriffen, welehe nach ihren conseeutiven 
Syınptomen benannt zu werden pflegt, und überzeugte sich täg- 
lich mebr von der Unzulänglichkeit der ärztlichen Hilfsanstalten, 
welche während der Krankheit auf weit von einander entlegen® 
Orte vertheilt werden mussten. 

Man hatte versucht und ‚versuchte noch, durch sogenannte 
ambulatorische Krankenhäuser dem Uebel zu begegnen, aber die 
-Unvollkommenheit ihrer Einrichtung und der Mangel an Erfahrung 


103 
bei den jüngeren Aerzten, welche denselben vorzustehen berufen 
waren, hatte zur Folge, dass die Mittel des Staates biefür ohne 
ent-prechenden Erfolg verwendet wurden. Diess veranlasste 
Acharius, eine grössere ständige Krankenheilanstalt in Vorschlag 
zu bringen, um daselbst die Kranken aus der Provinz aufnehmen 
und unter der täglichen Aufsicht eines Arztes gehörig besorgen 
lassen zu können. Hierzu eignete sich Waldstena um so_besser, 
als das nöthige Haus und die erforderliche Gelegenheit Jaseihst 
bereits sich vorfanden. Das künigl. Medizinal-Kollegium billigte 
und unterstützte diesen Vorschlag, worauf der König im Jahre. 
1795 die Errichtung dieses Kurhauses bestätigte, zu dessen Ober- 
arzt und Vorstand Acharius ernannt wurde. 1796 wurde Acharius 
zum Mitgliede der k. Akademie der Wissenschaften erwählt. 1803 
getiel es dem König, ihn zum Professor, und 1809 zum Ritter 
des königl. Wasa-Ordens zu ernennen. 

Acharius Lieblingsbeschäftigung blieb immer die Naturge- 
schichte und er hatte sich zum Hauptgegenstand seiner Forsch- 
ungen insbesonders jene weniger bekannte Klasse der kryptogami- 
schen Gewächse erwählt, welche Lafvar oder Lichenes (Flechten) 
heissen. 

Er studirte deren Charakter mit einer grösseren Sorgfalt, 
als je vor ihm geschehen ist, erfand neucre und genauere Me- 
thoden, die verschiedenen Species zu unterscheiden, bearbeitete 
für sie eine neue Ulassifikation, trennte davon, was früher mit 
ihnen vermischt worden war und bereicherte das Verzeichniss 
dieser Naturprodukte mit einer Menge neuer Gattungen und Ar- 
ten. Er erhob sich durch den Gehalt und Werth seiner Arbeiten 
zu den vorzüglichsten klassischen Schriftstellern tiber diesen 
Gegenstand, welche zu seiner Zeit lebten. - 

Vielleicht wurde sein Hintritt durch den rastlosen Eifer, 
womit er der Untersnehung einiger neuen Gegenstände *oblag, 
beschleunigt. 

Seit Monat März 1819 war seine Gesnndheit wankend ge- 
worden und er hatte an lokaler Blutvölle in Kopfe, Schwindel, 
Ohrensausen, Harthörigkeit und verschiedenenen anderen Symp- 
tomen eines apoplektischen Zustandes zu leiden angefangen. An- 
fangs August erhielt er einige neue Flechten-Arten aus Saragossa, 
mit deren Studium er sich so lebhaft befasste, dass er darüber 
seine gewöhnlichen Mahlzeitstunden versäumte. So weit es nü- 
thbig war, benützte er die Hülfe des zusammengesetzten Mikro- 
secopes und da er auf diese Weise seine Aufmerksamkeit ven 


. 


104 


seiner eigenen Person ganz hinweg nur auf den Gegenstand 
seiner Forschung richtete, ganze Stunden lang mit der Sonne 
ausgesetztem Scheitel seine Forschungen fortsetzte, wurde den 
13 August ein aploplektischer Anfall hervorgerufen, welcher am 
folgenden Tage (den 14ten) seinem thätigen Leben in einem Al- 
ter von nahezu 62 Jahren ein Ende machte. 

Acharius war zweimal verheirathet; das erstemal 1787 mit 
Helena Dorothea Scholander, mit welcher er 6 Kinder hatte, und 
- das zweitemal mit Maria Hoffberg, welche als Mutter von 4 Kindern 
ihn trauernd überlebte. 

Den Namen des Acharius führen verschiedene Pfanzen ; es 
giebt nemlich ein Genus Acharia, eine Conferva Archarii, eine 
Urceolaria Acharii, RhicomorphaAchariaca und von den insekten 
Tortrix Achariana. 

Acharius war Mitglied von folgenden gelehrten Gesellschaften, 
als: Der Societaet der Wissenschaften in Upsala, der physischen 
Gesellschaft in Göttingen, der phytographischen Gesellschaft in 
Gorinka; der Gesellschaft der naturforschenden Freunde in Ber- 
lin; der Linne’schen Gesellschaft in London; der Gesellschaft 
‘der schwedischen Aerzte; ferner Ehrenmitglied der naturhistor. 
. Gesellschaft in Moskau und der Gesellschaft der gasammten Na- 
turkunde für die Wetterau; endlich auch correspond. Mitglied 
der k. Ackerbau-Akademie. 

Die von Acharius im Drucke herausgegebenen Arbeiten sind 
. folgende: 


Grössere Arbeiten: 
1. Lichenographiae Sueciae Prodromus. 
2. Methodus Lichenum. 
3. Ejusdem supplementum. 
4. Liehenographia Universalis. 
5. Synopsis Lichenum. 


Kleinere Abhandlungen: 


I. In den Akten der k. Akademie der Wissenschaften. 

1780. Om en besynnerlig mosk, Acanthus hos fiskar. (Ueber. 
einen sonderbaren Wurm, Acanthus bei den Fischen.) 

1791. Bulboceras, nytt slägte af Skal-Insekter. (Bulboceras, eine 
neue Gattung Käfer.) 

1794. Nya och mindre kända Svenska Lofarter beskrifna; fort- 
sättning 1—5 deraf 1795; forts. 6, 1797; torts. 7, 8, 1801. 


” 


1795. 
1798. 
1799. 


1801. 


1808. 


1812. 


1813. 


1814. 


1815. 


105 


(Beschreibung neuer oder weniger bekannter schwedischer 
Flechtenarten.) 

Försök tillen förbättrad Lofvarnes indelning. Fortsättning 
1796. (Versuch zu einer verbesserten Eintheilung der 
Flechten.) 

Anmärkningar och förbättringar vid afdelningen om La- 
farnes indelning. (Bemerkungen und Verbesserungen zu 
der Abhandlung über die Eintheilung der Flechten). 
Beskrifning pA en Man utan armar, händer och lär. (Be- 
sehreibung eines Mannes ohne Arme, Hände und Schenkel). 
Lung-Polyper beskrifne. 

Rön om Tjärvattens nytta och bruk in veneriska sjukan. 
(Erfahrungen über den Nutzen und Gebrauch des Theer- 
Wassers in det venerischen Krankheit.) 
Förteckning pä& de i Sverige växapde arter af Lafvarnes 
famille; fortsätt. deraf 1809, 1810 und 1811. (Verzeich- 
niss der in Schweden wachsenden Arten aus der Familie 
der Flechten.) 

Beskrifning pä ett besynnerligt meteor-phenomen. (Be- 
schreibung einer sonderbaren Meteor-Erscheinung.) 


. Ophyoglossum microsticum, en ny Svensk växt med tabell. 
(Oph. microst.,, eine neue schwedische Pflanze mit 'Tabelle.) 


Beskrifning pä& ett ofullkomligt danat foster. (Beschrei- 
bung eines unvollkommen ausgebildeten Fötus.) 


. En besynnerlig, ganska sällsynt och vanskapande sjukdom 


p& hander och fötter. (Eine sonderbare, sehr seltene und 
verunstaltende Krankheit an Händen und Füssen.) 

Anmärkningar vid Laf-Släget Thelotrema, med noga be- 
stämmande of dess arter, (Bemerkungen über die Flech- 


 tengattung Thelotrema nebst genauen Bestimmungen der 


Jazu gehörigen Arten.) 

Rosa ano, ny Svensk Törnbuske beskrifven. (Beschrei- 
bung der R. sentie., eines neuen schwedischen Dourn- 
strauches.) 

Uteast till Historien om Trädlinge-Slägtet (Rhizemorpha) 
med beskrifning pa nya Svenska arter af detsamma. (Ver- 
such einer Geschichte der Baumschlingen-Gattung (Rhizo- 
morpha) nebst Beschreibung von neuen schwedi:chen Arten 
derselben). 

Rättelser och anmärkningar vid Histurien om Trädslingorna. 


106 


(Berichtigungen und Anmerkungen zur Geschichte der 
Baumschlingen [Rhizomorpha].) j 

1815. Aflandling om de eryptogamiska växter, som komma under 
namn Calieioidea; fortsättn. 1816 och 1817. (Abhandlung 
über die unter dem Namen Calicioidea bekannten krypto- 
gamischen Gewächse.) 


II. In den Annalen der k. Abkerbau-Akademie. 

1816. Auvisning för Landtmän hara Svenska grässlag kunna och 
börä efter Jordmon och gräsens natur förmonligast använ- 
das till Ängskötselns förbättring ‘och betydeligare afkast- 

‚  ning. (Anweisung für den Landınann, auf welche Weise 
die schwedischen Grasarten nach Massgabe des Bodens 
und der Natur des Grases am vostheilhaftesten behufs 
Verbesserung und eines bedeutenderen Ertrages des Wie- 
senbaues verwendet werden können und müssen.) 


IT. In den Nov. Act. Reg. .Societ. Upsaliensis. ’ 
Vol. VL. Urneae generis nova species. j 


IV. In „Götheborgs Vetenskaps- och Vitterh. Samhälles Hand- 
lingar. 

1778. Cynips inanita beskrifven med figur. (Beschreibung der 
C. inanita mit Abbildung). 


. 


V, In: Der Arzt und Naturforscher. 


Amtsberichte aus Vadstena an das k. Metllieinal-Kollegium, T. X, 
XU, XIII, XIV, XV. 


VI. In den Akten der Gesellschaft schwedischer Aerzte. 


Vol. UI. Berättelse i anledning af med Rökkuren anställde för- 
sök. (Berichte aus Veranlassung der mit der Danıpf-Kur 
angestellten Versuche.) 


VIEL Aus der „Inrikes Tiduingen“ (einheimischen Zeitung). 
Sätt att fördrifva Rof-eller Trot-By; für ar 1810 Nr. 81. (Art 
und Weise, die Raub- oder Trab-Bienen zu vertreiben. 

VII. In Weber’s und Mohr’s Archiv für die systematische Na- 

turkunde. 
Bemerkungen und Nachträge zum Methodus Lichenum. Bd. 1. St.1. 


107 
IX. In Weber’s Beiträgen zur Naturkunde. 
Jungermannia violacea med fig. T. 1. 
Parmelia asperella et pannosa med fig. T. 2. 


Echinella, ett nytt Slägte bland algerne;; beskrifn. med Fig. T. 2. 
(Beschreibung der neuen Algengattung Echinella). 


X. In Schrader’s neuem Journal ftir Botanik. 
Arthonia, ett nytt slägte med flere arter bLland Licherne, beskrif- 
ning med fig. Bd. 1. St. 3. (Beschreibung der neuen Flech- 
tengattung Arthonia und mehrerer dazu gehörigen Arten). 
Monographie der Lichenen-Gattung Pyrenula; im Magazin der 
Gesellschaft naturforschender Freunde (zu Berlin). 6ter Jahrg. 
1. Quart. p. 3—25. 1814. 


XI. In den Transactions of the Linnean Society of London. 
Clyphis and Chiodecton, two new Genera of the Family of Li- 
chenes, with Description and Figures of the Species hitherto 
discovered; Vol. XH. p. 35—-47. Tab 243. 1817. " 
Tal vid förste Landtmätaren Wallbergs Jordfästuing. (Rede bei 
der Beerdigung des ersten Gcometers Wallberg). 


XI. Im Manuscript. 


Läran on 'växterne, eller Svensk Botanisk Eneyelopädie. (Lehre 
von den Gewächsen, oder schwedische botanische Enecyelo- 
pädie.) . 


Ausserdem ist der grössere Theil der in Kupfer gestochenen 
Tafeln, welche zu Thunbergs Flora Capensis und zu des ver- 
storbenen O. Swartz’s Icones plantarım rariorun Indiae occi- 
dentales gehören, von Acharius gezeichnet worden ?). 


” 


1) Obiges Verzeichniss euthält die lichenologischen Werke und Abhand- 
lungen des Acharius vollständig. Eine eingehende Darstellung der Leistun- 
gen dieses Forschers im Gebiete der Lichenologie findet man in meiner „Ge- 
schielrte und Literatur der Lichenologie“, deren erster Band 1867 erschie- 
nen ist. Anm. des Uebersetzers. 


’ 


108 


Botanische Notizen. 


In seinen Wanderungen in Australien und Polynesien gibt 
O0. Rietmann eine interessante Schilderung des botanischen 
Gartens in Sydney, der der Stolz der Stadt ist. Die Ostseite 
der Halbinsel, auf der Sidney liegt, wird von den Wassern zweier 
lieblichen Buchten, des Farm-Cove’s und der Wooloomooloobai 
bespült. An diesen Buchten, und vorzugsweise an dem nörd- 
lichen Farm-Cove, dehnt sich der Garten aus. Der Weg dahin 
ist ein reizender Spaziergang. Noch vor kurzer Zeit wurde der 
Garten durch den Weg, der nach der Vorstadt Wooloomooloo 
führt, durchschnitten und in einen oberen und unteren "Theil 
getheilt, von welchem jeder seinen eigenen Eingang hatte; jetzt 
werden beide Theile vereint. Der untere Garten ist mehr Park, 
mit gewundenen Wegen und grünen Rasenplätzen ohne regel- 
mässige Beete, während der obere Theil mit seinen schnurgeraden 


Wegen und rechteckigen Beeten einen Garten alten Styles re- 


präsentirt. Unweit des Einganges in den unteren Theil treffen 
wir eine Anzahl unregelmässiger Beete; jedes derselben enthält 
einige Repräsentanten einer Pflanzenfamilie, so dass hier Gele- 
genheit geboten ist, die Eintheilung der Pflanzen nach dem na- 
türlichen System zu studiren. Unweit davon liegt ein stiller 
Teich, der von Trauerweiden, Bambusgebüschen und Farrnbäumen 
umgeben ist. Auf einer Insel in Teiche steht ein einfaches 
Denkmal des Betanikers Allan Cunningham, der sich um 
diese Gärten, sowie im Allgemeinen um ‚die Kenntniss der au- 
stralischen Flora sehr verdient gemacht hat. Bein Weitergehen 
erfreuen uns bei jedem. Schritte prächtige Baumgruppen,, bald 
sind es ernste Nadelhölzer, die, aus allen Welttheilen hieher zu- 
sammengeführt, sich flüsternd von ihrer Heimath erzählen, bald 
frisch . belaubte Cedroleen,, zwischen welchen die duftenden 
Blüthen der Magnolien hervorschauen. Stattliche Palmen wech- 
seln ab mit Pisanggewächsen, die ihre mächtigen geschlissenen 
Blätter auf hohem Stamme wiegen, und prächtige Feigenbäume, 
sowohl einheimische, als indische, breiten ihre glänzendgrünen 
Blätter der Sonne entgegen. Zwischen den schattigen Baunt 
gruppen blühen die zahllosen kleinen Kinder der Flora in glän- 
zenden Farben und in mannigfaltigen Formen. Das glückliche 
Klima von Sydney erlaubt allen Pflanzen der zemässigten und 
tropischen, oder wenigstens subtropischen Zone, das ganze Jahr 
im Freien auszuhalten. Ein Felsen, auf dessen Spitze ein. 


109 


schmaler Weg führt, ist mit den schönsten Gruppen der Cacteen 
und afrikanischen Euphorbien bedeckt. — Auch in dem oberen 
Garten trifft man manche interessante Pflanze. Zuvörderst fällt 
uns die mächtige Pyramide einer Norfolkfichte (Araucaria excelsa) 
auf; sie steht im Mittelpunkt des Gartens und ist jedenfalls das 
grösste und schönste Exemplar dieses herrlichen Baumes in ganz 
Australien. Dieses Prachtwerk der Natur umgeben exotische 
Bäume, vermischt mit Blüthenpflanzen aller Art; zur Blüthenzeit 
jrangen vor Allen die Korallenbäume, Pumei ianen und Fuchsien 
im bunfesten Farbenschmucke, Ein Bach, der den Teich im 
untern Garten speist, wird von Farnbäumen, besonders schönen 
neuseeländischen Diksonien, und anderen Pflanzen, die Feuchtig- 
keit lieben, eingershmt. Unweit davon erhebt eine Kokospalme 
ihr stolzes Haupt; doch beweist ihr Mangel an reifen Früchten, 
dass sie ausserhalb ihres heimathlichen Bereiches steht. Der 
nördliche Theil des Gartens enthält meistens australische Bäume 
und ‘Sträucher ; wir treffen hier viele Eucalypten, Leptospermen, 
eine Masse Proteaceen aus Australien und Südafrika und noch 
viele Gewächse, die der Wanderer auf australischem Boden an- 
trifft. Aber auch der 'Iheestrauch aus China, die Fanghinie mit 
ihren giftigen Früchten aus Madagaskar und besonders schöne 
Gruppen von Dammären von den Sädseeinseln gedeihen hier vor- 
trefflich. In über 20 Beeten finden wir Pilanzen nach dem Lin- 
ne’schen System geordnet; meistens nimmt je eine Klasse ein’ 
Beet ein, und es sind dabei möglichst viele Ordnungen vertreten. 
— Verlassen wir den Garten in der Riehtung der Domaine, wo 
sich der Haupteingang befindet, so durchwandern wir eine Alle von 
verschiedenen Bäumen und Sträuchern; besonders schöne Grap- 
pen bildet hier eine Art Bambus, der seine schlanken Spitzen in 
jedem Windhauche wiegt. Rechts liegt die Wohnung des Di- 
rectors des Gartens; hinter derselben liegt ein Garten mit dem 
herriichsten Camellienflor-, Jen man sich denken kann. Links 
führt eine Thür zu den Treibhäusern. Während in den botani- 
schen Gärten in Europa die Treibhäuser einen sehr grossen 
Raum einnehmen müssen, sind sie hier sehr unbedeutend. Nur 

Farrnkräuter und Orchideen aus den schwülen Urwäldern Bra- 
siliens, Indiens und der Südseeinseln bedürfen hier des Schutzes 
dieser Häuser. Bevor wir diese verlassen, werfen wir noch einen 
Blick auf ein grosses Wasserbassin, in welchem die gigantischen 
Blätter der Victoria regia und der verwandten Euryale ferox' 
einer Menge von Fröschen zum Tumnielplatz dienen. — Die 


110 


Gärten werden in neuerer Zeit, vorzugsweise an den Sonntagen, 
von der Bevölkerung fleissig besucht, — ein Beweis, dass trotz 
des Jagens nach materiellen Gütern der Sinn für das Schöne im 
Volke von Sydney rege ist. —r. 


Pompe van Meerdervoort versichert in seinen „Vyf 
jaren in Japan, 1857—1863“ (Bi. 1. Leyden 1867) bestimnt, dass 
Rhus terstx, wovon der berühmte japanische Lacktirniss stammt, 
sich mit Erfolg nach Furopa verpflanzen liesse. Dieser Baum, 
der eine Höhe von 25 Fuss erreicht, wächst am besten auf tro- 
ckenem sandigem Boden und verträgt eine mässige Kälte, die 
sogar als erspriesslich für ihn erachtet wird. Ir darf nicht zu 
gedrängt stehen und liefert, je nach der Bodenart, in welcher er 
wächst, nach dem 6. oder 7. Jahre Firniss, Dieser wird in den 
Monaten vom Juni bis September gewonnen, denn in der übrigen 
Zeit des Jahres muss der Baum Ruhe haben. Gegen Eude Okto- 
ber haben sich die Einschnitte, aus welchen der Lack heraus- 
- gequollen ist, nach und nach von selber geschlossen. Bäume von 
mittlerem Alter geben den besten Firniss und zwar in der Zeit, 
vom Juni bis Mitte August. Im Durchschnitt rechnet man nach 
P. v. M. auf den Baum eine jährliche Ausbeute von 1 bis 1's 
holl. Pfd. im Werthe von 2 fl. 12 e. bis 5 fl. 40 e. holl. Ein 
Firnissbaum liefert etwa 13 Jahre Lack. Der Lack gehört zu 
den gefährlichsten Giften, und wer mit demselben zu schaffen 
hat, muss sich sorgfältig hüten, ihn an die Haut zu bringen. 
Desshalb bestreichen die Arbeiter sich die Hände mit Fett oder 
Oel. —t. 


Auf der Westseite des Myall-Sees (Australien), in einer tie- 
fen Schlucht, in der ein Bach mit süssem Wasser fliesst, sah 
Rietmann ein schönes Farrnkraut, den Hirschhornfarrn (Aero- 
stichum aleicorne), dessen Wedel sich ähnlich einem Hirsch- 
geweihe in zwei tiefe Lappen gabeln, hoch oben an den Stäm- 
men der Gummibäume wachsen. An einem Baume sass eine 
Colonie dieser Gewächse, die wohl sechs Fuss im Durchmesser 
erreichte. Vielleicht 10 Fuss weiter oben umfasste den Stamm 
eine zweite, kaum kleinere Masse, und noch höher hinauf“ hatte 
sich eine dritte angesiedelt. Auf einem kleinen Raum zählte er 
Dutzende der mächtigen Waldriesen, von denen jeder seine drei 
oder vier Stockwerke von Farrnkräutern trug. ı —r 


- »111 


. 


‚Asclepias syriaca L., oder wie ihr hotaniseher Name jetzt 
lautet, Asclepias Cormuti Dee., ;ist bekanntlich nicht in Syrien, 
sondern in Nord-Amerika, von Virginien bis Canada einheimisch 
und im letzten Jahrhunderl bis in die neueste Zeit wegen ihrer 
seidenartigen Saamenhaare als Surrogat der Baumwolle, und 
wegen ihres feinen Bastes als Surrogat des Flachs auch im Klei- 
nen angebaut. Auf Veranlassung von Prof, Cohn in Breslau hat 
vor einiger Zeit Herr Dr. Hugo Meitzen die Aselepias Cormiti 
zum Gegenstand specieller Untersuchung gemacht und die Re- 
sultate als Inaugural-Dissertation (Ueber den Werth der Asele- 
pias Cornuti als Gespinnpflanze, Göttingen 1862) veröffentlicht. 
Aus diesen Versuchen ergibt sich, dass die Saamenhaare (Frucht- 
seide) der Aselepias Cornufi sich allein gar nicht, mit Baum- 
wolle gemischt in der hiesigen Baumwollenspinnerei sich aller- 
dings zu einem glänzend-geiblichen Gespinnst verarbeiten liessen, 
Jedoch wegen grosser Brüchigkeit, die auf der schwachen Ver- 
dickung der Haare und ihrem grossen Reichthum an Kieselerde 
beruht, ähnlich Glasfäden, leicht aussplittern und daher keine 
Danerhaftigkeit besitzen. Dieselbe Brüchigkeit charakterisirt auch 
den Bast der Pflanze, der sich noch dazu nur schwer rein dar- 
stellen lässt. Auch zur Papierfabrikation ist die Fruchtseide, 
nicht zu verwerthen, da der Centner sich voraussichtlich auf 
10 Thlr. stellen würde; hiernach muss der Aselepias Oornuti ein 
Werth als Gespinnstpflanze abgesprochen werden. (Schles. Ges. 
f. vaterl. Cultur. Sitzung vom 14. Nov. 1867.) ‘ 


Prof. Cohn machte in der Sitzung der Schlesischen Gesell- 
schaft für vaterl. Cultur vom 14. Nov. 1867 Mittheilung über eine 
in neuester Zeit vielfach reproducirte, angeblich antike und erst 
vor Kurzem in der Tiber gefundene Büste, welche die aus Ovid’s 
 Metamorphosen IV. bekannte, von Apollo in ein Jleliotropium 
verwandelte Clytie darstellt. Die neiere Symbolik hat diese 
Blume als Sonnenrose gedeutet, die ihr Haupt stets nach der 
Sonne dreht; in der That stellt obiges Kunstwerk die Büste 
eines Mädchens dar, die sich aus einer stylisirten Sonnenblume 
erhebt. Da aber die Sonnenrose (Helianthus annuus) aus Ame- 
rika stamint und daher den Alten nicht bekannt sein kunnte, . so 
ist der moderne Ursprung der Büste evident. 


112. 


. - 


Verzeiehniss 

der für.die Sammlungen der kgf. botanischen Gesellschaft ein- 

gegangenen Beiträge. 
Index seminum horti Bruxellensis. 1867. 
Verhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt Jahrg. 1861. 
nr. 13—18. Wien 1867. 
. Andersson: Apercu de la vegetation et des plantes cultivees de ls 

Suede. Stockholm 1867. 

4. Von der naturhist. Gesellschaft in Hannover: 


a) 15. 16. u. 17. Jahresbericht derselben 1866. 1867. 


b) Mejer: Die Veränderungen in dem Bestande der hannoversehen 
Fiora seit 1780. — 1867. 


e) Hinüber: Verzeichniss der in Sollingen und der Umgegend wach- 
senden Gefässpflanzen. 


d) Das Staatsbudget und das Bedürfniss für Kunst und Wissenschaft im 
Königreich Hannover. 1866. 


42. Achter Bericht des Offenbacher Vereins für Naturkunde. 1867. 
43. Pomona von Dochnahl Jahrg. 1867. . 
44. Oesterreichische botan. Zeitschrift, herausgeg. von Dr. Sko- 
fitz. Jahrg. 1867. ” 
45. Ule und Müller: Die Natur 1867 
46. Mohl und de Bary: Botanische Zeitung Jahrg. 1867. 
41.: Catalogus seminum in horto botan. Matritensi anno 1867 collec- 
* torum. 
48. Verhandlungen der k. k. Zoologisch- botanischen Gesell 
schaft in Wien. 17. Bd. mit 23 Tafeln. 1867. 
Herausgegeben von der k. k. zool, bot. Ges. in Wien: N.49—51. 
49, Winnertz: Beitrag zu einer Monographie der Sciarinen. 
50. Neilreich: Diagnosen der in Ungarn und Slavonien bisher beobach- 
teten Gefässpflanzen, welche in Koch’s Synopsis nicht enthalten sind. 
51. Schumann: Die Diatomeen der hohen Tatra mit 4 Tafeln. 
52. Würzburger naturwissenschaftl. Zeitschrift. 6. Bd. 4. Heft. 


B 88 


Anzeige. 


Von dem Unterzeichneten kann gegen Einsendung von 1. 
S. W. oder 17 Sgr. bezogen werden: 


Das wissenschaftliche Leben des Dr. Abrah. Barth. 
Massalongo zu Verona, geschildert von Prof. Robert 
de Visiani. Aus dem Italienischen übersetzt von A. v. Krem- 
pelhuber. (Separatabdruck aus den Verhändl. der k. k. zool. 
bot. Gesellschaft in Wien 1868). 8. pp. 60. Mit dem Bild- 
nisse und Faesimile Massalongo’s und einem Verzeichnisse der 
sämmtlichen palaeontologischen und lichenologischen Schriften 
dieses Gelehrten. A. v. Krempelhuber. 

Amalienstrasse 3, in München. 


Redeeteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauer’schen Buch 
druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. 


FLORA. 


MS 


Megensburg. Augsgeben den 1. Apr. 1868. 


Inhalt. Literatur. — Personalnachrichten. — Botanische Neuigkeiten 
in Buchhandel. 


Literatur 


Ueber die Verbreitung der Pflanzen der alpinen 
Region der europäischen Alpenkette. Von Dr. 
H. Christ in Base. Aus den Denkschriften der allge- 
meinen schweizerischen Gesellschaft für die gesammten Natur- 
wissenschaften. Bd. XXI. Zürich 1867. 4. 84 Seiten 
mit 1 Karte. “ 


Wir haben hier eine sehr inhaltsreiche und interessante Ar- 
beit vor uns, an der wir nur das Eine bedauern, dass sie wegen 
des vielen Details, mit dem sie — wie jede pflanzengeographische 
Untersuchung — zu thun hat, einen erschöpfenden Auszug auf 
beschränktem Raume nicht gestattet. Doch wollen wir versuchen, 
im Folgenden den Lesern dieses Blattes eine Uebersicht von 
dem Gange und den hanptsächlichsten Resultaten derselben mit- 
zutheilen. 

Die Hauptaufgabe, die sich der Verf. gestellt hat, ist- die, 
die ursprüngliche Heimath und die nachfolgenden Wanderungen 
der Pflanzen der alpinen Region der europäischen Alpenkette zu 
ermütteln. Als solche Pflanzen werden betrachtet diejenigen 


: Flora 1868, 8 


114 

Arten und Formen von Arten, welche innerhalb der Alpenkette, 
vom Ventoux us Col di Tenda an bis zum Kuxst und Nieder- 
österreich gerechmet, über der Zone: des Waldwuchses das Maxi- 
mum ihres Vorkommens haben. Hingegen sind die Arten der 
. intern Zone ausgeschlossen, selbst dann, wenn sie vorwiegend 
der Alpenkette eigen, also alpin im andern Sinne wären. In 
dieser Beschränkung bilden die alpinen Arten gegenüber der 
Tieflands- und niedern Bergvegetation ein wohlcharakterisiries, 
dem polaren analoges Reich. ‚Die Beziehungen, in denen das- 
selbe zu den neuesten Verärderungen der europäischen Land- 
öberfliche steht‘ (der Vergletscherung und darauffolgenden Er- 
wärmun), verleihen einer glücklichen Lösung der gestellten Auf- 
gabe eine nicht geringe Bedentsamkeit; die beschränkte Zahl 
jener Pflanzen, die ‚verhältnissmässig genaue Kenntnis, die man 
von denselben und ihrer gegenwärtigen Verbreitung hat, sowie 
endlich mehrfache bezeichnende Eigenthümlichkeiten der letztern, 
gewähren zugleich der Untersuchung eine besonders günstige 
Aussicht auf Erfolg. : : ü 


Die wesentliche Grundlage, von der jede Untersuchung über 
ursprüngliche Heimath und ‚nachfolgende ‚Wanderung organischer ' 
Wesen ausgehen muss, ist selbstverständlich eine genaue Kennt- 
niss von deren gegenwärtiger Verbreitung. Der Verf. giebt daher 
zunächst eine Tabelle, in welcher auf Grundlage eigener, vor- 

. züglich die Schweizer Alpen umfassender Beobachtungen, dann 
“mit Hülfe der besten Literatur, die gesammte heutige Verbrei- 
tung der bezüglichen Arten übersichtlich dargestellt wird '). Die 
Tabelle ist nach Florengebieten in Columnen gebracht; ein Strich 
in diesen bei dem Namen der Art bezeichnet das Vorkommen 
derselben innerhalb des betreffenden Gebietes (einige andere 
hier nech angewandte Zeichen haben speciellere Bedeutungen). 
Diese Tabelle umfasst 693 Species. 

Die gesammten in der Tabelle aufgeführten Arten nun tren- 
nen sich nach ihrem allgemeinsten Verbreitungsareale in 2 Haupt- 
gruppen; in solche, welche die mitteleuropäischen Gebirgsmassen 
und deren Äusläufer, von den Pyrenäen bis zum Kaukasus auS- 
schliesslich bewohnen — es sind deren 422—, und in solche, _ 


1) Die benutzte Literatur ist vom Verf, in der Einleitung angegeben. " 
Abweichungen von einzelnen Autoren, in Bezug auf Fassung der Arten, sind 
in-einem Anhang „Observationes eriticae® zusammengestellt und, wo 8 notk 


that, begründet. 


45 


welchö:neben ‘diesem, im weitesten Sinne alpinen Gehiete, 
einen zweiten nordischen, Skandinävien, Nordasien und Nord- 
amerika umfassenden Verbreitungsbezirk haben. Die letztern, 
deren Zahl sich auf 271 beläuft, betrachtet Vezf. zuerst; welches 
ist deren Heimath? ist seine nächste Frage. 

Unter Heimath einer Art versteht Verf. den:Ort, wo-dieselbe 
entstand und von wo aus sie ihr gegenwärtiges Argal. überzog. 
Jede distinete Art entstand nur einmal, hat also nur eine Hei- 
math.. Desgleichen verbreitete sich jede Art auf eigene Weise, 
Spricht .man von der Heimath und den Wanderungen einer grös- 
sern Zahl von Arten als Ganzem, so ist dies nur eine Verallge- 
meinerung aus mehreren, im Einzelnen abweichenden, in der 
Hauptsache jedoch gleichen Vorkommnissen. Das wesentlichste 
Kriterium für die Heimath einer Art ist deren gegenwärtiges 
Massencentrum; „Organismen pflegen ihre.Heimath. da zu haben, 
‘wo. sie am besten .. gedeihen.“ In einzelnen Fällen wird die Be- 
schaffenheit des geographischen Areals und .die systematische 
Verwandtschaft mit in Anschlag zu bringen sein. — Mit diesen 
Sätzen, gegen die sich theoretisch wohl manches einwenden lässt, 
die aber in der Praxis vorläufig ‚die einzig anwendbaren sind, 
stellt sich der Verf. der verbreiteten Meinung entgegen, dass das 
Vorkommen einer alpinen Art im Norden ohne Weiteres zur 
Annahme berechtige, dass dieser letztere, nicht aber die Alpen 
der Ausgangspunet der Species sei. Er macht es sogar für eine 
Anzahl von 41 solcher Arten wahrscheinlich, dass sie in.der 
That in den Alpen entstanden sind, und sich von diesen aus 
in nerdische Gebiete verbreiteten; wovon unten noch einiges 
Weitere. 

Die nach Abzug dieser 41 Arten noch restirenden 230 nor- 
disch-alpinen (d. i. zugleich im Norden und in den Alpen vor- 
kommenden) haben nun nach dem Verf. ihre Heimath entschieden 
im Norden. Doch ist es für die Mehrzahl derselben nicht ein 
eigentlich arktisches Gebiet, sondern vielmehr das Gebirgssystem 
des tem perirten Asiens (Altai ete.). Hier haben dieselben 
ihr Massencentrum; in den arktischen Gebieten zeigen sie sich in- 
sular gesondert und über weite todte Räume zerstreut. Hier trıtt 
uns zugleich ein Reicehthum an eigenen, nicht weiter verbreiteten 
Formen entgegen, wie er ein selbständiges Schöpfungscentrum 
‘ bezeichnet. Daneben ist das nördliche Amerika noch als eiu 
Bildungsheerd untergeordneten Ranges anzusehen, und ja noch 

8* 


aa 


geringerem Grade auch das nördliche Europa; die übrigen nordischen 
Gebiete, wie das arktische Asien, etc. sind dagegen sämmtlich 
äusserst arım an nordisch-alpinen Arten autochthonen Ursprungs 
oder entbehren desselben ganz. Es sind, um Zahlen anzuführen, 
von jenen 230 Arten 184 in Nordasien, 182 in den Gebirgen des 
temperirten Nordasiens vorhanden; in Amerika allein kommen 
davon 30, blos in Nordeuropa 16 vor. — Diese nordisch-alpinen 
Arten sind es zugleich, welche den überwiegenden Bestandtheil 
der eigentlichen arktischen Flora bilden, so dass daher auch für 
diese letztere das -temperirte Nordasien' als die wichtigste Ur- 
sprungsstätte anzusehen ist. Die nordisch-alpine Flora charakte- 
risirt sich daher durch eine ausserordentliche Expansivkraft. 

J. D. Hooker war in seiner Untersuchung über die Ver- 
breitung der arktischen Pflanzen (in den Transactions of the 
Linnean Society of London, 1860) zu einem anderen Resultate 
gelangt; er erklärte im Grossen und Ganzen Skandinavien 
als die Heimath der arktischen Flora. Indess ergibt sich schon 
aus den Hooker’schen Zusammenstellungen selbst die Unrichtig- 
keit dieser Auschauung, denn von den 762 Species, die H. als 
arktische aufführt, kommen 658, also volle *%, im temperirten - 
Asien, nur %4 (586) im nördlichen Europa vor. Hooker über- 
sah dies, weil er die Heimath der arktischen Elora innerhalb des 
arktischen Zirkels selbst suchte. Dazu kommt, dass er unter- 
sehiedslos alle im arktischen Zirkel vorkommenden Pflanzen als 
arktische behandelte; er erhielt so für Skandinavien, infolge 
der zahlreichen ubiquistischen und mitteleuropäischen Arten, die 
in dieses Land, Dank seinem durch den Golfstrom gemässigteren 
Klima, einzudringen vermochten, ein Uebergewicht über andere 
arktische Länder, in die ein solches Eindringen nicht oder nur 
in beschränktem Maasse stattfinden konnte. Bringt man diese 
Arten in Abzug, so stellt sich Skandinavien nicht merklich reicher 
heraus, als andere arktische Länder. Zugleich geht ihm das 
Kennzeichen eines ursprünglichen Schöpfungsheerdes , nämlich 
eigenthümliche, nicht weiterhin verbreitete Arten ab, während 
das temperirte Asien deren, wie bereits oben bemerkt, eine reiche 
Fülle aufweist. Auch die Vertheilung der arktischen Pflanzen 
über Amerika hin steht der Annahme einer skandinavischen Hei- 
wath entgegen; denn viele asiatisch-skandinavische Arten finden 
in Grönland ihre äusserste Station nach Westen, wohingegen in 
Amerika zahlreiche Species des östlichen Asiens erscheinen, die 
Skandinavien abgehen, derart also, dass das mittlere Nordasien 


417 


als Centrum einer nach Ost und West gehenden Ausstrahlung 
erscheint. Endlich sind von 86 cireumpolaren, d. h. in allen 
arktischen Gebieten sich vorfindenden Arten, volle 83, also nahe 
die Totalität, auch in dem temperirten Asien vorhanden. 

„Der Name einer arktischen Flora ist daher geographisch 
ein ungenügender und irreführender, denn die Vegetation der 
arktischen Gebiete ist ein Zweig der Gebirgsfiora Nordasiens; es 
ist ein Irrthum, und man kehrt das richtige Verhältniss geradeza 
um, wenn man die Gebirgsflora als einen Zweig der arktischen 
bezeichnet.“ = 

Mit diesen Ergebnissen für die Pflanzenwelt stimmen im We- 
sentlichen auch die in der geographischen Verbreitung des Thier- 
reichs überein, wie dies der Verf. in einer aus der Feder des 
Prof. Rütimeyer stammenden Einschaltung darlegt. Das eine 
dient so dem andern zur Stütze. 

Die Arten nun, welche als rein alpin, d. h. dem Norden 
fehlend, zu betrachten sind — es sind deren 463, falls man die oben 
erwähnten 41, die auch im Norden vorkommen, aber in den Al- 
pen wahrscheinlich ihre Heimath haben, mit einrechnet — haben 
der Mehrzahi nach ihre Bildungsstätte unzweifelhaft in den Alpen’ 
selbst. Eine kleinere Anzahl jedoch muss andern Gebieten zu- 
gewiesen werden. Es sind besonders Arten aus den Familien 
der Resedaceen, Geraniaceen, Labiaten, Euphorbiaceen, Umbelliferen 
u. a., die nach der allgemeinen geographischen Verbreitung dieser 
Familien der mediterranen Gebirgsflora zuzurechnen sind. Eine 
genaue Ausscheidung derselben kann jedoch zur Zeit noch nicht 
vorgenommen werden; halten wir nur fest, dass sie sehr in der 
Minorität sind und die bei weitem tüiherwiegende Mehrzahl jener 
463 Arten, ihren Verbreitungs- und Massencentren nach zu ur- 
theilen, unzweifelhaft ihren Ursprung in der Alpenkette selbst hat. 
Von dieser — der echten Alpenflora — werden im Allgemeinen 
die Grenzen bezeichnet: im.Norden durch die mitteldeutschen Ge- 
birge, nach Süden durch die in das Mittelmeer auslaufenden 
Halbinseln; im Osten ist der Kaukasus das letzte, alpine Einwirk- 
ungen noch deutlich zeigende Gebirge, im Westen die Pyrenäen. 
Nur schwache Strahlen greifen, mit cca. 70 Arten, weiter, nach Skan- 
dinavien, dem Ural, Grönländ und Labrador, nach dem Taurus 
-und nach Persien. . Die Expansivkraft dieser Flora ist daher 
gegenüber der nordischen, besonders der nordasiatischen Pflan- 
zenwelt, nur eine beschränkte. 


118 


"In Bezug auf‘ die Verbreitung der echt alpinen Arten lassen 
sich mehrere Gruppen biden, je nachdem sie sich nur in der 
eigentlichen Alpenkette finden, oder je nachdem sie von. der 
Alpenkette weiter ausstrahlen. Hierüber gibt der Verf. eine 
Reihe von Zusammenstellungen, die indess in der Abhandlung 
selbst eingesehen werden müssen. 

Während der Alpenflora, wie erwähnt, von im Ganzen 693 
Arten 463 eigenthümlich sind, besitzt sie dagegen von 240 Gat- 
tungen nur 20, die ihr allein zukommen; 136 Genera sind ihr 
mit der nordischen, 140 mit der europäischen Ebenenflora, 
90 mit der Mediterranflora gemeinsam. Die Eigenartigkeit der 
alpinen Flora ist daher vorwiegend durch die Species, nicht aber 
durch höhere systematische Gruppen bedingt. Dies führt zur 
Vermuthung eines genetischen Zusammenhangs jener 3 in den 
Gattungen am meisten übereinkommenden Floren, der nordischen, 
alpinen und der europäischen Ebenenflora. - Verf. macht es wahr- 
scheinlich, dass ihnen eine Urflora des temperirten Asiens zu 
Grunde liege, die sich in eine Gebirgs- und eine Ebenenflora 
spaltete, von denen die erstere durch die Wasser der Diluvial- 


und Gletscherepoche transportirt, sich über die Gebirge, und die 


letztere später über die Ebenen Europa’s sich verbreitete. In 
den Alpen entstanden sodann durch Umbildung und Neubildung 
die eigenthümlichen alpinen Arten, ein Theil — die mit dem 
Norden. gemeinsamen -—- blieb intact; fortdauernde glaciale Be- 


wegungen besorgten dann die weitere Verbreitung über die 


umliegenden Gebirge. Es gereicht dieser Ansicht zur bedeut- 


samen Stütze, dass die Mehrzahl‘(°/,) der eigentlich alpinen Arten: 


und gerade die charakteristischsten derselben trockenen Stand- 
orten angehören, wogegen jene nordischen Species, die sich von 
Asien aus über die Polarländer und die Gebirge der Erde 
verbreitet haben, fast durchgängig solche sind, welche an stark 
befeuchtete Stationen gebunden, in und. mit dem Wasser eine 
ausgedehntere Verbreitung finden konnten; eine Erscheinung, die 
zugleich. die stärkere Expansivkraft der: nordischen und :die 
schwächere der alpinen Flora einigermassen erklärt.. Die hiebei 
vorausgesetzten Wasserbewegungen sind allerdings noch nieht 
nachgewiesen worden, denn die Drift von den skandinavischen 
Gebirgen und den Alpen reicht zur Erklärung bei weitem niebt 


aus; doch sieht der Verf. auch keinen ' directen Beweis gegen 
seine Hypothese. - 2: 2.19 


447 


Sowgit.der allgemeine Theil der Untersuchung. Diese wendet 
sich nun zur speciellen Betrachtung der einzelnen von europä- 
ischen Alpenspecies bewohnten Gebiete. Wir müssen uns auch 
hier darauf beschränken, nur die Hauptresultate kurz anzugeben, 
ohne uns auf die Einzelheiten, die freilich meist den Beweis ent- 
halten, einzulassen. Sie sind eben unausziehbar. 

1)Der Jura enthält 199 alpine Arten, dieer der Mehrzahl nach 
aus den Walliser Alpen erhalten bat. Eine geringere Zahl stammt 
aus dem Norden und vermittelst des Gebirgsstockes des centralen 
Frankreichs aus den Pyrenäen. In einzelnen, von den alpinen 
constant abweichenden Formen zeigt sich Tendenz zur Erzeugung 
eigener jurassischer Speeies. 

3). Die Vogesen (77 Alpen-Species) erhielten 57 Arten ver- 
mittelst des Jura, 14 direkt — mit Ueberspringung oder Umgeh- 
ung des Jura — aus den Schweizeralpen, 4 aus den Pyrenäen 
und 2 aus dem Norden. . 
., 3) Der Schwarzwald (81 A. Sp.) ist fast durehgängig 
der mittleren Schweizer-Alpenkette tributär; 19. seiner Arten 
fehlen dem zwischenliegenden Jura. Schwache Spuren lassen 
daneben noch einen nordischen Einfluss vermuthen (Juneus squar- 
rosus, Galium saxatile, Trienlalis, Isoetes). 

4) Die mitteldeutschen Gebirge , namentlich die Sudeten, 
sollen nach der ‚gewöhnlichen Annahme ihrg alpinen Species 
dem Norden verdanken. Doch finden sich von den 166 dieser 
Arten 52 im Norden gar nicht und weitere 9 sind mindestens in 
den Alpen. dominirend, so dass sie wahrscheinlich von den letz- 
teren aus über die Sudeten nach dem Norden gewandert sind. 
Indess ist %abei eine Einwanderung von Norden in beschränkterem 
Maasse allerdings vorhanden, und für gewisse Arten erscheinen 
die Sudeten zugleich als Brücke, über welche die ersteren in die 
Alpen eindrangen. 

5) Die sarmatisch-deutsche Ebene hat 62 Alpenspe- 
cies aufzuweisen, die theils aus den Alpen selbst, theils aus dem 
Norden. dahin gelangt sein müssen, ohne dass jedoch immer genau 
bestimmt werden könnte, von wo es wirklich geschah. Bein al- 
pine Arten gehen 12 in die Ebene. 

.6) Die centralen Gebirge Fragkreichs (142 A..Sp.) 
sind überwiegend den Pyrenäen tributär, nur 9 Arten müssen 
theils aus den Alpen, theils aus dem Norden gekommen sein. 

7) Ebenso verdankt die spanische Halbinsel mit 126 
&..Sp, die bei weiter grössere Mehrzahl derselben den Pyrenäen; 


126 

14 Arten scheine Ändess direct von den Alpen hieher einge- 
wandert zu sein. Hierzu kommen noch Gebirgstypen der medi- 
terranen Flora. 

8) Corsika (43 A. Sp.) ist völlig von den Westalpen ab- 
hängig, nur Spuren verrathen noch einen Einfluss der Ostalpen. 
Daneben ist diese Insel als Heerd eigener Species bemerkenswerth.’ 

9) Der Apennin hat 231 Species von den Alpen erhalten, 
darunter 23 exelusiv westalpine, nur 13 rein ostalpine Arten, 
woraus also ein der geographischen Lage entsprechendes Ueber- 
wiegen der ersteren ersichtlich ist. 

10):Die rumelisch-griechischen Ketten sind vor- 
wiegend den Ostalpen tributär (mit 125 von 138 Arten); nur 
Spuren aus den Westalpen. Daneben Alpenformen der Mediter- 
ranflora. 

11) In Kleinasien tritt der Einfluss der europäischen 
Alpen sehr zurück; es macht sich hier vielmehr eine mediterrane 
Gebirgsflora geltend. Doch zeigen 36 unter 86 A. Sp. den erste- 
ren immerhin noch deutlich; die übrigen mögen aus dem Nor- 
den stammen. 

12) Der Kaukasus (128 A. Sp.) bildet im Allgemeinen 
die Grenze der alpinen Vegetation gegen Osten; nur 19 Arten 
“gehen darüber hinaus. 86 Species sind nordasiatischer Herkunft. 
Zugleich ist der Kaukasus ein Bildungscentrum zahlreicher ei- 
gener Hochgebirgsarten. j 

13) Transkaukasien zeigt, wie gesagt, mit 19 reinalpinen 
Arten unter 104 A. Sp. die letzten Ausläufer der Vegetation der 
europäischen Alpenaxe; im Uebrigen ist es von Nordasien und 
vom Kaukasus her colonisirt. _ nn 

14) Skandinavien (192 A. Sp.) zählt 21 Arten, die als 
Einwanderer von der Alpenkette her betrachtet werden müssen; 
von den übrigen sind 132 nordasiatischen Ursprungs, 23 nord- 
amerikanischen; die übrigen dürften auch nicht alle als Skandi- 
navien ursprünglich eigen betrachtet werden. 

15) Der Ural hat unter 154 A. Sp. 120 temperirt-asiatische ; 
die übrigen hat er der Mehrzahl nach aus Nordeuropa, nur einige 
wenige aus den Alpen erhalten. 

16) Grossbritannien ist mit 126 A. Sp. überwiegend dem 
Norden tributär; nur 15 Arten stammen aus den Alpen, darunter 
11, die auch in den Pyrenäen vorkommen und wahrscheinlich erst 
von diesen aus nach den britischen Inseln gelangt sind.  ° 

17) Island und Grönland (85 und 111 A; Sp.) sind fast 


321 


gänzlich von Skandinavien, d. i. also mittelbar von Nordasien 
her eolonisirt worden. Von der eigenen Vegetation der. europä- 
ischen Alpen finden sich nur Spuren in Grönland, ausserdem 
noch amerikanische Einflüsse. 

18) Labrador zeigt neben der nordamerikanischen auch 
noch entschiedene Einwirkungen der skandinavischen Flora (17 
unter 59 Arten). J. D. Hooker’s Behauptung, dass die von Osten 
her stattgehabte Wanderung der Pflanzen an der ‚Baffinsbai ihre 
Grenze finde, muss daher modifieirt werden, um so mehr, als 
auch ‚noch andere nicht alpine Arten dieses Meer überschritten 
haben. Zwei Arten (Arabis stricta und Crepis sureisaefolia), 
scheinen über Grossbritannien aus den Alpen eingedrungen zu 
sern; 2 andere, Festuca Halleri und Aronicum Ulusii kommen 
ausser in den Alpen (incl. Karpathen und Pyrenäen) nur noch in 
Labrador vor. 

.19) Nordamerika hat seine alpine Vegetation theils durch 
Einwanderung aus Nordasien, theils durch eigene Bildungsthätig- 
keit erhalten. 

20) Das temperirte Nordasien ist, wie bereits oben 
auseinandergesetzt wurde, nach des Verfassers Ansicht der Haupt- 
bildungsheerd_ der nordisch-alpinen Flora. Von den europäischen 
Alpen aus hat dieses Gebiet nichts, von Amerika her nur sehr 
wenig empfangen. Es muss auffallen, dass unter diesen Umstän- 
den in der arktisch-asiatischen Vegetation Spuren der rein alpinen 
Flora erscheinen (Koeleria hirsuta und Leontodon,pyrenaicus). 

21).Dem Himalaya sind aus Nordasien 41 A. Sp. zuge- 
kommen, 2: (Pedicularis asplenifolia und Oxytropis lapponica) 
"möglicherweise aus den Alpen. Dies Gebirge ist im Uebrigen 
ein grossartiges Schöpfungscentrum eigener Hochgebirgsarten. 

22) Innerhalb der Tropen und des antarktischen Zirkels 
sind die wenigen hier vorkommenden A. Sp. nur Flüchtlinge aus 
dem Norden; sie enthalten keine originär alpine Art, was neben 
den andern Argumenten für die überwiegende Expansionskraft 
der nordischen Flora angeführt zu werden verdient. 

23) Die Alpen endlich, mit ihren beiden pflanzengeographischen 
Flügeln, denKarpathen und den Pyrenäen, umfassen, wie bereits frü- 
her erwähnt, 693 A. Sp. Hievon treffen auf die Ostalpen 589, die 
Westalpen 531, die Mittelalpen 395, Karpathen 380, Pyrenäen 339. 
Davon sind den Ostalpen eigenthümlich 128, den Westalpen 86, den 
Mittelalpen nur 6; diese Verhältnisse geben der Vermutbung Raum, . 
dass der eigentliche Heerd der alpinen Schöpfung näher dem Süd- 


122 


rande, als dem in den Mittelalpen am weitesten vorgeschobenen 
Nordrande gelegen gewesen sei. Von nordischen Arten zählen die 
Alpen im Ganzen 230 (d.i. cca. '/s); davon die Ostalpen 177, die 
Mittelalpen 141, die Westalpen 159. Die Pyrenäen zählen da- 
gegen unter ihren 339 Arten nahezu die Hälfte (160) nöordische ; 
wieder ein Beweis für die überwiegende Expansivkraft der nor- 
dischen gegenüber der originär- alpinen Vegetation. 7 Speeies 
springen direet ans den mittleren Alpen, 16 aus den Ostalpen 
nach den Pyrenäen, mit Uebergehung der Zwischenglieder; ein 
Phänomen, das den Gedanken nahe legt, diese getrennten Areale 
seien nrr die zerrissenen Reste eines einst zusammenhän- 
genden Verbreitungsbezirkes.. Ein solcher ist übrigens bei den 
meisten Alpenarten noch jetzt bestimmt vorhanden und zeigt 
oftmals eine Configuration, die auf einen einzigen Entstehungs- 
punkt mit aller Deutlichkeit hinweist. — 
Ref. muss am End& seines Berichts nochmals beklagen, dass 
es ihm absolut unmöglich war, auf die Einzelheiten eihzugehen, 
auf die der Verf. seine Schlüsse basirt hat. Es möchte so man- . 
cher nach diesem Referate den Verf. für phantasievoller als gründ- 
lich halten. Wir können dagegen nichts anderes tan, als einmal auf 
die früheren Arbeiten des Verf.’s hinweisen, durch die er sich 
als genauen und vorgichtigen Forscher bewährt hat, anderntheils - 
einem jeden, den die Sache interessirt, das Studium der vor- 
liegenden Abhandlung selbst empfehlen. Man wird in derselben 
ausser dem Beweismaterial für die mitgetheilten Sätze auch 
noch mancherlei werthvolle Nebenprodukte finden, die hier nicht 
erwähnt werden konnten. — Noch müssen wir bemerken, dass 
die der Abhandlung beigegebene Karte durch verschiedene Colo- 
rirung und Schraffur das räumliche Verhältniss der in den eurö- 
päischen Alpen zusammentreffenden Hauptfioren vor Augen zu 
bringen bestimmt ist. Es wird dadurch zugleich der Antheil, 
der von diesen Floren auf die verschiedenen, oben von 1) bis 23) 
durchgesprochenen Gebiete trifft, veranschaulicht. 
A. W. E. 


“ 


ya 


183 


COryptogamenflora von Hamburg. Erster Theil: 
Schafthalme, Farn, Bärlappgewächse, Wurzelfrüchtler und 
'Laubmoose. Von Dr. F,’W. Klatt. Hamburg, O. Meiss- 
ner 1868. kl. 8. 219 Seiten. 


Auf Grundlage eigener Sammlungen des Verfassers und einer 
kleinen Anzahl fremder Collectionen (die in der Vorrede aufge- 
zählt werden) gearbeitet; äussere Einrichtung die für Localfloren 
übliche ; Beschreibung durchgängig deutsch. Neben dem eigent- 
lich hamburgischen Gebiete sind häufig auch noch die benach- 
barten Theile von Holstein und Lauenburg mit berüchsichtigt; 
Arten, deren Vorkommen nicht ganz sicher ist, wurden nicht nu- 
merirt. , . 

Ueber die Richtigkeit der Bestimmungen und die Vollstän- 
digkeit dieser Flora haben wir kein Urtheil; die Beschreibungen 
indess hätten meist sorgfältiger sein können. Eine Diagnose 
z. B., wie die von Osmunda : „Sporangium nackt, die zusammen- 
gezogenen Theile des Laubes bedeckend und eine ’Rispe bil- 
dend,“ ist weder morphologisch correct, noch zur Erkennung der 
Gattung ausreichend. Auch fehlt es nicht an entschiedenen Un- 
richtigkeiten;; so sind z. B. bei Eguisetum sylvatieum nicht alle 
Stengel gleichgestaltig und fruchtbar; dass bei Botrychium „ein 
Blatt unter oder in der Mitte am Stengel“ sitzen soll und dem 
ähnliches wollen wir dabei dem Verf. nicht einmal besonders mit 
anrechnen. . Etwas hesser ist es in der Bearbeitung der Moose ; 
doch hat sich dabei der Verf. überall an die Schimper’sche Sy- 
nopsis angeschlossen ; hätte er nur eine ähnliche Stütze auch für 
die Gefässkryptogamen benutzt! — Als Standortsverzeichniss 
aus einer Gegend, der bisher noch ein solches bezüglich der 
Cryptogamen mangelte, kann jedoch das Büchlein immerhin will- 
kommen sein. 4&.W.E 


Grundriss der Botanik von Dr. M. Seubert, Leipzig 
‚und Heidelberg, Winter’sche Verlagshandlung, 1867. 


. Allgemein bekannt und anerkennt sind die. Verdienste, welche 
sieh Prof. Dr. Senbert: i® Karlsruhe dureb. 'sein „Lebrbuch der 
gesammten Pflanzenkunde“ erworben, das: nun Juantäis in 4tar 


. 


124 


Auflage. an allen höheren: T,eiranstalten Deütschlands Eingang 
gefunden hat. en . Bu 

‚Aus diesem „Lehrbuche“ ist nun vorliegender Grundriss der 
Botanik ein gedrängter Auszug, bietet dieselbe Anordnung und 
Behandlung des Stoffes, enthält zu zwei Drittel dieselben Holz- 
sehnitte. 

Wie das Lehrbuch für Universitäten und höhere Lehranstalten, 
so ist dieser Grundriss für Mittelschulen berechnet und gewährt 
in der vom Verf. bereits bekannten klaren, durch die Abbildungen 
wesentlich unterstützten Darstellung einen Gesammtüberblick 
über unser gegenwärtiges botanisches Wissen. 

Doch ist der generelle Theil der Botanik weitaus überwiegend 
behandelt, während im systematischen Theile nur eine ganz ge- 
drängte Uebersicht der natürl. Familen mit blosser Aufzählung 
typischer Genera gegeben ist. 

"Was der Verf. von seinem Lehrbuche sagt: „es soll kein 
systematisch - beschreibendes, zu Pfianzenbestimmungen dien- 
liches Werk sein“ — das gilt demnach auch von diesem Grund- 
risse, dem wir nur die weiteste Verbreitung und allseitige Benütz- 
ung beim Unterrichte wünschen können. 

. - Dr. Singer. 


Taschenflora von Leipzig von O. Kuntze. Leipzig 
und Heidelberg, Winter’sche Verlagshandlung 1867. (XLN. 
und 298 S.) . 


Es enthält diese Lokalflora Beschreibung und Standortsangabe 
der in einem Bezirke von 4 Meilen um Leipzig einheimischen, 
häufig gebauten und verwilderten Gefässpflanzen. 

‘Die Anordnung der Familien ist nach dem Systeme von 
Alexander Braun. 

Jede Familie beginnt mit einem Schlüssel zur Bestimmung 
der Gattungen. Unter jeder Gatung stehen die Arten in kleinere 
oder grössere Gruppen vereinigt. 

Die Varietäten und Bastarde wurden in reichem Masse:berüek- 
sichtiget. . 

Ein Schlüssel zum Auffinden der Genera nach Linne und 
eine Uebersielt der Familien nach Al. Braun: gehen der speciel- 
len: Beschreibung voran... Burn one tb om 2 


425 


. Der. Verf. führt 992 wildwachsende and 171 theils verwilderte, 
theils cultivirte Species seines Bezirkes auf. 
Dr. Singer. 


Katechismus der Obstbaumzucht für Landschulen 
von Garteninspector Hannemann. Weimar, Voigt 1867. 
668. , 


Dieses mit 29 instructiven, sauberen Abbildungen versehene 
Büchlein soll zunächst Lehrer wie Schüler namentlich auf dem 
Lande in leichtfasslicher Weise über die Obstbaumzucht belehren. 
Es will durch richtiges Verständniss die Liebe zum Obstbau 
wecken. In 207 Fragen verbreitete sich der Verf. über Erziehung 
der Wildlinge und die verschiedenen Arten der Veredlung, 
sodann über die Pflege und den Schutz des erwachsenen Baumes 
und gibt am Schlusse ein Verzeichniss der von der dritten 
Versammlung deutscher Pomologen in Berlin anno 1860 empfoh- 
lenen Obstsorten. ” . 

Möge dieses Büchlein Vielen ein erwiünschter Führer und 
Rathgeber sein und durch weite Verbreitung nutzbringend werden. 

Dr. Singer. 


Personalnachrichten. 


Clements R. Flarkham begleitet die Expedition nach Abes- 
sinien als Botaniker. —T. 


Frangois Joseph Rigouts, Professor und Director des bo- 
tanischön Gartens in Antwerpen, ist am 15. Februar 1867 in einem 
Alter von 70 Jahren gestorben. —T. 


Der Botaniker Barthe&s zu Soreze im Dep. Tarn hat jüngst 
von der kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu Toulouse eine 
silberne Medaille für seine botanischen Untersuchungen erhalten. 
Seit mehreren Jahren hat er eine interessante Gegend im süd- 
lichen Frankreich durchforscht, die Grenzbezirke der Departements 
Tarn und der oberen Garonne, wo sich eine merkwürdige Misch- 


125 


ang der. charakteristisöhen ‚Pflanzen. der warmen und gemässigten 
Gegenden Frankreichs findet. Er hat die Flora des Dep. Tarın 
um 10 and die des Dep. der oberen Garonne um 11 Species be- 
yeichert, die seinen Vorgängern entgangen waren. —T. 


Am 13.- December ist-Dr, Charles Giles Bridie Daubeny, 
Professor der Chemie, Botanik. und landwirthschaftlichen Oeko- 
nomig sowie Curator des botanischen Gartens zu Oxford gestor- 
ben. Er war im Jahre 1795 zu Stretton in Gloucestershire ge- 
boren. R —r. 


Am 12. März d. J. starb zu Breslau der Schulrath Dr. Fried- 
rich Wimmer, durch seine zahlrnichen botanischen Arbeiten in 
weitesten Kreisen rühmlich bekannt. 


Botanische Neuigkeiten im Buchhandel. 


Bänitz, L.: Herbarfum meist seltener und kritischer Pflanzen 
Nord- und Mitteldeutschlands. 1. Liefg. 4 Thlr. 2. Liefg. 
4'/;, Thir. Görlitz, Renner. 

Bernet, E. et Thuret, G.: Recherches sur la fecondation des 

 Horidees. Paris. 

Bertoloni, A.: Flora italiana eryptogama. Pars secunda. In 8, 

38 pag. Bologna. : oe. oo 

Catalogus plantarum in Algeria sponte nascentium, auetore 6. 
Munby. Editio seeunda. In 8 de 42 pag. Londini. 

Catalogue de la flore des iles Acores; par M. H. Douet. In 8. 

153 pag. Paris, J. B. Bailliere et fils. \ 

Chate&, E. fils: Le Canna, son histoire, sa culture suivi d’une 

‚ Monographie des &speces et des varietes prineipales. Paris, 
E. Donnaud. 

. Commentario della Fauna, Flora e Gea nel Veneto e Trientino. 
Periodico trimestrale. Anno I. Venezia, Münster. 

Darwin, Ch.: Das Variiren der Thiere und Pflanzen im Zu- 
stande der Domestication. Aus dem Engl. übers. von J. V- 
Carus. 1. Bd. Stuttgärt, Schweizerbart. 3”/, Thlr. 

Des champignons au point de vue de leurs caractöres usuels, 
ehimiques et toxieologiques; par M. Emile Boudier. - M&moire 

--eouronne par l’Academie imperiale de medeeine de Paris. In 


oo. 


aa 


..& de 131: paß. avec deux planches -däbsindes par l’antenr et 
grav6es par Faguet. Paris, J: B: Bailliere et fils. . 
Die.preussische Expedition nach Ostasien. Nach amtlichen Quel- _ 
--jen. Botanischer Theil. Die Tange. Bearbeitet von Georg. 
von Martens. 9% Bog. Lex. 8.. Mit 8 Illustrationen. Berlin, 

Decker. 2 Thlr. 

Experiences nouvelles sur les Champignons veneneux, leurs poi- 
sons; par MM. J. B. L. Letellier et Speneux. In 8. de 30 . 
Paris, J. B. Bailliöre. 

Fischer, F.: Flora von Pforzheim oder Aufzählung der bei 
Pforzheim wachsenden Pflanzen mit Angabe der Standorte. 
Pforzheim, Riecker. '/, Thlr. 

Flore du departement des Hautes-Pyrendes. Plantes vaseulaires 
spontanees & la. determination des familles, des genres, des 
especes ; table complete &tymologique; gravures dans le texte; 
earte g6ographique; par M. Y’abb& Dulae. Paris, F. Savy. 10 Fr. 

Flore fourtagere de la France; reproduite par la methode de 
eompression dite phytoxylographique; par M. Edme Ansbergue. 
Un volume in folio de 272 ps. Lyon. 

Frank, A. B.: Beiträge zur Pflanzenphysiologie. Leipzig, En- 
gelmann. 1’/s Thir. 

Gray, 8. O.: British sea-weeds; a introduction to the study of 
the marine algue of Great-Britain, Ireland and the Channel 
Islands. London, Reeve. 10 s.6.d. 

Histoire des Fougeres et des Lycopodiac&es des Antilles (oncieme 
et dernier m6moire sur la famille des Fougeres) par.M. A.L. 
A. Fee. Ind. de 164 p. avec 34 planches lithographiees. Paris, 
J. B. Bailliere et fils. 

La chaine des Aravis. Topographie botanique, histoire et sta- 
tistıque des vallees de la Clusaz, du Grand-Bornand, du Re- 
posoir et de Thönes; par M. le docteur Louis Bouvier, ancien 
professeur d’histoire nafurelle au eollöge Chaptal. In 16. de 
81 p. Anneey. 

Les Lichens de ia Normandie; on Catalogue deseriptif des Li- 
chens de cette region, elasses d’apr&s la methode du Dr. Ny- 
lander; par M. A. Malbranche. Ire partie. In8., 35 pag. avec 
une planche lithographiee. Rouen, impr. Boissel. 

Le Maout, E., et J. Decaisne: Trait& general de botanique 
deseriptive et analytique. 1. Partie: Abreg& d’organographie, 
d’anatomie et de physiologie. 2. Partie: Iconographie, descrip- 
tion et histoire des familles. Ouvrage contenant 550 fig. des- 


128 


sinses par MM. L. Sftinheil et A. Rioereux. In 4., X. 746 p. 
Paris, Didot fröres, fils et Comp. ’ 
Le monde veg6tal, dans ses rapports avec les us et coutumes, 
les lögendes et la po&sie populaire sur les bords du Rhin;.par 
M. le professeur de Kirschleger. 18 pages. Strasbourg. 

Note sur un Orchis ustulata L., & fleurs doubles; par M. A. Bel- 
iynk. Gand. 

Notice sur quelques plantes du departement du Loiret; par M. 
Nonel. In 8., 15 pag. Orleans, impr. Payet et Comp. 

"Rabenhorst, L.: Flora europaea algarum aquae duleis et sub- 

..marinae. Sectio II. algas chlorophyllophyceas, welanophyeeas 
et ıhodophyceas eomplectens. Plagulae I-XX. Leipzig, Kum- 
mer. 2'/s Thlr. 

Rambasson, J.: Histoire et l&gendes des plantes utiles et eu- 

. rieuses. Avec figures et plauches. Paris. j 

Recherches sur la strueture des Aroidees; par M. Ph. Van Tie- 
ghem. In 4., 139 pag. avec 10 planches grave6es. Paris, impr. 
Martinet. j - 

Reinhaus, W.: Flora von Neuwied und Umgegend. Neuwied, 
‘Strüber. '/, Thlr. u e 

Rhanıneae orientali-asiaticae scripsit C. J. Maximowiez. Cum tab. 
- St. Petersburg. .. . 

Senilis: Pinaceae; being a Handbook of the Firs and Pines. 
In 8. 253 p. London, Hatchard et Co. 4 Thlr. 

Soubeiran, J. L. et A. Delondre: De Pacelimatation des 
Cinchonas dans les Indes neerlandaises et britanniques, Paris. 

— — Les produits vegetaux du Bresil consideres au point de 
- yue de Palimentation et de la matiöre medicale, Paris. 

. Strohecker, J. R.: Systematischer Plan medieinisch-botanischer 

Excursionen in die Umgebung Münchens. München, Gummi. 


12 Ner. 
Supplementum Sylloges europaeae; auetore O. F. Nyman. In 4. 


VI et 78 p. Oerebroat sumptu et typis N. M. Lindh. 


Synopsis plantarum acotyledonearum vascularium sponte proVe- 


nientium in Sieilia insulisque adjacentibus; auetore Aug. To- 
daro. In 4. de 52 p. Panormi. 

Unger, F.: Die fossile Flora von Ruim auf der Insel Euboea. 
Wien, Gerold’s Sohn. 3’, Thlr. 


u —— 


Redasteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauer'schen Buch- 
druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensbwg. 


Se NEREN GER PnEnEE Sale cn oa 


FLORA 


M9. 


Regensburg. Ausgegeben den 1. April. 1868. 


Inhalt. Dr. Hermann }.: Botrydium argillaceum Wallr. ob Alge - 
oder Flechte? nebst einem Nachtrage. — W. Nylander: Animadversio eircs 
historiam amylobactericam: — Gelehrte Gesellschaften. 


Botrydium argillaceum Wallr. ob Alge oder Flechte? 
Von Dr. Hermann J. in Quartschen. 


Botrydium argillaceum Wallr., in Rabenhorst’s neuester 
Flora Europaea Algarum (1868) Sectio III, pag. 265, auf den 
älteren Namen Hydrogastrum granulatum Desv. aus Ancienni- 
tätsrücksichten reduzirt, obgleich der erstgengunte Name der 
üblich gewordene ist, — stellt ein kleines, lauchgrünes, balon- 
förmiges Pfanzenkörperchen von senfkorn- bis erbsengrossem 
. Volumen dar, das sich in ganz Europa auf feuchten Lehmäckern, 
an Grabenrändern etc. nicht selten vorfindet. Da es gewöhnlich 
in grösseren, gedrängten Trupps, der Anzahl nach bis zu Hun- 
derten und mehr, vorkömmt, ist es nicht eben schwer zu finden. 
Bei-uns hat es in der Regel Oscillarien, Chthonoblastus, Spermo- 
sira, zuweilen auch die Landformen von Vaucherien zu Gesellschaf- 
tern; mit Letzteren ist es, auf fast unglaubliche Weise, von selbst 
guten Autoren, als Jugend- oder verkümmerte Form identifieirt 
worden. Von kleinen Nostockugeln unterscheidet man es durch 
die lauchgrüne Färbung, die, da das Pflänzchen fast stets, beson- 
ders im Alter von einem mehlthauartigen weissen Staube behaftet 

Flora 1868, 9 


130 


ist, zuweilen in eine weisslich-graugrüne hinüber spielt. An der 
Basis haften die kleinen Ballons mit sehr zarten Wurzelfibrillen 
an dem thonigen Substrate. 

Einer genaueren habituellen Beschreibung des Pflänzchens 
will ich mich enthalten, da man diese in jedem algologischen 
Handbuche findet. Bemerken will ich nur noch, dass die 2 von 
Ktz. und Rabenh, aufgeführten Formen — Botryd. Wallrothii und 
Botr. pyriforme — vielleicht nur geringfügige Spielarten des 
Botr. argillaceum sind, welehes Letztere in seiner Grösse und 
Körpergesstalt sehr variabel ist. 

So weit meine bescheidexe Litteraturkenntniss reicht, findet , 
sich die Gattung Botrydium ‘resp. Hydrogastrum, überall und in 
allen Büchern ausschliesslich als Alge abgehandelt. Die Litte- 
rasurangaben Rabenhorst’s wenigstens, in seiner erst in diesem 
Jahre erschienenen Algenflora, führen ausnahmlos algologische 
Citate an, und Rabenhorst hat wohl in dieser Beziehung die 
Sysonymie sorgfällig zusammengestellt. Nach ihm u. A. ist dies 
“ Wesen von Agardh und Lyngbye zu den Vaucherien gezogen! 

Durch die Güte meines als Bryologen rühmlichst bekannten 
Freundes ‚und Ortsnachbars, des Herrn Dr. Ruthe (filius) zu 
Bärwalve N./Maxk erhielt ich schon sehr zeitig in diesem Jahre 
eine Anzahl Räschen des Boirydium, an einer für die Mark in 
bryologischer und lichenologischer Hinsicht klassischen Stelle bei 
Mohrin eingesammelt. Zu meiner Schande sei es gesagt, dass 
auch ich früher dies Pflänzchen etwas über die Achsel angesehen, 
und mikroskopisch, dessen genaueren Bau wenig untersucht hatte. 
Der bisher unbekannte Fruktifikationszustand hatte mir bisher 
wenig Interesse dafür eingeflösst. Ich hatte das Ding bisher. 
immer nur gequetscht untersucht, ohne mir Durchschnitte zu ver- 
schaffen; hatte aber vor einer Reihe von Jahren (21/9 1858.) beim 
Quetschen sich Schwärmer in Menge entleeren sehen, welches nach 
meiner Mittheilung Rabenhorst 1. eit. in Erwähnung bringt. 

Um diese letztere, vor langer Zeit gemachte Beobachtung 
nochmals zu konstatiren, (ich werde die Schwärmer später dureh 
Zeichnung veröffentlichen ’) zerqu etschte ich auch in diesem 
Jahre wieder einige Pflänzchen unter dem Mikroskope, und. ob- 
wohl ich diesmal keine Schwärmer erzielte, sah ich mir dech die 


1 Das Vorkommen von Schwärmern hat bei. Zotrydium, als Flochte, 
nichts Befremdendes, seit der epochemachenden. Entdeckung von Famintzin 
und Boranetzky. i 


484 
hervorgequetschten grünen Gonidien sehr genau an und war 
überrascht: ® . 

„Die Gonidien des Botrydium, die ich nachmals zu Tau- 

„senden untersucht, in jeder Beziehung, was Färbung, 

„Gestalt, Kernbildung, hauptsäclich aber die endogene Thei- 

„lungs- und Vermehrungsweise derselben innerhalb der Go- 

„nidialmutterzellen betrifft, auf das Vollsfändigste überein- 

„stimmend zu finden, mit den Gonidienbildungen -der chlo- 

„rogonimischen Flechten, wie ich dieselben in der Na- 

„tur und in zahlreichen Culturen von Parmelien, Leca- 

„noren etc. unendlich oft gesehen, und wie ich dieselben 

„beispielsweise und zum antithetischen Vergleiche mit den 

„Glaucogonidien der Peltigera ete. in Nr. 12 des Jahrgangs 

„1868 der Hall. bot. Zeitung (20. März) auf Tab. V. — un- 

„tere Abtheilung — von Lecanora albella abgebildet.“ 

Nachdem ich mich von diesen Thatsachen gründlich und 
#iederholentlich überzeugt hatte, ‘glaubte ich schon a priori die 
Berechtigung zu haben, das sogenannte Coelom des Botrydiums 
mathmasslich für einen Flechtenthallus zu halten; vielleicht die- 
selbe Berechtigung, als die des Palaeontologen, der aus einem auf- 
gefundenen Kiefer auf die Zugehörigkeit desselben zu irgend einem 
problematischen, vorweltlichen Säugethier Rückschlüsse macht. 

Der Naturforscher darf aber bei solchen Vermuthüngen kei- 
neswegs stehen bleiben, so plausibel sie ihm auch immer dün- 
ken, ohne nun auch die übrigen in Frage kommenden Attribute 
des aufgefundenen Gegenstandes zu prüfen, soweit ihm die Mög- 
liehkeit dazu gestattet ist. 

Von dieser naturgemässen und folgerechten Ueberzeugung 
ausgehend, untersuchte ich.nun das Coelom des Botrydium ge- 
nauer, zuerst mittelst sehr feiner Horizontalschnitte desselben. 
Da ich hier indess nur eine vorläufige Anzeige des Gegen- 
standes geben will, welchen mir hoffentlich später weitläufiger zu 
behandeln: vergönnt sein dürfte, so erwähne ich einstweilen 
kürzlich folgende Thatsachen, welche ich an feinen Schnitten bei 
250maliger Vergrösserung vorfand: 

Da das kuglige oder birnförmige Phycom des Botrydium be- 
kanntlich hohl, innen leer ist, so bildet ein feiner Horizontal- 
schnitt natürlich einen Reifen; dieser ist der Reihe nach zw 
sanımengesetzt aus folgenden Schichten: 

1) Ganz nach aussen liegt eine dünne Kortikal- oder 
Epidermoidalschicht, aus sehr feinen, an ältereii, diekhäu- 

9*. 


182 


tigen Exemplaren stets deutlich .organisirten rundlich-sechsecki- 
gen, parenchymatösen Zellen bestehend. 

2) Hierauf folgt nach innen eine kräftige, meist wenigreihige 
Gonidialschicht, eingeschlossen von einer schwammigen, 
undeutlich zelligen Masse. — Die Gonidien selbst haben in Be- 
zug auf Kernbildung, Farbe, Hülle, endogene Vermehrung mit 
denen der chlorogonimischen Flechten in jeder Beziehung die 
vollständigste Identität: 

3) Hierauf folgt nach innen eine unregelmässig ineinander- 
gewobene Faserschicht; die Enden der einzelnen, sehr zähen, 
innen hohlen Fasern enden nach innen, d. h. nach dem leeren 
Lumen des Botrydiumspflänzchens zu, blind. 

4) An der stielförmigen Basis des Coeloms befinden sich 
sehr zarte Rhizomfasern, büschlig vereinigt, von schmutzig- 
bräunlicher Färbung. ’) 

Nach diesen Kriterien, deren Prüfung ich hundertmal wie- 
derholt, kann Botrydium unmöglich etwas anderes, als eine 
Flechte sein. Das Coelom hat alle Figenschaften des Flechten- 
thallus in ausgesprochenster Weise. 

Zum ganz vollständigen Nachweise der Flechtennatur des 
Botrydium musste nun noch das Auffinden der Fru ktifikations- 
organe unerlässlich sein, und auch diese glaube ich gefunden 
zu haben. In den jungen, noch grün aussehenden Coelomen 
wird man dieselbe, so viel ich bis jetzt gesehen, vergeblich suchen; 
erst in reifen Thallen — ich darf sie wohl jetzt so nennen, — 
sind sie erkennbar. Diese reifen Thallen. muss man sorgfältig 
in den Räschen aufsuchen; sie sehen dunkel kastanienbraun, 
lederartig, und etwas zusammengefallen aus. — Ueber die Lage 
und den Bau der Apothecien will ich meine Mittheilung noch zu- 
rückhalten, bis ich noch reichlicheres Material von reifen Thallen 
erbalte; bemerke nur, dass die Schläuche, Sporenschläuche, in einer 
nucleusartigen Pulpa eingebettet, birnförmig-keulenförnig 
sind, und meist 8sporig sind. — Paraphysen fehlten noch. — 
Die Sporen selbst sind monoblastisch, vielleicht später, in reiferem 
Zustande, diblastischh Etwa 30-40 Schläuche finden sich in 
einem Nucleus. — Die Sporen sind farblos, mit zartem Plasma 
erfüllt, verlängert eiförmig. — Die wenigen bisher noch fragli- 
chen Spermogonien, in bräunlicher Pulpa eingeschlossen, enthielten 


1) Jede Vermuthung oder Behauptung über die systematische Stellung 
"würde begreiflicherweise nooh verfrüht sein. 


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3 
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188 


Spermatien, die denen von Abrotballus ähneln. — Die Sporen- 
schläuche selbst ähneln denen mancher Ascobolen unter den Pilzen. 
Schliesslich will ich nech- erwähnen, dass der Verdacht eines 
etwa parasitschen oder eonsociirten Ascobolus durch Beobachtung 
vollständig widerlegt ist. Die Coelome der Sporenschlauch- 
haufen sind durch ihre im Innern massenhaft auftretenden grünen 
Gonidien, wie sie dem Botrydium zukommen, auf den ersten Blick 
von einer etwaigen Ascobolenperidie zu unterscheiden. 
. Ich wollte einstweilen die Aufmerksamkeit der Algologen wie 
Lichenologen auf diesen kleinen Gegenstand hingelenkt haben. 
Quartschen bei Cüstrin, 28 März 1868. - 


Nachträgliche Bemerkungen zu Botrydium argillaceum Wallr. 
von Dr. Hermann 


Da mir die hier in der Mark gefundenen Exemplare des Bo- 
trydium argill. var. Wallrothi deren Fruktifikation nicht in be- 
friedigender Weise zeigten, wandte ich mich an meine verehr- 
ten Freunde, den Hrn. Metzler in Frankfurt a. M. und den 
Hrn. Rath Arnold zu Eichstädt, und erhielt von diesen mit ge- 
wohnter Gütigkeit. die vollständig herangewachsenen und mit voll-' 
ständiger Fructification ausgerüsteten Pflänzchen aus der Frank- 
furter Gegend und dem bayerischen Jura, aus denen sich mit Si- 
cherheit herausstellte, dass die hier als Botryd. Wallroth. von 
thir aufgenommenen Pflänzchen unentwickeltes Thalloidima vesi- 
culare (Hoffm.) Massal. ist. — Trotzdem ist es kaum zu bezwei- 
feln, dass dieses unentwickelte TAall. vollständig identisch ist 
mit dem in den Phycologien figurirenden .Botryd. Wallrothi. — 
Das von Rabenh. in dessen Alg. Sachs. ausgegebenene Exem- 
plar in meiner Sammlung ist zu dürftig und bereits so verkom- 
men, dass eine Untersuchung des aufgeweichten Pflänzchens zu 
resultatlos ist. — Ich will mir indess mein endgiltiges Urtheil 
reserviren, bis es mir gelingt, frisches Material der gemeinen 
Botrydiumform zu erhalten, und dies nochmals genauer zu unter- 
suchen. . 
Ich muss jedoch bemerken, dass selbst dann, wenn die ge- 
meine Lehmform des Botrydiums bei nochmals vorgenommener 
Prüfung keine Hyphen enthalten sollte, dies durchaus nicht ge- 
gen die Flechtennatur desselben sprechen würde. — Auch Nostoc 


434 


hat keine Hyphen, und doch ist es Gonidialwucherung von Col- 
lema; auch die Chroolepen zeigen keine Hyphen, und sollen doch 
Gonidialwacherungen von Opegrapha und Graphis sein; auch die 
olivengrünen, gummiartigen Massen des Protococcus communis 
zeigen keine Hyphen und sind doch — wie wahrscheinlich Hor- 
midium, Ulothrix, Prasiola ete. — nur Wucherungen chlorogo- 
nimischer Flechten. 

Dies motivirt wohl meine Meinung, dass auch die Botrydien 
nichts sind, als sterile  Gonidialwucherungen von Thalloidimg 
oder ähnlichen Psora-artigen Flechten. 

Die unregelmässig erbsenförmige, oft traubige, oder keulen- 
förmige Gestalt, die lauchgrüne Färbung des Coeloms, die weiss- 
lich-bläuliche Pruina, die Granulirung der Corticalschicht, ete., 
treffen bei beiden, bei Botrydium und Thalloidima so vollständig 
zusammen, dass eine. blosse zufällige Gestaltähnlichkeit hier nieht 
wohl angenommen werden kann. 

In unserer an Collemaceen ziemlich armen Mark trifft man auf 
Sand- und Lehmboden häufig kollematische Auflüge und auch 
wohl zahlreiche sterile Collemathallen; fructifieirende Colle- 
men aber fand ich nur an einer einzigen kalkhaltigen Mauer 
(Coll. pulposum) und nur sehr sparsam. Es ist daher wohl denk- 
bar, dass die Botrydien, als blosse Wucherungen der Thalloidima- 
Gonidien, auf Lehm-, Thon- und Sandboden häufig steril vor- 
kommen, während sie nur auf Gyps- oder Kalkboden sich zu 
einem vollständigen Flechtenthallus mit Fructification entwickeln, 
wie letzteres in allen lichenologischen Hamdbüchern versichert 
wird. ’ 

Der märkische Standort bei „Mohrin“ ist ganz zweifellos 
auch kalk-, vielleicht gypshaltig. Es finden sich nämlich in der 
unmittelbaren Gesellschaft des Botryd. Wallr. (resp. Thalloid. 
sierile) noch Psoroma lentigerum und fulgens, Urceolaria scru- 
posa, Scylonema incrustans, Collema-Antlüge, Barbula vinealis 
ster., Barb. gracilis, Philonotis calcarea, — in der Nähe Orchis 
ustulata ete.; lauter Kalkpflanzen. 

Eine eingehendere Arbeit muss ich mir auf spätere Zeit, na“ 
mentlich bis auf nochmalige Untersuchung frischer Exemplare der 
Lehmform von ‚Botryd. argillaceum vorbehalten. 

Quartschen, 12. April 1868. 


485 


Animadversio circa historiam amybobactericam, 
Seripsit W. Nylander. 


Dominum Trecul in Comptes rendus de l’Acad. des scien- 
ces 1867, 13, p. 513—521, redeuntem videre licet ad „plantulas“ 
suas vel Amylobacteria, de quibus in Flora 1865, p. 521-525 et 
579-580 quaedam attuli et de quibus jam antea specimen aca- 
deinieum exhibuerat D. Tr&cul in iisdem Comptes rendus 1865, 
p. 156—160 et p. 432—436. Intra cellulas in plantis phaneroga- 
mis nonnullis raris „plantulas“ (ut eas ipse nominat) mierosco- 
picas, de quibus agitur, invenerat et simul ortum earundem 
transmutatione ipsius materiei intracellularis in haec vegeta- 
bilia deminutiva praedieavit. Examen recentius nihil proprium 
novum academico parisiensi docuisse videtur; sed e meis obser- 
vationibus (l. ec.) discere potuit: 

1°. Amylobacteria perquam *ulgaria esse et, quibuscungque 
fere plantis phanerogamis vulgaribus in aqua immersis, macera- 
tione jam post 4—5 dies oriri tum in cellulis variis, tum in aqua 
macerationis ambiente. 

2°, Amylobaeteria mobilitate gaudere et agiliter in aqua vel 
intra cellulas, ubi obveniunt, eircumvehi. 

3°. Amylobacteria divisione transversali multiplicari, omnino 
sicut saepe multiplieantur Infusoria. 
4°. Amylobacteria identica esse cum Bacteriis, de quorum 
natura, vera nihil adhuc certi constat atque quae etiam simul 
(formis communibus) et Vibriones in cellulis putrescentibus haud 
raro' obveniunt. 

Omnia haec, sane faeillima observatu, miro modo academi- 
cum parisiensem fugerant. Tamen post paucarum jam dierum 
observationes paueisque horis haec cuique patent, nee igitur rite 
ea observanti opus est hebdomadum nec annorum, sieut ille libenter 
eredere videtur et res varias neglexit, quia praesertim statu non 
vivo vel iodo necatas conspexerat suaS „plantulas.“ 

Circa ea, quae seripsi, „si autem de plantulis autonomis hie 
agitur, res manet valde dubia, nam propagationis momenta OmM- 
nino latent“, D. Trecul affert „Que M. Nylander n’ait rien ob- 
serve ä cet 6gard, je le crois sans peine“ etc. (Comptes rendus 
p. 561) et historiam suam de ortu portentoso „plantularum“ re- 
petit. Nullam equidem metamorphosin talem granulorum cellu- 


136 ° 


larium videre valui nec in Amylobacteriis nec in Bacteriis commu- 
nibus nec in Vibrionibus; neque nimiam fidem habendäm puto in 
ejusmodi transformationem, nam granula,.e quibus nuclei „plan- 
tularum‘‘ formarentur, tantae sunt minutiei, ut observationes eo 
sensu facile fallaces evadunt. Vitae rationes Bacteriorum ignotae 
sunt aeque ac propagatio eorum latet normalis vel quodam modo 
conformis progenerationi entium ceterorum. Non loquor de he- 
terogenesi Treculeana, quae „plantulis“ sola conveniret. 

Amylobacteria nunc non nescit academicus parisiensis, esse 
„quelquefois dotes d’un mouvement de translation“, at numne 
cognitum habet, id characterem quidem sistere Bacteriorum, quae 
eerte non semper motu praedita conspiciuntur ? Hoc „quelque- 
fois“ seilicet omnino congruentiam designat, praeter notas alias 
connectentes, quas indicävi, vel transitus et formae et reactionis 
iodo eflectae inter Bacteria varia et Anıylobacteria. 

-Manet dubium, quid sint Bacteria. D. Trecul Amylobacteria 
tamquam „plantulas“ determinans, nihil ad rem explicandam at- 
tulit; nomen tale parum continet, nam classis plantularum 
nondum in scientia recepta fuit. Neque autonomia corpusculorum 
ejus indolis liquet antequam de loco systematico entium, ad quae 
pertinent vel quae referunt, dubia tolluntur. Academicus pari- 
siensis censet Amylobacteria ob heterogenesin et mobilitatem 
„doivent &tre consideres comme 6tres partieuliers.“ Mittamus 
heterogenesin; at quid frequentius quäm elementa anatomica mo- 
bilia? Dixi antea: „nescimus quid sint Baeteria, an Infusoriis 
adnumeranda sint aut an elementa initialia efficiant vegetabilium 
infimorum.“ Possint exempli gratia, si non essent infusoria, spo- 


. “ 


ras vel elementa spermatica sistere, divisione sese multiplicantia, | 


quod analogiis non careret, nec mirifica origine egerent, quam 
iis aftribuere vult academicus parisiensis heterogenesi deditus, 


er 


wen 


197 
Literatur. 

Actes du Congres international de Botanique, 
tenu a Paris en Adut 1867 sous les auspices de la So- 
ciet® botanique de France, publies par les soins de M. 
Eug. Fournier, Docteur des sciences, secr6taire re- 
dacteur du Congres. Paris, Germer Bailliere et au bu- 


reau de la Soc. botan. de France, Novembre 1867. 8. 
266 Seiten, 2 Tafeln, 


Da das vorliegende Werk — der aktenmässige Bericht ‚über 
den vorjährigen botanischen Congress zu Paris, von welchem den 
Lesern der Flora in Nr. 31 des ‘vorigen Jahrgangs einige Mit- 
theilung gemacht wurde — durch den deutschen Buchhandel nur 
wenig Verbreitung gefunden zu haben scheint, so dürfte eine 
kurze Uebersicht seines Inhaltes nicht unwillkommen sein. Auf 
eine Analyse der Artikel müssen wir jedoch verzichten. 

Die ersten 16 Seiten enthalten das Verzeichniss der Theil- 
nehmer und den Bericht über die Vorgänge in der Eröffnungs- 
sitzung (Wahl des Bureau’s, ausgestellte Gegenstände, Einläufe, 
Correspondenz etc.). Daran reihen sich die in den verschiedenen 
Sitzungen gehaltenen Vorträge und zur Veröffentlichung depo- 
nirten Mittheilungen, gefolgt von den daran geknüpften Discus- 
sionen. !) Diese Abtheilung ist die stärkste des ganzen Buches; 
sie umfasst nahezu zwei Dritttheile desselben. Nachstehend das 
Verzeichniss: 


1) Malbranche (Rouen): Ueber den Gattungsbegriff in der 
Botanik. 

2) Kirschleger (Strassburg) : Teratologische Mittheilungen 
(über Calendula, Leucanthemum, Scabiosa, Salix). 

3) Radlkofer (München): Ueber die Blüthen der Supinda- 
ceen. 

4) A. Riviöre (Paris): Ueber eine hybride Laelia, und über 
die Befruchtung der Orchideen. 


. 5) Weddell (Poitiers): Ueber die Cultur der Chinabäume. 


1) Einige der gehaltenen Vorträge werden hier vermisst, wegen .zu spä- 
ten, oder gar nicht erfolgten Eintreffens der bezüglichen Manuscripte. 


188 


6) D. Moore (Dublin): Ueber die Cultur, Vermehrung und Mor- 
phologie der Pflanzen mit, schlauchförmigen Blättern (Nepen- 
thes, Sarracenia, Darlingtonia und Oephalotus). 

7) L. Kny (Berlin): Ueber die Entwicklung des Vorkeims von 
Osmunda regalis. L. . - . 

8) D. Moore (Dublin): Ueber einige Pflanzen der irländischen 
Flora. 

9) Robillard (Valeneia): Ueber eine Veränderung in den ve- 

.: getativen Theilen von Pelargonium rapitatum Ait. (bewirkt 
durch feuchten Standort). 

10) Th. Caruel (Florenz): Ueber die Flora der Gabbros von 
Toscana, 

11) Rob. Warner (London): Einige allgemeine Grundsätze in 
der Cultur der Orchideen. 

12) Theod. Orphanides (Athen): Ueber den gegenwärtigen 
Zustand der Flora Griechenlands. 

13) E. Germain de St. Pierre (Paris): Betrachtungen über 

die Erscheinung der Hybridität, nach Erfahrungen an den 
Arten der Gattung Lagenaria (Befruchtung einer und der- 
selben Blüthe durch verschiedenartigen Pollen; Bastarde 
erster, zweiter und dritter Generation). 

14) Jul. Poisson (Paris): Ueber ein Verfahren, botanische 
Sammlungen vor Insekten zu schützen. 

15) E. Faivre (Lyon): Beobachtungen (besonders der Wachs- 
thumserscheinungen) an einer blühenden Agave. 

16) Schultz-Schultzenstein (Berlin): Ueber den Unterschied 
zwischen der Anaphytosen- und Metamorphosenlehre bei den 
Pflanzen. 

17) Eug. Fournier (Paris): Ueber den Plan der Herausgabe 
einer neuen „morphologischen und synoptischen Flora von 
Frankreich.“ 

18) J. E. Planchon (Montpellier): Ueber die normale Structur 
des Stengels von Erodium petraeum L. 

19) V. Personnat (Paris): Ueber die Vegetation des „Jardin 
de la mer de glace“ und über einige Pflanzen des Thales 
von Chamounix. 

20) Caisso (Montpellier): Ueber Krankheitserscheinungen, die 
das provengalische Schilfrohr bei den dasselbe verarbeiten- 
den Handwerkern verursacht. 

21) Orie (Sille, Dep. de la Sarthe): Ueber die Standärter eini- 
ger Pfanzen in dem Departement de la Sartlıe, 


2%) C. Personnat (Paris): Ueber die Eichenarten, von denen 
sich ‘der japanische Seidenspinner (Bombyz Yama- Mai) 
nährt. — 

23) Eichler (München): Ueber den Bau der weiblichen Blüthe . 
einiger Balanophoreen (mit 2 Tafeln). " 

24) C. Personnat (Paris): Ueber die Vegetation des Departe- 
ments de PArdeche. 

25) Eug. Fournier (Paris): Ueber die Namen der Cypresse bei 
den Alten. - 

Es folgt hierauf der ausführliche Bericht über die Ver- 
handlungen und Discussionen, welche der Congress über die ihm 
zur Prüfung vorgelegten, von Alph. De Candolle ausgearbeiteten 
„Lois de la nomenclature botanique“ gepflogen hat (vgl. darüber 
Flora 1867 Nr. 31). Daran sind diese Statuten selbst angeschlos- 
sen, mit den von dem Congresse getroffenen Abänderungen und 
Emendationen,, d. i. also in ihrer definitiven Fassung. Den 
Schluss bilden Berichte über die hauptsächlichsten _ der 
vom Congresse besuchten wissenschaftlichen und gärtnerischen 
Etablissements von Paris. Man findet hier eine kurze Beschrei- 
bung der botanischen Sammlungen der Feole de Pharmacie (von 
Prof. Gust. Planchon), des Museums Delessert (von E. Four- 
nier), eine ausführlichere Schilderung des Herbariums von Dr. 
E. Cosson (ausgearbeitet von Fournier), eine ebensolche, ver- 
bunden mit einer kurzen Geschichte des Jardin des plantes und 
des Museum de botanique (ebenfalls von Fournier) und endlich 
eine von Grönland geschriebene Darstellung der botanisch in- 
teressanten Parthieen des bekannten gärtnerischen Etablisse- _ 
ments Vilmorin-Andrieux. “. 

Wir bemerken noch, dass dies Werk nicht mit den Bulletins 
der Societ& botanique in Verbindung steht, sondern selbständig 
erschienen ist und von dem Verleger um den Preis von 6 Fres. 
bezogen werden kann. 

A.WE 


149 


Gartenflöra für Norddeutschland, Eine Anweisung 
zum Selbstbestimmen der in unsern Gärten vorkommenden 
Bäume, Sträucher, Stauden und Kräuter. Für angehende 
Botaniker, Gärtner, Lehrer und Blumenliebhaber bear- 
beitet von F. C. Laban. Hamburg, O. Meissner. 1867. 
Kl. 8. 314 Seiten. 


Der Verf. der sich vor ein paar Jahren bereits an einer 
Bearbeitung der um Hamburg wildwachsenden höhern Pflanzen 
versucht hat, liefert uns hier eine nach gleichem Plane ausge- 
führte Uebersicht der phanerogamischen Gewächse, welche in 
Gärten und Anlagen um jene Stadt im Freien gezogen werden. 
Ausgeschlossen blieben die Treibhauspflanzen, doch sind die häu- 
figeren im Zimmerschmuck vorkommenden Pflanzen noch mit 
aufgenommen. Neben den Arten sind auch die wichtigsten Va- 
rietäten mit aufgeführt. . 

Es wird zuerst ein Schlüssel der Gattungen nach dem Sexu- 
alsystem gegeben; dem folgt nach natürlichen Familien geordnet 
die Uebersicht der Arten, hierauf ein Schlüssel zu jenen Familien 
und schlieslich ein deutsches und lateinisches Namensregister. 

Die Vollständigkeit des Stoffes lässt, so weit wir beurtheilen 
können, wenig oder nichts zu wünschen übrig. Desgleichen sind 
‚die Diagnosen meist brauchbar; einige Unrichtigkeiten werden 
sich bei einer neuen Auflage leicht verbessern lassen. So ist 
27. B. bei Elacagnus das Perigon, genau zugesehen, nicht ober- 
sondern unterständig; Picea und Abies haben nicht Nadeln, die 
„einzeln in Scheiden,“ sondern solche die unmittelbar am (rela- 
tiven) Hauptstengel stehen; Gingko besitzt kein 4-spaltiges Perigon 
und auch keine 3-samigen Früchte u. dgl. Aehnliche Unzukömm- 
lichkeiten finden sich hier und da auch in den Beschreibungen, 
2. Bı bei Euphorbia, wo es heisst: Männliche Blüthen 10-20, 
mit 1 Staubgefäss, weibl. Bl. gestielt ete. und dabei doch „Peri- 
gonblätter“ halbmondförmig u. s. f. Auch sind die Betonungen 
der Pflanzennamen nicht immer richtig; doch sind dies alles 
verhältnissmässig nur kleine Mängel die der Brauchbarkeit des 
Buches im Grossen und Ganzen keinen Eintrag thun. Dagegen 
müssen wir die Uebersicht cer Familien, die der Verf. gegen 
das Ende hin giebt, als verfehlt bezeichnen; ihre Anordnung 
entspricht nicht nur nicht den natürlichen Verwandtschaften, ob- 


” . 


141 


wohl Verf. dies in der Vorrede behauptet (im Texte finden sich 
Zusammenstellungen, wie: Calycanthaceae, Phytolacceae, Betu- 
lineae, Plataneae, Coniferae, Salieineae, Euphorbiaceae), sondern 
es ist auch ihre. Diagnostik sa mangelhaft, dass Niemand darnach 
eine Familie zu erkennen im Stande sein wird. Wer möchte z. 
B. an die Coniferen denken, wenn er liest: „Mehrere getrennte 
Fruchtknoten, Narbe punktförmig, Staubfäden verwachsen.“ Im 
Uebrigen hätten wir eine grössere Uebersichtlichkeit noch bei der 
Aufzählung der Arten durch die typographische Anordnung als 
wünschenswerth zu notiren. 
A.W.E,. 


Gelehrte Gesellschaften. 


Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien. 
Sitzungen im October 1867 — Februar 1868. 


Hr. Hofr. und Prof. Dr. Unger legte eine Abhandlung vor 
über „den Rosmarin und seine Verwendung in Dalmatien.“ Auf 
Lesina und den Nachbarinseln ist der Rosmarin, der allda alle 
dürren und steinigen Berggehänge überzieht, schon lange ein 
Gegenstand der Industrie gewesen; man bereitete aus seinen Biät- 
tern ein ätherisches Oel und die bekannte aqua reginae Hunga- 
riae, die weit ımher versandt wurde. In neuester Zeit hat sich 
die Nachfrage nach dem ersteren vermehrt und Dr. Unger 
glaubt, dass es wohl an der Zeit sein dürfte, die Caltur des 
Rosmarins auf rationellere Weise in Angriff zu nehmen, sowie 
auch die Destillation des füchtigen Oeles auf eine vollkomme- 
nere Art darzustellen. In der besagten Abhandlung gibt der Verf. 
ein ziemlich detaillirtes Bild der Verbreitung dieser besonders 

auch im südlichen Frankreich benutzten Pflanze; so auch werden 
-die oelausscheidenden Organe, die Drüsenhaare, einer eingeben- 
den Untersuchung unterzogen. — Ferners übersendet Dr. Un- 
ger einen „Beitrag zur Anatomie und Physiologie der Pflanzen‘, 
der von der Ausfitllung der Spiralgefässe durch Zellgewebe han- 
delt. Schon den ältesten Anatomen war es bekannt, dass die 
luftffhrenden Spiralgefässe mehrerer Holzgewächse sich im Alter 
mit Zellgewebe erfüllen. Schleiden hatte die Vermuthung 
ausgesprochen, dass nicht die darin ausgeschiedenen Substanzen 
die. Entstehung nener Zeilen veranlassen, sondern dass die an 


142 


die Gefässe - anstossenden Zellen daran sich betheiligen. Diese 
Ansieht wurde vor zwölf Jahren von einem „Ungenannten“ nach- 
gewiesen. Gegen diese von allen Anatomen getheilte Ansicht 
hat Hr. Prof. Böhm eine auf eigene Untersuchungen gestützte 
diametral entgegengesetzte Meinung veröffentlicht. Hr. Prof. 
Unger bringt in dieser Abhandlung neue triftige Beweise für 
die ältere Ansicht, nach welcher ein Hineinwachsen nachbarlicher 
Zellen in den offenen Gefässraum umständlich dargelegt wird. 
Hr.. Prof. Böhm überreichte eine Abhandlung über die phy- 
siologischen Bedingungen der Bildung von Nebenwurzeln bei 
Stecklingen der Bruchweide.“ Schon Malpighi wusste, dass 
durch Anlegung einer Ringwunde bei dicotylen Pflanzen das 
Diekenwachsthum des Stammes unterhalb der Ringelung sistirt 
werde. Hr. Dr. Böhm hat sich überzeugt, dass unterhalb der 
Aeste geringelte Stämme nur so lange leben, als die dort vor- 
handenen Reservestoffe das zum Wachsthume der Wurzeln noth- 
wendige Material liefern, ferners beobachtete er, dass geringelte 
Weidenstecklinge an den unteren abgeringelten und unter Wasser 
getauchten Enden keine Wurzeln bilden, wenn auch in deren 
Zellen Amylum noch vorhanden ist, Hanstein war der Ansicht, 
dass zur Bildung neuer Organe ausser der Stärke auch Eiweiss- 
s‘offe nothwendig, letztere nur in der Rinde abgelagert und leit- 
bar seien, die Zufuhr der zur Wurzelbildung näthigen Albuminate 
durch die Ringwunde gehindert sei. Dagegen zeigt aber der 
Umstand, dass selbst sehr kurze Zweigstücke der Bruchweide, 
wenn sie in Wasser getaucht werden, Wurzeln und-Knospen nor- 
mal entwickeln. Da jede Nenbildung und jedes Wachsthum von 
Pflanzenorganen auf Kosten von Reservenahrung nur durch Ver- 
mittlung von Sauerstoff möglich ist, so schloss der Verf., dass 
sich an .abgeringelten und bis zur Ringwunde in Wasser getauch- 
ten Zweigenden Wurzeln bilden würden, wenn es möglich wäre, 
denselben Sauerstoff zuzuführen. Die grüne Rinde und die chloro- 
formführenden Blätter zerlegen unter Einfluss des Lichtes die 
Kohlensäure und scheiden Sauerstoff aus. Unter den angegebe- 
nen Verhältnissen wurden demnach geringelte Stecklinge. in dem 
Sonnenlichte ausgesetzten Glascylindern gezogen und es bildeten 
sich unterhalb der Ringswunde die Wurzeln, insolange in den 
Zellen der abgeringelten Zweigenden sich Amylum. vorfand.” Bei 
den Versuchen mit ganz unter Wasser versenkten Weidenzwei- 
gen so im Dunkelm als unter Einfluss des Sonnenlichtes, ergab 
sich, dass bei den im Dunkeln gehaltenen Stecklingen jede Neu- 


“ 


443 


. 
bildung unterblieb, während bei den insolirten Zweigen sich Wur- 


.zeln und Knospen entwickelten. Auch Versuche über den Ein- 


Auss der Kohlensäure, des Wasserstoffes und des Leuchtgases 
auf die Entwickelung von Stecklingen wurden von Prof. Böhm 
vorgenommen. . 

Im Monate Februar wurde nur eine botanische Abhandlung 
vorgelegt und zwar von Hrn. Prof. H. Leitgeb: „Beiträge zur 
Entwicklungsgeschichte der Pflanzenorgane‘“, in weleber das Wachs- 
thum der Stämmchen von Fontinalis antpyretica behandelt wird. 
— Das Spitzenwachsthum dieses Mooses erfolgt durch wieder- 
holte Theilungen einer dreiseitigen Scheitelzelle; die Theilwände 
sind den Seitenflächen der Scheitelzelle parallel; die durch die 
Theilwände aus der Scheitelzelle abgeschnittenen Segmente sind 
in drei Längsreihen. geordnet; jedes Segment theilt sich durch 
eine Längswand in einen äusseren und einen inneren. Theil. 
Der Stengeltheil des Segmentes zeigt im Allgemeinen dieselbe 
Entwicklung wie sie für die Segmente in den Wurzeln vieler 
Gefässeryptogamen bekannt ist; aus demselben bildet sich das 
weitzellige axile Gewebe des Stämmehens. Der Blattheil theilt 
sich dnrch eine Horizontalwand in das akroscope und das basi- 
skope Basilarstück; ersterer wächst zur freien Blattfäche aus, 
aus dem letzteren entwickeln sich die Knospen. Es gehört also 
jede Knospe und das über ihr stehende Blett demselben Seg- 
mente an. 


K. K. zoglogiseh-botanische Gesellschaft in Wien. 
Jänner bis März 1868. 


Hr. Dr. Reichardt berichtet, dass nach Untersuchung des 
von der Novara aus Neuseeland mitgebrachten Mooses — Phyllo- 
gonium elegans — er ermittelt habe, dass dasselbe eine eigene 
Gattung bilde, die er Orthorrhynchium nennt. 

. Hr. Juratz ka spricht über Asplenium adulterinum Milde 
und bemerkt, dass die Pflanze zwischen Asplenium viride und 
trichomanes stehe und wahrscheinlich dem Serpentin eigen sei. 
Hr. Dr. Reichardt legt die Diagnosen von neuen Arten der 
Laubmoose vor, welche von der Novara-Expedition mitgebracht 
worden waren; er veröffentlicht eine neue Laubmoosgattung — 
Necheropsis.—, die auf Nechera undulata gestützt ist und die 
Familien der Pilotricheen und Necheraceen verbindet; — erüber- 
reicht ferners zwei Aufsätze von Dr: Schweinfurth über Con- 


144 


vallaria ensiformis und ‚von Dr. Krasan über das Laschek- 
Gebirge bei Görz. 

Hr. Dr. Reichardt legt endlich einen interessanten Ba- 
stard ‚zwischen Verbascum nigrum und thapsus vor, — theilt 
einige für die Flora von Iglau neue Pflanzen mit und zeigt eine 
abnorme Bildung der männlichen Blüthe des Maises vor. 


Naturforschender Verein in Brünn. (December 1867 und 
Jänner 1868). 


Hr. Prof. v. Niessl sprach über die Entdeckung des für 
Mähren sehr seltenen Asplenium adulterinum Milde. Bisher war 
nur ein einziges Exemplar in Nordböhmen gefunden und für 
einen Bastard von Asplenium trichomanes Huds. und Aspl. vi- 
ride Huds. gehalten. Erwähnter Farn wächst auf Serpentin, 
“ aber eine von den Stammpflanzen (A. viride) kommt gar nicht 
mit demselben vor, und die andere (A. trichomanes) höchst selten. 
Der Vortragende ist daher der Ansicht, dass besagter Farn gar 
kein Hybrid, sonlern eine wenn auch gut verschiedene Serpen- 
tinform des Aspl. viride sei. — Hr. Prof. v. Niessl erwähnt, 
dass Aspl. serpentini bei Schönberg (Mähren) vorkomme. — Der- 
selbe sprach ferners über eine Exeursion nach Znaim und Frain, 
bei. welcher er auf der sog. Eisleiten Aconitum anthora, Hiera- 
.cium graniticum und Cimieifuga foefida — die zwei letzteren die 
‚grössten Seltenheiten der Flora Deutschlands — gesammelt hat. 
_ Derselbe theilt eine Notiz des Hrn. Spatzier mit über den 
Rumex arifolius All., welcher von vielen Botanikern bloss als 
eine Hochgebirgsform der R. acetosa betrachtet wird , den aber 
Hr. Spatzier selbst vom Altvater geholt und durch mehr als 
12 Jahre in seinem Garten cultivirt hat, ohne je eine Verände- 
rung zu bemerken. Dieser R. arifolius vermehrt sich sehr rasch, 
kann ebenfalls in der Küche verwendet werden wie der gemeine 
Sauerampfer, hat aber einen geringeren Gehalt an kleesaurefn 


Kali; übrigens kommt auf dem Altvater auch der Rumex ace- 
tosa vor. 


Redaeteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauerschen Buch 
druckerei (Chr, Krug's Wittwe) in Regensburg. 


FLORA. 


M 10. 


Regensburg. Ausgegeben den 27. April. - 1868. 


mi 


-Unhalt. P. J. Hellbom: Bericht von einer botanischen Reise in Her- 
jedalen und angrenzenden Theilen Norwegens. — Aufruf! — Botanische No- 
tizen. — Verkäufliche Pflanzensammlungen. 


’ 


Bericht von einer botanischen Reise in Herje- 
dalen und angrenzenden Theilen Norwegens 
iw Sommer 1867 von P. J. Hellbom. 


Im Auftrage des deutschen kryptogamischen Reisevereins und 
auf Kosten desselben unternahm ich den vorigen Sommer eine 
Reise nach dem Grenzgebirge zwischen Herjedalen und Norwegen. 
Der Hauptzweck der Reise war für den Verein Flechten und 
Moose einzusammeln, aber auch im Allgemeinen, in wie fern es 
die Zeit gestattete, eine genaue Untersuchung der Flechtenvege- 
tation jener, der zweiten grossen Gebirgsgegend Schwedens zu 
widmen, wo hoffentlich noch eine reiche Nachernte einzuholen 
wäre, obschon dieselbe Gegend das vorige Jahr ») in lichenologi- 
scher Beziehung untersucht worden war. f 

Da es wahrscheinlich die Mitglieder des Reisevereins interes- 
siren dürfte, einige Nachrichten der Ergebnisse der Reise und 
des dortigen Lebens zu erhalten und etwas mehr von der Flech- 
tenvegetation jener Gegend zu wissen, als was man aus den aus- 
getheilten Gewächsen schliessen kann, will ich hiermit einen ein- 
fachen Reisebericht liefern. 


1) Im Jahre 1866 wurde dieselbe Gegend von dem Studenten 8. Alm- 
Qvist, welchem ich mehrere werthvolle Anzeigen verdauke, explorirt. 


Flora 1868, 10 


148 


Der vorjährige ausserordentlich späte Frühling und die von 
Zeit zu Zeit durch die Zeitungen eingegangenen Nachrichten, 
dass grosse Schneemassen noch im Anfang des Juni das auser- 
sehene Arbeitsgebiet des Sommers bedeckten und dass die durch 
den schmelzenden Schnee aufgeschwollenen Flüsse aus ihren 
Ufern getreten waren und die Wege des niedrigen Landes auf 
inehreren Stellen unfahrbar gemacht hatten, veranlassten mich 
die Abreise bis nach dem Johannistag aufzuschieben. 

Am 25ten Juni begab ich mich also von Hause bis Stockholm 
und Upsala. Unterweges begegnete mir mein auserwählter Reise- 
gefährte, der Student 3. Hulting, der seitdem während des gröss- 
ten Theiles des Sommers mein beständiger Begleiter war. 

. In Upsala, wo ich kürzer als einen Tag verweilte, benutzte 
“ich die Gelegenheit, bei meinem Freunde Dr, Th. Fries und dem 
"Herrn Almgqvist; die das vorige Jahr in Herjedalen eingesammelten 

Flechtenarten zu besehen wobei ich von diesen Herren viele zur 
Reise nützliche Nachrichten bekam! Zum Mitfagsessen waren 
„wir sämmtliche von dem Professor Elias Fries eingeladen, wobei 
.der hochberähmte Nestor der schwedischen Botaniker einen 
"herzlichen Glückwunsch für das Wohlergehen unserer Reise aus- 
sprach. Denselben Tag kehrten wir nach Stockholm zurück und 
schifften uns. in das Dampfschiff Thule ein, das sogleich abging 
und uns zu der Stadt Söderhamn führen sollte. 

Unter Fortdauern des guten Wetters langten wir den fol- 
genden Tag gegen Mittaz in der Stadt Gefle an, wo wir während 
eines kurzen Aufenthaltes uns mit Papier und übrigen für die 
Reise nöthigen Sachen versahen. Als wir wieder auf die Ostsee 
hinauskamen, begegneten uns gewaltige Berge von Treibeis, ob- 
gleich wir nun den 27ten Juni zählten und es wurde nur dadurch, 
dass ein langer Umweg genommen wurde, möglich, zwischen den 
Eisklumpen hindurch zu kommen. Wäre nur ein Eisbär hie und 
da auf den Eisklumpen zu finden gewesen, hätte man sich leicht 
vorstellen können, dass man bei dem Nordkap oder Spitzbergen 
segelte. Gegen die Nacht fing es zu regnen an, uns zur wenigen 
Freude, die wir nun erst die erstaunende Nachricht bekamen, dass 
das Dampfschiff nicht an der Stadt Söderhamn, sondern am Stu- 
gusund eine Viertelmeile davon, am Land, anlege. Dazu 
wurde uns mitgetheilt, dass wohl ein Boot von dem Stu- 
.gusund nach Södershamn den folgenden Tag abgehe, zu spät 
aber, um den denselben Tag von der Stadt gehenden Eisenbahn- 
zug noch benutzen zu können. Postpferde waren nieht zu erhalten. ' 


447 


"Und so mussten wir uns fügen, in Söderhaınn zu verweilen, bis 


der Bahnzug des folgenden Tages abging. . Die Landung ge- 
sehah unter Schlasregen, wesshalb es uns schwer fiel, unser Papier 
und übriges Gepäck vor Durchnässen zu schützen, bis wir ein 
Obdach finden konnten. Durch einen glücklichen Zufall erhielten 
wir Postpferde nach der Stadt, wo wir unter fortdauerndem Regen 
un 2 Uhr Morgens eintrafen. Wir begaben uns sogleich nach 
der Eisenbahnstation, wesshalb wir mit grosser Mühe unser Gepäck 
in die Flur hineinbrachten. Für uns dagegen war daselbst Quar- 
tier zu erhalten. Da wir indessen,erwarteten, während des Som- 
mers viele schlafiose Nächte und zwar in viel schlechterer Her- 
berge als diese zuzubringen, entschlossen wir uns eben daselbst 


zu bleiben. Indem wir also den ganzen Morgen neben unsern 


Gepäck verweilten, gingen wir zwischen den Regenschauern, jedes- 
mal einer, aus, um die uns beiden ganz unbekannte Stadt zu 
besehen. j 

Um !/,8 Uhr ging der Bahnzug nach Bergwikab. Ein Frauen- 
zimmer war der einzige Vorsteher der Zwischenstationen der 
Eisenbahnen, und soweit ich verstehen konnte, lief jedoch alles 
gut ab. Aus Bergwik fuhren wir schnell mit einem Dampfschiff 
bis Segersta, von wo eine Pferdebahn bis Landa folgte. Der aın 
Wege häufig wachsende Prbus arcticus zeigte an, dass wir uns 
in einer Nordländischen Landschaft befanden. Unter mehr und 
weniger gemeinen Flechtenarten wurden hier beobachtet: Zeca- 
nora cenisea, Schaereria cinereorufa und Toninia lugubris. 

Aus Landa begaben wir uns wiederum mit einem Dampfschiffe 
nach Bollnäs, wo wir einen Tag lang verweilten, theils um uns 
zur bevorstehenden 30 Meilen langen Landreise weiter auszu- 
rüsten, theils um einigen nach der Anweisung des Herrn Almgvist 
hier vorkommenden Flechtenarten nachzuforschen. 

Zu diesem Behufe wurden sogleich nach der Ankunft die 
Ufer eines vorbeifliessenden Bächleins untersucht. Auf dann 
und wann überschwemmten Granitblöcken wuchs daselbst ziemlich 
häufig das seltene Placodium melanaspis (Ach.), welches einge- 
sammelt wurde, obgleich es wegen der Härte der Steine und der 
glatten und konvexen Oberflächen derselben, weil die. Kanten 
durch das Wasser abgenagt waren, schwer zugänglich war. Ueb- 
rigens wurde hier bemerkt Baridia mundata (Fr.). 

Am folgenden Tage wurde ein Ausflug nach dem in der Nähe 
liegenden Hoberg gemacht, wo ich das hier wachsende Phylis- 

ı0* 


448 


cum endocarpoides Nyl. einsammelte; auch Pyrenepsis subareolala 

Nyl. und Parmelia Borreri wurden hier beobachtet, welche je- 
doch so sparsam vorkommen, dass durchaus keine Ernte davon 
zu machen war. 

Denselben Tag Abends traten wir die lange Landreise zu 
Fuhrwagen an und reisten ohne Aufenthalt 3'/, Meilen bis Un- 
derswik, wo wir tübernachteten. Der Weg dahin ging durch 
eine schöne Waldgegend. Nach allen Seiten, so weit das Auge 
reichen konnte, waren nur Waldungen und waldbedeckte Gebirgs- 
höhen. Besonders erregte der in grosser Entfernung sichtbare 
Asberg, welcher erst den folgenden Tag passirt wurde, unsere 
Aufmerksamkeit. Der Gesichtskreis wurde immer enger und zu- 
weilen waren wir von den auf allen Seiten umgebenden Höhen so 
eingeschlssen, dass es fast unmöglich schien, einen Ausweg hinaus- 
Änden zu können und wir beschäftigten uns mit eiteln Muthmas- 
‚sungen, wohin die sich schlängelnde Landstrasse uns zuletzt 
‚führen würde. Der Ljusne elf erschien bald in der Ferne, bald 
'schimmerte er ganz nahe am Wege zwischen den Bäumen hervor. 
Der Fluss war allenthalben voll von schwimn.enden Balken, die 
von einem weit ausgestreckten Holzanbau zeigten. Hier zeigte 
sich zum ersten Mal das schöne Nephroma arcticum (L), das 
darnach uns beständig bis auf die Gipfel des 'Gebirgs begleitete, 
ob es gleich in der Waldregion am schönsten entwickelt war. 

Am folgenden Tage wurden die Stationen Jerfsö und Färila 
passirt. Auf einem erratischen Blocke bei der letztgenannten 
Stelle wurde beobachtet: Toninia lugubris (Smrft.) und die nied- 
liche Pyrenopsis granatina (Smrt.), in Farbe dem daneben in 
der Steinmasse eingewachsenen Granaten sehr ähnlich. Wahr- 
scheinlich hat das Vorkommen in Gesellschaft des eben erwähnten 
Minerales dem Entdecker dieser Flechte die Veranlassung des 
bezeichnenden Artnamens gegeben. 

Bei dem zwischen Färile und Korböle liegenden Fütterplatz 
(Ruheplatz) Sassekrog wurde Racomitrium microcarpon (Hedw.) 
eingesammelt. Folgende Lichenen wurden hier bemerkt: Parme- 
lia hyperopta Ach., Cladonia coralloidea Ach. (macrophylia Schär.), 
Xylographa parallela (Ach.), Calicium byssaceum Fr. (auf Salix 
caprea), trachelinum Ach. und trabinellum Ach. nnd Pyrenopsis 
granatina (Surflt). sehr schön auf einem Gneissblocke. Bei einem 
andern Futterplatz, Wensiö, zwischen Korbäle und Kolsät beob- 
ächtete ich Oladonia carneola Fr., digitata (L.) und cenotea (Ach), 


149 


Psora ostreata (Hffm.) e. fr., Calieium trabinellum Ach., Cyphe- 
kium tigillare Ach. und wiederum Pyrenopsis granatina (Smrfit.). 

Von Färila an zieht sich der Landweg durch einen wilden 
und einförmigen Nadelwald, welcher gerade an der Grenze der 
Provinz Herjedalen eine Strecke diesseits Kolsät eine recht häss- 
liche und abschreckende Gestalt annahm. Merkbare Spuren von 
den Verheerungen des Feuers. zeigten sich hier an halb verbrann- 
ten Baumstämmen, kahlen Granitblöeken und einem humusleeren 
Boden. Mit diesem Charakter der Gegend stimmte bald das 
Wetter völlig überein. Es fing nämlich an zu regnen, so dass 
wir durchnässt und mit nassem Gepäck auf der Station Kolsät 
anlangten. Unser Einzug in Herjedalen — dem auserwählten 
Arbeitsfeld während des Sommers — geschah also unter wenig 
günstigen Auspicien! Aber Dank sei den in der dortigen Gegend 
üblichen Eisenkaminen, deren Werth und Nutzen wir, nun erst 
richtig kennen lernten, wurden wir bald wieder getrocknet und 
ermuntert und begaben uns sogleich trotz des Regens auf eine 
Excursion hinaus, um zu sehen, was von Moosen die benachbar- 
ten Sümpfe darbieten konnten, zumal da wir gehört hatten, dass 
das schöne Splachnum luteum in grosser Menge hier wachsen 
sollte. . 

Nimmer hat jedoch die Wirklichkeit weniger den Hoffnungen 
entsprochen. Die Sünpfe standen noch zum grössten Theile unter 
Wasser, weil der Schnee erst ganz kürzlich geschmolzen war. Auf 
trockneren Stellen befand sich nur eine graue Masse- von mo- 
dernden -Sphagnumarten, ganz und gar vom Wasser ertränkt. 
Hie und da stach ein junger Sprössling irgend einer Carexart 
aus den Wasserpfuhlen hervor, übrigens aber keine Vegetation. 
Keine Spur von Splachnum war zu sehen. Da wir bald einsahen, 
dass unsere Versuche, etwas in den Sümpfen zu finden, vergeb- 
lich waren, kehrten wir nach hochliegenden Plätzen zurück, um 
irgend eine Kenntniss der dortigen Flechtenvegetation zu er- 
halten. Diese war auch etwas reicher. Ausser den Gyrophora 
vellea (L.), Oladonia carneola Fr. (zum grössten Theil steril) und 
botrytis (Hag.), von denen eine Partie eingesammelt wurde, er- 
schienen hier die ersten Spuren mehrerer Gebirgsflechten, z. B. 
Gyrophora anthracina (Wulf.), Lecidea alpestris (Smrflt.), Sphy- 
lidium placophyllum (Wnbg.) und Aspicilia einereo-rufescens (Ach.). 
Auf erratischen Blöcken wurde Ulota curvifolia eingesammelt. 

Unweit von Kolsät wurde der Ljusne elf in einer Fähre 
übergangen. Jenseits des Flusses verbreitete sich ein weit aus- 


2 


gedehntes Sandfeld, das, in der Ferne gesehen, Hoffnungen einer 
guten Ernte von Cladonien erregte; eine genauere Untersuchung 
legte jedoch an den Tag, dass die Hauptmasse derselben nur aus 
gemeinen Arten, z. B. A. deformis L. (gewöhnlich steril) u. dgl. 
bestand. . 

Nachmittags langten wir in Glissjöberg an, wo das erste 
Schneegebirg in der Entfernung von mehreren Meilen sich zeigte. 
Vorzüglich zog das freiliegende Sangebirg (Sınfjeldet) unsere 
Blicke an. Gegen Abend kamen wir in der Station Ransjö an, 
da wir erst aber bei Wiken, von wo wir den Ulfberg zu besuchen 
beabsichtigten, einen längern Aufenthalt nehmen wollten, wurde 
die Reise die ganze Nacht hindurch beim herrlichsten Wetter 
fortgesetzt. Es war eine wahrhaft herrliche Nacht, allen derglei- 
chen, welehe ich auf Reisen zugebracht habe, unvergleichlich. 
Wie es in den nordischen Ländern zu dieser Jahreszeit gewöhn- 
lich ist, herrschte durch die ganze Nacht helles Tageslicht, nur 
von dem dichten Walde, welchen wir durehfuhren, etwas verdun- 
kelt. Rings umher waltete eine tiefe Stille, nur von dem Flech- 
tenhäher (Garrulus infaustus L.), der vom Geräusche am Land- 
wege erschreckt, sich einen siechereren Ruheplatz suchte, dann 


und wann unterbrochen. Durch jede Lichtung des Waldes schim- 


merte das graue Sangebirge mit seinem schneebedeckten Gipfel 
hervor, immer gewaltigere Dimensionen, je mehr wir uns näher- 
ten, annehmend. Aber die zunehmende Kälte gestattete uns 
nicht, lange in schweigende Entzückung über die hochnordische 
Natur hinzusinken. Mehrmals waren wir genöthigt, aus dem Fuhr- 
wagen hinauszusteigen, um durch Gehen die starren Glieder zu 
erwärmen, obgleich wir schon den 3. Juli schrieben. So ging die 
Fahrt bergauf und bergab ununterbrochen vorwärts, bis die Strah- 
len der Morgensonne das jetzt in der Nähe liegende Sangebirge 
purpurroth färbten. Die Landschaft begann nun mehr offen zu 
‚werden, indem der Wald aufhörte. Unser Fuhrmann zeigte die 
in der Ferne liegende Station Wiken an, wo wir in’ Kurzem die 
ersehnte Ruhe zu finden hofften. Bald aber erregten einige am 
Wege liegende Thonschieferblöcke meine Aufmerksamkeit. Die 
Eiszapfen in dem Bart, kniete ich auf der {rostigen Erde nieder, 
um sie zu untersuchen. Ich beobachtete eine Bilimbia, wahr- 
scheinlich milliaria (Fr.), nebst einer Leriden und glaubte auch 
Spuren von Parmelia Borreri zu sehen. Die nähere Untersuch- 
ung verschiebend, bis ich, wie ich glaubte, wiederkäme, erreichte 
ich zu Fuss gehend um 4 Uhr Vormittags die Station Wiken, 


. 154 

Nachdem wir einige Stunden von unserer nächtlichen Fahrt. 
ausgeruht hatten, machten wir uns auf den Weg in den '/, Meile 
von der Station liegenden Ulfberg, einen jähen, waldbedeckten 
Thonschieferfelsen. Dieser Berg ist wegen mehrerer seltenen 
Moosarten, die nun aufgesucht werden sollten, von jeher bekannt. 
. Ohne sonderliche Mühe glückte es mir, während der Wanderung 

längs den schattigen Abschtissen des Berges die meisten zu fin- 
den und zwar in zureichender Menge, z. B. Hypnum rugosum H., 
Myurella jularea Vill., Encalypta brevicolla Br. et Deh., Tricho- 
stomum glaurescens H. und Pseudoleskea catenulata Brid. Aus- 
serdem werde bevbachtet: Bartramia Oederi Sw., Zygodon lap- 
ponicus Br. et Sch und Zieria julaces mit sehr jungen Früchten. 
Weil die Moose also meine Aufmerksamkeit vorzüglich in An- 
spruch nıhmen, blieb für die Flechten nur wenig Zeit übrig, es 
wurde jedoch auf dürren epidermlosen Zweigen von Saliz caprea 
die kleine überaus schöne Biatorella mierokaema Norm., biswei- 
len von’ der Biatorella conspurcans Norm. begleitet, hier ange- 
troffen. An dem Thonschiefer wurden Rhizocarpon alboatrum 
(Hoffm.), zwei Arten von Verrucaria und an bemoosten Steinen 
Bilimbia milliaria (Fr.) und obseurata (Smrflt.) bemerkt. 

Das Ordnen und Einlegen der Ernte nahm einen grossen Theil 
des folgenden Vormittgs weg, wesshalb die Abreise von Wiken 
erst gegen Mittag unternommen wurde. Jenseits des Ulfberg, 
der wiederum passirt wurde, führte uns der Landweg abermals 
zum Strande des Ljusne elf hinunter, längs welchem er eine 
Strecke weit fortging, auf beiden Seiten von niedrigen Birken um- 
geben, die mit ihrem noch reinen Grün einen angenehmen Ein- 
druck gegen den einförmigen Nadelwald machten. Laut Anwei- 
sung sollte hier an den Birken das J/ypoxylon eoncentricum (Bolt.) 
hänfig wachsen. Eine Art von dieser Gattung wurde allerdings 

. sparsanı gefunden und eingesammelt, die aber der gegebenen Be- 
schrejbung nicht gut zu entsprechen schien. 

Die nächste Station war Hede. Der Landweg ging hier wie- 
derum über den Ljusne elf bin, der auf einer sehr hoben Brücke 
passirt wurde ; wahrscheinlich in so grosser Höhe aufgebaut, um 
von .der Ueberschwemmung des Flusses geschützt zu sein, wel- 
cher hier während des Frühjahres ausserordentlich hoch zu sein 
pflegt. Besonders dieses Jahr hatte er grosse Verbecynngen an- 
gestellt, deren deutliche Spuren noch erschienen. Die Land- 
strasse war auf eine lange Strecke von Grund .aug zepstört wor- 
den und das benachbarte Feld von Sand eingehüllt.. Durch einen 


« 


158 

langen Umweg zwischen durch die Ueberschwemmung aufgewor- 
fene Sandbänke und zurückgebliebene Wasserpfühle kamen wir 
wieder auf fahrbaren Weg hinaus und langten ohne weiteren Auf- 
schub in Langa an, wo in der Nähe der Fluss Midtan sich in 
den Ljusne elf ergiesst. Während dass wir auf die Postpferde 
warteten, besuchte ich eine der Station gegenüber belegene Fel- 
senwand, wo ich Pyrenopsis granatina (Smrflt.), Phylliseum endo- 
carpoides Nyl. und Bilimbia milliaria (Fr.) beobachtete. Bei dem 
Fütterplatze Midskop zwischen Lanza und Walmasen wurde Ste- 
reocaulon cereolinum Ach. angezeichnet. 

Von Lanza wurde die Reise nach der Station Walmasen fort- 
gesetzt. wo der Fluss Tenna in den Ljusne elf einfällt. - Hier 
kam wiederum Lecidea alpestris (Smrfit.) und an Föhrenstämmen 
die Biatora phaeostigma Kbr. vor. 

Wer vor 12 oder 15 Jahren in Herjedalen reiste, musste 
von Lanza zu Fuss gehen oder reiten, weil die Landstrasse hier 
aufhörte. Jetzt aber war sie über Walmasen und Funnesdal bis 


zur Grenze Norwegens ausgedehnt worden, obgleich sie den Ver- 


heerungen des Frühlingswassers zufolge schlechter als jene war. 
Auf mehreren Stellen waren jedoch grosse Schaaren Arbeitsleute 
mit der Ausbesserung der Landstrasse beschäftigt und ihre am 
Wege errichteten Hütten und entzündeten Feuer gaben dem sonst 
öden Walde eine gewisse Lebhaftigkeit. 

Von Walmasen langten wir den 5. Juli Abends in Funnes- 
dalen an, wo wir für längere Zeit unseren Aufenthalt zu nehmen 
bestimmt hatten. Ehe ich aber weiter in meinem Reiseberichte 
fortschreite, dürfte es angemessen sein ‚ über die Topographie 
und Vegetationsverhältnisse einige allgemeine Anmerkungen hier 
einzuschalten. 

Nahe an der Grenze Norwegens entquillt der Ljusne elf nebst 
2 von seinen beträchtlichsten Beiflüssen, links Midtau und rechts 
Tennan, alle drei nach Südost fliessend. Die Quellen des Haupt- 
finsses liegen in der Nähe von Ljusnestöten, welchen Gebirgs- 
klumpen er mit seinen Armen fast umschliesst, und zwar in 
derselben Gegend, wo die Glommen, der grösste Fluss Norwegens, 
der, nach dem entgegengesetzten Himmelsstriche durch Norwegen 
in die Wesfsee sich stürzend, in den Meerbusen von Kristiania 


sich ausgiesst, entquillt. Die Midta beginnt nicht weit von dem. 


Helagsgebirge aus 2 kleinen Seen, die auch der Ursprung der 
Ne-elf sind, welcher gegen Nordwest fliessend, in den Meerbusen 
von Throndhjem ausfällt, Nachdem die Midta eine Strecke lang 


- 


# 


153 


in derselben Richtung wie der Ljusneelf gelaufen ist, macht sie 
eine Biegung nach Nordost, wogegen der Ljusne elf sich etwas 
nach Südwest krümmt, wornach die Midta sich, mit dem Ljusneelf 
bei Lanza vereinigt. Die Quellen der Tenna liegen mehr südlich 
und dieser Fluss fällt bei Walmasen in den See Lassen, durch 
welehen auch der Ljusneelf fliesst, aus. 

Diese 3 Flüsse, fliessen nun, jeder durch ein gleichbenanntes 
Thal, Midtadalen, Ljusnedalen und Tendalen, alle,von gewaltigen . 
Gebirgsmassen umgeben, hindurch. 

Südlicher (bei dem Ljusne elf) liegt Funnesdalen, aufder einen 
Seite vom dem Rothgebirg, auf der andern von dem Funnesdalsberg 
begränzt. Von diesen Thälern sind, ausser dem Funnesdal und 
dem Funnesdalsberge, Midtadelen und Ljusnadelen mit ihren Ge- 
birgen von den Botanikern meisst besucht worden, und so geschah 
auch jetzt, da Tenndalen auf der Dufrchreise in Norwegen beinahe 
nur passirt wurde. Diese beiden Thäler sind ringsumher von 
einem Gebirgskranz und zwar gegen Westen von dem Ljusnestöl 
und Helagsgebirg, gegen Norden von den Axhöhen, gegen Osten 
von dem Funnesdalsberg, Ormaruat und Anngebirg und nach Sü- 
den und Südwest von dem Rothgebirg und Hanıragebirg umschlos- 
“sen. In dicsem Gebirgskreise bilden die Midtaklappen und Skarf- 
gebirge gleichsam den Durchmesser. 

Die in der ganzen Gegend vorherrschende Bergformation ist, 
bis auf 2 Stellen, die im Folgenden. näher angedeutet werden 
sollen, Glimmerschiefer. Auf einigen Stellen, vorzüglich in Fun- 
nesdalen tritt körniger Kalkstein auf. j 

Wie in Gebirgsgegenden überhaupt, kann man auch hier ver- 
schiedene Regionen, welche je nachdem das Land sich gegen den 
Kölan erhebt, einander ablösen, nämlich die Nadelwaldragion, die 
Birkenregion und die Gebirgsplateauregion, unterscheiden. 

Die Nadelwaldregion (regio silvatica) nimmt. den ganzen 
östlichen Theil von Herjedalen auf, der ein einziger ungeheurer 
Wald, mit weit ausgedehnten Sümpfen abwechselnd, ist. Die 
westliche Grenze dieser Region geht zwischen Funnesdalen und 
das Dorf Wallarne und südlicher bei dem Dorfe Tennäs hervor. 
Nur in dieser Region wird Getreide gebauet, das in den niedrigen 
Theilen aus Roggen und Gerste besteht, in dem höheren Theile 
aber z. B. Funnesdalen sich nur auf Gerste und etwas Kartoffeln 
beschränkt. Beinahe nur innerhalb dieser Region wohnen Menschen. 

"Es ist vorzüglich in den ausgebreiteten Sümpfen dieser Re- 
gion, wo das überaus schöne Splachnum luteum, während gün- 


154 


stiger Jahre in grosser Menge vorkommt. Hier werden auch die 
vom Gebirg herabsteigenden Hypnum rugosum und Zygodon lap- 
gonicus angetroffen. Die Flechtenvegetation ist im allgemeinen 
hier fast dieselbe wie die des niedrigen Landes, wenn man einige 
Gebirgsarten, welche hierher herabsteigen z. B. Lecidea alpestris, 
"Sphyridium placophyllum, Solorina erocea, Gyrophora anthracina 
und Aspieilia cinereorufescens und die durch ihr Auftreten die 
- Nähe des Gebirgs andeuten, ausnimmt. 

Die Birkenregion (regio subalpina) nimmt eine schmale 
Zone auf der westlichen Seite der Nadelwaldregion ein, ist au 
ihrer westlichen Grenze aber fast unmöglich zu bestimmen, weil 
sie in den grössern Flussthälern sich weit in die alpine Region 
hinausdebnt. Sie folgt z.B. dem Ljusne elf bis zur Grenze Nor- 
wegens, in Tenndalen aber, wo sie ihre grösste Ausdehnung hat, 
geht sie über die Grenze und verbreitet sich bis nach Röras aus. 
Innerhalb des Ljusnedal sind die einzigen festen Wohnsitze, wel- 
che in dieser Region sich finden, das Dorf Wallarne und die 
Kolonien Ramansberg und Gröndalen. Im Midtadal finden sich 
solche durchaus nicht. Hier wird kein Getreide gebaut, nur et- 
was Karioffeln bei Wallarne. Die ganze Regio wird meist als 
Weideplätze während des Sommers gebraucht, :uf gewissen güns- 
tigeren Gegenden wird jedoch das Gras eingeerntet und während 
des Winters nach Hause geführt, so dass diese Stellen alle zwei 
Jahre Weideplatz und Wiese abwechselnd sind. 

Auf solehen Stellen, Säterwaller genannt, sind Viehställe und 
auch eine Art Wohnungen (Sennhütten) für Menschen erbaut. 

Die hier vorkommenden, obgleich mit niehten dieser Region. 
ausschliesslich eigenthümlichen Moose sind in den Sümpfen Splach- 
num sphaericum und vasculosum, Uynodontium virens, Uatoscopium 
nigritum, Deesia uliginosa etc. Die hiesige Flechtenvegetation 
hat im Allgemeinen die meisten Arten mit sowohl der alpinen als 
auch der Waldregion gemeinsam, so dass es fast unmöglich ist, 
einige dieser Region eigenthümlichen Arten anzugeben, als solche 

- können jedoch die folgenden gehalten werden : Biatora fuscescens, 
Lecanora protuberans und zum Theil Biatora cinnabarina und 
Varicellaria microsticta. j 


(Fortsetzung folgt.) 


155 


Aufruf! N 


Die diesjährige Reise des kryptogamischen Reisevereins soll eine bryolo- 
gische sein und Hr. Dr. P. G. Lorentz, Privatdocent der Botanik in Mün- 
chen, damit betraut werden. Wenn es die Mittel des Vereins erlauben, soll 
Hr. Molendo denselben begleiten. Das Ziel der Reise ist Norwegen. Wir 
dürfen bei dieser Reise ein glänzendes Resultat erwarten, besonders wenn es. 
gelingt, die beiden genannten Herren auszusenden. Dieselben haben sich 
nicht nur dufch zahlreiche gediegene Schriften als erfahrene und ausgezeich- _ 
nete Kenner der schwierigen Laubmoosfamilie erwiesen, sondern auch be- 
sonders durch wiederholten langen Aufenthalt in den Alpen sich praktischen 
Blick und reiche Erfahrung im Auffinden und Sammeln der Moose erworben. 
Zeugniss dessen sind die zahlreichen glänzenden Funde, mit denen sie die 
Moosgeographie der Alpen bereichert und die in zahlreichen schönen Exemplareng 
in den Herbarien der meisten Bryologen.vertreten sind. Anderseits ist Nor- 
wegen durch seinen Moosreichthum so bekannt, dass es überflüssig wäre, 
besonders darauf hinzuweisen ; ausser den vielen bekannten Seltenheiten lie- 
fert es fast jedes Jahr Neues und Interessantes. ' 

Aber um diese Reise in Ausführung zu bringen, besonders um sie für 
die beiden genannten Herren zu ermöglichen, bedarf es einer zahlreicheren 
Bethätigung an unserem Vereine, als bisher der Fall war, und werden daher 
alle Freunde der zierlichen Laubmoose eingeladen, dem Vereine beizutreten. 

Bei den bedeutenden Kosten ferner, welche eine Reise in dem theuren 
Norwegen beansprucht, erscheint eine Erhöhung des Beitrags auf 10 fl. 30 kr. 
rhein. —= 6 Rthlr. — sgr. geboten. Es werden auch Doppelaetien ausgege- 
ben, wodurch das Anrecht auf alle gesammelte Arten, auch diejenigen, welche 
nicht in hinreichender Menge vorhanden sind, um an alle Mitglieder vertheilt 
zu werden, sowie auf entsprechend reichlichere Ausstattung der Exemplare 
erworben wird. — Wir sind überzeugt, dass die Herren Mitglieder für diesen 
kleinen Mehrbeitrag durch die grössere Menge und Seltenheit der gesammel- 
ten Arten reichlich werden entschädigt werden. 


Rabenhorst. Schimper. 


, Mit Bezugnahme auf obigen Aufruf und das ehrenvolle Vertrauen, welches 
darin die verehrten Leiter des Vereins im Bezuge auf mich aussprechen, er- 
laube ich mir noch einige Worte über den Plan der Reise beizufügen, der 
Hrn. Schimper und Rabenhorst vorgelegt und von diesen gebilliget wurde. 

Es ‚wurde von dem Grundsatze ausgegangen, dass um Tüchtiges zu 
leisten, bes. um mit Erfolg zu sammeln und’ im Stande zu sein, den Herren 
Vereinsmitgliedern ein würdiges Aequivalent zu bieten, es unbedingt nöthig 
ist,’ sich sowohl sachlich — auf eine einzige Pflanzenfamilie — als örtlich zu 
beschränken und an wenigen wohlgewählten Punkten längere Zeit zu ver- 
weilen. Nur so ist es möglich, sich mit den Eigenthümlichkeiten der Gegend 


156 


vertraut zu machen, ihre wahren Moosstandorte zu entdecken und das Gesammelte 
an Ort und Stelle kunstgerecht einzulegen und zu trocknen. Für die projeetirte 
Reise wurden 3 solcher Punkte gewählt und für jeden derselben 1 Monat 
Aufenthalt bestimmt, so dass der Reiseplan in folgender Weise entworfen 
ist; Von Christiania auf der Poststrasse nach Bergen olıne weiteren Auf- 
enthalt an den Sogne-Fjord, als nicht, vielleicht die Jahreszeit erlaubt, einige 
Tage auf Nystuen zu verweilen und die bryologischen Schätze des Fillefjeld 
zu heben. Zunächst soll dann die Gegend um die Ausmündung des Fjords 
mit ihren mancherlei Inseln untersucht werden. Das eigenthümlich regen- 

“ reiche Clima, das von dem im Innern des Landes wesentlich verschieden ist, 
50 wie der ziemlich reiche Gesteinswechsel und die Auffidung einer An- 
zahl kritischer Pflanzenformen lassen dort interessante Resultate und manches 
Neue erwarten. — Später sollen dann, wenn möglich, einige, Excursionen 

. nach den inneren Theilen des Fjords und den anliegenden Gebirgen, beson- 
ders Fillefeld, Fustedal und dem Flurungerne gemacht werden. 

Der 2te Punkt ist die Umgebung des Saltenfjord, mit dem Dampfschiffe 
in wenigen Tagen zu erreichen. Von dort aus soll versucht werden, nach 
dem klassischen durch Wahlenberg bekannten Sulitelma 'von Westen her zu 

«gelangen. 

Der 3te Monat endlich soll ganz dem Dovrefjeld gewidmet sein, um dessen 
bekannte Seltenheiten in die Herbarien der Vereinsmitglieder zu leiten. 

Ich hoffe, dass die Ausführung dieses Plans dazu dienen wird, nieht nur 
die bekadnten Schätze in reichlicher Menge einzutragen und zur Vertheilung 
zu bringen, sondern dass dieselbe auch dem andern Zwecke des Vereins ge- 
recht werden wird, nämlich die Wissenschaft mit neuen Thatsachen zu be- 
reichern, seien dies nun neue Arten und Formen, seien es neue pflanzengeo- 
graphische Resultate. Ich werde nicht verfehlen, zu der seit mehreren Jahren 
vernachlässigten Praxis zurückzukehren und durch Reiseberichte den Mitglie- 
dern des Vereins von meiner Thätigkeit und meinen Erfolgen Nachricht zu 
geben. 

Alle Freunde der Bryologie werden somit freundlichst eingeladen, sich 
bei dem Vereine zu betheiligen, damit nicht nur die Reise überhaupt verwirk- 
licht, sondern vorzüglich auch die Theilnahme Hrn. Molendo's ermöglicht 
werde, dessen ansgezeichneter bryologischer Scharfblick und dessen bewährtes 
Finderglück das Reiseresultat sicher zu einem glänzenden steigern würden. 


“ Dr. P. G. Lorentz. 


" 457 
Botanische Notizen, 


Herr Salv. Albarella veröffentlicht eine Abhandlung ') über 
die Wurzel der Pflanzen als Aufsaugungsorgan, in welcher der 
Verf. mehrere der bisher in der Wissenschaft festgestellten An- 
sichten über den Sitz und die Ursache der Absortionsfunctionen 
bestreitet, ohne jedoch seine Meinungsverschiedenheit gründlich 
darzulegen. (Hieher gehört auch Dr. Wretschko’s Abhandlung 
über die Saftbewegung bei den Pflanzen in den Schriften des 
Veg. z. Verbreit. naturw. Kenntn. in Wien VII. 1868.) 

Hr. Dr. Licopoli hat an der Oberfläche der Blätter und der 
Stengel der Statice monopetala und anderer nahestehenden Arten 
mehrere kleine Vertiefungen beobachtet, in denen kleine, mit 
zwei Oefinungen versehene Täschelehen sich finden, aus denen 
von Zeit zu Zeit kohlensaurer Kalk an die Oberfläche des Blattes 
ausgeschieden wird. Der Abhandlung °) sind naturgetreue Ab- 
bildungen dieses Organs beigegeben. 

Hr. Delpino hat die Resultate ‚seiner Untersuchungen 
über die Befruchtung einiger Pflanzen in einer Abhandlung °) 
veröffentlicht, welche wie als Einleitung zu einem grösseren 
Werke über diesen Gegenstand zu betrachten ist. Der Verf. un- 
tersuchte viele Pflanzen, namentlich aus der Familie der Ascle- 
piadeen, Apocineen, Orchideen, Leguminosen u. m. a. und kam 
zum Resultate, dass in einer namhaften Reihe von Pflanzen eine 
Befruchtüng durch Kreuzung absolut nothwendig sei und dass 
zu diesem Behufe die Blüthentheile einen derartigen Bau, eine 
solehe Lage bieten, um den Akt der Befruchtung zu erleichtern, 
welche durch von Wind und besonders von Insekten herbeigebrachte 
Blumenstaub stattfindet. 

Hr. Delpino spricht in einer anderen Abhandlung *) die 
Ansicht aus, dass die Pflanzen, ebenso wie die Thiere mit Instinkt, 
ja mit Verstand begabt seien, und bemüht sich diese seine Idee 
in allen Richtungen zu behaupten. Hr. Prof. Garuel°) tritt 
‚diesen Ansichten Delpino’s, welcher sich auch in manche Dis- 
‚eussionen über Spiritualismus und Materialismus einlässt, gänzlich 


1) Memoria sulla radice dei vegetali considerata come organo d’assorbi- 
mento. Napoli. - 

2) Ricerche mieroscopiche soprs aleuni organi particolari della Stasice 
monopetala. Napoli. . ® 

3) Sugli appareechi della fecondazione nelle piante antocarpee. Firenze. 

4) Pensieri sulla biologia vegetale e sulla tassonomia, Piss. 

5) Annuario scientifico ed industriale. Parte L Firenze 1868. 8. 180. 


A 


458 


entgegen, um so mehr da derartige schon öfters aufgetischt waren, 
aber immer als irrig anerkannt wurden. — Weiters erläutert Hr. 
Delpino die Genesis der Pflanzen, ihre gegenseitigen Verhält- 
nisse und die hieraus erfolgende Classifikation; der Verf. hat 
ausser den Theorien Darwin’s auch manche andere der Na- 
turphilosophen sich angeeignet — im Ganzen aber den Gegen- 
stand allzuwenig wissenschaftlich dargestellt — er hat sich 
allzusehr den Schwingungen seiner Phantasie überlassen. ) Ca- 
ruel ?) bemerkt hiebei, dass die jetzigen botanischen Classifiea- 
tionen im’Allgemeinen, so in der Theorie wie in der Praxis, %lle 
subjeetiv, rein morphologisch gehalten sind und dass es angezeigt 
wäre, ein mehr sinthetisches System aufzustellen, in welchem 
ausser der Betrachtung der äusseren Formen der-Pflanzen, auch 
die der inneren Structur, der Functionen u. s. f. Geltung finden 
würde. - 

Ferners verdienen noch Erwähnung eine Abhandlung ®) des 
Prof. Pedieino über die Diatomeen von Ischia; eine Ueber- 
sicht %) der Ceramieen von Prof. Ardissone, dann über die 
heterophyllen Pflanzen ®) von Prof. Pasquale, welcher aber die 
Bedeutung dieses Namens auf alle Unterschiede ausdehnt, welche 
sich auf Form, Lage, Vertheilung u. s. w. der Blätter beziehen. 

. Sr. 


Das 3. Heft des von Hrn. Grafen Ninni und Dr. Sae- 
eardo in Venedig herausgegebenen „Commentario della fauna, 
flora e gea del Veneto e del Trentino“ enthält 1) die Fortsetzung 
der Gefässeryptogamen der Provinz Treviso von Dr, Saceardo 
und 2) Bemerkungen über Desmatodon griseus Jur. — Dr. Ven- 
turi hatte Gelegenheit, eine Anzahl Exemplare dieses Mooses 
aus verschiedenen Localitäten zu untersuchen und fand eine 
Reihe ven Uebergängen von sehr kurzem Peristom des Desma- 
todon griseus bis zu dem langen der Barbula membranifolia — 
er glaubt daher die Pflanze nicht als eine selbstständige Art, 
sondern nur als eine Varietät der Barbula membranifolia auf- 
stellen zu dürfen und zwar folgenderweise: 


DLe 
2)le. 


3) Pochi studi sulle Diatomee viventi presso alcune terme dell’ isola 
dIschia. Napoli. j 
4) Prospetto delie Ceramiee italiche, Pesaro. 
..5) Bulls eterofillia. Napoli, 


458 


„Barbula membranifolla Hook. var. « grisea: pedicello bre- 
„viore, erassiore; operculo breviore; annulo plerumque incon- 
„spicuo; peristomii dentibus brevissimis vix dextrorsum ineli- 
„matis.“ 

Hr, Dr. Venturi erläutert ferners seine Ansichten über 
Einbeziehung der Gattung Desmatodon in den Genus Barbula 
und über Trennung dieses letzteren in mehrere andere Gattun- 
- gen, jedoch nicht auf Grund der Länge .der Zähne des Peristoms, 
sondern eher auf Grund der Structur der Blätter und anderer 
einigen Gruppen eigenthümlichen Charactere. 

In Folge dessen entwirft Dr. Venturi folgende Eintheilung: 

1. Aloidella, der Schimper’schen Section Tortula, 

3%. Chloronotus, der Section Uhloronota, 

3. Barbula, der Sectionen Unguiculatae und Uonvolvulae, 

4. Streblon, der Sectionen Toriuosae und Fragilis, 

5. Tortala, der Sectionen Cuneifoliae, Syntrichiae (mit Des- 
matodon). Sr. 


Verkäufliche Pflanzensammlungen, 


die gegen frankirte Einsendung des in rheinischem, in preussi- 
schem und in französischem Gelde angegebenen Betrages bezogen 
werden können. 


1) Blytt, aliorumque pl. Seandinaviae. Sp. 40—300. fl. 1.36— 
10.0 rh., Thir. 0.28—7.0 pr. Ct., Fres 3.44—25.80 0. — 2) Musei 
Ärond. Angliae, Seotiae, Hiberniae. Sp. 100. fl. 12, Thlr. 7, Fres. 
26. — 3) Huet du Pavillon pl. m. Pyrenaeorum or. et centr. et 
Pedemontii. Sp. 200—244. fl. 23.20—28.28, Thir. 13.10—-16.8, 
Fres. 50.0261.0. — 4) Mabille pl. ins. Corsiese. Sp. 300. fl. 36, 
Thir. 21, Fres. 78. — 5) Cesati, Caruel, Savi pl. Italiae borealis. 
Sect. IX. Sp. 2070. S. 2—7, Thlr. 1.5—4.0, Fres. 4.28—15.0. 
Auch die Lieferungen I—-VII. stehen noch zu Diensten. — 6) 
Huet d. P. pl. Sieiliae, Calabriae, mont. Aprutior. Sp. 217—583. 
fl. 25.19-—68.0, Thlr. 14.14—38.26, Fres. 54.25—145.75. — 7) To- 
daro Flora sicula exsiccata. Sp. 600. Al. 56, Thir. 32, Fres 120. 
— 8) Heldreich aliorumque pl. Graeeiae. Sp. 20—96. fl. 2.24— 
11.31, Thir. 1.12—6,22, Fres. 5.20—24.96.— 9) Huet d. P. alio- 
rumque pl. orientales. (Graeciae, Asiae min., Cretae). Sp. 101. 
fl. 18.51, Thlr. 10.23, Fres. 40.40. — 10) Kotschy pl. Persiae au- 
stralis rariores. Sp. 100-400. fl. 16-64, Thir. 9.4—36.16, 
Fres. 34.30—137.20. — 11) Kotschy pl. Persiae australis 
vulgatiores. Sp. 20-100. fl. 2—10. Thlr. 1.5—5.22, Fres. 
4.23--21.40. — 12) Balansa pl. Lydige. Sp. 112. fl. 15.40, 
Th. 8.29, Fves. 38.60. — 13) Balansa pl Cilieiae, Phry- 


180 


giae, Cappadociae. Sp. 160. fl. 22.24, Thir. 12.24, Fres. 48. — 
14) Kotschy pl. m. Tauri Cilieiae. Sp. 20-70. fl. 2.48-—9.48, 
Thlr. 1.18—5.18, Fres. 6.21. — 15) Blanche pl. Syriae. Sp. 170. 
fl. 23.48, Thlr. 13.18, Fres. 51. — 16) Blanche pl. Palaestinae., 
Sp. 15-125. fl. 1.3—8.45, Thlr. 0.18—5.0, Fres. 2.25-—18.75. — 
17) A. Fuchs pl. m. Himelaya. Sp. 1560. fl. 2.68.24, Thlr. 
1.6—4.24, Fres. 4.50—18. — 18) Metz pl. Indiae orientalis [Prov. 
Canara, Mahratt. austr., Malabariae]. Sp. 50—660. fl. 592.24, 
Thlr. 2.26—52.24, Fres. 10.70—198.0. — 19) Metz pl. m. Nila- 
giri. Sp. 50—720. fl. 6—108, Thir. 3.15—62.22, Fres. 13.0— 
231.48. — 20) Thwaites pl. zeylanicae. Sp. 20-1480. fl. 3.36— 
266.24, Thir. 2.2— 152.28, Fres. 7.72—571.28. — 21) Pl. indicae, 
quarum patria specialis ignota Sp. 15-110. fl. 1.30—11,0, 
Thir. 0.26—6.10, Fres. 3.21— 23.54. — 22) Husnot pl. ins. Cana- 
riens. Sp. 130. fl. 15.36, Thir. 9.3, Fres. 33.80. — 23) Chou- 
letie, aliorumque pl. Algeriae. Sp. 20-500. fl. 2-50, Thlr. 1.5 
—28.20, Fres. 4.28—107.0. — 24) Parid, aliorumque pl. boreali- 
- africanae e prov. Sahel, Kabylia et e deserto Sahara. Sp. 100— 
200. fl. 12—24, Thlr. 7—14, Fres. 26—52. — 25) Kralik et 
Schimper pl. Aegypti. Sp. 20—175. fl. 2.0-—-21.36, Thir. 1.5— 
12.15, Fres. 4.28—45.50. — 26) Perottet et Brunner pl. Senegam- 
biae. Sp. 10-90. fl. 1.24—12.36, Thir. 0.24—7.6, Fres. 3—27. 
— 27) Kumlien pl. Amer. bor, e eivit. Wisconsin. Sect. II. Sp. 
- 20—100. fl. 2.24—12.0, Thlr. 1.12—7.0, Fres. 5.20—26.0. Auch 
von der ersten Lieferung sind noch Exemplare vorhanden. — 28) 
Lesquereux Musei frond. Amer. bor. Sp. 80. fl. 11.12, Thlr. 6.12, 
Fres. 24. — 29) Fraser pl. territ. reipubl. Ecuador. Sp. 20—130. 
9. 3.12—20.48, Thlr.1.25—11.26, Fres. 6.86—44.60. — 30) Mat- 
thew pl. Peruviae. Sp. 224. fl. 40.20, Thlr. 23.5, Fres. 86.47. 
— 31) Germain pl. chilenses. Sp. 28—96. fl. 5.14—17.55, Thlr. 
3.0—9.20, Fres. 11.20-38.40. — 32). Verrieux, aliorumgue pl. 
Novae Hollandiae, Sp. 18—100. fl. 3.15—18.0, Thlr. 1.26—10.10, 
Fres. 6.95—38.60. — 33) Preiss pl. Novae Hollandiae austro-occi- 
dentalis. Sp. 240. fl. 36, Thlr. 20,17, Fres. 87.16.@— 34) Pl. 
ins. Oceani paeif. Sp. 50. Al. 9, Thlr. 5.5, Fres. 19.30. — Von 
den Seite 526—538 des Jahrganges 1866 aufgeführten Sammlun- 
gen sind die Nummern 9 und 40 vergriffen, die übrigen noch zu 
beziehen. — Buchhandlungen, die Bestellungen zu vermitteln die 
Güte haben, werden höflichst ersucht, sich Kosten für Transport 
und Geldzusendung, sowie Provision von den Abnehmern ver- 
güten zu lassen. | 
Kirchheim u. T. im März 1868. 


Dr. R. F. Hohenacker. 


Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauerschen Buch- 
druckerei (Ohr. Krug’s Witiwe) in Regensburg. 


FLORA. 


N 11. 


Regensburg. Ausgegeben den 6. Mai. 1868. 


Inhalt. W.Nylander: Addenda nova ad Lichenogrephiam euro- 
paeam. — P. J. Hellbom: Bericht von einer botanischen Reise in Herjeda- 
len und angrenzenden Theilen Norwegens. 


Addenda nova ad Lichenographiam europaeam, 
Continuatio septima. — Scripsit W. Nylander. 


1. Calicium diploellum Nyl. 


Thallus vix ullus proprius; apotheeia nigra brevissime stipi- 
tata, capitulo turbinato (erassit. 0,05—0,07 millim., in humido 
statu duplo erassiore) aperto, massa sporali vix prominula; spo- 
rae nigrescentes oblongae simplices,, longit. 0,006—9 millim., 
erassit. 0,003, deinde (in massa sporali) 1-septatae et nonnihil 
crassiores (crassit. 0,0045 millim.). 

In Hibernia, Killarney, ad corticem llicis (Carroll). 

Species omnium minutissima et facillime dignota. Prope C. 
disseminatum locum habet. 


2 


2. Calicium retinens Nyl. 

Thallus albus opacus tenuis subfarinaceus effusus (an pro- 
prius?); apothecia nigra minuta (crassit. 0,10—0,25 millim.) ses- 
silia leeideiformia, massa sporali non distineta; sporae nigrescen- 
tes oblongae vel oblongo-cylindricae, conspicue 1-septatae, longit. 
0,008—-0,011 millim., erassit. 0,0025—0,0035 millim., hypothecium 
rubricoso-fuscescens. 

In insula Caesarea dersey), ad corticem quereus. (Larba- 
lestier). 

Flora 1868. 1 


162 


x 3. Eecanora ochraceetla Nyl. 

Thallus pallido-ochraceus sat tenuis areolato-rimosus subrugu- 
losus; apotheeia nigrieantia innata concaviuscula (latit. 0,3—0,4 
millim.); sporae Snae ellipsoideae vel subgiobosae, longit. 0,012 
— 15 millim., erassit. 0,009—0,012 millim., thalamium superne 
coerulescens, paraphyses crassulae artieulatae, hypotheeium in- 
color. . Jodo gelatina hyymenea eoerulescens, deinde vinose ru- 
bescens vel fulvescens, 

Ad saxa calcarea in Oelandia (J. E. Zetterstett). 

In stirpe Lecanorae-cinereae notis allatis bene distincta spe- 
cies. Thallus (cujus color ochraceus forte non fypicus) hydrate 
kalico non tingitur. ‚Paraphyses erassit. 0,0025—0,0035 millim. 


4, Per tusarıa obducens Nyl. 

Thallus albus vel albidus sat tenuis illinitus eartilagineus 
inaequalis; apothecia plerumque plura in verrucis turgidulis (altit. 
1 millim. vel interdum nonnihil humilioribus) rotundato- vel 
oblongo-difformibus (latit. saepius 1—-2 millim.), ostiolis nigrican- 
tibus prominulis; sporae 2nae, longit. 0,160—0,230 millim., erassit. 
0,050—0,075 millim. 

Supra terram, muscos etc. (Polytrichum piliferum. squamas 
Cladoniarun) obducens ') in Lapponia, ad Kilpisjaervi ‘(J. P. 
Norrlin, 1867). 

Affinis P. communi, sed sporis majoribus et ostiolis recedens 
atque reactio ope hydratis kalici alia, nam hoc effuso color mox 
e laete flavo in einnabarino-rubrum mutatur, aeque ac in P. glo- 
merala (Ach.). In P. concreta Nyl. nulla talis reactio. 


5. Lecidcea ascaridiella Nyl. 

Thallus albidus tenuis opaeus rimulosus determinatus; apo- 
thecia nigricantia innata minutissima (latit. 0,09—0,015 millim.) 
intus incoloria, margine quasi thallode erenatulo saepe coronata;; 
sporae 16—32nae vermiforımes (utroque apice acutae), semel cur- 
vatae aut bis tortae simplices, longit. 0,025—0,030 millim,, para- 
physes gracilimae non confertae, -epithecium leviter fuscescens, 
hypothecium incolor. Jodo gelatina hymenea non tincta. 


1) Eam ob rem thallus saepe spinulosus vel subramosus apparet. Inde 
(ob substratum varie efligurans), perperam datum fuit nomen LZecidea „ra- 
.mulosa“ Th. Fr. confusione simili, quam indicavi ‚Pro Segestria „mammü- 
dosa“ Th, Fr. (vid. Nyl. Lich. Lapp. or. p. 172). - 


165 


Ad saxa calcarea prope Killarney in Hibernia (Carroll), 
Species stirpis Gyaleetorum minuta, bene distincta , prope 
Lerideam leucaspidem (Kphb.) locum habens. 


6. Lecidea subflavida Nyl. 
 — Thallus flavidus tenuis subleprosus; apothecia fusconigra 
opaca (latit. 0,5—0,9 millim.) convexa, saepe agglomerata, intus 
nonnihil obscurata; sporae Snae incolores ellipsoideae vel saepe 
elongato-oblongae simplices, longit. 0,011—20 millim., crassit. 
0,004—5 millim., paraphyses :non discretae, hypothecium et thala- 
mium subincoloria (vel leviter latescenti-sordida). Jodo gelatina 
hymenea coerülescens. . 
Ad corticem abietis in Silesia (Oblert '). 
Affinis et proxima Z. turgidulae. 


7. Xylographa plaiytropa Nyl. 

Thallus macula albida indeterminata indicatus; apothecia 
nigra innata rotundato-oblonga (latit. 0,5 millim.), epithecio de- 
ınum plano, margine tenui; thecae monosporae (rarius bisporae), 
sporae incolores vel dilute fuscae oblongae submurali-divisae, 
longit. 0,022—30 millim. , crassit. 0,006—8 millim., paraphyses 
ınedioeres, epythecium et hypothecium fuscescentia. Jodo gela- 
tina hymenea vinose rubescens vel fulvescens, praecedente coe- 
rulescentia. 

Ad lignum in Finlandia, Evois (Norrlin, 1866). 

Apotheeia laminam tenuem formant (altit. 0,05. millim., vel 
humido statu altit. eireiter 0,066 millim.). Gonidia in macula 
thallina adsunt. Est species peculiaris recedens. Apotheeia saepe 
perithecio fere thallodeo-obdueto, inde fere platygraphidea. Spo-- 
rae eireiter 6—10-loculares, loculis saepius biloculosis. 


8. Versucaria hibernica Nyl. 


Vix nisi var. Y. pyrenuloidis (Mut.) Nyl. Pyren. p. 44. Fa- 
cie fere V. nitidae, sed apotheeiis aggregatis, sporis multoloeu- 
losis (seriebus transversis 12 et pluribus pluri-loculosis) 4—8Snis 
(longit. 0,070—0,110 millim., erassit. 0,025—0,038 millim). Jodo 
. gelatina hymenea keviter vel thecae vinose rubescentes. \ 


1) Ibi etiam el. Ohlert legit Zecideam symmictellam Nyl. (Agyrium cae- 
sium Fr. Syst. Mycol. IL, p. 231, Sel. Suec. 279), quae faeie externa simu- 
lat Zecanoram, varlam var: symmictam (Ach.) ecrustaceum; ad Hgnum Pini. 


Nomen caesta alii datum in Ach. Syn. p. 17. rn 
or: 


164 


Ad corticem Coryli avellanae loci umbrosi in Killarney, Turk 
Mountain (altit. eireiter 800 pedum) legit (sept, 1867) J. Car- 
roll. 


9. Verrucaria elongatula Nyl. 
 Similis V. punctiformi vel alomariae Ach., sed sporis cla- 
vato-fusiformibus longioribus (longit. 0,023—--33 millim., erassit. 
0,005—-6 millim., uni-septatis). Apotheeia minutissima (latit. 0,1 
millim. vel saepe minora), peritheeium infra (hypothecium) in- 
color. Paraphyses nullae evolutae, 

Ad corticem, in Hibernia, Killarney (Carroll). 

Forsan modo forma P, punctiformis, cujus etiam varietatem 
deminutulam ibidem legit idem, apotheciis minutissimis (latit. 
eireiter 0,07 millim., sporis oblongis 1-septatis, longit. 0,016-—-22 
millim., crassit. 0,0045 millim.). — Etiam ibidem legit idem V. 
leptosporam Nyl. in Flora 1864, p. 487, thallo fusco vel fusces- 
eente tenui, sporis acicularibus 7—9-septatis (longit. 0,040-—-60 
millim., erassit. 0,003--4 millim.); a P. olieacea Borr. differt 
jam perithecio integro et sporis longioribus. 

At Sayedia rufescens Metzl., quae frequens in Gallia medi- 
terranea ad saxa calcarea, videtur esse V. olivacea saxicola, 2) 


Lecanora holophaea var. glaucospora Nyl. Thallus squamu- 
loso-erenatus vel squamulis totis granulatis (vel passim sublepro- 
sis); apothecia livido-fusea medioeria (latit. 1 millim. vel minora), 
margine thallino subintegro eineta; sporae Snae incolores fusifor- 
mes 1-septatae, longit. 0,012—18 millim., erassit. 0,0034 millim.. 
paraphyses gracilescentes apice clavato fuscescente. Jodo gelatina 
hymenea coerulescens. — In insula Caesarea (Larbalestier). 
— Spermatia longit. 0,003 millim., erassit, 0,001 millim., arthro- 
sterffratibus infixa. no 

Lecanora variabilis var. subimmersa Nyl. Lich. Scand. 
p- 139, sed apotheciis nigricantibus subimmersis, margine nullo 


1) Memoretur hic Lecidea Verrucariae (Seutula Verrucariae- Metzl.), eui 
apothecia nigra plana (latit. eireiter 0,5 millim.), margine obtusiusculo demum 
evanescente; sporae Snae incolores ellipsoideae vel oblongae simplices, longit. 
0,013—20 millim., crassit, 0,0045—0,0055 millim., paraphyses erassiusculae 
apice incrassato fuscae, hypothecium fuscum. Jodo ‘gelatina hymenea vinose 
rubens. Ad saxa calcaren in insulis Stoechadibus (Metzler). Locum’ habeat 
prope Lecideam [wscorubentem. 


466 


„vel vix ullo; sporae longit. 0.011—12 millim., erassit. 0,008—-9 
millim. (septo medio crasso biloculares, at tubulo axeos vix ullo). 
Jodo gelatina hymenea eoerulescens (thecae late apice praesertim 
sic tinctae).— In Oelandia supra saxa calcarea (J. E.Zetterstedt). 

Lecidea urceulina var. hypnaea Nyl. Thallus albidus vel albo- 
cinerascens tenuissimus; apotheeia fusea vel nigricantia demum 
convexa (latit. 0,5 millim.); sporae longit. 0,045—70 millim. Jodo 
gelatina hymenea coerulescens. — Supra muscos in insula Cae- 
sarea (Larbalestier). 

Celidium subfuscae Arn. in Flora 1864, p. 87 (ex Metzl. in 
litt.) parum differt (et vix specie) a Lecidea episema Nyl., sporis 
3-septatis (oblongis , longit. 0,014—17 millim, , erassit. 0,0035 — 
0,0040 millim.) et gelatina hymenea iodo coerulescente (dein 
thecis praesertim violascente). — Supra Lecanoram circinatam in 
Gallia meridionali. — In Lecidea episema typica sporae vulgo 
simplices et gelatina hymenea iodo coerulescente deinque vi- 
nose rubens. Paraphyses mediocres apice inerassato nigrescente. 


Bericht von einer botanischen Reise in Herje- 
dalen und angrenzenden Theilen Norwegens 
iw Sommer 1867 von P. J. Hellbom. 


(Fortsetzung.) 


Die Gebirgsplateauregion (regio alpina) nimmt den 
ganzen westlichen Theil der Provinz, nur in den Flussthälern von 
der Birkenregion unterbrochen, auf. Es giebt hier keine Senner- 
hütten; nur eine oder die andere Lappenfamilie streicht hier 
mit ihren Rennthierheerden umher. Bäume fehlen hier ganz und 
gar, nur Zwergbirken (Betula nana L.) und Weidenbüsche kommen 
anfangs vor. Bald hören auch diese auf und die Vegetation be- 
steht darnach blos aus sparsamen Gebirgspflanzen, Moosen und 
Flechten, bis endlich der ewige Schnee aller Vegetation eine 
Grenze setzt. 

Es ist hauptsächlich innerhalb dieser Region, wo in beschat- 
teten Spalten und Absätzen der steilen Abhänge des Gehirgs 
Hypnum Hulleri, Stylostegium eaespiticium, Uonostomum boreale, 
Orthothecium rufescens, und chryseum und auf sonnigen Plätzen 
Hypnum rugosum, Aulacomnium turgidum u. Ss. w. vorkommen. 
Dieser Region eigenthümliche Flechtenarten sind Alectoria ochro- 
lcuca @ zigida und nigrescens, Evernia divergens, Rhezophiale 


366 


r, 


coronata, Biatora cuprea, Pertusaria glomerata, Leridea alpestris. 


R toninioides und unter Steinflechten Purmelia alpicola, Placo- 
grapha nivalis, Lecides armeniaca und aglaea. 

Hier dürften auch einige Bemerkungen in Betreff der Bevöl- 
kerung der Gegend und der Lebensart überhaupt am Platze 
sein. 

Da die Provinz Herjedalen (wie auch das benachbarte Jemt- 
land) ohne Zweifel ihre Bevölkerung aus Norwegen erhalten hat, 
welchem Lände sie auch bis vor ein paar Jahrhunderten, als sie 
mit Schweden vereinigt wurde, zugehört hat, so ist es natürlich, 
dass die Eigenthümlichkeiten in Laune, Sitten und Lebensart die- 
ser beiden Länder in vieler Hinsicht übereinstimmen. Auch 
die Sprache, obgleich schwedisch, zeigt mit der norwegischen 
in einzelnen Worten und Redensarten viele Aehnlichkeit, 
welche natürlicher Weise, sobald man sich der norwe- 
gischen Grenze nähert, noch zunimmt. Ebenso hat das Volk, 
mindestens in dem oberen Theil von Herjedalen, fast grössere 
Gemeinschaft mit Norwegen, als mit Schweden — was nicht 
verwundern kann, da die Entfernung z. B. von Funnesdalen 
bis Röras, der nächsten Stadt Norwegens, nur 7 Meilen und bis 
Trondhjem etwa 20 Meilen ist, wogegen die Entfernung bis 'Sö- 
derhamn und Hudikswall, den nächsten Städten Schwedens, mehr 
“als 30 Meilen beträgt. Die Stadt Oestersund in Jemtland liegt 
wohl näher, dorthin führt aber kein Landweg direet über die 
Gebirgsgegend hin. Dieser Verkehr mit Norwegen ist nach dem 
Anlegen des neuen Landweges durch Funnesdalen und Tenndalen 
besonders lebhaft geworden. So wird z. B. alles Getreide, das in 
der Gebirgsgegend Herjedalens verbraucht wird, von Trondhjem 
abgefahren. Die Sitten und Lebensart des Volkes einer Gegend, 


wo der Sohn nach dem Vater seit Jahrhunderten denselben Platz 


bewohnt hat, sind natlirlich äusserst einfach und patriarchalisch. 
Fremdlinge sind in den anspruchslosen Hütten willkommen und 
“ werden mit offener Freundlichkeit aufgenommen. Gastfreundlich 
wird man von dem spärlichen Vorrathe bewirthet und die Ver- 
gütung, die gefordert wird, ist im. Allgemeinen mässig. Da Ge- 
treide hier nicht gebaut werden kann, bildet die Viehzucht den 
Haunpterwerbszweig, dessen mehr oder weniger glücklicher 
Erfolg aber von der mehr oder weniger reichlichen Grasernte 
während des Sommers abhängt. Die Lebensart ist auch wäh- 
rend des Sommers und Winters sehr ungleich. Während des 
Winters, da das Vieh in den Ställen. von. dem eingeernteten :und 


”-. 


j 467 


zu Schlitten heimgebrachten Heu gefüttert wird, ist das Volk zu 
Hause in den Dörfern mit allerlei Arbeit beschäftigt; wenn der 
lange Winter aber endlich zu Ende ist und das Gras auf den 
Gebirgsabhängen zu wachsen anfängt, wird das Vieh (gewöhnlich 
im Anfang des Juli) in der Entfernung von einer, zuweilen 2 
Meilen vom Hause weg auf die Weide getrieben. Dann: folgen 
auch die meisten Weiber. Ber der Heuernte verlassen auch die 
Männer das Haus, um das Gras auf-den weit ausgedehnten 
und oftmals sehr zerstreut liegenden Grasfeldern abzumähen, 
so dass zu dieser Zeit die Dörfer ganz menschenleer sind, 
wenn man den einen oder den andern Greis, der bei der Arbeit 
nicht verwendet werden kann, ausnimmt. Die Weiber nehmen 
nun auch an der Heuernte Theil und nur die eine oder andere 
Frau bleibt in der Sennenhütte zurück, um das Vieh zu hüten 
und Butter und Käse zu bereiten. Die Heuernte geht fort, so- 
lange es die Jahreszeit gestattet. Die meisten Weiber bringen den 
ganzen Sommer und einen grossen Theil des Herbstes, so lange das 
Vieh seine Nahrung auf dem Felde finden kann, in.der einsa- 
men Sennenhütte zu, wo während der finsteren Herbstnächte das 
Toben der Stürme und das Heulen der Raubthiere mit einander 
abwechseln. Zuweilen muss das muthige Weib in die finstgre 
Nacht hinausstürzen, um mit seinem Geschrei die zudringlichen 
Wölfe zu verscheuchen oder um ein junges Vieh dem raubgieri- 
gen Rachen zu entreissen. —-Nun aber zurück zu meinem Reise- 
berichte. 

Als wir in Funnesdalen angelangt waren, brachen wir noch 
an demselben Abende auf, um zu rekognoseiren und wanderten 
von einem Führer begleitet, den steilen Fuunesdalsberg hinauf, 
dessen Gipfel wir nach einer mühsamen Wanderung glücklich 
erreichten. Das Herabsteigen lief dagegen weniger gut ab. Um 
vor dem Ausbruch eines drohenden Regens nach Hause zu kom- 
men, schlug der Führer vor, dass wir einen der schwersten Ab- 
schüsse hinabsteigen sollten, mit der Versicherung, es sei überall 
möglich herabzukommen. Ich folgte ilmı nach, berechnete dabei 
uber nicht, dass meine Kräfte durch die lange Reise und das viele 
Nachtwachen geschwächt worden waren. Indessen ging alles 
eine Stunde lang gut, obgleich meine Kniee immer schwächer 
- wurden, bis sie an einer sehr jähen Stelle mir ihre Dienste gänz- 
lich versagten. Ich war also ausser Stand, sei es vorwärts oder 
rückwärts, zu kommen. Oben erhob sich die steile Felsenwand, 
welche entlang ich so. eben herabgeglitten war; unten war 


168 


noch eine ziemliche Strecke zu passiren, ehe ich einen Absatz 
erreichte, wo ich ein wenig ausruhen konnte. Zum Glück stand 
zur Seite nicht weit von mir eineBirke, an welche ich mich eine 
Weile festhielt. Durch die Ruhe wurden die erstarrten Glieder bald 
erquickt, so dass ich den gefährlichen Abschuss zu passiren im 
Stand wurde, worauf wir die Fahrt fortsetzten und ermattet 
und mit dieser unserer ersten Gebirgswanderung wenig zufrieden 
nach Hause kamen. 

Bei diesem ersten Besuche des Berges hatten wir die Gewissheit 
gewnnnen, dass wir früh genug gekommen waren. Oben an dem 
Berge waren noch grosse Schneemassen. Auch an den der Sonne 
entgegenliegenden Abschüssen lag noch viel Schnee, indem die nach 
Norden und Osten gehenden Seiten damit fast gänzlich bedeckt 
waren. ‘An niedrigen Theilen des Berges hatten die Birken ihre 
Blätter zu entwickeln so eben angefangen; in der Birkenregion 
hatten die Knospen nur zu schwellen begonnen. 

Die Moosvegetation war sowohl jetzt alsauch während meines 
Aufenthaltes in Funnesdalen überhaupt zu wenig entwickelt, um 
eine Einsammlung von Moosen zu gestatten. Nur eine Partie 
von Hylocomium Oakesii wurde eingeerntet. Die grösste Merk- 
würdigkeit des Berges in bryolögischer Beziehung, die Thedenia 
suecica, die in der Birkenregion gefunden worden war, wurde da- 
selbst vergebens gesucht. Nachdem ‘ich also diejenigen Stellen, 
wo ich bei meiner Zurückkunft gegen Ende des Sommers eine 
Moosernte zu machen hoffen konnte, ausgezeichnet hatte, wandte 
ich mich um so eifriger der Flechtenvegetation zu, die auch 
meinen Hoffnungen völlig entsprach. 

In Funnesdalen verweilten wir vom 5. bis zum 16. Juli, wäh- 
rend welcher Zeit fast täglich Exkursionen statt fanden, nur einen 
oder den andern Tag, da wir entweder des Regens wegen oder um 
das Eingesammelte zu conserviren zu Hause zu bleiben genöthigt 
waren, ausgenommen. Die Excursionen wurden zuweilen in dienied- 
rige Gegend, vorzüglich wo körniger Kalkstein vorkam, am häufig- 
sten aber nach den Bergplateaux, wo die seltesten Arten zu suchen 
waren, gerichtet. Besonders waren die Gipfel des Berges reich an 
seltenen Steinflechten; allein kräftige Arme und starke Werkzeuge 
waren hier vonnöthen um etwas bekommen zu können. Die Steinart 


(Dinit oder Diabus) war die am schwersten zu behandelnde, die: 


ich jemals angetroffen habe und gegen welche der härteste Granit 
des niedrigen Landes sehr leicht zu bearbeiten mir erschien. 
Einem Geizhälse ähnlich hielt sie hartnäckig ihre Schätze fest 


\ 4169 


und als sie schliesslich etwas von sich geben musste, geschah es 
entweder in so kleinen Krümehen oder in so unförmlichen Stücken, 
dass sie unbrauchbar waren. Nach mancher Stunde’ anhaltender 
Arbeit, wobei mein Meissel von vortrefflichstem Stahl durch die 
unabablässigen Hammerschläge um ’/, Zoll kürzer geworden war, 
hatte ich kaum die Hälfte der erforderlichen Menge von einer ein- 
zigen Art losgelöst. \ ° 

Es würde aber sicher zu weitschweifig werden, jede Ex- 
kursion für sich allein abzuhandeln und diejenigen Arten, welche 
während jeder von diesen eingesammelt oder nur angezeichnet 
wurden, aufzuzählen. Ich will mich also auf eine kurze Schilder- 
ung des Funnesdalsbergs und der Flechtenvegetation desselben be- 
schränken, welche, wie unvollständig sie auch sein möge, eine 
einigermassen anschauliche Vorstellung der dortigen Natur und 
reichen Licheuenflora geben dürfte. 

Der Funnesdalsberg ist eine grosse Dioritmasse, die sich 
ungefähr '/, Meile von Osten nach Westen hin in die Länge 
erstreckt. Die Seiten sind sehr steil und stellenweise von Granit 
und Thonschiefer und zerstreuten Blöcken von Glimmerschiefer, 
seltener aber von körnigem Kalkstein bedeckt. Nahe am Fusse 
des Berges liegt das Dorf Funnesdal, aus etwa 40 Höfen bestehend, 
die den Berg entlang zwischen diesem und einem kleinen See 
zerstreut sind. Hier befindet sich zugleich Gasthof, Posteomptoir 
und Zollstation. Im Thal auf beiden Seiten des Sees tritt fein- 
körniger Kalkstein nebst einer Menge erratischer Blöcke von 
grob- und feinblättrigem Glimmerschiefer auf, welcher letztere 
wahrscheinlieh, was man aus den darauf vorkommenden Flechten- 
arten schliessen kann, einen starken Kalkerdegehalt enthält. — 
Der Berg ist auf der östlichen und westlichen Seite am leichtesten 
zugänglich, es kann jedoch ein ziemlich getibter Gebirgswanderer 
den Berg überall besteigen, wenn man eine Strecke der nörd- 
lichen Seite ausnimmt, die ganz senkrecht ist und wo man Ge- 
legenheit hat, den Dionit, den eigentlichen Kern des Berges, zu 
sehen, welcher sonst nur auf den höchsten Gipfeln zu Tage 
tritt und daselbst hier und da in Diabus und Hyperit übergeht. 
. Anf den niedrigsten, gegen Süden liegenden Abhängen sind kleine 
Aecker, gewöhnlich mit Kartoffeln besäet. Zwischen und über 
diesen wachsen Espen, Palmweiden und Birken, dann Fichten und 
schliesslich nur Birken (die Birkenregion). Der Scheitel des Berges, 
der innerhalb der alpinen Region fällt, ist in 6 oder 7 von Süd- 
6st nach Nordwest hinlaufende Rücken, die durch ein grösseres 


170 


oder kleineres Thal getrennt sind, getheilt. Zwischen dem ersten 
und zweiten Rücken von Osten aus liegt die grösste Thalsen- 
kung, in: welcher sich ein kleiner See befindet, aus welchem ein. 
Bächlein durch einen Birkenhain nach dem nördlichen steilen Ab- 
hange, wo es hinabstürzt, sich schlängelt. Die Wassermasse ist 
indessen so gering, dass sie bei dem ersten Spruuge den Abltang 
hinab sich in einen feinen Staubregen auflöst, der allmälig von 
der Felsenwand aufgesammelt wird und am Fusse des Felsens 
in mehreren kleinen Rinnen, die in einem unten liegenden Bas- 
sin zusammenfliessen, herunterkommt Die Wassermasse ist, wie 
oben erwähnt worden, zu unbedeutend, um ein grossartiges Schau- 
spiel bieten zu können; es ist hier aber während der heissen Som- 
mertige , wenn der Vogelkirschbaum, Aconitun septentrionale und 
andere hier befindliche Gewächse in voller Blüthe stehen, ein sehr 
angenehmer und kühlender Ort, wohin die Männer von Funnes- 
dalen, um sich ein erquickendes Duschbad zu nehmen, lustwan- 
deln. Von da geht ein ziemlich bequemer Weg die nordöstliche 
Seite des Berges entlang dem Dorfe zu. 

Die Aussicht von dem Hügel des Funnesdalsberges ist wild 
und öde. Fast nach allen Seiten zeigen sich nur schneebedeckte 
Gebirgsspitzen in vielen abwechselnden Gestalten. Zunächst jen- 
seits des Ljusne elf liegt das Gebirg Ormaruet (die Schlangen- 
torte) mit seinem höckerigen,. schlangenförmigen Rücken, der 
wahrscheinlich die Veranlassung zum Namen gegeben hat und fer- 
ner nach Osten hin das Anngebirg, das mit seinen spitzigen Gi- 
pfeln den Gesichtskreis nach dieser Seite fast gänzlich zu- 
schliesst. Nach Westen hin öffnet sich dagegen eine weitere 
Aussicht, die erhaben genannt werden könnte, wenn nur ein 
grösserer See sich da befände. Zunächst liegen die abgerunde- 
ten Skarfgebirge (Skarfjellen), in grösserer Entfernung das ge- 
waltige Skarsgebirg mit seinem scharfen, kammförmigen Rücken, 
das jeizt ein einziges ungeheures Schneefeld bildete. Gerade 
nach Westen zu öffnet sich zwischen dem senkrechten spitzigen 
Midtakläpp und den abgerundeten Axhöhen (Axhögarne) das 
Midtathal, einem engen Bergpasse ähnlich, in dessen Hintergrund 
das schneeverhüllte Helagsgebirg mit seinem hufeisenförmigen 
Gipfel hervorschimmert. Weitest entfernt am Horizonte erheben 
sich die norwegischen Gebirge, welehe mit ihren vielförmigen 
schneebedeckten Gipfeln die Aussicht nach dieser Seite begrenzen. 

An den im Thal auf verschiedenen Stellen als erratische 
Blöcke: oder in ‚aufstehenden Knoten auftretenden körnigen Kalk- 


“ 


avi 


steinen kommen vorzüglich folgende Flechtenarten vor: Acaro- 
spora glaucocarpa , Verrucaria wigreseens, Gyalecla cupularis, 
Biatora rupestris, Lecideae, Polyblastia intercedens ete. und auf 
dem Kalkgrund Solorina sarcata, Peltigera venosa, Caloplaca jun- 
germanniae, Bacidia herbarum, Bilimbia milliaria, sphaeroides 
et microcarpa, Blastenia leucorhoea, Buellia insignis und Y. albo- 
cincta, Dermatocarpon cinereum u. S. W. 

Als die bemerkenswerthesten Arten auf Glimmerschiefer wur- 
den angezeichnet: Lecanora cenisca, Aspicilia cinereorufescens, 
Biatora coarctata (selten), Stereocaulon cereolinum, Pyrenopsis 
granatina, und auf Erde Biatora rastanea, Psora atrorufa, Solo- 
rina croceaund Biatorella campestris (Fr.), von der jedoch nur ein 
einziges Exemplar angetroffen wurde. An Bäumen kamen Paur- 
melia hyperopta, Biatora phaeostigma und Lecidea turgidula spar- 
sam vor. on 

Der Flechtenvegetation an den Bäumen und Büschen in den 
Abdachungen des Berges gestattet die Zeit nicht eine nähere Un- 
tersuchung zu widmen; sie schien auch ziemlich trivial zu sein, 
an Wachholderstämmen wurden jedoch sehr sparsam bemerkt Biu- 
tora cinnabarina und Varicellaria microstieta und an abgestorbe- 
nen Zweigen von Salix caprea Biatorella mierohaema und Bia- 
tora fuseescens, welche letztere auch an Birken, obgleich sie da- 
selbst sehr schlecht war, vorkam. In den oben erwähnten, zwi- 
schen dem östlichen Rücken des Berges und dem zweiten nach 
Westen hin belegenen Theile wurden auf bejahrten Fichten be- 
obachtet: Biatora phacostigma, Mycoblastus sanguwinarius und 
Lecidea elabens Fr. und auf dem Moos Uladonia amaurocraea und 
bellidiflora. Der Granit, der auf dem nördlichen Abhang und an- 
derswo vorkam, war an Flechten sehr arm und beherbergte nur 
gemeinere Arten, hier wurden jedoch Lecanactis Dilleniana mit 
Früchten und Lecanora sordida var. Swartzii crusta ochroleuca 
bemerkt. Auf der nordöstlichen Seite des Berges wurden im 
Schatten angetroffen: Gyrophora vellea mit Früchten, Peltigera 
scabrosa. Nephroma papyraceum, tomentosum und aretieum (in der 
ganzen Gegend häufig) und an dem hier auftretenden Thonschie- 
fer Phylliscum endocarpoides und ein Cyphelium (tympanellum?). 

Die höchsten Rücken des Berges sind auf ihren westlichen, 
weniger steilen Abbängen sehr reich an seltenen Arten, z. B. 
Bialorina nivalis, Biatora curvescens und Lecidca arctica auf 


Moos. Hier kommen auch die seltensten Steinflechten vor, 2. B: 
Aspieilia palobotrya und cinerea y Myrini, Gyrophoraianthracina, 


» 


172 


eylindrica, erosa und hyperborea, Stereocaulon rereolinum, Leri- 
dea aglaea und armeniaca, Buellia Rittokensis, eoracina und Ge- 
vrensis und. auf. den höchsten Gipfeln Placodium gelidum, Leci- 
dea Dicksoni, armeniaca, aglaea und lapicida, Placographa_ ni- 
valis und Pyrenopsis granatina, wozu man noch die gemeinen 
Lecanora badia (in vielen abwechselnden Formen), Haematomma 
ventosum, Schaereria cinereorufa und Lecidea panaeola etc. ec. 
hinzufügen kann. 

Die auf dem Rücken des Berges bemerkenswerthesten Erd- 
flechten sind: Evernia divergens, Parmelia lanata, Aleetoria och- 
roleuca & rigida (mit Früchten) und nigrescens, Cetraria nivalis 
und cucullata (beide sparsam mit Früchten), Psora atrorufa, Bia- 
torina cumulata, Sphyridium placophyllum, Catolechia pulchella, 
Lecidea alpestris @ tonioides und Biatora turficola Hellb. ,‚ von 
welcher jedoch nur ein einziges Exemplır erhalten wurde. Fügt 
man nun binzu Helocarpon cerassipes, Rhexophiale u. a., welche 
hier gefunden worden. sind, von mir aber nicht angetroffen wur- 
den, so dürften wenige Stellen innerhalb eines so beschränkten 
"Raumes eine reichere Lichenenflora vorzeigen können. 

Am 16. Juli brachen wir von Funnesdalen auf und begaben 
uns nach dem ohngefähr 1. Meile entfernten in der Birkenregion 
gelegenen Dorfe Wallarne. Weil es keinen Fahrweg gab, muss- 
ten unsere Sachen von Pferden getragen werden. Dabei pflegt 
man das Gepäck in zwei grosse aus Weiden geflochtene Körbe 
zu legen, welche so genau als möglich abgewogen werden, so 
dass sie gleich schwer sind, und sodann mit einem Fisenhaken 
über den Rücken des Pferdes, welcher zum Schutze mit Decken 
und Fellen bekleidet worden ist, befestigt werden. 

Ein solchergestalt beladenes Pferd bietet einen sehr eigen- 
thümlichen. Anblick und braucht auch einen ziemlich grossen 
Raum, um sich vorwärts zu bewegen, wenn nicht das nach den 
Seiten weit binausragende Gepäck an den neben dem Wege be- 
findlichen Bäumen haften bleiben soll. Es kam mir daher fast 
unglaublich vor, dass wir mit einem solchen Gepäck auf dem 
schmalen und holperigen Pfade, wo Bäume und grosse Blöcke am 
Rande des Weges sehr oft vorkamen, fortkommen könnten. Die 
Pferde aber, von Jugend auf an diese Art des Transports gewöhnt, 
gingen unerschrocken vorwärts, mit ziemlicher Sicherheit im Wege 
stehende Hindernisse vermeidend und vorsichtig mit den Füssen 
vor sich fühlend, um auf dem steilen und steinigten, oft durch 
rinnendes Wasser schlüpfrigen Pfade Fuss zu fassen. Stiess das 


173 


Gepäck gegen einen am Wege stehenden Baum oder gerieth es auf 
andere Weisein Unordnung, sblieb das Pferd gewöhnlich stehen, 
bis alles wieder zurecht gebracht worden war. So zogen wir über 
Berg und Thal, Schneebäche und Geröllllächen bis zur Grenze 
des Nadelwaldes und traten in die Birkenregion ein. Bald wurde 
der Ljusne elf auf die Weise passirt, dass wir auf den Packsattel 
hinaufkletterten, wo wir uns, so gut es sich thun liess, festhiel- 
ten. Da indessen das Wasser nicht sehr tief war, obgleich es 
ziemlich stark strömte, wurde der Uebergang. leicht. fr 

In der Gegend von Wallarne, wo wir des Regens wegen am 
folgenden Tage bleiben mussten, war in liehenologischer Beziehung 
wenig einzuernten, eine Quantität von Biatora fuscescens und 
Pyrenopsis granätina wurde jedoch hier eingesammelt. 

Von Wallarne aus unternahmen wir eine Exkursion auf zwei 
Tage nach dem Skarffjell. Da es in dieser Gegend keine Men- 
schenwohnungen gibt, hatten wir zum Nachtquartier einige unter- - 
halb des Gebirgs gelegene, dem Funnesdal zugehörige Sennhütten 
ausersehen, die jetzt aber, weil die Bewohner des Funnesdals ihr 
Vieh im Tenndal weideten, öde und verlassen waren. Nachdem 
wir wiederum den Ljusne elf und dann die eben erwähnten Senn- 
hütten, in deren Nachbarschaft Biatora castanca angetroffen wurde, 
passirt hatten, wandeıten wir weiter durch die Birkenregion ge- 
gen das Gebirge hin. Der Pfad, der auf mehreren Stellen über 
grosse Schneefelder führte, wurde bald gänzlich verloren, und 
dann richteten wir so gerade als möglich unseren Weg nach dem 
Gipfel des Gebirges, der aber bald sichtbar, bald in dicke Wol- 
ken eingehüllt war. Nach einer äusserst mühsamen Wanderung | 
“ durch Sümpfe und Moräste, Schneefelder und brausende Gebirgs- 

bäche, von deren Gewässern die ganze Gegend durchtränkt war, 
kamen wir endlich, nachdem wir die höchst beschwerliche Weiden- 
region passirt hatten, auf ein Gebirgsplateau, wo wir bei einem 
eiskalten und durchdringenden Nordwinde theils einsammelten, 
theils nur anzeichneten: Gyalecta feveolaris, Lecanora bryontha 
und subfusca ß hypnorum, Rinodina mniaroea und turfacea, Le- 
tidea Diapensiae und alpestris, Pertusaria glomerata. Daselbst 
fand ich auch die Rhexophiale coronata, von der jedoch, genauen 
Suchens ungeachtet, eine bei weitem nicht genügende Zahl von 
Exemplaren erhalten wurde. So brachte ich auf der Erde knie- 
end, bei fortdauerndem starken Winde, einen grossen Theil des 
„Tages zu. Einen Augenblick waren wir gesonnen, auf dem kah- 
. len Gebirg zu übernachten, um nicht den langen und beschwerlichen 
, . 


174 


* Weg hinunter nach den Sennhütten zu haben und am folgenden 
Tage wieder zurückwandern zu müssen; da es aber bei der 
Richtung des Windes unmöglich war, diesseits des steilen Ge- 
birgs eine Kluft zu finden, die irgend einen Schutz gegen das 
Wetter bieten konnte, entschlossen wir uns, nach den Sennhütten 
zurückzukehren. Zwar war das Quartier, welches wir da zu erwarten 
hatten, ein nichts weniger als angenehmes, wir hofften jedoch 
windestens einen Schutz gegen das schleehte Wetter und im 
‚glückliehsten Fall ein erwärmendes Feuer zu finden. 

Kaum hatten wir das Gebirg verlassen, als ein sehr. starker 
Regen begann, der den ganzen Abend andanerte, ‚so dass wir 
durchnässt in der Sennhütte ankamen. 

Diese war indessen so fest verschlossen, dass wir ohne un- 
sere guten Werkzeuge sicherlich hätten die Nacht draussen in 
dem Schlagregen zubringen müssen. Zum Glück war darinnen 
trockenes Holz vorhanden, so dass wir bald ein fiammendes 
Feuer auf dem Herd anschüren konnten. Hier musste nun 
das eine Kleidungsstück nach den andern abgezogen und vor 
dem Feuer getrocknet werden, ehe wir es wieder anziehen konn- 
ten. Diese Besorgung nahm einen grossen Theil der Nacht in 
“Anspruch, so dass ich erst Morgens an Ruhe denken konnte, 
welche ich auf einer hölzernen Bank, ein Flechtenpaquet zum 
Kopfkissen nehmend, fand. — Es war das meine erste Nacht in 
einer Sennhütte | 

Nach einer kurzen Ruhe kehrten wir wieder nach dem Ge- 
birg zurück. Der kalte Nordwind dauerte fort und von Zeit zu 
Zeit wurden wir von einem Regenschauer übergossen. Nachdem 
“wir indessen auf dem’ Gebirgsplateau, sofern es möglich war, die 
vortägige Ernte ergänzt hatten, machten wir eine Exeursion längs 
den Gebirgsabschüssen, die aber wenig gewinnbringend wurde. 
Ausser gemeineren Arten, die hier vorkamen, wurde beobachtet: 
Acarospora chlorophana, Lecanactis Dilleniana, Psora deripiens 
und rubiformis, von welcher letzteren Art alles was zu finden 
war eingesammelt wurde. Abends kehrten wir an den Senner- 
hütten vorüber zum Strande des Ljusne elf zurück, wohin wir 
Pferde uns. entgegenbestellt hatten, und kamen gegen die Nacht 
nach Wallarne zurück. 

Hier verweilten wir nicht länger als es nothwendig war, um 
die auf dem Gebirg gemachte Ernte eiglegen und konserviren 
zu können. Da nun diese aber ausschliesslich aus Erdflechten 
bestand, welche dazu bei der Einsammlung von Regen durchtränkt. 


\ ’ 


175 
waren, wurden sie nur langsam ausgetrocknet, zumal da dies in 
einer feuchten Stube geschehen mussste, ‚weil das regenhafte 
Wetter sie in der freien Luft auszubreiten nicht gestattete. Da- 
rauf wurde also ein Paar Tage angewandt, während welcher jedoch 
Pyrenopsis granatina ferner nachgesueht und Biatora fuscescens 
ergänzt wurde. Sobald unsere Pakete aber so trocken geworden 
waren, dass wir sie ohne Furcht, dass sie verderben würden, 
zurücklassen konnten, rüsteten wir uns eiligst zur Abreise von 
da aus. Unser Ziel war jetzt das Gebirg Midtakfäpper, wo wir 
uns für eine längere Zeit niederzulassen beabsichtigten und uns 
eine Sennerhütte im Voraus bedungen hatten, in welcher wir die 
Haupstation beziehen sollten. Die Bewohner des Dorfes Wallarne 
weideten dieses Jahr ihr Vieh bei den Axhöhen, so dass die ganze 
Umgend von Midtakläppen bis zur Heuernte öde war. 

Sonach das bewohnte Gebiet verlassend, marschirten wir 
bei Schneeregen von einem Wegweiser mit einem Pferde, das 
unser Gepäck trug, begleitet, von dem Dorfe Wallarne ab. Nach 
einer Wanderung von manchen Stunden wurde die Bizkenregion 
passirt und wir betraten nun die alpine Region, die sich in eine 
grosse bis zum Helagsgebirg sich verbreitende Gebirgsebene öffnete, 
in deren niedrigeren Theilen jedoch Birkenbäume vorkamen. — 
Der Anblick des grossen Midtakläpp — des Zieles unserer Wan- ' 
derung — mit seinem spitzigen, gegen Nord etwas überhängenden 
Gipfel und seinen seukrechten Abschüssen, war von hier aus 
wirklich imponirend, ‘obgleich seine gewaltigen Dimensionen nur 
theilweise sichtbar wurden, weil bald der Gipfel bald die Seiten 
vun dicken Wolken eingehüllt waren. Nahe bei dem Gebirge 
wurde ein tiefes Thal mit einem Bächlein passirt; wo ein Birken- 
wald anfing und sich bis zum Fusse des Gebirgs, wo die Sen- 
nerhütten lagen, fortsetzte. 

Da uns die Wahl unter mehreren in kurzer Entfernung von 
einander liegenden Sennerhütten gelassen wurde, erwählten wir 
natürlicher Weise die grösste und lichteste aus, so fern eiu 
solcher Ausdruck gebraucht werden kann, da sie nur von 2 kleinen 
Fenstern, die nicht vollends so gross als eine gewöhnliche Fen- 
sterscheibe waren, erleuchtet wurde. Auch diese war indessen 
wenig einladend. Weil Niemand darin seit einem Jahre gewohnt 
hattte, begegnete uns eine kalte und müssige Luft, als wir die 
Thür öffneten. Der mit Dielen nicht versehene Fussboden war 
äusserst feucht. Unser erstes Geschäft war also Feuer anzu- 
Machen, sodann verabschiedeten wir unsern Führer und !begannen 


* 


176 


zuletzt uns in unserer nenen Wohnung näher umzusehen. Und 
wahrhaft arm und traurig war der Anblick, den sie in jeder 
Rücksicht darbot! Durch ‘die baufälligen Wände drang auf meh- 
reren Stellen das Tageslicht ein, die undichte Thür lies dem 
grimmigen Nordwind freien Eintritt. Der Herd hatte kein Ofen- 
blech, so dass das beim Regnen durch den weiten Schornstein 
hineinfallende Wasser das Feuer auszulöschen drohte. In Betreff 
des Hausgeräthes war dieses natürlicher Weise in dem ursprüng- 
lichsten Zustand. Ein wandfestes breternes Gestell mit einem 
hölzernen Klotze quer über die Mitte zum Kopfkissen bildete 
das Bett. Eine kurze und schmale breterne Bank auf der anderen 
Seite stellte den Tisch vor. Fügt man hiezu 2 kleine Stühle, 
aus einem Bretchen mit 4 Sprossen darunter bestehend, so ist 
:das ganze Husgeräth erwähnt worden. Bei einem Besuche in 
den anderen Sennerhütten wurde jedoch manche Sache, die uns 
zur Verstärkung unseres Geräthes dienen konnte, annectirt, vor 
allem ein langes Brett, das quer über die Wohnung gelegt, zum 
Tisch gebraucht wurde, um darauf unsere Moose und Flechten 
Auszubreiten. 

Die Risse der Wände wurden, 'so gut es sich thun liess, mit 
Moos zugestopft, eine klaffende Oeffnung zwischen der Wand und _ 
der Thüre konnte aber unmöglich zugemacht werden. Hier aber 
musste mein Regenrock Dienst leisten. Jeden Abend wurde er 

“vor die Thüre aufgehängt und wurde also ein, wenn auch nicht 
genügender Schutz gegen den zudringlichen Wind, der zuweilen 
so stark an die Thür ging, dass diese nicht ohne Schwierigkeit 
geöffnet werden konnte. 

Hier war nun unsere Hauptstation von 22 Juli bis 9 August, 
während welcher Zeit wir jedoch zwei längere Ausflüge, den einen 
auf 3 Tage nach den Axhöhen, den andern auf 5 Tage nach dem 
Ljusnestöt und Ramansberg, welehe im Folgenden näher erwähnt 
werden sollen, unternahmen. 


(Fortsetzung Tolgt.) 


Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neub auerschen Buch”. 
druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. " 


* 


FLORA. 


N 12. 


1 egensburg. Ausgegeben den 12. Mai. 1868. 


r 


Inhalt. Literatur. — P. J. Hellbom: Bericht von einer botanischen 
Reise in Herjedalen und angrenzenden Theilen Norwegens. — Annonce. — 
Verzeichniss der für die Sammungen der kgl. botanischen Gellschaft einge- 
gangenen Beiträge, 


N 


Literatur. 


Das Variiren der Thiere und Pflanzen im Zu- 
stande der Domestication von Charles Darwin. 
Aus dem Englischen übersetzt von J. Vietor Carus, 

‘ In zwei Bänden. Erster Band. Mit 23 Holzschnitten. 
Stuttgart. E. Schweizerbart’sche Verlagshandlung (E. Koch) 
1868. VIE. und 530 S. 8. 


Darwin’s epochemachendes Werk über die Entstehung der 
Arten etc. muss eigentlich nur als die Einleitung zu einer Reihe 
von Werken beirachtet werden, in welchen er die Beweise zu 
seiner Theorie zu geben gedenkt; auch in diesem Werke (wel- 
ches nebenbei gesagt grösstentheils zoologischen Inhalts ist) gibt 
er bei den domesticirten Thier- und eultivirten Pflanzenarten die- 
jenigen Thatsachen, welche den Betrag und die Natur der Ver- 
änderungen erläutern, die die Thiere und Pflanzen, seitdem sie 
unter Herrschaft des Menschen stehen, erlitten haben, oder welche 
. sich auf allgemeine Principien der Variation beziehen. 

Dieser Band enthält bei den verschiedenen Thieren und 
Pflanzen eine grosse Anzahl von Thatsachen,, von denen einige 
auf den ersten Blick vielleicht nur wenig auf den Gegenstand 

Flora 1868. . 12 


® 


178 


sich zu beziehen scheinen; den zweiten Band wird er allgemei- 
nen Discussionen widmen. Die: drei letzten (Neuntes, Zehntes, 
“ Eilftes) Capitel dieses Buches handeln von den Pflanzen (p. 380 
bis 530). i j 

Die Botaniker haben die cultivirten Varietäten meist ver- 
nachlässigt, in mehreren Fällen ist die wilde Urform nicht bekannt, 
oder nur zweifelhaft bekannt, und in anderen Fällen kaum möglich, 
zwischen vertragenen Sämlingen und wirklich wilden Pflanzen zu 
unterscheiden, so dass es an einem sicheren Massstabe der Ver- 
gleichung fehlt, nach dem man den muthmasslichen Betrag der _ 
Veränderung beurtheilen könnte. Die Botaniker glauben, meh- 
rere unserer seit Alters her cultivirten Pflanzen seien so tief 
modificirt worden, dass es jetzt unmöglich ist, ihre ursprüngliche 
Form zu erkennen. In gleicher Weise verwirrend sind die Zwei- 
fel, ob einige von ihnen von einer Species oder von mehreren 
durch Kreuzung und Variation unentwirrbar vermischten Arten 
abstammen. Variationen gehen oft in Monstrositäten iiber und 
können von solchen nicht unterschieden werden. Viele Varie- 
täten sind nur durch Pfropfreiser, Knospen, Ableger, Zwiebeln 
‚u. s. w. fortzupflanzen, und häufig weiss man nicht, in wie weit. 
ihre Eigenthümlichkeiten durch Fortpflanzung mittelst Samens zu 
übertragen sind. Nichtsdestoweniger lassen sich einige That- 
sachen von Werth erlangen. Nachdem Darwin im weitern Ver- 
laufe die Zahl und Abstammung cultivirter Pflanzen, die ersten 
Sehritte in der Cultur, die geographische Verbreituug der eulti- 
virten Pflanzen besprochen, weist er nach, wie allgemein fast 
jedes Merkmal in unsern eultivirten Pflanzen variabel geworden 
ist; er erläutert dies an den Cerealien (Weizen, Mais), Küchen- 
gewächsen (Kohl, anderen Species von Brassica, Erbsen, Bohnen, 
Kartpffeln), dem Weine, den Maulbeeren, Orange-Gruppen, Pfr- 
sichen, Nectarinen, Mandeln, Apricosen, Pflaumen, Kirschen, Ae- 
pfeln, Birnen, Erdbeeren, Stachelbeeren, der Wallnuss, Nuss, an 
den wunderbaren Variationen der kürbisartigen Pflanzen, den 
Zierbäumen (Esche, Schottische Kiefer, Weissdornen, den Rosen, 
Stiefmütterchen, Dahlien und Hyacinthen). — Bohnen, Capsieum, 
Hirse, Sorghum u. s. w. hat Darwin übergangen, da die, Bota- 
niker darin nicht übereinstimmen, welche Sorten als Species und 
welche als Varietäten anzusehen sind, und die wilden elterlichen 
Species sind unbekannt. Die Banane, welche in tropischen Län- 
dern cultivirt wird, hat zahlreiche Varietäten, da diese aber nie- 
‚mals auch nur mit einiger Sorgfalt beschrieben worden sind, hat 


>: 


329 


sie Darwin hier übergangen. Da ein Auszug nicht leicht möglich 
ist, ziehen wir es vor, eine der Darstellungen Darwin’s in ex- 

tenso hieherzusetzen; wir wählen die Kirsche p. 439. 440, nieht 

weil sie etwa die prüciseste wäre, sondern weil sie die kür- 

zeste ist. 

Kirschen (Prunus rerasus, avium etc.). Die Botaniker glau- 

ben, dass unsere cultivirten Kirschen von einer, zwei, vier oder 
selbst noch mehr wilden Stanımformen abstammen. ’s), Dass es 
wenigstens zwei Elternspecies geben muss, können wir aus der 
Unfruchtbarkeit schliessen, welche zwanzig Bastarde darboten, 
die Mr. Knigth von der Morelle nach Befruchtung mit Pollen der 
Elton-Kirsche erzog. Denn diese Hybride ergaben in allem nur 
fünf Kirschen und nur eine von diesen entbielt einen Samen 9), 
Mr. Thompson ®o) hat die Varietäten nach einer, wie es scheint 
natürlichen Methode, in zwei Hauptgruppen eingetheilt, wobei er 
die Charactere von den Blüthen, der Frucht und den Blättern 
‚nahm. Einige Varietäten aber, welche in dieser Classification 
weit von einander entfernt stehen ‚ sind bei der Kreuzung voll- 
kommen fruchtbar. So ist Knigth’s „frühe schwarze“ Kirsche 
das Product einer Kreuzung zwischen zwei solehen Arten. 

Mr. Knigth führt an, dass Sänlinge von Kirschen variabler 
sind, als die von irgend einem andern Fruchtbaum *').. In dem 
Catalog der Hortieulturgesellschaft für 1842 werden achtzig Va- 
rietäten aufgezählt. Einige Varietäten bieten eigenthümliche 
Charactere dar; so hat die Blüthe der „Cluster“-Kirsche zwölf 
Pistille, von denen die Mehrzahl abortirt und meist sollen sie 
von zwei bis fünf oder sechs Kirschen produeiren, welche dicht 
zusammenstehen und von einem einzigen Stiel getragen werden. 
Bei der „Ratafia“-Kirsche entstehen mehrere Blüthenstiele von 
einem gemeinsamen über einen Zoll langen Stiel. Die Frucht 
von Gascoigne’s Herzkirsche hat die Spitze in ein Kügelchen 
oder Tropfen ausgezogen; die der ungarischen „Gean“ hat fast 
durchsichtiges Fleisch. . Die flämische Kirsche ist eine sehr son- 
derbar aussehende Frucht; an der Spitze und der Basis sehr 
abgeflacht, die letztere tief gefurcht und auf einem dicken, sehr. 
kurzen Stiel stehend. Bei der Kenter Kirsche hängt der Stein 


”*) Vgl. Alph. De Candolle Geogr. bot. p. 877; Bentham und Targioni- 
Tozzettiin: Hortieult. Journ. Vol. IX, p. 163, Godron De l’Espece. Tom. II. p. 92. 
9) Transaet. Hortieult. Soc. Vol. :V. 1824. p. 295, 
*) Ibid. 2. Series. Vol. I 1835. p. 248. 
®1) Ibid. Vol IL. p. 138. 
12* 


180 . . 
so fest an dem Stiel, dass er aus dem Fleisch herausgezogen 
werden kann und dies macht die Frucht sehr geeignet zum Trock- 
nen. Die tabakblättrige Kirsche bringt nach Sageret und Thomp- 
son gigantische Blätter hervor, mehr als einen Fuss, zuweilen 
selbst achtzehn Zoll in der Länge und einen halben Fuss in der 
Breite. Auf der andern Seite ist die Hänge-Kirsche nur als 
Zierbaum von Werth und ist nach Downing „ein reizender klei- 
ner Baum mit dünnen schwankenden Zweigen, mit kleinem fast 
myrthenähnlichem Laube überkleidet.“ Es gibt auch eine pfir- 
sichblättrige Varietät. 
Sageret beschreibt eine merkwürdige Varietät, „le girottier 
de la Toussaint“, welche zu derselben Zeit, selbst noch so spät 
wie September, Blüthen und Früchte von allen Reifegraden trägt. 


Die Frucht, welehe von einer geringeren Quantität ist, wird auf- 


langen sehr dünnen Stielen getragen. Es wird aber hier die 
ausserordentliche Angabe gemacht, dass alle blättertragenden 
Schösslinge aus alten Blüthenknospen hervorkommen. Endlich 
besteht noch eine wichtige physiologische Verschiedenheit zwi- 
schen den Arten von Kirschen, welche ihre Früchte auf jungem 
Holze und denen, welche sie auf altem Holze tragen. Sageret 
behauptet aber positiv, dass ein „Bigarreau“ in seinem Garten 
Früchte auf Holz von beiden Altern getragen habe *?). 

Im eilften Capitel endlich spricht Darwin über Knospenvaria- 
tionen und über gewisse anomale Reproductions- und Variations- 
arten. Unter Knospenvariationen fasst Darwin alle jene plötz- 
lichen Veränderungen in der Struetur oder dem Ansehen zusam- 
men, welche gelegentlich bei erwachsenen Pflanzen in ihren Blü- 
‚then oder Blattknospen auftreten. Gärtner nennen solche Ver- 
änderungen mit dem übel gewählten Ausdrucke „Spielpflanzen.“ 
Darwin bespricht dann die verschiedenen Knospenvariationen an 
der Frucht (Pfirsich, Pflaumen, Kirsche, Trauben, Stachelbeere, 
Johannisbeere, Birne, Apfel, Banane), den Blumen (Oamellia myr- 
tifolia, Crataegus oxyacantha, Azalea indica, Cistus trieuspis, Al- 
thaea rosea, Pelargonium, Chrysanthemum, Rosen, Dianthus etc.), 

den Blättern und Sprossen (hat Darwin im früheren Contexte an 
Sprossen der Rose und des Cistus und in einem geringeren Grade 


*?) Diese verschiedenen Angaben sind den folgenden vier Werken ent- 
nommen, welche, wie ich glaube, zuverlässig sind: Thompson in Hortieult. 
Trans. a, a. O.;, Sageret Pomologie Phys. 1830 p. 358, 364, 367, 379. Catalo- 
que of the Fruit in the Garden of Horticult. Soc. 1842, p. 57, 60. Downing, 
The Fruits of America 1845, p. 189, 195, 200, 


. 


[ 


181 


in der Beblätterung der Pelargonien und Chrysanthemum erwähnt, 
er fügt daher nur wenige weitere Fälle von Variation in Blatt- 
knospen hinzu und zwar von dralia trifolia, Fraxinus, Labur- 
num), durch Wurzelschösslinge, Knollen und Zwiebeln (bei Phlox, 
Tussilago Farfara, Berberis vulgaris, Solanum tuberosum, Geor- 
ginen, Hyacinthen, Imalophyllum miniatum, Tulpen, Tigridia con- 
chiflora, Hemerocallis, Hepatica, Viola tricolor.. Auch cerypto- 
game Pflanzen unterliegen der Knospen-Variation; denn man 
sieht oft die Wedel eines und desselben Farrens merkwürdige 
Structurabweichungen darbieten. Von solchen abnormen Wedeln 


/ . r . 
genommene Sporen, welche die Natur der Knospen besitzen, re- 


produciren mit merkwürdiger Treue, nachdem sie den geschlecht- 
lichen „Zustand durchlaufen haben, dieselbe Varietät. 

Hierauf bespricht Darwin den bestimmten Fall von Cytisus 
Adami, eine Form oder ein Hybrid, der intermediär zwischen 
zwei sehr distincten Species ist, nämlich Cytisus Laburnum und 
purpureus. Als analoge Fälle zu Cylisus Adami werden gewür- 
digt die Bizaria-Orange, Aesculus rubicunda ete. Die Resultate 
seiner Untersuchungen über Oytisus Adami fasst Darwin in Nach- 
folgendem zusammen. 

„Die Angabe, dass Oytisus Adami als ein Pfropfhybrid ent- 
standen sei, ist so praeeis, dass sie kaum zurückgewiesen werden 
kann, und wie wir eben gesehen haben, machen einige analoge 
Fälle die Angabe in einer gewissen Ausdehnung wahrscheinlich. 
Der eigenthümlich monströse Zustand der Ovula und der schein- 
bar gesunde Zustand des Pollens unterstützen die Annahme, dass 
es kein gewöhnlicher oder Samenhybrid sei. Auf der andern 
Seite ist die Thatsache, dass dieselben beiden Species, nämlich 
©. Laburnum und purpureus spontan durch Samen Bastarde er- 


zeugt haben, ein starkes Argument zur Unterstützung der An- 


nahme, dass C. Adami in einer ähnlichen Weise entstanden sei. 
In Bezug auf die ausserordentliche Tendenz, welche dieser Baum 
darbietet, vollständig oder zum Theil zurückzuschlagen, haben wir 
gesehen, dass unzweifelhaft Samenhybride oder Mischlinge in 
gleicher Weise gern zurückschlagen. Im Ganzen bin ich geneigt, 
der Angabe Mr. Adams zu trauen. Sollte sie sich je als unwahr 
‚herausstellen, so wird dieselbe Ansicht auch auf Bizzaria und die 
„dreigesichtige“‘ Orange und auf die oben beschriebenen Aepfel 
auszudehnen sein. Es ist aber noch weiterer Beweis nöthig, ehe 
man die Möglichkeit der Entstehung von Pfropfhybriden zugeben 
kann. ist es auch für jetzt unmöglich, in Bezug auf den Ur- 


182 

sprung dieser merkwürdigen Bäume zu irgend ginem bestimmten 
Schluss zu gelangen, so scheinen mir doch die oben gegebenen 
verschiedenen Thatsachen unter verschiedenen Gesichtspunkten 
Aufmerksamheit ztı verdienen, und zwar besonders, da sie zeigen, 
dass Knospen ein inhärentes Vermögen zum Rückschlag besitzen. 
— Darwin giebt ferner eine interessante Darlegung einer merk- 
würdigen Classe von Thatsachen, von denen man angenommen 
hat, sie erklärten einige Fälle von Knospenvariation. Darwin 
meint die direete Einwirkung des männlichen Elements, nicht in 
der gewöhnlichen Weise auf die Ovula, sondern auf gewisse Theile 
der weiblichen Pflanze. Das Ovarium und die Eihülle sind offen- 
bar Theile der weiblichen Pflanze, und es hätte sich nicht vor- 
aussehen lassen, dass diese von dem Pollen einer fremden Va- 
rietät oder. Species affieirt werden würden, obgleich die Ent- 
wickelung des Embryo innerhalb des Embryosackes, innerhalb des 
Ovulum, innerhalb des Ovarium natürlich vom männlichen Ele- 
mente abhängt. Darwin glaubt hinlängliche Beweise angeführt 
zu haben, dass das männliche Element entweder direct die Struc- 
tur des Weibchens affıciren, oder wie bei den Thieren zur Mo- 
dification von dessen Nachkommen führen kann. Es finden sich 
auch einzelne Belege, welche zeigen, dass die Gewebe zweier 
Pflanzen sich verbinden und eine Knospe bilden können, welche 
einen gemischten Charakter trägt oder ferner, dass einem Stamm 
eingefügte Knospen alle die Knospen affieiren können, welche 
später von diesem Stamme erzeugt werden. Zwei von einander 
abweichende und denselben Stamm enthaltende Embryonen. kön- 
nen zusammenhängen und eine einzige Pflanze bilden. Die Nach- 
kommen aus einer Kreuzung zwischen zwei Species oder Varie- 
täten können in der ersten oder in einer späteren Generation 
in verschiedenen Graden durch Knospenvariation zu ihren elter- 
lichen Formen zurückschlagen; und dieser Rückschlag oder diese 
Trennung des Charakters kann die ganze Blüthe, Frucht oder 
Blattknospe affieiren, oder nur die Hälfte, oder ein kleineres 
Segment, oder auch nur ein einzelnes Organ. In einigen Fällen 
hängt diese Scheidung der Charactere offenbar mehr von einer 
; Unfähigkeit sich zu vereinigen ab, als von einem Rückschlag ; 
denn die Blüthen oder Früchte, welche zuerst produeirt werden, 
bieten seginentweise die Charactere beider Eltern dar. Auf den 
letzten Seiten (p. 522—-530) gibt Darwin eine Zusammenfassung 
des Capitels. Wir bedauern, denselben nicht excerpiren zu kön- 
nen und in extenso diesen hierherzusetzen überschreitet woht die 


183 


Aufgabe dieser Anzeige. Wir glauben, nach dem was wir gege- 
ben, wird es nicht unschwer sein, sich eine Vorstellung von dem 
Inhalte dieses äusserst interessanten Buches und der Ueber- 
setzungsweise des Prof. Carus zu machen. An den Verleger 
richten wir nur noch die Aufforderung, den zweiten Band des 
wirklich hübsch ausgestatteten Buches ehebaldigst nachfolgen zu 
lassen. V. A 


Flora von Steiermark. Systematische Uebersicht der 
in Steiermark wildwachsenden und allgemein gebauten 
"blühenden Gewächse uud Farne mit Angabe der Stand- 
orte, der Blüthezeit und Dauer aus dem Nachlasse von 
Dr. Josef Karl Maly. Wien 1868. Wilhelm Brau- 
müller. XIL 303 8. 8. 


Maly hat sich durch die Herausgabe einer Enumeratio des 
österreichischen Kaiserstaates einen gewissen Ruf in der wissen- 
schaftlichen Welt erworben, sein langes Siechthum, welchem der 
. Tod vor einigen Jahren ein Ende machte, erregte die Theilnahme 
aller derjenigen, die davon Kenntniss hatten, sie werden also 
auch dieses vom Sohne des Verstorbenen (der gegenwärtig Pro- 
fessor in Olmütz) herausgegebene Posthumum nicht ohne Inte- 
resse begrüssen. 

Maly hatte schon im Jahre 1838 eine Flora styriaca heraus- 
gegeben und im Jahre 1848 ein Supplement dazu geliefert, die 
Flora hat seit 1848, 120 neue Zuwüchse erhalten. Sie enthält 
also jetzt über 2100 Arten und stellt sich für ein Land von 399 
Quadratmeilen als eine sehr reichhaltige dar, wozu die vielen 
hohen Alpen von Obersteiermark am meisten beitragen. Da bei 
jeder Art die Seite nach Koch’s Synopsis 2. Auflage, 1846, die 
jedem deutschen Botaniker unentbehrlich ist, angegeben steht, 
so hat Maly nur die nothwendigsten Synonyme angeführt. Nur 
den in Koch’s Flora nicht angeführten Pflanzen sind die Beschrei- 
bungen beigefügt. Wir glauben den Lesern einen Dienst zu er- 
weisen, wenn wir diese in ganzen Wortlaut hier folgen lassen: 

p. 63: „Urtica oblongata Koch in Briefen. — Wurzel spin- 
delig. Stengel 3—4° hoch, ästig. Blätter länglich, zugespitzt, 
Brab-gekerbtgesägt, am Grunde keilförmig, ganzrandig. Blüthen- 


184 


trauben blattwinkelständig, langgestielt, meistens so lang als der 
Blattstiel. — Vielleicht ein Mischling der beiden andern (U. di- 
oica L. und U. urens L.). Wurde von Zechenter an einem Gar- 
tenzaune bei Weichselstätten in Untersteiermark in Gesellschaft 
der U. dioica und U. urens entdeckt. © August.“ Diese Pflanze 
scheint seit dieser Zeit nicht mehr gefunden worden zu sein, 
denn Herr v. Pittoni, ein rastloser Sammler steierischer Pflanzen, 
der einen Eifer im Verschaffen von Pflanzen entwickelte, wie es 
selten bei einem zweiten Botaniker der Fall sein mochte, besitzt 
Sie nicht in seinem Herbarium. Als Ref. im vorigen Herbste bei 
Prof. Suringar in Leiden das Koch’sche Herbarium consultirte, 
suchte er auch dort vergebens nach dieser Pflanze, sie scheint 
daher zu den kaum lösbaren Räthseln zu gehören, die Bedenken 
gegen die Mischlingsnatur gedenkt Ref. ein andermal weitläufger 
auszusprechen. . 
p- 86. „Iiudbeckia L. Köpfchen vielblüthig. Hüllblättchen 
2-reihig, blattartig, abstehend. Randständige Blüthen zungen- 


förmig, strahlend. Scheibenblüthen röhrig, 5-zähnig, vollkommen. . 


Acheuen 4-kantig mit einem kurzen Krönchen. Blüthenboden 
kegelförmig, spreuig-borstig.“ 

„R. laciniata L. Stengel aufrecht, ästig 2--3° hoch, kahl. 
Untere Blätter fiederspaltig mit eiförmigen, spitzen 3-lappigen 
Zipfeln, mittlere fast 3-theilig, obere eiförmig, gezähnt, Köpfchen- 
stiele sehr lang. Strahlenblüthen gelb, über 1” lang, Scheiben- 
blüthen bräunlich. Stammt aus Amerika, am Ufer des Seggau- 
baches bei Eibiswald in Unter-Steiermark häufig verwildert. 
(Feiller). — %. Juli, August.“ " 

p. 98 werden zwei in Koch’s Synopsis nicht angeführte Cir- 
sienbastarde erwähnt, jedoch nicht beschrieben und zwar: 

„Cirsium heterophyllo-paneiflorum. — C. Juratzkae Reichardt. 
— Im Gottesgraben bei Liesingen nächst Kallwang (Reichardt) 
und . 

„Ü. palustri-heterophylium Wankel. — C. Wankelii Reichardt, 
Ebendas. (Reichardt).“ Da Cirsium Wankelii Reichardt sowohl 
in Reichenbach’s Icon. XXV. p. 80. t. 121 und in Wimmers Flora 
von Schlesien 3. Aufl. p. 286 gut characterisirt, erachten wir es 
nicht für nöthig, deren Beschreibung hier nachzutragen. Was 
jedoch Cirsiem Juratzkae betrifft, wollen wir es nicht unterlassen, 
Reichardt’s Beschreibung (aus den Verhandlungen der k. k. zool. 
bot. Gesellschaft XI. p. 380—381) hierherzusetzen. 


Cirsium Juratzkae Reichardt 1. c. C, heterophylio-pauciflorum 


i85 


Reichardt I. c. Der Stamm 4-5 hoch, gefurcht und besonders 
in seinem oberen Theile spinnwollwebig, unterhalb entfernt be- 
blättert, oberwärts beinahe nackt, mehrfach verästelt, die 
oberste 6—10” lang, dicht spinnwollwebig. 

Die Blätter verschieden gestaltet; die grundständi- 
gen 1‘ lang, länglich, gestielt, mit 7—8” langer, in den 4—5” 
langen Blattstiel sich allmälig verschmälernder Spreite und stum- 
pfer Spitze; die unteren Stengelblätter länglich, 5—6” 


“lang, sitzend, mit den runden Oehrchen des verschmä- 


lerten Grundes den Stengel umfassend; die oberen 
Blätter lanzettlich, sitzend, mit der herzförmigen Basis den 
Stengel umfassend und allmälig in die linealen, 5--6 langen, 
die einzelnen Köpfchen stützenden Hochblätter übergehend. 
Sämmtliche Blätter fiedernervig, am Rande ungleich 
doppelt gezähnt-und dornig gewimpert; an der Oberseite zer- 
streut behaart, an der Unterseite zwischen den deutlich her- 
vortretenden Nerven dicht weiss spinnwollwebig. .Die 
Köpfchen von linealen Hochblättern gestützt, an der 
Spitze der Aeste einzeln, anı Ende der Hauptaxe zu zweien oder 
dreien genähert und dann 6—-8° lang gestielt, sämmtlich ni- 
ckend, rundlich, im Mittel $“ im Durchmesser haltend. Die 


"Schuppen des Hüllkelches bräunlich roth gefärbt, ange- 


drückt, wehrlos, am Rande nicht gewimpert; die äns- 
seren lanzettlich, 2'/, lang, 1“ breit, die inneren lineal 7“ lang, 
1‘ breit. Die Blüthen dunkel purpurroth, (weiblich) 9 lang, 
( et f 6 

t Bu 
tesgraben bei Kallwang. 

p. 219. „Silene viridiflora L. — DC. prodr. I. p. 378. Sten- 
gel aufrecht, 2—3° hoch, sammt den Blättern flaumig, oben klebrig 
beringelt. Blätter spitz, ganzrandig, die untern oval-spattelför- 
mig, die oberen eiförmig, kleiner. Blüthen in endständiger Rispe, 
Aeste 5-gablig-verzweigt, 3—vielblüthig. Blumenblätter grün, 
2-spaltig, Krönchen spitzgezähnt; Kelch 10-nervig, bei der Frucht-, 
reife aufgeblasen, Kapsel eiförmig, sehr kurzgestielt. — Auf dem 
Wotschberge (Maly), bei Neuhaus in Untersteiermark (Reichardt). 
— Juli, August. 

p- 220. „Heliosperma Reichb. Sitrahlensame. Diese Gattung 
unterscheidet sich von Silene durch die 4—5-zähnigen Blumen- 
blätter, eine einfächerige Kapsel, und die Samen, die am Rande 


) In zwei Exemplaren unter den Stammeltern im Got- 


488 


mit einem strahlenden 4-reihigen Kamme linegler Spreublättchen 
-umgeben sind.“ 

„Heliosperma eriophorum Juratzka Verhandl. der zool.-bot. 
Gesellsch. 1858. p. 37. H. glutinosum Reichb. Stengel rasig, 
3—8” hoch, weisszottig wie die ganze Pflanze, oben, gabelspaltig- 
ästig, 3—vielblüthig. 

p. 221. „Untere Blätter spaltig, in den Blattstiel verschmä- 
lert, die oberen lanzettlich sitzend. Kelche 2%” lang, 10-nervig, 
zur Blüthezeit trichterig, zur Fruchtreife kreiselförmig mit eiför- 
migen stumpfen Zähnen. Klumenblätter weiss, 4-lappig. Kapsel 
fast kuglig, 3 mal länger als der Fruchtträger, so lange als der 
Kelch. Auf Pelsen ober dem Römerbad Tüffer (Juratzka). — 
Juni.“ 

Als Finder ist Juratzka fälschlich angeführt statt des ver- 
storbenen Kreisgerichtspräsidenten Veselsky.. 

Als ältester Name ist übrigens Heliosperma glutinosum Rehb. 
Fl. exs. 1841. Nr. 2286 angeführt. Die übrigen Synonyme sind 
Silene glutinosa Zois herb. und Heliosperma Veselskyi Janka Bot. 
Zeitung 1859. p. 65. Wir wollen es’ unterlassen, hier die Con- 
troverse über die Haltbarkeit des Heliosperma als Gattung und 

: des Hel. glutinosum als Art anzuregen. 

pP. 225. „„Acer tataricum L. Host. Fl. Austr. 1. 478. Baum. 
Blätter gestielt, herzförmig, gesägt, undentlich gelappt. Blütben 
in endständigen Rispen. Blumenblätter weiss. Flügel der Früchte 
vorwärts gerichtet. — Mehrere sehr alte Bäume befinden sich am 
Pyramidenberge unter der Ruine von Marburg (Dietl). — April, 
Mai.“ 

 P. 232. „Impatiens parviflora L. DC. Prodr. I. 687. Stengel 
aufrecht. Blätter eifürmig, lang zugespitzt, gesägt. Blüthenstiele 
- blattwinkelständig, 3—4-blüthig. Blüthen aufrecht, gelb, klein, 
4“ lang, Sporn gerade. Kapsel kalıl. — Auf der Nordseite des 
Schlossberges von Graz verwildert. — Juli, August, 

p. 222. „Robiniu L. Akazie. Kelch fast 2-lippig, Oberlippe 
gestutzt-2-zähnig. Unterlippe 3-zähnig. Schiffehen kurz- und 
stumpfgeschnäbelt. Staubgefässe 2-brüderig. Griffel fädlich, fein 
behaart, Narbe endständig. Hülse auf einem kurzen stielförmi- 
gen Fruchtträger, lineal-länglich, tlach-zusammengedrückt, nicht 
aufspringend.“ ' 

„I. Psendacacia L. Baum bis 40° hoch, dornig. Blätter ger 
fiedert, Blättchen oval oder länglich, anzrandig, spitz oder aus- 
gerandet, stachelspitzig. Blüthen in blattwinkelständigen reich- 


487 


bläthigen Trauben. Blumen weiss, wohlriechend. Hülsen’ hol- 
perig, kahl, hängend. — Aus Nordamerika stammend, in Gärten 
und Alleen allgemein gepflanzt. — Mai, Juni.“ 

Die Pflanzen sind nach dem Endlicher’schen Systeme ge- 
ordnet, S. 259 befindet sich ein Verzeichniss der in der Fiora 
von 1838 und in den Nachträgen von 1848 irrigerweise angeführ- 
ten Pflanzen. 

Die Ausstattung ist, wie man dies bei Braumüller gewöhnt 
ist, eine äusserst nette. , 

Möge dieser Aufzählung bald eine Flora der schünen Steier- 
mark von kundiger Hand folgen, möge diese Aufzeiehnung zu- 
gleich von einem Schreiber der Flora Deutschlands gehörig ge- 
würdigt werden. Das Postulat nach einer Flora Gesammtdeutsch- 
lands ist schon ein kaum ‚mehr zurückweisbares, und so möge 
denn der Wunsch ausgesprochen sein, dass Döll oder ein an- 
derer der hervorragenden Floristen sich entschlösse, baldigst eine 
Flora Deutschlands zu veröffentlichen, da es bald 25 Jahre sein 
werden, dass Koch’s klassische Flora in zweiter Auflage erschienen. 


Bericht von einer botanischen Reise in Herje- 
dalen und angrenzenden Theilen Norwegens 
im Sommer 1867 von P. J. Helibom. 


(‚Fortsetzung.) 


In der Sennerhütte bei Midtakläppen brachten wir in allem 
ll Tage und Nächte zu, während welcher Zeit wir in allen Dingen 5 
nur auf uns selbst verwiesen waren. Das Holzhauen, Einheitzen, 
die Zubereitung der Speisen, die natürlicherweise sehr einfach 
waren, und alle übrigen oekononiischen Verrichtungen mussten 
wir selbst besorgen, da es keinen Menschen in der ganzen Ge- 
gend gab. Mit Lebensmitteln waren wir ziemlich versehen. Milch 
wurde uns aller 2 Tage aus den Axhöhen gebracht. Täglich fanden 
Excursionen statt, theils nach dem grossen Midtakläpp, der in 
allen Richtungen durchstreift wurde, theils in die niedrigere Um- 
gegend, theils auch nach dem kleinen Midtakläpp. Selten kamen 
wir vor 10 Uhr Abends nach Hause und früh Morgens (oft genug 
um 2 Uhr) wurden wir von der zunehmenden Kälte erweckt, die 
des Nachts so stark war, dass das Wasser mit Eis bedeekt wurde, 


188 


Als uns der Regen an längeren Ausflügen hinderte, waren wir 
mit der Besorgung der gemachten Ernte ausschliesslich beschäf- 
tigt, die sehr langsam austrocknete, weil die Temperatur in un- 
serer Wohnung sehr niedrig und dazu feucht war. Auf diese 
Weise floss bei ständiger und anhaltender Arbeit die Zeit, 
wenn auch gerade nicht angenehm, so doch mindestens ziemlich 
rasch dahin. Allerdings erwachten wir jeden Morgen von star- 
kem Schnupfen angegriffen, die Augen durch Zugluft und Feuch- 
tigkeit angeschwollen und die Glieder vor Kälte erstarrt; die 
Augen wurden aber bald durch kaltes Wasser wiederhergestellt, 
der Schnupfen durch eine Tasse Kaffee gelindert und die starren 
Glieder durch eine anstrengende Wanderung die Abschüsse des 
Midtakläpps hinauf wieder erweicht. Manche Unfälle traten auch 
in unserer Oekonomie ein, z. B. als ein Fuss unseres einzigen 
Grapens losging, und ein grosses Loch im Boden desselben nach 
sich liess, worauf wir viele Kunst brauchen mussten, um unsere 
Kartoffeln kochen zu können, oder als unser Milchbote während . 
ein Paar Tage unser durchaus vergass, wodurch wir auf das 
Wasser, das freilich in reichlicher Menge aus den uns umgebenden 
Schneefeldern herzuströmte, ausschliesslich verwiesen wurden. 
Diese kleinen Verdriesslichkeiten, gleichwie das unbequeme 
Leben überhaupt wurden jedoch leicht ertragen in Betracht 
der unstreitig reichen Ernte, die wir hier machten und der rei- 
chen Flechtenvegetation, die hier vorhanden war. Von ihr will 
ich jetzt eine kurze Darstellung geben, wobei auch die Moos- 
vegetation mit wenigen Worten berücksichtigt werden soll. 
. Der grosse Midtakläpp besteht aus Glimmerschiefer , der 
jedoch mindestens am Gipfel des Gebirgs einen starken Kalk- 
erdegehalt enthalten dürfte, sofern man dies sowohl aus den da- 
selbst vorkonımenden Flechtenarten, ‚als auch daraus, dass sich 
auf dem höchsten Gipfel Kalksteinfliessen befanden, schliessen 
kann. Die nördliche Seite des Gebirges ist beinahe senkrecht, 
die östliche ist in drei Absätze getheilt, wogegen die südliche 
und südwestliche Seite weniger steil sind und allmälig in das Ge- 
birgsplateau übergehen, das nach Süden hin von der Thalsenkung 
des Ljusne elf begrenzt wird und nach Südwest und Westen sich 
bis an das Skarsgebirge und Helagsgebirge verbreitet. Nach We- 
sten hin liegt der kleine Midtakläpp, von dem grossen durch 
einen Bach, der in den Fluss Midta fällt, getrennt. Hier tritt 
Thonschiefer auf. \ 


» Da also die hiesige Bergformation beträchtlich. einförmiger 


4189 


als die im Funnesdal ist, und dazu die vorkommenden Bergarten 
keine ausgedehnten, zu Tage liegenden Oberllächen zeigen, da fer- 
ner sowohl das Gebirgsplateau als auch die Absätze der Abschüsse 
von Erde und Moos bedeckt sind, sind die eigentlichen Stein- 


“flechten vergleichsweise wenige an der Zahl. Es ist nämlich nur 


auf den am Fusse des Gebirgs zerstreuten erratischen Blöcken der 
Ort, wo sie sich ungehindert entwickeln konnten. An den senk- 
rechten Abschüssen wird die Vegetatiom dureh oft eintreffende 
Einstürze, unaufhörlich herabsickerndes Wasser und durch die Nei- 
gung der grobblättrigen Gesteinsart zum Zerfallen immer ge- 
hemmt. 

Als die bemerkenswertlesten Steinflechten auf Glimmer- 
schiefer können angeführt werden: Xanthoria elegans, Gyalerta 


. eupularis, Lecanora frustulosa, Polyblastia seotinospora, Stauro- 


tele clopima nebst den mehr und weniger gemeinen Rarmelia 
centrifuga, Haemalomma ventosum, Lecanora badia, cenisea und 
polytropa, Rhizocarpon geographicum u. s. f£. Am Thonschiefer 
würde hauptsächlich bemerkt: Binodina eonfragosa, Parmelia 
stygia und alpicola, Lecanora cenisea, Leeidea tenobrosa, aglaca 
und armeniaca. 

Wenn demnach die Steinflechten der geringen Abwechslung der 
Gesteinsarten und den übrigen eben erwähnten Verhältnissen zu- 
folge leicht genug aufgezählt sind und bei weitem nicht eine 
solche Mannigfaltigkeit, wie die am Funnesdalsberg vorzeigen, 
sind hingegen die Erdflechten sowohl am Fusse des Gebirges als 
auch in den Absätzen der Abschüsse und besonders auf den Ge 
birgsplateaux desto zahlreicher. Unterhalb des Gebirgs wurde 
angetroffen: Biatora castanea, Lecanora orulata, ‘Psora atrorufa, 
Helocarpon crassipes, Lecidea alpestris, Buellia scabrosa u. 8. f. 
In den Gebirgsspalten und den Absätzen nahe am Gipfel kamen 
vor: Psora lurida und deeipiens, Dimelaena nsmbosa, Polyblastia 
bryophila, Biatora cuprea und miscella und auf Moos Nephroma 
expallidum; auf dem Gebirgsplateau Gyalerta foveolaris, Rinodina 
mniaroea und turfacea, Lecanora bryontha, subfusca, muscorum 
und pallescens var.- Upsaliensis, Lopadium pezizoideum, Caloplaca 
Jungermannia, Bilimbia sımeomista, Rhexophiale coronala (sehr 
selten), Pertusaria glomerata, Desmalocarpum einereum, am höch- 
sten Gipfel Plarodiam fulgens 8 alpinum und die bisher nicht 
publicirte neue Art Gyalecta dilatuns Th. Fr. 

Was nun die Moosvegetation betrifft, so kamen in den Süm- 
pfen am Fusse des Gebirgs ausser gemeineren Arten vor: Splach- 


489 


num sphaericum, Catoscopium nigritum, Cynodontium virens, jun- 
germannia cordifolia, Paludella squarrosa, Dieranım elongatum 
var. sirictum, Mnium cinclidioides, Hypnum filicinum, Meesia 
uliginosa und an lehmigen Bachstränden Dieranella subulata, 
Oligotrichum hercymicum und Bryum Ludwigii gracilescens. Hö- 
her an den Gebirgsabschüssen wuchsen: Hylocomium Oakesii, 
Bryum pallescens und cirrhatum, Webera nutans, Mnium ortho- 
rhynchum, Deesia uliginosa alpina, Encalypta rhabdocarpa,- He- 
terbcladium heteropterum, Pseudoleskea atrovirens und auf den 
Absätzen nahe am Gipfel Mnium hymenophyllum, Örthothecium 
chryseon und rufescens, Hypnum Halleri, Stylostegium caespititium 
und obenan auf sonnigen Stellen Hypnum rugagum und Aulacom- 
nion turgidum. 

Ich gehe nun wieder zu meinem Reisebericht zurück und 
will vorerst eine kurze Darstellung der beiden oben bereits er- ' 
wähnten Excursionen nach den Axhöhen und sodann nach dem 
Ljusnestöt und Ramansberg liefern. 

Am 30. Juli trat endlich nach einem dreitägigen anhaltenden 
Regen, während welchem wir eifrig damit beschäftigt waren, un- 
sere Ernte vor Verderben zu schützen, und uns zu Hause halten 
mussten, ein klarer und ziemlich sonnenwarmer Tag ein. Es 
wurde uns jetzt möglich, unsere Pakete Bogen für Bogen in dem 
warmen Sonnenschein auszubreiten, obgleich es grosse Achtsam- 
keit erforderte, um ihr Wegführen durch den ziemlich starken Wind 
zu verhindern. Das Austrocknen ging jetzt rasch von Statten. 
Was in der feuchten Sennerhütte nicht während vieler Tage aus- 
gerichtet werden konnte, das ging nun binnen einiger Stunden 
leicht vor sich und schon gegen Abend hatten wir das Vergnü- 
gen, unsere Ernte in solchem Zustand zu sehen, dass wir sie 
ohne Gefahr für eine längere Zeit verlassen konnten. Wir ver- 
liessen daher am folgenden Tage unsere Hauptstation, durch- 
wadeten. den Fluss Midta und begaben uns in eine jenseits des 
Flusses liegende Sennhütte, von wo ayıs wir die Axhöhen zu be- 
suchen beabsichtigten. Diese Hütte war wo möglich noch arm- 
seliger als diejenige am Midtakläpp. Der Herd bestand nur aus 
einigen in der Mitte des Zimmers liegenden Steinen ohne Schorn- 
stein. Durch eine Oeffnung im Dache, durch welche auch das 
Licht einfiel, ging der Rauch aus, der bei jedem Windstoss das: 
Zimmer erfüllte. Dazu war unser Raum sehr beschränkt, indem 
ausser uns zwei Personen darinnen wohnten. Dessen ungeachtet 
fanden wir die neue Wohnung ziemlich erträglich, da die Nach- 


191 
- barschaft der Menschen einen angenehmen Eindruck gegenüber un- 
serm vorher einsiedlerisches Leben mächte, Lange währte auch unser 
Aufenthalt hier nicht, denn schon am folgenden Tage mar- 
schirten wir nach den Axhöhen ab, die wir nach einer höchst 
beschwerlichen Wanderung durch die zuletzt pfadlose Wildniss 
erreichten. 
Weil es diesen Tag sehr windig war, wurde es unmöglich, 
das Gebirgsplateau zu besteigen. Wir mussten uns daher in der 
lee halten und wanderten also die Abschlüsse entlang dicht unter 
dem Gebirgsgipfel. Die Gesteinsart war Glimmerschiefer. Die 
dortige Flechtenvegetation schien derjenigen am Midtakläpp sehr 
ähnlich zu sein, obgleich sie viel ärmer war, weil grosse Berg- 
einstürze hier eingetreten waren, die mit Schutt und Erde 
grosse Strecken der Abschüsse verschüttet hatten. Keine Flech- 
tenart konnte hier eingesammelt werden, ausser Lecanora fru- 
stulosa und Staurotele clopima,. wurden jedoch Aspicilia calca- 
 rea, Ualoplaca aurantiaca und Thalloidima candidum, welche ich 
im Midtakläpp nicht gefunden hatte, daselbst bemerkt. 

Ausser gemeinen Moosen wurden beobachtet: Orthothecium 
chryseon, Hypmum Halleri, Myurella julacea, Stylostegium caespi- 
titiion, Distiehium inelinatum und capillaceum, Hypnım Sentneri. 
Eingesammelt wurden: Timmia bavarica, Encalypto rhabdocarpa, 
Meesia uliginosa alpina und Tortula aciphylla Br. et Sch., welche 
letzterwähnte auf der schwedischen Seite von Kölan nur an we- 
nigen Stellen gefunden worden ist, 

a Gegen die Nacht kamen wir wieder in die Sennhütte zurück. 

Daselbst verweilten wir nun den folgenden Tag, während 
dessen Parnelia hyperopta, Lopacium pezizoideum, Aspieihia ci- 
nereorufescens, Biatora cinnabarina und Varicellaria miecrosticta 
eingesammelt wurden. Während dieser Tage begannen auch erst 
die berlichtigten Mücken, welche durch die nach den regnerischen 
Tagen etwas zunehmende Wärme in grossen Schaaren hervorge- 
lockt wurden, sich zu zeigen. Da ich vorker aber während eines 
Sommers in Lappland ihren dort viel zahlreicheren, grösseren 
und heisshungerigen Stammverwandten ausgesetzt war, fielen sie 
mir hier vergleichsweise. weniger beschwerlich. 


(Fortsetzung folgt.) 


192 


Annonee. 


Monsieur Reverchon, Botaniste & Briangon Hautes alpes, 
France, continue d’explorer pour la botanique toutes les alpes du 
Dauphin& de la Savoye et du Pi6mont. 

La bonne preparation et le grand: nombre de specimens com- 
plets, composant chaque centurie de ses plantes, compensent 
largement l’augmentation de prix qu'il & &t& oblige de fair subir 
a ses coll&etions, lesquelles sont fixdes irrevocablement ä& 20 frs. 
les 105 especes. Les centuries sont expediees et emballdes avec 
le plus grand soin. 


Verzeichniss .. 
der für die Sammlungen der kgl. botanischen Gesellschaft ein- 
gegangenen Beiträge. 


53. Bulletin de la Soc. imp. des Naturalistes de Moscou. 1867. nr. 2. 

54. Jahrbücher des nassauischen Vereins für Naturkunde 19, und 2. 
Heft. Wiesbaden 1864-1866, u 

55. Baker: On the geographical Distribution of Ferns April 1867. (aus 
Transaet, ofthe Linn, Soc. Vol. 26). 

56. Jahresbericht des naturwiss, Ver. von Elberfeld und Barmen. 3, a. 4. 
Heft, 1858. 1863. . 

57. Abhandlungen, herausgeg. vom naturwiss. Verein in Bremen. 1. Bd, 

3. Heft 1868. ; 

58. Verhandsungen des naturhistorischen Vereins der preussise hen 
Rheinlande und Westphalens. 24. Jahrgang. 1. und 2. Hälfte, 
Bonn 1867. 

59. Giornale di scienze natureli ed economiche 1867. Vol. IL fase. 4. 
Palermo. 

60. Sorensen: Bereining om en botanisk Reise etc. Christiania 
1867, 

61. Einige Seperatabdrücke von Masters aus Linn. Soc. Journ. 

62. Internationaler Botan. Congress. London 1866. 

63. Wossidlo: Ueber Wachsthum und Structur der Drachenbäume. 
Breslau 1868, 


64. Mabille: Recherches s. 1. plantes de la Corse, Paris 1867. 1. fase. 


Redaeteur: Dr. Herrich-Sch äffer. Druck der F. Neubauerschen Buch- 
drückerei (Chr. Krug’® Wittwe) in Regensburg. 


NM 13 


Regensburg. Ausgegeben den 20. Ma. ‚IS68. 


Inhalt. K. W. van Gorkom: Bericht über die Cultur der China- 


"rindenbäume auf Java im J. 1867. — P. J. Hellbom: Bericht von einer bo- 


tenischen Reise in Herjedalen und angrenzenden Theilen Norwegens. — 
Annonge. , j 


Bericht über die Kultur der Chinarindenbäume auf Java 
im J. 1867 von K. W. van Gorkom. 


Aus dem Holländischen mitgetheilt von Hasskarl. 
(cf. Flora 1867 p. 273—282 , 374—376;, 1868 p. 97—98.) 


Die während des abgelaufenen Jahres erlangten Resultate bei 
der Kultur der Chinarindenbäume sind in jeder Beziehung be- 
friedigend gewesen. . Die Pflanzungen sind ansehnlich ausge: 
breitet worden; die Entwickelung der Pflanzen liess nichts zu 
wünschen übrig; die Vermehrungseinrichtungen befinden sich in 
gutem Zustande und sind noch reichlich versehen. Arbeit und 
Materialien wurden mehr angeboten als nöthig war; über die 
Menge und Beschaffenheit der verrichteten Arbeit kann mit Grund 
nicht Klage geführt werden. 

Durch Regierungsbeschluss vom 6. Juni 1867 N®. 16 ist diese 
Kultur unter die Leitung des Direetors der inländischen Verwal- 
tung gekommen, welcher auch die übrigen Kulturen unter sich 
hat. Dieser Beschluss hat der Chinarindenkultur die Stütze und 
Mitwirkung vorsichert eines Oberbeamten, dessen Stellung und 
Einfluss wesentlich zur Befestigung und Blüthe dieser Unter- 
nehmung beitragen werden. 

Flora 1868, 13 


194 


In den Hauptgrundsatzen der Anzucht und des Pflanzens sind 
keine Veränderungen für nöthig erachtet worden. Die Beschaf- 
fenheit des Wetters im J. 1867 war im Allgemeinen nicht un- 
günstig; nur im III. Quartal hatten die Pflanzungen von heftigen 
Winden und im October und November auch von anhaltendem 
starken Regen zu leiden. 

Die neuen Pflanzungen sind durch ihre Lage sowohl wie die 
Weise der Anlage derselben weniger dem schädlichen Einfluss 
und der Vernichtung der Waldthiere ausgesetzt. Die Würmer 
und Larven von Insekten, welche auf einzelnen Pflanzungen dann 
und wann die jüngsten Pflanzen abfrassen, verwüsten nicht so 
viel und so fortwährend, dass man sich deshalb zu beunruhigen 
hätte, 


“ 


Vermehrung. 

Es werden fortwährend noch Saamen von Cinchona Calisaya 
geärndtet, so dassnur ausnahmsweise noch die Vermehrung dieser 
vorzüglichen Art durch Stecklinge Statt findet; von den übrigen 
guten Arten hat man noch keinen Saamen erzielen können, doch 
fangen jetzt viele C. suceirubra, ein Paär C. lancifolia und eine 
C. Condaminea an zu blühen, so dass im Laufe von 1868 davon 
Früchte zu erwarten sind. 

Stecklinge wurden geschnitten von ©. succirubra und CO. Con- 
daminea, jedoch nicht mehr als ohne Schadtn und selbst mit 
Nutzen von kräftigen Mutterpflanzen abgenommen werden konngen. 
In einem früheren Berichte ist bereits angeführt worden, dass 
bei der Voraussicht, um innerhalb einer gewissen Zeit gute Saa- 
men erndten zu können, nicht mehr an das Vermehren der €, 
lancifolia durch Stecklinge gedacht wird, welches nur auf Kosten 
der noch wenig zahlreichen Exemplare dieser Art geschehen 
könnte, 

Aus englisch Indien wurden im Mai 1867 Saamen von C. 
suceirubra, CO. Condaminea und C.. micrantha angeboten; durch 
diese Hülfe konnten genannte 3 Arten vermehrt werden und mit 
Freude wurde vernommen, dass dieselbe zu gelegener Zeit wie- 
derholt werden sollte. 


Während 1867 ist der Vorrath an Pflanzen vermehrt wor- 
den mit 


195 


308208 O. Calisaya, 
2727 C. succirubra, 
10317 C. Condaminea und 
. 383 CO. micrantha, 


zusammen 321635 Pflanzen und wurden dann in die 
regelmässigen Pflanzungen eingesetzt 
142796 :C. Calisaya, 
2313 CO. suceirubra, 
6995 ©. Condaminea, 
2 C. micraniha und 
151 (Ü. lancifolia, 


im Ganzen 152257 Pflanzen. 


Gute 100 Bau Landes sind zu dieser ansehnlichen Ausbrei- 
tung urbar gemacht worden; über 70 Bau urbar gemachten Bo- 
dens bleibt bleibt beschickbar für ungefähr 100,000 Pflanzen, die 
im I. Quartal 1868 ihre feste Stelle erlangen werden. Im folgenden 
Täfelchen erlangt man eine vergleichende Uebersicht der Ver- 
grösserung der Pflanzungen während der letzten 5 Jahre. Es 
waren vorhanden Ende der Jahre n 


1863 | 1864 | 1865 | 1866 | 1867 . 


©. Calisaya 12093 | 20141 | 37107 | 189112 }'497320 
Ü. sueeirubra 89 166 469 | 2832 | 5559 
C. Condaminea —_ | 187 | 8252 | 18569 
C laneifolia 251 | 261 | 472] 590 | 569 
C. mierantha 1 1 1] 3| 386 
Im Ganzen . 12434 | 20569 | 38236 | 200789 | 522403 


Von diesen waren in freien Grund gepflanzt zu Ende der ‚Jahre 
1863 | 1864 | 1865 -[.as66. | 28er 


C. Calisaya 7408 | 11007 | 27072 | 56145 | 198941° 
C. succirubra Tı]| 81 341 | 792 | 3105 
U. Condaminca — | — | 12 | 2464 | 9459 
C. lancifolia 14 | 1] 32] als| 56 
C. mierantha 1| 1| 1| 1 3 
Im Ganzen . 7584 | 11260 | 27758 | 59820 | 212077 


13 * 


196 


. Die Anzahl der ©, Pahudiana und:der davon nicht zu un- 
terscheidenden C. lanceolafa kann selbst annäherungsweise nicht 
mehr angegeben werden. Die Ursache davon ist im vorigen 
‘Jahresbericht (Flora 1867 p. 277) angegeben und sind diese Gründe 
durch die Zeit nicht schwächer, eher noch verstärkt worden. Auf 
den verschiedenen Pflanzungen kommen viele Tausende und 
darunter sehr schöne und kräftige Bäume der U. Pahudiana vor, 
‘die Bürgen dafür sind, dass diese Sorte nicht verloren geht. 


Arten der Chinarinden-Bäume. 


Die nähere Bestimmung einiger zweifelhafter Pflanzen durch 
Hrn. Prof. Miquel wird noch erwartet; mit ziemlich grosser 
Gewissheit kann inzwischen angenommen werden, dass wenig- 
stens 3—4 Varietäten der C. Calisaya auf Java in Cultur sich 
befinden, sowie dass auch unter den Pflanzen der CO! suceirubra 
und CO. Condaminea botanische Verschiedenheit wahrzunehmen ist. 

Die Pflanzen, welehe aus dem im December 1865 aus Ame- 
rika erhaltenen Saamen erzogen wurden — 20000 Stück und mehr — 
entwickeln sich vortheilhaft und schnell; die ältesten davon ste- 
hen seit September 1866 in freiem Grunde und haben grössten- 
-theils eine Höhe von 1'/, bis 2 Meter erreicht, während ihr äus- 
seres Erscheinen zu der Hoffnung berechtigt, dass sie zu kräf- 
tigen Bäumen aufwachsen werden. 

Eben so günstig ist die Entwicklung der Calisaya-Pflanzen, 
die aus Ende 1864 aus Amerika empfangenen Saamen gezogen 
wurden; die ältesten Pflanzen hiervon, welche gegen Juni 1865 
in’s Freie gepflanzt wurden, besitzen gegenwartig eine Höhe von 
etwa 3 Meter. 

Es verdient besondere Beachtung, dass ungefähr 3000 Pflan- 
zen, aus britisch-indischem Saamen gewonnen, anfangs einen ganz 
eigenthümlichen Charakter zeigten, der einigermassen an C. mi- 

‚ erantha erinnerte. Sie wachsen ungemein schnell; obgleich die 

Saamen erst im August 1866 ausgesäet wurden, so haben die 
meisten daraus erzielten Pflanzen bereits eine Höhe von 1 Meter 
erlangt. - 

. Die Bemühungen der hohen Regierung, um direct aus Ame- 
rika Saamen von C. succirubra und C. lancifolia zu erlangen, 
schienen nicht mit günstigem Erfolg gekrönt zu werden ; doch wäh- 
rend des Druckes des Jahresberichtes langten ein Paar Tausend 
Saamen von Ü. succirubra aus Neu-Granada an, welche durch - 


197 


Vermittelung des niederländischen Consuls zu Caracas, des Herrn 
‚Roldanus empfangen waren. 

Um so viel als möglich auf Java von allen Sorten des China- 
. rindenbaumes einige Exemplare in Besitz zu bekommen, ist aber- 
mals die Güte des Herrn Mc Ivor zu Utacamund in Anspruch ge- 
rommen und derselbe um einigen Saamen von Ü. peruviana und 
©. nitida ersucht worden. 


Chemische Untersuchungen. 

Die Resultate der in 1865 nach den Niederlanden geschickten 
Chinarinden sind noch unbekannt geblieben. Im September 1867 
sind einige Java-Chinarinden an Dr. de Vry im Haag geschickt 
worden, der selbst darım gebeten hatte; seine Untersuchungen 
werden wohl über manche- Frage näheres Licht verbreiten. Herr 
Maier zu Welterreden (bei Batavia) hat über seine neueren 
Untersuthungen junger Wurzeln von C. Pahudiana einen VOor- 
läufigen Bericht eingeliefert. Die Resultate davon scheinen "nicht 
ungünstig zu sein; ehe jedoch die Einzelnheiten dieser Unter- 
suchungen bekannt geworden sind, lässt sich über den relativen 
Werth dieser Wurzeln wenig sagen. Nur das verdient angeführt 
zu werden, dass im Falle die Zucht von solchen jungen Wurzeln, 
in der Weise wie die von Meerkrapp, erwünscht sein sollte, von 
besseren Chinarindensorten als der U. Pahudiana Saamen genug 
vorhanden ist, un damit Versuche im Grossen anstellen zu 
können. 

Ueber den Werth der Rinde von C. Pahudiana hat Howard 
in einer Versammlung der Linnean Society zu London auf Grund 
neuer Untersuchungen und Berichten von Mäklern sehr ermu- 
thigende Erklärungen mitgetheilt. Es wäre vielleicht anzurathen, 
einige hundert Pfund dieser Rinde nach Europa zu senden, um 
auf diese Weise den Handelswerth kennen zu lernen. 


Wachsthumsfähigkeit der Chinarinden-Bäume auf 
Java. 

Nach dem was oben schon über diesen Gegenstand mitge- 
theilt worden ist, bedürfen die hier folgenden beiden Tabellen 
kaum einer näheren Erläuterung; sie können besser als nähere 
Beschreibung ein Bild der Wachsthumsfähigkeit der Chinarinden- 
bäume auf Java-geben. Bemerkenswerth sind die Unterschiede 
in der Entwicklung der Pflanzen je nachdem sie {mit oder ohne 
Schatten gezogen werden. C. succirubra Nr. 4 auf Tabelle B. 


ist. ungefähr 16 Monate alt und’ besitzt einen Stamm, der im 
Umfange dem der Mutterpflanze gleicht. Diese wurde 1862 
einige hundert Fuss höher unter dem Schatten der Waldbäume 
gepflanzt und wuchs dennoch nicht ungünstig in Folge der ihr 
fortwährend zugewendeten besondern Sorgfalt; in den beiden 
letztern Jahren lieferte sie etwa 100 Stecklinge, die in. üppigem 
Wuchs mit der erwähnten Nr. 4 wetteifern. 

Die C. Condaminea-Pflanzen wachsen am üppigsten in den 
höher gelegenen Pflanzungen von Kawah-Tjiwidei und Rantja- 
bolang, wo dagegen die ©. Calisaya - Pflanzen zurtckbleiben. 
Wenn es wahr ist, dass die in Amerika gefällten C. Condaminea- 
Bäume in der Regel micht höher als 9—12’ hoch werden, dann 
wird auch auf Java von dieser Sorte bald der vortheilhafteste 
Erfolg gewonnen werden. Denn unsere ältesten Pflanzen sind, 
kaum mehr als 2 Jahre alt, schon 1'/,—2 Met. hoch. 

Die C. Calisaya-Pflanzen lassen im Allgemeinen Nichts zu 
wünschen übrig; einige scheinen sich zu Bäumen, andere nur zu 
Sträuchern entwickeln zu wollen, doch besteht kein Grund, diese 
versehiedenen Neigungen dem. Artunterschiede zuzuschreiben ; 
viel wahrscheinlicher scheint es, dass Standort, Kraft des Saa- 
mens etc. darauf. Einfluss ausübt: u 

Den grössten Verlust durch Sterblichkeit erleiden die aus 
'Stecklingen erzogenen Pflanzen, weniger ‘jedoch weil sie Steck- 
lingspflanzen sind, sondern weil sie von alten mageren Mutter- 
bäumen entnommen werden mussten. Dieser Umstand kann kein 
Wunder nehmen, wenn man bedenkt, dass der Steckling nur ein 
Theil der Mutterpflanze ist, den man zwingt, selbsttändig sich 
weiter zu entwickeln. - “ 

Das meiste Glück haben wir. mit der C. luneifolia gehabt ; 
in der Meinung, dass ‚diese Sorte nur in den höchsten Berg- 
strichen wachsen könnten, wurden sie früher nur nach diesem 
Prinzip gepflanzt. Die Lage dieser Pflanzungen machte aber eine 
regelmässige Aufsicht und Pflege derselben unmöglich, und so 
wurden nach und nach trotz der besten Vorsorge die schönsten 
Pflanzen von O. lancifolia durch Rhinocerosse und ‘wilde Kühe 
(Bos Banteng) vernichtet; ja es hatte den Anschein, als ob diese 
Thiere mit Auswahl stets die besten Pflanzen zu zerstören such- 
ten und gerade durch die künstlichen Hindernisse gegen ihre 
Zerstörungssucht herausgefordert worden wären. Desshalb sind 
im verflossenen Jahre die noch übrig gebliebenen Pflanzen von 
©. lancifolia in tiefere, günstiger gelegene Pflanzungen versetzt 


4199 


worden und hat diese Massregel bis heute nur Grund zur Zu- 
friedenheit gegeben. 

Jım Jahresberichte über 1864 wurde nach den bis dahin ge- 
machten beschränkten Erfahrungen die Meinung ausgesprochen, 
dass die Chinarindenkultur bei guter Behandlung nach 8—10 
Jahren so weit gediehen sein werde, um Rinde gewinnen zu können. 
(Flora 1866 p. 486); jetzt kann mit mehr Grund und Ueberzeu- 
gung diese Erklärung erneuert werden. . Zwar sterben viele Pflan- 
zen frühzeitig und bleiben andere im Wachsthum sehr zurück; 
im Ganzen aber ist der Zustand der Pflanzen sehr günstig und 
ist nicht aus den Augen zu verlieren, dass dergleichen Erschei- 
nungen bei jeder Cultur wahrgenommen werden und dass eine 
Pflanze auf fremdem Boden, wenn sie auch da acclimatisirt ist, 
doch selten das Alter und die Grösse erlangen wird, welche in 
dem Mutterlande ihr zu Theil wird. 

Die Enttäuschungen, die von unvollständiger oder mangel- 
hafter Ausführung der gegebenen Vorschriften herrühren, kommen 
häufig vor; es ist unmöglich, dass der Leiter einer ausgebrei- 
teten Kultur sich: bei allen besondern Fällen persönlich und fort- 
laufend von der richtigen Ausführung seiner Befehle überzeu- 
gen kann; wenn er aber zufällige oder muthwillige Abweichungen 
wahrnimmt, ist Wiederherstellung derselben meistens ganz un- 
möglich. 


200 


A. Tabelle über das relative Wachsthum der verschiedenen 
Cinchona-Sorten während eines Jahres. 


“ | y; ! Umfang der 
E Länge am ' Stämme am 
[ee] i N 
. v 1. Jan.|1. Jan. 1. Jan.!ı. Jan. Bemerkungen 
3] @ehona | 1867) 1868 | 1867 | 1868 e 
5 —, 
Z Meter Meter | Meter Meter 
Steckling-Pflanzen Die Bäume von 
1. Calisaya | 6.2701 4.570) 0.3851 0,350| Be Ak Ale 
2. Pahudiang 10.900] 11.900" 0.330| 0.315 emessen wur- 
. 1 3. Zanceolata 8.180) 9.200) 0.277| 0.230] den, sind durch 
S | 4 lancifolia | 5.760) 6.800) 0.177] 0.230] Thiere des Wal. 
= 15. sureirubra 1 7.200| 8.200 0.320| 0.3705 worden. 
E Sämling-Pflanzen. . 
© 16. Calisaya 6.000| 7.100) 0.279| 0.350 . 
nn 17. Pahudianu 9.600| 9.0001 0.247| 0.340] Hat seine Spitze 
© . verloren. 
Bäume ausNieder- 
Pi ‚land. 
© 19. Calisaya 7.300| 7.800 0.350, 0.355 
10. Pahudiana || 10.700| 11 200 0.460! 0.460 
11. lanceolat« 5.200} 6.500) 0.186! 0.195 
22. succirubra 3.600} 4.300 0.110) 0.200 
Steckling-Pflanzen i 
12. Calisaya ! 5.300) 5.8501 0.150| 0.170 
13. Pahudiana || 7.900| 9.2001 0.147! 0.160 Der in 1866 ge- 
. [14 lanceolata | 4.770| 5.000| 0.139 0.160] messene Basm 
= 115. lancifolia 6.280] 6.8001 0.190) O.170J- ist durch ein 
3 |16. succirubra \ 4.150 4.800 0.140| 0.185] Rhinoceros ver- 
- nichtet, 
= | Sämling-Pflanzen 
> [17. Calisaya 5.9001 6.600) -0.248] 0.330] Die grössten 6. 
= 118. Pahudiana | 8.750) °9.0001 0.187! 0.225] Condaminen 
hoch 
5 Bäume aus Nieder- ” 
land, 
19, Calisaya 4.670) 5.2001 0.230] 0.265] „ie ältesten ©. 
20. Pahudiana || 9.300| 10.200) 0.2601 0.285] „nie ältesten ©; 
21. lanceolata | 5.200) 6.1001 0.138] 0.145] 5.390 hoch und 
haben einen Um- 
fang des Stam- 
mes von 0.260 


B. Tabelle über das Wachsthum eini 


ger Pflanzen in den nach 


sätzen angelegten Pflanzungen. 


den neuen Grußd 


Erläuterungen. 


vr. 


Hp mu umgep SIq Isyoga Susgog-efuey-iL Hepm-lL-emeyy uodunzuepg usuade 
3 9ygy up av ‘33707 uejsdıddn we nme Sep Aunzenıng 19891P Ve opeıe 

yore yprapdqo “oA USZUBNF oujay offeqeL Aesoip uf uaummoy Zunund-Juory ah 

. - "wawueRg JOP Spusjenz, usjysajyas uoyorwdunaıds 
an wep uf jslour J8MZ Dun uay9opyaa uaysesifn ayomınyen Zn Di PN any Hals uasseL 
Yoraygmsd "usqiejsge pım upsyugiy ‘usgey FylaLl® ug ensimad aus als uusMm 
usdodep alspue pun usqlerqyoninz UsZUBgT PalA yone uusm uedryynumus Fyoru 89 
JAsp uoydasyeL], uoyp[os eg “seumugg sap saduepug sap euysunz aadıssguyprojd. ru 
ussyssMmad "ap Z SaLger Saufs aynar] mr PUIS sufozurs !swugjsysu4 uaurswodle sap 
uıoJor; PIIg UrO uaUUgy Sg "ussermadur usdunzusgg Uap nf ep Pun ary YOTLINAITTM 
uUSPuUos ‘Jysnsadene Jyatu uopma “uspıaem uassauad yasrpoLıed ayofaA ‘uazuegg a 


So 
Non 
27 


0 
0 
5 
0 
5 
5 
.100 
0 
00 
0 
7 
5 
5 
0 
0 


Umfang des 
Stammes 
anı 31. Dec. 


0.075 


50] 0.075 


3.0 


1866 | 1867 | 1866 | 1867 


Höhe am 


1.530] 2.400) 0.090 
1.240] 2.100) 0.080 
1.110] 2.2001 0.060 
1.730 8.0501 0.065 
2.000] 2.900) 0.100 
2.050 2.00 0.085 
2.020] 2.960) 0.150; 0.24 
2.000) 2.330) 0.170| 0.26 
1.280| 2.3001] 0.065| 0 
0.390) 1.500) 0.045] 0 


2.250] 3.0 
1.800] 3.850) 0.110] 1 


2.450 
1.740| 2.650) 0.060] 0.09 


2.170) 3 830) 0.160| 0.28 
1.800| 2.800) 0.060| 0.09 
1 9001 2.700 0.0601 0.08 


Datum der ] 31. Dechbr. 


Anpflanzg. 


II 


Mai 1864 | 2.400] 3.100) 0.070 

Febr. 1865 | 2.4401 3.270] 0.150) 0.27 

Sept. 1865 | 2.320] 4.000) 0.170] 0.310 
0 


Mai 1865 
Mai 1864 


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| 1 Mai 1865 


10 
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12 


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4 


UEnAN-ILL, N UERUN-UL NASEN UENIEN-I], 


33108 


vhosım) DuoyauN) DAgNAWDINE voyofiun] 'd 


d, 


die aus amerikanischem 


ihr Aussehen ist frisch und kräftig und kom- 


) 


d seit October 1866 in den freien Grund gebracht sin 
men darunter Pflanzen von mehr als 2 Meter Länge vor. 


n un 


ge 


aminea üppig. Die 20000 €. Calisaya-Pilauzen, 
entwickeln sich vortheilhaft ; 


Cond 
Saamen erzo 


20R 


Arsbreitung der Chinakultur auf Java. 


Ueber die Probe-Anpflanzungen def China-Bäume auf dem 
Dieng-Gebirge sind aus Bagel&n (Flora 1867; p. 280) die gün- 
stigsten Nachrichten eingelaufen; ebenso lauten die Berichte aus 
Besuki’sehr günstig. Durch einen. Regierungsbeschluss wurden 
die Behörden ermächtigt, dureh das officielle Tagblatt den Inte- 
ressenten die Mittheilung zu machen, dass diejenigen, welche etwa 
Chinarindenbäume auf eigene Rechnung anpflanzen wollten, dazu 
von der Regierung in die Gelegenheit gestellt werden sollen. 
‚Obwohl einzelne Grundbesitzer auf Java und Sumatra von dieser 
günstigen Gelegenheit Gebrauch gemacht haben, so bleibt doch 
der Unternehmungsgeist in dieser Angelegenheit noch sehr be- 
schränkt. Vergleicht man damit, was in englisch Indien ge- 
schieht, wo Hunderte von Privatpflanzungen und zwar von gros- 
ser Ausdehnung bestehen, dann muss man hier andere Ursachen 
als blossen Unwillen und Mangel an Neigung zu dieser Kultür 
vermuthen. Es kann doch schon als allgemein bekannt betrachtet 
werden, dass der Chinarindenbaum in Niederl. Indien ebenso gut 
gedeiht als der Kaffeebaum und dass für seine Kultur ausser der 
Speculationslust noch andere starke Gründe sprechen. 


4 


Personal, Einrichtungen, Geldmittel. 

Bei dem europäischen Beamtenstande sind nur einige unterge- 
ordnete Veränderungen vorgekommen; von Inländern waren 106 
als feste Arbeiter unter 9 Mandoren (inländischen Aufsehern) 
angestellt; erstere erhalten 6 fl. 50 cts., letztere 7—8 fl. monat- 
lich, wobei aber für deren Wohnung gesorgt wird. Während des 
ganzen Jahres wurden 35657 Tage gearbeitet, per Tag 20 cts. 
gerechnet. Es meldeten sich fortwährend Mannschaften zur Arbeit 
selbst mehr als angenommen werden konnten, nicht aus Mangel 
an Arbeit, sondern wegen beschränkter Geldmittel. Die nöthigen 
Materialien wurden gegen billige Preise auf die Pflanzungen ge- 
liefert und melden sich zur Lieferung davon fort und fort die 
Bewohner der nächstgelegenen Dörfer an, die doch immer noch 
einige Pfähle (engl. Meile) bergabwärts von den Pflanzungen ent- 

fernt gelegen sind. Da die Leute überzeugt sind, gut behandelt und 
gleich bezahlt zu werden, so scheinen sie hier die ihnen so oft an- 
gedichtete träge Natur zu verläugnen. Wie sehr das Glücken einer 
freien Unternehmung von dem Takt und dem Willen dessen ab- 
hängt, der sie leitet, hat sich merkwürdiger Weise auf einigen 
Chinapflanzungen gezeigt, wo bis vor kurzer Zeit die Lage den 


.208 


Aufsehern immer zum Vorwand für die Behauptung diente, ‚dass 
ohne Zwischenkunft der Regierung sowohl Arbeiter als Materia- 
lien nur mit Mühe zu erlangen Seien. Nachdem mit dem Perso- 
nal einige Veränderungen gemacht waren, fanden sich daselbst 


. ebensowenig als auf anderen Pflanzungen dergleichek‘ Schwierig- 


keiten vor. 

Die Kosten des inländischen Personals, sowohl der fest, als 
auch der nur auf Zeit angestellten Arbeiter, des Materials, der 
Geräthe und der Unterhaltung der Vermehrungseinrfichtungen etc. 
betragen zusammen 17379 fl. 25 Cts., sicher keine bedeutende 
Summe, wenn man dabei berücksichtigt, was dafür geleistet wor- 
den ist. 

Die Vermehrungshäuser und ‚Schuppen sind durch fortwäh- 
rend gute Unterhaltung in brauchbarem Zustande geblieben; die 
zahlreichen, nach und durch die Pflanzungen führenden Wege sind 


‚sehr verbessert, wodurch sowohl die Arbeit als auch die Beauf- 


siehtigung vereinfacht wurden. 

Durch Regierungsbeschluss vom 26. Oktober 1867 ist auf 
Vortrag des Leiters der Kultur der Herr Teysmann abermals 
aufgefordert worden, zu geeigneter Zeit die Chinapflanzungen zu 
besuchen und seine Erfahrungen und Ansichten mitzutheilen. 
Bis heute musste dieser Auftrag verschiedener Umstände halber 
aufgeschoben werden; auf den Besuch Teysmann’s wird grosser 
Werth gelegt, nicht nur weil gerne von seinen an Ort und Stelle 
gegebenen Winken Gebrauch gemacht wird, sondern weil er nun 
Vergleiche anstellen kann und ihm die Entwiekelung der Cultur 
seit seiner ersten Wahrnehmung im Juni 1866 besser in die Aügen 
fallen als dem Leiter der Unternehmung selbst, welchem durch 
seine zu häufigen Besuche sowohl die Entwickelung als auch die 
etwaigen Fehler weniger auffällig erscheinen. 

Bandung 15. Januar 1867. 


204 


Bericht von einer botanischen Reise in Herje- 
dalen und angrenzenden Theilen Norwegens 
im Sommer 1867 von P. J. Hellbom. 


BEE Fortsetzung.) 


Am 3. August kehrten wir wieder in unsere Hauptstation 
am grossen Midtakläpp zurück, um uns zu der zweiten Excursion, 
die noch denselben Tag angetreten wurde, auszurtisten. 

Wir verliessen jetzt Midtadalen und richteten unsere Wande- 
rung über die wüste und steile Gebirgsebene nach dem oberen 
Ljusnedal hin, wo wir für einige Zeit unsere Wohnung in der 
vorher erwähnten Niederlassung Gröndal zu nehmen beabsich- 
tigten. Unterwegs wurde die eine von den beiden in dieser Ge- 
gend befindlichen Eisengruben passirt, wo wir einen kurzen Auf- 
enthalt, um dieselbe zu besehen, nahmen. Das Erz war Magnet- 
eisenerz (Magnetit), kam aber in so geringer Menge vor, dass es _ 
mir fast unmöglich schien,: wie das Zurechtmachen die Kosten 
decken konnte. Begierig zu sehen, welche Mineralien hier vor- 
kämen, richtete ich eine Stunde lang hierauf meine Aufmerksam- 
keit; ich fand aber nur die an Eisengruben gemeinsten, z. B. 
Eisenkies, Hornblende, rothen Kalkspath und angeflogenem Ma- 
lachit. Unter Flechten wurde daselbst Acarospora chlorophana 
bemerkt. - 

Unseren Weg über die Gebirgsebene fortsetzend, durch- 
wadeten wir den Fluss Swean und stiegen in das Ljusnedal 
herab. Ueberraschend war die grosse Ungleichheit, die zwischen 
der hiesigen Vegetation und der des Midtathales, das wir hin- 
ter uns liessen, bemerkbar war. Dort hatte das Gras kaum 
noch zu wachsen angefangen, und die Erde war beinahe ebenso 
grau, als wie wir dort ankamen. Hier befanden wir uns'in den 
angenehmsten Birkenhainen, die mit seltenen blühenden Gebirgs- 
gewächsen und in einem üppigen Graswuchs prangten. Manches 
Grasfeld, dem Funnesdal gehörig, war schon abgemähet worden. 
Gegen Abend erreichten wir Gröndalen, wo es uns ein grosser 
Genuss war, endlich entkleidet in einem ordentlichen Bette zu 
liegen, nachdem wir während 13 Nächten uns in Kleidern hatten 
niederlegen müssen, 

Der Gröndal ist, wie schon vorher erwähnt worden, eine bei 
dem oberen Ljusne elf gelegene Niederlassung, die von Olof 
Svensson Backman, einem allen Naturforschern, die während der 


208 


letzten 30 Jahre in dem Herjedalen gereist sind, wohlbekannten 
Manne, gegründet worden ist. Er war jetzt alt und hatte viele 
Kinder, von welchen die beiden ältesten in dem Staat Jowa in 
Nordamerika wohlhabende Farmer waren. Seines Alters unge- 
achtet sollte Backman nebst der übrigen Familie mit der Zeit nach 
Amerika hinüberziehen, mit Ausnahme von dem Sohne Per, der 
schon die Niederlassung übernommen hatte und daselbst bleiben 
sollte. . Dieser hatte durch das kluge ‚Verfahren, das von den 
umgebenden Höhen herabfliessende Wasser für seine Grasfelder 
zu benützen, die Niederlassung beträchtlich verbessert. Durch 
kleine Rinnen, die er auf allen passenden Stellen gegraben hatte, 
konnte er das Wasser über die auf den Abhängen liegenden Gras- 
felder nach Bedürfniss herumleiten, die daher auch einen üppi- 
gen Graswuchs vorzeigten. Auf diese Weise ersparte er sich die 
Mühe, das Eutter für sein Vieh von den entfernteren Gebirgs- 
siimpfen zu holen und hatte in der Nachbarschaft genug davon 
zu seinem Bedarf. Auch hatte er ein Feld gepflügt und mit 
Grassamen besäet, was alles so hoch oben im Gebirg eine 
überraschende Erscheinung war und von einer in diesen Gegen- 
den ungewöhnlichen Thätigkeit und Umsicht zeugte. 

Hier wurde bei einer Lappenfamilie, die sich mit ihrer Renn- 
thierheerde auf dem Gebirgsplateau in der Nähe aufhielt, ein 
Besuch gemacht. Das Meiken und auf die Weidetreiben der 
Rennthiere wurde angeschaut. Die hiesigen Lappländer waren 
in Tracht, Sprache u. s. w. ihren Verwandten in Lule Lappmark 
sehr ungleich. Sie sprachen schwedisch und norwegisch ziemlich 


“ geläufig; dies schien aber Einfluss auf ihre eigene Sprache geübt 


zu haben, sofern ich aus einer Vergleichung einiger Worte, deren 
ich von meinem Aufenthalt in Lappland noch eingedenk war, 
schliessen konnte. Ihre Wohnung hatte allerdings dieselbe Ge- 
stalt wie eine lappländische „Käta“, bestand aber aus aufgerich- 
teten Birkenstämmen und wurde Koja genannt. 

Im Gröndal war nichts in lichenologischer Beziehung aus- 
zurichten, hier wurden’ jedoch Biatora cinnabarina und Varicel- 
laria microsticia, die sparsam auf Wachholderzweigen wuchsen, 
ergänzt. 

Von hier begaben wir uns nach dem Ljusnestöt, dem unter- 
sten Ziele unserer Excursionen in dieser Richtung. Durch die 
Birkenregion längs dem Ljusne elf wandernd, durchwateten wir 
erst den Beifluss desselben, Swära, und nicht weit davon den 
Hauptfluss selbst und betraten dann eine höchst holperige Ge- 


206 


gend, die mit Weidengebüsch und Zwergbirken bewachsen war. 
Noch einmal wurde der Ljusne elf oder richtiger einer von dessen 
Quellarmen übergangen, der hier aber nicht breit war, so dass 
er durch zwei oder drei Schritte passirt werden konnte. Unten 
am Gebirg wurde auf losen bemoosten Blöcken Lecidea arctica 
eingeerntet. u 

Das Gebirge, welches auf dieser Seite sehr steil, aber ziem- 
lich leicht zu besteigen war, bestand zu seiner Hauptmasse aus 
derselben Gesteinsart, wie die des Funnesdalsberg und war ganz 
wie dieser in mehrere holperige Rücken mit hier und da lie- 
genden grossen Glimmerschieferblöcken zertheilt. Die Flechten- 
vegetation erschien auch derjenigen auf dem Rücken des Fun- 
nesdalsberg ziemlich gleich zu sein. Unter anderen wurden hier 
bemerkt: Cetraria fahlunensis, Parmelia stygia und encausta, 
Lecanora oculala, Biatora cuprea, Buellia coracina, Lecidea 
aglaea, Pyrenopsis granatina und Parmelia alpieola, Sporastatia 
Morio ß coracina und Lecidea armeniaca ß melaleuca, welche 3 
letzterwähnten Arten eingesammelt wurden. Am Gebirgsabhange 
wurden auch Polytrichum alpinum,, Racomitrium faseiculare, 
Sphagnum rigidum, Jungermannia inflata und dicht am Schnee- 
felde in dem herabfliessenden Wasser Hypnum fluitans einge- 
sammelt. 

Wir befanden uns jetzt an der Grenze Norwegens, die hier 
auch die Grenze zwi:chen dem Wassersystem des atlantischen 
Meeres und der Ostsee bildet. Diesseits des Gebirges entspringt 
nämlich der Ljusne elf, jenseits die Glommen, der Hauptäluss 
Norwegens. Eine Exeursion innerhalb der norwegischen Grenze 
hatte kein anderes Resultat, als dass Spuren von Üornicularia 
tristis und Gyrophora unthracina angetroffen und Alectoria ni- 
grescens eingesammelt wurde. 

Nachdem wir auf dem Gebirge bis zum späten Abend ver- 
weilt hatten, so dass wir vor der einbrechenden Dämmerung kaum 
die Abschüsse hinabgestiegen waren (die lichten Nächte hatten 
aufgehört), kehrten wir zurück, um eine ‘alte Sennhütte anfzu- 
suchen, wo wir während des finsteren Theiles der Nacht auszu- 
ruhen und von da am folgenden Tage, wenn das Wetter günstig 
wäre, den Ljusne elf noch einmal zu besuchen beabsichtigten. 

Unseren Weg zwischen 2 kleine Seen, die Quelle des Ljusne 
elf, riehtend, fanden wir bald einen Fusssteig, der auf gewissen 
Strecken einigermassen deutlich, auf anderen aber, besonders wo er 
vor kurzem noch von Schnee bedeckt gewesen war, unsichtbar wurde. 


I SS EEERaIEIEIEET En ET HA EEE ET ET 


az 


Lange glückte es uns jedoch, diesem Fusssteig zu folgen, dabei 
durch die hier und da auf den erratischen Blöcken liegenden 
Merkzeichen einigermassen geleitet, zuletzt aber verloren wir ihn 
gänzlich und mussten dann aufs Gerathewohl wandern. Die Ge- 
fahr uns zu verirren war allerdings nicht gross, da wir nur den 
Fluss, dessen Hauptrichtung wir kannten, aufzusuchen und sodann 
demselben zu folgen brauchten, weil die Finsterniss aber uns in 
Entfernung zu sehen hinderte, war es unmöglich, sowohl gerade 
zu wandern als auch unsiehere Stellen vermeiden zu können. 
Sonach erreichten wir, bald durch Sümpfe, wo die Füsse im 
Schlamm stecken blieben, bald steinichte Höhen hinauf bald aueh 


durch dichtes Weidengebüsch wandelnd, wieder den Ljusne elf, 


welcher durchwadet wurde. Es war jetzt nicht möglich die Sen- 
nerhütte, aufzusuchen, weil wir in der finstern Nacht uns nicht 
weit von dem Flusse entfernen durften. Wir gingen daher den 
Fluss entlang. Das Ufer war indessen hier und da mit Weiden- 
gebüsch bewachsen, anderswo aber so sumpfig, dass wir uns öf- 
ters davon wieder entfernen mussten. j 

Auf diese Weise wanderten wir die ganze Nacht hindurch 
und kamen erst spät am Morgen erschöpft in dem Gröndal an, 
Dass wir beim Erwachen keine Lust fühlten, den langen und 
mühsamen Weg nach dem Ljusnestöt zurückzukehren, ist leicht 
begreiflich. 

Eine viel wichtigere Sache musste jetzt gründlich erwogen 
werden. Sollten wir vom Gröndal aus das Skarsgebirg und He- 
lagsgebirg besuchen, welche in lichenologischer Beziehung bisher 
wenig oder gar nicht‘ untersucht wurden? Diese Gebirge waren 
noch zum grössten Theil von Schnee bedeckt, was wir von dem 
Midtakläpp täglich Gelegenheit zu sehen hatten. Nirgends in 
diesen Gegenden fanden sich Sennhütten. Eine Excursion nach 
dem Skarsgebirge musste, da keine Nachtherberge dori zu finden 
war, an einem Tag vollführt werden, hatte aber ein so geringes 
Resultat zur Folge, dass es dem Zeitverluste durchaus nicht ent- 
sprach. Auf dem Helagsgebirg gab es wohl eine Zuflucht, die 
sogenannte Nedalshütte, die zuweilen aber, besonders bei ungün- 
stiger Witterung, auch für einen kundigen Führer schwer zu 
finden war.: Auf einen solchen Ausflug mussten auch viele Tage, 
sofern etwas ausgerichtet werden sollte, verwendet werden. Wenn 
auch diese Excursionen in wissenschaftlicher Beziehung möglichst 
interessant geworden sein dürften, so konnten sie dagegen sicher 
dem Vereine keinen Gewinn einbringen. Da noch hinzukam, 


208 


dass die Zeit zu vergehen anfing — ich musste nämlich auf 
einen bestimmten Tag zu Hause eintreffen — und Manches so- 
wohl am Midtakläpp als besonders im Funnesdal auszurichten 
rüekständig war, und ich ohnediess einige Zeit auf Exeursionen 
bei der Reise durch Norwegen verwenden wollte, so "beschloss 
ich, auf jene Exeursionen zu verzichten und am Rückweg den 
Ramansberg zu besuchen, wohin wir auch denselben Abend an- 
langten. 

Der Ramansberg nebst, der gleichgenannten Niederlassung 
liegt unten am Ljusne elf dem Midtakläpp gegenüber. Ein Tag 
wurde der Untersuchung dieses aus Glimmerschiefer bestehenden 
Berges gewidmet, und es war hauptsächlich die Moosvegetation, 
die hier berücksichtigt wurde. Theils in Rinnen, theils an den 
Absehüssen des Berges wurden folgende Moosarten eingesammelt: 
Orthothecium chryseum und intricatum, Hypnuım polygamum, Am- 
blystegium Sprucei, Mnium hymenophyllum und affine speriosum, 
Splachnum vasculosum, Blindia acuta var. flexisela, Dicranella 
subulala, Stylostegium caespitieium, Jungermannia cordifolia und 
ineisa, Scapania uliginosa. 

(Fortsetzung folgt.) 


Annonge. 


Mr. Hahn, attache ä Expedition seientifique du Mexique 
et au Jardin botanique de St. Pierre, met en vente une eollection 
de plantes recueillies en 1867—68 & la Märtinique, notam- 
ment dans les regions les moins explordes de I’Ile telles que les 
montagnes et for&ts du Cocoyer, la Montagne pelee, surtout la 
descente ä Macouba et & P’Aijoupa-Bouillon; les Pitons du Car- 
bet, de la Case-Pilote, du Champflore etc. Les collections con- 
tiennent environ 500 especes; elles ont &t6 determindes avec 
Vaide de Mr. le Professeur Baillon et de quelques autres Bo- 
tanistes -distingues. 

Le prix de la centurie est fix& ä 30 franes. _ 

S’adresser franco & Mr. Hahn, Hötel du Calvaire, Boulevard 
des Filles du Calvaire, 11, et chez Mr. Bourgeau, Rue St. 
Claude, 14, & Paris. 


Redasteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauerschen Buch 
druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. 


\ 


FLORA. 


Mia 


BRegenshurg. Ausgegeben den 30. Mai. 1868. 


Inhalt. P: J. Hellbom: Bericht von einer botanischen Reise in 
Herjedalen und angrenzenden Theilen Norwegens. — A. v. Krempelhn- 
ber: Prodromus Lichenographise Insulae Maderae. Zu - 


Bericht von einer botanischen Reise in Herje- 
dalen und angrenzenden Theilen Norwegens 
im Sommer 1867 von P. J. Hellbom. 


(Sehluss.) 


Die dortige Flechtenvegetation war nicht sonderlich reich, 
auch wurde derselben nicht so viele Aufmerksamkeit gewidmet, 
es.wurden jedoch Spuren von Polyblastia scotinospora, Dimel- 
laena nimbosa' und Peltigera- scabrosa beobachtet und Nephroma 
expallidum eingesammelt. . ' 

Von dem Ramansberg wurde denselben Abend die Rückfahrt 
über den Ljusne elf, der zu Boote passirt wurde, den steilen und 
mit Birkenwald bewachsenen Grufswal an die südliche Eisengrube, 
die im Vorbeigehen betrachtet wurde, fortgesetzt. Das Erz war 
eben dasselbe wie in der nördlichen Grube (Magneteisenstein), 
kam hier aber reichlicher vor. Von da aus wurde der Weg über 
die Gebirgsebene. nach dem Midtakläpp fortgesetzt, wo wir gerade 
beim Einbrechen der Finsterniss eintrafen und unsere vorige 
Wohnung nach einer Abwesenheit von 5 Tagen wieder in Besitz 


nahmen. j . 
-Ich kann nicht umhin, die grosse Veränderung zu beschrei- 


ben, die hier während dieser fünf Tage eingetreten war. Die 
Flora 1868. on 14 


210 


Sehneefelder auf dem Midtakläpp hatien sich beträchtlich ver- 
mindert, doch waren davon aber so grosse "Massen ührig, dass 
sie, wie man es mit ziemlicher Gewissheit schliessen konnte, 
nicht gänzlich, che neuer Schnee fiel, schmelzen konnten »), Das 
in der Nähe unserer Hütte liegende Wasserbassin, aus welchem 
wir unser Wasser zu holen pflegten, war jetzt ausgetrocknet. 
Die sparsamen Grashalme, die bei unserer Abfahrt um die Senn- 
hütte hervorzukeimen anfingen, hatten jetzt Aehren geschossen, 
damit andeutend, dass kein fernerer Graswuchs dieses Jahr zu 
erwarten war. Die Bewohner des Dorfes ‘Wallarne waren auch 
hier und da mit der Heuernte beschäftigt, obgleich ihre Arbeit 
mir beinahe unlohnend erschien. Wie das Volk Futter für sein 
Vieh bekommen würde, schien mir unverständlich, zumal da der 
dieses Jahr früher als gewöhnlich eintreffende Winter sie Zwang, 
das Vieh vor der Zeit-in den Ställen zu füttern und die Heu- 
ernte, ehe noch alle Grasfelder abgemähet wurden, abzubrechen. 
Gewiss stand dem armen Volke in Wallarne ein schwerer und 
von grosser Noth begleiteter Winter bevor, da wegen Mangel an 
Futter ihr Vieh — die einzige Bedingung ihrer Existenz — wahr- 
scheinlich verkauft oder geschlachtet werden und sie selbst nur . 
auf das Getreide, das um hohen Preis von Norwegen gekauft 
wurde, verwiesen werden mussten. ®) , 

Am 8. August wurde die letzte Excursion auf den Midta- 
kläpp unternommen, wobei ich. mehrere Arten ergänzte. Auch 
der kleine Midtakläpp wurde besucht. Das ‚Helagsgebirg zeigte 
sich noch fast eben so schneebedeckt als vorher. Einer oder der 
andere schwarze Rand, wo der Schnee geschmolzen war, konnte 
jedoch bemerkt werden. Erst um 11 Uhr Abends kamen wir in 
die Sennhütte zurück, wo ich jetzt die letzte Nacht zubringen 
sollte; der folgende Tag war nämlich für die Abreise aus dem 
Midtadal bestimmt worden, 

Nachdem ich also den Tag hierauf von meinem Begleiter, 
der daselbst noch einige Zeit verblieb, um das Blühen der Hie- 
racien, die nun erst Knospen zu schiessen begannen, zu erwarten, 
Abschied genonmen hatte, brach ich von Midtadal auf, um an 


1) Diese Muthmassung wurde auch bestätigt. Laut späteren Nachrichten 
von Herjedalen waren schon Mitte September alle Gebirge von Midtadal von 
neugefallenem Schnee bedeckt. - 

2) Schon bei meiner Abreise aus diesen Gegenden waren die Lebensmittel 
überaus theuer. So z. B. kosteten im Funnesdal 20 Pfund Roggenmehl 
5 Rthlr. und 20 Pfund Weizenmehl 7 Y/, Rthlr, schwedisch, 


2 | 211: 


dem Dorfe Wallarne vorbei nach dem Funnesdal zurückzukehren. 
Ehe ich noch den Midtakläpp aus dem Gesichte verlor, wurden 
in der Gebirgsebene am Wege einige Exemplare von Polytri- 
chum septentrionale angetroffen, welches bisher in Schweden so 
südlich nieht beobachtet wurde. ‚Ohne dass etwas Bemerkens- 
werthes sich ferner ereignete, langte ich im Dorfe Wallarne an, 
wo ich erst nach manchen Schwierigkeiten, weil die Einwohner 
abwesend waren, meine zurückgelassenen Flechten und übrigen 
Sachen bekommen konnte. Nachdem ich den Ljusne elf glück- . 
lich passirt hatte, fing es an zu regnen, wesshalb ich aus Fürcht, 

dass mein Gepäck wieder durchnässt werden könnte, den Weg 

nicht fortzusetzen wagte, sondern kehrte in einem benachbarten, - 
dem Dorfe Wallarne zugehörigen Hofe ein. Das Regnen dauerte 
den ganzen Tag und die folgende Nacht fort. Ich musste mich 
demnach daselbst über einen Tag aufhalten, welche Zeit jedoch 
auf die Besorgung der bei dem Ljusnestöt und Ramansberg, so- 
wie am Midtakläpp gemachten Einsammlung, die sich beim Oefl- 
nen in einem bei weiten nicht befriedigenben Zustande befand, 
verwendet wurde. Auf der Fahrt nach dem Funnesdal wurden 
am Wege Psora ostreata und Pyrenopsis granatina beobachtet. 

. Während der 4 Tage, die ich ferner in dem Funnesdal zu- 
brachte, wurden emsige Excursionen sowohl im Thale selbst als 
auch auf den Seiten und den obersten Rücken des Berges ge- 
macht, wobei mehrere Arten eingesammelt und viele ergänzt 
wurden. Besonders richtete ich jetzt unter Leitung der Beob- 
achtungen, die ich während meines vorigen Aufenthaltes daselbst 
gemacht hatte, meine Aufmerksamkeit auf die Moosvegetation. 

Diese Excursionen sollen nun mit wenigen Worten erwähnt 
werden. 

Bei den Ausflügen im Thale wurden eingesammelt: Hypnum 
arcuatum, Limnobium ochraceum, Grimmia apocarpa gracilis und 
Andreaea petrophila. Unter Flechten sammelte ich Biatora phaeo- 
stigma, Acarospora pelischypha und Stereocaulon cereolinum ein, 
woncben ich Aspieilia einereorufescens ergänzte. 

. An der nordöstlichen Seite des Berges wurden angetroffen: 
Myurella apiculata, Mnium hymenophyllum und affıne, Bryum 
pallescens eontextum, Webera nutans uud longicolla, Bartramia 
Halleriana, Grimmia torquata, Distichium capillaceum und Jun- 
germannia minuta, vou welchen allen mehr oder weniger nach 


dem Vorrathe und meinem Bedürfniss eingesammelt wurde. 
x F 14* 


212 


Die reichste Ernte erwartete ich auf dem Bergplateau am 
kleinen Bache in dem vorher erwähnten Thale, wesshalb ich da- 
selbst eine genaue Untersuchung anstellte. Die Bergabhänge 
waren endlich von Schnee frei und das Bächlein war beinahe 
ausgetrocknet; die Moosernte entsprach aber meinen Hoffnungen 
durchaus nicht, es wurden jedoch theils am Bache, theils auf den 
Berghängen eingesammelt: Dichelyma faleatum, Racomitrium 
sudeticum und protensum, Fissidens osmundioides, Scapania irri- 
gua, . Sarcoseyphus Ehrharti, Hypnum eugyrium, Pseudoleskea 
atrovirens, Brachythecium Starkii, Ulota curvifolia, Splachnum 
mnioides und Oonostomum boreale, obgleich ich nicht von allen 
eine genügende Zahl erhalten konnte. Ausser verschiedenen 
Flechtenarten, die ergänzt wurden, sammelte ich. auf dem Berg- 
plateau Biatorina cumulata ein. 

Den 16. August, nachdem ich von halb 6 Uhr Morgens bis 
4 Uhr Nachmittags mit der Besorgung der Einsammlung der. 
letzten Tage ununterbrochen beschäftigt gewesen war, verliess ich 
den Funnesdal und begab mich über das Rothgebirg in den Tenn- 
dal, wo Nachtherberge in der Station Malmagen bezogen wurde. 
Von hier unternahm ich am folgenden Tage eine Excursion nach 
dem benachbarten Hamrafjell, wo ich bei dem Andsjöfall- auf 
Glimmerschiefer die Lecanora frustulosa einsammelte, .Ausser- 
dem wurden hier Polyblastia scotinospora: und Lecidea botryo- 
carpa Nyl. bemerkt. Unter Moosen beobachtete ich Hypnum 
Sommerfeltii, Bryum pallescens, Webera alpina minor, Mnium’ 
hymenophyllum, Zygodon lapponicus, Myurella apieulata und jula- 
cea. Die Thedenia, die hier von dem ersten Entdecker gefunden 
wurde, suchte ich dagegen vergebens. 

Denselben Tag Abends reiste ich von Malmagen ab. Der 
Landweg ging beständig durch’ die Birkenregion fort. Noch. ein- 
mal schimmerte das Skarsfjell und der Ljusnestöt in der Ferne 
hervor. Bald wurde die Grenze Norwegens passirt und spät am 
Abend langte ich in Bräcken, der ersten Station in Norwegen an. 

Daselbst verweilte ich beinahe den ganzen folgenden Tag, 
längere Ausflüge wurden jedoch durch Regen verhindert. In- 
dessen besuchte ich wiederholt zwischen den Regenschauern einen 
‘ in der Nähe liegenden kleinen Glimmerschieferberg, wo ich fol- 

gende Flechten anzeichnete: Acarospora glaucocarpa und peli- 

scypha, Rinodina confragosa, Schaereria cinereorufe, Biatora 
coarctata, Polyblastia scotinospora, Pyrenopsis granatina, Par- 
>  melia encausta, Biatora castanea, Biatorina nivalis, Blastenia 


213 


leucorhoea, Caloplaca jungermanniae, Buellia insignis, Rinodina 
mniaroea und auf Steinen am Flusse Lecanora frustulosa und 
Rinodina miloina und jenseits des Flusses auf Erde Biatora tur- 
ficola — eine wahrhaft hübsche Sammlung, die zur Genüge an- 
deutete, dass die Gegend wohl einer Untersuchung werth wäre, 
wenn es nur die Zeit gestattet hätte Da ich indessen einige 
Tage auf irgend einem am Wege liegenden Gebirg zuzubringen - 
wünschte, reiste ich am Abend von da ab. An der Station Ernst- 
gruben vorbeifahrend, wo Acarospora peliscypha, Lecanora fru- 
‚stulosa und Hageni beobachtet wurde, langte- ich in der Stadt 
Röras an. 

Hier wurde ein kurzer Besuch bei der ältesten in einer weit 
ausgedehnten Gebirgsebene gelegenen Kupfergrube (Gammelgru- 
ben) abgestattet. Die Bergart war, sofern ich es aus den losen 
Steinen, die ich dort antraf, schliessen konnte, Glimmerschiefer. 
Auf einer Steinmauer nahe an der Grube wurde eine höchst ab- 
weichende Form von der Gattung Gyrophora, wahrscheinlich der 
Art arctica zugehörig, beobachtet, und auf Erde Bryum Lud- 
wigii gracilescens eingesammelt. ‘Auf der Rückfahrt warf ich . 
hier und da einen flüchtigen Blick’auf die Flechtenvegetation der 

. Gebirgsebene, die aber ziemlich trivial zu sein schien. Nur 
Sphyridium placophyllum, Alectoria orhroleuca rigida, Uetraria 
nivalis und Lecidea alpestris wurden angezeichnet. 

Von Röras wurde die Reise an den Stationen Ostrand und 
Tolgen vorüber nach Tönsät fortgesetzt. Der Weg führte bald 
in die Nadelwaldregion hinein und ging sodann längs dem Fluss 
Glommen fort, der in der Gegend von Tönsät übergangen wurde. 
Kein Gebirg lag so nahe am Wege, dass es ohne zu viel Zeit- 
verlust besucht werden konnte, bei Tönsät zeigte sich aber das 
grosse über die Schneegrenze sich erhebende Trondgebirg, das 
ich, sofern es möglich wurde, zu besuchen mich entschloss. 

Bei Tönsaet bekam ich die Nachricht, dass das Trondgebirg 
‘eine Meile entfernt war, dass ein recht bequemer Weg dahin 
führe und dass in der Nähe des Gebirges sich Sennhüten befänden. 
Ich liess daher mein Gepäck in der Station zurück, suchte mir 
einen Wegweiser und wanderte gegen das Gebirg hin, wo ich in 
einer '/, Meile von dem Fusse des Gebirgs gelegenen Sennhüte 
Nachtherberge erhielt. Am folgenden Morgen regnete es, ich 
begab mich dessen ungeachtet auf Excursion hinaus, weil ich 
hoffte, dass der Regen weiterhin im Tage aufhören sollte. Der 
Weg ging erst durch einen Fichtenwald darauf durch die Birken- 


214 


region ‚über Sümpfe und Moräste, dann über Berge von Glim- 
merschiefer und Granit, die wie Vorposten unten am Fusse des 
Gebirgs lagen, hin. Das Gebirg selbst war in Wolken eingehüllt, 
so dass jeder Gedanke, dasselbe zu hesteigen, aufgegeben: werden 
musste. Als ich einen Abschuss antraf, wanderte ich denselben 
entlang. Die Flechtenarten, deren ich hier Spuren fand z.B. Le- 
canora rhyparici Nyl. Catolechia pulchella, Psora rubiformis, lurida 
und decipiens zeugten davon, dass eine reiche Flechtenvegetation 
ohne Zweifel daselbst zu finden wäre. Unter Moosen wurde Grim- 
mia torquata bemerkt. Nach einer mehrstündigen Wanderung 
bei heftigem Regen und eiskaltem Winde war ich aber ganz durch- 
nässt und musste in die Sennhüte zurückkehren. Auf dem Rück- 
wege wurden Hypnum revolvens, Webera nutans, Bryum cirrhatımn 
und Oligotrichum hercynicum eingesammelt. Nach der Zurück- 
kunft musste der übrige Theil des Tages auf das Trocknen meiner 
Kleider, da ich keine zum Wechseln mitgebracht, angewandt 
werden. 

Der Regen fuhr den ganzen Tag und die folgende Nacht fort 
und liess mich nicht einmal auf meinem Ruheplatz in der Senn- 
hütte in Frieden, so dass ich nur dadurch, dass ich um 2 Uhr 
Morgens aufstieg; von neuem durchnässt zu werden vermied. An 
eine zweite Wanderung nach dem Gebirg war jetzt nicht zu 
denken, sondern ich musste, zumal da die Kommunikationen 
zwischen Kristiania und Gothenburg, worüber ich während der gan- 
zen Reise keine Nachrichten: hatte erhalten können, mir ganz 
unbekannt waren, eiligst wieder nach Tönsät zurückkehren. 

Hier waren leider meine Sachen, die laut Versprechens nicht 
‚in ein eigens dazu bedungenes Zimmer hineingesetzt, sondern in 
eine mit undichtem Dache versehene Flur geworfen worden 
ganz durchnässt. Die Zeit gestattete es indessen nicht, die- 
selben jetzt zu besorgen, sondern ich reiste, sobald ich Pferde 
bekommen hatte, sogleich von da ab. Der Landweg ging eine 
Strecke lang hinanf, bald begann er sich aber zu senken, was bis 
zur nächsten Station dauerte. Am Trondgebirg wurde in kurzer 
Entfernung vorbeigefahren. Jenseits der Station Kirkemo wurde 
der Fluss Renen passirt und man trat in den Rendal hinein. 
Ein hohes und spitziges Gebirg Namens Bellingen lag nicht weit 
vom Wege. Am Abend kam ich bei der Station Bergsät an, 
von wo die Reise bei einbrechender Finsterniss nach Storsjö 
fortgesetzt wurde, welche Station ich um Mitternacht erreichte. 

Um halb 7 Uhr Morgens begleitete ich dann das nach dem 


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ei 


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25 


südlichen Storsjö abgehende Dampfschiff, in welcher Gegend zwi- 
schen Storsjö und Lösset Alectoria ochroleuca sarmentosa c. fr. 
eingesammelt wurde. Da noch eine Landreise von 6 Meilen nach 
Grundsät zu machen war, welche Station ich noch diesen Tag 
erreichen wollte, um von da den aın folgenden Tage abgehenden 
Eisenbahnzug benützen zu können, gestattete es die Zeit nicht, 
einige Excursionen zu unternehmen. Die Gegend schien auch 
wenig interessant zu sein. Die Gebirgsgegend hatte jetzt ganz 
aufgehört und der Weg ging meistentheils durch einen einförmi- 
gen Nadelwald hin. Zwischen den Stationen Dissät und Oede- 
gaarden wurde erst der Fluss Renen und Jann der Glommen, 
welch letzterer hier eine ansehnliche Breite hatte, in einer Fähre 
passirt. 

Von Grundsät an begannen leichtere Communicationen und 
zwar nach der Stadt Hammar bei dem See Mjösen eine Eisen- 
bahn, von da Dampfschiff nach Eidswald, von wo. aus wieder 
eine Eisenbahn bis Christiania folgte. Während des kurzen Auf- 
enthaltes auf diesen Stationen war ich mit der Versetzung mei- 
nes beträchtlichen Gepäckes vollauf beschäftigt, so dass mir keine 
Zeit zum Herumschauen blieb. Den 24. August langte ich in 


-Christiania an. 


Die zwei. Tage, welehe ich in Christiania verweilte, ehe ein 
Damptschiff von da bis Gothenburg abging, wurde der erste zum 
Their auf die Besorgung und Umlegung des Theiles meiner 
Sammlung, der in Tonsät durchnässt worden war, verwendet. 
Darauf machte ich einen Besuch in dem botanischen Garten, der 
von Hrn. Professor C. F. Schübeler mir wohlgewogen gezeigt 
wurde. Darunter wurden mir viele interessante Erfahrungen, die 
Herr Professor Schübeler bei Einimpfung gewisser Pflanzen auf 
Hagedorn und Birnbäumen, als auch bei Anbau wilder polymorpher - 
Gewächse gemacht hatte, mitgetheilt, so dass ich einige überaus 
angenehme Stunden in seiner Gesellschaft zubrachte. Am andern 
Tage unternahm ich eine Excursion in Begleitung des Herrn 
Gärtner N. G. Moe, laut dessen gütiger Anweisung Pilophorus 
robustus 8 Fibula Tuckerm. und die überaus seltene, an beschat- 
teten Bergwänden wachsende Stereopeltis macrocarpa De Not. 
eingesammelt wurden. Dabei wurde auch der vorher eingesam- 
melte Vorrath von Nephroma arcticum und Peltigera scabrosa, 


' welche letztere in der Umgegend von Christiania bisher nicht 
‚beobachtet wurde, ergänzt. Uebrigens wurden Phyliiscum endo- 


varpoides und Lecanora epanora bemerkt. 


316 


Am 27. August reiste ich mit dem Dampfschiff von Chri- 
stiania ab und kam am folgenden Tage um halb 2 Uhr Morgens 
in Gothenburg' an. ' 

Nachdem mein Gepäck auf dem Zollamt besichtigt worden 
war, war es höchste Zeit, mich nach der Eisenbahnstation zu be- 
geben; ich musste also diese Nacht auf jede Ruhe verzichten. 
Denselben Tag Abends kam ich von Nachtwachen und Anstren- 
gungen erschöpft nach Oerebro zurück. Am 30. August sollte 
ich wieder die Austibung meines Amtes antreten, erhielt aber 
durch die Gewogenheit des Scehulvorstehers noch auf ein Paar 
Tage Freiheit, um meine Sammlungen zu ordnen und mich selbst 
nach den Beschwerden der Reise einigermassen zu erquicken. 


Mein Bericht ist beendigt. Das Resultat, das durch diese 
‚Reise in wissenschaftlicher Beziehung möglicherweise erzielt 
wurde, vorzüglich die Beiträge zur Flechtenvegetation Schwedens 
(insbesondere Herjedalens), hoffe ich künftig an einem anderen 
Orte bekannt machen zu können. Hier möge es mir erlaubt sein, 
durch ein’ Verzeichniss über die eingesammelten und ausgetheil- 
ten Gewächse darzulegen, was ich für den Verein habe aus- 

richten können. 


— 


Verzeichniss 

der eingesammelten und an Hrn. Dr. Rabenhorst zu Dresden 

abgelieferten Moos- und Flechtenarten. 

1. Moose‘) j 
Weisia crispula Hedw. Funnesdalsberg. 
Cynodontium virens (Hedw.) St. Midtakläppen und Funnesdalsberg. 
Dieranella subulata (Hedw.) St. Midtakläppen und Ramansberg. 
Dicranum elongatnm var. strietum Sch. St. Midtakläpper. 
Fissidens osmundioides (Sw.). Funnesdalsberg. 
Stylostegium caespiticium (Schwgr.). St. Midtakläpper und Ra- 
mansbereg. 

Blindia acuta var. flexiseta Schpr. Ramansberg. 


1) Die Moose sind von Herrn Professor W. Ph. Schimper bestimmt wor- 
den. Leider sind die meistern Arten in nicht genügender Zahl, mehrere sogar 
nur in einzelnen Probeexemplaren. Aus der Umgegend von Örebro wurden 
Hylocomium subpinnat um Lindb., Mnium hornum H. und Leucodryum 
9laucum Sch. beigefügt. . 


mn 


47T 


Distichium capillaceum (L.). Ulfberg und Funnesdalsberg. 

D. inelinatum (Hedw.). Axhögen. 

Leptotrichum glauceseens (Hedw.). Ulfberg bei Wikan. 

Barbula tortuosa (L.). St. Midtakläppen. 

B. aciphylla Br. et Sch. Axhögen. 

Grimmia apocarpa var, gracilis Br. et Sch. Funnesdalen. 

Gr. torquata Grev,. Funnesdalsberg. . 

Racomitrium protensum Al. Br. Funnesdalsberg. 

R. sudeticum (Funk). 'Funnesdalsberg. 

R. fascieulare Schrad. Ljusnestöt. . 

R. microcarpum Funk. Lasse krog in Helsingsand. 

Amphoridium lupponieum (Hedw.). Ulfberg und Hamrafjell bei 
dem Andsjöfall. 

Ulota curvifolia (Wnb.). Funnesdalsberg und bei: Kolsät. 

Orihotrichum speciosum Nees.. St. Midtakläppen. 

Encalypta rhabdocarpa Schw. St. Midtakläppen und Axhögen. 

E. brevieöla Br. Ulfberg bsi Wiken. 

Tetraploden mnioides (Hedw‘) Funnesdalsberg. 

Splachnum sphaerieum (L.). Midtadalen. 

Spl. vasculosum L. Ramansberg. 


:Webera longicolla (Sw.). Funnesdalsberg. 


W. nutans (Schreb.). Funnesdalsberg, St. Midtakläppen Ramans- 


berg, Tronden in Norwegen. 
W. eruda (Schreb.). Funnesdalsberg und St. Midtakläppen. 


- W. Ludwigii gracilescens Br. St. Midtakläppen, Röras in Nor- 


wegen. 

Bryum purpurascens ? St. Midtakläppen. 

Br. cirrhatum Hoppe u. H. St. Midtakläppen, Tronden in Nor- 
wegen. 

Br. pallescens Schl. St. Midtakläppen und Hamrafjell. 

Br. pallescens Y contextum B. F unnesdalsberg. 

Br. alpinım minus Sch. Hamrafjell. 

Mnium affine Bl. Funnesdalsberg. 

Mn. affine speeiosum Sch. Ramansberg. 

Mn. orthorrhynchum Br. et Sch. St. Midtakläpper. 

Mn. cinclidioides Blytt. St. Midtakläppen. 

Mn. hymenophyllum Br. et Sch. Funnesdalsberg, St Midt 
pen und Ramansberg. i 

Catoscopium nigritum (Hedw.). St. Midtakläppen. 

Meesia uliginosa Hedw. St. Midtakläppen. 

M. uliginosa 9 alpina Br. et Sch. St. Midtakläppen u. Axhögen. 


akläp- 


248 


Paludella squarrosa (L.). St. Midtakläppen. 

Aulacomnium turgidum (Wnbg.). Lilla Midtakläppen. 

Bartramia ithyphylla Brid. Funnesdalsberg. ° 

B. Halleriana Hedw. Funnesdalsberg. 

B. Oederi Sw. Ulfberg bei Wiken, 

Conostomum boreale Sw. Funnesdalsberg. 

Timmia bavarica Hessl. Axhögen. . 

Oligotrichum hercynieum (Ehrh.). Midtadalen, Tronden in Nor- 
wegen, : 

Pogonatum alpintm. (L.). Ljusnestöten. 

Polytrichum septentrionale Sw. Midtadalen. - 

Dickelyma falcatum (Hedw.). Funnesdalsberg. 

Myurella julacea (Vill.). Ulfberg bei Wiken. 

M. apiculata (Hüb.). Funnesdalsberg. 

Pseudoleskea atrovirens (Dicks.). Funnesdalsberg und St. Midta- 
kläppen. . 

Ps. catenulata (Brid.). Ulfberg bei Wiken. 

Heterocladium heteropterum (Bruch). St. Midtakläppen, 

Orthotheeium intricatum (Hartm.). Ramansberg. 

O. rufescens (Dicks.). St. Midtakläppen. 

O. chryseum (Schwägr.). Ramansberg und St. Midtakläppen. 

Brachythecium Starkii (Brid.). Funnesdalsberg. 

Plagiothecium denticulatum (Dill). F unnesdalsberg. 

Amblystegium Sprucei (Bruch). St. Midtakläppen und Ramans- 
berg. 

'Hypnum Halleri L. fl. St. Midtakläppen. 

» Sommerfeltii Myr. Hamrafjell. 

. polygamum Br. et Sch. Ramansberg. 

. fluitans Dill. Ljusnestöten. . 

. revolvens Sw. Tronden in Norwegen. 

. filieinum L. St. Midtakläppen. 

.‚ rugosum Ehrh. Ulfberg bei Wiken. 

. condensatum Sch. St. Midtakläppen. 

. arcuatum Lindb. Funnesdalen. 

. eugyrium Sch. var. Funnesdalsberg. 

H. ochraceum (Turn.). Funnesdalen. 

H. Sendineri Sch. St. Midtakläppen und Axhögen. 

Hylocomium Oakesii Sull. Funnesdalsberg und St. Midtakläppen. 

Andreaea petrophila Ehrh. Funnesdalsberg. 

Sphagnum rigidum Sch. Ljusnestöten. 

Sarcoscyphus Ehrharti Corda. Funnesdalsberg. 


Nkakskkeum 


219 
Scapania. uligioosa Nees v. Es. Ramansberg. 
Se. irrigua N. v. Es. Funnesdalsberg. j 
Jungermannia cordifolia Mart. kkamansbarg und St. Midtakläppen. 
J. obovata N. v. E. Funnesdalsberg. 
J. inflata Huds. Ljusnestöten. 
J. minuta Dicks. Funnesdalsberg. 
J. barbata var. Flörkei W. M. St. Midtakläppen. 
d. barbata var. Iycopodioides Nees. Funnesdalsberg. 


2. Flechten. 


Alectoria ochroleuca (Ehrh.) & rigida (Vill.). Funnesdalsberg. 

A. ochroleuca Y sarmentosa (Ach.). Lösset in Norwegen. 

A. nigricans (Ach.) = A.') Thulensis Th. Fr. Ljusnestöten in- 
nerhalb der Grenze Norwegens. 

Cornieularia divergens Ach. Funnesdalsberg. 

Oetraria nivalis L. Funnesdalsberg. 

Nephroma arcticum (L.). Funnesdalaberg, Christiania, Oerebro. 

N. expallidum (Nyl.). Ramansberg. . 

Peltigera scabrosa Th. Fr. Funnesdalsberg und Christiania. 

Solorina erocea (L.). Funnesdalen. 

Parmelia lanata (L.). Funnesdalen. 

P. alpicola Th. Fr. Ljusnestöten. 8 

P- hyperopta Ach. Funnes- und Midtadalen. 

Xanthorina elegans (Link). St. Midtakläppen. 

Placodium melanaspis (Ach.). Bollnäs in Helsingland. : 

Pl. fulgens (Sw.) ß alpinum Th. Fr. Am Gipfel des St. Midta- 
kläpps. on 

Acarospora pelischypha (Wnbg.). Funnesdalen, Bräcken in Nor- 
wegen. 

Lecanora oculata (Dieks.). Ljusnestöten und St. Midtakläppen. 

L. frustulosa (Dieks.). Hamrafjell bei dem Andsjöfall. 

L. bryontha (Ach.). Skarfjell und St. Midtakläppen. 

L. badta (Ehrh.). var. Funnesdalsberg. 

Caloplaca jungermanmniae (Vahl.). Funnesdalen. . . 

Rinodina mnioroea (Ach.). Funnesdalen und Lilla Midtakläppen. 

Obs. Exemplaria ex Lilla Midtakläppen ad var. cinnamomeam 
Th. Fr. accedunt. 


1) Exemplare mehrerer Flechtenarten sind Hrn. Er. Th. Fries zu Upenie 
mitgetheilt worden, um die Bestimmung zu bestätigen. Einige sind n breb 
genügender Zahl. Lecidea turgidula Fr. wurde in der Umgegend von rebro 

- gesammelt. ” \ 


220 

Aspicilia einereorufescens (Ach.). Funnes- und Midtadalen. 

A. pelobotrya (Wnbg.). Funnesdalsberg. 

Gyalecta dilabens 'Th. Fr. ad interim n. sp. Gipfel des Midta-  .» 

kläpps. 

G. foveolaris Ach. Skarffjell und St. Midtakläppen. 

Pilophorus robustus Th. Fr. ß Fibula Tuckerm. Christiania, 

Stereocaulon cereolinum Ach. Funnesdalen. 

Oladonia carneola Fr. Kolsät. 

Cl. botrytes (Hag.) Kolsät, Oerebro. 

Cl. bellidiflora. (Ach.). Funnesdalsberg. 

Gyrophora anthracina (Wulf.). Funnesdalsberg. 

G. hyperborea Ach. Funnesdalsberg. 

@. erosa (Web.), Funnesdalsberg. 

@. eylindrica (L.). Funnesdalsberg und St. Midtakläppen. 

@. vellea (L.). Kolsät und Funnesdalsberg. 

Psora tubiformis (Wnbg.). Skarffjell. 

Ps. deeipiens (Ehrh.). St. Midtakläppen. 

Ps. atrorufa (Dicks.). Funnesdalsberg und St. Midtakläppen. 

Helocarpon crassipes Th. Fr. St. Midtakläppen. 

Stereopeltis macrocarpa De Not. Christiania. 

Biatorina nivalis (Kbr.). Funnesdalsberg. 

B. cumulata (Smrät.). Funnesdalsberg. 

Biatora cinnabarina (Smrilt.). Ljusne- und Midtadalen. 

B. cuprea (Snrilt.). St. Midtakläppen. 

B. curvescens (Mudd). Funnesdalsberg. 

B. castanea Hepp. Funnes- und Midtadalen. . 

B. phaeostigma Kbr. Funnesdalen. 

B. fuscescens (Smrflt.). Ljusnedale bei Wallarne. 

Biatorella microhaema Norm. Ult- und Funnesdalsberg. 

Lopadium pezizoideum (Ach.). Funnes- und Midtadalen. 

Ehexophiale coronata Th. Fr. Skarfüell. ‘ 

Lecidea alpestris (Smrit.) Th. Fr. Skarfljell. 

L. alpestris 9. toninioides Hellb. in Vet. Ak. Förh. 1865.’ p. 475- 
- Funnesdalsberg. - 

L. arctica Smrft. Ljusnestöten. . 

L. tenebrosa Fw. Lilla Midtakläppen. 

L. armeniaca (DC.) 8 melaleuca (Smrilt.). Ljusnestöten. ‘ 

.L. Diapensiae Th. Fr. Skarffjell. on 

Sporostatia Morio (Ram.) coracina (Swrfilt.). Ljusnestöten. 

Buellia Rittokensis Hellb. Funnesdalsberg. ' 

Placographa nivalis Th. Fr. Funnesdalsberg. 


a 


21 


Dermatocarpon daedaleum Kremphb. Christiania. 

D. minialtum var. complicatum (Sw.). St. Midtakläppen. 

D. einereum (Pers.). Funnesdalen. ’ 

Varicellaria microstiela Nyl. = Pertusaria rhodocarpa Kor. 
Ljusne- und Midtadalen. . 

Pertusaria glomerata (Ach.). Skarfijell und St. Midtakläppen. 


. Polyblastia intercedens (Nyl.) = hyperborea Th: Fr. Fannesdalen, 


P. scotinospora (Nyl.). St. Midtakläppen. . 
Pyrenopsis granatina (Smrilt.). Funnesdalen und bei Wallarne. 
Phylliscum endocarpoides Nyl. Bollnäs in Helsingland. 


A v Krempelhnber: 
Prodromus Lichenographiae Insulae Maderae,. 


oder systematische Aufzählung der bisher auf. der Insel Madeira 
beobachteten Liebenen. . . 


Die Insel Madeira bietet, wie in botanischer Beziehung über‘ 
haupt, so auch in lichenologischer Beziehung insbesonders, ein 


mehr als gewöhnliches Interresse dar. 


Denn unter dem 32° 37° nördl. Br. und 45° 1% L. liegend, 
eine Oase in dem ungeheueren atlandischen Ozean, gehört sie 
zu denjenigen Punkten, an welchen sich der nördliche und südl. 
Charakter der Vegetation mit einander vermischen, wo die Re- 


“ präsentänten der. kalten und gemässigten Zonen den äussersten 


Vorposten der Tropenflora die Hand reichen. Und wie überhaupt 
die genaue Kenntniss jeder Meeres-Insel für die Pflanzen-Geo- 
graphie von grosser Wichtigkeit ist, wird auch eine nähere Kennt- 
niss der Flechten-Flora Madeira’s als ein willkommener Beitrag 
zu unserem bisherigen Wissen über die dortige Flora überhaupt 
und über die Verbreitung der Pflanzen und deren Vegetations- 
Grenzen auf der Erde betrachtet werden müssen. 

Was nun die Flechten Madeiras speciel anbelangt, so scheint 


diese Insel an diesen Gewächsen nicht reich zu sein, wie sich 
diess schon a priori aus der geognostischen Beschaffenheit und 


und der gegenwärtigen Bedeckung ihrer Oberfläche schliessen 
lässt. 
Eine andere, gewiss reichere Flechten-Flora mag dort einst 
geherrscht- haben, als die Insel noch grösstentheils mit Wald 
war. 


RR. 


Die gegenwärtige scheint nur der übrig gebliebene, auf die 

höheren noch einigermassen bewaldeten Punkte der Insel ver- 
drängte Rest der früheren zu sein. 
. „Eine nähere Bekanntschaft mit der Flechten-Vegetation Ma- 
deira’s hat aber auch dort die schon in zahlreichen anderen Ge- 
bieten in Bezug auf die Lichenen gemachte Erfahrung bestätigt, 
dass jedes natürlich begrenzte Florengebiet, ausser einer grösseren 
oder kleineren Menge von in der einschlägigen Region oder Zone 
oder auch auf der ganzen Erde mehr oder weniger allgemein 
vorkommenden Arten, eine kleinere oder grössere Anzahl von 
Species besitzt, welche entweder dem: betreffenden Gebiete ganz 
allein eigenthümlich angehören, oder nur wenig über dessen 
Grenzen hinaus verbreitet sind. 

So gehören z. B. die unten beschriebenen neuen Arten nebst 
Chlorea canariensis sehr , wahrscheinlich “zur Kathegorie der 
Madeira eigenthümliehen oder nur wenig ausserhalb dieser Insel 
verbreiteten Flechten-Arten. 

Im Uebrigen haben nur wenige von den Botanikern, von 
welchen bisher die Insel Madeira besucht worden ist, den dort 
vorkommenden Flechten eine nähere Beachtung geschenkt, und 
es ist daher auch die Zahl der Schriften, welche über Madeira’s 
Fiechtenvegetation einige Nachrichten enthalten, sehr klein. 

Es sind diese Schriften: 

1) Friedr. Holl: Verzeichniss der auf der Insel Madeira 
beobachteten Pflanzen, in: Regensb. Flora 1830, p. 369. 

Es finden sich hier unter anderem auch 16 (bekannte) Flech- 
ten mit ihren Namen und den Fundorten aufgezählt. 

2) Charles Bunbury: Remarks on the Botany of Madeira 
and Teneriffe, in: Journ. of the Proceed. of the Linn. Soc. Vol. I. 
Botany London, 1856. 

. Pag. 16-17 werden hier unter anderm auch die Namen von 
16 Flechten unter Beifügung der Fundorte angeführt. 

“Ausserdem waren bei der Weltumsegelung der Novara durch 
den Botaniker Ant. Jelinek verschiedene Flechten (zusammen 
18) auf Madeira gesammelt und ferner kürzlich durch den por- 
tugiesischen Botaniker B. Castello de Paiva eine grössere An- 
zahl dieser Gewächse von dort (74 Species, darunter 4 neue) 
nach Deutschland gesendet worden, welche sodann mir zur Un- 
tersuchung und Bestimmung zukamen. 

1867 verweilte auch der kürzlich verstorbene, : nainentlich 
durch seine früheren botanischen Forschungen in Bolivia bekannt 


2933: 
gewordene französische Botaniker Gust. Mandon längere Zeit 
zu botanischen Zwecken auf Madeira und es sind von ihm zwei- 
fellos auch bei dieser Gelegenheit .zahlreiche Flechten dort. ge- 
sammelt worden Aber tiber die Ausbeute an solchen ist mir, 
mit Ausnahme der Opegrapha circumducta Nyl., welche von Ny- 
lander, als von Mandon auf Madeira gesammelt, in der Regensb. 
Flora 1867 pag. 374 erwähnt wird, bis jetzt nichts Näheres‘ be- 
kannt geworden. nn 

Auf den Inhalt der wenigen oben erwähnten Schriften and’ 
Sammlungen stittzt sich nun das nachstehende Verzeichniss, 
welches daher wohl nur als ein erster Anfang einer Flechtenflora 
Madeira’s gelten kann, welche sicherlich noch, wie jede andere, 
nach und nach im Laufe der Zeiten mehr und mehr bekannt 
werden wird. 


Fan Collemacei. 
1. Collema nigrescens [Huds.] Schär. «, Vespertilio [Lightf.]. 
An Felsen [Cast. d. P.]. . ' 
2. Leptogium Bourgessii [Lightf.]. Mont. An Baumstämmen 
unter Moosen, recht gut entwickelt (Cast. d. P.). 
3. Leptogium tremelloides Fr. An Bäumen [Cast. d. P., Je- 
linek |. 


Fam Lichenacei. 
Ser. Epiconioidei, 
Trib. Calieiei. 
4. Sphinetrina microcephala Sm. emend. Kbr. Parerga Lich. 
p. 288. An Baumrinden in Gesellschaft von Pertusaria lejoplaca 
und Lecanora subfusca [Cast. d. P.]. 


Trib. Sphaerophorei. 
5. Sphaerophoron coralloides Pers. An alten Stämmen der 
Erica arborea, welche oft ganz damit bedeckt ist [Holl, Jelinek]. 
Ser. Ciladonioidei. 
Trib. Cladoniei. 
6. Cladonia pyzidata Fr. forma scyphora, simplex. Am Bo- 
den und Baumstöcken [Cast. d. P.]. 
7. Cladonia fimbriata [L.] Fr. forma: scyphosa, integra 
Schär. En. p. 190. Am Boden in verschiedenen Altersabstufun- 
gen [Jelinek]. on . 


:8. Cladonia cervicornis Schär. Am Boden [Cast. d. P.]. 

9, Cladoria rangiformis Hoffm. Am Boden [Jelinek]. 

10. .Cladonia digitata Hofm. form. simpl., cornuta. Am Bo- 
den ı TCast. d. P.]. 


. Trib. Stereocaulei. 

11. Stereocaulon sphaerophoroides Tuckerm., Nyland. Synops, 
meth. Lich. p. 234. Am Boden zwischen Laubmoosen oder an 
bemoosten Felsen [Cast. d. P., Jel]. _ 

12. Stereocaulon paschale Ach. An hohen Felsen der Nord- 


küste [Holl, Bunbury]. 


Ser. Ramalodei. 
Trib. Rocellei: 
13. Rocella tinctoria Ach. An Felsen, fast 1 Stunde vom 
Meer entfernt [Cast. d. P., Holl]. Beide Arten (Rocella tinctoria 
und R. fus-iformis) wachsen auch in grosser Menge an den Fel- 
sen der nahe gelegenen kleinen Desertas-Inseln, wo sie auch ge- 
sammelt ‘worden [Holl]. 
14. Rocela fuciformis Ach. ß. linearis Holl. An eisen, fast: 
1 Stunde vom Meere entfernt [Holl]. 


Trib. Usneei. 

15. Usnea barbata Fr. «. florida [L.]. An Bäumen [Cast. 
d. P., Jel.]. form. hiria Ach. An Bäumen [Jel.]. 

16. Usnea artieulata [L.]. An Bäumen [Bunbury]. 

17. Usnea jamaicensis Ach. An alten Bäumen der Erica 
arborea, sehr häufig, doch immer ohne Früchte [Holl]. 

18. Chlorea canariensis [Ach.] Nyl. (Evernia Canariensis 
Montagn. Canar. p. 95, tab. 6. f. 1). An alten Bäumen der Erica 
arborea, steril [Holl, Bunbury, Jelinek]. j 

Diese Art scheint einen sehr kleinen Verbreitungsbezirk zu 
baben, da sie — eine durch Gestalt und Farbe sehr in die Augen 
inllende Flechte — bisher nur an wenigen Orten gesammelt wor- 

en ist. 


(Schluss folgt.) 


Redaeteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubanerschen Buch- 
druckerei (Chr. Krug's Wittwe) in Regensburg. j 


Hora’ 1668 


Berösren. 


| 
j 


FLORA 


N 15. 


Regensburg. Ausgegeben den 9. Juni. | 1868. 


Inhalt. Literatur. — A. v. Krempelhuber: Prodromus Licheno- 
graphiae Insulae Maderae. —- Personalnachriehten. — Botanische Notizen. — 
Botanische Neuigkeiten im Buchhandel. — Verzeichniss der für die Samm- 
lungen der kgl. botanischen Gellschaft eingegangenen Beiträge. — Anzeigen. 


Literatur 


“Dr. W. Pfeffer: Bryologische Reisebilder aus dem Adula, 
idem: Didymodon Theobaldii, eine neue Moosart. 
idem: Zwei’ Missbildungen von Laubmoosfrüchten. 

A. Jäger: Ein Blick in die Moosflora der Cantone St. 
Gallen und Appenzell. 


Die edle Mooskunde hat in der Schweiz, besonders in der 
neueren Zeit, nur wenige Verehrer und Förderer gefunden, so 
viel sich nach den zu Tage getretenen Veröffentlichungen beur- 
theilen lässt; die Moosgeographie der Schweiz gehört zu den 
wenigst bekannten; ausser einer Anzahl seltner Arten, welche 
meist nicht’ helvetische Reisende von ihren Wanderungen mit- 
brachten, wurde wenig über die Mooswelt der Schweiz bekannt. 

Besonders fehlte es ganz an Vegetationsschilderungen und 
‚Regionisbildern, die uns einen lebendigen Einblick in das Zusam- 
menleben der Moose und ihr Verhältniss zu ihrer Unterlage ge- 
währt hätten; und wenn sich der Bryolog fragte, in welcher Weise 
wohl die aus der Schweiz bekannten Moosarten deren Berge und 
Thäler bekleiden und sich in den bunten Teppich der übrigen 
Pflanzen einfügen, so fand er an Stelle eines klaren Bildes 
wenigstens über einzelne charakteristische Gebiete nur ein leeres 
Blatt. . 


Flora 1868, 15 


226 Ba . 


Um so erfreulicher ist ‘es, dass die Thätigkeit einiger jüngeren 
Kräfte sich der Ausfüllung dieser Lücken zugewandt hat. Das 
erste Schriftchen meines Freundes Pfeffer giebt uns ein lebendiges, 
plastisches Bild aus dem bezeichneten Gebiete, und der mit der 
Alpenbryologie Vertraute wird den lebendigen Eindruck unmittel- 
barer Wahrheit und Vollständigkeit erhalten, so weit sich letztere 
auf solchen Wanderungen erreichen lässt. Der Feuereifer und 
Scharfblick Hrn. Dr. Pfeffer’s wird ihn sicher in kurzer Zeit unter 
die besten Mooskenner zählen lassen. Ein Theil der Resultate 
ist Freand Holler’s Scharfblick und Sammelbegeisterung zu dan- 
ken, welcher einige Uer geschilderten Ausflüge mit Hrn. Dr. 
Pfeffer machte. 

Ich habe mich um so lieber entschlossen, diese Wanderungen 
mit einigen Worten hier anzuzeigen, als dieselben in den Jahres- 
berichten der naturforschenden Gesellschaft Graubünden’s er- 
schienen sind, einer jener zahllosen Gesellschaftsschriften, die 
wohl nach 'einer Seite ihr Gutes haben, aber nach der andern 
eine wahre Landplage sind für den Forscher, welcher sich gern 
auf der Höhe der Literatur halten möchte und nun das Wichtige 
‘aus diesen zahllosen Publikationen unter den heterogensten Dingen 
vom bloss allerlokalsten oder gar keinem Interesse herausklauben. 
soll. Mögen wenigstens die Herrn, welche in solchen Zeitschriften 
Sachen von allgemeinerem Interesse publieiren, dafür sorgen, 
diese möglichst durch Separatabdrücke den specielleren Fachge- 
nossen zugänglich zu machen! 

Es liegt in der Natur solcher Vegetationsschilderungen, dass 
ein Auszug daraus nicht gut thunlich ist, daher sei es genug, 
darauf aufmerksam gemacht zu haben. Blos das sei noch erwähnt, 
wie manchen schönen Fund diese Wanderungen eingetragen. 
Manche seltne Art (Oreas, Bartramia subulata) die wir geneigt 
waren, als Privilegium des Tauerngebietes zu betrachten, und 
uns darüber mit der klimatischen Eigenthümlichkeit dieses Ge- 
bietes zu beruhigen, wird nun auch allmählig immer weiter nach 
Westen hin aufgefunden. Dazu wurde so manches Andere, WS, 
wenn auch nicht gerade auf ein so enges Gebiet begrenzt, doch 
immerhin als Seltenheit ersten Ranges zu betrachten ist, in die- 
sem, wie es scheint noch fast jungfräulichem Moosgebiete, schön 
und reichlich entdeckt. Weitere Wanderungen werden sicher noch 
weitere Beiträge liefern. Wir waren geneigt, die Schweiz als 
moosärmer zu betrachten gegenüber den deutschen Alpen, und 
dies mit dem Sommermaximum der Regen ın letzteren und dem 


„ 


n_ 


| 27 


daraus resultirenden grösseren Wasserfallreichthum derselben 
gegenüber dem Herbst- und Wintermaximum der westlicheren 
Alpengegenden und ihrer in Folge davon grösseren Gletscherent- 
wicklung in Verbindung zu bringen. Weitere Forschungen müssen 
erweisen, in wie weit dies dür die Moose richtig ist, die Resul- 
tate von Pfeffer’s Graubündtner Wanderungen vermindern diesen 
Gegensatz, jedenfalls wird eine Parallele höchst interessant sein. 
Ein Mittelglied werden Hrn. Berggren’s mehrmonatliche genaue 
Forschungen in den Oetzthaler Alpen bieten, deren Veröffentli- 
chung wir wohl bald entgegensehen dürfen. 

Ein weiteres Resultat dieser Wanderungen ist die Aufhellung 
des Amblysteginm Rotae de Not., um so willkommener, als sich 
nit den kurzen Diagnosen dieses Autors wenig anfangen lässt, 
und Exemplare, wie es scheint, auf keine Weise zu erlangen 
sind. Es ist eine Form von Hypmum exannulatum. — Brachyther. 
Tauriscorum Mdo. fand Verf. constant; auch Schimper hält es 
für „gute Art.“ 

Das geschilderte Gebiet lieferte auch eine neue Moosart, 
von deren Güte ich mich durch Hrn. Dr. Pfefler’s Güte selbst 
überzeugen konnte. Ich glaube mir den Dank der meisten Bryo- 
logen zu verdienen, wenn ich dessen Beschreibung aus den wohl 
den wenigsten zugänglichen Jahresberichten in die Flora über- 
trage. 

Caespites laxiores, uneiales, e viridi flavescentes radieulis e 
basi innovaticnum natis longis, rufo-ferrugineis pareissime inter- 
texti. Caulis sub apice innovans, dichotome ramosus, inferne to- 
mento ferrugineo rariore obtectus; (sectione transversale) defor- 
mis, funiculo centrali ordinario transeunte, strato peripherico 
haud distineto sine foliorum vestigiis in parenehymate. Folia 
divaricato- et subrecurvo-patentia e basi ad apicem innovationum 
majora, in ramis junioribus semper fere subtrifarie disposita, sie- 
eitate incurvo-crispata, e basi semiamplexicauli obovato-oblonga, 
carinato-concava, margine subrevoluto vel plano et in inferiori- 
bus apicem versus pro more irregulariter inflexo, acuminata, in- 
tegerrima, nervo satis crasso, ante apicem evanido ; (sect. transv.) 
e ventralibus duabus holostromatieis, ducibus duobus, eomitibus 
eommunibus, epidermalibus et interealaribus distinetis efformato ; 
reti inferne '/s hexagono-rhomboideo, laxo, hyalino, dehine dense, 
e cellulis hexagono rotundatis utraque pagina et margine pa- 
Pillis obtusis exasperatis texto. Flores monoiei, utriusque se- 
xus terminales, gemmiformes, antheridia et archegonia haud nu- 

. ' 15* - 

” 


228 


merosa paraphysata. Folia perigonialia minora, latiora, margine 
plano, obtusa et subcucullato-carinato-concava, Perichaetii vix 
distineti folia laxe vaginantia, erecto-patentia, e basi longiore 
involuto-concava, margine plana. Capsula longius pedicellata, de- 
operenlata eylindraceo-elongata,, orifieinum versus paallisper an- 
gustata, haud coaretata, lenissime obliquata vel rarius symme- 
triea, e flavescente fuscescens, summa aetate denique sanguinea, 
nitida, leptoderma, siecea immutata; pedicellus flaveseens et e fla- 
vescente rufescens, siceitate inferne sinistrorsum superne dex- 
trorsum tortus ; (seet. transv.) normale textus. Peristomii dentes 
16, punetulato papillosi, fissi vel bifidi, plus minus lacunosi, ra- 
jssime trabeenlis conjugati, remotius articulati, e duplici lamina, - 
interiore pallidiore et erassiore compositi, rufo ferruginei (ca- 
psula obseuriores), siecitate .erecti, humiditate in conum comni- 
ventes; membrana basilaris angustior. Annulus e duplici sirato 
eellularım eompositus, longissime persistens, Calyptra eueullata. 
Opereulum ? — 

Hab.: Am Rheinwaldgletscher mit Weisia serrulata detexit 
Prof. Theobald. 

Steht im Habitus in der‘Mitte zwischen Weisia serrulata 
und Desmatodon glacialis, von ersterer ist es schon durch die 
ganzrandigen Blätter weit verschieden, von letzterem durch die 
Kapselgestalt, die lockeren Rasen, die Frucht, die sparrigeren, 
trocken gekräuselten Blätter. 

Wir sehen, Verf. nimmt bereits auf die Anatomie des Sten- 
gels und Blatinerven Rücksicht und geht so freudig auf diese 
neue’ Richtung der Wissenschaft ein. Die erlangten Resultate 
zeigen die anatomische Identität mit Desmatodon glacialis. Den- 
noch zieht Verf. das Moos wegen des Peristoms zu Didymodon. 
. Weitere Untersuchungen müssen nachweisen, ob es nicht rich- 
tiger zu Desmaiodon gestellt worden wäre. Ich vermuthe, dass 
die Anatomie eine schärfere und sicherere Grenze für diese bei- 
‚den Genera bilden wird, als die feinen und schwankenden Unter- 
schiede des Peristoms, und dass Didymodon sich mehr den Tri- 
chostomeen, Desmatodon den Pottiis und einigen Gruppen der 
Barbulae anschliesst. Hier ist für den Bryologen noch Alles zu 
erforschen. Hr. Dr. Pfeffer stellt uns noch weitere Publikationen 
über die rhätische Mooswelt in Aussicht, denen wir begierig ent- 
gegensehen. 

In dem dritten angeführten Aufsatze beschreibt uns Verf. 
einen Fall von Dicarpie bei Bryum versicolor und von Tricarpie 


. 


229 


bei Bryum pallens. Die Fälle werden genau und eingehend be- 
schrieben. Die Seten waren in beiden Fällen einfach, wie sich 
aus der Configuration des Centralstranges erwies, daher hatte 
keine Verwachsung stattgefunden. Bei der Seltenheit solcher Miss- 
bildungen erregen diese genauen Beschreibungen lebhaftes In- 
teresse. ’ 

Einen anderen Charakter als Freund Pfeffer’s Wanderungen 
trägt die dritte der oben augeführten Schriften, welche in den 
Verhandlungen der St. Gallischen naturwissenschaftlichen Ge- 
sellschaft erschienen, „Eine bryologische Studie zu geben im 
Sinne von Lorentz, Molendo, Müller, Milde u. A. war Verf. nicht 
möglich“ schon wegen der geringen freien Zeit, welche er auf 
diese bryologischen Untersuchungen verwenden konnte; er gibt 
uns daher nur ein Verzeichniss der aus diesem Gebiete bekanıt 
gewordenen Arten und hat dabei Höhe und Substrat möglichst 
genau berücksichtigt. — So hat er denn durch Vereinigung eige- 
ner und fremder Beobachtungen 409 Moosarten als in diesem 
Gebiete bekannt geworden aufzählen können ; man sieht aus dem 
Verzeichnisse, dass er selbst fleissig geforscht und eine grosse _ 
Anzahl der verzeichneten Arten theils neu aufgefunden, theils 
bestätigt hat. Eine Anzahl der schönsten«Funde ist Dr. Pfef- 
fer’s Thätigkeit im Gebiete des Calanda zu danken. 

Ueber das, was bei einer solchen Arbeit das Wichtigste ist, 
Richtigkeit und Genauigkeit der Bestimmungen, steht mir in 
diesem Falle aus Mangel an Autopsie kein Urtheil zu, doch be- 
gegnen wir wenigstens keinen Angaben, die offenbare Unrichtig-. 
‚keiten enthalten oder lebhaften Verdacht erregen. 

Manche schöne und seltene Art ist verzeichnet, doch erhalten 
wir von dem Ganzen den lebhaften Eindruck, dass in diesem Ge- 
biete noch Vieles aufzufinden ist. Mögen, wenn nicht der Verf. 
selbst, der nicht mehr daselbst weilt, doch Andere diese Forsch- 


ungen fortsetzen und vervollständigen. 
Dr. P. 6. Lorentz. 


230 


 & v Krempelhuber: 
Prodromus Lichenographiae Insulae Maderae, 


oder systematische Aufzählung der bisher auf der Insel Madeira 
beobachteten Lichenen. 


(Sehluss.) 


Trib. Ramalinei. 

19. Dufourea cuneiformis Kunze. ,„Thallo glauco-virescente, 
ramis densis difformi-turgidis obeonieis apice lobato-divisis sub- 
fureatis, disco apotheciorum carneo. Der D. mollusca Ach. ver- 
wandt.“ An Weiden und jungen Kastanienbäumen (Holl). 

Fraglich ob eine selbstständige Species und zu Dufonrea 
gehörig. 

20. Ramalina sropulorum Ach. An Felsblöcken der Meeres- 
küste [Cast. d. P., Bunbury]. 

Forma ienuis. Diese Form der vielgestaltigen R. scoptlorum 
zeichnet sich durch einen kürzeren, dünneren, feiner zertheilten 
Thallus, als er gewöhnlich ist, aus [Cast. d. P., Bunbury]. 


Trib. Cetrariei. 
21. Cetraria glauca [L.] Ach. ß. fallax [Web.] Ach. Schär. 
En. p. 13. An Bäumen, steril [Jelinek]. 


Ser. Phyllodei. 

Trib. Peltigerei. 
. Nephroma laevigatum [Ach]. An Bäumen [Cast. d. P.]. 
25. Peltigera canina |L., Hoffm. P. membranacen [Ach.] 


Kphbr. Lich. Fl. Bay. p. 124. Auf feuchter Erde und Baum- 
stöcken [Jelinek, Cast. d. P.]. 


24. Peltiyera polydactı yla Hoffm. «. vulgaris Körb. Häufig - 
auf Erica [Jelinek]. 


25. Peltigera rufescens [Neck.] Hofim. Am Boden, steril. 
[Jelinek]. 


26. Peltigera horizontalis [L.]. An Bäumen [Cast. d. P.). 
Trib. Parmeliei. 


27. Stiche pulmonaria Ach. An verschiedenen Bäumen [Cast. 
d. P.. 


Var. hypomela Del. An Bäumen [Cast. d. P., Jelinek]. 


231 


28. Sticta scrobiculata [Scop.] Ach. An Bäumen, steril [Je- ° 
linek]. 

29. Sticta intricata Del. var. Thouarsii [Del.] Nyl. Synops. 
meth. p. 335.. An Bäumen, steril [Cast. d. P.]. 

30. Sticta damaecornis Ach. var macrophylla Babingt.; Nyl. 
Synops. meth. p. 356. An alten Bäumen (Laurus indica), schön 
. entwickelt [Cast. d. P., Jelinek, Bunbury, Holl]. 

31. Sticta dichotomoides ? Nyl. Synops meth. p. 355. An 


Bäumen [Cast. d. P.]. 
32. Sticta aurafa Ach. An Bäumen, sehr gut entwickelt 


[Cast. d. P,, Bunbury]. 

33. Skicta crocata [L.] Ach. An Bäumen, steril [Jelinek]. 

34. Ricasolia herbacea [Huds.]. An Bäumen [Cast. d. P.]. 

35. Ricasolia sublaevis Nyland. spec. nova. Tballo sublaevi 
externaque facie accedente versus A. herbaceam, coloris albidi 
. vel albido-pallescentis, subtus subeoncolore nuddo passim rhizinis 

papilliformibus (qua nota etiam distat a R. erosa). Sporae ineo- 

lores (vetustate leviter fuscescentes), 3—7-septatae, longit. 0,052 
—90 mm., crassit. 0,004—5 mm. Nyl. in lit. An Bäumen 
[Cast. d. P.]. 

Obs. Haec eadem sporis nonnihil tenuioribus adest in ins. 
Mauritii, Borbonia, Africa meridionali et in Brasilia. Nyl. 1. c. 

36. Parmelia saxatilis Ach. An Bäumen und Felsen [Hol]. 
var. omphalodes [L.]. An Felsen [Cast. d. P.]. 

37. Parmelia sinuosa Ach. An Bäumen, steril (Cast. d. P.]. 

38. Parmelia physodes [L.]. var. vitiata Ach. An Bäumen 


[Cast. d. P]. 
39. Parmelia caperatı Ach. An Bäumen, steril [Cast. d. P., 


Holl, Bunburyl. 
40. Parmelia conspersa [Ehrh.]. An Bäumen [Cast. d. P.] 


41. Parmelia olivacea Ach. An Felsen und Bäumen [Holl]. 

42. Parmelia prolica Ach. An Felsen [Cast. d. P.]. 

43. Physcia stellaris [Ach.]. An Bäumen (ein Fragment), 
[Cast. d. P.]. 

44. Physcia leucomela [L.] Schär. An Bäumen ete., steril 
[Holl, Bunbury, Jelinek]. 

45. Physcia pulverulenta [Schreb.] Nyl. An Bäumen [Cast. 
d. P. 
ih. Physcia venusta [Ach.] Nyl. An Baumrinden [Cast d. P.]. 

47. Physcia ciliaris DC. var. crinalis Schär. Am Boden 
[Cast. d. P 


232 


48. Physcia endococeina Körb. Parerg. p. 56. An Felsen 
[Cast. d. P.]. 

Steht der Physce. obsewra wohl nahe, aber scheint immerhin 
eine selbstständige Species zu sein. 

‚49. Physcia flavicans DC. An Bäumen [Cast. d. P., Bun- 
bury]. 

50. Physcia parietina [Ach.. An Bäumen etc. [Holl, Bun- 
bury]. 


51. Physeia elegans [Link]. £. discreta 1. tenwis [Ach], An 
Felsen, steril [Cast. d. P.]. 


Trib. Gyrophorei. 
52. Umbilicaria pustulata Hofim. An Felsen [Cast. d. P.]. 


Ser. Placodei. 
Trib. Lecanorei. 


53. Pannaria rubiginosa Del. An Bäumen [Cast. d. P.]. 

54. Pannaria microphylla [Sw.]. An Felsen [Cast. d. P.] 

55. Pannaria plumbea [Lightf.. An Bäumen [Cast. 5 P., 
Holl, Bunbury). 

56. Squamaria crassa DC. An der Erde [Cast. d. P.]. 

57. Squamaria gelida [L.] Nyl. An Felsen [Cast. d. P.]. 

58. Lecanora turtarea Ach. 1. arborea DC. Wie es scheint 
an Baumstämmen, gut entwickelt [Cast. d. P.] 

59. Lecanora pallescens &. tumidula [Pers.] Kbr. An Bäu- 
wen, sehr gut entwickelt [Cast. d. P.]. 


30. Lecanora pallescens v. parella [Ach.] Kbr. An Felsblö- 
cken [Cast. d. P.]. 

61. Lecanora cerina c. pyracea Fr. (Callopisma Tuteo-album 
@. Persoonianum aucf. recent). An Baunrinden [Cast. d. P.] 

62. Lecanora holophaea Montagn. in Barker-Webb ete. Hist. 
nat. des Canaries p. 113. An Felsblöcken [Cast. d. P.]. 

63. Lecanora subfuseu «. vulgaris Schär. An der Rinde ver- 
schiedener Bäume [Oast. d. P.]. 


Lecanora subfusca v. distans Ach. An Baumrinden [Cast- 
dp] | 


1 Lecanora subfusca var. subangulosa Nyl. An Felsen [Uast- 
P.]. 


64. Leranora albana [Mass.]. An der Rinde verschiedener 
Bäume [Cast. d. P.]. 


65. Lecanora atra Ach. An Felsen [Cast. d. P.]. 


* 


233 


66. Lecanora ampliflcans (Nyl. Prodr. Lich. Nov. Granat. in 
act. soc. sc. Fennic. p. 48). f. Maderensis Krphbr. Sporae 4—8, 
oblongae, 4-septatae, hyalinae, 0,071—092 mm. long., 0,033—038 
mm. lat. 

Durch etwas kleinere, 4-fächerige Sporen von der Normal- 
form, welche in Lindig’s Collect. Lich. Nov. Granat. sub Nr. 2812 
enthalten ist und äusserlich sonst der Madeiraflechte vollkommen 
gleicht, verschieden. 

Die Apothecien zeigen mir entschieden einen dicken thallo- 
dischen Rand und glaube ich desshalb die Flechte zu Lecanora 
stellen-zu miissen... An Baumrinden [Cast. d. P.]. 

67. Lecanora sambuci [Pers.] Nyl. Prodr. Lich. Seand. p. 168. 
An Bäumen [Cast. d. P.]. 

68. Lecanora roboris Duf. Herb., Nyl. Prodrom. Lichenogr. 
Gall. p. 93 (sub Zecan. sophodes Ach.).. An Bäumen [Cast. d. P.]. 
69. Lecanora coceinea [Dicks.]; An Felsen [Cast. d. P.] 

70. Urceolaria scruposa [L.] Kbr. &. vulgaris Kbr. Au Fel- 
sen [Cast. d. P.]. 

71. Pertusaria pilulifera [Pers]. An der Rinde verschie- 
dener Bäume [Cast. d. P.]. 

72. Pertusaria multipunctata [Turn.] Nyl. Lich. Scand. p. 179. 
An Bäumen, dürren Aesten etc. [Cast. d. P.]. 

73. Pertusaria lejoplaca Ach. An Baumrinden [Cast. d. P.]. 


Trib. Leeideinei., 

74. Lecidea caeruleo-nigricans [Lightf.] Schär. An Felsen, 
gut entwickelt [Cast. d. P.]. 

75. Lecidea geographica [L.]. Schär. a. atrovirens [Ach.] 
Fw. Kor. An Felsen [Cast. d. P.]; am Gipfel des Pico Ruivo 
[Hol]. 

76. Lecidea fraudulenta Hepp. An Baumrinden [Cast. d. P.]. 

77. Lecidea arceutina [Stizenb.]. Secoliga arceutina Stizenb. 
Krit. Bemerk. üb. d. Leeid. mit nadelförm. Sporen. p. 38. An 
Baumrinden [Cast. d. P.]. 

78. Lecidea platycarpa Ach. An Felsen [Cast. d. P.]. 

79. Lecidea fumosa [Hoffm.] Schär. An Felsen, in Gesell- 
schaft von Lecidea ferruginea [Cast d. P.]. f. apotheciis conve- 
xis, crusta opaca. An Felsen [Cast. d. P.]. 

80. Lecidea enteroleuca Ach. An der Rinde verschiedener 
Bäume [Cast. d. P.]. 

# 81. Zecidea endoleuca Nyl. An Bäumen [Cast. d. P.]. 


234 


«82. Lecidea endoleucoides Nyl. spec. nov. Thallus albidus 
tenuissimus effusus; apothecia nigra opaca planiusceula (latit. 0,6 
—0,9 millim.) margine obtuse indicate vel nullo, intus albicantia; 
sporae 8nae incolores acieulares 5-—7-septatae, longit. 0,044—72 
mm., erassit. 0,0025—0,0035 mm.; paraphyses gracilescentes con- 
fertae, epithecium vage coerulescens, hypotheeium subhymeniale 
luteseens, perithecium plus minusve violacee fuscescens. Jodo 
gelatina bymenea coerulescens (dein lutescens). 

An Baumrinden [Cast. d. P.]. . 

Observ. Lecidea endoleuca Nyl. subsimilis, sed differt epi- 
theeio (lamina tenui) fuseo-nigricante, sporis erassioribus et gela- 
tina hymenea jodo eoerulescente dein vinose rubente. Nyl. 1. c. 

83. Leeidea albonigricans Nyl. spec. nov. Thallus albus 
tenuis inaequalis vel subgranülatus, sat determinatus; apothecia 
nigrieantia vel livido-nigricantia (latit. eireit. 0,5 mm.) planius- 
cula immarginata; sporae 8nae incolores fusiformi-aciculares rec- 
tae 7—1I-septatae, longit. 0,036—56 mm., erassit. 0,0030—0,0035 
um.; paraphyses medioeres apice fuscescente, hypothecium fus- 
cum (vel fusco-nigrieans). Jodo gelatina hymenea coerulescens, 
dein lutescens. Nyl. in litt. 

An Baumrinden (Cast. d. P.). 

Obs. Colore hypotkecii et caeteris notis bene distineta in 
stirpe Lecideae luteolae. Nyl. 1. ce. 

84. Lecidea leucocheiloides Nyl. spec. nov. Thallus albidus 
tenuissimus effusus ; apothecia nigricantia minuta (diametr. cir- 
eiter 0,3 millim.) plana, margine albido; sporae Snae, incolores 
oblongae 3-septatae, lovgit. 0,014-20 mm., erassit. 0,0045-0,0055 
'mm,; epithecium vage nigricans, hypothecium incolor. Jodo ge- 
latina hymenea intense coerulescens (dein sordide-violacea tincta). 
‘Nyl. in litt. 

An Baumrinde (Cast. d. P.). 

Observ. Comparanda extus’ cum L. leucocheila Tuckerm., 
quae differt hypothecio et variis respectibus. Nyl. 1. ce. 

85. Lecidea sangwinuria Ach. ' Wie es scheint, an alten Baum- 
Stöcken oder Stämmen, übrigens gut entwickelt (Cast. d. P.). 

86. Lecidea ferruginea (Huds.). f. saxicola Mass. Kbr. An 
Felsen (Cast. d. P.). 


Trib. Graphidei. 


87. Opegrapha atra Pers. «a. vulgaris Kbr. An Bäumen 


(Cast. d. P.), 


..-. 


235 


88. Opegrapha circumducta Nyland. in Regensb. Flora 1867, 
p. 374 (spec. noY.). 

Differt ab O. vulgata praesertim thallo nigro-limitato et spo- 
ris longioribus (3—7-septatis, longit. 0,032--38 mm., crassit: 
0,0045—0,0055. Thallus albidus rimulosus. Spermatia recta, 
longit. 0,0035—0,0045 mm., erassit. 0,001 mm. 

An Felsen (Mandon). 


Personalnachrichten. 


Admiral Jones, einer der ausgezeichnetsten Lichenographen 
“ Englands, ist am 7. Februar in einem Alter von 77 Jahren ge- 
storben. —r. 


Prof. Chester Dewey ist am 13. December v. J. in seinem 
'80sten Jahre zu Rochester, im Staate New-York, gestorben. Er 
hat sein ganzes Leben dem Studium der Riedgräser gewidmet. 
Seine im Jahre 1824 angefangene Caricography hat er von Jahr 
zu Jahr fortgesetzt und endlich im Jahre 1866 mit einem Gene- 
ralregister der Arten geschlossen. Ausserdem hat er noch ein 


Werk über die krautartigen Pflanzen in Massachusetts geschrieben. 
—r. 


Prof. H. v. Mohl in Tübingen ist von der Royal Society in 
London zum auswärtigen Mitgliede erwählt worden. —r. 


Dr. Hasskarl, der sich um die erste Einführung der Cultur 
der China-Bäume in der alten Welt so grosse Verdienste erwor- 
ben hat, ist von der kais. Commission der internationalen In- 
dustrie-Ausstellung in Paris dafür mit einer grossen Medaille 
beehrt worden. —r. 


Dr. Regel, wissenschaftlicher Director des kais. botanischen 
Gartens in St. Petersburg, hat den preuss. Kronenorden HL KI. 


erhalten. . —. 


E. Tucker zu Margate, der erste Entdecker von Oidium 
. Tuckeri, ist im März gestorben. —r. 


e. 


236 


W. E. G. Seemann, Mitglied der kais. leopoldinischen Aka- 
“ demie, der sich vor 10 Jahren mit seinem Bruder Berthold zur 
Herausgabe der Bonplandia verbunden hatte, ist am 3. März ge- 
storben. ’ —r. 


An die Stelle des nach Leipzig übergegangenen Professors 
der Botanik und Directors des botanischen Gartens an der Uni- 
versität zu Würzburg ist Professor Dr. Julius Sachs zu Frei- 
burg i. B. berufen worden. 


Am 14. Februar vor. J. starb in Neusohl Alex. Markus, 
Rector des dortigen evang. Gymnasiums, ein geschätzter Bo- 
taniker. 


Botanische Notizen. 


Die erste in Italien aufgefundene fossile Palme wird von 
Professor Paul Savi im Jahre 1843 unter dem Namen Palamites. 
erwähnt, welche von Professor Parlatore als Flabellaria raphi- 
folia Stermb. beschrieben wurde; eine zweite Palme beschrie 
derselbe als Flab. Saviana Parl. — beide stamınten aus den 
Kohlenwerken von Monte Bamboli. Später wurde eine Palme von 
R. Brown in Sardinien aufgefunden, und von Professor Unger 
als Fasciculites sardus beschrieben. Im Venetianischen wurden 
die ersten Palmen durch Dr. Massalongo im Jahre 1852 ent- 
deckt; die Funde vermehrten sich aber immer mehr; Chiavon, 
Salcedo, Bolca boten reichliche Aufsammlungen; die Museen von 
Verona (Massalongo, jetzt städtisches Museum, Graf Gaz- 
zole, Marquis Canossa), Vicenza (Graf Piovene, städtisches 
Museum), Padua, (Freiherr v. Zigno, botanisches Museum). Ve- 
nedig (Kön. Institut der Wissenschaften), Bassano (städtisches 
Museum, früher Parolini) u. s. f. wurden immer mehr berei- 
chert; Massalongo, Visiani veröffentlichten die betreffenden 
Beschreibungen in verschiedenen Schriften; die Kenntniss der 
fossilen Palmen erweiterte sich immer mehr. 

Trotz den vielen Funden war es jedoch noch nicht gelungen, 
ein vollständiges Exemplar aufzufinden ; erst im Jahre 1863 hatte 
Prof. v. Visiani das Glück, eine, man kann sagen, fast voll- 
ständige Palme von: Salcedo zu erhalten — sie bat eine Höhe 


« 


237 


von 3.05 Meter und besteht aus Stamm, Stengel und Blättern — 
es fehlt nur der mittlere Theil des Stammes, welcher beim Aus- 
graben zerbrach und zerbröckelte, und der untere Theil, welcher 
sammt der Wurzel noch in der Erde vergraben liegt. — Der vor- 
liegende Stamm, der eine eylindrische Form hat, ist 80 Cent. 
lang, 15—17 Cent. breit und dicht krummlinig gestreift. Aus 
dem Stamme erbeben sich unter mehreren andern acht fast voll- 
ständige Stengel, deren grösster eine Länge von 1.50 Met. er- 
reicht, an denen Spitzen die gefiederten Blätter — deren gröss- 
tes 86 Cent. im Umfang misst — sich nehr weniger ausbreiten. 

Diese prachtvolle Palme, welche die höchst reichliche, aus- 
gezeichnele Sammlung fossiler Pfianzen im botanischen Garten’ 
in Padua ziert, wird von Prof. v. Visiani zur Gattung Lala- 
nites zugezählt. — Wie w Martius dem Könige Maximilian I. 
von Bayern eine der schönsten lebenden Palmen gewidmet 
hatte wird nach dem Kaiser Maximilian I. von Mexico eine 
der prachtvollsten fossilen Palmen benannt, nämlich:. Zalanites 
Mazximiliani Vis. 

Die von Prof. v. Visiani aufgestellte Diagnose (Atti della 
R.- Accademia delle scienze 1 Tav. Napoli 1867) lautet: L. foliis 
longissime petiolatis, flabellifidis, laciniis ipfra medium coalitis, 
rhachidi bipollicari planae lanceolato-acuminatae insidentibus, late 
linearibus, numerosis, congestis, leviter plicato-carinatis, estriatis, 
enervibus; petiolo ineımi, inferne dilatato-convexo, superne pla- 
niusculo et linea saliente laterati notato. Sr. 


Botanische Neuigkeiten im Buchhandel. 


Andersson, N. J.: Apercu de la vegetation et des plantes cul- 
tivges de la Suede. 8. 94 pp. mit 2 Karten. Stockholm, 
Norstedt. . 

Bänitz, C.: Nachtrag zur Flora der östlichen Niederlausitz. 
Görlitz, Rewer. 5 Ngr. 

Bary, A. de: Prosopanche Burmeisteri, eine neue Hydnoree aus . 
Süd-Amerika. Halle, Schmidt. ı Thlr. 

Filices afrieanae. Revisio critica ommium hueusque cognitorum 
Cosmophytorum Africae indigenorum, additamentis Brauni- 
anis novisque afrieanis speciebus ex reliquiis Mettenianis 
ad aucta ; accedunt Filiees Deckenianae et Petersianae , auc- 
tore Maximiliano Kuhn. 233 Seiten. Leipzig, Engelmann, 


238 


Heer, O.: Flora fossilis arctica. Die fossile Flora» der‘ Polar- 
länder enth. Die in Nordgrönland, auf der Melville-Insel, in 
Banksland etc. entdeckten fossilen Pflanzen. Mit einem An- 
hange über versteinerte Hölzer der aretischen Zone von C. 
Cramer. Mit 51 colorirten Tafeln. Zürich, Sehulthes J 
13 Thir. 14 Ngr. 

Langenthal, Dr. Ch. W.: Beschreibung der Gewächse Dentseh- 
lands nach ihren natürlichen Familien und ihrer Bedeutung 
für die Landwirtbschaft. 2. vermehrte Auflage. Jena, Mauke. 
2 Thir. 

Le monde des bois; par M, F. Höfer. Un volume in 8. de 414 
pag. avec de nombreuses gravures sur bois intercalais dans 
le texte et 24 planches sur acier. Paris, J. Rothschild. 
30 Fres. 

Les coniferes indigenes, exotiques; par M. C. de Kerivan, avec 
une introduction de M. le viecomte de Courval. 2 Vol. in 32. 
avec figures. Paris. 

Les Fougöres. T. II. in 8. de 240 pag. Paris, J. Rothschild. 

Liebe, Th.: Die Elemente der Morphologie. Ein Hilfsbuch für 
den ersten Unterricht in der Botanik. . Berlin, Hirschwald. 
12 Neger. 

Lorentz, P. G.: Studien zur vergleichenden Anatomie der 
Laubmoose. Berlin, Friedländer und Sohn. *, Thlr. 

Ders.: Studien über die Moosarten: Orthotrichum Schubartianum 
Ltz., Campylopus Mülleri Ltz. und Weissia zohata Brid. 
Berlin, Friedländer und Sohn. *, Thir. 

Roumegue£re, C.: Cryptogamie illustr6e, ou histoire des fa- 
milles naturelles des plantes acotylödones d’Europe. Paris, 
J. B. Bailliere et. fils. 

Soerensen, H. L.: Beretning om en botanisk Reise i Omeg- 
nen af Faemundsöen og i Trijsil. Christiania, Dahl. 36 ss. 

Sur la fioraison de la vigne; par M. Henri Mar&s. Montpellier. 

Weber, J. C.: Die Alpenpflanzen Deutschlands und der Schweiz. 

2. Aufl. Mit systematisch geordnetem Text von C. A. Kranz. 
2. Bd. München, Kaiser. 3?/, Thlr. 

Wigand, J. W. A.: Der botanische Garten zu Marburg. Mar- 

burg, Univ. Buchh. */s Thlr. 


eu En ss 


239 
Anzeigen 


Herr Mechanikus und Optikus Bredemeyer in Frankfurt a. O. 
mir seit längerer Zeit als ebenso intelligenter und strebsamer, 
wie technisch geschickter Künstler bekannt, hat von hier aus 
eine ansehnliche Quantität frischer Diatomeenmasse erhalten, in 
welcher, ausser anderen interessanten Formen, sich der von mir 
vor Kurzem hier aufgefundene Campylopus noricus Ehrenb, 
(bereits von Herrn Prof. Dr. Al. Braun in der Gesellschaft na- 
turforschender Freunde in: Berlin eingehend besprochen) — in 
grosser Menge und versehen mit pseudopodienartigen Wimpern, — 
lebend vorfindet. Diejenigen geehrten Herren Naturforscher - 
und Liebhaber, welche von dieser frischen Masse zur eingenen 
Prüfung und Instruktion zu besitzen wünschen, wollen sich des- 
halb baldigst schriftlich an Hrn. Bredemeyer wenden. Derselbe 
versendet diese Masse gegen Postvorschuss oder Einzahlung per 
Postanweisung von 15 Sgr. Gleichzeitig kann ich nicht verfeh- 
len, die von Hrn. Bredemeyer theils selbst angefertigten, theils 
direct von Bourgogne bezogenen mikroscopischen Präparate, 
durch höchste Sauberheit und Klarheit ausgezeichnet, den sich 


.dafür interessirenden Herren aufs Lebhafteste zu empfehlen. 


Quartschen im Mai 1868 Dr. Herrmann J. 


Das Herbarium des am 13. März hierselbst verstorbenen 
hochberlihmten Schulrathes Dr. Fr. Wimmer, Verfasser so vieler 
klassischen botanischen und philolögischen Werke, insbesondere 
der Monographie der europäischen Weiden und der so wichtigen 
Flora von Schlesien, kommt zum Verkauf. Es umfasst an 20,000 
Exemplare, worunter allein sich an Weiden und zwar an europäi- 
schen an 1700, an schlesischen 5200 wohl bezeichnete und fast 
durchweg gut erhaltene Exemplare befinden, 2800 gehören der 
schlesischen Flora, etwa 10000 der deutschen und europäischen 
Flora an, die wie begreiflich unter dieser Zahl viel Interessantes 
enthält. Angebote auf das Ganze oder auch getrennt auf die 
gesammten Weiden oder auf die übrigen Pflanzen bittet man an 
die Frau Schulräthin Wimmer in Breslau, Bahnhofstrasse N. 12 
baldigst gelangen zu lassen. 


240 


Da für das in der Nr. 17. vom 19. Juni v. J. zum Verkaof 
. angekündigte Herbar des Prof. Dr. Hoppe bisher kein Anbot 
gemacht wurde, so wird selbes auch unter dem Minimalpreis von 
500 fl. R.W. zu dem bis Jänner 1869 gemachten höchsten An- 
bote hintangegeben, wobei man sich an Frau Hoch-Müller, 
Schuldirektors-Wittwe oder Dr. Sauter, k. k. Kreisarzt in Salz- 
burg wenden wolle. 


Verzeichniss 
der für die Sammlungen der kgl. botanischen Gesellschaft ein- 
gegangenen Beiträge. 


65. Sitzungsberichte der k. bayer. Akad.d. Wiss, München 1867 
D. 4, — 1868, 1 1. 

66. Verhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt 1866. 1. Wien. 

67. C. de Candolle: Theorie de la feuille. Gen&ve 1868. 

68. Göppert: Bericht über den gegenwärtigen Zustand des botan. Gar- 
tens in Breslau. April 1868. 

69, Sitzungsberichte der k. Akad. d. Wiss. — Math-naturwiss Klasse. 
Erste Abth. 54. Bd. Heft 4 uw 5. bis 1856. Heft 4 u. 5, — Zweite Abth. 
54. Bd. Heft 5. bis 56. Bd. Heft 5. . 

70. Rabenhorst: Flora europaea Algarum. Schlussheft. 1868. 

11. W. Lauder-Lindsay: 5 Separatabdrücke seiner Botan. Abhandlungen 
aus Linn. Soe. Journ. u. Transact. Linn. Soc. 

172. M&moires couronnd&s et Mem. des savants etrangern. Bru 

: xelles Tom. 33. 1865—1867. 4. 

73. — — et autres M&m. Tom. . Bruxelles 1887. 1868. 8. 

74. Bulletins de l’academie royale. Bruxelles 1967. 36. annde, 5. Ser. 
Tom. 24. 

75. Annuaire de l’acad. roy. Bruxelles. 34. annee. 1868. 

76. M&moire zur la temperature de l’air a Bruxetles par Ern. Quetelet 
1867. 4. 

77. Annales meteorologiques de Pobservatoire roy. de Bruxelles, 1. snnee 

1867. 4. 

78. Sieben Separatabdrücke aus Notiser ete, pro fauna et flora fennica 1867. 
und Oefvers. af Vet. Akad. Förk. von $. O. Lindberg. 

79. Index seminum horti Berolinensis 1867, 

80. A. Braun: Die Characeen Afrika’s. Berlin 1868. 

81. Rabenhorst: Die Algen Europa’s Dec, 205-6. Dresden 1868. 

82. —: Fungi Europaei. Ed. nova Ser. II, Cent. 12. 1868. 


Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauer'schen Buch 
druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. 


FLORA, 


NM 16. 


BRegenshurg. Ausgegeben den 20, Juni. 1868. 


Enhalt. Lichenes Lusitaniae. — Botanische Notizen. — Botanische 
Neuigkeiten im Buchhandel. — Einladung. — Anzeige. . 


Lichenes Lusitaniae 


Im Frühjahre 1866 bereiste Herr Graf H. Solms-Laubach 

. die Provinz Algarve im südlichen Portugal und hat die Ergeb- 
nisse der vorzüglich den Laubmoosen gewidmeten Reise im Ten- 
tamen Bryo-Geographiae Algarviae (Halle 1868) kürzlich veröf- 
fentlicht. Als Anhang hiezu möge sich das nachstehende Ver- 
zeichniss der mitgebrachten Flechten, deren Bestimmung mir ge- 
fälligst überlassen wurde, anreihen. Diesem Verzeichnisse ist 

“ Körber’s System zu Grunde gelegt. 

Da Portugal ein lichenologisch noch fast unbekanntes Land ist, 
(vgl. v. Krempelhuber Geschichte der Lichenologie I. p. 19. 155. 
321. und Nylander in Flora 1865 p. 605), so darf jeder Beitrag 
an Lichenen von dort willkommen geheissen werden, zumal wenn, 
wie hier, Steinflechten und Microlichenen die so wünschenswerthe 
Berücksichtigung zu Theil geworden ist. 
| Die auffallende Erscheinung, dass diese Flechten weit we- 
| niger als die Phanerogamen und Moose Portugals den Charakter 
einer südlichen Vegetation zur Schau tragen, kann zur Zeit nur 
ungenügend erklärt werden. Das stellenweise wohl angebaute 
Land, der Mangel an Waldungen in den Gebirgen, der Umstand, 
dass das eigentliche Ziel der Reise nicht .lichenologischen Zwe- 
| cken galt, sind zu berlicksichtigen. Späteren Forschungen aber 


Flora 1868. 16 
o 


\ 


242 


bleibt die Untersuchung vorbehalten, ob und wieweit die Flechten- 
Flora des Mittelmeeres und südlichen Europa’s sich einer sub- 
tropischen Vegetation annähert, oder ob erst südlich von Europa 
ein Umschwung der Lichenenflora eintritt. 

Eichstädt im Mai 1868. Arnold.. 


1. Usnea barbata L. florida (hirta Ach.). 
Steril häufig an Zweigen der Kastanien bei Monchique. 
2. Cladonia cervicornis (Ach) Körb. par. 10. a. megaphyllina. U. 
cerv, Leight. Not. Lich. XL. Clad. p. 2. = Schär. exs. 457. 
Auf Erde bei San Bartolomeo des Messines. (Kali caust. 
färbt den Thallus gelb.) 
3, Cladonia pungens (Sm.) Körb. par. 13. 
c. ap. auf Erde bei San Marcos da Serra. (Kali c, färbt 
den Thallus gelk.) 
4. Ramalina pollinaria (Ach.). 
An der Rinde alter Eichen bei San Marcos da Serra. 
5. Ramalina farinacea (L.). Gemeinschaftlich mit Üsnea hirta. 
6. Stieta herbacea (Huds.). Ueber Moosen (Homal. seric., Pterog. 
 graeile, Hypnum cupressif., Madotheca) c. ap. an Aesten der 
Kastanien: Barranco de Belem bei Monchique. 
7. Imbricaria physödes (L.). Gemeinschaftlich mit Usnea Airta. 
8. Imbric. saxatilis (L.). 
An Grauitfelsen des Gipfels der Serra da Foia bei Mon- 
chique (800 Met). _ 
9. Imbrie. Sprengelii (Fl.) Körb. par. 31. 
An Granitfelsen der Serra da Monchique, steril, 
10.. Umbilicaria pustulata (Hofl.). 
Steril an Granitfelsen des Gipfels der Serra da Foia bei 
Monchique 4800 Met.). j 
11. Eenormandia Jungermanniae Del. Rabh. 183. Mass. 339, 
Auf Nussbaumrinde bei Monchique mit Pann, rubig. 
12. Pannaria plumbea (Lght.) Hepp 375. . 
Häufig an alten Kastanienstämmen der Serra de Monechique. 
13. Pannaria rubiginosa (Thunb.) affinis Deks. Körb. par. 45. 
An Nussbaumrinde bei Monchique. 
14. Pannaria breunnea (Sw.) b. coronata Hoff. Körb. par. 46. 
Auf Erde bei San Marcos da Serra: Portella dos Termos. 
Sporen einzellig. farblos, 15-—18 m. m. lang, 6-7 m. ın. breit. 
15. Amphiloma murorum == Malbranche exs. 125. (exel. oset- 


BFRON.). 
® 


x 


16. 


17. 


18. 
18. 
20. 


21. 


22. 


23. 


2, 


25. 


243: 


Auf Mörtel alter Stadtmauern zu Monchique häufig, 
Placodium sazxieolum (Poll.) var. diffracbum Ach. Körb. 
par. 54. 

Steril an Granitfelsen der Serra da Monchigue. 
Gyalolechia bracteata (Hoff.) Körb. par. 51. 

Auf rother Erde bei Silves. — Sporen zweizellig, häufig 
einzellig, länglich,, an beiden Enden stumpf, 15-17 m. m. 
lang, 4-5 m. m. breit, farblos, zu 8 in ascis.. Kali caust. 
färbt den Thallus purpurroth, Jod das Hymenium blau, 
Ricasolia eandicans (Dicks.) Mass. Körb. par. 50. 

An Sandsteinfelsen bei St. Bartolomeo, 

Psoroma crassım (Ach.) var. caespitosum Mass. exs. 73. 

Auf Erde unter Cistussträuchen bei Silves. 
Acarospora smaragdula (Wahlbg.) Körb. par. 60. 

An Granitfelsen der Serra de Monchique. 

Candelaria vitellina (Ehr.). 

In Gesellschaft verschiedener Flechten an Granitfelsen der 
Serra de Monchique. 

Callopisma aurantiacum (Lgtf.) (rubescens). 

Spuren der Flechte fanden sich in Gesellschaft des .Diplot. 
epipolium. 

Callop. eerinum (Hedw.) var. chlorinum Mudd man. 136. (non 
. Zw. 96). 

An Granitfelsen bei Monchique. Sporen 12—16 m.m. 1g., 

7—8 m. m. breit, 8 in ascis. Kali caust. färbt die Flechte ' 
purpurroth,. Ein englisches Original stimmt mit der portu- 
giesischen Pfanze überein. 
Collopisma (nov. spee.?).- Thallo subnullo; Apoth. minutis, 
junior. cerinis, adult. fuseis. Epithee. viridi-Jutescente ; hypo- 
theeio incolore; Sporis polari dyblastis, tenuioribus, 8 in 
aseis, 11—16 m. m. Ig., 5—6 m. m. lat., hyalinis; — paraph. 
eonglut. (Diese Flechte dürfte in die Nähe der Zee. diducta 
Nyl. Flora 1864 p. 619 zu stellen sein. 

An Felsen bei San Marcos da Serra. — Jod färbt das Hy- 
menium blau, Kali caust. die Apothecien purpurroth. 
Rinodina caesiella (Fl.) Körb. par. 74. var. aggregata Bagl. 
En. Lig. 31. Erb. eritt. it. 373. Anzi Venet. 45. Comm. 
erit. Ital. IE p. 348. 

Auf basaltartigem Gesteine bei San Marcos da Serra. Sporen 
2-zellig, braun, 15-16 m. m. lang, 5—7 m. m, breit, S in 


ascis. . 
16* 


ZA - 
26. Rinodina confragosa Leight. exs. 146. Zw. 68. b.— R. atro- 


“ein. Anzi symb. 10. 


An Granitfelsen bei Monchique. Sporen braun, 2-zellig, 
14—16 m. m. lang, 6-7 m. ın. breit, 8 in ascis. Thallus 


“subareolatus albidus. 


Mit grauem Thallus auf basaltartigem Gesteine bei San 


‘Marcos da Serra. 


27. Rinodina lusitanica Arn. in lit. (nov. spee.). Thallo granu- 


28. 


29. 


30. 


loso olivaceo-fuscescente, effuso. Apoth. disco atrofusco, mar- 
gine fusco. Sporis junior. hyalinis, 2—4-loeularibus, 18—24 
m. m. ig., 10—12 m. m. lat.; adultioribus fuscis, 2-locul., 
utroque apice subaeutis; ve} 4-—6-locularibus (loculis utroque 
apice singulis; caeteris binis, rotundis vel subquadratis); 
28—30 m. m. Jg, 12—18 m. m. lat., 8 jn ascis. 

Auf rothem Sandsteinboden bei Silves, Diese erdbewoh- 
nende Rinod. hat habituell grosse Aehnlichkeit mit Rinod. 
mniaroea Ach, var. einnamomea Th. Fr. Arct.p. 128, zeichnet 
sich aber durch die fast parenchymatischen Sporen aus, wie 
man sie ähnlich bei Rin. Carestiae Bag]. Erb. critt. it. 189 
oder bei L. diplinthid Nyl. lich. Novo Granat. p. 30 findet. 
Lecanora alra (Huds.) Körb. par. 77. saricola var.? 

Eine muthmasslich hieher geliörige kleinfrüchtige Form 
dieser Art auf rothem Sandsteine bei San Bartolomeo dos 
Messines. Sporen einzellig farblos, 6—12 m. m. lang, 6—7 
m. m. breit. Epithee. dunkel violett, Hypoth. farblos, der 
Thallus wird. durch Kali caust. grünlich gefärbt. 

Lecanora subfusca L. var. meridionalis Arn. (compar. cum 
„L. subf. var. gangalea Ach. Nyl. in Mandon Madeira ex». 
55," Stizb. in lit.). 

Auf rothem Sandstein mit Ochrol. parella bei San Barto- 
lomeo, Thallo subleproso, nigrescente. Apothec. atrorufis, 
Junioribus albomarginatis. Epithecio fuscidulo; Hypoth. in- 
colore. Sporis uniloc. 12—15 m. m. Ig., 4-5 m. m. lat., 8 
in ascis; Paraph. conglutinat. Hymenio jodo coerulese. 
Lecanora subfusca (L.) var. campestris Schär. 

“ a. An Steinen bei San Marcos da Serra. (Sporen einzellig 
farblos, 10—12 m. m. lang, 6—-7 m. m. breit). 

b. Auf Sandstein bei San Bartolomeo. 


31. Lecan. Flotowiana (Spr.) Körb. par. 83. 


An Granitfelsen der Serra de Monchique. 


32. Lecan. frusiulosa (Deks.) b. thiodes Spr. Körb. par. 86. f. ocel- 
Tulata (Mass. Anzi Venet. 31). . 
An Granitfelsen der Serra de Monchique. (Sporen ein- 
zellig farblos, 15—16 m. m. lang, 6—7 m. m. breit. 
33. Zeora coarctata Ach. var. Bruyeriana Schär. (vix differt). 
Auf rothem Sandstein bei Silves. Sporen einzellig, breit- 
eiförmig, 18—23 m. m. lang, 9—12 m. m. breit, zu 8 in 
aseis; Epithec. röthlich, Hypothec. farblos. Jod färbt das 
Hymenium blau. 
31. Zeora Trevisanii Mass. exs. 309. (et 86. sterilisl!). 
Steril an Granitfelsen der Serra de Monchique. Durch 
Kali caust. wird der Thallus ziegelroth gefärbt wie bei den 
übrigen obigen Synonymis. 
Zeora sordida cum var. wird durch Kali nicht gefärbt. 
35. Zeora sulphurea (Hofl.) Körb. par. 89, 
An Sandsteinfelsen bei San Bartolomeo. Sporen einzellig, 
etwas schmal, 10—12 m. m. lang, 4—5 m. m. breit. Hypoth. 
farblos. Jod färbt das Hymen. blau. 
36. Ochrolechia parella (L.) O. pallesc. Körb. par. 92. 
An Felsen des rothen Sandsteins bei San Bartolomev. 
(Sporen 50 m. m. lang, 28 m. m. breit). 
37. Aspieilia calcarea (L.) var. contorta_Fl. 
Bei San Marcos da Serra (in molibus siliceis). 
38. Aspieilia cinerea (L.) a. vulgaris Körb. 

* An Felsen des rothen Sandsteins bei San Barfolomeo — 
Pinero grande. Der Thallus wird durch Kali caust. zuerst 
gelb, dann ziegelroth gefärbt. 

39. Aspic. flavida (Hepp 630) forma. 
An rothen Sandsteinfelsen bei San Marcos da Serra. Spo- 
ren einzellig, farblos, 12— 16 m. m. lang, 6—8 m. m. breit, 

‚ zu 8 in ascis. 

40. Urceolaria seruposa (L.) var. arenaria Ach. 
An Felsen bei Silves. 
41. Psora decipiens (Ehr.). 
- Auf rother Erde gut entwickelt, bei Silves. 
42. Thalloidima vesiculare (Hoffn.). 
Auf Erde mit der vorigen Art. 
43. Thalloid. tabacinum (ram.) Körb. par. 121 (forma tkallo pal- 
lidiore?). 
&uf rother Erde bei Silves. Epith. schwarzgrin, Paraph.- 
Enden’ keulig verdickt, dunkel; Hypoth. rothgelb. Sporen 


farblos, 2-zellig, nach beiden Seiten zugespitzt, 12—17 m.m. 
lang, 3—4 m. m. breit, zu 8 in ascis. Jod färbt das Hyme- 
nium blau. 


44. Blastenia ferrugines (Huds.) saricola Mass. 


Häufig auf Granitfelsen der Serra de Monchique. 


45. Biatora anomala Tayl. Leight. exs. 283. B. lecideula Bagl. 


Erb. eritt. it. 691. Anzi Etr. 28. 

"An Felsen des rothen Sandsteins bei San Bartolomeo. 
Sporen einzellig, farblos, nach beiden Seiten meist etwas 
zugespitzt, 15—20 m. m. lang, 7—8 m. m. breit, zu 8 in 
aseis. Paraph. ziemlich locker. Hypoth. farblos. Jod färbt 
das Hymen. blau. 


46. Biatora polytropa (Ehr.) campestr. acrustacea Hepp. 


An Granitfelsen bei Monchique. 


47. Biatora (similis Leeideae encliticae Nyl. Seand. suppl. p. 148. 


seeund. descript.). 
An der Rinde von Quercus edulis bei San Marcos da Serra. 


— Habituell einer Buellia punctata Körb. par. 141 nicht un- 


ähnlich. Epith. und Hypoth. dunkel; schmutziggrünbraun. 
Paraphysen verleimt; Sporen einzellig, farblos, 8 in ascis, 
9—11 m. m. lang, 5 m. m. breit 


48. Pyrrhospora quernea (Deks.). 


An der Rinde eines Kastanienstrunkes in der Serra da 
Mouraigue. Sporen eiförmig, 9—10 m. m. lang, d—5 m. ın. 
breit.’ 


49. Diplotomma epipolium (Ach.) Körb. par. 178. 


An Sandsteinfelsen bei San Bartolomeo. Sporen 4-zellig, 


braun, 15—18 m. m. lang, 6—8 m. m. breit. Epith. Hypoth. 
braun. 


50, Buellia leptocline Mass. it. 847. Hepp 752. 


An Sandsteinfelsen bei San Bartolomeo. Sporen 2-zellig, 
braun, 8 in aseis. 15—19 m. m. lang, 6—8 nı. ın. breit. Epi- 
thecium Hypoth. schwarz. Enden der Paraph. braun. Jod 
färbt das Hymenium blau. — Eine Varietät mit dunkelgrauen: 


Thallus findet sich auf Sandsteinfelsen des Pinero grande in 


der Serra dos Messines. 


. Buellia stigmatea (Ach.) Körb. par. 185. Buell. mieruspis 


Hepp 321. 
An Felsen bei San'Marcos da Serra. Sporen 2-zellig, 
braun, 9—12 m. m. lang, 4—5 m. m. breit. 


52. Buellia confervoides (Schär.] B. badioatra a. vulgaris Körb. 


53. 


54. 


55. 


56. 


par. 182. Hepp 32. Rabh. 469. 

An Granitfelsen der Serra de, Monchigque. Sporen zwei- 
zellig, farblos, grün und braun, 24—28 m. m. lang, 16 m. m. 
br., Epith. Hypoth. schwarz. 

Buellia parasema (Ach.) tersa Körb. par. 190. 

An Ceratonia-Stämmen bei Tavira. ‚ Sporen 2-zellig, braun, 
8 in aseis, 183—23 m. m. lang, 8 m.m. breit. Epith. Hypoth. 
schwarzbraun. 

Catillaria chalybaen (Borr.) Mudd man. 180. Hepp. 13. 

An Granitfelsen bei Monchigue: Barranco de Mataporeas. 
Sporen 2-zellig, farblos, 8 in aseis, 8—9 m. m. lang, 2-3 
m. m. br. Epith. Hypoth. schwarz, dünn braun, Paraphysen- 
köpfe braun. 

Leeidella sabulelorum (Schreb.) coniops Körb. par. 213. 

An Sandsteinfelsen bei San Marcos da Serra mit Asp. flav., 
Buellia stigmat. — Sporen einzellig, farblos, -9—10 m. m. 
lang, 6-8 mm. breit. Epith. blaugrün, Hypoth. bräunlich- 
roth, Paraph. ziemlich locker. 

Leeid. protrusa (Fr.) Körb. par. 213. Zw. 238. Leight. 299. 
(non Schär. exs. 578). 

An Granitfelsen der Serra de Monchique. Sporen einzellig 
farblos, 9—11 nm. m. lang, 7 m. m. breit, Epith. blaugrün, 
Hypoth. braunroth. Thallus mit zerstreuten gelblichen S0- 
redien bedeckt. 


. Leeidea fumosa (Hoff.) nitida Sch. Körb. par. 218, 


An Granitfelsen der Serra de Monchique. — Eine der var. 
grisella (non Z. grisella Fl. Nyl. Scand. suppl. p. 160) ähn- 
liche Form auf Sandsteinfelsen bei San Bartolomeo. 


. Lecidea contigua (Fr.) Anzi exs. 158. 


Eine wahrscheinlich bieher gehörige, doch auch der L. 
pachyphloea Körb. par. 219. sehr ähnliche Flechte. An Gra- 
nitlelsen der Serra de Monchique. Epith. Hypoth. schwarz. 
Bei dünnen Schnitten ist das Epith. schwarzgrün, Hypoth. 
schwarzbraun; Jod färbt das Hymen. lebhaft blau; Paraph. 
verleimt; Sporen circa 18 m. m. lang, 8 m. m. breit. Kali 
eaust. färbt den Thallus nicht. 


. Lecid. platycarpa (Ach.) Körb. par. 221. 


_An rothen Sandsteinfelsen bei Silves. Auf Granitfelsen der 
Serra de Monchique. Sporen 22-23 m. m. lang, 9—10 m.ın. 
breit, Epith. Hypoth. schwarz; bei dünnen Schnitten Epith. 


60. 


6l. 


62. 


63. 


64. 


65. 


66. 


67. 


68. 


blaugrün, Hyp. dunkelbraun. Paraph. fädlich nicht robust, 
ziemlich locker. Jod färbt das Hymen. lebhaft blau. 
Leeid. erustulata (Ach.) Körb. par. 222. 

An Sandsteinfelsen bei San Bartolomeo und San Marcos 
da Serra. Epith. schwarzgrün, Hypoth, schwarz. Sporen 
15 m. m. lang, 6-8 m. m. breit. 

Lecidea. 

An Granitfelsen bei Monchique findet sich eine in die Nähe 
der erustulata gehörige Lecidea : Epith. Hyp. schwarz, dünn 
schwarzbraun. Sporen an beiden Enden verschmälert, 9—14 
m. m. lang, 4—5 m. m. breit. Jod färbt das Hymenium 
blau. 

Rhizocarpon geographieum (L.). : 

An Granitfelsen der Serra de Monchique und an basalt- 
artigem Gesteine bei San Marcos. 

Rhizoc. subconcentricum (Fr.) Körb. par. 232. Erb. eritt. 
it. 683. 

An kleinen Steinen und Qugrzblöcken häufig bei San Mar- 
cos%a Serra. Sporen farblos, parenchymatisch, 20—28 m m. 
lang, 10—13 m. m. breit. — Ep. Hypoth. schwarz. Jodfär- 
bung lebhaft blau, Paraph. verleimt. 

Sarcogyne privigna (Ach.) a. simplex Dav. (non: Stereopeltis). 

Bei San Marcos da Serra in rupibus siliceis. Schläuche 
vielsporig, Sporen rund und rundlich 6 m. m. breit, Epith. 
schwärzlich, Hypoth. gelblich, Paraphysen ziemlich locker. 
Sarcogyne pruinosa (Sm.) = Erb. eritt. it. 690, 

An Sandstein und Dolomitfelsen bei San Bartolomeo dos 
Messines. 

Lecanactis Iyncea (Sm.). 
Gut entwickelt auf der Rinde von Korkeichen bei San Mar- 


cos da Serra. Epith. Hypoth. schwarz, Sporen farblos, spin- - 


delförmig, 8-zellig, nach beiden Seiten zugespitzt, 3034 
m. m. lang, 53-4 m. m. breit, zu 8 in keulenförmigen 
Schläuchen. 

Opegrapha varia (Pers.). var. notka Ach. Körb. par. 253. li- 
chenoides Comm. Critt. It, II. 406. 

An der Rinde alter Eichen bei San Marcos da Serra. 
Opegrapha saxicola (Ach.) var. DeCundollei Stizb. Steinb. 
Opegr. 26. O. saxigena Tayl. Leight 

An Dolomitfelsen auf einem Hügel bei San Bartolomeo. 


29 


Sporen 4-zellig, farblos, stumpf, 18-23 m. m. lang, '6--8 
m. m. breit. Epith. Hypoth. schwarz. 


69. Endopyrenium hepaticum (Mas.) Körb. par. 302. 


Auf rother Erde bei Silves. 


70. Pertusaria fallax Ach. Körb. par. 319. 


71. 


72. 


An Kastanienrinde- bei Aguas da Mouraique. Sporen zu 8 
in aseis, 75—86 m. m. lang, 54-44 m. m. breit, gerandet. 
Pertusaria chiodectonoides Bagl. Mass. misc. 26. Erb. critt. 
it, 399, 

An Granitfelsen der Serra de Monchique. Sporen 36—40 
m. m. lang, 22—25 m. m. breit, Kali caust. färbt den Tallus 
nicht. 

Polyblastia lactea Mass. Körb. par. 336. Hepp 469. 2 

Auf Rinde von Ceratonia bei Tavira.. Sporen parenchy- 
matisch, zu 8 in ascis, farblos, der Länge nach 8 bis 10 Mal, 
der Breite nach in der Mitte 3—4 Mal getheilt, 24—26 m.m. 
lang, 10—15 m.m. br., jung 4-zellig, 20 m.m. lang, 8m. m. 
breit. Perith. halb. Paraph. fädlich. 


73. Polyb. Tactea Mass. var. geophila Arn. in lit. (aut nova spec. ?) 


74. 


75. 


76. 


thallo subeoriaceo, sordide albido. Apoth. parte superiore 
prominulis, singulis vel 2—3 aggregatis, apice globoso per- 
tusis, atris. Sporis hyalinis, muriformi-polyblastis, longitudi- 
naliter 6—8, latit. 2—4 divisis, 24—30 m. m. long., 9—12 
m. m. lat., 8 in ascis. Hymenio iodi ope vinose rubescente. 

Auf lehmiger, rother Erd: bei Silves. 

Polybl. rugulosa Mass. mem. 139. Anzi Venet. 140. Hepp 951 

An inergeligen Sandsteinfelsen bei San Bartolomeo dos 
Messines. Sporen farblos, abgerundet stumpf, parenchyma- 
tisch, 18—25 ın. m. lang, 9—11 m. m. breit. —, Hymenial- 
gonidien zahlreich, blassgrün, unberandet und ohne Zellkern. 
3-5 m. m. breit. Jod färbt das Hymenium weinroth. 
Acrocordia macrospora Mass. fr. 24. sym. 52. exs. 280. Erb. 
eritt. it. 393. 

An rothen Sandsteinfelsen bei San Bartolomeo. — Sporen 
2-zellig, farblos, 22—-26 m. m. lang, 9 m.m. breit, zu 8 ein- 
reihig im Schlauche ; Paraphysen zart fädlich. 

Amphoridium dolomiticum Mass. 

An Dolomitfelsen bei San Bartolomeo dos Messines. — 
Sporen breiteiförmig, einzellig, farblos, 28—32 m. m. lang, 
12—16 m. m. breit. ‘Perithec. integrum. Jodfärbung wein- 
roth. 


je) 


77 


18 


7%. 


80, 


81. 


. Verrucaria ealeiseda DC. Körb. par. 363. 
An Dolomitfelsen bei San Bartolomeo. 
. Verrucaria elaeina (Borr.) Körb. par. 371. (forma). 

An Granitsteinen im Bache bei Monchique. Sporen ein- 
‘zellig,, farblos, 16 m. m. lang, 6-7 m. m. breit. Thallus 
feucht gelatinös, trocken bräunlich. 

Verruc. nigrescens Ach. V. fuscoatra Körb. 

Die ersten Thallusanfänge auf kleinen Quarzsteinen bei 
San Marcos da Serra. 

Collema pulposum Ach, (forma sat accedens ad Uollema eu- 
ganeum Mass.). - 

Auf Erde bei San Bartolomeo dos Messines. 

. Simechoblastus Vespertilio (Leight.) Körb. par. 419. 

Am Stamme eines Nussbaumes: Barranco dos Pisoes in 
“ der Serra de Monchique. 
. Leptogium minulissimum (Fl.) Körb. par. 423. 

Zwischen Trichostomum Barbula an Mauern bei Cintra. 


3. Leciographa Flörkii Körb. par. 463. Dact. insp. Mudd 


"man. 224. 

Parasitisch auf dem Thallus von Ochrolechia parella an 
Granitfelsen der Serra de Monchique. Sporen jung 2-zellig, 
alt 4-zellig, jung farblos, alt braun, 9—12 m. m. lang, 3—4 
nm. m. breit, zu 8 in ascis. Paraphysen fädlich, gegliedert, . 
clava dunkelbraun. Epith. Hypöth. braun. Jod färbt das 
Hymenium blau. . 
Tichothecium pygmaeum Körb. 

Vereinzelt auf einem Thallus an Granitfelsen bei Monchi- 
que. Sporen 2-zellig, braun, 6—9 m. m. lang, 3—4 m. IM. 
breit. . 


Botanische Notizen. 
Im Jahre 1867 hat Dr. G. Radde die hohe Tafellandschaft, 


welche im Norden der Tauruskette gelegen, das Quellgebiet des 
Araxes und der Kura in sich fasst, durchförscht. Die schmalen, 
gebirgigen Küstengegenden des südöstlichen Winkels vom schwär- 
zen Meere, welche in ihrem tieferen Theil als Basistan, in den 
höheren Gebirgen als Adscharien bezeichnet werden, sind charakte- 
risirt durch eine üppig strotzende Vegetation, in welcher der 
Hochwald sich aus Laub- und Nadelhölzern combinirt, die in den 


25 


tieferen Gebieten von Schlingpflanzen durehwebt und durchsetzt 
sind, und durch eine Flora, die unter den holzigen Gewächsen 
viele Vertreter der immergrünen Arten zählt und der, so lange 
ınan dem unmittelbaren Küstenrande nahe bleibt, nicht selten die 
Citrus-Arten im freien Küstenlande zugezählt werden müssen. 
Ein ergiebiger Gartenbau beschäftigt den grössten Theil.der Be- 
wohner und wie im benachbarten Gurien gedeihen im Küsten- 
striche Basistans auf bewässerbarem Boden der Reis, die ifalie- 
nische Hirse und der Mais. Im entschiedensten Gegensatze 
hierzu stehen hinsichtlich der vegetativen Charactere die Hoch- 
plateaux, welche den namhaftesten Theil des türkischen Arme- 
niens bilden und das äusserste Quellland des Kura-Systemes in 
sich schliessen. Die Flora trägt hier den Character der basal- 
pinen Zone Transkaukasiens. Die Bestände der Laubhölzer auf 
den steil abfallenden linken Thalhöhen des Poskho in noch nicht 
5000 Fuss Höhe über dem Meere sind alle maltraitirt und ver- 
krüppelt. Die Weissbirke ist in ihnen selten, dagegen trifft man 
Gruppen der Zitterpappel, die breitblättrige Salex, Viburnum Lan- 
tana L. und V. orientale Vall., sehr viel Corylus, Obstwildlinge 
und Mahaleb-Kırsche (Kiras), baumartige Pyrus salicifolia L., 
deren Aepfel, wenn sıe überreif sind, man hier als sehr schmack- 
haft bezeichnet ; ferner krüppelige Eichen, Carpinus Betulus L., 
und selten Rhododendron pontieum L. Auffallend ist der gänz- 
liche Mangel an Cornelkirschen, obschon Cornus sanguinea L. recht 
häufig vorkommt. Die trockenen Südgehänge der Höhen ernäh- 
ren vornämlich Xeranthemum, welches sie nicht selten vollständig 
bedeckt. — Auf dem Westrande des Mutul-dschan folgten der 
Baumgrenze die herrlichsten alpinen Matten. Jene wurden aber 
keineswegs durch Betuta alba allein gebildet, wie das im Kau- 
kasus sonst gewöhnlich der Fall ist. R. war erfreut, hier in 
einer_Höhe von 6500 bis 7300 Fuss dichte, aber nur aus (rebü- 
schen bestehende Bestände anzutreffen, die sich aus folgenden 
Arten zusammensetzten: Betula alba, zwei Acer (vielleicht A. 
hyrcanım F. et M. und A. platanoides L.?), viel Cornus sangui- 
nea, Viburnum orientale, V. lantana, Rhamnus Frangula, Sorbus 
aucuparia, Xylgsteum, Kibes und rundblättrige Salix, su wie 
überall Rosa pimpinellifolia Dec. Auf den Triften walteten ne- 
ben blauen und gelben Enzianen die milchweissen grossen Biu- 
men von Dianthus Seguieri Vill. vor; auch D. frayrans Ad. 
wurde bemerkt und Befonica grundiflora Steph. blühte noch ab 
and zu. ——- Weromm-Nakalakervi im Quelllande des Kani-tschai 


262 


ist in pflanzengeographischer Hinsicht dadurch interessant, dass 
nahe dabei, etwas höher, also wohl bis 7200 Fuss ansteigend, 
noch Kiefern in krüppeligen Kriechhölzern vorkommen. Vor 6 
Jahren standen indessen gerade in dieser Gegend noch 4 bis 5 
Faden hohe Kiefern ziemlich häufig. — Ein Haupthandelsartikel 
in Ardagan ist Kiefernholz in Hochstämmen, das aus den Umge- 
genden von Kasnafari, einem Orte, 25 bis 30 Werst westlich un- 
weit vom linken Kura-Gebirge gelegen, geholt wird. Die Wälder, 
welche dort auf dem Scheidegebirge zwischen Tschorok und Kura 
stehen, sollen sehr dicht und bedeutend sein, doch arbeitet man 
‘an ihrem Ruine unablässig fort. Bis etwa zum Jahre 1830 gab 
es selbst auf den im Süden von Ardagan gelegenen, jetzt ganz 
. kahlen Gebirgen bedeutenden Kiefernwald. Davon sieht man 
Jetzt nicht mehr die geringste Spur und mit den Wäldern. von 
Kasnafari wird es bald cben so weit sein. In diesen Wäldern 
fehlen die Tannen ganz. — Die Höhenzüge auf dem Hochplateau 
im Süden von Ardagan ernähren durchweg noch die Formen der 
basalpinen kaukasischen Vegetationszone mit hoher Cephalaria 
Catarica Schrad., Scablosa caucasica M. B., Campanula-Arten 
und Betonica grandiflora Steph.; einzelne Plätze bieten auf ihnen 
weitläuftige Rumex-Bestände und von Holzgewächsen bleibt ihnen 
Rosa pimpinellifolia Dec. und Spiraea hypericifolia L. erhalten. 
Ueberdies sicht man an den tiefer gelegenen trockenen Gehän- 
gen grosse Stipa-Flächen, zwischen ihnen viel Prlomus pungens 
Willd. und Zuberosa L., die üblichen Umbelliferen, Cardien‘ und. 
Astern, sowie auch Enzian. In den bisweilen sumpfigen Ebenen 
wächst als holziger Strauch, doch nur niedrig bleibend, Poten- 
uilla fruticosa L., die in Kars in Besenform verkauft wird. Wo 
der Boden in ihnen zeitweise nicht unter Wasser steht, bemerkt 
man eine gute Unterlage von Trifolien und hohe reine Grami- 
neenbestände; wo Sümpfe sich ansammeln, bleiben die Ränder 
derselben den Sauergräsern vorbehalten und Batomus bemerkte 
R. noch in 6200 Fuss Höhe über dem Meere. Sehr wesentlich 
aber ändert sich dieser Vegetationscharakter, wenn man die Hö- 
hen des Berdük-su überschritten hat und sich dem Kars-tschai 
nähert, mithin im Quelllande des Araxes ist. „Hier treten auf 
dem schlechteren Boden der Süd-Gehänge trotz annähernd glei- 
cher Höhe über dem Meere strahlige Astragaleen (Astragalus per- 
sicus F. et M.) und Gnaphalien auf, die R. bis dahin nicht sah. 
— An der eigentlichen Kuraguelle (Mardshan-su oder Korallen- 
wasser) in einer Höhe yon 6642 F, engl über dem Meere fand 


253. 


R. die schöne Scrophularia vernalis L. und die hier seltene 
Brennnessel. — Das linke hohe Ufer des Kain-tschai (Birken- 
wasser) besitzt etwa 8 Werst abwärts von der Quelle etwas Bir- 
ken- und Kiefernkrütppelwald, wie man dergleichen hier sonst 
nirgends sieht. . . —L 


. 


Eine grosse Plage in der australischen Colonie Vietoria sind 
zwei Unkräuter, von denen das eine, die Milchdistel (milkthistle) 
mit weissgescheckten Blättern (Sillybum marianum), um Mel- 
bourne, und das andere, die schottische Distel (seoth thistle, Cir- 
sium eriophorum), in Gippsland an vielen Stellen die einheimi- 
sche Pflanzenwelt verdrängt hat. Die Heerdenbesitzer, welche 
ihre Schaftriften in Distelyälder verwandelt zu sehen befürchten, 
bestürmten das Parlament, diesem stachligen Feinde kräftig ent- 
gegen zu treten, und bewirkten es auch, dass Tausende von Pfd. 
Stlg. auf die nutzloseste Weise verschwendet wurden. Denn an- 
statt die jungen Pflanzen im ersten Jahre auszurotten, begnügte 
man sich meist, nur die älteren, welche oft ihren Samen schon 
gereift hatten, niederzuhauen. —T. 


Im Allgemeinen stimmen die wenigen Reisenden in Central- 
Amerika darin überein, dass die Flora grosse Aehnlichkeit mit 
der mexikanischen habe. Dem Dr. @. Bernouilli scheint es 
Jedoch, dass in der Vegetation zwischen dem Nord- und Süd- 
- Abhange der Cordilleren eine nicht unbedeutende Differenz ob- 

walte, die jedenfalls grösser ist, als sie der blosse Breitenunter- 
schied bedingen würde. Jener, sowie die höheren Gebirgsgegen- 
den tragen so ziemlich den mexikanischen Charakter, während 
an der Südküste mehr südliche Formen auftreten; aber auch am 
Mar del Norte hat die fast unbewohnte Küstenregion schon ein. 
ganz tropisches Ansehen, wie das vielleicht auch in Yucatan und 
Tabasco, nicht aber weiter nördlich am Mexikanischen Meerbusen 
der Fall ist. Die längs der Küste des stillen Oceans in Guate- 
-mala sich hinziehende, 10 bis 12 Stunden breite Ebene ist theil- 
weise von Savannen, grösstentheils aber von hochstämmigem Ur- 
wald bedeckt, der in der Nähe des Meeres bis auf mehrere Mei- 
len in’s Innere als Unterholz ein undurchdringliches Bambus- 
gestrüpp hat. Während der trockenen Jahreszeit wird dieses 
theils absichtlich, theils zufällig in Brand gesteckt und bildet ein 
ausgedehntes Flammenmeer, welches jedoch rasch vorüberzieht ; 


das Krachen fder zerspringenden Bambhusstämme gleicht dabei 
einem anhaltenden Gewehrfeuer. Weiter im Innern wird die 
Hauptmasse des Waldes durch die riesige Coeozopalme (Cocos 


butyracea L.) gebildet. In den Küstenwäldern verfaulen unbe- 


nutzt eine grosse Menge kostbarer Bäume, Caoba (Swieienia Ma- 
hagoni L.) und Cedro (Cedrela odorata‘ L.), sowie andere feine 
Bäume sind häufig. Wo das Terrain anfängt, sich gegen den Ab- 
hang der Vulkane zu erheben, beginnt eine ausgedehnte Cultur. 
Hier ist das Vaterland des besten Kakao, dessen Pflanzungen 
früher einen grossen Theil der Küste einnahmen, jetzt aber sind 
sie auf den nordwestlichen Winkel von Guatemala (das Departe- 
ment von Suchitepequez) beschränkt und ihre Bedeutung nimmt 
von Jahr zu Jahr ab. Kaffee, Zucker und Baumwolle nehmen 
seine Stelle ein, vorzüglich der erstere welcher für Guatemala 
eine sichere Quelle des Reichthums zu werden verspricht. Noch 
höher hinauf, in der sogenannten Terra fria, treffen wir auf un- 
sere europäischen Kulturpflanzen; von Cerealien wird vorzüglich 
viel Weizen gebaut, daneben etwas Gerste und Hafer; die Kar- 
toffeln, obgleich hier in ihrem Vaterlande, bleiben klein und spär- 
lich, was wohl eher der mangelhaften Bearbeitung des’ Landes 
als dem Klima zuzuschreiben ist. Von europäischen Fruchtbäu- 
men haben sich nur wenige einheimisch gemacht, am meisten 
noeh Pfrsiche in verschiedenen Varietäten und Quitten nebst 
einer ziemlich elenden Sorte von Aepfeln. Birnen sind eine 
grosse Seltenheit und eine noch grössere Weintrauben oder Kir- 
schen. Es ist wahrscheinlich, dass die Kultur nicht nur der ge- 
namaten, sondern fast aller Produkte des gemässigten Klima’s 
hier günstige Resultate gäbe, wenn sie mit Umsicht und den nö- 
thigen Kenntnissen unternommen würde. Auch in der übrigen 
Vegetation findet der Nordländer Manches, was ihn an seine Hei- 
math erinnert, Cruciferen und Umbelliferen , welche beide der 
Terra caliente ganz fremd sind, selbst europäische Unkräuter, 
wie Nesseln und Wegerich; die Bäche sind von Erlen begrenzt 
und die Wege durch Hollunderhecken eingeschlossen. Die Wäl- 
der werden grösstentheils von verschiedenen Eichen oder Nadel- 
hölzera gehildet, von welchen letzteren drei oder vier Arten mit 
einander abwechseln. . —T. 


ZUR 
Botanische Neuigkeiten im Buchhandel, 


Baillon, H..: Histeixe des plantes. Monographie des dillenia- 
ces. Illustree de 50 figures dans les textes, dessins de Fa- 
quet. Paris, Murgand. 3 fres. 

Darwin, Charl.: The variation of animals and plants under do- 
mestieation. 2 Vols. 8. London, Murray. 28 s. 

Des classifications et des methodes en botanique, par M.L. Mar- 
chand. Angers. 

Faivre, E.: La variabilit€ des especes et ses limites. Paris, 
6. Bailliöre. 2 frs. 50 c. , 

Hallier, E.: Phytopathologie. Die Krankheiten der Kulturge- 
wächse. Für Land- und Forstwirthe, Gärtner und Botani- 

- ker. Leipzig, Engelmann. 3 Thlr. 

Lorentz, P. G.: Ueber die Moose, die Hr. Ehrenberg in den 
Jahren 1820 bis 1826 in Aegypten, der Sinai-Halbinsel und 
Syrien gesammelt. Berlin, Dümmler. 2 Thlr. 

Miguel, F, A. G.: De palmis Archipelagi Indici observationes 
noyae. Edidit Academia regia disciplinarum Nederlandica. 
Accedit tabula pieta: gr. 4. Amsterdam, van der Post. 1. 

Morenoy Maiz: Recherches chimiques et physiologiques sur 
VErythroxylum Coca du Perou et la Cocaine. In 8. 93 pag. 
avec pl. Paris, Leclere. 

Plantae Tinneanae, sive deseriptio Plantarum in Expeditione Tin- 
neanae ad fiumen Bahr el Ghasal ejusque Affluentias collec- 
tarum. Opus XXVII. tabulis exornatum T. Kotschy et J. 
Peyritsch. London, Williams et Norgate. 21 Thlr., colorirt 
35 Thlr. 

Rambassen: Histoire et l&gendes des plantes utiles ef: curieuses. 
Paris, Didot Freres, Fils et Co. 1°% Thlr. 

-Ransonnet, E. de: Sketches of the inhabitants, animal life, 
and vegetation in the lowlands and high mountains of Cey- 
lon. Folio. Komdon, Hardwicke, 21.10. 

Ville, &: Recherches experimentales sur la vegetation. M6- 
moires et mölanges. Tom. 1.. In & LV. 404 pag. et 3 pl. 
Paris, Libr. agricole de la Maison rustique. 

Watson, J. F.: Index to the native and seientifie names of in- 
dian plants and products. London, Trübner. 31 s. 6.d. 


256 


Einladung 


Im Juli h. Js. wird Herr Hugo Lojka in Wien (Wieden, 
Taubstummengasse 6) eine lichenologische Reise in die Central- 
Karpathen unternehmen. Die Kalkflechten der kleinen Tatra 
sollen hiebei besonders berücksichtigt werden. Um einen län- 
geren Aufenthalt in diesem Gebirge zu ermöglichen und eine er- 
giebige Flechtenausbeute zu sichern, ladet Herr Lojka zu einer 
Subseription auf Lichenen in der Weise ein, dass eine Üenturie 
Flechten um 7 Gulden rhein. (4 Thaler) offerirt wird. 

Den wesentlichen Inhalt dieser Centurie sollen Kalkstein- 
flechten, Verrucarien, Erdflechten, überhaupt Microlichenen und 
Rariora bilden; die gewöhnlichen Strauch- und Krustenflechten 
werden thunlichst vermieden und nur auf speciellen Wunsch der 
Herren Theilnehmer berücksichtigt werden. 

Der Unterzeichnete hat auf Wunsch des Hrn. Lojka die Ein- 
kassirung der Beiträge und die seinerzeitige Vertheilung der 
Flechten übernommen und bittet die Herren Theilnehmer, ihre 
Beiträge an ihn zu senden. 


Eichstätt in Bayern. F. Arnold, 


Anzeige. 


In unserem Verlage erschien soeben: 


Vtile cum dulel. Heft IV. Ungereimtes aus der Pflan- 
zenanatomie und Physiologie, oder kein Durchfall 
beim Examen mehr. Zu Nutz und Frommen aller Bota- 
niker und solcher, die es werden wollen. In schöne botanische 
Knittelreime gebracht von Otto Hoffmann. Preis 10 Sgr. 


Maruschke & Berendt, 
Buchandlung in Breslau, Ring, 7 Kurfürsten. 


Redasteur: Dr. Herrich- Schäffer. Druck der F. Neubanerschen Buch- 
druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. 


. 


M1%. 


Itegenshburg. Ausgegeben den 30, Juni. 1868. 


Inkalt,. Dr. P. G, Lorentz: Ein Ausflug nach Stubach und Kaprun. 
— Gelehrte Gesellschaften. — Personaluachrichten. — Botanische Notizen. 


Ein Ausflugnach Stubach und Kaprun. 
Beitrag zur Moosflora des Pinzgau. 
Von Dr. P. G. Lorentz. 


. 


Auf dem augenblicklichen Standpunkte der Pflanzengeographie 
begnügt man sich nicht mehr, einfach die Pflanzen aufgeführt 
zu sehen, die in einem bestimmt umgrenzten Gebiete vorkommen, 
man macht noch Anspruch auf die Darstellung von zwei andern 
° Momenten: man wünscht eine Darstellung der pflanzengeographi- 
“sehen Physiognomie, ein Bild, wie sich die verschiedenen Arten 
in der Landschaft und auf ihren eigenthümlichen Standorten zu- 
sammengruppiren, und man verlangt endlich eine Zusammen- 
stellung der gewonnenen Fakta nach verschiedenen Gesichts- 
punkten: nach horizontaler und vertikaler Verbreitung, nach Ex- 
position, geognostischer Unterlage und deren chemischer und 
physikalischer Beschaffenheit; die wahrscheinlichen Erfolge der 
Pflanzenwanderung verstehen wir kaum noch andentungsweise in 
Betracht zu ziehen, noch weniger ist ein nennenswerther Anfang 
gemacht, die Räthsel der Verbreitung auch unter dem Gesichts- 
punkte erklären zu helfen, wie etwa die einzelnen Arten aus ein- 
ander entstanden, und wie sie sich im Kampfe um’s Dasein gerade 
an dieser bestimmten Stelle behauptet. 


Flora 1868, : 17 


258 


D 


So ist mit dem, was wiraugenblicklich verlangen und bieten 
können, wohl noeh wenig gethan. Wir gruppiren die gewonnenen 
Fakta und gelangen so zu manchem guten Gedanken, zu manchem 
anregenden Gesichtspunkte im Einzelnen, — im Ganzen und 
Grossen aber ist das Räthselwort noch ungesprochen, die Frag- 
stellung noch nicht aufgefunden, die uns einen grossen bedeuten- 
den Gesichtspunkt eröffnete für die Gesetze, nach denen die 
Pflanzen zum Kleide unsrer Erde sich gruppiren. 

Doch ist es der Natur des menschlichen Geistes durchaus 
unangemessen, deshalb müssig zu sein und nichts zu thun ; — rast- 
los dringt er aueh anf dunklen Pfaden vorwärts, bis sich dieselben 
deseinst erhellen und das Ziel deutlicher und bestimmter vor 
Augen tritt, So mag auch die pflanzengeographische Einzelforsch- 
ung ihre nächsten gewonnenen Resultate darlegen und ihre Stimine 
in dem wissenschaftlichen Concert der Jetztzeit mit ertönen 
dürfen, wenn auch schwächer, als manche andere, ohne dass sie 
ein strenger Dirigent mit grausamem Taktstocke zum Schweigen 
verdammt. — . 

Ueber die Moosgeographie des Pinzgau ist verhältnissmässig 
mehr bekannt, als über die der meisten andern Alpengebiete; 
Sauter gab ein Verzeichniss der dort vorkommenden Arten, das 
Molendo und ich mehrfach ergänzen konnten; die bryologische 
Physiognomie der von uns schon früher durchwanderten Gegen- 
den wurde von mir im zweiten Theile meiner Moosstudien, von 
Molendo in seinen bryologischen Reisebildern gegeben; ebenso 
enthalten die Moosstudien eine regionsweise Zusammenstellung 
und Molendos Reisebildern dürfte wohl eine eben solche folgen. 
Dennoch gehören einige Thäler des Pinzgau noch zur terra incog- 
nita: auch von Touristen noch sehr wenig besucht, ist mir aus 
manchen derselben auch nicht eine bryologische Standortangabe 
‚bekannt. 

Zweien solcher Thäler, Stubach und Kaprun, habe ich in diesen 
Herbstferien einen kurzen Besuch abgestattet. Zwar konnte der- 
selbe bei meiner sehr kurz zugemessenen Zeit nur ein ganz flüch- 
tiger sein und zwar kann ich nicht bergen, dass ihr Moosreich- 
thum hinter meinen Erwartungen zurückblieb, und jedenfalls von 
dem des Velber-Thals in seinen beiden Zweigen, des unteren’ 
Theil’s der Kriml und s. f. übertroffen wird, doch ergeben sich 
noch immerhin einige neue Standorte seltner Sachen und selbst 
ein mehr negatives Resultat, und eine Darstellung der Moos- 
physiognomie bisher noch unbekannter, wenn auch weniger reicher 


259 


Gegenden scheint mir einiger Zeilen an diesem Orte nicht un- 
werth zu sein. So möge denn das Beobachtete an dem Faden 
eines kurzen Excursionsberichtes hier seine Stelle finden, der 
botanische Wanderer wird vielleicht auch an der äusseren Ge- 
staltung der Reise Vorbild und Warnung für künftige eigne Aus- 
flüge nicht .ungerne entnehmen. - 

In letzterer Hinsicht ist gleich der Anfang des Ausflugs be- 
lehrend. Wenn ich’ in den Moosstudien (S. 39) sage: „werbequem 
und mit Gepäck reist, fährt früh 6 Uhr von München weg, be- 
findet sich um 10 Uhr in Wörgl, wo ihn ein gutes Frühstitck und 
der Stellwagen erwartet. Der letztere bringt ihn zeitig am Nach- 
mittage nach Kitzbichl“ und s. f. so sind diese schönen Tage 
schnellen und bequemen Weiterkommens längst vorüber. — Man 
hat es öfter ausgesprochen, die Brennerbahn werde mehr zur 
Verbreitung von Bildung und so zur Gefährdung der Glaubens- 
einheit‘ in Tirol beitragen, als alles Lamentiren und aller Spott 
umliegender Völkerschaften, aber diese Bahn ist eine vollzogne® 
Thatsache, so scheint man wenigstens der gefährlichen Berührung 
mit Fremden und deren ketzerischen Ideen möglichst dadurch 
vorzubeugen, dass man die übrigen Verkehrsmittel und An- 
schlüsse in so complett unzweckmässiger und chicanöser Weise 
einrichtet, dass wer nicht muss, diese Routen gewiss nicht be 
reist. Wäre ich reich, ich würde die Preisaufgabe stellen, ob 
der Verkehr auf dieser Linie noch unzweckmässiger und chiea- 
nöser eingerichtet werden kann, ohne ihn ganz aufzuheben; es 
wäre gewiss von hohem naturwissenschaftlichem Interesse, ob die 
Menschheit seit ihrer Abreise vom Stadium des Affen bereits den 
Grad der Entwickelung erreicht hat, um dies Problem zu lösen, 
öder ob es dazu noch vielleicht Jahrmillionen der Züchtung be- 
darf. Man höre: Wenn man München Morgens 5 Uhr mit dem Güter- 
zuge oder 7 Uhr 40 M. mit dem Eilzuge verlässt, gelangt man 10 Uhr 
55 M. nach Kufstein, von da ab führt aber blos ein einziger Zug 
Personen nach Innsbruck, alle übrigen Züge führen nur Güter; 
will man also mit der Bahn weiterkommen, so muss man in Kuf- 
. stein 4 Stunden warten, bis der Postzug eintrifft; die schöne 
Zeit, wo man den nach wie vor 11 Uhr von Wörgl nach Kitz- 
bichl fahrenden, Stellwagen benutzen konnte, ist längst vorüber, 
derselbe schliesst sich an keinen Zug mehr an.— Auch an den 
Postzug, der gegen 4 Uhr nach Wörgl kommt, schliest sich kein 
Wagen an, sondern man muss daselbst abermals 4 Stunden warten: 
um 8 Uhr führt uns ein Postwägelchen nach Hopfgarten, aber 

" 17% 


280° 


nicht weiter, manchmal verzögert sich dessen Abfahrt auch bis 
10°/, Uhr. 

Von Hopfgarten geht Morgens 5 Uhr ein ein- oder zwei- 
spänniges Postwäglein nach Kitzbichl, das auch für eine Person 
Platz hat; trifft man mit demselben um 8 Uhr in genanntem Orte 
ein, so erfährt man, dass der Stellwagen nach Mittersill vor '/ 
Stunde abgefahren ist, „eben gerade just ist er zum Thore hinaus“ 
wird man berichtet; will man mit Post oder Stellwagen weiter, 
so muss man bis zum andern Morgen 7'/, Uhr warten; denn auch 
an den Nachmittags ca. 5 Uhr eintreffenden eigentlichen Stellwagen 
"schliesst sich keine Gelegenheit zur Weiterbeförderung an. Ist es 
auch auf anderen Linien in Tyrol so schön und zweckmässig, so 
ist von dieser Seite die Glaubenseinheit, Loyalität und Sitteneint- 
einfalt auf Jahrhunderte gesichert! — 

Es versteht sich, dass ich nicht diese verschiedenen Fahr- 
gelegenheiten abwartete, sondern rüstig zu Fusse fortwanderte. 
"Konnte die ‚Schönheit der Gegend mit diesem Entschlusse ver- 


söhnen, go war’s doch immer ein Zeitverlust, und es ist kein Ver- 


gnügen, das schwere Gepäck, das man mit Leichtigkeit über die 
Berge trägt, in brennender Sonnenhitze auf der Landschaft zu 
schleppen. Thun dies doch selbst die Gebirgsbewohner nicht; 
wit Leichtigkeit findet man überall Leute, die schwere Lasten 
über Berge und hohe Jöcher tragen, doch misslang es mir noch 
immer, Träger zu finden, die selbst eine mässige Last einige 
Stunden auf der Landstrasse befördert hätten: „diess seien sie nicht 
gewöhnt, dazu bediene man sich des Gefährtes.“ 

Während dieser Diversion, die vielleicht Manchem als Warnung 
nicht unwillkommen ist, haben wir uns unterdessen noch bis 
Jochberg fortbewegt, das an der Strasse über den Pass Thurn 
liegt. Dort mündet, am Nordkar des Gaisstein “entspringend, 
das Sintersbachthal. In dieses bog ich dann ein, um jenem be- 
rühmten Berge nach etwa 9 Jahren wieder im Vorbeigehen einen 
Besuch abzustatten und ihn diesmal von der Nordseite zu packen. 
Von Jochberg bis zum Gaissteingipfel ist es nur 3 starke Stunden, 
doch wünschte ich auch diesen Weg für den folgenden Morgen ab- 
zukürzen, üm den vollen Tag für den Gaisstein zu haben, und 
ging noch am Abende nach der Hochalm in dem nördlichsten 
Zweige des in seinem oberen Theile gabelspaltigen Sintersbaches. 
Diesen Zweig nennen die Leute Achenthal, der südliche Thalast 
. behält den Namen Sintersbach; hier war aber die Hochalm schen 


£ 


261 


verlassen und die Leute bereits auf der Niederalm, daher ich den 
andern Thalast vorzog. 

Das Sintersbachthal steigt rasch an, ist in zam Theil mürben 
Schiefer eingebettet, zeigt aber doch einige scharf ausgesprochene 
Thalstufen, über deren Absätze sich schöne Wasserfälle her- 
abstürzen. 

Zum Suchen fand ich wenig Musse und Freudigkeit in diesem 
Thale, wie am folgenden Tage auf dem Gaissteine. Wenn der 
kühne und bergesfreudige Wanderer seinen früheren Gewohn- 
heiten entsagen und statt Wochen und Monate in den Ber-* 
gen zubringen zu können in freier Ungebundenheit, sich in's 
Joch schmiegen muss und an die Studierstube gefesselt ist, so 
dass er den lieben Bergen blos hie und da einen flüchtigen Be- 
such abstatten kann, dann wird „der Lümmel zahm.“ Es bedarf 
erst einiger Wanderungen, bis die Beschwerden des Bergsteigens 
so weitüberwunden und gewöhnt sind, dass man wieder im Wohl- 
gefühle der Kraft mit wahrer Freudigkeit und Wonne den Alpen- 
riesen zu Leibe gehen kann. So wurde mir die Gaissteinparthie 
durch Kopfschmerz in Folge des raschen Anstiegs in brennenderSon- 
nenbitze, durch Herzklopfen und den ungewohnten unerträglichen 
Druck des Gepäckes vergällt, das der deutsche Intelligenzproletarier 
in seinen alten Tagen noch eben so tragen muss, wie als junger 
Student. Die Achtung vor ihrer Wissenschaft, welche die deut- 
sche Nation immer im Munde führt, wird in Tirol am wenigsten 
für baare Münze und an Zahlungsstatt angenommen. 

Trotzdem dass auf diese Weise in Sintersbach und auf ‘dem 
Gaissteine wenig Freudigkeit und Energie zum Suchen und Sam- 
'meln blieb, konnte ich doch die Flora dieses, wie es scheint, 
unerschöpflichen Berges um einige Bürger bereichefn. Hypnum 
eurvicaule Jur. fand sich ziemlich reichlich und in schönen Exem- 
plaren mit Hypnum Heufleri forma laxa unmittelbar am Gipfel, 


’ 


allerdings an einer etwas schwindlichen Stelle, neu nicht nur 


für diesen Berg, sondern wie es scheint, auch für’s Pinzgau; 
Campylopus Schimperi im südwestlichen Theile des Kammes in 
einigen niedrigen Rasen, Bryum arcticum in einigen wenigen 
Exemplärchen. Ausserdem fanden sich noch alle die alten Selten- 
heiten vor, die den Gaisstein zum bryologischen Könige der Pinz- 
gauer Alpen gemacht; die herrliche Oreas in reichlicher Fülle, 
Bartramia subulata sah ich nur in wenigen kleinen Räschen, 
Grimmia sulcala nur in einigen schlechten Exemplärchen, da- 
gegen war Hypnum Heufleri in einer Menge und Schönheit vor- 


262 

handen, dass ich es selbst am Madritschjoche in "Sulden nicht 
prachtvoller gesehen, Didymodon rufus wahre Massenvegetation 
bildend; das seltsamme Vorkommen einer robusten Form von 
Antitrichia in Felslöchern und zahlreiche andere schon von Molendo 
in seinen Reisebildern erwähnte Vorkommnisse. Die Herrlich- 
keit der Aussicht, die mich ein fast wolkenloser Himmel in voller 
Reinheit bewundern liess, ist schon oft geschildert und gehört 
nicht hieher. 

‚Nachdem ich alle diese schönen Dinge längs des Kammes 
'binstreichend nach Möglichkeit genossen, bewirkte ich ohne Auf- 
enthalt meinen Abstieg nach Stuhlfelden. In der Birrigl - Alpe 
traf ich mit dem Herrn Bezirksrichter aus Mittersill, dessen lie- 
benswürdigen Töchterchen und einem Herrn Dr. zusammen; 
deren Führer übernahm auch mein Gepäck, und so geschah von 
dieser Last befreit in liebenswürdiger Gesellschaft der Abstieg 
viel rascher und angenehmer als der Aufstieg. In Stuhlfelden 
-gesellte sich noch der Herr Dechant und andere Sonntagsgäste zur 
Gesellschaft, und so ward bei trefflieben Tiroler Rothem auf 
grünem Plane vor dem empfehlenswerthen Gasthause des Weyer- 
wirths, der Rest des Nachmittags angenehm verplaudert und aller 
Beschwerden vergessen. 

Noch an demselben Tage gelang es mir, einen trefflichen 
Führer für-den Uebergang über das Kapruner Thörl zu gewin- 
nen und zugleich ein wünschenswerthes Unterkommen in Stubach 
für die folgende Nacht. 

Wo sich das Stubachthal in 2 Aeste theilt: Die Dorfer Oed 
und das Tauernthal, "/, Stunde hinter dem letzten Könige von 
Stubach, dem Vellerer, steht ein sehmuckes Jägerhäuschen, von 
zwei Jagdaufsehern besiedelt. Diesen gesellt sich zeitweise noch 
ein Dritter, der aber nur zuweilen und auf kurze Zeit, anwesend 
ist, und dessen Bett: daher meist zur Disposition des Reisenden 
steht; ist es besetzt, so findet derselbe in einem der zahlreichen 
benachbarten Heustädel ein Lager im köstlichen frischen Heu, 
weit dem Unterkommen in den meisten Sennhütten vorzuziehen. 
Das Ganze zeichnet sich durch Sauberkeit in höchst anerkennens- 
werther Weise vor allen übrigen Gelegenheiten zum Unterkommen 
aus, welche sonst die Pinzgauer Seitenthäler bieten. Jagd- und 
Jägerhaus gehören dem Aerar, sind aber vom Baron Pereire in 
Wien auf 10 Jahre gepachtet, welcher denn auch allsommerlich 
dahin zur Gemsenjagd kommt, sich aber, wie mir ein Senner' 
schalkhaft andentete, keinesbesondern Jagdglückes erfreut und meist 


263 


viel verdriesslicher fortgeht, als er gekommen. Die beiden Jagd- 


‚aufseher aber, Anton Schwaiger und Johann Berger heissen die 


Edlen, bereiten den: Unterständling mit anerkennenswerther Rein- 
lichkeit und Kochkunst was sich aus Milch, Schmalz und Mehl 
darstellen lässt; eine benachbarte Sennhütte liefert Milch und die 
anliegende Brennerei ist die Geburtsstätte der im ganzen Pinz- 
gau berühmten Stubacher Schnäpse, besonders des Enzian; dazu 
sind sie treffliche Führer und mit Weg und Steg aufs Beste ver- 
traut, sei es nun über das Kapruner Thörl, oder über den Kalser- 
tauern, Wer daher den (leichten) Uebergang über das Kapruner 
Thörl zu machen wünchst, dem ist entschieden zu rathen, dies 


von Stubach aus zu thun, indem es in Kaprun durchaus an guten 


Führern fehlen soll, und das Unterkommen in den Hütten der. 
Wasserfallalpe daselbst die Beigabe echt Pinzgauerischen Schmutzes 
besitzt. 

Bis zu besagtem Jägerhäuschen, nur 4 kleine Stunden von 
Stuhlfelden, wurde am Nachmittage des folgenden Tages gegangen, 
nachdem der Vormittag dem Einlegen und Fortschicken der ge- 
strigen Ansbeute gewidmet gewesen. u 

Das Thal steigt bis zu dieser,..seiner Theilung wenig an; 
ein holpriges Fahrsträsschen führt bis zum Vellerer. — A bei- 
den Seiten erheben sich hohe, bis zur Spitze bewachsene Berge; 
aus denen nur an wenigen Stellen das Felsgerüst als Gräthe her-' 
vorbricht, oder als Felswand abstürzt; der Eindruck ist ein mehr 
milder und freundlicher, blos aus dem Hintergrunde des Thales 
schauen ernst und im weissen‘ Gletscher-Gewande glänzend 
der Hocheiser und die hohe Rifl herein. — Der erste Königs- 
palast, den man berührt, ist der des Widrechtshäuser’s; ein an- 
sehnliches Gehöft von freundlichem Eindrucke, mit Gärtehen vor 
dem Hause, reinlicher als es sonst in Pinzgau üblich. Die 
Schwester des Königs waltete im Gärtchen schmuck und würdig 
und bot freundlich den erbetenen Trunk Wasser im tadellos 
blinkenden Glaskruge. Auf mancher schönen Alpe weiden dem 
Besitzer über 200 Stücke Rindvieh, zahlreiche Pferde, Schafe und 
Ziegen, einige 30 Knechte stehen unter seinem Befehle. 

Den schärfsten Gegensatz zu diesem anheimelnden Obdache 
bietet das Anwesen des Vellerer, in dem uns ein Gewitter unter- 
zustehen nöthigte. Der kolossalste Schmutz hat hier seine unbe- 
strittene Herrschaft aufgeschlagen, der Hof ist eine einzige grundlose 
Kothlache, über die hölzerne Balken einen schwindlichen Ueber- 
gang bilden; das Aussehen .der Bewohner entspricht dem der 


964 


. Wohnung, besonders das der dicken Bäuerin; gut, dass das 
schmucke Jägerhäuschen ein besseres Unterkommen bietet, sonst 
möchte das Uebernachten in einem der Heustädel des Bauern 
dem in: seinem Hause weit vorzuziehen sein, wie mir schon der 
Wirth in Stublfelden versicherte. . 

Von Moosen ist auf dieser Strecke wenig zu erzählen; der 
Weg führt meistens zwischen Zäunen und Wiesen hin; die wenigen 
Felsblöcke bieten blos die gewöhnliche Vegetation von Hedwigia, 
Grimmien, Hypnum eupressiforme etc. an sonnigen Stellen (blos 
das Vorkommen von Olimacium an ganz trockenen Blöcken fiel 
mir auf), von vorwiegendem Brachythecium plumosum und Dicra- 
num longifolium an schattigen Stellen; am Eingange des Thales 
fand ich Bryum roseum mit wenigen Früchten. — Genaueres Ab- 
suchen des wenig versprechenden Terrains binderte übrigens der 
hereinbrechende Abend und das drohende Gewitter, das uns denn 
auch vor erreichtem Ziele noch überraschte. 

Mit viel grösseren Hoffnungen betrat ich dagegen die Dorfer. 
Oed, welcher der folgende Tag gewidmet war. — Schon der Name 
Oed erfüllte mit Vorgefühlen wie Ulota curvifolia u. dgl. und ich 
hoffte, die Dorfer Oed würde ihrer westlicheren Schwester Ehre 
machh. ‚ Doch sollte sich ‘diese Hoffnung nur sehr theilweise er- 
füllen. Vom Eingange dieser Thalabzweigungen an steigt der 
Thalboden rasch bedeutend an, um dann ohne weitere bedeutende 
Erhebung zum Thalende zu verlaufen, der Käsau, welche vom 
Jägerhäuschen zwei Stunden entfernt ist. Dieselbe bildet ein 
Amphitheater welches von begletscherten  Häuptern, bes. Sonn- 
blick, Rabenkopf und Landeckkopf eingeschlossen ist. Die Ab- 
hänge brechen zuletzt in Felswänden zu Thale, und über eine 
derselben stürzt sich, vom Gletscher kommend, ein nicht unan- 
sehnlicher Wasserfall. Die das Thal einschliessenden Berge er- 
scheinen nicht von besonders imposanten Formen; sie sind fast 
durchweg bis zur Spitze bewachsen, und der bräunliche Ton der 
Almen verleiht dem Colorit Ernst und Harmonie und doch einen 
schönen Contrast zu den weissen, im Sonnenlichte blinkenden 
Gletschern. — Im Ganzen ist die Scenerie von grosser Einfach- 
heit und dürfte für den nach Imposantem und Packendem suchen- 
Jen Touristen keinen Anziehungspunkt bilden, und doch habe ich 
schöne Stunden in dieser so tief ernsten und doch so anheimeln- 
den Landschaft verlebt. — Erstrebenswerth wäre vielleicht der 
Uebergang zwischen Landeckkopf und Rabenkopf nach dem Mat- 
treyer Tauernthale, der nach der- Aussage der Jäger keine un- 


nik en 


%8 


tiberwindlichen Schwierigkeiten bieten dürfte, obgleich sie ihn nie 
ganz bewerkstelligt haben. 

Der Weg übersetzt mehrmals den Bach, zuerst um am rechten 
Bachufer ein Chaos z. Th. hausgrosser Blöcke zu umgehen, das 
im Schatten des zum grossen Theile aus graubärtigen Fichten be- 
stehenden Waldes bis an den Bach vordringt. Aber gerade dieses 
zog mich an, indem ich daselbst manche Perle der benachbarten 
Tauernthäler wiederzufinden hoffte, und in deren Klüften manche 
schöne Species schon im Geiste erblickte. Doch erbeutete ich 
von besseren Sachen nur Plagiotheeium neckeroideum in grossen 
prachtvollen Rasen, z. Th. in Molendo’s Pi. noricum übergehend, 
nur steril; dazu ein ärmliches Räschen von Pl. Mällerianum; da- 
zu noch einige andere Plagiotheeien-Formen, die vorläufig noch 
als Formen von denticulatum gehen müssen; bes. eine in hohen, 
dichten, aufrechten Rasen, mit ganz gerader Kapsel, die sich 
auch durch die blos angedeuteten Wimpern Pl. laetum nähert, aber 


‘doch wieder verschieden ist. Uebrigens sprach, wenn ich nicht 


irre, schon Lindberg die Vermuthung aus, dass Pl. laetum nur 
Form von denticulatum sein möge, was nicht unwahrscheinlich ist. 
Ein eingehendes ernentes Studium der so mannichfachen Plagio- 
theeienformen, sowohl am Standorte als mit Berücksichtigung der 
anatomischen Verhältnisse fängt übrigens bereits an, dringendes 
Bedürfniss zu werden; bes. in den Alpen begegnen Einem öfter 
Formen, die man in dem bisherigen Artschematismus nicht recht 
unterzubringen weiss und deren richtige Stellung nur ein ge- 
naueres, eingehenderes Studium berichtigen kann, als es Jedem 
jederzeit erlaubt ist. 


(Fortsetzung folgt.) 


Gelehrte Gesellschaften. 


Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien. 
(März.) 

Herr K. Fritsch legte einen „normalen Blüthenkalender 
von Oesterreich‘ vor, welcher 720 neue Pflanzenarten enthält, 
somit ist im Ganzen die Zahl von 1814 Arten erreicht, deren 
Blüthenzeit genau bestimmt worden ist. — Es ist auch ein nor- 
maler Kalender der zweiten Blüthen angeschlossen, welche sich 
nach längerer Pause ohne Blüthen wieder im Herbste einzustellen 


pflegen; für die Stationen Wien, Kirchdorf in Oberösterreich und 
Agram wurden bis jetzt 433 Pflanzenarten beobachtet. -—— Von 
. Hro. Dr. F. Unger wurde eine Abhandlung vorgelegt über „die 
fossile Flora von Radoboj in ihrer Gesammtheit und nach ihrem 
Verhältnisse zur Entwickelung der Vegetation der Tertiärzeit. “ 
Im ersten Abschnitte werden die Vorkommensverhältnisse der or- 
ganischen Reste und die geognostischen Bezeichnungen bespro- 
chen, woraus hervorgeht, dass diese Ablagerung nicht der eoce- 
nen Periode angehöre, sondern der unteren Braunkohlenbildung 
oder der sogenannten aquitanischen Stufe gleichzusetzen sei; — 
der zweite Abschnitt behandelt die Art und Weise, wie "diese 
grosse Menge von Landpflanzen und Inseeten, mit Meeresalgen 
und Fischen in eine Schicht begraben wurde, und wie dabei eine 
Ausscheidung von Schwefel stattgefunden habe. Das Schwefel- 
lager von Djebel Keprit am rothen Meere verdankt seinen Ur- 
sprung der Zersetzung einer grossen Menge angehäufter und in 
Verwesung übergegangener organischer Körper — und ein sol- 
ches Verhältniss dürfte auch in Radoboj stattgefunden haben. — 
Der dritte Abschnitt handelt von dem Charakter der genannten 
fossilen Flora, woraus sich ergibt, dass in der Tertiärzeit nicht 
der vegetabilische Inhalt dieses oder. jenes Erdtheiles hier ihren 
Ausdruck fand und auf eine Einwanderung der betreffenden Ge- 
Wächse hinweise, sondern dass in derselben Periode sich auch 
über Europa eine subtropische Flora ausbreitete, die sich erst 
später allmälig von da zurlickzog und in den gegenwärtig von 
ihren Nachkommen occupirten Erdtheilen sich weiters entwickelte, 
daher finden sich in Radoboj Pilanzen, deren nächste Verwandten 
gegenwärtig ' in Mexico, Neuholland, Nord- und Mittelamerica 
u. a. O. zerstreut leben. — Im vierten Abschnitte wird erwiesen, 
dass die gamopetalen Pflanzen ein Erzeugniss der Tertiärzeit 
seien und dass das erste Auftreten der dicotylen Pflanzen anf 
der Erde in einem Gegensatze der Apetalen und Dicotypetalen 
begann, welche beide also als die Hauptäste des dicotylen Stamm- 
baumes des jetzigen Pilanzenreichs anzusehen sind. — Im fünf- 
ten Abschnitte werden die neueren oder weniger bekannten Arten 
der Radobojer Pflanzen beschrieben und im sechsten Abschnitte 
folgt das kritische Verzeichniss aller bisher bekannten Arten. 


(April,) 
Hr. Prof. C. Freih. v. Ettingshausen übergab eine Ab- 
handlung „über die fossile Flora der älteren Braunkohlenforma- 


28 


tion der Wetteran.“ Diese Flora- enthält 229 Arten ; von diesen 
sind 104 dieser Flora eigenthümlich; die übrigen kommen auch 
in anderen Localfioren der Tertiärformation vor, Die -Leitpflan- 
zen weisen die genannte Flora der aquitanischen Stufe zu. Unter 
‚den sechs bis jetzt bekannten Funderten ist Münzenberg am 
reichsten an oligocänen Arten, weshalb der Verf. diese Localität 
für älter hält als die übrigen Fundorte. Es sind allhier. die Pro- 
teaceen und überhaupt die Pflanzen der neuholländischen Flora 
durch eine grössere, die Cupressineen, Abietineen, Ulmaceen, Ju- 
glandeen durch eine geringere Artenzahl vertreten. ‚Die Tropen- 
formen der aquitanischen Stufe sind hier durch Lygodium, Muso- 
phyllum, Araliophyllum und Uaesalpinia vermehrt, in Salzhausen 
sind diese Formen reichlicher mit Arten vermengt, welche der 
wärmeren gemässigten Zone entsprechen. Es treten daselbst 


. auch einige Arten auf, welche den Floren der Lausanne- und der 


Oeningen-Sfüfe angehören. 


K. K. zoologisch-botanische Gesellschaft in Wien. 
(März), 

Hr. Dr. Fenzl spricht über die botanischen Ergebnisse der 
langjährigen Reisen Welwitsch’s in Westafrica. — Hr. Ju- 
ratzka zeigt einen’ auf dem Melnitzer Tauern gefundenen Ra- 
sen von Alsine verna, deren Blüthen. sämmtlich üppig gefüllt sind 
und gibt einen neuen Standort von Nizella capitata bei Wien an. 
— Hr. Dr. Reichardt legt folgende zum Druck in die Gesell- 
schaftsverhandlungen bestimmte Abhandlungen vor: Von Herrn 
Neilreich eine Flora Croatiens; — von Hrn. v. Krempel- 
huber über die ausländisehen Flechten des kais. Herbars in 
Wien; — Beiträge zur Pilzkunde von Hrn. Sehulzer v. Mtg- 
genburg; — über die galizische Flora mit besonderer Berück- 
sichtigung der Herbieh’schen Arten von Hrn. Rehmann; — 
von Hrn. Tomaschek Nachträge zur Flora von Lemberg; — 
von Hrn. Bruhin einige ergänzende Bemerkungen über Bur- 
ser’s und Marsigli’s Arbeiten. 


(Mai,) 

Hr. Dr. Reichardt zeigte zwei sehr interessante Monstruo- 
sitäten vor und zwar von Knaulia arvensis mit einzelnen Biti- 
then und männliche Kätzchen von Populus tremula mit hand- 
förmiger Theilung ; und berichtete ferner, dass nach Dr. Hol- 


268 


zinger die Oladonia decorticata von Mödling bei 'näherer Unter- 
suchung sich als Ol. neglecta herausgestellt habe. 

-Von Hrn. Juratzka wurden vorgelegt eine „Aufzählung der 
auf den jonischen Inseln vorkommenden Pilze und Flechten auf 
Grundlage der von Mazziari gesammelten Pflanzen von Bar. 
Hohenbühel; dann „Beschreibung solcher Hymenomyceten, die 
entweder neu oder nicht beschrieben sind“ von Kalchbrenner, 
unter welehen zu erwähnen Zenizites mollis, Polyporus australis, 
Hausmanni, Schoenbrunnensis, Schulczeri, cyphelloides u. m. a. 
und endlich „‚Beschreibung des neuen Echinops glandulosus, von 
Dr. Em; Weiss in Syra gesammelt. 


Naturforschender Verein in Brünn. 
(März.) 


Hr. Dr. Kalmus sprach über pflanzliche Parasiten des 
menschlichen Körpers; — nach kurzer Einleitung über Pilze im 
Allgemeinen, ihre Wachsthumsbedingnisse, den Polymorphismus 
derselben und die durch selbe bedingten Pflanzen- und Thier- 
krankheiten, schilderte der Vortragende Jdie den Farus, Herpes 
tonsurans, die Tinea polacca, die Mentagra upd die Pityriasis 
verursachenden Pilze und theilte die Resultate neuerer Forschun- 
gen mit, nach welchen selbe sämmtlich von gewöhnlichen Schim- 
melpilzen, vorzüglieh von Penicillium glaucum erweisen. Dr. 
Kalmus erwähnt, dass in neuerer Zeit auch acute Hautkrank- 
heiten, wie Masern (nach Salisbury), Blattern (nach Hallier) 
als durch Pilze bedingt erklärt werden; weiters werden auch der 
Pilze Erwähnung gemacht, die bei Cholerakranken vorgefunden 
wurden (Uylindrotuerium nach Thomas, Urocystis nach Hal- 
lier). Zum Schlusse gab der Vortragende die Mittel an, um dem 
Entstehen und Verbreiten der durch pflanzliche Parasiten be- 
dingten Krankheiten zu begegnen. 


{April ) 

Hr. Prof. G. v. Niess] hatte mehrere Veilchenformen aus 
Gratz eingesendet, welche zwischen der Viola odorata L. und V. 
hirta L. stehen, indem sie mehr weniger die Eigenschaften der 
beiden genannten Arten vereinigen und Prof. v. Niessi theilt 
die Ansicht einiger Botaniker, dass je nach dem Standorte Viola 
hirta in V. odorata übergehe und er empfiehlt daher die  fragli- 


208 
. chen Formen und deren Abkömmäinge.. an. verschiedenen Lokali- 
täten zu cultiviren, um darnach ihr Verhalten kennen zu lernen. 


Naturwissenschaftlicher Verein in Graz. (März. ') 

Hr..Dr. Holzinger berichtete über einen Ausflug auf den 
Kreuzberg nächst Klagenfurt, auf welchem er in kurzer Zeit zehn 
für die Flora Kärntens neue 'Cladonienarten aufgefunden hatte; 
unter andern auch die sehr selten vorkommende Imbricaria re- 
voluta ; ferners bemerkte er, dass das Bassin des Lindwurms auf 
dem Platze in Klagenfurt voll von der Ohara fragilis, von Dia- 
tomaceen und dem durch seine überraschende Verschwindungs- 
fähigkeit ausgezeichneten Vedogonium fugacissimum. 


Personalnachrichten, 


Der Privatdocent Dr. Friedrich Hildebrand in Bonn ist 
an Stelle des nach Würzburg abgehenden Professor Sachs als 
ordentlicher Professor der Botanik und Direetor des botanischen 
Gartens zu Freiburg i. Br. berufen worden. 


An Stelle des nach Dorpat berufenen Professor Willkomm 
ist Dr. Friedrich Mbbbe zum Professor der organischen Na- 
turwissenschaften an der kgl. Sächsischen Akademie für Fosst- 
und Landwirthe in Tharand ernannt worden. i 


Dr. Hermann Graf zu Solms-Laubach hat sich am 16. 
Mai d. J. nach Vertheidigung seiner zu diesem Zwecke verfassten 
Abhandlung „Tentamen Bryogeographiae Algarviae regni Lusitani 
provinciae“ als Privatdocent der Botanik an der Universität zu 
Halle habilitirt. (Hall. Bot. Zeitung.) 


1) Februsr und April wurden keine Vorträge über Botanik gehalten. 


270 
Botanische Noflzen, 


Von Hr. Dr. Zanardini ist neuerdings eine Lieferung sei- 
ner „Ficeen erschienen (Mem. del R. Ist. ven. d. sc. XIU. 3. Ve- 
nezia 1867) ;.diese enthält: Cutleria adspersa, (Roth) de Not., 
wobei die Ansicht Nägeli’s bestritten wird, dass die Reproduc- 
tionsorgane bestimmt seien, steril zu verbleiben — nullum otium 
in natura; — Ricardia Montagnei Derb. et Sol., Zanardini 
glaubt diese Art Rice. Montagneana benennen zu sollen, da ja 
‘Montagne diese Pflanze nicht gesammelt, nicht angezeigt und 
nicht beschrieben hat, so wenigstens wäre es von den Normen 
einer wahren Nomenclatur vorgeschrieben ; — Schizomeria minor 
J. Ag., welche Pflanze von den Meerthieren sehr gesucht ist und 
daher man selbe auch meistens zernagt findet; — Halymenia 
Monardiana Mont. u. mm. a. Sr. 


Professor Kukula. gibt im 16. Jahresbericht der k. k. Ober- 
Realschule in Linz (1867) ein systematisches Verzeichniss der 
Gräser (Gramineae) des Linzer Vegetationsgebietes. Es sind 37 
Genera mit 78 Species. R 


Durch die Abtretung der russisch-amerikanischen Besitzun- 
gen sind der Flora des russischen Reiches ber 137 Phaneroga- 
menarten verloren gegangen. . Lind. 


ES 


In Abo hat sich eine Gesellschaft gebildet, um den Leuten 
aus Moos/' Pilzen, Wurzeln, der Butterblume (Caliha palustris) 
u. 8. w. Speisen bereiten zu lehren. Der finnländische Senat. 
hat zu diesem Zwecke 8000 Mark angewiesen und ausserdem 
Exemplare der Broschüre „über die Ernährung in der Noth“ ver- 
theilen lassen. Alle Gebildeten werden aufgefordert, nützliche _ 
Kenntnisse, um dem bevorsteheneen Nothstande entgegenzutreten, 
unter dem Volke zu verbreiten. Besagte Gesellschaft erbietet 
sich, Personen in der Zubereitung von Nahrungssurrogaten un- 
entgeldlich zu unterrichten und verspricht ihnen ausserdem- noch 
eine Besoldung im Laufe von 10—14 Tagen. (Riga. Ztg. 15/27. 
Aug. 1867.) 


sn 
Hr. Prof. Passerini veröffentlicht in dem „Cömmentario 
erittogamico italiano“ das erste Verzeichniss ') der im Gebiete 
von Parma von ihm gesammelten Pilze — es enthält die Conyo- 
‚myceten, Hyphomyceten und Ascomyeeten, geordnet nah Berke- 
ley’s „Ontlines of British Fungology.“ Der Verfasse erkennt, 
dass einige Gruppen wohl nicht mit Recht mehr bestehen, so auch 
manche Species wohl nicht mehr als eine secundäre Form zu be- 
trachten sein dürfte — dass aber nach dem gegenwärtigen Stande 
der Wissenschaft es fast unmöglich sei, jeder Form den ihr zu- 
kommenden Platz einzuräumen. Diesem ersten Versuche‘ wird 
Prof. Passerini die anderen Familien dieser Classe sammt den 
Resultaten seiner Studien und Beobachtungen nachfolgen lassen 
und er ist auch bereit, allen Freunden dieser Wissenschaft von 
jenen Doubletten, die im Verzeichnisse bezeichnet sind, in Tausch‘, 
gegen andere Pilze abzugeben. Bezeichnet finden -wir u. m. a. 
Zythia Rabiei, Diplodia Siliquastri, Vermicularia aselepiadea, 
Septoria Betulae, Uredo Sorghi, Aecidium Fediae, Peronospora 
Beccarit, u. 8. W. 


Zu Bendinat bei Palma auf der Insel Mallorca befindet sich 
ein ganz besonders ehrwürdiges Exemplar eines Olivenbaumes, 
der hier .überhaupt in gewaltigen uralten Stämmen vorkommt. 
Es besitzt einen Umfang von 12,22 Metern, dabei aber nur eine 
Stammhöhe von 3 Metern und einige unbedeutende Aeste. Wenn 
die Bäume auf dem Oelberge bei Jerusalem bei einem Umfange 
von nur 6 Metern aus den Zeiten Christi stammen, wie man mit 
Recht annimmt, so mag man auf das Alter jenes Stammes auf 
Mallorea schliessen. Fast noch interessanter als dieser ist eine 
immergrüne Eiche (Quercus Ilex), auf der Insel unter dem Na- 
men Pavina de Mossa bekannt, etwa 6 Meilen von Palma, in der 
Nähe der Abtei Lluch. Sie hat einige Fuss über dem Boden 
12,7 Meter Umfang und steht noch in kräftigem Triebe, — ein 
wahres Monument des Pflanzenreichs, desseu Alter kaum ge- 
ringer als dasjenige des eben besprochenen Oelbanmes zu veran- 
schlagen ist. Sie verdankt ihre Vorschonung von der Axt des 
Kohlenbrenners dem Umstand, dass ihr Stamm hohl ist. —r. 


1) Primo elenco di funghi Parmensi. Genova 1867. 


222 


Seit 17 Jahren war der letzte Winter der andauerndste und 
härteste, welchen der botanische Garten in Montpellier ausgehal- 
ten hat. Schon in den November fielen 15 Frosttage; der nied- 
rigste Stand des Thermometers war —9°,1 in einer Nacht. Die 
mittlere Temperatur des letzten Winters war 4°,37, während die 
mittlere T&mperatur für den Winter nach 16jährigen Beobacht- 
ungen 5°,33 beträgt. Das Mittel der Minima eines jeden Tages, 
der wahre Ausdruck der Kälte in dem 17jährigen Zeitraume, ist 
0°44, für den letzten Winter aber —10,89. Während des ge- 
nannten Zeitraumes wurden im botanischen Garten im Mittel 44 
Frostnächte beobachtet, im letzten Winter aber 58. Die grösste 
Kälte betrug in der Nacht vom 5, auf den 6. Januar —11°,9. 
Der Unterschied zwischen dem Minimum der Nacht und dem Ma- 
ximum des Tages beträgt im Allgemeinen während des Winters 
100,18, während des letzten Winters aber 13%,31 und im Februar 
1602. Die höchsten Thermometerstände wurden beobachtet: am 
14. December 17°5, am 16. Januar 16%,0 und am 5. und 26. Fe- ° 
bruar 19°,5. Bei alledem haben doch die Feigen-, Oliven-, Lor- 
beer-, Maulbeerbäume und die Reben gar nicht oder nur sehr 
wenig gelitten. Sehr saftreiche Pilanzen, wie Agave americana, 
4. filifera, Opuntia inermis, Üereus peruvianus, die sonst den Win- 
ter in Montpellier sehr gut ertragen, haben allerdings gelitten, 
aber die grossen Exemplare der fünf Palmenarten: Sabal Adan- 
soni, Jubaea spectabilis, Chamaerops humikis, Ch. excelsa und 
Dasylirion gracile wurden nur in den Blättern, die dem Boden 
am nächsten waren, getroffen. Ganz anders aber würde das Re- 
sultat gewesen sein, wenn nicht die Trockenheit dieses Winters 
auch zu den Ausnahmen gehört hätte und wenn nicht dem tro- 
ckenen Winter ein trockener Herbst, Sommer und Frühling vor- 
aufgegangen wäre. Das Mittel für die Regenmenge im Winter 
beträgt für Montpellier 210 mm. Im letzten Winter waren aber 
nur 33 mm. Regen gefallen. (Compt. rend. T. LXVI. pag. 585.) 

—T. 


Prof. Don Francisco Barcelo y Combis in Palma bereitet 
eine Flora der Insel Mallorca vor. Eine solche existirte bis jetzt 
noch nicht. Der Genannte hat bereits 1100 Arten von Phanero- 
gamen auf dieser Insel beobachtet. —T. 


Redacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubanerschen Buch- 
druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. 


FLORA. 


NM 18. 


Regensburg. Ausgegeben den 10. Juli. 1868. 
Mit Halbbogen 4 des Repertoriums für 1867. 


Inkaxt. Dr.P.G. Lorentz: Ein Ausflug nach Stubach und Kaprun. 
— Getrocknete Pflanzensammlungen, — Personalnachrichten. — Botanische 
Notizen. — Anzeige. 


Ein Ausflugnach Stubach und Kaprun. 
Beitrag zur Moosflora des Pinzgau. 
Von Dr. P. 6. Lorentz. 


(Schluss.) 


In ähnlicher Weise dürfte Schimper’s neueste Bearbeitung 
der Campylopen und Dieranodontien nur der Anfang, nicht der Ab- 
schluss einer genaueren Erforschung dieser Gewächse sein. Die 
anatomischen Verhältnisse dürften dabei in erster Linie massge- 
bend sein, wie Schimper mit richtigem Blicke erkannt, und deren 
Betrachtung angebahnt; wobei wir jedoch von der Schimper’schen 
Darstellung derselben bereits einen Schritt weiter zu genauerer 
und fruchtbarerer Betrachtung fortschreiten können, wie ich am 
andern Orte zeigen werde. — Nach der Betrachtung an Ort und 
Stelle konnte ich über die vorgefundenen Formen nicht ins Klare 
kommen. Dies Felschaos und die Felsblöcke des hinteren Thal- 
endes sind nämlich sehr reich an Dicranodontien, welche im dichten 
Ballen an den Felsen kleben, besonders gern am Rande von deren 


oberer Rasenbekleidung. Die grosse Mehrzahl derselben gehört 
Flora 1867. _ 18 


274 


‘wohl sicher dem longirostre an, das aber hier durchaus steril auf- 
tritt und sich durch die grosse Fragilität der Schopfblätter und 
die dichte Verfilzung der Stengel im untern Theile auszeichnet; 
ausserdem fand ieh spärlich noch zwei andere Formen von ge- 
ringerer Fragilität,; -längeren Blättern mit lebhaften Goldglanze 
und geringerer Verfilzung. Nur eine genaue Untersuchung aller 
einschlägigen Formen kann ihnen ihre richtige Stelle anweisen, 
die ich jetzt nicht vornehmen kann. ’) 

Damit wären auch die Seltenheiten erschöpft, welche dieses 
Felschaos darbot ; die einschlüssigen Wandflächen waren fast durch- 
aus mit Jungermannien bedesk#, nur selten hatte Teiraphis Boden 
gewonnen; statt der gehoflten Helerocladium, Tetrodontium u. 5 f. 
waren die Zwischenräume zwischen den Felstrümmern mit: fuss- 
tiefen Rasen von Hylocomien (auch squarrosum), Hypn. Schreberi, 
Crista Üastrensis, Dieranum scoparium erfüllt. Die Aussen- 
flächen der Felsen waren fast nur von Dicranis (bes. elongatum, 
dann auch scoparium und congestum, besiedelt, blos ein grosser 
und schöner Rasen von Webera longicolla lohnte die Mühe des 
Suchens. — Es scheint ein sehr geringes Mehr oder Weniger von 
Schatten und Feuchtigkeit, Zersetzbarkeit des Gesteins u. dgl. zu 
sein, welches in solchen Blockchaoten den einen Arten vor den 
andern im Kampfe um’s Dasein den Vorrang verschafft und ‘das 
Fortkommen oder Fehlen zartlebiger Seltenheiten bedingt. — Dies 
nun bot das Felschaos. — Beim Weiterschreiten in der Thalsohle fiel 
zunächst eine Massenvegetation von Hypnum molle nicht unan- 
genehm in’s Auge. An Steinen und sogar an Holzstücken im Bache; 
soweit es eingetaucht war, war es nur steril, an Blöcken aber die 
blos zeitweise überrieselt, jetzt trocken aus dem Wasser hervor- 
sagten, bildete es dicht anliegende sanderfüllte Decken, welche 
mit Früchten übersät erschienen. 

Sonst bietet der Thalboden wenige günstige Moosstandorte ; 
Chaoten grösserer Blöcke, Felswände ‚ete. fehlen am Wege, der- 
selbe führt meist über Alpweiden mit ‘kleineren Blöcken, welche 
eine Massenvegetation von Rhacomitrium microcarpum tragen und 
hie und da Pseudoleskea atrovirens, die an feuchtschattigen Stellen 
zur brachyclados wird und sparsam fruchtet. An einem. Block 
fand ich jene prachtvolle Form des Isothecium myurum, welche 


1) Ich habe unterdessen die Ueberzeugung gewonnen, dass sie zu Cam- 
pylopus alpestris Schpr. gehören, der indess der Anatomie nach nicht von 
Bicranodonttum getrennt werden kann. s. Grund]. zu einer vergleichenden 
Anatomie der Laubmoose in Pringsh. Jabrb. S. 48. (Juni 1868) 


275 


ich. aureo-julacea nennen möchte, und welche grosse Aechnlichkeit 
mit Brachythecium cirrhosum erlangt: dieht verfilzte, dem. Ge- 
stein. eng angepresste Decken der Hauptstengel, von, denen sich 
aufrecht und dicht gedrängt zahlreiche, dieke, goldgelbe, kätz- 
chenartige Aestehen erheben und ein ganz fremdartiges Ansehen 
bedingen. Ausserdem an den Blöcken hie und da Dicranodon- 
tien, Bartramia Halleriana und auf ihrem Scheitel und zwischen 
denselben die gewöhnliche Vegetation von : Hyprum Sehreberi, 
splendens u..s. f. In kleinen Versumpfungen zeigen sich Philo- 
notis caleares und fontana, ' Hypnum exannulatum, dann auch H. 
commulatum, das in die Form ecalcareum übergeht, ferner ge- 
wöhnliche Sphagna überall zerstreut an feuchteren und trockneren 
Stellen, besonders acutifolium. 

Wir nähern uns.nun dem Thalende und mit ihm dem Was- 
serfalle. In der Höhlung zwischen zwei grösseren Blöcken finden 
sieh fussgrosse , niederliegende, locker verwebte Felle von Bra- 
chythecium trachypodium, leider nur steril, und noch tiefer im 
Dunkel Molendo’s Plagiothecium (2) Iuciaum. Im Sande des 
Gletscherbaches bildet wie überall Rhacomitrium ericoides Mas- 
senvegetation, mit Webera Ludwigii vergesellschaftet ; Angstroe- 
mia, Bryum Blindii und andere schöne Dinge glänzen durch 
ihre Abwesenheit. 

Am Wasserfalle selbst ist wenig zu finden, wie man schon 
von Weitem vermuthen kann. Es ist ein schwer verwitterbares 
Gestein, über das sich der Fall hinabstürzt (Centralgneis) und so 
hat sich derselbe keinen Schlund, keine Rotunde gewühlt, in die 
er hinabfällt, keine grossen Blöcke zu seinen Füssen angehäuft, 
die er mit seinem Wasserstaube netzt und befeuchtet; es ist eine 
ebene Felswand, tiber die er sich örgiesst und was dieselbe mit 
der Thalsohle vermittelt, ‚sind kleine scharfkantige Blöcke; so 
sind auch in der Umgebung nur wenige Dinge zu finden und 
nichts von Bedeutung: Blindia an den Felsen, Aulacomnium, 
Brachythecium plumosum, Mnium punctatum, Webera Ludwigei 
steril und vergeilt, Pseudoleskea atrovirens; in der Nähe Di- 
cranwn- falcatum und reichlicher Starkii, beide schön fruch- 
tend, Rhacomitrium patens, Weisia crispula als Massenvege- 
tation, Polytricha zwischen den Blöcken, Andreaea petrophila 
an Felsen am Falle und entfernter von demselben, ebenso, 
aber selten, Zygodon Mougeotii; Peltigera crocea tritt auf der 
Erde bereits überall häufig auf. Weiterhin stellt sich die ge- 
wöhnliche Vegetation bald wieder ein: Rhacomitr. microcarpum 


276 


auf, Dieran. scoparium, Hypnum Schreberi ete. zwischen den Blö- 
cken. Lebhaft lockte mich ein Felsenspalt an der rechten Thal-._ 
wand, unweit vom Wasserfalle, der von hohen senkrechten Fels- 
wänden eng eingeschlossen, Schnee und Trümmerwerk in seinem 
Innern barg, doch war die Zeit schon zu weit vorgeschritten und 
ich musste an den Rückweg denken, Für diesen wählte ich die 
andere, linke Thalseite, bald dem Wege folgend, bald ihn verlas- 
send, ohne nennenswerthe weitere Ausbeute. Zwischen den Hei- 
delbeersträuchen Hypnum uncinatum, Schreberi, Sphagnum acuti- 
folium und an der gewöhnlichen Stelle, an einem wunden Weg- 
rande Dicranella Grevilleana und Webera elongata. Blos Bryum 
Sauteri an einer sandigen Stelle erfreute mit seinen rothen Ka- 
pseln das Herz, ohne durch seine Menge der Habgier zu genügen. 

So kam ich gegen 3 Uhr zum Jägerhäuschen zurück, und nach 
schnell eingenommenem Imbiss und nothdürftiger Besorgung des 
Gesammelten brach ich noch nach einer Alm an der Grenze der 
Waldregion auf, um diese Strecke für den folgenden Tag im Vor- 
sprung zu haben; denn 7 Stunden ist es vom Jägerhäuschen bis 
zur Höhe ‘des Kapruner Thörl, und ebensoweit von da nach Ka- 
prun, das ich morgen zu erreichen wünschte. — Se bogen wir 
denn nun in denlinken Thalast ein. Der Steig überhöht sogleich 
bedeutend den Bach, der sich etwas-weiter nach hinten mit einem 
schönen.Falle in einen engen Schlund herabstürzt und aus diesem 
in die vordere Stubach heraustritt, von oben kann man in den- 
selben und auf den Fall hinabsehen, 2 Stunden steigt nun der 
Weg über Alpentriften fortwährend ziemlich steil an, bis die 
Alm erreicht ist. Es ist noch nicht die letzte; will man zu dieser 
gehen, so kann man noch eine Stunde Vorsprung gewinnen; doch 
zogen wir es vor, hier zu bleiben, weil wir hier frisches Heu und 
doch etwas mehr Reinlichkeit fanden, während jene letzte doch 
nur ein elendes mit den;Hirten zu theilendes Nest bietet und 
von dem Schmutz und den Läusen dieser letzteren konnte selbst 
der berggewohnte Führer nur mit. Schaudern sprechen. 

Der Aufweg über die besagten Alpentriften bietet keine Moos- 
standorte; daher stiegen,wir rasch und ohne Aufenthalt an und hatten 
sehon lange vor Sonnenuntergang unser Ziel erreicht. So konnten 
wir noch ‚lange am Berghange lagern und das Verglühen des 
Abends erwarten: Das hintere Stubachthal ist weit mannigfaltiger 
und reicher gegliedet als die Dorfer Oed; schon deshalb, weil sie 
von zwei starken Bächen durcheilt wird, die sich von hohen Thal- 
atufen herabstürzen; der.östliche entspringt dem Tauermoossee, 


277 
der westliche dem weissen See: am Kalser Tauern-Wege, welche 
beiden Seen wieder von zahlreichen Wasserfäden gespeist werden, 
die..sich von den umgebenden Bergen und Gletschern in ihr 
Becken herabziehen. Beide Bachgebiete sind durch einen niedri- 
gen Scheiderücken getrennt, der mit seiner Gliederung nicht 
wenig zur Mannigfaltigkeit des - Thales beiträgt; ausserdem 
zieben sich bedeutende Gräben mit bübschen Wasserfällen von 
den Flanken herab und die Kämme der hohen Rifl, des Hoch- 
eisers und des Schartenkopfs sind parallel der Hauptachse des 
Gebirges senkrecht auf die Thalung gestellt, und kehren ihre 
Flanke dieser letzteren zu. So entstecht ein reichgegliedertes gross- 
artiges Thalgemälde, in dessen Betrachtung ich mich noch ver- 
senkte, bis die Dunkelheit ihren Schleier darüber breitete. Und 
auch dann noch konnte ich mich kaum trennen. Wie anders 
wirken doch in der Naeht die verschiedenen Farben als am Tage; 
Vieles tritt wie leuchtend hervor, Anderes tritt in tiefsten Schatten 
zurück, was am lage in ganz anderer Weise sich von einander 
abhebt und in der Landschaft wirkt. Man fühlt sich wie in eine 
andere Welt versetzt, dazu das lautere Rauschen der Bäche, das oft 
täuschend wie Menschenstimmen — flüsternde, jauchzende, schluch- 
zende Menschenstimmen — durch die Nacht ertönt, und das geister- 
hafte Rauschen des Windes in den Baumgipfein, die bereits fast 
alle zu unseren Füssen auftreten. 

Doch endlich war es Zeit, den gastlichen Heerd zu suchen, 
wo der Melker am Feuer sass und unendliche Strauben buk 
und die übrige Bevölkerung in süssen Wechselgesprächen umher- 
stand oder sass, — und dann nach alpinem Mahle in’s köstliche 
frische Heu, das wir am andern Morgen um 4 Uhr verliessen, 
um um 5 Uhr marschfertig zu sein! 

Zuerst ging es nun in einen Graben hinab, dessen hinteres 
Ende ein hübscher Wasserfall zierte, dann einen Alınhang hinauf 
zur nächsten Alm, dann lange Zeit fast eben fort, ohne besonderen 
Weg, über Alpenweiden, bis der Tauermoossee vor uns lag. Er 
nimmt jetzt nur einen kleinen Theil des weiten Beckens ein, das 
er wahrscheinlich einst ganz erfüllte; so kounten wir in dasselbe 
hinabsteigen und ein Stück darin vorwärts gehen. Der Boden 
besteht aus halbbesiedeltem Gletschersande mit Linaria alpina, 
Rhacomitrium erieoides, einigen Gräsern und Carices als Haupt- 
vegetation; eine Anzahl Rosse finden daselbst ihre Nahrung. 
Obne Weg ging es dann weiter an den Gehängen hin, die sich 
aus terrassirten Absätzen aufbauen von kleinen Felspartbien und 


=. 


Grrasflecken, bis wir am Fusse des Gletscher’s standen, im Ange- 
sichte der Felswände der hohen Rifl. Zuvor wurde nuch ein 
kleiner Felsbalfen bestiegen und daselbst eine kurze Rast gemacht, 
um ups an der Umgebung zu erfreuen. 

Da waren wir denn in der rechten Hochalpenregion, und 
aller Blick auf niedere und cultivirtere Regionen verschwunden, 
in dieser Landschaft voll von. Einsamkeit und tiefen Ernstes, voll 
Wildheit und Zerstörung und tiefer Stille, die nur zuweilen durch 
unheimliche Töne in den Gletschern oder den rollenden Stein 
unterbrochen wird, der sich unter dem Tritte der Büchtigen Gemse 
löst. Unter uns lag das Becken des Tauermoossee’s, ein Bild, 
vollständiger Abgeschlossenheit ;— die niederen Höhen, welche.das- 
selbe umgrenzen, verwehren jeden Blick in’s tiefere Thal‘ oder 
weiter hinaus in’s Land, und was über dieselben ‚hereinschaut, 
sind ernste begletscherte Feishäupter; kein Zug eines freundli- 
chen Bildes spielt da herein und stört durch Gegensatz die Har- 
monie dieser ernsten Einöde. 

- Auf unserem Standorte blickten wir über. die Höhen hinüber 
nach dem Kalser Tauern; ein Zipfelchen des weissen See’s, der 
‘vor dem letzten Anstiege zum Tauern gerade unter den Gfe- 
tschern liegt, blickte herüber; die Tauernhöhe war durch den 
"niedrigen Kamm verdeckt, welcher dieses Thal von den vollstän- 
dig vergletscherten Oedenwinkel trennt; der sich zwischen der hoben 
Rifl und dem Johannisberg n&ch den Firnfeldern der Pasterze hin- 
zieht, und nach der Aussage des Führers passirbar sein soll, — 
Die Vergletscherung des Kalser Tauern hat seit einer Reihe von 
Jahren so abgenommen, dass er jetzt vollständig leicht und ge- 
fahrlos zu passiren ist und auch nicht zu selten von Stadt- und 
Geschäftsleuten passirt wird. Er ist um einige 100 Fuss niedri- 
ger, als das Kapruner Thörl, das bereits zur Linken vor uns auf- 
stieg. Dieses bildet einen der niedrigeren Punkte (der niedrigste 

: ist wegen einer Felswand auf der Westseite schwer zugänglich) 
in dem scharfgesägten Kamme, welcher die östliche Einfassung 
des ungeheuern Kar’s zwischen der hohen Rifl und dem Scharten- 
kopfe (Kl. Eiser der Sonklar’schen Karte) bildet. Beide ‚springen 
mit ihren Känmen nach W. vor und nehmen eine weite Rotunde 
zwischen sich, ‘deren Boden von einem ansehnlichen Gletscher 
‚ausgefüllt ist. Im Süden überragen ihn die schauerlichen Wände 
der hohen Rifl, von der begletscherten Schneide überhöht; mitten 
im Gletscher selbst bricht eine bedeutende senkrechte Felswand 
ab; oberhalb lösten sich mehrere Male während: unserer 'Wands- 


” 8 
rung. ungeheure Eismassen und stürzten über die Felswand mit 
‚Donnergepolter zum tieferen Gletscherboden herab. Diese Stelle 
bezeichnete der Führer als die Todtenlöcher. Der Schartenkopf 
im Norden des Kar’s zeigt auf seinem Sädhange keinen Gletscher 
und ist weder durch Höhe noch Gestalt ausgezeichnet. 

Bald wurde denn auch der Fuss auf den Nacken des Gle- 
tschers gesetzt und dieser langersehnte Moment mit lautem Juiezen 
aus voller, freier Brust begrüsst. Ja voll und frei konnte ich 
wieder aufjauchzen; alle die bösen Dämonen, welche die Stadt 
und das Stubenboeken angekränkelt, und die mich noch am Gais- 
stein gequält, waren heute verschwunden; leicht und elastisch, 
freien Kopfes und freier Brust_konnte ich ansteigen und wieder 
in diesen eisigen Höhen einige Stunden reinen Glückes verleben, 
wie sie 50 selten geworden sind. So wild und einsam, so tief- 
ernst ist diese Umgebung und doch so anheimelnd, es ist, als 
fühlten wir uns dem Herzen der Mutter Natur näher und müss- 
ten auf ihren. Pulsschlag lauschen. Wem sie’s einmal angethan, 
die Alpen, den lassen sie nieht wieder los, und wenn der Herbst 
kommt, die Zeit des Wanderns, dann kehrt das Heimweh in die 
Brust ein und zieht uns unwiderstehlich zum Hochgebirg.. 

Der vordere Theil des Gletschers, den wir betreten, ist so 
mit Steinplatten beschottert, wie ich es nie gesehen; man könnte 
sich öfters im Zweifel befinden, ob man sich auf Gletscher oder 
terra firma befindet, wenn nicht hin und wieder ein Eisschrund, 
in dessen Tiefe das Wasser rieselt, uns über die wahre Natur 
unseres Fussbodens belehrte.. Zur Linken finden sich schöne 
Gletschersehliffe. 

Nach einiger Zeit verlassen wir die Gletscher wieder, um an 
dem Hange zur Linken empor der Seharte zuzusteigen und nach 
%/, Stunden nicht unbeschwerlichen Kletterns über Schotter und 
Felsblöcke ist die Scharte erreicht, genau 5 Stunden nach dem 
Aufbruche von der Alm. 

Hier ward abermals eine kurze Rast gehalten und ein Imbiss 
eingenommen. Die Aussiebt ist hier beschränkter, als auf dem 
vorigen Standorte, und erstreckt sich hauptsächlich auf das Kees 
unter uns; auf den Scheiderücken zwischen Tauernthal und Dorfer 
Oed, welchen der Sunnenbliek dominirt. Auf der andern Seite 
ist der Blick ebenfalls zu beiden Seiten eingeengt und erstreckt 
sich auf‘ das übergletscherte Kar unter uns, wosich einige Gemsen 
im Sennenscheine auf dem Eise gelagert haben, und dann aufge- 
seheucht dem Felsgeklipp: des Riflkammes zueilen, — und auf einen 


280 


Theil des jenseitigen Scheiderückens zwischen Fusch und Kaprun, 
welchen der hohe Tenn dominirt, Unser Standpunkt befindet 
sich 8428° ü. M. 

Dann wird über den ganz aus Felsblöcken gebauten Hang 
abgestiegen, bis eine steile Eislehne erreicht ist, über diese ist 
rasch abgefahren, dann geht es bald über Fels, bald über Eis 
immer hinab, bis die vordere Zunge des ungeheuren Gletschers 
erreicht ist, der sich zwischen der Rifl und dem grossen Bären- 
kopfe herabzieht. Während des Herabsteigens entfaltet sich immer. 
grossartiger die Aussicht über diesen ungeheuren, wundervollen 
Gletscher , eine Eis- und Schneelast, die an Massenhaftigkeit 
und Schönheit der Linien und der Gestaltung nur vom Pasterzen- 

' gletscher übertroffen wird. Am steilen Abhange, wo auf einige 
Schritte die Eisen gute Dienste thun, betreten ..wir diesen seinen 
vordersten Theil und verfolgen nun dessen Wölbung bis zu sei- 
nem Ende, wo wir auf die terra firma des Moserbodens herab- 
steigen. — Vom Joch bis hicher haben wir etwas über eine 
Stunde benöthigt. 

Diese todte Scenerie von Felsen une Eis, die ich hier mit 
einigen Strichen zu zeichnen versuchte, käme es nun darauf an, 
mit Farben zu beleben und .den bunten Teppich der Vegeta- 
tion auch in dieser Skizze darjiber auszubreiten. Zwar meine 
Aufgabe wäre es nur, die Töne aufzutragen, welche die kleine 
Mooswelt in dies Gemälde bringt; dem leiblichen Auge in ihrer 
Massenwirkung gering, dem geistigen Auge um so bedeutungs- 
voller; doch muss ich gestehen, dass wenige Wanderungen in der 
Hochalpenregion mir geringere Ausbeute lieterten und was mir 
aufstiess, waren meist bloss die gewöhnlichen Dinge. Zwar ge- 
stehe ich, dass ich nicht eben viel umliergestreift bin und gesucht 
habe, da ich einen weiten Weg vor mir hatte und beim Ansteigen 
nicht zu sehr in die Mittagshitze kommen wollte, doch entgeht, 
was am Wege wächst, auch so nicht leicht dem geübten Blicke, 
und bei einem Gange über den Velber-Tauern, über das Hoch- 
thor, u. s. f. lässt sich doch aueh die Mvosvegetation ganz anders 
an, selbst wenn man am Wege bleibt, besonders an ähnlichen 
günstigen Stellen, wie einige, welche wir passirten. So wenig ich 
daher in Abrede stellen will, dass sich bei eingehenderem Suchen 
in diesen Regionen noch Manches finden liesse, so stehe ich doch 
im Allgemeinen nicht an, die Moosvegetation dieser Parthie des 
hintersten Stubachthales für arm und spärlich zu erklären.- 

Die wenigen besseren Sachen, welche mir aufstierseh;, be- 


281 


schränken sich auf Hypnum rommutalum ecalcärcam und Hypnum 
exannulatum an quelligen Stellen, Uatharinea kereynica in schönen. 
Fruchtexemplaren auf Erde, an Felsen Grimmia, Doniana, al- 
pestris und torquata ; in einer kleinen Höhlung Hylocomium Oa- 
kesii in bedeutender Höhe mit einer glarkle ähnlichen Form des 
Brachytheeium reflexum, _Andreaea? falcata an einem humösen 
Felsen. Sonst waren es die gewöhnlichen Dinge, welche die 
Hochalpenregion bewohnen. Prilonotis und Aulacomnium an quel- 
ligen Stellen, ‘Weisia crispula an Erde und Steinen, Rhacomi- 
trium. ericoides mit spärlicher steriler Webera Ludwigii auf 
Gletschersand. Im Ganzen war die Moosvegetation auch quanti- 
tativ sehr spärlich bestellt, nicht nur wurden viele Arten vermisst, 
die ich hier erwartet hatte, sondern grosse Strecken erschienen 
fast ganz entblösst von Moosvegetation; besonders an den Felsen, 
welche den Kamm bilden, den man überschreitet, erinnere ich 
mich nicht, überhaupt ein Moos gesehen zu haben, sondern lauter 
magere Flechten. 

Im Moserboden angekommen, entliess ich nun meinen Füh- 
rer, der über eine andere Scharte (drei Uebergänge führen vom 
hintersten Stubach nach Kaprun) zurückeilte, und musste ıun 
mein schweres, durch die gestrige Ausbeute feuchter Moose an- 
geschwelltes Gepäck selbst wieder auf den Rücken nehmen, was 
einen guten Theil des Muthes und der Freude für die weitere 
Wanderung raubte; doch liessen sich hier die bryologischen Aus- 
sichten vielversprechender an. 

-Ich that schon. der Aehnlichkeit der Gletscher und Eisgebilde 
mit-der Pasterze Erwähnung, auch die umliegenden Felsen erin- 
nern in vieler Beziehung an die Configuration dieses klassischen 
Moosstandortes, nur dass sich diejenigen im vorderen Theile der 
Thalstufe nicht unmittelbar über dem Gletscher erheben, indem 
der letztere nicht an der Thalstufe abbricht, wie bei Heiligenblut, 
sondern eine weite grosse Au vor sich frei lässt, welche von. 
Pferden und Hornvieh belebt wird. 

Eine solehe Aehnlichkeit gab sich denn auch in der Moos- 
vegetation kund. Der erste Felsbalfen, dem ich mich näherte, 
um auf ihm gelagert, noch eine Weile in Ruhe der Aussicht zu 
geniessen, zeigte grosse Ballen von Oreas Martiana;. in Gesell- 
schaft derselben wuchsen hier Campylopus Schimperi und Bar- 
bula subulata; an trockenen Wänden eine Massenvegetation von 
Grimmia unicolor, dazu, an diesem trockenen Standorte uner- 


wartet, sterilds Anomobryum, ausserdem Bryum argenleum, ? pal- 


288 


lescens, Barbula tortuosa, Rhacomitrium cunescens, Polytrichum 
Juniperinum, Pogonatum ? alpinum st., Anveetangium eompactum 
c: fr., Ptychodium plicutum, Dicranum Mühlenbeckii, Brachythe- 
cium .? Starkii forma st., Homalothecium sericeum forma, Aula-. 
comnium palustre, Hypsum Schreberi, Dieranum albirans, Weisia 
erispula. Man sieht, die Zahl der Arten, welche diese kleine 
Felsparthie bot, war grösser als die Summe dessen, was ich im 
ganzen hintern Stubach beobachtet, und ebenso vielversprechend 
blickten die Wände und Felsterrassen daher, welche meinen 
Standort überragten. : Doch hatte ich noch einen weiten Weg von 
5 starken Stunden bis Dorf Kaprun, dazu raubte der Druck des 
Gepäckes Lust und Energie, und: so begnügte ich mich zu sam- 
meln und zu notiren, was sich am Wege bot. Eine kleine Ver- 
sumpfung etwas weiter hin zeigte Maium insigne Wils., Bryum 
Duwvalii (steril ziemlich reichlich, doch nur wenige Früchte) mit 
pseudofriquelrum, Philenotis fontuna, Bryum Schleicheri st., Au- 
lacomnium, Hypnum uncinatum wohl nur zufällig überfluthet, 
Hypnum Sendineri, cuspidatum, commutatum, an. feuchten Felsen 
Br. Mildeanum, an trockenen Grimmia ovata, Encalypta eiliata; 
an bumusüberdeckten Felsen zwischen Gras Dieranum albicans - 
mit Hypmum Schreberi etc. 

Hier ist die oberste Thalstufe, der Moserboden (6280°) zu. 
Ende, der bedeutende Bach hat sich einen tiefen Schlund in die 
Felsen gewühlt, in dem er tosend und brüllend zum Thalboden 
der Wasserfallalpen enteilt, und auch wir steigen an seiner Seite 
über das Gehäng zur Tiefe. — Mit dieser Thalstufe beginnt nun 
der eigentliche Charakter des Kapruner Thals: ebene schöne Thal- 
böden durch hohe, steil abstürzende Thalstufen getrennt, über 
welche der Hauptbach in Fällen herniedertost. 

Die Gehänge, welehe das Thal einschliessen, sind steil und 
wild, und so stürzen sich die Bäche, welche den Bergen enteilen, 
z. Th. gletschergeboren, ebenfalls in zahlreichen Fällen herab; 
nicht leicht dürfte ein Thal se reich au Wasserfällen sein, wie 
Kaprun, die sich in mancherlei Gestalt zu Thale stürzen, bald 
über mehr ebene Felsplatten, bald durch tiefe Schlünde ; jeweilen 
quilit aus einem tiefen von senkrechten Felsenwänden eingefass- 
ten schauerlichen Felsschrande nur ein Wässerlein unter Trüm- 
merwerk hervor, aber die Felsblöcke, welche den Boden Jer 
Schlucht erfüllen, zeigen, welche furchtbaren Eleinentargewalten 
hier zuweilen sich entfalten; im Ganzen ist der Charakter des- 
Thals Wildbeit und: Steilheit, der erst nach: dem Ahsgange: des - 


a ee ee 


| 


288 
Thals zu sanfteren Formen ünd freundlicheren Eindrücken Platz 
macht. on 
‚Aber ebenso, wie die Felschaöten und Hochalpenregionen’ 
scheinen die Wasserfälle ihre Läunen und Mucken zu 'haben ; hier 
stürzen sie in unzugängliche Schlünde herab, die weder günstige 
Moosstandorte bieten, noeh dem Fusse des Bryologen Zugang 
gewähren, und wo Zutritt und, bei der karg zugemessenen ' Zeit 
allerdings nur flüchtiges Suchen gestattet war, wollte. sich keine 
der seltenen und schönen Arten zeigen, die zu besitzen sich so 
nıancher Wasserfall der Tauern zur Ehrensache macht. Esfehlt, bei 
der Härte des Gesteins, durchaus an weiten ausgehöhlten Rotun- 
den mit nicht allzuschwer zersetzbaren Felswänden und Block- 
chaoten. Am obersten Falle traf ich Stylostegium caespiticium, Di- 
slichium. capillaceum mit inclinatum, Meesia alpina, Plagiothecium 
pulchellum, Blindia acuta, Barbula galudosa, Trichostomum. fexi- 
euule, "Gröhinid "gigantea, Webera eruda. — Nahe dem Fälle” einer 
tieferen Thalstufe _Bartramia Oederi, Bryum pallens, , Gymmosto- 
mum curvirostre, Zieria Julacea, Orthothecium rufescens, Anoec- 
tangium eompactum, Hypnum stellatım. Sonst bot der Weg wenig 
Erwähnenswerthes an bryologischen Schätzen, es dunkelte be- 
reits, als ich in die erste Tbalstufe hinabstieg, wo ‚Hypnum Hal- 
leri, das häufig am Wege begegnet, auf Kalkblücke deutet, wäh- 
rend einzelne Felsblöcke am Wege u. A. die in den. nördlichen 
Tauernthälern seltene Grimmia elatior beherbergten. Bei dunkler 
‚Nacht langte ich in Kaprun an, dessen Wirthshaus seine Natural- 
verpflegung nicht eben von ganz vortheilhafter. Seite zeigte. 
Wollte ich es fast bereuen, dass ich nicht, um die Schätze 
des Moserbodens zu heben, es vorgezogen hatte, in den schmu- 
tzigen Wasserfallalpen zu übernachten, so pries ich meinen Ent- 
schluss, dies nicht zu thun, als ich am folgenden Morgen bei Re- 
genweiter aufwachte. So tröstete mich die Hoffnung, dass, wenn 
der Alpenverein seine Absicht ausführt, am Boden der Wasser- 
fallalpen eine Hütte zu bauen zum gastlichen Unterstande für 
Reisende, welche die grossartigen Naturschönheiten dieses herr- 
lichen Thals geniessen wollen, wohl andere Bryologen dieses 
Thal besuchen und Bryologie und Bryogeographie mit vielen 
schönen und neuen Dingen bereichern werden. Ich wieder- 
hole: während ich auf den Moosreichthum des Stubachthales, 
soweit diese fllichtige Durchwanderung ein Urtheil erlaubt, keine 
bedeutenden Hoffnungen setze, sicherlich die den Moserboden 
umgebenden Berge reiche und schöne Ausbeute geben werden. . . 


a 

-So brach ich denn nach Zell auf. Der Weg dahin ist das 
Launischste und Irrationalste, was es gibt. Statt die Au gerade 
-zu durchschneiden und in einer guten Viertelstunde nach Zell zu 
führen, geht er erst in östlicher Richtung am Berghange, inımer 
bergauf und bergab, jeden Bauernhof und Stadel mitnehmend; 
dann windet er sieh mäanderartig durch die Au, so dass man 
immer im Zweifel ist, ob man recht geht, bis er es auf diese 
Weise möglich macht, zu der kleinen Strecke eine gute Stunde 
zu brauchen. 

Da ich in Zell das gute Wetter nicht abwarten konnte, das 
in baldige Aussicht gestellt wurde, musste ich den lieben Bergen 
Lebewohl sagen und nach Art zahmer Touristen über den Hirsch- 
bichl nach Reichenhall wandern, wo ich die Eisenbahn erreichte. 


Getrocknete Pflanzensammlungen. 


Körber, G. W.: Lichenes selecti Germaniae. 
Fasc. XI u. XII Nr. 301-360. — 1868. 


Nach einer langen Pause hat der Herausgeber dieser wich- 
tigen und. interessanten Flechtensammlung, über deren früher 
erschienene Fascikel schon in diesen Blättern (vid. Flora 1857 
p. 181, 1861 p. 221 und 1864 p. 313) berichtet worden ist, kürz- 
lich wieder 2 neue Fascikel mit 60 Nummern Nr. 301-360 ver- 
öffentlicht. Auch diese zeichnen sich durch ihren Inhalt an sel- 
tenen und neuen, fast durchaus Schönen und vollständigen Exem- 
plaren sehr vortheilhaft aus und werden daher jedem Licheno- 
logen sehr willkommen sein. 

" Hier das Verzeichniss der 60 Nummern mit einigen kurzen 
Bemerkungen zu einzelnen Nummern. 


301. Usnea artieulata (L.) Kbr. Aus Westfalen; wie gewöhn- 
lich steril. 

302. Ramalina carpathica Kbr. nov. spec., aus den Karpa- 
then bei 7500° an Felsen gesammelt. — Scheint doch wohl nichts 
anderes, als eine Form der vielgestaltigen Ramalina fraxinea 
oder scopulerum zu sein. 

303. Purmelia astroidea (Glem.) b. Clementiana (Turn.) Kbr. 

304. Lryrophora vellea @. spadochroa (Ach.) Kbr. j 

: 305. Amphiloma culopismum (Ach.) Kbr. — Ist nicht: die 
ächte Flechte dieses Namens, sondern Amphil. pusillum (Mass): 


——— 


306. Lecania Koerberiana (lahm) Kbr. Prg. Lich. '68, 

307. Rinodina Zwackhiana (Krphbr.) Kbr. 

308. Aspieilia calcarea (L) ®.* * ochracea Kbr. 

309. Aspieilia micrantha Kbr. 

310. Diploicia canescens (Deks.) Kbr. 

all. Psora testacea (Hoffm.) Kbr. 

312, Toninia imbricala Mont. (= Ton. nigrescens Auzi), 

313. Blastenia Pollinii Mass.) Kbr. 

314. n Lallavei (Clem.) Kbr. 

315. Biatorina rugulosa Hepp. 

316. Pyrrhospora quernea (Deks.) Kbr. 

317. Graphis elegans (Borr.) Kbr. 

318. Arthonia marmorata (Ach.) Nyl. 

319. Coniangium glancofuscum Kbr. spee, nov. 

320. Mosigia gibbesa (Ach.) Kbr. 

321. Sporodictyon Schaereriäanum Mass. emend. Kbr. 'verum! 
Die von Körber früher in Parerg. p. 333 unter diesem ‘Namen 
beschriebene Flechte ist Sporodyet. Hegetschweileri Hepp exs. 

322. Sugedia abietina Kbr. 


323. » aenea (Wallr.) Kbr. 
324. Leptorrhaphis quercus (Beltr.) Kbr. 
8325. " Steinvi Kbr. spec. nov. - 


326. Mierothelia adspersa Kbr. spec. nov. 

327. Leptogium Schraderi (Bernh.) Kbr. cum fructu ! 

328. Leptog. diffractum (Krphbr.) Kbr., steril und nicht gut 
entwickelt. 

329. Staurolemma dalmaticum Kbr. gen. et spec, nov. - 

330. Urateridium campestre Kbr. in Hitt. 

Num Peziza umbrosa (Pers.) Fuckel Fung. Rhen. ? 

331. Bryopogon jubatum « * * canum Ach. cum fructu ! 

332. Imbricaria sinuosa (Spr.) Kbr. Das Exemplar meiner 
Sammlung ist nicht die Flechte dieses Namens, sondern Imbri- 
raria saxatilis (L.) Kbr. 

333. Pannaria plumbea (Light.) Kbr. 

334. „ craspedia Kbr. 

335. Gyalolechia Schistidii Anzi. 

336. Placodium circinatum (Pers.) Kbr. 

337. Calopisma aurantiacum a. salicinum (Schrad.) Kbr. 

338. Lecanora Fiotowiana (Spr.) Kbr. corticolal 

339: Gyalecta Flotowii Kbr. 

340. lecideopsis (Mass.) Kbr. * 


341.. Thalleidima Toninianum (Mass.}; 
342. Biatora Metaleri Kbr. 
343. Bilimbia syncomisiq Kbr. 
344. Diplotomma zabothieum Kbr. 
345. Scoliciosporum molle (Borr.) Kbr. 
346. Opegrapha atra (Pers.) %. vulgata Kbr. 
347. Arthothelium Flotowianum Kbr. 
348. Arthonia Medusula (Pers.) Nyl. 
349. Arthonia galactites (DC.) Kbr. 
350. Acolium stigonellum (Ach.) Kbr. 
351. je viridulum (De Not.) Kbr. 
352. Dermaltocarpon Schaereri (Hepp) Kbr. 
353. Thelidium hymeneloides Kbr. 
354. Verruc. purpurascens (Hofim.) «. Hoffman: Kbr. 
355. Arthopyrenia einereopruinosa (Schär.) Kbr. - 
356. m saxieola (Mass.) Kbr. 
357. „ Kelpii Kbr. 
358. Strickeria Everkenii Kbr. spec. nov. 
359. Synechoblastus Sauteri Kbr. 
360. Tichothecium Stigma Kbr. j 
v. Krempelhuber. 


Personalnachrichten. 


Der Professor und Director des k. k. botanischen Hofcabinets 
zu Wien, Dr. Eduard Fenzl, ist vom Kaiser von Oesterreich 
zum Regierungsrathe ernannt worden. 


Botanische Notizen. 


Die Societe des linguistigues in Paris geht damit um, alle 
Namen, die das Volk den Pflanzen in den verschiedenen Gegen- 
den Frankreichs gibt, zu sammeln und unter Beihilfe einiger Bo- 
taniker in einem eigenen Glossarium herauszugeben. Das hier- 
über bereits veröffentlichte Material ist sehr beträchtlich, doch 
will man sich damit nicht begnügen. Die deutschen, bretanischen 
und baskischen Benennungen sind aber ausgeschlossen. —r. 


3 


ad B 


Nach Prof, O. Heer besteht die fossile arktische Flora, so- 
weit wir selbige heute kenges, aus«162 Aften. Die Cryptogamen 
zählen 18 Arten, darunter 9 schöne Farne von hohem Wuchs, 
die wahrseheinlich den Boden der Wähler bedeckten. Unter. den 
andern finden sich auch einige kleine Pilze, welche die Blätter 
der Bäume als Flecken oder kleine‘ Punkte bedeeken, wie es auch 
heutigen Tages der Fall ist. Unter den Phanerogamen zählt A. 
al Coniferen, 14 Monocotyledonen und 99 Dieotyledonen. Nach 
den verwandten Arten der Jetztwelt zu urtheilen, waren 78 Bäume 
und 50 Sträucher, so dass also in den Polarregionen 128 holzige 
Pflanzen verbreitet waren. Unter den Coniferen nähern sich die 
meisten amerikanischen Arten. (Bibliotheque univers. XXX. p. 218.) 


--T. 


Der botanische Garten zu Melbourne wurde 1857 gegründet. 
und die Leitung desselben dem bekannten Dr. F. Müller über- 
tragen. Der Flächenraum des Gartens beläuft sich auf 400 Acres, 
wovon 21 zur Pflanzencultur benutzt werden und 18 mit auser- 
lesenen Exemplaren von Bäumen und Sträuchern besetzt sind. 
“Weitere 11 Acres bilden einen See mit künstlichen Insein, die 
von allerlei Wasservögeln bewohnt sind. Der übrige Theil des 
Gartens ist mit Coniferen, Eichen und anderen werthvollen Wald- 
bäumen bepflanzt. Ausser dem grossen Palmenhause findet man 
noch drei kleinere Gewächshäuser, ein Aquarium für die Victoria 
regia und drei Häuser. für Treibereien. Die Zahl der Topfpflan-. 
zen beträgt zwischen 40 bis 50,000. Im Laufe von 9 Jahren sind 
gegen 450,000 Pflanzen an die Gartenbesitzer in der Colonie ver- 
theilt und ebensoviele Portionen Samen an die bedeutendsten 
Gärten in allen Erdtheilen versendet worden, theils zur Anstel- 
lung von Versuchen in den verschiedensten englischen Colonien, 
theils im Tausch. Etwa 21,000 der schönsten Baumarten unserer 
Erde wachsen in diesem Garten. Die mit Bäumen oder Zier- 
pflanzen besetzten Wege geben eine Länge von 6 Lieues. Das 

-Herbarium dieses Gartens ist das reichste in Australien. Es ent- 
hält nicht weniger denn 300,000 Exemplare. Die Herstellungs- 
kosten der Gebäude, Wasserwerke u. s. w. belaufen sich anf 
194,133 Thlr. Ein Laboratorium zum Studium der technisch 


wichtigen Pflanzen Australiens ist soeben eingerichtet worden. 


Anzeige. 


Da die Pflanzensammlungen meines am 17. December 1867 
zu Deidesheim verstorbenen Bruders, Dr. C. H. Schultz, noch 
nicht verkauft sind, so haben mich seine Kinder gebeten; es be- 
kannt zu machen. Mein Bruder hat, während 30 Jahren, Pflan- 
zen, besonders Compositen, aus allen Welttheilen zusammenge- 
bracht und dafür grosse Summen besonders für Fracht ausge- 
geben. Die Compositensammlung ist in 237 starken Pappdeckel- 
Kästen aufbewahrt. Jeder Kasten hat 51 Centimeter in der 
Länge, 29 in der Breite und 17 Höhe. ‚Diese Compositensamm- 
lung, die reichste, welche besteht, wurde von Sachkennern auf 
6000 Gulden geschätzt. Ausser dieser Compositensammlung hin- 
terliess mein Bruder noch ein allgemeines Herbarium, welches 
Pflanzen aus allen Familien enthält und in 70 Päcken zwischen 
Pappdeckeln von 47 Centimeter Länge, 28 Breite und 20 Dicke 
besteht; ferner die Centurien von Billot’s Flora Galliae et Ger- 
maniae exsiceata, Schaffner’s mexikanische und viele andere 
ansländische Sammlungen, 30 noch complette Exemplare der von 
ihm herausgegebenen Cichoriaceotheca und endlich noch eine 
Menge für die Fortsetzung dieses Werkes .in Hunderten von 
Exemplaren angekommener Cichoriaceen, besonders amerikani- 
scher Hieracien und Pilosellen. Die Compositensammlung nebst 
allen diesen Sammlungen ist nun für 6000 Gulden zu haben und 
darauf Reflektirende sind gebeten, sich in frankirten Briefen an 
den ältesten Sohn des Verstorbenen, Carl Schultz in Deides- 
heim (Rhein-Pfalz) zu wenden. Da kein Catalog vorhanden ist, 


so wäre es am Besten, wenn Kauflustige selbst nach Deidesheim 


reisen und das Ganze einsehen würden. 


Dr. F. Schultz, Akademiker 
in Weissenburg (Frankreich). 


Andere naturwissenschaftliche, besonders botanische Zeit- 
schriften sind gebeten, auf diese Anzeige aufmerksam zu machen, 
Die Redact. 


Redaeteur: Dr. Herrich-Schäffer. "Druck der F. Neubsuer’schen Buch- 
druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. 


3 


Su .. . 2 . Bi cc alle 
s ar) er Er m a u 9 


Me 19 tn ara Wi en 


on EC TRRIET 


Regensburg. Aumimuma Er san. 


er N i fi 
Yu + u + 2 - 


Inhalt. E. Hallier: Mykologische' "utenneitueen.  Dr’E: 
Schultz: ‚Carex. muricata: var. 9 Schkahr :(C: lolisees Schk:,' non Linae)' 
als neue. Art aufgestellt, — Personalnachrichten, .— Verzeichniss: det füd;die 
Sammlungen, der, kgl. botanischen Gegellschaft eingegangenen Beiträge. ,,: 


Busecz PBBiBrFiugen Lan an 32 nr . wo; SEE zes 
Myrologische Unterswenuigeh 
von Ernst Hallier. : .......r to, 

“ (Mit Tat. 3) 


IT. Untersuehung der Parasiten bein Tripper, beim weichen 
Schauker, bei ‚der Syphilis und bei der Rotzkrankheit, der Pferde. 


Ob .die Leser dieser Zeitschrift, bevor ich -ilınen aufs Neue 
über meine Arbeiten berichte, von mir eine'Vortheidigung gegen 
die: von ‚Hrn. Prof. Dr. A. de Bery-in N®. 7.:der-Flora:iund dw 
Nr:19% der Botanischen Zeitung enthaltene „Erklärang“ erwarten? 
Ich: glaube kaum. : . ne 

:. Ich kann meine: ‚parasitologischen Untersuchungen der letzten. 
fünf. Jahre init mehr als tausend mikroskopischen ‚Präparaten be-- 
legen. . u 

Noch sind diese Präparate Niemandem vorenthalten worden, 
der sie zu sehen wünschte. Ganze Suiten derselben sind an ent- 
ferate Forscher versendet worden und mir mit bestätigenden: und 
anerkensenden Bemerkungeu 'zurückgesendet. Zahlreiche-' For-: 
scher haben meine Hefelehre bestätigt und mehrere bestätigende' 
Beobachtungen: sind ‚bereits an die ‚Oeffentlichkeit gelangt: + : 

- Unter :so ‘bewandten Umständen kann ich wohl mit Ruhe der! 
Weiterentwickelung der. Sache 'entgegensehen. Kein Forscher 
bleibt von Irrthümern und Fehlern frei, und wer. es. redlich ‚mit 
sich und ‚der Wissenschaft meint, der ‚wird: jede :Zurechbweisung 

Flora 1868. 19 


290 Rs Be “ ” % wi » 


willkommen hässen; sofern sie auf ’Thatkaehen fasst, auf Beob- 
achtung beruht. Auch ich hoffe daher recht sehr, dass meine 
Arbeiten durch Andere erweitert und berichtigt werden mögen 
und werde gewiss nicht anstehen, mich zu jedem Irrthum zu be- 
kennen, der mir wirklich nachgewiesen wird. Vor allen Dingen 
werde ich unverdrossen und rastlos weiter arbeiten, denn die Ar- 
beit, insbesondere die wisse@sghaftliche Beschäftigung, trägt ihren 
Werth in sich selbst und dass ich für das praktische Leben sollte 
vergehligh gearbeitet haben, kann ich mir nicht einreden, 

“ Durch die grosse Güte des Hrn. Centralimpfarztes Dr. Rei- 
ter in München wurde ich im Frühjahr in den Stand gesetzt, 
die Contagien des Trippers; des weichen Schankers und des har- 
ten Schankers, sowie Blut von einem am konstitutioneller Sy- 
pbilis leidenden Mädchen zu kultiviren. Neuerdings hatte Herr 
Dr. Stricker in Frankfurt a. M. die Güte, mir verschiedene 
Materialien vom Tripper, von Condylomen, von Paronchia syphi- 
litica etc. etc. einzusenden, so dass meine Arbeit sich auf des 
Contagium verschiedener Körpertheile, verschiedener Personen 
und verschiedener Bezugsplätze Ausdehnte. 

Die eiterige Materie vom Tripper enthielt kleine unbeweg- 
liche blasse Microcoeens-Zellen, Ein ganz ähnlicher Befund zeigte 
sich beim weichen Schanker und bei der Syphilis, mit dem Un- 
terschiede indessen, dass der Microcoecus des Trippers etwas 
gronazelliger ist als der bei Schanker und Syphilis. In allen drei 
Fällen sind diese Pilzzellen bewegungsios, d. h. sie zeigen nur 
die jedem kleinen Körper zukommende Molekularbewegung, keine 
Kigenhewegung. Am massenhaftesten treten sie bei der Syphilis 
auf, besonders im Blut und beim harten Schanker, weniger mas« 
serhaft: beim Tripper, am wenigsten beim weichen Schanker. 
Sie gehören zu den sehr kleiken, kaum messbaren Mierpeoccus-. 
Zellen. Die grösseren unter ihnen haben etwa 0,0006-—-0,0008 
ma. im Durchmesser. 

Sahr wichtig erscheint es, dass diese Mierococcuszellen anf. 
den Eiterzellen und auf den Blutkörperchen sich ansiedeln und 
in’s Innere derselben eindringen. Sie vermehren sich, wie jeder 
Mieroengeus, durch fortgesetzte Zweitheilung (Figur 1) und setzen 
diesen Theilgngsprocess auch ‚auf den Eiterzellen fort (Figur 2): 
Hier kann. man sie durch ibre Dimensionen ‚wie durch. ihren 
starken Glanz leicht von der gewöbnlichen gekörnelten. Zeichnung 
spleher Zeilen untenscheiden {Fig 9). -- 

In die Eitersellen dringen sie ein und bilden- inet der- 


ü 


selben ziemlich grosse deutliche Vacuslen. Gewöhnlich: Hegt' in 
jeder solchen Vacuole (Fig. 2) eine ‚Mibrocoesuszelle, Disweiletr 
aber findet man auch 2-8: derselben. 

Beim Tripper fand ich sie natürlich nur in’ den Kiterzellen: 
dagegen kommen sie bei der Syphilis ebenso intierhalb der Blut: 
körperchen,: ganz besonders der weissen Blutkörperchen vor. 

Die Micrococcuszellen des Trippers schwellen,- auf. passende 
Substrate ausgesäet, im Verlauf der ersten Tage zu Sporoi@en an 
(Figur 3), welche die Grösse von 0,002 mm. erreichen und’ kei- 
men (k Fig. 3). Die Keimlinge haben die Form eines Olado- 

- sporium (Fig. 4), welches sehr leicht in die anfangs spindeligen, 
zweitheiligen, zuletzt immer kürzer lanzettlichen und einfachen 
Glieder (Arthrosporen) zerfällt. Aber nur die in die Duft em- 
porragenden Fäden zeigen diese Sporenform. Auf dem Substrat 
und im Innern desselben ‘(ce Fig. 5) werden die nämlichei Glie- 
derfäden. weit dicker; ihre Glieder zerfallen nicht mehr einfach 
in querer.. Biehtung, ‘sondern theilen sieh auch in der Längsrich- 
tung (Fig. 8). Diese nämlichen Fäden aber trageh, wo sie: die 
Luft erreichen, Cladosporium-Ketten (Fig. 5; 8, d).. Die nach 
mehreren Dimensionen durch Scheidewände getheilten Glieder 
bilden sich zu braunen Früchten eines Coniotheetum aus. Diese 
Früchte (Fig. 8) sind von sehr verschiedener Gestalt und Grösse, 
bald:kugelig, bald länglich, bald ganz unregelmässig. Sie ‚sind 
durchschnittlich 2—6-fächerig, anfangs selten mehrfächerig.- Uebri- 
gens tritt die Kugelgestalt am häufigsten auf und Scheint gewisser“ 
massen der Typus.zu sein, In dieser Form sehen” die Früchte 
denjenigen einer Uroeystis nicht unäbnlich. Es kanh aber: wohl 
kein Zweifel obwalten, dass diese bisher nicht beschriebenen Schi- 
zosporangien nach der alten Nomenelatur der Gattung Üoniothe- 
cium zugerechnet werden müssen. Dass jede derartige Bestim- 
muug nur eine vorläufige sein kann und nur 80 lange Gültigkeit 
hat,. als bis man alle Morphen des betreffenden Pilzes genau 
kennt, ist wohl selbstverständlich. Schon Fresenius”) macht 
auf die Unbestimmtheit der Schizosporangien-Früchte aufmerk- 
sam, indem er sagt: „Betrachten wir nun neben diesen Conio- 
thecien, .welcke. nicht leicht durch gut fassliche Merkmale aus 
einander zu halten sind, Formen von Septosporium, Macrospo- 
rium, Fumago foliorum Pers. und ähnliche, so werden ausser der 


nase 


26. Fresenius. Beittkge zur Mykologe, Frankfurt 8. r 1050-180, \ 
| SZ 1 Top 11 ME EEG EEE j 


292 


Sporenkonglobation und dem stärker entwickelten fadigen Theil 
des Pilzes bei den letzten Formen wenig, erhebliche Unterschiede 
übrig bleiben; und auch dieses letztgenannte Merkmal verdient 
nicht als. ein sehr wesentliches angesehen zu werden. Eine ge- 
nauere und unbefangene. Durchmusterung aller dieser und noch 
mehrerer nicht genannter Formen, mögen sie unter verschiedenen 
Namen und Abtheilungen aufgeführt sein, wäre sehr erwünscht. 
Eins der Ergebnisse wird dabei ohne Zweifel die Einziehung 
mancher Arten und selbst Gattungen sein.‘ : 

Da ich nun gezeigt habe ”), dass alle Anäerophyten, so zB. 
die Brandpilze, nur Morpher höher organisirter Pilze sind und 
zwar verhältnissmässig untergeordnete Morphen, so hat, das müs- 
sen wir uns eingestehen, jede Bestimmung. so: lange nur einen 
vorläufigen Werth zur Orientirung, bis wir alle Morphen und Ge- 
nerationen eines Pilzes kennen. Das bisherige System ist hn- 
brauchbar, das werden alle Mykologen, wenn sie es aufrichtig 
mit der Wissenschaft meinen, zugeben müssen, und es: wird noch. 
lange dauern, bis wir die Grundlage zu einem neuen System legen 
können. Ich schlage also für den Tripperpilz in obiger -Voraus- 
setzung den Namen Conioihecium gonorrhoicum vor. 

Die im reifen Zustand vielkammerigen Früchte des Cholera- 
pilzes, die Schizosporangien von Tilletia caries Tul., habe ich 
mit Urocystis verglichen wegen ihrer regelmässigen Gestalt; doch 
ist auch diese Bestimmung, wie ich ausdrücklich bemerkte, nur 
als vorläufige aufzufassen. Den Brandpilz mit vielkammerigen 
Schizosporangien kann Jeder in meiner Präparatensammlang 
sehen; wie man ihn nennen will, ist vorläufig gleichgiltig; am 
besten ist es jedenfalls, man bezeichnet. diesen Cholera-Reispilz 
vorläufig als. .Schizosporangium von Tilletia caries Tul. . 

Die Kombination solcher Schizosporangien. mit Cladosporien 
und ähnlichen Arthrosporen-Morphen ist allgemein. .‚Schen Tn- 
lasne hat sie an mehreren Beispielen naehgewiesen. So zeigt 
er in der. Selecta Carpologia fungorum, dass das: Oladosporium 
herbarum dem Sporidesnuium (Helminihosporium) von. Pleospora' 
herbarum Bab. beigesellt ist. Das Sporidesmium ist aber be- 
kanntlich ein Schizosporangium. Aehnliche Beispiele führt Tu: 
lasne mehrere an. . 


1) Vgl. meine „Pflanzlichen Parssiten des menschlichen Körpers.“ Leipzig 
1866; ferner: Gährungzerscheinungen. Leipz. 1867,. Phytopathologie, kaipıie 
1868. Parssitolog. Untersuchungen, Leipz. 1868. 


uw u 


In unserem Fall gehört sein Oladosporium gonorrhoicum oder 
Oadosporium Coniotheeii gonorrkoici diesem Schizosporangium 

Der Cholerapilz erzeugt‘ auf dem Reis ein ihm zugehöriges 
Cladosporium o) == 

Dem Stemphylium polymorphum ?), a. "h. ‚dem Sihizosporai- 
gium von Eurotium herbariorum Lk. gehört ein Cladosporium ‚an, 
welches ich vorläufig Oladosporium albicans genannt habe; weil es 
den Soor hervorruft,welches aber vielleicht mit Uladosporitm 'vificola 
identisch. ist.'. Ein ganz ähnliches Verhältniss findet, wie wir 
später’ sehen werden, bei dem Pilz der Syphilis und des Rötzes 
statt. Aber dieser Parallelismus geht, wie ich schon für eine 
ganze Reihe von Beispielen nachgewiesen habe, und wie sich 
auch bei den-hier beschriebenen Pilzen wieder bestätigt, noch 
weiter. Er dehnt:sich auch auf die Schimmelbildungen aus, - 

Im Innern eines stickstoffreichen und dabei nassen Substrats 


gelangen: die jungen, noch. einzelligen Coniotheeiumfrüchte nicht 


zur Reife, vielmehr bilden sie sich zu Macroconidien (m Fig. 8) 
aus, welche. sofort. keimen und einen schönen Mucor :(Figur 6) 
hervorbringen. Dieser besitzt ein vielfach verästeltes und ver- 
zweigtes Mycelium mit septirten, eigenthiimlich gegliederten, stark 
ästigen Hyphen, welche an den Enden der Aeste Kapseln und 
Macroconidien (k u. m Fig. 6) tragen. Die Sporangien erkennt 
man unter der Lupe als bleigraue, metallisch glänzende Köpf- 
chen (k Fig. 6). Die reifen Sporen sind kugelrund, mit deutli- 
chem Epispor versehen, mit sehr kleinen Inhaltskernen. Dieser 
Mucor ist von allen bisher bekannt gewordenen verschieden. Er 
hat mit-Mucor mucedo ‘Fres. und Rhizopus nigricans Ehrenb. 
eine entfernte Aehnlichkeit, ist aber von beiden leicht unter- 
scheidbar. Seine Hyphen sind nicht nur septirt, wie bei Mücor 
mucedo Fres., sondern in deutlich abgesetzte Glieder von ver- 
schiedener Dicke geiheilt; ‚ferner unterscheidet er sich von die- 
sem Pilz durch die Farbe und glatte Oberfläche der Sporangien, 
durch: die ebene Form‘ der Basalwand, die kugeligen braunen 


{nicht länglichen und violetten oder farblosen) Sporen. Von .Rhi- 


zopus ist er unterschieden durch die zahlreichen Scheidewände 
und Gliederungen, die Farbe der Sporen, die Form der Basal- 
wand (Columella) etc. Dieser Pilz mag vorläufig Mucor gonor- 
rhoicus oder " Mucor Coniothecii gonorrhoici heissen, um äBZU- 


2 Vgl. meine „Phytopathologie“ Tafel IV. . 
2) Hallier: Die pflanzlichen Parasiten des menschl. Körpein, Taf. IE. 
Fig. 46, Taf. IV. Fig. 1—17. ‘ 


deuten, dass er die unreife oder Schimmelform: (Verwesungspilz) 
des Coniotheeium gonorrhoicum ist. 

.... Ebenso besitzt auch das Cladosporium gonorrhoicum eine 
Schimmelform. Sobald nämlich der Kulturboden nasser wird und 
in Gähryng geräth, tragen die Cladosporium-Aeste Ketten läng-- 
lich viereckiger, beiderseits abgerundeter, blasser Sporen (Fig. 9), 
welebe nieht mehr durch Theilung der Glieder als Artbrosporen, 
sondern durch basale Kettenbildung (Sprossung) entstehen. Mit 
einem Wort, das Cladosporium hat die Form eines Penieillium 
angenommen. Auch dieses. Penieillium ‘ganorrhoicum. (Fig.: 9) 
war bisher unbekannt. Auch dieses Verhältniss des Mucor zum 
Schizosporangium sowie des Penicillium zum Cladosporium oder 
mit,anderen Worten der Acrosporen zu den Arthrosporen ist ein 
ganz allgemeines, wie ich weiter unten noch ausführlicher er- 
Örtere, 

Das Penieillium entspricht der geringeren Stickstoffzufahr 
eines sauren Bodens, also der eigentlichen Verwesung, der Mucor 
entspricht dagegen dem grösseren Stiekstoffgehalt des mehr al- 
kalischen Bodens. - : 

: Die Schizesporangien bedürfen eines grösseren Stiekstofige- 
haltes als die Cladosporien. Sobald die Schimmelbildung beginnt, 
nimmt die Bildung der reifen Fruchtformen immer mehr ab und 
bört:bali ganz auf. 

. Bevor ich auf diese Verhältnisse zurückkomme, wollen wir 
uns nach dem Keimungsprodukt des Mierocoeeus bei Schanker 
und Syphilis umsehen. Für das Coniothecium gonorrhoicum habe 
ich nur noch hinzuzufügen, dass es im höchsten Stadium der 
Entwickelung aus grossen vielkammerigen Früchten (Fig. 15) 
besteht, deren man meist eine grosse Anzahl beisammen findet. 

Beim weichen Schanker. verhalten sich die Microcoecuszellen 
zu den Eiterzellen genau so ‚wie beim Tripper. 

-Die Microcoeeuszellen schwollen in den. Culturen zu Spore- 
iden: an und diese keimten in wenigen Tagen. Der Micrococeus 
(Fig. 10) lässt sich kaum von dem ‚beim: Tripper urterseheiden. 
Das Keimungsprodukt ist auch hier ein Coniothecium. Dasselbe 
ist weit kräftiger und grosszelliger als das Con. gonorrhoicum. 
Ich bezeichne es aus einem gleich auszuführenden runde als 
Coniothecium syphiliticum (Fig. 11). Wo die Fäden in die Luft 
emporragten, da entstand auch hier ein Cladosporium (Fig: 13), 


welches within als, Ola, syphiliticum oder Clad.., ‚Coniotigpi y 


philitiei z zu bezeichnen ist. N 


295 


: Sobald. das Substrät in :Verwesung:göräth, wis: leteht--düurch 
zu grosse Nässe liervorgerofen wird, verwandelt sich das Ciado- 
sporium in ein Penicillivıs syphiliticum: (Pig. 13) ünd das:Conie- 
thecium in die Macroconidien eiies Mucör sypilitieus (Kit. IT). 
Merkwürdig ist es nun, dass die Sporoiden, welche aus dem Mi- 
erocoecus des. harten Schänkers hervorgehen, sieb. genau ebenso- 
zum Coriothecium syphiliticues mit den gendnzten Morpken aus» 
bilden. wie der Mierococcus des weichen Schankers. Gemau ebenso 
verhält sich der Microcöecus der Paronychia syphilities, der Kop- 
dylome, des ‚Blutes. von: koustitutioneller Syphilis ele. etc. Es. ist 
also bei der: Syphilis der Mierococeus des Coniotheeium sybAll« 
ticum. in. allen erktankten Körpertheilen verbreitet und sbenso- 
wenig zeigten die Kulturen mit .Material von den genansien ver- 
schiedenen Bezupgsplätzen irgend einen Unterschied. Die Früchte 
des Comiotheeium sybhiliticeum. sind im ausgewachsenen Zustämb 
dunkelbraun, meist 2-—8-kammerig (Fig. 14), grösser: als: bei'Co- 
ntotheciwm gonorrkeictem, von dem es übrigens nicht. gän« leicht 
zu. unterscheiden ist. Noch schwerer sind die übrigen Motphen: 
unterscheidbar, besonders die beiden Penieilliam-Morphen; Das 
Penicillium bildet Stämmchen bei sehr üppiger Eatwickelang, 
ganz wie das Penieillium crustaceum Fr. Aehnliche Stammbil- 
dungen kommen überhaupt bei allen Schtmmelpilzer vor, die ich. 
untersuchte. Man würde solche Stämmehen früher ih. die Gat- 
tung Coremium u. a. gestellt haben ’). Fig. 16 Zeigt dieses Co- 
rensum syphäliticum; d. h. die Stammform des zu Coniofhschiee 
syphilitieum gehörigen Penieillium ‚unter starker Lupenvergrös- 
serung. Die Stämmchen. haben die Höhe vom I--23 Millaneter. 
Von allen :mir bekannten Mucor-Arten ist dieser durch seiie 
ausserordentlich üppige Verzweigung (Fig. .17) unterschieden. 
Die Früchthyphen brechen oft in grosser Anzahl regelmässig ode® 
regellos an einem Punkt des. Fadens hervor... Unter der Lupe be-: 
trachtet, erscheinen’ die Rasen dieses Mucor dunkelshvengritm;, 
auch die ..einzeinen Sperangien. siad; grünbraun. Die Kapseln 


. sind oft schwanenhalsartig herabhängend (Fig. 17), stets unter- 


mischt mit Macroconidien:Ketten (itid‘ Pig. 17), welche oft an den- 
selben Hyphen hervorbrechen. Diese Macreconidien zeigdn sn: 
fangs. noch das Bestreben, sich mehrfach zu theilen (Fig. .18), je. 


_ oft kommen mitten in der Kette Coniotheciumfrüchte zu voller 


1) Vgl. meine Arbeit: Die Stammbilfling der Sthinmelpilze. "Hötänlsche 
Zeitung 1866 Nr. 50. 


2a6 


Ausbildung, der ‚beste Beweis, dass tie. Macrseonidien den Ue- 
bergang..des ‚Coninthecium: in seine. unreife oder: Schimmelform, 
d..k...in. dem Mucor, anbahnen. 'Merkwürdig ist: die. Art, wie die 
Muror-Kapsel: aufspringt. : Es bleibt nämlich, ‘wie - bei mehreren 
anderem: Mucor-Arten, ein ‚Rest der Kapselwand an der Basis zu- 
rüoks(Fig- 19. a--c) und’ dieser rollt abwärts (Fig. 19, a b), so 
dass die'.‚entleerte Kapsek. dem Kapitäl einer jonischen- Säule. 
gleicht. ‚Nur bei ganz kleinen Kapseln (Fig. 19 e) rollt der Wand- 
rest.!asfwärts..:: Die Basalwand (Columella).. ist meist kegelig 
(Fig. 19 b),. seltener. ‚abgeflacht, kugelig (Fig 19: ®) aufwärts. ge“ 
stüldte. u... fon m ieh on 
2.12. Die Sporen. des Mucor: sind bram, meist kugelig, ‚denen ‚des 
Mueor"gonorrhoirus sehr: ähnlich. img anti 
 Kiter bestimmten: Regel: ‚scheint. übrigens-. die ‚Verzweigung 
nicht: zu folgen; .:sie ist; bald eymatisch, bald fraubig, bald „b“ 
weahselnd oder opponit. ° 
.  In’s: Innere: des: ‚gährenden Substrats sendet der. Mucor ‚uß- 
Grochtbäte ‚Fäden, welche wurzelattig;' sehr stark 'verästelt sind 
ud an: allen .’Astenden ih feine:.:Saugspitzen auslaufen.: Diese 
Forsien- sind ‚ganz. analog: denjenigen,: welche ich beim: Cholera“ 
Pild 'heschrieben:und abgebildet-habe?). . Noch :mehr -Ashnlichkeit 
haben sie:mit der;Chionyphe -Garteri, weiche überhaupt diesem 
Pilz’sebr ähnlich: wenn nieht:gar damit identisch’ ist, 
- Es findet .also bei dem Pilz. der Syphilis genau derselbe Pax 
rallelismus statt,. wie bei- allen übrigen ‚Brandpilzen, nämlich denx 
Sehizosporangium wie .dem Kettensporeupilz (Cl»dosporium)' ent- 
spreeheti Kopfschimmel (Mueores) und Pinselschimmel als unreife 
oder.. Schimmelformen..: Die: Schizosporangien deuten :stets auf 
grösseren ‚Stickstoffgehalt: des Bodens, ‘ebenso :die Muoores,.d. -b:- 
dig Verwesungsform der Bohizosporangien; - Dagegen :deuten die 
Kettensporen. (Gladospormm u. a.) auf: geringeren Stickstoffgehalt. 
wie die: iimen entsprechienden -Kettenschimmel:  : Y 
.: Als Beispiele für diesen! Parallelismus [1 ich "folgen ans 


un er et [a . Bu B Pan 
n ‚Gholera-Bilz. - Te freie 


Reife, Korm: ‚Schisosporaugium: von Tilletia Tal.: Oladasporim.- 
Schimmel: Mucor mueodo Frest  Penicillium erustaceum- Fr. 


„.:-D.Da4, Cholera-Contagium. Leipzig, 1867. Figur 3, ; ..: 


wen our 


zn 2 


297 


nam ni, 2) DMattern-Pilz ci. n. 

Reife Form: "Sehizösporangium Oladosporium albicans m. 
- (Stemphylium polgmorphum Bon) 

Schimmel: Mucor „mucedo Fres. Aspergillus‘ glaucns Ik. 


in mr 3): Typhus- Pilz: , 
Reife Form: ::Schizosporangium. ': : Cladosporium herbarım Ik. 
(Sporidesmium: s. Helminthosporium) 


Schimmel: ‚Bhizopus wigricans Ehrenb.“ Pomieitium grande mi 


u 8. w. ae: 

. Vielleieht: werden die Lesen. dieser Zeitschrift sich wundern, 
dnsk: ich nun:den Parasiten- der Rotzkränkheit mit:dem der Sy- 
philis zugleich ihnen vorführe. Das scheint noch weniger be- 
reehtigt, als die gemeinsame Behandlung der Pilze bei ‘Tripper 
und Syphilis; Indessen kommt es. hier zunächst nicht :auf die 
Natar'der Krankheit, sondern: auf die 'Eigenthümlichkeit des Pa- 
rasiten: an und:idiese gebietef' geradezu eine Zusammenstellung 
der Pilze bei: Syphilis und Rotzkrankheit. :Die “Parasiten dieser 
beiden. :Krankheiten sind. nämlich merkwürdiger Weise völlig un- 
unterscheidbar. Es entwickelt sich unter gleichen Verhältnissen 
genau das nämliche Coniothecium syphiliticum mit den genannien 
vier Morpben, wenn man den im Blut 'oder.in der: Kehlgang- 
Iymphdrüse oder in der Stirnhöhle auf-'der Sehleimhaut befindli- 
cher Micrococeus- cultivirt. Wie diese Identität der. Parasiten 
bei: der Rotzkrankheit und der. Syphilis pathologisch :zu. erklären 
sei, darüber kann ich mir kein Urtheil erlauben, aber jedenfalls 
weist sie darauf hin, dass die Pferde entweder dureh Syphilitische 
mit der. Botzkrankheit infizirt werden, was vielleicht auf grossen 
Widerspruch van Seiten der Herren Aerzte und Tbierärzte Stos- 
sen würde, oder dass die Pferde an demselben Ort in der Natur 
mit ..der. Rotzkrankheit infizirt werden, wo ursprünglich der Sy- 
philis-Parasit: in: den Menschen gelangt: . Ich brauche‘ wohl. nicht 
erst hervorzüheben;. däss.damit der Frage nach der Identität von 
Pilz und ‚Contagium keineswegs’ präjudicirt ist. 

--DasMaterial zur Untersuchung des Parasiten der Rotzkrank- 
heit verdanke ich der Güte meines hochverehrten Kollegen, des 
Herrn Medicihalassessor Fr. A. Zürn in Jena. Es bestand in 
Blut, Inhalt der. Lymphdrüse des Keblganges und der Stirshöhlen- 
schleimhaut von zwei stark rotzkranken Pferden. 

‚An ‚allen ‚drei Körperstellen fand sich in grossen Mengen 
Microooecus: von etwa 0,0002 mm. Durchmesser. Derselbe war 


‚298 


unbeweglich und fast farblos. Im der'Kehlgangdrise war derselbe 
am iassenhaftesten : angehäuft. Hier kamen aueh Mycothric- 
Ketten vor, welche eine schlangenartige, vibzionenähnliehe Bewe- 
gung zeigten.. 

Der Mierocoecus spielt gegenüber den Eiterzellen und Biut- 
körperchen genau dieselbe Rolle wie bei der Syphilis. Die Blut- 
körper zeigen (Fig. 20 a,b) seltsame -Auswüchse, oft. sehr lang 
und fadenförmig. Zürn, der das Blut einige Stunden früher un- 
tersuchte, fand diese Blutkörper, sowehl die weissen .als die ro- 
then, kontraktil. Die Fäden verlängerten und verkürzten sich 
wie bei. Amveben. ‚In: den rothen Blutkörpern: befindet sich meist 
eine Microcacenszelle {b Fig: :20), in dem weissen dagegen birgt 
jede mehre solcher Pilzzellen {a Fig. 20) und hier ‚sieht man sehr 
deutlich, dass jede in einer Vacuole liegt.. Oft sieht: man die 
Vaeuolen verlassen, mehrfach sah ich aber auch die Tochterzellen 
des Microeoceus über die Grenze.des Blutkörperchens nach aus 
sen vorragen. Die fadenförmigen Fortsätze des: Blutkörperchens 
scheinen stets einer Microeoeeuszelle zu entsprechen. 

- Dieser Micrococens wurde genau nach derselben Methode 
enltivirt, wie ‚der. bei. der Syphilis und ergab genau dieselben Bes 
sultate. :Die Sporoiden keimten leicht und brachten binnen acht, 
Tagen das Goniathecium syphiliticum hervor. Ich bemerkte .dabei; 
dass bei Kulturen auf leblösen, also leicht :gährenden und fau- 
leaden Substratem,; eine niedrige Zimmerwärnie von nur 12—15°R. 
kür die Entwiekelung des Coniotheeium am geeignetsten ist. : Bei 
höheren Temperaturen tritt zu leicht Gährung und Verwesung, 
also Schimmelbildung ein. 

Gar nicht selten, besonders bei etwas hoher Teinperatur; 
sieht man: das Coniotherium mit dem Mucor. vereinigt. Die kef- 
tenförmig gereihten Macroconidien (eo:fig. 21). beginnen nämlich 
zum Theil ihren. plasmatischen: Inhalt in 2—-4 Partiönen: zu: zer- 
fällen, : weiche’ Scheidewände aussondera und so. mehr oder wöni- 
ger zur. Reife gelangende Coniotkeciumfrüchte. bilden. Solele. 
Zweige befinden sich sehr oft neben: ganz scheidiewandiosen, ein 
fachen, kettenfürmig gereihten oder: einzeln stellendeni- Maeroco- 
nidien, ja seibst neben Macorkapseln (Fig.:21) aneinem und! 
demselben Mycelfaden. Die Figur 21 giebt. zugleich eime dent- 
liche Verstellung von der nieht. selten vorkommenden gani regel" 
mässigen Verästelmug der Mucor-Hyphen. :.. 

Dass: die Hefekildangen das Caniothecium syphililiem. "sich 
ganz analog den Hefehildungen aller übrigen Pilze: verhalten, ‚bei‘ 


389 


denen die Hefe bis jetzt genauer untersucht wurde, "bedarf wohl 
kaum der Erwähnung. Es bildet sich bei saurer Gährung Arthre: 
coceus aus dem Micrococcus, :bei geistiger Gährung dagegen ent- 
steht aus dem letztgenannten der Cryptococeus. . ‚Natürlich vex- 
hält sich auch das Coniotheeium gonorrhoicum ganz analog. So 
zeigt Figur 7 beispielsweise die Ausbildung des Micrococcus vom 
Tripper zum Arthrogoegus auf einem sauer: pfihrenden Substrat. 
Auch das Oidium, d. h. die nicht zur Ausbildung kommenden 
Macroconidien verhalten sich ‚hier ebenso wie bei verwandten 
Pilzen. Dieses Oidium, wie es z. B. als 'Oidium lactis bekannt 
ist, .d. h.,ads. die meist der ZTilletia caries oder dem Ustilage 
<arbo angehörige unvollkommene Macroconidien-Pflanze, welche 
stefs auf saurer Milch bei genügender Wärme, also besondars im 
Sommer, entsteht, — dieses Oidium also wird bekanntlich. durch 
die au flüssige Beschaffenheit eines sticksteffhaltigen Bodens her- . 
vorgehracht. Ist derselbe Boden ‘trocken,’ so kommen im Innern 
die Macroconidien zur normalen ‚Ausbildung, weiche dann an der 
Oberfläche Mucor, bei Tilletia Mucor racemosus Fres., bei Usti- 
lago Mucor mucedo Fres. erzeugen. Diese Oidien oder unreifen, 
unvollkommenen Maeroconidien der verschiedensten Brandpilze 
sind ebensowenig leicht unterscheidbar wie die Hefebildungen. 
Unsere Figur 22 zeigt z.B. solches Oidium vom Coniotkecium 
syphiliticum, schon in die Glieder zerfallend. Ein solches ©:- 
dium lactis, nämlich: das Oidium von Tilletia earies Tul. ist auch 
Dr. Thome’s Cylindretaenium cholerae asialicae ”). Ich’habe das 
in meiner Cholera-Schrift ausführlich erörtert und hebe es noch- 
mals hervor, weil der Chelerapilz, wie ich ihn beschrieben, 'd. h. 
das Schizosporangium von Tilleia caries Tul., von Medizinern 
neuerdings mit dem Oidium oder Cylindrotaenium verwechselt 
wurde ®),- 

Der Micrococcus kann in stiekstoffreichen Flüssigkeiten sehr 
leicht aus dem Coniothecium gezüchtet werden. 

- Säet man das Rotzblut oder das Blut Syphilitiseher auf eine Lö- 
sung von phosphorsaurem. Ammoniak und Zucker zu gleichen 
Theilen und concentrirt, se bringen die Sporoiden nach einigen 
Tagen dies Ceniathecium hervor, welehes an der Luft das Clado- 
sporium Sehr schön ausbildet... Die Coniotheciumfrüchte gelangen 


. aber auf diesem flüssigen Boden fast nie zur Reife, vielmehr 


2) Virchow’s Archiv Bd. 38, p. 221 fl. 
‘2) Bulletin de la societ& des #eiences medicales du Grond-Duch® ‘de In- 
zembourr 1868. p, 366. 


800 


zerfällt ihr. Plasma rasch in Microeveeus (Figur 23), der nun na- 
türlich anfangs kolonieenweise beisammen liegt ünd erst nach und 
nach sich. in der ganzen Flüssigkeit zerstreut und ungeheuer ver- 
mehrt « (wie: 2). . 


Erklärung der Abitäuhgen. 

Fig. 4. Mierococcus im Tripper-Contagium , gezeichnet mit 
einem Mikroskop von Merz,-System ’/A3“, Ocular 2°/,. a = ein- 
zeine. ‚Zellen, b == Doppelzellen, c=in Theilung begriffene Zellen. 

- Fig. 2... Eiterzellen des’ Tripper-Oohtagiums. Mau sieht in 
denselben vacuolenähnliche Räume und in jedem ' derselben eine 
'Mitrocoeceus-Zelle. Merz. System 'hs”, "Ocular 1. 

Fig. 3. Sporoiden-Haufen in der ‘Citronen-Kultur des Micro- 
eoeeus vom Tripper. Die Micrococeuszellen sind zum grossen 
Theil zu einkernigen Sporoiden ausgewachsen, welche (k) zum 
Theil schon keimen. Merz, System ha“, Detlar Ua Präparat 
Nr 33400. Eu 

Fig. &. Oladosporium, entstanden ‚aus ‚keiimenden Sporoiden 
des Tripperpilzes auf Citrone. : Diverse abgestossene Glieder lie- 
gen neben ‚dem Faden. Merz, System It, Ocular 1. : Präparat 
Nr. 335. " \ 

Fig. 5. Fäden aus derselben Eultur. "Die ‚Glieder (ec) zum 
Theil glänzend, gelatinös, kantig, angeschwollen. Merz, System 
’s”, Oeular 1. Präparat Nr. 335: u 

- Fig. 6. Mucor aus derselben Kultur.: Vergr.”und Präparat 
ebenso. K—Sporangium, sp = ausgestreute Sporen, m ‚Macro- 
eonidie: - tel ee, ; 

Fig. 7. Mieroeoceus auf saurem Substrat in Arthrocoeeus 
übergehend.. ‘Vergr. ebenso. Präp. Nr. 337. 

Fig. 8. Coniothecium gonorrhoieum auf der nämlichen Kultur. 
Die Coniotheciam-Früchte .1—vielkammerig, bilden ein: Lager, 
aus dem sich .Gliederfäden mit: Macroconidien (m) und Cladospo- 
riumketten .(d) erheben. Vergr. ebenso. Präp. Nr. 341. 

“ Fig. 9. ...Penieillium gonorrhoicum der nämlichen Kultur, auf 
dem sauren Substrat aus dem Gladosporium entstanden.. Vergr. 
ebenso. Präp: Nr. 342. EEE Ze 
° Fig. 10. Mieroeoeeus- -Zellen und kleine Mycothrigkettgn ; vom 


weichen Schanker. ‚Merz, Syät. Has“, Oenlar, Bin. ‚Präparat 
Nr. 344, 


u ı. ı Mel x 


o%o 


2} 98 


A.Rauschenbach's !ith:Anst: Rfsbrg. 


Hallier dei. 


306; 


Fig. 11. Ooniothecium syphiliticum aus der Kultur des Mi- 
crovoccus' vom’ weichen Schahker. Merz, System et, "Veutlar” 54 
Präp. Nr 947... 21er 9 ; =” 

Fig. 12. Penieillium syphilitium aus derselben ‚Kultur. 
vergr. ebenso. Präp. Nr. :369.: 

Fig. 13; Oladosporium supi. aus derselben Kültar! 

Ebenso, 

Fig.. 14. ‚Früchte. von‘ Coniothecium syphilitieum aus der Kuk 
tur des Micrococeus vom harten Schanker: Präp. Nr. 353.  ' 

-Fig.: 15. ' Ausgewachsene: Frucht des Co niothecium ‚gonorrhoi- 
cum, gezeichnet mit Merz Syst, Geular Nr. 1, ‘mach Präp. 
Nr. 340; 

Fig.: 16. Uoremiuns 5 yphiliticum, a h. Stammbildung des Zu 
Coniotheeium syphilitirum gehörigen Penieillium. ‚ Gezeichmet ı mit 
einer starken. Lupe. 

-Fig.: 17: . Mneor. syphiliticus. mit _ Mucor-Käpseln (m " und 
Macroconidien (m e). 'Geöeichnet mit einem kleinen Oberbäuser- 
schen. Mikroskep. ' Syst. 7; Oeular 1 ‚Vergr. 180-Iinehre, nach 
Präp. 363. : 

Fig. 18. Ein Zweig desselben Mucor mit Macroconidien (me), 
welche sich z. Th. zu Coniothecium -Früehten (co) ausbilden. 
Gezeichnet mit einem Zeiss’schen Mikroskop System D; Ocul. 3. 
Vergr. 435 lineare. 

‚Fig. 19. Columella von , Mucor syphilitiens mit der abwärts 
oder aufwärts 'gerollten. Kaäpselwand, Vergr. ‘wie. bei Fig. 18. 
Fig. 20. Blutkörperchen ‘von: einem. rotzkranken Pferde. 
& weisse, 'b :rothe Blutkörper. Gezeichnet mit: Zeiss. ‚System F. 
Beular 1... 

:Fig. 21. Mucor syphilitieus. Ast mit reifen und wnreifen 
Kapseln (k) und mit einem Zweig, dessen Glieder zu Oöniothe- 
eiumfrüchten. (60) ausgebildet werden: Zeiss Syst. D, Oeular 3. 
Aüs der Cultur des’ Rotzblutes.:: Präp. 513. BE 

: Fig. 22. Oidium; id. h. Verkümmerter Macroconidienzweig 
von der Kultur mit Rotzblit, Bei a ‚abgefällene 6 Glieder. ‚Vergr. 
dieselbe. a 

- Fig. 28. . Coniotheciun-Früchte, entstanden durch "Aussaat 
des Rotzblutes in eine Lösung von phosphorsaureın Amoniak und’ 
Zucker. Starke Mioroeoceus-Bildung und Zerfallen ‚der Zellen. 
Vergr.’ dieselbe. Präp.:513. 

»: Fig. 24. Gänzlich' ia Zerfall. begrifene: Conlsthecium-Pract 
derselben. Culturi i : 


30% 


- Carex. muricata var. E Schkuhr [C. loliacen Schk,a non Linne) 
als gute Art aufgestellt von Dr. F.' Schultz. 


Nachdem ich mich seit vielen ‚ Jahren Bicht mehr mit der 
Gattung Carex beschäftiget, erhielt ich von Herrn Mich. Paira, 
eine Carex aus dem Elsass, um sie zu bestimmen. Icherkannte 
sogleich, dass dieselbe nur mit (. muricata L. und Ü. divulsa 
Good. verglieben werden könne und schickte daher Hrn. Paira 
am, folgenden Tage lebende Exemplare dieser beiden Arten. 
Nach Absendung derselben erinnerte ich mich aber, dass ich die 
in Frage stehende Pflanze im Jahre 1833 auch in den Wäldern 
bei Bitsch, Pirmasens und Dahn gefunden, aber ‚für eine kurz- 
früchtige ‚U. muricata gehalten und deshalb nicht weiter beob- 
achtet hatte. Herr Paira bemerkte mir später brieflich, er halte 
dieselbe für Q. loliacea, worauf ich antwortete, ea sei ebensowenig 
C. .loliacea als CO. muricata L., U. divulsa Good. und Ü. virens 
Lam., sondern eine unbekannte Art, die ich C. Pairaei nennen 
wolle. Hierauf antwortete Herr Paira, er habe nicht C. loliaced 
Linne, sondern C. loliacea Schkuhr gemeint und, da ich 
Schkuhr’s Werke nicht besitze, schiekte er mir dessen Büch 
über die Riedgräser. Die darin, Tafel Ee, Ne, 91, als €. loliacea 
abgebildete Pflanze entspricht vollkommen der von Hrn. Paira 
erhaltenen Carex, nur ist die vergrösserte Frucht fest ungeschnä- 
belt abgebildet, während sie au der lebenden Pflanze allerdings 
geschnäbelt ist, nur viel kürzer als bei C. muricata und 0. di- 
vulsa. Diese beiden haben auch viel grössere und besonders 
längere Früchte. Es ist mir unbegreiflich, wie der scharfsinnige 
Schkuhr, nachdem er die Pflanze erst als Art betrachtet und 
in seinen, 1801 erschienenen, Riedgräsern so gut abgebildet, die- 
selbe 1806 in seinem Nachtrag als var. $.zu O. muricata hat. 
bringen können. Spätere Schriftsteller, u. ‘A. der Vater Rei- 
chenbach, der sie ganz kenntlich geschildert hat, haben sie für 
C. virens Lam. gehalten. Dass es aber diese nicht sein könne, 
geht aus Lamark’s Beschreibung genügend hervor, und was ich, 
seit 40 Jahren, aus verschiedenen Ländern als ©. virens Lam. 
erhalten, gehört Alles entweder zu. U. muricata oder zu CO. diwulsa. 
Die C. lokiacea Schk uhr hatte ich bisher noch in keiner Sendung 
erhalten. Herr Paira, «in gründlicher Kenner der Carex, der 
über diese Gattung die reichste Bibliothek besitzt, hat, seit seiner 
ersten Sendung, über diese Pflanze 8 Briefe mit mir gewechselt 


803 


und vergrösserte Zeichnungen des Blatthäutehens und der Frucht 
derselben sowohl ala. der (A 1mwrseais: und Q. divulsa geinacht, 
welche jeden Zweifel an der specifischen Verschiedenheit der 3 
Arten wiederlegen. ‘Da die’Namen unter denen die Pflanze des 
Hr.-Paira bisher'beschrieben worden; anderen Aiten angehören, 
Ko’ nenne ich dieselbe, ihm zu Ehren: 


Carex Pairaei. 


“Ohne die Bemühungen dieses unermüdlichen 'Forschers wäre 
diese, wohl an vielen Orten vorkommende Pflanze ganz in Ver- 
gessenheit gekommen und ihm allein gehört die Ehre sie wieder 
ans Licht gebracht zu haben. Allgemein verbreitet, wie C. muri- 
cala, ist sie übrigens nicht, denn Schkuhr selbst hat sie nirgends 
gefunden und seine Abbildung nach einem Exemplare gemacht, 
welches er, ohne Angabe des Fundorts, von einem Freunde er- 
halten. Die von ihm angeführten Synonyme gehören auch meist 
nieht dazu, den» CO: canswens Poll. zum Beispielzäst C. muricata 
Lin. . Ueber .die,Gesghichte und Synonymie werde, ich ‚später be- 
richten und eine Beschreibung der Pflanze, nebst den von Herrn 
Paira gezeichneten Abbildungen beifügen. Durch mein vorge- 
rücktes Alter ist meine Hand nicht mehr fest genug um, wie 
vor 30 Jahren, solehe Zeichnungen selbst machen zu können, 
Berr Paira hat. mir auch genug Exemplare mitgetkeilt, um seine 
Pflanze in der 12. Centurie meines herbarium 'normale geben zu 
können. Die Entwieklungsgeschichte der. C. muricata und C. 
divulsa, welche ich schon seit vielen Jahren aus Samen im Garten 
grzogen, ist sehr verschieden, . GC. muricata blüht viel früher als 
C. divulsa, treibt nur wenige Blüthenhalme, weiche alle gleich- 
zeitig verblühen und auch bei der Fruchtreife noch aufrecht stehen. 
C. diyulsa, aber treibt nach und nach sehr viele, ja bis 1000 Halme 
aus ‚derselben Wurzel, so dass die ersten reife. Früchte haben 
wenn die letzten hlühen. Dabei bleiben die Halme: nieht aufrecht 
stehen, sondern ‚begen sich, immer länger werdend, der ganzen 
Länge nach auf die Erde. C. Pairae: scheint, in dieser Bezieh- 
ung, die Mitte zwischen beiden Arten zu "halten; aber auch nur 
in dieser, denn im wesentlichen steht sie der €. muricata näher. 

Weissenburg.den 2. Juli 1868,, . 


\ 


Ri ihn 


Personalnachrichben. 


Der. bekannte Botaniker N. 2. Ward, der durch. die Ein- 
führung kleiner Glaskästen viele tropische Pflanzen und. Farn- 
kräuter als freundliche Hauszierpflanzen in unseren vier Wänden 
heimisch gemacht und dadurch sich auch Anspruch auf den Dank 
des grösseren Publikums erworben hat, ist zu London gestorben. 
in i 5 x a . - . u —_r. 


n 


_Dr. Waw ra, der seiner Zeit den Erzherzog Maximilian nach. 
Brasilien begleitete, ist der ostasiatischen Expedition, die in .Oe- 
sterreich ausgerüstet wird,. als. Ghef-Arzt: zygetheilt worden. :—t. 


nn . nn .. 


R x 
in 


Verzeichniss 
der für die Sammlungen der kgl. botanischen Gesellschäft ehr 
gegangenen, Beiträge, wu 


83. Fuller: Die Kultur der Fruchtsträucher;, ins Deutsche uberketzt ‘von H. 
‘ Maurer. mit 27 Tafeln. Weimar 1868. B. H. Vogt. 

84;. Utile cum dulei: Ungereimtes aus der Pflanzenanstomie und Physiologiej 
oder: Kein Durchfall beim Fxsmen. mehr. "Breslau: 1868.  Mayuschke und 
Berendt. 

85. Bericht über die Thätigkeit der St. Gallis chen natur, Gesellschaft 

“ während der Vereinsjahre 1866-67. 
86: Exeursiönsflora für das südwestliche Deutschland von Br. M. Seuä 
bert. Ravensburg 1868, - a? 

87., Varagasia: Boletin d. 1. saciedad &e eieneiag: iiienn € ; natarales de 
Caracas. Jan. — März 1868. 

88. Guillard: Des caracteres distinctifs des famiilles. a 'puiser dans vorge 
nisme interne 1. exemple titE des Labides, (Adansonia 'Völ. 8). 

8. Bulletin’d: 1. soc. 'imp. d. Naturalistes de Mbscod 1861: ink. 3  * 

X. Vierhandlungen des botan. ‚Vereins für die Proviaz Brandenburg ese. 
9. Jahrg. .Berlin 1867.. ! 

91. Sitzungsber. der k. bayer. Akad. "a. Wiss. 1088. 1 2. 3, "München, 

2. Mittheilungen der naturforsch. Gesellschaft in Bern Nr. 1-68. 


9. Verhandlungen der Schweizer. naturforsch. Gesellschaft im R’hein- 
felden. 51. Versammlung. Jahresbericht 1867. 


Redaeteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauerschen Buch- 
druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. 


FLORA. 


Hegenshurg. Ausgegeben den 30. Jul 1868. 
Mit Halbbogen 5 des Repertoriume für 1867. E 


 Imhalt. Dr. G. G. Holzner: Ueber ‘die fhysiologische Bedeutung 
des oxnlsaueren: Kolkes. Nachtrag. — Dr. A, Sauter: Ueber Pilanzenwan- 
derapg. »— Literatur: —: Botanische Neuigkeiten im Buehbandel: .. ;t; iv: 


ui 


Ueber die physiologische Bedeutung. des oxalsaueren Kalkes 
von Dr. Gg. Holzner. Nachtrag. 


. Seit dem Trscheinen meiner Abhandlung: Ueber die pbysiol. 
Bedeutung des oxalsaueren Kalkes !) habe ich zwei Abhandlungen 
erhalte, welche bemerkenswerthe Beträge zur Kenntniss. der in 
Essigsäure unlöslichen Pilanzenkrystalle liefern. . 

Durch die Beobachtung des Grafen Solms-Laubach ?}; dass 
in den radialen. Membranen der seeundären Rinde bei ‚Weiten. 
der meisten. Coniferen ‚sehr kleine, mehr oder weniger rundliche 
oder nierenförmige Körperchen von oxalsauerem Kalke eingelagert 
sind, hat meine auf Seite 506 ausgesprochene Vermuthung, dass alle 
Membranen, welche Kalk enthalten, diesen in Form von oxal- 
sauerem Kalk: einschliessen, bedeutend an Wahrscheinlichkeit ge- 
wonnen. Wenn Graf Solms-Laubach angibt, dass bei den Abie- 
tineen und vielleicht auch Podocarpeen keine Spur davon vor- 
kommt, so soll hiedurch, wie mir scheint,.nur behauptet werden, 
dass hier der oxalsauere Kalk (wenn solcher vorhanden ist,) keine 
deutlich erkennbaren Körner bildet. — Die Körner sind (nach 
Graf S.) besonders schön und gross bei Saxe-Gothaea und Arau- 


1) Flora 1867 Nr. 32. p. 497. .. 
..+ 2) Botanische Zeitung 1868 Nr.'9, pag. 148. 
Flora 1868. 


306 


caria. Sie entstefkn als: winzige Körnchen fast ausschliesslich 
innerhalb der. weichen äusseren Membranschichten, wo man sie 
aufs deutlichste rings von Membransubstanz umgeben sieht. 
Später bei dem Auseinanderweichen der Zellen zur Bildung von 
Intercellularräumen müssen sie den betreffenden Zellmembranen 
äusserlich anhängen. In Masse in den Intercellular-Räumen der 
älteren Rinde angehäuft machen sie durch hartnäckiges Festhalten 
dünner Luftschichten dickerg Querschaitte der betreffenden Rinden- 
theile gänzlich undurchsichtiß. &- N. J. C. Müller '), welcher dieses 
Salz in der secundären Rinde von Oallüris quadrivalvis. Vent.: 
beybachtete, hielt sie für Exereseenzen, welche dureh centrifugales 
Wachsthum in die Intercellular-Räume hineinwachsen, während 
Hartig *) glaubte, dass dieselben in der wässerigen Intercellular- 
Flüssigkeit suspendirte Körnehen seien. 

Die andere Abhandlung enthält die Untersuchung über das. 
Auftreten der Krystalle von oxalsauerem Kalk im Parenchym 
einiger. Monocotylen von Gustav Hilgers. *) Nach Aufzählung 
einiger die Pflanzenkrystalle behandelnder Schriften (unter denen 
jene von €. Schmidt *) und Bailey *) nicht Tehlen sollten), beschreibt 
Hilgers einen Schleim, mit welchem: die .krystallführenden Zellen 
von Convallaria angefüllt sind, und welcher den angegebenen 
microchemischen. Reaktionen gemäss « ein ‚dem Arabin verwandtes 
Kohlenhydrat ist. all 

„bie (hierauf) folgende Reihe von Beobachtungen wurde an- 
gestellt, um über die Entstehung und Entwicklungsweise der 
Krystalfe, wie über die Verhältnisse und Zeitumstände, ‚unter 
denen diese stattfinden, Aufkläruug zu erhalten.“ Es wurden 
Koospendurchsehnitte gemacht, welche durch den 'Vegetations- 
punkt gingen und sämmtliche Blätter trafen. Hiebei zeigte sich; 


-2) Pringskeim, Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik: V. Bi. pP 488; 

2). Hartig, die forstliehen Culturpflanzen Tafel 10, vide Erklärung (asch 
Müller eitirt). 

3) Pringsheim, Jahrbücher für wissensch. Bot. VL. Bd, In Heft. p. 285. 
— Kurze Zeit nach dem Erscheinen dieses Heftes erhielt ich ‚durch die üilte. 
des Hertn Privatdüeehten Dr. Eichler die Inaugural-Dissettation Yon Gustar 
Hilgers. Jens 1866. Druck von.W. Ratz, — Da. letztere kaum fir eitien wei 
teren Leserkreis berechnet ist, so glaube ich nar über deren Auszug: ini den 
Jahrbüchern von. Pringsheim berichten zu dürfen. 

4) Fntwurf einer allgemeinen Untersuchungsmethode der, Säfte. und Ex 
erete des thierischen Organismus. 1846, pag. 68. ee | 


5) American Journal of Seienee al ‚Arte; New-Unten. 1845, VoR #8. 
Pag. 17. 


nit 


Br: 


dass die jüngsten Blätter: von Polgyoriadkım: anızps: Keine Kirystalle: 
enthielten, welche -erst bei. fortbehreitender Eatwicklung: und. zus! 
erst an der Spitze auftreteis“ ‚Die Länge der: Krystalle'war im: 
Durchsehnitt bei. dem innensten:Blätte, welches ‚Krystalle !anthielt! 
0,032 mın. dann 0,037--0,043 — .0,049-—-0;05 +- 0,048 und 0,048 beim: 
äussersten oder ältesten Blafte. Aus diesen Zahlen ergibt sich, 
dass die ‚Raphiden ‚mit.-dem: Alter der’ Organe: bis::2n eiber .be-: 
bestimmten: ‚Grüsse wachsen. Beim: Rhizom:' zeigte: sich: imdess- 
. die .entsprechende:. Zunahme mit.dem Alter nicht.: -— Die Unter-: 
suchung: an Pelygonatum- stellatum lieferte ähnliche Resultate; ’-' 

Die im Wurzelstock von Iris pseud-acorus ‚und ‚pallida. vor- 
kommenden Krystalle :sind ‚nach Hilgers- 'vierseitige.-Prismen. mit 
pyramidaler :Zuspitzung. *"} ‚Sie sind: sowohl. im. diesjährigen: als. 
im.nächstjährigen: Achselspross unvollkommen und: klein.. Is. der 
diesjährigen Knolle- sind: die Krystalledschon:als.ausgewaclisen:an- 
zusehon: und haben: mit denen :der mehrjährigen Knollen dieselbe: 
Grösse: In. den ‚Knospen sind: die ‚Krystalle, des‘jingeren Blätter 
kleiner: als die der älteren.“ :* .. imo Ra 

Was das bisher mitgetheilte Resultat der: „Hilgers’schen.Unter«- 
suchung betrifft, so ist dasselbe sehr beachtenswerth, indem durck- 
direkte Messungen nachzewiesen ist, dass: die Ansscheidung.. des- 
oxalsaueren Kalkes in Krystallform allmählig geschieht. - Wenn: 
aber Hilgers: angibt,. dass die zuerst sithtbaren Krystallei'(bei 
manchen: Knospen von. Polygonatum anreps erst im vierten Blätte: 
von innen :-- oben. — .gerechnet) ’ bereits.0,03 'mm.:lsng‘ sind, so: 
glaube ich,! auch ohne. die Untersuchuug :nachgepräft- zu haben, 
behaupten ..zu ‚dürfen, dass Hilgers die Krystalle: :von keringeret 
Länge .nicht gesehen bat. Denn: wie bereits öfter: /beabachtet.. 
wurde -(Sanio; -Rosanoff,, Solms-Laubach} kommt der: exalsauere 
Kalk:in Pflanzen auch als Pulver. vof. Würden nun in’den von: 
Hilgers: untersuchten ‚Pflanzen die ‘ersten Krystalle‘ bereits. in 
einer ;Grösse von 0,03 ınm. auftreten, so-müssten: wir annehmen; 
dass der 'oxalsauere Kalk im Zellsaft dieser Pflanzen löslich bleibt: 
und erst auf.irgend eine die Molekiile! bewegende: Ursache bin’ 
sieh ausscheidet, ähnlich wie dhs Glaubersalz.: aus einer vorsichtig: 


one Ina 


3 Die Einarin Krystalle i in Ins, psend-aderua gehören nach meiner An+» 
schauung in’s klinorhombische System. Die pyramidale Zuspitzung findet. 
sichi,yiar Si ausspritigenden Winkel: der sogenannter schwalbenschwähzähn- 
lichen Zwillingsurysialie. ' Vergl Flora: 1864 Taf. :IL.Tigl'18. - Die ‚Esdfläche: 
bildet hier mit der vorderen, Beitenfläche einem‘ grösseren Wickel‘ als oral. 
so weit ich (ohne ein Instrument au Imben) schätzen: kunzte;-. \ > 

Pr 


308: 


abgektihltem: übersättigten Lösung, oder. das:Eis aus Wasser, das 
bei vollkommener Ruhe unter 0°. abgekühlt wurde, durch Berüh- 
rung oder Erschütterung sich. ausscheidet. Es sind zwar solche 
Umstände denkbar und möglich, und: aus der verschiedenen Form, 
welche der oxalsauere Kalk je nach dem Inhalte und der Form: 
der Zelle annimmt, sind wir zu schliessen gezwungen, dass im 
Innern der Zellen verschiedene Zustände während der Krystalli- 
sation obwalten; ob aber hiebei auch einmal ein Zustand der 
Uebersättigung des Zellsaftes: dureh oxalsaueren Kalk stattfindet, 
ist nicht erwiesen, ja sogar unwahrscheinlich, da der oxalsauere 
Kalk in Pflanzensäften unlöslich ist. 

Nach Zusammenstellung der enthaltenen Resultate über das 
‚Auftreten und. Wachsthum der Krystalle berichtet Hilgers über 
Trenkmann’s Untersuchung '), durch welche nachgewiesen werden 
wollte, dass die Oxalsäure ‚als ein Reduktiousprodukt der Kohlen- 
sänre der Luft. anzusehen sei, Er (Trenkmann) habe nämlich 
einzelne junge: Pflänzehen vor YVicieen frühe der Cotyledonen- be- 
raubt und gefunden, dass diese früher Krystalle zeigten, als jene 
ohne . Beranbung det Cotyledonen. Da aber dieses nur zweimal, 
dagegen. aber auch das Gegentheil- beobachtet worden sei, so: 
scheine das mehr oder weniger frühe Vorkommen von Krystallen 
in jungen Pflänzchen als ganz zufällig zu betrachten zu sein. 

Hilgers lässt die Entstehung der Oxalsäure dahingestellt, 
glaubt. aber, dass sie weder durch Reduktion der Kohlensäure 
noch als Nebenprodukt bei der Assimilation, sondern durch Spalt-. 
ung des assimilirten Saftes entstehe: „Dieser aus: Kohlenstoff, 
Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff bestehende Pflanzensaft wird, 
an seine Verbrauchsstätte zu morphologischen Zwecken geführt, 
der Art: gespalten und. getheilt, dass aus ihm: sowohl die Zell-- 
wandsubstanz, als auch die keiner jungen Zelle fehlende. stick- 
stoffhaltige Substanz, als auch ferner die Oxalsäure gebildet wird. 
Die Plasmasubstanz stellt hierbei den sauerstoffarmen Spalttheil 
dar, während die Oxalsäure sehr sanerstoffreich ist.“ Dass die 
Oxalsäure nicht ein Produkt der assimilatorischen Thätigkeit der 
ersten Blätter sein könne, gehe daraus hervor, dass schon die 
jungen Blätter, in denen noch keine Assimilation stattfinde, Kry- 
stalle enthalten. Sie könne’aber auch Dicht in durch andere: grüne 


1) Hilgers citirt die Abhandlung unter dem Titel: „De erystallis: Caleis 
oxalici in plantis.‘“ Meine Bemühungen, dieselbe zu erhalten, waren bisher : 
vergeblich. Ich bitte den mir unbekannten Herrn Verfasser. inrtändig, mir 
dieselbe (nach Freising in. Oberbayern) zu senden, 


809 


Pflanzentheile entstandenen -Säften vorgebildet sein, da sie auf 
. Ihrem Wege immer mit Kalklösung. zusammentreffend niederge- 
schlagen werden müsste, und daher nicht bis zu den Knospen ' 
gelangen könnte. 

Hinsichtlich dieser beiden Sätze bin’ ich aus den ange- 
führten, und vielen anderen Gründen vollständig mit: :Hilgers ein- 
verstanden; wenn aber dieser weiter schliesst, dass „folglieh. die 

Oxalsäure ein Entmischungsproduckt, des assimilirten Lebenssaftes 
sein wird, indem dieser sich bei seiner morphologischen Ver- 
wendung zur Zellbildung in Zellstoff, Plasmasubstanz und Oxal- 
säure spaltet,“ so halte ich diesen Schluss nicht nur für noch 
nicht begründet, sondern auch einigen Thatsachen widesprechend. 
Aus demselben Grunde nämlich, welchen Hilgers gegen die An- 
nahme anführt, dass die Oxalsäure im Zellsafte ‚vorgebildet. ist, 
folgt auch, dass sie nicht bei der Spaltung des. Plasma’s (Sachs) 
in Membrane und Protoplasma, entstehen ‚kann. Denn wie die 
Oxalsäure, wenn sie im Zellsafte vorgebildet wäre, nicht bis 
zu den Knospen gelangen würde, so kann hinwieder auch der 
Kalk nicht zuerst an der Blattspitze mit der ausgeschiedenen 
Oxalsäure zusammentreffen. Nun sagt aber Hilgers selbst (pag. 
288): „In den innersten Blattanlagen sieht man die Krystalle 
nur gegen die Spitze derselben; in den späteren reichen dieselben 
immer tiefer hinab und in den äussersten durchziehen sie schon 
‘ die ganze Masse.“ — Noch andere Einwürfe lassen sich erheben. 
‚Wenn nämlich die Oxalsäure bei der- Absonderung der Cellulose 
. .aus dem Plasma, also in jeder Zelle ensteht, so bleibt unerklär- 
“lich, wie. (nach Hilgers pag. 295) im Bläthenschafte von Iris kein 
oxalsauerer Kalk vorkommt. — Die Buchenblätter (vielleicht auch 
die Blätter anderer Pflanzen) bilden die meisten Krystalle nicht 
während ihrer Entwicklung (stärksten Zellvermehrung), sondern 
lange Zeit nach derselben. 
Möge es Hilgers ‚gelingen, diese und ähnliche Einwürfe zu 


beseitigen! . 


"310 


Ueber Pflanzenwanderung. 
Von Dr. A. Sauter. 


In der vielfach interessanten Abhandlung des Herrn Dr, 
Christ üher die Verbreitung der Pflanzen der alpinen Region 
der europäischen Alpenkette (Flora 11 April 1. J. Neo. 8) weist 
der Verfasser überzeugend nach, dass das Massencentrum der 
nordischen Alpenflora im Gebirgssysteme des temperirten Asiens 
sich befinde und schliesst daraus, dass sich diese Flora von dort 
nach dem Norden Europa’s verbreitet habe und es daher keine 
eigentlich arktische Flora gebe. 

Von der Flora der Alpen, von deren 603 Arten 230 auch im 
Norden vorkommen, wird die Bildungsstätte grossentheils in den 
Alpen selbst vermuthet, die jedoch ursprünglieh aus der Urflora 
des temperirten Asiens in der Diluvial- und Gletscherzeit auf 
die Alpen, sowie einige Arten aus dem Norden und der Mittel- 
meerzone sich verbreitet hätten. Wenn man die'gegenwärtige Lang- 
samkeit der Verbreitung der meisten Pflanzen und die Erfahrung 
berücksichtigt, dass es nur wenig Wanderpflanzen gibt, wie Eri- 
geron canadensis und Oenothera biennis, so dürfte die Verbreitung 
der Pflanzen auf ein geringes Mass zurückgeführt werden und 
die Annahme, dass unter gleichen Boden- und kosmischen Ver- 
hältnissen sich eine gleiche Vegetation entwickelt habe, viel mehr 
Wahrscheinlichkeit für sich haben als obige Annahme der Ab- 
stammung der Vegetation des Nordens und der Alpen aus dem 
fernen Asien. Als Belege für obige Ansicht dienen z. B. ans der 
Flora des Herzogthuns Salzburg folgende Beobachtungen. Unge- 
achtet der seit fast 2000 Jahren lebhaften Handelsverbindun- 
gen Salzburgs und der offenen Verbindung des Salzburgischen 
Flachlands mit der südbayerischen Ebene kommen noch gegen- 
wärtig folgende im angränzenden Südhayern und Oberösterreich 
vorkommende gemeine Ruderal- und Nutzpflanzen in Salzburg 
Dicht oder nur sehr selten vor: Hordeunm murinum, Clrenopodium 
opulifolium, Vulvaria murale, glaucum, Atriplices (nur angusti- 
folium selten). Euphorbia Esula, segetalis, die 2 Diplotaxis-Arten 
Farsetia incana, Alyssum incanun, Lepidium ruderale, Asperula 
arvensis, Parietaria, Caucalis daucoides, Falcaria. Lappula, Bu- 
pleurum rotundifolium, faleatum, Seandix peeten, Polyenemum, Ni- 
gella, Consolitla, Orobus tuberosus, Adonis, Passerina, Erodium 
cieutaria, Purtulacca, Holosteun, Anthemis tinctoria, Lactucae, 
Chondrilla, Gnaphalium luteo-albunm, Scabiosa ochroleuca, Leonu- 


sa 


as, Marrubium vulgare, Galeopsis L,adanum, Bromus inermis, 
‚tacemosus, arvensis, Cynodon, Eragrostis, Isehaemum. Bei 200 
im ‚Flachlande Salzburgs vorkommende Phanerogamen verbrei- 
teten sich noch nicht in die Gebirgsthäler Saldburgs, als: Equi- 
setum Telmateja, Alopecurus, Phleum Boehmeri, : Agrostis spica- 
‚venti, Holeus mollis, Avena pratensis, Poa bulbosa, Glyceria aqua- 
tica, Bromus ereetus, tectorum, Hordeum murinum, 'Lolium ar- 
vense, Carex pendula, tomentosa, pulicaris, Helonastes, Chordo- 
rhiza, disticha,; Buxbaumii, vulpina, Cladium, Rhynchospora fusea, 
.‚Ornithogalum umbellatum, Scilla bifolia,: Allium oleraceum, :earik- 
-natum, - Iris:sibirica, Hydrocharis, Galanthus, Orchis militaris, 
e»riophora, pallens, Platanthera chlorantha, Ophrys myodes, Pota- 
mogeton 'densus, Typha minima, Taxus, Carpinus, Salix fragilis, 
‚Rumex :sanguineus, Hydrolapathum, Amarantus, Blitum, Hippo- 
phae,:!Erigeron eanadensis, Conyza, ‚Inula salicina, Cotula, Seneeio 
Jacobaen, erneifolius, aquaticns, Cirsium rivnlare, Serrafula tincto- 
ria, Specularia, Galium boreale, verum, glabrum, Lantana, Ligu- 
strum, Vinca minor, Gentiana pannonica, Centaurium, Salvia ver- 
ticillata, Stachys annua, Ballota, Teueriufs Botrys, Blattaria, Li- 
naria spuria, Veroniea latifolia, triphyllos, Melampyrum arvense, 
-oristatum, nemorosum, Lysimachia thyrsiflora, Cicuta, Helosia- 
dium repens, Bupleur. longifolium, ranunculoides, Selinum, 
carvifolia,; 'Cervaria, Oreoselinum, Laserpitium prutenicum, Torilis 
Anthriscus, Conium maculatum, Cornus mascula, Sedum acre, 
Saxifraga tridactylites, Pulsatilla, Ranunculus arvensis, Papaver 
dubium, Arabis Turrita, Cardamine trifolia, Dentaria bolbifera, 
Sisymbrium, Thalianum, Sinapis alba, Alyssum calycinum, Rori- 
pae exe. palustri, Erucago, Thlaspi alliaceum, perfoliatum, Lepi- 
dium campestre, ruderale, Drosera intermedia, Viola alba, suavis, 
mirabilis, Ruppii, Sagina nodosa, Spergula arvensis, Cerastium 
arvense, Tunica, Dianthus deltoides, Vaccaria, Melandrium ve- 
spertinur, noetiflorum, Hypericum montanum, Tamarix, Acer cam- 
pestre, platanoides, Staphylea, Evonymas latifolius, Euphorbia pla, 
typhyllos, :strieta, exigua, Geranium molle, rotundifolium, pyre- 
naicum, Oxalis stricta, Epilobium hirsutum, tetragonum, Aphanes, 
Potentilla inclinata, Filipendula, Genista tinctoria, germanica, 
Gytisi 3, Ononides 3, Medicago faleata, Trifolium spadiceum, pa- 
tens, Tetragonolobus, Astragalus glycyphyllos, Emerus, Coronilla 
vaginalis, Latbyrus sylvestris, palustris, Orobus niger. : 
: Von .diesen Arten sind überdiess mehrere im Flachlande 
Salzburgs sehr verbreitet: und selbst an der Salzach sehr gemein, 


812 


als:Hypophae, Tamarix, Typha minima. Ein fernerer Beweis für 
die geringe Verbreitungsfähigkeit der vielen Arten ist deren 
‚vereinzeltes Vorkommen. So wurden folgende bei 200 Arten im 
Herzogthum Salzburg nur an einem oder ein paar Standorten 
aufgefunden: Aspidium eristatum, Allosorus crispus, Woodsia, 
Leersia, Ischaemum, Stipa pennata, Lasiagrostis, Festuca‘ pilosa, 
spadicea, Bromus teetorum, sterilis,; Avena pratensis, Hostiana, 
Lolium temulentum, Carex rupestris, Heleonastes chordorhiza, 
microstyla, Gaudiniana, bicolor, Buxbaumii, distachya,  castanea, 
humilis, clavaeformis, Cladium, Fimbristylis annua, Luzula nivea, 
Juncus -castaneus, Gagea Liotardi, Hemerocallis fulva, Hydro- 
charis, :Orchis pallens, Spitzelii, chlorantha, Epipogium, Limo- 
dorum, Spiranthes aestivalis, Sturmmia Loeselii, Typha minima, 
Betula nana, humilis, Salix pentandra, cuspidata, viminalis, sile- 
‚siaca, myrtilloides, Lapponum, Vulvaria, Hydrolopathum, Rumex 
nivalis, Thesium rostratum, Plantage älpina, Valeriana supina, 
Dipsacus pilosus, Knautia longifolia, Inula salicina, Carpesium 
cernuum, Anthemis alpina, Doronicum cordifolium, Senecio cor- 
‚datus, subalpinus, Cacaliaster, Cineraria aurantiaca, Carlina ne- 
brodensis, Carduus nutans, platylepis, Saussurea pygmaea, Crepis 
montana, Hieracium Schmidtii, atratum, sudetieum, prenanthoi- 
des, compositum, Phyteuma humile, Sieberi, ' Campanula thyrsoi- 
dea, Galium glabrum, Linnea, Gentiana imbricata?, pumila, pro- 
strata, nana, Horminum, Stachys annüa, germanica, Scorodomia, 
Asperugo, Echinospermum deflexum, Omphalodes scorpioides, Ly- 
eopsis arvensis, Eritrichium, Blattaria, Linaria spuria, Limosella, 
Pedicularis Sceptrum, rosea, Portenschlagii, Melampyrum arvense, 
eristatum, Orobanche stigmatodes, lucorum, flava, erubescens, 
neottioides, ramosa, Utricularia intermedia, Aretia Pacheriana, 
Primula :Allionii, pubescens, Bupleurum. longifolium, ranuncu- 
loides, Chaerophyllum temulum, Sedum villosum, Sempervivum 
Wulfenii, hirtum, Saxifraga retusa, Fachinii, Hireulus, sedoides, 
granulata, Thalietrum alpinum, Anemone trifolia, Ranuntulus ru- 
taefolius, Traunfellneri, pyrenaieus, arvensis, Aquilegia pyre- 
naelca, Delphinium alatum, Papaver dubium, Sisymbrium strie- 
fissimam, Columnae, Jo, Diplotaxis tenuifolia, muralis, Alyssum 
calycinum, saxatile, Petrocallis, Draba Sauteri, pumila, Thlaspi 
montanum, alpestre, alpinum, Iberis amara, Lepidium ruderale, 
Camelina sativa, dentata, Draba, Aethionema saxatile,: Nymphaea 
biradiata, Nuphar pumilum, Drosera intermedia, Viola epipsila, 
lutea ?, Spergularis marina, Sagina. nodosa, Alsine lanceolatz, 


383 


-Gypsophila muralis, Tuniea, Disnthus, :Armeria deltoides; :Vaeca- 
ria, Heliosperma alpestre, Melandrium noctiflorum, Lychnis'al- 
‚pina, Elatine triandra, Buxus, Geranium pyrenaicum, Erodium ei- 
eutarium, Linym möntanum,  Epilobium . Dodonaei, Peplis,. Rosa 
pomifera, rubrifolia, Potentilla‘ Clusiana, inelineta, norvegica, ni- 
vea, frigida, Mahaleb, Cytisus supinus, eapitatus, nigrieans, - Tri- 
folium aureum, alpestre, arvense, fragiferum, spadiceum, Tetra- 
gonolobus, Oxytropis lapponica, triflora, Astragalus, Cicer, Coro- 
nilla Emerus, Lathyrus palustris. 

Einige dieser Arte? gehören den; Kalkalpenzuge des Erz- 
herzogthums Oesterreich an und kommen nur auf unseren an- 
gränzenden Kalkalpen bis zur Salzach ‘vor, ungeachtet dieselben 
Kalkalpen:sich noch westlich:in die bayerischen fortsetzen, Als: 
Potentilla Clusiana, Primula Clusiana, Homogyne discolor, Avena 
Hosteana, nur ‚Rhododendron, chamaeeistus verbreitet sich noch in 
den 'westlichen Alben, während Alsine austriaca, Ränunenlus ane- 
monoides, Thlaspi alpitum, Pedieularis rosea sich" nicht in "den 

Salzburgischen nördliebeni Kalkalpen: verbreiten. -- 

Nach der Tabelle der Eingangs erwähnten Abhandlung ste- 
hen die Verbreitung und Häufigkeit des Vorkommens der Alpen- 
pflanzen öfters im Widerspruche mit der in dem nordöstlichen 
‚Alpenzuge in den folgenden angeblich in den erstern Alpen ver- 
breitetsten und massenhaft auftretenden Arten: Thalietrum alpi- 
num, Auemone vernalis, baldensis, Ranunculus rataefolius, gla- 
cialis, pygmaeus, Arabis caerulea, Cardamine alpina, Petroeallis, 
Drabae. ex. aizoide, Alsine lanceolata, Oxytropis uralensis, triflore, 
Potentilla nives, minima,.Saxifrage biflora, planifolia, stenopetala, 


‚Valeriana supina,; Artemisia spieata, Anthemis alpina, Cineraria 


aurantiaca, Seneeio incanus, Saussurea alpina, pygmaea, Leon- 
todon taraxaci, Hieracium glaciale, Schraderi, Gentiana prostrata, 
tenella, ‘nana, Eritrichium, Salix Lapponum, Carex rupestris, mi- 
crostyla, lagopina, bicolor, membranacea, Sesleria tenella in un- 
seren Alpen zu den am wenigsten verbreiteten und sparsam vor- 
kommenden gehören. Folgende nach vorgenannter Tabelle in den 
südwestlichen Alpen zu den hochalpinen Arten gehörenden Pflan- 
zen sind in den nordöstlichen Alpen Berg- oder Thalpflanzen : 


. Ranunculus aconitifolius, montanus, Trollius, Arabis alpisa, Bi- 


reutella Iaevigata, Viola palustris, biflora, Polygala chamaebuxus, 
Silene rupestris, Sagina saxatilis, Saxifraga rotundifolia, Astren- 
tis ınajor, Lonicera coerulea, Valeriana tripteris, mantana, Ade- 
nostyles alpina, Arnica montana, Cirsium heterophyllum, Mulge- 


x 


au 


dism’alpinnm,. Campanula barbata, pusilla, Vadeinium uliginosum, 
Erica.earnea, Gentiana. asclepiadea, campestris, Calamintha al- 
Pina, :Primula farinosa, Seirpus cespitosus, Eriophorum alpinum, 
:wovon die fettgedruckten dem Moorboden angehören , hingegen 
‚sind-bei uns viele hochalpine, welehe in jener Tabelle nicht als 
‚solche bezeichnet sind. . 


Literatur 


Der botanische Garten zu Marburg. Von Dr. J. 

-"W. Albert 'Wigand, Professor der Botanik und Director 

. des botanischen Gartens. (Besonderer Abdruck aus den 
Schriften der Gesellschaft zur Beförderung der gesammten 
Naturwissenschaften zu Marburg, Band IX). : Marburg, 
Elwert. 1867. 8. 24 ‚Seiten mit. einem Plane. 


: Der Verf., seit.d. J. 1861 Director des im Titel augezeigten 
Gartens, überkam denselben: beim Aniritte.seiner Leitung in einem 
Zustande, der eine gänzliche Umgestaltung (desselben nothwendig 
‚machte. “Neue Gewächshäuser mussten. gebaut, die Anordnung 
der Freilandpflanzen vollständig verändert werden. - Der Verf. 
‚brachte hiebei.einen eigenen, von dem der übrigen botanischen 
Gärten abweichenden Plan zur Anwendung. Der leitende Ge- 
danke desselben war der, bei möglichster Reichhaltigkeit an Formeil, 
durch die Auswahl und die Anordnung bestimmte wissenschaft- 
liche! Beziehungen, namentlich die systematischen und pflanzen- 
geographischen: Verhältnisse zur Ansehauung zu bringen und 50- 
wit durch Anknüpfung. an den! Raumsinn des: Betrachtenden. ber 
iehrend zu wirken. Jede Pflanze soll zugleich durch den: Ort, 
den sie im Gärten ejunimmt, in ein oder.der anderen Beziehung 
uferriehtend sein. Demgemäss wurde die übliehe Trennung der 
Antuellen, Perennien.und Halzgewächse aufgegeben, desgleiehen 
die gebräuchlichen Systeine:paralleler. Beete; die Pflanzen wurde 
vielmehr 'familienweise in kleinere ‘oder: grössere, in .sich.:;8#r 
schlossene und durch Wege. begrenzte Gruppen "gebracht, :dies® 
60 vertheilt, dass 'sie-in ihrer allgemeinen Anordnnng :sich .möß- 
lichst dem natürlichen System anschliessen, und derart :configurirt, 
dass ‚theils ‚grössere Verwandtschaftskreise hersnsgehpken, ;tbeils 


Aa 


‚dureh 'auslaufende und -einspringende Ecken und: Zungen: die 
feineren systematischen Beziehungen möglichst angedeutet: werden. 
-Aehnlich bezüglich. der..einzelnen Abtheilungen innerhalb grösserer 
‘Familien. Bei der Azpflanzung der Bäume und Sträucher wurde 
‘insbesondere auch. der Grundsatz befolgt, jedem Individuum einen 
möglichst freien. Stand zu geben, das Bosquet also vermieden. — 
Wie dieser Plan im Speeiellen zur Ausführung gebracht: ist: lässt 
sich: hier ' nicht wohl auseinandersetzen und -muss. dieserhalb 
auf die Schrift selbst verwiesen werden; es sei nur bemerkt, 'dass 
es demi Verf. in sehr glücklicher Weise gelungen ist, nicht: sur 
den wisseischaftlichen Zweck und eine hinlängliche Uebersichtlich- 
keit, sondern auch eine landschaftliche Anmuth zu erzielen, wie 
sie den meisten botanischen Gärten zu ihrem Nachtheile abgeht. 

:: Neben’ dieser- systematisehen: Parthie, die natürlich den’ grös- 
‚seram;Pheil des Gartens in. Anspruch nimmt, sind ngelı mehrere 
andere Abtheilungen ‚eingerichtet. . So ‚einmal eine. :gengraphi- 
sche Parthie. , uch bei dieser war der Gedanke massgebend, 
‘durch die räümliche Anordnung auf dei Beschäuer belehrend ein- 
zuwirken, indem man demselben durch Zusammenstelläng' cha- 
rakteristischer, bekannterer oder sonst interessanter Pflanzen 
nach’den Florengebieten, denen sie angehören, Anregung 
‘giebt, dieselben mit, ‚Beziehung auf ihr Vaterland anzusehen und 
sich daran zu gewöhnen, sie ih ihrer natürlichen Gesellschaft 
“aufzufassen. Hier, wo von systematischen Interessen abgesehen 
werden konnte, war es thunlich, eine freiere , mehr landschaft- 
liche Gruppirung, und’ damit annähernd ein Bild des Vegetations- 
charakters von einer ‘Anzahl von‘ Florengebieten zu Wege zu 
dringen. Deren sind z. B. repräsentirt: Die dentsche Ufer, 
‚Wasser- und Sumpfflora, die deutsche Bergflora, die Alpenflora, 
Capflora, neuholländische, nordamerikanische Flora ete. Zu den 
letzteren liefern natürlich die Gewächshäuser einen Theil des 
Contingents, der im Winter zurückgezogen wird. — Ferner ist 
eine‘ physiologisch - morphotogische Abtheilung einge- 
richtet, in welcher angetroffen werden: Pfropf-, Oeulir- und Rin- 
gelungbwersuche, eine „Blumenuhr“, Uytisus Adami, 'Rosenkönig, 
Blutbäüme, Faseiationen, zerschlitztblättrige, Hänge-, Kugel- u.a. 
Varietäten ete! etc. Endlich eine pomologische Parthie und 
eine Abtheilung für Culturversuohe. (Eine medicinisehe' und 
landwirthschaftliche, sowie eine s. v. v. Pietäts-Parthie, nämlich 
eitie Zusammenstellung der von dem frühern langjährigen Direc- 
tot! Wendersthi aufgestelten, im Garten befindlichen: Species und 


"316 


Varietäten: von ‘Stauden und Sträuchern, sind projectirt, ‘konnten 
aber:noch nicht zur Ausführung gebracht. werden). :: 

- Nachdem der Verf. die im Vorstehenden bezeichneten Abthei- 
lungen einzeln geschildert, giebt er noch ‘die Beschreibung der 
‚schönen und zweckmässigen neuen Gewächshäuser, des zur Zeit 
allerdings noch. embryonäalen botanischen Museums; und macht 
schliesslich einige Mittheilungen über die Verwaltung des Gartens. 
Der beigegebene Plan giebt ausser der Sitwation des ganzen 
Gartens noch die Details der Anordnung von den Cruciferen und 
Umbelliferen. Bu :A.W.E 


De Palmis Archipelagi indici observationes novae. 
Proposuit F. A. Guil. Miquel. ‘(Aus den „Natuurk. 
Verhandelingen der Koninkl. Akad. van Wetenschappen“ 
vol. XIL). Amsterdam, C. G. van der Post. 1868. 4. 

..83 Seiten, 1 color. Tafel. 


' Diese Arbeit zerfällt in 3 Abschnitte. In dem. "ersten der- 
selben werden eine Anzahl Palmen des ostindischen Archipels 
tbeils ‚bekannt gemacht, theils durch neue Beobachtungen ‚berei- 
chert oder emendirt. .Die neuen Arten darunter sind folgende: 
Areca oxycarpa Mig. (aus Celebes), Ptychosper: ma panieulata- Mig. 
(Batjan und Celebes), Drymophloeus ceramensis Mig. (aus Ceram; 
die Gattung Drymophloeus Zipp. nec Hsskl. = Piychosperma 
Elame ex parte, wird hier rehabilitirt), Bentinckia ceramica Mig. 
(Ceram), ‚Licuala celebica Miq. (Gelebes), Phoeniz siamensis Miq. 
(Siam), Calamus Oxleyanus Teysm. et Binnend. (aus Malacca und 
Banca; zu dieser Art die Tafel), Calamus Riedelianus Mig. (Ce- 
lebes), C. macropterus Miq. (Celebes) und C. amboinensis Mig. 


(Amboina). Die „Species minus cognitae“ hier aufzuführen, würde 
zu lang sein. 


Der zweite Abschnitt gibt ein, Verzeichniss sämmtlicher im 
indischen Archipel, incl. Nen-Guinea, bis jetzt gefundenen Palmen 
— es sind deren 188 in 28 Gattungen —, der dritte eine Skizze 
ihrer geographischen Verbreitung. Wir entnehmen daraus Fol- 
gendes: 

Die Zahl sämmtlicher Bis jetzt bekannter Palmenspecies, ‚ber 
läuft sich auf cca. 700; der ostindische Archipel- mit ‚seinen 188 


317 


Arten. enthält. somit etwas mehr als '/ davon. Die Palmenflora 
des asiatischen Festlands umfasst, obwohl :sie einen bedeutend‘ 
grösseren Flächenraum bedeckt; nur etwa '/), der Gesammtheit;- 
Yerhältnisse, welche den Martius’schen Ausspruch bestätigen, dass 
die Palmen vorzugsweise. Insulargewächse seien. Unter den Fa- 
milien der ostindischen Inselfiora selbst nehmen. die Palmen an 
Artenzahl die 7te Stelle ein;- sie. zeichnen :sich .überdiess durch 
‚eine, grosse, Formenmanpichfaltigkeit und Häufigkeit aus und spie-: 
len somit in der Physiognomie der Pflanzendecke jener Inseln. 
eine hervorragende Rolle. — Die fiederblättrigen Arten sind den 
fächerblättrigen an Zahl weit überlegen; sie enthalten 164, die 
letzteren nur 24 Arten. Am reichsten entwickelt ist die Gattung 
Calamus mit 76 Species; dann folgen Piychosperma mit 22, Li- 
exala und Arecawit'je 12° Arten, Korihalsia und Drymophloeius’ 
mit: je:8, Zivistona; mit: T,:Sagus and: Caryota mit je 5; Zelacca, 
Plectocomia und ‚Arenga; mit. je .3,:Meirozylan, Cerntolobus,ı Igya- 
nura, Bentinckia und Kentia mit je 2 Spec.; Corypha, Calyptro- 
calyz, Rhapis, Phoenix, :Cocos,. Pholidocarpus, Borassus, Orania, 
Eugeissona, Teysmannia und Nipa sind hier monotypisch, Einige 
dieser Gattungen sind über den ganzen Archipel verbreitet (Areca, 
Piychosperma, Arenga, Borassus, Uorypha, Lieuala, Cocos, Kor- 
thalsia, Zalacca, Calamus, Sagus, Nipa und Plectocomia, doch die 
letztere noch nicht auf den Molukken beobachtet; wahrseheinlieh 
auch Caryota und Wallichia); Bentinckia kommt zugleich auf: 
‚ Ceram und Sumatra, Iguanura auf Sumatra und ‚Borneo, .Caly- 
Alrocalyz.auf den Molukken und Banca, Pholidocarpus. ‚auf den. 
Molukken und.-Sumatra, Ceratolodus auf Sumatra und Java, Bar: 
geissona auf: Palu Pinang und Borneo, Metroxylon. zugleich auf. 
den Molukken und Celebes: vor. Rhapis ist auf Java beschränkt, 
Teysmannia und Phoenix auf ‚Sumatra, Kentia, Orania und Dry- 
mophloeus kommen nur.auf den Molukken oder in Neu-Guinea 
vor. „Eine ähnliche Verschiedenheit besteht auch in der Verthei- 
lung der Arten; doch sind über, den ganzen Archipel nur sehr 
wenige verbreitet (einige durch Cultur,. wie Uocas nucifera) , die 
meisten (116) sind vielmehr nur auf eine einzige Insel beschränkt. 
Wenn es nun wohl auch fernern Forschungen gelingen mag, eine 
oder die andere noch an. weiteren - Punkten aufzufinden, so ist 
doch aus dem Obigen soviel ersichtlich, dass im Allgemeinen die 
Areale. der, ostindischen Inselpalmen ungewöhnlich enge sind. Es 
lasgen,. sich im Uebrigen bezüglich der Palmen 3 -Florenbezirke 
auf dem ostind. Archipel unterscheiden, charakterisirt durch eigene 


HB: 


Typen, sowohl &h Gattungen, als an Arten; ein östlieher, der die 
Molukken, Neu-Guinea und Celebes umfasst, ein zweiter 'nord- 
westlicher mit Borneo und Sumatra (dieser verbindet-die Palmen-. 
fiora: der Inseln mit der benachbarten eontinentalen), und ein süd« 
westlicher, der Java und die Sunda-Inseln einschliesst. ‘Bezüglich 
der Charakterpalmen dieser Gebiete muss auf die Abhandhıng‘ 
selbst verwiesen werden. — Ueber die vertikale Verbreitung 
kann Verf, dem, was er bereits in der Flora Imliae Batavae mit- 
getheilt hat, hier nichts weiter zufügen. "A. W. E. 


Genera plantarum ad exemplaria imprimis in herbarüis. 
- Kewensibus servata definita. Auctoribus..G Bentham 
et. J. D. Hooker.: Vol’I pars IH. London‘ 1887. 


- Wir haben das Vergnügen, im vorliegenden Im. Theile, zu-' 
gleich den: Schluss des ersten Bandes’ des wichtigen Gattungs- 
werke anzuzeigen. Es sind mit demselben die Polypetälen zu 
Ende gebracht. Vorliegender Theil enthält, ausser dem: Schlusse 
der bereits im II. Theile begonnenen und grösstentheils absol- 
vierten ‚Myrtaceen folgende Familien :- Melastomaceae, 'Lythrarieae, 
Onagrarieae, Samydareae, Loaseae,. Turneracene, Passifloreat, Un- 
eurbitaceae, Begoniaceae, Datisceae, Cucteae, Ficoideae (Mesem- 
bryanthemeae), Umbelliferae, Uraliaceae, Uornacese. Dazu’ erhal-i 
ten wir als Beigaben das aus dem I]. Theile‘ unverändert abge- 
druckte Vorwort, nebst- einer diagnostischen Uebersicht sämmt- 
licher Ciassen: (hier Cohorten genannt) und Familien der Polype- 
talen, ferner einen ziemlich ansehnlichen ‚Anhang ;,‚Addenda et 
Corrigenda zu dem bis jetzt Erschienenen (hierin -eine ganze 
Familie, die- Vochysiaceue, nachgetragen), schliesslich das Regi- 
ster sänmtlicher Genera und Synonyma.: ” 

: Ueber den allgemeinen Charakter der Bearbeitung kömen: ‚air 
anf das verweisen, was bereits in dem Referate über dead H.'Thl: 
(ef. Flara 1866 p. 141) gesagt wurde. ‘Doch mögen vttek ksichttieht 
einiger Familien noch eih paar Bemerkungen: Statt’ haben. ' Die 
Disposition der Melustomneeen ist fast durchgehends nach Mässgabe 
der noch nicht veröffentlichten, den Verf. jedoch: imr' ‚Mitnuseript, 
mitgetheilten Bearbeitung von Triana (der eine „mira’ 'sagacitas®‘ 
nachgertihmt wird) getroffen; bei: den Oneurbiladein sind'tor- 


39. 


zöglich N&h din’s neuere Pubärkationen über: diese Fahnilie zu 
Grunde gelegt worden, und bekennen die Verff,, auch dessen pri- 
vater Mitwirkung hier viel:schuldig zu sein, Zu den Pässifloren 
werden die Papayaceen und Malesherbiaceen als Tribbs' gezoken; 
die Samydeen, sonst gewöhnlich ii ‘der Nähe..der Byeuceen und: 
Violaceen zu treffen, sind: hier ‘zwischen Önagrariten und Loa- 
seen plaeirt, Bei den Begoaniacecn werden. nicht zur die: vielen 
Kiotzsch’schen Gattungen, sondern auch: die von Alph.ı De 
Candiolld noch .beibehaltenen Oasparya und Mejierea wieder 
unter Begbnia subsumirt,. so dass die ganze Familie — abgese: 
ben von der kürzlich von Oliver bekannt gemachten moncty- 
pischen. Hillebrandia — wieder auf das eine Colossal-Genus Be- 
gonia redueirt ist. Im: Uebrigen sind keine aufälligeren Aendef: 
zungen: Yorgenolimen;; ‚nur findet man bei den Umbelliferen nicht 
selten alte, allgemein adceptirte Gattungen zu andern eingezogen. 
In der „Addends et: Corrigendä‘ hat.'uns :ein häufig, fast 
principmässig, angewendetes Verfähren befremdet, . Es sind näm-: 
lich hier in. der Regel nur solche neu vorgeschlagene: Gattungen 
als vollgültig zugelassen, die sich auf neu entdeckte. oder den 
Verf. unbekannt gebliebene Pflanzen gründen; wo aber auf neue 
Merkmale bekannter Species hier Ga:tungen aufgestellt warden, 
da sind die letzteren, begleitet von kürzeren oder längeren Phra- 
sen, oder auch olıne solche, in Notenschrift an die Queue der 
alten. gesetzt und in. dem Register. als Synonyme behandelt. Da: 
die. Verf. .sich dabei häufig‘ über.‘den Werth’ oder Unwertk- der 
zur Gettungsbildung beuatzten ‚Charaktere sicht äusserb, ‚so ent- 
hält dies Verfahren eine entschiedene Unbilligkeit. “ w. E - 


v 


Bötänische Neuigkeiten im Buchhandel. 


Bertolimi, G.: Vegetazioni .dei- Monti di Porretta e dei suoi 
« ‚prodotti vegetali, descritti nel. 1867. In 8. pag. 140. Torino, 
. Löscher. 3:4 75.0, 

Botanique cıyptogamigue: ou. Histoire des familles naturelles des 
plantes införieures; pa: M. J. Payer, Membre de P’Institut;, 
2. edition, revue et annotee par M.H. Baillon. Aveec figures. 
Paris. 

Compendi della Flora italiana compilato per curg dei professori 


V:’Gesath,' ‘6: Passerini,, eb. ‚Eibeit.. „Con in’ Atlänte di 80 


4; io 


IRO: 


tavole eseguite sopra i disegni tratti dal vero del Prof. G. 
Gibelli. Milano. ; 

Enumeratio of Hawaiian plants by Horace Mann. 8. 82 pag. 

. - Cambridge, U. St. 

Herbst: Eine Wanderung durch die . heimathliche Pflanzenwelt, 
mit ganz besonderer Berücksichtigung der Culturpflanzen und 
ihrer technischen Verwerthung. Zur Belehrung und Unter- 
haltung für die reifere Jugend. Mit mehr als 50 naturge- 
treuen Abbildungen in 4 Tafeln Farbendruck. Berlin, Frank. 

Maly,J. K.: Flora von Steiermark. Systematische Uebersicht 
der in Steiermark wildwachsenden und allgemein gebauten 
blübenden Gewächse und Farne. Wien, Braumüller. 1Ys Thl.. 

Pasquale,-6.'A.: Sulla eterofillia, dissertazione in occasione 
del concorso per la cattedra di botanica nella KR. Universitä 
di Napoli e per la direzione del R. Orto botanico. In 4. 
pag. 67 e 7 tavole. Torino, Löscher. : 5 L. 

Produits vegetaux du Portugal consider6s au point de vue de 
Y'alimentation et de la matiere medicale, par J. L. Soubeiran 
et A. Delonne. Paris. 

ruyeh -E. de: Les plantes de Serre. Traite th6orique et pra- 
.tique de la eulture de toutes les plantes qui: demandent un 

abri ‚sur le climat de la Belgique... Bruxelles, Muquardt. 
3 Thlr. * 

Reise .der ästerreichischen Fregatte Novara um die Erde in den: 

.. Jahren.1857, 1858 und 1859. Botanischer Theil. 1. Bd. Al+ 
gen. Bearb. von A. Grunow. Wien, Gerold’s Sohn. . 2%/, Thir. 

Seubert, M.: Excursionstiora für das südwestliche Deutschland. 
.. Stuttgart, Maier. 1 Thir. 

Synopsis lichenum Novae Caledoniae scripsit W. Nylander. Caen. 

Weber, J. C.: Die Alpenpflanzen Deutschlands und der Schweiz 
in solar. Abbildungen nach der Natur und in natürl, ‚Grösse. 
4. Bd. Suppl. München, Kaiser, 2%, Thl, 

Willkomm, M. et J. Lange: Prodromus Florae Higpanicae 

sn Synopsis methodica omnium plantarum in Hispania sponte 
nascentium ve] frequentius cultarum quae innotuerunt. Bd. 2. 
2te Hälfte, Stuttgart, Schweizerbart. 


Redasteur: Dr. Hörrich- -Schäffer, Druck der R- Neubonerschen Buch- 
druckerei (Chr. Krug’s „Wittwe) in "Regensburg. 


Eau ln > Sch 2 /odhh: ae 


.M 1. 


Iosensburg. "Ausgegeben den-15. - Aut, 1868. 


inf 


Inhalt. Literatur. — Personalnachrichten. ° — Vorlänfiges Programm. 


der 42. Versamtilang‘ deutscher Naturforscheh und Acrzte. 
older unteke eu Br t EEE EEE 


ion Fo Bu Ba } 


Literatun 


Verhandlungen der k k zool. bot. Gesellschaft 
in Wien. XVII Band. — IL und 1. Heft ee 
“ berichte 8. 164. ‚Abhandlungen 8.1—556) Taf, 1— 
‚Wien 1868, a u ’ 


. ıaı der Sitzungsberichten befinden sich „Bemerkungen. zu, 
Neilreich’s Abhandlung’ “über die botanischen Leistungen Burser’s- 
und’ Marsigli’s in ' Nieder! ‘Oesterreich“ von P. Th. ‘A. Bauhin 
(p. 51—52). Schon mehrere Jahre mit der Ausarbeitung eines, 
„Clavis ad Qaspari Bauhini Pinacem Theatri botaniei“ beschäftigt 
— wovon in Giebels „Zeitschrift f. d. ges. Naturw.“ Band XXI. 
S. 138-142 (vgl. dazu die Addenda et emendanda im XXV. und 
XXVII. Bd. 'S. 432 und 388) eine Probe erschien, durchging Bru- 
hin 'zu ‘diesen Zwecke aufmerksam die ihm zu Gebote stehenden 
Werke der alten Botäniker und glaubt über die von Dr. Neil- 
reich als zweifelhaft. hingestellten Arten einiges Licht verbreiten 
zu können. — Juratzka zeigte‘ vor eine Alsine verna ß alpina, 
deren sämtliche Blüthen gefüllt erscheinen. Das einzige sehr 
reichblüthige Exemplär wurde ‚von C. Breidler auf den Mallnitzer 
Tauern auf Glimmerschiefer in einer Höhe von 6000’ gesammelt; 
ferner Nitella sapitata N. ab E., welche’ Juratzka selbst im Prater 


Flora 1868. ' 1 


322 


gefunden hatte und die für Niedey-Oesterreich neu ist, nach Dr. 
Peyritsch ist Aegagropila Sautert, im Zeilersee nicht mehr zu 
finden. Die Ursache liegt in der Canalisation des Zellermoores, 
in Folge deren auch das Niveau des See’s gesunken und das 
Wasser von den seichten Uferstellen, wo eben diese „Seeknödel‘ 
vorkamen, zurückgetreten ist. (S. B. p. 53.) p. 60 gibt Dr. J. B. 
Holzinger eine Berichtigung, die im Jahrg. 1863 angeführte Cla- 
donia decorticata Fik. ist Cladonia neglecta Flik. forma scyphosa- 
polycephala Schär. 

Wir gehen jetzt zur Anzeige der Abhandlungen über: 

„Das wissenschaftliche Leben des Dr. Abraham Bartholom. 
Massalongo zu Verona‘, geschildert von--Prof. Robert de Visiani 
zu Padua am 17. Februar 1861. Aus dem Italienischen des Vol. 
VI Serie III. der Atti dell’Istituto veneto, übersetzt von A. v. 
Kreinpelhuber (p. 35-94). S. 91—94 gab der fleissige Ueber- 
setzer ein Verzeichniss derjenigen Werke Massalongo’s, welche 
noch im Buchhandel zu bekommen sind; beigefügt sind die Preise 
in Thaler und Silbergroschen. 

„Orthorhynchum, eine neue Laubmoosgattung von Dr. H. W. 
Reichardt“ (p.. 115-116), begründet auf PA yllogonium elegans 
Hook. f. et Wils. 

„Bericht über eine botanische Reise nach Istrien und dem 
Quarnero im Mai 1867 von Dr. Aug. Reuss fil.“ (p. 125—146). 
Die besuchten Stationen waren: Triest 29. April — 3. Mai (p.’126 
bis 127); Rovigno 3. Mai (p. 127—128);. Pola 4—9. Mai (p. 128 
bis 132) ; Insel Crioni maggiore 6. Mai (p. 132); Seoglio $. Gi- 
rolamo.6. Mai (p. 132—133); Scoglio Biscie 8. Mai, Scoglio Ma- 
donna di Veruda 8. Mai (p. 133); Lussin (p. 134-136); Scoglio 
Coludraz 12. Mai (p. 136—137); Scoglio Zabodarschi 11. Mai 
p- 137; Isola S. Pietro minore 13. Mai (p. 138); Isola $. Pietro 
di Nembi 13. Mai (p. 138—139); Seoglio Cosiach ‚13. Mai (p. 140); 
Is. Oriule grande 13. Mai (p. 140—141); Sansego 15. Mai (p. 141). 
Zu Tommasin’s treflicher Schilderung dieser Sandinsel sind fol- 
gende Nachträge einzuschalten : Tunica Saxifraga L., Lepigonum: 
medium Whlög. östl. Meeresstrand, Malva silvestris L. östl. ‚Ufer, 
Xantkiun spinosum L. Hafenstrand, Antirrhinum "Orontium. L., 
Thesium intermedium Schrad.? mit unentwickelten Früchten. 
Fiume 18—22. Mai (p. 142— 143). Von den hier gefundenen 
Pflanzen sind mehrere, welche in Neilreich’s eben erschienenen 
Vegetationsverhältnissen Croatiens nicht angeführt wurden, es 
sind dies: Ranunculus nemorosus DC. (p. 143), Ruta, divaricata 


333 
in., Wiildehen" a an üer Strasse nach Castua (p. 23); Vicia gran! 
diflora Seop. bei Orechowitza (p. 143); ’Orobus nigra L. (p. 143): 
Polycarpon tetraph, yllım L. fil., an der Strasse nach Buccari; P. 
alsinefoliuin DC., an der Strasse nach Volosca (p: 143);' Compd: 
mula "Rapxneulus” L (p. 143); Veronica Cymbalaria Bod. (p: 143); 
Salvia Bertoloni Rehb. = 8. seabrida Bert.‘ Wäldchen an der 
Strasse nach Castua (p. 143); T’hesium divaricalum y gractle-DC: 
(D. 143); Öphrys apifera Huds., Thal von Draga'(p.' 143); Zelium 
bulbiferum L., Wälder gegen Volosen (p- 143); „Monte mäggiote 
33: Mäi (p. 144 Schluss). ’ 

. „Neckeropsis, cine neue Laubmoösgattüng von H. W. Rei: 
chardt®, (p. 191-192), begründet auf Neckera undulata Hedw.- ' 
Diagnosen der neuen Arten von Laubmoosen, welche‘ die 
Novara- „Expedition mitbrachte, von Dr. H. W. Reichardt‘“ (p. 193° 
Bis, 108). Es sind dies: "Campylopus' eximius Reich ‚Insel‘ Set. 
Pitt,‘ häufig und 'oft ‚ausgedehnte Strecken “überziehend, leg. Je: 
Inlek (D. 191-192); Fissidens Knightü Reich., , Neu- Seeland, 
Auckland, leg, Knight comm. Dr. Schwärz (p: 194)5 Ceratodon 
eunvolulus Reich. = C. purpurcus Hook. f. Wil. hec Auct: 
aliorum, Neuseeland, auf beiden Inseln gemein; leg. V. Hochstet: 
ter, Jelinek ' ‘et Knight (p. 194—195). Bryan Chilense Reich., 
Chile. Um Valparaiso am Grunde alter Stämme; leg.’ Jelinek‘ 
(p. 195). Bryum laxum Reich. ‚(Enbryum), Tüsel St. Paul. An 
torfigei Stellen häufig mit Uampylopus exintus "Reich. und’ oft 
weite Strecken überzichend; leg. Jelinek (p. 196).  Hypriun (Thaii? 
diem) Faulense Reich., Stewartinsel’'Faule. Auf der Erde und'anı' 
Grunde von Palmenstämmen; leg. Jelinek (p. 196). Hypnum We 
siöularia) Novarae Reich., Tahiti. In Urwäldern um Pataua auf 
Bäumen? leg. Jelinek (p. 196, 197). Hypmuni (Mniodendron) Dre- 
visetum Reich, Nen-Seeland. In Wäldern am Waikato und um 
Nelson; leg. v. Hochstetter (p. 197). Hypopterygium debile Reich. 
(Euhypopterygium), Trhiti. In den Urwäldern von Fafauz auf 
feuchten Felsen und Abhängen; leg. Jelinek (p- 197—198). 
„Zur Ges chiehte der Pierdeboline ‚der‘ westindischen Neger 
(Canavalia ensiformis DC.) von Dr. 'G! Schweinfurth“ (p: 199 
200). Der Verfasser ist der Ansicht, dass diese Pflanze afrika!’ 
nischen Ursprungs ist. 
‘ „Bericht über meine Excursion in das Lascek-Gebitge' zwi- 
schen Canale und Chinpovano im Görzer District vom 5. bis 8. 


August 1867 von Fr. Krasan“ (p.-201—212). Diese fleissige Ar- 
21* 


324 


beit ist um so. interessanter, als der Verfasser bestrebt war, die 
zum Theil verschollenen Arten Hacquets aufzuklären. 

„Exotische Flechten aus dem Herbar des k. k. botanischen 
Hofkabinetes in Wien, bestimmt und verzeichnet von A. v. Krem- 
peihuber.“ Mit 2 Tafeln (p. 302-330). Im Ganzen werden 220 
Arten, darunter mehrere neue von diesem unermüdlichen Liche- 
nologen aufgezählt. 

„Mycologische Miscellen von Stephan Schulzer von Müggen- 
burg‘ (p. 331—340). 

„Nachträge zur Flora der Umgebung von Lemberg und des 
östlichen Galiziens tiberhaupt von Ant. Tomaschek“ (p. 341—358). 
Die Arbeit besteht aus: A. Zur Flora der Umgebung Tarnopols 
{p. 341—352) und B. Zur Flera der Umgebung Lemberg’s (p. 352 
bis 358). 

„Speeimen florae cryptogamae septem insularum editum juxta 
plantas:Mazziarianas herbarii Heufleriani et speciatim quoad ili- 
ces herbarii Tommasinianii“ (Sectiones I—IV vide in Tomo 4ll 
bis 430). . V. Lichenes recensuit Dr. G. W. Körber (p. 425—426). 
Vl. Fungos receusuit Ludovicus I, B. de Hohenbühel cogn. Heufler 
de Rasen (p. 427—428). 

„Diagnosen zu einigen Hymenomyeeten des von Hohenbühel- 
Heufler'schen Herbariunıs von Karl Kalchbrenner” (p. 429-432). 

„Bine neue Kugeldistel-Art vo Dr. Emanuel Weiss" (p. 433 
bis 436). Die Art wurde vom Autor auf der Insel Syra im Ar- 
chipel, in Hecken südlich von Wari, unweit des Strandes am 16. 
Juni 1867 gesammelt und wird in dieser Abhandlung Echinops 
glandulosus genannt. 

„Botanische Fragmente aus Galizien von Dr. A. Rehmann“ 
(p. 479—506). In dieser Arbeit werden auch mehrere neue Arten 
aufgestellt, wir wollen nicht untersuchen, ob es eben unbedingt 
nöthig gewesen, dieser gediegenen Arbeit neue Arten beizufügen, 
wie wir uns auch jetzt über die Haltbarkeit dieser nicht äussern 
wollen. 

„Index Botrychiorum Auctore Dr. J. Milde“ (p. 507—516). 

„Kleine Beiträge zur Lichenenflora Nieder-Oesterreichs von 
Hugo Lojka“ (p. 517—520). I. Flechten der Brühl, 

„Miscellen von Dr. H. W. Reichardt“ (p. 521—532) schliessen 
die botanischen Abhandlungen dieses Heftes. A....Z2 


325 


Die k. k. Gartenbau - Gesellschaft in. Wien von 
Prof. Dr. Eduard Fenzl. (Aus der Oesterr. Revue 
9. Heft 1867 p 111—142). Wien 1867. 8. 


Regierungsrath Fenzl ist bekanntlich seit mehreren: Jahren 
Präsidentstellvertreter der wiener Gartenbau-Gesellschaft: : Be- 
kannte, welche zu ihm näher stehen, wissen ganz gut, wie’'cng- 
verknüpft Fenzl’s Wirken mit diesem Institute, so dass man ihn 
die Seele dieser Gesellschaft nennen muss. Die Anfeindungen, 
welchen diese Gesellschaft in neuerer Zeit wegen ihres zum Theil 
irrationelten finanziellen Gebahrens ausgesetzt war, mag der ei- 
gentliche Vorwurf dieser Abhandlung sein. Wie immer, hat auch 
in dieser Schrift Fenzl sich beflissen, gediegen zu sein; ein ‘Mann 
von’ feinen Formen, vermochte er manche bittere Pille "verzuckert 
dem Betreffenden zum Schlucken zu überreichen. — Kurz zusam- 
mengefasst lässt sich die Geschichte der Gartenbau-Gesellschaft 
in Folgendem geben. Nachdem einige Pflanzenausstellungen in 
den zwanziger Jahren sich der allgemeinen Theilnahme erfreuten, 
beschlossen Karl Freiherr v. Hügel und einige Aristokraten, er- 
muntert vom Erzherzoge Anton, eine Gartenbau-Gesellschaft zu 
gründen. Eine allerhöchste Entschliessung vom 20. Mai 1830 
gestattete die Errichtung der Gesellschaft und es erfolgte die 
Weisung, die Statuten vorzulegen. Am 25. August desselben 
Jahres wurden diese, unterfertigt von Caspar Grafen Sternberg, 
Eduard Fürsten Lichnowsky, Philipp Grafen Stadion, Karl Frhrn. 
von Hügel, Eugen Grafen Czernin und Sigismund Freiherrn von 
Pronay dem Kaiser unmittelbar überreicht. Dennoch bedurfte es 
weiterer zwei Jahre, bis durch Regierungsdekret vom 25. Mai 1832 
Wie Intimation von der sie genehmigenden allerhöchsten Ent- 
schliessung vom 29. April d. J. an Baron Hügel gelangte. Sie 
traf letzteren jedoch nicht mehr in Wien, da derselbe mittlerweile 
seine grosse -wissenschaitliehe Reise nach Ostindien und Austra- 
lien angetreten hatte, von der er erst zu Anfang des Jahres 1837 
nach, Wien zurückkehrte, Die Constituirung der Gesellschaft 
selbst, der nunmehr kein Hinderniss im Wege stand, wurde auf 
den Wunsch und Rath des Erzherzogs Anton bis zu diesem Zeit- 
punkt vertagt. — So musste also im Vormärze eine ganz indif- 
ferente Gesellschaft zehn Jahre warten, bis sie ins Leben treten 
konnte; liegt nicht in diesem Systeme schon der Keim zur gröss- 


88 


ten Zerfahrenheit und so war es auch wirklich. Während Hügels 
Abwesenheit wurden noch einzelne Ausstellungen arrangitt, doch 
unterlief :ufänchds, : was für einzelne Aussteller: aus ‚dem Kreise 
der Handelsgäntner nicht sehr ermuthigend. war, . dock', auch‘ die 
Aristokraten ‚erschlafften ung; es way eben lie, höchste ‚Zeit, dass 

v. Hügel wieder in Wien eintraf. Die Gesellschaft constituirte 
sich ‚wirklich am 11. Januar 1837 und wurde Baron Hügel: zum 
Präsidenten, Stephan Endlicher aber zum Seeretär. gewählt. ‚BB 
wurde.ein Comite zur Ausarbeitung einer Geschäftsordnung, als 
Anhang: zu,;den Statuten, bestellt und eing Eingabe an. Kaiser 
Ferdinand ‚I. gerichtet. mit der, ‚Bitte um Ueberlassung des in der 
Vorstadt. Landstrasse gelegenen Kaisergartens mit seinen, ‚leer- 
stehepden grossen Gewächshäusern ‚zu Acclimatisations-:und Cul- 
turversuchen der Gesellschaft. Beide Sehritte waren vom besten Er- 
folgerbegleitet. Wie sehr die Direetion. bemüht war, innerhalb:, der 
Gesellschaft. den Anforderungen ihrer Mitglieder, gergeht. ZU, Welr 
den, beweist. die Thatsache, dass ‚sie ‚iw.dem einzigen; Jahrg; 1840 
bis 1841 allein 2031 Topf- und andere. Pflanzen, 964 Stück Dah; 
lien, 195: Pfropfreiser und 26,500 Samerpäckchen an.,;selbe.. er? 
theilte.. ‚Blumenausstellungen wurden weiter.arrangirt, die, inner- 
balb der acht Jahre des Gesellschaftsbestandes ein Erträgniss von 
14,568 fl. abwarfen. Der gewöhnliche monotone, Blumenmarkt, be- 
gaun mannigfaltiger zu werden, und manche in den ersten Aus- 
stellungen. als neue Einführung prämiirte, teuer bezahlte.Pflanze 
wagte sieh bereits hervor. Eine Menge der werthvollsten, aus 
Samen gezogenen. Zierpflanzen aus Australien, - welehe in. dem 
Garten; v.. Hügel's anzutreffen waren, gingen aus. dem Gesell- 
schaftsgarten in andere des In- und Auslands über, Der Garten 
des Genannten erhielt einen wahrhaft europäischen Ruf, und Gar+ 
tengehülfen, welche in-demselben dienten, wurden . als Gärtner 
gesucht. oder schwangen sich zu selbstständigen Besitzern von 
Handelsgärten empor; Schwester-Gesellschaften begannen sich.in 
einzelnen .Kronlanden nach dem Vorbilde der Wiener Gesellschaft 
zu bilden ; ein lebhafter Schrifteniausch. mit auswärtigen. Insti- 
tuten gleicher Art bereicherte die kleine aber gewählte Gesell- 
schaftsbibligthek, und. Geschenke aller Art wehrten- den- Bestand 
an Pflanzen in.ihrem. Garten. Seit 1844 ist jeduch. ein; Stillstand 
eingeireten,; ‚denn die engherzigen Statuten forderten. hole. Bei 
träge und liessen so zu sagen nur Aristokraten in, das. Comite, 
Hügel, der die Opferwilligkeit der Engländer in der Hortieultural- 
Society in Lundon, kennen ‚gelerut, nechaete; auch- bier; auf. die 


657 


Theilnalitne der wohlhabenden Mittelklassen, er hatte ‘aber’ ganz 
darauf vergessen, dass zwischen dem Adel und den Mittelklassen 
damals in Oesterreich eine viel zu tiefe Kluft gähnte, als dass 
sich ersterer genähert hätte, die Mittelklasse aber sith so gewagt 
hätte, theilzunehmen als sie es vielleicht wänschte. Es war also 
ein wahres Glück, dass die Bewegung vom Jahre 1848 ‘Baron 
Hügel von der Präsidentur entfernte (derselbe war später. Ge- 
sahdter' in Toskana und Belgien) und sich’ mit ihm mehrere Ari- 
stokraten verliefen: In der für Oesterreich verfassungslosei, &b- 
selutistischen Zeit vom Jahre 1849—1861 entstanden nun’ meh: 
rere:andere wissenschaftliche Gesellschaften, aber die Gartenbau- 
Gesellschaft vegetirte nur immer fort, sie‘ gab nur ein Lebens- 
seichen durch ihre Ausstellungen und liess auch das bürgerliche 
Element zu; als jedoch der Hof die Gartenanlagen kündigte, da 
an. deren Stelle das grosse Rudolfskrankenhaus "errichtet ‚werden 
sollte, übersiedelte die Gesellschaft in den fürstlich Lichtepstein- 
schen Garten’in der Rossau, der Kaiser bewilligte der Gesell- 
schaft eine Subvention von jährlichen 1000 fl. Im Jahre 1861 
erhielt die Gesellschaft einen Hausplatz auf der Ringstrasse vom 
Kaiser geschenkt, ihre Kapitalien hatten aber nicht einmal hin- 
gereicht, die geringsten Vorarbeiten zu decken und so entschloss 
sich denn die Gesellschaft, auf den Bauplatz Schulden zu con- 
trahiren. Vier Mitglieder des Ausschussrathes, Johann Freiherr 
v. Mayr, Karl Ritter v. Suttner, Rudolf v. Arthaber und Friedr. 
Gerold hafteten mit ihrem Vermögen. Das mit der Frankfurter 
Hypothekenhank abgeschlossene Darlehen lautete auf 350,000 fl. 
süddeutsehe Währung in Silber zu 5°%% Zinsen, mit einer Reno- 
vationsgebühr "von 1°, und einem Rückzahlungstermin von 45 
Jahren in Annuitäten von °/% Proc. Am 16. September 1863 
übernahm der Bevollmächtigte der Gesellschaft das Geld, am 20. 
August geschah der erste Spatenstich und am 14. December 1864 
fand die feierliche Schlassteinlegung im vollendeten Gebäude 
statt, welche persönlich vorzunehmen der Kaiser die hohe Gnade 
hatte, Das Gebäude musste so bald und so vortheilhaft als mög- 
lich rentabel gemacht werden, um durch sein Erträgniss nicht 
bloss die stipulirte Rückzahlung des Darlehens der Frankfurter 
Hypöthekenbank zu ermöglichen, sondern auch die weiteren Be- 
dürfnisse der Gesellschaft für Miethe und Urterhaltung ihres 
Gartens, Besoldung ihrer Beainten ete. zu decken. Man musste 
deshalb auch die Ausstellungsräumlichkeiten, wenn sie nicht zu 
Ausstellingszweeken! höthig waren, vermietlien. ‘Es ist daraus‘ 


328 


und namentlich aus der Abhaltung von. Maskenbällen dem Ver- 
wältungsrath ein schwerer Vorwurf gemacht. worden. „ Hätte. sich 
eine andere, einen gleichen Ertrag liefernde Art der. ‚Verwen- 
dung ausfindig machen lassen, so würde .der Verwaltungsrath 
keinen Augenblick in seiner Wahl ‚geschwankt. haben. Trotz 
alledem aber wurde es der Gesellschaft immer schwieriger,. ihre 
Verbindlichkeiten einzuhalten, die präliminirte Bausumme von 
300,000 fl. wurde um 117,300 fl. überschritten.. Der. Cassaturater 
Baron Johann Mayr hatte allein 43, ‚000 fl. zu einem’sehr mässigen 
Zinsfussg, vorgestreckt, alles Mögliche wurde in Bewegung ge- 
setzt, äusgerst vortheilhafte Arrangements, wurden. mit den be- 
treffenden Geschäftsleuten abg geschlossen, aber. trotz alledemi wäre 
gie. ‚Gesellschaft kaum dem. Ruine entgangen, :wena: nicht. der 
Kaiser, einer Bitte- des Verwaltungsratbes Folge gebend, der. Ge- 
sellschaft einen Antheil.an dem Erträgniss einer Staats-Woblthä- 
tigkeitslotterie für das Jahr 1869 zugeschickt hätte und so zum 
zweiteh Male zum. Helfer in der. Noth geworden wäre. In.dem 
verhängnissvollen Jahre 1866 wurden übrigens ‚in. den. Ausstel- 
lungssälen mehrere 1000 Verwundete auf Kosten der Gesellschaft 
verpflegt und so, wird man .es. für erklärlich. finden, dass der Kai- 
ser, ‚welcher bekapntlich ein grosser. Soldatenfreund ist, diese 
patriotische Opferwilligkeit zu belohnen für gut fand, Die Ge- 
sellschaft hat seitdem ihre Existenz ‚gesichert, sie: ‚veranstaltet 
- ihre vielbewunderten Ausstellungen, sucht so viel- als möglich 
das Interesse der Gärtner und Pflanzenhändler zu erregen; ge- 
genwärtig trägt sie sich auch mit der Idee herum, ‚chestens eine 
Gärtnerschule ins Leben zu rufen, man wird dieselbe nach. bel- 
gischem Muster einzurichten bestrebt. sein. ‚Gegenwärtig. bilden 
die Gesellschaft der Präsident Karl Baron Suttner, Präsident“ 
Stellv ertreter, Regierungsrath Fenzl, der Cassaeurator Bargn Mayr; 
seitdem der General- Seerefär J. G. Beer zurückgetreten, ist geine 
Stelle, noch. nicht definitiv besetzt worden. .. , . 

Vieles ist noch zu bessern, Mehreres bereits. angebabnt,. wie 
die Wiederbelebung der Gomite's für.-die, verschiedenen; Zweige 
der Hortieultur. Die Dienste, ‚welche..dje Verwaltupgsräthe der 
Gesellschaft leisten, erweisen sie unentgeldlich, aus,.Liebe zur 
Sache, aus Patriotismus. Ihr Lohn ist das Gedeiben, ‚der Gesellr; 
schaft ; ihr letztes ‚Ziel: Einbürgerung und. Förderung der Wis- 
senschaft im Gartenbau. Dass sie den ernsten Willen haben, 
dieses Ziel anzustreben, . haben sie, bereits: bewiesen, ‚»ber;nach, 
fehlen .die Mittel, um den Zweck durch Anlage vines ‚pigenen 


629 


Gesellschaftsgartens, für Unterriehtszwecke, zur Verläiling von 


Reisestipendien u. del, verfolgen z zu können. 
.# A, . u \ 


BEE Zu 


- Theodor Kotschy. ‘Eine Lebensskizze von Dr. Rduard 
'Fenzt. (Separat-Abdruck | aus dem ‚Almanach der kais. 
"" Akademie der Wissenschaften, XVD. Yahrg. 1m ‚ Wien 
1867.16 8.16... tn 


„De, mortyis nil nigi bene“ scheint auch dem Verfasser. vor- 
geschwebt, zu. haben.,: als er die, Biographie. seines Untergebenen 
schrieb; die Milde der Beurthejlung, die. Nachsicht mit Mängeln, 
trägt wohl Niemand, so. "freundschaftlich zur Schau, als dies eben 
Fenzl thut. Man wird sich wundern, dass wir, F enzl hieraus 
einen ‚Vorwurf machen wollen, doch ist. dem nicht. so; nicht eine 
rigorose ‚Biographie Kotschy’s haben wir, ‚gewünscht, wie konn- 
ten wir "diese im Almanache der Wiener Akademie suchen, SON» 
dern eine strengere Beurtheilung Derjenigen, die ibm Prügel 
zwischen die Füsse warfen; so z. B. hätten wir gewünscht, wenn 
das so zu sagen tyrannische Benehmen Schott’s gewürdigt wor- 
den wäre. Fenzl, der ein Jahr früher, Schotfs Biographie 
geschrieben, hätfe sich dadurch nichts ‘vergeben, ist'er doch 
einer der besiei Kenner österreichischer Verhältnisse und würde 
er daher so manches Verschleierte: in Kötschy's: Biographie auf- 
klären können; wie interessant wäre es z. B. ‚den, Einfluss 
Schott’s auf Kotschy zu schildern? es wäre dies um so nöthi- 
ger gewesen, als dadurch Kotschy’s Klage, er würde in Oester- 
reieh bedrückt , gemildert und aufgeklärt ‚worden wäre Ein 
Mensch wie Kotschy, welcher durch seine vielen Reisen und 
seine. fatalen Vermögensverhältnisse misstranisch geworden, wit- 
terte in seiner Umgebung immer Feinde; ‚in Wien hatte er keinen 
intimen Freund und so geschah es denn, dass er auf einen herz- 
lichen Brief, der ihm vom Anslande zukam, gleich sein Herz aus- 
schüittete und klagte. Menschen, welche die Wiener Verhältuisse 
kennen, werden alle bestätigen können, dass diese Klagen gröss-. 
tentheils. unbegründet — und kleine Fatalitäten, wer hat sie-nicht 
im Leben? ‚Die Biographie Kotschy’s, wie sie Fenzl geschrie- 
ben, ‚ist ein warmgefühltes Nachwort, welches er einem Manne 
widmete, dem er über :dreissig Jahre nahegestanden und auf 


680 


dessen. Lebenswege er nicht ohne: Binffuss ' gewesen; wie ilhmer 
hat auch hier Fenz] Alles was nur von weiten einen empfind- 
lich‘ machen’konnte, vermieden! Viele Episoden aus Kotschy’s 
Leben, welche er selbst in-einem zutraulichen Momente lachend 
erzählte, sind unterblieben. Es wäre z. B. nicht uninteressant 
gewesen, wenn. Fenzligeschildert hätte, dass als Kotschy die 
Russeger’sche Expedition mitmachen wollte, dies nur durch 
Russegers Liberalität, möglich wurde; die, Mitglieder der Ex- 
pedition waren schon alle bei Mehemed- An ängemeldet, es war 
keine Möglichkeit mehr, noch ein Mitglied ' vorzuschlagen. - Da 
kam Russeger die Idee, Kotschy als seinen Barbier anzu- 
melden; natürlich hatte ihn Russeger ‘nie zu ‚dieser Funktion 
verhalten. ‘Die grossen Pflanzenmassen, welche Kotschy gesam- 
melt, und seine "Reiseberichte werden ihm, so lange &s eine Wis- 
senschäft gibt, einen würdigen Platz’ in der Geschichte der Gev- 
graphie und Botahik sichern. 

Dass diese Biographie vieles Interessante enthält und äus- 
Serst elegant geschrieben ist, wird jeder ‚bestätigen, wenn er das 
Schriftchen gelesen haben wird. Ar... 


Rad Jugoslavenske Akademije znana sti i umjet- 

‚nosti. Knijga II: U Zagrebu 1868. : (Arbeiten der süd- 
slavischen Akademie der Wissenschaften und Künste. 2. Bd. 
Agram 1868), 


Dieser Band enthält eine botanische Abltandlun, betitelt: 
„O 'moslavackom granitu i hrastövih u Hrvatskoj“ (Ueber den 
Moslaviner Granit und die Eichen: Croatiens) von Ludwig Vuko- 
tinovic (p. 39-—48) ; beigegeben sind zwei T afeln. wit, Eichenab- 
bildungen, sie enthalten: 

'sub A. Quereus peduneulata Ehrh. 

sub B. Quereus filipendula Vukotinovic Rad I. p.' 46. 

- „Quereus foliis breviter petiolätis oblongo:oburatis bäsi ih“, 
aequaliter- sinuato-cardatis; pedunculis longissimis? frucfibus par- 
vis abbreviatis, oblongo-ovalibus’ eupnlague suä subsesquilongis, 
rarius longioribns, ‘4—-Tnisve aut plane pluribus alternis apposi- 
tisque, apice umbonato- retusis, _ Arbor excelsa ‚96-—112- He 


831 


gemmae. pvatae‘; folia:amerpha 3--b-polliearia, breviter-petiolata 
petiolis.-3—4 lineas Jongis, obovata basin versus angustata- basir 
que. inaequaliter exgisa :subcordata, “apiee' obtusissimn, non.rare 
retusa;- sinuato-lobata labis ina: qualibus omnidusque: apicerotun: 
dato obtusissimis, facie. saturate viridia.et nitida, 'dor$o pallidiore 
et opaca, utrinque glaberrima; fructus parvi abbreviati  oblongo- 
vvales cupulaque sua subsesguilongi,. rarius longiores, 4-7 in 
peduneulo longissimo alternantes -oppositique, in: Tacemuın: laxumi 
dispositi,; apice umbonato-retusi . styloque . persistente" Inueronai 
glaberrimi;.icupula hemisphaeriea subtomentella margimneque pilo- 
sella ;.aquamae arete imbrieatae, inferiores:arete adpressite,. supe- 
riores:pededentim: Jaxiores demum subpatulae,.. omnes: -apice ro; 
tundato-obtusae, fuscescentes. Habitat in silvis -plalis, rarius in 
golliculos adsgendens; floret fine Maji et. initio: Junii; volut in 
silvis; Guet,: Podelei, .Marinic; :Lokva,'gone: Gastelum Lovrecina; 
in .‚gomjtatu Qrisiensi, districetu Verbovcensi.;-ikecta: mense:'Au- 
gusto 1867. 
sub ©. Quercus ylomerata ß laneifolia Rad I. 47. 

„Quercus foliis petiolatis oblongo lanceolatis lobatis, lobis acu- 
tuusculis ; supra intense viridibus, nitidulis, infra- incanescenti 
opacis, ramis subllexuosis, comosis; 'glandibus' plurimum copio is 
agglomeratis cnpula duplo et ultra, longioribüs; squamk' enjintae 
imbrieatis, dorso convexis, tomentosis; apiet fuscescentjilus,; ad- 
pressis. Creseit in collibus silvatieis; fioret fine Aprilis.* 

‚sub. D. Quercus glomerala 8 ovalifolia Rad: U. 48 

'„Quercus feliis: petiolatis, oblowgo-ovalibus, superne dilatatis, 
quasi. obovatis;.lobis rotundatis, apice plerumque erenatulis, supra 
flavo-virentibus; subtus -incanescenti -opacis;' retiqua ut supra. 
Ureseit promiscue cum priore varietate.“ : 

Von der sub D. angeführten Pflanze sagt Vukotimovie 
Fulgend&s in wörtlicher Uebersetzung: Ze 

‘„bHier habe ich nur dieses: zu bemerken, dassı sich diese 
Subspecies in meiner Gegend: in. grösserer Ansahl :befindet, -als 
die .erste,. und dass sie. sehr ähnlich sei:.der.Quoreus eonferta, 
welche Dr. Kotschy ') besehreibt und welche in Siebenbürgen 
und.in der Banater Militärgrenze in | Veberfluss wächst.“ 


.41) Die Eichen’ Europa’s und des Orients. ' Gesammelt, zum Theil nei ent- 
deckt und mit Hinweisung auf ihre Culturfähigkeit für 3Mittel-Europa etc. 
beschrieben von Dr. Theodor Kotschy. Foliotafeln, . ausgeführt ia Oel- 
farbendruck mit erläuterndemi Text in deutscher, franzögischer und lateini- 
scher Sprache, "Wien uhd Olmütz 1862: Tab. XIV. (Text ohle Angabe der. 


Seitenzahl). 


” 


852 


Es: wäre hier zu weitläufig, die Gründe auseinanderzusetzen, 
die gegen diese Ansicht des Verfassers sprechen, so viel wollen 
wir jedoch jetzt schon bemerken, dass wir die Quereus‘ conferta 
für eine gute Art halten, die von den übrigen ungarischen Ei- 
chen. nach Neilreich (ungarische Diagnosen D- 114) folgender- 
weise unterschieden wird: 

. Glandes figura et magnitudine illarum @. veduneulatae Eltrh. 
tempdribus penuriae comeduntur. Q. sessiliflora Sn.- et Q: pu- 
tescens Willd. feliis petiolatis petiolis 3—12” longis; @. pedun- 
culala. Ehrh. fructibus pedunculatis, Q. Cerris L. foliorum- lobis 
mucronatis; früetibus maturis in'ra folia allocatis et squamis cu- 
pulae lineari-subulatis eontortis distinetae sunt. — Wenngleich 
‚die Pflanze Vukotinovie’s nicht die Q. conferta ist, zweifeln 
wir doch nicht, dass die echte ©. conferta Kit., welche doch von. 
Kitaibeil in: Siavonien entdeckt wurde, auch in Uroatien anfge- 
funden werden: wird. 5 A....4 


Sur les Erables du Japon, Par F. A. W. Miquel. 
Aus den Archives nöerlandaises , red. par Baumbhauer, 
"vol. I, 8. 14 Seiten. 


Nachdem der Verf. in seiner „Prolusio Florae japonieae" von 
der.unter den Holzgewächsen Japans so charakteristischen Gat- 
tung Arer (incl. Neyundo) bereits 16 Arten beschrieben hatte, er- 
gab sich aus einigen neueren Colleetionen, zusammengebracht von 
Maximowicz und einem japanischen Botaniker Tschonoski; 
ein Zuwachs von 6 theils ganz nenen, theils. für die Flora Japans 
noch nicht bekannten Ahornspecies. Da zugleich ein wiederholtes 
Studium der. bereits. heschriebenen Formen, namentlich ihre Ver- 
gleichung mit den Arten des Himalaya, zu einigen Bereicherun- 
gen und Berichtiguugen der bisherigen Kenntniss derselben führte, 
so fand sich Verf. veranlasst, in vorliegendem Aufsatze eine neue 
systematische Uebersicht der japanischen Ahorne mitzutheilen. 
Wir führen daraus das Bemerkenswertheste an. 

An überhaupt ‚neuen Arten werden: beschrieben: Acer eir- 
cumlobatum Maxim., argıtim Maxim., barbinerte Maxün., capil- 
lipes Maxim. und Mazimowiczianum Mig.; neu für die Flora Ja- 


pans sind: „A. talaricum -Lign. var. Ginalla Mig. und A, apicadum 


way" 


333, 


Miq. ‚Zu diesen: werden der Vergleichung halber...in.-Anmerkun- 
gen noch 3 neue Arten aus. Sikkim mitgetheilt: ; A. .Fhomsons 
Miq., Sikkimense Mig. und Hockeri. Miq. — Von den 23. Ahorn- 
species, die wir somit jetzt: aus der japanischen Flora kennen, 
sind 17 derselben eigenthümlich; die 6 übrigen kommen theils 
auch auf dem asiatischen Continente, theils.noch in Nordamerika 
vor. Unter den letzteren befindet sich auch A..Negunde, der sich 
mit dem früher als Acef eissifolium CO.‘ Koch beschriebenen 
identisch herausgestellt hat; die Abtheitung Negundo. ist. ausser- 
dem noch mit 3, theilweise mit nordamerikanischen sehr ‚nahe 
verwandten Arten in Japan repräsenfirt. ‚Sie. findet bier: ihre 
Westgrenze ; sonst ist sie bekanntlich nur noch in Nordamerika 
verbreitet. Hie.in, sowie auch in dem Vorkonmen einiger ächten 
Arera, die mit nordamerikanischen Arten grosse Uebereinstim- 
mung zeigen, findet Verf. eine deutliche Bestätigung seiner, 3n. 
einem andern Orte entwickelten Ansicht über die nahe Verwandt- 
schaft der -beiderseitigen Floren. 

Anhangsweise giebt Verf. noch einige. kleine, auf; anderwei- 
tige Gewächsgruppen bezügliehe Zusätze zur „Prolusio Florae ja- 
ponicae.‘ = A. W. E 


Personalnachrichten. 
(Neerolog) 


: Simon Piössl, ‚der Sohn eines Tischlers, ist am 19, Sept. 
t794 in Wien in jenem Theile der Vorstadt Wieden, die jetzt 
den Bezirk Margarethen bildet, in der Salvator-, heute: Freund- 
gasse, geboren. Er lernte anfänglich die Drechslerei, wurde aber 
später zu dem Optiker Voigtländer in die Lehre ‚gethan, wo er 
Gläser geschliffen und nebenbei Mechanik getrieben hatte, Man: 
unterschätzte wohl etwas die Kapacität des stillen und verschlos- 
senen Jungen, indem man glaubte, es. sei keinerlei Gefahr vor- 
handen, ihm den Zutritt in das Atelier des Meisters zu gestatten. 
und ihn dort zu gewöhnlichen Handleistungen zu verwenden. Der 
scheinbar unfähige Knabe hatte aber ein offenes Auge und lernte 
bald die besten Geheimnisse des Meisters aus. Im Jahre 1823 
eröffnete er in seinem väterlichen Hause eine eigene Werkstätte 
für optische Instrumente. Anfänglich betrieb er sein Geschäft 
bescheiden und klein, doch so, dass die Käufer stets die ganz 
ungewöhnliche Correktheit seiner Erzeugnisse zu loben hatten. 


34 


In dem Ständen, die er von der. Arbeit zur Beschaffung des täg- 
lichen Brotes erübrigte, machte er sich an die Construction grös- 
serer Instrumente. Durch ein solches Instrument, das nichts zu 
wünschen übrig. liess, wurde Jaequin, dem Voigtländer nachge- 
rvade ‚nieht mehr. nach Wunsch und Willen arbeitete, auf den 
jungen Meister aufmerksam gemacht; er beschäftigte ihn jetzt, 
ausschliesslich und von da-an war sein Glück gemacht und sein 
Raf: gegründet, der. sich durch ganz Europa unter den Männern 
der Wissenschaft, die mit optischen Instrumenten arbeiten, schnell 
verbreitete. Sein:Name wurde fortan sehon neben dem des be- 
rübmten Frauenhofer genannt und es gab Viele, die eine Parallel- 
stellung mit ‚diesem nicht für übertrieben hielten. Plöss-] war 
es; der zuerst das von Littrow erfundene dialytische Fernrohr :in 
vielen Exemplaren verfertigte. Einen solchen dialytischen Refrac- 
tor. von:01 Fuss Brennweite und 10,-Zoll Objeetivöffnung brachte‘ 
er im Jahre 1850 für den Grosssultan fertig. 

Von dem dialytischen Refractor, seinem Meisterstücke, das 
3230 Thaler kostete, den einfachen und zusammengesetzten Mikros- 
kopen, bis’ herab zu der einfachsten Brille, gab er kein Stück aus 
der.-Hand, das er nicht mit der gewissenhaftesten Sorgfalt als voll- 
kammen zweckdienlich erkannt hatte. Er trieb sein Geschäft nie 
fabriekmässig und hielt deshalb auch keinen offenen Verkaufsladen 
für seine Erzeugniss&: Die etwas von im besitzen wollten, mussten 
sich schon bequemen, ihn in seinem Atelier weit draussen am Bel- 
vedere, wo die letzten Häuser stehen, aufzusuchen ?). Plössl 
verfertigte nur Mikroskope von 25—500 linearer Vergrösserung; 
alle welche ein solches Mikroskop besitzen, werden aber’ die voll- 
ständige Klarheit und Schärfe desselben loben. . 

Plössl hatte sich mit einer Glasscheibe verletzt und starb 
in. Folge ‚dieser Verletzung trotz der sorgfältigsten Pflege ein 
Baar Tage darauf Ende Januar. 1868. 

N 


1) Die Erben Plössls scheinen etwas weniger rigoros zu sein, sie ver-, 


käuften die Firma und wird ‘das Plössl’sche Verkaufsgewölbe eben’ ‘dort’ sein, . 


wo es des ins Privatleben zurfickgetretene Voigtländer hatte. “ 


DE Br . \ Be 


yH vi dimhi m Iogsb „weiten 


 Vorläufiges Programm 


..der B 
2 Versammlung. ‚deutscher Naturforscher und Aerzte 
Dresden, ises. ee 


. Die Versammlung beginnt am 18, September und, endigt- am Pr Sep- 
tember. . 

. Obgleich die Vewwammlung - hauptsächlich: as: deutschen Naturfor- 
schern und Aerzten besteht, so ist doch die Betheiligung. ansländi- 


. scher Gelehrter in hohem Grade willkommen. 


. Die Versammlung besteht aus, „eigentlichen. Mitgliedern. und aus Theil- 

nehmern. Mitglied kann nur ein Schriftsteller im naturwissenschaftli- 

.chen oder medieinischen - Fache werden, Theilnehmer ein Jeder, wel- 

.\ cher sich wissenschaftlich -oder - ‚praktisch mit, den genannten Fächern 
- besehäftigt.._ Stipambereahtigt sind, nur. die, anwesenden Mitglieder, 

Sowohl jedes. Mitglied, . als: jeder, Theilnehmer.. ‚hat bei Empfang: der 

Aufnahmskarte drei Thaler zu erlegen. _ 

.. Das Aufnahmebureau, in welchem die Aufnuahmskarten, die- Quartierhil- 
lets und sonstige Fesikarten ausgegeben. werden, befindet sich im Par- 
terre des Polytechnikums (Antonsplatz), und wird vom Mittag des 17. 

.. :, September. an geöffnet sein. 

. Die allgemeinen Sitzungen finden im königlichen Reithause (Stallstrasse 

Nr, 2) statt. .Die Locale der Seetionssitzungen werden später durch ein 

specielles Programm namhaft gemacht werden. 

. In den allgemeinen Sitzungen sollen nur Viorträge gehalten werden, die: 

von allgemeiner Interesse sind. Wer einen solchen Vortrag zu halten 

wünscht, . wird. ersucht , dies baldmöglichst den Geschäftsführern anzu- 
zeigen. 

. Es sind vorläufig 15, Sectionen. festgestellt, darunter ‚Nr. io. Medieinal- 

reform, Nr. 15. Naturwissenschaftliche Pädagogik. 

. Aus der 'Tageseintheilung ist zu erwähnen: 

Donnerstag, den 17. September, von 6 Uhr Abends an: Vorversamm- 
lung in den Meinhold’schen Sälen, (Moritzstrasse Nr. 16). 

Freitag, den 18. September, früh 10 Uhr: erste allgemeine Sitz- 
ung. Einführang der Seetionen in die für letztere bestimmten Lo- 
cale. Wahl der Sectionsvorsitzenden. Abends auf dem Schillerschlöss- 
chen: festliche Begrüssung der Versammlung ‘durch das Ministerium 
des: Iimern. 

Den 19., 22. und 23. September, von 8 bis 12 Uhr und von 2 bis 4 Uhr: 
Sectionssitzungen, "am 19. Abends Besuch des zoologischen Gartens; 
am 23. Nachmittsg: eine noch zu bestimmende Excursion. 

Sonntag; den 20. September: Nach | ‚freier Verabredung beliebige Aus- 
füge in die Umgegend. " un 


336 


Montag, den 21. September, früh 10%, Uhr; zweite allgemeine 
Sitzung; vorher. ‚Seckionpsittungen,. Neehmittag:; :/eine noch zu bestim- 
mende Excursion. 

Donnerstag, den 24. September, früh 10'/, Uhr: dritte und letzte 
allgemeine Sitzung; vorher Seetionssitzımgen. - Abends auf dem 
Lincke’schen Bade: Abschiedsfest, gegeben, von der hiesigen Liedertafel, 

Freitag, den 25. September: Exeursion nach Freiberg zur Besichtigung 
der dortigen Akademie, der Berg- und Hüttenwerke. 


Besondere Bemerkungen. 


1. Mehrere Eisenbahndirectionen baben mit dankenswerther Bereitwilligkeit 
den Besuchern der Versammlung Fahrpreisermässigungen verschiedener 
Art gewährt. Wer hiervon Gebrauch machen will, wird ersucht, die zu 

"seiner Legitimation dienende Aufnahmekarte vor Antritt der Reise zu 
lösen und sich deshalb zwischen dem 23. August und 13, Septeinber 
unter portofreier Einsendung von drei Thalern an das 'Loealcomite zu 
wenden per Adresse des Herrn Hofrath Dr. Carus, Jöhannis- 
platz 12. Der Aufnahmekarte wird eine Liste der‘ von den Eisenbahn- 
direetionen gewährten Vergünstigungen beigelegt. nn 

2. Wer die Versammlung in Gesellschaft einer’ Dame zu besuchen gedenkt, 
wird um gleichzeitige Anmeldung seiner Begleiterin gebeten; letztere - 
erhält dann eine auf ihren Namen ausgestellte Karte. 

3. Von Seiten der hiesigen Einwohner sind zahlreiche Anerbietungen der 

° Gastfreundschaft eingegangen ; ‘wir ersuchen Diejenigen, welehe davon 
Gebrauch machen wollen, sich ‚gleichfalls an die vorhin‘ genannte Adresse 
zu wenden. 

4. Der Besuch der hiesigen königlichen Sammlungen für Wissenschaft und 
Kunst wird den Mitgliedern und Theilnehmern der Versammlung durch 
das Ministerium des königl. Hauses in zuvorkommenster' Weise erleichtert 
‘werden. Den Damen unserer werthen Gäste hoffen wir die Gelegenheit 
zu verschaffen, während der Sectiotissitzungen die hiesigen ‚Kunstsamm 
lungen unter sachverständiger Führung zu besichtigen. 

. Zufolge der Munificenz königlicher und städtischer Behörden stehen noch 
einige Festlichkeiten in Aüssicht, über welche \ wir in Nr. I des Tage 
blattes das Nähere mittheilen werden. 


Dresden; den 1. August 1868, 


ot 


Die Geschäftsführer: 
Geheimrath Dr. C. G. Carus. Hofrath Dr. O. Senlönilch. 


Redasteur: Dr. Herrich- Schäffer Druck der F Neubaugrischen Buch- 
druckerei (Chr: Krug’s Wittwe) in Regensburg. 


Degensiure. Ausgegeben den 90. August. | 1868. 


RR Inhalt. 0. Hasskarl: Die Chinakultur auf Jeya. - — Ders.: . Der bo- 
ipnische, Garten. von, Buitenzorg auf Java, — Gelehrte Gesellschaften. — Per- 
sonalnaehrichten.. — : Botanische Notizen. — Botanische "Neuigkeiten im Büch- 
handel. '- Verzeichniss der für’ die’ Bammlimgen der‘ vkgl. Botänischen wel. 


schaft t eingegatigenon Beiträge. Be an 


Br 


Die Gninakuliun auf Java. 
eilt mit 3 rüsigen Schritten, auf der jetzt von Hrn. ‚van Gorkom 


aisete 


grosses Vergnügen bereiten würden, damit man endlich. ‚richtige 

nnde davon, erhalten und, ‚die Verwirrung aufhörep möge, die 
hier und da noch ‚darüber herischt. Ihre Verdienste, und. Rechte 
habe ich darin mit wenigen aber entscheidenden, ‚Worten 
hervorgehoben. ‚Junghuhn hat man lange Zeit als, ein Orakel 
betrachtet, das keinen Widerspruch, “wohl” ‘aber: blinden Gehorsam 
verlangte. _ Glauben Sie aber nicht, dass diess so ‚bis an J.s. Tod 
geblieben war; leider. zu. ‚spät. ‚hatte man. eingesehen, dass man 
sich von dem Anfangs ‚eingeschlagenen ‚guten, Weg. verirrt. hatte 


er in’s "Deutsche und "weiteren . one en 


chen 


seinen "guten Nanien ingebüsst Mein Beitrag wird Ihnen ‚das 
beweisen und rathe ich Ihnen sehr an, die Nr. der Zeitschrift „Gids“ 
vom Mai 1868 zu lesen, in welcher Hr. Prof. Mi quel. eine „ausführ- 
liche Mittheilung über indische Nafurstudien“ hat drucken lassen. 
Flora 1868. 22 


938 
Darin hat er vorzhgsweise die Chinakultur'behandelt und in kurzen 
Zügen ihre Geschichte mitgetheilt, die nieht schr verehrend für 
Junghuhn und de Vry ausgefallen ist.‘ 

„Im Jahre 1866 habe ich einen der beiden Calisaya-Bäume 
im Erdbeergarten zu Tjiboddas fällen lassen müssen, da er kränkelte 
(cf. Flora 1867 p. 278) und abzusterben drohte; er lieferte 10 
Kilogr. Rinde von besonderer Schönheit und Dicke; ich ersuchte 
das Gouvernement diese Ring&-yon Maklern beurtheilen zu lassen, 
dabei aber zu berücksichtigen;dass dieselbe durch die Krankheit 
des Baumes an Güte verloren haben werde; ktirzlich erhielt ich 
nun die’officielley Rapporte, darüber; die Herrep Mastenbrock 
und Gallenkamp in Amsterdam hatten gleichzeitig mit Dr. 
Zimmer inFrankfüft a. M. diese Rinde untersucht und gefunden, 
dass diese Java-Rinde’ vielmehr Chinin entkielt, als‘ Z"Proben, 
welche von. ‚englisch Indien in 1867. an den Markt gebracht, ‚worden 
waren. Dennoch war unsere Rinde an Werth- schr. vermindert, 
da sich das meiste Chinin in Chinidin verwandelt, hatte; die eng- 
lischen Rinden gaben aber in jeder Beziehung schlechtere Resul- 
tate, doch muss hiebei berücksichtigt werden, dass diese von 1 jun- 
gen Bäumen herrührten.“ : :  : 

„Inzwischen ist durch die verschiedenen Analysen noch nicht 
bewiesen, dass das Chirin sich” mit dem Aelterwerden der 
Bäume auch gleichmässig vermehrt.‘ Mit Bezug auf die in Flora 
{B. Z,) 1868 p. 199 gemachte Mittheilung ‚kann ich jetzt "nit- 
theilen, dass die Chinabäume, die auf gutem Boden und inoffener 
Luft gepflanzt sind, gewiss innerhalb 8 — 10 Jahren ‚Rindeil 
liefern 'können; die Calisaya-Bäume, weiche ich 1865 gepfatizt 
häbe, würden jetzt schon grösstentheils 2 Kilo Rinde per Baum 
hefern können. Die C. succirubra Wachsen nicht weniger schnell; 
die von Ihnen mitgebrachten Pflanzen‘ dieser Art, die man’ eine 
Zeitlang’ nicht daftir halten’ wollte, gehören sicher dazu," unter- 
scheideh“sich aber einigermassen von den Exemplaren aus engl. 
Indien; ja Dr. Scheffer, Director des Botan. Gartens zu Bui; 
tenzorg, (der sich 10 Tage in den Chinapflanzungen aufhielt, ‚er- 
klärte, dass Ihre ©. succirubra ‚der durch Howard beschrieben 
ähnlicher sei, als die in "engl. Indien eultivirte. Doch: ‘scheint 
bis jetzt '&er Alkoloidgehalt der letzteren etwas grösser Zu sein. 
Ich besitze nun mehr als 30000 Succirußra-Chinabäume' und eheh 
so viel C. offitinalis ; letätere bleiben ‚klein . und werden ‚nicht 
viel. Rinde liefern; in eirgl. Indien füllen sie zum grössten Theil 
” die'Pflanzungen , allein söyiel ich hier beobachten kann, muss 


8 


man 4-Bädme von det C. office.’ mitt Baume vohi GC. suekirubra 
gleichstellen, da letztere sieh-in derselben 'Zeit so’ viel kräftiger 
entwickeln und soviel -dickere Rindern liefern.‘ 

: „Hr. Teysmann,' welcher auf meinen‘ Antrag: von der Re- 
gierung hierher gesendet worden’ ist [ef. Flora 1868. 203), hat 
einen für diese Cultur sehr gtinstigen Bericht 'eingesendet;' er war 
besonders eingehommen mit dem Zustand der Vermehrungshäuser 
und Pflanzungen. In 1870 hoffe ieh’von meiner in 1865 gemachten 
Pflanzung ungefähr 2000 Kilo Rinde in den Handel briögen zü 
können. Von 1873 an wird die Ausfuhr bedeutend‘sein und die 
Ausgaben durch die Einnahmen bedeutend übertreffen werden.“ 

„Dr. Scheffer hat meine Vermuthung (Flora Bot. Ztg. 1867 
p. 278), dass die aus in Java gereiften Saamen von Jung- 
huhn erzogenen Calisaya-Pflanzen (+ 5000 Stück .) nicht, Caly- 
saya seien; befestigt; anch 'diese Chindsöite scheint gerade wid 
die Pahudiana eine bis dahin unbekaante: Art zu sein; sie ist 
bei Weddel nicht beschrieben; Miquel untersucht sie genau. 
Diese Bäume wachsen prächtig und enthalten die doppelte Menge 
&n Alkaloiden (0.7=1.3%)'' als die Pahudiana. Ob der "Handel 
solche Rinde wohl kaufen wird ?: Sollte diese Frage 'bejäht wer- 
den, dann kann ich wohl etwa 10,000 Pfund ‚auf den Markt brin- 
gen; denn ich habe die Pflanzungen dieser Art-i.J. 1864 lichten 
lassen:'und stets das Auge auf sie gehalten; so dass 'sie' schöne,; 
hohe und ‚kräftige Bäume enthalten; die meisten davon: sind: 8 
Jahre alt und darunter befinden’ sieh :Hünderte, die 5 Pfund: 
Rinde: Aieferk'können, während. ich als Dürchschmivsägakl Atit‘ 2; 
Puh ähnehmien we ee ze 

" Aus: allen diesen Wittheilutgen geht‘ deutlich hervor, dass die’ 
Kultur der Chinarindehbäume 'aüf Java vortrefflich gedeiht" und: 
sieh bereits dem ersten Ziele nähert, nämlich, dass sie bild die 
an dieselben verwendeten Kosten wieder einzubringen begirnen’ 
wird: UVebrigens sieht man auch daraus, (dass sie in den Händen 
eines sehr intelligenten und: eifrigen Mahnes ist, der mit Eifer! 
und Sorgfalt‘ diese ‚Kultur von: dem ‚verwahrlosten Zustand, ih’ 
welchen Jünghulin sie: gebracht batte,; wieder zu günstigeren 
Resultaten hingefährt hat: "Möge derselbe noch‘ recht lange’ mit: 
der Leitung dieser Kultur'betraut bleiben und dem- Vorschläge’ 
eires Heissporns in der‘! Karımer der niederländischen Volks- 
vertretüng nn - Bra. Koorders - _ ‚nicht Folge gegeben‘ werden, 


’” 


1) O£.'Fiöra (B. Z.) 1866. p. 488, 
22* 


a 


der verlangt, dass diese Kultur, wie die übrigen, als Kaffee, Zu- 
cker etc. den Beamten der Gegend, in welchen die Cbinapflan- 
zungen sich befinden, unterworfen sein sollen; also Leuten, die 
sich nie speciell mit dieser Kultur beschäftigten und natürlich wie- 
der von vorne anfangen müssten, Lehrgeld zu geben und viel- 
leicht den eben überwundenen Standpunkt Junghuhn’s wieder 
auf's Nene zur Geltung zu bringen suchen würden. Mit Recht 
kann man hoffen, dass der Mann, der sich jetzt so grosse 
Verdienste um diese Kultur erworben , auch ferner dieselbe 
allein in Händen behalte, : 

.. Cleve, 11. August 1868. \ C. Hasskarl. 


Der Botanische Garten von Buitenzorg auf Java 
‚von. Carl Hasskarl, 


Was .ich. schon. im Jahre 1844 mit dem damaligen Kolonial- 
Minister ‚besprochen und von diesem mir zugestanden ‚war, dass. 
der botanisehe Garten (’s lands plantentuin —= des Landes Pflan- 
zengarten) zu Buitenzorg fortan als selbstständiges Institut, un- 
abhängig von der Intendantur des.. ‚Palastes des: Generalgouver- 
neurs, bestehen ‚solle, — ist ‚nun .endlich nach 23: Jahren.: zur: 
Wirklichkeit. ‚geworden, ‚Allerdings war ‚ich in 1845 ‚sehon. vor, 
Ablauf meines Urlaubes. nach Europa, . welcher: mir Krankheits- 
halber nötkig, ‚geworden ‚war, nach: Java zurückgekehrt, 'allein der. 
Intendant des Palastes, der als solcher auch über den.botanischen. 
Garten gestellt war und dafür eine monatliche. ‚Gratifigation von 
200 A, empfing , wusste das. Versprechen und. die, Absichten des: 
Ministers bei - dem damals ‚eben, angekommenen Gouyerneur- 
General zu hintertreiben — natürlich, ihm, sollte. ja. dadurch djese 
Gratification entzogen werden. Vom Sept.. 1845. — Mai 1846. 
kämpfte ich vergeblich .um die mir versprochene Stellung. als Chef 
des nun zu trennenden botanischen Gartens; ..es blieb beim Ar 


tendanten nicht verbleiben ‚Konnte, "Was damals von mir nicht 
durchgesetzt werden konnte und was später im alten ‚verfahrenen 
Geleise blieb, ist nun endlich mit Anfang dieses. Jahres zur Aus-. 
führung gekommen. Der Hirschpark des Gouverneur-Palastes 
mit dem zu letzterem gehörigen Blumengarten. ‚ist: Streng, vom 


848 


Pflanzengarten getrennt worden und letzterer unter einen wissen- 
schaftlichen Direetor gestellt, wozu Hr. Dr: Scheffer !) ernannt 
worden ist; unter ihm steht der Hortulanus, der Adsist-Hortulanus, 
ein Aufseher für -Buitenzorg und ein Aufseher' für Tjiboddas. 
Hr. Teysmann, der bisheräls Hortulanus fungirte; ist dem Di- 
reetor einstweilen coordinirt, da derselbe schon 36 Jahre dem 
Garten vorgestanden hat; er wird wohl mit ‘1 Jan. zum Inspector 
für naturhistorische Untersuchungen in’ Niederl. Indien ernannt 
und meist in verschiedenen Theilen dieses Gebietes behufs Samm- 
lung von:lebenden und getrockneten Pflanzen etc. reisen.) Der 
Garten von Tjipannas, einem Badeorte und Lustplatz des 
General-Gouv., in welchem früher die Pflanzen cultivirt wurden, 
die es in Buitenzorg der grösseren Wärme halber nicht aushalten 
können °), ist jetzt ganz als botanischer Hülfsgarten fallen ge- 
lassen. worden und wird nun bloss noch als Gemüsegarten 'des 
Gen.-Gouv.' benutzt. Dagegen wird: ein Terrain bei dem Erdbeer- 
garten von. Tjiboddas, wo Auch früher schon einzelne: Pflanzen 
kälterer Gegenden kultivirt wurden, bedeutend ausgebreitet. Der 
Pflanzengarten zu Buitenzorg ist fast 60 Bau *) gross, und senkt 
sich allmälig ostwärts einem Flusse zu, der ihm jetzt hier zur 
Grenze dient; doch ist Aussicht vorhanden, eine darin befindliche 
Insel, die etwa, 10 Bau gross und unter Reisskultur ist, ankaufen 
und zum Garten ziehen zu können; es wäre dies ein sehr geeig- 
netes Terrain für ©, Q und % Pflanzen. Der Plan dieses Gar- 
tens ist bereits gedruckt und wartet nur noch auf den erläutern- 
den Text, um ihn in’s Publikum bringen zu können Ein neuer 
Catalog ist in 1866 ausgegeben und durch Vermittelung des 
Kolonial-Ministeriums an gelehrte Gesellschaften und Gelehrte 
vertheilt worden; er ist sehr reich und enthält am Schlusse ein 
Supplement von 21 Seiten, das noch eine ziemliche Anzahl wäh- 
rend des Druckes erlangter oder früher übersehener Pflanzen ent- 
hält. In der Vorrede werden die verschiedenen zusammengehö- 
rigen Gärten mit deren Höhen über See folgendermassen ange- 
geben: 


1) C£. Flora (B. Z.) 1867. p. 364 &c. 

2) T. ist 1. Juni 1808 geboren und seit 1830 auf Java. 
3) Cf. Flora (B. Z.) 1847. p. 107. j 

4) Bau und Bünder = Hectare. ° 


Fuss üb, d. Oberfl. d. Meeres. © 
- Buitenzorg (sprich Beutensorg) + .850 


‚Täpannas . Fe 2.0.3350 
 Tjiboddas . . 0.0: 4800 
Tjiburrum (sprich Tjibürrüm) . .. 5100 
:: Kandang badak . . . 2 0.7550 
Pangerangoh . ee. 9600 


. Dieser Gatalog ist durch den. Hortulanus Teysmann und 
dessen Adsistent Binnendyk ausgegeben und enthält eine sehr 
bedeutende Zahl Pflanzen mehr, .als der meinige in .1844 an’s 
Licht ‚gebracht. Bei jeder Pflanze ist der einheimische Name 
binzugefügt , sowie .der Garten, in welchem sie erzogen wird; 
ehehso das Vaterland. Geordnet ist der Catalogus nach Endli- 
chers Genera plantarum und, soweit das Werk erschienen war, nach 
Bentham und Hookers Gen. plant. Ein .alphabetisches Re- 
gister der Familien und lateinischen Genusnamen folgt, und hier- 
auf ein alphabetisches Register der inländischen Namen mit ‚hin- 
zugefügter botanischer Benennung und dem Vaterland. Diagnosen 
neuer Pflanzen sind nicht gegeben, sie finden sich in der Na- 
tuurkundig Tijdschrift voor. Nederlandseh Indien voor 1857—1866 
zerstreut (2.303 ete., 8. 326 etc., &. 396 etc., 5. 487 etc, 24. 
305 ete,, 2%. 15 etc., 28. 164 etc., 29. 237 etc.) sowie auch meh- 
rere davon bei Miquel in seiner Flora Ind. or. belg. zu finden 
sind. 

Sobald ich den Plan des Gartens mit der Erläuterung er- 
halten habe, werde ich sofort davon nähere Mittheilung machen. 
Cleve, 10. Aug. 1868. C..Hasskarl. 


:Addenda nova ad Lichenographiam europaeam. 
Continuatio octava, — Seripsit W. Nylander. 


1. Pyrenopsis homoeopsis Nyl. 

Similis P, grumuliferae Nyl. in Flora 1867, p. 369, sed 
sporis majoribus (longit. 0,011—18 millim., erassit. 0,007—10 
millim.) et thallo intus (praesertim sub apotheeiis) pallidiore, 80- 
nimiis majoribus (erassit. eireiter ‚0,007 millim.). Thallus fuscus 
tenuis subgranulosus. Apothecia in humido statu latit. eireiter 
0,2 millim., epitheeium ineolor, paraphyses graciles; iodo gelatina 
hymenea vinose rubens vel vinose fulvescens. 


Supra saxa mieaceo-schistosa in Ben Lawers Scotiae (Jac. 
Crombie). on 


Observetur etiam, in P. . grumlfere thalamium essh supra 
lutescens. u 


2. Lecidea psammoica Nyl... 

Thallus obsoletus . (einerascens tenuissimus Vix ‚conspicuus); 
apotheeia nigrieantia vel lurido- nigrieantia. (humida -pallidiora) 
planiuseula (diam. cireiter 0,5 millim.) immarginata; sporae: 8nae 
incolores ovoideo: oblongae intus 3—5-septatae et varie divisae, 
longit. 0,016—24 millim., crassit. 0,0079 millim.,, paraphyses 
graeiles, epithecium et: hypotheeium ineoloria. Jodo gelatina hy- 
menea non tincta. 

Supra terram arenosam prope Hempelburg, “in, . Silesin dlegit 
Ohlert, 1866), cum Lecidea uliginosa. 

:. Species multis notis notabilis, etiamsi facie externa parun 
eminens. ‘ Thallus gonidiis manifestatur diam. vulgo 0,011—14 
millim. Actedere’videtur analysi ‘ad Gyalectas, sed apothecii 
forma :minime gyalectina. Thalamium supra vel epithetium (la- 
mina tenui) luridescens. Paraphyses apice non vel vix incras- 
satae, Thecae demum pyriformi-turgidae (crassitie usque 0,027 
—32 millim.). 

Jodo solum protoplasma sporas in theeis ambiens adultis vi- 
nose fulvo-rubescens. 


3. Lecidea subturgidula Nyl 

Thallus albidus vel virescens tenuissimus effusus; apothecia 
livida vel pallide sordide livida opaca convexa (latit. eireiter 0,5 
willim. vel paullo majora) immarginata, seetione hypothecium fus- 
cum et pars supera sectionis stratum albicans sistentia; sporae 
8nae incolores oblongae simplices aut tenuiter 1—3-septatae, 
longit. 0,008—14 millim., erassit. 0,003—4 millim,, paraphyses non 
diseretae, epithecium album (vel versus lucem visun flavescens), 
hypotheeium fuscescens. Judo gelatina hymenea coerulescens 
(dein saepe fulvescens). 

Ad lignum Ilieis vetustum in Anglia, New Forest (Crombie). 

Tangere videtur L. apochroeellam Nyl. in Flora 1865, p. 6, 
et 1867, p. 373, sed differt praesertim sporis majoribus et demum 
3-septatis, hypothecio fusco vel fuscescente (nec luteo-fusces- 
cente), 


re 4, Lecidea. moestula Nyl. 


 Thallus obscure cinerascens tenuis depresso-subgranulatus vel 
evaneseens; ‚apothecia nigra. minuta (latit. 0,2—0,4 millim), pla- 
niuscula vel convexiuscula, immarginata (interdum nargine obr 
soleto), intus incoloria; sporae Snae incolores ellipsoideae Sim- 
plices, longit. 0,0078, erassit. 0,0025—0,0035 millim. , para- 
physes.non diseretae, epithecium incolor (vel passim vage non- 
nihil obseuratum), hypothecium totum fusco-obseuratum,. Jodo 
gelatina hymenea vinose rubens (praecedente coerulescentia levi). 

Supra: ligna  fahrefacta vetusta prope vicum Lyudhurst in 
New-Horeat (Grombie). 

- Apothecia : sat conferta. Maxime accedere. videtar ad L. my- 
riocarpoidem Nyl. (efr. Flora 1866, p. 86), quae'vero apothecia 
habet magis sparsa laminaque tenui visa epithecio distincte Tuteo- 
fuscescente, hypotheecio fusco infra (et perithecio) pallidiore, gela- 
tinam hymenialem iodo coerulescentem (dein Iuteseentem), etc. 
Accedit quoque versus L. dispansam Nyl. (efr. Lich. Lapp. or. 
p. 186) et versus Z. Zurgidulam Fr. Spermatia oblouga (longit. 
0,0040-—-0,0045 millim. , erassit. 0,0015 millim.), sterigmatibus 
brevibus, 


5. Lecidea leptostigma Nyl. 

Apotheeia. (parasitica verisimiliter in thallo albido mediocri 
rimuloso) fusco-nigricantia plane innata (latit. eire. 0,4 millim. 
vel minora) tenuia gregaria; sporae 8nae globosae vel globoso- 
ellipsoideae (diam. 0,0059 millim.) in thecis eylindraceis uni- 
seriatae, paraphyses medioeres sursum sensim crassiores (et ver- 
sus apicem sordide lutescentes), hypothecium vix Iutescens. Jodo 
gelatina hymenialis non tineta. 

Supra saxa micacea in Scotia (Crombie). 

Forte sit fungillus. 


6. Lecidea parasemella Nyl. 
. Parasita. Similis, quoad apothecia, Z. parasemae et forsitan 
ejus varietas, sed apotheeia minora (latit. eireiter 0,4 millim.) et 
sporis turgidioribus (longit. C,012—15 millim., crassit. 0,009— 
0,011 millim.); hypothecium fuscum, epithecium egerulescens, dein 
nonnihil obseurata. 


Supra thallum Leeideae vernalis in Lapponia, Pahtyaara 
Norrlin). 


7. Lecidea Urombiei Jones. . 

Thallus sulphureus vel albido-sulphureus (hydrate kalico 
flavo-tinetus) mediocris inaequalis ‚rimoso-diffractus vel passim 
subareolatus, hypothallo nigro limitatus, apothecia nigra .medio- 
cria (latit. cireiter 1 millim.) innata convexiuseula immarginata, 
intus einerascenti-obscurata;. sporae 8nae incolores ellipsoideae, 
longit.. 0,010—12 millim., erassit. 0,0067 millim., thalamium coe- 
rulescens, epithecium coeruleo-nigrieans, paraphyses non bene 
diseretae, hypotheeium incolor (vel dilute rufescens). Jodo gela- 
tina hymenialis coerulescens (thecae apice magis tinctae). 

Supra saxa in monte Scotiae Glen Callaben (Crombie). 

Hypothallus niger passim inter areolas thalli visibilis. Spe- 
cies haec, a beato Jones. distineta, prope L. theiodem Smmrf, 
locum habet. “ 

. 8 Lecidea postuma Nyl. . 

_ Thallus einerascens evanescens; apothecia nigra minutula 

(latit. 0,2—0,3 millim.) planiuscula marginata, intus concoloria ; 

sporae 6—8nae incolores (vel fuscescentes) ellipsoideo-oblongae 

3-septatae (additis saepius septulis obliquis vel longitudinalibus 

pareis), longit. 0,015—16 millim., erassit. 0,006—7 millim., epi- 
thecium et hypotheeium fuscescentia. 

Ad rupes maritimas in Scotia (Crombie). 

Vix est nisi varietas depauperata, deminuta Lerideae pelraeae, 
etiam sporis minoribus '). 


9, Arthonia subvarians Nyl. 

Similis A. varianti (Dav.), sed sporis 1-septatis (longit, 
0,011—15 millim., crassit. 0,0045—0,0055 millim.). Jodo gelatina 
hymenialis vinose fulvo-rubens. oo. 

Ad muros in Silesia (Ohlert), super apothecia Lecanorae 
galactinae var. dispersae (Pers.), Nyl. in Bullet. Soc. Bot. Fr. 
XIII (1866), p. 368. 


1) Memoretur hie obiter Zecidea conspirans Nyl., cui thallus albus sat 
tenuis granulatus; apothecia nigra (diam. eirciter 0,7 millim.) opaca plans 
marginata, intus obscura ; sporae 8nae fuscae ellipsoideae 1-septatae, longit- 
0,010—12 millim., erassit. 0,0068 millim., paraphyses gracilescentes elava mi- 
nuts apieis füsca, hypothecium fuscum, iodo gelatina hymenialis coeruleseens. 
In Nova Granata, Hodna (altit. 250 metr.), supra andesitem (Alex. Lindig, 
1863). A Z. disciformi differt (forte ut sola varietas) thallo granuloso & 
sporig minoribus, Hydrate kalico thallus mox flavus,. dein cinmabarinus 
evadit. 


a 


10. Rimularia bimborina Nyl 

ThaNus cinereus tenuis rimulosus vel sübareolatus ; apotheria 
nigro vel fusconigra opaca rugulosa depresso cohyesiuscula (latit. 
0,3--0,4 millim.) rotundata vel oblongo-rotundata, "medio depres- 
siuscula et rimula $ubtili” (saepe subradiante) fisso, intus  cine- 
rascentia;'sporae Snae incolores (demum fuscescentes vel fuscae) 
ellipsoideae simplices, longit. 0,018—25 millim., crassit. 0,011—16 
ınillim., paraphyses gracilescentes irregulares et saepe ramosaeı 
peritheeit, (peridium) etiam supra nigrum, infra (hypothecium) 
fusconigricans. Jodo gelatina hymenialis fulvo-rubens (praece- 
dente coerulesceutia levi). 

Supra saxa granitosa in Gallia, Haute Vienne (Ripart, 
1865), socia Lecanorae rinereae var. gibbosae. 

Genus peculiare novum, Mycoporo quodam modo affine, sed 
apotheciis supra demum rimula, subradiosa vel simplieiore debis- 
centibus. Inter Pyrenocarpeos hie Lichen locum obtinere non 
potest, nam nullum habet ostiolum punctiforme. Ceteroquin My- 
coporum et Rimularia apotheeii typum offerunt proprium, qui net 
apotheeium discocarpum nec pyrenocarpum sistit; ab illo scilicet 
differt peritheeio supra continuato tetumque hymenium involvente; 
ab hoc (pyrenio) differt ostiolo non regulari eontractoque nee 
anaphysibus intus munito, sed rimula vel varie dehiscente, Adest 
hic peridium, fere sient in Fungis variis; Distinguenda est duo- 
bus generibus allatis tribus propria, quae dieatur Peridsei. 


Addere liceat hoc loco observationes varias. 


Parmelia fuliginosa (Fr. in Dub. Bot. Gall p. 102) specie 
distinguenda est, ob reactionem erythrinicam addito medullae 
hypochlorite valeico, a P. prolixa et P. olivacea. Etiam corticola 
obvenit (Scchaer. L. H. 370 et 371, etc.). 

Parmelia lanata var. subeiliata Nyl. differt a typo recepta- 
eulo papillis spinuliformibus vel corniculis thallinis cHiato. In 
Scotia, ad rupes calcareas, Braemar (Crombie). 

Pertusaria pruinosa Kphb. Exot. Flecht. Herb. Wien, 
p. 24 (326) est P. cassia (Flot. in Bot. Zeit. 1850, p. 571, sub 
Phlyetide), ir regionibus mediterraneis late distribıtta. . 

Polystroma Fernandesii Clem., Ach. Syn. p. 136, sine du‘ 
bio est Ozocladium Montagnei et verisimiliter ejus O. „Leprieur u 
nomen Ülementei evidenter conservandum, et descriptio in Ens-- 


I) 


Add. p. 299 est optima. Speeiminibus e Guyana gallica a M6&- 
linon missis optimis, ad ramulos Zugeniae, examinare licuit om- 
nibus partibus hunc lichenem maxime singularem, qui secundum 
Clemente etia@® in Hispania (sine dubio tum maxime meridio- 
nali) occurrit. Hymenium fabricam sistit Thelotrematum, para- 
physes graciles strictiuseulas, gelatinam iodo non tinetam, sporas 
Snas incolores fusiformes transversim 6—8-loculares (longit. 
0,014—17 millim;, erassit. 0,003—5 millim.). Spermatia oblonga 
minutissima, sterigmata brevia simplicia. Pertinet. Polystroma 
ad subtribumi Theloiremeorum, cujus sistit typum cupulis recep- 
tacularibus proliferis’ Figura analytica, quam dedit apothecii 
Montagne in Anüı. Se. nat. 3, XVI, t. 16, omnino est manca, 
“ sed faties totius Lichenis ibi bene exprimitur. Cfr. Nyl. Syn. 
p. 254 et 255.' j 

'Lecanora discolorans Nyl. est Lecidea discolor Hepp Flecht, 
319, 320 (etiam Anz. Longob. 193). 

In Lecanora .‚homobola Nyl. Lich Nov. Granat. Addit, 
p. 541 oceurrunt arthrosterigmata optime evoluta. Similia veri- 
similiter invenienda sunt in Lecanoris affinibus & me descriptis ; 
inde nexus elucet cum stirpe L. cerinae. 

Leeidea pulverea Borr. (L. incana Del., Nyl. Prodr. Gall. 
Alger. p. 139) etiam apotheeiis obvenit carneo-pallidis, 

Leridea cupreiformis E. Nyl. differt a L. cuprea Smmrf. 
epithecio rufescente e capitulis paraphysum distinetis. Obser- 
vantur etiam -paraphyses articulatae. Adest quoque in Scotia 
(Crombie) thallo albido tenui subgranulato-concrescente, sporis 
longit. 0,010—18 millim., crassit. 0,0045—0, 0055 millim. Apo- 
theeia rufofusca vel nigricantia. 

Lecidea distans Kphb. in Flora 1855, p.71, Anz. Longob. 
152 (L. straminea Anz. Cat. Sondr. p. 81) est Lecidea stirpis 
L. parasemae, facie fere L. luctae Flk. Spermatia arcnata. 

Lecidea stigmatea Nyl. Prodr. Gall. Alger. p. l4l est L. 
aeguata (Ach. L. U. p. 171). 

Lecidea ocellata * praeponens Nyl., thallo flavo areolato- 
verruculoso vel tenuiter granulate-verruculoso, apotheeiis subin- 
natis (non a thallo marginatis) rugulosis immarginatis; sporae 
longit. 0,015—17 millim., erassit. 0,008—0,010 millim. Supra 
saxa ad mare prope Abredoniam in Scotia (Crombie). 

Ad Leeideam globulosam FIk pertinet Bilimbia pyrenocur- 
pordes Anz. 


HB 


:: Verrucaria cinerella Flot. var. megaspara Nyl. sporas habet 
longit. 0,023—36 millim., crassit. 0,009—0,013 millim. Ad :cor- 
tions, in Gallia (Crouan, Ripart) et in Anglia (Crembie). 

"Sagedia.. ‚rugosa Anz. est Thelopsis. melalhelicaN yl in Flora 
1864, p. 358, omnino similis scotieae; 


Gelehrte Gesellschaften. 


Ve rsammlung der Ab geordneten der gelehrten Ge- 
"  sellschaften Frankreichs, Br 

"Sitzung vom 15. April. Musset, ‚Mitglied der Akademie 
von Toulouse, lenkt die Aufmerksamkeit der Versammlung auf 
eine beständige Form der Bäume, auf die man noch nicht. ge- 
achtet hat. In allen Fällen sind die Stämme der Bäume .nicht 
kreisrund, sondern elliptisch; sie zeigen beständig in der Richt- 
ung von W. nach Ö. eine Verlängerung: und auf den Seiten nach 
N. und $S. eine Abplattung. Der Durchschnitt eines Stammes 
bietet daher einen grossen und kleinen Durchmesser, deren Richt-" 
ung bei allen Bäumen, die sich unter normalen Umständen ent- 
wickelt haben, sei es in der Ebene, sei es auf Bergen, identisch 
ist. Diese ‚Richtung rührt von dem Einflusse der Rotation der 
-Erde her. Die Entwickelung . der grossen Zweige stützt diese 
Hypothese, 

Der Vorsitzende, Leverrier, bemerkt, dass man die Form der 
Bäume auch dem Einflusse des Windes zusehreiben. könne, der 
in Frankreich, wie in England, vorherrschend in der Richtung der 
Verlängerung der Baumstämme weht. 

Musset glaubt sich berechtigt, den Einfluss des Windes auf 

die Form der Bäume zu leugnen, denn zu Toulouse ist der Süd- 
wind der vorherrschende und hat er Bäume beobachtet, die dem 
Winde sehr ausgesetzt sind und nichtsdestoweniger keine Aus- 
nahme von der allgemeinen’ Regel bilden. 
Duval-Jouve, von der naturwissenschaftlichen Gesellschaft 
in Strassburg, legt Glasplatten mit Präparaten von Eguisetum 
vor, die alle Einzelheiten der Structur in einer erstaunlichen 
Feinheit zeigen. Er berichtet ferner die Resultate seiner einge- 
henden Studien über die Modificationen der Gefässe eines dortigen 
grossen Farnkrautes, der Pieris aquilina 

Sitzung vom 17. April. Graf von Saporta, Mitglied der 
Akademie von Aix, theilt sehr interessante Beobachtungen über 


835 


die geographische: Verbeitung: "Versehieder Pflanzen der Tertiär- 
Periode mit. 

"Sitzung. vom 18, April.- Bei der ‚Vertheilung der Preise 
durch. .den Mitister: des. öffontIrchen Unterrichts: erhielten eine 
silberne Medaille: :  .- 

Borreau:, Professor der Eoole: Pröparative des sciences ' ‚et 
lettres. zu Angers und Mitglied der akademischen Gesellschaft von 
Maine et:Loire,. für. ‚seine: Arbeiten, ‚die Flora Frankreichs betref- 
fend-und- ::.; om ae 

‚Bornet, "Mitglied. der naturwissehsebafllichen Gesellschaft 
zu Cherbourg, für: seine‘ Untersuehungen über die Befruchtung 
der: Algen. - re _T 


EN 


Persomalnachrichten, 


‚Dr.:Thwaites, ‚Direetpr: :des botanischen: Gartens zu Para- 
denia (Ceylon), :steht: im, Begriffe - in seine: Heimath. zarückzu- 
kehren, da .seine.Gesundheit. angegriffen i Ast... 0:00: u 


“ Botanische Notizen. 


Vom 17. bis 31. Mai 1869--sell in St. Petersburg eine von 
dem russischen Gartenbau-Verein veranstaltete internationale Aus- 
stellung von Gegenständen des Gärtenbaues, verbuhden n init einem 
internätionälen botanischen Congress stättfinden. Das definitive 


Program soll! ‚spätestens am Frühjahr. 1869 veröffentlicht werden. 
. —T. 


Eine neue, Ausgahe.. von Prof. Asa Grays „Manual of the 
Botany of the Northern United States* mit 20 Kupfertafeln ist 
soeben erschienen. —T. 
Von den beiden botanischen Gärten in Florenz gehört der 
eine, dei Sempjiei, gegaupt, dem ältesten Anlagen.dieser Art an. 
Seine Gründung fällt in das 16. Jahrhundert. Er liegt in der 
Stadt und bedeckt: eine Fläche von 2 Hectaren. Die Zahl der 
hier eultivirten Pflanzen. beläuft sich auf höchstens 3500 Exem- 
plare (die einjährigen ansgenomimen) in tirca 200 Species. Seit 
1°/, Jahren steht er unter Leitung des Prof. Theodor Caruel, 


859 


der: hier Vorträge für Pharmaceuten hält.: Derselbe wendet zwar 
alle Kräfte an, um den Garten, der früher sehr vernachlässigt 
worden ist, wieder, zu heben, jedoch sind. die ‚Schwierigkeiten 
sehr gross und die ‘Mittel sehr karg. bemessen. ‘Der andere bo- 
tanische Garten in Florenz, der des königl. naturkistorischen Mu- 
seums, ist Anfangs dieses Jahrhunderts auf einer dürren, wasser- 
armen Anhöhe angelegt: worden. Trotz dieser sehr unglücklichen 
Lage ist er sehr gut in Ordnung. und. besitzt viele seltene Pfah- 
zen, weil die Mittel hier reichlicher vorhanden sind, so dass an 
allen nöthigen Einrichtungen, wie Treib-, Warmhäuser u &. W., 
die..in. dem zuerst genannten Garten ganz fehlen, hier kein Mangel 
ist. Die Leitung dieses Gartens ist dem Prof. Parlatore.über- 
tragen und zu seinen Vorträgen hat Jedermann freien Zutritt. 
—r. 


\ 37 ne. 


- Nach der Vernichtung des weit und breit berühmten Baum- 
riesen in der Villa da la Orotava auf‘ Tenerife ist der Baum :'zu 
Icod de los vinos auf derselben Insel das: grösste Exemplar: von 
Dracaena Draco. Er ist, völlig gesund und unversehrt, hat, 8 


Fuss über dem Boden, einen ‚Umfang yon Ih Meter und eine 
Höhe von 60 bis 70 Füss,. * "7 —T. 


In England beklagt man sich über. das. Niederschlagen der 
Weide Napoleons, die zu den Löwen des. Tages in; ‚den Gärten 
von Kew gehörte. Vor 40. Jahren wurde sie gepflanzt und stammt 
direct von den Trauerweiden, welche das Grab Napoleons auf St. 
Helena beschatteten ab. Lange bevor die Gärten von Kew dem 
Publikum geöffnet waren, kamen des Sonntags grosse Schaaren 
von London, ‘um diese’ pationale ; «Trophäe i in ' Augenschein zu 
nehmen.  : Bor Hn en 


Fa TEE 


sh 
Rotanische Weutgkeiten ı Im Huchhandel 


Be} 


quet. 74 pag.. Paris, Morgan. 3 res. 


. It 

Barla, J..B.: Flore illustrge de Nice et des alpes maritimes. 
"Iconographie des ‚orchidees, Ouvrage oryed de 63 pl. litho- 
graphids et colorides. In’4..& 2 col.:$1 pag. Nice: u; 

Bläse, G.: Die natürlichen Familien der wildwachsenden Pha- 

. nerogamen der baltischen Provinzen - Liv-,. Kur- und Esth- 
“land. Riga, Burmeister. 4 Thlr. 

Foke: Beiträge zur Kenntniss der deutschen Brombeeren. Bre- 
-men, Müller. 15-Ngr. —- 

Du puy,D.: M£moires d’un botaniste, acco agaes de la florule 
des stations des’ cifemins le’ fer dü Midi dans le Gers, Avee 
: fikares!'intercaleos dans-Ie texte. '36F Pag. Paris, Sayy. 

Hinüber: Verzeichniss der im Sollinge. und Umgegend wild- 
wachsenden Gefässpflanzen. Göttingen, Deuerlich. ?/, Thir. 

Hoovpesj’J.; The book of evergreens: a Practical treatise: on the 
Coniferae. Illustr. New-York, Jude et Co. 3D. 

Leitgeb, 'H.: Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Pfnnzen- 
„prgane, .Wiep, Gerold’s Sohn, ::4 Thlr.. 

Lindsay, Dr. W. K: Contributions t0 New Zeeland Botany. 
“London, Williams and Norgate. 

Peckolt, T.: Catalog der pharmacognost. und chemischen Samm- 
lung aus der brasil. Flora zur Nationalausstellung in Rie 
Janeiro 1866, . Wien, Gerold’s Sohn. ?%4 Thir. ; 
Rabenhorst, E.: Flora europaea algarım aquae dukeis et! sub- 

marinae. Sectio III. algas chlorophyllophyceas, "melanophy- 
" ceag et‘ rhodophyceas tompleetehs. "Plagiilae' AR-ÄRIK. 
'" Leipzig, Kuinmer. I Ahlr. 

Raumegnere,.C.; "Orypiogamie ällustree,. ou histoire. des fr- 
familles naturelles des plantes acotyledones d’Europe; ‚£oor- 
‚dennde suivant kes dernieres classifieations et cornpfet&d par 
les recherches scientifigues' les plus recentes. In. 4. 71,Pag, 
et’21 pl, Paris, J. B. Bailliere et fils. 

Schenk, 8: L.: Beitrsg zur Lehre von den Organshingen im 
inötorischen Keimblatte. Wien, Gerold’s Solin. 16 Nör., 


Schnizlein; A.: Iconographia familiarum nafugeliun regni ve- 
getabilis. — Abbildungen. aller natürlichen Familien des Ge; 
wächsreiches. 19, Heft. Bonn, Cohen u. Sohn. 2 Thlr. 

Verhandlungen des botanischen Vereines für die Provinz Bran- 
denburg und die angränzenden Länder. 9. Jahrg. Red. und 
herausgeg. von P. Ascherson. Berlin, Gärtner. 1" Thir. 

Walpers: Annales botanicees. Tomus VII. Fasc. 1. Inhalt: Ad- 


36% 


- denda ad Jiteraturam botanicam annorum 1856-1866. Auct. 
C. Müller. Leipzig, Abel. ı Thir. 6 Ngr. 
Wichelkaus, H.: Ueber die Lebensbediligungen der Pflanzen. 
Vortrag. Berlin, Däninler. “*/s Thlr. " 
Willkomm M., et J. Lange: Prodromus florae hispanieae. Vol.2. 
Pars 2, Stuttgart, Schweizerbart, 1 Thlr. 16 Ngr. 


 WVerzeiehniss 
der für die Sammlungen der kgl. botanischen Geselichait ein- 
gegangenen Beiträge. 


9. Sitzungsberichte der k bayer. Akad. d. wi sneusch. ma. L 2. % 
München. 

92. Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft ‚in Bern ‚Nr. 619 

' bie 663. 1868. 

9, Verhandlungen d. schweizer. naturforsch. Gesellschaft in Khein: 

.. felden. '51. Versammlung. Jahresbericht 1867. :. -: 

94. Verhandlungen und Mittheilungen des siebenbärg. Vereins: £., Batirwia 
zu Hermannstadt. 17. Jahrg. on i 

Bi Meiholres“ de Vaeademie imp. des seiences de St. Petersbonrg 
Ser. VI. Tom. XI. Nr. 9—18 et dernier. 18678. 

x. Bulletin &e. St. Petersbourg. Tom. XII. n. 2-5 et dernier. 

9. Transsctions and Proceedings of the roy. Soc: iof Victoria, Part I 
VoL VIEL ‚Melbourne 1868. _ 

28. Das Pflanzenreich. Anleitung aug Konniniss, desselben nach dem 

"Liand’schen System. 9. Auflage mit 613 Abbildung ' Breslau (Ferd. 


Hirt) 1868, 
‚92. Schriften der naturforsch. Gesellsch. in Danzig. Neue Frage u Ba. 
‚1. Heft 1868; en vgl 


100. Dr. D. Clos: La plan tee au point. de vue litteraire (Mömires de Y’Ac. 
‚up. & se, &e. de Tonlouse, 6. Ser. T.6.).. . 

161.'N. W. P. Rauwenhoff: Phyto-physiologische Bijdrpgen. Amsjerdom 
1868. u 

192. ‚8:0. Lindberg.: Musei,novi seandinaviei.  Helsingfors 1868. |: 

103. L, Rabenhorst: Lichenes europ: exsiccati fase, 30, Dresden 1066. 

104. Memoires . ‘de YAcad. imp. d. sciences &c. de Lyon Classe 4 ‚geiene. 

>’ om. 16. 186667. 
106.' id: Classe des -letires Tom. 13, 1866-68. ne 


Redastenr: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauer'schen Buch 
druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. : 


BarE 
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EL} 


Regensburg. Ausgegeben den 10. September 1868. 


 Kiaaie: 'W. Nylender: Circa evolutionem gonimicdn"Collemaces- 
ram. —--Ders.: -Circa evolutionem: sporarum gefminsntinm: Varicellariae: ‚n0- 
tulae. —. Literatur. — Personalnachrichten. — Botanische Notizen.  : ; 


b 


nemummend 


Circa evolutionem gonimicam Collemaceorum 
notula. Seripsit W. Nylander. 


x 


In variis commentariis tractata, fuit natura Nostocum, et sae- 
pissime tamquam hypothesis valuit opinio, Nostoc juvenile sistere 
Collema vel Nostoc aetatem certam adtingens transire in Collema. 
Obseryvationibus-vero ipse hie transitus fugit, ni fallor.. 

Res autem est optime et primo obtutu demonstranda, sci- 
Hieet in eonditionibus physiologieis normalibns; minorem fidem 
habere licet observationibus texturas disruptas et elementa ana- 
tomica evulsa respicientibus. 

- Constat. thallum in genere Collemale nullum stratum corti- 
cale discretum offerre neque isidium, ubi adest, aliud quam gra- 
nulosum vel furfuraceum nigrieans aggregatun saepiusque mar- 
ginale, semper solun: in pagina supera. Haec granula, quae ma- 
nifeste propagula sunt Lichenis, e quo secernuntur extrudunturque, 
sub microscopio facillime omnem historiam evolutionis thalli pri- 
mum ita ortum capientis ostendant inde a cellula gonimium ’) 


T——— ee “ B 
: 4) Dri. Hermanır Itzigsohn (in Bot. Zeit. 1868, n. 12) terminus goni- 
mium non placet et praeferret suum „glaucogonidium.‘“  Rationem tamen 
aullam video, cur nomen prius datum rejiceretur, nam si ante me gonidia 
‘Flora 1868, 23 


34 


unicum involvente usque ad Nostoe verum minutum (saltem nulla 
apparet differentja) et denique ad- texturam ‚perfeotam Collematis. 
Videre licet, quosapdo graayla illa magnitudine erescunt, et jam 
globosa sunt, ja Bodules - -Bonnihit difföriies effdgentia, primo 
minutissima, deinde sensim majora; ita omnium stadiorum pri- 
morum exempla hic copiosa simul sub oculis habemus. Figuris 
facile evolutio haecce explicaretur, sed etiam sine talibus intel- 
hgitur. 
In genere Lepiogio, cui thallus cellulose coıticatus , isidium 
confertum papillosum vel dgmam dattyloideum in pagina supera 
obvenit (inde nomen pichneum varietatis Leptegii tremelloidis in 
Ach. Syn. p. 343), similiter exempla praebens facillime conspi- 
lenda :evolutionis: thallinae initialis ope gemmulrtnm: taliam, 
atque frequentiores in hoc genere thalli. isidiophori obveniunt 
quam in genere Collemate. Papillae vel gemmulge isidiosae tan- 
dem mode laxe thallo infixge eonspiciuntur et mota vel.tactu le- 
_ vissiimo secedunt. Rationes autem evalutionis hie minus sunt 
simplices propter texturam thalli extus. cellulosam.. . 


'& könimia coimmiscebantur et 3f promisene pro ambobus diefum füit!‘'gtra- 
tum gonimon“, hocce eorrigendum erat et optime, 'crederem, distinguendum 
terminis, quos admisi. Brevitate jaın et usu maxime commado se commen- 
dant; dieere enim possumus: Lichen gonimicus et Lichen gonidicus, stratum 
gonimicum, stratum gonidicum, ete., quod nominibus compositis vix idonee ex- 
priineretur, atque ceteroquin, tanta est inter gonimia et gonidia diversitas, ut 
‚non bene licest pro iis nomine simplici eodem {„gonidio*) adjeetivis varlis 
additis composito et prolongato uti colores varios indieantibus.: Atque color, 
praeserfim gonimiorum, valde variat Sunt igitur 'nomins nova a Dre. 
Hermann J. proposita,. ob plurimas rationes, omnino inutilie. (Quae 
„Chrysogonidien z. B. bei Placodium" (apud quod ?) invenit, prodere videtur 
sensum hujus termini elementaris auctori, parum in his rebus experto, igno- 
tum esse. Cadit insuper (confundens Adjunetum Fries cum Professore Fries) 
in Friesiades vel Algas pestiferas, «une morbos quasi seirrhosds  Lichenum 
‚fficerent, ax pathologia Friesiana (efr. Flora 1866, p. 116, et Lieh,: Lapp- 
or. p. 11%), at num quidem Dr. Hermann J. cognita habet cephalodia Stereg- 
caulorum? Diceres eum talia numquam conspexisse, nam „Ephebe-Anflüge‘ 
Flotowii (quae Sirosiphonem saricolam Naeg. sistere indieavi) eum cephalo- 
düs eonfundit! Cephalodia Peitidene pro sorediis samit! Auxiliaries noruß 
pathologise Adjuneti Fries ignorare videtur, gonimia seytonemoiden sut tale 
thallum constituentie (Gonionem a) aut stratun gonimieum totiug Lichanis 
formantia (Coccocarpia cilio/nta, Dichonema, ete.) occurrere? Et quasne 
formas algomorphas gonidiorum et gonimiorum varias praebent Coenogontum, 
Ikelapsis melstheiia, Versucarise plants inieriorem, .ete.? ‚Suntomj ab eamı 
emnsam, Algae? Qnibus alioguin setis dient. eblerephsälum in Muscia, Killer 
hun sut Phanerogemis? 


er PPvEN 


855 


--Observafü 'duogue ' digenm' dat}! nad sic: Ikrdidhhonde' ri 
alla ptöferre apotheeia.: Multipliearl, videntur gemmulis nostöchk 
ıleis e pagina, supera (Ineem speetante) tballi excretis, nee pre- 
faßatione ufla- sesunk: Atge forsan thalli ‚Tertiles uch! ‘oriantur 
Misi e’sporis evohiti. * SE Eee 

- Credere nuhe as sit, Nostoe -genns' Algologiae hödiernae pre 
parte saltem (si nor omne)' initia vel status'metamorphos 'referre 
Collematum ’), Jam antea ad Lichenes duxi Seytonemata varia, 
Sirosiphones et quidem Gloeocapsus certas (tales sunt Synalissa 
picina,' S: melädermia, Uollema erilescens, et accedit Bryophligns 
@loeocapsa Nitschk. optime forte dieendus Gloeoenpsa bryophaga). 

’ Fructu tantunı manifestatur natura lichenosa horum vegeta- 
bilium. Olim etiam dixi, status varios eorundem vulge öbvios 
steriles esse 'analogos Leprarüs Tamiliae Lichenaceörim; nee 
transeunt ' Leprariae- in ‘.Lichenes' typicos' äpothecia proferentes, 
«ed nadent leprosae Sterilesque. Similiter statas nostoeoidel'”et 
analugi Seytonematunt, Sirosiphonum et Gloeocäpsäruim maneant 
sradu Suo pechliari inferiore atypiei et steriles absque uNk' evo- 
lutiore in statum perfeetiorem vel fertilem abeunte.  Suspieio 
etiam est, alia quoque vegetabilia haud pauca in Algologia prae* 
senti recepta ad Liebenograpbiam esse transferenda; doeebit ex» 
perientin 'pienior, ‚quomodo haee reverd se habent. 


"3 


Cirea evolutionem sporarum germinantinm. Va- 
; ricellariae.notulae Seripsit W. Nylander. 


Jam de germinatione sporarum magnarum Lichenum seripse- 
runt Tulasne et de Bary et viderunt e pariete sporali sensim 


4) Supra’ via arenosas tempore pluvioso Nostoe minus quoddam haud 
raro Phrisjis et alibi in Gallia celerrime saepe 'oritur, atqhe in iisdem loris 
postes :occarrit: (ollema pulposua sterile, quod forte e Nostoce originem du- 
cos kabere licet. Evoluiio autem Liehenis hujus adulti lenta est, siout alig- 
rum. Ocessione hie data utar animadvertendi, aetafem Lichenum optime de- 
terminatam 'vonspiei in «oemeteriis Lichenibus bene feracibus, seilicet in lapi- 
dibus sepulcralibus annos indicantibus, quando positi fuerınt et super quos 
#ise dnbis mox se’ Lichenes ubiqne copiosi disseminaverant Ita (speäimini- 
bus nimirum maximis lapidum talium respectis varierum aetstum) ex.. gr. 
Hdlsingforsiee, in coemeterio,;exira arbem,,. vidi .Lioheni medigerj; yel adulto 
(ex. gr. Physclis eommanibus) opus esse fere viginti annis. Deindg_ vero in- 


erementum lentissime efhcitur. 
23* 


36 


‘andique extrudi filsmenta gracilia,.quae explicata faerunt .a.cele- 
berrimis auctoribus tamquam prima stamina bypothallina vel initie 
thalli. _ 

Sporas Varicellariae, maximas fere omnium. Lichenum (vide 
Nyl. Lich. Sceandin. t. 1, f. 8) in aöre humido et saepius sub 
aqua. conservatas similiter. brevi.tempore obtegi vidi a filamentis 
tenuibus eireumradiantibus. At simul alia vidi similia enasci © 
fragmentis variis (apotheeii V. aricellariae disrupti) adjacentibns, 
Post meusem in quibusdam sporis haee filamenta (et sporarum et 
aliarum quisquiliarum) mucedineum characterem. manifeste pro- 
dentia -acrosporas moniliformes hyalinas Penieillato-dispositäs pro- 
ferebant, et ita Penicillism tenellum constituerunt. Deinde, eul- 
tura continuata hoc Penieillium vidi destructum ct evanescens. 
Longe vero antea et jam prodeuntibus filımentis, de quibus men- 
tio fuit, in endesporio protoplasma, hyalinunı observavi quasi 
medio turbidum e granulationibus minutissimis albis, corpuseulum 
album solidum. (versus lueem visum opacum) quasi , coagulatione 
fingentibus in. utriusque .loculi sporae cavitate, ct hoc postea Sen- 
sim embryonis quodanımodo facie erescere atque tandem tertio 
mense totam cavitatem utranıqie endosporii implere. Hodem tenı- 
pore paries strata seusim laxiora ostendit loeulis binis- concen- 
trich et finditur simul rimulis (vel strigulis) transversis crebris 
subtilibus (quale aliquid jam observavit de Bary et quod apud 
Pertusariam velatam indieavi in Lich. New Zeal. in Linn. 
Soc. Journ. Bot. IX, p. 253) dissolutionem ejus futuram prae- 
pärantibus, quanı promovere poseit etinm vegetatio parasitica mu- 
cedinea. A medio mensis Martii usque ad-medium mensis Junii 
haec phaenomena notavi. Sporae tum, filamentis Penieillii (ve- 
"getatione hujus peracta) denudatae, intus in utrogue loenlo osten- 
debant corpuseulum album, quod’ versus 'septum ambos separans 
in sporis pluribus parietem s}j;oralem dispandebant uno latere. 

"Inde aliquando corpuseulum album oblongnm sponte.. e. Igeulo 
utroque expulsumn vidi. Libera (vel alibi pro parte ‚manentja..iu 
loculis, alia parte ‚prope septum protruso).haec corpuscula majart 
'evadunt et praesertim longiora (quam in spora inelusa), nopaihil 
‚difformia ’etinaequalia vel- superftie fere cerebriformia ; sed nulla 
membrana cellulari teguntur. 

Hie, vi. fallor, positum est initium thalliaum Lichenis, de quo 
agitur, at evolutionem ulteriorem persequi non ‚valai.. Au. werd 
‚feenndntio in bis corpusenlis effichtur? Analogin. eorum. tum- eBe- 
tetür com sporis Fucagearum.” . Beur 


ar Er a: IRTER 


a 
- Seriug,' estate: ealida;. alias 'Chlturas ;äporarum. Vartgelldrige 
suscepi, et sicut in prioribuß' hlamenta, mucedinea cito copioseque 


ex omtibus evoluta eonspexi. ' Sed- nune fruuctificatio Helmintho- 
sporii (sporis septatis nigrieantibus pfriformibus est monilifornti- 


> proliferis, "subfaseieulatim dispositis) filamentis his apparuit, at- 


que paries sporalis brevi teinpore dissolufus fuit. Interdum cor- 
puscula eolorem roseum sumserant. Caloreim nimium (saepius 
eirciter 30° C.) culturae noxium fuisse -crederem. 

'Obseryationes eusnodi' facillime- instituendae et explicaudae, 


sed aegre ih’ experimentis rationes nafnrales imitarl licet, hancque 


ob causam physiologia Liehenun extrieatu vel cognitu est diffi- 


eillima. 


Literatur 
Die Lanbmbose Obörfränkend "Beiträge zur  Pin- 
zengeographie und Systematik und.zur Theorie vom Ur- 
» sprung der Arten von Dr. Al.. Walther und L. Mo- 
Jendo ‚ Leipzig 1868. Engelmann, | 


- Der durelı. ‚seine musterhaften Moosstudien - in den Algäuer- 
alpen, Leipzig 1865 (angezeiet in der. Flora 1866) und seine 


‘so umsichtigen als schönen: Bryologischen 'Reisebilder aus den 


Alpeu’ (Flora: 1866 und 1867) als gründliches Forseher und treff- 
licher Schilderer der Natur rühmnlichst: bekannte Molendo und 
dessen Schwager Dr. Walther, haben in dieser Schrift die Laub- 
‚moose Oberfrasikens in derselben musterhaften Weise bearbeitet 
and hiebei zugleich den ersten Versuch gemacht, die Darwin’schen 
Prinzipien zur Erklärung der Verbreitung der Laubmoose und 
deren Wandlungen zu benützen. Die Wichtigkeit des bearbeiteten 
Gebiets von 126 Quadratmeilen durch dessen Lage in der Mitte 


“der‘hereynischen Waldgebirge und das den pälaeoutologischen Ge- 
"sfeinen atigehörende Fichtelgebirg, welches sich dem Strand von 


sandigen und kalkizen Bildungen aus der Triaszeit anlehnt,. der 
den Felsenriffen des fränkischen Juragebirges zum Gestelle dient, 


‚sowie die Neuheit der Anwendung der Darwin’schen Theorieen 


&0f die Erläuterung der Verbreitung und der Wandlungen der 
‘Arten dürfte eine eingehende Besprechung dieser Schrift ‚reeht- 
ertiigen, 'weru freilich 'eiw den :Verfassern edenblirtiger Geist be- 


rs 


zufen- wäre. Im, Vorworte- erwähnen: die Verfasser, Hass das der 
Bayreuther Gewerbschule. zum Geschenk gemachte Laubmoosherbar 
des seligen Apothekers Hrn. Chr. Funk .die Hauptgrundlage 
füz.die: Flora.des Fichtelgebirges lieferte, welehe durch dessen 
“Sohn: vermehrt: wurde, Dass Prof, Laurer in Greifswalde durch | 
Angabe: seiner reichen Funde im Fichtelgebirge, der Bezirks- 
gerichtsrath Arnold durch seine Laubmoosfunde im fränkischen 
Jura, sowie Apotheker Mayer,. ferner Wundarzt Kress durch 
dessen Laubmoose Unterfrankens, und Karl Schimper’a ünd Dr. 
Karl Walther’s ‚Mittheilungen diese Flora wesentlich berei- 
cherten.., „y- - ° u, on 
Im 1. Abschnitte schildern die Verf. die geographischen Ver; 
hältnisse und zwar vorerst des Fichtelgebirges, dieser wichtigen 
Wasserscheide; das sich“ am Selmeeberge zu 327% Höhe erhebt, 
und dessen Gebiet zur Hälfte aus Granitbergen und. zur anders 
aus hügeligen Gneis!- und Climmerschieter-Hochebenen oder Bu 
saltkuppen besteht, dann den Thüringerwald, die Bandgebirgt, 
die Verbreitung des Buntsandsteins, Muschelkalkes und Kenpers, 
Endlich‘ das Juragebirge Oberfrankens’ ebenso genau als ädiegen. 
Hitfauf, folgt ein: Höhemiverzeichniss van :590 Stabdarten zdann;ein 
Ueberbliek jener Gesteine, welche: für die -Gestaltuyg des. Landes 
und dessen. Vegetation wichtig sind und’zwar [. die Gesteinsbild- 
ungen: des..Fichtelgebirgs,, nämlich die granitischen Gesteine, 
welchenden ‚Kern bilden, ‚deren Verbreitung mit ihren reichen 
Fichten- und: Moorwäldern, Hochmooren, den Kiefernwäldern am 
anteren Theile und seltenen Bucheuwäldern; dann des azoischei 
;Schiefers, welcher die Granitstücke umlagert, des Gneussey. und 
Glimmerschiefers, des Hornblendeschiefers, des Serpentins u 
Urthonschiefers, deren Komplex die centralen Gneusspprfbieen 
‚#30 eim Mantel]. umspannt; ferner die Uebergangsformationen, yon 
denen. der Thonsehiefer mit seinen . plateauurtigen. Rücken und 
flichten, oft aus Weisstannen bestehenden Wäldern ejne.bedeu- 
teade Ausdehnung erlangt hat, den. Grauwakensandstein, Kalk- 
steig,, Grünstein mit Diabasschiefern, Quarzporphyr und Roth- 
liegenden. Hierauf folgen .die Tertiärbildumgen des Fichtelgebir- 
ses mit-seinen Kuppen, die nachtertiären Bildungen und ‚endlich 
der Torf, u j ae 
Il. Die Gesteine-des Trias, als der Buntsandstein wit seinen 
trockenen Föührenwäldern und reichen Kulturen, der..Muschelkälk 
und Keuper. Z = Fa 


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‚3 I1Die. Imragebilde, ‚von -Jensn-der.-mittlere: Jpra;-oder-Dog* 


We: 


ger reich an eisenschüssigen Saudsteinen und für die Vegetation 
sebr wichtig ist; der Dolomit nimmt ‚die Oberfläche der Jurakette 
mit ihren vielen pittoresken Felsköpfen ein,, - . 

Im 2. Abschnitte folgt die Aufzählung der 384 in Oberfran- 
ken, bisher Aufgefundenen -Laubmoose mit Angabe der Vorkom- 
mensverbältnisse und .Auffinder, sowie der Diagnosen. der in der 
Bryologie nicht enthaltenen ‚Arten und Abartep. Ausser den all-. 
gemein verbreiteten Laubmoosen kommen in Oberfranken fol- 
gende hemerkenswerthe Arten vor: 

. Cynodontium alpestre (Wahlb, ) auf Sandsteinfelsen, Diera- 
num fuleum auf Sandsteingerölle, Muchlenbeckii, Dieranodontium 
aristatum mit der zweifelhaften Form recedens mit niebt brüchi- 
gen Blättern und engern Basilarzellen, sericeum Schpr., welche 
schattige Sandsteinwände im Keuper bei Bayreuth überzieht, 

Campylopus alpinus Schpr. an Granit des Nusshard- (3000), dre- 
vifolaus mit Polgtrichum piliferum auf Hoghflächen (Grauwaken- 
schiefer), Didymodon eylindricus und lurides auf Sandstein, Lep- 
totrichum vaginans Sull.. in Gräben, Barbula pulvinata Jur., pa- 
“ pillosa Wils., latifolia Breh. an Pappeln, intermedia Wels. auf 
Diabas am Berneker Schneeberge, Grimmia contorta Whlbg. in 
-Granitspalten des Schönbergs (32509, sudetica Schw. auf Granit 
am Ochsenkopf (2550), Racomitrium patens auf Granit, sowie s4- 
detieum, Ptychomitrium polyph yllum auf Diabas, sowie Zygodon 
rupestris Schpr., Ulota Drummondii aut Granit des Nusshard und 
auf Sorbus, Hutchinsiae auf Quarz,  Orthotrichum gymnostomum 
: auf Eschen, lexcamitrium auf Sandstein, Surmii auf Grünstein 
(1500), Zetrodontirum repandum in Sandsteinspalten, Brownianum 
auf Granit,. Splachnum sphaericum (429); Pyramidula, Bryum cirr- 
hatum auf Dolomit (1500), Mildeanum Jur. auf Silicatgesteinen, 
alpinum aul Diabas, eyclophyllum, Zieria julaces auf Diabas 
(1220°), Mnium spinosum (1499) und subglobosum (bei Gefrees), 
Amblyodon auf Dolonit, Paludella, Neckera ‚Philippians an Bu- 
chen, Menziesii Hook. auf Granit (2599), Sendineri Schpr. auf 
Kalkielsen im Jura, Pseudoleskea atrovirens (1600) Plagiothecium 
Schimgeri Jur. mit der Form adseendens Mol., nanum Jur., Hyp- 
num Sauteri auf’Dolomit im Jura, Haldanianum, subenerve bei der 
. Kuine,Waldstein(2000°), ochraceum, Hylocomium subpinnalum Lindb. 
an quellenfeuchten Stellen schattiger Waldhänge mit den vermuthlich 
Aeltern driqueirum und squarrosum, Sphagnum recurvum P. B. 
an nn rubellum und molle auf nassen Waldhaiden. 

.:.Von., den. 384. Laubmoosen Oberfranken;. kommen 321 im 


368: | 


Fichtelgebirge, 37b-ih Trissgebiete und 256 im Jura vor, wovon 
63 dem Fiehtelgebirge, 19-den- Triashügeln (Keuper) und 28 dem 
Jura eigentbümlich sind, dagegen fehlen 17 Arten im Fichtelgebirge, 
18imm: :Keupergebiete, 46 im Jura: und finden sich 64 nur auf Silieat- 
gesteinen, hier undauf Kalk 25, nur auf Kalk 29. Sämmtlich Arten, 
welche Auch in Salzburg ıur auf diesen Gesteinen vorkommen, 
mit Ausnahme von Dichodentinie, Dieranum fuscescens, Didy- 
modon eylindrieus, Racomitrium Inmuginosum, Bartramia Halle- 
riana, Bryum intermedium, welche auch in den 'Kalkgebirgen 
Salzburgs - vorkommen, während Anomodon longifolius, Pseudo- 
leskea catenulala, Orthothecium' intrieatum, Rhimchostegium tenel- 
lum, depressum in Salzburg sich nur auf Kalkboden finden., Die 
grossen Ungleichheiten der Vertheilung der Laubmoose veranlas- 
sen die Verf., die Grundsätze Darwins zu deren Erklärung in 
Anwendung zu: bringen, wobei sie beklagen, bei den bereits über- 
schrittenen Gränzen dieser Abhandlung nur eine lückenhafte Dar- 
stellung bringen zu können. Während einige Laubmoose überall 
verbreitet sind, kommen einige nur an’ “einzelnen oder wenigen 
Standorten vor, viele besiedeln' nur- das’ palaeozoische' ‚Gestein, 
atidere nur den Keuper oder Jura, andere finden sich nur auf: 
zwei-dieser Gebirgsarten, obwohl das -Fichtelgebirge auch’ kalk- 
haltige, der Jura’ dich kieselige Gesteine besitzt; mehrere kom- 
men auf allen drei Gebieten vor, einige $ind auf höhere, andere 
auf tiefere Lagen beschränkt, einige leben nur auf Gesteinen, 
andere nur auf organischen Substraten, die meisten finden sich 
auf fast allen Unterlagen, einige sind kalkstät, andere kalkscheu, 
einige heben lichte, trockene Standorte, andere lichtarme: ‚Schluch- 
ten und Felsen u. s. w. Von diesen sind es die Bewohner von 
Gestein und Detritus, auf weichen der Kampf nm das Dasein 
verfolgt werden kann, wie Molendo bereits: in den Algäuer 
Moosen aussprach : „Mehrere zeigen, dass es öfters yanz bestimmte 
Combinationen.von chemischer Bodenmischung ünd physikalischen. 
Zuständen sind, an welche die Verbreitung innerhalb des ihnen 
möglichen klimatischen Areals gebunden erscheint.“ / 

- Diese drei Gruppen von Faetoren reichen jedoeh zur Erklä- 
rung der Verbreitung der I,aubmoose nicht hin. ‚Darwin, sei es, 
selungen, ünrch seine Lehre vom „Kampf um das Dasein“ und 
die. Pflanzenwanderungen in Folge geologischer Ereignisse‘ mehr 
Licht zu verbreiten. Wir übergehen das sehr seltene Vorkom« 
men weniger: Arten; “ungeachtet ‘die von ibnen ‚geförderten‘ \ er- 
hltnisse Sich”-nicht:- selten finden; "sowie die: grossen 'Lüdken im 


der Vertbeilang‘ der seltenen Arten, welche die von grossex' geo- 


logischen Abänderungen nbhängigen Wanderutgen und der Kampf 
üms’Dasein, wodurch einzelne‘ Arten wieder verdrängt wurden, 
erklären dürften. Durch die Neigungder' Geschöpfe, sich in geo® 
nietrischen Verhältnissen: zu vermehren, während ihre Nahrung 
diese nur in Arithmetischer thun kann, entsteht ein Wettkampf 
zur Mitbewerbung uin Raum und ‘Nahrung, wodurch die Schwä- 
eheren 'allmählig verdrängt werden, was Darwin die ha- 


‚ türfiche Züchtung 'oder das Ueberleben des Passendstes 


nennt, ind jene Geschöpfe erhalten, welche Vortheile über die 


 änderen- ’erlangten. Wo die Organisation und das Klima zusdhh- 


menpassen ‚wird die Art die grösste Dichtigkeit ihrer Ver- 
breitung erreichen. Der Mitbewerb ist nattirlich zwischen den 
nächstverwandten ’Arten der stärkste; ‚daher finden sich selche 
Arten selten beisammen. Die Zahl der Arten auf bestimmitem 
Raun wird umso ‚höher steigen, je verschiedener ihre OrgAni- 
sätion ist! Somit: ist die Variabilität ein Schutz: gegen die Ver- 
drängung. -Die Arten selbst aber’ändern je nach den verschie- 
denen Einfliissen ab, wodurch Allmählig bei deren Isolirung vom 
Einfluss der Stammart und bei mangelnder Compensation die Ab- 
arten, welche für das Klima und den Mitbewerb die tauglichsten 
sind, eine grössere Verbreitung gewinnen. 

: Naeh Darwin und den Vert. entstehen artenreiche Geschlech- 
ter, wein Zuchtwahl und Abänderung besonders thätig sind, 
welcher Ansicht jedoch die Flora der Vorwelt, die bisherige Pfan- 
zeugeschichte und die Sorgfalt ‚der Natur, die Arten durch Ste- 


Gesetz der Compensation zu erhalten, widersprechen. Das Ver- 
mögen, abzuändern, ist erfahrangsgemäss ein sehr ungleiches und 
es kommen auch unter anschein.nd gleichen Verbältnissen meh- 
rere Abarten, z. B. Webera metws, vor und kann eine Abart 
uch unter den verschiedensten Verhältnissen entstehen, 2. B. 
Bryum argenteum v. lanatum, das auf hohen Alpen und iv heis- 
sen Gegenden sich findet. Bei hochgesteigerter Variabilität und 
unklarem Zusammenhang durch Zwischenformen entstlinden nach 
Darwin und den Verf. die beginnenden Arten (Subspecies), bei 
feblendem Zusammenhang die guten Arten. —- Wenn Häckel als 
die nunmehrige Aufgabe der Systematik erklärt, durch Aufstellung 
des aattirlichen Systems den Stammbaum der verwandten Grup- 
pen‘ festzustellen, so Weisen die Verf. diese Forderung als für 
aie- Biyolögen unaasführbar’mit: Recht zurek‘; da’ /ndr“ wenig 


20. ‚ 


Spuren niederer Pflanze aus deu füberen Erdperioden echalten 
sind. Auch bei- den Mnasen klaffen oft zwischen kleinen Fayilien 
solche Lücken, deren Ausfüllung sich kaum baffen lässt, geschweige 
erst „wischen den- Tribus. und ‚Klassen. Die: klimatischen . Arten 
werden durch die. klimatischen. Einflüsse. und. Extreme. hervorger 
rufen uud sind, in-ungewohnte Verhältnisse, versetzt, zur Abän- 
‘derung geneigter als in ihrer -Heimath, _Der Kampf um's Daseiu 
erklärt nebst den : Wanderungen, warum viele Pflanzen Vorposten 
weit vom Gentrum ihrer Verbreitung vorgeschohen haben. Viele 
Kultur- und Alpenpflanzeun gedeihen nur. durch Schutz. vor. .den 
Mitbewerbern der einheimischen Gewächse, Die Kosmopoliten 
erschüttern zung Theil die-Annahme, dass verschiedene Äussere 
Verhältnisse Abänderungen. erzeugen.‘ : Manche Laubmoouse haben 
einen grossen Verbreitungsbezirk über Länder. und Welttheile, 
denn; viele unserer Arten finden sich auch z. B. am. Himalaya, 
und die Erfahrung spricht für periodische, sporadische und sae: 
culare Besiedlung. Die Zertheilung eines grossen Areales in 
mehrere entlegene Stteke ist durch die Wanderungen, vorzüglich 
sur Eiszeit, erfolgt. 

- 4a den hercynischen Mittelgebirgen, dem. Schwarzwald. uud 
Yogasen. finden sich einige Arten, welche .sonst. meistens. erst 
ober der Fichtenregien auftreten. Die Alpen Scandinaviens und 
Nordamerika’s bieten grosse Aehnlichkeit ihrer Moosdecke, selbst 
die niederen Berggruppen Nherftankens. beherbergen solche Re- 
liquien der Eiszeit. 

Die Vert. schildern dann die Verbreitung der Vegetation in 
der wiocenen Zeit, wo im. Norden. ein mildes Klima herrschte, 
denn die Diluvialzeit, weiche die frühere üppige Waldflora zer- 
störte und’ sie durch. Berg-, Alpen- und nordische Formen et: 
setzte, die. mit der Kälte auch gegen Süden wanderten, daher 
auch grosse Uebereiustimmung zwischen Mitteleuropa und dem 
entspreehenden Theile von Nordamerika bestehe. Mit Rückkehr 
der. Wärme-treten an die Stelle der arktischen Formen die inftar 
und supra-alpinen Arten, woraus sich erklärt, dass die Alpen det 
nördlichen Erdhälfte viele identische Arten besitzen und dass die 
nördlichen und stidliehen. Alpen ihre Eigenthümlichkeit. haben, de 
nordische Formen mit ‚südlichen. Gebirgsformen in 'Beräbrung 
koimmen, sowie. dass yanze Artenstänme auf gewisse. Länder 
beschräpkt: sind, und: dass wegen der früheren Erkältung: alpin: 
Formen im. Mittelgebirge sich: finden. - Einige. .Alpenpflanzen 
wideystapgen. dem. Findringen. der- Tjeflandepdaunge nach darin 


id 
weit, z. Bi Rhododendron Iersuiuns, welches sich noch an. den. fel- 
sigen Gestaden bei Laufen: und Wasserburg findet, sowie . Cato- 
scopium und Barbula fragilis in Mooren.- Die Wanderblöcke 
haben ihre Laubmooss erst - ‚später erhalten, weil darauf solche 
Arten vorkommen, die ihren Ursprungsstellen fehlen, z. B. Grim-- 
mia Arichophylia, andere finden sich auf Sandsteinen, die damals 
tief unter Wasser standen, z. B. Hedwigia, Andraea. Nach M. 
Wagner’s Migrationsgesetrerf streben alle: @bschöpfe nach Erwei- 
terung ihrer Gränzen, um die Lebenskonkurrenz mit den übrigen 
Wesen zu’ bestehen, und sind die alpinen Arten, die unsere Alpen 
init andern Floren gemein haben, vor der Eiszeit, die’ ‘unseren 
Alpen eigenthümfichen jedoch nach der Eiszeit entstanden. Die 
Verf. bemerken noch, däss die durch Abänderung des Fortpflän- 
Zun systems. beditigten Veränderungen der Theile noch unbe- 
kannt Seien. Rücksichtlich der Wechselbeziehung der Bildungen 
sprechen die Verf. geistreiche Vermutliungen aus. - 
“Den Schluss der gehaltvollen Schrift bildet eine Familien- 
Uebersicht der Laubmoose Oberfrankens, in welcher die Hypneen 
mit 92 Arten, die Bryaceen mit 39, die Dicraneen mit 35, die 
Trichostomeen mit 28, die Orthotricheen mit 23 und die Grim- 
mieen mit 22 Arten vertreten sind. ' Dr. Saster. 


Personatnäachrichten. 


Im Januar 1866 ist der spanische Botaniker. Don Juan, Yse rn, 
der Sohn eines schlichten Landmannes in den. ‚eatalonischen 
Pyrenäen, gestorben und zwar als Martyrer für die Wissenschaft 
Er hat die spanische Flora mit ‚vielen Pflanzen bereichert, die 
vor ihm nicht bekannt waren; darunter sind viele sehr seltene 
und einige ganz neue, wie z. B. Centaurea Yserni, Sein Name 
wird mit Ehren fast auf jeder Seite der von D. Vic. Cutanda her- 
ausgegebenen Flora von Madrid citirt.. Er war Assistent und 
Bibliothekar an dem Museun zu Madrid, ale die Königin von 
Spanien: eine Expedition zur Umsegelung. der Erde ausrüstete. 
Ysern wurde dazu ausersehen, diese Expedition als Naturforseher 
zu begleiten. Ohne Zögern gab er seinen ruhigen und sicheren 
Posten auf; er liess sich nicht durch die Gefahren, welche. die 
Expedition in Aussicht stellte, abschrecken. Aber. seine. Kräfte 
waren picht so gross wie sein Muth. DreiJahre auf dem Meere 
md: Nie. nnanthörlichen Sirapazen. in den Tropen ‚hatten seine 


1 . 


Gesundheit zerstört. Er Köhrte nach Nadrid nur'zurfick, ti (Aört 
zu sterben an der Erschöpfung, dieer sich fauf'seiner’ Reise 'zu- 
Bezogen’ Hatte. In Anerkennung seiner vielfachen Verdienste but 
die Regierung die Sorge für seine Hinterlassenen: ttbernonhmen“ <a. 


a en. 
Botanische Notizen. ee 


Seconde beggiato, perichtet (Atti della Soc. Ital., di Sc. nal. 
‘Vol. VIIL .pag. 5 326-338) über eine einen halben Meter mächtige 
Schicht von.sehr hartem Kalkstein am Monte Bolca, die reich au 
fossilen Früchten ist. Darüber lagert, 10 bis 12 Centim. stark, 
ein. dinnblättriger Kalk mit zahlreichen Abdrücken von Blättern, 
Stengeln und Mcerespflanzen., Zu oberst folgt eine neue Kalk 
schicht von 20 Centimetern mit denselben Früchten wie in jener. 
Die Früchte, ohne Zumengung von Blättern und anderen Pflan- 
zentbeilen, & gehören. zum guten Theile den Kürbis- und Malven- 
gewächsen an; einige den Passifloren ; andere nähern sich den 
Stereuleaeeen. Das, städtische Musenm von Vigenza enthält. eine 
sehr bedeutende Sammlung dieser Früchte, , über , ‚welche, „weitere 
‚Untersuchungen versprochen werden. —. 


In der Sitzung ‚des gengraphischen Gesellschaft zu Berlin vom 
T. März legte Dr. Schweinfurth als Ergebniss seiner Reisen 
den ersten Versuch einer pflanzengeographischen Karte der Nil- 
länder vor, auf welcher in der Weise einer geologischen Kärte 
‚die verschiedenen Vegetaätionsgebieie durch zwölf Farbenstüfwm 
Angedeutet’ sind. Hierbei beimerkte er; 'dass unter den 'Strom- 
"Systemen der grössten Flüsse der Erde Keineiti &ine‘ so grosse 
Mannigfaltigkeit des Pfanzenchärakters eigen sei, wie döm des 
Nils. Von den Gestaden des Delta bis zu den höchsten Regionen 
:der Qnellländer des blauen Nils im Südosteh des Gebietes; und 
Weiter"bis zu denen des weissen Nils im äüssersten Süden des- 
selben, seien daselbst alle Uebergänge anzutroffen, welehe -Eife 
‘endlose Förmenreihe der: verschiedensten Floren” der’ alten‘ Welt 
Qarbiete. Erst in einer Höhe von 12.000 Fuss seien in Abys- 
sinien bisher uoch keine aus anderen Gebirgsländern bekannteh 
Pflänzenarten’ aufgefunden worden, indess entsprechen‘ die 
"ühgen, denen :dfeWelberr angehörkn, vollständig‘ der‘ alpitren - ‚Natdr 
hüderer Zonen.’ Währehl zwißehen det std2;! Well umd>OsthEtt- 


kanischen Hochgebirgen und ‚denen Abyssiniens: vielfache Bezieh- 
angen: binsiehtlich der Flora; ‚existjren, bieten sich, für diejenige 
des. Himalaya nach. dem; Stande unserer, ‚jetzigen Kenntnisse 
keine derartigen dan... ... ri mr. 


-r 
i ! 


"Der ha iwafische: Ebnsul in Japin hat im n Auftrag seiner Re- 
sierung eine: Menge Japanischer Sämereien und Päanzen, natient- 
Vieh -Threetaäien, junge Theepflanzen, Orangen, ünd Maulbeer- 
bäume, "Tdiinen und andere Nutzhölzet, mehrere Arten japanischer 
Lilien.’n! s. w. gekauft. Amt. ‘Nov: 1867 ist das damit beladene 
Schiff” zu Honolulu auf Auhu (Sandwichsinseln) angelangt and sind 
die Sämereien und Pflanzen an intelligente Ackerbauer ‘auf den 
vefschiedenen Inseln vertheilt worden. ‘So werden denn die nutz« 
baret‘ Pflanzen immer 'mehr Kosmopoliten, d. h. in“ ‚allen Erd- 
thöllen ängebaut, wo das’ Klima ihnen zusägt: Er FE 


. Die Thatsache , dass die Treibhauspflanzen , die keine Tem- 
peratur ünter + 10° ertragen können, in Neapel ebenso wie in 
Patis am die Mitte des Octobers ihren Aufenthalt im Freien ver- 
lassen miisden und vor dem 15. Mai nicht ins Freie gesetzt wer- 
den dürfen , straft die übertriebenen Loubpreisungen ‚der Milde des 
dortigen: Klime’s Lügen. _ Andere Pflanzen, die abgehärteter er- 
scheinen, lässt man freilich, nachdem man sie durch Umwickeln 
mit Stroh oder auf andere Weise geschützt hat, während. des 
Winter im Freien, abet oft reicht eine "einzige Nacht aus, in 
iänen den Uhtergang zu bringen. — Eine grosse Zahl‘ von Pfan- 
zen aus Nevholland und vom Cap 'sind seit langer Zeit iu der 
Umgegend von Neapel eingebürgert, Namentlich hat der bota- 
nische Garten daselbst mehrere Pflanzen aus dem ersteren Lande 
aufzuweisen, die sich durch ihren .Wuchs und. ihre Äeppigkeit 
vortbeilhaft. auszeichnen. Vorzugsweise sind einige. ‚Jambosu. ar 
stralis. (Eugenia uyrifolia Sims., Myotus australis Spren.) anzu- 
führen, die mehr als 69. Fuss hoch sind. . Sie sind im Jabre 1809 
kei der Gründung des. Gartens gepflanzt ‚worden. Chamaedorea 
elegans und. Äreca paragua yensis haben die letzten Winter. über- 
standen. Man hofft, dass sie sich einbürgern werden. Unter der 
Leitung Gasparrini’s ‚sind wesentliche Verbesserungen . eingeführt 
‚erden; namentlich. ist. anf das von ibm.angelegte. Arhoretum 
dinzudeuten, . Unter, ihm; sind auch. die.klassischen Herbarien, von 
Tepagre,und, Gussong, erworben, worden. ‚ Nach. vjel mehr würde er 


ve 


erreicht haben,‘ wäre sein Budget‘ reichlicher "bedacht gewesen. 
in (den letzten Jahren waren aber die ihm zu Gebote stehenden 
Fonds det Art geschmälert, dass die Treibhäuser zerfielen: Noch 
weniger gelang es ihm, dem Grundübel des Gartens, dem grossen 
Mangel an fliessendem Wasser zur Bewässerung, worüber schon 
Tenore, der fast ein halbes Jahrhundert lang den (arten ver- 
"waltet, ohne Aufhören geklagt hat, abzuhelfen, und doch wäre es 
:39, Jeicht, Wasser aus dem Clanio und selbst aus dem Volturno 
in’den Garten zu leiten. Der botanische Garten hat viel zur 
‚Einbürgerung. exotischer Pflanzen in dem I.ande beigetragen. In 
dem Garten der Villa Menricofire zu Capo di ‚Monte bewundert 
man eine Magnolia grandiflora, deren Stamm wenige Fuss vom 
Boden einen Umfang von 5'/, Fuss hat. Sie ist im Anfang un- 
seres Jahrhunderts gepflanzt worden. — Die Neapolitaner zeigen 
eine ganz besondere Vorliebe für. die:Nelken (Dianthus Caryo- 
phyllus). —r. 


: HB. Baillon legte der franz. Akademie: einhäusige Zweige 
von Coelebagyne ilieifolig Sw. vor. Diese ‚trugen zugleich weib- 
liche Blüthen und reife Früchte, und an. den.oberen Theilen Tar- 
sende von männlichen. Blüthen, deren- Staubgefässe voll Pollen 
waren. Sie rübrten aus ‚einer Sammlung von. australischen En- 
phorbiaceen: ber, die,F. Müller aus Melbourne gesandt hatte. 
‚Hiermit wäre also der letzte Schlag gegen die Lehre von der 
"Partbenogenesis geführt, deren letzte, wiewohl schwache Stütze 
unter den Phanerogamen Coelebagyne nach dem Ausdruck Dur 
shartre’s. wer... (Compt rend. LXVI. p. 836), u 


Die Wintertemperatur von Ischia ist milder als die in Neapel. 
Den Beweis liefern eine zienliche Zahl von exotisehen Pflanzen, 
wie Ficus elastica, Musa, Cereus, Russalia, Sparmanmia eto., die 
dort im Freien fortkommen. Bemerkenswerth für die Flora dieser 
Insel ist das Vorkommen zweier tropischer Pflanzen; die hier in 
der Nähe‘ der Fumarolen und heissen Quellen im Freien wachsen. 
Die ‘eine ist Cypefus polystackiks, die an keinem andern Orte in 
Ralien vorkommt: Sie wächst in der Schlucht delle Petrelle, die 
sich gegen die Marina di San Angelo öffnet: Die andere Pflanze 
ist ein Farrn, Pleris longifolia, deren Heimath Jamaika und San 
Domingo ist. Der Bestand ist aber durch die: Neugier der’Bade- 


+änte: der Art keplühdert,:damef'erinur Köck eine kleine: Zahl:ivon 
jungen Exemplaren enthält. Diese Pflanze kommt auch an: zwei 
Orten anf Sieilien vor, zu Taormina und noch auf einer andern- 
Stelle in ‚der Nähe: des Aetna.. Nicht ‚weniger . ‚interessant in 
geographisch- botanischer.. Hinsicht. ist "eine andere, Seltenheit, 
gleichfalls ein Farın,. Woodwardia radicans: Swärtz. . Dieser 
athüne ‚Farrn, obgleich jetzt ein Bürger der: italienisehen . Flöra, 
ist,ohne Zweifel von. den canarischen Inseln eingewandeit. "Die 
Weinstöcke gehen bis auf die Gipfel des Epomea, aber die Trau- 
ben reifen hier nicht, nicht wegen der niedrigen Temperatür, 
sondern wegen .der Heftigkeit, des Windes. Die auf dieser Insel 
wächsenden Gefässkryptogamen, ausser den Farnen und Moosen, 
sind noch so gut wie > unbekannt. —r. 
a: w Br : F Er Ta - 


[er 


TE I EIER TER TEE) 


„Bei der grossen Preisvertheiluhg für das Jahr 1867 in der 
Sitzung der franz. Akademie .am 18. Mai. I. J. hat Prof. de Bary 
in Halle den Preis Desmazieres (1600 'Frs.) für sein Werk: 
‚Morphologie und Physiologie der. Pilze, Flechten und Myxomyeeten 
erhalten, während dem Dr. Lortet für seine Brochüre: 
‚„Becherches. sur la fecondation et la germination du Preissia com- 
rtata N. d’Esenb., pour servir & Phistoire des Merckaitia“ 
eine Belobüng. ertheilt. wurde. Unter den für den Preis Bördin 
‚(Untersuchungen über die anatomische Struetur des Pistilles und 
ter Frucht in ihren Hauptniodificationen) aufgetretenen drei Be- 
werberu. hat. van Tieghem den Sieg. davon getragen. ‘Seine 
‚Ahbandlung war. von einem- Atlas mit 39 Blättern, 500 höchst ge 
vaue analytische Zeichnungen “enthaltend, begleitet. Sie soll in 
dem Recueil des Savants &trangers veröffentlicht werden. —r. 


Ko 


-. Der Preis Desmazitres wird. auch für. dieses Jahr an den 
Verfasser — sei er Franzose oder Ausländer — der besten oder 
nützlichsten Schrift, die sich ganz oder theilweise nit der Crypto- 
gamie beschäftigt, im Laufe des Jahres 1867 erschienen und vor 
dem 1. Juni 1868 an die-Akademie eingereicht worden ist, er- 
theilt. — Fiir 1869 besteht der Preis Bordin (Studinm der Rolle, 
welche die Stomata bei den Functionen der Blätter, der Respira- 
tion bei Tage oder in der Nacht und des Auskauchens und der 
Absorption des Wasserdampfes spielen) fort. Eiiisendufgen, ge- 


drtiekr sder. ‚gereßtieben,; miissen vor dem}. ‚Juri! 1988 erfolgen, 


mem 


such müssen. nöthigenfalls die: Versuche: vor- ‚der Commission : 
wiederholt worden. ” —r 


Der Professor Joseph B’ertoloni beschreibt eine neue in 
den .Mineralquellen (delle Donzelle) von Porretta vorkommende 
Alge als Leptomitus Notarisii folgenderweise: Trichomata tenüis- 
sima "/so mm. diametro vix excedentia, eontinua, hyalina, fasci- 
eulata;; eytioplasma granulare,' grannlis dilute, amoene coceineis, 
in trichomatibus junioribus uniserialibus, demum vel aeque uni- 
sefialibus 'vel interrupte confertis, granulig liberatis agilibus. 
(Rendic. Accad. d. se. Bologna 186667. Pag. m . 


In der Nähe von Mühldorf « an der Donau liegt ein aus Tan- 
nen, Fichten, Erlen und Buchen bestehender Wald, in welchem 
sich ein Baum vörfindet, den man mit Recht weder Kiefer‘ noch 
Fichte nenien kann. Derselbe ist im unteren Durchniesser 12 
Zeil stark und die Rinde bis zur Höhe von 3° vollkommen der 
einer Kiefer gleich. Nach dieser Höhe glättet sich die Börke 
allmählig und geht sodann in jene einer Fichte über. Die der 
Kieferborke ähnliche Rinde ist sehr stark zerrissen und auch der 
Splint - — es wurde der Stamm an einer Stelle angeplätzt — 50 
wie der Saftaustritt ist vollkommen dem einer Kiefer gleich: Der 
obere Theil des im Ganzen eirea.9* hohen’ Stammes ist Fichte, 
wobei jedoch characteristisch erscheint, dass die Aeste, sowie 
such die Zweige lang und dünn aussehen und die tiefer här- 
genden herabgebogen gleich denen einer Trauerweide sind. Die 
Belaubung ist schütter und an den unteren Aesten hängen die 
benadelten Zweige herab, während gegen den Gipfel die Stellung 
der Aeste und Nadeln mit jener der Fichten übereinstimmt. In 
der nächsten Nähe dieser Kiefernfichte stehen keine Kiefern. 
(Oestr. Monatsschr. f. Forstw. Juni 1867). 


Redastenr: Dr. Herrich- Schäffer. Druck der R. Nanbauorachen Burb- 
druckerei (Chr. Krug’s Wittws) in Regensburg. 


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Inbait.. Dr. 3. Müller: Fünf neue. Flechten. = W. Nylanderz Eirga 
Cephaladie- ‚sigud,. epigene et.hypogena. :r- A, van. Gprkam: ‚Bericht. über 
3. Stand. ar Chinakultur im - „I. ‚Quartal 1868, m Gelehrte ‚Mesellacheßen: — 

ersonalna« richten, _ Botanische, Notizen. _ „‚Bolaüische ‚nenigeifen 
Büchhandel. ' er . Band 


LE FE b 2; Bas i 


u B FRBEETTEREE TE EILCEIFREEIETT I 


‚Fünf neue Flechten von | Dr. 3. Muller. 

1. Lecagora (sec, Aspicilia) cacuminımı, thallus tartareoi 
farinosıis tennis .continuus mox.' usdue marginem subefäguratum 
et ‚deplanatum' versus: tenuiter rimoso-areehatus candidus hinc inde 
protothallo transeunte: coernuleseens ;'protothallus ’cderaleseenti: 
nigricans, ‚apotheeia immersa junigra:enesio-prainosaieveluta an: 
galoso-ureeolata 'paryai creberrima caesio-nigricantig! vin'e-rthalli 
arcolis emergentia, matgo. proprius ‚cum 'thallode:: plombdo :cön- 
fluens,; lamina:cym hypotheeio hyalina apice ntro+fusea‘ eireiter 
70 :mikr, alta, asei: obovati v. ellipsoidei ampli 6:-8-spori; ‚sporae 
subglobosac eitc. 15-—19 mikr.. latae in ascis irregülariter: bise: 
riales. — In summo -cacumine montis Dent du Midi, dltif.:10100 
ped.-s. m. em Placedio disperso-areolate et’ Tichöfheeio gemmi- 
fero teg. 'olari Cas. de :Candolle. — A proxima L. calearon: difiert 
tenaitate et quadam:eoerulescentia thalli, cölore hypöthalli, areo- 
lis fertilibüs :fere : undigue coerwlescenti-plumbeis,  feracitate:-of 
praesertih forma haud elavata ascorum, unde porae "hand - anı! 
Seriales. .: : Ze 

2% Csloplaca fallaciosa, thallıs (an hujus speciei?). effusus 
tennis minute granulosus favo-vitellinus mex-evanescens, apothecia 
prihum rceolata' margine ‚ntegra eroluta patellaria „aurantiaco- 

Flora 1868. * 21... 24 


Fa 


370 


ferruginea. margilt promdnefite (göRidiophöro) cppgolore v. palli- 
diore medioch iättgro einkta, disens plane, hypötheeium hyali- 
num (strato gönimico inserfum) latiuseulum; lamina cire. 85 mikr. 

alta hyalina superne Iuteo-fusceseens, asci clavati circ. 70 mikr. 

longi superne modice pachydermei cun paraphysibus solutione 
aquosa jodina eoerulescentes 8-spori, sporae 15—25 mikr. longae 
oblongato- ellipsoideae utrinque vulgo rotundato-obtusae rectae V. 

leviter inenrvae spurie biloenlares, se. loeulis per centrum dis- 
sepimenti angusti- eonfluentih&instructae. — I saxis arenaceis 
prope Bernam.leg. el. et amieiss..Prof, Dr. Fischer. .— Apothe- 
cig ‚ut h Caloplaca (Callopisma) aurantiaca yar, Havopi irescente, 
sed juniora margine integra et evoluta paulo ininora, minus Con- ' 
vex2, sicea magis rubescentia, nec humecta adeo turgescenti@; 

sporae Optirie evolutae primo intuitu pärlete tenui »bilooukares 
videntur; ed tineturäe jodinae ope protoplasma infuseattim wiri- 
usgue loehli poro ängusto concolort evidenter conjahgitur‘, sent 
tamen sporam vidi pariete incompleto primum annuliformi dein 
usque ad ceutrum progrediente vere bilocularem. Sporae caete- 
rum ambitu magis eylindrico-oblongatäe sunt, se. triplo"Tongiores 
quam latae et, eireiter. kriente .v. fere dupla longiores ‚quam in C. 


aurantiaca, — Ambitus sporarum ut in Hepp Sporenabbild. Eur. 
Plecht..t. 85. Bg. 731. . ! 


ı 


: 8, Giyalecla  elegantula, thallus effusus . tennissimus ‚Jeprosus 
contiguus madidus laeteviridis sieccus cineraseenti-virena;. :Ap®- 
thecis sessilia depresso-globosa urceolata evalnta. tantum Yis-" 
mm, lafa,. diseus margine integerrimo erasso obtuso pallide ear- 
neo madido hydrophano obscurier primum punetiforseis dein paule 
latior depresaus, lamina eirc. 100 mikr. alta pallida -iode livide- 
eoerulescens,:paraphyses capillaceae ‚faeile segregatae, asei cire: 
85. mikr; longi fusifermi-cylindriei 8-spori, sperae 12-15 .mikr. 
longae turgide ovoideae v, ellipsoidene. utringne..late rotundato- 
obtugae ‚plus minusve parenchymatice divisae et: ambitu quasi 
gibbosae. — In cryptis caleareis ad pedem montis ;Salevae. prope 
Genevam cum Secolige leucaspide :ipse legi.. —: Planta prima 
fronte et sub lente. adeo similis est.-Biaterinae pineti,. ut .facil- 
jime pro forma saxicola hujus diversissimae:speeiei: haheri‘ ‚possit. 
Gyalecta lecideopsis ab hae nova specie longe  differt 4hallo al- 
bescente, apotheeiis majoribns aliter coloratis, aseis amplierihas 


et sporis duplo majeribus..— Ambitus ‚Sporarum et. in nBeppf °P“ 
senabbild, Eur, Flecht.. t. 86. fig. 739. 


5 


. 
. 


| Sr 


4. Biatora (seet. Lecidella) Casimiri, thallus determinatus 
orassiuscnlug cimeredslasteus : siperhtie subfarinekus Tenuissimd 
rimoso-areolatus, arepla® .plana®, protöthallus hine inde lineam 
coerulescenti-nigricantem marginalem formans, apotheeia parva 
immersa vix. demum ‚emergentin numerosa conferta Kemper nuda 
atra..opaca fenuiter, marginafa v. demum subimmarginata evoluta 
a ve vix 3/7. mm. lata, hypotkecium. albidum,. lamina::apice fusea 
caeterum hyalina solutione .aquosa. jodina. coernlescens, 'asei- .cla> 
vati 8-spori eirc. 40 mikr. longi apiee leviter.pachydermeij: spöras 
6—8 mikr. tantum longae ellipsoidene: utringque:: rotundato-obtusae 
saepius: dimidio w, fere..duple; longiores quam.latae,. —. In saxis 
sebistosis summis: cacuminis. Dent.du Midi nuperrime legit elariss. 
et amieiss. Casimir de Candolle. — Species elegantula,.distinetis- 
sima; ‚juxta ‚‚Letidelam : personatanı: et:;dL:: micaseam dodanda, a 
qitibus ıthalle- magis albo et minntie:-apotheciorum et. spurarum 
diversa eb. Ambitusisporarum ut in Hepp: Snorenakkild. Eur, 
Fleeht. .1..:7&. 5. 690; «— In quibasdam speeimihibus Wüerht: etiam 
Tichothecium pygmasum. : : EEE EEESEN 
‚ı ıD; Biatora (sect. Lecide&).. niven, thallıs Isubtemuis tartareus 
superficie subfarinosus margine ;subefiusus tenuiter <rimose-areo- 
latus niveus v. hypothallo translucente coerulescenti-niveus, apo- 
thecia juniora, subimmersa semper aterrima et opaca evoluta ad- 
pressa et %, mm, lata,:hypotkeeium. fußeum, lamina .apite: nigro- 
fusen. enetertin hyalina; paraphyses apiee incrassatae, dsei :eirc. 
35: mikr..:longi. clawati..superne pachydermei. vetospori, sporae 
6-8 mike. .longae ellipseideae utiingiie rotundato-obtusze - —- : In 
summo :cacumine:Dent du Midi cum praecedente leg. el: Gas. de 
Candolle. — Haud vwalde dissimilis: präecedenti.:sed thallus tenuser; 
margine vix determinatus,. albior, apotheeia paulo.ımajera, sparsa; 
evoluts haud immersa et’ hypothecium: fuscum-ant' :nigrieans. & 
Letidea .contigua praeserlim apotheciis nigräs, :ıninutie et ambitu 
. latiore:sporarnm. recedit; a 2; eomflwenle' autem- apotheniis‘ mino- 
ribus et lamina superne fusca practer colorem niveum.thalli. dis- ' 
ingnitur..s-. Ambitus sporarum u Ri} pracgedente. 

v3 R iron . Corrigenda. . nen ur 
ap P 50 lin.“ ir post Catilläria adde Massalongt.‘ Bu 
"18 pro Rigerschweil lege Rifterschweil. 
"18 ade No. 2. 
p. 51 1. 9 pro genuinge lege geininae. 
‘p. 32 lin. 9 pro 'spora lege sporae. 


nn 


rs 
ur 


24* 


372 


Circa, Gophalodia simul- epigena. "et hypogene 
\ Seripsit: W. Nylander. Bu 


Saepe. observationes exposui de cephalodiis, quae , organa. Li- 
chenum ante me parum cognita fuerant et. respeotu anatomico 
prorsus. neglecta, licet quidem: character eorum primarius. est-ana- 
tomieus, scilicet gonimiis expressus, nee obveniunt cephalodia in 
thallis aliis quam gonidieis ). nl 

- Hueusque: ‚cephaledia indieavi:. BE Ei 

1°..In pagina.thalli supera ‚obvin variegue protrusu et varias 
formas, secundum:'genera et species,’ sumentia, ‚apud'quae 6eeHr- 
runt.. Sunt kaec: epigena frequentissima. 

20. Longe minus frequentia sunt’ cephaledia hypopene el 
in thalli infera pagina superfhidialia, nec cognita 'nisi:im' Pelfidea 
venosa (vid. in Flora 1866, p. :116) et: Psoroimate enpliyllo. 

. 3°. Haud nimis rara, in Lichenibus: foliaeeis (scilieet: in. Ster: 
teis pluribus, Nephromate expallido, ete.) sunt eephalodia endo* 
gena wel pyrenodea, quae in. thallo immersa conspieihntur et 
extus vulgo pagina: infera pyrenocarpoidee brotubere antia (a ‚strato 
tballino obtecta). Z 

Nuper deinde in Zecanora (Psoromate) ‚araneosa , (Bab; ve 
Nova Zelandia, vidi cephalodia simul epigena et hypogena adesse 
in omnibus speciminibus examinatis.:: Supra thallum ..pallile® 
testaceum foliaceo-lobatum et (summo margime incurvo) sparsa 
obveniunt cephalodia superfieialia concolorig, primo.granuliformia, 
demum rotundata et.ambitu erenulata- subplacodioidea (latit.: eir- 
eiter 1 millim.),: convexiuscala;: inaequalia. :-Etiam iii pagina. in» 
iera pallida (tomento adpresse versus marginem tendente) cepha- 
India similia, at minus evoluta, prominula (atque .oinhine ea Pel- 
tideae venosae in.memoriam revocantia).: Quoque: eadem .cepha- 
lodia, mode minus evoluta, in utraque pagina adsunt “ apnd Leca: 


yes 


ur 


1) Algolichenomschiam Friesianam memoravi Fig Flora , 1868, p 1m) 
quae vellet, cephalodia sistere formationes -morbosas. Forsan hoc maxime 
ridienlum est omnium „judieioryp;eprjorum“,‚quae progenuit offieina eadem, 
inventis suis mazime eminens. Quo signo subtili Adjunetus Fries, ‚Lichenes 
cephalodiophoros aegrotantes agnovit? Cur ı non indieare ? Nemo revera alius 
unquam snimadvertit, illos Lichenes minus integra® gandere valetudine .quam 
eateros , sed fscile patet, cephalodia ad naturam typieam, speeierum , in qui- 
bus observantur, pertinere ; sunt character normalis earundem oimnino physio- 
logieus et nihil pathologiei habens. Goninnie' is interdum valde parca. 


x un — ee 


323 
noram allorhizam Nyl. (quam egit in Nova’ Zelandia cl. Knight), 
et’quae'subsimilis est Z. adraneosae, sed miher (laciniis ambitus 
tatit. vix 2 millim., in: araneosa -iobis ambitus latit. 6—12 millim. 
vel latioribus), tballus‘ pallidus nudus, subtus eoncolor breviter 
Thizinoso-hirtus; sporad-ellipsoidene (saepius scabriusculae) longit. 
0,015—22 millim., erassit' 6,011—12 millim.; est corticola, for- 
tasse sole 'varietäs 'Z. araneosde demimuta, At varlis: notis dif- 
ferens." Hypogyna ‚goniinfis raris in L. enphlla N u 


Bericht "aber den ' "Stand der Chirä-Kultur im U. Quartal 
1868 bi} von £. van Gorkom.. Aus. dem Holländischen 
‚vom: Lu. ‚Hasskarl. 


a Ir N, BE 
“ ‚SCH. ‚Pag. 18 8 ‚und, '332 SW L nt 


ib. ! pt 


" Währetd dieses Quartals warden ungefähr 10666 & Ualisaya, 

(woruntek etwa 5000 aüs Bolivia’schen Samen), 13845 CO! suceirndra 
{meistentheils | aus Zeylon’schen Samen) und 9840 C. Condami- 
nea gewonnen, so dass‘ gegenwärtig der Bestand der Pflanzungen 
enthält : 

C. Calisaya 509582 

0. süceirübra 27578 

U. Cöndaminei 28874 
u. laneiflia 573 und 
e mierantha® Ba?) 


“ .. zusammen, 566993 Pflanzen, von diesen be- 
finden sich . in n den, verschiedenen Etablissementen in zusammen- 
hängenden, Gärten; un 

" C, Colisoya 330809. 
„U. suceirubra. . 5003 . 
© Condaminea.. 18068 
C. lancifolia - 573 
“ micrantha ‚343 


ei - zusammen 354796. 

Der. Zustand der Witterung war nur für die jüngsten An- 
Pllanzungea. weniger. günstig ; der anhaltenden Trockertheit halber 
musste auch der Ausbreitung der: Anpflanzungen Einhalt gethan 


Dun 


Bu er 


"U, Bericht Aber das 1 Quartal 1868 ist mir nicht zugekominen. C. H. 


a4 


werden: Dagegen‘ wurde die, Urbarmachung von: Waldterrain 
kräftig: fortgesetzt.und. wird in 2 Monaten für das. folgemle-Jahr 
genugsames Terrain.bereit sein. ‚Durch freie Taglöhner wurde 
während 11160 Tagen gearbeitet. Die ‚Zahl, fest angestellter mehr 
oder weniger geübter Arbeiter. beträgt 120, von denen ungefähr 
?/, fortwährend in den Anzuchtgärten beschäftigt sind. 

Die Entwiekelung: der Pflanzungen von 1866 .und 1867 be- 
friedigt sehr. Auf dem Tilu- und Tankuban-Prahu-Gebirge 
kann man dieselbe sogar aussergewöhnlich gut nennen; auf dem 
Mälawar-Gebirge sind die Gärten etwas zurückgeblieben. Ohne 
dass ıman besondere Ursachen. dafür angeben könnte, kräuseln. und 
'vertrogknen die Blätter der ©. Calisaya-Pflanzen und sgheinen 
deren Lebeikkräfte zu schlummern. Auf ändern Etäblissementen 
wird diese Erscheinung ‘sur ausnahmsweise angetroffen. Auch in 
1866 zeigte sich eine solche Krankheit bei der vorigjährigen 
Pfanzung; doch waren die Folgen davon nur unbedeutend und 
dieselbe Pflanzupg hat sich. seitdem so sehr wieder erholt, dass 
man i. J. 1871 wohl einige taysend Kilogr, Rinde. davon. ‚wird 
erndten können, um diese erste Probe java’scher Kultyr .auf den 
Markt zu bringen, — Es ist zu hoffen, dass einige tüchtige. Regen 
sehauern die Malawar-Pflanzungen wieder auf den normalen Zu- 
stand zurückführen werden, ..-, 

Es beginnen jetzt viele, €. Condgminen ; zu blühen und auch 
von einzelnen ©, lancifolis kann man gegen Ende dieses Jahres 
Früchte erwarten. Samen von €. Calisayg. werden fortwährend 
in grosser Menge geärntet; selbst unter den Pflanzen, die i. J. 
1865 aus amerikanischen Samen gewonnen wurden, — Ü. Ualıs. 
vera — sind einzelne Exemplare mit reifen Früchten beladen. 
Durch die freundliche und kräftige Unterstützung des Dr. "Tiwai- 
tes zu Paradenia auf Zeylon wurde der Vorrath' von Örsuc- . 
cirubra- und C. Condaminea-Pflanzen bedeutend vermehrt. Diese 
Hülfe wird sehr hoch geschätzt und wird in der ersten Zeit stets 
noch sehr willkommen sein. — Die aus Bolivia erlangten Ü. 
Calisaya-Samen haben „relativ schlechte Resultate geliefert; eS- 
kamen nur etwa 5000 Keirhlinge anf. 

Die meisten Anzuchthäuser sind bedeutender Reparatur un- 
terworfen: worden; zwei neue Einrichtungen wurden vollendet und 
Massregelii genommen, damit von den Cinchona-Sorsen, "welche 
noch keinet: Samen auf Java geliefert haben, mit';grösserer Ge 
schwindigkeit Stecklinge genommen werden können. 


;; Erst. im September und ‚Octoher werden überall graue | "Men- 


378 


gen :Samen.von U. Calisaya ausgesäet werden, da fortan das Be- 
streben darauf gerichtet sein muss, massenhafte Auspflanzungen 
aasschliesslich. gegen Einfall ‚der Regenzeit ‚vorzunehmen, um 
sehon 9-12 Monate nach der Aussaat die Pflanzen stark genug 
zum Ucberbripgen. in den vollen Grund zu haben. 

Es werden noch fortwährend Samen von Cinekons von Pri- 
valupternehmern angefragt; bis heute haben sich aber noch keine 
Resultate. einer ‚glücklichen Behandlung gezeigt. Würde man sich 
die Kosten des Transportes getrösten, dann würden diese Ver- 
suche ‚gewiss besser ausfullen und die allgemeine Sympathie für 
1 iyak-Anpflanzung der Cinchona dadarch geweckt und befördert, 
werden. - . . 2 

.Cleve. den & September. 1868. 6, Hasskarl. 


‚Fr 


T 
"210.2 „ Gelghrte Gesellschaften. 


Verhandlungen der botanischen Section anf 
derersten Versammlung der russischen Natur- 
forscher zu St. Petersburg. 


In: der letzten Woche des Jahres 1867 und der ersten Woche 
des Jahres.:1868 fa. St.) fand die erste Versammlung russischer 
Naturforscher in:St.  Petertsburg statt unter dem Vorsitze des 
Prof::K. Kesseler, Recoturs der Universität Petersburg. Ausser 
den drei allgemeinea: Sitzungen waren auoh noch besondere Ser- 
tionen-thätig, in denen es sehr lebhaft ‚herging ‚und .die einen 
solchen Ucbertluss an Stoff hatten, dass z. B. die botanische Sec- 
tion fünf Sitzungen hielt, von denen mehrere Jänger als 4 Stunden 
dauerten. ‘Die Sectionen wählten ihre Präsideuten selbst und 
zwar im Allgemeinen für jede Sitzung einen anderen. 

:Die nächste Versammlung sell im August 1869 in Moskau 
abgehalten werden:.. 


Erste. Sitzung der botanischen Section. 
‚Prägident: N. Gelegnow, Director der. landwirthschaftlichen 


Akademie. in Moskau, 

+4 ,.R0sanoWw spricht von der Wirkung, welche ie Schwerkraft 
auf das Plasmodium. der Myxomyceten ausübt.. Die. yon ibm an- 
gestellten Versuche beweisen, dass das Plasmodium der Myxomy- 
csten.das gleiehe der. Schwerkraft entgegengesetzte Wachstham, 


876 


zeigen, welches’ den verschiedenen Fheiten der höher organisirten 
Pflanzen eigen. ist. 
ii Geleiznow will beobaclitet haben, dass Banmwuraeln, welche 
in’ Wasserleitungen 'geräthefi, dem Laufe des Wassers: entgegeu- 
gesetzt weiter wachsen’ und fordert zu Versuchen über das Ver- 
hallen‘'des Plasmodiums gegen einen Wasserstrom auf. 
“t-Kauffmann, Professor der Universität zu Moskau, theilt 
eine Arbeit über die Entwicklung der Wasserlinscn (Zemna minor, 
Tris ulca und polyrhiza) mit. * 

3: Walz, Privatdocent in Kiew, theilt Beobachtungen über 
die ntwieklung der. Schwärmsporen der Algen mit; Hliebei 
sollen die mineralischen Bestandtheile des Wassers keine besondere 
Rolle spielen; der Haupteinfluss soll von dem Ozon der im Was- 
ser enthaltenen atmosphärischen Luft ausgeübt werden. Die Kohlen- 
säure wirkt mittelbar in der Weise, dass durch ihre Bindung 
Sauerstoff frei wird. 

Meinshausen "hrluge einige Angaben "über die Peters- 
burger Flora. 


Zweite Sitzung. 


Präsident: Professor Kauffmann in Moskau. 

». N -Gelezuow spricht über das Senken und Hängen der 
Zweige der Bäume und 'Sträueher bei niedriger Temperatur: ‘ZU 
diesem Zwetke.stellte er vom April: 1865 bis Juni 1867. Versuche 
überden Wassergehalt des Holzes und der Rinde verschiedenet 
Laub- und Nadelbäume an, wodurch zwar das Wesentliche der 
Wirkung niedriger Temperaturen auf die Zweige der Bäume nicht 
aufgebellt : wird,: aber wenigstens der ‚Schlüssel zur Erklärung 
dioser ‚Erscheinung gefunden zu:-sein scheint. 

- Beito din spricht über die:Wirkung des Lichts auf das Keimen 
von Farnkrautsporen. Der Einfluss des Lichtes ist unumgänglich; 
im. Duükeln platzt nicht einmal die äussere Schicht: der::Spore. 
Die grösste Bedeutung kommt den wenig brechbaren Strablen z, 
das blaue Licht verhält sich wie die Dunkelheit. Bringt , zn 
keimende Sporen’ von Allosorus sagittähus in die Dunkelheit, 
entwickeln sich Antheridien.’-- Er geht auf ‘die von Prof: Fanin n- 
tzin entdeckte Einwirkung des Lichtes auf die Lagerung. der 
Chloröphylikörner über, eine ünter den höheren Eryptogämen ‚sehr 
verbreitete Erscheinung. Wo mehrere’Schiehten Zellen’ fiber eih* 
ander liegen, wirkt (das 'Licht auf die Peripherie.’ Im’ Dankeln 
Hagert "sich das’ Chlörophjit an “den ’Scheidewändet' der -Zeileb, 


977 


im Lichte ' ‘an den freien "Wandüngeh. "Wird Chlorophyll, das 
unter dem Eiuflusse der Dunkelheit stand, der Wirkung des 
Lichtes unterworfen, so wirken nur die mehr brechbaren Strahlen. 
Das gelbe Licht verhält sich der Dunkelheit analog. Die chemi: 
schen Strahlen scheinen unwirksam zu sein. nt 
"Walz 'theilt’seine Beobachtungen über die Entwickelung der 
Zygosporen von ÜUlosterium lunula Ehr. mit, wonach die concentri- 
schen Zellmembranen, welche die Zygosporen umkleiden, in Foly 
der wechselnden Zusammenziehung des Gopulationsproduets und 
einer’dieselbe ‚begleitenden Ausscheidung von Zellstoff entstehen. 
Ausserdem hat W. gefunden, dass bei der Reifung der Zysospo- 
ren das Btärkemelil sich verändert. \ 


\ Dritte Sitzung. 

;Präsidept: Jan.owitsch, Prof..an der Hochschule in Odessa. 

Ruprecht empfiehlt ‚die Veröffentlichung. ‚eines von} Gym- 
nasiallehrer Misger zusammengestellten Verzeichnisses der im 
Kursks’schen Gouvernement wachsenden und eultivirten Pflanzen. — 
Merklin, Prof. an der mediein. Akademie vertheilt seine Schriften 
und ladet zum Besuch des botanischen Gartens und Kabinets der 
Akademie ein. Darauf bespricht er die Brochüre Halliers! 
„Das Chelera-Cöntagiun.“ — Borodin’ theilt mit, dass Strass- 
burger, Docent in Warschau, die Beobachtungen von Hallier wie- 
derholt habe, jedoch zu’ nekativen Resultaten gelangt sei.’ Jan o- 
witsch, Famintzin und Walz sprachen ihre Meinung aus über 
das Mass‘ des Zütrauens, welches man zu den auffallenden ‚Resul- 
taten, des so äüssert prodietiven Mycologen hegen darf. 

Janowitsch spricht über die Cultur von Pyronoihyeeten 
auf Objectgläsern. Um die Bildung der Perithecien aufzuklären, 
muss man dieselben unter dem Mieroscope allmählig verfolgen. 
Es ist daher nothwendig, die Cultur so einzurichten, dass der 
Pilz auf einem durchsichtigen, feuchten ‘organischen Substrat sich 
entwickle. J. verwendete dazu die von der Innehfläche einer ge- 
wöhnlichen Küchenzwiebel abgezogene Epidermis, die er mit 
Giyeerin durchtränkte. Vermittelst dieser Uultur erhielt er die 
Peritheeien von Pleospora herbarum und Perisporinum’'rulgare. ' 

‚Regel setzt sein Verhältniss zur Darwin’schen Theorie aus- 
einander und legt seine Ansichten über Varietäten,’ Einzelformen 
und Sprossformen dar. ‘Der allmähligen Aufeinanderfolge der 
Formen kann er nicht beistimmen. Er zeigt Zwischenforinen von 
Pipater alpin und P: naudicaule, die in der Cultur erhalten 


378 


worden. sind, und :zwischen Aynunculus flammula und R.: septans 
vor, woran 'sick.;eine ‚lebhafte Diskussion knüpft, ‚an der sich 
Meinshausen, Regel, Fanintzin, Ruprecht, und Kaufinanp.. be- 
theiligen. . 

Meinshausen skizzirt die Elora ‚des Gebietes: "des. Flüss- 
ehens: Karte wo er. wit Ewald eine neue Art (Qrobus Ewaldi) 
aufgelunden'-hat. : 


Strassburger' aus Warschau zeigt embryologische Präparate 
von Sentalum album und besprach. den sogenaßnten Schacht’'schen 
Fadenapparat. '-Er- fühlt sich durch seine an dieser Pflanze an- 
gestellten Untersuchungen geneigt, für eine grössere Wahrschein- 
liebkeit der Schacht’schen, als‘ der Hofmeister’schen ‚Ansicht zu 
stimmen, obgleich er sich jetzt noch keine definitive Folgerung 
erlauben will. 


Geleznow spricht über:ded Nutzen der wissenschaftlichen 
Durchforschung des tuneren, russischen Reichen. E i 


Vierte Sitzu ng. 


"Geleznow gibt, einen kurzen. Veberblick über “den ‚gegen- 
wärtigem Stand des: Ackerhanes im ‚Auslande. ai 

Regel. eıpfichlt den.Gartenfreunden eine "kaukasische Pflanze 
(Asperula azurea). zur Cultur... ., 
.., BHareltschikoff,. Prof. ‘an der landwirthschaftlighen Aka- 
demie in Petersburg, spricht über seine anatomischen, "Üntersu- 
ehungen der. Grasblätte. Aira caespilosa zeichnet” sich - unter 
den Gramineen dadurch aus, dass ibre Blattspreite aus 7 drei- 
eckigen Prismen besteht. Jedes der Jetzteren besteht aus Meso- 
phyll, das von ‚Epidermis. umgeben und. von: 12 Gefässbündeln 
durchzogen ist.. ‚Dicht unter der Epidermis liegt eine Schicht 
bastälnlicher Zellen. _Die Stomata gruppiren sich fast, ausscbliess; 
lich an. den oberen Seiten der Prisıen, während an ‚ger ‚unteren 
Seite des Blattes fast gar keine ‚angetroffen werden, Die Blätter 
anderer Gramineen bieten insofern. eine „Analogie git denen von 
Aira, als.auch. sie vun Läng ssfurchen durchzogen . sind, _ welche 
das Blatt. in. mehrere drei- oder vierkantige . Theile ‚schnejden, 
Die Seitenflächen solcher Furchen sind, oft von einer grossen. Zah 
Härchen besetzt. ‚Die im. Grunde der Furchen gelegenen Zellen 
sind dünnwandiger als alle anderen, und in senkrechter Richtung 
gestreckt. 


„Baranetzky, Conservator am botanischen Kubinet der Uni: 


° 879 


versität Petersburg, berichtet über seine Untersuchungen über das 

selbstständige Leben der E Seplteneo dien, . 

. Regel spricht über astärde und die Wichtigkeit vorsichtig 
.geleiteter Experimente über Hybridation. 

: Ruprecht führt einige Beispiele von einsamenlappigen Enır 
bryonen. bei dicotylen Pflanzen. an: und macht auf: die Bedeutung 
solcher. Kennzeichen für die Taxonomie von Ficaria,. Cupmitos, 
Bulbgsartanum und Abroie aufmerksam. ur 


Fünfte ‚Sitzung. 

Präsident: Janowitsch. 

Famintzin, Prof. an der Universität Petersburg, zeigt die 

von ihm: construirte Laterne für photophysiologischg Untersuch- 
ungen bei küustlicher Befruchtung. 
.. „Beketoff berichtet über seine Untersuchungen über den 
Einfluss des Klima’s auf das ‚Wachsthum der Bäume, jeduch sind ' 
seine Besultate noch nicht der Art, um genaue Schlüsse daraus 
zu ziehen, Er bittet daher um Zusendung von Material aus ver- 
schiedenen Gegenden. 

Timirjaseff beschreibt einen- von ibm construirten. Apparat 
zu Untersuchungen über Assimilation der Blätter, der bespnders 
für Demonstrationen im Auditorium geeignet ist. 

Pupirew aus Twer wünscht die baldige Herausgabe eines 
russischen botanisch- terminologischen Lexikons. . 


Personalnachrichten. - 


J. A. Satory, ein geschickter Pfanzenmaler und als solcher 
eine Zeit lang an dem botanischen Garten in St. Petersburg an- 
gestellt, dann aber pensionirt, ist am 23. April (a. St.) in einem 
Alter von 63 Jahren in St. Petersburg gestorben. _ rn. 


| Dr. Walt Arnott, Professor. der Botanik. an der Univer- 
sität zu Glasgow, ist am 7. Juni, 69 Jahre alt, gestorben. —t. 


Fu 


880 


Botänis che Notizen. 


Im Süden des 55. Breitegrades fängt in’ Gross- und Weiss- 
russland der: in Norden scheinbar unerschöpfliche Wall an immer 
lichter' zu werden; Kleinrussland ist schon grösstentheils unbe- 
waldet, und bei Jekaterinoslaw in Neurussland trifft man das 
letzte schöne Kichenwäldehen mit alten Bäumen.  Hochwald ist 
von da an nicht wieder zu finden als im Gebirge der südlichen 
Krim und im Kaukasus. Weiter im Osten des kaspischen Meeres 
kehren Wälder überhaupt g gar nicht mehr wieder, sondern senden 
ihre‘ letzten Vorposten' auf den Vorbergen ‘des Uralgebirges gegen 
Süden.‘ Dann wird der Bätinwuchs je nach dem Vorherrsehen 
der Steppennatur immer schwächer und krüppeliger, bis er ganz 
verschwindet. ‘Je weiter sich die Steppen ausdehnen, um so mehr 
hetrschen hier die unermesslichen Uebelstände, die überhaupt mit 
dem’ Verschwinden des Wäldes verknüpft sind. Die russische 
Regierung, die für das russische Volk noch immer “allein ‚denkt 
und handelt, hat schon längst auf Abhilfe gesonnen. So bat sie 
zZ: B: die: Waldbrände ühter Ahdröhung schwerer Strafen verbo- 
ten’ und jedem Grundbesitzet im’ Reiche aufgegeben, an die Steile 
jeder Fläche abgefriebenen Wäldes eine gleich” grosse "wieder mit 
solchem zu 'besetzeh. Wie "über in diesen ungeheuern Reiche 
diese Verordnungen’ befolgt werden, ' geht daraus hervor, dass in 
den sieben Jahren von 1855 bis 1862 in Russland. nicht ‚weniger 
denn 4070 Waldbrände stattgefunden haben, durch welche ein 
Holzvorrath im Werthe' von "atiyh 27, MAI: Rubel Silber vernichtet 
worden ist.. Durch die Steppenbrände, welche in. der dürren Jah- 
reszeit s0 ‚häufig. durch Hirtenfeuer entstehen, ‚werden die vorge: 
schobenen Waldoasen immer mehr und mehr verr ingert. Ebenso- 
wenig hat die sinnlose Bewirtbschaftung der Wälder aufgehört. 
An der Wolga werden sie jetzt in Folge der lebhaften Dampf- 
schifffahrt zu Grunde gerichtet, indem man für die:Heizung der 
Masehinen das Holz ganz planlos eben da wegnimuft,; Wo &s zu- 
nächst zu finden ist, ohne dass man am ‘den Nachwuchs denkt 
und für diesen sorgt. Die Versuche der Regierung, Waldansam- 
ungen und Anpflanzungen anzulegen, sind meistens, da sie durch 
Beanıte betrieben wurden, vollständig misslungen. So wollte man 
z. B. die Kalmücken-Steppe im Gouvernement Astrachan im gruss- 
artigsten Massstabe bewalden. Im Jahre 1846 begannen die Ar- 
beiten und man hoffte in den ersten zwei Jahren 700 Dessjätinen 


381. 


(& 4,2795 preuss. Morgen) zu bewalden, ;.Mit Mühe und. Noth er- 
reichte man die Zah] von. ‚411 D., doeh auch von ‚ diesen gingen 
später. zwei Dritte) wieder. ein, Da die ferneren Brfolge.: nieht 
besser waren, so stellte man 1861. die. Arbeiten. wieder. ‚gänzlich 
ein, nachdem die . Kalmüeken mit Zwangsarbeiten : auf, das: Aeus- 
serste gedrückt und ausserdem noch 39,009.:Rubel. nutzlos. zusge- 
geben worden waren. Es wurde dabei jedoch: die. Erfahrung ge- 
macht, dass fast nur, Weiden. auf ‘diesem ‚Boden ‚einigermassen 
gedeihen, während: alle. edleren Baumsorten- der, !Dürre ‚des.:Som- 
mers ‚erlagen. —. Einen ‚entschieden günstigen Erfolg..haben ..die 
Bemühungen der Regierung bisher hauptsächlich ur: im: nördli- 
chen Taurien bei Aleschki gehabt, wo man seit den 30ger Jahren 
den losen Sand durch Anpflanzung befestigt und zwar zuerst mit- 
telst der spitzblättrigen Rothweide'' Salia deutifglia)., Ist der 
Boden’ einmal gebunden; din gedeihen" auch Schwäarzpäppel und 
Kiefer; ‘sowie’ die weisse Röbinie (Robinia psöhdacacia) "ind der 
Götterbaum’ (Ailantmik glainlulosa). ' Von 1834 bis‘ 1859 wurden 
in’ dieser Weise 75008 Deskjätinch‘ (gegen” Eur Qiiadratineilen) be: 
pflanzt und zum Theil schon in rdeht hübsche’ 'Wäldeheh verwan- 
delt. Im vergangenen Jahre ist 'auch’ zur Bewaldung’ der Krim 
eine besondere Kommission abgeschickt worden. Ohne Kosten 
und Mühe von Seiten der Regierung haben aber die deutschen 
Ansiedler in Neurussland, besonders die‘ Mennoniten auf Uer 
‚grossen Landstrasse ' vnn Kertsch nach Jekaterinöslaw,” die über 

die Ländzunge von Arabat,' tiber Melitopol und, 'Orzechow führt, 
der öden Steppe’ schöne Wahl lichen Abgerungen. Die 'Feldmar- 
ken der Mennotiten ‘haben ein lanb- und schattenteiches, fast 
pärkähnliches Ansehen gewonnen, welches ein 'h juerer Reisender 
mit ländschäftlichen‘ Bildern von England vergleicht. Im "Jalire 
1856 nahmen die angelegten’ Gemeindewäldungen bereits 515 Des: 
sjätinen ‘ein, und sie”dehnen' sich von Jahr‘ zw Jahr weiter aus! 

Das Beispiel der Menmoniten feuert duch ihre inssischeh und tal 
tarischen Nachbarn zu öiner Natheiferung in der Bauinpflege an, 
Im'Jähre 1824 verkauften sie hin’ diese'73,770 Wald- und Matl- 
beerbäunre und 5890 Obstbäume. Was uie‘ Baumarten 'betrifft, 
die durchweg in gihz Südrüssländ mit Ausnähme der Sandflächen 
und ‚Sälzsteppen am: besten gedeihen, so sind es folgende: die 
Eiche (Quercus peduheulata), die zwei Rüsternarten (Ubmns vam- 
pestris und taltariens) und tie weisse Robinie. Die stachliche 
Gledetschja triaegnthos, ‚welehe sich,schr zu Hecken eignet, wäc ‚hst 
auch, ut, sowie die gewöhnlichen. Heckensträucher und, Rainweide 


(Ligustrum vulgare). Tr 


382 


- Für viele Leser wird es sicher von lüteresse seit, zu erfah: 
ren, dass das VII. Heft von Petermann’s geogr. Mittheilungen 
von Dr. 6. H. Wilhelm Schimper eine ausführliche‘ Schilderung 
seiier Vefangenschaft in- Abessinien enthält. Am Schlusse dieses 
Berichtes heisst es: ‚Es sind nun bald 32 Jahre, dass ich in 
Abessinien lebe und bald 40 Jahre, dass ieh mein Vaterland Ba- 
den verliess. Ich bin alt geworden, äber doch jung Zeblieben, 
heute-in meinem 74. Lebensjahre eben so rüstig wie ein Hinker 
Bursche von 20 Jahren.” - Seh. hat sich nach Adon’begeben, das 
einige Sicherheit bietet und stets in Zeiten politischer ‚Unrahen 
sein ‚Zufluchtsort gewesen ist. i Hr, 


N 


"Der schwedischen Nordpolexpedition sind. die Botaniker J. H. 
Friis_ und 8. Berggren zugetheilt worden. Die Aufgaben, welche 
dieser Expedition in botanischer Hinsicht. gestellt sind, sind fol- 
gende: Untersuchung der Flora der Bären-Insel und Erforschung 
der jetzt erst. unvollständig bekannten Algentlora des Meeres. 
Die der Expedition zu Gebote stehende Dampfkraft verstattet 
auch einen Abstecher nach . ‚den .eisfreien Theilen der Ostküste, 
deren Flora ,, welche, ‚wie man zu vermuthen allen Grund hat, 
durch‘ sibirisehe Formen verändert ist, ohne Zweifel ein dankba-. 
reres. Arbeitsfeld daybieten wird, als das_ schon ‚früher so genau 
untersuchte Pflanzenleben der Westküste. Auch die g geologischen 
Untersuchungen. ‚werden manches ‚Interessante für die Botanik zu, 
Tage. fördern. Wie bekannt , ist bereits naehg ;ewiesen., dass in 
der Miocenzeit, d. h. in derjenigen. Zeit, welche mit, dem ersien 
Auftreten des Menschen auf dem Erdbalie zusammenfiel oder 
demselben voraufging, die Polarländer sich eines Klima’s. erfreut 
haben, .das. einer ‚üppigen Waldregion. ‚günstig war. Eine genaue 
Untersuchung der Beschaffenheit ‚derselben ‚muss ‚daher selbst für 
jeden gebildeten Menschen von spannendem . Interesse sein. und 
hiezu ‚bietet. sieh ein reiches. Material, an mehreren Orten der 
Kusten, das noeh,.gar nicht untersucht "worden. ist. "Ebenso wich- 
tig sind auch die. Nachforschungen nach postmiocenen ‚Lagern, 
denn bis jetzt hat man noch keine Idee davon, wie der Deber- 
gang in diesen Gegenden zwischen den Eismassen der. Jetztzeit 
und den Platanenwäldern der. ‚Miocenzeit. gewesen ist. .T. 


‘In Sieilien, besontlers in Messina, ist unter den Limonen- 
Plautagen eine Krankheit aufgetreten, welche Tausende von Bäu- 


385 


men tüdtet; in Folge’ dessen’ Viele Plöntapehbesitzer. Nerarimten 
und zahlreiche Arbeiter bei Bearbeitüng der'Essenz beschäftigt, 
brödles wurden. = Die Krankheitfängt am! unteren’ Biide des 


. Hammes an; — es zeigtsich &ili dühkler fetter/Fleck, nach 'eitli- 


keh "Tagen springt: an dieser‘Stelle die Rinde 'aaf- and es 'ent- 
leert' sich eine stiikende klebrige: Pittssigkeit, iwelehe- beim Wei- 
tertliessen als Causticum wirkt, der Baum gelb wird und-abstirbt. 
= Von dieser Krankheit werden besonders jahge kräftige Biinhed 
befallen, auch jeniedie mit Stallmist Yedüngt wwrden. “Did bisher 
Migewatiten Mittel: 'Schwefel; Petroleim;, Potfasche, Kalk, Köl- 
lenpulver u. dgl. waren alle ehfolglos;  das’Aufschneiden der Rinde 
ander kranken Stelle und die Reinigung it frischem Wasser 
berior die Rinde von selbst aufspringt,; hat manch günstiges Re- 
sultät' ‘gebracht; glinzlich verschont verblieben jeiie Bäume, welche 
statt mit Stalldung, mit frischem Lupinen-Böhnenkraät'oder mit 
Blätterh' der ‚indischen Feige getüngt worden ware. nie: ‚deoni 


Nr. 1868). TE „Tanz Sr 


Here 


B ı 2 5 oa bio. ih, 
‚- In den südlichen Counties von Californien widmet man dem Aubau 
der Südfrüchte grosse Sorgfalt; In Los Angelos; welches sich auch 
durch Weinbau auszeichnet, ergaben im vorigen Jahre 1480. Citronen- 
bäume durchschnittlich jeler 2000!Citronen und der Verkauf. der- 
selben :brachte einen Erlös von 88,920 Dollars. . Die fürnte- von 
3508: Wallnussbäumen’ trug :105,240 -D, ein. — Vpn Sen: ‚Francisco 
werden californische Weintranben mit ‘den Panamadampfern nach. 


New-York versandt. —T, 


BE Een 


Ktotanische Neuigkeiten im Wuchhandel. 


Barnärd, G, Trees: Consisting of Studies of: trees from na- 
“ture. 3 Parts. 'Fel. "Loudon, Windsor et N.'! 52 3. 6.d. 
Cosson, E. et Durieu de Maisonneuve: 'Flere- d’Algerie. 
Phanerogamie. Groupe des Glumaeees. 4%. 330pag. Paris 

J. B. Bailliere et fils. 6 fres. 

Hitingshausen, C. v.: Die fossile Flora des Tertiärbeckens 
von Bilin. 2. Bd. Enth. die Thymelaceen und Gamopetalen. 
Wien, Gerold Sohn. 2 Thir. 

Hypopityae americanae et centrali-americanae a cell, proff. Lieb- 
mann ef Oersted. collectae et in museo botaxiico haüniensi 


384 


. ,., asservatae,,..auefore ‚Joh. Lange. 8.:,12 pag. „mit 2 Tafeln, 

: Gopenhagen, Bianco-Lune. en BR . 
Lackowitz,.W.; Flora.von Berlin... Berliy, Kortkampf. '/a Thlr. 
Lesquerenx, A,; Oatalogue of the species of Mosses found up 
to ‚te; ‚present fime on: the. nordwest coast „ge the United 
‚States and: eepegially in. ‚California 4. 38 pag... ‚San Fran- 
‚Lisco, FR 

Lioyd, James: Flore de POnest de 1a France. 2. edit. 2. 

: 644 PRg. ‚Paris, J..B, Bailliere et fils. 6 Fres.- 

Nyman, CR: Utkast. ll reiche växternas naturhistoria ler 
..sverjges, Fauerggamer etc... 1. Thl. :: Kronblomstriga seh Fäst- 
blomstriga Diaotyledoner. gr. 8 VI. 430 S. 2 Ahlr. 6 ngr. 

Ondemans,, CA, J.;A.: Eerste ‚beginselen. der plantenkunde, 
‚Post, 8.. Met 418. houtgrav.. tusschen ‚den Text. ‚Amsterdam, 

: ., van. der Post. 1.180, 

Prodromys systematis | naturalis tegni vegetabilis, sive Enumeratig 
.confraeta ordinum, generum, Speeierumgque plantaram, hne 
usque cognitarum, juxta methodi naturalis normas digesta, 
editore et pro parte auctore Alphonso de Candolle;, pars de- 
 cima :sexta,' sectio posterior, fasc. H,:sistuns-Salicineas,. Gym- 
:nöspermas ete. -:Parisiis. : Wietor :Masson et-fils. ..:-. 

Sach s,'J.: Lehrbüch der Botanik'nach dem gegenwärtigen Stand- 
punkt der‘ Wissenschaft.. ‚Leipzig. Engelmann, _4"/s Thir: 

Senft;:Fi: Systematische Bestimmungstafeln - von ‚Deutschlands 
wildwachsenden und eultivirten Holagewächsen und: den’ für 
+ sie wirklich. schädlichen: Insektenarten, ‚Berlin R Springer, 

34, Thlr. er 

Tentamen dispositionis methodieae Lichenum in 1 Longobardia nas- 

 ecentium Additis icönibus partiüm Internarum cujusque” spe- 
ciei ;, auctor to, Garoya lio Deetio 4; Verrucariag quin- 
Im Ana Pr ws Rice a Meat ' 

Valentj-Serimi, F.: Dei funghi Sospetti velenosi del territorig 
senese,.. In 4.:oblunge 3 2: ‚enlone d di P RX, ‚BR. coy ‚56 tav. 
ergmplisografiche: Terino. 30 L,,, on, Bu 


tt T, 


Bedasienr. .Dr. Herrich- Schäffer. Druck der F. Neubanerschen | Büch 
druckerei (Chr. Krüg's Wittwe) in Regensburg. ' 


FLORA. 


M 25. 


137 egenshurg. . Ausgegeben den 8. October \ 1868. 


Inhalt. Literatur. -- Botanische Notizen. — Verzeichniss der fiir die 
Sammlungen der kgl. botan. Gesellschaft eingegangenen Beiträge. — Anzeige: 


FEREEIF CHE 


Literatur a 
Plantae Tinneanae sive Descriptio plantarum in _ expe- 
ditione Tinneana ad flumen Bahr-el-Ghasal eiusque’afflu- 
‚entias in septentrionali interioris Africae parte collectarum. 
Opus XXVII Tabulis, exornatum Theodori Kotschy 
: et Ioannis Peyritsch. consociatis studis elaboratum 
suis samptibus ediderunt Alexandrina . P. F, Tinne et 
loannes: A. Tinne. ‚ Vindobonae Typis Caroli ‚Gerold filü. 
1867. nn 
Plantes Tinndennes ou ı description des quelques-unes 
. des plantes recueillies: par l’expedition Tinngenne sur les 
“ bords du Bahr-el-Ghasal et de ses affluents en Afrique 
‘ eentrale. Ouvrage ornee de XXVIL planches composee 
par MM. Theodore Kotschy et Jean Peyritsch 
publises. aux frais de Alexandrine P. .F. Tinne et John A. 
Tinne. Vienne Typographie de Charles Gerold fils. 1867. 
’ unnumerirte Blätter, Xu 54 8. Folio. 


(Auszug.) - 


Kaum gibt es’einen Welttheil, welcher in neuerer Zeit das 
Interesse der gebildeten Welt mehr in Anspruch genommen hätte 
als Afrika. Die vielen Opfer der Wissenschaft, die dort gefallen, 


sind wohl der klarste Beweis hiefür. 


Flora 1868. 25 


386 


Die Gegenden von Bahr-el-Ghasal haben nach den wenigen 
Fragmenten, welche durch den Sammlungseifer des Fräulein Tinne 
und Theodor v. Heuglin nach Europa gelangt, einen solchen Reiz 
auf den mit der Humboldt-Stiftung ausgezeichneten Afrikarei- 
senden Dr. Georg Schweinfurth ausgeübt, dass er sich entschlos- 
sen, im nächsten Frühjahre (1869) seine Reise von Chartum 
dorthin zu richten. Möge dieser glückliche Forscher das Ver- 
zeichniss, welches wir hier veröffentlichen, mit recht vielen schö- 
nen Entdeckungen bereichern !' 

Das Prachtwerk, dessen Auszug hier geboten wird, ist zu 
kostspielig und darum nur wenigen zugänglich. So weit wir uns 
erinnern, war es ursprünglich gar nicht für den Buchhandel be- 
stimmt. Ich habe deshalb mit meinem Freunde, Dr. Joh. Pey- 
ritsch, dem noch lebenden. Mitverfasser des Werkes, Rücksprache 
genommen und komme seinem Wunsche nach, indem ich den 
nachfolgenden Auszug veranstalte. 

Ueber die Tinne’sche Expedition glaube ich Folgendes be- 
merken zu müssen: 

Im Juli 1861 schiflten sich Madame Henriette Tinne mit 
ihrer Tochter Alexandrine und ihrer Schwester Adrienne van Ca- 
pellen, nachdem sie den Haag verlassen, in Holland nach Ae- 
£ypten ein, von wo sie sieh später nach Chartum begaben. Dort 
miindet der blaue Nil in den weissen Nil, Hier ‚mieiketen sie 
ein Dampfschiff und drei andere Schiffe mit. hinreichender Be- 
mannung und schifften den weissen Nil aufwärts, bis sie die 
vorstehenden Felsen am weiteren Vordringen hinderten. Die 
Schiffsmannschaft wagte sich nicht, das Land zu betreten, doch 
Alexandrine Tinne bestieg ein Pferd und begab sich furehtlos ‚auf 
das aetbiopische Gebiet. Die Kunde von ihrem Reichthume und 
ihrer Menschesfreundlichkeit erregte die Phantasie der Eingebo- 
venen derart, dass man die junge Dame für eine Tochter des 
Türkensultans hielt, die gekommen wäre, dem dasigen Elende zu 
steuern und Fräulein Tinne wäre trotz allen Sträubens beinahe 
zur Königin dieses Volkes ausgerufen worden. 

Diese junge Dame commandirte auch die Finttälle wie der 
gewanilteste Capitain, sie liess die Anker lichten und die Reise 
wurde fortgesetzt bis zum See No und dem Flusse Kir oderKidi 
entlang bis Gondokoro. Sie besahen sieh das Land und bestiegen 
den Berg Belenjam. Die dort grassirenden gefährlichen Fieber 
zwangen die Expedition, nach Chartum zurückzukehren. 

Als sie sich hier zu einer zweiten Reise vorbereiteten, waren 


BT 


die mit der Aufsuchung Vogels betrauten deutschen Gelehrten: 
Theodor v. Heuglin und der Botaniker Dr. Steudner aus Abys- 
sinien nach Chartum zurückgekehrt. Die Damen, beseeit von’dem: 
Wunsche, auch ihr Schärflein für die Wissenschaft beizutragen, 
lIuden die Gelehrten ein, sich ihnen anzuschliessen. Sie-brachen 
im Januar 1863 wieder von Chartum auf, schifften neuerdings bis 
zum See No, liessen den. Fluss Bahr-el Ghasal westwärts und 
kamen zum See. Req, in dessen Hafen, Meschra-Regq, sie ain 10. 
März :1863 ankerten. Von hier aus sollte.der Landweg .einge- 
schlagen werden. Am 23. März begaben sich darum Theodor 
v. Heuglin und Steudner, von den nöthigen Trägern begleitet, 
in das. Innere, um die Reiseroute zu bestimmen. Am: 2. April 
übersetzten sie den Djur und erreichten das Dorf Wau. Hier 
starb Steudner schon am.10. April 1863. Nachdem Henglin sei- 
nem verunglückten. Begleiter die letzten Ehren erwiesen, reiste 
er näck Bongo und miethete 120 Träger, mit welchen er am: 24. 
April nach Meschra-Req zurückkehrte. Die Expedition schickte. 
den grössten Theil der Bagage nach Dembo” und reiste gegen Dor 
in Aethiopien. Die Ufer des Kosanga oder Dembo-Flusses sehie- 
nen am geeignetsten als Ruhestation für die Regenzeit: Hier 
bauten sie also nahe zum Dorfe Kulanda Häuser. Während des 
Baues starb Madame Tinne im Biockhause des Kaufmanıs :Bi- 
selli ‚bei Bongo, einem sehr ungesunden Orte, am 20. Juli: 1863. 
Gleiches Schicksal hatte mehrere Mitglieder der Expedition schon 
früher erreilt. In Folge dieses traurigen Zwischenfalls liess Frl. 
Tinne den Plan, die Njam-Njam-Stämme zu besuchen, fallen und 


. eilte nach Chartum zurück. :In Chartum starb schon ani 20. Mai 


1864 !) Adrienne van Capellen. Fräulein Tinne kehrte bald darauf 
nach Europa zurück, aber ihre Reiselust hat nicht für immer ge- 
endet, ich weiss nicht ob Kotschy’s Behauptung wirklich ernst zu 
nehmen wäre, dass Frl. Tinne den Spleen hätte, so lange zu 
reisen, bis sie von einem Löwen. getödtet wird; genug, die Zei- 
tungen brachten unlängst nachfolgende . Notiz: „Die junge und 
muthige. niederländische Reisende Fräulein Tinne, befindet sich 
nach ihren neuesten Mittheilungen jetzt in der Sahara, mit dem 


1)Man vergleiche über diese Reise: Transactions of tlıe Historie Society of 

Lankashire and Cheshire. Vol. XVI. (Geographical Notes of on Expedition in 

Central- Afrika by Three Dutch Ladies. By John A. Tinne Esq,) — Das 15. 

Supplementheft der geographischen Mittheilungen von Petermann, die Nou- 

velles Annales de Voyage par V. A. Malte-Brun und Lejean. Janvier 1862, 
Novembre 1863, Avril et Novembre 1865. und das Ausland 1865. 
25* 


388 


ktihnen Vorsatze, in Begleitung ihres allmälig stark angewach- 
senen Gefolges, hauptsächlich aus Naturforschern und ortskundi- 
gen Eingeborenen bestehend, zuerst die blauen Berge zu bestei- 
gen und dann wo möglich mitten durch die Wüste zum Theile 
‘auf bisher unbetretenen Pfaden das so wenig bekannte Reich 
Timbuktu zu erreichen.“ 

“ Ausser den 29 neuen Arten, welche in diesem Werke be- 
schrieben werden, sind folgende ‚früher nur aus West-Afrika be- 
kannten Arten im Nilgebiete zuerst durch die Tinne’sche Expe- 

. dition eonstatirt worden und zwar Culcasia scandens, Calamus 
secundiflorus, Elacis guineensis, Lissochilus arenarius et L. pur- 
puratus, Landolphia florida, Morelia senegalensis, Urena lobata, 
Cochlospermush tinetorium, Voandzeia subterranea, Parkia biglo- 
bosa. Gemeinsam für dag Nilbecken und die Region von Bahr- 
el-Ghasal sind Haemanthus multiflorus, Eulophia gwineensis, - Sal- 
vadora persica, Blumea Perrottetiana, Nelsonia canescens, Kigelia 
pinnala, Anona senegalensis, Rhynchocarpa foelida, Urena lobata, 
Syzygium guineense, Indigofera aspera, Arachis hypogaea, Her- 
miniera Elaphroxylon, Dolichos angustifolius, Voandzeia subler- 
ranea, Cassia occidentalis, Alimosa asperata. 

Von den 41 schon früher bekannten Arten sind für Bahr-el- 
Ghasal und Abyssinien. alle gemeinsam mit Ausnahme von Ipo- 
moea asarifolia, Urena lobata, Jussiaea fluitans, Indigofera aspera, 
Herminiera Elaphroxylon, Dolichos angustifoliss, Parkia biglo- 
bosa, Arachis hypogaea und Voandzeia sublerranea, welche bis 
‚jetzt in Abyssinien nicht gefunden wurden. 

Die Pflanzen und Samen der Tinne’schen Expedition wurden 
seiner Zeit von Theodor v. Heuglin an den Hofrath Prof. Franz 
Unger nach Wien geschickt. Unger überliess deren Bestimmung 
Kotschy, welcher vereint mit Dr. Joh. Peyritsch sich an die Be- 
arbeitung des Materials machte. Als Kotschy an den reichen 
Kaufherrn John A. Tinne in Liverpool eine Probe der. Bearbei- 
tung sandte, war derselbe so entzückt, dass er sich bereit er- 
klärte, mit seiner Schwester Fräulein Alexandrine Tinne die Ko- 
sten des Prachtwerkes zu tragen. 

‘Das Buch ist in lateinischer und französischer Sprache (die 
Vebersetzung des französischen Textes besorgte der immer lie- 
benswürdige zuvorkommende Strassburger Botaniker Dr. Buchin- 
ger) abgefasst, und zwar ist nicht nur die Vorrede Tinne’s und 
Kotschy s, dann die Einleitung lateinisch und französisch, son- 
dern es ist dies auch der Fall bei den Beschreibungen, and dort, 


‘389 


wo keine Beschreibungen gegeben wurden, selbst bei den Stand- 
orten ?). 

Bevor ich meine Einleitung schliesse, ist es nöthig, dass ich 
einige Worte über die Prioritätenfrage ausspreche. 

Die „Plantae Tinneanae“‘ waren schon Ende 1865 gedruckt 


‚und eingebunden, die Vorrede datirte vom .19. November 1865 


und es unterliegt auch keinem Zweifel, dass Kotschy schon am 
Ende des Jahres 1865 die ersten Exemplare vertheilte Mein 
sehr geehrter Freund, Dr. P. Ascherson, Custos am königlichen 
Herbarium in Berlin, welcher auch in einer gewissen Wechsel- 
beziehung zu diesen Werke steht, äussert sich in einem seiner 
an mich gerichteten Briefe folgenderweise: „Ich glaube, dass man 
die Priorität.um etwa Neujahr 1866 datiren muss, wo Kotschy 
mindestens drei Exemplare vertheilt hat an v. Schlechtendal, Met- 
tenius und seinen Bruder; bei Boissier will ich noch anfragen, 
ob er ein ganzes Exemplar hat ®). Es wäre ungerecht, in diesem 
Falle, wo die Autoren die Schuld der Verzögerung des Handels 
nicht traf, etwa erst von der 2. Ausgabe zu datiren.“ 

Zur Erläuterung dieser Zeilen will ich bemerken: als die 


4) Die weitere Anordnung des einleitenden Textes ist folgende: 
Auf dem zweiten unnumerirten Blatte die Dedication : 

A $a Majest& Sophie Frederique Mathilde reine des Pays-Bas hom- 
mage respectueux de ses serviteurs tres humbles et tres obeissants Ale- 
xandrine Tinn# et John A. Tiane. 

Als Grund der Dedieation sagt John A. Tinne in seiner Vorrede, weil 
die Königin von Holland habe „si bien connu et estim€ notre chere mere.“ 

Auf dem dritten Blatte steht: 

„In piam memoriam defunetae Hendericae Marise Lndovicae, vidus 
Philippi Fred. Tinne filiae natu maximae Theod. Fred. Liberi Baronis 

van Capellen Vice-Arehithalassi Neerlandici.“* 

Dasselbe ist auf dieser. Seite auch französisch zu lesen. 

Zwischen der lateinischen und französischen Dedication ist ein geschmack- 
volles Miniaturbild der Madame Tinne mit Autograph eingefügt. 

Nun folgt auf dem vierten Blatte die Vorrede John A. Tinne’s, als Ini 
tiale befindet sich ein prachtvoller Farbendruck, eine Vegetationsansicht von 
Dracaena Ombet darstellend. Auf Blatt V und VI ist Kotschy’s Präfation zu 
lesen. 
Die Einleitung gibt eine detaillirtere Darstellung der Reise (p. I-VIM), 
p. IX befindet sich der Conspeetus speeierum (zusammen 74 Species). Die 
Azollen bearbeitete weil. Prof. Mettenius; die meisterhaft ausgeführten Tafeln 
rühren von der Künstlerhand Liepolds her. 

2) Nach einer spätern Mittheilung Ascherson’s erhielt Boissier nur die 
Tafel und den Text der Euphordia Bongensis Kotschy et Peyritseh. 


‚390 


Exemplare der Plahtae Tinneanae nach England gelangten, hatte 
man an dem lateinischen Texte und einer Reihe sinnstörender 
Druckfehler. Austand genommen und John A. Tinne inhibirte die 
weitere Ausgabe des Werkes. . Der Wiederabdrück des verhes- 
serten Textes wurde jedoch von Hın. Tinne so verzögert, dass 
Dr. Peyritsch, welcher sich gleich nach Rotschy’s Tode mit 'Tinne 
in Verbindung setzte, erst 1867 das Werk zum Abschlusse brin- 
gen konnte. Hätte Tinne sich nicht überreden lassen, einen Wie- 
derabdruck des Werkes zu veränstalten, so hätte es zu den 
grössten  bibliograpkischen Seltenheiten gezählt werden müssen, 
da die nach England gelangte Partie schon vernichtet war, man 
hätte jedoch nicht Anstand nehmen können, die Prioritäten Ko- 
tschy’s und Peyvitsch’s.zu wahren, denn so’ viel ich weiss, war 
auch .noch ein Exemplar der ersten Ausgabe in Kotschy’s und 
eines in Peyritsch’s Hand, ausserdem aber wurden in der Hinter- 
‚lassenschaft Kotschy’s mehrere Exemplare (ich glaube über 20) 
‚vorgefunden, welche auf Reklamation des mit dem Drucke be- 
trauten Wiener Verlegers, Carl Gerald’s Sohn, diesem ausgefolgt 
wurden. 

Ich bin dennach auch. der Ansicht, dass die Prioritäten der 
in diesem Werke. aufgeführten Nova vom Ende des Jahres 1865 
resp. dem Anfange des Jähres 1866 zu datiren sind. 

Da ich die wenigen ‚Bemerkungen, die ich nach reiflicher 


Erwägung und häufiger Rückspräche mit meinem Freinde Dr... 


Peyritsch vereinbart an den betreffenden Stellen einschalten werde, 
habe ich hier wenig mehr zu sagen. 

Alle in den Plantis Tinneanis aufgestellten neuen Gattungen 
and Arten sind mit den Diagnosen und Descriptionen genau ge 
geben, jedoch mit der einzigen Ausnahme, dass ich die Abkür- 
zungen consequent einhielt und jedesmal die verständlichsten und 
‚zugleich kürzesten Äbbreviäturen benützte. Ich werde idimer 
an derjenigen Stelle, wo die Abkürzung zuerst vorkömnnt, in 
einer Note deren Erläuterung geben. Von .den-übrigen in diesem 
Werke angeführten Pflanzen habe ich nur die Synonymik und die 
Standert& gegeben. Diejenigen Arten‘ welche mit Dikgosen und 
Beschreibungen verschen sind, habe ich mit einem Stern, (*) be- 
zeichnet. 


Wien Ende August. 1868. u August Kanitz. 


Dieotyledones. 
Mimoseae 


. *1...Acacia mellifera Benth. in Hook. Lond. Jonrn., of Bot. 1. 
507.') A. Rich. Tent. Fl. Abyss. I. 341. Schweinf. Beitr. z. Fl. 
Aeth. 1. Mimosa mellifera Vahl Symb. IL. 3. Inga mellifera 
Willd. Spec. IV. 1006. DC. Prodr. II. 437. [Pl T.1]*) Tab, 1.°) 
Creseit in deserto Nubiae orientalis prope montes Omared in vi- 
einia Sauakin. HC P V.*) Exp. Tinn. ®) n. 73. Ab: 19° ber. 
lat. meridiem versus usque in provincias Senaar et Kordofan una 
cum Acacia triacaniha Hochst. („Gitte“ Arabum) extans, peregri- 
natoribus in camelo vehentibus ob aculeos Armes, vestimenta et 
eutem dilacerantes, molesta est. 

2. Mimosa asperats Linn. Spee. Pl. 1507. n. 38. DC. Prodr. 
II. 428 et Me&m. Leg. t. 63. Benth. in Journ. of Bot. IV. 400, 
.n. 147. Hook. Nig, Fi. 330. Bolle in Peters Mossamb. 7. "Schweinf. 
Pl. qd. Nilot. 2 et Beitr. z. Fl. Aeth. 3. Thoms. in Speke 
Source of the Nile, App. G. 633. Mimosa Habbas Delil. Fl. Aeg, 
79 n. 960 [Pl. T. 2). 

Plantae, inde a novissima Nili apud Syenem <ataracta per 
‚interiores Africae partes, in Senegambia, ad Niger flumen usque 
ad oram Mosambicensem frequentis speeimen decerptum est ad 
ripas Bahr-el-Ghasal, HCPV Exp. Tinn. ». 74. 

3. Parkia biglobosa Benth. in Hook. Journ. of Bot. IV. 328. 
Mimosa biglobosa Jacqg. Am. 267 t, 179 f. 87. Inga biglobosa 
Willd. Spee. 1V. 1025. Pal. Beauv. Fl. d’Oware et Benin 53 t. 90. 
Parkia Africana R. Br. App. Oudn. 234. Hook. Nig. Fl. 329. 
[Pl. T. 2]. HCPV Exp. Tinn. n.75. Arbor speciosa, patula, ad 
60 pedes alta, conıa dilatata, cortice laevi e glauco candicante; 
sub anthesi mense Januario & Februario frons vix ex parte evo- 
luta. Crescit ad flumen Wau, ex Bahr-Ghasal derivatum, in di- 
tione Aekbiopum Djur. Exceptis feliis, quae Rev. Knoblecher 
Gondokoro (n. 104) misit, kıyjus äinsignis arberis nullum in regio- 
aibus niloticis notum erat vestigium. Provenit in Africa tropica 


1). Wenn nicht des Enigegengesetzte bemerkt ist, so bedeuten die arabi- 
schen Zahlen immer Seitenzahlen. ” 

2) Plantae Tinneanae. 

3) Nach der Klammer [] ist die Tafel der Plantae Tinneanae. 

4) Herbarium Caesar. Palatinum Vindobonense. 

5) Iupeditio Tinsshne. © 


992 


oeeidentali, India orient,, Insulis Philipp. In Amer. australen: per - 
mancipia ex Africa’ oetidentali tfanslata esse Videtur, 


Caesalpiniaceae. 


4. Caösia oceidentalis Linn. Spee. Pl. 539. n. it. DC. Prodr. 
U. 497.n.'92. Bot. Reg. t. 83. Gwill. et Perrot. Fl. Seneg. 261. 
Hook. Nig. Fl. 126, 324. A. Rich. Tent. Fi. Abyss. I. 251. Bolle 
in Peters Mossamb: 13. Schweinf. Pl. qd. Nilet. 3. Beitr. z. 
Fl. Aethb. 4 Thoms. in Speke Souree of the Nile, App. G. 632. 
[Pl T. 2]. 

:HCPV Exp. Tinn. n. 71. Decerpta est ad Meschra Req 
prope vrigines Bahr-Ghasal, ubi mense Aprili floret, Per totaım 
Africam tropicam obviam äit. 

5. Cassia goratensis Fresen. in Flora bot. Z. 1839. 53. A. 
Rich.: Tent. Fl. Abyss: I. 250.  Schweinf: Beitr. z. A. Aeth. 4 
[PR T.2]. 

Speeimen ad Bongo in Anibus Aethiopum Djur sub 8° gr. 
bor. lat. non procul ab originibus Bahr-Ghasal m. Decembri 1863 
decerptum; HCPV Exp. Tinn. n. 72. 

. Nota. Cassiae duae aliae species ex seminibus procreatae in 
aedibus Tinneanis aluntur, nec von ibidem e seminibus Bongen- 
sibus varia exemplaria Bauhiniae optime procrescant, 


Papilionaceae, 


*6, Lonchocarpus Sophiue Kotschy et Peyritsch ip. T. 3). 
Tab. II. i 
Arbor foliis . ., paniculis racemiformibus virgatis foribundis 

cano-suhsericeis,; floribus violaceis, calyce tubuloso-campanulato 
quadridentato fere bilabiato sericeo, dente postico 'duplo latiore 
integerrimo vel vix bidentato, antico lateribus interdam minore, 
vexillö reflexo basi biaurieulato glabro, aurieula triangulari acuta 
vel obtusa, ovario quingne-ovulato, legumine .. 

Summae observantiae testandae Maiestatis Sophiad Reginae 
(Neerlandiae) nomine insignita :est arbor. 
 - Speeimina florifera tantum discrepant a Lonchocarpo Phile- 
noptera habitu strietiore, floribus numerosissimis, calyce intensius 
colorato, praeeipue autem vexillo reflexo sub anthesi nunquam alis 
incumbente, alis auriculatis supra unguem fere saccatis, auricula 
in latere inferiore triangula brevi, caringe foliolis supra Baguem 
evidenter saccatis. 


Arbor circiter 60 podes : alta, ereseit ad. ‚Bango.in. zogno: Ae- 


thiopum Djur. .Ob venenosas vires,. de.quibus tamen nil aceu- 
ratius constat, arborem ab incolis evitari sociis expedit. Tinnea- 
nae relatum est, cum {ragmina m. Febr. 1864 carperent. HCPV 
Exp. Tinn. on. 70. 

* Lonchocarpus. Philenoptera Benth. in \ Proceed. of. Linn. Soc. 
1859, Suppl. 97. Thoms. in Speke Source of the Nile, App. 6. 
632. Harv. et Sond. Fl. Cap. II. 263. : Philenoptera Kotschyana 
Fenzl in Fl. hot. Zeit. 1844. 312. Philenoptera Schimperi Hochst. 
pl. Schimperianae exsiceatae. A. Rich. Tent. Fl. Abyss. I. 232. 
Schweinfi- Beitr. z. Fi. Aeth. 16. [Pl. T. 3]. 

Creseit supra Fassoglu in montibus Psiori -3000 ped. supra 
‚mare, ubi floribus eopiosis violaceo-eaeruleis, dum folia nondum 
sunt explicatae, clivos ornat. Ibi d. 22. Januarii .1838 exemplar 
floridum cum duobus foliis sera natis reperit Kotschy, quod n. 522 
in HCPV asservatur. -In.regno Camamil, montibus Psiori vi- 
eino, vidit -dux Paulus de "Würtemberg. 1839. :Ex. 'Abyssinia sub 
.an..897, 1768 et 1778: cum fructibus misit ‚Schimper. 'Specimen 
quod Cienkowski fioridum invenit ad Gebbel Kassan 18. Mai 1848, 
in Herb. Petropol. n. 65. asservatur, 

*7, Chirocalyx abyssinicus Hochst. in Flora bot. Zeit..1846, 
Pl. T. 4] Tab, TI. Erythrina abyssinica Lam. Diet. I. 392, 
DC. Prodr. II. 413. n. 25. A. Rich. Tent. Fl. Abyss. I 214. t.41, 
..  HCPV: Exp. Tinn. n. 67, exemplar apud Bongo in provineia 
Dembo ın. Aprili. 1863 decerptum. Flores et folia ab Rev. Pro- 
vicario Knobleeher prope Gondokoro collecta eidem Herb. insunt 
n. 97. Ad fiumen Tubiri arborem illam reperit Binder. 

Creseit in Abyssinia et Aethiopia 9. et 8. gradu lat. borealis 
a 25. usque ad 35 gradum long. Parisiensis per regienes niloticas 
occidentales. 

*8. Dolichos angustifolius Vahl in Herh. Thonn. Guill, et Perrot. 
Fl. Seneg. 1.:220. [Pl. T. 6]. Plectrotropis angustifolia Schum. 
et Thonn. Besk. Pl, Guin. Il. 112, 

HCPV. Exp. Tinn. n. 69. Crescit in Aethiopia nilotica 
prope Wau ad ripam fluminis Bahr-Ghasal, affluentiae Nili Albi, 
ubi exemplar illud decerptum est m. Jan. 1964. 

-9.::Voandzeia subterranea Thouars Gen. Nov. Madag. 23. n. 70. 
DC. Prodr. H. p. 474. --Guill. et Perrot. Fi.. Seneg. 254. Hook. 
Nig. Fl. 125. [PL-T.. u yeine sublerranea Linn. fil. Decad. 
37:19. 

Crescit in locis arenosis prope Wau in regno , Aethiopum 
Djur, unde semina.attulit de’ -Heuglin, Haec plants ‚ut iam. ex 


- 


Afriea orientali per ömnes regiones tropicas :divulgata et culta 
sit, per servos Aethiopas factum. 

*1]0. Rhynchosia@ intermedia Kotschy et Peyritsch [Pl. T. 7]. 

Tota pilis simplieibus intermixtis punctis resinosis pubescens, 
caule vohubili, foliolis obtusissimis mueronulatis, utrinque mol- 
liter pilosis subtus glanduloso-resinosis, lateralibus triangulis basi 
inaequilateris, terminali rhomboideo, racemis remote multifloris 
folio multoties longioribus, floribus maiusculis purpureo-venosis, 
calyeis pilosi labio superiore ad medium bifido, inferiore tripar- 
tito, laeiniis omnibus acutis, antica-produetiore, leguminibus dense 
fulvo-pilosis." 

Creseit in loeis fruticosis regni Aethiopum Djur ad Bongo 
80 grad. lat. bor. 27'/, long. Paris. Mense Decembri 1863 floren- 
tem legit de Heuglin.n HCPV. Exp. Tinn. n. 63. 

'Caulis herbaceus volubilis, fili emporetiei'erassitie, teres, stria- 
tus, pilis simplieibus patentissimis glatdalis resinosis interieetis pu- 
bescens. Folia pinnata, uniinga, itterstitiis 2—4-polliearibus dissita, 
petiolata, stipulata; petiolus 5-—7 lin. long., basi paulum cylindrico- 
incrassatus, aeque ac petioluli pilis densis patentissimis, glando- 
lis intermixtis, hirsutus; foliola 8—12 Hin. longa, petiolule 1 lin. 
longo instructa, stipellata, obtusissima, nervo exeurrente Apicu- 
lata, basi ängnstiora, utrimque pilis basi bulbosis patentibus mol- 
lia, ad nervos et marginem fere villosula, subtus resinoso-punctata 
reticulato-venosa, basi trinervia; lateralia unistipellafa, basi inac- 
quilatera, triangnlaria, angnlis obtusissimis, latere superiore an- 
guktiore oblongo 2—21, lin. lato, nervis secundarüs 5—6 sub- 
parallelis subaeguilongis inferiore triangulo duplo latiore, ner- 
vis secundariis 8—4, horum infimo longiore in trientem partem 
inferiorem marginis superioris excurrente, versus angulum late- 
talem hervules 3-4 emittente; fterminale e Iateralibus 2—1"/ 
lin. remotem, bistipeHatum, rhomboideum, aequilaterum,. angulis 
obtusissimis fere rotundatis, lateribus cum dimidia parte inferiore 
feliolorum tateralium homomorphis. Stipulae subulätze, 1 lin. 
londae, fuscescentes, extas hirsutke, reflexae, deciduas; stipellab 
tenuissimae, vix "/ lin. longae, deciduae.- 

Batemi 4--6-pollicares, axillares, 7-—12-flori ; peduntulus in- 
ferne 1’4-—2. poll. 'nudus, caule multo graellier, "pilis simpficibus 
‚glandüliferis !et. punctis: resinosis infermixtis pilosus. Flores re- 
moti, nutantes, subsecundi, pedicellati; pedicelli bracteis 1’/ lb. 
Angie, sübuläto-linearibus, fuseesoentibus, pilosis, deeidais suf- 
Sul, 1%, Bm, longi. : Calyıi ‚tubuloso-campanulatus , bilabistus, 


er 


‘ purpuräscens, sparse breviter pilosus, pünetis resinbkis pilis sim- 


plieibus intermixtis, tubo '/ lin.’ longo, decemnervi, ut laeiniäe 
reticulato-venoso, nervis 5 in medios -dentes, alterdis iisque bi- 


‚fureis ad sinus excurrentibus, nervulis’ duobus in 'lacinlis margi- 


nalibus,. Jabio superiore tubo aequilongo ad "mediumi’bifido, läci- 


‚nis acutis semilineam longis, labio inferiore 2 lin. longo tripar- 


tito, laciniis ‚lanceolatis acutis, et quidem lateralibns 1 lin., media 


1"/ lin. lorffgis. Vexillum reflexum, ungüieulatum, 'eximie pur- 


pureo-venosum, obovato- subrotundum, 5 ‚lin. long., 'extus puberüu- 
lum, glandulis resinosis interpositis, ungue 1 lin. 'longo, lamina 
basi-utfingue auriculata, auriculis [p. 8} 'membranaceis obtusi- 
inflexis, supra basin macula flava notata. Alae obovatäe, oblon- 
gae, flavae, 5 lin: long., 1”/- Yin. lat, unguieulätae, ungue an- 
gusto 1 lin. longo, lamina basi auricula deorsum speetante in- 
structa.. Carinae foliola oblohga, libera, apice tantum cohaerentia, 


‚obtusa, alis-paulum longiorä, Talcata, Hava. nfra apicem Maenla 


purpurascente notata, unge angusto 1', lin. ifo. "Stamm 10, 
filamentum vexillare liberum, 'süpra basin geniculätum, teterä ih 
vaginam postice tota: longitudine fissam 4 Hin. longäif connata, 
superne: soluta, filamentis liberis 1 lin. long., 'ahtheris parvulis 
flavis. Ovarium sessile, oblongum. 1°/, lin. long., pilosum, 'üni- 
loceulare, ovulis duobus. Stylus filiformis, superne arcuatus, su- 
pra medium fere fusiformiter incrassatus, parte "incrassata viri- 
dula glabra, inferiore pilosa. Stigma oblongum. “ Legiimina im- 
matura falvo-villösula. 

Eihynchoside hörsutae Eckl. et Zeyhet affinis. 

*11, Indigofera Bongensis Kotschy et Peyritsch {pl T. 8). 
Tab, IV.- 

: Caule prostrato, foliis simplieibus late-ovalibas wel obovätis 
mucronulatis supra glabris viridibus, margine et subtäs pilis ad- 
pressis strigosis scabris canescentibus, racemis folie '3—4plo Ion- 
gioribüs, leguiminibus rectis linearibus sub-quadrapgelin RT- 
spermis: ° 

:Creseit in Aethiopum Djur provineia Dembs et apud Bongo 
ubi de Heuglin Dee. 1863 invenit. AHCPV. Exp. Tinn. n. 66: 

Herba humilis; caulis proeumbens, parum ramostıs ramis as- 
cendentibus racemos 'ani- tröpollicaris erectes Ppropullans , fere 
quadrangulus, fili emporetici crassitie, piis medio affixis ad- 
pressis vel- patentibus seaber. Folia simplieia, stipulata, Änter- 
‚nodiis 9--3 lineas Jodgis remiota, brevissiine' pefiolata, %7,--1/- 
pollicaria, 3—8 lin. lata, ovalia aut obovata, utrimgue Yotändath 


296 


aut oblusa, rarius utrimque acuta, nervo excurrente mucronulata, 
integerrima, rigida, superne margine excepto glabra, subtus et ad 
marginem "/, lin. latum pilis brevibus dessis, medio affıxis, sub- 
strigosis canescentia, scabra, nervo medio facie superiore im- 
presso , facie inferiore prominente lateralibus 7—-14 parallelis 
usque ad marginem paene indivisis, debilibus infra vix. perspi- 
cuis. Stipulae lineari-subulatae, 2—3 lin. longae, eysiccatae fus- 
cescentes, scabridae, persistentes. Racemi ceylindriei diametro 
3—4 linearum, multiflori; rhachis ramulorum cerassitie, 17 —1 
poll. a basi nuda angulata striatula, bracteata; bracteae linea- 
res, angustissimae, ultra lineam .longae, seabridae, deciduae. 
Flores parvi breviter pedicellati, patentissimi vel deflexi, inferio- 
res parum remoti, superiores approximati, purpurei, pedicellis 
?/, lin. longis. €alyx urceolato-campanulatus, pilis medio affıxis 
patentibus asper, persistens, tubo brevissimo, dentibus acuminatis 
‚subsetaceis 1 lin. longis. Corolla calyce duplo longior; vexillum 
in anthesi reflexum, brevissime unguiculatum, ungue subeoncavo, 
late orbiculatum, emarginatum, apienlatum, a basi fiabellato-ner- 
vosum, exius pilosum, 1'/, lin. longum ; alae oblongae, apice la- 
tiores, 2 lin. longae, breviter unguieulatae, apiee rotundatae, 
subunilateraliter penninerves; carinae foliola 2 lin. longa, flavida, 
.apice purpurea, medio ‘/ lin. concreta, obovata, sensim basin 
versus attenuata, arcuata, medio intra marginem calearata, cal- 
cari concavo , areuato-nervosa, Stamina 10, diadelpha, alterna 
antherarum longitudine breviora; stamen [p. 9] vexillare longi- 
tudine breviorum; filamenta in tubum postice fissum, vix ultra 
‚lineam longum, connata, superne soluta, filamentis liberis brevis- 
simis ; antherae ovatae, mucronatae, biloeulares, loculis longitu- 
dinaliter dehiscentibus. Ovarium brevissime stipitatum, pluri- 
.(10-) ovulatum, scabrum, Stylus filiformis arcuatus. Stigma ca- 
pitatum. Legumina patentissima, 4—10 lin. longa, } lin. lata, 
subquadrangnla, compressa, recta, stylo persistente breviter To- 
strata, rostro */, lin. longo uncinato, pilis sparsis scabrida, inter 
semina isthmis membranaceis, a valvis solubilibus 2—7 locellata, 
demum bivalvia. Semina fere euboidea, *, lin. longa, testa lacvi 
nigreseentia. 

Species ex sect. Simplicifoliarum Indigoferae echinatae Willd. 
et I. oblongifolia Forsk. proxima. 

12. Indigofera aspera Perrot. in DC. Prodr. IL 229. n. 76. 
Guill. et Perrot. Fl 1 Bones, 184, Schweinf. Beitr. z. Fl. Aeth. 12. 
P.T:9] . 


35E 


Crescit ad Bongo in vicinia originum "Bahr-Ghasal, unde‘ flo- 
rentem de Heuglin attulit.*“ HCPV. Exp: Tinn. n. 66. ' 

13. Herminiera Elaphrowylon Guill. et Perrot. Fl. Seneg. 
201.1. 51. Thoms. in Speke Source of the Nile App. G. 631. 
Schweinf. Beitr. z. Fl Aeth. 9. '[Pl. T. 9]. 

In stagnantibus aquis ad ripas Nili et Bahr-Ghasal planta 
haec mirabilis radicibus intertextis cum quibusdam aliis plantis 
insulas format, quae ventis huc atque illue agitantur. . 

Crescit in fossis Nili Albi inter Schilluk insulas nee non in 
Bahr-Ghasal copiaque uavigantibus impedimento est. Arabiee 
Anıbad) dieitur. Decerpsit de Heuglin. HCPV. Exp. Tinn. n. 68: 
" 14. Arachis hypogaea Linn. Spee. 1040. ‘DO. Prodr. 1. 474. 
Guill. et Perrot. Fl. Seneg. 253. Hook. Nig. Fl. 123 'et 301. 
Poiteau in Ann. se. nat. Ser. IIL. XIX. 268. t. 15. Bolle in Peters 
Mossamb. 42: Thoms. in Speke Source of the Nile, App. G. 631. 
Schweinf. Beitr. z. Fl. Aeth. 6.- Harv. et Sond. Fi. Cap. II. 
227. [Pl. T. 9]. Arachis 'africana et A. asiatica, Lour. Fl. 


_Cochin. p, 430. 


Creseit per totam Africam tropieam; a Bongo Semina expe- 
ditio 'Tinneana attulit. Ob fruetus edules per servos Aethiopas 
usque in Cochinchinam (Loureiro Fl. p. 430) ac Guianam' (Rich. 
Scehomburgk Beisen II. 855) ex Africa translata est. 


Fax 


Myrtaceae , 


15. Syaygium guineense DC. Prodr. II. 259. ‚Guill. et Perrof, 
Fl. Seneg. 315. t. 72. Thoms. in Speke Source ofthe Nile, App. 
G. 634. [Pl. T. 9). Calyptranthes guineensis Willd. Spec..II. 974.. 

Arbor procera, floribus colore et odore Tiliae, erescit in re- 
gione silvatica ad Wau Aethiopum Djur, ubi in vicinia originum 
Rahr-Ghasal legit florentem de Heuglin m. Jan. 1864. HCPV. 
Exp. Tinn. n. 62, 


Lythrarieae. 


*16. Nesaeca (2) icosandra Kotschy et Peyritsch [Pl. T. 10). 
Tab. V. A. Glabra, eaule herbaceo, foliis oblongis lanceolafis 
pbtusis vel acutis glaueescentibus, cymis pedunculatis 6—1- floris 
braeteatis, bracteis linearibus acutis, calycis laciniis uniserialibus 
6—8, staminibus 18—21 imo calyei insertis, ovarie quadrilo- 


eulari. 
Creseit ad ripas fluminis Djur, quod in Bahr-Ghasal influit, 


38 


in provincig..Dembo ubi de. Heuglin Dee, 1863 floriferam legit. 
HEPV. Exp. Tinn. n. 61. 

Herba perennis (an suffrutex ?) glabra. Caules (rami ?) sim- 
plices, ereeti, 3—6 poll. longi, argute quadranguli, leviter pur- 
purascentes, basi fusei subligneseentes. Folia opposita vel alterna; 
media pollicaria et ultra, internodiis 1',—1-poll. disiuncta; in- 
feriora, saepius alterna cum superioribus, minora,, interstitiis 
brevioribus disiuneta sessilia, e basi, ovata vel subeordata oblonga, 
oblongo-lanceolata vel obovato-lanceolata, 3—4 lin. lata, obtusa, 
apiculata vel acuta, integerrima, utrimque glabra, penninervia, 
glaucescentia, sybtus purpurascentia nervo medio subtus promi- 
nente, lateralibus plurimis versus marginem anastomosantibus, 
anastomosibus continuis margini parallelis. 

Cymae axillares pedunculatae, 1—6 florum, interdum dicho- 
tomae, ramıis brevissimis bracteatis, pedunculo 1—12. lin. longo 
gracili. Flores breviter pedicellati, subumbellati, bracteae ad basin 
pedicellorum confertae subulatae, ’/, lin. longae. Calyx urceolato- 
campanulatus, 6—7—8-lobus, basi aequalis, 2 lin. long, mem- 
branaceus, peristens, tubo rubescente decemstriato, nervis quinque 
in laeiuiarum apices, quinque in sinus exeurrentibus, laciniis 
uniserialibus triangulis, ‚erectis, acufis, subeoloratis, /, lin. long., 
aestivatione accumbentibus. Petela 2—6—8, calyeig summo .tubo 
inter lobos inserta, brevissime unguiculata, obovato- oblonga, pen- 
ninervia, rubra, fugacia, aestivatione corrugata, magnitudine inter 
2—'/, lin. variante. Stamina 18—-21, imo ealyei inserta, uniseri- 
alia, exserta, filamentis filiformibus, eireiter 2 lin. long. liberis, 
aestivatione inflexis, antheris oblongis, biloeularibus, longitudina- 
liter dehiscentibus. _Ovarium quadriloenlare, ovulis angulo centrali 
placentae erassae, affınis plurimis. Stylus 4 lin: long. adscendes, 
areuatus vel subflexusous. Stigma capitatum.' Capsula ealyce in- 
chısa membranacea, septis tenuibus fragillimis. Semina minima, 
oblonga, triangularia, apice tumido-marginata. 


Species genere dubia, habilu magis quam characteribus Nesaeae 
foxtasse adnusmeranda, calyce ebracteolato, eiusdem lacinsis uni- 
seriglibus,, petalorum ‚numero variante, staminibns 18-21 imo 
calyei insertis, .ovario. madrdbentarı, semintbus plur imis mini- 


: (Fortsetzung folgt.) 


Jan. 


. Botanische Notizen. 


Von. dem Journale ’), in welchen die Flora der venetianischen 
Provinzen und des Trideptinischeg Gebietes zur Veröffentlichung 
gekommen wäre, ist das 4. Heft erschienen, mit diesem aber auch 
sein Iinde! Es hat manch werthvollen Beitrag zur Kenatniss, der 
Fauna, Flora und Gaea des benannten Gebietes gebracht! 

Von Di.Saecardo finden wir gegeben ein systematisches Ver- 
zeichniss der in der Provinz Treviso vorfindlichen Gefässerypto- 
gamen, dann Mittheilungen, über einige botanigche Studien und 
über das Herbar des (1866) versterhenen Dr. Mugpa in Trevisa, 
welches von dessen Bruder dem Naturhistorischen Museum zu 
Treviso zum Geschenke gebracht wurde. — Von Dr. Nardofinden' 
wir Mittheilungen über den (1867) verstorbenen Naturforscher A. 
Parelini, welchem zu Ehren De Uandolle eine Uenlaurea, 
de Visiani eine Slachis, Zapardini eine Hildebrandia widmete, 
Webb eine Parolinia ornata "aufstellte und dessen Herbar sammt 
den reichhaltigen Mineralien- Sammlungen sich im Athenäum zu 
Bassano aufbewahrt finden. — Dr. Nardo gibt ferners Mitthei- 
lungen über den Naturforscher L. Naccari von Chioggia, (gest. 
1860 zu Padua), namentlich über desspn-botanische Arbeiten, wie: 
Flora der Meeresktiste von Venedig, Flora der Provinz Venedig, 
Adriatische Algeolegie ete., und dem zu lihren Rudolphi ein 
Callitanmium Naccarianum, Agardh eine Zonaria Nacrartana, 
Endlicher eine Naccaria aufgestellt hatten, und endlich gibt 
Dr. Nardo Nachricht "ber. Waifen’y ‚waglegische Studien des 
adriatischen Meeres, — Pr. Venturi gibt Erläuterung über Des- 
malodon griseus Jur. und bemerkt, däss dieses Moos schon von 
Schimper als eine blosse Varietät von Barbula membranifolia 
Hook. erkannt wurde und daher als Barb. menmbranifolia Hogk. 
var. grisea == „pedicello breviore, erassiore; eperoulo breviore; 
annulo plerumque conspieuo; peristomii dentibus brevissimis vix 
detrorsum inclinatis“ — aufzustellen sei. Ir. 


EEE Ze f 
1) Commentario della fauns, flora e gea del Veneto e del Trientino, 
.Periodico trimesirale, Red. A.P. Ninni e P. A. Saccardo. Venezia. 1867-68. 


Verreitchnfss 
der für die Sanmnlungen. der kpl. botanischen ‚Gesellschaft ein- 
ur ’ gegangenen" "Beiträge. ’ 3“ 


106. Jahresbericht der naturforseh. Gesellsch. Granbündens. Neue Folge; 
13. Jahrgang. Chur 1868. ! 

107. Sulzfluh: Excursion der Section Rhaetia. Chur 1865. , 

108, Berichte über die Verhandlungen der naturf. Gesellsch. im Breisgau. 
Bd. 4. Heft 4 Freiburg 1867. 

‘109. Bulletin de la Soc. imp. d. nat. de Moscou 1867 nr. 4. 

110.. Dr. C. O. Harz: Beitrag zur Kenniniss des Polyporus effe. Fries. 
Moskau. 1868. . 

11. Bericht über die Thätigkeit d. botan. Section der. Sehlep. Gypllseh. AR 
1866’ von F. Cohn. . . 


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‚Soeben erschien und ist. direct söwie: dufch ‘alle Buch- und 


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die‘ nachgelässene ‚Bibliothek des berühmten Botanikers. C. H. 
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Redaeteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauer’schen Buch 
druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. 


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Regensburg. Ausgegeben den 15. October 1868, 


aha Literatur. - nn Gelehrte Gesellschaften. — Botanische Notizen. 
BEER BERN \ PEESER \ EEE GER 


Literatur 


Geographisches Jahrbuch. 1. Band, 1868. Unter 
"Mitwirkung. von A. Auwers, J: J. Bayer, E. Debes, A. 
Fabricius, A. 'Grisebach, Friedr. Müller, K. v. ‚Scherzer, 
. L...K. Schmarda, F. R. ‚Seligmann, E. v. .Sydow, C. Vogel. 
‚Herausgegeben von E. Behm, Mitredacteur von Peter+ 
- mann’s Geogr. Mittheilangen. "Gotha, Justus Perthes. 1868. 
VIIL 488 ind OXIVS.I.S 


‚ Die Fortschritte der Geographie in ihrer weitesten Ausdeh- 
nung in Form eines Jahrbuches darzustellen ist ohne Zweifel 
eine Sehr 2weckmässige und man kann nicht umhin dieser zeit- 
gemässen’ Idee seine Anerkennung zu ‘versagen. Seitdem Hum- 
boldt die ‚Pflanzengeographie begründet, sind auch die Botaniker 
mehr denn je’ für geographische Wissenschaften interessirt und 
so möge es denn nicht befremdend aufgenommen werden, wenn 
wir jener Parthieen , welche auch den Botaniker interessiren. 
möchten, gedenken. ® 

Eröffnet wird das Werk mit geographischen Ephemeriden 
(1-9), ‚es wird hier kaum ein Gedenktag, angeführt sein, der 
nicht auch’ den Botäniker interessirte. Diesen schliessen sich 

Flora 1868. 26 


: 


402 


die Zeitrechnungen verschiedener Völker an. Zuerst die Alt- 
Römische Kalender-Tabelle (p. 9.), dann der Kalender der Chi- 
nesen (p. 10—14) , die-.Zeitrechnung der wegslichen Eskimo’s 
(p. 14. 15.), der. indianisehe Kälender jn‘den nördlichen Oasen 
der Sahara (p.’ 15. 16), die ehemalige Z eitreehnun der Sandwich- 
Insulaner (p. 16) und die Zeitrechnung im Senegal (p. 16. 17.) 

Areal und Bevölkerung. Gebiets-Veränderungen, Zählungen - 
und Schätzungen aus den Jahren 1866 und 1867 (p. 17—18), ist 
der für den Botaniker wichtigste Aufsatz der II. Abtheilung 
dieses Buches (geographische Zahlennachweise). 

In der III. Abtheilung:: Ahandlungen über die Fortschritte 
der geographischen Wissenschaften, finden wir den 2. Bericht 
über, die Fortschritte in der Geographie der Pflanzen von Prof. 
Dr. A. Gricebach (p. 186—219). Wir müssen $esfeheh', ’es "hat 
uns schmerzlich berührt, gleich in.den ersten Zeilen. Folgendes 
lesen zu müssen: „Die botanischen Jahresberichte, welche, ich. in 
früherer Zeit (1840—1853) herausgab, stellten sich die Aufgabe, 
eine möglichst vollständige Uebersicht der auf dem Gebiete der. 
Pflanzengeographie erschiepepen Arheiten zugeben. Es ist nicht 
die Absicht, gegenwärtig auf diesen Plan zurückzukommen, son- 
dern es sollen in: diesem. ‚Berichte: nur. solche. Forschungen ef- 
wähnt werden, die zu. den im ersten. Bande des geographischen 
Jahrbuches erörterten Problemen der, ‚Wissenschaft in Beziehung 
stehen. Schriften selbst von’ hohem Werth, wie die systemati- 
schen Florenwerke, bleiben hier uinbesprochen, sofern sie nur 
Material an Thatsachen liefern, ohne sie unter den geographischen 
Gesichtspunkt: zu. stellen, und ebensowenig kann auf die: zallfei- 
chen Beiträge im Bereiche eng begrenzter Räumlichkeiten einge- 
gangen werden, wenn sie nicht für die Lösung allgemeiner‘ Fra- 
gen von Einfluss sind.“ 

Wir wollen nicht die Berechligung dieser Ansprüche. bezwei- 
feln, aber der Aufgabe eines geographischen Jahrbuches entspricht. 
dieses Programm nicht; wir glauben daher, dass Prof. Grise- 
baeh in Zukunft besser thun wird, die von Schmar da einge- 
schlagene. Manier zu befolgen , wenigstens was die’ Citation der 
Literaturnachweise betrifft, Man weiss übrigens auch nicht, für 
welche Zeit dieser Bericht anzunehmen ist und wir "glauben, dass 
dies auf dem Titel der Abhandlungen angezeigt hätte werden 
müssen. 

. Dass übrigens der Bericht. des Prof. Grißebach classisch 
ist, brauchen wir nicht hervorzuheben, das ist, eben, wesshalb wir 


bo. 


403 
es bedanern, dass Prof. Grisebach sich diese engen Schranken 
gezogen; seine‘früheren. Berichte bilden für die in ihnen bespro- 
chenen Zeiträume unersetzliche Handbücher und’ die Lücke von 
1853 an. wird jeder recht sehr schmerzlich vermissen. 

‚An erster. Stelle-in dieser Abhandlung wird erwähnt die Dar- 
stellung des genialen Oskar..Peschel über die Verbreitung der 
trockenen. und feuchten Klimate (Neue Probleme der vergleichen- 
den Erdkunde. Ausland 1866). Prof. Grisebach zollt “dieser 
besondere Anerkennung. 

‚Hierauf bespricht er Hooker’s geistreichen Vortrag in der 
British Association at Nottingham 1866 „über die Eigenthümlich- 
keit.der veeanischen Inselfloren.“ Kny hat-.denselben Gegenstand 
in der..Zeitschr.. für. Erdkunde 1867 :quellengemäss besprochen, 
Hioo ker's. Schlüsse sind nach Grisebach: 

: Jede. Inselfiora steht durch Einwanderungen in Beziehung 
Aa,einem' bestimmten: Continent, ohne dass hiebei der geographi- 
sche. Abstand allein entscheidend ist. 

.2) Die Inselfloren entsprechen.in ihrem Vegetationscharicter 
einer.höheren Breite als die ihnen zunächstgelegenen Continen- 
talfluxen, die mit ihnen unter gleichem Parallelkreise liegen. 

8) Alle:endemischen Inscifloren zeigen im Verhältniss zu der 
Gontinentalflora, von :der ihre eingewanderten Bestandtheile ab- 
stammen, grosse characteristische Eigenthümlichkeiten, die sieh 
zu zwei. Öntegorien von Gewächsen zusammenfassen lassen: 

a) Endemische Päanzen, die keine Verwandtschaft mit denen. 
des Stamm-Continents zeigen, wie die Bäume tropischer Familien 
auf den ..Atlantischen Archipeln, die Synantherenbäume St. He- 
lena’s, die grosse Crueifere Pringlea auf Kerguelen’s Island. 

.b) Gewisse Gattungen sind eigenthümlich, aber eontinentalen . 
Gattungen nahe stehend, und dieselbe Erscheinung wiederholt 
sich bei den Arten und ebenso bei den Varietäten, die zu con- 
tinentalen:.Arten: gehören , aber auf dem Continent nicht vor- 
kommen.t: : 

.. 4): Die eingewanderten Pflanzen sind auf den occanischen 
Inseln in weit grösserer Individuenzahl vorhanden, als die ende- 
mischen, .sie bedecken: den..grössten Theil ilirer Oberfläche. 

5) Einjährige: Gewüchse. sind unter den endcmischen Bestand- 
theilen der vceanischen Floren ausserordentlich selten oder fehlen 
ganz, ‘während hingegen “annuelle eingewanderte Pflanzen Sich 
mit leichtigkeit ausbreiten: 


Es gibt noch manche andere merkwürdige Eigenthünlich- 
26 * 


404 


keiten der oceanischen Floren, die aber allgemeiner bekannt und 
daher von Hooker nur im Eingange zu seiner Abhandlung kurz 
bemerkt sind. Dahin gehört ihr Reichthum an Farnen und Cryp- 
togamen, eine Folge ihres Seeklima’s, ferner der Ersatz conti- 
nentaler Stauden durch verwandte Arten von Holzgewächsen, eine 
unerklärte Erscheinung, die Darwin auf eine wohl allzu künst- 
liche Weise mit seiner Hypothese in Beziehung zu bringen ge- 
sucht hat, sodann die geringe Verhältnisszahl der Arten zu den 
Gattungen, der Gattungen zu den Familien, endlich die Armuth 
der Gebirge an alpinen Erzeugnissen. ' 

Die beiden letzteren Thatsachen stehen. mit 'einer allgemei- 
nen Bigenthümlichkeit der Schöpfungscentren, die durch Binwan- 
derungen ungestört in ihrer ursprünglichen Ausstaitung sich er- 
halten haben, in Verbindung. Die Verhältnisszahl der Arten wird 
erst dadurch gross, dass die Schöpfungscentren wie.gewisse Stern- 
bilder gruppenförmig geordnet sind, sie wird gerade Auf oceani- 
schen Inseln, wie den Galopagos, dadürch erhöht, dass mehrere 
zu demselben Archipel gehören. ' Die Berge oeeanischer Inseln 
bleiben pflanzenarm, weil sie die am meisten vor fremdem Zu- 
zuge gesicherten Schöpfungseentren der Erde sind. Erst durch 
den Austausch werden begrenzte Räumlichkeiten formenreich. 
Das einzelne Schöpfungscentrum bringt wenig, aber das Eigen- 
thümlichste hervor. - 

Grisebach bespricht hierauf die neuen Erscheinangen der 
Literatur nach seinen vor wenigen Jahren in Petermann’s geogr. 
Mittheilungen publieirten Florengebieten. Wir fühlen uns jedoch 
nicht berufen, auch hier einen Auszug der Auszüge zu bieten, 
glauben jedoch den Wunsch nicht unterdrücken zu "dürfen, Prof. 
Grisebach möchte diesen Bericht mit. genaueren: Literatur- 
nachweisen in einer speciell botanischen Zeitschrift nochmals ver- 
öffentlichen. : 

„Berieht über die Fortschritte unserer Kenntniss von der geo- 

graphischen Verbreitung der Thiere. Von Ludw.K. Schmarda“ 

(p. 220-250) und „Bericht über die Fortschritte der. Baeen- 

lehre. Von Prof. T. R, Seligmann“ (p. 251-293) . 
enthalten manches, was auch für Botaniker nicht unwichtig; be 
merken wollen wir jedoch, dass die Ansichten der beiden Wiener 
Professoren entschieden .diametral sind und. indem Sehmarda 
ein entschiedener Gegner der Darwin’schen Lehre ist, ‚hat 
Darwin kaum einen gewandteren Vertheidiger. gefunden. als 
Prof. Seligmann. 


405 


Den Schluss der Berichte bildet: 

„Die bedeutenderen geographischen Reisen in den Jahren 

1866 und 1867, nebst Notizen über die geographischen Gesell- 

schaften und Publikationen. Von E. Behm“ (p. 419—479). 

‘ Anhangsweise sind beigefügt die Mülfstabellen von” Ernst 
Debes p. I--CXIV (n. A. die Masse der verschiedenen Länder, 
die Reductionstafeln der verschiedenen Längen- und Flächenmasse) 
bilden eine sehr erwünschte Beigabe. p. CXIV. befindet sich als 
Nachsehrift die Norddentsche Meile, 

Die Ausstattung ist (abgesehen vom Formate) die der geogr. 
Mittheilungen von Petermann, wir glauben, dass dies noch um 
eine Empfehlung mehr wäre. Sehr wünschenswerth wäre es aber, 
wenn in Zukunft der Verleger nicht erst die Ostermesse ab- 
warten würde, sondern in regelmässigen Zeiträumen die Publiea- 
tion dieses von nun an unentbehrlichen periodischen Werkes in 
seinem und der Wissenschaft Interesse veröffentlichte. A.Z. 


Die Vegetationsverhältnisse von Croatien von 
Dr. August Neilreich. Herausgegeben von der k. k. 
zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien. Vorgelegt in 
der Sitzung vom 1. April 1867. Im Inlande besorgt 
durch W. .Braumüller, k. k. Hof- und Universitätsbuch- 
händler. Für das Ausland in Commission bei F. A. Brock- 

“ haus in Leipzig. VII, XLI und 288 S. 8. 


Es gibt kaum einen Botaniker unter den europäischen Flo- 
risten — vielleicht Döll und Parlatore ausgenommen — bei 
welchen Fleiss und Gediegenheit in solchem Masse anzutreffen 
wäre, als dies bei Neilreich der Fall ist, und wenn man auch 
die Verdienste der einzelnen österreichischen Forscher jedesmal 
mit Dankbarkeit anerkennen wird müssen, so zweifle ich dennoch 
nicht, dass die Nachwelt ihm den erhabensten Platz unter diesen 
einräumen wird. Noch unbekannt in der botanischen Welt, hatte 
er vor mehr denn zwanzig Jahren, als er seine erste Arbeit, die 
Flora von Wien veröffentlicht, sich das Ansehen erworben, in 
welchem er noch heute steht. Die Nachträge der Flora von Wien, 
die‘Flora von Nieder-Oesterreich, die Nachträge zu Maly’s Enu- 
meratio, die Aufzählung ungarischer und slavonischer Pflanzen, 


4096 


die Nachträge zur Flora von Nieder-Oestetreich, die Diagnosen 
der in. seiner: ungar.. Aufzählung, aber in Koch’s Synopsis nicht 
befindlichen Arten und jetzt das obgenannte Werk, sie erschieien 
in kaum zwei Jahrzehnten und bilden, wie Jeder auf den ersten 
Blick merken wird, eigentlich die Basis für alle zukünftigen For- 
schungen in Oesterreich. Sehr, recht sehr müssen wir bedauern, 
dass von den sogenannten Ländern der ungarischen Krone bis 
jetzt Siebenbürgen und Dalmatien von dem Bereiche seiner Ar- 
beiten ausgeschlossen waren. Bedenkt man: aber, dass mit Ätis- 
nahme der zwei erstgenannten Arbeiten, der Verfasser — an einer 
Tubereulose krank — zwischen Leben und Tod schwebend, seine 
Arbeiten geschrieben, die oft durch mehrmonatliches Kranken- 
lager unterbrochen wurden, so. wird man die Liebe ermessen, mit 
welcher Neilreich an' der seientia amabilis hängt, 

Zur Geschichte dieses Werkes übergehend theilt uns der 
Verfasser mit, dass er in seiner ungarischen Aufzählung die Flora 
von Croatien vorzüglich deshalb nicht berücksichtigt, weil über 
dieses Land der Syllabus Florae eroaticae von Schlosser und 
Vukotinovich bereits bestand und er der Meinung war, dass 
er’ dem Syllabus kaum etwas Neues hätte beifügen können. Kist 
nach dem Erscheinen obgenannter Aufzählung überzeugte sich 
Verf, von der Unrichtigkeit seiner Ansicht, da im Sylabus nieht 
aur ‚viele Standorte, ja selbst einige Arten fehlen ,. welche. in 
Kochs Synopsis, in Waldstein- Ritaibers Plantag variores, 
Yisian’s Flora dalmatica, und sogar in den Reischeı iehteu 
Schlössers in der Ocsterr. bot. Wochenschrift enthalten sind. 
Dazu kamen in neuerer Zeit Klinggräfä Beiträge, Sapetzas 
Flora von Karlstadt und mehrere kleine Anfätze, dann die werth’ 
vollen handschriftlichen Reiseberichte und Tagebücher :Kitai- 
bel’s und Sadler’s (die zahlreichen Manuscripte der zwei tetzt- 
genannten ungarischen Bötaniker' verdankt der Verfasser der Mu- 
nificenz seiner Exe. des Erzbischofs von Kalocsa, Dr. Ludwig 
Haynald, welcher sie aus der Sz6chenyischen’ Bibliothek’ des 
ungarischen Nationalmusenms mit grösster Liberalität erwirkie): 
so dass die Zahl der im Syllabns enthaltenen Standorte ‚in vor- 
liegender Aufzählung um ein gutes Drittel vermehrt ‚erscheint. 
Diese Arbeit wünseht der Vert. als eine krgänzung seiner UNE. 
Aufzählung betrachtet zu sehen. 

Jenen Arten, welche weder iu Koc his Synopsis;: noch in 
Neilreich’s ungarischen Pflanzendiagnosen, (Wien 1867). enthal- 
ten sind; oder welche zwar in Koch’s- ‚Synopsis vorkommen, 


r 


40 
‚aber als die einzigen Arten der Gattung keine Diagnosen haben, 
wurden solche beigegeben und so viel als möglich J.'D. Koch’s 
Werke angepasst. Die in’ der Flora von Croatien als Arten auf- 
genommenen Pflanzen sind mit fortlaufenden Zahlen bezeichnet 
und mit grösseren fetteren Leitern gedruckt, die Varietäten, Ba- 
starde und jene Arten, deren Vorkommen in Croatien nur zwei: 
felhaft schien, mit kleinen: fettern Lettern gesetzt. Syltouyme, 
deren in Köch’s Synopsis erwähnt wird, hat Verf. in der Regel 
nicht aufgenommen, ausnahmsweise nur dann, wenn solche‘ Sy- 
nonyme im Syllabus als eigene Arten mit besondern Faitdorten 
aufgeführt erscheinen. us 
:'„Wenn die Verf. des Syllabus — sagt Neilreich am Ende 
seiner‘ Vorrede — den ersten Grund zu einer Flora Croatiens ge- 
legt haben, so schmeichle ich mir, nach ihnen der Erste gewesen 
.zu sein, der durch die Schilderung der Vegetationsverhältnisse 
dieses Ländes auf der ‘gegebenen Grundlage, so &ut es ging, 
weiter gebaut hat. ' Doch kann ich inich der Besorgnis "hicht 
entschlagen, dass über die Flora von Croatien ziemlich viele ün«- 
richtige Angaben bestehen, deren Beriehtigung nur im Läufe der 
Zeit erfolgen kann. Es ist dies eine Art Gährungsprocess, den 
noch alle Speecialfloren entweder bereits durchgemacht haben, 
oder erst durchmachen müssen, bis sie sich zu jenem Grade von 
Vollständigkeit und Verlässlichkeit emporarbeiten, den man über- 
haupt von einer Flora billiger Weise verlangen kann.“ 

Das Werk zerfällt in zwei Theile; den ersten Theil bilden 
die mit römischen, den zweiten Theil die mit arabischefi Zahlen 
bezeichneten Seiten. \ 

“Der erste Theil hat zur Veberschrift Einleitung. Erster Ab- 
schnitt, Geschiehtlicher Ueberblick (p. I-VII). Wenngleich 
schon Cinsius hier botanisirt, so ist doch der Beginn der Durch- 
forschung Croatiens von Ende des vorigen Jahrhunderts zu da- 
-tiren, ausser dem Domherrn Josef Host, einem Bruder des Ver- 
fassers der Flora austriaca, hatte aber bis auf Schlosser und 
Vukotinovich Niemand seinen bleibenden Aufenthalt in Croa- 
tien genommen ; grösstentheils waren die hier durchreisenden Bo- 
taniker nur einige Wochen in Croatien. p. III. glaubt Neil- 
reich, dass der Zeitpunkt der Reise des Freiherın v. Seenus 
in das Jahr 1768 zu frühe wäre; wir sind auch dieser Ansicht, 
würden jedoch uns unbedingt für das Jahr 1798 entscheiden, da 
Seenus von dem: „vormals venetianischen Istrien“ spricht und 
dieses schon 1797 in Folge des Friedens von Campo Formio änf- 


‚ 


gehört hat, venetianisch zu sein. Es liegt die Deutung für 1798 
auch darum ‚am. mächsten, weil man bier das verkehrte. Einsetzen 
des Neuners, (9) als Sechsers, (6) viel leichter vermuthen, als wie 
Neilreieh, will, die ersten Jahre des jetzigen. Jatrhunderts, da 
doch sehr. ‚schwer einzuschen wäre, wie 1800, 1801, 1802,. .1803 
oder. 1894. als 1768 gesetzt wurde, 

, Zweiter Abschnitt. Natürliche Beschaffenheit des Landes 
(B.. IXIXXXI),, I. Die Grenzen und Lage (p. X-XH. IL Be- 
schaffenheit des Bodens in orographischer und. geologischer 
Beziehung (p. XI-—XXIV).. II. Die Bewässerung (p. XAIV 
—XXVII) werden für die Zwecke des Botanikers klar und licht- 
voll-gargestellt, IV. Klima von Dr. Karl Jelinek, . Bireetor 
der k, k.. Centralanstalt für Meteorologie und Erdwaggetismus 
(p, XXVU--XXIX); hieran knüpft Neilreich einige allgemeine 
Bemerkungen (p. KRX—XXXD. 

‚ Der dritte Abschnitt (p. XXXII-—XLI) bespricht den Einfluss 
der natürlichen. Beschaffenheit des ‚Landes auf die Vertheilung 
der Gewächse. 

Die Schlüsse Neilreieh's sind: in. Kurzem folgende: 

I. Croatien hat seiner geographischen Lage nach ein. drei- 
faches Florengebiet, nämlich Nord-Croatien, das der Karstforma- 
tion angehörige . Hochland und die, Meeresküste; ‘das. erste bat 
mit Süd-Steiermark und den angrenzenden ungarischen und sla- 
vonischen Comitaten, das zweite mit Krain, dem österreichischen 
Littorale (Triester Statthaltereigebiet) und dem ‚nördlichen ‚Dal- 


watien, das dritte mit den Ufern des adriatischen ‚Meeres, über“, 


haupt die nächste Achnlichkeit. Seine Flora hat dessenungeachtet 
nur wenig eigenthümliche, d. i. solche Arten aufzuweisen, ‚welche 
bisher nur: in Croatien, aber in keinem der- angrenzenden Nach- 
baxländer beobachtet wurden. Diese. sind: Hyacinthus amelhy- 
stinus. L., Pölygenum, alpinum All, Carsium monianum Spr.,.Gre 
pis Kilaibelis Fröl., Galium ‚maritimum L.,. Pedicularis brachyo- 
donta. Schl. et Vuk., Primula Kitaibeliana Schott, Hypecoum pro 
cumbens: L., Cardamine chelidonia L., Card. earnosa : WK., Au: 
brietia deltoiden DU., Paronychia argentea. Lam., Dianthus. nilir: 
dus - WR. ‚ Uebrigens ist es nicht unwahrscheinlich,; dass die eine 
oder die andere dieser Arten in Türkisch- Croatien und selbst 
in Dalmatien vorkomme. 

. 4. Der Einfluss der geologischen Formation auf, ie Vege: 
tation-ist von allen Faetoren, welche diese begründen, der mäch- 


tigste. „Der Kalk, seien es die älteren Kalke,.der Trias-, Jura. 


409 


und Kreide-Fomnation .oder die jüngeren. Leithakalke, beherrscht 
entschieden. die Vegetation von ganz-Croatien und drückt ibr den 
Charakter einer xerophilen Flora .ayf.. ;Bei- dieser. grossen Ver- 
breitung des Kalkes, und.da er so leicht verwittert und zerbrö- 
ckelt und mit seinem Schutte die älteren Gesteine, denen er auf- 
gesetzt .ist, übersehüttet, vermögen die krystallinischen Schiefer 
Nord-Croatiens und die Steinkohlen: und Werfner Schiefer Süd- 
Croatiens nur einen höchst untergeordneten Einfluss auf die Ve- 
getation auszuüben. Blos bei dem eocepen Sandsteine im unga- 
rischen Eitterale:übt die demselben eigenthümliche Feuchtigkeit 
eine günstige, Wirkung auf die Vegetation. 

HI. Ueber ..den Einfluss des Klima’s auf die Vegetation 
lässt sich gar nichts sagen, weil die Witterungsverhältnisse Croa- 
tiens selbst nur unvolikommen bekannt sind. ‚Se viel ist gewiss, 
dass das ungarische Littorale, die Zone der immergrünen Sträu- 
cher, seine ausgezeichnete südliche Flora :.nur seiner geschützten 
Lage und, seinem warmen Klima verdankt und dass die ..unauf- 
hörliehen rauhen Stürme, die langen kalten, Winter, die kurzen 
heissen trockenen Sommer, und. die grellen Temperaturwechsel, 
welche das Klima des Hochlandes charakterisiren, den .gtinstigen 
Einfluss, welchen die südliche Lage sonst auf die Vegetation aus- 
üben musste, wieder abschwächen oder ganz vereiteln.- 

Für :Croatien wäre Neilreich folgende Regionen aufzu- 
stellen. geneigt: 

1. Region der Ebenen und Hügel vom ‚Spiegel des adriati- 
schen Meeres. bis -1000° ‘ 

2. -Berg- und:.Waldregion 3000-5000. 

3. Voralpenregion 3000—3509°. 

4. Alpenregion 5000-5547”. . 

Wie sich aber die Gränzen der Vegetation zu diesen ver- 
schiedenen Höhenregionen verhalten, wie weit z. B. die Zone der 
immergrünen Sträucher des Littorales reichte, wie hoch die Eiche, 
die Bushe, die Tanne steigen, kurz unter alles das, was man 
eigentlich mittelst der Höhenregionen zu erreichen bezweckt, 
feblt es bisher an Beobachtungen. . 

IV. Von allen Einflüssen auf die Vertheilung der Gewächse 
sind die aus der Verschiedenheit der Standorte sich ergebenden 
Vegetationsformen in der Flora eines Landes am leichtesten 
durchzuführen. Es sei hier nur im Allgemeinen bemerkt, dass 
die Vegetationsform der Wälder, der Felsen und sonnigen stei-. 
nigen: Stellen in Crostien am meisten: vertreten ist, dass die Ve- 


88 


getationisform der Sümpfe und Gewässer blos in den Niedertingen 
der Drai, Save und Külpa zu höherer Entwicklung gelangt, In 
Sird-Croatieh aber nur auf die Alluvien der Wasserläufe beschränkt 
ist, dass die Vegetätionsföorm der Alpen zu keiner HuchalpenHlora 
sich erhebt, dagegen oft tiefer als in andere Länder herabsteigt, 
und dass die Vegetationsform der Gras- und Sandsteppen sowie 
des Flugsandes, welcher für Ungarn eharakteristisch ist, im x Croa- 
tien durchaus fehlt. 

V. Schliesslich folgt eine Zusammenstellung der in Cröatien 
bisher beobachteten Arten verglichen in numerischer Beziehung 
mit der Flora der Nachbarländer, nämlich Slavönien, Dalmatien, 
Krain und dem österreichischen Littorale. Steiermark, die zwei 
ungarischen Grenz-Comitate und Türkisch-Croatien wurden nicht 
bericksiehtigt, weil die Flora von Ober-Steiermark mit jener 
Croatiens gar. keine Aehnlichkeit hat, jene der zwei anderen Ge 
biete aber speciell nicht bekannt ist. 


Die Gesammtzahl der bisher bekannten Arten von Gefäs- 
pflanzen ist in: \ 


'Croatien (467 Quadrat-Meilen) . een 2947 
Krain und Littorale (327 Q.-Meilen). . . . 2541 
Siavonieh (295 Q.-Meilen) . . ....2.%...1351 
Dalmatien (232 Q.-Meilen) . .-. 2047. 


"Hlieraus erhellt, dass Krain und das österreichische Littorale, 
obwohl an Flächeninhalt um mehr als ein Viertel kleiner als 
Croatien, dasselbe an Pflanzenreichthum doch übertrifft.- Denn in 
Croatien fehlen die 6—-8000° Fuss hohen Alpen und die Hoch- 
moore Krains, die günstige Küstenbildung und die zählreichen 
Inseln und Scoglien des österreichischen Littorale’ und, während 
die heisse Zone der immergrünen Sträucher in Croatie auf das 
kleine ungarische Küstenland beschränkt ist, erstreckt sie sich iM 
österreichischen Litforale über die’Hälfte von Istrien und def 
Archipel des Quarnere, aueh-ist die Flora von Krain 'wad des 
österreichischen Littorale besser gekannt als jene Croatienk. .' 

Da Siavonien noch wenig durchforscht ist, ist die angegebend 
Zahl zwar nieder, doch glauben- wir nicht, dass sie selbst nach 
einer eingehendeh - Durchforsehung Slavoniens eine der übrigen 
drei Zahlen auch nur annähernd erreichen wird. “ 

Der zweite Theil enthält die: „Aufzählung der'in Oroatien 
bisher beobachteten wild wachsenden oder im Grossen gebnuten 
Gefässpflanzen naeh Endlicher's-Systema‘  ' 

“Die von Sehlosset' ind Vukötinovich ahftestellten deten 


4 


Arten hat Neilreich alle lift höchst“ "geringer Ausnahme in" den 
Herbarien des kais, botanischen Hofkabinets, der zool.-bot. ‘Ge- 
sellschaft und des Pinshzrathes Dr. Rauseher im Originäl- 
Exemplaren ‚und meistens ih hinlänglicker‘ Anzahl eingesehen und 
untersucht. “Von den Behott'schen Arten konnte Neilreich 
zur die von Mafy' im dötanischen Hofgarten nächst dem Belve- 
dere kultivirten‘ Exenplarc einsehen, da damals‘ Schott’s Shnim- 
lungen sich noch im Naehlasse des Kaisers Maximilian von 
Mexiko‘ befanden. Da diese Samminngen in das Eigenthum- Sr 
Exe; des Erzbisehofs Dr. Ludwig Haynald käuflich” tibergegäh- 
gen, so zweifeln wir nicht, dass dieser 'grossherzige Mäcen, wel- 
cher zweifelsoktie eine der bedeutendsten Privatsämmlungeh be- 
sitzt, die Schött’schen Typen Neilreich zukommen wird las- 
sen, damit man über den Werth derselben in’s Reine komme. 

Nachdein der Verfasser das  Verzeichniss der’ benuizteh 
Sthiiften gegeben, lässt er die Aufzählung folgen! Ein Verzeich- 
hiss 'der Ortsehäften td’ Berge nebst‘ Angabe ‘ihrer Lage; in 
wie weit dies die'Enumeratio beänsprucht, "dann ein Gattungs- 
und ein Synonymenregister schliessen dus sehr zwecknässig an- 
gelegte Werk. 

- Die Ausstattung des Werkes ist eine sehr anständige und 
so wird auch Derjenige, welcher ‘auf Aeusserlichkeiten ein &e- 
wicht legt, mit Vergnügen dieses Werk benützen. Da das Werk 
keiner Empfehlung bedarf, schliessen wir mit dem Wunsche, dass 
es dem Verfasser, welchem der Zufall die Anerkennung noch beit 
Lebzeiten brachte, ‘*ergönnt sei, noch lange zum "Nutzen ünd 
Frommen ‘der Botaniker Vesterreichs zu wirken. A. 2. 


re) 
< 


Gelehrte Gesellschaften. on 


Kais. Akademie der 'Wisseusch'aften in Wien. 

* Ti der letzten: (93. N) Sitzung vor den akademischen Ferien 
übernittelte Hr. Dr. M!'Wretschko eine Abhandlimg: „Beitra 
zur Entwickehtigsgeschichte der Cruciferen-Bläthe.“ 

Die Infloreseenz äller'Ctuciferen ist in der Jugend eine schwach- 
gewölbte, Ausgebreitete Äxe, an deren Rand die Blüthenkhiöspen 
sich differenziren. ' Diese besitzen theistens weder Deck’ noch 
Votblätter; nicht selten jedoch zeigen sich rudiinöntäre, ' :mit ihnen. 
selbst verwachsene DecKblätter' die niit den Knöspeli setbst gleich- 
zeitifer Entstehung. sind und- ‚Später hänfig 'sparlös verschwinden. 


412 


Ebenso gibt es manche Arten mit zwei rudimentären, seitlich ge- 
stellten Vorblättern, die nicht mit einem Deckblatte zugleich an 
einer und derselben Blüthe vorzukommen scheinen. Die Vor- 
blätter entstehen vor dem 1. Kelchblatte. Die Aufeinanderfolge 
der Sepala zeigt insoferne Modifikationen, als der Kelch manch- 
mal mit dem hinteren, in der Regel jedoch mit dem vorderen 
Blatte beginnt. Aufdas mediane Paar folgt sehr bald das laterale. 
Die vier Petala entwickeln sich gleichzeitig. Bald darauf folgt in 
Form von breiten, noch: seichten Wülsten die Anlage der seit- 
lichen Staubgefässe, worauf der Blüthenboden sich wieder wölbt, 
rasch in eine Viereckform mit abgerundeten Ecken übergeht, an 
welchen letzteren selbst sich etwas später vier den Petalis nicht 
antiponirte Wülste zeigen: die Anlage der vier langen Staubge- 
fässe. Die Entwickelungsgeschichte spricht nicht zu Gunsten der 
Aborttheorie, lässt aber auch eine gemeinschaftliche Anlage je 
zweier langen Staubgefässe vor dem vorderen und hinteren Kelch- 
blatte nicht erkennen. Insoferne ist die Annahme einer späteren 
"Spaltung dieser gemeinsammen medianen Anlagen in je zwei 
Staubgefässe oder das sog. Dedoublement nicht annehmbar. ‚Eine 
Verdoppelung der Staubblattorgane an der Stelle, wo zuweilen 
nyr ein solches vorkommt, findet sich nammentlich auch bei den 


ersten Staminalwirteln der Papaveraceen, wo man keine Veran-. 


lassung hat, an’s Dedoublement zu denken. , Es dürfte sachrich- 
tiger sein, statt einen eigenen Prozess in solchen . Erscheinungen 
zu erblicken, sie mit den Wahrnehmungen bei der Entstehung der 
Blätter an der Axenspitze überhaupt zusammenzuhalten, indem 
sie sich in die gleiche Gesetzmässigkeit einreihen lassen.und die 
gleichen (derzeit noch unbekannten) Ursachen haben dürften. 


K.k. Zoologisch-botan. Gesellschaft in Wien. 
(Juni — August 1868.) 
Hr. Juratzka zeigte das Vorkommen von Carex cyperoides 


in Wien (in der Brigittenau am Ufer des Kaiserwassers) an; — 50 
auch zeigte er Asplenium adulterinum von mehreren Standorten 


in schönen Exemplaren vor und theilte schliesslich mit, dass Hr. 


Fillion das in Niederösterreich noch nicht beobachtete Laub- 


moos Anodus Donianus am Hainbach gefunden habe. 


Hr. Dr. Reichardt überreicht eine Beschreibung ' 'seiner Ex- 


cursionen am Hochschwab und Eisenhut in Steiermark; 'bespräch 
eine, von Hrn, Schweinfurth eingesendete Abhandlang „Aovae 


418 


species aethiopicae*, und theilte ‘ferner mit, am Schneeberg: in 
Niederösterreich zwei für diese Flora neue Rostpilze Uredo Rho- 
dodendri DU. und Ur. Empechi Lk. aufgefünden zu haben. 

Hr. Dr. Reichardt berichtete ferners über eine von Hrn. Dr. 
“ Löw in Berlin eingesendete Arbeit über den Bau'der merkwürdigen 
schmarotzenden Laurinee „Cassytha melantka R. Br.“ aus Neu- 
holland, die an Cuscufa erinnert; sie schlingt sich mit ihrem 
dünnen fadenförmigen Stengel an Acacia-, Melaleuca-, Casuarina- 
Arten empor, haftet sieh mit ihren Saugwarzen an und zerstört 
die betreffende: Pflanze. 


Botanische Notizen. 


Allen Botanikern ist bekannt, dass Wulfenia carinthiaca ayr 
in Kärnthen vorkommt und zwar auf den den sog. “Gartner Kofei 
umschliessenden, ungefähr 5000 Fuss hohen Kühweger-, Wat- 
schinger- und Kron- Alpen; sie wächst auf fetten, aus der Ver- 
witterung schwarzer Kalkschiefer entstandenem Boden nit Nord- 
West-Exposition — ihr Gedeihen ist derart, dass es grosse Ab- 
bänge gibt, wo nicht ein Grashalm das Dieckicht der Wurzelblätter 
durchdringen kann; — wo die Bestände lockerer, da findet sich 
auch Rhododendron hirsutum und Geranium sylontieum. — Auf 
besagtem Gebirgszuge kommen auch Paedarota Bonarota fund 
P. agyria vor, welche erstere den- oberen Gailthaler und südlichen 
Tiroleralpen, letztere allen Gebirgen Unterkärnthens, der Steier- 
mark, Kroatiens, Krains und Dalmatiens anhängig sind. Die 
„Alpenreise“ zum Besuche der Wulfenia bringt noch andere bo- 
tanische Notizen. (Carinthia. October-Heft 1867.) 


Das Thal Valtornenche in Piemont bietet mannigfaltige Ob- 
jecte, die einen Touristen, einen Wissenschaftsmann, zu fesseln 
im Stande sind —— wie Alterthümer aus der Römerzeit und. aus 
dem Mittelalter, Gletscher, Moränen, Höhlen, Wasserfälle, . Mine- 
ralien, Pflanzen u. m. a. — Hr. Canonicus G. Carrel in Val- 
tornenche gibt ausführliche Andeutungen ') über die Excursionen, 
welche von den drei. Hauptorten des Thales: Chatillon, Valtor- 
nenche und Breil auf die in einer oder anderen Beziehung wich- 
tigen Punkte vorgenommen werden können. Der Botaniker findet 


"D Bull. del Club alpino italiano. Nr. 12. 1. Som. 1868. 8. 4 mit Karte 
und 6 Ansichten. 


#14 


von Chatilon. gegen Torgnon zu: Alyssum argenleum.und Thymus 
vulgaris, welche. besonders auf Serpentin vorkommen, dann Or- 
chis militaris, Cephalantkera rubra, Orobanche. ‚Salviae, : Paris 
quadrifolia, Adianthum capillus veneris U. m. a., gegen Fierna 
zy: Tulipa sylvestris, Pulmonaria: uzurea, Nepeta nepetella u. 8. W. 
— Von. Valtornenche. gegen Busserailles (1642 Met. M. H.):.Gen- 
tiana vernalis, G. ucaulis, Parudisia liliastrum,, P’rimala auri- 
cula, Gymnadenia conopsea, Gnaphalium leontopodium ‚u. 8. W 
— Bei Pöröre erweitert, sich. das Thal und man hat yor.sich die 
prachtvolle Pyramide des Mont Cervin (Monte Silyio, Matterhorn); 
es zeigt sich eine verschiedenartige Vegetation: Lilium bulbi- 
ferum, L. martagon, Asphodelus albus, Dentaria digitata, Senecio 
ubrotanifolius, Saponaria Ustes, Burlbocodium vernum, Pedicularis 
incarnata und versicoler, Erica telralix u. s. f.; Hr. J. M. Gon- 
tfier von ‘Vältornenche soll auch die Atropa mandr agora ‚gefun- 
den haben. — In den Umgebungen von Breil fand Hr. Schlei- 
eher: Safr aga muscoides, Cheiranthüs alpinus, Valeriana cel- 
tica, Phyteuma Scheuchzeri i, Avena versicolor, Sempervivum ‚globi- 
ferum (2) u. m.’a.;— Hr. J. Ball erwähnf‘ auch Silene Vallesia, 
Trifolium sadatile, Potentilla norvegica und nivea; — den von 


Saussure ängegebenen Astragalis alopecuroides konnten ‚aber. 


weder Carr&l noch AbbE Pession’auffinden. — Auf dem Col 
de‘ St. Theodul (Theodulhorn) [3332 Met. M. Hl, auf welchem 
Saussure (1792) und Dollfuss (1865) meteorologische Beob- 
achtuhgen vorgenommen hatten, finden sich nach Pfarrer Rüden 
von Zermatt: Aretia glacialis, Artemisia spicata, Arena subspi- 
cata, Iberis cepaefolia, Ranumneulus glacialis v. holicorus, Thlaspi 
rolundifolium, Saxifraga exarata v. conipacta,, Sax. oppositifolia 
und striata, u. s, w. — Schleicher fand auch Aretia alpina A. 
rubro, und Ranunculus glacialis foliis lanuginosis. Sr. 


Die HH. A. Thielens und A. Devos hahen.vor drei Jahren 
begonnen, unter dem Namen „Kickxia belgica" die seltenereh and 
einer näheren Beleuchtung nöthigen Pflanzen Belgiens in:rein wis“ 
senschaftlicher Richtung herauszugeben, und dieses Unternehmen 
hatte sich einer so günstigen Aufnahme zu erfreuen, dass- sie nur 
gesonnen sind, ein General-Herbar Belgiens: in praktischer Rich- 
tung, für Unterriektsanstalten, für Landwirthe, Gärtner,‘ Apotbe- 
ker u. s. w. zusammenzustellen. Dieses Herbar, in 14- -Sectionen 
getheilt, wird in sehr schönen instruetiven "Exeinpläreh gie, ge 


FE GE 


4 


wöhnlicheren Pflanzenarten entbaltgn,: die. Medieipal- und, :Gift- 
Ylangen, die Getreidearten, die sog, Unkräuter, dann die Wi ieseg-, 
Sumpf- und andere Pflanzen. —; Sehr nachahmungswerth sind die 
Eitiquetten, welche jeder Pfanze beigegeben sind; jede derselbey 
anthält den Namen der natlirlichen Familie, der Classe und Ord- ' 
Aung nach Linne, welcher.dieselbe zugehört, den lateinischen. Na- 
men sammt Angabe des Antors und ‚betreffenden. Werkes, des 
französischen, vlämischen und wallenischen Namens, die Zeit der 
Pluthe und der ‚Frucht, das, Vorkommen und a han Boden, 


ho 


"LUR Markham, der die Kultur der Chinsbänme in Indien 
. eingeführt hat, warnt im Journal der Londoner‘ geographischen 
Gesellicha ‚yor ‘den. nachtheiligen Folgen, welche die Adsrottung 
der Wälder im ‘südlichen Indien zur Folge haben mise. Wenn . 
Auch die Wälder keinen oder nur’ einen selir geringfügigen Ein: 
fluss auf die Grösse des Regenfalles haben, so entscheiden 'sfe 
jedoch die Bewegung des gefällenen Wassers, welche auf kafılen 
Gebieten rasch und plötzlich, auf bewaldeten langsam und nach ind 

nach abrinnt. Die Ausrodung des Waldes hat also stets zur Folge, 
dass die Schwankungen im Wasserstande der Flüsse heftiger 
werden und die Flüsse selbst aus dauernden Wasserrinnen sich 
mehr und mehr in periödische verwandeln. Im Hochlande Stüd- 
indiens hat sich seit etwa 30 Jahren eine sesshafte englische Be- 
völkerüng niedergelassen, die ersten wahren Pflanzer angelsäch- 
sischen Blutes, die hauptsächlich den Wald ausroden, um Kaffee 
und neuerdings auch Thee und Chinärinde zubauen. Diese letztere 
Bodenkultur ersetzt übrigens mit 4er Zeit, was sie zerstörte, denn 
sie .erbaut wiede"um Wald an der Stelle des ausgerodeten Waldes. 
. Belion nach vier Jahren erreichen die Chinabäume eine Höhe von 
20 F. und gewähren durch ihre präehtige Belaubung hinreichenden 
Schatten. Der'Kaffeestraueh ist‘ dagegen ein wahrer Waldmörder, 
denn die Kaffeeplautagen hinterlassen nach ihrer kurzen Vegeta- 
tionsperiode einen völlig ausgesogenen, . kahlen . Boden. — Pie 
jähen Regenfluthen haben sich in Folge der Waldausrodung in 
Indien stark gesteigert, so dass nichts übrig bleiben wird, um 
das allzurasche Abfliessen des gefallenen Regens zu hindern, als 
die Anlage von Seen durch künstliche Stanung. 


‘ 


% 


416 

Im August v. J. erhielt Liebig vom dem bekannten Reisen- 
den Gerhard Rohlfs einige Früchte von Stereilia  achuminala 
Beauv. (Cola aodminate8Bott). Dieselbeitbesitädfdie Form einer 
Kastanie und fühten im‘'Filindellider Name ColaMiisse (in Sudan 
Gouruntisse). - Sie'sind sehr wohlschmeckend, weshalb der Baum 
im mittleren Afrika ganz besonders gepflegt wird. Man kaut die 
Nüsse wie den Betel vor jeder Mahlzeit, wodurch im Munde eine 
angenehme Schärfe entsteht, die den wiederwärtigen -Geschmack 
des fauligen Wassers verdeckt. Geröstet geben sie den Kaffee 
von Sudan und in der That sind die Samenlappen reich an 
Kaffein. Mit dem Arilius‘ werden Wollenzenge schön und dauernd 
rostbraun gefärbt. Die Ueberreichung einiger dieser Nüsse wird 
bei Besuchen als das grösste Zeichen der Freundschaft, und im 
Kriege als ein Vermittlungsanirag angesehen. Auf den Märkten 
von Murzuk gehören diese Früchte zu den gesuchtesten Ar- 
tikeln. In Westafrika sind sie dagegen sehr s ten, Bei, den 
Negern am Senegal dienen sie als Münzen. — Nach Prof. Nägeli 
sind die Zellen der Samenlappen mit Stärkekörnern gefüllt. Die 
Eiweissstoffe sind in diesgn ‚Nüssen etwas gtärcker vertreten als 
in den Kartoffeln. Fettes Öel ist nieht vorhanden. Der rothe 
Farbstoff wird ‚durch Wasser ausgezogen und nimmt an der Luft 
einen mehr violetten Ton an. Die braune Farbe, die das Gewebe 
an der Luft nach sehr kurzer Zeit annimmt, rührt von einer 
Veränderung der eiweissartigen Stoffe und der Cellulose her. — 
In Müuuchen gelangte eine Nuss nach Verlauf von. 5 Wochen zum 
Keimen und die Pflanze gedieh vortrefflich, so dass sie, im 
März bereits 35 Centimeter hoch und schön belaubt war. —. 

x - . 


T ! 


‘Dr. G. Schweinfurth beabsichtigt zür Fortsetzung seiner 
botanischen Erforschung der Nil-Länder eine Reise nach dem 
Bahr-el-Ghasal, dem Kosanga-Gebirge und vielleicht auch weiter 
in’s unbekannte Innere anzutreten und sind ihm ‘dazu Seitens der 
Berliner Akademie der Wissenschaften die Mittel der Humboldt- 
Stiftung überwiesen worden. u BE 


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Redaetsur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubsuer'sehen Buch- 
druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. : : 


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Regenshurg, Ausgegeben den 4. October 1808. 
wit Halbbogen 6 des Repertofiums für 1867. 

EHRE HERE EEE ee elle head 

nhbs 

"Inkani, Titerabur _ - Personelnachrichten, — — _ Bolanisehe Nofizep. 


LER = In a; aBILEERT ” ug KEERE AU aETE an zu 


Literatur. 


Plantae Tinneanae 
(Fortsetzung.) 


nt "Denöthereae. 

17. Jussieua Auitans Hochst. in Flora 'bot. Zeit. XXVM. 
(1844) 2..p. 425. Harv. et 'Sont. Fl. Cap. 11 504 [Pl. T. 11]. ' 

Creseit prope Meschrä-Keg 'non procul a fontibus" Bahr- 
Ghasal ad ripas Quminis natans; ‚specimen legit de Heuglin. HCPV. 
Exp. Tinn. n. 60. 


Combretaceae. vo 


18. Poivrea Hartmanniana Schweinf. pl. ad. Al 8. ib. 2. 


[Pl. T.ı] 

Crescit fruticosa ad Meschra-Reg; ad ortum fluminis Bahr- 
Ghasal forentem legit de Heuglin mm. Nov. 1863 et Feb. 
1864. HCPV. Exp. Tinn. ». 59. — Colitur iam in horto bot. 
Vindob. on 


.....Burseraceae. 
#19. Balsamodendron peduneulatum Kotschy et Peyritsch 


[Pl. T. 11]. Tab. V. B. 
Flora 1868. 27 


418 ' 


Inerme, partibus novellis pubescentia rufescente obtectis, fo- 
liis 2—5 iugis cum impari, foliolis oblongis serrato-dentatis, flo- 
ribus confertis afgosis, is pedincnlatik;; calyee;lırceolato-cam- 
panulato, petglig: “bblongis abtusis "apice patentibus, staminibus 
petalis oppositis brevioribus, stigmate bilobo. 

In Aethiopum regno Djur prope Bongo ad ripas occidentales 
fiuminis Djur, qui in Bahr-Ghasal se immittit florentem legit de 
Heuglin Dec. 1863 HCPV. Exp. Tinn. n. 78. Prope Roseres ad 
Nili Caerulei ripas invenerat Maio 1848 Cienkowski H.C.P.n. 183 '); 
in regno Nuba Kotschy repererat ad pedes montium Tira supra 
Cordofan 10 Maii 1837 HCB ©; n. 442. 

.Arbuscula balsamiilua, rami ramulique erecti, teretes, striati, 
ad ‚insertionem foliorum subnodosi, adulti ‚glabri grisei, eicatri- 
cibus subcordatis, Sp, pollieem inter se distantibus notati, 
novelli rufescentes hirsuti, aeque ac partes pubescentes granulis 
resinosis minimis coloris sueeinei conspersi. Folia versus ramıu- 
lorum apices subeonferta, alterna, patentia, exstipulata, deeidua, 
inferiora 2—3 rarissime uniiuga, superiora 3-—-5-iuga; petiolus 
’/a—2 poll. longus, fuscescenter. hirsutgs, ad;foliorum insertionem 
villosus ; foliola 5—-12 Jin. longa, 2—-5 lin. lata, oblonga sessilia, 
membranacen, lateralia, opposita,: basi. oyata et paulum inaequalia, 
apice acuta, inferiora breviora, in foliis 4—5-iugis foliola media 
longiora, foliolum terminale laterälibüs paulum longius basi ef 
apice acutum, foliola omnia acute serrato-dentata, reticulato- 
venosa, dentibus vel serraturis utrinqgue 7—13, apicem versus 

maioribus, supra pilis brevibus ‚patentibus dense pilosa, subtus 
pallidiora praeeipue ad nervos prominentes. hirsutiuscula, nervis 
lateralibus 511, margine anastomosantibus. Cymae in summi- 
tate ramulorum axillares, conferte multi [p. 11] florae, peduneulatae, 
bitrichotomae, bracteatae, ante anthesin capitula pedunculata simu- 
lantes; pedunculi 1”,—1 poll. longi petiolo debiliores, rufescentes 
hirsuti; . bracteae lineares ‚vel euneatag, acutae, 2 lin. longae, 
extus hirsutae. Flores polygami pedicellati, pedicelli .!,—1 lin. 
long. hirspti. Calyx liber, tubulosus, : quadridentatus, subeolora- 
tus, pube.rufeseente villosus, tubo lineam longo, . dentibus. triam 
gularibus -acutis Yı lin. longis, praefloratioue. valvatis..; Petala 
quattuor, libera, calyeis laciniis alterna, erecta, apice patenfia, 
lineari-oblonga, 3 lin. longa, "lin. lata, rubra (eoceinea ?) extus 
margine tenuiore excepto, pilis adscendentibus hirsuta, praeflora- 


} fi 


1) Herbarium Caes. Petropolitanum. Der 


oe 


419 


tione valvata, marginibus tenuibus tantum:subimbricata, 'Stamina 
octo, aeque ac petali sub disco annulari inserta, quattuor petalis 
opposita breviora, alterna. antkerarum ‚lengitudins ‚longiora 2- lin. 
- longa, filamenta filiformia, antherae supra basin affixae, circiter 
>/s lin. longae, intus longitudinaliter dehiscentes. Discus annu- 
laris margine octolobus,, labis verrueiformibus , ‚'staminibus al- 
ternis, apice pilosis. Oyarium, minutum, disco arete einelum, 
sessile, in stylum e disco exsertum attenuatum, tetragonum, setis 
nonpullis basi interdum  cireympositis, biloculare;. septo: inferne 
completo, apice medium non attingeute, loculis biovulatis. ;Ovula 
anatropa, columnae centrali medio, collateraliter affıza 'eamque at- 
tingentia, micropyle. ... Stylus brevis prismaticus, stigma bilobum. 
Fruetus .. . f om. ın 


Anneotatio. Species Balsamodendri hucusque :nolae omnes in- 
florescentiae fere- sessili praedielae sunt. Planta descripta mellium 
fen# inter Balsamodendron et Protium, inflorescenfig ad Profium 
inelinins. Seeundun: charadieres in Endlicher Gen! n. 5930 Rast 
species sine dubio Balsamodendro' adnmmeranda' est, comparäta 
auten diagnosi in Benth. et Hook. (ren. 323 sat affinis etiam 
generi Protio apparet. Eidlicher solum Proteum jaranicum co- 
gnorit, ewius petala patentissima et ovarium triloeulare consignat, 
‚Bentham et Hooker vero tres species enumerant, unam in Africa 
australi nascenlem; petlalis ereetis vel ereoto-paitentibus, ovario bi- 
quadr tloeulari, disco non accuratius observato. 


Meliaceae 

*20, Turraea milobica Kotschy et Peyritsch [PL T. 12]. 
Tab: VL ia 

-Partibus novellis fulvo-tomentellis, foliis alternis breviter pe- 
tiolatis ovalihus obtusis vel acutis supra glabratis: subtus pubes- 
centibus, floribus brevissime pedunculatis aggregatis (3—8), pe- 
talis 'spathulatis. semipollicaribus, tubo stamineo dentato petalis 
breviore, fauee. villosissima, dentibus 10 argute bifidis, ovario 12- 
leculari; 'stylo. petala longe excedente, styli parte inflata apice 
tantum stigunatosa, capsula -globoso-depressa obtusissime angulata, 
seminibus in loeulis 1-—2 atrorabentibus nitidis. .. 

" Turraea Vogelii ‘Kotschy in »plantis Knoblecherianis Nr. 84.”) 

M. Ianuario 1868 invenit de Heuglin ad Wau in regno Djur 
‘HÖPV. Exp. Tinn. n. 56, poostea ibidem fructibus m. Novenibri 


Ru; 


- 1) non Hook. fil.- 
27* 


420 


1863 HCPV. Exp. Tinn. n. 55. florentem apud Req in regno 
Denka m. Februario 1864 HCPV. Exp. Tinn. n. 54. Reverend. 
Proviearius Knoblecher iam 1858 in regionibus Gondokoro de- 
texerat. 

[p. 13]. Frutex arborescens, quadriorgyalis. Rami teretes, ligno 
lavescente medulloso, corfice fumigato, ramuli foliorum delapsorum, 
eicatrieibus lunatis asperati pennae anserinae crassitie, novelli 
eum foliis nondum evolutis fulvo-tomentelli. Folia alterna, pri- 
maria approximata, reliqua interstitiis pollicaribus dissita, bre- 
viter petiolata, 2—-5 poll. longa, 1—3 poll. lat., ovalia, basi ple- 
rumque. acuta interdum paulum inaequilatera, apice rotundata 
obtusa' vel subacuta, saepius brevissime acuminata, acumine ob- 
tuso, integerrima, membranacea, adulta margine revoluta, Supra 
glabrata, nitida, subtus plus minusve fulvo-pubescentia, nerVvo 
medio valde prominente, lateralibus 7—12, subparallelis interdum 
bifureis, petiolo 2—4 lin. longo, supra canaliculato fulvo-tomen- 
toso vel glabrato. Flores brevissime pedunculati, bracteati, 
pedunculo axillai, 1—2 lin. longo, pennae corvinae cräs- 
sitie, aeque ac pedicelli fulvo-tomentoso, vix bi-trifurco ; ramis 
bractea suffulti-subeincinnoidei, . cineinnis valde eontractis pau- 
eifloris bracteatis; bracteae bracteolaeque ovato-lanceolatae, atl- 
ininatae, acutae, tomentellae subimbrieatae; pedicelli 2—3 lin. 
longi, teretes, basi bibracteolati, post anthesin 6—8 lin. longi. 
Calyx cupuliformis, 5-dentatus, fulvo-sericeus, persistens, tubo 1 
lin. longo, in fructu explanato, dentibus ovato-aeutis, tubo duplo 
brevioribus. Corollae petala hypogyna, calyeis dentibus altern, 
spathnlata, aeuta, 5—7 lin. longa, in superiore triente —1’/. NV. 
lata, luteo-virescentia, extus superne fulvo-pubescentia, praeflora- 
tione convoluto-imbrieata. Tubus stamineus subaurantiaeus, elon- 
gato-cylindrieus, decemdentatus, tubo infra dentes paulum con- 
stricto, 4 lin. longo, diametro 1 lineae, fauce villis densissimis 
elausa antherifera, dentibus 10 vix lineam longis, acute bidenta- 
tis.. Antherae 10, infra apicem filamenti brevissimi insertae, basi 
affixae, dentibus tubi staminei fere aequilongae, iisdem alternae, 
erectae, apice in ligulam parvulam acuminatam productae, fere 
mucronatae, Ovarium intra tubum stamineum sessile, 13 locu- 
lare. Ovula in loculis gemina, angulo centrali superposite affıxa, 
micropyle supera, superius erectum basi affıxum, inferius medio 
affixum. Stylus e tubo stamineo longe exsertus, 8 lin. long. 
filiformis , infra stigma urceolato- -incrassatus, viridi-BavescenS; 
parte inerassata solida, fere 1 lin. longa, diametxo. ‚semilineatl, 


421 


flava. Stigma disciforme, subcapitatum. Capsula forma et mag- 
nitudine fere fructus Evonymi europaei, calycis.et petalorum et 
tubi staminei basibus eincta, globoso- depressa, 2/,—3 Jin, .alta, 


3—5 lin. lata, styli basi coronata, plerumque $-angula, angulis 


rotundatis, loculicide ab apice dehiseens, glabra, coriacea, valvis 


. medio septigeris, 3—8- sperma. Semina in loculis solitarla, erecta, 


aut, si bina, horizontalia, subovoiden, .latere, ventrali acutangula, 
lateribus subeompressa, basi arillo parvo fusco latere ventrali in 
alam angustam producto praedita, atrorubicunda, nitida, umbilico 
ventrali pallido.. Embryo foliaceus, viridis, in axi .albuminis car- 
nosi, radieula brevi, obtusa, ad fructus angulum centralem spec- 


"tante. 


Proxima Turreae Vogelii Hook. fil.,. quae differt peduneulis 
bipollicaribus, petalis longioribus, tubi staminei faure ‚villosula, 


: dentibus, selaceis.. ,, . a 


 Tiliaceae, 
21. Grewia velntina Vahl Symb. I. 35. .DC. Prodr. L 512 


‘A. Rich. Tent. Fl. Abyss. I. 88 (?). Schweinf. Beitr. z. Fl. Aeth. 


47. [Pl. T. 14]. 

Ad caput. Bahr-Ghasal, qui ab occidente in Nilum Album in- 
funditur m, Decembri 1863 {ruetiferam legit de Heuglin. HCP’V. 
Exp. Tinn, n. 31. . 


22. "Grewia populifolia Vahl Symb. I. 33. DC. Prodr. 1.511. 
Schweinf. Pl. qd. Nilot. 15. Beitr. z. Fi. Aeth. 46, [Pl. T.14]. 

Frutex 4—5 ped. altus, creseit ad Meschra-Req floribus albis, 
Pruni spinosae similibus ’) HCPV. Exp. Tina. n. 32. 


. Malvaceae. 

. 23..Urena lobata L. Sp. 974. DC. Prodr. I. 441. Bot. Mag. 
t. 3043, Hook. Nig. Fl. 226. Gareke in Peters Mossamb. 123. 
Thoms. in Speke Source of the. Nile. (6. 627. Schweinf. Beitr. z 
Fl. Aeth. 57. {Pl. T. 14]. 

Creseit ad Meschra-Reg, prope caput Bahr-Ghasal fluvii, 8o- 
ribus violaceis; legit de Heuglin. HCPV. Exp. Tinn. n. 50. 


1) Leg. de Heuglin nach der Angabe im französischen Texte 


428 


art: 0 Bixaceae 
24, Cochlospermum tinctorium Perrot. mss. in Ann. mar. et 


colon. 1830. A. Rich, in Guill. et Pers. Fl. Seneg. I 99, 1. 21. 
TPL'T. 141 u 


Creseit prope Bongo in 'provincia Aethiopum Djur; vix semi- 
Spithamea, #ores diametri bipollicaris intense luteos produeit. 
M.' Decömbri 1863 florentem legit de Heuglin. HCPV. Exp. Tinn. 
n. 53. 


om on 000. Gueurbitaceae 

 Blästatiia Kotschy et Peyritsch [Pl. T. 13]. 

‘Flores monoiei. Masc. Calyx campanulatus, quinque-den- 
Adtus. Corolla calycis tubo continua, quinquepartita, laciniis eius- 
dem’ dentibus alternis, patentissimis. Stamina 5, triadelpha, imo 
ealyei inserta, in columnam exsertam conniventia; filamenta fili- - 
formia, duo corollae laciniis opposita, tertium alternans ; antherae 
extrorsae, uniloculares, loculo oblongo recto longitudinaliter de- 
hiscente, 'tonnectivo erasso Carmoso integro'extus adnäto. Fem. 
'Calyeis tubus supra ovarium constrietus, late cämpanulatus, quin- 
que-dentatus. Corolla maris. Annulus carnosus, calyei insertus, 
vix lobulatus; fere öbsoletus, stamina rudimentaria tria stylumque 
cingens. Ovarium biloculare, ovula in loculis solitaria, angulo pe- 
ripherico inserta, horizontalia, anatropa. Stylus eylindricus, sti- 
'gma bilobum, lobis eonvexis. Bacca globosa, 1—2 sperma. Se- 
mina exälbuminosa, obovata,' compressa, altera facie eouvexa, al- 
tera intra marginem acutum depressa aut concava, testa cornea, 
Embryo orthotropus,, radicula brevissima conica cotyledonibus 
foliaceis, plumula conspieua. - ’ 

Herba scandens regionum tropieo-niloticarum incola, foliis 
alternis petiolatis membranaceis tripartitis mueronato-dentatis 
papilloso-scabris, eirris lateralibus simplicibus, stipnlis axiHaribus 
ovato-rotundatis fimbriatis, Boribus axillaribus viridulis minutis, 


masewkis racemosis saepe bracteatis, femineis in eadem saepius 
axilla solitariis, pedicellatis. u 


Genis ovario biloculari ei seminum fabrica, infer Oncurbila- 
eias Ütsigme, Zehneriae pro@imum. 

Nomen generis derivalum aß aorave, germino, idemsignifi 
cat quod Bryonia ?). . “ 


1) Nachdem ich oben meine Ansichten über die Priorität dieses Werkes 
ausgesprochen und Jeder der nur etwas Gerechtigkeitsgefühl hat, diese theilen 


408 


.. *25.. Blastania, fimbristipula Kotschy et Peyritsch [Pl. T. 15] 
Tab. VII. .. 

- Bryonia fahbr isfipula. Fenzl in Flora - bot. Zeit. 1844. 312. 
Schweinf. Beitr. z. Fl. Aeth. 63. Zehneria cerasiformis. Stocks 
in Hook. Journ. of Bot. and Kew Gard. Misc. 1852. 149; 


:Herba annua, seandens, ramosa, eirrifers. Caules hi empo- 
retici crassitie, angulati, ad angulos pilis retrorsis brevibus seabri. 
Folia alterna, interstitiis 2—4 poll. disinneta, 'plerumque paten- 
tissimia, petiolata, tripärtita rarius triloba, 2—1 poll. longa, 
2'/,—1 poll. lata; segmentis lateralibus postice sinu lato-disiunctis, 
trinervia, nervis duobus lateralibus mox angulo acuto bifidis, om- 
nibus. pinnatim ramosis, prope marginem anastomosantibus, in 
serraturas-ingredientibus, novella utrimque, imprimis subtus, pilis 


muss, 80: »inss man. die. huf Zehneria cerasiformis von Hook, f. aufgestellte, 
zuerst von Naudin (in: Ann. de sc. nat. Bot. Ser. V. (1866) VI. p. 12. also 
nach Kotschy’s Tod (der bekanntlich am 11. Juni 1866 erfolgte), später von 
Hoöoker f. selbst in den ausgezeichneten Genera plantarum dd exemplaria im- 
primis in herbariis Kewensibns servata definita ayetoribns G. Bentham I. 
D. Hooker Vol. I. iii. (1867) p. 832. begründete Gattung Ctenolepis, Hook. f. 
Naud. in Anu. Se. Nat. Serie V. VL 12, (spAhalmate Ctenopsis) fallen lassen. 

Während der von Naudin entworfene Gattungscharskter sehr karg iet 
und bei der Beschreibung der Ctenopsis cerasiformis erwähnt wird, dass sie 
völlig unbekannt sei, charakterisirt Hooker die Gattung ausführlicher, jedoch 
passt dieser Gattungscharakter auf 2/. fimdristtpula gar nicht, wie aus der 
hier: eingeschaltenen Diagnose leicht zu entnehmen ist. 

- Flores monojei, minuti Fl. d recemosi. Calyeis tubus brevis, turbinatus 
v. subeampanulatus; lobi 5, parvi, subulati. Corolla rotata, 5-partita, seg- 
mentis ovatis sub-acutis. Stamins 3, libera, remotiuseula, filamentis brevissi- 
mis; antherae parvae, una 1-locularis, ceterae 2.1ocnlares, loceulis brevibus 
rectis, conneetivo non produncto. Ovarii radimentum 0. Fl. 9 in eadem axilla 
cum d, solitarii, breviter pedunculati. Calyx et eorolla maris. Staminum 
rudimenta 0, Ovarium ovoideum, 2—3-placentiferum; stylus columnaris, disco 
annulari Q, stigmatibus 2—3; ovula pauca, horizontalia. Fructus parvus, sub- 
globosas v. subquadratus, obliquus, earnosulns, 2- v. oligospermus, indehis- 
ces. Semina ovoideh, valde compressa, ovata eymbifurmis v. superne con- 
cava subtus convexa, marginibus acutis, testa Inevi subernstacea. — Herbse 
prostratse v. rarius scandentes, annuae, seaberulae, siccitate Saepe nigricantes. 
Folia ambitu orbicularia, profunde cordata, 5—7-lobata v. partite. ° Cirri sim- 
plices. Bracteae stipulaeformes, ad azillas foliorum sitae, orbienlatss v. ob- 
longae, dentatae v. ciliatae. Flores minuti, d gracile pedicellati, in racemos 
breves inconspicuos dispositi. Fructus parvus. 

': Species 3 v. 4, Aslae tropieae et calidae oeeidentalis ‘et Africae trnpicne 
incolae. Bryonis? Gareini, Willd. (non Harv. et Sond.), et 2. stipulaceo 
Wille. , DC. Prodr. iii. 307, 308; Burm. F}. ind. 1. 57. £. 3,..,, 


Pe 


brevibus’ ad nervos copiosos scabriuscula, adulta utrimque pilorum 
basibus persistentibus albido-papilloso-scabra,, intermixtis pilis 
brevibus scabris ad nervos nervulosque; petiolus ?/,—1?/, pollicaris, 
cäule-paulo: debilior, dense papilloso-Scaber ; segmentum interme- 
dium lateralibus 'longids, rhombeideum, acutum, a medio versus 
basin. attenuatum et integerrimum, versus apicem mucronato-den- 
tatum, serraturis inaequalibus, utrimque 3—-8, acutis, erassiusculis 
aut minutis, interdum fere- obsoletis; segmenta lateralia a segm. 
medio sinu 9—5 lin. longo, postice rotundato, oblongo, plerumque 
angusto,:.undique aequaliter lato aut antice latiore remota, inter 
se. sine 'Iato plerumaue :truneato, 3—5 lin. onge seiuneta, angulata, 
plerumque ad medium: biloba, 1obo .superiore ovato-rhomboideo 
:acrto,.: a medio versus:apicem mucronato-dentato, labo inferiore 
duplo quam superior breviore, fere quadrangulo, margine inferiore 
ac interdum superiore integerrimo, margine laterali plus minus 
erässe 3—4dentato. Cirri ad basin petioli laterales, alterni, pa- 
tentissimi, simplites, 3—6 pollicares, 1—3 poll. supra basin spira- 
Kter torti. Stipula ') axillaris, caulem spathiformiter ampleetens, 
breviter petiolata, ovato-rotundata, basi cordata, fimbriata, sine 
Aimbriis 2—4 lin. longa, fimbriis 20—30 dimidiam latitudinem ae- 
quantibes, devellastabriuseula, adulta [p. 16] albido-papillosa sca- 
bra. . Flores 'mäseuli racemosi, pedicellati viriduli, minuti, sub 
‚anthesi erecti, gemmas floriferas et pedunculum superantes eum- 
que. quasi terminantes, post anthesin deeidui, pedicellis patentibus, 
persistentibus. Peduneulus graeilis, 1—"/, pollicaris; post anthesin 
paulum longior, infra nudus, in superiore triente vel quadrante vel 
altius florifer, papilloso-scaber ; pedieeli 7—11 solitarii aut bini, in- 
‚feriores remotiusculi, superiores magis approximati, post anthesin 
-/s—®4 lin. longi; saepe bractea filiformi interdum trifida suflulti, 
‚braetes reflexa, in- flore infimo defieiente, post anthesin exerescente 
usque'linsam et ultra longa, tenuissima, cirmm minutum aemu- 
lante. Calyx ctamıpanulatus, tubo brevi, dentibus linearibus, acutis, 
hrevibis. Corolla viridi-flavescens, laeiniis quinque, ®/, lin. long. 

calyais tubo eontinuis patentissimis,. kanceolato-oblongis, acutis, 
utrimgne imprimis extus ad’ apicem marginemque puberulis;: quin- 
quenervibus, praefloratione imbricatis, nervis parallelis: ad basin 
laciniarum anastonosi horizontali coniunetis, anastomosibus an- 
nulum simplicem calycis tubum et corollam segregantem forman- 
&ibus, Stamina 5. ‚triadelpha, in- columnam . conniventia (ffia, 


1) reetius Bractes, 


425 


quorum duo anteris bilocularibus, tertium dimidiatum antbera uni- 
löculäri, instructa); filamenta imo 'calyei inserta,; -e tubo exserta, 
eorotlae: Iaciniis. hreviora ,, filiformia, duo (stam. perfect.) corollae 
laeiniis duabus appopita,. :singula .antheris duabus wpilocularibus 
praedita, loculis rectis, oblongis, marginibus connectivi filamento 
parum latioris erassi. carnosi fere obovati apice, yix emarginati 
adnatis, tertium alternans angustius, anthera uniloculari, gonnectivo 
autice adnata,..ablonga,. recta... Pollinis granula flava, fere, ellip- 
soidea, utrimque obtusa, membrana externa plicis tribus ‚tota longi- 
tudine peroursa. ‘,. :: , 

Flores feminei nufantes, pedieellati, pedicellis 1-3 Yin, long, 
post antbesin. crassioribus. Calyx ‚superus, tubo super. ovarium 
constricto,. late .camnpanulato, quinquedentato, laciniis linearibus 
acutis. Corolla forma et magnitudine maris. Annulus breyis- 
simus, ealyci adnatus, stamina rudimentaria et stylum .cingens. 
Stamina rudimentaria.tria oblonga, annulum vix excedentia, duo 
petalis opposita, tertinm alternans angustins. Ovarium globosum, 
biloeulare, loeulis, ut: videtur, dextrum ac sinistrum latus ab axe 
floris oceupantibus, uniovulatis, Ovula in loeulis solifaria, iuxta sep- 
tum peripherice crassius parietalia, circa medium, alterum antice, 
alterum. postice, .ut videtur, inserta, horizontalia, anatropa. . Bacca 
globosa, glauco-pruinosa, diametro 4—5 lin., calyce rudimentario 
eoronata, .breviter pedicellata, pulpa purpurea, disperma, Semina 
exalbuminosa, compressa: obovata, basi.‚subtruncata, 4 lin. longa, 
2'/—3 lin. lata, fere lineam:.crassa, dissepimento in puJpam mutato 
segtegata, transverse, compressa, facie dissepimentum spectante 
convexa, facie externa margine undique acuto produeta, intra mar- 
ginem depressa,aut concava, testa alutacea laevi cornea. Embryo 
orthotropus, cotyledenibus carnosis foliaceis, radicula brevi, plu- 
mula diphylla. 

Creseit in loeis limosis fruticosis ad ostia Auminis Sobat, ubi 
cum fructi legit m. Febr. 1864 de Heuglin. HCPV. Exp. Tinn. n. 48. 
. In regionibus fructicosis ad Arasch-Cool in Cordofan mm. Sept. 
et: Oct. 1867. (Pl. Aeth. nn. 237, 331, , Iter Nub. n. 205) Kotschy 
primus- invenit.. Reverend. Knoblecher etiam ex regionibus Gon- 
dokore attulit. 


(Fortsetzung folgt.) 


426° 

Utile cum dulci. Heft. IV. Ungereimtes aus der Pflan- 
zenanatortiie und Physiologie von Otto Hoffmann. 
"Breslau, Maruschke und Berendt. 1868. 


'_ Der Veifasser dieses 86 Seiten starken Heftchens hat mit 
viel Humor und Geschick wahr und präcis den Gesammtinhalt 
der ällgemeinen Botanik, wie er selbst sagt, in botanische Knüt- 
telreime gebracht. 

Den Jüngern der Botanik kann das Durchlesen dieses Heft- 
‘chens eine angenehme Recapitulation ihres botanischen Wissens 
sein, sowie ‚überhaupt jedweder Freund der Pflanze und ihres 
Lebens gewiss nur mit, Befriedigung den heitern Reimen folgen 
wird. 


Kalender- der heimischen Pflanzen und Thiere von Lange- 
,. thal. Jena, Frommann. 1868. 

"Dieser Kalender enthält in einzelnen Jahresabschnitten für 
das mittlere Deütschland : Temperaturangaben, im Garten wie im 
Freien’ blühende Pilanzen; die wießtigsten Erscheinungen im Thier- 
leben. Dem lateinischen Thier- oder‘ Pflanzennamen ist die 
‘deutsche Benennung "beigesetzt. ' Ami Schlusse des 214 Seiten 
umfassenden Heftchens finden wir ein Verzeichniss der durch 
Höhe uud Alter" "merkwürdigen Bäume.’ Auf Vollständigkeit, 
neuere Synonymen, Unterscheidung der Arten’macht der Kalender 
keinen’Ahsprüch, richtet’aber doch’ das Augenmerk auf die wich- 
tigsten Erscheinungen im jeweiligen Thier- und Pfanzenleben. 


F aller Kultur der Fruchtsträucher. Deutsche Ueber- 
setzung und Bearheitung des amerikanischen Werkes 
von H. Maurer, Hofgärtner in Jena. Mit 18 Tafeln. 
Weimar, Voigt. 1868. VI und 142 Seiten. 


- Die in diesem -Werkeeingekend-behandelten Fruchtarten sind 
die Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Johannis- ‚und Stachel- 


427 


beeren, Berberitzen und Sauerkirschen. Mit Zugrundelegung des 
amerikanischen Werkes und .der dort niedergelegten Erfahrungen 
finden sich ausführliche Angaben über die systematische Stel- 
lung, Benennung, Geschichte, Feinde aus dem Thier- und Pflan- 
zenleben, namentlich aber über die neuesten und: bewährtesten 
Kulturmethoden dieser Früchte. Auch der Aufzählung der ver- 
schiedenen Gartenvarietäten ist grosse Aufmerksamkeit zuge- 


wendet. 
Möge das Werkeheh fördernd und hebend auf den deutschen 


Opmban, Einfluss ühen, .. 


Excursion sf iora für- das südwestliche Deutschland von 


:Prof. Dr. Seubert. Ravensburg Ulmer. 
Der dureh seine trefliehen Lehrbücher der Botanik rühmlich 


bekannte Verfasser bietet uns hier in sehr bequemer Form ein 


willkommenes- Taschenbuch für botanische Excursionen im süd- 
westlichen Deutschland. 

Es umfasst dasselbe die wildwachsenden und am häufigsten 
eultivirten Gefässpflanzen — 1691 species — des oberen Rhein- 
thales, des Neckar- und Maingebietes, des oberen Donauthales, 
des nördlich der Donau gelegenen Bayeru. An der Spitze steht 
ein Schlüssel zum Bestimmen der Gattungen nach Linneischem 
System. Diesem folgen.die Familien, Gattungen und Arten in 
der Reihenfolge eines natürlichen Systems — Acotyledones vas- 
culares; Monocotyledones ; Dicotyledones gymnospermae, apetalae 
monopetalae, polypetalae. 

- Unter jeder Gattung stehen die Arten, die kurz diagnostieirt 
und bei. artenreichen Gattungen in einzelne Gruppen geschieden 
sind. 

Den Gattungsnamen ist der deutsche Name beigesetzt. 

Standort und Häußgkeit ist bei den einzelnen Arten ange- 
geben. 
Von den Giftpfanzen sind einzelne, wie Paris quadrifola, 
Arum macululum, Cicuta virosa, Aelhusa Uynapium etc. als solche 
bezeichnet, viele andere aber, wie z. B. Colchicum autunmale, 
Atroya Belladonna, Lactuca virosa, Helleborus viridis, Aoanitum 
Napellus nicht. 

Die Angabe der Häufigkeit ist, 'wenn auch im: Allgemeinnn 
richtig, sa ‚doch für:'Eocalfloren im bezeichneten Gebiete der 


428 

Natur der Sache nach nicht durchführbar. Bei Ausdehnung des 
Gebietes sauf ‚Bayern nördlich der Donau“ fehlen: wohl einzelne 
Arten, welche in Bayern nördlich der Donau keine Seltenheiten 
sind, wie z. B.:aus unserer Gegend: Erica carnea, Uytisus capt- 
tatus, und. Ratisbonensis, Cerinthe minor. Dr. Singer. 


rn IN oo \ D 


Personalnachrichten, . 


Dr. Georg Heinrich Wilhelm Schimper, der bekanntlich 
lange Zeit in Abessinien gelebt hat, nennt sich auch einer der 
gefängenen Europäer, die nach vier- , bis fünfjährigen schweren 
Leidett endlichd sch die ehglische Expedition wieder in Freiheit 
gesetzt worden’sind.. Als er am:.Ostersonntage in dem ‚Lager 
seiner Befreier anlangte, wurde er von dem bekannten Reisenden 
Gertard Rohlfs mit wohlthuender Freundlichkeit empfangen und 
sorgte dieser’ in’ zuvorkommender und delieatester Weise für ihn. 
S. hat 'einen Theil seiner geographischen, ‚geologischen und bota- 


nischen Arbeiten gerettet und diese für das Museum in Berlin 
bestimmt. —T. 


.e 


Botanische Notizen. 


‚Dr. Fr. Roehleder hat (Sitzungsber. d. kaiserl. Akademie 
der Wissensch. Bd. XVL.) in der Stanimrinde von Pyrus -Malus 
L. und Aesculus Hypoeastanım L. Citronensäure gefunden, frei- 
lich nur in geringer Menge; so wurden aus 3,5 Kilo Aepfelbaum- 
stammrinde nicht mehr als 0,5 grm. Citronensäure gewonnen. 
Schon früher hat R. den Beweis geliefert, dass der Gerbestoff' der 
Kastanien eine Verbindung von Phloroglucin mit einer der Sali- 
eynsäure isomeren Säure ist und gezeigt, dass diese Säure das 
Material ist, aus welchem durch einen Tortgesetzten Reduktions- 
prozess unter gleichzeitiger Substitution des Wasserstoffs eine 
Reihe von Bestandtheilen gebildet wird, die wir in den ver- 
schiedenen: Organen -der Rosskastanie vorfinden. Diese Heraus- 
bildang einer Reihe von Stoffen aus dem einen Bestandtheil des 
Gerbestoffes beweist deutlich, dass letzterer weit davon. entfernt 
. ist, ein Auswurfstoff oder ein Product der retrograden Metamor- 
phose zu sein. ‘Ebenso ist auch die Citronensäure das Grund- 
material für eine zweite Stöffreihe, welcher die Kohlenhydrate: 


428 


Zucker, ‘Stärke, Phlorogluein u.:s. w.. angehören. Dass Oxalskure, 
Aepfelsäure,. Weinsäure u. s.: w.. das Grundmaterial zur Bildäng 
des Zuekers und analoger: Substanzen. sei, hat schon vor: mehr: als 
20 Jahren .J. Liebig behauptet. “Die erste: Stoffreihe nennt -R, 
die aromatische und die zweite. die Fettreihe. . Die: Glieder der 
ersten Reihe gehen sehr häufig mit. denen der zweiten Reihe Ver- 
bindungen ein.. Alle .die zahllosen Körper, welche mit Säuren 


‘oder Alkalien oder bestimmten Fermenten eine Zuekerart neben 


einem oder zwei andere Körpern liefern,‘ sind hieher zu rechnen, 
R. nennt. diese Körper Saceharogene, da sie irgend eine Zucker- 
art (Saccharum) bei ihrer Spaltung liefern. Er-.hält diese.Be- 
zeichnung für richtiger als die frühere Glukosenegide oder. Glako- 
side. Meistens findet man in den Pflanzen neben den Saecharo- 
genen ‚diejenigen Körper vor, aus denen sie. entstanden. sind; 
so 2. B. inder Rosskastanie neben dem Aescüulin das Aesculetin, 
in. der Rinde von Fraxinus excelsior neben Fraxin das Fraxetin, 
in der Färberröthe das Alizarin neben: der Raberythrivsäure.: Die 
Thatsache, dass bei der Oxydation. der Biweisskörper neben dem 
einen stickstoffhaltigen Gliede der Fettreihe gleichzeitig: ein 
Derivat der Benzoesäur& entsteht, spricht deutlich dafür, dass 
die sogenannten Proteinsubstanzen nur durch Verbindung von 
Körpern .der Fettreihe mit Substanzen der aromatischen Reihe 
entstehen. Beide Substanzen dieser zwei Reihen sind durch 
Wechselwirkung mit Ammoniak ih stick5toffhaltige Körper überge- 
gangen,.. Der Schwefeigehalt .der meisten Proteinsubstanzen ist 
vielleicht gleichfalls auf die. beiden Componeuten - vertheilt. : -- 
Excrete der Pflanzen sind. der Sauerstoff, den die. Pflanzen aus 
aus Koblensäure. und Wasser abscheiden, die Bestandtheile, welche 
die Blüthentheile in sich enthalten, nachdem sie von der: Pflanze 
sich getrennt haben, die Körper, welche in der sich bei manchen 
ablösenden Borke sich vorfinden, die Bestandtheile des -Frucht- 
fleisches und der Capseln und anderweiter Pflanzentheile,. welche 
sich vom Organismus der Pflanze trennen ‚und zur Bildung neuer 
Stoffe in der Pflanze eben desshalb keine Verwendung mehr finden, 
die Kohlensäure, die keimende Samen abgeben, nicht. aber Materien, 
von denen es sich beweisen lässt,. dass aus ihnen fort. und fort 
peue Bestandtheile herausgebildet werden und das Material zu 
bildender Organe geliefert wird. — Zum Schlusse hält R. es nicht 
für überflüssig, noch ein:paar Worte über die Bildung ven Harzen 
aus Gerbsäuren oder. Gerbstoffen und die Bildung. der Gerbstoffe 
selbst zu sagen: Da das Wort. Harz ebenso wenig Sinn: hat in 


480° 


chemischer Beziehung, wie das Wort Farbstoff, welches Berberin, 
Indigo und Chrysophansäure zusammen wirft, so könnte man die 
Bildung von Harzen vom chemischen Standpunkte ganz gut mit Still- 
schweigen öbergehen. : Da aber von mehreren Pflanzenphysiologen 
behauptet wird, dass die sogenannten. Harze aus Gerbstoffen ent- 
stehen, so führt R. kurz an, welehe Erfahrungen er in dieser Be- 
ziebüng gemacht hat. Hiernach kaun der von mehreren Pflanzen- 
physiplogen bemerkte Uebergang. in Harz ganz einfach in einer 
in Wasser schwer löslichen 'Substanz desselben bestanden haben. 
Was die von Pflanzenphysiologen beobachtete Entstehung von Gerb- 
stoffen .aus Cellulose betrifft, so ist es höchst wahrscheinlich, dass 
die Cellulose: dabei in der-Weise zur Entstehung eines .Gerbstoffes; 
der. ein Sacharogen ist, beiträgt, dass sie sich in ein Kohlenhydrat 
umwandelt, das-in Wasser löslich ist und im Momente: der Ent- 
stehung mit einem Körper der aromatischen Reihe sich :mit diesem 
zu einem Gerbstoff verbindet. Bei der Bildung von Gerbstoffen, 
die keine Saceharogene sind, dürfte die Cellulose wohl kaum sich 
betheiligen. Wie endlich in den Pflanzen Körper der aromatischen 
Reihe aus Gliedern der Fettreihe entstehen, ist eine Frage, mit 
deren Lösung R. eben: beschäftigt ist. Die Samen der Pflanzen 
enthalten das Material, aus dem-die Bestandtheile’der jungen Pflanzen 
in’der erstem Entwieklungsepoche sich: bilden. ‘In vielen. Samen 
findet sich eine Anzahl von Stoffen, die wir auch in den andern 
Theilen der Pflanze vorfinden. Allein zahlreiche Bestandtheile von 
Samen finden wir nur in diesen, nicht aber in den übrigen Theilen 
der Pflanze, die sieh daraus entwickelt. In diesen Fällen müssen 
die Bestandtheile der Samen gewisse Veränderungen erleiden, um 
zu ' Bestandtheilen der jungen Pflanze zu werden. In manchen 
Fällen muss ein Stoff eine Oxydation, in anderen eine Spaltung 
erleiden, um in die Bestandtheile der. jungen Pflanze übergeführt, 
d. h. in die Stoffe, aus denen er gebildet: wurde, zurückverwandelt 
zu ‚werden. Der Keimungsprozess ist mit einem lebhaften Oxy- 
ılationsprozess der Bestandtheile der Samen verbunden und somit 
kann ein einziger Eiweisskörper in einem Samen das erste Glied 
der Fettreihe, sowie gleichzeitig das Anfangsglied der aromatischen 
Reihe für die sieh entwiekelnde junge Pflanze liefern.  —r. 


Obgleich die Insel Bangka nur theilweise bekannt ist, so 
lässt sich doeh aus dem, was Ph. Horsfield; Lindgreen, Teys- 
mann und besonders Sulpiz Kurz daselbst sammelten, erkennen, 


43+ 


dass ihre Flora- ebenso: interessant »nls "eigenthümlieh : ist, -..Die 
meisten Arten. hat sie mit dem benachbarten Sumatra - gemein, 
&och ist das Auftreten malakischer Pflanzen auffallend -und. zeigt, 
dass Bangka in botanischer. Beziehung mehr Verwandischaft. mit 
der: Flora dieses Landes als mit der ‚des gegenüber liegenden Su- 
matra hat, dessen Küste flach und sumpfig ist. :Auch Java’s Flora 
hefert nicht wenige Repräsentanten; .es sind dies’ meist aber 
solche, die auch auf andern Inseln verbreitet sind, In phytogra- 
phischer Beziehnng erscheint daher Bangka als ein sehr: wichtir 
ger:Punkt der indischen Inselwelt. :-— Man. hat ‚nicht. Unrecht, 
weun: ınan die Küste mit- den holländischen Diinen- vergleicht, 
obgleich ‘die Tropenflora der Landschaft ein gauz verschiedenes 
Ansehen gibt ; Stachelblättrige Gräser. und Riedgräser halten. den 
losen Sand dicht am Meere einigermassen fest, während: Panda- 
nus-Arten, eine Gasuarinen-; und Eichenart; und selbst die Gocos- 
palme im westlichen: Theile -Wäldchen bilden. Unter dem schwa- 
chen Schatten dieser und anderer mehr :vereinzelt vorkommenden 
Bäume zeigen sieh im grosser Menge 'Paccinium bicolor :zmit 
seinen himmelblauen -Blüthen, V. malaceense ‘und mitunter bar-, 
carum, Melaleica minor; Colebrina asiatıca-und.andere. : Ganz 
nahe am Meere ziehen vorzüglich die Pandanus- und Wolfsmilch- 
Arten die Aufmerksamkeit auf sich, und: zwischen diesen erblickt 
man eine Menge. Nepenthes-Arten, Acrostichum, zwei Euorchi- 
deen und einige Gräser, von denen Zepinosiu mucronata nicht 
selten ganze Salztümpel übersieht. - Wo Lehm dem Boden beige- 
mengt ist, wird man, häufig durch kleine Gruppen von Gomphrena 
globosa. überrascht mit ihren feuerrothen Köpfchen; Bryaphyllum 
calycinum und vorzüglich Yinea.rosea. bezeichnen den; Strand. 
Im östlichen Theile sind die Küsten waldreicher und zwar finden 
sich gewöhnlich verschiedene Eicher- .. und Calophyllum - Arten, 
Hibiscus tiliaceus und verschiedene andere Baumarten,. Derglei- 
chen Strandwälder gehen häufig unmittelbar in Rhigophoren- 
Wälder über, wenn die Bodenbeschaffenheit solches verstattet. 
An den Flussmündungen oder wo die Wälder auf morastigem 
Boden sich bis dicht an’s Meer ausbreiten, wachsen die Rhizo- 
phoren auf dem: durchweichten Boden, ihren Lieblingsplatz er- 
kennend ; oft breiten sich Bäume von R. mucronata bis weit in 
die See hinein aus und geben so das Bild einer überschwemmten 
Landsehaft. — Die Vegetation der Dorfwäldchen bietet im All- 
‘gemeinen auf Banka wenig Unterschied von den andern Inseln; 
dabei ist aber :zu bemerken, dass hier viele Früchtbäume nur 


432 


schlecht fortkommen oder sehr wenig angepflanzt werden. So 
sind.z. B. die Pampelmusen, Citrus decumana, von geringerer 
Güte und haben einen hitterlichen Geschmack; der Baum wird 
deshalb nur wenig angepflanzt. Auch Jambosa aquea wird sehr 
wenig bemerkt, ei ehe ei gengre Fgehtbäg we, doch wird 


dadurch nicht v dem ih ysiof oßpinie 3 Landhaft geändert, 
wohl aber wir Ye Samt "als eh bedeutungs- 
voller Wink auffallen. Die Ananas dagegen wächst hier beson- 
ders üppig. — Die Urwälder bedecken einen grossen Theil der 
Insel und zeigen sich als dichte durch Lianen oft ganz unzu- 
gänglich gemachte Massen. Auf umgestürzten oder vermoderten 
Baumstämmen oder auch anderen Pflanzenresten entwickelt sich das 
Leben der Cryptogmen in soleet Mangigfaltigkeit, dass sich dasselbe 
mit. dem, der Phanerogamen messen zu, wollen. scheint... Besonders 
zeigen, gich viele Pilze, deren Maunigfaltigkeit. so gross ist, dass 
es Ehk: wird, auch nur annäherungsweise- ihre" Kali -anzu- 
geben ;--es findet sich bier ein Riesenpilz, zu den ‚Polyporinen 
gehörig, von 2%. Fuss. Diaohmesser,.welghe ‚viekAehnlichkeit mit 
dem, Schelldeckel. einer, Kanzel, hat und ‚welchen, man. gut als 
Sitzplatz gebrauchen kann. Die Vegetation der Moräste und Ge- 
wässer trägt überallsawß Sans: Bangkas dens ben ‚Charakter; sie 
unterscheidet sich auch nicht wesentlich von derjenigen, die auf 
Java gefunden wird und'nur die vielen‘Nepönfhes-Arten erinnern 
uns daran, dass wir uns auf Bangka befinden. 7. 


“Mit dem 1. Juni hat sieh in Laho r& "(Ostindien) eine Ge- 
sellschaft ' unter dem Nämen The. ‚Himalayan Society gebildet, 
welche die Erforschung ‚des, Himalaya zu ihrem ‚begondren Zweck 
machen wird, in anthropologischer sowohl, wie in. ‚naturwissen- 
schaftlicher Beziehung. (für Geologie, „notanik,, ‚Zoologie, Topo- 
graphie, Meteorologie). "Sie wird. gemkinsan mit‘ Per, Asiatic, So- 
ciety in Caleutta handeln. '” 


. 
‘5 


een tn ! oo: EIS Be Be 2 
König Wilhelm von _ Preussen hat der Universität Kiel 
ein Herbarium von 40,000 Nummern aus: dem Nachlass: des: Apo- 
thekers: Dr: Lucä in Berlin, der.es: dem-Staate-als Vermächtaiss 
hinterlassen, :zaıa ‚Gesahehk gemacht. - ; : =. nme 
v Re were Pain. et 
[SEE HE TUE WET Bar EF Tree TI BEER BETTER 1 


Redacteur: Dr. Hexrieh-Behäffen: Diuck. Re F- Feen Buch- 
druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. 


FLORA 


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Renenshurs,. Aearim a den a ou ne) ',‚ 1sas, 
Yakatı. ilentar  Bölaneht Notiz. ot teı 

FEAR VER PU EEE EC BEER: EREEWER TEENS: 


Literatur 2 
. ‚Blenden Tinneanae,. ., 
" " (Wortsetzung.) en “. Eure Br 


26. Rhynchecarpa foetida Schrad. in Linn. XH. 403. Naud. 
in Ann. sc. nat. XIL (1859) 146. et XVI. (1862) 176. [Pl. T. 13]. 
Trichosanthes fostidissima Jacg. Coll. II 341. Icon. rat. t. 624. 
Melothria foetida Desrouss. in Lam. Diet. IV, 87. Ser. in DE. 
Prodr. II. 313. 


Creseit in Ditione Reg regni Aethiopum Djur; flörens de- 
cerpta est m. Febr. 1864 a soeiis Exp. Tinn. HePV. Eap. Tinn. 
n. 76. 2 

*27. Uucumis Tinneantis Kotschy et Peyritsch [Pl. T. 17). 
Tab. VOL: oo 

Caule angulato hispido, foliis cordatis angulate-quinquelobis, 
lobis dentieulatis, media ‚maiore ovato aeuto, Postice sinn - lato 
disiunetis utrinque scabris, ad nervos hispidis, eirris simplicibus, 
fructu ovali atroviridi aurantiaco-tigrino pieto decemnervio echi- 
nato, echinis sparsis eonoideis apice vorheis. 

-: Plants senndens. ereneit.ad Wan ei'Menchra-Reg, prope ori- 

Flora 1888. 


434 


gines fiuminis Bahr-Gbasal; lecta est m. Januario 1866. HCPV. 
Exp. Tian. n. 47. 

Planta annua. Caulis seandens, valde angulatus, ad angulos 
horizontaliter hispidus. Folia alterna, 1—3 poll. dissita, sinu lato 
cordata, angulatosquinqugloha, 1'372 poll. long. ‚et lata, infima 
subreniformia güingueangula, angulis obtusis fere obsoletis vix 
dentieulatis, 10b0 medio “mäiore oväto acnto, lateralibus deeres- 
centibus, postice sinu 3—6 lineari seiunctis, omnibus remote in- 
aequaliter acute dentieulatis, novella pilis densis patentibus sea- 
briuseula, adulta pilorum basibus persistentibus dense albido-pa- 
pilloso-seaberrima, subtus ad nervos nervulosque cum petiolo 
’,—1-pollicari hispida, papillis superne aequalibus , subtus ad 
nervos maioribus, quinquenarfäf, nervis lateralibus in inferiore 
triente bifidjs, ramo superiore ad inferiorem trientem yarginis lobi 
vicini;superioris, raiao inferiore in medium lobum eorrespondentem 
efirfent& Cirri ad basim petioli laterales, indivisi, spiralifer torti, 
bispiduli, adulti fere: glabri.. Flores maseuli -axillares, (valde 
manci). Calyx tubylosp-campanulatus, quinquedeptatus hispidulus. 
Corollae galyeis, tubo continuae laciniae lancgolnto-ohlangae, gb- 
tusae, "nervosae, extus imprimis versus apicem pilosae. Stamina 
medio calycis tubo inserta, :trjadelpha ; ‚flamehta tria brevissima; 
antherae connectivo apice inflata lobulato superatae; loculi lineares 
in duabus antherisı duplo sursum: et deorsum flexi,: anfractibus 
longitudinalibus se attingentes, in una anthera anfraetu simplici (2) 
instructi. Glandula in fundo calyeis lobulata, substipitata. Flores 
feminei solitarii. Calyx et corolla, ut: ‚videtur, maris. Glandula 
annularis, styli basim eingens. : Stigma-. ... . : 

Pepo: ovalis, 4 poll. long., atreviridis, aurantiaco-tigrino pietus, 
decemanervius, echinatus, echinis inter nervos sparsis,. conoideis, 
acutis cireiter 3 lin. long., inferne carmosis, supra medium-corneis. 
Semina..plurima, oboyata, compressa, margine ohtusiuscula,. albido- 
tomentosa, ‚3 lin, longa,. supra medium :3 lin. .lata, testk tenui 
cartilaginea, endopleura tenuissima, diaphana, a testa facilime 
sqlubili. ‘Embryo, ‚arthotropus,. obovato-oblangus, radicula >/ lin. 
longa, eonica, sotyledonibus basi pro radieulae insertione EKCISIS, 
Plumula..n. .. : 

Ans Cueuneri. ufri icano Linn, fl BE 


Be 


en ‚Capparideae, 


28, Capparis tomentasa ‚Lam. „Diet. 1. 606. DC, ‚Prodr. L 
246. A. Rich. in. ‚Gaill..et;-Perrot. Dl.: :Reneg. Mi. I Ach 1 Font. 


28 


Fl: Abyas. 1. 30. Thon, in ’Speke’ Souree‘of tie Nile, "Appl -G 
626. Sehweinf. Beitr. 2. Fl. Acth: 68. fl. T. 18]; : 


Creseit frutiedsa "15-20 pedes’ Alta, Interduir volabilis ad 
Meschta-Reg, prope ofigihes Bahr-Ghasal Havii;"flotes' albidos 
basi violaceos, m. Feb: Permiltos profdit. HOPY. Exp. Tinn. 
5.45. 

“929g: Maehia‘ odlongifolia‘ A. Rich. Tent. A. 'Abyss. 1. 32. t. 6. 
Thoms. in Speke Sdurce of the Nile, App., & ‚620 ©, ‚Schweinf. 
Beitr. 2. Fl.’ Aeth. 73. [Pl T. i8]. . 

Oreseit in planttie' pfope‘ Reg; in 'regio Aethiopum‘ Denka ad 
Balir- ‚Ghasal ortum. HePV. Exp. Tihn. n. a. 


De Eur 

an Anonaceac u a 
30, Anona senegalensis Pers. Ench. U, 95. Deless. select. 
8 2.88; DE. Prodr. I. 86. Gwill. et Perrot. Fl: Seneg. 53" Hook. 
Nie. Flor& 97. ’et/ 205. Thoms: in: Speke Sourde of’ the’ Nie, > APP. 
G..625. -Harr. et Sond.Fl:'Cap: 11.583. [PT 38]. 9: 
Provenit ii Fipis'stagtiorüm, qüäe'äd Kilui Album ’et Bahr- 
Ghasal, affluentidm' eiüs ; odeideiitalen, eitendiinfnr. Exp. Tino. 
N: a3. u nn 


Orassulaceae a 


#3], Kalanche modesta Kotschy et Peyritsch. {Pl. T. 18). 

‚ Caute“ hörbateo erecto subfereti glardaloso Dnbeseeirte, foliis 
glabris, Superloribns mfnoritus. ’acutis, ! eyklis ter-qutater Hichotd- 
mis eorymbosis. remotiuseulemultifloris, calyce guadripartito, Ia- 
cinjis ovato-lanceblatis "achtis ‚gländuloso-pilosts, dörollae‘ tubo 
basi ventricoso calyce duplo longiore, "laeiniis ovato-lanceolatis 
acutis 'glandulöso-pilosis, 'corollae tüho "basi ventrieoso calyce 
duplo longiore, laciniis ovato-oblöngis obfusis mucronatis, squamis 
linearibas; staminibus supra “medium corollae tubo insertis he 
clusis, eapsulis glabris, 'seminibus longitudinaliter rugosis. ” 

Creseit Th 'Afrieie"tropieae regione Dembo prope fluvium 
Bahr-Djur lecta' est Nov. 1863. HCPV, Exp. Tinn. n. 42. 

Herba pedalis et ultra, caudice plurieipiti, basi deeumbente 
digiti minimi erassitie, pruinoso- gläuco, internodiis ,,— —Ya poll. 
longis. Caulis subsimplex, 'erectus, superne CymO080-ramosus ; " flori- 
fer subteres, ängustissime ängtfatus, viridi-Bavescens, brevissime 
glanduloso-pübescems. Folia carnosa, opposita, sessilta, 'glabra; 
[p. 19] inferiora oböVata, obtusa/supra medium crenata, 2 poll. Tonga, 

+ 


9 lin, lata; superiora remota, multoties minora, acuta. Cymae ter 
vel quater dichotomae, rarins et quidem in basi'trichotomae, flore 
intermedio saepe defieiente, corymbosae, 2-3 poll: Tongae, superne 
a2 poll. lätae, ramıis ihferioribus oppositis aut‘ saepins plus 
minus "alternis, ultimis subeineinnoideis elongatis 4—8- Hloris. Fio- 
res 'subahırantiael, 'vix semipollicares, pedicellati, braeteati, pedieel- 
lis 1',—2 lin. long. : glanduloso-pilosis. Bracteae duae, ad. basin 
pedicellorum oppositae aut alternae, saepe a pedicellis plus minus 
remotäde profundius insertae, angustissimae, glanduleso-pilosae. 
Calyx ad inferiorem quadrantem quadripartitus, 1’, — lin. long., 
glanduloso-pubescens, laciniis ovato-lanceolatis, acuminatis, aeutis, 
viridibus, margine tenuoribus, basi trinervibus, nervis lateralibus 
debilioribus, medio pinnatim-ramoso. Corolla hypocraterimorpha, 
persistens; eiusdem tubus tres lineas longus, quadrangularis, basi 
ventricosus, ‚parte intlata ovoidea diametro ultra lin., in tubi superio- 
rem parterm sensim angustata, 8-nervis, nervis: quattuor in lacinias 
excurrentibus validioribus, omnibus ad staminum insertionem fri- 
fidis, ramo medio (nervi validioris) per mediam- laeiniam ad apicem 
excurrente,. lateralibus bis vel ter furcatis, demum simplieibus, 
nervo medio subparallelis, ramulis, nervornm debiliorum furcatis 
ad sinus et prope marginem laeiniarum desinentibus ;-limbi’patentis 
laciniae quattuor, obovatne, obtusae, 2°%/, hin long., 1°, Yin. lat., nervo 
medio excurrente mueronulatae: Stamina octo, in superiore triente 
coröllae tubi nervis inserta, inelusa, alterna laciniis opposita: paulo 
altius‘ inserta, filamentis Aliformibus, !/s lin. longis, antheris, basi 
affıxis, bilotularibus, ongitudinaliter dehiscentibus. ' 'Squamnlae hy- 
pogynae, ad basin euiusvis ovarii solitariae, lineares, ’/, lin. longae, 
truncatae. :Ovaria 4, petalis opposita, verticillata, libera: in stylos 
persistentes attenuata, cum stylo' 3. Im. longa, .5-nervia,. unilocu- 
haria, ovalis- plürimis, ad suturam ventralem 'bisersaliter : insertis, 
anatropis. Stigma sublaterale, introsum ' laterale. Capsulae folli- 
eulares quattuor, aeuminatae, stylo coronatae, intus- lengitudinaliter 
dehiscentes, glabrae. Semina plurima, minutissima, fere gblonga, 
seröbiculata, testa membranacea, fusca, longitudinaliter rugosa. 
Alfnis Kalanehoi gandulosae et. brachyoalyei. 


Ebenacene. 


” Diogpyros‘ ‚mespiliformis Hoehst.. in A. ‚Rich, Tent, nt. "Abyss. 
1.2. DG, Prodr. Val. 672. Schweinf. Beitr, Z. FL „Aa, ‚8 
[fl. T. 19, . am 


Arborea, ereseit in loeis silvestribus et graminosis inter‘ Wau 


et Bongo,, unde fructum. m. Ianuario 1863 lectum attulit Exp. Tion. 


„Antea iam.d. 10. Maii 1837,,Kotschy ea in Nubarum montibus 


Tira detexerat fructu, nondum mature .(n. 394); postea eam d. 6. 
lanuarii 1838 Urostigmatibus, Bogwelliis, Combretis, Naucleis etc. 
obimbratam invenit in amoena alle. quae a Fassoglu versus 
montem. Accaro ascendit, jamgue. fructus ferentem (n. 170), Fru- 
ctus eximii et amoenissimi, illis Theobramatis Cacao, maxiıde. si- 
miles sapore, tum ab incolis regni Fassoglu ut eibus ‚Sanissimus 
colligebantur. Cienkowski cum. alabastris em decerpsit d. 25. 
Mart. 1848. apud Drokan in regno Benischangul. (n. 96 b): . Fructus 
in :Abyssinia quoque comeduntur, euius inter arbores maiores a 
el. Sehimper refertur (m. 655. 1243). Br 


Bee ee 


u "Sapotaceae. ir 
$32, Busyrospesmm Parkii . Ketsehy.. in . PL, Koobl.. :2 


{ei 7. 20].:Tab. VIII B. — Bi. nloticum.. Kötschy. 6... A. — 


Bassia Parkii_G.: Don :Gard. Dict. IV. 36: DE. Prodr..VJlL 199. 
Thoms.:in’ Speke Source of the. Nile App. G.:63.9.) .. 

Oreseit-et in. locis .editis iisque siceis et in depressis ei hu; 
midis, itemque in planitie regni Djur ad ortum fluminis Ghasal, 
in regno. Kosanga et in terris Aethivopum Njamanjam, teste. de 
Heuglin, qui baud procul a fontibus fuminis Ghasal. exemplaria 
legit (HCPV. Exp. Tinn: nm. 32), erebreque offendit regiones illas 
silvaticas Qaba_ dietas  maximam .partem arbore. illa obsitas. — 
Sub fine sateuli superioris detexit 'hanc. plantamı .. Mungo Park 
in Africa, eisaequatoriali tropica per .regnum Bambia, , ubi arber 
butyri appellatur, : Ex Baikii (Baikie) exploratiene Suminis Niger 
1857--1858 provenit exemplar in eoll. Barter.n. 1178... Rdissimys 
Provicarius Kooblecher primus in regionibus nilotieis prope Gon- 
dokoro invenit 1858; haec exemplaria, licet manca floribusque 
emareidis essent, Kotschy delineavit et descripsit. Binder, mer- 
eator quidam transylvanus, alabastra tantum sine foliis attulit ex 
regionibus Gaha Schambil et Ronga sub 7 gr. ber. lat. prope 
ripam Nili Albi leeta. . Exemplaria demun Heugliniana cum in- 
tegris essent foliis et floribus, etiam aecuratius deseribi puterant. 


2 Man vergl. meine „Anzeige in Hugo v. Mohl's und A. de Barys Bota- 
nischen Zeitung XXVI. Jahrg. Sp. 463, 464. Interessante Mitthetlangen über 
diesen Baum Afidet man von Heugliu im 15. Supplement-Hefte ‘von -Peter- 
mann's Geographischen Mittheilungen und im Reiseberichte von :Spelie und 


Grand, \ Eee Er Bu Done: 


jE) 


:Utrieularieae. 


33, Urieulariu stellaris L. fil. Suppl. 86. DC. Prodr. VIE. 3. 
Wight. Icon. pl. Ind. orient. IV. t. 1567. Oliv..in Journ. of Linn. 
Soc.. IX. (1865) 146. [Pl. T. 22]. 

Inventa. est florens ad fumen Wau in regno Djuri in fontibns 


aeris. particulas continentibus m. Jan. 1864. HCPV. ‚ Exp. Tinn. 
2:39... - . 


Crescentiaceae. 


\ 3. Kigelia Pinnata DC. Prodr. IX. 247. Seen. in Journ. of 
‚Bot. and Kew Gard. Misc, 1854. 977. . Klotzsch in:Peters’Mossamh. 
195. Thoms. in Speke Source of the Nile, App. G. 642.:[Pl T. 
22]. Ürescentia pinnata Jacg. Coll. IIL 203 t. 18. .Bignonia 
africana Lam. Dict, I. 424. Kigelia aethiopica Deesn. in Deless. 
Icon. V, 39. t. 93 A, et B... Schweinf, Beitr. x. Fk Aeth. 97. 
Kigelia africana Benth. in Hook. Nig. Fl. 463. Biyaio abyssi- 
nica.A. Rich, Tent, Fl. Abyss. Il. 60. i 

Arbor dilatata et ad. 60 pedes alta, fructus, fert U ped. 
longos diametri 2--3- -pollicaris ex apice ramulorum: peduneulis in- 
terdum semiorgyalibus pendentes; reperta est cum fHoribus et 
fructihus prope. Reg. HCPY..Exp. Tinn. n. 38, 


a 
Id 


on Acanthacene. ae 
35 Nelsonia tomentosa Wild. Spee.. (ed.. ») 1. 419. Anders. 
in Proceed. of Linn, Soc. vu, (1864) 20. [P. T. 22]. - Nelsonia 
eanescens Nees .in DC. Prodr. XI. #7. ‚Hovk. Nig. Fl. 477. A. 
Rich. Tent. Fl. .Abyss. II. 140. Schweiuf. Beitr. z. Fl. Aeth. 113. 


. Inventa ad.ripam Albi Nili in locis limosis exsiecahis HEPY. 
Bar "Tin. n. 37. 


Hydroleaceae., 


#36. Hydr olea floribunda Kotschy et Peyritsch, m, T. 22]. 
Tab. Fr B. 

Glabra, caule inermi,, foliis Jineari-lanceolatis acuminatis 
acutis, floribus .numerosis paniculam amplanı corymbiformem con- 
stituentibus, calycis laciniis ovato-lanceolatis acuminatis vel acutis 
glabris, corolld ealycem bis et dimidio superante, eapsula’ glabra. 
. Creseit in stagnis« Interiofis Africag ad ripas “Aumihis Djur 
prope Bongo sub 8 gr. ‚bor. lat.'26 lung. Paris. M.. Decembri 
1863 decerpsit Alexandrine Tinne. HÜPVv. Exp. "Tiba. 2.3 

Caulis herbaceus, glaber. Folia superiora et floralia (infe- 


us 


riora-nobis non sunt visa) alterna; subsessilia, 1"/,—-"/; pollicaria, 
lineari-lanceolata, acuminata, utrimque acuta, integerrima, glabra. 
Cymae axillares alternae; !contractae, densiflorae, ‚tonpipeduncu- 
latae, in paniculam corymbiformeii, süperne plandm, 'semipedalem 
et ultra dispositae; panieulae rahii ‚erecto-patentes, folüis’ ‚Norali- 
bus suffulti, audi, inferiores 4—2-pollicares, stiperiöres 'sensim 
breviores, summi vix */,' poll. lohgi, interstitfis 11%, poll. dis- 
siti; omnes in sumimitate. fa- [p. 23] mosi, ramis foliis foralibus 
suffultis plerumgue tribus, subaequalibus, inferne -nudig, superne 
floriferis. Flores eyanei pedicellafi, pedicellis 2 lin. long., basi 


‚bibracteatis,. fruetiferis paulo Tongioribus ; bracteae älternae, line- 


ari-Janceolatae, vel lineares, acuminatae,' ntrimque" acntag, 2 vel 
1 lin. longae, glabrae., Calyx usque ad basin qüingtepartitus, 
persistens, laeiniis 1/s—1"/ lin. longis, basi 1,—%, lin. 1atis, 
ovato-lanceolatis, acuminatis vel acutis,'viridibus margihe tehuiv- 
ribus et. pallidioribus quinquenervibus, aestivatione imbricatis. 
Corolla eyanea rotato-cämphnulätä,' tube‘ Drevissimo, limbo quin- 
que-partito patente‘, laciniis tres lim. “longis. 'subovatls, dBtusis, 
basi trinervibus, aestivatione imbricatis, nervo'medio' 'Välidiore, 
pinnatim ramoso, lateralibus (2 basilaribus) tri- vel duadrifur- 
catis. Stamina quinque, corollae tubo inserta, "eisderh Ia- 
einiis alterna, 2 lin. longz, filamentis basi’ dikitatis , "tun fili- 
formibus,, parte dilatata obcordata '"3—!/, lin. longa et lata 
concava, antheris introrsis, lineam longis, basi sagittatis, dorso 
medio affıxis, longitndinzliter debisckwtibus. Ovarium superum, 
vvoideo-oblongum, '*/, lin: longüfn, 'biloceulate, bvuhs' plutimis, 
placentae erassae subhemisphaericae' affıxis. "Styli duo, 1°," IM. 
longi, subfiliformes, versus apicem 'sensim 'latiöres subtomplanati. 
Stigma depresso-capitatum, fere trantverse ‘oblungum. Capsula 
calyce cincta, subglobosa, 2 lin. longa, stylis coronatd, nembra- 
nacea, ex apice Septifrage dehiscens. Semina permulta minima, 
angulata, placentae fungosae affixa, testa arcevlata fusea. 
Hydroleae guineensi Cheisy proxima. 


“ir 


‚Convolvulaceae. 
37. Ipomoea ‘asurifolia Roem. et Schult. Syst. Veg. w. 351. 
Choisy in DC. Prodr. IX. 350. n. 8. Thoms. in Speke Source of 


the Nile App. G. 640. [PI. T. 23]. Tab. X. 
Frequens in. arenosis rupiunı et insularum Nili Albi locis, 


ramis funiformibus pluriorgyalibus in arena repentibus,. ex axe 
foliorum ramulos erigit multifloros: eyınasas eosgue- adanednm: spe- 


Er 


eiosos,..Legit de Heuglia.ad- fiuminis Bahı- Ghasah ripas. HOPY. 
Exp. ‚Tina. 2.344: RN tal Br... th RER 
38. Ipmmoen- sabsenra Cheisy. in ‚De; Prod: IX. 370. #45. 
A. Rich. Tent.. Fl. Abyss.. Ik 69, ‚Schweinf. : ‚Beite: I: Fi Aethı. 
9%,..-Bot.-.Mag..4::239.: [Pl.-T. 24]: Dan 
A ‚Bongg. in, Aethiopum. provineis Djur in  apertis. hcorum 
locis creberrima, ornata. est Aoribus:subflavis, giymitque tubera, 
quibus,incplae in vietum, :utuntur. -. Legit ‚de. Heuglin Decemb. 
1863. HCPY. Exp. Tinn. :n.33.: : 
39. Breweria malygeeg Klotzsch- im: Peters: Mossamb. i 248. 
4. 37. Thoms. in Speke Source of the Nile, App- G. 641, Schweinf. 
Beitr. z. Fl. Aeth. 92. [Pl. T. 24]. 
‚Ad Dembo in Aethiopum. .provincia-Djur Hores caeruleo-vio- 


lascentes ferentem decerpsit de Heuglin m. Decembri 1863. 
HOPY. Exp, | Finn. ‚n.. 49. 


a Verbenaceae. - De 

: . ). Gerodendron ‚ordifolium A. Rich. Teint‘ Fl. Apes-Ht 

170. [Pl. T. 24]. Sr Be 
In vieinia originum Bahr-Ghasal crescentem Iegit de Heuglin. 
HCPY. Exp. Tinn. 28%: one u 
in Zinneg.Kotschy et. Payitsch [PL-T. 25). :. ö 
ie Calyx.. ‚tybulgso-ceampanulatus.. ‚bilabiatus:. exemnervis;; Anbiis 
‚agqnalibus integris, demum infatus- ovoideus Yetieulato-venosüs, 
biyalvis. ‚Gprolla.tubulesa, bilabiata,. tubo in faudem sensim'am- 
pläato, labio superiore. subpatente.. recuryoe integne, <änferiore Pa- 
tente convexo !) trilobo, lobo: medio :maiore: : Stamina 4. didy- 
nama, , corollae tubo- gequaliter inserta, e tubo exsertäz Alamenia 
carnopa, paulum gomplanata,:torta, apiew: inflexa; ' infra :insertio- 
nem appendjieulata, ;‚appendicibns ..birsutis-; antkerae'biloculares, 
Igenlis. basi .divergentibus, rimas longitudinaliter kiante .dehiscen- 
tibus. Ovarium disco.insidens, quadrilobun; tubereulatum, tuber-- 
enlis demum valde excrescentibus,.,lobis. unilecularibus' ‚uniovu- 
latis., Ovula medio loculi ad angulum ventralem. inserta; pendula, 
hemianatropa. Stylus inter .ovarii lobos longe exsertus;\: stigma 
sabintegrum obliguum aeutum. : Schizoearpium in eoeca quattuor 
(vel abortu. panciora) ‚secedens cuceis bilucelatis, ‚dorse versus 
marginem setosis, setis margiualibus. longioribus- superne' plumo- 
sis, locelo ung vacuo.. Semina exalbuminesa: eompressm. abovata, 


TE u) ‚ 


ya hlımehtig.aoll' es contaranheisen. © 7. 5.02 sin uatıaaa A 


an 


testa metmhranaeea infea. radionlum filiformiter producta, raphe in 
facie ventrali brevissima longitudinali, in chalazam: snbapichli 
promirulam. desineute. ! Embryo urthotropus, ‘estyledonibus eras- 
siuscnla; yradicula.dnfera +tereti, plumula. vix :conspiewa. 'Frutex 
aethiopicus resinifer, foliis oppositis vel fernis simpheibus,. mem- 
branaceis, .resinosarpunietätis, pemninervibus, -Horibas axillaribus 
solitagijs sel:binis bibrasteolatis, interdum eyiosid, :cöforatis. 
» Genus »Verbenacsarum singulare, frucht in’ cöcca "gquatluor -se- 
cedenle et:ovulorum situ Caryopterideis adnumerandum. ’'' --- 
si Den memprliam. eopeditionis Timeanae dietum. et 


En Se aacgge Ah Su: a er 


(Fortsetzung folgt.) . . a B 


Kon tloen u 


ord Er ar a BE 


Bemerkungen über einige Pflanzen des Kitäibel’schen Her- 
bariums von Dr. P.:Aschers.on. :(Separat-Abdruck aus 
den. ‚Verhandlungen der k. .k.:.zool,-bot. Gesellschaft in 
Wien 1867) 26 8. 8. 1 


"Es ist bekannt, ein wie enges Freundschafteband. Paul Kr 
taibel, unstreitig den grössten Botaniker und 'vielleieht: einen 
der bedeutendsten ‚Gelehrten, welche Ungarn bisher hervorbrächte, 
mit.Garl: Ludwig ‚Willdenow, dem ersten Professor der Bela- 
nik.an, der. Beylieer :Univeisität; einem Bflanzenkenner, dessch' 
Raf an allgemeiacr Geltung sicher von: keinem’ spätern überttof- 
fen.. wurde,. verknüpfte, ‚Das schöne  Verhältniss stammte -von 
einem :Besuche,: welchen der ungarische ‘Forscher 1798 in ‘Berlin 
abstattete und: verband beide Männer bis zum Tode Willde- 
new’s. im.iregsten wissenschaftlichen - Verkehr; auch in der be- 


'kanntlich an ‚Originalexemplaren der bedeutendsten Zeitgenossen 


sehr reichhaltigen Pflanzensainmlung des Berliner Gelehrten hit 
es die:demtlichsten Spuren hinterlassen; dieselbe enthält eine 
grosse :Anzabl von Kitaibel anfgestellter oder in Ungarn zuerst 
entdeckter-:'Arten: und: hat bisher zur  Aufhellung einer ungleich 
grösseren :A»zahl;:von solehe betreffenden Zweifeln gedient,: als 


.die eigene: Bammilung: Kitaibels, welehe bei ihrer Entlegenheit 


(*:R.)- und» früheren ‘(nicht ‘auch: jetzigen ? R.) Unzugänglichkeit 
nun. von sehr wenigen Botanikern eingesehen und benützt worden 
ist.‘ 


Ascherson, als einer der Custoden ‚der Berlieräerbarien, 


[2 . 


welcher von einer ‚grossen Liebe zum Studium Kitaibel’scher 
Pflagzen. entbrannt war, hat es nicht.unterlassen, auch das Ki- 
taibel’sche Herbarium in ‚Pesth einzusehen:.; Sein kurzer Auf- 
enthalt ermöglichte es nicht, das ganze Herbar- durchzugeben, ja 
er. konnte.nur eigentlich sehr weniges einsehen, doch beweist die 
vorliegende Arheit.so viel, dass wenn wir. die Behauptung Aseher- 
son’s unterschreiben: „Eine solche Arbeit (nämlich eine Re- 
vision des Kitaibel'schen Herbariums), deren Absolvirung eine 
unerlässliche Vorbedingung für eine künftig zu 
schreibende Flora Ungarns ist, kann ihrer-Umfänglichkeit 
halber nicht wohl anders als von einem in der ungarischen Haupt- 
stadt wohnhaften Botaniker ausgeführt iverden“, eben nur Ascher- 
son derjenige ist, welcher berufen wäre, dieselbe zu Ende zu 
führen. _ Vielleicht: wird die ungarische Regierung, wenn sie ein- 
wal, mit. ihren wichtigsten organisatorischen Arbgiten fertig ı sein 
wird, ‚auch mit diesem Gegenstande sich befassen, denn wir be- 
trachten einen gründlichen Commentar. des Kitaibelschen Her- 
bariüns für eine Ehrensache Ungarns. In dieser Abhandlung 
sind Kitaibelsche Pflanzen des Pesther und Berlinen. Herba- 
‚riums besprochen und zwar Gramina, (p. 4, 5), Cyperaceae (p. 5 
bis 12). Chenopodiaceae:({p. 13—18),. Compositae- (p. 18-21) Um- 
beiliferae (p. 22—23), Papaveraceae (p. 24—26). 

Der gelehrte Verfasser gestatte uns, dass wir einige seiner 
Bebäuptungen nicht theilen. Nach dem Vorgange von: Schultz 
Bip. hatte der Ref. in dem botanischen Abschnitte von Hun- 
falvy’s Physikalischen Geographie Ungarns IH. p. ‚690, sowie 
in den Verh. d. zool. bot. Ges. 1866 p. 100 die Benennung Tanacebum 
der des Chrysanthemum (Aschers. nee alier) vorgezogen, Ref. 
hält\aueh seine damalige Ansicht aufrecht, nicht Freund des un- 
-bedingten Prioritätsprineips, welehes absurde oder unlogische Na- 
men in der neuen Nomenelatur aufrecht erhalten will ,. nicht 
Freund davon, dass alte erbgesessene-Namen, welche dureh. jahre- 
dangen Gebrauch sp zu sagen durch Usucaption sich ein Recht eiwor- 
ben eliminirt werden, ist er dafür, dass.nur in solchen Fällen die 
chronologische Priorität herzustellen sei, wenn entweder.ein bes- 
serer oder ein ‚indifferenter älterer Name vorkommt, oder wenn der 
Jüngere Name nicht. so sehr mundgemein geworden ist,.dass man 
sich von ihm leieht trennen kann, doch. ist Ref. entschieden da- 
gegen, dass. ältere. Namen, die eine..der Pflanze. ‚widersprechende 
Benennung enthalten, hervorgekramt werden oder dass ein Namie, 
der: unlogisch ist,: weiter gebraucht "werde: . 8. B; bäk. Ref. es 


" u 


mit. Neilreich für zweckmässig zu sagen: Carlind::grandiflora 
Mönch @.'caulescens (Lam) Reichb. Da der Name Chry- 
santheman: wenigstens nach "dem Taete des Ref: ein- unzweck- 
mässiger ist, da auch leucantheme. Arten. dieser: Gattung 'existi- 
ren, z0g er die Benennung des Tunäcelum’vor um so mehr auch, 
weil die-Alten schen. die Gattang Tianareltum: nannten und sie auch 


‚bei Linne älter ist als’ Ohrysanthemum,; denn ersteres findet sieh 


in dessen’ Speeies‘plantarum (I: Auf.) auf p: 844, während Chry- 
santhemum erst 'p. 889 und Matrirarta 890 zu finden: ist. "Man 
wird dech wohl zugeben müssen‘, ‘dass, da die Gattung Tana- 


:cefuns,‘anf drei ‚Bogen früher. steht, sie auch früher ‘gedruckt 
- worden ist. Ist doch die Priorität Schultzens für Tripleuro- 


spermum: und Gastrostylum. (ddo. 4. Juli 1844) gegen die Vi- 


'siami’s für Ohamaemehım (däc. 20. Sept: 1844) unzweifelhaft, 


warudı söllte also Linne's Fanacefum: hicht die Priorität‘ haben 


dirfen,. nach Hei‘; Gesetzen :der: Priorität. daif sie. entschieden 


nicht ‘abgesprochen werden, denn sie ist entschieden‘, wenu 
auch ‘nur eilige Wochen‘, ja vielleicht .nnr einige’ Tage älter. 
Demzufolge will Ref. gegen den ‚Verf. (p. 21) die Benennung Ta- 
nacetum aufrecht erhalten wissen. Ebenso kann 'Ref: des’ Verf. 
Vorgehen betreffs Fumuria prehensilis Kit. (p. 24) nieht theilen, 
dass. sie 'Fumaria rostelata Knaf heissen soll. Der Verf. batte 
in’ seinent-ausgezeichneten Aufsatze (Verh. des bot. Vereins is 
Brandb: V. 223) dargethan,: dass im Herbarium Willdenow 
12932 fol. 2 und 3 :F\ rostellata Knaf unter dem Namen P. ca- 
Iycina Kit. (ih dem It. beregh:- Mss. 1803 nach 'N.. 248) vorge- 
funden und aus den Add. p. 493 ersehen, ‘dass Kitaibel seine 
F. prehensilis früher: F. calyeina genannt habe; auch die dort 
gegebene Beschreibung der F. prehensilis stimmte grösstentheils. 
Nun fand Ascherson im Pesther Herbarium, „dass Kitaibel 
unter F. officinalis die F. parriflora var. 'Vaillantii verstand, 
die wahre. I". officinalis aber von der F. calycina, von der er 
Exemplare an Willdenow gesandt und in seinen Mapuseripten 
eine ziemlich correcte Beschreibung aufgesetzt hatte, nicht unter- 
schied und dies Gemenge im Catalog’ des Pesther Gartens als‘P. 
prehensilis bezeichnete. : Es- wäre daher die grösste Ungerech- 
tigkeit, diesen von ilim ohne: Diagnose veröffentlichten, vom’ De 
Candolle (Systema II. p. 134 anno 1821) als F. media ß prehen- 
sibilis Kit: (Druckfehler für prehensilis Ref.) mehr als dürftig 
‚chhrakterisirten Namen. dem-- ‚sicheren "und gut charakterisirten 
Knafschen voranzustellen.® © 9.000... babeiione cn 


' Ref. muss gestehen, dass er diese Deduction durchaus‘ nicht 
theilen kann; denn so viel ist constatirt, dass die Berliner Exem- 
pläre richtig "als F. calycina = F. prehensilis bestimmt sind „und 
dass die dort (in den Add. p. 493 sq. ?) gegebene Beschreibung 
der F. 'prehensilis grösstentheils stimmte (p. 24).“ 

Ref. denkt in der ganzen Sache folgenderweise und glaubt, 
sein Gedankengang ist ein ganz natürlicher und ungezwungener. 
‚Kitaibel batte die Pflanzen üntersucht und die von ihm richtig 
bestimmten Pflanzen an Willdenow zur Begutachtung gesandt, 
diese von ihm aus der Hand gegebenen und richtig be- 
stimmten’ Arten sind unserer Ansicht nach "wichtiger für die 
Kritik der Art, als das was’ Ascherson in Pesth vorfand. Der 
berühnite Synopsis-Schreiber Koch verwahrte sich — ich glaube 
ebenin dieser Zeitschrift — dagegen, dass man nach seinen 
Tode ihn nach seinem Herbarium beurtheile, denn es könnte gar 
manches unrevidirt inserirt worden sein. Will Ref. diesen Um- 
stand auch bei Kitaibel in Anspruch nehmen, so liegen noch 
naheliegende ‚Gründe vor, dass in zweifelhaften Fällen dem Ber- 
liner:Herbarium vor dem Pesther der Verzug :zu gewähren ist. 
‚Das Kitaibel’sche Herbarium wurde seiner Zeit von Pro£ Ha- 
berle geordnet und zum grössten Theile von seinen Sebülern 
catalogisirt; dass diese Behauptang richtig sei, davon kann sich 
jeder überzeugen, welcher von dem Cataloge Einsicht nehmen 
wilf;'der Catalog des Kitaibelschen ‚Herbariums. befindet sich 
im Pesther Universitätsgarten, indess das Herbarium im. Natio- 
nalmuseum aufbewahrt wird. Ist nicht dies schon ein hinrei- 
chender Beweis, wie in Pesth gewirthschaftet wurde; .wie.leicht 
konnte hier eine Verwechselung der Pflanzen. stattfinden, Eti- 

etten in Verlust. gerathen, wenn man- bedenkt, dass. auch ‚junge 
Leute ‘bei dieser Arbeit mitwirkten, die. gar keinen ‚Begriff. von 
Botanik hatten. Dass die Pflanze bei De Candolle (l.c.) man- 
gelhaft characterisirt ist, was will.das beweisen , doch. gewiss 
nicht mehr, dass die Pflanze. in De Candotlle’s Händen ‚gewe- 
sen und dass man damals nicht so fein distinguiren ‚konnte, als 
jetzt. Wollte man aber jede Pflanze, die in früheren Zeiten. nieht 
hinreichend charakterisirt wurde, ibres Prioritätsrechtes für vet- 
lustig erklären, so würde das zu. einer Confusion. führen, wor wel- 
cher wir bewahrt’werdem mögen. Wir halten die. ursprüngliche 
Deduction Aschersons in den Brandenburger Schriften‘ für die 
glänzenäere und 'opportunere , nach den oben dargelegten. Be- 
hauptungen sind wir daher auch jetzt. geneigt, ‚dieselbe zu ver- 


Ri # 
theidigen, , Woher Dr.. Ascharson erfahren, „dass dieses: Ge- 
menge im Cataloge des Pesther Gartens: als F\, prehensilis.. be- 


zeichnet wurde“ ? können ‚wir uns nicht erklären; es, kann ein 
ein solches Gemenge als, P. ‚prehensibilis bezeichnet, worden sein, 


' welches im Pesther Herbarium inserirt wurde, wie aber das be- 


zeichnete Gemenge in den Catalog gelangt, vermögen wir wenig- 
stens nicht zu ergründen. Aus allem Vorhergesagten. wird. man 
demnach ersehen, dass Ref. es eben für die grösste Ungerech- 
tigkeit hielte, wenn 2. rostellata Knaf der F. prehensilis. Kit, 
vorgezogen würde. 

. . Ref. | kann sich jedoch “trotz alledem. nicht 'verschliessen, "dass 
diese Abhandlung, Ascherson’s eine classische genannt werden 
muss. Die Weitschweifigkeit in den seltenen Fällen, wird, man 
dem, „Bestreben, alles klar und, zweifellos darzustellen, nur, zu 
gute, Halten. ,, ; rohe nboo sn Jah on bone A 2. 


ie Br FOR BESJRNEN BLZUFEIETEEGHE RE SEFEELEEEN: Pam ERSTE TE BEL SEES IT\ 


Zeitschrift der Deutschen morgenländischen Gesellschaft, her- 
ausgegeben von- ‚den Geschäftsführerh unter ‘der verant- 
wortlichen Redaction des Prof. Dr. Ludolph Krehl, 
‚ Zweiundzwanzigster Band I. und U. Heft. Leipzig 1868, 8. 


In ‚nenerer Zeit legt man ein grösseres Gewicht, auf. die Ab- 
fassung bei Pflanzencatalogen mit Vulgärnainen ‚denn | früher und 
es ünterljegt wohl. keinem Zweifel, dass wepngleich diese „Ver- 
zeichiisse "wenig zur Kriik der er Plangon Ba sie doch, ‚einen 


Brur 


yo 


"Dr.  Wetzateine‘ Abhandlung "Sorachliche aus den Zelt- 
lagern der syrischen Wüste“ (p. 69—194) erwähnt nar, der zum 
Caffee nöthigen Gewürze wie „uel“ Cardemomen, „Gurumfal“ 
Gewäirznelken, „Gurfa* Zimmt, „ ‘Ambar“  Ambra, „Samatli* Zj- 
befh (p. 100) und die Namen der gewöbnlichsten zu Nahrungs- 
mitteln dienenden Pflanzen, wird aber dennoch wegen des eigen- 
thänlithen' Dialektes den 'Sammlern von ‚dortigen Wörtern. ‚er- 
wänscht‘ seill:: “ 

“ „Essai’ kur les’diäleets de Mazanderan ‚et de Ghilan Wäprös 
la prononeiätion locale par G. Melgounof“ (p. 196524). enthält 
p. 209-313 Pflanzennamen mit französischer Uebersetzung, dar- 
unter einige, die der Verf französisch nieht benennen konnte, 


46 . 


'Aus Dr. ®. Schmidts Abriss der. Shoagallagrammatik 
(p. 225-248), einem mit dem Hawash-Galla verwandten Dialekte 
entnehmen wir, dass (p. 230) „magra‘“ Gras, Kraut, „senufitsha“ 
Senf , „turaba“ Weihrauch, „hunde“ Wurzel bedeuten. Eie. 


Botanische Notizen. 


Die königl. belgische Akademie, Klasse der‘ Wissenschaften, 
hat für das Jahr 1869 folgende Preisfragen aufgestellt: 1. Be- 
schreibung der fossilen Flora Belgiens und 2. Untersuchting der 
verschiedenen Reproductiousorgane bei deh Mucorineen, insbe- 
sonders der Gopulationssporen, die bei allen Arten dieser Familie 
existiren müssen. Der. Preis beträgt 600 Fres. Die Arbeiten 
müssen vor dem 1. August 1869 eingeliefert werden. —r. 


Höchst, ‚Kläglich, aber doch wieder sehr bezeichnend und lehr- 
reich sind die Verhältnisse des botanischen. Gartens in Rom. 
Die "Grüsse" ‚desselben beträgt 2 ‚678 Quadrat-Meter, wovon 5721 
Die Leitung desselben ist einem Oustos übertragen; der Prof. der 
Botanik hat nicht den geringsten Einfluss, ja’ihm ist nicht ein- 
mal eine Einsicht in den Catalog, der die Namen der Pflanzen 
enthält, da in dem Garten jede ohne‘ Ausnahme nur mit einer 
Nummer bezeichnet ist, gestattet und ebensowenig der Eintritt 
den Studenten in den Garten: Die dem Professor’ eigentlich zu- 
ständige Wohnung steht leer. " Die Gewächshäuser umfaSseh einen 
Raum von 4230 Meter. Die hier‘ wie in dent Gärten herrschende 
Unordnung ist kaum zu beschreiben ; der’ Vorständ des Unter- 
richts- Departements ist durchaus nieht gewillt,“ dei altherge- 
brachten ‚Schlendrian zu ı stören. nn nn 2 


ae 


‚ Dr. Valentin in Vitry- le-Frangeis. erzählt in dem „Balletin 
de la Soeiete medicale de Reims (Nr. 4. 1868. pag. 11). eine 


Reihe von Vergiftungsfällen hei Thieren. und ‚Menschen dureh die 
Samen von Üytisus Jaburnum. u 


LIESS aREerE 227 12 5 Ze 


[Dee 


24} 


-, Alte-Bataniker, -die,in früherer! Zeit ‚Bahifornien: durchforscht, 
sagten aus; ‚dass Califorsien: sehr-arm an Moosen sei,: ja einige 
erklärten sogar, ‚dass sie dort ganz: fehlten... Jetzt kennt man dort 
aber bereits 215 ‚Arten, die -weitaus, zum ‚grössten Theil Bolander 
aufgafunden hat,. Derselbe glaubt,. dass wenn Californien erst 
werde so-genau erforscht worden sein, wie die östlichen Staaten 
der Union und Europa’s, jener Staat auch eben soreich an Moos- 
arten sein werde, wie diese. —r. 


” IE Ze Zu Be 
u. 


‘Nach Fr. Kirsähleger (Bullet. de la sociefe bot. de France 
XIV. p. 91) sind Alltum 'multibulbosum Jacg. und A. suaveolens 
für den Elsass und selbst für Frankreich neu. Die erstere ist 
in.den Weinbergen von Hasenrain bei Mühlhausen, in denen von 
Guebwiller und aıh Heissenstein gefunden worden. Bauhin ver- 
sickert;’ Hass diese Pflanzen im XVI. und XVII. Jahrh,, in. den 
Gärten zu Heidelberg‘: Basel’ wAd 'Mohtbeliard cultivirt wurden. 
Von hier ist sie sicher in. Tausch oder als Geschenk in die 
Gärten der Abtei von Guebwiller und der angesehenen Bürger 
von Mühlhausen gelangt und von .döri wahrscheinlich mit dem 
Dünger in die Weingärten.. A. suaveolens wächst auf feuchten, 
torfigen ‚Wiesen. _ Er 3 


In einem bis zum Meeresspiegel herabreichenden Kastanien- 
walde, welcher Baum in Dälmatien übrigens nur’ an einigen Puuk- 
ten der :Bosche waldbildend auftritt, wurde P: Ascherson aus 
Berlin in der Nähe.von Cattaro unter den blühenden Gewächsen 
aüch von einigen Bekannten aus der Heimath, wie 'die sehöne 
Ianaria rediviva, Aninopodium vulgare, Brunella alba und. Oy- 
tisus nigricans begrüsst. Ebenso überraschte es ihn, auf dem 
Schuttdelta eines im Winter herabstürzenden Bergstromes, auf 
gröblich zerkleinertem Kalkgeröll neben dem grossen Schöllkraut 
der Mittelmeergestade (Glaucium flavum), auch eine der Zierden 
unserer Nord- und Östseedünen, das distelähnliche Doldenge- 
wächs Eryngium maritimum anzutreffen. —— Als eine ‚pflanzen- 
geographisch sehr merkwürdige Thatsache berichtet er die Exi- 
stenz einer wilden, von der angebauten Pflanze sofort durch ihre 
mehrjährige Dauer zu unterscheidenden, sonst sehr ähnlichen 
Roggenart (Secale dalmaticum Vis.) um Castellborgo bei Cattaro, 
also: in der heissesten Küstenzone. , —T, 


4 Re 


Ueber die riesige Höhe der australischen Gummibäume gibt 

Dr. F. Müller im Journ. of Botany nenere Nachrichten. Der 
höchste bekannte Baum war der. -Kauri-Euealyppug (E. colossea) 
in einem der herrlichsteg, Wälder des Waren Fe im west- 
lichen Australien; «Er eereichte sie Höhe“bis geten 400 Fuss. 
In dem hohlen Stamme eines Kauri können sich drei Reiter mit 
ihren Rossen bequem tummeln. Nach G. W. Robinson er- 
reicht aber E. amygdalina an den Quellen der Flüsse Yarra und 
Latrobe eine Höhe von 500 Fuss. Er fand bei Berwik einen 
Stamm dieser Art, der 4 Fuss vom Erdboden einen Umfang von 
81 Fuss hatte. Ein in der, Nähe won Dandenong umgefallener 
Stamm, gleichfalls von dieser Ärt, war 420 Fuss lang, einer am 
Black-Spüre, 10 engl. Meilen von Healesville entfernt, sogar 450 
Euss.: Ein dritter Stamm mass vom Erdboden ‘bis zini.-ersten 
Ast 295 und dann ‚bis zur eigentlichen Krone noch 70 Fuss. 
Der Dürchmesser am ersten Ast betrug 4. wi weiter, hinanf 3: F. 

—T. 

. In der Tuchler Haide (Westpreussen) sind im vorigen Jahre 
22,000 Morgen Staatsforsten fast ausschliesslich durch die Fichten- 


und Forleule (Noctua oder Trachen piniperda) gu Grunde ge-. 


richtet worden. Gegen Ende der Frasszeit brach ‚eine verhee- 
rende Seuche unter dem Ungeziefer aus. I ‚BIpBsen, "Hanfen 1a- 
gen die Raupen todt und’ völlig zusammengeschrumpft auf dem 


Boden, oder sie sassen in einem ‚gleichen ; Zustande an den Bäu- . 


men, sowie am Unterholz und än. den "Kräutern festgeklammert. 
Schlupfwespen, Larven ‘oder Puppen würden an den. Leichen nur 
äusserst selten vorgefunden, so dass der, Grund der tödtlichen 
Krankheit zunächst ünermittelt blieb, bis‘ Dr,, "Bail, Vorsitzender 
der natarforschenden Gesellschaft i in Danzig, ibn in einer Pilz- 
art, Empusa, aufgefunden hat. , mE 
Nach « einigen bereits angestellten Versachen ist Aussicht vor- 
handen, dass die Cultur der’ Cinchona-Arten im “Thale von Oro- 
täva auf Tenerife gelingen werde. Bu —T. 


z 


Redasteur: Dr. Herrich- Schäffer. Druck der F. Neubawerschen Buch- 
“ druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg, 


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Er Fe Fe 8 


Iekendhun, een Appl. "Narember.. ’ 1868, 


ER FIEFRRLTI A EDU FERUTERITE FEN EBD TEEN ER FR TREE BERGE 
il ISSN 


er HASSRüHE Vebbt die Chili sür Jaya. — "Anzeige, ° 


Ueber die Ckinakultur: auf. Java 
r . \ rec, 

sind selbst bis in die neuesten Zeiten ') trotz aller Veröffentlichun- 
gen in dieser Zeitschrift, welche die fortschreitenden Resultate der- 
selben in :Jahres- und Quartal-Berichten mittheilen, ‚so falsche 
Ansichten und. Meinung en verbreitet worden, dass es wirklich 
erfreulich ist, einen von Sachkundiger Feder herrübrenden genaueh 
und den‘ Gegeüstand 'ällssitig Beleuchtenden. Artikel zu Jesen, wie 
ein söleher'in der‘ niederländischen Zeitschrift „Gids, Mai 1868“. zu 
finden ist °). Professor, Mi quel. if Utrecht ist Verfasser desselben. 
Eigentlich ist der erwähnte Artikel.ein Referat über den Zustand 
der Naturwissenschaft in Niederländisch Indien und hat sich zum 
besonderen Zecke gesetzt, die Besprechung des Inhaltes der 

1). In der Käin. Zeitg. vom 15. Octob. IL. Blait wird unter den vermisch- 
ten Naghrichten die Fhätigkeit der ‚Arclimatisationg-esellschaft in. Paris be- 
sprochen und ‚ge Lurnis Dralekeit, ‚der; ea erptreckt sich, ‚über 
alle Länder; 80 ist dürch 
nach den Gegenden des La Plata ph: 2 ‘'’Der Chind-Baum Tat 
sowohl nach Java als in die ostindischen Länder verpflanzt. .. . . “ Als diese 
Gesellsehaft gegründet wurde, hatte ich bereits Samen und Pflanzen dieses 
Baumes nach Holland versendet, CH 

2) Wie.im Holländischen. benutze ich aueh im Deutschen der Kürze hal- 
ber die Ausdrücke: Chinabaum, Chinakultur, obgleich richtiger: Chi 
narinden:Baum, Chinsrindenbaum- Kultur heiem müsste. 3 - 

Flora 1868, 2 


450 


„Natuurkundigen Tijdschrift vor Neörlands Indie, uitgegeven door 
de koninglijke natuurkundige Vereeniging in Ned. Ind.“ (Naturhisto- 
rische Zeitschrift für Niederländisch Indien, herausgegeben von 
dem königlichen’ häturhistegischen' Ver. in Nied’' Andien); er be- 
ginnt mit eifkr Einleitung‘ über das Unterrich#wesen in den 
Niederlanden im Allgemeinen und mit Rücksicht auf die indische 
Kolonie insbesondere; dann zum Inhalte der Zeitschrift näher über- 
gehend, in welcher auch die offieiellen Jahresberichte über die China- 
kultur anfgenommen sind, wird diesem Gegenstande eine besondere 
Aufmerksamkeit und längere Besprechung gewidmet, worauf so- 
dann die übrigen naturhistorischen‘ Gegenstände, die in dieser 
Zeitschrift besprochen werden, näher angeführt und kürzer oder 
länger abgehandelt werden. Für die Leser der Flora und die- 
jOhtkän*welche sich insbesondere für’ die Chinakültur intetessiren, 
lasse ich hier den betreffenden Theil des erwähnten Atikels in 
extenso folgen, mit Hinweisung hier und da auf. einige ‚frühere 
Mittheilungen in diesen Blätter oder anderen Zeitschriften und 
Büchern, welche zur näheren Aufklärung über den erwähnten 
Gegenstand Jienen könnten i 

Cleve den 16. Oktober 1867. Carl Hasskarl' 
eh vohEn 

„Rs ist- hier der Ort nicht, eine vollständige ‚Geschichte der 
Chinakultur in Niederländisch Indien zu sebreiben; ‚das voll- 
ständige Material dazu würde man in den Archiven .des Kolonial- 
Ministeriums und des indischen Gouvernements: suchen: müssen. — 
Der allgemeine Gedanke, die Chinabäume ') aus ihrem natür- 
lichen Vaterlande in dazu geeignete :entferntere Gegenden zu 
verpflanzen, ist schon alt; bekanntermassen hat schon Condamine, 
welcher zur Gradmessung 1736 nuch Quito gesendet worden war, 
dem Chinabanm e besondere Aufmerksamkeit gewidmet und die 
ersten mehr ausführlichen Beriehte über denselben und ‚seine 
Producte mitgetheilt (in Relation abreg6ee d’un voyage 
fait dans Pinterieur de !:Amerique. m&ridionale). 
‘Auch ist nicht 2u verkennen, dass er den Gedanken der Veber- 
siedlang uud Kaltur dieser Bäume in’s Auge gefasst "hatte, wess- 
halb er einige junge Bäumehen davon. mitbrachte, um sie. in 
Cayenneund Frankreich anzupflanzen.- — Dass in den Nieder- 
landen sich ähnliche Ideen entwickelten, kann nieht auffallen, 
wehn man bedenkt, dass die Kaffeekuttur, ‚die Theekaltur, 


‚ 


DO Da ia... 


41 


die Anpflanzung der Vanille: und; anderer wichtigen Ggwächse 
Beispiele lieferten, die da ‚zeigen, dass die Niederländer schon 
Jange--und .mit,.besonders .güustigem. Resultate die Verpflanzung 
producktiver Gewächse aus. ihrem ursprünglichen Vaterlande nach 
Java zur Ausführung. ‚gebracht hatten. ‚Die Erfahrungen einiger 
Jahrhunderte . hatten auch gelehrt, dass Java sich :durch seine 
Naturbeschaffenheit, zur Anpflanzung der verschiedeusten Gewächse 
eigene; gie, genguexe; Bekanntschaft mit ‚den. Chinawäldern 
in Stidamerikg,.,der steigende. Bedarf von Chinarinde, der in einem 
Lande, ‚wo die Wechselfieber endemisch sind ,. besonders : stark 
gefühlt wird, mussten bei uns gleichsam .den Gedanken von: selbst 
entstehen lassen, die Chinakultur in unsere Kolonie einzuführen 
and in..der That:wurde diese Idee, der Wunsch nach Ausführung 
derselben, von. verschiedenen Seiten und zu verschiedenen. Zeiten 
geäyssert; die: Untersuchung aber,. wer.zuerst den Gedanken .er- 
griffen, pder den ;ersten. Anstoss zur. Ausführung gegeben .hat, 
kann ‚nur ‚persönlicher Interesse ‚erregen ; — für die Sache selbst 
hat sie keinen Werth. Das: aber steht: fest, ‚dass: die Berichte 
über das Abnehmen der Chinawälder in Südamerika sowie. über 
das. grosse Missverhältniss zwischen Production und Verbrauch, 
welche in neuerer Zeit von Bouchardat, Weddell u.a. mitgetheilt 
wurden, als -beunruhigende Zeichen für die Zukunft , aufs Neue 
zu. Versuchen ‚anspornten, -die Chinabäume. zu kultiviren. Unter 
diesem ‚Eindrucke und nur mit,.dem, Blicke aul’s Menschenwohl 
begann denn. auch die niederländische ‚Regierung..ia 1852. die 
" Saehe zur:-Ausführung- zu, bringen, nachdem bereits; in:1847 eine 
Denkschrift: ;über ‚diesen Gegenstand : an: den Kolonial-Minister 
Baud. eingereicht worden. war und:man. aus ‚dem. bof.. Garten zu 
Amsterdam :eine. — wenngleich. schlechte. -— ‚Sorte des China- 
-baumes nach Java gesendet hatte; auch waren 1849. einige ächte 
Galisaya-Bäumchen aus; demselben Garten nach Java versendet 
worden; sie kamen daselbst aber nicht mehr lebend.an. Spätere 
Sendungen: gleicher: ‚Art..waren glücklicher, ‚besonders in Folge 
des Verspreeheas;,siner Prämie 'an den. Kapitän des Schiffes, wel- 
ehes die: Pflanzen überfährte, für :den. Fall des .Gelingens und 
vor allen Dingen verdient hier die Sendung einer Calisaya-Pflanze 
aus: dem:bot. Garten in Leyden Erwähnung, ‚die..erste, die. lebend 
auf Java ankam.“ 

„Da diese im Kleinen angestellten Versuche nicht genügten, 
diese Kultur im Grossen auf Java einzuführen, so beschloss die 


Regierung i. J. 1852 den H. Hasskarl nach Peru zu senden; 
r Le 


18% 
(diese Reise ist hinreichend bekannt; H. kam mit verschiedenen 
Sorten von’ Cinchona-Samen und jungen Bäumchen im J. 1854 
za Batavia an’s -Land und nun konnten die Anpflanzungen be- 
ginnen. Junge Pflanzen, aus von ihm geschiekten‘ Samen erzo- 
gen. in den bot. Gärten der. Niederlande, waren- inzwischen nach 
Java gesendet worden und bereicherten die dortigen: Anpfanzun- 
gen. — Dr. H. Pahud, der als Kolonialminister diese Unter- 
nehmung ‚betrieben hatte, ging ungefähr um: diese Zeit als Ge- 
neral-Gouverneur.nach- Java und trat: H: Mijer an dessen Statt 
als. Minister auf. Dass.H. Hasskarl hierauf von der’ Leitung 
der Chinekultur. zurücktrat °) und H, Junghuhn damit  beauf- 
tragt; dass H. de Vry als Chemiker: für die Chinakultur nach 
Java. gesendet wurde, — diess alles ist. allgemein hekannt. 
Ich erinnere aber an diesen Zeitpunkt: (1856), ‘weil von ihm an 
das Missgeschiek: semen.-Ursprung nahm, :unter- welchem unsere 
schöne Unternehmung gelitten hat und wovon - sie sich erst: in 
den letzten Jahren wieder glänzend -erholt hat, Junghuhn, 
dessen Verdiensten als ‚Naturforscher ich gerne aufs: Neue alle 
Anerkennung zolle;' war einerseits mit Pflanzenzucht gänzlich 
unbekannt, anderseits stellte er sich dem von. Hasskarl- voll 
brachten Werke sofort feindlieh gegenüber. : Die Sendung eines 
Chemikers: wär —. um nicht zuviel zu sagen -— gänzlich über- 
Büssig, denn um vorkommenden Falls Chinarinden chemisch un- 
tersuchen zu können, befanden sich -auf Java mehr als in irgend . 
einer anderen ..Kolonie, . verschiedene: sehr erfahrene ‚Chemiker 
aus der Schule von. Mulder; auch konnte. es: weder H. Pa- 
hud noch H. Myer:unbekanat sein, dass’ einer der hier zu Lande 
besonders’ für Indien ausgebildeten Pharmaceuten -— des H. van 
Gorkom — gerade mit Rücksicht auf die: bevorstehende China- 
kultur auf dem’ Gebiete der Chinologie besonders ausgebildet 
worden war.. Berücksichtigt man nun noch, welch bedeutende 
Ausgaben die-Stiftung eines. besonderen Laboratoriums für die 
Chinakaltar feranlasste ?),. während auf mehr als. einem Orte in der 
Kolonie ‚Öelegenheit ‘zu: chemischen‘: Untersuchungen vorhonden 
war, — dahn erhält man einen noch weniger"; günstigen Eihdrack 
von dieser Angelegenheit.“ 

- „Die: ‚Chinabäume, welche H. Hasskarl nach. Java..überge- 


ha en 


29) Krankheitshalber vie, Bonplandia, vi (1858) pP 1er.” nl 
‚Mel. Soubeiran & Delonäre, ‚Intfoi, et acelimal, des Ütnchohen 
MN, u ’ BIBESE: a Zr ih ’ “ " 


ra 


3: 


463 


siedelt hatte, waren, was die Artbostimmang anbetrifft, nicht alle 
genügend'bekennt.; auch zeigte sich ahfangs nicht, ob er von densel 
ben Sorten reife Rinden gesammelt hatte; dass er. es wirklich 'ge- 
than, wurde erst später bekannt; hätte man nun sugleich diese 
Rinden üntersucht, ‘dann hätte man, auf gutem‘ Grunde: fussend, 
den Werth der.Sorten festsetzen können. Unter:diesen: war nun 
eine, die anfangs Cinchond ovata, später U. Iucumaefolta genannt 
und noeh später; als das Unrichtige dieser Benennung dargelegt wor- 
den war, für eine neue Art gehalten und von Howard in seinem 
bekannten Werke, dem General-Gouverneur zu Ehren, C; Pahu- 
diana genannt wurde, Öhne auf die Fruge näher einzugehen, ‘ob 
dieselbe. wirklich eine neue Art; oder ob sie — nach meiner 
Ueberzeugung — eine schwache Abänderung der C. carabayensis 
ist (einer nach Weddell gänzlich unbrauchbaren Sorte), so 
konnte bereits aus ihrem: botanischen Charakter mit grosser. Wahr- 
scheinlichkeit. geschlossen werden, dass sie .zu.der ‘an Alcaloiden 
armen Gruppe der Cinehonen gehöre. : Es war daher einer Jer 
Hauptfehler, die unsere schöne Unternehmung an den Rand: des 
Abgrundes brachte, dass diese Sorte bei der Kultur :se sehr in 
den Vordergrund gesetzt wurde, ja. dass sie sehr bald’ den Haupt- 
bestandtheil unserer Pflanzungen ausmachte, und diess zu einer 
Zeit, wo. man auf Java im Besitze der besten Sorten warl. :H. 
Weddell, dem es: noch nieht bekannt ‘zu sein ‚scheint ?), - dass 
wir. uns seit.dem':Tode-von Junghuhn und der Entlassung vor 
H. de Vry aaf' dem besten’ Wege befinden ‚sagt in seinem: 
Discours sur la Culture ’des Quinquinas; 'ausgesproehen im botan, 
Congress au Paris,: 1867, — „„ohne einen in..der That zu be- _ 
dauernden Umstand: würden die' niederläudisehen Anptlanzungen 


: 1) ebenso Prof. Grisebach in Göttingen, der in seinem Berichte über 
die Fortschritte der Geographie der Pflanzen in Behm’s geogr. Jahrbuch IT: 
pP. 207 &c. das Folgende äussert: 

„Die vielbesproehene Einführung der Chinchshen wirt in‘ Java, we we- 
der.die dagy ausgewählten :Oartliehkeiten noch die: Kulturmethoden entspra» 
chen, von Jagor. (Siugapore, Malacca, Java, 1866) als ein verfellteß Un- 
ternehmen dargestellt, während sie auf den Nielgherries nnter Mac-Ivdrs 
Leitung gelungen ist. . Nach Jagor ist es anerkannt, dass die Cinchonen 
den hödkteten -Prosenigehalt 'an Alkaloiden liefern, wern sie in der’ grössten 
Meereshöhe wachsen, in welcher sie überhaupt gedeihen. (Jag..l.c. 171). Da 
sun in Java das Niveau, wo aufden Anden die Chinehonen 
aufhören, kaum erreicht‘ Wird, oder nur dureh ungeeignete Vul- 
känkegel vertreten ist, so scheint’di6 Inselschon aus diesem 
Grunde auch für die Zuknafi keinen Erfolg zu versprechöht 


392 


gegenwärtig die: von britiseh Indien durchaus nicht zu beneiden 
haben. - Verleitet durch. ein kräftigeres Wachsthum:(la plus grande 
rustieit6) einer zweifelhaften Chinchona-Art, welche aus van H. 
Hasskarl:mitgebrachten Samen. erzogen wurde, ‘hat man sich 
veranlässt gefunden, diese zum grossen Nachtheile der übrigen 
Sorten zu vermehren, welche letztere vielleicht schwächeres Wachs- 
thum zeigten, deren grössere Branchbarkeit aber erwiesen war; 
- zu spät erkannte mann, dass diese Pflanze, ‚welche mit so viel 
Mühe herangezogen war, ‘wenig oder. gar keinen Händelswerth 
besitzt; so kommt es, dass, unerachtet die Zahl der China-Bäume 
auf Java auf mehr als eine Million sich beläuft, die Zahl der 
guten Sorten. verhältnissmässig schwach ist. Ich übertreibe daher 
nicht, wenn ich behaupte, dass die Arbeit‘ dort fast'von Neuem 
begonnen ‘werden muss" "* ete. ‘Siehe da unser Löos! An einem 
andern Orte ') verglichen mit dem: bekannten Sprichworte von 
der Henne mit den Enteneiern, sehen wir nun, wie die Englän- 
der, welche 7 Jahre nach uns diese Cultur begönnen haben, 'auf 
der Pariser: Weltausstellung mit schönen Produeten ihrer Kultur 
glänzen, während wir bei besserer Leitung bereits‘ Chinarinde auf 
den Markt: hätten bringen können.“ 

- „Ausser ‚diesem grossen Fehler beging man noch einen zwei- 
ten von ’nieht geringerer Wichtigkeit; man pBanzte "die jungen 
Chinabäuime in:den. Schatten: höher Waldbäume »), wo sie genti- 
genden Lichtes beraubt, schädlichen -Tüsecten und’ anderen Nach- 
theilen -blossgestellt, nicht gedeihen wollten, und behauptete (dann, 
dass die Königschina, die ©. Calisaya, auf Jäva nicht gedeihen 
wolle. H.'Teysmann — dessen reiche Erfahrungen auf dem 
Gebiete der Pflanzenkultur in ‚Indien das indische Gouvernement 
allem Anscheine nach nicht benützen wollte, hat ebenfalls auch 
zur Vertheidigung desH. Hasskarl die unter Junghuhn’s Lei- 
tung hegangenen Fehler und sein unzweckmässiges, Verfahren aus- 


1) Bonplandia 1861 p. 19. : “ ee; 

2) CL Flora (B. Zi) 1864 p. 631. und 1866 pe vo &e. - naghebn "sagt 
in seiher Handleitung für die Chinakulter. (Natuurk, Tijdschr. 'v. Ned. Ind: 
AVIII.£1859).p.. 108 $. 9:. Beim Verpflanzen der jungen Pdsnzen wurden Töpfe 
in den Boden des. Waldes... &c. p. 127... .. ist.anzurathen, festzusetzen 
und als Regel anzunehmen, dass bei allen Auf Java auszuführenden China- 
pflenzungen flirerst: keind Waldbäume, weleher Art anch- immer, ahsgehauen 
werden dürfen, sondern dask alle verschont bleiben müssen. mit Ausnahme 
allein solcher, welche durch Alter, :durch schiefe . Stellung. oder. durch allzu 
gross Last. der.Schling- und Wueherpflanzen, womit sie. bedeskt und, ein 
baldige: Zpsammenstürnen erwarten Iswen do... lau a 3° 


465 


führlich, nachgewiesen (Nat. Tijdsch. Ned. Ind. XXV. p.. 47—64) 
und. kommt zu der Schlussfolge: „Ans Obenstehendem geht un- 
serer ‚Ansicht nach genügend hervor, dass — wäre diese Kul- 
tur nicht auf so gute Basis gestützt gewesen, als 
Junghuhn anfing, die Leitung derselben zu übernehmen — man 
niemand besser als gerade ihn hätte wählen können, 
wäre es darauf angekommen, dieselbe auszurotten.*“ 

„Wird nun die Frage aufgeworfen: wurde auch gegen alles 
dieses gewarnt? dann kann Jeder, der mit dem Laufe dieser An- 
gelegenheit näher bekannt ist, das Zeugniss ablegen, dass es von 
Anfang an an. dringenden Warnungen nicht ‚gefehlt hat, die auf 
wissenschaftliche und: für im Allgemeinen gebildete Menschen 
verständliche Gründe gestützt waren; — dass diese aber Jahre 
lang stets, durch eine unbegreifliche Starrköpfigkeit zurückge- 
wiesen wurden, und durch ein ganz unmotivirtes Vertrauen, wel- 
ches die höchste Regierung in Indien auf die schr sonderbaren 
Darstellungen stellten, welche die Leiter der Chinakultur 'einge- 
reicht hatfen; ja durch ein System von. Verdächtigungen, welche 
gegen, diejenigen ‚gerichtet waren, welche dieserseits gewarnt 
hatten, — ein System, das mitunter die Gränzen des Anstandes 
überschritt. — Hiezu kam noch der Umstand, dass H. Howard, 
der die unglückliche Sorte in seinem Prachtwerke über die China- 
Bäume als eine nene.Art dargestellt hatte (vid. supr. p. 437), nn- 
erachtet er Anfangs deren Brauchbarkeit mit Gründen in Zweifel 
gezogen, später einen Standpunkt des Schwankens und der 
Unsicherheit annahm, als der Streit bereits hitzig zu werden be- 
gann und H. Vrydag-Zynen eine Berechnung. von: den Hwn- 
derttansenden Gulden aufgestellt hatte, welche nutzlos an dieser 
Kultur verschwendet worden waren. Es hiess nun, die Sorte sei 
noch unbekannt, man müsste die Zukunft abwarten, und da nun 
jeder Mensch seine Freunde hat, so glaubte man für den Augen- 
bliek, in diesem Abwarten das einzige rationelle Rettungsmittel 
gefunden zu haben und anbefehlen zu müssen und diese geschali 
selbst in den II. Kammer der General-Staaten in ofliciellen . Rap- 
porten, durch :anunyme: Berichterstatter in medicinischen Zeit- 
schriften ete.. Der Name des H. Howard wurde: dabei zu Hülfe 
gerufen, und. dem Einmengen dieses Herrn, ‚den ich als Kenner 
der .Chinarinden hoch schätze, dem ich aber den Namen eines 
Botanikers nicht zuerkenne; muss ich einen Theil des. Unglücks 
zuschreiben, das unsere Sache betroffen hat. Dieser Herr war 
durch seine Freunde auf Java, selbst ofioiell, mit einer reichen 


468 


Sammlung von. Exemplaren unserer Pflanzungen versehen wor- 
den, während man hier zu Lande eine solelie erst erlangen konnte, 
nachdem der Kolonial-Minister zu dem Ende einen: bestimmten 
Befehl nach Java gesendet hatte; — den ersten in gewöhnlicher 
Form gethanen Anfragen deshalb war einfach nieht Genüge ge- - 
leistet worden! — Schon früher habe ich in-dieser Zeitschrift 
mitgetheilt, welch hoffnungsiose Bemühungen in’s Werk gestellt 
wurden, um die C. Pahudiana zu retten. Noch i. J. 1861 schrieb 
Junghuhn in einem officiellen Rapporte: ,,;Die Schlusssumme 
von alledem ist, ‘meiner Ansicht nach‘ die C. Pahudiana' nicht 
nur zu den guten, sondern zu den allerbesten Chitiä- 
sorten. rechnen zu müssen ;““ und de Vry: „„dass die mehrmals 
geäusserte Ansicht meines Amtsgenossen mehr als wahrscheinlich 
gemacht wird, nämlich, dass diese. Chinasorte; wenn sie das ge- 
hörige Alter erreicht haben’ wird, ‘eine ‚seh r gute Rinde liefefn 
wird. La 73 

„In diesem Augenblicke ist es , genügend, die’ Bemerkung hin- 
zuzufügen, dass auch auf Java diese Frage als Abgeschlos- 
sen betrachten wird. Durch Gouv.-Beschluss vom. 11. Sept. '1862 
wurde das weitere Anpflanzen dieser Sorte’ eingestellt. "Die 'C. 
Pahudiana — 1189148 Exemplare — . wurden: kürzlich vön den 
officiellen Listen abgeschrieben und bessere ‚Sorten fangen an, 
deren Stelle zu vertreten. . Durch eitien :glücklichen Zufall ist 
man in Besitz einer grossen Menge :ausgezeichnet guter Samen 
von ©. Calisaya gekommen und -hat.die Zahl: dieser vorzüglichen 
Sorte dadurch sehr zugenommen, während: wir durch Tausch mit 
den englischen Pflanzungen gegenwärti& auch den Mutterbaum 
der rothen Chinarinde — die Ü..suterrubra:') — besitzen.“ 

„Um nun den. neueren Zustand der Chinakultur kennen zu 
lernen, seit die Pflanzungen der Leitung des Hrn. van’ Gorkom 
anvertraut sind, lasse ich hier eine Uebersicht des Jahresberichtes 
über 1864 folgen.‘ — Derselbe befindet ‘sich ‘bereits abgedruckt 
Flora 1866 p: 481 etc. ; ich überschlage daher diese 'Abtheilung 
des Artikels und verweise-nur-noch:auf:Flora, 1867 p. 277, 1868 
p. 195 etc,,:337 etc. u. 373: 8tb, , woselbst'netere Berichte, :näm- 
lich über das.II Quartal:von:1868 mitgetheilt werden, während 
die Mittheilungen des. Hro. Prof, Miguel ein Jahr früher auf-' 
hören; bei einer Gelegenheit, wo darliber gesprochen wird, 'dass 
es zweckmässiger ‚sei, bessere: als: schlechtere Chinasorten zu kul: 
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47 


tiviren, da die Kulturkösten doch dieselbeh.!seien, fügt H. Mi- 
quel noch folgnnde Anmerkung. ‚hinzu: : 

-:. „Bei .einer Discussion in der H. Kammer. wurde geänssert, 
es würde. unverständig sein, den von irgend Jemanden gegebenen 


“Rath .zw befolgen, um-alle Pahudiana-Bäume zu fällen. : Mir ist 


unbekannt, dass. Jemiand diesen Rath gegeben haben sollte, denn 
diese. Bäume: sich. selbst zu überlassen macht. keine Unkosten, 
während. das Fällen derselben neue Ausgaben veranlassen würde. 
Aber auch :in anderer Beziehung würde: es ruchlos- seilr, (diese 
Bäume, zu. vernichten, |; Wie gering auch die Menge der: brauch- 
baren -Bestandtheila.;der: Rinde derselben sein möge, so. könnte 
es doch 'wohl später noch einmal möglich sein, sie zu benutzen; 
=—. aber dennoch ‚bleibt. es immer eine Thorheit, die‘ Kultur der 
schlechteren Sorte dort der besseren vorgezogen zu haben und 
sich daven. nicht überzeugen: ‚lassen zu wollen. Gesetzt ‘auch, 
dass man’ durch die Methode Mac+Ivor’s, die jetzt angewendet 
wird —- nämlich... darch- Umwickelung der. ‚Rinde ‚mit Moos die 
Bilduig. der. Alcalojde.: zu -befördern — die Rinde der C. Puhu- 
diana einigermassen: verbessern ‘könnte;'so würden: diese Bäume 
immerhin noch irgend. einen Nutzen, wie. gering auch, bieten. 
Es würde diesen Nutzen aber nie in Verhältniss’ stehen zu den 
ungeheuren Kosten, welche diese Anpflanzungen bereits verur- 
sacht: haben ; ebensowenig konnte dieser Grund dazu dienen, die 
frühere Anpflanzung der. Ci: Pahudiana zu vertheidigen oder sar 
ihre weitere Kultur anzuempfehlen.“ - 
'... „Man :sieht: also: aus. Obigem., :dass wir seit einigen Jahren 
jetzt.auf dem richtigen. Wege sind, . wie: solches auch von den 
Horren Seubeiran-und-Delondre in ihrer Schrift: „de Vac- 
elimatätion-des Qinchonas“ anerkannt wird.“ 
„Bemerkenswerth ist der Eifer;: welchen die ‚Chinakultur in 
engliseh. Indien hervorgerufen hat.. Die Engländer fingen diese 
Kultur. 1853 mit einigen aus: Frankreich bezogenen Uulisaya- 
Bäumchen an; allein erst seit 1859 fingen sie an, diese Angele- 
genheit im Grossen zu betreiben und sandten H. Markham nach 
Peru; die erste Sendung missglüekte; eine zweite unter, Mit- 
wirkung des Botanikers Spruce hatte besseren Erfolg. Zu Oo- 
tacamund im Nilghiri-Gebirge glückte der erste Kulturver- 
such unter Mac-Ivor’s höchst erfahrener Leitung ganz ausge- 
zeichnet. Im März 1861 hatte er daselbst 635 Chinabäunchen ; 
im folgenden Jahre schon 31495; in 1863 bereits 157704 und im 
December 1863 war diese Zahl schon auf 277080 gestiegen, — 


18 . 


alles Folgen der Erfahrung in der Vermehrungskunst. Sehr ver: 
ständiger Weise hatten die Engländer nicht bloss Gelehrte, son- 
dern-aueh praktische Pilanzenzüchter dem Unternehmen beige- 
geben. Allen Priväten wurden auf ihr Verlangen junge Pflaw- 
zen überlassen; Pflanzer, Inländer, Fremde, Geistliche Offiziere 
der Armee, selbst inländische Häuptlinge pflanzten. Chinabäunie. 
Ein Inläuder z.. B. wird erwähnt, welcher bereits 900000 Bäum- 
chen in seinen Privatpflanzungen besitzt: Im J. 1866 waren 
125747 Pflanzen an 140 verschiedene Personen abgegeben worden 
und in ähnlichem . Verhältnisse geschah solches auch aus den: üb- 
rigen Pfanzungen. Fügt man hiezu noch die Entdeckung Mac- 
Ivor’s: — dass nämlich durch Bedecken der Rinde mit Moos die 
Menge der Alcaloide in derselben vermehrt, und dass: ferner die 
abgenommene Rinde dureh Bedeckung des entblössten Stammes 
mit Moos wiedererzengt wird, — dann muss man rühmend aa- 
erkennen, dass von den Leitern der englischen. Chinapflanzungen 
Beweise grosser Geschicklichkeit, vielen praktischen Sinnes und 
verstäudiger Sorgfalt gegeben worden ist und dass sie die Kennt- 
niss der Chinakultur durch die schönsten Entdeckungen berei- 
‘chert baben. Rinde von ©. suecirubra von einem 4-jähr. Baume 
enthält 6.95%, Alealoide; wird dieselbe 6 Monate ‚vor dem’ Ab- 
schneiden "mit Moos- bedeckt, so erhöht ‚sich: diese Menge auf 
9%, 'Y; ja selbst dann, wenn die Rinde ganz weggenommen wurde, 
und sich unter’ dev Moosbekleidung des Stammes eine neue Rinde 
bildete, war diese stets reicher an Alealoiden als die frühere.“ 
„Die übrigen: Pflanzungen der Engländer befinden sich auf 
Zeylon und zu Darjeeling am Fusse des Himalaya-Gebir- 
ges und wurden in neuerer Zeit: aneh noch: Anpflauzungen auf 
Mauritius, in Australien (— von wo und zwar von’Queens- 
land’ bereits Producte auf der Pariser Weltausstelkmg waren —), 
Jamaica etc. gemacht. Aus den jüngsten Berichten 'kann ich 


hier das Folgende über die ansebnlichsten Pflanzungen mit- 
theilen: “ Base 


1) Cf. Flora (B. Z.) 1887. p. 302. £. 


69 


Bericht über die Zahl;:: Vertheilung und‘ Beschaffenheit der :Cin- 
chona-Pflanzen auf den Nilghirri’s, 31. Januar 1867. 


‚(Proceedings of the Modras Governement, 'Revenue Departöment n. 97). 


Anzahl’ d. Aandelswerth 


Namen der Sorte Namen d.: Rinde der Rinde in 


. er ‚Pflanzen Shill. & Pence. 
Ü. swecirubra ee Rothe China: 859545 . 2.68. 9. 
U. .Calisaya, stranchartige nr 
. wahre Königschina 40421 2.10--7. 0 
C. offeinalis a Urtusinga Loxa’ 87509 2.10--7. 0 
—  'b: Cöndaminen Kron-Rinde ° 787903 2.10—7. 0 
om t wertispa .. feine do..do.. 4380 210-6 0 
C Ianrifabia „002. Pitaya-Rinde . 304 1. 8—2.10. 
C. nilide un Graue do. , 2786 1. 8-2. 9 
Ü. en feine do. do. 8500 1. 8—2,10 
©. mieranthi et do. do. 15141 1. 8-2. 9 
C. pertiviana "feinste do. do. : 3389 1.:8—2.10 


Q Pa te 2: 3.02 
or Ian Ba Ber ae BEE SE Ze Se i \ 5 . um 

. „Die Schnelligkeit: der Vermehrung nur aus Stecklingen nach 
Mac-Jvor’s:Methode gränzt an’s Fabelhafte;, von 1 Exemplar 
Ü. offieinalis. waren. z. B. in 19 Monaten 6850 junge Pflänzchen 
herangezogen worden. Auf der Pariser Austelluug weckte dieser 
Gegenstand die allgemeine Bewunderung und mit Recht sagt dess- 
halb Weddell:- „„KEngland kommt der Ruhm zu, der Welt die 
ersten ‚Früchte der grossen Unternehmung angeboten zu haben, 
von welcher: ich -einige der interessantesten Phasen hier‘ näher 
angedeutet.." *... Für die, Ehre und den guten Namen unserer 
Anpflanzung wäre es: doppelt wichtig. gewesen,: wenn. man auch 
von unseren schönen Produeten,:z. B. der Caliseya.- Rinde, etwas 
hätte vorzeigen können und diess um se mehr, da wir auf der 
Londoner Austellung keineswegs eine hervorragende Rolle gespielt 
hatten. Soubeiran und Delondre sagen: „„Das nieder- 
ländische Gouvernement hatte schon 1862 zur Londoner Ausstell- 
Proben von Binden, die von seinen Pflanzungen auf Java her- 
rührten, eingesandt; doch diese Rinden waren viel dünner, als 
die. von Süd-Amerika, was sowohl .dem jugendlichen Alter der 
Cinchonen, als auch der Weise der damals auf Java befolgten 
Kulturmethode zugeschrieben werden muss. Auf der Ausstellung 
von 1867: sind die Chinapflanzungen der niederländischen Gouver- 
nements auf Java durch keine Proben vertreten gewesen; die 
von den Behörden auf Java gemachten Sendungen scheinen — 
wenn ‚wir..genau berichtet sind — in Holland zy spät angekommen 


2% 
zu sein, um noch: in Paris mit Nutzen. zur Ausstellung kommen 
zu können ete.* * 

. „Liest-.man die früheren. Mittheilungen der Engländer über 
ihre Kultur, dann sieht man, dass es unser Beispiel war, das 
sie ‘antrieb, Der berühmte: Direetor der Gärten zu ‚Kew, Sir 
William Hooker, der nicht nur stets mit Eifer für die Wissen- 
schaften beseelt, sondern auch bestrebt war, dieselben für die 
Menscheit nutzbar zu machen, hatte diese Angelegenheit der Regier- 
ung driugend anbefohlen. Diese wusste die geschicktesten Per- 
sanen zu finden und spannte alle Kräfte an, um zu einem günstigen 
Resultate’ zu gelangen; ja, ich nehme keinen Anstand, es anzu- 
erkeunen, ‘dass sie uns beschämt hat. Die Ehre aber, zuerst 
die Chinakultur im Grossen von Amerika nach Asien hinüberge- 
führt zu haben, wird die Geschichte uns nicht nehmen. Schon 
vor der Reise desH. Weddell war dieser Gedanke bei uns zur 
teife gekommen und waren kleine Versuche damit gemacht worden. 
Das anfängliche Glücken unserer Unternehmung trieb die Eng- 
länder vorwärts und deren ausgezeichneten Resultate spornten 
in jüngster Zeit. auch wieder die französische Regierung at. 
Mit einigem Erfolge scheinen in dieser Hinsicht auf der Insel Re- 
union die Herren Morin und Vinson thätig zu sein, wenigstens 
empfirigen sie für ihre Bemühungen vonder Societe d’acelima- 
tation eine Medaille Gegenwärtig ‘werden die Versuche auf 
Algier wieder erneuert; auf den eanarischen Inseln scheinen 
diese Anpflanzungen ebenfalls zu glücken: In Brasilien pflanzte 
man in einem Öflentlichen Garten 'bei ‘Rio Janeiro die ©. Cali- 
saya und ovata mit günstigem Erfolge,‘ und kurz vor dem Falle 
des Kaisers Maximilian wurde ‘Massregeln genommen, auch 
in Mexiko Chinabäume zu pflanzen: Wohl. kann man daheı 
sagen, dass überall das Streben sich zu erkenuen gibt,’ die'China- 
kultur allgemein zu maehei, wie diess vor zwei Jahrhunderten mit 
der Kultur des Kaffee-Baumes der Fall’war, zu’ welcher Kultur 
ebenfalls von den Niederlanden der erste Anstoss gegeben wurde.” 

„Während es nun also eine geschichtliche Ahatsache ist, dabs 

nicht nur die Idee, den Chinabaum in Indien zu kultiviren, sondern 
auch die erste Ausführung dieses Gedankens den Niederlanden 
gehört, darf ich hier nieht: uuerwähht lassen, dass H. Weddell 
in obenerwähntem Discours diese’ Ehre für Frankreich in Anspruch 
nimmt. Hat auch ein suleher Streit‘ keitien besonderen Werth 
und betrifft er meistens anch nur persöhliches Interesse,’ so gilt 
'es hier. doeh der natieiiälen!Ehre; so 'dass'ich sie: bier nicht ganz 


ei 
“ anberührt lassen will und deshalb;ilasse ich hier die Anführung 
des französischen Gelehrten wörtlich (in Uebersetzung) folgen.“ . . 

„„Wie wir gesehen: haben, ist es England, dem:der Ruhm 
sukoramt, der. Welt die ersten Früchte der grossen Unternehmung 
dargeboten zuhaben, von der ich Ihnen einige der interessantesten 
Phasen vorgeführt habe. Aber nach dieser Anerkennung ist es 
auch mehr. als. billig, für zwei andere Nationen den Theil des 
Verdienstes in. Anspruch zu nehmen, welcher ‚ihnen bei der Ent- 
wiekelung. dieses Wohlthätigkeitswerkes zukommt. Diese Länder 
sind Frankreich und Holland. Ich beginne mitFrankr.eich 
und..muss Bie..bitten, mich zw entschuldigen, wenn ich meinen 
Namen. hier in. den Vordergrund stelle; ich würde diess vielleicht 
nicht thun, wenn ich. allein es wäre, der. sich über das leicht- 
fertige Vergessen zu. beklagen hätte, das mir’ zu Theil geworden; 
aber .es hetrifft: aueh das Etablissement, zu .dem zu gehören ich 
mich ritbme ‚und: desshalb halte ich es für meine. Pflicht, jetzt 
dessen Rechte zu vertheidigen. Was ich für Frankreich in Au- 
spruch nehme, ist der Ruhm, Anregung zu der Bewegung. gegeben 
zu haben, welehe zum Resultate die verschiedenen Kulturversuche 
der China gehabt hat;: aber dann auch selbst den ersten Schritt 
anf diesem fruchtbaren Wege gethan zu haben, dem man nachher 
folgte, um weiter fortzuschreiten, und zwar zuerst Holland, 
später..auch England. Was mich persönlich betrifft, so wünsche 
ich nur festzustellen, dass — welches auch immer die früheren 
kEingebungen gewesen sein, mögen — diese Schritte in der That 
nur in Folge der Veröffentlichung meiner Monographie des Quin- 
quinas (1849) und des darauf bezüglichen Rapportes gethan wurden. 
Nur unter dem Eindrucke des Allarmrufes, den ich ausgestossen, 
ist die Aufmerksamkeit der Regierungen hierauf gelenkt worden 
und sind die ersten wirksamen Schritte zur Verlegung des. Handels 
der Chinarinde von. der. neuen Welt zur alten-getban worden. Diess, 
meine: Herren, ist der, Antheil, den ich an diesen Werke habe; 
der ‚ Antheil. des .naturhistorischen Museunis ist jedoch in ganz 
anderer Richtung. wichtig !, Zuerst muss ich hervorheben, dass ich 
als naturforsebender Reisende dieses. Etablissements zuerst in 
Stand gesetzt wurde, den.Zustand.der Chinawälder zu studiren. 
und. die. Aufmerksamkeit .auf die. Zerstörung zu lenken,. welche 
die. besten Sorten ‚bedrohte... Weiterhin sind es die Ginchona- 
Samen, welche ich ‚gesammelt nad dem. Museum zugesandt hatte, 
welche unter.. Aufsicht .des ,H. .Houllet in den Warsmhäusern 
dieser Etablissements angesät wurden..und..die ‚ersteh. China- 


Phenzen hervorriefen, die Europa je gesehen; ‘es sind endlich 
diese. Pllaänzen, welche zu den ersten Kulturversuchen gedient 
haben, welche: man.theils in Afrika, theils in Asien machte 

„.., und die ersten, welche Frankreich.in 1849 verliessen, waren an 

die Addresse .des Hrn. Hardy .gerichtet,: deut Director der Pepi- 

nieren im Etablissement zu Hamma. Da ist der erste Versuch 

gemacht worden, die:Chinakultur im Freien aussersalb des Va- 

terlandes dieses Baumes vorzunehmen. Dieser Versuch war nicht 

glücklich und eben: desshalb muss man es um, so lebhafter be- 

dauern, dass.die französische Regierung einer. Frage von solch 

offenbarer Wichtigkeit nicht ernstere . Aufmerksamkeit gewidmet 

und das vom Museum begonnene Werk: nicht kräftig in die Hand 

genommen hät." — „Holland begann seine Versuche gerade .um 

die Zeit, als Frankreich die seinigen aufgab, im J. 1852, folg- 

lieh 7 Jahre früher als England. Die Fehler und Erfahrungen 

seiner . Vorgänger benutzend*, betrat diess mit Eifer‘: denselben 

Weg. 1277 

„Zweifelsohne hat Fran kreich einen wesentlichen Antheil 

an der Verbreitung der Kenntniss der.Chinasorten; es waren 
französische Gelehrte im vorigen und in diesem Jahrhundert, 
welche durch ihre Reisen in Süd-Amerika sehr viel Licht 
verbreiteten über den Zustand der Chinawälder, über. die ver- 

sehiedenen Sorten, welche die verschiedenen Rinden für den 

Handel lieferten; über. die Weise des Einsammelns und über 

viele andere Besonderheiten; auch haben französische Che- 

miker die Kunde von den wirkenden Bestandtheilen der Rinde 

mit den schönsten Entdeckungen bereichert. Doch ist von der 

anderen Seite auch nicht zu verkennen, dass die ‚französische 

Regierung, welche bereits auf gutem Wege war, diese Kultur in 
der einen oder-anderen ihrer Kolonien einzuführen, sich auf die- 

sem. Wege hat überholen lassen. Billiger Weise kann dieser Um- 

stand vielleicht durch den: politischen Zustand erklärt‘ werden, 

in: welchem sich dies Land befindet. Ohne den grössen, auch 

von mir hochgeschätzten Verdiensten des Hrn. Weddell irgend 

zu nahe zu treten, — Verdienste, die ich ihm und keineswegs 

dem naturhistorischen Museum’ snrechne — so sind. es doch die 
Niederlande und England. gewesen, die diess Friedenswerk ' 
vollbracht haben. Der Gedanke dazu entstand bereits:.vor Wed- 
dell’s Reise in den Niederlanden und wir: waren:es auch, 
welche in der wahren Bedeutung ;des ‚Wortes denselben zuerst 
zur Ausführung brachten.“ :-:. Bir 


4 „Fragt mae na was verspricht die Einführung‘ 'der-Chika: 
‚kultur in’niederländisch und. englisch Indien für die Zukunft ? — 
welchen Einfluss wird dieser Erfolg auf den ‚ganzen .Chinahandel 
haben ?.— dann .glauke: ich folgende Sätze aufstellen zu müssen: 
%. Die Einführung: der, Chinakultar wird .die.. Production. der 
Chinarinde in ungeheurer Weise zunehmen lassen, so dass das Be- 
dürfniss dieser Länder und das von ganz Süd-Asien,. Süd-Afrika 
und Neuhollaud dadurch befriedigt werden wird. 2..Der: Preis 
dieseg nützlichen. Heilmittels wird sich in Folge davon vermin: 
dern und. diess um so viel mehr, als die beunruhigenden Nach- 
richten vom Aussterben der Chinawälder in Süd- Amerika — wel- 
che die französischen ‚Reisenden verbreitet haben — .nicht allein 
keine Befestigung finden, sondern im Gegentheil noch ausge- 
dehnte früher unbekannte Wälder in Süd-Amerika entdeckt wuri 
den. Wie sehr.auch.die ‚rohen Cascarilleros die Wälder miss- 
handeln,:-der Chinabaum ist zähe und wächst: stets wieder anf 
und vermehrt sich durch unzähligen Samen. In neuerer Zeit kam 
eine grosse Zahl bisher unbekannter Chinarinden aus früher nicht 
benutzten Wäldern in den Handel und diesem Umstande kann es 
wohl zugeschrieben werden , dass der Preis der Rinden und ihrer 
Producte unerachtet des zunehmenden Verbrauches nicht höher 
stieg. 3. In englisch Indien wird diese Kultur für die Privat- 
Industrie von Wichtigkeit werden; wer einmal in Besitz einer 
gutentwickelten: Anpflanzung ist, wird‘ davon jährlich einen an- 
sehnlichen Gewinn erzielen; ‚der practische Sinn der Engländer 
hat sich auch hierin’ bogtelch Zu :erkentien' gegeben und wäre es 

sehr zu’ wünschen, dass dies auch bald in unserer Kolonfe der 
Fall sein möge! Allein, wie ich vernehme, hat das anfängliche 
Misslingen der Gouvernements - Kultur diesen Kulturzweig in 
einen Misseredit gebracht, ‘der sich sonderbar genug Aussimmt 
gegenüber der dafür gehegten Sympathie in englisch Indien. 
4. Wie sehr mir auch bekannt ist, dass der gegenwärtige Leiter 
unserer Anpflanzungeti mit Allem genau bekannt ist, was in den 
englischen Pflanzungen geschieht und dass er schon manche der 
englischen Erfindungen mit Nutzen angewandt hat, — (wortiber 
ihm in der angeführten französischen Beurtheilung grosses Lob 
zuertheilt und sein Auftreten bei der Chinakultur als eine neue 
Epoche betrachtet wird), — so bleibt es dennoch sehr wünschens- 
werth, dass wir uns mit dieser Kultar nicht ausschliesslich auf 
Java, noch auf Gouvernements-Kultur beschränken. Vielleicht 
ist Sumatra noch viel geeigheter für diese Kultur als Java. 


464 


Jetzt, wo über grosse Mengen von jüngen Pflanzen verfügt wer- 
den kann, müsste an verschiedenen Orten, wo nur Autoritäten 
sich befinden, in ‚der Nähe. der Hauptorte. .der „Residenzen, der 
Forts und andererlsolchöt Pte, $wei Persehen ZUR. Aufsicht ge- 
genwärtig sei körhen, Ahit> kleibeh Anpflänzunge der Versuch 
gemacht werden. Auch müsste die Regierung in Niederländisch 
Indien die Aufmerksamkeit von Privatpersonen mehr auf diesen 
Gegenstand hinlenken, denn jetzt, wo die Erfahrung bewiesen 
hat, dass eine Chinapflanzung. gerade wie eine Kaffeepflanzung 
angelegt werden kann, wird man die Kosten für Private nicht 
mehr zu hoch rechnen. An ‚Raum zu Pflanzungen ist auf Java 
kein.Mangel und ist es wohl nicht unmöglich, dass selbst die Be- 
wohner Java’s Lust zur Chinazucht bekommen sollten. - Sind die 
Bihgbe: einmal im.-Waehsen begriffen, dann kommen &ierFön'selbet 
weiter fort und werden ein Renten-bringendes Kapital. — Von 
unseren übrigen Kolonien scheinen nur noch die höheren Gegen- 
den des Innern von Surinam für die Chinakultur berücksichtigt 
werden zu können.“ 


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In der Arn oldischen Buchhandlung in. ı Leipzig ist soeben 
erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben: 


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Nathusius, Johaune,' . 

die Blamenwelt nach ihrem. deutschen ‚Namen, ‚Sinn und 

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gg> Die das Werk, schmückenden . 2, ‚ Abhildungen sind 

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Call, -Ansstellung die, besondere-. Aufmerksamkeit ‚aller... Besu- 

chenden, sowohl wegen ihrer künsflerischen Ausführung, ‚als dex 

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ig, Tinmen aethiopica Kotschy et Peytitsch.‘ {Pl T: 26). 
Tib, XL: EEE Pau San 5 Ar par, TE I her » nr ol, “ 


-r. Prittex org et’ ultra, dense ramostıs, Ye&sinifer, corpnsentis 
vitreis obstelis.  Rami ramthtne quadranguli, pilis' hrevibus ad-' 
pressis subseabri, 'ramuli patentes strieti, faniores inearlo-tomeit- 
tosi.  Folia 4 lim. usqne 'pollitem "Tonga, '8--5 lin. lata,” öppositz 
ve) tetna, breviter petiolata, ovatz’vel ovato-Ianceolata, basi acütk, 
&piee 'obtusa, mucronita,;' integerrimia, ntrinigne minntissiine resiv 
n080- in sicco impresso-htmetafä, shbtus pallidiora, nervo medie 
pubescente 'promitente, Taterälibds ‘parem conspicnis; in plantae 
euftae turionibüs uberioribus 'primo’ "anno: foriferis cum - ‚petiole 
6-8 lin: lonig6 tripollicaria et ltra, 'mterdum plus’ quam pollid 
e&itl Yata; basi’ et apice 'saepe'-angustata, internodiis' 2--2'/, po. 
dissitis, -hine inde: dente mueronato instrueta ; Horalia &ensim bre« 
viore, caulinis sihilia, Flores gratissintum ‚odorem: Vielne 'spar- 
gentes solitarii vel bini axillares, secundi, versus apices ramu- 
lorum racemosi vel in ramulis brevibüs rariores, dechnati, :breviter 
Flora 1868, % 


466 


pedicellati; pedicelli 2 lin. longi, bibraeteolati, scabridi, bracteis 

minutis angustissimis ; in planta eulta cy..ae breviter peduneu- 

latae tri— uniflorag, Hloreg. hracteig, binis ceolatis acutis usque 

tres lin. longis aftulti,. ‚Pliicallig: 2—4 n. Tolle. gracillimis. 

Calyx bilabiatg sistems. corpagelllis Fesinosis. Minimis parce 

eonspersus, utroque latere stria prominente saturate viridi per- 
eursus, demum in hac linea usque ad basin fissus; florifer in 
alabastro a dorso valde compressus, versus apicem complanatus 
et latior, sub anthesi tubuloso-campanulatus, puberulus 5 lin. lon- 
gus, 3 lin. latus, tubo 3 lin. longo decemnervi, labio utroque ae- 
quali integerrimo, apice rotygdato ‚lineam longo, 2'/, lineas lato; 

fruetifer vesiculosus, nutars*ffhcturm laxe ambiens, subscariosus, 

bivalvis; valvis aequalibus 9 lin. longis in medio 5'% Hin. latis 

MAR lin. latis,-ore..hiaus,, palide - nirescens,: peliaulstesrenct 

sus, leviter puberulus, striis decem parallelis sat perspieuis,. . Co- 

rolla calyce duplo longior, obseure rubro fusca, extus parce. pu- 
berulä,’intermixtis punetis resinosis,; ejusdem, tubus calyet‘ Akäki- 
longus in faucem sensim ampliäfus; labium superius’ inferiore 
. trHpiö  brevins“subpatens, 'recurvum, 'apice rotundatam,emarfina- 
tum, praefioratione labium inferius abieg za, inferius valde con- 
vexum, tri- [p. 26] lobum, lohis. lateralibus sübrotundis 2 lin. lon- 
gis, ‚ante -anthesin ‚porreetis,. posti'anthesin ‚reflegis, :intermedio 3 

lineas. longo et lato, concavo, rotundato, emarginato, ‚praeflora- 
tione lateralibus obtecto. Stamina 4," inaequilonga, medio tubo 

cpzollag aegnaliter ;inserta,. ascendentia, longiora labium superius 

paulo excedentia; filamenta paulum complanata, carnosa, sArsum 

aliquanto. latiora, infra ‚bases, breviter adnatas appendigulafa,; ap- 

pendieihus barbatis, in staminihus- anticibus (maioribns) geminis, 

latere,affixis, in. stamjnibus..posticis ') solitariis, ‚supra ‚insertQr 

uem inter sa basi volubilia, margine late, ‚Nillosu, ;extus ‚Jateue 

liter, spagse, intus ‚parce, glanduloso-pilgsa, - :SUpenne „Aava ‚eb: i- 

dexa, in staminibus ‚antieis fere circipatim, - ‚involuta;.‚anthegae 

flaypentorum an fraetus eontinnantes, . snbreuiformes,. in. stamini« 

bus ‚antieis filamenti, latitwline,.violacen& ‚Pollinis, ‚granula ellir 

psoiden, utrimque obtusa, membrana externa‘ plieis ‚Arihus. ‚KetR 

longitudine perennsa, humeetata, inmida.globosa. Ovarium disco. 

latiore ‚eviter quadrisulcata, Iatae..basi. insidens, ,*. km jaltum, 

quadrilobum, minute. $ubereulatum, lobis rotundis non 'arcte;cor 

hagrentibug mniprulatis;. N Aula. subeylindrica ,. äuniculig: ‚hrevihus, 

PT... SFR DE Zu tn ea 

+ hhsmightiger, Anterelibun. 2: newephoee Dig und ı Reader 


[ Dar Be ar So 


20} 


ankule:cemtrsh Zub:ähsertione: crassiori nsertazänieropple indernd 
angulo - centrali in gadvis: loculo itrogne Iatere-demmulker gran 
nalds- biserialibas : munito.-ı Stylus. ovanii: Supefiure bwiehte )oriens, 
staimiha Apquanis; ‚ &raeilis,::inflrne Temkissirtie; 'superne>Pauldm 
katior ;.reti&mat : deelive’ papillosum;" 'basi-; preetuberantin: :minptd 
praeditum: Schygocarpium calyce frnetifero.: dasyloshrevins,. If 
eillime ii. cüceai4:dehistehs; cacca -carpophato,pyranmidali "4, lin. 
longo:insidentin;14'/s lin. longa;i3 kin.Inta,i stipitate,- stipide strbs- 
teretintevitär sdrvato-.cave-lineanr torigapblongal: dorso: vodvexa; 
medie.$ubercilata, versus marginem setosa, fiote.iniernäneotverg 
laeriay- sub. apikem fossule »-lungitudindhi percursa, rpei 'areolimk 
conmispralein. .excavatänıi hileeularia, - loeulo: sentinifera ‚mialord, 
intus. puactis:resinosiss'tonspersa ;setae 'rhdiantes : versus nindr 
mb sensim«longiores Sektremne -Tineam-longae: apicd! kongiuschila 
pälosulas,pilmmulis laxt Siatertextis; -Sernen:-ubovatumky- planen 
!anlineräskum; 'cbrh Progessur filißerhi./d}in. longifinfi ventästenuie) 
tHavide;,. infraumadicukwiiin filum‘ itemnissinnmg istulosum, sulat 
aegquilongum;: stäpiti'cavg-impositum prodnotay.waphe:i ir’ Anelliel 
{screi: ventralis-testAg brevissima' panlumgub Beolineng nor: (808 
lehilis,iin-chalazam ‚suliapiealein haniiliferuem infra: marginhlem 
nigrescenteni'.desinens.  Embrys teste duplo bievion 7. uam 
2.3. Ta-regione-sylvatica ad Böngo in -Acthiopum:: provinels +Djur 
& gratlı septadäkızabAlbo Nilosccidentein: versus tnuac frutigem) 
takerdam: oeto:pedes-altuls, prima detexit nobllissirhe wire Alles 
xandriwe Finne; eämque’propter! Hores violae Udorsm’ imtantes 
sfeuticeneviolid® dixiti Er isentinibad: adı:eldlYoansienn Plane: 
Britaniiam! anissis- 3 -eilie’ plantarlis Inpocansticis'iplantas laekles 
simäßwiet.dares at fruetusi-ferentes esse - peocrdätisiichsadihaec 
ips& viva. txemplaria nobiscmg tommiunichta'dederiptiohenn erde 
heieationdn a: nobis: esse  exhibituti, Aaıı''supra in’ Procemio Aa 
minus. Bundem fraticem, ut ibidem-signifidavrimus, -paulo :past 
eshturiones. Spieke:et Grant-in Madi "provinaii BU 15°: sept. de! 
inheheranti: (v.: Thoms.in Sonree'etel'App. Gi 645),4)-Bxemplür 
guet ie'#lesgliniım. Novembri- 1868 deserpäit, inest-H CP.V. Exp} 
Im. n:36. he an un ee 
wre Dt Pte ‚Elerkowskiit Kotschy et Peytitsch: {Pk T. 2%} 
Tabl: Xidir (Vitexi: YChrysomullumy: KE Schweinf.: »Beite".10@; 
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uch Arborjtapieibus: rammlerum enmiinfloreseentia,temuiterAavido- 
fusco-tomentosis,. foliis ‚petiolatis :5--7-foliolatis, foliolisoborato- 
oblongis acutis vel.obtwsig basj;-Attenuatis kapfemitidis-infrasgla-s 

nr 


s08. 


bratäs, :cyraisı axiHarihus. folio-duplo -brerioribus :5—-Fies- diehate-: 
mis: sußcorysahosis,. floribus. flavido-fuscis tomentellis..i,->.' »:« 
„uißzeseit:nd confuentiaim.:Nili Albi .et:Bahr-Ghasal-prope Mex 
sehra-Beq,. abi doreniem legit .de-Heuglin :m.-Aprili:1863. :H6PV. 
Exp: Ein 02-48: „Supra. Fassoglu al; Kassan. 1a Mart. 1848 
lagit: Die Cienkowski ;(a. 64). : de Rn mil 
usArhos exeelsa, ‚speoiosa; eortiee subeano tennis. "Ramulktetra- 
gani, .diaetre:.triuim- linearwn; longiindinaliter (quaerisulodti; sw- 
eis foliorum..basi ‚utrimque..deeurrentibus,' adulti, glabsi- fuscescen-. 
tes geinmiferi Havido-fusceseentes subtomentosi,: Intns; :vhlde . me- 
anliosi. : Holia,opperita. digitata; internediisbipollicaribes et’ultra 
dissita; petielafa ;- petiolus .1'/,-rb poll. long.;  semitsres, 'supra 
eandieulatus, fuscus; foliola 5-—-7, petiolulata;.. petielulo:-/—P/e 
pall. longe fuse9, obovato-oblonga . vel -obovata,- acuta,: rarissime 
obtusa,. basi attenuata, integerrima, 'margine subrevolnta, .corie- 
ces; qum petielulo 5-2 pall._lougo, 2—1: poll. dato, mediumlate: 
ralibus longius, infima saepe. vix. semipollicaria,. omnia supernd 
laeiaınidia Ritida,. nervo medio: impresso, ‚glabra;: inferne ‚palli- 
diora, nete:aub leute pube ‚minntissima. eonspersum;::nervo. medio 
vadido, Jateralibus. utnimque 6-11, oppesitis :fene: vel.alternis, pre» 
minentibus, versus: marginem.arcuatim anastomosantibasi>: .::°- 
-Cymae. pedunenlatae, folie .dup)a. hreviores..repetite'5-—7-dir 
chotonrze, ‚laxae,:-multißorae, supeine plane, -peduneule :1’/1-+3- 
pollicari. striatule: fusco, :multo quam petiolus.debiliene, ramis di- 
varioatis, &—2 lin. long., diametro..semilinpari; Aarum .delapso- 
um. eigatricibus arbicularibus. in. diohotomia: subläteraliter:- nd+ 
tatis, striatulis, tomento tenui flavido-- fusceseente obtectis: 
-.: Vlores in diehetomia subsessiles- vel-brevissimo:pedieello; ex- 
terni breviter pedicellati, bracieati ,.braetese lineares,:lineam lon- 
gas, tumentosae, secidnae..: Calyx. basi. bibracteolatus, braeteolis 
‘Yıilin. longis, tübuloso-gampanalatus, subtrustcatus,. guingueden: 
tagus, 11%, Jin. long, extus : fuseo-tomentosus,  persiskens,: Je 
viter:demum auetus. Govolla calyve, exserta, :4 Jin. 'longe, biler- 
bints, extus ;tenuiter flaecide fusco-tomentosa ; eingdemtubus pall- 
um eurvatus, inferne eylindriens,. parte eylindrica ..mix..lineam 
lopga,ı sensim- in. fancens, annule pilnse praeditam, L'/s Jin: latam; 
campannlatem transiens; labium superius bißdum, erertum, laci- 
nis ereetis,; ovatis, subfornieatis, obtusis, */% lin. long, -Post«ABr 
thesin,.;ut yidetur,- ‚patentissimja;- yanlum,. Teßexit, ‚infexkıs, talk“ i 
dnm; .dobo,.medip Jateipvali,. porrerte, intus- in: lauten karbote, Abus 
lingam;onge;  Iobin laterglihns  Anple: mimprikann, ‚nnatin. Mbtunie 


am, 


padentibus: '- Stamina: 4: didynamaz1scordllacnıfawci  P/F N. aupee 
basin: inserta, :älamentis fere'9-linl long atetndentibut,cfiifermie 
bas; ‚basis! bärbatis,  antleris.oordato-neniturtiiibus, - ‚bildeularibus, 
longitudinaliter: deliiseentübus.'::Ovarlum Intsübaei .sossiteli "sroi- 
dewum, a:medio vorsus stylum pilosum| quadriloenlare; loclis unsk 
ovulatis, ovulis supra medium angulo .ceftrali. kertis; ) peridulie, 
amphitropis;: funiöulis :brevibus) 'Stylug:lateralisibasi subiachr- 
vos, infense: pilosus, »etiectusiri Btigma bilobum;Tobie«supra. “pe 


pillosis. -:Drepa Auvenlis'calyce indusa. un: „3° m. Nanlor sn. 
ns Proximus Flle Ghrysomullo Stond. HT SE FSTZOEENAN A 
s[p 29) .Nota: -;Delineatoris::ertore: is plumtae  imagine .eorul: 
Iaeılabium: superius- falso- patentissimum: et neinias; can simtobt: 
Intae,. ‚aontae conspioiuntur. ti. kr ch salnkagint 
Neal. abs csabso cc: IunBE SEE EEE ö Ira, MDR at: 
abi AN EYEIEN 6. en nt i: a BOUHE,  ;immai dealeke DIE 
bh a imeanhengn inilotioma Kotschy et:Peyritsch [PRT. 28): 
TabsIK A: eiukeune ei wrsinornenme 4 Dept a rss 


Foliis cordato-orbieulatis palmatim 5-7-nerribus. | trimdue 
ad’ nervos imprimis. subtus--punctato: asperiuseulis; calycis:laefnits- 
bis: et dimidio quam corolla. brevioribus: Jandeolate-oblongis Lob- 
tusis, .corollae segmentis margine fhnbriatis inte ad basin'squa- 
mula subsessili rotundatı plumoso-frmbriata acutis,. style 'abbre- 
viato, stigmate bilobu, lobis lobulatis, capsala pulysperma (7-10), 
seminibus subsompresso-globosis‘ earinatis maricatis. 

' Orebeibiapnd Bongu'an:Aumine Djur, que in Nildm'- imttuit; 
ibj- m. Decembri 1863: legit- de. Houglin. HOPW Bi Tin. 
BER 2; PRAAITIBEBG > EU BB u D Eee TEE Era ze) EEE i 
++ Herba.natans.- Gaules tenues;' nudi, angukati, Beramı 112 fo- 
Horam iuniorum. faxeiculnm semittentesi” Folin: ‚petiolata, »1--1i/e 
pellicaria: cordato-orbiculata;: subpeltata, integerrima, 'palmatim 
5--7-nervia, supra ıitida, ntrimque ad nervos imprimis: subtus 
prüctatosasperiuseula,: petiolo kamina- breviore, cauli, quem:!conti-. 
naste et qwasi termindre videtnr, ‚auguicrasso, basti dilitato, mar- 
ginibus membranuteis; tenuibus, 1" Hin. Iong., "/ lin. lat; seni: 
vagtnanı :efficiente.i:: Flores in faselenlo 4-7; ;;pedicellati, -basi 
bracteatij: Tutes; fascieuli 'sessiles, basi petioli 'vaginula cinetiz-pe- 
dieslli.:#--1%, poll» -longi, graciles, post’ anthesin deflexi j:!bractene 
lineares;’acutae, 1%, —2 lin. longae: Calyx -quinquepartitus; her- 
basetıs; Adotmiis Ianceolato-oblongis, '1'/s Jin. longis, :obtakis,''tric 
nervibis; glabrie. : Uorolia: 5-fida; luten; 5 lin. longa; einsdem. tu- 
bus’ tstundibuliforn:is;,: valfcem'sunbaegquans; lacinine patentes;cöb+- 


«20 


lomgae, obtusag, wargine tantum timbriatae. trinerves, nervo: me- 
die ad basin laciniarum glandula solitaria, basi affıxa, :subsessili, 
suborbiaulari, ambitu deuse fimbriata instructo. fimbriis densis, 
biserialibus, : glandulae .diametro; nervis Iateralibus‘ ad marginem 
filamenti-tubo- staminum. adnati decurrentibus. Stanrina . 5;. co 
vollxe. laciniis alterna, 1’% lin. longa- filamentis summo tabo. in- 
sertis,. in tubum .decurrentibus, filitormibus.; antlıeris (in siecu.cae- 
ruleseentibus) oblongis, basi sagittatis, supra basin bifidam afhi- 
xis, post anthesin paulum tortis. Glandulae 5.hypogynae, stami- 
nibus alternae, truncatae, -apice latiores, ‚finbriatae, ‚aarantiacae, 
!/. lin, longae, '/, Ain. latae. Ovarium ovoldeo-oblongum. in Sty- 
lum:fere ‚ottenuatuw; ovulis duabus, placentis parietalibus nervi- 
formibus biseriatim affıxis. Stylus erassus, ’/, lin. longus. Bti* 
gma subquadrilobum. Fructus indehiscens, globosus, ealyee einc- 
tus eumque exaequans, stylo  enronatus, membranaceus, deinde 
maceratione se aperiens. Neinina 7-—-10, subeompresso- -globosa, 
diametro 3%, lin. ; testa flavescens, uricata, ambitu argute cari- 
nata, raphe proninula. i 

- Affine L. Thunberyiano quod differt: foltis mevibus, evroltae 
gegmentis :intus fimbriatis ylandaıla slipitate, ‚Senwnibus. luecıbus. 


L. orbieulaium eo .:differt: quod'corallam albam, corondms: fimbria” 
vum, semina non carinala: habet. 


2.8 Im 
Ta Be od 


Asclepiadeae. er 


"Pr 4d, Gomphocanpus rubiondes. ‚Kotschy et Peyritsch: un. T.29]. 
Tab: XI B. er ae! 

Caule ereeto herbaceo. foliis lanceolatis acnlis versus basin 
attenuatis margine revolutis,. umbellis - subse-silibus: folio ‚duplo 
brevioribus: intrafoliaceis, coronae stamineae foliolis..paulum' con 
pressis intus carinatis in rostrum attenuatis antheras medio at- 
tingentibus. - \ 

Creseit in regionibus sylvaticis ad Bongo: in ‘provineia Ae- 
thiopum Djur 8% gr. bor. lat., 25° long. ns Florentem legit 
in. Decembri 1865 de Heuglin. HCPY. Exp. Linn. 29. 

: Caules semipedales et ultra, strieti, angulati. subtorti, glau- 
vescentes, pilis :brevissimis sparsis puberuli. Folis opposita; in- 
ima sqtamitormia, cauli adpressa, subrotundata, 1'/,--2 Hn. lonya 
pallida, sensim in caulina eommutata; caulina patentia ‚aut rellexa. 
internodiis polliearibus dissita, '/—1'/a poll, longa, Fancevtata, 
breviter acuminata vel acuta, fere mucronata, versus.basin leuge 
attenugte, subsessilia, ultra medium 2—4 lin. lata,. integerrime, 


471 


margine revoluta, supra subviridia, subtus glaucescentia, in nervis 
(sub lente) sparse puberula, nervo ınedio supra impresse, subtus 
valde prominente, secundariis 8—10 fere oppositis et parallelis, 
angulo acuto asceudentibus, versus narginem anastomosantibus. 
Unbellae 18—6, extraaxillares, intrafoliaceae, peduneulo caulis 
erassitie, vix lineam lungo, pedicellis braeteis suflultis; radiantibus, 
circiter semipollicaribus, angulatis, inferne crassioribus, versus 
medium attenuatis, puberulis, superne tomentellis, bracteis tenuis- 
simis, lineam longis, pilosis. UCalyx 5 partfitus, pallide virescens, 
lacinjis reflexis, vix ultra lineam, longis, lanceolatis, acutis, pubes-+ 
centibus. _ Corolla quinquepartita, lutescens, tubo brevissimo, 
laciniis ‚reflexis, 3 lin. longis, oblongis, apiculatis, margine tenui- 
oribus, "retieulato-venosis, basi quinquenervibus, nervo medio valix 
diore. Corona staminea simplex, pentaphylla, eiusdem foliola 
staminum. filamentorum tubo sub antheris inserta ungniculata, 
ungue patentissimo (subhorizontali) vix ?/s lin. lungo, subeumpressa, 
carnosula, dorso gibbosa, in rostrun autheras medio attingens 
lounge acuminata, intus valide carinata, lateribus carinae fere ad- 
pressis, in rostrum mox evanescentibus, carina in unguem et 
rostrum exeurrente. Stamina 5. coronae loliolis opposita, filamen- 
tis in tubum ’/s lin. long. con natis; antheris erectis, ultra lineam 
longis, conneetivo apice appendiculato, appendice stigmati adpressa, 
ovata, tennissima, menibranacea, straminea, ultra '/ lin. longa, 
Pollinia 10, bima singulis quinque stigmatis processibus, medio 
longitudinaliter »uleatis affıxa, compressa, cultriforwia, superne 
attenuata, ex apiee funiculi descendentis, '/s lin. longi, medio 
geniculati pendula, superiore funiculi parte paulum dilatata lutea 
nitida, inferiore cum stigmatis processibus rutilante. Ovaria duo, 
in stylos segregatos attenuata. Stigina penftagenum, carnosum, 
%, lin. altum, medio umbilicatun, 

Nulli eiusdem generis arclius affınis, Gomphocarpune navi- 
enlurem habil quomodo aeyuiparal, 


Apoeyneae. 
*45. Lundalphia florida Benth. in Hook. Sig. FL 144. Thonis. 
in Speke Source of the Nils, App. G. p. 659 (7). [PL T. 30]. 
Tab. XII. A. 
Ureseit in regione sylvatica provinciae Aethiopum Djur ad 
Bongo, ubi legit de Heuglin m. Devembri 1863. HCPV. Exp. 
Tinn. n. 26. 


4182 


* Landolphia senegalensis Kotschy et Peyritsch. 
: Yaheasenegalensis iv: DU. Prod. VIII: 328. m. 4. secunditm 
specimen.ex H:GPY. Collect. Seney. Perrot. n. 492. [Pl. T. 51}. 
- - Scandens eirrifera foliis breviter petiolatis ovalibus vel el- 
liptieis .basi rotundatis apice obtusis vel apiculatis- glaberrimis, 
thyrsis ‚multifloris , calyeis lobis- ovatis obtusis, eorollae tubo 
37-5 lin. longo supra basin inflato ibi staminigero, laeiniis tube 
longioribus (semipollicaribus), staminibus lincam longis, stylo in 
superiore dimidio subfusiformiter incrassato lineam longo, 'stigmate 
bilebe, .. j 
.. In specimine Per rottetii n. 492 inflörescentiae rami sunl 
torks.cirrum imitantes, ovaria unilocularia,; plucondis duabus pa- 
rielalibus instructa. 
: Si in hoc genere ut in Primulae, Lini, Diuthi eb cef. spe 
eiebis flores dimorphi reperiuntur, varia staminum in variis spe 
cimintbus inserlio vix alicwius momenli esse videtur. 


Kkubinceae. 


"46. Morvelia seneyalensis A. Rich. [Pl. T. 31]. Tab. XIV. 
in Mem. Soc. hist. nat. Paris V. 232%. DC. Prod. IV. 67. 
Endl. Gen. pl. n. 5324. Hook. Nig. Fl. 889. 

- [p- 32]: Crescit bie illie ad ripas occidentales Huminis Djur 
prope Wau pagum, ubi florentem legit de Henglin dd, 16. lad. 
1864. HECPY. Exp. Tiun. n. 20. 

Fructus ad escam piseatoriam adhibentur, cum pisces Hs 
tamquam inebrientur, et sie capti eibum sanissinmum praebeant. 

Genus inter Rubiaceas anomalum. Boeconiae habiln calyce 
corolla staminibus et. stylo proximum, atlamen vrario Iri-quudri- 
loenlari, loculis 3—4-ovulatis diserepuns. hard dubie adnımerun- 
dum est Psychotrieis, quarum Paretta quoque ovarium triloeulare 


ei Diplospora ovariuım loculis duobus biovulatis instructun, eh 
hibent. 


(Fortsetzung folgt.) 


418 


8: ea u sit 


Addenda nova ad Lichenographiam europaeam. 
“ Continuatio nona. — Seripsit W. Nylander.' '' 
1. Lecanora leneospeirea Nyl.” 

Thallns albus opacus, e squamulis subctenatis tennibus ad- 
natis’ dispersis (latitÜ circiter 6,5 millim.) constans; sacpe grännli- 
formibus ; äpofheeia fusea subopaca plana !latit. 0,5— 09 nMian.), 
margine thallino albo integro cincta; sporad &8na& 'incölöres ob- 
longae vel ovoideo-oblongae 1-septatae, longit. 0,011—13 millim., 
&rassit. circiter 0,0035 millim., paraphyses graeilescentes elava 
(haud "crassa) luteo-infuscata (epitheeium Iuteofitseo-Inspersum), 
hypotheeium incolar. Jodo gelatina hymenialis everulescens; de- 
inde violacee tincta. 

» Supri terräm' sabulosaın- in ‚nsula Caesared 4 ersey), “legit 
Ch. Larbalestier. 

Affınis Z. holophaene (Mnt.) et varietati ejus glaucosporae 
Nyl in Flora 1868, p. 164 (ubi errore typographico legitur 
„leucospora‘); convenit arthrosterigiuatibus, spermatiis et pluri- 
mis notis analyticis, sed differt thallo albo disperso et inte 
evoluto; forsitan modo tamquam subspecies consideranda' sif, 
Habenius hie adhuc exemplum typi (Z. helophaene), qui in certa 
Habitatione facile in typus’ secundarios dissimiles abit. 


2 2, Leeidea frigidella Nyl 

Apothecta fusca (humida rufeseentia) parvula (latit. -0,3—0,5 
millim.) convexa rugulosa jimmarginata; sporae Snae incolores el- 
lipsoideae simplices, longit. 0,018—23 millim., erassit. 0,011-—12 
millin., paraphyses haud Jiseretae (sed solum tubulis indieatae 
in thalamıio eontinuo), hypothecium eleetrino-fulvescens (epithe- 
cium parum ia tinctum). Jodo gelatina hyınenialis cocrulescens, 
dein thecae vinose. rubescentes (thalawio tum incolori-lutescente). 

Supra thallum vetustum destructum in juge.alpino Lapponiae 
urvegicae pune Kilpisjaervi (J. P. Norrlin, 1867). 

Species prope L. Zurnweusem disponenda, notis allatis facile 
dignota. Parasitula videtur sine tlallo propriv. Thecae turgi- 
dae pyriforınes. 


3. Leeideu lithuphiliza Nyl. 
Thallus cinerascens firmus inaequali-deplanatus areolato-dif- 
fractus vel areolato-rimosus, sat tenuis (crassit. eirciter 0,3 


274 


millim.); apothecia fusconigra innata (latit. 0,5—0,8 millim.) pla- 
niuscula. vel :convexiusgula, inımarginata, intus alba (lines .tehui 
nigra infra limifata); sporag Bnae ineolores oblongae, simplices, 
longit. 0,009-—-0,017 millim., crassit. 0,0035—0,0045 millim., pa- 
raphyses medioeres apice lurido-fuscescentes, hyputhecium strato 
medio eretaceo-albo opaco (non hyalino), strato infero concepta- 
enlari tenui nigro. Jodo gelatina hymenea bene coerulescens. 

- In Seotia prope Abredoniam supra saxa mMmicaceo-schistosa 
maritima (Crombie). . 

. Notis datis facile distineta a- 2. Zithophila et satius inter 
Biatoras locum tenens prope L. phaeopem. Spermogonia non 
vidi, Thallus hagadiosus hydrate kalico nonnihil flavescens. . 


4. Lecidea insequens Nyl. 

Thallus vix ullus vel macula albida obsoleta indeterminata 
indicatus; apothecia fusca vel fusconigra vel nigra (latit. 0,5—0,7 
millim.) convexa imwmarginata, intus albida; sporae 8nae incolo- 
tes ellipsoideae simplices parvulae, longit. 0,007—0,010 millim,, 
erassit. 0,003—4 miliim., paraphyses non discretae apice ineras- 
sato fuscescente.vel infuscato (inde epitheeium fuscum vel fus- 
eescens),. hypothecium incolor. Jodo gelatina hymenialis coeru- 
lescens, dein lutescens. 

Ad lignum pini putrescens prope Helsingfors (ipse) et dein 
in Lapponia, Muonio (Norrlin). 

A L. tenebrirosa mox differt sporis minoribus, praeter alias 
notas, L. hypoptoides etiam arcte accedit, sed distinguitur spuris 
longioribus. apotheciis planiusculis, reactione iodica magis coeru- 
lescente gelatinae bymenialis. 


5. Lecidea subriridescens Nvl. 

Thallus virescens vel sordide vireseens tennissimus opaeus 
vel vbsoletus; apotheeia fusca opaca vel Tusco-livescentia con- 
vexa (latit. 0,3—0,6 millim.), immarginata, intus sordide tincta; 
sporae 8nae incolores oblongae simplices aut 1—-3-septatae, longitt. 
0,011—18 millim., cerassit, 0,004—6 millim., paraphyses non di- 
stinctae, epitheeium et hypothecium sordida. Jede &elatina hy- 
menialis coerulesceus, dein vinose rubens. 

Supra teryam in insula Caesarea (Larbalestier). 

Accedit ad stirpeni L. vernali-sphaeroidis, sed facie est fere 
L. ‚viridescentis. ook 


rd 


«75 


6. Lecidea infidula Nyl 
. Thallus albidus tenuis vel tenuissimus opaeus, interdam sub- 
leprosus, passim rimulosus; apotheeia livido-nigrieantia ninufa 
(latit. 0,5 millim. vel minora) convexula inm ırginiata, intus eine- 
Yascentis; -sporae -8nae incolores ellipsoideae siinplices, longit. 
0,008—0,011 millim., erassit. 0,0085—0,0045 millim , paraphıyses 
von ' diseretae, epitheeium vage et hypotheeium dilute“ sordida. 
Judu gelatina hymenialis vinuse rubens. - 
Ad saxa in insula Caesarea (Larbalestier). , 
Facie est IL. targidelae, sed“ notis datis et prausertim re- 
actione iodiea differt. Spermogonin extus nigra verrucariiformia; 
spermatia recta, longit. 0,006 millim., crassit. 0,00T' milliw. 


7. Lecidea mesoidea Nyl. 

‚Eballus cinerascens sat tenuis subopäcus inaequalis subareu- 
Iato-rimosus; apotheeia nigra medioeria: (latit. fere 1- millin. vel 
minera), juniora marginata, demum convexiuseula margine eva- 
Lescente, intus coneoloria; sporac Snae incolores oblongae 3-sepr- 
tatae, lungit. 0,014--17 .millim., erassit. :eirciter 0,008 wmillim., 
paraphyses mediveres claya nigrieante, hypothecium nigram stratü 
mediu luteo-rubricoso (velcerasino-rufeseente). Jede gelatina hy- 
menialis eoerulescens, dein violacee tineta. 

Supra lapides miecaceo-schistusos in insula. Sargia (Sark) 
legit Larbalestier. : 

Accedit ad L. acclinem, sed bypothecio differt; etiam thallo 
et bypothecii strate supero distincto nigre difiest a L. sgiame- 
losa Deak. 


9. Leeideu endoyonia Nyl. 

Accedens ad L. mollem, sed thallo depauperato-fusceseente, 
apotheciis paraphysibus minus diseretis, epitheeio tenuius fusces- 
vente, gunidiis in hypotbecio inclusis, Sporae-ellipsoideae, lungit. 
0,0U7-—0,010 millim., crassit. 0,005—7 millim.. Jodo gelatina hy- 
imenialis coeruleseens (etiam et praesertim thecae ita tinetag). 

In Lollandia legit Rostrup ad saxa. 


9. Lecidea sarcogyniza Nyı. 
Thallus obscure cinereo-virescens vel subolivaceus vpacns 
tenuis indeterminatus; apothecia nigra plana (latit. eirciter 1 
millim.) marginata, margine saepe Hexuoso, intus obscura; Spe- 
rae Snae incolores oblongae, longit. 0,007--0011  millim., Grsssit, 


476 


eirciter 0,003 millim., thalamium imecolor,  paraphyses medioeres 
apice nigricauti-elavatae- (inde epitheeium cerassiuscule nigrum), 
hypothecium subhymeniale distincte fuscescens, stratum ejus ıne- 
dium subincolor, perithecium (eum strato infero eunceptacnli) ni- 
gricans vel Bigrun. Jodo gelatina hymenialis intense everu- 
leseens. 

In Seotia. prope Abredoniam ad saxa quartzosa maritima 
(Grombie), rimulas saxi pelissime sequeus, 

Accelit al L. surcogynoiden Krb., sed differt jam Chalamıiv 
inculore, praeter notas alias allatus. 


10. Lecideu eommaculans Nyl. 

Thallus fusconiger vel nigrieans tenuis opacus subareolutus 
depressus , saepius dispersus , indeterminatus; apothecia atra 
(latit. fere 1 millim. vel nonnihil minora) convexula, margine vix 
ullo, intus concoloria; sporae 8nae incolores oblongae, longit. 
0,008—0,011 millim., erassit. 0,003—4 millim., paraphyses non 
diseretae, epithecium nigricans, hypotheeium cerassiuseulum rubri- 
eose fuscum (colore hoc superne vage in thalamium transeunte). 
Jöodo gelatina hymenea- coerulescens. 

In Seotia, ad saxa cealcarea montium Braemar (Crombie). 

Accedere videtur ad EL. Kajanitam, cui vero sporae aliae 
ner fhalamium rubricose 'tinctum ; magis affinis sit ZL. dispansae, 
sed variae notae divergunt. Hypotheeium in thalamium omnino 
sensim transit absque limite distinguendo. Spermatia eylindrica 
recta, longit. 0,009—-0,011 millim., erassit. 0,001 millim. ° 


11. Leecidea aphanoides Nyl. 

Thallus obseure olivaceo-einerascens tenuis subverrucose vel 
subzranulose inaequalis, indeterminatus vel subevanescens ; apv- 
thecia nigra parvula (latit. 0,5 millim. vel minora) convexula im 
marginata nuda, intus albida; sporae Snae inevlores ellipsoideae 
simplices, longit. 0,009—0,013 milliın., erassit. 0,0045—0,0055 
willim., paraphyses non diseretae, thalamium (cuın epitlecio) coe@- 
rulescens, bypothecium incolor (vel nonnihil infra vage rubricose 
rufescens). Jodo gelatina hymenialis coerulescens, dein violacee 
rubescens. 


Supra saxa calcarea in Scotia, Braemar (Crombie’). 


1) Ipidern etiom lecia est. ab eodem Almalarıa limborina: - 


Lig: 


.. Species. accedens ad L. aphanam Nyl. in Flora: 1867, p. 327, 
sed thalamio aliter- tincte, .sporis paullo kenuioribus, ete. 


12. Lecidea attingens Nyl. un 
Thallus albidus inaequalis tenuissimus vel evanescens, inde- 
terminatus; apotheeia fusca vel fusconigricantia (latit. eireiter 
0,5 ..millim.), plana marginata (margine saepe:pallescente), demum 
eonvexa, intus pallido-incoloria; sporae Snae incolores .ellipsoi- 
deae vel oblongo-ellipsoideae simplices, longit. 0,008---0,011 millim., 
erassit. 0,004—6 millim., paraphyses (tenues). non diseretae,  epi- 
theeium fuscescens, hypotheeium incolor. Jodo gelatina hyme- 
nialis eoerulescens, deinde vinose rubescens. 
Ad lignum juniperi in Lapponia, Pietsavaara (Norrlin). 
Arcte affınis est L. Aypoptotdı'Nyl. in Flora 1867, p. 37, et 
differens ‚praesertim reactione jodjea hymenii alia sporisque non- 
nihil. erassioribus. Hae frequenter (atypice) electrino-coloratae 
eonspieiuntur in L. attingente., 


13. Lecidea par aphana Nyl. 

Thallus obseurus tenuissimus dispersus vel vix visibilis (an 
proprius ullus?); apothecia nigra (latit, ferc 0,5 millim.) convexa 
iimmarginata, intus subeoncoloria;, sporae Snae incolores oblon- 
gae simplices, longit. 0,008—0,012 millin., erassit. 0,0030—0,0035 
millim., thalamium coerulescens, paraphyses haud diseretae, epi- 
theciun vage coerulescenti-nigrescens, hypothecium violaceo-Rigri- 
cans (saepe medio dilutiore)., Jodo gelatina hymenialis vinose 
rubens. 

Ad saxa micaceo-schistosa in Lapponia, Karesuanto (Norr- 
lin), socia Sirosiphonis saxieolae. 

Quasi intermedia inter £. sylvicolam et L. conferendam (vid. 
N\yl. Lich. Lapp. or. p. 160, 161). magis taınen ad hanr acce- 
dens, sed jam hypothecio distincta. 


14. Opegrapha Üesareensis Nyl. 

Thallus albus ‘tennis rimulosus indeterminatus; apotheeia 
nigra eylindraceo-prominula (latit. 9,20—0,25 millim.) simplieia 
subflexuosa (longit. eireiter 1 millim.), epithecio rimiformi-con- 
strieto; sporae 8nae incolores oblongae 5-septatae, longit. 0,016 
-—22 millim., erassit. 0,004—5 millim., hypothecium atrıum. Jodo 
velatina hymenialis vinose rübescenti-fulvescens, 

Supra saxa quartzosa in insula Caesarea (Larbalestier). 


473 


Differt jan sparis quinque-septatis a comparanda 0. afra f. 
Chevalieri. Differt etiam 2b O0. vulgatae' formis saxicolis mox 
sporis erassioribus. Spermatia recta, longit. 0,006—7 millim., 
erassitiem haud’ 0,001 millim, adtingentia. 


15. Verruearin seotodes Nyl. 

Thallus fuseounbrinus sat tennis, passim rimulasus; &apo- 
theeia (innata im tuberculis. mastoideis, latit. basi ceireiter 0,3 
millim., vel obtuse :param prominulis) peritheeio subincolore (su- 
pra solum fuseo vel fuscescente); sporae Snae ellipsoideae vel 
oblongo-ellipsoideae 3-septatae, longit. 0,024—30 millim.. crassit. 
0,011—13 millim., paraplyscs nullae, Jodo. gelatina hymenialis 
vinose |rnbens. 

‘Ad. saxa maritima. propo Liyngenfjord i in Lapponia (Sorrlin). 


:Faeie V, mbrinae,. sed ‚sporis omnino .differens ‚alinisque 


2 Pyrenophorae, R 


Br En . 

Lecanorn pieea (Dieks.), thallo et apotheciis pieeo - nigri- 
eantibus. ut subspecies differre videtur a Z. badia. Sporae ob- 
longae, loneit. 0.009--0,011 millim. Optimam in Scotia Iegit 
"rombie, 

Lecanora varia var. subintricata Nyl. Datur in Fellm, 
Lich. Lapp. or. n. 133, Est facie quasi inter var. saepincolamı 
et var. otricatam media, sed differt. bene sporis minntis' (longit. 
0,007--0,010 millim., erassit. 0,0030—0,0055 millim., paraphysi- 
bus tenellis). Snepe ecrustacea apotheciis biatorinis versieolori- 
bus e pallido-Iutescentibus olivaceis vel olivaceo- -nigris, demum 
eonvexis totis coneoloribus (junioribus planis, margine huteseente). 
In Lapponia praesertin: obvia ad ligna et cortices. 

Pertusaria carneopallida (Nyl.). Libenter assentio reverendo 
Anzi, hune Lichenem (quem antea perperam duxeram ad Leci- 
deas) esse Pertusariam, postgquam videre lieuit speeimina opfime 
evoluta apotheciis pulvinato- convexis leeta in Lapponia ad eorti- 
eem populi a Norriln. 

Leeidea diseiformis var. meiosperma Nyl. Subsimilis typo, 
apotheeiis vero (saepe enesiopruinosis) sporis minoribus (longit. 
0.009—0.012 millim., erassit. 0,0057 ‚millim.). Ad saxa in in- 
sula ('nesarea (Larbalestier). 


Corrigendum, . 
p. 336, Un. 31, caesia lege caesioalba. 


479 


. Botanische Notizen. ; 
Bei Gelegenheit ‘einer Kritik der Versuche von Cloez und 
Gratiolet über die Wirkung der Strahlen ‘von verschiedener 
Brechbarkeit, welche das weisse Licht bilden, auf die Functionen 
der Blätter, macht Doubou chart darauf aufmerksam, (Compt, 
rend. T. LXVI. p. 277), dass es bis jetzt noch ficht gelungen 
sej, eine bekannte, durch das Licht verrichtete Arbeit mit einer 
messbären mechanischen Arbeit, wie diess bei der Wärme‘ der 
Fall ist, zu vergleichen. Nach den Versucheh von Tyndatl und 
ahderen Physikern darf man jedoch nicht zweifeln, dass man 
dermaleinst dahin gelangen werde, das niechanische Element des 
Lichtes ebenso genau bestimmen zu können, wie diess schon jetzt 
bei der Wärme möglich ist. D. lenkt nun die Aufmerksamkeit 
auf folgende Betrachtungen, zu denen er hei. seinen Versuchen 
gelangt ist. Wenn man bedenkt, dass bei der Assimilation des 
Kohlenstoffes durch die Pflanzen das durch die Blätter absorbirte 
Licht eine Umbildung erieiden muss, welche durch eine Arbeit, 
sei es eine mechanische .oder eine chemische, repräsentirt wird; 
wenn man ferner bedenkt, dass der P’fanzenorganismus allein 
nicht im Stande ist, die Kohlensäure zu zersetzen und dass diese 
Zersetzung nur unter dem Einflusse des Lichtes ınöglich ist, so 
wird man ohne Schwierigkeit zugeben, (ass die Kraft oder die 
mechanische Arbeit, welche dieses Resultat hervorbringt. noth- 
wendig der Verwandtschaftskraft, welche die Verbrennung des 
Kohlenstoffs bedingt und folglich auch der mechanischen Arbeit, 
die durch die hiebei entwickelte Wärme repräsentirt wird, über- 
legen sein ınuss. Diese Betrachtungen erlauben daher mit vieler 
\Wahrscheinlichkeit die Annahme, dass die Arbeit des Lichtes, 
durch welche der Kohlenstoff aus der Kohlensäure ausgeschieden 
und von der Pflanze assimilirt wird, zum wenigsten der gleich 
ist. die durch das mechanische Aequivalent der Verbrennungs- 
wärme des Kohlenstoffs repräsentirt wird, Man würde also ein 
Mittel haben, das Licht in Wärmeeinheiten und somit auch in 
Kilogrammetern zu verwandeln, wenn man mit einiger Genauig- 
keit die Lichtmenge, die von den Pflanzen in derselben Zeit ab- 
sorbirt wird, in der eine bekante Menge Kohlensäure zersetzt 
wird, bestinnmen könnte. —r 


486 


Man geht damit um, den botanischen Garten von Caleutta, 
der jüngst durch einen Orkan fürchterlich zerstört und seit 
1842 dureh vier Orkane, die über 2000 Bäume vernichteten, heim- 
gesucht worden ist, zu verlegen, doch ist die Entscheidung nicht 
so leicht. Natürlich würde man einer Gegend, die frei von Or- 
kanen ist, den Vorzug geben, aber das ganze Land ist von der 
See bis fast 250 engl. Meilen nördlich vou Caleutta und nach 
Dacca im Osten fortwährend. den Orkanen ausgesetzt, so dass 
ausser der Banyane in diesem Landstriche kein Baum eine. be- 
deutende Grösse erlangen kann, und dann ist man der Ansicht, 
dass so lange Caleutta die Hauptstadt von Indien ist, auch .der 
botanische Garten in deren unmittelbarer Nähe sich befinden 
müsse. - —T, 


ot 
1 . 


Dem Orkan, der im Herbste v. J. die eannriselien Inseln 
heimsuchte, fiel der riesige Drachenbaum von Orotara auf Tene- 
riffe zum Opfer. Fast alle Stürme, welche über diese Inseln her- 
einbrachen, beschädigten diesen Nester der Bäume. Im Jahre 
1819 verlor er seine Krone, aber jetzt ist er vollständig zerstört, 
so dass nichts weiter an sein ehemaliges Dasein erinnert, als die 
Zeichnungen und Beschreibungen, die so oft von hm gemacht 
worden sind. i - —T. 


Prof. Kühn in Halle hat schon vor längerer Zeit nachge- 
wiesen, dass in den Gührungsräumen der Zuckerraffinerien nie- 
dere pflanzliche Gebilde und Keimsporen derselben vorkommen, 
welche, dem Bachwasser zugeführt, -bei gleichzeitiger Gegenwart 
von stickstuffhaltiger und stickstofffreier Substanz, solche Bäche 
auf Meilenlänge und darüber vollständig anskleiden. Aus Ver- 
suchen von Prof. Heintz (Verhandl. der naturforsch. Gesellsch. 
zu Halle. 1866. S. 12) ergibt sich, dass diese pflanzlichen Gebilde 
im Liebte, wenn in dem Wasser, in welchem sie vegetiren, schwe- 
felsaure Salze enthalten sind, sehr grosse Mengen von- Schwefel- 
wasserstoffgas erzeugen, so dass dadurch die Fische getödtet 
werden und der ausgeschiedene Schwefel sich als ein weisslicher 
Ueberzug ablagert. —r. 


Eedacteur: Dr. Herrich-Schäffer. Druck der F. Neubauer'schen Buch- 
druckerei (Chr. Krug's Wittwe) in Regensburg. 


FLORA, 


JE 31. 


Regensburg. Ausgegeben den 15. November. 1868. 


Inhalt. A. W. Eichler: Bericht über die Verhandlungen der Section 
für Botanik und Pilanzenphysiologie bei der 42sten Versammlung deutscher 
" Nätufförscher und Aerzte in Dresden. — - Literatur. 


Bericht über die Verhandlungen der Section 

für Botanik und Pflanzenphysiologie bei der 

42sten Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte 

in Dresden, vom: 18. bis zum 24. Sept. 1868. (Mit Benu- 
tzung des Tageblattes der Versammlung). 


: Die botanische Section hat bei der diesjährigen Naturforscher- 
Versammlung 5 Sitzungen schalten. Es nahmen an denselben 
im Ganzen gegen 50 Personen Theil, «darunter nachstehende 
Herren: ' 

Dr. Ahles aus Stuttgart, Dr. Bail aus Danzig, Iandelsrath 
Batka aus Prag, Prof. Braun aus Berlin, Prof. Cohn aus 
Breslau, Dr. Eichler aus München, Dr. Eulenstein aus 
Dresden, Prof. Fämintzin aus St. Petersburg. Regierungsrath 
Fenzi aus Wien, Dr. Frank aus Leipzig, Geh. Mecieinalrath 
Göppert aus Breslau, Dr. Hasskarl aus Cleve, Prof. Hallier 
aus Jena, Dr. Hampe aus Blankenburg, Prof. Jessen aus El- 
dena, Prof. Leitgeb aus Graz, Prof. Leunis aus Wildesheim, 
Dr. Lindix aus Dresden, Akademiker Maximowiez aus St. 
Petersburg, Prof. v. Mercklin aus St. Petersburg, Dr. Karl 
Müller aus Halle, botan. Gärtner Neumann aus Dresden, Prot. 
Nobbe aus Tharandt, Dr. Rabenhorst aus Dresden, Dr. 
Reess aus Halle, Geh. Hofratlı Reichenbach aus Dresden, 

Flora 1868. j 3 


482 


Dr. H. W. Reichardt aus Wien, Dr. Strasburger aus War- 
schau, Prof. Schultz-Schnltzenstein aus Berlin. Die Sitz- 
ungen fanden im Auditorium des botanischen Gartens Statt und 
dauerten gewöhnlish 2 Stunden. Zum ständigen Secretär wurde 
botan. Gärtner Neumann aus Dresden gewählt; der Vorsitz 
wechselte von Sitzung zu Sitzung. Zufulge Beschluss der ersten 
Sitzung wurde für die einzelnen Vorträge die Zeit von 15—20 
Minuten als Maximum festgesetzt. 


Erste Sitzung, 
Sonnabend den 19. Sept., Vormittags 10 Uhr. 
Vorsitzender: Geh. Hofrath Reichenbach. 

rt) Prof. Schultz-Schultzenstein spricht „über die Le- 
benssaftgefässe (vasa laticis) der Pflanzen, mit Rücksicht auf die 
einschlägigen Beobachtungen von Treeul und Dippel.“ Redner 
hält, unter Vorlegung einiger den Gegenstand behandelnden Ar- 
beiten, seine bekannten Anschauungen über die „Lebenssaftge- 
fässe“ gegenüber den Darstellungen von Trecul und Dippel auf- 
recht. Letztere seien durch eine ungeeignete Präparationsweise 
auf Abwege gerathen; Maceration in Wasser gebe zutreffendere 
Resultate, Redner habe sich dadurch auch überzeugt, dass es 
Siebröhren im Sinne der Neueren nicht gäbe; die angeblichen 
Siebplatten seien nichts als Protoplasma-Anhäufungen. — Der 
Vorsitzende spricht dem Redner seinen Dank für diese Mittheil- 
ungen aus, die bekanntlich schon im Jahre 1828 viel Aufmerk- 
samkeit erregt und sogar von der französischen Akademie der 
Wissenschaften einen grossen Preis erhalten hätten. 

2) Dr. Nitsche, Arzt aus Nixdorf, spricht über den „Flie- 
genlänger“ Apocynum androsuemifolium, Er bemerkt, dass diese 
Pflanze keine Stubenfliegen, sondern nur kleinere Fliegenarten 
fange, weshalb der Vorschlag, dieselbe als Fliegenfülle im Zim- 
wer zu verwenden, nichts tauge. Ferner hebt Redner hervor, 
ass er in der angegebenen ligenschaft des Apocynum keinen 
Nutzen für den Haushalt der Natur zu erkennen vermöge. 

3) Dr. Bail macht einige mykologische Mittheilungen. a) 
Das Hinsterben der Eulenraupe (Noctua piniperda), das mitunter 
sehr massenhaft stattfinde, werde durch eine Eimpusa herbeige- 
führt. b) Die Metamorphose der Pilze betreffend, spricht sich 
tedner über die herrschenden streitigen Ansichten zwischen ihm, 
Hotimann, De Bary und Hallier aus; nach seinen Beobachtungen 
sei das Hervorgehen von Penicillium aus Mucor zweifellos; der 


483 


umgekehrte Vorgang und die Zusammengehörigkeit beider wahr- 
scheinlieh. Die von Hallier angenommenen Verwandlungen von 
Blieyoeoreus hält er jedoch für noch nicht erwiesen und räth in 
dieser Frage zur Vorsicht. — Die Prof. Hallier und Fa- 
miutzin knüpften hieran einige hauptsächlich persönliche Be- 
merkungen. — Dr. Bail zeiet auch eine, ausnahmsweise mit 
4-klappigen Schoten versehene Rapspflanze vor. 

4) Prof. Jessen theilt ein von Schulze in Rostock herrüh- 
rendes Verfahren mit, dureh Kochsalzlösung mit 1 Procent Salz- 
säure aus Stärkekörnern ihr CGelluloseskelet zu erhalten. Der- 
selbe spricht über das bei Callistemon vorkommende Wachsthum 
der Holzbündel nach Innen, wodurch sich das Mark verengt. 


Zweite Sitzung, 
Montag den 21. Sept., Vorm. 8 Uhr. 
Vorsitzender: Regierungsrath Fenzl. 

1) Prof. Jessen: über „Protoplasmaströmungen als physika- 
lisches Phänomen." Nach des Redners Auffassung ist die ÜUr- 
sache der Protoplasmaströnmungen inmerhalb der Zelle lediglich 
die Diosmose der Säfte durch die Membran. Dies zu erweisen, 
zeigt er einen Apparat, dev 3 künstliche, aus Glasröhren und 
Menmbranstücken zusammengesetzte Zellen vorstellt, gefüllt mit 
verschiedenen Lösungen (Oxalsäure, essigsaurer Kalk- und Gummi- 
lösung), die durch die Menmibranstücke gegen einander diosiniren. 
In den Lösungen ist feingepulverter Bernstein suspendirt, an 
dem unter diesen Umständen eine langsame Circeulation durch 
die künstlichen Zellen zu beobachten ist. Die mehrfachen Strömun- 
gen, wie sie z. B. in den vom Zellkern strahlig ausgehenden 
Plasmafäden oft beobachtet werden. sucht Reiner dadurch zu er- 
klären, dass er (mit Karsten) die Pinsmafäden als Grenzschichten 
aneinanderstossender Tochterzellen betrachtet (Vacnolen gibt es 
nach ihm nicht), wo dann ja wohl auf der einen Seite der (in 
dem Plasmafaden verborgenen) gemeinsamen Membran der Strom 
hinauf, auf der andern heruntergelen könne, u. =. f. 

An diesen Vortrag knüpft sich eine kurze Distussion, in 
welcher Prof. Binz aus Bonn auf die Unthunlichkeit hinweist, 
die Protoplasmabewegung bei den Amocben und weissen Blat- 
körperchen anf diese Weise zu erklären, und Prof. Famintzin 
und Leitgeb darauf aufmerksain machen, dass die im Apparate 
des Vorreduers statthabenden Bewegungen theils mit der Proto- 
plasmabewegung nicht gleichartig seien, theils auch ohne En- 

31* 


484 


dosmose, blos durch Wärmedifferenzen etc. hervorgebracht werden 
könnten. Prof. Jessen gibt dies zwar zu, besteht jedoch im 
vorliegenden Falle auf seiner Ansicht. 

2) Der Vorsitzende macht auf die zur Ansicht ausgelegten 
neuesten Bände der „Icones Florae germanicae* von L. und H. 
G. Reichenbach aufmerksam. 

3) Dr. H. W. Reichardt spricht über die von der Novara- 
Expedition (Sammler: Hofgärtner Jelinek) mitgebrachten Spo- 
renpflanzen. Er gibt zuerst einige Mittheilungen tiber die wich- 
tigsten der von der Expedition besuchten Punkte (darunter die Ni- 
kobaren, Insel St. Paul im indischen Ocean, die Koralieninseln 
Puynipet und Sikayana, Tahiti), und zählt dann die an der’ Be- 
arbeitung des kryptogamischen Theils der Ausbeute betheiligten 
Botaniker auf: Grunow die Algen. A. Braun die Churaceen, 
v. Krempelhuber die Flechten, Milde die Eywisetaceen und 
Ophioglosseen, Mettenius die übrigen Farne, der Vortragende 
die Pilze, Leber- und Laubmoose. Zugleich legt derselbe die im 
Druck bereits fertige Bearbeitung der Algen vor und bemerkt, 
dass auch die tibrigen Abtheilungen der Kryptogamen im Mantı- 
script und den Tafeln vollendet seien. Die Zahl sämmtlicher von 
der Expedition mitgebrachter Kryptogamenspeeies belaufe sich 
auf 1450, worunter 102 neue; es sei dies zwar absolut die 
reichste Ausbente, die je eine Expedition gemacht, rücksiehtlich 
der Novitäten jedoch eine verhältnissmässig geringe Redner 
meint, dass künftige Expeditionen immer weniger Neues finden 
wiirden, und wünscht daher, dass dieselben in Zukunft sich nicht 
sowohl aufs Sammeln, als auf Untersuchungen nach anatomi- 
scher, morphologischer, pflanzengeographischer ete. Richtung ver- 
legen möchten, . 

4) Dr. Strasburger hält einen Vortrag über die Befruch- 
tung bei den Farnkräutern !), die Redner namentlich an Cera- 
topteris thalictroides, einer wegen der Chlorophyllarmuth ihrer 
Prothallien sehr geeigneten Untersuchungspflanze, vollständig ver- 
fulgen konnte. Bezüglich der Entwickelung der Antheridien sieht 
er dem bisher Bekannten nur wenig zuzusetzen ; das Spermato- 
zoid entsteht durch Väcuolenbildung im Plasma, wodurch letz- 


1) Dr. Strasburger hat den nämlichen Gegenstand auch in einem 
ganz kürzlich in den Denkschriften der Petersburger Akademie der Wiss. er- 
schienenen Anfsatze behandelt. Die hall. botan: Zeitung no 39 bringt fiber 
denselben ein gutes Referat, dem wir, weil es auch als Resume ilber des 
Verf’s Vortrag gelten kann, das oben folgende entnehmen. 


485 


teres an die Wand der Zelle angedrückt wird und schliesslich 
durch eine entsprechende Spaltung seine Schraubengestalt erhält. 
In der Darstellung der Archegonien-Entwickelung weicht Red- 
ner jedoch von Hofmeister ab und findet mehr denen von Prings- 
heim bei Salvinia beobachteten analoge Verhältnisse. „Wenn 
der Halstheil des Archegoniums durch eine der Prothallium 
fläche parallele, die gewülbte Ausstülpung abschneidende Wand 
angelegt ist, steht seine nächste (erste) Verticalwand nach der 
Axe des Vrothalliums (von der Kerbe zur Basis) orientirt; 
die nächsten 2 Wände kreuzen senkrecht die erste Verticalwand; 
dann folgen schiefe Wände, welche die Zelllagen des durch un- 
gleiches Wachsthum seiner Seiten sich krümmenden Halstheils 
auf 4—6 vermehren. Schon vorher hat sich von der Centralzelle 
eine obere kegelförmige Partlie als Canalzelle differenzirt 
{übrigens ohne eigene Membran !); dieselbe dehnt sich weiter in 
den Hals hinein, vermehrt aueh die Zahl ihrer Kerne. Endlich 
differenzirt sich, kurz vor dem Aufbrechen des Archegoniums, 
der Inhalt der Canalzelle in eine axile körnige und eine peri- 
pherische, stark lichtbrechende Parthie. Dieser gesammte Inhalt 
des Kanals entleert sich beim Oeffnen des Archegoniunis in zwei 
Tempo’s; übrig bleibt im Innern die Centralzelle mit der „Be- 
fruchtungskugel.“ — Die Spermatozoiden, inzwischen frei gewor- 
den, werden nun bei ihrem Umherschwärmen von der aus dem 
Canal hervorgestossenen, die Archegoniumöffnung umlagernden 
Schleimmasse gebeimmt und ihre direct nach dem Canal vordrin- 
gende Bewegung inducirt (möglicherweise durch eine entspre- 
chende Moleeularstruetur der Schleimmasse). Sie verlieren hier, 
soweit dies nicht früher schon geschah, ihre anhängenden Bläs- 
chen. und dringen, bald einzeln, bald in Menge, nach der Len- 
tralzelle vor, wo zunächst das zuerst angekommene nach kurzer, 
allmälich abnelimender Bewegung mit der hellen Spitze der Be- 
fruchtungskugel (dem „Enpfängnisstleck") verschmilzt. Später 
nachkummende Spermatozoiden können den Vorgang noch zun 
Theil wiederholen ; zur Befruchtung genügt aber ein »einziges. 
20—30 Minuten nach der Verschmelzung trübt sich die Befruch- 
tungskugel und erhält eine Membran.“ 

Prof. Jessen bemerkt, dass die Entwickelung des Sperma- 
tozoids, wie sie Vorredner beschrieben, wit der Bildung der ge- 
wöhnlichen Spiralfaser nach Hartig’s Darstellung übereinstimme. 

5) Dr. Frank spricht über die Bedingungen der horizun- 
talen Stellung von Pilanzentheilen. Ausser den Pflanzentheilen, 


486 


welche ‚durch senkrechte Stellung ausgezeichnet sind. giebt es 
auch solche, welche horizontale Richtung einhalten, und welche 
durch Krümmungen während ihres Waclhsthums wieder in diese ' 
Richtung zurückkehren, wenn sie vertical aufrecht oder abwärts 
gestellt wurden. Wie die senkrechten Stellungen durch die Wir- 
kung der Schwerkraft und des Liehtes herbeigeführt werden, so 
sind nach den Experimenten des Redners auch die horizontalen 
Stellungen entweder Wirkungen des Lichtes (die Stengel von 
Polygonum aviculare wachsen im Lichte horizontal fort, auch wenn 
ınan sie vertikal auf- oder abwärts gerichtet hat, im Finstern 
jedoch nicht), oder sie werden dureh die Schwerkraft bedingt 
(Zweige von Tilia, Ulnrus, Seitentriebe von Pins ete. wachsen 
in Licht sowohl als Dunkelheit, auch nach Auf- und Abwärts- 
richtung, horizontal fort). Beiden Eigenschaften legt Redner zum 
Unterschiede von dem schon bekannten „Longitudinalbeliotropis- 
mus“ und „Longitudinalgeotropismus“ die Namen „Trausver- 
salheliotropismus und „Transversalgeotropismus" bei. Alle 
transversalheliotropischen und transversalgeotropischen Organe 
zeigen hiernach selbstverständlich hinsichtlich der Einwirkung 
von Licht und Schwerkraft eine Polarität zweier Seiten und ein 
Oben und Unten. Das Gesetz, nach welehem das Longitudinal- 
wachsthum solcher Organe, z. B. der transversalheliotropischen 
durch das Licht, geregelt wird, lautet hiernach: „In einem tıans- 
versalheliotropischen Organe bringt jeder Liehtstrahl, welcher 
dasselbe von oben nach unten durchdringt, eine von der Vorder 
seite nach der Hinterseite fortschreitende, jeder in entgegenge- 
setzter Richtung eintallenıe Strahl eine von der Hinterseite nach 
der Vorderseite fortschreitende Zunahme der Intensität des Loun- 
gitudinalwachsthums hervor.“ Dasselbe Gesetz gilt, mutatis mu- 
tandis, für die Wirkung der Schwerkraft bei den transversalgeo- 
tropischen Organen, 

6) Prof, v, Merckliu giebt einige Bemerkungen über den 
systematischen Werth anatomischer Merkmale. Anknüpfend an die 
fossilen Pflanzen Russlands, die er in dieser Richtung untersucht 
hat, bemerkt er, dass nach anatomischen Kennzeichen sich 
durchschnittlich nur die Gattungen, nicht mehr die Arten bestin- 
wen liessen, und dass daher die von ihm einst in dem Werke 
„Palaeodendrologieum KRossicum" (Petersburg 1855) gegebenen 
anatomischen Diagnosen nur von provisorischem. resp. problema- 
tischem Wertlie seien. Zugleich legt Reiner besagtes Werk vor 


487 


und überweist es als Geschenk an die naturforschende Gesell- 
schaft „Isis“ in Dresden. 


Dritte Sitzung, 
Dienstag den 22. Sept., Vorm. 10 Uhr. 

Vorsitzender: Prof. Al. Braun. — Infolge Verhinderung des 
Localsecretärs ist Dr. H. W. Reichardt mit dem Secretariate 
betraut. . 

l) Dr. Strasburger schildert im Anschluss an seinen er- 
sten Vortrag (s. 0.) die Entwickelung der Geschlechtsorgane und 
die Befruchtung bei Marchantia polymorpha, und weist auf die 
grosse Uebereinstinmung hin, die in dieser Beziehung zwischen 
Marchantia und den Farnen besteht. Die Entwickelung der Ge- 
schlechteorgane folgt in beiden Fällen ganz demselben Modus, 
und auch bei Marchantia ist im Archegoninm eine Canalzelle 
vorhanden, welche ihren Inhalt als Schleim nach aussen treten 
lässt. In diesem Schleime werden die Spermatozoiden aufge- 
halten und ihnen eine direct in’s Innere des Archegoniums füh- 
rende Bewegungsriehtung gegeben. An der Befruchtungskugel 
ist ein deutlicher Empfängnisstleck zu sehen. Redner schildert 
weiter die Bedingungen, unter welchen die Befruchtung bei Mar- 
chanfia im Grossen vor sich geht, und macht auf die schönen 
Anpassungen aufmerksam, welche dieselbe ermöglichen. Zum 
Schlusse bespricht er noch näher dieWirkung des durch die Ar- 
chegonien ausgeworfenen Schleimes auf eigene und fremde Sper- 
matozoiden, sein Verhalten gegen andere kleine Wesen, und die 
sonderbare Einrichtung, welche den Eintritt der Spermatozoiden 
erleichtert. 

2) Der Vorsitzende, Prof. Braun, zeigt und erklärt eine 
Suite Photographien von Fruchtköpfen der Sonnenblume, au wel- 
chen nicht nur die Regelmässigkeit der Frucht- (Blatt-) Stellung 
in die Augen springt, sondern auch die einzelnen durch die 
Grundwendel bedingten Nebeuzeilen, sowie die verschiedenen bei 
der Sonnenblume vorkommenden Stellungsverbältnisse bequem 
studirt werden köunen. 

3) Prof. Leitgeb spricht über die Entwickelung der Antheri- 
dien bei Fontinalis untipyrelica. In den die Antheridien tragen- 
deu Knospen ist ein Antheridium den übrizen in der Entwicke- 
lung immer voraus. Es entwickelt sich direct aus der Scheitel- 
zelle der Knospe, indem die Divergenz der Üheilwände von '/, in 
’/, übergeht. Die nächsten Antheridien entwickeln sich aus Seg- 


488 


menten, die noch mit der Divergenz '/s angelegt wurden. — 
Die Theilungsvorgänge in den einzelnen Segmenten zeigen das 
Bemerkenswertbe, dass schon die ersten Theilungen die Differen- 
zirung zwischen Hüllschichte und Antheridiumkörper einleiten. 

An diesen Vortrag anknüpfend, macht der Vorsitzende auf 
die Antheridien von Sphagnum aufmerksam, deren Untersuchung 
besonders interessante Ergebnisse verspräche. — Dr. Stras- 
burger eonstatirt, dass nach der Darstellung” des Prof. Leitgeb 
die Entwickelung der Laubmoosantheridien erhebliche Unter- 
schiede von der bei den Lebermoosen zeige, welch’ letztere sich, 
wie bereits in des Sprechers Vortrage bemerkt, mehr wie bei den 
Farn verhalte, 

4) Dr. Eulenstein legt eine Reihe von Photographicen 
der neunzehngruppigen Nobert’schen Probeplatte vor, welche von 
Dr. Curtis in Washington aufgenommen und von Hrn. Nobert 
eingesandt worden waren, Dieselben zeigten die Linien der 1. 
bis zur 15. Gruppe durchaus und über die ganze Reihe der Bän- 
der scharf und klar; es dürfte die Auflösung der letzteren Gruppe, 
deren Linien einen Abstand von Yaooo Par. Lin. haben, in glei- 
cher Vollkommenbeit bis jetzt mit keinem anderen europäischen 
Objectiv gelungen sein. Wie viel dabei auf die richtige Beleuch- 
tung und die Correction des Objeetivs ankommt, zeigte sich an 
andern mit demselben Objeetiv aufgenommenen Photographieen 
der 13., 14. und 15. Grirppe, die keine Spur der wahren Linien, 
sondern nur grobe, unregelmässige, durch Interferenz entstandene 
Streifen zeigten, wie sie auch in der 16, 17., 18., und 19. Gruppe 
auftreten und die oft mit den wirklichen Linien verwechselt wur- 
den. Es geht hieraus die Wichtigkeit der genannten Momente 
auch bei der Untersuchung organischer Gebilde hervor. Das zur 
Herstellung dieser Photographieen benutzte Objeetiv war ein tro- 
ckenes Sy:tem von ':,;“ nomineller Brennweite von Powell und 
Lealand in London. Nach Mittbeilung des Dr. Barnard in New- 
York und Hodder in Boston ist die Auflösung auch der 19. Gruppe 
mit Objeetiven von Spencer und Tolles mitunter gelungen, eine 
Leistung, die, wenn sie sich bewahrheitet, der Thevrie wider- 
»prechen würde, dass Linien, deren Entfernung kleiner ist, 
als die Länge der kürzesten Lichtwelleu, überhaupt nicht zur 
Sichtbarkeit gebracht werden können. 

Redner legte noch cin Exemplar der vor Kurzem erschiene- 
nen 1. Lieferung (Species 1—100) seiner Diatomeensammlung Vor. 

5) Es wird eine gedruckte Einladung zur Subscription auf 


489 


Gonnermann und Rabenhorst’s „Mycologia europaea‘““ und „die 
giftigen und essbaren Pilze Deutschlands“ vertheilt. ö 


Vierte Sitzung, 
Mittwoch den 23. Sept., Vorm. 8 Uhr. 
Vorsitzender: Geh. Medicinalrath Göppert. 

1) Bergschuldireetor Kreischer aus Zwickau giebt einige 
Notizen über das von ihm beobachtete Vorkommen organischer 
Structuren in der Steinkohle (deren er auch einige vorlegt). Es 
sind Prosenchymzellen und Spiralgefässe, oder Fragmente solcher, 
wie sie den Araucarien und Verwandten eigen sind. Es wider- 
legt sich dadurch die Mohr’seche Ansicht, dass die Steinkohlen 
von Algen gebildet worden seien. 

Der Vorsitzende bestätigt (die Beobachtungen und Schlüsse 
des Vorredners. 

2) Akademiker C. J. Maximowiez aus St. Petersburg: 
„über verfrühte abnorme Blüthenöffnung bei einigen Dertzia- 
Arten.“ Den merkwürdigen, vielleicht noch nicht beobachteten 
Fall, dass eine Blüthe sich öffnet, bevor die Geschlechtstheile die 
zur Befruchtung nothwendige Reife haben. hat Redner bei ver- 
schiedenen Arten vun Deutzia gelunden. So zeigte ein künnner- 
liches Exemplar von Dentzia Siebolliana Marim. (= D. scubra 
Sieb. et Zuee., nee T’hunbg.), beobachtet in der Nähe vun Yedo 
in Japan, in der noch jungen, köpfchenähnlich geballten Intlores- 
cenz fast sitzeude, dichtbehaarte Blüthenknospen, von denen einige 
sich geöffnet hatten und tellerföürmige Blunenkronen darstellten 
von etwa 1 Lin. Durchmesser und gelblicher Farbe, während die 
normale Blüthe glockig und ce. ', Zoll gross ist. Die Filamente 
waren gerade im Entstehen, die Antleren zeigten eben erst den 
Anfang der Sonderung in Fächer. der Pollen war noch nicht ein- 
mal deutlich angelegt. Ebenso rndimentär waren die Griffel, 
die Narben noch gänzlich unausgebildet, die Ovula kaum auzc- 
deutet. (Dieser Fall ist in des Verf.’s „Revisio Hydrangearun 
Asine orientalis® abgehildet). — Bei Deutzia grucilis Sieb. ct 
Zee. war das Verhalten ähnlich, der Blürhenstand war normal, 
aber die Blüthen hatten nur die Grüsse derer von Gauliam Mol- 
bigo, tellerförmige Blumenkronen und unentwickelte Geschlechts- 
theile, wie die oben beschriebenen. Später entwickelte Blüthen 
waren etwas grösser, die Antheren reifer, und noch spätere zeig- 
ten sich ganz normal, 


0 


Als Ursache dieses vorzeitigen Oeffnens der Blüthe bezeich- 
net Redner anhaltenden Regen mit darauffolgender starker feuch- 
ter Hitze. Er fand die Knospen an der Oberfläche ganz von 
Regen durchtränkt, wodurch bei der praefloratio valvata der Blu- 
menblätter deren Continuität gelöst werden konnte. Bei längerer 
Einwirkung der Sonne wird das Wasser allmählich verdunsten, 
und jüngere Knospen, obgleich ein wenig gesprengt, können noclı 
etwas auswachsen und sich ausbilden, die jüngsten endlich sich 
normal entwickeln. Für die Richtigkeit dieser Erklärung spricht 
einmal, dass Redner an D. Sieboldiana, wenn der Regen nicht 
so früh als im obigen Falle eingetreten war, Knospen fand, die 
sich zwar geöffnet hatten, deren Corollen und Genitalien jedoch noch 
nicht ganz ausgebildet waren und die Mitte zwischen den nol- 
malen und den oben beschriebenen hielten ; dann, dass D. scabra 
im Norden Japans, wo sie um die Blütbezeit weniger Regen und 
Hitze zu erleiden hat, als im Süden, constant bedeutend grössere 
Blüthen erzeugt. 

Dass die praefloratio valvata im vorliegenden Falle gleich- 
falls eine wesentliche Bedingung für das Oeffnen der Knospen 
ist, ergiebt sich nach des Redners Ansicht daraus, dass bei Ptlan- 
zen mit deckender Knospenlage (z. B. Sorbus) das Regenwasser 
unten, zwischen Keleh und Corolle am leichtesten eindringt, SO 
dass sich letztere schliesslieh ganz abheben lässt, ohne dass die 
Blättchen oben auseinander wichen. Indess hat Redner ein sol- 
ches Ablösen nie in so frühen Zuständen, wie bei Deutzia, .be- 
merkt, sondern immer erst dann, wenn die Geschlechtstheile schon 
ausgebildet waren; wohl deshalb, weil der innigere Zusammen- 
hang der Theile bei deckender Knospenlage ein allzu frühes 
Durehfeuchten nicht gestattete. 

Vortragender bedauert, Krankheitshalber nicht in der Lage 
gewesen zu sein, die Erscheinung mehr ins Einzelne zu verfol- 
gen, namentlich auch nicht die meteorologischen Tagebücher aus 
der Bevbachtungszeit genauer haben vergleichen zu können. Er 
weist darauf hin, dass es zur Prüfung seiner Erklärung noch von 
Interesse sei, die Deutzia corymbosa R. Br. vom Himalaya und 
D. passiflora Mig. von Nord-China und der südlichen Mandschu- 
rei, die sich fast nur durch die verschiedene -Blüthengrösse un- 
terscheiden, in Bezug auf das Wetter zu ihrer Blüthezeit zu un- 
tersuchen. D. passiflora blühe zu einer Zeit, wo die periodi- 
schen Regen in ihrem Heimathlande beginnen; sei Redners Be- 
hauptung stichhaltig, so müsste D. corymıbosa sich geringeren 


491 


Regens zur Blüthezeit erfreuen. — Jedehfalls liege hier ein kli- 
matisches Phänonien vor. das von Einfluss auf die Erzeugung 
von Rassen und Varietäten sein könne. 

Prof. Jessen erwähnt, dass nach Rochleder das Aufbrechen 
der Knospen mitunter bedingt sei (dureh cheinische Vorgänge in 
den Knospendecken. Maximowicz hält dies jedech für den von 
ik beschriebenen Fall nicht für zutreffend. 

3) Dr. Reess spricht „über einige neue oder wenig gekannte 
Rostpilze der Nadelhölzer.“ Auknüpfend an seine früheren Un- 
tersuchungen über den Fichtennadelrost , Chrysonmyza Abietis, 
theilt Reduer mit, dass ihm die Wiedererzeugung des Pilzes und 
der Krankheit durch Aussaat seiner Sporidien nunmehr wieder- 
holt gelungen. Obgleich somit die direete Fortpflanzung dieser 
Teleutosporenform constatirt ist, muss gleichwohl noch die Frage, 
ob nicht ein facultativer Generationswechsel für dieselbe vorhan- 
Jen sei, erledigt werden. Der Vortragende untersuchte in dieser 
Richtung Phelomitis strobilina, deren Entwickelung er kurz be- 
schreibt. dann ein neues. als Aecidium Conorum Abietis vorläufig 
bezeichnetes Aeeidium auf Fiehtenzapfen. Mangelnde Keimfahig- 
keit der Sporen machte einen Abschluss der biologischen Unter- 
suchung dieser Pilze unmöglich. Es wurden ausserdem noch Ae- 
eieimm abietinum A. und 8., Aec. «obtmnare, Peridermiem Po 
und abietinmm untersucht, dabei diejenige Eigentlümlichkeit der 
Sporenentwicklung bei den genmnten Aecidien (mit Ausnalune 
von Perid. Pinf) constatirt, welche bisher nur für die Roestzlien 
bekannt war. Diesen gemeinschaftlichen Charakter der erwähnten 
Formen glaubt Vortragender dahtı: interpretiren zu milissen, dass 
die letzteren in ähnlicher Weise als geschlossene Accidiumgrüppe 
Einem Teleutosporengenus angehören dürften, wie die Jioeste- 
lien deu Podisomen. Als die nächst zu herüeksichtigente Gat- 
tung wird dabei Coleosporinm genannt. — Vortragender verspricht 
weitere Untersuchungen und bittet die Versammelten um gele- 
gentliche Mittheilung einschlägigen Materials. 

4) Prof. Cohn spricht über die Einwirkung des Lichtes auf 
die Bildung von Stärke. sowie über dessen Beziehungen zu den 
Bewegungen der Schwärmsporen und Chlorophylikörner. Die 
Anwesenheit des Prof. Famintzin benutzend, bringt er vor- 
züglich die Differenzpunkte in seinen (des Redners; und Fanin- 
tzin’s Resultaten zur Sprache, um thunlichst eine Verständigung 
herbeizuführen. Zuerst ist er der Ansicht, dass Bildung und Ver- 
schwinden der Stärke, nämlich der Stärke in Körnerferm, nicht 


492 


unbedingt vom Lichte abhänge; bei Uludephera z. B. verschwin- 

den die Körner auch nach längerem Verweilen im Finstern nicht. 
Es sei nur die erste Erzeugung der Kohlenhydrate, die Assimi- 
lation, an’s Licht gebunden, nicht jedoch die späteren Metamiorpho- 
sen jener Stoffe. — Was die Bewegungen der Zoosporen beträfe, 
so sei der Einfluss des Lichtes auf dieselben unbestreitbar; doch 
sei das Licht nicht Ursache der Bewegung — diese selbst sei 
noch unbekannt —, sondern es bestimme nur die Richtung der 
Bewegung und verhalte sich hierin bald anziehend, bald abstos- 
send. Auch wirke es nur durch bestimmte Strahlen. Redner 
vermuthet, dass die Verschiedenheit seiner Resultate von denen 
Famintzin’s in der differenten Untersuehungsmethode ihren Grund 
habe; er bediene sich nicht, wie Famintzin, eines grössern Ge- 
fässes mit sporenhaltigem. Wasser, sondern eines einzelnen Tro- 
pfens, den er in einem besonders dazu construirten Apparate 
(Redner beschreibt denselben ausführlich) beobachte, — Endlich 
die Bewegungen der Chlorophylikörner von Mnium unter der 
Einwirkung von Licht und Dunkelheit, wie sie Fainintzin be- 
Schreibe, habe er nicht constatiren können; er habe die Körner 
vielmehr stets in Ruhe, bezw. bei Licht und Dunkelbeit in glei- 
cher Lage gefunden. 

Prof. Famintzin bedauert, dass die Kürze der für den Ge- 
genstand aufwendbaren Zeit nicht erlaube, die Richtigkeit seiner An- 
sichten. die er in allen Stücken aufrecht erhalte, darzuthun, und 
bittet Prof. Cohn, seine Einwände schriftlich zu wiederholen. 
Nur bezüglich der Chlorophylikörner von Miium bemerkt er, 
dass I’rof. Cohn die Bewegung vielleicht deswegen nicht gesehen 
habe, weil er die Blätter nicht bei hinlänglieher Feuchtigkeit un- 
tersucht ; sie bleibe nämlich allerdings aus, wenn das Object zu 
trocken werde, während sie unter Wasser vollkommen regelmäs- 
sig vor sich ginge, Fr führt an, dass auch Borodin dies be- 
obachtet habe. — Prof. Cohn gibt zu, dass der gedachte Um- 
stand sein negatives Resultat herbeigeführt haben könnte. — Dr. 
Frank führt einige Beobachtungen an, die Famintzin’s Er- 
gebnisse unterstützen. Auch erwähnt er, dass ein gewisses 
mittleres Alter der Organe für die Bewegungen der Chlorophyli- 
körner am günstigsten sei; mit zunehmendem Alter verlangsam- 
ten sich dieselben und würden endlich gar nicht mehr ausge- 
führt. Er habe übrigens die nämlichen Bewegungen auch an &tio- 
lirten Chlorophyli-, d. i. an blossen Protoplasmakörnern wahrge- 
nommen und halte somit dafür, dass die Erscheinung nicht dem 


493 


Chlorophyll als solchem, sondern dem Protoplasma. im Allgemei- 
nen eigen sei. — Prof. Braun endlich erwähnt, dass Dr. Kny 
in Berlin an Osmanda die gleichen Erscheinungen, wie Famin- 
tzin bei Alnium beobachtet habe; auch bei den Selaginellen, wo 
sich die Intensität des Grüns je nach Licht und Dunkelheit än- 
dere, möchte dies auf die gleiche Ursache zurickzuführen sein. 

5) Prof. Braun spricht über die Früchte von Celtis. Die 
verschiedenen Arten von Celtis, von denen Europa 1, Nordame- 
rika 8, Südamerika und Westindien 2, der Orient 3, Ostasien 2 
Australien 9, Nordafrika 1, Südafrika 1 besitzen, sind durch Blät- 
ter und Blüthen nur schwer zu unterscheiden. Zur Bestimmung 
eignet sich am besten der Stein der kirschenähnlichen Frucht, 
dessen Oberfläche ein verschiedenartiges Maschennetz zeigt. — Es 
ergibt sich nun nach des Redners Untersuchungen, dass die von 
Beust in Böhmen mit Süsswassereonchylien gefundenen und Uy- 
renella, von Heer Gregia genannten Körperchen, sowie die bei 
Steinhain mit Planorben und bei Hilgendorf mit Süsswasser- 
schnecken gesammelten, der Gattung Celfis angehören, wobei es 
allerdings dahin gestellt bleibt, ob sie mehreren Arten zugerechnet 
werden müssen und mit noch lebenden identisch sind. Diese 
Fruchtsteine bestehen durchaus aus kohlensaurem Kalk, wie auch 
bei lebenden Arten diese Substanz massenhaft in den Steinen 
vorhanden ist. Redner legt Proben solcher Fruchtsteine von le- 
benden und fossilen Arten vor. Er zeigt sodann noch einen Ra- 
sen von Leucobryum glaucum von ler Insel Usedom, der nach 
den verschiedenen Sprossgenerationen zu schliessen, ein Alter 
von mehr.als 30 Jahren besitzt. 

6) Der Vorsitzende Geh. Medieinalrath Göppert schildert in 
sehr eingehender Weise die von ihm untersuchten Urwaldreviere 
bei Johannisberg und Seitenberg in der Grafschaft Glatz und im 
böhmischen Walde. Im ersteren, in einer Höhe von 3000 Fuss, fin- 
den sich nur Roth- und Weisstannen, in letzterem auch viele 
Laubhölzer. Es kommen daselbst die merkwürdigsten und für 
den Urwald bezeichnendsten Formen, Entwicklungs- und Wachs- 
tlumserscheinungen der Baumwelt vor, die Redner an den zahl- 
reichen Abbildungen zu seiner Schrift „Skizzen zur Kenntiiss 
der Urwälder Schlesiens und Böhmens" (Dresden 1868) de- 
wenstrirt. 

7) Prof. Cohn zeigt und empfiehlt die „Pilanzenmodelle“ 
von kob. Bendel in Breslau, meist verschiedene Blüthenformen 


494 


in rergrössertem Masstabe darstellend, theilweise zum Auseinan- 
dernehmen; Preis per Stück 1 Rtblr. 

8) Dr. Eichler legt die Tafem zu seiner noch unedirten 
Monographie der brasilianischen Balanophoreen (für Martius Flora 
Brasiliensis) vor und schildert an der Hand derselben die inte- 
ressanteren Arten. 


Fünfte Sitzung, 
Donnerstag den 24. Sept., Vorm. 8 Uhr. 


Vorsitzender: Prof. Cohn. 

1) Prof. Braun spricht über die Geschlechtsorgane der Cha- 
rareen und empfiehlt die Befruchtungsvorgänge zur nähern Unter- 
suchung. Er bezeichnet hiefür die Nitellen als besonders geeig- 
net, da sich deren aunuelle Arten leicht in Glaspokalen cultiviren 
liessen. Etwas ausführlicher beschreibt Redner sodann die Sporen, 
deren Hülle, die dunkeln und weissen Fruchtkerne (welche letz- 
tere mit Stärkmehl gefüllt und wahrscheinlich aus unbefruchteten 
Archegonien hervorgegangen sind), sowie die Vertheilung der Kalk- 
ablagerungen. Bei Chara finden sich diese nur in der Rinde, nicht 
in den Krönchen der Spore, weshalb sich an fossilen Sporen die 
Krönchen auch nicht erhalten haben; bei Nizella fehlen sie durch- 
aus und man kennt demzufolge auch keine fossilen Sporen dieser 
Gattung. — Ferner beschreibt der Vortragende unter Vorlegung 
zahlreicher 'Demonstrationsexemplare die Bildung der Bulbillen 
bei den Characeen, inacht darauf aufmerksam. wie wichtig diese 
Organe für dıe Artbestimmung sind und empfichlt daher, beim 
Sammeln die untern Theile der Pflanze, an der sich hauptsächlich 
die Bulbillen finden, mehr als gewöhnlich geschieht zu beachten. 

Prof. Braun zeigt ferner Keimpflanzen der nordamerikani- 
schen Salız longifelia vor, die sich von der erwachsenen Pflanze 
durch tief fiederspaltige Blätter unterscheiden, und dadurch einen 
ganz fTremdartigen. an wewisse Cruciferen erinnernden Habitus 
zeigen. — Endlich legt derselbe einen seltenen Brandpilz, Usti- 
lago typhoides, auf Arundo Phragmites vor, den er vor Kurzem 
am Strande bei Heringsdorf gefunden hat. 

2) Dr. Bail macht folgende kürzere Mittheilungen: 

a. In lilzfäden, welche mit dem einen Ende in einem Was- 
sertropfen, mit dem andern ausserhalb desselben lagen, wurde eine 
Saftströmung beobachtet, welche sich an den Seitenzweigen vor- 
über nach dem ausserhalb des Wassers befindlichen Ende bewegte; 
wurde dies Ende ebenfalls befeuchtet, so trat eine Rückströmung 


495 


ein. Redner führt diese Bewegung auf die rein mechanische Ur- 
sache der Verdunstung zurfick. 

b. Im Innern des Pilzfadens bei Mucor, Empusa und Achlya 
bilden sich zuweilen ganz besondere abgeschlossene ‚Zellen, die 
zu einer aussergewöhnlichen Vegetationsweise bestimmt scheinen, 
wie ja Zellen der niedern Pflanzen unter Umständen von der re- 
gelmässigen Entwicklung abweichen. 

‘c. Redner hat bei einer aus einer Raupe hervorgewachsenen 
Eimpusa in auffällig plötzlicker Weise die Entstehung einer Zell- 
scheidewand wahrgenommen. 

d. Hat derselbe im vorigen Iahre bei Danzig an Populus tre- 
mula und P. alba Zwitterblüthen vorgefunden (von denen er 
eine Zeichnung vorlegt). 

Prof. Braun, Dr. Frank und Dr. Hampe bemerken, wie- 
derholt die nämliche Beobachtung gemacht zu haben, letzterer bei 
einen Pappelzweige, der in’s Wasser hing. 

3) Prof, Cohn berichtet, dass er einen Goldfisch mit Achlya 
inficirt und darauf beobachtet habe, wie der Fisch davon über- 
zogen und schliesslich getödtet wurde; sodann dass er Myxomycet- 
Amoeben zu gleicher Zeit mit wirklichen Amoeben im Wasser be- 
obachtet habe. 

4) Dr. Reichardt zeigt eine Abbildung des Hauses auf 
der Wollzeile in Wien, in welchem Carl Clusius von 1573 bis 
1587 gewohnt hat, theilt mit, dass (die zoologisch-botanische Ge- 
sellschaft zu Wien das Haus durch eine Denktafel habe auszeich- 
ne: lassen, und wünscht, dass dieses Beispiel anderwärts Nach- 
ahmung finde. 

5) Dr. Eichler beendet die in der vorhergegangenen Sitzung 
nicht ganz zum Schluss gebrachte Demonstration seiner Balano- 
phoreentafeln. 

6) Prof. Cohn führt endlich noch das Traube'sche Experi- 
ment aus, „Hervorbringung einer künstlichen Zelle.“ 


496 


Literatur. 


Das Pflanzenreich. Anleitung zur Kenntniss desselben 
nach dem Linne’schen System, unter Hinweisung auf das 
natürliche System. 9. wesentlich vermehrte und verbes- 
serte Auflage mit 613 Abbildungen im Texte. Breslau. 
Hirt 1868. 221 8. 


Allzemein anerkannt sind die Verdienste des leider im März 
des heurigen Jahres dahingeschiedenen Schulrathes Professor Dr. 
Wimmer in Breslan um die Wissenschaft des Pflanzenreiches. 
lis, ist das letzte Werk .aus seiner Hand, das wir unter obigem 
Titel bier besprechen. Wimmer, der auf dem Gebiete der sy- 
stematischen Botanik durch die „Weiden“ den Weg geebnet, 
sucht durch sein „Ptanzenreich" an der Hand trefflich gewählter 
Holzselmittbilder den Sinn für die Natur bei der Jugend zu 
wecken. Wie trefflieh ihm das gelang, beweist die 9. Auflage, 
die wir vor uns haben. In einer Einleitung wird kurz und guf 
‘der generelle Theil der Botanik behandelt. Im speciellen Theile, 
der den Hauptinhalt des Buches bildet, sind die einzelnen Arten 
in der Reihenfolge des Linn@’schen Systems nach Ihren betani- 
schen Merkmalen, ihrer chemischen, ökonomischen oder sonstigen 
allgemein interessirenden Bedeutsamkeit klar geschildert. Die 
Abbildungen beziehen sich nicht blos auf die unterscheidenden 
Charaktere der Blüthen, sondern suchen dem Schüler ein mög- 
lichst getreues Bild von dem Gesammthabitus der Pflanze ein- 
zuprägen. Die für die Nutzpflanzen schädlichen Insekten sind 
in dieser neuen Auflage und zwar vielfach mit Abbildungen, kurz 
erwähnt. Den Schluss des „Pflanzenreiches“ bildet, gleichfalls 
reich illustrirt, eine Uebersicht des ratürlichen Systems von End- 
licher, der Pflanzen-Paläontologie und Pflanzen-Geographie. 

Die Bemühungen des Verlegers, zur Ausbreitung naturwis- 
senschaftlicher Kenntnisse beizutragen, verdienen mit Rücksicht 
auf Ausstattung und Preis wie bei allen seinen Verlagsartikeln, 
so auch hier, unsere vollste Anerkennung. 

Dr. Singer. 


Redaeteur: Dr. Herrich-Schälfer. Druck der F. Neubauer'sehen Buch- 
druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. " 


FLORA. 


N 3%. 


Regensburg. Ausgegeben den 23. November. 1868. 


Inhalt. Literatur. — Verzeichniss der für die Sammlungen der ke. 
hoten. Gesellschaft eingegangenen Beiträge, 


Literatur. 


Plantae Tinneanae 


(Fortsetzung.) 


*47. Crossopteryx Kotschyana Fenzl in Nov. stirp. Decad. 
Mus. Vind. VI. 46. Hook. Nig. Fl. 381. Thoms. in Speke Sonrce 
ot the Nile, App. G. 636. (Urossopleryz febrifuga Afz) [PL.T. 32]. 
Tab. XV. A et B. 

Crescit in montium locis collucatis in provincia Aethiopum 
Beni-Schangul supra Fassoglu non procul a fontibus Tumad, qni 
in Nilum Caeruleum influit. Hie fruetus ferentem d. 19. lan. 
1837 repererat Kotschy (HCPV. n. 532); Boriani qui m. Febru- 
ario a. 1840 in urbe Chartum plantas in provincia Fassoglu col- 
lectas cum Kotschy plantis Cordofanensibus eommutavit, floren- 
tem invenerat in montibus prope Fassoglu m. Iulio (n. 145). In 
regionibus- prope Bahr-Ghasal flumen loco non accuratius indicato 
cum flore et fruetu legit 1863 de Heuglin. HCOPY. Exp. Tinn. 
n. 23. 

.* 48, Gardenia Tinmeae Kotschy et Heuglin in Bot. Zeit, 
(1865) n. 22. t. 8. [Pl. T. 34] Tab. XV. “ 

Flora 1868. 32 


498 


In silvis ad ripas fluminis Bahr-Dembo vel Kosanga dieti 
prope Bongo ad confinia Dar- Fertit inventa est, ab Alexandrina 
Tinne, Novembr. 1863. .: 

49. Gardenit Iutea Fres. im Mus, Senkenb. u (1837) 167. 
Hook. Nig. FE. 383;- Thoms: in Speke Sötrce of the Nile, App- 
G. 636. Schweinf. Beitr. z, Fl, Aeth. 136. [Pl. T. 35]. 


Compositae. 

50. Ethulia gracilis Delil. in Cent. d. pl. d’Afr. 44. t.3. f.5. 
DC. Prodr. V. 12. A. Rich. Tent. Fl. Abyss. 351. [Pl. T. 35]. 
(Ethulia conyzoides 1.) Steet2 in Peters Mossamb. 322. 

Planta ad Wau et Reg et in omnibus ab Nilo austrum ver- 
sus regionibus vulgaris per totum annum floret. Legit de Henglin. 


HOPV. Exp. Tim. n. 18 BE De 
*5l. Vernonia ambigua Kotschy et Peyritsch. [Pl. T. 35]. Tab. 
XV. B. % 


Caule herbaceo striato pilis patentibus canescente, foliis bre- 
vissime petiolatis lanceolato-oblongis acutis saepe. mucronato-ser- 
ratis scabridis utrimque punetis resinosis conspersis, eapitulis 
dichotome corymbosis peduncalatis, involucri"villosi squamis lan- 
ceolato-linearibus acuminatis mueronatis, inferiorun apieibus re- 
fexo-patentibus, floribus plurimis purpureis, achaeniis pentagonis 
ad angulos villosulis, pappo sordide albo biformi, serie externa 
paleacea, paleis exterioribus lanceolatis dentieulatis, setis interio- 
ribus paleis multo longioribus hirtellis rigidulis. 

[p. 36]. Crescit inter segetes Sorghi vulgaris ad Wau inter 
Bahr-Dembo et Bahr Djur flumiua 8° lat. bor. 25° long. Paris. 
ubi m. Febr. 1864 legit de Heuglin. HCPV. Exp. Tinn. n. 22. 

Herba, perennis? 2-—3-pedalis, ramosa, pilis longiusceulis arti- 
culatis patentibus eanescens, punctis resinosis’ conspersa. Caulis 
erectus superne dichotome corymbosus, subteres, Striatus, ramis 
apicem versus tomentellis. Folia alterna, brevissime petiolata, fere 
sessilia, inferiora lanceolato-oblonga, superiora ovato-lanceolata, 
omnia acuta basi rotundata, serrata, serraturis saepe mueronatis, 
penninervia, inferiora 2'/,—2 poll. longa, supra medium paulo la- 
tiora 7—5 lin. lata, superiora sensim minora usque "/,-polliearia 
vel breviora. Panicula terminalis, corymbosa, laxa, polycephala 
(30), ramis folio eaulino brevi suffultis plerumque tricephalis rarius 
subeineinnoideis. Capitula pedunculata pluriflora (40-50); pe- 
duneulus involueri longitudine, saepe etiam brevior totnentellus. 
Involueri hemisphaeriei squamae dense imbricatae, multiseriales, 


« 


499 


lanceolato-lineares, aeuminatae, mucronatae, pilis longiusculis 
lanuginosae, canescentes, apice glabriuseulae purpurascentes, api- 
eibus, imprimis inferiorum reflexo-patentibus, rigidulae, exteriores 
breviores et angustiores 1'3—2 lin. longae trinerves, interiores 
sensim longiores 5", hin. longae, 3, In. latae, quinquenerves, 
nervis viridulis. Receptaculum planum alveolatum, foveolis mar- 
sine laceratis. Flores purpurei, discoidei, tubulosi. Pappus ut 
in fructu. Corolla regularis, tubuloso-quinquefida, tres lin. longa, 
extrinsecus puberula, punetis resinosis conspersa;, eiusdem tubus 
inferne cylindricus superne infundibuliformiter dilatatus, quinque- 
vervius, nervis eorollae lobis alternis ad sinum bifidis, ramis in 
laeiniis marginalibus usque ad carum apices excurrentibus; laci- 
niae lanceolatae, acutinsculae, fere lineam longae, apice pilosulae, 
Stainina quinque; Klamenta nervis in corollae tubo ampliato in- 
serta; antherae basi bifidae apice in appendicem lanceolatam e 
tubo exsertam preduetae, cum appendicibus lmeam longae. Ova- 
rium inferum, quinquangulum, hirtellum, Stylus eylindrieus bifi- 
dus, ramis elongatis hispidulis, corollam paulum, excedentibus. 
Achaenium turbinatum, 1Y, lin. Jung., quinqueangulatum ad an- 
gulos villosulum, ceterum puuctis resinosis conspersum, pappo 
sordide albo paleaceo setifurmi eoronatum, Pappi paleae setas 
eingentes 19—20, biseriales, ';, lin. lungae, lanceolatae, acutae, 
dentieulatae, versus apices fimbriatim pilosac; setae 19-22 tres 
lin. lougae, hirtellae, rigidulae. 

Affinis Vernoniae Hochstetteri ©. H. Schultz Bip., quae dif- 
fert pubescentia rufescente, inflorescenlia ampliore densiore, pani- 
culae ramis gracilioribus, involucri squamis et pappo rufescenti- 
bus. Vernoniae species sechonis Lephrodes simili yuidem invo- 
luerum habent, sed habitw direrstssimae sun. 

=532. Vernonia prumila Kotschy et Peyritsch. [Pl T. 57]. Tab. 
XVIL A. 

Humilis, fulvo-tomentella. pimetis resinosis eonspersa, eaule 
basi squamato, foliis sessilibus lineari-kınceolatis denticnlatis, ea- 
pitulis 1—5 terminalibus peduncnlatis, peduneulo nudo vel squa- 
mato, involueri squamis ovato-oblougis durso tomentellis margine 
seariosis et purpureis, exterioribus saepe laxiusculis, mediis la- 
tioribus panduriformibus, summis oblongis, Horibus numerosis, 
achaenio 10-costato hirtello, pappo sordido setoso, setis interiori- 
bus mnlto longioribus apice complanatis hirtellis vigidulis. 

Planta humilis in loeis siceis et aridis inter saxa al Bungu 

32* 


500 


erescens ubi cum floribus vielaceis et albidis lecta est ab Heug- 
linio m. Dec. 1863. HCPV. Exp. Tinn. n. 19. 

Herba humilis, 2—3-pollicaris. Caulis basi squamatus, sim- 
plex aut eoryınboso-ramosus, 1—5-cephalus teres vix striatus, 
pubeseentia fulvo-tomentella obsitus, intermixtis punctis resinosis. 
Squamae ovato-oblongae, approximatae, tomentosae, sensim in 
folia canlina transeuntes. Folia caulina 3—5 lin. longa, sessilia, 
lanceolata, acuta, denticulata, utrımque tomentella, rigidula, su- 
periora sensim breviora laxiuscula squamiformia. Capitula homo- 
gama, discoidea, pedunculata, pedunculus (corymbi ramus) folio 
eaulino suffultus, nudus vel saepius squamatus,, superne paulo 
crassior fulvo-tomentosus; squamulae interdum sub involucro con- 
fertae, laxiusculae, in involueri squamas commutatae. Involuerum 
hemisphaerico-campanulatum 5 lin. altum. Squamae imbricafae, 
4—5-seriales, ovato-oblongae, obtusissimae, dorso fulvo-tomentel- 
lae, margine tenuiores glabriusculae purpureae; inferiores laxius- 
culae 2—2'/, lin. long, 1—1'/s lin. latae; mediae panduriformes, 
segmento inferiore maiore adpresso, sensim maiores, ovato-oblon- 
gae, superiores infra apicem vix contractae, summae oblongae 
414—5 lin. longae lineam eirciter latae, omnes intus superne 
viridulae ad marginem diaphanae exitu purpureae. Receptaculun 
planum alveolatum. Flores plurimi (80) violacei vel albicantes. 
Pappus ut in fructu. Corolla 6 lin. longa, tubulosa, quinquefida; 
einsdem tubus cylindricus, inferne angustissimus, punetis resinosis 
conspersus, superne aequaliter ampliatus, parte ampliata linea pau- 
tum longiore, quinquenervis, nervis corollae "Jaciniis alternis ante 
sinum bifidis, raınis in laciniis marginalibus usque ad apices ea- 
rum exeurrentibus; laciniae lineam longae, lanceolatae, oblongae. 
ecutiusculae, apieem versus punetis resinosis conspersae. Sta- 
mina 5, ampliato corollae tubo inserta, antherae e tubo exsertae 
i '% lin. longae. Ovarium inferum, dense hirtellum, decemcos- 
tatum. Stylus cylindricus, bifidus, in suprema parte aeque ut 
rami hispidulus, ramis elongatis e corolla longe exsertis. Achae- 
nium 2 lin. long., prismaticum, decemcostatum, imprimis ad co- 
stas hispidulum. Pappus setosus; setae multiseriales, exteriores 
tenuissimae inaequales, brevissimae, '/,—'/s lin. Jongae, interiores 
4 lin longae, apicem versus paulo latiores, hirtellae apice pube- 
rulae, omnes rigidae sordide albae. 

Nulli einsdem generis speciei archius affinis, involneri squa- 
mis latiuseulis panduriformibus inter sertiones Ascaricida et De- 
caneuron dictas fluchual. 


501 


53. Blumea Perrotietiana DC. Prodr. V. 443. n. 63. Hook. 
Nig. Fl. 432. [Pl. T. 38]. 

Speciei huius polymorphae exempla Heugliniana quoad folia 
cum Blumea oxyodonta a Kotschy in montibus Fassoglu leeta et 
a cl. C. H. Sehultz Bip. determinata congruunt, racemo vero spi- 
eiformi pleiocephalo subfolioso ad Blumeam solidaginoidem ineli- 
nant, sed floribus 8 vel 10 masenlis et corolla 1'/s—2 lin. Ionga 
discrepant, 

In arvis cultis prope Wau crescens, lecta est m. Jan. et Febr. 
1864. HCPV. Exp. Tinn. n. 21. 22. 

54. Varthemia Kotschyi G. H. Schultz Bip. mse. — Inulaster 
Kotschyi C. H. Schultz in Kotschyi Iter Nub. n. 108. Schweinf. 
Beitr. z. Fl. Aeth. 161. [Pl. T. 38]. 

Creseit ad Wau in campis Djur Aethiopum 8° gr. bor. lat. 
25° long. Paris. Lecta est m. Januario 1864. HCPV. Exp. Tinn. 
n. 17. 


Salvadoreae. 

55. Salvadora persicaL. Sp. 178. Delile Fl. Aeg. 54. n. 189. 
Wight Ie. pl. Ind. or. IV. t. 1621. Schnitzl. Ic. t. 17*% Thoms. 
in Speke Source of the Nile, App. G. 645. Schweinf, Pl. Nil. 33, 
Beitrag z. Fl. Aeth. 163. [Pl. T. 38]. 

Crescit ad ripas Nili et Bahr-Ghasal. HCPV. Exp. Tinn. 
n. 76.4. 


Nyctagineae. 

*56. Boerkauviu pentandra Kotschy et Peyritsch. [Pl. T. 38]. 
Tab. XVII. 

Suffrutex, foliis petiolatis ovalibus rotundatis aut ovatis basi 
fere truncatis in petiolum brevissime attenuatis apiee obtusis vel 
subacutis interdum emarginatis utrimque puberulis, umbellis 
2—6-foris longiuscule pedunculatis, Auribus breviter pedicellatis 
ulira semipollicaribus, staminibus quinque exsertis. 

In finibus Aethiopum Req ad Bahr Ghasal, forentem de- 
cerpsit Alexandrina inne m. Febr. 1863. HCPV. Exp. Tinn, 
n. 16. 

Suffructex diffuse ramosus. Caules subdichotomi, reeti, elongati, 
teretinsculi vel subtetragoni, striati, puberuli. Rami ramulique 
ad foliorum insertionen nodosi, saepe suleo lungitudinali pereursi, 
rami internodiis 2—3-pollicaribus foliis maioribus praediti, ramuli 
graciliores subteretes, isternodiis 2—1-pollicaribus. Folia oppo- 


50% 


sita, petiolata 2—"% poll. longa, 1'% poll.—4 lin. lata, late ovalia 
rotundata aut ovata basi subtruncata in petiolam 5—1 lin long. 
plerumque brevissime attenuata, rarissime in petiolum longius 
produeta, apice [p. 39] rotundata vel obtusa apiculata, apieulu 
brevi acuto submucronato, vel subacuta rarius emarginata, repanda; 
imprimis subtus ıngosula, ad basin 3—5-nervia, nervo medio 
validiore, nervis secundarlis, exceptis duobus infimis oppesitis, 
alternis 2—4. Umbellae 5—2-Horae axillares et terminales, pe- 
dunculatae, pedunculo 2?/a—1 poll. long. tereti ramulorum eras- 
sitie, basi artieulato cum pedicellis puberulo, pedicellis persisten- 
tibus, floriferis 1 lin. longis post authesin 3 lin. longis. Bractent 
caducae (non visae). Perigonium infundibuliforme supra parte 
inferiorem persistentem constrietum et angustatum, in Jimbum 
sensim ampliatum 8 lin. long., toseum, breviter pilosum , extus 
pilis adpressis sparsis lineolato-notatüm, eiusdem pars inferior 
eylindriea 2 lin long., 10-costata, ad costas nonnullis maculis ob- 
longis vel punctis elevatis pieto-nigrescens; limbus apertus, quin- 
queplicatus breviter 5-lobus, diametro 4—5 linearum, lobis 'emar- 
ginatis vel bilobis, striis aut plieis quinque in tubum decurrenti- 
bus viridibus subuninervibus, nervis sceundariis 6—8, limbum 
parallele pereurrentibus, prope striam in anastomoses eidem pa- 
rallelas consociatis. Stamina 5, .exserta 8—9 lin. longa; fila- 
menta tenuissima, paulum inacqualia. Dasi in vaginam ovarii 
stipiten ineludentem ';, Jin. longanı connata; Autlerse "/, In. 
longae bilvenlares, loculis rotundatis. Ovariuın stipitatun avoideo- 
oblonzum, uniloeulare, vvulo unico erecto anatropo. Stylus 9--1W 
lin. longus, tenuissimus. Stigma capitatum. Fruectus .... 

Proxima Boerhauviue grandiflorue A. Lich. et Doerhauitue 
dichotomae Vahl, sed floribus multo maioribus et stuminibes con- 
stanter quiugte diversa. 


Daphnoideae, 

"57. Lasiosiphon affinis Kotschy et Peyritseh. [Pl. L. 391. 
Tab. XIX B. 

Suffrutex. caulibus simplicibus strietis. folis oblungo-laneeo- 
Iıtiz nolliter pubeseentibus, enpitulis pedunenlatis, imvelucro 
10—12-pbyllo eapitulum aequante, squamis perigonii lobis qua- 
deuplo nıinoribus. 

Crescit in aridis regionibns silvatieis prope Bongo in con- 
finia provinckwem Dembo et Djur, 80 bor. lat. 28° long. Par. 
Speeimen jectum m. Decenb. 1863. HCPV. Exp. Tinn. n. 75. 


503 


Suffrutex caulibus 5-—-10-polliearibus, simplicibus, erectis, an- 
gulatis, subherbaceis, basi lignosis squamigeris, apice monoce- 
phalis,. fulvo- -pubescentibus subtomentosis. Folia infina squa- 
maeformia 1—2 lin. longa, lineari-lanceolata, exsiccata fusca; 
vaulina inferiora 3 lin.—’Aa poll. longa, media pollicaria, supe- 
riora interdum minora, omnia sparsa 2 lin. — Yı poll. dissita bre- 
vissime petiolata oblongo-lanccolata, 2—4 lin. lata, utrimque 
acuta vel apice rotundata, apienlata, integerrimag, rigidula, utrim- 
que molliter pubescentia subtus pallidiora, nervo medio eum la- 
teralibus utrimque paulum prominente, lateralibns 4—6, subpa- 
rallelis oppositis vel alternis versus [p. 40] marginenm anastomo- 
santibus; floralia a caulinis remota eapitulum involuerantia de- 
mum deeidua. Capitulum terminale hemisphaericum, diametro 
eireiter novem lin., peduneulatum, pedunculo I—8-pollieari, invo- 
Iueratum, foliis involucrantibus 10—12, subimbrieatis, fere bise- 
rialibus, 5—6 lin. longis, 2—3 lin. latis, capitulum aequantibus e 
basi ovato lanceolatis, acutis, uninervibus, ceterum foliis caulinis 
similibus.. Receptaculunm convexum, areolatum, inter areulas vil- 
losum. Flores plurimi, sewipollicares, intense Havi. Perigonium 
hypocrateriforme, extiinsecus alpresse sericeo-villosun ; eiusden 
tubus eyliudricus 5 lin. long., basi cylindrieo-inerassatus villosis- 
simmus, villis densissimis albis nitidis fere tres lineas longis, de- 
wmum 2 Tin. supra basin cireumseissus ; Iimbi patentissimi laciniae 
quinque, 1Yı lin. longae, ovale obtusissimae. Syuamulae quinque 
perigonii laciniis alternae. summae fauci insertae, exsertae vix 
'% Jin. longae, basi ovatac, truncatae, plus minus emarginatae, 
imargine truncato subcalloso Stamina 10 biserialia, quinque su- 
perivra perigonii lacinii> opposita, fauci Inserta, apieibus exserta, 
yuingne inferiora a superioribus lineam remota, filamentis bru- 
vissimis filiformibus, antheris dorso supra basin aftixis oblongis 
®/, lin. longis. Ovarium perigonii tubo villosissimo persistente 
inelusum, ‚villosum, villis erectis adscendentibus, uniloeulare, 
ovulo unico anatropo, ex apice loeuli pendulo. Stylus sublate- 
ralis. Stigma eapitatum. Fructus.... 

Proximus quidem I. Krausii Meissn., sed glandulıs multo 
brevioribns et capitulo minore differt. 


Euphorbiaccae. 


*=58. Euphorbia bunyensis Kutschy et Peyritsch [Pl. T. 40). 
Tab. XIX. A. 


504 

Fruticulosa , foliis omnibus alternis brevissime petiolatis 
iimeari-lanceolatis vel Hinearibus acutis, stipulis glanduliformibus 
obsoletis, capitulo terminali, glandulis 5 bilabiatis fere patellifor- 
mibus breviter stipitatis, bracteolis inter flores masculos plumosis 
simplieibus vel partitis, eapsula breviter stipitata, seminibus le- 
vibus. 

- In regionibus sylvatieis ad ripas fuminis Djur qui in Bahr- 
Ghasal illabitur, erescens, lecta est apud Bongo m. Dec. 1863. 
HCPV, Exp. Tinn. n. 53. 

Frutieulus semipedalis et ultra. Rami simplices vel ramosi, 
pennae corvinae crassifiad, apice mono — oligocephali, viridi- 
flavescentes subglabri, ramuli pilis brevibus patentissimis” pube- 
ruli, gemmae supremae inferioribus magis evolutae. Folia sparsa, 
interstitiis inaequilongis 12—2 lin. longis dissita, Y—1’/,-polli- 
caria, 1—2 Iin! 'lata, petiolata, petiolo */,—1 lin. longo puberulo, 
linearia vel lineari- lanceolata, basi aequalia et obtusa, apice 
acuta, nervo medio exeurrente "mueronnlata, rarius evidenter mu- 
cronata, margine revoluta, integerrima, supra glabra, nitida, satu- 
rate viridia, ad nervum medium et lateralia pallidiora, subtus di- 
lute viridia violascentia, [p. 41] nervo medio prominente, latera- 
libus 10—15 angulo aeuto vel reeto a medio divergentibus. Sti- 
pulae (sub lente) minimae glanduliformes rubieundae. Capitulum 
terminale plerumque solitarium, pisi magnitudine, rarius uno al- 
terove ex foliorum axillis supremis orto, minus evölıto, ranrulum 
brevissimum terminante associato. Involucrum depresse urceu- 
latum, quinquelobulatam, quinque-glandulosun, extrinsecus vires- 
eens, intus favidum; lobuli rotundati, fimbriati, subcolorati, fim- 
hriis eiliolatis; -glandulae involueri lobis alternae, breviter stipi- 
tatae, limbo obliquo bilabiato fere patelliformi, labio superiore 
brevissimo emarginato, inferiore 1 lin. longo °/, lin. lato producto, 
undulato suborbienlari. Braeteolae inter flores masculos simpli- 
ces bifidae vel nonnullae plus minus connatae, quasi inaequaliter 
palmatisectae, plumosulae. Flores maseuli; stamıina plurima; fila- 
mentis supra medium artieulatis, artieulo inferiore piloso per- 
sistente post anthesin parum elongato involucri longifudine, supe- 
riore pudo; antheris luteis didymis, bilocularibus, Iongitudinaliter 
dehiseentibus. Pistillum brevissime stipitatum, stipite piloso, in- 
voluero triplo breviore, post anthesin parum exereseente; ova- 
rium ovoideo- oblongum, dense pilosum, pilis adscendentibus tri- 
loculare, loeulis uniovulatis, ovulis ex angulo centrali sus- 
pensis; styli tres simplices, pilosi, suberecti, coniei, Ovario aequi- 


506 


longi, superne papillosi. Schizocarpium, breviter stipitatun, sti- 
pite vix involucri longitudine, in cocca tria intus aperta secedens, 
coceis 2'/, lin. longis ad extremun bivalvibus, valvis oblique tri- 
angulis extrinsecus puberulis duris. Semen (inancum) testa 
einereo-fusca laevi obteetum. 

Sectionis dubiae. Folia omnia sparsa. Stipulae obsoletae. 
Cymae termimales. Glandulae bilabiatae fere patelliformes. ) 


Moreae. 

Ex conpluribus Ficuum speciebus gummi elastieum provenit. 
Quarum una fruticosa radices adventitias emittens, iisque ubique 
se applicans, quam celeberrime procrescere videtur. Haud raro 
fit, ut eiusmodi Fieus suis radieibus vieinas arbores imprimis 
Palmas Deleb dictas (Borassus Aethiopum) ascendat truncosque 
tamquaın rete induat.. Ubi nutrix arbor ad medium truncum tali 
rete eircumplicata est, tandem infausto radicum frutieis parasitici 
amplexu, enecatur. 


Monocotyledones. 


Palmae. 

Elais g guineensis L. Mant. 137. Schum. et Thonn. Besk. Pl. 
Guin. TI. 213. Mart. Hist. Palm. 62. t. 54. 56. Kunth En. Ill 
279. Hook. Nig. Fl. 526. Kirk in Journ. of Linn. Soc. IX. 
(1868) 231. [Pl. T. 42]. 

Crescit in regno Dinka ad Nilum Album teste Heuglinio e 
fructibus oleum dulce ab incolis paratur. 

Calamus secundiflorus Pal. Beauv. Fl. d’Oware et Benin 1. 
15. t. 9. 10. Mart. Hist. Palm. 341. Kunth. En. IIL 213. [Pl. 
T. 42). 

Ex finibus Aethiopum Njamanjam, qui inde a Djur Aethiopi- 
bus aequatorem versus incolunt, fructus attulerunt expeditionis 
Tinneanae socii. 


1) Sectio XIII. Bongium Boiss. in DC. Prodr. 


FE 


Aroideae. 


59. Culeasia seandens Pal. Beauv. Fl. d’Oware et: Benin I. 
4.1. 3. Schott Prodr. Aroid, 218. Kunth En. II. 46. Hock: 
Nig. Fi. 527. [PL T. 42]. 

Leeta ad Bongo non procul a fiumine Bahr-Ghasal m. Dec. 
1863. HCPV. Exp. Tinn. n. 11. 

*60. Stylockiton lancifolius Kotschy et Peyritsch. [Pl. T. 42], 
Tab. XX. 

Foliis oblongis subellipticis breviter acuminatis aeutis, spa- 
thae lanina tubo subaequilonga aut longiore, ovariis crectis augulo 
interno basi connatis, staminum filamentis antheris aequalibus aut 
pänlo longioribus, ovulis plurimis hemianatropis. 

Creseit in Asthiopiae regionibus nilotieis ad flumen Bahr- 
Ghasal; eiusque affluentias, florifer prope Dembo decerptus est 
sub finem anni 1863, HÜPY. Exp. Tinn. n. 10. 

Rhizoma . .... Folia omnia radicalia, petiolata, integerrina; 
petiolus 1—2- pollicaris, suprä cänaliculktus basi vaginis einctus, 
vaginis hypgaeis, 1’4—2-pollicaribus, albidis, purpureo-punctulatis 
et striolatis, margine meinbranaceis; lamina 3—4 poll longa, 1—1'/: 
poll. lata, lanceolato-elliptica, basi obtusa ve) rotundata, apice 
breviter acuminata, geuta, »igaequilatera, sauterdum uno Jatere 
basi plus minus abortiva, supra laete ‚viridis subtus pallidior, [p- 
43.] nervo medio valde prominente, secundariis utrimque d—5, 4 
basi usqüe ad dimidium nervi medii oriundis ‚simplieibus, paulum 
incuryis, adscendentibus margine fere parallelis, usque ad’apicem 
laminae exeurrentibus,'nervulis plurimis obliquis. Scapus radi- 
calis '»—®/, poll. longus squamis cinetus, in spadicem spatha in- 
volucratum desinens. . Squame pollicares, ovales, albidae, in acu- 
men viride productae, striatae purpureo-punctulatae et striolatae 
membranaceae. Spatha basi tubulosa, tubo 8-9 lin. longo sub- 
membranaceo, lamina %/,—1’/, poll. longa acuminata acuta ner- 
vosa viridi. Spadix 1—"/.-polliearis, eylindricus, inrerrupte anr 
drogynus. Flores feminei: ovaria quinque, cireum axem pogsita, 
verticillata, erecta, 2 lin. longa, in stylos attenuata, angulo interno 
cum spadice basibus connata, singula quaeque cupula urceolata hi- 
neam longa intus breviore apice lobulata laxe cincta uniloeularia, 
multiovulata ovulis angulo interno placentae parietali eum funi- 
culo filiformi affıxis, ascendentibus, hemianatropis ; ‚styli e,cupula 
exserti lincam longi, eylindrici; stigmata hemisphaerica. Flores 
masculi inferiores remotiusculi, medii et summi valde approxi- 
mati; urceolus perigonoideus minutus, stamina et ovarii rudimen- 


50% 


tum muniens, Stamina.3—-5,. filamentis filiformibus %,—t lin. 
longis, antheris ',—%/, lin longis tetragonis bilveulartbus , latere 
longitudinaliter debisceutibus. : 


Species distincia inter St; vlochtonem i Aypogaeum et St. nalalen- 
sem collocanda. 


Pistiaceae. 

‚61. Pistia ‚Stratiates, L. rn. Zeyl. 152. n. 322. Delil Fl. eg. 
68. n. 630. Kunth. En. IH. 8. Hook. Nig. Fl. 597. 'homs. in 
Speke Spurce of the Nile, App. G. 651. Bot. Mag. t. 4564. [Pl. 
T. 43]. . 

In Bahr-Ghasal flumine ereberrima una cum Cypero Colym- 
bete, Herminiera Elaphroxylon, Nyinphaeis aliisque plantis insu- 
las natantes eifieit HCPV, Exp. Tina, n. 9. 


u Örchideae. 

62, Euloplia Yuineensis Lindiey in Bot. Beg. t. 686. fPI. 
T. 43|. 

- Grescit in silvis prope Bongo inter Bahr-Dembo et Bahr- 
Djur tlumina; Horifera lecta est m. Decembri 1863. HUPV. Exp. 
Tinn. n. 15. 

63: Eitlophia gwineensis Liudl. var. purpurata Beichb. fil. in 
Kotsehy Pl. Bind. 3. [Pl. T. 44]. 

Crescit ad Dembo in vicinia Auminis Djur, in Bahr-Glasal 
incidentis. nbi florentem vidit de Heuglin. 

*64. Lissochilus arenarins Lind. in West-Afric. trop. Orchid. 
Proceed. of Linn. Soc. (1862) 153. fPl. T. 44]. 

Foliis e basi ligulata oblongis aenminatis, pedunenlo yix tri- 
pedali, apice paucifloro. bracteis triangulo-acuminatis, sepalis tri- 
angulis acuminatis reilexis, tepalis oblongis ohtuse acutis, Jabello 
trilobo, lobis lateralibus semiovatis, lobo antico erenato dilatato 
retuso utrimque obtusangulo, callo utrimque bilobo in disco inter 
lobos laterales, anfepositis callis 'granulosis quibusdam, anthera 
vertice bi-papulosa. — (Reichenbach fl) — 


1) In der ersten Ausgabe ist diese Pllunze als Pästia africana Pres! 
Epimel. bot. 240 angeführt und ist der. Besimmung folgende Note beigefügt: 

Specimen unicum Pistiae natalensis Klotssch (in herb. caes. palat. 
Vindob.) a cl. Krauss ad Port Natal lectum et a cl. Klotasch determina- 
tum, fere omnino, praecipue foliorum forma, eum spectminibns in flumine 
Bohw-GChasal crescentians congruit ed siz a Pistis africana Presldiwersum. 


508 

Creseit ad Wau et Dembo; florentem delineavit et in sieco 
attulit Aprili 1864 de Heuglin. HCPV. Exp. Tinn. ». 13. 

* 65. Lissochilus purpuratus Lindl. in West-Afric. trop. Orchid. 
Proceed. of Linn. Soc. (1862) 133. [Pl. T. 44). 

Foliis hysteranthiis, pedunculo bipedali basi bivaginato, bra- 
cteis lanceolato-setaceis ovaria pedicellata prope aequantibus, Se- 
palis ligulatis acutis, tepalis paulo latioribus semioblongis, laeinia 
media oblonga obtusiuscula partim undulata, carinis ternis crenu- 
latis e callo basilari ortis, lateralibus utrimque ramosis. — (Rei- 
chenbach fil.) — . 

Creseit prope Dembo ad ripam sinistram fluminis Bahr-Djur, 
qui in Bahr-Ghasal influit. HCPV. Exp. Tinn. n. 12. 


Amaryllideae. 

* 66. Crinum Tünmeae Kotschy et Peyritsch [Pl. T. 44]. Tab. 
XXL 

Scapo semipedali eompresso, spatha bivalvi 1'/ poll. longa, 
foliolis ovato-oblongis obtusis, floribus intense roseis 12—30 um- 
bellatis pedicellatis, perigonii tubo tripollicari, laciniis bipollica- 
ribus vix 2 lin. latis infundibuliformiter divergentibus apice pa- 
tentibus aut reflexis, staminibufs laeiniis brevioribus, ovario ovato- 
oblongo superne angustato, loculis multiovulatis. 

Specimina ab Alexandrina Tinne in ripa Bahr-Ghasal de- 
cerpta et cum Hydrolea aliisque floribus in fasciculum conserta, 
servantur in HCPV. Exp. Tinn n. 7 a. — In Cordofan 
prope Obeid ad vieum Sophia sub umbra Adansoniarum formo- 
sam hanc plantam florentem sine foliis Kotschy legerat d. 23. 
Maii 1837. (HCPV. n. 392). — Reverend. Prov. Knoblecher e 
Gondokoro in hortum missionis Chartum transtulit. 

Bulbus .... Folia . .. Scapus ereetus ultra semipedalis, conı- 
pressus, viridis. Spatha” diphylia, virescens, foliolis erecetis, bi- 
pollicaribus, basi pollicem latis ovato-oblongis, obtusis, striatis, 
marcescentibus, exterior interioris marginem duas lineas late ob- 
tegens.. Flores plurimi (12-50) umbellati intense rosei, pedi- 
cellis 1—2 pollicem longis, bracteis ramentaceis 1—2 poll. lon- 
gis "/ lin. latis uninervibus intermixtis. Perigonium tubulosum, 
limbo infundibiliformi sexpartito; eiusdem tubus elongatus, cylin- 
drieus 2'/—3 poll. longus; laeiniae apice patente vel reflexae 
lanceolato-lineares, [p. 45] obtusiusculae cireiter bipollicares 1% —2 
lin. latae, quarum exteriores interioribus angustiores 7—9-nerves,- 
nervis parallelis, ;hine inde .nervalis anastomosantibus. ' Stamina. 


509 


sex summo perigonii tubo 1—17/,-pollicari, inserta, filamentis fili- 
formibus erecto-patentibus apice vix declinatis, antheris 4 lin. 
longis, oblongis dorso infra medium affıxis, versatilibus, biloeula- 
zibus, longitudinaliter dehiscentibus. Ovarium inferum 8 lin. 
longum, ovato-oblongum, superne angustatum, parte angustata cy- 
lindrica 1—2 lin. longa, septis tıibus medio obliteratis spurie 
sexloculare. Ovula plurima, in angulo centrali cuiusvis loculi bi- 
serialia, borizontalia, anatropa. Stylus 4°/, lin. longus, filiformis, 
apicem versus paulum clavatus, deelinatus; stigma obsolete tri- 
lobum. 

Cum speeimina sine brlbo et foliis sint, huius speciei in hono- 
rem Alexandrinae Tinne wielae affinitas dubio obnomia est. 

67. Haemanthus multiflorus Martyn et Nodder Monogr. eum 
icon. Willd. Sp. pl. IL. 25. Kunth En. V, 587. Bot. Mag. t. 961 
et 1995. [Pl. T. 45]. 

Per regiones interioris Afrieae nilotieas a Fassoglu et Schil- 
Ink usque ad Gondokoro obvium, prope origines Bahr-Ghasal apud 
Meschra-Req m. Aprili 1863 peregrinatores decerpserunt. HCPV. 
Exp. Tinn. n. 8. 

Kunth En. V. 5887. huius speciei pedicellos non articulatos 
esse diceit at in speciminibus nilotieis, quae vidimus, pedicelli arti- 
culati sunt, inlermixtis non articulutis, articnlationesque nodosae 
vel in medio pedicellorum vel supra medium interdum eliam paulo 
supra basın exstant. 


Hypoxideae. 

*68, Curenligo firma Kotschy et Peyritsch [Pl. T. 45]. ' 
XXI B. 

Acaulis, foliis conduplicatis, exterioribus lanceolato-subulatis, 
interioribus linearibus, nervosis Haeeido-pilosis, floribus radieali- 
bus extus longiuscule pilosis, perigonii tubo longissimo, laciniis 
oblongis acntiuseulis vel obtusis duplo fere quam stamina lon- 
gioribus, 

Huius speciei, quae unica in Africa cis aequatorem provenit, 
exemplar lectum est apud Dembo 8° gradu lat. sept. nı. Aprili 
1863, HCPV. Exp, Tinn. n. 7. 

‘ Herba humilis acaulis, vix spithamea. Rhizoma perpendicu- 
lare, carnosum, pollicem longum, digiti minimi fere cerassitie, ra- 
dices plures adventitias earnosas, subfusiformes apice aliquantum 
inerassatas emittens. Folia omnia basilaria conduplicata, lanceo- 
lato-subulata vel ensiformia, rigida, acuta, fere etiam pungentia, 


540 

multinetvia, 'exteriora breviora; 1'/,—2-pollicaria, basi 2 lin. lata, 
margine tentiter membränacea, ad nervos et-marginen flaecido- 
villosula; interiora usque 5-pollicaria, margineet ad nervos sparse 
longiuseule pilosa, Flores radicäles sessiles. Perigonium viride 
flavescens extriusecus fp. 46] flaecido-villosulum ; eiusdem tubus 
eum stylo eonnatus longissimus, 2—3 poll. Iongus: laeiniae sex 
lanceolato-oblongae, 6—9 lin. longxe. 1'/s—1'/, lin. latae, obtusae 
vel aentiusculae, multinerves, nervis 13 parallelis simplieibus. 
Stamina 6, quattuor lim. longa, Hlamentis filifformibus; antheris 
filamenti longitudine, oblongo-linearibus, basi fere ad medinm bi- 
fidis, dorso supra basin bifidam affixis, biloceularibus, intus longi- 
tudinaliter dehiseentibus. Ovarium .. . Styli pars libera anthe- 
rarım longitudine, filiformis; stigma fere capitatum trilobum. 
Affinis C. brevifoliae Ait., quae cum: alüis notis, tum foliis 
mulfo latioribus et brevioribus discrepal. 


‚Liliaceae. 


+69.. Chlorophytun sp.2.[Pl. T.. 46]. Tab. xIu. B. 

Herba glaberrima. Folia ..... Seapus 7—12 poll. longus, inter- 
nodiis 2—1-pollicaribus squamatus, squamis tenuiter inembrana- 
eis nervosis decoloratis, inferieribus caulem fere ‚amplexantibus 
%,-pollicaribus, superioribus sensim brevioribus usque lineam lon- 
gis. Flores racemosi, gemini vel terni, bracteis membranaceis 
ainutis suffulti, pedicellati, pericellis medio artieulatis. Perigo- 
nium corollinum, hexaphylium, foliolis 2"/, lin. longis (conniven- 
tibus ?) tenuissime membranaceis, oblongis, acutis meıio triner- 
vibus, nervis viridibus. Stamina 6, perigonii foliolis parum bre- 
viora, filamentis acqualibus filiformibus glabris, antheris oblongo- 
linearibus, filamenti longitudine. Ovarium 'triloculare, .ovulis in 
loculis 12 biserialibus , anatropis. Stylus rectus. Stigma sub- 
rotundum papillosum. 

Creseit in ünibux Aethiopum Djur prope Bongeo 8°. gr. sept. 
lat. specimen lectum m. Dec. 1863. HCPV. Exp. Tinn. n. 5. 

Uonsociundum esse vridelur Chlorophyto parviflero Hochst., 
quod cum nobis coram Uhlorophyto parvifloro Dalzellii potius 
Chl. abyssinicum dicendum esse videlur, mox describemus.. 

* Chlorophytum abyssinieum Kotschy et Peyritseh [Pl. T. 46]. 

Radices adventitine fascieulatae, fusiftormes. Folia lincaria 
aeuminata scapo multo longiora. Seapus radiealis, ‚graeilis, squa- 
mis lanceolatis, acuminatis, membranaceis, floribus brevioribus 
obsitus. Flores gemini vel terni racemosi, pedicellati, pedicelli 


544 
floriferi patentes, fructiferi patentissimi aut subnutantes, 2—4 lin. 
longi, artieulatx articwup Auperiöre: longibrs Perigonii foliola 
erecta, eonniventia 1’, lin. longa, obtusa, inedio trinervia, viri- 
dia, mareine lato diaphana. Stamina perigonio breviora. Stylus 
ovario brevior. Capsula 4 lin. longa truncata. 

Exstat in Abyssiniae regione Agow in montibus prope Garr- 
sarfa, 3500 pedes supra mare. Floridum legit m. Aug. W.Schim- 
per n. 2231. 

Similkimum est Chlorophylum parviflorum Dalsell Herb. Ind: 
or. Hook. fil. et Thomson nisi quod radieibus fasciculalis in di- 
nHdio rolundato-tuberosis, rapsula apice profunde emarginata tri- 
loba aliisque uolis differt. 

* Dracaena Ombet Kotschy et Peyritsch [Pl. T. 47), Vide 
imaginem in capite praefätionis Tinneanae. 

Truncus 7—8-pedalis, bis dichotome ramosus, ramis erassis 
brevibus- plus minusve horizontalibus, interdum denuo bifureis, 
apice foliorum fasciculo superbo coronatis; cortice laevi foliorun 
vaginis destituto dilute fusco, ‚speciminum adultorum longitudina- 
liter et transverse rimoso, invenilium laeviore et pallidiore. Sue- 
trunco inciso non enıanat,. - Folia in apice ramulorum conferta, 
11, —1°/, - pedalia, ensiformia, obtusa, apice fere triquetra, supra 
viX Cavalieulata, subtus convexa, erassiuscula. Inflorescentia tri- 
pedalis; pedunculo -patentissimo vel apice declinato; pedicellis 
fructiferis pluripollicaribus, racematim vel paniculatm dispositis, 
laxis.. Flores -verrosimiliter lutei. Fructus flavescentes edules; 

- Arbor haec, arabice ‚„Ombet“, i. e. mater domus dicta, non- 
aisi Heuglinii delineatione et deseriplione cognila est, 

Crescit in littore oceidentali maris erythraei prope Nubarun 
urbem Sanakin: crebro etiam provenit in montibus Anguab a 
Sanakin ad oceasum sitis, in jugis et elivis 2500-4000 pedes 
supra mare editis, imprimis in saxorum graniticorum fissuris ra- 
dices agens, consociataque est Euphorbiae polyacanthae, Bucero- 
siae Russelianae, Scopoliae muticae, Euphorbiae abyssinieae, Zy- 
gophylio albo, Cisso digitato. 


(Schluss folgt.) 


612 


der 


112. 


213, 
114 
115. 
116. 
7, 


118. 


119, 
1%. 
121, 
122, 


123. 
124. 


Verzeiehniss 
für die Sammlungen der kgl. botanischen Gesellschaft ein- 
gegangenen Beiträge. 


Der Gartenfreund. Mittheilungen aus allen Fächern des Garten 
baues. Herausgeg. von der k. k. Gartenbaugesellschaft in Wien. 
Nr. 14. 

Guyon: Indieation de quelgues travaux se rattach. a hist. nat. de. 
Paris 1868. . 
Abhandlungen der schlesischen Gesellschaft für vaterl. Cultur. Philos. 
histor. Abtheil. 1867/68. Heft 1. Breslan. 

— Abtheilung für Naturwissenschaften und Mediein 1867/68, Breslau. 
45. Jahresbericht der schles. Gesellsch, 1868. 

Verzeichniss der in den Schriften der schlesischen Gesellschaft von 1804 
bis 1863 incl. enthaltenen Aufsätze, 

Flore exotique qu’il convient de cultiver dans les serres d’un jardin bo- 
tanique (Uebersetzung des Aufsatzes von Dr. Schniglein in Erlangen). 
Gand 1867. 

Denkschriften der Gesellsch. für Natur- und Heilkunde in Dresden zur 
Feier ihres 50jähr. Bestehens. 4868, 

Sitzungsberichte der k. bayer. Akad. der Wise. 1868. I. Heft 4 1. MH. 1. 
München 1868. 

Schriften der k. Physik.-ökonom. Gesellsch. zu Königs berg. ®. Jahrg. 
1. und 2. Abth. 1867. 

Dr. W. Ulrich: Englische und französische Gärtnersprache. Wei- 
mar 1869, 

Nova acta reg. soc. scient. Upsaliensis Ser. IIL Nr. 6. faseie. poster. 
Notiz über den Dünger-Baron (!sic!) Chartier zur Zerstörung der En- 
gerlinge und Eierlage der Maikäfer, Die Niederlage befindet sich bei 
Gebrüder Born in Erfurt, der Ballen von 200 Pfund für 3'/,, Thlr. 


Eingelaufene Manuseripte. 


Arnold: Die Lichenen des fränkischen Jura. 
Holzner; Ueber die psysiologische Bedeutung des exal- 


saueren Kalkes. II. Nachtrag. 


Hampe: Die Familie der Neckeraceen. 
Referate über: Milde: Monographia generis Osmunda und 
n „ vw Martius: Flora Brasiliensis fasc. 45. 


Redastsur: Dr. Herrich-Sehäffer. Druck der F. Neubauer’schen Buch- 


druckerei (Chr. Krug’s Wittwe) in Regensburg. 


Ne 33. 


Reg ensbhburg. Ausgegeben den 8. December. 1S68. 


Inhalt. Literatur. — F. Arnold: Die Lichengn Jes fränkischen Jura, 
De Verzeichniss der für die Sammlungen der kgl. botan. Gesellschaft einge- 
gangenen Beiträge. — Anzeige. 


Literatur 


Plantae Tinneanae 


(Schluss.) 


Commelinaceae, 

* 70. Lamprodithyros gracilis Kotschy et Peyritsch [Pl.T, 47]. 
Tab. 23. A. 

Caule gracili cum pedunenlo et pedicellis scabrinsceulo, foliis 
ovato-lanceolatis acuminatis margine et ad vaginas scabridis, 
thyrso ovoideo, floribus ex apice pedicelli nutantibus polygamis, 
ealycis foliolis ovalibus obtusis.scabriasculis, petalis duobus posti- 
eis calyce duplo longioribus unguienlatis, tertio ovato oblongo acuto 
concavo calycis foliolis subaequilongo staminibus anticis tribus 
fertilibus, lateralibus medio minute puberulis, intermedio breviore 
glaberrimo, sterilibus tribus postieis aurantiaeis usque brevioribus 
quam fertilia, duobus antheris effetis puberulis praeditis, tertio 
fiiformi subglabrato, capsula oblonga subtruncata calyce duplo 
longiore bilveulari. 

Creseit in finibus Aethiopum Djur prope Bongo ad 8. gr. lat. 
sept. 25° long. Paris, unde Heuglinius attulit. HCPV. Exp. 
Tin. nA 

Fiors 1868. 33 


514 


Caulis simplex, /a—1'/s-pedalis, fili tenuis emporetici crassi- 
tie, minutissime puberulus, scabriusculus. Folia basilaria 2—3 
approximata, exsiecata fusca, subspathacea aut vaginilormia, va- 
gina integra 3—7 lin. longa, caulem laxe eingentia, ore obliquo 
producta, obtusa, ad nervos scabrida; caulina sessilia, interstitiis 
1! —4"/ı-pollicaribus dissita, vaginata ovato-lanceolata, acuminata 
media vagina et lamina maiore praedita; vaginae eorum intregrae, 
ore sparse ciliatae 2——-7 lin. lonzae, ad nervos scabridae laminae 
3—"/ poll. longae, supra basin 1'/.—4 lin. latae, septemnerves, 
supra glabrae, ad marginem scabridae, subtus vix scabridae, nervo 
medio prominente. Thyrus ovoideus pollicaris; cineinni braetea 
oblongo-aeuta 2—-1 lin. longa tenuiter membranacca fusco-punctu- 
lata suffulti, simplices, filiformes, patentes recti vel ascendentes, 
bracteati, cum rhachide et pedicellis scabridi. Bracteae laxe va- 
ginantes, vaginae sursum ampliatae, tenuiter membranaceae, fer- 
rugineo-striolatae, ' lin. longae, glabrac, Flores polygami pedi- 
eellati, ex apice pedicelloram nutantes, cacrulei; pedicelli paene 
ereeti, gracillimi, 1—-', lin. longi, Calyx triphyllus, liber, foliolis 
late ovalibus, apiee rotundatis, paulum concavis, lineam longis, 
plerumque trinervibus, viridibus, ferrugineo-punetulatis, margine 
diaphanis [p. 48] decoloribus extrinsecus scabrinsenlis, teneris. 
Petala tria, eaerulea; duo versus rhachin primarium speetantia 
maiora, 2 lin. longa, unguiculata, obovata, apice rotundata, in un- 
guem aftenuata, ungue semilineam longo plano ; tertium dissimile 
exunguiculatum, oblongo-lanceolatum, acutum, vix ultra lineam 
longum, subnaviculare. Stamina 5, dissimilia: fertilia 3 lutea; 
duo ealyeis foliolis lateralibus opposita, homomorpha, filamentis 
filiformibus, 2 lin. longis, medio »patio 1% lineam longo minute 
puberulis, antheris infra medium affıxis, rotundatis, utrimque 
emarginatis, conneetivun angustum marginantibus, loeulis paral- 
lelis ultra '% lin. longis, ter&um fertile petalo dissimili opposi- 
tum, filamento 1’% lin. longo. glaberrimo, duobus moto deseriptis 
graciliore, anthera dorso supra medium aflxa 1'% lin. lata, Ys 
lin. Jonga, utrimque emarginata biloculari, loculis connectivum 
paulo dilatatum marginantibus lunulatis;, stamina sterilia duo cro- 
cea, minora, filamentis 1 Jin. longis, vix puberulis, antheris effetis 
minutis, reniformibus, dense breviter puberulis (in floribus qui- 
busdanı inveniuntur stamina »terilia fllamentis glaberrimis), con- 
nectivo bibrachiato transverso, brachiis brevibus filiformibus, an- 
theris effetis planis vel eoncavis, ovalibus, parallelis vel diver- 
gentibus; staminodium calycis foliolo postico opposito, profunde 


515 


bipartitum, partibus °, lin. longis filiformibus apice clavatis. 
Ovarii rudimentum minutum; stylus fere subnullus. Capsula 
stylo persistente supra basin dilatato coronata, 2 lin. longa, ovali- 
oblonga. eompressa subtruncata, scabrida, papyracea. 

Palde affinis Tamproditinro Russeggeri Fenzl et Lamprodi- 
UIyro lanrifolia Hasskarl. 

*71. Cyanotis enespitosa Kotschy et Pepritsch. [Pl. T. 48]. 
Tab. XXIL A. 

Humilis, caespitosa, ad nodos vaginasque Iaxe albido-lanata, 
foliis basilaribus lineari-lanceolatis acutis flaceide pilosis, eaulinis 
1—2 vaginiformibus ore obliquo produetis, florihus paulum capi- 
„tatis abbreviato-eineinnoideis, cineinno terminali solitario uno 
alterove laterali sessili aut breviter pedunculato adiecto, stamini- 
bus villosis exsertis. 

Ka est in regione Bongs ad Humen Djur m. Dee. 1863. 
HCPV. Exp. Tinn. n. 6. . 

Herba caespitans, spithamea, perennis. Radices fnsejculntae: 
simplices, filiformes fibrillis copiosis hirsutae et ex parte tuberosa 
fusiformes. Caules erecti. graciles, sparsissime pilosi, apice flori- 
geri, basi vaginis plurimis aridis longiuseule pilosis obducti, articu- 
lati articulis remotis vaginiteris. Yolia basilaria, 1—3 poll. longa, 
complicata, lineari-lanceolata, acuminata, basi vaginantia, vaginae 
foliorum exteriorum fissae margine tenuissinae snbsearinsae, in- 
teriorum clausae ',—1-pollicares extrinseeus paulum lanatae in- 
tus fuscescentes; cauliaa 1—2, ad vaginas caulem laxe cingentes 
redueta, 5—9 lin. longa, ore obliqua aut in laminam foliaceam 
brevissimam produeta, sensim in fHoralia eommntata, ad basin 
albido-Janata, superne glabriusceula; floralia 1—2 spathacea, com- 
plieata [p. 49] remota, flores involucrantia, ovato-lanceolata, aeu- 
nıinata, bracteas superantia, d4-——6 lin. lornga, ad basin lanata. su- 
perne glabriuseula. Flores capitato-congesti, einciunoidei, cin- 
cinno simpliee valde abbreviato, internodiis nullis bracteato, 
braeteis utrimque 4-—6 lateralibus, ovato-lanceolatis, acuminatis, 
acutis pacne falcatis, 4—5 lin. longis, basi et margine lanatis. Calyx 
liber, ad trientem inferiorem tripartitus, 2 lin. longus, extrinse- 
ens hirsutus, tenuiter membranaceus, persistens; Inciniae oblon- 
gae, acutae, °/, lin. latae, stria hıta füsea ferruginco-lineolata in 
tubum deeurrente pereursae, striis in tubo membrana fenuissima, 
diaphana, fragilissima in laeinias demum abeunte segregatis. Co- 
rolla tubulosa, ad trientem superiorem trifida, 2',—3 lin. longa, 
cyanea, tubo supra basin sensimm ampliafo multinervi, nervis fer- 

33 * 


516 


rugineo-lineolatis, laeiniis (in anthesi fortasse patulis) ovatis ob- 
tusis nervosis. Stamina 6, hypogyna, 4 lin. longa; filamenta ae- 
quilonga in superiore quadrante villoso-lanatis, snb praefloratione 
uno vel duobus anfraetibus spiraliter torta, villo et filamentis 
eyaneis; antherae homomorphae */, lin. longae, Inteae, biloeulares, 
localis. subparallelis apice connectivo dilatato paulum divergenti- 
bus aestivatione ereetae. ÖOvarium sessile, oblongum, villosissi- 
mum, %, lin. longum, 3-loeulare, loeulis biovulatis, ovulis angulo 
eentrali superposite affıxis, anatropis, inferiore pendulo, superiore 
erecto. Stylus unns tenuissimus, staminibus paulo brevior, apice 
eylindrato-incrassatus, eyaneus, infra et ad partem inerassatam 
villoso-lanatus. Stigma subtrilebum concavum. 

Proxima Oyanotydi lanatae Benlh. et Uyanotydi longifoliae 
Benth. 

Licet Hasskarl (apud Schweinf. Beür. z. Fl. Aeth.) pro no- 
mine „Uyanotis“, quod Don indidit, reponendium esse censeat „Zygo- 
menes“ nomen anlea a Salisbury propositum et a nobis quoque 
ex viri el. auctoritate in Tab. XXII eraratum, tamen eum Sa- 
lisbury sine ulla determinatione nil nisi yeneris nomen protulerit 
(Hort. Transaet. D), etiam nomen „Cyanotis“ relinere satius du- 
zimus. 


Cyperaceae. 

*72. Cyperus Uolymbetes Kotschy et Peyritsch [Pl. T. 49]. 
Tab. XXIV. . 

Caespitosus, nudicaulis, radicibus longissimis -fibrillosis na- 
tantibus,. eaulibus acute triangulis basi vaginatis, involuero mo- 
nophylio spieulis breviore caulem continuante, spiculis 5—10 ca- 
pitato-congestis divergentibus ovato-lanceolatis compressis 12—28- 
floris, squamis lanceolato-oblongis aeutis earinatis 5—7-nervibus 
fuscescentibus stramineis minutissime transverse rugulosis, stylo 
triido, caryopsi intus plana extrinsecus convexa angulata, stylo 
persistente longe rostrato. 

Creseit in stagnantibus aquis fuminis Bahr-Ghasal ubi cum 
Pistia aethiopica, Azolla nilotiea, Herminiera Elaphroxylon, Jus- 
siaea Quitante et Neptunia oleracea saepe parvas insulas, vento 
huc illuc agitatas efficit. Speeimen leetum m. Decembri 1869. 
HCPV. Exp. Tinn. no. 3, \ 

Herba caespitosa, nudicaulis, ',—1-pedalis. Caules plures 
(5—12) erecti triquetri congregati aut internodio infimo in syni- 
podium breve repens dispositi, ad articulationes radicibus adven- 


517 


titiis plurimis longissimis Aliformibus tenuissime imprimis versus 
apices longe fibrillosis natantibus immersis obsiti, basi vaginati, 
demum aphylii, apice spiculis 5—10 radiantibus terminati. Va- 
ginae 1—4, plerumque 2, fusco-purpurascentes, ore producto, 
ovato acuto, nervosae, neryvo in apicein exeurrente validiore, glabrae, 
membranaceae, externae plus minus fissae; interne, vagina clausa ore 
prodncto, usque 3-pollicares, exterioribus duplo vel triplo et ultra 
longiores. Folium involucrale unicum, cauli eontinuum, 3—6 lin. 
longum, lanceolato-acuminatum, carinatum, viride, rigidum. Spicu- 
eulae 5—10 divergentes, sessiles, singulae bracteola suffultae, di- 
stiche imbricatim squamatae, 3—9 lin. longae, 2—3°/, lin. latae, 
ovato-lanceolatae, acutae, compressae, 12-——-18-florae. Bracteola 
squamis decussata, ovato-rotundata, acuta, lineam longa, margine 
lato scarioso, nervo medio viridi, lateralibus utrimque duobus 
purpureis. Rhacheola subreeta, eompressa, inalata, internodiis "/s 
lin. longis, ad insertiones squamarım parum excavata, Squamae 
carinatae lanceolatae, oblongae, acutae, inferiores et mediae 2"), 
—2 lin. longae, superiores sensim breviores, 5—7-nerves, carina 
viridula, lateribus ®%/, lin. latis, dilute fuscescentibus, minutissime 
trausverse rugulosis substramineis; infimae 1—-2 vacuae. Sta- 
mina 5, filanıentis persistentibus 2 lin. longis linearibus, antheris 
lineari-oblongis basi affıxis ultra '/ lin. longis. Ovarium oblon- 
gun, trigonun, basi attenuatum, \wmiloeulare, ovulo unico, basi 
alfıxo. Stylus 2: lin. longus, trifidus e squamis exsertus, ramis 
deeiduis interdun inaequalıbus. Caryopsis erustacea, stylo per- 
sistente rostrata, paulum eompressa, in rostrum lineam longum 
attenuata, cum vostro 2"/ lin. longa, basi %, Hu. lata inaequi- 
latero-triangularis, intus plana dorso convexo, angulata, badia; 
basi spongiosa et angulis lutescens laevis. Semen erectum ob- 
longum, cum fanieulo 1'/s lin. longum. funieulus caryopsidis basin 
Iutescentern aequans, cireiter ’/, lin. longus; testa citrina, laevis, 
tengra; raphe subtilissima, concolor, ad chalazaım apicalem ba- 
diam lunge proceurrens. Albumen camosum. 

Species sectionis Arenariorum Kunth adnumeranda, affınis 
est Uypero effuso Rettb. et Uypero nudicaulı Poir. 


Gramineae. 

73. Panieum chrysanthum Stend. Syn. Gram. 50. n. 196. 
[P1. T. 50]. Pennisetum aureum A. Rich. Tent. FI. Abyss. 1. 
378. Sefaria aurea Hochst. in pl. Schimp. exsiee. 

In campis vastis graminosis prope Wau florens lectum est 


m. Dec. 1863. HCPV. Exp. Tinn. n. 2. 


518 


Filicinae. 


Rhizocarpeae Batsch. 
Salviniaccae Battl. 
(Auctore G, Mettenius). 


(74). 4. Azolla niloliea Des», [Pl. T. 51] Tab. XXV. 

Cuticeula macrosporae aequaliier minute tuberculata et inter 
tubereula regulariter perforato-punctata, massulis microsporarum 
duabus. -. 

Azolla nilotica Decaisne msept. in herb. Musei Parisiensis. 
— Azolla? Kotschy in pl. Knoblecherianis n. 21.— Azolla Nilo- 
tica Decsn. in pl. Binderianis n. 13. 

In Nilo Albo ad ostia fAuminis Sobat, apud Gondokoro, in 
flumine Bahr-el-Abbiad legerunt Knoblecher (1858), Binder (1860), 
Exp. Tinn. (1863). 

Azolla Nilotica, adhue indescripta, speeierum maxima est 
et dimensionibus, pro genere re vera giganteis, praecellit; speei- 
mina enim — et vidi tantum mutila, ima caulis basi privata — 
volae fere magnitudine sunt, eum species huc usque notae vix 
pollieares sint, Insignem hane magnitudinem naneiseitur species 
nostra, quod internodia caulis primarii et ramifieationum ordi- 
num inferiorum ad longitudinem 1—4-linearem extenduntur ; folia 
ergo, in ceteris speeiebus e basi ad apicem caulis fere aequaliter 
arete imbricata, in A. Nilotica internodis elongatis longe distant 
et nonnisi in ramis inevolutis s. ramulis ordinum superiorum im- 
bricatim approximata sunt. Caulis primarius porro, in ceteris 
speciebus fere capillaris, in A. XNilofica diametrum 2/, attingit 
et cum ramis ordinum inferiorum divaricatus apparet. 

Folia onnia ranıipara sunt; rami in axi primario ramisque 
inferioribus superaxillares sunt plerumque tamen folio internodil 
sequentis opposifi inserti sunt et ex parte caulem primarium, ae- 
quant eo modo, ut bie dichotomus appareat; rami autem ordinis 
ultimi gradatim decreseunt. 

‚Internodia elongata pilis artieulatis numerosissimis patenti- 
bus, jam oeulo nudo manifestissimis, 'obtecta sunt, dum in spe- 
ciebus ceteris pili tales rariores et minores nisi ope lentis au- 
gentis conspieiuntur. 

tadices in caule infra ad basin ramosum originem ducentes 
semper sunt numerosae, 10—20, in fasciculum seriatim dense 
consociatae, dum in Azolla pinnata nodi faseiculis e radieibus 


519 


2-—-6 formatis, rarius radiei singulae , quod legitimum est in 
Azolla ioid et Caroliniana, originem praebent. 

Folia Azollae Nilotieae profundissime biloba sunt, iuvenilia 
area virescunt, limbo pallescente s. rubente; vetustiora colore 
fusco imbuta sunt; lobus foliorum uterque aequilongus est, rarius 
inferior superiore superatur; inferior contra diametro transver- 
sali, limbo interno suo valde dilatato, superiorem praecellit. An- 
trum lobi superioris apud ones species congruit; nervatura 
folii totius, in A. Nilotica manifestius quam in ceteris speciebus 
exsceulpta, supra satis deseripta est; superfieies foliorum densius 
ac manifestius hirsuta est quam in ceteris speeiebus. 

Cum in omnibus speciminibus basis caulis evidenter prae- 
morsa sit, quaerendum restat, num forte A. Nilotica perennet et 
apicibus ramorum cum foliis invenilibus dense congestis, partibus 
vetustioribus emortuis, vitae latentis stadio peracto, ut apud alias 
plantas aquaticas ad novam vegetationis periodum ineundem ido-' 
nea est. 

Coneeptaculi maseuli .coluinella loeo macrosporangii abortivi 
vix jucrassata est, microsporangia eirciter 60 gerit; haec micro- 
sporangia pedicello capillari suffulta, massulas sporarum binas in- 
eludunt, arcte adpressas, in peripkeria plani, ubi se contingunt, 
in prominentias variae formae iuste adaptatas pruductas et in 
medio hoc plano processibus radieiformibus e basi versus apicem 
sensim attenuatis ornatas. Hi processus, qui nomnisi in sepa- 
ratis massulis observari possunt, numero, forma et structura, ut 
cutieula massulae totius, cum A. pinnata congruunt. In hac au- 
tem pro norma quattuor mässulae nıierosporarum sporangium 
implent. 

Mierosporae numero 16 ternatin s. quaternatim approximatae 
in massula quaque inelusae sunt. 

Macrospora A. Nilofieae numeiro ac dispositione corpuseu- 
lorum plane cum 4A. pinnata evuzmit, structura cuticulae autem 
diversa est. In cuticula partem globosanı ınacrosporae A. Nile- 
ficae tegente evolutae sunt prominentiae numerosissimae ac den- 
sissimae, regulariter dispositae, eonforınes, breviter cylindricae, 
apice libero convexae, ambitu inter se contiguae, exceptis paucis 
punctis, ubi cuficula canalibus angustis perforata est, qui ei a 
facie visae aspeetum pellucido punctatum praebent. In A. pin- 
nafa contra cutieula tubereulis amplioribus hemisphaericis pro- 
minentibus ornata est. Recedit 'ergo 4. Nilofica fere eodem 
modo ab A. pinnata, quo A, Curoliniana ab A. Filiculoide. 


520 


Die Lichenen des fränkischen Jura. Von F. ao. 
(s. Flora 1867 p. 561). 


1. Collema palmatım Arn. exs. 219. Körb. exs. 146. ist eine Va- 
rietät von C. pulposum;, im heurigen Frühjahre habe ich auf 
Erde einer Gartenmauer fructificirende Exemplare gefunden. 

2. Bryopogon jubat. var. canım Ach. Körb. syst. 5. 

Exs. Stenh. 93 c. Cr. Bad. 710. Anzi Venet. 18. Anzi 
m. r. 20. (vix diff.) 24. Schär. 496. Hepp 831. Rabh. 212. 
Th. Fr. 52b. Erb, it. 1415 b. 

Nur diese Flechte komnt im Frankenjura vor: a) an Zwei- 
gen einer Alten Fichte im Weissenburger Forste (Anzi m. r. 
24. Venet. 18:; b) überhaupt nicht selten an Fichtenzwei- 
gen in den Waldungen des Gebietes 

Dagegen habe ich die wahre Alectoria sarmentosa (Ach.) 
soferne ich mich nicht irre: 

exs. Rabh. 540. Th. Fries 27. M. N. 464. Stenh. 93 a.b. 

im Frankenjura nicht beobachtet und sie dürfte hier 
auch ganz fehlen. 

3. Candelaria epixantha (Ach.). — Lecan. ep. (Ach.) Nyl. Scand. 
suppl, 197. Callop. vitellinellum Mudd man. 135. 

Exs, Arn. 298. Rabh. 798. (Anzi m, r. 147. Hepp 70. 
391. p. p. in meis coll). 

An Sandsteinfelsen des braunen Jura oberhalb Dettenheim 
bei Weissenburg. (Sporen zu 8 in asceis, 16—19 m. m. lang, 
6 m. m. breit. Rand der Apoth. gekerbt. 

4. Physcia callopisma (Ach.). — Amphil. vulg. Bagl. 

Exs. Mass. 103. Hepp 907. Malbr. 124. Rabh. 228. 
Schär. 337. Anzi m. r. 184 b. Erb. cr. it. 1379. (Körb. 
305. non vidi). 

Schr selten, steril, und wegen Dürftigkeit der Exemplare 
nicht ganz zuverlässig bestimmbar. An Kalkblöcken des 
kablen Abhanges ober Bubenheim bei Weissenburg. 

Physcia Heppiana (Müll.). 

Ess. Hepp 197. Rabh. 671. 198. Arn. 380. Zw. 58. 
Mudd 96. Anzim.r. 134 a. 

dagegen ist im Frankenjura überaus häufig. Als Varietät 
wird zu betrachten sein: 

Ph. Hepp. var. centrifuga Mass. 

Exs. Mass. 94. (95). Arn. 381. 


521 


An Kalkfelsen bei Würgau und im Pegnitzthale ober En- 
zendoff. 

5. Strangospora pinicola Körb. par. 173. var. nemorosa m. 

An morscher Rinde einer alten Eiche gemeinschaftlich mit 
Gya’ecta Flotowii im Walde hinter Schernfeld bei Eichstätt. 
Von der Stammform verschieden durch den unterrindlichen 
weisslichen Thallus und die mehr zerstreut stehenden Apo- 
thecien. Epith. gelblich; Hyınen. und Hypoth. farblos; Paraph. 
verleimt; Jodfärbung blau. Schläuche abgerundet stumpf und 
vielsporig. 

St. pinicola unterscheidet sich von B. improrisa Nyl. 
Seand. 213. = B. witens Ih. Fr. (vgl. Flora 1866 p. 441). 
durch das gelbliche Epithee., während das Epith. bei impror. 
blaugrün gefärbt ist. Uebereinstimmend mit pinicola aber 
finde ich: : 

a) B. resinae v. rubieundule« Mudd ınan. 191. nach einem 
Originalexemplare von Mudd 

»b) und Lee. tantilla Nyl. Leight. lich. britt. exs. 408. 

c) Die deutsche Pfiaaze an alten Bretterplanken bei Mün- 
ster (leg. Lahm, Nitschke). 

Der Umstand, dass diese Flechten a—c uicht an lebender 
Baumrinde, sondern an Pfosten, altem Holze wachsen, recht- 
fertigt keine Trennung. Das Epith. ist stets gelb, gelblich, 
blassbräunlich, aber inicht blaugrün. Im farblosen Hypoth. 
und den übrigen Merkmalen stimmen beide Arten, so weit 
ich zu urtheilen vermag, überein. — Ueber D. deplunata 
Alm., welche grössere und heller gefärbte Apoth. besitzt, 
vgl. Flora 1866. p. 442, 

6. Biatora terricola Relın in litt, — (compar. Uoll. evilescens 
Nyl. Scand. 32). 
Exs. Arm. 387. 

Auf lehmigem Boden eines alten bewachsenen Maulwurfs- 
hügels gemeinschaftlich mit Diatorella Kousselii und Lepto- 
gium byssinem im Hirschparke bei Eichstätt. — Die Flechte 
gleicht einer Piulora vliginosa und hat auch mit Lee. geo- 
phana Nyl. Scand. 212 und Zectd. boreella Nyl. Flora 1863 
p. 306. Scand. suppl. 157 nicht geringe Verwandtschaft; 
allein sie unterscheidet sich von adig. dureh runde oder doch 
rundliche Sporen; von den beiden anderen Flechten durch 
die nur 8-sporigen Schläuche. Bei der Eichstätter Pflanze 
ist der Thallus dürftig entwickelt, fast fehlend. Apoth. klein, 


schwarz, feucht schwarzbraun. Epith. gelb, Hymen. farblos, 
Hypoth. röthlichgelb. Paraph. ziemlich locker, nicht geglie- 
dert, ohne verdickte clava. Schläuche schmal und lang, Spo- 
ren zu 8, häufig einreihig im Schlauche, 6—8 m. m. lang, 
5—7 m. m. breit, farblos, rund oder fast rund, gerandet, 
öfters mit einem Oeltröpfchen versehen. Jod, wie mir scheint, 
färbt nicht, d. h. die Schläuche mit Inhalt werden. orange, 
die Paraphysen gelb gefärbt. 
7. Arthonia proximella Nyl. Scand. 262. Buellia mughoram 
Anzi exs. 
Exs. Anzi 342. Arn. 354. Rabh. 815. 
An dünnen Larix-Zweigen im Weissenkirchner Walde 


bei Eichstätt und im Walde hinter Schäffstali bei Donau- 
wörth. 


8. Thelidium decipiens (Hepp) var. hymenelioides (Körb. par. 351). 

Exs. Körb. 353. Arn. 391. 

. An niedrigen Dolomitfelsen des karg begrasten Doctors- 
berges bei Eichstätt. (Arn. exs. 391). Die Flechte ist gleich- 
wie Thelid. cinerascens Arn. exs. 57 a. b. lediglich eine Va- 
rietät des Thelid. decip. (crassum m.). Die Verschiedenheit 
der äusseren Tracht genügt bei diesen wandelbaren Angio- 
carpen schliesslich doch nicht zur specifischen Trennung 
(vgl. auch Arn. exs. 237). 

9. Polyblastia diserepans Lahm in lit. 

Exs. Arn. 392 a. b, 

a) An Kalkfelsen eber der Oberfellndorfer Schlucht bei 
Streitberg (Arn. exs. 392 a.) gemeinschaftlich mit Körb. exs. 
78 und 113. — b) An einer Kalkwand oberhalb Enzendorf 
im Pegnitzthale (Arn. exs. 392 b.); — ieh beziehe mich hier 
auf die Notiz in den Verhandlungen des zool. bot. Vereins, 
Wien 1868 p. 709 und setze nur hinzu: a) dass der eigen- 
thümliche Sporenbau die Aufstellung einer besonderen Gat- 
tung rechtfertigen dürfte; b) dass das Pfläuzchen, äusserlich 
dem Tichoth. pyymaeum zum Verwechseln ähnlich, gewöhn- 
lich parasitisch auf dem weissen Thallus der Biatora rupes- 
tris wächst. 

var. dilatata m. 


Am Standorte oberhalb Enzendorf. Diese Varietät ist 
durch das nicht parasitische Wachsthum, die mehr zerstreu- 
ten Apothecien und durch grössere, breitere Sporen: 18—23 


523 


m. m. lang, 10—16 m. m. breit, an beiden Enden öfters ab- 
gerundet, stumpf, von der Hauptform verschieden. 


10. Polyblastia fugax Rehm in lit. (nov. spec.). 


Auf lehmig-sandigem Boden in Hohlwegen, an Abhängen 
a) im braunen Jura bei Pegniz, b) im Walde des Rosen- 
thales und e) in einem Strassengraben ober dem Affenthale 
bei Eichstätt. Thallus dünn, kleinkörnig, gelbgrünlich, oft 
auch fast fehlend. Apvthecien schr klein, nur mit der 
unteren Hälfte eingewachsen, halbkugelig den Thallus über- 
ragend, schwarz. Perithec. ganz. Sporen farblos, fast glän- 
zend, parenchyiatisch, jung einzellig, alt der Länge nach 
12—14 mal, der Breite-nach in der Mitte der Spore dreimal 
getheilt. nach beiden Seiten verschmälert, 42—52 m. m. 1g., 
15—18 m. m. breit, zu S im Schlauche; Paraphysen fehlen. 
Rehm sımmelte das uuscheinbare Pflänzchen auf Keupersand 
bei Sugenheim in Franken. Es findet sich regelmässig an 
Orten, wo auch Z’hrombium epigaeum zu wachsen pflegt. — 
Nylander in lit. stellt es in die Nähe seiner Verrucaria ni- 
yritella Nyl. 


11. Celidium variım (Tul.) Körb. par. 456. 


Exs. Arno. 335 a. b. Rabhst 785. 

Parasitisch auf dem Thallus und den Apothecien der Pay- 
Sciu purietina am Waldsaume ober den Anlagen bei Kich- 
stätt, (Arn. exs. 335 b.) Sporen 4-zellig. farblos, alt bräun- 
lieh, 15—17 ın. m. lang, 5--6 m. m. breit. 

Conida clemens (Tul.) Körb. par. 458. Dhacopsis el. Tul. 
men. 124. 

Exs. Arn. 396 a. b. Anzi (390.) 525. 

a) Parasitisch auf der Fruchtscheibe vou Plucod. albesr. 
auf Süsswasserdolomitblöcken des kahlen Abhanges oberhalb 
Bubenheim bei Weissenhurg. (Arn. exs. 396 a.) Sporen 
farblos, 2-zellig, ziemlich schlank, zu 8 im Schlauche, 12—16 
m. m. lang, 35—5 m. m. breit. 

b) Dessgleichen auf Leranora Hageni auf Hornsteinen bei 


Nassenfels. 


Anhang. 
Arn. Lich. exs. von Nr. 256-398 (vgl. Flora 1863 p. 237) 


nach den Standorten zusammengestellt: 


1) aus dem fränkischen Jura: . 


16. b. — 24. b. — 37. b. — 57.b. — 76. b. — 100. b. — 


524 


103. b.— 156.b. — 165.b. — 170. b. — 201. b. — 222.b.e. — 


238.6. —: 232.b. — 244. b. — 227; — 256 bis 267; — 
969 bis 288 a. b.; — 294 bis 296; 300; — 305; 307 bis 
-313; — 316 bis 321; 324 bis 330; — 333; — 335 b. — 
336; — 340 a.; — 349; — 351; — 362 a. b. c. — 363; — 
368; — 370; — 373 a.b. ec. — 374; — 379 bis 385; — 


388, — 391; — 392 a. b.; — 394. — 396 a. — 244 b. — 
261 b. — 280 b. — 288 b. 

2) aus dem Keuper in Mittelfranken (leg. Dr. Rehm). 

290; — 297 bis 299; — 301; — 302; — 304; — 306; — 
314; — 332; — 336; — 337; — 354; 365 ; — 375 bis 378; 
— 387, — 396 b. — 397. — 398. 

3) aus dem Keuper bei Baireuth. 292 a. b. — 303. 

4) Aus Westphalen (leg. Lahm). 268; — 315; — 322; — 323; 
334 ; — 3475 — 352; — 367; — 390.” 

5) Schlerngebirge in Südtirol. 341; — 342 a. — 343; — 345; 
346; — 348; — 350; 355 bis 361; — 364; — 366, — 369; 
— 371. 

6) Württemberg (leg. Kemnler). 254; — 340 b. — 372. 

7) Beiträge von Prof. Dr. Laurer. 289; — 339; 344; — 353. 

8) Beiträge von Millardet. 331; 338. j 

9) Bayerische Alpen. 342 b. — 386; 393. 

10) Vereinzelte Standorte. 129 b. — 362 d.; — 291; — 293; 
— 389; — 39. 


Botanische Notizen. 


Der Boden und das Klima der Bahama-Inseln ist zur Cultur 
aller tropischen und subtropischen Fruchtarten geeignet. Grosse 
Anpflanzungen von Örangenbäumen und Cocos-Palmen sind auf 
diesen Inseln, besonders auf Providence, Eleuthera vorhanden. 
Fruchtbäume der verschiedensten Art umgeben die Wohnungen 
der Bewohner und wachsen in grosser Ueppigkeit, ohne dass man 
ihnen irgend eine Pflege angedeihen lässt. Von Orangen wurden 
im Jahre 1855 1,368,000 Stück und 1864 1,765,000 Stück, vor- 
zugsweise nach New-York exportirt. Das Tausend wird mit 30 
bis 32 s. (10 bis 102, Thlr.) bezahlt. Mit der Cultur der Ana- 
nas fing man vor etwa 100 Jahren bei Governor’s Hafen, Tarpurmn- 
Bay und Rok-Sound auf Eleutherä an; während der letzten 20 
Jahre aber ist die Ananas-Cultur auf dieser Insel’und St. Salva- 


525 


dor ganz allgemein geworden. Ein Morgen Land enthält durch- 
schnittlich 2000 Dutzend Setzlinge der Zuckerhut-Varietät und 
1600 der Cuba - Varietät. Die erste Ernte im zweiten Jahre lie- 
fert etwa 1500 Dutzend Früchte und die zweite und dritte 1000 
Dutzend. Das durchsehnittliche Gewicht einer Frucht (der erxte- 
ren Varietät ist 3 Pfund und das der anderen 3°, Pfund. Die 
Häfen von New-York und London sind die beständigen Märkte 
für diese Früchte. Die erste Schiffsladung Ananas ging 1842 
nach England. 1855 wurden dahin 16,469 Dutzend Früchte im 
Werthe von 3,415 Pfd. (22,744 Thir.) verschifft und 1864 61,500 
Dutzend im Werthe von 8516 Pfd. St. (56,716 Thlr.). Im Ganzen 
wurden ausgeführt im J. 1855 75,119 Dutzend (Werth 12,648 Pfd. 
St. oder 84,335 Thlv.) und im J. 1864 277,000 Dutzend (Werth 
29,380 Pfd. St. oder 195,670 Thlr.). Die Cultur- und Verschif- 
fungskosten belaufen sich auf 1 s. bis 1 s. 6. d. (10 bis 15 Ngr.) 
pro Dutzend, während der Verkaufspreis meist 2—4 s. beträgt. 
Der geringe Vorrath an gutem, für die Anzucht von Ananas ge- 
eisneten Boden hindert die fernere Ausdehnung dieser Gultur: 
ebenso fehlt es anch an Arbeitskräften. In einem Jahre finden 
zwei Ernten statt. Ausser den Ratten richten auch die Land- 
krabben grössen Schaden an; letztere befallen die Ananasfelder 
gleich den Heuschrecken, marschiren gerade durch dieselben 
und verzehren jede Frucht, die ihnen in den Weg kommt. —r. 


Während die Flora der Plianerogamen auf der Inselgruppe 
Spitzbergen sowohl an Arten, als auch an Individuen eine grosse 
Armuth zeigt, ist im Gegentheil die der Crypftogamen in einigen 
Classen sehr reich. Dr. Th. M. Fries hat in seiner Abhandlung 
„Lichenes Spitzbergenses" (Kongl. Svenska Vetenskaps-Akade- 
miens Handlingar Bd. VIL N. 2. 1867. 53 S. gr. 4.) über 200 
Arten Flechten, welche die Theilnehmer an den schwedischen 
wissenschaftlichen Expeditionen in den Jahren 1858, 1861 und 
1864 ans allen Gegenden Spitzbergens heimgebracht hatten, mit 
genauer Angabe der Fundorte u. A. m. beschriebeu, so dass die 
auf diesem fernen Eilande vorkommenden Flechten-Arten jetzt 
nieht weniger bekannt sind, als die irgend eines anderen Landes. 
Ein gedrängtes Verzeichniss der sämmtlichen von den schwedi- 
schen Expeditionen in Spitzbergen gefundenen Flechten-Arten 
findet man in Petermann’s geogr. Mitth. 1868. 8. 62, — Leber 


526 “ 


die auf Spitzbergen gesammelten Moose und Algen, die an an- 
dere Fachmänner zur Bestimmung abgegeben worden sind, ist 
bis jetzt bei der schwedischen Akademie der Wissenschaften 
nichts bekannt geworden. —T. 


In einer Versammlung des Naturforscher-Vereins in Brünn 
wurden mehrere ausgetrocknete Wurzelstücke von Carım Carti 
vorgezeigt, in deren Inneren sich grosse harte Gebilde von ver- 
schiedenen Formen entwickelt hatten, welche in der Textur eine 
Aehnlichkeit mit dem Mutterkorn zeigten. Prof. v. Niessl be- 
zeichnete sie als Scelerotium varium Pers. —t. 


Das Journal of Botany gibt folgende Angaben über die Blü- 
thenzeit bei den Antipoden (im Garten der königl. Gesellschaft 
von Tasmania) an: 10. Jan. Melia Azederach fing an zu blühen, 
Veronica angustifolia volle Blüthe; 18. Grevillea robrsta ebenso; 
25. Catalpa syringaefolia;, 10. März Üolchicum autummnale volle 
Blüthe; 3. April Chrysanthemum indieum fing an, 17. Mai Coro- 
nilla glauca; 30. Photinia serrulata fing an: 31. Spiraea prumt 
rolia ebenso. Zeit der Reife: 15. Dez. die ersten rotlıen, 
20. die ersten schwarzen Johannisbeeren; 31. Birne doyenne d’ete 
fing an; 11. Jan. die erste reife Aprikose; 30. die schwarzen Maul- 
beeren fingen an; 1. Febr. die Pfirsiche ebenso; 8. Kerry-Pipin- 
Apfel; 11. Windsor- Birne fing an; 16. Birne Bon Chretien ebenso; 
26. die grünen Pflaumen ebenso; 12. März Coe’'s Golden drop- 
Pflaume ebenso; 9. April Coe’s späte, rothe Pflaume, ebenso; 
10. Mai die ersten Weichseln. Abfall der reifen Samen: 
26. Februar: Epheu; 80. April Carpinus Betulus. Abfall der 
Blätter: 9. März Hainbuche (die Spitzen fangen an, sich zu 
gelben); 15. Ulmen (ebenso); 16. Rosskastanie (Blätter werden 
braun); 20. Eiche (fangen an abzufallen); 4 April Epheu (ebenso); 
18. Gebirgsesche (ebenso); 24. Maulbeerbäume (ebenso); 25. Mai 
Ailanthus glandnlosus (ebenso). —T. 


527 


Verzeichniss 


der für die Sammlungen der kgl. botanischen Gesellschaft ein- 


125. 
126, 
127. 


128, 
129, 
130, 
131. 
132. 
133. 
134. 
135. 
136. 
137. 
138, 
139. 
140. 
14, 
142. 


143. 


gegangenen Beiträge. 


Zweiter Bericht der naturforschenden Gesellschaft in Chemnitz 1868, 
Jahrbuch des österr. Alpenvereins 4. Bd. mit 7 Beilagen. Wien 1868 . 


Proceedings of the Academy of Nat. Hist. sciences of Philadelphia 
1867 epltt. 

Journal of the Acad. of Nat. Se, of Philadelphia New Ser. Vol. 
VI. Part 2, 1867. 

Proceedings of the Boston Soc. of Nat. Hist. Vol. XI. Bogen 7—30. 
1868. 

Annual Report of the board of regents of the Smithsonian Insti- 
tution Washington 1867. 

Proceedings of the Essex Institute. Salem. Vol. V. nr. 5. 6. 
1868. 

Memoires read before the Boston Soc. of Nat. Hist. Vol. I. part 3, 
Boston 1868. 4. 

Proceedings of the American Acad. of arts et sciences. Vol. VII. 
Bogen 24—43. 

The Transaetions of the Acad. of sciences of St. Louis Vol. II. 1861 
bis 1868. 

Annnalofihe Boston Soc. of Nat. Hist. 1868. 1869. 1. 
Conditions et doings of the Boston Soc. of Nat. Hist. 1867. 1868- 
Memoires ofthe American Academy of arts and sciences. New. 
Ser. Vol. IX. part L Cambridge & Boston 1867. 
Verhandlungen der k. Leopold.-Carol. deutschen Akad. der 
Naturforscher. 34. Band mit 22 Tafeln. Dresden 1868, 
Mittheilungen aus dem Osterlande 18. Bd. 3. u. 4. Heft. Altenburg 
1868. 

Luerssen: Ueber den Einfluss des rothen und blauen Lichtes auf die 
Strömung des Protoplasma. Inauguraldiss. Bremen 1868. 

Al. Braun: Ueber die austral. Arten der Gattung Isottes. Berlin 1868. 
(Separat-Abdruck). 

H allier: Rechtfertigung gegen die Angriffe des Hrn. Prof. Dr. de 
Bar 

Hegelmaier, Dr. F.: Die Lemnaceen. mit 16 lithographirten Tafeln. 
Leipzig 1868. 


. Berichte über die Verhandlungen der naturf. Gesellschaft in Frei- 


burg i. Br. Bd. 5. Heft 1. 1868. 
Von Hrn. B. Du Mortier (Präsident der k. Belgischen Botanischen 
Gesellschaft) 16 Hefte seiner botanischen Schriften, darunter: 


5. Opuscules de Botanique et d’histoire naturelle faseie. 1—10, 1862-1868. 


528: * vor _ 


146. Separstabdrücke aus dem Bulletin de la soc. Bot. d. Belg., darunter die 
neuesten: 

a. Monographie des Roses de la Flore Belg. 1867. 
b. Sur le genre Michelarin et la classification des Gramindes. 1868, 
e. Monogr. du genre Pulmonaria., 1868. ; 
a. Les Seirpes triquetres. 1868, 
e. Sur le Staminode des Serophulaires aquatiques. 1868. 

147. Rabenhorst: Bryotheca Europaea fasc. 21. 

'148..— Hepäticae Europ. Dec. 42—44. 

"149. — Die Algen Europa’s Dec. 207. 208. 


Anzeige. 


Herbarium Zr 
‚des verstor. Apothekers E. G. Hornung in Aschersleben. 


Dasselbe umfasst circa 8500 Species in 25000 Exemplaren 
Phanerogamen. Die deutsche und schweizer Flora ist nach 
Dr. E. Hampe’s Angabe vollständig vertreten und von den 
übrigen Ländern der Erde sind namentlich vertreten: Spanien 
{Endress, Hohenacker),;, Frankreich (Röppert, De Candolle 
u. m. a); Tyrol (Elsmaun, Kützing); Italien (Jan ete.);, Si- 
eilien, Creta (Sieber); Dalmatien (Neumeier); Ungarn, Banat 
(Wierzbieki, Heuffel); Russland, Lappland, Schweden, Norwegen 
(Hübner etc); Schleswig ete. (Nolte, Fröhlich); Belgien, Holland, 
(Lejeune); Britannien, Azoren (Watson); Cap der guten Hoffnung 
(Sieber, Eklon); Algier (Schimper); Aegypten (Lieber); Caucasuis, 
Taurien (Hohenacker); Amerika (Frank, Beck); Neuholland 
(Watson). \ 

Die Exemplare der wichtigeren und schwierigeren Familien 
sind sämmtlich durch die Hände von Hoppe, Koch, Kützing oder 
Garke, Reichenbach ete. gegangen, von diesen mit ceritischen An- 
"merkungen versehen und zu ihren Arbeiten benutzt. 

Dasselbe wird für 300 Tihlr. ausgeboten von F 

E. FE. Hornung, Apotheker : 
in Bad Oeynhausen in Westfalen.: 


— 


Redasteur: p:. Herrich-Scehäffer. Druck der F. Neubauer'sehen Bueh- 
..  . drackerei (Chr; Krug’s Witwe) in Regensburg. : ... :-=7 : 


Am 13. December starb. zu München, nach kaum 
10tägigem Krankenlager, im 75. Lebensjahre 


Herr 


Dr. Carl Sriedr. Bhilipp v. Martins, 


der langjährige, vielverdiente und hochverehrte 
Präsident unserer Gesellschaft. 


Wir gedenken in Kürze eine Bivgraphie des Ver- 
lebten in diesen Blättern mitzutheilen. 


Die kgl. bayer. bot. Gesellschaft. 


FLORA. 


NM 34. 


BRegenshurg. Ausgegeben den 23. December. 1868, 


Inhalt. G. Holzner: Ueber die physiol. Bedeutung des oxalsaueren 


Kalkes. II. Nachtrag. -— Personalnachrichten. -- Botanische Notizen. — Bo- 
tanische Neuigkeiten im Buchhandel, — Index. — Repertorium: Schluss 
von 1867 *). 


Ueber die physiologische Bedeutung des oxalsaueren Kalkes 
von.Dr. Gg. Holzner. 


IL. Nachtrag. 


Ueber meine unter obigen litel in der Flora 1867 erschienene 
Abhandlung sind mir bis jetzt zwei Urtheile bekannt geworden. 
Sachs (Lehrbuch der Botanik, Leipzig. 1865. pag. 535) ist damit 
einverstanden, dass „die Bedeutung des Kalkes zum Theil da- 
rin zu suchen ist, dass er als Träger der Sehwefel- und Phos- 
phorsäure bei der Nährstoffaufnahme dient und dann die für die 
Pilauze selbst giftige Oxalsäure bindet und unschädlich macht.“ 
Er erklärt (pag. 541) einen grossen Theil der Säuren für Neben- 
produckte des Stofiwechsels und stimmt damit der Ansicht von 
Hilgers (Pringsheims Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik. 
V. Bd. pag. 405) bei. 

Ausführlicher als Sachs es in seinem Lehrbuche thun konnte, 
wurde meine Ansicht über die physivlogische Bedeutung des oxal- 
saueren Kalkes in den „Oeconomischen Fortschritten von Dr. Ph. 
Zoeller.“ Nr. 47. 48 d. d. 15 Sept. 1868 besprochen. Aber aus 

dem, was in dieser Zeitschrift dargelegt ist, erkenne ich nicht, 
in wie weit des ungenannten Verfassers Ansichten von den 
meinigen abweichen. Denn nachdem derselbe meine Hypothese 


*) Wird noch in diesem Jahre ausgegeben. 
Flora 1868. 3 


über die Bedeutung des oxalsaueren Kalkes wörtlich wiedergegeben 
hat, fährt er fort: „Es ist möglich: Die Oxalsäure kann im Pflan- 
zenorganismus in der angegebenen Weise zur Freimachung und 
Löslichwerdung der Phosphorsäure beitragen; aber anzunehmen, 
dieses sei die ihr beim pflanzlichen Wachsthumsprozesse allein 
zukommende Verrichtung dürfte ebenso wenig zutreffend sein, als 
die Ansicht, der Kalk werde von den Pflanzen nur desshalb auf- 
genommen, um etwaige schädliche Säuren, vorab die Oxalsäure, 
“ unwirksam zu machen.“ Meine Ansicht über die Bedeutung der 
Pflanzenkrystalle aus oxalsauerem Kalke ist demnach nicht 
oder nur zum Theile bestritten; denn meine Hypothese bezieht 
sich nur auf den für immer unlöslichen, in Kıystallen abgelager- 
ten oxalsaneren Kalk, wie ich ausdrücklich bemerkt habe 
(Separat-Abdr. pag. 18. 2. 13—16 v. u, ferner Flora 1867 pag. 
472. Anmerk.). Ueber die Funktion der an Kali gebundenen Oxal- 
säure und allenfallsigen anderen löslichen exalsaneren Salze, sowie 
über die Funktion des nicht mit Oxalsänıe vereinten Kalkes habe 
ich keine Vermuthung geäussert. Wohl liegt "es nahe, dass die 
gesammte Oxalsäure einer Pflanzenspezies anf die gleiche Weise 
und zu gleichem Zwecke gebildet wird; allein da ich diese’ meine 
Annahme durch nichts begründen könnte, so spreche ich sie auch 
nieht aus. Bezüglich des Kalkes habe ich sogar zweierlei Funk- 
tionen erwähnt; nur habe ich :pag. 17.) behauptet, dass, wenn 
der Kalk zum molekularen Bau der Zellhaut nothwendig ist, die 
(unter den gewöhnlichen Verhältnissen wachsenden) Pflanzen den- 
selben immer leicht erhalten, wenn die übrigen Bedingungen zur 
Vegetation vorhanden sind. 

Obwohl demnach in den „Öckonomischen Fortschritten“ nir- 
gends ein direkter Widerspruch ausgedrückt ist, so befinden wir 
uns doch in bedentenden Gegensätzen, und in so weit bezeichne 
ich den mir unbekannten Verfasser als meinen Gegner. — Däss 
ich denselben durch nachfolgende Abwehr nicht beleidigen, sondern 
bei aller Achtung für ihn ynd :cine gewiss eminenten Kennt- 
nisse nur seine Ansicht in diesem Punkte bestreiten will, be- 
merke ich hiemit ausdrücklich. 

Vor Allem möge mir gestattet sein. die Behauptung. „man“ 
nehme allgemein an, dass die Oxalsäure richt allein neben der 
Ameisensäure das erste Umwandlungsprodukt der Kohlensäure 
im Pflauzenorganismus, sondern dass sie auch das Hauptmaterial 
sei, aus ‚welchem sich die höher zusammengesetzten ‘organischen 
Säuren, ferner die Kohlenhydrate: Zucker, Stärke u. s. 'w. her- 


539 


ausbilden, als ganz irrig zu bezeichnen. „Man“ sind die meisten 
Chemiker, „man“ sind aber viele Botaniker nicht, darunter Hugo 
v. Mohl, Schleiden, Sanio, Unger u. s. w, 

Die Gründe, die mein Gegner dafür angibt, dass die organi- 
schen Verbindungen des Pflanzenreiehes durch weitere Desoxy- 
dation der dureh „Entsauerstoffung der Kohlensäure“ gebildeten 
Oxalsäure entstehen können, nämlich: 1) dass man allen Grund 
habe, die Aecpfelsäure, Weinsäure u. s. w. physiologisch als zur 
Hälfte in Zucker übergegangene Oxalsäure zu betrachten, indem 
diese Säuren unter gewissen Umständen in Zucker und Oxal- 
säure zerfallen; 2) dass die Oxalsäure leicht in höhere Verbin- 
Aungen übergeführt werden könne; 3) dass es Dr. Drechsel ge- 
ungen ist, die Oxalsäure aus Kohlensäure darzustellen, beweisen 
nicht das geringste für die chemischen Vorgänge, welche in der 
Pilanze wirklich stattfinden. Die Herleiting der Kohlenhydrate 
aus Kohlensäure auf dem Papiere. ist’ eben so leicht, wie jene 
der Oxalsäure; und die Ueberfährung der höheren organischen 
Stoffe in Oxalsäure ist l2ichter, als umgekehrt. Wenn alle die 
Umsetzungen, welche im Laboratorium oder auf dem Papiere in 
geistreichster Weise gemacht werden können, und welche über- 
haupt möglich sind, in der Pflanze vor.sieh gingen, dann würde 
jede Pilauze jeden vegetabilischen Stoff, also z. B. auch jedes 
Pilanzengift enthalten. 

Die wahrscheinliche, aber uech nicht erwiesene Zersetzung 
des Wassers durch das Chlorophyli im Sonnenlichte dürfte zur 
Begründung meiner Ansicht über die (direkte) Entstehung der 
Kohlenhydrate weit mehr geeignet sein, als zum Beweise der ge- 
gentheiligen Anschauung. Oder woher weiss mein Gegner, dass 
der unter dem Einflusse des Lichtes aus dem Wasser abgeschie- 
dene Wasserstoff eine ähnliche Rolle spielen wird, wie es das 
Natrium (m Drechsel’schen Versuche) zu tun im Stande war, 
nämlich die Kohlensäure zur Oxalsäure zu „entsauerstoffen‘‘, also 
mit Sauerstoff sich wieder zu Wasser zu verbinden, statt mit 
Kohlenoxyd Stärke ete. zu bilden? Wenn er aber dieses nicht 
weiss, sondern nur vermuthet, dann stehen wir auf gleichen 
Standpunkte. Freilich sucht er sich den Anschein zu geben, dass 
er höher stehe; denn während er zuerst nur anführt, welche Ex- 
perimente mit der Kohlen- resp. Oxalsäure gemacht werden kön- 
nen, sagt er später: „Eben so unzweifelhaft (!) ist nach dem im 
Anfange Geäusserten und zahlreichen (?) anderen Thatsachen: 
die Oxalsäure geht dureh die im wachsenden Pflanzenorganismus 


534 


stets vorhandenen Bedingungen in die höheren Säuren und in- 
differenten Pflanzenstoffe (Kohlenhydrate u. s. w.) über. Gerade 
das massenhafte Auftreten des oxalsaueren Kalkes in den Blät- 
tern am Ende ihrer Wachsthumsperiode scheint dafür zu spre- 
chen. Das richtige Maass der Belingungen für die Umwandlung 
der Oxalsäure in die höheren Pflanzenstoffe: lösliches Kali, Phos* 
phorsäure ete. die geringe Menge und Intensität von Licht und 
Wärme ist am Ende der Wachstumsperiode eben nicht mehr ge- 
geben.“ 

Es ist erstaunlich, wie viele Probleme in einem Satze aus- 
gesprochen werden können. Ich glaube doch annehmen zu müs- 
sen, dass mein Gegner im letzten angeführten Satze mehr aus- 
drücken wollte, als behaupten, dass es ohne Vegetation im Pflan- 
zenreiche keine Oxalsäure gibt; denn er spricht deutlich von den 
Bedingungen der Umwandlung der Oxalsäure in die höheren 
Pflanzenstoffe. Welches sind nun die von ihm angegebenen Be- 
dingungen? doch offenbar dieselben, von denen die Möglichkeit 
des Pflanzenwachsthums abhängt, welehe aber nur dann als Be- 
dingungen einer stufenweisen „Entsauerstoffung" gelten, wenn 
man diese bereits als „unzweifelhafte Thatsache“ voraussetzt. 

Woher mein Gegner weiss, wie gross die Intensität von Licht 
und Wärme sein muss, um genau nur die Kohlensäure in Oxal- 
säure zu reduciren, kann ich nicht erschen. Wenn die Oxal- 
säure „mit Leichtigkeit“ in eine höhere Verbindung übergeführt 
wird, so ist doch wunderbar, dass die Assimilationsbedingungen 
am Ende der Vegetationsperiode nur mehr so weit reichen, un 
die schwerste Ueberführung zu Stande zu bringen. Ebenso 
weiss ich noch nicht, vb im Zellsafte Kali und Phosphorsäure, 
eder bisher unbekannte Salze, oder andere Verbindungen der- 
selben enthalten sind; mein Gegner scheint aber genau Zu 
wissen, dass das der erste Fidl ist. 

Bezüglich der Bedeutung des Kalkes für das Pflanzenleben 
bemerkt mein Gegner: „Wir wissen ganz genau, dass der Kalk 
noch andere wichtige Funktionen im Pflanzenkörper und nicht 
bloss die Säureabstumpfung zu tben hat; dass ohne Vorhanden- 
sein von Kalk die Keimpflanze sich nicht im mindesten weiter 
entwickelt; dass der Kalk bis zu einer gewissen Grenze von der 
Kieselsäure vertreten werden kann und umgekehrt ; dass derselbe 
bei Löslichwerdung der Zellmembranen eine wesentliche Rolle 
spielt u. s. w.“ — Dass Pflanzen ohne Kalkzufulır nieht weiter 
wachsen, weiss ich wohl, halte aber dafür, dass eine Thatsache 


535 
nicht ihre eigene Erklärung ist. Für die Aufklärung, dass der 
Kalk im Pflanzenkörper bei Lösliehwerdung der Zellmem- 
branen eine wesontliche Rolle spielt, bin ich schr dankbar; denn 
nun dürfte sich die Harz- und Gummibildung. vielleicht auch die 
Resorption der Querwände hei der Gefässbildung ete. überra- 
schend einfach erklären. — Ebenso einfach zu erklären ist nun 
aueh die Beobächtung von Sachs, Hass selbst sogenannte Kiesel- 
pflanzen mit dem im Samen enthaltenen Minimum von Kiesel- 
säiure zur vollständigen Entwickelung gelangen. 

Mein Gesner- hält das masscnhafte Auftreten des oxalsaweren 
Kalkes in den Blättern am Ende ihrer Vegetationsperiode für 
einen Beleg dafür, dass die Oxalsäure in (lie höheren Pänmzen- 
stoffe übergehe. Es ist mir unbekannt, ob er dabei denkt, dass 
der Kalk erst am Ende der Vegetationsperiode zugeführt werde, 
oder dass dieses allmählig geschicht (wie es nach Zöller’s Uuter- 
suchungen an Buchenblättern sieh ergibt). Nimmt er letzteres 
an, so wird er auch die Bildunz von Krystallen aus oxalsanerem 
 Kalke zugeben; und dass dieser nieht mehr löslich wird, kann er 

sich überzengen. — Er stellt Vieles, was zweifelhaft und noch 
nicht erwiesen ist, als wmzweirellaft hin; mir will es dünken 
es Sei ganz unzweifelhait, dass er memals krystallfilrende Ge- 
webe oder Pilanzenkrystalle mierochemisch untersucht hat. 

- Schliesslich fordere ich von eivem Geaner, lass er die für 
nieine Ansicht vorgebrachten Gründe widerlegt, oder beweist, dass 
meine Hypothese mit (wirkliehen) Thatsachen im Widerspruche 
stehe. Wer weder das eine, noeh las andere tiut, kann wohl 
viele unerwiesene Behauptungen und Meinungen und angebliche 
Thatsachen aufstellen, aber meine Ansicht wird dadurch nicht 
widerlegt. . 


Personalnachrichten. 


Professor Pietro Sanguinetti. Director Wes botanischen 
Gariens in Rom, der verschiedene Untersuchungen über die rö- 
nisebe Flora veröffentlicht hat, ist am 25. Juli in einem Alter 
von 66 Jahren gestorben. 


Professor Pringsheim hat seine Professur in Jeha aufge- 
geben, um, einem Rufe der königl. Akademie der Wissenschaften 
folgend, nach Berlin überzusiedeln. —r. 


Richard Pearce, ein Pflanzensammler für die englischen 
Gärten, der erst kürzlich England verlassen hatte, ist am 13. Juli 
in Panama erkrankt und am 19. dert gestorben. —t. 


M. A. Lawson ist zum Professor der Botanik an der Uni- 
versität Oxford ernannt wordeu. Sr. 


Am 24. Oct. starb zu Erlangen der Prof. der Botanik. Dr. 
Adalbert Schnizlein, nach viermonatlichem Krankenlager, im 
5östen-Lebensjahre. . j ı 


Botanische Notizen. 


Dr. E. Boll macht darauf aufinerksam, dass noch kein Bo- 
taniker die gesammte Flora der Insel Rügen, die. es kleinen, geo- 
graphisch so selbstständigen Gebietes, das dem aus dem Binnen- 
lande kommenden Pflanzenforscher die ihm in seiner Heimath 
fremdgebliebenen Seestrands- und Meerespflanzen zum Studiren 
bietet, bearbeitet hat. Allerdings hat I. Zabel im „Archiv des 
Vereins der Freunde der Naturgeschiehte in Mecklenburg“ (Jahrg. 
XII) eine „Uebersicht der Flora von Neuvorpommern und Rügen“ 
veröffentlicht, leider umfasst sie aber nur die Phanerogamen und 
Gefässkryptogamen. Es fehlt demnach noch ein sehr ansehnli- 
cher Theil der Inselflora, so dass eine vollständige Bearbeitung 


der letzteren sicher von vielseitigem Interesse $ein würde. 
—T. 


Einzig in seiner Art steht die Sammlung der Modelle der 
sämmtlichen in der Grafschaft Nizza vorkommenden Pilze, die 
sich im Museum von Nizza befindet, da. Sie sind sämmtlich in 
ihren verschiedenen Entwicklungsphasen in natürlicher Grösse 
und in den natüylichen Farben, sowie mit ihren generischen und 
specifischen Charakteren auf das Genaueste nachgebildet. In 
einem besondern kleinen Cabinet sind diejenigen Arten, die ge- 
meinhin auf dem Markte zu Nizza verkauft werden, aufgestellt. 
Diese Nachbildungen sind das eigenhändige Werk des Direetors 
des Museuns, Barla. Ausserdem hat er noch eine sehr grosse 
Zahl von Pilzen gezeichnet, die bis jetzt noch nicht beschrieben 
sind. Er ist auch der Verfasser eines mit zahlreichen colorirten 
Abbildungen versehenen und desshalb sehr theueren Werkes: 


" 597. 


Trait& sur les Champignons de Ia- province de Nice. — Schwer- 
lich ist in irgend einem Museum die Botanik so reichlich be- 
dacht wie in dem zu Florenz, das unter der Leitung von Par- 
latore steht. Besonders hervorzuheben ist, dass neben den 
Pflanzen auch alle Producte ihrer einzelnen Theile, nicht allein 
die natürlichen, sondern auch die, welche die Hand des Men- 
schen daraus bereitet, aufgeführt sind und zwar mit einer sol- 
chen Vollständigkeit, dass neben dem Flachs auch nicht das 
daraus bereitete Papier fehlt- Ferner sieht ınan hier zalılreiche 
und enorm vergrösserte Nachbildungen verschiedener Pflanzen in- 
Wachs: Farne, Moose, Flechten, Tuberaceen, Puceinieen, um das 
Studium der Organisation dieser Pflanzen und ihrer Sporen zu 
erleichtern. Auch wird hier das älteste bekannte Herbarium. 
das von Cäsalpinns (F 1603) aufbewahrt. Die Zeit hat dem- 
selben wohl ein wenig übel mitgespielt, doch wird dadurch der 
Werth desselben nicht sonderlich beeinträchtigt. _r, 


Das älteste österreichische Herbarium vivum, welches sich 
gegenwärtig im Besitze des Chorherin. P. Peckhold im Stifte 
Wilten bei Innsbruck befindet, rührt wahrscheinlich aus dem An- 
fange des 17. Jahrh. von dem rühmilich bekinuten IT finedicus 
des Erzherzogs Ferdinand, Hippolytus v. Quarivoni in Innsbruck 
ber. Da alle Pflanzenexemplare, nach der Angabe des Dr. A. 
Kerner, gewiss aus dem Thale und von den Gebirgen bei Inns- 
bruck, zum Theil auch aus den dortigen Zier- und Gemüscgärten 
herrühren, so verdient es wohl richtiger den Namen eines Tyroler 
Herbarivms. Dasselbe enthält etwa 850 P’ilanzen oder Pflanzen- 
theile nnd wirft mehrere interessante Streiflichter auf die Flora 
von Innsbruck vor nahezu 300 Jahren und namentlich auf die 
damalige Hortieultur. Auch ist es für die deutsche Nomenelatur 


von besonderem Werth. —r, 


Im südlichen Galla-Lande fehlen nach liebard Brenner 
vegetationslose Steppen, die in dem Somali-Lande sehr hänfig 
sind und nach dem Berichte der Reisenden überhaupt iu Nord- 
und Süd-Afrika mit dem üppigen Urwald und weiten undurch- 
dringlichen Gestrüppwäldern mehr oder weniger schnell wechseln. 
B. theilt die Vegetation dieses Landes ihrem verschiedenen Cha- 
rakter nach in vier Gruppen und zwar in Flusswälder oder so- 


x38 . 


genannte Urwälder mit üppiger Vegetation, in Gestrüppwälder, 
vorherrschend aus Akazien und Mimosen bestehend, in grosse 
Grasebenen, die mit einzelnen Baobabs, Tamarinden, Dumpalmen 
und Gesträuchen bestanden sind, und endlich in die Mongrove- 
wälder der Küste. In den feuchten Urwäldern der 6 Flüsse, 
welche das Galla-Land durehströmen, bewundert der Reiseude 
allerdings eine gewaltire üppige Vegetation und ist im Austaunen 
der wunderbaren Pllanzenformen Anfangs geneigt, den mangeln- 
den Reichthum an Arten zu vergessen. Hat doch die Einförmig- 
keit des übrigen Landes sein Auge nicht verwöhnt. In Wirk- 
lichkeit jedoch sind diese üppigen Urwälder des Galla-Landes 
nur schmale grüne Coulissen, welche die graue Wirklichkeit der 
afrikanischen Gestrüppwälder verbergen... Tritt man vorsichtig 
lauschend Schritt für Schritt durch die diehte Wand von Lianen 
und Luftwurzeln in den dunkeln Wald hinein, so ist es zunächst 
immer der riesige Baobab mit seinen dickschäftigen Verwandten, 
die in dem Kampfe um Licht und Leben längst gesiegt haben. 
Viele langsam wachsende Holzarten kümmern, mit, dunkler Borke 
und Moos bedeckt, an dern Boden hin oder sind bei dem Ver- 
suche, zwischen den mächtigen Stämmen ihrer Sieger zum Lichte 
emporzusehlüpfen, zur haltlosen Ruthe geworden. Tagelang sucht 
man in diesen Urwäldern vergebens nach einem Stück Nutzholz. 
Bei dem Weiterschreiten in den Wald wird der feuchte Boden. 
bald fester und die dichte, modernde Humusdecke verschwindet. 
Hier und da dringt schon die Sonne durch das grüne Doinge- 
wölbe und weckt die Gräser, — Bald werden die Baovbabs, Tama- 
rinden und Dumpalmen seltener und die Akazien und Mimosen 
treten dafür auf. — Wenige Schritte noch einen Hügel hinauf 
und wir stehen schon an der Grenze der. üppigen Vegetation; 
vor unseren Augen breitet sich ein unabsehbarer blattloser Ge- 
strüppwald aus und der nahe Fluss mit seinem grünen Urwall- 
streifen zieht sich in gleicher Breite als ein dunkles Band hin- 
durch. Die grossen Grasebenen des Galla-Landes zeigen in 
Bezug auf Gräserarten eine grosse Einförmigkeit, doch ist der 
Wuchs derselben von enormer Ueppigkeit. — Am Schlusse der 
heissen Jahreszeit, wenn weite Waldstrecken sonuverbrannt und 
blattlos daliegen und alles Pflanzenleben erloschen zu sein scheint, 
dann gedeiht im Schutze des mannshohen vertrockneten Grases 
der Praitie ein frischer zarter Graswuchs. —r 


339. 


Die auf Jamaica und Hayti von den Negern mit Vorliebe 
eultivirte blau blühende Pferdebohne nit weissen- Samen (Unnu- 
talia ensiformis DC.) wächst nicht, wie Sloane glaubt, auf Ja- 
maica wild, sondern ist nach Dr. Schweinfurth vun den Ne- 
gern aus ihrer Heimath mitgebracht worden, weil sie im innig- 
sten Zusammenhange steht mit dem Aberglauben, «der im Lande 
der Fetisch-Verehrer herrscht. In Jamaiea nennt man sie den 
Aufpasser (overlook) und schreibt ihr eine übernatürliche, vor 
Diebstahl und Plünderung schützende Krait zu.. Sch. fand sie 
auch in den Gärten zu Watenıma in Gallabat (Nordwest-Abessi- 
hien), wohin sie wahrscheinlich durch die eingewanderten Fu- 
rianer gekommen ist; ebenso bemerkte er sie im Sennaar in der 
Nachbarschaft des Gemüsegärten. Ob sie in diesen Gegenden 
auch wildwachsend anzutreffen sei, konnte er nicht erfahren. 

—r. 


Botanische Neuigkeiten im Buchhandel. 


Baillon, H.: Histoire des plantes III. Magmolinedes. avec 55 
figures Jans les textes. Grand in 8. Paris, Ih. Morgand. 
3 fres. 

Baker, J. G. and Tate, G. R.: A new Flora of Noerthunber- 
land and Durham, with Sketches of its Climate and Phiy-ikal 
Geography. Peg. 316. London anı Newcastle. 

Canzin, F. J.: Traite pratique et raisunne des plantes ınddi- 
einales indigenes. Troisicine ddition, revue et augmentee par 
H. Cazin fils. In 8. p. 1189 avec 40 planches chromslitho- 
graphiees. Paris, P. Asselin. 

Christ, H.: Ueber die Planzendecke des Juragebirges. Vortrag. 
Basel, George. 8 Ngr. 

De la eirculation du carbone dans la nature et des intermediaiies 
de cette eireulation. Exposce d'un thcorie chimique de 1a 
vie de la cellule organisce. Conference faite A Montpellier 
par A. Bechamp. Paris et Montpellier. 

Dumoulin, L. J. G.: Guide du botaniste dans les environs de 
Maestricht, ou indicativn des phancrogames et des ersploga- 
mes vaseulaires eroissant spontanemeut daus Ses environs. 
Maestricht, Hollmann. 1 tr. 

Flore de la France centrale. Album faisant suite A la quatrieme 
edition de l’Etudes des fleurs; par l’abbe Cariot, et cumpre- 


540 


nant en outre les plantes qui eroissent le plus commun&ment 
dans le centre de la France; par Andre Mignot, naturaliste- 
peintre. Lyon. 

Flores partielles de la France comparees. T. I. Serie des familles, 
genres et especes. T. II. Catalogue des localites; par A. 
Bautier. Paris. 

Handbuch der physiolog. Botanik, gg. von W. Hofmeister. I. Bd. 
II. Abıh. Allgemeine Morphologie der Gewächse von W. Hof- 
meister. Leipzig, Engelmann. 

Parlatore, Prof. F.: Flora Italiana ossia deserizione delle 
piante, che nascono salvatiche o si sono insalvatichite in 
Italia ce nelle isole ad essa adiacenti. Vol. IV. Parte prima. 
288 pag. Turin, Löscher. 2, Thir. 

Pollender, A.: Neue Untersuchungen über das Entstehen, die. 
Entwickelung, den Bau und das chemische Verhalten des 
Blüthenstaubes. Berlin, Dümmler. 1Y Thlr. 

Russow, Edın.: Beitrag zur Kenntniss der Torfmoose. gr. 8. 
820. Mit 5 lithogr. Tafeln. Dorpat, Gläser.. 20 Ner,, 
Soubeiran, J. L. et Delondre, A.: De .Yintroduction et de 
l'acclimatrtion des Cinchonas dans les Indes ne&erlandaises 

et dans les Indes britanniques. Paris. 

Synopsis Filieinum. By the late Sir. Wiliam J. Hooker and J. 
G. Baker. London, Hardwicke. 

Traite general des Coniferes, ou Deseription de toutes les esp&- 
ces et varietes de ce genre aujourd’hui connues, avee leur 
synonymie, l’indieation des proc&des de culture et de multi- 
plieation qu’il eonvient de leur appliquer; par E.A. Carriere. 
Nouvelle &dition, revue, corrisde et considerablement aug- 
mentce par l’auteur. 2 vol. in 8. Paris, chez l’auteur, 53 

- rue de Bufon. 

Wittstein: Anleitung zur chemischea Analyse von Pflanzen und 
Pflanzentheilen auf ihre organischen Bestandtheile. pag. 355 
in 8. Nördlingen, Beck. 1’/, Thlr. 


Redaeteur: Dr. Herrieh-Schäffer. Druck der F. Neubauer'scher Buch 
druckerei (Chr. Krug’s Witiwe) in Regensburg. 


inhalts- Verzeichniss. 


1 Originalabhandlungen. 


Arnold, F.: Lichenologische Fragmente EV. ‚Ait Tafel 1.) 
Lichenes Lusitaniae . 
y Die Lichenen des fränkischen ur (Fortsetzung) 
Bergeren vide Lorentz 
Bichler, A. W.: Bericht über die Verhandlungen der 
Sektion für Botanik und Pflanzenplivsiolsgie 
bei der 42. Versammlung deutscher Naturfor- 
scher und Aerzte in Dresden 1868 
Gorkom van vide Hasskarl 
Hallier, E: Mikroseopische Untersuchungen. Zwei neue 
Untersuehungen über den Mierococens 
» Mykologische Untersuchungen (Mit Taf. II: 
Hasskarl, C.: Bemerkungen über einige indische Pflanzen 
Bericht über den Zustand der Chinakultur auf 
Java pre IV. Quartal 1867 . 
pro II. Quartal 1868 
Bericht über die Kultur der Chinarindenbäume 
auf Java im J. 1867 von K. W. van Gorkom 
Ueber die Chinakultur anf Java . 
Hellbom, TV. J.: Bericht von einer botanischen Reise in 
Herjedalen unı angrenzenden Theilen Norwe- 
gens 1867 . . 
Hermann, J.: Botrydium argillaceun Wall. ol Alye 
oder Flechte . 0000 


» 


22 


” 


48] 


342 


Holzner, Gg.: Ueber die physiologische Bedeutung des 
; oxalsaueren Kalkes . . 305 
Kanitz, A.: Plantae Tinneanae sive Descriptio plant. in 
exped. ‚Tinneana ad fumen Bahr-el-Ghasal ete. 
eollect. Opus XXVI. tabulis exorn. Th. Kotschy 
‘et J. Peyritsch eonsoe. stud. elabor. suis sumpt. 
edid. Alexandrina P. F. Tinne et Johann, Tinne 
(Auszug) . . . . . . . . 385 
Krempelhuber, A. v.: Biographie des Professor und 
Ritter Dr. Erik Acharius. (Uebers. aus dem Schwe- 


dischen) . u . . 101 
„  Prodromus Lichenographiae Insulae Maderae . . 221 
Lorentz, P.: Bydrag till Skandinaviens Bryologi af 8. 
Berggren. — Jaktagelser öfver Mossornas kön- 
lösa fortplantning genom grodknappar och med 
dem analoga bildningar af S. Berggren . . 265 
„ Ein Ausflug nach Stubach und Kaprun. Beitrag 
zur Moosflora des Pinzgau . . . 257. 273 


Meyer Melchior und Trettenbacher "Math.: Freun- 
desstimmen über Karl Schimper . . . 7 


Milde, J.: Vortrag über Osmunda . . 0. 1 
Müller, J.: Vier Flechten aus dem Kanton Bern . 49 
» Fünf neue Flechten . 369 
Münter: Die Rohstoffe und Fabrikate aus Palmen auf der 
Pariser Weltausstellung im Jahre 1867 . . 30 
Nylander, W.: Animadversio circa historiam amyloba- 
ctericam . . 135 | 
» Addenda nova ad lichenographiam Europaeam 
$ Cont. VE . . . . . . . . 161 
Cont. VIHT . . . . . . . . 342 
Cont. X . . 473 
„ Circa evolutionem gonimicam " Colemacearım 
notula . . . 353 
„ Circa evol. sporarem germinantiam Varicella- 
riae notulae . . . 354 
Circa Cephalodia simul epigena et hypogena . 372 
Reie ch enbach, H. G. fil.: Ephippianthus, nov. gen. 
Orchidearum . . . . . . 32 
„ Loureiros Orchideengattungen . . . 33 


Sauter, A.: Ueber Pflanzenwanderung . . - . 3io 


343 


Schultz, F.: Carex muricata var. 8 Schkuhr (C. lolia- 
cea Schk. non Linne) als gute Art aufgestellt 302 
Strohecker, J. Rud.: Ein empirischer Beweis.der phy- 
tochemischen Substitution . . . . 5 
Tinne vide Kanitz 


DO. Kleinere Mittheilungen. 


Anzeig en 64, 80, 112, 192, 208, 239, 256, 288, 335, 400, 464, 528 
Botanische Notizen: 13, 60, 73, 92, 108, 157, 236, 250, 
270, 286, 349, 364, 380, 413, 428, 446, 479, 524. 

Darunter: Wagner, M.: Die Vegetation des Cotopaxi 13. — 
Die Vegetation (ler Borromeischen Inseln 80. — Wissen- 
schaftliche Expedition nach Mexico 77. — Madeira’s Wein- 
eultur 92. —. Vegetation des Pico de Teyde — Austra- 
jiens Vegetation 96. — Rietmann, der botanische Garten 
in Sidney 108. -—- Italienische Abhandlungen 157. — 
tadde’s Erforschungen 250. — Bernouilli’s Reisen in Cen- 
tral-Amerika 253. — Botanischer Garten in Montpellier 
272. — Bot. Garten in Melbourne 257. — Ueber Neapels 
Flora 366. — Der Wald in Gross- und Weiss-Russland 
380. — Flora Venetiens 399. -— Das Thal Valturnenche 


in Piemont 413. — Ausrottung der Wälder in In- 
dien 415. — Leber Sterenlia acuminata 416. — Roch- 
leder: Ueber Fundorte der Citronensäure 428. — Flora 


der Insel Bangka 430. — Ueber Lichteinwirkung auf 
Blätter 479. . 
De Bary: Erklärung 99. 
39 


-Hasskarl: Der botan. Garten von Buitenzorg auf Java. 


Neuigkeiten, bofanische im Buchhandel 15, 126, 237, 255, 
319, 350, 383 


Nekrolog für 5, Plössl . . . . 333 
Persohaluachrichten 12, 32, 73, 195. 234, 269, 286, 304, 
349, 363, 379, 428 


IN. Literatur. 


Ascherson, P.: Bemerkungen über einige Pflanzen des 
Kitaibel’schen Herbariums . . 441 
Behm, E.: Geographisches Jahrbuch I. 1868 . ee 7) 


"Did 


Bentham G. et Hooker: Genera plantarım ad exem- 


plaria imprimis in herbariis Kewensibns servata de- 
finita. Vol. L.p. IL . . 

Berggren vide Originalabhandlungen 

Carus Victer: Das Variiren der Tbiere und Pflanzen im 


318 


Zustande der Domestication von Charles Darwin. . 


Uebers. I. Bd. 

Christ, H.: Ueber die Verbreitung der Pflanzen der al- 
pinen Region der europäischen Alpenkette . 

Fenzl, Eduard: Die k.k. Gartenbau-Gesellschaft in Wien 

» Theodor Kotschy. Eine Lebensskizze . 

Fournier, Eug.: Actes du congres international de Bo- 
tanique, tenu & Paris en Aöut 1867. 

Fuller’s Kultur der Fruchtsträucher. Deutsche Ueber- 
setzung von Maurer 

Hannemann: Katechismus der Obstbaumzucht für Land- 
schulen 

Hoffmann, Ötto: Utile cum dulei . 

Jäger. A.: Ein Blick in die Moosflora der Cantone st. 
Gallen und Appenzell . . 

Klatt, F.W.: Cryptogamentlora von Hamburg 1. Theil . 

Kan itz vide Originalabhandlungen 

Krehl, L.: Zeitschrift der deutschen morgenländischen 
Gesellschaft Bd. XXU 

Kuntze, O.: Taschenflora von Leipzig . 

Laban, F. C.: Gartenflora für Norddeutschland 

Langethal: Kalender der heimischen Pflanzen u. Thiere 

Maly, J.K.: Tlora von Steiermark . . 

Ailde, J.: Filices Europae et Atlantidis, Asiae minoris 

et Sibirlae . 

Miquel, F.A.G.: De Palmis Archipelsg indiei obser- 
vationes novae 


2 Sur les Erables de Japon 
Neilreich, Aug.: Die V egetationsverbältuisse von 1 Cro- 
atien. . 0. S “ 


Pfeffer, W.: Bryologische Reisebilder aus denı Adna 
» Didymodon Theobaldii, eine neue Moosart . 
Zwei Missbildungen von Laubmoosfrüchten 
Seuber t, M.: Grundriss der Botanik 
1 Exeursionsflora für das südwestl. Deutschland 


177 


545 


Walther, Al. und Molendo, L.; Die Laubmoose 


Oberfrankens .  . . 357 
Wigand, Alb., Der botanische Garten zu \ Marburg. . 314 


Wimmer: Das Pflanzenreich . . . . . ..496 


IV. Gelehrte Gesellschaften und Vereine. 


Akademie kk. der Wissenschaften in Wien, Sitzungsber. 
11, 141, 265, 411 
" südslavische der Wissensch. und Künste, Arbeiten 330 
(Gesellschaft kgl. bayer. botan. zu Regensburg, Ver- 
zeichniss der Beiträge zu den Sammlungen .16, &0, 
112, 192, 240, 304, 352, 400, 512, 527 
»  k. k. zoolog.-botan. in Wien, Sitzungsberichte 58, 143, 
267, 321, 412 


„ schlesische für vaterl. Cultur, Sitzungsberichte ..59 
Naturforscherversammlung, erste russische zu 
St. Petersburg, botan. Section . . . . . 375 
Reiseverein, kryptogamischer, Aufruf . . R . 155 
Verein, naturforsehen.ler in Brünn, Versamml. 58, 144, 268 
» in Graz . j 269 
Versammlun 8 der Abgeordneten der gelebrten Gesell. 
schaften Frankreichs . . . . . . 348 


“ 


V. Getrocknete Pflanzensammlungen. 


Kohn: Martinique’sche Pflanzen . . . . 208 
Hohenacker: Verkäufliche Pfianzen sanınlungen . . 159 
Körber: Lichenes selecti Germaniae Fase. XI et XI . 284 
Reliquiae Mailleanae . . . . . 64 
Reverchon: Verkäufliche Pflanzensammlungen . . 192 
Schultz Bip.: Verkauf dessen Sammlungen . . . 268 
Wimner’sche Pflanzensammlung betreffend . . . 209 


VL Register 
aa der Personen. 
Acharius 101. Albarella 157. Arnold 4, 241, 256, 520. 


Ascherson 75, 441, 447. 
Flora 1868, 35 


546 


Bail 482. Bailey 75. Baillon 366. Balansa 77. Barla 78. 
Barthes 125. Bauhin 321. Beeginto 364. Behm 401. Bentham 
318. Berggren 65. Bernouilli 253. Bertoloni 368. Böhm 11. 
Borodin 376. Bourgeau 77. Braun 494. Brelemayr 239. Bu- 
chinger 61. 

Carrel 413. Caruel 158, 348. Carus 177. -Cesati 12. Christ 
113. Cohn 111, 493. Corenwinder 79. 

Darwin 177. De Bary 99, 367. Delpino 157. Deway 235. 
Doubouchart 479. Duval-Jouve 348. - 


Eichler 481. Ettinghausen 266. Eulenstein 483 


Fenzl 325, 329. Figari 76. Fournier 137. Frank 485. Fries 
525. Fritsch 265. Fuller 426. 

Geleznow 376. Göppert 493. Götze 74. Gorkom van 193, 
337, 373. Grisebach 402. 

Hahn 208. Hallier 54, 99, 289. Hannemann 125. Hasskarl 
25, 80, 97, 193, 337, 340, 373, 445. Hemrik 77. Heer 287. 
Hellbom 145. Henry 75. Hermsnn 129, 239. Hilgers 306. 
Hoffmann 426. Hohenacker 158. Ilolzuer 305. Houker 116, 318. 
Hornung 528. ; 

Jäger 225. Janovic 377. Jardine 63. Jessen 485. Jones 235. 
Juratzka 143, 412. 

Kalmus 268. Karsten 73. Kareltschikoff 379. Kirschleger 
447. Kitaibel 441. Klatt 123. Körber 284. Kotschy 329, 885. 
Kralik 64. Kraus 73. Krehl 445. Kreischer 489. Krempel- 
huber 101, 221. Kühn 480. Kukula 270. Kunze 1. Kuntze 124. 

Laban 140. Langethal 426. Leitgeb 143, 487. Lorentz 65, 
155, 229, 257. Loyka 256. 

Maly 183. Markhanm 415. Martins 60. Maurer 496. Ma- 
ximowicz 489. Meerdervoort 110. Meitzen 111. . Merklin 486. 
Meyr 17. Milde 1. 6, 59. Miquel 316, 322, 445. Molendo 357. 
Müller J. 49, 369. Müller F. 287. 448. Münter 30. Musset 348. 

Nägeli 416. Nardo 399, Neilreich 321, 405. Niessl 58, 144, 
268. Nitsche 482. Nylander 135, 161, 342, 355, 372, 473. 

Paira 312. Parlatore 236. Passerini 271. Perkins 79. Pfel- 
fer 225. Plössl 333. 

Rabenhorst 155, 216. Radde 250. Regel 377. Reichardt 
10, 58, 143, 267, 322, 412, 484. Reichenbach 33, 52. Reverchon 
192. Rietmann 108, 110. Rohlfs 74, 416. Rochleder 428. Ro- 
sanow 375. 


547 


Saecardo 399. Saporta 338. Sauter 310, 363., Schenk 39. 
Schimper 17, 428. Schlagintweit 73. Sehweinfurth 364. Schultz 
288, 303. Seubert 123, 426. Singer 124, 427. Solms Laubach 
241, 305. Sporer 63. Strassburger 378, 454, 487. Strohecker 5. 

Thielens 414. Tinne 385. Trecul 135. Trettenbacher 22. 

Unger 11, 141. 

Venturo 158. Visiani 236. Vukotinovie 330. 

Wagner 13. Walther 357. Walz 377. Ward 304. Wetz- 
stein 445. Wigand 314. Willkomm, 12, 64. Wimmer 239, 496. 
Wreden 76. Wretschko 411. 

Ysern 363. 

Zanardini 270. 


b) der Pflanzen. 


Acacia mellifera 394. Acer tataricum 186, barbinerve ete. 
332. Aesculus Hypoc. 428. Aira caespitosa 373. Allium multi- 
bulbosum 447. Allosorus sagittatus 376. Anona Senegalensis 
425. Arachis hypogaea 397. Ardisia rostrafa 6. Arecinae 30. 
Arrudaria cerifera 44. Arthonia subvarians 345. Aselepias cor- 
nuti 111. Aspergillus 76. Asplenium adulterinum 59, 143. At- 
talea funifera 47. Aulacomnium androaynum 72.  Azula nilo- 
tieagöl8. 

Dalsamodendron peduneul. 417. Barbula payillosa 83, latifol. 
84, membranifol. 159. Biatora Casimiri, nivea 371. Blastania 
fimbristipula 423. Blumea Perrottetiana 501. Böninghausenia 
albiflora 29. Boerhavia pentandra 501. Borracineae 4l. Botry- 
dium argillaceum 129. Breweria malvacca 440. Butyro:permunm 
Parkii 437. \ 

Caesalpiniaceae 392. Calieium diploell., retinens 161. Calo- 
placa fallaciosa 369. Campylopus noricus 259. Capparis tomen- 
tosa 434. Carum carvi 58. Carex muricata 302, Pairaei 303. 
Cassia goratensis, oceident. 392. Celidium subfuscae 165. Üen- 
trosema cuspidatum 27. Cetraricae 230. eltis 493. Ceratop- 
teris thalietroides 484. Characeae 494. Chirvcalyx abyssin. 394. 
Cinchona 97, 192, 337, 373, 449. Cirsium Juratzkae, palustre, 
154, eriophorum 253. Claduniei 233. Closterium lunula 377. 
Cochlospermun tinetoreum 422. Cocos nucifera 48. Üoelebagine 
ilieifolia 366. Collemaceae 353. Coniothec. syphilit. 295. Cor- 


548 


nus oblonga 29. Coryphinae 42. Coseinium fenestratum 79. 
Crinum Tinneae 508 Crossopterix Kotschyana 496. Cucumis 
Tinneanus 433. Culeitium 13. Curenligo firma 509. Cuscuta 
reflexa 28. Cyanotis caespitosa 515. Cyperus colymbetes 516. 
Cytisus Adami 181. 

Dalbergia arborea 27. Deeringia baccata 29. Deutzia gra- 
eilis, Sieboldt, 489. Desmatodon griseus 158. Dicranum glaciale 
67. Didymodon Theobaldi 227.  Diospiros mespikformis 456. 
Doliekos angustifolius 393. Dufourea cunciformis 230. 

lllaeis guineensis 47. Endlocarpon gelatinosum 51. Ephip- 
pianthus Schmidtii 33. Equiscetaceae 8. Eucalyptus 96, amygda- 
lina, collosea 448. Lulophia guineens. 507. Enosmunda 4 Eu- 
phorbia bongensis 503. Eurotium 99. 

Yiliees 8 Fontinalis antipyretica 487. Fumaria prehen- 
sis 423. | 

Galium subtriidum 28. Gentiana 13. Geranium grandiflor. 
29. Gomphocarpus rubioides 470. Graphidei 234. Grevia po- 
pulifola, velutina 421. Grimmia Hartmanni 82. Gyalecta ele- 
sautula 370. Gyrophorei 232. 

Haemanthus multiflorus 509. Heliosperma eriophorum 186. 
Iierminiera Elaphroxylon 397. Hyphaena thebaica 42. Hydrolca 
tloribunda 438. 

Impatiens parvillera 186. Indigofera bongensis, aspera 895. 
Inula auren 27. Ipomoca asarifolia 439. Iris pallida 307. Jun- 
zermannia ventrieosa 87. Juniperus Cedrus 94. Jussiena flui- 
tans 417. 

Kalanchoe modesta 435. Kigelia pinnata 438. 

Lamprodithyros gracilis 513. Laändolphia florida 471, Sene- 
galensis 472. Lasiosiphon affinis 503. Latanites Maximiliani 236. 
Lecanora ochraceella 162, holophaea 164, amplifieans 232, cacu- 
minum 369, araneosa 572, leueospeirea 473. Leeideniei 233. Le- 
eidea caerulea. montaua etc. 35, ascaridiella 162, subflavida 163, 
albonigricans 234, endoleucoides 234, psammoica, moestula ete. 
343, frigidella, insequens ete. 475. Leptacanthus Walkeri 28. 
Leptocaegynae 31. Leptomitus Notarisii 368. Leskea rupestris 
67. Lichenes Ins. Maderae 221. Lich. Lusitaniae 241. Lim- 
nanthemum nilotie. 469. Lissochilus arenarius 507. Lodoicer 
Sechellarum 42. Lonchocarpus oxycarpus 27, Sophiae 393, Phi- 
Ienoptera 394. Lycopodiaceae 8. Lythrarieae 397. 


549 


Macromitrium cadueipilum 86. Maerua oblongifolia 435. Mar- 
chantia polymorpha 487, Metzgeria furcata 91. Mierococcus 54, 
190. Mimosa aspera 393. Morelia Senegalensis 472. Myrta- 
ceae 397. 

Nelsonia tomentosa 438. Nesaea ieosandra 397. 

Opegrapha eircumducta 234, Cesareensis 477. Orchideae 52. 
Osmunda 1. Osmundastrum 5. 

Palmi Archipel. Indiei 316. Parmeliei 231. Papaver 377. 
Papilionacene 393. Parkia biglobosa 391. Patellaria einereo- 
virens 49. Peltigereae 230. Pertusaria obducens 162. Ihoenix 
dactylifera 43. Pistia Stratiotes 507. Plantae Indieae 25, Tin- 
neanae 387. Plectranthus striatus 78. Plenasium 4. Poivrea 
Hartmanniana 417. Polyblastia lactea 349. Polygonatum an- 
ceps 807. Potentilla nepalensis 29. Pyrenopsis homoeopsis 342. 
Pyrus malus 428. 

Quercus Hex 271, filipendula, Vucotinovie 330. 

Radula alpestris 67, complanata 91. Ramalineae 230. Rhi- 
zocarpene 8. Rhus vermix 110. Rhynehocarpa foetida 433. 
Rhynehosia intermedia 394. Rimularia Niinborina 316. Rinodina 
Lusitanica 244. Robinia Pseudacacia 186. Rocellei 224. Rud- 
bekia laciniata 184. 

Salix 11. Salvadora persica 501. Seapania undulata 90. 
Silene viridiflora 185. Stereulia acuminatı 416. Stylochiton 
lancifol. 506. Subularia aquatiea 51. Syzygium guineense 397. 

Tetraphis pellueida 71. Thrixspermum 53. Tinnea Aethio- 
pica 465. Turraea nilotiea 419. 

Ulmus americana 78. Urena lobata 421. Urtiea oblongata 
183. Usneei 224. Utrieularia stellaris 438. 

Varicellariae 356. Vernonia ambigua 498. Vermecaria Fi- 
scheri 51, hibernica 163, elongatula 164, scotodes 478. Viola 
268. Vilex Cienkowskii 467. Vitis tenuifolia 28. Voandzeia 
subterranea 393. 

Wulfenia carinthiaca 413. 

Xylographa platytropa 163. 

Zygoden viridissimus 72. 


Erläuterung der Tafeln. 


Tab. 1) Arnold . ne. PR I 
» 15 Berggren . . en . 970 


„ UI Hallier .